Finanzier - Förderer - Vertragspartner: Die Universität Jena und die optische Industrie 1886-1971 9783412211974, 9783412210687

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Finanzier - Förderer - Vertragspartner: Die Universität Jena und die optische Industrie 1886-1971
 9783412211974, 9783412210687

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Finanzier – Förderer – Vertragspartner

Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen Kleine Reihe Band 38

Christoph Matthes

Finanzier – Förderer – Vertragspartner Die Universität Jena und die optische Industrie 1886–1971

2014 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit Unterstützung des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Carl Zeiss AG.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Vertreter der optischen Industrie, der Universität Jena und des Thüringer Ministeriums für Volksbildung und Justiz (TMVJ) anlässlich der Einweihung des maßgeblich durch die Carl-Zeiss-Stiftung finanzierten Neubaus der Universitäts-Hautklinik im Jahre 1924, darunter: Friedrich Ebsen (Präsident Oberverwaltungsgericht Jena, Stiftungskommissar Carl-Zeiss-Stiftung, 6. v.l.); Max Fischer (Mitglied Geschäftsleitung Firma Carl Zeiss, 8. v.l.); Ernst Wuttig (Ministerialreferent für die Carl-Zeiss-Stiftung im TMVJ, 9. v.l.); Friedrich Stier (Ministerialreferent für die Universität Jena im TMVJ, 12. v.l.); Bodo Spiethoff (Direktor der Universitäts-Hautklinik, 12. v.l.); Richard Leutheusser (Minister TMVJ, 1. v.l.); Gottlob Eduard Linck (Rektor der Universität Jena, 7. v.l.) Quellennachweis: Fotosammlung des Archivs der Carl Zeiss Jena GmbH (UACZ), Bestand Historische Fotografien, Signatur: BIII 07186.

© 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Charlotte Bensch Wissenschaftliche Redaktion: Falk Burkhardt Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-21068-7

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX I.

Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft in der geschichts- und sozialwissenschaftlichen Forschung . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Begrüßung mit Vorbehalt: Die Universität Jena und ihre Förderung durch die optische Industrie beim „Aufbruch in die Moderne“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Die Auswirkungen politik- und ideengeschichtlicher Paradigmen innerhalb der Geschichtswissenschaft auf die Erforschung des Verhältnisses zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3. Ältere und neue Perspektiven der Wirtschafts-, Sozial-, Wissenschafts- und Technikgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Fragestellung und methodischer Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 II. Vorspann: Zu den Ausgangsbedingungen des Zusammenwirkens von Universität, staatlicher Administration und Industrie im 19. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 III. Private Wissenschaftsförderung als neuer „Eckpfeiler“ innerhalb des „Großbetriebes der Wissenschaft“? Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena im Kaiserreich und in der frühen Weimarer Republik (1886–1923) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 1. Die Universität Jena und der allgemeine Ausbau der Bildungsund Forschungslandschaft im Kaiserreich unter industrieller Beteiligung (1886–1914) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 1.1. Private Wissenschaftsfinanzierung, betriebliche Sozialreform, kommunales Engagement: Die Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung (1886–1900) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 1.2. Zwischen Subsidiarität und finanzieller Grundlagenstütze: Die Carl-Zeiss-Stiftung und das Problem der allgemeinen Reichweite privater Wissenschaftsfinanzierung . . . . . . . . . . . . . 75

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Inhalt

1.3. Private Wissenschaftsfinanzierung und -förderung zwischen Eigeninteressen, anwendungsbezogenen Kontexten und sozio-kulturellem Prestige . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 1.4. Wer zahlt, schafft an? Zum allgemeinen Verhältnis von Staat, industriellem Sponsor und universitärer Verfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 1.5. Betrieb, Kommune, Universität: Zum Verhältnis der Förderaktivitäten der Carl-Zeiss-Stiftung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 1.6. Ausbau und Diversifizierung im Spannungsfeld von Krise und Blüte der deutschen Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Inklusion, Exklusion, Separation, Teil 1: Die Einrichtung neuer naturwissenschaftlich-technischer Lehrstühle und Institute in Jena und Göttingen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 Inklusion, Exklusion, Separation, Teil 2: Die Etablierung betriebs- und rechtswirtschaftlicher Studien an der Jenaer Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Konkurrenz oder Komplementarität? Private Wissenschaftsfinanzierung und die Gründung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen . . . . . . . . . . . . 149 2. Der Krieg als Katalysator einer neuen Partnerschaft? Die Zeiss-Stiftung und die Jenaer Universität zwischen Substanzerhalt und politisch-militärischer Mobilisierung (1914–1918). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 3. Private Wissenschaftsfinanzierung zwischen Ausbau und Erosion: Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Gründung neuer Forschungsförderorganisationen . . . . . . . . . . . . . . . 169 4. Deuten, Erinnern, Danken: Praktiken des institutionellen Umgangs mit privater Wissenschaftsfinanzierung im Spannungsfeld von Tradition und Umbruch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 5. Zwischenresümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 IV. Die Industrie als Förderer universitärer „Neuprofilierung“ und „Mobilisierung“? Die Zeiss-Stiftung und die Jenaer Universität von den 1920er-Jahren bis zum Ende der NSDiktatur (1924–1945) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 1. Am Rande? Die Zeiss-Stiftung und die allgemeine Entwicklung der Universitätsfinanzen (1924–1945) . . . . . . . . . . . . . 192

Inhalt

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2. Kontinuitäten und Umbrüche: Einige Bemerkungen zur Förderstruktur der Carl-Zeiss-Stiftung in der Zeit von 1924–1942/45 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 202 3. Zum Verhältnis von Stiftung, Universität und Nationalsozialismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 4. Die optische Industrie und die Jenaer Universität im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 5. Zur Traditionsbildung zwischen 1924 und 1945 . . . . . . . . . . . . . . . . 263 6. Zwischenresümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 277 V. Vertragspartner wider Willen: Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie in der SBZ/DDR (1945–1971) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281 1. Neubeginn – Wiederbeginn – Abschied? Die Zeiss-Stiftung und die Förderung der Universität Jena von 1945 bis 1971. . . . . . . . . . 288 2. „Wenn wir nicht mehr forschen, können wir auch nicht mehr lehren“: Die optische Industrie und die Mechanismen universitärer Schwerpunkt- und Profilbildung in der SBZ/DDR. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301 3. Mangelnde Zuwendung, falsche Prioritäten, systemgebundene Überforderung? Die Vertragsforschung und die allgemeine Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik in der DDR . . . . . . . . . . . . . 317 4. „Negativfolie“ und „Vorbild“: Facetten und Entwicklungen des Umgangs mit der historischen Vergangenheit in der SBZ/DDR . 333 5. Zwischenresümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 348 VI. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 A Der allgemeine Aufbau der Carl-Zeiss-Stiftung und die Zuwendungen an die Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369 B Die Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena in Diagrammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 388

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Inhalt

Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 Verzeichnis der gedruckten Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 Verzeichnis der ungedruckten Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 409 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 465 Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469

Vorwort Der Inhalt der folgenden Seiten entspricht meiner Dissertationsschrift, die ich im Januar 2012 an der Philosophischen Fakultät der Friedrich-SchillerUniversität Jena eingereicht habe. Für die Drucklegung wurde das Manuskript nochmals leicht überarbeitet. Obwohl ich bereits im letzten Jahr das Promotionsverfahren absolviert habe, fühlte ich mich noch lange Zeit meinem Dissertationsprojekt eng verbunden, das „Loslassen“ fiel mir schwer, vor allem in der Pahse der Gestaltung des Manuskripts für die Veröffentlichung. Viele Jahre hatte ich in den Archiven geforscht, unzählige Literaturtitel gewälzt und mir über viele Formulierungen und die Gliederung der Arbeit stundenlang den Kopf zerbrochen. Das Erscheinen des Buches bietet nun die Gelegenheit, sich auch gedanklich neuen Ufern zuzuwenden. Dieser „Aufbruch“ stimmt mich sehr froh, gleichzeitig macht sich auch eine gewisse „Schwermut“ breit, waren es doch ungeachtet aller kleiner und größerer „Katastrophen“ sehr glückliche Jahre, die ich als Doktorand verleben durfte. Vieles erscheint aus der Retrospektive bekanntermaßen ja ganz anders, als es sich inmitten bestimmter Situationen darstellt. Trotz zahlreicher „Flüche“ vor allem innerhalb der schriftlichen Erstellung der Dissertation sehne ich mich heute manchmal nach den Augenblicken, in denen ich als Doktorand in völlig selbstständiger Weise über die Ausgestaltung meines Arbeitstages verfügen konnte. Dass mir die Jahre der Promotion in guter Erinnerung bleiben werden, ist auch dem speziellen „Ambiente“ geschuldet, innerhalb dessen meine Arbeit überhaupt erst entstehen konnte. Mein Jenaer „Doktorvater“, Herr Prof. Dr. Hans-Werner Hahn, hat nicht nur meine Dissertationsschrift mit Anregungen und Ratschlägen wesentlich gefördert, sondern durch seine Unterstützung in Form von Gutachten und Arbeitsverträgen mir auch ein finanzielles Auskommen während meiner Doktorandenzeit ermöglicht. Da ich durch seinen persönlichen Einsatz für die „Senatskommission zur Aufarbeitung der Jenaer Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert“ tätig werden konnte, verdanke ich ihm überdies nicht nur die „ersten Schritte“ innerhalb meiner bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn, sondern auch die Ermunterung zur Auseinandersetzung mit der Universitätsgeschichte. Stets konnte ich außerdem auf seine Hilfsbereitschaft zählen, wenn sich Fragen im Rahmen des Dissertationsprojektes ergaben. Dass ich als Doktorand über einen großen Freiraum verfügen durfte, habe ich gegenüber meinem „Doktorvater“ als besondere Form des Vertrauens empfunden und bin außerordentlich dankbar dafür. Zu den Personen, denen ich an dieser Stelle ausdrücklich danken möchte, gehört auch Herr Prof. Dr. Jürgen John, der als Zweitgutachter das Forschungsvorhaben von den Anfängen bis zum Schluss mit Kritik

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Vorwort

und Anmerkungen bereichert hat. Er empfahl mich zudem für ein Praktikum im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar und förderte auf diese Weise auch die analytische Vertiefung einiger Abschnitte der Studie. Dank im akademischen Kreise schulde ich auch meinen ehemaligen Kollegen der „Senatskommission für die Aufarbeitung der Jenaer Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert“, namentlich Dr. Stefan Gerber, Dr. Tobias Kaiser und Dr. Heinz Mestrup. Sie alle hatten stets ein offenes Ohr für Probleme und nahmen sich ungeachtet ihrer eigenen Verpflichtungen die Zeit, zahlreiche Aspekte meiner Arbeit mit mir zu diskutieren. Außerdem bildeten ihre Forschungen zur Hochschulgeschichte eine wichtige Basis meiner eigenen Studien. Vor allem die Sammelbände zur Jenaer Universitätsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert erwiesen sich in diesem Zusammenhang als unverzichtbare Nachschlagswerke. Meine Tätigkeit als studentische Hilfskraft für die „Senatskommission zur Aufarbeitung der Jenaer Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert“ half mir überdies bei der Recherche des Literaturund Quellenmaterials. Zugleich lernte ich die Herausforderungen der Bearbeitung eines großdimensionalen Forschungsprojekts kennen. Das damit verbundene „Teamwork“ behalte ich stets in guter Erinnerung. Die Publikation wissenschaftlicher Forschungsergebnisse ist bekanntermaßen in punkto Arbeit und Kosten kein Zuckerschlecken. Daher bin ich äußerst dankbar, dass ich in den letzten Monaten zahlreichen persönlichen Beistand bei der Überarbeitung des Manuskripts erhielt. Mein besonderer Dank gilt diesbezüglich Herrn Prof. Dr. Werner Greiling als Vorsitzendem der „Historischen Kommission für Thüringen“. Er hat durch seine Empfehlung als Herausgeber der Schriftenreihe die Aufnahme der Studie in die „Kleine Reihe“ der „Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen“ befördert und auch für einen Druckkostenzuschuss Sorge getragen. Dem Geschäftsführer der Historischen Kommission, Herrn Falk Burkhardt, möchte ich an dieser Stelle nachdrücklich für die redaktionelle Betreuung in der Endphase der Arbeit danken. Er hat sich die Mühe gemacht, mein Manuskript mehrfach in äußerst akribischer Form zu redigieren und dabei viel Nervenstärke bewiesen. Durch seinen Einsatz verschwanden zahlreiche formale Mängel, die noch in der ursprünglichen Fassung enthalten gewesen waren. Dank schulde ich auch den Mitarbeitern bzw. Leitern der von mir aufgesuchten Archive, namentlich vor allem Herrn Dr. Frank Boblenz, Herrn Dr. Wolfgang Wimmer, Frau Dr. Ute Leonhardt, Frau Ulrike Ellguth-Malakhov sowie Herrn Dr. Joachim Bauer und Frau Margit Hartleb. Ihre freundliche und hilfsbereite Art bei der (zeitweise recht kurzfristigen) Bestellung und Sichtung der archivarischen Dokumente halfen mir, den Arbeitsaufwand im Archiv in Grenzen zu halten und sorgten stets für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Oft war die Arbeit an der Dissertation eine recht „einsame“ Angelegenheit. Stunden um Stunden saß ich allein in meinem Arbeitszimmer, meiner

Vorwort

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Arbeitskabine in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek sowie im Lesesaal der Staatsbibliothek zu Berlin. Umso dankbarer bin ich, dass ich während meiner Aufenthalte in Jena und darüber hinaus stets auf den Rückhalt meiner Familie zählen konnte, die im Rahmen meines Studiums und meiner Promotion sowohl im Hinblick auf finanzielle, als auch immaterielle Unterstützung stets für mich da war. Mein Dank gebührt in diesem Zusammenhang auch zahlreichen Freunden, die mir durch ihre Gesellschaft dabei halfen, mich nicht völlig in meinem „Studierzimmer“ zurückzuziehen. Eine ganz besondere Danksagung schulde ich meiner Frau, Heidrun Matthes. Ohne ihren Beistand hätte ich weder die technische Umsetzung und Gestaltung des Manuskriptes meistern können, noch so manche selbstzweiflerische Episode unbeschadet überstanden. Finanziell gefördert wurde die Veröffentlichung durch das Thüringer Ministerium für Wissenschaft, Bildung und Kultur sowie durch Zuwendungen der Carl Zeiss AG und der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Friedrich-Schiller-Universität Jena, denen ich ebenfalls danken möchte. Eine außerordentliche Danksagung gebührt an dieser Stelle außerdem der Studienstiftung des Deutschen Volkes e. V., die mir durch ein Promotionsstipendium eine finanzielle, aber auch erweiterte ideelle Basis für die Erstellung der Dissertationsschrift geboten hat. Widmen möchte ich das Buch unserer Tochter Lilly. Ihre Geburt im April 2012 war ein wunderbares, einschneidendes Erlebnis, das mich fortan immer daran erinnert, was im Leben wirklich wichtig ist.

Potsdam, im April 2013

I. Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft in der geschichts- und sozialwissenschaftlichen Forschung 1. Begrüßung mit Vorbehalt: Die Universität Jena und ihre Förderung durch die optische Industrie beim „Aufbruch in die Moderne“ Am 30. Mai 1886 sandte der Leiter des Staatsministeriums des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, Gottfried Theodor Stichling (1814–1891), ein Schreiben an die Ministerien der anderen sächsisch-ernestinischen Herzogtümer. Darin gab er bekannt, dass der Weimarer Regierung die finanziellen Mittel zur Begründung eines „Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke“ zur Verfügung gestellt worden waren. Jener Kapitalstock sollte der Unterstützung der Universität Jena dienen, an deren Verwaltung die vier Herzogtümer Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Coburg-Gotha, SachsenMeiningen und Sachsen-Altenburg beteiligt waren.1 Stifter der Gelder war der Physiker Ernst Carl Abbe (1840–1905), seines Zeichens Angehöriger der Jenaer Universität und Teilhaber der in der Saalestadt befindlichen Optischen Werkstätte Carl Zeiss, der durch die Bereitstellung des Startkapitals sowie eine Verpflichtung zur regelmäßigen Dotation des Ministerialfonds die an der hiesigen Hochschule verankerten mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen im Bereich der Forschung und Lehre zu fördern gedachte.2 Im darauffolgenden Jahr unterbreitete Abbe dem Weimarer Staatsministerium seinen Plan, das Großherzogtum von Sachsen-Weimar-Eisenach in testamentarischer Form zum „Universalerben“ seines Vermögens sowie seiner Geschäftsanteile an der Optischen Werkstätte und der unter der Leitung des Glaschemikers Otto Schott (1851–1935) stehenden 1884 gegründeten Glastechnischen Versuchsanstalt zu ernennen. Bezüglich der Verwendung seines Erbes stellte er in seiner Denkschrift vom 4. Dezember 1887 erneut die Förderung der Universität Jena in den Mittelpunkt: Unter den mancherlei möglichen Wegen, auf welchem dem Gemeinwohl zu dienen ein Mann meiner Denkungsart sich versucht fühlen möchte, können aber [. . . ] für mich nur zwei in Betracht kommen: ausgiebige Fürsorge für das Wohl aller derer, welche zur Gewinnung jener Mittel bisher mitgewirkt 1

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Vgl. Kopie der Abschrift des Schreibens des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach (Stichling) an die Herzoglich-Sächsischen Ministerien vom 30.05.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 19. Vgl. Kopie der Niederschrift über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 20.05.1886, in: ebd., Bl. 21–25.

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Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft haben oder in Zukunft mitwirken werden - und Förderung der Wissenschaften, auf deren Boden die betreffenden Unternehmungen erwachsen sind, und denen ich zugleich mein eigenes Emporkommen zu verdanken habe. Bezüglich des ersteren bedarf es keiner weiteren Entschließung - außer speziellen Maßregeln [. . . ] Aber auch hinsichtlich der zweiten ist mir die Wahl, wenn ich willkürlichen Eingebungen keinen Spielraum lassen will, ganz bestimmt vorgezeichnet. Eine natürliche Anwartschaft auf den Ertrag aus jenen Unternehmungen, im Sinne des obigen Gedankenganges, hat allein die Universität Jena Sie ist die eigentliche Nährmutter derselben; wenn die Universität nicht wäre, bestünde auch nichts von diesen Unternehmungen. Denn schon der erste Anfang zu ihnen ist erweislich abhängig von dem Aufschwung, den vor 40 Jahren die naturwissenschaftliche Forschung gerade hier in Jena genommen hat – die direkte Folge von Anregungen, welche die persönlichen Träger dieses Aufschwunges damals gegeben haben; und in jedem entscheidenden Stadium der weiteren Entwicklung läßt sich der entscheidende Einfluß der Universität in mittelbarer oder unmittelbarer Förderung durch die von ihr ausgehenden Antriebe auf das deutlichste wiedererkennen.3

Als Abbe diese Zeilen schrieb, befand sich die deutsche Hochschullandschaft in einem tiefgreifenden Umgestaltungsprozess.4 Die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts um sich greifende Ausdifferenzierung und Spezialisierung der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, rasant steigende Studentenzahlen und die mit der inneruniversitären Expansion zusammenhängenden strukturellen Veränderungen, insbesondere die Entstehung einzelner Universitätsinstitute, gaben den Universitäten ein neues Antlitz.5 Der Berliner Theologe Adolf von Harnack (1851–1930) fasste diese Entwicklungen unter dem Etikett des „Großbetriebs der Wissenschaft“ zusammen und verlieh der Umgestaltung der Hochschulen an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert damit ein auch heute noch gern bemühtes Schlagwort.6 Einschneidende Veränderungen erfuhr aber nicht nur die Struktur der Universitäten, sondern auch die allgemeine Stellung der wissenschaftlichen Forschung. Vor allem in den neuen „wissenschaftsbasierten“ Industriezweigen, d. h. der chemischen, optischen und elektrotechnischen Großindustrie, spielten wissenschaftliche Erkenntnisse innerhalb des Produktionsprozesses eine große Rolle.7 So war die Entwicklung der in Jena ansässigen Firmen

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Siehe Abbe: Erläuterungen zum Antrag vom 04.12.1887, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 32–64, hier S. 32f. Vgl. vom Bruch: Langsamer Abschied von Humboldt? (1999), S. 39f. Vgl. vom Brocke: Forschungsuniversität (2001), insb. S. 386ff. Vgl. Harnack: Vom Großbetrieb der Wissenschaft (1905), in: Wissenschaftspolitische Reden und Aufsätze (2001), S. 3–9, hier S. 5. Bereits ab den 1890er-Jahren wurden in den genannten Branchen Industrielaboratorien für die unternehmensbezogene Forschung eingerichtet, vgl. Marsch: Industrieforschung (2000), S. 147 und 196.

Die Universität Jena und ihre Förderung durch die Industrie

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Zeiss und Schott zu Großbetrieben mit internationalen geschäftlichen Verbindungen erst auf der Basis wissenschaftlicher Herstellungskriterien möglich.8 Zunehmend war die Unternehmerschaft deshalb auch bereit, in Zusammenarbeit mit den staatlichen Verwaltungen die Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen finanziell zu unterstützen.9 Durch das Engagement der Industrie veränderten sich die Konturen der Forschungslandschaft in nachhaltiger Weise. Materielle Beihilfen aus den Kreisen der Wirtschaft ermöglichten in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts sowohl die Gründung neuer Hochschulen (wie bspw. die zwischen 1909 und 1914 ins Leben gerufene erste private Stiftungshochschule in Frankfurt, die 1919 gegründete Hamburger Universität oder die 1919 neu begründete Universität in Köln) als auch die Errichtung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen wie der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. und die Bildung neuer Forschungsförderorganisationen (Notgemeinschaft für die deutsche Wissenschaft).10 Im Falle Jenas ist die positive Rolle der Industrie innerhalb des Ausbaus der hiesigen Universität besonders betont worden. Bereits zum Anfang des 20. Jahrhunderts galt die von Ernst Abbe in den Jahren von 1889/96 begründete Carl-Zeiss-Stiftung im lokalgeschichtlichen Kontext neben den vier mit der Verwaltung der Hochschule betrauten ernestinischen Kleinstaaten als sogenannter „fünfter Erhalter“ der Jenaer Universität.11 Dem eng mit Ernst Abbe verbundenen Physiker Felix Auerbach (1856–1933) erschien die industrielle Förderung der Jenaer Hochschule gar als Ausdruck des universitären „Aufbruchs in die Moderne“.12 Solche Ansichten wurden von anderen zeitgenössischen Interpreten geteilt.13 Noch zwei Jahrzehnte später griff der Weimarer Ministerialdirektor Ernst Wuttig (1876–1935) im Jahre 1930 in einem Aufsatz über die Rolle der optischen Industrie für die Förderung der Forschung und Lehre an der Universität Jena auf solche Deutungsmuster zurück. Bis zur Gründung der Frankfurter Hochschule anno 1914, so argumentierte Wuttig, seien „keinem wissenschaftlichen Bildungsunternehmen in Deutschland aus privaten Quellen solche Summen zugeflossen“ wie der Universität Jena vonseiten der Zeiss-Stiftung. Daher verdanke die Jenaer Universität sowohl ihr „äußeres Erscheinungsbild“ als auch „ihr wissenschaftliches Ansehen“ in 8 9 10 11

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Vgl. Hellmuth/Mühlfriedel: Zeiss (1996), S. 117–159. Vgl. Herrmann: Wirtschaft, Staat und Wissenschaft (1990), S. 355. Vgl. Szöllösi-Janze: Die institutionelle Umgestaltung der Wissenslandschaft im Übergang vom späten Kaiserreich zur Weimarer Republik (2002), S. 63ff. Vgl. Zum Andenken an Ernst Abbe (Verfasser nicht genannt), in: Offizielle Festzeitung zur 350-jährigen Jubelfeier der Universität Jena, hg. vom Festausschuss, redigiert von Alexander Elster, Jena, 31. Juli 1908, S. 3f., überliefert in: UACZ, BACZ 32 (unpag.). Vgl. Auerbach: Das Zeisswerk und die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena (1903), S. 100. Vgl. Borkowsky: Das alte Jena und seine Universität (1908), S. 278. Stier: Jena (1908), S. 48.

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Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft

wesentlichem Maße der optischen Industrie.14 Neuere universitätsgeschichtliche Forschungsarbeiten unterstreichen diese Behauptung.15 Folgt man der Argumentation der jüngsten Abhandlungen, die sich mit der Entwicklung der Jenaer Hochschule in der Weimarer Republik, der NS-Zeit sowie unter den Verhältnissen der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der DDR auseinandersetzen, so erhielt die Universität Jena durch ihre Verbindungen zur hiesigen Großindustrie langfristige, die lokalen Strukturen prägende Charakteristika, die ihr Antlitz bis zum Ende des Kalten Krieges nachhaltig bestimmten.16 Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der hiesigen optischen Industrie und diverse stadtgeschichtliche Abhandlungen unterstützen diese Ansicht indirekt, indem sie die langfristigen Auswirkungen der Zusammenarbeit zwischen der Universität und den Unternehmen Zeiss und Schott für den Standort Jena hervorheben.17 Als Ernst Abbe im Jahre 1896 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Optischen Werkstätte von einer „selbstverständlichen“ Verbindung von Wissenschaft und Technik sprach,18 war die Zusammenarbeit von Hochschule und Industrie unter seinen Universitätskollegen allerdings stark umstritten. Zwar ließen viele Hochschulwissenschaftler vor allem in den Anfangsjahrzehnten des 20. Jahrhunderts kaum eine Gelegenheit aus, den hohen politischen Stellenwert einer Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft hervorzuheben.19 Dennoch blieb die Einstellung der Universitätsangehörigen bezüglich einer Zusammenarbeit mit der Industrie gespalten. Der Berliner Chemiker August Wilhelm Hofmann (1818–1892), der selbst enge Verbindungen zur Industrie unterhielt, vertrat im Jahre 1880 beispielsweise die 14 15

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Vgl. Wuttig: Die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena und ihre Bedeutung für die Forschung (1930), S. 448. Vgl. Wimmer: Das Verhältnis von Zeiss-Stiftung und Zeiss-Werk zur Universität (2005), insb. S. 69 und S. 76. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 85. vom Brocke: Universitäts- und Wissenschaftsfinanzierung im 19./20. Jahrhundert (2005), S. 367. Vgl. Hoßfeld/John/Stutz: Weaving networks (2003), S. 192. Vgl. Hellmuth/Mühlfriedel: Zeiss 1846–1905 (1996), S. 295–299. Lange: Jena um die Jahrhundertwende (1993), S. 444. Wittig: Carl-Zeiss-Stiftung, Universität und Stadt Jena (1993), S. 62 und S. 77. Vgl. Abbe: Gedächtnisrede zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Optischen Werkstätte (1896), in: ders.: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 60–101, hier S. 65. Vgl. die Ausführungen in der Denkschrift Adolf von Harnacks, wo es heißt: „Die Wissenschaft ist in ihrer Ausbreitung und in ihrem Betriebe an einen Punkt gelangt, an welchem der Staat allein für ihre Bedürfnisse nicht mehr aufzukommen vermag. Eine Kooperation des Staates und privater kapitalkräftiger und für die Wissenschaft interessierter Bürger ist ins Auge zu fassen; denn in ihr allein ist die Zukunft der wissenschaftlichen Forschung nach der materiellen Seite hin sicher verbürgt“, vgl. Harnack: Denkschrift (1909), in: Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft: 50 Jahre (1961), S. 80–94, hier S. 81f. Vgl. außerdem die Rede von Fritz Haber anlässlich der Gründung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft, in der Haber die Ansicht äußerte: „So wahr Unternehmungsgeist und Arbeitstüchtigkeit der

Die Universität Jena und ihre Förderung durch die Industrie

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Ansicht, eine enge Kooperation mit den neuen Industriebetrieben entspreche nicht dem traditionellen Ideal der Hochschulen, statt den Universitäten müssten vielmehr die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandenen „Polytechnischen Schulen“ ihre institutionellen Kapazitäten für industrielle Bedürfnisse zur Verfügung stellen.20 Solche Positionen wurden von der Mehrzahl der Universitätsangehörigen im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitgehend geteilt. Obwohl neue Forschungseinrichtungen wie die 1911 gegründete Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) anhand ihrer Strukturen die immer stärkeren Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft offenkundig zum Ausdruck brachten (die Industrie war personell und finanziell eng an der Gründung der neuen Institution beteiligt21 ), blieb innerhalb der „Standortbestimmungen“ der Hochschulen die Beschwörung eines Ideals, das Bildung und Forschung als sich selbst legitmierende „institutionelle Stützpfeiler“ verstand, lange Zeit eine Selbstverständlichkeit des Repertoires universitärer Selbstbilder.22 Auch nach dem Untergang des Kaiserreiches hielt sich der Wunsch zahlreicher Universitätsangehöriger nach einer Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Wirtschaft in Grenzen. Im Jahre 1930, zur gleichen Zeit, als der Farbenindustrielle Carl Duisberg (1861–1935) die „Ideenverbindung und Wechselwirkung“ zwischen Hochschule und Industrie als „beste Gewähr für die Nation“ veranschlagte,23 schrieb der Berliner Nationalökonom Hermann Schumacher (1868–1952), eine „umfangreiche Nutzbarmachung der Wissenschaft für wirtschaftliche Zwecke“ stelle auf Dauer einen „Irrweg“ dar, da die Wissenschaft auf diese Weise „in ihrem Auftrag behindert werde, grundsätzlich Neuartiges hervorzubringen“ Demzufolge, so Schumacher, sollte die „stille Forscherarbeit“ möglichst vor „äußerlichem Streben nach Einfluss und Geltung“ geschützt und der „Verwirtschaftlichung“ der Wissenschaft „enge Grenzen auferlegt“ werden.24 Nach 1945 diente der Verweis auf ein besonderes „institutionelles Eigenleben“ der Universitäten unter gänzlich anderen Umständen neben einer „Mystifizierung“ der historischen Vergangenheit vor allem der reformarmen Wiederinbetriebnahme der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen. Um dem „Mythos des rein gebliebenen Geistes“25 ein argumentatives Gerüst zu verleihen, verwiesen die Rektoren der west-, aber

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Bevölkerung die Kräfte sind, auf die sich der Wiederaufbau unserer Wirtschaft in erster Linie gründen muß, ebenso wahr ist, dass nur die Wissenschaft das tragende Fundament unserer wirtschaftlichen Zukunft abgeben kann. . . “, vgl. Haber: Auszüge Rede Wissenschaft und Wirtschaft (1920), in: Zierold: Forschungsförderung (1968), S. 575f., hier S. 576. Vgl. Hofmann: Frage der Theilung der Philosophischen Fakultät (1881), S. 24–38. Vgl. vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich (1990), S. 59. Vgl. Paletschek: Die permanente Erfindung einer Tradition (2001), S. 535f. Vgl. Duisberg: Hochschule und Wirtschaft (1930), S. 588. Vgl. Schumacher: Wissenschaft und Wirtschaft (1930), S. 549. Vgl. John: Mythos (2007).

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Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft

auch vieler ostdeutscher Universitäten anlässlich der Wiedereröffnung der Hochschulen auf eine vermeintliche, sich einzig am Gedanken einer „wissenschaftlichen Anspruchshaltung“ orientierenden „unveränderlichen Traditionslinie“ der jeweiligen Institutionen.26 Das Festhalten an einem Leitbild der „zweckfreien Bildung“ ließ vor allem in den ersten Jahren der Nachkriegszeit infolge der Entnazifizierungsverfahren in den Reihen der Universität sowohl aktive Unterstützer, Mitläufer als auch Gegner des NS-Regimes eng aneinanderrücken.27 Noch im Jahre 1961 führte der Präsident der MaxPlanck-Gesellschaft (Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft), Adolf Butenandt (1903–1995), der während der NS-Zeit am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biochemie gearbeitet und innerhalb seiner Forschungen zu den Sexualhormonen enge Verbindungen zum Pharmakonzern Schering und zu den I.G. Farben unterhalten hatte,28 die Entstehung der Forschungsorganisation auf das „Ideengut Wilhelm von Humboldts“ zurück.29 Diese historiografisch kaum haltbare These, die der Bildung eines „Mythos Humboldt“ neue Nahrung lieferte, hatte bereits der Theologe Adolf von Harnack im Vorfeld der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft verfochten, um die Gründung der neuen Forschungseinrichtungen gegenüber den Akademien und den Universitäten zu rechtfertigen.30

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Vgl. vom Bruch: Zwischen Traditionsbezug und Erneuerung (2002), S. 9. Kaiser: Transformation (2009), S. 599. Vgl. Weisbrod: Dem wandelbaren Geist (2002), S. 26. Vgl. Schieder: Spitzenforschung und Politik (2004), S. 51 und 57. Zu Butenandts Zusammenarbeit mit der Industrie vgl. außerdem Gaudillière: Biochemie und Industrie (2004). Vgl. Butenandt: 50 Jahre Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (1961), S. 21ff. Vgl. Harnack: Denkschrift (1909), in: Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft: 50 Jahre (1961), S. 80–94, hier S. 80.

Paradigmen innerhalb der Geschichtswissenschaft

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2. Die Auswirkungen politik- und ideengeschichtlicher Paradigmen innerhalb der Geschichtswissenschaft auf die Erforschung des Verhältnisses zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft Die deutsche Historiografie tat lange Zeit wenig, um durch analytische Perspektiven den Vorbehalten der Hochschulwissenschaftler gegenüber einer Zusammenarbeit mit der Industrie zu begegnen. Bis in die späten 1950erJahre blieben die geschichtswissenschaftlichen Paradigmen einem politikund ideengeschichtlichen Ansatz verhaftet, der wenig Raum für eine Untersuchung der Entwicklung universitärer Strukturen bot.31 Arbeiten wie beispielsweise aus der Feder des Historikers Karl Griewank (1900–1953), der 1927 die bundes- und reichsstaatlichen Aufwendungen im Bereich der Kulturpolitik ins Blickfeld nahm,32 blieben Mangelware. Dem berühmten Bildungshistoriker Friedrich Paulsen (1846–1908) war das neue Verhältnis von Wissenschaft und Industrie in seiner Abhandlung Das deutsche Bildungswesen in seiner geschichtlichen Entwicklung keine weitere Erwähnung wert, lediglich nannte er die Gründung der Technischen Hochschulen als Antwort auf die zeitgenössischen Umstände.33 Der Theologe und Kirchenhistoriker Otto Scheel (1876–1954), der 1930 einen Überblick über die Geschichte der deutschen Universitäten verfasste, folgte ganz dem Credo von Paulsen und überging das Verhältnis der Universitäten zur Industrie komplett. Im Hinblick auf die Entwicklung der deutschen Universitäten sprang er vom beginnenden 19. Jahrhundert direkt in die Gegenwart.34 Selbst Studien, die von ihrem Titel her eine Auseinandersetzung mit der historischen Vergangenheit der Beziehungen von Hochschule und Industrie versprachen, erschöpften sich weitgehend in programmatischen Verlautbarungen, die vor allem auf eine Vermehrung staatlicher finanzieller Beihilfen für die Wissenschaftsund Bildungseinrichtungen zielten.35 Die zahlreichen strukturellen Wandlungen innerhalb der Universitäten wurden auf diese Weise ausgeblendet, die Gründung der Berliner Universität gegen 1810 geriet zum paradigmatischen

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Vgl. Schulze: Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945 (1993), S. 305. Spranger: Das Wesen der deutschen Universität (1930). König: Vom Wesen der deutschen Universität (1936). Scheel: Die deutschen Universitäten von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (1930). Vgl. Griewank: Staat und Wissenschaft im Deutschen Reich (1927). Vgl. Paulsen: Das deutsche Bildungswesen (1906), S. 123. Vgl. Scheel: Die deutschen Universitäten von ihren Anfängen bis zur Gegenwart (1930). Vgl. Nickel: Hochschule und Industrie (1930), insb. S. 62–67.

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Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft

Dreh- und Angelpunkt universitätshistoriografischer Abhandlungen.36 Auch wissenschaftshistorisch ausgerichtete Abhandlungen verschrieben sich lange Zeit überwiegend ideengeschichtlichen Prämissen. Zudem orientierten sie sich, da vorzugsweise von Vertretern der jeweiligen Fachrichtung betrieben, oftmals an einer ausschließlich das nähere disziplinäre Umfeld umfassenden Binnenperspektive.37 Ähnliches galt für die Technikgeschichtsschreibung, der zunächst vor allem an einer „Beweisführung“ des „kulturellen Wertes“ technischer Artefakte gelegen war.38 Wenngleich wissenschafts- und technikhistorische Arbeiten heutzutage kaum mehr den „mystifizierenden Stempel“ früherer Arbeiten tragen, hat sich der internalistische Ansatz als methodische Herangehensweise in beiden Bereichen erhalten.39 Auch gelten die Felder der Wissenschafts- und Technikgeschichte weiterhin als „historiografische Tummelplätze“ von Vertretern der Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften sowie der Medizin.40 Vor dem geschilderten Hintergrund wurde der Frage nach dem Verhältnis der Universitäten zur Industrie keine hohe Bedeutung zugestanden. In der von Erich Hassinger herausgegebenen und von Edwin Stark bearbeiteten 1974 erschienenen Bibliografie zur Geschichte der Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland (1945–1971) wurde zur Thematik „Wissenschaft und Wirtschaft“ gerade einmal eine Publikation mit einem Umfang von 20 Seiten erwähnt.41 Dabei handelte es sich um keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik, sondern um eine eher programmatische Schrift, innerhalb derer der Vorsitzende des Vorstandes der BASF Ludwigshafen, Bernhard Timm (1909–1992), zu einer Erforschung und vermehrten Pflege des Verhältnisses zwischen den Universitäten und den Einrichtungen der Wirtschaft aufrief.42

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Vgl. exemplarisch das Vorwort von Ernst Anrich in seinem 1956 herausgegebenen Band zur Idee der deutschen Universität, wo es bezüglich der Gründung der Berliner Universität heißt: „Es war die Neubegründung [der Universität um 1800, C. M.], die ihr bis heute den Stempel, die Würde und den Antrieb erteilt hat und im Grunde noch erteilt“, vgl. Anrich: Die Idee der deutschen Universität (1956), S. IX. In dem 1963 von Helmut Schelsky verfassten Band liest man u .a. die Passage: „Dass die heutige Universität in ihrem tatsächlichen Bestand diesem Ideal hinten und vorn nicht mehr entspricht, wäre kein Grund dafür, dieses Ideal aufzugeben, ist doch die Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit strukturell aufhebbar“, vgl. Schelsky: Einsamkeit und Freiheit (1963), S. 127. Vgl. exemplarisch Mason: Geschichte der Naturwissenschaft (1961). Vgl. Weber/Engelskirchen: Streit um die Technikgeschichte in Deutschland (2000), S. 33. Vgl. Hagner: Ansichten der Wissenschaftsgeschichte (2001). Vgl. Varchmin: Wissenschafts- und Technikgeschichte im Spagat (2006). Vgl. Hassinger: Bibliographie zur Universitätsgeschichte (1974), S. 35. Vgl. Timm: Die Wechselwirkung in den Beziehungen zwischen Hochschule und Wirtschaft (1970).

Perspektiven

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3. Ältere und neue Perspektiven der Wirtschafts-, Sozial-, Wissenschafts- und Technikgeschichte Ein Wandel im Bereich der Erforschung des Verhältnisses zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft trat erst in den späten 1950er-Jahren ein, als sich die bundesdeutsche Historikerzunft allmählich auch für sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Themen und damit verbundene strukturgeschichtliche Ansätze zu interessieren begann. Parallel zu diesen Entwicklungen konnte sich auch die Technikgeschichte als eine wissenschaftliche Teildisziplin der allgemeinen Geschichtswissenschaft etablieren.43 Im Zuge dieser neuen Forschungsperspektiven änderten sich auch die methodischen Zugriffe. Sowohl Wirtschafts-, Sozial- als auch Wissenschafts- und Technikhistoriker interessierten sich nunmehr für die Beziehungen zwischen den Bereichen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft sowie für deren Stellenwert für die gesellschaftliche Entwicklung.44 Dabei entstanden Arbeiten mit unterschiedlichem Fokus. Während beispielsweise Peter Borscheid in seiner Studie über „Naturwissenschaft, Staat und Industrie in Baden (1848–1914)“ das Verhältnis von staatlicher Administration, Wissenschaft und der Industrie in regionalgeschichtlicher Perspektive näher untersuchte,45 gelang es Reinhard Riese mit seiner Abhandlung über die Entwicklung der Universität Heidelberg im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, durch einen universitätsgeschichtlichen Zugriff die strukturellen Umbrüche innerhalb der Hochschullandschaft beim Aufbruch in das 20. Jahrhundert sichtbar zu machen.46 Lothar Burchardt und Frank Pfetsch widmeten sich dagegen aus einer teils nationalgeschichtlich, teils epochen- und institutionenübergreifenden Perspektive der Erforschung der Wissenschaftspolitik und des Zusammenwirkens von staatlicher und privater Wissenschaftsförderung.47

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Vgl. Weber/Engelskirchen: Streit um die Technikgeschichte in Deutschland (2000), S. 199–231. Vgl. zudem Ludwig: Entwicklung, Stand und Aufgaben der Technikgeschichte (1978). Vgl. Lilley: Technischer Fortschritt und Industrielle Revolution (1976). Lundgreen: Wissenschaft und Wirtschaft (1977). Mann/Winau: Medizin, Naturwissenschaft, Technik und das Zweite Kaiserreich (1977). Treue/Mauel: Naturwissenschaft, Technik und Wirtschaft im 19. Jahrhundert (1976). Rürup/Hausen: Moderne Technikgeschichte (1975). Manegold: Wissenschaft, Wirtschaft und Technik (1969). Rürup: Wissenschaft und Gesellschaft (1979). Manegold: Universität, Technische Hochschule und Industrie (1970). Vgl. Borscheid: Naturwissenschaft, Staat und Industrie in Baden (1976). Vgl. Riese: Die Hochschule auf dem Wege zum wissenschaftlichen Großbetrieb (1977). Vgl. Burchardt: Wissenschaftspolitik im Wilhelminischen Deutschland (1975). Ders.: Halbstaatliche Wissenschaftsförderung im Kaiserreich und in der frühen Weimarer Republik (1977). Pfetsch: Zur Entwicklung der Wissenschaftspolitik in Deutschland (1974).

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Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft

Trotz der neuen Forschungsimpulse wurde jedoch die Rolle der Industrie für die Förderung der Wissenschaft kaum untersucht.48 Erst in den 1980er- und 1990er-Jahren nahmen einzelne Studien die Unterstützung der Wissenschaftsinstitutionen durch die Einrichtungen der Wirtschaft genauer in den analytischen Fokus und hinterfragten den Stellenwert privater Wissenschaftsfinanzierung beim Ausbau der Wissenschafts- und Bildungslandschaft. Ähnlich wie zu vorangegangenen Zeiten näherten sich die Arbeiten der Thematik aus verschiedenen wirtschafts-, wissenschafts-, sozial- und technikhistorischen Perspektiven, wobei diverse Zugriffe (beispielsweise in Form struktur-, institutionengeschichtlicher oder biografischer Zuschnitte) ihre Anwendung fanden.49 Daneben analysierten diverse Abhandlungen im bildungs- und sozialgeschichtlichen Bereich das Verhältnis von akademischer Berufsausbildung, Professionalisierung und bürgerlicher Gesellschaft.50 Die in mehreren Disziplinen verankerte „Innovationsforschung“ wandte sich im gleichen Zeitraum der Analyse von wirtschaftlich-technischen Innovationsprozessen zu, deren Mechanismen über das Modell von (vor allem auf den nationalstaatlichen Rahmen bezogenen) „Innovationssystemen“ veranschaulicht werden sollten.51 Die Hinwendung zu kulturgeschichtlichen Fragestellungen hatte schließlich zur Folge, dass die einzelnen geschichtswissenschaftlichen Teilgebiete ihren analytischen Fokus zunehmend auch auf normative Dimensionen zu verlagern begannen. „Wissens-, Wissenschafts- und Innovationskulturen“ sowie

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Vgl. Richter: Wirtschaft und Forschung (1979), S. 20. Vgl. Pohl: Wirtschaft, Schule und Universität (1983). Feldman: The Private Support of Science (1990). Herrmann: Wirtschaft, Staat und Wissenschaft (1990). Vierhaus/vom Brocke: Forschung im Spannungsfeld (1990). vom Bruch/Müller: Formen außerstaatlicher Wissenschaftsförderung im 19. und 20. Jahrhundert (1990). Szöllösi-Janze/Trischler: Großforschung in Deutschland (1990). Ritter: Großforschung und Staat in Deutschland (1992). Ritter/SzöllösiJanze/Trischler: Antworten auf die amerikanische Herausforderung (1999). Trischler/vom Bruch: Forschung für den Markt (1999). vom Bruch/Henning: Wissenschaftsfördernde Institutionen (1999). Schulze: Stifterverband (1995). Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft (1999). Reinhardt: Über Wissenschaft und Wirtschaft (1993). Ders.: Forschung in der chemischen Industrie (1997). Marsch: Industrieforschung (2000). Erker: Verwissenschaftlichung der Industrie (1990). Lieske: Forschung als Geschäft (2000). König: Technikwissenschaften (1995). Dienel: Ingenieure zwischen Hochschule und Industrie (1995). Meinel/Scholz: Die Allianz von Wissenschaft und Industrie (1992). Szöllösi-Janze: Berater, Agent, Interessent? (1996). Vgl. Lundgreen/Kraul/Ditt: Bildungschancen und soziale Mobilität (1988). Conze/Kocka: Bildungsbürgertum im 19. Jahrhundert, Teil I: Bildungssystem und Professionalisierung in internationalen Vergleichen (1985). Lundgreen/Grelon: Ingenieure in Deutschland (1994). Huerkamp: Der Aufstieg der Ärzte im 19. Jahrhundert (1985). Vgl. Lundvall: National Systems of Innovation (1992). Edquist: Systems of innovation (1997).

Perspektiven

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damit verbundene heuristisch-epistemische „Praktiken“, „Techniken“, „mediale Kontexte“ sowie „räumliche Konturen“ sollten nun herausgearbeitet werden, wobei auch die Rolle der Wissenschaft(-en) für die Ausformung bestimmter gesellschaftlicher Verhaltensweisen näher untersucht wurde.52 Systemisch-nationalstaatliche Erklärungsfaktoren spielen allerdings weiterhin eine wichtige Rolle.53 Im Zuge der genannten Forschungsperspektiven widmeten sich diverse geschichts- und sozialwissenschaftliche Studien auch der Frage nach dem Stellenwert von personell-institutionellen Überlappungen. Der heuristische Stellenwert solcher „Akteurs-Netzwerke“ ist gleichwohl umstritten geblieben.54 Das Engagement der Industrie im Bereich der Bildungs- und Forschungslandschaft ist innerhalb der wissenschafts-, wirtschafts-, sozial- und technikhistorischen Studien bis heute unterschiedlich beschrieben und bewertet worden.55 Die einzelnen Darstellungen und Urteile kreis(t)en dabei im Wesentlichen um vier Hauptaspekte: Erstens galt es zu klären, welche Größenordnung und welche Dimensionen die Beziehungen zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft in der Vergangenheit innerhalb unterschiedlicher Epochen erreichten. In welchen Formen verlief die Kooperation zwischen den genannten Bereichen? Wo konnten entscheidende Brüche ausgemacht, aber auch Kontinuitäten verortet werden? Mit welchen Zuschreibungen musste das Verhältnis von Wissenschaft und Wirtschaft charakterisiert werden? Konnte man von „engen Beziehungen“ sprechen oder war das Verhältnis mit Blick auf bestimmte institutionelle Eigeninteressen und daran gekoppelte, oftmals defensiv ausgerichtete Verhaltensweisen56 eher distanziert? Als zweites war in unmittelbarem Zusammenhang mit dem erstgenannten 52

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Vgl. Dietz/Fessner/Maier: Technische Intelligenz (1996). Wengenroth: Vom Innovationssystem zur Innovationskultur (2001). vom Bruch/Graf/Hübinger: Kultur und Kulturwissenschaften um 1900, Bd. 1 (1989). Hübinger/vom Bruch/Graf: Kultur und Kulturwissenschaften um 1900, Bd. 2 (1997). Daston: Die Kultur der wissenschaftlichen Objektivität (1998). Kuhlemann: Wissenschaft und Kultur (2001). Rheinberger: Experimentalsysteme und epistemische Dinge (2001). Schwinges/Messerli/Münger: Innovationsräume (2001). Breibach/Ziche: Naturwissenschaften um 1800 (2001). Breidbach: Bilder des Wissens (2005). Ash: Von Vielschichtigkeiten und Verschränkungen (2007). Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch die 2004 entstandene Schriftenreihe Wissenschaftskultur um 1900 unter der Herausgeberschaft von Olaf Breidbach (auf eine Auflistung sämtlicher dazugehöriger Titel sei an dieser Stelle verzichtet). Vgl. außerdem Wieland: Innovationskultur (2006) sowie allgemein zur Innovationsforschung vgl. Hof/Wengenroth: Innovationsforschung (2007). Vgl. Trischler/Steiner: Innovationsgeschichte als Gesellschaftsgeschichte (2008), S. 464. Vgl. Barkhoff/Böhme/Riou: Netzwerke (2004). Krücken/Meier: Netzwerktäter (2003). Weyer: Von Innovations-Netzwerken zu hybriden sozio-technischen Systemen (2004). Vgl. Lingelbach: Private Wissenschaftsförderung (2011), S. 55. Vgl. Bourdieu: Homo Academicus (1988), S. 19.

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Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft

Aspekt die Frage nach dem generellen Beitrag der Industrie für den Ausbau der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen im ausgehenden 19. und während des 20. Jahrhunderts von grundlegender Bedeutung. Wie mussten die finanziellen Zuwendungen der industriellen Großbetriebe im Hinblick auf ihre Relevanz für die Förderung der entsprechenden Institutionen eingestuft werden? Drittens stellte sich die Frage nach den Motiven der Unternehmer für die Bereitstellung von materiellen Beihilfen. Was veranlasste sie zu einer Unterstützung der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen? Welche Beweggründe waren besonders ausschlaggebend? Viertens lag es nahe, den Einfluss der Industriellen auf das Profil der von ihnen geförderten Institutionen und Organisationen näher zu untersuchen. Verband sich mit der finanziellen Unterstützung auch eine entsprechende Interessenartikulation und -durchsetzung? Wenn ja, inwiefern trug sie dazu bei, die Struktur von bestimmten Einrichtungen, Organisationen und wissenschaftlichen Disziplinen entscheidend zu verändern? In Bezug auf die genannten Fragen waren/sind die einzelnen Studien teils geteilter, teils unterschiedlicher Meinung. Hinsichtlich der grundlegenden Charakteristika der Beziehungen zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft sprechen die meisten Abhandlungen von einer „intensiven Kooperation“, betonen aber auch die Grenzen des industriellen Engagements. In diesem Zusammenhang wird vor allem auf den Aufbau eigener Forschungseinrichtungen in den Großbetrieben, die Existenz weiterer industrieller „Kooperationspartner“ (Technische Hochschulen), die Vormacht des Staates bei der Finanzierung der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen und eine diesbezügliche geringe „industrielle Förderkultur“ sowie die Zurückhaltung der Hochschulangehörigen bezüglich einer engen Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Wirtschaft verwiesen.57 Mehrere Studien zeigen außerdem, dass es der staatlichen Administration gerade während des 20. Jahrhunderts stellenweise nur mit besonderen Anstrengungen gelang, die Zusammenarbeit zwischen den Wissenschafts- und Wirtschaftseinrichtungen zu stimulieren. Die Ergebnisse solcher Bemühungen waren zudem oftmals eher bescheiden.58 Was die Frage nach dem industriellen Beitrag für den Ausbau der Wissenschafts- und Bildungslandschaft betrifft, so zeigen sich ähnlich zwiespältige Meinungen. Einerseits wird die „besondere Fruchtbarkeit“ der Kooperation von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft hervorgehoben, andererseits

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Vgl. Borscheid: Naturwissenschaft, Staat und Industrie in Baden (1976), S. 193 und S. 197. Reinhardt: Forschung in der chemischen Industrie (1997), S. 328ff. Feldman: The Private Support of Science (1990), S. 89ff. und S. 110. Fuchs/Hoffmann: Philanthropy and Science in Wilhelmine Germany (2004), S. 112. Stichweh: Der Wissenschaftler (1999), S. 190. Vgl. Trischler: Problemfall – Hoffnungsträger – Innovationsmotor (2006). Schramm: Wirtschaft und Wissenschaft (2008).

Perspektiven

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aber auch eine Zurückhaltung der Industrie bei „innovativen Weichenstellungen“ in der Wissenschaftspolitik des vergangenen Jahrhunderts konstatiert.59 Ulrich Wengenroth schrieb 1995, dass hohe staatliche Forschungsaufwendungen und wirtschaftliches Wachstum keinesfalls als kausale Ketten zu betrachten seien. Wissenschaftlicher Aufwand und industrieller Ertrag stünden allenfalls in einem lockeren Verhältnis,60 der „mentale“ Einfluss der Wissenschaft sei wesentlich größer gewesen als ihre „materielle“ Bedeutung für die Industrie.61 Hans Liudger Dienel hat in diesem Zusammenhang gar die These vertreten, das wirtschaftsseitige Interesse an der angewandten Forschung sei zunächst „eine staatliche Ausgaben legitimierende, rhetorische Argumentationsfigur“ gewesen und habe sich erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem „forschungsprägenden Konzept entwickelt“.62 Bezüglich der Motive der Unternehmerschaft für die Unterstützung der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen wurden/werden mehrere Aspekte hervorgehoben. Vor allem das Interesse an der Bereitstellung von wichtigen Forschungsergebnissen und Ausbildungskapazitäten für die Großbetriebe wie auch das Bestreben des Wirtschaftsbürgertums nach einer Aufwertung der eigenen sozialen Stellung durch die Förderung der prestigeträchtigen und vielfach als Ausweis einer bedeutenden „Nationalkultur“ verstandenen Forschungs- und Bildungsinstitutionen spiel(t)en laut Ansicht diverser Autoren eine wichtige Rolle.63 Einigen Historikern gilt das Engagement der Großindustriellen auch als Beleg für die Herausbildung neuartiger sozialer Verhaltensweisen in Form „neuer bürgerlicher Kultur(-en)“.64 Hinsichtlich des mit der Aufbringung finanzieller Mittel verbundenen Einflusses der Unternehmerschaft auf das Profil der Wissenschaftseinrichtungen kamen/kommen die einzelnen Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die DDR-Geschichtswissenschaft bemühte sich vor allem, eine „Vereinnahmung“

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Vgl. Nipperdey: Die Organisation der Wissenschaften im Wilhelminischen Berlin (1987), S. 129f. Lenoir: A Magic Bullet (1988), S. 66. Nipperdey: Deutsche Geschichte (1990), S. 586–590. Herrmann: Wirtschaft, Staat und Wissenschaft (1990), S. 358 und 368. Ash: Zur Einführung. Mythos Humboldt gestern und heute (1999), S. 20. vom Bruch: Außeruniversitäre Wissenschafts- und Forschungsfinanzierung (2005), S. 560ff. Vgl. Wengenroth: Historische Aspekte des Forschungs- und Innovationsprozesses (1995), S. 26f. Vgl. Wengenroth: Science, Technology, and Industry (2003), S. 252f. Vgl. Dienel: Industrielles Interesse an der staatlich geförderten Forschung (2005), S. 544f. Vgl. Burchardt: Die Förderung schulischer Ausbildung und wissenschaftlicher Forschung (1983), S. 25. Spiegel: Begründung und Motive privater und industrieller Wissenschaftsförderung (1990), insb. S. 184. Vgl. Nipperdey: Die Organisation der Wissenschaften im Wilhelminischen Berlin (1987), S. 129f. Kocka: Bürger als Mäzene (1998), S. 34.

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Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft

und „Lenkung“ der Forschungsinstitutionen durch die Industrie zu propagieren. Forschungsressourcen, so der Tenor der überwiegenden universitätsgeschichtlichen und institutionenübergreifenden Studien aus der Feder der DDR-Historiker, seien seit dem 19. und während des 20. Jahrhunderts gezielt für ökonomische und politische Interessen brauchbar gemacht worden und hätten so den Erhalt „reaktionärer gesellschaftlicher Systeme“ befördert. In diesem Zusammenhang wurden auch bestimmte, über die Zäsur von 1945 hinausragende Kontinuitätslinien kolportiert, um die Bundesrepublik als Verwalter des „faschistischen Erbes“ erscheinen zu lassen.65 Deutlich differenzierter argumentierten die Abhandlungen der bundesdeutschen Geschichtswissenschaftler, wobei (je nach Perspektive und Untersuchungsgegenstand) durchaus unterschiedliche Meinungen zutage traten. So schrieb Lothar Burchardt bereits im Jahre 1977, dass die Gründung der KaiserWilhelm-Gesellschaft zwar zu einer zusätzlichen Einflussnahme der Wirtschaftsvertreter auf Forschungsressourcen geführt habe, aber man in der anschließenden Entwicklung innerhalb des Wissenschaftsbereiches keinesfalls einen Kompetenzverlust des Staates zugunsten der Privatwirtschaft erkennen könne.66 Manfred Rasch zeigte in seiner Studie über die Geschichte des Kohlenforschungsinstituts der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Mülheim an der Ruhr, dass die Finanzierung dieser Einrichtung durch die Industrie nicht als Ansatzpunkt für eine umfassende Ausrichtung des Institutsbetriebs an industriellen Erfordernissen genutzt wurde.67 Allerdings konnte er auch belegen, dass dieser Umstand keineswegs in sämtlichen Forschungseinrichtungen anzutreffen war. In Breslau, wo im Jahre 1918 ebenfalls ein Institut für Kohlenforschung unter der Obhut der KWG entstand, beanspruchten die am Unterhalt der genannten Institution beteiligten Unternehmer ein weitgehendes Mitspracherecht bei der Gestaltung des Forschungsprofils.68 Horst Kant hat dagegen die Ansicht vertreten, dass die mäzenatische Wissenschaftsförderung im 19. Jahrhundert vor allem ein Phänomen der „wissensbasierten“ Industrien gewesen sei, die mit ihren Zuwendungen nicht in erster Linie die

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Vgl. Reishaus-Etzold: Die Herausbildung von monopolkapitalistischen Lenkungsorganen (1972), S. 13f. und 35. Wendel: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1911– 1914 (1975), insb. S. 230–242. Rühle: Idee und Gestalt der deutschen Universität (1966), S. 131–134. Flaschendräger: 1870–1900 (1971). Klaus: 1900–1917 (1971). Maskolat: 1917–1945 (1971). Flaschendräger/Klaus: Kaiser, Korps und Kapital (1981), S. 128. Vgl. Burchardt: Halbstaatliche Wissenschaftsförderung im Kaiserreich und in der frühen Weimarer Republik (1977), S. 50f. Vgl. Rasch: Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung (1989), S. 312. Vgl. Rasch: Die Montanindustrie und ihre Beziehungen zum Schlesischen Kohlenforschungsinstitut (1988).

Perspektiven

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Durchsetzung von Unternehmensinteressen beabsichtigt, sondern ökonomischen Nutzen „langfristig betrachtet“ und deshalb auch eine „von konkreter Zweckbindung freie Forschung“ gefördert hätten.69 Die Frage nach den grundlegenden Charakteristika des Verhältnisses von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft blieb keineswegs auf die Geschichtswissenschaft beschränkt. Auch die Wissenschaftssoziologie beschäftigte sich mit dieser Thematik und versuchte, die Beziehungen der genannten Bereiche innerhalb verschiedener schematischer Modelle genauer zu beschreiben bzw. zu erfassen. Vor allem in dem Terminus der „Wissensgesellschaft“ kristallier(t)en sich (teilweise sehr unterschiedliche) Konzepte, die eine immer stärkere Rolle der Diffussion und der Reproduktion von theoretischem Wissen als (entweder gegenwärtige oder zukünftige) gesellschaftliche Grundlage veranschlag(t)en. Dabei spielt(e) auch die Stellung wissenschaftlicher Erkenntnisse als Bedingung von notwendigen wirtschaftlichen Innovationen eine wichtige Rolle.70 In den letzten Jahrzehnten wurden diesbezüglich mehrere theoretische Modelle erarbeitet. Stand zu Anfang noch die Überlegung einer „linearen Übertragung“ zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im Mittelpunkt methodischer Ausgangsüberlegungen, so hat sich mittlerweile ein Konzept in den Vordergrund analytischer Perspektiven geschoben, das die Beziehungen zwischen staatlicher Administration und den Wissenschaftsund Wirtschaftseinrichtungen über das Konzept eines flexiblen „interaktiven Drei-Felder-Modells“ zu verstehen versucht. Die Konturen des Verhältnisses aller drei Bereiche werden dabei nicht a priori vorgezeichnet, sondern erscheinen prinzipiell als „formbar“, wobei grundlegende Muster und Mechanismen des Zusammenspiels der jeweiligen Sphären in Form von „Aushandlungsprozessen“ konstruiert werden müssen. Dabei wird auch auf die

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Vgl. Kant: Aus den Anfängen der Wissenschaftsförderung (2001), S. 142. Vgl. Stehr: Arbeit, Eigentum und Wissen (1994), insb. S. 214–218 sowie S. 310ff. Weingart: Stunde der Wahrheit? (2001), S. 27–34. Weingart/Carrier/Krohn: Nachrichten aus der Wissensgesellschaft (2007), S. 31. Gibbons/Limoges/Nowotny: The new production of knowledge (1994), S. 59– 63. Mit einer leichten Abänderung der „Kontextualisierungsthese“ vgl. Nowotny/Scott/Gibbons: Wissenschaft neu denken (2005), S. 28. Ein entsprechendes Postulat und die Abkehr von der „Industriegesellschaft“ wurde bereits in den 1960erund 1970er-Jahren u. a. in den Schriften von Robert Lane, Peter Drucker, Alain Tourraine und Daniel Bell vertreten. Bereits Lane verwendete den Begriff der „Wissensgesellschaft“, während Drucker, Tourraine und Bell von der „post- bzw. nachindustriellen Gesellschaft“ sprachen. Später fanden entsprechende Ansichten Aufnahme in andere Termini wie der „Dienstleistungsgesellschaft“ oder der „Informationsgesellschaft“, vgl. Lane: The decline of politics and ideology (1966). Drucker: Die Zukunft bewältigen (1969), S. 60. Touraine: Die Postindustrielle Gesellschaft (1972), insb. S. 9f. und S. 165f. Bell: Nachindustrielle Gesellschaft (1976), S. 195– 239. Gross: Verheißungen der Dienstleistungsgesellschaft (1983), S. 138–149. Castells: Das Informationszeitalter (2001), S. 91ff.

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Das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft

Beibehaltung bestimmter institutioneller Leitbilder und „Identitäten“ verwiesen.71 Seitens der Historiker werden diese theoretischen Prämissen zwar überwiegend positiv aufgenommen,72 gleichzeitig wird aber auch kritisiert, dass die Mehrzahl der wissenschaftssoziologischen Modelle die historische Dimension des Verhältnisses von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft weitgehend ausblendet.73

4. Fragestellung und methodischer Ansatz Sowohl die älteren als auch die neueren geschichtswissenschaftlichen Arbeiten, die das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft in den letzten Jahren und Jahrzehnten aus institutionengeschichtlicher Perspektive näher untersucht haben, konzentrieren sich überwiegend auf die außeruniversitären Institutionen (beispielsweise die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft) und die Forschungsförderungseinrichtungen (Notgemeinschaft/Deutsche Forschungsgemeinschaft, Stifterverband).74 Dagegen liegt aus den Reihen der (in institutioneller Hinsicht immer noch überwiegend an diverse Jubiläen gekoppelten75 ) Universitätsgeschichte bis heute keine Abhandlung vor, die der Frage nachgeht, wie sich das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft im „institutionellen Gehäuse“76 der Hochschulen im ausgehenden 19. und während des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Vor allem die Beziehungen der „Volluniversitäten“ zur Industrie bilden ein Randthema. Studien, die die Stellung der industriellen „Drittmittel“ im Rahmen der (ohnehin wenig erforschten) Universitätsfinanzen genauer untersuchen, sind rar.77 In den Handbüchern zur deutschen Bildungsgeschichte werden die Beziehungen der Universitäten zu den Einrichtungen der Wirtschaft weitgehend vernachlässigt.78 Auch die Überblicksdarstellungen zur Geschichte der deutschen 71

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Vgl. Etzkowitz/Leydesdorff: The dynamics of innovation (2000), S. 112f. Joerges/Shinn: A Fresh Look at Instrumentation (2001), S. 3. Etzkowitz: The Triple Helix (2008), S. 8f. Vgl. Wengenroth: Science, Technology and Industry (2003), S. 223. Vgl. hier als entsprechende Kritik bzw. Anregung Maier: „Normalwissenschaft“ (2002), S. 261 sowie Vogel: Von der Wissenschafts- zur Wissensgeschichte (2004) und Reinhardt: Historische Wissenschaftsforschung (2010), S. 81f. Vgl. als Beispiel für die neueren Arbeiten Rürup/Schieder: Geschichte der KaiserWilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus (2000–2007). Heim: Kaiser-WilhelmSociety under National Socialism (2009). Flachowsky: Von der Notgemeinschaft zum Reichsforschungsrat (2008). Hachtmann: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (2008). Orth/Oberkrome: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (2010). Vgl. vom Bruch: Methoden und Schwerpunkte der neueren Universitätsgeschichtsforschung (2004), S. 9. Vgl. außerdem Hammerstein: Jubiläumsschrift und Alltagsarbeit (1983). Vgl. vom Bruch: Wissenschaft im Gehäuse (2000). Vgl. Schwinges: Finanzierung von Universität und Wissenschaft (2005), S. 5. Vgl. Jarausch: Universität und Hochschule (1991). Titze: Hochschulen (1989). Oehler: Hochschulen (1998). Baske: Das Hochschulwesen (1998).

Fragestellung und methodischer Ansatz

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Universitäten lassen dieses Kapitel in den meisten Fällen außer Acht oder konzentrieren sich auf die Technischen Hochschulen als Kooperationspartner der Industrie.79 Gerade die Geschichte der Universität Jena belegt jedoch unzweifelhaft, dass die Verbindungen der Hochschulen zur Großindustrie für die Entwicklung der Universitäten im ausgehenden 19. und während des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielten. Viele Studien, die Kontinuitäten und Brüche innerhalb der Entwicklung der Wissenschaftslandschaft näher untersuchen bzw. deren Stellenwert für die Periodisierung historischer Zeiträume genauer vermessen wollen, betonen die nachhaltigen Auswirkungen bestimmter Prozesse im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Rüdiger vom Bruch und Alexandra Pawliczek beschreiben das Kaiserreich als eine die „Gegenwart präformierende Scharnierphase“,80 Margit Szöllösi-Janze und Lutz Raphael plädieren hinsichtlich des Verlaufs von „Verwissenschaftlichungsprozessen“ für ein „langes 20. Jahrhundert“, dessen Anfänge in den letzten beiden Dekaden des 19. Jahrhunderts liegen.81 Ein diese Periodisierungsüberlegungen stützendes Element findet sich neben der bereits betonten politisch-ökonomischen Bedeutung von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen auch in der Spannungsvielfalt des Verhältnisses von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft. Weder im Kaiserreich noch in der Weimarer Republik oder unter der Diktatur des Nationalsozialismus und den politisch-gesellschaftlichen Bedingungen der DDR gestalteten sich die Beziehungen zwischen den genannten Bereichen durchweg harmonisch.82 Neuere, teilweise auf älteren Vorarbeiten beruhende Studien aus dem Bereich der Soziologie, der Wirtschaftswissenschaften

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Vgl. McClelland: State, society and university in Germany (1980), S. 300–313. Prahl/Schmidt-Harzbach: Die Universität (1981), hier unter der Kategorie „Forschung und Technik“, S. 103–106. Müller: Geschichte der Universität (1990). Weber: Geschichte der europäischen Universität (2002). Guagnini: Technik (2004). Gerbod: Ausstattung, Finanzierung und Organisation (2004), S. 106. Im vierten Band der von Walther Rüegg herausgegebenen Reihe findet sich kaum ein Hinweis auf das Verhältnis der Universität zur Industrie, lediglich auf einer Seite tauchen unter der Rubrik „Quellen der Finanzierung“ einige Passagen dazu auf, bezeichnenderweise auch hier unter der allgemeinen Thematik der „Technik“, vgl. Watson: Technik (2010), S. 479. Vgl. vom Bruch/Pawliczek: Einleitung (2006), S. 9. Vgl. Szöllösi-Janze: Wissensgesellschaft (2004), S. 286ff. Raphael: Verwissenschaftlichung des Sozialen (1996), S. 186. Vgl. Schreiben von Adolf von Harnack an Trott zu Solz vom 22.01.1910, in: Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1961), S. 95. Haber: Auszüge Rede über Wissenschaft und Wirtschaft (1920), in: Zierold: Forschungsförderung (1968), S. 575f. Erker: Die Rolle der Forschung bei der Ersatzstoffproduktion (2000), S. 412. Maier: Forschung als Waffe (2007), S. 1103– 1121. Tandler: Visionen einer sozialistischen Großforschung in der DDR 1968–1971 (1999).

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und der Technikgeschichte sprechen in diesem Zusammenhang sogar von einer „Strukturpersistenz“ bzw. „resistenten Innovationskultur(-en)“.83 Diese Thesen stellen zugleich den Erklärungswert von Deutungsmustern infrage, die die Schwierigkeiten im Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft auf bestimmte politisch-gesellschaftliche Strukturmerkmale zurückführen.84 Zudem gewinnt die Frage nach bestimmten epochenübergreifenden „Pfadabhängigkeiten“ innerhalb eines „Innovationssystems“ bzw. bestimmer „Innovationskulturen“ einen neuen Stellenwert.85 Neben der bereits geschilderten Förderung der Jenaer Universität durch die 1889/96 gegründete Carl-Zeiss-Stiftung um 1900 bietet vor allem die strukturelle Umgestaltung der besagten Hochschule in den 1960er-Jahren ein anschauliches Beispiel. Hier sollte nach dem Willen der zentralen und regionalen Organe der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) ein Großteil der Ausbildungs- und Forschungskapazitäten der Universität auf die Bedürfnisse der lokalen Großbetriebe (im Jenaer Falle vor allem des VEB Zeiss) konzentriert werden.86 Damit verdeutlicht die Universität Jena zugleich einen Sachverhalt, der stellvertretend für die gesamte Wissenschaftslandschaft gelten kann. Die Beziehungen von Wissenschaft und Wirtschaft im Verbund mit der staatlichen Wissenschaftspolitik spielten in allen politischen Systemen des 20. Jahrhunderts eine herausragende Rolle, sei es als Kompensation für den Verlust von militärischer Vorrangstellung und nationaler Würde wie in der Weimarer Republik,87 als Ressource für die größenwahnsinnigen Kriegspläne der Nationalsozialisten,88 als „intellektuelle Reparationen“89 oder als wichtige Komponenten innerhalb utopischer „Fortschrittsvisionen“ während des Kalten Krieges.90 Die 1960er-Jahre markieren in dieser Hinsicht eine wichtige Zäsur. In beiden deutschen Staaten trat zu dieser Zeit die Vision einer großdimensionalen Umgestaltung der Wissenschafts- und Bildungslandschaft auf die politische Tagesordnung, die 83 84 85 86 87 88

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Vgl. Grupp/Schmoch/Breitschopf: Perspektiven des deutschen Innovationssystems (2009), S. 264. Trischler: „Made in Germany“ (2007), S. 57f. Vgl. Schramm: Wirtschaft und Wissenschaft (2008), S. 300. Vgl. Raphael: Das Ende des Deutschen Reiches als Zäsur nationaler Expertenkulturen? (2006), S. 194f. Vgl. dazu Stutz/Kaiser/Hoßfeld: Von der „Universitas litterarum“ zum „Kombinat der Wissenschaft“ (2007). Vgl. Feldman: Industrie und Wissenschaft in Deutschland 1918–1933 (1990). Vgl. Grüttner: Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus (2000). Renneberg/Walker: Science, Technology and National Socialism (1994). Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus (2005). Vgl. Gimbel: Science, Technology and Reparations (1990). Judt/Ciesla: Technology Transfer out of Germany after 1945 (1996). Vgl. Förtsch: Wissenschafts- und Technologiepolitik in der DDR (1997). Malycha: „Produktivkraft Wissenschaft“ (2002). Fraunholz/Schramm: Hochschulen als Innovationsmotoren? (2005). Jessen/John: Wissenschaft und Universitäten im geteilten Deutschland der 1960er Jahre (2005). Abele: Innovationskulturen und Fortschrittserwartungen (2001).

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eine stärkere langfristige Planung und Verwertbarkeit des jeweiligen Forschungs- und Technologiepotenzials gewährleisten sollte.91 Mit Blick auf die bundesdeutschen Verhältnisse in den 1960er-Jahren sprach der Gießener Historiker Peter Moraw im Jahre 1982 von dem „Ende der klassischen Universität“.92 Seine Kollegen Joseph Ben-David und Awraham Zloczower waren bereits 1962 zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen und hatten sich mit den diesbezüglichen Herausforderungen sowohl für die Universitätsgeschichte als auch für den zeitgenössischen Umgang mit akademischen „Traditionen“ befasst.93 Bezüglich der DDR erscheinen im Hinblick auf die Universitäts- und Wissenschaftslandschaft vor allem die letzten Jahre der Ulbricht-Ära von 1967–1971 als „technopolitisches Finale“,94 während die Epoche der 70er-Jahre allmählich von dem Glauben der Planbarkeit einer „wissenschaftlich-technischen Revolution“ (so der DDR-Jargon) abzurücken begann und sich in der DDR nach der Ablösung Ulbrichts durch Erich Honecker andere politische Schwerpunkte herauskristallisierten. Insbesondere stand im „real existierenden Sozialismus“ Honecker’scher Prägung statt der Propagierung und Inangriffnahme großdimensionaler wissenschaftspolitischer Vorhaben eher die Entwicklung der Konsumgüter im Vordergrund, die nach der Meinung des SED-Politbüros einer umfassenden Inanspruchnahme technologischer Kapazitäten im Sinne breit angelegter technischer Fortschrittsutopien nicht mehr in dem Maße bedurfte, wie dies noch im vorangegangenen Jahrzehnt der Fall gewesen war.95 Mehrere Sachverhalte lassen es demzufolge angebracht erscheinen, das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft anhand einer universitätsgeschichtlichen Studie in Form eines epochenübergreifenden Längsschnittes genauer zu untersuchen. Erstens können durch eine auf die Universität bezogene institutionengeschichtliche Analyse bestimmte Hypothesen der älteren und neueren geschichtswissenschaftlichen Forschung auf ihren generellen Aussagewert hin überprüft werden. Dabei es ist möglich, bestimmte institutionelle Besonderheiten, aber auch Parallelen zu den Entwicklungen 91 92 93 94 95

Vgl. Fraunholz/Schramm: Hochschulen als Innovationsmotoren? (2005), S. 27. Vgl. Moraw: Aspekte und Dimensionen älterer deutscher Universitätsgeschichte (2008), S. 11. Vgl. Ben-David/Zloczower: Universities and Academic Systems in Modern Societies (1962). Vgl. Stutz: Technopolis (2009). Vgl. für die Bundesrepublik Jarausch: Verkannter Strukturwandel (2008), S. 9. Staritz: Geschichte der DDR (1996), S. 277ff. Zur Zäsur der Ablösung Ulbrichts durch Honecker auch im Bereich der Wissenschaftspolitik in der DDR vgl. zudem Baske: Das Hochschulwesen (1998), S. 216f. Laitko: Produktivkraftentwicklung und Wissenschaft in der DDR (2006), S. 526ff. Pasternack: Wissenschaft und Politik in der DDR (2008), S. 513. Andreas Malycha setzt ebenfalls mit dem Jahr 1971 eine Zäsur im Bereich der Wissenschafts- und Hochschulpolitik, spricht aber gleichzeitig von einer „Kontinuität der geltenden Prämissen der Wissenschaftspolitik“, vgl. Malycha: Wissenschaft und Politik in der DDR (2005), S. 656.

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innerhalb des gesamten Wissenschafts- und Bildungssektors herauszuarbeiten. Durch die Frage nach Kontinuitäten und Brüchen im Verhältnis von staatlicher Administration, Universität und Industrie können zugleich die geschilderten Periodisierungsüberlegungen neuerer wissenschaftsgeschichtlicher Abhandlungen einem Belastbarkeitstest unterzogen werden. Ferner bietet sich ein Ansatzpunkt, um bestimmte Erklärungsmuster der wissenschaftssoziologischen Modelle aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive genauer zu hinterfragen. Beispielsweise kann untersucht werden, ob entsprechende, auf die Interaktionen von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft gemünzte Termini („Aushandlungsprozesse“) als zutreffend erscheinen oder nicht. Die Universität Jena bietet in diesem Zusammenhang einen besonders geeigneten Untersuchungsgegenstand. Anhand einer Analyse ihrer Beziehungen zur optischen Industrie, respektive den Firmen Zeiss und Schott, sollen deshalb wichtige, unmittelbar mit den geschilderten heuristischen Ausgangspunkten verbundene neue Erkenntnisse gewonnen werden: Wie entwickelte sich das Verhältnis von Universität, Industrie und staatlicher Administration gegen Ende des 19. Jahrhunderts? Welche Veränderungen erfuhren die Beziehungen der Hochschule und der Unternehmen im 20. Jahrhundert unter dem Einfluss verschiedener gesellschaftlich-politischer Rahmenbedingungen? Lassen sich am Jenaer Beispiel bestimmte Muster von Kontinuität und Diskontinuität hinsichtlich des Wirkens der Akteure untereinander herausarbeiten? Wie ist die Stellung der Carl-Zeiss-Stiftung innerhalb der Universitätsfinanzen zu bewerten? Welche Rolle spielte die optische Industrie bei der Etablierung bestimmter Einrichtungen und Fachbereiche innerhalb der Universität? Welchen Stellenwert besaßen in diesem Zusammenhang entsprechende „Querverbindungen“ (bspw. personeller Art)? Inwiefern kann man das Auftreten von Konfliktsituationen beobachten und wie lassen diese sich vom historischen Verständnis her adäquat einordnen? Wie muss, ausgehend von den Antworten dieser Teilfragen, das Engagement der Industrie innerhalb des Ausbaues der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft eingeschätzt werden? Als Untersuchungszeitraum wird hierbei die Variante des „langen 20. Jahrhunderts“ gewählt, wobei mit den 1960er-Jahren ein Einschnitt verstanden wird, der den Schlusspunkt der Untersuchung setzt. Genauer gesagt, markiert die Gründung des zu Anfang erwähnten Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke im Jahre 1886 den Beginn der Analyse. Die mit der Ablösung Walter Ulbrichts verbundene Kurskorrektur der SED-Führung im

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Jahre 1971,96 die die während der 1960er-Jahre begonnenen wirtschaftspolitischen „Reformexperimente“ und den damit verbundenen großdimensionalen Ausbau der Zusammenarbeit von Universität und Industrie ad acta legte,97 bildet das Ende des Untersuchungszeitraumes. Die Verwendung von epochenübergreifenden Längsschnitten als methodische Herangehensweise bzw. das Nachdenken über die grundlegenden Muster und Strukturen historischer Prozesse kann innerhalb der Geschichtswissenschaft auf eine lange Tradition zurückblicken. Insbesondere der Historiker Fernand Braudel aus der Schule der Annales lieferte in den 1950er-Jahren mit dem Begriff der „longue durée“ eine Konstruktion der Verzeitlichung historischer Entwicklungen, die den Stellenwert solcher Perspektiven auf die Geschichte untermauerte. Er unterschied dabei zwischen mehreren Ebenen historischer Prozesse, deren zeitliches Voranschreiten und deren Einfluss auf die weitergehenden Entwicklungen er unterschiedlich bewertete. Nach Braudels Ansicht behielten bezüglich der Evolution sozialer Ordnungen vor allem biologisch-geografisch-ökonomische Strukturen ihre Gültigkeit über weitreichende Zeiträume, politische Vorkommnisse im Sinne von „Ereignissen“ erachtete er im Hinblick auf ihre langfristigen Auswirkungen dagegen als weit weniger bedeutend.98 Seit einiger Zeit erfreuen sich Braudels Prämissen des „langen Atems“ historischer Wandlungsprozesse99 innerhalb der Wissenschaftsgeschichte eines großen Zuspruches. Mit Recht wird dabei auch auf die Risiken eines solchen historiografischen Narrativs verwiesen, birgt doch das Risiko einer „Langzeitperspektive“ die Gefahr, wichtige Brüche, Zäsuren und gegenläufige Tendenzen im Sinne einer Fokussierung auf längerfristige, übergreifende Entwicklungen aus den Augen zu verlieren bzw. in ihrer Bedeutung zu relativieren. Insofern ist Vorsicht geboten, das Ineinandergreifen von wissenschaftlicher Forschung, privater Wissenschaftsfinanzierung und staatlicher Wissenschaftspolitik um 1900 als direkten, linearen Vorspann zu den Entwicklungen in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus zu apostrophieren. Gleichzeitig gilt es, einen historiografischen Narrativ zu vermeiden, der die Entwicklungen in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus zu stark als „Abweichen“ von „älteren Entwicklungspfaden“ postuliert.100 Eine Möglichkeit, wie den beschriebenen Problemen in methodisch sinnvoller Weise begegnet werden kann, bietet das „Ressourcenmodell“ von Mitchell Ash. Ash versteht das Verhältnis von Kontinuität und Wandel innerhalb der Wissenschaftsgeschichte als Fortsetzung bzw. Um- oder 96 97 98 99 100

Vgl. Kaiser: Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker (1997), S. 447. Vgl. Tandler: Visionen einer sozialistischen Großforschung in der DDR (1999), S. 375. Vgl. Braudel: Die lange Dauer (1992). Vgl. ebd., S. 52. Vgl. Stoff: Der aktuelle Gebrauch der „longue durée“ in der Wissenschaftsgeschichte (2009), S. 149.

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Neugestaltung von Ressourcenensembles, die er als „politisch multivalent“ charakterisiert. Die entsprechenden Ressourcen können nach Ansicht von Ash dabei „sowohl finanzieller, als auch kognitiver, apparativer, personeller, instituitoneller oder rhetorischer Art sein“. Entsprechende, über diese Form von Ressourcen hergestellten „Ensembles“ sind „gegenseitig mobilisierbar“. Über diesen Ansatz gelingt es Ash, den vermeintlichen Dualismus zwischen Wissenschaft und Politik aufzubrechen und in ein flexibles, elastisches Korsett zu überführen, das zudem die Unterscheidung zwischen „wissenschaftsinternen“ und „wissenschaftsexternen“ Faktoren aufweicht und eine allzu schnelle Fixierung auf politische Eckzäsuren vermeidet. Gemäß Ashs Überlegungen soll der Gesamtkomplex der Wissenschaften (Forschungseinrichtungen, Ausbildungsinstitutionen, Forschungsförderungsnetzwerke) im Kaiserreich demzufolge als „modernes Ressourcenensemble“ und als Ausgangspunkt für die darauffolgenden Entwicklungen innerhalb Deutschlands verstanden werden.101 Methodisch brauchbar gemacht werden soll für die universitätsgeschichtliche Analyse des Verhältnisses von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft am Jenaer Beispiel auch das wissenschaftssoziologische Modell der „Triple Helix“ von Henry Etzkowitz und Loet Leydesdorff. Innerhalb dieses theoretischen Gebildes werden die Beziehungen von Universität, Industrie und Staat als sich „gegenseitig institutionell überlappende Sphären“ verstanden, die hybride Organisationen, Netzwerke und Kommunikationen an den jeweiligen Interfaces ausbilden und deren innovativer Beitrag nicht „a priori“ synchronisiert und in einer vorgegebenen Ordnung erscheint, sondern von den verschiedenen Beteiligten jeweils in einem bestimmten Rahmen ausgehandelt werden muss. Nach der Ansicht von Etzkowitz und Leydesdorff generiert dieses Beziehungsnetzwerk eine „reflexive Subdynamik an Intentionen, Strategien und Projekten“, die ihrerseits die unterliegende Infrastruktur „reorganisieren“, gleichzeitig aber auch stabilisieren.102 Mithilfe der „Triple Helix“ und des Ressourcenmodells von Ash sollen Rahmenbedingungen und zentrale Einflussfaktoren des Verhältnisses von staatlicher Administration, Universität und Industrie herausgearbeitet werden, ohne auf eine zu stark kausale Ebene zu verweisen. Bezüglich der personell-institutionellen Überlappungen zwischen den einzelnen Bereichen wurde die Variante gewählt, anstelle des (vielfach vagen) Begriffes des „Netzwerkes“ auf den bereits von Helmut Maier verwendeten Terminus der „Querverbindungen“ zurückzugreifen. Maier übernimmt diesen aus der Sprache des NS-Regimes, um die Interaktionen von Wissenschaft, Wirtschaft, Staat und Militär zu beschreiben, macht ihn aber im

101 102

Vgl. Ash: Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander (2002), S. 32ff. Vgl. Etzkowitz/Leydesdorff: The dynamics of innovation (2000), S. 111ff.

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Hinblick auf die Frage nach Kontinuitäten und Brüchen auch für das Kaiserreich und die Weimarer Republik brauchbar.103 Unter diesen „Querverbindungen“ werden sämtliche, sich gegenseitig überlappende Beziehungskategorien von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft (finanziell, institutionell, personell etc.) subsumiert, wobei deren Stellenwert sowohl individuell als auch als „Ensemble“ analysiert werden soll. Ausgehend von der sowohl der Triple-Helix als auch dem Ash’schen Ressourcenmodell innewohnenden Annahme, dass die Beziehungen zwischen staatlicher Administration, Universität und Industrie dem Handeln der beteiligten Akteure unterliegen, gleichzeitig aber auch bereits vorhandene Konfigurationen berücksichtigen müssen, gilt ein weiteres Augenmerk der Analyse dem Spannungsverhältnis von „historisch gewachsenen“ und „konstruierten“ Strukturen im Sinne von „erfundenen Traditionen“ nach Lesart von Eric John Hobsbawm.104 Daher soll am Jenaer Fallbeispiel auch die Stellung des Verhältnisses von Hochschule und Industrie innerhalb der lokalen Erinnerungskultur, der Historiografie, der allgemeinen Publizistik sowie innerhalb bestimmter, auf die Pflege des gegenseitigen Verhältnisses zielender akademischer „Praktiken“ näher untersucht werden. Um zugleich anhand des Untersuchungsgegenstandes spezifische „Jenaer Muster“, aber auch über den „Präzedenzfall Jena“ hinausgehende Resultate sichtbar zu machen, wurde gezielt mit dem analytischen Zugriff der „Universitätslandschaft“ gearbeitet, der es ermöglicht, entsprechende Entwicklungen sowohl in lokal-regionaler Hinsicht als auch in räumlich darüber hinausgehender Form zu kontextualisieren.105 Mehrere Quellengattungen bilden die empirische Basis der Untersuchung. Neben einer verhältnismäßig kleinen Zahl von gedruckten Quellen, die vor allem einen Zugang zu Methoden der nachträglichen Bildung bestimmter Traditionen bieten, wurden vor allem ungedruckte Quellen des Universitätsarchivs Jena, der Archive der Firmen Carl Zeiss Jena GmbH und SCHOTT JENAer GLAS GmbH sowie des Bundesarchivs, des Hauptstaatsarchivs Weimar und des Thüringischen Staatsarchivs Rudolstadt ausgewertet. Die Überlieferungssituation erwies sich dabei vor allem im Weimarer Fall als problematisch. Der überwiegende Bestand der Akten der Verwaltung der CarlZeiss-Stiftung, deren Obliegenheiten das Kultusdepartement bzw. Volksbildungsministerium des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach bzw. des Landes Thüringen wahrnahm, muss durch die Vernichtung zahlreicher Unterlagen als unwiederbringlich verloren eingestuft werden. Einen Hinweis auf die einstmals umfangreichen Stiftungsdokumente liefert die im Archiv der Carl Zeiss Jena GmbH am Standort Jena überlieferte Zusammenstellung des 103 104 105

Vgl. Maier: Forschung als Waffe (2007), S. 82. Vgl. Hobsbawm: Inventing traditions (1992), S. 1. Bezüglich dieses Begriffes vgl. vom Bruch: Zur Gründung der Berliner Universität im Kontext der deutschen Universitätslandschaft um 1800 (2001), insb. S. 66ff.

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ehemaligen Personalchefs, Friedrich Riclef Schomerus (1876–1963). Dieser notierte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges den überwiegenden Verlust der Bestände.106 Als außerordentlicher Glücksfall erwies sich die Tatsache, dass Schomerus bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges einen Teil der Weimarer Unterlagen als Edition herausgegeben hatte.107 Zudem wurden im Jahre 1940 die Akten des Stiftungskommissars von 1890–1920 an das Firmenarchiv des Unternehmens Schott & Genossen versandt und dort kopiert. Sie sind in einem sehr guten Zustand und nahezu lückenlos im heutigen Archiv der SCHOTT JENAer GLAS GmbH am Standort Jena erhalten. Zudem ist ein Großteil der Akten als Abschriften im Jenaer Archiv der Carl Zeiss Jena GmbH überliefert, sodass der unwiederbringliche Verlust zentraler Stiftungsbestände zusammen mit der Edition von Schomerus und der Sammlung des Schott-Archivs zu einem Teil kompensiert werden konnte. Zusätzlich zu den genannten Archiven wurde außerdem noch der Nachlass des Mathematikers Felix Klein (1849–1925) herangezogen, der in der Universitätsbibliothek in Göttingen überliefert ist. Er soll im Hinblick auf die Entwicklungen in der „Universitätslandschaft“ um 1900 vor allem dazu dienen, die Verbindung Jenas zu Göttingen, die bereits in der neuesten Jenaer Universitätsgeschichte erwähnt wird,108 genauer darzustellen. Um das Verhältnis von (bundes-)staatlicher und industrieller Wissenschaftsförderung im Rahmen der Finanzen der Universität Jena genauer zu untersuchen, fand hinsichtlich des Umgangs mit den Quellen neben der hermeneutisch-quellenkritischen Arbeitsweise ein statistisch-quantifizierender Ansatz Verwendung. Dabei wurden zusätzlich zu den zentralen Quellen in den bereits genannten Archiven weitere Unterlagen ausgewertet, unter anderem gelang es, im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar in Form eines Archivpraktikums einen bisher nicht zugänglichen Bestand zur CarlZeiss-Stiftung zu verzeichnen und für die Arbeit brauchbar zu machen. Das Ergebnis der statistischen Auswertung wurde in Form von Abbildungen als Anhang der Arbeit beigefügt. Es erwies sich in diesem Zusammenhang als unverzichtbar, ein Vorwort zu verfassen, das den Aufbau und die Funktionsweise der Carl-Zeiss-Stiftung sowie die Modi der finanziellen Unterstützung der Jenaer Universität erklärt. Nur auf diese Weise ist es möglich, die Arbeitsschritte der quantifizierenden Untersuchung, die Relevanz und den Kontext der aufgeführten Ergebnisse verständlich zu gestalten. Die einzelnen Abschnitte der Arbeit sind im Hinblick auf die zentrale Fragestellung chronologisch aneinandergereiht. Die jeweiligen Unterkapitel behandeln dabei wichtige Diskussionspunkte, deren Stellenwert für die Untersuchung in einem kurzen Vorspann zu den Teilabschnitten erläutert wird. Das erste 106 107 108

Vgl. Verzeichnis der beim Staatsarchiv Weimar vorhandenen Akten über die CarlZeiss-Stiftung von 1940, in: UACZ, Archiv 1436. Vgl. Schomerus: Werden und Wesen (1940). Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 159.

Fragestellung und methodischer Ansatz

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Hauptkapitel wird zunächst in knapper Art und Weise die Ausgangsbedingungen der Zusammenarbeit von Universität, (bundes-)staatlicher Administration und Industrie im 19. Jahrhundert skizzieren. Die nachfolgenden Ausführungen widmen sich dann dem eigentlichen Untersuchungszeitraum. Um den Lesefluss bei der Bandbreite der Arbeit zu erleichtern, sind jedem größeren Kapitel die zentralen Thesen in Form eines Zwischenresümees nachgestellt. Der letzte Abschnitt präsentiert dann eine Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse.

II. Vorspann: Zu den Ausgangsbedingungen des Zusammenwirkens von Universität, staatlicher Administration und Industrie im 19. Jahrhundert Als Ernst Abbe im Dezember 1887 dem Staatsministerium des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach eine Denkschrift zur Übertragung seines Vermögens an den Weimarer Staat unterbreitete, berief er sich hinsichtlich seiner Motive auf zwei wesentliche Stützpfeiler: Zum einen benannte er, wie bereits einleitend erwähnt, die Jenaer Universität als „rechtmäßigen Anwärter“ auf seine Kapitalien, da nach seiner Ansicht die an der Hochschule verankerte naturwissenschaftliche Forschung in entscheidendem Maße für den Aufschwung der optischen Industrie verantwortlich war. Des Weiteren bezog er sich auf die veränderte Grundlage der Produktion optischer Erzeugnisse. Durch die Möglichkeit der wissenschaftlichen Berechnung des optischen Abbildungsvermögens, so argumentierte Ernst Abbe, sei „in Jena etwas geschaffen worden, dessen Erhaltung, Fortbildung und dauernde Sicherung als eine Sache von öffentlichem Interesse erscheine“, zumal es durch den Fortschritt im Bereich des Mikroskopbaus nunmehr möglich wäre, die Gedanken des bayerischen Physikers und Optikers Joseph von Fraunhofer (1787–1826) einer „wissenschaftlichen Durchdringung der praktischen Aufgaben behufs rein theoretischer Vorausbestimmung aller Konstruktionselemente“ einer neuen Form der Verwirklichung zuzuführen.1 Diese Ausführungen Abbes verdienen im Hinblick auf das Verhältnis zwischen universitärer Forschung und industrieller Produktion eine nähere Betrachtung. Joseph von Fraunhofer, der durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der Optik die Grundlagen des Baues von Fernrohren revolutionierte, war Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München gewesen, an einer deutschen Universität hatte er aber nicht gewirkt.2 Zwar konnte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Zusammenarbeit zwischen Carl Zeiß (1816–1888) und Ernst Abbe im Bereich des Mikroskopbaues als Beispiel für die immer engere Verknüpfung zwischen der Herstellung optischer Instrumente und der im Rahmen der Universitäts-Einrichtungen betriebenen Lehr- und Forschungsarbeit gelten.3 Auch in anderen Wissenschaftsdisziplinen, insbesondere der Chemie, wurden die Verbindungen zum 1 2 3

Vgl. Abbe: Erläuterungen zum Antrag vom 04.12.1887, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 33 und 49f. Zu Fraunhofer vgl. Jackson: Fraunhofers Spektren (2009), bezüglich seiner Aufnahme in die Akademie hier vor allem S. 99–106. Vgl. von Saldern: Die Einwirkung der Göttinger Feinmechanik und Optik (1976), S. 364 sowie Wittig: Friedrich Körner und die Anfänge des wissenschaftlichen Gerätebaus (1981).

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Vorspann

produzierenden Gewerbe immer offenkundiger.4 Dennoch stellt sich die Frage, ob, inwiefern und unter welchen Bedingungen die Universitäten zum „Motor“ dieser Entwicklungen avancierten bzw. zum Träger dieses Prozesses werden konnten und welche langfristigen Wirkungen die zunehmenden „ökonomischen Bezüge“ des an den Universitäten vermittelten und produzierten Wissens innerhalb der Hochschulen, aber auch der neuen Industrien entfalteten. Sieht man einmal von der grundlegenden Bedeutung wissenschaftlicher Erkenntnisse für den Produktionsprozess ab, wird der Stellenwert der Zusammenarbeit zwischen den Hochschulangehörigen und den neuen „wissensbasierten“ Industrien differenziert bewertet. Carsten Reinhardt hat beispielsweise in seiner Arbeit über die Forschung in der chemischen Industrie zwar von einer die Phase von 1875–1885 betreffenden „engen Zusammenarbeit“ zwischen Industrie und Hochschule gesprochen, gleichzeitig aber auf die Bedeutung des im Entstehen begriffenen „Industrielabors“ und damit auf die zunehmende Eigenständigkeit der Industrieforschung hingewiesen.5 Wolfgang König hat im Hinblick auf die Beziehungen zwischen den Technischen Hochschulen und der Elektroindustrie sogar die Ansicht vertreten, man müsse bezüglich der Elektrotechnik statt von einer „wissensbasierten Industrie“ von einer „industriebasierten Wissenschaft“ reden.6 Um die Zusammenarbeit zwischen der optischen Industrie und der Jenaer Universität genauer analysieren zu können, ist es vor diesem Hintergrund deshalb wichtig, zunächst einmal nach den strukturellen Voraussetzungen zu fragen, auf denen die universitär-industrielle Kooperation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beruhte. Welche Faktoren wirkten sich fördernd oder hemmend auf das Verhältnis zwischen Industrie und Hochschule aus? Inwiefern schufen die institutionellen Entwicklungen innerhalb der Universitäten während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine wirksame Basis bzw. Hindernisse für die Zusammenarbeit? All diesen Fragen soll in Form eines knappen Vorspanns nachgegangen werden, um auf diese Weise die Folgen der grundlegenden Konstellationen für die Beziehungen zwischen Industrie, staatlicher Administration und Hochschule zu illustrieren. Seit ihren Anfängen besaßen die deutschen Universitäten ein weit gefächertes Spektrum an funktionellen Dimensionen. Sämtliche Hochschulgründungen innerhalb des Alten Reiches gingen auf die Initiativen einzelner Landesherren zurück. Diese besaßen ein vorrangiges Interesse an einer Steigerung des dynastischen Prestiges und der Heranbildung von staatlichen und kirchlichen Funktionseliten. In der Frühen Neuzeit war vor allem die

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Vgl. dazu Johnson: Hofmann’s Role in Reshaping the Alliance (1992). Vgl. Reinhardt: Forschung in der chemischen Industrie (1997), S. 328. Vgl. König: Science-based Industry or Industry-based Science (1996), S. 100.

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Ausbildung von Rechtsgelehrten und die Rolle der Universitäten als Verteidiger und Förderer der landesherrlichen Konfession von zentraler Bedeutung.7 Dennoch bildete diese Funktion nicht das ausschließliche Kriterium institutioneller Leitkonzepte. Ausbildung und Bildung besaßen nicht nur im Hinblick auf ihren unmittelbaren „Nützlichkeitscharakter“ einen wichtigen gesellschaftlichen Stellenwert, sondern wurden auch transzendental gedeutet und galten demzufolge als Inbegriff eines „göttlichen Willens“.8 Diese Grundprinzipien spiegelten sich innerhalb der universitären Strukturen wider. Die Mitglieder der Hochschule bildeten eine in sich geschlossene Gemeinschaft („universitas“) mit rechtlichen Privilegien, deren Gültigkeit vom deutschen Kaiser bzw. vom Papst bestätigt wurde. Der Besuch einer Universität galt gewissermaßen als „Veredelung“ des ohnehin meist hohen gesellschaftlichen Status.9 Mit dem Erwerb eines akademischen Grades verband sich kein spezielles Berufsfeld.10 Ohnehin wurden praktische Erfahrungen, wie beispielsweise im Bereich der Medizin, meist außerhalb der Universitäten erworben.11 Trotz der institutionellen Trennung von praktischer und theoretischer Ausbildung (die mechanischen Künste blieben vom Lehrangebot der Universitäten ausgeschlossen) kam es jedoch zu gelegentlichen Überlappungen zwischen Wissenschaft und Technik, bildete eine „Kultur des Experimentierens“12 eine Brücke zwischen „scholastischer“ und „illiterater“ Welt.13 Beispiele dafür bieten diverse praktische Erfindungen wie die Brille im 13. und die Einführung der mechanischen Uhr im 14. Jahrhundert,14 weitere Belege der Überschneidungen zwischen den Universitäten und dem Bereich des Handwerkes in der Frühen Neuzeit lassen sich ebenfalls finden.15 Die Vielschichtigkeit der geschilderten funktionellen Charakteristika der Universitäten führte einerseits dazu, dass sich durch die Jahrhunderte hindurch stets die Gründung neuer, meist auf einen speziellen institutionellen

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Vgl. Hammerstein: Zur Geschichte und Bedeutung der Universitäten (1985), S. 289–292. Vgl. Hammerstein: Die Obrigkeiten und die deutschen Universitäten (2000), S. 377ff. und 382. Vgl. Kintzinger: Licentia (2007), S. 71 sowie Schwinges: Universitätsbesucher (1986). Vgl. Rüegg: Themen, Probleme, Erkenntnisse (1993), S. 38. Vgl. Hammerstein: Zur Geschichte und Bedeutung der Universitäten (1985), S. 298. Vgl. Klein: Die technowissenschaftlichen Laboratorien (2008), S. 11. Vgl. Boehm: Artes mechanicae und artes liberales (1996), S. 508. Vgl. Pedersen: Tradition und Innovation (1996), S. 373. Vgl. Woitkowitz: Der Landvermesser, Kartograph, Astronom und Mechaniker Johannes Humelius (2008). Wiesenfeldt: Leerer Raum in Minervas Haus (2002). Pöhnert: Hofmechaniker an der Universität Jena (2008). Döbling: Die Chemie in Jena zur Goethezeit (1928).

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Zweck verpflichteter Bildungseinrichtungen (bspw. Offiziersschulen, Navigationsschulen, Akademien, Polytechnische Schulen etc.) als notwendig erwies.16 Andererseits ermöglichte sie den Universitäten eine langfristige Existenz. So sanken die Hochschulen selbst vor dem Hintergrund einer intensiven Debatte um ihren gesellschaftlichen Stellenwert am Ende des 18. Jahrhunderts innerhalb des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nicht zu einem „Auslaufmodell“ herab, sondern stellten ihre eigene Reform- und Adaptionsfähigkeit unter Beweis.17 Die Diversifizierung der Bildungslandschaft erlaubte außerdem eine weitgehende „Konservierung“ traditioneller universitärer Strukturen bis weit in das 19. Jahrhundert (Bsp. korporative Verfassung).18 Sie führte auch dazu, dass bestimmte Wissenschaftsdisziplinen wie die technischen Fachbereiche (bspw. das Gebiet des Maschinenbaus) keine Heimat in der Universität fanden und sich stets in einem Spannungsfeld von „praktischen Ausbildungsinhalten“ und „wissenschaftsimmanenter Begründung“ sowie der damit einhergehenden Frage der adäquaten Form der Institutionalisierung zurechtfinden mussten, wobei die Orientierung an den Universitäten eine wichtige Rolle spielte.19 Durch die Entwicklungen im ausgehenden 18. Jahrhundert wurde das Spannungsfeld von „beruflicher Ausbildung“ und einem institutionell-selbstreferentiellen Daseinszweck sozial-politisch neu konfiguriert. Beide universitäre Dreh- und Angelpunkte erhielten durch die Aufklärung neue Impulse. Sowohl der individualistische Gedankenfunke, den der Neuhumanismus übernahm, als auch utilitaristische Züge der Aufklärung, die auf die Verbesserung der konkreten Lebenswelt der Bürger zielten, schlugen sich in instutitutionellen Leitvorstellungen nieder, die im Rahmen der Universitäten einerseits zu einer nachhaltigen Förderung bestimmter „nützlicher“ Disziplinen (beispielsweise der Medizin, zahlreichen Naturwissenschaften und der Kameralistik) führten,20 andererseits aber auch für eine allmähliche Aufwertung geisteswissenschaftlicher Fachbereiche (insbesondere der Philosophie) sorgten.21 Zeitgleich kam es zu einer engen Verknüpfung des Wandels der gesellschaftlichen Formationen und des Stellenwertes der Bildungsinstitutionen, allen voran der Universitäten. Leistung und Bildung galten als Wertekategorien einer neuen „bürgerlichen Elite“. Parallel sorgte die Notwendigkeit der stärkeren Förderung eines qualifizierten Beamtennachwuchses für

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Vgl. Pedersen: Tradition und Innovation (1996), S. 373–378. Vgl. Hammerstein: Universitäten im 18. Jahrhundert (2001), S. 18f. Vgl. Boehm: Cancellarius Universitatis (1996), S. 713. Vgl. dazu vom Bruch: Wissenschaftliches Umfeld oder ausbildungspraktische Umwelt? (2001) sowie als weiteres konkretes Beispiel für den Bereich der Ingenieursausbildung Gispen: New profession, old order (1989), S. 37. Vgl. Hammerstein: Die Universitäten in der Aufklärung (1996), S. 497. Vgl. Schneiders: Christian Wolffs Philosophie (1983), S. 14ff.

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eine Aufwertung der akademischen Berufe.22 Als Folge der genannten Entwicklungen galt die akademische Bildung als Ausweis eines hohen sozialen Status bzw. untermauerte das gesellschaftliche Ansehen des betreffenden Bürgers.23 Zusätzlich gesteigert wurde das Prestige der Universitäten durch ihre Rolle im Rahmen der deutschen Nationalbewegung, galten die Hochschulen doch als wichtige Orte der „nationalen Selbstvergewisserung“, deren vermeintlich „traditionelle Attribute“ gerade im Gegensatz zum Nachbarn Frankreich als Ausweis einer „bedeutenden Nationalkultur“ stets aufs Neue beschworen wurden.24 Sowohl der berufliche Ausbildungs-, als auch der „individuelle Bildungsgedanke“ prägten die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts innerhalb der Universitäten ablaufenden Prozesse der Professionalisierung, Ausdifferenzierung und Institutionalisierung. Wenngleich die Wissenschaft durch den „Impetus der Forschung“ (d. h. der nunmehr gestellten Aufgabe der Vermehrung des allgemeinen Wissenskosmos)25 zu einem „eigenständigen gesellschaftlichen Teilsystem“ avancierte,26 blieb sie doch stets mit politischen und wirtschaftlichen Bezügen behaftet. Zwar gaben sich die Universitäten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der Entstehung der Polytechnischen Schulen als Ausbildungsstätten der Techniker27 alle Mühe, die neuen Institutionen in ihrer Reputation herabzustufen und eindeutige „Praxis- und Nützlichkeitsbezüge“ von sich zu weisen.28 „Traditionelle“ enge Verbindungen von praktischer Berufsausbildung und universitärer Lehre waren jedoch in einigen Fachgebieten nicht zu leugnen. Ein entsprechendes Beispiel bot die Pharmazie. So wirkten zeitweise Inhaber von Apotheken als Dozenten an der Jenaer Universität. Eine solche Verbundenheit lag, da sie die Ausbildung von Einwohnern des Territoriums beförderte, naturgemäß im Interesse der bundesstaatlichen Verwaltungsbehörden. So wurde in Jena dem Apotheker Carl Friedemann Goebel (1794–1851) mit der Unterstützung des Senates der Universität gestattet, aus den Reihen seiner Schüler, die er in seinem pharmazeutischen Privatinstitut unterrichtete, die jeweiligen Landeskinder auch ohne eine entsprechende Vorbildung an der Jenaer Hochschule zu immatrikulieren. Der Senat der Hochschule 22

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Vgl. Gall: Ständische und bürgerliche Gesellschaft (1993), S. 14 sowie Maurer: Biographie des Bürgers (1996), S. 38 und McClelland: Die deutschen Hochschullehrer als Elite (1988), S. 30. Vgl. Vierhaus: Bildung (1972), S. 532. Vgl. vom Bruch: Krise und Transformation (2008), S. 356. Vgl. dazu Turner: The Prussian Universities and the Concept of Research (1980). Vgl. Stichweh: Zur Entstehung des modernen Systems wissenschaftlicher Disziplinen (1984), S. 39ff. Vgl. zu dieser Thematik König: Zwischen Verwaltungsstaat und Industriegesellschaft (1998). Vgl. Gerber: Die Universität in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (2008), S. 173.

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begründete sein positives Votum mit dem „größeren staatlichen Nutzen“ wissenschaftlich geschulter Pharmazeuten und fand mit dieser Argumentation die Zustimmung der landesherrlichen Administration.29 Gleichzeitig förderten die einzelnen Staaten durch die Einführung verbindlicher Vorgaben im Bereich der universitären Ausbildung den Prozess der „Professionalisierung“ zahlreicher akademischer Berufe.30 Mit großzügiger finanzieller Unterstützung konnten aber zahlreiche Universitätseinrichtungen zunächst kaum rechnen. Wenngleich die staatlichen Dotationen im Laufe des „langen 19. Jahrhunderts“ innerhalb des Budgets der Universitäten eine bedeutende Größenordnung erreichten,31 weigerten sich die zuständigen Ministerien der jeweiligen Territorien doch lange Zeit beharrlich, den Expansionsprozess der Hochschulen (d. h. die Entstehung bzw. Ausweitung neuer und bestehender Fachbereiche) durch höhere materielle Zuwendungen zu unterstützen.32 Oftmals waren es daher nicht nur im Bereich der Naturwissenschaften, sondern auch innerhalb geisteswissenschaftlicher Disziplinen (hier sei auf die philologischen Seminare zur Lehrerausbildung verwiesen) zunächst private Institutionen, in denen Lehrveranstaltungen mit Bezug zur außeruniversitären Praxis stattfanden. An der Georgia Augusta in Gießen war beispielsweise die Einrichtung eines physikalischen Kabinetts dem eigenständigen Wirken von Georg Gottlieb Schmidt (1768–1837) zu verdanken. Diesem gelang es erst ab dem Jahre 1815, seine Sammlung an Apparaten auf Kosten der Universität zu erweitern. Schmidts Nachfolger Heinrich Buff (1805–1878), einer der Vertreter der frühen physikalischen Chemie,33 richtete zunächst in seinem Wohnhaus ein Laboratorium für Lehr- und Forschungszwecke ein, dessen Bestand infolge mangelnder bundesstaatlicher finanzieller Unterstützung nur zögerlich vergrößert wurde.34 Der Jenaer Mathematiker und Physiker Hermann Schaeffer, dessen Vorlesungen auch der junge Ernst Abbe an der hiesigen Hochschule besuchte, ersann und konstruierte die Vorrichtungen für seine Lehrveranstaltungen an der Universität in Eigenregie, wobei er durch die Kostenerstattung aus eigener Tasche gezwungen war, höchstes Augenmerk auf Sparsamkeit zu legen, ein Umstand, den Schaeffer selbst mit sarkastischem Unterton als „physica pauperum“ bezeichnete.35 Auch der Bereich der Personalkosten bezeugte die finanzielle Zurückhaltung der einzelnen Staaten recht anschaulich, war doch die Zunahme der Privatdozenten, die über kein regelmäßiges Gehalt verfügen konnten, sowie der im Verhältnis zu den Ordinarien schlechter entlohnten Extraordinarien deutlich 29 30 31 32 33 34 35

Vgl. Pohl: Zur Geschichte der pharmazeutischen Privatinstitute (1972), S. 95f. Vgl. Hammerstein: Vom Interesse des Staates (2007), S. 172f. Vgl. Ullmann: „Ponderare non numerare?“ (2001), S. 164f. Vgl. vom Brocke: Wege aus der Krise (1999), S. 200. Vgl. Meinel: Physikalische Chemie (2005), S. 257. Vgl. Turner: Universitäten (1987), S. 235 sowie Bockstaele: Mathematik und exakte Naturwissenschaften (2004), S. 413 und Scharmann: Physik (1982), S. 166. Vgl. Heermann: Karl Snell und Hermann Schäffer (1965), S. 29.

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höher als das Wachstum der ordentlichen Lehrstühle.36 Zusätzlich gespalten blieb das Verhältnis zwischen staatlicher Administration und den Universitätsangehörigen durch die Spannungen zwischen den staatlichen Aufsichtsbefugnissen und dem Interesse der Hochschule an der Aufrechterhaltung eigener Handlungsspielräume. Daraus resultierende Konflikte waren gerade in der ersten Hälfte des „langen 19. Jahrhunderts“, d. h. zwischen der Französischen Revolution und den Ereignissen in den Jahren 1848/49, deutlich spürbar.37 Dennoch sorgten staatliche Eingriffe in universitäre Befugnisse auch für innovative Ergebnisse. In Jena begünstigten beispielsweise die engen Verbindungen zwischen dem weimarischen Hof und der Universität die gegen Ende des 18. Jahrhunderts sichtbare „Blüte“ der hiesigen Hochschule, da es durch diesen Konnex möglich wurde, unter der Umgehung der traditionellen Fakultätsrechte namhafte Gelehrte für die Universität zu gewinnen.38 Den genannten Umständen begegneten die Universitätsangehörigen mit einer ambivalenten Strategie. Einerseits boten ökonomische Bezüge einzelner Wissenschaftsdisziplinen stets eine Möglichkeit, dem eigenen Fachgebiet zu einer stärkeren (vor allem materiellen) Stellung innerhalb des universitären Korpus zu verhelfen. Sowohl der Astronom und Mathematiker Carl Friedrich Gauß (1777–1855) als auch der Chemiker Justus Liebig (1803– 1873) argumentierten beispielsweise hinsichtlich ihres Appells an höhere bundesstaatliche Beihilfen für ihre jeweiligen Einrichtungen mit dem Verweis auf das „gewerbliche Potential“ der durch die Zuwendungen stimulierten Arbeiten im Bereich der Forschung und Lehre.39 Sogar Disziplinen wie die Physiologie, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch keinerlei relevante „Praxisbezüge“ vorzuweisen hatten, bedienten sich teilweise dieses Kunstgriffes.40 Oftmals bot eine Zusammenarbeit mit dem produzierenden Gewerbe auch lukrative Nebeneinkünfte, die vor dem Hintergrund der vielfach unzureichenden Zuwendungen der Bundesstaaten besonders verlockend erschienen.41 Gerade Universitätsangehörige, deren finanzielle Stellung innerhalb der Universität Anlass zur Sorge bot, zeigten sich demzufolge gegenüber einer Zusammenarbeit mit der aufstrebenden Industrie besonders aufgeschlossen.42 Nicht zuletzt ermöglichte insbesondere im Bereich der Chemie eine Kooperation mit entsprechenden Unternehmen den Zugang zu wichtigen Rohstoffen, derer die Hochschulwissenschaftler für ihre eigenen 36 37 38 39 40 41 42

Vgl. Klinge: Die Universitätslehrer (2004), S. 127. Vgl. Kublik u. a.: Universität um 1800 (2008), S. 127 sowie Gerber: Die Universität in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (2008), S. 170f. Vgl. Bauer/Müller: „Kleinod der Ernestiner“ (2004), S. 329f. sowie Müller: Extraordinäre Universität (2001), S. 195. Vgl. Liebig: Ueber das Studium der Naturwissenschaften (1840), S. 25. Bezüglich Gauß vgl. Jungnickel/McCormmach: Intellectual Mastery of Nature (1986), S. 62. Vgl. Lenoir: Politik im Tempel der Wissenschaft (1992), S. 22. Vgl. Stolz/Hallpap: Die Ära Ludwig Knorr (2005), S. 394. Vgl. Reinhardt/Travis: Heinrich Caro (2000), S. 215.

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Arbeiten bedurften und die oftmals nur schwer zu beschaffen waren.43 Auch das Interesse an einer wissenschaftlichen Problemstellung war ausschlaggebend für die Bearbeitung wichtiger industrieller Anliegen, zumal gerade die Weiterentwicklung von wissenschaftlichen Instrumenten der Arbeit der Hochschulwissenschaftler immer mehr zupass kam.44 Zahlreiche neue Organisationen wie die Deutsche Chemische Gesellschaft (gegr. 1867), die Deutsche Physikalische Gesellschaft (gegr. 1845) oder die Deutsche Gesellschaft für Mechanik und Optik (gegr. 1879), die eine Kommunikationsplattform für den Austausch zwischen Naturwissenschaftlern, Technikern und Industriellen boten, zeugten von der Zunahme der Schnittmengen zwischen den Großbetrieben und den Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen.45 Als Ernst Abbe 1866 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in die Werkstätte von Carl Zeiß eintrat, war beispielsweise im Bereich der Physiologie das Mikroskop als wissenschaftliches Hilfsmittel bereits unverzichtbar; Universitätsangehörige wie der Botaniker Matthias Jacob Schleiden (1804–1881) hatten die Bestrebungen von Carl Zeiß zur wissenschaftlichen Berechnung optischer Teilsysteme sowie seine Niederlassung in der Stadt Jena vehement unterstützt.46 Abbe selbst war innerhalb seines wissenschaftlichen Werdeganges eng mit der Konstruktion wissenschaftlicher Apparate in Berührung gekommen,47 nicht zuletzt spielten Demonstrationsvorrichtungen im Rahmen des von ihm als Lehrveranstaltung angebotenen physikalischen Praktikums eine wichtige Rolle.48 Zugleich übernahm er in seiner Funktion als Leiter der Sternwarte der Jenaer Universität auch die Prüfung von industriellen Erzeugnissen, darunter beispielsweise Thermometer für den meteorologischen und medizinischen Gebrauch.49 Andererseits besaßen die Universitätsangehörigen ein großes Interesse daran, den institutionellen Zweck der Hochschulen nicht ausschließlich an politisch-ökonomische Bezüge zu koppeln, da eine solche Vorgehensweise aufgrund der damit verbundenen Suggestion einer engen Verbundenheit von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft eine externe Einflussnahme auf universitäre Strukturen implizierte. Daher begannen zahlreiche Hochschulwissenschaftler frühzeitig, sich mithilfe des Verweises auf die fließenden Übergänge zwischen „theoretischer“ und 43 44 45 46 47 48 49

Vgl. Fischer: Aus meinem Leben (1922), S. 98. Vgl. Stichweh: Der Wissenschaftler (1999), S. 183–186. Vgl. Johnson: Hofmanns Role in Reshaping the Alliance (1992), S. 173. Shinn: The Research-Technology-Matrix (2001), S. 29–34. Vgl. Wittig: Carl Zeiß und die Universität Jena (1993), S. 24 sowie Jahn/Schmidt: Schleiden (2005), S. 102. Vgl. Compter: Hermann Schaeffer (1900), S. 83 sowie Wittig: Abbe (1989), S. 30– 33. Vgl. Schreiben Abbes an Harald Schütz vom 13.05.1864, in: Wahl/Wittig: Ernst Abbe (1986), Dok.-Nr. 85, S. 294–297, hier S. 296. Vgl. Schreiben Abbes an Wilhelm Foerster vom 05.02.1885, in: Kühnert: Briefe und Dokumente (1957), S. 100–103.

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„angewandter“ Forschung ein institutionell-disziplinäres „Leitkonstrukt“ zu verschaffen, das als Bollwerk gegen allzu große Eingriffe in traditionelle Strukturen dienen sollte. Nach dieser Lesart galten ökonomisch verwertbare Forschungsergebnisse nicht als Ziel, sondern als „ungesuchte Mitgift“ von „idealen Bestrebungen“ auf dem Gebiet der theoretischen „Grundlagenforschung“.50 Folgerichtig vermieden es viele Universitätsangehörige, obwohl sie nicht selten von der Zusammenarbeit mit dem produzierenden Gewerbe profitierten, allzu sehr die Möglichkeit der praktischen Anwendungen ihrer Forschungsarbeit herauszustellen bzw. ordneten solche „Praxisbezüge“ ganz in den allgemeinen Kanon des „höheren Geistes der Bildung“ ein.51 Da die deutschen Universitäten eine wichtige „Vorbild- und Orientierungsfunktion“ für andere Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen erfüllten, übernahmen Institutionen wie die Polytechnischen Schulen und die Akademien bestimmte „Leitbilder“ der Hochschulen. Dazu gehörte insbesondere auch die Vorstellung, der Auftrag zur Forschung ließe sich aus sich selbst heraus als „institutioneller Daseinszweck“ definieren.52 Vor diesem Hintergrund waren Bestrebungen, die auf eine Zusammenarbeit zwischen den Universitäten bzw. Technischen Hochschulen und der chemischen Industrie zielten, enge Grenzen gesetzt. Weder ließen sich die Hochschulangehörigen in sämtlichen Fällen als Vertragspartner für Kooperationsvorhaben gewinnen,53 noch gelang beispielsweise die Gründung spezieller, mit der Farbenindustrie eng verbundener Lehrstühle.54 Mit dem Übergang zur Hochindustrialisierung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts erhielten Postulate einer engeren Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft einen neuen Stellenwert. Bereits die erste Weltausstellung in London im Jahre 1851 diente als wichtige Bühne zur Demonstration machtpolitischer Größe, die von den Zeitgenossen auch in Form wissenschaftlichtechnischer Exponate wahrgenommen werden sollte.55 Demzufolge erfreuten sich auch die wissenschaftlichen Instrumente einer zunehmenden staatlichen Aufmerksamkeit. Als sich Ernst Abbe im September 1876 nach Großbritannien begab, um im Rahmen der Londoner Internationalen Ausstellung über die in der Abteilung Biologie ausgestellten Hilfsmittel für mikroskopische

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Vgl. Du Bois-Reymond: Über eine Akademie der deutschen Sprache (1874), S. 8 sowie Helmholtz: Ueber das Verhältniss der Naturwissenschaften zur Gesammtheit der Wissenschaft (1862), S. 182. Vgl. Burchardt: Naturwissenschaftler im Kaiserreich (1988), S. 203. Vgl. Lundgreen: Die Vertretung technischer Expertise (1981), S. 71 sowie Manegold: Geschichte der Technischen Hochschulen (1989), S. 221. Vgl. von Hippel: Auf dem Weg zum Weltunternehmen (2002), S. 61. Vgl. Burchardt: Die Zusammenarbeit zwischen chemischer Industrie, Hochschulchemie und chemischen Verbänden (1979), S. 205. Vgl. Fuchs: Popularisierung, Standardisierung und Politisierung (2002), S. 207.

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Arbeiten zu berichten, fungierte das preußische Kultusministerium als Auftraggeber und Finanzier seiner „Dienstreise“.56 Die zunehmende politischökonomische Verwertbarkeit wissenschaftlicher Forschungsergebnisse führte zu mehreren, parallel verlaufenden Entwicklungen. Zum einen kam es zu einer institutionellen und sozialen Aufwertung der Polytechnischen Schulen und der aus ihnen hervorgehenden Techniker, die als „neue soziale Gruppierung“ noch nicht über das Ansehen der althergebrachten höheren Gesellschaftsschichten (bspw. Bildungsbürgertum und Adel) verfügen konnten und lange Zeit unter dem Verweis auf den „Kulturwert der Technik“ für ihre soziale Anerkennung und die Ebenbürtigkeit mit den traditionellen akademischen Berufen kämpfen mussten.57 Im Jahre 1900 erlangten die nunmehr als „Technische Hochschulen“ fungierenden Einrichtungen schließlich das Recht zur Verleihung eines akademischen Doktorgrades.58 Daneben wuchs die Deutungsmacht der aufstrebenden Naturwissenschaften, getragen durch die jeweiligen Disziplinenvertreter, die sich um eine populäre Vermittlung ihres „Expertenwissens“ bemühten.59 Zunehmend vertraten Naturwissenschaftler wie der Jenaer Zoologe Ernst Haeckel (1834–1919) die Ansicht, die Welt lasse sich ausschließlich anhand „mechanisch-kausaler“ Zusammenhänge, sprich auf der Basis der Erkenntnis von biologisch-physikalischchemischen „Naturgesetzen“, erklären,60 und provozierten auf diese Weise den Widerspruch ihrer Kollegen aus den geisteswissenschaftlichen Fachbereichen, die einerseits solchen Erklärungsansätzen innerhalb ihrer eigenen wissenschaftlichen Arbeiten Raum zugestanden, andererseits aber auch zielgerichtet heuristische „Gegenmodelle“ entwickelten.61 Mit dem Kampf um die Deutungshoheit verband sich das inner- und außeruniversitäre Prestige der Hochschulangehörigen. Der Chemiker August Wilhelm Hofmann, der in maßgeblicher Weise die Forschungsarbeiten zur synthetischen Herstellung von Farben vorantrieb, ließ sich im Jahre 1870 anlässlich seines Rückzuges aus dem Amt des Präsidenten der Deutschen Chemischen Gesellschaft gar als „Herrscher über die Farbenwelt“ verehren.62 Am Beispiel Hofmann zeigt sich, dass die Kultus- und Finanzministerien nun immer stärker bereit waren, das Wachstum der Universitäten finanziell zu unterstützen.63 56 57

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Vgl. Schomerus: Geschichte des Jenaer Zeiss-Werkes (1952), S. 50. Vgl. Fisch: Polytechnische Schulen (1993), S. 28–35. Braun: Zum Verhältnis von Technik und Kultur bei Franz Reuleaux (1996), S. 39. Dietz/Fessner/Maier: Die „Kulturwelt der Technik“ (1996), S. 13. Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel III.1.6. Vgl. dazu Daum: Wissenschaftspopularisierung im 19. Jahrhundert (1998). Vgl. Hoßfeld: Geschichte der biologischen Anthropologie (2005), S. 139–159. Vgl. zu dieser Problematik Oexle: Naturwissenschaft und Geschichtswissenschaft (1998) sowie Demandt: Natur- und Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert (1983). Vgl. Meinel: Hofmann (1992), S. 49. Vgl. Pfetsch: Staatliche Wissenschaftsförderung in Deutschland (1990), S. 118f.

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Um Hofmann die Annahme eines Rufes an die Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin schmackhaft zu machen (er war vorher in Großbritannien tätig gewesen), verpflichtete sich die preußische Regierung, ihm ein neues Institut zu errichten, das palastartige Dimensionen besaß.64 Freilich war die Erhöhung der staatlichen Dotationen im Hinblick auf die Entwicklungen innerhalb der finanziellen Struktur der Universitäten von Hochschule zu Hochschule durchaus verschieden. Die Mittel aus den Kassen der Bundesstaaten gewannen zwar während des 19. Jahrhunderts eine immer wichtigere Rolle für die Unterhaltung der vormals vor allem aus ihrem Korporationsvermögen finanzierten Universitäten. An manchen Institutionen wie beispielsweise der Universität Leipzig oder der Greifswalder Hochschule spielten aber eigene Einkünfte aus dem Vermögens- und Grundbesitz der Hochschule weiterhin eine wichtige Rolle.65 Außerdem waren die Voraussetzungen für die Unterstützung einer neuen „universitären Infrastruktur“, die durch den Übergang zahlreicher wissenschaftlicher Fachbereiche von ehemaligen „Hilfswissenschaften“ hin zu eigenständigen wissenschaftlichen Disziplinen mit einer entsprechenden institutionellen Verankerung in Form des Seminars bzw. Instituts zustande kam,66 von Territorium zu Territorium höchst verschieden. Preußen und die süddeutschen Staaten konnten aufgrund ihres finanziellen Budgets weitaus mehr Gelder für den Ausbau der Hochschulen zur Verfügung stellen, als dies im Rahmen kleinerer Bundesstaaten möglich war.67 Höhere Gesamtausgaben bedeuteten allerdings nicht zwangsläufig, dass der „Pflege der Universitäten“ im Rahmen allgemeiner haushaltspolitischer Richtlinien seitens bestimmter Staaten automatisch ein hoher Stellenwert zukam. So wurde Preußen im Hinblick auf den relativen Anteil der Kultusausgaben am Gesamtbudget von Staaten wie dem Königreich Sachsen deutlich übertroffen, auch das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zeigte sich in dieser Hinsicht wesentlich großzügiger.68 Dafür sorgte allein schon der Umstand, dass der Erhalt der Salana eine wichtige Komponente im Rahmen einer „ernestinischen Prestigepolitik“ spielte, die wie schon zu den Gründungszeiten der Universität69 auch während des gesamten 19. Jahrhunderts gezielt auf die Förderung von Kunst und Wissenschaft und die damit verbundene Legitimierung des „dynastischen Erbes“

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Vgl. Meinel: Hofmann (1992), S. 44. Vgl. Ullmann: „Ponderare non numerare?“ (2001), S. 169f. sowie Tischner: Der Etat der Universität Leipzig im 19. Jahrhundert (2007), S. 380. Vgl. Schubring: Kabinett - Seminar - Institut (2000), S. 274 und 280. Vgl. Cahan: The Institutional Revolution in Physics (1985), S. 23. Vgl. Ullmann: „Ponderare non numerare?“ (2001), S. 161f. sowie Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 76. Bzgl. einer genauen kontextuellen Einordnung der sächsischen Wissenschaftsausgaben vgl. überdies Pfetsch: Zur Entwicklung der Wissenschaftspolitik (1974), insb. S. 57f. Vgl. Bauer/Walther: Aufbrüche (1998), S. 16f.

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setzte.70 Vor allem durch das umsichtige Wirken des Universitätskurators Moritz Seebeck (1805–1884), der auch dem jungen Ernst Abbe eine finanzielle Förderung zuteil werden ließ,71 konnte die Jenaer Universität im Zusammenhang mit den genannten Umständen in ihren Grundpfeilern erhalten werden. An eine nennenswerte institutionelle Ausweitung der Hochschule war aber auf der Basis eines solchen persönlichkeitsgeprägten „Systems der Aushilfen“ nicht zu denken.72 Da im Zuge des universitären Wachstums der ohnehin bestehende Wettbewerb zwischen den einzelnen Hochschulen noch gesteigert wurde, bedeutete diese Situation für die Jenaer Universität am Ausgang des 19. Jahrhunderts eine schwerwiegende Bürde, konnte die Salana doch aufgrund ihrer recht dürftigen Ausstattung in puncto Gehälter und Ausstattung kaum mit den anderen Universitäten mithalten.73 Der gestiegene Stellenwert natur- und technikwissenschaftlicher Forschung, sichtbar u. a. in der zunehmenden militärischen Bedeutung der „Präzisionsmechanik“, für deren Zwecke nach der Gründung des Kaiserreiches Pläne zur Etablierung eines neuen Forschungsinstituts geschmiedet wurden, führte außerhalb der Universitäten zu einer (nicht unumstrittenen) Beteiligung des Reiches an der Finanzierung wichtiger Forschungseinrichtungen, wie sie die im Jahre 1887 gegründete Physikalisch-Technische Reichsanstalt (PTR) verkörperte.74 Das Beispiel der PTR zeigte, dass sich das Engagement der Industrie beim Aufbau neuer Institutionen im Schnittbereich von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft keinesfalls unbedeutend ausnahm, war doch gerade der Industrielle Werner Siemens (1816–1892) maßgeblich für die Etablierung der genannten Anstalt verantwortlich. Eine größere Mitwirkung des Reiches bei der Errichtung der PTR erachtete Siemens aber als unverzichtbar.75 Dieser Sachverhalt verdankte sich vor allem der Tatsache, dass wissenschaftliche Erkenntnisse erst allmählich Eingang in den Produktionsprozess fanden. Keinesfalls teilten sämtliche Fabrikbesitzer das Postulat von Siemens, nur die „naturwissenschaftliche Forschung“ bilde „den sicheren Boden des Fortschritts“ und sei verantwortlich für eine „international leitende Stellung der Industrie eines Landes“.76 Oftmals 70

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Vgl. Jonscher: Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (2004), S. 22 sowie Hahn: Kleinstaaten und Nation (2004), S. 394 und Müller: Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach (2010). Bezüglich der Situation an der Wende zum 20. Jahrhundert vgl. Werner: Bildungsförderung (2006). Vgl. Wittig: Ernst Abbe (1989), S. 41. Vgl. Gerber: Seebeck (2004), S. 337f. und 661ff. Vgl. Gerber/Steinbach: Angst vor der Moderne? (2005), S. 11. Vgl. dazu von Weiher: Vorgeschichte und Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin (1990). Vgl. Cahan: Meister der Messung (1992), S. 85. Vgl. Siemens: Votum betreffend die Gründung eines Instituts für die experimentelle Förderung der exakten Naturwissenschaften und der Präzisionsmechanik (1883), in: ders.: Wissenschaftliche und technische Arbeiten (1891), hier S. 569.

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bildete die jeweilige Sozialisation des Unternehmers einen wichtigen Hintergrund für seine Stellung zu den aufstrebenden mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen. Der Eisen- und Stahlindustrielle Friedrich Alfred Krupp (1854–1902) besaß beispielsweise großes Interesse an den Naturwissenschaften und pflegte auch Kontakt zu diversen Wissenschaftlern. Sein Ansinnen zur Aufnahme eines Universitätsstudiums stieß jedoch bei seinem Vater Alfred Krupp (1812–1887) auf wenig Gegenliebe, hatte dieser doch den Betrieb vor allem aufgrund praktischer Kenntnisse und Erfahrungen geleitet.77 Auch in der jungen Elektroindustrie erforderte der Übergang zu einer forschungsbasierten Fabrikation „tiefgreifende Lernprozesse“.78 Dass zunehmend wissenschaftliche Forschungsergebnisse Eingang in die industrielle Produktion fanden, bedeutete außerdem nicht, dass damit bestimmte handwerkliche Fähigkeiten innerhalb des jeweiligen Betriebes automatisch entbehrlich wurden.79 Ungeachtet ihrer späteren „Schlüsselposition“ war überdies die volkswirtschaftliche Bedeutung einzelner „wissenschaftsbasierter“ Industriezweige wie der Elektrotechnik vor dem Ersten Weltkrieg im Verhältnis zu „klassischen industriellen Sektoren“ (Bergbau, Eisen und Stahl) eher gering.80 Überhaupt vermochte es der 1876 gegründete Centralverband deutscher Industrieller nicht, die Vertreter der verschiedenen Industriebranchen dauerhaft zusammenzuführen; der Verein zur Wahrung der Interessen der Chemischen Industrie Deutschlands, der zunächst dem CVDI beitrat, entschloss sich nur wenige Zeit später, da er vor allem die Interessen der Schwerindustrie (Eisen, Kohle, Stahl) im Verband vertreten sah, seine Mitgliedschaft zu kündigen.81 Zudem ließen sich viele an den Technischen Hochschulen und Universitäten erworbenen (theoretischen) Kenntnisse kaum praktisch verwerten.82 Erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts begann sich ein größerer privater Arbeitsmarkt für die Techniker bzw. Ingenieure zu etablieren.83 Noch in den 1880er-Jahren verzichteten viele Betriebe auf den Einsatz wissenschaftlicher Kenntnisse und Verfahren sowie auf eine standardisierte Überprüfung von Produkterzeugnissen bzw. Rohmaterialien.84 Gerade die Frage nach der richtigen Ausbildung der angehenden 77 78 79 80 81 82 83 84

Vgl. Franke: Friedrich Alfred Krupp und die Naturwissenschaften (2010), S. 131. Vgl. Erker: Die Verwissenschaftlichung der Industrie (1990), S. 73–76. Vgl. Zaun: Innovationen im optischen und feinmechanischen Instrumentenbau (2002), S. 221f. Vgl. König: Elektroindustrie und Elektrifizierung (2002), S. 213f. Vgl. Burchardt: Die Zusammenarbeit zwischen chemischer Industrie, Hochschulchemie und chemischen Verbänden (1979), S. 194. Vgl. Albrecht: Technische Bildung zwischen Wissenschaft und Praxis (1987), S. 576. Vgl. Lundgreen: Ausbildung und Forschung in den Natur- und Technikwissenschaften an den deutschen Hochschulen 1870–1930 (1990), S. 60. Vgl. Radkau: Technik (1989), S. 164 sowie Hilz: Der Eisen- und Stahlbrückenbau des 19. Jahrhunderts (2000), S. 95–110 und Locke: The End of the Practical Man (1984), S. 60–64.

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Ingenieure war stark umstritten. So beschwerten sich in den 1880er- und 1890er-Jahren in großer Zahl Industrielle, Unternehmer und Manager über die Unangepasstheit der Absolventen der Technischen Hochschulen an die Standards der Industrie.85 Stellenweise profitierte der Lehr- und Forschungsbetrieb an den Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen, beispielsweise im Bereich der an den Technischen Hochschulen vertretenen Elektrotechnik, mehr von den gängigen Verfahren in der Industrie, als er in der Lage war, einen „industriellen Output“ zu entfalten.86 Ein wesentliches Hindernis bei der „Verwissenschaftlichung“ der Industrie stellte zudem der „Kostenfaktor“ dar.87 Im Falle der fabrikatorischen Erzeugung von synthetischem Indigo dauerte es siebzehn Jahre, bis eine großdimensionale Produktion eingeleitet werden konnte. Zwar hatten die Firmen BASF und Hoechst bereits vor der Inangriffnahme der Herstellung ein Patent des Chemikers Adolf von Baeyer (1835–1917) erworben, aber der Weg zur großwirtschaftlichen „Produktreife“ gestaltete sich äußerst steinig, mussten dafür doch erst die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden (apparative Ausrüstung, besondere Bedingungen hinsichtlich Form, Material und Verarbeitungsfragen).88 Aus dem gleichen Grund, sprich dem Kostenfaktor, konnte sich Carl Zeiß im Bereich der optischen Industrie zunächst nur schwer dazu entschließen, die von seinem Partner Ernst Abbe konstruierten neuen Meß- und Prüfgeräte auf den Markt zu bringen, wenngleich die Herstellung derartiger Instrumente den Grundstock für die Erweiterung des Fertigungsprogramms von Zeißens Firma am Beginn der 1890er-Jahre bildete.89 Ohnehin musste der Inhaber der Optischen Werkstätte für die Versuche seines Mitarbeiters eine nicht unbeträchtliche Summe Geld aufbringen.90 Vor diesem Hintergrund appellierten Ernst Abbe und Otto Schott bei der Gründung des Glastechnischen Laboratoriums in Jena im Jahre 1884, innerhalb dessen die Erzeugung von optischem Glas auf eine neue wissenschaftliche Grundlage gestellt werden sollte, bewusst an die Beihilfe des preußischen Staates, um auf diese Weise die mit der Geschäftsidee verbundenen „unternehmerischen Risiken“ zu senken.91 Um die wissenschaftliche Forschung besser in die Arbeitsabläufe der Firmen zu integrieren, errichteten die neuen Industrien außerdem 85 86 87 88 89 90 91

Vgl. König: Technical Education and industrial performance in Germany (1993), S. 72. Vgl. König: Technikwissenschaften (1995), S. 283. Vgl. Vordruck des Schreibens von Ernst Abbe an Emil Busch vom 08.12.1884, in: Kühnert: Briefe und Dokumente (1953), S. 125–132, hier S. 126f. Vgl. Schmauderer: Die Stellung des Wissenschaftlers zwischen chemischer Forschung und chemischer Industrie (1976), S. 620f. Vgl. Hellmuth/Mühlfriedel: Zeiss (1996), S. 68. Vgl. Stutz: Instrumentelle Vernunft (2004), S. 400. Vgl. Schreiben Abbes an Otto Schott vom 20.12.1880, in: Kühnert: Briefwechsel (1946), S. 11–14, hier S. 12ff. Schreiben Abbes an Otto Schott vom 24.12.1880, in: Kühnert: Briefwechsel (1946), S. 17–22, hier S. 18f. Vorläufiger Bericht von Abbe und Schott (1882), in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 4 (1928), S. 1–26.

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frühzeitig eigene Forschungsanlagen.92 Die daraus resultierende institutionelle Trennung von Hochschul- und Industrieforschung hatte zur Folge, dass die jeweiligen Entwicklungspfade der Forschungsarbeit in den Hochschulinstituten und den Industrielabors oftmals eigenen Dynamiken und Logiken folgten, wobei bestimmte Einzelaspekte der konkreten wissenschaftlichen Projekte Außenstehenden unter Umständen verschlossen blieben.93 Insgesamt kam es demzufolge während des 19. Jahrhunderts zu einem Prozess der „institutionellen Arbeitsteilung“,94 der im Verhältnis zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft zahlreiche Schnittmengen aufwies (siehe das Beispiel der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt), aber im Hinblick auf die institutionelle Legitimation sowie den gezielten Einsatz von Forschungskapazitäten (Kosten, Erfolgsquote, allgemeines Verständnis der „Nützlichkeit“ von wissenschaftlicher Forschung für den Produktionsprozess) auch deutlich begrenzt blieb. Sowohl die Physikalisch-Technisch Reichsanstalt als auch die Gründung des Glastechnischen Laboratoriums belegen, dass die Industrie zwar zunehmend auf den Einbezug wissenschaftlicher Forschung in den Produktionsprozess setzte, gleichzeitig aber eine solche Vorgehensweise noch zahlreiche unternehmerische Risiken barg, denen die Unternehmen durch eine finanzielle Unterstützung des Reiches bzw. der Länder angemessen begegnen wollten. Diese Ergebnisse lassen hinsichtlich der Beteiligung der Industrie am Ausbau des Bildungs- und Forschungssektors einerseits darauf schließen, dass sich innerhalb der genannten „Schnittmengen“ eine finanzielle Kooperation von Universität und Industrie abzeichnet. Gleichzeitig wird deutlich, dass das Engagement der Industrie im Bereich der Bildungs- und Forschungslandschaft begrenzt bleibt bzw. fraglich ist, welchen Stellenwert die Universitäten innerhalb einer gezielten Unterstützung seitens der Industrie angesichts der im 19. Jahrhundert geschaffenen Vielfalt der Bildungs- und Forschungslandschaft einnehmen werden.

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Vgl. Borscheid: Naturwissenschaft, Staat und Industrie in Baden (1976), S. 61ff. Reinhardt: Forschung in der chemischen Industrie (1997), S. 325 und 328. Vgl. Reinhardt/Travis: Heinrich Caro (2000), S. 217. Vgl. Stichweh: Der Wissenschaftler (1999), S. 190.

III. Private Wissenschaftsförderung als neuer „Eckpfeiler“ innerhalb des „Großbetriebes der Wissenschaft“? Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena im Kaiserreich und in der frühen Weimarer Republik (1886–1923) Einleitend war bereits von dem Sachverhalt die Rede, dass das Engagement der Industrie in der Epoche des Kaiserreichs, insbesondere ab den 1890erJahren, in der Forschungsliteratur unterschiedlich eingeordnet worden ist. Einerseits als „integraler Bestandteil“ der Wissenschaftspolitik und als „Produktivitätsfaktor“ gewertet, wird doch auch auf die Grenzen der industriellen Beteiligung im Rahmen der institutionellen Expansion der Hochschulen hingewiesen.1 In diesem Abschnitt soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle private Wissenschaftsfinanzierung im Rahmen der Universitäten (hier am Beispiel von Jena) beim Ausbau der Wissenschafts- und Bildungslandschaft im späten Kaiserreich spielte. Wie ist das Engagement der optischen Industrie bezüglich der Jenaer Universität einzuordnen (bspw. innerhalb der Universitätsfinanzen sowie im Hinblick auf bestimmte eigene Interessen)? Welche Veränderungen/Konstanten lassen sich unter bestimmten politischen Rahmenbedingungen (Bsp. Erster Weltkrieg) feststellen? Abschließend wird untersucht, welche Wandlungen im Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft innerhalb der Universität beim Übergang zur Weimarer Republik festzustellen sind. Bildeten die jeweiligen Prozesse im Kaiserreich ein „tragfähiges Fundament“ für die weiteren Entwicklungen nach 1918/19? Inwiefern kann von einer „Scharnierfunktion“ des Kaiserreichs in Bezug auf das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft im universitären Rahmen gesprochen werden bzw. mit welchen Zuschreibungen muss diese Charakteristik am Jenaer Beispiel ggf. konkretisiert werden? Als Bezugspunkt des zeitlichen Untersuchungsrahmens fungiert im Zusammenhang mit dem vorangegangenen Abschnitt der „Prozess der institutionellen Ausdifferenzierung des gesellschaftlichen Teilsystems Wissenschaft“, der im 19. Jahrhundert einsetzte2 und Anfang der 1920er-Jahre mit der Gründung neuer Forschungsförderorganisationen (bspw. der „Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft“) an ein vorläufiges Ende stieß.3

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Vgl. Ausführungen in Kapitel I. Vgl. Ausführungen in Kapitel II. Vgl. Szöllösi-Janze: Die institutionelle Umgestaltung der Wissenslandschaft im Übergang vom späten Kaiserreich zur Weimarer Republik (2002), S. 70.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena 1886–1923

1. Die Universität Jena und der allgemeine Ausbau der Bildungs- und Forschungslandschaft im Kaiserreich unter industrieller Beteiligung (1886–1914) 1.1. Private Wissenschaftsfinanzierung, betriebliche Sozialreform, kommunales Engagement: Die Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung (1886–1900) Die Differenzierung und Spezialisierung der einzelnen Fachgebiete ließen die Hochschulen im Verlauf des 19. Jahrhunderts mehr und mehr zu permanenten „Großbaustellen“ werden. Der „Umbau“ zum „wissenschaftlichen Großbetrieb“4 äußerte sich dabei nicht nur in steigenden Personal- und Institutskapazitäten. Auch die Organisation, das Verständnis und die Verwaltung von Lehre und Forschung blieben von bestimmten „Renovierungsund Erweiterungsarbeiten“ nicht verschont. Mit den Seminaren und Instituten waren neue Strukturgebilde innerhalb der Hochschulen entstanden, die, wenngleich sie die alte universitäre Verfassung weitgehend intakt ließen, das traditionelle Gefüge der Universitäten zu sprengen drohten.5 Die neue „Großwissenschaft“, wie sie der Althistoriker Theodor Mommsen (1817–1903) in Anspielung auf die Verhältnisse an den Akademien bezeichnete,6 sorgte für eine neue Wissenschaftskultur im personellen Sinne, wie sie innerhalb eines breiten Spektrums durch den Posten des Institutsdirektors, „zahlreiche weisungsgebundene Mitarbeiter, Professoren minderen Ranges und die verstärkte Heranziehung unbesoldeter Lehrkräfte“ repräsentiert wurde. Zugleich benötigten diese neuen Organisationsformen des allgemeinen Wissenschaftsbetriebes moderne Räumlichkeiten und Apparaturen.7 Dieser Sachverhalt machte sich auch innerhalb des Etats der Jenaer Universität bemerkbar. Die Personalkosten blieben auf hohem Niveau, gleichzeitig stiegen die Ausgaben für Seminare und Institute in deutlichem Maße, 1903 überragten sie bereits die Ausgaben für die Universitätsangehörigen.8 Der immense Anstieg der universitären Bedürfnisse konnte im Hinblick auf die Haushalte der einzelnen Bundesstaaten nicht folgenlos bleiben.

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Vgl. Harnack: Vom Großbetrieb der Wissenschaft (1905), in: Wissenschaftspolitische Reden und Aufsätze (2001), S. 3–9, hier S. 5. Vgl. vom Brocke: Die Entstehung der deutschen Forschungsuniversität, ihre Blüte und Krise um 1900 (2001), S. 386. Vgl. Mommsen: Antwort an Adolf Harnack (Sitzungsberichte der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1890), in: ders.: Reden und Aufsätze (1905), S. 208ff., hier S. 208. Vgl. vom Brocke: Die Entstehung der deutschen Forschungsuniversität, ihre Blüte und Krise um 1900 (2001), S. 387ff. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 90.

Ausbau der Bildungs- und Forschungslandschaft im Kaiserreich

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Auch wenn viele Kultus- und Finanzministerien weiterhin dazu neigten, gerade die Personalzuschüsse in Grenzen zu halten,9 so hinterließen die neuen Erscheinungsformen des „institutionellen Gehäuses“10 anhand eines stark gewachsenen „Betriebskapitals“11 deutliche Spuren in den einzelnen landesherrlichen Schatullen. Im Zeitraum von 1850–1914 nahmen die Ausgaben der Bundesstaaten für Zwecke der Wissenschaft in exorbitanter Weise zu.12 Gemessen an den Gesamtaufwendungen für die Zwecke von Bildung und Forschung im Rahmen der einzelnen Territorien waren die Zuschüsse für die Universitäten allerdings rückläufig.13 Für die Universität Jena waren trotz steigender Ausgaben vor dem Hintergrund einer traditionellen „ernestinischen Prestigepolitik“ ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts innerhalb des „Systems Seebeck“ die Grenzen des im Rahmen der traditionellen Verfassung möglichen Ausbaus erkennbar gewesen.14 Nach langen Debatten hatten sich die „Erhalterstaaten“ der Jenaer Hochschule (Sachsen-WeimarEisenach, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg) gegen Ende der 1870er-Jahre schließlich darauf verständigt, ihre regelmäßigen Beihilfen an die Universität zu erhöhen.15 Damit war aber keineswegs die zukünfige materielle Versorgung der hiesigen Hochschule gewährleistet. Bis in die 1890er-Jahre sah sich beispielsweise der Landtag des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach gezwungen, den Drang der Universität nach deutlichen Mehrbewilligungen entschieden zu bremsen.16 Der allgemeine Aufstieg der Naturwissenschaften war ein Vorgang, der in institutioneller Hinsicht vor allem den Universitäten zu verdanken war.17 Vor diesem Hintergrund und infolge der Erkenntnis der zunehmenden Durchdringung der industriellen Produktion von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen hatte sich Ernst Abbe, wohlwissend um die vielfach unzureichenden Lehr- und Forschungsbedingungen an der hiesigen Universität, bereits in den 1870er-Jahren um den Ausbau der Naturwissenschaften innerhalb

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Vgl. Langewiesche: Die Universität als Vordenker? (2008), S. 204. Vgl. vom Bruch: Wissenschaft im Gehäuse (2000). Vgl. Mommsen: Antwort an Adolf Harnack (Sitzungsberichte der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1890), in: ders.: Reden und Aufsätze (1905), S. 208ff., hier S. 210. Vgl. Pfetsch: Staatliche Wissenschaftsförderung in Deutschland 1870–1975 (1990), S. 117. Vgl. Kriekhaus: Die Entwicklung der universitären Großbetriebe (2005), S. 231. Vgl. Ausführungen in Kapitel II. Vgl. Seifert: Universität und Landtag (2007), S. 31. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 101f. Vgl. vom Brocke: Die Entstehung der deutschen Forschungsuniversität, ihre Blüte und Krise um 1900 (2001), S. 386.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena 1886–1923

der Salana bemüht.18 Im Zuge des ökonomischen Aufstiegs der Optischen Werkstätte nutzte er seine ihm zur Verfügung stehenden finanziellen Möglichkeiten als Unternehmer (er war im Jahre 1876 Teilhaber des Zeiß’schen Unternehmens geworden),19 um seiner Alma Mater finanziell unter die Arme zu greifen und richtete im Jahre 1886 einen so genannten „Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke“ ein, dem er regelmäßige Beihilfen zukommen ließ und den er der Verwaltung des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach anvertraute.20 Der Gedanke einer industriellen Beteiligung an den steigenden Kosten des Wissenschaftsbetriebes war zu diesem Zeitpunkt nicht vollkommen neu. Bereits die Entwicklungen im Umfeld der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt hatten anhand des Engagements von Werner Siemens deutlich gemacht, dass gerade die neuen Industrien (Chemie, Elektrotechnik, Optik) auch zunehmend bereit waren, finanzielle Beihilfen für entsprechende Projekte zu leisten (Siemens u. a. mit der Offerte der Überlassung eines entsprechenden Grundstückes für die PTR).21 Entsprechende Beispiele lassen sich auch außerhalb des Deutschen Reiches finden. So stellte in Dänemark der Brauer Jacob Christian Jacobsen (1811–1887) über die „Carlsberg-Stiftung“ in den 1870er-Jahren ein von ihm eingerichtetes Laboratorium und finanzielle Mittel in Höhe von einer Million Kronen für die Königlich-Dänische-Akademie zur Verfügung; 1882 ernannte er die Stiftung zur Universalerbin seines Nachlasses.22 In England ermöglichten private Stiftungen ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Aufblühen des allgemeinen Wissenschaftsbetriebes.23 Auch in Frankreich erfreute sich die Wissenschaft um 1850 einer großen Popularität, wenngleich es hier nicht zur Entstehung eines breiten Mäzenatentums kam.24 Bereits die spätmittelalterlichen Universitäten hatten über vereinzelte Stiftungen verfügt, deren Stellenwert innerhalb der Universitätsfinanzen keinesfalls unerheblich 18

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Vgl. Denkschrift Abbes vom 04.12.1887, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 28–64, hier S. 33. Abbe war vor allem in Berufungsangelegenheiten tätig geworden. So wurden durch seine Beurteilungen im Jahre 1879 der Mathematiker Johannes Thomae (1840–1921) als ordentlicher Professor und der Logiker Gottlob Frege (1848–1925) zum a. o. Professor an der Jenaer Hochschule ernannt. Des Weiteren hatte sich Abbe als Direktor der Universitätssternwarte um eine Instandhaltung derselben Einrichtung bemüht und auf eigene Kosten seine Dienstwohnung im SchillerGarten herrichten lassen. Zudem war im Jahre 1884 nach Plänen Abbes ein neues Physikalisches Institut entstanden, vgl. Tobies: Mathematik und Physik (1993), S. 307f. Vgl. Hellmuth/Mühlfriedel: Zeiss (1996), S. 86f. Vgl. Kopie der Niederschrift über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 20.05.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 21–25. Vgl. Ausführungen in Kapitel II. Vgl. Glamann: The Carlsberg Foundation (2003), S. 21 und 26. Vgl. Alter: Staat, Wissenschaft, Mäzene (1982), S. 47–74. Vgl. Hanske: Das französische Wissenschaftssystem im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und die Ansätze nichtstaatlicher Wissenschaftsförderung (1990), S. 275.

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gewesen war.25 Lange Zeit galt die Aufmerksamkeit privater Zuwendungen aber vor allem dem sozialen Bereich bzw. der Förderung künstlerischer Bestrebungen. Die „zielgerichtete Förderung des Lehr- und Forschungsbetriebes“ durch Privatpersonen in größerem Umfang entfaltete sich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.26 Dafür war vor allem der wachsende Wohlstand in den großbürgerlichen Reihen verantwortlich.27 Die politischindustrielle „Doppelrevolution“28 führte außerdem in den Jahren zwischen 1850 und 1873 zu einer radikalen Umdeutung der ehemals geltenden Unternehmertugenden. Da die gesellschaftlichen Entwicklungen (Urbanisierung, Bevölkerungswachstum) auf vielen Gebieten ein finanzielles Engagement der Großindustriellen geboten erscheinen ließen, galt nun nicht mehr die einst so gepriesene „Sparsamkeit“, sondern eine „positive Moral des Schenkens“ als vorbildliche Unternehmerpflicht.29 Dazu trat das vielfach propagierte Credo der nationalen Bedeutung von Wissenschaft und Bildung für die Industrie und die allgemeine staatliche Wohlfahrt, das bereits vor der Reichsgründung in Teilen der Unternehmerschaft Anklang gefunden hatte. Wissenschaftsund Bildungseinrichtungen galten überdies als Ausweis einer bedeutenden „Nationalkultur“ und gaben ihren Angehörigen, Bewunderern und Förderern das Gefühl, „nationale Werte- und Leistungsträger“ zu verkörpern.30 Oftmals verwoben sich national-patriotische Affinitäten mit spezifisch regional-lokalen Bezügen. Als beispielsweise der Leipziger Drogengroßhändler Carl Lampe (1804–1889) im Jahre 1852 der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig eine Sammlung von Medikamenten (das sogenannte „Pharmacognostische Museum“) für Studierzwecke vermachte, verwies er in einem Schreiben an die sächsischen Behörden auf seinen Wunsch, „einen Beweis warmen Antheils an der Hochschule des Vaterlandes, ein Schärflein zur Förderung der Wissenschaft, beitragen zu können“.31 Auch die Universität Jena erfreute sich bereits vor der Einrichtung des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke mehrerer Stiftungen. 1881 vermachte ihr der Altenburger Bankier Ernst Ludwig Reichenbach die Summe von 550.000 Mark zur Verbesserung der Professorenbesoldungen und zum Ausbau der Augenheilkunde.32 Maßgebliche Bedeutung erlangte für die Salana auch die Stiftung des aus einer Lübecker Kaufmannsfamilie stammenden Paul von Ritter, der als Anhänger des Jenaer Zoologen Ernst Haeckel in den 1880er-Jahren namhafte Beträge u. a. für die Einrichtung zweier Professuren (für Phylogenie 25 26 27 28 29 30 31 32

Vgl. Hesse: Pfründen, Herrschaften und Gebühren (2005), S. 75ff. Vgl. Herrmann: Staat, Wissenschaft und Wirtschaft (1990), S. 350–355. Vgl. Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 3 (1995), S. 113f. Vgl. ebd. Vgl. Frey: Die Moral des Schenkens (1998), S. 18ff. Vgl. Laitko: Friedrich Althoff und die Wissenschaft in Berlin (1991), S. 75. Zitiert nach Hommel: Carl Lampe (2000), S. 52. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 86f.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena 1886–1923

sowie Geologie und Paläontologie) zur Verfügung stellte.33 Innerhalb der Zuwendungen von Reichenbachs und von Ritters wird deutlich, dass die Zuwendungen von Privatpersonen im Rahmen der Hochschule vielfach an bestimmte Fachbereiche gekoppelt waren, die der jeweilige Spender besonders gefördert wissen wollte. Ernst Abbe beschränkte die Zuweisungen des von ihm gestifteten Ministerialfonds zunächst ganz auf den mathematischnaturwissenschaftlichen Bereich.34 Bei dem Staatsministerium des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, dem Abbe die Verwaltung der Gelder des Ministerialfonds anheim stellte, traf sein durch den Universitätskurator Heinrich Eggeling (1838– 1911) vermittelter Vorstoß auf wohlwollende Annahme.35 Nicht zuletzt erwies es sich als Vorteil, dass Abbe Eggeling durch gemeinsame Studienzeiten in Göttingen freundschaftlich verbunden war.36 Zwar orientierte sich der Jenaer Universitätskurator wie sein Vorgänger August Türcke im Hinblick auf sein Amtsverständnis eher an reinen verwaltungstechnischen Aspekten,37 dem Jenaer Althistoriker Heinrich Gelzer galt er diesbezüglich gar als „von den Regierungen vorgeschobener Defensivposten zur Abwehr jeder Geldbewilligung“.38 Gegen eine Erschließung zusätzlicher Finanzquellen hatte Eggeling verständlicherweise aber wenig vorzubringen.39 Abbe brachte allerdings in der Erklärung über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke deutlich zum Ausdruck, dass er keinesfalls vorhatte, die an der Hochschule beteiligten Regierungen aus ihrer grundsätzlichen Verpflichtung gegenüber der Universität zu entlassen. Private Zuschüsse im Rahmen des genannten Fonds sollten die bundesstaatliche Finanzierung ergänzen, keinesfalls aber zurückdrängen. Abbes eigene Erfahrungen als Privatdozent an einer vielfach nur unzureichend ausgestatteten kleineren Hochschule manifestierten sich außerdem in den einzelnen Bestimmungen über die Verwendung der Gelder. Die neben „sachlichen“ Aufwendungen (Bereitstellung von 33 34

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Vgl. ebd., S. 87f. Vgl. Kopie der Niederschrift über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 20.05.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 21–25, hier Bl. 22f. Darunter rechnete Abbe allerdings auch Zuwendungen an Disziplinen innerhalb der Medizinischen Fakultät, die „nicht speziell medizinischen Interessen“ dienten, vgl. ebd. Vgl. Schreiben von Theodor Stichling an Heinrich Eggeling vom 12.04.1886, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 7f. So vertrat Abbe im Jahre 1896 die Ansicht, sein freundschaftliches Verhältnis zu Eggeling habe die „ersten Wege“ für die Errichtung einer dauerhaften Verbindung von Universität und Industrie „geöffnet“, vgl. Abbe: Gedächtnisrede zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Optischen Werkstätte, in: ders: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 60–101, hier S. 91. Vgl. außerdem Dörband/Müller: Ernst Abbe (2005), S. 342. Vgl. Gerber: Seebeck (2004), S. 62. Zitiert nach Drechsler: Die Universität Jena beim Übergang zum Imperialismus (1958), S. 465. Vgl. Schreiben Eggelings an Staatsminister Stichling vom 01.11.1887, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 20f.

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Hilfsmitteln für die jeweiligen Institute und die Universitätsbibliothek) zulässigen „persönlichen“ Unterstützungen, beide in Form von „regelmäßigen“ und „einmaligen“ Verwilligungen möglich, wollte er vor allem den gegenüber den Lehrstuhlinhabern oftmals benachteiligten Extraordinarien und Privatdozenten zugebilligt wissen, wobei er hervorhob, dass die Leistungen für „persönliche“ Zwecke sich auf einmalige Zahlungen beschränken sollten. Außerdem sollten Ausgaben für größere, selbstständige Bauten nicht getätigt werden. Eine öffentliche Bekanntmachung seiner Aufwendungen für die Jenaer Universität meinte Abbe zunächst vermeiden zu müssen. Außer den Weimarer Behörden, dem Universitätskurator und seiner Frau sollte niemand von seinem Anerbieten gegenüber dem Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach Kenntnis erhalten.40 Diesem Willen entsprach auch die Verwaltung des Ministerialfonds. Die Aufsicht über die Kapitalien übernahm nicht das Rentamt der hiesigen Hochschule, sondern diese wurden direkt dem Staatsministerium unterstellt. Universitätskurator Heinrich Eggeling übernahm die Aufgabe, die von Abbe bereitgestellten Gelder an eine gesonderte Kassenverwaltung zu überweisen.41 Im Jahre 1890 verfügte Abbe sogar, dass Schriftstücke, die den Ministerialfonds betrafen, nicht an die Universitätskuratel, sondern persönlich an Eggeling geschickt werden sollten.42 Die Geheimniskrämerei um den Ministerialfonds hatte zwei maßgebliche Ursachen: Zum einen besaß Abbe vertragliche Verpflichtungen gegenüber seinen Geschäftspartnern Carl Zeiß und Otto Schott, infolge derer er sein Augenmerk zuallererst auf die gedeihliche Entwicklung der Unternehmen zu konzentrieren hatte.43 Des Weiteren war die finanzielle Unterstützung der Universität durch private Kreise eine heikle Angelegenheit. Maßgeblich dafür war der bereits beschriebene Sachverhalt einer zu diesem Zeitpunkt kaum vorhandenen Tradition privater Wissenschaftsfinanzierung sowie die Tatsache, dass trotz sichtbarer Praxisbezüge das Verhältnis der Universität zur Industrie in den Augen vieler Universitätsangehöriger unweigerlich ihr Selbstverständnis als privilegierte Bildungs- und Wissenschaftsinstitution infrage zu stellen schien.44 Das Ansehen Abbes unter seinen Kollegen war nach seinen wissenschaftlichen Erfolgen im Bereich der physikalischen Optik kaum gestiegen. Durch seine Beteiligung an der Optischen Werkstätte betrachteten viele Hochschulwissenschaftler den Jenaer Physiker eher als 40 41 42 43 44

Vgl. Kopie der Niederschrift über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 20.05.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 21–25. Vgl. Kopie der Bestätigung von Kassierer Böhmel (Kasseverwaltung des Ministerialfonds) vom 02.10.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 114. Vgl. Kopie des Schreibens von Heinrich Eggeling an Ministerialdirektor Guyet vom 27.07.1890, in: UASGJ, 5/30, Bl. 248f., hier Bl. 249. Vgl. Schreiben Eggelings an Staatsminister Stichling vom 01.11.1887, in: UASGJ, 5/30, Bl. 72–75, hier Bl. 75. Vgl. Ausführungen in Kapitel II.

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„Instrumentenbauer“ denn als „Theoretiker“.45 Dass ein Hochschulprofessor sich nicht nur für industrielle Belange engagierte, sondern auch direkt als industrieller Teilhaber wirkte, war in den Augen zahlreicher Hochschulangehöriger äußerst befremdlich.46 Außerdem konnten gemäß dem Motto „Wer zahlt, schafft an“ Privatgelder leicht als „Einfallstor“ für fremde Interessen verstanden werden, da für viele Universitätsangehörige die Bereitstellung entsprechender Mittel die Gefahr barg, dass gegebenenfalls Angelegenheiten, die sie als „universitätsintern“ betrachteten, hinter dem Rücken bzw. über den Kopf der Universität hinweg entschieden werden konnten und damit traditionelle Selbstverwaltungsmechanismen zu entfallen drohten.47 Aus diesem Grund bemühte sich Abbe, die Verwendung von Privatmitteln im „Dienst der Universität“ unverdächtig erscheinen zu lassen, keinesfalls sollte der Verdacht aufkommen, es fände die Einmischung eines „Unberufenen“ in universitäre Interna statt. Gemäß Abbes Devise, sowohl sein „nächster Freund“ wie sein „schlimmster Feind“ sollten von seinem Vorgehen profitieren können48 , legte er fest, dass die Entscheidung über die jeweilige Verwendung der Gelder des Ministerialfonds allein dem Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach überlassen werden sollte.49 Gleichwohl wollte Abbe auf ein Mitsprachrecht bei der Zuweisung seiner finanziellen Beihilfen nicht völlig verzichten. In der Niederschrift über den Ministerialfonds wurde festgehalten, dass bei der erstmaligen Auszahlung von Geldern die Wünsche des Kapitalstifters berücksichtigt werden sollten.50 Wenngleich er gegenüber den bundesstaatlichen Behörden stets betonte, dass eine Mitwirkung seinerseits bei der Auswahl des Empfängerkreises weitgehend ausgeschlossen werden müsse51 , zeigt dieses Beispiel doch recht anschaulich, dass sich Abbe trotz dieser Bekundungen mit der Rolle eines reinen materiellen Förderers nicht zufriedengab. Dies kam auch dadurch zum Ausdruck, dass

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Vgl. Feffer: Ernst Abbe, Carl Zeiss and the Transformation of Microscopical Optics (1996), S. 59f. Eggeling notierte im Jahre 1891, dass es Abbe „drückend“ wäre, dass er unter seinen Kollegen als „Geldmacher“ angesehen sei, vgl. Schreiben Eggelings an Staatsrat Guyet vom 07.01.1891, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 115f., hier S. 116. So notierte Abbe in seiner Denkschrift vom 4. Dezember 1887: „Für mich aber würde es eine wirkliche Daseinserschwerung werden müssen, wenn ich mich fortwährend zu wehren haben sollte gegen die Folgen aus der Vermutung, daß ich auf Angelegenheiten anderer einen Einfluß übe oder üben könnte“, vgl. Abbe: Erläuterungen zum Antrag vom 04.12.1887, in: ebd., S. 32–64, hier S. 64. Vgl. ebd. Vgl. Kopie der Niederschrift über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 20.05.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 21–25, hier Bl. 24. Vgl. ebd., Bl. 24f. Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an Heinrich Eggeling vom 01.07.1886, in: ebd., Bl. 27.

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zeitweilige oder andauernde Verwilligungen für Zwecke außerhalb des mathematisch-naturwissenschaftlichen Disziplinenkreises, ungeachtet der freien Verfügungsgewalt des Weimarer Staatsministeriums, einer Rücksprache mit Abbe bedurften. Zudem oblag ihm das Recht einer Einsichtnahme in die Bilanzen des Ministerialfonds.52 Letztlich barg die Erklärung über den Ministerialfonds also einen Kompromiss zwischen Abbes Sorge um die allgemeine Akzeptanz privater Wissenschaftsfinanzierung und seinem Interesse an einer persönlichen Beteiligung innerhalb der weiteren Entwicklung der privaten Finanzierung der Universität.53 Frühzeitig gab Abbe den Weimarer Behörden zu erkennen, dass er gewillt war, die Universität Jena in langfristiger Form zu fördern.54 Diesem Ansinnen entsprach es, dass er nur ca. anderthalb Jahre nach der Einrichtung des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke Pläne entwickelte, um sein Vermögen und seine Geschäftsanteile an den Firmen Zeiss und Schott auf Dauer für Zwecke der hiesigen Hochschule dienstbar zu machen. Um dieses Vorhaben zu verwirklichen, sollte nach Abbes Überlegungen die Jenaer Universität zu gegebener Zeit als Universalerbin seiner finanziellen Hinterlassenschaften fungieren.55 Einen so weitreichenden Schritt glaubte Abbe mit der seiner Ansicht nach sehr günstigen geschäftlichen Entwicklung der Optischen Werkstätte und des Glastechnischen Laboratoriums rechtfertigen zu können. Beiden Unternehmen prophezeite er eine dauerhafte, von äußeren Vorkommnissen weitgehend unbeeinträchtigte, rentable Zukunft.56 Sein Plan stieß bei dem Universitätskurator und den Weimarer Behörden auf großes Interesse, aber auch deutliche Skepsis. Wie bereits zum Zeitpunkt der Einrichtung des Ministerialfonds standen die bundesstaatlichen administrativen Stellen einer ergänzenden privaten Unterstützung des Hochschulbetriebes sehr aufgeschlossen gegenüber. Probleme bereitete aber der Gedanke einer entsprechenden rechtlichen Vereinbarung, da mit einer Übernahme von Abbes geschäftlicher Teilhaberschaft entsprechende Verpflichtungen gegenüber den Firmen verbunden waren, die weder der Universitätskurator noch die Weimarer Regierung einzugehen gewillt waren. Außerdem bildete Abbes nach wie vor betriebene „Geheimniskrämerei“ um den Ministerialfonds ein zentrales Problem hinsichtlich entsprechender Verhandlungen.57 Hier heißt es: 52 53 54 55 56 57

Vgl. Kopie der Niederschrift über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 20.05.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 21–25, hier Bl. 24f. Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel III.1.3. Vgl. Kopie der Niederschrift über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 20.05.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 21–25, hier Bl. 25. Vgl. Schreiben Abbes an Eggeling vom 01.11.1887, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 22ff., hier S. 22 und S. 24. Vgl. ebd., S. 23. Vgl. Kopie des Schreibens von Heinrich Eggeling an Staatsminister Stichling vom 01.11.1887, in: UASGJ, 5/30, Bl. 72–75, hier Bl. 75.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena 1886–1923 Der Schatz, welcher der Universität in Aussicht gestellt ist, wird nicht so leicht zu heben sein. Es wird mit großen Schwierigkeiten verbunden sein, für Abbes Anerbieten die bindende rechtliche Form zu finden und die Großherzogliche Regierung hierbei von Verpflichtungen frei zu halten, welche möglicher Weise doch einmal lästig werden könnten. Die Verhandlungen werden auch durch die von Professor Abbe schon bei der Begründung des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke aufgestellte und jetzt wiederholte Forderung wesentlich erschwert, daß bei seinen Lebzeiten ein strenges Geheimnis bleiben soll, welche Wohltaten er der Universität erweist.

Der Staatsminister Sachsen-Weimar-Eisenachs, Gottfried Theodor Stichling, ließ einen Tag später über seinen Ministerialdirektor Adolf Guyet ausrichten: Diese Sache in eine annehmbare Form zu bringen auf der jetzt von Abbe bezeichneten Basis, hat m. E. die größten Schwierigkeiten, doch muß man das Mögliche versuchen, und ich hoffe, daß Abbe, wenn er sich selbst überzeugt, daß der fette Bissen für eine Staatsregierung zu unverdaulich ist, seine Gabe in anderer Form darzubieten wissen wird.58

Aus diesem Grund suchten die Weimarer Behörden das persönliche Gespräch mit Abbe, um mit ihm über sein Angebot näher zu verhandeln. Bezüglich der zentralen Problematik der Erörterung der „juristischen Verankerung“ des Abbe’schen Anerbietens schlug der Ministerialdirektor des Staatsministers von Sachsen-Weimar-Eisenach, Adolf Guyet, Kurator Eggeling vor, einen juristischen Sachverständigen einzubinden, den er in Person des Regierungsrates Karl Rothe (1848–1921) gefunden zu haben glaubte.59 Abbe erklärte sich diesbezüglich einverstanden, woraufhin er sich am 6. November des Jahres 1887 zusammen mit Guyet, Rothe und Eggeling im Hause des Letztgenannten zu einer eingehenden Besprechung zusammenfand.60 Im Vorfeld hatte Abbe nochmals darum gebeten, die Zusammenkunft mit den Weimarer Regierungsbeamten möglichst unbehelligt vonstatten gehen zu lassen. Diesem Wunsche waren Eggeling, Rothe und Guyet gefolgt.61 Aus Weimar hatten sie wiederum die Losung erhalten, mit Abbe eingehend zu erläutern, was bereits unter den gegenwärtigen Umständen zugunsten der Universität sichergestellt werden konnte und welche Dinge einer zukünftigen Erörterung bzw. Beschlussfassung überlassen werden mussten.62 Ein Durchbruch innerhalb der Verhandlungen wurde erst in den folgenden 58 59 60 61 62

Vgl. Kopie des Schreibens von Ministerialrat Guyet an Eggeling vom 02.11.1887, in: ebd., Bl. 76f. Vgl. Schreiben Guyets an Eggeling vom 03.11.1887, in: ebd., Bl. 76f. Vgl. Kopie des Schreibens von Staatsminister Stichling an Universitätskurator Eggeling vom 05.11.87, in: ebd., Bl. 83ff. Vgl. Kopie des Schreibens von Heinrich Eggeling an Guyet vom 04.11.1887, in: ebd., Bl. 78f. Vgl. Kopie des Schreibens von Staatsminister Stichling an Eggeling vom 05.11.1887, in: ebd., Bl. 83ff.

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Monaten erzielt, als sich im März 1888 mit dem Gedanken der Errichtung einer Stiftung, die vonseiten der Staatsregierung die Rechte einer juristischen Persönlichkeit erhalten sollte, ein Modell abzeichnete, das in der Lage war, einen tragfähigen Kompromiss zwischen Abbes Intentionen, den Interessen Weimars und den Anliegen seiner Geschäftsgenossen zu bilden.63 Eine solche Stiftung, deren Verwaltung Abbe dem Weimarer Staatsministerium zusprach, sollte im Todesfalle Abbes sein Vermögen und seine Geschäftsanteile an den Betrieben Zeiss und Schott erben.64 Neben die Förderung der Universität trat hier der maßgebliche Gedanke Abbes, durch die Einsetzung der Stiftung als Erbin seines Nachlasses die weitere Prosperität der Entwicklung der optischen Industrie sicherzustellen. Die Firmen Zeiss und Schott basierten auf einer engen Verbindung von wissenschaftlicher Forschungsarbeit und industrieller Produktion. Da Abbe sich darüber im Klaren war, dass eine Geschäftspolitik, die auf eine Verbindung von Wissenschaft und Technik setzte, gewisse unternehmerische Risiken erforderte (dies hatte er ja schon hinsichtlich des Aufbaus der Glastechnischen Versuchsanstalt erkannt),65 wollte er sicherstellen, dass der „gewöhnliche Zweck privater Geschäftstätigkeit, der bloße Gelderwerb“, nicht zur „maßgebenden Richtschnur“ der Firmen wurde. Zwar sah er in Bezug auf seine Geschäftspartner Zeiß und Schott in dieser Hinsicht keinen momentanen Anlass zur Besorgnis, aber er war sich bewusst, dass solche Unternehmerstandpunkte nicht zwingend auch von späteren Generationen übernommen werden mussten. Demzufolge konnte für Abbe nur der Staat als übergeordneter Verwalter der „Fürsorge für das wirtschaftliche Wohl seiner Angehörigen“ und der „Pflege allgemeiner Interessen der Wissenschaft und der vaterländischen Industrie“ wirken. Als Beispiel für seine Argumentation führte Abbe das Wirken von Joseph Fraunhofer an. Dieser, so Abbe, habe es vermocht, die technische Arbeit unter die Leitung strenger wissenschaftlicher Theorie zu stellen und damit bedeutende Fortschritte auf dem Gebiet der Optik bewirkt. Allerdings hätten die Nachfolger Fraunhofers sich kaum um die Fortenwicklung seiner Arbeiten gekümmert, sondern seien vor allem an einer kommerziellen Ausbeutung seiner Entdeckungen interessiert gewesen. Die Hinterlassenschaft Fraunhofers, so Abbe, sei demzufolge „engherzigem Geschäftsgeist“ zum Opfer gefallen. Einer solchen Entwicklung wollte Abbe durch die „dauerhafte Einwirkung“ Weimars auf die optische Industrie vorbeugen.

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Vgl. Kopie des Schreibens von Eggeling an Staatsminister Stichling vom 10.03.1888, in: ebd., Bl. 106f. sowie Schreiben von Staatsminister Stichling an Ernst Abbe vom 14.03.1888, in: UACZ, 20538 (unpag.). Vgl. hier sowie im Folgenden den Wortlaut der Denkschrift vom 04.12.1887, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 28–64. Vgl. Ausführungen in Kapitel II.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena 1886–1923

Die Ausarbeitung einer entsprechenden Stiftungsurkunde durch Abbe nahm nochmals einige Monate in Anspruch.66 Im Mai des Jahres 1889 kam es dann zum endgültigen Abschluss der Verhandlungen, als die Vertreter des Weimarer Staatsministeriums sowie Abbe und seine Frau die Stiftungsurkunde und einen Vertrag, der die testamentarische Abtretung des Abbe’schen Vermögens an die Stiftung vorsah, unterzeichneten.67 Die „Pflege der neuen Industrie“ und die „Förderung mathematisch-naturwissenschaftlicher Studien“ bildeten die Hauptzwecke der neuen Stiftung.68 Diesem Aufgabenkreis untergeordnet wurde der Gedanke eines gewissermaßen staatlich garantierten Fortschreitens der geschäftlichen Entwicklungen der Betriebe Zeiss und Schott im „überpersönlichen“ Sinne, wozu Abbe insbesondere auch die immerwährende Berücksichtigung der „Vervollkommnung der technischen Grundlagen“ beider Firmen zählte. Gemäß seiner Erkenntnis von der diesbezüglichen Bedeutung eines festen, spezialisierten Arbeiterstammes wies Abbe der Stiftung auch die „Erfüllung größerer sozialer Pflichten“ zu. Sie sollte vor allem an bereits bestehenden Einrichtungen (hier nannte Abbe das zusammen mit seinen Geschäftsgenossen ausgearbeitete Pensionsstatut vom 3. Dezember 1888) mitwirken. Ferner zählte es zu den Aufgaben der Stiftung, den Bereich der wissenschaftlichen Optik im Rahmen von technischen bzw. wissenschaftlichen Versuchen innerhalb der Betriebe durch die Bereitstellung von entsprechenden finanziellen Mitteln zu unterstützen. Das Kapitalvermögen der neuen Stiftung sollte aus dem Bestand des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke, den bis zum Tode Abbes noch zu tätigenden Zuweisungen an besagten Kapitalstock sowie aus dem zukünftigen Nachlass Abbes bestehen. Außerdem war die Ansammlung von Kapitalien zur Sicherung des finanziellen Rückgrats der Stiftung („Rücklagenfonds“) vorgesehen. Die Universität sollte nach dem Willen Abbes aus den Überschüssen der Reinerträge der beiden Unternehmen sowie den Zinsen der jeweiligen Geschäftsanteile, sofern diese nicht für betriebsinterne Aufwendungen und Verwaltungskosten benötigt wurden, regelmäßige jährliche Zuwendungen sowie einmalige finanzielle Überweisungen in Form von entsprechenden Dotationen des Ministerialfonds erhalten. Die Verwaltung der Gelder wies Abbe allen an der Universität beteiligten Regierungen zu, da

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Vgl. Kopie des Schreibens von Eggeling an Staatsminister Stichling vom 04.11.1888, in: UASGJ, 5/30, Bl. 108f. sowie Kopie des Entwurfes einer Urkunde der Carl-ZeissStiftung vom 10.11.1888, in: ebd., Bl. 152–180. Vgl. Erklärung Abbes sowie Zeugnis des Staatsministeriums von Sachsen-WeimarEisenach vom 19./21. bzw. 23./28.05.1889, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 77 sowie Wortlaut des Erbeinsetzungsvertrages vom 23./28.05.1889, in: ebd., S. 90–96. Vgl. hier sowie im Folgenden Abschrift der Stiftungsurkunde für die Carl-ZeissStiftung vom 19.05.1889, in: UASGJ, 5/24, Bl. 1–23.

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er sichergehen wollte, dass sein Vorhaben angesichts der verwaltungstechnischen Situation der Hochschule praktisch durchsetzbar wurde.69 Gleichzeitig erfüllte er einen Wunsch Weimars, der bereits im Rahmen der Errichtung des Ministerialfonds geäußert worden war, indem er dem Staatsministerium auch die Bildung von entsprechenden finanziellen Rücklagen zur langfristigen Deckung der Fondsausgaben gestattete.70 Neu war außerdem, dass der Wirkungsradius des Ministerialfonds erweitert wurde, indem Gelder zum Neubau, zur Erweiterung oder für die Ausrüstung von Hochschulanstalten sowie für „allgemeine Aufwendungen“, die der ganzen Universität zugute kommen sollten (hier dachte Abbe u. a. an eine Verbesserung der Reliktenversorgung), bewilligt werden konnten. Erneut wies Abbe in diesem Zusammenhang auf den die staatliche Förderung nur „ergänzenden“ Charakter der privaten Wissenschaftsfinanzierung hin. „Allgemeine“ Aufwendungen für die Universität sollten nur im Falle eines ertragreichen Stiftungsvermögens möglich sein und nicht über ein Viertel der regelmäßigen jährlichen Zuwendungen und der Zinsen des zu bildenden Rücklagenfonds hinausgehen. Hinsichtlich seiner eigenen Beteiligung an dem Wirken der Stiftung fand Abbe einen ähnlichen Kompromiss wie bei der Erklärung über den Ministerialfonds. So schloss er eine Beteiligung an der Verwendung der Gelder zwar aus, behielt sich aber das Recht vor, jederzeit Anträge an die Stiftung zu stellen, zudem war bei größeren Ausgabeposten seine Zustimmung erforderlich. Eine öffentliche Bekanntgabe seines Werkes erschien Abbe wie schon im Jahre 1886 nicht angebracht, bis zu seinem Tode sollte die Förderung der Jenaer Universität durch das Abbesche Vermögen dem Blick der Öffentlichkeit entzogen bleiben. Für das Zusammenwirken der staatlich-administrativen Behörden mit der Geschäftsleitung der Firmen Zeiss und Schott war die Bestellung eines „Stiftungsbevollmächtigten“ bei den Betriebsvorständen vorgesehen, die Regierung sollte ihrerseits durch die Nominierung eines entsprechenden höheren Staatsbeamten an der Entwicklung der Unternehmen einen regen Anteil nehmen. Zu Ehren des Gründers der Optischen Werkstätte, dem Abbe das Verdienst zusprach, auf seinem Arbeitsfeld „zielbewußt das Zusammenwirken von Wissenschaft und technischer Kunst angebahnt zu haben“, erhielt die Stiftung den Namen von Carl Zeiß.71 Bald nahm Abbe jedoch von einer testamentarischen Übertragung seines Nachlasses auf die Stiftung Abstand. Ausgehend von der Erkenntnis, dass eine rasche Klärung der Verhältnisse noch zu seinen Lebzeiten geeignet erschien, die spätere Tätigkeit der Stiftung gewissermaßen in die „richtigen 69 70 71

Vgl. Wortlaut der Denkschrift vom 04.12.1887, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 28–64, hier S. 31. Vgl. hier sowie im Folgenden Kopie der Abschrift der Stiftungsurkunde für die CarlZeiss-Stiftung vom 19.05.1889, in: UASGJ, 5/24, Bl. 1–23. Vgl. ebd. sowie Abbe: Nachruf auf Carl Zeiss (1888), in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 2 (1989), S. 339ff.

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Bahnen“ zu lenken und strukturelle Muster eines „modus vivendi“ zwischen den Geschäftsleitungen und der Weimarer Stiftungsverwaltung zu knüpfen, dachte er bereits im Jahre 1891 daran, die Stiftung noch vor seinem Tod zum Empfänger seines Vermögens und seiner Geschäftsanteile zu machen.72 Ein solches Vorgehen erforderte aber zunächst eine gütliche Einigung mit dem Sohn und Erben seines im Jahre 1888 verstorbenen ehemaligen Geschäftspartners, Roderich Zeiß, dem Abbe bereits 1889 vorwarf, er gehe zu wenig unternehmerische Risiken ein und sei nicht bereit, seine Entscheidungen einer „zielbewussten“ Geschäftsführung unterzuordnen.73 Nach langwierigen Verhandlungen zeichnte sich schließlich ab, dass Zeiß Junior bereit war, sich gegen eine entsprechende Abfindung sowie eine sich bis zum September des Jahres 1894 erstreckende Gewinnbeteiligung an den Unternehmen ganz von den Pflichten eines Geschäftsführers bzw. Teilhabers zurückzuziehen.74 Damit war eine für die Weimarer Staatsregierung annehmbare Basis für weitere Verhandlungen geschaffen; hier hatte man frühzeitig darauf gedrängt, möglichst wenig Zugeständnisse gegenüber Roderich Zeiß zu machen.75 Im Juni bzw. Juli 1891 übernahm das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach schließlich das Abbesche Vermögen sowie die Geschäftsanteile Abbes an der Optischen Werkstätte und der Glastechnischen Versuchsanstalt. Parallel erklärte Otto Schott, den Abbe bereits im Verlauf des Jahres 1889 in seine Pläne eingeweiht hatte76 , seine Zustimmung zu den in der Stiftungsurkunde vom Mai 1889 festgehaltenen Bestimmungen.77 Mit dem Abschluss eines separaten Vertrages, der vorsah, dass der Weimarer Staat Schotts Geschäftsanteile an dem Glastechnischen Laboratorium nach dessen Tod erben sollte, wurde Schott gewissermaßen zum „Mitbegründer“ der Carl-Zeiss-Stiftung. Eine Abtretung seines Vermögens an die Stiftung noch zu seinen Lebzeiten erschien Schott jedoch aufgrund der unternehmerischen Risiken, die er bei der Gründung seines Unternehmens eingegangen 72

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Vgl. Kopie des Schreibens von Heinrich Eggeling an Guyet vom 07.01.1891, in: UASGJ, 5/31, Bl. 41f. sowie Niederschrift Abbes vom 13.01. und 24.01.1891, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 116–120 und S. 120–124, hier insb. S. 121. Vgl. Schreiben Abbes an Roderich Zeiß vom 23.11.1889, in: ebd., S. 101–106, hier insb. S. 102. Vgl. Schreiben von Roderich Zeiß an Ernst Abbe vom 26.03.1891, in: ebd., S. 146f. Das Staatsministerium hatte insbesondere die von Abbe vorgeschlagene Variante einer längerfristigen Beteiligung von Roderich Zeiß an den Geschäftserträgen als Verhandlungsbasis abgelehnt und deutlich gemacht, dass für die Weimarer Behörden nur eine Option infrage kam, die zu einem schnellen, möglichst wenig rechtliche und finanzielle Verpflichtungen verursachenden Ausscheiden von Zeiß führte, vgl. dazu Erlaß des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 04.02.1891, in: ebd., S. 126 sowie Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an Ernst Abbe vom 23.02.1891, in: ebd., S. 141. Vgl. Schreiben Abbes an Rothe vom 17.11.1889, in: ebd., S. 100f. Vgl. Wortlaut des Vertrages zwischen Abbe und der Carl-Zeiss-Stiftung vom 17./18.06.1891 bzw. 01.07.1891, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 167– 171.

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war, sowie dem daraus resultierenden Anspruch auf einen eigenen finanziellen Nutzen als unangebracht.78 Parallel übertrug Roderich Zeiß seine Anteile an der Optischen Werkstätte und der Firma Schott & Gen. auf die Carl-Zeiss-Stiftung.79 Die neue rechtliche Situation, die infolge der Abtretung des Abbe’schen Vermögens entstanden war, erforderte eine öffentliche Bekanntgabe der Stiftungsgründung. Dessen war sich Abbe bereits zu Anfang des Jahres 1891 bewusst gewesen, und er hatte gegenüber dem Jenaer Universitätskurator Heinrich Eggeling auch sein diesbezügliches Einverständnis erklärt. Die Bezugsquelle der Gelder des Ministerialfonds sollte aber gemäß Abbes Sorge um die Akzeptanz industrieller Wissenschaftsförderung weiterhin ungenannt bleiben.80 Als zwingend notwendig erwies sich außer der Bekanntgabe der Errichtung der Stiftung auch die Ausarbeitung eines neuen Stiftungsstatuts, da die Urkunde vom Mai 1889 nunmehr als überholt gelten konnte. Diesen Umstand nutzte Abbe, um die Hauptaufgaben der Stiftung stärker auf bestimmte Verpflichtungen gegenüber den Betrieben und ihren Angehörigen zuzuschneiden. An die Stelle des ehemaligen Hauptzweckes der Stiftung, d. h. die Förderung der Jenaer Universität, traten sozialreformerische Bestrebungen. In diesem Zusammenhang sollten Gelder zukünftig auch für „Wohlfahrts- oder gemeinnützige Einrichtungen im Interessenkreis der beiden Unternehmen und ihrer Angehörigen“ aufgewendet werden. Hier dachte Abbe insbesondere an eine Förderung des hiesigen gewerblichen Fortbildungsschulwesens sowie an die Beschaffung ausreichender Badeeinrichtungen an der Saale zum Vorteil der arbeitenden Bevölkerung. Gleichzeitig sollte ein Teil des Rücklagenfonds der Stiftung für Darlehen für die Anschaffung von Wohnhäusern nutzbar gemacht werden. Der Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke hatte nach Abbes Überlegungen aus dem Kapitalbestand der Stiftung auszuscheiden und sollte dem Vermögensbestand der Jenaer Universität zugeschlagen werden. Des Weiteren suchte Abbe der Stiftung ein festes strukturelles Korsett zu verleihen, indem er das Zusammenspiel von Geschäftsleitung und Stiftungsverwaltung näher bestimmen wollte. Der „Bevollmächtigte der Stiftung“ bei der Geschäftsführung der Betriebe sowie der „Stiftungskommissar“, d. h. der Vertreter der Stiftungsverwaltung bei den Betrieben, sollten reguläre „Organe“ der Stiftung bilden. Gemäß dem Ansinnen Abbes, die weitere Entwicklung der Stiftung mitverfolgen zu können und ihrem konkreten Wirken die entsprechende Richtung

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Vgl. Wortlaut des Vertrages zwischen Otto Schott und der Carl-Zeiss-Stiftung vom 17.11/28.12.1891, in: ebd., S. 198–200 sowie Steiner/Hoff: Vom Versuchslaboratorium zum Weltunternehmen (1995), S. 219. Vgl. Wortlaut des Vertrages von Roderich Zeiß mit der Carl-Zeiss-Stiftung vom 17./20.06.1891 bzw. 01.07.1891, in: ebd., S. 171–176. Vgl. Schreiben Eggelings an Guyet vom 07.01.1891, in: ebd., S. 115f.

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zu weisen, wurde er zum Bevollmächtigten der Stiftung bei den Vorständen der Betriebe ernannt (hier hatte ein entsprechender Anstellungsvertrag zu erfolgen). Für seine Lebzeiten behielt sich Abbe in dieser Funktion die Entgegennahme der Jahresrechnungen der Stiftung (ausgenommen waren die Bilanzen des Ministerialfonds) sowie seine Zustimmung zur Erhöhung oder Minderung der regelmäßigen und der außerordentlichen Leistungen für Zwecke der Universität vor, außerdem sollte er jederzeit Anträge in Bezug auf die Universitäts-Sternwarte stellen dürfen.81 Das Amt des kommissarischen Vertreters der Weimarer Regierung bei den Geschäftsleitungen der Firmen übernahm der bereits an den Verhandlungen zur Ausarbeitung des Stiftungsstatuts beteiligte Regierungsrat Karl Rothe.82 Gerade die Funktion des „Stiftungskommissars“ war hinsichtlich des Zusammenwirkens von Geschäftsleitung und Stiftungsverwaltung von zentraler Bedeutung. Abbe hatte zwar seinen Geschäftsanteil dem Weimarer Staat übergeben, wollte aber die beiden Betriebe keinesfalls zu bloßen „Staatseinrichtungen“ im Sinne von reinen staatlichen Befehlsempfängern degradiert wissen. Daher versuchte er, einen Kompromiss bezüglich der Kompetenzen dieses Amtes zu finden, indem er dem Stiftungskommissar einerseits einräumte, möglichst eingehend über alle Angelegenheiten der Betriebe informiert und unterrichtet zu werden, andererseits aber seine generelle Funktion hinsichtlich der Geschäftsangelegenheiten auf eine „beaufsichtigende und beratende“ Funktion beschränkte.83 Außerdem bestand Abbe auf die Einhaltung liberaler Grundsätze bei der Einstellung von Personen innerhalb der Stiftungsbetriebe.84 Die später im neuen Stiftungsstatut festgeschriebene Bestimmung, dass Abstammung, Religionsbekenntnis und Parteizugehörigkeit keine entscheidenden Kriterien für eine Einstellung bei den Stiftungsbetrieben bilden sollten,85 war gewissermaßen als Schutzschirm gegen einen allzu starken „staatlichen“ Charakter der Firmen gedacht.86 Bereits die Tatsache, dass 81

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Vgl. Kopie der Abschrift der Wünsche und Anträge Abbes als Grundlagen für die in Art. IX des Abtretungsvertrages noch vorbehaltenen Vereinbarungen vom 21./23.06.1891, in: UASGJ, 5/24, Bl. 68–87. Vgl. Anlage A zum Abtretungsvertrag (Ministerial-Bekanntmachung vom 24.06.1891), in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 181. Vgl. Abschrift der Wünsche und Anträge Abbes als Grundlagen für die in Art. IX des Abtretungsvertrages noch vorbehaltenen Vereinbarungen vom 21./23.06.1891, in: ebd., S. 184–195, hier S. 185. „In Bezug auf alle unmittelbar oder mittelbar im Dienste der Stiftung stehenden oder in diesen Dienst eintretenden Personen soll stets der Grundsatz gelten: ohne Ansehung der Abstammung und ohne Ansehen der politischen und kirchlichen Stellungnahme“, vgl. ebd., S. 194. Vgl. Statut der Carl-Zeiss-Stiftung von 1896/1906, in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 262–319, hier S. 287. Vgl. Abschrift der Wünsche und Anträge Abbes als Grundlagen für die in Art. IX des Abtretungsvertrages noch vorbehaltenen Vereinbarungen vom 21./23.06.1891, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 184–195, hier S. 193.

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Abbe mit dem Optiker Siegfried Czapski einen Juden zu seinem persönlichen Vertreter und späteren Bevollmächtigten ernannt hatte,87 dokumentierte seine diesbezügliche Haltung. Bezeichnenderweise konvertierte Czapski genau wie sein ihm aus Breslauer Zeiten bekannter Freund, der spätere Chemienobelpreisträger Fritz Haber (1868–1934), zum evangelischen Christentum, um seine Zugehörigkeit zum monarchisch-protestantischen Kaiserreich unter Beweis zu stellen.88 Vier Jahre nach der Unterzeichnung des Abtretungsvertrages gelang es Abbe, den ersten Entwurf einer neuen Stiftungsurkunde fertigzustellen.89 Eine Anerkennung seitens der bundesstaatlichen Behörden fand aber erst ein zweiter Entwurf, den er dem Weimarer Staatsministerium im Mai 1896 unterbreitete.90 Die schließlich genehmigte Stiftungsurkunde spiegelte gemäß Abbes Intentionen in sehr deutlicher Weise den gewachsenen Wirkungskreis der Stiftung sowie ihre vorrangige sozialpolitische Ausrichtung wider.91 Viel ist über Abbes sozial-wirtschaftliche Unternehmungen gestritten worden. Wie Oliver Lemuth zutreffend schreibt, bot das facettenreiche Wirken Abbes in mehreren Dimensionen (Wissenschaft, Sozialpolitik, Industrie) den Zeitgenossen und Historikern ganz unterschiedliche Deutungsmöglichkeiten.92 Am ehesten wird man Abbes Bestrebungen unter der Kategorie eines „funktionalen Denkens“ verorten können, innerhalb dessen sozialreformerische Ansätze und ökonomische Interessen Hand in Hand gingen.93 Die „bürgerliche Gesellschaft“ fungierte dabei als sozial-normativer Wertemaßstab entsprechender Handlungen.94 Die „soziale Frage“, d. h. die Auseinandersetzung mit den Folgen der Industrialisierung und inbesondere die Problematik der Integration der Arbeiter in die wilhelminische Gesellschaft, 87 88 89 90

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Vgl. Müller: Jüdische Mitarbeiter in der Leitungsebene der Firmen Carl Zeiss und Otto Schott (1998), S. 153f. Vgl. Szöllösi-Janze: Fritz Haber (1998), S. 58. Vgl. Motive und Erläuterungen zum Entwurf eines Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom Mai 1895, in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 330–372. Vgl. Schreiben Abbes an das Staatsministerium/Departement des Cultus von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 28.05.1896, in: Schomerus: Werden und Wesen (1995), S. 216–220. Vgl. Stiftungsstatut von 1896/1906, in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 262-319. Vgl. Lemuth: Alles Abbe? (2007), S. 485. Vgl. Plumpe: Menschenfreundlichkeit und Geschäftsinteresse (1997), S. 32. Vgl. vom Bruch: Bürgerliche Sozialreform im deutschen Kaiserreich (1985), S. 83. Entsprechend heißt es im Entwurf Abbes zu einer Neufassung des Stiftungsstatuts aus dem Jahre 1895: „Als ein dringendes Volks- und Staatsinteresse gilt unbestritten die Erhaltung, beziehungsweise Wiedererneuerung eines breiten gesunden Mittelstandes, dessen Glieder noch Vollbürger sein können, nicht hinsichtlich der persönlichen und bürgerlichen Verhältnisse schon auf irgend einer Zwischenstufe zum Helotentum stehen und nicht in ihrer wirtschaftlichen Existenz einem Proletariat, welches nichts mehr zu verlieren hat, verfallen oder jederzeit zu verfallen bedroht sind“, vgl. Motive und Erläuterungen zum Entwurf eines Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung (1895), in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 330–372, hier S. 347.

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bildeten vor allem in den 1890er-Jahren das „zentrale Leitmotiv gelehrtenpolitischen Handelns.“95 Reformen boten die Aussicht auf eine Anpassung der sozialen Ordnung an die neuen Verhältnisse im Sinne einer Stabilisierung der herkömmlichen Gesellschaftsform.96 Für die Unternehmer lag darin auch eine Absicherung ihrer eigenen geschäftlichen Existenz. Gerade Abbe sah in der Umsetzung von Reformen einen Weg, um in wirksamer Weise den Bestrebungen der Sozialdemokratie, deren Positionen er keineswegs teilte, begegnen zu können.97 Die Bandbreite der jeweiligen auf die Gestaltung der innerbetrieblichen Verhältnisse zielenden Konzepte war allerdings sehr groß und entsprechende Ansätze von Firmenbesitzer zu Firmenbesitzer sehr verschieden. Oftmals verbanden sich politische und sozialreformerische Konzepte miteinander. So erließen bereits 1873 die Inhaber der Schnellpressen- und Druckmaschinenfabrik König & Bauer bei Würzburg eine Verordnung, die sich an der Struktur der konstitutionellen Monarchie orientierte.98 In den 1880er-Jahren führte der Berliner Jalousiefabrikant Heinrich Freese (1853–1944) in seinem Betrieb eine Fabrikordnung ein, die neben der Einrichtung von Gremien für die Vertretung der Belegschaft auch die Einführung des Acht-Stunden-Tages vorsah.99 Flankiert wurden diese Entwicklungen von Debatten im Bereich der Nationalökonomie. Vertreter dieser Disziplin bemühten sich in der 95 96 97

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Vgl. vom Bruch: Wissenschaft, Politik und öffentliche Meinung (1980), S. 21. Vgl. vom Bruch: Bürgerliche Sozialreform im deutschen Kaiserreich (1985), S. 82f. „Jede politische Partei sehen wir vor die Alternative gestellt: entweder sie leugnet, daß in unseren wirtschaftlichen Einrichtungen und sozialen Zuständen ernstliche Übel überhaupt vorhanden seien, sie behauptet, alles sei der Hauptsache nach in bester Ordnung und deshalb liege zu Verbesserungen und Reformen Anlaß gar nicht vor; oder sie erkennt solche Übel als wirklich vorhanden an - damit aber auch die Verpflichtung, positiv mitzuarbeiten zu ihrer Beseitigung auf dem Weg gesetzlicher Reform, unbekümmert darum, von welcher Seite dabei Bundesgenossen zu finden man hoffen oder fürchten mag. [...] Wie töricht und unheilvoll nun auch die Verbesserungsideen der Sozialdemokratie befunden werden mögen - keine Ideen haben zu wollen ist ihr gegenüber noch viel törichter und unheilvoller. Läßt man der Sozialdemokratie das Privilegium, die einzige politische Partei zu sein, welche über die Verbesserung der sozialen Zustände noch Ideen hat, so müssen die täglich größer werdenden Kreise derer, denen die Übel, unter welchen sie tatsächlich leiden zum Bewußtsein kommen, mehr und mehr ihre Hoffnung auf die Verwirklichung dieser Ideen setzen und mehr und mehr in dieser Partei die einzige Instanz erblicken, von deren Aktion sie eine Hebung ihrer Lage überhaupt zu erwarten haben“, vgl. Abbe: Welche sozialen Forderungen soll die Freisinnige Volkspartei in ihr Programm aufnehmen? (1894), in: ders: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 1–59, hier S. 2f. Vgl. vom Bruch: Bürgerliche Sozialreform im deutschen Kaiserreich (1985), S. 86. Vgl. Freese: Die konstitutionelle Fabrik (1909). Hier legte Freese rückblickend seine im Rahmen des eigenen Betriebes durchgeführten Maßnahmen dar. Bezeichnenderweise konstatierte er im Jahre 1909 eine „zahlreiche“ Einführung von Arbeiterausschüssen in Betrieben des Staates und der Gemeinden, wonach seiner Meinung nach ein allgemeiner Übergang vom „absoluten“ zum „konstitutionellen“ Fabriksystem vollzogen worden war, vgl. ebd., S. IIIf. (Vorwort). Zu Freese vgl. außerdem Küster: Ein konstitutioneller Fabrikmonarch (1999).

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zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in zunehmender Weise, die Gesetzmäßigkeiten von volkswirtschaftlichen Phänomenen an den nationalstaatlichen Rahmen und moralisch-ethische Wertekategorien zu koppeln.100 Für Ernst Abbe boten solche von bürgerlichen Wertekategorien und einem ökonomischen Kalkül geprägte sozialreformerische Ansätze geeignete Anknüpfungspunkte für die Begründung eines „rechtlichen Arbeitsverhältnisses“, das nach Meinung des Gründers der Carl-Zeiss-Stiftung nicht nur der Arbeiterschaft, sondern auch den Fabrikbesitzern zahlreiche Vorteile eröffnete.101 Auf eine gedeihliche Entwicklung der Unternehmen zielten auch die einzelnen Maßnahmen innerhalb der Gestaltung der allgemeinen Lohnund Arbeitsbedingungen. Die Gehaltszahlungen der Stiftungsbetriebe, die Abbe in einen festen, unwiderruflichen Teil und einen konjunkturabhängigen „Zuschuss“ aufgegliedert sehen wollte, sollten dem Fabrikbesitzer eine größere Flexibilität ermöglichen.102 Auch der effektive Einsatz von „Arbeitsressourcen“ lag nach Abbes Ansichten durchaus im Interesse der Industriellen. Demzufolge plädierte er für eine Verkürzung des Arbeitstages auf acht Stunden, um die „Erhaltung der physischen Kraft und Gesundheit des Volkes“ zu gewährleisten.103 Einer auf ökonomischen Kriterien basierenden Gestaltung der innerbetrieblichen Verhältnisse entsprach es allerdings auch, dass die Befugnisse der Arbeiter der Stiftungsbetriebe nicht allzu weit gefasst wurden. Demzufolge besaß der nach den Bestimmungen des Stiftungsstatuts eingerichtete „Arbeiterausschuss“, der 1897 erstmalig tagte, lediglich ein „Recht auf Anhörung“, der Abschluss von gewerkschaftlich gebundenen Tarifverträgen galt ebenfalls als inopportun.104 Solche Anschauungen wurden auch außerhalb von Jena geteilt. „Höchste Ergiebigkeit“ bilde die „Grundforderung einer vernünftigen und freiheitlichen Wirtschaftsordnung“, urteilte in Stuttgart der Industrielle Robert Bosch (1861–1942) und ließ sich im Bereich der betrieblichen Lohn- und Sozialpolitik ganz vom Pragmatismus des unternehmerischen Standpunktes leiten, die Zahlung hoher Löhne und

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Vgl. Lindenlaub: Firmengeschichte und Sozialpolitik (1969), S. 274–278 sowie vom Bruch: Bürgerliche Sozialreform im deutschen Kaiserreich (1985), S. 63. Vgl. Abschrift der Wünsche und Anträge Abbes als Grundlagen für die in Art. IX des Abtretungsvertrages noch vorbehaltenen Vereinbarungen vom 21./23.06.1891, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 184–195, hier insb. S. 188f. Vgl. Abbe: Über Gewinnbeteiligung der Arbeiter in der Großindustrie (1897), in: ders.: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 102–118, hier S. 116ff. Vgl. Abbe: Welche Forderungen soll die Freisinnige Volkspartei in ihr Programm aufnehmen? (1894), in: ebd., S. 1–59, hier S. 48 sowie Abbe: Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Verkürzung des industriellen Arbeitstages (1901), in: ebd., S. 203– 249, insb. S. 234–238. Vgl. John: Abbes Sozialpolitik in ihrer Zeit (1993), S. 475f. sowie Abbe: Über die Aufgaben des Arbeiterausschusses (1902), in: ders.: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 250–261, hier S. 253f.

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gesunde Arbeitsbedingungen bildeten für ihn Garanten des geschäftlichen Erfolges.105 Sowohl innerhalb der Arbeitgeberschaft als auch in den Reihen der politischen Parteien waren Abbes Bestrebungen hochgradig umstritten. Vielen Unternehmern erschienen Abbes Ideen zu kostspielig und überdies mit „sozialdemokratischen Tendenzen“ behaftet.106 Fabrikbesitzer wie Alfred Krupp und Carl Ferdinand (Freiherr von) Stumm (-Halberg) gewährten soziale Leistungen an die Belegschaft ihrer Unternehmen vor allem, um dadurch ihre Stellung als „Herr im eigenen Hause“ zu untermauern, eine Verrechtlichung der Beziehungen zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerschaft erschien in diesem Zusammenhang eher hinderlich.107 Ebenso zwiespältige Reaktionen erntete Abbe mit seinen sozialreformerischen Konzepten bei seinen Parteifreunden innerhalb der 1893 ins Leben gerufenen Freisinnigen Volkspartei.108 Auch im 1872 gegründeten Verein für Socialpolitik als „bedeutendster organisatorischer Plattform eines auch wissenschaftlich begründeten Reformwillens“109 stießen Abbes Konzepte auf unterschiedliche Reaktionen. Der Berliner Nationalökonom Gustav Schmoller (1838–1917), seines Zeichens einer der maßgeblichen Hauptprotagonisten der genannten Organisation, äußerte sich gegenüber Abbes Anschauungen grundsätzlich positiv, kritisierte aber einige konkrete Vorschläge des Jenaer Industriellen, namentlich die Besteuerung großer Vermögen.110 Auch die Sozialdemokraten beurteilten die im Rahmen der Zeiss-Stiftung getroffenen Vereinbarungen sehr unterschiedlich. Während einige Ideengeber der Arbeiterbewegung in der Errichtung der Stiftung einen Beleg für ihre Anschauungen bezüglich der Möglichkeit zur reformerischen Umgestaltung der herrschenden sozialen Verhältnisse erblickten,111 wurden Abbes Standpunkte von vielen Parteimitgliedern sehr skeptisch beäugt. Sie erblickten in der Carl-Zeiss-Stiftung allerhöchstens einen ersten anfänglichen Schritt, der in seiner Endkonsequenz letztlich in die Einführung von Gewerkschaften münden musste.112 Versuche, die auf eine innerbetriebliche Regelung des Arbeitsverhältnisses unter maßgeblicher Direktive des Unternehmers zielten, erschienen in den Augen vieler Sozialdemokraten als eine Strategie, um den Forderungen der 105 106 107 108 109 110 111 112

Vgl. Mulert: Erfolgsbeteiligung und Vermögensbildung der Arbeitnehmer bei der Firma Fobert Bosch (1985), S. 5. Vgl. Plumpe: Menschenfreundlichkeit und Geschäftsinteresse (1997), S. 12. Vgl. Tenfelde: Krupp und Stumm (2004), S. 239 und 247 sowie Gall: Krupp (2000), S. 222f. Vgl. Wörfel: Liberalismus in den thüringischen Staaten im Kaiserreich (1995), S. 237. John: Abbes Sozialpolitik in ihrer Zeit (1993), S. 479. Vgl. vom Bruch: Bürgerliche Sozialreform im deutschen Kaiserreich (1985), S. 64. Vgl. Schmoller: Ernst Abbes Sozialpolitische Schriften (1907), S. 5 und S. 28. Zu Schmoller vgl. außerdem vom Bruch: Schmoller (1987). Vgl. John: Abbes Sozialpolitik in ihrer Zeit (1993), S. 479. Vgl. Plumpe: Menschenfreundlichkeit und Geschäftsinteresse (1997), S. 12.

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Arbeiterbewegung das Wasser abzugraben. Robert Bosch schrieb in bezeichnender Hinsicht später, er habe angeblich „immer sozialistisch gewählt“, aber von einem Eintritt in die Partei abgesehen, da er als Unternehmer „von den Genossen nur als Ausbeuter betrachtet“ worden sei.113 Befürworter der Abbe’schen Ideen im Bereich der Sozialpolitik fanden sich vor allem im engen lokalen Umfeld des Industriellen und Hochschulangehörigen. So würdigten sein Geschäftspartner Siegfried Czapski, der Physikprofessor Felix Auerbach, der Jurist Eduard Rosenthal und der Staatswissenschaftler Julius Pierstorff die Errichtung der Zeiss-Stiftung als moderne, den Anforderungen der Zeit entsprechende Antwort auf die nur unzureichend gelöste Frage des Verhältnisses von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerschaft.114 Czapski, Rosenthal und Pierstorff fungierten auch als enge Berater Abbes bei der Abfassung des Stiftungsstatuts.115 Gerade Rosenthal setzte sich für eine stärkere Verflechtung von Wirtschaft und Recht ein, 1896 unterstützte er die Verleihung der Ehrendoktorwürde der Juristischen Fakultät an Abbe für sein Stiftungswerk.116 Weitgehende Zustimmung erntete Abbe auch vonseiten der Betriebsangehörigen der Optischen Werkstätte.117 113

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„Der Unternehmer mit sozialem Verständnis störte ja nur. Es stand geschrieben, daß der Philanthrop nur die Bewegung hemmte. Er mußte heftiger bekämpft werden, als der Scharfmacher, denn dieser war ja der Schrittmacher für die Klassenkämpfer“, zitiert nach: Mulert: Erfolgsbeteiligung und Vermögensbildung der Arbeitnehmer bei der Firma Fobert Bosch (1985), S. 4. Vgl. Auerbach: Das Zeiss-Werk und die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena (1903), S. 109: „Und aus der Erkenntniß, daß er [ Ernst Abbe, C.M.] in dem fruchtbaren modernen Labyrinth, das wir ‚soziale Frage‘ zu nennen pflegen, ein Stück Weg, das nach dem Ausgange hinweist, beleuchtet und gangbar gemacht hat, schöpfen wir die Hoffnung und die Ueberzeugung, es werde die Spur seines Wirkens und seines Werkes ‚nicht in Aeonen untergehn!‘“ Czapski: Ernst Abbe als Arbeitgeber (1907), S. 39: „Dass ein solcher Gegensatz [zwischen Arbeiter und Unternehmer, C.M.] vorhanden sei, dass diese moderne Organisation der Arbeit eine vollständige Klassenscheidung eingeführt habe in Unternehmer und Angestellte, darüber hat sich Abbe ja niemals Illusionen hingegeben. Es handelte sich für ihn nur darum, diesen Gegensatz in friedliche Bahnen zu lenken, sodass die Resultante dieses Widerstreites eine solche sei, bei der das allgemeine Volkswohl nicht leide.“ Vgl. des weiteren Pierstorff: Die CarlZeiß-Stiftung (1897), S. 3f.: „Wie die technischen Leistungen des genannten Institutes auf dem Gebiete der angewandten Optik und Feinmechanik unerreicht dastehen und ihm die unbestrittene Führung auf dem bezeichneten Industriegebiete gesichert haben, so ist zugleich in ihm ein privates Arbeitsrecht verwirklicht worden, das den höchsten Anforderungen entspricht, die an ein solches gestellt werden können“. Rosenthal: Ernst Abbe und seine Auffassung von Recht (1910), S. 13: „Daß hier wie in so vielen anderen Beziehungen von dem Schöpfer der Zeiß-Stiftung dem Gesetzgeber der Zukunft die Bahn zur Abhilfe gezeigt wird, ist meine feste Überzeugung.“ Vgl. Flitner/Wittig: Einführung, in: dies.: Optik - Technik - soziale Kultur (2000), S. 11–59, hier S. 40. Vgl. Lingelbach: Rosenthal (2006), S. 21 und 82. Bereits 1891 hatte Abbe von einer positiven Aufnahme seiner Bestrebungen seitens der Betriebsangehörigen berichtet, vgl. Schreiben Abbes an die Stiftungsverwaltung vom 08.07.1891, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 177f.

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Nicht zuletzt sorgte die Stiftungskonstruktion ganz im Sinne Abbes für die allmähliche Etablierung einer spezifischen „Unternehmensidentität“. Vor allem die rechtlichen Absicherungen gaben den Angestellten und Arbeitern der Betriebe das Gefühl einer „privilegierten Stellung“ und banden sie demzufolge psychologisch enger an die hiesigen Firmen.118 Des Weiteren wirkte die Zeiss-Stiftung in langfristiger Hinsicht auch für die Stadt Jena „identitätsstiftend“, verlieh sie ihr doch vor allem nachträglich das Etikett eines an den städtischen Raum gekoppelten erfolgreichen „Aufbruchs in die Moderne“.119 Freilich stießen die Ideen des Stiftungsgründers sowohl im städtischen Raum als auch innerhalb der Behörden des Großherzogtums von SachsenWeimar-Eisenach auf erheblichen Widerstand. Bezeichnenderweise bemühte sich Abbe im Rahmen der Verhandlungen um die Verabschiedung des Stiftungsstatuts um eine Vermittlung seitens des Stiftungskommissars, da er eine direkte Verhandlung mit Weimar für „wenig förderlich“ hielt.120 Die Bereitschaft der amtierenden bundes- und nationalstaatlichen Regierungen, sozialreformerische Bestrebungen zu unterstützen, war an der Wende zum 20. Jahrhundert nicht besonders groß, hatten die bisherigen Entwicklungen doch deutlich gemacht, dass Zugeständnisse in diesen Bereichen nicht zwangsläufig zu einer Zurückdrängung der Arbeiterbewegung führten.121 Die Frage, welche Maßnahmen hinsichtlich der Integration der Arbeiterschaft in die wilhelminische Gesellschaft zu ergreifen waren, wurde in der Landschaft der politischen Parteien höchst unterschiedlich beantwortet.122 Auch im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach verlor die einst gemäßigt liberale Politik des Herrscherhauses in den letzten Jahren der Regentschaft von Großherzog Carl Alexander (1818–1901) angesichts ihrer zunehmenden Schwierigkeiten im Hinblick auf die Bewältigung der zeitgenössischen Herausforderungen deutlich an Rückhalt.123 Dass Großherzog Carl Alexander Abbe für ein „seltenes Beispiel der praktischen Anwendung sozialistischer Ideen“ hielt,124 bedeutete nicht zwingend, dass die Weimarer Behörden auch sämtliche mit dem Stiftungsstatut verbundenen Maßnahmen

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Vgl. Markowski: Arbeitskonflikte bei Zeiss (1997), S. 94. Vgl. Stutz: Jena (1997), S. 300 sowie im übergeordneten Sinne zur Stadt als Ort der Identitätsbildung vgl. Hardtwig: Hochkultur des bürgerlichen Zeitalters (2005), S. 244f. Vgl. Kopie des Schreibens von Abbe an Stiftungskommissar Rothe (ca. 1896), in: UASGJ, 5/62 (unpag.). Vgl. von Berlepsch: „Neuer Kurs im Kaiserreich?“ (1987), S. 439. Vgl. außerdem zur politischen Gesamtsituation Ullmann: Politik im Deutschen Kaiserreich (2005), S. 33ff. Vgl. Ritter/Tenfelde: Arbeiter im Deutschen Kaiserreich (1992), S. 712f. Vgl. Jonscher: Carl Alexander (2004), S. 30. Vgl. Pöthe: Carl Alexander (1998), S. 381.

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befürworteten. Die Wahlerfolge der Sozialdemokratie im eigenen Territorium empfand Carl Alexander als Ausdruck mangelnden Erfolges seiner eigenen Landespolitik und missbilligte sie dementsprechend.125 Zwar war Abbe kein Sozialdemokrat, aber zentrale Kernelemente des deutschen Liberalismus wie das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit wollte er als Mitglied der Freisinnigen Volkspartei gewahrt wissen. Gerade die einstmals liberale Politik im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach verstand Abbe als Gegengewicht zu einem nach seiner Ansicht um die Jahrhundertwende oftmals allzu weitgehenden Eingriff des Staates in die Rechtsbefugnisse seiner Bürger.126 Auseinandersetzungen mit den regionalen und lokalen staatlichen Verwaltungsbehörden traten bereits innerhalb des Projektes der Einrichtung einer öffentlichen Lesehalle auf. 1895 wurde ein entsprechender Verein ins Leben gerufen, der es sich zum Ziel setzte, in Jena in institutioneller Form Zeitungen, Zeitschriften und Bücher der öffentlichen Benutzung zugänglich zu machen. Ein solches Unterfangen stand ganz im Zeichen der Abbe’schen Bestrebungen nach einer Verbesserung der Arbeiterbildung, die ihren Niederschlag auch in der 1896 verabschiedeten Stiftungsurkunde fanden.127 In den Satzungen des Vereins war festgehalten, dass bei der Auswahl des angebotenen Lesestoffs eine „strenge Neutralität gegenüber allen politischen, wirthschaftlichen und religiösen Parteien“ gewahrt werden sollte.128 Daher fanden auch Schriften aus dem Umfeld der Sozialdemokratie ihren Weg in die Bestände der Lesehalle.129 Aufgrund seiner politischen Offenheit stieß das Projekt beim Jenaer Oberbürgermeister und der Verwaltung des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach auf deutlichen Widerstand.130 Finanzielle Fördermittel für die Lesehalle wurden seitens der Stiftungsverwaltung im Januar 1896 nur mit der Auflage genehmigt, dass die Institution nicht zu einem „Agitationsmittel der socialdemokratischen Partei“ herabsinken dürfe.131 Vor allem der kompromisslosen und unnachgiebigen Haltung Ernst Abbes war es zu verdanken, dass das Projekt trotz der zahlreichen Barrieren schließlich doch noch einer Verwirklichung zugeführt wurde.132

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Vgl. Jonscher: Carl Alexander (2004), S. 31. Vgl. dazu Abbe: Die rechtswidrige Beschränkung der Versammlungsfreiheit im Großherzogtum Sachsen, in: ders.: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 170– 202. Vgl. Steinbach: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre (2008), S. 298. Vgl. Satzungen des Lesehallen-Vereins in Jena (1896), S. 3. Vgl. Erstes Bücher-Verzeichnis der Oeffentlichen Lesehalle zu Jena (1899), insb. S. 233. Vgl. Steinbach: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre (2008), S. 299ff. Vgl. Kopie des Schreibens der Stiftungsverwaltung an Ernst Abbe vom 20.01.1896, in: UASGJ, 5/31, Bl. 190f. Vgl. Steinbach: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre (2008), S. 299–307.

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Abbes Erfahrungen im Rahmen des Lesehallenprojekts, die er als „Affront der Stiftungsverwaltung“ betrachtete, sorgten dafür, dass er sich bei der Ausarbeitung des neuen Stiftungsstatuts, wie er selbst schrieb, „für alle Eventualitäten“ bezüglich entsprechender Stellungnahmen der Stiftungsverwaltung wappnete.133 Gerade die Frage der Stiftungsfinanzen, die ja bereits in vorherigen Verhandlungen mit Weimar Anlass zur Sorge gegeben hatte, bot für Abbes Interesse an der Inkraftsetzung eines neuen Stiftungsstatuts einen zentralen Dreh- und Angelpunkt. Als er im Mai 1896 einen zweiten Anlauf zu entsprechenden Verhandlungen mit dem Weimarer Staatsministerium unternahm, verwies er dabei auch auf die Bedeutung der „Zeitfrage“. Die Stiftung habe die Möglichkeit, so Abbe in einem Schreiben an das Kultusdepartement in Weimar, ihre gesamten Schuldverpflichtungen „mit einem Male“ abzustoßen. Ein derartiger Schritt könne aber nicht vor Bekanntgabe der Verfassung der Stiftung erfolgen.134 Die gleiche Argumentation wiederholte Abbe in einem erneuten Schreiben an das Weimarer Kultusdepartement im Juli 1986. Gleichzeitig zeigte er sich in mehreren Punkten, die in Weimar Besorgnis erregten (im Juli 1896 vor allem die geplante Gewinnbeteiligung der Arbeiter und eine Maximalgrenze für die Gehälter der Beamten), unnachgiebig bzw. versuchte Bedenken der bundesstaatlichen Behörden dadurch zu zerstreuen, dass er den Vertretern Weimars zu erkennen gab, dass die entsprechenden Klauseln der Etablierung eines sicheren finanziellen Rückhalts der Stiftung bzw. unternehmerisch-geschäftlichen Standpunkten dienten. Die Limitierung der Beamtengehälter hielt Abbe im Hinblick auf eine „Abwehr ungebührlich hoher Ansprüche“ für notwendig, die im Statut vorgesehene Gewinnbeteiligung der Arbeiter sollte vor allem dazu dienen, unter Anpassung an konjunkturelle Verhältnisse eine Flexibilität der Betriebe im Hinblick auf die Lohngestaltung zu ermöglichen.135 Gegenüber solchen Argumenten zeigte sich das Weimarer Staatsministerium durchaus aufgeschlossen. Nach mehreren Verhandlungen136 erteilte der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach im Juli 1896 schließlich seine Zustimmung zum Entwurf des neuen Stiftungsstatuts.137

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Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an den Stiftungskommisar der Carl-ZeissStiftung vom 03.06.1896, in: UASGJ, 5/62 (teilweise pag.). Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an das Staatsministerium von SachsenWeimar-Eisenach vom 28.05.1896, in: UASGJ, 5/62, Bl. 87–91, hier Bl. 90f. Vgl. Kopie des Schreibens von Abbe an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 26.07.1896, in: ebd., Bl. 97–100, hier Bl. 99f. Vgl. Kopie des Schreibens von Regierungsrat Max Vollert an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 08.07.1896, in: ebd., Bl. 96. Vgl. Kopie Aktennotiz vom 30.07.1896, in: ebd., Bl. 101.

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Wenngleich das im August 1896 ausgegebene Statut der Stiftung, das im Vergleich zur Urkunde aus dem Jahre 1889 statt 17 nunmehr 122 Paragrafen umfasste, die Förderung naturwissenschaftlicher und mathematischer Studien in Forschung und Lehre gegenüber den anderen Aufgaben erst an letzter Stelle benannte,138 wurde die finanzielle Unterstützung der Universität nicht zurückgefahren, sondern nahm im Verlauf der 1890er-Jahre stetig zu.139 Gleichzeitig erweiterte sich das Spektrum des Empfängerkreises. Ab 1893 wurden beispielsweise aus dem ehemals dem Ministerialfonds zugeordneten Kapitalstock140 in regulärer Form (bis zum Jahre 1912) unter anderem Gelder für die Unterstützung von bedürftigen Mitgliedern der Universität abgezweigt.141 Des Weiteren unterstützte die Carl-Zeiss-Stiftung den Neubau einer Universitätsaula, den Abbe bereits im Jahre 1890 befürwortet hatte.142 Für diesen Zweck wurde im Jahre 1897 im Rahmen des Universitätsfonds ein separates Konto eingerichtet, das Gelder für die Beteiligung an den Baukosten ansammeln sollte.143 Auch die Universitätsbibliothek, der bereits seit dem Jahre 1886 Gelder für die Anschaffung von

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Vgl. Kopie des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom August 1896, in: UASGJ 5/57, Bl. 1–60, hier Bl. 1. So hatten die Aufwendungen 1890 noch 10.793,26 Mark betragen, während sie sich im Jahre 1900 bereits auf 76.904,13 Mark beliefen, vgl. Auszug aus der Rechnung des Universitätsfonds pro 1890, in: UASGJ, 5/31, Bl. 137–139 sowie Auszug aus der Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1900, in: UAJ, C 1913, Bl. 102–106. Entsprechend Abbes Anträgen im Zusammenhang mit dem Abtretungsvertrag von 1891 wurde der Ministerialfonds dem Vermögen der Universität zugeschlagen und erhielt rückwirkend die Bezeichnung „Universitätsfonds“. Nach dem Inkrafttreten des Stiftungsstatuts von 1896 wurde dieser ab 1897 der Verwaltung des Universitätsrentamtes unterstellt, vgl. Abschrift der Wünsche und Anträge Abbes als Grundlagen für die in Art. IX des Abtretungsvertrages noch vorbehaltenen Vereinbarungen vom 21./23.06.1891, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 184–195, hier S. 194f. sowie Kopie des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom August 1896, in: UASGJ, 5/57, Bl. 1–60, hier Bl. 51. Vgl. außerdem Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universitätskurator Heinrich Eggeling vom 19.12.1896, in: UAJ, C 1912, Bl. 25. Vgl. Abschrift des Schreibens des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach (Boxberg) an das Rentamt der Universität Jena vom 23.05.1893, in: UAJ, G Abt. II 231, Bl. 1. Auf diese Weise erhielten u. a. Witwen von Universitätsangehörigen eine finanzielle Unterstützung, vgl. ebd. Vgl. Kopie des Schreibens von Eggeling an Guyet vom 16.03.1890, in: UASGJ, 5/30, Bl. 241ff., hier Bl. 242. Vgl. Auszug aus der Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1897, in: UAJ, C 1912, Bl. 88–91. Zu den Rechnungsmodalitäten des Universitätsfonds und der Stiftungsgelder allgemein vgl. das im Anhang A befindliche Kapitel über den allgemeinen Aufbau der Carl-Zeiss-Stiftung und die Zuwendungen an die Universität Jena.

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mathematisch-naturwissenschaftlicher Literatur zur Verfügung gestellt worden waren,144 fand die Aufmerksamkeit der Stiftung. Parallel zur Einrichtung eines „Aulafonds“ wurde für die „Herstellung eines Realkatalogs“ der Bibliothek ein größerer Kapitalstock (anfangs 32.447,16 Mark) angelegt.145 Die „zeitweilige Ansammlung“ von Mitteln zur „Bestreitung größerer Ausgaben“ wurde im Rahmen des Stiftungsstatuts von 1896 (§ 106) genehmigt. Allerdings enthielt die Stiftungsurkunde den diesbezüglichen Zusatz, dass die Höchstsumme entsprechender Gelder das Vierfache vom Jahresbetrag der regelmäßigen Leistungen für die Universität nicht überschreiten dürfe. Ebenso war die Ansammlung von Geldern innerhalb des Rücklagenfonds beschränkt. Neue wiederkehrende Leistungen, deren Fortsetzung nicht ohne Weiteres unterbrochen werden konnte, sollten bei einem bereits hohen Gesamtbetrag regelmäßig ausgezahlter Gelder nicht von dem Universitätsfonds übernommen werden.146 Diese Formulierungen zeigten den Kompromiss, den Abbe hinsichtlich der Aufwendungen für die Universität Jena einging: Das Spektrum der Empfänger von Hilfsleistungen sollte erweitert, der generelle Umfang der Stiftungsgelder aber nicht überstrapaziert werden und die Stiftung zudem nicht in die Rolle eines universitären „Grundlagenfinanziers“ springen. In konkreter Hinsicht stellte der Wortlaut der Stiftungsurkunde von 1896 eine Gratwanderung dar, deren jeweiliger Ablauf von Fall zu Fall im Rahmen der Beteiligten (Stiftungsverwaltung, Stiftungskommissar und Geschäftsleitung) ausgelotet werden musste. Bereits gegen Ende der 1890er-Jahre kam es zu einer entsprechenden Bewährungsprobe. Wie bereits geschildert, hatte die finanzielle Absicherung der institutionellen und personellen Expansion an der Universität Jena im Rahmen des Wettbewerbes mit den anderen Hochschulen in den 1870/80er-Jahren ihre Grenzen erfahren.147 Der an der Jenaer Universität lehrende Nationalökonom Julius Pierstorff (1883–1923) unterbreitete 1897 dem Senat der hiesigen Hochschule eine Denkschrift über die Notwendigkeit einer Reform der Professorengehalte. Darin verglich er die Gehälter an der Salana mit den Salären anderer Hochschulen und kam zu dem Ergebnis, dass trotz (bzw. aufgrund) der Steuerbefreiung der Universitätsangehörigen die Jenaer Universität in puncto Besoldungen den letzten Rang unter den deutschen Hochschulen bekleidete. Seine diesbezüglichen Reformvorschläge liefen vor allem auf eine Abschaffung des bestehenden Steuerprivilegs der Universitätsangehörigen 144

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Vgl. Kopie des Auszuges aus der Rechnung des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke (hs. erstellt von Universitätskurator Heinrich Eggeling am 11.10.1887), in: UASGJ, 5/30, Bl. 67f. Vgl. Auszug aus der Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1897, in: UAJ, C 1912, Bl. 88–91. Vgl. Kopie des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom August 1896, in: UASGJ 5/57, Bl. 1–60, hier Bl. 51. Vgl. Ausführungen in Kapitel II.

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und dessen Ersatz durch eine feste Besoldungsordnung hinaus.148 Die Befreiung der hiesigen Hochschulangehörigen von den kommunalen Abgaben war eine bis in das 16. Jahrhundert zurückreichende Tradition. Sie wurde bis in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts anhand statutarischer Bestimmungen mehrfach erneuert und sollte in den Augen der Befürworter vor allem zu einer Verbesserung der finanziellen Verhältnisse der Universitätsangehörigen führen. Am Vorabend der Jahrhundertwende fanden sich aber immer mehr Stimmen, die das Festhalten an der Steuerbefreiung als unzeitgemäß kritisierten.149 Pierstorff wies in seiner Denkschrift diesbezüglich vor allem auf die soziale Ungleichheit in den universitären Rängen hin, die durch das Steuerprivileg verursacht wurde. Nach seinen Berechnungen profitierten vor allem ohnehin besser gestellte Universitätsangehörige von der geltenden Regelung.150 Pierstorffs Anregungen fanden den Zuspruch von Ernst Abbe. Gerade in dem Vorschlag seines Kollegen zur Abschaffung des Steuerprivilegs und der Einführung einer verbindlichen Gehaltsregelung erblickte der Gründer der Carl-Zeiss-Stiftung, der selbst die vielfach unzureichende finanzielle Ausstattung der Salana in den 1860er- und 1870er-Jahren erlebt hatte,151 ein vielversprechendes Konzept, das geeignet erschien, ein Fortbestehen der Jenaer Universität im Konkurrenzkampf mit den anderen Hochschulen zu gewährleisten.152 Ausgehend von diesem Gesichtspunkt entwarf Abbe daraufhin im August 1898 eine Skizze für ein entsprechendes Gehaltsregulativ. Dieses sah die allmähliche, aber nicht zwanghafte Abschaffung des Steuerprivilegs und die Gewährleistung eines Mindesteinkommens für die Professoren der Universität Jena vor.153 Mit diesen Vorschlägen fand Abbe aber nur teilweise die Zustimmung des Jenaer Universitätskurators Heinrich Eggeling. Dieser beanstandete vor allem die durch die Umsetzung dieses Vorhabens entstehenden hohen Mehrkosten für die Regierungen der sächsisch-ernestinischen Herzogtümer. Wenn nicht entsprechende Gelder zur Verfügung stünden, so notierte der Kurator auf dem Entwurf Abbes, war mit einem weiteren Zurückfallen der Salana im Vergleich mit den anderen Hochschulen zu rechnen. Außerdem befürchtete er bei der Einführung eines „Mindesteinkommens“ den Wegfall des traditionellen „Stachels“ (d. h. des jeweiligen Anreizes durch die Aussicht auf einen individuellen Verhandlungsspielraum bei der finanziellen Entlohnung) im Wettkampf um die besten Professoren. Die Abschaffung des Steuerprivilegs hingegen erschien Eggeling angesichts der zeitgenössischen Umstände unabdingbar, wenngleich er 148 149 150 151 152 153

Vgl. Pierstorff: Denkschrift (1897), insb. S. 22f. und S. 48f. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 79f. Vgl. Pierstorff: Denkschrift (1897), S. 41f. Vgl. Wittig: Abbe (1989), S. 41. Vgl. Auszug des Schreibens von Ernst Abbe an Stiftungskommissar Karl Rothe vom August 1898, in: ThHStAW, Kultusdep. 414, Bl. 92–97, hier Bl. 95. Vgl. Kopie der Skizze eines Gehaltsregulativs von Ernst Abbe vom 27.08.1898, in: UASGJ, 5/31, Bl. 197–204, hier Bl. 203.

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diesen Schritt im Hinblick auf den Etat der Hochschule beklagte.154 Damit war absehbar, dass eine Neuregelung der Besoldungsverhältnisse an der Universität Jena nur erfolgen konnte, wenn es gelang, zusätzliche Gelder zu akquirieren. Aus diesem Grund gab Abbe dem Jenaer Universitätskurator noch im August des Jahres 1898 zu erkennen, dass er grundsätzlich bereit war, gerade vor dem Hintergrund der Diskussionen um eine von Pierstorff angeregte Besoldungsneuordnung den Aufgabenkreis des Universitätsfonds zu erweitern und ihn zur Erleichterung der Verpflichtungen der Erhalterstaaten auch der dauernden Fortführung von Lehrstühlen dienstbar zu machen.155 Ein solches Vorhaben erforderte nach der Ansicht Ernst Abbes eine völlige Neuregelung des Verhältnisses zwischen der Stiftung und der Universität, die das Statut aus dem Jahre 1896, das mit Ausnahme einiger weniger Paragrafen eine Übernahme der geltenden Bestimmungen der Stiftungsurkunde von 1889 verfügt hatte,156 nicht zu leisten imstande war.157 Daher erarbeitete Abbe im September 1898 einen entsprechenden Entwurf zu einem „Ergänzungsstatut“, das als „Beiwerk“ zur Stiftungsurkunde von 1896 in separater Form die Unterstützung der Universität juristisch fixieren sollte. Hier erneuerte Abbe den Kompromiss, den er bereits im Jahre 1889 eingegangen war: Einerseits sollte der Universitätsfonds der Zeiss-Stiftung der Universität Jena „Mittel zu vermehrter Pflege der mathematischen und naturwissenschaftlichen Lehrfächer zuführen“ und zugleich „den an der Universität beteiligten Staaten erleichtern, die Universität angesichts wachsender Anforderungen der Zeit auf gleichem Fuss mit anderen deutschen Hochschulen fortzuführen“. Auf der anderen Seite sollten Aufwendungen, die aus staatlichen oder anderen Fonds bestritten wurden, nur unter der Voraussetzung von der Stiftung übernommen werden, dass die Universität hierbei im Verbleib der ursprünglichen Mittel bliebe. Eine Beteiligung der Stiftung an wiederkehrenden und einmaligen Leistungen, die per definitionem eigentlich von den herzoglichen Regierungen getragen werden mussten, war demzufolge nach Meinung Ernst Abbes nur statthaft, wenn in solchen Fällen die Regierungen ihrerseits sich mit einem namhaften Betrag in die Reihe der Förderer einreihten. Zugleich sollten drastische Erhöhungen und Herabsetzungen der Zuschüsse des Universitätsfonds an die Zustimmung der Geschäftsleitungen und des Stiftungskommissars gekoppelt werden. Im Hinblick auf sein Bestreben, den ergänzenden Charakter der privaten Wissenschaftsfinanzierung zu wahren, schränkte Abbe außerdem die 154 155 156 157

Vgl. Kopie der Bemerkungen Eggelings zu der Abbe’schen Skizze des Gehaltsregulativs vom 27.08.1898, in: ebd., Bl. 205–218. Vgl. Auszug des Schreibens von Ernst Abbe an Stiftungskommissar Karl Rothe vom August 1898, in: ThHStAW, Kultusdep. 414, Bl. 92–97, hier Bl. 95. Vgl. Kopie des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom August 1896, in: UASGJ, 5/57, Bl. 1–60, hier Bl. 51. Vgl. Auszug des Schreibens von Ernst Abbe an Stiftungskommissar Karl Rothe vom August 1898, in: ThHStAW, Kultusdep. 414, Bl. 92–97, hier Bl. 95.

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Überweisungen an den Rücklagenfonds ein. Dieser sollte zu keiner Zeit mehr als ein Fünftel der gesamten Überweisungen an den Universitätsfonds erhalten und zu gegebener Zeit bei einer ausreichenden Kapitaldeckung gar keine finanziellen Mittel mehr zugewiesen bekommen. Des Weiteren war mindestens ein Zehntel von der regelmäßigen jährlichen Überweisung der Stiftung für einmalige Ausgaben verfüglich zu halten; wiederkehrende Leistungen für Bereiche, die nicht zu dem besonderen Interessenkreis der mathematischen und naturwissenschaftlichen Lehrfächer gerechnet werden konnten, durften die Summe eines Zehntels der regelmäßigen Jahresleistung der Stiftung nicht überschreiten.158 Diese Richtlinien Abbes erwiesen sich innerhalb seiner Verhandlungen mit den Weimarer Behörden als zunächst durchaus tragfähig. Gravierende Probleme bereitete aber die mit der immer stärkeren Beteiligung der ZeissStiftung an der universitären Finanzierung unmittelbar aufgeworfene Frage des generellen Einflusses des industriellen Sponsors auf allgemeine Angelegenheiten der Jenaer Hochschule. Die vier an der Verwaltung der Universität beteiligten herzoglich-sächsischen Regierungen, die ganz im Sinne ihrer an anderer Stelle bereits angedeuteten, auf die Steigerung des dynastisch-landesherrlichen Prestiges zielenden allgemeinen politischen Richtlinien großen Wert auf die Bewahrung gültiger verfassungsrechtlicher Normen legten,159 waren kaum geneigt, eine Einschränkung staatlicher Verfügungsgewalten im Bereich der Hochschulpolitik zu akzeptieren. Die Forderung Abbes, die Inhaber der von der Stiftung getragenenen Lehrstellen müssten „volle Lehrfreiheit genießen“ und dürften in der „Ausübung staatsbürgerlicher und persönlicher Rechte in keiner Art unmittelbar oder mittelbar beschränkt werden“,160 provozierte demgemäß deutlichen Widerspruch aus Weimar.161 Aus diesem Grund überarbeitete Abbe seinen ursprünglichen Entwurf vom September 1898 und legte dem Weimarer Kultusdepartement im Juli 1899 eine neue Fassung für ein Ergänzungsstatut vor. In dieser Version war schriftlich festgehalten, dass Leistungen auf den Universitätsfonds „nur so lange übernommen werden, als die Dozenten der Universität Jena volle Lehrfreiheit genießen und weder durch den Anstellungsvertrag, noch disciplinariter in der Ausübung der allgemeinen und persönlichen Rechte beschränkt sind“.162 Damit waren die staatlichen Behörden in Weimar aber immer noch nicht 158 159 160 161 162

Vgl. Kopie des Entwurfes des Ergänzungsstatuts zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom September 1898, in: UASGJ, 5/29, Bl. 232–244. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 47. Vgl. Entwurf Ergänzungsstatut zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom September 1898, in: UASGJ, 5/29, Bl. 232–244, hier Bl. 241. Vgl. Schreiben von Max Vollert an Ernst Abbe vom 17.10.1899, in: UACZ, 12632, Bl. 8. Vgl. Zweiter Entwurf des Ergänzungsstatuts zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom Juli 1899, in: ThHStAW, Thüringisches Volksbildungsministerium C 531, Bl. 2–17, hier Bl. 11.

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zufrieden. Insbesondere gab man Abbe zu verstehen, dass bei einer solchen Formulierung Erlässe in Bezug auf die Ahndung dienstlicher Vergehen (dazu zählte Weimar bezeichnenderweise neben dem Zuwiderhandeln gegen allgemeine Strafgesetze und Amtsverfehlungen auch einen „sittlich anstößigen Lebenswandel“) erschwert würden und man daher einen solchen Wortlaut nicht akzeptieren könne. Um dem Jenaer Physiker und Industriellen das erneute Redigieren seines nunmehr zweiten Entwurfes schmackhaft zu machen, appellierte das Kultusdepartement des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach an dessen Interesse für das weitere finanzielle Wohlergehen der hiesigen Universität. Ohne die Beihilfe der Zeiss-Stiftung, so meinte der seit 1896 als Stiftungskommissar amtierende Weimarer Beamte Max Vollert (1851–1935) in einem Schreiben an Abbe vom 17. Oktober 1899, würde die Hochschule „verkümmern und das Schicksal Wittenbergs, Erfurts und Helmstedts teilen“.163 Da Abbe bereits bei der Errichtung des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke im Jahre 1886 deutlich demonstriert hatte, dass ihm an einem weitgehenden Erhalt der Salana gelegen war, verfehlte diese von der Weimarer Staatsregierung verfolgte Taktik ihre Wirkung nicht. Nur wenige Tage nach dem Erhalt des Vollert’schen Schreibens stellte Abbe eine erneute Überarbeitung des Statuts in Aussicht.164 Allerdings gab er dem Stiftungskommissar auch zu verstehen, dass er nicht bereit war, auf die Einhaltung liberaler Prinzipien bei der Abfassung der jeweiligen Paragrafen völlig zu verzichten. Unter der Vokabel „Pflichten“ wollte Abbe nur die „Amtspflichten“ des jeweiligen Dozenten verstanden wissen, entsprechende „Zuwiderhandlungen“ sollten nicht auf dem einfachen Verwaltungsweg konstatiert werden, sondern setzten nach der Ansicht des Stiftungsgründers ein richterliches Urteil als juristische Basis voraus.165 Die Verkündung des „Gesetzes betreffend die Disziplinarverhältnisse der Privatdozenten“ („Lex Arons“) am 17. Juni 1898 im preußischen Abgeordnetenhaus hatte zum Ausdruck gebracht, dass die Vertretung bestimmter Lehren am Katheder trotz bzw. aufgrund der engen Verbindungen zwischen Hochschule und (bundes-)staatlicher Verwaltung nur im Rahmen vorgegebener politisch-konfessioneller Richtlinien

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Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Max Vollert an Ernst Abbe vom 17.10.1899, in: UACZ, 12632, Bl. 8. Die genannten Universitäten waren im Zuge der durch die französische Expansion ausgelösten Neustrukturierung der deutschen Hochschullschaft zu Anfang des 19. Jahrhunderts verschwunden (Erfurt, Helmstedt) bzw. verlegt worden (Wittenberg nach Halle), vgl. dazu Weiß: Universitätssterben (2010), insb. S. 78–82. Vgl. Schreiben von Ernst Abbe an Max Vollert vom 19.10.1899, in: UACZ, 12632, Bl. 9. Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an Max Vollert vom 18.10.1899, in: UASGJ, 5/57, Bl. 98a.

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toleriert wurde.166 Ohnehin waren die Privatdozenten im Hinblick auf Lebensführung und Finanzkraft oftmals einer „verschärften sozialen Kontrolle“ unterworfen.167 Ein entsprechendes Beispiel lieferte an der Jenaer Universität der Mathematiker Adolf Piltz (1855–1940), dessen soziale Verhaltensnormen (er wurde u. a. einer „anstößigen Lebensführung“ bezichtigt) bei seinen Kollegen deutliche Ablehnung hervorriefen.168 Am 28. Oktober 1899 sandte Abbe eine Neufassung des Ergänzungsstatuts nach Weimar, innerhalb derer er unter dem achten Artikel die Formulierung aufnahm, dass „die Docenten der Universität, dem bisherigen Rechtszustand gemäß, volle Lehrfreiheit genießen und in der Ausübung der allgemeinen staatsbürgerlichen und persönlichen Rechte nicht beschränkt werden sollen“. Als „dieser Bedingung nicht zuwidergehend“ wollte Abbe die „Verpflichtung der Professoren der Theologischen Fakultät“, den „Erlass und die Anwendung von Vorschriften gegen Dozenten wegen Verletzung der aus dem akademischen Amt sich ergebenden Pflichten“, „Zuwiderhandlung gegen die allgemeinen Strafgesetze“, einen „sittlich anstößigen Lebenswandel“ und „Handlungen, die der bürgerlichen Ehre Abbruch thun“, verstanden wissen.169 Obwohl Abbe den Entwurf des Ergänzungsstatuts mehrfach redigiert hatte, blieb er im Hinblick auf die Reaktion Weimars skeptisch. Anlass zur Sorge boten neben dem Konflikt um die hochschulpolitischen Handlungsspielräume zahlreiche Bedenken der bundesstaatlichen Regierungsbehörden bezüglich der finanziellen Tragkraft der Stiftung, ein Umstand, der sich, wie bereits geschildert, auch im Vorfeld der Stiftungsgründung offenbart hatte.170 Beiden Punkten versuchte Abbe zu begegnen, indem er die gegenüber Universitätskurator Eggeling in Aussicht gestellte Beteiligung der Zeiss-Stiftung an der Besoldungsneuordnung sowie eine damit verbundene allgemeine Ausweitung der Stiftungsbeihilfen an die Verabschiedung des Ergänzungsstatuts koppelte.171 Per Vermittlung durch den Kurator der Hochschule, der einerseits Abbe zu beschwichtigen suchte, andererseits auf ein

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Mit dem besagten Erlass wurden die nicht-beamteten Privatdozenten dem Dienststrafverfahren der beamteten Hochschullehrer unterworfen. Vgl. allgemein zu den entsprechenden „Hochschukonflikten“ in der Zeit des Kaiserreiches Huber: Deutsche Verfassungsgeschichte (1982), S. 949–970. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 225. Vgl. Steinbach: „... durch jahrelange Versumpfung jeglichen Halt verloren“ (2008), S. 204ff. Vgl. Entwurf des Ergänzungsstatuts vom Oktober 1899, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 18–32, hier Bl. 27. Vgl. Schreiben von Heinrich Eggeling an Ernst Abbe vom 22.11.1899, in: ThHStAW, Kultusdepartement 414, Bl. 105f. Vgl. Abschrift des Schreibens von Ernst Abbe an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 22.11.1899, in: ThHStAW, Kultusdepartement 415, Bl. 79–82, hier Bl. 80f.

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Einlenken in Weimar drängte,172 fand Abbes Argumentation Gehör bei den bundesstaatlichen Behörden. Zwar war die Weimarer Regierung mit dem Wortlaut des Abbe’schen Entwurfes vom Oktober 1899 immer noch nicht völlig einverstanden, aber Staatsminister Rudolf von Pawel-Rammingen eröffnete den auf der Universitätskonferenz am 9. Dezember 1899 anwesenden Regierungsvertretern, dass er der Meinung sei, der Gründer der Carl-ZeissStiftung werde sich kaum zu weiteren Zugeständnissen bewegen lassen und man dürfe keinesfalls das Zustandekommen des für die Universität so bedeutsamen Ergänzungsstatuts durch weitere Nachbesserungsaufforderungen in grundsätzlicher Weise gefährden.173 Wenngleich die Repräsentanten der übrigen Erhalterstaaten daraufhin erklärten, sie könnten keine Entscheidung treffen, ohne Einsichtnahme in die betreffenden Schriftstücke zu erhalten174 , versperrten sie sich letztlich nicht den Argumentationen des amtierenden Stiftungskommissars Max Vollert, der unter Einwirkung von Universitätskurator Heinrich Eggeling175 eindringlich auf die Bedeutung des Statuts für die Besoldungsreform und den Bau des neuen Universitätsgebäudes verwies. Gerade die Durchführung der Besoldungsneuordnung, so gab Vollert den Ministerien der übrigen sächsisch-ernestinischen Herzogtümer zu verstehen, sei unabdingbar für das weitere Bestehen der Jenaer Universität im reichsweiten Konkurrenzkampf mit den anderen Hochschulen. Außerdem äußerte Vollert gegenüber den Regierungen die Befürchtung, dass Abbe und seine Mitstreiter sich bei einer Ablehnung des Entwurfes von der Universität abwenden und ihr Interesse stärker auf soziale Bestrebungen richten könnten. Auch sei, so schrieb der Stiftungskommissar, nicht ausgeschlossen, dass ohne die Verabschiedung des Ergänzungsstatuts bestimmte Disziplinen außerhalb der Naturwissenschaften von dem Förderkreis der Zeiss-Stiftung ausgeschlossen blieben.176 Vor diesem Hintergrund ging die Rechnung Abbes letztlich auf. Im Januar/Februar des Jahres 1900 erklärten schließlich alle an der Universität beteiligten Staaten ihr Einverständnis mit dem im

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Vgl. in diesem Zusammenhang Schreiben von Heinrich Eggeling an Ernst Abbe vom 22.11.1899, in: ThHStAW, Kultusdepartement 414, Bl. 105f. sowie Schreiben Eggelings an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-WeimarEisenach vom 23.11.1899, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 37f. Vgl. Auszug aus dem Protokoll der Universitätskonferenz vom 09.12.1899 (16.12.1899), hs., in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 42f., hier Bl. 43. Vgl. ebd. Vgl. Schreiben Eggelings an Vollert vom 11.12.1899, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 44f. Vgl. Schreiben Vollerts an die Ministerien der sächsischen Herzogtümer vom 20.12.1899, in: ebd., Bl. 46–58.

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Oktober 1899 vorgelegten Entwurf.177 Im Februar/März desselben Jahres konnte das Ergänzungsstatut schließlich in Kraft treten und wurde in das allgemeine Statut der Carl-Zeiss-Stiftung integriert.178 Damit hatte Abbe den von ihm hinsichtlich der industriellen Förderung der Universität bereits 1886 vollzogenen Kompromiss, der seinem Streben nach der Wahrung einer ergänzend wirkenden privaten Wissenschaftsfinanzierung und seinem Interesse am allgemeinen Ausbau der Universität gleichermaßen Rechnung tragen sollte, erneuert. Seine diesbezüglichen Verhandlungen mit den Weimarer Behörden in den Jahren von 1898–1900 hatten überdies offenbart, dass die bundesstaatlichen Regierungen trotz ihres Interesses an einer gesichteren materiellen Versorgung der Universität Jena nicht bereit waren, der Stiftung infolge ihrer finanziellen Beteiligung am Unterhalt der Hochschule einen allzu weitgehenden Handlungsspielraum in universitären Angelegenheiten einzuräumen. Ob und zu welchen Konditionen die Unterstützung der Industrie im Zusammenspiel mit den staatlichen Behörden und den Universitätsangehörigen die allgemeine Entwicklung der Hochschule zu befördern imstande sein würde, hing also zunächst vor allem von der Kompromissbereitschaft aller an der Tätigkeit der Stiftung beteiligten Akteure (Kultusdepartement, Geschäftsleitungen, Stiftungskommissar, Universitätskuratel) ab.

1.2. Zwischen Subsidiarität und finanzieller Grundlagenstütze: Die Carl-Zeiss-Stiftung und das Problem der allgemeinen Reichweite privater Wissenschaftsfinanzierung Die neuere Forschung hat, wie einleitend dargestellt wurde, die Förderung der Jenaer Universität durch die Carl-Zeiss-Stiftung im Verbund mit dem allgemeinen Ausbau der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft im Kaiserreich in unterschiedlicher Art und Weise interpretiert. Einerseits gilt Jena als Paradebeispiel der Bedeutung des finanziellen Engagements der Industrie, andererseits wird die nach wie vor dominante Rolle der Bundesstaaten auf dem Sektor der Forschungsförderung betont.179 Festzuhalten gilt: Als Abbe 177

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Vgl. Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Altenburg an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 12.01.1900, in: ebd., Bl. 59. Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Meiningen an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 23.01.1900, in: ebd., Bl. 61f. Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Gotha an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 05.02.1900, in: ebd., Bl. 63. Aktennotiz Vollerts vom 14.02.1900 (betreff der Annahme des Statuts durch das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach), in: ebd., Bl. 64. Vgl. Beglaubigte Abschrift des Ergänzungsstatuts zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 08.03.1900, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 65–71. Vgl. exemplarisch: Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 91. Vgl. außerdem die Ausführungen in Kapitel I.

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mit dem Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke den Grundstein für ein institutionalisiertes Verhältnis von Universität und optischer Industrie legte, dachte er vor allem an ein ergänzendes Instrument zur universitären Finanzierung. Keinesfalls sollten die von ihm bereitgestellten Gelder dazu dienen, die an der Verwaltung der Universität beteiligten herzoglichsächsischen Regierungen von ihren grundsätzlichen finanziellen Verpflichtungen zu entbinden, sondern vor allem für zusätzliche, „nützliche und wünschenswerte“ Bedürfnisse im Bereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachbereiche brauchbar gemacht werden, die nicht zwingenderweise der Obhut der bundesstaatlichen Behörden oblagen.180 Wie im vorangegangenen Kapitel bereits geschildert, hatte Abbe aber bis zur Verabschiedung des Ergänzungsstatuts im Jahre 1900 ungeachtet des grundlegend subsidiären Charakters der industriellen Beihilfen den Wirkungskreis der Stiftung beständig erweitert und dem Weimarer Staatsministerium gleichzeitig die Aussicht auf eine Dauerhaftigkeit der industriellen Förderung eröffnet. Als Folge waren die Ausgaben des Ministerialfonds stetig gewachsen. Betrugen sie 1886 noch 4.850 Mark, so belief sich die Bilanz des Jahres 1889 auf mehr als die die doppelte Summe (10.068,94 Mark).181 Obwohl Abbe im Verlauf der 1890er-Jahre die Schwerpunkte der Zeiss-Stiftung zunehmend auf den wirtschaftlich-sozialen Bereich verlagert hatte182 , stiegen die Leistungen für die Universität weiter an. Im Jahre 1900 war die Summe der Aufwendungen des mittlerweile nach dem öffentlichen Bekanntwerden der Stiftung im Jahre 1891 als „Universitätsfonds“ dem Vermögen der hiesigen Hochschule untergliederten Kapitalstocks auf 76.904,13 Mark angestiegen.183 Entsprechend den Überlegungen Abbes, ein Instrument zur industriellen Förderung der Universität zu errichten, das im Hinblick auf seine allgemeinen Modi zwar begrenzt, aber dennoch flexibel agieren und langfristig wirken sollte, legten die Paragrafen der Stiftungsurkunde(-n) zwar bestimmte Obergrenzen und einen spezifischen Empfängerkreis der Stiftungsbeihilfen fest, überließen aber die grundsätzliche Entscheidungsfindung über die Auszahlung von Geldern dem Zusammenspiel der Stiftungsorgane (Weimarer Kultusdepartement, Geschäftsleitungen der Betriebe, Stiftungskommissar).184 Zahlreiche Auseinandersetzungen um die Bewilligung von Geldern für universitäre 180 181

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Vgl. Ausführungen im vorangegangenen Abschnitt. Vgl. Kopien der Auszüge der Rechnungen des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke für 1886 und 1889, in: UASGJ, 5/30, Bl. 68 sowie in: UASGJ, 5/31, Bl. 22– 25. Vgl. Ausführungen im vorangegangenen Kapitel. Vgl. Auszug aus der Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1900, in: UAJ, C 1913, Bl. 102–106. Vgl. Konstituierende Bestimmungen des Stiftungsstatuts von 1896, in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 262–319, hier S. 312f sowie Ergänzungsstatut zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 24.02.1900, in: ebd., S. 320–329, hier S. 321f.

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Zwecke waren die Folge, insbesondere die prinzipielle Höhe der industriellen Beteiligung an der universitären Finanzierung in Form von regelmäßigen Zuschüssen bildete diesbezüglich einen wesentlichen Streitpunkt. Bereits im Rahmen der Besoldungsreform kam es zu Zwistigkeiten. So befand Abbe die seitens des Weimarer Staatsministeriums zunächst aufgestellten Posten für die Pensionen der Universitätsangehörigen als zu hoch, die Einnahmen der Universitätskasse aus den ihr zufließenden Steuern der Akademiker war dagegen nach seiner Meinung zu gering bemessen worden.185 Die bundesstaatlichen Behörden wiederum bemängelten das von Abbe nur sehr niedrig angesetzte Höchsteinkommen für die leitenden Professoren, da man Befürchtungen hegte, dass die Gewinnung hervorragender Gelehrter auf diese Weise unterlaufen werden könnte.186 Erneut fand Abbe einen Kompromiss: Einerseits gab er die Zusage ab, die aus dem Universitätsfonds fließenden Gelder für Zwecke der Besoldungsreform zu erhöhen (von 15.000 auf 30.000 statt der geplanten Summe von 25.000 Mark) und erklärte sich im Namen der Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe bereit, eine diesbezügliche juristische Verpflichtung zu übernehmen. Auf der anderen Seite widersprach er aber dem Vorschlag der Stiftungsverwaltung, mit besonderen Zuschüssen der Stiftung an den Universitätsfonds diesen über den statutarisch festgesetzten Höchstbetrag hinaus zu erhöhen.187 Eine Zustimmung zu diesem Vorhaben führte nach Abbes Ansicht unweigerlich zu einer verminderten Leistungsfähigkeit der Stiftung auf anderen Gebieten, die ebenfalls finanzieller Fürsorge bedurften. Gerade die Summe für gemeinnützige Zwecke war nach Meinung des Stiftungsgründers bisher zu niedrig bemessen worden.188 Eine Verpflichtungserklärung zur Übernahme der Gehaltszahlungen, wie sie Abbe in Aussicht stellte und die im Dezember 1901 auch ihre schriftliche Verwirklichung fand, bedingte aus der Sicht des Stiftungsbevollmächtigten der Geschäftsleitungen außerdem, dass eine Haftbarmachung der Stiftung 185 186 187

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Vgl. Kopie des Protokolls der Besprechung zwischen Abbe, Rothe, Eggeling und Max Vollert vom 14.06.1901, in: UASGJ, 5/67, Bl. 133ff., hier Bl. 133f. Vgl. Schreiben Vollerts an Siegfried Czapski vom 29.11.1900, in: UACZ, 10081, Bl. 29. Das Ergänzungsstatut vom Februar/März 1900 legte fest, dass innerhalb des „Verfügungsfonds“ des Universitätsfonds die Ansammlung größerer finanzieller Mittel nur bis zum Vierfachen des Jahresbetrags der auf den Fonds übernommenen wiederkehrenden Ausgaben erlaubt war. Des Weiteren war auch die Bewilligung außerordentlicher Zuschüsse beschränkt, falls durch diese „unter Hinzurechnung der regelmäßigen Jahresleistung“ dem Universitätsfonds „mehr als die Hälfte der zur Verausgabung verfüglichen Überschüsse der Stiftung“ überwiesen wurde. Eine diesbezügliche Änderung bedurfte des übereinstimmenden Votums von Stiftungskommissar und den Geschäftsleitungen der Betriebe bzw. des einstimmigen Votums der Firmenvorstände, vgl. Beglaubigte Abschrift des Ergänzungsstatuts zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 08.03.1900, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 65–71, hier Bl. 66. Vgl. Kopie des Protokolls der Besprechung zwischen Abbe, Rothe, Eggeling und Max Vollert vom 14.06.1901, in: UASGJ, 5/67, Bl. 133ff, hier Bl. 134f.

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für die entsprechenden Leistungen nur angängig war, wenn der Rücklagenfonds des Universitätsfonds keine genügende Deckung aufwies und bei einer Zahlung von 30.000 Mark ein „mindestens gleicher“ Betrag von den Erhalterstaaten aufgewendet wurde. Außerdem wollte Abbe die Befugnisse der Regierungen hinsichtlich einer Herabminderung der Besoldungen der Universitätslehrer eingeschränkt wissen.189 Nur wenig später kam es zu weiteren Auseinandersetzungen hinsichtlich der generellen Beteiligung der Stiftung an der Finanzierung der hiesigen Universität. Abbe gestand zwar gegenüber dem Weimarer Staatsministerium im März 1902 ein, dass es ihm und seinen Kollegen klar gewesen sei, dass die regelmäßige Überweisung der Stiftung an den Universitätsfonds (im Jahre 1899 bereits eine Summe von 80.000 Mark) angesichts der Inangriffnahme der Besoldungsreform zu niedrig angesetzt worden war, wollte aber einer Erhöhung der Zuwendungen nicht zustimmen, da seiner Meinung nach die laufenden Ausgaben auch ohne zusätzliche industrielle Beihilfen bestritten werden konnten. Zudem lehnte er eine Verstärkung des Rücklagenfonds mit dem Verweis auf die von der Stiftung geplanten Einrichtungen einer Anstalt für Technische Physik und eines Instituts für Technische Chemie ab, wenngleich er eine Rückendeckung für die entsprechenden Professuren in Aussicht stellte.190 Circa zwei Monate später bat jedoch der Weimarer Staatsminister Karl Rothe Universitätskurator Heinrich Eggeling, auf Abbe dahingehend einzuwirken, dass die ständige Summe der Zuweisungen der Stiftung an den Universitätsfonds angesichts steigender Ausgaben (er bezog sich hier auf die bereits von Abbe erwähnten Institute für Technische Physik und Technische Chemie sowie eine geplante Verlegung des Physikalischen Instituts) und im Sinne einer Stärkung des Rücklagenfonds von 80.000 auf 105.000 Mark jährlich erhöht werden möge. Bei einer ablehnenden Haltung Abbes, so das Schreiben Rothes, solle ihm der Universitätskurator einschärfen, dass eine staatliche Genehmigung der von Abbe geplanten Anstalten für Technische Physik und Technische Chemie nur erteilt worden sei, weil die CarlZeiss-Stiftung sich zu einer Kostenübernahme verpflichtet habe.191 Parallel zu ihren Bestrebungen, die Zuschüsse der Stiftung für die Universität zu erhöhen, besaß die Regierung in Weimar vor allem in den ersten Jahren nach der Verabschiedung des Stiftungsstatuts ein großes Interesse an einer langfristigen Sicherung und Vermehrung der Stiftungskapitalien. Demzufolge

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Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an Max Vollert vom 21.06.1901, in: ebd., Bl. 139f. sowie Kopie der Erklärung der Verwaltung der Carl-Zeiss-Stiftung (Rothe, Vollert) vom 18.12.1901, in: ebd., Bl. 145. Vgl. Schreiben Abbes an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 03.03.1902, in: UAJ, C 1913, Bl. 94ff. Zu beiden Einrichtungen vgl. Ausführungen in Kapitel III.1.6. Vgl. Schreiben Karl Rothes an Eggeling vom 27.05.1902, in: UAJ, C 1913, Bl. 125f.

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sollten diverse finanzielle Verpflichtungen zunächst nur mit Vorsicht übernommen und vor allem die Rücklagen des Stiftungsvermögens vergrößert werden.192 Damit wiederum verstieß die Stiftungsverwaltung nach Ansicht Abbes, der bereits darauf gedrungen hatte, die Mittel des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke „bis auf den letzten Pfennig auszugeben“,193 gegen die ihr auferlegten Pflichten. Lediglich wiederkehrende Leistungen sollten nach dem Willen des Stiftungsgründers auch weiterhin seitens der Stiftung nur in vorsichtigem Maße übernommen werden.194 Im Klartext bedeutete dies auch eine vorübergehende Zurückweisung der Ambitionen der Stiftungsverwaltung auf eine höhere Dotation des Universitätsfonds. Zusammen mit seinen Geschäftspartnern Otto Schott, Siegfried Czapski und dem seit 1895 als Mitglied der Geschäftsleitung wirkenden Kaufmann Max Fischer (1857–1930) setzte Abbe ein Schreiben an die Universitätskuratel auf, in dem alle vier Betriebsleiter eine Erhöhung der regelmäßigen Zuweisungen der Stiftung an den Universitätsfonds als nicht zulässig einstuften. Ein Anwachsen der Leistungen für die Universität hätte, so bilanzierte der Brief, ein „Drängen nach einer Steigerung des Reservefonds“ zur Folge und würde der Stiftung „auf Jahre hinaus größere finanzielle Mittel für andere Unternehmen entziehen“. Statt immer neue dauernde Leistungen zu gewähren, sollten Posten für kleinere Aufwendungen frei gehalten werden und die Stiftung sich auf ihre Funktion als „Lückenbüßer“ besinnen. Des Weiteren wollten die Geschäftsleitungen die Zuweisungen an den Rücklagenfonds eingeschränkt wissen, diese sollten nur noch die Hälfte des statutarisch festgelegten Mindestbetrages erreichen können. Außerdem machten Abbe und seine Kollegen den Kurator darauf aufmerksam, dass man zwar eine Verpflichtung bezüglich der Gehaltszahlungen abgegeben habe, aber nicht zu einer dauerhaften Gewährleistung von sachlichen Ausgaben herangezogen werden könne; schließlich seien die herzoglichen Regierungen ja ebenfalls nicht an eine solche Obligation gebunden. Leistungen auf „unbestimmte Zeit“, so das Schreiben weiter, seien außerdem keinesfalls vonseiten des Weimarer Kultusdepartements als dauernde Verpflichtungen zu betrachten. So erachtete Abbe beispielsweise die Neubesetzung von Lehrstühlen als berechtigten Anlass für eine Neuregelung des mit der Lehrstelle verbundenen Gehalts sowie des Institutsetats.195 Gerade die von Abbe, Schott, Czapski und Fischer beabsichtigte Minderung der Zuweisungen an den Rücklagenfonds stieß auf 192 193 194 195

Vgl. Kopie der Abschrift der Erklärung Ernst Abbes vom 11.08.1902, in: UASGJ, 5/35, Bl. 197–202. Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an Eggeling vom 20.10.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 52f. Vgl. Kopie der Abschrift der Erklärung Ernst Abbes vom 11.08.1902, in: UASGJ, 5/35, Bl. 197–202. Vgl. Abschrift des Schreibens von Ernst Abbe an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 15.08.1902, datiert auf den 20.08.1902, in: UAJ, C 1913, Bl. 129–140.

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deutliche Missbilligung in den Reihen des Staatsministeriums von SachsenWeimar-Eisenach. Wie schon bei der Abfassung des Ergänzungsstatuts, versuchte Weimar Abbe unter Hinweis auf die problematische finanzielle Situation der Erhalterstaaten zu einem Einlenken zu bewegen. So gab man dem Stiftungsbevollmächtigten im Oktober 1902 zu erkennen, dass man zwar seinen Antrag im Rahmen der nächsten Universitätskonferenz unterstützen werde, diesbezüglich aber mit Problemen rechnen müsse, da entsprechende Einschränkungen der Dotierungen des Rücklagenfonds unweigerlich zu einer Zurückhaltung des finanziellen Engagements der Regierungen führen würden. In diesem Zusammenhang verwies das Weimarer Kultusdepartement u. a. auch auf Verwilligungen für das Physikalische und das Hygienische Institut, beides Einrichtungen, die von der Zeiss-Stiftung finanzielle Mittel erhalten sollten. Dementsprechend bat man Abbe, er möge auf die Herabsetzung der an den Rücklagenfonds abzuführenden Beträge verzichten bzw. die Minderung nicht dauerhaft gestalten.196 Eine noch im selben Monat abgehaltene Besprechung zwischen der Stiftungsverwaltung und den Geschäftsleitungen der Betriebe führte erneut zu einem Kompromiss. Die Zahlungen an den Rücklagenfonds wurden neu geregelt, indem dieser vom 1. Januar 1903 ab nicht mehr einen genau bezifferten Betrag (bisher ein Fünftel der regelmäßigen Jahresleistung der Stiftung an die Universität) erhalten, sondern aus dem am Ende eines Rechnungsjahres verbliebenen Betrag des Verfügungsfonds (nicht über ein Fünftel bezüglich ein Zehntel der regelmäßigen Jahresleistung) gespeist werden sollte. Zusätzlich war vorgesehen, den Rücklagenfonds durch außerordentliche Zuwendungen zu stärken. Alle fünf Jahre sollten zu diesem Zweck je 100.000 Mark an den entsprechenden Kapitalstock abgeführt werden. Des Weiteren erklärte sich die Stiftung bereit, neue Verpflichtungen einzugehen. Dazu zählte ein weiterer Zuschuss zum neuen Universitätsgebäude (hier hatte die Stiftung bereits 300.000 Mark bereitgestellt), die damit einhergehende Übernahme der Kosten eines Neubaues des Mineralogischen Instituts (bis zu einem Höchstbetrag von 150.000 Mark)197 sowie die Errichtung einer Seismologischen Anstalt in der Universitätssternwarte (nebst Unterhaltungskosten).198 196 197

198

Vgl. Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an Ernst Abbe vom 02.10.1902, in: ebd., Bl. 160ff. Die Mineralogische Anstalt befand sich auf dem Gelände des in Aussicht genommenen Bauplatzes und sollte nach den ursprünglichen Plänen im neuen Universitätsgebäude untergebracht werden. Abbe hielt diesem Plan jedoch entgegen, dass damit der gesamte Bau, insbesondere durch die Aufnahme der Sammlungen und eines Laboratoriums, „maßgeblich erschwert werde“, und plädierte bereits im August 1902 für die Errichtung eines separaten Gebäudes für das Mineralogische Institut anhand von Stiftungsmitteln, vgl. Abschrift des Berichtes von Stiftungskommissar Max Vollert an das Kultusdepartement in Weimar vom 20.08.1902, in: UAJ, C 690, Bl. 3f. Vgl. Kopie der Niederschrift der Besprechung der Organe der Carl-Zeiss-Stiftung vom 29.10.1902, in: UASGJ, 5/68, Bl. 149–152.

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Da der grundlegende Mechanismus der Bewilligung von Stiftungsbeihilfen für die Universität aber beibehalten wurde, waren trotz solcher Absprachen auch die folgenden Jahre von einem stets aufs Neue ausgeloteten Ermessensspielraum der Stiftungsgelder gekennzeichnet. Bereits 1905 ergriff der Universitätskurator die Initiative zu einer erneuten Aufstockung der regelmäßigen Zuweisungen der Stiftung an den Universitätsfonds.199 Sein Vorstoß wurde von den Geschäftsleitungen der Betriebe mit dem Hinweis, dass die Mittel für die Universität bereits „einen das Maß des Vorsichtigen überschreitenden Umfang“ angenommen hätten, entschieden zurückgewiesen. Keinesfalls, so schloss ein diesbezügliches Schreiben des Vorstandes der Optischen Werkstätte, könne man „laufend neue Verpflichtungen“ übernehmen.200 Vor allem Eigeninteressen der Firmen wie beispielsweise notwendige Investitionen in den Ausbau der Betriebe oder konjunkturelle Probleme bildeten die Hauptgründe für eine solche Zurückhaltung.201 Dementsprechend verwiesen die Firmenvorstände vielfach auf die Bestimmungen des Stiftungsbzw. Ergänzungsstatuts, um die ergänzende Funktion der Stiftungsleistungen für die Universität zu unterstreichen und waren gerade bei größeren Aufwendungen darauf bedacht, eine angemessene Beteiligung der Erhalterstaaten zu erwirken.202 Insbesondere im Rahmen einer im Jahre 1909 erneut aufflammenden Diskussion um die Gehaltsbezüge der Jenaer Professuren203 199 200

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203

Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane (No. 190) vom 03.06.1905, in: UASGJ, 5/45, Bl. 35ff. Vgl. Abschrift des Schreibens von Max Fischer an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 08.06.1905, in: UAJ, C 1914, Bl. 136f. Vgl. exemplarisch Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane (No. 190) vom 03.06.1905, in: UASGJ, 5/45, Bl. 35ff. sowie Kopie des Schreibens von Max Vollert an die Geschäftsleitung der Fa. Zeiss vom 31.12.1908, in: UASGJ, 5/79, Bl. 292–295. So erhoben die Geschäftsleitungen beispielsweise im Jahre 1909 bei geplanten Erweiterungsbauten an der Biologischen Anstalt und dem Gebäude der Anatomie „grundsätzliche Bedenken im Sinne des Ergänzungsstatuts“, vgl. Schreiben von Max Fischer an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 12.01.1909, in: UACZ, BACZ 9203, Bl. 102f. Schreiben von Siegfried Czapski an das Staatsministerium (Departement des Kultus) des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach vom 09.08.1906, in: ebd, Bl. 44f. Wie schon im Jahre 1897 verfasste der Nationalökonom Julius Pierstorff 1909 im Auftrag des Senats der Hochschule eine Denkschrift hinsichtlich der Gehaltsverhältnisse der Jenaer Professoren. Ebenso wie zuvor plädierte er hier für eine Aufbesserung der Saläre und begründete eine entsprechende Gehaltsreform mit den Missverhältnissen zwischen den Jenaer Bezügen und den an anderen Hochschulen ausgezahlten Beträgen, vgl. Pierstorff: Die Gehaltsverhältnisse der Universitätsprofesssoren (Juni 1909), in: UACZ, Arch. 16183. Das Staatsministerium von SachsenWeimar-Eisenach gab im Februar 1910 den Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe zu verstehen, dass die Universität selbst nur einen Teil des notwendigen Betrages für die Aufbesserung der hiesigen Gehälter zur Verfügung stellen könne und man deshalb die Vorstandsmitglieder darum ersuche, die jährlichen Zuwendungen

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gaben die Betriebsleitungen der Weimarer Stiftungsverwaltung deutlich zu verstehen, dass man zwar bereit sei, sich an den entstehenden Kosten einer neuen Besoldungsreform zu beteiligen, dass zugleich aber damit verbundene Maßnahmen nach ihrer Ansicht zuallererst der Ausführung durch die herzoglichen Regierungen oblagen. Außerdem, so erklärten die Vorstandsmitglieder der Firmen Zeiss und Schott, seien diesbezüglich gewährte Beihilfen keinesfalls als „unwiderrufliche Leistungen“ zu betrachten und man besitze demzufolge ihnen gegenüber keinerlei Verpflichtungen zu einer langfristigen Kapitaldeckung.204 Diesen Überlegungen entsprechend sollten auch die Zahlungen an den Besoldungsrücklagenfonds eingestellt werden, sobald dieser eine bestimmte Höhe (750.000 Mark) zu erreichen imstande war. Um zukünftig weitgehende Ansprüche der Stiftungsverwaltung in konkrete Schranken zu weisen, wurde zudem seitens der Betriebsleitungen verfügt, dass Verwilligungen für Zwecke der Universität (resp. Zuweisungen an den Universitätsfonds) nur bis zu einer Größenordnung von 250.000 Mark jährlich zulässig waren.205 Diese Richtgröße bezeugte den enormen Zuwachs der Stiftungsleistungen für die Universität im ersten Dezennium des 20. Jahrhunderts, hatte sich doch der aus dem Universitätsfonds ausgezahlte Betrag aus dem Jahre 1900 (76.904,13) mittlerweile mehr als verdreifacht.206 Umso mehr waren die Geschäftsleitungen im Sinne betrieblicher Interessen darauf bedacht, sich von der Stiftungsverwaltung in Weimar nicht das Heft des Handelns aus der Hand nehmen zu lassen. Als das Kultusdepartement von Sachsen-Weimar-Eisenach beispielsweise im Jahre 1909 aufgrund der vorteilhaften Entwicklung der Stiftung beschloss, dem Universitätsfonds für den Umbau der Anatomischen Anstalt und die Erweiterung des Botanischen Instituts die Summe von 48.000 Mark zu überweisen, gaben die Vorstandsmitglieder der Betriebe den zuständigen Staatsbeamten

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an den Universitätsfonds um 25.000 Mark zu erhöhen, vgl. Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Kultus) des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach an die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe der Carl-Zeiss-Stiftung vom 28.02.1910, in: UACZ, BACZ 9211 (unpag.). Vgl. Erklärung der Betriebsleitungen der Stiftungsbetriebe vom 10.08.1910, in: ebd. sowie Kopie des Schreibens von Universitätskurator Max Vollert an das Kultusdepartement in Weimar vom 15.04.1910, in: UASGJ, 5/53, Bl. 32–38. „Unwiderrufliche“ Leistungen galten im Sinne von Art. 4, Abs. 3 des Ergänzungsstatuts als dauerhaft zu gewährende Zuwendungen, die nicht ohne einstimmiges Votum der Stiftungsorgane (Stiftungskommissar, Geschäftsleitung) herauf- oder herabgesetzt werden konnten, vgl. Beglaubigte Abschrift des Ergänzungsstatuts zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 08.03.1900, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 65–71, hier Bl. 66. Vgl. undatierter Entwurf zur Erklärung der Betriebsleitungen der Stiftungsbetriebe, in: UACZ, BACZ 1484 (unpag.). Im Jahre 1911, in dem erstmals die Gelder für die zweite Besoldungsreform zur Auszahlung kamen, beliefen sich die Zahlungen aus dem Universitätsfonds auf 268.241,92 Mark, vgl. Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1911 vom 04.04.1912, in: UAJ, C 1916, Bl. 6ff.

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im Nachhinein eindeutig zu verstehen, dass eine Mitwirkung der Geschäftsleitungen bei der Entscheidung über die Vergabe von Stiftungsgeldern nicht von den jeweiligen Umständen abhängig sei, sondern einen integralen Bestandteil der Stiftungssatzung bilde.207 Im eigenen Interesse drängten die Geschäftsleitungen außerdem darauf, die Verwilligungen im konkreten Fall, insbesondere bei der Unterstützung von Bauprojekten, in Grenzen zu halten. Ein Überstieg der Baukosten des ausschließlich aus Stiftungsmitteln errichteteten Physikalisch-technischen Instituts um 100 Prozent [!] im Jahre 1904 sollte laut Beschluss der Stiftungsorgane vom November 1904 „unbedingt vermieden werden“.208 Im Rahmen diverser Anlässe machten die Vorstandsmitglieder der Betriebe daher deutlich, dass eine Verpflichtungserklärung der Carl-Zeiss-Stiftung zur finanziellen Beteiligung an verschiedenen Projekten nicht automatisch dazu führen sollte, einer unbegrenzten Kostenübernahme Tür und Tor zu öffnen. So ließ der Stiftungskommissar im Jahre 1913 die Weimarer Regierung wissen, dass die Geschäftsleitungen der Firmen im Hinblick auf einen Erweiterungsbau der Mineralogischen Anstalt erwarteten, dass mit der Fertigstellung des Gebäudes auch sämtliche Ansprüche an die Stiftung entfielen.209 Im Rahmen der Errichtung des neuen Universitätsgebäudes protestierten die Betriebsleiter energisch, als ein nach ihrer Ansicht „unnötig luxuriöses Heizungssystem“ bewilligt werden sollte, das die Kosten für etwaige Neuanschaffungen und die Unterhaltung des Neubaus in die Höhe zu treiben drohte.210 Besonderen Wert legten die Vorstandsmitglieder der Stiftungsbetriebe zudem auf die intensive Bekämpfung eines innerhalb von Stiftungsleistungen ggf. entstehenden „Gewohnheitsrechts“. Bei der Aufstellung des Etats des Mineralogischen Instituts, so notierte das Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane vom Dezember 1906, müsse in jedem Fall der Anschein vermieden werden, „als ob durch wiederholte einmalige Verwilligungen dauernde Leistungen übernommen werden sollen“.211 Missfallensbekundungen von Universitätsangehörigen, deren Anträge seitens der Betriebsvorstände keinerlei Zuspruch fanden, begegneten die Geschäftsleitungen u. a. mit dem Verweis auf die Bilanz der Stiftungsleistungen, die ihren Überzeugungen nach wenig Anlass für Beschwerden 207

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210 211

Vgl. Schreiben von Karl Rothe (Staatsministerium) an die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe vom 06.02.1909, in: UACZ, BACZ 9203, Bl. 109–112 sowie Schreiben von Max Fischer an Stiftungskommissar Max Vollert vom 16.09.1911, in: ebd, Bl. 178. Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane vom 12.11.1904, in: UASGJ, 5/40, Bl. 253f., hier Bl. 253. Vgl. Abschrift des Schreibens von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 20.09.1913, in: ThHStAW, Kultusdepartement 242, Bl. 35. Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 207 vom 09.05.1906, in: UASGJ, 5/75, Bl. 221. Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane vom 04.12.1906, in: UASGJ, 5/76, Bl. 79f., hier Bl. 79.

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bot.212 Trotz aller im eigenen Interesse liegenden Versuche, die Zuwendungen an die Universität in einem überschaubaren Maß zu halten, standen die Betriebsleitungen der Förderung der Jenaer Hochschule insgesamt aber sehr aufgeschlossen gegenüber. Davon zeugten u. a. die hohen Verwilligungen der Stiftung für den Bau des Universitätshauptgebäudes, das 1908 anlässlich des 350-jährigen Jubiläums der Hochschule eingeweiht wurde. Hier stellte die Stiftung mit ca. 650.000 Mark mehr als das Doppelte der Beiträge aus den Kassen der Erhalterstaaten zur Verfügung, gleichzeitig trug sie nahezu die Hälfte der gesamten Baukosten (1.399.682 Mark).213 Abgesehen von der Unterstützung solcher Projekte demonstierten die Geschäftsleitungen ihr Interesse an einem grundlegenden Erhalt der Jenaer Universität oftmals in Form einer weitgehenden Verhandlungsbereitschaft. Als beispielsweise im Jahre 1910 über einen Zuschuss der Stiftung zum Neubau des Pathologischen Instituts verhandelt wurde, ließen die Vorstände der Betriebe sogar ihre usprüngliche Bedingung einer finanziellen Beteiligung der Erhalterstaaten an dem Bauprojekt fallen.214 Selbst im Hinblick auf die Vorschriften des Stiftungsstatuts waren die Firmenleiter gelegentlich zu Kompromissen bereit. Dass der Weimarer Staatsminister im Jahre 1906 entgegen den üblichen statutarischen Bestimmungen 100.000 Mark aus der Stiftungskasse für den Bau des neuen Universitätshauptgebäudes abzweigte, rief in den Vorstandsetagen der Firmen zwar deutliche Empörung hervor. Dennoch beschlossen die Geschäftsleitungen, die sich gegen einen solchen Zuschuss ausgesprochen hatten, dem Rentamt der Jenaer Universität wenigstens einen Betrag von 50.000 Mark zu überweisen.215 Bildeten konjunkturelle Einbußen oftmals den Grund für die Zurückstellung oder Nichtbewilligung von Anträgen, so bedeutete dies im Umkehrschluss auch, dass bei einer günstigen Geschäftslage sich die Geschäftsleitungen besonders geneigt zeigten, universitäre Anliegen zu unterstützen. Im Jahre 1905 wurde so „mit Verweis auf die günstigen Bilanzen des letzten Jahres“ der gemäß der Vereinbarung vom Oktober 212 213

214 215

Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 210a vom 14.07.1906, in: UASGJ, 5/75, Bl. 326f., hier Bl. 327. Vgl. Schreiben des Staatsministeriums des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach an die herzoglich-sächsischen Staatsministerien vom 25.02.1907, in: UAJ, C 1588, Bl. 26 sowie Abschrift des Standes des Universitätsbaufonds vom 26.10.1907, in: ebd., Bl. 107. Die einzelnen Beträge verteilten sich wie folgt: 1) Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach: 150.000 Mark, 2) andere Erhalterstaaten (zusammen): 150.000 Mark, 3) Stadtgemeinde Jena: 200.000 Mark, 4) Sparkasse Jena: 50.000 Mark., 5) Spende Otto Schott: 100.000 Mark, 6) Spende Gustav Fischer: 100.000 Mark, 7) Spende Dr. Fischer: 500, 8) Spende Prof. Binswanger: 500 Mark, 9) Zeiss-Stiftung: 540.000 Mark, 10) Aulabaufonds der Zeiss-Stiftung vom 01.01.1904: 108.682, vgl. ebd. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane No. 291 vom 13.09.1910, in: UACZ, BACZ 8406 (unpag.). Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Organe der Stiftung vom 20.06.1906, in: UASGJ, 5/75, Bl. 272.

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1902 zur Auszahlung an den Rücklagenfonds bestimmte Betrag von 100.000 Mark vorzeitig überwiesen.216 1910 stellten die Vorstandsmitglieder in der Hoffnung auf eine „anhaltend gute Konjunktur“ einen Zuschuss zum Erweiterungsbau der Universitätsbibliothek (75.000 Mark) in Aussicht.217 Ingesamt wuchs die Stiftung auf diese Weise, wie bereits Stefan Gerber in der neueren Darstellung zur Geschichte der Universität Jena betont hat, entgegen den ursprünglichen Absichten Abbes immer mehr in die Rolle eines „unverzichtbaren Mitfinanziers“ hinein.218 1914, im Jahr des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, beliefen sich die Aufwendungen der Stiftung für die Hochschule auf 328.592,84 Mark und betrugen damit mehr als ein Drittel des regulären Universitätsetats.219 Dass bereits die Zeitgenossen im Hinblick auf die Rolle der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena von einem „fünften Nutritor“ sprachen, war demnach durchaus gerechtfertigt.220 Im Jahre 1914 betrugen die regelmäßigen Zuwendungen des Universitätsfonds nahezu ein Viertel der gesamten staatlichen Zuschüsse.221 Dennoch ist bezüglich der Rolle der Zeiss-Stiftung für die universitäre Finanzierung, schaut man sich die gesamte Entwicklung des regulären Etats der Hochschule an, Vorsicht geboten. Parallel zu den Stiftungsausgaben stiegen auch die regulären Ausgaben der Universität immer weiter an, gleichzeitig erhöhten die an der Salana beteiligten Regierungen ihre Zuwendungen deutlich. Diese kletterten von 204.757 Mark im Jahre 1886 auf 297.700 Mark im Jahre 1914. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Zahlen nur die bundesstaatlichen Zuschüsse zum regulären Etat umfassen, gemessen an sämtlichen unter der Verwaltung des Universitätsrentamtes stehenden Konten war die Beteiligung der Regierungen deutlich höher.222 Somit gilt auch für die Jenaer Universität der bereits für die gesamte Universitätslandschaft aufgezeigte Sachverhalt, dass im Zeitraum von 1890–1914 zwar die Zunahme der von privater Seite zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel weit höher ausfiel als das Wachstum der bundesstaatlichen Zuwendungen, aber dieser Sachverhalt die Vormachtstellung der landesherrlichen Regierungen im Rahmen der universitären Finanzierung, gemessen an der konkreten Größenordnung,

216 217 218 219 220 221 222

Vgl. Kopie der Erklärung der Betriebsvorstände der Stiftungsbetriebe vom 06.12.1905, in: UASGJ, 5/74 (unpag.). Vgl. Kopie des Schreibens von Stiftungskommissar Max Vollert an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 29.12.1910, in: UASGJ, 5/81, Bl. 304. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 85. Vgl. Diagramm 6, Anhang B, S. 394. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 85 sowie Wimmer: Das Verhältnis von Zeiss-Stiftung und Universität (2005), S. 69. Vgl. Diagramm 8, Anhang B, S. 396. Vgl. dazu Anhang A zum Aufbau der Carl-Zeiss-Stiftung und den Zuwendungen an die Jenaer Universität.

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nicht grundsätzlich infrage stellte.223 Trotz des Ausbaus der privaten Wissenschaftsfinanzierung blieb der Staat der maßgebliche Hauptfinanzier der Universität.224 Einen großen Teil ihrer Einnahmen bezog die Jenaer Universität überdies aus selbst erwirtschafteten Mitteln, die ihr in zunehmendem Maße aus der Tätigkeit diverser zum Hochschulkorpus gehöriger Einrichtungen (Institute, Seminare, Kliniken, Sammlungen, Museen) zuflossen.225

1.3. Private Wissenschaftsfinanzierung und -förderung zwischen Eigeninteressen, anwendungsbezogenen Kontexten und sozio-kulturellem Prestige Unmittelbar verbunden mit der Problematik der industriellen Beteiligung an der universitären Finanzierung ist die Frage nach dem konkreten „Kontext“ der zugewiesenen Gelder. Fungierte die Stiftung während des Kaiserreiches hauptsächlich als Sponsor von Projekten, die im Interesse der optischen Industrie lagen? Wie breit war das disziplinäre Spektrum der berücksichtigten Fachbereiche und wie verhielten sich diese in Relation zueinander? Inwiefern war die Bereitstellung von Geldern mit entsprechenden Auflagen bzw. Einschränkungen verbunden? Welchen Stellenwert nahmen die Aufwendungen für die Universität im allgemeinen Rahmen der Stiftung ein? Ein Blick in die vorhandenen Quellen fördert unterschiedliche Ergebnisse zutage. Bewertet man zunächst das allgemeine Förderspektrum der Stiftung im Zeitraum von 1890 bis zum Anfang der 1920er-Jahre, so werden mehrere Sachverhalte deutlich: Zum einen ist auffällig, dass der Großteil der aus dem Universitätsfonds und der allgemeinen Stiftungskasse aufgewendeten Mittel für den Bau- bzw. Ausbau von Universitätseinrichtungen verwendet wurde (45 Prozent). Dieser Sachverhalt verdeutlichte den im Falle Jenas mit privater Wissenschaftsfinanzierung sich vollziehenden Umbruch zum „universitären Großbetrieb“, waren doch die strukturellen Wandlungen (gerade die Einrichtung von Seminaren und Instituten) eng mit einem ständig steigenden Flächenbedarf verbunden. Zunehmend überließen die Naturwissenschaftler und Mediziner dabei die zentralen Hörsäle ihren Kollegen aus den geistes-, kultur-, rechts- und sozialwissenschaftlichen Bereichen und setzten ihre Arbeit in eigens für ihre Fachbereiche neu konstruierten Einrichtungen fort.226 Neben den hohen Leistungen für den Bau bzw. den Erhalt von Universitätsgebäuden sticht mit 26 Prozent der Anteil finanzieller Mittel heraus, die ebenfalls (mehr oder weniger) im Sinne von „allgemeinen Zwecken“ der gesamten Hochschule zugute kamen. Im 223 224 225 226

Vgl. Ullmann: „Ponderare non numerare?“ (2001), S. 170f. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 72 sowie vom Brocke: Universitäts- und Wissenschaftsfinanzierung im 19./20. Jahrhundert (2005), S. 399. Vgl. ebd., S. 73f. Vgl. Nägelke: Hochschulbau im Kaiserreich (2000), S. 24.

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konkreten Sinne wurden hier beispielsweise Gelder für die Universitätsbibliothek und für die zusätzliche Unterstützung von Universitätsangehörigen (Bsp. Besoldungsreform, Teuerungszulagen vor allem während des Ersten Weltkrieges) verausgabt.227 Mehr als zwei Drittel der Aufwendungen seitens der Stiftung kamen also Zwecken zugute, die nur bedingt dem direkten industriellen Interesse zuzurechnen sind. Damit ermöglichte die Stiftung der Jenaer Universität in maßgeblicher Weise ihren (bezogen auf die Baukapazität im sprichwörtlichen Sinne) substanziellen Erhalt und Ausbau. Ein Blick auf die verschiedenen, von der Stiftung im Zeitraum von 1890– 1921 geförderten Fächer zeigt zudem, dass die Bandbreite des industriellen Engagements sehr groß war. Nahezu sämtliche an der Hochschule vertretene Disziplinen erhielten entsprechende finanzielle Zuweisungen. Lediglich die Agrar- und Geisteswissenschaften, deren Förderung im Stiftungsstatut nicht berücksichtigt worden war, gingen im Vergleich zu den medizinischnaturwissenschaftlichen Gebieten leer aus.228 Innerhalb des medizinisch-naturwissenschaftlichen Spektrums bekleidete die Medizin den Spitzenplatz unter den durch die Stiftung geförderten Disziplinen (sieben Prozent).229 Dieser Umstand lässt sich im Wesentlichen auf die Einrichtung des Kinderkrankenhauses im Jahre 1916 zurückführen, das allein aus Mitteln der Stiftung finanziert wurde.230 Auch hier zeigt sich demnach, dass ein Großteil der Stiftungsgelder nicht unmittelbar für die Verwirklichung geschäftlicher Interessen ausgegeben wurde. Einen weiteren Beleg für diesen Sachverhalt liefert die nur sehr marginale Unterstützung des Fachbereiches der wissenschaftlichen Mikroskopie, der der optischen Industrie am nächsten stand. Nach der Errichtung einer Anstalt für Mikrophotographie und Projektion in Form eines Anbaues an das alte Physikalische Institut im Jahre 1902231 sahen die Geschäftsleitungen der Betriebe von der Aufstellung eines festen Etats für diese Einrichtung ab, über die erforderlichen Anschaffungen sollte „von Fall zu Fall entschieden werden“.232 Insgesamt erhielt die wissenschaftliche Mikroskopie im Zeitraum von 1890–1921 nur ein Prozent [!] der für Universitätszwecke aufgewendeten Stiftungsgelder.233 Auch die Astronomie, der Abbe als Direktor der Universitätssternwarte in den Jahren von 1887–1889 besondere Aufmerksamkeit hatte zukommen lassen,234 kam nur in den Genuss von zwei Prozent der für die Universität verausgabten 227 228 229 230 231 232 233 234

Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. ebd. Vgl. ebd. Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel III.2. Vgl. Ambronn: Über Institute für wissenschaftliche Mikroskopie (1907), S. 8. Vgl. Schreiben der Geschäftsleitung der Optischen Werkstätte Carl Zeiss (Czapski) an Universitätskurator Eggeling vom 11.02.1904, in: UAJ, C 727, Bl. 3. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an Heinrich Eggeling vom 16.08.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 34–37.

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Mittel. Gleichwohl verweist der Förderanteil der Bereiche der Physik (fünf Prozent) und der Chemie (ebenfalls fünf Prozent) auf die Tatsache, dass die Stiftung bei der Vergabe von Geldern durchaus ihr nahestehende wissenschaftliche Einrichtungen zu berücksichtigen wusste. Die Mathematik sowie die Bio- und Geowissenschaften erhielten dagegen jeweils nur zwei Prozent der Stiftungsgelder. Bemerkenswert ist, dass der Bereich der Staats-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften immerhin mit drei Prozent der aus dem Universitätsfonds und der Stiftungskasse ausgezahlten Gelder bedacht wurde und damit (wenn auch nur geringfügig) die im letzten Satz genannten naturwissenschaftlichen Disziplinen überragte.235 Allerdings verlief die Unterstützung dieser Fachbereiche nicht kontinuierlich. Den Löwenanteil der bereitgestellten Gelder verschlang die Errichtung eines Instituts für rechtswirtschaftliche und rechtsvergleichende Studien im Jahre 1917.236 Davon abgesehen, nahmen sich die übrigen Zuwendungen relativ gering aus.237 Fragt man nach der Stellung der für die Universität aufgewendeten Gelder im allgemeinen Rahmen des Stiftungsvermögens und der Gewinnspanne der Betriebe, ergibt sich ein ähnlich differenziertes Ergebnis. Auf den ersten Blick bestätigt sich das Bild des großzügigen industriellen Förderers. Bis zum Vorabend des Ersten Weltkrieges erreichten die Stiftungsleistungen für die Jenaer Hochschule nicht selten immerhin eine Höhe, die ca. 12,5 Prozent der Unternehmensgewinne gleichkam.238 Da der maßgebliche Anteil der Gelder für nicht direkt industrienahe Zwecke verausgabt wurde, stellt dies doch eine sehr beachtliche Tatsache im Hinblick auf die allgemeine Geschäftspolitik der Stiftungsfirmen dar. Im Vergleich zum allgemeinen Stiftungsvermögen waren die Aufwendungen für die Universität freilich gering. Im Jahre 1914 wurden gerade einmal ca. 1,2 Prozent des gesamten Vermögens der Stiftung für Zwecke der Jenaer Hochschule verwendet.239 Hierbei gilt es selbstverständlich zu beachten, dass das Gesamtvermögen auch Kapitalbestände umfasste, die nur schwerlich zur kurzfristigen Finanzierung herangezogen werden konnten (Hypotheken, Wertpapiere, Immobilien). Bestimmte Sonderkonten der Stiftung wie der allgemeine Rücklagenfonds waren ohnehin von ihrer Verwendung für Investitionen ausgenommen.240 Folglich können die Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena auch nicht als Ausweis einer besonders vorsichtigen Geschäftspolitik gelten. Dennoch bleibt das Resultat eines im Rahmen der finanziellen Gesamtkapazität der Stiftung nur sehr geringen Aufwandes für die Hochschule, wenngleich dieser 235 236 237 238 239 240

Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. ebd. sowie Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1917 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 105–108. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Diagramm 4, Anhang B, S. 392 und Tabelle 1, Anhang B, S. 391. Vgl. Diagramm 2, Anhang B, S. 390 und Tabelle 1, Anhang B, S. 391. Vgl. Konstituierende Bestimmungen des Stiftungsstatuts von 1896, in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen (1989), S. 262–319, hier S. 282–285.

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Sachverhalt nicht zuletzt der in den Jahren von 1889–1896 erfolgten Verlagerung des Stiftungsschwerpunktes von der Förderung der Hochschule auf den sozial-wirtschaftlichen Bereich Rechnung trug. Fragt man nach den generellen Mechanismen des Wirkens der Stiftung für die Universität, bietet eine Analyse des industriellen Engagements im Hinblick auf die allgemeine Größenordnung und die Verteilung des Fächerspektrums freilich kein ausreichendes Panorama. Von großer Bedeutung ist auch ein Blick auf die konkreten Projekte, die die Stiftung unterstützte. Hier zeigt sich sehr deutlich, dass vor allem mehrere Motive ausschlaggebend für die Bereitstellung von Stiftungsgeldern waren. Zum einen lassen sich zahlreiche Beispiele finden, innerhalb derer deutlich zum Ausdruck kommt, dass die Nähe zu industriellen Interessen in mehreren Fällen durchaus den Hintergrund für die Bewilligung von finanziellen Mitteln bildete. Zunächst zeugt davon die Einrichtung neuer technischer Anstalten bzw. Lehrstühle im Bereich der Chemie und der Physik. Gerade das Institut für Technische Physik wurde allein aus Stiftungsmitteln errichtet und jahrzehntelang komplett von der Zeiss-Stiftung finanziert.241 Für die Einrichtung und instrumentelle Ausstattung einer Anstalt für Technische Chemie, die seinen persönlichen Interessen am nächsten stand, stellte Otto Schott einen Fonds in Höhe von 50.000 Mark zur Verfügung, der letztlich als Kapitalstock sowohl für die Ausrüstung dieser Anstalt als auch für das Institut für Technische Physik diente.242 Die Auszahlung der Gelder aus diesem Fonds bedurfte der ausdrücklichen Zustimmung Schotts243 , der großen Wert darauf legte, dass die Mittel nicht für fremde Zwecke abgezweigt wurden. Eine Verwendung der Fondsbestände für den Einbau einer Zentralheizung im Pharmazeutischen Institut erachtete der Leiter des Jenaer Glaswerkes beispielsweise als unangemessen.244 Die mit der Leitung der Anstalten für Technische Physik und Technische Chemie betrauten Personen demonstrierten die enge Verbundenheit dieser Einrichtungen zur Industrie. Rudolf Rau (1871–1914), der 1902 die Professur für Technische Physik und Angewandte Mathematik erhielt, war ein Ingenieur für Kranelektromotoren und elektrische Steuerungen der 241

242

243 244

Vgl. Schreiben des Cultusdepartements von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universitätskurator Heinrich Eggeling vom 21.04.1902, in: UAJ, C 721, Bl. 9f. Als Beleg für den langen Zeitraum vgl. Schreiben des Universitätskurators Max Bense an Wilhelm Schütz vom 24.12.1945, in: UAJ, C 723, Bl. 75. Vgl. Schreiben von Siegfried Czapski an Stiftungskommissar Max Vollert vom 14.07.1900, in: Flitner/Wittig: Optik - Technik - Soziale Kultur (2000), Dok.-Nr. 117, S. 270f. Schreiben von Heinrich Eggeling an den Prorektor der Universität Jena (Gelzer) vom 27.01.1901, in: UAJ, BA 1695, Bl. 1. Bericht von Universitätskurator Eggeling an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 21.02.1903, in: UAJ, C 721, Bl. 21. Vgl. ebd. Vgl. Aktennotiz von Universitätskurator Vollert vom 30.09.1914, in: UAJ, C 724, Bl. 116.

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Schuckert-Werke in Nürnberg, er verfügte (sehr zum Leidwesen der Philosophischen Fakultät) über keinen Doktortitel.245 Der erste Inhaber der Professur für Technische Chemie, Eduard Vongerichten (1852–1930), war zuvor in der Forschungsabteilung der Farbwerke Hoechst tätig gewesen und besaß bereits sowohl über den an der Jenaer Universität lehrenden Chemiker und Erfinder des in der Pharmaindustrie als fiebersenkendes Mittel vertriebenen Antipyrins, Ludwig Knorr (1859–1921), als auch über Otto Schott Verbindungen nach Jena.246 Daneben förderte die Stiftung zahlreiche Projekte, die im Interessenkreis der optischen Industrie lagen bzw. bestand vielfach bei einer finanziellen Unterstützung auf den Nachweis entsprechender Vorteile für die Unternehmen. 1898 bat Abbe zum Beispiel den Jenaer Universitätskurator, einen Antrag an die Stiftungsverwaltung zu übermitteln, der auf die Bereitstellung von Geldern für das Physikalische Institut der hiesigen Hochschule zielte. Durch die finanziellen Mittel sollten Forschungsarbeiten gefördert werden, deren Ergebnisse für die Optische Werkstätte und das Glaswerk von besonderer Bedeutung waren.247 Im Oktober 1910 befürworteten die Stiftungsorgane die Auszahlung eines Geldbetrages zur Durchführung von physikalischen Versuchen unter der Bedingung, dass „die gewerblich verwertbaren Resultate der Stiftung zufallen und ausreichend gesichert werden“.248 Die finanzielle Aufstockung der Professur für Technische Physik im Jahre 1911 genehmigten die Firmenvorstände nur mit der Auflage, dass der entsprechende Kandidat auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die Optische Werkstätte tätig werde.249 Des Weiteren bemühten sich die Firmenleitungen um die Förderung von bestimmten, den Interessen der Betriebe nahestehenden Fachbereichen an der Universität. Dazu gehörte beispielsweise das Gebiet der anorganischen und physikalischen Chemie, das in Jena zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch im Rahmen der Mineralogie vertreten wurde. Im Jahre 1917 unterbreiteten Mitglieder der Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe der Weimarer Stiftungsverwaltung den Vorschlag zur Errichtung einer selbstständigen, an das Chemische Institut der

245

246 247 248 249

Vgl. Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an die Universität Jena vom 09.12.1901, in: UAJ, C 473, Bl. 43 sowie Bericht von Universitätskurator Eggeling an die hohen Ministerien vom 18.04.1902, in: ebd., Bl. 55f. Vgl. Stolz/Hallpap: Die Ära Ludwig Knorr (2005), S. 397. Vgl. Schreiben von Ernst Abbe an Heinrich Eggeling vom 25.01.1898, in: UAJ, C 1912, Bl. 79. Vgl. Kopie des Protokolls der Stiftungssitzung vom 02.10.1910, in: UASGJ, 5/53, Bl. 19f., hier Bl. 19. Vgl. Schreiben von Universitätskurator Vollert an Dr. K. Vollmer (Ludwigshafen) vom 17.06.1911, in: UAJ, C 482, Bl. 55.

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Hochschule angegliederten Abteilung, deren Etablierung sie mit Blick auf die „Interessen der thüringischen Industrien“ als notwendig erachteten.250 Außerdem achteten die Firmen darauf, dass Mitarbeiter der Betriebe, die sich neben ihrer Tätigkeit in den Unternehmen auch an der Universität engagierten, nicht allzu sehr durch ihre Arbeiten für die Hochschule in Anspruch genommen wurden. So lehnten die Geschäftsleitungen beispielsweise zuweilen die Habilitation von eigenen Angestellten ab, da dies ein Schritt war, der nicht unmittelbar geschäftlichen Interessen entsprach.251 Auch wurden oftmals insbesondere Anträge für die instrumentelle Ausstattung der Universitätsinstitute zunächst von einem Mitarbeiter der Firmen im Hinblick auf ihre Notwendigkeit bzw. ihren Nutzen überprüft oder zwecks eingehender Erörterung zurückgestellt.252 Des Weiteren spielte die Universität für den Absatz und den Vertrieb der Firmenprodukte eine wichtige Rolle. Die Ausrüstung der Hochschulinstitute mit entsprechenden Apparaten und Instrumenten war eine Angelegenheit, die die Stiftungsbetriebe weitgehend für sich beanspruchten.253 Mehrfach nutzten die Betriebsleitungen über die Bewilligungen finanzieller Mittel für die Universität zudem die Möglichkeit, für ihre Firmenprodukte zu werben. Als zum Beispiel der Astronom und Leiter der Universitätssternwarte Otto Knopf (1856–1947) bei der Carl-Zeiss-Stiftung im Jahre 1905 einen Antrag auf einen Zuschuss zu einer Expedition nach Tunis (Beobachtung einer Sonnenfinsternis) stellte, sprachen die Vorstandsmitglieder der Firmen die Erwartung aus, dass Knopf die Expeditionsteilnehmer auf die Erzeugnisse der Fa. Zeiss aufmerksam mache und ggf. Bestellungen vermittle.254 Gerade wissenschaftliche Tagungen und Kongresse boten eine gute Möglichkeit, einen breiten Teilnehmerkreis für die Produktpalette der Unternehmen zu interessieren. Ganz in diesem Sinne erklärten sich beispielsweise die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe im Jahre 1904 bereit, die Anreisenden der in Jena geplanten Tagung der Astronomischen Gesellschaft (diese sollte 1906 stattfinden) zu einer Besichtigung der Firmen zu empfangen.255 250

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Vgl. Denkschrift von Eduard Zschimmer über die Bedeutung der Verwaltungstrennung der organischen und anorganischen Chemie an der Universität Jena für das Jenaer Glaswerk Schott & Gen. vom 04.12.1917, in: ThHStAW, Kultusdepartement 247, Bl. 6f. Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane vom 04.12.1906, in: UASGJ, 5/76, Bl. 79f., hier Bl. 79. Vgl. exemplarisch Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane vom 19.08.1907, in: UASGJ, 5/46, Bl. 184f., hier Bl. 184 sowie Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane vom 15.02.1907, in: ebd., Bl. 96f., hier Bl. 96. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Max Vollert an Paul Hirsch vom 09.06.1911, in: UACZ, BACZ 1482, Bl. 4. Vgl. Kopie der Niederschrift über die Sitzung der Verwaltung der Carl-Zeiss-Stiftung (Protokollant: Max Vollert) vom 21.06.1905, in: UASGJ, 5/73 (unpag.). Vgl. Schreiben von Otto Knopf an Universitätskurator Eggeling vom 28.09.1904, in: UAJ, C 659, Bl. 124f.

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Die Ausrüstung der Universitätsinstitute durch die Betriebe bewies jedoch auch, dass die Firmen nicht immer eine Gegenleistung für ihre Zuwendungen erwarteten. Vielfach wurden Instrumente und Apparate den universitären Anstalten leihweise oder kostenlos überlassen und repariert.256 Auch stellten die Stiftungsbetriebe mehrfach Räumlichkeiten für universitäre Zwecke zur Verfügung, beispielsweise wurde das 1903 erbaute „Volkshaus“ mehrfach der Hochschule für verschiedene Veranstaltungen überlassen.257 Nicht unwesentlich für die Arbeit verschiedener Institute war auch ihre partielle Versorgung mit anderen Firmenressourcen, insbesondere durch das Zentralheizwerk der Firma Zeiss. Hier setzte die Optische Werkstätte freilich Grenzen im Hinblick auf ihren eigenen Bedarf.258 Mehrfach zeigten sich die Firmenleiter auch willens, negative Salden der Konten der Universitätsinstitute nachträglich durch finanzielle Zuschüsse auszugleichen.259 Daneben stützte die Stiftung traditionelle Mechanismen des Universitätsbetriebes. Dazu gehörte insbesondere die Bereitstellung von Geldern für „namhafte Gelehrte“ innerhalb des bereits im 19. Jahrhundert üblichen „Verhandlungspokers“ bei anstehenden Berufungen. Als beispielsweise der Mathematiker August Gutzmer (1860–1924) die Aussicht auf eine Anstellung im preußischen Kultusministerium erhielt und einen Verbleib in Jena von der Erhöhung seines Einkommens abhängig machte, gab die Stiftung einem entsprechenden Antrag auf eine Gehaltsaufbesserung Gutzmers statt, da sie dem Wirken des Hochschulwissenschaftlers eine hohe Bedeutung zuschrieb und seinen Verbleib in Jena sichern wollte.260 Trotz der Beihilfen der ZeissStiftung im Rahmen der Personalkosten blieb Jena allerdings weitgehend eine „Einstiegsuniversität in die erste ordentliche Professur“.261 Die Bewilligungen im Rahmen von Berufungsverhandlungen dokumentierten das starke Interesse der Betriebsleitungen an einem konkurrenzfähigen Erhalt der Jenaer Universität. Oftmals speiste sich das Motiv der Bereitstellung finanzieller Mittel dabei aus dem Bemühen, einer prestigeträchtigen Bildungs- und Wissenschaftsinstitution unter die Arme zu greifen

256 257 258 259

260 261

Vgl. exemplarisch Schreiben der Fa. Zeiss an das Anatomische Institut der Universität Jena vom 10.12.1900, in: UAJ, S Abt. XXXVIII 78 (unpag.). Vgl. Schreiben von Prof. Stintzing (Akademische Konzertkommission) an Ernst Abbe vom 23.03.1904, in: UAJ, U Abt. XII Nr. 40 (unpag.). Vgl. Schreiben der Geschäftsleitung der Fa. Zeiss an den Universitätskurator vom 18.01.1913, in: UAJ, C 684, Bl. 201. Vgl. als Beispiel für das Mineralogische Institut Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Cultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universitätskurator Eggeling vom 12.11.1901, in: UAJ, C 683, Bl. 126 sowie Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universitätskurator Eggeling vom 26.05.1904, in: ebd., Bl. 173. Vgl. Kopie der Abschrift des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane vom 14.07.1903, in: UASGJ, 5/37 (unpag.). Vgl. Baumgarten: Professoren und Universitäten im 19. Jahrhundert (1997), S. 260.

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und gleichzeitig nicht zuletzt die eigene soziale Stellung durch den karitativen Akt aufzuwerten. Vor allem Otto Schotts private Zuwendungen an die Universität fallen in diesen Zusammenhang. Der Wittener „Glasdoktor“ hatte die weit verbreitete gesellschaftliche Distinktion zwischen Angehörigen des Wirtschafts- und des Bildungsbürgertums (ein Universitätsprofessor genoss ein weit höheres Prestige als ein Fabrikdirektor)262 am eigenen Leib erfahren. Sein ursprünglicher Doktorvater an der Universität Leipzig, der Chemiker Hermann Kolbe (1818–1884), der freilich selbst in industrielle Unternehmungen involviert war,263 hatte im Hinblick auf Schotts Dissertation an besagter Hochschule deutliche Zweifel an der „Promotionswürdigkeit“ seines Doktoranden geäußert, konnte Schott doch keinen Gymnasial-Abschluss als traditionellen Ausweis der Hochschulreife vorweisen. Schließlich hatte sich der spätere Glasfabrikant gezwungen gesehen, seine Dissertation an der Jenaer Universität statt an der Alma Mater Lipsienis einzureichen.264 Umso mehr war Schott deshalb bemüht, seinen wirtschaftlichen Aufstieg in Form seiner Zugehörigkeit zur „bürgerlichen Elite“ nachträglich durch den Rückgriff auf bildungsbürgerliche Wertekategorien zu legitimieren. Er legte sich eine repräsentative Villa als Wohnsitz zu, die er mit zahlreichen historischen Ausstellungsstücken schmückte, gab seiner Begeisterung für die Antike durch den Ankauf diverser Kunstschätze und Sammelstücke für die Jenaer Universität Ausdruck,265 pflegte den Umgang mit Künstlern266 und bemühte sich um standesgemäße Partner für seine Kinder.267 Für die Universität stellte Schott neben seinem Engagement im Rahmen der „Jenaer Gesellschaft für Urgeschichte“ und dem von ihm bereitgestellten Fonds zur Einrichtung der Anstalt für Technische Chemie mehrere namhafte Beiträge zur Verfügung, darunter u. a. 100.000 Mark für den Neubau des Universitätshauptgebäudes und 10.000 Mark für das von dem Jenaer Zoologen Ernst Haeckel begründete „Phyletische Museum“. Auch ermöglichte er der Universität die Anmietung eines „Arbeitstisches“ in der Zoologischen Station in Neapel, die in den 1870er-Jahren von dem ursprünglich in Jena wirkenden und mit Ernst Abbe eng befreundeten Zoologen Anton Dohrn (1840–1909)

262 263 264 265 266 267

Vgl. Johnson: Akademische Grabenkämpfe und industrielle Ressourcennutzung (1999), S. 356. Vgl. Rocke: The Quiet Revolution (1993), S. 305ff. Vgl. Kühnert: Schott (1940), S. 119ff. Vgl. hierzu Storch: Die Geschichte der Picener-Sammlung des Dr. Otto Schott am Bereich für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena (2004). Sven Kuhrau spricht in diesem Zusammenhang von dem Sammeln von Kunst als „kultureller Praxis“, vgl. Kuhrau: Der Kunstsammler als Mäzen (1998), S. 45f. Vgl. Bayer: Otto Schott (2004), S. 14ff.

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gegründet worden war.268 Wie bereits anhand von Otto Schott erkennbar, verbanden sich private Zuwendungen oftmals mit den persönlichen Vorlieben des jeweiligen Mäzens. Der Eisen- und Stahlindustrielle Friedrich Alfred Krupp (1854–1902, Sohn des Firmengründers Alfred Krupp, Inhaber der Firma von 1887–1902) teilte Schotts Interesse für die Bereiche der Paläontologie und der Meeresforschung, auch er spendete Gelder für die Zoologische Station in Neapel.269 Ebenfalls verdeutlicht Schotts bereits skizziertes Spendensammelsurium, dass private Wissenschaftsförderung in der Epoche der Hochindustrialisierung keinesfalls in eine „naturwissenschaftliche Einbahnstraße“ führte. Außerhalb Jenas bewies dies zudem das Beispiel Leipzig, wo der Kulturhistoriker Karl Lamprecht (1856–1915) in den Jahren von 1908/09 mit der Unterstützung sächsischer und rheinischer Wirtschaftskreise das Königlich-Sächsische-Institut für Kultur- und Universalgeschichte bei der Universität Leipzig ins Leben rief.270 An der gleichen Hochschule, ebenfalls mit privater Unterstützung, gründete der Düsseldorfer Arzt Karl Sudhoff (1853–1938) am 1. April 1906 das erste „Institut für Geschichte der Medizin“.271 Anhand von Schotts mäzenatischer Tätigkeit gilt es auch darauf hinzuweisen, dass sich die Lebenswelten von Wirtschafts- und Bildungsbürgertum trotz sozialem Distinktionsbedürfnis gerade im Bereich der Wissenschaftspflege und im Rahmen von sozialreformerischen Bestrebungen vielfach überschnitten.272 Die Mitgliedschaft in entsprechenden bürgerlichen Zirkeln blieb keinesfalls nur Hochschulangehörigen vorbehalten. Bereits Abbe, der in seiner Person den Unternehmer und Hochschulprofessor vereinigte, verkehrte in zahlreichen „Organisationen“ mit teilweise privatem Charakter, darunter beispielsweise die Medizinisch-Naturwissenschaftliche Gesellschaft (gegr. 1853)273 oder die von dem Zoologen Ernst Haeckel im Jahre 268

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272 273

Vgl. Auflistung der Spenden von Otto Schott im Zeitraum von 1898–1920, in: UASGJ, 1/56 (unpag.). Schreiben des Kurators der Universität Jena an den Prorektor der Universität vom 14.04.1913, in: UAJ, BA 1718, Bl. 1. Zur Zoologischen Station in Neapel vgl. außerdem die mittlerweile etwas in die Jahre gekommene biografische Studie von Theodor Heuss zu Anton Dohrn: Heuss: Anton Dohrn (1962). Zu den Kontakten zwischen Abbe und Dohrn vgl. Auerbach: Abbe (1918), S. 137. Vgl. Franke: Friedrich Alfred Krupp und die Naturwissenschaften (2010) sowie allgemein zu den gesamten mäzenatischen Bestrebungen Krupps Pielhoff: Nicht aus einem Guss (2010). Vgl. zur Geschichte des Instituts und zur später gegründeten „König-Friedrich-August-Stiftung für wissenschaftliche Forschung zu Leipzig“ Middell: Weltgeschichtsschreibung im Zeitalter der Verfachlichung und Professionalisierung (2005). Zu Sudhoffs Institut vgl. Frewer: Biographie und Begründung der akademischen Medizingeschichte (2001). Vgl. außerdem zu den Vorgängen in Leizig vom Brocke: Die Entstehung der deutschen Forschungsuniversität, ihre Blüte und Krise um 1900 (2001), S. 392f. Vgl. exemplarisch Dorrmann: Eduard Arnhold (2002), S. 199f. Vgl. dazu Ernst: „Sponsored by Abbe“ (2007).

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1871 eingerichteten monatlichen bzw. 14-tägigen „Referierabende“.274 Außerdem war er mit einigen Hochschulangehörigen wie bspw. dem Ordinarius für theoretische Physik, Felix Auerbach (1856–1933), auch persönlich befreundet.275 Auch Otto Schott, der wie seine Geschäftskollegen Siegfried Czapski und Rudolf Straubel ebenfalls häufiger Gast im Hause Auerbach war276 , besaß Kontakte zu Hochschulangehörigen, war er doch seit 1882 Mitglied der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft.277 Gerade diese offerierte durch ihren eigenständigen und vielfältigen Charakter zahlreiche Möglichkeiten zur Pflege von Kontakten, die über die Grenzen der jeweiligen Milieus von Wirtschafts- und Bildungsbürgertum hinausreichten.278 Bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1945 finden sich zahlreiche Vertreter der optischen Industrie in ihren Reihen.279 Gepaart mit seiner Tätigkeit als in universitären und städtischen Angelegenheiten engagierter Mäzen280 gelang es Schott im Laufe seines Wirkens als Unternehmer, zu einem allseits geachteten Mitglied der lokalen Elite aufzusteigen. 1908, im Jahre des 350-jährigen Jubiläums der Jenaer Universität, empfing er die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät, etwa zeitgleich wurde er Ehrenbürger der Stadt Jena.281 Zu seinem 80. Geburtstag im Jahre 1931 reihten sich neben dem Rektor der Jenaer Universität zahlreiche Hochschulangehörige in die Reihen der Gratulanten.282 Hinsichtlich der vielfach „großzügigen“ Förderung der Jenaer Universität wird man neben im Rahmen „sozial-integrativer“ Bemühungen verlaufenden allgemeinen bildungsbürgerlichen Affinitäten aber auch andere Sachverhalte berücksichtigen müssen. Wolfgang Wimmer hat beispielsweise die Hypothese geäußert, dass die Universität Jena der optischen Industrie weniger im Bereich der direkten Unterstützung industriell orientierter 274 275 276 277 278 279 280

281 282

Vgl. Krauße: Ernst Haeckel (1993), S. 292f. Vgl. Auerbach: Abbe (1918), S. 462. Vgl. ebd. Vgl. Mitgliederverzeichnis der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft der Universität Jena bis 1945, in: UAJ, U Abt. X Nr. 36 (unpag.). Vgl. Ernst: „Sponsored by Abbe“ (2007), S. 566. Vgl. Mitgliederverzeichnis der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft der Universität Jena bis 1945, in: UAJ, U Abt. X Nr. 36 (unpag.). Neben der Förderung der Hochschule unterstützte Schott auch zahlreiche gemeinnützige Projekte der Stiftung wie bspw. die Einrichtung der öffentlichen Lesehalle, vgl. Auflistung der Spenden von Dr. Otto Schott im Zeitraum von 1898–1920, in: UASGJ, 1/56 (unpag.). Vgl. Koch: Geschichte der Stadt Jena (1996), S. 289. Vgl. Schreiben von Universitätsrektor W. Löhlein an Otto Schott vom 11.12.1931, in: UASGJ, BJ 1931, Bl. 13. Schreiben von Hans Berger an Otto Schott vom 16.12.1931, in: ebd., Bl. 15. Schreiben von Gottlob Linck an Otto Schott vom 16.12.1931, in: ebd., Bl. 25. Schreiben von Abraham Esau an Otto Schott vom 17.12.1931, in: ebd., Bl. 32. Schreiben von Justus Wilhelm Hedemann an Otto Schott vom 17.12.1931, in: ebd., Bl. 40. Schreiben von Felix Lommel an Otto Schott vom 17.12.1931, in: ebd., Bl. 41. Telegramm von Max Wien an Otto Schott (undatiert), in: ebd., Bl. 11.

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Forschungsarbeit behilflich war, sondern vor allem als komplementäres „Erprobungslabor“ von Firmenprodukten diente.283 Für diese Annahme finden sich mehrere Anhaltspunkte. Laut Auskunft des Jenaer Mineralogen Gottlob Linck (1858–1947) wurden beispielsweise innerhalb des Fachbereiches der physikalischen Chemie regelmäßig Erzeugnisse der Firma Zeiss auf ihre Tauglichkeit hin überprüft.284 Auffällig ist auch die industrielle Unterstützung der Universitäts-Augenklinik. Der zunehmende Einsatz optischer Geräte im Bereich der Ophthalmologie führte Augenärzte und optische Industrie vielfach zusammen. Der Zeiss-Mitarbeiter Moritz von Rohr (1868– 1940), seit 1895 im Dienst besagter Firma und verantwortlich für die hiesige Brillenabteilung (1908 eingerichtet) und die Ausarbeitung von theoretischen Grundlagen für die Konstruktion von ärztlichen Instrumenten,285 hielt seit 1913 Lehrveranstaltungen an der Medizinischen Fakultät der Universität Jena286 und verfasste Beiträge für das von 1926–1933 in 24 Bänden erschienene, von den Physikern Karl Scheel (1866–1936) und Hans Wilhelm Geiger (1882–1945) herausgegebene „Handbuch der Physik“287 sowie für das „Handbuch der wissenschaftlichen und angewandten Photographie“.288 Außerdem war er Mitbegründer und geschäftlicher Leiter der „Zeitschrift für ophthalmologische Optik“, als deren Mitherausgeber auch der zeitweilig in Jena weilende Augenarzt Heinrich Erggelet (1883–1969) fungierte.289 In der Jenaer Universitäts-Augenklinik tätige Ärzte waren außerdem mit der 1917 in Jena eingerichteten „Großherzoglich-Sächsischen Optikerschule“ verbunden.290 Durch diese geschäftlichen Verbindungen waren die Betriebsvorstände der Stiftungsunternehmen Zeiss und Schott auch gerne bereit, die Augenheilkunde an der Jenaer Universität in größerem Umfang zu unterstützen. Als der Direktor der Universitäts-Augenklinik bei der Stiftungsverwaltung im Jahre 1916 einen Antrag auf einen Anbau an das zentrale Kliniksgebäude stellte, wurde diesem „mit Rücksicht auf die Interessen der Klinik und der Firma und der Zusammenarbeit von beiden Einrichtungen“ stattgegeben.291

283 284 285 286 287 288 289 290 291

Vgl. Wimmer: Das Verhältnis von Zeiss-Werk und Universität (2005), S. 74. Vgl. Schreiben von Gottlob Linck an Kurator Vollert vom 27.02.1913, in: ThHStAW, Kultusdepartement 242, Bl. 11f. Vgl. Boegehold: Moritz von Rohr (1940), S. 98. Vgl. Vorlesungen an der Grossherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Gesamt-Universität Jena, WS 1913/14, S. 14. Vgl. Boegehold u. a.: Handbuch der Physik, Band XVIII: Geometrische Optik, Optische Konstante, Optische Instrumente (1927). Vgl. Merté/Richter/von Rohr: Das Photographische Objektiv (1932). Vgl. Boegehold: Moritz von Rohr (1940). So u. a. der Direktor der Augenklinik, Wolfgang Stock (1874–1956), vgl. Pistor: Die Geschichte der Staatlichen Fach-Hochschule für Optiker in Jena (1937), S. 12f. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 348 vom 06.03.1916, in: UACZ, BACZ 1487 (unpag.).

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Nicht zuletzt boten auch die neuen technischen Anstalten (Institut für Technische Physik und Institut für Technische Chemie) mit ihrem Inventar der Industrie eine gute Möglichkeit des informellen partiellen Outsourcings von zusätzlichen notwendigen wissenschaftlich-technischen Arbeiten.292 Ein Mitarbeiter des Instituts für Technische Chemie der Jenaer Universität fungierte beispielsweise als zusätzlicher Helfer bei der Eichung von Gasinterferometern. Diese sollten nach dem Willen der Firma Zeiss ihren Einsatz in der chemischen Industrie finden.293 Jener Mitarbeiter war auch dem Glaswerk als Sachverständiger, Probenehmer und Gutachter behilflich.294 Damit erfüllten Angehörige der naturwissenschaftlich-technischen Einrichtungen der Universität ähnlich wie ihre Kollegen an den Technischen Hochschulen wichtige Funktionen für die optische Industrie, bestätigten sie doch u. a. anhand ihres Wirkens die Qualität der industriellen Erzeugnisse.295 Auch das Mineralogische Institut besaß über seine wissenschaftlichen Forschungsarbeiten Verbindungen zu den Betrieben. Als die Zeiss-Stiftung im Jahre 1902 beschloss, Gelder für einen Neubau des Mineralogischen Instituts bereitzustellen, wurde dabei auch die Einrichtung von Räumen für Zwecke der Kristallzucht berücksichtigt. Entsprechende Arbeiten kamen dem Interesse der Firma Zeiss dabei durchaus entgegen.296 Für wichtige, in ihrem Interesse liegende wissenschaftlich-technische Arbeiten waren die Betriebsleiter auch bereit, Gelder des Universitätsfonds für Institutionen außerhalb von Jena zur Verfügung zu stellen.297 So erwogen sie im Mai 1914 die Bereitstellung von Mitteln für Forschungsarbeiten an der Universität Halle, um auf diese Weise die Arbeiten des Jenaer Institutes für Technische Physik zu fördern.298

292 293 294 295 296

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Vgl. Aktennotiz des Jenaer Universitätskurators vom 08.07.1909, in: UAJ, C 721, Bl. 203. Vgl. Schreiben der Firma Carl Zeiss an Universitätskurator Max Vollert vom 27.04.1922, in: UAJ, C 724, Bl. 137f. Vgl. Schreiben des Jenaer Glaswerks Schott & Genossen an Universitätskurator Max Vollert vom 28.04.1922, in: ebd., Bl. 133. Vgl. Dienel: Professoren als Gutachter für die Kälteindustrie (1993), S. 176. Vgl. Schreiben von Gottlob Linck an das Kultusdepartement von Sachsen-WeimarEisenach vom 22.09.1902, in: UAJ, C 690, Bl. 5. Abbe bemerkte allerdings in einem Schreiben an den Universitätskurator, dass die Einrichtung von Räumen für die Kristallzucht „nur ganz nebenher“ Bezug auf die Firma Zeiss habe und vielmehr von „allgemeinem Interesse“ sei, vgl. Schreiben von Ernst Abbe an Heinrich Eggeling vom 04.10.1902, in: ebd., Bl. 6. Im Ergänzungsstatut war hinsichtlich des Universitätsfonds die Ausrichtung desselben auf die Förderung der Universität Jena festgeschrieben, vgl. Beglaubigte Abschrift des Ergänzungsstatuts zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 08.03.1900, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 65–71, hier Bl. 65. Vgl. Abschrift des Schreibens von Stiftungskommissar Ebsen an das Staatsministerium (Department des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 29.05.1914, in: UACZ, BACZ 1485 (unpag.).

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Die genannten Beispiele verdeutlichen, dass die Stiftungsbetriebe mit diversen Universitätsinstituten zwar eine enge Zusammenarbeit anstrebten, ihr aber insgesamt dennoch keinen allzu hohen Stellenwert einräumten. Wie die chemische und elektrotechnische Industrie setzten auch die Firmen Zeiss und Schott allmählich auf das industrielle Forschungslabor als Kern der Produktverbesserung, parallel kam es zum Aufbau von neuen Geschäftsabteilungen sowie von Konstruktions- und Rechenbüros.299 Ein Beispiel für diesen Sachverhalt bietet die im Jahre 1919 geplante Einrichtung einer Professor für physikalische Chemie, deren Dotation die Stiftung übernehmen sollte. Die Geschäftsleitungen der Betriebe sahen zwar durchaus eine Verbindung zwischen einem solchen Vorhaben und industriellen Interessen, aber Otto Schott verwies darauf, dass „die für die Industrie wichtigen Fortschritte weniger in den für die theoretische Forschung arbeitenden Universitätsinstituten, sondern in den mit den Glashütten verbundenen Laboratorien erzielt werde“.300 Die Nichtexistenz direkter vertraglicher, projektgebundener Abmachungen zwischen der Industrie und der Hochschule im Zeitraum von 1886–1920 spricht diesbezüglich Bände. Statt auf einen unmittelbaren Einbezug der Hochschulforschung zu setzen, bedienten sich die Betriebe lieber einzelner persönlicher Kontakte zu diversen Hochschulangehörigen. Personelle Verbindungen zwischen Hochschul- und Industrieforschung ergaben sich nicht zuletzt dadurch, dass Angestellte der Unternehmen Zeiss und Schott an der Jenaer Universität wirkten bzw. Hochschulangehörige zuweilen für die optische Industrie tätig waren. Der Physiker Rudolf Straubel (1864–1943) lehrte beispielsweise zuerst als a. o. Professor für Physik an der hiesigen Universität, bevor er sich unter der Einwirkung seines Kollegen Ernst Abbe entschloss, erst als wissenschaftlicher Mitarbeiter (1901) und dann als Mitglied der Geschäftsleitung (1903) für die Firma Zeiss zu arbeiten. Außerordentlich bemüht war Straubel um die Errichtung einer Seismologischen Anstalt im Rahmen der Jenaer Universität.301 Zeitweilig übernahm er auch das Amt des Stiftungsbevollmächtigten bei den Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe. Glaubt man dem Weimarer Beamten Friedrich Stier (1886–1966), so gingen zahlreiche Bewilligungen der Stiftung für Zwecke der Universität auf Straubels Unterstützung zurück.302 Zudem war er auch nach seiner Anstellung bei der Firma Zeiss weiterhin als Lehrkraft an der Universität tätig, wo er Veranstaltungen zur Spektroskopie und zur Geophysik hielt.303 Die unter Straubels Leitung befindliche Seismologische 299 300 301 302 303

Vgl. Marsch: Industrieforschung (2000), S. 92, 147 und 158f. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Ebsen an das weimarische Staatsministerium vom 18.05.1919, in: UACZ, BACZ 1488, Bl. 118–120, hier Bl. 119f. Vgl. Boegehold: Straubel (1934), S. 421. Vgl. Stier, Friedrich: Rudolf Straubels Wirken bei den Bewilligungen der Carl-ZeissStiftung für die Zwecke der Jenaer Universität (1930), in: UACZ, NL 25, Nr. 2. Vgl. Vorlesungen an der Grossherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Gesamt-Universität Jena für SS 1903 und WS 1905/06, jeweils S. 10.

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Station wurde zunächst im Physikalischen Institut untergebracht und fand auf Kosten der Zeiss-Stiftung, die auch für den Unterhalt der Station aufkam, im Jahre 1903 eine Unterkunft in der Universitätssternwarte.304 Hier arbeitete seit dem Jahre 1879 ein wissenschaftlicher Mitarbeiter der Firma Zeiss als Assistent, der mit diversen Forschungsarbeiten im Bereich der Meteorologie betraut wurde. Glaubt man der Schilderung des Jenaer Astronomen Otto Knopf, stand er jedoch mit der Sternwarte selbst nur in sehr „loser Beziehung“.305 Die oftmals persönliche, ungebundene, inoffizielle Art der Zusammenarbeit bedeutete jedoch nicht, dass die durch die Stiftung gewissermaßen institutionalisierten Verbindungen zur Universität nicht als Kanäle für die Verwirklichung bestimmter Projekte genutzt wurden. Gerade über „Schlüsselpositionen“, wie sie das Amt des Stiftungsbevollmächtigten bei den Betrieben und des Stiftungskommissars boten, konnten entsprechende Vorhaben vorangetrieben werden. Abbe selbst hatte, wie bereits geschildert, zwar die Verwendung der Mittel völlig der Verfügungsgewalt des Weimarer Staatsministeriums bzw. sämtlicher an der Universität beteiligter Regierungen unterstellt, sich aber gleichzeitig für seine Lebenszeit zumindest die partielle Möglichkeit einer Mitsprache offen gehalten.306 Seine Tätigkeit als Bevollmächtigter der Stiftung bei den Betrieben brachte es mit sich, dass er, wenngleich dies nicht immer in seinem unmittelbaren Interesse lag,307 in vielen Fällen als Ansprechpartner konsultiert wurde.308 Aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Jenaer Universität war gerade Ernst Abbe in Form des persönlichen Einsatzes in wohlwollender Weise um die Förderung zahlreicher Universitätsprojekte bemüht. Insbesondere bei Bauprojekten, deren zügige Realisierung vielfach im Hinblick auf die allgemeine Bauplanung, anfallende Kosten sowie die diesbezüglichen Verhandlungen

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Vgl. Knopf: Die Astronomie an der Universität Jena (1937), S. 202. Allgemein zur Seismologischen Station vgl. Unterreitmeier: Seismische Station (1899–1964) und Seismometrie in Jena (1997). Knopf: Die Astronomie an der Universität Jena (1937), S. 212. Vgl. Ausführungen in Kapitel III.1.1. So hatte Abbe Universitätskurator Eggeling bereits 1886 zu verstehen gegeben, dass er es nicht für wünschenswert erachte, mit wiederholten Anfragen hinsichtlich seiner Zustimmung in Anspruch genommen zu werden, vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an Heinrich Eggeling vom 01.07.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 27. Vgl. exemplarisch aus der Vielzahl an Unterlagen: Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach (von Pawel) an den Universitätskurator vom 11.03.1897, in: UAJ, C 1912, Bl. 34. Schreiben des Staatsministeriums an den Universitätskurator vom 27.04.1899, in: ebd., Bl. 137. Schreiben von Adolf Winkelmann an Universitätskurator Eggeling vom 10.11.1899, in: UAJ, C 647, Bl. 13.

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mit den bundesstaatlichen Stellen erschwert wurde, schaltete er sich ein.309 Überhaupt beanspruchte die Stiftung ein Mitspracherecht bei der Erstellung von Bauplänen und deren Ausführung. Beim Bau des neuen Universitätshauptgebäudes war die Stiftung innerhalb des Preisrichterkollegiums vertreten, die Skizzen für das Vorhaben wurden von Mitgliedern der Firmen eingesehen.310 Nicht selten wurden dabei gewisse bauliche Dinge, zumal diese auf Kosten der Stiftung ausgeführt wurden, beanstandet.311 Auch für die Universitätsangehörigen erwiesen sich persönliche Kontakte zu den Organen der Stiftung (Stiftungskommissar, Geschäftsleitungen, Stiftungsverwaltung) als vorteilhaft, um diversen Anliegen stärker Nachdruck zu verleihen. So übersandte der Hygieniker August Gärtner (1848– 1934) Stiftungskommissar Max Vollert seinen ausdrücklichen Dank für die Unterstützung beim Neubau des Hygienischen Instituts.312 Der Mineraloge Gottlob Linck handelte sich seitens der Stiftungsverwaltung einen Tadel ein, da man ihm unterstellte, er habe eigenmächtig mit den Betriebsleitungen über Zuschüsse für sein Institut verhandelt.313 Der Zoologe Ernst Haeckel setzte sich anlässlich des Baues des Phyletischen Museums persönlich mit Otto Schott in Verbindung und bat diesen um eine finanzielle Beteiligung an seinem Projekt.314 Gleichzeitig bemühte er sich im Rahmen derselben Angelegenheit hinsichtlich der Bewilligung von Stiftungsmitteln um Kontakt zu Siegfried Czapski.315 Der Nationalökonom Bernhard Harms (1876–1939),

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So notierte Universitätskurator Eggeling am 18. Oktober 1902 bezüglich der Verhandlungen über die Anstalt für Technische Physik: „Die Anwesenheit des Prof. Abbe hat die schwebenden Verhandlungen wesentlich gefördert“, vgl. Bericht Eggelings an das Staatsministerium des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach vom 18.10.1902, in: UAJ, C 721, Bl. 7f., hier Bl. 7. Im August 1902 suchte Abbe nach Kräften einen Neubau des Mineralogischen Instituts voranzutreiben, indem er, um die Sache zu beschleunigen, frühzeitig um Verhandlungen mit dem Direktor der hiesigen Anstalt bat, vgl. Kopie der Abschrift der Niederschrift der Sitzung der Stiftungsorgane vom 20.08.1902, in: UASGJ, 5/68, Bl. 107. Vgl. Schreiben des Jenaer Oberbürgermeisters (Singer) an Universitätskurator Eggeling vom 22.01.1903, in: UAJ, C 1556, Bl. 16 sowie Aktennotiz von Universitätskurator Eggeling vom 07.03.1903, in: ebd., Bl. 19. Vgl. exemplarisch in diesem Zusammenhang Schreiben von Stiftungskommissar Max Vollert an Universitätskurator Eggeling vom 07.03.1903, in: ebd., Bl. 23f. Vgl. Kopie des Schreibens von August Gärtner an Stiftungskommissar Vollert vom 09.08.1902, in: UASGJ, 5/35, Bl. 188ff., hier Bl. 188. Vgl. Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universitätskurator Eggeling vom 18.12.1906, in: UAJ, C 684, Bl. 50. Vgl. Schreiben von Ernst Haeckel an Otto Schott vom 03.03.1909, in: UASGJ, 1/56 (unpag.). Schott spendete dann auch insgesamt 10.000 Mark für das Phyletische Museum, vgl. Auflistung der Spenden von Dr. Otto Schott 1898–1920 (undatiert), in: ebd. Vgl. Schreiben Haeckels an Siegfried Czapski vom 14.03.1907, in: UACZ, BACZ 1207, Bl. 6.

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erster Inhaber des aus Stiftungsmitteln finanzierten Lehrstuhls für Sozialpolitik, nutzte nach seinem Weggang aus Jena die auch familiär geprägten Verbindungen zur Zeiss-Stiftung (er war ein Vetter und Studienkollege des Zeiss-Personalchefs Friedrich Riclef Schomerus)316 für den finanziellen Aufbau seines Kieler „Instituts für Weltwirtschaft und Seeverkehr“.317 Man darf diese persönliche Art der Abkürzung des offiziellen Antragsweges aber auch nicht überschätzen. Dass ein Universitätsangehöriger beispielsweise über Verbindungen zu den Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe verfügte, bedeutete nicht zwingend, dass innerhalb der Sitzungen der Stiftungsorgane auch für ihn votiert wurde. So erschien es der Stiftungsverwaltung beispielsweise im Falle des a. o. Professors für Theoretische Physik Felix Auerbach, der 1889 an die Universität Jena berufen worden war, angesichts dessen diverser Kontakte zu den Geschäftsleitungen der Betriebe318 als „bedenklich“, Stiftungsmittel für seine Beförderung zum Ordinarius zur Verfügung zu stellen.319 Auch die persönliche Freundschaft Abbes mit Universitätskurator Heinrich Eggeling sorgte nicht immer für eine getreue Umsetzung der Wünsche des Stiftungsgründers. Als Abbe zum Beispiel im Jahre 1886 eine Aufbesserung des Einkommens des Mathematikers Gottlob Frege beantragte, reduzierte Eggeling die ursprünglich veranschlagte Summe, da ihm der von Abbe vorgeschlagene Betrag im Vergleich mit den Gehaltsbezügen anderer Universitätsangehöriger als zu hoch erschien.320 Persönliche Verbindungen und inoffizielle Kanäle bildeten demzufolge einen integralen Bestandteil innerhalb der Beziehungen zwischen Universität, bundesstaatlicher Administration und optischer Industrie, führten aber innerhalb des Prozesses der Entscheidungsfindung über die Vergabe von Stiftungsmitteln letztlich nicht dazu, dass bereits vor den Sitzungen der Stiftungsorgane „vollendete Tatsachen“ geschaffen wurden.

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Vgl. Kopie des Schreibens von Siegfried Czapski an Max Vollert vom 21.09.1906, in: UASGJ, 5/44, Bl. 164–167, hier Bl. 164. Vgl. exemplarisch Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 362 vom 21.04.1917, in: UACZ, BACZ 1711 (unpag.). Auerbach war mit den Zeiss-Geschäftsführern Siegfried Czapski und Rudolf Straubel persönlich befreundet. Daneben verfügte er über verwandschaftliche Beziehungen zu dem Zeiss-Mitarbeiter Otto Eppenstein (1876–1942). Dieser seit 1901 bei der Firma Zeiss angestellte und ab 1907 mit der Leitung der Fernmessabteilung besagter Firma beauftragte Physiker war ein Neffe von Auerbachs Ehefrau Anna Auerbach, vgl. Müller: Jüdische Mitarbeiter der Firmen Carl Zeiss und Otto Schott (1998), S. 158ff. sowie Werner: Moderne in der Provinz (2003), S. 41f. und Auerbach: Abbe (1918), S. 462. Vgl. Kopie des Schreibens des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach (Departement des Kultus, Rothe) an Stiftungskommissar Max Vollert vom 22.11.1910, in: UASGJ, 5/81, Bl. 283. Vgl. Kopie des Schreibens von Eggeling an Staatsminister Stichling (undatiert), in: UASGJ, 5/30, Bl. 11–18, hier Bl. 13.

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1.4. Wer zahlt, schafft an? Zum allgemeinen Verhältnis von Staat, industriellem Sponsor und universitärer Verfassung Die Entstehungsgeschichte des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke sowie die Auseinandersetzungen um die Statuten der Zeiss-Stiftung in den Jahren 1896 und 1900 hatten zwei Sachverhalte deutlich gemacht: Zum einen war private Wissenschaftsfinanzierung vonseiten der Industrie als materielle Stütze des allgemeinen Wissenschaftsbetriebes in den Reihen der Universität und der bundesstaatlichen Administration höchst willkommen. Sie warf aber gleichzeitig auch unmittelbar die Frage nach dem Einfluss des industriellen Sponsors auf universitäre Angelegenheiten auf. Wie stark die Prägung und Profilbildung von Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen mit der Finanzierungsfrage verbunden war, zeigte das Beispiel der 1914 gegründeten „Stiftungsuniversität“ in Frankfurt am Main. Die aus einer Initiative von kommunaler Verwaltung und wohlhabenden städtischen Bürgern hervorgegangene und zunächst durch private Gelder unterhaltene Hochschule besaß zwar die übliche Rektoratsverfassung, aber gleichzeitig bildeten neben der allgemeinen staatlichen Aufsicht die sogenannten „regierenden Gremien“, in denen die Stifterfamilien sowie die Stadt Frankfurt vertreten waren, einen integralen Bestandteil der universitären Struktur. Diese administrative Gliederung zwang alle Beteiligten vielfach zu Kompromissen und verlieh der Universität einen stark „liberalen“ Charakter.321 Da das Projekt durch viele wohlhabende jüdische Bürger finanziell unterstützt wurde, die durch ihre Spendenbereitschaft vor allem ihren Anspruch auf eine staatsbürgerliche Gleichberechtigung untermauern wollten,322 war an der neuen Universität die realiter oftmals stattfindende Benachteiligung jüdischer Hochschulwissenschaftler323 weitgehend ausgeschlossen.324 Zudem sollte die Frankfurter Hochschule nach dem Willen der Stifter zwecks Wahrung eines Prinzips der „konfessionellen Gleichrangigkeit“ zunächst keine Theologische Fakultät erhalten.325 Für Jena, wo die Verhältnisse anders lagen als in großstädtischen Orten wie Frankfurt am Main oder Hamburg, wo auf der Basis bürgerlichkommunalen Engagements neue Hochschulen entstanden,326 stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, welche Auswirkungen das Engagement der optischen Industrie im Rahmen der hiesigen Universität besaß. Führte die finanzielle Beteiligung der Zeiss-Stiftung an der Hochschule zu einem 321 322 323 324 325 326

Vgl. Hammerstein: Die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main (1989), S. 27 und 50f. Vgl. Kraus: Jüdisches Mäzenatentum im Kaiserreich (1998), S. 41f. Vgl. Hammerstein: Antisemitismus an deutschen Universitäten (1995). Vgl. Hammerstein: Die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main (1989), S. 23 und 25. Vgl. Kluke: Die Stiftungsuniversität Frankfurt am Main (1972), S. 110–132. Vgl. zusammenfassend vom Bruch: Kommunalisierung als Antwort auf Durchstaatlichung? (1992).

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Umbruch traditioneller universitärer Strukturen? Welchen realen Einfluss gewann die Industrie aufgrund ihrer materiellen Zuwendungen bzw. inwiefern machte sie diesen geltend und wie reagierten die bundesstaatlichen Behörden und die Universität auf diese Herausforderung? Insgesamt bargen die Beziehungen zwischen der bundesstaatlichen Administration, dem industriellen Sponsor und den Hochschulangehörigen ein reichhaltiges Konflikt-, aber auch Innovationspotenzial. Wie bereits angedeutet, mussten aufgrund der Stiftungskonstruktion, die die Regierungen, die Universität und die Betriebe aneinander band, die jeweiligen Einflusssphären der landesherrlichen Regierung, der Hochschule und der Unternehmen im Rahmen der Finanzierung der Jenaer Universität immer wieder neu ausgehandelt werden. Auf diese Weise war stets ein Konsens aller Parteien nötig, unter Umständen mussten verschiedene Interessen austariert werden. Dies barg den Vorteil, dass weder die Stiftungsverwaltung in Weimar noch die Geschäftsleitungen es vermochten, bestimmte Vorhaben im Alleingang durchzusetzen. Gleichzeitig sorgte der Aushandlungsmodus aber auch für eine gewisse Schwerfälligkeit. Diese Tatsache erkannte nach dem Tod Ernst Abbes im Januar 1905 bereits dessen Nachfolger Siegfried Czapski: Solange es [das Stiftungsstatut, C. M.] zu dem Körper passt, dem es angemessen wurde vom Verfertiger, solange schützt es auf wertvollste Art vor mancherlei Angriffen und giebt dem Körper Halt. Aber dieser Körper [wächst] und schon jetzt fängt die Rüstung an, ihn da [und] dort zu drücken. Geändert werden darf sie nur gewissermassen auf Abstimmung aller Interessen hin, nach einem ganz schwerfälligen Verfahren u[nd] vor allem erst dann, wenn sie den Träger, d. h. unsere Unternehmen, dann schon aufs ärgste in seiner Betätigung behindert haben wird – und dieser Träger ist doch berufen, sich lebhaft zu betätigen! Das Stiftungs-Statut war herrlich, solange der Stifter selbst noch lebte und [es] jeder Aenderung der Verhältnisse anpassen konnte. Von jetzt an wird es wie eherne Schienen einen lebenden, wachsenden, sich in unabsehbarer Weise verändernden Körper umschliessen, und dessen Nerven werden bald und noch oft Schmerzen empfinden.327

Aufgrund des genannten Sachverhaltes kam es bereits im Todesjahr Abbes zu Änderungen am ursprünglichen Stiftungsstatut. Gemäß Czapskis Postulat wurden dabei vor allem zusätzliche Bestimmungen aufgenommen bzw. Klauseln revidiert, die der Stiftung einen flexibleren Handlungsspielraum in puncto gewerbliche Tätigkeit (insbesondere die Beteiligung an anderen Unternehmen), Angestelltenrecht (bspw. betreffs Ansprüchen auf eine Abgangsentschädigung), allgemeinen finanziellen Fragen (Aufwendungen für den Reservefonds) und den Befugnissen der Stiftungsverwaltung (Einwirkung auf die Geschäftsleitungen) einräumen sollten bzw. nach Ansicht der 327

Siehe Schreiben Czapskis an Max Vollert vom 22.11.1905, in: Flitner/Wittig: Optik - Technik - Soziale Kultur (2000), Dok.-Nr. 183, S. 353ff., hier S. 354.

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Geschäftsleitungen einer hohen betrieblichen Effizienz nicht mehr zwingend förderlich erschienen.328 Vor allem die Frage, inwiefern dabei dem Willen des Stifters entsprochen wurde bzw. werden konnte, sorgte für Kontroversen. Insbesondere der Jenaer Universitätskurator Heinrich Eggeling konnte nur nach Einwirkung der Geschäftsleitungen von einer Revision des Stiftungsstatuts überzeugt werden.329 Auch nach der Überarbeitung des Statuts stellte das Engagement der Stiftung im Rahmen der Jenaer Universität einen Gegenstand steter Verhandlungen zwischen der bundesstaatlichen Administration und den Geschäftsleitungen dar. Energisch verwahrte sich beispielsweise der Universitätskurator im Jahre 1912 gegen die Ansicht der Geschäftsleitungen, man müsse, da die Aufwendungen für die Universität eine bestimmte Höchstsumme nicht überschreiten sollten, Leistungen, die über diesen Betrag hinausgingen, in den folgenden Jahren wieder einsparen. Bevor eine solche Regelung getroffen werden könne, so der Kurator gegenüber der Stiftungsverwaltung, müsse man zunächst einmal die Auslegung des Artikels 4 des Ergänzungsstatuts klären.330 Gemäß ihrer Struktur provozierte die Stiftung geradezu ein Aufeinanderprallen verschiedenster, sich teilweise überlappender Interessen. Die Stiftungsverwaltung hatte einerseits über das Wohlergehen der Betriebe zu wachen, gleichzeitig nahm das Kultusdepartement aber auch die Aufsicht über die Universität wahr. Dementsprechend oblag ihr im Zusammenspiel mit den Betriebsleitern sowohl die Fürsorge für die allgemeine Entwicklung der Stiftungsfirmen als auch für die Jenaer Universität. Vielfach fungierte die Stiftungsverwaltung dieser Konstellation entsprechend auch als Anwalt der Hochschule. Gerade in den Jahren von 1907–1910, als die ZeissWerke expandierten und an der Hochschule die Durchführung der neuen Besoldungsreform auf der Tagesordnung stand, befürwortete die Stiftungsverwaltung trotz notwendiger hoher Betriebsinvestitionen eine Aufstockung der Stiftungszuschüsse für die hiesige Universität. Die Geschäftsleitungen der Betriebe reagierten prompt: Der Umfang an Informationen, die nach

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Vgl. hier die entsprechenden Fassungen von 1896 und 1905/06 im Vergleich, zusammen in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3: Vorträge, Reden und Schriften sozialpolitischen und verwandten Inhalts (1989), S. 262–319. Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane No. 192 vom 13.07.1905, in: UASGJ, 5/45, Bl. 45f., hier Bl. 45. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Ebsen an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 22.07.1912, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 218f. Artikel 4 des Ergänzungsstatuts regelte die Festlegung der regelmäßigen Zuschüsse und des unwiderruflichen Mindestbetrags sowie der Höhe der außerordentlichen Zuschüsse der Stiftung an den Universitätsfonds, vgl. Beglaubigte Abschrift des Ergänzungsstatuts zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 08.03.1900, in: ebd., Bl. 65–71, hier Bl. 66.

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Weimar weitergeleitet wurden, erfuhr eine deutliche Reduzierung.331 Bereits Abbe hatte die dieser Struktur innewohnende Problematik erkannt und erwogen, die Rechnungslegung der Stiftung dem Weimarer Landtag als eine von der Stiftungsverwaltung unabhängige Behörde anzuvertrauen, da sonst nach seiner Meinung die Mittel der Stiftung den „odiosen Charakter des geheimen Fonds“ annehmen würden.332 Damit hatte er sich aber nicht durchsetzen können.333 Hinsichtlich der staatlichen Aufsicht besaß das Amt des Stiftungskommissars als de-facto „Abgeordneter“ der Weimarer Behörden bei den Betrieben eine Schlüsselposition. Laut den Bestimmungen des Statuts war er auf Wunsch über sämtliche Vorgänge in den Betrieben zu informieren, außerdem zur Einsichtnahme in entsprechende Unterlagen berechtigt und des Weiteren auch an sämtlichen Sitzungen der Stiftungsorgane beteiligt. Zudem verfügten die Stiftungsparagrafen, dass der Stiftungskommissar ein Weimarer Beamter bzw. Angehöriger des öffentlichen Dienstes sein musste.334 Dieser Weisung entsprechend übten alle bis 1933 amtierenden Stiftungskommissare vor bzw. nach ihrer Tätigkeit als Stiftungskommissar Funktionen innerhalb der bundesstaatlichen Ämterhierarchie aus, teilweise waren sie überdies an der Verwaltung der Jenaer Universität beteiligt.335 Das Ergänzungsstatut legte fest, dass ohne die Zustimmung des Stiftungskommissars einmal bewilligte Zuschüsse nicht widerrufen werden konnten.336 Als die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe im Jahre 1907 ihre Einwilligung zu einer Erhöhung des regelmäßigen Zuschusses zum Universitätsfonds erklärten, sich aber weigerten, aus ihrer Zustimmung einen 331 332

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Vgl. Wimmer: Das Verhältnis von Carl-Zeiss-Stiftung und Zeisswerk zur Universität (2005), S. 65f. Vgl. Wünsche und Anträge Abbes bezüglich des neu zu entwerfenden Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom 23.06.1891, in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 184–195, hier S. 191f. Paragraf 110 des Stiftungsstatuts bestimmte, dass nach Abbes Ableben eine ehrenamtliche Kommission die jährliche Rechnungslegung vorzunehmen hatte. Dieser sollten angehören: der Kurator der Jenaer Universität, ein vom Senat der Universität Jena für jeweils drei Jahre zu bestellender „Vertrauensmann“, ein Repräsentant der Gemeindevertretung der Stadt Jena (ebenfalls für drei Jahre mit diesem Amt betraut) sowie die im Hinblick auf ihre Funktionsdauer nach ältesten Vorstandsmitglieder der Stiftungsbetriebe, vgl. Statut der Carl-Zeiss-Stiftung zu Jena von 1896/1906, in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 262–319, hier S. 313f. Vgl. ebd., S. 268. So war der erste Stiftungskommissar, der Regierungsrat Karl Rothe, der in dieser Funktion von 1891–1896 tätig war, später Staatsminister. Der von 1896–1912 amtierende Stiftungskommissar Max Vollert war von 1909–1922 Universitätskurator. Der ihm als Stiftungskommissar folgende Friedrich Ebsen (1871–1934) war Ministerialdirektor im Weimarer Kultusdepartement und Präsident des Thüringischen Oberverwaltungsgerichts zu Jena. Zu den Lebensläufen der genannten Personen vgl. Heß: Das Staatsministerium des Großherzogtums und Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach (1967), S. 1145f., 1171 und 1186. Vgl. Ergänzungsstatut zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 24.02.1900, in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 320–328, hier S. 321f.

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verbindlichen Rechtsanspruch erwachsen zu lassen, beruhigte Stiftungskommissar Max Vollert den besorgten Universitätskurator Heinrich Eggeling, indem er genau auf diesen Punkt verwies. Außerdem, so Vollert ganz pragmatisch, helfe der Rechtsanspruch auch nicht weiter, wenn die Zeiss-Stiftung aufgrund einer „misslichen Lage“ nicht in der Lage sei, die finanziellen Bedürfnisse der Universitätsanstalten zu bedienen.337 Vollerts Schreiben verdeutlichte die Schwierigkeit der Stiftungskonstruktion, die bereits seinen Zeitgenossen bewusst war: Konnte der Staat überhaupt als Garant des Stifterwillens fungieren? Die Frage, welche konkreten bundesstaatlichen Befugnisse sich mit der Verwaltung der Stiftung verbanden, war höchst umstritten. Für manchen Zeitgenossen verkörperte der Wille des Stifters ein „bindendes Gesetz“. Nicht alle Juristen teilten daher die Ansicht, die im Ergänzungsstatut der Carl-Zeiss-Stiftung festgehaltene Verpflichtung zur Unterstützung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Studien an der Jenaer Universität könne so weit verstanden werden, dass auch die Finanzierung des Einbaus sanitärer Anlagen unter diesen Punkt fiele.338 Die Problematik der bundesstaatlichen Verfügungsgewalt über die Angelegenheiten der CarlZeiss-Stiftung sollte auch in der Folgezeit nicht abreißen. Sie bildete gerade im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts angesichts vielfach wechselnder politischer Verhältnisse eine Quelle häufiger Auseinandersetzungen.339 Auch die konkrete Fördertätigkeit der Carl-Zeiss-Stiftung rief zwiespältige Reaktionen hervor. Infolge der sich im Rahmen der Stiftung überlappenden Beziehungen zwischen den bundesstaatlichen Behörden, der Universität und den Betrieben kam es innerhalb der Querverbindungen zwischen allen drei Bereichen immer wieder zu kurzfristigen, projektgebundenen „Koalitionen“. Finanzielle Mittel aus der Industrie eröffneten im Zusammenspiel mit der Kooperation der staatlichen Verwaltungsbehörden neue Wege für zusätzliche innovative Fachbereiche bzw. deren Vertretung durch entsprechende Personen. Die Institutionalisierung neuer Wissenschaftsgebiete stieß dabei vor allem aus finanziellen Konkurrenzgründen nicht immer auf das Wohlwollen der Universitätsangehörigen.340 Entsprechend erleichtert zeigte sich deshalb auch der Jenaer Universitätskurator, als Abbe eine ursprünglich gehegte Absicht, den Senat der Hochschule an den Entscheidungen über die Vergabe finanzieller Mittel zu beteiligen, fallen ließ.341 Die innovative Wirkung einer Kooperation von Wissenschaftsvertretern, Industriellen und 337 338

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Vgl. Schreiben des Stiftungskommissars (Vollert) an den Kurator der Universität Jena vom 28.02.1907, in: UAJ, C 663, Bl. 3f. Vgl. Abschrift der Rede von Rechtsanwalt Dr. Lotze am 21.11.1912 in der Staatswissenschaftlichen Gesellschaft zu Jena (undatiert), in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 185–189, hier insb. Bl. 189. Vgl. dazu die Ausführungen in den folgenden Kapiteln. Vgl. die folgenden Ausführungen. Vgl. Kopie des Schreibens von Heinrich Eggeling an Staatsminister Stichling vom 02.11.1887, in: UASGJ, 5/30, Bl. 72–75, hier Bl. 72.

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staatlicher Verwaltung zeigte das Beispiel der Universität Göttingen. Diese erhielt unter Beteiligung industrieller Kreise (namentlich Vertreter der chemischen Industrie) und im Zusammenspiel von Göttinger Hochschulangehörigen (insbesondere des Mathematikers Felix Klein) mit dem preußischen Ministerialdirektor Friedrich Althoff (1839–1908) als einzige Universität im Kaiserreich neben Jena ein Institut für Technische Physik und eine Anstalt für Technische Chemie.342 Wie auch schon zu anderen Zeiten des 19. Jahrhunderts343 entfaltete der unter Althoff geradezu „allmächtige“ Zugriff des Staates unter den Vorzeichen der Hochindustrialisierung, der gemäß eines Postulats „strenger Werturteilsfreiheit“ auch entsprechend von Wissenschaftlern wie bspw. dem Soziologen Max Weber (1864–1920) als „Korrumpierung des Nachwuchses“ vehement kritisiert wurde,344 trotz der Verstärkung der ohnehin schon starken etatistischen Züge des Hochschulsystems unter den Vorzeichen einer national- bzw. bundesstaatlich initierten Modernisierung demnach deutlich positive Effekte.345 Auch in Jena wird anhand der Zeiss-Stiftung deutlich, dass über die industrielle Finanzierung von Hochschuleinrichtungen universitäre Befugnisse zwar nicht komplett ausgehebelt werden konnten, aber sich dem neuen Sponsor dennoch zahlreiche Einflussmöglichkeiten offenbarten. Ein Beispiel bietet die Besetzung der a. o. Professur für Theoretische Physik, die Ernst Abbe im Jahre 1889 anregte. Er und sein Kollege Adolf Winkelmann (1848–1910) sprachen sich hinsichtlich der Besetzung der Stelle für den Breslauer Physiker Felix Auerbach aus. Dagegen opponierte jedoch die Philosophische Fakultät mit Verweis auf die bereits seit zehn Jahren andauernde Stellung Auerbachs als Privatdozent. Wie Universitätskurator Heinrich Eggeling jedoch den Weimarer Behörden zu erkennen gab, bestand der wirkliche Grund der ablehnenden Haltung der Fakultät in dem Umstand, dass Auerbach Jude war.346 Winkelmann und Abbe hielten jedoch an Auerbach fest, gleichzeitig gab Universitätskurator Eggeling den Erhalterstaaten zu verstehen, dass eine Bezahlung Auerbachs aus dem Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke eine zusätzliche Möglichkeit hinsichtlich seiner Anstellung eröffnete.347 Das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach griff diesen Gedanken auf und bat die

342 343 344 345 346 347

Vgl. dazu Tobies: Wissenschaftliche Schwerpunktbildung (1991). Des Weiteren vgl. die Ausführungen in Kapitel III.1.6. Vgl. Ausführungen in Kapitel II. Vgl. dazu vom Bruch: Max Webers Kritik am „System Althoff“ aus universitätsgeschichtlicher Perspektive (2006). Vgl. dazu vom Brocke: Von der Wissenschaftsverwaltung zur Wissenschaftspolitik (1988), S. 14–17. Vgl. Bericht von Universitätskurator Eggeling an die hohen Regierungen vom 08.07.1889, in: UAJ, C 445, Bl. 11–18, hier Bl. 14. Vgl. Bericht von Universitätskurator Eggeling an die hohen Regierungen vom 08.07.1889, in: UAJ, C 445, Bl. 11–18, hier Bl. 13.

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Universität, das Verfahren der Berufung Auerbachs zu beschleunigen.348 Dass Auerbach in den Reihen der Fakultät auch nach seiner Berufung eher wohlgelitten als allgemein anerkannt war, dokumentiert sein weiterer Werdegang. Am 30. Juni 1911 tat er dem Jenaer Universitätskurator kund, er fühle sich von der Fakultät übergangen, eine ihm eröffnete Aussicht auf eine ordentliche Professur sei ihm wiederholt verwehrt worden.349 Auf Nachfrage des Universitätskurators erwiderte der Dekan der Philosophischen Fakultät, der Mathematiker Robert Haußner (1863–1948), die Fakultät habe keine „moralische Verpflichtung“ gegenüber Auerbach und man nehme auch weiterhin von der Errichtung eines Ordinariates Abstand.350 Neben Auerbach verdankten auch andere Hochschulwissenschaftler ihre Berufung nach bzw. ihren Verbleib in Jena der Unterstützung Ernst Abbes. Dazu gehörte der posthum zu Ruhm gelangte Mathematiker Gottlob Frege, dessen berufliche Aussichten in den Reihen der hiesigen Universität durch seine mangelhafte Lehrbegabung ernsthaft beeinträchtigt waren und der durch Zuschüsse der Carl-Zeiss-Stiftung ein finanzielles Auskommen erhielt.351 Des Weiteren setzte sich Abbe im Zusammenspiel mit dem Jenaer Universitätskurator Heinrich Eggeling für den 1902 auf die a. o. Professur für Angewandte Mathematik berufenen Ingenieur Rudolf Rau ein. Auf Wunsch Raus und im ausdrücklichen Einvernehmen mit den bundesstaatlichen Behörden wurde Rau von der Pflicht entbunden, für die Ausübung seines Amtes einen Doktortitel erwerben zu müssen.352 Generell und insbesondere auf Dauer war die Hochschule aber nicht willens, eine Einschränkung der üblichen akademischen Spielregeln und ihrer eigenen Befugnisse zu akzeptieren. 1909 kehrte Rau dem Jenaer Universitätsbetrieb den Rücken, nachdem er erneut mit der Perspektive konfrontiert worden war, eine wissenschaftliche Arbeit verfassen zu müssen.353 Auf noch größeren Widerstand an der Hochschule stieß im Jahre 1908 die Gründung eines Instituts für exakte Wirtschaftsforschung. Dieses sollte nach dem Willen des Nationalökonomen Richard Ehrenberg (1857–1921) unter Beteiligung industrieller Sponsoren (darunter die Firma Siemens und Halske, der Bergbauliche Verein, die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, die Firma 348 349 350 351 352

353

Vgl. Abschrift Schreiben des Staatsministeriums (Stichling) an die Universität Jena vom 03.08.1889, in: ebd., Bl. 20. Vgl. Schreiben von Felix Auerbach an Universitätskurator Vollert vom 30.06.1911, in: ebd., Bl. 48. Vgl. Schreiben des Dekans der Philosophischen Fakultät (Haußner) an Universitätskurator Vollert vom 17.07.1911, in: ebd., Bl. 49. Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an Universitätskurator Eggeling vom 11.05.1886, in: UASGJ, 5/30, Bl. 4. Zu Frege vgl. Kreiser: Frege (2001). Vgl. Bericht Eggelings an die Ministerien der Erhalterstaaten vom 18.04.1902 sowie Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Kultus, Rothe) an die Universität Jena vom 11.05.1902, in: UAJ, C 473, Bl. 58 und Bl. 59. Vgl. Bericht von Universitätskurator Vollert an die Staatsministerien vom 02.01.1909, in: UAJ, C 473, Bl. 85.

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Krupp sowie bayerische Industrielle) an der Universität Jena etabliert werden.354 Ehrenberg, der sich während seiner akademischen Laufbahn zunehmend dem Unternehmertum zugewandt hatte und innerhalb seiner Schriften einen natürlichen Gegensatz zwischen Arbeitern und Firmenbesitzern bestritt, nutzte hierbei gewissermaßen die finanzielle Beihilfe seiner Unterstützer als Plattform für seine weitere akademische Karriere.355 Ein solcher Vorstoß erregte in den Reihen der Jenaer Universität deutliches Missfallen. Zwar meinte Universitätskurator Eggeling zunächst, eine solche Einrichtung sei „wünschenswert“ und „segensreich“,356 aber er ließ sich spätestens, als er diesbezügliche Gutachten von Jenaer Universitätsangehörigen anforderte, eines Besseren belehren. Keinesfalls waren die hiesigen Wissenschaftler bereit, die Einrichtung eines allzu wirtschaftsnahen Instituts nebst „Oktroyierung“ eines entsprechenden Leiters unter Umgehung der Universitätsinstanzen (die Gründung des Instituts war unmittelbar an die Person Ehrenbergs gebunden) zu akzeptieren. Außerdem erregte das Finanzierungsmodell der geplanten Anstalt (hier war nur von einem vorläufigen Zuschuss aus der Wirtschaft die Rede) das Missfallen der Universitätsangehörigen. Es sei „wenig wahrscheinlich“, so der Jenaer Nationalökonom Julius Pierstorff in einem Schreiben an Universitätskurator Eggeling, „dass sich in Deutschland eine Universität finden sollte, welche auf diese Bedingungen für die angebotenen Stiftungsmittel einzugehen geneigt wäre“. Die Einrichtung des Instituts ausschließlich durch vorläufige finanzielle Beihilfen der Wirtschaft und das gleichzeitige Bestehen auf einer bestimmten Person als Direktor besagter Anstalt waren für Pierstorff „unvereinbar mit den Grundlagen, auf denen der Wissenschaftsbetrieb der Universitäten beruht“.357 Das Anerbieten, so Pierstorff, zeuge zwar von „gutem Willen“, aber auch von „völliger Verständnislosigkeit für das Wesen der Universität und des Wissenschaftsbetriebes“.358 Pierstorffs vehemente Ablehnung des Vorhabens speiste sich auch aus eigenen Interessen. Eine Angliederung des geplanten Instituts bei einem stellenweise klammen finanziellen universitären Haushalt konnte auch

354 355 356

357 358

Vgl. Abschrift Schreiben des sächsischen Kommerzienrates N. v. Dreyse an Staatsminister Dr. Rothe vom 24.07.1908, in: UAJ, C 729, Bl. 2. Vgl. Opitz: „Tendenzwissenschaft“ an der Universität Jena (2005), S. 359ff. Vgl. Schreiben von Universitätskurator Eggeling an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 01.07.1908, in: ThHStAW, Kultusdepartement 240, Bl. 5f. Vgl. Schreiben von Julius Pierstorff an Universitätskurator Eggeling (undatiert), in: UAJ, C 729, Bl. 7. Vgl. Schreiben von Pierstorff an Universitätskurator Eggeling vom 10.08.1908, in: ebd., Bl. 12.

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eine Einschränkung des Budgets für andere Bereiche der Staatswissenschaften zur Folge haben.359 Was er außerdem im Zusammenhang mit der Institutsgründung besonders fürchtete, war die Schaffung eines „Präzedenzfalles“ für die Universität als Institution; hier fanden universitäre Selbstbilder (man denke an die zuhauf vertretene Ansicht einer „zweckfremden Bildungsund Wissenschaftseinrichtung“), eigene Interessen (sowohl im Rahmen des Staatswissenschaftlichen Seminars als auch der universitären Selbstverwaltung) und bislang gepflegte Wissenschaftskulturen (die Einrichtung einer „Tendenzprofessur“ unterlief gewissermaßen die vor allem von den Naturwissenschaftlern fanatisch gehegte „Kultur der Objektivität“360 ) zusammen. So schrieb Pierstorff in seiner Stellungnahme an den Universitätskurator: Hier würde der Eindruck hervorgerufen werden, dass sie [die Universität, C. M.] sich verkaufen solle für den Dienst fremder Privatinteressen. Eine Universität, die sich zu dergleichen hergäbe, wäre ein für allemal um ihr moralisches Ansehen gebracht. Schon jetzt erweist es sich bisweilen notwendig, dem sachlich unberechtigten Verdacht zu entkräften, dass dieselbe Universität, zum mindesten für das Gebiet der Staatswissenschaften, in Abhängigkeit von der Carl-Zeiss-Stiftung sich befinde.361

Solche Ansichten wurden von Pierstorffs Jenaer Fachkollegen geteilt.362 Auf der Universitätskonferenz im November 1908 wurde schließlich, nachdem Kurator Eggeling sich bereits im August und Oktober desselben Jahres ablehnend geäußert hatte363 , die Zurückweisung des Vorhabens beschlossen.364 Pierstorffs Einschätzungen bezüglich der deutschen Universitätslandschaft bewahrheiteten sich nur ein Jahr später, als mit dem gleichen Argument einer möglichen „tendenziösen“ Beeinflussung von Forschung und Lehre Ehrenbergs Pläne im Jahre 1909 auch an der Universität Leipzig zurückgewiesen wurden.365 Die „gefühlte“ Angst vor einem Präzedenzfall der Aufgabe universitärer Prinzipien und vor der „Abhängigkeit gegenüber großkapitalistischen Kreisen“ (so die Worte Pierstorffs) war freilich viel größer, als dies der tatsächliche Grad der nichtstaatlichen Beihilfen für die Jenaer 359

360 361 362 363

364 365

Darauf verwies Kurator Eggeling in einem Schreiben an das Weimarer Staatsministerium, vgl. Schreiben Eggelings an das Staatsministerium von Sachsen-WeimarEisenach vom 08.08.1908, in: ThHStAW, Kultusdepartement 240, Bl. 17ff. Vgl. Daston: Die Kultur der wissenschaftlichen Objektivität (1998), S. 35. Siehe Schreiben von Julius Pierstorff an Universitätskurator Eggeling vom 01.10.1908, in: UAJ, C 729, Bl. 17. Vgl. Schreiben von Julius Pierstorff an Universitätskurator Eggeling vom 01.11.1908, in: ebd., Bl. 19f. Vgl. Schreiben Eggelings an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 08.08.1908, in: ThHStAW, Kultusdepartement 240, Bl. 17ff. sowie Schreiben von Kurator Eggeling an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 04.10.1908, in: ebd., Bl. 24. Vgl. Auszug der Niederschrift über die Universitätskonferenz vom 4.11.1908, in: ebd., Bl. 30. Vgl. Opitz: „Tendenzwissenschaft“ an der Universität Jena (2005), S. 364.

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Staatswissenschaften Glauben machen konnte. Bis zum Jahre 1907 hatte die Zeiss-Stiftung diesem Fachbereich an der hiesigen Universität keinerlei Unterstützung zukommen lassen.366 Pierstorff selbst musste sich später vorhalten lassen, mit der Errichtung der a. o. Professur für Sozialpolitik im Jahre 1906 seine eigenen Prinzipien ad acta gelegt zu haben, was er heftig bestritt.367 Jedenfalls dokumentierte Pierstorffs Bemühen um die Einrichtung einer entsprechenden Stelle die Tatsache, dass er einer Einwerbung zusätzlicher Mittel nicht grundsätzlich ablehnend gegenüberstand, sofern sie nicht seinen eigenen Interessen als Hochschulangehöriger zwiderliefen. Er machte allerdings die Erfahrung, dass die Einrichtung eines solchen Lehrstuhles, obwohl sie laut Universitätskurator Eggeling dem ausdrücklichen Wunsche Abbes entsprach,368 mitnichten auf allgemeine Zustimmung in den Reihen der Betriebsleitungen stieß. Hier zeigte sich, dass die Firmenvorstände bezüglich der Bewilligung von Geldern für universitäre Projekte nicht selten eine uneinheitliche Position einnahmen. So befürwortete Siegfried Czapski, der auch der Gründung des Instituts für exakte Wirtschaftsforschung aufgeschlossen gegenüberstand,369 das Vorhaben, während Otto Schott und Rudolf Straubel die Einrichtung eines entsprechenden Lehrstuhls ablehnten.370 Außerdem bestanden die Betriebsvorstände ganz zum Missfallen von Pierstorff bei der Bereitstellung von Stiftungsmitteln auf die Berufung eines Kandidaten, der innerhalb seiner Veröffentlichungen den Grundsätzen Abbes nahestand.371 Gerade dem Kreis um den „Verein für Socialpolitik“ fühlten sich die Firmenleiter verbunden. Ihm erwies die Stiftung diverse finanzielle Beihilfen, außerdem erwarb sie in den Jahren von 1918/19 die Bibliothek des maßgeblichen Vereinsprotagonisten Gustav Schmoller.372 Der schließlich erfolgreiche Kandidat im Rennen um die Besetzung des Lehrstuhls, der Nationalökonom Bernhard Harms, entsprach zunächst nicht den Wünschen der Geschäftsleitungen.373

366 367 368

369 370 371 372

373

Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Opitz: „Tendenzwissenschaft“ an der Universität Jena (2005), S. 365f. Vgl. Bericht von Universitätskurator Eggeling an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 17.01.1906, in: UAJ, C 478, Bl. 1f. Vgl. Opitz: „Tendenzwissenschaft“ an der Universität Jena (2005), S. 377. Vgl. Abschrift des Berichts von Stiftungskommissar Max Vollert über die Sitzung der Geschäftsleitung der Zeiss-Werke vom 03.07.1906, in: UAJ, C 478, Bl. 12. Vgl. Opitz: „Tendenzwissenschaft“ an der Universität Jena (2005), S. 376. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 350 vom 27.05.1916, in: UACZ, BACZ 1711 (unpag.) sowie Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1918, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 32, Bl. 1–33 und Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1919, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 33, Bl. 1–38. Vgl. Abschrift des Berichts von Stiftungskommissar Vollert über die Sitzung der Geschäftsleitung der Zeiss-Werke vom 03.07.1906, in: UAJ, C 478, Bl. 12.

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Die Vorgänge hinsichtlich der Einrichtung des Lehrstuhls für Sozialpolitik machen deutlich, dass die Industrie nicht selten darauf Wert legte, über die Vergabe von Geldern im Rahmen der Profilbildung und des Ausbaus der Universitäten in die konkrete Ausgestaltung der gesponserten Fachbereiche mit einbezogen zu werden. Auch die bereits innerhalb des vorangegangenen Abschnittes erwähnte Mitwirkung an Bauprojekten brachte dies zum Ausdruck. Ihre oftmals unverzichtbare Partizipation an dem Ausbau der Universität brachte die Firmen in die vorteilhafte Lage, gerade bei größeren Projekten auch Mitspracherechte einfordern zu können, die entsprechende Kanäle für die Umsetzung geschäftlicher Interessen boten. Als die Stiftung beispielsweise im Jahre 1905 für den Ausbau der Nervenheilanstalt des Jenaer Psychiaters Otto Binswanger (1852–1929) 20.000 Mark bereit stellte, musste sich die Klinik im Gegenzug zu sozialen Gegenleistungen (Aufnahme unbemittelter Kranker sowie bestimmte feste Kostenansetzung bei in Jena Versicherten) verpflichten.374 Ihre Stellung als wichtiger Mitfinanzier nutzten die Geschäftsleitungen der Betriebe auch gegenüber den territorialen Regierungsbehörden. So betrachtete die Stiftung den Bau des Mineralogischen Instituts, den sie allein finanzierte, auch als eine ihr allein obliegende Angelegenheit; die Mitwirkung bundesstaatlicher Stellen war dabei nicht vorgesehen bzw. erwünscht.375 Die vielfach mit der Bewilligung von Stiftungsgeldern verbundenen Ansprüche auf Mitspracherechte und nicht zuletzt auch Kostenkontrolle sorgten für starkes Unbehagen in den Reihen der Universitätsangehörigen. Als beispielsweise beim Bau des aus Stiftungsmitteln errichteten Mineralogischen Instituts die ursprünglich veranschlagte Summe (150.000 Mark) überschritten wurde, verwahrte sich der Direktor der Einrichtung energisch gegen den Vorwurf, er sei mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nicht sparsam umgegangen. In einem Schreiben an den Jenaer Universitätskurator wies er sämtliche Befugnisse der Stiftung in dieser Angelegenheit vehement zurück: Die Vorwürfe der Geschäftsleitung der Firma Zeiss, daß ich mich nicht der erforderlichen Sparsamkeit befleißigt hätte, daß ich der Carl-Zeiss-Stiftung unnötige Lasten aufbürden wolle, muß ich um so schärfer zurückweisen, als ich nicht Beamter der Firma Zeiss, sondern Professor der Universität Jena,

374

375

Als Abmachung war vorgesehen, dass vier Plätze in der Klinik für Kranke der 3. Klasse offen zu halten waren, für in Jena und Wenigenjena Versicherte war ein fester Krankensatz zu zahlen, dem keine Zusatzkosten (für Arzneien, Bäder etc.) hinzugefügt werden sollten, vgl. Kopie des Schreibens des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an die Geschäftsleitung der Fa. Zeiss vom 25.01.1905, in: UASGJ, 5/72, Bl. 45. Vgl. Kopie des Schreibens von Siegfried Czapski an Stiftungskommissar Max Vollert vom 4.06.1903, in: UASGJ, 5/36, Bl. 95–98.

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Beamter der durchlauchtigsten fürstlichen Erhalter bin, dem die Firma Zeiss weder etwas zu verbieten noch etwas zu befehlen hat.376

So wie für den Direktor des Mineralogischen Instituts war auch für seine Kollegen eine weitgehende Beschränkung ihres als selbstverständlich empfundenen eigenen Ermessungspielraumes im Rahmen des universitären Lehr- und Forschungsbetriebes gänzlich inakzeptabel. Gemäß ihrem Anspruch auf eine mit den universitären Privilegien untermauerte weitgehend selbstverantwortliche Tätigkeit bemühten sich die Hochschulwissenschaftler, sich über die finanziellen Aspekte nicht allzuweit in die Rolle eines vermeintlichen „Anweisungsempfängers“ drängen zu lassen. So meinte der Lehrbeauftragte für die Physikalische Chemie, den die Stiftung im Jahre 1917 für die Leitung eines „Physikalisch-chemischen Forschungsinstituts“ gewinnen wollte, er sei zwar gewillt, den Zweck der „Förderung der Technik“ stets im Auge zu behalten, aber „unter keinen Umständen“ dürften durch ein „übermässiges Drängeln in eine bestimmte Richtung“ den Arbeiten des Instituts „ihre wissenschaftliche Gediegenheit“ und dem wissenschaftlichen Personal seine „Forscherfreudigkeit genommen“ werden.377 Auch wenn trotz der beachtlichen Höhe der Zuschüsse der optischen Industrie die an der Verwaltung der Universität Jena beteiligten sächsisch-ernestinischen Herzogtümer die Hauptsponsoren der Hochschule blieben und die Stiftung keinesfalls die Rolle eines regulären „Grundlagenfinanziers“ für sich beanspruchte, machen die Spannungen deutlich, dass der Reichweite der industriellen Wissenschaftsförderung innerhalb der Universität deutliche Grenzen gesetzt waren. Weder die Universität noch die bundesstaatlichen Behörden waren willens, den Geschäftsleitungen allzu weite Handlungsspielräume innerhalb der Ausgestaltung der Hochschule einzuräumen. So meldeten beispielsweise beim Bau des Mineralogischen Instituts sowohl die Universitätsleitung als auch die Regierung in Weimar umgehend Mitspracherechte an.378 Eine „Anweisung aus den Händen von Privatpersonen“ erachtete das Weimarer Staats- bzw. Kultusministerium als oberste staatliche Aufsichtsbehörde der Stiftung als inakzeptabel.379 Deutliche Vorbehalte hinsichtlich des industriellen Engagements im Rahmen der universitären Finanzierung existierten innerhalb der politischen Sphäre auch abseits der Herrschaftsträger. Gerade der Arbeiterbewegung erschien ein vermeintlicher „Zusammenschluss“ von Wissenschaft und Wirtschaft gemäß des bereits 376 377

378 379

Siehe Schreiben von Gottlob Linck an Universitätskurator Eggeling vom 10.01.1905, in: UAJ, C 690, Bl. 207f. Vgl. Bemerkungen von Prof. Marc zur Denkschrift Glastechnische Aufgaben für das Physikalisch-chemische Forschungsinstitut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 28.08.1917, in: UACZ, BACZ 8427 (unpag.). Vgl. Kopie des Schreibens von Siegfried Czapski an Stiftungskommissar Vollert vom 4.06.1903, in: UASGJ, 5/36, Bl. 95–98. Vgl. Aktenvermerk von Staatsminister Rudolf von Pawel-Rammelingen (undatiert), in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 93ff.

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im Kommunistischen Manifest von 1848 festgehalteten Satzes der in unmittelbarer Verbindung mit der „Vermehrung der Produktionsinstrumente“ stehenden „Unterjochung der Naturkräfte“380 als äußerst kontraproduktiv. In einer Sitzung des Reichstags im Mai 1904 bezeichnete der SPD-Abgeordnete August Bebel (1840–1913) die Beteiligung der Zeiss-Stiftung an dem Ausbau der Jenaer Universität als eine „bedenkenswerte“ Situation. Hinsichtlich der Notwendigkeit der Bereitstellung zusätzlicher Mittel für die deutschen Universitäten verwies Bebel auf ein in seinen Augen notwendiges Engagement des Deutschen Reiches.381 Wenngleich eine Beteiligung des Reiches an der Finanzierung der wissenschaftlichen Forschung keinesfalls unumstritten war,382 bildete das Modell einer Dominanz staatlicher Finanzierung der Universitäten (mit je unterschiedlichen Interessenlagen) gewissermaßen einen weitgehenden politisch-institutionell sphärenübergreifenden Konsens. In dieser Hinsicht ist Bebels Rede in zweierlei Hinsicht bezeichnend. Ein vermeintlicher „Schulterschluss“ zwischen Wirtschafts- und Bildungsbürgertum traf nicht die Zustimmung der Sozialdemokraten, wohl aber die Forderung nach einem Ausbau bzw. dem Erhalt der Wissenschaftsund Bildungseinrichtungen. Dass die Sozialdemokraten einer grundsätzlichen Förderung naturwissenschaftlich-technischer Forschung nicht völlig ablehnend gegenüberstanden, demonstrierten sie bereits bei der im Reichstag abgehaltenen Abstimmung über die Physikalisch-Technische Reichsanstalt, deren Einrichtung sie befürworteten.383 Im Hinblick auf die Universitäten versuchte die SPD vor allem eigene bildungspolitische Vorstellungen durchzusetzen. So lehnten beispielsweise die Hamburger Sozialdemokraten die Errichtung einer eigenen Universitätsanstalt zunächst ab, da nach Meinung der Parteiangehörigen eine solche Gründung kaum dazu angetan war, die Chancen auf eine soziale Öffnung des Bildungssystems zu erhöhen. Später aber trat die Hamburger SPD als Anwalt des Projektes auf, da sie nach der Wahl zur Hamburger Bürgerschaft am 16. März 1919 die Mehrheit in der städtischen Legislative stellte und sich deshalb entsprechende Gelegenheiten zur Mitsprache boten.384 Die Tatsache, dass im Jenaer Fall die Zeiss-Stiftung als Mitfinanzier der Hochschule stellenweise unentbehrlich war, sorgte dafür, dass die Beteiligten aus den Bereichen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft sich gegenseitig Spielräume zugestehen und Kompromisse eingehen mussten. Dabei erwies 380 381

382 383 384

Vgl. Manifest der Kommunistischen Partei (1848), in: Lieber/Furth: Karl Marx. Frühe Schriften, Bd. 2, S. 813–858, hier S. 821ff. Vgl. Bebel: Rede, in: Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstages, XI. Legislaturperiode, I. Session, erster Sessionsabschnitt, 1903/1904, Bd. 4: von der 81. Sitzung am 2. Mai 1904 bis zur 100. Sitzung am 16. Juni 1904, Berlin 1904, S. 2782f. Vgl. Cahan: Meister der Messung (1992), S. 100ff. Vgl. ebd., S. 103. Vgl. Nicolaysen: Geschichte der Universität Hamburg (2008), S. 17f.

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es sich als Vorteil, dass sich die Interessen der Verhandlungspartner oftmals in vorteilhafter Weise gegeneinander ausspielen bzw. im eigenen Sinne verwerten ließen. So waren die Universität und das Weimarer Kultusdepartement trotz der zahlreichen Vorbehalte gegenüber einer Mitwirkung der Geschäftsleitungen im universitären Rahmen an einer kontinuierlich hohen Größenordnung der finanziellen Beihilfen der Carl-Zeiss-Stiftung für die hiesige Hochschule interessiert. Ganz in diesem Sinne unterstützten sie auch einen Einspruch der Stiftung gegen einen Bescheid des Finanzdepartements des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach, der im Jahre 1899 die Stiftung auch im Hinblick auf ihre universitätsbezogenen Leistungen für steuerpflichtig erklärte und die allgemeine Finanzkraft der Stiftung zu schwächen drohte. Entsprechende Stellungnahmen seitens der Juristischen Fakultät, die der Prorektor in Auftrag gegeben hatte, stützten Abbes Ansichten von einer Unrechtmäßigkeit des bisher geltenden Verfahrens, indem laut den Gutachten die ausgezahlten Summen auf vertraglichen Abmachungen beruhten und daher nicht als einkommenssteuerpflichtig veranschlagt werden durften.385 Außerdem bot die oftmals unentbehrliche Mischfinanzierung bestimmter Projekte einen Raum für geschicktes Taktieren seitens der Verhandlungspartner. Beim Bau des neuen Universitätshauptgebäudes koppelten beispielsweise die Betriebsvorstände einen diesbezüglichen Zuschuss der Stiftung an die Zusage der bundesstaatlichen Behörden, dass mit der Ausführung des Planes zu einem festen Zeitpunkt begonnen werden sollte; die Abtrennung des entsprechenden Stiftungsvermögens sollte erst nach Aufnahme der Arbeiten erfolgen.386 Im Gegenzug verwies das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach gerade im Rahmen von Berufungsverhandlungen nicht selten auf die Notwendigkeit der Bereitstellung zusätzlicher Mittel seitens der Stiftung. Als beispielsweise der Ordinarius für pathologische Anatomie im Jahre 1910 aus seinem Amt schied, meinten die Weimarer Behörden gegenüber den Betriebsvorständen, ein Nachfolger könne nur gewonnen werden, wenn alsbald ein Neubau des Pathologisch-anatomischen Instituts ins Auge gefasst werde.387 Die Argumentation verfehlte hier ihre Wirkung nicht, allerdings erschien den Betriebsleitern die ursprünglich veranschlagte Summe (420.000 385

386

387

Vgl. in diesem Zusammenhang Schreiben Ernst Abbes an den Prorektor der Universität Jena (Prof. Rosenthal) vom 16.11.1899, in: UAJ, BA 1745, Bl. 50 sowie Abschrift Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an die Juristische Fakultät der Universität Jena vom 14.11.1900, in: UAJ, C 1913, Bl. 25f. Vgl. Kopie der beglaubigten Abschrift der Verpflichtungsurkunde der Zeiss-Stiftung gegenüber dem Staatsministerium des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach vom 26.01.1904, in: UASGJ, 5/43, Bl. 56f. sowie Kopie des Schreibens von Siegfried Czapski an Max Vollert vom 09.01.1904, in: UASGJ, 5/39, Bl. 261–266. Vgl. Kopie des Schreibens des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach (Departement des Kultus, Rothe) an die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe der Carl-Zeiss-Stiftung vom 04.08.1910, in: UASGJ, 5/81, Bl. 216–218, hier Bl. 216.

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Mark) unangemessen. Nach mehrfachen Verhandlungen einigten sich die Stiftungsverwaltung und die Geschäftsleitungen schließlich auf eine Beteiligung der Stiftung in Höhe von 250.000 Mark.388 Von besonderer Bedeutung im Rahmen der Berufungen von Hochschulwissenschaftlern war auch die Tatsache, dass neben dem allgemeinen Wettbewerb zwischen den einzelnen Hochschulen gerade im Hinblick auf die Besetzung naturwissenschaftlich-technischer Professuren Universität und Industrie vielfach in einem Konkurrenzverhältnis standen. Die Bezahlung technischer Fachkräfte fiel in den Reihen der Industrie oftmals höher aus als innerhalb des Wissenschaftsbetriebes. Dementsprechend sahen sich beispielsweise die Betriebsleiter gezwungen, dem Inhaber der Professur für Technische Physik ein gewissermaßen auch fernab der Hochschule „konkurrenzfähiges“ Gehalt anbieten zu müssen.389 Nicht selten konnte das Interesse der Stiftungsfirmen auch im Sinne der Hochschulangehörigen nutzbar gemacht werden, versprach doch ein Verweis auf die Nähe zu den Betrieben die Aussicht auf eine bessere Durchsetzung von bestimmten Anträgen bei den Stiftungsorganen bzw. bei der Weimarer Kultusverwaltung. Dementsprechend machte der Direktor des Mineralogischen Instituts im Jahre 1913 hinsichtlich der Notwendigkeit der Erweiterung der Räumlichkeiten besagter Anstalt in einem Schreiben an den Universitätskurator auch auf die „engen Beziehungen“ zwischen dem Institut und den Stiftungsfirmen aufmerksam und bat ihn gleichzeitig, mit diesem Argument bei der Stiftungsverwaltung vorstellig zu werden.390 Der Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts machte sich den im Interesse der Firmen liegenden „Werbeeffekt“ zunutze, indem er im Jahre 1906, als er bei der Stiftungsverwaltung in Weimar eine Anzahl von Mikroskopen für seine Anstalt beantragte, die Vorstände der Firma Zeiss auf den Sachverhalt aufmerksam machte, dass die Teilnehmer mikroskopischer Übungen durch die Benutzung der Instrumente auch die „Vorzüge der Zeissschen Apparate“ kennen lernen würden.391 Eine zusätzliche Handhabe seitens der Universitätsangehörigen und der bundesstaatlichen Regierungsbehörden bot der Verweis auf bereits bewilligte Stiftungsmittel. So bat der Jenaer Astronom Otto Knopf beispielsweise Universitätskurator Heinrich Eggeling im Jahre 1901, er möge seinen Einfluss beim Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach geltend machen, um eine Erweiterung des 388

389 390 391

Vgl. Kopie des Schreibens des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an die Staatsministerien in Meiningen, Altenburg und Gotha vom 20.10.1910, in: ebd., Bl. 259–261, hier Bl. 260. Vgl. Schreiben von Universitätskurator Vollert an Dr. K. Vollmer (Ludwigshafen) vom 17.06.1911, in: UAJ, C 482, Bl. 55. Vgl. Schreiben von Gottlob Linck an Universitätskurator Vollert vom 27.02.1913, in: ThHStAW, Kultusdepartement 242, Bl. 11f. Vgl. Kopie des Schreibens des Direktors des landwirtschaftlichen Instituts der Universität Jena (Edler) an Siegfried Czapski vom 04.05.1906, in: UASGJ, 5/75, Bl. 214f.

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Grundstücks der Universitätssternwarte durchzusetzen und gleichzeitig bei dem Gemeindevorstand von Jena eine Abänderung des Stadtbebauungsplanes zu beantragen. Als Argument führte Knopf die seit Abbe gestiegene Bedeutung der hiesigen Sternwarte an. Diese, so Knopf in seinem Schreiben, sei kürzlich in den Genuss von Stiftungsmitteln gekommen, die aber bei einer Realisierung des Gemeindevorhabens verloren wären.392 Knopfs Vorstoß hatte Erfolg. Einige Monate später teilte der Jenaer Oberbürgermeister Universitätskurator Eggeling mit, dass die Gemeindebehörden eine entsprechende Abänderung des bestehenden Bauplanes beschlossen hätten.393 Ein ähnliches Beispiel bot die Erweiterung des Mineralogischen Instituts im Jahre 1913. Hier ließ sich die Stiftung, nachdem sie bereits die Auszahlung von Geldern bewerkstelligt hatte, auch zu einer Deckung von zusätzlichen Kosten überreden.394 Im Kampf um den Erhalt bereits vorhandener und den Gewinn zusätzlicher Ressourcen war sich jeder selbst der Nächste. So lehnte beispielsweise der Leiter der Universitätssternwarte einen Neubau der Pharmakologischen Anstalt auf einem Grundstück der Zeiss-Stiftung in der Nähe seiner Einrichtung kategorisch mit dem Verweis auf die dadurch beschränkten Arbeitsmöglichkeiten seines Institutes ab.395 Außerdem wussten die Hochschulwissenschaftler ihre persönliche Reputation als „Druckmittel“ bei der „Einwerbung“ von Stiftungsbeihilfen einzusetzen. Besonders genau wollte es der Psychiater Otto Binswanger wissen, der 1903 die Firma Zeiss aufsuchte und von einem Ruf an die Universität Halle berichtete. Für seinen Verbleib in Jena wollte Binswanger einen Neubau seiner Nervenabteilung sichergestellt wissen und erkundigte sich diesbezüglich auch gleich bei der Geschäftsleitung, ob diese denn willens wäre, sich an den entstehenden Kosten zu beteiligen (nach Binswangers Berechnungen veranschlagte er die Höhe der entsprechenden Beteiligung auf 40.000 Mark).396 Obwohl die Betriebsvorstände weder der angepeilten Höhe der Summe noch dem geplanten Zeitpunkt der Auszahlung zustimmten, wurde Binswangers Antrag in der nächsten Sitzung der Stiftungsorgane unterstützt.397 392

393 394

395 396 397

Geplant war ein Ausbau der Schillergasse zu einer Fahrstraße, was aufgrund der Anliegerschaft der Sternwarte nicht im Interesse Knopfs lag, vgl. Schreiben von Otto Knopf an Universitätskurator Eggeling vom 26.07.1901, in: UAJ, C 659, Bl. 50–53. Vgl. Schreiben des Jenaer Oberbürgermeisters an Eggeling vom 27.10.1902, in: ebd., Bl. 75. Vgl. Abschrift des Schreibens von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 20.09.1913, in: ThHStAW, Kultusdepartement 242, Bl. 35. Vgl. Schreiben von Otto Knopf an Universitätskurator Max Vollert vom 08.02.1918, in: ThHStAW, Kultusdepartement 245, Bl. 86. Vgl. Kopie des Schreibens von Rudolf Straubel an Max Vollert vom 26.06.1903, in: UASGJ, 5/37, Bl. 113. Die Summe wurde halbiert und auf 20.000 Mark festgesetzt, vgl. Kopie der Abschrift des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane vom 27.06.1903, in: ebd., Bl. 115.

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Die Angst vor einem gefühlten Einflussverlust seitens der Regierungen und der Universitätsangehörigen korrelierte demzufolge auf der Ebene des konkreten Zusammenwirkens von bundesstaatlichen Behörden, Hochschule und optischer Industrie mit Mechanismen, die die jeweiligen Befürchtungen, obwohl sie angesichts des Verhaltens der Firmenleitungen einer gewissen Grundlage nicht entbehrten, doch zumindest in vielen Fällen unangebracht erscheinen ließen. Wenngleich der Industrie als finanziellem Partner bestimmte Mitwirkungsrechte eingeräumt werden mussten, eröffnete die Kofinanzierung der Universität durch die Carl-Zeiss-Stiftung insgesamt allen beteiligten Parteien im Hinblick auf die Ausgestaltung universitärer Strukturen neue, wenngleich durch Kompromisse vielfach beschränkte, Möglichkeiten und Handlungsspielräume.

1.5. Betrieb, Kommune, Universität: Zum Verhältnis der Förderaktivitäten der Carl-Zeiss-Stiftung Industrielles Mäzenatentum und bürgerliche Stiftungskultur fanden ihren konkreten Wirkungsrahmen überwiegend in der Stadt.398 Insbesondere politisch liberal orientierte Kreise waren sich der neuen Herausforderungen, die die „großstädtischen Lebenswelten“ mit sich brachten, wohl bewusst.399 Gerade die „soziale Frage“, d. h. die Auseinandersetzung mit den durch die Industrialisierung hervorgerufenen Problemen wie die Wohnungsnot und die allgemeine Lebenssituation der unteren sozialen Schichten sowie deren politische Einbindung in das Kaiserreich (man denke an Bismarcks Sozialgesetzgebung)400 stellten für die bürgerlichen Kreise auch außerhalb der Fabrikmauern eine massive Herausforderung dar, der sie entsprechend begegnen wollten. Der Verlagsunternehmer Hermann Julius Meyer (1826–1909) unterstützte beispielsweise in seiner Heimatstadt Leipzig Bestrebungen zur Förderung des sozialen Wohnungsbaues. Im Jahre 1900 begründete er eine diesbezügliche Stiftung.401 Auch im kleinstädtischen Rahmen konnten sich, dies zeigt das Jenaer Beispiel recht deutlich, solche Ansätze bürgerlicher Verhaltensweisen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entfalten. So kam es an der Wende zum 20. Jahrhundert im Gefolge der Umwandlung Jenas zu einer Industriestadt auch zur Ausprägung einer modernen Stadtkultur. Dies bedeutete jedoch nicht, dass die damit verbundenen Wandlungsprozesse, in deren Folge sich das vormals hauptsächlich auf die Universität ausgerichtete städtische Antlitz deutlich veränderte, auf das Wohlwollen der ansässigen

398 399 400 401

Vgl. Schulz: Mäzenatentum und Wohltätigkeit (1998), S. 245. Vgl. Lees: Die moralische Herausforderung der Großstadt (2004), S. 48. Vgl. hierzu Ritter: Soziale Frage und Sozialpolitik in Deutschland (1998), S. 27–67. Vgl. Adam: Das soziale Engagement Leipziger Unternehmer (1998).

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Bevölkerung stießen.402 Gleich dem vielfältig charakterisierten „Aufbruch in die Moderne“403 lieferte die Stadt Jena das Bild eines fragmentierten und gleichzeitig ellipsenhaft aneinandergereihten Mikrokosmos verschiedenster politisch-sozial-intellektueller Strömungen und Gruppierungen.404 Ein Beispiel für die unterschiedlichen politischen Affinitäten und damit verbundene bürgerliche Erinnerungskonzepte bot die im Jahre 1892 nach Bad Kissingen entsandte „Jenaer Delegation“, die den ehemaligen Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck (1815–1898) nach Jena einlud, um damit nicht zuletzt die Leistungen des lokal-regionalen Bürgertums für die Reichseinigung zu unterstreichen.405 Während einige Jenaer Hochschulwissenschaftler den Besuch Bismarcks in der Saalestadt im Juli 1892 positiv bewerteten, standen andere Universitätsangehörige dem Ereignis durchaus distanziert gegenüber oder brachten gar, wie u. a. Ernst Abbe, ihre ablehnende Haltung zum Ausdruck.406 Trotz der divergierenden Einstellungen bot das Engagement der Carl-Zeiss-Stiftung im städtischen Rahmen aber Raum für ein Zusammengehen der verschiedenen politisch-sozialen Gruppierungen. Projekte unter der namhaften Mitwirkung des Abbe’schen Umfeldes wie der 1895 gegründete Lesehallenverein und die Etablierung einer sozial ausgerichteten „Baugenossenschaft“ im Jahre 1897,407 die Einrichtung von Volkshochschulkursen,408 aber auch Formen bürgerlicher Assoziationen wie der Jenaer Kunstverein (gegr. 1903),409 ließen die Kleinstadt Jena zu einem durchaus offenen „Laboratorium der Moderne“410 werden.411 Frühzeitig hatte Abbe im Rahmen der Ausarbeitung des Stiftungsstatuts im Zusammenhang mit der Förderung gemeinnütziger Bestrebungen bzw. der Fürsorge der Stiftung gegenüber den Betriebsangehörigen den Weg für eine industrielle Unterstützung kommunaler Einrichtungen gebahnt.412 402

403 404 405 406 407 408

409 410 411 412

Vgl. Werner: Moderne in der Provinz (2003), S. 33. So schrieb der älteste Sohn Ernst Haeckels, Walter Haeckel, in seinen später erschienenen Jugenderinnerungen, die Stadt habe „mit dem Aufblühen der Industrie ihren alten Zauber verloren“, vgl. Haeckel: Alt-Jena (1931), S. 36. Vgl. Nitschke/Ritter/Peukert/vom Bruch: Der Aufbruch in die Moderne (1990). Vgl. dazu die verschiedenen Beiträge in: Kodalle: Angst vor der Moderne? (2000). Vgl. Hahn: Zwischen Freiheitshoffnung und Führererwartung (2007), S. 74 und 84. Vgl. Werner: Moderne in der Provinz (2003), S. 59. Vgl. zu deren Wirken Koch: Geschichte der Stadt Jena (1996), S. 311. Vgl. Paga, Georg: Bericht über die Tätigkeit des Komitees für Volkshochschulkurse und Volksunterhaltung während des Winterhalbjahres 1904/05, in: UASGJ, 5/45, Bl. 102–106 sowie Mentz: Geschichte der Jenaer Ferienkurse (1913). Vgl. dazu eingehend Wahl: Jena als Kunststadt (1988). Vgl. Ulbricht: Thüringen um 1900 (2006). Vgl. Werner: Moderne in der Provinz (2003), S. 36. Das Stiftungsstatut sah u. a. eine „Betätigung in gemeinnützigen Einrichtungen und Maßnahmen zu Gunsten der arbeitenden Bevölkerung Jenas und seiner nächsten Umgebung“ vor, vgl. Statut der Carl-Zeiss-Stiftung von 1896/1906, in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen (1989), S. 262–319, hier S. 264.

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Die Mitwirkung von städtischen Vertretern im Rahmen der Stiftung war jedoch ausgeschlossen. Lediglich an der Rechnungslegung war neben Repräsentanten der Geschäftsleitungen, dem Kurator der Jenaer Universität sowie einem vom Senat der Hochschule zu bestellenden „Vertrauensmann“ auch ein Beamter der Stadt beteiligt.413 Die Verteilung der Fördertätigkeit auf mehrere Bereiche (Betrieb, Hochschule, Stadt) war nicht unproblematisch, da infolge dieser Konstellation eine Konkurrenz zwischen den einzelnen Adressaten um Stiftungsgelder nicht ausblieb. Bereits anlässlich der Errichtung des neuen Universitätshauptgebäudes, an dem sich die CarlZeiss-Stiftung rege beteiligte, kam es zu „Differenzen“ im Zeiss-Werk.414 Die hohen Stiftungsleistungen für die Hochschule, deren Pforten den Angestellten der Betriebe im Kaiserreich weitgehend verschlossen blieben,415 stießen in den Reihen der Arbeiterschaft nicht selten auf Unverständnis. Als die Stiftung im Jahre 1910 ihre Mitwirkung bezüglich der neuen Gehaltsreform an der Universität Jena erklärte, brachte man gegenüber dem Stiftungskommissar auch den „Unwillen der Arbeiterschaft“ bezüglich des Verhältnisses zwischen den Stiftungsleistungen für die Universität und den „gemeinnützigen Aufwendungen“ zur Sprache. Außerdem verwiesen die Betriebsleitungen im Rahmen der Zuschüsse für die Professorenbesoldungen auf den Umstand, dass die Arbeitsbedingungen der Universitätsangehörigen in puncto Salär, Ferien und Arbeitszeit in ihren Augen weitaus komfortabler waren als diejenigen der wissenschaftlichen Mitarbeiter der Stiftungsfirmen. Bei einer Erhöhung der Besoldungen der Hochschulwissenschaftler, so der Stiftungskommissar in einem Schreiben an das Weimarer Kultusdepartement, sei mit „grossem Missmut“ der Zeiss-Angehörigen zu rechnen.416 Städtischer und universitärer Ausbau stießen außerdem bisweilen zusammen. So protestierte beispielsweise der Physik-Ordinarius Adolf Winkelmann gegen die Verlegung von Schienen für die elektrische Straßenbahn in der Nähe des Physikalischen Instituts, da nach seiner Meinung ein solches Vorhaben wissenschaftliche Messungen in der Anstalt unmöglich machte.417 Vonseiten der Stadtverwaltung waren wiederum im Rahmen der Rechnungskommission regelmäßig Beschwerden über die nach Ansicht der Stadtvertreter 413 414 415 416 417

Vgl. ebd., S. 313f. Vgl. Schreiben von Siegfried Czapski an Max Vollert vom 09.01.1904, in: UASGJ, 5/39, Bl. 261–266, hier Bl. 262. Vgl. Jarausch: Universität und Hochschule (1991), S. 326. Vgl. Kopie des Schreibens von Universitätskurator Max Vollert an das Kultusdepartement in Weimar vom 15.04.1910, in: UASGJ, 5/53, Bl. 32–38. Vgl. Abschrift des Schreibens von Adolf Winkelmann an Universitätskurator Eggeling vom 01.07.1899, in: UAJ, C 654, Bl. 1–5. Der Gemeindevorstand und die Bahngesellschaft beteiligten sich schließlich an den Kosten einer kompletten Verlagerung des Instituts, vgl. Abschrift des Schreibens des Cultusdepartements von Sachsen-Weimar-Eisenach an das Universitätsrentamt Jena vom 21.06.1901, in: ebd., Bl. 112f., hier Bl. 112.

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„unverhältnismäßigen Aufwendungen“ der Stiftung für die Universität zu vernehmen. Im Jahre 1916 unterbreitete der Jenaer Oberbürgermeister der Stiftungsverwaltung eine „Denkschrift über die nächsten Aufgaben der CarlZeiss-Stiftung zum Wohle der arbeitenden Bevölkerung Jenas“. Darin appellierte er an die Bedeutung der Stiftung für die Stadt Jena. Gerade deren sprunghafte Entwicklung (im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung Jenas um ein Vielfaches),418 so der kommunale Würdenträger, mache höhere Ausgaben seitens der Stiftung für städtische Zwecke notwendig. Einige wichtige Investitionen hätten nach Meinung des Oberbürgermeisters bereits in den vergangenen Jahren getätigt werden können, „wenn nicht die Ausgabeposten für die Hochschule so groß gewesen wären“. Diese Fehlentwicklung, so schloss die Denkschrift, müsse die Stiftungsverwaltung nun korrigieren; beide „Teile“ (d. h. Stadt und Universität) müssten „zu ihrem Recht kommen“.419 Vonseiten der Geschäftsleitungen der Betriebe und der Stiftungsverwaltung wurde die Kritik der Stadtverwaltung durchaus ernst genommen. Otto Schott beispielsweise mahnte in den Stiftungssitzungen wiederholt unter Verweis auf Ernst Abbe, dass die Aufwendungen der Stiftung für gemeinnützige Zwecke im Vergleich zu den Leistungen für die Hochschule stärker berücksichtigt werden müssten.420 Zahlreiche Projekte wie beispielsweise die Errichtung des „Volkshauses“ im Jahre 1903 und der Bau des städtischen „Volksbades“ (1909) dokumentierten diese Bemühungen.421 Einige Maßnahmen kamen freilich nicht über die makulatorische Form hinaus. So entschied sich die Stiftung beispielsweise, innerhalb ihrer Rechnungslegung die Unterhaltskosten für die 1916 eingerichtete Universitäts-Kinderklinik je zur Hälfte unter dem Posten für die Hochschule und der Rubrik der gemeinnützigen Leistungen zu bilanzieren.422 In den Reihen der Universität erregte die Denkschrift des Jenaer Oberbürgermeisters deutliches Missfallen. Nur wenige Monate nach der Abfassung des besagten Dokumentes bat der Senat der hiesigen Universität den Juristen und Abbe-Vertrauten Eduard Rosenthal, der gleichzeitig als Vertrauensmann der Universität innerhalb der Rechnungskommission der ZeissStiftung fungierte, um eine Stellungnahme hinsichtlich der Beschwerde der städtischen Vertreter. Rosenthal wies als Universitätsangehöriger die Kritik des Oberbürgermeisters deutlich zurück. Zunächst sprach er sich selbst in 418

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So steigerte sich die Einwohnerzahl Jenas von 10.337 Personen im Jahre 1880 auf 26.307 Einwohner im Jahre 1905, vgl. Koch: Geschichte der Stadt Jena (1996), S. 323. Vgl. Fuchs: Denkschrift über die nächsten Aufgaben der Carl-Zeiss-Stiftung zum Wohle der arbeitenden Bevölkerung Jenas (1916), überliefert in: UAJ, BA 1745, Bl. 94. Vgl. Koch: Geschichte der Stadt Jena (1996), S. 288. Vgl. Wimmer: Das Verhältnis von Carl-Zeiss-Stiftung und Zeiss-Werk (2005), S. 64f. Vgl. zu den Rechnungsmodalitäten das im Anhang A befindliche Kapitel „Der allgemeine Aufbau der Zeiss-Stiftung und die Zuwendungen an die Universität“.

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der vorliegenden Angelegenheit eine gewisse Objektivität zu, da er persönlich an vielen kommunalen Projekten der Stiftung wie bspw. im Rahmen des Lesehallenvereins, der Jenaer Baugenossenschaft sowie der Einrichtung von durch die Stiftung geförderten Volkshochschulkursen und Volksunterhaltungsabenden beteiligt war.423 Rosenthals Argumentation war nicht völlig von der Hand zu weisen. Gerade innerhalb der von ihm genannten Einrichtungen wurde deutlich, dass sich die Lebenswelten zwischen Universitätsangehörigen und dem Stadtbürgertum, die bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht völlig voneinander abgeschottet gewesen waren,424 trotz Aufrechterhaltung deutlicher Grenzen beim „Aufbruch in die Moderne“ zusehends überschnitten.425 Stiften als bürgerliches Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Lösungsversuchen der sozialen Frage führte die alten und die neuen städtischen Eliten und die Universitätsangehörigen vielfach zusammen, wobei sowohl sozial-integrierende (den eigenen Aufstieg legitimierende) und sozial-distinktive (auf die Bewahrung traditioneller Führungspositionen) gerichtete Impulse eine wichtige Rolle spielten.426 Die Mitgliederliste des Lesehallen-Vereins, wo Angehörige des Bildungs- und des (vor allem lokalen) Wirtschaftsbürgertums gleichermaßen vertreten waren, zeigte diesen Sachverhalt sehr anschaulich.427 Vor allem das verbindende Interesse an einer gedeihlichen Entwicklung der Stadt als gemeinsamem Lebensraum führte zu einem Zusammengehen von Stadtbürgertum und Hochschulangehörigen. So engagierten sich beispielsweise Vertreter der Universität und des städtischen Bürgertums gemeinsam für den Ausbau der lokalen Infrastruktur in Form des Eisenbahnanschlusses, den Jena in den 1870er-Jahren erhielt.428 In struktureller Hinsicht bildete vor allem das Vereinswesen ein verbindendes Element gemeinbürgerlicher Werte- und Zielvorstellungen.429 So waren beispielsweise Mitglieder der Universität im lokalen Jenaer Gewerbeverein vertreten.430 Auch im Rahmen der Errichtung des „Volksbades“

423 424 425 426 427 428 429 430

Vgl. Rosenthal: Bericht über die Aufgabe der Carl-Zeiss-Stiftung vom 18.08.1916, in: UAJ, BA 1745, Bl. 97–101, hier Bl. 98. Vgl. Deinhardt: Stapelstadt des Wissens (2007), S. 350–364. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 235. Vgl. Adam: Stadtbürgerliche Stiftungskultur (2001), S. 56ff. Vgl. Steinbach: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre (2008), S. 304ff. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 235f. Vgl. Weber: Bürgerliche Kultur zwischen Stadt und Universität (1996), S. 254. Die Mitgliederliste des Gewerbevereins für die Jahre 1901/02 und 1902/03 nennt neben den Namen von Ernst Abbe, Siegfried Czapski, Otto Schott und dem Verleger Gustav Fischer auch Eduard Rosenthal und Berthold Delbrück als Angehörige des Vereins, vgl. Kopie des Berichtes des Gewerbevereins Jena für die Jahre 1901/02 und 1902/03, in: UASGJ, 5/37, Bl. 122.

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im Jahre 1909 wirkten Vertreter der Stadt und der Hochschule eng zusammen.431 Teilweise kanalisierten Universitätsangehörige ihre wissenschaftliche Konzepte in die Unterstützung bzw. den Einsatz für bestimmte kommunale Projekte. Der Hygieniker August Gärtner beispielsweise machte sich zum Anwalt der Einrichtung einer modernen städtischen Kanalisation.432 Der Mediziner Felix Lommel (1875–1968) war Vorsitzender des „Vereins zur Bekämpfung der Lungentuberkulose in Jena“; 1909 unterstützte die ZeissStiftung die Bemühungen der genannten Organisation mit einem einmaligen Zuschuss.433 Die Universität war stets ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt gewesen.434 Diesen Sachverhalt machte sich Rosenthal zunutze, indem er auf eine „Interessenkonformität“ von Stadt und Hochschule verwies. Die „Blüte der Universität“, so Rosenthal, sei direkt mit der „Blüte der Stadt“ verwoben. Wenn die Universität nicht mehr so reichhaltig von der Stiftung bedacht werde und demzufolge auch in ihrer Position innerhalb der Hochschullandschaft zurückfalle, führe dies auch zu einem unmittelbaren Schaden für die Stadt Jena.435 Solche Positionen fanden innerhalb der Stiftungsund der städtischen Verwaltung sowie der hiesigen Einwohnerschaft durchaus Anklang. Bereits im Rahmen der Errichtung des neuen Universitätshauptgebäudes beteiligte sich die Kommune mit dem namhaften Beitrag von 200.000 Mark an den anfallenden Kosten. Zusätzlich spendete die Jenaer Sparkasse 50.000 Mark und der städtische Verleger Gustav Fischer (1845–1910) unterstützte das Vorhaben mit 100.000 Mark.436 Als im Jahre 1918 der weit über die Grenzen von Jena hinaus bekannte Zoologe Ernst Haeckel der Zeiss-Stiftung sein Wohnhaus zwecks Einrichtung eines Museums zum Kauf anbot, befürwortete der Stiftungskommissar die Annahme des Angebots, um die Sammlung Haeckels als „Anziehungspunkt für die Stadt und die Universität“ zu erhalten.437 Dass Rosenthal sich genötigt fühlte, innerhalb seiner Stellungnahme trotz seines Argumentes im Hinblick

431 432 433 434 435 436 437

Vgl. Lemuth: Vom modernen Stadtbad bis zum Badeverbot (2004), S. 44. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 234. Vgl. Kopie des Schreibens des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an die Geschäftsleitung der Fa. Zeiss vom 16.12.1909, in: UASGJ, 5/49, Bl. 225. Vgl. Deinhardt: Stapelstadt des Wissens (2007), S. 336. Vgl. Rosenthal: Bericht über die Aufgabe der Carl-Zeiss-Stiftung vom 18.08.1916, in: UAJ, BA 1745, Bl. 97–101, hier Bl. 97f. und 99f. Vgl. Abschrift des Standes des Universitätsbaufonds vom 26.10.1907, in: UAJ, C 1558, Bl. 107. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Ebsen an das weimarische Staatsministerium (Departement des Kultus) vom 03.06.1918, in: UACZ, BACZ 1488, Bl. 59f., hier Bl. 59. Der Ankauf wurde nur wenige Tage später innerhalb der Sitzung der Stiftungsorgane genehmigt, vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 377 vom 14.06.1918, in: ebd., Bl. 60a–60b, hier Bl. 60a.

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auf die „Interessenkonformität“ von Stadt und Universität auf eine „Vorrangstellung“ der Hochschule im Rahmen der Stiftungstätigkeit hinzuweisen,438 verdeutlichte das generelle Verhältnis von Kommune und Hochschule in Bezug auf die Carl-Zeiss-Stiftung, das stets zwischen einem gemeinsamen Zusammengehen und Ressourcenkonkurrenz oszillierte. Ein Beispiel bot die Auseinandersetzung um die im Rahmen der Anfänge sportwissenschaftlicher Ausbildung etablierten „Universitätssportplätze“. 1910 wurde an der Jenaer Universität im Rahmen eines generellen Aufschwungs der Turn- und Sportbewegung eine „Kommission zur Belebung des Sports unter den Studenten“ unter der Leitung des Chemikers Ludwig Knorr gegründet. Für die Ausübung bestimmter Sportarten existierten in Jena seit den 1890er-Jahren erste Sportplätze (in der Oberaue auf dem rechten Saaleufer neben der Rasenmühleninsel), die unter der Obhut eines „Spielplatzvereins“ standen.439 1914 beschloss der Senat der Universität, das besagte Areal für Zwecke der Hochschule zu erwerben und gleichzeitig die bisherige Kommission unter Leitung Knorrs in einen akademischen „Ausschuss für Leibesübungen“ umzuwandeln.440 Für den Ankauf stellte die Zeiss-Stiftung der Hochschule Gelder zur Verfügung.441 Die Stadt Jena wurde an der Nutzung des Platzes beteiligt, schmiedete aber bereits im gleichen Jahr Pläne für die Errichtung eigener Sportanlagen.442 Da die Jenaer Hochschule aber ebenfalls auf eine Beihilfe der Stiftung für einen weiteren Ausbau der unter ihrer Verwaltung stehenden Areale setzte,443 fühlte sich der Universitätskurator genötigt, im Interesse der Hochschule zu intervenieren. Im November 1914 bat er den Stiftungskommissar, die Pläne der Stadt nicht zu unterstützen.444 Den Ausbau der Sportanlagen an der Hochschule betrachteten die Betriebe aber zunächst als eine Angelegenheit, innerhalb derer die Hochschule (nicht zuletzt auch aufgrund entstehender Folgekosten) eigentlich keinerlei Ansprüche auf eine Unterstützung durch die Stiftung besaß. Auch das den Stiftungsfirmen seitens der Hochschule angebotene Mitnutzungsrecht bot Anlass zur Skepsis. So befürchteten die Geschäftsleitungen im Hinblick auf den Anspruch der 438 439 440 441

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Vgl. Rosenthal: Bericht über die Aufgabe der Carl-Zeiss-Stiftung vom 18.08.1916, in: UAJ, BA 1745, Bl. 97–101, hier Bl. 98–101. Vgl. Kremer: Die Anfänge der akademischen Sportlehrerausbildung in Jena (2005), S. 314f. Vgl. Kremer: Zur Geschichte des Sports an der Universität Jena (2002), S. 18. Vgl. Schreiben von Universitätskurator Max Vollert an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 12.03.1914, in: UACZ, BACZ 9206, Bl. 157–164. Vgl. Schreiben von Max Vollert an Stiftungskommissar Ebsen vom 07.11.1914, in: UACZ, BACZ 1486 (unpag.). Vgl. Schreiben von Universitätskurator Max Vollert an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 12.03.1914, in: UACZ, BACZ 9206, Bl. 157–164. Vgl. Schreiben von Max Vollert an Stiftungskommissar Ebsen vom 07.11.1914, in: UACZ, BACZ 1486 (unpag.).

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Universität bei der konkreten Benutzung der Spielplätze schnell ins Hintertreffen zu geraten und befürworteten eine dementsprechende vertragliche Regelung.445 Diese ließ aber noch mehr als zwei Jahrzehnte auf sich warten.446 Ingesamt blieben die Sportplätze in langfristiger Hinsicht trotz der Konkurrenz zwischen allen Beteiligten ein Gemeinschaftsprojekt von Universität, Stadt und den Betrieben. Sämtliche Parteien stellten weitere finanzielle Mittel für die Herrichtung und Erweiterung der Sportanlagen zur Verfügung.447 Wie schon innerhalb der Beziehungen zwischen Universität, Stiftung und den bundesstaatlichen Behörden erwies sich die „Mischfinanzierung“ bestimmter Vorhaben als Zugpferd für die Eintreibung zusätzlicher Zuschüsse und als Verhandlungsbasis bestimmter Interessen. So wirkte beispielsweise im Rahmen der Errichtung des neuen Universitätshauptgebäudes das Bekanntwerden der Beteiligung der Stiftung und des städtischen Verlegers Gustav Fischer als Antrieb zur Bewilligung einer Beihilfe seitens des Gemeindevorstandes.448 Die Stadt koppelte ihrerseits die Zusage für die Auszahlung entsprechender Gelder an die Bereitstellung eines nicht im Besitz der Kommune befindlichen Grundstücks (des Jenaer Stadtschlosses).449 Die Carl-Zeiss-Stiftung förderte wiederum bestimmte städtische Projekte, die auch in ihrem eigenen Interesse lagen. Dies betraf insbesondere die Popularisierung von naturwissenschaftlich-technischen Bildungsinhalten. So stellte die Stiftung im Jahre 1917 ein Stipendium für eine Höhere Schule in Jena zum Besuch des Deutschen Museums in München zur Verfügung.450 Das im Jahre 1903 von der Stiftung errichtete „Volkshaus“ beherbergte auch die kommunale Gewerbeschule und eine auf Betreiben Ernst Abbes im Jahre 1900 erworbene Sammlung physikalischer, astronomischer sowie technischer

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Vgl. Abschrift des Schreibens von Stiftungskommissar Ebsen an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 25.03.1914, in: BACZ 9206, Bl. 165. Vgl. Vereinbarung zwischen der Carl-Zeiss-Stiftung und der FSU Jena bezüglich Klarstellung der Rechtsverhältnisse am Sportplatz des 1. Sportvereins Jena vom 03.03.1937, in: UAJ, C 1549 (unpag.). Vgl. exemplarisch Abschrift des Schreibens des Staatsministeriums von SachsenWeimar-Eisenach an die Herzoglich-Sächsischen Ministerien vom 02.02.1917, in: UAJ, C 1547, Bl. 2. Schreiben des Ortsverbandes für Leibesübungen an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 06.12.1933, in: UAJ, C 1549 (unpag.). Schreiben des Ortsverbands für Leibesübungen an die Universität Jena vom 02.03.1934, in: ebd. Vgl. Schreiben des Oberbürgermeisters der Stadt Jena an Universitätskurator Eggeling vom 22.05.1900, in: UAJ, C 1555, Bl. 22. Vgl. Kopie des Schreibens von Max Fischer an Stiftungskommissar Vollert vom 22.05.1900, in: UASGJ, 5/33, Bl. 62f. Vgl. Auszugsweise Abschrift aus der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 360 vom 03.02.1917 (06.02.1917), in: ThHStAW, Kultusdepartement 421, Bl. 1.

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Instrumente und Modelle aus dem Nachlass seines einstigen Lehrers, des Mathematikers und Physikers Hermann Schaeffer (1824–1900).451 Wie schon beim Ausbau der Universität setzte die Stiftung bei der Unterstützung kommunal orientierter Projekte auf den Gewinn zusätzlicher Sponsoren. So ließ der Weimarer Staatsminister Karl Rothe Stiftungskommissar Max Vollert im Falle eines Antrages des Jenaer Mediziners Felix Lommel auf die Unterstützung des Vereins zur Bekämpfung der Lungentuberkulose wissen, dass man nur einen Teil des geforderten Betrages bewilligen könne und auf die Mitwirkung anderer Stellen wie den Frauenverein und die Sparkasse hoffe.452 Letztlich machte das Engagement der Industrie im gemeinnützigen Bereich zwei Entwicklungen deutlich: Zum einen ermöglichte die Betätigung der Carl-Zeiss-Stiftung trotz teilweise divergierender Mentalitäten ein zeitweiliges Zusammengehen von Hochschulangehörigen und der städtischen Einwohnerschaft bzw. der städtischen Verwaltung. Die zwischen Bildungs-, Wirtschafts- und Stadtbürgertum infolge des verbindenden Interesses an einem Wohlergehen des geteilten Lebensraumes und gemeinsamer bürgerlicher Wertevorstellungen bestehende Interessenkongruenz spielte dabei eine wichtige Rolle. Dieses projektgebundene Ineinanderdriften von Stadt, Betrieben und Universität besaß aber deutliche Grenzen. Maßgeblich dafür war zum einen die Konkurrenz zwischen den beteiligten Parteien um die Vergabe von Stiftungsgeldern. Des Weiteren verliefen innerhalb der städtischen Milieus die jeweiligen Lebenswelten von Bildungs-, Wirtschafts- und Stadtbürgertum sowie der Arbeiterschaft auch weiterhin in spezifischen, sich nur vereinzelt überlappenden Bahnen. Insofern bildete die Stiftung durchaus ein modernes, verbindendes Element zwischen den verschiedenen städtischen Gruppen, aber deren beschränktes Beziehungsgeflecht setzte einer allzu weitgehenden Kooperation enge Grenzen.

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Vgl. Michael: Das Volkshaus bis 1933 (2003), S. 27 und 29. Zur Schaeffer-Sammlung vgl. Kopie des Artikels „Das Schaeffer-Museum in Jena“, in: Pädagogische Zeitung. Berichte über Versammlungen, Schulgesetzgebung und Schulstatistik etc., S. 239– 242, überliefert in: UASGJ, 5/33, Bl. 68–71. Vgl. Kopie des Schreibens von Rothe an Stiftungskommissar Vollert vom 03.11.1909, in: UASGJ, 5/50, Bl. 186.

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1.6. Ausbau und Diversifizierung im Spannungsfeld von Krise und Blüte der deutschen Wissenschaft Inklusion, Exklusion, Separation, Teil 1: Die Einrichtung neuer naturwissenschaftlich-technischer Lehrstühle und Institute in Jena und Göttingen Mit dem Umbau der Universität zum „wissenschaftlichen Großbetrieb“453 und dem damit verbundenen Umbruch universitärer Strukturen (rasant steigende Studentenzahlen, Ausbau der Seminare und Institute etc.)454 gingen inner- und außerhalb der Hochschulen zahlreiche bildungspolitische Reflexionen und methodische Auseinandersetzungen bzw. Neukonzeptionen in den einzelnen Wissenschaftsdisziplinen einher. Dabei spielte der ökonomische Stellenwert von akademischer Wissensvermittlung und Wissensvermehrung eine wichtige Rolle. Der Mathematiker Felix Klein schrieb in seiner Leipziger Antrittsrede im Jahre 1880 seinem Fachgebiet die Aufgabe zu, sowohl als „Vermittlerin“ wichtiger Bildungsinhalte für andere Wissenschaftsbereiche als auch als „wichtige Grundlage für das praktische Leben mit seinen vielseitigen Bestrebungen“ zu wirken. Um die theoretische Mathematik den zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten näher zu rücken, plädierte Klein daher für eine „Erweiterung des an der Universität üblichen Lehrstoffes“, der Einschluss von Bereichen wie die „darstellende Geometrie“ und „Maschinen-Kinematik“ in den Lehrplan sollte dazu dienen, einer völligen Trennung von „Theorie“ und „technischer Praxis“ vorzubeugen.455 Bestimmte Fachgebiete wie die Elektrotechnik oder der Maschinenbau fanden ihre institutionelle Heimat allerdings nicht in der Universität, sondern in den Technischen Hochschulen, deren Verhältnis zur Industrie seit ihren Anfängen einen (wenngleich durch die Annäherung an die Universitäten kontrastierten) wichtigen Teil des Selbstverständnisses bildete.456 Die zunehmende Verbindung von Naturwissenschaft, Technik und industrieller Produktion im späten Kaiserreich erhöhte den politischen Stellenwert der Ingenieure und läutete einen neuen Abschnitt innerhalb des „Kulturkampfes“ der Technischen Hochschulen mit den Universitäten ein. Beide Einrichtungen, so schrieb der preußische Landesbauinspektor Egon Zöller im Jahre 1891 in einer Abhandlung über das Verhältnis von Universitäten und Technischen Hochschulen, seien „einander voll ebenbürtig“ und bildeten „erst in ihrer Gesamtheit“

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Vgl. Harnack: Vom Großbetrieb der Wissenschaft (1905), S. 5. Vgl. vom Bruch: Langsamer Abschied von Humboldt? (1999), S. 44. Vgl. Klein: Über die Beziehungen der neueren Mathematik zu den Anwendungen (1880), in: Beckert/Purkert: Leipziger Mathematische Antrittsvorlesungen (1987), S. 40–45, hier insb. S. 40 und 45. Vgl. Jarausch: Universität und Hochschule (1991), S. 321.

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die „universitas litterarum“.457 Wenngleich in vielen Bereichen von einer direkten Übertragung naturwissenschaftlich-technischer Forschung in die industrielle Produktion keinerlei Rede sein konnte, besaßen die Technischen Hochschulen aufgrund ihrer Bedeutung als Ausbildungsstätten für industrielles „Humankapital“458 ein gewichtiges Argument im Kampf um eine institutionelle Aufwertung. 1898 berief Wilhelm II. die Rektoren der TH Hannover, TH Berlin und TH Aachen in das preußische Herrenhaus, 1899 erhielten die preußischen Technischen Hochschulen durch den Regenten das lang ersehnte Promotionsrecht.459 Der seitens des Kaisers honorierte neue Stellenwert der Technischen Hochschulen als maßgebliche Stätten naturwissenschaftlich-technischer Bildung beförderte auch die Stellung der im Vergleich zu den Gymnasien lange Zeit von den Kultusverwaltungen wenig gewürdigten Realschulen.460 Für den Mathematiker, Naturwissenschaftler und Techniker, aber auch für den Mediziner und Juristen, so meinte Ernst Abbe gegenüber dem Jenaer Universitätskurator, sei die Realschulbildung die „weitaus zweckmässigste“.461 Einem solchen Plädoyer schloss sich unter politischen Nützlichkeitserwägungen auch der deutsche Kaiser an, der auf der von ihm im Jahre 1890 einberufenen Schulkonferenz forderte, man müsse statt „jungen Griechen und Römern nationale junge Deutsche erziehen“.462 Gleichwohl blieb der Zugang zur Bildung sowie deren Reichweite höchst umstritten, bildete doch die Festigung der gesellschaftlich-politischen Verhältnisse den wesentlichen Fluchtpunkt bildungspolitischer Leitlinien.463 Deutlich wurde dieser Sachverhalt bereits in den 1880er-Jahren, als infolge der zunehmenden Studentenzahlen in und außerhalb der Kultusverwaltungen Sorgen vor einer Art „Überproduktion“ von Akademikern artikuliert wurden. Vor dem geschilderten Hintergrund blieben die Hochschulen letztlich trotz der zunehmenden Öffnung für Nicht-Angehörige des klassischen Bildungsbürgertums weitgehend ein Ort der „sozialen Exklusivität“.464 Die im Gefolge der Hochindustrialisierung sich vollziehende Aufwertung der technischen Berufe führte nicht dazu, dass die Ingenieure automatisch 457 458 459 460

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Vgl. Zöller: Die Universitäten und Technischen Hochschulen (1891), S. V (Vorwort). Vgl. König: Elektroindustrie und Elektrifizierung in Deutschland zwischen 1880 und 1945 (2002), S. 216. Vgl. Manegold: Der VDI in der Phase der Hochindustrialisierung 1880 bis 1900 (1981), S. 151 und 155. Zu dieser Problematik vgl. im Hinblick auf die Verhältnisse in Preußen Mast: Preußische Schulreform (1989) sowie Baumgart: Zwischen Reform und Reaktion (1990). Für die thüringischen Verhältnisse vgl. Flitner: Wissenschaft und Schulwesen in Thüringen (1972). Vgl. Kopie des Schreibens von Ernst Abbe an Heinrich Eggeling vom 13.05.1900, in: UASGJ, 5/31, Bl. 219–222. Zitiert nach König: Wilhelm II. und die Moderne (2007), S. 112. Vgl. Führ: Die preußischen Schulkonferenzen von 1890 und 1900 (1980), S. 191–211. Vgl. Jarausch: Universität und Hochschule (1991), S. 326.

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Zugang zum höheren Staats- und Verwaltungsdienst erhielten.465 Der die Gleichstellung der höheren Schultypen festschreibende Schulerlass vom 26. November 1900 beinhaltete keineswegs eine völlige Gleichberechtigung der jeweiligen Schulabgänger im Hinblick auf die Zulassung zum Universitätsstudium. In Preußen beispielsweise blieben die Absolventen der Realgymnasien vom Theologiestudium ausgeschlossen, Kandidaten mit einem Zeugnis der Oberrealschule war die Aufnahme des Medizinstudiums untersagt. Für andere Studienfächer wurden von Bewerbern mit nicht-gymnasialer Vorbildung Zusatzleistungen verlangt.466 Zudem wurde die Begeisterung über die neuen technischen Anwendungsmöglichkeiten bei Weitem nicht von allen Zeitgenossen geteilt, fürchteten doch viele Bürger der wilhelminischen Gesellschaft um eine durch Großfabrikation und Mechanisierung ausgelöste „Verarmung“ traditioneller Lebensformen.467 Industrialisierung, Verstädterung und Technisierung begegneten demzufolge ambivalenten Reaktionen.468 Innerhalb des öffentlichen Meinungsspektrums fanden sich sowohl positiv gestimmte, fortschrittsgläubige Ansichten, als auch pessimistisch konnotierte Zukunftsverheißungen wieder.469 Gerade die Pluralisierung von aufeinanderprallenden Lebensentwürfen und das Bewusstsein einer Fragmentierung kultureller Inhalte, die „Orientierungslosigkeit“ inmitten einer Unübersichtlichkeit von Weltdeutungsmustern, gleich ob religiöser, esoterischer, kulturwissenschaftlicher oder materieller Natur, sorgte für eine weitverbreitete „Krisenstimmung“ im „Fin de Siècle“.470 Das „janusköpfige“ Gesicht der Moderne fand seinen Niederschlag auch im nationalen Deutungsemblem der Begriffe „Bildung“ und „Kultur“. Letzteres wurde, da es mit seiner einstigen Fixierung auf die „bürgerliche Gesellschaft“ die neuen modernen Lebenswelten nur eingeschränkt umfasste, angesichts der zeitgenössischen Zustände reformulierungsbedürftig. Dabei waren sowohl Versuche zu beobachten, die auf eine Erweiterung des Kulturbegriffes zielten, als auch Bemühungen erkennbar, die bereits um 1800 hergestellte Abstufung der Kategorien „Zivilisation“ (verstanden als progressiv-materieller Fortschritt) und „Kultur“ (Fixierung auf „individuell-geistige“ Werte)

465 466 467 468 469 470

Vgl. Burchardt: Standespolitik, Sachverstand und Gemeinwohl (1981), S. 169. Vgl. König: Die Ingenieure und der VDI als Großverein in der wilhelminischen Gesellschaft 1900 bis 1918 (1981), S. 241. Vgl. Dienel: Der Triumph der Technik und die Genese der Ingenieurwissenschaften (1996), S. 195. Vgl. Rohkrämer: Eine andere Moderne? (1999), S. 343f. Vgl. Drehsen/Sparn: Die Moderne. Kulturkrise und Konstruktionsgeist (1996), S. 11. Vgl. vom Bruch/Graf/Hübinger: Kulturbegriff, Kulturkritik und Kulturwissenschaften um 1900 (1989), S. 10.

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zu verstärken.471 Beide Varianten erfuhren sowohl innerhalb des akademischen Selbstverständnisses als auch im Rahmen disziplinärer Ansätze eine Verwirklichung unter dem Dach der Hochschule, allerdings mit deutlich unterschiedlicher Reichweite. Die allmähliche Öffnung der Universitäten für nicht-gymnasiale Absolventen sorgte im Laufe der Zeit für eine Umschichtung des Sozial- und Bildungsprofils der deutschen Studenten. Besaßen um die Mitte des 19. Jahrhunderts noch 90 Prozent aller an den Hochschulen Immatrikulierten eine „klassische“ (sprich gymnasiale) Vorbildung, so verringerte sich dieser Anteil bis zum Kriegsausbruch im Jahre 1914 auf 70 Prozent. Zunehmend erhielt die Hochschule Zulauf von Angehörigen des Wirtschaftsbürgertums, außerdem sorgte der (erst nach harten Kämpfen erstrittene) Zugang von Frauen zum Hochschulstudium für einen Umbruch innerhalb der sozialen Zusammensetzung der Universitätsbesucherschaft.472 Als Konsequenz veränderte sich in langfristiger Hinsicht auch allmählich das Profil der Hochschullehrerschaft. Zwischen 1860 und 1933 verringerte sich der Anteil des Bildungsbürgertums innerhalb der Universitätsangehörigen von 63 auf 48 Prozent, während die wirtschaftsbürgerlichen Schichten einen Zuwachs von 28 auf 36 Prozent verbuchen konnten. Dozenten, deren biografischer Hintergrund nicht zwingend klassischen bildungsbürgerlichen Leitlinien entsprach, entfalteten oft eine größere Aufgeschlossenheit für Neuerungen als ihre alteingessenen Kollegen.473 Dies änderte allerdings nichts daran, dass für die Mehrheit der deutschen Universitätsprofessoren das bildungsbürgerliche nationale Deutungsmuster von „Bildung und Kultur“ nach wie vor, wenngleich unter veränderten Rahmenbedingungen, den maßgeblichen Kitt des akademischen Selbstverständnisses bildete.474 Traditionelle bürgerliche Werte- und Normvorstellungen, die ihre Wurzeln in der Zeit um 1800 besaßen (man denke an den Leistungsgedanken und den hohen Stellenwert von Bildung beim Aufbruch in die bürgerliche Gesellschaft),475 verwoben sich mit dem Streben nach der Verteidigung der gewonnenen Führungspositionen.476 Letzteres bedingte im Hinblick auf die Stellung der Hochschulangehörigen die erneute Legitimierung der Universität als Institution nicht aus einer präzise definierten „Nützlichkeitsfunktion“, sondern aus dem Gedanken eines per se „höheren“, einer „Veredelung des allgemeinen Geistes“ dienenden abstrakten Verständnisses von Bildung, das die Universitätsdozenten nicht als reine Ausbildungssachverwalter, sondern als „Kulturträger“ 471 472 473 474 475 476

Vgl. Bollenbeck: Warum der Begriff „Kultur“ um 1900 reformulierungsbedürftig wird (1999), S. 21. Vgl. Jarausch: Universität und Hochschule (1991), S. 325. Vgl. Harwood: „Mandarine“ oder „Außenseiter“? (1993), S. 209f. Vgl. Bollenbeck: Warum der Begriff „Kultur“ um 1900 reformulierungsbedürftig wird (1999), S. 18. Vgl. Ausführungen in Kapitel II. Vgl. vom Bruch: Kulturstaat - Sinndeutung von oben? (2005), S. 116.

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stilisierte, denen gemäß ihrer Bedeutung auch ein entsprechend angemessener Handlungsspielraum zugestanden werden musste.477 Der in Jena tätige klassische Philologe Georg Goetz (1849–1932) bezeichnete beispielsweise im Jahre 1910 die Promotion als „Protest gegen die Auffassung, daß die Aufgabe der Universität sich darin erschöpfe, Arbeiter für die Staatsmaschine oder das Räderwerk des Lebens abzurichten“, vielmehr sei sie das „Symbol der Aufnahme in den großen Bund der Veredelung des Menschengeschlechtes durch wissenschaftliche Bildung“.478 Dieser Haltung entsprach die Selbststilisierung und Verortung der Hochschule als von politisch-wirtschaftlichen Interessensphären abgeschirmter Raum von Lehre und Forschung.479 Die Konstruktion sozialer und nationaler Identität(-en) bzw. deren Selbstvergewisserung verband sich dabei in vielfacher Weise mit kulturwissenschaftlichen Herangehensweisen. In Jena stilisierte der Philosoph Wilhelm Windelband (1848–1915) die kulturellen Entwicklungen im Jena-Weimarer Raum an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert unter dem Postulat einer „hymnischen Adresse an die deutsche Nation“ zur „Chiffre des deutschen Idealismus“.480 Auch die Renaissance der Rezeption des Philosophen Johann Gottlieb Fichte (die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität ließ für 1913/14 ihre neue Aula mit einem Gemälde über Fichtes Reden an die deutsche Nation dekorieren) stand symbolisch für die öffentlichkeitswirksame enge Verbindung des Versuches „historischer Sinnbildung“ und des Bezugspunktes einer im Zeitalter der Pluralisierung und Fragmentierung kultureller Erscheinungen über Mehrdeutigkeitsangebote einheitsstiftenden „Nationalkultur“.481 Im Rahmen der kulturellen Selbstvergewisserungsversuche bot sich auch Raum für besonders problematische sinnstiftende Ideenkonstrukte. „Völkische(n) Bewegung(en)“ boten beispielsweise biologistisch angehauchten Gesellschaftsentwürfen, die sich in Form des Antisemitismus und sozialdarwinistischer Konzepte zahlreicher Anleihen bedienen konnten, einen zusätzlichen sozialen Rückhalt.482 Die nationalistische Aufladung kultureller Komponenten und die oftmals damit verbundene Abwertung bestimmter Erscheinungen der industriellen Massengesellschaft enthielten dabei bereits Elemente, die sich in antagonistischer Form („Ideen von 1914“ als „propagandistische Antithese“ zu den „Ideen von 1789“) später im Ersten Weltkrieg bemerkbar

477 478 479 480 481 482

Vgl. Ringer: Die Gelehrten (1983), S. 18. Zitiert nach Langewiesche: Selbstbilder der deutschen Universität in Rektoratsreden (2007), S. 233. Vgl. Paletschek: Die permanente Erfindung einer Tradition (2001), S. 535f. Vgl. Sandkaulen: Jena als Chiffre des „deutschen Idealismus“ (2007), S. 116. Vgl. Hübinger: Gelehrte, Politik und Öffentlichkeit (2006), S. 161–166 und 227f. Vgl. dazu als Überblick Puschner: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich (2001).

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machten, dem vonseiten zahlreicher Intellektueller auch die Form eines „Kulturkrieges“ attestiert wurde.483 Innerhalb des „kulturkritischen“ Spektrums waren die Facetten intellektueller Deutungsangebote und damit verbundene wissenschaftsmethodische Konzepte freilich sehr verschieden. Während beispielsweise der Soziologe Max Weber abstritt, dass eine Verbindung von Sozialethik und Kapitalismus prinzipiell möglich sei, bemühte sich der Dogmatiker Ernst Troeltsch (1865–1923), einen geschichtsphilosophisch fundierten gemeinsamen Nenner der verschiedenen Kulturströmungen herauszuarbeiten.484 Dieser Meinungsvielfalt versuchten um 1900 auch die Vertreiber schriftstellerischer Erzeugnisse gerecht zu werden. Beispielsweise ließ der ursprünglich in Florenz und Leipzig gegründete und im März 1904 nach Jena abgewanderte Eugen-Diederichs-Verlag nahezu keinerlei Möglichkeit ungenutzt, anhand seines Verlagsprogrammes literarische „Krisendiagnosen“ unters Volks zu bringen.485 Der Neufundierung bildungsbürgerlicher Deutungsmuster bei einer gleichzeitigen Parzellierung bürgerlicher Kultur(-en) und ihrer vielfachen Verengung auf eine nicht materiell-industriell-technische Kultur, gepaart mit hochschulpolitischen Eigeninteressen, entsprach es, dass sich die Hochschulen hinsichtlich der Institutionalisierung der Technikwissenschaften und angewandter naturwissenschaftlicher Bereiche sehr zurückhaltend verhielten, zumal diese in den Reihen der Universitäten auf die gegen die Mitte des Jahrhunderts virulent gewordende Auseinandersetzung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften traf. Mit dem Konzept einer breit angelegten, auch die Entwicklung der Technik behandelnden „Kulturgeschichte“ fand der Historiker Karl Lamprecht (1856–1915) beispielsweise in den Reihen seiner Kollegen nur wenig Zustimmung.486 Technikhistoriografie war eine Angelegenheit, die im Umfeld des Vereins Deutscher Ingenieure (vor allem durch das Wirken des Ingenieurs Conrad Matschoß) betrieben wurde und ganz dem Ziel einer Beweisführung des Kulturwertes technischer Artefakte diente.487 Dies zeigte die trotz der zunehmend honorierten Erfolge der Ingenieure nach wie vor notwendige Überzeugungsarbeit im Hinblick auf die Interpretation von Technik und Industrie als einem Teil kultureller Leistungen. Zwar demonstrierte die Gründung des Deutschen Museums in München im Jahre 1903 einen sichtbaren Fortschritt im Rahmen dieser Bestrebungen, aber innerhalb des 1917 gegründeten Deutschen Museumsbundes wurde deutlich, dass das Verhältnis von kunst- und natur- und technikgeschichtlichen Sammlungen weniger in verbindender, sondern vor allem in 483 484 485 486 487

Vgl. Bollenbeck: Warum der Begriff „Kultur“ um 1900 reformulierungsbedürftig wird (1999), S. 22. Vgl. Hübinger: Gelehrte, Politik und Öffentlichkeit (2006), S. 125f. Vgl. Hübinger: Der Verlag Eugen Diederichs in Jena (1996), S. 36f. Vgl. dazu Raphael: Historikerkontroversen (1990), S. 328–342. Vgl. Braun: Von der Technik- zur Umweltgeschichte (2005), S. 376.

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trennender Weise begriffen wurde. Eine Aufnahme der naturwissenschaftlichen Museen lehnte der Museumsbund kategorisch ab.488 Umso mehr bemühten sich die Ingenieure abermals um eine Integration der Technikwissenschaften in vorherrschende Werte- und Deutungsmuster. Im Unterschied zu den 1880er-Jahren, wo noch ein rhetorisch-argumentativer Zusammenhang von „Technik und Kultur“ auf der Tagesordnung gestanden hatte,489 wurde „Technik“ nun als integraler und unverzichtbarer Bestandteil der kulturellen Entwicklung verstanden. 1914 erschien eine Abhandlung des Jenaer Schott-Mitarbeiters Eberhard Zschimmer (1873–1940), in der dieser die Technik über einen philosophischen Zugriff als „organische Erscheinung der Kulturentwicklung“ zu definieren versuchte. Technische Errungenschaften wie das Zeppelin-Luftschiff stellte er ganz unter diese Prämisse, ein entsprechendes Zitat Kaiser Wilhelms II. sollte Zschimmers Argumentation zusätzliches Gewicht verleihen.490 Zugleich bekräftigte Zschimmer den um 1900 noch ungebrochenen, positiven „Fortschrittsglauben“ der Ingenieure, indem er die Tätigkeit der Techniker als notwendige zeitgemäße „Mission zur umfassenden gesellschaftlichen Gestaltung und Schöpfung“491 auch bzw. gerade in Abgrenzung zum weitverbreiteten „Kulturpessismismus“ des „Fin de Siècle“ stilisierte: Die armen Liebhaber der Vergangenheit und der gealterten Musen, sie tun uns leid. Doch mehr als Mitleid können wir ihnen nicht gewähren; mögen sie unseren Bau verachten soviel sie wollen, nur stören lassen wir uns nicht!492

Zschimmers Werdegang (er stammte aus einer Arbeiterfamilie, hatte vor seiner Tätigkeit bei der Firma Schott eine Assistentenstelle am Mineralogischen Institut der Universität Jena innegehabt und wechselte in den 1920erJahren auf eine Professur an der TH Karlsruhe, war zudem in den Reihen der Arbeiterbewegung tätig493 ) verdeutlichte das „Aufeinanderprallen“ von traditionellen (vor allem bildungsbürgerlichen) Leitbildern und einer infolge der „Kulturkrise“ ausgelösten Diskussion um die „Bedingungen einer wissenschaftlichen Konzeptualisierung von Kulturwerten“.494 Mit den Universitäten, den Technischen Hochschulen, aber auch in Form selbstständiger 488 489 490

491 492 493

494

Vgl. Bolenz: Museen für die Industriegesellschaft (2001), S. 82. Vgl. Braun: Zum Verhältnis von Technik und Kultur bei Franz Reuleaux (1996) sowie Ausführungen in Kapitel II. So soll Wilhelm II. nach Zschimmers Aussagen bei der Vorführung des ZeppelinLuftschiffes geäußert haben, er und die Anwesenden hätten „einen der größten Momente in der Entwicklung der menschlichen Kultur erlebt“, vgl. Zschimmer: Philosophie der Technik (1914), S. 27ff., Zitat Wilhelms II. S. 29f. Vgl. Dienel: Zweckoptimismus und –pessimismus der Ingenieure um 1900 (1998), S. 20. Vgl. Zschimmer: Philosophie der Technik (1914), S. 175. Vgl. zum Werdegang Zschimmers: Bericht über Dr. E. Zschimmer, aus dem Gedächtnis des Archivarbeiters Gustav Heinrich in Abschrift an die Betriebsparteiorganisation der SED verfasst am 09.02.1954, in: UASGJ, 10/8 (unpag.). Vgl. Hübinger: Wertkollisionen im frühen 20. Jahrhundert (2002), S. 78.

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neuer Einrichtungen wie der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt boten sich verschiedene, miteinander konkurrierende Modelle zur Etablierung der neuen angewandt-naturwissenschaftlichen Disziplinen an. Die Disziplinenbildung berührte dabei in enger Weise das Selbstverständnis der jeweiligen Institutionen. In der Preußischen Akademie der Wissenschaften, die sich in vielfacher Weise institutionellen Leitvorstellungen der Universitäten angenähert hatte,495 stieß der Erlass des deutschen Regenten Wilhelm II. vom 19. März 1900, mit dem er u. a. die Einrichtung von neuen Fachstellen für die technischen Wissenschaften an jener Institution proklamierte, als „unerwünschtes“ und „unwillkommenes“ Geschenk auf deutlichen Widerstand. Angehörigen der TH Berlin wurde die Aufnahme in die Reihen der Akademie verweigert.496 Neben „erkenntiskritischen Reflexionen“497 stand vor allem die grundsätzliche Frage adäquater Herangehensweisen im Bereich der Ausbildung von entsprechenden Fachkräften im Mittelpunkt der Diskussionen um die institutionelle Reichweite neuer Wissenschaftsbereiche und die Akzeptanz bestimmter methodischer Ansätze. Die Technischen Hochschulen erlebten in den 1890er-Jahren eine Art Neuauflage des bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts virulenten „Theorie-Praxis-Streits“.498 Hier mehrten sich kritische Stimmen aus den eigenen Reihen sowie aus der Industrie, die eine zu starke Vorrangstellung der theoretisch-abstrakten Bildungsinhalte im Lehrplan der Technischen Hochschulen bemängelten und einen stärkeren Bezug zur industriellen Praxis anmahnten. Großes Aufsehen erregte der Berliner Professor für Maschinenbau, Alois Riedler (1850–1936), der im Rahmen der Weltausstellung in Chicago im Jahre 1893 die technischen Bildungseinrichtungen der US-Amerikaner studierte und in diesem Zusammenhang die Vorzüge des amerikanischen Ausbildungssystems mit einem engen Anwendungskontext und der Inanspruchnahme von Ingenieurlaboratorien pries. 1895 forderte der Verein Deutscher Ingenieure eine umfassende Reform des TH-Unterrichtes und bediente sich dabei auch wirtschaftspolitischer Argumente.499 Auf diese Weise untermauerten die Technischen Hochschulen ihren eigenen praktischen Stellenwert für wirtschaftspolitische Zwecke und verliehen so ihrem Streben nach stärkerer Anerkennung und Aufwertung neuen Auftrieb. Gleichzeitig hob der VDI den „Forschungszweck“ der Technischen Hochschulen hervor. Das Postulat einer eigenständigen technisch-

495 496 497 498 499

Vgl. Rüegg: Ortsbestimmung (1999), S. 28. Vgl. König: Die Akademie und die Technikwissenschaften (1999), S. 389ff. Vgl. Hübinger: Wertkollisionen im frühen 20. Jahrhundert (2002), S. 77. Vgl. Gispen: New profession, old order (1989), S. 37. In gleicher Argumentation vgl. Lundgreen: Das Bild des Ingenieurs im 19. Jahrhundert (1994), S. 19. Vgl. Manegold: Der VDI in der Phase der Hochindustrialisierung 1880 bis 1900 (1981), S. 144–149.

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experimentellen Forschung besaß dabei eine doppelte Stoßrichtung: Zum einen sollte es der Legimation der eigenen Einrichtung dienen, gleichzeitig aber auch der Forderung nach einer Gleichberechtigung mit den Universitäten stärkeren Rückhalt verleihen.500 Dass die Technischen Hochschulen sich mehr und mehr nicht als einfache, technisches Grundwissen vermittelnde Institutionen verstanden, sondern als Stätten akademisch orientierter höherer technischer Bildung und Forschung akzeptiert werden wollten, dokumentierte ihre Abgrenzung zu den in den 1890er-Jahren separat eingerichteten technischen Mittelschulen als Ausbildungsstätten für niedriger angesiedelte technische Berufe.501 Aufgrund des genannten Sachverhaltes kam es auch zur Gründung separater Interessenverbände. So waren die akademischen Ingenieure seit 1909 im Verband Deutscher Diplom-Ingenieure vertreten, die Absolventen der mittleren technischen Schulen dagegen vor allem im 1904 gegründeten Bund technisch-industrieller Beamter.502 Infolge des weitgehenden „Monopols“ höherer technischer Bildungsinhalte durch die Technischen Hochschulen musste ein Vorstoß von Universitätsangehörigen in Richtung einer Vertretung technisch-angewandter Bildungsinhalte geradezu als Angriff auf die Legitimationsgrundlage der erstgenannten Einrichtung erscheinen. So war es kaum verwunderlich, dass der Göttinger Mathematiker Felix Klein als einer der wenigen „Grenzgänger“ zwischen Technischer Hochschule, Industrie und Universität (er war in den 1890er-Jahren als einziger Ordinarius einer Universität Mitglied des VDI) mit den Plänen der Gründung einer Technischen Fakultät in den Reihen der Georgia Augusta bei der Mehrzahl der Angehörigen der Technischen Hochschulen keinerlei Zuspruch fand.503 Eine Verschmelzung von TH und Universität, so meinte der bereits erwähnte Professor für Maschinenbau, Alois Riedler, in seiner im Jahre 1898 erschienenen Schrift „Unsere Hochschulen und die Anforderungen des 20. Jahrhunderts“, sei ein „Vergehen an den Interessen der Nation“. „Keinesfalls“ könne die Entwicklung, die die THs hervor gebracht habe, „rückgängig gemacht“ und „diese wieder zu Gewerbeschulen herabgedrückt werden“. Die Bestrebungen, in Göttingen technische Institute zu gründen, verwarf Riedler demzufolge als „grundlegenden Irrtum“.504 In den Reihen seiner Kollegen fand Klein angesichts der inneruniversitären Konkurrenz und des infolge der Ansprüche der Technischen Hochschulen noch stärker vertretenen Postulats einer „zweckfreien“ Wissenschaft ebenfalls nur wenig 500 501 502 503 504

Vgl. ebd., S. 148f. Vgl. Weber: Mittlere technische Bildung im deutschen Kaiserreich (1993), S. 153 und 158. Vgl. König: Die Ingenieure und der VDI als Großverein in der wilhelminischen Gesellschaft 1900 bis 1918 (1981), S. 260. Vgl. Manegold: Universität, Technische Hochschule und Industrie (1970), S. 109. Vgl. Riedler: Unsere Hochschulen und die Anforderungen des zwanzigsten Jahrhunderts (1898), S. 25, 98f. und 102.

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Fürsprecher.505 Erst im Zusammenspiel mit dem Leiter des Universitätsreferates im preußischen Kultusministerium, Friedrich Althoff, und unter Einbezug industrieller Kreise, die an einer stärkeren Vertretung entsprechender Ausbildungsinhalte innerhalb der Universität interessiert waren, gelang der Ausbau Göttingens zu einem „Zentrum der Mathematik und Naturwissenschaften“.506 Während Althoff die Pläne Kleins vor allem im Sinne einer ökonomisch notwendigen „Schwerpunktbildung“ förderte (die Konzentration auf einzelne Fachbereiche ermöglichte einen effizienteren Einsatz entsprechender Mittel) und für eine Unterstützung seitens des Ministeriums gerade bei der Berufung neuer Lehrstuhlvertreter sorgte,507 spendeten Industrielle wie der Elbenfelder Farbfabrikant Henry Theodor Böttinger (1848–1920) die Mittel für neue technische Anstalten wie das im Juni 1896 unter der Leitung von Kleins Freund, dem Chemiker Walther Nernst (1864–1941) eröffnete Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie.508 Am 28. Februar 1898 wurde die Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik (ab 1900 auch für Mathematik) als Vereinigung von Göttinger Hochschulangehörigen und Industriellen ins Leben gerufen, unter deren Wirken weitere neue Institute (u. a. für Technische Physik, Angewandte Mechanik, Angewandte Elektrizitätslehre, Geophysik, Anorganische Chemie) entstanden.509 Bezüglich der Legitimation der neuen Wissenschaftsbereiche setzten die entsprechenden Hochschulvertreter wie die Ingenieure in argumentativer Hinsicht auf einen engen Zusammenhang von wissenschaftlicher Arbeit und wirtschaftspolitischen Interessen. Klein sprach von der Notwendigkeit eines Zusammenschlusses von „deutscher Wissenschaft und deutschem Gewerbe“, damit das letztere „dem Ausland gegenüber konkurrenzfähig bleiben könne“.510 Der Jenaer Inhaber der Professur für Technische Chemie, Eduard Vongerichten, unterzeichnete 1908 einen Aufruf zur stärkeren Förderung der chemischen Technologie an den Universitäten, der das „große Interesse des Staates an der wirtschaftlichen Entwicklung der chemischen Industrie“ (namentlich der Teerfarbenindustrie) herausstellte.511 Die Notwendigkeit einer jahrelangen Werbetätigkeit von Klein und Althoff in industriellen Kreisen zeigte aber, dass die Ansiedlung angewandter 505 506 507 508 509 510 511

Vgl. Manegold: Universität, Technische Hochschule und Industrie (1970), S. 109. Vgl. Tollmien: Die Universität Göttingen im Kaiserreich (1999), S. 371ff. Vgl. vom Brocke: Hochschul- und Wissenschaftspolitik in Preußen und im Deutschen Kaiserreich (1980), S. 52f. und S. 80–95. Vgl. Manegold: Universität, Technische Hochschule und Industrie (1970), S. 165. Vgl. Tobies: Wissenschaftliche Schwerpunktbildung (1991), S. 95–103. Vgl. Klein: Die Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und Mathematik (1908), S. 531. Vgl. „Technologie für Chemiker und Juristen an den deutschen Universitäten“ – Sonderabdruck aus der „Zeitschrift für angewandte Chemie“ und „Zentralblatt für technische Chemie“ 21 (1908), Heft 38, S. 1969ff., überliefert in: UAJ, C 724, Bl. 65– 68, hier Bl. 68.

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Teildisziplinen im Korpus der Universität auf eine weitverbreitete Skepsis der Unternehmer stieß.512 Ähnlich wie die Geschäftsleitungen der Betriebe Zeiss und Schott waren die innerhalb der Göttinger Vereinigung vertretenen Industriellen außerdem keineswegs bereit, sämtliche Lasten des universitären Ausbaus alleine zu tragen. Die Zusage bundesstaatlicher Teilfinanzierung bildete eine Grundvoraussetzung ihres Mitwirkens.513 Dies traf sich allerdings mit den Ansichten der Universitätsangehörigen, dachte doch Klein wie seine Jenaer Kollegen hinsichtlich der Rolle der finanziellen Beihilfen der Industrie im Rahmen der universitären Finanzierung an eine ergänzende Funktion.514 Auf der Basis des Zusammenwirkens von Staat, Wissenschaft und Industrie gelang in Göttingen die Verankerung der neuen Teildisziplinen im Rahmen der Studienordnungen. Im September 1898 wurde an der Georgia Augusta eine Prüfungsregelung für Lehramtskandidaten der Mathematik für die höheren Schulen in Preußen erlassen, die erstmals erlaubte, eine Lehrbefähigung für „angewandte Mathematik“ in den Wahlfächern darstellende Geometrie, Geodäsie und technische Mechanik zu erlangen.515 Entsprechend der dem deutschen Universitätssystem innewohnenden Konkurrenz der Hochschulen untereinander und aufgrund der überregionalen Verbindungen der Universitätsangehörigen erhielt die Mathematikausbildung durch die Vorgänge in Göttingen auch andernorts wichtige Impulse. Gerade in Jena bot das in Göttingen praktizierte Modell eines Zusammenwirkens von Staat, Wissenschaft und Industrie aufgrund der Tätigkeit der Carl-Zeiss-Stiftung zahlreiche Anknüpfungspunkte.516 Diese nutzte der 1899 nach Jena berufene Mathematiker August Gutzmer (1860–1924), um auch in der Saalestadt der angewandten Mathematik zu einer Etablierung an der hiesigen Universität zu verhelfen. Mit der Unterstützung Ernst Abbes, der ebenfalls an einer stärkeren Förderung der Mathematik interessiert war, erarbeitete Gutzmer, der einige Jahre später auf überregionaler Ebene sein wissenschaftsorganisatorisches Talent als Vorsitzender des 1908 gegründeten „Deutschen Ausschusses für mathematischen und naturwissenschaftlichen Unterricht“ ausspielte517 , unter der Verwertung von Göttinger und Straßburger Studienplänen sogenannte „Ratschläge für die Kandidaten des höheren Lehramtes in Mathematik und Physik an der Universität Jena“, die er im Jahre 1900 dem Jenaer Universitätskurator übermittelte und in denen er die Bedeutung der angewandten Mathematik für die angehenden 512 513 514 515 516 517

Vgl. Manegold: Universität, Technische Hochschule und Industrie (1970), S. 169f. Vgl. ebd., S. 176. Vgl. Klein: Die Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und Mathematik (1908), S. 530. Vgl. Tobies: Felix Klein und die Anwendung der Mathematik (1988), S. 261. Vgl. Tobies: Untersuchungen zur Rolle der Carl-Zeiss-Stiftung für die Entwicklung der Mathematik an der Universität Jena (1984), S. 33ff. Vgl. ebd., S. 35.

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Lehramtskandidaten hervorhob.518 Die Verankerung des neuen Fachgebietes bedingte einen Ausbau der vorhandenen Einrichtungen. Dafür suchte Gutzmer unter Ermächtigung des Jenaer Universitätskurators den Kontakt zu Felix Klein.519 Eine Beteiligung der Carl-Zeiss-Stiftung an den anfallenden Kosten für die zu erweiternde Ausstattung des Mathematischen Seminars war unabkömmlich. Zwar unterstützte Universitätskurator Eggeling einen Ausbau der Einrichtungen für die Mathematikausbildung,520 aber wie Gutzmer seinem Kollegen Klein zu erkennen gab, müsse man in Jena eine Modernisierung der Universitätseinrichtungen an die „hiesigen Verhältnisse“ anpassen, keinesfalls könne man bei den „relativ beschränkten Mitteln Luxus treiben“.521 Neben Geldern für den Kauf von Lehrmitteln und diversen Anschaffungen522 erklärte sich die Stiftung auf ausdrücklichen Wunsch Ernst Abbes auch bereit, ein Extraordinariat für Angewandte Mathematik und Technische Physik zu errichten.523 Gutzmer übernahm die Aufgabe, einen geeigneten Kandidaten für die Professur ausfindig zu machen.524 Für die Gestaltung des neuen Instituts für Technische Physik dienten die Göttinger Einrichtungen als Vorbild. Wie eng die Fäden zwischen Universität, Industrie und den bundesstaatlichen Behörden bei der Etablierung der neuen Einrichtung zusammenliefen, zeigte der Sachverhalt, dass neben dem Inhaber der neuen Professur, Rudolf Rau, auch Universitätskurator Eggeling (einem Wunsch Abbes folgend) nach Göttingen reiste, um dort mit Felix Klein zusammenzutreffen.525 Dieser unterstützte das Jenaer Projekt nach Kräften, da es nicht zuletzt seine eigenen Bestrebungen in Göttingen förderte.526 Die konzeptionellen Entwürfe der in Jena neu eingerichteten Anstalten für Technische Physik und Technische Chemie verdeutlichten den 518 519 520 521 522

523 524 525

526

Vgl. Ratschläge für die Candidaten des höheren Lehramtes in Mathematik und Physik an der Universität Jena (1900), in: UAJ, C 843, Bl. 26–35. Vgl. Schreiben von August Gutzmer an Felix Klein vom 25.02.1900, in: NSUB Göttingen, Nachlass Felix Klein (Cod. Ms. F. Klein) 9:513 (unpag.). Vgl. Schreiben Eggelings an Gutzmer vom 28.02.1900, in: UAJ, C 843, Bl. 9. Vgl. Schreiben von August Gutzmer an Felix Klein vom 25.02.1900, in: NSUB Göttingen, Nachlass Felix Klein (Cod. Ms. F. Klein) 9:513 (unpag.). Vgl. Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universitätskurator Eggeling vom 12.04.1900, in: UAJ, C 843, Bl. 20. Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Kultus) von SachsenWeimar-Eisenach an Universitätskurator Eggeling vom 11.06.1900, in: ebd., Bl. 57. Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Kultus) von Sachsen-WeimarEisenach an Universitätskurator Eggeling vom 15.01.1901, in: ebd., Bl. 68. Vgl. Bericht von Universitätskurator Eggeling an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 05.08.1902, in: UAJ, C 473, Bl. 26. Vgl. Tobies: Untersuchungen zur Rolle der Carl-Zeiss-Stiftung für die Entwicklung der Mathematik an der Universität Jena (1984), S. 36. Vgl. Schreiben von Felix Klein an August Gutzmer vom 06.02.1902, in: NSUB Göttingen, Nachlass Felix Klein (Cod. Ms. F. Klein) 9: 516, Anl. 1 (unpag.) sowie Schreiben von August Gutzmer an Felix Klein vom 25.02.1900, in: ebd., 9:513 (unpag.). Vgl. Schreiben Kleins an August Gutzmer vom 06.02.1902, in: NSUB Göttingen, Nachlass Felix Klein (Cod. Ms. F. Klein) 9:516, Anl. 1 (unpag.).

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neuen Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit im universitären Großbetrieb. Der Inhaber der Professur für Technische Chemie, Eduard Vongerichten, orientierte sich bei der Ausstattung der ihm unterstellten Einrichtung auch an den Versuchslaboratorien der drei größten chemischen Fabriken Deutschlands (Farbenfabrik Fr. Bayer & Co. Elberfeld, Farbwerke vorm. Meister, Lucius & Brüning Höchst, Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen).527 Mehrere Firmen spendeten überdies für die neue Anstalt Ausstattungsgegenstände wie bspw. Muster aus den chemischen Betrieben.528 Die konkrete Gestaltung des Instituts für Technische Physik verdeutlichte aber die im Rahmen des universitären Ausbaus auftretenden „Wertekollisionen“529 innerhalb der verschiedenen Wissenschaftskulturen. Die zunächst vertretene Ansicht Ernst Abbes, jene Einrichtung müsse als reines „Lehrinstitut“ fungieren, fand seitens des Inhabers der Professur für Angewandte Mathematik und Technische Physik, Rudolf Rau, keinerlei Billigung.530 Probleme bereitete außerdem die Ausrüstung der neuen Anstalt. Nach den Überlegungen Ernst Abbes, Gutzmers, der Physikdozenten Felix Auerbach, Adolf Winkelmann, Rudolf Straubel und Rudolf Rau, sollte im Rahmen des Instituts in erster Linie eine Ausbildung im Bereich der Elektrotechnik stattfinden. Gegen die dafür notwendige Aufstellung von Maschinen erhoben Auerbach und Straubel aber Einwände. Wie Gutzmer an Felix Klein berichtete, besaßen beide nur wenig Verständnis für eine große apparative Ausstattung, zumal dies mit der Bereitstellung entsprechender Ressourcen verbunden war.531 Auch eine Aufnahme der angewandten Mathematik in die Promotionsordnung der Jenaer Philosophischen Fakultät stieß auf Schwierigkeiten. Wie Gutzmer an Klein im Jahre 1903 berichtete, verweigerte der Mathematiker Johannes Thomae entsprechenden Plänen innerhalb der Fakultät seine Zustimmung.532 Diese Differenzen können freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Gutzmer und Klein, die beide in der Universität des 19. Jahrhunderts ihren Werdegang begonnen hatten, ihre Bestrebungen in bereits vorhandene Wissenschaftskulturen und traditionelle Selbstbilder zu integrieren versuchten. Das Ideal einer disziplinenübergreifenden Bildung bildete beispielsweise für 527 528 529 530 531

532

Vgl. Schreiben von Eduard Vongerichten an Universitätskurator Eggeling vom 27.06.1902, in: UAJ, C 724, Bl. 1–6, hier Bl. 1. Vgl. Schreiben von Eduard Vongerichten an Universitätskurator Eggeling vom 06.12.1902, in: ebd., Bl. 31. Vgl. Hübinger: Wertekollisionen im frühen 20. Jahrhundert (2002). Vgl. Schreiben von August Gutzmer an Felix Klein (22.03.1902), in: NSUB Göttingen, Nachlass Felix Klein (Cod. Ms. F. Klein), 9:517/1 (unpag.). „Keiner sieht ein, dass die technischen Probleme eben andersartig sind als die der Laboratoriums-Physiker. Die Physiker sind versessen darauf, nur ja keine wirkliche Maschine in das neue Institut kommen zu lassen, zehn Pfennig ist ihnen schon zu viel!“, vgl. ebd. Vgl. Schreiben von August Gutzmer an Felix Klein vom 22.02.1903, in: NSUB Göttingen, Nachlass Felix Klein (Cod. Ms. F. Klein), 9:518 (unpag.).

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Gutzmer ein wesentliches Kriterium der neuen Mathematikausbildung. So verwies er im Rahmen seines Konzeptes für die Lehramtskandidaten in Mathematik und Physik an der Jenaer Universität auch auf den Besuch von „allgemein bildenden Fächern“, um durch die „Aneignung einer höheren Lebensauffassung den Kreis der nützlichen Kenntnisse zu erweitern“.533 Die Vertreter der technischen Chemie verwiesen auf den Wert ihrer Arbeiten auch für andere Wissenschaftsbereiche wie die Nationalökonomie und das Gebiet der Rechtskunde.534 Klein verwahrte sich in Göttingen außerdem ausdrücklich gegen die Gründung einer separaten Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften.535 Seine Bemühungen um eine Modernisierung der Einrichtungen an der Georgia Augusta ordnete er vor allem dem Ziel eines Erhalts universitärer Traditionen unter zeitgemäßen Bedingungen unter.536 Das Zusammenwirken von Staatsvertretern, Hochschulangehörigen und Industriellen in Göttingen und Jena führte trotz der zahlreichen Widerstände im Rahmen der Institutionalisierungsbestrebungen der neuen Teildisziplinen und der hohen Konfliktträchtigkeit des „Dreierbundes“ zu einem tiefgreifenden Umbau der Universitäten. Lag die Georgia Augusta in den 1890er-Jahren innerhalb der deutschen Universitätslandschaft im Hinblick auf die Studentenzahl in den Naturwissenschaften noch auf dem achten Platz, so besaß sie im Jahre 1914 hinter der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin bereits die zweithöchste Frequenz an entsprechenden Immatrikulationen im genannten Disziplinenkreis.537 In Jena legten die über den Bereich der angewandten Naturwissenschaften hinausgehenden hohen Zuschüsse der Stiftung für die Jenaer Hochschule ab den 1890er-Jahren den Grundstein für den personellen und räumlichen Ausbau der medizinischnaturwissenschaftlichen Disziplinen.538 Die langfristigen Auswirkungen dieser Entwicklungen waren sowohl in Jena als auch in Göttingen deutlich 533 534

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537 538

Vgl. Ratschläge für die Candidaten des höheren Lehramtes in Mathematik und Physik an der Universität Jena (1900), in: UAJ, C 843, Bl. 26–35, hier Bl. 26f. Vgl. „Technologie für Chemiker und Juristen an den deutschen Universitäten“ – Sonderabdruck aus der „Zeitschrift für angewandte Chemie“ und „Zentralblatt für technische Chemie“ 21 (1908), Heft 38, S. 1969ff., überliefert in: UAJ, C 724, Bl. 65– 68, hier Bl. 68. Vgl. Tollmien: Die Universität Göttingen im Kaiserreich (1999), S. 370. So schrieb Klein in Bezug auf die Tätigkeit der Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und Mathematik im Jahre 1908: „Möge sie [die Universität, C. M.] weiter blühen und gedeihen, indem sie die ihr von altersher innewohnenden Kräfte gegenüber den wechselnden und immer vielseitiger werdenden Bedingungen der Neuzeit in immer neuer Weise glänzend zur Geltung bringt.“, vgl. Klein: Die Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und Mathematik (1908), S. 531. Vgl. Baumgarten: Die Geistes- und Naturwissenschaften an der Universität Göttingen 1866–1914 (1994), S. 31. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 179.

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sichtbar. An der Georgia Augusta wurde auch nach dem Ableben Friedrich Althoffs die Schwerpunktbildung im Bereich der Naturwissenschaften fortgeführt.539 Als in Jena der 1902 eingerichtete Lehrstuhl für angewandte Mathematik und technische Physik im Jahre 1909 in zwei entsprechende Extraordinariate geteilt wurde, übernahm die Zeiss-Stiftung die Dotation für beide Professuren.540 Eine zusätzliche Ergänzung erfuhr der Lehrbetrieb an beiden Hochschulen durch die Abhaltung von sogenannten Ferienkursen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich (in Göttingen zur Weiterbildung der Lehrer an Höheren Schulen für die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer ab 1892, in Jena im Bereich der Mikroskopie ab 1907).541 Der enge Austausch und die gegenseitige Konkurrenz der deutschen Universitäten erwiesen sich als „Motor“ der Institutionalisierung der neuen Teildisziplinen.542 Ihre Verbundenheit mit den Jenaer Bestrebungen demonstrierte die Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und Mathematik im Mai 1912, als sie ihre Mitglieder in Jena versammelte. Das Programm der Tagung führte die Teilnehmer auch durch die neuen Jenaer Institute und die Zeiss-Werke. Die geplante Anwesenheit des Herzogs von Sachsen-Altenburg bei der Geschäftssitzung der Vereinigung demonstrierte das Wohlwollen seitens der bundesstaatlichen Behörden gegenüber den Zielen der Göttinger Gesellschaft.543 Trotz der beschriebenen Entwicklungen vollzog sich die Institutionalisierung der neuen angewandten Teildisziplinen im Korpus der Universitäten aber aufgrund der geschilderten zahlreichen Widerstände nur schleppend.544

Inklusion, Exklusion, Separation, Teil 2: Die Etablierung betriebsund rechtswirtschaftlicher Studien an der Jenaer Universität Ebenso wie im Bereich der angewandten naturwissenschaftlichen Fachbereiche bildete die Frage der Institutionalisierung des kaufmännischen Unterrichts eine Quelle zahlreicher Kontroversen. In den letzten Jahrzehnten des

539 540 541

542 543

544

Vgl. Tobies: Wissenschaftliche Schwerpunktbildung (1991), S. 107. Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 262 vom 09.01.1909, in: UASGJ, 5/48, Bl. 74ff. Vgl. Manegold: Universität, Technische Hochschule und Industrie (1970), S. 201f. sowie Bericht von Hermann Ambronn an das Staatsministerium (Departement des Kultus) vom 10.12.1907 bezüglich des Verlaufs der vom 14. bis 19.10.1907 im Institut für Mikroskopie zu Jena abgehaltenen Ferienkurse für wissenschaftliche Mikroskopie, in: UAJ, C 727, Bl. 13ff. Vgl. Hoffmann: Zur Etablierung der technischen Physik in Deutschland (1994), S. 15. Vgl. Kopie des Schreibens von Theodore von Böttinger an Staatsminister Rothe vom 27.04.1912, in: UASGJ, 5/84, Bl. 114 sowie Schreiben von Theodore von Böttinger an Staatsminister Rothe vom 15.05.1912, in: ebd., Bl. 104. Vgl. Hoffmann: Zur Etablierung der technischen Physik (1994), S. 14f.

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19. Jahrhunderts stritten in zunehmender Zahl Fabrikbesitzer, Handelsleute und Nationalökonomen über eine akademische Ausbildung für kaufmännische Angestellte, deren zusätzliche Schulung vor dem Hintergrund der zahlreichen Entstehung von Großbetrieben immer dringlicher erschien.545 Auch in Jena erforderten moderne Produktionsformen im Verbund mit einer wissenschaftlichen Betriebsführung, Rationalisierung und Spezialisierung einen neuen Typus der industriellen kaufmännischen Großverwaltung. In den 1890er-Jahren demonstrierte der Eintritt des Kaufmanns Max Fischer in die Geschäftsleitung der Zeiss-Werke den Umbruch innerhalb der betrieblichen Strukturen.546 Die unter der Chiffre der „Handelshochschulbewegung“ geführte Debatte über die Institutionalisierung der Handelswissenschaft(-en) kreiste vor allem um die Frage, ob eine entsprechende Etablierung an den Universitäten oder in Form selbstständiger Einrichtungen vonstatten gehen sollte.547 Ähnlich wie im Falle der angewandten Naturwissenschaften waren die Widerstände an den Universitäten gegen die Einrichtung von handelswissenschaftlichen Abteilungen sehr groß, ebenso bildeten mehrere Ursachen den Hintergrund dafür. Zum einen schien die Etablierung einer entsprechenden Disziplin aufgrund ihrer „tendenziösen“ Nähe zu Industrie und Handel das Verständnis der Universität als „selbstbestimmte“ Institution zu unterlaufen. Des Weiteren bezweifelten die Vertreter der Nationalökonomie (auch im Hinblick auf ihre eigene Stellung an der Universität) das grundlegende Existenzrecht einer selbstständigen „Privatwirtschaftslehre“.548 Viele Protagonisten der sogenannten „Handelshochschulbewegung“ wie der rheinische Großkaufmann und Industrielle Gustav Mevissen (1815–1899), der sich für die Gründung einer entsprechenden Einrichtung in Köln verwandte, versuchten mit ihrem Engagement vor allem, eine immer noch herrschende Distanz zwischen Wirtschafts- und Bildungsbürgertum zu überbrücken.549 Die Mehrheit der Fabrikbesitzer und Handeltreibenden stand der Etablierung einer akademischen „Privatwirtschaftslehre“ im Rahmen der Universitäten bzw. in selbstständiger Form allerdings ablehnend gegenüber, viele verwiesen auf das Problem der Vorrangigkeit des Ausbaus des niederen und mittleren kaufmännischen Schulwesens.550 In Jena unterstützten die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe zwar den Ausbau der hiesigen Wirtschaftswissenschaften, agierten dabei aber gerade im Hinblick auf daraus

545 546 547 548 549 550

Vgl. Franz: Betriebswirte in Deutschland im Spannungsfeld von Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum (1998), S. 21–26. Vgl. Walter: Zeiss 1905–1945 (2000), S. 29f. Vgl. Franz: Betriebswirte in Deutschland im Spannungsfeld von Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum (1998), S. 36f. Vgl. ebd., S. 40 und 70. Vgl. van Eyll: Der Gedanke zur Gründung einer Universität oder einer Handelshochschule in Köln bei Gustav Mevissen (1990), S. 31. Vgl. Franz: Kulturelles Milieu und Disziplinenbildung (2001), S. 254 und 257.

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erwachsende dauerhafte Verpflichtungen zunächst vorsichtig.551 Die Weimarer Kultusbehörden verhielten sich aufgrund des finanziellen Aspektes ebenfalls zurückhaltend. So kam in Jena die Errichtung einer „Professur für Sozialpolitik“ im Jahre 1906 erst zustande, nachdem die Zeiss-Stiftung ihre anfängliche Skepsis überwand und sich zu einer Übernahme der Gehaltszahlungen an den jeweiligen Lehrstuhlhaber verpflichtete.552 Angesichts der genannten Sachverhalte wurde letztlich ein „Kompromissweg“ beschritten. Einerseits kam es zwischen 1898 und 1915 infolge eines engen Zusammenwirkens einzelner prominenter Kaufleute, diverser Handelslehrerverbände und Vertreter der kommunalen Verwaltungen zur Gründung von acht separaten „Handelshochschulen“ im Deutschen Reich.553 Andererseits war gerade im Rahmen der Entstehung dieser neuen Institutionen (einige Handelshochschulen wie die Einrichtung in Frankfurt am Main strebten von vornherein einen Universitätsstatus an)554 eine nachhaltige konzeptionelle Anlehnung an die bereits bestehenden Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen deutlich spürbar. Die Bemühungen um eine adäquate funktionelle Verortung der neuen Disziplin der „Betriebswirtschaftslehre“ zeugte von diesem Spannungsfeld zwischen „Akademisierung“ und „beruflicher Orientierung“. Da viele Betriebswirtschaftler beispielsweise fürchteten, dass eine allzu starke Ausrichtung auf die Leitmaxime der betrieblichen Gewinnerzielung die „Verwissenschaftlichung“ ihres Fachgebietes behindern könnte, orientierten sie sich vor allem an dem weniger „verdächtig“ erscheinenden Aspekt der „Bedarfsversorgung“, brachten aber gleichzeitig beide Fluchtpunkte über verschiedene Konstrukte in eine enge Beziehung zueinander.555 In einem engen Spannungsverhältnis zwischen wirtschaftsnaher Ausbildung und der Herausbildung einer zugleich akademisch geprägten Wissenschaftsdisziplin stand auch die Etablierung der Betriebswirtschaftslehre an den deutschen Universitäten.556 Dass sich viele Hochschulangehörige vor dem Ersten Weltkrieg noch abfällig über das neue Fach äußerten,557 verhinderte aber keine (wenngleich zögerliche) Eingliederung der „Privatwirtschaftslehre“ in den Korpus der Universität. Der Jenaer Nationalökonom 551

552

553 554 555 556 557

Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Ebsen an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 11.08.1918, in: UACZ, BACZ 1488, Bl. 61a. Vgl. Schreiben des Staatsministeriums (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach an die Herzoglich-Sächsischen Ministerien vom 19.01.1906, in: UAJ, C 478, Bl. 3 sowie Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane vom 25.08.1906 (Nr. 213), in: UASGJ, 5/44, Bl. 155ff., hier Bl. 156f. Vgl. Henning: Von der Handelsakademie zur Handelshochschule (1990), S. 76f. Vgl. Jarausch: Universität und Hochschule (1991), S. 321. Vgl. Klein-Blenkers: Entwicklung der Betriebswirtschaftslehre (1990), S. 103 und 108f. Vgl. Franz: Betriebswirte in Deutschland im Spannungsfeld von Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum (1998), S. 84. Vgl. ebd., S. 77.

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Julius Pierstorff vertrat in einer Denkschrift zum Ausbau der Wirtschaftsund Sozialwissenschaften an der hiesigen Universität aus dem Jahre 1918 die Ansicht, man könne das entsprechende Fach an den Universitäten zwar nicht im gleichem Maße wie an den Handelshochschulen vermitteln, aber es sei doch ein „schweres Versäumnis“, wenn die Universitäten „diesen wichtigen Zweig weiter völlig unbeachtet lassen wollten“.558 Nicht zuletzt verwies Pierstorff damit auf das Konkurrenzproblem zwischen den Universitäten und den neuen Handelshochschulen. Im thüringischen Raum existierten bereits im Jahre 1906 Pläne zur Gründung einer Hochschule für Wirtschaft, Verwaltung und Technik, als deren Standort Eisenach in Aussicht genommen wurde.559 Als sich 1922 das Vorhaben konkretisierte und auch auf das Wohlwollen der Weimarer Regierung stieß560 , unternahm die 1921 gegründete „Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena“ große Anstrengungen, um das Projekt zu Fall zu bringen. Der Kaufmann Max Fischer, seines Zeichens Mitglied der Zeiss-Geschäftsleitung, hielt zwei Hochschulen in Thüringen für „nicht überlebensfähig“.561 Statt der Gründung einer neuen Institution sollten Gelder für Jena akquiriert werden.562 Dem Pierstorffschen Plädoyer entsprechend kam es bereits vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges zu einem Ausbau der Wirtschaftswissenschaften an den deutschen Universitäten. Wie bei der Etablierung der angewandten Naturwissenschaften spielten dabei wirtschaftspolitische Interessen eine wichtige Rolle. 1911 richtete der ehemalige Inhaber der Jenaer Professur 558 559

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Vgl. Pierstorff: Denkschrift betreffs des Ausbaus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vom 03.10.1918, in: UACZ, BACZ 8435 (unpag.). Vgl. Aufgaben einer Thüringischen Hochschule für Wirtschaft, Verwaltung und Technik in Eisenach, in: Hochschulwelt. Amtliches Organ der Thüringischen Hochschulgesellschaft in Eisenach, Band I (10.02.1922), S. 2–11, überliefert in: UAJ, U Abt. I Nr. 15, Bl. 20–29, hier Bl. 21. Vgl. Schreiben von W. Baecker (Syndikus des Verbandes Thüringischer Industrieller) an Ewald Pferdekämper (Verband Thüringischer Industrieller, Vorstand der Gesellschaft der Freunde der Thür. Landesuniversität Jena) vom 14.01.1922, in: ebd., Bl. 3–6, hier Bl. 3. Vgl. Abschrift der Sitzung des Vorstandes und Beirates der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena am 01.03.1922, in: UAJ, U Abt. I Nr. 3, Bl. 10–17, hier Bl. 13. Vgl. Schreiben von W. Baecker (Syndikus des Verbandes Thüringischer Industrieller) an Ewald Pferdekämper (Verband Thüringischer Industrieller, Vorstand der Gesellschaft der Freunde der Thür. Landesuniversität Jena) vom 14.01.1922, in: U Abt. I Nr. 15, Bl. 3–6, hier Bl. 5 sowie Denkschrift von Julius Pierstorff, Gerhard Kessler und Prof. Gutmann über das wirtschaftswissenschaftliche Studium an der Universität Jena, vorgelegt auf Veranlassung des Beirates der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena (17.03.1922), in: UAJ, U Abt. I Nr. 16, Bl. 14–21 und Schreiben von Max Fischer an Rektor Weinel (30.03.1922), in: ebd., o. Blattangabe. Mit ihrem Vorstoß war die Gesellschaft schließlich erfolgreich. Im April 1922 war absehbar, dass das Projekt der Gründung einer neuen Hochschule in Eisenach sich nicht durchsetzen würde, vgl. Schreiben von Gottlob Linck an Studienrat Weber vom 03.04.1922, in: ebd.

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für Sozialpolitik, der Nationalökonom Bernhard Harms, am Staatswissenschaftlichen Institut der Universität Kiel eine „Abteilung für Seeverkehr und Weltwirtschaft“ ein. Später erwuchs mit Unterstützung einer Fördergesellschaft aus dieser Abteilung ein separates Institut, für dessen Aufbau auch die Carl-Zeiss-Stiftung Gelder zur Verfügung stellte.563 Beim Aufbau seines Instituts wusste sich Harms die imperiale Kolonial- und Flottenpolitik des Kaiserreichs zunutze zu machen, indem er neben der Leitung der besagten Einrichtung auch die Abhaltung von Lehrveranstaltungen in der Kieler Militärakademie übernahm und Beziehungen zum Deutschen Flottenverband im Ausland aufbaute. Zusätzlich konnte Harms die Unterstützung des Kieler Großkaufmanns und Reeders Heinrich Diederichsen (1865–1942) gewinnen, den er für die Idee eines praxisbezogenen „Wirtschaftsinstituts“ begeistern konnte. Diederichsen fungierte als erster Präsident der im Dezember 1913 gegründeten Gesellschaft zur Förderung des Instituts für Seeverkehr und Weltwirtschaft an der Universität Kiel e. V., die unter dem Protektorat des Prinzen von Preußen stand. Unter hohem persönlichem Einsatz sorgte er für die Bereitstellung finanzieller Mittel seitens des Vereins.564 Auch Pierstorffs Anliegen, das er der Carl-Zeiss-Stiftung im Jahre 1918 unterbreitete, fand die Billigung der Geschäftsleitungen der Stiftungsunternehmen. Bereits 1917 stifteten die Betriebe einen „Fonds für das Lehrfach der Nationalökonomie, Handelswissenschaft und Sozialpolitik“, dem 200.000 Mark zuflossen, ein Jahr später wurde der Kapitalstock durch die Zuwendung von 300.000 Mark erneut gestärkt.565 Ähnlich wie auf anderen Gebieten bewirkte die „Anschubfinanzierung“ der Zeiss-Stiftung eine später im Rahmen bundesstaatlicher Dotierung weiter vorangetriebene Institutionalisierung der Betriebswirtschaftslehre. Nach der Gründung der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät im Jahre 1923 war der genannte neue Fachbereich an der Universität Jena in Form eines Ordinariates vertreten.566 Industrielle Sponsoren fanden sich auch im Bereich des Aufbaus rechtswirtschaftlicher Studien. 1911 mündete in Jena das Bestreben nach einer Neukonzeption rechtswissenschaftlicher Methoden in Verbindung mit einer Ausbildungsund Justizreform in die Gründung des Vereins „Recht und Wirtschaft“. 563

564 565

566

Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane vom 21.04.1917 (Nr. 362), in: UACZ, BACZ 1711 (unpag.) sowie allgemein zum Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft Glaeßer: Das Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft (1992). Zur Nationalökonomie an der Kieler Universität im 19. Jahrhundert vgl. Pusback: Die Kameral- und Staatswissenschaften an der Universität Kiel (1988). Vgl. Glaeßer: Das Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft (1992), S. 158 und 165. Vgl. Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1917 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 105–108 sowie Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1918, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 32, Bl. 1– 33. Vgl. John/Stutz: Die Jenaer Universität 1918–1945 (2009), S. 376.

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Die damit einhergehende Neupositionierung der Rechtswissenschaften stand ganz unter dem Blickwinkel einer Anpassung der rechtlichen Verhältnisse an die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen des späten Kaiserreichs, die „Massengesellschaft“ in der „industriegesellschaftlichen Moderne“ bildete den Fokus entsprechender Methodendiskussionen.567 Eine enge Verbindung von Recht und Wirtschaft wurde am Ausgang des 19. Jahrhunderts weder seitens der Nationalökonomen noch der Juristen ernsthaft bestritten, allerdings bildete die Frage des gegenseitigen (auch disziplinären) Verhältnisses einen stetigen Streitpunkt.568 Eine verbindliche Definition über Inhalt und Grenzen des „Wirtschaftsrechts“ wurde bis zum Ende der 1920er-Jahre nicht gefunden.569 Der Rechtsgelehrte Justus Wilhelm Hedemann (1878– 1963) als „prägende Gestalt der Jenaer Juristenfakultät vom späten Kaiserreich bis in die 1930er-Jahre“570 sprach hinsichtlich des Verhältnisses von Wirtschaft und Recht zwar von einer neuen Akzentuierung des gesamten Rechtsbereichs,571 aber auch von einem „Mit- und Gegeneinander“ der beiden Gebiete.572 Auch sorgte im Hinblick auf die Professionalisierung der akademischen Volkswirte sowohl in Jena wie auch an anderen Universitäten die Frage der wissenschaftsorganisatorischen Form der staatswissenschaftlichen Fächer im Sinne einer Gründung eigenständiger Staats- und Wirtschaftswissenschaftlicher Fakultäten für Kontroversen. Während des Ersten Weltkrieges war in Jena diesbezüglich keine Entscheidungsfindung möglich, erst im Jahre 1923 wurde die Juristische Fakultät zur „Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät“ erweitert.573 Damit in unmittelbarem Zusammenhang stand die Konkurrenz um bundesstaatliche und industrielle finanzielle Ressourcen. Nach dem Ersten Weltkrieg meinte beispielsweise der Jenaer Universitätskurator, durch die Einrichtung des Instituts für rechtswirtschaftliche und rechtsvergleichende Studien seitens der Zeiss-Stiftung sei ein weiterer Ausbau der Professur für Sozialpolitik „obsolet“ geworden.574 Die Überlappungen von Wirtschaft und Recht eröffneten Vertretern beider Disziplinen allerdings auch Gelegenheit, eine Förderung ihres jeweiligen Fachbereiches unter der Berufung auf ein „enges interdisziplinäres

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Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 190ff. Vgl. Mohnhaupt: Zum Verhältnis und Dialog zwischen Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaft (2004), S. 135. Vgl. Pahlow: „Das aus der Ruhe gerissene Recht“ (2008), S. 173. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 189. Vgl. außerdem zu Hedemann Mohnhaupt: Hedemann (1989). Vgl. Hedemann: Grundzüge des Wirtschaftsrechts (1922), S. 11. Vgl. Hedemann: Recht und Wirtschaft (1937), S. 791. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 113ff. Vgl. Abschrift der Mitteilung des Kultusministeriums (Freistaat Sachsen-WeimarEisenach) an das Justizministerium des Freistaates von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 09.11.1919, in: UAJ, C 478, Bl. 114.

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Verhältnis“ voranzutreiben. Ganz in diesem Sinne bot der von dem Jenaer Juristen Eduard Rosenthal im Jahre 1917 unternommene Vorstoß zur Gründung eines „Instituts für rechtswirtschaftliche und rechtsvergleichende Studien“, dessen Errichtung die Zeiss-Stiftung maßgeblich förderte, dem Nationalökonomen Julius Pierstorff eine zusätzliche Stütze zu einem Antrag auf einen Ausbau der Wirtschaftswissenschaften.575 Sowohl Pierstorff als auch Rosenthal symbolisierten im Bereich der universitär verankerten Volkswirtschaftslehre die Schwierigkeit der Gründung neuer Institutionen im Spannungsfeld von externen Funktionen und dem Anspruch explizit wissenschaftsimmanenter Begründung der jeweiligen Disziplinen.576 Während Pierstorff im Sinne der Entlastung der eigenen Kapazitäten die Gründung eines Lehrstuhls für Sozialpolitik anstrebte und sich gleichzeitig gegen eine Gründung allzu wirtschaftsnaher Einrichtungen unter Umgehung der traditionellen Universitätsinstanzen verwahrte,577 erwuchsen laut Rosenthal die wissenschaftlichen Aufgabenstellungen des „Instituts für rechtswirtschaftliche und rechtsvergleichende Studien“ aus der „innigen Verbindung mit der Wirtschaftspraxis“, wobei aber von „dauernden organisatorischen Maßnahmen im Sinne einer Verbindung mit der Wirtschaftspraxis“ Abstand genommen werden sollte.578 Dieses Postulat diente vor allem dem Bestreben, den Anschein einer „direkten Beeinflussung“ seitens industrieller Kreise zu vermeiden. Nur „bedingungslose Kapitalschenkungen“ sollten angenommen werden, wodurch nicht zuletzt einem „Argwohn durch Interessengegensätze im Wirtschaftsleben“ und der „Schärfe der Interessenkämpfe“ vorgebeugt werden sollte. Der an anderer Stelle bereits erwähnten Kritik August Bebels an dem „Schulterschluss zwischen Gelehrten und Industriellen“ entsprachen in diesem Zusammmenhang die von Rosenthal geschilderten Angriffe in der sozialdemokratischen Presse anlässlich von Verhandlungen über die Gründung eines entsprechenden Instituts für die „Vorbildung der Volkswirte“ in Münster unter der Initiative des Nationalökonomen Johann Plenge (1874– 1963).579 Rosenthals Kollege Justus Wilhelm Hedemann, der die Anregung zur Gründung eines Instituts für Wirtschaftsrecht an der Jenaer Universität wohlwollend unterstützte, fasste ursprünglich die Errichtung eines Instituts 575

576 577 578 579

Bezeichnenderweise fügte Pierstorff die Denkschrift von Rosenthal als Anlage zu seinem eigenen Antrag hinzu, vgl. Denkschrift von Julius Pierstorff betreffs des Ausbaus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vom 03.10.1918 sowie (als Anlage) Denkschrift von Eduard Rosenthal zur Gründung eines Instituts für Wirtschaftsrecht an der Universität Jena, in: UACZ, BACZ 8435 (unpag.). Zum Aufbau des Instituts vgl. außerdem Ausführungen in Kapitel III.2. Vgl. vom Bruch: Professionalisierung der akademisch gebildeten Volkswirte (1989), S. 363ff. Vgl. Ausführungen in Kapitel III.1.4. Vgl. Rosenthal: Denkschrift, in: UACZ, BACZ 8435 (unpag.). Vgl. ebd. Zu den Vorgängen in Münster vgl. Krüger: Nationalökonomen im wilhelminischen Deutschland (1983), S. 102–108 sowie zur Person Plenges ebd., S. 116f., 194–198 und 236–240.

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für „Rechtstatsachenforschung“ ins Auge, optierte aber schließlich aufgrund der angestrebten finanziellen Unterstützung industrieller Kreise im Jahre 1919 bei der Etablierung einer entsprechenden Einrichtung für die Kompromissformel des „Wirtschaftsrechts“.580 Ähnlich wie bei den angewandten Teilbereichen der Naturwissenschaften vollzog sich die Institutionalisierung der Betriebswirtschaftslehre nur schleppend. Ein Durchbruch des Faches zur „anerkannten Wissenschaft“ im Sinne einer Etablierung an den deutschen Universitäten gelang erst in den 1920er-Jahren.581 Hier darf man freilich nicht die methodischen Auseinandersetzungen innerhalb der Nationalökonomie (Verhältnis zu den Geisteswissenschaften, Abkehr von der „historischen Schule“) außer Acht lassen.582 Zu einer vollständigen akademischen Gleichberechtigung mit den Universitäten gelangten die Handelshochschulen am Beginn der 1930er-Jahre, als allen selbstständigen Einrichtungen das Recht zur Vergabe des Doktortitels eingeräumt wurde.583 Die Art und Weise der Etablierung der betriebs- und rechtswirtschaftlichen Studien an der Jenaer Universität bestätigt letztlich das Bild, das in gewisser Weise auch die Institutionalisierung der Fachbereiche der angewandten Naturwissenschaften aufweist. Eine Integration der neuen disziplinären Richtungen in die allgemeine Wissenschafts- und Bildungslandschaft unter Einschluss der industriellen Kreise vollzog sich über verschiedene Pfade (Gründung eigener Einrichtungen/Einschluss in bereits vorhandene Institutionen), die jedoch eng miteinander verbunden waren (Frage der „richtigen“ Institutionalisierung, Anlehnung an die Universitäten, Einschluss in den akademischen Disziplinenkanon). Obwohl die Widerstände an den Universitäten gegen die Etablierung neuer (gerade praxisbezogener) Fachrichtungen groß war, die Frage der Finanzierung einen wesentlichen Streitpunkt bildete, der Gewinn privater Kreise für die Bereitstellung entsprechender Mittel nicht einfach zu realisieren war und die „Wertekollisionen“ innerhalb der Hochschulen auch für die Gründung separater Einrichtungen (Bsp. Handelshochschulen) sorgten, so ist insgesamt doch nicht zu übersehen, dass die Universitäten innerhalb des allgemeinen Ausbaus der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft wie bereits mehr als ein Jahrhundert zuvor (schon in Zeiten der Aufklärung hatten sie sich ja nicht als „Auslaufmodell“ erwiesen)584 ihre hohe Anpassungsfähigkeit unter Beweis stellten. Der Umbruch zum universitären „Großbetrieb“ und der

580 581 582 583 584

Vgl. Wegerich: Die Flucht in die Grenzenlosigkeit (2004), S. 27f. Vgl. Franz: Kulturelles Milieu und Disziplinenbildung (2001), S. 259. Vgl. Häuser: Das Ende der historischen Schule und die Ambiguität der deutschen Nationalökonomie in den zwanziger Jahren (1994). Vgl. Franz: Betriebswirte in Deutschland im Spannungsfeld von Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum (1998), S. 146. Vgl. die Ausführungen in Kapitel II.

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damit einhergehende neue Stellenwert außerstaatlicher Wissenschaftsfinanzierung führte zu einem tiefgreifenden Strukturwandel der Universitäten, nicht aber zu ihrem Verfall bzw. Niedergang angesichts der zeitgenössischen „industriellen Massengesellschaft“ an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Wie sehr die Hochschulen noch den geistig-reflexiven Kern des disziplinären wissenschaftlichen „Gehäuses“ bildeten, verdeutlicht die Tatsache, dass die Handelshochschulen (wie auch die Technischen Hochschulen während des 19. Jahrhunderts) im Laufe der Zeit durch die Einführung der Rektoratsverfassung und Fakultätsgliederung sowie durch den Aufbau allgemeiner Abteilungen/Fakultäten zu Universitäten ausgebaut bzw. in diese integriert wurden.585 Wenngleich der Wandel universitärer Strukturen aufgrund einer immer stärkeren Diskrepanz zwischen Ideal- und Realgestalt der Hochschulen den Auftakt zu einer nicht enden wollenden „Krisendebatte“ in und außerhalb der Reihen der Universitätsangehörigen bildete, so erwiesen sich universitäre Formen des Lehr- und Forschungsbetriebes, insbesondere das Seminar, als modern und anschlussfähig, wurde auch die Universität trotz aller zeitgenössischen Widerstände und Befürchtungen (man denke an die geschilderten zahlreiche Besorgnisse im Hinblick auf das finanzielle Engagement der Industrie im Wissenschaftsbereich) im Kaiserreich zu einem „Modernisierungsfaktor“.586

Konkurrenz oder Komplementarität? Private Wissenschaftsfinanzierung und die Gründung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen Trotz des weitgehenden Ausbaus der Universitäten gewann innerhalb der angedeuteten „Krisendebatten“ über die neuen Bedingungen wisserschaftlicher Arbeit (Spezialisierung, Professionalisierung, finanzielle Fragen) die Frage der Errichtung selbstständiger Forschungsinstitute schnell an Bedeutung. 1905 wurde in den Kreisen der Hochschulchemiker und zahlreicher Industrieller (darunter auch Otto Schott) der Plan der Errichtung einer „Reichsanstalt für Chemie“ diskutiert.587 Nur wenige Jahre später beherbergte bereits die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. (KWG) zahlreiche neue, eigenständige Forschungsinstitute.588 Eröffnete das bereits anhand der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt realisierte Modell selbstständiger Forschungseinrichtungen einen neuen Weg für das Zusammenspiel von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft? Lässt sich 585 586 587 588

Vgl. vom Brocke: Die Entstehung der deutschen Forschungsuniversität, ihre Blüte und Krise um 1900 (2001), S. 397f. Vgl. Langewiesche: Die Universität als Vordenker? (2008), S. 207. Vgl. Johnson: The Kaisers Chemists (1990), S. 39–61. Vgl. dazu eingehend vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich (1990).

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die namhafte Unterstützung der KWG durch die Kreise der Industrie (die Gesellschaft wurde zunächst zu drei Vierteln von privatem Kapital und zu einem Viertel vom preußischen Staat getragen)589 eher als „komplementär“ zum Ausbau der Universitäten deuten oder fand, wie Lothar Burchardt es formulierte, mit der Errichtung der KWG eine durch Konkurrenz um Fördermittel bedingte „Schwerpunktverlagerung“590 industriellen Engagements statt? Bedeutete die Etablierung eigenständiger Wissenschaftseinrichtungen und damit letztlich auch eine institutionelle Trennung des vormals untrennbar miteinander verbundenen Lehr- und Forschungsbetriebes, wie Dieter Herrmann argumentiert hat, eine Verschiebung von der Ausbildungs- zur bedarfsorientierten Forschungsförderung?591 Bezüglich des erstgenannten Aspekts mag es nicht überraschen, dass zahlreiche bemerkenswerte Muster des Zusammenspiels von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft sich auch im Rahmen der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wiederfinden lassen. Allen voran bildete die Frage der Finanzierung von Anfang an trotz des bereits genannten namhaften finanziellen Beitrages der Industrie einen zentralen Streitpunkt. Bereits in den Verhandlungen um die Errichtung einer Reichsanstalt für Chemie waren sich die Hochschulangehörigen und die Kreise der Privatunternehmer uneins über die Dotation des zu gründenden Instituts. Der Farbenindustrielle Carl Duisberg (1861– 1935) verwies vor allem auf die Notwendigkeit der finanziellen Beteiligung des Deutschen Reiches und befürwortete (wie auch andere Verhandlungsteilnehmer) aus diesem Grund nur einzelne Zuschüsse aus der Industrie.592 Im Vorfeld der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft konnten führende Unternehmer nur zögerlich für eine Unterstützung beim Aufbau der neuen Forschungsorganisation gewonnen werden.593 Die Motivation war wie auch im Rahmen der Hochschulfinanzierung unterschiedlich, wobei nicht selten mehrere Interessen ineinander übergingen. Dazu gehörte, dass viele Unternehmer ihre Mitgliedschaft in der KWG eher als „karitativen Akt“ empfanden, sich aber gleichzeitg auch von der Arbeit der neuen Forschungsinstitute bestimmte Vorteile für ihre Firmen versprachen.594 Der Grad an Einflussnahme (insbesondere über die Repräsentation in den Gremien und

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Vgl. vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm/Max-Planck-Gesellschaft und ihre Institute (1996), S. 11. Vgl. Burchardt: Die Förderung schulischer Ausbildung und wissenschaftlicher Forschung durch deutsche Unternehmen bis 1918 (1983), S. 41. Vgl. Herrmann: Wirtschaft, Staat und Wissenschaft (1990), S. 368. Vgl. Johnson: The Kaisers Chemists (1990), S. 61 und 64. Vgl. vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich (1990), S. 69. Vgl. ebd.

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die Vergabe von Geldern mit entsprechenden Auflagen) variierte jedoch von Einrichtung zu Einrichtung. 595 Ein besonderes Beispiel der Verbindung geschäftlicher und persönlicher Interessen bietet das Engagement des Berliner Bankiers und Industriellen Leopold Koppel (1854–1933), der als Bürger jüdischer Herkunft sich insbesondere für den ebenfalls ursprünglich dem jüdischen Glauben angehörigen Chemiker Fritz Haber als Leiter des Instituts für physikalische Chemie und Elektrochemie verwandte. Die Arbeiten von Habers Institut kamen in vielfacher Weise Koppels Unternehmen zugute, 1906 rief er als Tochter der Deutschen Gasglühlicht AG („Auergesellschaft“) die Gesellschaft zur Verwertung chemischer Produkte (GVP) ins Leben.596 Als Vorstände reiner „Industrieinstitute“ wollten aber weder Fritz Haber noch seine Kollegen agieren.597 Für sie bildeten trotz des vermeintlichen „Auszuges“ aus der Universität die akademisch geprägten Wissenschaftskulturen sowie die damit verbundenen Rahmenbedingungen (weitgehend selbstverantwortliche Tätigkeit, weitreichende eigene Befugnisse im Hinblick auf die Forschungsarbeit etc.) die Grundvoraussetzungen ihres Wirkens innerhalb der KaiserWihelm-Gesellschaft. Diesen Prämissen entsprach der trotz der finanziell hohen Beteiligung industrieller Kreise „universitär-staatlich“ geprägte Charakter der neuen Forschungsorganisation.598 Ähnlich wie im Rahmen der Universitäten blieb die innerhalb der KWG praktizierte außerstaatliche Wissenschaftsfinanzierung umstritten. Eine Neuorganisation der Forschungslandschaft unter maßgeblicher finanzieller Beteiligung großindustrieller Kreise fand gerade in den Reihen der Arbeiterbewegung kaum Zuspruch, das Engagement prominenter Industrieller wie beispielsweise des nordamerikanischen Stahlfabrikanten Andrew Carnegie (1835–1919), der im Jahre 1889 die Ansicht vertrat, wohlhabende Kreise besäßen eine Verpflichtung zum gemeinnützigen Engagement,599 galt innerhalb der Sozialdemokratie eher als negatives Beispiel von neuen Wegen der Forschungsförderung.600 Für die SPD-Abgeordneten Karl Liebknecht (1871–1919) und Heinrich Ströbel (1869–1944) bildete die 1911 gegründete 595

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So benutzten die Ruhrindustriellen beispielsweise die ausschließlich private Finanzierung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung in Mühlheim (1914 eröffnet) nicht als Hebel für die Durchsetzung eigener Interessen, während die schlesische Montanindustrie im 1918 eröffneten „Schlesischen Kohlenforschungsinstitut“ ihre Mitspracherechte bei der Arbeit des Instituts durchzusetzen wusste, vgl. Rasch: Geschichte des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung 1913–1943 (1989), S. 312 sowie ders.: Die Montanindustrie und ihre Beziehungen zum Schlesischen Kohlenforschungsinstitut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (1988). Vgl. vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich (1990), S. 100ff. Vgl. Szöllösi-Janze: Haber (1998), S. 216f. Vgl. Langewiesche: Die Universität als Vordenker? (2008), S. 207. Vgl. Carnegie: The Gospel of wealth (1903), insb. S. 24–27. Vgl. Zschimmer: Zu Carnegies Tode (1919), in: Volkszeitung vom 20.08.1919, überliefert in: UASGJ, 10/8 (unpag.).

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Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft beispielsweise eine „Schöpfung von Mammons Gnaden“.601 Einem allzu weitgehenden Einfluss der Industrie meinte auch der erste Präsident der KWG, der Theologe Adolf (von) Harnack begegnen zu müssen, eine finanzielle Beteiligung des preußischen Staates an der neuen Forschungsorganisation sollte nach seiner Meinung der „Gefahr der Abhängigkeit der Wissenschaft von Clique und Kapital“ vorbeugen.602 Demgemäß diente der Verweis auf die Errichtung neuer Forschungseinrichtungen im Ausland wie insbesondere die Rockefeller- und Carnegie-Institute in Nordamerika oder dem 1888 gegründeten „Institut Pasteur“ in Frankreich weniger einer direkten Orientierung an solchen Vorbildern, sondern ihrer (im Zusammenhang mit der Bereitstellung entsprechender Ressourcen) notwendigen Adaption an vermeintlich „nationale“ Wissenschaftskulturen. Bereits im Vorfeld der Gründung des Vereins „Chemische Reichsanstalt“ zeigte sich dies recht deutlich, als Protagonisten wie der Chemiker Emil Fischer und der Industrielle Carl Duisberg die Zustände in den Vereinigten Staaten von Amerika mit denen des Deutschen Reiches verglichen und dabei insbesondere die Unterschiede zur deutschen Forschungslandschaft hervorhoben.603 Dabei bildete gerade die Auseinandersetzung mit dem Aufstieg der USA eine Schlüsselrolle für die Perpetuierung von institutionellen Leitbildern. Wurde das privatwirtschaftliche Stiftungswesen im Zusammenhang mit der nordamerikanischen Wissenschafts- und Bildungslandschaft auch vielfach in positiver Weise rezipiert,604 so boten die „amerikanischen Verhältnisse“ gleichzeitig eine „Negativfolie“ für vermeintliche Entwicklungen im Deutschen Reich. Begriffe wie „Amerikanisierung“ und „Amerikanismus“, die vielfach mit dem bereits herabgestuften und auf einen „Materialismus“ verengten Terminus der „Zivilisation“ korrelierten, dienten gleichzeitig als Synonyme für negativ unterlegte Erscheinungen der „industriellen Massengesellschaft“.605 Teilweise wurde sogar eine vermeintliche „materielle Unterversorgung“ der Forschungseinrichtungen positiv umgedeutet. So hieß es 1905 in einem Aufsatz mit dem Titel „Die amerikanischen Millionäre und die Stiftungen an den Universitäten“, die Deutschen hätten keinen Grund, die Amerikaner zu beneiden, da „gerade die Beschränkungen und Schwierigkeiten zur Anspannung aller Kräfte führen“ würden.606 601 602

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Zitiert nach vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich (1990), S. 67. Vgl. Schreiben von Adolf von Harnack an den preußischen Kultusminister Trott zu Solz vom 22.01.1910, in: Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft: 50 Jahre Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (1961), S. 95. Vgl. Johnson: The Kaisers Chemists (1990), S. 63f. Vgl. als Beispiel: Böttger: Amerikanisches Hochschulwesen (1906). Vgl. Harwood: Styles of Scientific Thought (1993), S. 280. Vgl. Z. A.: Die amerikanischen Millionäre und die Stiftungen an den Universitäten (1905), S. 704.

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Die im Zusammenhang mit der Durchsetzung neuer unabhängiger Forschungsinstitute postulierte Gefahr eines „Zurückfallens“ gegenüber dem Ausland607 verdeckte freilich die Tatsache, dass das Deutsche Reich auf dem Gebiet der Wissenschaftspolitik selbst für verschiedene Länder eine Orientierungs- und Vorbildfunktion besaß. So wurden gerade in Frankreich nach der Niederlage von 1870/71 bestimmte Entwicklungen innerhalb der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft östlich des Rheins besonders aufmerksam verfolgt. 1893 kritisierte beispielsweise der Chemieprofessor und Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Nancy, Albin Haller, die seiner Ansicht nach im Vergleich zum Deutschen Reich nur mangelhaft ausgeprägten Beziehungen zwischen Hochschullehrern und Industriellen in seinem Heimatland.608 Dass diese im Deutschen Reich auch keineswegs ein durchweg harmonisches Bild abgaben, unterschlug Haller ebenso wie seine deutschen Kollegen, die sich des Verweises auf die Zustände in den USA bedienten, um ihren Anspruch auf Ressourcen zu unterstreichen und dabei die Studenten aus Nordamerika unerwähnt ließen, die um 1900 in großer Zahl an den deutschen Universitäten anzutreffen waren.609 Nicht zuletzt bildete die Bekanntschaft mit universitären Gepflogenheiten im Deutschen Reich für viele ursprüngliche und Wahl-Nordamerikaner eine wesentliche Bereicherung ihrer späteren Tätigkeit in der Industrie. Willis R. Whitney, der in den USA das Forschungslaboratorium des Unternehmens General Electric leitete, hatte beispielsweise zuvor in Deutschland einen Doktorgrad im Bereich der Chemie erworben. Charles Proteus Steinmetz, der 1898 technischer Chefberater bei besagtem Unternehmen wurde, setzte sich nach seinen Erfahrungen im Deutschen Reich und der Schweiz (er hatte u. a. in Breslau und Zürich studiert) für die Gründung eines chemischen Forschungslaboratoriums ein.610 Nicht übersehen werden sollte auch die Tatsache, dass trotz des innerhalb der „Krisendebatten“ so vehementen Appells an den nationalen Ausbau der Wissenschafts- und Bildungslandschaft bei gleichzeitigem Verweis auf „nationale Vorzüge“ sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg auch Stimmen bemerkbar machten, die ein Wettrennen mit den Nordamerikanern für nahezu aussichtslos hielten.611 607 608

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Vgl. Harnack: Denkschrift (1909), S. 84ff. Vgl. Grelon: Die deutschen Ingenieure aus französischer Sicht (1994), S. 383. Zur gleichen Thematik vgl. auch Fox: The view over the Rhine (1990). Noch im Ersten Weltkrieg wurde Deutschland stellenweise als Vorbild in dieser Hinsicht wahrgenommen, wobei auch die optische Industrie als Beispiel angeführt wurde, vgl. Boutaric: L‘Industrie française des instruments d‘optique et ses perspectives d‘avenir (1916), hier mit Verweis auf Jena S. 335ff. Vgl. zu dieser Problematik u. a. Hänel: Amerikanische Studierende in Jena zwischen 1850 und 1914 (2005). Vgl. Hughes: Die Erfindung Amerikas (1991), S. 43. So schrieb beispielsweise der Münsteraner Professor für theoretische Physik, Heinrich Konen (1874–1948), in einem Beitrag für die Görres-Gesellschaft im Jahre 1912:

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Welche Auswirkungen hatte die Gründung außeruniversitärer Forschungseinrichtungen und deren Unterstützung durch private Kreise auf den Ausbau der Universitätslandschaft? Mehrere Aspekte verdienen hier eine genauere Betrachtung. Zunächst gilt es darauf hinzuweisen, dass die Etablierung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ein stufenweiser Prozess war, innerhalb dessen in maßgeblicher Weise bereits vor der Jahrhundertwende (namentlich unter der Ägide des 1908 verstorbenen Ministerialreferenten im preußischen Kultusministerium, Friedrich Althoff) wesentliche Schritte zur allmählichen Auslagerung von Forschungskapazitäten aus den Universitäten unternommen wurden. Einige der neu gegründeten Institute wie bspw. das 1891 ins Leben gerufene Königlich-Preußische Institut für Infektionskrankheiten unter der Leitung des Bakteriologen Robert Koch (1843–1910) standen dabei noch in enger Verbindung mit den Hochschulen (im genannten Fall existierte eine enge Beziehung zur Berliner Charité).612 Innerhalb von Althoffs Plänen zum Ausbau der Berliner Universität wurde bereits sichtbar, dass durchaus unterschiedliche Konzeptionen zur Gründung selbstständiger Forschungseinrichtungen kursierten.613 Frühzeitig bildete dabei das institutionelle Verhältnis zu den bereits bestehenden Wissenschaftseinrichtungen einen zentralen Streitpunkt.614 Bezüglich der industriellen Unterstützung ergab sich die unmittelbare Frage, inwiefern die Großindustrie etwaige Pläne unterstützen bzw. mit ihren bisherigen Förderprojekten kombinieren würde. Einige Unternehmer setzten in diesem Zusammenhang zunächst Prioritäten. So galt beispielsweise die Hauptaufmerksamkeit des auch in der Kaiser-WilhelmGesellschaft tätigen Farbenindustriellen Theodor von Böttinger zunächst

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„Wie werden wir in Zukunft mit den Amerikanern gleichen Schritt halten können? Man lasse sich nicht täuschen durch gutgemeinte Artikel in Tageszeitungen, in denen die alte Ansicht vertreten wird, dass die Amerikaner zwar Geld und Instrumente, aber keine Forscher und Ideen besäßen. Das mag auf anderen Gebieten vielleicht noch zutreffen. In der Astrophysik und in der Physik ist eine solche Meinung seit langer Zeit veraltet und bedeutet einen verhängnisvollen Irrtum. Die Amerikaner besitzen beides, Männer und Ideen, Geld und Instrumente; sie setzen sie mit rücksichtsloser Energie daran. Freunde der Wissenschaft, Regierende und Forscher werden alles tun müssen, wenn wir nicht in die zweite Reihe geraten sollen. Ob die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft geeignet ist, bei und diesen Erfolg zu erzielen, wird sich erst zeigen müssen und kann mit guten Gründen bezweifelt werden“, vgl. Konen: Reisebilder von einer Studienreise durch Sternwarten und Laboratorien der Vereinigten Staaten (1912), S. 56. Zu Konen, der später an die Bonner Universität wechselte und nach 1945 Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen wurde vgl. George: Neubeginn in Trümmern (2008). Vgl. dazu eingehend vom Brocke: Althoff (1980). Zusätzlich zur Verbindung zwischen Charité und Kochs Institut vgl. Beddies/Hulverscheidt/Baader: Kinder, Streik und neue Räume (2010), S. 136. Vgl. Laitko: Friedrich Althoff und die Wissenschaft in Berlin (1991), S. 82. Vgl. vom Brocke: Wege aus der Krise (1999), S. 205f.

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vor allem seiner Mitgliedschaft in der 1898 gegründeten Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik (und Mathematik).615 Zugleich bot die 1911 ins Leben gerufene Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft aufgrund des hohen Anteils privater Fördergelder den Unternehmern aber weitreichendere Mitspracherechte, als dies im Rahmen der Hochschulen möglich war.616 Angesichts der mit der Gründung der KWG verbundenen notwendigen Bereitstellung materieller Ressourcen zeigten sich zahlreiche Universitäts- und Akademieangehörige besorgt. Der klassische Philologe Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff (1848–1931) sprach gar von einer „Gefährdung“ der Preußischen Akademie der Wissenschaften.617 Der Versuch der Einbettung der neuen Forschungsorganisation in die traditionelle Wissenschaftslandschaft über den Rückgriff auf den Bildungsreformer Wilhelm von Humboldt zeigte die Notwendigkeit, die Gründung der neuen Institute gegenüber der Akademie und den Universitäten verteidigen zu müssen.618 Trotz der nicht zu leugnenden Konkurrenz um die Vergabe von staatlichen und privaten Mitteln profitierten die Universitäten aber auch von der Einrichtung außeruniversitärer Forschungsinstitute. Vielfach verbanden sich Initiativen zur Förderung bestehender und der Gründung neuer Wissenschaftseinrichtungen. Private Wissenschaftsfinanzierung, sei es im Hinblick auf die Gründung selbstständiger Forschungsinstitute, die Errichtung von neuen kommunalen „Stiftungsuniversitäten“ wie in Frankfurt und Hamburg oder bezüglich des Ausbaus bereits bestehender Einrichtungen, trug letztendlich in Zusammenarbeit mit kommunalen und bundesstaatlichen Trägern sowie Mitgliedern der betreffenden Institutionen dazu bei, über den Weg der Diversifizierung dem „bildungs- und wissenschaftspolitischen Anpassungsdruck“ zu begegnen.619 Bezeichnenderweise unterstützte der Ministerialreferent im preußischen Kultusministerium, Friedrich Althoff, die Initiativen zur Gründung einer „Stiftungsuniversität“ in Frankfurt.620 Über die Vorgänge in Jena ließ sich Althoff durch den Jenaer Universitätskurator Heinrich Eggeling eingehend informieren.621 Das Engagement der ZeissStiftung auf dem Gebiet der Hochschulförderung diente dem Berliner Theologen Adolf von Harnack dazu, auf die Bedeutung industrieller Beihilfen für die Pflege der Wissenschaft aufmerksam zu machen, um für die Pläne

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Vgl. vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich (1990), S. 69. Vgl. ebd., S. 24f. Vgl. Wilamowitz-Moellendorff: Erinnerungen (1928), S. 307. Vgl. Harnack: Denkschrift (1909), in: Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1961), S. 80–94, hier S. 80. Vgl. vom Bruch: Kommunalisierung als moderne Antwort auf Durchstaatlichung? (1992), S. 171. Vgl. Kluke: Die Stiftungsuniversität Frankfurt am Main (1972), S. 39. Vgl. Schreiben des preußischen Kultusministeriums in Berlin (Hr. Elster) an Universitätskurator Eggeling vom 11.10.1903, in: UAJ, C 1914, Bl. 41.

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zur Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu werben.622 Die Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Jahre 1911 gab wiederum dem Historiker Karl Lamprecht Auftrieb für sein Projekt einer großen Stiftung für die Geisteswissenschaften an der Universität Leipzig.623 Wie stark die verschiedenen Pfade des Ausbaus der Wissenschaftslandschaft miteinander verbunden waren, dokumentierte der Sachverhalt, dass in Jena im Jahre 1917 die Organe der Carl-Zeiss-Stiftung eine Beteiligung an der KWG in Aussicht nahmen.624 1928 erwarb die Stiftung schließlich eine entsprechende Mitgliedschaft.625 Die KWG übernahm zudem einige Einrichtungen, die aus anderen lokal-regionalen Initiativen hervorgingen. Dazu gehörte beispielsweise im Jahre 1918 die Göttinger Modellversuchsanstalt für Motorluftschiffahrt und Flugtechnik, die zunächst von einer von Friedrich Althoff und dem Industriellen Emil Rathenau (1838–1915, Gründer der „Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft“) 1906 gegründeten Studiengesellschaft und ab 1912 von der Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik (und Mathematik) unterhalten wurde.626 Oft fungierten industrielle Förderer überdies als mehrfache Sponsoren. Dass beispielsweise Otto Schott seit 1905 Mitglied im Kuratorium der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt war,627 sich im Jahre ihres 25-jährigen Bestehens für eine Spende an die besagte Institution einsetzte628 und sich im Rahmen des Projektes Chemische Reichsanstalt engagierte,629 tat seinen mäzenatischen Bestrebungen in Jena keinen Abbruch. 1905 stellte er für den Neubau des Hauptgebäudes der Jenaer Universität die Summe von 100.000 Mark zur Verfügung.630 In München gelang im Jahre 1917 unter der Ägide des deutsch-amerikanischen Wissenschaftsmäzens James Loeb (1867–1933) und unter Beteiligung weiterer Spender wie u. a. Heinrich Theodor von Böttinger (Mitglied in der Göttinger Vereinigung und der KWG) und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (1870–1950, ebenfalls Mitglied in beiden Organisationen)

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Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 81f. Vgl. Middell: Weltgeschichtsschreibung im Zeitalter der Verfachlichung und Professionalisierung (2005), S. 265. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane vom 21.04.1917 (Nr. 362), in: UACZ, BACZ 1711 (unpag.). Vgl. Schreiben des Generaldirektors der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (Glum) an die Optische Werkstätte Carl Zeiss vom 13.07.1928, in: UACZ, BACZ 9161 (unpag.). Vgl. vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich (1990), S. 96f. sowie Busse: Forschung im Krieg (2006). Vgl. Koch: Geschichte der Stadt Jena (1996), S. 289. Vgl. Kopie des Schreibens von Stiftungskommissar Max Vollert an das Staatsministerium des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach vom 19.02.1912, in: UASGJ, 5/84, Bl. 31ff. Vgl. Johnson: The Kaisers Chemists (1990), S. 61. Vgl. Schreiben von Otto Schott an Universitätskurator Eggeling vom 25.05.1905, in: UAJ, C 1557, Bl. 50.

Ausbau der Bildungs- und Forschungslandschaft im Kaiserreich

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die Gründung der „Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie“.631 Der Elektrotechnikfabrikant Robert Bosch stiftete im Jahre 1910 auf Anregung des dortigen Professors für Maschinenbau, Carl Bach (1847–1931) für die Technische Hochschule in Stuttgart die Summe von einer Million Mark.632 Ab dem Jahre 1922 fungierten sowohl Bosch als auch Bach schließlich als Senatoren der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.633 Dass die Technischen Hochschulen im Jahre 1899 anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der TH Berlin in den Genuss einer Stiftung zur Förderung der technischen Wissenschaften kamen, die zwei Jahre später bereits über ein Kapital von 1,8 Millionen Mark verfügte634 , unterstreicht in zusätzlicher Weise die Tatsache, dass der mit Privatkapital finanzierte Ausbau der Wissenschafts- und Bildungslandschaft nicht einseitig orientiert war. Zugleich lässt sie im Zusammenhang mit der Etablierung der Handelshochschulen und der Stiftungsuniversitäten Zweifel an der von Dieter P. Herrmann formulierten These von einer deutlichen „Verschiebung“ der industriellen Unterstützung von der Ausbildungszur Forschungsförderung635 aufkommen. Zwar ist unübersehbar, dass mit der Einrichtung der KWG der Forschungsaspekt privater Wissenschaftsfinanzierung stärker in den Vordergrund trat, aber zumindest im Bereich der Förderung der Hochschuleinrichtungen ist doch deutlich erkennbar, dass auch berufstechnische Fragen weiterhin von Bedeutung waren. Gerade die 1911 in Freiburg im Breisgau einsetzende Begründung von „Hochschulgesellschaften“, die im Verlauf des Ersten Weltkrieges an Dynamik gewann, bezeugt diesen Sachverhalt sehr anschaulich.636 Auch in der Weimarer Republik genoss die Ausbildung von technisch bzw. kaufmännisch geschultem „Fachpersonal“ infolge wirtschaftspolitischer Interessen (Rückgriff auf verbleibende machtpolitische Ressourcen nach der Kriegsniederlage) einen hohen Stellenwert.637 1928 hielt Max Fischer, seines Zeichens kaufmännisches Mitglied der Zeiss-Geschäftsleitung als 1. Vorsitzender der 1921 gegründeten Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena in Gotha einen Vortrag, in dem er als Voraussetzung des wirtschaftlichen Erfolges die an Hoch- und Fachschulen sich vollziehende Ausbildung von Physikern, Technikern, Mathematikern, Chemikern, Physikochemikern,

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Vgl. Burgmair/Weber: „Das Geld ist gut angelegt, und Du brauchst keine Reue zu haben“ (2003), S. 352. Vgl. Spicker: Die Technische Hochschule Stuttgart als Empfängerin von Stiftungsgeldern (2007), S. 405. Vgl. vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Kaiserreich (1990), S. 109. Vgl. ebd. Vgl. Herrmann: Staat, Wissenschaft und Wirtschaft (1990), S. 368. Vgl. zu dieser Thematik Herrmann: Freunde und Förderer (1990). Vgl. Feldman: The Politics of Wissenschaftspolitik in Weimar Germany (1987), S. 267.

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Patent-Anwälten, Rechtsberatern sowie volkswirtschaftlich gebildeten Kaufleuten benannte.638 Gerade die Vielseitigkeit privater Wissenschaftsförderung ermöglichte ein (wenngleich insbesondere durch die bereits im Ersten Weltkrieg einsetzende Inflation begrenztes) „tragfähiges Fundament“ für den weiteren Ausbau der Wissenschafts- und Bildungslandschaft sowie der Gründung neuer Forschungsförderorganisationen in der Weimarer Republik.639 In diesem Zusammenhang gilt es auch darauf hinzuweisen, dass die Etablierung neuer Einrichtungen wie der Handelshochschulen und der neuen eigenständigen Forschungsinstitute auf die Universitäten auch „entlastend“ im Sinne einer Milderung des angestauten Reformdruckes wirkte.640 Letztlich war die Bilanz des Ausbaus der Wissenschafts- und Bildungslandschaft unter industrieller Beteiligung im späten Kaiserreich zwiespältig. Insgesamt wussten sich die Universitäten gegenüber dem Anpassungsdruck zahlreicher institutioneller Herausforderungen beim Aufbruch in das 20. Jahrhundert durchaus zu behaupten.641 Die zögerliche Integration neuer Fachbereiche sowie die weitgehende Kontinuität im Hinblick auf Besucherkreis und Verwaltungsstrukturen lassen allerdings darauf schließen, dass der Umbau zum „wissenschaftlichen Großbetrieb“ ein Prozess war, der nicht zwingend zu einer Beseitigung traditioneller Probleme im Bereich des universitären Betriebes (Stellung der Nicht-Ordinarien, Frage der „Reichweite von Bildung“ sowie der „Funktion“ der Universitäten) führte.642 Dieses ambivalente Fazit schlägt sich auch im Hinblick auf die Bedeutung der privaten Wissenschaftsfinanzierung sowie der allgemeinen Unterstützung des Wissenschaftsbetriebes durch die Industrie im Rahmen der Universitäten nieder. Ein weitgehender Ausbau der Salana war nur über private Mittel möglich, wobei das Zusammenwirken von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft in Jena und Göttingen nicht zuletzt der Institutionalisierung neuer angewandter Fachbereiche behilflich war. Von einer diesbezüglichen Verabschiedung traditioneller Strukturen (Bsp. Rolle des Staates innerhalb der Finanzierung der Hochschulen) konnte aber nicht die Rede sein.

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Vgl. Niederschrift des Vortrages von Max Fischer (1. Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena) in Gotha am 08.01.1928, Sonderdruck aus „Die Jenaer Studentenschaft“, überliefert in: UACZ, BACZ 16195. Vgl. Herrmann: Staat, Wissenschaft und Wirtschaft (1990), S. 368 sowie vom Brocke: Die Entstehung der deutschen Forschungsuniversität (2001), S. 398. Vgl. Laitko: Friedrich Althoff und die Wissenschaft in Berlin (1991), S. 77. Vgl. Langewiesche: Die Universität als Vordenker? (2008), S. 206f. Vgl. Paletschek: Was heißt „Weltgeltung deutscher Wissenschaft“? (2010), S. 53.

Die Zeiss-Stiftung und die Jenaer Universität 1914–1918

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2. Der Krieg als Katalysator einer neuen Partnerschaft? Die Zeiss-Stiftung und die Jenaer Universität zwischen Substanzerhalt und politisch-militärischer Mobilisierung (1914–1918) In der neueren historiografischen Forschung wird dem Ersten Weltkrieg vielfach eine „verdichtende“ Wirkung auf das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft zugeschrieben.643 Bezüglich der Universitätsgeschichte hat das Thema Erster Weltkrieg (sieht man von den Darstellungen ab, die sich auf das publizistische Engagement der Intellektuellen konzentrieren)644 erst vor ein paar Jahren erhöhte Aufmerksamkeit erfahren.645 In der neueren Darstellung zur Jenaer Universitätsgeschichte hat Stefan Gerber im Abschnitt über die Entwicklung der Universität Jena während des Ersten Weltkrieges die Chancen hervorgehoben, die der Krieg für verschiedene Wissenschaftler zur Stärkung ihres eigenen Faches bot, zugleich aber auch auf die substanziellen Probleme hingewiesen, die die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“646 für die Hochschulen mit sich brachte, wie insbesondere infolge von Einberufungsbefehlen und Kriegsteuerungen verursachte personelle und finanzielle Schwierigkeiten.647 Welche Rolle spielte das Engagement der optischen Industrie im Rahmen der Jenaer Hochschule während der Kriegsjahre? Lässt sich über Muster kriegsbedingter politisch-militärischer (Selbst-)Mobilisierung648 eine stärkere Verdichtung der Verbindungen zwischen der Jenaer Universität und den Stiftungsbetrieben feststellen bzw. bot die Tätigkeit der Zeiss-Stiftung in den Jahren von 1914–1918 Raum für die Verankerung spezifischer wissenschaftlich-wirtschaftlicher Projekte? Unbestreitbar ist, dass sich in vielen Fällen der Krieg als „Motor“ für bestimmte universitätsbezogene Anliegen entwickelte, die oftmals bereits in vorangegangenen Zeiten diskutiert, aber nicht umgesetzt worden waren. Zwei wesentliche Beispiele dafür bieten das bereits genannte Institut für rechtswirtschaftliche und rechtsvergleichende Studien sowie die in den 643

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Vgl. Ash: Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander (2002), S. 36f. Szöllösi-Janze: Der Wissenschaftler als Experte (2000), S. 49f. Flachowsky: Krisenmanagement durch institutionalisierte Gemeinschaftsarbeit (2010), S. 83f. Trischler: Made in Germany (2007), S. 49. Vgl. Flasch: Die geistige Mobilmachung (2000). Mommsen: Die Intellektuellen und der Erste Weltkrieg (1996). von Ungern/Sternberg: Der „Aufruf an die Kulturwelt!“ (1996). Vgl. Maurer: Universitäten im Krieg (2006). Chickering: Die Universität im Krieg (2007). Zirlewagen: Deutsche Studenten im Ersten Weltkrieg (2008). Vgl. Kennan: Bismarcks europäisches System in der Auflösung (1981), S. 12. Schulin: Die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts (1994) Mommsen: Die Urkatastrophe Deutschlands (2002). Vgl. Gerber: Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 244–253. Vgl. Maurer: Universitäten im Krieg (2006), S. 22.

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Jahren des Krieges gegründete Universitäts-Kinderklinik, die ausschließlich durch Stiftungsmittel unterhalten wurde. Im ersten Fall bediente sich der Jurist Eduard Rosenthal in seiner Denkschrift zur Etablierung besagter Einrichtung der Argumentation, dass der Krieg „deutlich gemacht habe, dass man von der juristischen Seite auch Männer ausbilden müsse, die in der Wirtschaftspraxis und Verwaltung die Führung übernehmen könnten“. Das „juristische Element“, so Rosenthal, sei „im unmittelbaren Wirtschaftskampfe sowohl als Hieb- wie als Verteidigungswaffe von ganz bedeutendem Wert“ und die „Heranbildung von volkswirtschaftlich geschulten Juristen“ könne als „vaterländische Aufgabe“ eingestuft werden.649 Rosenthals Vorstoß, den die Zeiss-Stiftung im Jahre 1917 mit der Bereitstellung von 500.000 Mark honorierte650 , bot dem Nationalökonomen Julius Pierstorff ebenfalls die Gelegenheit, unter dem Verweis auf die Kriegsfolgen den Ausbau seines Faches voranzutreiben. Der Krieg, so meinte Pierstorff in seinem Antrag auf die Etablierung von fünf zusätzlichen Lehrstellen (!), habe die „volle Bedeutung des Wirtschaftlichen offenbart“ und die „Unhaltbarkeit der Zustände an den Universitäten offen gelegt“.651 Auch Pierstorffs Antrag fand die (wenngleich zögerliche) Zustimmung der Stiftungsorgane, die Carl-ZeissStiftung verpflichtete sich, entsprechende Gelder (hier in Form der Etablierung eines Fonds in Höhe von 500.000 Mark, der als Kapitalstock für die laufenden und einmaligen Ausgaben dienen sollte) für den Ausbau der Wirtschaftswissenschaften an der Jenaer Universität bereitzustellen.652 Damit erreichte die Förderung der Staatswissenschaften völlig neue Dimensionen, hatte die Stiftung doch bis zum Jahre 1917 lediglich die Finanzierung des Lehrstuhls für Sozialpolitik übernommen, dessen Einrichtung bei den Geschäftsleitungen noch auf große Skepsis gestoßen war.653 In ungleich höherer Form profitierte der Bereich der Medizin. Die Einrichtung eines „Lehrstuhls für Kinderheilkunde“ war bereits im Jahre 1906 von den Vorständen der Stiftungsbetriebe erörtert worden.654 Vier Jahre später hatte der Mediziner

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Vgl. Rosenthal: Denkschrift (1917), in: UACZ, BACZ 8435 (unpag.). Zur Bedeutung des Krieges als Anstoß für die in der Weimarer Republik sich vollziehende Institutionalisierung des „Wirtschaftsrechts“ vgl. außerdem Zacher: Die Entstehung des Wirtschaftsrechts (2002), hier insb. S. 24–78. Vgl. Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1917 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 105–108. Vgl. Denkschrift von Julius Pierstorff betreffs des Ausbaus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (03.10.1918), in: UACZ, BACZ 8435 (unpag.). Vgl. Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1917 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 105–108 sowie Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1918, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 32, Bl. 1– 33. Vgl. Ausführungen in Kapitel III.1.6. Vgl. Kopie des Protokolls der Sitzung der Stiftungsorgane (No. 203) vom 15.02.1906, in: UASGJ, 5/45, Bl. 191f.

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Felix Lommel eine Denkschrift unterbreitet, die auf eine Verselbstständigung der Kinderheilkunde in Jena zielte. Ihm war aber weder im Jahre 1910 noch ein Jahr später ein Erfolg in dieser Hinsicht beschieden gewesen.655 Der Krieg sorgte dafür, dass der Gedanke der „Kinderfürsorge“ unter dem Aspekt der Mobilisierung humaner Ressourcen wieder stärker an Bedeutung gewann. Bereits die steigende Anzahl der Rekrutierung weiblicher Arbeitskräfte, verursacht vor allem durch die materielle Not der Frauen,656 bewirkte, dass sich die Firma Zeiss gezwungen sah, auch den Müttern unter den berufstätigen Frauen die Arbeit zu ermöglichen, woraufhin Einrichtungen wie eine Stillkrippe, ein Säuglingsheim und ein Kinderhort auf Kosten des Betriebes ins Leben gerufen wurden.657 Der Rückgang der Geburtenzahlen, der Tod vieler Soldaten und ein infolge des Krieges weit verbreitetes Elend von dem Kindesalter angehörigen Personen; all dies waren maßgebliche Argumente innerhalb des Antrages auf die Schaffung eines Lehrstuhls für Kinderheilkunde, den die Medizinische Fakultät im Mai 1916 dem Senat der Jenaer Universität unterbreitete und der innerhalb der Universitätsleitung auf breite Zustimmung stieß.658 Die Zeiss-Stiftung erklärte sich im September desselben Jahres bereit, die Kosten für die Einrichtung sowie das Gehalt des im Februar 1917 aus Würzburg auf einen entsprechenden Lehrstuhl berufenen Mediziners Jussuf Ibrahim (1877–1953) zu tragen.659 Dafür stiftete sie noch im gleichen Jahr einen „Schatz für Kinderfürsorge und ähnliche Bestrebungen in Jena“, der die Summe von einer Million Mark aus der Stiftungskasse erhielt.660 Bis zum Jahre 1960 fungierte die Zeiss-Stiftung als alleiniger Finanzier der im November 1917 als offizielles Universitätsinstitut anerkannten Klinik, zusätzlich stellte sie Zuschüsse für ein im Februar 1923 eröffnetes Therapeutikum für an Tuberkulose erkrankte Kinder zur Verfügung.661 Wie stark der Krieg als Motor bestimmter Institutionalisierungsbestrebungen auch über die Jahre von 1914–1918 hinaus wirkte, zeigt die durch die Stiftungsbetriebe geförderte Neugründung des

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Vgl. Kley: Die Geschichte der Universitäts-Kinderklinik Jena von 1917 bis 1967 (1967), S. 6f. Vgl. Chickering: Erster Weltkrieg (2002), S. 141. Vgl. Kley: Die Geschichte der Universitäts-Kinderklinik Jena von 1917 bis 1967 (1967), S. 10. Vgl. ebd., S. 11f. Vgl. Protokoll der Sitzung der Organe der Stiftung vom 16.09.1916 (Nr. 353), in: UACZ, BACZ 1487 (unpag.) Zu Ibrahim vgl. außerdem die Ausführungen in Kapitel IV.3. Vgl. Rechnung des Schatzes für Kinderfürsorge und ähnliche Bestrebungen in Jena für 1917 (1.10.1916–1.10.1917), in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 105 (unpag.). Vgl. Kley: Die Geschichte der Universitäts-Kinderklinik Jena von 1917 bis 1967 (1967), S. 39–47.

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Jenaer Instituts für Psychologie im Jahre 1923.662 Im April 1922 unterbreitete der Jenaer Philosoph Paul Ferdinand Linke (1876–1955) den Geschäftsleitungen der Betriebe einen Antrag auf die Errichtung eines „Thüringer Landes-Instituts für praktische Psychologie (und Psychotechnik)“, in dem er die Bedeutung der Psychologie für Fragen der Berufsberatung herausstellte und dabei auf die Kriegszeit verwies, die nach seiner Meinung die „Unentbehrlichkeit von Eignungsprüfungen“ gezeigt habe.663 Eine Orientierung der Psychologie auf den wirtschaftlichen Bereich in Gestalt der Psychotechnik war bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts eingeleitet worden.664 Linke selbst hatte bereits vor dem Krieg Verbindungen zur Firma Zeiss aufgebaut. Aufgrund dieses Umstandes standen die Vorstände des Unternehmens den Plänen zur Gründung eines Instituts für praktische Psychologie auch recht aufgeschlossen gegenüber. Da die Vorschläge Linkes aber bei den anderen Adressaten seiner Denkschrift, d. h. innerhalb des Verbandes Thüringischer Industrieller, des Thüringischen Wirtschaftsministeriums, des Gemeindeverbandes in Jena sowie der Reichsbahndirektion in Erfurt auf Ablehnung stießen, unterblieb letztlich eine Verwirklichung seiner Pläne.665 Dennoch bezeugte sein Vorstoß die im Vorfeld, während und über den Krieg hinaus zunehmend bereitwilligere Unterstützung der Industrie für bestimmte Projekte außerhalb des Kreises der Naturwissenschaften. Ein weiteres Beispiel dieses Sachverhaltes liefert die während des Ersten Weltkrieges großzügige Förderung der Universitätsbibliothek. 1915 enstand an der genannten Einrichtung ein „Kriegsarchiv“, das sich in propagandistischer Absicht der Sammlung von kriegsbezogenen Publikationen und Materialien widmete.666 Für dessen Aufbau stellte die Stiftung mehrfach Gelder zur Verfügung,667 wobei die Geschäftsleitungen ganz im Sinne einer erhöhten Effektivität den Wunsch äußerten, die Sammlung auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen668 und gleichzeitig mit dem Gedanken spielten, ihre Kontakte zur Universität Kiel (hier kannte man ja den Leiter des Instituts für Seeverkehr und Weltwirtschaft, Bernhard Harms, aufgrund 662 663 664 665 666 667

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Vgl. dazu eingehend Ash: Die experimentelle Psychologie an den deutschsprachigen Universitäten (1985), insb. S. 59f. Vgl. Linke: Denkschrift über die Errichtung eines Thüringer Landes-Instituts für praktische Psychologie (April 1922), in: UACZ, BACZ 8435 (unpag.). Vgl. Jaeger: Zur Herausbildung von Praxisfeldern der Psychologie bis 1933 (1985), S. 99. Vgl. Eckardt: Der schwere Weg der Institutionalisierung (2003), S. 306. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 250. Vgl. Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1916 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 78f. sowie Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1917 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 105–108 und Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1918, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 32, Bl. 1–33. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane vom 27.05.1916 (Nr. 350), in: UACZ, BACZ 1711 (unpag.).

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seiner früheren Tätigkeit als Lehrstuhlinhaber für Sozialpolitik) zu nutzen, um die Jenaer Einrichtung durch Überlassung von „entbehrlichem Material“ zu fördern.669 Außerdem unterstützten die Firmen Zeiss und Schott den 1916 gegründeten Thüringischen Ausschuss des „Akademischen Hilfsbundes“, der als Beratungsstelle für kriegsversehrte bzw. vom Krieg betroffene Universitätsangehörige wirken sollte.670 Des Weiteren fungierten die über die Carl-Zeiss-Stiftung vorhandenen Kontakte zwischen Industrie, Universität und bundesstaatlicher Administration gerade in den letzten Kriegsjahren als Plattform für bestimmte politische Vermittlungs- und Lösungsversuche, denen im Verlauf des Krieges durch die zunehmenden Spannungen zwischen den verschiedenen politischen Parteien, verursacht durch die veränderte wirtschaftliche Situation (Anstieg der Preise, Verfall der Reallöhne) und die Forderung nach erweiterten Mitspracherechten des Parlaments, eine immer wichtigere Rolle zukam.671 Am 10. November 1917 hielt der bereits erwähnte Nationalökonom Bernhard Harms, zu diesem Zeitpunkt Rektor der Kieler Universität, in der Saalestadt im Volkshaussaal einen im Rahmen der Volkshochschulkurse stattfindenden Vortrag mit dem Titel „Die Gegner und wir im Spiegel der Kriegslage“. Im Anschluss an den Vortrag von Harms war eine „vertrauliche Aussprache“ von Universitäts-, Stadt- und Firmenvertretern vorgesehen, die eine „Brückenfunktion“ zwischen divergierenden politischen Ansichten und Parteizugehörigkeiten erfüllen sollte. Auf der Gästeliste, die der Zeiss-Geschäftsführer Max Fischer dem Weimarer Staatsminister Karl Rothe übersandte, waren nahezu sämtliche Personen von Namen und Rang in der Stadt Jena vertreten.672 Harms Auftritt flankierte außerdem die Bemühungen lokaler Universitätsangehöriger um einen wirksamen Beitrag zur propagandistischen Unterstützung der Kriegsführung des Deutschen Reiches im Rahmen der sogenannten „Kriegsberichtsabende“.673 Seine Rede steckte gleichzeitig den breiten Rahmen der Einstellung vieler Universitätsangehöriger zu den Kriegsereignissen ab. Harms sprach von einer innenpolitisch notwendigen „Beteiligung des Volkes an der

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Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane (Nr. 357) (undatiert), in: ebd. Vgl. Jahresbericht des Akademischen Hilfsbundes, Landesausschuss für Thüringen für 1916 vom 01.04.1917, in: UAJ, C 2032, Bl. 42f. Vgl. zum Akademischen Hilfsbund außerdem Grüner: Die Universität Jena während des Weltkrieges und der Revolution (1934), S. 43–49. Vgl. Schöllgen/Kiessling: Das Zeitalter des Imperialismus (2009), S. 101. Vgl. Kopie des Schreibens von Max Fischer an Staatsminister Rothe vom 07.11.1917, in: UASGJ, 5/91, Bl. 110–113. U. a. waren geladen: der Jenaer Oberbürgermeister, der Stiftungskommissar der Zeiss-Stiftung, diverse Industrielle aus der Jenaer Umgebung, Vertreter verschiedener lokal-regionaler Zeitungen sowie Angehörige der Universität (darunter der Prorektor), vgl. ebd., Bl. 112f. Bedauerlicherweise existiert kein Gesprächsprotokoll über die Zusammenkunft. Vgl. Grüner: Die Universität Jena während des Weltkrieges und der Revolution (1934), S. 96f.

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Regierung“, die jedoch „auf dem Boden der bestehenden Ordnung“ erfolgen sollte. Der Ausgang des Krieges war im Gegensatz zur innenpolitischen Ordnung für den Kieler Rektor nicht verhandelbar, ein „Siegfrieden“ war hier das Maß der Dinge.674 Noch stärker auf die direkte (sprich applikative) Nutzbarmachung der Verbindungen von Universität, bundesstaatlicher Administration und Großindustrie zielende Dimensionen besaß die seitens der Zeiss- und Schott-Geschäftsführer Rudolf Straubel und Eberhard Zschimmer anvisierte Gründung eines „Instituts zur Förderung der Forschung auf dem Gebiet der Glastechnik“. Für Zschimmer erwuchsen der technischen Naturforschung durch den Krieg ganz „besondere Aufgaben“. Technik und Wirtschaftsleben, so seine Argumentation, benötigten eine entsprechend ausgerichtete „Naturforschung“, die sich im Wesentlichen industriellen Bedürfnissen widmen sollte und für deren Arbeit Zschimmer den Aufbau eigener Institute im Rahmen der Universitäten vorschlug. Solche Maßnahmen sollten helfen, die Überlegenheit der deutschen Industrie auf der Basis der Industrieforschung zu sichern, wobei Zschimmer auch auf entsprechende Bestrebungen im Ausland (namentlich Großbritannien) verwies. Als Beweis für ein vermeintlich „nationales Interesse“ an der Gründung von Instituten für „technische Naturforschung“ (hier allerdings nicht im Rahmen der Hochschulen) nannte Zschimmer das 1917 gegründete „Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung“.675 Jene im Umfeld der 1916 gegründeten „Kaiser-Wilhelm-Stiftung für kriegstechnische Wissenschaft“ geschaffene Einrichtung dokumentierte die wachsende Verbindung von Wissenschaft, Industrie und politisch-militärischen Anwendungsbezügen,676 die Zschimmer selbst in die Forderung kleidete, dass „auf dem Felde, das die Naturforscher aufgeklärt haben, die Erfinder und Betriebsleiter der Industrie die Schlacht schlagen müssen“.677 Sie belegt aber auch die trotz des durchaus vorhandenen kriegstechnischen Potenzials678 erst allmähliche militärische Inanspruchnahme von wissenschaftlicher Arbeit in Form von Hochschul-, Industrie- und

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Vgl. Harms, Bernhard: Die Gegner und wir im Spiegel der Kriegslage, in: SonderAbdruck aus Nr. 262 der Kieler Neuesten Nachrichten vom 08.11.1917, S. 1–4, überliefert in: UACZ, BACZ 12308 (unpag.). Vgl. Zschimmer: Technische Naturforschung, in: Die Naturwissenschaften 5 (1917), H. 41, S. 629–634, überliefert in: ThHStAW, Kultusdepartement 247, Bl. 3 sowie Denkschrift „Glastechnische Aufgaben für das Physikalisch-chemische Forschungsinstitut der Carl-Zeiss-Stiftung“ (16.02.1917), in: UACZ, BACZ 8427 (unpag.). Vgl. Burchardt: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Ersten Weltkrieg (1990), S. 181f. sowie Rasch: Die Kaiser-Wilhelm-Stiftung für kriegstechnische Wissenschaft (1991). Vgl. Zschimmer: Technische Naturforschung, in: Die Naturwissenschaften 5 (1917), H. 41, S. 629–634, überliefert in: ThHStAW, Kultusdepartement 247, Bl. 3. Vgl. Trischler: Die neue Räumlichkeit des Krieges (1996), S. 100.

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außeruniversitärer Forschung.679 Die Beschäftigung mit kriegswichtigen Arbeiten differierte außerdem sowohl innerhalb der jeweiligen Institutionen als auch innerhalb des disziplinären Kanons. Im Rahmen der Kaiser-WilhelmGesellschaft bearbeitete vor allem das „Institut für physikalische Chemie und Elektrochemie“ unter der Leitung Fritz Habers, der in eigener Sache als personeller „Grenzgänger“ zwischen Wissenschaft, Industrie und dem Militär agierte,680 in Form der Erprobung neuer Kampfstoffe (namentlich im Hinblick auf den Einsatz von Gas) kriegsrelevante Forschungsarbeiten. Dagegen wandten sich andere Forschungsinstitute der KWG Aufgaben zu, die nicht immer kriegswirtschaftlichen und wehrtechnischen Aspekten dienten.681 Auch im Rahmen der Universitäten lassen sich entsprechende Beispiele für diesen Sachverhalt finden. So kam es beispielsweise in Göttingen unter der Beteiligung des Reichsmarineamtes und des Kriegsministeriums sowie der Göttinger Vereinigung zur Förderung der angewandten Physik und Mathematik zum Ausbau der aerodynamischen Versuchsanstalt unter der Leitung des Physikers Ludwig Prandtl (1875–1953).682 In Jena wurde dem Physiker Max Wien (1866–1938), der durch seinen Schüler Rudolf Straubel mit der optischen Industrie verbunden war, die Oberaufsicht über die drahtlose Telegrafie des Heeres bei der Technischen Abteilung der Funkertruppen übertragen, außerdem unternahm er Forschungen zur Fernlenkung von Booten und unbemannten Luftschiffen. Sein Kollege Felix Auerbach thematisierte die Beziehungen des Fachgebietes der Physik zum Krieg in Form diverser Lehrveranstaltungen (im Wintersemester 1914/15 hielt er eine Vorlesung über „Die Physik im Kriege“, die bis 1917 in vier Auflagen erschien).683 Unter anderen Prämissen stand dagegen die Einrichtung eines „Instituts für Entwicklungsphysiologie“ (später „Anstalt für experimentelle Biologie“) unter der Leitung des Haeckel-Schülers Julius Schaxel (1887–1943), für deren Zwecke die Stiftungsorgane im November 1917 einen einmaligen (12.000 Mark) und dauerhaften (4.000 Mark) Zuschuss zur Verfügung stellten.684 Durch die Unterstützung der Zeiss-Stiftung erhielt Schaxel die Gelegenheit, sich in Form einer selbstständigen Anstalt sowohl von seinem später politisch und wissenschaftlich als Rivalen agierenden Kollegen Ludwig Plate (1862–1937) als auch seinem Lehrer Haeckel, 679 680 681 682 683

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Vgl. Rasch: Die Kaiser-Wilhelm-Stiftung für kriegstechnische Wissenschaft (1991), S. 75 sowie Marsch: Industrieforschung (2000), S. 328. Vgl. Szöllösi-Janze: Berater, Agent, Interessent? (1996). Vgl. Burchardt: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Ersten Weltkrieg (1990), S. 164f. Vgl. Busse: Forschung im Krieg (2006), S. 290. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 245 sowie Wolff: Zur Situation der deutschen Universitätsphysik während des Ersten Weltkrieges (2006), S. 267 und 276. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane (No. 369) vom 12.11.1917, in: UACZ, BACZ 1488, Bl. 11f.

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dessen Thesen er keineswegs uneingeschränkt teilte, zu lösen.685 Sein Vorhaben stieß aber zunächst sowohl innerhalb der Philosophischen Fakultät als auch bei der Universitätsverwaltung auf Ablehnung. Sowohl zahlreiche Kollegen Schaxels als auch der Universitätskurator waren angesichts der für die Verwirklichung der Schaxelschen Pläne notwendigen finanziellen Mittel keineswegs bereit, seine Initiative zu unterstützen. Kurator Max Vollert äußerte auch Zweifel an der anvisierten Förderung durch die Carl-ZeissStiftung, da nach seiner Meinung die zusätzlichen Gelder eher für andere Zwecke nutzbar gemacht werden sollten anstatt für Projekte, „deren Erreichung zwar wünschenswert, aber nicht unbedingt nötig“ sei.686 Vor allem die infolge des Krieges eintretende Finanznot und der durch die Einberufungen zum Kriegsdienst verursachte Personalmangel sorgten nicht nur im Falle Jenas dafür, dass den durch den Krieg eröffneten neuen Möglichkeiten wissenschaftlicher Betätigung gleichzeitig zahlreiche Einschränkungen im Universitätsbetrieb gegenüberstanden.687 Ähnlich wie in Preußen, wo die Staatsausgaben für die Hochschulen im Verlauf des Krieges um fast 20 Prozent reduziert wurden,688 setzte die Regierung des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach auf einen vor allem durch die Rohstoffknappheit verursachten rigiden Sparkurs.689 Gerade im Hinblick auf die Finanzierung von Neu-, Um- und Erweiterungsbauten der Universitätsinstitute kam es zu entscheidenden Einschnitten.690 Ein geplanter Neubau der UniversitätsAugenklinik, für dessen Zwecke auch die Carl-Zeiss-Stiftung im Jahre 1916 Gelder ansammelte, gelangte in den Kriegsjahren nicht zur Ausführung.691 Ebenso unausführbar erwies sich zunächst der Neubau einer UniversitätsHautklinik, bezüglich dessen der Dermatologe Bodo Spiethoff im Februar 1918 bei der Zeiss-Stiftung finanzielle Unterstützung beantragte.692 Da die Mitwirkung der Carl-Zeiss-Stiftung bei der Realisierung von Bauprojekten gerade in den Jahren des Ersten Weltkrieges unentbehrlich war, sah 685

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Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 149. Schaxel beteiligte sich u. a. im Rahmen einer linksrepublikanischen Koalition an den Regierungsgeschäften im neu gegründeten Land Thüringen zu Anfang der 1920er-Jahre. Plate hingegen war als Mitglied des Alldeutschen Verbandes bekennender Antirepublikaner und Antisemit, wobei er seine biologischen Arbeiten in vielfacher Weise mit einem sozialdarwinistisch-rassistischen Ansatz in Verbindung brachte, vgl. John/Stutz: Die Jenaer Universität 1918–1945 (2009), S. 295 und 355. Zitiert nach Uschmann: Geschichte der Zoologie (1959), S. 215. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 251 sowie Wettmann: Ruhmvoll verödet? (2006), S. 33. Vgl. Wettmann: Ruhmvoll verödet? (2006), S. 33. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 251. Vgl. Wettmann: Ruhmvoll verödet? (2006), S. 33. Vgl. Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach (Wuttig) an den Stiftungskommissar der Zeiss-Stiftung vom 17.12.1918, in: ThHStAW, Kultusdepartement 246/1, Bl. 26. Vgl. Schreiben von Spiethoff an die Carl-Zeiss-Stiftung vom 04.02.1918, in: UACZ, BACZ 8427 (unpag.).

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sich die Geschäftsleitung genötigt, die Ansprüche des Weimarer Staatsministeriums und der Universitätsangehörigen in Grenzen zu halten. Bereits 1915 äußerten die Geschäftsleitungen im Hinblick auf eine bevorstehende Erweiterung der Hygienischen Anstalt den Wunsch, dass die diesbezügliche Beteiligung der Stiftung an den Kosten nicht bekannt gemacht werde.693 Im Januar 1917 unterrichtete der Stiftungskommissar das Weimarer Kultusdepartement von dem Umstand, dass die Stiftung zwar größere Beträge für akademische Bauvorhaben zur Verfügung stelle, aber die Betriebsvorstände Wert auf „tunlichste Sparsamkeit“ legten und man zudem annehme, dass mit den entsprechenden Verwilligungen die Bautätigkeit „für die nächsten Jahre in größerem Maßstab finanziert sei“.694 Trotz solcher Statements waren die Betriebsvorstände aber angesichts der durch den Krieg hervorgerufenen finanziellen Notlagen bereit, den generellen Umfang der Stiftungsbeihilfen für die Jenaer Universität deutlich zu vergrößern. Im Rechnungsjahr 1916 wurden beispielsweise 500.000 Mark aus dem Kapitalbestand des Universitätsfonds für einen „Schatz für Verwaltungsaufgaben der Universität“ abgezweigt.695 1917 erhielt der in mehrere Konten untergliederte „Besoldungsreservefonds“ des Universitätsrentamtes aus dem Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung die Summe von einer Million Mark. Parallel wurden innerhalb des Universitätsfonds mehrere Sonderabteilungen angelegt, die zur Bestreitung der anwachsenden Ausgaben dienen sollten (darunter u. a.: Fonds für Grundstücksankäufe, Fonds zur Abfindung für einen Jahreszuschuss der Stiftung in Höhe von 100.000 Mark, Fonds zur Sicherstellung für künftige erhöhte Verwaltungsaufwände bei verschiedenen Universitätsinstituten, Fonds zur Unterhaltung der Universitätsbibliothek).696 Vor dem geschilderten Hintergrund kletterten die Zuschüsse der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena in den Jahren von 1916–1918 auf eine imposante Höhe. Fiel die Zunahme im Jahr 1916 noch moderat aus, so überstiegen die Aufwendungen im Jahre 1917 und 1918 den Wert von 1914 um mehr als das Dreifache bzw. das Doppelte (Inflation eingerechnet).697 Außerdem wurde zugleich der Empfängerkreis der Stiftungsbeihilfen erweitert. So kamen jetzt auch geisteswissenschaftliche Einrichtungen der Hochschule, die

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Vgl. Abschrift des Protokolls der Stiftungssitzung Nr. 343 vom 09.04.1915, in: ThHStAW, Kultusdepartement 235, Bl. 182. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Ebsen an das Staatsministerium (Departement des Kultus) von Sachsen-Weimar-Eisenach vom 09.01.1917, in: UACZ, BACZ 1487 (unpag.). Vgl. Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1916 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 78f. Vgl. Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1917 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 105–108. Vgl. Diagramm 6, Anhang B, S. 394.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena 1886–1923

vorher aufgrund der Bestimmungen des Stiftungsstatuts nahezu völlig unberücksichtigt geblieben waren, in den Genuss industrieller Fördergelder.698 Auf diese Weise leistete die Carl-Zeiss-Stiftung einen entscheidenden Beitrag zur materiellen Aufrechterhaltung des Jenaer Lehr- und Forschungsbetriebes unter den Bedingungen des Krieges und fungierte damit gleichzeitig als Stütze der staatlichen Bestrebungen, die Hochschulen als in Stein gehauene, durch äußere Einflüsse nicht veränderbare Verkörperungen eines nationalistischen „geistig-kulturellen Sendungsbewusstseins“ erscheinen zu lassen.699 Die große Bedeutung der Stiftungsbeihilfen für die Universität im Zeitraum von 1914–1918 machte der Theologe Heinrich Weinel (1874–1936) als Rektor der Jenaer Hochschule im Jahre 1921 deutlich, als er anlässlich der Gründung der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena davon sprach, dass eine solche Hochschulförderorganisation, wie sie an der Universität Bonn bereits im Jahre 1917 ins Leben gerufen worden war, in Jena durch die „reichen Zuwendungen der Zeiss-Stiftung“ während der Kriegsjahre noch nicht zur Diskussion gestanden habe.700 Ermöglicht wurden die hohen Stiftungszuschüsse in den Kriegsjahren vor allem durch die hohen Gewinne der optischen Industrie infolge der Produktion von Militärgütern. So konnte die Firma Zeiss, die bereits in den 1890er-Jahren mit dem Feldstecher die Fabrikation militärischer Erzeugnisse aufgenommen hatte, ihren Gesamtumsatz vom letzten Vorkriegsjahr bis zum Ende des Krieges um fast das Fünffache steigern.701 Die Ausrichtung auf die hohe Nachfrage an Kriegsgütern (der Anteil militärischer Erzeugnisse stieg bei Zeiss in den Kriegsjahren von 50 auf 90 Prozent)702 erbrachte aber nicht nur positive Resultate für die Stiftungsbetriebe. Ein Großteil der Kriegsgewinne wurde durch die Inflation aufgefressen, zudem sorgte die Umstellung des Produktsortiments nach dem Ende des Krieges für zahlreiche Probleme.703 Dieser Sachverhalt machte sich auch in der Gewinnspanne der Stiftungsbetriebe bemerkbar. So sanken die Unternehmensgewinne der Firmen Zeiss und Schott ab dem Rechnungsjahr 1917 in deutlichem Maße (Inflation eingerechnet).704 Ebenso verringerte sich während des Krieges das Stiftungsvermögen, um schließlich 1921 den Wert des Jahres 1901 (!) zu erreichen

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Vgl. Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1918, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 32, Bl. 1–33. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 250f. Vgl. Artikel „Die Gründung der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena“ aus der Jenaer Zeitung vom 21.02.1921, überliefert in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 441, Bl. 4. Vgl. Florath: Immer wenn Krieg war (1997), S. 38f. und S. 46. Vgl. ebd., S. 46. Vgl. Saßmannshausen: Wachstum in schwieriger Zeit (2003), S. 89. Vgl. Diagramm 4, Anhang B, S. 392.

Die Gründung neuer Forschungsförderorganisationen

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(Inflation eingerechnet).705 Die geschilderten Entwicklungen führten zu einem starken Rückgang der Stiftungsbeihilfen für die Jenaer Universität. Im Vergleich mit den Kriegsjahren verzeichneten insbesondere die Jahre 1919 und 1920 eine drastische Abnahme der Stiftungsleistungen. Ab 1921 war dann wieder ein leichter Anstieg zu beobachten, der jedoch infolge der Hochinflation nur von kurzer Dauer war.706 Letztlich ist das Engagement der Stiftung während der Kriegsjahre daher zwiespältig zu bewerten. Einerseits ermöglichten die Betriebe der Universität in den Jahren von 1914–1918 (und darüber hinaus) ihren substanziellen Erhalt, wodurch sie sowohl der infolge des Krieges beschleunigten Institutionalisierung bestimmter Wissenschaftsdisziplinen (bspw. innerhalb der Wirtschaftswissenschaften) als auch den vonseiten der staatlichen Verwaltungen und den Hochschulen getragenen Bestrebungen nach einer Aufrechterhaltung des Universitätsbetriebes behilflich waren. Andererseits begann sich ein Trend abzuzeichnen, der die hohe Rolle privater Wissenschaftsfinanzierung im Rahmen der Universitätsfinanzen allmählich infrage zu stellen begann. Innerhalb der 1914 gegründeten „Stiftungsuniversität“ in Frankfurt am Main, wo die universitären Kapitalbestände überwiegend in Kriegsanleihen angelegt wurden, konnte bereits in den Jahren 1917/18 kein ausgeglichener Haushalt mehr erzielt werden.707 Diese Sachverhalte deuteten bereits darauf hin, dass aufgrund der Kriegsfolgen im Bereich der universitären Finanzierung auch in Jena neue Wege beschritten werden mussten.

3. Private Wissenschaftsfinanzierung zwischen Ausbau und Erosion: Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Gründung neuer Forschungsförderorganisationen Noch während des Krieges wurden angesichts der zunehmenden Teuerungen die Forderungen der Universitätsangehörigen nach einem vermehrten Engagement der Industrie für die Zwecke von Bildung und Forschung immer lauter. Im Oktober 1918 hielt der Berliner Chemiker Emil Fischer (1852–1919) im Rahmen der Gründungsfeier der „Deutschen Gesellschaft zur Förderung des chemischen Unterrichts“ eine Rede, in der er die „unsäglichen Zustände der chemischen Laboratorien“ beklagte und eine notwendige Verbesserung der jeweiligen Institutsetats forderte. Dabei, so Fischer, könne man „nicht nur auf den Staat“ als Finanzier setzen, sondern müsse auch die Industrie

705 706 707

Vgl. Diagramm 2, Anhang B, S. 390 und Tabelle 1, Anhang B, S. 391. Vgl. Diagramm 6, Anhang B, S. 394 sowie Diagramm 7, Anhang B, S. 395. Vgl. Hammerstein: Die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main (1989), S. 32f.

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als „natürliche Bundesgenossin“ gewinnen.708 Sowohl bei der Industrie, aber auch bei den Reichsbehörden stieß Fischer dabei durchaus auf Zustimmung. Der Farbenindustrielle Carl Duisberg bemühte sich noch während des Krieges um die Einrichtung überregionaler Fördervereinigungen zugunsten der Chemie, im Jahre 1920 konnten auf seine Initiative mehrere Organisationen (Liebig-Stipendienverein, Deutsche Gesellschaft zur Förderung des chemischen Unterrichts, Emil-Fischer-Gesellschaft zur Förderung chemischer Forschung) zusammengeführt werden.709 Nach der Kriegsniederlage des Deutschen Reiches rückte die Förderung der Wissenschafts- und Bildungsinstitutionen innerhalb der staatlichen Verwaltungsbehörden und der Großindustrie vor allem unter dem Gesichtspunkt eines „militärischen Machtersatzes“ in den Fokus wirtschaftspolitischer Interessen.710 Ähnlich wie schon zu anderen Umbruchszeiten (siehe die Reaktionen auf die preußische Niederlage von 1806) sollten Wissenschaft und Bildung als wesentliche Stützpfeiler eines machtpolitischen Wiederaufstiegs dienen.711 Der in der Vorstandsetage von Zeiss amtierende Kaufmann Max Fischer führte anlässlich der Gründung der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena im Jahre 1921 aus, „Theorie“ und „Praxis“ müssten „eng zusammenarbeiten“, wobei Handel, Industrie und Landwirtschaft eine „Verpflichtung zur Unterstützung der Universität“ hätten, da nur auf diese Weise ein „Wiederaufblühen Deutschlands“ möglich sei.712 Innerhalb dieser wirtschafts- und wissenschaftspolitischen Erwägungen spielte wie bereits im Kaiserreich auch die Funktion der Wissenschaftsund Bildungseinrichtungen als „Vorzeigestätten“ national-kultureller Errungenschaften eine wichtige Rolle, wobei in diesem Zusammenhang entsprechenden „Außenposten“ im Hinblick auf den Zusammenhalt bzw. die Zusammenführung der nationalstaatlichen Territorien eine besondere Bedeutung zukam.713 Aus diesem Grund wandte sich beispielsweise der Jenaer Physiker Max Wien im Mai 1919 an seinen in der Zeiss-Chefetage amtierenden Schüler Rudolf Straubel und bat diesen um Unterstützung für die

708

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713

Vgl. Abdruck einer Ansprache von Emil Fischer, gehalten bei der Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Förderung des chemischen Unterrichts am 24. Oktober 1918 im Hotel Adlon zu Berlin, überliefert in: UACZ, BACZ 8444 (unpag.). Vgl. Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (1999), S. 35f. Vgl. Feldman: The Politics of Wissenschaftspolitik in Weimar Germany (1987), S. 267. Vgl. Pfetsch: Wissenschaftspolitik in Deutschland (1994), S. 220. Vgl. Artikel aus der Jenaer Zeitung vom 21.02.1921 („Die Gründung der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena“), überliefert in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 441, Bl. 4. Vgl. Craig: Scholarship and Nation Building (1984).

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Danziger Hochschule. Wolle man, so Wiens Argumentation, den endgültigen Verlust Danzigs für das Reich abwenden, so müsse man unbedingt die dortige Universität in ihrer gegenwärtigen Form erhalten.714 Insgesamt entstand infolge der genannten Umstände nach dem Krieg im Zusammenspiel von Wissenschaft, Staat und Wirtschaft ein dichtes Netz von reichsweiten neuen „Forschungsförderorganisationen“ wie beispielsweise der 1920 gegründeten Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft.715 In der historiografischen Forschung ist die Rolle der Industrie beim Aufbau der neuen Forschungsförderverbände unterschiedlich charakterisiert worden. Einerseits ist von einem positiv bewerteten „Ausbau der im Kaiserreich gelegten Fundamente“ privater Wissenschaftsfinanzierung die Rede,716 andererseits wird das starke Engagement des Reiches im Rahmen der neuen Forschungsförderorganisationen hervorgehoben und ein anhand der verschiedenen Konzeptionen der einzelnen Förderverbände sichtbarer „Bruch“ des Bündnisses von Staat, Wirtschaft und Wissenschaft zugunsten eines „arbeitsteiligen Zusammenwirkens“ betont.717 Wie sind diese Interpretationen bezüglich der deutschen Universitätslandschaft anhand des Jenaer Fallbeispiels zu bewerten? Folgenreich war die Zäsur des Jahres 1918/19 für die weitere Entwicklung der Carl-Zeiss-Stiftung allemal. In der unmittelbaren Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bewegte sich die konkrete Fördertätigkeit der Carl-Zeiss-Stiftung zunächst in einem Spannungsfeld von politisch-sozialen Kontinuitäts-, aber auch (dem „Ereignisreichtum“ der ersten „Weimarer Jahre“ geschuldeten) Umbruchsmomenten.718 So fassten die Stiftungsorgane im November 1918 angesichts der Unklarheit über die „finanzielle Situation der Firmen sowie das künftige Schicksal der Universität“ den Beschluss, eine Entscheidung über weitere Teuerungszulagen als Extraleistung im Hinblick auf die bereits aufgewendeten Gelder für die Universität zunächst auszusetzen.719 Im März 1919 forderte der Arbeiterausschuss der Firma Zeiss die sofortige Verstaatlichung des Betriebes. Flankiert wurde der 714 715 716

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Vgl. Schreiben von Max Wien an Rudolf Straubel vom 20.05.1919, in: UACZ, BACZ 8444 (unpag.). Vgl. Szöllösi-Janze: Die institutionelle Umgestaltung der Wissenslandschaft im Übergang vom späten Kaiserreich zur Weimarer Republik (2002). Vgl. Pohl: Die Förderung schulischer Ausbildung und wissenschaftlicher Forschung durch die deutsche Wirtschaft von 1918 bis 1945 (1983), S. 48. Herrmann: Staat, Wissenschaft und Wirtschaft (1990), S. 368. Flachowsky/Nötzold: Von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (2004), S. 175. Vgl. Feldman: Industrie und Wissenschaft in Deutschland 1918–1933 (1990), insb. S. 669. Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (1999), S. 56f. Schulze: Stifterverband (1995), insb. S. 62–69. Szöllösi-Janze: Die institutionelle Umgestaltung der Wissenslandschaft im Übergang vom späten Kaiserreich zur Weimarer Republik (2002), S. 70f. Vgl. Kolb: Die Weimarer Republik (2002), S. 17. Vgl. Kopie der Abschrift der Sitzung der Stiftungsorgane vom 23.11.1918, in: UASGJ, 5/93 (teilweise pag.).

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Antrag von einem Aufruf des Schott-Vorstandsmitgliedes Eberhard Zschimmer an die Werkleute der Mechanik und Optik, der zu einer raschen Sozialisierung sämtlicher zum Zweig der optischen Industrie gehöriger Betriebe aufrief. Am 16. und 17. Juni wurde in Jena schließlich eine „Reichskonferenz der Hand- und Kopfarbeiter der optisch-mechanischen Industrie Deutschlands“ abgehalten, innerhalb derer als Beschlussvorlage für die jeweiligen Unternehmensvorstände diverse Richtlinien für die Gruppen- und Betriebsräte der entsprechenden Firmen ausgearbeitet wurden.720 Bei den Betriebsleitungen stießen diese Initiativen auf wenig Gegenliebe. Bereits bei der Gründung des Reichsverbandes der Deutschen Industrie innerhalb einer im Februar 1919 in Jena abgehaltenen Zusammenkunft hatten die Vertreter der verschiedenen Industriebranchen entsprechende Schritte unternommen, um einer allzu starken Verbreitung „sozialistischer Ideen“ entgegenzutreten.721 Vollends zerschlugen sich die Pläne zur Verstaatlichung der Stiftungsbetriebe durch das negative Votum der provisorisch gebildeten republikanischen Regierung des Freistaates von Sachsen-Weimar-Eisenach im Mai des Jahres 1919.722 Aufgrund der genannten Umstände blieb eine grundlegende Neuverfassung der Wirtschaftseinrichtungen in Jena wie auch andernorts aus.723 Auch die im Jahre 1920 vollzogene Gründung des Landes Thüringen führte zu keiner grundsätzlichen Neugestaltung der Strukturen der Carl-Zeiss-Stiftung. Am Stiftungsstatut wurden keinerlei Änderungen vorgenommen, die Geschäftsführung der Betriebe blieb ebenso im Amt wie der bereits seit 1912 als Stiftungskommissar amtierende Präsident des Thüringischen Oberverwaltungsgerichts, Friedrich Ebsen.724 Auch innerhalb der in Weimar befindlichen Stiftungsverwaltung wurde ungeachtet der Tatsache, dass nach der Revolution von 1918/19 republikanische Parteipolitiker die Ministerämter bekleideten, aufgrund des Weiterwirkens der agierenden Ministerialbeamten ein hohes Maß an Kontinuität gewahrt.725 Die Verwaltung der Carl-ZeissStiftung im Weimarer Kultusministerium übernahm bis zur Wahl einer neuen Landesregierung im Jahre 1919 zunächst der politisch liberal orientierte Beamte Ernst Wuttig (1876–1935), der bereits zuvor die Aufgaben des Stiftungsreferenten in der genannten Behörde übernommen hatte. Zeitweilig 720

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Vgl. Schomerus: Geschichte des Jenaer Zeiss-Werkes 1846–1946 (1952), S. 202f. sowie Artikel von Dr. Eberhard Zschimmer in der Volkszeitung (Beilage zu Nr. 73) vom 27.03.1919 (keine Seitenzahl) mit dem Titel „Sozialisierung des Jenaer Glaswerkes“, überliefert in: UAJ, C 1916, Bl. 128. Vgl. Wolff-Rohé: Der Reichsverband der Deutschen Industrie (2001), S. 48–52. Vgl. Abschrift des Schreibens des Staatsministeriums (Abteilung des Kultus) an den Arbeiterausschuss der Firma Zeiss (z. Hd. Hr. Matthies) vom 02.05.1919, in: UAJ, C 1916, Bl. 136f. Vgl. Ambrosius: Staat und Wirtschaft im 20. Jahrhundert (1990), S. 9. Vgl. Schomerus: Geschichte des Jenaer Zeiss-Werkes (1952), S. 198f. Vgl. vom Brocke: Kultusministerien und Wissenschaftsverwaltungen in Deutschland und Österreich (2002), S. 197.

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fungierte auch die Direktion des Zeiss-Werkes als Stiftungsverwaltung.726 Gleichwohl demonstrierte die Einrichtung einer „Ministerialgeschäftsstelle“ bei der Universität Jena im Jahre 1922, der seitens der Landesregierung die Amtsfunktionen der ehemaligen Universitätskuratel zugewiesen wurden,727 den Willen der im Landesparlament vertretenen linksrepublikanischen Parteien, ihren Einfluss in wissenschaftspolitischen Angelegenheiten zu mehren.728 Ansätze zu einer liberal orientierten Bildungsreformpolitik im Rahmen der neu geschaffenen Landesstrukturen (in Jena gilt dies vor allem für die Anfang der 1920er-Jahre regierende, durch die KPD tolerierte Koalition aus SPD und USPD und der Tätigkeit des im Rahmen dieser Verhältnisse amtierenden Volksbildungsministers Max Greil) stießen sowohl in den Reihen der Hochschule als auch der Betriebe weitgehend auf Ablehnung.729 Bezeichnenderweise zog der Universitätskurator anlässlich der Jubiläumsfeier zum 75-jährigen Bestehen der Zeiss-Werke bei der Geschäftsleitung des Betriebes Erkundigungen zum Charakter der Feierlichkeiten ein und riet dem Rektor der Universität auf Empfehlung der Unternehmensvorstände, nachdem diese den Kurator von der Schirmherrschaft des Angestelltenrates, in dem eine „extreme“ (d. h. linkssozialistische) Ausrichtung vermutet wurde, in Kenntnis gesetzt hatten, von einer „allzu großen Teilnahme“ der Hochschule ab.730 Die unmittelbare Förderung der Jenaer Hochschule durch die optische Industrie in den Anfangsjahren der Weimarer Republik bildete ein unmittelbares Spiegelbild der beschriebenen „Ambiguität“ von Kontinuität demonstrierenden Verhältnissen und der vielerorts unsicheren politisch-wirtschaftlichen Situation.731 Im Jahre 1920 bewilligte die Carl-Zeiss-Stiftung der Universität noch „zur Deckung des Fehlbetrages der Universitätshauptkasse“ für das Rechnungsjahr 1919 den Betrag von 3,5 Millionen Mark sowie weitere zwei Millionen als „Specialreservefonds für Universitätszwecke“.732 Bezüglich eines Antrages zur Bewilligung eines Zuschusses für das Staatswissenschaftliche Seminar notierte der Universitätskurator allerdings, eine Bewilligung für das Jahr 1921 hänge „davon ab, ob die Zeiss-Stiftung dazu in der Lage“ 726 727 728 729

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Vgl. Schomerus: Geschichte des Jenaer Zeiss-Werkes (1952), S. 198f. Vgl. Heß: Geschichte der Behördenorganisation der thüringischen Staaten und des Landes Thüringen (1993), S. 166. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 334. Vgl. Sontheimer: Die deutschen Hochschullehrer in der Zeit der Weimarer Republik (1988), S. 219 sowie bezüglich Jena John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 316–364. Vgl. Schreiben von Universitätskurator Vollert an den Rektor der Universität Jena vom 15.11.1921, in: UAJ, BA 1745, Bl. 107. Vgl. Kolb: Die Weimarer Republik (2002), S. 37–56. Vgl. Abschrift des Schreibens des Kultusministeriums des Freistaates von SachsenWeimar-Eisenach an den Universitätskurator vom 07.02.1920, in: UAJ, C 1916, Bl. 174.

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sei.733 Im gleichen Jahr (1920) sanken die Ausgaben der Stiftung für die Universität fast auf den Stand des Jahres 1900 (Inflation eingerechnet).734 Parallel wuchsen die „außerordentlichen Ausgaben“ der Universitätshauptkasse in nahezu rasantem Ausmaß. Der für 1920 usprünglich kalkulierte Betrag verdreifachte sich.735 Als Anwort auf diese Umstände wurde im Jahre 1921 (trotz zunehmender Stiftungsausgaben) die „Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena“ ins Leben gerufen.736 Der ehemalige Weimarer Staatsminister und Stiftungskommissar der Zeiss-Stiftung Karl Rothe (Stiftungskommisar von 1891–1899) übernahm auf Anregung des Jenaer Universitätsrektors Gottlob Linck die Aufgabe, einen entsprechenden Gründungsaufruf zu erarbeiten sowie in den Kreisen der thüringischen Industrie um Spender zu werben.737 Sein Vorstoß zeigte sowohl Probleme, die auch im Rahmen der Etablierung reichsweiter Forschungsförderorganisationen wie der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft auftraten, als auch spezifisch lokal-regionale Schwierigkeiten im Rahmen privater Unterstützung der Universitäten. Bezogen auf den erstgenannten Sachverhalt bildete die Konzeption der konkreten Tätigkeit der Hochschulgesellschaft eine Quelle zahlreicher Auseinandersetzungen. Ähnlich wie seine Kollegen, die im Rahmen der Notgemeinschaft eine allzu starke (vor allem finanzielle) Verbindung mit den industriellen Kreisen im Sinne einer weitgehenden Partizipation der Unternehmer an Entscheidungen über die Vergabe von Fördermitteln zurückwiesen,738 kritisierte der Jenaer Jurist Justus Wilhelm Hedemann in einem Schreiben an den Jenaer Universitätsrektor eine nach seiner Meinung „zu starke semantische Anlehnung an wirtschaftliche Begriffe“. Das besondere Missfallen Hedemanns erregte der im Gründungsaufruf zunächst festgehaltene Satz, „die Universität zahle (bezogen auf das Engagement des Spenders) mit vollen Händen zurück“.739 Auf Initiative von Hedemann wurde die zunächst gewählte Passage schließlich abgeändert, die Wendung „die Universität gibt mit vollen Händen doppelt und dreifach zurück, was man ihr zuwendet“, schien ein weniger direktes finanzielles Erfüllungsversprechen

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Vgl. Abschrift des Schreibens von Universitätskurator Vollert an den Vorstand des Staatswissenschaftlichen Seminars vom 13.10.1920, in: UAJ, C 855, Bl. 160. Vgl. Diagramm 6, Anhang B, S. 394. Vgl. Voranschlag über die Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1920, in: UAJ, C 2055, Bl. 1–65, hier Bl. 63. Vgl. Allgemeiner Aufruf zur Gründung einer Gesellschaft der Freunde der Universität Jena (undatiert), in: UAJ, U Abt. I Nr. 2, Bl. 18. Vgl. Schreiben von Rektor Linck an Staatsminister a. D. Dr. Rothe vom 21.02.1921, in: UAJ, U Abt. I Nr. 2, Bl. 1. Vgl. Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (1999), S. 55. Vgl. Schreiben von Justus Wilhelm Hedemann (Institut für Wirtschaftsrecht der Juristischen Fakultät der Uni Jena) an Rektor Linck vom 18.07.1921, in: UAJ, U Abt. I Nr. 2, Bl. 212.

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zu verlautbaren.740 Auseinandersetzungen entstanden auch bezüglich des Förderschwerpunktes der Gesellschaft. Ähnlich wie ihre Kollegen, die neben der Notgemeinschaft parallele Förderorganisationen ins Leben riefen, die ihnen mehr Mitspracherechte garantierten und die Schwerpunkte industrieller Beihilfen in den Bereich der Unterstützung der naturwissenschaftlichen Forschung verlagerten (bspw. die 1920 gegründete Helmholtz-Gesellschaft zur Förderung der physikalisch-technischen Forschung),741 votierten die in der Gesellschaft vertretenen thüringischen Industriellen vor allem für eine Förderung der naturwissenschaftlichen Fächer an der Jenaer Universität. Dagegen vertrat der Zeiss-Geschäftsführer Max Fischer die Ansicht, man müsse alle Fakultäten angemessen unterstützen und dürfe nicht „Fakultäten erster und zweiter Klasse“ schaffen.742 Ganz im Sinne der an der Gründung der Notgemeinschaft beteiligten Wissenschaftler743 hielt der Gründungsaufruf der Gesellschaft letztendlich fest, dass der Aufschwung der Wirtschaft zwar auf „Verwissenschaftlichungsprozesse“ zurückzuführen, aber für die Erfolge nicht nur den Naturwissenschaften, sondern auch den Geisteswissenschaften ein maßgeblicher Verdienst zuzuschreiben sei, da sie „zuerst dagewesen“ seien und ihrem „Messer der Kritik“ die Naturwissenschaften „vielfach die Erkenntnis von Irrungen“ verdankten.744 Probleme bereitete auch der Gewinn eines breiten Spenderkreises. Abgesehen davon, dass auch im Rahmen der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft die finanzielle Beteiligung der Industrie verhalten war und das Reich die Hauptträgerlast der Organisation schulterte,745 ergaben sich im Jenaer Fall universitäts- und lokalregional-spezifische Kontexte, die hinsichtlich der Ausdehnung der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität für Schwierigkeiten sorgten. Dass die Zeiss-Stiftung sowohl in Form ihrer juristischen Person als auch durch Angehörige der Stiftungsbetriebe in der Gesellschaft vertreten war,746 sorgte einerseits für deutlich positive Effekte, da sich mit der neuen Organisation gewissermaßen keine „Konkurrenz“ zur Stiftungstätigkeit etablierte und der finanzielle Rückhalt der Stiftung für die Gesellschaft gerade in ihren Anfängen (die Zeiss-Stiftung stellte den Hauptanteil des 740 741 742

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Vgl. Bekanntmachung/Aufruf zur Gründung der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena, in: ebd., Bl. 216. Vgl. Schulze: Stifterverband (1995), S. 68ff. Vgl. Abschrift der Sitzung des Vorstandes und Beirates der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena am 01.03.1922, in: UAJ, U Abt. I Nr. 3, Bl. 10–17, hier Bl. 11f. Vgl. Auszüge aus der Rede von Fritz Haber über Wissenschaft und Wirtschaft, in: Zierold: Forschungsförderung in drei Epochen (1968), S. 575f., hier S. 576. Vgl. Bekanntmachung/Aufruf zur Gründung der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena, in: UAJ, U Abt. I Nr. 2, Bl. 216. Vgl. Feldman: Industrie und Wissenschaft in Deutschland 1918–1933 (1990), S. 669. Vgl. Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena nach dem Stande am 6.10.1921, in: UAJ, U Abt. I Nr. 2, Bl. 250.

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Gründungskapitals zur Verfügung) eine sichere Basis garantierte.747 Nach dem Tode des Zeiss-Geschäftsführers Max Fischer, der zeitweise als Vorsitzender der Gesellschaft amtierte, einigte sich der Vorstand der Organisation darauf, dass man versuche solle, erneut einen Vertreter der Zeiss-Stiftung für das Amt zu gewinnen.748 Andererseits sorgte im Jenaer Fall die Konzentration der privaten Wissenschaftsfinanzierung auf die Carl-Zeiss-Stiftung für mangelhafte Beziehungen zu anderen Industriezweigen. So schrieb der Vorsitzende des Verbandes Thüringischer Industrieller, Ewald Pferdekämper (1865–1939)749 an Staatsminister a. D. Karl Rothe, er habe den Eindruck, dass beide Kreise „sich geflissentlich aus dem Weg gehen wollen“ und führte als Beispiel die Nichteinladung thüringischer Industrieller (abgesehen von Vertretern der Stiftungsfirmen) zum Universitätsjubiläum von 1908 sowie eine auf seine Initiative erfolgte Einladung des Jenaer Juristen Eduard Rosenthal anlässlich der Einweihung der Weimarer Handelskammer im Jahre 1913 an, die in den Kreisen seiner Berufskollegen „keineswegs ungeteilte Zustimmung“ gefunden habe. Daneben sorgte die infolge der Inflation zunehmende Zuspitzung der wirtschaftlichen Verhältnisse für eine mangelnde Geberfreudigkeit der Unternehmer, die außerdem, wie Pferdekämper Rothe wissen ließ, oftmals den Technischen Hochschulen näher standen als den traditionellen Universitäten. Eine reine wissenschaftliche Tätigkeit, so führte Pferdekämper überdies aus, finde in seinen Reihen ohnhin nur wenig Würdigung.750 Eine nicht unwesentliche Rolle für den Gewinn von Mitgliedern aus industriellen Kreisen spielte daher die „Überzeugungsarbeit“ bereits partizipierender industrieller Mitstreiter wie des Zeiss-Vertreters Max Fischer, der sich bereit erklärte, entsprechende Adressen für die Übersendung des Aufrufs zu übermitteln sowie entsprechende Begleitschreiben zu verfassen.751 Erst nachdem mehrere seiner Berufskollegen für das Vorhaben gewonnen werden konnten,752 ließ sich beispielsweise der bereits erwähnte Ewald Pferdekämper zu einer Beteiligung überreden753 und übernahm 747 748 749

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Vgl. Schilling: Die Gesellschaft der „Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena“ (2003), S. 312. Vgl. Schreiben von Gottlob Linck an Ewald Pferdekämper vom 18.05.1931, in: UAJ, U Abt. I Nr. 7 (unpag.). Pferdekämper war Inhaber einer Weidaer Jute-Spinnerei. 1929 vergrößerte er sein Unternehmen durch den Ankauf der Geraer Jutespinnerei und Weberei, woraufhin das Unternehmen in eine AG umgewandelt wurde. Von 1922–1930 war Pferdekämper außerdem Vorstandsmitglied des Reichsverbands der Deutschen Industrie, vgl. Wolff-Rohé: Der Reichsverband der Deutschen Industrie (2001), S. 448. Vgl. Schreiben von Pferdekämper an Karl Rothe vom 24.03.1921, in: UAJ, U Abt. I Nr. 2, Bl. 25–31. Vgl. Schreiben von Max Fischer (Fa. Zeiss) an die Gesellschaft der Freunde der Universität Jena vom 13.05.1921, in: UAJ U I Nr. 2, Bl. 65. Vgl. exemplarisch Schreiben von Heinrich Tillmann (Generaldirektor der Porzellanfabrik Kahla) an Rothe vom 18.04.1921, in: ebd., Bl. 41. Vgl. Schreiben von Ew. Pferdekämper an Rothe vom 21.04.1921, in: ebd., Bl. 53.

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schließlich sogar den Vorsitz der Gesellschaft.754 Dieser Sachverhalt zeigt, dass ähnlich wie im Rahmen neuer reichsweiter Förderorganisationen die Industriellen trotz aller Schwierigkeiten durchaus für neue Formen privater Unterstützung des Wissenschaftsbetriebes gewonnen werden konnten.755 Dabei lag eine „reichsweite“ Aktion auch im Interesse der in Jena beheimateten optische Industrie.756 So engagierten sich die Stiftungsfirmen neben ihren Zuwendungen für die hiesige Universität im Rahmen der Stiftung und der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität auch für die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und dem eher industriell geprägten Förderverein des auf jene Institution bezogenen „Stifterverbandes“.757 Angesichts der realen Verteilung der finanziellen Lasten konnte aber weder bezüglich der Notgemeinschaft noch im Hinblick auf die Universität Jena von einer „Hochphase“ privater Finanzierung die Rede sein. Der Ausbau des Bestandes an Forschungsförderorganisationen führte eher dazu, dass sich die Verteilung der finanziellen Lasten des Wissenschaftsbetriebes nun über eine Vielzahl von verschiedenen Pfeilern erstreckte, die aber an der bereits zuvor herrschenden Dominanz nicht-privater Aufwendungen im Wissenschaftsbereich wenig änderten. Bildete innerhalb der Notgemeinschaft das Reich die maßgebliche finanzielle Stütze, so blieben in Bezug auf die Universitäten die einzelnen Länder die Hauptträger des Hochschulbudgets.758 Mit der Hyperinflation des Jahres 1923 verstärkten sich die herrschenden Verhältnisse im Rahmen der Finanzierung der Universitäten in drastischer Weise. Die rasante Geldentwertung führte dazu, dass die Kapitalstöcke der Carl-ZeissStiftung nahezu aufgezehrt wurden. Im Jahre 1928 entschieden die Stiftungsorgane, dass die Sonderkonten innerhalb des Universitätsfonds, die zum Teil bereits während des Krieges angelegt worden waren, von acht auf zwei Abteilungen verkleinert werden sollten. Eine Bestandsaufnahme ergab, 754 755 756

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Vgl. Protokoll der Gründungsversammlung der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena vom 18.06.1921, in: ebd., Bl. 176f. Vgl. hier exemplarisch Schreiben von Georg Hausmann (Firma R. Winkel, Göttingen) an die Firma Carl Zeiss vom 22.10.1920, in: UACZ, BACZ 196, Bl. 31. So meinte der Zeiss-Geschäftsführer Max Fischer anlässlich einer geplanten Spendensammlung des Reichsverbandes der Deutschen Industrie im Jahre 1920, man solle doch jene Aktion von einer „zentralen Stelle“ aus leiten, damit es nicht zu einer „Zersplitterung“ der Kräfte komme, vgl. Schreiben von Max Fischer an Georg Hausmann (Firma R. Winkel, Göttingen) vom 25.10.1920, in: ebd., Bl. 32. Vgl. dazu u. a. Schreiben von Friedrich Schmitt-Ott an Rudolf Straubel vom 24.02.1922 sowie Durchschlag des Schreibens der Fa. Carl Zeiss Jena an den Stifterverband der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft vom 01.07.1925, in: UACZ, BACZ 22794 (unpag.). Vgl. außerdem Protokoll der Hauptversammlung des Stifterverbandes der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft e. V. am 18. März 1922 (Auszug), in: Schulze: Stifterverband (1995), Dok.-Nr. 2, S. 322–326, hier S. 322. Vgl. Szöllösi-Janze: Die institutionelle Umgestaltung der Wissenslandschaft im Übergang vom späten Kaiserreich zur Weimarer Republik (2002), S. 72.

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dass sich das Vermögen deutlich verkleinert hatte. Von insgesamt 12.339.050 Papiermark waren nach Auslosung der Bestände 269.462, 50 Reichsmark geblieben.759 Aufgrund dieser Entwicklungen wurde die Förderung der Universität, die bereits in den Jahren 1919 und 1920 reduziert worden war, erneut stark zurückgefahren. Im Februar 1924 setzten die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe das Thüringische Ministerium für Volksbildung darüber in Kenntnis, dass insbesondere die Übernahme von neuen dauerhaften Verwilligungen angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation nicht tragbar sei.760 Ein Jahr später regten die Stiftungsorgane die Einrichtung einer „Sammelausgabestelle“ für wissenschaftliche Apparate bei der Universität und den Kliniken an, um einen sparsamen Umgang mit wissenschaftlichen Instrumenten zu gewährleisten. Entsprechende Gegenstände sollten, wenn sie in einer Anstalt nicht mehr dauerhafte Verwendung fanden, in jener Einrichtung abgegeben und an andere Stellen überwiesen werden, ohne dass Neuverwilligungen durch die Stiftung in Anspruch genommen werden sollten.761 Auch außerhalb von Jena machte sich die gravierende wirtschaftliche (und politische) Situation bemerkbar. In Frankfurt am Main, wo neben der Inflation die kurzfristige Besetzung der Stadt durch französische Truppen den substanziellen Erhalt der Hochschule drastisch erschwerte, übernahm im März 1924 der preußische Staat die Finanzierung der vormaligen „Stiftungsuniversität“.762 Innerhalb der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft baute das Reich infolge der Hyperinflation seine Stellung als Finanzier deutlich aus, bereits im Jahre 1921 wurde ein entsprechender Etatposten in das Budget des Reichsinnenministeriums aufgenommen.763 Festzuhalten gilt demnach, dass die Gründung neuer Forschungsförderorganisationen sowohl auf reichsweiter wie auf lokal-regionaler Ebene im Wesentlichen dazu führte, dass sich bereits vorhandene Muster im Rahmen der Finanzierung der Universitäten verstärkten. Vor allem infolge der durch den Krieg ausgelösten politisch-wirtschaftlichen Entwicklungen (insbesondere der Inflation) veränderte sich das Verhältnis von privater und staatlicher Finanzierung der Hochschulen in entscheidendem Ausmaß (nicht zuletzt auch aufgrund der nach der Gründung des Landes Thüringen ungleich 759

760 761 762 763

Vgl. Schreiben von Ministerialrat Stier an Stiftungskommissar Ebsen vom 29.02.1928, in: UACZ, BACZ 1491, Bl. 230f. sowie Zusammenstellung der Bestände der Sonderfonds des Universitätsfonds, in: ebd., Bl. 232f. und Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 467 vom 21.05.1928, in: ebd., Bl. 237f. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Ebsen an das Thüringische Ministerium für Volksbildung vom 03.02.1924, in: UACZ, BACZ 1511, Bl. 26–29, hier Bl. 26. Vgl. Schreiben des Ministeriums für Volksbildung und Justiz an den Rektor der Universität Jena vom 11.05.1925, in: UAJ, BA 1745, Bl. 112. Vgl. Hammerstein: Die Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main (1989), S. 35f. Vgl. vom Brocke: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in der Weimarer Republik (1990), S. 229f.

Institutioneller Umgang mit privater Wissenschaftsfinanzierung 179

höheren Finanzkraft der staatlichen Verwaltung)764 zugunsten des letztgenannten Sponsors. Der Anteil der universitätsbezogenen Aufwendungen der Carl-Zeiss-Stiftung im Verhältnis zum regulären Universitätsetat wurde, gemessen an den Jahren 1914 und 1924, halbiert (von 33 Prozent auf ca. ein Sechstel).765 Dieser Trend war unumkehrbar. Die Dimensionen der Stiftungsleistungen vor der Einführung der Renten- bzw. Reichsmark und insbesondere in der Zeit des Kaiserreichs konnten in der Folgezeit nicht mehr erreicht werden.766 Trotz des Aufbaus neuer Förderorganisationen wurden auf diese Weise in den Kriegs- sowie den ersten Weimarer Jahren die zukünftigen Bedingungen des industriellen Engagements im Bereich der privaten Wissenschaftsfinanzierung deutlich begrenzt.

4. Deuten, Erinnern, Danken: Praktiken des institutionellen Umgangs mit privater Wissenschaftsfinanzierung im Spannungsfeld von Tradition und Umbruch Die hohe Relevanz privater Wissenschaftsfinanzierung innerhalb der Jenaer Universität im letzten Drittel des 19. und in den ersten beiden Dezennien des 20. Jahrhunderts warf für die Salana eine entscheidende Frage auf: Wie sollte man auf die Beteiligung der optischen Industrie im Rahmen der universitären Finanzierung im Hinblick auf das institutionelle Selbstverständnis reagieren? Sylvia Paletschek hat für die Universität Tübingen sehr anschaulich herausgearbeitet, wie die Universitätsangehörigen beim Übergang zum „universitären Großbetrieb“ trotz aller damit verbundenen strukturellen Umbrüche versuchten, die Hochschule vielfach als Ort der selbstbestimmten, zweckfernen Wissensproduktion erscheinen zu lassen.767 Zwar spielte die Berufung auf ein vermeintliches „Humboldt’sches Modell“ kaum eine Rolle innerhalb solcher Standortbestimmungen. Ein mit dem „Mythos Humboldt“ verbundener universitätsgeschichtlich-reflexiver Narrativ passte vor allem in das Geschichtsbild der kleindeutsch-borussischen Geschichtsschreibung, die mit ihren Arbeiten eine „nationale Überwölbung“ bzw. „Ausstrahlung“ eines „Berliner Modells“ zu suggerieren versuchte und damit auf die Betonung der „preußischen Vormachtstellung“ abhob.768 Gleichwohl blieb die Vorstellung einer an die Begriffe Lehre, Forschung und Studium rückgebundenen und als „staatspolitische Notwendigkeit“ verorteten „Freiheitsidee“, im Zuge derer autonome Gestaltungsräume proklamiert wurden, bis weit in das 764 765 766 767 768

Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 312. Vgl. Diagramm 6 und Diagramm 7, Anhang B, S. 394. Vgl. ebd. sowie Ausführungen in Kapitel IV.1. Vgl. Paletschek: Die permanente Erfindung der Tradition (2001), S. 535f. Vgl. dazu Langewiesche: Die ’Humboldtsche Universität’ als nationaler Mythos (2010).

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena 1886–1923

20. Jahrhundert hinein äußerst lebendig.769 Für Jena stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage, inwiefern die Rolle der Zeiss-Stiftung als „fünfter Erhalter“ dafür sorgte, dass sich spezifische Selbstbilder entwickelten bzw. sich die Hochschule angesichts des Umbruchs im Bereich der finanziellen Strukturen auch im Hinblick auf ihr Selbstverständnis zu Konzessionen gezwungen sah und welchen Stellenwert sie den Beziehungen zur optischen Industrie im Bereich ihrer Erinnerungskultur einräumte. Außerdem ist es wichtig, danach zu fragen, mit welchen Mechanismen die Jenaer Universität die Verbindungen zur optischen Industrie „pflegte“, d. h. wie sie in Form von bestimmten Handlungen oder Ritualen ggf. eine mentalitätsbezogene, identitätsstiftende Beziehung konstruierte. Dabei lassen sich ganz unterschiedliche Facetten des Umgangs bezüglich der Herausforderung der Verbindung von „Tradition“ und „strukturellem Umbruch“ im Bereich der universitären Finanzierung und des allgemeinen Wissenschaftsbetriebes feststellen, die eng miteinander verbunden waren, aber unterschiedliche funktionale und hierarchische Dimensionen besaßen. Noch zu Lebzeiten Abbes entschied sich die Universitätsleitung, den Gründer der Zeiss-Stiftung in die universitäre Erinnerungskultur aufzunehmen. So beschloss der Senat der Hochschule im Jahre 1900 nach der Verabschiedung des Ergänzungsstatuts die Abhaltung eines akademischen Festaktes in einem Turnus von je fünf Jahren.770 Abbes Tod im Januar 1905 verlieh den ersten Feierlichkeiten (1905) freilich noch etwas andere Facetten als die von Abbe um 1900 in seinem Antwortschreiben an den Senat der Hochschule selbst bezeichneten reinen „außerordentlichen Würdigungen“ im Rahmen eines „ermutigenden Zeichens des Vertrauens auf eine gesicherte Wirksamkeit der Stiftung“.771 So wurden dem Verstorbenen nun von verschiedenen Seiten posthum „höhere Weihen“ zuteil. Ein Aufruf zur Errichtung eines AbbeDenkmals vom März 1905 sprach beispielsweise bereits von einer „geistigen und sittlichen Hoheit“ Abbes in Bezug auf die Errichtung der Carl-ZeissStiftung.772 Der Leipziger Physikochemiker Wilhelm Ostwald (1853–1932), der 1909 die Herausgeberschaft über eine Schriftenreihe mit biografischen Skizzen übernahm, die mit dem vielbezeichnenden Titel „Große Männer“ in „psychographischer Form“ die „äußeren Wirkbedingungen“ berühmter Persönlichkeiten darstellen und gleichzeitig vor allem im Bildungsbereich diesbezügliche „Verbesserungsmöglichkeiten“ aufzeigen sollte,773 propagierte Abbe in seiner Rede anlässlich der Einweihung des Abbe-Denkmals im 769 770 771 772 773

Vgl. Langewiesche: Humboldt als Leitbild? (2011), S. 25f. Vgl. Entwurf eines Statuts für die akademische Zeiss-Feier, in: UAJ, BA 1742, Bl. 6f. Vgl. Dankschreiben von Ernst Abbe an den Prorektor und den Senat der Universität vom 28.09.1900, in: UAJ, BA 1742, Bl. 12. Vgl. Aufruf zur Errichtung eines Denkmals für Ernst Abbe (März 1905), in: UAJ, BA 1742, Bl. 24f. Vgl. Ostwald: Vorwort, in: ders.: Große Männer (1909), ohne Seitennummerierung.

Institutioneller Umgang mit privater Wissenschaftsfinanzierung 181

Jahre 1911 als „unerreichtes Vorbild“ im Hinblick auf seine „selbstlose soziale Gesinnung“ und kam im Hinblick auf einen Vergleich zwischen dem Begründer der Zeiss-Stiftung und Jesus Christus sogar zu dem Schluss, Erstgenannter habe mit seiner „aufopferungsvollen Hingabe“ letzten Endes Nützlicheres bewirkt als der freiwillige Opfertod des biblischen Gottessohnes.774 In diesen Worten spiegelten sich freilich auch Ostwalds Bemühungen um die Popularisierung einer rein naturwissenschaftlich gestützten, Formen einer „Ersatzreligion“ annehmenden Weltanschauung wider, wie sie auch in seiner Mitgliedschaft im maßgeblich durch den Jenaer Zoologen Ernst Haeckel geprägten „Monistenbund“ zum Ausdruck kam.775 Bestimmte Begriffskategorien Ostwalds wie bspw. das Begriffspaar der „vorbildhaften Selbstlosigkeit“ bildeten aber auch den Grundtenor anderer sich nach Abbes Tod dem Wirken des Gründers der Carl-Zeiss-Stiftung widmender Reden und Schriften in der Zeit des Kaiserreichs. So vertrat der Jenaer Physiker Felix Auerbach, der sich mehrfach bemüßigt fühlte, das Andenken an dem ihm freundschaftlich verbundenen Abbe in positiver Hinsicht zu bewahren,776 in seiner im Jahre 1918 innerhalb der Ostwald’schen Schriftenreihe erschienenen biografischen Studie ähnliche Postulate.777 Im Jahre 1903, d. h. noch zu Lebzeiten Abbes, hatte er dagegen in seiner Abhandlung über das Zeiss-Werk und die mit dem selbigen Namen verbundene Stiftung trotz der grundsätzlich positiven Bewertung seines Freundes noch wesentlich prosaischere Ansichten geäußert.778 Solche Deutungsmuster, d. h. die Hervorhebung des „Gemeinnützigkeitscharakters“ und Abbes „Idealismus“, waren auch anschlussfähig für bestimmte politische Kontexte in der Zeit um 1900. So propagierte der von Abbe als Stiftungsbevollmächtigter bei den Betrieben bestellte Siegfried Czapski unmittelbar nach dem Tode des Stiftungsgründers die „Sorge um das Gemeinwesen“ und den „lebhaftesten Verzicht“ als „patriotische Tat ersten Ranges“.779 Der mit den Termini „Idealismus“ und „Selbstlosigkeit“ verwobene politische Inhalt erwies sich dabei als wandelbar. Genauso wie Abbe nach 1918/19 als „sozialistischer Vordenker“ interpretiert wurde,780 konnte nach dem Untergang des Kaiserreichs die Gründung der Stiftung auch in einem politisch-konservativantidemokratischen Sinn gedeutet werden. Der Jenaer Universitätskurator Max Vollert stellte beispielsweise im Rahmen des 75-jährigen Jubiläums der

774 775 776 777 778 779 780

Vgl. Ostwald: Abbe unser Führer (1912), S. 4. Vgl. ebd., S. 15f. sowie dazu übergreifend Braune: Fortschritt als Ideologie (2009). Vgl. Weiss: Ernst Abbe in der Sicht Felix Auerbachs (1993), S. 513. Vgl. Auerbach: Abbe (1918), S. 362. Vgl. Auerbach: Das Zeiss-Werk und die Carl-Zeiss-Stiftung (1903), insb. S. 79ff. Vgl. Kopie der Trauerrede von Siegfried Czapski, in der Jenaischen Zeitung vom 20.01.1905, überliefert in: UASGJ, 5/31, Bl. 248ff. Vgl. Artikel von Eberhard Zschimmer in der „Volkszeitung“ vom 14.02.1920 („Wie Abbe über Millionäre dachte“), überliefert in: UASGJ, 10/8 (unpag.).

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Zeiss-Werke Abbes Bestrebungen in einen „antimaterialistischen“ und „antiegoistischen“ Kontext und verknüpfte solche Zuschreibungen mit den politisch-gesellschaftlichen Verhältnissen der Weimarer Republik. Ideale Ziele, so Vollert, müssten dazu dienen, das „Vaterland“ über die „Partei“ zu stellen, damit Deutschland „einen neuen Aufschwung erleben könne“.781 Solche Meinungsäußerungen, die überregionale Bezüge beinhalteten, kontrastierten mit den konkreten Rezeptionsräumen Ernst Abbes, die weitgehend auf den Jenaer Raum beschränkt blieben.782 Dieser Sachverhalt verweist auf die enge Verknüpfung von lokal-regionalen Identifikationsmustern und nationalen Bezugskategorien. Dazu gehörte auch die Würdigung Abbes als lokaler Pionier der Verbindung von „Wissenschaft“ und Technik.783 Neben dem Versuch, über die Stiftungsbetriebe den „kulturellen Wert“ von Technik und Arbeit zu propagieren,784 bot Abbe als „Personifizierung“ der Verknüpfung von Wissenschaft und Technik eine ideale Projektionsfläche für entsprechende Anstrengungen um den zielgerichteten Einsatz von Forschungskapazitäten während des Ersten Weltkrieges. So wurde anlässlich des 100. Geburtstages des Industriellen Werner Siemens im Dezember 1916 der Plan der Erstellung einer Abbe-Biografie bekannt gegeben. Mit der Unterstützung der Reichsregierung sollte eine entsprechende Publikation laut Zeitungsbericht „in einer Massenauflage unter Schülern, Arbeitern, ja auch 781

782 783

784

Vgl. Ansprache von Universitätskurator Max Vollert, abgedruckt im Jenaer Volksblatt (Zeitung der Deutschen Demokratischen Partei), No. 270, Jg. 32, 18.11.1921, S. 1, überliefert in: UACZ, BACZ 12733 (unpag.). Vgl. Wimmer: Abbe und Jena (2007), S. 479. Vgl. Borkowsky: Das alte Jena und seine Universität (1908), S. 278 sowie Auerbach: Das Zeiss-Werk und die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena (1903), S. 10. und ders: Carl Zeiss und die Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Technik, in: Einige Zeitungs-Artikel über das Zeisswerk in Jena, erschienen bei Gelegenheit des 75-jährigen Bestehens der Firma (1921), überliefert in: UACZ, Arch. 789 (unpag.). Vgl. Zschimmer: Die Glasindustrie in Jena (1909), S. 88–91. Dort heißt es bezüglich der Glashütte: „Aus unserer Beschreibung wird sich der Leser jetzt ein Bild machen, wie der industrielle Organismus im ganzen beschaffen ist, den man mit einem Worte ‚Glashütte‘ nennt. Wenn wir von den Menschen absehen, die seinen Leib beseelen und beherrschen, so ist er ein Ungeheuer von Stein und Eisen, das täglich große Mengen Kohle, Ton, Sand und Chemikalien frißt und zu jenem kostbaren Schmelzprodukt verdaut, welches die menschliche Hand nach Willkür nützt und formt. In gesetzmäßigem Verhältnis zueinander gehen diese Stoffe ihren vorgeschriebenen Weg durch all die verschiedenen Ein- und Ausgänge, durch Kanäle, Öfen und Maschinen. Es ist interessant, gerade von diesem Gesichtspunkte aus die Industrie zu betrachten, sieht man doch erst dann, wie die Räder der Werke ineinandergreifen, und erkennt das Verhältnis, in welchem die Leistung des Einzelnen zu dem der Gesamtheit steht. Die Ökonomie eines Betriebes ist dasselbe wie die Zweckmäßigkeit einer Maschine. Wie diese auf den Beschauer den Eindruck der Schönheit macht, sobald sie ihre Verrichtung auf dem denkbar kürzesten Wege in größter Vollkommenheit besorgt, so gewährt jede Fabrik dem Empfinden des modernen Menschen einen gewissen ästhetischen Genuß, wenn sie ihre Aufgabe, die Bewältigung roher Naturprodukte zur Erzeugung künstlicher Stoffe und Gegenstände, in zweckmäßiger und vortrefflicher Weise erfüllt.“

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unter den Soldaten im Schützengraben“ verbreitet werden.785 Bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts waren aufgrund der Verschachtelung lokaler und nationaler Sinngebungshorizonte Bestrebungen zu verzeichnen, bestimmte Schriften Abbes in editorisch-publizistischer Form zugänglich zu machen. 1904 eröffnete der Leiter der Anstalt für Mikroskopie, Hermann Ambronn (1856–1927), den Reigen einer entsprechenden Schriftenreihe mit der Herausgabe über Abbes Abhandlungen zur Theorie des Mikroskops.786 Nach Abbes Tod erweiterte der Zeiss-Optiker Ernst Wandersleb (1879–1963) die Sammlung der wissenschaftlichen Abhandlungen Abbes.787 Abbes Nachfolger in der Funktion des Stiftungsbevollmächtigten der Betriebe, Siegfried Czapski, der bereits zuvor als Anwalt Abbescher Ideen gewirkt hatte,788 nahm sich der Herausgabe von Dokumenten an, die Abbe im Bereich der Sozialpolitik hinterlassen hatte.789 Zusätzlich plante er die Abfassung einer Abbe-Biografie, zu der er sich nach eigenen Worten „verpflichtet“ fühlte. Sein früher Tod (1907) sorgte jedoch dafür, dass schließlich Felix Auerbach diese Aufgabe übernahm.790 Insgesamt geriet Abbes Wirken nach seinem Tod zur Projektionsfläche unterschiedlichster Interpreten und Sinngebungsmuster. Dem Interesse der Hochschulangehörigen an einer Aufrechterhaltung ihres eigenen Handlungsspielraumes im Rahmen traditioneller Strukturen (Selbstverwaltung der Universitäten) entsprechend wurde das Engagement des Stiftungsgründers sowie der optischen Industrie im Allgemeinen vor allem als „Neubelebung“ bzw. „Fortwirken“ universitärer Traditionen unter „zeitgemäßen Bedingungen“ gedeutet. Der klassische Philologe Georg Goetz interpretierte die Aufstellung eines universitären Denkmals für Ernst Abbe im Jahre 1911 als „Beweis, dass die hochherzige Gesinnung, in der einst Johann Friedrich die Thüringer Hochschule begründet hat, in dem edlen Hause der Ernestiner nicht erloschen ist, sondern fortlebt und fortwirkt bis auf den heutigen Tag“.791 Eine solche Sichtweise fand auch den Zuspruch der Vertreter der bundesstaatlichen Behörden, die die Errichtung der Carl-Zeiss-Stiftung im idealistischen Sinne als staatliche Maßnahmen ergänzendes Werk der „Fürsorge für das Gemeinwohl“ verstanden wissen wollten.792 Goetzens Kollege Eduard Rosenthal schlug im Jahre 1910 eine Brücke zwischen der Welt um 1800 und dem 20. Jahrhundert, indem er die Gedankengänge Abbes als „aus

785 786 787 788 789 790 791 792

Zitiert nach Lemuth: Alles Abbe? (2007), S. 490. Vgl. Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 1 (1904). Vgl. Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 2 (1906). Vgl. Ausführungen in Kapitel III.1.1. Vgl. Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1906). Vgl. Weiss: Ernst Abbe in der Sicht Felix Auerbachs (1993), S. 510ff. Vgl. Artikel zur Abbe-Gedächtnisfeier in der Jenaischen Zeitung vom 07.02.1911 (Enthüllung Abbe-Büste), S. 1ff, überliefert in: UAJ, BA 1742, Bl. 155. Vgl. ebd.

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der klassischen Epoche Jenas in die schaffende Gegenwart ragendes geistiges Fluidum“ interpretierte und Abbe mit Goethe verglich, der als „letzten Schluss den tätigen Idealismus“ erkannt habe.793 Das Wirken der ZeissStiftung wurde so an „traditionelle“ Bestandteile der universitären Selbstverortung gebunden. Dabei kamen auch spezifisch „nationale“ Wertekategorien zum Tragen. Der bereits erwähnte Wilhelm Ostwald beispielsweise propagierte die Fördertätigkeit der Zeiss-Stiftung für die Universität als im Gegensatz zu den Stiftungen in den USA gelungenes Beispiel von „ethischer Höhe und Selbstlosigkeit“.794 Die Einweihung der Abbe-Büste des Bildhauers Adolf Hildebrand (1847–1921) konnte dabei als deutliches Beispiel der Verknüpfung der Erweiterung des traditionellen Selbstverständnisses der Jenaer Hochschule und des Bestrebens nach einer gleichzeitigen „Neubelebung“ universitärer Traditionen verstanden werden. So hob der Weimarer Staatsminister Karl Rothe im Rahmen dieses Anlasses nicht umsonst die „Anhänglichkeit und Treue“ Abbes für „seine Hochschule“ hervor, die „sein Lebensbild gleichwie mit einem goldigen Rahmen umschließe“. Wurde Abbe im gleichen Atemzug auch als Industrieller und Sozialpolitiker gewürdigt, so lag doch die Betonung nicht zuletzt auf der entscheidenden „Sozialisation“ Abbes durch die Universität.795 Ganz in diesem Sinne bemühte sich der 1920 als Rektor der Salana amtierende Mineraloge Gottlob Linck, die Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung vor allem auf Abbes wissenschaftliche Ausbildung zurückzuführen, um auf diese Weise der Hochschule eine wichtige Funktion innerhalb der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen sozialen Verhältnisse zuzuschreiben.796 Solche auf die Bewahrung traditioneller Stellungen zielende Postulate gingen nicht selten Hand in Hand mit einer Vereinnahmung Abbes für bestimmte wissenschaftsmethodische und oftmals daran gekoppelte weltanschauliche Auseinandersetzungen. So erklärte der Zoologe Ernst Haeckel seinen ehemaligen Kollegen in der von ihm im Jahre 1905 gehaltenen Trauerrede kurzerhand zu einem Vertreter des von Haeckel selbst propagierten „Monismus“.797 Die Suggestion enger Beziehungen von Hochschule und lokaler Großindustrie, die vor allem in die mathematischnaturwissenschaftlichen Kreise der Universität und in die Betriebe hineinwirkte,798 offerierte außerdem neue Möglichkeiten spezifischer universitärer Standortbestimmungen. Infolge der durch die föderative Struktur des 793 794 795 796 797 798

Vgl. Rosenthal: Ernst Abbe und seine Auffassung von Staat und Recht (1910), S. 2f. Vgl. Ostwald: Abbe unser Führer (1912), S. 2ff. Vgl. Artikel zur Abbe-Gedächtnisfeier in der Jenaischen Zeitung vom 07.02.1911 (Enthüllung Abbe-Büste), S. 1ff., überliefert in: UAJ, BA 1742, Bl. 155. „Ohne Universität kein Ernst Abbe, ohne Abbe keine Zeiss-Stiftung...“, zitiert nach Bauer: Die Salana im Selbstbild (2000), S. 162. Vgl. Haeckel: Trauerrede für Ernst Abbe (1905), in: Gedenkreden und Ansprachen (1905), S. 17ff., hier S. 18. Vgl. John: Schiller - Abbe - Haeckel (2007), S. 45.

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Deutschen Reiches hervorgerufenen hochschulpolitischen Konkurrenzsituation sahen sich viele Universitätsangehörige und der jeweiligen Hochschule eng verbundene „Landeskinder“ genötigt, insbesondere innerhalb der „boomenden Jubiläumskultur“799 der Legitimation der entsprechenden Einrichtung neben allgemeinen „nationalstaatlich“ bzw. „universellen“ Merkmalen durch „besondere, unverwechselbare individuelle Charakteristika“, oftmals einhergehend mit territorialstaatlichen Bezügen, einen zusätzlichen Anstrich zu verleihen.800 Der Naumburger Historiker und Literaturwissenschaftler Ernst Borkowsky vertrat in seiner zum 350-jährigen Bestehen der Jenaer Hochschule erarbeiteten Abhandlung zur Geschichte der Universität die Ansicht, die Spenden der Carl-Zeiss-Stiftung „stärkten die Universität Jena im Wettlauf mit den anderen Hochschulen“ und trugen auch „etwas NeuSoziales in ihre Physiognomie hinein“. Die „patriarchalischste aller Universitäten“, so Borkowsky, würde so „zur modernsten Hochschule“.801 In der offiziellen Festzeitung zum 350-jährigen Jubiläum der Universität Jena wurde die Zeiss-Stiftung als „fünfter Nutritor“ der Universität Jena bezeichnet.802 Im Jahre 1921 sprach der Jenaer Universitätsrektor Heinrich Weinel von einem „einzigartigen Verhältnis“ zwischen Universität und Zeiss-Werk.803 Ein weiteres Beispiel von neuen Elementen im traditionellen Gewand liefert die Ehrenpromotion als „spezifisch universitärer Akt der Kommunikation mit dem Staat und der Gesellschaft“.804 Abgesehen von zeitweiligen Dankesschreiben der staatlichen Behörden805 erfüllte die Ehrenpromotion gerade an der Wende zum 20. Jahrhundert als traditionell korporatives Instrument zum Ausdruck universitärer Anerkennung eine wichtige Funktion der institutionellen Dankesbezeugung. So kamen zahlreiche der Carl-Zeiss-Stiftung verbundene Staats- und Industrievertreter in den Genuss entsprechender Ehrungen. Der zeitweilige Stiftungskommissar und Weimarer Staatsminister Karl Rothe erhielt für seine Verdienste im Rahmen der Stiftung anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Optischen Werkstätte 799 800 801 802

803

804 805

Vgl. Müller: Universitätsjubiläen im 19. Jahrhundert (2010). Vgl. Langewiesche: Humboldt als Leitbild? (2011), S. 35. Bezüglich der Jenaer Universität vgl. außerdem Bauer: Universitätsgeschichte und Mythos (2010). Vgl. Borkowsky: Das alte Jena und seine Universität (1908), S. 278. Vgl. Zum Andenken an Ernst Abbe (Verfasser nicht genannt), in: Offizielle Festzeitung zur 350-jährigen Jubelfeier der Universität Jena, hg. vom Festausschuss, redigiert von Alexander Elster, Jena, 31. Juli 1908, S. 3f., überliefert in: UACZ, BACZ 32 (unpag.). Vgl. Ansprache von Universitätsrektor Heinrich Weinel, abgedruckt im Jenaer Volksblatt (Zeitung der Deutschen Demokratischen Partei), No. 270, Jg. 32, 18.11.1921, S. 1, überliefert in: UACZ, BACZ 12733 (unpag.). Vgl. Halle: Universitäre Erinnerungskulturen (2009), S. 264. Vgl. Kopie des Schreibens des Großherzogs C(arl) A(lexander) an Ernst Abbe vom 12.12.1896, in: UASGJ, 5/63, Bl. 162f. sowie Schreiben der Staatsministerien von Sachsen-Coburg (Gotha), Sachsen-Meiningen und Sachsen-Altenburg an die Geschäftsleitung der Carl-Zeiss-Stiftung (September 1917), in: UACZ, BACZ 9204 (unpag.).

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den Ehrendoktor der Philosophischen Fakultät zugesprochen, im Jahr des 350-jährigen Bestehens der Jenaer Universität ehrte ihn die Hochschule ein weiteres Mal mit der Auszeichnung zum Dr. jur. h. c. hinsichtlich „seiner Verdienste um Staat und Universität“ und als „Mitschöpfer der Carl-ZeissStiftung“.806 Ebenso erhielten der von 1884–1909 als Universitätskurator amtierende Heinrich Eggeling, der Präsident des Oberlandesgerichts und Stiftungskommissar der Zeiss-Stiftung (1912–1933) Friedrich Ebsen und der in beiden Funktionen amtierende Regierungsrat Max Vollert akademische Ehrentitel.807 Aus den Reihen der Industrie empfingen neben dem Stiftungsgründer Ernst Abbe bis zum Jahr 1921 Rudolf Straubel, Max Fischer und Otto Schott als Vertreter der Stiftungsbetriebe entsprechende Auszeichnungen.808 Diese Formen der institutionellen Dankesbezeugung spielten gerade für die Konstruktion einer mentalen Verbundenheit mit der Universität eine nicht unwesentliche Rolle. Dies belegen beispielsweise die Fälle von Karl Rothe und Max Fischer, die beide in den Reihen der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität wirkten. Insbesondere Fischer, der sich in längerfristiger Form als Rothe, der bereits zu Anfang der 1920erJahre verstarb, in der Gesellschaft engagierte (ab 1927 als Vorsitzender) und 1923 auch zum „Ehrenbürger“ der hiesigen Hochschule ernannt wurde, trug maßgeblich zur Unterstützung der Jenaer Universität bei.809 Bezüglich der aufgezeigten Praktiken des institutionellen Umgangs mit den zeitgenössischen Herausforderungen des strukturellen Umbruchs wird ein Bild sichtbar, das im Falle der Jenaer Hochschule sowohl lokal-spezifische als auch allgemein-verbindende Zugänge zum institutionellen Selbstverständnis der Hochschule in den ersten beiden Dezennien des 20. Jahrhunderts eröffnet. Besondere Rahmenbedingungen, wie im Jenaer Falle die außergewöhnlich hohe Beteiligung der optischen Industrie an der universitären Finanzierung, sorgten für eine Erweiterung des universitären Selbstverortungskanons, die entsprechenden Versuche der universitären Standortbestimmung wurden aber gleichzeitig in Bestrebungen zur „Neubelebung“ universitärer Traditionen kanalisiert. Diesem Sachverhalt entsprach auch der Rückgriff auf traditionelle Instrumente (Bsp. Ehrenpromotion). Eng verbunden mit dem Zugriff auf die historische Vergangenheit waren bestimmte politische Kontexte, wobei sich spezielle Zuschreibungen und Termini als „wandelbar“ für jeweils besondere Hintergründe erwiesen. Die „Vielfältigkeit“ der Einordnungsmöglichkeiten des Wirkens von Abbe offenbarten nicht zuletzt

806 807 808 809

Vgl. Hartung/Wipf: Die Ehrendoktoren der Friedrich-Schiller-Universität in den Bereichen Naturwissenschaften und Medizin (2004), S. 85. Vgl. ebd., S. 79 und 100 sowie Bauer/Hartung: Die Ehrendoktoren der FriedrichSchiller-Universität in den Geisteswissenschaften 1800 bis 2005 (2007), S. 478. Vgl. ebd., S. 84, 99 sowie 103f. Vgl. Ausführungen in Kapitel IV.1. und IV.2.

Institutioneller Umgang mit privater Wissenschaftsfinanzierung 187

die Auseinandersetzungen um die „konkrete Form“ lokaler (d. h. im städtischen Rahmen verlaufender) Erinnerungskulturen, wurde doch um die Konzeption des 1911 schließlich eingeweihten städtischen Abbe-Denkmals heftig gestritten.810 Jeweils eigene Projektionsfolien lieferte die Verortung des Wirkens der Carl-Zeiss-Stiftung auch den Vertretern der Universität und der bundesstaatlichen Verwaltung; „Idealismus“ und „Gemeinwohl“ ließen sich hier mit entsprechenden Traditionen und Interessen (Bsp. Selbstverwaltung, bundesstaatliche Befugnisse) durchaus kombinieren. Das Wirken der optischen Industrie erwies sich damit sowohl innerhalb der Weimarer Regierung als auch der Jenaer Hochschule im Hinblick auf traditionelle Selbstbilder als „anschlussfähig“. Damit erfand sich die Universität keineswegs neu, vielmehr bekräftigte sie nun auf der Basis einer Mischung traditioneller und neuer Elemente ihren Anspruch, „zentraler, selbstgestalteter bürgerlicher Entfaltungsraum von gesamtnationaler Bedeutung zu sein“.811 „Tradition“ und „Wandel“ erwiesen sich demzufolge nicht nur auf der institutionell-strukturellen Ebene als eng verbundene Elemente, sondern bildeten zumindest im Jenaer Fall wesentliche Charakteristika des universitären Selbstverständnisses im Rahmen des Prozesses der Entwicklung zum „wissenschaftlichen Großbetrieb“. Waren den Beziehungen zwischen Universität, bundesstaatlicher Administration und optischer Industrie im Bereich konkreter Handlungen bestimmte Grenzen gesetzt, so erwies sich auch das institutionelle Selbstverständnis der Jenaer Universität als nur bedingt erweiterungsfähig. Dies tat allerdings dem Umstand keinen Abbruch, dass vonseiten der Jenaer Hochschule eine in die Öffentlichkeit hineinwirkende positiv ausgerichtete „Traditionsbildung“ betrieben wurde. Diese stand aber vor allem unter dem Fokus einer spezifisch lokalen universitären Standortbestimmung und zielte kaum auf einen übergeordnete Neuordnung des universitären Selbstverständnisses. Wenngleich der Jenaer Physiker Felix Auerbach anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Zeiss-Werke im Jahre 1921 die Streitigkeiten zwischen „Theorie“ und „Praxis“ ad acta gelegt sehen wollte,812 machte das Statement des der Industrie stark verbundenen Chemikers Fritz Haber, der die Beziehungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft mit der Beziehung des Menschen zur Religion verglich und dabei sowohl von „festem Glauben“ als auch von „Heidentum“ sprach,813 deutlich, dass die Förderung des

810 811 812

813

Vgl. dazu Werner: Moderne in der Provinz (2003), S. 106f. Vgl. Halle: Universitäre Erinnerungskulturen (2009), S. 261. Vgl. Auerbach: Carl Zeiss und die Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Technik (1921), in: Einige Zeitungs-Artikel über das Zeisswerk in Jena, erschienen bei Gelegenheit des 75-jährigen Bestehens der Firma, überliefert in: UACZ, 789 (unpag.). Vgl. Auszüge aus der Rede von Fritz Haber über Wissenschaft und Wirtschaft, in: Zierold: Forschungsförderung in drei Epochen (1968), S. 575f.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität Jena 1886–1923

universitären Lehr- und Forschungsbetriebes durch die Industrie in der Weimarer Republik eine Angelegenheit war, die wie schon im Kaiserreich mit einem Fragezeichen versehen werden musste.

5. Zwischenresümee An dieser Stelle sollte bereits deutlich geworden sein, dass das Engagement der optischen Industrie im Kaiserreich und der frühen Weimarer Republik unterschiedlich zu bewerten ist. Einerseits lässt sich anhand der Fördertätigkeit der Carl-Zeiss-Stiftung eine großzügige finanzielle Unterstützung der Jenaer Universität erkennen, die durch wachsenden industriellen Wohlstand ermöglicht wurde und innerhalb derer sowohl „mäzenatische“, auf soziale Integration zielende Bestrebungen, als auch die Erkenntnis einer zunehmenden Verbindung von wissenschaftlicher Forschung und industriellem Produktionsprozess eine wichtige Rolle spielten. Andererseits stellten die an den Instituten der Universität betriebenen Arbeiten für die Firmen Zeiss und Schott lediglich einen „ergänzenden“ Faktor dar. Überwiegend bediente sich die Industrie informeller und persönlicher Verbindungen, um wichtige Kooperationsprojekte voranzutreiben. An einer weitgehenden Finanzierung der Jenaer Hochschule waren die Stiftungsbetriebe kaum interessiert. Sowohl Abbe als auch seine Nachfolger betrachteten die materielle Versorgung der Salana als Aufgabe der Erhalterstaaten, industrielle Beihilfen sollten keinesfalls die regulären Dotationen aus den Schatullen der Herzogtümer ersetzen. Allerdings sorgte die immense Bedeutung der CarlZeiss-Stiftung als universitärer Sponsor angesichts der finanziell angespannten Haushaltssituation der Jenaer Hochschule für eine permanente Auseinandersetzung über die allgemeine Reichweite privater Wissenschaftsfinanzierung. Hierbei wurde der bereits von Ernst Abbe beschrittene Weg des Kompromisses zwischen einer Ausweitung der Stiftungszuschüsse und einer gleichzeitigen Erneuerung der Beschränkungen der allgemeinen Stiftungstätigkeit weitgehend beibehalten. Trotz der hohen Stiftungsbeihilfen wurde die „Vormachtstellung“ der Bundesstaaten im Bereich der Finanzierung der Bildungs- und Forschungseinrichtungen nicht ernsthaft infrage gestellt, sie blieben weiterhin die maßgeblichen Finanziers der genannten Institutionen. Auch wenn die universitären Selbstverwaltungs- und die bundesstaatlichen Aufsichtsbefugnisse kaum eingeschränkt wurden, drohten in einzelnen Fällen die Stiftungsbeihilfen in den Augen der bundesstaatlichen Administration und der Hochschulangehörigen das traditionelle Korsett der Strukturen der Hochschule zu sprengen. Nicht selten forderte die optische Industrie über den Weg der universitären Finanzierung Mitspracherechte ein (siehe die Mitwirkung an bestimmten Bauprojekten und der Einrichtung neuer Professuren). Umso mehr bemühten sich das Weimarer Kultusministerium und die Hochschulangehörigen im Sinne der Aufrechterhaltung eigener

Zwischenresümee

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Handlungsspielräume, den inneruniversitären Einfluss des neuen Kofinanziers zu begrenzen. Bestimmte industriell geförderte Projekte waren daher nur in Ansätzen durchsetzbar (siehe die Auseinandersetzungen um die Inund Exklusion bestimmter wissenschaftsdisziplinärer Teilbereiche). Zudem ergriffen die Universitätsangehörigen und die staatliche Administration die Gelegenheit, über den Kitt spezifisch lokaler und nationaler Identifikationsraster die herausgehobene Stellung der Hochschule zu untermauern und die neuen Verbindungen zur Industrie in das Gehäuse des traditionellen Selbstverortungskanons zu integrieren. Innerhalb dieser Kopplung von „Tradition“ und „neuen Wegen“ verliehen die industriellen Beihilfen dem Ausbau der Jenaer Universität eine neue Dynamik und sorgten trotz notwendiger Kompromisse für eine weitreichende Flexibilität des Kultusministeriums und der Hochschulangehörigen. Sie zeichneten außerdem neue Konturen innerhalb der Strukturen der diversifizierten Bildungs- und Forschungslandschaft. Ein Beispiel für diesen Sachverhalt bietet die Integration der neuen angewandten Wissenschaftsdisziplinen. Die Unterstützung des universitären Ausbaus war dabei sowohl von Brüchen wie auch Kontinuitäten gekennzeichnet und passte sich vielfach der politischen und ökonomischen „Wetterlage“ an (siehe die Förderung bestimmter Wissenschaftszweige während des Ersten Weltkrieges). Ein ähnliches Bild bot der Umgang mit vermeintlichen universitärindustriellen Traditionen. So fungierte insbesondere die Person Ernst Abbes als Projektionsfläche unterschiedlicher Erwartungshaltungen und wurde vielfach mit politischen Implikationen verwoben (beispielsweise als Vorbildfunktion im Bereich der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Technik). Letztendlich erwies sich das Kaiserreich als wichtige „Scharnierphase“ für die weiteren Entwicklungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Der Ausbau der Universitäten wurde trotz der Einrichtung neuer Forschungsinstitutionen (Bsp. der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft) unter der Beteiligung industrieller Kreise fortgesetzt. Dabei wurde das Fundament der Forschungsförderung erweitert, die grundsätzliche Verteilung der finanziellen Trägerschaft blieb aber, abgesehen vom wachsenden Engagement des Deutschen Reiches, weitgehend erhalten. Die Kriegsfolgen, darunter insbesondere die Inflation, setzten überdies dem industriellen Engagement enge Grenzen und sorgten dafür, dass sich auch beim Übergang in die Weimarer Republik die einzelnen Länder und in zunehmendem Maße das Reich als maßgebliche Finanziers der Bildungs- und Forschungseinrichtungen hervortaten, während sich die Industriellen (ganz in ihrem Sinne) weiterhin auf die Rolle eines „ergänzenden“ Förderers beschränkten.

IV. Die Industrie als Förderer universitärer „Neuprofilierung“ und „Mobilisierung“? Die Zeiss-Stiftung und die Jenaer Universität von den 1920er-Jahren bis zum Ende der NS-Diktatur (1924–1945) Im vorangegangenen Abschnitt wurden die Auswirkungen der Zäsur von 1918/191 im Bereich der deutschen Bildungs- und Forschungslandschaft vor allem bezüglich der Entstehung neuer Forschungsförderorganisationen schemenhaft umrissen. Die Kriegsfolgen2 und der damit verbundene Umbruch im Bereich national- und bundesstaatlicher Strukturen (Gründung des Landes Thüringen 19203 ) führten auch innerhalb der Universitäten zu zahlreichen Veränderungen.4 Strukturelle Reformansätze, die bereits während des Kaiserreichs debattiert worden waren, kamen nun unter ganz anderen Rahmenbedingungen zum Durchbruch, so beispielsweise die Gründung einer „Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät“ im Jahre 1923 und die Auslagerung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachbereiche aus der Philosophischen Fakultät (1924/25).5 Im Falle der Jenaer Universität verweisen vor allem Bestrebungen zum Ausbau bestimmter Fachbereiche wie der Psychologie, der Soziologie und der Pädagogik (hier insbesondere in Form der kurzfristigen Errichtung einer eigenen „Abteilung für Erziehungswissenschaft“) im Zuge einer bildungspolitischen Offensive der von 1921–1924 amtierenden Thüringer Landesregierung aus SPD und USPD (als Minderheitsregierung erst toleriert durch die KPD, dann schließlich unter ihrer Beteiligung) auf die besonderen zeitgenössisch bedingten Muster der Umstrukturierung und „Neuprofilierung“ der Jenaer Universität.6 Ebenso signifkant, aber in eine ganz andere Richtung führend, erwiesen sich die Konsequenzen aus der Herrschaft der Nationalsozialisten. So kam es in den 1930er-Jahren an der Jenaer Universität zu einem zielgerichteten Ausbau der Biowissenschaften, der Medizin und der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachbereiche, um die Kapazitäten der einzelnen Universitätsinstitute für die Kriegs- und rassenpolitischen Pläne des NS-Regimes 1 2

3 4 5 6

Vgl. Jesse: Systemwechsel in Deutschland (2010), S. 33–46. Vgl. dazu übergreifend Kolb: Der Frieden von Versailles (2005) sowie in kulturgeschichtlicher Hinsicht die verschiedenen Beiträge in Dülffer/Krumeich: Der verlorene Frieden (2002). Vgl. Häupel: Die Gründung des Landes Thüringen (1995), insb. S. 20–106. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 296–306. Vgl. dazu ebd., S. 366–373 sowie Opitz: Die Rechts und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena (2003), S. 471ff. Vgl. John: Wege nach Weimar (2009), S. 197ff.

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brauchbar zu machen.7 Für die Beziehungen zwischen der optischen Industrie, den staatlichen Verwaltungsbehörden und der Jenaer Universität stellt sich die Frage, welche Rolle die Stiftungsbetriebe und insbesondere die CarlZeiss-Stiftung bei dieser „Neuprofilierung“ und „Mobilisierung“ der hiesigen Hochschule spielten. In welchem Zusammenhang standen die Bezüge der Jenaer Universität zur Carl-Zeiss-Stiftung und strukturelle Umbrüche bzw. Kontinuitäten in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus?8 Wurden durch finanzielle Mittel der Carl-Zeiss-Stiftung ein entsprechender Profilwandel und die Bereitstellung wissenschaftlicher Ressourcen für das NS-Regime gefördert? Welche Bedeutung erlangte die Zusammenarbeit von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft im universitären Rahmen vor dem Hintergrund des im Zuge des Strebens nach machtpolitischem Wiederaufstieg ausgegebenen Postulats einer „wissenschaftlich-industriellen Gemeinschaftsarbeit“9 und den Kriegssplänen der Nationalsozialisten?10

1. Am Rande? Die Zeiss-Stiftung und die allgemeine Entwicklung der Universitätsfinanzen (1924–1945) Der Übergang der Verwaltung der ehemals „Herzoglich-Sächsischen-Gesamtuniversität Jena“ auf das im Jahre 1920 gebildete Land Thüringen (ab 1921 trug die Hochschule die funktionelle, den territorial-administrativen Neuordnungen entgegenkommende Bezeichnung „Thüringische Landesuniversität Jena“)11 führte neben allgemeinen strukturellen Umbrüchen (bspw. der Integration der Studentenschaft in die universitäre Verfassung durch die Errichtung eines „Allgemeinen Studentenausschusses“)12 auch zu Änderungen im Bereich der Administration der Universitätsfinanzen. In Zusammenarbeit mit dem Rentamt der Universität übernahm nach der Gründung des Volksbildungsministeriums (1921) und dem Wegfall des Kuratorenamtes (1922) die neu eingerichtete „Ministerialgeschäftsstelle“ bei der hiesigen Hochschule die Führung der Geschäfte. Ein geregeltes Budget des neuen Landes in Form eines einheitlichen Haushaltsplanes kam infolge der Hyperinflation aber erst im Jahre 1925 zustande.13 Bereits ein Jahr zuvor waren deutliche 7 8

9 10 11 12 13

Vgl. Hoßfeld/John/Lemuth/Stutz: Zum Profilwandel der Jenaer Universität im Nationalsozialismus (2003), S. 78ff. Vgl. vom Bruch/Pawliczek: Zum Verhältnis von politischem und Wissenschaftswandel (2006), S. 11 sowie Marsch: Von der Syntheseindustrie zur Kriegswirtschaft (2002). Vgl. Flachowsky/Nötzoldt: Von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (2004), S. 159ff. Vgl. Sieg: Strukturwandel der Wissenschaft im Nationalsozialismus (2001), S. 260. Vgl. zu den Hintergründen John: Namenswechsel - Wendezeiten? (2010), S. 107–110. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 301–306 sowie Zinn: Studentische Selbstverwaltung (2005), S. 448–463. Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 1f.

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Verschiebungen innerhalb des finanziellen Gefüges der Jenaer Universität zu beobachten. Durch die in den 1920er-Jahren immer virulenter werdende Inflation und die infolge der territorial-staatlichen Neuordnungen (Zusammenschluss der einzelnen fürstlich-herzoglichen Gebiete zum Land Thüringen mit Ausnahme der preußischen Besitztümer) gestärkte Finanzkraft der neuen landesstaatlichen Verwaltungsorgane schrunpfte der Anteil der Stiftungsleistungen an den regulären Ausgaben der Universität von ca. 68 Prozent im Jahre 1921 auf ungefähr 17 Prozent zum Zeitpunkt der Einführung der Reichsmark (1924).14 Verantwortlich für dieses neue Größenverhältnis war neben der territorialen Neustrukturierung und der Inflation, die freilich auch im Bereich der Landespolitik zunächst eine Phase zurückhaltender Förderung zutage treten ließ,15 auch ein vermehrtes Schuldenwachstum und eine wachsende Kreditaufnahme seitens der Landesverwaltungen.16 All die genannten Gründe ermöglichten es der Jenaer Universität, ab der Mitte der 1920er-Jahre in den Genuss vermehrter finanzieller Zuwendungen durch die Regierung des Landes Thüringen zu gelangen.17 Als besonders vorteilhaft für die Universitäten erwies sich außerdem der Umstand, dass institutionelle Neugründungen im Bereich der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft (sieht man von den ab Mitte der 1920er-Jahre gebildeten „Pädagogischen Akademien“ ab) gering blieben. Vierzehn der ehemals 25 im Kaiserreich bestehenden Einzelhochschulen für spezielle Fachgebiete (Handelshochschulen, Tierärztliche-, Landwirtschaftliche- und Forstwirtschaftliche Hochschulen sowie Bergbauakademien) wurden im Zeitraum von 1910 bis 1939 den Universitäten und Technischen Hochschulen angeschlossen.18 Die Universität Jena profitierte (nicht zuletzt durch den persönlichen Einsatz zahlreicher Universitätsangehöriger im Umfeld der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena e. V.) vor allem von dem Scheitern der Pläne zur Gründung einer Thüringischen Hochschule für Wirtschaft, Verwaltung und Technik in Eisenach Anfang der 1920er-Jahre.19 Abgesehen von einigen Schwankungen vergrößerte sich der Abstand zwischen den Aufwendungen aus der Landeskasse und den Zuschüssen der CarlZeiss-Stiftung im Zeitraum von 1924–1945 nahezu stetig.20 Hatten sich die regelmäßigen Leistungen der Zeiss-Stiftung in den Jahren von 1900–1921 stets in der Nähe von ca. zehn bis 30 Prozent der regulären Aufwendungen 14 15 16 17 18 19 20

Vgl. Diagramme 6 und 7, Anhang B, S. 389. Vgl. Pfetsch: Staatliche Wissenschaftsförderung in Deutschland 1870–1975 (1990), S. 121 sowie Feldman: The Great Disorder (1993), S. 546–553. Vgl. Ullmann: Der deutsche Steuerstaat (2005), S. 128. Vgl. Jeskow: Die Universitätsfinanzierung in Preußen und Thüringen in der Zwischenkriegszeit (2010), S. 135. Vgl. Titze: Hochschulen (1989), S. 209. Vgl. Opitz: Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena (2003), S. 472 sowie Ausführungen in Kapitel III.3. Vgl. Diagramm 7, Anhang B, S. 395.

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aus dem Haushalt der Bundesstaaten bewegt21 , so fiel dieser Anteil, der bereits in den Jahren des Ersten Weltkrieges deutlich rückläufig war22 , in den Jahren von 1924 bis 1945 auf durchschnittlich drei bis sieben Prozent.23 Die neue Stellung der finanziellen Zuschüsse der Stiftung im Rahmen der Universitätsfinanzen sorgte dafür, dass Konflikte um die grundsätzliche Rolle der Zeiss-Stiftung innerhalb des Hochschuletats im Gegensatz zu vorangegangenen Zeiten (bspw. bezüglich der Gehaltsreformen von 1901 und 1911) kaum mehr auftraten. Stattdessen beschlossen die Stiftungsorgane wenige Monate nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, die regelmäßige Jahresleistung der Stiftung auf „mindestens“ 130.000 Reichsmark festzusetzen, wobei diese Summe zugleich als „unwiderruflicher“ Mindestbetrag gelten sollte.24 Der Zeiss-Geschäftsführer August Kotthaus (1884–1941) vertrat gegenüber dem ab 1920/23 für die Stiftung im Thüringischen Volksbildungsministerium zuständigen Referenten Friedrich Stier die Ansicht, es bestünden diesbezüglich seitens der Geschäftsleitungen keinerlei Bedenken, da die Summe von 130.000 Reichsmark „schon vorsichtig genug bemessen sei“.25 Auch die in den 1920er-Jahren zunehmende Etablierung privater Förderorganisationen änderte wenig an dem eher verhaltenen Charakter privater Wissenschaftsfinanzierung im genannten Zeitraum. Im Jahre 1928 betrugen die Zuwendungen seitens der 1921 gegründeten Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena gerade einmal 24.163 Reichsmark und beliefen sich damit auf einen Anteil von ungefähr einem Prozent des regulären universitären Gesamtbudgets (ohne Einbezug der Universitäts-Kliniken).26 Zwar war das Engagement der Industrie gerade im Hinblick auf die Zunahme der Gründung der Hochschulfördergesellschaften von Institution zu Institution durchaus verschieden,27 aber die Tatsache, dass der Jenaer Verein gemessen an mehreren Umfragen des Industriellen Carl Duisberg (Mitglied einer entsprechenden Gesellschaft zur Unterstützung der Universität

21 22 23 24 25 26 27

Vgl. Diagramm 8, Anhang B, S. 396. Vgl. ebd. Vgl. Diagramm 9, Anhang B, S. 397. Vgl. Protokoll Nr. 524 der Stiftungssitzung vom 23.12.1939, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 546, Bl. 266. Vgl. außerdem Ausführungen in Kapitel IV.4. Vgl. Schreiben von August Kotthaus an Ministerialrat Friedrich Stier vom 30.12.1939, in: UACZ, BACZ 26232 (unpag.). Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 26 sowie Diagramm 7, Anhang B, S. 395. So besaß eine entsprechende Organisation in Kiel nach den Informationen des ZeissGeschäftsführers Max Fischer ca. 10.000 Mitglieder, während der Jenaer Verein nur eine Mitgliederzahl von 700 vorweisen konnte, vgl. Entwurf des Rundschreibens von Max Fischer an die Mitglieder der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena (undatiert), in: UAJ, U Abt. I Nr. 4 (teilw. pag.).

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Bonn) im Vergleich zu anderen Organisationen durchaus einen annehmbaren Durchschnitt repräsentierte,28 bringt offenkundig zum Ausdruck, dass die Jenaer Verhältnisse innerhalb der „Universitätslandschaft“ mitnichten einen Ausnahmefall darstellten. Von einem durchgehend „stetigen Rückgang“ des industriellen Engagements kann im Hinblick auf das Verhältnis von Zeiss-Stiftung und Jenaer Universität aber dennoch keine Rede sein. Wenngleich sie bei Weitem nicht mehr das Niveau vorangegangener Zeiten erreichten, stiegen die Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität ab der Mitte der 1920er-Jahre wieder an.29 Gelder aus der Stiftungskasse ermöglichten neben der Förderung zahlreicher universitärer Einrichtungen auch den Erhalt bzw. Ausbau von unter der Verwaltung des Deutschen Reiches stehenden Institutionen wie bspw. die im Jahre 1919 nach Jena verlagerte (ursprünglich in Straßburg im Elsaß befindliche) Hauptstation für Erdbebenforschung (später Reichsanstalt für Erdbebenforschung).30 Zusätzlich flankiert wurde die Bereitstellung von Reichsmitteln für die deutsche Forschungslandschaft durch Spenden der Firma Zeiss für die „Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft“ (im Jahre 1925 und 1928/29 mit je 5.000 und 10.000 Reichsmark) sowie durch die Mitwirkung des genannten Unternehmens in dem innerhalb der „Notgemeinschaft“ eingerichteten „Apparate-Ausschuss“ (entsprechende Sitzungen fanden 1922 und 1924 in Jena statt).31 Für all diese Sachverhalte war insbesondere die nach 1924 eintretende „relative Stabilität“ der wirtschaftlichen Verhältnisse verantwortlich.32 Zwar ging die einstmals dominante Stellung der deutschen optischen Industrie nach dem Ersten Weltkrieg endgültig verloren, aber die Jenaer Unternehmen blieben im internationalen Wettbewerb weiterhin auf hohem Niveau konkurrenzfähig.33 Dies belegten nicht zuletzt der Bau des ersten ZeissPlanetariums (1925 in München), dem weitere folgten (u. a. 1926 auch in Jena) sowie der auch in der optischen Industrie in den 1920er-Jahren einsetzende Trend zur Unternehmenskonzentration (1926 schlossen sich unter der Führung des Jenaer Mutterkonzerns mehrere Unternehmen zur „Zeiss Ikon AG“ zusammen),34 der vor allem dem Streben nach Rationalisierung und technischer Expansion, aber auch der Aufrechterhaltung von investiertem 28 29 30 31

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Vgl. Jahresbericht der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena (undatiert, ca. 1929), in: UAJ, U Abt. I Nr. 4 (teilw. pag.). Vgl. Diagramme 6 und 7, Anhang B, S. 394. Vgl. Unterreitmeier: Seismische Station und Seismometrie in Jena (1997), S. 220. Vgl. Durchschlag des Schreibens von Rudolf Straubel an Friedrich Schmitt-Ott vom 10.03.1922, in: UACZ, BACZ 22794 (unpag.) sowie Schreiben von Friedrich SchmidtOtt an Rudolf Straubel vom 11.04.1922, in: ebd. Für die Sitzung von 1924 vgl. Schmidt-Ott: Erlebtes und Erstrebtes (1952), S. 186. Vgl. Henning: Deutsche Wirtschafts- und Sozialgeschichte (2003), S. 366. Vgl. Saßmannshausen: Wachstum in schwieriger Zeit (2003), S. 91f. Vgl. Walter: Zeiss (2000), S. 128 und 133.

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Kapital geschuldet war.35 Der wachsende Abstand zwischen industrieller und staatlicher Wissenschaftsförderung traf sich mit den Erwartungshaltungen der privaten Geldgeber, die wie bereits zu Zeiten des Kaiserreichs der privaten Hochschulförderung lediglich eine „ergänzende“ Funktion zugestanden. So unterstrich beispielsweise der Geschäftsführer der Elberfelder Farbenwerke Bayer, Carl Duisberg, der gleichzeitig in der 1917 gegründeten Gesellschaft von Freunden und Förderern der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn Mitglied war, zwar ähnlich wie der Zeiss-Geschäftsführer Max Fischer36 die Notwendigkeit einer stärkeren finanziellen Unterstützung der Hochschulen im Hinblick auf ihre „Zuliefererfunktion“ für die Industrie, verwies dabei aber hinsichtlich der Bereitstellung entsprechender Gelder vor allem auf die Zuständigkeit der Länder und des Reiches.37 Dieser Argumentation schloss sich im weitgehenden Sinne auch der Verein Deutscher Chemiker in einem Schreiben an das Thüringer Ministerium für Volksbildung an.38 Neben der sich von den Kriegsjahren bis 1924 erstreckenden Inflation setzten die Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929 und der Beginn des Zweiten Weltkrieges dem industriellen Engagement sowohl innerhalb der Hochschulen als auch im Rahmen der außeruniversitären Einrichtungen wie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft deutliche Grenzen.39 Gerade die wirtschaftliche Krisensituation Ende der 1920er-Jahre hatte gravierende Auswirkungen für die Stiftungsbetriebe,40 zumal sich unter der Kanzlerschaft Heinrich Brünings (1885–1970) die allgemeine wirtschaftliche Notlage verschärfte.41 Im Zeiss-Werk wurde ein Viertel der Belegschaft entlassen.42 Gleichzeitig kam in den Stiftungsbetrieben das Instrument der Kurzarbeit zum Einsatz.43 35 36

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38

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Vgl. Plumpe: Die I. G. Farbenindustrie AG (1990), S. 144 sowie Reckendrees: Das Stahltrust-Projekt (2000), S. 271ff. Vgl. Niederschrift des Vortrages von Max Fischer (1. Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena) in Gotha am 08.01.1928, Sonderdruck aus „Die Jenaer Studentenschaft“, überliefert in: UACZ, BACZ 16195 (unpag.). Vgl. Duisberg: Hochschulen sind für die Industrie dringendes Erfordernis (Sondernummer des Karlsruher Tagesblattes „100 Jahre Technische Hochschule Karlsruhe“ vom 29.10.1925), in: Duisberg: Abhandlungen (1933), S. 380. Vgl. Schreiben des Vereins Deutscher Chemiker an das Ministerium für Volksbildung und Justiz des Landes Thüringen vom Juli 1927, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 254, Bl. 37f. Vgl. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement im „Dritten Reich“, Bd. 2 (2007), S. 1267f. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Ebsen an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 24.06.1931, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 253, Bl. 128. Vgl. Blasius: Weimars Ende (2005), S. 25. Vgl. Walter: Zeiss (2000), S. 165. Vgl. Abschrift des Schreibens von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 27.12.1930, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 257, Bl. 3.

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Während das Stiftungsvermögen zunächst noch konstant blieb44 , verringerten sich die Gewinne der Firmen ab 1929 in deutlichem Maße, für 1931 und 1932 notierten die Bilanzen gar das Ausbleiben eines Gewinnbetrages.45 Hinzu kamen vermögensrechtliche Auseinandersetzungen. Im Jahre 1923 wurde die Zeiss-Stiftung vom Weimarer Finanzamt noch als „gemeinnützig“ anerkannt und demzufolge von Vermögenssteuer und Zwangsanleihe befreit.46 Im November 1928 erklärte ein Gerichtsurteil diese Entscheidung aber für null und nichtig.47 Insofern erwies sich auch das Bild, das der amerikanische Journalist Hubert R. Knickerbocker (1898–1949) von der vermeintlichen „Jenaer Insel“ inmitten der wirtschaftlich angespannten Situation zeichnete (wenngleich er die Auswirkungen der Krise auf die Zeiss-Werke nicht bestritt),48 als trügerisch. Der Personalchef des Zeiss-Werkes, Friedrich Riclef Schomerus, sah sich gezwungen, dem Ansinnen des Angestelltenrates nach einer „Unwiderruflichkeit“ der seit 1925 gezahlten prozentualen Gehaltszuschläge für die Beschäftigten der Firma entgegenzutreten.49 Vorsichtshalber wurde im Jahre 1931 das Stiftungsstatut (§ 67) dahingehend abgeändert, dass die Trennung von „unwiderruflichem Lohn“ und „individuellen Zuschlägen“ juristisch festgeschrieben wurde.50 Stiftungskommissar Friedrich Ebsen ließ das Thüringer Volksbildungsministerium im Dezember 1930 wissen, dass angesichts der Wirtschaftskrise eine „Minderung der Ausgaben“ notwendig sei.51 Demzufolge war im Jahre 1931 ein deutlicher Rückgang der Stiftungsaufwendungen für die Universität zu beobachten.52 Davon waren auch Bereiche betroffen, deren Erhalt bzw. Ausbau aufgrund ihrer wissenschaftlichen Forschungsarbeiten im Interesse der Stiftungsbetriebe lag. So genehmigten die Stiftungsorgane im Jahr 1930 beispielsweise einen Zuschuss zum Umbau des Physikalischen Instituts,53 lehnten jedoch innerhalb desselben Jahres eine Umwandlung der bisher einmaligen Beihilfen für das Theoretisch-Physikalische Seminar in dauerhafte Zuwendungen 44 45 46 47 48 49

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Vgl. Diagramm 3, Anhang B, S. 390. Vgl. Diagramm 5, Anhang B, S. 393. Vgl. Schreiben des Finanzamtes in Weimar an das Thüringische Ministerium für Volksbildung vom 14.12.1923, in: UACZ, BACZ 8443 (unpag.). Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 21. Vgl. Knickerbocker: Deutschland so oder so? (1932), S. 46–57. Vgl. Schomerus, Friedrich: Ist die Verminderung der Bezüge der Angestellten der Stiftungsbetriebe rechtlich zulässig?, in: Sonderdruck aus der Zeiss-Werkzeitung, neue Folge, Jg. 6, H. 1, März 1931, überliefert in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 1644, Bl. 1f. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an die Geschäftsleitung der Firmen Carl Zeiss und Schott u. Genossen vom 30.06.1931, in: ebd., Bl. 12. Vgl. Abschrift des Schreibens von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 27.12.1930, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 257, Bl. 3. Vgl. Diagramm 7, Anhang B, S. 395. Vgl. Schreiben des Thüringischen Volksbildungsministeriums an das Universitätsrentamt vom 27.05.1930, in: UAJ, C 656, Bl. 29.

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ab.54 Erst Mitte der 1930er-Jahre stiegen die Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität wieder an, brachen dann aber unter dem Eindruck des industriellen „Kriegsschocks“55 erneut ein.56 Eine ähnliche Entwicklung nahmen mit Ausnahme der Zäsur des Jahres 1939 die aus der Landeskasse fließenden Gelder.57 Abgesehen von lokal-regionalen „Akzentuierungen“ der universitären Profilbildung (die Summen waren von Hochschule zu Hochschule und von Fachbereich zu Fachbereich durchaus verschieden) kam es auf diese Weise unter dem Nationalsozialismus in nur wenigen Fachbereichen zu gravierenden finanziellen Einschnitten.58 Allerdings konnten außeruniversitäre Einrichtungen wie die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vor allem unter der Inanspruchnahme von Mitteln des Reiches ungleich stärker von den Kriegsvorbereitungen des NS-Regimes profitieren, als dies bei den Universitäten der Fall war.59 Ingesamt blieb die finanzielle Situation der Universität Jena schwierig. Im Vergleich zu Ländern wie Preußen, Sachsen oder den süddeutschen Staaten Baden und Württemberg gab Thüringen, gemessen an der Zahl der Studenten der Salana, deutlich weniger Geld für universitäre Bedürfnisse aus.60 Diese Verhältnisse nährten nicht zuletzt das Bild einer „Notsituation“ und „Krise“ der deutschen Wissenschaft in der Weimarer Republik und ließen das Kaiserreich als vermeintliche „Glanzzeit“ der Universitäten erscheinen.61 Der vor allem in den Anfangs- und Endjahren der Weimarer Republik um sich greifende höchst facettenreiche „Krisendiskurs“62 zielte unter dem Postulat eines Anspruches auf institutionelle „Selbstverwaltung“ nicht zuletzt auf die Abwehr unerwünschter Reformmaßnahmen seitens des neuen republikanischen Staates, dem die Mehrzahl der Universitätsangehörigen distanziert gegenüber stand.63 Dies betraf auch den Bereich der Universitätsfinanzen. „Drittmittel“ und „außerordentliche Aufwendungen“ 54

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Vgl. Abschrift des Schreibens von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 14.12.1929, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 256, Bl. 8. Vgl. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement im „Dritten Reich“ (2007), S. 197. Vgl. Diagramm 7, Anhang B, S. 395. Vgl. Diagramm 9, Anhang B, S. 397 zu regulären Stiftungszuschüssen und Aufwendungen des Landes Thüringen für die Universität Jena. Vgl. Jeskow: Die Universitätsfinanzierung in Preußen und Thüringen in der Zwischenkriegszeit (2010), S. 125–136. Vgl. Hachtmann: Wissenschaftsmanagement im „Dritten Reich“ (2007), S. 195ff. sowie Jeskow: Die Universitätsfinanzierung in Preußen und Thüringen in der Zwischenkriegszeit (2010), S. 135 und Kriekhaus: Die Entwicklung der universitären Großbetriebe (2005), S. 232. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 314. Vgl. John: Universitäten und Wissenschaftskulturen (2010), S. 26. Vgl. John: „Not deutscher Wissenschaft?“ (2010), S. 123–126. Vgl. Oberdörfer: Der Verband der Deutschen Hochschulen in der Weimarer Republik (1994), S. 73 sowie Sontheimer: Die deutschen Hochschullehrer in der Zeit der Weimarer Republik (1988), S. 219.

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aus entsprechenden „Sonderfonds“ und diesbezügliche Vermögensbestände wurden in den Rechnungen der Fakultäts- und Institutskassen kaum aufgeführt. Im Rahmen der Zeiss-Stiftung betraf dies insbesondere „einmalige“ Verwilligungen aus dem Universitätsfonds. Eine solche Praxis lag durchaus im Interesse der Universitätsangehörigen. An einer weitgehenden Transparenz der oftmals undurchsichtigen Rechnungsführung war in den Reihen der Universität kaum jemand interessiert. Eine Erfassung sämtlicher Finanzen durch die Landes- bzw. Reichsbehörden musste den mit der Verwaltung der Gelder auf der Anstaltsebene vertrauten Institutsdirektoren als Eingriff in ihre Befugnisse erscheinen und unterlief auf diese Weise die Bemühungen um eine „Abschirmung“ der Universitäten von den republikanischen Instanzen. Gleichzeitig weckten entsprechende Vorstöße der staatlichen Administration im Zusammenhang mit den neuen Rechnungsmodi innerhalb der Hochschule auch Besorgnisse im Hinblick auf eventuelle Einsparungen.64 Auch bei den Organen der Carl-Zeiss-Stiftung (Verwaltung in Weimar, Geschäftsleitungen der Betriebe, Stiftungskommissar) war ein mit der Offenlegung der entsprechenden Bilanzen verbundener Eingriff in die internen Vermögensangelegenheiten höchst unwillkommen. Ein vermeintliches Recht des Thüringer Landtags auf Einblick in die Stiftungsgeschäfte, wie dies ein Antrag der SPD-Fraktion in jenem parlamentarischen Gremium vorsah, wurde vehement bestritten mit dem Argument, die Stiftungsverwaltung sei ein „Selbstverwaltungsorgan“ und damit dem Parlament keine Rechenschaft schuldig.65 Erst unter dem Nationalsozialismus kam es vor dem Hintergrund administrativer Umstrukturierungen (man denke an den Aufbau der verschiedenen NS-Gaue66 ) in einem Wechsel bzw. einer Mischung von „reichsgerichteten“ und „dezentralen“ Maßnahmen und Tendenzen67 zu Veränderungen im Bereich der universitären Haushaltsführung. So wurden unter maßgeblichem Druck der Reichsinstanzen im Jahre 1937 die universitären „Drittmittel“ teilweise in den Haushaltsplan des Landes Thüringen integriert. Dies geschah aber keinesfalls reibungslos. Sowohl das Reichs- als auch das Thüringische Finanzministerium sahen sich genötigt, die nach wie vor zahlreichen Bedenken der Universitätsangehörigen bezüglich ihres eigenen finanziellen Handlungsspielraums zu zerstreuen. Das Thüringische Volksbildungsministerium wiederum, das kaum Interesse an der Beschneidung von universitären Ersparnissen im Rahmen diverser „Sonderkonten“ hatte, schlüpfte mehrfach

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Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 14ff. Vgl. Auszugsweise Abschrift aus dem Sitzungsprotokoll der Stiftungsorgane der Carl-Zeiss-Stiftung vom 05.04.1924, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 531, Bl. 240. Vgl. für Thüringen: John: Der NS-Gau Thüringen 1933 bis 1945 (2002). Vgl. John: Die Gaue im NS-System (2007), S. 41–45.

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in die Rolle des Anwalts der Institutsvorstände.68 Eine juristische Handhabe dafür bot bezüglich der privaten Zuwendungen das in den Stiftungs- bzw. Vereinsstatuten festgehaltete „Verfügungsrecht“ der jeweiligen Organisation. So notierte der Leiter der Ministerialgeschäftsstelle bei der Universität Jena, Friedrich Stier, in einem Schreiben an die Thüringische Rechnungskammer in Weimar, das angelegte Vorhaben der Erfassung sämtlicher Drittmittel der Universität sei nach seiner Meinung „zu weit“ ausgelegt worden. Keinesfalls könne man, so Stier, die Zuwendungen der Zeiss-Stiftung oder der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena in eine solche Aufstellung mit einbeziehen, da man in ersterem Falle hinsichtlich der einmaligen Verwilligungen eine entsprechende Entscheidung der Stiftungsorgane abwarten müsse und im zweiten Fall ohnehin „keinen Anspruch auf Leistungen habe“.69 Unter diesen Umständen blieben trotz der hartnäckigen Bemühungen des Reichsfinanzministeriums um eine transparente Rechnungslegung Reste einer vormals breit gestreuten Struktur der finanziellen Administration universitärer Einrichtungen erhalten. So gelang beispielsweise die Integration des Hochschulinstituts für Leibesübungen und der Universitätskliniken in den regulären Universitätsetat erst im Jahre 1942.70 Wie ist vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen der Stellenwert der Stiftungsleistungen innerhalb der Universitätsfinanzen einzuordnen? Berücksichtigt man zunächst das Verhältnis von Stiftungsausgaben, den Zuschüssen aus der Landeskasse sowie den universitären Gesamtausgaben, so ist auf den ersten Blick unübersehbar, dass sich die Bedeutung der Stiftung für den Erhalt der Hochschule im Zeitraum von 1924–1945, gemessen an ihrer früheren Rolle als „fünfter Nutritor“ während der Epoche des Kaiserreichs, verringerte.71 Von einem „marginalen“ Aufwand kann aber auf den zweiten Blick nicht die Rede sein. Ungeachtet der Folgen der Wirtschaftskrise von 1929/30 und des Zweiten Weltkrieges nahmen die regulären Leistungen der Stiftung für die Universität bis zum Jahr 1945 stetig zu. Ab dem Beginn der 1930er-Jahre überstiegen sie sogar regelmäßig die „einmaligen“ Stiftungsbeihilfen. Auf diese Weise entwickelte sich die optische Industrie trotz der im Vergleich zum Kaiserreich geringer ausfallenden Gesamtzuwendungen zu einem „langfristigen Drittmittelsponsor“.72 Vor allem innerhalb der 1924/25 gegründeten Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät spielten finanzielle Beihilfen der Stiftung weiterhin eine wichtige Rolle. Hier

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Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 14ff. Vgl. Schreiben von Friedrich Stier an die Thüringische Rechnungskammer in Weimar vom 03.12.1936, in: UAJ, C 103 (unpag.). Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 4. Vgl. Diagramm 7, Anhang B, S. 395. Vgl. Diagramm 9, Anhang B, S. 397.

Die Entwicklung der Universitätsfinanzen 1924–1945

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überstiegen sie auf der Ebene der einzelnen Anstalten sogar teilweise die Zuwendungen aus der Landeskasse.73 So gab beispielsweise der Jenaer Physiker Helmut Kulenkampff (1895–1971) dem Thüringischen Minister für Volksbildung im Jahre 1936 zu erkennen, dass die umfangreiche Arbeit des Physikalischen Instituts der Jenaer Universität in den vergangenen Jahren nur „durch mehrfache größere Zuwendungen aus Mitteln der Zeiss-Stiftung habe bewältigt werden können“.74 Eine wichtige Grundlage für die Forschungsarbeit einzelner Mathematisch-Naturwissenschaftlicher Institute schuf die Stiftung vor allem durch die ausschließlich mit Stiftungsmitteln finanzierte Errichtung des „Abbeanums“ in der Zeit von August 1929 bis Ende Juli 1930.75 Auch Einrichtungen, deren Wirken dem gesamten Universitätsbetrieb zugute kam, erfreuten sich der Unterstützung durch die optische Industrie. Dies betraf beispielsweise die Universitätsbibliothek, deren Erhalt bzw. Ausbau nach Auskunft des Direktors Theodor Lockemann (1885–1945) durch einen geplanten Wegfall diverser Zuschüsse der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft ernsthaft gefährdet war.76 Zuschüsse zum regelmäßigen Unterhalt leistete die Stiftung auch für das Haus des Zoologen Ernst Haeckel, das sie im Jahre 1918 käuflich erworben hatte. Zwar kam es Anfang der 1920er-Jahre zu Auseinandersetzungen über die Höhe der Verpflichtungen seitens der Stiftung für den Erhalt des Gebäudes (einen entsprechenden Vertragsabschluss lehnte die Stiftung ab77 ), aber bis zu dessen Übereignung an die Universität im Jahre 1939 stellte die Stiftung jährlich Beihilfen zur Verfügung.78 Allzu weitgehenden Anträgen war freilich kein Erfolg beschieden. Ein kompletter Neubau der Universitätssternwarte außerhalb Jenas 73 74 75

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Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 23. Vgl. Schreiben von Helmut Kulenkampff an den Thüringischen Minister für Volksbildung vom 08.12.1936, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 250, Bl. 218. Vgl. Zusammenfassung der Baulichkeiten am Abbeanum und der Stoyschen Anstalt durch Amtsmann Vogel vom 03.06.1931, in: UAJ, C 1272, Bl. 60f. sowie Vertrag zwischen der Thüringischen Landesuniversität Jena (vertreten durch das Thüringische Volksbildungsministerium) und der Carl-Zeiss-Stiftung (vertreten durch Rudolf Straubel) vom 31.07.1930, in: ebd., Bl. 36f. Vgl. Schreiben von Theodor Lockemann an die Stiftungsverwaltung der CarlZeiss-Stiftung vom 27.02.1933, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 381, Bl. 40f. Auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 493 der Stiftungssitzung am 03.03.1933, in: ebd., Bl. 42. Auszugsweise Abschrift des Protokolls Nr. 504 der Stiftungssitzung vom 25.01.1935, in: ebd., Bl. 67. Auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 519 der Stiftungssitzung am 7.10.1938, in: ebd., Bl. 221. Auszugsweise Abschrift des Schreibens der Fa. Carl Zeiss Jena an Ministerialrat Friedrich Stier vom 16.03.1942, in: ebd., Bl. 259. Auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 544 der Stiftungssitzung am 22.04.1944, in: ebd., Bl. 273. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministeriums für Volksbildung (Paulssen) an Universitätskurator Vollert vom 22.04.1921, in: UAJ, C 808, Bl. 136. Vgl. Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1919–1921, in: UACZ, BACZ 1494 (unpag.) sowie Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1922–1927, in: UACZ, BACZ 1495 (unpag.) und Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1928–1947, in: UACZ, BACZ 21379 (unpag.).

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

(mit Kosten von ca. 300.000 Reichsmark) wurde im Jahre 1928 ebenso abgelehnt79 wie das Gesuch des Juristen Justus Wilhelm Hedemann, das unter seiner Leitung stehende Institut für Wirtschaftsrecht mitsamt den durch die Stiftung zur Verfügung gestellten Kapitalien aufgrund eines Rufes an die Berliner Universität „mitzunehmen“.80 All die genannten Sachverhalte zeigen, dass die Stiftung in den 1920erund 1930er-Jahren trotz der generellen Abnahme des Umfanges der Aufwendungen für die Universität im Vergleich zu den Beiträgen aus der Landeskasse weiterhin eine wichtige Rolle spielte. Auch wenn die Leistungen der Stiftung durch gravierende Einschnitte wie die Weltwirtschaftskrise oder den Beginn des Zweiten Weltkrieges begrenzt bzw. zurückgefahren wurden, beweist gerade die Zunahme der regelmäßig verausgabten Stiftungsgelder eine dauerhafte universitäre „Drittmittelfinanzierung“. Damit standen die finanziellen Beihilfen der Stiftung mitnichten „am Rande“ der Universitätsfinanzen. Inwiefern sich aber die Stiftung über ihre Zuschüsse „inmitten“ der (neuen) Fakultäts- bzw. Institutslandschaft bewegte, war eine Frage, die zumindest nach dem bereits im Ersten Weltkrieg einsetzenden Rückgang des Stiftungsvermögens und der Betriebsgewinne81 problematisch erscheinen musste.

2. Kontinuitäten und Umbrüche: Einige Bemerkungen zur Förderstruktur der Carl-Zeiss-Stiftung in der Zeit von 1924–1942/45 Die Erosion des Stiftungsvermögens in den letzten Kriegsjahren bis zum Beginn der 1920er-Jahre sorgte für nachhaltige Veränderungen innerhalb der Förderstruktur der Carl-Zeiss-Stiftung. Hatte die Stiftung vor 1924 noch Zuschüsse u. a. auch für geisteswissenschaftliche Einrichtungen sowie allgemeine Zuschüsse zur Besoldung von Universitätsangehörigen aufgebracht,82 erschien den Betriebsleitungen nun eine solche Vorgehensweise als „nicht angängig“.83 In der Zeit von 1924–1933 konzentrierte sich die Stiftung daraufhin in stärkerem Maße als noch von 1886–1921 auf die Förderung der 79 80 81

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Vgl. Protokoll der Stiftungssitzung Nr. 466 vom 06.03.1928, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 546, Bl. 12f., hier Bl. 12. Vgl. Schriftliche Vorlage von Ministerialrat Stier vom 06.04.1936, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 320, Bl. 169. Vgl. Diagramm 2, Anhang B, S. 390 und Tabelle 1, Anhang B, S. 391 zu Stiftungsleistungen und Vermögen der Stiftung sowie Diagramm 4, Anhang B, S. 392 zu Stiftungsleistungen und Gewinnen der Betriebe. Vgl. exemplarisch Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1923, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 114. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Thüringische Ministerium für Volksbildung und Justiz, Abteilung Volksbildung, vom 16.11.1924, in: UACZ, BACZ 1714 (unpag.).

Die Förderstruktur der Carl-Zeiss-Stiftung von 1924–1942/45

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naturwissenschaftlichen Bereiche. Insbesondere die Physik und der vormals stark vernachlässigte Bereich der Mikroskopie kamen nun in den Genuss vermehrter Zuwendungen.84 Den institutionellen Ausbau beider Fachbereiche stimulierte die Stiftung neben sachlichen Aufwendungen und Gehaltszahlungen auch durch entsprechende Aus- bzw. Neubauten. Das Physikalische Institut, wo das Unternehmen Zeiss auch Entwicklungsarbeiten für seine Produkte durchführen ließ,85 wurde in den Jahren von 1929/30 unter Inanspruchnahme von Beihilfen erweitert, die „Anstalt für Mikroskopie und angewandte Optik“ erhielt durch das in der gleichen Zeit erbaute „Abbeanum“ eine neue räumliche Heimat.86 Daneben ermöglichte die Bereitstellung von industriellen Ressourcen die Durchführung wichtiger mathematisch-naturwissenschaftlicher Forschungsarbeiten wie bspw. die (laut Joos mit „erheblichen Kosten“ verbundene) Wiederholung des „Michelson-Versuchs“ durch den Jenaer Physiker Georg Joos (1894–1959). Diesem gelang es durch Arbeiten im Zeiss-Werk von 1926–1930, die in der Physik diskutierte Theorie eines „Weltäthers“ zu widerlegen.87 Zusätzlich trug die optische Industrie durch die auf Betreiben des Physikers Max Wien und des Mathematikers Paul Köbe (1882–1945) initiierte Verleihung eines „Ernst-Abbe-Gedächtnispreises der Carl-Zeiss-Stiftung zur Förderung der mathematischen und physikalischen Wissenschaften“ zur Stimulation bzw. Honorierung mathematisch-naturwissenschaftlicher Forschungsarbeiten bei.88 Wichtig für den Ausbau und Erhalt insbesondere der Bereiche der Physik und der Mikroskopie war auch die Erweiterung der Lehrkapazität an der Jenaer Universität durch Vertreter der Stiftungsbetriebe. So las beispielsweise der Zeiss-Mitarbeiter August Köhler (1866–1948) als Honorarprofessor der Medizinischen Fakultät u. a. über „Mikrophotographie und Projektion“ (WS 1922/23), „Medizin und Projektionsapparate“ (WS 1925/26) und die

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Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Belegt ist u. a., dass die Firma Zeiss ab 1925 einen Mechaniker im Institut anstellte, um dort Entwicklungsarbeiten für ein lichtelektrisches Registrierphotometer in Zusammenarbeit mit dem damaligen Institutsassistenten vorzunehmen, vgl. Schreiben von Georg Joos an Ministerialrat Friedrich Stier vom 04.01.1944, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 250/1, Bl. 113. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 368f. Die daraus resultierenden positiven Wirkungen für den Fachbereich spiegeln sich auch in einer Stellungnahme des seit Januar 1928 als Direktor jener Einrichtung amtierenden a. o. Professors Felix Jentzsch (1882–1946) an das Thüringer Ministerium für Volksbildung wider, vgl. Abschrift Schreiben von Felix Jentzsch an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 09.03.1931, in: UAJ, C 728, Bl. 8. Vgl. Manuskript „Die Jenaer Wiederholung des Michelson-Versuchs“ von Georg Joos (undatiert), in: UACZ, BACZ 221, Bl. 6–12. Vgl. Schreiben von Paul Köbe und Max Wien an die Carl-Zeiss-Stiftung vom 24.07.1921, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 440, Bl. 3f. sowie Abschrift aus dem Protokoll Nr. 403 der Stiftungssitzung vom 09.08.1921, in: ebd., Bl. 4.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

„Benutzung des Polarisationsmikroskops bei histologischen Untersuchungen“ (WS 1927/28).89 Daneben übernahm aufgrund der Erkrankung von Hermann Ambronn (Leiter der Anstalt für Mikroskopie und angewandte Optik) der Mitschöpfer des zeissschen Ultramikroskops, Henry Siedentopf (1872–1940),90 ab 1919 als unbesoldeter a. o. Professor zeitweilig Lehrveranstaltungen im Bereich der wissenschaftlichen Mikroskopie.91 Im Gegensatz zur Physik und Mikroskopie blieben die Aufwendungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die anderen naturwissenschaftlichen Fachbereiche an der Jenaer Universität bis zum Ende der Weimarer Republik nahezu unverändert. Lediglich die Biowissenschaften konnten infolge der bereits 1917/18 einsetzenden Förderung der „Anstalt für experimentelle Biologie“ ihren Anteil gegenüber dem Zeitraum von 1886–1921 deutlich steigern (von zwei auf vier Prozent der gesamten Stiftungsleistungen für die Hochschule). Als Verlierer im Wettkampf um die Zuweisung von Stiftungsgeldern konnte zunächst die Chemie gelten, deren Anteil an den Fördermitteln sich spürbar verringerte. Noch stärker sanken infolge der bereits an anderer Stelle beschriebenen neuen Prioritätensetzung der Stiftungsorgane nach 1924 die Aufwendungen für „allgemeine Zwecke“ der Universität. Ebenso stark rückläufig waren Ausgaben für die Bereitstellung von Grundstücken und Aufwendungen für Aus-, Um- und Neubauten. Den hohen Zuwendungen für das 1916/17 eingerichtete Kinderkrankenhaus war es zu verdanken, dass der Fachbereich der Medizin im Zeitraum von 1924–1933 eine Spitzenstellung innerhalb des Förderspektrums der Stiftung erreichte.92 Zusätzlich bewilligte die Stiftung einen Ausbau der Augenklinik (1933) und stellte Mittel für einen kompletten Neubau der Universitäts-Hautklinik (1921) zur Verfügung.93 Dabei machten die Stiftungsorgane allerdings deutlich, dass „dauerhafte“ Zuschüsse für den medizinischen Bereich nicht dem grundlegenden Interesse der Stiftung entsprachen. Dies betraf nach 1924 auch Bereiche,

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Vgl. Vorlesungsverzeichnis der Thüringischen Landesuniversität Jena für das WS 1922/23, S. 7 sowie Vorlesungsverzeichnis der Thüringischen Landesuniversität Jena für das WS 1925/26, S. 25 und Vorlesungsverzeichnis der Thüringischen Landesuniversität Jena für das WS 1927/28, S. 35. Vgl. hierzu Cahan: The Zeiss Werke and the ultramicroscope (1996). Vgl. Vorlesungsverzeichnis der Thüringischen Landesuniversität Jena für das SS 1920 sowie Vorlesungsverzeichnis der Thüringischen Landesuniversität Jena für das WS 1922/23. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Rechnungen über den Schatz für den Neubau einer Hautklinik vom 1.10.191906.03.1922, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 140, Bl. 7 sowie Rechnung der Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung für 1933, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 107 (unpag.). Die angegebenen Jahre berechnen sich nach dem Datum der Auszahlung der entsprechenden Beträge.

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die in traditionell enger Verbindung mit den Stiftungsbetrieben standen wie bspw. die Universitäts-Augenklinik.94 So ließ Stiftungskommissar Friedrich Ebsen im Jahre 1924 das Thüringische Ministerium für Volksbildung wissen, es sei nicht beabsichtigt gewesen, „an der Augenklinik eine Zeißarztstelle zu begründen oder zu unterhalten“, sondern die Geschäftsleitungen hätten lediglich vorgehabt, „für besondere Untersuchungen, die im Interesse der Firma Carl Zeiss lagen, eine entsprechende Vergütung zu gewähren“.95 Die gegen diese Ansicht ins Feld geführte Meinung des Direktors der Universitäts-Augenklinik, entsprechende Zuschüsse der Stiftung könnten der Firma Zeiss zwar nicht „direkt“, aber „indirekt“ durch die „Entlastung der Gesamtheit der Ärzte“ und die diesbezügliche frei werdende Zeit für die „produktive Ausgestaltung der optischen Hilfsmittel“ zugute kommen,96 fand aber die Zustimmung der Stiftungsorgane, die daraufhin eine Weiterführung der Stelle genehmigten.97 Die Tatsache, dass besagter Posten nur wenige Jahre später erneut zur Disposition stand,98 verdeutlicht die auch nach 1924 erkennbare Neigung der Stiftung zu einem „Lavieren“ zwischen der Finanzierung direkter interessenbezogener Anliegen und einer „grundlegenden“ Förderung des Lehr- und Forschungsbetriebes der Jenaer Hochschule. So weigerte sich die Stiftung im Falle des chemischen Laboratoriums zwar zunächst, einen Anteil der Heizungskosten zu tragen,99 ließ sich dann aber erst zu einer anteiligen100 und schließlich zu einer vollständigen Übernahme101 überreden.

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Vgl. Ausführungen in Kapitel III.1.3. Als Beleg für die fortgeführte Kooperation vgl. Schreiben des Direktors der Augenklinik (Löhlein) an die Geschäftsleitung der Firma Carl Zeiss Jena vom 30.07.1927, in: UACZ, BACZ 8314, Bl. 95ff. Die Meinungen darüber, wie eng das Verhältnis wirklich war, gingen allerdings je nach institutioneller Zugehörigkeit auseinander. So beschwerten sich die Geschäftsleitungen im Jahre 1933, dass die Verbindungen in den letzten Jahren „fast null“ gewesen seien, vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Julius Dietz an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 10.10.1933, in: UACZ, St 5 (unpag.). Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Thüringische Ministerium für Volksbildung vom 13.04.1924, in: UACZ, BACZ 1511, Bl. 44f., hier Bl. 45. Vgl. Schreiben des Direktors der Augenklinik (Löhlein) an die Geschäftsleitung der Firma Carl Zeiss Jena vom 30.07.1927, in: UACZ, BACZ 8314, Bl. 95ff. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an den Direktor der Augenklinik (Löhlein) vom 26.09.1927, in: ebd., Bl. 101. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Julius Dietz an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 10.10.1933, in: UACZ, St 5 (unpag.). Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Thüringische Ministerium für Volksbildung vom 03.02.1924, in: UACZ, BACZ 1511, Bl. 26–29, hier Bl. 26. Vgl. Schreiben des Thüringischen Volksbildungsministeriums an das Universitätsrentamt vom 12.04.1932, in: UAJ, C 674, Bl. 36. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an den Ministerialkanzleisekretär vom 19.06.1939, in: ebd., Bl. 146.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

Die seit dem Jahre 1923 in einer eigenen Fakultät beheimateten Rechtsund Wirtschaftswissenschaften102 bieten in diesem Zusammenhang ebenfalls ein gutes Beispiel. Zwar unterstützte die Stiftung insbesondere das 1919 in Betrieb genommene „Institut für Wirtschaftsrecht“103 und förderte das Juristische Seminar (insbesondere durch Geldmittel für die Anschaffung der Druckschriften des Völkerbundes104 ), aber im Vergleich zu den anderen Förderbereichen nahm sich die Unterstützung der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften eher marginal aus.105 Zu einer regulären Förderung des erstgenannten Instituts, die sich der Leiter der Einrichtung, Justus Wilhelm Hedemann, erhoffte,106 konnten sich die Stiftungsorgane nicht entschließen.107 Die verhaltene Unterstützung der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften war dabei nicht institutionell bedingt. Auch die Förderung von Forschungsarbeiten des Kaiser-Wilhelm-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht (gegr. 1926) verlief (wie die generelle Unterstützung jener Einrichtung durch industrielle Kreise)108 eher zaghaft, wenngleich sich die Carl-Zeiss-Stiftung mit der Zeit zu einem dauerhaften Zuschuss überreden ließ.109 Ohnehin bedeutete die 1928 erworbene Mitgliedschaft des ZeissWerkes in der KWG nicht, dass die optische Industrie zwangsläufig alle zur genannten Organisation gehörigen Institute finanziell unterstützte. Waren die Leiter der Stiftungsbetriebe hinsichtlich Einrichtungen, die eine gewisse Nähe zur Industrie aufweisen konnten (bspw. das bereits erwähnte Institut für ausländisches und internationales Privatrecht und das 1926 gegründete „Institut für Silikatforschung“),110 durchaus zu Spenden bereit, wurde eine 102 103 104 105 106

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Vgl. dazu eingehend Opitz: Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Jena und ihr Lehrkörper im „Dritten Reich“ (2003). Vgl. Schreiben von Justus Wilhelm Hedemann an das Kuratorium der Carl-ZeissStiftung vom 12.12.1923, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 320, Bl. 39. Vgl. Liste/Entwurf „Ausgaben Universitätsfonds“ von 1927/28–1933/34), in: UACZ, St 122 (unpag.). Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Schreiben von Justus Wilhelm Hedemann an das Thüringische Ministerium für Volksbildung vom 20.09.1926, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 320, Bl. 94. Vgl. Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1919–1921, in: UACZ, BACZ 1494 (unpag.). Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1922–1927, in: UACZ, BACZ 1495 (unpag.). Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1928–1947, in: UACZ, BACZ 21379 (unpag.). Vgl. Kunze: Ernst Rabel und das Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht (2004), S. 49f. Vgl. Durchschlag des Schreibens der Fa. Zeiss an das KW-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht vom 20.06.1936, in: UACZ, BACZ 9161 (unpag.). Durchschlag des Schreibens der Firma Zeiss an den Vorsitzenden des Kuratoriums des Kaiser-Wilhelm-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht vom 12.10.1937, in: ebd. Durchschlag Schreiben der Firma Zeiss an das Kaiser-WilhelmInstitut für ausländisches und internationales Privatrecht vom 25.07/01.08.1940, in: ebd. Vgl. bezüglich der Unterstützung der letztgenannten Einrichtung Rechnungsauszug

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Unterstützung der zur KWG gehörigen „Biblioteca Hertziana“ als geisteswissenschaftliche Forschungseinrichtung abgelehnt.111 Dennoch förderte die Carl-Zeiss-Stiftung zumindest im Rahmen der Jenaer Universität auch weiterhin Projekte, die nicht einen direkten materiellen Nutzen für die Industrie versprachen. Dazu gehörten nach 1918/19 insbesondere Ansätze, die auf eine Verbesserung der vielfach prekären studentischen Lebensverhältnisse zielten.112 So ermöglichten die Betriebe mehreren Studenten durch eine Anstellung in der Industrie die Finanzierung ihres Studiums.113 Gleichzeitig trugen die Firmen Zeiss und Schott auch zur Förderung entsprechender Hilfsorganisationen bei. Für die Errichtung einer neuen Universitäts-Mensa durch den 1921 gegründeten Verein Jenaer Studentenhilfe 114 im Jahre 1929/30 stellte die Stiftung ein Darlehen (nachträglich in eine Schenkung umgewandelt) sowie das entsprechende Grundstück zur Verfügung, außerdem spendete sie in den Jahren von 1924–1941 für den Verein mehrfach Gelder.115 Die universitären Geisteswissenschaften kamen vor allem indirekt in den Genuss von finanziellen Zuwendungen seitens der Stiftung. Dieser Sachverhalt war auf die Bewilligung von Stiftungsgeldern für die Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena zurückzuführen, die innerhalb ihres Förderspektrums vor allem die geistes-, rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Institute förderte.116 Die Tatsache, dass bis zum

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der Carl-Zeiss-Stiftung für 1926/27 (undatiert), in: UACZ, BACZ 1495 (unpag.). In dem Rechnungsauszug wird nicht explizit darauf hingewiesen, dass es sich um das Institut für Silikatforschung handelt. Die Nähe zum Gründungsdatum sowie die Tatsache, dass mit den Forschungsarbeiten der genannten Einrichtung gerade das Gebiet der Herstellung technischer Gläser berührt und das Institut namentlich von der Glas-, Keramik- und Zementindustrie sowie deren Verbänden initiiert und getragen wurde, legt dies aber nahe, vgl. dazu Stoff: „Eine zentrale Arbeitsstätte mit nationalen Zielen“ (2007), hier insb. S. 504. Vgl. Durchschlag des Schreibens von Walther Bauersfeld an den Generaldirektor der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vom 17.04.1937, in: UACZ, BACZ 3389 (unpag.). Vgl. dazu übergreifend Mens: Zur „Not der geistigen Arbeiter“ (2001). Vgl. Entwurf des Rundschreibens von Max Fischer an die Mitglieder der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena vom 06.07.1928, in: UAJ, U Abt. I Nr. 4 (teilw. pag.). Vgl. Hoentzsch: 75 Jahre Studentenhilfe (1996), S. 15–30. Vgl. Niederschrift der Ansprache von Max Fischer am 15. Oktober 1928 bei der Eröffnung der Universitätswoche in Gera, in: UAJ, U Abt. I Nr. 13 (unpag.). Vgl. außerdem zur Studentenspeisung und der Errichtung des neuen Studentenhauses Höntzsch: Die Geschichte der Studentenhilfe in Jena (1996), S. 36–43. Bezüglich der finanziellen Unterstützung vgl. Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1919– 1921, in: UACZ, BACZ 1494 (unpag.). Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1922–1927, in: UACZ, BACZ 1495 (unpag.). Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1928–1947, in: UACZ, BACZ 21379 (unpag.). Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 26.

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Jahre 1945 zahlreiche Angehörige der Stiftungsbetriebe (auch in Führungspositionen) in den Reihen der Gesellschaft zu finden waren,117 zeugte von einem auch in Zeiten des allgemeinen Rückgangs privater Wissenschaftsförderung nach wie vor vorhandenen Gefühl der „Wertschätzung“ höherer Bildungsinhalte und der „Verbundenheit“ mit der hiesigen Universität,118 das sich auch aus (nicht zuletzt dem kleinstädtischen Ambiente geschuldeten) persönlichen Kontakten und gemeinsamen bürgerlichen Wertehorizonten speiste.119 Zusätzlich engagierten sich die Leiter der Stiftungsbetriebe weiterhin für Projekte, die bereits vor 1918/19 nicht ihrem unmittelbaren Interessenkreis entsprochen hatten. Dazu gehörte u. a. die Förderung der sportwissenschaftlichen Ausbildung. Trotz statutarischer Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit der Bewilligung von Geldern für Zwecke des Sports120 stellte die Carl-ZeissStiftung weitere Mittel für den Ausbau der Universitätssportplätze zur Verfügung, daneben verhalf sie durch einen Zuschuss (100.000 Reichsmark, 1927 verausgabt) für die Errichtung der „Landesturnanstalt“ (erbaut im Jahre 1930) der akademischen Sportlehrerausbildung zu einer Aufwertung im universitären Fächerkanon.121 Die Zäsur von 1918/19 führte auch zunächst zu einem besonderen Engagement der Stiftung im Bereich der bereits im Kaiserreich geförderten „Volksbildung“. Noch im November 1918 beschlossen die Stiftungsorgane,

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Vgl. exemplarisch Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena vom November 1925, in: UAJ, U Abt. I 9/2 (unpag.). Der Zeiss-Geschäftsführer Max Fischer, der zugleich von 1927–1930 das Amt des Vorsitzenden der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena bekleidete, bezeichnete in einem Schreiben an den Rektor der Salana sein Engagement für die Jenaer Universität als „Pflichten angenehmster Art“, von denen er eine „große Menge geistiger Anregung und Belehrung gewonnen habe“, vgl. Schreiben von Max Fischer an den Rektor der Universität Jena vom 28.10.1926, in: UAJ, BA 1745, Bl. 131. So berichtete der Zeiss-Geschäftsführer Walther Bauersfeld von einem „freundschaftlichen Verhältnis“ mit dem akademischen Musikdirektor Prof. Volkmann, das laut Bauersfeld vor allem durch die Begeisterung der beiden für gemeinsame „Musikabende“ entstanden sei. Über jene Formen des bürgerlichen „Kulturerlebnisses“ wurden Bauersfeld dann noch weitere Bekanntschaften zuteil, vgl. Lebensbeschreibung von Walther Bauersfeld, von ihm persönlich zusammengestellt am 14. September 1945 (Durchschlag), in: UACZ, BACZ 13671. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 442 vom 14.08.1925, in: UACZ, BACZ 22259 (unpag.). Vgl. Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1927, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 118 sowie Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1930, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 121 und Kremer: Die Anfänge der akademischen Sportlehrerausbildung in Jena (2005), S. 331–335.

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zur Begründung einer „Volkshochschule“ (in Verbindung mit der Universität, aber unter eigener Leitung) einen Betrag von 250.000 Mark zur Verfügung zu stellen.122 Die Eröffnung der neuen Einrichtung im Jahre 1919 und deren breite Annahme in der Jenaer Bevölkerung symbolisierte nicht nur den Stellenwert der Zeiss-Stiftung für die pädagogische Kultur in Jena, sondern daneben das auch nach 1918/19 erneut enge Zusammenwirken von Universität, Kommune und der Stiftungsverwaltung, war doch die neue Volkshochschule bis 1933 ein Gemeinschaftsunternehmen der Stadt Jena und der Carl-Zeiss-Stiftung. Ähnlich wie schon im Kaiserreich zeigte sich auch hier die Bedeutung der industriellen „Anschubfinanzierung“, konnte für die genannte Einrichtung doch auf der Basis der Zuschüsse der Zeiss-Stiftung auch eine Erhöhung der städtischen Zuwendungen erreicht werden.123 Industrielle und städtische Zuschüsse verbanden sich hier nicht zuletzt auch deshalb, weil der Volkshochschule und dem Gedanken einer breiteren „Volksbildung“ verbundene Protagonisten wie der liberale ZeissPersonalchef Friedrich Riclef Schomerus durch entsprechende Positionen in der Industrie und den städtischen Gremien für die Beschaffung finanzieller Mittel sorgten.124 Ähnliches galt für die Unterstützung der an der Universität befindlichen Erziehungswissenschaftlichen Anstalt, die ebenfalls in den Genuss von zeitweiligen Fördermitteln kam und der Firma Zeiss die Bereitstellung von Räumlichkeiten verdankte.125 Hier ergaben sich u. a. persönliche Verbindungen des Leiters besagter Einrichtung, des 1923 nach Jena berufenen Reformpädagogen Peter Petersen (1884–1952), mit dem Zeiss-Mitarbeiter Otto Eppenstein, dessen Kinder die der Anstalt verbundene „Universitätsschule“ besuchten und dessen Frau zuvor in ehelicher Gemeinschaft mit Petersen gelebt hatte.126 Wie eng sich bildungspolitische Vorstellungen und die Konzeption neuer universitärer Einrichtungen verbanden, zeigt auch der zu Anfang der 1920erJahre im Ministerium für Volksbildung diskutierte Plan zur Errichtung eines „Lehrinstituts für physiologische Optik“, das in Verbindung mit der 1917 gegründeten Jenaer Optikerschule (ab 1927 unter der offiziellen Bezeichnung

122 123 124 125 126

Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 379 vom 10.11.1918, in: UACZ, BACZ 1488, Bl. 77. Vgl. Prondczynsky: Universitätspädagogik und lokale pädagogische Kultur in Jena (1999), S. 108ff. Vgl. Springer: Schomerus (2003), S. 291f. Vgl. Prondczynsky: Universitätspädagogik und lokale pädagogische Kultur in Jena (1999), S. 107. Vgl. Döpp: Jenaplan-Pädagogik im Nationalsozialismus (2003), S. 419. Eppenstein verkaufte außerdem im Jahre 1936 in seiner Eigenschaft als Testamentsvollstrecker des verstorbenen Ehepaars Felix und Anna Auerbach deren Haus an Petersen, vgl. Happe/Fischer: Haus Auerbach (2003), S. 82.

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„Jenaer Fach-Hochschule für Optiker“)127 vor allem der Ausbildung der Augenärzte und der Lehrerbildung zugute kommen sollte.128 Eine ganz andere politische Stoßrichtung besaßen die innerhalb und außerhalb der Universität stattfindenden Bemühungen um den Ausbau der Wirtschaftswissenschaften. So vertrat der Syndikus des Verbandes Thüringischer Industrieller gegenüber dem Vorsitzenden der genannten Organisation und Vorstand der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena, Ewald Pferdekämper, die Ansicht, man müsse nicht zuletzt durch den Einsatz des Vereins sicherstellen, dass mit dem Scheitern der Pläne zur Gründung einer separaten Hochschule für Wirtschaft, Verwaltung und Technik in Eisenach und dem Gewinn von Geldern für die Universität auch der hochschulpolitische Einfluss der „sehr weit links gerichteten thüringischen Regierung“ (zu diesem Zeitpunkt bestehend aus einer durch die KPD tolerierten Koalition von SPD und USPD) ausgeschaltet werde.129 Allzuweit mochten die Stiftungsorgane innerhalb des Verhältnisses von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft in bestimmte Auseinandersetzungen um universitäre Institutionalisierungsprozesse aber nicht eingreifen. Als beispielsweise in den 1920er-Jahren nicht nur in Thüringen lebhaft über die künftige institutionelle Verankerung der Pädagogik debattiert wurde und dabei auch die Frage der Anbindung entsprechender Anstalten an die Universitäten zur Diskussion stand,130 verweigerten die Geschäftsleitungen der Firmen Zeiss und Schott im Jahre 1927 eine Beihilfe für die Erziehungswissenschaftliche Anstalt der Universität Jena, um den Anschein zu vermeiden, „als ob die Stiftung zu Gunsten von Prof. Petersen in den Meinungsstreit um die künftige [institutionelle, C. M.] Gestaltung der Lehrerbildung in Thüringen eingreifen wolle“.131 Dennoch gelang es Petersen im Laufe der Zeit, die Unterstützung der optischen Industrie für seine Forschungsarbeiten zu erringen. Im Jahre 1939 richtete die Firma Zeiss auf Petersens Initiative ein „Tagesheim“ für die Kinder erwerbstätiger, bei besagtem Unternehmen

127 128 129

130 131

Vgl. zur Geschichte der Jenaer Optikerschule Pistor: Die Geschichte der Staatlichen Fach-Hochschule für Optiker in Jena (1937). Vgl. Schreiben von Herbert Kühnert an Julius Schaxel vom 19.07.1923, in: UACZ, BACZ 1715 (unpag.). Vgl. Abschrift des Schreibens von W. Baecker (Syndikus des Verbandes Thüringischer Industrieller) an Ewald Pferdekämper (Verband Thüringischer Industrieller, Vorstand der Gesellschaft der Freunde der Thür. Landesuniversität Jena) vom 14.01.1922, in: UAJ, U Abt. I Nr. 15, Bl. 3–6, hier Bl. 5. Vgl. hierzu Prondczynsky: Universitätspädagogik und lokale pädagogische Kultur in Jena (1999), S. 155–170. Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Thüringische Ministerium für Volksbildung und Justiz vom 01.12.1927, in: UACZ, BACZ 1491, Bl. 158ff., hier Bl. 158f.

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angestellter Mütter ein und stellte ihm damit ein „Versuchsobjekt“ für seine pädagogischen Studien zur Verfügung.132 Ein geisteswissenschaftliches Fachgebiet, das mit kleineren Beihilfen der optischen Industrie nach 1918/19 seine Stellung an der Universität ausbauen konnte, war der Bereich der Urund Frühgeschichte.133 Wenngleich, wie die aufgeführten Beispiele zeigen, sich das Engagement der Carl-Zeiss-Stiftung nach 1924 trotz einer nicht zu leugnenden „Konzentration“ der Fördermittel keineswegs auf den mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich beschränkte (der Anteil der „allgemeinen Aufwendungen“ blieb innerhalb des Förderspektrums der Stiftung weiterhin bemerkenswert)134 , blieb die Unterstützung kultureller und kulturwissenschaftlicher Einrichtungen deutlich beschränkt. Dazu gehörte im Zeitraum von 1918/19–1945 auch die Förderung der auswärtigen Kulturarbeit, die (ähnlich wie bereits zu Zeiten des Kaiserreichs, dort aber im Hinblick auf eine reichsweite Koordination erst in Ansätzen erkennbar)135 macht- und wirtschaftspolitischen Ambitionen des Deutschen Reiches dienen sollte.136 So unterstützte die Firma Zeiss beispielsweise ab 1929 zwar die Bestrebungen der 1923 gegründeten Deutschen Akademie,137 aber eine langfristige Förderung des Auslandsamtes der Deutschen Dozentenschaft, das sich vor allem der Betreuung ausländischer Wissenschaftler widmete, kam nach Ansicht des Zeiss-Geschäftsführers Paul Henrichs (1882–1962) „nicht in Frage“.138 Kulturwissenschaftliche Einrichtungen, wie das Deutsche Institut für ägyptische Altertumskunde in Kairo und das Herder-Institut in Riga, erhielten

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Vgl. Schreiben von Peter Petersen an Friedrich Schomerus vom 13.09.1945, in: UACZ, BACZ 8443 (unpag.) sowie Döpp: Jenaplan-Pädagogik im Nationalsozialismus (2003), S. 544f. Vgl. exemplarisch Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1921, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 35, Bl. 1–33. Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1931, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 122. Zu Urund Frühgeschichte von 1930–1945 vgl. Grabolle/Hoßfeld/Schmidt: Ur- und Frühgeschichte in Jena 1930–1945 (2003). Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. vom Bruch: Weltpolitik als Kulturmission (1982), S. 36. Vgl. Michels: Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut (2005). Vgl. Schreiben von Heinrich Gerland (Deutsche Akademie, Ortsgruppe Jena) an Paul Henrichs vom 20.07.1929, in: UACZ, BACZ 3520 (unpag.). 1938 trat der ZeissGeschäftsführer Paul Henrichs (1882–1962) auch dem Wirtschaftsrat der Deutschen Akademie bei, vgl. Schreiben des Präsidenten der Deutschen Akademie (Köss) an Paul Henrichs vom 02.02.1938, in: ebd. Zur „Deutschen Akademie“ vgl. Michels: Von der Deutschen Akademie zum Goethe-Institut (2005). Vgl. Vermerk von Paul Henrichs über den Besuch des Herrn Dr. Knoche vom 04.05.1940, in: UACZ, BACZ 3515 (unpag.).

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nur geringe Beihilfen der Jenaer Firmen.139 Eine Beihilfe für das 1928 eröffnete Rudolf-Eucken-Haus in Jena lehnten die Stiftungsorgane zunächst ab und verweigerten auch einen Beitritt in ein entsprechendes Kuratorium.140 Nach 1933 verstärkte sich unter dem Nationalsozialismus der Trend zur „Konzentration“ auf die Förderung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachbereiche. Vor allem die der Industrie nahestehenden Gebiete der Mikroskopie und der Physik legten nochmals deutlich zu. Das letztgenannte Fachgebiet entwickelte sich im Zeitraum von 1934–1942 zum größten Förderbereich der Stiftung.141 Dieser Sachverhalt lässt innerhalb der Fördertätigkeit der Zeiss-Stiftung bezüglich des Verhältnisses von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft sowohl Kontinuitäten als auch Brüche im Zeitraum von 1924–1945 deutlich werden, wie sie für den Bereich der außeruniversitären Forschungseinrichtungen bereits herausgearbeitet worden sind.142 Für den universitären Bereich war es vor allem bedeutsam, dass die optische Industrie in langfristiger Hinsicht in wesentlichem Maße den zu Abbes Zeiten begonnenen und in der Zeit des Nationalsozialismus beschleunigten Umbau bzw. die Profilierung der Salana zur mathematisch-naturwissenschaftlichen Lehr- und Forschungsanstalt beförderte.143 Gerade die „angewandt-technischen“ Gebiete innerhalb der jeweiligen naturwissenschaftlichen Disziplinen erfreuten sich sowohl in der Weimarer Republik als auch im Nationalsozialismus einer vermehrten Förderung durch die Stiftung, was gleichzeitig auch als eine Fortsetzung ihrer um die Jahrhundertwende begonnenen Institutionalisierung verstanden werden konnte und den Betrieben die Gelegenheit bot, die Universität weiterhin als Vertriebsweg für ihre Produkte 139

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143

Vgl. Rechnungsauszug der Carl-Zeiss-Stiftung für 1923/24 (undatiert) sowie Rechnungsauszug der Carl-Zeiss-Stiftung für 1926/27 (undatiert), in: UACZ, BACZ 1495 (unpag.). Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Thüringische Ministerium für Volksbildung und Justiz vom 03.07.1927, in: UACZ, BACZ 1491, Bl. 112f. sowie Schreiben des Kuratoriums des Rudolf-Eucken-Hauses an Stiftungskommissar Friedrich Ebsen vom 04.08.1927, in: ebd., Bl. 114. 1937, 1941 und 1942 spendete die Stiftung dann aber doch Gelder für das Projekt. Das „Rudolf-Eucken-Haus“ war dem Andenken an den Jenaer Philosophen Rudolf Eucken (1846–1926) gewidmet, der bis 1920 an der Universität Jena gewirkt und 1908 den Literatur-Nobelpreis erhalten hatte. Ähnlich wie andere in der Weimarer Zeit gegründete kulturelle Einrichtungen diente es vor allem der Förderung des auswärtigen nationalen Prestiges. Vgl. zu all den genannten Ausführungen Dathe: Begriffsgeschichte und Philosophie (1996). ders.: Der Philosoph bestreitet den Krieg (2000). Das Rudolf-Eucken-Haus in Jena (1928). Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Marsch: Von der Syntheseindustrie zur Kriegswirtschaft (2002), S. 33f. Kahlert: Chemiker unter Hitler (2001), S. 535. Maier: Forschung als Waffe (2007), S. 1107–1117. Flachowsky: Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Eisenforschung (2007), hier insb. S. 200f. Stoff: „Eine zentrale Arbeitsstätte mit nationalen Zielen“ (2007), hier insb. S. 504 und 559f. Vgl. Hoßfeld/John/Lemuth/Stutz: Zum Profilwandel der Jenaer Universität im Nationalsozialismus (2003), S. 4.

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zu nutzen.144 Ähnlich wie Jahrzehnte zuvor wurden dabei auch Personen Mitglieder des Universitätsverbandes, die vormals in der Industrie tätig gewesen waren. Dies betraf insbesondere den Bereich der technischen Physik, den die Carl-Zeiss-Stiftung durch die alleinige Finanzierung des zugehörigen Institutes seit jeher besonders unterstützte. 1926/27 schufen die Stiftungsorgane eine a. o. Professur für „Sondergebiete der technischen Physik“, die der Zeiss-Geschäftsführer und maßgebliche Gestalter des Jenaer Zeiss-Planetariums, Walther Bauersfeld (1879–1959), erhielt.145 Dessen Engagement in der Ausbildung der Studenten (er blieb bis Ende des WS 1944/45 Mitglied der Universität, hielt aber bereits im WS 1934/35 seine letzte Veranstaltung)146 zeigte aber zugleich die Grenzen der industriellen Unterstützung des Lehrbetriebes. Nach den eigenen Angaben von Bauersfeld verhinderte sein hohes Arbeitspensum als Zeiss-Geschäftsführer eine allzu starke Betätigung als Universitätsdozent, außerdem besuchten nur wenige Studenten seine Lehrveranstaltungen.147 Weitere Personen, die die Industrieverbundenheit der technischen Physik an der Universität Jena stärkten, waren der Physiker Harald Müller, der seit 1926 bei den Isolatorenwerken der Hermsdorf-Schomburg GmbH tätig war, sowie vor allem der 1925 als a. o. Professor für technische Physik nach Jena berufene Abraham Esau (1884–1955), der vor seiner Anstellung an der Universität als Leiter der Versuchslaboratorien der Telefunken A.G. gearbeitet hatte.148 Letzterer verdeutlichte die trotz des nach 1924 im Rahmen der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft verstärkt ausgegebenen Postulats einer „wissenschaftlich-industriellen Gemeinschaftsarbeit“149 immer noch ambivalenten Haltungen zahlreicher Universitätsangehöriger zur Frage einer engen Zusammenarbeit mit der Industrie. Dass Esaus Stellenerhebung zum ordentlichen Professor 144

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146 147 148 149

Bezugnehmend auf eine Anfrage des Jenaer Chemikers Gustav Hüttig (1890–1957), ob die Firma Zeiss ihm aufgrund eines Rufes nach Prag bei entsprechenden Gegenleistungen (beispielsweise in Form der Abhaltung von Unterrichtskursen für industriell interessierte Kreise) nicht eine Anordnung für quantitative spektralanalytische Emissions- und Absorptionsmessungen zur Verfügung stellen könne (diese war nach seinen eigenen Angaben im Prager Institut nicht vorhanden), wurde in den Unterlagen der Firma notiert: „Eine vornehmere und wirksamere Propaganda können wir uns nicht wünschen“, vgl. Schreiben von Gustav Hüttig an die Geschäftsleitung der Carl-Zeiss-Werke vom 30.04.1926, in: UACZ, BACZ 8314, Bl. 61ff. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an Stiftungskommissar Ebsen vom 16.04.1926, in: UACZ, BACZ 1491, Bl. 13 sowie Lebensbeschreibung von Walther Bauersfeld, von ihm persönlich zusammengestellt am 14. September 1945 (Durchschlag), in: UACZ, BACZ 13671. Vgl. Personal- und Vorlesungsverzeichnisse der Friedrich-Schiller-Universität Jena für das WS 1934/35 bis WS 1944/45. Vgl. Lebensbeschreibung von Walther Bauersfeld, von ihm persönlich zusammengestellt am 14. September 1945 (Durchschlag), in: UACZ, BACZ 13671. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 366f. Vgl. Flachowsky/Nötzoldt: Von der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (2004), S. 161.

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(1927) in den Reihen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät auf Widerstand stieß,150 hatte mehrere Gründe. Zum einen drohten enge Beziehungen der Universitäten zur Industrie den vehement vertretenen Anspruch der Hochschulen auf „Selbstverwaltung“, der sich bezüglich des Staates in rechtstheoretischer Weise (Art. 142 der Weimarer Verfassung hielt die „Gewährleistung der Wissenschaftsfreiheit und Freiheit der Lehre“ fest) noch untermauern ließ,151 zu unterlaufen. Demzufolge gaben sich einige Universitätsangehörige wie der Berliner Nationalökonom Hermann Schumacher (1868–1952) reichlich Mühe, mit dem Verweis auf vermeintliche „Leitbilder“ wissenschaftlicher Forschungsarbeit den Stellenwert nichtzweckgebundener Hochschulforschung zu unterstreichen.152 Hinzu kam, dass sich die Forschungspraxis innerhalb der Natur-, aber auch der Technikwissenschaften weiterhin vor allem auf die theoretische Bearbeitung bzw. Erfassung wissenschaftlicher Problemstellungen konzentrierte.153 Dass bestimmten disziplinären Bereichen wie bspw. dem Maschinenbau eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung attestiert wurde, bedeutete außerdem nicht zwangsläufig, dass die entsprechenden Fachbereiche auch in den vermehrten Genuss von staatlichen Mitteln kamen.154 Eine weitere wichtige Rolle spielten hinsichtlich der Verbindung von Universität und Industrie die heftig geführten Kontroversen über die bereits seit 1900 sichtbaren, in der Weimarer Republik aber noch deutlicher zutage tretenden Erscheinungen der „kulturellen Moderne“ und das damit verbundene Phänomen der Technisierung weiter Lebensbereiche, das in der deutschen Bevölkerung sowohl Euphorie und Akzeptanz als auch Ablehnung und Ängste hervorrief.155 Bereits im Umfeld des Ersten Weltkrieges hatten Autoren wie der Geschichtsphilosoph Oswald Spengler (1880–1936) versucht, einen „kulturellen Gegensatz“ von „Wissenschaft“ und „Wirtschaft“ heraufzubeschwören bzw. die Unvereinbarkeit von „industrieller Massengesellschaft“ und „nationalen Wertekategorien“ zu postulieren.156 1926 führte der Kölner Philosoph Max Ferdinand Scheler (1874–1928) die von ihm als „widerwärtigen Zustand“ kritisierte „Vermassung“ der Lebensverhältnisse auf die „einseitige Ausrichtung auf die materielle Produktionstechnik und die dazugehörige positive Wissenschaft“ zurück. Ein solcher Zustand, so Scheler, führe zwangsläufig zum „Versinken aller geistigen Kultur“.157 Wenngleich Scheler mit bestimmten „Bildungskonzepten“, die auf eine „institutionelle Trennung“ von bislang im Rahmen der Universitäten verzahnten Funktionselementen (Berufsausbildung, 150 151 152 153 154 155 156 157

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 367. Frank: Die Selbstständigkeit der Universitäten (1998), S. 18ff. Schumacher: Wissenschaft und Wirtschaft (1930), S. 549. Trischler: Das Rückstandssyndrom (2010), S. 123. Buschmann/Hänseroth: Auf dem Konstruktionspfad (2010), S. 132f. Herf: Reactionary Modernism (1984), S. 18. Spengler: Der Untergang des Abendlandes, Bd. 2 (1922), S. 430. Scheler: Die Wissensformen und die Gesellschaft (1926), S. 166.

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Forschung, generelle Vermittlung von Bildungsinhalten) hinausliefen, nicht überall Zuspruch fand,158 wurden Positionen, die auf die Wiederbelebung von kulturellen Inhalten durch „geistig-idealistische“ Bestrebungen zielten, in den Reihen der Kultusverwaltungen durchaus geteilt.159 Postulate eines „kulturellen Verfalls“ (man denke an die politische Einfärbung bestimmter Begrifflichkeiten in Form von Wortschöpfungen wie „Kunst- bzw. Kulturbolschewismus“)160 fanden auch in einem desorientierten Bürgertum zunehmend Widerhall und beförderten dabei gleichzeitig die Nähe zu radikalnationalistischen Ideologien.161 All die genannten Sachverhalte sorgten dafür, dass industrienahe Wissenschaftsbereiche und deren Vertreter an den Universitäten in vielen Fällen hinsichtlich ihrer Stellung an den Hochschulen weiterhin externer Unterstützung bedurften. Sowohl in der Weimarer Republik als auch im Nationalsozialismus war die optische Industrie gerne bereit, Hochschulwissenschaftler zu fördern, deren Arbeiten im Interesse der Stiftungsbetriebe lagen. So gelang es beispielsweise dem Jenaer „Industriephysiker“ Abraham Esau, der durch seine Kenntnisse auf dem Gebiet der Funktechnik der Firma Zeiss als Sachverständiger zur Seite stehen konnte,162 vor allem durch die Unterstützung der Zeiss-Stiftung, seine Stellung innerhalb der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zu festigen.163 Die Berufung des ehemaligen Forschungsleiters der Optischen Werke Rodenstock München und zeitweilig bei einem Zeiss-Tochterunternehmen beschäftigten Physikers August Kühl (1885–1955) als Leiter der Jenaer Anstalt für Mikroskopie und wissenschaftliche Optik im Jahre 1935 war nicht zuletzt der Unterstützung durch den Zeiss-Geschäftsführer Hans Harting (1868–1951) zu verdanken.164 Ebenso wandte sich Harting im Jahre 1939 an den Thüringischen Minister für Volksbildung, um den Antrag des Jenaer Astronomen Heinrich Siedentopf (1906–1963) bezüglich eines Erwerbs von Apparaturen für Untersuchungen über die Erscheinungen auf der Sonnenoberfläche mittels eines Spektrohelioskopes zu unterstützen. Jene Arbeiten waren nach Auskunft von Harting für die optische Industrie

158 159 160 161 162

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Vgl. Paletschek: The German University Idea (2001), S. 41. Vgl. Müller: Weltpolitische Bildung und akademische Reform (1991), S. 235. Vgl. John: Musikbolschewismus (1994). Vgl. Bollenbeck: Kulturelle Enteignung? (1998), S. 33f. Vgl. Aktennotiz von Johannes Harting vom 09.11.1934 bezüglich einer Besprechung mit Ministerialrat Friedrich Stier am 09.11.1934 in Jena, in: UACZ, BACZ 8421 (unpag.). Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 367. Schreiben von Abraham Esau an das Thüringische Volksbildungsministerium vom 04.02.1929, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 251, Bl. 101 sowie Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an Abraham Esau vom 19.01.1929, in: ebd., Bl. 119. Vgl. Schreiben von August Kühl (a. o. Prof. der Technischen Hochschule München) an Hans Harting vom 30.06.1934, in: UACZ, BACZ 8369 (unpag.) sowie Lemuth/Stutz: „Patriotic scientists“ (2003), S. 622.

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„sehr aussichtsvoll“.165 Des Weiteren nahmen die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe wie auch schon zu früheren Zeiten die Bewilligung finanzieller Mittel zum Anlass, ein Mitspracherecht bei bestimmten Projekten einzufordern. So wurde hinsichtlich eines geplanten Ausbaus der Universitäts-Augenklinik im Jahre 1929 beschlossen, entsprechende Gelder „nur unter der Bedingung der Einhaltung eines adäquaten Bautermins“ bereitzustellen, außerdem sollten die Betriebsleitungen „wie das auch früher der Fall gewesen ist, sowohl bei der Wahl des Platzes, als auch bei der Ausgestaltung des Bauprojektes gehört werden“.166 Wie bereits im Zeitraum von 1886–1921 achteten die Betriebsvorstände dabei auf eine gewisse Effizienz der eingesetzten Mittel. Eine Übereignung von Teilen des zeitweilig im Eigentum der Stiftung befindlichen „Prinzessinnengartens“ für das neue Studentenheim sollte nach dem Willen der Geschäftsleitungen erst nach einer „finanziellen Sicherung“ des Bauvorhabens erfolgen.167 Nach dem Einzug der Anstalt für Mikroskopie und angewandte Optik in das mithilfe von Stiftungsgeldern erbaute „Abbeanum“ behielten sich die Stiftungsorgane die Eigentumsrechte am Inventar vor, eine Übergabe des 1929/30 erbauten Gebäudes in die Verfügungsgewalt der Jenaer Hochschule erfolgte erst ein paar Jahre später.168 Bei dem Ausbau der Universitätssportplätze achteten die Geschäftsleitungen darauf, dass die Stiftung im Hinblick auf etwaige Nutzungsrechte gemäß ihrer finanziellen Beteiligung nicht ins Hintertreffen geriet. Ein entsprechender Vertrag, den die Universität im Jahre 1937 unterzeichnete, stellte klar, dass die Universität trotz eines Rechtes auf unentgeltliche Nutzung „nur formal Eigentümerin der Grundstücke“ sei und jene „als Treuhänderin der Zeiss-Stiftung besitze“.169 Diese Verhaltensweisen mussten, gerade wenn sie von finanziellen Zuschüssen der Industrie flankiert wurden, zwangsläufig das von einigen Industriellen nach außen getragene Bild eines „unparteilichen Spenders“170 konterkarieren. Unter dem Titel „I.G. Wissenschaft“ kritisierte beispielsweise im Juni 1928 ein in der von dem Schriftsteller Carl von Ossietzky (1889–1938) geleiteten Zeitschrift Die Weltbühne erschienener Artikel die 165 166 167 168

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Vgl. Schreiben von Hans Harting an den Thüringischen Minister für Volksbildung vom 13.07.1939, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 372, Bl. 213. Vgl. Protokoll der Stiftungssitzung Nr. 466 vom 06.03.1928, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 546, Bl. 12f., hier Bl. 12. Vgl. Aktennotiz von Ministerialrat Friedrich Stier vom 08.07.1929, in: ebd., Bl. 55. Vgl. Protokoll der Stiftungssitzung Nr. 476 vom 24.02.1930, in: ebd., Bl. 74f. Zur Schenkung des Abbeanums vgl. Zusammenstellung der Stiftungsleistungen im Sinne des § 1 B des Statuts (erstellt von Friedrich Schomerus am 31.05.1945), in: UACZ, BACZ 23631 (unpag.). Vgl. Vereinbarung zwischen der Carl-Zeiss-Stiftung und der FSU Jena bezüglich Klarstellung der Rechtsverhältnisse am Sportplatz des 1. Sportvereins Jena (03.03.1937), in: UAJ, C 1549 (unpag.). Vgl. Duisberg: Hochschule und Wirtschaft (1930), S. 586.

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vermeintliche „wirtschaftliche Indienstnahme“ der deutschen Wissenschaftseinrichtungen.171 Solche Sichtweisen verdeckten freilich die Tatsache, dass die Verbindungen von Universität und Industrie abseits aller Diskussionen um die damit verbundene Einflussnahme beiden Sphären in offenkundiger Weise zum Vorteil gereichten. Im Jahre 1927 wandten sich die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe beispielsweise an die Jenaer Universität, um eine Beihilfe im Kampf gegen die Errichtung einer neuen Wasserbauanlage durch den preußischen Staat zu erwirken. Jenes Projekt gefährdete nach Ansicht der Betriebsleiter die Effektivität eines bei Ziegenrück befindlichen Kraftwerkes der Firma Zeiss.172 Hierbei bedienten sich die Unternehmensvorstände sowohl der Beziehungen zum 1919 in Betrieb genommenen Institut für Wirtschaftsrecht (unter Leitung des Jenaer Juristen Justus Wilhelm Hedemann)173 als auch der Kontakte zum Jenaer Universitätsrektor Heinrich Gerland (1874–1944), seines Zeichens ebenfalls Jurist und Schwiegersohn Otto Schotts.174 Beide unterstützten den Einspruch der Carl-ZeissStiftung gegen das preußische Projekt, wobei insbesondere Gerland die Stiftung dazu ermunterte, in dem laufenden Verfahren auf die nachteiligen Konsequenzen einer „Schädigung“ der Interessen der optischen Industrie im Sinne von finanziellen Einbußen der Universität hinzuweisen.175 Solche Formen der Unterstützung wurden seitens der Stiftungsbetriebe auch entsprechend honoriert. Dies betraf nach 1933 u. a. Umstrukturierungsmaßnahmen im Gefolge der territorial-administrativen Neuordnungen unter der NS-Diktatur.176 So konnte eine im Jahre 1934 geplante Angliederung des Jenaer Oberlandesgerichts an das Preußische Oberlandesgericht in Naumburg an der Saale, betrieben durch den thüringischen Gauleiter Fritz Sauckel (1894–1946), durch eine Intervention des Zeiss-Geschäftsführers Hans Harting beim Reichsjustizminister verhindert werden, wofür sich der Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena 171 172 173 174

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Vgl. Schulze: Stifterverband (1995), S. 75. Vgl. Abschrift aus dem Einspruch der Carl-Zeiss-Stiftung gegen das Projekt „Hohenwarte“ und „Eichicht“ vom 22.01.1927, in: UAJ, BA 1745, Bl. 135f. Vgl. Schreiben von Justus Wilhelm Hedemann an Rudolf Straubel vom Februar 1927, in: ebd., Bl. 138. Vgl. Entwurf des Schreibens von Heinrich Gerland an die Carl-Zeiss-Stiftung vom 23.02.1927, in: ebd., Bl. 137. Zu Gerland vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850– 1918 (2009), S. 189 sowie Opitz: Die Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät (2003). „Wohl aber glaube ich genügend unterrichtet zu sein, um aus der drohenden Gefährdung der Carl-Zeiss-Stiftung auf eine äusserst ernste Rückwirkung auf die Universität Jena schließen zu müssen. Universität und Carl-Zeiss-Stiftung sind seit langen Jahrzehnten aufs engste miteinander verbunden und wir wissen genau, welche schwere Schädigung die Universität Jena erfahren würde, wenn die Carl-Zeiss-Stiftung in ihrem Konrod-Kraftwerk ein so überaus wertvolles und werbendes Vermögensobjekt verlieren sollte“, vgl. ebd. sowie für Hedemann vgl. Schreiben von Justus Wilhelm Hedemann an Rudolf Straubel vom Februar 1927, in: UAJ, BA 1745, Bl. 138. Vgl. dazu übergreifend John: Der NS-Gau Thüringen (2002).

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(das Gebiet der Rechtswissenschaften verfügte über traditionelle enge personelle Bindungen zum Gericht)177 entsprechend dankbar zeigte.178 Zudem darf bezüglich der Verbindungen von Universität und Industrie in wissenschaftsinterner Hinsicht nicht übersehen werden, dass im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts der ehemals so virulente Konflikt zwischen „theoretischen“ und „angewandten“ Dimensionen der jeweiligen Disziplinen zusehends an Schärfe verlor. Neben der Wahl von Abraham Esau zum Rektor der Jenaer Universität (1932)179 offenbart sich dieser Sachverhalt vor allem innerhalb der wissenschaftsmethodischen Ansätze diverser Jenaer Hochschulwissenschaftler. Für Esaus Kollegen Georg Joos (1894–1959), von 1925–1935 Professor für Theoretische Physik an der Jenaer Universität, bildeten „Theorie“ und „Experiment“ zwei untrennbar miteinander verbundene Einheiten, deren Kombination auch unweigerlich wirtschaftliche Vorteile haben musste.180 Praktischen Bezügen seiner Tätigkeit widmete sich Joos auch in didaktischer Weise181 und erntete dafür auch die Zustimmung seiner Jenaer Kollegen.182 Auch der 1929 nach Jena berufene Physiker Wilhelm Hanle (1901–1993) kombinierte innerhalb seiner Lehr- und Forschertätigkeit sowohl Bereiche der experimentellen als auch der theoretischen Physik,183 was eine Zusammenarbeit mit der Industrie (in diesem Falle der Firma Zeiss) ausdrücklich einschloss.184 Nicht zuletzt bot die Verbindung zwischen den Betrieben und der Salana in den Augen der Hochschulwissenschaftler die Möglichkeit, über externe Kanäle diverse universitätsinterne Angelegenheiten in ihrem Sinne voranzutreiben. Der Annahme eines engen Verhältnisses von optischer Industrie und Jenaer Universität folgend, versuchte beispielsweise der Chemiker Fritz Haber, eine Berufung seines Assistenten nach Jena durchzusetzen.185 Des 177 178

179 180 181 182

183 184 185

Vgl. Lingelbach: Vom Schöppenstuhl zum Oberlandesgericht (1994). Vgl. Schreiben des Dekans der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Thüringischen Landesuniversität Jena an Hans Harting vom 20.02.1935, in: UACZ, BACZ 11277 (unpag.). Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 367. Vgl. Joos: Lehrbuch der Theoretischen Physik (1932), S. 2f. Vgl. Joos: Höhere Mathematik für den Praktiker (1951). So schrieb der Leiter des Instituts für Mikroskopie und angewandte Optik, August Kühl, bezüglich des von Joos verfassten Lehrbuches Höhere Mathematik für den Praktiker, das in mehreren Auflagen erschien: „Sie haben durchaus Recht, dass über der begeisterten Zustimmung der Praktiker die Einwände der reinen Mathematiker wegen der theoretischen Begrenzungen zu verstummen haben, denn der Praktiker bringt Ihnen und Ihrem Mitverfasser eben das Vertrauen entgegen, dass Sie nur bewährtes und verbürgtes Handwerkszeug darbieten“, vgl. Schreiben von August Kühl an Georg Joos vom 12.02.1943, in: UACZ, BACZ 22768 (unpag.). Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 369. Vgl. Schreiben von Wilhelm Hanle an die Zeiss-Stiftung vom 02.07.1935, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 250, Bl. 173f. Vgl. Schreiben von Fritz Haber an Carl Pulfrich vom 30.05.1927, in: UACZ, BACZ 22794 (unpag.).

Die Förderstruktur der Carl-Zeiss-Stiftung von 1924–1942/45

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Weiteren wussten die Jenaer Universitätsangehörigen sich den Stellenwert ihrer wissenschaftlichen Arbeit und die damit verbundene Reputation wie bereits in der Epoche des Kaiserreichs für sich in finanzieller Hinsicht zunutze zu machen. Wie Anträge beispielsweise aus dem Bereich der Chemie und der Zoologie beweisen, fanden die Hochschulwissenschaftler bei den Vorständen der Stiftungsunternehmen in vielen Fällen Rückhalt für materielle „Nachverhandlungen“ infolge von Berufungen.186 Oft nutzten sie auch die Möglichkeit zu entsprechenden persönlichen „Kontaktaufnahmen“.187 Solche Vorgehensweisen erregten in Weimar deutliches Missfallen, schienen sie doch gewissermaßen den staatlichen Behörden das Mitspracherecht über diese Vorhaben zu entziehen und damit auch der staatlichen Aufsicht über die Hochschule zuwiderzulaufen. Mehrfach sah sich deshalb das Thüringer Volksbildungsministerium gezwungen, die Universitätsleitung darauf hinzuweisen, dass entsprechende Anträge „ausschließlich“ an die Stiftungsverwaltung zu richten seien.188 Trotz der Nutzung von „informellen Wegen“ war der Einfluss der Weimarer Behörden auf die Stiftungsangelegenheiten freilich nach wie vor keineswegs marginal. Im Jahre 1920 bzw. 1923 übernahm der Leiter der 1922 eingerichteten Ministerialgeschäftsstelle bei der Universität, Friedrich Stier, den Posten des Referenten für die Carl-Zeiss-Stiftung im Thüringer Volksbildungsministerium. Durch Stiers Hände gingen somit sowohl sämtliche die Hochschule betreffenden Schriftstücke als auch der mit der Zeiss-Stiftung zusammenhängende Aktenverkehr. Zusätzlich war er, da er in seiner Funktion die Zuständigkeiten des ehemaligen Universitätskurators übernahm, auch an der Rechnungslegung der Stiftung beteiligt.189 Wenngleich Stier damit noch keineswegs in der Lage war, sämtliche Geschicke der Stiftung zu dirigieren, so war die beschriebene Konstellation doch dazu angetan, bestimmten Anträgen innerhalb der Stiftung zusätzlichen Nachdruck zu verleihen. So versprach Stier beispielsweise dem Mediziner Ludwig Graeper (Gräper) im Jahre 1936, er werde sich zwecks einer finanziellen Entlastung Graepers dafür einsetzen, dass die Zeiss–Stiftung dem 186

187 188

189

Vgl. exemplarisch auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll der Stiftungssitzung Nr. 457 vom 15.06.1927, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 254, Bl. 49 sowie auszugsweise Abschrift des Protokolls Nr. 506 der Stiftungssitzung vom 17.05.1935, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 265, Bl. 23. Vgl. exemplarisch Schreiben von Emil Skramlik an Ministerialrat Stier vom 03.09.1927, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 253, Bl. 30. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministeriums für Volksbildung und Justiz an den Rektor der Universität Jena vom 03.04.1928, in: UAJ, BA 1745, Bl. 142 sowie (hier die Worte „wiederholt“ und „ausnahmslos“ unterstrichen!) Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an die Vorstände der naturwissenschaftlichen und medizinisch-wissenschaftlichen Universitätsanstalten sowie die Direktoren der Thüringer Universitätskliniken vom 11.04.1938, in: UAJ, C 1916/1 (unpag.). Vgl. Konstituierende Bestimmungen des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung 1896/1906, abgedruckt in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 262–319, hier S. 313f.

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Institut für Anatomie eine materielle Beihilfe „für mehrere Jahre im voraus“ bewillige.190 Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die prinzipiellen Muster der Beziehungen von staatlicher Administration, der Jenaer Universität und der optischen Industrie im Zeitraum von 1924–1945, bezogen auf die Frage nach dem Beitrag der Stiftung zur „Neuprofilierung“ der Jenaer Universität, wie schon bereits in den Jahren von 1886–1921 differieren. Unverkennbar ist, dass die Betriebe durch finanzielle Beihilfen und in Form der persönlichen Unterstützung bestimmter Anliegen den Ausbau der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereiche, begünstigt durch die nach 1924 einsetzende „Schwerpunktsetzung“ der Mittelvergabe entscheidend förderten. Gleichzeitig trugen die Unternehmen weiterhin (bspw. durch das Engagement von Angehörigen der Stiftungsbetriebe in der „Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena“) auch zum allgemeinen Erhalt der Jenaer Universität bei. Im Vergleich zur Periode von 1886–1921 kam dieser Form der Unterstützung aber eine geringere Bedeutung zu, was jedoch nicht hieß, dass sich die Stiftung prinzipiell bestimmten Anliegen (Bsp. Beihilfe für den Verein Jenaer Studentenhilfe) komplett verweigerte. Dabei gerieten unter spezifischen Rahmenbedingungen neue spezielle Projekte (Bsp. Lehrinstitut für physiologische Optik) in das Blickfeld der Stiftung, gleichzeitig setzten die Geschäftsleitungen der Betriebe ihr Engagement in „traditionellen“, unter Umständen zwiespältig bewerteten Gebieten (Bsp. Förderung der sportwissenschaftlichen Ausbildung), fort. Dieser „Schlingerkurs“, der im Vergleich zum Zeitraum von 1886–1921 auf eine ungleich niedrigere Höhe der finanziellen Beteiligung der Stiftung traf, prallte in den 1920er- und 1930er-Jahren mit dem Streben nach einer vermehrten „wissenschaftlich-industriellen Gemeinschaftsarbeit“ zusammen (siehe Mitwirkung der Stiftung in der „Notgemeinschaft“ und der KWG), deren Verwirklichung aber nicht zuletzt aufgrund der Auswirkungen des Krieges und der Inflation (siehe Inanspruchnahme der Finanzkraft des Reiches im Rahmen der Forschungsförderorganisationen) fraglich erscheinen musste.191 Die von 1924–1933 verstärkte Förderung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachbereiche innerhalb der Jenaer Universität durch die Carl-ZeissStiftung bot aber bezüglich des „Profilierungscharakters“ der Salana durchaus Anknüpfungspunkte für weitergehende Postulate einer wirtschaftlich190 191

Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an Ludwig Graeper vom 24.11.1936, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 285, Bl. 92. Nach den von Ulrich Marsch zusammengetragenen Unterlagen oszillierten die Zuschüsse des Reichs für die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft von 1924– 1929 zwischen drei und acht Millionen Gold- bzw. Reichsmark, während die Überweisungen des industriell geprägten Stifterverbandes für die Notgemeinschaft im gleichen Zeitraum „nur“ 50.000 bis 180.000 Gold- bzw. Reichsmark betrugen, vgl. Marsch: Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft (1994), S. 128f.

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politischen Nutzung wissenschaftlicher Forschungsarbeit, die nach 1933 auf die Tagesordnung treten sollten.

3. Zum Verhältnis von Stiftung, Universität und Nationalsozialismus Kontinuitäten und Brüche, wie sie die Förderstruktur der Carl-Zeiss-Stiftung und deren allgemeine Rolle im Bereich der Universitätsfinanzen im Zeitraum von 1924–1945 offenbarten, boten sich in komprimierter Form unter den Bedingungen des nationalsozialistischen Regimes. Im Gegensatz zu den an den deutschen Hochschulen eingeschriebenen Studenten (in Jena errang der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund bereits zum Wintersemester 1930/31 die Mehrzahl der Mandate zur Wahl des Allgemeinen Studentenausschusses)192 besaßen die Professoren und Dozenten der deutschen Universitäten vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten bekanntermaßen nur wenig Affinitäten zur NSDAP.193 Selbst für die oftmals als Ideenlieferanten der Nationalsozialisten fungierenden nationalkonservativen oder völkischen Intellektuellen kam die Ernennung Hitlers zum deutschen Reichskanzler im Januar 1933 keineswegs einer unmittelbaren Verwirklichung ihrer gesellschaftlich-politischen Prämissen gleich.194 Die mehrheitlich nationalkonservativen Einstellungen der Dozenten- und Professorenschaft195 trafen sich mit den politischen Haltungen der Unternehmer, von denen nur wenige die NSDAP vor 1933 unterstützten.196 Der bereitwilligen Mitarbeit der Hochschulangehörigen am „Führerstaat“, sei sie auch stellenweise passiver Natur, tat dies freilich keinen Abbruch.197 Protestwellen der Universitätsleitung gegen die noch im Jahre 1933 durch das Regime eingeleiteten personellen Säuberungen (insbesondere durch den Erlass vom 7. April 1933 zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“), die auf die Entfernung von jüdischen und politisch missliebigen Wissenschaftlern und der politischen „Gleichschaltung“ der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen zielten, blieben aus.198 Insgesamt zeugte der quantitative Gesamtverlust des universitären Personalbestandes (neue Berechnungen gehen von einem Durchschnitt von ca. 15–20 Prozent aus),199 wenngleich er je nach 192 193 194 195 196 197 198 199

Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 409. Vgl. Grüttner: Die deutschen Universitäten unter dem Hakenkreuz (2003), S. 71. Vgl. Bialas: Der Nationalsozialismus und die Intellektuellen (2000), S. 18. Für Jena vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 402. Vgl. Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP (1980) sowie Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers (1985). Vgl. Hildebrand: Universitäten im „Dritten Reich“ (2001), S. 197f. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 430. Vgl. Kinas/Grüttner: Die Vertreibung von Wissenschaftlern aus den deutschen Universitäten 1933–1945 (2007), S. 140.

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Fachbereich und Hochschule unterschiedlich ausfiel,200 von der Suche nach einem „modus vivendi“ mit dem NS-Regime.201 Nicht zuletzt offenbarten sich unter den neuen Bedingungen den bislang unter eher unsicheren Verhältnissen tätigen Nachwuchswissenschaftlern neue Karrieremöglichkeiten. Als Folge stieß die NSDAP in den Reihen der in der „Warteschlange“ befindlichen Generation auf besonders hohen Zuspruch.202 Wie das Jenaer Beispiel beweist, galt die „Generationsfrage“ aber nicht für sämtliche Hochschulen, zudem war der durch die personellen Säuberungen verursachte „Zugewinn“ beruflicher Perspektiven stellenweise gering.203 Trotz zahlreicher Loyalitätsbekundungen blieben die Nationalsozialisten gegenüber den „Mentalitäten“ der älteren Hochschulangehörigen skeptisch.204 Viele Mitglieder der NSDAP zweifelten an der politischen Haltung der nach den Ergebnissen der Reichstagswahlen vom 5. März 1933 als „Märzgefallene“ verspotteten Parteineuzugänge. Außerdem standen viele Nationalsozialisten allzu weitreichenden wissenschaftlichen Neuprofilisierungsversuchen im Zusammenhang mit theoretisch-konzeptionellen Debatten über den Charakter einer „nationalsozialistischen Wissenschaft“ äußerst ablehnend gegenüber, da solche Entwicklungen die Deutungshoheit des „Führerstaates“ zu schwächen drohten. Dementsprechend scheiterten auch einige prominente Hochschullehrer wie der Philosoph Martin Heidegger (1889–1976) oder der Pädagoge Ernst Krieck (1882–1947) mit Versuchen zu einer wissenschaftlichen Fundierung von ideologischen Versatzstücken des Hitler-Regimes.205 Dies bedeutete aber nicht, dass sich anpassungswilligen Hochschulangehörigen unter dem Nationalsozialismus nicht teilweise günstige Verhältnisse zur Stärkung des eigenen Faches bzw. der jeweiligen Position im Korpus der Universität boten, insbesondere wenn entsprechende Vorstöße die rassen- und machtpolitischen Pläne der Nationalsozialisten flankierten. In Jena begannen Ansätze zur besonderen Förderung bestimmter, den politischen Ambitionen des NS-Regimes entgegenkommender Fachbereiche bereits unter der Amtstätigkeit des nationalsozialistischen Thüringer Innen- und Volksbildungsministers Wilhelm Frick (1877–1946). Dieser verfügte im Jahre 1930 ungeachtet eines ablehnenden Votums des Universitäts-Senats, das sich freilich weniger gegen das entsprechende Projekt, sondern gegen das als Vorstoß in universitäre Selbstverwaltungsbefugnisse empfundene Verhalten der Weimarer Regierung (ein „Hineintragen der Parteipolitik in die Hochschule“ widersprach ausdrücklich der Ansicht der deutschen Universitätsrektoren206 ) sowie das spezielle Profil 200 201 202 203 204 205 206

Vgl. Gerstengabe: Die erste Entlassungswelle von Hochschullehrern deutscher Hochschulen (1994), S. 38. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 428. Vgl. Grüttner: Machtergreifung als Generationskonflikt (2002), S. 352. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 433f. Vgl. Stutz: Im Schatten von Zeiss (1995), S. 141. Vgl. Grüttner: Das Scheitern der Vordenker (1999), S. 475f. Vgl. Grüttner: Nationalsozialistische Wissenschaftler (2010), S. 149f.

Verhältnis von Stiftung, Universität und Nationalsozialismus

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des Kandidaten richtete,207 die Einrichtung eines Lehrstuhls für Sozialanthropologie an der Jenaer Universität und dessen Besetzung mit dem „Rasseanthropologen“ Hans F. K. Günther (1891–1968).208 Trotz der anhand dieses Beispieles sichtbaren Verkettung von neu akzentuierter wissenschaftlich-institutioneller Profilierung und den politischen Ambitionen der neuen Machthaber blieben Ansätze zu einer Neuordnung der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft (bspw. in Form des Projektes einer „Hohen Schule“ des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg) weitgehend unverwirklicht. Dies betraf (sieht man von den Maßnahmen zur politischen „Gleichschaltung“ der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen ab) sowohl strukturelle Reformen der Universitäten als auch Versuche, das in der Weimarer Republik kaum veränderte soziale Profil der Studentenschaft (nach wie vor dominierten hier Angehörige des Bürgertums) unter Einschluss „politisch zuverlässiger“ Kandidaten aus bildungsfernen Schichten (bspw. Arbeiter- und Bauernsöhne) zu erweitern.209 Dieser Sachverhalt resultierte sowohl aus dem „Konkurrenzprinzip“ des polykratisch strukturierten Herrschaftsapparates (mehrere Organisationen und Einrichtungen wie die Kultusverwaltungen der Länder, die Gauleitungen, der Nationalsozialistische Deutsche Dozentenbund (NSDDB) und das Amt Wissenschaft in der Dienststelle Rosenberg rangen bei einer relativen Desinteressiertheit Hitlers für diesen Bereich um Kompetenzen bei der Administration von entsprechenden Institutionen210 ) als auch aus der zur notwendigen Breitenwirkung und Stabilisierung des neuen Regimes erforderlichen Berücksichtigung bereits vorhandener sozial-kultureller Mentalitäten und Strukturen.211 Hinzu traten verschiedene ideologische Strömungen und Erwartungshaltungen innerhalb der NSDAP sowie Strategien, die auf eine besonders effektive Kriegsvorbereitung des Deutschen Reichs zielten. Alle genannten Aspekte kreuzten sich im Bereich entsprechender Maßnahmen zur Eingliederung von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft in den NS-Herrschaftsapparat, gingen aber nicht immer konform. Die optische Industrie in Jena bot dafür ein Beispiel. Am 19. Mai 1933 wurde in den Zeiss-Werken ein neuer Betriebsrat unter Führung der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) eingesetzt. Ungefähr zwei Wochen später entband das Thüringische Volksbildungsministerium den Stiftungskommissar Friedrich Ebsen (in dieser Funktion seit 1912) von seinen

207 208 209 210

211

Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 413. Vgl. Hoßfeld: Von der Rassenkunde, Rassenhygiene und biologischen Erbstatistik zur synthetischen Theorie der Evolution (2003), S. 524. Vgl. dazu übergreifend Losemann: Reformprojekte nationalsozialistischer Hochschulpolitik (1994). Vgl. Hammerstein: Wissenschaftssystem und Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus (2002), S. 219 sowie Grüttner: Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus (2000), S. 557. Vgl. Broszat: Das weltanschauliche und gesellschaftliche Kräftefeld (2007), S. 103f.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

Amtspflichten und ernannte den zu diesem Zeitpunkt bei Zeiss tätigen kaufmännischen Angestellten Julius Dietz zum neuen Vertreter der Weimarer Regierung bei den Betrieben. Dieser ging daraufhin dazu über, in Kooperation mit dem neuen Betriebsrat und dem Thüringer Volksbildungsminister Fritz Wächtler den innerbetrieblichen Einfluss der NSBO auszubauen. Im Dezember 1933 erließ der Thüringer Innenminister eine Polizeiverordnung zur Abänderung des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung (auf der Basis der Verordnung von Reichspräsident Hindenburg zum Schutz von Volk und Staat vom 28.02.1933). Dabei wurden die bisherigen Befugnisse des Stiftungskommissars (insbesondere der Einfluss auf die geschäftlichen Angelegenheiten) deutlich erweitert.212 Der Vorstoß der thüringischen Landesregierung und der NSBO traf auf den Widerstand der Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe, die nicht gewillt waren, wichtige Entscheidungen über die Arbeits-, Personal-, Lohn- und Betriebspolitik aus der Hand zu geben.213 Im Januar 1934 erhoben die Vorstände der Zeiss-Werke bezüglich der Verordnung vom Dezember 1933 Einspruch beim Thüringischen Innenministerium.214 Zuvor hatte bereits der im Juli 1933 auf Betreiben des durch die NSBO geprägten Betriebsrates abberufene Personalchef besagten Unternehmens, Friedrich Riclef Schomerus, seinen Protest gegen die Anordnung der Landesregierung und gegen die Ernennung von Dietz zum Stiftungskommissar kundgetan.215 Es erwies sich als Vorteil der Geschäftsleitungen, dass im Verlauf des Jahres 1934 wirtschaftsprogrammatische Auseinandersetzungen (Rolle des Privateigentums, grundsätzliche Gestaltung der Betriebsverhältnisse) innerhalb der NSDAP, die sich quer durch sämtliche Gliederungen des nationalsozialistischen Parteiapparates (SA, NSBO, Deutsche Arbeitsfront) zogen, zugunsten der Unternehmensleitungen entschieden wurden.216 So gelang es den Vorständen der Betriebe in Zusammenarbeit mit der Berliner Ministerialbürokratie, weitgehende Ansprüche der Kreisleitung der Jenaer Arbeitsfront und der eng mit ihr verbundenen Kreisbetriebszellenleitung der NSBO und der örtlichen SA-Abteilung auf Mitspracherechte innerhalb betrieblicher Angelegenheiten zu unterbinden.217 Über persönliche Kontakte zu den Berliner Behörden verfügten die Stiftungsfirmen dabei vor allem

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Vgl. Stutz: Der ungeliebte „Nationalsozialistische Musterbetrieb“ (1997), S. 98f. sowie Anordnung betr. Carl-Zeiss-Stiftung in Jena (allgemeiner Anschlag) vom 20.12.1933, in: UASGJ, 5/97 (unpag.). Vgl. ebd., S. 102. Vgl. Abschrift des Schreibens der Fa. Zeiss an das Thüringische Innenministerium vom 02.01.1934, in: UACZ, BACZ 9207 (unpag.). Vgl. Schreiben von Friedrich Schomerus an Staatsminister Wächtler vom 21.12.1933, in: UACZ, BACZ 1460, Bl. 1–26. Vgl. Plumpe: Unternehmen im Nationalsozialismus (2003), S. 251. Vgl. Stutz: Der ungeliebte „Nationalsozialistische Musterbetrieb“ (1997), S. 114f.

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in Gestalt des ehemaligen Zeiss-Mitarbeiters und Präsidenten des Reichspatentamtes, Hans Harting.218 Nachdem dieser in einer Sitzung u. a. mit (dem nunmehr als Reichsinnenminister amtierenden) Wilhelm Frick, dem Reichswirtschaftsminister Kurt Schmitt und dem Reichsjustizminister Franz Gürtner bezüglich des Wirkens von Stiftungskommissar Dietz auf die „Probleme in Weimar“ aufmerksam gemacht hatte, kam es in Berlin unter Vermittlung Hartings zu einer Aussprache zwischen der thüringischen Landesregierung (Gauleiter Sauckel und Volksbildungsminister Wächtler) und den genannten Berliner Behörden. Als Ergebnis der Besprechung wurde Dietz von seinen Pflichten als Stiftungskommissar entbunden. An seine Stelle trat der bereits in der ersten Sitzung vertretene, zu jener Zeit als Rektor der Jenaer Universität amtierende Physiker Abraham Esau, gleichzeitig wurde Hans Harting zum kommissarischen Mitglied der Unternehmensleitungen ernannt.219 Die Entscheidung für Esau war bezeichnend. Er genoss aufgrund seiner „Meriten“ um die „Gleichschaltung“ der Universität(-en) auf Landes- und Reichsebene (im Dezember 1933 amtierte er als „Führer der Deutschen Rektorenkonferenz im Reichsverband der Deutschen Hochschulen“220 ) und durch seine Bereitschaft zur Indienststellung seiner wissenschaftlichen Arbeiten für das NS-Regime (er wurde u. a. zum Stellvertretenden Gauamtsleiter in der Rundfunkabteilung des Gaupropagandaamates der NSDAP Thüringen ernannt221 ) sowohl das Vertrauen der Landesregierung als auch der Reichsbehörden.222 Außerdem versprach Esau (ähnlich wie Harting) durch seine wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet der Funktechnik, die ihn in die Nähe zur Industrie rückte, und durch seinen biografischen Hintergrund (als ehemaliger Leiter des Versuchslabors der Telefunken A.G.) eine „erfolgversprechende“ Zusammenarbeit mit den Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe. Dies zeigte sich bereits in der Reaktion der Unternehmensvorstände. Obwohl gerade die Bestellung von Harting nicht den Bestimmungen des Stiftungsstatuts entsprach, unternahmen die Betriebsleitungen keinerlei Gegenmaßnahmen.223 Bezüglich einer Klage, die die Vorstände der Firmen inzwischen vor dem Landgericht in Weimar gegen den Erlass der Polizeiverordnung vom Dezember 1933 angestrengt hatten, ließen die Geschäftsführer der Unternehmen sowohl Esau als auch Harting 218 219

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Vgl. ebd., S. 114. Vgl. Niederschrift von Hans Harting über den Verlauf der Sitzungen am 02. und 3. Mai 1934 in Berlin betreffend die Carl-Zeiss-Stiftung (06.05.1934), in: UACZ, BACZ 16228, Bl. 2763–2766. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 424ff. Vgl. Hoffmann/Stutz: Grenzgänger der Wissenschaft (2003), S. 149f. Vgl. Niederschrift von Hans Harting über den Verlauf der Sitzungen am 02. und 03. Mai 1934 in Berlin betreffend die Carl-Zeiss-Stiftung (06.05.1934), in: UACZ, BACZ 16228, Bl. 2763–2766. Vgl. Aktenvermerk der Geschäftsleitungen vom 04.06.1934, in: UACZ, BACZ 9207 (unpag.).

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gegen Ende des Jahres 1934 wissen, man habe grundsätzlich nichts gegen das persönliche Profil der beiden neu bestellten Mitglieder der Stiftungsorgane einzuwenden, sondern lediglich aus „rein juristischen Gründen“ Einspruch gegen das Vorgehen der Landesregierung erhoben.224 Esau und Harting gelang es denn auch, die Klage im Februar 1935 durch die Aufhebung des Erlasses vom Dezember 1933 abzuwenden.225 Zuvor hatte Volksbildungsminister Fritz Wächtler einer von Esau und Harting entworfenen Abänderung des Stiftungsstatuts zugestimmt, die nach den Worten von Esau die Betriebe „in völligem Einklang mit den Grundsätzen der nationalsozialistischen Staatsführung“ bringen sollte.226 Mit den geänderten Passagen wurde der Zugriff der Landes- und Reichsbehörden auf die Stiftungsbetriebe deutlich erweitert, gleichzeitig blieben aber wie in allen Unternehmen der Geschäftsführung weitreichende Handlungsspielräume erhalten.227 In den Paragrafen 59 und 79 wurde beispielsweise bezüglich der Beschäftigungsverhältnisse der Angestellten und Arbeiter festgehalten, dass bei „Betätigung staatsfeindlicher Gesinnung“ eine Auflösung des Anstellungsvertrages zu erfolgen hatte.228 Bereits zuvor waren unter politischem Druck einige Angehörige der Stiftungsbetriebe, insbesondere mit jüdischem Hintergrund, von ihren Posten zurückgetreten bzw. versetzt oder entfernt worden. Der Zeiss-Geschäftsführer Rudolf Straubel, in jener Position bereits seit 1931 tätig229 und noch im Juli 1933 in den Vorstand der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena gewählt,230 wurde, da er eine von seinen Firmenkollegen im Juni gleichen Jahres angeregte Scheidung von seiner jüdischen Frau ablehnte, im Oktober 1933 von der Thüringer Landesregierung zum Ausscheiden aus der Unternehmensführung gezwungen. Daraufhin musste er auch seine

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Vgl. Kopie des Schreibens der Geschäftsleitung der Stiftungsbetriebe an Abraham Esau und Hans Harting vom 20.12.1934, in: UACZ, BACZ 9207 (unpag.). Vgl. Allgemeiner Anschlag der Geschäftsleitungen vom 12.02.1935, in: UACZ, BACZ 183, Bl. 15 sowie Schreiben von Rechtsanwalt Erhardt an Ministerialrat Friedrich Stier vom 19.02.1935, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 1644, Bl. 98. Vgl. Antrag auf Änderung des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom 5.01.1935, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 1644, Bl. 72f. sowie Schreiben von Abraham Esau an Staatsminister Wächtler vom 10.01.1935, in: UACZ, BACZ 9207 (unpag.) und Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung (Wächtler) an August Kotthaus vom 31.01.1935, in: ebd., Bl. 78–81. Vgl. Buchheim: Unternehmen in Deutschland und NS-Regime 1933–1945 (2006), S. 356. Vgl. Antrag auf Änderung des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom 5.01.1935, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 1644, Bl. 72f. Vgl. Zehn Jahre Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena. Bericht über die 10. ordentliche Mitgliederversammlung und die Feier des zehnjährigen Bestehens der Gesellschaft am 20. Juni 1931, in: UAJ, U Abt. I Nr. 5 (unpag.). Vgl. Protokoll der Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena vom 01.07.1933, in: UAJ, Abt. I Nr. 5 (unpag.).

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Lehrtätigkeit an der Universität einstellen.231 Das Amt des Stiftungskommissars als Vertreter der Weimarer Regierung bei den Betrieben wurde aufgrund der „weltwirtschaftlichen Bedeutung der Stiftungsbetriebe und dem Neubau des deutschen Reiches“ mit den Reichsbehörden verbunden. Eine Einsetzung und Abberufung des jeweiligen Amtsinhabers war „nur im Einvernehmen mit dem Reichswirtschaftsminister“ möglich.232 Dass man Abraham Esau diesen Posten anvertraute, unterstrich sein Talent als effizienter und relativ „geräuschloser Wissenschaftsmanager“, das er als „Mediator“233 zwischen den Reichsbehörden, der Stiftungsverwaltung in Weimar und den Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe unter Beweis zu stellen wusste. Dabei nutzte er seine zahlreichen Kontakte auch zur Unterstützung spezieller universitärer Angelegenheiten. So kam durch Esaus Draht zum Präsidenten des Reichsforschungsrates Karl Emil Becker (1879–1940)234 beispielsweise der Direktor des Physiologischen Instituts, Emil von Skramlik, in den Genuss von finanziellen Mitteln des Reichsforschungsrates für die Herstellung eines Forschungs- und Unterrichtsfilmes „Über die Kreislauftätigkeit innerhalb der Tierreihe“.235 Als Stiftungskommissar fühlte sich Esau auch bemüßigt, Mitspracherechte bei der Besetzung von durch die Stiftung finanzierten Lehrstühlen an der Universität einzufordern. Nach seinem Weggang aus Jena im Jahre 1939 versuchte er, einen ihm genehmen Kandidaten auf das von ihm hinterlassene Ordinariat zu bugsieren. Der Zeiss-Geschäftsführer Paul Henrichs kam nach der letztlichen Berufung des Physikers Georg Goubau (1906–1981), die Esau für „falsch“ hielt, nicht umhin, sich Klagen des Stiftungskommissars darüber anzuhören, dass er von der hiesigen Fakultät nicht eingeladen und sein Vorschlag bezüglich der Besetzung der Lehrstelle nicht aufgenommen worden war.236 Generell verlief die Zusammenarbeit mit den Unternehmensvorständen aufgrund von Esaus Talent als „Übersetzer“ zwischen den verschiedenen Sphären jedoch relativ reibungslos. „Gerade so muss sich Ernst Abbe die

231 232 233 234 235 236

Vgl. Müller: Jüdische Mitarbeiter der Firmen Carl Zeiss und Otto Schott (1998), S. 168. Vgl. Antrag auf Änderung des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung vom 5.01.1935, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 1644, Bl. 72f. Vgl. Hoffmann/Stutz: Grenzgänger der Wissenschaft (2003), S. 149–154. Zu Becker vgl. Ciesla: Abschied von der „reinen“ Wissenschaft (2000), S. 489–498. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an Karl Becker vom 17.12.1937, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 253, Bl. 216. Vgl. Vermerk von Paul Henrichs über eine Besprechung mit Abraham Esau am 29. August 1940 in Jena, in: UACZ, BACZ 8443 (unpag.).

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Tätigkeit des Stiftungskommissars und seine Zusammenarbeit mit der Stiftungsverwaltung und mit den Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe vorgestellt haben“, war in einem Schreiben der Unternehmensvorstände anlässlich Esaus zehnjährigem Amtsjubiläum als Stiftungskommissar zu lesen.237 Dabei stellten sich die Firmenvorstände gerade vor dem Hintergrund der ab 1936 in eine neue Phase eintretenden Mobilmachungspläne des HitlerRegimes den NS-Machthabern selber als Berater und Helfer zur Verfügung, zumal die Betriebsleiter gegen Mitte der 1930er-Jahre ihre Hoheit in lohnund arbeitsrechtlichen Fragen gegen die zum Teil widersprüchlichen Pläne der NSBO und der DAF mit staatlicher Unterstützung weitgehend zu behaupten wussten238 und das Regime die Mitgestaltung explizit ermöglichte bzw. dazu einlud.239 Der Zeiss-Geschäftsführer August Kotthaus, dessen anfängliches Verhältnis zum Thüringer Gauleiter Fritz Sauckel durch den Konflikt um die Ausgestaltung der innerbetrieblichen Verhältnisse sowie der Polizeiverordnung vom Dezember 1933 zunächst getrübt gewesen war,240 wirkte seit 1934 als ehrenamtlicher Fachberater der Behörde des NSGauwirtschaftsberaters der NSDAP Thüringen. Dieser fungierte später als Vorsitzender des Verwaltungsrates der im Mai 1936 in Weimar gegründeten Wilhelm-Gustloff-Stiftung, der Trägerin eines Verbandes von Unternehmen, die vor allem kriegsrelevante Erzeugnisse (beispielsweise Handfeuerwaffen) produzierten. Kotthaus, der schließlich auch zum Mitglied des Verwaltungsrates besagter Stiftung berufen wurde, unterstützte bis zu seinem Unfalltod im Jahre 1941 die Stiftung, die nach Ansicht des Thüringer Gauleiters Fritz Sauckel der alten „Kultur- und Residenzstadt“ Weimar eine industrielle Komponente verleihen sollte, in Form technisch-organisatorischer Expertisen.241 Zudem vereinbarte er mit dem Leiter der Volkshochschule Thüringen, Johannes Duken, eine Kooperation zur Weiterbildung von Arbeitern und Angestellten der Zeiss-Werke. Jene sollten im Wintersemester 1933/34 an Dukens nunmehr unter der Bezeichnung „Deutsche Heimatschule e. V.“ firmierenden Einrichtung Vorträge belegen, deren Themenspektrum 237 238 239 240

241

Vgl. Schreiben der Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe an Abraham Esau vom 15.05.1944, in: UACZ, BACZ 8443 (unpag.). Vgl. Stutz: Der ungeliebte nationalsozialistische Musterbetrieb (1997), S. 115f. Übergreifend vgl. Frese: Betriebspolitik im „Dritten Reich“ (1991), S. 449f. Vgl. Frei: Die Wirtschaft des „Dritten Reiches“ (2010), S. 23. Sauckel hatte sich in der zweiten Berliner Besprechung bezüglich der Zeiss-Stiftung im Mai 1934 gegen einen Verbleib von Kotthaus in der Geschäftsleitung ausgesprochen und Abraham Esau als Zeiss-Geschäftsführer vorgeschlagen, was dieser aber aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Universität abgelehnt hatte, vgl. Niederschrift von Hans Harting über den Verlauf der Sitzungen am 02. und 03. Mai 1934 in Berlin betreffend die Carl-Zeiss-Stiftung (06.05.1934), in: UACZ, BACZ 16228, Bl. 2763– 2766, hier Bl. 2765f. sowie Stutz: Der ungeliebte nationalsozialistische Musterbetrieb (1997), S. 101f. Vgl. dazu zusammenfassend Stutz: „Der Kulturstadt einen neuen Lebensraum einzuflößen“ (2002).

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(„Nationaler Staat“, „Rassenhygiene“) das Feld der NS-Propaganda weitgehend abdeckte.242 Unterstützung für das NS-Regime leisteten die Firmen auch in Form von materiellen Beihilfen, wie beispielsweise durch vereinzelte Spenden für NS-Organisationen und staatliche Behörden bzw. durch die Unterstützung entsprechender Spendensammelbestrebungen wie bspw. die „Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft“.243 Ihre nach dem Rückgang der antikapitalistischen Tendenzen innerhalb der NSDAP gefestigte Stellung244 nutzten die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe auch, um durch den Kontakt zu entsprechenden Behörden speziellen eigenen Anliegen innerhalb der Universität Nachdruck zu verleihen. Im Falle des Jenaer Physikers Georg Joos, der im Jahre 1935 einen Ruf nach Göttingen erhielt, ersuchte die Militärabteilung der Firma Zeiss das Waffenamt der Reichsmarineleitung um Beistand bei der Besetzung der Professur für experimentelle Physik. Durch einen Weggang von Joos, so argumentierte ein entsprechendes Schreiben, sei mit einem Abbruch von wichtigen Untersuchungen auf militäroptischem Gebiet zu rechnen, daher müsse sich das Waffenamt der Reichsmarineleitung beim Reichserziehungsministerium für die Besetzung jener Professur durch Joos verwenden, sei es doch „im Interesse der Stiftungsbetriebe und auch im militärischen Sinne von Bedeutung, dass die Leitung des Physikalischen Instituts einem Wissenschaftler übertragen wird, der sich wissenschaftlich-optischen Themen widmet“.245 Zwar ließ sich ein Umzug von Joos nach Göttingen nicht verhindern,246 aber der Vorstoß der Betriebsvorstände erwies sich dennoch nicht als kompletter Fehlschlag, wurde Joos doch während des Zweiten Weltkrieges auf Vorschlag seines zeitweiligen Jenaer Kollegen Abraham Esau nach dem Ausscheiden von Hans Harting erst provisorisch247 und dann offiziell zum Mitglied der Geschäftsleitung der Zeiss-Werke ernannt.248 242 243

244 245

246 247 248

Vgl. Stutz: Der ungeliebte „Nationalsozialistische Musterbetrieb“ (1997), S. 106. Vgl. Walter: Zeiss 1905–1945 (2000), S. 174. Die „Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft“ ging auf eine Initiative des Eisen- und Stahlindustriellen Gustav Krupp vom Februar 1933 bzw. Mai 1933 zurück. Ein entsprechender Spendenaufruf wurde jährlich erneuert und an die Mitglieder des Reichsverbandes der Deutschen Industrie und der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände versandt. Die Mehrzahl der eingeworbenen Gelder (bis 1945 insgesamt 700 Millionen Reichsmark) diente zur Unterstützung von Hitlers Erwerbungen an Grundbesitz und Kunstgegenständen sowie als Stütze für von ihm vergebene Beihilfen und Dotationen, vgl. Weiß: Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft (1997). Vgl. Turner: Unternehmen unter dem Hakenkreuz (1998), S. 17. Vgl. Schreiben der Geschäftsleitung des Zeiss-Werkes an das Marine-Waffenamt der Marineleitung (Kapitän Grassmann) vom 17.04.1935, in: UACZ, BACZ 22798 (unpag.) Vgl. Rosenow: Die Göttinger Physik unter dem Nationalsozialismus (1998), S. 565. Vgl. Vermerk von Ministerialrat Friedrich Stier für Ministerpräsident Marschler vom 25.10.1940, in: ThHStAW, Thüringer Volksbildungsministerium C 1645, Bl. 247ff. Vgl. Schreiben von Fritz Sauckel an Georg Joos vom 25.02.1943, in: UACZ, BACZ 14734 (unpag.).

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Die Verabschiedung des „Vierjahresplans“ im August 1936 als Grundlage für die Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches führte zu einer neuen Qualität der Beziehungen zwischen Wissenschaft, Staat und Wirtschaft. In der Industrie offenbarte sich dieser Sachverhalt vor allem in Ansätzen zur Herstellung von bestimmten „Ersatzmaterialien“, die eine weitgehend unabhängige volkswirtschaftlich-kriegstechnische Versorgung gewährleisten sollten. Parallel war eine zunehmende Ausrichtung auf den nationalen Binnenmarkt spürbar.249 Innerhalb der Wissenschaftslandschaft waren ab Mitte der 1930er-Jahre Maßnahmen zum Ausbau diverser Einrichtungen im „Großforschungsmaßstab“ zu verzeichnen, die dazu dienen sollten, eine effektivere Mobilisierung wissenschaftlicher Ressourcen für die Kriegspläne des NS-Regimes zu ermöglichen.250 Daneben traten Bemühungen um eine stärkere Popularisierung der Technik auf die Tagesordnung. Darstellungen zur Geschichte und der Verwendung von Gummi, Zellstoff, Treibstoff, Düngemitteln, Eisen, Buntmetallen und Holz entwickelten sich zu beliebten Themen innerhalb der NS-Wirtschaftspropaganda und zielten auf eine höhere Akzeptanz politischer Richtlinien in der Bevölkerung.251 Ein solches Klima verlieh auch den Ingenieuren bzw. den unter ihnen vertretenen Advokaten einer „technokratischen Gestaltung“ Auftrieb, die Anfang der 1930er-Jahre bereits Anlehnung an die neuen herrschenden Verhältnisse gesucht hatten,252 aber noch auf zwiespältige Reaktionen gestoßen waren.253 1938 erhielten vier Ingenieure, darunter auch der Straßenbauingenieur Fritz Todt (1891–1942), seines Zeichens Vorsitzender des NS-Bundes Deutscher Technik (NSBDT) und ab 1939 auch Vorsitzender des Vereins Deutscher Ingenieure, die Auszeichnung mit dem von Hitler 1937 als „nationalem Ersatz“ für den Nobelpreis gestifteten „Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft“. Dieser Vorgang fand im Umfeld des VDI großen Zuspruch, schien er doch gewissermaßen eine „Ankunft“ der vormals verfemten berufsständisch-sozialen Gruppierung der Ingenieure in der „kulturellen Elite“ der Gesellschaft zu symbolisieren.254 Statt „politisch-ideologischen Vordenkern“ waren nun eher Personen gefragt, die sich wie der 1937 zum Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft nominierte Ernst Telschow (1889–1988) pragmatisch von „Sachzwängen“ leiten ließen.255 Eine solche Haltung besaß zudem den Vorteil, dass sie die Mitarbeit der Wissenschaftler in Bahnen lenken konnte, die zunächst trotz ihrer politischen 249 250 251 252 253 254 255

Vgl. Stokes: Privileged Applications (2000), S. 409. Vgl. Ritter: Großforschung (1992), S. 33f. sowie Maier: Technische Hochschulen im „Dritten Reich“ (2010), S. 39f. Vgl. Weber: Popularisierung der Technik (2002), S. 331. Vgl. Triebel: Nationalsozialismus und Technokratie (1933). Vgl. Renneberg/Walker: Engineers and National Socialism (1994), S. 8. Vgl. Maier: Nationalsozialistische Technikideologie und die Politisierung des „Technikerstandes“ (1996), S. 262. Vgl. Hachtmann: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1933 bis 1945 (2008), S. 42–49.

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Implikationen nicht als „plumpe Politisierung“ begriffen werden musste.256 So traf der von 1935–1937 unter der Obhut des thüringischen Volksbildungsministers Fritz Wächtler als Rektor der Universität Jena amtierende Theologe Wolf (Wolfgang) Meyer-Erlach mit seiner Rede „Universität und Volk“ zwar gewissermaßen den antiintellektuellen Ton des NS-Regimes (die neuen Machthaber setzten nicht zuletzt auf eine jüngere Generation politisch-zuverlässiger „Akademiker“),257 aber blies wissenschaftsstrategisch gesehen mit seiner anhand von Hitlers Buch Mein Kampf untermauerten, auf eine „politische Reform“ der Universitäten abzielende These von der „Überlastung der jugendlichen Gehirne mit Dingen, die wir im Leben zu 95 Prozent nicht brauchen“,258 in das falsche Horn. Nach nur zwei Jahren Amtsdauer gab der thüringische Gauleiter Fritz Sauckel im Hinblick auf den Posten des Jenaer Universitätsrektors erneut dem technischen Physiker Abraham Esau den Vorzug, für den die Jenaer Universität bereits 1935 votiert hatte, aber diesbezüglich auf Widerstand beim Volksbildungsminister Fritz Wächtler gestoßen war.259 Als ebenso unausführbar erwiesen sich auf eine „innere Hochschulreform“ zielende Pläne für ein „Institut für politische Wissenschaft“, wie sie die Gaustudentenführung gegen Mitte/Ende der 1930er-Jahre propagierte und für die sie die optische Industrie zu gewinnen suchte.260 Im Zuge der Verabschiedung des „Vierjahresplans“ im Jahre 1936 gerieten im Hinblick auf eine gezieltere staatlich gesteuerte Forschungsförderung vor allem wissenschaftliche Gebiete und Ansätze in den Fokus des NS-Regimes, die eine höhere Effektivität im Bereich der Kriegsvorbereitungen versprachen. Insbesondere die Chemie, die eine große volkwirtschaftliche Bedeutung vorweisen konnte, erfreute sich einer verstärkten Unterstützung.261 Beispielhaft dafür war u. a. die Einrichtung einer Abteilung für Forschung und Entwicklung im Gefolge der diversen, im Umfeld des Vierjahresplans entstehenden Organisationen (Rohstoff- und Devisenstab, geb. am 4. April 1936, am 22. Oktober „Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe“, Februar 1938 „Reichsstelle für Wirtschaftsausbau“, Dezember 1939 „Reichsamt für Wirtschaftsausbau“) unter Leitung des Industriechemikers Carl Krauch (1887–1968), der im Jahre 1938 zudem zum „Generalbevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Erzeugung“ (GBChem) ernannt wurde

256 257 258 259 260

261

Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena (2009), S. 492. Vgl. Grüttner: Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus (2000), S. 568. Vgl. Meyer-Erlach: Universität und Volk (1935), überliefert in: UASGJ, S 416. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 492. Vgl. Entwurf einer Satzung über ein Institut für politische Wissenschaft an der Universität Jena, verfasst von Gaustudentenführer Kieser, datiert auf den 19.05.1938, in: UACZ, BACZ 22799 (unpag.). Zum Hintergrund vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 520ff. Vgl. Bechstedt: „Gestalthafte Atomlehre“ (1980), S. 144f.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

und 1939 auch die Leitung des „Reichsamtes für Wirtschaftsausbau“ übernahm.262 Anhand der Carl-Zeiss-Stiftung zeigt sich, dass die staatlichen Bemühungen um eine verstärkte Förderung bestimmter Wissenschaftsdisziplinen innerhalb der Universitäten seitens der Industrie unterstützt wurden. Hatte die Chemie noch im Zeitraum von 1924–1933 im Förderspektrum der Stiftung mit einem Prozent [!] eine eher untergeordnete Rolle gespielt, so konnte sie von 1934–1942 ihren Förderanteil auf vier Prozent steigern.263 Maßgeblich beteiligt war die Stiftung an der Gründung eines eigenständigen Laboratoriums für Technische Chemie an der Jenaer Universität im Jahre 1938.264 Dessen Leiter Herbert Otto Brintzinger widmete sich bereits seit dem Sommersemester 1933 kriegstechnischen Fragen wie bspw. dem Einsatz von chemischen Gasen.265 Für den Ankauf, die Bezahlung der Grunderwerbssteuer sowie den Ausbau eines entsprechenden Grundstückes stellten die Betriebsvorstände insgesamt 38.000 Reichsmark zur Verfügung, zudem bewilligten sie Gelder für die Ausstattung des Instituts.266 Auf dem allmählichen Rückzug befanden sich dagegen innerhalb der Naturwissenschaften die an das Wertesystem des Nationalsozialismus gekoppelten wissenschaftsmethodischen Konzepte.267 Der Physiker Johannes Stark, der sich um eine Anbindung seines Faches an die NS-Propaganda bemüht hatte, musste im Mai 1939 seinen Posten als Leiter der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt an Abraham Esau übergeben. Dessen Ernennung wurde in den Reihen der PTR mit „Erleichterung“ aufgenommen, hatte Stark doch aufgrund seines cholerischen und teilweise unberechenbaren Temperamentes sowie zahlreicher Eingriffe in die traditionellen Strukturen der besagten Einrichtung bei den Mitarbeitern der PTR keinen allzu guten Ruf genossen.268 Die beschriebenen Entwicklungen sorgten auch in den Reihen der Industrie für ein Aufatmen. Zahlreiche Industrielle wie bspw. der von 1936– 1940 als Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft amtierende Carl Bosch

262 263 264

265 266

267 268

Vgl. Flachowsky: Von der Notgemeinschaft zum Reichsforschungsrat (2008), S. 223. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung (i. A. Stier) an den Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena vom 31.10.1938, in: UAJ, C 725, Bl. 1. Vgl. Lemuth/Stutz: „Patriotic Scientists“ (2003), S. 629. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an das Universitätsrentamt vom 04.04.1939, in: UAJ, C 725, Bl. 30 sowie Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an das Universitätsrentamt vom 01.11.1939, in: ebd., Bl. 69 und Abschrift des Schreibens des Thüringischen Ministers für Volksbildung an die Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung vom 06.05.1940, in: ebd., Bl. 85. Vgl. Richter: Die „Deutsche Physik“ (1980), S. 128. Vgl. Kern: Forschung und Präzisionsmessung (1994), S. 263.

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(1874–1940) hatten die neuen wissenschaftsmethodischen Konzepte ob ihres praktischen Nutzens stark kritisiert.269 Infolge der politischen Umstände veränderten sich auch die Strukturen von Organisationen im Schnittbereich von Wirtschaft und Wissenschaft wie die 1921 gegründete Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena. Bereits im Jahre 1933 waren in die Reihen der genannten Organisation NSDAP-Mitglieder aufgenommen worden, die wichtige Ämter innerhalb der regionalen staatlichen Verwaltungsbehörden und der örtlichen Industrie bekleideten.270 1936 wurde in Zusammenarbeit mit Rektor Esau und dem thüringischen Ministerpräsidenten Willy Marschler (1893–1952) eine Überarbeitung der rechtlichen Grundlagen der Gesellschaft beschlossen, deren Ziel die „Einführung des Führerprinzips“ in die Strukturen der Gesellschaft bildete. Statt eines mehrköpfigen Vorstandes wurden sämtliche Geschäfte nun von einem „Präsidenten“ wahrgenommen, der über die Mitgliedschaft bestimmter Personen zu entscheiden befugt war. Ein Beitritt war an den Status „deutscher Reichsbürger oder deutschblütiger Ausländer“ gebunden, die Verpflichtung der Mitglieder wurde auf den Passus des Wirkens für das „Wohl der deutschen Volksgemeinschaft auf kulturellem und geistigem Gebiet“ festgelegt.271 Die Verkündung der neuen Prinzipien blieb dem Zeiss-Geschäftsführer Paul Henrichs vorbehalten, der im Juni 1938 zum neuen Vorsitzenden der Gesellschaft gewählt wurde.272 Dessen Wirken als Präsident zeigte, dass die in den Reihen der „Gesellschaft der Freunde der Universität Jena“ vorhandene Gemengelage u. a. bestehend aus einer auf die Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen ausgerichteten „Verehrung für geistig-idealistische“ Werte und dem Glauben an eine „kulturelle Vormachtstellung“ des Reiches sich mit völkisch-nationalistischen Dimensionen durchaus kombinieren ließ. So beschloss die Gesellschaft im Jahre 1938 anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Antrittsrede Friedrich Schillers auf Anregung von Henrichs, einen entsprechenden „Sonderbetrag“ zu zeichnen, für den die Zeiss-Stiftung im Jahre 1939 die Summe von 50.000 Reichsmark zur Verfügung stellte.273 Bereits gegen Anfang/Mitte der 1930er-Jahre hatte sich der in der Erinnerungskultur der Salana prominente Schiller ähnlich wie sein Zeitgenosse Johann Wolfgang von Goethe274 sowohl in den Augen der Universitätsangehörigen als auch der staatlichen 269 270 271 272 273 274

Vgl. Kohl: Die Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus (2002), S. 125f. Vgl. Schilling: Die Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena (2003), S. 314. Vgl. ebd., S. 315. Vgl. Protokoll der Mitgliederversammlung der Gesellschaft der Freunde der FSU Jena vom 18.06.1938, in: UAJ, U Abt. I Nr. 6 (unpag.). Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an Gustav Fischer vom 25.05.1939, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 441, Bl. 186. Vgl. Stenzel: „Pg. Goethe“? (1999).

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Behörden als „anschlussfähige politisch-kulturelle Integrationsfigur“ erwiesen. Auf Anregung von Abraham Esau fungierte der Dichter des Sturm und Drang ab dem November 1934 als „nationales Aushängeschild“ der Jenaer Universität.275 Im Mai 1940 passte schließlich auch die Gesellschaft der Freunde der Universität Jena ihre offizielle Bezeichnung (Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena e. V.) an den Namenszug der Salana an.276 Die enge Verbindung von machtpolitischen Interessen und universitärer Profilbildung erfasste auch die Geistes- und Sozialwissenschaften, die ähnlich anderen Disziplinen ihren Beitrag zum „Dienst am Vaterland“ zu leisten wussten.277 So verbuchten unter Esaus Amtsführung als Stiftungskommissar sowohl die „allgemeinen Leistungen“ für die Jenaer Hochschule, als auch die nicht-naturwissenschaftlichen Fachdisziplinen im Bereich der industriellen Beihilfen einen Zuwachs. Im Falle der Psychologie, die unter dem Nationalsozialismus ihre disziplinäre Stellung an den Hochschulen festigen und neue Anwendungsgebiete außerhalb der Universität erschließen konnte,278 gelang es dem Leiter der Jenaer Anstalt, Friedrich Sander (1889–1971), die materiellen Kapazitäten seines zuvor eher bescheiden dotierten Instituts mit der Hilfe von Landesgeldern und der Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung wesentlich zu erweitern.279 Dabei bediente sich Sander hinsichtlich des Ausbaus seiner Anstalt insbesondere des Verweises auf die „angewandte“ Psychologie,280 mit deren Hilfe er entsprechende Formen der „Eignungsdiagnostik“ in Industrie und Wehrmacht (für die er sich in seiner Eigenschaft als Mitglied des Prüfungsausschusses für Wehrmachtspsychologen engagierte) befördert sehen wollte.281 Bereits 1935 zahlte die Stiftung kurzfristig Gelder für die Einstellung eines Instituts-Assistenten,282 später würdigten die Geschäftsleitungen der Betriebe den Verbleib von Sander in Jena (er erhielt 1938 einen Ruf nach Leipzig und 1939 einen Ruf nach Berlin)283 mit 275 276 277 278 279 280 281 282 283

Vgl. John: Namenswechsel - Wendezeiten? (2010), S. 117–121. Vgl. Schilling: Die Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena (2003), S. 316f. Vgl. dazu die verschiedenen Beiträge in Hausmann: Die Rolle der Geisteswissenschaften im Dritten Reich (2002). Vgl. Geuter: Die Professionalisierung der deutschen Psychologie im Nationalsozialismus (1984), S. 449. Vgl. Fitzek/Wittmann: Die Psychologische Anstalt im Nationalsozialismus unter Friedrich Sander (2003), S. 371. Vgl. Schreiben von Friedrich Sander an Ministerialrat Friedrich Stier vom 10.01.1940, in: UAJ, C 753 (unpag.). Vgl. Fitzek/Wittmann: Die Psychologische Anstalt im Nationalsozialismus unter Friedrich Sander (2003), S. 370. Vgl. Abschrift des Schreibens des Thüringischen Ministers für Volksbildung an die Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung vom 23.09.1935, in: UAJ, C 753 (unpag.). Vgl. Fitzek/Wittmann: Die Psychologische Anstalt im Nationalsozialismus unter Friedrich Sander (2003), S. 370.

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Beihilfen für sein Institut.284 Sander war dabei seit 1939 als „Vertrauensmann“ des Senats der Universität innerhalb der Rechnungskommission der Zeiss-Stiftung vertreten und damit an der Verwaltung der Stiftungsfinanzen beteiligt.285 Zusätzliche Gelder im Schnittbereich von staatlicher Administration, Universität und Industrie akquirierte Sander außerdem seit dem Jahre 1939 als stellvertretender Präsident der Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena.286 Solche Sachverhalte können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sowohl innerhalb der Universität als auch außeruniversitärer Einrichtungen wie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft287 der Zugewinn der Naturwissenschaften im Bereich der industriellen Wissenschaftsförderung (die Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultäten standen im Zentrum der Bemühungen um den Einsatz von Forschungskapazitäten für die Kriegsvorbereitungen)288 deutlich höher ausfiel. Davon konnte im Rahmen des Förderspektrums der Stiftung auch die Mathematik profitieren.289 Der Hamburger Mathematiker Wilhelm Blaschke (1885–1962), der in Jena 1937 mit dem „Ernst-Abbe-Gedächtnispreis zur Förderung der mathematischen und physikalischen Wissenschaften“ (gestiftet 1921) ausgezeichnet wurde, bemühte sich daher in seinem Festvortrag umso mehr, sein Fach sowohl für die Naturwissenschaften als auch für die Technik „unentbehrlich“ erscheinen zu lassen.290 In der Tat konnten sich unter den Bedingungen des NSRegimes gerade die „angewandten“ Teilbereiche bestimmter mathematischnaturwissenschaftlicher Disziplinen fester im Bereich der allgemeinen Wissenschaftslandschaft etablieren.291 Stets galt jedoch, dass die Förderung entsprechender Hochschulwissenschaftler auch mit den Kriterien „politischer Zuverlässigkeit“ einhergehen musste. Dieser Sachverhalt war auch im Rahmen des Ernst-Abbe-Gedächtnispreises spürbar. Dass im Jahre 1935 mit 284

285 286

287 288 289 290

291

Vgl. Abschrift des Schreibens des Thüringischen Ministers für Volksbildung an die Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung (i. A. Stier) vom 26.09.1940, in: UAJ, C 753 (unpag.) sowie Abschrift des Schreibens des Thüringischen Ministers für Volksbildung an die Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung vom 09.07.1941 (i. V. Gerlach), in: ebd. Vgl. Schreiben von Abraham Esau an den Thüringischen Minister für Volksbildung vom 26.01.1939, in: UAJ, BA 2101, Bl. 4. Vgl. Schreiben von Paul Henrichs an Friedrich Sander vom 14.01.1939, in: UAJ, U Abt. I Nr. 6 (unpag.). Vgl. außerdem Fitzek/Wittmann: Die Psychologische Anstalt im Nationalsozialismus unter Friedrich Sander (2003), S. 370. Vgl. Hachtmann: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1933 bis 1945 (2008), S. 31f. Vgl. Eberle: Die Martin-Luther-Universität in der Zeit des Nationalsozialismus (2002), S. 228–233. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Artikel im „Jenaer Volksblatt“ vom 14.06.1937: „Professor Blaschke erhält den Ernst-Abbe-Preis. Festakt im Abbeanum“, überliefert in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 440, Bl. 72. Zu Blaschke vgl. Segal: Mathematics under the Nazis (2003), S. 423–437. Vgl. Mehrtens: Angewandte Mathematik (1986), S. 318.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

Ludwig Prandtl ein Hochschulwissenschaftler ausgezeichnet wurde, der bereits im Kaiserreich innerhalb seiner Tätigkeit die Bezüge von Wissenschaft, Wirtschaft und Militär eng kombiniert hatte292 und unter dem NS-Regime erneut zu einer wichtigen Figur im Rahmen der ab 1936 verstärkt geförderten Luftfahrtforschung avancierte,293 hinderte den Thüringer Gauleiter Fritz Sauckel nicht daran, entsprechende Informationen zur politischen Einstellung Prandtls einzuholen.294 Völlig ad absurdum führte Sauckel die Preisverleihung im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges. Der vorgeschlagene Kandidat, der Heidelberger Physiker Walther Bothe (1891–1957), der nach einem Ordinariat an der Universität Heidelberg (ab 1932) 1934 die Leitung des Instituts für Physik im Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung übernommen hatte,295 fand weder die Billigung Sauckels noch des thüringischen Ministerpräsidenten Willy Marschler. Ihr Widerwillen richtete sich nach Auskunft von Ministerialrat Friedrich Stier an den Jenaer Mathematiker Paul Köbe hauptsächlich gegen die Verleihung an einen Gelehrten außerhalb von Thüringen.296 Bezogen auf die akademische Welt war dies ein geradezu lächerlicher Einwand, der neben den Bemühungen der NSDAPGauleitung um eine aus machtpolitischen Gründen betriebene „Heimatpflege“297 sicherlich auch daher rührte, dass sich Bothe an der Heidelberger Universität zu Anfang der 1930er-Jahre nicht unbedingt als eifriger Anhänger des NS-Regimes zu erkennen gegeben hatte bzw. mit dem vorherigen Lehrstuhlinhaber Philipp Lenard (1862–1947), seines Zeichens Vertreter der eng an die NS-Propganda angelehnten „Deutschen Physik“, aneinander geraten war.298 Ganz im Sinne des thüringischen Gauleiters unterblieb denn auch die Auszeichnung Bothes.299 Um weitere Vorfälle dieser Art zu unterbinden, entwarf Stiftungskommissar Esau in Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung der Zeiss-Werke eine neue Satzung des Abbe-Preises.300 Diese sah nun bezüglich der Verleihung eine explizite Mitwirkung des Reichsstatthalters von Thüringen (Sauckel) vor, gleichzeitig fungierte Esau als Vorsitzender 292 293 294

295 296 297 298 299 300

Vgl. Busse: Forschung im Krieg (2006). Vgl. dazu Epple: Rechnen, Messen, Führen (2002). Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an die Hochschulkommission bei der Reichsleitung der NSDAP vom 23.05.1935, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 440, Bl. 44. Vgl. Rürup: Schicksale und Karrieren (2008), S. 150 sowie Wolgast: Die Universität Heidelberg (1986), S. 142. Vgl. Schreiben Stiers an Paul Koebe vom 28.04.1939, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 440, Bl. 85. Vgl. dazu Steber: Die Kulturarbeit der Gaue (2007). Vgl. Rürup: Schicksale und Karrieren (2008), S. 150 sowie Wolgast: Die Universität Heidelberg (1986), S. 142. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Stier an Abraham Esau vom 04.11.1940, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 440, Bl. 91. Vgl. Schreiben von Abraham Esau an Fritz Sauckel vom 23.04.1942, in: ThHStAW, Reichsstatthalter von Thüringen 444, Bl. 13.

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eines Ausschusses, der über die „Förderwürdigkeit“ der Kandidaten zu befinden hatte.301 Neben der vermehrten industriellen Förderung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fachbereiche gewannen auch die Agrarwissenschaften, die im Zeitraum von 1891–1921 nahezu unberücksichtigt geblieben waren302 , zunehmend an Bedeutung, was ihrer prinzipiellen Aufwertung unter den Gesichtspunkten der wirtschaftlichen Kriegsvorbereitung entsprach.303 Wenngleich ihr Förderanteil im Rahmen der Stiftung mit zwei Prozent relativ marginal blieb, so ist im Vergleich zur Periode von 1924–1933 immerhin eine Verdoppelung der Beihilfen erkennbar. Neben Beihilfen für das Institut für Tierzucht (darunter auch ein Darlehen von 80.000 RM für den Ankauf des 1934 erworbenen Kammerguts Jena-Zwätzen)304 und Zuschüssen für Bodenverbesserungsarbeiten auf dem Gut in Dornburg (Ankauf durch die Universität im Jahre 1920 für Arbeiten in der Pflanzenzüchtung305 ) wurde unter anderem die 1936 eingerichtete Jenaer Hochschulabteilung der „Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung“ (RAG) als Instanz zur NSspezifischen Stadt- und Landesplanung gefördert.306 Der Obmann der RAG, Konrad Meyer (1901–1973), seines Zeichens Landwirt, war 1934 für kurze Zeit Inhaber eines Lehrstuhls für Acker- und Pflanzenbau in Jena, unter seiner Initiative wurde 1935 das Landwirtschaftsstudium unter „völkisch-rassischen“ Gesichtspunkten reformiert. Später brachte sich Meyer als Chef des Planungsamtes des „Reichskommissariats zur Festigung Deutschen Volkstums“ mit Konzepten zur völkisch-rassischen Besiedlung der annektierten Gebiete im Osten Europas ein.307 Auch die im Bereich der Geowissenschaften verankerten Disziplinen wie die Geografie, Mineralogie und Geologie kamen infolge der seit 1936 stärker 301 302 303 304

305

306 307

Vgl. Satzung des Ernst-Abbe-Gedächtnispreises von 1942, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 440, Bl. 95f. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Heim: Forschung für die Autarkie (2002), S. 145. Vgl. auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 502 der Stiftungssitzung am 05.10.1934, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 359, Bl. 76 sowie auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 505 der Stiftungssitzung vom 01.04.1935, in: ebd., Bl. 79 und auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 508 der Stiftungssitzung vom 06.12.1935, in: ebd., Bl. 87. Bezüglich des Zuschusses zum Ankauf des Kammerguts Jena-Zwätzen vgl. Darlehensvertrag zwischen der Carl-Zeiss-Stiftung und der Universität Jena über 80.000 RM zum Ankauf des Restguts Zwätzen vom 29.01.1935, in: UACZ, BACZ 18766 (unpag.). Vgl. Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1. Oktober 1937/38, in: ThHStAW, Kassen und Rechnungen, Universitätsrentamt Jena 12 (unpag.) sowie John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 546. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 518 vom 06.04.1938, in: UACZ, VA 5463 (unpag.). Vgl. zu den genannten Sachverhalten Rubach: Die landwirtschaftliche Fachschaft (2003), S. 585f. Benz: Der Generalplan Ost (1985), S. 42ff. Venhoff: Die Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung (2000).

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politisch koordinierten Nutzung wissenschaftlicher Ressourcen in den Genuss vermehrter Zuwendungen durch die optische Industrie, beispielsweise spendete die Zeiss-Stiftung Gelder für den von der „Hochschularbeitsgemeinschaft für Raumforschung“ im Jahre 1937 projektierten „ThüringenAtlas“ (1939 erstmals erschienen).308 Eine innerhalb des genannten Disziplinenkreises neu gegründete Institution, die die Einbindung von Universität und Industrie in regionalpolitisch geprägte rüstungswirtschaftliche Strukturen symbolisierte,309 war die 1936 auf Anregung des Jenaer Mineralogen Fritz Heide (1891–1973) in Zusammenarbeit mit der „Thüringischen Geologischen Landesuntersuchung“ unter dem Geologen Fritz Deubel (1898– 1966) und dem NS-Gauwirtschaftsberater Otto Eberhardt (1890–1939) sowie dem „Generalsachverständigen für deutsche Roh- und Werkstoffe im Vierjahresplan“ (mit den Arbeitsgebieten „Industrielle Öle und Fette sowie Erforschung des deutschen Bodens“), Wilhelm Keppler (1882–1960)310 eingerichtete Untersuchungsstelle für die Begutachtung mineralischer Rohstoffe Mitteldeutschlands, die sich ebenfalls der Unterstützung durch die ZeissStiftung erfreute.311 Einen Antrag auf einen kompletten Neubau des Geologischen Instituts lehnte die Stiftung aber ab,312 ebenso informierte sie den maßgeblich an der „Hochschularbeitsgemeinschaft für Raumforschung“ mitwirkenden Jenaer Geografen Joachim Heinrich Schultze (1903–1977), dass eine Bereitstellung von Geldern zwecks Durchführung von Studienreisen „nur ausnahmsweise genehmigt werden könne“ und man „für solche Zwecke künftig keine Mittel mehr zur Verfügung stellen werde“, da „die Unterstützung von Reisen nicht im Aufgabenbereich der Stiftung liege“.313 Wie das Beispiel der Geowissenschaften recht anschaulich illustriert, verlief die Verankerung und Umsetzung spezifischer wissenschaftlicher Vorhaben nicht nur in einem Rahmen spezieller Interaktionen zwischen Wissenschaft, Staat und Wirtschaft, sondern oszillierte auch in einem Spannungsverhältnis zwischen

308 309 310 311

312

313

Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 519. Vgl. dazu ausführlich John: Rüstungswirtschaftlicher Strukturwandel und nationalsozialistische Regionalpolitik (1995). Zu Keppler vgl. Keiper/Kröger: Biographisches Handbuch des deutschen auswärtigen Dienstes 1871–1945 (2005), S. 509f. Vgl. Schreiben von Fritz Heide an den Thüringischen Volksbildungsminister vom 04.12.1936, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 258, Bl. 78f. sowie Auszug aus dem Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 513 vom 16.12.1936, in: ebd., Bl. 84 und auszugsweise Abschrift aus der Niederschrift Nr. 518 der Stiftungssitzung am 06.04.1938, in: ebd., Bl. 86. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an den Direktor des Geologischen Universitätsinstituts vom 03.10.1936, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 257, Bl. 42. Vgl. Protokoll Nr. 515 der Stiftungssitzung vom 18.06.1937, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 546, Bl. 226f., hier Bl. 226.

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„disziplinärer Gemeinschaftsarbeit“ und „disziplinärer Konkurrenz“.314 Hinzu kam, dass das Reichserziehungsministerium nur bedingt bereit war, einen universitären Ausbau zu finanzieren, wenn dafür auch andere Kapitalien (bspw. aus der Industrie) vorhanden waren. So lehnte die genannte Behörde beispielsweise einen Antrag des Jenaer Anatomen Ludwig Graeper auf die Auszahlung zusätzlicher Mittel im Jahre 1936 mit dem Argument ab, solange regelmäßige Zuschüsse aus der Zeiss-Stiftung für Graepers Arbeiten zur Verfügung stünden, sehe man sich außerstande, zusätzliche Gelder zur Verfügung zu stellen.315 Insgesamt stagnierte (wie bei der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft316 ) die industrielle Förderung der Fachgebiete der Biowissenschaften und der Medizin bzw. war sogar rückläufig.317 Im Bereich der Biologie entsprach dieser Sachverhalt im Rahmen der Universitätslandschaft durchaus einem allgemeinen Trend, der auf die Verlagerung entsprechender Forschungsförderungsaktivitäten von den Universitätsinstituten auf die KWG zurückzuführen war.318 Auch muss beachtet werden, dass die optische Industrie in Jena seit den 1930er-Jahren durch das Interesse an einer qualitativen Weiterentwicklung der Produktion von Bakterienfiltern entsprechende Forschungen im Bereich der Mikrobiologie mit der Verpflichtung des jungen Frankfurter Arztes Hans Knöll (1913–1978), dessen Laboratorium bei dem Unternehmen Schott & Genossen im Jahre 1944 zu einem „Institut für Mikrobiologie“ ausgebaut wurde, unter ihrer eigenen Obhut finanzierte.319 Nichtsdestoweniger war aber insbesondere für den Aufbau „rassekundlich-anthropologischer“ Studien an der Jenaer Universität eine Beihilfe der optischen Industrie nicht unerheblich. Dazu gehörte ab 1934 die bis 1945 regelmäßig verlängerte Förderung des Instituts für menschliche Erbforschung und Rassepolitik (1934 zunächst unter der Bezeichnung Institut für menschliche Züchtungslehre und Vererbungsforschung eingerichtet) unter der Leitung des Präsidenten des 1933 in Weimar eingerichteten Landesamtes für Rassewesen, Karl Astel.320 Eine neue Schnittstelle zwischen Industrie, Staat und Wissenschaft bei der Verbreitung „biologistischen“ Gedankenguts bot außerdem die 1942 auf Betreiben des Biologen Victor Franz (1883–1950) eingerichtete, unter der Schirmherrschaft des thüringischen Gauleiters Fritz Sauckel stehende

314 315 316 317 318 319 320

Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 510. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an Ludwig Graeper vom 24.11.1936, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 285, Bl. 92. Vgl. Hachtmann: Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft 1933 bis 1945 (2008), S. 31f. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Deichmann: Biologen unter Hitler (1995), S. 360. Vgl. Autorenkollektiv: Drei Jahrzehnte Jenapharm (1981), S. 9f. Vgl. Auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 500 der Stiftungssitzung vom 30.05.1934, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 294, Bl. 18.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

„Haeckel-Gesellschaft“,321 in deren Reihen sich neben dem Stiftungskommissar der Carl-Zeiss-Stiftung Abraham Esau auch die Zeiss-Mitarbeiter August Köhler und Georg Joos (jener ab 1943 als offizielles Mitglied der Zeiss-Geschäftsleitung) sowie der für das Unternehmen Schott & Genossen tätige Mikrobiologe Hans Knöll befanden.322 Der Übergang zur NS-Diktatur machte sich im Bereich der Forschungsförderung der Biowissenschaften auch dadurch bemerkbar, dass nach dem Beschluss der Weimarer Landesregierung das Astel-Institut aus Mitteln unterhalten werden sollte, die zuvor dem sozialdemokratischen Biologen Julius Schaxel für seine Anstalt für experimentelle Biologie zur Verfügung gestanden hatten.323 Dieser wurde im April 1933 per Erlass der Thüringer Landesregierung von seinem universitären Amt entbunden und sah sich gezwungen, seine einstige Wirkstätte zu verlassen.324 Neue Schnittbereiche industrieller Produktion und „wissenschaftlicher“ Forschung im Bereich der Medizin fanden sich auch im Bereich der Anwendung wissenschaftlicher Apparaturen. So gab der Direktor der Anstalt für Anatomie, Rüdiger von Volkmann (1894–1990), nach Auskunft des ab 1939 als Rektor der Jenaer Universität amtierenden Rasseforschers Karl Astel ein verlässlicher „Mitkämpfer“ an der „weltanschaulichen Kampffront der Hochschule Jena“,325 gegenüber der Firma Zeiss der Hoffnung Ausdruck, dass die Entwicklung von Geräten im Bereich der Nahphotogrammetrie die „Erkenntnisse“ im Bereich der „Anthropologie“ und der „Zwillingsforschung“ vorantreiben werde. Durch „einwandfreie Messverfahren am lebenden Objekt“ [!], so von Volkmann, sei es möglich, das „Lageverhältnis zwischen Teilen des Körperinnern und der Körperfläche am Lebenden als Dauereindruck festzuhalten“, um so vor allem für die Chirurgie eine „Anthropologie des Körperinneren bei den verschiedenen Konstitutions- und Rassetypen“ zu ermöglichen.326 Wie viele andere seiner Fachkollegen in den Biowissenschaften327 und der Medizin328 profitierte von Volkmann unter dem NS-Regime von den allgemein vorherrschenden beruflichen Rahmenbedingungen einer 321 322 323 324

325 326 327 328

Vgl. dazu Hoßfeld: Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland (2005), S. 252–260. Vgl. Mitgliederverzeichnis der Haeckel-Gesellschaft, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 728, Bl. 18–23, hier Bl. 19–21. Vgl. Zimmermann: Die Medizinische Fakultät der Universität Jena während der Zeit des Nationalsozialismus (2000), S. 70f. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena (2009), S. 430. Später ging Schaxel in die UdSSR und wurde dort während der Stalin-Säuberungen zusammen mit seiner Frau im Jahre 1937 verhaftet. 1943 starb er unter ungeklärten Umständen in Moskau, vgl. Deichmann: Biologen unter Hitler (1995), S. 44f. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 535. Vgl. Schreiben von Rüdiger von Volkmann an die Fa. Zeiss (Herr Hess) vom 06.01.1941, in: UAJ, S Abt. XXXVIII 78 (unpag.). Vgl. Schmuhl: Grenzüberschreitungen (2005), S. 532. Vgl. Zimmermann/Zimmermann: Die Medizinische Fakultät (2003), S. 425.

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bereits in den 1920er-Jahren einsetzenden, unter dem Nationalsozialismus dann deutlich beschleunigten, vielfach vom hippokratischen Eid „entgrenztabgekoppelten“ ärztlichen Tätigkeit.329 Sein Institut verfügte wie andere Einrichtungen der Universität Jena330 über Verbindungen zum Konzentrationslager Buchenwald in der Nähe von Weimar, das besagte Anstalt mit Präparaten und Leichnamen versorgte.331 Eine noch unrühmlichere Rolle spielte der 1916 auf Kosten der Carl-Zeiss-Stiftung angestellte Pädiater Jussuf Ibrahim, der sich von 1939 bis 1945 dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten zur Verfügung stellte.332 Auch viele Ingenieure beschäftigten sich als „Männer der Praxis“ nur in untergeordneter Weise mit „moralischen Aspekten“ ihrer Arbeit, vielmehr widmeten sie sich ganz bestimmten „technischen Details“, die in ihren anwendungsorientierten Dimensionen (man denke bspw. an die Firma Topf & Söhne als Hersteller der Verbrennungsöfen in Auschwitz) den verbrecherischen Absichten des NS-Regimes vielfach zupass kamen.333 Technokratische und sozialdarwinistische Affinitäten gingen dabei in der Mentalität der Ingenieure oftmals ein enges Bündnis ein.334 Dieser Sachverhalt zeigt, dass die Mit- und Zuarbeit bezüglich des neuen Regimes nicht nur Handlungspielräume für „Opportunisten“ eröffnete, sondern auch auf bereits vorhandene Mentalitäten und Wissenschaftskulturen traf, deren (unterschiedliche) Konstellationen nicht selten eine passgerechte Einordnung in die NS-Ideologie bzw. die praktischen Interessen der Nationalsozialisten ermöglichten. Vor allem im Bereich der „Humanwissenschaften“ war die Rückbindung von intellektuellen Krisendiagnosen an nationalistische Wertekategorien für die innerliche Durchsetzung der Ziele des NS-Regimes essenziell.335 Die „breite Identität zentraler ideeller Werte und Ziele“ (Nationalismus, Antiparlamentarismus, Antimarxismus, Militarismus) als gemeinsamer Nenner der Selbstmobilisierung und „Akzeptanz“ der NSDAP336 fungierte aber auch im Feld der Natur- und Technikwissenschaften als „Brücke“ zwischen den politischen Amtsinhabern und den Hochschulangehörigen. Stiftungskommissar Abraham Esau bot ein anschauliches Beispiel für diesen Sachverhalt. Seine von den eigenen Erfahrungen im Ersten Weltkrieg geprägte Haltung, die einen noch vom Kaiserreich geprägten Nationalismus und ein enges Verhältnis von staatlichen Anliegen und 329 330 331 332 333 334 335 336

Vgl. Kater: Ärzte als Hitlers Helfer (1989/2000), S. 365f. Vgl. dazu Hirte/Stein: Die Beziehungen der Universität Jena zum Konzentrationslager Buchenwald (2003). Vgl. Redies u. a.: NS-Opfer für die Anatomie (2005), S. 3322f. Vgl. Renner/Zimmermann: Der Jenaer Kinderarzt Jussuf Ibrahim (2003). Vgl. Stutz: „Saubere Ingenieursarbeit“ (2002), S. 37f. Vgl. Schröder: „Männer der Technik im Dienst von Krieg und Nation“ (2004), S. 52. Vgl. Raphael: Radikales Ordnungsdenken und die Organisation totalitärer Herrschaft (2001), S. 40. Vgl. Raßloff: Flucht in die nationale Volksgemeinschaft (2003), S. 420.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

persönlichem Arbeitseinsatz kombinierten,337 ließen Esau im Zusammenhang mit der Ablehnung der Nachkriegsordnung von 1919/20338 frühzeitig seine wissenschaftliche Arbeit in den Kontext machtpolitischer Ambitionen stellen.339 Dabei fungierte er nach 1933 auch als Vermittler zwischen der älteren, im Kaiserreich sozialisierten Hochschulgeneration und den neuen Protagonisten der NSDAP innerhalb der Landes- und Reichsregierung. Erkennbar wird dies an Esaus Rede zu den Feierlichkeiten anlässlich des 375–jährigen Jubiläums der Jenaer Universität (1933). Hier verwoben sich innerhalb einer kruden Argumentation der an die Napoleonischen Kriege gekoppelte Freiheitsgedanke und „nationale Aufbruch“ um 1800 mit der Entstehung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 und einer „nationalen Verheißung“ durch den im Januar 1933 angetretenen neuen Reichskanzler Adolf Hitler, die Esau als „Beseitigung der unseligen Klassengegensätze“ verstanden wissen wollte.340 Im Zusammenhang mit seiner „Vermittlerfunktion“ und „politischen Nützlichkeit“, die Esau für sein Fachgebiet als „Bindeglied“ zwischen der Technik und der „wissenschaftlich forschenden Physik“ (so die Worte des Dekans der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena341 ), im Jahr 1939 innerhalb des anlässlich des 50. Geburtstages von Hitler veröffentlichten Bandes „Deutsche Wissenschaft“ selbst hervorzuheben wusste,342 avancierte er als in unterschiedlichen Sphären versierter „Experte“ zu einer wichtigen persönlichen Schnittstelle im Bereich der die Felder von Wissenschaft, Wirtschaft, Staat und Militär umfassenden Rüstungsforschung. Im April 1939, einen Monat vor seiner Ernennung zum Präsidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, wurde Esau von Reichserziehungsminister Bernhard Rust zum planmäßigen Professor für militärische Fernmeldetechnik sowie Ordinarius für Technische Physik und Hochfrequenztechnik an der Technischen Hochschule Berlin ernannt.343 Die strukturelle Einbettung jener Professur in die in den 1930er-Jahren an besagter Hochschule neu eingerichtete „Wehrtechnische Fakultät“ verdeutlichte die immer enger werdende Verzahnung von Hochschul-, Industrie- und militärischer Forschung.344 Dies belegte auch Esaus Aufnahme in die „Deutsche Akademie für Luftfahrtforschung“ (gegr. 1936) 337 338 339 340 341

342 343 344

Vgl. Hoffmann/Stutz: Grenzgänger der Wissenschaft (2003), S. 138–142. Vgl. Esau: Der Vertrag von Versailles und die deutsche Weltgeltung (1932). Vgl. Esau: Weltnachrichtenverkehr und Weltnachrichtenmetropole (1932). Vgl. Esau: 375 Jahre Universität Jena (1933), insb. S. 8–13. Vgl. Vorschlagsbericht des Dekans der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena betreffs Wiederbesetzung der durch den Weggang des Prof. Esau erledigten Lehrstelle für Technische Physik vom 21.07.1939, in: UAJ, C 723, Bl. 26. Vgl. Esau: Technische Physik (1939). Vgl. Hoffmann/Stutz: Grenzgänger der Wissenschaft (2003), S. 157. Vgl. zu der genannten Institution Ebert/Rupieper: Technische Wissenschaft und nationalsozialistische Rüstungspolitik (1979).

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im Jahre 1937.345 Jenes Forschungsfeld geriet ab 1935 verstärkt in den Fokus der Nationalsozialisten,346 wobei auch entsprechende Kapazitäten der Universitäten genutzt werden sollten. In Jena liefen Überlegungen zu einer Verbesserung der flugpraktischen Ausbildung im Rahmen des 1934 eingerichteten „Instituts für Leibesübungen“ und Ansätze zur Durchführung von wissenschaftlichen Arbeiten zum Phänomen des Fluges, die bereits 1928 zur Gründung einer „Flugwissenschaftlichen Vereinigung“ durch Jenaer Studenten und Mitarbeiter der Universität geführt hatten, zusammen, sodass im Jahre 1936 besagter Anstalt eine „Abteilung für Luftfahrt“ angegliedert wurde.347 Die Geschichte der anschließenden Beschaffung eines geeigneten Übungsgeländes in Schöngleina zeigte aber die Probleme, mit denen der Ausbau bzw. die Profilierung der Jenaer Hochschule unter dem Nationalsozialismus verbunden waren. Ein zunächst in Aussicht genommenes Grundstück in Lobeda ließ sich nicht zur Verwirklichung der Pläne heranziehen, da die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe aufgrund ihrer nach 1933 betriebenen Siedlungspläne (Ausbau von Wohnraum innerhalb bzw. im Umfeld von Jena, Siedlung „Grenzland“)348 dem Vorhaben ablehnend gegenüberstanden bzw. erklärten, man könne das Gelände nur zur Verfügung stellen, wenn anderweitig Grundstücke für die Baupläne der Stiftung vorhanden seien.349 Zwar schien laut Meinung von Ministerialrat Friedrich Stier mit dem Ankauf des Rittergutes Schöngleina ein entsprechender Ausweg gefunden350 , aber das Projekt gefährdete die Absichten des „Nationalsozialistischen Flieger-Korps“ (NSFK), das die Errichtung einer eigenen Segelflugschule auf besagtem Gelände beabsichtigte. Keinesfalls, so der der zuständige Gruppenführer, „könne man das Vorhaben der Universität dulden“, zumal „die entsprechende Zuständigkeit nicht beim Reichserziehungsministerium, sondern beim Reichsluftfahrtministerium liege und die mit dem Flugplatz verbundenen wissenschaftliche Absichten verglichen mit entsprechenden Einrichtungen in Adlershof bei Berlin und an der TH Darmstadt belanglos

345 346 347 348 349

350

Vgl. Hoffmann/Stutz: Grenzgänger der Wissenschaft (2003), S. 155. Vgl. Trischler: Luft- und Raumfahrtforschung in Deutschland (1992), S. 198f. Vgl. Kremer: Gründung und Entwicklung des Instituts für Leibesübungen Jena (2003), S. 976. Vgl. dazu Stutz: Der ungeliebte „Nationalsozialistische Musterbetrieb“ (1997), S. 103–106. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an Ministerialdirektor Kümmel (Amt für Leibesübungen im Reichswissenschaftsministerium) vom 28.01.1939, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 552, Bl. 8. Vgl. ebd.

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seien“.351 Hinzu kam, dass sich der „Reichsnährstand“ als Eigentümer besagten Rittergutes zunächst dem Verkauf widersetzte.352 Wenngleich es der Universität (mit Unterstützung der Carl-Zeiss-Stiftung bzw. der Unternehmensvorstände)353 schließlich doch gelang, für die Zwecke des Instituts für Leibesübungen ein Gelände in Schöngleina zu erwerben354 , zeigte die Episode doch recht anschaulich, dass Kämpfe um die Verteilung von Ressourcen durch die polykratische Natur des NS-Regimes einen besonderen Charakter annahmen, der dem Ausbau bzw. der Profilierung der Universität trotz aller (Selbst-)Mobilisierungsbestrebungen nicht immer förderlich war. Anhand der gegen Ende der 1930er-Jahre auftauchenden Pläne zu einem „Neubau“ der Jenaer Universität bzw. eines Großteiles ihrer Einrichtungen wurde außerdem deutlich, dass die konkrete Gestaltung von entsprechenden Projekten bzw. der diesbezügliche Einsatz materieller Mittel eine Angelegenheit war, die im Rahmen aller Beteiligten ausgelotet werden musste und nicht immer einen Konsens fand. Bereits die Planungen für die Errichtung des Verwaltungshochhauses der Zeiss-Werke in den Jahren 1928/30 hatten im Hinblick auf ihre architektonische Dimension zu zahlreichen Debatten geführt.355 Die Frage, welchen Raum die ehemals das städtische Antlitz prägende Universität und die Großbetriebe Zeiss und Schott im kommunalen Rahmen einnehmen sollten, wurde von den Beteiligten (Repräsentanten der Reichs-, Landes- und kommunalen Verwaltung, der Universität und der Carl-Zeiss-Stiftung) kontrovers diskutiert. Die Kriegsereignisse sorgten schließlich dafür, dass die Planungen für die bauliche Neugestaltung der Jenaer Hochschule auf der theoretischen Ebene verblieben.356 Ein weiterer Aspekt, der vor allem in den Reihen der Universitäten Besorgnisse hervorrief, war die Tatsache, dass nicht zuletzt infolge der personellen Säuberungsmaßnahmen in den Reihen der Dozenten und der Studentenschaft (hier vor allem aufgrund des „Gesetzes gegen die Überfüllung der deutschen Schulen und Hochschulen“ vom 25. April 1933) die Studentenzahlen in den 1930er-Jahren einen deutlichen Einbruch erlebten.357 Universitätsrektor Abraham Esau versäumte es deshalb nicht, bei einer akademischen Preisverteilung im Jahre 1938 auf die „Nachwuchssorgen“

351 352 353 354 355 356 357

Vgl. Protokoll einer Besprechung bei Gauleiter Sauckel, erstellt von Friedrich Stier am 23.06.1939, in: ebd., Bl. 39f. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an das Thüringische Finanzministerium vom 27.02.1940, in: ebd., Bl. 53. Vgl. Durchschlag des Schreibens der Geschäftsleitung der Firma Zeiss an Ministerialrat Friedrich Stier vom 18.09.1940, in: UACZ, BACZ 8443 (unpag.). Vgl. ebd. Vgl. Stutz: „Herzkammer“ oder „Barriere“ der Stadtentwicklung? (2007), S. 268. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 523–527. Vgl. Titze: Hochschulen (1989), S. 210.

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der deutschen Hochschulen aufmerksam zu machen.358 Nach Esaus Wechsel an die Physikalisch-Technische Reichsanstalt in Berlin im Jahre 1939 verzeichnete der Vorschlagsbericht des Dekans der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena, dass sich für die Nachfolge Esaus nur „wenige geeignete Kandidaten“ fänden, da die „technisch interessierten Wissenschaftler“ bald nach Abschluss ihres Studiums eine Stellung in der Industrie annehmen würden und diejenigen, die „sich das erforderliche höhere Niveau erhalten, führende Stellungen in der Industrie erreichen, die ihnen die Übernahme einer akademischen Stelle nicht wünschenswert erscheinen lassen“.359 Wie anhand dieser Ausführungen ersichtlich ist, wurde die Schwierigkeit, gerade in den Natur- und Technikwissenschaften eine adäquate Zahl an Hochschulforschern zu rekrutieren, durch das stete Konkurrenzverhältnis zwischen Universität und Industrie bezüglich der Hochschulabsolventen zusätzlich verschärft. Der Breslauer Physiker Walter Steubing (1885– 1965) schrieb in einem Brief an die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das „Bedürfnis der Industrie nach guten physikalischen Hilfskräften“ sowie die „gebotenen Anstellungsbedingungen mit hohem Anfangsgehalt“ zögen „alle tüchtigen jungen Physiker, besonders wenn sie heiraten wollen, in die Praxis“, was laut Steubing „zur Verödung der Institute und Forschungsstätten an geeignetem Nachwuchs führe“. Der Direktor des Instituts für Anorganische und Elektrochemie an der TH Aachen argumentierte daher in seinem der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterbreiteten Förderantrag, dass aufgrund der „nachlassenden Zahl der Chemiestudenten“ und der „Aufnahmefähigkeit der Industrie“ auswärtige Absolventen „nur bei entsprechender Honorierung angeworben werden könnten“.360 Für Jena galten solche Verhältnisse, sieht man einmal von den Unterschieden im Hinblick auf den jeweiligen Studiengang ab,361 in ganz besonderem Maße. 1941 bemerkte der Thüringische Minister für Volksbildung in einem Schreiben an Reichserziehungsminister Rust, es sei „vollkommen ausgeschlossen“, die seit mehreren Jahren im Arbeitsverhältnis mit der Hochschule stehenden Mechaniker „zu einem niedrigeren Lohn einzustellen, als er bei den Firmen Zeiss und Schott gezahlt wird“, wobei „selbstverständlich auch die bei diesen Firmen üblichen Weihnachtsvergütungen gezahlt werden müssten“. Ohnehin, so schloss das 358

359

360 361

Vgl. Feier der akademischen Preisverteilung. Staatsrat Esau über Leistungen der deutschen Forschung – Nachwuchssorgen, in: Jenaische Zeitung vom 20.06.1938, Nr. 141, S. 5, überliefert in: UACZ, BACZ 3395 (unpag.). Vgl. Vorschlagsbericht des Dekans der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena betreffs Wiederbesetzung der durch den Weggang des Prof. Esau erledigten Lehrstelle für Technische Physik vom 21.07.1939, in: UAJ, C 723, Bl. 26–38, hier Bl. 26. Zitiert nach Mertens: Die Forschungsförderung der DFG im Dritten Reich 1933– 1937 (1999), S. 69. Vgl. Grüttner: Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus (2000), S. 572.

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Schreiben, habe man „genug Schwierigkeiten“, geeignete Kräfte zu finden, „weil die Firmen Zeiss und Schott neben den höheren Löhnen noch andere Vergünstigungen gewähren“.362 Da aber auch die Industrie seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts letztlich auf einen gewissen universitären „Ausstoß“ an Akademikern angewiesen war, fanden sich bereits im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges Bestrebungen zur „Förderung des wissenschaftlich-technischen Nachwuchses“, wie sie in Form der Unterstützung des 1938/39 eingeführten „LangemarckStudiums“ zum Ausdruck kamen. Dieses sollte in besonderen „Auslese“Jahrgängen politisch zuverlässige Kandidaten aus allen Bevölkerungsschichten für das Hochschulstudium rekrutieren.363 Für die Bereitstellung von acht Freistellen für die Dauer von jeweils einem Jahr erhielt die Reichsstudentenführung aus der Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung einen einmaligen Betrag von 24.000 Reichsmark.364 Diese Entwicklungen gegen Ende der 1930er-Jahre vermochten freilich nicht zu überdecken, dass eine Politisierung des Stiftungswesens im Bereich der Studentenförderung, wenngleich noch nicht unter dem Gesichtspunkt des „Nachwuchsmangels“, bereits unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eingetreten war.365 So hatten die Organe der Carl-Zeiss-Stiftung noch im Jahre 1933 für ein ebenfalls mit dem „Mythos von Langemarck“ (der für die Deutschen relativ ergebnislosen, aber verlustreichen und daher im Sinne eines „märtyrerhaften Aufopferungswillens“ propagandistisch verwertbaren Schlacht vom Oktober/November 1914 im Rahmen des Ersten Weltkrieges) versehenes „Kameradschaftshaus“ der Jenaer Studentenschaft366 eine einmalige Beihilfe von 10.000 Reichsmark bewilligt.367 Das „Langemarck-Studium“ war daher sowohl Ausdruck des längerfristig orientierten Bemühens um einen stärker am politischen Gemeinwesen ausgerichteten „Bildungsgedanken“ (weg von individualistisch-schichtspezifischen Merkmalen hin zu einer milieuübergreifenden „genetisch-ideologischen Auslese“ entsprechender Hochschulkandidaten)368 als auch des Strebens nach einer adäquaten Lösung der geschilderten „Nachwuchsproblematik“. 362

363 364 365 366 367

368

Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an den Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung betreffs Löhne der Arbeiter (Mechaniker) bei der FSU Jena vom 16.09.1941, in: UAJ, C 298 (unpag.). Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 441f. Vgl. Protokoll der Sitzung der Stiftungsorgane Nr. 521 vom 01.02.1939, in: UACZ, VA 5463 (unpag.). Vgl. Schultz: Stiftungen zur Studien- und Forschungsförderung an der Berliner Universität (1994), S. 32. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 454. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an Stiftungskommissar Julius Dietz vom 28.09.1933 sowie handschriftliche Notiz auf dem besagten Dokument von Rudolf Straubel vom 30.09.1933, in: UACZ, St 11 (unpag.). Vgl. Hüppauf: Schlachtenmythen und die Konstruktion des „Neuen Menschen“ (1996), S. 66 und 71.

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Die stärker forcierten Verbindungen von Hochschulforschung und militärisch-industriellen Anwendungsbezügen boten den Universitätsangehörigen einen günstigen Vorwand, um hinsichtlich ihrer wirtschaftspolitisch bedeutsamen Zuarbeit im Rahmen öffentlichkeitswirksamer Anlässe sowie innerhalb des Austausches mit den staatlichen Behörden eine Aufwertung bzw. politische Honorierung der eigenen sozialen Stellung und daraus abgeleitete Freiräume innerhalb der Ausgestaltung der wissenschaftlichen Forschungsarbeit zu proklamieren. Zwar konnte von einer spürbaren Minderung des sozialen Ansehens des Hochschullehrerberufes seit dem Machtantritt der Nationalsozialisten infolge der „politischen Nützlichkeit“ bestimmter Wissenschaftsressourcen nur bedingt die Rede sein. Zugleich waren aber die Nationalsozialisten nicht willens, aus der traditionell prestigeträchtigen Stellung der Hochschulwissenschaftler ein automatisches Recht auf politische Gunstbezeugungen erwachsen zu lassen.369 Vor diesem Hintergrund wurden einige Universitätsangehörige nicht müde, gerade unter dem Gesichtspunkt der „Effizienz“ staatlicher Bemühungen um eine „Mobilisierung“ wissenschaftlicher Ressourcen auf die Bedeutung der Gewährleistung bestimmter Privilegien zu verweisen, die als „unerlässlich“ für die „wirksame Nutzbarmachung“ des wissenschaftlichen Lehr- und Forschungsbetriebes proklamiert wurden. Für den 1935 nach Jena berufenen Physiker Helmut Kulenkampff bildete die Carl-Zeiss-Stiftung im Gegensatz zum Staat gar einen Garanten der „Freiheit von Lehre und Forschung“. Zudem, so Kulenkampff in seiner Ansprache anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Zeiss-Stiftung (1939) auf das Nachwuchsproblem an den Hochschulen verweisend, könne man „Menschen zu wissenschaftlicher Forschung nicht kommandieren, wie man Soldaten kommandieren kann“.370 Die Funktion eines „verlässlichen Experten“ ebnete den Wissenschaftlern zugleich die Möglichkeit, vermeintlich „zweckfremde“ Forschungsvorhaben unter den Schirm „politisch-wirtschaftlicher Erfordernisse“ zu stellen. Dadurch konnte auch das bereits zu früheren Zeiten vertretene Postulat einer „Forschung um der Forschung willen“ rhetorisch neu konfiguriert werden. Der Jenaer Physiker Georg Joos meinte beispielsweise in Bezug auf das Problem der Kerntechnik, eine entsprechende Lösung „falle nicht vom Himmel“, sondern „erfordere eine unendlich mühsame, nicht ungefährliche Laboratoriumsarbeit“. Daher, so Joos, sei es „eine gefährliche Kurzsichtigkeit“, wenn man die Atomforschung als „weltfremd“ abzutun versuche, weil „sie nicht für den Augenblick greifbare Resultate biete“. Dabei unterstrich Joos gegenüber den politischen Machthabern die Notwendigkeit des Einbezuges verlässlicher Experten:

369 370

Vgl. Mehrtens: Kollaborationsverhältnisse (1994), S. 28. Vgl. Kulenkampff: Das Zusammenwirken von Wissenschaft und technischer Kunst, in: Zum fünfzigjährigen Bestehen der Carl-Zeiss-Stiftung (1939), S. 25–44, hier S. 43, überliefert in: UASGJ, S 19 (unpag.).

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945 Phantasten allerdings, welche glauben, ohne das Handwerk gelernt zu haben, Riesenprojekte entwerfen zu können, deren Grundlagen schon falsch sind, müssen, so schwer es mitunter menschlich fällt, ebenso ausgeschaltet werden, wie Sie etwa einen Mann zurückweisen, der, ohne je schneidern gelernt zu haben, Ihnen einen Anzug aus Ihrem schönen Stoff anfertigen will.371

Das Bemühen um eine stärkere politische (und finanzielle) Honorierung ihrer Tätigkeit demonstrierten Joos Jenaer Kollegen, indem sie unter Anregung von Max Wien ihre Unterschrift unter eine Petition des Leipziger Physikers Werner Heisenberg (1901–1976) setzten, in der sowohl die Angriffe gegen die theoretische Physik als auch eine mangelnde Unterstützung des Faches durch die staatlichen Stellen kritisiert wurden.372 Trotz der zunehmenden Fixierung auf anwendungsorientierte Vorhaben (Reichserziehungsminister Rust sprach anlässlich der Gründung des „Reichsforschungsrates“ im Jahre 1937 davon, dass „Voraussetzungslosigkeit“ und „Wertfreiheit“ nicht „die Merkmale einer freien Wissenschaft“, sondern „eine Entfernung des Geistes von den ewigen Kräften der Natur und der Geschichte und damit ein Anzeichen krankhafter Entartung“ seien373 ) fanden solche Stimmen nach 1936 bei den staatlichen Stellen zusehends Rückhalt. Diesbezüglich wurde im Zuge der Einbindung der Technik- und Naturwissenschaften in den militärisch-industriellen Rüstungskomplex auch der Einfluss der Industrie auf die wissenschaftliche Aufgabensetzung und Personalgestaltung der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen kritisiert. Die Grundlagenforschung, so war in einem Lagebericht des Sicherheitsdienstes aus dem Jahre 1938 zu lesen, werde „zugunsten der Zweckforschung“ verschoben. Da aber die „gegenwärtigen Ergebnisse“ des Vierjahresplans „auf den Früchten der wissenschaftlichen Grundlagenforschung der früheren Jahre aufgebaut“ seien, zeichne sich „für die Zukunft die Sorge ab, dass durch die Zurückdrängung der Grundlagenforschung Deutschland durch die übrigen europäischen Staaten und Amerika in der naturwissenschaftlichen Forschung insbesondere auf dem Gebiet der Physik und Chemie überholt werden“ könne, wodurch in späteren Jahren „empfindliche wirtschafliche Auswirkungen unvermeidbar“ wären.374 Dieser Kritik entsprach es, dass die Aufstellung des Etats des 1937 gebildeten „Reichsforschungsrates“ den jeweiligen Fachsparten und Fachspartenleitern überlassen wurde, die selbst über die Bewilligung von Anträgen entscheiden sollten. Innerhalb der eingereichten Konzeptionen war dabei zu lesen, dass „wenn auch der Vierjahresplan zur Lösung brennender Tagesfragen den stärksten Einsatz der Mittel für die Zweckforschung 371 372 373 374

Siehe Joos: Physik und Energiewirtschaft (1934), S. 10. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 543. Vgl. Niederschrift der Ansprache von Rust vom 25.05.1937, abgedruckt in: Ein Ehrentag für die deutsche Wissenschaft (1937), S. 11–15, hier S. 12. Zitiert nach Seier: Die Hochschullehrerschaft im Dritten Reich (1988), S. 280.

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verlange“, doch „nicht vergessen werden dürfe, dass die glänzenden Erfolge angewandter Forschung nicht zuletzt den in langer, entsagungsvoller Arbeit gewonnenen Ergebnissen der Grundlagenforschung zu danken sind“.375 Wie Florian Schmaltz zutreffend bemerkt hat, schloss dies aber eine Zusammenarbeit und Absprache mit verschiedenen politisch-administrativen Stellen nicht aus, zumal „epistemische Techniken“ diverser Forschungsgebiete sich oftmals in unkomplizierter Form mit militärisch-industriellen Bedürfnissen verzahnen ließen.376 Die vielfach nur semantische Unterscheidung von vermeintlicher „Grundlagenforschung“ und „zweckorientierter Forschung“ veranschaulicht das Beispiel der solar-terrestrischen Physik.377 So sollten Forschungsarbeiten an der Jenaer Universitätssternwarte zur Sonnenoberfläche unter Leitung des Astronomen Heinrich Siedentopf u. a. dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit der militärischen Nachrichtentechnik zu verbessern.378 1937 verfügte das Reichserziehungsministerium die Angliederung der Anstalt für Meteorologie an die Sternwarte. Die Zeiss-Stiftung, die nach 1933 die Unterstützung des Gebietes der Astronomie ausbaute379 , ermöglichte die Bereitstellung von Räumlichkeiten und stellte auch Gelder für die Anschaffung von Apparaten zur Verfügung.380 Bezogen auf die eingangs gestellte Frage nach bestimmten Mustern der Zusammenarbeit von Universität, staatlicher Administration und optischer Industrie lässt sich festhalten: Die Profilierung und (Selbst-)Mobilisierung der Universität unter industrieller Beteiligung war ein Prozess, der zum Teil Entwicklungen vorantrieb (man denke an den Ausbau der Förderung der Naturwissenschaften), die bereits in der Weimarer Republik erkennbar gewesen waren.381 Nach 1933 kam es aber zu einer deutlichen „Beschleunigung“ entsprechender Trends und zu einer „Umbildung“ der jeweiligen Kooperationsstrukturen (Zeiss-Stiftung, Gesellschaft der Freunde der FriedrichSchiller-Universität), wobei die konkrete Förderung der Jenaer Universität vor allem ab der Mitte der 1930er-Jahre die Einbindung von Universität und Industrie in spezifische politisch bedingte Projekte und Vorhaben (Einsatz wissenschaftlich-technischer Kapazitäten für die Kriegsvorbereitung, dezidiert politischer Hintergrund als ausschlaggebendes Moment der Bewilligung von Fördergeldern) sichtbar werden lässt. Dieser im Hinblick auf 375 376 377 378 379 380

381

Zitiert nach Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (1999), S. 214f. Vgl. Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus (2005), S. 125–130. Vgl. Seiler: Kommandosache „Sonnengott“ (2007), S. 168f. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 566. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389. Vgl. Schreiben von Ministerialrat Friedrich Stier an August Kotthaus vom 22.10.1937, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 267, Bl. 30. Für die Unterstützung durch die Zeiss-Stiftung vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an Heinrich Siedentopf vom 20.04.1938, in: ebd., Bl. 40. Vgl. Hachtmann: Die Wissenschaftslandschaft zwischen 1930 und 1949 (2010), S. 194f.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

Brüche und Kontinuitäten anschauliche „Doppelcharakter“ des Zusammenwirkens von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft kam auch im Hinblick auf institutionelle Eigeninteressen und der damit verbundenen Konkurrenz um Ressourcen zum Tragen. Entsprechende Auseinandersetzungen hatte es, wie an anderer Stelle geschildert,382 bereits im Kaiserreich und der Weimarer Republik gegeben. Sie erhielten aber in den 1930er-Jahren durch die „polykratische Struktur“ des NS-Systems eine zusätzliche Komponente. Dem effektiven Einsatz von Wissenschaft und Wirtschaft für die verbrecherischen Absichten des NS-Regimes (sei er direkter „anwendungsbezogener“ oder „legitimierender“ Natur) tat dies aber keinen Abbruch, zumal strukturelle Verbindungen und interessenbezogene Allianzen (Verkettung von Militär, Wissenschaft, Wirtschaft und staatlichen Verwaltungsbehörden bzw. NSParteiorganen innerhalb bestimmter „Schnittstellen“ im organisatorisch-institutionellen Bereich sowie bei der Gestaltung konkreter „wissenschaftlicher“ Projekte), bereits existierende sozio-kulturelle Verhältnisse (Stellung der Ingenieure, Nationalismus) sowie ein durch das NS-Regime auf der Basis des Konkurrenzdenkens gefördertes „Leistungsprinzip“383 „stimulierend“ wirkten.384 Die ab 1936 verstärkt einsetzenden Rüstungsanstrengungen des Deutschen Reiches sorgten allerdings dafür, dass unter dem Postulat des anstehenden Kriegseinsatzes die Koordinierung wissenschaftlicher Ressourcen zu einer Angelegenheit wurde, die in zunehmender Weise auch angesichts von „Sachzwängen“ bestimmten Verhältnissen („Nachwuchsproblematik“) in einer „pragmatisch-angemessenen“ Weise (Bsp. Diskussion um die grundsätzliche „Ausrichtung“ wissenschaftlicher Forschungskapazitäten sowie den diesbezüglichen Einsatz materieller Ressourcen) begegnen musste. Durch den Kriegseintritt Deutschlands und die sich daraus ergebende Dynamik standen entsprechende Reaktionen dabei vor einer zusätzlichen Herausforderung.

4. Die optische Industrie und die Jenaer Universität im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) Der Krieg stellte die Universitäten vor die schwierige Aufgabe, einerseits den wachsenden Anforderungen der politischen Tagesordnung gerecht zu werden (Gauleiter Fritz Sauckel sprach im Februar 1942 bezüglich der Universität Jena von einer „Stätte kompromissloser deutscher Forschung“) und andererseits ebenjene Aufgaben vor dem Hintergrund von personellen und finanziellen „Entbehrungen“ adäquat zu bewältigen.385 Wenngleich nach der 382 383 384 385

Vgl. die Ausführungen in Kapitel III.1.3. und III.1.4. Vgl. Broszat: Das weltanschauliche und gesellschaftliche Kräftefeld (2007), S. 105ff. Vgl. Hachtmann: Die Wissenschaftslandschaft zwischen 1930 und 1949 (2010), S. 197. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 553f.

Die Industrie und die Jenaer Universität von 1939–1945

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Schließung sämtlicher Hochschulen und Universitäten infolge des Einmarsches der deutschen Wehrmacht in Polen (1. September 1939) die Universitäten Berlin, Wien, München, Leipzig und Jena per staatlicher Verfügung wieder geöffnet wurden, bewegten sich Lehre und Forschung an den entsprechenden Einrichtungen stets in einem Spannungsfeld von einer kriegstechnischen und völkisch-rassischen ausgerichteten „kämpferischen Wissenschaft“ und deren Versorgungsengpässen, Lehrbuch- und Personalmangel.386 Zwar erfreute sich die Universität Jena gerade nach der Einführung sogenannter „Kriegstrimester“ (d. h. eines bis 1941 existierenden zusätzlichen „Herbstsemesters“) eines wachsenden studentischen Zustromes. Die staatlichen Zuschüsse für die einzelnen Universitätsanstalten waren jedoch (von einzelnen Unterschieden einmal abgesehen) trotz einer Erhöhung des generellen Budgets der Universität Jena tendenziell rückläufig.387 Dabei kam es auch innerhalb der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zu Veränderungen im finanziellen Gefüge. Sie war von den Kürzungen am stärksten betroffen, erhielt allerdings immer noch den Löwenanteil der staatlichen Gelder innerhalb des Universitätsbudgets. Gleichzeitig konnte sie finanziellen Engpässen durch die Einwerbung von „Drittmitteln“, u. a. auch von neuen Geldgebern wie der Wirtschaftsstelle II des Oberkommandos der Wehrmacht und des Oberbefehlshabers der Luftwaffe und Reichsministers für Luftfahrt, entgegenwirken.388 Universitätseinrichtungen wie das Physikalische Institut, die Physikalisch-technische Anstalt, das Geografische Institut389 und die Anstalt für Mikroskopie und angewandte Optik erhielten daraufhin zusätzliche finanzielle Mittel zur Durchführung kriegswichtiger Forschungsarbeiten.390 Vor dem Hintergrund der Kriegsanstrengungen wurde eine übersichtliche Planung der Universitätsfinanzen immer wichtiger. Im Rahmen von Versuchen des Reichs- und des thüringischen Finanzministeriums zum Abbau von Bürokratie und der Durchsetzung einer einheitlichen Rechnungslegung391 beschlossen die Organe der Carl-Zeiss-Stiftung daher im Dezember 1939, einen regelmäßigen und unwiderruflichen „Mindestbetrag“ (130.000 Reichsmark) als jährliche Stiftungsleistung festzusetzen.392 Der allgemeinen politischen Situation geschuldet, verstärkte sich der Zugriff der staatlichen 386 387 388 389 390

391 392

Vgl. ebd., S. 555f. Vgl. ebd., S. 561f. Vgl. ebd., S. 562. Vgl. ebd., S. 562f. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an das Universitätsrentamt vom 16.07.1941, in: UAJ, C 728, Bl. 142. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an das Universitätsrentamt vom 23.03.1942, in: ebd., Bl. 146. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an das Universitätsrentamt vom 02.08.1944, in: ebd., Bl. 154. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 561. Vgl. Schreiben von August Kotthaus an Ministerialrat Friedrich Stier vom 30.12.1939, in: UACZ, BACZ 26232 (unpag.).

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

Stellen auf die Stiftungsangelegenheiten. Die Kanzlei der NSDAP übertrug im Jahre 1940 mit der Zustimmung der Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe dem Thüringer Gauleiter Fritz Sauckel die Verwaltung der Stiftung. Fortan war der „Reichsstatthalter von Thüringen“ bei „wichtigen“ und „grundsätzlichen“ Fragen im Hinblick auf die Stiftungsgeschäfte durch das Ministerium für Volksbildung zu konsultieren, gleichzeitig mussten ihm Informationen bezüglich der Sitzungen der Stiftungsorgane zugetragen werden.393 Vertraute Sauckels wie der NSDAP-Gauwirtschaftsberater Walther Schieber und der Generaldirektor der Gustloff-Werke Karl Beckurts übernahmen im Jahre 1942 außerdem Positionen im Beirat der Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität.394 Etwa zur selben Zeit wurde die Aktivität der Stiftung im Hinblick auf ihre üblichen Operationsmodi vielfach zurückgefahren. Im Juni 1940 gab Stiftungskommissar Esau Erich Schott zu erkennen, dass „nur sehr wenige“ Anträge an die Zeiss-Stiftung vorlägen und es sich deshalb nicht lohne, eine „besondere Sitzung einzuberufen“.395 Ähnliche Entwicklungen verzeichnete die Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena, deren Mitgliederzahl während des Krieges rückläufig war.396 Von einer Mitgliederversammlung wurde „aufgrund der politischen Umstände“ sowohl 1940 als auch 1941 abgesehen.397 Ein Jahr später holte Paul Henrichs als Präsident der Organisation die Zustimmung der Mitglieder zu entsprechenden Anträgen auf dem Postweg ein.398 Etwa zeitgleich setzte Friedrich Sander als stellvertretender Präsident der Gesellschaft das Jenaer Amtsgericht davon in Kenntnis, dass bis zum Ende des Krieges die Einberufung einer Mitgliederversammlung sowie eine Neuwahl des Vorstandes der Gesellschaft unterbleiben sollten.399 Sitzungen des Beirates der Gesellschaft nebst Rechnungsprüfung, Erstellung eines Jahresberichts und einer Entscheidungsfindung hinsichtlich der Bewilligung bestimmter Geldbeträge für universitäre 393

394 395 396 397

398 399

Vgl. Schreiben von Fritz Sauckel an den Thüringischen Ministerpräsidenten und die Carl-Zeiss-Stiftung vom 12.07.1941, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 1644, Bl. 125 sowie Schreiben von August Kotthaus an Fritz Sauckel vom 09.07.1940, in: ebd., Bl. 127. Vgl. Schilling: Die Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena (2003), S. 317. Vgl. Schreiben von Abraham Esau an Erich Schott vom 26.06.1940, in: UASGJ, 5/97 (unpag.). Vgl. Schilling: Die Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena (2003), S. 317. Vgl. Rundschreiben von Paul Henrichs an die Mitglieder der Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität vom 15.07.1940, in: UACZ, BACZ 3396 (unpag.) sowie Rundschreiben Henrichs an die Mitglieder der Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 29.07.1941, in: ebd. Vgl. Schreiben von Paul Henrichs an Friedrich Sander vom 02.07.1942, in: ebd. Vgl. Schreiben von Friedrich Sander an das Amtsgericht Jena vom 24.06.1942, in: UAJ, U Abt. I Nr. 6 (unpag.).

Die Industrie und die Jenaer Universität von 1939–1945

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Projekte fanden allerdings, teilweise unter Einschluss von Aufsichtsratsmitgliedern, bis Mitte Dezember 1944 statt.400 Als Folge der politischen Umstände (bezüglich der Betriebe nicht zuletzt die vollständige Ausrichtung der Stiftungsfirmen auf die Produktion von Militärgeräten)401 kam es nach dem Ausbruch des Krieges zunächst zu einem deutlichen Rückgang der Stiftungsaufwendungen für die Universität.402 Dadurch wurden mit industrieller Beteiligung forcierte Ausbaupläne der Universität zunächst ad acta gelegt. So vermerkte der Zeiss-Geschäftsführer Hans Harting bezüglich eines Antrages des Astronomen Heinrich Siedentopf, dem die Zeiss-Stiftung bereits die Umwandlung seines Extraordinariats in eine ordentliche Professur eröffnet hatte, er habe im Hinblick auf weitere Wünsche nichts gegen eine Ergänzung des Laboratoriumsbestandes „in bescheidenem Ausmaße“ einzuwenden, personelle Erweiterungen der Sternwarte müssten aber „für die Zeit nach dem Kriege zurückgestellt werden“.403 Ein im Jahre 1943 erneut unternommener Vorstoß Siedentopfs, dessen Forschungsarbeiten zur „Sonnenphysik“ bereits zuvor die Aufmerksamkeit des Militärs gefunden hatten,404 führte ebenfalls nicht zum gewünschten Erfolg.405 Auch zerschlugen sich Pläne für die Einrichtung eines „Luftfahrtforschungsinstituts“, das in Jena in Kooperation mit der optischen Industrie errichtet werden sollte.406 Die Kriegsumstände beeinträchtigten auch die für die mathematischnaturwissenschaftlichen Einrichtungen an der Universität so wichtige Versorgung mit Apparaten und wissenschaftlichen Instrumenten, für deren Anschaffung die Carl-Zeiss-Stiftung durch die Bewilligung entsprechender Mittel oder die Bereitstellung der jeweiligen Gerätschaften Sorge trug. So sah sich die Stiftung beispielsweise im Jahre 1940 außerstande, einen Antrag des Zoologischen Instituts auf die Auszahlung von Geldern für Apparate zu befürworten.407 Im Jahre 1942 informierte ein Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung Rektor Astel, dass „zur Durchführung 400 401 402 403 404 405

406

407

Vgl. Schilling: Die Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena (2003), S. 318. Vgl. Walter: Zeiss 1905–1945 (2000), S. 241. Vgl. Diagramm 7, Anhang B, S. 395. Vgl. Vermerk Hartings (13.12.1939) auf dem Schreiben von Heinrich Siedentopf an Ministerialrat Friedrich Stier vom 15.11.1939, in: UACZ, BACZ 26232 (unpag.). Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 566. Vgl. Schreiben des Dekans der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät an Rektor Astel vom 18.01.1943 betreffs Ausbau des Meteorologischen Unterrichts in Jena, in: UAJ, N 69 (unpag.). Vgl. Schreiben von Ministerialrat Helbig (REM) an Rektor Astel vom 15.04.1943, in: ebd. sowie Niederschrift der Besprechung betreffs der Einrichtung eines Luftfahrtforschungsinstituts an der Uni Jena im Rektorat am 01.06.1943 (anwesend: Rektor Astel, Studienrat Henning, Prof. Siedentopf, Prof. Johannes, Dozent Hamberger, Dr. med. Nitzsche, später gekommen: Prof. Scheffer), in: ebd. Vgl. auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 525 der Stiftungssitzung vom 18.04.1940, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 269, Bl. 15.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

vordringlicher Rüstungsaufgaben alle entbehrlichen Aufträge auf dem Gebiet der Feinmechanik und Optik zurückgestellt werden müssten“, demzufolge „könne auch die Genehmigung zur Auslieferung solcher Geräte nur unter Anlegung des schärfsten Maßstabes erteilt werden“.408 Aus diesem Grund wurde ca. ein Jahr später eine „Reparaturpflicht“ für optische Apparate eingeführt, wobei mit „Reparaturbedarf“ versehene Aufträge „zum Schutz der Rüstungswirtschaft“ bevorzugt erledigt werden sollten.409 Hier erwies es sich als Vorteil, dass die Universität Jena durch ihre Verbindungen zur optischen Industrie gewissermaßen über einen direkten Draht zu den entsprechenden Schaltstellen verfügte. Der Zeiss-Geschäftsführer Paul Henrichs, Präsident der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena, war 1937 zum Leiter der Wirtschaftsgruppe Feinmechanik und Optik berufen worden, er amtierte in dieser Funktion bis 1943. Im gleichen Jahr übernahm der nach dem Unfalltod des Zeissianers August Kotthaus im Jahre 1941 neu zum Mitglied des Zeiss-Vorstandes ernannte Ingenieur Heinz Küppenbender (1901–1989) die Leitung des neu gebildeten Hauptausschusses „Feinmechanik und Optik“410 (im Herbst 1944 mit dem Ausschuss für Elektrotechnik zum „Hauptausschuss Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik“ vereinigt), der sich der Bedarfs- und Kapazitätsplanung, der Bestimmung des Einsatzes von Werk- und Rohstoffen und der Planung von Betriebsverlagerungen widmete.411 Küppenbender trat außerdem im Jahre 1944 der Gesellschaft der Freunde der Universität Jena bei.412 Vor diesem Hintergrund ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Universität angesichts der materiellen Engpässe ihre Kontakte zu den Betrieben für sich nutzbar machte. Der Vorstand der organischen Abteilung des Chemischen Laboratoriums wandte sich beispielsweise im Dezember 1940 an die Geschäftsleitung der Zeiss-Werke, um die Bewilligung der Anschaffung von Apparaten zu beschleunigen. Zeiss möge doch bitte, so führte das Schreiben an, „die Bestellung selber vornehmen, da die Apparate nur unter ganz bestimmten Bedingungen zu erhalten sind und bei Zeiss die Voraussetzungen für den Erhalt der Apparate gegeben

408 409 410

411 412

Vgl. Abschrift des Schreibens des Thüringischen Ministers für Volksbildung an Rektor Astel (i. A. Stier) vom 02.06.1942, in: UAJ, N 69 (unpag.). Vgl. Schreiben des Leiters der Kriegswirtschaftsstelle an Rektor Astel vom 15.11.1943, in: UAJ, S Abt. XXXVIII 78 (unpag.). Dieser bestand aus zwei Unterausschüssen: 1. Optisches und feinmechanisches Rüstungsgerät, 2. Augenoptik und optisch-feinmechanische Betriebs- und Forschungsgeräte. Die erstgenannte Abteilung betreute Paul Henrichs, die Leitung des zweiten Unterausschusses übernahm Heinz Küppenbender, vgl. Walter: Zeiss 1905–1945 (2000), S. 262. Vgl. ebd., S. 234 und 262. Vgl. Schreiben von Paul Henrichs an die Geschäftsstelle der Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität vom 28.04.1944, in: UACZ, BACZ 3396 (unpag.).

Die Industrie und die Jenaer Universität von 1939–1945

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sind“.413 Einen weiteren „Verbündeten“ besaß die Universität im 1941 bei Zeiss verpflichteten ehemaligen Leiter des Theoretisch-Physikalischen Seminars, Georg Joos, der 1943 zum Mitglied der Geschäftsleitung der ZeissWerke bestellt wurde.414 Neben einer Honorarprofessur an der Salana415 nahm Joos auch die Mitgliedschaft in der „Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft“ der Universität wahr,416 außerdem war er wie Henrichs und Küppenbender in der Gesellschaft der Freunde der Friedrich-SchillerUniversität aufzufinden.417 Welche Kooperationsmuster zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft ergaben sich aus diesen Sachverhalten? Inwiefern trug die optische Industrie in den Jahren des Krieges zur Mobilisierung universitärer Kapazitäten bei? Deutlich erkennbar ist, dass gerade die naturwissenschaftlichen Einrichtungen der Jenaer Universität wie die Physikalisch-technische Anstalt oder die physikalisch-chemische Abteilung des Chemischen Laboratoriums als wichtige Kooperationspartner von Industrie und Militär fungierten.418 Die Stiftungsbetriebe waren selber eng in die Rüstungsproduktion eingebunden, die Militär-Abteilung der Firma Zeiss entwickelte sich zum größten Vertriebsbüro besagten Unternehmens.419 Auch neue firmeneigene Einrichtungen wie das 1944 gegründete „Institut für Mikrobiologie“ („Schott-Zeiss-Institut“) unter Leitung von Hans Knöll, dem 1942 im Labormaßstab die Herstellung des ersten Penicillins in Deutschland gelang,420 fanden die Aufmerksamkeit der staatlichen Behörden. In Knölls Fall war das „Reichsamt für Wirtschaftsausbau“ an einer Verbreiterung der Penicillin-Herstellung interessiert.421 Des Weiteren waren die Organe der CarlZeiss-Stiftung (Geschäftsleitungen der Betriebe, Stiftungsverwaltung, Stiftungskommissar) gerade in den Naturwissenschaften bemüht, materielle und personelle Engpässe auszugleichen. Im Jahre 1940 erhielt beispielsweise der 413

414 415 416 417 418

419 420 421

Vgl. Schreiben des Vorstandes der organischen Abteilung des Chemischen Laboratoriums an die Geschäftsleitung der Firma Carl Zeiss vom 23.12.1940, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 255, Bl. 88. Vgl. Walter: Zeiss 1905–1945 (2000), S. 254. Vgl. ebd. Vgl. Schreiben von Georg Joos an Emil Skramlik vom 02.04.1941, in: UACZ, BACZ 22768 (unpag.). Vgl. Mitgliederverzeichnis der Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena von 1943, in: UAJ, U Abt. I Nr. 11 (unpag.). Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 566 sowie Schreiben von K. Bennewitz an den Thüringischen Minister für Volksbildung vom 29.11.1939, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 255, Bl. 4. Vgl. Walter: Zeiss 1905–1945 (2000), S. 255. Vgl. Autorenkollektiv: Drei Jahrzehnte VEB Jenapharm (1981), S. 9. Vgl. Spinner, Wilhelm: Zur geschichtlichen Entwicklung der Penicillin-Gewinnung und zur Streptomycin-Entwicklung in Jena von 1937 bis 1962 (unvollständiges Manuskript, undatiert), in: ThStAR, A 1286. Allgemein zur Pharmakologischen Forschung im Zweiten Weltkrieg vgl. Kästner: Pharmakologische Forschung in Deutschland 1939–1945 (1994).

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

Leiter der Anstalt für wissenschaftliche Mikroskopie und angewandte Optik, August Kühl, einen Geldbetrag von 1.000 Reichsmark aus der Stiftungskasse, um einen Vertreter für den zum Heeresdienst einberufenen Instituts-Assistenten zu gewinnen.422 Stiftungsgelder halfen auch zumindest indirekt der kurzfristigen Forschungsmobilisierung in den letzten Kriegsjahren, da wichtige naturwissenschaftliche Lehr- und Forschungseinrichtungen der Universität, die Beihilfen der Zeiss-Stiftung erhielten, in die im August 1944 gegründete „Wehrforschungsgemeinschaft“ unter Leitung des Chefs des Planungsamtes im Reichsforschungsrat, Werner Osenberg (1900– 1972),423 eingebunden waren.424 Zusätzlich förderte die Stiftung auch die infolge der Kriegsdynamik bewirkte „Schwerpunktbildung“ und Verlagerung universitärer Einrichtungen, beispielsweise in Form der Angliederung des Mineralogisch-Petrografischen Instituts der Universität Breslau an die Geologische Anstalt der Universität Jena im Jahre 1945.425 Außerdem unterstützte die Stiftung die zeitweilige Abordnung von Universitätsangehörigen an wissenschaftliche Einrichtungen außerhalb Jenas.426 Daneben war die Lehrtätigkeit von Zeiss-Mitarbeitern an der Jenaer Universität gerade während der Kriegsjahre von nicht unerheblicher Bedeutung. Angesichts zunehmender Schwierigkeiten, die Aufrechterhaltung des Lehrbetriebes zu gewährleisten,427 bat der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Rudolf Mentzel (1900–1987), gegen Ende Oktober 1942 den Jenaer Universitätsrektor Karl Astel, sich bei dem thüringischen Gauleiter Fritz Sauckel für die Freistellung von Lehrkräften im Bereich der Natur- und Technikwissenschaften zu verwenden.428 Während des Krieges hielten sowohl der Physiker Georg Joos (an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät) als auch der vor allem im Bereich der Lichttechnik versierte Zeiss-Mitarbeiter Hans Hartinger (1891–1960, tätig an der Medizinischen Fakultät) diverse

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423 424 425

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427

428

Vgl. auszugsweise Abschrift aus der Niederschrift über die Sitzung der Organe der Carl-Zeiss-Stiftung am 17.09.1940, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 246, Bl. 292. Vgl. dazu Federspiel: Mobilisierung der Rüstungsforschung? (2002). Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 558ff. Vgl. Schreiben des Mineralogisch-Petrografischen Instituts der Universität Breslau an Rektor Astel und den Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena vom 21.02.1945, in: UAJ, N 69 (unpag.). Vgl. Schreiben des Direktors der Universitätssternwarte Berlin-Babelsberg (P. Guthnick) an Ministerialrat Friedrich Stier vom 18.11.1940, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 248, Bl. 121f., hier Bl. 121. Vgl. Schreiben des Marburger Rektors Theodor Mayer an den Gauleiter von Kurhessen, Karl Weinrich, vom 12.04.1940, abgedruckt in: Nagel: Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus (2000), Dok.-Nr. 212, S. 377–380, hier S. 379f. Vgl. Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (1999), S. 393.

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Lehrveranstaltungen an der Jenaer Universität.429 Durch die Verbindungen zur Industrie gelang auch die Einwerbung zusätzlicher Mittel aus dem Bereich der industriellen Forschungsförderung. So erhielt die Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität im Jahre 1944 von der 1942 ins Leben gerufenen „Förderergemeinschaft der Deutschen Industrie“430 einen Zuschuss von 100.000 Reichsmark.431 Die personellen Verbindungen zwischen Universität und Industrie halfen außerdem, kriegswichtige Forschungen voranzutreiben. Noch vor Beginn des Krieges erhielt der spätere Zeiss-Geschäftsführer Georg Joos, als er noch an der Georgia Augusta in Göttingen weilte, von seinem ebenfalls in Göttingen befindlichen ehemaligen Jenaer Kollegen Wilhelm Hanle (jener hatte Jena aufgrund der Konkurrenz zum neuen Leiter des Physikalischen Instituts, Helmut Kulenkampff, verlassen)432 ein Papier zum Gebrauch der Uranfusion, deren theoretische Grundlagen im Januar 1939 von Otto Hahn (1879– 1968) und seinem Assistenten Fritz Strassmann (1902–1980) erörtert worden waren. Parallel zu anderen Wissenschaftlern machte Joos im April 1939 daraufhin das Reichserziehungsministerium auf die technischen und militärischen Möglichkeiten der Kernspaltung aufmerksam. Sein Schreiben ging in die Hände Abraham Esaus über, der für den 29. April 1939 eine Konferenz anberaumte, auf der er seinen Plan zur Gründung eines „Uran-Vereins“ erörterte.433 Dass Esau wenig später u. a. wegen „Materialstreitigkeiten“ mit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft auf Betreiben des im Februar 1942 zum „Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion“ ernannten Albert Speer (1905–1981) von seinen Ämtern im Reichsforschungsrat entbunden wurde, dokumentierte die auch unter den Bedingungen des von Propagandaminister Joseph Goebbels’ 1943 ausgegebenen „Totalen Krieges“ offenkundige Rivalität zwischen verschiedenen wissenschaftspolitischen Organisationen und Institutionen, die mit der Durchführung militärisch-industrieller Forschungsarbeiten betraut waren.434 Diese „Kompetenzstreitigkeiten“, die sich um den jeweiligen Einfluss bestimmter administrativ-institutioneller Schaltstellen im Bereich der Wissenschaftspolitik rankten, ragten bis in die einzelnen

429

430 431

432 433 434

Vgl. Personal- und Vorlesungsverzeichnis der Friedrich-Schiller-Universität Jena für das Trimester 1941/42, S. 21. Personal- und Vorlesungsverzeichnis der FriedrichSchiller-Universität Jena für das WS 1942/43, S. 58. Personal- und Vorlesungsverzeichnis der Friedrich-Schiller-Universität Jena für das WS 1944/45, S. 31. Vgl. die folgenden Ausführungen. Vgl. Abschrift des Schreibens der Förderergemeinschaft der Deutschen Industrie an die Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität vom 03.11.1944, in: UACZ, BACZ 3396 (unpag.). Vgl. Lemuth/Stutz: „Patriotic Scientists“ (2003), S. 619. Vgl. Walker: Die Uranmaschine (1990), S. 30 sowie Macrakis: Surviving the Swastika (1993), S. 164. Vgl. ebd., S. 176f.

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hierarchischen Ebenen der Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen hinein. An der Universität Jena musste sich beispielsweise der „Kriegsrektor“ Karl Astel vom Gaustudentenführer Kurt Bach im Jahre 1942 vorhalten lassen, er habe eine „völlig verfehlte Universitätspolitik“ und eine „lasche Amtsführung“ zu verantworten.435 Hinzu traten Auseinandersetzungen um den „richtigen“ Einsatz naturwissenschaftlich-technischer Forschungskapazitäten, wie sie sich bereits nach der Verabschiedung des Vierjahresplans im Gefolge der Errichtung des „Reichsforschungsrates“ geäußert hatten.436 Im Rahmen der den militärischen Ereignissen geschuldeten „Umbildung“ des Reichsforschungsrates im Sommer 1942 zur „Zusammenfassung der in der Forschung tätigen Kräfte“ bildete die Problematik der „Beurteilung der Forschung“ (darunter auch das Problem der Abwanderung von Nachwuchswissenschaftlern in die Industrie sowie einer vermeintlichen „Beeinträchtigung“ der Grundlagenforschung) einen wichtigen Punkt der Diskussionen.437 Bereits zuvor hatten sich warnende Stimmen bezüglich eines „Verfalls“ der Leistungsfähigkeit der Forschung auf dem naturwissenschaftlich-technischen Sektor bemerkbar gemacht. 1941 war im Auftrag des zugleich als Vorsitzender des NS-Bundes Deutscher Technik (NSBDT) amtierenden Reichsministers für Bewaffung und Munition Fritz Todt eine Zusammenstellung aller technisch-wissenschaftlichen Einrichtungen erarbeitet worden, die die Etablierung einer zentralen, übergeordneten Koordinierungsinstanz für die Technikwissenschaften gefordert hatte.438 Ebenso hatte der 1941 zum Vorsitzenden der Deutschen Physikalischen Gesellschaft berufene Physiker und Mitglied des Vorstandes der AEG, Carl Ramsauer (1879–1955), das Reichserziehungsministerium auf mangelnde Forschungsfördermaßnahmen hingewiesen.439 Aufgrund der Kritik an den vorherrschenden Verhältnissen im Wissenschafts- und Bildungssektor sah sich die Industrie veranlasst, selbst Maßnahmen zur „Förderung des wissenschaftlich-technischen Nachwuchses“ zu ergreifen. Nachdem bereits vor dem Ausbruch des Krieges etwaige Schritte diskutiert worden waren, konkretisierten sich im November 1942 mit der Gründung der „Förderergemeinschaft der Deutschen Industrie“ die entsprechenden Bemühungen um eine stärkere industrielle Forschungsförderung.440 435 436 437 438 439

440

Zitiert nach John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 574f. Vgl. überdies zum Kontext ebd., S. 574–579. Vgl. die Ausführungen im vorangegangenen Kapitel. Vgl. Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (1999), S. 386. Vgl. Ludwig: Technik und Ingenieure im Dritten Reich (1974), S. 231. Vgl. Hoffmann: Carl Ramsauer (2002), S. 283–287. Allgemein zur Entwicklung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft im Nationalsozialismus vgl. außerdem Walker: Die Deutsche Physikalische Gesellschaft im nationalsozialistischen Kontext (2007). Vgl. dazu zusammenfassend Pohl: Zur Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft im „Dritten Reich“ (1985).

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Diese Initiativen der Wirtschaftsvertreter bewiesen neben der Sorge um die allgemeine Stabilität des universitären Lehr- und Forschungsbetriebes auch das Interesse an einer Stärkung des nach 1933 zurückgegangenen industriellen Einflusses im Bereich der Forschungsförderung.441 Politisches und unternehmerisches Kalkül gingen nicht immer zusammen. In der Luftfahrtindustrie führten die Rüstungsanstrengungen beispielsweise zum Aufbau von Überkapazitäten, die betriebswirtschaftlichen Kriterien (im Sinne einer Ausrichtung auf den marktwirtschaftlichen Bedarf) zuwider liefen.442 Dass eine allzu starke Ausrichtung der Wissenschaftsressourcen auf politisch-militärische Zwecke auch wirtschaftliche Nachteile mit sich brachte, mussten die Unternehmer bereits 1936/37 erkennen, als in den Augen der Großindustriellen diverse Maßnahmen der NS-Regierung wie beispielsweise zahlreiche staatliche Kontrollen über den Zugang zu Rohstoffen, die Ein- und Ausfuhr von Produkten und die Verwendung von wirtschaftlichen Erträgen die unternehmerische Verfügungsgewalt zu beschneiden und wirtschaftliche Profite zu gefährden drohten.443 Viele Fabrikbesitzer wie die zeitweiligen Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft Carl Bosch und Albert Vögler (1877–1945) teilten überdies die in den Reihen der Wissenschaftsinstitutionen vertretene Prämisse des langfristigen (sprich auch ökonomischen) „Wertes“ einer „zweckfrei“ orientierten „Grundlagenforschung“.444 Letzterer brachte dies auch zum Ausdruck, indem er beispielsweise im Jahre 1943 mit dem organischen Chemiker Karl Ziegler (1898–1973) einen Wissenschaftler zum Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Kohlenforschung berief, der nicht als ausgewiesener Kohlechemiker gelten konnte.445 Angesichts der geschilderten Divergenzen verwundert es nicht, dass abseits der bereits beschriebenen „Steigbügelhalterfunktion“ des „ökonomischen Potentials“ wissenschaftlicher Ressourcen die realen Erträge der Zusammenarbeit der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen mit der Industrie trotz der Bildung entsprechender „Arbeitsgemeinschaften zur Förderung der Zusammenarbeit von Industrie und Wissenschaft bei der Durchführung von Forschungsprogrammen im Rahmen des Vierjahresplanes“ unter der Schirmherrschaft des Reichswirtschaftsministeriums zum Teil bescheiden waren.446 Neben der bereits beschriebenen stellenweisen Inkongruenz im Hinblick auf bestimmte institutionelle Eigeninteressen sowie der funktionellen Verortung der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen sorgte insbesondere die durch die Entwicklungen im 19. Jahrhundert begrenzte 441 442 443 444 445 446

Vgl. ebd., S. 513. Vgl. Budrass: Zwischen Unternehmen und Luftwaffe (2002), S. 165. Vgl. Turner: Unternehmen unter dem Hakenkreuz (1998), S. 19. Vgl. Kohl: Die Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus (2002), S. 124 und 188. Vgl. Rasch: Universitätslehrstuhl oder Forschungsinstitut? (1996), S. 497f. Vgl. Erker: Die Rolle der Forschung bei der Ersatzstoffproduktion (2000), S. 412.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

„Ausgangsbasis“ der Überlappungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft im universitären Korpus für diverse „Misserfolge“ staatlicher „Kooperationsdirektiven“. Mitten im Krieg (1941) bekannte der Generalbevollmächtigte für Sonderfragen der chemischen Erzeugung des Beauftragten für den Vierjahresplan, Carl Krauch, die „Kluft“ zwischen beiden Sphären sei „noch nicht völlig überbrückt“ und man müsse vor allem die Hochschule „noch eindringlicher und öfter mit den aus der industriellen Problematik hervorgehenden wissenschaftlichen Möglichkeiten bekanntmachen“.447 Außerdem entfaltete der Krieg eine zusätzliche Dynamik, die bestimmte Eigeninteressen der staatlichen Administration, der Unternehmerschaft und der Universitätsangehörigen deutlicher zutage treten ließ.448 Keinesfalls waren die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe bereit, sämtliche Anträge, die auf einen Ausbau kriegswichtiger universitärer Forschungskapazitäten zielten, vorbehaltlos zu unterstützen. So wurde beispielsweise im Jahre 1940 ein Antrag des Leiters des Instituts für Technische Chemie, Herbert Brintzinger, auf die Einrichtung eines Hörsaals, der vom Thüringischen Minister für Volksbildung unterstützt wurde, von den Betriebsvorständen zurückgewiesen.449 Vier Jahre später lehnten die Betriebsleiter ein weiteres Gesuch von Brintzinger um einen Zuschuss für bauliche Erweiterungen an der ihm unterstellten Anstalt mit der Begründung ab, es „handle sich offenbar um eine reine Kriegsaufgabe“.450 Ohnehin blieb die Unterstützung der Universität durch die Stiftungsbetriebe trotz der infolge der Produktion militärischer Güter hohen Umsätze451 und eines umfangreichen Wachstums des Stiftungsvermögens sehr verhalten452 , was mit den ingesamt nur geringen Beiträgen der Förderergemeinschaft der Deutschen Industrie im Vergleich zu den staatlich aufgewendeten Mitteln im Bereich der Forschungsförderung korrespondierte.453 Gemäß einer Beurteilung des Außenhandelsamtes vom November 1939, in der zu lesen war, dass die Firma Zeiss „über die Wahrnehmung der eigenen Firmeninteressen hinaus kein Verständnis für die 447

448 449 450 451 452 453

Vgl. Abschrift des Schreibens von Carl Krauch (Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung des Beauftragten für den Vierjahresplan) an die Vertrauensmänner der Arbeitsgemeinschaften zur Förderung der Zusammenarbeit von Industrie und Wissenschaft bei der Durchführung von Forschungsprogrammen im Rahmen des Vierjahresplans unter Lenkung und Leitung des GebeChem und des Reichsforschungsrates vom 01.10.1941, in: BA R 3112/158, Bl. 1–6, hier Bl. 2. Vgl. Gaudillière: Biochemie und Industrie (2004), S. 245. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an Herbert Brintzinger vom 20.05.1940, in: UAJ, C 725, Bl. 95. Vgl. auszugsweise Abschrift aus der Niederschrift Nr. 545 der Stiftungssitzung vom 28.10.1944, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 271 (unpag.). Vgl. Florath: Immer wenn Krieg war (1997), S. 52. Vgl. Diagramm 3, Anhang B, S. 390 Stiftungsvermögen und Aufwendungen für die Universität Jena. Vgl. Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (1999), S. 392.

Die Industrie und die Jenaer Universität von 1939–1945

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allgemeinen sozialen Belange und Erfordernisse aufzeige“,454 hielt sich gerade die Bereitschaft zur Unterstützung spezieller kriegsbedingter Projekte, die nicht naturwissenschaftlich-technischer Natur waren, arg in Grenzen. Als beispielsweise im Dezember 1939 der Direktor der Jenaer Universitätsbibliothek Theodor Lockemann und der Bibliotheksrat Hans Müller (1881–1962) bei der Firma Zeiss vorstellig wurden und um finanzielle Unterstützung für die Einrichtung eines neuen Kriegsarchivs baten, gab ihnen der ZeissGeschäftsführer Paul Henrichs in seiner Eigenschaft als Präsident der Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität deutlich zu verstehen, dass für solche Zwecke seitens der Betriebe keine finanziellen Mittel zur Verfügung stünden und man bereits genug Probleme habe, die Universitätsinstitute in angemesser Weise zu versorgen.455 Eine solche Ansicht wurde in den Reihen der staatlichen Administration weitgehend geteilt, auch hier stieß Lockemann mit seinem Projekt in finanzieller Hinsicht nur auf wenig Zuspruch.456 Im Verlauf des Krieges geriet auch die Industrie zunehmend unter Druck. So konnte gerade der Personalmangel innerhalb der Stiftungsbetriebe in den letzten Kriegsjahren nur durch die maßgeblich unter Mitwirkung des thüringischen Gauleiters Fritz Sauckel (Ernennung zum „Generalbevollmächtigen für den Arbeitseinsatz“ im März 1942)457 erfolgende Heranziehung von Zwangsarbeitern bewältigt werden.458 Zusätzlich belastet wurde die Produktion optischer Erzeugnisse mit der seit 1942 einsetzenden Verschärfung des Luftkrieges.459 Durch die zunehmenden Bombenangriffe der allierten Streitkräfte auf das Deutsche Reich war die Firma Zeiss im Jahre 1943 gezwungen, behelfsmäßig Räumlichkeiten im Abbeanum anzumieten460 , jener Einrichtung, die die Carl-Zeiss-Stiftung 1929/30 als Heimstätte für diverse mathematisch-naturwissenschaftliche Institute der hiesigen Universität

454

455 456 457 458

459 460

Vgl. Beurteilung der Firma Carl Zeiss durch das Außenhandelsamt an den „Stellvertreter des Führers“ vom 11.11.1939, abgedruckt in: Gibas: „Arisierung“ in Thüringen (2006), Dok.-Nr. 52a, S. 175ff. Vgl. Vermerk von Paul Henrichs über den Besuch der Herren Prof. Lockemann und Dr. Hans Müller vom 06.12.1939, in: UACZ, BACZ 3395 (unpag.). Vgl. Bohmüller/Marwinski: Die Universitätsbibliothek Jena von 1933 bis 1945 (1989), S. 115–118. Vgl. Raßloff: Sauckel (2007), S. 93ff. Vgl. Bericht der Firma Carl Zeiss in Jena an den Reichsstatthalter in Thüringen vom 24.09.1942 betreffs Arbeitskräftemangel in der Rüstungsproduktion, abgedruckt in: Moczarski/Post/Weiß: Zwangsarbeit in Thüringen 1940–1945 (2002), Dok.-Nr. 3, S. 31–37. Vgl. Benz: Geschichte des Dritten Reiches (2000), S. 203f. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung an das Universitätsrentamt vom 16.11.1943, in: UAJ, C 1272, Bl. 192 sowie Mietvertrag zwischen der Friedrich-Schiller-Universität und der Firma Carl Zeiss vom 04.11.1943, in: ebd., Bl. 191.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

erbaut hatte und die im Jahre 1939 in das Eigentum der Universität übergeben worden war.461 .Nur ca. ein Jahr später mussten aber aufgrund von „Heizungsschwierigkeiten“ besagte Einrichtungen wieder aufgegeben werden.462 Die Gewinne der Betriebe Zeiss und Schott waren trotz nach wie vor hoher Dimensionen seit 1941 rückläufig463 , 1944 verringerte sich auch das Stiftungsvermögen.464 Somit wurde durch die Dynamik des Krieges die Effektivität des Einsatzes wissenschaftlich-industrieller Kapazitäten zusätzlich beeinträchtigt. Ungeachtet der Tatsache, dass sämtliche Fakultäten im WS 1944/45 geöffnet blieben, war an der Jenaer Universität gegen Ende des Jahres 1944 ein geordneter Lehrbetrieb nicht mehr möglich.465 Zuvor hatten Diskussionen um eine Schließung ausgewählter Fakultäten (insbesondere der Theologischen Fakultät)466 auch in Jena für Aufregung gesorgt, wobei insbesondere Rektor Astel und Gauleiter Sauckel sich für eine komplette Aufrechterhaltung des Jenaer Standortes eingesetzt hatten.467 Auch der optischen Industrie kamen entsprechende Kontakte zu den zentralen Schaltstellen des Reiches (in diesem Fall das Rüstungsministerium) noch in den letzten Kriegsmonaten zugute, als durch die Intervention der Geschäftsleitungen bei Rüstungsminister Albert Speer eine Sprengung der Betriebe verhindert werden konnte.468 Wenngleich sich die Bombenschäden an der Jenaer Universität und den Stiftungsbetrieben im Vergleich zu anderen Orten noch gering ausnahmen,469 mussten spätestens im Winter 1944/45 der im Juni 1944 von Hitler proklamierte „Totaleinsatz der Forschung“470 und die letzte, inhumane Mobilisierung „wirtschaftlicher“ Ressourcen unter Speers Direktive471 im Vergleich mit den Kapazitäten der Allierten geradezu als zum Scheitern verdammtes letztes Aufbäumen des „Dritten Reiches“ erscheinen.472 Dass die Übergabe der Stadt Jena an die amerikanischen Streitkräfte im April 1945 nur nach einer harten Auseinandersetzung zwischen Befürwortern einer 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472

Vgl. Vertrag zwischen der Carl-Zeiss-Stiftung und der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 28.01.1939, in: ebd., Bl. 138. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung (i. A. Stier) an August Kühl vom 30.12.1944, in: ebd., Bl. 205. Vgl. Diagramm 5, Anhang B, S. 393 zu Gewinnen der Betriebe und Aufwendungen für die Universität. Vgl. Diagramm 3, Anhang B, S. 390 zu Stiftungsvermögen und Aufwendungen für die Universität. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 585. Vgl. dazu Meier: Die Theologischen Fakultäten (1996), S. 436–465. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 583. Vgl. Schomerus: Geschichte des Jenaer Zeiss-Werkes (1952), S. 300. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 585. Vgl. Hammerstein: Die deutsche Forschungsgemeinschaft in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (1999), S. 491f. Vgl. Tooze: Die Ökonomie der Zerstörung (2007), S. 769. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 561.

Zur Traditionsbildung zwischen 1924 und 1945

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bedingslosen Kapitulation und einer bis zuletzt der Verteidigung des NSRegimes das Wort redenden Gruppe erreicht werden konnte,473474 zeigte aber, dass trotz der „substanziellen“ Einschränkung des Universitätsbetriebes und der industriellen Produktion ein Aufbrechen der engen Verschränkungen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Staat und Militär nur unter dem Einwirken der allierten Streitkräfte möglich war.475

5. Zur Traditionsbildung zwischen 1924 und 1945 Fragt man nach Brüchen und Kontinuitäten innerhalb des Verhältnisses von Universität, Industrie und staatlicher Administration in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, so lohnt es sich auch, eine Analyse von Verhaltensweisen ins Blickfeld zu nehmen, die auf die historische Verortung und zeitgenössische Pflege der gegenseitigen Beziehungen ziel(t)en. Welche Auswirkungen ergaben sich aus den im Zeitraum von 1924–1945 verändernden Konstellationen im Schnittbereich von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft (generelle Rolle der Stiftung innerhalb der Universität, spezifisch politische Dimensionen der Stiftungstätigkeit unter dem Nationalsozialismus) für die Konstruktion und Pflege von universitär-industriellen „Traditionen“? Inwiefern wurden ggf. bereits vorherrschende Deutungsmuster und institutionelle Verhaltensweisen umgeformt, neu akzentuiert oder im Hinblick auf ihren regional-nationalen Stellenwert verändert? Obwohl die Carl-Zeiss-Stiftung und neue Förderer im Umkreis der Gesellschaft der Freunde der Universität im Hinblick auf ihre tatsächliche „Finanzkraft“ keine allzu entscheidende Rolle im finanziellen Gefüge der hiesigen Hochschule spielten, sah sich die Jenaer Universität in den 1920erJahren veranlasst, neben traditionellen Dankesschreiben476 eine neue Form zur Stabilisierung und rituellen Pflege der Beziehungen zu ihr nahestehenden Persönlichkeiten und Institutionen zu etablieren. Bereits im Jahre 1919 war auf der „siebenten ausseramtlichen deutschen Rektorenkonferenz“ der Vorschlag zur „Einführung eines Ehrenbürgerbriefes“ als zusätzliche akademische Auszeichnung neben dem Ehrendoktor diskutiert und positiv aufgenommen worden. „Ehrenbürger“, „Ehrenmitglied“ und „Ehrensenator“ bildeten in der Folgezeit die Termini der reichsweiten neuen akademischen Gunstbezeugung gegenüber universitären Förderern, namentlich aus dem Kreise der Wirtschaft.477 Auch in Jena wurden in der Weimarer Republik bevorzugt Unternehmer, die zugleich auch Mitglieder der „Gesellschaft der 473 474 475 476 477

Vgl. Fügener: Amerikanisches Intermezzo (2000), S. 32f. Vgl. Fügener: Amerikanisches Intermezzo (2000), S. 32f. Vgl. John/Stutz: Die Universität Jena 1918–1945 (2009), S. 554. Vgl. Schreiben von Universitätsrektor Gerland an Max Fischer vom 26.02.1926, in: UACZ, BACZ 12667 (unpag.). Vgl. Stemmler: Die Ehrenbürger der Hochschulen (2011), S. 222f.

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

Freunde und Förderer der Universität Jena“ waren, für ihre Bemühungen um die Unterstützung der Jenaer Hochschule geehrt.478 Darunter befanden sich bezeichnenderweise auch Mitglieder der Stiftungsbetriebe und Angehörige der staatlichen Administration, die der Carl-Zeiss-Stiftung nahestanden bzw. gestanden hatten. Der ehemalige Universitätskurator und Stiftungskommissar Max Vollert wurde am 18. Juni 1927 zum „Ehrenbürger“ der Universität Jena ernannt. Der Zeiss-Geschäftsführer Max Fischer, seines Zeichens zeitweiliger Bevollmächtigter der Carl-Zeiss-Stiftung bei den Geschäftsleitungen der Betriebe, gehörte im Jahre 1923 bereits zu dem ersten Empfängerkreis der neuen akademischen Auszeichnung.479 Die Ehrenbürgerwürde erweiterte und ergänzte das Repertoire universitärer Dankesbezeugungen, sie führte gleichzeitig nicht zum Verschwinden älterer „akademischer Instrumente“ der „Pflege“ außeruniversitärer Verbindungen. Traditionelle Formen der akademischen Würdigung von Nicht-Universitätsangehörigen kamen insbesondere anhand der „Ehrenpromotion“ weiterhin zur Anwendung. In diesem Rahmen wurden Industrielle wie die Zeiss-Geschäftsführer Max Fischer und Rudolf Straubel und die Zeiss-Mitarbeiter Franz Meyer (Leiter der Astro-Abteilung bei der Firma Zeiss), August Köhler (Leiter der Abteilung Mikroskopie bei der Firma Zeiss) und Moritz von Rohr (Leiter der Brillenabteilung bei der Firma Zeiss) vor allem für ihre Verdienste auf wissenschaftlich-technischem Gebiet geehrt, wofür bevorzugt die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät und der neu gegründeten Fakultäten der Mathematik und Naturwissenschaften sowie der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften zum Einsatz kam.480 Wie bereits in der Zeit des Kaiserreiches war aber auch die maßgebliche Unterstützung bestimmter Institute und Fachrichtungen oder der gesamten Universität ausschlaggebend für die entsprechende Auszeichnung.481 Stärker als im Bereich der akademischen Ehr- und Dankesbezeugungen offenbarte sich die gewandelte Rolle der Carl-Zeiss-Stiftung im finanziellen Gefüge der hiesigen Hochschule innerhalb der universitären Erinnerungskultur. Während die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät sich bei ihrer Gründung 1924/25 ausdrücklich auf Ernst Abbe berief (sein Konterfei prangte auf dem Siegel der neuen Einrichtung) und dem 1929/30 auf Kosten der Carl-Zeiss-Stiftung als Heimstätte für zahlreiche mathematisch478 479 480 481

Vgl. Schäfer: Ehrenmitglieder, Ehrenbürger, Ehrensenatoren (2008), S. 13. Vgl. Bauer/Hartung/Schäfer: Ehrenmitglieder, Ehrenbürger und Ehrensenatoren (2008), S. 41 und 51. Vgl. Hartung/Wipf: Die Ehrendoktoren der Friedrich-Schiller-Universität in den Bereichen Naturwissenschaften und Medizin (2004), S. 103f., 108, 121 und 124. So wurde Rudolf Straubel 1930 als „wohlwollender Förderer der Universität“ mit der Ehrendoktorwürde der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät geehrt, sein Kollege Max Fischer empfing entsprechende Würden der Medizinischen Fakultät aufgrund „seiner Verdienste um die Entwicklung des medizinischen Faches durch Unterstützung der Institute“, vgl. ebd., S. 103f.

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naturwissenschaftliche Institute errichteten Gebäude unterhalb des Landgrafens der Name des Stiftungsgründers verliehen wurde („Abbeanum“),482 verhielt sich die Universitätsleitung im Hinblick auf das Gedenken an die historischen Verbindungen zwischen Hochschule und Industrie zurückhaltender. Zwar beging die Jenaer Hochschule das 75–jährige Jubiläum der Zeiss-Werke im Jahre 1921 nach den Worten von Rektor Heinrich Weinel als „einen universitären Festtag“,483 aber die Abhaltung der im Jahre 1900 auf Beschluss des Senats eingerichteten „Abbe-Feier“, die erstmalig 1905 und zuletzt 1910 stattgefunden hatte,484 wurde mehrfach vertagt. Dafür waren nicht zuletzt die politischen Rahmenbedingungen ausschlaggebend. 1919 äußerte der Jurist Justus Wilhelm Hedemann deutliche Skepsis, ob denn die Abhaltung von Feierlichkeiten „angesichts der gegenwärtigen Verhältnisse“ überhaupt opportun sei. Sein Kollege Eduard Rosenthal teilte diese Meinung.485 1920 beschloss der Senat der Universität, die ganze Angelegenheit „bis auf Weiteres zu den Akten zu legen“.486 Auch 1924 sah man von der Abhaltung der Feierlichkeiten ab.487 Erst im Jahre 1930 hielt der Mineraloge Gottlob Linck, der Abbe noch zu Lebzeiten kennen gelernt hatte und bereits 1919 mit der Ausarbeitung einer entsprechenden Rede betraut worden war488 , eine Ansprache anlässlich des nunmehr 25. Todestages des Begründers der Zeiss-Stiftung.489 Diese Entwicklungen im Bereich der universitären Erinnerungskultur verweisen auf die generellen Schwierigkeiten eines institutionellen Konsenses im Umgang mit dem „historischen Abbe“. Entsprechend vielgestaltig und an unterschiedliche Sinngebungshorizonte und Interpreten gekoppelt gestaltete sich das auf den Begründer der Carl-Zeiss-Stiftung projizierte Spektrum an „Deutungsmustern“ während der 1920er- und 1930er-Jahre. Als gemeinsamer Nenner im Bereich der „Deutungskultur(-en)“ fungierten

482 483

484 485 486 487 488 489

Vgl. Wittig: Ernst Abbes Nachwirken an der Jenaer Universität (1989), S. 67 und S. 72–79. Vgl. Niederschrift der Ansprache von Universitätsrektor Heinrich Weinel, abgedruckt im Jenaer Volksblatt (Zeitung der Deutschen Demokratischen Partei), No. 270, Jg. 32, 18.11.1921, S. 1, überliefert in: UACZ, BACZ 12733 (unpag.). Vgl. Ausführungen in Kapitel III.4. Vgl. Aktennotiz von Hedemann und von Rosenthal vom 06./07.06.1919, in: UAJ, BA 1742, Bl. 160. Vgl. Abschrift aus dem Protokoll über die Sitzung des Senats vom 20.11.1920, in: ebd., Bl. 160. Vgl. Abschrift aus dem Protokoll über die Sitzung des Senats vom 16.12.1924, in: ebd., Bl. 161. Vgl. Aktennotiz von Rosenthal vom 07.06.1919, in: ebd., Bl. 160. Vgl. Linck: Ernst Abbe (1930).

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wie bereits in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts490 lokale Zuschreibungen und Identifikationsraster, die eng mit nationalen Bezügen verwoben und gleichzeitig unter den zeitgenössischen Verhältnissen neu konfiguriert wurden. Die damit verbundenen Zukunftserwartungen, die sich auf Ernst Abbe als „Wegbereiter einer neuen Zeit“ richteten, waren allerdings höchst unterschiedlich.491 Diente Abbe einerseits als Argumentationsfigur für zeitgenössische Krisendiagnosen, die auf eine Überwindung der „politischen Verhältnisse“492 oder „sozialer Gegensätze“493 zielten, stellten liberal orientierte Personenkreise wie der Mineraloge Gottlob Linck, der sozialdemokratische Biologe Julius Schaxel und der Zeiss-Mitarbeiter Georg Paga anhand des Statuts der Carl-Zeiss-Stiftung in gezielter Weise progressivfreiheitliche Traditionen im Abbe’schen Gedankenkanon heraus.494 Gleichzeitig variierten die auf Abbe und sein Werk bezogenen Begriffskategorien und die Art und Weise, in welchen Bezugsrahmen die Zeiss-Stiftung zu den gegenwärtigen Verhältnissen gesetzt wurde. Während Linck im Jahre 1930 Ernst Abbe als ein überirdisches „Wunder“ beschrieb und damit „kulturelle Fortschrittserwartungen“ verband495 (ein Kennzeichen vieler AbbeSchriften während der Zwischenkriegszeit496 ), waren die Zuschreibungen in den späteren 1930er-Jahren deutlich konkreterer (irdischer) Natur und versuchten Abbe (und Zeiß) als vorbildhafte, zupackende „Gestalter“ ihrer Zeit 490 491 492

493

494

495 496

Vgl. Ausführungen in Kapitel III.4. Vgl. Stutz: Das „Wunder von Jena“ (2007), S. 500f. Vgl. Niederschrift der Ansprache von Universitätskurator Max Vollert, abgedruckt im Jenaer Volksblatt (Zeitung der Deutschen Demokratischen Partei), No. 270, Jg. 32, 18.11.1921, S. 1, überliefert in: UACZ, BACZ 12733 (unpag.). Vgl. Weinel: Der Sinn der Carl-Zeiß-Stiftung (1925). Heinrich Weinel, ein Schüler des Berliner Theologen Adolf von Harnack, erhielt 1904 einen Ruf nach Jena und wurde 1907 Nachfolger Adolf von Hilgenfelds auf dem Lehrstuhl für Neues Testament an der Theologischen Fakultät. Von 1925–1936 bekleidete er den Lehrstuhl für Systematische Theologie an derselben Fakultät. Mit großem Einsatz wirkte er als „Vermittler“ christlicher Wertekategorien über die Universität hinaus und gehörte im Jahre 1918 zu den Begründern der Jenaer „Volkshochschule“. Die Ideen Abbes, die Weinel auch für den Bereich der Volksbildung aufgriff, boten nach seiner Meinung nicht zuletzt einen über diverse politisch-soziale Kluften hinausragenden „sittlich-religiösen Bindekitt“, den er als „Lösungsansatz“ im Bereich der „sozialen Frage“ verstanden wissen wollte, vgl. ebd. (Vorwort, ohne Seitennummerierung). Zu Weinel vgl. außerdem Koch: Weinel (1995) sowie Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 203f. Vgl. Linck: Ernst Abbe (1930), S. 18. Schaxel, Julius: Abbes Vermächtnis an die Universität, in: Das Volk. Organ der Sozialdemokratischen Partei für das Land Thüringen, Nr. 284, 5.12.1931, Jubiläumsnummer 25 (keine Seitennummer angegeben), überliefert in: UACZ, BACZ 10145 (unpag.). Paga, Georg: Das Zeiss-Werk und die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena, in: Einige Zeitungsartikel über das Zeiss-Werk in Jena. Erschienen bei Gelegenheit des 75–jährigen Bestehens der Firma 1921, S. 3–24, hier S. 21, überliefert in: UASGJ, S 388. Vgl. Linck: Ernst Abbe (1930), S. 20. Vgl. Stutz: Das „Wunder von Jena“ (2007), S. 514.

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zu interpretieren.497 Parallel erhielt Ernst Abbes Wirken als Unternehmer neue, an den politischen Erfordernissen ausgerichtete Facetten. Dazu gehörte vor allem die bereits in den 1920er-Jahren erkennbare Interpretation Abbes als „Vordenker“ einer „betrieblichen Gemeinschaft“, deren Zusammenwirken über die Fabrikmauern hinaus als „Modell“ einer auf Ausgleich gerichteten „sozialen Ordnung“ aufgegriffen werden konnte.498 Der thüringische Schriftsteller Fritz Scheffel (1889–1942) schrieb 1938 in seinem Roman über die Zusammenarbeit von Abbe, Zeiß und Schott, die Mitarbeiter der Stiftungsbetriebe seien „Glieder einer unantastbaren Werksgemeinschaft“, die „jeden verpflichte, menschlich und leistungsmäßig das Beste zu geben“ und „asoziale Naturen wie auskochenden Schmutz abstieße“.499 Eine ähnliche, wenngleich nicht so drastisch formulierte Argumentationslinie fand sich innerhalb des von Otto Heinz Heim im Jahre 1937 verfassten Buches über „Werke deutscher Wertarbeit“.500 „Betriebsgemeinschaft“ und „Tatkraft“ waren Chiffren, die sich nach Meinung von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels auch im Medium Film propagandistisch ausschlachten ließen. Entsprechende Verhandlungen zur Verfassung eines Drehbuches fanden im Jahre 1940 statt, eine Realisierung des Projektes kam aber aufgrund des Krieges nicht zustande.501 In die neuen Interpretationslinien konnten auch idealistisch-altruistisch angehauchte Abbe-Bilder einbezogen werden, die nun als „Aufopferungswille“ rhetorisch neu besetzt wurden.502 Auch die Beziehungen zwischen der Jenaer Universität und den Stiftungsbetrieben wurden mit unterschiedlichen sinnstiftenden Inhalten verwoben. So wurde Jena zum „Symbol des gelungenen Aufbruchs in die industrielle Moderne“ stilisiert; ein Postulat, das gerade in den 1920er-Jahren sowohl in den Reihen der Universität,503 der Industrie504 als auch der städtischen Verwaltung505 erhoben wurde. Mit solchen Deutungsmustern verband sich auch das Bestreben, über den städtischen Bezugsrahmen hinaus den „kulturellen Wert“ technischer Arbeit zu 497 498

499 500 501 502

503 504

505

Vgl. John: Schiller-Abbe-Haeckel (2007), S. 57 sowie G.W.L.: Ernst Abbe - der Sozialist der Tat (1935). Vgl. Auszüge der Ansprache von Stiftungskommissar Abraham Esau, abgedruckt im Jenaer Volksblatt vom 28.08.1939 (Nummer 200, Jg. 50, Seitenangabe nicht vorhanden), überliefert in: UACZ, BACZ 16658 (unpag.). Vgl. Scheffel: Gläserne Wunder (1938), S. 283. Vgl. Heim: Werke deutscher Pionierarbeit (1937), S. 76. Vgl. Stutz: Das „Wunder von Jena“ (2007), S. 510. Vgl. Auszüge der Ansprache von Stiftungskommissar Abraham Esau, abgedruckt im Jenaer Volksblatt vom 28.08.1939 (Nummer 200, Jg. 50, Seitenangabe nicht vorhanden), überliefert in: UACZ, BACZ 16658 (unpag.). Vgl. Hedemann: Thüringische Landesuniversität Jena (1929), S. 250. Vgl. Paga, Georg: Das Zeiss-Werk und die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena, in: Einige Zeitungsartikel über das Zeiss-Werk in Jena. Erschienen bei Gelegenheit des 75– jährigen Bestehens der Firma 1921, S. 3–24, hier S. 3, überliefert in: UASGJ, S 388 (unpag.). Vgl. Elsner: Einleitung (1928).

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propagieren. Entsprechende Anstregungen waren gerade bei Jubiläumsfeierlichkeiten in den 1920er- und 1930er-Jahren in den Reihen der Stiftungsbetriebe,506 aber auch der naturwissenschaftlich-technischen Milieus der Jenaer Universität507 zu verzeichnen. Das Bild einer mit nationalen Bezügen ausgestatteten „Vorbildrolle“ Jenas im Hinblick auf die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Technik508 wurde gerade in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre vor dem Hintergrund der Kriegsanstrengungen des Deutschen Reiches noch stärker mit politischen Implikationen verbunden. Bereits 1936 sandte der Jenaer Universitätsrektor Wolf Meyer-Erlach ein Schreiben an den Zeiss-Mitarbeiter August Köhler, in dem er nicht nur seine Anerkennung für die Arbeiten Köhlers auf dem Gebiet der Mikroskopie zu erkennen gab, sondern auch seine Sympathie darüber ausdrückte, dass Köhler „in so enger Verbundenheit zwischen Wissenschaft und Technik das geleistet habe, was heute von dem deutschen Gelehrten als Ideal gefordert werde“.509 Solche, freilich nicht allein auf das Wirken Abbes beschränkte Postulate (Stiftungskommissar Esau würdigte 1943 auch den Industriellen Werner Siemens als „Vorkämpfer“ im Bereich der Verknüpfung von „reiner Forschung“ und „technischer Anwendung“510 ) wurden auch im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Carl-Zeiss-Stiftung im Jahre 1939 unterstrichen. Der Leiter des Instituts für Mikroskopie und angewandte Optik, August Kühl, sprach hier von dem „unsterblichen Führergeist“ der Jenaer Protagonisten Abbe, Zeiß und Schott und der „lebensvollen und lebensnotwendigen Wechselbeziehung zwischen Wissenschaft und technischer Kunst“.511 Dabei wurden auch ältere Bemühungen um eine Einordnung des „speziellen“ Verhältnisses der Jenaer Universität zu den Stiftungsbetrieben in den universitären Traditionskanon wieder aufgenommen. Nicht umsonst rückte der stellvertretende Rektor der Jenaer Universität die Feierlichkeiten anlässlich des 50-jährigen 506

507

508

509 510 511

Vgl. Paga, Georg: Das Zeiss-Werk und die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena, in: Einige Zeitungsartikel über das Zeiss-Werk in Jena. Erschienen bei Gelegenheit des 75– jährigen Bestehens der Firma 1921, S. 3–24, hier S. 3, überliefert in: UASGJ, S 388 (unpag.). Vgl. Kulenkampff, Helmut: Das Zusammenwirken von Wissenschaft und technischer Kunst, in: Zum fünfzigjährigen Bestehen der Carl-Zeiss-Stiftung, Jenaer Akademische Reden Bd. 27 (1939), S. 25–44, hier S. 25f, überliefert in: UASGJ, S 19 (unpag.). Vgl. Auerbach, Felix: Carl Zeiss und die Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Technik, in: Einige Zeitungs-Artikel über das Zeisswerk in Jena, erschienen bei Gelegenheit des 75–jährigen Bestehens der Firma 1921, S. 24–37, hier S. 24f., überliefert in: UASGJ, S 388 (unpag.). Vgl. Schreiben von Rektor Wolf Meyer-Erlach an August Köhler vom 03.03.1936, in: UACZ, BACZ 1706, Bl. 31. Vgl. Esau: Siemens (1943), S. 20. Vgl. Kühl, August: Die Leistungssteigerung optischer Geräte durch die Betriebe der Carl-Zeiss-Stiftung, in: Zum fünfzigjährigen Bestehen der Carl-Zeiss-Stiftung, Jenaer Akademische Reden Bd. 27 (1939), S. 5–24, überliefert in: UASGJ, S 19 (unpag.).

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Jubiläums der Zeiss-Stiftung und den im gleichen Jahr (1939) anstehenden Festakt bezüglich der berühmten Antrittsrede Friedrich Schillers (1789) in einen engen Zusammenhang. Schiller und Abbe sollten als Protagonisten von „Kunst“ und „Wissenschaft“ gewissermaßen zwei Seiten einer Medaille verkörpern, deren verbindendes Element der „Bau einer nationalen Kultur“ bildete. In diesem Sinne diente die nationalsozialistische Ideologie gewissermaßen als „Bindekitt“ zwischen „idealistisch-geistigen Traditionslinien“ und „technisch-industriellen Errungenschaften“, in deren nationalstaatlichen Dimensionen sich wiederum der NS-Staat selbst verortete und legitimierte.512 An einem ähnlichen politisch-institutionellen „Brückenschlag“ zwischen „Traditionslinien unterschiedlichster Couleur“ versuchte sich zwei Jahre später der Jenaer Universitätsrektor Karl Astel, der gegenüber der Brüsseler Zeitung die Jenaer Hochschule als „Brennpunkt des deutschen Geisteslebens in der Tradition Goethe-Abbe-Haeckel“ hervorhob.513 Die Jubiläumsfeierlichkeiten in den 1930er-Jahren (50-jähriges Bestehen der Firma Schott & Genossen 1934, 50-jähriges Jubiläum der Carl-Zeiss-Stiftung 1939, 100. Geburtstag Ernst Abbes im Jahre 1940) boten zugleich Raum für diverse historiografische Arbeiten, deren Anfänge zum Teil bereits im Kaiserreich lagen. Gemäß dem bereits geschilderten Sachverhalt des „Facettenreichtums“ im Hinblick auf den Umgang mit der historischen Vergangenheit stellte der Bereich der Historiografie von den 1920er- bis in die 1930er-Jahre einen von Brüchen und Kontinuitäten geprägten Tummelplatz verschiedener Deutungsmuster und Interpreten dar, die sich unterschiedlicher methodischer Ansätze und Konzeptionen bedienten. Galten die Arbeiten des jüdischen Physikers Felix Auerbach, der bis zum Ende der 1920er-Jahre eine Abbe-Biografie514 sowie eine in mehreren veränderten Auflagen erschienene Darstellung zur Geschichte des Zeiss-Werkes515 verfasst hatte und noch 1921 in die Feierlichkeiten zum Jubiläum des 75–jährigen Bestehens der Firma Zeiss einbezogen worden war,516 im Jahre 1930 noch als „zitierfähig“ (der Weimarer Ministerialdirektor Ernst Wuttig, zeitweiliger Referent für 512

513

514 515 516

Vgl. Niederschrift der Ansprache des stellvertretenden Rektors Prof. Porzig anlässlich der Feierlichkeiten des 50-jährigen Jubiläums der Zeiss-Stiftung, in: Zum fünfzigjährigen Bestehen der Carl-Zeiss-Stiftung, Jenaer Akademische Reden Bd. 27 (1939), S. 1f., überliefert in: UASGJ, S 19 (unpag.). Vgl. Zeitungsartikel „Die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Ein Brennpunkt deutschen Geisteslebens in der Tradition Goethe-Abbe-Haeckel“, in: Brüsseler Zeitung vom 13.03.1941, abgedruckt in: Hendel/Hoßfeld/John/Lemuth/Stutz: Wege der Wissenschaft im Nationalsozialismus (2007), Dok.-Nr. 71, S. 129–133. Vgl. Auerbach: Abbe (1918). Auerbach: Das Zeiss-Werk und die Zeiss-Stiftung in Jena (1903). Weitere, teilweise umgearbeitete Auflagen erschienen 1904, 1907, 1914 und 1925. Vgl. Auerbach, Felix: Carl Zeiss und die Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und Technik, in: Einige Zeitungsartikel über das Zeiss-Werk in Jena. Erschienen bei Gelegenheit des 75–jährigen Bestehens der Firma 1921, S. 24–37, überliefert in: UASGJ, S 388 (unpag.).

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die Carl-Zeiss-Stiftung im Thüringer Volksbildungsministerium, berief sich innerhalb seiner Darstellung über die Leistungen der Stiftung ausdrücklich auf die Abhandlungen Auerbachs517 ), so bezeichnete im Jahre 1938 der Jenaer Universitätsbibliothekar Theodor Lockemann jene Werke nicht zuletzt aufgrund der jüdischen Herkunft Auerbachs als „veraltet und nicht mehr verwendungsfähig“. Stattdessen schlug Lockemann im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 100. Geburstag Ernst Abbes vor, eine neue Darstellung zum Leben und Werk des Begründers der Zeiss-Stiftung zu verfassen, die in den „Beiträgen zur Geschichte der Uni Jena“ als ein Band der Beihefte zur „Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde“ erscheinen sollte.518 Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die allgemeinen Strukturen der landesgeschichtlichen Forschung schon deutlich verändert. Bereits 1933 war (zunächst ergebnislos) über eine Neugründung der vom 1852 im Fahrwasser nationalliberaler Bestrebungen gegründeten „Verein für Thüringische Geschichte und Altertumskunde“519 getragenen „Historischen Kommission“ (1896 gegr.) debattiert worden.520 Zu diesem Zeitpunkt passten Appelle an eine auf älteren Prämissen beruhende Stärkung territorialer Bezüge (sowohl im Hinblick auf Thüringen als auch auf die Konstruktion einer „mitteldeutschen“ Region)521 allerdings nicht in den Rahmen der NS-Gleichschaltungspolitik.522 Ab Mitte der 1930er-Jahre wurden dann aber vonseiten der staatlichen Administration konkrete Maßnahmen unternommen, um die Landesgeschichtsforschung und die in verschiedenen Denkkategorien zirkulierenden „Thüringen-Diskurse“ stärker für die Zwecke des NS-Regimes brauchbar zu machen. So löste 1937 eine staatliche „Thüringische Historische Kommission“ unter dem Protektorat von Gauleiter Sauckel und dem Vorsitz des 1934 zum Direktor der thüringischen Staatsarchive berufenen Landeshistorikers und Goetheforschers Willy Flach (1903–1958)523 die noch vom Verein für Thüringische Geschichte getragene Kommission ab. Parallel entstand an der Universität Jena eine „Anstalt für geschichtliche Landeskunde“, deren Leitung dem Neuzeithistoriker Günther Franz übertragen wurde.524 Franz und sein ihm freundschaftlich verbundener Kollegen Erich Maschke (1900–1982) sorgten auch in personeller Hinsicht für eine Abkehr 517 518 519 520 521 522 523 524

Vgl. Wuttig: Die Carl-Zeiss-Stiftung in Jena und ihre Bedeutung für die Forschung (1930), S. 449. Vgl. Schreiben von Theodor Lockemann an August Kotthaus vom 04.08.1938, in: UACZ, BACZ 22799 (unpag.). Vgl. Gerber: Historisierung und Nationalisierung der Region (2005), S. 21f. Vgl. dazu Wahl: Die Neugründung einer Historischen Kommission für Thüringen als „staatspolitische Notwendigkeit“ (2005). Vgl. John: Gestalt und Wandel der „Mitteldeutschland“-Bilder (2001), S. 63. Vgl. John/Post: Thüringen-Diskurse 1918 bis 1945 (2005), S. 98f. zu Flach vgl. Wahl: Flach (2001). Vgl. John/Post: Thüringen-Diskurse 1918 bis 1945 (2005), S. 113f.

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von älteren Kulturen der Jenaer Geschichtswissenschaft.525 Ihre Vorgänger Georg Mentz und Alexander Cartellieri, die das Historische Seminar verließen, hatten sich noch der ganz der älteren, national-konservativ geprägten und am Bismarck’schen Kaiserreich orientierten Geschichtsschreibung verpflichtet gefühlt.526 Mit einer Reihe von Arbeiten trugen sowohl Franz als auch Maschke dazu bei, Lehr- und Forschungskapazitäten der universitären Geschichtswissenschaft für politische Zwecke des NS-Regimes, beispielsweise für die Erarbeitung von bestimmten Grundlagen für eine territoriale Neustrukturierung Europas, nutzbar zu machen.527 Einen disziplinären Rückhalt bot ihnen dabei die reichsweite Institutionalisierung einer völkisch orientierten Historiografie, die gegen 1937 zum Abschluss gelangte.528 Die Carl-Zeiss-Stiftung unterstützte den politisch bedingten Aufbau neuer Strukturen im Bereich der Landesgeschichtsforschung. Im April 1938 beschlossen die Stiftungsorgane, der Anstalt für geschichtliche Landeskunde aus dem Restbetrag, den die Stiftung im Jahre 1927 der Jenaer Universität für „wasserwirtschaftliche Untersuchungen“ zur Verfügung gestellt hatte (7.000 Reichsmark),529 einen Teilbetrag von 3.000 Reichsmark zu überlassen.530 Die Ausarbeitung neuer historiografischer Darstellungen zur Geschichte der Unternehmen Zeiss und Schott nahmen aber größtenteils Angehörige der Stiftungsbetriebe in die Hände, die, obgleich die Unternehmensleitungen nicht zuletzt im Rahmen entsprechender Jubiläen ihre Zustimmung zum politischen Ambiente demonstrierten (der Sohn Otto Schotts, Erich Schott, verwies beispielsweise im Rahmen der Feierlichkeiten des 50-jährigen Bestehens der Firma auf einen Artikel im NS-Presseorgan „Völkischer Beobachter“, der Abbe als „Bahnbrecher des Nationalsozialismus in seiner Zeit“ bezeichnete),531 eigene Akzente setzten. Während Günther Franz, der der wirtschafts- und insbesondere industriegeschichtlichen Forschung im Rahmen landesgeschichtlicher Arbeiten einen wichtigen Platz einräumte,532 die Geschichte der optischen Industrie

525 526 527 528 529 530 531 532

Vgl. Gottwald: Die Jenaer Geschichtswissenschaft in der Zeit des Nationalsozialismus (2003), S. 917. Vgl. Werner: Stationen Jenaer Geschichtswissenschaft (1997), S. 11f. Zu Cartellieri vgl. außerdem Steinbach: Des Königs Biograph (2001). Vgl. Schneider: Mascke (2004), S. 105 sowie Gottwald: Ein Landesgeschichtliches Institut für Thüringen (2005), S. 179. Vgl. Haar: Historiker im Nationalsozialismus (2002), S. 370. Vgl. dazu die diversen Unterlagen in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 532. Vgl. Auszugsweise Abschrift aus dem Protokoll Nr. 518 der Stiftungssitzung am 06.04.1938, in: ThHStAW, Volksbildungsministerium C 308, Bl. 28. Zitiert nach Stutz: Das „Wunder von Jena“ (2007), S. 508. Vgl. Gottwald: Ein Landesgeschichtliches Institut für Thüringen (2005), S. 173.

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in Jena und das Wirken der damit verbundenen „Hauptprotagonisten“ Abbe, Zeiß und Schott als „politisch richtungsweisend“ stilisierte,533 waren Abhandlungen, die nicht unmittelbar der Anstalt für geschichtliche Landeskunde entstammten, deutlich nüchterner gehalten. Dies betraf beispielsweise die anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums im Jahre 1934 vorgelegte Abhandlung zur Geschichte der Firma Schott & Genossen.534 In der betriebseigenen Zeitung des Zeiss-Werkes fand sich im Vorfeld des 50-jährigen Jubiläums der Carl-Zeiss-Stiftung u. a. noch ein (freilich recht kurz gehaltener) Abdruck von Auszügen aus einer die Geschichte der Stiftung behandelnden Darstellung des (zu diesem Zeitpunkt bereits verstorbenen) Weimarer Beamten Ernst Wuttig, der bereits unter der Amtszeit des nationalsozialistischen thüringischen Innen- und Volksbildungsministers Wilhelm Frick in den Reihen des Ministeriums als „Persona non grata“ gegolten hatte und im Dezember 1933 in den Ruhestand versetzt worden war.535 Auch die von dem Zeiss-Mitarbeiter Moritz von Rohr verfassten biografischen Studien zu Carl Zeiß und Ernst Abbe trugen eine überaus sachliche Handschrift. Letztere Abhandlung erfreute sich überdies der Unterstützung des Jenaer Historikers Georg Mentz sowie des Universitätsbibliothekars Theodor Lockemann, auf deren Betreiben Rohrs Studie im Jahre 1940 in einer Reihe der „Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde“ zur Geschichte der Universität Jena erschien.536 Gerade von Rohr, der zuvor als „Optikhistoriker“ hervorgetreten war,537 konnte sich auf Arbeiten berufen, die noch Ende der 1920er-Jahre entstanden waren und vom Stil her ganz die Handschrift eines Interpreten trugen, dem generationsbedingt (von Rohr war 1868 geboren worden und hatte als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zeiss-Werkes Ernst Abbe noch persönlich kennen gelernt538 ) weniger an einer historiografischen Werbemaßnahme für das „Dritte Reich“, sondern vor allem an einer rankeanischen Würdigung seiner „Zeitgenossen“ gelegen war.539 Ebenfalls zurückhaltend gestaltete sich der Tenor der von dem Zeissianer Friedrich Riclef Schomerus anlässlich der bereits genannten Jubiläen herausgegebenen Quellenedition zur Geschichte der Carl-Zeiss-Stiftung. 533

534 535

536 537 538 539

Vgl. Zeitungsbericht über einen Vortrag des Historikers Günther Franz zu „Jenas Sonderstellung unter den deutschen Hochschulen“, in: Hendel u. a.: Wege der Wissenschaft im Nationalsozialismus (2007), Dok. Nr. 144, S. 229–231. Vgl. 50 Jahre Jenaer Glas (1934). Vgl. Zeiss-Werkzeitung, Neue Folge, Jg. 14, Heft 3 (Mai 1939), S. 63f. Heß: Das Staatsministerium des Großherzogtums und Freistaates Sachsen-Weimar-Eisenach 1849 bis 1920 (1967), S. 1189f. Vgl. Rohr: Zum 50. Todestage von Carl Zeiss (1938). Rohr: Ernst Abbe (1940). Zur Unterstüzung durch Mentz und Lockemann vgl. ebd., S. VII. Vgl. exemplarisch: Rohr: Die optischen Instrumente (1906). Ders.: Joseph Fraunhofers Leben, Leistungen und Wirksamkeit (1929). Vgl. dazu Boegehold: Moritz von Rohr (1940). Vgl. Rohr: Zur Geschichte der Zeissischen Werkstätte (1930).

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Zwar formulierte Schomerus in seinem Vorwort, Abbe sei kein „privatkapitalistischer Unternehmer gewesen“ und die „Forderungen der volklichen Gemeinschaft“ hätten bei dem Begründer der Stiftung „an erster Stelle gestanden“, aber davon abgesehen hielt er sich im Hinblick auf Reminiszenzen an nationalsozialistisch geprägte Interpretationsschemata zurück.540 Dies war wahrscheinlich auch seinen persönlichen Lebensumständen zu verdanken, war Schomerus doch im Juli 1933 von seinem Posten als Personalchef des Zeiss-Werkes nach Querelen mit den NS-Machthabern zurückgetreten.541 Umso mehr fühlten sich sowohl Schomerus als auch der liberal eingestellte Zeiss-Mitarbeiter Franz Fieseler in ihren in den 1930er-Jahren neu aufgelegten bzw. neu erschienenen Studien zum Arbeitsverhältnis in der Firma Zeiss bzw. zum Wirken Ernst Abbes bemüßigt, auf die „liberalen Prämissen“ des Stiftungsgründers hinsichtlich der Anstellung von Mitarbeitern, aber auch der Förderung der Universität Jena hinzuweisen.542 Sämtliche Arbeiten zur Geschichte der Stiftungsbetriebe und der Jenaer Universität entstanden aber keineswegs im luftleeren Raum, sondern bedurften im Hinblick auf ihre öffentliche Verbreitung zusätzlicher Allianzen und Verhandlungen in- und außerhalb der publizistischen Ebene. So erregte beispielsweise von Rohr mit den Vorarbeiten zu seiner Abbe-Biografie das Missfallen von Erich Schott, der in den Ausführungen von Rohrs eine „geistige Urheberschaft“ Abbes für das Glaswerk erblickte, die diesbezügliche Rolle seines Vaters als „zu gering veranschlagt“ sah und gegenüber seinem Kollegen August Kotthaus sogar von „Geschichtsfälschung“ sprach.543 Um dem von ihm kritisierten „historiografischen Zerrbild“ entgegenzutreten, bat Schott den Studienrat Herbert Kühnert (1887–1970), der als landeskundlicher Wirtschafts- und Industriehistoriker hervorgetreten war,544 um eine entsprechende Stellungnahme zu den Ausführungen von Rohrs. Kühnert, der der Bitte Schotts Folge leistete, kritisierte in seinem Gutachten zu den Vorarbeiten von Rohrs dessen „Unausgewogenheit“ im historischen Urteilsvermögen und erhob gegenüber dem ehemaligen Zeiss-Mitarbeiter vor allem den Vorwurf, jener habe seine Abhandlung auf den Darstellungen Felix

540 541 542 543 544

Vgl. Schomerus: Werden und Wesen der Carl-Zeiss-Stiftung (1940), S. VII-X. Vgl. Springer: Schomerus (2003), S. 315. Vgl. Schomerus: Das Arbeitsverhältnis im Jenaer Zeiss-Werk (1936), S. 10. Fieseler: Ernst Abbe und sein Werk (1937), S. 10. Vgl. Schreiben von Erich Schott an August Kotthaus vom 01.11.1938, in: UACZ, BACZ 154 (unpag.). Vgl. Kühnert: Entwicklungsgeschichte der Wirtschaft in Thüringen (1921). Ders.: Quellen und Schriften zu Geschichte der Glashütten auf dem Thüringer Wald (1928). Zu Kühnert vgl. außerdem Eichhorn: Kühnert (2003) sowie Beger/Herz: Kühnert (2001).

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Auerbachs aufbereitet.545 Dieses Urteil, dem von Rohr vehement entgegentrat546 , wog umso schwerer, da von Rohr in den 1920er-Jahren die Herausgabe wichtiger Quellendokumente zur Geschichte der Firma Schott übernommen hatte.547 Dennoch ließ sich von Rohr, der freilich aus seiner auch kollektiv-bezogenen Verehrung für „unseren Meister Abbe“ keinen Hehl machte,548 im Hinblick auf die Fertigstellung seiner Abbe-Biografie nicht beirren, was Kühnert dazu veranlasste, in seiner im Jahre 1940 erschienenen Studie über Otto Schott auf die seiner Meinung nach „einseitige“ Darstellung von Rohrs sowie die Notwendigkeit einer Bearbeitung des Themas nach dem „Geist strenger Wissenschaftlichkeit“ hinzuweisen.549 Rückendeckung erhielt Kühnert dabei von Friedrich Schomerus, der in einem Sonderdruck der Zeitschrift „Die Glashütte“ im Jahre 1941 (anlässlich des 90. Geburtstages des 1934 verstorbenen Gründers des Jenaer Glaswerkes) ausdrücklich auf Kühnerts Abhandlung verwies und Otto Schotts eigenständige Leistungen bei der Etablierung seines Unternehmens unterstrich.550 Sein Buch überreichte Kühnert auch der Anstalt für Geschichtliche Landeskunde der Jenaer Universität, was nicht zuletzt gewissermaßen auch als „Konteraktion“ gegen die Darstellungen von Rohrs verstanden werden konnte, die in der Zeitschrift des „Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde“ erschienen waren.551 Kühnert selbst bot ein Beispiel dafür, wie sehr sich unter dem Nationalsozialismus spezielle personell-institutionelle Konstellationen innerhalb weniger Jahre verändern konnten. Noch 1933 wurde im Thüringer Volksbildungsministerium der Einbezug Kühnerts in die „Historische Kommission für Thüringen“ kritisiert, da Kühnert zuvor unter dem Sozialdemokraten Max Greil Referent im selben Ministerium gewesen war. An seine Stelle sollte der Leiter des Weimarer Landesamtes für Rassewesen, Karl Astel, treten.552 Dieser Vorgang entbehrte nicht einer gewissen Brisanz, war Volksbildungsminister Wächtler doch zuvor mit einem eigenen Kandidaten für jenen

545

546 547 548 549 550 551

552

Vgl. Bemerkungen von Herbert Kühnert zu Prof. Auerbachs Auffassungen betr. die Entstehung des Jenaer Glaswerks Schott und Genossen vom 10./11.1938, in: UACZ, BACZ 154 (unpag.). Vgl. Schreiben von Rohrs an Friedrich Schomerus vom 21.07.1939, in: ebd. Vgl. Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 4, Teil 1 (1928). Vgl. Rohr: Zur Geschichte der Zeissischen Werkstätte bis zum Tode Ernst Abbes (1930), S. 63. Vgl. Kühnert: Otto Schott (1940), S. XI. Vgl. Schomerus: Otto Schott zur 90. Wiederkehr seines Geburtstages (1941). Darauf verweist der im Buch unter der Bibliothekssignatur HIS:UO:980:j510-S:1940 im Einband verzeichnete Eintrag „Dem Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Jena überreicht vom Verfasser, 15.9.1941“. Vgl. Wahl: Die Neugründung einer Historischen Kommission für Thüringen als „staatspolitische Notwendigkeit“ (2005), S. 132f.

Zur Traditionsbildung zwischen 1924 und 1945

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Posten gescheitert. Auch später unternahm Astel gerade im Rahmen der Jenaer Universität wenig, um den Vorstellungen Wächtlers entgegen zu kommen.553 In der 1937 neu gegründeten Historischen Kommission (zu diesem Zeitpunkt amtierte Wächtler bereits nicht mehr als Volksbildungsminister) war Kühnert allerdings dann im Gegensatz zu Astel vertreten, was einerseits als Hinweis auf ein „taktisches Manöver“ Wächtlers interpretiert, andererseits aber auch auf gewandelte Prioritäten zurückgeführt werden kann.554 Kühnert seinerseits suchte jedenfalls seine Stellung im Rahmen der neuen Strukturen zu stabilisieren. So widmete er sich in den 1930er-Jahren im Zusammenwirken mit Gauleiter Sauckel und seinem Bürochef Erich Buchmann u. a. Arbeiten zur historischen „Judenforschung“.555 Ähnlich wie im Rahmen der Historischen Kommission556 führte der Zweite Weltkrieg zu einem Erliegen von auf die Stiftungsgeschichte gerichteten historiografischen Anstrengungen. Kühnert gelang es erst nach 1945, seine Arbeiten zur regionalen Industriegeschichte in publizistischer Form fortzusetzen.557 Die Kriegsjahre führten auch im Bereich der historischen Überlieferung zu einem gravierenden Einschnitt. Durch die kriegsbedingte Verlagerung großer Bestände des Weimarer Hauptstaatsarchivs nach Bad Sulza gingen infolge eines dortigen Brandes zahlreiche Originaldokumente der Stiftungsgeschichte unwiederbringlich verloren. Friedrich Schomerus, der 1940 noch die entsprechenden Hinterlassenschaften hatte einsehen können, vermerkte in einer Aufstellung über die Originalbestände in Weimar die zu beziffernden Verluste, wobei er gezwungen war, den überwiegenden Teil der Akten per Bleistift als „verbrannt“ zu verzeichnen.558 Der von Deutschland ausgehende Krieg führte demnach, bezogen auf die Stiftungsbetriebe, nicht nur zu grundlegenden „seelisch-architektonischen Trümmerschäden“, sondern zerstörte auch in nachhaltiger Weise grundlegende historische Fundamente der in Jena ansässigen optischen Industrie. Was lässt sich als Resümee bezüglich der genannten Ausführungen zu speziellen institutionsgebundenen, auf die Pflege der Beziehungen von Universität und außeruniversitären Kreisen zielenden Praktiken (Bsp. Ehrenbürgerwürde), zur Erinnerungskultur, Publizistik, Historiografie sowie damit verbundenen Deutungsmustern in der Zeit von 1924–1945 festhalten?

553 554 555 556 557 558

Vgl. Hoßfeld/John/Stutz: Zum Profilwandel der Jenaer Universität (2003), S. 62ff. Vgl. Wahl: Die Neugründung einer Historischen Kommission für Thüringen als „staatspolitische Notwendigkeit“ (2005), S. 146f. Vgl. ebd. Vgl. John/Post: Thüringen-Diskurse 1918 bis 1945 (2005), S. 114. Vgl. dazu Ausführungen in Kapitel V.4. Vgl. Verzeichnis der beim Staatsarchiv Weimar vorhandenen Akten über die CarlZeiss-Stiftung von 1940, in: UACZ, Archiv 1436.

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Auffällig ist, dass sich in den 1920er- und 1930er-Jahren in allen Bereichen grundlegende Wandlungen vollzogen, sich gleichzeitig aber auch ältere Deutungs- und Verhaltensmuster fortsetzten bzw. unter zeitgenössischen Bedingungen „umgeformt“ wurden. Obwohl die Zeiss-Stiftung und die Gesellschaft der Freunde der Jenaer Universität im Hinblick auf ihren Gesamtanteil am universitären Haushaltsbudget keine allzu entscheidende Rolle spielten, entschied sich die Universitätsleitung für die Einführung neuer Praktiken wie die Ehrenbürgerwürde. Damit zielte sie nicht zuletzt auf eine externe Stabilisierung in der nach 1918/19 gewandelten Umgebung. Gleichzeitig wurden traditionelle akademische Instrumente der Dankesbezeugung (Ehrenpromotion) zur Pflege der außeruniversitären Beziehungen weitergeführt. Deutlich schwieriger gestaltete sich in den 1920er- und 1930er-Jahren der Umgang bzw. die Auseinandersetzung mit der historischen Vergangenheit, ein gemeinsamer institutioneller „Grundkonsens“ (Bsp. Erinnerungskultur) ließ sich hier kaum herstellen. Vielmehr versuchten verschiedene, an jeweils spezielle Wertekategorien und Sinngebungshorizonte angebundene Protagonisten, das Feld der öffentlichen Meinungsbildung mit diversen Interpretationsschemata zu besetzen. Dabei sind Entwicklungen zu verzeichnen, die auf Brüche, aber auch Kontinuitäten verweisen. Das sowohl mit nationalen als auch regionalen Bezügen versehene Bild einer „Vorbildrolle“ Jenas für die Verbindung von Wissenschaft und Technik, das in den 1920er-Jahren vor allem auf die Konstruktion einer erfolgreichen städtischen Modernisierung, aber auch eine „kulturelle Aufwertung“ der Technik zielte, erwies sich unter gewandelten Bedingungen als historischer Narrativ auch in den 1930er-Jahren als „anschlussfähig“. Auch die mit Ernst Abbe verbundenen Bilder eines „auf sozialen Ausgleich bedachten, idealistischen Wegbereiters der Zukunft“ konnten politisch angepasst werden. Die Versuche einer neuen Koordinierung universitärer Traditionen gerade in den 1930er-Jahren zeigten aber zugleich die deutlichen Verschiebungen im Bereich der Traditionsbildung. Protagonisten wie Schiller und Abbe sollten nicht mehr wie im Kaiserreich als Ausweis der Wirkmächtigkeit einer „bildungsbürgerlichen Leitkultur“ unter „modernen Bedingungen“ dienen, sondern als politische „tatkräftige Vordenker“ auf literarisch-geistigem und wissenschaftlich-technischem Gebiet fungieren. Neben der Tatsache, dass an progressiv-freiheitliche Traditionen im Umfeld Abbes nach 1933 kaum mehr angeknüpft wurde,559 offenbarte sich dieser paradigmatische Wechsel auch im Bereich der Historiografie (siehe Auseinandersetzung mit den Werken Auerbachs). Auch hier waren allerdings während der 1930er-Jahre verschiedene Interpretationen und methodische Ansätze zu beobachten. Diese mussten wiederum jeweils an externe Konstellationen rückgebunden werden (siehe die Auseinandersetzung mit der Abbe-Biografie von Rohrs). Somit stand 559

Vgl. Stutz: Das „Wunder von Jena“ (2007), S. 511.

Zwischenresümee

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letztlich auch die universitär-industrielle „Traditionsbildung“ während der 1920er- und 1930er-Jahre in einem Spannungsfeld von bruchhafter „Neuprofilierung“ und „Mobilisierung“, offenbarte aber wie die „realen“ Beziehungen zwischen Universität und Industrie zugleich deren Verbindung mit älteren, die Kooperation beider Bereiche prägenden Mechanismen (Rolle privater Wissenschaftsfinanzierung sowie die konkrete Unterstützung bestimmter Bereiche, interessengebundene, vor allem lokal-regional positiv konnotierte Einordnung der Beziehungen von Universität und Industrie in das jeweilige „Koordinatensystem“ des institutionellen „Traditionskanons“).

6. Zwischenresümee Vergleicht man die Entwicklungen in der Zeit von 1924–1945 mit der Epoche des Kaiserreichs und der frühen Weimarer Republik, so werden im Hinblick auf das Verhältnis von Industrie, staatlicher Administration und Universität mehrere Entwicklungen deutlich, die bezüglich der allgemeinen Mechanismen der Kooperation sowohl Brüche als auch Kontinuitäten erkennen lassen. Die Dominanz der landesstaatlichen Gelder im Bereich der universitären Finanzierung wurde trotz der Zunahme diverser reichsweiter (Notgemeinschaft, Stifterverband, Helmholtz-Gesellschaft etc.) und lokaler (Gesellschaft der Freunde der Universität Jena) Forschungsförderorganisationen verstärkt, wobei im Jenaer Falle anhand der Zeiss-Stiftung aber festzustellen ist, dass von einer „marginalen Rolle“ von nicht-staatlichen Zuschüssen im Bereich des universitären Haushaltsbudgets keine Rede sein konnte, zumal sich ähnlich wie in der Zeit von 1886–1921 ein „Zick-Zack-Kurs“ der Stiftung innerhalb der Förderung der Universität Jena offenbarte (siehe die weitere Förderung nicht direkt interessengebundener Projekte). Private Wissenschaftsfinanzierung in der Zeit nach 1924 bewegte sich bezüglich der Erwartungshaltung der Industriellen, aber auch der Hochschulangehörigen und der staatlichen Verwaltungen dabei innerhalb der traditionellen Einstellung, dass Gelder aus der Wirtschaft lediglich eine „ergänzende Rolle“ spielen sollten. Insofern beriefen sich Postulate einer wirtschaftlich notwendigen Forschungsförderung vor allem auf staatliche statt industrielle Beihilfen. Dieses althergebrachte Muster im Bereich der Kultur der privaten Wissenschaftsförderung wurde auf der Ebene der konkreten Finanzierung zusätzlich durch die Konsequenzen der Inflation, der Weltwirtschaftskrise und des Beginns des Zweiten Weltkrieges verstärkt. Als Folge konzentrierte sich die optische Industrie nun stärker als zuvor auf die ihr besonders nahestehenden Fachbereiche (Physik, Mikroskopie). Dabei unterstützte sie

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

wie bereits im Kaiserreich auch durch personelle Interventionen in wesentlichem Maße die langfristige „Verankerung“ der angewandten naturwissenschaftlichen Disziplinen, wobei im Zeitraum von 1924–1945 auch erkennbar wird, dass die bereits im 19. Jahrhundert geführten Auseinandersetzungen um den kulturellen Stellenwert der „Technik“ allmählich an Schärfe verloren, aber dennoch nicht ganz von der Bildfläche verschwanden. Dafür waren auch politische Rahmenbedingungen verantwortlich, wurde doch gerade in der NS-Zeit das Prestige der Ingenieure durch die Kriegsvorbereitungen des NS-Regimes vonseiten des Staates aufgewertet. In den 1930erJahren verschoben sich insbesondere mit der Verabschiedung des Vierjahresplans sowohl im Bereich der Universität als auch der außeruniversitären Forschungseinrichtungen die Modalitäten und Muster der industriellen Wissenschaftsfinanzierung. Der bereits in der Weimarer Republik in Ansätzen erkennbare Trend zur verstärkten Orientierung auf die naturwissenschaftlichen Abteilungen wurde unter dem Postulat einer „erfolgversprechenden“ und „politisch-nützlichen“ Forschungsförderung verstärkt, wobei neben den mathematisch-naturwissenschaftlichen Gebieten auch geisteswissenschaftliche Disziplinen (Bsp. Psychologie) in den Genuss vermehrter Zuwendungen kamen. Dabei wurde in wesentlichem Maße auch die Struktur der Organisationen im Schnittbereich von Wissenschaft und Wirtschaft (Gesellschaft der Freunde der Universität Jena, Zeiss-Stiftung) verändert. Die Umformung traditioneller Strukturen vollzog sich als von den Angehörigen der Hochschule, der Industrie und der staatlichen Verwaltung aktiv gestalteter Prozess. Vor allem die „Vermittlertätigkeit“ von mehreren Sphären verhafteten Personen wie bspw. in Form des „Industriephysikers“ und „Wissenschaftsmanagers“ Abraham Esau sind in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen. Der Vermittlung bedurfte oftmals auch die Verwirklichung konkreter stiftungsgebundener Projekte, hier sind ebenso wie im Kaiserreich eine staatlich-universitär-industrielle „Ressourcen- und Zuständigkeitskonkurrenz“ als auch diesbezügliche „partielle Interessenkoalitionen“ erkennbar, die jeweils spezifische Rückbindungen an die allgemeinen Rahmenbedingungen erkennen lassen. So achteten beispielsweise die Hochschulangehörigen nach wie vor auf die Bewahrung von eigenen (auch finanziellen) Handlungsspielräumen. Der Ruf nach einer „zweckfreien“ Forschung und einem „Recht auf Selbstverwaltung“ diente aber gleichzeitig auch politischen Implikationen, insbesondere zielte er in den Jahren der Weimarer Republik auf die Abwehr weitreichender staatlicher Eingriffe in universitäre Strukturen. Gegen eine Nutzung universitär-industrieller Kanäle für ihre eigene Zwecke (Bsp. Berufungsverhandlungen) hatten die Universitätsangehörigen wie bereits im Kaiserreich kaum etwas einzuwenden. Wie bereits zu vorangegangenen Zeiten waren sich die Wissenschaftler auch der politischen Implikationen bezüglich des „ökonomischen Potentials“ ihrer Arbeit

Zwischenresümee

279

bewusst. Die Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches nach 1936 versprachen deshalb nicht nur eine teilweise großzügigere Forschungsförderung, sondern auch eine Aufwertung des eigenen Prestiges. Auch im Bereich der Argumentationsstruktur und der konkreten wissenschaftlichen Arbeit ließen sich Forderungen nach einer „langfristigen Grundlagenforschung“ und die Berufung auf „wirtschaftliche Interessen“ vielfach miteinander verzahnen. Freilich führten trotz eines letztlich effektiven Einsatzes wissenschaftlicher Kapazitäten die vor allem der Dynamik der Kriegsvorbereitungen und des Kriegsausbruchs geschuldeten Entwicklungen (Debatten über den „richtigen“ Einsatz wissenschaftlicher Forschung, Nachwuchsproblematik) zu keinem endgültigen „Durchbruch“ im Bereich der universitär-industriellen Kooperation. Dennoch zeigt das Beispiel der Jenaer Universität, dass trotz der insgesamt eher verhaltenen Fördertätigkeit der Carl-Zeiss-Stiftung während der NS-Zeit auch die Beziehungen der optischen Industrie und der Salana in spezifische, den Kriegs- und rassepolitischen Plänen der Nationalsozialisten dienende Strukturen eingebunden waren (Bsp. Förderung neuer regional angebundener „Großforschungsvorhaben“ wie die „Hochschularbeitsgemeinschaft der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung“, Unterstützung Astel-Institut etc.), die zugleich politisch-industriell-wissenschaftliche Anliegen im Bereich der konkreten Forschungsarbeit miteinander verbanden (Bsp. Entwicklung von neuen optisch-medizinischen Geräten im Bereich der Anthropologie, Förderung der Arbeiten der Sternwarte auf dem Gebiet der „Sonnenphysik“). Diese Entwicklungen im Bereich der „realen“ Beziehungen im Zeitraum von 1924–1945 spiegeln sich auch innerhalb der ablaufenden Bemühungen um die Konstruktion von die Beziehungen untermauernden „Traditionsstiftungen“ (Deutungsmuster im Bereich der allgemeinen Publizistik und Historiografie sowie der universitären Erinnerungskultur und anderweitiger institutioneller Praktiken wie der Verleihung akademischer Würden an Nicht-Universitätsangehörige) wider. Erneut wurde das Verhältnis zwischen Universität und Industrie von allen am Diskurs beteiligten Personenkreisen positiv eingeordnet und ältere Deutungsmuster (Altruismus Ernst Abbes, Verbindung von lokal-regionalen Sinngebungshorizonten mit nationalen Bezügen) tradiert, gleichzeitig aber stärker politisch „eingefärbt“ (Bsp. „Vorbildrolle“ Jenas für die Verbindung von Wissenschaft und Technik, Abbe als „Vordenker der Betriebsgemeinschaft“). Eine im Bereich der universitären Erinnerungskultur zusammenlaufende einheitsstiftende „Deutungskategorie“ war unter diesen Umständen (breites Spektrum an unterschiedlichen Interpreten und Deutungsschemata) in den 1920er- und 1930er-Jahren kaum mehr möglich, zeugte aber auch von der gewandelten Rolle der Zeiss-Stiftung im Bereich der universitären Finanzierung. Dennoch war die Universität über den Weg akademischer Ehrungen gerade aufgrund der nach 1918/19 gewandelten politischen Verhältnisse um eine stärkere „Anbindung“ (nicht

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Die Carl-Zeiss-Stiftung und die Universität 1924–1945

nur) externer Sponsoren bemüht. Diese brachten nicht zuletzt durch bürgerlich geprägte Sozialisationsmuster (Wert geistiger Bildung) den Hochschulen eine allgemeine Wertschätzung entgegen, die sich nicht selten in Form des Engagements innerhalb der neuen Förderorganisationen (Bsp. Gesellschaft der Freunde der Universität Jena) niederschlug und sich auch in Bemühungen um eine stärker an politischen Wertekategorien angelehnte „Verortung“ universitärer Traditionen („Vorwärts mit Schiller“) kanalisieren ließ. Die beschriebenen Entwicklungen zeigen freilich, dass trotz aller nicht zu leugnender Linien von Kontinuität der „Brückenschlag“ zwischen dem Kaiserreich und der Hitler-Diktatur, den die Nationalsozialisten in die semantische Worthülse des Dritten Reiches kleideten, ein vor allem der gedanklichen Ebene verhaftetes Konstrukt blieb. Im Bereich der Universitätslandschaft offenbarte sich spätestens mit dem Ausgang des Zweiten Weltkrieges der deutliche Unterschied zwischen der auf die „moderne Bewahrung“ einer kulturellen und wirtschaftlichen „Vormachtstellung“ des Deutschen Reiches abzielenden „Hochschulpolitik à la Althoff“ und der unter der NS-Chiffre der „kämpferischen Wissenschaft“ (so der Jargon des Jenaer Universitätsrektors Karl Astel560 ) fungierenden politischen (Selbst-)Mobilisierung sämtlicher wissenschaftlicher Ressourcen, die im selbstzerstörerischen Endeffekt auch die Kultur- und Bildungslandschaft der „Führungsmacht Deutschland“ in einer Trümmerlandschaft hinterließ.

560

Vgl. Hoßfeld/John/Stutz: „Kämpferische Wissenschaft“ (2003), S. 76f.

V. Vertragspartner wider Willen: Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie in der SBZ/DDR (1945–1971) „Außer Spesen nichts gewesen“ – dieses überspitzte Fazit war 1963 bezüglich der Verhandlungen über eine stärker vertraglich gebundene Zusammenarbeit zwischen der Universität Jena und der optischen Industrie in den Akten der hiesigen SED-Universitätsparteileitung zu lesen.1 Zu diesem Zeitpunkt war der Kooperation zwischen den VEB und den Universitäten im Rahmen der Auftragsforschung bereits durch den VI. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Januar 1963 eine hohe Bedeutung attestiert worden. So sollten die verschiedenen Hochschul-Institute durch den Einsatz ihrer Kapazitäten im Rahmen des Neuen Ökonomischen Systems (NÖS) bei der produktiven Weiterentwicklung von bestimmten „Schlüsselindustrien“ behilflich sein.2 Die Verknüpfung von Hochschulforschung und industriellem Produktionsprozess hatte zunächst nicht unmittelbar auf der politischen Agenda der SED-Parteiführung gestanden. So waren beispielsweise wirtschaftsrelevante Forschungsaufgaben des 1948 verabschiedeten „Zweijahresplans“ für 1949/50 nicht in verbindliche Forschungspläne übernommen worden.3 Im Zuge des im Jahre 1952 von der SED-Parteiführung verkündeten „Aufbau des Sozialismus“ begannen sich diese Verhältnisse aber allmählich zu ändern. Auf der 25. Tagung des Zentralkomitees der SED gab der Parteivorstand die Losung aus, eine stärkere „Erforschung der Bedürfnisse der Wirtschaft“ sowie eine „Vervollkommnung der Technologie der Produktion“ unter der Inanspruchnahme des Potenzials bereits vorhandener Wissenschaftseinrichtungen in die Wege zu leiten.4 Zur „Förderung des wissenschaftlichtechnischen Fortschritts“ sollten die Bildungs- und Forschungseinrichtungen der DDR Perspektivpläne zur Bestimmung wichtiger Forschungsvorhaben ausarbeiten, wobei „volkswirtschaftliche Zielsetzungen der Regierung“

1

2 3 4

Vgl. Aktennotiz betreffs Exkursion von Wissenschaftlern der Universität im VEB Carl Zeiss Jena am 14.02.1963, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 1241, Bl. 95– 98, hier Bl. 98. Vgl. dazu Laitko: The Reform Package of the 1960s (1999). Vgl. Förtsch: Wissenschafts- und Technologiepolitik in der DDR (1997), S. 18. Vgl. „Die neue Lage und die Politik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“ (25. Tagung des Zentralkomitees der SED vom 27.10.1955), abgedruckt in: Parteivorstand der SED (1956), S. 445–511, hier S. 475.

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

ausdrücklich zu berücksichtigen waren.5 Parallel wurden Verordnungen erlassen, die den Einsatz von Akademikern in der Industrie steuerten. Die künftigen Absolventen wurden mit der Aufnahme ihres Studiums verpflichtet, nach der Exmatrikulation auf Weisung der Staatsorgane drei Jahre lang in einer vorbestimmten Einrichtung zu arbeiten.6 Daneben schuf die Staatsführung der DDR neue Möglichkeiten zur Weiterbildung von Wirtschaftsfunktionären. Ausgewählte Kandidaten sollten zum Studium an so genannte „Industrie-Institute“ delegiert werden, die im August 1954 an einigen Hochschulen eingerichtet wurden.7 Zeitgleich verfügte die SED-Parteizentrale die Gründung von Zentralen Arbeitskreisen für Forschung und Technik (ZAK), in denen Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft in beratender Funktion die Dienststellen der Regierung bei der Durchführung staatlicher Forschungspläne unterstützen sollten.8 Vier Jahre später, auf der III. Hochschulkonferenz der SED im Februar 1958, forderte die politische Führung im Zusammenhang mit der „Festigung der sozialistischen Ordnung“ die engere Bindung des wissenschaftlichen Potenzials der Hochschulen an die Einrichtungen der Volkswirtschaft, d. h. im parteilichen Jargon an die „sozialistische Praxis“.9 Damit galt die Zusammenarbeit zwischen den Betrieben und den Universitäten nunmehr offiziell als „staatlicher Auftrag“, dem die entsprechenden Einrichtungen nachkommen mussten. Bereits im April 1958 erarbeitete die Universitätsparteileitung (UPL) der Jenaer Hochschule einen entsprechenden Maßnahmenkatalog, der vorsah, die Vertragsforschung als festes Bindeglied zwischen Hochschule und Industrie zu etablieren. Verschiedene Hochschul-Institute sollten demzufolge auf der Basis vertraglicher

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8 9

Vgl. Bekanntmachung des Beschlusses des Ministerrates über Maßnahmen zur Förderung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts in der Deutschen Demokratischen Republik vom 21.07.1955, in: GBl. DDR I Nr. 63 (1955), S. 521–531, hier S. 525. Vgl. Kowalczuk: Geist im Dienste der Macht (2003), S. 282. Vgl. Verordnung über die weitere Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter und der Rechte der Gewerkschaften vom 10.12.1953, in: GBl. DDR I Nr. 129 (1953), S. 1219–1226, hier S. 1126. Anordnung über die Industrie-Institute an den Universitäten und Hochschulen vom 12.08.1954, in: ZBl. DDR Nr. 35 (1954), S. 429–431. Vgl. Verordnung über zentrale Arbeitskreise für Forschung und Technik vom 24.06.1954, in: GBl. DDR Nr. 58 (1954), S. 575–578. Vgl. Referat von Kurt Hager auf der III. Hochschulkonferenz der SED vom 28.02.02.03.1958 mit dem Titel „Der Kampf für die weitere sozialistische Umgestaltung der Universitäten und Hochschulen der DDR“, abgedruckt in: Engelbert/Baske: Zwei Jahrzehnte Bildungspolitik in der Sowjetzone Deutschlands, Bd. 2 (1966), S. 359–377, hier S. 366.

Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

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Abkommen gegen ein bestimmtes Entgelt Forschungsaufträge für die optische Industrie bearbeiten.10 Die Basis für dieses Zusammenwirken bildete das im November 1957 verabschiedete „Gesetz über das Vertragssystem in der sozialistischen Wirtschaft“ (Vertragsgesetz), das den jeweiligen Beziehungen der VEB zu wirtschaftlichen und staatlichen Einrichtungen ein festeres Korsett im Sinne von überprüfbaren, vertraglich festgesetzten Kooperationsabkommen verleihen sollte.11 Etwa einen Monat später regelte ein Erlass die Abrechnung der „Forschungsleistungen“, für die seitens der Betriebe staatliche Fonds in Anspruch genommen werden konnten.12 Gleichwohl existierten bis in die 1960er-Jahre noch keinerlei verbindliche Festlegungen, die die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit im Detail regelten. Nichtsdestoweniger wurden die vertraglichen Beziehungen zwischen den Universitäten und der Industrie weiter intensiviert. Im Mai 1963 unterzeichneten der VEB Carl Zeiss Jena und die Friedrich-SchillerUniversität einen „Rahmenvertrag über die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit“, innerhalb dessen Abkommen zur Inangriffnahme von Forschungsvorhaben, Verträge zur „Produktionsunterstützung“ sowie zum gegenseitigen Austausch von Apparaten und Mitarbeitern („Nutzungs- und Dienstleistungsverträge“) geschlossen wurden.13 Die Auftragsforschung galt zu diesem Zeitpunkt in den Augen der SED-Parteizentrale als wichtiges Vehikel zur „Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution“. Wissenschaft und Technik sollten gezielt für volkswirtschaftliche Problemstellungen mobilisiert werden, um das Wirtschaftswachstum der DDR zu stimulieren.14 1965 regelte ein Erlass der Staatsführung die genauen Richtlinien der Kooperation von Hochschulen und den VEB im Bereich der Auftragsforschung. Entsprechende Verträge mussten stets nach vorgeschriebenen Mustern abgeschlossen werden, Zeit und Umfang der Leistung, die damit verbundene Mitwirkung des Auftraggebers, Geheimhaltungsklauseln sowie Termine für den Abschluss von Arbeitsleistungen und Vereinbarungen und Stellungnahmen über den Fortgang der Arbeiten galten als unverzichtbare Bestandteile der

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Vgl. Beschluß der Delegiertenkonferenz der Parteiorganisation der SED an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, in: „Sozialistische Universität“ vom 15.04.1958, Jahrgang 1, Heft 1, S. 3. Vgl. Gesetz über das Vertragssystem in der sozialistischen Wirtschaft vom 11.12.1957, in: GBl. DDR I Nr. 77 (1957), S. 627–642. Vgl. Anordnung über die Finanzierung und Verrechnung der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten in den Betrieben der volkseigenen Wirtschaft vom 09.12.1957, in: GBl. DDR I Nr. 82 (1957), S. 683–686. Vgl. Rahmenvertrag über wissenschaftlich-technische und gesellschaftswissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem VEB Carl Zeiss (vertreten durch Werkdirektor Schrade) und der Friedrich-Schiller-Universität (vertreten durch Rektor Drefahl) vom 07.05.1963, in: UAJ, BC 588 (unpag.). Vgl. Laitko: Produktivkraft Wissenschaft (2005), S. 478f.

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

jeweiligen Abkommen.15 Im September 1968 verfügte die SED-Parteizentrale schließlich, dass die Hochschulen und Universitäten in der DDR fortan ihr Hauptaugenmerk auf die Erfordernisse der Wirtschaft zu konzentrieren hatten. Sämtliche „Leistungsarten“ der Forschungseinrichtungen sollten in diesem Zusammenhang den Kriterien einer „wirtschaftlichen Rechnungsführung“ unterworfen und mit der „volkswirtschaftlichen Planung“ verbunden werden.16 Parallel kam es im Rahmen der sogenannten „Dritten Hochschulreform“ innerhalb der Universitäten zu tiefgreifenden Umstrukturierungsmaßnahmen.17 Der Universität Jena gedachte die SED-Parteizentrale die Aufgabe zu, einen Großteil ihres wissenschaftlichen Forschungs- und Ausbildungspotenzials auf die Bedürfnisse des wissenschaftlichen Gerätebaus, respektive auf den VEB Carl Zeiss, zu konzentrieren. Dafür wurde das Antlitz der Hochschule grundlegend verändert. „Sektionen“ sollten die traditionelle Fakultäts- und Institutsstruktur ersetzen und maßgebliche Kapazitäten in vertraglicher Form an die Industrie binden, ein 1968 gegründeter „Großforschungsverband Wissenschaftlicher Gerätebau“ diente dazu, Hochschul-, Industrie- und die Forschungseinrichtungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften (DAW) stärker miteinander zu verzahnen.18 Staatliche Prognosen sahen vor, zwischen 1969 und 1975 etwa 6.900 Hoch- und Fachschulabsolventen an den Standort Jena zu binden, wobei der Großteil der „Kader“ an der Friedrich-Schiller-Universität ausgebildet werden sollte. Die SED-Bezirksleitung Gera rechnete im Hinblick auf die Umsetzung der „Modernisierungsvorhaben“ mit einem Anstieg der Einwohner der Saalestadt von 84.140 Personen im Jahre 1968 auf die gigantische Zahl von 183.000 Stadtbürgern an der Wende zum 21. Jahrhundert.19 Die beschriebenen Entwicklungen kamen auch in städtebaulicher Hinsicht zum Ausdruck. Im Januar 1969 fällte der Parteivorstand der SED den Beschluss, Jena zu einer „sozialistischen Stadt der Wissenschaft und Technik“ zu gestalten und im Zentrum der Saalestadt ein Forschungshochhaus für den VEB Zeiss zu errichten, parallel sollte ein neuer Universitätscampus im Jenaer Ortsteil Lobeda entstehen.20 15 16

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Vgl. Dritte Durchführungsverordnung zum Vertragsgesetz vom 25.02.1965, in: GBl. DDR II Nr. 34 (1965), S. 251–255, insb. S. 252. Vgl. Richtlinie für die Anwendung von Prinzipien der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den naturwissenschaftlich-technischen Einrichtungen der Deutschen Demokratischen Republik, in: GBl. DDR II Nr. 110 (1968), S. 867–872, hier insb. S. 870. Vgl. zu den folgenden Ausführungen: Stutz/Kaiser/Hoßfeld: Von der „Universitas litterarum“ zum „Kombinat der Wissenschaft“ (2007). Vgl. dazu Stutz: Großforschung im Staatssozialismus (2010). Vgl. Stutz/Kaiser/Hoßfeld: Von der „Universitas litterarum“ zum „Kombinat der Wissenschaft“ (2007), S. 304. Vgl. Konzeption zur Umgestaltung des Stadtzentrums von Jena: Vorlage für das Politbüro des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Januar 1969), in: UACZ, VA 1040 (unpag.).

Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

285

Weder die geschilderten Ausbaupläne, noch die Profilierung der Jenaer Universität und die damit verbundene Orientierung auf die Bedürfnisse des wissenschaftlichen Gerätebaus ließen sich reibungslos verwirklichen.21 1972 war die Salana gezwungen, mangels finanzieller Ressourcen ihre Hoffnungen auf einen neuen Universitätscampus zu begraben und musste sich mit einem Einzug in das ursprünglich für den VEB Zeiss errichtete Forschungshochhaus begnügen.22 Die Zusammenarbeit von Universitäten und den VEB im Bereich der Vertragsforschung warf nur bescheidene Ergebnisse ab. Viele Forschungsaufgaben sahen von der Inangriffnahme groß angelegter innovativer Vorhaben ab und orientierten sich allenfalls an durchschnittlichen Maßstäben. Zum Teil wurden Ergebnisse, die letztlich nur zu einer reinen „Verbesserung“ bereits existierender Produkte führten, zu „Pionier- und Spitzenleistungen“ erhoben.23 Die SED-Bezirksleitung Gera kam im März 1971 zu dem Schluss, dass der ökonomische Nutzen des bisher im Rahmen der vertraglichen Beziehungen von Universität und Industrie erbrachten Forschungsaufwandes gering sei.24 Bereits 1971 wurde der „Großforschungsverband Wissenschaftlicher Gerätebau“ wieder aufgelöst, mit ihm verschwanden gängige wissenschaftspolitische Vokabeln wie das Schlagwort der „Großforschung“ und der „wissenschaftlich-technischen Revolution“, die die SEDParteizentrale in den 1960er-Jahren noch stark bemüht hatte.25 Der Sturz Walter Ulbrichts führte so zu einer wissenschaftspolitischen Kurskorrektur. Statt größeren Investvorhaben im Wissenschaftsbereich widmete sich das SED-Politbüro unter der Führung Erich Honeckers ab dem Jahre 1971 vor allem dem lange vernachlässigten Bereich der Förderung der Konsumgüter. Auf diese Weise gelangte der ab Mitte/Ende der 1950er-Jahre forcierte Ausbau der Zusammenarbeit zwischen der Industrie und den Hochschulen an ein vorläufiges Ende.26 Dass die Etablierung der Vertragsforschung in der DDR in den 1950erund dann verstärkt in den 1960er-Jahren keine Erfolgsgeschichte gewesen ist, ist bereits seit längerer Zeit hinlänglich bekannt bzw. dokumentiert worden.27 Weniger eindeutig sind die Gründe, die in der Forschungsliteratur 21 22 23 24 25 26 27

Vgl. Stutz/Kaiser/Hoßfeld: Von der „Universitas litterarum“ zum „Kombinat der Wissenschaft“ (2007), S. 310f. Vgl. Graudenz: Zur Entstehungsgeschichte des Universitätshochhauses (2007), S. 359ff. Vgl. Tandler: Visionen einer sozialistischen Großforschung in der DDR (1999), S. 372. Vgl. Schramm: Die Beziehungen der Universität Jena zu Carl Zeiss (2007), S. 660. Vgl. Tandler: Visionen einer „sozialistischen Großforschung“ in der DDR (1999), S. 375. Vgl. Kaiser: Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker (1997), S. 447. Vgl. Scherzinger: Die Aufgaben der Hochschulen und der Akademie der Wissenschaften beim Wissens- und Technologietransfer in der DDR (1990). Bentley: Research and Technology in the Former German Democratic Republic (1992).

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

für diese schlechte Performance angeführt werden und die je nach Perspektive und methodischem Ansatz des Sachbearbeiters variieren, hinsichtlich ihrer Interpretationen aber auch gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen. Studien aus dem Bereich der Wirtschafts- und Technikgeschichte, die es sich nach dem Zusammenbruch der DDR zur Aufgabe gesetzt haben, vor allem (aber nicht nur) im innerdeutschen Vergleich Spezifika eines nationalen „Innovationssystems“28 oder bestimmte „Innovationskulturen“ herauszuarbeiten,29 vertreten vor allem die Ansicht, dass die politischen Rahmenbedingungen zu einer „Ineffektivität“ der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft in der DDR geführt hätten. Vielfach wird in diesem Zusammenhang auf bestimmte systemgebundene Faktoren wie bspw. die sozialistische Planwirtschaft verwiesen.30 Auch werden bestimmte strukturpolitische Entscheidungen bzw. deren Umsetzung und Konsequenzen (bspw. der Fokus auf den Aufbau einer eigenen Schwerindustrie in den 1950er-Jahren) sowie „Ressourcenprobleme“ und eine diesbezüglich den Zwängen der Improvisation ausgesetzte, oftmals bestimmten positiven Effekten im Bereich der Forschungsförderung zuwiderlaufende Wissenschaftspolitik als Hemmnis für eine effektive Kooperation der Wissenschafts- und Wirtschaftseinrichtungen angesehen.31 Einige Studien verweisen dabei auf eine generelle „Eigendynamik“ von Innovationsprozessen bzw. deren „begrenzte Planbarkeit“.32 Dagegen versuchen andere Abhandlungen, die am „Innovationsprozess“ beteiligten Personen in ein „Akteursnetzwerk“ einzubetten,33 wobei die neuere Forschung hier vor allem die Bedeutung von „Aushandlungsprozessen“ für die Technikgestaltung hervorhebt.34 Auch die neueren Studien aus dem 28 29 30

31

32 33 34

Vgl. Bähr/Karlsch/Plumpe: Erträge und Desiderata des deutsch-deutschen Vergleichs (1999). Vgl. Abele/Barkleit/Hänseroth: Innovationskulturen und Fortschrittserwartungen im geteilten Deutschland (2001). Vgl. Budraß/Krienen/Prott: Das Humankapital der deutschen Flugzeugindustrie in der Industrie- und Standortpolitik der Nachkriegszeit (1999), S. 527. Kowalski: Die Integration der Elektronik in den wissenschaftlichen Gerätebau (1996), S. 213. Steiner: Von Plan zu Plan (2004), S. 226. Stokes: Von Trabbis und Acetylen (2006), S. 119f. Bentley: Technologischer Wandel in der Industrie der DDR 1945–1985 (1986), S. 20f. Schröter: Handlungspfadverengung bis zur Selbstzerstörung? (1999), S. 324. Förtsch: Wissenschafts- und Technologiepolitik in der DDR (1997), S. 32. Vgl. Steiner: Politische, wirtschaftliche und soziale Faktoren der Technikentwicklung in der DDR (1995), S. 134f. Unger: Eisen und Stahl für den Sozialismus (2000), S. 353ff. Macrakis: Interpreting East German Science (1999), S. 3f. Augustine: Ingenieure in der Ulbricht-Ära (1997), S. 179ff. Bähr: Innovationsverhalten im Systemvergleich (2001), S. 38. Stokes: Constructing Socialism (2000), S. 201f. Vgl. Radkau: Auch Innovationsbremsen gehören zur erfolgreichen Innovation (1999), S. 285. Ortmann: Innovation als Paradoxieentfaltung (1999), S. 249. Vgl. Franke: Netzwerke, Innovationen und Wirtschaftssystem (2000). Vgl. Pulla: Automatisierungstechnik im Verbund von Industrie, Hochschule und Akademie der Wissenschaften in der DDR (2001), S. 237. Weyer: Von InnovationsNetzwerken zu hybriden sozio-technischen Systemen (2004), S. 30.

Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

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Bereich der Wissenschafts- und der Sozialgeschichte betonen die Rolle der beteiligten Akteure bei der Verflechtung zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft gerade im Hinblick auf die vermeintliche „Verdichtung“ und Zunahme wissenschaftlich-technischer Verknüpfungen. In diesem Zusammenhang wird sowohl auf bestimmte Abhängigkeiten als auch auf Grenzen der staatlich-universitär-industriellen Beziehungen hingewiesen.35 Im Rahmen der bezüglich der wechselseitigen Durchdringung von Staat, Wissenschaft und Gesellschaft aufgeworfenen Fragen nach den sozialen Strukturen der DDR und der Reichweite des politischen Gestaltungsanspruchs36 ist dabei oft die These vertreten worden, die DDR sei angesichts der „komplexen Verhältnisse“ mit einer Koordinierung der zunehmenden Verdichtung von Wissenschaft und Technik schlichtweg „überfordert“ gewesen.37 Wie bereits einleitend erwähnt wurde, gestaltete sich die Etablierung der Auftragsforschung aber nicht nur in der DDR, sondern auch in der Bundesrepublik als schwieriges Unterfangen.38 Daher stellt sich die Frage, inwiefern eine Rückbindung bestimmter Erklärungsmuster bezüglich der vielfach unzureichenden Kooperation zwischen Universität und Industrie allein an die politischen Rahmenbedingungen sinnvoll ist. Im folgenden Kapitel soll daher genauer untersucht werden, warum die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und den Betrieben in der DDR oftmals nur ansatzweise funktionierte und welche Faktoren dafür verantwortlich waren. Welche Rolle spielten bestimmte, unter dem Begriff der „Innovationskultur“ zusammengeführte normative Dimensionen im Schnittbereich von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft? Inwiefern können spezielle Rahmenbedingungen für jeweils spezifische Entwicklungen verantwortlich gemacht werden? Anders gesagt: Funktionierte die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und den Betrieben deshalb nicht, weil die politischen Machthaber innerhalb der Epoche von 1945–1971 nicht die notwendigen Rahmenbedingungen für eine effektive Kooperation schufen bzw. sie „zugrunde“ richteten (Konkurrenz um/Mangel

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37 38

Vgl. Kocka: Die DDR – eine moderne Diktatur? (1999), S. 548. Grüttner: Universität und Diktatur (2003), S. 267. Vgl. die diversen Beiträge in: Kaelble/Kocka/Zwahr: Sozialgeschichte der DDR (1994) sowie Meuschel: Überlegungen zu einer Herrschafts- und Gesellschaftsgeschichte der DDR (1993). Bessel/Jessen: Die Grenzen der Dikatur (1996). Lindenberger: Herrschaft und Eigen-Sinn in der Diktatur (1999). Jarausch: The Challenge of Historicizing the GDR (1999). Vgl. Kocka: Wissenschaft und Politik (1998), S. 436. Tandler: Geplante Zukunft (2000), S. 344f. Vgl. vom Bruch/Trischler: Forschung für den Markt (1999). Lieske: Forschung als Geschäft (2000). Trischler: Problemfall – Hoffnungsträger – Innovationsmotor (2006).

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an Ressourcen, strukturpolitische Entscheidungen), oder war die Ineffektivität der Zusammenarbeit eher darauf zurückzuführen, dass auch die DDRFührung gezwungen war, auf bestimmte „traditionelle Elemente“ im Bereich von „Innovationskulturen“ zurückzugreifen bzw. diese vielleicht sogar noch verstärkte (Rolle von „Expertenwissen“ angesichts der zunehmenden Verflechtung von Wissenschaft und Technik) und dabei die „Persistenz“ bereits vorhandener Innovationsstrukturen fortschrieb? Die einzelnen Kapitel tragen dabei die Handschrift von diesen Ausgangsüberlegungen geschuldeten „Diskussionspunkten“, wobei wie in den vorangegangenen Abschnitten abschließend auch der Frage nach dem „sinnstiftenden Unterbau“ der Beziehungen von Universität und Industrie im Bereich der Erinnerungskultur, Historiografie, allgemeinen Publizistik, öffentlicher Inszenierung (Ansprachen und Reden gerade im Umfeld von Jubiläumsfeierlichkeiten) und im Rahmen von auf den Einschluss „außeruniversitärer“ Personenkreise zielenden Praktiken (Bsp. akademische Auszeichnungen) nachgegangen werden soll.

1. Neubeginn – Wiederbeginn – Abschied? Die Zeiss-Stiftung und die Förderung der Universität Jena von 1945 bis 1971 Welche Rolle spielte private Wissenschaftsfinanzierung im Rahmen der Universitäten in der SBZ/DDR nach der Zäsur von 1945? Inwiefern und unter welchen Bedingungen war im Rahmen von „konstruierten Kontinuitäten“ und „verordneten Umbrüchen“39 und dem späteren „allumfassenden Gestaltungsanspruch“ der DDR-Führung40 ein Anknüpfen an ältere Modelle und eine Fortführung bzw. Neubelebung traditioneller Modi wie bspw. innerhalb der Carl-Zeiss-Stiftung überhaupt möglich? Nach dem Kriegsende im Jahre 1945 stand zunächst der Wiederaufbau des zerstörten Landes auf der politischen Tagesordnung.41 Vor diesem Hintergrund kam es, abgesehen von den personellen Veränderungen im Zuge der Entnazifizierung, zu keinem weitreichenden „Elitenaustausch“. Führungsfiguren in der Industrie und Hochschulwissenschaftler konnten vielfach auf eine Beibehaltung ihrer Stellungen hoffen, zeigten sich aber auch oftmals gleichzeitig aufgeschlossen gegenüber der gewandelten politischen Situation.42 Die administrativen Aufgaben im Hochschulbereich übernahmen nach 1945 zunächst vielfach Universitätsangehörige, die wie der Jenaer Altertumswissenschaftler Friedrich Zucker (1881–1973) bereits in der Weimarer

39 40 41 42

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Ash: Verordnete Umbrüche – Konstruierte Kontinuitäten (1995). Fulbrook: Anatomy of a Dictatorship (1995), S. 3. Weber: Die DDR (2006), S. 8. Gall: Elitenkontinuität (2004), S. 673.

Die Förderung der Universität Jena von 1945 bis 1971

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Republik tätig gewesen waren, von ihrer Mentalität her noch Verbindungen zum Kaiserreich aufwiesen und dem Nationalsozialismus fern gestanden hatten.43 Ähnliches galt für die Kultusverwaltungen der Länder.44 Aufgrund dieses Sachverhaltes kam es innerhalb der Zeiss-Stiftung, abgesehen von der provisorischen Wiederherstellung des ursprünglichen Stiftungsstatuts,45 dem eine Neubesetzung des Amtes des Stiftungskommissars vorausging (anstelle von Abraham Esau übernahm im Juni 1945 der Präsident des Landesgerichts Gera, Arno Barth, diesen Posten46 ), zunächst zu keinen weitreichenden strukturellen Veränderungen. Die Beteiligten aus der Industrie, der staatlichen Verwaltung und der Universität waren sich darüber im Klaren, dass materielle Beihilfen aus den Kreisen der Wirtschaft vor dem Hintergrund der Kriegseinwirkungen eine wichtige Funktion bei der Wiederinstandsetzung zahlreicher Universitätsinstitute erfüllten. Bereits im April 1945 beschloss der Senat der Universität, auf eine Kontinuität der finanziellen Beihilfen seitens der Stiftung hinzuwirken.47 Nachdem Universitätsrektor Friedrich Zucker Anfang Mai 1945 Kontakt mit dem Zeiss-Geschäftsführer Paul Henrichs aufgenommen hatte, um diesen für die weitere Unterstützung der Universität zu gewinnen,48 konnte er im gleichen Monat im Rahmen einer Senatssitzung verkünden, dass die optische Industrie gewillt war, den Wiederaufbau der Jenaer Universität mit finanziellen Beihilfen zu unterstützen.49 Die Motive für die weitere Gewährung von finanziellen Beihilfen aus der Stiftungskasse speisten sich aus unterschiedlichen Quellen. Zum einen waren gemeinsame, die Lebenswelten von Unternehmern und Universitätsangehörigen überwölbende bildungsbürgerliche Leitlinien für diesen Sachverhalt verantwortlich. Das Postulat des Präsidenten des neu gebildeten Landes Thüringen, Rudolf Paul (1893–1978), „nur aus dem Geistigen könne die Wiedergeburt Deutschlands kommen“,50 wurde

43 44 45 46

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Vgl. Walther: Friedrich Zucker als Rektor der Friedrich-Schiller-Universität 1945– 1948 (2001). Vgl. vom Brocke: Kultusministerien und Wissenschaftsverwaltungen (2002), S. 200. Vgl. Abschrift des Schreibens des Landesamtes für Volksbildung an die Verwaltung der Carl-Zeiss-Stiftung vom 15.11.1945, in: UAJ, BB 50 (unpag.). Vgl. Abschrift eines Briefes des Thüringischen Volksbildungsministeriums (Walter Wolf) an Abraham Esau vom 21.06.1945, in: UACZ, BACZ 8443 (unpag.). Schreiben des Thüringischen Volksbildungsministeriums an Arno Barth vom 21.06.1945, in: ebd. Vgl. Niederschrift der Dienstbesprechung des Senats vom 25.04.1945, in: UAJ, BB 36 (unpag.). Vgl. Vermerk von Paul Henrichs über den Besuch von Prof. Zucker am 9. Mai 1945, datiert auf den 11.05.1945, in: UACZ, BACZ 3396 (unpag.). Vgl. Niederschrift der Senatssitzung vom 15.05.1945, in: UAJ, BB 36 (unpag.). Vgl. Eröffnungsansprache Pauls im Volkshaus Jena am 15.10.1945, abgedruckt in John/Wahl/Arnold: Wiedereröffnung (1998), Dok.-Nr. 71, S. 263–268, hier S. 268.

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

von vielen Industriellen geteilt.51 Damit einher gingen lokale Identifikationsbezüge. So wurde die Förderung der Jenaer Universität in „Zeiten allgemeiner Not“ von Angehörigen der örtlich beheimateten optischen Industrie im Sinne eines „Zeichens der allgemeinen Verbundenheit“ vielfach als genuin „selbstverständlich“ empfunden.52 Daneben entsprangen die Bestrebungen zur Unterstützung der hiesigen Hochschule auch dem Interesse an einer allgemeinen „Funktionstüchtigkeit“ der Universität für die Ausbildung von geeignetem „Nachwuchs“ für die Industrie.53 Aufgrund der genannten Sachverhalte waren die Geschäftsleitungen der Stiftungsbetriebe nicht nur zu einer Weiterführung der Stiftungsbeihilfen bereit, sondern unterstützten auch neue „Hilfsorganisationen“ wie die im Februar 1946 auf Betreiben der Universität54 eingerichtete „Notgemeinschaft für Wissenschaft und Technik in Thüringen“.55 Auch die Bereitstellung von Räumlichkeiten,56 Rohstoffen (sowohl für die wissenschaftliche Forschung als auch für die allgemeine Versorgung der Institute57 ) und Instrumenten (sowie deren Instandsetzung)58 war in vielen Fällen der optischen Industrie zu verdanken. Gerade letzteres war umso wichtiger, da die bis Ende Juni 1945 in Thüringen verbleibenden US-Amerikaner bei ihrem Abzug aus Jena neben Angehörigen der Universität und der Stiftungsbetriebe auch zahlreiche Apparate aus den Firmen und der Hochschule in die ihnen zugewiesene Besatzungszone transportierten.59

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Vgl. Stamm: Zwischen Staat und Selbstverwaltung (1981), S. 75. Vgl. Schreiben von Friedrich Schomerus an Friedrich Zucker vom 22.01.1946, in: UAJ, BB 50 (unpag.). Schreiben von Hans Harting an Friedrich Zucker vom 03.01.1947, in: UAJ, BB 173, Bl. 118. Vgl. Vertrauliche Niederschrift über die Sitzung der „Notgemeinschaft für Wissenschaft und Technik in Thüringen“ am 16.07.1946, in: UAJ, BB 173, Bl. 57ff., hier Bl. 58. Vgl. Schreiben des Kurators der Universität, Max Bense, an das Landesamt für Volksbildung (z. H. von Walter Wolf) vom 05.12.1945, in: UAJ, C 192/1 (unpag.). Vgl. Schreiben des Kurators der Friedrich-Schiller-Universität Jena an die Direktoren der Universitätsinstitute in Jena betreffs Stiftung „Notgemeinschaft für Wissenschaft und Technik in Thüringen“ vom 26.02.1946, in: UAJ, C 192/3 (unpag.). Schreiben von Friedrich Schomerus an den Kurator der Universität Jena vom 26.07.1946, in: UAJ, C 192/2 (unpag.). Vgl. Schreiben von Hans Harting an den Rektor der FSU Jena vom 16.08.1945, in: UAJ, BB 50 (unpag.). Vgl. Niederschrift der Senatssitzung vom 24.08.1945, in: UAJ, BB 36 (unpag.). Niederschrift über den Besuch von Dr. Wk. bei Herrn Prof. Kordes, in: UASGJ, II/1 18 (unpag.). Schreiben von Prof. Kordes (Institut für Physikalische Chemie) an das Amt für Handel und Versorgung (Abt. Kohlen) in Jena vom 06.06.1947, in: UAJ, C 720, Bl. 41. Vgl. Schreiben des Thüringischen Volksbildungsministeriums (Verwaltung der ZeissStiftung) an das Universitätsrentamt vom 04.02.1946, in: UAJ, C 661, Bl. 31. Vgl. Fügener: Amerikanisches Intermezzo (2000), S. 45–50 sowie Schreiben des Direktors des Instituts für Technische Chemie der FSU Jena an die Carl-Zeiss-Stiftung

Die Förderung der Universität Jena von 1945 bis 1971

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Ebenso wichtig war die kurzfristige Erweiterung des universitären Lehrangebots durch Angehörige der optischen Industrie,60 die industrielle Unterstützung im Bereich der studentischen Versorgung61 und die Bereitstellung von Verdienstmöglichkeiten für bedürftige Studenten durch die Verrichtung von Arbeit in den Betrieben.62 Im Gegenzug half die Universität den Betrieben bei der kurzfristigen Sicherung bzw. dem Erhalt von Firmenbeständen. So wurde beispielsweise im Juli 1945 das im Firmenbesitz befindliche „Institut für Mikrobiologie“ auf Wunsch der Geschäftsleitungen der Universität überlassen, um auf diese Weise einer „Inbesitznahme“ der Einrichtung durch die russische Armee vorzubeugen.63 Nach der von den sowjetischen Besatzungsbehörden im Oktober 1946 angeordneten Demontage der Firmen Zeiss und Schott unterstützten mehrere Universitätsinstitute den Wiederaufbau der Betriebslabore durch die Überlassung von entsprechenden Geräten.64 Das gemeinsame Interesse an einem möglichst weitreichenden Erhalt der lokalen Infrastruktur ließ nach 1945 Vertreter der Industrie, der Hochschule und der städtischen Verwaltung eng zusammenrücken. So arbeiteten die Kommune, die Betriebe und die Jenaer Hochschule im Jahre 1946 eng zusammen, um auf eine Rücknahme der von der SMAD angeordneten Demontage der Stiftungsbetriebe hinzuwirken, wobei die Verbindungen zwischen Industrie und Universität stets als „unverzichtbares lokales Unikum“ herausgestellt wurden. Bei einer Umsetzung der entsprechenden Verordnungen,

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64

vom 01.08.1945, in: UACZ, BACZ 8443 (unpag.). Dieses Vorgehen der amerikanischen und später auch der sowjetischen Besatzungsmacht ist unterschiedlich interpretiert worden. Während John Gimbel im Jahre 1990 diese Maßnahme als „Plünderung“ beschrieben hat, stufen andere Autoren den „Nutzen“ solcher „intellektueller Reparationen“ als eher begrenzt ein und heben gleichzeitig die sich mit dem erzwungenen Umzug darbietenden „Chancen“ des deutschen Forschungspersonals auf einen „Neuanfang“ hervor. Vgl. in diesem Zusammenhang Gimbel: Science, Technology and Reparations (1990). Als Kritik vgl. Judt/Ciesla: Preface (1996) sowie, nicht als direkte Kritik, aber mit ähnlicher Interpretation bezüglich des sowjetischen Vorgehens Albrecht/Heinemann-Grüder/Wellmann: Die Spezialisten (1992), S. 171, 174 und 185. Dieses Raster der genannten Charakterisierungen findet sich auch im Jenaer Beispiel, vgl. dazu Jeskow: Entnazifizierung (2007), S. 76f. Steiner: Das Jenaer Glaswerk und die Folgen des Zweiten Weltkrieges (2000), S. 209–214. Fügener: Von Allierten und anderen Widrigkeiten (1997), S. 154f. Vgl. Schreiben von Hans Harting an Friedrich Zucker vom 26.07.1945, in: UACZ, BACZ 22169 (unpag.) sowie Auflistung der Lehrkräfte, die zur Arbeit nach dem 1. August 1945 eingesetzt sind (nach Fakultäten geordnet), in: UAJ, BB 1, Bl. 28–35. Vgl. Erklärung des Studentenausschusses vom 18.10.1945, in: UAJ, BB 168, Bl. 26ff., hier Bl. 27. Vgl. Niederschrift der Senatssitzung vom 22.09.1945, in: UAJ, BB 36 (unpag.). Vgl. Entwurf des Schreibens von Hans Harting an Friedrich Zucker vom 14.07.1945, in: UACZ, BACZ 22169 (unpag.). Schreiben von Friedrich Zucker an Hans Harting vom 10.07.1945, in: ebd. Vgl. Abschrift der Mitteilung der Firma Carl Zeiss (Dr. Leonhardt) an den Kurator der Universität Jena vom 01.10.1947, in: UAJ, C 494 (unpag.).

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

so war in einer im Umfeld der Stiftungsbetriebe erstellten schriftlichen Vorlage mit dem Titel „Die Auswirkungen der Demontage auf die Wirtschaft und des kulturellen Lebens der Stadt Jena“ zu lesen, sei durch den aus der Demontage der Betriebe resultierenden Wegfall der Stiftungsbeihilfen mit „stärksten Rückwirkungen auf die Universität mit Instituten und Kliniken“ zu rechnen, da die Stadt „keinesfalls die entsprechenden Beihilfen übernehmen könne“, außerdem würde die Abtrennung vieler Universitätseinrichtungen von dem Heizsystem der Firma Zeiss gerade im Winter für die Kliniken „unabsehbare Folgen haben“.65 Die Universität tat ihrerseits in Zusammenarbeit mit der städtischen Verwaltung das Nötige, um diesen Sachverhalt gegenüber den Besatzungsbehörden nochmals zu unterstreichen.66 Zwar besaß die Sowjetische Militäradministration in Thüringen (SMATh) gegenüber der Zentralstelle der SMAD in Berlin-Karlshorst oftmals eigene Handlungsspielräume,67 auch brachte ihr Leiter Ivan Kolesničenko (1907– 1984) der Universität Jena eine gewisse, vor allem auf die Verbesserung des Ansehens der Besatzungsmacht gerichtete Form des Wohlwollens entgegen.68 Letztlich ließen sich die Sowjets aber von den seitens der Kommune, der Universität und den Betrieben vorgebrachten Argumenten nur wenig beeindrucken. Ihr Hauptaugenmerk richtete sich unmittelbar nach dem Kriegsende neben der Entnazifizierung des Lehr- und Forschungspersonals zunächst ganz auf die direkte Verwertung wissenschaftlich-technisch-industrieller Ressourcen.69 Im unmittelbaren Zusammenhang mit dieser Strategie standen nicht nur entsprechende Produktionsaufträge der sowjetischen Armee, die die Stiftungsbetriebe bevorzugt bearbeiten mussten,70 sondern auch die Sequestrierung der Unternehmen Zeiss und Schott im Dezember 194571 und der Abtransport zahlreicher Universitäts- und Firmenangehöriger in die UdSSR im Jahre 1946.72 Obwohl Angehörige der Landesverwaltung wie der thüringische Landespräsident Rudolf Paul als Unterstützer der 65 66 67 68

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Vgl. Auswirkungen der Demontage auf die Wirtschaft und des kulturellen Lebens der Stadt Jena 1946, in: UASGJ, II/1/17 (unpag.). Vgl. Schreiben der Kuratelstelle der Universität Jena an das Volksbildungsamt der Stadt Jena (z. H. Herrn Federbusch) vom 01.11.1946, in: UAJ, C 1916/1 (unpag.). Vgl. Foitzik: Sowjetische Militäradministration in Deutschland (1999), S. 244f. Vgl. Schlegel: Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland und die Friedrich-Schiller-Universität Jena (2007), S. 111f. Vgl. außerdem in diesem Zusammenhang Satjukow: Besatzer (2008), S. 53f. Vgl. Naimark: The Russians in Germany (1995), S. 9f. sowie Schreiben von Friedrich Zucker an den Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät vom 07.09.1945, in: UAJ, BB 1, Bl. 61. Vgl. Protokoll der 9. Sitzung des Betriebsrates im Jenaer Glaswerk Schott & Gen. am 12.10.1945, in: UASGJ, II/28 19 (unpag.). Vgl. Neumann: Zur Jenaer Carl-Zeiss-Stiftung in der SBZ und frühen DDR (2007), S. 63. Vgl. dazu die handschriftlichen Vermerke in der universitätseigenen „Chronik“, datiert auf den 28.10.1946, in: UAJ, BB 23, Bl. 12 sowie Albrecht/HeinemannGrüder/Wellmann: Die Spezialisten (1992), S. 12.

Die Förderung der Universität Jena von 1945 bis 1971

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Jenaer Hochschule gelten konnten,73 waren unter den genannten Umständen bestimmte Förderungsvorhaben zum Scheitern verurteilt. Einen Vorstoß der Geschäftsleitungen der Betriebe bei den thüringischen Landesbehörden zur Freigabe eines umfangreichen Geldbetrages für Zwecke der Jenaer Universität (geplant war die Spende von einer Million Reichsmark anlässlich der Wiedereröffnung der Hochschule im Oktober 1945)74 beantwortete Paul im Herbst 1945 mit einem Schreiben, in dem er dem Zeiss-Geschäftsführer Hugo Schrade eröffnete, es sei „aussichtslos“, mit einer solchen Bitte bei den Besatzungsbehörden vorstellig zu werden.75 Freilich gab es auch interne Gründe, die die optische Industrie im Bereich der materiellen Beihilfen in vielen Fällen zu einer Zurückhaltung veranlassten. Der Krieg hatte in den Bilanzen der Betriebe deutliche Spuren hinterlassen.76 1945 war das Stiftungsvermögen unter den Betrag des Jahres 1924 gesunken.77 Infolge der allgemeinen wirtschaftlichen Not nach dem Kriege erübrigte sich auch eine Neubelebung anderer Organisationen im Bereich der privaten Wissenschaftsförderung wie der „Gesellschaft der Freunde der Friedrich-Schiller-Universität Jena e. V“, die nach 1945 aufgelöst worden waren.78 Aufgrund der genannten Umstände beschränkte sich die Carl-Zeiss-Stiftung hinsichtlich der Förderung der Jenaer Universität in den Jahren 1945/46 unter dem Verweis auf die Bestimmungen des Stiftungsstatuts nahezu gänzlich auf die Unterstützung mathematisch-naturwissenschaftlicher Einrichtungen.79 Nach der Verabschiedung des Befehls der SMAD zur Demontage der Stiftungsbetriebe im Oktober 1946 sahen sich die Stiftungsorgane schließlich außerstande, die materielle Unterstützung der Jenaer Universität fortzusetzen. Sämtliche Zuschüsse wurden mit Ablauf des Jahres 1946 eingestellt, einzig die Universitäts-Kinderklinik erhielt weiter Gelder für ihren Unterhalt.80 73 74 75 76

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Vgl. Stutz: Hochschulerneuerung unter Besatzungsherrschaft (1998), S. 95. Vgl. Schreiben von Hugo Schrade an den Präsidenten des Landes Thüringen (Dr. Rudolf Paul) vom 18.10.1945, in: UACZ, VA 5269 (unpag.). Vgl. Schreiben von Rudolf Paul an Hugo Schrade vom 06.11.1945, in: ebd. Vgl. Schreiben des Kurators der FSU Jena an den Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät (Prof. Struck) vom 02.11.1945, in: UAJ, C 1916/2 (unpag.). Schreiben von Friedrich Schomerus an den Kurator der Universität Jena vom 25.10.1945/19.11.1945, in: UACZ, Archiv 8332 (unpag.). Vgl. Diagramm 3, Anhang B, S. 390. Vgl. Schreiben von Friedrich Sander an Friedrich Zucker vom 03.08.1946, in: UAJ, BB 173, Bl. 100. Vgl. die entsprechenden handschriftlichen Bemerkungen bezüglich Anträgen des Archäologischen und des Kunstgeschichtlichen Instituts auf dem Schreiben von Universitätskurator Max Bense an die Geschäftsleitung der Firma Zeiss vom 18.12.1945, in: UAJ, C 1916/2 (unpag.). Auszug aus den Rechnungen der Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1. Oktober 1944/1945 (25.07.1946), in: UAJ, C 1916/1 (unpag.). Auszug aus den Rechnungen der Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1. Oktober 1945/46 (15.10.1947), in: ebd. Vgl. Schreiben des Landesamtes für Volksbildung (Verwaltung der Carl-Zeiss-Stiftung) an das Universitätsrentamt vom 10.12.1946, in: UAJ, C 1916/2 (unpag.). Zur

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

Die Einstellung der materiellen Beihilfen der optischen Industrie war trotz der damit verbundenen finanziellen Einbußen in den Reihen der Thüringer Landesverwaltung in Weimar nicht ganz unwillkommen, hatte sich das zuständige Ministerium für Volksbildung doch bereits 1945 einer offiziell gültigen Ratifizierung der Wiederinkraftsetzung des traditionellen Stiftungsstatuts verweigert.81 Vor allem der Umstand, dass sich einige Universitätsangehörige zwecks industrieller Unterstützung unter Umgehung des offiziellen Antragsweges direkt an die Geschäftsleitungen gewandt hatten, war seitens der staatlichen Verwaltungsbehörden mit Argwohn beobachtet worden.82 Dabei spielte die Auseinandersetzung um entsprechende „Gestaltungsräume“ im Rahmen der Universität eine besondere Rolle. Anhand der Ansprachen des Jenaer Universitätsrektors Friedrich Zucker und des thüringischen Volksbildungsministers Walter Wolf anlässlich der Wiederaufnahme des universitären Lehrbetriebes im Oktober 1945 war klar erkennbar, dass die Universitätsleitung und die staatlichen Verwaltungsbehörden unterschiedliche Konzepte hinsichtlich der Rolle und des Charakters der Universität in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) besaßen. Zucker sprach von „Wiedereröffnung“ und schlug wie viele seiner Kollegen auf diese Weise Brücken zur Zeit vor 1933.83 Wenngleich sich viele Hochschulangehörige nach 1945 bewusst waren, dass ein „lückenloses Anknüpfen“ des universitären Betriebes an die Zeit der Weimarer Republik angesichts der Verwerfungen des Nationalsozialismus nur schwer vorstellbar erschien, waren solche Standpunkte in den Reihen der Universitäten häufig zu vernehmen.84 Sie zielten vor allem darauf ab, den deutschen Universitäten einen gewissermaßen eigenständigen, auch durch den Nationalsozialismus kaum deformierbaren Wesenskern zu attestieren und postulierten so die Möglichkeit einer relativ reformarmen „Wiederinbetriebnahme“ der Hochschulen.85 Diese Sichtweisen korrelierten im Vorfeld der Eröffnung der Universität Jena mit den Konzepten der sowjetischen Besatzungsmacht und der neuen Landesbehörden. Im Gegensatz zu Zucker verwendete der thüringische Volksbildungsminister Walter Wolf hinsichtlich der Wiederaufnahme des Lehrund Forschungsbetriebes die Vokabel der „Neueröffnung“ und schlug auf

81 82 83

84 85

Kinderklinik vgl. Kley: Die Geschichte der Universitäts-Kinderklinik Jena (1967), S. 46. Vgl. Neumann: Zur Jenaer Carl-Zeiss-Stiftung in der SBZ und frühen DDR (2007), S. 62. Vgl. Schreiben des Thüringischen Ministers für Volksbildung betreffs Verwaltung der Zeiss-Stiftung vom 10.09.1945, in: UAJ, BB 50 (unpag.). Vgl. Niederschrift der Ansprache Zuckers bei der Übergabe der Universität in der Aula, abgedruckt in John/Wahl/Arnold: Wiedereröffnung (1998), Dok.-Nr. 75, S. 273–278, hier insb. S. 276. Vgl. Lemuth: „Idee und Realität der Universität“ (2007), S. 131f. Vgl. John: Der Mythos vom „rein gebliebenen Geist“ (2007), S. 46 sowie ders.: Geistiger Neubeginn? (2010).

Die Förderung der Universität Jena von 1945 bis 1971

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diese Weise eine Kerbe in das Traditionsbekenntnis des Jenaer Universitätsrektors.86 War in den ersten Jahren nach 1945 ein Zusammengehen der verschiedenen politischen Lager inner- und außerhalb der Universität und der Fabrikmauern noch möglich, so zeigten spätestens die Ereignisse des Jahres 1948, dass ein solches „Zweckbündnis“ nicht von Dauer sein konnte. Die dreimalige Amtsübergabe des Rektorenpostens, die Entlassung des liberal eingestellten Philosophie-Professors Hans Leisegang (1890–1951),87 die Ausschaltung einer demokratisch gewählten Studentenvertretung88 und die Auseinandersetzungen um die Verstaatlichung der Stiftungsbetriebe, die schließlich im Jahre 1948 vollzogen wurde,89 verdeutlichten diesen Sachverhalt sehr anschaulich. Bereits gegen Anfang 1947 galt das Stiftungsmodell im Hinblick auf die Verwaltung der Betriebe nicht mehr als „tragfähig“ und politisch inopportun.90 Nach der Verstaatlichung der Unternehmen Zeiss und Schott warben die SED-Parteiorganisationen für den Abschluss eines „Betriebskollektivvertrages“, der die Angehörigen der Firmen in das Netz der sozialistischen Betriebsorganisationen einspannen sollte.91 Lediglich eine „Tarnfunktion“ wurde der Stiftung zugedacht, ihre rein nominelle Aufrechterhaltung sollte den Angestellten und Arbeitern der optischen Industrie ihre „Ankunft“ in der neuen „sozialistischen Heimat“ erleichtern.92 Damit wurde die bereits Ende 1946 im Rahmen der Demontage der Betriebe in pragmatisch-notwendiger Weise vollzogene Abkehr von der universitären Finanzierung nachträglich von der SED „sanktioniert“. Konkrekt hatte die Verstaatlichung der Firmen Zeiss und Schott zur Folge, dass die Stiftung de facto aufhörte zu existieren. Das Amt des Stiftungskommissars, das der Präsident des Landesgerichts Gera, Arno Barth, noch bis November 1949 bekleidete, blieb nach seinem Tod zunächst unbesetzt. Erst im Verlauf der 1950er-Jahre wurden Versuche unternommen, die Stiftung wieder stärker zu beleben. Diese waren jedoch vor allem darauf gerichtet, ein juristisches „Unterpfand“ innerhalb der um Fragen von Patenten und Produktvertriebsoptionen kreisenden juristischen Auseinandersetzung mit den inzwischen in der Bundesrepublik Deutschland neu entstandenen „Schwesterbetrieben“ der Firmen Zeiss (Oberkochen) und Schott (Mainz) geltend zu machen.93 86 87 88 89 90 91 92 93

Vgl. Niederschrift der Ansprache Wolfs im Volkshaus am 15.10.1945, abgedruckt in: John/Wahl/Arnold: Wiedereröffnung (1998), Dok.-Nr. 72, S. 268–271, hier S. 271. Vgl. dazu Kaiser: Universitätskrise und Hochschulreform (2007), S. 154–158. Vgl. dazu Gramsch: Studentenvertretungen an der Jenaer Universität 1945 bis 1949 (2007), S. 816–825. Vgl. Neumann: Zur Jenaer Carl-Zeiss-Stiftung in der SBZ und frühen DDR (2007), S. 65f. Vgl. ebd., S. 63. Vgl. Hermann: Carl Zeiss (1992), S. 64f. Vgl. Mühlfriedel/Hellmuth: Carl Zeiss in Jena 1945–1990 (2004), S. 66. Vgl. Neumann: Zur Jenaer Carl-Zeiss-Stiftung in der SBZ und frühen DDR (2007), S. 66–71 sowie zu den Rechtsstreitigkeiten David: Die Carl-Zeiss-Stiftung (1954) und Peterke: Der Londoner Zeiss-Prozeß (2002).

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

Zu einer Wiederaufnahme der universitären Finanzierung kam es vor diesem Hintergrund (sehr zum Ärger der Universitätsangehörigen, zumal die Hochschule weiterhin an der Rechnungslegung der Stiftung beteiligt wurde94 ) nicht.95 Dieser Umstand verdankte sich vor allem der Tatsache, dass ein solches Modell privater Wissenschaftsfinanzierung in den Augen der staatlichen Verwaltungsbehörden kaum geeignet erschien, den von ihnen gegen Ende der 1940er-/Anfang der 1950er-Jahre getragenen Maßnahmen für eine stärkere politisch-ideologische Ausrichtung der Hochschulen (sichtbar in mehreren Verordnungen zur Neuregelung des universitären Betriebes, der Einführung des gesellschaftswissenschaftlichen Grundstudiums, des Erlasses verbindlicher Studienpläne sowie einer generellen Zentralisierung des Hochschulwesens etc.96 ) zusätzlichen Rückhalt zu verleihen. Der allumfassende Gestaltungsanspruch des Staates beim „Aufbau des Sozialismus“ musste in langfristiger Hinsicht mit „externen Kanälen“ universitärer Finanzierung kollidieren. Daher setzte sich die Jenaer Stiftung in den 1950er-Jahren das Ziel, die Existenz und Wirksamkeit der Stiftung zu sichern, zugleich wurde aber formuliert, dass die Stiftung „sich durchaus nicht expansiv zu entwickeln“ habe, da dies bei der „umfassenden Tätigkeit des Staates auf dem Wege zum Sozialismus unnötig und vor allem unmöglich“ [!] sei.97 Bereits 1952 bemühte sich das DDR-Innenministerium um eine Erfassung sämtlicher noch vorhandener Stiftungen innerhalb des ostdeutschen Staatsgebietes.98 Im Falle der Jenaer Universität verlangte das 1951 neu gegründete Staatssekretariat für das Hochschulwesen (SfH) eine entsprechende Aufstellung über sämtliche an der Hochschule vorhandenen Stiftungen nebst Benennung konkreter Kapitalbestände.99 Gemäß der pro forma notwendigen Aufrechterhaltung der Zeiss-Stiftung wurde daraufhin im Jahre 1954 im Senat der Universität Jena der Vorschlag unterbreitet, die Universitätsfonds der Stiftung innerhalb des „Sondervermögens“ der Hochschule aufrechtzuerhalten, sämtliche andere existente Stiftungen sollten dagegen „zusammengefasst“ und „unter einen einheitlichen Verwendungszweck gestellt“ 94

95 96 97 98 99

Bis in den 1950er-Jahre finden sich Hinweise darauf, dass der Senat der Universität Jena weiterhin Universitätsangehörige als sogenannte „Vertrauensmänner“ für die Rechnungslegung der Stiftung nominierte, vgl. Schreiben von Friedrich Zucker an die Geschäftsleitung von Zeiss vom 09.04.1947, in: UAJ BB 50 (unpag.) sowie Schreiben des Rektors der FSU Jena an die Carl-Zeiss-Stiftung vom 19.11.1951, in: UAJ, BC 38, Bl. 48. Vgl. Protokoll der Senatssitzung vom 05.02.1952, in: UAJ, BC 38, Bl. 71–76, hier Bl. 72. Vgl. Kowalczuk: Geist im Dienste der Macht (2003), S. 130–135. Vgl. Geschäftsbericht der Zeiss-Stiftung für das Jahr 1955, in: UASGJ, II/3/5 (unpag.). Vgl. Strachwitz: Stiftungen nach der Stunde Null (2007), S. 103. Vgl. Schreiben der Haushaltsabteilung der Universität Jena an die Regierung der DDR, Staatssekretariat für Hochschulwesen, Abteilung Haushalt vom 17.11.1952, in: UAJ, C 1916/2 (unpag.).

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werden.100 Zwar gaben sich einige Zeit später diverse DDR-Publikationen anlässlich von Jubiläen oder im Rahmen politisch-historiografischer Bestrebungen reichlich Mühe, eine (realiter nicht vorhandene)101 reichhaltige Fördertätigkeit der optischen Industrie für die Jenaer Universität hervorzuheben. Stets beugten sie sich aber dem Diktum der unangefochtenen staatlichen „Vormundschaft“ in den Bereichen der Hochschul-, Wissenschafts-, Wirtschafts- und Sozialpolitik.102 Selbst wenn bestimmte Amtsfunktionen eine Wiederaufnahme der Stiftungsbeihilfen angebracht erscheinen ließen, wurde dieser „Grundkonsens“ vonseiten der im Rahmen der Stiftung agierenden Personenkreise nicht infrage gestellt. So erklärte der 1969 zum Stiftungskommissar berufene (gleichzeitig als Rektor der Salana fungierende) Hochschulmediziner Franz Bolck (1918–2000), er fühle sich den „Traditionen von Abbe, Zeiss und Schott“ verbunden, proklamierte aber gleichzeitig die „Vollendung“ jener Traditionslinien unter den „Bedingungen des Sozialismus“.103 Auch der Ende der 1940er-Jahre zum Bevollmächtigten der Stiftung bei den Geschäftsleitungen der Betriebe bestellte Zeiss-Direktor Hugo Schrade (1900–1974), dessen Amtsführung in den Reihen der SED-Parteiorgane zeitweilig wenig Vertrauen erweckte,104 sah angesichts der allgemeinen Umstände nur wenig Anlass für eine Fortsetzung bzw. Wiederaufnahme der industriellen Wissenschaftsfinanzierung im Rahmen der Carl-Zeiss-Stiftung.105 Die Abkehr von der mit dem Stiftungsmodell verbundenen privaten Wissenschaftsfinanzierung führte aufgrund des Verschwindens der „institutionellen Klammer“ zu einem tiefen Einschnitt innerhalb der Beziehungen zwischen der Universität und den Betrieben. Dabei machte sich dieser Bruch 100 101

102

103 104 105

Vgl. Vorlage im Senat betreffs Stiftungen der Universität, mitgeteilt bei der Senatssitzung am 11.12.1954, in: UAJ, BC 347 (unpag.). Vgl. Schreiben des Haushaltsbearbeiters der Haushaltsabteilung der Verwaltung der Friedrich-Schiller-Universität Jena an den Sekretär der SED-Universitätsparteileitung (Handel) vom 21.09.1964, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 520, Bl. 54. Vgl. Tennigkeit: Der Anteil des VEB Carl Zeiss Jena (1962), S. 742–748 sowie 100 Jahre Carl-Zeiss-Stiftung Jena (1989), S. 62. Vgl. außerdem Ausführungen in Kapitel V.4. Vgl. Protokoll der Stiftungssitzung Nr. 597 vom 30.06.1969, in: UASGJ, II/3/31 (unpag.). Vgl. dazu Stutz: Vom „Feindagenten“ zum Vorzeigemanager (2005). Dies geht aus einem Manuskript Schrades mit dem Titel „Aus zwanzig Jahren wissenschaftlicher Zusammenarbeit des VEB Carl Zeiss Jena und der Friedrich-Schiller-Universität Jena“ hervor, das dieser im Jahre 1968 anlässlich des 75. Geburtstages von Walter Ulbricht zusammenstellte. Hier war u. a. zu lesen: „Da der Arbeiter- und Bauernstaat mit dem zutiefst humanistischen und wissenschaftsfördernden Wesen seiner Gesellschaftsordnung von Anfang an in reichem Maße finanzielle Mittel für Forschung, Lehre und Studium laufend und geplant zur Verfügung stellte, konnten die finanziellen und materiellen Zuwendungen der Carl-Zeiss-Stiftung an die Friedrich-Schiller-Universität entfallen“, vgl. Schrade: „Aus zwanzig Jahren wissenschaftlicher Zusammenarbeit des VEB Carl Zeiss Jena und der FriedrichSchiller-Universität Jena“, überliefert in: UACZ, VA 5803 (unpag.).

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auch im personellen Sinne bemerkbar. Zahlreiche Werks- und Universitätsangehörige verließen nach 1948 die SBZ bzw. DDR und suchten in den westlichen Besatzungszonen bzw. der Bundesrepublik nach einer neuen Existenz.106 Trotz dieser Tatsache blieben aber ältere Formen informeller Zusammenarbeit erhalten. So erhielten in den 1950er-Jahren einige Mitarbeiter der Betriebe Zeiss und Schott Lehraufträge bzw. eine Anstellung an der Jenaer Universität.107 Zudem wurde die „Industrieverbundenheit“ der naturwissenschaftlichen Einrichtungen der Jenaer Universität dadurch fortgeschrieben, dass in den Reihen der Betriebe Personen tätig waren, die bereits vor 1945 an der hiesigen Hochschule als wissenschaftliche Mitarbeiter gearbeitet hatten. Der Physiker Herbert Kortum (1907–1979) beispielsweise, der bei Zeiss in den 1950er-Jahren in Zusammenarbeit mit seinem als Lehrbeauftragten an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät verpflichteten Kollegen Wilhelm Kämmerer (1905–1994) die erste programmgesteuerte DDRRechenmaschine (Oprema) entwickelte, war zuvor Assistent bei dem bis zum Jahr 1939 in Jena wirkenden technischen Physiker Abraham Esau gewesen.108 Auch gaben Mitarbeiter der Firma Zeiss wie der bereits erwähnte Wilhelm Kämmerer der akademischen Ausbildung durch ihre speziellen Kenntnisse, beispielsweise im Bereich des analogen und digitalen elektronischen Rechnens, wichtige Impulse.109 In einigen Fällen kamen im Bereich der wissenschaftlichen Tätigkeit bestimmter Personen gleichzeitig Industrie-, Hochschul- und Akademieforschung zusammen. Der Bakteriologe Hans Knöll, seines Zeichens erster Direktor des VEB Jenapharm, war zugleich Leiter des Zentralinstituts für Mikrobiologie und experimentelle Therapie (ZIMET), das seit den 1950er-Jahren der Akademie der Wissenschaften zu Berlin unterstand. Daneben arbeitete er in Form eines Lehrauftrages an der Jenaer Universität.110 Einen ähnlichen Verbund aus Industrie-, Hochschul- und Akademieforschung in Personalunion repräsentierte der Zeiss-Forschungsdirektor Paul Görlich (1905–1986) durch seine Mitarbeit im Senat der Jenaer Universität und als Direktor des Instituts für Optik und Spektroskopie der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu

106 107 108

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Vgl. Fügener: Von Allierten und anderen Widrigkeiten (1997), S. 166. Vgl. Lemuth: Die Jenaer Hochschulphysik (2007), S. 1414f. Vgl. Augustine: Red Prometheus (2007), S. 132–137 sowie Begründung für einen Antrag auf Auszeichnung der wissenschaftlichen Mitarbeiter des VEB Carl Zeiss Jena, Dr. Herbert Kortum und Dr. Wilhelm Kämmerer, mit dem Nationalpreis, datiert auf den 05.04.1955, in: UACZ, BACZ 19570 (unpag.). Vgl. Naumann: Zur Entwicklung der Computerindustrien in den beiden deutschen Staaten (2002), S. 155. Vgl. Reuter: Geschichte des Instituts für Pharmazie (2007), S. 1257f.

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Berlin (1959–1971).111 Gemeinsame Projekte aller drei Institutionen bildeten ein Resultat solcher personellen Überlappungen. So waren beispielsweise sowohl der VEB Zeiss, das der DAW im Jahre 1947 angegliederte Astrophysikalische Observatorium Potsdam als auch die Jenaer UniversitätsSternwarte am Bau des 2–m–Spiegelteleskops in Tautenburg (nahe Jena) beteiligt.112 Eine weitere Institution im Schnittbereich von Hochschule, Industrie und Akademie stellte das Zentralinstitut für Automatisierung (ZIA) dar, das unmittelbar nach seiner Gründung im Jahre 1960 allerdings nach Dresden verlagert wurde.113 Innerhalb der Jenaer Universität fungierte vor allem das Institut für Mikroskopie und angewandte Optik, dessen Leitung im Jahre 1954 der 1946 in die UdSSR deportierte Zeiss-Mitarbeiter Konrad Kühne (1903–1986) übernahm, als „Ansprechpartner“ der optischen Industrie, zumal Kühne, der bereits Ende der 1920er-Jahre nach Jena gekommen war und als wissenschaftlicher Mitarbeiter an besagter Einrichtung gewirkt hatte, neben seiner Tätigkeit für die Jenaer Universität dem Zeiss-Werk weiterhin verbunden blieb.114 Insgesamt dienten die Physikalischen Institute, die Sternwarte und die Universitätskliniken dem Zeiss-Werk wie schon in früheren Zeiten vor allem als „externe Applikationslabore“ von Firmenprodukten.115 Diesbezüglich erfreuten sich diese Einrichtungen auch kleinerer Zuwendungen seitens besagter Firma wie bspw. der kostenlosen oder leihweisen Überlassung von Geräten, Rohstoffen oder der Bereitstellung von Räumlichkeiten für diverse Forschungsarbeiten.116 Im Gegenzug unterstützte die Universität (insbesondere durch die Bereitstellung von Räumlichkeiten) Bestrebungen von Zeiss-

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Vgl. Kant: Görlich, Paul (2010). Vgl. dazu Beck: Meine Erinnerungen an Alfred Jensch und unsere gemeinsame Zeit (2004). Vgl. Pulla: Automatisierungstechnik (2001), S. 221. Vgl. Lemuth: Die Jenaer Hochschulphysik (2007), S. 1414f. Vgl. ebd., S. 1415. Krebs/Dietze: Augenklinik (1978), S. 43. Durchschlag des Schreibens von Hugo Schrade an Johannes Zange (Direktor der Hals-, Nasenund Ohren-Klinik) vom 12.11.1955, in: UACZ, BACZ 12999 (unpag.). Bericht der Universitäts-Augenklinik (Oberarzt Dr. Jütte) an den VEB Carl Zeiss Jena vom 30.09.1966, in: UACZ, WB 2426 (unpag.). Niederschrift einer Besprechung vom 06.08.1959 in der HNO-Klinik Jena, datiert auf den 07.08.1959, in: UACZ, WB 2432 (unpag.). Niederschrift einer Besprechung am 17.03.1961 zwischen Vertretern der HNO-Klinik Jena und Vertretern des VEB CZ, datiert auf den 10.05.1961, in: UACZ WB 2437 (unpag.). Niederschrift einer Besprechung am 22.03.1961 zwischen Vertretern der Universitätsfrauenklinik Jena und Vertretern von CZ, datiert auf den 13.05.1961, in: UACZ, WB 2437 (unpag.). Vgl. Aktenvermerk vom 05.10.1949 bezüglich der Sternwarte am Forst, in: UAJ, C 661, Bl. 80 sowie Schreiben des Zellenlabors der Firma Zeiss an Wilhelm Schütz (Physikalisches Institut der FSU Jena) vom 11.05.1954, in: UACZ, BACZ 23203 (unpag.). Schreiben von W. Möbius (Direktor der Universitäts-Frauenklinik) an Paul Görlich vom 15.04.1966, in: UACZ, NG (Nachlass Paul Görlich) 140 (unpag.).

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

Mitarbeitern auf dem Gebiet von Lehrgängen im Bereich der Mikroskopie und Mikrofotografie.117 Letztlich fiel die staatlich forcierte Etablierung der Vertragsforschung gegen Mitte/Ende der 1950er-Jahre118 damit keineswegs in ein „Vakuum“ universitär-industrieller Beziehungen. Von einer „starken Infrastruktur“ konnte aber nach dem Ableben der Stiftung ebenfalls keine Rede sein. Während die DDR-Führung im Gegensatz zur Bundesrepublik (man denke hier an die Wiederbegründung des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft 1949 und die 1959 eingerichtete Fritz-Thyssen-Stiftung119 ) keinesfalls gewillt war, größere Formen privaten Engagements im Bereich der Förderung gemeinütziger Bestrebungen zu dulden,120 schwand innerhalb der optischen Industrie angesichts der allgemeinen Rahmenbedingungen zunehmend die Bereitschaft, die noch verbleibenden Zuweisungen an die Universität (Zahlungen an die Universitäts-Kinderklinik) weiter zu führen. Der Wiederaufbau der Werksanlagen nach der Demontage gestaltete sich sehr kostspielig, zudem waren durch entsprechende Planauflagen auch für die (ohnehin oftmals vernachlässigte) Industrieforschung nicht immer genügend Investitionsmittel vorhanden.121 Da es der Stiftung, die nach der Verstaatlichung der Betriebe de facto von staatlichen Zuwendungen alimentiert wurde, im Gegensatz zur Zeit vor 1945 nicht gestattet war, größere Vermögenswerte (Immobilien, Fonds) anzusammeln und die in den staatlichen Plänen eingestellten Ausgaben der Stiftung für soziale und gemeinnützige Zwecke sich nach Auskunft des kommunalen Haushaltsbearbeiters im Rahmen der Einnahmen bewegten, drängte die Stiftung nach dem Neubau der Universitäts-Kinderklinik (1958–1960) das Staatssekretariat für Hochschulwesen zu einer großzügigeren Übernahme der innerhalb der genannten Einrichtung anfallenden Kosten.122 Infolge der daraufhin getroffenen Vereinbarungen verschob sich die finanzielle Trägerschaft der Klinik in den 1960er-Jahren deutlich. Hatte die Zeiss-Stiftung jene Einrichtung zuvor noch alleine aus ihren Mitteln

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Vgl. Schreiben von Fritz Löwe (Abteilungsleiter im Zeisswerk und Lehrbeauftragter für Physik an der Universität) an den Prodekan für Studentenangelegenheiten der Friedrich-Schiller-Universität Jena, undatiert, in: UACZ, BACZ 20697 (unpag.). Entwurf Glückwunschschreiben des VEB Zeiss zum 100-jährigen Bestehen des Zoologischen Instituts der Universität Jena, undatiert, in: UACZ, NG 139 (unpag.). Vgl. Laitko: Wissenschaftspolitik (1997), S. 411 und Malycha: „Produktivkraft Wissenschaft“ (2002), S. 100. Vgl. Pohl: Die Förderung der Wissenschaft durch die unternehmerische Wirtschaft in der Bundesrepublik (1995), S. 161–164. Vgl. Loeffelmeier: Staatliche Förderung und Mäzenatentum in den Franckeschen Stiftungen (2007), S. 355. Vgl. Bericht über die Beratung im VEB Carl Zeiss Jena am 02.07.1962, in: UAJ, S Abt. XIX/1 36 (unpag.). Vgl. Schreiben der Zeiss-Stiftung an das Staatssekretariat für Hochschulwesen in Berlin vom 08.09.1960, in: UAJ, CA 190 (unpag.).

Universitäre Schwerpunkt- und Profilbildung in der SBZ/DDR

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unterhalten, so lag nun die materielle Hauptverantwortung bei der Jenaer Universität bzw. bei den ihr übergeordneten Aufsichtsbehörden.123 Somit war die Ära der ehemals von bürgerlichen Wertekategorien geprägten industriellen Wissenschaftsfinanzierung, deren Niedergang bereits in den Zeiten der Inflation begonnen hatte und in der zweiten Hälfte der 1940er-Jahre besiegelt worden war, endgültig an ihr Ende gekommen. Zwar unterbreitete die SED-Universitätsparteileitung in den 1960er-Jahren der SED-Bezirksleitung Gera den Vorschlag einer Wiederaufnahme der Stiftungsbeihilfen für die Jenaer Hochschule.124 Dieser Vorstoß bewies, dass die universitäre Fördertätigkeit der Carl-Zeiss-Stiftung bis zu deren Auflösung in den Reihen der Universitätsangehörigen ein tragfähiges Modell privater Wissenschaftsfinanzierung gebildet hatte. Dem Ansinnen der Universitätsparteileitung war aber letztlich kein Erfolg beschieden. Überlegungen zu einer breiteren allgemeinen Förderung der Naturwissenschaften mündeten gegen Anfang der 1960er-Jahre lediglich in Konzepte zur Stiftung eines sogenannten Ernst-Abbe-Preises, der durch Preisaufgaben entsprechende Forschungsarbeiten stimulieren sollte.125 Dies zeigte zugleich, dass die mit dem Stiftungsmodell einhergehenden Formen der industriellen Unterstützung der Universität mit den politischen Strukturen der DDR letztlich unvereinbar waren.

2. „Wenn wir nicht mehr forschen, können wir auch nicht mehr lehren“: Die optische Industrie und die Mechanismen universitärer Schwerpunkt- und Profilbildung in der SBZ/DDR Mit den inneruniversitären Umgestaltungen im Rahmen der sogenannten „Dritten Hochschulreform“ von 1968–1971 wurden Forderungen nach einer stärkeren Zusammenarbeit von den Hochschulen und den Volkseigenen

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Vgl. Abschrift der Vereinbarung zwischen der Carl-Zeiss-Stiftung in Jena (vertreten durch den Bevollmächtigten Dr. Hugo Schrade) und der FSU Jena (vertreten durch Rektor Otto Schwarz) vom 14.10.1960, in: UAJ, L 732 (unpag.) sowie Abschrift des Schreibens des Ministeriums für Hochschulwesen (Minister Gießmann) an den Rektor der FSU Jena (Franz Bolck) vom 04.10.1968, in: UAJ, CA 190 (unpag.). Vgl. Bericht der SED-Parteileitung der FSU Jena vom 28.10.1964 an das Sekretariat der SED-Bezirksleitung Gera, versandt am 12.11.1964, in: ThStAR BPA SED Gera, UPL Jena 141, Bl. 149–160, hier Bl. 160. Vgl. Schreiben von Hugo Schrade an Günter Drefahl vom 16.04.1963 sowie Satzungsentwurf bezüglich der Stiftung eines Ernst-Abbe-Preises vom 11.04.1964, beide in: UAJ, BC 347 (unpag.).

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

Betrieben, die seit Mitte/Ende der 1950er-Jahre von der DDR-Staatsführung,126 sowie Repräsentanten von Industrie127 und Hochschule128 erhoben worden waren, in organisatorischer Form verwirklicht. Nahezu sämtliche Fachrichtungen, die nicht mehr in der althergebrachten Form des Instituts, sondern in Gestalt von „Sektionen“ in den Korpus der Hochschule integriert wurden, sollten ihre Ausbildungs- und Forschungskapazitäten für die Bedürfnisse des wissenschaftlichen Gerätebaus einsetzen.129 Die „Reformmaßnahmen“ waren ein Teil des im Jahre 1963 von der SED-Parteispitze verkündeten Neuen Ökonomischen Systems (NÖS), das auf eine verbesserte Leistung der Volkswirtschaft anhand der Einführung bestimmter betriebswirtschaftlicher Kriterien zielte. Die Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen der DDR sollten nach den Vorstellungen des SED-Politbüros in diesem Zusammenhang durch die Konzentration ihrer Forschungs- und Ausbildungskapazitäten auf die lokale Großindustrie die Rolle eines „industriellen Zulieferers“ und „Optimierers“ betrieblicher Abläufe einnehmen.130 In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Rolle die optische Industrie bei der Umgestaltung der Jenaer Universität in der SBZ/DDR spielte. Welchen Beitrag lieferten die Betriebe für eine Ausrichtung der Jenaer Hochschule nach vermeintlichen „industriellen Maßstäben“? Diesbezüglich sind mehrere, untereinander bestimmte Gemeinsamkeiten aufweisende, aber auch nach den jeweiligen Rahmenbedingungen abweichende und Brüche aufzeigende Muster erkennbar. Wie bereits angedeutet, war nach 1945 zunächst eine Wiederinstandsetzung der Universitätsinstitute und deren funktionale Aufrechterhaltung, soweit dies die finanziellen Verhältnisse der Betriebe gestatteten, auch für die Direktoren der Firmen Zeiss und Schott unabdingbar. In diesem Sinne wurden zeitweilig im Rahmen der Carl-Zeiss-Stiftung auch Einrichtungen wie das der Universität als Außenstelle angegliederte „Institut für Elektromedizin“ des Physikers Erich Hollmann (1899–1960) finanziert, die nach 1945 eine gewisse Stabilisierung der naturwissenschaftlich-

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Vgl. Niederschrift der Rede Kurt Hagers vom 25.07.1958, in: ThStAR, BPA SED Gera, Kreisleitung der SED Jena-Stadt IV/4/06/198, Bl. 24–41, hier Bl. 39. Vgl. Durchschlag des Schreibens von Hugo Schrade (Generaldirektor des VEB Zeiss) an Josef Hämel (Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena) vom 30.09.1955, in: UACZ, BACZ 12980 (unpag.). Vgl. Druck der Rede von Rektor Otto Schwarz auf dem Festakt des Senats anlässlich der 400-Jahr-Feier der Friedrich-Schiller-Universität Jena am 03. September 1958, überliefert in: UASGJ, II/6 734 (unpag.). Vgl. Wirtschaftsprognose des VEB Carl Zeiss Jena, Zeithorizont 1980, erarbeitet von einem Kollektiv des VEB Carl Zeiss Jena im April 1971, in: UACZ, VA 2029, Bl. 1–203, hier insb. Bl. 192–195. Vgl. dazu Laitko: The Reform Package of the 1960s (1999).

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technischen Kapazitäten in „traditionellen Gewässern“ erlaubten.131 Hollmann passte von seinem wissenschaftlichen Profil als „Radar- und Ultraschallpionier“ nahezu „perfekt“ in das Gefüge des Physikalisch-technischen Instituts der Jenaer Universität, dessen Leitung er übernahm.132 An einer institutionellen Aufdröselung naturwissenschaftlich-technischer Kapazitäten, wie sie in den ersten Jahren nach 1945 zunächst diskutiert wurden (geplant war u. a. eine mögliche Umwandlung der Bauhochschule Weimar in eine Technische Hochschule und die etwaige Gründung einer Technischen Fakultät an der Universität Halle),133 waren die Betriebsleitungen der Firmen Zeiss und Schott dagegen kaum interessiert. Bereits die Verlagerung der Optischen Abteilung der ehemals in Berlin befindlichen und bereits 1944 örtlich zerstückelten „Physikalisch-Technischen Reichsanstalt“ (PTR) in die Saalestadt im Jahre 1945 und deren Angliederung an die Jenaer Universität (1946)134 betrachteten die Geschäftsleitungen mit deutlichem Missfallen.135 Auch die Hollmann’sche Einrichtung wurde bisweilen als zu stark „außeruniversitäre Anstalt“ kritisiert.136 Die Zurückhaltung gegenüber solchen Entwicklungen war auf zwei maßgebliche Gründe zurückzuführen. Zum einen befürchteten die Betriebsvorstände einen Abzug von materiellen Ressourcen aus der Universität sowie damit zusammenhängende steigende Anforderungen an industrielle Beihilfen.137 Zum anderen war die Industrie an einer Aufrechterhaltung ihres eigenen Einflusses in den ihr nahestehenden universitären Fachbereichen interessiert. Umso energischer setzte sich beispielsweise der ehemalige Zeiss-Geschäftsführer Hans Harting für einen Ausschluss vermeintlicher „Fremdkörper“ (beispielsweise von ehemals der Abteilung Optik der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt zugehörigen Personen sowie des Leiters der lokalen Niederlassung von Siemens und Halske) vom Lehrkörper der Universität ein.138 Auch bei der Bereitstellung von Geldern für die Weiterfinanzierung von Stiftungsprofessuren

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Vgl. Abschrift des Schreibens des Landesamtes Thüringen (Verwaltung der CarlZeiss-Stiftung) an die Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung vom 04.02.1946, in: UAJ, C 834 (unpag.). Vgl. Lemuth: Die Jenaer Hochschulphysik zwischen Entnazifizierung und „Dritter Hochschulreform“ (2007), S. 1402. Vgl. ebd., S. 1403. Vgl. dazu Peltzer: Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt 1945–1948 (1995), S. 47f. Vgl. Niederschrift der Senatssitzung vom 03.08.1945, in: UAJ, BB 36 (unpag.) sowie Niederschrift der Senatssitzung vom 24.08.1945, in: ebd. Vgl. Bericht von Hans Harting über einen Besuch bei Universitätsrektor Friedrich Zucker am 22.07.1946, in: UACZ, BACZ 22169 (unpag.). Vgl. Niederschrift der Senatssitzung vom 03.08.1945, in: UAJ, BB 36 (unpag.). Vgl. Aktennotiz Hartings vom 08.09.1945, in: UACZ, BACZ 22169 (unpag.) sowie Bericht von Hans Harting über einen Besuch bei Universitätsrektor Friedrich Zucker am 22.07.1946, in: ebd.

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achteten die Geschäftsleitungen darauf, dass möglichst Kandidaten in Betracht gezogen wurden, die eine vielversprechende Zusammenarbeit mit der optischen Industrie versprachen. Die Ernennung des theoretischen Physikers Eberhard Buchwald (1886–1975) zum Nachfolger der nach dem Abtransport des Zeiss-Geschäftsführers Walther Bauersfeld verwaisten Professur für „Sondergebiete der technischen Physik“ nahmen die Betriebsvorstände nur mit Zähneknirschen hin, da weder das Profil des Kandidaten, noch die Absicht der Umbenennung jener Stelle in Ernst-Abbe-Professur dem Interesse der Firmendirektoren entsprachen.139 Zustimmung fand dagegen seitens der Firma Zeiss die geplante Schaffung eines „Lehrstuhls für Lichttechnik“, der mit einem Mitarbeiter der Berliner Osram-Werke besetzt werden sollte.140 Nach der Verstaatlichung der Stiftungsbetriebe im Jahre 1948 fiel die Bereitschaft der Firmen zur Unterstützung einer spezifischen „universitären Infrastruktur“ wesentlich geringer aus. Die 1946 auf Kosten der Stiftung eingerichtete Ernst-Abbe-Professur blieb nach der Emeritierung des Physikers Buchwald (1954) unbesetzt.141 Für die Betriebe war die vorherrschende lose Zusammenarbeit, insbesondere bei der Erprobung neuer Produkte, völlig ausreichend.142 Im Zeitraum von 1958–1968 war daher auch das finanzielle Ausmaß der Kooperation zwischen der Hochschule und dem VEB Zeiss auf dem Feld der Vertragsforschung, gemessen an den Gesamteinnahmen der Jenaer Universität in diesem Bereich, ziemlich bescheiden.143 Die Verwaltung und Kostenübernahme von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten, die im Rahmen der Universität durchgeführt wurden, galten den Betrieben vor allem als Angelegenheiten, die gemäß der herkömmlichen Trägerschaft der traditionellen Forschungseinrichtungen in den Aufgabenbereich der staatlichen Administration fielen.144 Dementsprechend sah der VEB Zeiss im Jahre 1970 nur wenig Anlass, sich am finanziellen Aufbau der geplanten neuen Einrichtungen an der Jenaer Hochschule (darunter vor allem neue „Sektionen“ zur spezifischen Ausbildung und Forschung im Bereich des wissenschaftlichen Gerätebaus) zu beteiligen.145 Im Rahmen des Ende der 1960er-Jahre neu gebildeten „Großforschungsverbands Wissenschaftlicher Gerätebau“ kritisierte die Generaldirektion des VEB Zeiss außerdem 139

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Vgl. Aktennotiz von Hans Harting vom 26.03.1946, in: ebd. sowie Schreiben von Friedrich Schomerus an den Kurator der Universität Jena vom 26.03.1946, in: UACZ, Archiv 8332 (unpag.). Vgl. Schreiben der Planungsstelle von Zeiss an Dr. Larché (Berlin, Osram-Werk B) vom 15.08.1946, in: UACZ, VA 5269 (unpag.). Vgl. Wittig: Sektion Physik (1982), S. 154. Vgl. Aktennotiz betreffs Exkursion von Wissenschaftlern der Universität im VEB Carl Zeiss Jena am 14.02.1963, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 1241, Bl. 95– 98, hier Bl. 95. Vgl. Schramm: Die Beziehungen der Universität Jena zu Carl Zeiss (2007), S. 657. Vgl. Fraunholz/Schramm: Hochschulen als Innovationsmotoren? (2005), S. 40. Vgl. Initiativunterlagen zu Fragen der Zusammenarbeit mit der Friedrich-SchillerUniversität Jena (undatiert), in: UACZ, VA 858 (unpag.).

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den ihrer Meinung nach zu hoch angesetzten Betrag für den Bereich der gesellschaftswissenschaftlichen Forschung, den die optische Industrie neben den zahlreichen mathematisch-naturwissenschaftlichen Sektionen ebenfalls unterstützen sollte.146 Stattdessen drängte man auf eine allenfalls „betriebsspezifische“ Finanzierung, die lediglich Gebiete abdecken sollte, die „zusätzlichen (externen) Aufwand“ verursachten.147 Das hatte zur Folge, dass bestimmte Fachbereiche in den Augen der Industrie gewissermaßen im Hinblick auf die weitere Profilbildung der Jenaer Universität als „überflüssig“ bzw. „entbehrlich“ galten. So ließ beispielswiese die Forschungsdirektion des 1950 gegründeten, aus der optischen Industrie hervorgegangenen Betriebes Jenapharm im Jahre 1964 anlässlich des Ausbaus der Mikrobiologie im Bereich der Botanik148 die SED-Betriebsparteiorganisation wissen, dass man an an einer weiteren Existenz des Instituts für spezielle Botanik schlichtweg kein Interesse habe, da „die Notwendigkeit zum Besitz eines derartigen Instituts an jeder Universität eines Landes nicht bestehe“. Stattdessen, so forderte ein entsprechendes Schreiben, sei es völlig ausreichend, das Institut für allgemeine Botanik zu erhalten und innerhalb dieser Anstalt ein „streng zweckbetontes Programm für Lehre und Forschung“ aufzulegen.149 Auch die geplante Abordnung von Lehrkräften an die Universität, die die neuen Einrichtungen durch ihre persönliche Mitarbeit unterstützen sollten, erfolgte seitens der optischen Industrie oftmals nur nach langem Zögern bzw. mit Widerwillen.150 Die allgemeine Zurückhaltung auf dem Gebiet der Unterstützung der Jenaer Universität bedeutete freilich nicht, dass die Betriebe die Einrichtungen der hiesigen Hochschule nicht für eigene Zwecke in Anspruch nahmen. Dabei achteten die Firmenleitungen aber stets darauf, dass die Zusammenarbeit möglichst preiswert vonstatten ging und an aktuelle betriebsinterne Probleme gekoppelt wurde.151 Da industrienahe Universitätseinrichtungen oftmals eine kostengünstige Ergänzung der Kapazitäten 146

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Vgl. Rahmenvertrag über wissenschaftlich-technische und gesellschaftswissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem VEB Carl Zeiss (vertreten durch Werkdirektor Schrade) und der Friedrich-Schiller-Universität (vertreten durch Rektor Drefahl) vom 07.05.1963, in: UAJ, BC 588 (unpag.). Vgl. Problemliste zur Beratung des Generaldirektors des VEB Zeiss mit dem Rektor der FSU Jena am 26.04.1971, erstellt am 22.04.1971, in: UACZ, VA 1063 (unpag.). Vgl. Pfister: Die Allgemeine Botanik/Pflanzenphysiologie an der Friedrich-SchillerUniversität Jena (2007), S. 1145. Vgl. Schreiben von J. Huber (Forschungsabteilung VEB Jenapharm) an die Betriebsparteiorganisation vom 29.02.1964, in: BA, DY 30/IV A 2/9.04/274 (unpag.). Vgl. Information für die Aussprache zwischen den 1. Sekretären der IKL und der UPL zur Unterstützung der Weiterbildungsmaßnahmen der Hoch- und Fachschulkader auf dem Gebiet des Marxismus-Leninismus vom 19.08.1970, in: UACZ, VA 836 (unpag.). Vgl. Niederschrift zum Stand der Verwirklichung des Generalvertrages zwischen der Friedrich-Schiller-Universität und dem VEB Carl Zeiss und den sich daraus ergebenden Schlußfolgerungen für die staatliche Leitung der Universität, undatiert, in: UAJ, CA 020 (unpag.).

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der Fabriklaboratorien boten, bemühten sich die Generaldirektionen der Betriebe auch, den Erhalt von naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen zu gewährleisten. Sowohl der Zeiss-Direktor Hugo Schrade als auch der in den 1960er-Jahren zum Forschungsdirektor des besagten Werkes ernannte Zeiss-Mitarbeiter Paul Görlich verwandten sich beispielsweise in den 1950erJahren bei der Universitätsleitung für eine stärkere materielle Aufwertung des Instituts für angewandte Optik.152 Innerhalb der Bezirksparteileitung und des Zentralkomitees der SED sowie diverser übergeordneter staatlicher Organisationen (Staatliche Plankommission, Deutsche Wirtschaftskommission etc.) stießen Vorschläge zum Ausbau der lokalen universitären Infrastruktur auf unterschiedliche Reaktionen. Insgesamt sorgte die Staatsführung der DDR dafür, dass sich die bereits vorherrschende Diversifizierung im Wissenschafts- und Bildungssektor fortsetzte.153 Während die vorhandenen Einrichtungen anhand politischer Vorgaben umstrukturiert wurden (Gründung neuer „gesellschaftswissenschaftlicher“ und „pädagogischer Fakultäten“),154 entstanden an Orten wie Magdeburg oder Chemnitz (KarlMarx-Stadt) neue Technische Hochschulen, gleichzeitig wurden neue „Akademien“ und „Landwirtschaftliche Hochschulen“ ins Leben gerufen.155 Parallel schuf sich die SED eigene „Parteihochschulen“, die der Ausbildung von Parteifunktionären dienten.156 Auf diese Weise standen dem DDR-Regime im Bereich des Ausbaus von Bildungs- und Forschungskapazitäten verschiedene Optionen zur Verfügung. Dabei bildete die Frage, ob entsprechende Einrichtungen inner- oder außerhalb der Hochschulen eine Heimat finden, in welcher Form sie verwirklicht und an welchem Standort sie etabliert werden sollten, eine Quelle zahlreicher Kontroversen.157 Der Plan eines Ende der 1940er-/Anfang der 1950er-Jahre diskutierten, eng an Zeiss angelehnten Zentralinstituts für Optik158 ließ sich ebenso wenig verwirklichen wie die in 152

153 154 155

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Vgl. Schreiben von Hugo Schrade an Josef Hämel vom 24.06.1958, in: UACZ, VA 464, Bl. 2. Protokoll der Sitzung des Senats der FSU Jena am 01.04.1958, undatiert, in: BA, DR 3/1546, Bl. 108–119, hier Bl. 116. Protokoll über eine Sitzung des Senats der FSU Jena am 08.12.1959, undatiert, in: BA DR 3/1556, Bl. 2–12, hier Bl. 7. Vgl. Baske: Das Hochschulwesen (1998), S. 210. Vgl. Jessen: Die Universitäten in der SBZ/DDR (2003), S. 238. Eine Übersicht über die entsprechenden Alt- und Neubestände liefern Walther: Bildung und Wissenschaft (1998), S. 256–259 sowie Baske: Das Hochschulwesen (1998), S. 210f. In analytischer Hinsicht vgl. Kaiser: Staat und Wissenschaft in der DDR (2010). Vgl. Jessen: Die Universitäten in der SBZ/DDR (2003), S. 238f. Vgl. Protokoll über die Besprechung von Vertretern der Akademie der Wissenschaften zu Berlin bei Ministerpräsident Otto Grotewohl am 28.11.1951, abgedruckt in: Malycha: Geplante Wissenschaft (2003), S. 395–403, hier insb. S. 397–400. Vgl. Vermerk der DKW zum Investitionsplan der Abteilung Hochschulen und Wissenschaft der Deutschen Verwaltung für Volksbildung vom 29.12.1948, abgedruckt in: Malycha: Geplante Wissenschaft (2003), S. 250–253, hier S. 251. Erster Entwurf der Begründung zur Errichtung eines Zentralinstituts für Optik, erstellt von Dr. Hans Wittbrodt, datiert auf den 12.10.1950, in: BA, DF 4/40627 (unpag.).

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den 1950er-Jahren und im Vorfeld der Dritten Hochschulreform zum Ausgang der 1960er-Jahre zur Disposition stehende Gründung einer Fakultät für Feinmechanik und Optik an der Universität Jena.159 Stattdessen wurden in den 1950er-Jahren vor allem an der ehemals Preußischen Akademie der Wissenschaften (am 1. Juli 1946 als Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin wiedereröffnet) Forschungskapazitäten für den wissenschaftlichen Gerätebau installiert.160 Trotz dieser Entwicklungen kamen aber auch bestimmmte industrienahe Wissenschaftsbereiche an den Universitäten in den vermehrten Genuss staatlicher Fördermittel bzw. institutioneller Aufwertung. Auch wenn sich die Einrichtung einer entsprechenden Fakultät nicht verwirklichen ließ, wurde in Jena beispielsweise in den 1950er-Jahren die Gründung einer Fachrichtung für Feinmechanik und Optik beschlossen.161 In den 1960er-Jahren konnten einzelne ausgewählte Fachbereiche wie beispielsweise die als Kooperationspartner für das Schott-Werk tätige 1964 eingerichtete Abteilung für Glaschemie unter dem Chemiker Werner Vogel (geb. 1925) gewissermaßen als „Gewinner“ einer universitären Profilbildung gelten.162 Im Zuge der Umgestaltung der traditionellen Bildungs- und Forschungseinrichtungen kam es an einigen Hochschulen auch zur Einrichtung von Fachbereichen, die zuvor keine Heimat im Korpus der Universitäten gefunden hatten. So stellte die Etablierung von Sektionen zur Ausbildung von Ingenieuren an der Jenaer Hochschule sowie den Universitäten Rostock und Berlin während der Dritten Hochschulreform zum Ende der 1960er-Jahre gewissermaßen eine Art „Verschmelzung“ zwischen Universität und Technischer Hochschule dar. Letztlich war diesen auf eine Erweiterung der universitären Funktionen zielenden Ansätzen auf dem Gebiet der Bildungs- und Wissenschaftspolitik aber kein weitreichender Erfolg beschieden. Gemessen an dem quantitativen Ausstoß an Diplomingenieuren und der langfristigen Entwicklung der Studentenzahlen in den neu gebildeten Bereichen blieben die Technischen Hochschulen auch in der DDR die maßgeblichen Stätten höherer technischer Bildung.163 Gleichzeitig fungierten sie durch die ihnen zur Verfügung stehenden Einrichtungen mit einem entsprechenden Arsenal 159

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Vgl. Protokoll der Senatssitzung vom 15.10.1953, in: UAJ, BC 38, Bl. 262–266, hier Bl. 264. Schreiben von Ernst Gallerach an Günther Drefahl vom 21.03.1967, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 520, Bl. 89–92, hier Bl. 92. Vgl. Gläser/Meske: Anwendungsorientierung von Grundlagenforschung? (1996), S. 74. 1948 wurde im Rahmen der Akademie ein Optisches Laboratorium eingerichtet, das 1952 in Institut für Optik und Feinmechanik umbenannt und ab 1957 als Institut für Optik und Spektroskopie fungierte. 1969/70 wurde das Institut unter Einschluss mehrerer Institute zum Zentralinstitut für Optik und Spektroskopie aufgewertet, vgl. Riekher: Zur Vor- und Frühgeschichte des Zentralinstituts für Optik und Spektroskopie (2000), S. 15. Vgl. Schreiben des Rektorats der FSU Jena an das Dekanat der MathematischNaturwissenschaftlichen Fakultät vom 03.12.1952, in: UAJ, C 494 (unpag.). Vgl. Matthes: Wissenschaft und Wirtschaft (2007), S. 680. Vgl. Zachmann: Die Ingenieure in der SBZ/DDR (2006), S. 270.

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an Apparaten und diversen Vorrichtungen als bevorzugte Ansprechpartner der Industrie.164 Schwerpunkt- und Profilbildung sowie die damit einhergehende Planung von Bildungs- und Wissenschaftsressourcen avancierten insbesondere unter dem Eindruck einer „Vormachtstellung“ der USA165 sowie rasant steigenden Studentenzahlen166 in den 1960er-Jahren auch an den Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland zu politischen Leitbegriffen.167 Dies führte im Bereich der institutionellen Gestaltung zu teilweise ähnlichen Entwicklungen. So wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren beispielsweise sowohl an west- als auch ostdeutschen Hochschulen Einrichtungen etabliert, die sich der Lehre und Forschung im Bereich der Verfahrenstechnik als Teildisziplin des Maschinenbaus widmen sollten.168 Die Tragweite der institutionellen Umgestaltung war jedoch innerhalb des ostdeutschen Territoriums ungleich höher als in der Bundesrepublik.169 Dies bewies nicht zuletzt die Vertretung von in der Industrie beschäftigten Personen in universitären Verwaltungsgremien. Bereits 1956 besaß der VEB Zeiss in Gestalt seines Mitarbeiters Paul Görlich (zu diesem Zeitpunkt Hauptleiter für die Forschung des Zeiss-Werkes) ein Mitspracherecht innerhalb des Akademischen Senats.170 Auch auf der Sektionsebene sollten Vertreter der optischen Industrie beteiligt werden.171 Zudem waren die Firmen auf der Leitungsebene der Hochschule in Form des innerhalb der Dritten Hochschulreform eingerichteten Gesellschaftlichen Rates vertreten, der an der Gesamtgestaltung des Wissenschaftsbetriebes mitwirken sollte.172 Im Gegenzug sollten Hochschulangehörige in einen Wissenschaftlichen Beirat der Firma Zeiss entsandt werden. Der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität war laut vertraglichen Festlegungen Mitglied eines Produktionskomitees bei der optischen Industrie.173 Das Bedürfnis nach einer engen Zusammenarbeit im Rahmen neu eingerichteter Gremien hielt sich sowohl bei der Hochschulleitung als auch 164

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173

Vgl. Aktennotiz betreffs Exkursion von Wissenschaftlern der Universität im VEB Carl Zeiss Jena am 14.02.1963, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 1241, Bl. 95– 98, hier Bl. 95. Vgl. Servan-Schreiber: Die amerikanische Herausforderung (1968). Vgl. Mälzer: Die frühen 1960er Jahre als Universitätsgründerzeiten (2010), S. 73f. Vgl. Metzler: Am Ende aller Krisen? (2002), S. 89. Vgl. Pieper: Wissenschaft und Wirtschaft (2005), S. 94. Vgl. Fraunholz/Schramm: Hochschul- und Forschungspolitik der 1960er-Jahre im deutsch-deutschen Vergleich (2005), S. 34. Vgl. Tennigkeit: Der Anteil des VEB Carl Zeiss Jena (1962), S. 748. Vgl. Vorlage zur UPL-Sitzung am 29.11.1967, undatiert, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 520, Bl. 147. Vgl. Seifert: Strukturelle Veränderungen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (2007), S. 325 sowie Vorläufiges Statut für den Gesellschaftlichen Rat der FSU Jena (undatiert), in: UAJ, VA 2166 (unpag.). Vgl. Vertrag über die sozialistische Gemeinschaftsarbeit zur Förderung von Wissenschaft, Technik, Bildung und Kultur im Interesse der Entwicklung des wissenschaftlichen Gerätebaus, datiert auf den 15.06.1968, in: UAJ, BC 588 (unpag.).

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der Betriebsdirektion arg in Grenzen. Ein im Jahre 1962 eingerichtetes Kuratorium für das wissenschaftlich-technische Zentrum Jena, das unter Einschluss von Vertretern der lokalen Parteiführung, der Universität und der örtlichen Industrie als beratendes Organ der Stadtverordnetenversammlung Jena tätig werden sollte, blieb weitgehend ein Papiertiger. Im Jahre 1963 musste die Universitätsparteileitung konstatieren, dass die Arbeit des Gremiums über die Abhaltung einer konstituierenden Sitzung nicht hinausgekommen war.174 Ähnliche Verhältnisse offenbarten sich bezüglich des im Jahre 1968 an der Hochschule eingerichteten Gesellschaftlichen Rates. 1971 sandte der Stellvertreter des Jenaer Universitätsrektors, Heinz Keßler, ein Schreiben an das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen, in dem er mahnte, dass bei der Berufung von Mitgliedern der genannten Organisation „mehr vom Standpunkt der Effektivität“ ausgegangen werden sollte. Generaldirektoren, Abteilungsleiter in Ministerien und andere Persönlichkeiten, so schrieb Keßler, verliehen dem Rat zwar „ein besonderes Gepräge“. Jene Persönlichkeiten seien aber „kaum in der Lage, ständig und vor allem effektiv mitzuarbeiten“. Aufgrund des geschilderten Umstandes, so der Jenaer Prorektor, habe die analytische Tätigkeit „hauptsächlich von den der Universität angehörenden Mitgliedern geleistet werden müssen, da den anderen dazu die Zeit fehlte.“175 Auch bei den Universitätsangehörigen stießen die administrativen Neuregelungen auf wenig Gegenliebe. Dass neben Universitätsvertretern auch Repräsentanten der Industrie, diverser kommunaler Einrichtungen und Staats- und Parteifunktionäre in einem offiziellen (voll-)universitären Gremium saßen,176 hatte es in der deutschen Universitätslandschaft vorher nicht gegeben. Sowohl der so herbeigeführte Bruch innerhalb der universitären Strukturen als auch die unmittelbar damit verbundene universitäre Profilbildung führten innerhalb der Universität Jena zu massiven Konflikten. Allein die entsprechenden Bezeichnungen der neuen Sektionen, teilweise versehen mit dem Zusatz „für den wissenschaftlichen Gerätebau“, sorgten für Unmut unter den Universitätsangehörigen.177 Die 1969 eingerichtete „Sektion Technologie für den wissenschaftlichen Gerätebau“, die sich zum Teil aus dem Mitarbeiterstab der Ingenieursschule des Zeiss-Betriebes speiste (1949 gegründet), stieß innerhalb der universitären Gemeinschaft zunächst auf wenig Akzeptanz.178 Diese Sachverhalte können 174 175 176 177

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Vgl. Zur Arbeit des Kuratoriums für das wissenschaftlich-technische Zentrum Jena (undatiert), in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 1241, Bl. 120–123, hier Bl. 120. Vgl. Schreiben von Heinz Kessler an das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen der DDR vom 08.11.1971, in: UAJ, VA 2166 (unpag.). Vgl. Schoenemann: Der große Schritt (1998), S. 17. Vgl. Information über den Stand der Bildung der „Sektion Physik“ für den Wissenschaftlichen Gerätebau, undatiert, Eingangsstempel vom 02.02.1968, in: UACZ, VA 902 (unpag.). Vgl. Mestrup: Die Friedrich-Schiller-Universität von der Dritten Hochschulreform bis 1988/1989 (2009), S. 737f.

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freilich nicht verdecken, dass die Verbundenheit zur Industrie den Universitätsangehörigen auch in der DDR eine Plattform für Versuche einer institutionellen Aufwertung bot. So unterbreitete der Jenaer Astronom Hermann Lambrecht (1908–1983) dem DDR-Minister für Volksbildung im Jahre 1950 den Plan zu einem großzügigen Ausbau der Universitäts-Sternwarte, wobei er die ungemein „günstigen Bedingungen“ durch die „Zusammenarbeit mit dem VEB Zeiss“ hervorhob.179 Hochschulwissenschaftler, die für die Industrie tätig waren, verfügten zudem über eine Art „externen Rückhalt“, der auch in außerwissenschaftlichen Angelegenheiten für zusätzliche Unterstützung sorgte. So verwandte sich beispielsweise der Zeiss-Forschungsdirektor Paul Görlich für den Direktor des Theoretisch-Physikalischen Instituts bei der hiesigen Universitätsleitung, um dem Antrag des Jenaer Gelehrten auf die Zuweisung eines PKWs Nachdruck zu verleihen.180 Die Dimensionen der institutionellen Umgestaltung in den 1960er-Jahren (laut einer Ankündigung von Universitätsrektor Franz Bolck sollten 75 Prozent des universitären Forschungspotenzials auf die Belange des wissenschaftlichen Gerätebaus entfallen181 ) war jedoch gerade für die älteren, an andere Arbeitsbedingungen gewöhnten Universitätsangehörigen nur schwer hinnehmbar und riss im Hinblick auf die angestrebte Schwerpunktbildung die „Universitas“ in einzelne Fürsprecher und Gegner auseinander.182 Mehrfach nutzten einige Hochschulwissenschaftler daher Gelegenheiten, um gerade im Zuge von offiziellen Anlässen ihre Befürchtungen im Hinblick auf eine „Verengung“ des universitären Profils183 zu unterstreichen. Der parteilose Mediziner Josef Hämel bekräftigte als Rektor der hiesigen Hochschule den Anspruch der Universität, auch Forschung zu betreiben, die sich „nicht

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Vgl. Schreiben von Hermann Lambrecht an den Minister für Volksbildung der DDR betreffs Projekt für den Ausbau der Universitätssternwarte Jena vom 20.02.1950, in: UAJ, C 661, Bl. 89–93. Vgl. Schreiben von Paul Görlich an die Abteilung Arbeit der FSU Jena vom 21.03.1964, in: UACZ, NG 139 (unpag.). Vgl. Niederschrift der Rede Bolcks anlässlich des Besuches von Walter Ulbricht am 26.04.1968 in Jena, undatiert, in: UAJ, VA 2744, Bl. 71–83, hier Bl. 79. Vgl. Vorlage für das Sekretariat der Industriekreisleitung, Thema: Berichterstattung über „Stand, Erfahrungen und Ergebnisse der Arbeit der Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft - Zusammenarbeit zwischen dem VEB Carl Zeiss Jena und der FriedrichSchiller-Universität Jena“, datiert auf den 04.10.1967, in: UACZ, VA 1434 (unpag.). Vgl. Informationsbericht zu den Hoch- und Fachschulen, undatiert, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B–2/9.02 575, Bl. 19f., hier Bl. 19.

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in klingende Münze umwandeln lasse“184 ; sein Kollege, der Physiker Alfred Eckardt (1903–1980), sprach bezüglich des Verhältnisses von Wissenschaft und Technik von einem ständigen „Geben und Nehmen“.185 Selbst Hochschulwissenschaftler wie der Jurist Gerhard Riege (1930–1992), die sich selbst zum Anwalt der Umstrukturierungsmaßnahmen ernannten,186 befürworteten einen „möglichst hohen Anteil der Grundlagenforschung“ innerhalb der neuen Sektionen, da nach den Worten Rieges die Universität „sich sonst in langfristiger Hinsicht ihrer Existenz beraube“.187 Einzelne Proteste verursachte auch die starke Regionalisierung der Hochschulforschung, d. h. die Tendenz zur Konzentration der Hochschulkapazitäten auf die unmittelbaren territorialen Strukturen. Da die bisherigen Funktionen der Universitäten aus Sicht der Hochschulwissenschaftler stets nur teilweise mit regionalen Bezügen behaftet gewesen waren, erblickten viele Universitätsangehörige in einer „lokal ausgerichteten Profilbildung“ vor allem den Versuch einer vermeintlichen staatlich dirigierten „institutionellen Abwertung“.188 Kritik kam in diesem Zusammenhang auch aus der Industrie, die vor allem die zu starke „territoriale Abschnürung“ der neuen Großforschungseinrichtungen bemängelte. Der Physiker Hubert Pohlack, wissenschaftlicher Mitarbeiter des VEB Zeiss, sprach in diesem Zusammenhang sogar von „wissenschaftlicher Inzucht“.189 Für zusätzlichen Unmut unter den Hochschulwissenschaftlern der älteren Generation sorgte die vor allem gegen Ende der 1940er-/Anfang der 1950er-Jahre virulente „Zulassungsproblematik“, d. h. die soziale Zusammensetzung der Studentenschaft sowie damit in Verbindung stehende Kritierien eines universitären Studiums, das sich auch bzw. vor allem nach der „politischen Zuverlässigkeit“ der Bewerber richtete.190 Versuche der Universitäts-, Betriebs- und Bezirksparteileitung, unter dem Postulat des „Arbeiter- und Bauernstaates“ eine enge Verbundenheit der

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Vgl. Niederschrift des Diskussionsbeitrages von Rektor Josef Hämel vom 25.07.1958, in: ThStAR, BPA SED Gera, Kreisleitung der SED Jena-Stadt IV/4/06 198, Bl. 82– 84, hier Bl. 82. Vgl. Niederschrift des Diskussionsbeitrages von Alfred Eckardt auf dem Konzil der FSU Jena am 07.06.1962, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 29, Bl. 38–41, hier Bl. 38. Vgl. Fiedler/Riege: Hochschulreform (1969). Zitiert nach Stutz/Kaiser/Hoßfeld: Von der „Universitas litterarum“ zum „Kombinat der Wissenschaft“ (2007), S. 300. Vgl. Abele: Regionalisierung in der DDR (2001), S. 345f. Vgl. Niederschrift des Diskussionsbeitrages von Gen. Pohlack (Zeiss) auf der Staatsratssitzung am 12.03.1970: Erfahrungen des VEB Carl Zeiss auf dem Gebiete der auftragsgebundenen Forschung zwischen Industrie und Akademie der Wissenschaften, datiert auf den 01.03.1970, in: UACZ, VA 826 (unpag.). Vgl. Kaiser: Die konfliktreiche Transformation einer Traditionsuniversität (2009), S. 615f.

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Betriebsbelegschaften und der Hochschulangehörigen zu demonstrieren,191 schlugen weitgehend fehl.192 Abgesehen von der Kontinuität sozialer Distinktionsmechanismen193 waren für diesen Sachverhalt sowohl die zwiespältige Wissenschafts- und Hochschulpolitik der SED, die zwischen Zuckerbrot und Peitsche oszillierte194 (die erstgenannte Vorgehensweise wurde von der Arbeiterschaft vor allem als in ihren Augen vielfach unverdiente Verleihung von „Privilegien“ verstanden195 ) als auch divergierende Interessen und damit zusammenhängende Auffassungen des Zweckes und des Umganges mit „Wissenschaft“ und „Bildung“ verantwortlich. Die Mehrzahl der älteren Universitätsangehörigen, die ihre weitgehende Sozialisierung vor 1945 erfahren hatten, besaß kaum Interesse an einer „marxistisch-leninistischen“ Wissenschaftsdoktrin. Das Jenaer Institut für Marxismus-Leninismus blieb für diese Generation, die bis zum Anfang der 1960er-Jahre immer noch einen beträchtlichen Anteil der Ordinarien und Dozenten stellte,196 ein Fremdkörper im universitären Korpus.197 Vor allem durch den bis Ende der 1960er-Jahre gepflegten Austausch mit der Bundesrepublik198 bildeten traditionelle Vorstellungen eines selbstverantwortlichen, allein dem vermeintlichen „Ethos“ der Wissenschaft verpflichteten Universitätslehrers weiterhin das Leitbild vieler in der DDR tätiger Hochschulwissenschaftler.199 Spezifische, an das sozialistische Wertesystem gekoppelte methodische Ansätze im Wissenschaftsbereich wie der aus der UdSSR entlehnte „Lyssenkoismus“ im 191

192

193 194 195 196 197 198 199

Vgl. Freundschaftsvertrag zwischen Friedrich-Schiller-Universität, Optik Carl Zeiss Jena VEB und Optik Jenaer Glaswerk Schott & Gen. VEB Jena und VEB Jenapharm, in: UAJ, BC 585/1 (unpag.). Protokoll der Sitzung vom 26.02.1952 über den „Klub der Intelligenz“ in Jena (anwesend: Kulturdirektor VEB Zeiss und Kulturdirektor VEB Schott, Prof. Otto Schwarz, Direktor der ABF Heinz Keßler, Stadtrat Walter Federbusch, Kulturreferent Paul Wilke, Sekretärin der Universitätsgruppe des Kulturbundes z. d. E. D. U. Scheffel, Sekretärin des KB Jena Lydia Görnert, Gesch. Vorsitzender der Universitätsgruppe des KB H. Schestak), in: UACZ, BACZ 9329 (unpag.). Beschluß der Universitätsparteileitung vom 25.07.1958, in: ThStAR, BPA SED Gera, Grundorganisation der SED Friedrich-Schiller-Universität Jena IV/7/143/519 (unpag.). Stellungnahme zur Zusammenarbeit der Industriegewerkschaftsleitung des VEB Zeiss und der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom Februar 1969, in: BA, DY 46/142 (unpag.). Vgl. Protokoll der Sitzung des Ausschusses des Freundschaftsvertrages am 16.01.1951 (Rektorat der Universität), datiert auf den 24.01.1951, in: UACZ, VA 115 (unpag.). Bericht der Abteilung Volksbildung/Wissenschaft/Kultur an die Bezirksleitung Gera betreffs Intelligenzpolitik vom 10.10.1960, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera IV/2/9.02 965, Bl. 1–12, hier Bl. 11. Vgl. Großbölting: SED-Diktatur und Gesellschaft (2001), S. 431f. Vgl. Kowalczuk: Geist im Dienste der Macht (2003), S. 347ff. Vgl. Augustine: Zwischen Privilegierung und Entmachtung (1997), S. 181f. Vgl. Wallentin: Entbürgerlichung? (2007), S. 272f. Vgl. Ploenus: Das Jenaer Institut für Marxismus-Leninismus (2007), S. 330. Vgl. Niederhut: Wissenschaftsaustausch im geteilten Deutschland (2005), S. 107. Vgl. Abschrift einer Aktennotiz über ein Gespräch mit Max Steenbeck zur Artikelserie über die Tradition der deutschen Hochschulen am 06.09.1960 in Jena, in: BA, DY 30/IV 2/9.04/544, Bl. 303–306.

Universitäre Schwerpunkt- und Profilbildung in der SBZ/DDR

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Bereich der Zoologie setzten sich im universitären Betrieb nicht durch.200 Die bis zum Bau der Berliner Mauer im Jahre 1961 herrschende Situation bezüglich einer Einreise in die Bundesrepublik ermöglichte gegenüber den politischen Machthabern auch ein gewisses „Drohpotenzial“ im Hinblick auf die Abwanderung wichtiger Fachkräfte.201 So gelang es in den 1950er-Jahren beispielsweise einigen Medizinischen Fakultäten, die politischen Vorgaben hinsichtlich der Ausrichtung und dem Inhalt des Medizinstudiums in Teilen zu korrigieren.202 Die Konfliktträchtigkeit der um sich greifenden Politisierung der Bildungs- und Forschungslandschaft war nicht zuletzt daran abzulesen, dass der Macht- und Herrschaftsanspruch der SED auch deutliche Spannungen an Einrichtungen hervorrief, die wie die Bergakademie Freiberg von ihrem Profil her bereits in traditioneller Weise eine enge Praxisorientierung aufwiesen.203 Kritische Stimmen bezüglich einer Ausrichtung und Profilierung von Wissenschaft und ihren institutionellen Trägern nach politischen Vorgaben bedeuteten aber noch lange nicht, dass sich die Universitätsangehörigen nicht prinzipiell mit dem DDR-Regime zu arrangieren wussten. Nur selten mündete Kritik an wissenschaftspolitischen Zielstellungen der SED wie bspw. im Falle des ursprünglich der Staatsführung eng verbundenen Berliner Physikochemikers Robert Havemann (1910– 1982) in eine Existenz als politischer Dissident.204 Der Jenaer Physiker Max Steenbeck (1904–1981), seines Zeichens hochdotierter Angehöriger der hiesigen Hochschule und der Akademie der Wissenschaften, kritisierte zwar die Gepflogenheiten des universitären Ausbildungssystems in der DDR,205 erklärte sich aber durch seine Mitgliedschaft bzw. die Übernahme des Vorsitzes des 1957 gegründeten Forschungsrates der DDR zugleich bereit, jene „fehlgeleitete“ Politik administrativ zu unterstützen.206 Viele wissenschaftspolitische Stellungnahmen aus dem universitären Bereich verbanden demzufolge „grundsätzliche Kritik“ stets mit „konstruktiven Lösungsvorschlägen“. Belegbar ist dies u. a. für den Bereich des seit den 1950er-Jahren staatlich gesteuerten Einsatzes von Universitätsabsolventen in Industrieeinrichtungen. Dieser bot einen Gegenstand zahlreicher Kritik sowohl aus den 200 201 202 203 204 205

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Vgl. von Knorre/Penzlin/Hertel: Der Lyssenkoismus und die Zoologie in Jena (2007), S. 1177. Vgl. Jessen: Die Universitäten in der SBZ/DDR (2003), S. 247. Vgl. Bühler: Medizinstudium und Studienreform in SBZ und DDR (2009), S. 156ff. Vgl. Pohl: Hochschulreform im Zeichen des Klassenkampfes (2009), S. 183–213. Vgl. Florath: Das philosophische Argument als politischer Skandal (2004), S. 184f. Zu Havemann vgl. außerdem Hoffmann: Havemann (1999). Vgl. Information des Leiters der Abteilung Arbeitsökonomik des Volkswirtschaftsrates der DDR an Minister Gießmann über die Aussprache im Jenaer Klub am 13.12.1963 unter dem Thema „Stand und Perspektive der jungen Intelligenz“, datiert auf den 30.12.1963, in: BA, DR 3/2514, 1. Schicht (unpag.). Vgl. Lemuth: Die Jenaer Hochschulphysik zwischen Entnazifizierung und „Dritter Hochschulreform“ (2007), S. 1416f.

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Reihen der Universität, der Industrie als auch der staatlichen Administration.207 Im Jahre 1963 unterbreitete der Jenaer Physiker Wilhelm Schütz (1900–1972) dem Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen das Konzept einer „einjährigen Pflichtassistenz“. Angehende Akademiker sollten nach den Überlegungen von Schütz nach Abschluss ihres Studiums innerhalb eines Jahres auf ihre Tätigkeit in der Industrie vorbereitet werden.208 Die in diesem Konzept enthaltene Forderung nach der Aufrechterhaltung einer breiten studentischen Grundausbildung wurde auch von lokalen Industrievertretern geteilt, die einem Akademiker, der in Lage war, Probleme in der Praxis selbstständig zu erkennen, den Vorzug vor einem eng geschulten „Spezialisten“ gaben.209 So ließ beispielsweise der Zeissianer Paul Görlich den Senat der Jenaer Universität wissen, dass eine Beschneidung universitärer Forschungsbefugnisse keine Zustimmung seitens der Industrie fände, da entsprechende Maßnahmen auch „ernsthafte Folgen für die Praxis haben müssten“.210 Wie Görlich waren viele Industrielle wie bereits einige ihrer Vorgänger in der Zeit vor 1945 vom „industriellen Wert“ der an den Universitäten betriebenen Grundlagenforschung überzeugt. Der Generaldirektor der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) Chemiefaser und Fotochemie setzte sich beispielsweise 1967 für einen kontinuierlich hohen Anteil an Grundlagenforschung in den gegen Ende der 1950er-Jahre eingerichteten Wissenschaftlichen Zentren der Volkseigenen Betriebe ein, um auf diese Weise einer allzu starken Fixierung auf die „angewandte“ Forschung und daraus resultierenden Hindernissen für Produktinnovationen vorzubeugen.211 Auch der Wirtschaftswissenschaftler Herbert Weiz (geb. 1924), der von 1955 bis 1962 im Auftrag des ZK der SED als stellvertretender Werkleiter der Firma Zeiss tätig war, danach Staatssekretär für Forschung und Technik wurde und später als Minister für Wissenschaft und Technik der DDR amtierte,212 plädierte für ein höheres Engagement der Betriebe im Bereich der Grundlagenforschung. Keinesfalls, so mahnte Weiz bezüglich 207

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Vgl. Protokoll über eine Sitzung des Senats der FSU Jena am 18.05.1956, in: BA, DR 3/1531, Bl. 30–46, hier Bl. 34. Zwischenbericht über die Durchführung der Absolventenlenkung für 1971 unter besonderer Berücksichtigung der planmäßigen Zuführung von Hoch- und Fachschulabsolventen in die Großforschungszentren, undatiert, in: BA, DR 3/B 211/1, 2. Schicht (unpag.). Vgl. Engere Vermittlung des Studiums in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät mit der Praxis durch Betriebsassistenz nach der Diplomarbeit (Auszug), erstellt von Wilhelm Schütz, datiert auf den 02.01.1963, in: BA, DR 3/2514, 1. Schicht (unpag.). Vgl. Information des Leiters der Abteilung Arbeitsökonomik des Volkswirtschaftsrates der DDR an Minister Gießmann über die Aussprache im Jenaer Klub am 13.12.1963 unter dem Thema „Stand und Perspektive der jungen Intelligenz“, datiert auf den 30.12.1963, in: BA, DR 3/2514, 1. Schicht (unpag.). Vgl. Protokoll einer Sitzung des Senats der FSU Jena am 18.09.1957, in: BA, DR 3 1546, Bl. 93–102, hier Bl. 96. Vgl. Fraunholz: Mobilisierung der „Produktivkraft Wissenschaft“? (2003), S. 38f. Zu Weiz vgl. Reuter/Müller-Enbergs: Weiz, Herbert (2010).

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der konkreten Zusammenarbeit der Betriebe mit den Hochschulen im Rahmen einer Ingenieurstagung im Physikalischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität, sollten „normale technische Produktionspläne ständig an Hochschulinstituten bearbeitet werden“.213 Dass solche Stimmen nicht ungehört verhallten, bewiesen die auf dem sogenannten „Kahlschlag-Plenum“ des ZK der SED im Dezember 1965 getroffenen hochschulpolitischen Entscheidungen, bei denen es zwar hinsichtlich der anvisierten Profilierung zu keiner völligen Kurskorrektur kam, aber den Universitäten zumindest gestattet wurde, mehr Augenmerk auf die Grundlagenforschung zu legen.214 Daneben zeigten die Betriebsleitungen wenig Interesse an einer weitgehenden Unterstützung der staatlich propagierten Vergrößerung des Kontingents von Studienbewerbern aus Arbeiter- und Bauernkreisen. Der maßgebliche Grund für dieses Verhalten war, dass die Delegation von Betriebsangehörigen an die entsprechenden „Vorstudienanstalten“ eine zeitweilige Verminderung der Personalkapazitäten mit sich brachte.215 Zudem konnten die Verantwortlichen nicht die Augen davor verschließen, dass die Nachfrage seitens der Betriebsbelegschaften gering blieb und sich die entsprechenden Bewerber oftmals kaum den notwendigen Anforderungen gewachsen zeigten, zumal die finanziellen Voraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums in vielen Fällen nicht vorhanden waren und andere Einrichtungen wie die Oberund Fachschulen und die 1954 als Weiterbildung für bereits in der Industrie tätige Personen etablierten „Industrie-Institute“ zusätzliche Bildungswege eröffneten.216 Insgesamt erstreckte sich die Spannbreite an Verhaltensmustern der optischen Industrie bezüglich der Umgestaltung der Jenaer Universität in der SBZ/DDR somit von einer strukturell prägenden Einflussnahme (Einrichtung/Erhalt industrienaher Anstalten), die sowohl im positiven (stabilisierenden) als auch negativen (universitäre Ressourcen schwächenden) Sinne verlaufen konnte, zu einem sich ebenfalls vor- oder nachteilig auswirkenden „Desinteresse“ bzw. einer Präferenz loser Verbindungen, die vor allem finanziellen Hintergründen geschuldet war. Diese Vorgehensweisen bzw. Einstellungen kreuzten und trafen sich mit den Mentalitäten zahlreicher Universitätsangehöriger, die vor allem an einer möglichst „reformarmen“ Wiederaufnahme des universitären Betriebes interessiert waren. Zwar bot der 213

214 215 216

Vgl. Weiz, Herbert: Durch Sicherung des wissenschaftlichen Vorlaufs zur rationellen Produktion. Eröffnungsvortrag zur 3. Ingenieurtagung Jena, vorgetragen am 17. Juni 1965 im Großen Hörsaal des Physikalischen Instituts der Friedrich-SchillerUniversität Jena, als Manuskript gedruckt, überliefert in: BA, Schriftenverzeichnis SAPMO, 99 A 1402, S. 20f. Vgl. Stutz/Kaiser/Hoßfeld: Von der „Universitas litterarum“ zum „Kombinat der Wissenschaft“ (2007), S. 295. Vgl. Schneider: Grenzen des Elitenaustausches (1998), S. 148. Vgl. Woywodt: Die Arbeiter- und Bauern-Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1949–1963 (2009), S. 75 und 468f.

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strukturelle Umbau der hiesigen Hochschule auch Chancen für die Betriebsund die Universitätsangehörigen, aber der gegen Ende der 1960er-Jahre in den Planungen des Parteiapparates festgelegte Umfang der institutionellen Umgestaltung überschritt bei Weitem sowohl die finanziellen Verhältnisse des klammen Staates217 als auch das für beide Partner erträgliche Maß an einer im eigenen Interesse liegenden Schwerpunktbildung. Während sich die Industrie außerstande sah, den geplanten Umbau finanziell zu tragen,218 wurde die Profilbildung seitens der Mehrzahl der Universitätsangehörigen vor allem als „institutioneller Abstieg“ empfunden.219 Außerdem verband sich mit dem Ausbau der industriellen Kapazitäten ein Wandel im Bereich des allgemeinen Stadtbildes. Der Topos „Universitätsstadt“ tauchte nach 1945 kaum mehr auf, stattdessen wurde eifrig das Etikett der „Zeiss- und Universitätsstadt“ propagiert, das den Schwerpunkt dieser beiden vermeintlichen städtischen Dreh- und Angelpunkte eindeutig auf die Industrie legte.220 Dass nach den Meinungen des SED-Zentralkomitees, der Zeiss-Direktion und des Universitätsrektors das altehrwürdige Collegium Jenense als erste Heimstätte der Jenaer Universität der Umgestaltung des Jenaer Stadtzentrums weichen sollte,221 konnte gewissermaßen als symbolische Abkehr von universitären und städtischen Traditionen verstanden werden, die in städtebaulich-lokalgeschichtlichem Sinn auch einigen Teilen der Jenaer Bevölkerung eindeutig zu weit ging.222 Von einem harmonischen „Jenaer Ensemble“, das der Universitätsrektor Franz Bolck und der Zeiss-Direktor Ernst Gallerach im Zuge der „Dritten Hochschulreform“ beschworen,223 konnte demzufolge keine Rede sein.224 Zwar blieben die Ende der 1960erJahre eingerichteten Sektionen strukturprägend, aber letztlich war die hiesige Universität, gemessen an ihrem tatsächlichen „industriellen Output“,

217 218 219 220 221 222 223

224

Vgl. Mestrup: Die Friedrich-Schiller-Universität von der Dritten Hochschulreform bis 1988/1989 (2009), S. 709. Vgl. Schreiben von Ernst Gallerach an Minister Steger (Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik) vom 06.05.1970, in: UACZ, VA 3423 (unpag.). Vgl. Gottwald: Stand, Aufgaben und Probleme der Erforschung der Jenaer Universitätsgeschichte (2000), S. 15. Vgl. Stutz/Schiek: Zur Geschichte der Stadt Jena nach 1930 (1993), S. 93. Vgl. Schreiben von Franz Bolck und Ernst Gallerach an Kurt Hager vom 13.03.1969, in: UACZ, VA 930 (unpag.). Vgl. dazu Heckart: The Battle of Jena (2006). Vgl. Manuskript „Universität und Industrie“ von Franz Bolck (Rektor der FSU Jena) und Ernst Gallerach (Direktor des VEB Zeiss) vom 06.03.1968, in: UACZ, VA 932 (unpag.). Vgl. Vorlage an das Sekretariat der Bezirksleitung Gera der SED: Analyse und Schlussfolgerungen über die Lage an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und den Ingenieur- und Fachschulen im Bezirk Gera vom 27.02.1970, in: ThStAR, BPA SED Gera, IV B-2/9.02 575, Bl. 109–127.

Vertragsforschung, Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik

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gegen Anfang der 1970er-Jahre von einem „Kombinat der Wissenschaft“ weit entfernt.225

3. Mangelnde Zuwendung, falsche Prioritäten, systemgebundene Überforderung? Die Vertragsforschung und die allgemeine Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik in der DDR War die schlechte Performance der Vertragsforschung in der DDR das Ergebnis von fehlgeleiteten wissenschafts- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen? Inwiefern bildeten die oftmals unzureichenden Resultate der Kooperation zwischen den Betrieben und den Universitäten ein zwangsläufiges Ergebnis systembedingter Strukturen? Auffällig ist, dass die Industrieforschung lange Zeit in den Augen der DDR-Staatsführung als Bereich wahrgenommen wurde, der im Hinblick auf die ökonomische Rentabilität getrost vernachlässigt werden konnte. 1952 wurden die Volkseigenen Betriebe lediglich dazu verpflichtet, die „gesellschaftliche Produktion planmäßig nach Menge, Sorte und Güte zu steigern“. Ein diesbezüglicher Auftrag zur Durchführung von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten war in dieser Verordnung nicht enthalten.226 Hinzu kam, dass aufgrund der Abstinenz von marktwirtschaftlichen Wettbewerbskräften zu wenig Innovationsanreize vorhanden waren, um betriebliche Forschungsarbeiten zu stimulieren.227 Der im Rahmen des Neuen Ökonomischen Systems (NÖS) im Jahre 1963 unternommene Versuch, durch die Einführung betriebswirtschaftlicher Kriterien die Wettbewerbsfähigkeit der DDR-Wirtschaft zu stärken, änderte daran wenig, musste doch die Gewährung allzu weiter betrieblicher Freiheiten letztlich als Beschneidung staatlicher Befugnisse erscheinen.228 Bereits 1965 kehrte die SED-Spitze zu einem dirigistischen Wirtschaftssystem zurück.229 Die Beibehaltung produktionstechnischer „Standards“ wurde zudem oftmals von der politischen Führung nachträglich honoriert, da auf diese Weise die ökonomischen Planvorgaben leichter eingehalten werden konnten als durch die mit 225

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Im Dezember 1970 wurde in einer für den Zeiss-Generaldirektor Ernst Gallerach zusammengestellten Vorlage die Mitarbeit der FSU Jena an „gegenwärtigen Problemen des Kombinats“ mit gerade einmal 5 Prozent [!] beziffert, vgl. Vorlage zur persönlichen Information von Ernst Gallerach vom 10.12.1970, in: UACZ, VA 826 (unpag.). Vgl. Rytlewski: Organisation und Planung der Forschung in der DDR (1976), S. 283. Vgl. Bentley: Research and Technology in the Former German Democratic Republic (1992), S. 17. Vgl. Steiner: Wirtschaftsreform (1999), S. 558f. Vgl. Eckert: Die Volkswirtschaft der DDR im Spannungsfeld der Reformen (1991), S. 28.

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

gewissen Risiken behaftete Herstellung neuer Erzeugnisse. An einer „Übererfüllung“ der Plankriterien waren die Generaldirektoren der VEB ohnehin kaum interessiert, barg dieser Umstand doch die Gefahr, dass zukünftige Vorgaben höher angesetzt und damit schwerer zu erfüllen waren.230 Investitionen in Forschungsanlagen galten außerdem gerade in den 1950er-Jahren als „strittige“ Fördervorhaben,231 zumal das Zentralkomitee der SED zunächst auf den Aufbau einer eigenen Schwerindustrie setzte.232 Die knappen Ressourcen des ostdeutschen Staates bewirkten außerdem, dass die staatliche Führung zum Teil beim Einstieg in volkswirtschaftliche Großvorhaben zauderte. Negative Erfahrungen bei der Umsetzung von bestimmten Projekten wie beispielsweise innerhalb des Aufbaus einer eigenen Flugzeugindustrie sorgten für einen gewissen „Lerneffekt“ und dementsprechende Zurückhaltung.233 All die genannten Sachverhalte erzeugten innerhalb vieler Betriebsleitungen eine Mentalität, die darauf hinauslief, der Industrieforschung einen geringen Stellenwert einzuräumen.234 Außerdem war der Nutzen betrieblicher Forschungsarbeiten ohnehin kaum kalkulierbar, die Kosten ließen sich gerade für Projekte im Bereich der zielgerichteten Grundlagenforschung nur schwer tilgen.235 Des Weiteren entstanden bei der Entwicklung neuer Geräte nicht selten hohe Folgekosten,236 zudem herrschte beim VEB Zeiss nach Auskunft eines Betriebsangehörigen zu Anfang der 1960erJahre ein „disproportionales Verhältnis“ zwischen dem Konstruktions- und Forschungssektor, das die Überleitung von Forschungsergebnissen in die industrielle Produktion erschwerte.237 Viele Volkseigene Betriebe orientierten sich außerdem nicht an der Binnennachfrage, sondern konzentrierten sich auf den Verkauf von bestimmten Produkten außerhalb des DDR-Territoriums,

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Vgl. Bentley: Research and Technology in the Former German Democratic Republic (1992), S. 16f. Vgl. Kasten: Carl Zeiss Jena in der DDR (1997), S. 173. Vgl. Weber: Die DDR (2006), S. 38. Vgl. Augustine: Werner Hartmann und der Aufbau der Mikroelektronikindustrie in der DDR (2003), S. 11. Vgl. Schreiben des Staatssekretärs für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR (Dahlem) an den Vorsitzenden der Vereinigung Volkseigener Betriebe vom 23.08.1958, in: BA, DR 3/3995, 1. Schicht (unpag.). Vgl. Analyse über den Entwicklungsstand und die Probleme der naturwissenschaftlichen und technischen Forschung an den Universitäten und Hochschulen im Bereich des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen vom 26.11.1964, in: BA, DR 3/199, 1. Schicht (unpag.). Vgl. Aktennotiz der SED-Bezirksleitung Gera über eine Aussprache mit dem Genossen Helmut Schmidt von der Betriebsparteiorganisation des VEB Zeiss betreffs Zusammenarbeit Universität-VEB Carl Zeiss vom 07.12.1962, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 141, Bl. 142. Vgl. Niederschrift des Diskussionsbeitrages des Zeissianers Wolfram vom Juni 1962, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 145, Bl. 141–144, hier Bl. 142.

Vertragsforschung, Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik

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um auf diese Weise in den Genuss von begehrten Devisen zu gelangen.238 Die Belieferung der einheimischen Forschungsanstalten betrachteten die Betriebsleitungen demzufolge als Aufgabe von untergeordnetem Rang.239 So lehnte der VEB Zeiss im Jahre 1970 beispielsweise die Belieferung der 1961 an der TU Dresden eingerichteten „Arbeitsstelle für Molekularelektronik“ mit dem dringend benötigten Spezialmikroskop INPHAVAL ab. Stattdessen sollten sämtliche verfügbare Exemplare exportiert werden.240 Nach dem Scheitern des von der SED-Führung im Jahre 1959 verabschiedeten „Siebenjahrplans“ sank zudem die firmeninterne Bereitschaft, entsprechende „Überholvisionen“ auf dem Gebiet der Industrieforschung nachhaltig zu forcieren. Als in den 1960er-Jahren der Innovationsrückstand der DDR-Industrie gegenüber der westlichen Konkurrenz immer offenkundiger wurde, verlagerte der VEB Zeiss seine betrieblichen Anstrengungen zu einem großen Teil auf die bloße Imitation bereits vorhandener Erzeugnisse.241 Diese Vorgehensweise rief in den Reihen der Jenaer Universität Bestürzung hervor, waren doch die Naturwissenschaftler für ihre Forschungsarbeiten auf die Bereitstellung hochwertiger Apparate und Instrumente seitens der Industrie angewiesen.242 Dass zahlreiche Anregungen von Universitätsangehörigen bezüglich der industriellen Verwertung von Forschungsergebnissen aufgrund des geringen betrieblichen Interesses an Produktinnovationen vonseiten der Betriebsleitungen bzw. der Forschungsabteilungen des VEB Zeiss nicht aufgenommen wurden, bildete in den Augen der Hochschulwissenschaftler vor diesem Hintergrund ein gewissermaßen „doppeltes Ärgernis“.243 Die vertragliche Zusammenarbeit zwischen der Industrie und den Universitäten erwies sich in diesem Zusammenhang kaum als geeignetes Instrument zur langfristigen Stimulation der Industrieforschung. Da die VEB für die Durchführung von Forschungsarbeiten innerhalb der Planvorgaben verpflichtet waren, einen direkten ökonomischen Nutzen nachzuweisen, und entsprechende Ressourcen 238 239

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Vgl. Scherzinger: Die Aufgaben der Hochschulen und der Akademie der Wissenschaften beim Wissens- und Technologietransfer in der DDR (1990), S. 350. Vgl. Brief des Instituts für Physikalische Chemie (Dr. Mikkeleit und Trzebowski) an die Hauptabteilung Erkundungsforschung des VEB Zeiss vom 06.12.1966, in: UAJ, S Abt. XXVI 094 (unpag.). Vgl. Augustine: Werner Hartmann und der Aufbau der Mikroelektronikindustrie in der DDR (2003), S. 16f. Vgl. Schramm: Präzision als Leitbild? (2005), S. 49. Vgl. Protokoll über die erweiterte Sitzung der Senatskommission für die Zusammenarbeit zwischen Universität und Industrie am 22.03.1963 im Konferenzraum des Physikalischen Instituts, datiert auf den 25.03.1963, in: UAJ, S Abt. XXVI 095 (unpag.). Vgl. Einschätzung (Entwurf) der politisch-ideologischen Situation unter den Wissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität in Auswertung des 17. Plenums des ZK und in Vorbereitung des VI. Parteitages mit Vorschlägen für die weitere Arbeit der Partei, datiert auf den 24.11.1962, in: ThStAR, BPA SED Gera, Grundorganisation der SED Friedrich-Schiller-Universität Jena IV/7/143/521, Bl. 282–308, hier Bl. 298f.

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oft jährlich neu bereitgestellt werden mussten, waren für die Industrie kaum Anreize für die Finanzierung langfristiger und komplexer Forschungsaufgaben vorhanden.244 Dementsprechend versuchten die Betriebsleitungen nicht selten, bestimmte Forschungsthemen vor allem in kurzfristiger und kostengünstiger Form an die Universitäts-Einrichtungen zu delegieren. Nach der Unterzeichnung des „Rahmenvertrages über die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit“ zwischen der Friedrich-Schiller-Universität und dem VEB Zeiss (am 7. Mai 1963) konstatierte die Universitätsleitung, dass die Anzahl von Verträgen zur sogenannten „Produktionsunterstützung“ die Abkommen zur Zusammenarbeit im Bereich der Vertragsforschung überstieg.245 Die Verträge zur „Produktionsunterstützung“ besaßen den Vorteil, dass sie für die Betriebe kostengünstiger waren. Im November 1962 war ein Erlass verabschiedet worden, der die Universitäten per Gesetz verpflichtete, einen bestimmten Prozentsatz des Gesamthaushaltes der einzelnen Hochschul-Institute für die Unterstützung der Volkseigenen Betriebe aufzuwenden. Dieser sollte innerhalb einer gegenseitigen Abstimmung der staatlichen Verwaltungsorgane festgesetzt werden. War ein Institut aufgrund besonderer Umstände in einem Planjahr nicht in der Lage, „Produktionsunterstützung“ zu leisten, konnte die Festlegung eines Prozentsatzes entfallen. Wurden bestimmte Aufwendungen der Hochschule als „Produktionsunterstützung“ deklariert, so mussten demzufolge die Leistungen im Rahmen der jeweilig angesetzten „Instituts-Pauschale“ übernommen werden, für die Betriebe entstanden dabei keine Zusatzkosten.246 Entsprechend groß war der Unmut innerhalb der Universitätsleitung, die einen „finanziellen Ausverkauf“ der Hochschule anprangerte.247 Hinzu kam im Bereich der industriellen Forschung eine oftmals unzureichende technische „Infrastruktur“, die dafür sorgte, dass viele Volkseigene Betriebe in der DDR trotz der Zusammenarbeit mit der UdSSR auf eine technologische Kooperation mit Firmen aus dem westlichen Ausland angewiesen waren.248 Ein solches „Klima“ rief große Verstimmung unter den Ingenieuren hervor, die sich ihres eigenen

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Vgl. Bentley: Technologischer Wandel in der Industrie der DDR 1945–1985 (1986), S. 21. Vgl. Auflistung der Verträge der Universitätsinstitute mit dem VEB Carl Zeiss Jena seit Unterzeichnung des Rahmenvertrages am 07.05.1963, undatiert, in: UAJ, VA 2001 (unpag.). Vgl. Beschluß über die Unterstützung der volkseigenen Industriebetriebe durch die nicht nach den Grundsätzen der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeitenden naturwissenschaftlichen und technischen Institute vom 22.11.1962, in: GBl. DDR II Nr. 110 (1962), S. 765ff. Vgl. Aktennotiz über die Bemühungen zur Vorbereitung der Vertragsabschlüsse über die Zusammenarbeit zwischen VEB Carl Zeiss und Universität, datiert auf den 29.04.1963, in: UAJ, BC 588 (unpag.). Vgl. Stokes: Chemistry and the Chemical Industry under Socialism (1999), S. 205.

Vertragsforschung, Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik

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inner- und außerbetrieblichen Gestaltungsraumes beraubt sahen.249 Umso vehementer plädierte das Forschungspersonal der Betriebe für eine stärkere staatliche Unterstützung der betrieblichen Forschungsarbeiten,250 stieß aber erst allmählich auf Gehör bei der staatlichen Administration.251 Aufgrund der allgemeinen Arbeitsbedingungen in den Betrieben zogen es viele Universitätsabsolventen vor, in staatlichen Forschungseinrichtungen statt in einem Unternehmenslabor zu arbeiten. Außer einem teilweise besseren Gehalt erhofften sie sich vor allem größere Freiräume im Bereich der eigenen Aufgabengebiete.252 Noch immer galten die Universitäten zumindest in den Augen der älteren Wissenschaftlergeneration als maßgeblicher Ort, an dem Wissen erzeugt und vermittelt wurde. Dies beinhaltete auch die Berufung auf traditionelle Leitcharakteristika des Wissenschaftlerberufes. Den „Lehr- und Forschungsbeauftragten“, so die weit verbreitete Ansicht unter den älteren Universitätsangehörigen, mussten bzw. sollten, sofern sie den Ausweis politischer Loyalität erbrachten, gewisse Freiräume innerhalb ihrer Tätigkeit zugestanden werden. Wie schon ihre Vorgänger im 19. und frühen 20. Jahrhundert empfanden viele Hochschulwissenschaftler eine allzu enge Ausrichtung ihrer Arbeiten auf industrielle Bedürfnisse als inakzeptable Einschränkung ihres eigenen Gestaltungsspielraumes, zumal durch die Vertragsform innerhalb der wissenschaftlichen Arbeit die Möglichkeit entsprechender „Sanktionen“ bei Nichterfüllung des Abkommens eröffnet wurde.253 Noch 1962 benannte die Universitätsparteileitung als wesentliches Erfordernis einer fruchtbareren Zusammenarbeit zwischen Betrieben

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Vgl. Bericht der Zentralen Revisionskommission des Ministeriums für Metallurgie und Maschinenbau betreffs Überprüfung der Betriebsparteiorganisation Zeiss Jena vom 17.08.1955, in: BA, DY 30/IV 2/6.04/96, Bl. 82ff, hier Bl. 83. Vgl. Abschrift des Gutachtens der wissenschaftlichen Hauptleitung des VEB Carl Zeiss Jena, Betreff: Zu geringe Baukapazität für das Projekt „Forschung und Entwicklung des VEB Carl Zeiss Jena“, datiert auf den 30.10.1956, in: ebd., Bl. 88–94, hier insb. Bl. 88–93. Erfahrungs- und Rechenschaftsbericht über die Lage der Forschung und Entwicklung im VEB Carl Zeiss Jena, von Herbert Kortum (Entwicklungs-Hauptleiter im VEB Carl Zeiss Jena, Nationalpreisträger und Mitglied des Forschungsrates der DDR), datiert auf Mai 1958, in: BA, DF 4/40641. Vgl. Hellmuth/Mühlfriedel: Carl Zeiss Jena – widerspruchsvoller Weg in die Planwirtschaft (2000), S. 351. Vgl. Vorlage an das Sekretariat der Bezirksleitung Gera der SED: Analyse und Schlussfolgerungen über die Lage an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und den Ingenieur- und Fachschulen im Bezirk Gera, datiert auf den 27.02.1970, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/9.02/575, Bl. 109–127, hier Bl. 117. Vgl. Protokoll der Besprechung vom 30.01.1967 zwischen den beiden Parteileitungen GOFE des VEB CZ und der GO Physik der Math.-Naturwiss.-Fakultät der FSU Jena über prinzipielle und ideologische Fragen, die die Zusammenarbeit CZUni Jena auf naturwissenschaftlich-technischem Gebiet betreffen, datiert auf den 14.02.1967, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 520, Bl. 85–88, hier Bl. 85f.

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

und Universitäten die „Überwindung einer individualistischen Arbeitsweise“.254 Dass zahlreiche Arbeiten im Bereich der industrienahen Forschung außerdem zusätzlich durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) überwacht wurden und der Geheimhaltung unterlagen, war nicht dazu angetan, die Bereitschaft der Hochschulwissenschaftler zu einer Kooperation mit den Betrieben zu erhöhen.255 Forderungen nach einer Beibehaltung von Freiheiten innerhalb der wissenschaftlichen Tätigkeit verbanden sich vielfach mit der Vorstellung und entsprechenden Propagierung bestimmter universitärer Funktionen. Der Verweis auf notwendige „Grundlagenforschung“, so gab im Jahre 1962 der Jenaer Universitätsrektor Günther Drefahl (geb. 1922) der SED-Parteizentrale zu verstehen, diene oftmals lediglich als „Tarnetikett“ einer „Hobby-Forschung“, die der Jenaer Chemiker nach eigenen Schätzungen auf 50 Prozent [!] der universitären Forschungsarbeiten bezifferte.256 Mit dem Plädoyer für die Stärkung der „Grundlagenforschung“ ließ sich zugleich die enge Einbindung der Wissenschaftseinrichtungen in den militärisch-industriellen Rüstungskomplex unter dem Nationalsozialismus kaschieren. Die Argumentation zahlreicher Wissenschaftler, man habe während der NS-Zeit vor allem Forschungsarbeiten fernab der damit verbundenen angewandten Praxisdimensionen betrieben, zielte in diesem Zusammenhang auf die Ausstellung eines „Persilscheins“, der trotz des Einschnittes von 1945 eine lückenlose Fortsetzung der beruflichen Karriere gestatten sollte.257 Die in den 1950er-Jahren gegründeten technischen „Spezialhochschulen“, aber auch die Akademie der Wissenschaften orientierten sich hinsichtlich ihrer wissenschaftlichen und institutionellen Leitvorstellungen an den Universitäten und Technischen Hochschulen als traditionellen Institutionen im Bereich der Wissenschafts- und Bildungslandschaft.258 Dafür sorgten gerade bezüglich der DAW allein schon die bereits erwähnten personellen Überschneidungen mit den genannten Einrichtungen.259 Vor diesem Hintergrund

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Vgl. Konzeption zur Verbesserung der Forschungsarbeit als Beitrag der Universität zur Durchsetzung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, erstellt von der Parteileitung der SED der FSU Jena im Jahre 1962, in: BPA SED Gera, UPL Jena 145, Bl. 94–109, hier Bl. 105. Vgl. Macrakis: Espionage and Technology Transfer in the Quest for ScientificTechnical Progress (1999), S. 93 und 96. Vgl. außerdem Buthmann: Kadersicherung im Kombinat Carl Zeiss Jena (1997). Vgl. Information betreffs Stand der Koordinierung der wissenschaftlichen Forschungs- und Ausbildungskapazitäten in Jena und ihre Konzentration auf die volkswirtschaftlichen Schwerpunkte, datiert auf den 05.07.1962 (Verfasser unbekannt), in: BA, DY 30/IV 2/9.04/430, Bl. 175–179, hier Bl. 178. Vgl. Maier: Aus der Verantwortung gestohlen? (2004), S. 48. Vgl. Raschka: Die Gründung von Spezialhochschulen in der DDR (2010), S. 316. Vgl. in diesem Zusammenhang als Beispiel für die Jenaer Universität Lemuth: Die Jenaer Hochschulphysik zwischen Entnazifizierung und „Dritter Hochschulreform“ (2007), S. 1416.

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erklärt sich auch, warum eine Zusammenarbeit von Akademie, Universitäten und der Industrie im Rahmen der Bemühungen um die Einrichtung von Großforschungszentren gegen Ende der 1960er-Jahre kaum greifbare Resultate erbrachte. Wie den Universitäten erschien auch zahlreichen AkademieEinrichtungen eine allzu starke Ausrichtung ihrer Forschungskapazitäten auf die Industrie als inakzeptabel.260 Hochschulwissenschaftler, die an die Akademie der Wissenschaften wechselten, taten dies vor allem, um der Doppelbelastung durch die Lehrpflicht an den Universitäten zu entgehen und um zum Teil bessere Gehälter und günstigere Bedingungen für ihre eigene Forschung zu gewinnen.261 An einer großdimensionalen vertraglich gebundenen „Zuarbeit“ für die Industrie waren Mitglieder der Akademie und Hochschullehrer gleichermaßen kaum interessiert. Der Jenaer Physiker Alfred Eckardt gab beispielsweise der Universitätsleitung die Zusicherung, die Möglichkeit von Vertragsabschlüssen mit der Industrie zu prüfen, machte aber gleichzeitig unmissverständlich klar, dass die entsprechenden Arbeiten nach seiner Auffassung mit seiner Stellung als Wissenschaftler und Hochschullehrer „nicht zu vereinbaren seien“.262 Dieses Statement wurde auch von seinen westdeutschen Kollegen geteilt, nach deren Auffassungen die Arbeit in neuen Großforschungseinrichtungen (bspw. Deutsches Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Gesellschaft für Strahlenforschung MbH bei München, Deutsche Forschungs- und Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt e. V. etc.), die seit der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre in der Bundesrepublik ins Leben gerufen wurden, sich im Wesentlichen an „akademischen Traditionen“ ausrichten sollte.263 In den 1960er-Jahren engte die Staatsführung der DDR den Spielraum der Hochschule und der VEB bei der Konzeption der gegenseitigen Zusammenarbeit aber deutlich ein. War die Größenordnung der vertraglich gebundenen Kooperation nach der III. Hochschulkonferenz der SED im Jahre 1958 noch unbestimmt geblieben, so legten die im Vorfeld der „Dritten Hochschulreform“ getroffenen rechtlichen Regelungen fest, dass die Universitäten nunmehr einen bestimmten Prozentsatz ihrer Kapazitäten für die Auftragsforschung bzw. für anderweitige industrielle „Dienstleistungen“ aufwenden mussten. In den 1968 neu gegründeten Sektionen „Physik für den wissenschaftlichen Gerätebau“ und „Technologie für den wissenschaftlichen Gerätebau“ betrug dieser Anteil nach den Planungen von Bezirks-, 260 261 262

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Vgl. Nötzoldt: From German Academy of Sciences to Socialist Research Academy (1999), S. 145. Vgl. Jessen: Akademie, Universitäten und „Wissenschaft als Beruf“ (2002), S. 96 und 99. Vgl. Aktennotiz über die Bemühungen zur Vorbereitung der Vertragsabschlüsse über die Zusammenarbeit zwischen VEB Carl Zeiss und Universität, datiert auf den 29.04.1963, in: UAJ, BC 588 (unpag.). Vgl. Mutert: Großforschung zwischen staatlicher Politik und Anwendungsinteresse der Industrie (2000), S. 229.

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

Universitäts- und Betriebsparteileitung 70 Prozent.264 Gleichzeitig hatten die Betriebe als Kooperationspartner einen ebenfalls vertraglich zugesicherten Anteil an finanziellen Mitteln für die Zusammenarbeit mit den Hochschul- und Akademieeinrichtungen aufzubringen.265 Infolge dieser Regelungen stieg der Anteil der Vertragsforschung am Einkommen der Universität Jena von ca. sechs Prozent (1959) auf 70,51 Prozent (1970).266 Parallel vergrößerte sich die Summe, die der VEB Zeiss für die Auftragsforschung aufzubringen hatte, von einer Million Mark (vor 1968) auf 23,6 Millionen Mark (1971).267 Damit wurde der bis dato gültige sphärenübergreifende Grundkonsens einer rein „ergänzenden“ Funktion industrieller Beihilfen ad acta gelegt, was sowohl in den Reihen der Jenaer Universität als auch der Betriebe für gründliches Missfallen sorgte. Weder waren die Betriebe willens, einen derart hohen Prozentsatz für die Unterstützung universitärer Einrichtungen zu verwenden, noch wollten die Universitätsangehörigen ihre Arbeit überwiegend dem Einsatz für die Industrie widmen.268 Hinzu kam, dass in den Reihen der Hochschulen kaum materielle Anreize zur Zusammenarbeit mit den VEB vorhanden waren.269 Da die Zusammenarbeit zwischen der Industrie und den Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen in der im Jahre 1968 überarbeiteten Verfassung der DDR festgeschrieben und damit dem Wissenschaftlerberuf die Funktion eines „industriellen Zulieferers“ attestiert wurde,270 waren entsprechende „Zusatzlorbeeren“ für Arbeiten im Bereich der industrienahen Forschung in Form zusätzlicher „Drittmittel“ oder „persönlicher Zusatzverdienste“ (der Abschluss von Honorarverträgen war ausdrücklich untersagt271 ) kaum zu erwarten. Außerdem brachte die Einführung von Elementen der wirtschaftlichen Rechnungsführung innerhalb der 264

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Vgl. Initiativunterlagen zu Fragen der Zusammenarbeit mit der Friedrich-SchillerUniversität Jena aus dem Jahre 1970 (Verfasser unbekannt), in: UACZ, VA 858 (unpag.). Vgl. Anordnung über die auftragsgebundene Finanzierung wissenschaftlich-technischer Aufgaben und die Bildung und Verwendung des Fonds Wissenschaft und Technik, in: GBl. DDR II Nr. 110 (1968), S. 859–865. Vgl. Busch: Betrachtungen über die Finanzen der Friedrich-Schiller-Universität Jena von 1945 bis 1982 (2007), S. 479. Vgl. Schramm: Die Beziehungen von Zeiss und Universität (2007), S. 660. Vgl. Problemliste zur Beratung Generaldirektor CZ/Rektor FSU am 26.04.1971, datiert auf den 22.04.1971, in: UACZ, VA 1063 (unpag.). Informationsbericht zu den Hoch- und Fachschulen, undatiert, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/9.02/575, Bl. 19f. Vgl. Bericht der SED-Parteileitung der FSU Jena an das Sekretariat der SEDBezirksleitung Gera, übermittelt am 12.11.1964, datiert auf den 28.10.1964, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 141, Bl. 149–160, hier Bl. 160. Vgl. Sorgenicht: Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (1969), S. 395. Vgl. Anordnung über die Planung, Finanzierung und vertragliche Sicherung von wissenschaftlich-technischen Aufgaben der Universitäten und Hochschulen vom 28.12.1966, in: GBl. DDR II Nr. 10 (1967), S. 51–55, hier S. 52.

Vertragsforschung, Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik

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Finanzierung der Hochschulforschung einen überaus hohen Verwaltungs-, Abrechnungs- und Organisationsaufwand mit sich, der die Effektivität der Lehr- und Forschungskapazitäten in Grenzen hielt.272 Des Weiteren weckte die enge Ausrichtung der Universitäten auf die Bedürfnisse der Industrie unter den Hochschulangehörigen wie schon in vorangegangenen Zeiten große Befürchtungen im Hinblick auf ihren eigenen Handlungsspielraum, drohten im Zuge der „Neuprofilierung“ doch die Hochschulwissenschaftler die Kontrolle über die allgemeinen Richtlinien ihrer Arbeit zu verlieren. Der Leiter des Instituts für Physikalische Chemie, Heinz Dunken, mahnte gegenüber der Universitätsparteileitung, die Betriebe müssten die Aufgaben für eine Kooperation in jedem Fall „aus der Institutsproblematik heraus formulieren“, keinesfalls könne man als Voraussetzung einer Zusammenarbeit „die Institutsthematik gewaltsam verändern“.273 Dementsprechend wehrte sich beispielsweise das Physikalische Institut energisch gegen die Bearbeitung von bestimmten Aufträgen des VEB Zeiss, um auf diese Weise die Hoheit über die Ausgestaltung des Instituts zu bewahren.274 Der überdimensionale Ausbau der Vertragsforschung entsprach zudem keineswegs den vorhandenen Strukturen, sprich der realen Schnittmenge der Arbeit der diversen Universitätsinstitute mit der optischen Industrie. Zwar waren gerade an der Universität Jena seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert im Bereich der Naturwissenschaften bestimmte Verbindungen zu den Stiftungsbetrieben stets evident gewesen, aber Industrie- und Hochschulforschung hatten doch unverkennbar ein institutionelles Eigenleben geführt.275 Daher überstiegen die Planungen zum Ausbau der Vertragsforschung bei Weitem das zwischen den Universitäten und der Industrie vorhandene Kooperationspotenzial. Ohnehin galt die Jenaer Universität in den 1960er-Jahren in den Reihen der Betriebe auf vielen Gebieten nicht als bevorzugter Ansprechpartner. So machte der Zeiss-Forschungsdirektor Paul Görlich einer Abordnung der Friedrich-Schiller-Universität im Jahre 1963 deutlich, dass der VEB Zeiss sich in puncto der Verkürzung der Entwicklungszeit von bestimmten Produkten bereits auf eine Zusammenarbeit mit der TH Ilmenau und der TU

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Vgl. Vorlage Nr. 108/71 für die Dienstbesprechung beim Minister für Hoch- und Fachschulwesen am 01.06.1971, Teil B: Die Wirksamkeit der gegenwärtigen Regelungen über die auftragsgebundene Forschung, in: BA, DR 3/B 689/3, 2. Schicht (unpag.). Vgl. Bericht der SED-Parteileitung der FSU Jena an das Sekretariat der SEDBezirksleitung Gera am 12.11.1964, datiert auf den 28.10.1964, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 141, Bl. 149–160, hier Bl. 158. Vgl. Mitteilung an Prof. Görlich vom 20.12.1967 betreffs Vertragsabschlüsse mit dem Physikalischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie Schreiben des Prorektors für Forschung der FSU Jena (Bolck) an die Abteilung Kooperation des VEB Carl Zeiss Jena vom 08.12.1967, beide in: UACZ, WB 1077 (unpag.). Vgl. Ausführungen in den vorangegangenen Abschnitten.

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Dresden konzentriert und dabei „gute Ergebnisse“ erzielt hatte.276 Umso verärgerter war die Generaldirektion des VEB Zeiss darüber, dass sie im Zuge des überproportionalen Ausbaus der Vertragsforschung den maßgeblichen Unterhalt ganzer Sektionen gewährleisten sollte, deren unmittelbarer „industrieller Beitrag“ sich in den Augen des Betriebsvorstandes sehr gering ausnahm.277 Maßgebliche Erfolge konnte die Auftragsforschung vor allem auf den Gebieten vorweisen, wo bereits vor der Abfassung von entsprechenden Vertragsdokumenten informelle Beziehungen zwischen der Universität und den Betrieben bestanden hatten wie beispielsweise im Bereich der physikalischen Laserforschung.278 Dagegen stieß die Zusammenarbeit in „neuen Gewässern“ wie insbesondere im Rahmen der gesellschaftswissenschaftlichen Sektionen aufgrund nicht bzw. kaum vorhandender Schnittmengen schnell an ihre Grenzen.279 Das Abfassen von Veröffentlichungen, so der Jenaer Universitätsrektor Günther Drefahl im Jahre 1963, sei eine Angelegenheit, die nun einmal den Hochschulwissenschaftlern traditionell „näher liege als die Erarbeitung von technischen Patenten“.280 Dieses historische Erbe war auch unter den Bedingungen des DDR-Systems nur bedingt wandlungsfähig. Bezeichnenderweise stießen die Bemühungen der SED-Parteileitung der Universität Jena um einen Ausbau der Zusammenarbeit mit der optischen Industrie auch innerhalb der Institute auf Widerstand, die bereits eine enge Verbindung zu den Betrieben vorweisen konnten.281 Abgesehen davon, dass die Meinungen zwischen Universitäts- und Industrievertretern hinsichtlich des Profils der mathematisch-naturwissenschaftlichen Institute gelegentlich auseinandergingen, entbehrten die Universitäts-Einrichtungen auch wichtiger Apparate und Anlagen für die Realisierung industrienaher

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Vgl. Aktennotiz betreffs der Exkursion von Wissenschaftlern der Universität im VEB Carl Zeiss Jena am 14.02.1963, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 1241, Bl. 95–98, hier Bl. 95. Vgl. Initiativunterlagen zu Fragen der Zusammenarbeit mit der Friedrich-SchillerUniversität Jena (undatiert), in: UACZ, VA 858 (unpag.) sowie Vorlage zur persönlichen Information von Ernst Gallerach vom 10.12.1970, in: UACZ, VA 826 (unpag.). Vgl. dazu Albrecht: Laserforschung an der FSU (2007). Vgl. Vorlage an das Sekretariat der Bezirksleitung Gera der SED: Analyse und Schlussfolgerungen über die Lage an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und den Ingenieur- und Fachschulen im Bezirk Gera, datiert auf den 27.02.1970, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/9.02/575, Bl. 109–127, hier Bl. 116. Vgl. Einschätzung der wissenschaftlich-ökonomischen Konferenzen an der Bergakademie Freiberg, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Hochschule für Elektrotechnik Ilmenau, datiert auf den 05.06.1963, in: BA, DY 30/IV A 2/9.04/429 (unpag.). Vgl. Abschrift eines Schreibens von Konrad Kühne an das Prorektorat für Forschungswesen vom 22.07.1958, in: UAJ, BC 813 (unpag.).

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Forschungsaufträge.282 Ohnehin bereitete es den Hochschulinstituten besondere Anstregungen, bestimmte Materialien oder Geräte zu erhalten, zumal wenn diese aus Ländern importiert werden mussten, die nicht dem Gebiet des Rates der gegenseitigen Wirtschaftshilfe (RGW) zuzuordnen waren.283 Auf diese Weise kamen die in den 1960er-Jahren vereinbarten Kooperationsverträge zwischen den Betrieben und der Universität oftmals über die Ebene der Planung kaum hinaus.284 Für zusätzliche Schwierigkeiten sorgte die für den Ausbau der Forschungskapazitäten notwendige Beschaffung von Ressourcen. Die in den 1950er-Jahren von der DDR-Staatsführung angeordnete Einrichtung neuer technischer „Spezialhochschulen“, beispielsweise für Verkehrswesen (Dresden), Elektrotechnik (Ilmenau), Chemie (Leuna-Merseburg) etc., und der Aufbau der Akademie der Wissenschaften stieß in den Reihen der bereits vorhandenen Universitäten und Technischen Hochschulen weitgehend auf Ablehnung, wurde doch im Zuge solcher Maßnahmen ein Abzug finanzieller Mittel aus den traditionellen Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen befürchtet.285 Ähnliches galt für die Beziehungen der Universitäten zu den Einrichtungen der Akademie der Wissenschaften. Klagen über die politische „Bevorzugung“ der Akademie-Institute im Hinblick auf materielle Zuweisungen waren unter den Universitätsangehörigen sehr zahlreich zu hören.286 Der Aufstieg der DAW wurde von vielen Hochschulangehörigen mit Besorgnis beobachtet. Zwar konnte die Friedrich-SchillerUniversität im Hinblick auf ihre materielle Ausstattung mitnichten als Institution von untergeordnetem Rang gelten.287 Gerade die Verleihung des Promotionsrechts an die Akademie im Jahre 1963 rief aber großes Unbehagen an den Universitäten hervor, weckte dieses Vorgehen bei den Hochschulwissenschaftlern doch die Befürchtung, dass solche Schritte dazu führen konnten, die traditionellen Hochschulen „entbehrlich“ erscheinen zu lassen und ihren Stellenwert für die staatliche Administration erheblich zu schmälern.288 Im Bereich der Wirtschaft buhlten wiederum mehrere Industriezweige, Betriebe 282 283 284

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Vgl. Schreiben von Alfred Eckardt an das Prorektorat für Forschung (Franz Bolck) vom 30.04.1964, in: UAJ, S ABt. XIX/1 36 (unpag.). Vgl. Matthes: Wissenschaft und Wirtschaft (2007), S. 682. Vgl. Niederschrift zur bisherigen Zusammenarbeit zwischen VEB Carl Zeiss und der Sektion Mathematik auf dem Gebiet der Zuverlässigkeitstheorie, datiert auf den 02.02.1968, in: UAJ, S/1 Abt. VIII 56 (unpag.). Schreiben des Sektionsdirektors der Sektion Ökonomische Kybernetik der FSU Jena (Schmidt) an Generaldirektor Helmut Wunderlich vom 07.07.1971, in: UACZ, VA 809 (unpag.). Vgl. Jessen: Vom Ordinarius zum sozialistischen Professor (1996), S. 89ff. Vgl. Bericht des Präsidenten der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Werner Hartke, über das Verhältnis der Akademie zu den Hochschulen vom 24.04.1961, abgedruckt in: Malycha: Geplante Wissenschaft (2003), S. 647–654, hier S. 647f. In den 1970er-Jahren belegte die Jenaer Hochschule im Verhältnis zwischen Gebäudebestand, Seminarräumen und Ausstattung pro Studierenden unter den DDRUniversitäten sogar den ersten Platz, vgl. Mestrup: Die Friedrich-Schiller-Universität von der Dritten Hochschulreform bis 1988/1989 (2009), S. 721. Vgl. Jessen: Akademie, Universitäten und „Wissenschaft als Beruf“ (2002), S. 103f.

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und Ministerien um die Gunst der SED-Parteizentrale. Insbesondere gegen Ende der 1960er-Jahre kam es zu einem regelrechten „Wettrennen“ um den Zuschlag zur Errichtung eines „Großforschungszentrums“.289 Durch die Rivalität unterschiedlicher staatlicher Verwaltungsbereiche war der Ausbau bzw. Erhalt lokaler Wissenschaftsstrukturen nur schwer zu gewährleisten. So erwies sich die Kooperation zwischen den örtlichen Parteiorganen, der Stadt Jena, den Betrieben und der Universität zuweilen als wenig effektiv und spannungsgeladen.290 Gerade die Projektierung bzw. Ausführung von Bauten stellte aufgrund der Konkurrenz unterschiedlicher Pläne von diversen Partei-, Staats- und Wirtschaftsfunktionären sowie knappen Materialkapazitäten ein besonderes Problem dar.291 Hochfliegende Pläne eines neuen Universitätscampus, der im Jenaer Ortsteil Neu-Lobeda entstehen sollte,292 ließen sich aufgrund der Überschneidung mit den Ausbauplänen des VEB Zeiss nicht verwirklichen. Bereits bei seinem Besuch in der Stadt Jena im April 1968 sprach SED-Chef Walter Ulbricht davon, dass die entsprechenden Bauarbeiten „periodenweise“ vonstatten gehen sollten und ordnete an, dass zuerst eine Fertigstellung der naturwissenschaftlich-technischen Bereiche zu erfolgen habe.293 Im Oktober 1968 ließ Ulbricht dann in der 12. Sitzung des DDR-Staatsrates die anwesenden Parteimitglieder hinsichtlich der Erweiterung der Jenaer Universität wissen, man baue grundsätzlich nur die Sektionen aus, die für den wissenschaftlichen Gerätebau von Bedeutung seien. Zwar habe er Verständnis für die Ansprüche der anderen Sektionen, aber für deren Erweiterung seien schlicht und einfach keine finanziellen Mittel vorhanden.294 Verzweifelte Appelle von Universitätsrektor Franz Bolck im Jahre 1969 an die Mitglieder des SED-Politbüros Kurt Hager295 und Günther Mittag,296 dem Projekt doch noch zum Durchbruch zu verhelfen,

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Vgl. Tandler: Visionen einer sozialistischen Großforschung in der DDR 1968–1971 (1999), S. 363 und 368. Vgl. Mestrup: Im Zusammenwirken für die Sozialistische Gesellschaft (2007), S. 630–634. Vgl. Gibas/Pasternack: Sozialistisch behaust und bekunstet? (1999), S. 21. Vgl. Konzeption für die Erweiterungsbauten der Friedrich-Schiller-Universität (1. Bauabschnitt) in Jena-Lobeda, Vorlage für das Politbüro des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, datiert auf Januar 1969, in: UACZ, VA 1040 (unpag.). Vgl. Protokoll des Besuches von Walter Ulbricht am 25.04.1968 im VEB Carl Zeiss Jena, undatiert, in: UAJ, VA 891, Bl. 18. Vgl. Niederschrift der Schlussbemerkungen von Walter Ulbricht zur Diskussion über die Hochschulreform während der 12. Sitzung des Staatsrates am 04.10.1968, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/9.02/573, Bl. 17– 23, hier Bl. 19. Vgl. Durchschlag des Schreibens von Franz Bolck an Kurt Hager vom 25.08.1969, in: UACZ, VA 930 (unpag.). Vgl. Schreiben von Rektor Bolck an G. Mittag vom 07.11.1969, in: BA, DY 30/IV A 2/9.04 509 (unpag.).

Vertragsforschung, Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik

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verhallten wirkungslos.297 Wirtschaftliche Probleme im Zeiss-Werk zu Anfang der 1970er-Jahre gaben schließlich den endgültigen Ausschlag für das Scheitern der viel zu hoch gesteckten Investitionsvorhaben. Am Ende blieb der Universität als Ersatz für die geplanten Bauten in Jena-Lobeda lediglich der Einzug in das auf dem städtischen Eichplatz ursprünglich für den VEB Zeiss konstruierte Forschungshochhaus.298 Ein weiteres Problem im Zuge der anvisierten Erweiterung der Jenaer Hochschule bildete die oftmals unzureichende Bereitstellung von Wohnraum für Universitätsangehörige,299 eine bis zum Ende der DDR immer wieder konfliktträchtige Angelegenheit.300 Auch bei der konkreten Nutzung von vermeintlichen „Gemeinschaftsobjekten“ ergaben sich zahlreiche Konflikte zwischen Universität und Industrie. Dies galt beispielsweise für die Universitäts-Sportplätze, die aufgrund einer älteren Vereinbarung auch die Betriebe für sich beanspruchten.301 Angesichts der zahlreichen Ressourcenprobleme erschien die Ulbricht’schen Leitmaxime von der „Entwicklung der Grundlagen- und Zweckforschung mit dem Ziel des Erreichens und der Mitbestimmung des Weltniveaus“302 vielen Wissenschaftler mehr als zweifelhaft.303 Dies galt umso mehr, als die politische Führung trotz der Tatsache, dass die zahlreichen Probleme im Bereich der Vertragsforschung den verschiedenen Parteiebenen bekannt waren bzw. zur Kenntnis gebracht wurden,304 bis zum Sturz Ulbrichts von 297

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Vgl. Niederschrift über die Beratung zur Beurteilung der Grundsatzmaterialien zur Erweiterung der Friedrich-Schiller-Universität vom 02.03.1970, in: UACZ, VA 3423 (unpag.). Vgl. Graudenz: Zur Entstehungsgeschichte des Universitätshochhauses (2007), S. 358–361. Vgl. Bericht über die Durchführung des Beschlusses des Politbüros vom 14.01.1969 über „Maßnahmen zur Erhöhung des Bestandes an naturwissenschaftlichen und technischen Hochschulkadern bis 1975/76“ vom 22.04.1970, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/9.02/582 (unpag.). Vgl. Mestrup: Die Friedrich-Schiller-Universität von der Dritten Hochschulreform bis 1988/1989 (2009), S. 727. Vgl. dazu Matthes: Wissenschaft und Wirtschaft (2007), S. 672ff. Vgl. Auszüge aus der Rede Walter Ulbrichts zur 550-Jahr-Feier der Karl-Marx-Universität Leipzig am 12.10.1959, in: ders.: Zur Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung (1965), S. 548f. Vgl. Vorlage an das Sekretariat der Bezirksleitung Gera der SED: Analyse und Schlussfolgerungen über die Lage an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und den Ingenieur- und Fachschulen im Bezirk Gera, datiert auf den 27.02.1970, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/9.02/575, Bl. 109–127, hier Bl. 116f. Vgl. exemplarisch Niederschrift der Aussprache des Sekretariats der Bezirksleitung Gera mit führenden Wissenschaftlern der Universität Jena am 19.05.1964, Thema: „Probleme der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Produktion im Bezirk Gera“, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera IV/A-2/9.02 599, Bl. 116-126. Vorlage Nr. 108/71 für die Dienstbesprechung beim Minister für Hochund Fachschulwesen am 01.06.1971, Teil B: Die Wirksamkeit der gegenwärtigen Regelungen über die auftragsgebundene Forschung, in: BA, DR 3/B 689/3, 2. Schicht (unpag.).

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dem Mantra der „wissenschaftlich-technischen Revolution“ nicht abzurücken begann. Nach der Machtübernahme Honeckers und der damit verbundenen Kurskorrektur verschwand dann allerdings insbesondere der Begriff der „Großforschung“ völlig aus dem allgemeinen Sprachgebrauch.305 Die SED befand sich gewissermaßen in einer Art wissenschaftspolitischer „Zwickmühle“. Wissenschaftspolitische Erfahrungen waren nach 1945 innerhalb der Parteispitze kaum vorhanden und mussten erst im Laufe der Jahre erworben werden.306 Um an ökonomisch verwertbare Forschungsergebnisse zu gelangen, waren die Parteikader auf die Expertise der Hochschulwissenschaftler angewiesen.307 Dies gab den Hochschulwissenschaftlern, den Generaldirektoren und Forschungsleitern der VEB zahlreiche Möglichkeiten, politische Vorgaben insbesondere in Form von einer passiven Haltung geschuldeten „Unterlassungshandlungen“ abzufedern.308 Insbesondere Personen in wichtigen Ämtern wie beispielsweise der Zeiss-Forschungsdirektor Paul Görlich, der als Vorsitzender der Gruppe „Automatisierungsmittel und Gerätebau“ im Forschungsrat fungierte, weigerten sich entschieden, ihre Arbeit durch staatliche Verwaltungsbehörden dirigieren zu lassen.309 Andererseits wachte die SED-Parteispitze penibel über ihre eigene Hoheit in sämtlichen gesellschaftlich relevanten Teilbereichen und zeigte sich dementsprechend oftmals unwillens, entsprechende Eingaben bspw. der Universitäten zu berücksichtigen.310 Die staatliche Antwort auf bestimmte Missstände im Bereich der Zusammenarbeit zwischen den Universitäten und Betrieben lag daher statt in einem offenen Austausch über wissenschaftspolitische Fragen oftmals in der Gründung neuer Organisationen im Schnittbereich von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft, die eine bessere Koordinierung der Kooperation ermöglichen sollten, sei es auf übergeordneter Ebene wie bspw. anhand der „Zentralen Arbeitskreise“ (ZAK) des 1957 gegründeten Forschungsrates, oder auf lokal-regionaler Ebene wie durch die Einrichtung eines „Kuratoriums des wissenschaftlich-technischen Zentrums Jena“ beim Rat des

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309 310

Vgl. Tandler: Visionen einer sozialistischen Großforschung in der DDR 1968-1971 (1999), S. 375. Vgl. Laitko: Wissenschaftspolitik (1997), S. 405 sowie Förtsch: Science, Higher Education and Technology Policy (1999), S. 28. Vgl. Jessen: Die Universitäten in der SBZ/DDR (2003), S. 261. Vgl. Information der Abteilung Wirtschaftspolitik an den 1. Sekretär der Bezirksleitung vom 08.03.1971, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/6/480, Bl. 6–18, hier insb. Bl. 6–9. Ausarbeitung „Zur Verwirklichung der sozialistischen Wissenschaftsorganisation im VEB Carl Zeiss Jena“ vom 09.03.1971, in: ebd., Bl. 22–30, hier insb. Bl. 23ff. Vgl. Tandler: Geplante Zukunft (2000), S. 199f. Vgl. Protokoll der Sitzung des akademischen Senats der FSU Jena am 18.05.1956, in: BA, DR 3/1531, Bl. 30–46, hier Bl. 34.

Vertragsforschung, Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik

331

Bezirkes bzw. beim Rat der Stadt Jena311 sowie diverser „Sozialistischer Arbeitsgemeinschaften“ (SAG).312 Eine Verbesserung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft ließ sich auf diese Weise nur unzureichend bewerkstelligen, da solche Maßnahmen weitgehend an den realen Problemen im Bereich der Vertragsforschung vorbeigingen.313 Zudem erwies sich die im Zuge der Planung und Leitung von Wirtschaft und Gesellschaft notwendige Verarbeitung von gewaltigen Informationsmengen innerhalb des Parteiapparates als oftmals aussichtsloses Unterfangen.314 Forschung, Konstruktion und die Produktion von industriellen Erzeugnissen kamen in harmonischer Weise oftmals nur in den Köpfen der Parteizentrale zusammen. In theoretischer Hinsicht war in den Reihen der politischen Führung die Ansicht einer „lineraren Übertragbarkeit“ von Forschungsergebnissen in die „Praxis“ weit verbreitet.315 Bezüglich konkreter Konzepte, wie ein entsprechender „wissenschaftlicher Vorlauf“ für die industrielle Produktion zu bewerkstelligen war, herrschte auf der Ebene der SED-Bezirksleitung Gera außer der Wiederholung bekannter ideologischer Phrasen weitgehend Ratlosigkeit.316 Diese „praktische Unkenntnis“ im Hinblick auf detallierte Problemlösungsansätze trug im Zusammenhang mit dem allgemeinen betrieblichen Interesse an Produktinnovationen dazu bei, den Ertrag der vertraglichen Zusammenarbeit deutlich zu verringern.317 Die teilweise vertrackte Situation von Universitäts-, Industrie- und Angehörigen der SED auf untergeordneter Parteiebene im Zwiespalt von „sozialistischer Pflichterfüllung“ und vermeintlicher „Kritik im Detail“ führte außerdem seitens aller Beteiligter zu Verhaltensmustern, die eine wirksame Verbesserung der Zusammenarbeit von Hochschule und den VEB zusätzlich unterliefen. Einerseits unterbreiteten die Universitäten und die Technischen Hochschulen ihre Verbesserungsvorschläge stets in Form von konstruktiver Kritik318 bzw. betonten nach außen

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Vgl. Entwurf einer Konzeption für das Kuratorium des wissenschaftlich-technischen Zentrums Jena beim Rat der Stadt Jena, Vorlage am 25.10.1962, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 141, Bl. 103–107. Vorschlag der UPL zur Bildung eines Kuratoriums des wissenschaftlich-technischen Zentrums Jena beim Rat des Bezirkes Gera (undatiert), in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 519, Bl. 11ff. Vgl. Programm zur Neugestaltung des Zusammenwirkens zwischen dem VEB Carl Zeiss und der FSU Jena (1967), in: UAJ, BC 588 (unpag.). Vgl. Tandler: Geplante Zukunft (2000), S. 99. Vgl. Güttler: Die Grenzen der Kontrolle (1996), S. 264. Vgl. Stutz: Großforschung im Staatssozialismus (2010), S. 334. Vgl. Zu Problemen der Vorbereitung und Bildung des Großforschungsverbandes „Wissenschaftlicher Gerätebau“, undatiert, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/9.02/583, Bl. 53–58, hier Bl. 56. Vgl. Information der Abteilung Wirtschaftspolitik an den 1. Sekretär der Bezirksleitung vom 08.03.1971, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera, IV B-2/6/480, Bl. 6–18, hier Bl. 7f. Vgl. Fraunholz/Schramm: Hochschulen als Innovationsmotoren? (2005), S. 41.

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

hin die vermeintliche „Fruchtbarkeit“ der universitär-industriellen Kooperation.319 Andererseits äußerten zahlreiche Hochschulangehörige, Vertreter der Industrie und zum Teil auch Repräsentanten der Parteiorgane hinter den Kulissen aber deutliche Kritik an den wissenschaftspolitischen Maßnahmen bzw. verwiesen auf diesbezügliche Probleme.320 Die persönliche Verantwortung für die zahlreichen Schwierigkeiten wollte aber gegenüber der SEDParteispitze keiner der Beteiligten übernehmen. Entsprechend beliebt war daher das Spiel, den „Schwarzen Peter“ von Institution zu Institution bzw. von Parteiebene zu Parteiebene zu reichen.321 Zwar konnte die Führung der SED die Schwierigkeiten innerhalb der Zusammenarbeit zwischen den Betrieben und den Hochschulen auf Dauer nicht ignorieren, aber die Struktur des Herrschaftssystems des „Arbeiter- und Bauernstaates“ erlaubte aufgrund der Deutungshoheit des SED-Politbüros letztlich keinen umfangreichen Transfer von wissenschaftspolitischen Verbesserungsvorschlägen außerhalb der Parteizentrale. Da ein offener Dialog über gesellschaftliche Missverhältnisse in der DDR nicht möglich war, registrierten die staatlichen Organe zwar die Probleme im Bereich der Vertragsforschung,322 hielten aber letztlich bis zum Sturz Ulbrichts am wissenschaftspolitischen Kurs fest.323 Durch die Fiktion einer „prinzipiellen Interessenharmonie zwischen Partei, Staat und Gesellschaft“ sowie der „Utopie der Planbarkeit und rationalen

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Vgl. Einschätzung (Entwurf) der politisch-ideologischen Situation unter den Wissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität in Auswertung des 17. Plenums des ZK und in Vorbereitung des VI. Parteitages mit Vorschlägen für die weitere Arbeit der Partei, datiert auf den 24.11.1962, in: ThStAR, BPA SED Gera, Grundorganisation der SED Friedrich-Schiller-Universität Jena IV/7/143/521, Bl. 282–308, hier Bl. 297f. Vgl. Niederschrift der Aussprache des Sekretariats der Bezirksleitung mit führenden Wissenschaftlern der Universität am 19.05.1964, Thema: „Probleme der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Produktion im Bezirk Gera“, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera IV/A-2/9.02/599, Bl. 116–126. Vgl. Schreiben des Sekretärs der UPL (Handel) an die SED-Parteileitung des VEB Carl Zeiss Jena vom 20.02.1963 sowie Schreiben des Sekretärs der UPL (Handel) an Walter Ulbricht vom 01.03.1963, beide in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 932, Bl. 41–44 sowie Bl. 45f. Vorlage für das Sekretariat der Industriekreisleitung, Thema: Berichterstattung über „Stand, Erfahrungen und Ergebnisse der Arbeit der Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft - Zusammenarbeit zwischen dem VEB Carl Zeiss Jena und der Friedrich-Schiller-Universität Jena“, datiert auf den 04.10.1967, in: UACZ, VA 1434 (unpag.). Vgl. exemplarisch Analyse über den Entwicklungsstand und die Probleme der naturwissenschaftlichen und technischen Forschung an den Universitäten und Hochschulen im Bereich des Staatssekretariats für das Hoch- und Fachschulwesen, datiert auf den 26.11.1964, in: BA, DR 3/199, 1. Schicht (unpag.). Vgl. Beschluß des Staatsrats der DDR: Weiterführung der 3. Hochschulreform und die Entwicklung des Hochschulwesens bis 1975 (vom 03.04.1969), in: Staatsrat der Deutschen Demokratischen Republik: Der Staatsrat der Deutschen Demokratischen Republik 1960–1970 (1970), S. 521–547, hier insb. S. 525f.

Umgang mit der historischen Vergangenheit in der SBZ/DDR

333

Steuerung einer hochkomplexen Industriegesellschaft“ durch ein gewissermaßen „allwissendes Zentrum“ beraubte sich die Staatsführung der DDR auf diese Weise damit selbst wichtiger Handlungsmöglichkeiten und einer notwendigen Flexibilität im Hinblick auf bestimmte Spannungen und Interessenkonflikte.324

4. „Negativfolie“ und „Vorbild“: Facetten und Entwicklungen des Umgangs mit der historischen Vergangenheit in der SBZ/DDR Welche Auswirkungen hatten die beschriebenen Entwicklungen im Hinblick auf das Verständnis und die Verortung der historischen Vergangenheit der Zusammenarbeit zwischen der Universität Jena und der optischen Industrie? Inwiefern veränderten sich bestimmte akademische Praktiken, Deutungsmuster und Wertekategorien? Lassen sich vor dem Hintergrund der spannungsreichen Zusammenarbeit zwischen den VEB und den Universitäten auch im Bereich des Umganges mit vermeintlichen „Traditionen“ bestimmte Konflikte herausfiltern? Was verrät der „Zugriff auf die historische Vergangenheit“ über das Selbstverständnis der Universität? Inwiefern erfolgte nach der deutschen Wiedervereinigung von 1990 ein Rückgriff auf entsprechende Deutungsmuster? Die umfangreiche Transformation der Hochschulen und der Betriebe im Zeitraum von 1945–1971 konnte für den Umgang mit diversen „Traditionen“ der universitär-industriellen Beziehungen nicht ohne Folgen bleiben. Angesichts der politischen Rahmenbedingungen kam es zu einem allmählichen Wandel innerhalb diverser Deutungsmuster und Wertgebungshorizonte, die wiederum an Veränderungen im Bereich des öffentlichen Meinungsaustausches rückgekoppelt waren. Bis zum Anfang der 1950er-Jahre verlief der Zugriff auf die historische Vergangenheit der Verbindungen von Universität und Industrie noch maßgeblich im Fahrwasser bildungsbürgerlicher Affinitäten. In den Kreisen von Universität, Industrie sowie der Landesverwaltung galt Ernst Abbe nach der Abkehr von rassenpolitischen Zuweisungen des NS-Regimes („Vordenker der NS-Betriebsgemeinschaft“ etc.) weiterhin als würdige „Symbolfigur“ auf dem Gebiet der Sozialpolitik und als lobenswerter Förderer der hiesigen Universität sowie des Standortes Jena.325 Damit im Zusammenhang stand die Wiederbelebung älterer Deutungskategorien, die Abbes Wirken in einen positiv konnotierten „geistesgeschichtlichen Kanon“ einzubetten versuchten und dem Wissenschaftler und Industriellen 324 325

Vgl. Güttler: Die Grenzen der Kontrolle (1996), S. 217f. Vgl. Gibas: Das Abbe-Bild (2007), S. 1056. Vgl. außerdem Grußschreiben der CarlZeiss-Stiftung an die Universität Jena vom 15.10.1945, in: UAJ, BB 24 (unpag.) sowie Günther: Ernst Abbe (1946).

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

besondere „idealistische“ Züge zuschrieben, die im Rahmen traditioneller bildungsbürgerlicher Wertvorstellungen eine „überzeitliche“ Dimension und Funktion besaßen und gewissermaßen als „geistig-liberaler Orientierungspunkt“ gelten konnten.326 Mit dem Anknüpfen an ältere Deutungsmuster eröffneten sich gleichzeitig Möglichkeiten zur Propagierung von bestimmten „Kontinuitätslinien“. Diese wurden je nach Zielstellung des Interpreten und dem Hintergrund der Hinwendung zur Öffentlichkeit unterschiedlich konfiguriert. Der Jenaer Universitätsrektor Friedrich Zucker versuchte beispielsweise innerhalb einer Veranstaltung mit dem Titel Gewerkschaft und Universität eine unmittelbare Verbindung zwischen „Arbeitern“ und „Hochschulwissenschaftlern“ anhand der Ebene der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit zu konstruieren327 und auf diese Weise wie seine Kollegen in Ost-Berlin und Leipzig bestimmte universitäre Traditionen und die politischen Rahmenbedingungen kunstvoll miteinander zu verzahnen.328 Dagegen nutzte der 1945 aus seinem Amt als Referent im Thüringer Volksbildungsministerium entlassene Weimarer Beamte Friedrich Stier innerhalb seines 1946 erstellten Manuskripts über die Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung im Zeitraum von 1929–1945 die Möglichkeit zu einem Appell an „demokratische Grundsätze bei der Erneuerung des Kulturlebens“, wobei er vor allem eine Zurückhaltung des Staates bei der Gestaltung der Hochschulen anmahnte, gleichzeitig aber die Geschichte der Stiftung unter dem Nationalsozialismus sowie seine eigene diesbezügliche Tätigkeit im genannten Ministerium geflissentlich überging.329 Freilich war ein Rückgriff auf bestimmte universitäre Traditionen bereits unmittelbar nach 1945 nur bedingt möglich. Die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Zeiss-Werkes im Jahre 1946 wurden von den sowjetischen Besatzungsbehörden penibel überwacht.330 Angesichts der politischen Rahmenbedingungen sprach sich die Zeiss-Direktion bezüglich eines Vorschlages der städtischen Verwaltung zur Herausgabe von „Sonderbriefmarken“ mit dem Konterfei von Abbe, Zeiß, Schott, dem Zeiss-Werk sowie der auf dem Jenaer Marktplatz befindlichen Statue des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich I. als dem Gründer der Alma Mater Jenensis dagegen aus, das Bildnis eines deutschen Fürsten auf eben

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Vgl. Nowottnick: Ernst Abbe (1946). Vgl. Bericht der Zeitung Tribüne über die Veranstaltung Gewerkschaft und Universität im Capitol am 15.10.1945, abgedruckt in: John/Wahl/Arnold: Wiedereröffnung (1998), Dok.-Nr. 77, S. 280f. Vgl. vom Bruch: Zwischen Traditionsbezug und Erneuerung (2002), S. 9. Vgl. Stier: Die Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung von 1929–1945 (1946), überliefert in: UACZ, BACZ 7576. Vgl. Schreiben von Hans Harting an Friedrich Zucker vom 04.06.1946, in: UAJ, BB 44 (unpag.).

Umgang mit der historischen Vergangenheit in der SBZ/DDR

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jenen Briefmarken zu platzieren. Das 1908 errichtete Universitätshauptgebäude bot in diesem Zusammenhang aufgrund seines vermeintlich „unpolitschen Charakters“ eine geeignete „Ausweichlösung“.331 Als die Carl-ZeissStiftung und die Universität gegen Ende der 1940er-Jahre verstärkt ins Visier der SED-Parteispitze gerieten, musste die Verortung Abbes in Kontinuitätslinien zwangsweise als politisch inopportun erscheinen, da sie die parteiliche Propagierung der DDR als „wahre Heimstätte“ der „Arbeiterschaft“ und der „Intelligenz“ zu unterlaufen drohte. Dementsprechend setzten die Parteiorgane alle Hebel in Bewegung, um die Deutungshoheit über die universitär-industriellen Traditionen innerhalb des öffentlichen Raumes zu erringen. Davon waren insbesondere die historiografischen Vorarbeiten für das 400-jährige Jubiläum der Jenaer Universität (1958) betroffen. Hatte die thüringische Landesregierung nach 1945 institutionelle Bestrebungen zur Aufarbeitung der Jenaer Universitätsgeschichte zunächst noch maßgeblichen Vertretern einer „bürgerlichen“ Geschichtswissenschaft überlassen, so setzten Forderungen bzw. Beschlüsse der SED zur stärkeren politischen Anbindung der Geschichtswissenschaft (7. Tagung des ZK der SED im Oktober 1951 sowie Beschluss des SED-Politbüros vom Juli 1955) neue Rahmenbedigungen für die Selbstverortung der Jenaer Hochschule.332 Bereits 1951 wurde am Historischen Seminar der Jenaer Universität eine „Abteilung für neueste Geschichte“ gebildet, um den Vertretern des „Marxismus“ die Möglichkeit zur Mitgestaltung der Arbeit der genannten Einrichtung zu ermöglichen. Nach dem Tode des Historikers Karl Griewank im November 1953 wurde die Anbindung des Seminars an politische Richtlinien immer offenkundiger, übernahm seinen Lehrstuhl für die Geschichte der Neuzeit doch der ehemalige Referent für die Universität Jena im Berliner Staatssekretariat für das Hoch- und Fachschulwesen, Max Steinmetz (1912–1990), der sich nach seiner Berufung als bereitwilliger Kooperationspartner der SEDUniversitätsparteileitung erwies.333 Die mit den strukturellen Wandlungen verbundenen Reibungen zwischen „bürgerlichen“ und „marxistischen“ Historikern führten in der Folge zu schweren „Grabenkämpfen“ innerhalb des Historischen Seminars. 1952/53 publizierte die Jenaer Historikerin Irmgard Höß einen Artikel in der Gesellschafts- und Sprachwissenschaftlichen Reihe der Wissenschaftlichen Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, in dem sie u. a. auch die Beziehungen der Carl-Zeiss-Stiftung zur hiesigen Hochschule in einem ausgewogenen, zurückhaltenden Duktus behandelte, der Industrie maßgebliche Verdienste beim Erhalt der Salana zuschrieb

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Vgl. Aktennotiz betreffs der Sonder-Briefmarken zum Zeiss-Jubiläum vom 16.09.1946, in: UACZ, BACZ 15392 (unpag.). Vgl. Bauer: Jubelschrift und Selbstvergewisserung (2002), S. 240f. sowie Sabrow: Die Geschichtswissenschaft der DDR (1998), S. 55f. Vgl. Werner: Stationen Jenaer Geschichtswissenschaft (1997), S. 16f.

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und Ernst Abbes sozialreformerisches Wirken positiv bewertete.334 Höß’ Darstellungen, die sich im Rahmen der althergebrachten bildungsbürgerlichen Leitlinien bewegten, provozierten den Widerspruch der Gruppe der „marxistischen“ Historiker, die sich um eine stärkere Umsetzung parteilicher Vorgaben im Bereich der Geschichtswissenschaft bemühten. Der Historiker Wolfgang Schumann stellte Abbes Wirken als Industrieller und Förderer der Universität Jena in einen unmittelbaren Zusammenhang mit der SED-Parteidoktrin, die es verwarf, sämtliche soziale Reformversuche vor 1945 als „würdiges Erbe“ des neuen Staates anzuerkennen, galt doch die DDR in den Augen der SED-Parteispitze als einziger relevanter Inbegriff eines erfolgreich verlaufenden Versuchs der Errichtung einer den „Interessen des Volkes“ dienenden Gesellschaftsordnung.335 Vor diesem geschilderten Hintergrund avancierte Ernst Abbe in den Augen Schumanns zur Symbolfigur des „kapitalistischen Systems“ und „Anwalt der Profitinteressen der Bourgeosie“. Nach dieser Lesart bildete das im Jahre 1896 verabschiedete Statut der Carl-Zeiss-Stiftung den raffinierten Versuch einer „Zerschlagung der Arbeiterinteressen“ und damit den Inbegriff einer „reaktionären und opportunistischen Zeiss-Ideologie“. Die Leistungen der ZeissStiftung für die Universität, so schrieb Schumann, waren demzufolge einzig und allein als „interessengeleitete Zuwendungen im Dienste des Kapitals“ zu betrachten.336 Demgegenüber wurde die Hochschulpolitik der SED im Vorfeld des 400-jährigen Jubiläums der Jenaer Universität im Jahre 1958 zum Ausweis einer besonderen staatlichen Fürsorge für die Wissenschaftsund Bildungseinrichtungen erhoben, habe sie doch der Universität „endlich jede unwürdige Bettelei erspart und ihr den Weg gewiesen zur Schaffung der sozialistischen Universität, die das Gnadenbrot der Kapitalisten verachtet und für das Volk, den Frieden und den gesellschaftlichen Fortschritt wirkt.“337 Solche Ansichten blieben innerhalb der Universität nicht ohne Widerspruch. In seinem Redemanuskript zur Gedenkfeier des 50. Todestags von Ernst Abbe (1955) vermerkte der parteilose Universitätsrektor Josef Hämel seinen Unmut über die „Verzerrung“ und „Verunstaltung“ hinsichtlich des Wirkens des Gründers der Carl-Zeiss-Stiftung. Statt Abbe von den herrschenden politischen Verhältnissen her zu interpretieren, so meinte Hämel, müsse man den Jenaer Wissenschaftler und Industriellen im „Rahmen seiner Zeit“ betrachten und dementsprechend würdigen, schließlich, so der 334 335 336 337

Vgl. Höß: Die Universität Jena und ihr nationales Erbe (1952/53), überliefert in: UACZ, BACZ 17682. Vgl. Zentralkomitee der SED: Mit klarer Sicht (1958), S. 3. Vgl. Schumann: Zu zwei Fragen der Geschichte der Universität (1952/53), überliefert in: UACZ, BACZ 23290. Vgl. „Die Universität Jena, Ernst Abbe und die Carl-Zeiss-Stiftung. Die Wissenschaft trat in den Dienst des Kapitalismus – Von einem Kollektiv des Historischen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität“, in: „Die Volkswacht“ Nr. 141, Jg. 7 vom 21./22.06.1958, überliefert in: UACZ, BACZ 15807 (unpag.).

Umgang mit der historischen Vergangenheit in der SBZ/DDR

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Rektor, verehre ja auch das russsische Volk bestimmte Protagonisten vergangener Zeiten unter genau diesem Blickwinkel.338 Einer anderen Strategie folgte der Zeiss-Direktor Hugo Schrade, der vor dem Hintergrund des gleichen Anlasses versuchte, Abbe als „verhinderten marxistischen Sozialisten“ erscheinen zu lassen.339 Trotz der Tatsache, dass propagandistische Bestrebungen seitens der örtlichen und zentralen SED-Parteiorgane innerhalb der Milieus von Universität und Industrie oftmals nur wenig Fuß fassen konnten (1959 beschwerte sich die Kreisleitung der SED Jena-Stadt über „antisowjetische“ und „objektivistische Tendenzen“ innerhalb einer Festbroschüre zum 75–jährigen Bestehen des VEB Schott340 ), gelang es den politischen Führungsträgern durch die mit repressiven Maßnahmen verbundene Einschränkung der Räume des freien Meinungsaustausches nahezu sämtliche andere Interpreten aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen. Insbesondere im Rahmen einer „ideologischen Kulturoffensive“ gegen Ende der 1950er-Jahre bewegte sich die politisch vorgebene „Toleranzschwelle“ auf sehr niedrigem Niveau.341 So fand beispielsweise die im Jahre 1959 von einem Jenaer Studenten zur Abschlussprüfung für das Lehramt eingereichte Hausarbeit mit dem Titel „Die Beziehungen der Carl-Zeiss-Stiftung zur Universität Jena“, die zwar die weit verbreitete Ansicht einer den „kapitalistischen Interessen“ der Unternehmen dienenden Stiftungstätigkeit teilte, insgesamt aber auf einen relativ umfangreichen Quellenbestand verweisen konnte,342 nicht die Zustimmung seiner Betreuer, die die entsprechenden Ausführungen mit einem niederschmetternden Gutachten kommentierten.343 Auch bei der Inszenierung der Feierlichkeiten zum 400-jährigen Jubiläum der Jenaer Universität im Jahre 1958 überließ das ZK der SED nichts dem Zufall.344 Die

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Vgl. Originalmanuskript der Gedenkrede von Josef Hämel am Grabe von Ernst Abbe anlässlich der Gedenkfeier am 50. Todestag Abbes am 14.01.1955, in: UACZ, BACZ 12859 (unpag.). Vgl. Gibas: Das Abbe-Bild in der DDR (2007), S. 537. Vgl. Protokoll zur Bürositzung der Kreisleitung der SED Jena-Stadt vom 21.08.1959, datiert auf den 22.08.1959, in: ThStAR, Kreisleitung der SED Jena-Stadt 110, Bl. 60–67, hier Bl. 61. Vgl. dazu Lokatis: Die ideologische Offensive der SED (1997) sowie Lenski: Propaganda als Waffe der „Sozialistischen Universität“? (2007). Vgl. entprechende Hausarbeit zur Abschlußprüfung für das Lehramt mit dem Thema „Die Beziehungen der Carl-Zeiss-Stiftung zur Universität Jena“, datiert auf den 06.05.1959, überliefert in: UACZ, BACZ 19157. Vgl. Kopie des Gutachtens von R. Sassning und Wolfgang Schumann vom 20.07.1959, versehen mit der Zustimmung von Max Steinmetz, in: Privatsammlung John (unpag.). Vgl. Protokoll Nr. 39/58 der Sitzung des SED-Politbüros am 22.07.1958, in: Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv: Die Protokolle des Zentralsekretariats der SED und des Politbüros des ZK der SED von 1946 bis 1989, Teil 3/2 (1953–1960), Mikrofiche-Edition, Fichenummer 0420-0422, Bl. 172f.

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

Forschungsarbeiten von Irmgard Höß wurden in der von verschiedene Mitarbeitern des Historischen Instituts der Jenaer Hochschule erarbeiteten offiziellen Darstellung zur Geschichte der Universität Jena von 1548/58–1958 nicht berücksichtigt.345 Stattdessen orientierte sich die von Max Steinmetz herausgegebene Abhandlung bezüglich der Einordnung der Carl-Zeiss-Stiftung und ihrer Beihilfen für die Universität überwiegend am Credo Wolfgang Schumanns.346 Dieser wiederum erhielt vier Jahre später die Gelegenheit, als Leiter eines „Autorenkollektivs“ zur Geschichte des Zeiss-Werkes den „Klassencharakter der Zeiss-Stiftung“ öffentlich herauszustellen und im gleichen Atemzug die Hochschulpolitik der Staatsführung sowie die Transformation von Universität und Betrieb lobend zu erwähnen.347 Angesichts des allgemeinen repressiven Klimas und der damit verbundenen Arbeitsbedingungen sowie der diesbezüglichen Attraktivität bundesrepublikanischer Verhältnisse sahen sich in den 1950er-Jahren mehrere Universitätsangehörige (darunter auch Irmgard Höß) und Mitarbeiter der Betriebe genötigt, die DDR gen Westen zu verlassen.348 Besonders spektakulär war die Flucht des Mediziners Josef Hämel, der als Rektor der Hochschule kurz vor den offiziellen Feierlichkeiten zum 400-jährigen Jubiläum der Salana seine Zelte in Jena abbrach und sich nach seiner Ankunft in der Bundesrepublik als gesprächsbereiter Informant der bundesdeutschen Presse zur Verfügung stellte.349 Ebenfalls in das Fadenkreuz der SED geriet der Historiker Herbert Kühnert, der seine im Rahmen der Historischen Kommission für Thüringen u. a. in Form von Quelleneditionen nach 1945 wiederaufgenommenen Arbeiten zur Jenaer Industriegeschichte350 unterbrechen musste. So gelangte aufgrund eines politisch missliebig beäugten Vorwortes ein im Jahre 1958 von Kühnert fertiggestellter Quellenband zur Geschichte des Schott-Werkes, der den dritten Teil einer von Kühnert in den 1950er-Jahren begonnenen Editionsreihe bildete, nicht zur Drucklegung.351 Auch für stadtgeschichtliche Forschungsarbeiten, die noch von 345 346 347

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Vgl. Bauer: Jubelschrift und Selbstvergewisserung (2002), S. 249. Vgl. Drechsler: Die Universität Jena beim Übergang zum Imperialismus (1958), S. 502f. Vgl. Schumann: Die Carl-Zeiss-Stiftung (1962), S. 154 sowie Esche: Die Geburt des Volkseigenen Betriebes (1962), S. 650 und Tennigkeit: Der Anteil des VEB Carl Zeiss Jena (1962), S. 742–748. Vgl. Werner: Stationen Jenaer Geschichtswissenschaft (1997), S. 18 sowie Stutz: Die „Jenaer Milieus“ auf dem Weg in den Staatssozialismus (2000), S. 15–19. Vgl. Kaiser: Die konfliktreiche Transformation einer Traditionsuniversität (2009), S. 629ff. Vgl. Kühnert: Der Briefwechsel zwischen Otto Schott und Ernst Abbe über das optische Glas (1946). ders.: Briefe und Dokumente zur Geschichte des VEB Optik Jenaer Glaswerk Schott & Genossen, Teil 1 (1953). ders.: Briefe und Dokumente zur Geschichte des VEB Jenaer Glaswerk Schott & Genossen, Teil 2 (1957). Vgl. Eichhorn: Kühnert (2003), S. 25. Vgl. ausserdem Kühnert: Forschungen (2012).

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bildungsbürgerlichen Trägern betrieben wurden, waren keine günstigen Bedingungen hinsichtlich des allgemeinen publizistischen Rahmens vorhanden, ebenso schwierig gestaltete sich die Tätigkeit diverser Verlage. So erschien das ursprünglich als Begleitwerk zu den Arbeiten zum 400-jährigen Jubiläum der Universität konzipierte Manuskript des Jenaer „Lokalhistorikers“ Herbert Koch zur Geschichte der Stadt Jena nach dessen Weggang in die Bundesrepublik im Stuttgarter „Ableger“ des ursprünglich in Jena beheimateten (seit 1950 selbstständigen) Gustav-Fischer-Verlags.352 Nicht selten boten historiografische Abhandlungen aus dem liberalen Umfeld der Stiftungsbetriebe wie beispielsweise das im Jahre 1952 im Piscator-Verlag in Stuttgart veröffentlichte Buch Geschichte des Jenaer Zeiss-Werkes 1846– 1946 des Zeiss-Geschäftsführers Friedrich Schomerus353 den parteitreuen Publizisten Angriffsflächen, um die jeweiligen Autoren als politische „Reaktionäre“ zu brandmarken. Schomerus’ Abhandlung, die er ursprünglich im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der Zeiss-Werke der Öffentlichkeit hatte übergeben wollen, besaß angesichts der Auseinandersetzungen um die Verstaatlichung der Stiftungsbetriebe auch den Charakter einer „Verteidigungsschrift“. So glaubte Schomerus insbesondere, allzu enge Verbindungen der Geschäftsführungen der Betriebe zum NS-Regime übergehen zu müssen, um auf diese Weise der SED-Spitze keinerlei „Munition“ für ihre Verstaatlichungskampagnen zu liefern.354 Dieser Sachverhalt goss gewissermaßen Öl ins Feuer der Thesen der freilich oftmals selbst wissenschaftliche Standards ignorierenden historiografischen DDR-Arbeiten, die nicht selten anhand politischer Vorgaben unter dem Stichwort eines „Wiedererstehens des deutschen Imperialismus“ bestimmte „Kontinuitätslinien“ von der NS-Diktatur zur Bundesrepublik Deutschland apostrophierten.355 Im Falle der Unternehmen Zeiss und Schott erhielten solche Auseinandersetzungen anhand der maßgeblich durch die Initative der ehemaligen, bereits unter dem Nationalsozialismus tätigen Firmenvorstände begründeten „Schwesterbetriebe“ der Jenaer Stammwerke in Oberkochen (Zeiss) und Schott (Mainz) und die damit verbundene Wiederbegründung der Carl-Zeiss-Stiftung (in Heidenheim an der Brenz) noch eine zusätzliche Brisanz.356 Im Zuge der „Erbeund Traditionsdebatte“ innerhalb der DDR-Geschichtswissenschaft in den 1970er-/1980er-Jahren verloren die ideologischen Phrasen der 1950er-Jahre allerdings an Schärfe. Unter dem Fokus einer stärkeren Legitimation des DDR-Staates unter Berufung auf die deutsche Geschichte galten Personen 352 353 354 355

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Vgl. John: Nachwort, in: Koch: Geschichte der Stadt Jena (1996), S. 396f. Vgl. Schomerus: Geschichte des Jenaer Zeiss-Werkes (1952). Vgl. Springer: Schomerus (2003), S. 357–360. Vgl. Sabrow: Die Geschichtswissenschaft der DDR und ihr „objektiver Gegner“ (1998), S. 55 sowie exemplarisch Reishaus-Etzold: Die Herausbildung von monopolkapitalistischen Lenkungsorganen (1972), S. 35. Vgl. Hermann: Carl Zeiss (1992), S. 168–189.

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„lokalhistorischen“ und „nationalen“ Zuschnitts wie der Kirchenreformator Martin Luther, aber eben auch Ernst Abbe als „Ausweis progressiver Traditionen“.357 Zwar war auch in dem anlässlich des 425–jährigen Jubiläums der Jenaer Universität im Jahre 1983 erschienenen Band zur Geschichte der Salana von „Profitinteressen“ des Zeiss-Werkes und der „Unterordnung der Universität unter die Interessen des Monopolkapitals“ die Rede, aber der Grundtenor der entsprechenden Abschnitte war deutlich milder gehalten als die Formulierungen in den die Geschichte der Stiftung betreffenden Publikationen, deren Entstehungszeit mehr als zwei Jahrzehnte zurücklag.358 Einige Jahre später galt die auf die Leistungen der Zeiss-Stiftung gemünzte These der „Unterstützung und Förderung der kapitalistischen Ausbeuterinteressen des eigenen Betriebes“ dann bereits nicht mehr als allgemein verbindliche Argumentationslinie. Der Physikhistoriker Joachim Wittig vertrat in seiner 1989 erschienenen Abbe-Biografie die Ansicht, eine solche Behauptung sei „unverständlich“ und treffe „keineswegs die Intentionen des Gründers der Carl-Zeiss-Stiftung“.359 Mit den geschilderten Entwicklungen innerhalb der Konstellationen von Deutungsmustern und dementsprechenden Positionsträgern verband sich ein Wandel im Bereich der akademischen Ehrenauszeichnungen. Im Vorfeld der Feierlichkeiten des 100-jährigen Jubiläums der Firma Zeiss, die aufgrund der im Herbst 1946 einsetzenden Demontage der Betriebe ausfallen mussten,360 waren als Kandidaten für etwaige Ehrenpromotionen noch Angestellte der Stiftungsbetriebe ausgewählt worden, die wie der Zeiss-Mitarbeiter Friedrich Löwe eine besondere Kompetenz auf wissenschaftlich-technischem Gebiet vorweisen361 oder wie der Zeiss-Geschäftsführer Friedrich Schomerus als Anwalt Abbe’scher Ideen auf dem Gebiet der Sozialpolitik gelten konnten.362 Die Ernennung des technischen Direktors des SchottWerkes, Albert Heintz, zum Ehrensenator der Universität Jena im Jahre 1949 bildete noch eine Art politische „Übergangslösung“. Bei der Ehrung des zu diesem Zeitpunkt 70-jährigen technischen Geschäftsführers des besagten Unternehmens kamen neben seinem sozialen Hintergrund auch seine

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Vgl. Mestrup: Die Friedrich-Schiller-Universität von der Dritten Hochschulreform bis 1988/1989 (2009), S. 830–833. Vgl. Pester/Steiger: Die Universität Jena im Bund mit Monarchie und Monopolkapital (1983), S. 217f. Vgl. Wittig: Ernst Abbe (1989), S. 130. Vgl. Hermann: Carl Zeiss (1992), S. 45f. Zu Löwe vgl. Kramer: Fritz Löwe (1999). Vgl. Schreiben von Friedrich Zucker an den Dekan der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Professor Lange, vom 10.10.1946, in: UAJ, BB 44 (unpag.). Schreiben von Friedrich Zucker an den Dekan der Math.-Nat.-Fakultät vom 10.10.1946, in: ebd.

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Leistungen für den Wiederaufbau des Schott-Werkes nach 1945 zum Tragen.363 Ein Jahr später war offenkundig, dass auf die Pflege der Beziehungen zwischen der optischen Industrie und der Universität zielende akademische Praktiken sich zu einer Angelegenheit politischer Natur entwickelt hatten. Sogenannte „Freundschaftsverträge“ zwischen den VEB Zeiss, Schott, Jenapharm und der Universität sollten auf der Basis politischer Richtlinien der „Verbreiterung des Arbeiter- und Bauernstudiums“ eine „neue Ära“ im Verhältnis von Hochschule und Industrie demonstrieren.364 Daraufhin erhielten in den 1950er- und 1960er-Jahren Angehörige der Industrie wie der Zeiss-Direktor Hugo Schrade akademische Auszeichnungen nicht nur aufgrund ihrer unternehmerischen bzw. wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch bzw. vor allem wegen ihrer Unterstützung für wirtschafts- oder wissenschaftspolitische Maßnahmen des DDR-Regimes.365 Dazu gehörte ausdrücklich auch die Zusammenarbeit der Betriebe mit der Universität, die auf Druck der Parteispitze der SED366 gerade anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der Universität in Szene gesetzt367 und in Form von zahlreichen anberaumten „Begegnungen“ und Aufführungen von „Betriebsensembles“ in den Kanon der traditionellen universitären Festkultur integriert wurde.368 Im Gegensatz zu seinem Wirken als Industrieller und Sozialreformer blieb Abbes Tätigkeit als Wissenschaftler sowohl innerhalb „marxistischer“369

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Vgl. Schreiben des Kreisvorstandes Jena der SED an den Rektor der FSU Jena vom 30.03.1949, in: UAJ, BB 46 (unpag.). Vgl. Vertrag der Freundschaft zwischen der Friedrich-Schiller-Universität und Optik Carl Zeiss Jena VEB und Optik Jenaer Glaswerk Schott & Gen. VEB Jena und VEB Jenapharm aus dem Jahr 1950, in: UACZ, VA 1372 (unpag.). Vgl. Niederschrift der Laudatio anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde für Hugo Schrade im Jahre 1965, undatiert, in: UAJ, K 711 (unpag.). Vgl. Protokoll Nr. 39/58 der Sitzung des SED-Politbüros am 22.07.1958, in: Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv: Die Protokolle des Zentralsekretariats der SED und des Politbüros des ZK der SED von 1946 bis 1989, Teil 3/2 (1953–1960), Mikrofiche-Edition, Fichenummer 0420-0422, Bl. 172f. Vgl. Stellungnahme des wissenschaftlichen Hauptleiters des VEB Carl Zeiss Jena, Prof. Dr. Paul Görlich, zur 400-Jahr-Feier der Universität Jena am 27.08.1958 aus der Volkswacht 7. Jg., Nr. 198, Ausgabe Jena vom 27.08.1958, abgedruckt in: Steinmetz: Geschichte der Universität Jena, Bd. 2 (1962), S. 38. Erklärung der Betriebsparteiorganisation der SED des VEB Carl Zeiss Jena zur 400-Jahr-Feier der Universität Jena am 15.08.1958, abgedruckt in: ebd., S. 38ff. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurde außerdem der Zeiss-Direktor Hugo Schrade aufgrund seiner „Verdienste“ für die Zusammenarbeit zwischen der Universität Jena und der optischen Industrie zum „Ehrensenator“ der hiesigen Hochschule ernannt, vgl. Bauer/Hartung/Schäfer: Ehrenmitglieder, Ehrenbürger und Ehrensenatoren der Friedrich-Schiller-Universität (2008), S. 85. Vgl. Gerber: Universitäre Jubiläumsinszenierungen (2007), S. 320f. Vgl. Drechsler: Die Universität Jena beim Übergang zum Imperialismus (1958), S. 503.

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als auch „bürgerlicher“ Deutungspositionen370 weiterhin positiv besetzt.371 Dieser „Grundkonsens“ schlug sich auch im Bereich der universitären Erinnerungskultur nieder. 1977 wurde vor dem ehemaligen Universitätshauptgebäude am Fürstengraben ein neues Denkmal zu Ehren Ernst Abbes errichtet, das ganz dem Andenken an Abbes wissenschaftliche Leistung gewidmet war.372 Zwei Jahre später beschloss die Universitätsleitung, mit den Ernst-Abbe-Tagen der Wissenschaft und Technik an die Tradition der im Jahre 1900 eingeführten und 1905 erstmalig abgehaltenen „akademischen Gedenkreden“ wieder anzuknüpfen.373 Die „Aufspaltung“ Abbe’scher Wirkdimensionen, die in ihren Grundzügen sowohl im Rahmen der von der Universität als auch den Zeiss-Werken betriebenen historiografischen Bemühungen beibehalten wurde, entsprach durchaus den Intentionen der SEDParteizentrale. SED-Chef Walter Ulbricht sprach anlässlich des 15. Jahrestages der Wiedereröffnung der Jenaer Universität im Jahre 1960 davon, dass „für die Gesamtbeurteilung von Ernst Abbe und Otto Schott ihr Dasein als Kapitalist die historisch vergängliche Seite“ bilde, während „ihre wissenschaftlichen Leistungen unvergänglich seien“.374 Zu diesem Zeitpunkt deutete sich innerhalb des Abbe-Bildes bereits ein allmählicher Wandel an. Ulbrichts Ansprache bildete im Rahmen der örtlichen Parteiorgane (SEDKreisleitung Jena-Stadt, Universitätsparteileitung) den Auftakt zu Bestrebungen, statt der dezidierten Abgrenzung zu bestimmten „wissenschaftlichen und kulturellen Traditionen“ diese vor dem Hintergrund einer „positiven Beeinflussung der Intelligenz“ für die Partei „dienstbar“ zu machen.375 Mit diesem Schwenk zu einer subtileren Verflechtung von Historie und politischen Intentionen verband sich in den 1960er-Jahren die auf eine stärkere ökonomische Nutzbarmachung der Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen zielende Wissenschaftspolitik der SED. Diese Entwicklungen führten zu einer stärkeren Gewichtung der wissenschaftlich-technischen Leistungen von Ernst Abbe, der zusammen mit seinem Geschäftspartner Carl Zeiß

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Vgl. Schneider: Vorwort, in: Stier: Ernst Abbes akademische Tätigkeit an der Universität Jena (1955) sowie Stier: Ernst Abbes akademische Tätigkeit an der Universität Jena (1955), insb. S. 52f. Vgl. Gibas: Das Abbe-Bild (2007), S. 1056. Vgl. Grohé: Zur Geschichte des Jenaer Abbe-Denkmals (1996), S. 10. Vgl. Wittig: Ernst Abbes Nachwirken an der Jenaer Universität (1989), S. 87f. Vgl. Aus der Ansprache Walter Ulbrichts auf dem Festakt anlässlich des 15. Jahrestages der Neueröffnung der Friedrich-Schiller-Universität Jena am 20.11.1960, Titel: „Über die Traditionen, die wir schätzen und wahren“, abgedruckt in: Baske/Engelbert: Zwei Jahrzehnte Bildungspolitik in der Sowjetzone Deutschlands, Bd. 2 (1966), Dok.-Nr. 145, S. 118ff., hier S. 119. Vgl. Beschluss der UPL vom 21.01.1961 zur Pflege der wissenschaftlichen und kulturellen Traditionen an der Universität und im Bezirk und zur Würdigung gegenwärtiger wissenschaftlicher Leistungen an der Friedrich-Schiller-Universität, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 2410, Bl. 26–29.

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nun als „Vordenker“ der „wissenschaftlich-technischen Revolution“ eine entsprechende Würdigung fand.376 Zwar zeigte der 150. Geburtstag von Carl Zeiß (1966), dass auch die bundesrepublikanische Geschichtswissenschaft die Verdienste der Jenaer Protagonisten auf dem Gebiet der Verbindungen von Wissenschaft und Technik ehrte. 1967 erschien in einem Beiheft der Zeitschrift Tradition unter der Herausgeberschaft des Wirtschafts- und Sozialhistorikers Wilhelm Treue (1909–1992) ein Beitrag von Horst Alexander Willam, der Zeiß ausdrücklich als „Initiator“ des Zusammenwirkens von wissenschaftlicher Forschung und industrieller Produktion würdigte.377 Das Ausmaß des Rekurses auf die Vergangenheit war jedoch in der DDR ungleich größer, diente die Erinnerung an die Anfänge der optischen Industrie in Jena doch der Untermauerung wissenschaftspolitischer Richtlinien. Sowohl Abbe als auch Zeiß wurde anlässlich ihres 125. bzw. 150. Geburtstages ein „Gedenkjahr“ gewidmet, innerhalb dessen entsprechende, sowohl Print- als auch Funkmedien nutzende Ansprachen,378 Festakte379 und Publikationen380 den Unternehmer Zeiß und den Stiftungsgründer Abbe als „Pioniere der Verbindung von Wissenschaft und Technik“ würdigten und die „Vollendung“ bzw. „Verwirklichung“ der von Abbe und Zeiß ausgehenden „Traditionslinien“ unter den Bedingungen des Sozialismus beschworen. Die Feierlichkeiten bildeten zudem gewissermaßen eine Art „Gegenveranstaltung“ zu einer dem Gedenken an Abbe und Zeiß gewidmeten Ausstellung im Deutschen Museum in München (1966), die neben der Würdigung der wissenschaftlich-technischen Verdienste der beiden genannten Personen insbesondere die Ende der 1940er-Jahre in Heidenheim an der Brenz neu errichtete Carl-Zeiss-Stiftung in ein „traditionelles Gewand“ zu kleiden versuchte.381 Vor dem Hintergrund der juristischen Auseinandersetzungen mit den Zeiss- und Schott-Werken in Oberkochen und Mainz sollten die Jenaer Gedenkjahre deshalb nicht zuletzt die spezifische „Zugehörigkeit“ der

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Vgl. Esche: Ernst Abbe (1963), S. 52. Vgl. Willam: Carl Zeiss (1967). Vgl. Redeentwurf Hugo Schrades für den Zeiss-Betriebsfunk vom 21.12.1965, in: UACZ, VA 1371 (unpag.). Text für einen Beitrag zum 125. Geburtstag von Ernst Abbe, gesendet am 21.01.1965, in: UACZ, BACZ 21285 (unpag.). Vgl. Programm der „Ernst-Abbe-Vortragswoche“ vom 20. bis 27.01.1965, in: Sozialistische Universität vom 06.02.1965 (Jahrgang 8, Heft 3), S. 1. Vgl. Korch, Helmut: Ernst Abbe als Wegbereiter für die Durchsetzung der Wissenschaft als Produktivkraft, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-SchillerUniversität Jena, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe, Heft 4, Jg. 14 (1965), S. 621–626, überliefert in: UACZ, BACZ 21285 (unpag.). Esche: Carl Zeiss (1966). Vgl. Volkmann: Carl Zeiss und Ernst Abbe (1966).

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Firmen bzw. der Carl-Zeiss-Stiftung zum „Jenaer Stammsitz“ demonstrieren.382 Flankiert wurden diese Bestrebungen durch die Ausarbeitung von politischen Auszeichnungen für Verdienste auf dem Gebiet des Zusammenwirkens von Wissenschaft und Technik. Dazu zählte auf lokaler Ebene der im Jahre 1965 von Zeiss-Direktor Hugo Schrade unterbreitete Vorschlag zur Stiftung eines Ernst-Abbe-Preises, auf zentraler Ebene beriet der Hauptausschuss der „Kammer der Technik“ (KdT) im Jahre 1966 über das Zustandekommen einer Ernst-Abbe-Medaille, mit der Wissenschaftler, deren Arbeiten einen „ökonomisch hohen Nutzeffekt“ aufwiesen, geehrt werden sollten.383 Wie schon in früheren Zeiten,384 wurden lokale und nationale Identifikationsmuster eng miteinander verwoben. Sowohl die Universitätsleitung als auch die Generaldirektion des VEB Zeiss stützten den Topos der „Zeiss- und Universitätsstadt Jena“, der unter dem Etikett des universitärindustriellen „Jenaer Ensembles“ hervorgehoben wurde.385 Auch flankierten die Universitäts- und Betriebsleitung das Bemühen der SED-Parteiführung, die Maßnahmen im Rahmen der „Dritten Hochschulreform“ und den damit verbundenen Ausbau der Vertragsforschung als politisch „geplanten Prozess mit Kontinuitätscharakter“ erscheinen zu lassen.386 Universitätsrektor Bolck sprach diesbezüglich von einer „Fortsetzung der Zusammenarbeit auf einer höheren Ebene“.387 Zeiss-Generaldirektor Hugo Schrade erstellte 1968 einen Beitrag zum Thema „Aus zwanzig Jahren wissenschaftlicher Zusammenarbeit des VEB Carl Zeiss Jena und der Friedrich-Schiller-Universität Jena“, in der er den fließenden Übergang von einer sporadischen zu einer organisierten Kooperation darzustellen versuchte.388 Da die Universität Jena neben der TH Magdeburg und der Humboldt-Universität zu (Ost-)Berlin in den Augen der SED-Parteispitze außerdem als „Experimentierfeld“ und „Aushängeschild“ der staatssozialistischen Hochschulpolitik galt,389 waren 382

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Vgl. Vorlage für die Sitzung des Sekretariats der IKL/SED des VEB Carl Zeiss Jena am 05.11.1965, Thema: Auswertung des Ernst-Abbe-Jahres 1965 in Jena und Vorbereitung des Carl-Zeiss-Jahres 1966 in Jena als Bestandteil der Weiterentwicklung des geistig-kulturellen Lebens in unserem Werk und unserer Stadt, in: ThStAR, BPA SED Gera, UPL Jena 932, Bl. 118–125, hier Bl. 118. Vgl. Vorschlag zur Ernst-Abbe-Medaille von dem Hauptausschuss der Kammer der Technik, datiert auf den 14.01.1966, in: BA, DY 61/368, Bl. 4. Vgl. die Ausführungen in Kapitel IV.4. und IV.5. Vgl. Manuskript „Universität und Industrie“ von Franz Bolck und Ernst Gallerach vom 06.03.1968, in: UACZ, VA 932 (unpag.). Vgl. Kaiser: Universitätskrise und Hochschulreform (2007), S. 152. Vgl. Niederschrift der Festansprache der Amtseinführung von Rektor Franz Bolck am 23.01.1968, in: UACZ, VA 932 (unpag.). Vgl. Manuskript von Hugo Schrade mit dem Titel „Aus zwanzig Jahren wissenschaftlicher Zusammenarbeit des VEB Carl Zeiss Jena und der Friedrich-SchillerUniversität Jena“, in: UACZ, VA 5803 (unpag.). Vgl. Stutz/Kaiser/Hoßfeld: Von der „Universitas litterarum“ zum „Kombinat der Wissenschaft“ (2007), S. 289.

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die Universitätsleitung und die Forschungsdirektion des Zeiss-Werkes außerdem bemüht, im Sinne der quasi politisch verordneten „Verkündung von Erfolgsmeldungen“ den Informationsfluss hinsichtlich auftauchender Probleme im Bereich der allgemeinen Zusammenarbeit möglichst in Grenzen zu halten. Im Oktober 1962 warnten sowohl der Sekretär des akademischen Senats, H. Schönberg, als auch der Zeiss-Forschungsleiter Paul Görlich vor schlechten Pressemeldungen und betonten, man müsse, um das Ansehen der DDR-Wissenschaft nicht zu schädigen, sich auf die „Vermittlung nacheifernswerter guter Erfahrungen“ bzw. die „Veröffentlichung von Forschungsergebnissen beschränken“.390 Nach Görlichs Vorstellungen sollten außerdem einzelne „demonstrative Akte“ seitens der Betriebe (beispielsweise die kostenlose Überlassung von Geräten an die Universität) die Zusammenarbeit von optischer Industrie und der Jenaer Hochschule stimulieren.391 Zwar verschwand aufgrund der bereits geschilderten Zwistigkeiten von Universitätsund Betriebsparteileitung bezüglich der Verantwortung für bestimmte Probleme auch innerhalb der parteilichen Presseorgane die Kritik an bestimmten kooperationsbedingten „Unzulänglichkeiten“ keineswegs.392 Schwierigkeiten im Verhältnis zwischend der Universität und den Betrieben wurden aber gerade im Hinblick auf hitzige „Aussprachen“ von Bezirks-, Universitäts- und Betriebsparteileitung sowie Angehörigen der Universität und des VEB Zeiss393 zu „Gesprächen mit konstruktivem Charakter“ umstilisiert.394 Bezogen auf die konkreten Probleme innerhalb der Zusammenarbeit zwischen Universität und Betrieb wirkten solche Vorgehensweisen eher kontraproduktiv, konnte doch auf diese Weise das Kommunikationsverhältnis zwischen Universitäts-, Betriebs- und Bezirksleitung und den Hochschul- und Firmenangehörigen kaum verbessert werden. Stattdessen nährten die propagandistischen Bestrebungen der Parteiorgane innerhalb der Belegschaft der Betriebe und der Universitätsangehörigen deutliche Zweifel an der politisch 390

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Vgl. Protokoll über eine Senatssitzung am 23.10.1962, erstellt von Senatssekretär Schönberg und Rektor Drefahl, datiert auf den 26.10.1962, in: BA, DR 3/2514, 1. Schicht (unpag.). Vgl. Aktennotiz von Paul Görlich betreffend die Zusammenarbeit mit der FSU Jena vom 03.12.1964, in: UACZ, NG 138 (unpag.). Vgl. Artikel „Zum Zeiss-Interview: Zusammenarbeit begrüßt“, in: Sozialistische Universität vom 29.03.1963, Jg. 6, Heft 7, S. 1. Vgl. Niederschrift der Aussprache des Sekretariats der Bezirksleitung mit führenden Wissenschaftlern der Universität am 05.04.1964, in: ThStAR, BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera IV/A-2/9.02/599, Bl. 78–90. Niederschrift der Aussprache des Sekretariats der Bezirksleitung mit führenden Wissenschaftlern der Universität am 19.05.1964, Thema: „Probleme der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Produktion im Bezirk Gera“, in: ebd., Bl. 116–126. Niederschrift der Aussprache des Sekretariats der Bezirksleitung mit führenden Wissenschaftlern der Universität am 02.10.1964, in: ebd., Bl. 128–144. Vgl. Artikel „Produktivkraft Wissenschaft richtig verstanden“, in „Sozialistische Universität“ vom 06.06.1964, Jg. 7, Heft 12, S. 5.

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verordneten Forschungsstrategie.395 In der Retrospektive urteilte selbst die im Jahre 1983 erschienene Abhandlung zur Jenaer Universitätsgeschichte, man habe in den 1960er-Jahren im Bereich der Zusammenarbeit zwischen der Universität und der Großindustrie „Neuland“ beschreiten müssen und sei nicht immer sofort zu „zweckmäßigen Lösungen“ gelangt. Verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auch auf „falsches Autoritätsdenken“, „individualistisches Herangehen“, „überspitze Auffassungen des Praxispartners Wissenschaftlicher Gerätebau über die Forschungsmöglichkeiten der Universität“, eine „gewisse Unterschätzung der Grundlagenforschung durch den Praxispartner“, „Neuorientierungen für das Produktionsprofil des VEB Carl Zeiss“ sowie „ungenügende prognostische und wissenschaftsorganisatorische Arbeit“. Freilich wurde auch hier letztlich die Geschichte eines staatlich angeleiteten erfolgreichen „Klärungsprozesses“ fortgeschrieben.396 Ohnehin blieb die Aufnahmefähigkeit kritischer Anregungen begrenzt.397 Ab Mitte der 1980er-Jahre setzte die SED-Führung unter Erich Honecker erneut auf eine Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen den Kombinaten und den verschiedenen Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen.398 Sogennannte „Technika“ sollten als neue Schnittstellen zwischen der Industrie und der Hochschule fungieren und die Überleitung von Forschungsergebnissen in die Produktion erleichtern, das Volumen der Vertragsforschung stieg abermals an.399 Diverse Jubiläen wie beispielsweise der 100. Jahrestag der Carl-Zeiss-Stiftung (1989) boten vor diesem Hintergrund nochmals die Gelegenheit, eine „enge, partnerschaftliche Zusammenarbeit“ zwischen den Betrieben und der Jenaer Universität zu beschwören.400 Die Kooperation wurde dabei auch symbolisch unterstrichen. Ab dem Jahre 1985 prangte das Bildnis Ernst Abbes auf dem Signet der Sektion Physik der FriedrichSchiller-Universität.401 Die politischen Umbrüche der Jahre 1989/90 führten dann allerdings zu einem nachhaltigen Wandel im Bereich der „Traditionspflege“, wobei die Auseinandersetzungen mit der historischen Vergangenheit der rasanten Dynamik der zeitgenössischen Ereignisse weitgehend folgten. Anlässlich des 150. Geburtstages von Ernst Abbe im Januar 1990 versuchte der Rektor der Jenaer Universität, der Technologe Hans Schmigalla, in seiner Gedenkrede

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Vgl. Tandler: Visionen einer sozialistischen Großforschung in der DDR (1999), S. 373. Vgl. Arnold: Die Friedrich-Schiller-Universität in den sechziger Jahren (1983), S. 428. Vgl. die verschiedenen Aufsätze in Wilhelmi: Wissenschaft und Produktion (1985). Vgl. Schramm: Die Beziehungen der Universität zu Carl Zeiss (2007), S. 662. Vgl. dazu Mestrup: Die Friedrich-Schiller-Universität von der Dritten Hochschulreform bis 1988/1989 (2009), S. 797–801. Vgl. 100 Jahre Zeiss-Stiftung (1989), S. 62–66. Vgl. Wittig: Ernst Abbes Nachwirken an der Jenaer Universität (1989), S. 88.

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auf einer von der Universität und dem Zeiss-Kombinat gemeinsam abgehaltenen Festveranstaltung, neben der Reminiszenz an die Verbindung von Wissenschaft und Produktion auch Abbes Wirken als Hochschullehrer als Anknüpfungspunkt für die Einführung demokratischer Strukturen innerhalb der Universität aufzugreifen.402 Sein Kollege Karlheinz Müller mahnte mithilfe eines Abbe-Zitats angesichts der laufenden Verständigungen mit dem Zeiss-Werk in Oberkochen, die künftige Geschäftspolitik dürfe nicht den Maximen des „reinen Profits“ dienen.403 Nur einige Monate später war das Ausmaß des Rückgriffs auf solche vermeintlichen „Traditionskategorien“ dann eher bescheiden. Vor dem Hintergrund der gravierenden Umstrukturierungen der optischen Industrie und den diesbezüglichen Verhandlungen der Jenaer Werke mit den Schwesterfirmen in Oberkochen und Mainz, innerhalb derer gerade die Frage des alten bzw. neuen Stiftungssitzes einen Streitpunkt bildete, erwiesen sich Verweise auf die Gründungsgeschichte der Carl-Zeiss-Stiftung eher als hinderlich.404 Für die im April 1990 neu gewählte Universitätsleitung, die die bisherigen Richtlinien der Wissenschaftspolitik verwarf und deren institutioneller Leitgedanke nach den Worten des Rektors Ernst Schmutzer unter dem Verweis auf Anknüpfungspunkte zur bundesdeutschen Hochschullandschaft eine „wahre Universitas litterarum“ bildete, standen Reminiszenzen an die historischen Verbindungen zwischen Universität und Industrie nicht unbedingt auf der Tagesordnung,405 zumal die Industriepartner der Universität mit der deutschen Währungsunion vom Juni 1990 sämtliche bestehenden Forschungsverträge aufkündigten.406 Mit den politischen Wandlungen und dem „neuen“ Selbstverständnis der Hochschule veränderte sich das auch strukturelle Gefüge der Jenaer Universität. Nach 1990 verschwanden sowohl der 1968 an der Hochschule etablierte „Gesellschaftliche Rat“, der die Mitarbeit von Industrie- und Parteivertretern an der allgemeinen Gestaltung des Wissenschaftsbetriebes hatte garantieren sollen, als auch die im gleichen Zeitraum eingerichtete „Sektion für Technologie“, die der universitären Ingenieursausbildung gedient hatte und deren Weiterbestand in Form einer „Technikwissenschaftlichen Fakultät“ nunmehr durch den angestrebten Ausbau der Technischen Universität Ilmenau obsolet geworden war.407 Stattdessen wurden ältere Instrumente im Bereich der privaten Wissenschaftsfinanzierung wieder aufgegriffen. So kam es 1991 zu einer Wiederbegründung der „Gesellschaft der Freunde der 402 403 404 405

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Vgl. Schmigalla: Leistung und Vermächtnis (1993), S. 545f. Vgl. Müller: Gesinnung und Wirken (1993), S. 562. Vgl. Schreiner/Gattnar/Skoludek: Carl Zeiss (2006), S. 80f. Vgl. Auszüge aus der Rede Ernst Schmutzers vom 19.04.1990, abgedruckt in: Gottwald/Ploenus: Aufbruch - Umbruch - Neubeginn (2002), Dok.-Nr. 151, S. 233ff., hier S. 233. Vgl. Ploenus: Ankunft im vereinten Deutschland (2009), S. 870. Vgl. Seifert: Strukturelle Veränderungen (2007), S. 325 sowie Ploenus: Ankunft im vereinten Deutschland (2009), S. 866.

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Friedrich-Schiller-Universität Jena e. V.“408 Wenngleich bestimmte vormalige Facetten der universitär-industriellen „Traditionen“ auch im 21. Jahrhundert noch Eingang in das kulturelle Gedächtnis fanden (Abbe wurde im Jahre 2005 anlässlich seines 100. Todestages explizit auch als Förderer der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft sowie des Standortes Jena gewürdigt409 ), erwiesen sich daher letztlich weder die während der Zeit von 1945–1971 von dem DDR-Regime im Schnittbereich von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft geschaffenen bzw. umgewandelten Strukturen der Kooperation noch die damit verbundene Neukonfiguration von Wertekategorien und Deutungsmustern der universitär-industriellen „Traditionen“ als tragfähig.

5. Zwischenresümee Letzten Endes waren es mehrere Faktoren, die aufgrund ihrer Kombination zu mäßigen Ergebnissen im Bereich der vertraglichen Zusammenarbeit von den Universitäten und den Volkseigenen Betrieben führten. Zunächst ist zu bemerken, dass aufgrund des umfassenden Gestaltungsanspruches der SED gegen Ende der 1940er-Jahre bereits etablierte Modi des Zusammenwirkens von Industrie und Universität (im Jenaer Fall die Carl-Zeiss-Stiftung) verschwanden. Diese Wandlungen machten sich auch im Bereich der „Traditionspflege“ bemerkbar. Hier versuchte die politische Führung unter massiven Propagandaoffensiven auf dem Gebiet der allgemeinen Publizistik sowie durch einschneidende Veränderungen innerhalb der ostdeutschen Geschichtswissenschaft und zahlreichen repressiven Maßnahmen, eine „Deutungshoheit“ über die historischen Verbindungen von Universität und Industrie zu erzwingen. Gleichzeitig sollten Neuerungen innerhalb der universitären Jubiläumskultur (siehe den Einbezug von „Betriebsensembles“ bei der Feier zum 400-jährigen Jubiläum der Jenaer Universität) und der akademischen Ehrenbekundungen als Stütze von hochschulpolitischen Maßnahmen des DDR-Regimes fungieren, in den 1960er-Jahren galten Protagonisten wie Ernst Abbe und Carl Zeiß schließlich als historischer Beleg der Notwendigkeit der „Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution“. Letztlich verhinderten diese politischen Maßnahmen ein Anknüpfen an vorhandene Strukturen und somit eine Verschmelzung von „traditionellen“ und „neuen“ Kooperationsmechanismen. Dennoch besaß die Jenaer Universität auch in den 1950er-Jahren noch über persönliche Kontakte zahlreiche Verbindungen zur optischen Industrie. Die existierende „Infrastruktur“ erreichte bei Weitem aber nicht das Maß an Kooperation, das die SED-Parteizentrale 408 409

Vgl. Ploenus: Ankunft im vereinten Deutschland (2009), S. 871. Vgl. das Geleitwort des Jenoptik-Vorsitzenden Alexander von Witzleben in: John/Ulbricht: Schiller - Abbe - Haeckel (2007), S. 8.

Zwischenresümee

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ab Mitte/Ende der 1950er-Jahre von den Universitäten und den Betrieben einforderte. Industrie- und Hochschulforschung wiesen zwar seit dem 19. Jahrhundert Überschneidungspunkte auf, führten aber im Hinblick auf bestimmte Wissenschaftskulturen (bspw. funktionelle Verortung von Wissenschaft) und deren Anbindung (staatliche/betriebliche Finanzierung) ein institutionelles Eigenleben. Diese historisch gewachsene Konstellation erwies sich auch unter den Bedingungen der DDR als äußerst persistent, zumal bis in die 1960er-Jahre ein Großteil der Hochschulangehörigen der DDR noch einer Generation entstammte, deren akademische Karriere im Kaiserreich bzw. der Weimarer Republik begonnen hatte und die dementsprechende Leitbilder des Wissenschaftlerberufes aufgesogen hatten. Gemessen an den realen Ergebnissen der Vertragsforschung in der DDR erwies sich der politische Versuch, wissenschaftlich-technische und wirtschaftlich verwertbare Innovationen durch eine weitgehende Umgestaltung der vorhandenen Strukturen der Wirtschafts-, Wissenschafts- und Bildungslandschaft zu erzeugen, als Fehlschlag. Die Dimensionen der staatlich verordneten Auftragsforschung überforderten sowohl die Universitätsangehörigen, die ihren eigenen Handlungsspielraum und Status als gefährdet ansahen, als auch die Betriebe, die eine weitreichende Finanzierung der Hochschul-Institute als nicht in ihrem Interesse liegend betrachteten. Gleichzeitig wurde seitens der staatlichen Administration der traditionelle „Aushandlungsprozess“ zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft weitgehend aufgekündigt und der übergreifende Konsens einer „ergänzenden“ Funktion der industriellen Beihilfen verlassen. Der Bruch im Verhältnis zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft war damit größer als sämtliche vorangegangenen Zäsuren und provozierte dementsprechend zahlreiche Spannungen und Konflikte. Neben der Persistenz bereits vorhandener Innovationskulturen sorgte die SED-Parteispitze dafür, dass das allgemeine Klima im Verhältnis zwischen den VEB und den Universitäten sich noch zusätzlich verschlechterte. Viele Betriebe zogen es aufgrund mangelnder politisch-ökonomischer Anreize vor, das Feld der Industrieforschung zu vernachlässigen. Als Folge der dadurch entstehenden Schwäche auf dem Gebiet der Herstellung neuer Produkte wurde auch die Funktion der optischen Industrie als Hersteller hochwertiger wissenschaftlicher Instrumente beeinträchtigt. Gleichzeitig besaßen die VEB kaum Interesse an langfristigen und kostspieligen Forschungsprojekten, zumal sich wichtige industrielle Anliegen oftmals mit anderen Kooperationspartnern wie den Technischen Hochschulen besser realisieren ließen. Zusätzlich verschärft wurde die spannungsreiche Zusammenarbeit von Universität und Industrie durch die oftmals schwierige Bereitstellung notwendiger materieller Kapazitäten. Knappe Ressourcen bedingten einerseits vorsichtige Entscheidungen der Staatsführung, verhinderten andererseits aber auch große Investitionsvorhaben bzw. ließen diese letztendlich scheitern. Gleichzeitig war die Parteizentrale im Hinblick auf die Umsetzung ihrer Maßnahmen auf

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Die Jenaer Hochschule und die optische Industrie 1945–1971

die Mitarbeit der Betriebs- und Universitätsangehörigen angewiesen. Dies verschaffte sowohl den Universitäten als auch der Industrie die Möglichkeit, wissenschaftspolitische Vorgaben zumindest im Detail nach ihren Vorstellungen mitgestalten zu können und rückte sie mitnichten in die Rolle eines reinen „Befehlsempfängers“. In diesem Zusammenhang sind nicht zuletzt auch teilweise konvergierende Vorstellungen von Industrie und Universität hinsichtlich der Funktion der Hochschulen erkennbar (siehe die Auseinandersetzung um den Stellenwert der universitären Forschung und Lehre). Eingreifende wirtschaftliche Reformen, aber auch die wissenschaftspolitische Aufnahme des hinter den Kulissen geäußerten „Feedbacks“ von Vertretern von Industrie und Universität waren aber aufgrund des Hoheitsanspruchs der SED in sämtlichen gesellschaftlichen Teilbereichen nur begrenzt möglich und zwangen immer wieder zu entsprechenden Loyalitätsbekundungen bzw. „verhüllter Kritik“ und reinen „Registriervorgängen“ der vorhandenen Probleme. Da die SED-Parteispitze weitgehend auf eine staatlich dirigierte Abkehr von historisch gewachsenen Innovationskulturen setzte (Rolle privater Wissenschaftsfinanzierung, Umfang der industriellen Beihilfen und quantitative Dimensionen der Zusammenarbeit zwischen der Großindustrie und den Universitäten), diese aber nicht durch ausreichende neue stimulierende Instrumente ersetzte (Förderung von Industrieforschung, materielle Anreize etc.) und gleichzeitig durch das DDR-Herrschaftssystem traditionelle Modi im Verhältnis zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft verlassen wurden, führte demzufolge letztlich das Aufeinanderprallen von systemischen, wissenschaftspolitischen und dem historischen Erbe entspringenden langjährigen, sich auch im Zeitraum von 1945–1971 relativ persistent erweisenden „Innovationsfaktoren“ (Bsp. institutionelle Leitvorstellungen) zum überwiegenden Scheitern der groß angelegten vertraglichen Zusammenarbeit zwischen der Universität und den Betrieben.

VI. Zusammenfassung Anhand der vorliegenden Untersuchung sollte geklärt werden, welche zentralen Mechanismen sich innerhalb des Zusammenwirkens von Wissenschaft, Staat und Wirtschaft aus der universitätsgeschichtlichen Perspektive ableiten lassen. Durch die Analyse des Verhältnisses von Hochschule, staatlicher Administration und Industrie am Jenaer Beispiel wurde versucht, bestimmte Erklärungsansätze wissenschafts-, wirtschafts-, sozial- und technikhistorischer Studien näher zu evaluieren, ihren Stellenwert für die Einordnung und Beschreibung historischer Prozesse genauer zu vermessen und die unterschiedlichen Prämissen wissenschaftssoziologischer Modelle („Aushandlungsprozesse“) zu hinterfragen. Mithilfe eines sich an den Periodisierungsvorschlägen neuerer wissenschaftsgeschichtlicher Arbeiten orientierenden epochenübergreifenden „Längsschnittes“ sowie unter dem Einbezug neuerer wissenschaftsgeschichtlicher und wissenschaftssoziologischer Ansätze (Ressourcenmodell, Triple Helix), die durch ihr flexibles Verständnis der Interaktionen von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft eine sorgsame Eruierung und Einordnung bestimmter Verhaltensmuster ermöglichen, sollten Kontinuitäten und Diskontinuitäten bezüglich des Wirkens der verschiedenen Akteure untereinander sichtbar gemacht werden. Besonderes Augenmerk galt in diesem Zusammenhang der Rolle der Industrie bei der Gestaltung der Universität sowie ihrer allgemeinen Bedeutung für den Ausbau der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft. Diesbezüglich sollte auch geklärt werden, welchen Stellenwert bestimmte „Querverbindungen“ (bspw. personeller Art) für das Zusammenspiel von Universität und Industrie besaßen und inwiefern man das Auftreten von „Konfliktsituationen“ beobachten kann und diese vom historischen Verständis her einordnen muss. Außerdem wurde versucht, das Spannungsverhältnis von „historisch gewachsenen“ und „konstruierten“ Strukturen herauszuarbeiten. Dabei sollten bestimmte Mechanismen und Muster des universitär-industriellen Umgangs mit der historischen Vergangenheit sowie bestimmte, zeitgenössische Problemkonstellationen widerspiegelnde akademische Praktiken näher analysiert werden. Um eine adäquate Beantwortung dieser Fragen in einer für den Leser nachvollziehbaren Form gewährleisten zu können, widmeten sich die einzelnen Kapitel der Studie jeweils bestimmten Teilaspekten. Ziel des zweiten Kapitels war die Eruierung von bestimmten Ausgangsbedingungen für die Zusammenarbeit von Universität und Industrie, die sich während des 19. Jahrhunderts entwickelten. Dabei wurde deutlich, dass die Strukturen im

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19. Jahrhundert anhand einer diversifizierten Bildungs- und Forschungslandschaft das System einer „institutionellen Arbeitsteilung“1 erkennen lassen, das zahlreiche Schnittmengen zwischen den neuen Industrien und den Hochschulen hervorbrachte. Die „Multifunktionalität“ der Universitäten, d. h. ihre Bedeutung für die berufliche Ausbildung und gleichzeitige prestigeträchtige „Eigenfunktion“ im Hinblick auf die Wissensvermittlung bzw. Wissensvermehrung bot in diesem Zusammenhang eine geeignete Plattform für die Verbindungen zur Industrie, erwies sich aber auch als Barriere für ein allzu enges Zusammenwirken. Sie ermöglichte Vertretern diverser Wissenschaftsdisziplinen, unter dem Verweis auf die ökonomisch-politischen Vorteile wissenschaftlicher Forschung und Lehre den Stellenwert ihres Fachgebietes im Hinblick auf oftmals unzureichende materielle Zuwendungen der einzelnen Staaten zu untermauern, lieferte aber zugleich auch ein Argument für die Aufrechterhaltung eigener Handlungsspielräume innerhalb traditioneller Strukturen (beispielsweise im Rahmen der korporativen Verfassung), das sich freilich nicht nur gegen den wirtschaftlichen, sondern auch den Einfluss der bundesstaatlichen Verwaltung wenden ließ. Mit der zunehmenden Relevanz wissenschaftlicher Forschungsergebnisse für den industriellen Produktionsprozess und für politisch-militärische Vorhaben kam es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Bereich des Ausbaus der Bildungs- und Wissenschaftslandschaft zu einschneidenden Veränderungen. Die Bundesstaaten zeigten sich im Hinblick auf die Ausdifferenzierung der Wissenschaftsdisziplinen willens, den Prozess des inneruniversitären Wachstums stärker zu fördern. Gleichzeitig wuchs das Prestige der Techniker bzw. Ingenieure, die sich seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts um eine Ebenbürtigkeit mit den traditionellen akademischen Berufen bemüht hatten. Allerdings setzte sich in der Industrie die Erkenntnis von der Notwendigkeit von Investitionen auf dem Forschungssektor sowie des Einbezugs von wissenschaftlich geschultem Personal nur allmählich durch. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts konnte beispielsweise von einem starken „industriellen Arbeitsmarkt“ für Akademiker und die Absolventen der Polytechnischen Schulen bzw. Technischen Hochschulen nur bedingt gesprochen werden. Umso eifriger bekundeten Vertreter der im Entstehen begriffenen neuen Industrie wie im Bereich der Elektrotechnik (siehe das Beispiel von Werner Siemens im Zusammenhang mit der Errichtung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt) und der Optik (siehe die Errichtung des Glastechnischen Laboratoriums) das Interesse an einer staatlichen Unterstützung industriell relevanter Forschung. Das Bestreben der Industrie an einer Kooperation zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft war dabei vor allem dem Motiv des Absenkens unternehmerischer Risiken geschuldet, die mit einer kompletten Ausrichtung der industriellen Produktion 1

Vgl. Stichweh: Der Wissenschaftler (1999), S. 190.

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an wissenschaftlichen Wertekategorien verbunden waren (siehe die Herstellung künstlichen Indigos und die damit verbundenen Kostenaufwendungen). Der Staat, d. h. im Falle der PTR und des Glastechnischen Laboratoriums das Deutsche Reich bzw. das Königreich Preußen, sollte also gewissermaßen die notwendige „Anschubfinanzierung“ für neue wissenschaftlich-technische Projekte und Institutionen gewährleisten, die auch für die Industrie von Bedeutung waren. Gleichzeitig errichteten die neuen Industrien frühzeitig eigene Forschungsanlagen, um die Einbindung wissenschaftlicher Forschung in den betrieblichen Ablauf besser zu gewährleisten. Die im zweiten Kapitel dargelegten Sachverhalte lassen in Umrissen bereits ein begrenztes Engagement der Industrie im Bildungs- und Wissenschaftssektor erkennen. Dieses Bild bestätigt sich im dritten Abschnitt der Studie. Hier sollte am Beispiel der Carl-Zeiss-Stiftung näher untersucht werden, welche Rolle die Industrie beim Ausbau der Universität gegen Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts spielte. Dabei galt es vor allem, den Stellenwert der Stiftungszuschüsse im Rahmen der Universitätsfinanzen sowie bestimmte, die Bewilligung von Stiftungszuschüssen beeinflussende „Interessenlagen“ und Handlungsweisen von Universität, Industrie und staatlicher Administration herauszuarbeiten. Zusätzlich hinterfragt wurden die Funktion der Zeiss-Stiftung bei der Etablierung neuer Wissenschaftsbereiche und die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges. Abschließend wurde versucht, den Stellenwert des Kaiserreichs als „Scharnierphase“2 bezüglich des Zusammenspiels von Wissenschaft, Staat und Wirtschaft genauer zu überprüfen. Daher wurde die Perspektive des dritten Kapitels um den Beginn der 1920er-Jahre erweitert, um auf diese Weise den Stellenwert der industriellen Beihilfen für den Aufbau neuer Forschungsförderorganisationen vor dem Hintergrund der Entwicklungen infolge der Zäsur von 1918/19 besser vermessen zu können. Im Zeitraum von 1886–1923 wird im Hinblick auf das generelle Verhältnis der Jenaer Hochschule und der Stiftungsbetriebe klar erkennbar, dass die Arbeit der Hochschulinstitute für die Firmen Zeiss und Schott lediglich einen „komplementären“ Faktor darstellte. Überwiegend bediente sich die Industrie informeller und persönlicher Verbindungen, um wichtige Kooperationsprojekte voranzutreiben. Insbesondere fungierten bestimmte Einrichtungen der Jenaer Universität wie beispielsweise die Universitäts-Kliniken oder die Anstalt für Technische Physik und das Institut für Technische Chemie als „Erprobungslabore“ der hiesigen Unternehmen. Bildung und Forschung galten sowohl in den Augen der Unternehmer als auch der Hochschulangehörigen als wichtige gesellschaftliche Teilkomponenten, für deren Finanzierung vorrangig die Bundesstaaten bzw. das Deutsche Reich zuständig waren. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die „Anstoß- und 2

Vgl. vom Bruch/Pawliczek: Einleitung (2006), S. 9.

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Risikobereitschaft“ der Industrie bei „innovativen Weichenstellungen in der Wissenschaftspolitik des 20. Jahrhunderts“ begrenzt war.3 Wie Hans Liudger Dienel bereits formuliert hat, zielten Appelle von Unternehmern an die Förderung industriell relevanter Forschungsarbeiten im Gehäuse der Universitäten vor allem auf die Verstärkung der staatlichen Dotationen für die Bildungs- und Forschungslandschaft.4 Beihilfen aus der Industrie sollten vor diesem Hintergrund allenfalls eine „ergänzende“ Funktion annehmen (siehe die Bemühungen Abbes um eine Beschränkung der Tätigkeit der Carl-ZeissStiftung). Im Falle Jenas sind dabei zusätzlich spezifische lokale Kontexte zu beachten. Hier spielten die finanziellen Schwierigkeiten der die Universität erhaltenden Staaten und die Nichtexistenz weiterer technischer Bildungsund Forschungsinstitutionen sowie das umfassende Interesse Ernst Abbes an einem Erhalt der Salana eine wichtige Rolle, die dafür sorgten, dass sich die Zeiss-Stiftung entgegen den Absichten ihres Gründers allmählich zu einem „unverzichtbaren Mitfinanzier“ der Universität entwickelte.5 Stetig wiederkehrende Auseinandersetzungen um die Höhe der Stiftungsbeihilfen waren die Folge. Hierbei wurde der bereits von Ernst Abbe beschrittene Weg des Kompromisses zwischen einer Ausweitung der Stiftungszuschüsse und einer gleichzeitigen Erneuerung der Beschränkungen der allgemeinen Stiftungstätigkeit weitgehend beibehalten. Vergegenwärtigt man sich das konkrete Spektrum der Stiftungsbeihilfen, so wird erkennbar, dass die optische Industrie zwar einerseits vielfach industrienahe Projekte im Rahmen der bevorzugten Förderung der naturwissenschaftlichen Disziplinen unterstützte, andererseits aber auch eine umfangreiche finanzielle „Stützpfeilerfunktion“ erfüllte.6 Gerade durch Zuschüsse für die Besoldungsreformen, für die Errichtung neuer Gebäude und die Universitätsbibliothek trug die Stiftung wesentlich zum grundlegenden Erhalt und Ausbau der Jenaer Universität bei. Bis in den Ersten Weltkrieg nahm dabei der Gesamtumfang der Stiftungsmittel für die Universität stetig zu, innerhalb des Zeitraumes von 1914–1918 erfüllte die Stiftung dann eine wesentliche Funktion als „substanzieller Notfinanzier“ der Jenaer Universität, wobei nunmehr auch geisteswissenschaftliche Institute industrielle Beihilfen (wenngleich in geringem Umfang) erhielten.

3 4 5 6

Vgl. vom Bruch: Außeruniversitäre Wissenschafts- und Forschungsfinanzierung (2005), S. 560ff. Vgl. Dienel: Industrielles Interesse an der staatlich geförderten Forschung (2005), S. 544f. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 85. Vgl. Diagramm 1, Anhang B, S. 389.

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Auf diese Weise wird deutlich, dass die bereits im Rahmen älterer Forschungsarbeiten aufgestellte These der „Vielfalt“ von Motiven der industriellen Spendenbereitschaft ihre Berechtigung auch für den universitätsgeschichtlichen Bereich findet.7 Sowohl die Erkenntnis von der Bedeutung der Unterstützung wissenschaftlicher Forschung als auch sozial-integrative Bestrebungen bildeten die Basis für industrielle Beihilfen an die Hochschule. Die anhand der Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung vollzogene Institutionalisierung industrieller Wissenschaftsfinanzierung sorgte überdies im lokalen Rahmen für die Freisetzung von „Sozialisationsprozessen“, innerhalb derer sich die industrielle Unterstützung der Universität in bestimmten Grenzen als langfristiges Element der hiesigen wissenschaftlichen Infrastruktur etablieren konnte.8 So entwickelte sich im Laufe der Zeit über die Stiftung ein „Traditionsbewusstsein“ bei vielen Angehörigen der optischen Industrie, das der finanziellen Unterstützung der Salana zusätzlichen Rückhalt verlieh (siehe das Wirken des Kaufmanns Max Fischer im Rahmen der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität sowie das innerhalb des 100–jährigen Jubiläums der Zeiss-Werke anhand der Abbildung des Universitätshauptgebäudes sichtbare Bekenntnis zur Verbundenheit mit der Jenaer Universität). „Konstruierte“ und „historisch gewachsene“ Strukturen verschränkten sich also miteinander.9 Diesbezüglich sind auch die Kontakte im kleinstädtischen Rahmen sowie die sich innerhalb von Organisationen wie beispielsweise der Medizinisch-Naturwissenschaftlichen Gesellschaft existierenden Überlappungen zwischen bildungs- und wirtschaftsbürgerlichen Welten von Bedeutung. Sie ermöglichten im Rahmen der Stadt zuweilen ein Zusammengehen verschiedener reformorientierter Kreise und förderten Unternehmungen zur Inangriffnahme von bestimmten zeitgenössischen „Problemlagen“ (bspw. in Bezug auf die „soziale Frage“ gegen Ende des 19. Jahrhunderts).10 Deutlich wird aber auch, dass dieses Zusammenwirken Grenzen besaß. Nicht immer wiesen die Mentalitäten von Stadt-, Wirtschafts- und Bildungsbürgertum in eine gemeinsame Richtung, zumal auch innerhalb der jeweiligen Fraktionen unterschiedliche Positionen zutage traten (siehe die Auseinandersetzungen um Abbes sozialreformerische Konzepte). Nicht zuletzt konkurrierten die Universität und die kommunale Verwaltung sowie die Betriebsangehörigen um die Zuweisung von Stiftungsmitteln. Das gemeinsame Interesse an einem Ausbau der lokalen Infrastruktur ließ städtische, universitäre und industrielle Vertreter allerdings oftmals 7

8 9 10

Vgl. Burchardt: Halbstaatliche Wissenschaftsförderung im Kaiserreich und in der frühen Weimarer Republik (1977), S. 50f., Herrmann: Wirtschaft, Staat und Wissenschaft (1990), S. 355ff., Spiegel: Begründung und Motive privater und industrieller Wissenschaftsförderung (1990), insb. S. 184. Vgl. Feldman: The Private Support of Science (1990), S. 89ff. Vgl. Hobsbawm: Inventing traditions (1992), S. 1. Vgl. Steinbach: Ökonomisten, Philanthropen, Humanitäre (2008), S. 304ff.

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zusammenrücken. Diesbezüglich wirkten die Zuschüsse aus der Stiftungskasse oftmals als „Zugpferd“ für weitere Investitionen (siehe die Errichtung des neuen Universitätshauptgebäudes). Trotz des hohen Engagements der Industrie im Fall der Jenaer Universität kam es zu keinem völligen Umbruch im Bereich der universitären Finanzierung. Die Bundesstaaten stellten nach wie vor die maßgeblichen finanziellen Kontingente für den Unterhalt der Universitäten. Von einer „Monopolisierung“ der Forschung seitens der Industrie kann somit keine Rede sein. Die Beihilfen aus der Industrie waren bei den Kultusministerien und den Universitätsangehörigen hochwillkommen, ermöglichten sie doch allen Beteiligten eine höhere finanzielle Flexibilität. Die „Mischung von staatlicher und privater Unterstützung“ erwies sich daher während der Epoche des Kaiserreichs als wichtiger „Produktivitätsfaktor“ der Universitäten.11 Gegen eine Nutzung universitär-industrieller Kanäle für ihre eigene Zwecke (Bsp. Berufungsverhandlungen) hatten die Universitätsangehörigen kaum etwas einzuwenden, die Erhalterstaaten wiederum konnten zahlreiche Projekte in verbilligter Form verwirklichen. Die Frage des Einflusses des neuen Sponsors erwies sich aber als gravierendes Problem (siehe die Auseinandersetzung um das Ergänzungsstatut aus dem Jahre 1900). Nicht selten forderte die optische Industrie über den Weg der universitären Finanzierung bestimmte Mitspracherechte ein (siehe die Auseinandersetzungen um die Einrichtung bzw. Besetzung neuer Professuren und die Errichtung neuer Universitätsinstitute). Weder das Kultusministerium noch die Universitätsangehörigen waren aber gewillt, ihre eigenen Handlungsspielräume im Rahmen der Gestaltung des Wissenschaftsbetriebes einzuschränken. Dieser Sachverhalt führte nicht selten zu Konflikten zwischen der staatlichen Administration, den Hochschulwissenschaftlern und dem industriellen Sponsor und begrenzte zusätzlich die Reichweite der privaten Wissenschaftsfinanzierung. In diesem Zusammenhang sind sowohl staatlich-universitär-industrielle „Ressourcen- und Zuständigkeitskonkurrenzen“ als auch diesbezügliche „partielle Interessenkoalitionen“ zu beobachten, die jeweils spezifische Rückbindungen an die allgemeinen Rahmenbedingungen erkennen lassen. Dabei galt es, die Bezüge von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft im Rahmen eines „Aushandlungsprozesses“ immer wieder neu zu bestimmen und zu konstruieren. Dazu gehörte die nicht enden wollende Debatte über das (nicht zuletzt institutionelle) Verhältnis von Ökonomie und Wissenschaft ebenso wie der Streit über das Verhältnis von Wissenschaft und Technik. Bestimmte industriell geförderte Projekte waren vor diesem Hintergrund nur in Ansätzen durchsetzbar.

11

Vgl. Ash: Zur Einführung. Mythos Humboldt gestern und heute (1999), S. 20.

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Zudem setzten die gewachsenen Innovationsstrukturen der diversifizierten Bildungs- und Forschungslandschaft der Institutionalisierung von universitär-industriellen Kooperationsvorhaben bestimmte Grenzen (siehe die Auseinandersetzungen um die In- und Exklusion bestimmter wissenschaftsdisziplinärer Teilbereiche). Eine Verschmelzung von Technischer Hochschule und Universität, wie sie dem Göttinger Mathematiker Felix Klein vorschwebte, war aufgrund des jeweiligen Eigeninteresses an einer institutionellen Legitimation und Aufrechterhaltung zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr durchsetzbar. Im Rahmen ihres Bestrebens um den Erhalt althergebrachter Strukturen versuchten die Hochschulangehörigen und die Weimarer Kultusbeamten, „Moderne“ und „Tradition“ im Bereich der universitären Selbstverortung miteinander zu verzahnen. So bediente sich die Universität traditioneller Instrumente wie bspw. Dankesschreiben und der Verleihung der Ehrendoktorwürde, um die Verbindungen zur Industrie zu harmonisieren und den neuen Sponsor an sich zu binden. Dabei galt das Zusammenwirken mit der Industrie gewissermaßen als Ausweis der nach wie vor herausgehobenen Stellung der Universitäten als Ort der geistigen Selbstvergewisserung.12 Stets verwoben sich dabei lokale und nationale Identifikationsraster. Die Figur Ernst Abbes geriet vor diesem Hintergrund (vor allem nach seinem Tod) zur unmittelbaren Projektionsfläche unterschiedlicher zeitgenössischer Erwartungshaltungen und Interessenlagen. Während sein Wirken als Industrieller und Sozialreformer seit der Gründung der ZeissStiftung umstritten war, wurde sein Engagement als Unterstützer der Universität und als Förderer der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Technik stets positiv gedeutet, erwiesen sich diese Dimensionen in den Augen der Zeitgenossen doch eher als allgemein „konsens-“ und anschlussfähig.13 Aufgrund dieser Tatsache fand Abbe während des Kaiserreichs auch Eingang in die universitäre (und städtische) Erinnerungskultur. Bestimmte Konflikte um den Stellenwert der privaten Wissenschaftsfinanzierung innerhalb der Universität wurden auf diese Weise zielgerichtet ausgeblendet. Was den allgemeinen Stellenwert der industriellen Beihilfen für die Universität betrifft, so ist zu bemerken, dass die Zuschüsse der Carl-ZeissStiftung ingesamt dem Ausbau der Jenaer Universität eine neue Dynamik verliehen und neue Konturen der diversifizierten Bildungs- und Forschungslandschaft zeichneten. Ein Beispiel für diesen Sachverhalt bietet die Integration der neuen angewandten Wissenschaftsdisziplinen sowie die allgemeine Förderung der Naturwissenschaften, die der Salana den Anschluss an die allgemeine Entwicklung der Universitäten erlaubte.14 Hierbei spielten auch personelle Querverbindungen sowie der persönliche Einsatz verschiedener 12 13 14

Vgl. Halle: Universitäre Erinnerungskulturen (2009), S. 261. Vgl. John: Schiller–Abbe–Haeckel (2007), S. 25. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 86. Walther: Ernst Abbe und die Etablierung der angewandten Naturwissenschaften (2010), S. 62f.

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Protagonisten aus der Industrie eine wichtige Rolle (siehe die Bemühungen Abbes um die Unterstützung bestimmter, in den Reihen der Jenaer Universität eher wohlgelittener Personen). Der Einfluss der jeweiligen politisch-sozialen Rahmenbedingungen ist diesbezüglich nicht von der Hand zu weisen. Gerade während des Ersten Weltkriegs beschleunigten Beihilfen der Stiftung die Entwicklung bestimmter Wissenschaftsbereiche (siehe die Einrichtung eines Instituts für rechtswirtschaftliche und rechtsvergleichende Studien im Jahre 1917). Auch ist zu betonen, dass die im Austausch mit der optischen Industrie stehenden Institute in Form personeller Verbindungen über einen längeren Zeitraum bestimmte „Wissenschaftskulturen“ in die Universität hineintrugen, die in langfristiger Hinsicht den Stellenwert der teilweise umstrittenen angewandten Forschung innerhalb der Hochschule zu befördern halfen. Die grundlegenden Charakteristika des deutschen Universitätssystems, d. h. vor allem die Konkurrenz unter den Hochschulen sowie der gegenseitige Austausch unter den Vertretern der jeweiligen Wissenschaftsdisziplinen, beschleunigten dabei den industriell geförderten Ausbau der Universitäten (siehe die Verbindungen zwischen Jena und Göttingen). Auch nach der Einrichtung neuer Institutionen im Schnittbereich von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft (Gründung der Kaiser-WilhelmGesellschaft 1911) wurde die industrielle Unterstützung der Hochschulen aufrechterhalten. Einige Industrielle wirkten dabei sowohl als Förderer von neuen Institutionen wie der KWG und der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt als auch als Geldgeber für die Hochschulen. Die Gründung von Einrichtungen wie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und der Handelshochschulen erwies sich demzufolge nicht als unmittelbares Konkurrenzunternehmen zum Ausbau der Hochschulen, zumal ihre Etablierung den Universitätsangehörigen genügend Vorwände zur vermehrten Unterstützung von Universitätsinstituten und damit verbundenen disziplinären Fachbereichen lieferte. Dies galt allerdings nur bedingt für die Errichtung von neuen Hochschulen im landesspezifischen Kontext. Ähnlich wie die Universitäten Gießen, Rostock und Kiel verfügte Jena nicht über die Ergänzung durch eine Polytechnische bzw. Technische Hochschule.15 Für den Ausbau der Jenaer Universität erwies es sich daher insgesamt als äußerst günstig, dass das Projekt der Gründung einer „Thüringischen Hochschule für Wirtschaft, Verwaltung und Technik“ keine Verwirklichung fand. Eine wesentliche Rolle spielte in diesem Zusammenhang die bereits beschriebene Verschränkung „historisch gewachsener“ und „konstruierter“ Strukturen. So trugen in enger Absprache mit den Universitätsangehörigen auch Angehörige der Stiftungsbetriebe wie beispielsweise der Zeiss-Geschäftsführer Max Fischer dazu bei, das Projekt der Eisenacher Hochschule zu Fall zu bringen.

15

Vgl. Jungnickel/McCormmach: Intellectual Mastery of Nature (1986), S. 217.

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Das im Kaiserreich gelegte Fundament der privaten Wissenschaftsfinanzierung erwies sich nach 1918/19 als ausbau- und anschlussfähig (siehe die Einrichtung neuer Hochschulförderorganisationen).16 Die Inflation sowie das Interesse der Industrie an einer Beibehaltung des einst getroffenen Konsenses der komplementären Rolle privater Zuschüsse setzten jedoch der Beteiligung der Unternehmen an der Förderung der neuen Organisationen (bspw. der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft) enge Grenzen. Vielmehr übernahm das Deutsche Reich, das bereits die Trägerschaft der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt übernommen und damit erste Breschen in die Hoheit der Bundesstaaten über die Bildungs- und Forschungsanstalten geschlagen hatte, eine wichtige Funktion bei der Errichtung der neuen Organisationen. Deutlich wird in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Kaiserreichs als „Scharnierphase“ des Zusammenspiels von Wissenschaft, Staat und Wirtschaft, innerhalb derer zugleich die grundlegenden Modi privater Wissenschaftsfinanzierung ausgehandelt wurden, die beim Aufbruch in die Weimarer Republik Bestätigung fanden.17 Dessen ungeachtet veränderten die Entwicklungen zu Beginn der 1920erJahre die Mechanismen der industriellen Förderung der Universitäten in nachhaltiger Weise. Dies wird im vierten Abschnitt deutlich, der sich der Frage widmete, welche Rolle die Zeiss-Stiftung bzw. die optische Industrie bei der Umgestaltung der „Ressourcenensembles“ in der Weimarer Republik und unter dem Nationalsozialismus im Sinne der damit verbundenen „Neuprofilierung“ der Jenaer Universität spielte. Nach der Einführung der Renten- bzw. Reichsmark fiel der Anteil der Stiftungsgelder am universitären Budget in drastischer Weise. Dies hatte zur Folge, dass Streitigkeiten um den allgemeinen Stellenwert der privaten Wissenschaftsfinanzierung kaum mehr auftraten. Innerhalb ihres Förderspektrums konzentrierte sich die optische Industrie daraufhin noch stärker auf die Unterstützung der ihr nahestehenden naturwissenschaftlichen Fachbereiche. Vor allem die Physik und die Mikroskopie fanden nun die vermehrte Aufmerksamkeit der Betriebe. Insgesamt stützte die Zeiss-Stiftung auf diese Weise gerade das einst durch ihre Förderung maßgeblich beeinflusste naturwissenschaftliche Profil der Salana. Dabei förderte sie wie bereits im Kaiserreich auch durch personelle Interventionen in wesentlichem Maße die langfristige „Verankerung“ der angewandten Disziplinen, wobei im Zeitraum von 1924–1945 auch erkennbar wird, dass die bereits im 19. Jahrhundert geführten Auseinandersetzungen um den kulturellen Stellenwert der „Technik“ allmählich an Schärfe verloren, aber dennoch nicht ganz von der Bildfläche verschwanden. Dafür waren auch politische Rahmenbedingungen verantwortlich, wurde doch gerade in 16 17

Vgl. Hermann: Staat, Wissenschaft und Wirtschaft (1990), S. 368. Vgl. vom Bruch/Pawliczek: Einleitung (2006), S. 9. Szöllösi-Janze: Die institutionelle Umgestaltung der Wissenslandschaft im Übergang vom späten Kaiserreich zur Weimarer Republik (2002), S. 61ff.

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der NS–Zeit das Prestige der Ingenieure durch ihre infolge der Kriegsvorbereitungen steigende „politische Nützlichkeit“ vonseiten des Staates aufgewertet.18 Gleichzeitig wird erkennbar, dass auch im Zeitraum von 1924–1945 bestimmte Projekte, die nicht unmittelbar industriellen Interessen dienten, Unterstützung seitens der Betriebe fanden. Dazu gehörte beispielsweise die Förderung der Studentenhilfe. Auch das Beispiel der mithilfe von Stiftungsgeldern geförderten „Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena e. V.“ zeigt recht anschaulich, dass die einstmals sich vor allem aus sozial-integrativen Bemühungen speisenden Impulse für eine „zweckferne“ private Wissenschaftsfinanzierung auch unter veränderten sozio-politischen Rahmenbedingungen ihre Gültigkeit beibehielten. Die industrielle Unterstützung des universitären Ausbaus war sowohl von Brüchen wie auch Kontinuitäten gekennzeichnet und passte sich vielfach der politischen und ökonomischen „Wetterlage“ an. Die z. T. „fließenden Übergänge“ zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung sorgten diesbezüglich für zahlreiche Adaptionsmöglichkeiten (siehe die Entwicklung optischer Geräte im Bereich der Medizin sowie die Forschungsarbeiten der Sternwarte unter dem Nationalsozialismus). Vielfach wurden traditionelle Modi des Zusammenwirkens von Universität und Industrie dabei verändert (siehe beispielsweise die „Gleichschaltung“ der Carl-Zeiss-Stiftung in den Jahren 1933/34 sowie der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität Jena). Auf diese Weise beschleunigte die industrielle Förderung zum Teil bestimmte disziplinäre Entwicklungen und begünstigte diverse wissenschaftspolitische Maßnahmen. So konnten sich bestimmte Wissenschaftszweige wie beispielsweise die technische Chemie und universitäre Einrichtungen wie die Psychologische Anstalt unter dem Nationalsozialismus einer bevorzugten Förderung durch die Industrie erfreuen. Infolge der zunehmenden politisch-militärischen Relevanz der wissenschaftlichen Forschung nahm im Zeitraum von 1933–1945 zudem der Anteil der naturwissenschaftlichen Disziplinen innerhalb des Förderspektrums der Zeiss-Stiftung deutlich zu. Stellenweise verweigerten sich die Betriebsleitungen der Stiftungsfirmen aber auch bestimmten Projekten, die entweder nicht ihrem Interesse entsprachen oder der komplementären Funktion der industriellen Beihilfen zuwiderliefen. Auch in diesem Zusammenhang sind personelle Querverbindungen nicht zu unterschätzen. So erfüllte beispielsweise der technische Physiker Abraham Esau im Nationalsozialismus eine wichtige Funktion als „Vermittler“ zwischen der Reichs-, der Landesregierung sowie den Geschäftsleitungen der Betriebe und der Universität.19 18 19

Vgl. Maier: Nationalsozialistische Technikideologie und die Politisierung des „Technikerstandes“ (1996), S. 262. Vgl. Hoffmann/Stutz: Grenzgänger der Wissenschaft (2003).

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Der Vermittlung bedurfte oftmals auch die Verwirklichung konkreter stiftungsgebundener Projekte, hier sind ebenso wie im Kaiserreich eine staatlich-universitär-industrielle „Ressourcen- und Zuständigkeitskonkurrenz“ und diesbezügliche „partielle Interessenkoalitionen“ erkennbar, die jeweils spezifische Rückbindungen an die allgemeinen Rahmenbedingungen erkennen lassen. So achteten beispielsweise die Hochschulangehörigen nach wie vor auf die Bewahrung von eigenen (auch finanziellen) Handlungsspielräumen, der Ruf nach einer „zweckfreien“ Forschung und einem „Recht auf Selbstverwaltung“ diente aber gleichzeitig vor allem in der Weimarer Republik auch politischen Implikationen, insbesondere der Abwehr staatlicher Eingriffe in universitäre Strukturen. Gegen eine Nutzung universitär-industrieller Kanäle für ihre eigene Zwecke (Bsp. Berufungsverhandlungen) hatten die Universitätsangehörigen wie bereits im Kaiserreich kaum etwas einzuwenden. Auch waren sich die Hochschulwissenschaftler stets der politischen Implikationen bezüglich des „ökonomischen Potentials“ ihrer Arbeit bewusst. Die Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches nach 1936 versprachen deshalb nicht nur eine teilweise großzügigere Forschungsförderung, sondern auch eine Aufwertung des eigenen Prestiges. Auch im Bereich der Argumentationsstruktur und der konkreten wissenschaftlichen Arbeit ließen sich Forderungen nach einer „langfristigen Grundlagenforschung“ und die Berufung auf „wirtschaftliche Interessen“ vielfach miteinander verzahnen. Freilich führten trotz eines letztlich effektiven Einsatzes wissenschaftlicher Kapazitäten die vor allem der Dynamik der Kriegsvorbereitungen und des Kriegsausbruchs geschuldeten Entwicklungen (Debatten über den „richtigen“ Einsatz wissenschaftlicher Forschung, Nachwuchsproblematik) zu keinem endgültigen „Durchbruch“ im Bereich der universitär-industriellen Kooperation. Dennoch zeigt das Beispiel der Jenaer Universität, dass trotz der insgesamt eher verhaltenen Fördertätigkeit der Carl-Zeiss-Stiftung während der NS– Zeit auch die Beziehungen der optischen Industrie und der Salana in spezifische, den kriegs- und rassenpolitischen Plänen der Nationalsozialisten dienende Strukturen eingebunden waren (Bsp. Förderung neuer regional-angebundener Großforschungsvorhaben wie die Hochschularbeitsgemeinschaft der Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung, Unterstützung Astel-Institut etc.), die zugleich politisch-industriell-wissenschaftliche Anliegen im Bereich der konkreten Forschungsarbeit miteinander verbanden (Bsp. Entwicklung von neuen optischen Geräten im Bereich der Medizin, Förderung der Arbeiten der Sternwarte auf dem Gebiet der Sonnenphysik). Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass das Verhältnis zwischen Universität und Industrie erneut positiv verortet wurde. Dabei wurden ältere Deutungsmuster (Altruismus Ernst Abbes, Verbindung von lokalregionalen Sinngebungshorizonten mit nationalen Bezügen) tradiert, gleichzeitig aber auch vor allem stärker politisch „eingefärbt“ (Bsp. „Vorbildrolle“ Jenas für die Verbindung von Wissenschaft und Technik, Abbe als

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„Vordenker der NS-Betriebsgemeinschaft“). Eine im Bereich der universitären Erinnerungskultur zusammenlaufende einheitsstiftende „Deutungskategorie“ war aber in den 1920er- und 1930er-Jahren aufgrund eines breiten Spektrums an unterschiedlichen Interpreten und Deutungsschemata kaum mehr möglich. Die Nichtabhaltung traditioneller Gedenkzeremonien zeugte zugleich von der gewandelten Rolle der Carl-Zeiss-Stiftung im Bereich der universitären Finanzierung. Dennoch war die Universität über den Weg neuer akademischer Ehrungen (Ehrenbürgerwürde) gerade aufgrund der nach 1918/19 gewandelten politischen Verhältnisse um eine stärkere „Anbindung“ externer Sponsoren bemüht. Diese brachten nicht zuletzt durch bürgerlich geprägte Sozialisationsmuster (Wert geistiger Bildung) den Hochschulen auch eine allgemeine Wertschätzung entgegen, die sich nicht selten in Form des Engagements innerhalb der neuen Förderorganisationen (Bsp. Gesellschaft der Freunde der Universität Jena) niederschlug und sich auch in entsprechende Bemühungen um eine stärker an politischen Wertekatgeorien angelehnte „Verortung“ universitärer Traditionen („Vorwärts mit Schiller“) kanalisieren ließ. Trotz der erkennbaren stellenweisen Funktion der Carl-Zeiss-Stiftung als Förderer einer universitären „Neuprofilierung“ war der Ausbau der Verbindungen zwischen Universität und Industrie nur begrenzt möglich. Dies beweist die Etablierung der universitär-industriellen Auftragsforschung innerhalb der DDR. Das fünfte Kapitel ging deshalb anhand des Jenaer Beispiels der Frage nach, warum die Vertragsforschung zwischen den Universitäten und der Industrie nur mäßige Ergebnisse hervorbrachte und diskutierte diesbezüglich verschiedene Erklärungsansätze der neueren Forschung. Wie die Ausführungen belegen, kam es bereits gegen Ende der 1940er-Jahre zu einschneidenden Veränderungen, die das Verhältnis von Universität und Industrie maßgeblich beeinflussten. Der umfassende Gestaltungsanspruch der SED-Parteizentrale sorgte dafür, dass der infolge der Demontage der Stiftungsbetriebe verursachte Wegfall der Stiftungsbeihilfen für die Universität von der politischen Führung nachträglich sanktioniert wurde. Wissenschafts- und wirtschaftspolitische Fragen galten als Angelegenheit der staatlichen Administration, eine Aufrechterhaltung der Stiftung erschien nur in juristischer Hinsicht (Auseinandersetzung mit den „Schwesterbetrieben“ der Firmen Zeiss und Schott in der Bundesrepublik) als opportun. Vor diesem Hintergrund kam es zu Anfang der 1950er-Jahre im Bereich der Historiografie zu einer Umdeutung des bisher einhellig in positiven Bahnen gedeuteten Verhältnisses von Universität und Industrie. Nach Lesart der marxistischen Geschichtsschreibung bildeten die Stiftungsbeihilfen nunmehr gewissermaßen ein „Sinnbild“ des „Profitinteresses der Industrie“, das es mit Hilfe politischer Maßnahmen zu bekämpfen galt. In diesem Zusammenhang wurde im Hinblick auf die Wissenschaftspolitik der SED das Bild eines „großzügigen staatlichen Förderers“ bemüht, das industrielle Beihilfen

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entbehrlich erscheinen lassen sollte. Auch außerhalb der schriftstellerischen Ebene schickte sich die SED an, das Feld der „Traditionen“ in einer ihr genehmen Weise zu erobern. Neben dem Rückgriff auf traditionelle Instrumente akademischer Praktiken wie die Verleihung von Ehrendoktor- und Ehrenbürgerwürden sollten so genannte „Freundschaftsverträge“ und der Einbezug der Industrie in die universitäre Festkultur (in Form von „Betriebsensembles“) die Universität und die hiesigen Großbetriebe enger mit den wissenschaftspolitischen Vorstellungen der SED-Parteizentrale verzahnen. Repressive Maßnahmen sollten zugleich dazu dienen, missliebige, bildungsbürgerlich geprägte Deutungsmuster und Wertgebungshorizonte, die noch die 1940er-Jahre geprägt hatten, zu verdrängen. Zwar gelang es der Bezirks-, Universitäts- und Betriebsparteileitung keineswegs, die völlige Deutungshoheit über die historische Vergangenheit zu erringen. Der Spielraum für nicht-marxistische Deutungspositionen wurde aber im Verlauf der 1950erJahren zunehmend eingeengt. Obwohl im Bereich der DDR-Historiografie die Verbindungen zwischen Universität und Industrie bis zum Ende der 1980er-Jahre (mit abnehmender Tendenz) weiterhin mit negativen Urteilen behaftet blieben, besann sich die SED-Führung zu Beginn der 1960er-Jahre auf die Möglichkeit, das Zusammenwirken der Jenaer Hochschule und der Betriebe vor allem anhand der wissenschaftlich-technischen Tätigkeit Ernst Abbes stärker in den Kanon der staatlichen „Traditionspflege“ zu integrieren und als Ausweis der Legitimität der Wissenschaftspolitik des DDRRegimes für sich brauchbar zu machen. Unter den Prämissen des „Neuen Ökonomischen Systems“ (NÖS) und der in diesem Zusammenhang noch stärker forcierten Kooperation zwischen den VEB und den Hochschuleinrichtungen gerieten Protagonisten wie Ernst Abbe und Carl Zeiß auf diese Weise zum „Vordenker“ wissenschaftspolitischer Leitlinien. Diese historische „Vorbildfunktion“, die wie zu vorangegangenen Zeiten nationale und lokale Bezüge miteinander kombinierte, wurde im Bereich der allgemeinen Publizistik und Erinnerungskultur auch nach der wissenschaftspolitischen Kurskorrektur der SED zu Anfang der 1970er-Jahre aufrechterhalten und überformte bis zur Auflösung der DDR in den Jahren 1989/90 die allgemeinen Beziehungen zwischen der Universität und der optischen Industrie. Wie im Bereich der Konstruktion bestimmter Traditionen führten politische Maßnahmen im Zeitraum von 1945–1971 zu einschneidenden Umbrüchen innerhalb der grundlegenden Kooperationsmodi zwischen Universität und Industrie. Mit dem Wegfall der Stiftungsbeihilfen wurde ein wesentliches Kernelement der lokalen Infrastruktur beseitigt. Auf diese Weise war eine Etablierung neuer Kooperationsmechanismen im traditionellen Fahrwasser nur begrenzt möglich. Dennoch besaßen einzelne Universitätsinstitute auch weiterhin informellen Kontakt zu den Betrieben. Ferner wirkten auch Angestellte der optischen Industrie in den Reihen der Jenaer Universität, zum Teil verzahnten sich in personeller Form Hochschul-, Industrie- und

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Akademieforschung. Auch ließen sich die Verbindungen zu den Unternehmen wie in vorangegangenen Zeiten zur Einwerbung staatlicher Mittel instrumentalisieren. Der Mitte/Ende der 1950er-Jahre von der SED-Parteiführung eingeleitete Prozess der politischen Zusammenführung von Industrie und Universität brach dann aber endgültig mit den noch vorhandenen Elementen der historisch gewachsenen Innovationslandschaft. Statt der bisherigen „Arbeitsteilung“ sollten die Hochschulen nunmehr wesentliche Bestandteile ihrer Kapazitäten auf die Industrie ausrichten, diese wiederum sollte die dafür notwendigen Mittel bereitstellen. Des Weiteren wurden im Rahmen der „Dritten Hochschulreform“ wesentliche Elemente der traditionellen Universitätsstruktur beseitigt (Einrichtung von Sektionen, neue Gremien im Bereich der Universitätsleitung). Das von der DDR-Staatsführung eingeforderte Maß der Zusammenarbeit zwischen den Betrieben und der Universität ging weit über die vorhandene „Infrastruktur“ hinaus. Wie bereits geschildert, wiesen Industrie- und Hochschulforschung seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert zwar Überschneidungspunkte auf, führten aber im Hinblick auf bestimmte Wissenschaftskulturen (bspw. funktionelle Verortung von Wissenschaft) und deren Anbindung (staatliche/betriebliche Finanzierung) ein institutionelles Eigenleben. Diese historisch gewachsene Konstellation erwies sich auch unter den Bedingungen der DDR als äußerst persistent, zumal bis in die 1960er-Jahre ein Großteil der Hochschulangehörigen der DDR noch einer Generation entstammte, deren akademische Karriere im Kaiserreich bzw. der Weimarer Republik begonnen hatte und die dementsprechende Leitbilder des Wissenschaftlerberufes aufgesogen hatten. Die Dimensionen der staatlich verordneten Auftragsforschung in den 1960er-Jahren überforderten daher sowohl die Universitätsangehörigen, die erneut um ihren eigenen Handlungsspielraum und Status bangten, als auch die Betriebe, die eine weitreichende Finanzierung der Hochschulinstitute als nicht in ihrem Interesse liegend betrachteten. Die politisch erzwungene Kooperation führte dabei nicht nur zur Abkehr von herkömmlichen Strukturen innerhalb der Hochschule, sondern engte zugleich, auch wenn bestimmte Einflussräume von Wissenschafts- und Wirtschaftsvertretern erhalten blieben (die freilich nicht immer der Umsetzung wissenschaftspolitischer Maßnahmen förderlich waren), den bisherigen „Aushandlungsprozess“ zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft weitgehend ein. Zahlreiche Spannungen und Konflikte zwischen allen Beteiligten waren die Folge. Des Weiteren erschwerten fehlende Anreize zur Zusammenarbeit die Kooperation zwischen der Hochschule und der Industrie. Viele Volkseigene Betriebe zogen es vor, das Feld der Industrieforschung zu vernachlässigen. Als Folge der dadurch entstehenden Schwäche auf dem Gebiet der Herstellung neuer Produkte wurde auch die Funktion der optischen Industrie als Hersteller hochwertiger wissenschaftlicher Instrumente beeinträchtigt. Gleichzeitig besaßen die VEB kaum Interesse an langfristigen und

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kostspieligen Forschungsprojekten, zumal sich wichtige industrielle Anliegen oftmals mit anderen Kooperationspartnern wie den Technischen Hochschulen besser realisieren ließen. Zusätzlich verschärft wurde die spannungsreiche Zusammenarbeit von Universität und Industrie durch die oftmals schwierige Bereitstellung notwendiger materieller Kapazitäten. Knappe Ressourcen bedingten einerseits vorsichtige Entscheidungen der Staatsführung, verhinderten andererseits aber auch große Investitionsvorhaben bzw. ließen diese letztendlich scheitern. Gleichzeitig war die Parteizentrale im Hinblick auf die Umsetzung ihrer Maßnahmen auf die Mitarbeit der Betriebs- und Universitätsangehörigen angewiesen. Dies verschaffte sowohl den Universitäten als auch der Industrie die Möglichkeit, wissenschaftspolitische Vorgaben zumindest im Detail nach ihren Vorstellungen mitgestalten zu können bzw. rückte sie mitnichten in die Rolle eines reinen „Befehlsempfängers“. In diesem Zusammenhang sind nicht zuletzt auch teilweise konvergierende Vorstellungen von Industrie und Universität hinsichtlich der Funktion der Hochschulen erkennbar (siehe die Auseinandersetzung um den Stellenwert der universitären Forschung und Lehre). Eingreifende wirtschaftliche Reformen, aber auch die wissenschaftspolitische Aufnahme des hinter den Kulissen geäußerten „Feedbacks“ von Vertretern von Industrie und Universität waren aber aufgrund des Hoheitsanspruchs der SED in sämtlichen gesellschaftlichen Teilbereichen nur begrenzt möglich und zwangen immer wieder zu entsprechenden Loyalitätsbekundungen bzw. „verhüllter Kritik“ und reinen „Registriervorgängen“ der vorhandenen Probleme. Aufgrund der beschriebenen Sachverhalte war der Vertragsforschung in der DDR letztlich kein durchgreifender Erfolg beschieden. Insgesamt lässt sich belegen, dass sich die Mechanismen der Beziehungen von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft weder allein durch bestimmte „Innovationskulturen“, systemisch-strukturelle Faktoren (politisch-gesellschaftliche Rahmenbedingungen) noch durch diverse Prämissen der abstrakt-theoretischen Modelle der Wissenschaftssoziologie (Stichwort „Wissensgesellschaft“) hinreichend erklären lassen. Bestimmte Annahmen wie beispielsweise die innerhalb der „Triple-Helix“ im Rahmen der konstruierten Überlappungen zwischen Universität, Staat und Industrie postulierte Bedeutung von sich an die jeweilige „Wetterlage“ anpassenden und die Formen und Muster der Zusammenarbeit prägenden „Aushandlungsprozessen“20 wird man aus der Perspektive des Universitätshistorikers teilen müssen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass dieser Mechanismus sowohl zu Spannungen und notwendigen Kompromissen, als auch zu (damit verbundenen) innovativen Ergebnissen führte. Vor diesem Hintergrund erklärt sich nicht zuletzt die Bedeutung von „Grenzgängern“ zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft, deren Wirken dazu führen konnte, dass das 20

Vgl. Etzkowitz/Leydesdorff: The dynamics of innovation (2000), S. 111f.

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Zusammenspiel aller drei Bereiche eine neue Qualität erhielt. Hier wäre es freilich angebracht, im Rahmen neuer Studien einzelne „Wechselwirkungen“ zwischen Universität und Industrie genauer ins Blickfeld zu nehmen. Da die Querverbindungen der Jenaer Universität zur optischen Industrie der Etablierung bestimmter Wissenschaftsbereiche innerhalb der Hochschule förderlich waren, stellt sich beispielsweise die Frage, inwiefern über die Kontakte zwischen der Hochschule und den Unternehmen bestimmte „akademische Wissenschaftskulturen“ in die industrielle Forschung hineingetragen wurden und auf diese Weise langfristige „Unternehmenskulturen“ zu befördern halfen. In diesem Zusammenhang könnte man im Rahmen geschichtswissenschaftlicher Studien sowohl die Entwicklung der Größenordnung der personellen Verbindungen als auch anhand von einzelnen Projekten bestimmte „Normen“ innerhalb der Industrie- und Hochschulforschung genauer untersuchen, um die Rolle der Kontakte zwischen Universität und Industrie im Rahmen bestimmter heuristischer Herangehensweisen bei der Wissensproduktion im 19. und 20. Jahrhundert genauer zu untersuchen. Dabei können nicht zuletzt die spezifischen sozio-kulturellen Konturen des „Industrie- und Institutslabors“ neu vermessen werden. Somit wäre es möglich, bestimmte räumlich definierte Praktiken der Konstruktion wissenschaftlicher Erkenntnisse in ihren historischen Dimensionen genauer verorten zu können. Auch würde es sich anbieten, im Rahmen neuer Studien die Vorgänge in Jena mit den Entwicklungen an anderen Standorten während des 20. Jahrhunderts, insbesondere innerhalb der DDR, zu vergleichen. Hier wäre besonders danach zu fragen, inwiefern die verschiedenen „Ausgangsbedingungen“ zu unterschiedlichen Konsequenzen bei der Verflechtung von Universität und Industrie führten (Ausbau der Hochschule, Stellung innerhalb der Universitätsfinanzen, Konflikte innerhalb der Vertragsforschung etc.). Dabei wird man aber aufgrund der Ausführungen der vorliegenden Studie berücksichtigen müssen, dass die engen Verflechtungen zwischen den Hochschulen und der Industrie aufgrund der geschilderten Faktoren (Interesse aller Institutionen an einer funktionellen „Arbeitsteilung“) begrenzt blieben. Die das Verhältnis zwischen Staat, Wissenschaft und Wirtschaft bestimmenden „Innovationsstrukturen“, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu entwickeln begannen, erfuhren zwar bis in das 20. Jahrhundert hinein wesentliche Neuerungen (Außeruniversitäre Einrichtungen, Etablierung neuer Forschungsförderorganisationen, Größenordnung der Schnittmengen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Militär, Einführung der Auftragsforschung etc.), blieben aber von ihrer Grundausrichtung her (institutionelle Arbeitsteilung, Rolle der privaten Wissenschaftsfinanzierung) relativ stabil. Nicht zu übersehen ist in diesem Zusammenhang,

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dass die politisch erzwungene Abkehr von dieser gewachsenen „Innovationslandschaft“ während der DDR (Aufkündigung des im 19. Jahrhundert entstandenen Konsenses im Hinblick auf die Rolle der privaten Wissenschaftsfinanzierung und die „Zuliefererfunktion“ der Hochschulforschung) besonders gravierende Spannungen zwischen der Jenaer Universität und den Betrieben hervorrief und nur bescheidene Ergebnisse abwarf. In jedem Falle ist es demzufolge wichtig, sowohl die die Interaktionen von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft erfassenden Modelle der Wissenschaftssoziologie als auch Ansätze im Bereich der Innovationsforschung um die Perspektive einer die „institutionelle Arbeitsteilung“ widerspiegelnden historischen „Innovationslandschaft“ zu erweitern, deren Konturen sich vor allem anhand der Periodisierungsvorschläge der neueren wissenschaftsgeschichtlichen Abhandlungen (Kaiserreich als „Scharnierphase“, „langes 20. Jahrhundert“21 ) offenbaren und im Hinblick auf historiografisch-narrative Prämissen dabei sowohl eine hohe Adaptionsfähigkeit als auch „Zählebigkeit“ im Sinne einer „longue durée“ erkennen lassen,22 die beide durch zahlreiche Bemühungen um die Konstruktion bzw. Konfiguration eines „traditions- und sinnstiftenden Unterbaus“ getragen werden.23 Wie das Beispiel der „Großforschung“ in der DDR beweist, ließen sich bestimmte Innovationen durch einen massiven Umbruch innerhalb der traditionellen Strukturen der Bildungs- und Forschungslandschaft kaum erzwingen.24 Vielleicht täte es gut, dem einen oder anderen Verantwortlichen innerhalb der Bildungs- und Forschungspolitik diese Tatsache einmal ins Gedächtnis zu rufen. Gegen einen Wettbewerb um zusätzliche „Drittmittel“ hätte jemand wie Ernst Abbe wohl kaum Einwände vorgebracht. Wohl aber wäre ein allmählicher Rückzug der Bundesländer aus der Finanzierung der Universitäten insbesondere im Hinblick auf die langfristige Sicherstellung materieller Bildungs- und Forschungskapazitäten auf die Missbilligung des Stiftungsgründers gestoßen, der innerhalb der Stiftungsurkunde vom 19. Mai 1889 festlegte, dass „Stiftungsmittel an die Universität nicht dazu dienen dürfen, den die Universität erhaltenden Staaten Lasten abzunehmen, die diese bisher getragen haben oder nach dem natürlichen Lauf der Dinge von ihnen übernommen werden müssen“.25 Es bleibt zu hoffen, dass diese Grundsätze Abbes auch heute noch Anerkennung finden werden.

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Vgl. vom Bruch/Pawliczek: Einleitung (2006), S. 9. Szöllösi-Janze: Wissensgesellschaft (2004), S. 286ff. Raphael: Verwissenschaftlichung des Sozialen (1996), S. 186. Vgl. Braudel: Die lange Dauer (1992), S. 52. Vgl. Hobsbawm: Inventing traditions (1992), S. 1. Vgl. Tandler: Visionen einer einer sozialistischen Großforschung in der DDR (1999). Vgl. Wortlaut der Stiftungsurkunde vom 19.05.1889, abgedruckt in: Schomerus: Werden und Wesen der Carl-Zeiss-Stiftung (1955), S. 79–90, hier S. 88.

Anhang A Der allgemeine Aufbau der Carl-Zeiss-Stiftung und die Zuwendungen an die Universität In den vorangegangenen Ausführungen wurde auf eine Darstellung der grundlegenden Funktionsmodi der Carl-Zeiss-Stiftung aus pragmatischen Gründen weitgehend verzichtet. Um überhaupt nachvollziehen zu können, wie Gelder innerhalb der Stiftung verwaltet und einer bestimmten Zweckbestimmung zugeführt wurden, ist es jedoch notwendig, an dieser Stelle eingehender zu erläutern, auf welche Art und Weise finanzielle Mittel für die Universität bereitgestellt wurden und wie diese Verwendung fanden. Als Abbe die Carl-Zeiss-Stiftung zum Erben seines Vermögens und seiner Geschäftsanteile ernannte (erst testamentarisch im Jahre 1889, dann noch zu seinen Lebzeiten 1891), konnte das Stiftungswesen bereits auf eine lange, bis in das Mittelalter reichende Tradition zurückblicken.26 Bekanntlich ging es Abbe nicht um die Errichtung einer „milden Stiftung“, sondern um eine Verbesserung der rechtlichen Beziehungen zwischen Arbeiter- und Unternehmerschaft sowie um eine Sicherstellung bestimmter ökonomischer Leitprinzipien der an der Stiftung beteiligten Firmen Zeiss und Schott.27 Dass eine Stiftung als „juristische Person“ mit den damit verbundenen rechtsstaatlichen Konsequenzen (gesonderte Vermögensverwaltung etc.) die Trägerschaft über ein Unternehmen übernahm, war innerhalb des Deutschen Reiches zu diesem Zeitpunkt eine völlig neue Entwicklung und bildete den Auftakt für zahlreiche weitere „Industriestiftungen“ bis weit in das 20. Jahrhundert.28 Gemäß Abbes Willen übernahm das Kultusdepartement bzw. Staatsministerium des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach die Aufsicht über die Stiftungsgeschäfte und fungierte als offizielle „Stiftungsverwaltung“.29 Der Stiftungsverwaltung oblag die Ernennung der Unternehmensvorstände. Grundsätzlich konnten nach den Bestimmungen des Statuts nur ausgewiesene wissenschaftlich-technische bzw. kaufmännische Fachleute zu Mitgliedern der Geschäftsleitungen bestellt werden. Die Zahl der Vorstandsangehörigen war auf vier Personen begrenzt, ein Mitglied der Geschäftsleitung musste außerdem dem Vorstand des Glaswerkes angehören. Zugleich wurde einem Vorstandsmitglied die Funktion eines „Bevollmächtigten der Carl-Zeiss-Stiftung“ nebst Recht zur Zeichnung der Firma 26 27 28 29

Vgl. Lingelbach: Stiftungen und Stiftungsrecht (2008), S. 28. Vgl. Ausführungen in Kapitel III.1.1. Vgl. Liermann: Geschichte des Stiftungsrechts (2002), S. 280 sowie Lingelbach: Stiftungen und Stiftungsrecht (2008), S. 37. Vgl. Konstituierende Bestimmungen des Stiftungsstatuts von 1896, abgedruckt in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 262–319, hier S. 265f.

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übertragen, eine weitere Person aus den Reihen der Geschäftsleitung übernahm die Position des entsprechenden Stellvertreters.30 Als Bindeglied zwischen den Betriebsleitern und dem Weimarer Kultusdepartement fungierte ein von der Stiftungsverwaltung zu bestellender Beamter des öffentlichen Dienstes als ständiger „Stiftungskommissar“. Er vertrat die Stiftungsverwaltung bei den Unternehmen und hatte über den Fortgang der Geschäfte und die Einhaltung der Bestimmungen des Stiftungsstatuts zu wachen. Bei wichtigen Vorhaben (beispielsweise Kapitalaufwendungen für neue geschäftliche Unternehmungen) war stets die Zustimmung des Stiftungskommissars erforderlich, er war überdies zur Einsichtnahme in die geschäftlichen Unterlagen berechtigt und durfte selbst Anträge in betrieblichen Angelegenheiten unterbreiten bzw. den Vorstandsmitgliedern zur Beschlussfassung vorlegen und eine diesbezügliche Stellungnahme einfordern.31 Die Paragrafen des Stiftungsstatuts aus dem Jahre 1896 legten fest, dass die Betriebe Zeiss und Schott zunächst der Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegenüber den Angehörigen der Unternehmen (dauernde Fürsorge für die wirtschaftliche Sicherung der Firmen sowie ihrer Angestellten) nachzukommen hatten, bevor entsprechende finanzielle Mittel für die Universität und die „Betätigung in gemeinnützigen Einrichtungen“ freigegeben werden konnten.32 Prinzipiell oblag es der Stiftungsverwaltung, über die Gelder für die an zweiter Stelle genannten Zwecke zu verfügen. Der Stiftungskommissar und die Vorstände der Unternehmen besaßen aber das Recht, jederzeit Anträge an das Weimarer Kultusdepartement zu unterbreiten, zudem musste ihre Stellungnahme bezüglich etwaiger finanzieller Vorhaben eingeholt werden. Übereinstimmende Anträge sämtlicher Vorstandsmitglieder konnten durch das Weimarer Kultusdepartement nicht blockiert werden, ebensowenig war es zulässig, Gelder für Zwecke der Universität gegen das einstimmige Votum der Geschäftsleitungen freizugeben.33 Die Zuweisung der Mittel erfolgte über einen Fonds, der, in mehrere separate Konten (u. a. einen Reservefonds zur langfristigen Deckung der Kapitalien) untergliedert, zunächst den Namen „Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke“ (1886–1890) trug und später, nachdem sich Ernst Abbe entschieden hatte, sein Vermögen noch zu Lebzeiten an die Carl-Zeiss-Stiftung abzutreten, die Bezeichnung „Universitätsfonds“ erhielt.34 Gemehrt wurde der Bestand dieses Fonds durch „regelmäßige“ und „außerordentliche“ Einzahlungen aus dem Vermögen Ernst Abbes bzw. der Carl-Zeiss30 31 32 33 34

Vgl. ebd., S. 265f. und 274. Vgl. ebd., S. 266–271. Vgl. ebd., S. 264 und 308. Vgl. ebd., S. 312f. Vgl. Wünsche und Anträge Ernst Abbes als Grundlage für die in Artikel 9 seines Abtretungsvertrages noch vorbehaltenen Vereinbarungen vom 23.06.1891, abgedruckt in: Schomerus: Werden und Wesen der Carl-Zeiss-Stiftung (1955), S. 184–195, hier S. 194.

Aufbau der Stiftung und Zuwendungen an die Universität

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Stiftung, wobei ein bestimmter Anteil der erstgenannten Zuweisungen nach den Bestimmungen des Ergänzungsstatuts zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom Februar 1900 als „unwiderruflicher Mindestbetrag“ gelten sollte. Eine Erhöhung der regelmäßigen Jahresleistung, des unwiderruflichen Mindestbetrags sowie die Bewilligung besonders hoher außerordentlicher Zuschüsse war gegen das einstimmige Votum des Stiftungskommissars und der Mehrheit der Geschäftsleitungen nicht möglich. Letztere konnten auch durch ein gemeinsames (d. h. einstimmiges) Votum diesen Schritt blockieren. Eine Herabsetzung der regulär übernommenen Leistungen war wiederum nur durch ein übereinstimmendes Votum der Mehrheit der Vorstandsmitglieder sowie des Stiftungskommissars möglich.35 Die Verwaltung des/der Fonds übernahm zunächst die Staatsregierung des Großherzogtums von SachsenWeimar-Eisenach (anhand einer besonderen Rechnungsführung),36 später wurde die Administration des Kapitalstocks der akademischen Finanzbehörde übertragen.37 Die von der Stiftung an den Universitätsfonds übertragenen Gelder wurden auf mehrere separate Konten verteilt. Laut Stiftungsstatut sollte ein sogenannter „Verfügungsfonds“ dazu dienen, laufende (ständige) und einmalige Ausgaben zu bestreiten. Als Rückgrat für die Finanzierung war der „Rücklagenfonds“ gedacht, der in wechselnden Abständen entweder von der Stiftung selbst oder durch Überweisungen aus dem Verfügungsfonds gestärkt werden sollte.38 Zusätzlich wurden im Laufe des Bestehens der CarlZeiss-Stiftung innerhalb des Universitätsfonds weitere zusätzliche Sonderkonten für bestimmte Zwecke angelegt, bspw. ein „Aulafonds“ (zur Bestreitung der Kosten des Universitätshauptgebäudes von 1908, eingerichtet im Jahre 1897) oder ein „Separatbaufonds“ (für Bauten an Institutsgebäuden,

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Vgl. Ergänzungsstatut zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 24.02.1900, abgedruckt in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 320–329, hier S. 321f. Vgl. Erklärung über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 13.05.1886, abgedruckt in: Schomerus: Werden und Wesen der Carl-Zeiss-Stiftung (1955), S. 8–11, hier S. 9. Vgl. Schreiben des Staatsministeriums von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universitätskurator Heinrich Eggeling vom 19.12.1896 (hs.), in: UAJ, C 1912, Bl. 25. Die Bildung eines Reservefonds des Ministerialfonds wurde bereits in der Stiftungsurkunde vom Mai 1889 festgeschrieben. Nach der Errichtung des Stiftungsstatuts vom Juli/August 1896 wurde im Ergänzungsstatut vom Februar 1900 die Aufteilung in „Verfügungsfonds“ und „Rücklagenfonds“ nochmals festgehalten. Vgl. Stiftungsurkunde vom 19. Mai 1889, abgedruckt in: Schomerus: Werden und Wesen (1955), S. 96–110, hier S. 106f. sowie Ergänzungsstatut vom 24. Februar 1900 zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 26. Juli/16. August 1896, abgedruckt in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 320–329, hier S. 322.

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angelegt im Jahre 1906).39 Diese Separatkonten erhielten wie der Rücklagenfonds Zuweisungen aus dem Verfügungsfonds oder direkt aus dem Kapitalstock der Zeiss-Stiftung und verausgabten innerhalb bestimmter Jahre zusätzliche Summen neben den Aufwendungen aus dem Verfügungskonto. Unbedingt zu beachten ist genau wie bei dem 1886 eingerichteten Ministerialfonds, dass nur die reellen Auszahlungen der verschiedenen Fonds die tatsächliche Summe der geleisteten finanziellen Zuwendungen an die Universität dokumentieren, nicht aber die Zuweisungen der Stiftung an die einzelnen Konten des Universitätsfonds. So wurde ein Teil des Geldes im Sinne der weiteren Kapitalvermehrung u. a. für Wertpapiere oder Hypotheken angelegt und trug neben den Zuwendungen Abbes ebenfalls dazu bei, den Vermögensstand des Fonds zu vergrößern. Ein besonders anschauliches Beispiel für die zum Teil sehr großen Unterschiede zwischen Ein- und Auszahlungen innerhalb der Fondskonten findet sich in den Rechnungsjahren von 1917 bis 1923. Hier speiste die Zeiss-Stiftung aus ihrem Vermögen eine Vielzahl von Sonderfonds, um die durch den Ersten Weltkrieg und die Inflation verursachten Teuerungen auffangen zu können. Von den Einzahlungen in Millionenhöhe wurde aber nur ein Teil tatsächlich verausgabt. Die Hyperinflation des Jahres 1923 sorgte schließlich dafür, dass der Löwenanteil der ursprünglichen Summen, der vor allem in Kriegsanleihen investiert worden war, vernichtet wurde.40 Als tatsächlich geleistete Zahlungen im Sinne einer reellen Verausgabung können auch keinerlei Überweisungen der Fonds untereinander gewertet werden, außerdem müssen Aufwendungen für Kapitalanlagen und Verwaltungskosten herausgerechnet werden. Die Angaben in den Fondsaufstellungen sind je nach Rechnungsjahr höchst unterschiedlich, in einigen Jahren wurden bestimmte Posten nicht detailliert ausgewiesen, zu anderen Zeitpunkten findet sich eine komplette Einzelaufstellung aller Aufwendungen. In besonderem Maße betrifft dies die Besoldungen von Universitätsangehörigen innerhalb des Verfügungsfonds. Hier ist es oft nur

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Vgl. Auszug aus der Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1897, in: UAJ, C 1912, Bl. 88–91 sowie Auszug aus der Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1906 (20.07.1907), in: UAJ, C 1915, Bl. 39f. So stellte die Stiftung 1917 5.250.000 Mark für Sonderfonds zur Verfügung, davon wurden aber bis Ende des Jahres 1921 nur 2.312.351 Mark verausgabt, vgl. für das Rechnungsjahr 1917 Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1917 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 105–108. Für die Jahre von 1918– 1921 vgl. Rechnungen des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 32–35. 1924 wurden die Sonderfonds aufgelöst und in einem einzigen Kapitalstock zusammengefasst, vgl. Eintrag vom 26.06.1928 in der Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1927, in: ThHStAW, Carl-ZeissStiftung 118, Bl. 30.

Aufbau der Stiftung und Zuwendungen an die Universität

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durch Heranziehung zusätzlicher Dokumente möglich, die Angaben genau aufzuschlüsseln.41 Das komplizierte Fondssystem und die schwierige Bilanzierung des Stiftungsvermögens bildeten bereits für die Zeitgenossen Anlass zur Kritik. So bemängelte bspw. schon Abbe als Bevollmächtigter der Stiftung, dass er bestimmte Vermögensbewegungen innerhalb der Stiftung anhand der vorhandenen Unterlagen nicht nachvollziehen könne.42 Ein zusätzlicher Umstand, der für Verwirrung sorgt, wenn man die Zuwendungen der Stiftung an die Universität dokumentieren will, ist die Tatsache, dass der Universitätsfonds innerhalb der Stiftung nicht die einzige Finanzierungsquelle für die Jenaer Hochschule bildete. Vielmehr besaß die Zeiss-Stiftung ein kompliziertes finanzielles Gerüst, das aus mehreren Kassen bestand, die eng miteinander verbunden waren. Ähnlich wie der Universitätsfonds existierten deshalb noch eine Reihe übergeordneter Sonderfonds bei der zentralen Stiftungskasse, die ebenfalls Zuwendungen an die Hochschule leisteten. Ein Blick in die Rechnungen der Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung, die fragmentarisch im Thüringischen Hauptstaatsarchiv in Weimar überliefert sind, offenbart diesen Sachverhalt. So transferierte die Stiftung bspw. im Jahre 1921 für den Neubau der Hautklinik der Jenaer Hochschule 1.800.000 Mark aus einem Sonderfonds an das Rentamt der Universität.43 Daneben wurden einige gesonderte Aufwendungen bei Bedarf auch aus der zentralen Stiftungskasse bestritten.44 Will man sämtliche Stiftungsleistungen für die Jenaer Hochschule erfassen, reicht also eine Sichtung der Rechnungen der Universitätsfonds nicht aus, sondern man muss zusätzlich die Kassenbücher und Auszüge der Rechnungen der Carl-Zeiss-Stiftung auswerten. Hierbei gilt es zu berücksichtigen, dass es sich um Quellen von verschiedenem Entstehungshintergrund handelt. So waren die Rechnungen des Ministerial- und des Universitätsfonds (erstellt vom Ministerialkassierer des Kultusdepartements und dem

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Dies betrifft die sogenannten „Voranschläge zum Verfügungsfonds des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung“, die in den Unterlagen des Universitätsarchivs (Kuratel und Universitätsrentamt, u. a. C 1714–1726 und C 2051–2055 sowie G Abt. II 26–27) und des Hauptstaatsarchivs Weimar (Bestand Carl-Zeiss-Stiftung, beiliegend zu den Rechnungen des Universitätsfonds) überliefert sind. Hier werden die Besoldungen, die in den Rechnungen oftmals unter einem einzigen Posten zusammen gefasst sind, detailliert ausgewiesen. Vgl. Kopie der Bemerkungen Abbes zur Rechnung des Ministerialfonds bis 1889, in: UASJG, 5/30, Bl. 144–148, hier Bl. 144. Vgl. Rechnungen über den Schatz für den Neubau einer Hautklinik vom 01.10.1919– 06.03.1922, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 140, Bl. 7. Dies betrifft bspw. Aufwendungen für die „Gesellschaft der Freunde der Landesuniversität Thüringen“ (ab 1924) und für das 1918 durch die Stiftung erworbene „Ernst-Haeckel-Museum“, vgl. exemplarisch Rechnungsauszug der Carl-Zeiss-Stiftung für das Jahr 1924, in: UACZ, BACZ 1495 (unpag.).

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Rentamt der Universität) und die Buchführung der Stiftungskassen verschiedenen Modi unterworfen. Während die Rechnungen des Universitätsfonds dem Kalenderjahr folgten und sämtliche Aufwendungen für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember auflisteten, wickelte die Stiftung ihre Geschäfte stets nach einer Rechnungsperiode ab, die sich vom 1. Oktober eines Jahres bis zum 30. September des Folgejahres erstreckte.45 Der Nachfolger Abbes in der Funktion des Stiftungsbevollmächtigten, Siegfried Czapski, kritisierte diesen Sachverhalt, indem er meinte, auf diese Weise sei eine strenge Vergleichung der entsprechenden Posten gar nicht möglich.46 Eine Umstellung der Rechnungsmodalitäten erfolgte erst 1924. Ab dem Rechnungsjahr 1924/25 folgte die Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben des Universitätsfonds dem Rechnungsjahr der Stiftung.47 Soweit die zusätzlichen Aufwendungen den Handbüchern der Stiftungskasse bzw. den Rechnungsauszügen der Stiftung entnommen werden konnten, wurden sie in die Statistik mit einberechnet. Als Rechnungsjahr gilt das Kalenderjahr; bei den Rechnungsmodi der Stiftung wurde so verfahren, dass der jeweils längere Zeitraum als Rechnungsjahr veranschlagt wurde (d. h. bspw. für die Periode vom 1. Oktober 1929 – 30. September 1930 gilt das Stichjahr 1930). Natürlich muss in diesem Zusammenhang auch beachtet werden, dass die tatsächliche Verausgabung von finanziellen Mitteln oftmals etwas später erfolgte, als ihre Zahlung vereinbart wurde. Dies betrifft beispielsweise den Zuschuss zum Gründungskapital der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität, die 1921 ins Leben gerufen wurde und zu deren Gründung die Zeiss-Stiftung den Betrag von 500.000 Reichsmark zeichnete. Die Abrechnung über den Universitätsfonds erfolgte aber erst in der Rechnungsperiode für 1922.48 Einer gesonderten Abrechnung unterlag auch die seit 1917 zur Universität gehörende Kinderklinik, die die Stiftung begründete und lange Zeit alleine finanzierte. Ihren Unterhalt bestritt die Klinik von 1917–1926 aus einem „Schatz für Kinderfürsorge und ähnliche Bestrebungen“ sowie dem „Schatz 45

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Vgl. Wimmer: Zeiss-Werk und Universität (2005), S. 68. Der Ministerialfonds als Vorgänger des Universitätsfonds rechnete in Abständen vom 1. April bis zum 30. März des Folgejahres, vgl. Erklärung über den Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke vom 13. Mai 1886, abgedruckt in: Schomerus: Werden und Wesen der CarlZeiss-Stiftung (1955), S. 9–13, hier S. 10. Vgl. Schreiben von Siegfried Czapski an Stiftungskommissar Max Vollert vom 30.11.1907, in: Flitner/Wittig: Optik – Technik – Soziale Kultur (2000), Dok.-Nr. 199, S. 379–380, hier S. 380. So findet sich auf der Rechnung für das Jahr 1924 die Datierung „1. Januar - 30. September 1924“. Danach wird stets der Rechnungszeitraum 1. Oktober angegeben, vgl. Rechnung des Universitätsfonds vom 1. Januar bis 30. September 1924, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 115 (unpag.) sowie Rechnung des Universitätsfonds für das Jahr 1925, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 116 (unpag.). Vgl. Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1922, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 113 (unpag.).

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für das Kinderkrankenhaus“. Danach wurden ihre Kosten je zur Hälfte durch den Universitätsfonds und die allgemeine Stiftungskasse getragen.49 Demzufolge ist es notwendig, für den Zeitraum von 1917–1926 die Unterhaltskosten für die Kinderklinik aus den Rechnungen der Sonderfonds herauszufiltern und später die entsprechenden Beträge innerhalb des Universitätsfonds zu verdoppeln. Ein ähnlicher Sachverhalt der gemischten Finanzierung findet sich beim Bau und der Einrichtung der Anstalt für Technische Physik, der Anstalt für Technische Chemie und dem Neubau des Hygienischen Instituts in den Jahren zwischen 1900 und 1905. Hier wurde der Großteil der Kosten nicht über den Universitätsfonds, sondern die allgemeine Stiftungskasse abgewickelt. Zusätzlich wurde ein Anteil der finanziellen Aufwendungen für die Einrichtung aus einem von Otto Schott gestifteten Sonderfonds getragen.50 Die dem Hauptbuch der Carl-Zeiss-Stiftung aus dem Archiv der Carl Zeiss Jena GmbH entnommenen Zahlen präsentieren bezüglich des Hygienischen und des Physikalisch-technischen Instituts jedoch die Gesamtkosten für Bau, Unterhalt und Einrichtung und trennen nicht nach der Zugehörigkeit zu verschiedenen Kassen. Daher wurden in den Jahren von 1900–1905 sämtliche Aufwendungen für diese Einrichtungen innerhalb des Universitätsfonds herausgerechnet und gleichzeitig die für die jeweiligen Rechnungsperioden im Stiftungshauptbuch veranschlagten Zahlen (für Bau, Unterhalt und Einrichtung) hinzuaddiert; eine Gegenüberstellung von Stiftungskasse und Universitätsfonds war hier anhand der vorhandenen Unterlagen nicht möglich. Zusätzlich wurden die Aufwendungen aus der Schott-Stiftung, soweit die überlieferten Rechnungen dies gestatten, für die entsprechenden Jahre hinzugerechnet. Neben der teilweise sehr unübersichtlichen Abwicklung der finanziellen Zuwendungen, die man nur durch eine Gegenüberstellung und Sichtung der verschiedenen Konten und ihrer Rechnungen (Stiftungskasse und Fondsrechnungen) überblicken kann, gilt es im Hinblick auf die Aufwendungen der Stiftung für die Universität weitere Fallstricke zu vermeiden, die sich innerhalb der Rechnungsführung offenbaren. Dies betrifft vor allem die nachträglichen Abrechnungen von Stiftungsleistungen zugunsten der Universität, im Besonderen bei der Errichtung von neuen Institutsgebäuden oder dem Erwerb von Einrichtungen durch die Stiftung. Oftmals verblieben Einrichtungen, die die Stiftung käuflich erwarb bzw. deren Bau sie finanzierte, 49

50

Vgl. Rechnungen über den Schatz für Kinderfürsorge und Rechnungen für den Schatz für das Kinderkrankenhaus von 1916/17 bis 1926, jeweils überliefert im Kassenhandbuch der Carl-Zeiss-Stiftung sowie in separater Rechnungsform, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung, Nr. 7, 8, 9, 105, 106, 144, 145, 147, 149, 150 sowie Rechnungsauszug der Carl-Zeiss-Stiftung für 1926/27, in: UASGJ, 5/105 (unpag.). Vgl. Schreiben von Heinrich Eggeling an den Prorektor der Universität Jena (Gelzer) vom 27.01.1901, in: UAJ, BA 1695, Bl. 1 sowie Bericht von Universitätskurator Eggeling an die Sächsischen Ministerien vom 16.01.1903 (hs.), in: UAJ, C 721, Bl. 15.

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zunächst in ihrem Eigentum und wurden, wenngleich die Stiftung die unentgeltliche Nutzung durch die Universität gestattete, erst nachträglich in die Verwaltung der Jenaer Hochschule übergeben. Dabei rechnete die Stiftung die Übergabe dieser Einrichtungen als Stiftungsleistung zusätzlich ab, entweder wurden hierbei der Buchwert der jeweiligen Immobilie oder die Baukosten als finanzieller Posten veranschlagt. Dies betrifft folgende Institute: die Anstalt für Technische Physik (erbaut von 1903–1905, käuflich erworben aber erst 1914), das Hygienische Institut (Neubau in den Jahren 1901–1905, 1905 dann an die Universität abgetreten), das Ernst-HaeckelHaus (Kauf durch die Stiftung im Jahre 1918, Abtretung an die Universität 1939) sowie das durch die Stiftung in den Jahren von 1929–1930 erbaute „Abbeanum“ (1939 in das Eigentum der Universität übergeben). Dieser Sachverhalt erklärt die Tatsache, dass einige Berechnungen für bestimmte Rechnungsjahre besonders hohe Zahlen veranschlagen, die jedoch auf frühere Verausgabungen zurückzuführen sind.51 Eine Statistik, die diesen Berechnungsgepflogenheiten Folge leisten würde, hätte unweigerlich den Nachteil, das reale Bild der Entwicklung der Stiftungsleistungen zu verzerren, da sie bestimmte Aufwendungen nicht im Zeitraum der entsprechenden Verausgabung aufwiese. Demzufolge wurde so verfahren, dass für die oben genannten Einrichtungen die entsprechenden Kosten ermittelt und im wirklichen Jahr ihrer Verausgabung veranschlagt wurden, eine spätere finanzielle Abrechnung wurde außer Acht gelassen bzw. herausgerechnet (Bsp. Hygienisches Institut 1905 und Anstalt für Technische Physik 1914, beide veranschlagt in den jeweiligen Rechnungen des Universitätsfonds). Im Falle des HaeckelHauses wurde die im Vertrag von 1918 festgehaltene Kaufsumme (100.000 Mark) für das entsprechende Rechnungsjahr hinzu addiert. Des Weiteren verdient die Tatsache Erwähnung, dass die Stiftung mehrfach Darlehen an die Universität oder ihr verbundenen Einrichtungen zahlte. In diesem Falle wurde das jeweilige Darlehen aber nicht als tatsächliche Leistung der Stiftung berechnet, da die Beträge ja zurückgezahlt werden mussten und demzufolge nicht als reale Verausgabungen gelten können. Eine Ausnahme bildet das Darlehen der Stiftung an den Verein Jenaer Studentenhilfe e. V. zum Bau des Studentenhauses in den Jahren 1929 und 1930. Hier verzichtete die Stiftung nur ein Jahr nach Gewährung des Darlehens auf die Rückzahlung der bereits ausgezahlten Summe. Demzufolge wurde der entsprechende Betrag (100.000 Reichsmark) zu den Gesamtleistungen

51

Ein Beispiel findet sich u. a. bei den Zahlen, die Rolf Walter in seiner Veröffentlichung zur Zeiss-Geschichte präsentiert. Die einer gesonderten Zusammenstellung der Stiftungsleistungen in den Jahren von 1938–1943 entnommenen Zahlen rechnen für die Jahre 1939 u. a. mit den Baukosten des Abbeanums und dem Buchwert des Ernst-Haeckel-Hauses und kommen so auf deutlich höhere Ausgaben als andere Berechnungen, vgl. Walter: Zeiss 1905–1945 (2000), S. 307.

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dazu addiert. Außerdem wurden Zahlungen an Institutionen mit aufgenommen, die zwar nicht direkt zum Verbund der Universität gehörten, ihr aber doch sehr nahe standen und eng mit ihr zusammenarbeiteten. Dies betrifft bspw. die 1923 in Jena gegründete Reichsanstalt für Erdbebenforschung, die die Zeiss-Stiftung in den Jahren von 1920–1930 finanziell unterstützte und die bis zum Jahre 1945 eine unabhängige Forschungseinrichtung war. Die Anfänge der Förderung der geophysikalischen Forschung durch die ZeissStiftung lassen sich bis zum Jahre 1899 zurückverfolgen. Hier kam es mit maßgeblicher Unterstützung des seit 1903 als Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Zeiss amtierenden Physikers Rudolf Straubel zur Errichtung einer seismischen Beobachtungsstation in der Physikalischen Anstalt, deren Unterhaltungskosten ab dem Jahre 1899 die Carl-Zeiss-Stiftung trug. Die Reichsanstalt für Erdbebenforschung erbte in den 1920er-Jahren eine Fülle an Apparaten der seit dem Jahre 1904 in der Universitätssternwarte beheimateten seismischen Station. Außerdem wurde eine Vielzahl an Forschungsarbeiten, die in der Sternwarte begonnen worden waren, in der Reichsanstalt für Erdbebenforschung fortgesetzt.52 Dagegen ist das Schäffer-Museum, das die Zeiss-Stiftung nach dem Tod des Mathematikers Hermann Schäffer einrichten ließ, nicht zu den Leistungen für die Universität hinzuzurechnen, da es sich um eine Sammlung mit öffentlichem Charakter handelte, die außer dem ehemaligen Wirken Schäffers an der Jenaer Universität keinerlei Bezug zur Hochschule aufwies.53 Auch wurden Beiträge an andere wissenschaftliche Einrichtungen oder Förderorganisationen, die keinen direkten Bezug zu Jena aufweisen, außer Acht gelassen, beispielsweise Unterstützungen für die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft oder die Kaiser-WilhelmGesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V. Abgesehen von den bereits erwähnten methodischen Fallstricken, die auf die Eigenart der Stiftungskonstruktion und die mit der Rechnungsführung verbundenen Quellen zurückzuführen sind, ist ein Gesamtüberblick über die Leistungen der Stiftung für die Universität nur in begrenztem Umfang möglich. Die Rechnungen des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke sind nur für die Jahre 1886 und 1889 überliefert. Bei den Zusammenstellungen der Universitätsfonds konnten vollständige Angaben für das Jahr 1943 nicht ermittelt werden. Des Weiteren sind Zuwendungen, die die Firmen Zeiss und Schott der Universität direkt über ihre eigenen Kassen (d. h. nicht über die Stiftung) zur Verfügung stellten, nur sehr schwer zu berechnen. Hier müsste man neben der Stiftungskasse noch die verschiedenen Konten der Stiftungsbetriebe überprüfen, was angesichts des damit verbundenen Zeitaufwandes 52 53

Vgl. Unterreitmeier: Seismische Station (1899–1964) und Seismometrie in Jena (1997), S. S. 220 sowie Knopf: Geschichte der Sternwarte (1937), S. 204. Zur Geschichte des Schäffer-Museums vgl. Das Schaeffer-Museum in Jena, in: Pädagogische Zeitung. Berichte über Versammlungen, Schulgesetzgebung und Schulstatistik etc., S. 239–242, überliefert in: UASGJ, 5/33, Bl. 68–71.

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schlichtweg nicht machbar ist. Nur in einigen wenigen Fällen lassen sich außerhalb der Stiftungskasse Zahlungen über die Firmenkonten belegen, wie bspw. im Falle des Ernst-Abbe-Gedächtnispreises 1924. Hier übernahm der „Dispositionsfonds“ der Firma Zeiss nach der Auflösung eines Sonderfonds für die Zwecke der Auszeichnung die Auszahlung des entsprechenden Betrages.54 Eine genaue Summe lässt sich aber nicht ermitteln. Das betrifft auch die leihweise Überlassung oder die Schenkung bzw. unentgeltliche Lieferung von Apparaten und Instrumenten für die Universitätsinstitute, deren Kostenumfang außerhalb der Rechnungen der Stiftungskasse und der Universitätsfonds kaum zu berechnen ist. Einen nennenswerten Beitrag lieferten auch Zahlungen aus der Privatkasse von Industriellen, die Einrichtungen bzw. Förderorganisationen der Universität verbunden waren (bspw. über die Mitgliedschaft in der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität). Besonders hervorzuheben ist hierbei das Wirken Otto Schotts, der aus seinem Vermögen zahlreiche Beiträge für Einrichtungen der Universität spendete, darunter 100.000 Mark für den Neubau des Universitätshauptgebäudes in den Jahren von 1905–1908.55 Für eine Analyse der Rolle der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena ist neben einer Aufstellung der gesamten Stiftungsaufwendungen im Hinblick auf das finanzielle Engagement der Industrie auch die Frage von Bedeutung, welchen konkreten Anteil die Stiftungszuschüsse am Haushalt der Universität besaßen und wie diese Aufwendungen gegenüber den Zuwendungen aus den Kassen der Erhalterstaaten bzw. des Landes Thüringen zu gewichten sind. Nähert man sich einer entsprechenden Antwort, sieht man sich schnell mehreren methodischen Problemen gegenübergestellt, die bei einer Präsentation von entsprechendem Zahlenmaterial im Vorab geklärt werden müssen. Bis heute bildet der Bereich der Hochschulfinanzierung immer noch weitgehend eine „Terra incognita“. Einschlägiges Zahlenmaterial zur finanziellen Struktur der deutschen Universitäten, das einen Einblick in die Entwicklung und Funktionsweise des universitären Rechnungswesens erlaubt, ist nicht vorhanden bzw. harrt seiner Erarbeitung in den Hochschularchiven.56 Ausgehend von diesem Umstand und dem der Arbeit innewohnenden zielgerichteten Erkenntnisinteresse kann es hier nicht die Aufgabe sein, im Rahmen einer finanzwissenschaftlichen Studie hundertprozentige Daten zu rekonstruieren. Dies wäre vielmehr das Ziel einer separaten Abhandlung, die für sich allein genommen bereits den Umfang einer

54

55 56

Vgl. Schreiben von Stiftungskommissar Friedrich Ebsen an das Ministerium für Volksbildung vom 16.11.1924, in: ThHStAW, Thüringisches Volksbildungsministerium C 440, Bl. 19. Vgl. Schreiben von Otto Schott an Universitätskurator Eggeling vom 25.05.1905, in: UAJ, C 1557, Bl. 50. Vgl. Schwinges: Finanzierung von Universität und Wissenschaft (2005), S. 5.

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Dissertation annehmen würde. Das Augenmerk der Statistiken gilt demzufolge keinen „absoluten Zahlen“ und ein Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Vielmehr sollen die Tabellen im Hinblick auf das Verhältnis von bundes- bzw. landesstaatlicher und industrieller Hochschulfinanzierung Langzeittrends präsentieren. Für dieses Ziel ist eine Einzelauflistung aller finanziellen Verausgabungen im Rahmen der Universität nicht zwingend erforderlich. Als unbedingt notwendig erweist sich jedoch eine genaue Kenntnis der Herkunft und der Relevanz des Zahlenmaterials, um bezüglich des Verhältnisses von Staat, Wissenschaft und Wirtschaft innerhalb der finanziellen Ausstattung der Jenaer Universität eine fundierte Statistik und damit verbundene empirische Aussagen präsentieren zu können. Zunächst ist es genau wie im Falle des Aufbaues der Stiftung unerlässlich, die Funktionsweise und Struktur der Universitätsfinanzen aufzuschlüsseln. Die Universität des späten 19. Jahrhunderts besaß mehrere Einnahmequellen. Dazu zählten neben den Staatszuschüssen auch eigene Erwerbungen wie bspw. aus dem Domänenbesitz der Hochschule und der Zahlung von Prüfungsgebühren im Rahmen des Studiums sowie Steuern von Universitätsangehörigen. Zusätzlich bildeten Legate und Stiftungen eine Einnahmebasis für die Universitätskasse.57 Für den Zeitraum von 1886–1920 sind die regulären Zuschüsse aus den genannten Quellen in den Bilanzen und Voranschlägen des Universitätsrentamtes für die Universitätshauptkasse überliefert. Diese Dokumente verzeichnen auch die regulären Ausgaben der Universitätshauptkasse für den Grundbesitz, Besoldungen und die angegliederten Universitätsinstitute. Dennoch werden nicht alle Ausgabeposten durch die Rechnungen der Universitätshauptkasse erfasst. Dieser Tatbestand ist darauf zurückzuführen, dass die Universitätsfinanzen eine ähnliche Struktur besaßen wie die Carl-Zeiss-Stiftung. So bestand auch das finanzielle Gerüst der Alma Mater Jenensis aus mehreren zahlreichen miteinander verzweigten Kassen. Die sogenannte „Universitätshauptkasse“ diente vor allem zur Bestreitung regulärer Ausgaben und transferierte außerhalb der Aufwendungen für Besoldungszwecke die aus Staatszuschüssen, eigenen Erwerbungen und „Drittmitteln“ (d. h. den Einnahmen aus Legaten und Stiftungen) vereinnahmten Gelder für die Lehr- und Forschungseinrichtungen an deren separate Institutskassen, die unter der Verwaltung des jeweiligen Vorstehers der entsprechenden Institution standen und eigene Rechnungen führten. Dies eröffnete den Direktoren der Einrichtungen einen weitreichenden autonomen ökonomischen Handlungsspielraum, der in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus Anlass zu Konflikten im Hinblick auf die Transparenz der universitären Finanzierung gab.58 Neben den Institutskassen dienten separate Fonds und Sonderkonten dazu, besondere und 57 58

Vgl. Ullmann: Ponderare non numerare (2001), S. 165. Vgl. dazu Ausführungen in Kapitel IV.1. sowie Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 14ff.

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einmalige Aufwendungen zu finanzieren. Ein Teil der Besoldungen der Universitätsbediensteten wurde bspw. aus dem „Besoldungsreservefonds“ bestritten, während die Kosten für Bauprojekte u. a. dem 1893 eingerichteten „Reservefonds“ entnommen wurden.59 Eine Jenaer Besonderheit bildeten zusätzlich die „Separatkassen“ der an der Verwaltung der Universität beteiligten Herzogtümer, die es im Laufe des 19. Jahrhunderts ermöglichten, zusätzliche Mittel für die „Durchgangsuniversität“ Jena zu akquirieren. Ihre Bedeutung für die universitäre Finanzierung nahm allerdings während der zweiten Hälfte des „langen 19. Jahrhunderts“ deutlich ab.60 Die außerhalb der Zentralkasse eingelagerten Kapitalstöcke erhielten Zuweisungen aus der Universitätshauptkasse, direkte Zuschüsse der Erhalterstaaten oder anderer Kassen und transferierten die Gelder ihrerseits wieder an andere Konten ab. Ihre Einnahme- und Ausgabeposten sind ebenso wie die Bilanzen der Institutskassen in den Rechnungen und Voranschlägen der Universitätshauptkasse nicht enthalten. Lediglich unter dem Posten „Außerordentliche Ausgaben“ ist ein kleiner Teil der einmaligen Aufwendungen bilanziert.61 Für die Zeit von 1921–1947 verhält es sich ähnlich. Die ordentlichen Haushaltspläne des Landes Thüringen, die von 1921 bis 1944 im Thüringer Hauptstaatsarchiv Weimar und im Archiv der Universität Jena überliefert 59

60 61

Eine Auflistung der Ausgaben des Reservefonds weist bspw. im Jahre 1896 29.821,68 Mark als „Aufwand für den Anbau an das Gebäude der physikalischen Anstalt“ und 1900 15.621,86 Mark als „Aufwand für den Erweiterungsbau des pathologischen Instituts“ aus, vgl. Schreiben des Universitätsrentamtes an Kurator Eggeling vom 16.01.1901, in: UAJ, C 1717, Bl. 110f. Vgl. Gerber: Die Universität Jena 1850–1918 (2009), S. 78f. Dieser dokumentiert allerdings auch Entwicklungen bezüglich des Gesamtetats. So nahm der Anteil der „Außergewöhnlichen Ausgaben“ im Zeitraum von 1886–1920 ebenso wie die regulären Ausgaben rasant zu. Im Entwurf zum Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1887 heißt es bspw. unter dem Posten „VII. Außerordentliche Ausgaben“ bereits: „Der bisherige Etatsatz hat zur Deckung der wirklichen Bedürfnisse nicht ausgereicht“. Die Summe wurde daraufhin von 1.000 auf 1.500 Mark erhöht, vgl. Entwurf zum Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1887, in: UAJ, G Abt. II 26 (unpag.). In der Rechnung von 1901 kommt man bereits auf einen Betrag von 5.543,94 Mark, vgl. Bilance zur Jahres-Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1901, in: UAJ, C 1718, Bl. 110–127, hier Bl. 112. Im Jahre 1913 erreichten die „Außerordentlichen Ausgaben“ dann einen Betrag von 106.758,48 Mark (gegenüber dem Voranschlag von 12.000 Mark), vgl. Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1913, in: UAJ, C 1724, Bl. 144– 162, hier Bl. 157. Im Voranschlag für 1919 tauchen dann sogar 202.000 Mark (gegenüber dem bereits für das Rechnungsjahr 1913 veranschlagten Betrag von 12.000 Mark) auf, vgl. Voranschlag über die Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1919, in: UAJ, C 2054, Bl. 1–60, hier Bl. 58.

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sind, präsentieren nur die regulären (geplanten) Einnahmen und Ausgaben betreffs der Zentralkasse der Hochschule. Eine Übersicht über die Einnahmen und Ausgaben der weiterhin existierenden verschiedenen Institutskassen und Sonderfonds sucht man vergebens. Als Schlussfolgerung zu der finanziellen Struktur der Jenaer Universität und des mit der Rechnungsführung verbundenen Quellenmaterials lässt sich demnach festhalten: Eine Auflistung aller Universitätsausgaben pro Jahr könnte nur erfolgen, wenn man zusätzlich zu den Rechnungen der Universitätshauptkasse eine Durchsicht sämtlicher Institutskassen, Separatkonten, Fonds und Stiftungskassen vornehmen würde, was aufgrund der Anzahl des Quellenmaterials und der fragmentarischen Überlieferung der Bestände des Universitätsrentamtes (sowohl im Universitätsarchiv wie auch im Thüringischen Hauptstaatsarchiv Weimar) im Rahmen dieser Arbeit schlicht unmöglich ist. Gleiches gilt für eine Gegenüberstellung der Staatszuschüsse und der Stiftungsaufwendungen. Eine exakte Gegenüberstellung müsste sämtliche Zuschüsse aus der Staatskasse an alle Hochschulkonten rekonstruieren, was ebenfalls nicht machbar ist. Um dennoch die Staatszuschüsse, Hochschulausgaben und Stiftungsaufwendungen auflisten zu können, dabei aber das Problem zu vermeiden, Äpfel und Birnen miteinander zu vergleichen, wurde für die statistische Auswertung ein Kompromiss gewählt: Zum einen wurden die anhand der Rechnungen der Universitätshauptkasse und der ordentlichen Haushaltspläne erfassbaren regulären Staatszuschüsse nur mit den ständigen Zuwendungen der Stiftung verglichen. Auf diese Art und Weise ergibt sich ein Datenmaterial, das auf einer gemeinsamen Basis beruht, da hier nur die Bewegungen innerhalb desselben Rahmens bzw. innerhalb eines Kontos (d. h. der Universitätshauptkasse) nachvollzogen werden. Als Quellenmaterial für die ständigen Aufwendungen der Stiftung dienten dabei die Rechnungen des Verfügungsfonds, die die ständigen Verausgabungen einzeln dokumentieren. Zu beachten ist, dass auch die Bilanzen der Universitätshauptkasse die regelmäßigen Zuweisungen des Universitätsfonds an die Hauptkasse auflisten, aber die Ausweisung von „ständigen“ und „einmaligen“ Zuschüssen innerhalb der Fondsrechnungen und der Rechnungen der Zentralkasse nicht immer zusammenfallen.62 Innerhalb der ordentlichen Haushaltspläne des Landes Thüringen sind die regulären Zuschüsse der Carl-Zeiss-Stiftung nur

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Bspw. findet sich im Voranschlag der Universitätshauptkasse für das Jahr 1919 unter der Rubrik „regelmäßige Einnahmen“ seitens des Universitätsfonds eine Teuerungszulage von 75.000 Mark, die aber in der Fondsrechnung für dasselbe Jahr unter der Rubrik „einmalige Zahlungen“ ausgewiesen ist, vgl. Voranschlag über Einnahmen und Ausgaben bei der Universitätshauptkasse für das Jahr 1919, in: UAJ, C 2054, Bl. 1–60, hier Bl. 13 sowie Rechnungsauszug des Universitätsfonds der Carl-ZeissStiftung auf das Jahr 1919 (undatiert), in: UAJ, C 1916, Bl. 196–199, hier Bl. 197.

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teilweise erfasst, was auf den (bereits angedeuteten) Konflikt um die Transparenz der universitären Finanzierung in der Weimarer Republik und der NS-Zeit zurückzuführen ist. Zusätzlich zu dem Vergleich der Auflistung der jährlichen Zuschüsse der Erhalterstaaten bzw. des Landes Thüringen und der regelmäßigen Aufwendungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena wurden die regulären Ausgaben der Universitätshauptkasse bzw. die in den Haushaltsplänen veranschlagten Summen für die Jenaer Hochschule den gesamten Stiftungsausgaben gegenübergestellt, wobei es aber aufgrund der bereits genannten Vorüberlegungen zu beachten gilt, dass die tatsächlichen Gesamtausgaben den regulären Etat der Hochschule deutlich überschritten.63 Aus diesem Grund wurden Etat und Stiftungsaufwendungen daher in ihrem Gesamtumfang angegeben. Eine prozentuale Aufschlüsselung hätte dazu geführt, eine direkte Verklammerung von Universitätsetat und den Ausgaben der Carl-Zeiss-Stiftung zu konstruieren, was aufgrund der finanziellen Struktur der Universität einen Fehlschluss darstellen würde. Vielmehr soll anhand des Diagramms dokumentiert werden, inwiefern und zu welchen Zeitpunkten die jeweiligen Entwicklungen parallel liefen oder auseinanderdrifteten. Dazu bedarf es keiner Ermittlung der absoluten Gesamtausgaben. Nimmt man an, dass diese höher lagen, als es über die regulären Aufstellungen innerhalb der Universitätshauptkasse suggeriert wird, so ändert sich dadurch zwar der Anteil der Stiftung an der universitären Finanzierung, aber die Zuoder Abnahme von Stiftungsleistungen und des allgemeinen Etats lässt sich ebenso wie bestimmte Zäsuren innerhalb der jeweiligen Entwicklung trotzdem festhalten. Um eine Vergleichbarkeit von verschiedenen Rechnungsperioden zu ermöglichen, wurden sämtliche Beträge mithilfe einer Aufstellung des Bundesamtes für Statistik inflationsbereinigt. Die Jahre 1922 und 1923 wurden außer Acht gelassen, da eine entsprechende Berechnung per annum hier aufgrund der Hyperinflation nicht möglich ist.64 Als problematisch muss man die Tatsache bezeichnen, dass sowohl die Rechnungen des Universitätsfonds und der Kasse der Stiftung als auch die Aufstellungen der Ausgaben der Universitätshauptkasse mit Beträgen operieren, die oftmals nur an weitere Fonds transferiert wurden und keinem

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Anhand dieses Sachverhaltes erklären sich auch diverse Differenzen bei der Berechnung der Gesamtsummen der Ausgaben der Universitäten. So kam der Jenaer Nationalökonom Julius Pierstorff im Jahre 1904 in seiner Aufstellung über die Ausgaben der Universität Jena auf weitaus höhere Zahlen als die in den Etatplänen und Bilanzen der Universitätshauptkasse bezifferten Beträge, da er sämtliche zusätzliche Einnahme- und Ausgabeposten bei seinen Kalkulationen mit veranschlagte, vgl. Pierstorff: Die Großherzoglich- und Herzoglich-Sächsische Gesamt-Universität Jena (1904), S. 590. Vgl. Statistisches Bundesamt: Entwicklung der Verbraucherpreise seit 1881, in: Statistisches Bundesamt: Preise (2012), S. 276f.

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speziellen Ausgabenzweck zugeordnet waren. Hier kann nicht genau überprüft werden, inwiefern diese Beträge wirklich verausgabt wurden bzw. lediglich als Kapitalstock dienten. Genau wie im Falle der Gesamtübersicht der Universitäts- und Stiftungsausgaben würde nur eine Durchsicht sämtlicher Fondsrechnungen ein hundertprozentiges Ergebnis liefern. Als Konsequenz wurden die Überweisungen an Separatfonds, die in den Rechnungen festgehalten sind, sowohl im Falle der Stiftungs- und Universitätsfondsrechnungen als auch bei den Aufstellungen der Universitätshauptkasse beibehalten (außer Überweisungen an Unterfonds im Rahmen desselben Kontos). Bezüglich der Aufstellung der Staatszuschüsse und der regulären Ausgaben der Universität Jena muss bei der Durchsicht der Zahlen zudem generell beachtet werden, dass ein Großteil der ausgewerteten Unterlagen nicht den tatsächlichen (nach Ablauf des Rechnungsjahres erstellten) Bilanzen entspricht, sondern nur Voranschläge bzw. Plankennziffern enthält. Dies betrifft die gesamten Haushaltspläne des Landes Thüringen, die nur die geplanten Budgetausgaben repräsentieren, und einen Teil der Akten betreffs der Universitätshauptkasse. Im Hinblick auf die Einordnung des Quellenmaterials ergibt sich demzufolge vor allem in den Rechnungsjahren, in denen nur die Etatpläne überliefert sind und ein Abgleich mit den tatsächlichen Ausgaben nicht möglich ist, ein Spielraum für etwaige Abweichungen, der, wenngleich er oft nicht zu rekonstruieren ist, im Hintergrund mit berücksichtigt werden muss. Bezüglich des Zeitraumes von 1886–1921 sind die Rechnungsjahre, die nicht exakt zu bilanzieren sind, unterhalb der Diagramme kenntlich gemacht. Einen besonderen Hinweis bei der Durchsicht der Tabellen verdient auch die Struktur der Universitätsinstitute. So ist zu berücksichtigen, dass einige Einrichtungen nicht von vorneherein zum Bestand der Universität gehörten und auch demzufolge nicht immer unter dem Etat der Hochschule liefen. Dazu gehört u. a. das von dem Agrarwissenschaftler Friedrich Gottlob Schulze (1795–1860) im Jahre 1821 gegründete Landwirtschaftliche Institut, das bis zum Jahre 1921 eine gesonderte Rechnung zu führen hatte, sowie die Universitätskliniken und das von dem Pädagogen Karl Volkmar Stoy (1815–1885) 1843/44 ins Leben gerufene „Pädagogische Seminar“. Die ehemals „Großherzoglich-Sächsischen Landesheilanstalten“ tauchen erst 1942 im Universitätsetat auf, die Einrichtung von Stoy wurde 1886 teilweise in den Bestand der Hochschule übernommen, aber erst 1923/24 als „Erziehungswissenschaftliche Anstalt“ vollständig in die Struktur der Jenaer Universität integriert. Zusätzlich existierten den Universitätseinrichtungen angeschlossene Sonderabteilungen, die zum Teil einer separaten Verwaltung unterstanden. Dies betrifft im Falle des Landwirtschaftlichen Instituts beispielsweise die Ackerbauschule in Zwätzen und die Landwirtschaftliche Versuchsstation, im Falle des Pädagogischen Seminars ist diesbezüglich die Übungsschule

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als angegliederte Institution zu erwähnen. Alle diese genannten Einrichtungen waren eng mit der Universität verbunden, teilweise überschnitten sich auch die finanziellen Zuschüsse aus der Universitätskasse und dem Haushalt der verschiedenen Herzogtümer.65 Auch die Carl-Zeiss-Stiftung spendete im Zeitraum von 1886–1946 Mittel für die betreffenden Institutionen in unterschiedlicher Höhe. Eine Übersicht von Gesamtausgaben und Staatszuschüssen müsste demzufolge auch die Bilanzen dieser Einrichtungen mit erfassen. Dies ist in methodischer Hinsicht nur in Grenzen möglich. Insbesondere die Unterlagen betreffs der „Großherzoglich-Sächsischen Landesheilanstalten“, die sich in der Verwaltung des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach befanden, sind durch den berühmt-berüchtigten Archivbrand von Bad Sulza im Jahre 1945 weitgehend vernichtet worden.66 Ein Zugriff auf die Staatszuschüsse für die Kliniken findet sich für die Zeit von 1886–1918/20 nur über die gedruckten Verhandlungen des Landtages des Herzogtums bzw. Freistaates von Sachsen-Weimar-Eisenach. Zudem können sämtliche Aufwendungen innerhalb der mit der Universität verbundenen Einrichtungen, beispielsweise einmalige Ausgaben für Bauten, mangels Überlieferung und zeitlichem Aufwand ebenso wenig wie beim Etat der Universität berechnet werden. Als Konsequenz dieser Umstände wurden für die statistische Auswertung folgende Schlussfolgerungen gezogen: Die regulären bundesstaatlichen Zuschüsse für den Haushalt der Landesheilanstalten und des Landwirtschaftlichen Instituts, die beide über die gedruckten Verhandlungen des Landtages von Sachsen-Weimar-Eisenach zu ermitteln sind, wurden bei der 65

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So erhielten die Landesheilanstalten einen regelmäßigen Zuschuss aus der Zentralkasse zu Forschungszwecken, der beispielsweise im Jahre 1906 auf 10.170,80 Mark beziffert wurde, vgl. Voranschlag der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1906, in: UAJ, C 1720, Bl. 24–42, hier Bl. 34. Zudem wurde die Besoldung der Bediensteten der Kliniken bis 1902 aus der Universitätshauptkasse bestritten. Durch eine „Neueinrichtung des Voranschlages der Klinischen Landesanstalten“ wurde dann von diesem Modus Abstand genommen, vgl. Voranschlag der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1902, in: UAJ, C 1718, Bl. 16–63, hier Bl. 53. Bereits in der Amtszeit des Universitätskurators Moritz Seebeck von 1851–1877 waren Vorstöße der bundesstaatlichen Administration zu einer finanziellen Zusammenlegung von Hochschule und Landesheilanstalten unternommen worden, die jedoch alle gescheitert waren, vgl. Gerber: Seebeck (2004), S. 644ff. Ich danke Stefan Gerber für den Hinweis auf die angegebene Quelle. Die Landwirtschaftliche Versuchsstation erhielt u. a. Gelder zur Bestreitung ihrer Ausgaben aus der Kasse des Landwirtschaftlichen Instituts, vgl. Entwurf eines Statuts für die landwirthschaftliche Versuchsstation zu Jena, in: UAJ, C 717, Bl. 4–8, hier Bl. 7. Dabei wurden die Bestände des Departements des Innern und des Departements des Kultus besonders getroffen. Die Landesheilanstalten befanden sich bis 1918 in der Verwaltung der Abteilung des Innern und wurden dann dem Kultusdepartement unterstellt, vgl. Erklärungsschrift des Landtages vom 03.12.1917, in: Verhandlungen des außerordentlichen Landtages im Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach 1915–1918, Dok.-Nr. 202, S. 209.

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Gegenüberstellung von Staats- und regulären Stiftungszuschüssen für den Zeitraum von 1886–1921 mit aufgenommen, um ihre Entwicklung bis 1921 als Vergleich zu den Abläufen in der Weimarer Republik und dem Nationalsozialismus aufzeigen zu können. Sie sind innerhalb der Grafik farblich markiert, um eine Unterscheidung von den Staatszuschüssen innerhalb der Universitätshauptkasse zu ermöglichen. Die Zuschüsse für das Pädagogische Seminar außerhalb der Universitätshauptkasse wurden außer Acht gelassen. Im Bereich der Ausgaben wurden die Landesheilanstalten ebenso wie das Landwirtschaftliche Institut und das Pädagogische Seminar nicht mit einberechnet, da sich sämtliche Ausgaben dieser Anstalten nur schwer ermitteln lassen. Bei den Kliniken gilt es ohnehin zu beachten, dass ihre Finanzierung überwiegend durch eigene Einnahmen erfolgte.67 Für den Zeitraum von 1924–1947 wurden sowohl die Staatszuschüsse zum Universitätshaushalt als auch die bundes- bzw. landesstaatlichen Zuwendungen an die Kasse der Kliniken aufgelistet, da diese ab 1942 ohnehin zusammenfielen. Gleiches gilt für die regulären Ausgaben der Kliniken und der Hochschule im Vergleich zu den Stiftungsaufwendungen. Zusätzlich wurden die Ausgaben bzw. Zuschüsse für die Landesturnanstalt, die 1929 gegründet, aber erst 1935 in den Etat der Universität mit einbezogen wurde, mit einberechnet und farblich ausgewiesen, gleiches gilt für das „Hochschulinstitut für Leibesübungen“, das in den Jahren 1942, 1943 und 1944 außerhalb des allgemeinen Universitätsetats abgerechnet wurde.68 Als Erkenntnisgewinn für das Verhältnis von Hochschule und Industrie am Jenaer Beispiel erweist sich neben der Evaluierung der Gesamtaufwendungen der Stiftung im Vergleich mit den Staatszuschüssen und Hochschulausgaben auch eine Aufschlüsselung der Zwecke der Stiftungsausgaben. Fragt man danach, inwiefern innerhalb des Förderspektrums der CarlZeiss-Stiftung bestimmte Wissenschaftszweige besonders unterstützt wurden, kann eine prozentuale Auflistung der Zuwendungsarten Aufschluss bieten. In den Statuten der Zeiss-Stiftung wurde verfügt, dass die verschiedenen Ausgaben für Hochschulzwecke, sortiert im Hinblick auf ihre Bewandtnis, einzeln in den Fonds- und Stiftungsrechnungen ausgewiesen werden sollten. Dabei unterschied man hinsichtlich der Dauer des Zuschusses (ständig oder einmalig) sowie seiner Bestimmung für Besoldungen (hier nochmals

67

68

So standen beispielsweise im Rechnungsjahr 1899 einem Staatszuschuss von 64.315 Mark Ausgaben in Höhe von 505.966 Mark (untere Landesheilanstalten und Irrenklinik) gegenüber, vgl. für die erste Angabe Übersicht der Hauptvoranschlags-Ausführung bei der Großherzoglichen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der Jahre 1899, 1900, 1901, in: ThHStAW, Landtag Sachsen-Weimar-Eisenach 354, Bl. 15–45, hier Bl. 28. Bezüglich der zweiten Angabe vgl. Aufstellung bei Burgk: Landesheilanstalten (1901), S. 70f. und 80f. Vgl. Busch/Jeskow: Die Finanzierung der Universität Jena (2007), S. 4.

386

Anhang

unterschieden zwischen „Professorenbesoldungen“ und „Zuschüssen für Dozenten“), Institute oder sogenannte „allgemeine Zwecke“.69 Abbe höchstpersönlich legte großen Wert auf diesen Modus der Aufstellungen und achtete zu seinen Lebzeiten als Bevollmächtigter der Stiftung bei den Betriebsvorständen auf die Einhaltung der geschilderten Richtlinien.70 Dieser Sachverhalt kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Auflistung der Einzelbeträge innerhalb der Fonds- und Stiftungsrechnungen seit den Anfängen der Stiftung sehr inkonsequent bzw. nicht immer nach klaren Richtlinien erfolgte. Aufwendungen für die Besoldung von Universitätsangehörigen wurden beispielsweise vielfach nicht als „persönliche Zuwendungen“, sondern als Zuschüsse für diverse Institute verbucht. In der Rubrik „Allgemeine Zwecke“ finden sich u. a. Ausgaben für die Besoldungsreform der Universität, die der Logik nach dem Besoldungsposten hätten zugeschlagen werden müssen. Das entscheidende Manko ist aber die Tatsache, dass dem Willen des Stiftungsgründers, insbesondere nach seinem Ableben, im Rahmen der Rechnungsführung nicht immer entsprochen wurde. So ging die Stiftungsverwaltung beispielsweise in den 1920er-Jahren dazu über, bei der Besoldungsrubrik die ursprüngliche Trennung zwischen Zuschüssen für Professoren und Zuschüssen für Dozenten aufzugeben. In den Auszügen der Rechnungen der Universitätsfonds für 1939–1947 findet sich aber wieder die Aufstellung nach den alten Kriterien. Als problematisch erweist sich im Hinblick auf die Übernahme der Modi der Rechnungsführung auch die Bandbreite des Förderspektrums der CarlZeiss-Stiftung. Ginge man dazu über, für jedes Institut bzw. jede Zuwendungsart eine einzelne Kategorie zu erstellen, folgte unweigerlich ein Effekt der Zerfaserung, der die Übersichtlichkeit der Statistik zunichte machen würde. Aufgrund der genannten Sachverhalte wurde die (ohnehin inkonsequente) Aufstellung aus den Rechnungen der Fonds und der Stiftungskasse nicht übernommen. Stattdessen wurden die einzelnen Aufwendungen wie folgt unterschieden: erstens nach Wissenschaftsbereichen, wobei hier die jeweiligen Institute zu einer Fachrichtung zusammengefasst und sämtliche Zuschüsse für einzelne Institutsmitarbeiter mit einberechnet wurden. Zweitens wurden die Aufwendungen für Bauten, Grundstücksankäufe und bauliche Instandhaltungen berechnet. Zuletzt wurden unter der Kategorie „Allgemeine Zwecke“ diejenigen Zuschüsse erfasst, die weder einer bestimmten 69 70

Vgl. Ergänzungsstatut zum Statut der Carl-Zeiss-Stiftung vom 24.02.1900, abgedruckt in: Abbe: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3 (1989), S. 320–329, hier S. 327f. So beschwerte sich Abbe im Jahre 1898 über die Art und Weise der Rechnungsführung des Universitätsrentamtes und drängte darauf, die Fondsrechnungen nach den innerhalb der Statuten festgeschriebenen Regeln zu führen, vgl. Bericht von Kurator Heinrich Eggeling an das Staatsministerium von Sachsen-Weimar-Eisenach bezüglich des Rechnungsauszugs des Universitätsfonds vom 28.02.1898, in: UAJ, C 1912, Bl. 93.

Aufbau der Stiftung und Zuwendungen an die Universität

387

Wissenschaftsdisziplin noch Bauzwecken zuzuordnen sind und der gesamten Universität zugute kamen. Dazu zählen u. a. Zahlungen für die Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität/Friedrich-SchillerUniversität Jena, Zuschüsse für den Verein Jenaer Studentenhilfe sowie Aufwendungen für die Universitätsbibliothek. Eine genaue Übersicht über die Kategorien liefert die den Diagrammen angefügte Zusammenstellung.

388

Anhang

B Die Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena in Diagrammen Die folgenden Diagramme wurden aus verschiedenen gedruckten sowie ungedruckten Quellen erstellt. Sämtliche den Daten als Grundlage dienende Materialien sind unterhalb der jeweiligen Diagramme aufgeführt und können zusätzlich dem allgemeinen Quellenverzeichnis entnommen werden. Hinweise für die methodische Zusammenstellung des Datenmaterials finden sich in Anhang A. Die in den Diagrammen aufgeführten Beträge sind auf der Basis der vom Bundesamt für Statistik im Jahre 2012 berechneten Entwicklung der Verbraucherpreise seit 1881 inflationsbereinigt.71 Zu beachten ist in diesem Zusammenhang die unterschiedliche Grundlage der Datenerhebung der Verbraucherpreisindizes. Genauere Angaben zu dieser Problematik finden sich in der bereits erwähnten Zusammenstellung des Bundesamtes für Statistik.72 Ein Gesamtüberblick aller Aufwendungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena im Zeitraum von 1886–1947 ist aufgrund der diversen Währungsumstellungen rechnerisch nicht möglich. Rechnungsjahre, die nicht auf Bilanzen, sondern auf Voranschlägen beruhen, wurden entsprechend kenntlich gemacht. Fehlende Angaben sind auf nicht vorhandene Unterlagen zurückzuführen. Die Aufteilung in verschiedene Zeitperioden (1891–1921, 1924–1933, 1934–1942) ergibt sich aus mehreren Vorüberlegungen. Neben der Umstellung auf verschiedene Währungen (Mark, Reichsmark) sind hierbei die der Arbeit zugrunde gelegten Periodisierungsüberlegungen zu nennen. Bestimmte Langzeittrends können zum Teil besser erfasst werden, wenn nicht ausschließlich politische Kategorien als Grundlage für die Diagramme verwendet werden. Ebenso spielen aber auch die teils fragmentarische Überlieferung der archivarischen Quellen und grundlegende Modi der Carl-Zeiss-Stiftung eine wichtige Rolle. Da sich das Geschäftsjahr der Stiftung von Ende September eines Jahres bis Anfang Oktober des Folgejahres erstreckte, wurde beispielsweise davon Abstand genommen, bei der Auswertung der Stiftungsleistungen für die einzelnen universitären Fachbereiche das Jahr 1933 als Beginn eines entsprechenden Diagramms zu wählen.

71 72

Vgl. Statistisches Bundesamt: Entwicklung der Verbraucherpreise seit 1881, in: Statistisches Bundesamt: Preise (2012), S. 276f. Vgl. ebd.

Leistungen der Stiftung an die Universität in Diagrammen

389

3.000.000

Förderung in Mark

2.500.000 2.000.000

1.500.000 1.000.000

500.000 0

1891 - 1921 1.600.000 1.400.000 Förderung in RM

1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0

1924 - 1933 700.000

Förderung in RM

600.000 500.000 400.000 300.000

200.000 100.000 0

1934 - 1942

Diagramm 1: Durch die Carl-Zeiss-Stiftung geförderte Bereiche der Universität Jena (1891–1942). Die verschiedenen Zuschüsse der Stiftung wurden den einzelnen Wissenschaftsbereichen an der Universität (nebst Aufwendungen für die Besoldungen der Institutsangehörigen) zugeschlagen. Leistungen für Bauten, den Ankauf und die Instandhaltung von Grundstücken der Universität sind extra ausgewiesen. Unter der Rubrik Allgemeine Zwecke wurden sämtliche Zuschüsse subsumiert, die weder einem bestimmten Fachbereich, noch der im vorangegangenen Satz erwähnten Kategorie zuzuordnen sind.

390

Anhang

Stiftungsaufwendungen für die Universität

Betrag in Mark

Stiftungsvermögen

1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920 1921

Diagramm 2: Die Stiftungsleistungen für die Universität Jena im Verhältnis zum Vermögen der Carl-Zeiss-Stiftung (1890–1921).

Stiftungsaufwendungen für die Universität

Betrag in RM

Stiftungsvermögen

, 1924

1925

1926

1927

1928

1929

1930

1931

1932

1933

1934

1935

1936

1937

1938

1939

1940

1941

1942

1943

1944

1945

1946

Diagramm 3: Die Stiftungsleistungen für die Universität Jena im Verhältnis zum Vermögen der Carl-Zeiss-Stiftung (1924–1947).

1947

Leistungen der Stiftung an die Universität in Diagrammen

391

Tabelle 1: Die Stiftungsleistungen für die Universität Jena im Vergleich zum Vermögen der Carl-Zeiss-Stiftung in Mark (1890–1921) und Reichsmark (1924–1947).

Jahr

Stiftungsleistungen

Stiftungsvermögen

Jahr

Stiftungsleistungen

Stiftungsvermögen

1890 1891 1892 1893 1894

10.146 14.440 49.377 12.449 23.087

301.406 414.054 632.026 939.960 1.082.832

1924 1925 1926 1927 1928

262.924 265.012 317.428 481.729 396.801

34.412.134 32.634.703 33.728.313 35.197.236 33.489.416

1895 1896 1897 1898 1899

23.346 49.202 14.578 28.000 26.590

1.487.054 2.030.392 2.615.195 3.151.509 4.107.716

1929 1930 1931 1932 1933

478.412 878.935 296.477 248.959 284.456

34.743.136 34.486.765 37.075.034 42.502.369 43.856.574

1900 1901 1902 1903 1904

73.765 157.949 182.445 275.253 737.547

5.139.946 6.097.306 6.805.834 7.153.827 7.272.932

1934 1935 1936 1937 1938

235.727 235.620 282.261 440.201 327.589

44.423.489 47.071.947 52.648.488 61.734.565 70.790.144

1905 1906 1907 1908 1909

133.931 202.782 169.361 135.620 222.147

8.036.963 8.860.223 10.044.166 10.650.508 11.757.801

1939 1940 1941 1942 1943

450.663 198.525 267.263 216.651

79.314.493 89.504.281 99.811.547 108.072.638 108.635.512

1910 1911 1912 1913 1914

154.073 210.123 182.130 175.509 247.102

13.726.981 14.691.826 15.322.732 17.680.950 20.468.642

1944 1945 1946 1947

262.460 191.360 165.274 85.103

103.047.575 28.601.251 27.818.540 26.399.327

1915 1916 1917 1918 1919

181.174 352.295 854.391 607.519 115.306

18.879.201 18.018.353 14.064.335 10.818.637 7.266.360

1920 1921

82.787 197.714

7.018.961 6.004.853

1901

1902

1903

1904

1905

1906

1907

1908

1909

1910

1911

1912

Diagramm 4: Die Stiftungsleistungen für die Universität Jena im Verhältnis zu den Gewinnen der Stiftungsunternehmen (1901–1921).

Betrag in Mark

Ausgaben der Stiftung für die Universität

Gewinne der Stiftungsunternehmen

1913

1914

1915

1916

1917

1918

1919

1920

1921

392 Anhang

1924

1925

1926

1927

1928

1929

1930

1931

1932

1933

1934

1935

1936

1937

Diagramm 5: Die Stiftungsleistungen für die Universität Jena im Verhältnis zu den Gewinnen der Stiftungsunternehmen (1924–1947).

Betrag in RM

Ausgaben der Stiftung für die Universität

Gewinne der Stiftungsunternehmen

1938

1939

1940

1941

1942

1943

1944

1945

1946

1947

Leistungen der Stiftung an die Universität in Diagrammen

393

0

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

600.000

700.000

800.000

86 8 87 8 88 8 89 8 90 8 91 8 92 8 93 8 94 8 95 8 96 8 97 8 98 8 99 9 00 9 01 9 02 9 03 9 04 9 05 9 06 9 07 9 08 9 09 9 10 9 11 9 12 9 13 9 14 9 15 9 16 9 17 9 18 9 19 9 20 9 21 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 18 1

Ausgaben Stiftung (Universität)

Etat Universität

Diagramm 6: Die Zuschüsse der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena im Verhältnis zum regulären Hochschuletat (1886–1921). Die Jahre von 1886–1894, 1904 und von 1916–1920 sind Voranschlägen entnommen.

Betrag in Mark

900.000

394 Anhang

0

1.000.000

2.000.000

3.000.000

4.000.000

5.000.000

6.000.000

7.000.000

8.000.000

1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947

Ausgaben Stiftung (Universität)

Etat Universität (ab 1942 mit Kliniken und Psychiatrie)

Etat Kliniken (ab 1937 mit Psychiatrie)

Etat Psychiatrie

Etat Landesturnanstalt/Institut für Leibesübungen

Diagramm 7: Die Zuschüsse der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena im Verhältnis zum regulären Hochschuletat nebst finanziell separat laufender Universitätseinrichtungen (1924–1947).

Betrag in RM

9.000.000

Leistungen der Stiftung an die Universität in Diagrammen

395

0

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

regelmäßige Zuschüsse Verfügungsfonds

1901

1900

1899

1898

regelmäßige Zuschüsse Herzogtümer/Landeshaushalt (Universität)

regelmäßige Zuschüsse Herzogtümer/Landeshaushalt (Kliniken)

1902

1897

1896

1895

1894

1893

1892

1891

1890

1889

1888

1887

600.000

1921

1920

1919

1918

1917

1916

1915

1914

1913

1912

1911

1910

1909

1908

1907

1906

1905

1904

1886

Diagramm 8: Die regelmäßigen Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena im Verhältnis zu den regulären bundes- und landesstaatlichen Zuschüssen zum Etat der Universität sowie zum Unterhalt finanziell separat laufender Hochschuleinrichtungen (1886–1921). Die Jahre von 1886–1894, 1904 und von 1916–1920 sind Voranschlägen entnommen.

Betrag in Mark

regelmäßige Zuschüsse landwirtschaftliches Institut

1903

700.000

396 Anhang

0,00

500.000,00

1.000.000,00

1.500.000,00

2.000.000,00

2.500.000,00

3.000.000,00

3.500.000,00

4.000.000,00

1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946 1947

regelmäßige Zuschüsse Verfügungsfonds

regelmäßige Zuschüsse Landeshaushalt (Universität)

regelmäßige Zuschüsse Landeshaushalt (Kliniken)

regelmäßige Zuschüsse Landesturnanstalt/ Inst. f. Leibesübungen

Diagramm 9: Die regelmäßigen Leistungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Universität Jena im Verhältnis zu den regulären bundes- und landesstaatlichen Zuschüssen zum Etat der Universität sowie zum Unterhalt finanziell separat laufender Hochschuleinrichtungen (1924–1947).

Betrag in RM

4.500.000,00

Leistungen der Stiftung an die Universität in Diagrammen

397

398

Anhang

Verwendete Materialien für die Diagramme 1 bis 9 Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben der Schott-Stiftung durch die Revisionsabteilung des Kultusdepartements von Sachsen-Weimar-Eisenach (Haubold) vom 20.01.1906, in: UAJ, C 1931. Kopien der Rechnungsabschlüsse/Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung vom 1.10.1902/1903–1.10.1917/18, in: UASJG, 5/43, 5/55, 5/72, 5/74, 5/76, 5/78, 5/80, 5/81, 5/82, 5/84, 5/85, 5/86, 5/88, 5/90, 5/93, 5/95. Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1919–1921, in: UACZ, BACZ 1494. Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1922–1927, in: UACZ, BACZ 1495. Rechnungsauszüge der Carl-Zeiss-Stiftung 1928–1947, in: UACZ, BACZ 21379. Kaufvertrag zwischen Ernst Haeckel und der Carl-Zeiss-Stiftung vom 10.07.1918, in: UAJ, C 808. Mitgliederverzeichnisse der Gesellschaft der Freunde der Thüringischen Landesuniversität/FSU Jena mit Angabe der Beitragszahlungen von 1931 und 1934, in: UAJ, U Abt. I 9/1. Hauptbuch der Carl-Zeiss-Stiftung Nr. 1 für den Zeitraum vom 1.10.1891–30.09.1903, in: UACZ, St. 59. Hauptbuch der Carl-Zeiss-Stiftung Nr. 2 für den Zeitraum vom 1.10.1903–30.09.1905, in: UACZ, St. 60. Rechnungen der Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung 1920–1925, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 3–8 (vorläufige Bestandsbezeichnung). Rechnungen der Kasse der Carl-Zeiss-Stiftung 1931–1934, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 14, 15, 107 und 108 (vorläufige Bestandsbezeichnung). Rechnungen des Ministerialfonds für wissenschaftliche Zwecke für 1886 und 1889 (Kopien), in: UASGJ, 5/30 und UASGJ, 5/31. Auszüge aus den Rechnungen der Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1890, 1891, 1893, 1894 (Kopien), in: UASGJ, 5/30, 5/59, 5/28, 5/29. Rechnung des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung auf das Jahr 1892, in: ThHStAW, Kassen und Rechnungen, Rechnungen des Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung 57 (vorläufige Bestandsbezeichnung). Auszüge aus den Rechnungen der Universitätsfonds von 1895–1917, in: UAJ, C 1912–1916. Rechnungen der Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung von 1918–1934, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 32, 33, 34, 35, 113, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 125 (vorläufige Bestandsbezeichnung). Rechnungen der Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung von 1935–1938, in: ThHStAW, Kassen und Rechnungen, Universitätsrentamt Jena 2, 10, 11, 12 (vorläufige Bestandsbezeichnung). Auszüge aus den Rechnungen der Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1939, 1940, 1941 und 1942, in: ThHStAW, Thüringisches Volksbildungsministerium C 536. Auszüge aus den Rechnungen der Universitätsfonds der Carl-Zeiss-Stiftung für 1945, 1946 und 1947, in: UAJ, C 1916/1. Rechnungen über den Schatz für Kinderfürsorge und ähnliche Bestrebungen in Jena und Rechnungen für den Schatz für das Kinderkrankenhaus von 1916/17 bis 1926, jeweils überliefert im Kassenhandbuch der Carl-Zeiss-Stiftung sowie in separater Rechnungsform, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung, Nr. 7, 8, 9, 105, 106, 144, 145, 147, 149, 150 (vorläufige Bestandsbezeichnung). Rechnungen über den Schatz für den Neubau einer Hautklinik vom 01.10.1919–06.03.1922, in: ThHStAW, Carl-Zeiss-Stiftung 140 (vorläufige Bestandsbezeichnung). Aufstellung des Stiftungsvermögens von 1890–1902 seitens der Stiftungsverwaltung vom 10.03.1903, in: UACZ, BACZ 1716.

Leistungen der Stiftung an die Universität in Diagrammen

399

Geschäftsbericht des Stiftungskommissars der Carl-Zeiss-Stiftung für das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 1901 bis dahin 1902, in: UASJG, 5/36. Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1886, in: UAJ, G Abt II. 26. Entwurf zum Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem GroßherzoglichHerzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1887, in: UAJ, G Abt. II 26. Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1888, in: UAJ, G Abt II. 26. Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1889, in: UAJ, G Abt. II 26. Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1890, in: UAJ, G Abt. II 27. Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1891, in: UAJ, G Abt. II 27. Etat der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1892, in: UAJ, G Abt. II 27. Voranschlag der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglichen Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1893, in: UAJ, G Abt. II 27. Voranschlag der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglichen Sächsischen Universitätsrentamte Jena auf das Jahr 1894, in: UAJ, G Abt. II 27. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1895, in: UAJ, C 1714. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1896, in: UAJ, C 1714. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1897, in: UAJ, C 1715. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1898, in: UAJ, C 1716. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1899, in: UAJ, C 1717. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1900, in: UAJ, C 1717. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichHerzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1901, in: UAJ, C 1718. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichHerzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1902, in: UAJ, C 1718. Bilance zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichHerzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1903, in: UAJ, C 1719. Voranschlag der Jahreseinkünfte und ihrer Verwendung bei dem Großherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1904, in: UAJ, C 1719. Bilanz zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1905, in: UAJ, C 1720. Bilanz zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1906, in: UAJ, C 1720. Bilanz zur Jahresrechnung über die Einnahmen und Ausgaben bei dem GroßherzoglichSächsischen Universitätsrentamte zu Jena auf das Jahr 1907, in: UAJ, C 1721. Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitätshauptkasse für das Jahr 1908, in: UAJ, C 1722. Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitätshauptkasse für das Jahr 1909, in: UAJ, C 1722. Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitätshauptkasse für das Jahr 1910, in: UAJ, C 1723.

400

Anhang

Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitätshauptkasse für das Jahr 1911, in: UAJ, C 1723. Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitätshauptkasse für das Jahr 1912, in: UAJ, C 2048. Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1913, in: UAJ, C 1724. Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1914, in: UAJ, C 1724. Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitätshauptkasse für das Jahr 1915, in: UAJ, C 1725. Voranschlag über die Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1916, in: UAJ, C 2051. Vergleichender Rechnungsauszug über die voranschlagsmäßigen Einnahmen und Ausgaben bei der Universitätshauptkasse für das Jahr 1917, in: UAJ, C 1726. Voranschlag über die Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1918, in: UAJ, C 2053. Voranschlag über die Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1919, in: UAJ, C 2054. Voranschlag über die Einnahmen und Ausgaben bei der Universitäts-Hauptkasse für das Jahr 1920, in: UAJ, C 2055. Zusammenstellung der durch die Beschlüsse des Landtages nötig gewordenen Änderungen und Ergänzungen des Haushaltsplans von Thüringen für 1921, ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7360. Haushaltsplan von Thüringen für die Rechnungsjahre 1923 und 1924, Kapitel VII, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7361. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1925, Kapitel VII, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7362. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1926, Ordentlicher Haushalt, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7363. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1927, Ordentlicher Haushalt, Kapitel VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7364. Haushaltsplan von Thüringen 1929, Ordentlicher Haushalt, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: UAJ, C 2056. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1930, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7367. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1932, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7369. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1933, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7370. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1934, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7371. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1935, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7372. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1936, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7373. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1937, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7374. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1938, Abteilung VII: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7375. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1939, Einzelplan IV: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7376.

Leistungen der Stiftung an die Universität in Diagrammen

401

Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1940, Einzelplan IV: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7377. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1941, Einzelplan IV: Volksbildungsministerium, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7378. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1942, Einzelplan IV, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7379. Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1943, Einzelplan IV, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7380. Entwurf Haushaltsplan von Thüringen für das Rechnungsjahr 1944, Einzelplan IV, in: ThHStAW, Thüringisches Finanzministerium 7382. Voranschlag über die Einnahmen und Ausgaben für die Friedrich-Schiller-Universität in Jena für die Zeit vom 1. Januar 1946 bis 31. Dezember 1946, in: UAJ, C 2076. Übersicht über die Etats-Ausführung bei der Großherzoglich-Sächsischen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der drei Jahre 1887, 1888 und 1889, in: Verhandlungen des XXVI. Ordentlichen Landtags des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1894, S. 12–42. Übersicht über die Etats-Ausführung bei der Großherzoglich-Sächsischen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der drei Jahre 1890, 1891 und 1892, in: Verhandlungen des XXVII. Ordentlichen Landtages im Großherzogthume Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1896, S. 71–100. Übersicht über die Etats-Ausführung bei der Großherzoglich-Sächsischen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der drei Jahre 1893, 1894 und 1895, in: Verhandlungen des XXVIII. Ordentlichen Landtages des Großherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1900, S. 37–65, hier S. 61. Übersicht der Etats-Ausführung bei der Großherzoglichen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der drei Jahre 1896, 1897, 1898, in: ThHStAW, Landtag von SachsenWeimar-Eisenach 348, Bl. 3–30. Übersicht der Hauptvoranschlags-Ausführung bei der Großherzoglichen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der Jahre 1899, 1900, 1901, in: ThHStAW, Landtag SachsenWeimar-Eisenach 354, Bl. 15–45. Übersicht der Hauptvoranschlags-Ausführung bei der Großherzoglichen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der drei Jahre 1902, 1903, 1904, in: Verhandlungen des XXXI. Ordentlichen Landtages im Großherzogtume Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1909, S. 3–43. Übersicht der Hauptvoranschlags-Ausführung bei der Großherzoglichen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der drei Jahre 1905, 1906, 1907, in: Verhandlungen des XXXII. Ordentlichen Landtages im Großherzogtume Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1912, S. 5–35. Übersicht der Hauptvoranschlags-Ausführung bei der Großherzoglichen Hauptstaatskasse für die Finanzperiode der drei Jahre 1908, 1909, 1910, in: Verhandlungen des XXXIII. Ordentlichen Landtages im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1915, S. 3–36. Hauptvoranschlag der Staats-Einnahmen und Ausgaben für die Finanzperiode der Jahre 1911, 1912 und 1913, in: Verhandlungen des XXXII. Ordentlichen Landtages des Großherzugthums Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1912, S. 227–260. Hauptvoranschlag der Staats-Einnahmen und Ausgaben für die Finanzperiode der Jahre 1914, 1915 und 1916, in: Verhandlungen des XXXIII. Ordentlichen Landtages des Großherzugthums Sachsen-Weimar-Eisenach, o. O., o. J., S. 301–348. Vergleichende Übersicht über die wirklichen Ergebnisse des Staatshaushaltes für 1915 und die vermutlichen Ergebnisse des Jahres 1916, in: ThHStAW, Landtag Sachsen-WeimarEisenach 376. Übersicht über die Staatshaushaltsergebnisse des Jahres 1916 und die mutmaßlichen Ergebnisse des Jahres 1917, in: ThHStAW, Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach 376. Übersicht über die Staatshaushaltsergebnisse des Jahres 1917 und die mutmaßlichen Ergebnisse des Jahres 1918, in: ThHStAW, Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach 380.

402

Anhang

Etat der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Jena für jedes der Jahre 1887, 1888 und 1889, in: Verhandlungen des XXIV. Ordentlichen Landtages im Großherzogthume SachsenWeimar-Eisenach, Weimar 1886, S. 377. Voranschlag der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Jena für jedes der Jahre 1890, 1891 und 1892, in: UAJ, G Abt. II 64. Fortgesetzter Bericht des Finanzausschusses zum Hauptvoranschlag der Staatseinnahmen und Ausgaben für die Jahre 1893, 1894 und 1895, in: Verhandlungen des XXVI. Ordentlichen Landtages im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1894, S. 321–326. Fortgesetzter Bericht des Finanzausschusses zum Hauptvoranschlag der Staatseinnahmen und Ausgaben für die Jahre 1896, 1897 und 1898, in: Verhandlungen des XXVII. Ordentlichen Landtages im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1896, S. 310–314. Voranschlag für die Jahre 1899, 1900 und 1901 laut Bericht des Finanzausschusses, in: Verhandlungen des XXVIII. Ordentlichen Landtages im Großherzogthume Sachsen-WeimarEisenach, Weimar 1900, S. 266f. Abgeänderter Voranschlag für das Großherzoglich landwirthschaftliche Institut der Universität Jena auf jedes der Jahre 1902, 1903 und 1904, in: ThHStAW, Landtag SachsenWeimar-Eisenach 344. Erklärungsschrift des Landtages zum Hauptvoranschlag der Staatseinnahmen und Ausgaben für die Finanzperiode der Jahre 1905, 1906 und 1907, in: Verhandlungen des XXX. Ordentlichen Landtages im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1906, S. 395–407. Hauptvoranschlag der Staatseinnahmen und Ausgaben für die Finanzperiode der Jahre 1908, 1909 und 1910, in: Verhandlungen des XXXI. Ordentlichen Landtages im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, Weimar 1909, S. 271–306.

Quellenverzeichnis Verzeichnis der gedruckten Quellen Erstes Bücher-Verzeichnis der Oeffentlichen Lesehalle zu Jena, abgeschlossen am 1. September 1899, Jena 1899. Gedenkreden und Ansprachen gehalten bei der Trauerfeier für Ernst Abbe am 17. Januar 1905 im großen Saale des Volkshauses, Jena 1905. Gesetzblatt der DDR: Nr. 58 (1954). Gesetzblatt der DDR I: Nr. 129 (1953); Nr. 63 (1955); Nr. 77 (1957); Nr. 82 (1957). Gesetzblatt der DDR II: Nr. 90 (1962); Nr. 34 (1965); Nr. 10 (1967); Nr. 110 (1968). Personal- und Vorlesungsverzeichnisse der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1935-1968. Verhandlungen des außerordentlichen Landtages im Großherzogthum Sachsen-WeimarEisenach 1915-1918, Weimar o. J. Verhandlungen des Landtags und der Gebietsvertretung von Sachsen-Weimar-Eisenach, Ordentlicher Landtag, Sitzungsperiode XXVI-XXXIII, Weimar 1894-1915/18. Vorlesungsverzeichnisse der Thüringischen Landesuniversität Jena 1920-1935. Vorlesungen an der Grossherzoglich-Herzoglich-Sächsischen Gesamt-Universität Jena 1886-1918. Satzungen des Lesehallen-Vereins zu Jena, Jena 1896. „Sozialistische Universität“ (Organ der SED-Parteileitung der FSU Jena): Jahrgang 1, Heft 1, 1958. „Sozialistische Universität“ (Organ der SED-Parteileitung der FSU Jena): Jahrgang 6, Heft 7, 1963. „Sozialistische Universität“ (Organ der SED-Parteileitung der FSU Jena): Jahrgang 7, Heft 12, 1964. „Sozialistische Universität“ (Organ der SED-Parteileitung der FSU Jena): Jahrgang 8, Heft 3, 1965. Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstages, XI. Legislaturperiode, I. Session, erster Sessionsabschnitt, 1903/1904, Bd. 4: von der 81. Sitzung am 2. Mai 1904 bis zur 100. Sitzung am 16. Juni 1904, Berlin 1903/04. Zeiss-Werkzeitung, Neue Folge: Jg. 14, Heft 3 1939. Zentralblattblatt der DDR: Nr. 35 (1954). Abbe, Ernst: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 1: Abhandlungen über die Theorie des Mikroskops, Jena 1904. Abbe, Ernst: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 2: Wissenschaftliche Abhandlungen aus verschiedenen Gebieten, Patentschriften, Gedächtnisreden, Jena 1906. Abbe, Ernst: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3: Vorträge, Reden und Schriften sozialpolitischen und verwandten Inhalts. Mit einem Portrait des Verfassers, Jena 1906. Abbe, Ernst: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 4: Unveröffentlichte Schriften wissenschaftlich-technischen Inhalts, Teil 1: Die Entstehung des Glaswerks von Schott & Gen. nach gleichzeitigen Schriftstücken aus amtlichem und persönlichem Besitz zwischen dem März 1882 und dem Januar 1885, Jena 1928. Abbe, Ernst: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 2: Wissenschaftliche Abhandlungen aus verschiedenen Gebieten, Patentschriften, Gedächtnisreden (1906), Hildesheim 1989. Abbe, Ernst: Gesammelte Abhandlungen, Bd. 3: Vorträge, Reden und Schriften sozialpolitischen und verwandten Inhalts (1906), Hildesheim 1989.

404

Quellenverzeichnis

Baske, Siegfried/Engelbert, Martha (Hg.): Zwei Jahrzehnte Bildungspolitik in der Sowjetzone Deutschlands. Dokumente, Band 2 (1959–1965), Berlin (West) 1966. Beckert, H./Purkert, W. (Hg.): Leipziger mathematische Antrittsvorlesungen. Auswahl aus den Jahren 1869–1922, Teubner-Archiv zur Mathematik, Bd. 8, Leipzig 1987. Duisberg, Carl: Abhandlungen, Vorträge und Reden aus den Jahren 1922-1933, Berlin 1933. Fischer, Emil: Aus meinem Leben, Berlin 1922. Flitner, Andreas/Wittig, Joachim (Hg.): Optik - Technik - Soziale Kultur. Siegfried Czapski. Weggefährte und Nachfolger Ernst Abbes. Briefe, Schriften, Dokumente, Rudolstadt/Jena 2000. Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (Hg.): 50 Jahre Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften. 1911-1961. Beiträge und Dokumente, Göttingen 1961. Gibas, Monika (Hg.): „Arisierung“ in Thüringen. Entrechtung, Enteignung und Vernichtung der jüdischen Bürger Thüringens 1933-1945, Quellen zur Geschichte Thüringens, Bd. 27/1, Erfurt 2006. Gottwald, Herbert/Ploenus, Michael (Hg.): Aufbruch - Umbruch - Neubeginn. Die Wende an der Friedrich-Schiller-Universität Jena 1988 bis 1991, Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Jena, Bd. 5, Rudolstadt u. a. 2002. Helmholtz, Hermann von: Ueber das Verhältniss der Naturwissenschaften zur Gesammtheit der Wissenschaft. Akademische Festrede gehalten zu Heidelberg beim Antritt des Prorectorats 1862, in: Brüning, Jochen (Hg.), Hermann von Helmholtz. Gesammelte Schriften, Bd. V. 1: Vorträge und Reden, Erster Band, Hildesheim/Zürich/New York 2002, S. 157–185. Hendel, Joachim/Hoßfeld, Uwe/John, Jürgen/Lemuth, Oliver/Stutz, Rüdiger (Hg.): Wege der Wissenschaft im Nationalsozialismus. Dokumente zur Universität Jena 1933-1945, Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Jena, Bd. 7, Stuttgart 2007. John, Jürgen/Wahl, Volker/Arnold, Leni (Hg.): Die Wiedereröffnung der FriedrichSchiller-Universität Jena 1945. Dokumente und Festschrift, Rudolstadt 1998. Keiper, Gerhard/Kröger, Martin (Hg.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945, Bd. 2, Paderborn u. a. 2005. Kühnert, Herbert (Hg.): Der Briefwechsel zwischen Otto Schott und Ernst Abbe über das optische Glas 1879-1881, Veröffentlichungen der Thüringischen Historischen Kommission, Bd. 2, Jena 1946. Kühnert, Herbert (Hg.): Briefe und Dokumente zur Geschichte des VEB Optik Jenaer Glaswerk Schott & Genossen, Teil 1: Die wissenschaftliche Grundlegung (Glastechnisches Laboratorium und Versuchsglashütte) 1882-1884, Veröffentlichungen der Thüringischen Historischen Kommission, Bd. 3, Jena 1953. Kühnert, Herbert (Hg.): Briefe und Dokumente zur Geschichte des VEB Jenaer Glaswerk Schott & Genossen, Teil 2: Der Übergang zur industriellen Produktion (Von der Versuchsglashütte zum 1. Produktionsverzeichnis) 1884-1886, Veröffentlichungen der Thüringischen Historischen Kommission, Bd. 6, Jena 1957. Lieber, Hans-Joachim/Furth, Peter (Hg.): Karl Marx. Frühe Schriften, Bd. 2, Darmstadt 1971. Malycha, Andreas (Hg.): Geplante Wissenschaft. Eine Quellenedition zur DDRWissenschaftsgeschichte 1945-1961, Beiträge zur DDR-Wissenschaftsgeschichte Reihe A, Bd. 1, Leipzig 2003.

Verzeichnis der gedruckten Quellen

405

Moczarski, Norbert/Post, Bernhard/Weiß, Katrin (Hg.): Zwangsarbeit in Thüringen 1940-1945. Quellen aus den Staatsarchiven des Freistaates Thüringen, Quellen zur Geschichte Thüringens, Bd. 19, Erfurt 2002. Mommsen, Theodor: Reden und Aufsätze, Berlin 1905. Nagel, Anne Chr. (Hg.): Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus, Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Bd. 1, Stuttgart 2000. Parteivorstand der SED (Hg.): Dokumente der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Beschlüsse und Erklärungen des Zentralkomitees sowie seines Politbüros und seines Sekretariats, Band V, Berlin (Ost) 1956. Pressestelle des Reichserziehungsministeriums (Hg.): Ein Ehrentag für die deutsche Wissenschaft. Die Eröffnung des Reichsforschungsrates am 25. Mai 1937, Berlin 1937. Schmidt-Ott, Friedrich: Erlebtes und Erstrebtes 1860-1950, Wiesbaden 1952. Schomerus, Friedrich (Hg.): Werden und Wesen der Carl-Zeiss-Stiftung an der Hand von Briefen und Dokumenten aus der Gründungszeit (1886-1896), Gesammelte Abhandlungen von Ernst Abbe, Bd. 5, 1. Aufl., Jena 1940. Schomerus, Friedrich (Hg.): Werden und Wesen der Carl-Zeiss-Stiftung an der Hand von Briefen und Dokumenten aus der Gründungszeit (1886-1896), 2. Aufl., Stuttgart 1955. Sorgenicht, Klaus u. a. (Hg.): Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik. Dokumente, Kommentar, Band 1, Berlin (Ost) 1969. Staatsrat der Deutschen Demokratischen Republik (Hg.): Der Staatsrat der Deutschen Demokratischen Republik 1960-1970. Dokumentation, Berlin (Ost) 1970. Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Hg.): Partei und Staat in der DDR. Die Protokolle des Zentralsekretariats der SED und des Politbüros des ZK der SED von 1946 bis 1989, Teil 3/2 (1953-1960), Mikrofiche-Edition, München 2006. Ulbricht, Walter: Zur Geschichte der Deutschen Arbeiterbewegung. Aus Reden und Aufsätzen, Band VIII (1959-1960), Berlin (Ost) 1965. Wahl, Volker/Wittig, Joachim (Hg.): Ernst Abbe. Briefe an seine Jugend- und Studienfreunde Carl Martin und Harald Schütz 1858-1865, Berlin (Ost) 1986. Weiz, Herbert: Durch Sicherung des wissenschaftlichen Vorlaufs zur rationellen Produktion. Eröffnungsvortrag zur 3. Ingenieurtagung Jena, vorgetragen am 17. Juni 1965 im Großen Hörsaal des Physikalischen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität Jena, o. O. 1965. Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Erinnerungen 1848-1914, Leipzig 1928. Zierold, Kurt (Hg.): Forschungsförderung in drei Epochen. Deutsche Forschungsgemeinschaft. Geschichte, Arbeitsweise, Kommentar, Wiesbaden 1968.

406

Quellenverzeichnis

Verzeichnis der ungedruckten Quellen Unternehmensarchiv SCHOTT JENAer GLAS GmbH (UASGJ) Bestand 1: 56. Bestand 5: 24; 28–31; 33; 35–37; 39–40; 43– 46; 48–50; 53; 55; 57; 59; 62–63; 67–68; 72–76; 78–82; 84–86; 88; 90; 90–91; 93; 95; 97; 105. Bestand 10: 8.

Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand

II 1: 17–18. II 3: 5; 31. II 6: 734. II 28: 19. BJ: 1931. S: 19; 388; 416.

Unternehmensarchiv Carl Zeiss (UACZ) Bestand BACZ: 32; 154; 183; 196; 221; 789; 1207; 1436; 1460; 1482; 1484–1488; 1491; 1494–1495; 1511; 1706; 1711; 1714–1716; 3389; 3395–3396; 3515; 3520; 5463; 7576; 8314; 8369; 8332; 8406; 8421; 8427; 8435; 8443; 8444; 9161; 9203–9204; 9206–9207; 9211; 9329; 10081; 10145; 11277; 12308; 12632; 12667; 12733; 12859; 12980; 12999; 13671; 14734; 15392; 15807; 16183; 16195; 16228; 16658; 17682; 18766; 19157; 19570; 20538; 20697; 21285; 21379; 22169; 22259; 22768; 22794; 22798; 22799; 23203; 23290; 23631; 26232. Bestand NG: 138–140. Bestand NL 25: 2. Bestand St: 5; 11; 59–60; 122. Bestand VA: 115; 464; 809; 826; 836; 858; 891; 902; 930; 932; 1040; 1371–1372; 1434; 1063; 2029; 3423; 5269; 5463; 5803. Bestand WB: 1077; 2426; 2432; 2437.

Universitätsarchiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena (UAJ) Bestand BA: 1695; 1718; 1742; 1745; 2101. Bestand BB: 1; 23–24; 36; 44; 46; 50; 168; 173. Bestand BC: 38; 347; 588; 585/1; 813. Bestand C: 103; 192/1–192/3; 298; 445; 473; 478; 482; 494; 647; 654; 656; 659; 661; 663; 674; 683–684; 690; 717; 720– 721; 723–725; 727–729; 753; 808; 834; 843; 855; 1272; 1547; 1549; 1555–1558; 1714–1726; 1912–1916; 1931; 2032; 2048; 2051–2056; 2076. Bestand CA: 020; 190. Bestand G Abt. II: 26–27; 64; 231.

Bestand K: 711. Bestand L: 732. Bestand N: 69. Bestand S/1 Abt. VIII: 56. Bestand S Abt. XIX/1: 36. Bestand S ABt. XXVI: 094–095. Bestand S Abt. XXXVIII: 78. Bestand U Abt. I: 2–7; 9/1–9/2; 11; 13; 15– 16. Bestand U Abt. X: 36. Bestand U Abt. XII: 40. Bestand VA: 2001; 2166; 2744.

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Handschriftenabteilung (NSUB Göttingen) Nachlass Felix Klein (Cod. Ms. F. Klein) 9: 513; 516–518.

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

407

Bundesarchiv, Abteilung Berlin Lichterfelde (BA) Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand Bestand

DF 4: 40627; 40641. DR 3: 199 (1. Schicht); 1531; 1546; 1556; 2514 (1. Schicht); 3995 (1. Schicht). DR 3/B 211: 1 (2. Schicht). DR 3/B 689: 3 (2. Schicht). DY 30/IV 2/6.04: 96. DY 30/IV 2/9.04: 429–430; 509; 544. DY 30/IV A 2/9.04: 274. DY 46: 142. DY 61: 368. R 3112: 158.

Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar (ThHStAW) Bestand Carl-Zeiss-Stiftung (vorläufige Bestandsbezeichnung): 3–9; 14–15; 32–35; 57; 105–108; 113–125; 140; 144–145; 147; 149–150. Bestand Kassen und Rechnungen, Universitätsrentamt Jena (vorläufige Bestandsbezeichnung): 2, 10–12. Bestand Kultusdepartment: 235; 240; 242; 247; 255; 414–415; 421; 246/1. Bestand Landtag Sachsen-Weimar-Eisenach: 344; 348; 354; 376; 380. Bestand Reichsstatthalter von Thüringen: 444. Bestand Thüringisches Finanzministerium: 7360–7364; 7367; 7369–7380; 7382. Bestand Thüringisches Volksbildungsministerium C: 246; 248; 250–251; 253–258; 265; 267; 269; 271; 285; 294; 308; 320; 359; 372; 381; 440–441; 531–532; 536; 546; 552; 728; 1644–1645.

Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt (ThStAR) Bestand BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera IV/2/9.02: 965. Bestand BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera IV/A-2/9.02: 599. Bestand BPA SED Gera, Bezirksleitung der SED Gera IV B-2/9.02: 480; 573; 575; 582– 583. Bestand BPA SED Gera, Kreisleitung SED Jena-Stadt: 110. Bestand BPA SED Gera, Kreisleitung SED Jena-Stadt IV/4/06: 198. Bestand BPA SED Gera, Grundorganisation der SED Friedrich-Schiller-Universität Jena IV/7/143: 519; 521. Bestand BPA SED Gera, UPL Jena: 29; 141; 145; 519–520; 932; 1241; 2410. Bestand ZIMET: A 1286.

Privatsammlung Jürgen John Kopie des Gutachtens von R. Sassning und Wolfgang Schumann vom 20.07.1959 zur wissenschaftlichen Hausarbeit eines Studenten zur Lehramtsprüfung vom 06.05.1959 (Titel: „Die Beziehungen der Carl-Zeiss-Stiftung zur Universität Jena’“ ), versehen mit der Zustimmung von Max Steinmetz.

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Abkürzungsverzeichnis AEG

Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft

AfS

Archiv für Sozialgeschichte

APuZ

Aus Politik und Zeitgeschichte

BA

Bundesarchiv

BASF

Badische Anilin- und Sodafabrik

CVDI

Centralverband deutscher Industrieller

DA

Deutschland-Archiv

DAF

Deutsche Arbeitsfront

DAW

Deutsche Akademie der Wissenschaften

DDR

Deutsche Demokratische Republik

DFG

Deutsche Forschungsgemeinschaft

FSU

Friedrich-Schiller-Universität

GG

Geschichte und Gesellschaft

GGChem

Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Erzeugung

GVP

Gesellschaft zur Verwertung chemischer Produkte

HZ

Historische Zeitschrift

JAR

Jenaer Akademische Reden

KdT

Kammer der Technik

KPD

Kommunistische Partei Deutschlands

KWG

Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft

NS

nationalsozialistisch, Nationalsozialismus

NSBDT

Nationalsozialistischer Bund Deutscher Technik

NSBO

Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation

NSDAP

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

NSDDB

Nationalsozialistischer Deutscher Dozentenbund

NSFK

Nationalsozialistisches Flieger-Korps

NSUB

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

NTM

Zeitschrift für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin

NÖS

Neues Ökonomisches System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft

PTR

Physikalisch-Technische Reichsanstalt

RAG

Reichsarbeitsgemeinschaft für Raumforschung

466

Abkürzungsverzeichnis

RGW

Rat der gegenseitigen Wirtschaftshilfe

SA

Sturmabteilung

SAG

Sozialistische Arbeitsgemeinschaften

SBZ

Sowjetische Besatzungszone

SED

Sozialistische Einheitspartei Deutschlands

SfH

Staatssekretariat für Hochschulwesen

SMAD

Sowjetische Militäradministration in Deutschland

SMATh

Sowjetische Militäradministration in Thüringen

SPD

Sozialdemokratische Partei Deutschlands

TH

Technische Hochschule

ThHStAW

Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar

ThStAR

Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt

TU

Technische Universität

UACZ

Unternehmensarchiv Carl Zeiss

UAJ

Universitätsarchiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena

UASGJ

Unternehmensarchiv SCHOTT JENAer GLAS GmbH

UdSSR

Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken

UPL

Universitätsparteileitung

USA

United States of America

USPD

Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands

VDI

Verein Deutscher Ingenieure

VEB

Volkseigener Betrieb

VfZ

Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte

VSWG

Vierteljahrschrift für Wirtschafts- und Sozialgeschichte

VVB

Vereinigung Volkseigener Betriebe

WS

Wintersemester

ZAK

Zentrale Arbeitskreise für Forschung und Technik

ZfG

Zeitschrift für Geschichtswissenschaft

ZIA

Zentralinstitut für Automatisierung

ZIMET

Zentralinstitut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie

ZK

Zentralkommitee

ZUG

Zeitschrift für Unternehmensgeschichte

ZVThürG

Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde

Ortsregister Aachen, 128

Bad Sulza, 275 Berlin, 2, 4, 5, 7, 8, 37, 60, 62, 128, 134, 140, 151, 154, 155, 157, 202, 214, 224, 225, 234, 242, 245, 251, 266, 292, 298–300, 304, 307, 313, 334, 335, 344 Bonn, 154, 168 Breslau, 14, 59, 107, 153, 245, 256 Buchenwald, 241

131, 169, 243, 303,

Chemnitz, 306 Chicago, 134

Danzig, 171 Darmstadt, 243 Dornburg, 237 Dresden, 299, 319, 326, 327

Eisenach, 144, 193, 210 Elberfeld, 139, 196 Erfurt, 72, 162

Frankfurt am Main, 3, 102, 143, 155, 169, 178, 239 Freiberg, 313 Freiburg im Breisgau, 157

Göttingen, 24, 48, 107, 135–138, 140, 141, 156, 158, 165, 229, 257, 358 Gera, 176, 284, 285, 289, 295, 301, 331 Gießen, 32, 358 Greifswald, 37

Halle, 72, 97, 117, 303 Hamburg, 3, 102, 114, 155, 235 Hannover, 128 Heidelberg, 9, 236, 323 Heidenheim an der Brenz, 339, 343 Helmstedt, 72

Ilmenau, 325, 327, 347

Jena, 1–4, 17, 18, 20, 22–24, 27, 28, 31, 34, 36, 38, 40, 43–49, 51, 55, 57, 61, 62, 64, 65, 67–75, 81, 84– 99, 101–110, 112–114, 116–126, 128, 131–133, 136–148, 155–163, 165– 182, 184–189, 191–195, 197, 198, 200, 201, 203–205, 207–210, 212, 213, 215–227, 229, 231–258, 261– 282, 284, 285, 288–305, 307, 309, 310, 312–316, 319, 322–326, 328– 331, 333–348, 351, 353–363, 366, 367, 373, 376–385, 387–389 Köln, 3, 142, 214 Kairo, 211 Karl-Marx-Stadt, 306 Karlsruhe, 133 Kiel, 101, 145, 162–164, 194, 358 Leipzig, 37, 47, 93, 94, 110, 118, 127, 132, 156, 180, 234, 248, 251, 334 Leuna-Merseburg, 327 London, 35 Ludwigshafen, 8, 139 Mühlheim an der Ruhr, 14, 151 München, 27, 125, 132, 156, 195, 215, 251, 323, 343 Magdeburg, 306, 344 Mainz, 295, 339, 343, 347 Moskau, 240 Nürnberg, 90 Nancy, 153 Naumburg an der Saale, 185, 217 Oberkochen, 295, 339, 343, 347 Potsdam, 299 Prag, 213 Riga, 211 Rostock, 307, 358 Rudolstadt, 23 Sachsen-Altenburg, Herzogtum, 1, 45 Sachsen-Coburg-Gotha, Herzogtum, 1, 45 Sachsen-Meiningen, Herzogtum, 1, 45

468 Sachsen-Weimar-Eisenach, Großherzogtum, 1, 23, 27, 37, 45, 46, 48–50, 52, 56, 64–66, 72, 80, 82, 84, 107, 115, 116, 166, 172, 369, 371, 384, 398 Schöngleina, 243, 244 Stuttgart, 61, 157, 339 Tübingen, 179 Tautenburg, 299 Tunis, 91 Weida, 176

Ortsregister

Weimar, 1, 3, 23, 24, 49, 51–56, 58, 59, 64, 66, 71–80, 82–84, 90, 98, 99, 103, 105, 107, 113, 115, 116, 120, 126, 131, 143, 144, 163, 167, 172, 174, 176, 184, 185, 187, 188, 197, 199, 200, 219, 222, 224, 225, 227, 228, 239–241, 269, 272, 274, 275, 294, 303, 334, 370, 373, 380, 381 Wien, 251 Wittenberg, 72 Zürich, 153 Ziegenrück, 217

Personenregister Abbe, Ernst Carl, 1–4, 27, 32, 34, 35, 38, 40, 45, 46, 48–80, 85, 87, 90, 93, 94, 97–101, 103, 105–108, 111, 115, 117, 119, 121, 122, 125, 128, 137–139, 180–184, 186–189, 212, 227, 264– 274, 276, 279, 297, 333–337, 340– 343, 346–348, 354, 355, 357, 358, 361, 363, 367, 369, 370, 372–374, 386 Althoff, Friedrich, 107, 136, 141, 154– 156 Ambronn, Hermann, 183, 204 Ash, Mitchell, 21, 22 Astel, Karl, 239, 240, 253, 256, 258, 262, 269, 274, 275, 280 Auerbach, Anna, 101, 209 Auerbach, Felix, 3, 63, 95, 101, 107, 108, 139, 165, 181, 183, 187, 209, 269, 270, 274, 276 Bach, Carl, 157 Bach, Kurt, 258 Baeyer, Adolf von, 40 Barth, Arno, 289, 295 Bauersfeld, Walther, 208, 213, 304 Bebel, August, 114, 147 Becker, Karl Emil, 227 Beckurts, Kurt, 252 Ben-David, Joseph, 19 Binswanger, Otto, 112, 117 Bismarck, Otto Fürst von, 118, 119 Blaschke, Wilhelm, 235 Böttinger, Henry Theodor von, 136, 154, 156 Bolck, Franz, 297, 310, 316, 328, 344 Borkowsky, Ernst, 185 Borscheid, Peter, 9 Bosch, Carl, 232, 259 Bosch, Robert, 61, 63, 157 Bothe, Walther, 236 Braudel, Fernand, 21 Brintzinger, Herbert Otto, 232, 260 Bruch, Rüdiger vom, 17 Brüning, Heinrich, 196 Buchmann, Erich, 275 Buchwald, Eberhard, 304 Buff, Heinrich, 32 Burchardt, Lothar, 9, 14, 150 Butenandt, Adolf, 6 Carl Alexander, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 64, 65

Carnegie, Andrew, 151 Cartellieri, Alexander, 271 Czapski, Siegfried, 59, 63, 79, 95, 100, 101, 103, 111, 122, 181, 183 Deubel, Fritz, 238 Diederichsen, Heinrich, 145 Dienel, Hans Liudger, 13, 354 Dietz, Julius, 224, 225 Dohrn, Anton, 93 Drefahl, Günther, 322, 326 Duisberg, Carl, 5, 150, 152, 170, 194, 196 Duken, Johannes, 228 Dunken, Heinz, 325 Eberhardt, Otto, 238 Ebsen, Friedrich, 105, 172, 186, 197, 205, 223 Eckardt, Alfred, 311, 323 Eggeling, Heinrich, 48–50, 52, 57, 69, 73, 74, 78, 99–101, 104, 106–111, 116, 117, 138, 155, 186 Ehrenberg, Richard, 108–110 Eppenstein, Otto, 101, 209 Erggelet, Heinrich, 96 Ernst II., Herzog von SachsenAltenburg, 141 Esau, Abraham, 213, 215, 218, 225–229, 231–234, 236, 240–242, 244, 245, 252, 257, 268, 278, 289, 298 Etzkowitz, Henry, 22 Eucken, Rudolf, 212 Fichte, Johann Gottlieb, 131 Fieseler, Franz, 273 Fischer, Emil, 152, 169, 170 Fischer, Gustav, 84, 122, 123, 125 Fischer, Max, 79, 142, 144, 157, 163, 170, 175, 176, 186, 194, 196, 208, 264, 355, 358 Flach, Willy, 270 Franz, Günther, 270, 271 Franz, Victor, 239 Fraunhofer, Joseph von, 27, 53 Freese, Heinrich, 60 Frege, Gottlob, 46, 101, 108 Frick, Wilhelm, 222, 225, 272 Gärtner, August, 100, 123

470 Gallerach, Ernst, 316, 317 Gauß, Carl Friedrich, 33 Geiger, Hans Wilhelm, 96 Gelzer, Heinrich, 48 Gerber, Stefan, 85, 159 Gerland, Heinrich, 217 Goebbels, Joseph, 257, 267 Goebel, Carl Friedemann, 31 Görlich, Paul, 298, 306, 308, 310, 314, 325, 330, 345 Goethe, Johann Wolfgang von, 184, 233, 269 Goetz, Georg, 131, 183 Goubau, Goerg, 227 Graeper, Ludwig, 219, 239 Greil, Max, 173, 274 Griewank, Karl, 7, 335 Günther, Hans F. K., 223 Gürtner, Franz, 225 Gutzmer, August, 92, 137–140 Guyet, Adolf, 52 Haber, Fritz, 4, 59, 151, 165, 187, 218 Haeckel, Ernst, 36, 47, 93, 94, 100, 119, 123, 165, 181, 184, 201, 269 Haeckel, Walter, 119 Hämel, Josef, 310, 336, 338 Hager, Kurt, 328 Hahn, Otto, 257 Haller, Albin, 153 Hanle, Wilhelm, 218, 257 Harms, Bernhard, 100, 145, 162, 163 Harnack, Adolf von, 2, 4, 6, 152, 155, 266 Harting, Hans, 215, 217, 225, 226, 229, 253, 303 Hartinger, Hans, 256 Hassinger, Erich, 8 Haußner, Robert, 108 Havemann, Robert, 313 Hedemann, Justus Wilhelm, 146, 147, 174, 202, 206, 217, 265 Heide, Fritz, 238 Heidegger, Martin, 222 Heim, Otto Heinz, 267 Heintz, Albert, 340 Heisenberg, Werner, 248 Henrichs, Paul, 211, 227, 233, 252, 254, 255, 261, 289 Herrmann, Dieter, 150 Herrmann, Dieter P., 157 Hildebrand, Adolf, 184 Hindenburg, Paul von, 224

Personenregister

Hitler, Adolf, 221, 223, 229–231, 242, 262 Hobsbawm, Eric John, 23 Höß, Irmgard, 335, 336, 338 Hofmann, August Wilhelm, 4, 36, 37 Hollmann, Erich, 302, 303 Honecker, Erich, 19, 285, 330, 346 Hüttig, Gustav, 213 Humboldt, Wilhelm von, 6, 155 Ibrahim, Jussuf, 161, 241 Jacobsen, Jacob Christian, 46 Jentzsch, Felix, 203 Johann Friedrich I., Kurfürst von Sachsen, 183, 334 Joos, Georg, 203, 218, 229, 240, 247, 248, 255–257 Köhler, August, 203 Kühnert, Herbert, 338 Küppenbender, Heinz, 255 Kämmerer, Wilhelm, 298 Kant, Horst, 14 Keßler, Heinz, 309 Keppler, Wilhelm, 238 Klein, Felix, 24, 107, 127, 135–140, 357 Knöll, Hans, 298 Knickerbocker, Hubert R., 197 Knöll, Hans, 239, 240, 255 Knopf, Otto, 91, 99, 116, 117 Knorr, Ludwig, 90, 124 Koch, Herbert, 339 Koch, Robert, 154 Köbe, Paul, 203, 236 Köhler, August, 240, 264, 268 König, Wolfgang, 28 Kolbe, Hermann, 93 Kolesničenko, Ivan, 292 Konen, Heinrich, 153, 154 Koppel, Leopold, 151 Kortum, Herbert, 298 Kotthaus, August, 194, 228, 254, 273 Krauch, Carl, 231, 260 Krieck, Ernst, 222 Krupp von Bohlen und Halbach, Gustav, 156, 229 Krupp, Alfred, 39, 94 Krupp, Friedrich Alfred, 39, 62, 94 Kühl, August, 215, 218, 256, 268 Kühne, Konrad, 299 Kühnert, Herbert, 273–275 Küppenbender, Heinz, 254 Kulenkampff, Helmut, 201, 247

Personenregister

Lambrecht, Hermann, 310 Lampe, Carl, 47 Lamprecht, Karl, 94, 132, 156 Leisegang, Hans, 295 Lemuth, Oliver, 59 Lenard, Phillip, 236 Leydesdorff, Loet, 22 Liebig, Justus, 33 Liebknecht, Karl, 151 Linck, Gottlob, 96, 100, 174, 184, 265, 266 Linke, Paul Ferdinand, 162 Lockemann, Theodor, 201, 261, 270, 272 Loeb, James, 156 Löwe, Friedrich, 340 Lommel, Felix, 123, 126, 161 Luther, Martin, 340 Maier, Helmut, 22 Malycha, Andreas, 19 Marsch, Ulrich, 220 Marschler, Willy, 233, 236 Maschke, Erich, 270, 271 Matschoß, Conrad, 132 Mentz, Georg, 271, 272 Mentzel, Rudolf, 256 Mevissen, Gustav, 142 Meyer, Franz, 264 Meyer, Hermann Julius, 118 Meyer, Konrad, 237 Meyer-Erlach, Wolfgang, 231, 268 Mittag, Günther, 328 Mommsen, Theodor, 44 Moraw, Peter, 19 Müller, Hans, 261 Müller, Harald, 213 Müller, Karlheinz, 347 Nernst, Walther, 136 Osenberg, Werner, 256 Ossietzky, Carl von, 216 Ostwald, Wilhelm, 180, 181, 184 Paga, Georg, 266 Paletschek, Sylvia, 179 Paul, Rudolf, 289, 292, 293 Paulsen, Friedrich, 7 Pawel-Rammingen, Rudolf von, 74 Pawliczek, Alexandra, 17 Petersen, Peter, 209, 210 Pferdekämper, Ewald, 176, 210 Pfetsch, Frank, 9

471 Pierstorff, Julius, 63, 68–70, 81, 109– 111, 144, 145, 147, 160 Piltz, Adolf, 73 Plate, Ludwig, 165, 166 Plenge, Johann, 147 Pohlack, Hubert, 311 Prandtl, Ludwig, 165, 236 Ramsauer, Carl, 258 Raphael, Lutz, 17 Rasch, Manfred, 14 Rathenau, Emil, 156 Rau, Rudolf, 89, 108, 138, 139 Reichenbach, Ernst Ludwig, 47, 48 Reinhardt, Carsten, 28 Riedler, Alois, 134, 135 Riege, Gerhard, 311 Riese, Reinhard, 9 Ritter, Paul von, 47, 48 Rohr, Moritz von, 96, 264, 272–274, 276 Rosenberg, Alfred, 223 Rosenthal, Eduard, 63, 121–123, 147, 160, 176, 183, 265 Rothe, Karl, 52, 58, 78, 105, 126, 163, 174, 176, 184–186 Rust, Bernhard, 242, 245, 248 Sander, Friedrich, 234, 235, 252 Sauckel, Fritz, 217, 225, 228, 231, 236, 239, 250, 252, 256, 261, 262, 270, 275 Schäffer, Hermann, 377 Schütz, Wilhelm, 314 Schaeffer, Hermann, 32, 126 Schaxel, Julius, 165, 166, 240, 266 Scheel, Karl, 96 Scheel, Otto, 7 Scheffel, Fritz, 267 Scheler, Max Ferdinand, 214 Schieber, Walther, 252 Schiller, Friedrich, 233, 269, 276, 280, 362 Schleiden, Matthias Jacob, 34 Schmaltz, Florian, 249 Schmidt, Georg Gottlieb, 32 Schmigalle, Hans, 346 Schmitt, Kurt, 225 Schmoller, Gustav, 62, 111 Schmutzer, Ernst, 347 Schönberg, H., 345 Schomerus, Friedrich Riclef, 24, 101, 197, 209, 224, 272–275, 339, 340 Schott, Erich, 252, 273

472 Schott, Otto, 1, 40, 49, 53, 56, 79, 84, 89, 90, 93–95, 98, 100, 111, 121, 122, 149, 156, 186, 217, 267, 268, 271, 272, 274, 297, 334, 342, 375, 378 Schrade, Hugo, 293, 297, 306, 337, 341, 344 Schütz, Wilhelm, 314 Schultze, Joachim Heinrich, 238 Schulze, Friedrich Gottlob, 383 Schumacher, Hermann, 5, 214 Schumann, Wolfgang, 336, 338 Seebeck, Moritz, 38, 384 Siedentopf, Heinrich, 215, 249, 253 Siedentopf, Henry, 204 Siemens, Werner, 38, 46, 182, 268, 352 Skramlik, Emil von, 227 Speer, Albert, 257, 262 Spengler, Oswald, 214 Spiethoff, Bodo, 166 Stark, Edwin, 8 Stark, Johannes, 232 Steenbeck, Max, 313 Steinmetz, Charles Proteus, 153 Steinmetz, Max, 335, 338 Steubing, Walter, 245 Stichling, Gottfried Theodor, 1, 52 Stier, Friedrich, 98, 194, 200, 219, 236, 243, 334 Stock, Wolfgang, 96 Stoy, Karl Volkmar, 383 Strassmann, Fritz, 257 Straubel, Rudolf, 95, 98, 101, 111, 139, 164, 165, 170, 186, 226, 264, 377 Ströbel, Heinrich, 151 Stumm-Halberg, Carl Frdinand Freiherr von, 62 Sudhoff, Karl, 94 Szöllösi-Janze, Margit, 17 Telschow, Ernst, 230 Thomae, Johannes, 139

Personenregister

Timm, Bernhard, 8 Todt, Fritz, 230, 258 Treue, Wilhelm, 343 Troeltsch, Ernst, 132 Türcke, August, 48 Ulbricht, Walter, 19, 20, 285, 297, 328, 329, 332, 342 Vögler, Albert, 259 Vogel, Werner, 307 Volkmann, Rüdiger von, 240 Vollert, Max, 72, 74, 100, 105, 106, 126, 166, 181, 182, 186, 264 Vongerichten, Eduard, 90, 136, 139 Wächtler, Fritz, 224–226, 231, 274, 275 Wandersleb, Ernst, 183 Weber, Max, 107, 132 Weinel, Heinrich, 168, 185, 265, 266 Weiz, Herbert, 314 Whitney, Willis R., 153 Wien, Max, 165, 170, 171, 203, 248 Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von, 155 Wilhelm II., Kaiser des Deutschen Reiches, 128, 133, 134 Willam, Horst Alexander, 343 Windelband, Wilhelm, 131 Winkelmann, Adolf, 107, 120, 139 Wittig, Joachim, 340 Wolf, Walter, 294 Wuttig, Ernst, 3, 172, 269, 272 Zeiß, Carl, 27, 34, 40, 49, 53, 55, 266– 268, 272, 334, 342, 343, 348, 363 Zeiß, Roderich, 56, 57 Ziegler, Karl, 259 Zöller, Egon, 127 Zschimmer, Eberhard, 133, 164, 172 Zucker, Friedrich, 288, 289, 294, 303, 334

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