Elektronische Zeitungsproduktion: Computergesteuerte Redaktionssysteme und ihre publizistischen Folgen [Reprint 2015 ed.] 9783110922578, 9783484340442

Computer systems in newspaper production call for an entirely new form of work organization in all areas of newspaper pu

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Elektronische Zeitungsproduktion: Computergesteuerte Redaktionssysteme und ihre publizistischen Folgen [Reprint 2015 ed.]
 9783110922578, 9783484340442

Table of contents :
Vorbemerkung
1. Die Entwicklung der Produktions- und Redaktionstechnik
1.1 Die Produktionstechnik
1.2 Redaktionstechnik
2. Das Berufsbild der Journalisten im Wandel
3. Datenbanken
3.1 Was haben Datenbanken zu bieten?
3.2 Anbieter von Datenbanken
3.3 Die Datenbank der dpa
3.4 Datenbanken als Markt
3.5 Höhere Qualität durch Datenbanken?
4. Das Netzwerk
4.1 Warum Netzwerke?
4.2 LAN und WAN
4.3 Netzwerktypologien
4.3.1 Teilstreckennetze
4.3.2 Dififtisionsnetze
4.4 Stern-, Ring-, Bus-, Baumstrukturen
4.5 LAN-Zugriffsverfahren
4.5.1 CSMA-Netzwerke
4.5.2 Die Token-Zugriffsmethode
4.6 Die Netzwerk-Steuersoftware
4.7 Pro und Contra Netzwerk
5. Die Umstellung auf das STZ/STN-System
5.1 Die Stuttgarter Zeitung
5.2 Die Stuttgarter Nachrichten
5.3 Das Stuttgarter Modell
5.3.1 Das Medien System Haus
5.3.2 Die Moderne Satztechnik Stuttgart
5.3.3 Die Turmhaus Druckerei
5.3.4 Südwestdeutsche Roflenoffset
5.3.5 Zeitungsvertrieb Stuttgart
6. Die Leistungen des Medien System Hauses
6.1 Die Benutzeroberfläche der Programme
6.1.1 ATLAS
6.1.2 IRAS
6.2 Das Redaktionssystem
6.2.1 Überblick
6.2.2 Artikelerfassung
6.2.3 Schematisierung der Artikel
6.2.4 Seitenlayout
6.2.5 Produktionssteuerung
6.2.6 Sport- und Börsentabellenprogramm
6.3 Zukünftige Lösungen
7. Das Redaktionssystem von STZ und STN
7.1 Der Maskenaufbau
7.2 Die Statussteuerung
7.3 Übersicht und Erklärung der Transaktionen
7.3.1 Die Interaktionstechniken
7.4 Die Transaktionen zur Textbearbeitung
7.5 Die Umbruch-Transaktion TXUM
7.6 Text-Manipulation
7.7 EDIT-Funktionen
7.8 Textschematisierung
7.8.1 Gliederung der Artikel
7.8.2 Typographische Bedingungen
7.9 Bildfreiräume
8. Organisationsformen in den Ressorts
8.1 Eine neue Organisation durch neue Aufgaben
8.1.1 Der Universalist
8.1.2 Der Spezialist
8.1.3 Das „rollierende Verfahren“
8.2 Der Arbeitsablauf bei der Stuttgarter Zeitung
8.3 Der Arbeitsablauf bei den Stuttgarter Nachrichten
8.4 Vergleich der beiden Organisationsformen
Der Fragebogen
1. Ausgangspunkt
2. Hypothese
3. Struktur der Befragung und Datenerhebung
3.1 Realisierung
3.2 Vorfeldinterviews
4. Der Fragebogen
4.1 Aufbau des Fragebogens
4.1.1 Teil 1 des Fragebogens
4.1.2 Teil 2 des Fragebogens
5. Datenerfassung und Datenorganisation der Fragebögen
6. Kategorien Tätigkeitsbereiche/Arbeitsschritte
6.1 Tätigkeitsbereiche
6.1.1 Schreiben eigener Texte
6.1.2 Recherche
6.1.3 Redigieren/Korrigieren
6.1.4 Eingabe von Fremdtext
6.1.5 Layout
6.2 Arbeitsschritte
6.2.1 Ausfullen der Eingabemaske
6.2.2 Satzanweisungen
6.2.3 Aufrufen von Texten
6.2.4 Verknüpfen von verschiedenen Texten
6.2.5 Verschieben von Textteilen
6.2.6 Zwischenspeichern
6.2.7 Zeilenberechnung
6.2.8 Freischlagen von Bfldfreiräumen
6.2.9 Einpassen von Überschriften
6.2.10 Prüfen des Produktionsstandes
7. Der Fragebogen: 1. Teil
7.1 Die Tätigkeitsprofile
7.1.1 Schreiben
7.1.2 Recherche
7.1.3 Redigieren
7.1.4 Layout
7.1.5 Zusammenfassung
7.2 Wie nutzen die Redakteure das System?
7.2.1 Schreiben
7.2.2 Recherche
7.2.3 Redigieren
7.2.4 Geringere Akzeptanz des Systems beim Redigieren
7.2.5 Sorgfältigeres Redigieren auf Papier
7.2.6 Vor- und Nachteile des Bildschirais beim Redigieren
7.2.7 Unterschiede beim Redigieren „früher/heute“
7.3 Hierarchisierung der Qualitätskriterien
7.3.1 Gut recherchierte Artikel
7.3.2 Aktualität
7.3.3 Viele eigene Texte
7.3.4 Viel Hintergrundinformation
7.4 Der Einfluß des Redaktionssystems auf diese Kriterien
7.5 Die Gesamteinschätzimg des Systemeinflusses
7.6 Be- und Entlastungen durch das System im Arbeitsalltag
7.7 Einfluß des Systems auf den Zeitdruck im Arbeitsalltag
7.8 Zusammenfassung
8. Fragebogen: Teil 2
8.1 Die Transaktionen TXSV/TXAD
8.2 Das Hilfesystem
8.3 Verschieben von Textteilen und Verknüpfen von Texten
8.4 Layout
8.5 Zusammenfassung
Die Textanalyse
1. Beschreibung der Textanalyse
1.1 Die Struktur der Textanalyse
2. Datenerfassung und Datenorgamsation der Textanalyse
2.1 Die Eingabemaske
2.2 Die Texte
2.2.1 Inhalte der Berichterstattung
2.2.2 Gestaltungsformen und Textfunktionen
2.2.3 Aktualität
2.2.4 Ressort
2.2.5 Verfasser
3. Bearbeitungsformen eines Textes
3.1 Kategorien der 1. Ebene
3.2 Ausprägungsformen der 2. Ebene
4. Die Bearbeitungsstufen eines Textes
4.1 Politik
4.2 Wirtschaft
4.3 Sport
4.4 Die Transaktionen
5. Beispiel einer Textanalyse
6. Redigieren
6.1 Redigieren Blatt/Bildschirm
6.2 Redigieren am Bildschirm
6.3 Quantitativer Vergleich der Bearbeitungsformen
6.4 Zusammenfassung: Redigieren
7. Kürzungen
7.1 Kürzungen Blatt/Bildschirm
7.1.1 Unterschiede Blatt vs. Bildschirm
7.1.2 Unterschiede Eigen vs. Agentur
7.1.3 Vom „Großen zum Kiemen“
7.1.4 Kürzen durch Umformulieren
7.2 Kürzungen nur am Bildschirm
7.2.1 Unterschiede Eigen vs. Agentur
7.2.2 Zwei Bearbeitungsphasen am Bildschirm
7.2.3 Layout- oder textorientierter Seitenaufbau
7.3 Zusammenfassung: Kürzungen
8. Umformulierungen
8.1 Umformulierungen Blatt/Bildschirm
8.1.1 Unterschiede Blatt vs.Bildschirm
8.1.2 Unterschiede Eigen vs. Agentur
8.1.3 Größere Umformulierungen in der Überschrift
8.1.4 Größere Umformulierungen im Fließtext
8.1.5 Kleinere Umformulierungen
8.2 Umformulierungen nur am Bildschirm
8.2.1 Unterschiede Eigen- vs. Agenturtexte
8.2.2 Größere Umformulierungen in der Überschrift
8.2.3 Größere Umformulierungen im Fließtext
8.2.4 Kleinere Umformuherungen
8.2.5 Zwei Phasen der Bearbeitung
8.3 Zusammenfassung: Umformiilierungen
9. Ergänzungen
9.1 Ergänzungen Blatt/Bildschirm
9.1.1 Ergänzungen Blatt vs. Bildschirm
9.1.2 Unterschiede Eigen- vs. Agenturtexte
9.1.3 Kleinere Ergänzungen im Fließtext
9.2 Ergänzungen am Bildschirm
9.2.1 Unterschiede Eigen- vs. Agenturtexte
9.2.2 Größere Ergänzungen im Fließtext
9.2.3 Größere Ergänzungen in der Überschrift
9.2.4 Heinere Ergänzungen im Fließtext
9.2.5 Zwei Phasen der Bearbeitung
9.3 Zusammenfassung: Ergänzungen
10. Spätes Aufrufen der Texte
11. Der „Heute-Kasten“
12. Technik und Korrektur
12.1 Redaktionstechnik: Die Anweisung ist die Ausführung
12.2 Zusätzliche technische Arbeiten
12.3 Fazit: Vermischung der Berufsstrukturen
12.4 Der korrigierende Redakteur
13. Vergleich. Fragebogen und empirische Analyse
13.1 Tätigkeitsprofil der Redakteure
13.2 Akzeptanz des Bildschirms
13.2.1 Schreiben eigener Texte
13.2.2 Redigieren von Fremdtexten
13.3 Der Systemteil
Schlußbemerkung
Literatur
Anhang

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MEDIEN

IN FORSCHUNG + UNTERRICHT Serie A Herausgegeben von Dieter Baacke, Wolfgang Gast, Erich Straßner in Verbindung mit Wilfried Barner, Hermann Bausinger, Helmut Kreuzer, Gerhard Maletzke Band 44

Knut Krohn

Elektronische Zeitungsproduktion Computergesteuerte Redaktionssysteme und ihre publizistischen Folgen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1997

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Krohn, Knut: Elektronische Zeitungsproduktion : computergesteuerte Redaktionssysteme und ihre publizistischen Folgen / Knut Krohn. - Tübingen : Niemeyer, 1997 (Medien in Forschung + Unterricht: Ser. A ; Bd. 44) ISBN 3-484-34044-4

ISSN 0174-4399

© Max Niemeyer Verlag GmbH & Co. KG, Tübingen 1997 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: Weihert-Druck GmbH, Darmstadt Buchbinder: Industriebuchbinderei Hugo Nädele, Nehren

ν

Inhalt

Vorbemerkung

XI

1. Die Entwicklung der Produktions- und Redaktionstechnik 1.1 Die Produktionstechnik 1.2 Redaktionstechnik

1 1 6

2. Das Berufsbild der Journalisten im Wandel

8

3. Datenbanken 3.1 Was haben Datenbanken zu bieten? 3.2 Anbieter von Datenbanken 3.3 Die Datenbank der dpa 3.4 Datenbanken als Markt 3.5 Höhere Qualität durch Datenbanken?

15 15 16 17 19 20

4. Das Netzwerk 4.1 Warum Netzwerke? 4.2 LAN und WAN 4.3 Netzwerktypologien 4.3.1 Teilstreckennetze 4.3.2 Difiiisionsnetze 4.4 Stern-, Ring-, Bus-, Baumstrukturen 4.5 LAN-Zugriflfeverfähren 4.5.1 CSMA-Netzwerke 4.5.2 Die Token-Zugriffsmethode 4.6 Die Netzwerk-Steuersoftware 4.7 Pro und Contra Netzwerk

22 22 22 23 23 24 24 25 25 25 25 26

5. Die Umstellung auf das STZ/STN-System 5.1 Die Stuttgarter Zeitung 5.2 Die Stuttgarter Nachrichten 5.3 Das Stuttgarter Modell 5.3.1 Das Medien System Haus 5.3.2 Die Moderne Satztechnik Stuttgart 5.3.3 Die Turmhaus Druckerei 5.3.4 Südwestdeutsche Roüenoflset 5.3.5 Zeitungsvertrieb Stuttgart

29 30 31 32 34 35 35 35 35

VI

6. Die Leistungen des Medien System Hauses 6.1 Die Benutzeroberfläche der Programme 6.1.1 ATLAS 6.1.2 IRAS 6.2 Das Redaktionssystem 6.2.1 Überblick 6.2.2 Artikelerfassung 6.2.3 Schematisierung der Artikel 6.2.4 Seitenlayout 6.2.5 Produktionssteuerung 6.2.6 Sport- und Börsentabellenprogramm 6.3 Zukünftige Lösungen

36 36 36 37 37 37 38 38 38 39 39 39

7. Das Redaktionssystem von STZ und STN 7.1 Der Maskenaufbau 7.2 Die Statussteuerung 7.3 Übersicht und Erklärung der Transaktionen 7.3.1 Die Interaktionstechniken 7.3.1.1 Kommandosprache (Benutzergefiihrte Interaktionstechnik) 7.3.1.2 Funktionstasten 7.3.1.3 Menuesysteme (Systeingeführte Interaktionstechnik) 7.4 Die Transaktionen zur Textbearbeitung 7.5 Die Umbruch-Transaktion TXUM 7.6 Text-Manipulation 7.7 EDIT-Funktionen 7.8 Textschematisierung 7.8.1 Gliederung der Artikel 7.8.2 Typographische Bedingungen 7.9 Bildfreiräume

41 41 43 44 44

45 45 50 52 53 54 54 56 58

8. Organisationsformen in den Ressorts 8.1 Eine neue Organisation durch neue Aufgaben 8.1.1 Der Universahst 8.1.2 Der Spezialist 8.1.3 Das „rollierende Verfahren" 8.2 Der Arbeitsablauf bei der Stuttgarter Zeitung 8.3 Der Arbeitsablauf bei den Stuttgarter Nachrichten 8.4 Vergleich der beiden Organisationsformen

60 60 60 60 61 61 63 64

44 44

VII

Der Fragebogen 1. Ausgangspunkt

66

2. Hypothese

67

3. Struktur der Befragung und Datenerhebung 3.1 Realisierung 3.2 Vorfeldinterviews

68 68 69

4. Der Fragebogen 4.1 Aufbau des Fragebogens 4.1.1 Teil 1 des Fragebogens 4.1.2 Teil 2 des Fragebogens

71 71 71 73

5. Datenerfassung und Datenorganisation der Fragebögen 6. Kategorien Tätigkeitsbereiche/Arbeitsschritte 6.1 Tätigkeitsbereiche 6.1.1 Schreiben eigener Texte 6.1.2 Recherche 6.1.3 Redigieren/Korrigieren 6.1.4 Eingabe von Fremdtext 6.1.5 Layout 6.2 Arbeitsschritte 6.2.1 Ausfüllen der Eingabemaske 6.2.2 Satzanweisungen 6.2.3 Aufrufen von Texten 6.2.4 Verknüpfen von verschiedenen Texten 6.2.5 Verschieben von Textteilen 6.2.6 Zwischenspeichern 6.2.7 Zeilenberechnung 6.2.8 Freischlagen von Bfldfreiräumen 6.2.9 Einpassen von Überschriften 6.2.10 Prüfen des Produktionsstandes

74 75 76 76 76 76 77 77 78 78 78 78 79 79 79 80 80 80 81

7. Der Fragebogen: 1. Teil 7.1 Die Tätigkeitsprofile 7.1.1 Schreiben 7.1.2 Recherche 7.1.3 Redigieren

82 82 84 85 85

VIII

7.1.4 Layout 7.1.5 Zusammenfassung 7.2 Wie nutzen die Redakteure das System? 7.2.1 Schreiben 7.2.2 Recherche 7.2.3 Redigieren 7.2.4 Geringere Akzeptanz des Systems beim Redigieren 7.2.5 Sorgfältigeres Redigieren auf Papier 7.2.6 Vor- und Nachteile des Bildschirms beim Redigieren 7.2.7 Unterschiede beim Redigieren „früher/heute" 7.3 Hierarchisierung der Qualitätskriterien 7.3.1 Gut recherchierte Artikel 7.3.2 Aktualität 7.3.3 Viele eigene Texte 7.3.4 Viel Hintergrundinformation 7.4 Der Einfhiß des Redaktionssystems auf diese Kriterien 7.5 Die Gesamteinschätzung des Systemeinflusses 7.6 Be- und Entlastungen durch das System im Arbeitsalltag 7.7 Einfluß des Systems auf den Zeitdruck im Arbeitsalhag 7.8 Zusammenfassung 8. Fragebogen: Teil 2 8.1 Die Transaktionen TXSV / TXAD 8.2 Das Hilfesystem 8.3 Verschieben von Textteilen und Verknüpfen von Texten 8.4 Layout 8.5 Zusammenfassung

86 87 88 88 89 90 90 91 .... 92 92 93 94 94 94 94 95 95 95 96 97 101 101 102 104 105 106

Die Textanalyse 1. Beschreibung der Textanalyse 1.1 Die Struktur der Textanalyse 2. Datenerfassung und Datenorganisation der Textanalyse 2.1 Die Eingabemaske 2.2 Die Texte 2.2.1 Inhalte der Berichterstattung 2.2.2 Gestaltungsformen und Textfiinktionen 2.2.2.1 Textsorten 2.2.2.2 Textfiinktionen 2.2.3 Aktualität 2.2.4 Ressort 2.2.5 Verfasser

108 109 110 111 113 114 114 115 117 118 119 119

IX

3. Bearbeitungsformen eines Textes 3.1 Kategorien der 1. Ebene 3.2 Ausprägungsformen der 2. Ebene

120 120 121

4. D i e Bearbeitungsstufen eines Textes 4.1 Politik 4.2 Wirtschaft 4.3 Sport 4.4 Die Transaktionen

124 124 127 128 131

5. Beispiel einer Textanalyse

133

6. Redigieren 6.1 Redigieren Blatt/Bildschirm 6.2 Redigieren am Bildschirm 6.3 Quantitativer Vergleich der Bearbeitungsformen 6.4 Zusammenfassung: Redigieren

137 137 142 145 147

7. Kürzungen 7.1 Kürzungen Blatt/Bildschirm 7.1.1 Unterschiede Blatt vs. Bildschirm 7.1.2 Unterschiede Eigen vs. Agentur 7.1.3 Vom „Großen zum Kleinen" 7.1.4 Kürzen durch Umformulieren 7.2 Kürzungen nur am Bildschirm 7.2.1 Unterschiede Eigen vs. Agentur 7.2.2 Zwei Bearbeitungsphasen am Bildschirm 7.2.3 Layout- oder textorientierter Seitenaufbau 7.3 Zusammenfassung: Kürzungen

148 148 148 148 154 156 158 158 161 167 170

8. Umformulierungen 8.1 Umformulieningen Blatt/Bildschirm 8.1.1 Unterschiede Blatt vs.Bildschirm 8.1.2 Unterschiede Eigen vs.Agentur 8.1.3 Größere Umformulierungen in der Überschrift 8.1.4 Größere Umformulierungen im Fließtext 8.1.5 Kleinere Umformulierungen 8.2 Umformulierungen nur am Bildschirm 8.2.1 Unterschiede Eigen- vs. Agenturtexte 8.2.2 Größere Umformulierungen in der Überschrift 8.2.3 Größere Umformulierungen im Fließtext 8.2.4 Kleinere Umformulierungen

172 172 172 173 177 181 188 190 191 193 195 198

χ 8.2.5 Zwei Phasen der Bearbeitung 8.3 Zusammenfassung: UmformuHerungen

199 201

9. Ergänzungen 9.1 Ergänzungen Blatt/Bildschirm 9.1.1 Ergänzungen Blatt vs. Bildschirm 9.1.2 Unterschiede Eigen- vs. Agenturtexte 9.1.3 Kleinere Ergänzungen im Fließtext 9.2 Ergänzungen am Bildschirm 9.2.1 Unterschiede Eigen- vs. Agentuitexte 9.2.2 Größere Ergänzungen im Fließtext 9.2.3 Größere Ergänzungen in der Überschrift 9.2.4 Kleinere Ergänzungen im Fließtext 9.2.5 Zwei Phasen der Bearbeitung 9.3 Zusammenfassung: Ergänzungen

202 202 202 204 206 208 209 211 212 214 215 218

10. Spätes Aufrufen der Texte

220

11. Der „IJeute-Kasten"

223

12. Technik und Korrektur 12.1 Redaktionstechnik: Die Anweisung ist die Ausführung 12.2 Zusätzliche technische Arbeiten 12.3 Fazit: Vermischung der Berufsstrukturen 12.4 Der korrigierende Redakteur

229 229 230 233 234

13. Vergleich: Fragebogen und empirische Analyse 13.1 Tätigkeitsprofil der Redakteure 13.2 Akzeptanz des Bildschirms 13.2.1 Schreiben eigener Texte 13.2.2 Redigieren von Fremdtexten 13.3 Der Systemteil

236 236 237 237 238 239

Schlußbemerkung

240

Literatur

244

Anhang

249

XI

Vorbemerkung Technische Veränderungen bei den Printmedien betrafen bis vor einigen Jahren vor allem den Druckbereich und berührten die Arbeit in den Redaktionen eher am Rande. In einem Zeitraum von rund 100 Jahren verloren viele Drucker und Setzer durch die verschiedene Weiterentwicklungen von den ersten Rotationsdruckmaschinen bis zum modernen Fotosatz den Beruf oder ihr Betätigungsfeld erfuhr eine völlig neue Definition. Im Gegensatz dazu wurde die Arbeit der Journalisten in ihren Grundsätzen kaum angetastet. Das von Emil Dovifat (Dovifat, 1965), dem großen Nestor der Publizistikwissenschaft, vermittelte Berufsbild des ,/astlos ohne Sonn- und Feiertagsruhe arbeitenden" Spurensuchers hielt (und hält) sich hartnäckig. Das Gewerbe wird in den Bereich der Kunst erhoben, wer nicht von der Natur mit der notwendigen Portion Begabung und Charakterstärke ausgestattet wurde, steht auf verlorenem Posten. Seit einigen Jahren bahnt sich nun aber auch bei der schreibenden Zunft ein Bewußtseinswandel an - ausgelöst unter anderem durch die Computertechnik, die inzwischen Einzug in die Redaktionen gehalten hat. Wurden Ende der 70er Jahre in den Verlagen noch erbitterte Diskussionen darüber geführt, ob Redaktionssysteme überhaupt installiert werden sollen, gehören Dispute dieser Art heute der Vergangenheit an. Von den rund 17.100 Zeitungsjournalisten in Deutschland verfügen inzwischen schätzungsweise zwei Drittel über einen eigenen Bildschirmarbeitsplatz. (Weischenberg, 1993, S. 7) Die Veränderungen, die die Computersysteme mit sich bringen, haben - im Vergleich zu früheren Eingriffen in die redaktionelle Arbeit - eine völlig neue Qualität. Entscheidend ist, daß die Rechner nicht bloße konventionelle technische Hilfsmittel sind, wie etwa eine Schreibmaschine oder eine Bleisetzmaschine, deren Einsatz die Arbeit in einem bestimmten abgegrenzten Tätigkeitsbereich verändert. Entscheidend am Computer ist sein Systemcharakter. Das heißt, er ist in seinem Anwendungsbereich nicht determiniert. Über eine mit entsprechender Hard- und Software ausgestattete Rechenanlage, einem vollintegrierten System, ist neben der Verarbeitung redaktioneller Texte und Photos auch das Erstellen des Seitenlayouts und die Gestaltung von Anzeigen und deren Verwaltung möglich. Die Computersysteme ermöglichen und verlangen also eine teilweise völlig neue Form der Arbeitsorganisation, die alle Bereiche eines Verlages erfaßt. Im Oktober 1993 konnten bei der EFRA-Expo in Amsterdam die neusten Versionen aller wichtigen Anbieter von Redaktionssystemen besichtigt werden. Sie zeigten, daß Redaktionen und Verlagsbereiche in Zukunft über das bereits bekannte Maß noch weiter zusammenwachsen werden. Herzstück der modernen Zeitungsproduktion wird ein Planungs- und Überwachungssystem sein, das die Arbeit der einzelnen Bereiche koordiniert. Dazu informieren Anzeigenabteilung, Redaktion, Druckerei und Versand den Zentralrechner ständig über den Stand

XII

ihrer Arbeit. Natürlich werden solche Systeme, die in einigen Jahren zum Ausrüstungsstandard einer Tageszeitung gehören werden, sich nicht „neutral verhalten", sondern aktiv auch in den redaktionellen Arbeitsablauf eingreifen. Der Einfluß der technischen Systeme wird dort am größten sein, wo die Tätigkeiten einen hohen Grad an Routinisierung aufweisen und der Aufgabenbereich die größten Möglichkeiten der Formalisierung bietet. Das heißt, daß in den Redaktionen vor allem die Gestaltung der Seiten betroffen sein wird. Bereits jetzt sind verschiedene technische Arbeiten zum konstanten Faktor redaktioneller Arbeit geworden. Das fuhrt unter anderem, wie in verschiedenen Untersuchungen bereits nachgewiesen werden konnte, zu höheren physischen und psychischen Belastungen der Redakteure. Zudem besteht die Gefahr, daß sie ihre inhaltlich-journalistischen Aufgaben vernachlässigen, was zwangsläufig eine qualitative Abwertung des Berufes mit sich bringen würde. Andererseits erwachsen den Journalisten durch die Rechnersysteme auch neue Gestaltungsfreiräume. Sie haben bis zum Belichten der Seiten die Kontrolle über „ihr" Produkt, können aktuelle Texte nachschieben und auf vielfältige gestalterische Möglichkeiten zurückgreifen. Es liegt zu einem großen Teil in den Händen der Redakteure, ob sie die technischen Möglichkeiten, die ihnen die Redaktionssysteme bieten, zu ihrem und des Lesers Vorteil einsetzen, also den größer gewordenen Gestaltungsspielraum für eine bessere Zeitung mit besser recherchierten und intensiver aufbereiteten Informationsangeboten nutzen - oder sich selbst zum vielzitierten , jtedaktroniker", dem verlängerten Arm der Technik degradieren. In dieser empirischen Untersuchung soll herausgefunden werden, wie sich der Einsatz der Rechnersysteme auf die tägliche Arbeit der Redakteure konkret auswirkt. Einfacher gefragt: Was machen die Redakteure am Bildschirm? Wie wird redigiert, wie viele und welche Stationen durchlaufen die Texte in den verschiedenen Ressorts und was wird dort wann mit dem Material gemacht? Und vor allem auch: Wie viele technische Arbeiten werden von den Journalisten bereits übernommen? Diese Fragen können über die Analyse der Zeitungstexte geklärt werden. Um diese rein empirischen Daten besser einordnen zu können, wurde in den Redaktionen der beiden untersuchten Zeitungen (Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten) eine umfangreiche Fragebogenaktion durchgeführt. Die Redakteure sollten unter anderem beurteilen, wie sich das Rechnersystem auf ihre tägliche Arbeit auswirkt. Zudem wurden sie aufgefordert, das Niveau ihrer Kenntnisse über das Redaktionssystem einzuschätzen, das sie sich zur Bewältigung ihrer Tätigkeit im Laufe der Zeit angeeignet haben. Darüber hinaus sollten sie die publizistische Qualität ihrer Arbeitsergebnisse beurteilen.

1

1. Entwicklung der Produktions- und Redaktionstechnik

1.1 Die Produktionstechnik Die Geschichte des Drucks beginnt lange vor Gutenberg. Die ersten Stempeldrucke können bis in das dritte Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung zurückverfolgt werden. Die ersten Zeugnisse des sogenannten Block- oder Flachtafeldruckes, mit dem die eigentliche Vervielfältigungstechnik einsetzt, sind in Korea um das Jahr 750 zu finden. Bei dieser Technik werden die Schriften und Bilder spiegelverkehrt in Holz geschnitten, eingefärbt und dann auf Papier abgedruckt. Es dauerte jedoch noch einmal rund 700 Jahre, bis die ersten Bücher in Blockdrucktechnik hergestellt wurden. Neben dieser Technik entwickelte sich im 11. Jahrhundert in Korea auch der Typendruck. Dabei wurden einzelne, erst aus Ton gebrannte, später aus Kupfer geschnittene oder Zinn gegossene Schriftstempel in einen eisernen Rahmen gespannt und auf Papier abgerieben. (Gerhardt, 1975, S. 27ff) Die Anfange des Buchdrucks in Europa reichen rund 500 Jahre zurück und sind verblinden mit dem Namen des Goldschmiedes Johannes Gensfleisch zum Gutenberg. Er entwickelte ein neues System zur rationellen Vervielfältigung von Texten. Sein erster bekannter datierter Druck, ein Ablaßbrie^ stammt vom 22.10.1454. Die Idee Johannes Gutenbergs bestand darin, bewegliche und verschiebbare Lettern anzufertigen, die mehrfach verwendbar waren. Für jedes zu gießende Zeichen mußte ein Stahlstempel geschnitten werden, so daß eine Matrize entstand. Diese Matrize wurde daraufhin in das Handgießinstrument eingesetzt und mit Gießmetall ausgegossen. Nachdem die Buchstaben gegossen waren, mußte der richtige Weg fur das Setzen gefunden werden. Jede gesetzte Zeile wurde auf einem umränderten Brett, dem sogenannten Schiff abgestellt, bis eine andere Spalte beisammen war. Zwei solcher Kolumnen nebeneinander bildeten eine Seite. War eine Seite gesetzt, so wurde sie in der Presse verkeilt. Den gleichmäßigen Druck auf die Unterlage erreichte Gutenberg durch den DrucktigeL, eine Metallplatte, die das eingelegte Papier gleichmäßig gegen den eingefarbten Satz preßte. Im Jahre 1452 konnte von Gutenberg mit dem Druck der ersten Bibel begonnen werden. Für jede Seite waren mehr als 3700 Buchstaben und Zeichen notwendig. Die ganze Bibel hat zusammen 1280 Seiten, das sind mehr als drei Millionen Buchstaben. (Presser, 1979, S. 84) In der wirtschaftlichen Kombination von Gutenbergs Setz- und Drucktechnik lag der „Keim der industriellen Massenproduktion" und damit der Standardisierung der hergestellten Produkte. (Stiebner, 1976, S. 34) Im Sinne von Karl Marx' Definition der industriellen Revolution wurde hier schon frühzeitig die menschliche Arbeitsleistung, Papier zu beschriften, durch einen Mechanismus

2 ersetzt. Gutenbergs Erfindung steht jedoch auch für den Beginn der arbeitsteiligen Organisation der mechanischen Produktion. Über 230.000 Seiten waren mehrfach durch die verschiedenen Stationen der Werkstatt (Feuchten, Setzen, Drucken, Trocknen) zu fuhren, wozu es neben Fachkräften auch einer gewissen Zahl von Hilfskräften bedurfte. Die Herstellung von Drucksachen und Büchern erlebte also schon früh eine Umwälzung, ähnlich den Veränderungen in den Produktionsbereichen im späteren 19. Jahrhundert: sprunghafte Steigerung der Arbeitsproduktivität, neue Formen der Arbeitsorganisation und Einsatz erheblicher Kapitalmittel. Es setzte in Europa eine schnelle Entwicklung der Buchdruckerkunst ein. 30 Jahre nach Gutenberg waren bereits rund 1,5 Millionen Buchexemplare gedruckt worden. Bis 1500 wuchs die Gesamtauflage von insgesamt 40.000 verschiedenen Büchern auf zehn Millionen Exemplare. (Presser, 1979, S. 111) Nach knapp vier Jahrhunderten Satz- und Drucktechnik in der Tradition Johannes Gutenbergs wurde zuerst das Drucken, dann das Setzen endgültig industrieller Produktionsweise zugeführt. Die von Friedrich Koenig 1812 entwickelte, und zwei Jahre später bei der Londoner „Times" erstmals in der Zeitungsproduktion eingesetzte dampfbetriebene Zylinderdurckpresse beschleunigte den Druckvorgang um mehr als das Dreifache auf bis zu 1100 Bogen pro Stunde. Nach dem Mainzer Gutenberg, der das technische Wissen des Goldschmiedes für eine Verfahrenstechnik zum Setzen und Drucken nutzte, dem Thüringer Friedrich Koenig, der Grundlagen fur die Beschleunigung und Automatisierung des Drückens schuf, setzte der schwäbische Uhrmacher Ottmar Mergenthaler mit seiner Erfindung der Zeilensetzmaschine den entscheidenden Schlußpunkt für das System der mechanisierten materiellen Texterfassung und Textvervielfaltigung. Seine „Linotype" veränderte die Satzherstellung grundlegend, verfünffachte die Produktionskapazität der Zeitungssetzereien und machte die hohen Auflagen der großen Massenblätter seit Ende des 19. Jahrhunderts technisch überhaupt erst möglich. (Weischenberg, 1982, S. 36) Die Maschine wurde zum ersten Mal 1886 in der Setzerei der „New York Tribune" in den Vereinigten Staaten in Betrieb genommen. Das Neue an der „Linotype" war, keine fertigen Buchstaben aneinanderzureihen, sondern über eine schreibmaschinenähnliche Tastatur Matrizen aus einem Magazin zu lösen, in einem Arbeitsgang auf Zeilenbreite zu bringen und die Zeilen mit flüssigem Blei auszugießen. Das Problem des umständlichen Ablegens gebrauchter Typen war gelöst. Im gleichen Arbeitsgang wurden die Matrizen zu neuer Verwendung in die Magazine geführt. Der Einsatz der neuen Maschinen und die damit verbundene Steigerung der Arbeitsproduktivität führten zunächst zu hoher Arbeitslosigkeit in der Druckerbranche. In den USA sollen davon bis zur Jahrhundertwende 4000 Setzer und Schriftgießer betroffen gewesen sein, bis 1901 in Deutschland 700 (Druck und Papier, 1977/5, S. 8ff). Zur Jahrhundertwende handelten die deutschen Setzer einen Tarifvertrag aus, wonach nur Angehörige ihrer Berufsgruppe, gegen beträchtliche Lohnaufschläge, an den Maschinen beschäftigt werden durften. (Burckhardt, 1974, S. 73ff) Ein erneuter Anstieg der Beschäftigungszahlen im

3 Druckereigewerbe zeigt jedoch an, daß die Steigerung der Arbeitsproduktivität durch den Einsatz der neuen Maschinen wieder durch einen erheblichen Produktionszuwachs ausgeglichen werden konnte. Die Druckbranche erlebte abermals einen Aufschwung, nachdem auch die Satzkosten erheblich gesenkt worden waren. Doch nicht nur auf die Drucker war eine rapide Entwicklung zugerollt, deren letztes Stadium schon als Automation" bezeichnet werden könnte (Beier, 1966, S. 68). Auch die Journalisten waren unvermittelt an einen komplizierten technischen und organisatorischen Apparat gebunden, in dem journalistische Konsequenzen dem Primat der Betriebsökonomie unterworfen waren. Die Journalisten erfahren damit jedoch keine Entfremdung durch die Technik im Manschen Sinne, sondern eine Entfremdung von der Technik, auf die sie zuarbeiten, der sie in den kapitalistischen Großbetrieben die Kontrolle über die Reproduktion ihres Materials überlassen müssen. (Weischenberg, 1982, S. 33) Aus der nächsten bedeutende Innovation im Printbereich Ende der 20er Jahre in den Vereinigten Staaten resultierte eine weitere Beschleunigung des Setzvorganges. Dabei wurde für die Bleisetzmaschine die elektromechanische Technik der Telegraphie genutzt. Dadurch konnten die Arbeitsvorgänge Tasten und Gießen voneinander getrennt werden. Bei diesem Teletypesetting (TTS) wird der Text von Perforator-Setzern in Lochstreifen gestanzt, die die Steuerung der Setzmaschine übernehmen. Besonders interessant wurde diese Technik fur die Unternehmen dadurch, daß sie Personalkosten einsparen konnten. Denn die eigentliche Erfassung der Texte konnte nun von einfachen und daher schlechter bezahlten Typisten erledigt werden. Zudem wurde die kleine, nahezu überall in den Vereinigten Staaten gewerkschaftlich gut organisierte Gruppe der Setzer bei Lohn- und Arbeitsrechtskonflikten „entmachtet". Die ab Mitte der 50er Jahre eingeführte computerunterstützte Ausschließung und Silbentrennung erhöhte die durchschnittliche Satzleistung pro Gerät auf rund 25.000 Zeichen, das mehr als 15fache eines Handsetzers. Das bedeutete jedoch auch die Obergrenze der Geschwindigkeit von Bleisetzmaschinen. (Weischenberg, 1982, S. 39) Eine neue Dimension in diesem Bereich eröffnete ab etwa 1970 die Verbindung von elektronischer Datenverarbeitung und Fotosatz. Beim Fotosatz werden Zeichen mit Hilfe einer Optik auf fotoempfindliches Papier oder einen Film gebracht. Die ersten Maschinen mit Fotosatz aus den 50er Jahren waren noch zu teuer und, vor allem bei der Korrektur von Texten, zu umständlich. Durch das Einfuhren elektronischer Texterfassungsgeräte wurde das Problem der Korrektur gelöst, da das Korrigieren des Textes vor den eigentlichen Setzvorgang gelegt wurde. Die nächste Stufe Ende der 70er Jahre waren die KathodenstrahlBelichter (CRT), die, im Gegensatz zum Fotosatz, die Zeichen behebig veränderbar machen. Schriften können so verändert werden. Inzwischen werden diese CTR-Geräte bereits von der Laser-Technologie abgelöst, die in der Lage ist, unterschiedliche Kommunikations- und Computersysteme zu integrieren und sich insbesondere bei der Reduzierung der Schnittstelle zwischen Satz und Druck zur Vollendung eines kompletten elektronischen Systems der Zeitungstechnik nutzen läßt. (Weischenberg, 1982, S. 46)

4 Die Entwickhing, hin zum elektronischen Ganzseitenumbruch, wird bei den Printmedien in Zukunft die Trennung zwischen Produktions- und Redaktionssystem zunehmend hinfallig werden lassen. Bei dieser Technik werden nicht mehr nur einzelne Artikel belichtet und anschließend von Hand zu einer gesamten Seite montiert, sondern, gesteuert vom Bildschirm in der Zeitungsredaktion aus, wird am Computer die komplette Seite ausgegeben. Beim Bleisatz zerfiel die Produktion in zwei Teile: die erste Stufe stellte die Texterfassung mit Korrektur dar, danach kam der Umbruch. Dieses bisher geläufige Stufenverfahren wird beim Ganzseitenumbruch abgelöst durch einen einzigen Arbeitsschritt. Mit der Texterfassung beginnt auch der Umbruch, der inzwischen schon auf PCBasis (Desktop-Publishing) durchgeführt werden kann. Den letzten Entwicklungsschritt in dieser Reihe stellt die Computer-to-plate-Produktion dar, die direkte Ausgabe ganzer Seiten als Druckform. Inzwischen haben alle großen Satzsystemhersteller die (noch sehr teuere) Computer-to-plate-Technik in ihrer Angebotspalette integriert. Technologisch ist das Problem zu meistern, doch bereitet bisher die Bildintegration und eine noch nicht ausreichend schnelle systeminterne und externe Übertragung von Halbtonbildern und Logos den Herstellern einige Schwierigkeiten. Ein weiteres Problem ist der Verschleiß in den Druckmaschinen und der ständige Ersatz von Druckplatten. Auf jeden Fall setzt die Ganzseitenausgabe einen erheblichen Investitionsaufwand bei den Verlagen voraus. Unverzichtbar sind zum Beispiel Grafikdatenbanken, Farbsysteme und der Aufbau eines innerbetrieblichen, hochqualifizierten technischen Expertentums fur die Systembedienimg und -betreuung. (Deutscher Drucker, Nr. S 1/30.3.89, S. W66) Scheint der Enthusiasmus bei den Satzsystemhersteller angesichts der Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich der neuen Computer-to-plate-Technik ungebremst, befurchten die Redakteure bei den Printmedien zu Recht, daß mit diesem bevorstehenden Schritt die journalistischen und technischen Arbeitsabläufe noch weiter zusammengeführt werden. Zwischen Artikelbearbeitung, Layout und Seitenausgabe fallen die letzten Grenzen: Die Druckvorstufe wird zur Redaktionsendstufe.

Schaubild 1: Arbeitsschritte bei konventioneller und bei elektronischer

I: Konventionelle Zetungihenteüung mit Bleisatz (Fotosatz)

II: Elektronisch« Produktionssystem mit Fotositz

III: Elektronisches Redaktionssystem (mit GanzseitenUmbruch)

IV: Zcitungstechik von morgen mit rechnergesteuerter Druckiormherstellung

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1.2 Redaktionstechnik Hat der Computer in den Druckereien der Verlage schon seit den 60er Jahren seinen festen Platz, folgt die Verbreitung von elektronischen Textverarbeitungssy stemen in den Redaktionen mit Verzögerung der Umstellung auf Fotosatz und Offset-Druck. Wie das einzelne Redaktionssystem in den verschiedenen Verlagen auch funktionieren mag, die Zielsetzung ist bei allen gleich. Das eingehende Material - und nicht nur das in den Redaktionen produzierte - soll so früh wie möglich erfaßt werden. Zudem soll jeder Text möglichst nur einmal geschrieben werden, was ebenfalls nicht nur für die eigenen Artikel, sondern auch für die abonnierten Agentur-Dienste gilt, deren Material direkt in das System gespeist wird. Eine weitere Veränderung, ausgelöst durch die computergesteuerten Systeme ist, daß alle Textverarbeitungsvorgänge vor den Setzvorgang gelegt werden können, was eine rationellere Zeitungsproduktion ermöglicht. Schnittstellen gibt es nur noch beim Umbruch bzw. der Bildverarbeitung. Für die Außenredaktionen entschließen sich die Verlage in der Regel zum Offline-Betrieb. Das bedeutet, daß die Redakteure doit keinen direkten Zugriff auf den Zentralrechner haben und ihr Material auf Magnetbändern oder -platten speichern, deren Daten dann in die Zentrale übermittelt und dort weiterbearbeitet werden. So können vor allem die hohen Kosten für eine Standleitung gespart werden. Dominierten anfangs in den meisten Verlagen die Großrechenanlagen - alle Bildschirm-Arbeitsplätze sind direkt mit dem Zentralcomputer verbunden -, so wurde vor einigen Jahren mit der Installation von Computer-Netzwerken ein neuer Weg in der modernen Zeitungstechnik eingeschlagen. Diese „dezentralen" Systeme sind deutlich preisgünstiger als ein Großrechner und können auch leichter den sich ändernden Anforderungen angepaßt werden. Zeitraubende Systemabstürze sind wesentlich seltener und die zeitungstypischen Überlastungen zu Stoßzeiten werden durch die Netzwerke besser abgefedert als von den bisher üblichen Rechnern, (zu Netzwerken vgl. das Kapitel 4.) Angestrebt werden inzwischen vollintegrierte Systeme, durch die die gesamte technische Produktion bis hin zur Druckplattenherstellung in der Redaktion erfolgt. Mußten sich anfangs die Verlage noch mit einem nicht unbeträchtlichen organisatorischen Aufwand auf das bei ihnen installierte Großsystem einstellen, so bietet die Computerindustrie inzwischen einzelne Bausteine an, die zu einer Gesamtkonfiguration zusammengestellt werden können. Damit kann, so versprechen die Hersteller, gezielt ein allen Ansprüchen der modernen Zeitungsproduktion entsprechendes Gesamtkonzept schnell und vor allem preisgünstig zusammengestellt werden. Ein entscheidender Vorteil dieser Strategie ist, daß bereits in den Verlagen vorhandene Geräte integriert werden können und das System jederzeit erweitert werden kann. Schwierigkeiten bereitet den Anbietern jedoch noch unter anderem die Kompatibilität der verschiedenen Rechnersysteme, was durch Datenkonvertierung gelöst werden soll. Flexible Anzeigensysteme, Archiv- und Mailboxsysteme, digitale Bildbearbeitung in Mo-

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nochrom und Farbe und Ganzseitenumbruch stellen weitere Problembereiche Mit der Einführung der computergesteuerten Redaktionssysteme betraten die Verlage durch die Möglichkeit der Mehrfachverwertung der gespeicherten Informationen ein weiteres neues Feld, das nicht zuletzt finanzielle Gewinne verspricht. Einmal abgespeicherte Zeitungstexte können ohne große Mühe für beliebige andere VeröfFenthchungs- und Speicherzwecke bearbeitet und verwendet werdeil. Dies gib nicht nur fur die Bereitstellung der Informationen in Datenbanken (zu Datenbanken vgL Kapitel 3.), sondern auch für deren Verwertung in den sogenannten Neuen Medien, wie Videotext oder Bildschirmtext. Schaubild 2: Das Zeitungsunternehmen als integriertes Informationssystem

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2. Das Berufsbild der Journalisten im Wandel

So sehr der Berufsstand der Journalisten auf die Technik angewiesen ist und die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte die Zeitungsproduktion im Bereich der Materialbeschaffung und -Weiterverarbeitung in starkem Maße beeinflußt hat, so wenig hat der Begriff „Technik" im Berufsbild des Journalismus bis vor wenigen Jahren eine Rolle gespielt. Die Zeitungsredakteure blieben räumlich und berufsspezifisch von der Reproduktion getrennt. Beim konventionellen Herstellungsprozeß folgten Manuskriptabfassung durch den Journalisten, Texterfassung durch den Perforator und Setzer und Textgestaltung durch Metteure in aufeinanderfolgenden Abschnitten. Hörfunk- und Fernsehjournalisten sind daran gewöhnt, daß ihnen die Technik von spezifisch ausgebildeten Fachleuten abgenommen wird. In der beruflichen Selbstdefinition vieler Journalisten schien für die Technik kein Platz zu sein. Im Zentrum standen mehr intuitive Fähigkeiten, allenfalls angelernte Fertigkeiten, geprägt von der Vorstellung einer besonderen Begabung der journalistischen Einzelperson (Weischenberg, 1985, S 104). Dieser Bewußtseinsstand findet sein Spiegelbild noch im 1966 vom Deutschen Journalistenverband veröffentlichten „ B e r u f s b i l d des Journalisten. Der Journalistenberuf sei ein freier Beruf für den zwingend Ausbildungsweg und Berufsweg nicht vorgeschrieben seien: „doch werden bestimmte persönliche und sachliche Berufsvoraussetzungen gefordert. Entscheidend für den Beruf ist die spezifische journalistische Begabimg". Seine Aufgabe „stellt hohe persönliche Anforderungen an den Journalisten. Fundierte und vielseitige Allgemeinausbildung, Lebenserfahrung, Charakterfestigkeit ...ständige körperliche und geistige Bereitschaft sowie vor allem die Begabung zu allgemeinverständlicher und anschaulicher Aussage". (Deutscher Journalistenverband: Berufsbild des Journalisten, April 1966) Daß Journalisten täglich zur Erfüllung ihrer Aufgabe mit technischen Gegenständen umzugehen haben und dazu im Prinzip einer spezifisch technischen Kompetenz bedürfen, wird von den Autoren unterschlagen. Im Vordergrund steht statt dessen ein Verständnis von Redaktionen als rein geistigen Produktionsstätten. Ende der 70er Jahre versuchte der Deutsche Journalistenverband der Entwicklung gerecht zu werden. Neben den noch 1966 favorisierten „persönlichen Eigenschaften" wird nun die Aneignung technischer Kompetenz erwartet. „Die Eignung zum Journalistenberuf wird durch erlernbare Fähigkeiten und persönliche Eigenschaften bestimmt. Journalisten müssen je nach den Anforderungen ihrer unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche über folgende Fähigkeiten verfügen:

9 - analytisches und logisches Denken - sprachliche Ausdrucksfähigkeit, Sinn für akustische und visuelle Gestaltungsmöglichkeiten, technische Kenntnisse über das Medium - Kontaktfähigkeit und Bereitschaft zur Zusammenarbeit - Einfühlungsvermögen, Aktivität, Kreativität." Betont wird, daß in allen Bereichen der Printmedien (Zeitung, Zeitschrift, Nachrichtenagenturen) „die weitere Entwicklung der Technik zunehmend Kenntnisse und Fertigkeiten in elektronischen Übermittlungs- und Produktionsverfahren verlangt". (Deutscher Journalistenverband: Berufsbild des Journalisten, Mai 1978) Doch auch diese Definition des Berufsbildes hinkt der Entwicklung schon wieder hinterher. Dem umfassenden beruflichen Umstellungsprozeß nach dem Einsatz von computergesteuerten Redaktionssystemen wird die Forderung nach „Zusatzqualifikationen" nicht gerecht. Kennzeichnend ist jetzt, daß im arbeitsorganisatorischen Bereich ein Trend weg von tayloristischen Arbeits-systemen, hin zu mehr ganzheitlichen Tätigkeiten zu beobachten ist. (Fähnrich, 1989, S. 21) Das heißt für die Verlage, daß die bisherige Arbeitsteilung Redaktion/Technik räumlich und berufsspezifisch nach und nach aufgehoben wird und eine Verlagerung technischer Produktion in die Redaktion stattfindet. Daraus resultieren erkennbar neue Formen der Arbeitsteilung. Es deutet sich inzwischen an, daß innerhalb des Journalismus verschiedene Berufsbilder neu entstehen, die jeweils mehr oder wenig stark technik- bzw. journalismusbestimmt sind. Der Computer in der Redaktion ist also nicht nur ein funktionsäquivalentes Gerät zur Schreibmaschine, sondern zieht weitreichende Veränderungen nach sich. „Als zentrale Frage der Auswirkungen der Computeranwendung werden die Änderungen in der Arbeitsorganisation und der Arbeitsinhalte angesehen, also der Arbeitsbedingungen im einzelnen". (Strohmeier, 1983, S. 35) Pessimistische Prognosen zum Journalismus von morgen beziehen sich vorwiegend auf zwei Dimensionen des journalistischen Berufsbildes - das Verschwinden von Tätigkeitsgrenzen in horizontaler und vertikaler Richtung (Weischenberg, 1985, S. 108): - In horizontaler Richtung verschmelzen die Tätigkeitsmerkmale von Journalisten, Schreibkräften und Setzern - In vertikaler Richtung wachsen dem Journalisten zusätzliche Aufgaben und Verantwortlichkeiten innerhalb des technischen Produktionsablaufs zu. Neben der fachlichen Abwertung der Arbeit führe, so das Ergebnis verschiedener Studien über die Arbeit der Journalisten (Eurich 1988, Hummel 1990, Prott

10 1983, Weischenberg 1982), Mehrarbeit, wachsende Konzentration und Angst vor Systemausfallen eine Qualitätsverschlechterung der journalistischen Arbeit und eine negative Veränderung des Berufsbildes herbei. Neben diesen Nachteilen werden von betroffenen Redakteuren mit unterschiedlichem Nachdruck auch positive Gesichtspunkte genannt. Außer den Vorteilen der „sauberen Manuskripte" oder einer geringeren Abhängigkeit von Botendiensten, wird vor allem der verkürzte, und damit überschaubarere Produktionsprozeß und damit wesentlich verbesserte Kontrollmöglichkeiten angeführt. Erstmals geregelt wurde der Einsatz der Computersysteme 1978 im RTSVertrag (Tarifvertrag über Einfuhrung und Anwendung Rechnergesteuerter Textsysteme). In monatelangen Verhandlungen wurde, neben der Abwendung gesundheitlicher Schäden für den Bildschirmbenutzer, vor allem versucht, die Einführung der neuen Technik für das Setzereipersonal sozial verträglich zu gestalten. Für die Redakteure galt, daß sie am Bildschirm Texte weder Korrigieren noch Umbrechen müssen, das Lesen und Redigieren der Artikel an dem neuen Arbeitsmittel jedoch von ihnen verlangt werden kann. Nach Ansicht des DJV sicherte der RTS-Vertrag vor allem die materiellen Rechte der Journalisten (Weischenberg, 1985, S. 114): - keine Beeinträchtigung der journalistischen Arbeit - Mitwirkung bei Planung, Einführung und Anwendung der Neuen Technik - Wahrung des Redaktionsgeheimnisses - keine Minderung der journalistischen Arbeit Doch die Journalisten waren mit dem RTS-Vertrag schon bald nicht mehr zufrieden, da sie erkannt hatten, daß er bereits nach kurzer Zeit der technischen Entwicklung und damit der betrieblichen Wirklichkeit nicht mehr standhielt. 1986 diskutierten die Teilnehmer eines DJV-Betriebsräteseminars darüber, daß der Vertrag überarbeitet und ausgeweitet werden müsse, da der GanzseitenUmbruch und ein weiterer rapider Ausbau der Computersysteme nicht aufzuhalten sei. Man wolle sich nicht mit der technischen Entwicklung abfinden und tatenlos zusehen, wie die Produktion der Zeitung in die Redaktionen verlagert wird. „Nur: welche Hilfestellungen der Redakteur oder der Journalist dem 'qualifizierten' Computer geben darf damit der seine gesamte 'Intelligenz1 entfalten kann, das konnte nicht exakt definiert werden." (Eckdaten zum RTSVertrag. in: Der Journalist, 6/86, S. 41) Diese „exakte Definition" ließ einige Jahre auf sich warten und wurde in einem Positionspapier von 1993 fixiert, in dem der Deutsche Journalistenverband auf die sich wieder im Gange befindlichen oder teilweise bereits abgeschlossenen Entwicklungen des Zeitungsmarktes reagierte. Unmittelbar nach dem Fall der Mauer wurde die Presselandschaft der ehemaligen DDR neu aufgeteilt und die meisten Verlage wurden mit modernster Computertechnik ausgestattet. Die innovationsbereiten ostdeutschen Zeitungen eigneten sich in besonderer Weise

11 als Experimentierfeld fur Computersysteme, die „das gesamtdeutsche Ende der großrechnerorientierten Zeitungsproduktion eingeläutet haben". (Löffelholz, 8/93, S. 11) Da im Westen der Republik der Einsatzbereich der redaktionsgesteuerten Systeme durch den RTS-Vertrag von 1978 zwar ungenügend, aber doch geregelt ist, wird vom Deutschen Journalisten Verband eine ähnliche Regelung für die fünf neuen Bundesländer angestrebt. Das erarbeitete Positionspapier soll als Grundlage dienen. Dabei bemühte sich die Journalistengewerkschaft „mit diesem Vorschlag den neuen Stand der Technik zu berücksichtigen, zugleich aber den Schwerpunkt auf der journalistischen Arbeit zu belassen und nicht dazu zählende Arbeiten anderen Fachkräften und Produktionsredakteuren vorzubehalten". (Papier des DJV-Vorstandes zur neuen Technik, in: Der Journalist 8/93, S. 58ft) Da es durch die Computertechnik möglich wird, Arbeiten, die vorher von einem Setzer gemacht wurden, in die Redaktion zu verlagern, nimmt der Abschnitt „Gestaltung und Umbruch" in dem DJV-Papier einen entsprechend großen Raum ein. Es wird bemerkt, daß durch die Redaktionssysteme neue Anforderungen im Bereich Seitengestaltung, elektronischer Umbruch, Bildbearbeitung und -Verwaltung auf die Journalisten zukommen. Das dürfe jedoch nicht zu einer Mehrbelastung fuhren, sondern die personelle Ausstattung der Redaktionen müsse eine Aufgabenteilung ermöglichen. So könne von den Redakteuren zwar verlangt werden, einfache Layoutaufgaben am System zu übernehmen, doch sei das Programmieren und Verwalten von Layouts allein Aufgabe von Produktions- und Layoutredakteuren. Mit Blick auf die Computersysteme, mit denen der ganze Druckprozeß von der Redaktion aus gesteuert werden kann (Computerto-plate-Technik), wird betont, daß die Fachressorts für den Inhalt und die graphische Gestaltung einer Zeitungsseite verantwortlich sind. „Mit Erteilen des Imprimatur endet die Verantwortung der Fachressorts fur den technischen Ablauf." (Positionspapier des DJV-Gesamtvorstandes zur neuen Technik, in: Der Journalist 8/93, S. 58ff) Auf deutliche Kritik stieß das Positionspapier des Deutschen Journalistenverbandes bei der IG Medien. Der DJV gebe die in wochenlangem Streik erkämpften Errungenschaften des RTS-Vertrages von 1978 preis, so der Vorwürfe zumindest soweit die Vorschläge den Rationalisierungsschutz für Fachkräfte der Druckindustrie beinhalteten. Es werde von der Journalistenvertretung der Versuch unternommen, „Aufgaben, die bislang der Technik vorbehalten sind, als 'neue journalistische Arbeitsfelder* zu definieren" (Moos, 19.7.1993, S. 1). Die IG Medien, die sich in diesem Fall vor allem als Vertreterin der Interessen der Angestellten der Druckvorstufe versteht, befürwortet zwar ebenfalls, die Arbeitsbereiche in den Redaktionen und Druckereien neu zu definieren, doch ist ihr Ziel, die von der technischen Entwicklung betroffenen Fachkräfte der Druckindustrie und nicht die Redakteure für neue Arbeitsfelder zu qualifizieren. Die Vertreter der IG Medien wittern hinter dem Positionspapier des Deutschen Journalisten Verbandes, der vor allem im Interesse der Journalistinnen und

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Journalisten handle, eine „neue organisationspolitische Strategie", um seinen Einflußbereich in den Redaktionen weiter auszudehnen. Deutüch werde dies daran, daß unter Paragraph 3.2 versucht werde, das bisherige journalistische Arbeitsfeld deutlich auszuweiten. Die vier dort genannten Anforderungen, Seitengestaltung, elektronischer Umbruch, Bildbearbeitung und Bildverwaltung seien bisher nach RTS-Tarifvertrag ausdrücklich keine Aufgabe von Redakteuren. Erklärbar wird die Vehemenz, mit der sich die IG Medien für die Belange der Angestellten in der Druckvorstufe einsetzt dadurch, daß sie befürchtet, wenn die Verlage die in den neuen Computersystemen steckenden Möglichkeiten rigoros nutzen würden, die Arbeitsplätze von rund 10.000 Setzern, Metteuren, Korrektoren und Reprographen bedroht seien. (Moos, 11/93, S. 23) Die DJV-Vertretung könne eine solche Erweiterung des redaktionellen Arbeitsbereiches um die angeführten Layoutaufgaben nur fordern, weil sie die Entwicklung in der Zeitungsproduktion grundsätzlich falsch einschätze. Ein Redakteur könne in Zukunft zwar mit Hilfe eines DTP-Systems selbst eine einfache Seite aufbauen, dies um so schneller, wenn er hierbei auf sogenannte Standardlayouts zurückgreifen könne, doch zeige sich deutlich, daß die Anforderungen an die Gestaltung von Zeitungsseiten steigen würden. Gestützt werden solche Vermutungen vom Erscheinen von außerordentlich „dynamisch" aufgemachten Printprodukten wie "Die Woche" oder vor allem dem Magazin „Focus". Doch auch mit einem ausgereiften DTP-Redaktionssystem ist, wie von der IG Medien betont wird, die Bildbearbeitung, der Einsatz von Farbe und die Herstellung von Informationsgraphiken kein Kinderspiel. „Die Möglichkeiten der Systeme voll ausschöpfen können auch in Zukunft normalerweise nur ausgebildete Spezialisten. Halbwissen auf diesem Gebiet reicht lediglich für standardisierte Ware minderer Qualität", verteidigt die IG Medien ihre Position. (Moos, 1/94, S. 31) Doch wird hier eine Entwicklung beschrieben, die in dieser Konsequenz wahrscheinlich nicht eintreten wird. Sicherlich werden viele Printmedien in den nächsten Jahren ihr Aussehen entscheidend verändern. Selbst die Verantwortlichen der konservativen deutschen Tageszeitungen machen sich Gedanken darüber, wie sie, einem offensichtlichen Trend nach mehr optischen Elementen und kürzeren Texten folgend, ihr Produkt „leserfreundlicher" gestalten können. Doch zeigt sich vor allem bei kleineren und mittleren Zeitungen die Tendenz, den Seitenaufbau zu standardisieren, was nicht zuletzt auf den Einsatz der Redaktionssysteme zurückzuführen ist. Das heißt unter anderem für die Redakteure, daß ihnen die Artikellängen in Zukunft durch einen layoutorientierten Aufbau noch genauer vorgeben werden. Vorläufiger Endpunkt dieser Entwicklung sind integrierte Systeme, wie sie im Oktober 1993 auf der Ausstellung der Internationalen Vereinigung der Zeitungs- und Medien-Technologie (IFRA) in Amsterdam vorgestellt wurden. Für den redaktionellen Bereich der Produktion heißt dies, daß die Journalisten im Rechner gespeicherte Artikelformen aufrufen können, die nur noch mit Text gefüllt zu werden brauchen und über einfache Befehle oder mit der Maus in der

13 Zeitungsseite piaziert werden können. Wer unter diesen Bedingungen den endgültigen Seitenumbruch übernimmt, bleibt vorerst noch zu mutmaßen. Doch Jürgen Hamburger, Marketing-Mitarbeiter bei Atex, einem der Branchenriesen im Bereich der Herstellung von computergesteuerten Redaktionssystemen, macht deutüch, daß dies „nicht zwingend sogenannte technische Mitarbeiter sein" müssen. (Hamburger, 3/90, S.l) Die IG Medien und der DA/ verfolgen offensichtlich dasselbe Ziel, nämlich die Arbeitsbereiche der Redaktion und dem „Großbereich Technik" neu abzustecken. Dabei fordert die IG Medien die „Zusammenarbeit von Spezialisten für Text, Bild, Grafik und Technik an einem gemeinsamen Schreibtisch". (Moos, 1/94, S. 31) Dem DJV aber geht eine solche Art der gleichberechtigten Zusammenarbeit offensichtlich zu weit. Er plädiert dafür, daß „wenn das verlagsspezifische rechnergesteuerte Text- und Bildsystem dieser für die kreativjournalistische Arbeit notwendigen Systemanforderung nicht entspricht, muß statt dessen dem Redakteur für die dann notwendig werdenden handwerklichen Ausführungen der redaktionell-technischen Gestaltung der Seite personelle Unterstützung zugeordnet werden". (Positionspapier des DJV-Gesamtvorstandes zur neuen Technik, in: Der Journalist, 8/93, S. 58ff) Also nur solange Soft- und Hardware noch nicht ausgereift sind, sollen Fachkräfte der Druckindustrie dem Redakteur zur Hand gehen. Dies bedeutet jedoch, daß die Journalisten in absehbarer Zeit, wenn die Redaktionssysteme auf dem Layoutsektor einen entsprechenden Standard erreicht haben, die gesamte Zeitungsseite selbst produzieren werden. Fraglich ist dann, ob die Journalisten unter diesen Bedingungen noch in der Lage sein werden, die elektronischen Systeme zur Stärkung ihrer publizistischen Leistung zu nutzen - oder zu den vielzitierten „Redaktronikern" werden. Während die beiden Verbände darüber diskutieren, wer in Zukunft welche Arbeiten bei der Zeitungsproduktion übernimmt, konstatiert Roman Hummel in seiner empirischen Studie „Die Computerisierung des Zeitungsmachens" (Hummel, 1990), daß das Berufsbild des Journalisten durch den Einsatz der Computer bereits begonnen habe, sich an den Rändern aufzulösen. So würden von ihnen, im Vergleich zu ihren konventionell arbeitenden Kollegen, verstärkt berufsfremde Tätigkeiten im Satz- und Korrekturbereich übernommen. Zwar hätten die Redakteure ihr traditionelles Berufsbild im Vergleich zu den graphischen Facharbeitern in der Zeitungsproduktion noch relativ unbeschadet herüberretten" können, doch hätten sie das, trotz einer Personalaufstockung, mit dem Preis eines längeren Arbeitstages bezahlen müssen. Arbeiteten die Redakteure bei den Tageszeitungen vor Einführung der Rechner noch 10,6 Stunden täglich, so kämen sie heute auf 11,2 Stunden. Es zeichnet sich ab, daß die Bandbreite dessen, was in der Bundesrepublik in Zukunft als Journalismus angesehen werden muß, zunehmen wird um den Beruf des „Blattmachers", der sich im redaktionellen Alltag vor allem auf technische und administrative Aufgaben konzentriert. Für die Hersteller computergesteuerter Redaktionssysteme ist es längst keine Frage mehr, daß der elektronische Ganzseitenumbruch für Textseiten in die Redaktion und damit in die Hände der

14 Journalisten gehört. Der oft beschworene „Kreativitätsverlust als Folge dieser redaktionsfremden Arbeit" werde von den Journalisten in der Praxis nicht bestätigt, so Jürgen Hamburger. (Hamburger, 3/90, S. 1) Die Redakteure bei den Printmedien würden im Gegenteil eine Steigerung der Kreativität bemerken, da die „als künstlich empfundene Trennung von Inhalt und Form" nun endliche wegfalle. „Historisch gesehen scheinen die Journalisten den Abstieg der Drucker' vom Künstler über den Kunsthandwerker zum Industriearbeiter mit einiger Zeitverzögerung in gewisser Weise nachzuvollziehen." (Hummel, 1990, S. 232) Es setzt also in diesem immer noch von elitärem Prestige geprägten Beruf eine Statusminderung ein, die sich laut Siegfried Weischenberg (Weischenberg, 11/85, S. 13) in den Vereinigten Staaten bereits seit Jahren abzeichne.

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3. Datenbanken

3.1 Was haben Datenbanken zu bieten? Bereits 1979, als die Entwicklung von computergesteuerten Redaktionssystemen in weiten Bereichen noch in den Kinderschuhen steckte, wurde in der IFRA-Zeitschrift „Zeitungstechnik" geschrieben, daß es nicht mehr nur darum gehe, Nachrichten zu transportieren, sondern zu speichern, daß sie im Bedarfsfall - im Idealfall angereichert durch themenbezogene Hintergrundinformationen - auf Abruf zur Verfügung stehen. (Zeitungstechnik. 1979/VII-IX. S. 30fl) Die Verantwortlichen in den Zeitungsverlagen hatten also früh die sich anbahnende Entwicklung erkannt. Existierten Ende 1986 weltweit noch rund 3.000 OnlineDatenbanken, so hat sich ihre Zahl inzwischen verdoppelt. Das bedeutet einen enormen Wissensiiindus, der jede Bibliothek und jedes Rressearchiv übertrifft. Technisch ist der Zugriff auf diesen Infonnationsberg kein Problem mehr. Unterstützt durch modernste Computertechnik und die flächendeckenden und großräumigen Übertragungsmöglichkeiten läßt sich inzwischen fast alles, was in schriftliche oder graphische Form zu bringen ist, zentral ablegen und dezentral über Datennetze oder Telefon abrufen. Es ist hier sinnvoll, zwischen Datenbasis und Datenbank zu unterscheiden, denn nicht jedes elektronisch abgespeicherte Archiv von Bibliotheken, Zeitungen oder Nachrichtenagenturen wird automatisch zur Datenbank. Die Informationen müssen nach festgelegten Kriterien sortiert und auch fur den ungeübten Online-Rechercheur leicht zu finden sein. Grundsätzliche Unterschiede zeigen sich bereits in den verschiedenen Aufbereitungsstufen, in denen die Datenbankbetreiber, im Fachjargon „Hosts" genannt, ihre Informationen anbieten. In der Regel wird zwischen Volhext-, Referenz-, Fakten- und Abstract-Datenbanken unterschieden. (Englert, 1987, S. 26ff) In Volltextdatenbanken erfolgt die Abspeicherung ungekürzt. Der Vorteil ist, daß man Zugriff auf die vollständigen Texte erhält. Dadurch wird natürlich eine vorherige Filterung der Informationen und damit zusätzlich vorgelagerte Subjektivität durch den Datenbankbetreiber ausgeschlossen. Doch kann man genau darin einen Nachteil sehen. Die Selektion wird auf den Rechercheur verlagert, auch wenn diesem in den meisten Fällen ein Thesaurus, ein Suchwörterverzeichnis, zur Verfugung steht. Zwar lassen sich in einer Volltextdatenbank in sekundenschnelle tausende von Artikel durchsuchen, doch muß der Benutzer dann aus hunderten von Treffern die relevantesten Texte herausfinden. Ein weiterer Nachteil liegt in dem äußerst hohen Speicherbedarf von Volltextdatenbanken.

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Referenzdatenbanken enthalten keine Volltexte, sondern nur bibliografische Hinweise auf das Originalmaterial und gelegentlich eine Liste von Deskriptoren, anhand derer der Text thematisch eingeordnet werden kann. Damit können zeitsparende Recherchemöglichkeiten eröffnet werden, allerdings nur, wenn der Datenbankbetreiber auch die Volltexte gespeichert hat. Faktendatenbanken sind eine Art elektronisches Lexikon und enthalten in knapper Form Tabellen, Statistiken, Wirtschaftsdaten, Biographien usw. In Abstract-Datenbanken sind Zusammenfassungen von Originaltexten zu finden, die die wichtigsten Informationen eines Zeitungsartikels enthalten. Sie sind als eine Art Ersatz fur die Originale zu interpretieren. In der Ökonomie der Recherche liegt dabei zugleich das zentrale Problem. Alles hängt von dem Bearbeiter ab, der die Abstracts erstellt, und seinen Selektionskriterien. Eine erhebliche Verzerrung dessen, was der Autor des Originals zum Ausdruck bringen wollte, muß einkalkuliert werden.

3 .2 Anbieter von Datenbanken Es lag nahe, mit dem Einrichten von elektronischen Archiven und dem Aufbau leistungsfähiger digitaler Übertragungs- und Vermittlungsnetze die vorhandenen Informationen mittels einer Datenbank auf dem Markt anzubieten. Bereits Anfang der 70er Jahre machte die „New York Times" als erste Tageszeitung der Welt ihre elektronisch archivierten Texte über ein ausgeklügeltes Dokumentationssystem relativ leicht wiederauffindbar und bot ihre digitalisierten Informationen der Öffentlichkeit zur Nutzung an. Mittlerweile haben alle großen Nachrichtenagenturen Datenbankversionen ihrer Dienste, ebenso wie einige Rundfunkanstalten, etwa die BBC, die ihre täglichen Nachrichten fur die OnlineRecherche zur Verfugung stellt. Als eine der ersten Zeitung in Deutschland begann Anfang der 80er Jahre beim „Bonner General Anzeiger", im Rahmen der Umstellung auf ein computergesteuertes Produktions- und Redaktionssystem, der Aufbau einer elektronischen Datenbank. (Uckel-Marx, 1987, S. 10-12) Die Auswahl des Systems maß sich dabei an folgenden Kriterien: - Die Datenbank sollte auf einem universellen Rechner laufen können - Die Recherche-Oberfläche des Systems sollte in einer einfachen Sprache gehalten sein - Die Datenbank sollte Schnittstellen für eigene Applikationen besitzen (zum Beispiel Btx) - Die Datenbank sollte technische Optionen für weitere Anwendungen beinhalten, beispielsweise fur die kaufmännische Dokumentenverwaltung

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- Das System sollte sich selbst verwalten können (automatischer Thesaurusaufbau) Die Zeitung entschied sich für das Datenbank-System GOLEM von Siemens und entwickelte dazu ein eigenes Dialogprogramm namens SUDES (Such- und Deskribierungprogramm). Die Informationen können von den recherchierenden Journalisten über einfache Kommandos gesucht werden. So werden rund 80 Prozent der Suchvorgänge mit dem Kommando „FINDE" in Zusammenhang mit den Bool'schen Operatoren „FINDE X", „FINDE X u Y", „FINDE Χ ο Y", „FINDE X u η Y" gestartet.

3.3 Die Datenbank der dpa Ebenfalls mit dem System GOLEM arbeitet die Datenbank der Deutschen Presse Agentur (dpa), das im folgenden genauer beschrieben werden soll. Die dpa ist die größte Presseagentur im deutschsprachigen Raum Als internationale Agentur verbreitet sie Nachrichtendienste in aller Welt. In Deutschland sind das neben dem Bilderdienst und zahlreichen Sonderdiensten der dpa-Basisdienst und zwölf verschiedene Landesdienste. Im Ausland verbreitet sie den deutschsprachigen Europadienst, den Lateinamerikadienst in Spanisch, in englischer Sprache den Dienst für Asien, Afrika und Nahost und den arabischsprachigen Nahostdienst. Allein für das Inland werden rund um die Uhr rund 550 Meldungen vom dpa-Basisdienst produziert. Die Deutsche Presse Agentur stand schließlich vor dem Problem, bei nahezu 100 Prozent Marktanteil bei Medienkunden in der Bundesrepublik, die jährlichen Kostensteigerungen des Dienstes nicht mehr durch Neugeschäfte ausgleichen zu können. Die selektive Vermarktung von bereits vorhandenen Informationen bot sich als Möglichkeit zur Expansion an. Es sollte ein neuer Abnehmerkreis erschlossen werden, der bisher vor der großen Fülle des Nachrichtenangebots zurückschreckte. Kunden außerhalb der Medien und Redaktionen von Fachzeitschriften sollen mit den sie interessierenden Nachrichten selektiv beliefert werden. (Nürnberger, 1987, S. 24ff) Vor diesem Hintergrund wurde Ende 1979 eine Projektgruppe ins Leben gerufen, die die Aufgabe hatte, ein Konzept für die dpa-Datenbank zu entwickeln. Das System sollte die abgefragten Informationen maschinell ohne redaktionellen Eingriff zusammenstellen. Im Oktober 1982 wurde ein Datenbanksystem zu einem Testbetrieb mit ausgewählten Kunden angeschlossen, der in einen Feldversuch mündete und im Mai 1984 abgeschlossen wurde. Seither ist die dpaDatenbank ein eigenständiger Dienst. Bereits nach einem Jahr arbeitete das Unternehmen kostendeckend und zählte 1988 über 180 Abonnenten. Voraussetzung für den neuen Dienst der Agentur war ein Datenbanksystem, das in der Lage ist, Meldungen entsprechend den Kundenwünschen vollautomatisch zu se-

18 lektieren und zu vermitteln. Daneben wurde eine Volltextdatenbank aufgebaut, die den dpa-Redaktionen und -Kunden für weitergehende Recherchen zur Verfügung steht. In der täglich aktualisierten NACHRICHTENDATENBANK wird die gesamte Berichterstattung im Originaltext abgespeichert, die die Agentur im Inland verbreitet. Online auf dem Rechner werden allerdings nur die letzten 24 Monaten des dpa-Dienstes bereitgehalten, das sind immerhin rund 800.000 Meldungen. Was äher ist, wird auf Magnetbändern archiviert und bei Bedarf aktiviert. Zur Ergänzung der Nachrichtendatenbank bietet die Agentur weitere Datenbanken an. In einem KURZNACHRICHTENDIENST werden rund 80 Einzelmeldungen zu den wichtigsten Ereignissen eines Tages aus aller Welt in Kurzform abgespeichert. Die CHRONIK besteht aus knappen Meldungen, die sich auf die wichtigsten Ereignisse eines Monats beziehen. Im BACKGROUND finden sich Portraits, Hintergründe, Chroniken, Chronologien und Dokumentationen. In der KURZDOKUMENTATION sind Texte über Ereignisse abgespeichert, zum Beispiel Eisenbahnunglücke, die seit Anfang dieses Jahrhunderts passiert sind. In der Datenbank REGIERUNG sind die aktuellen personellen Zusammensetzungen aller Regierungen einschließlich der deutschen Landesregierungen zu finden. Der externe Zugriff auf die dpa-Datenbank ist über Datex-P möglich. Als Endgerät bietet sich jeder Datex-P-fähige Personalcomputer an. Für den eigentlichen Zugang zur Datenbank sind eine Nutzerkennung und ein Passwort erforderlich. Das System selbst arbeitet mit dem Datenbank-System GOLEM, dem das vollautomatische Text-Deskribierungssystem PASSAT vorgeschaltet ist. Gesucht wird in der Regel mit sogenannten freien Deskriptoren. Das sind momentan rund 170.000 Substantive, Adjektive, Eigennamen, Abkürzungen und substantivierte Verben, die automatisch von PASSAT auf ihre grammatische Grundform zurückgeführt werden. Erkannt werden auch Flektionsformen und Deskriptoren, die Bestandteil von Komposita sind. Zum Beispiel Wein in Rotwein, Tafelwein oder Jahrhundertwein. Als zusätzliche Recherchehilfen stehen sogenannte gebundene Deskriptoren (Aspekte oder Felder) zur Verfügung. Das sind alle formalen Bestandteile der dpa-Dokumente vom Datum über das Ressort bis hin zur Stichwortzeile. Zur weiteren Erleichterung der Recherche ist das Material zusätzlich nach Inland, Ausland sowie nach 38 Sachgebieten differenziert. Die Benutzerführung Terminal Control/Metalog soll auch ungeübten Rechercheuren das Arbeiten ermöglichen. In der Datenbank wird der Nutzer von einem Menü geführt, das alle wesentlichen Kommandos der Retrivalsprache enthält und in die Originalform auf den Bildschirm übersetzt. Ein Journalist, der Material zum Flughafen in Hamburg finden möchte, muß folgende Befehlskette eingeben: ,jBnd hamburg and flughafen"

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Interessiert er sich für die letzten Unfälle in der chemischen Industrie, so wird er über das Sachgebiet (code) „Umwelt" in der Datenbank der Presseagentur suchen: ,^nd_code=umwe_and (gift_or chemie)" Für den Zugriff auf die Datenbank der Deutschen Presseagentur muß der Kunde eine einmalige Anschlußgebühr von 500 Mark entrichten. Darüber hinaus werden die Nutzungszeiten berechnet, die sich für die Bezieher des aktuellen dpaNachrichtendienstes auf 250 Mark pro Stunde und für andere Kunden auf 300 Mark pro Stunde belaufen. Für die drei Datenbanken Kurzdokumentation, Hintergrund und Regierung werden zusätzlich 35 Mark Dokumentgebühr verlangt.

3.4 Datenbanken als Markt Der Handel mit in elektronischen Datenbanken gespeicherten Informationen hat sich inzwischen zu einem auf der ganzen Weh florierenden Markt entwickelt. Bereits 1985 wurden fast zwei Milliarden Dollar mit der Nutzung der elektronischen Archive umgesetzt. Davon entfielen allerdings allein 95 Prozent auf acht Unternehmen der Wirtschaftsbranche. Die restlichen fünf Prozent wurden zumeist durch Datenbanken mit Informationen aus den Naturwissenschaften erwirtschaftet (Eurich, 1988, S. 88). Spezielle Datenbanken für Journalisten, die Berufsgruppe, die am intensivsten mit Nachrichten zu tun hat, sind in diesem Meer von Informationen eine fast negierbare Größe. Umgekehrt ist die Neigung der Journalisten, ihre Informationen aus Datenbanken zu ziehen, ist jedoch ebenfalls nur sehr schwach entwickelt. In den Redaktionen sei die DatenbankRecherche „noch längst nicht zum selbstverständlichen Werkzeug geworden", meint Hubertus Gerlach von der Wirtschaftsdatenbank GENIOS, betrieben von der Handelsblatt GmbH (Kliebhan, 8/93, S. 66). Eine Ausnahme bildet das Wochenmagazin FOCUS. Da den Verantwortlichen Redakteuren das Archiv des Bauer-Verlages für ein politisches Magazin nicht brauchbar erschien, entschloß man sich, den Informationsbedarf über eine zehnköpfige DokumentationsAbteilung ausschließlich aus externen Datenbanken zu decken. Ein Datenbankbetreiber, der einen speziellen Bereich für Journalisten anbietet ist COMPUSERVE in New York mit über 400 Online-Diensten (Cameron, 1987, S. 36ff). Von dem Angebot angesprochen werden vor allem freie Journalisten, die über kein eigenes Archiv verfügen. Das sogenannte JForum bietet eine Anschlagtafel, in der Meldungen für andere Benutzer wie an einem Schwarzen Brett abgelegt werden können. Die Mitteilungen können von jederman gelesen werden, es sei denn, sie sind vom Absender als „persönlich" gekennzeichnet. Einmal wöchentlich findet eine Konferenzschaltung in Echtzeit zu

20 wechselnden Themen und oft mit Expertenbeteiligung statt, zu der man sich online hinzuschalten kann. Als dritter Dienst werden noch verschiedene Datenarchive angeboten. Weiterhin kann man einen Expertenindex nutzen, in dem Namen und Telefonnummern von für Journalisten bewährten Experten und Informanten aufgeführt werden. Für die Zukunft ist geplant, mehr Konferenzen anzusetzen, manche nur wenige Stunden nach einem wichtigen Ereignis, um den Mitgliedern die Gelegenheit zu geben, die Journalisten online zu interviewen.

3 .5 Höhere Qualität durch Datenbanken? Bernd Kliebhahn beginnt seinen Beitrag „Recherchen am Computer" (Kliebhan, 8/93, S. 56ff) mit einem überaus überzeugenden Beispiel: Die Reporter des TVRegionalmagazins „Hessenschau" kamen über eine Abfrage in einer Schweizer Datenbank Giftmüllschiebereien auf die Spur. Kein Zweifel also, daß die externe Datenbankrecherche Informationen liefern kann, auf die man ansonsten nicht oder nur mit wesentlich höherem Zeitaufwand gestoßen wäre. Voraussetzung für eine erfolgreiche Recherche in den elektronischen Archiven ist jedoch in der Regel eine sehr exakte Definition dessen, was man sucht und somit auch ein bereits profundes Vorwissen über den Gegenstand der Recherche. Der Verlag, der den Aufwand und die hohen Kosten nicht scheut, kann sich über selbst erstellte und laufend aktualisierte Datenbanken auch ein Stück Unabhängigkeit gegenüber den mit ihrem Informationsangebot dominierenden Agenturen sichern. Über eine unverzichtbare Gegenrecherche, vor allem in sensiblen Themenbereichen von Politik und Wirtschaft, kann so die Richtigkeit und Schlüssigkeit von Inhalten überprüft werden (Eurich, 1988, S.90). Vor dem Recherche-Erfolg gilt es jedoch einige Hürden zu überwinden. Für den Dialog mit dem Host-Rechner wurden sogenannte Retrival-Sprachen entwickelt, die jedoch nicht standardisiert sind. Wer sein Wissen also nicht nur aus einer einzigen Datenbank ziehen möchte, der ist gezwungen, sich auch die Kenntnisse in verschiedenen Abfragesprachen anzueignen. Zudem erfordert es von den Suchenden ein nicht zu unterschätzendes Maß an Systemkenntnis und Übung, um in einem elektronischen Archiv exakt die Daten zu finden, die man fur seine Recherche benötigt. Denn der Aufbau und die Eigenheiten der einzelnen ,files" können selbst innerhalb eines Hosts erheblich voneinander abweichen. Als Hilfe bieten fast alle Datenbankbetreiber Einführungskurse in die Benutzung ihres Systems an. Ein weiteres Hindernis für eine ausgiebige Suche nach Informationen sind die oft hohen Kosten, die bei einer Abfrage anfallen. Online angeforderte Offline-Ausdrucke tragen zwar erheblich zu einer Kostensenkung bei, treffen meist jedoch erst nach etwa vierzehn Tagen in den Redaktionen ein. Wie bereits bemerkt, liegt die Stärke einer elektronischen Datenbank darin, zu einer speziellen Fragestellung sehr genaue und in der Regel ausgiebige Informationen zu liefern. Umgekehrt erschließt sich dadurch in vielen Fällen auch

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nur ein sehr kleiner Bereich eines Themengebietes, vor allem fachübergreifendes Recherchieren wird erschwert. Jedoch wird fiir Zeitimgsredaktionen die Suche in Datenbanken noch an Bedeutung gewinnen. Zeitungen, die über kein eigenes oder nur ein kleines Archiv verfügen, könnten die Informationsversorgung durch die Nutzung von Nachrichten-Datenbanken erheblich verbessern.

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4. Das Netzwerk 4.1 Warum Netzwerke? Arbeiteten die meisten Verlage bisher mit Großrechenanlagen, so wurde vor einigen Jahren mit der Installation von Computernetzwerken ein neuer Weg in der Zeitungstechnik eingeschlagen. Außer daß diese „dezentralen" Systeme wesentlich preisgünstiger sind als ein Großrechner, können sie auch leichter den sich ändernden Anforderungen angepaßt werden. Zudem sind die gefurchteten Systemabstürze wesentlich seltener und die zeitungstypischen Überlastungen zu Stoßzeiten am Abend werden durch die Netzwerke besser abgefedert. Der Grundgedanke eines Netzwerkes ist, daß ein Redakteur nicht direkt mit dem Zentralrechner verbunden sein muß und seine Arbeit an einem PC mit entsprechender Software verrichten kann. Eine benutzerfreundliche, aber sehr viel Leistung aufzehrende graphische Anwenderoberfläche sowie die meistgebrauchten Grundfunktionen von Anwendungsprogrammen laufen dann zum Beispiel am Arbeitsplatzrechner. Ein Artikel entsteht also isoliert nur an einem Bildschirm, und der Journalist steht nicht mit den weiterverarbeitenden Strukturen des Systems in Verbindung. Die sichere Verwaltung der Daten und selten benötigte, aber rechercheintensive Funktionen werden dem Zentralrechner, dem sogenannten Server, überlassen. Kern der neuen Systemarchitektur ist die Vernetzung der einzelnen PCLeistung. Es genügt hierbei jedoch nicht, nur auf den einzelnen Rechnern eine netzwerkfähige Anwendersoftware zu installieren. Neben der rein physikalischen Koppelung der PCs bekommt die Netzwerk-Steuerungssoftware, die für die reibungslose Zusammenarbeit der einzelnen Arbeitsplätze verantwortlich ist, eine entscheidende Bedeutung. Diese Netzwerkinstallationen werden in unterschiedlichen Variationen mit verschiedenen Spezifikationen angeboten. Bei den klassischen Herstellern aus dem EDV-Bereich steht natürlich die Einbindung der PCs in das eigene Rechnerangebot im Vordergrund. Daneben stehen die eigentlichen Netzwerkspezialisten, die unterschiedliche Konstellationen aus diversen Hardwarekomponenten und Betriebssystemen und dazu noch Varianten in der Netzwerktypologie und dem Übertragungsmedium anbieten.

4.2 LAN und WAN Die folgenden Ausführungen stützen sich vor allem auf einen Artikel von Dieter Klaas: Überlegungen zu einem neuen Zeitungssystem auf der Basis eines PCNetzwerksystems im Rahmen der neuen EDV-Systemarchitektur (Klaas, 1988, S. w2-w8)

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Grundsätzlich gibt es zur Zeit zwei Ausprägungsformen von Netzwerken: das lokale Netzwerk LAN (Lokal Area Network) und das Weitverkehrsnetz WAN (Wide Area Network). Lokale Netzwerke sind in ihrer Ausdehnimg auf das Grundstück des Benutzers beschränkt. Weitverkehrsnetze sind fast immer öffentliche Netze, die der Posthoheit unterliegen. Ein Netzwerk besteht aus den Arbeitsplätzen (PCs), dem Netzwerk-Server, dem Übertragungsmedium und den Netzwerkschnittstellen. Auf den Arbeitsplätzen eines Netzwerkes laufen die Anwenderprogramme wie in einem normalen PC ab. Programme und Daten können jedoch überall im Netz abgespeichert werden. In einem PC-Netzwerk unterscheidet man grundsätzlich zwischen einem Netzwerk-Server, der die Verwaltung der Peripherie wie Festplatten und Drukker übernimmt, und den Workstations, also den PCs für den einzelnen Benutzer, die außer Bildschirm mit Rechner, Tastatur und Netzwerkverbindung keine zusätzliche Peripherie benötigen. Der Steuerung des Servers kommt in einem Netzwerk die zentrale Bedeutung zu. Den eigentlichen Transport übernimmt ein Softwarepaket. Die lokalen Netzwerke lassen sich nach den Merkmalen Netzwerktypologie, Übertragungsmedium und Zugangsverfahren (Leistungsprotokolle) charakterisieren.

4.3 Netzwerktypologien Es gibt verschiedene Möglichkeiten, PCs miteinander zu koppeln. Beispielsweise kann man jeden PC mit jedem verbinden. Damit erspart man sich eine Vermittlung und ein Protokoll, um einzelne Stationen zu adressieren. Auch gibt es keine Engpässe und Wartezeiten auf eine freie Leitung. Andererseits benötigt man dazu unzählige bidirektionale Leitungen, weshalb diese Lösung aus Kostengründen meist illusorisch ist. Bei anderen Möglichkeiten werden die Verbindungen zwischen PCs nur bei Bedarf hergestellt (wie beim Telefonieren) oder ein Übertragungskanal wird gemeinsam benutzt, wobei jeweils nur ein PC senden darf. 4.3.1 Teilstreckennetze Die erste Lösung fuhrt zum Beispiel zu Teilstreckennetzen wie Datex-P. Hier existieren verschiedene Knotenrechner, die Informationspakete weitervermitteln. Hierbei werden die zu übertragenden Daten in Pakete zerhackt, mit einer Sender und Empfängerkennung versehen und dann auf die Reise geschickt, von Knotenrechner zu Knotenrechner. Dabei werden die Pakete immer komplett übertragen und im Knotenrechner zwischengespeichert, bis die gewünschte Verbindungsleitung frei ist. Wegfmdung und Zwischenspeicherung erfordern dabei einen beträchtlichen technischen Aufwand, so daß man für lokale PC-Netzwerke meistens andere Wege geht.

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4.3 .2 Difiusionsnetze Bei dieser einfacheren Lösung werden alle beteiligten Knotenrechner über einen einzigen gemeinsamen Datenkanal direkt miteinander verbunden. Ein Übertragungsprotokoll sorgt dafür, daß immer nur ein Knotenrechner sendet. Alle anderen Computer sind dann in der Lage, diese Information zu empfangen. Eine Zwischenspeicherung wie bei den Teilstreckennetzen entfallt, dafür müssen alle Knoten ständig in Lauerstellung sein, um keine Informationen zu verpassen.

4.4 Stern-, Ring-, Bus-, Baumstrukturen Im Hinblick auf die Struktur des Netzwerkes wird unterschieden zwischen Stern-, Ring,- Bus- und Baumstrukturen. Überträgt man die ganzen Aufgaben der Vermittlung einem zentralen File-Server, dann bietet sich ein sternförmiges Netz an. So braucht man nur eine Leitung je Station. Eine Erweiterung, abhängig von der Kapazität des Servers, ist jederzeit möglich. Ein einziger Vermittlungsrechner kann aber zu Engpässen fuhren, auch steht das ganze System, wenn er ausfallt. Hängt man alle Stationen an eine gemeinsame Verbindungsleitung, so hat man die bei lokalen Netzwerken meistverbreitete Methode: die Bus-Typologie. Von Vorteil ist hier der minimale Leistungsbedarf und eine sehr einfache Erweiterbarkeit. Ein direktes System vom Absender zum Empfänger ist ohne Vermittlungs-Hardware möglich, auch ein weiterer Betrieb bei Ausfall einer oder mehrerer Stationen. Nachteilig bei dieser Typologie ist, daß nur ein PC senden kann, alle anderen müssen zuhören. Auch ist die lineare Durchfadelei von PC zu PC nicht unbedingt gebäudegünstig. Hier fehlen manchmal Verzweigungspunkte. Mit nachrichtentechnischen Mitteln können solche Verzweigungen realisiert werden und man hat die Baum-Typologie, die aber als Netz prinzipiell genauso funktioniert wie die andere Typologie mit allen Vorund Nachteilen. Eine sehr bedeutende Netzstruktur ist die Ringtypologie. Ringe sind keine Difiusionsnetze oder Teilstreckennetze. Hier sind alle Geräte reihum miteinander verbunden und die Informationen laufen im Kreis durch die Ringleitung. Das bedingt ein Zwischenspeichern eines oder mehrerer Bytes in den Knotenstellen und läßt den Ring scheinbar als Teilstreckennetz erscheinen, es existiert aber keine Vermittlung von Leitungen, die Struktur, der Ring, hegt fest. Vorteilhaft sind beim Ring die geringe Anzahl von Leitungen, die gute Erweiterbarkeit, das Fehlen einer Zentrale und ein einfaches, sicheres Protokoll. Dafür hängt das ganze Netz, wenn ein Knoten oder eine Leitung im Ring ausfallt. Auch wird der Ring bei steigender Zahl der Knoten langsamer, da an jedem Knoten zwischengespeichert werden muß.

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4.5 LAN-ZugrifFsverfahren Wie die Daten auf dem Netz transportiert werden regeln die Protokolle. International normiert sind drei Varianten: CSMA/CD (Carrier Sense Multiple Access with Collision Detection) oder Ethernet-Verfahren, der Token Bus und der Token Ring. 4.5.1 C SMA-Netzwerke CSMA/CD entspricht dem, was man in der Verwaltung als WindhundVerfahren bezeichnet: Wer zuerst kommt, sendet zuerst. Wünscht eine Station, einer anderen etwas mitzuteilen, so prüft sie zunächst, ob auf dem Netz gerade etwas los ist. Herrscht Ruhe, so beginnt sie zu senden. Nun könnte eine andere Station gerade im selben Moment das gleiche tun, mit der Folge, daß beide Nachrichten auf dem Netz zusammenstoßen. Diesen Zusammenstoß bemerken die Stationen (Collision Detection) und ziehen sich sofort aus dem Netz zurück. Nach einer zufalligen und für jede Station unterschiedlichen Wartezeit wagen sie einen erneuten Versuch. 4.5.2 Die Token-Zugriffsmethode Bei der Token-Zugriffsmethode geht es auf dem Netz geordneter zu. Auf dem Bus oder Ring verkehrt der Token, eine Art „Vehikel" fur Nachrichten. Nur wer den Token hat kann senden. Eine sendewillige Station wartet, bis der Token bei ihr vorbeikommt und prüft, ob er frei ist. Das wird durch ein Bit signalisiert. Ist das der Fall, dann hängt es dem Token die zu übermittelnde Nachricht und die Adresse des Empfangers an. Jede Station reicht nun den Token bis zur Zieladresse weiter. Diese kopiert die Daten in ihren Speicher und prüft anhand einer Prüfsumme, ob bei der Übertragung Fehler aufgetreten sind. Wenn ja, so setzt sie ein Bit auf ein Token und schickt ihn mit diesem Vermerk wieder an den Absender zurück und bittet um einen neuen Versuch. Hat die Übermittlung geklappt, vermerkt die Empfangsstation auch dies auf einem Token und schickt ihn wieder ins Netz. Die Station, welche die Mitteilung abgeschickt hat, nimmt die gelungene Übertragung zur Kenntnis und setzt die Kennzeichnung des Tokens wieder auf frei. Nun kann die nächste Station senden.

4.6 Die Netzwerk-Steuersofhvare Auf diese eben beschriebenen Protokolle baut die eigentliche NetzwerkSteuersoftware auf. Sie regelt den Dateizugriff, sperrt Sätze (Records), die gerade bearbeitet werden für weitere Veränderungen oder prüft die Zugriffsberechtigung der Stationen. Einige andere Funktionen sind zum Beispiel eine

26 eingebaute Fehleraufzeichnung, die Erstellung einer Netzwerkstatistik, ferngesteuerter Programmstart sowie eine Sicherheitsüberwachung. Ohne Netzwerkspezifikationen können innerhalb beliebiger Applikationen Dateien quer über das Netzwerk geladen, gespeichert und gedruckt werden. Neuere Betriebssysteme (OS/2) erlauben es, einen Teil des Netzwerksteuerprogrammes auf dem Server laufen zu lassen, was nicht nur die Hardwarevoraussetzungen bei den PCs verringert, sondern auch den Netzwerk-Durchsatz erhöht. Applikationen, die mit diesen Möglichkeiten arbeiten, greifen als verteilte Applikationen intelligent auf die verfügbaren Rechnerleistungen zurück. Auf der Netzwerk-Steuersoftware sitzen schließlich das Betriebssystem und darauf dann die Anwendungsprogramme. Genau hier taucht ein neues Problem auf Noch nicht alle Anwendungsprogramme sind netzfahig. Es reicht also nicht aus, den Computer zu vernetzen, wenn die Anwendungsprogramme dies nicht nutzen können. Bei der Auswahl eines Netzwerkes sind die Zahl der anzuschließenden Stationen, ihre räumliche Entfernung voneinander und die zu übertragende Datenmenge die Vorgabe für die Entscheidungen. Die Übertragungsgeschwindigkeit hegt in der Praxis weit unter den theoretischen Angaben. Je nach Zugriffsprotokoll hängt die tatsächliche Übertragungsleistung auch von der Auslastung des Netzwerkes ab. Je höher die Auslastung bei einem CSMA/CDVerfahren, desto häufiger kommt es zu Zusammenstößen von Datenpaketen und damit zu Zeitverlusten aufgrund erneuter Sendeversuche. Für Echtzeitanwendungen, bei denen es auf die konstante Antwortzeit ankommt, ist ein solches Netz nicht geeignet. Token-Verfahren sind dagegen weniger belastungsabhängig.

4.7 Pro und Contra Netzwerk Neben den eben beschriebenen Netzwerken müssen vor allem neue leistungsfähige Betriebssystemversionen zur Verfügung stehen. Das System sollte das Distributed Computing beherrschen. Das heißt, daß über das Netzwerk unterschiedliche Systeme miteinander verbunden werden können. Die Computerindustrie hat sich auf diese Entwicklung eingestellt. Die „Elefanten-Lösungen" gelten inzwischen nicht mehr als marktgerecht. So findet man bei den Anbietern eine Markenvielfalt bei den Einzelgeräten, die zu einer Gesamtkonfiguration zusammengestellt werden, um gezielt allen Ansprüchen der modernen Zeitungsproduktion entsprechende Gesamtkonzepte schnell und vor allem preisgünstig anbieten zu können. Dabei verzichten viele große Unternehmen inzwischen auf eine eigene Produktentwicklung, sondern erwerben das Know-how von Kleinanbietern aus allen Bereichen der Satzherstellung. (Wendland, 1989, S. g20/g21) Zu lösende Aufgaben sind unter anderem noch die Kompatibilität der verschiedenen Rechnersysteme, die in Zukunft durch verbesserte Programme zur Datenkonvertierung gelöst werden soll. Flexible

27 Anzeigensysteme, Archiv- und Mailboxsysteme, digitale Bildbearbeitung in Monochrom und Farbe und Ganzseitenumbruch stellen weitere Problembereiche dar. Der internationale Branchenriese Linotype wirbt für den Zeitungsbereich mit einem LinoPress System, das alle Arbeitsabläufe durch verschiedene Einzelkomponenten integriert. Ethemet-Netzwerk, Unix-Datenbank-Server, Apple Workstation und Post-Script sind nur einige der benutzten Industriestandards. Die Firma verspricht eine problemlose Integration bereits vorhandener Geräte und Erweiterungsmöglichkeiten. Für die Einfuhrung des Systems sind zwei Phasen vorgesehen. Die erste Stufe umfaßt die redaktionelle Anwendung mit Ganzseitengestaltung und Ganzseitenausgabe. In Phase zwei wird die Anlage um den Anzeigenverkauf^ die Anzeigenverwaltung und das Anzeigenmanagement erweitert. Um sich gegen die wachsende Konkurrenz durchsetzen zu können, wird inzwischen bei den Rechnerherstellem auch der Kundenservice groß geschrieben. So bietet die Firma ATEX einen „Remote-Diagnose-Service" an. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich der „autonome Diagnoserechner 'Trace', der alle Fehler des Systems automatisch registiert". (Atex Impuls, 5/91, S. 4) Dieser Rechner sei auch dann noch ansprechbar, verspricht der Hersteller, wenn das System total ausfallen sollte. Die Arbeit der permanenten Fehlersuche soll dabei jedoch nicht dem Kunden überlassen bleiben, sondern wird in festen zeitlichen Abständen von einer Ferndiagnose-Einrichtung mit einem Rechner im AtexTrace-Zentrum in Frankfurt übernommen. Dazu schließt sich zu einem vorher vereinbaren Zeitpunkt dieser Rechner an das System des Kunden an, das dann von Spezialisten auf seine Funktionsfahigkeit überprüft wird. Sollte eine Störquelle ausgemacht werden, wird „mit dem Kunden unverzüglich ein Termin zur vorbeugenden Behebung vereinbart". Sollte der Computer bei einer gravierenden Störung den Dienst verweigern, wird ein Außendiensttechniker informiert, der bereits die Analyseergebnisse des Trace-Rechners kennt und die entsprechenden Ersatzteile gleich bei sich trägt. Bei leichteren Störungen der Software- oder Systempflegeprogramme erfolgt die Reparatur per Computer aus Frankfurt, schreibt Klaus Sieglar, Technischer Leiter bei Atex (Sieglar, 1991, S. 8). Die „Dinosaurier" der Computertechnik sterben also aus. Vielleicht nicht sofort, und vielleicht auch nicht überall. Es bleibt schwer vorstellbar, daß auch Großbanken oder Geheimdienste zur dezentralen Datenhaltung übergehen hochsensible Informationen lassen sich besser kontrollieren und schützen, wenn sie an einem Ort konzentriert sind. (Charüer, 1993, S. 10) Aber die Zeit der „dummen Terminals", die an einem für alles zuständigen Großrechner hängen, ist endgültig vorbei. Offenkundig ist auch, daß die großen Rechner immer kleiner werden. Mit 200 Datenbank-Transaktionen oder 500 Millionen Rechenschritten pro Sekunde leisten die modernen Server oft mehr als die klassische Großanlage. Und während diese sich in kantinengroßen, vollklimatisierten Räumen breitmachten und sich von ganzen Heerscharen von Tech-

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nikem bedienen ließen, passen die neuen Zentralrechner meistens in ein oder zwei kühlschrankgroße Kästen und erfordern nur eine kleine Bedienungsmannschaft. (Charlier, 1993, S. 10) Für den Benutzer aber bleibt das Netzwerk unsichtbar. Egal, in welcher Betriebssystem-Umgebung der aktuelle Anwender arbeitet, er merkt nicht, auf welcher Maschine er momentan ist. Und was in Zukunft am Arbeitsplatz des Redakteurs an Elektronik übrigbleiben wird, läßt sich ohne Probleme im Gehäuse des Bildschirms oder der Tastatur unterbringen.

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5. Die Umstellung auf das STZ / STN-Computersystem

Am 15. Juni 1976 begann bei der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten die „bleifreie" Zeit. Am Tag zuvor waren beide Redaktionen in das neue Druck- und Verlagszentrum vor die Tore Stuttgarts umgezogen und bereits 24 Stunden später liefen die ersten im Computerverfahren produzierten Ausgaben vom, ebenfalls rechnergesteuerten, Fließband. „Es war das erste Großsystem seiner Art in der Bundesrepublik und in Europa - ein völliger Umbruch, eine technische Revolution im Zeitungswesen", charakterisiert ein Jahrzehnt später Jürgen Offenbach, Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten, im Rückblick den einschneidenden Moment (Offenbach, 1986, Seite 2) . Rudolph Bernhard, sein Vorgänger auf dem Chefsessel, fand drei Monate nach der Einfuhrung des computergesteuerten Redaktionssystems weniger freundliche Worte. Entnervt von den Schwierigkeiten, vor die die Journalisten beider Zeitungen seit jenem 15. Juni während ihrer täglichen Redaktionsarbeit gestellt waren, schrieb er in einem Brief an Eugen Kurz, den Geschäftsführer der Stuttgarter Zeitung und ihrer technischen Infrastrukturbetriebe: ,43er journalistische Auftrag, die Öffentlichkeit aktuell zu informieren und den entsprechenden Meinungshintergrund zu bieten, kann nicht mehr ausreichend erfüllt werden ... Hieraus könnte man durchaus den Schluß ziehen, daß die Verlegerseite selbst die Pressefreiheit untergräbt, weil sie nicht in der Lage ist, die neue Technik für das Medium Zeitung in den Griff zu bekommen." Und weiter heißt es, die Redaktion sei in ein „Abenteuer" gefuhrt worden, „dessen Ausgang von Tag zu Tag ungewisser ist". (Bernhard, 1976, S. 26f) Das „Abenteuer" hatte damit begonnen, daß die beiden Zeitungen, die seit 1974 zu einem Verlagshaus gehören, im Sommer 1976 in „das in einem monumentalen Betonklotz untergebrachte Druckzentrum Möhringen" ( Weischenberg, 1978, S.39) zogen. Die Bleisetz- und die meisten Schreibmaschinen wurden im Talkessel zurückgelassen, denn die gesamte Zeitungsproduktion wurde von heute auf morgen „auf Computer" umgestellt. Eine Woche hatten die Redakteure Zeit, sich auf den neuen Kollegen einzustellen, danach mußten die nötigen technischen Umgangsformen erlernt sein. Die Journalisten konnten nun eigene und fremde Texte direkt am Bildschirm bearbeiten, doch erkämpften sie sich eine Betriebsvereinbarung, wonach sie dazu nicht verpflichtet werden durften. Anfangs reichten die meisten Redakteure ihre auf Schreibmaschine geschriebenen Manuskripte oder auf dem Blatt redigierten Agentur- und Korrespondententexte in den Erfassungspool, wo sie von Schreibkräften in das System eingegeben wurden. Inzwischen, fast 20 Jahre nach der Einfuhrung des Systems, wird der Computer in den Redaktionen beider Zeitungen jedoch als Arbeitsmittel dem Papier eindeutig vorgezogen.

30 Gravierende Veränderungen brachte die Umstellung fur die Drucker. Auf sie wartete in der neuen Halle auf den Fildern eine moderne Offset-Maschine. Die Zeilen wurden also nicht mehr in Blei gegossen, anschließend zu einer Seite umbrochen, dann eine Kunststoffinater geprägt und diese wiederum zu einem Rotationszylinder ausgegossen. Bei dem neuen Verfahren wird die Seitenvorlage photographiert, auf eine Kunststoflplatte übernommen, die sich auf die Walzen der Rotationsdruckmaschine anbringen und mit Farbe einfarben läßt. Diese neue Technik brachte einen enormen Stellenabbau mit sich. Ein Sozialplan wurde ausgearbeitet und die Stuttgarter Nachrichten trennten sich von 200 Arbeitern und Angestellten. Die Drucker der Stuttgarter Zeitung behielten zwar ihre Arbeit, wurden jedoch umgeschult und mußten, wie die Süddeutsche Zeitung in jenen Tagen berichtete, zumeist weniger anspruchsvolle, später von Anlernkräften zu bewältigende Tätigkeiten annehmen. „ H i e r , bei den technischen Automaten des 'Möhringer Druckzentrums' werden die Krise eines fast zum Aussterben verurteilten Berufes und die Ursachen für die Schärfe des Druckerstreikes mit Händen greifbar". (Wurm, 1976, S. 3) Inzwischen sind die meisten Schwierigkeiten überwunden und die düstere Prophezeiimg Rudolph Bernhards, daß Möhringen „gleichbedeutend mit dem glatten Scheitern bei der Umstellung auf die neue Technik" (Bernhard, 1976, S. 26) sei, hat sich nicht erfüllt. Sein Kollege auf dem Sessel des Chefredakteurs bei der Stuttgarter Zeitung, Oskar Fehrenbach, hielt ihm damals entgegen und „schreckte auswärtige Pressepäpste, die sich über den neumodischen Schnickschnack der schwäbischen Blattmacher amüsierten, mit der Prognose, in zehn Jahren operierten alle deutschen Zeitungen mit der Neuen Technik". (Hohnecker, 1985, S. 3) Dennoch dränge sich der Eindruck auf resümiert Siegfried Weischenberg über die Umstellung auf das computergesteuerte Redaktionssystem, habe das Stuttgarter Unternehmen zu jener Zeit zwei grundlegende Fehler begangen: „Die Umstellung auf die Neue Technik erfolgte zu plötzlich, und die Arbeit der Redakteure ist durch die Neue Technik komplizierter als erforderlich geworden". (Weischenberg, 1978, S.41)

5.1 Die Stuttgarter Zeitung Fast die gesamte Spitze der amerikanischen Militärregierung des besetzten Nordwürttembergs feierte Mitte September 1945 im Maschinensaal des Turmhauses in Stuttgart mit den Honoratioren der Stadt die Lizenzübergabe für die Stuttgarter Zeitung an Josef Eberle, Henry Bernhard und Karl Ackermann. Nachdem bereits am 8. September eine Nullnummer der künftigen Stuttgarter Zeitung verteilt worden war, konnte das Blatt ab dem 18. September 1945 jeweils mittwochs und samstags mit sechs Seiten erscheinen. Die Auflage betrug beträchtliche 400.000 Exemplare, die in allen Landkreisen Nordwürttembergs verteilt wurden. Die Stuttgarter Zeitung solle, so nahmen sich die die Herausgeber vor, eine „Brücke zur Wahrheit" schlagen. Ein „ehrlicher Makler in den

31 Nöten der Gegenwart" wolle man sein und zugleich „objektiv, klar, einfach und aufrichtig". Die Zeitung wolle die „Freiheit der Kritik" fördern und die „kritische Wahrheit" sprechen (Wisselinck, 1945, S. 6). Bereits ein Jahr später schieden Henry Bernhard und Karl Ackermann aus dem Lizenzgremium aus. Bernhard erhielt eine Lizenz für die im November 1946 erstmals gedruckte Stuttgarter Nachrichten, Ackermann für den Mannheimer Morgen. Sieben Jahre nach dem ersten Erscheinen der Stuttgarter Zeitung wurden deren Besitzverhältnisse neu aufgeteilt. Am 1. Januar 1952 übernahmen Mitglieder der Stuttgarter Industriellenfamilie Bosch nach einem Rückerstattungsverfahren 50 Prozent der Anteile der Zeitung und der Holding Stuttgarter Zeitungsverlag GmbH. Während des Krieges waren ihnen ihre Anteile am "Stuttgarter Neuen Tagblatt" eingezogen worden. Am 1. April 1969 kündigte die Familie Bosch an, ihre Anteile an dem Unternehmen verkaufen zu wollen. Die Anteile an der Holding, der heute 50 Prozent der Stuttgarter Zeitung gehören, gingen zu rund 44 Prozent in den Besitz einer Gruppe von 50 mittelständischen baden-württembergischen Zeitungsverlagen und der Rheinpfalz in Ludwigshafen über. Nach der Umstellung auf das computergesteuerte Redaktionsund Produktionssystem im Jahre 1976 stieg die Stuttgarter Zeitung verstärkt im Bereich Neue Medien ein. Bei der „telematica '84" auf dem Stuttgarter Killesberg stellte sie sich erstmals als Anbieterin von Bildschirmtext und als Produzentin im Bereich des Messefernsehens vor. (Die Geschichte der Stuttgarter Zeitung ist unter anderem nachzulesen in: 40 Jahre Stuttgarter Zeitung, Sonderausgabe. 18. September 1985. Daraus stammen auch die meisten der hier verwerteten Informationen)

5.2 Die Stuttgarter Nachrichten Die erste Ausgabe der Stuttgarter Nachrichten erschien am 12. November 1946. William W. Dawson, Chef der amerikanischen Militärregierung für Württemberg-Baden, drückte im Maschinenraum der früheren sozialdemokratischen „Schwäbischen Tagwacht" auf den Anlaßerknopf einer leidlich wiederhergestellten Rotationsmaschine. "Eine zweite Zeitung in dieser Stadt wird einen gesunden Wettbewerb hervorrufen, und ein solcher Wettbewerb ist ein gesundes Element der Demokratie," hoffte der Militärchef. Lizenzträger der Stuttgarter Nachrichten waren Erwin Schoettle für die SPD, Otto Färber für die CDU, Henry Bernhard für die DVP/FDP, ein Jahr zuvor noch im Lizenzgremium der Stuttgarter Zeitung. Das Prinzip, von jeder der zugelassenen Parteien einen Vertreter in das Linzenträgergremium zu berufen, war eine Idee der amerikanischen Presseoffiziere. Mit dieser Art innerer Meinungsvielfalt wollte die amerikanische Besatzungsmacht eine ganz neue deutsche Presse gründen. Die Parteien selbst waren mit diesem System nicht einverstanden. Wenige Tage vor der Gründung der Stuttgarter Nachrichten, am 25. Oktober 1946, diskutierte die

32 verfassungsgebende Landesversammlung fur Württemberg-Baden über das eingeführte neue Pressewesen. CDU und SPD forderten gemeinsam, die Presse wieder in die Hände der Parteien zu geben, wie es vor 1933 gewesen war. Damals gab es in Stuttgart elf selbständige Tageszeitungen. Die meisten davon waren reine Parteizeitungen, allerdings oft mit geringer Auflage. Wenige Jahre später, als das Lizenzträgersystem wegfiel, versuchten es die Parteien auch in Stuttgart wieder mit eigenen Zeitungen, hatten damit jedoch keinen Erfolg. Anfangs erschienen die Stuttgarter Nachrichten drei Mal pro Woche. Das Papier wurde zugeteilt - es reichte för vier, höchstens sechs Seiten. Heute haben die Stuttgarter Nachrichten eine Auflage von rund 250.000 Exemplaren und beliefern, über das Verbreitungsgebiet der Landeshauptstadt hinaus, in der Region Mittlerer Neckar 20 selbständige Regional- und Lokalzeitungen mit dem Mantelteil. Diese Zeitungen produzieren also nur ihren Lokalteil selbst. Täglich werden drei verschiedene Ausgaben der Stuttgarter Nachrichten gedruckt. Die erste bis um 21 Uhr als Femausgabe fur den Postversand, weit entfernte Verkaufsstellen und Urlauber. Die zweite Ausgabe bis 23 Uhr für die Leser in den Landkreisen um die Landeshauptstadt und schließlich nach Mitternacht die Stadtausgabe für die Stuttgarter und die Leser in der nächsten Umgebung. Jürgen Offenbach, Chefredakteur der Stuttgarter Nachrichten, äußert sich nach einigen überstandenen „Kinderkrankheiten" positiv über die Einführung des computergesteuerten Produktions- und Redaktionssystems. Die Verlage seien dadurch von einem enormen Kostendruck befreit worden. Die nächste Herausforderung stehe mit den Neuen Medien jedoch bereits ins Haus. Ein Zeitungsverlag dieser Größenordnung, so Offenbach, müsse sich notwendigerweise zu einem Mediemmternehmen umstrukturieren, wenn er die bevorstehende Umschichtung auf dem Anzeigenmarkt auffangen wolle. (Die Geschichte der Stuttgarter Nachrichten ist unter anderem nachzulesen in: 40 Jahre Stuttgarter Nachrichten. Sonderausgabe. 12. November 1986. Daraus stammen auch die meisten der hier verwerteten Informationen und alle Zitate)

5.3 Das Stuttgarter Modell Eine oft geäußerte Ansicht von Journalisten, die mit den computergesteuerten Redaktionssystemen arbeiten lautet, daß der Bildschirm und die dazugehörende Tastatur ausschließlich eine „bessere Schreibmaschine" darstelle, also ein verschiedene Vorteile bietendes, aber ansonsten funktionsäquivalentes Gerät sei. Doch im Unterschied zur Schreibmaschine oder anderen konventionellen technischen Hilfsmitteln, deren Erfindung ohne Zweifel ebenfalls die damit verrichtete Arbeit verändert hat, ist der Computer in seinen Anwendungsmöglichkeiten nicht festgelegt. Je nach Problemstellung kann die Hard- oder Software neu definiert werden. Mit einer herkömmlichen Schreibmaschine kann kein Layout gezeichnet werden und mit einer Bleisetzmaschine können keine Bilder verarbeitet werden. Elektronische Rechner sind offenen Systeme höherer Ordnung mit

33 variablem Handlungsziel. Elektronische Datenverarbeitungssysteme sind daher grundsätzlich flexibel und multifunktional. (Hummel, 1990, S. 12) Das beinhaltet, daß, je nach Stand der technischen Entwicklung oder der Investitionsvorhaben der Unternehmen, immer wieder Systemerweiterungen oder -Veränderungen vorgenommen werde können. Als Beispiel, wie „offen" die Möglichkeiten sind, einen Computer einzusetzen, soll das „Stuttgarter Modell" vorgestellt werden. Über einen Großrechner wird unter anderem die Produktion verschiedener, zum Teil miteinander konkurrierender Rrintmedien gesteuert - von der einfachen Texteingabe über den Druckbereich bis hin zum Vertrieb. Zudem wurde in Stuttgart schon früh erkannt, daß mit Hilfe des Rechners die einmal erfaßten Informationen über Mehrfachnutzung durch die neuen Kommunikationstechniken ökonomisch nutzbar sind. Angesichts der auftretenden Konkurrenz im Bereich der Individualkommunikation wie Bildschirmtext, Videotext oder Kabeltext müsse man selbst beginnen, dieses Instrumentarium für zusätzliche Informationsleistungen einzusetzen, so die Philosophie der Verantwortlichen der Stuttgarter Zeitungsgruppe. Unvermeidlich sei es letztlich auch, sich am privaten Hörfunk und Fernsehen zu beteiligen, um der drohenden Abschöpfung des lokalen und regionalen Werbeaufkommens entgegenzusteuem. Die Tageszeitungen würden ihren Rang behalten, wenn sie sich an den Interessen des Lesers orientieren, dessen Bedürfnisse sich angesichts der Medienvielfalt ebenfalls ändern würden. Der Grundgedanke des „Stuttgarter Modells" lautet „Kooperation statt Konzentration - Zusammenarbeit auf vielen Ebenen unter Wahrung der Selbständigkeit". Für die Unternehmen der Zeitungsgruppe Stuttgart bedeutete dies unter anderem die räumliche Zusammenfassung unter dem gemeinsamen Dach des Verlags· und Druckzentrums Stuttgart. Neben der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten werden dort noch verschiedene andere Printerzeugnisse hergestellt. (Die folgende Beschreibung des „Stuttgarter Modells" stammt vor allem aus: Zeitungsgruppe Stuttgarter im Verlags- und Druckzentrum Stuttgart (Hg): Zeitungsgruppe Stuttgart. Stuttgart, 1986) Anfang 1979 wurde „Sonntag Aktuell" ins Leben gerufen. Die Zeitung mit leichtem Hang zum boulevardmäßigen Stil wird sonntags ins Haus geliefert, und soll „als siebte Ausgabe von 27 Tageszeitungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz" mit einer Auflage von rund 860.000 Exemplaren eine „publizistische Marktlücke" schließen. Die „ I l l u s t r i e r t e Wochenzeitung", kurz IWZ, wird wöchentlich den Tageszeitungen beigefügt. Sie erreicht eine Auflage von 1,5 Millionen und deckt den Bereich Unterhaltungs- und Programmzeitschrift ab. Das Verbreitungsgebiet umfaßt weite Teile von Rheinland-Pfalz, Nordwürttemberg und nahezu komplett den schwäbischen Raum. Seit rund drei Jahrzehnten existiert das Anzeigenblatt „Stuttgarter Wochenblatt". Es werden 13 Lokalausgaben mit einer Auflage von 347.000 Stück gedruckt, die über 95 Prozent der Haushalte abdecken. Neben den rund 4600 An-

34 zeigen pro Ausgabe enthält es einen Veranstaltungskalender und verschiedene Kolumnen, „die die Sprache der Stuttgarter sprechen". Sie „STZ-Anzeigengemeinschaft" ist ein Zusammenschluß von Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten, Sonntag Aktuell und 24 weiteren Partnerzeitungen im größeren Umkreis von Stuttgart. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der überregionalen Werbung, die zentral in Stuttgart verwaltet wird und in rund 550.000 Zeitungsexemplaren erscheint. 5 .3 .1 Das Medien System Haus Herzstück des Verlags- und Druckzentrums in Stuttgart-Möhringen ist das Medien System Haus. In dem Computer dieses Unternehmens laufen nicht nur die Leitungen der Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten zusammen, es stellt auch Rechnerkapazität für die in Ludwigshafen erscheinende Rheinpfalz und die Südwestpresse in Ulm zur Verfugung. Diese vier großen Tageszeitungen haben zusammen 25 Lokalausgaben und liefern die Mantelseiten fur über 60 Partnerverlage. Kunden des Dialog- und Datenbanksystems sind zudem noch eine Reihe mittelgroßer Lokalzeitungen, zahlreiche Anzeigen- und Amtsblätter. Alle angeschlossenen Bildschirme arbeiten mit dem integrierten Redaktionsund Anzeigensystem IRAS, das alle Stufen der Zeitungsproduktion abdeckt. Von der Text- und Anzeigenerfassung über die Korrektur und Layouterstellung bis hin zur Ganzseitenbelichtung. Auch Redigierhilfen, Suchsysteme über Index und Volltext sowie Silbentrennprogramme fur den gesamten europäischen Sprachraum gehören zum festen Bestandteil des Systems. Die Texte der Nachrichtenagenturen fließen direkt in den Speicher des Systems und können von allen an das Datenfernverarbeitungsnetz angeschlossenen Redaktionen an den Bildschirmen ausgewählt, bearbeitet und unmittelbar für die Produktion verwendet werden. Die Aktien- und Rentenkurse kommen über Wählleitungen, die notwendigen Tabellenformen - dies gilt auch für die Sporttabellen - legt das System automatisch an. Korrespondentenberichte erreichen den Zentralrechner ebenfalls über Wählleitung. Das Anzeigensystem deckt sowohl die Satztechnik als auch die kaufmännische Bearbeitung ab. Für die Anzeigenerfassung sind im System Grundmuster angelegt, die den typographischen Aufbau, die Schriftarten und die Schriftgrößen in Abhängigkeit von der Art und Größe der Anzeige bestimmen. Auch Versand, Zustellung und Abrechnung, Abonnenten- und Händlerverwaltung laufen in dem Druckzentrum über den Zentralcomputer. Neben den verschiedenen Unternehmen der Verlags- und Druckbranche sind auch private Hörfunk- und Fernsehgesellschaften an den Zentralrechner angeschlossen. Zudem zählen zu den Kunden des Medien System Hauses auch zahlreiche Firmen etwa aus dem Kfz-Bereich oder dem Hotel- und Gaststättengewerbe.

35 5.3.2 Die Moderne Satztechnik Stuttgart Dieses Unternehmen ist fur die elektronische Texterfassung und Textbearbeitung zuständig. Neben den Tages- und Wochenzeitungen werden auch Adressenverzeichnisse, Kataloge und Magazine hergestellt - von der Erfassung über die Gestaltung bis hin zum elektronischen Ganzseitenumbruch mit integrierter Bildverarbeitung. Die Daten werden dazu entweder von Mitarbeitern des Unternehmens erfaßt, von Datenträgem überspielt oder aus fremden Datenbanken übernommen. 5.3.3 Die Turmhaus Druckerei Ebenfalls an den Computer des Medien System Hauses in Stuttgart angeschlossen ist die Turmhaus Druckerei. Die laufende Verarbeitung wird bis zur Verladerampe elektronisch gesteuert und paßt sich automatisch der Rotationsmaschine an. 5.3.4 Südwestdeutsche RollenofFset Dieses Unternehmen fertigt vor allem Prospekte, Kataloge und Zeitschriften in großer Auflage und stützt sich bei der Steuerung der drei großen Rotationsstraßen ebenfalls auf die rechnergesteuerte Satzanlage des Medien System Hauses. 5.3.5 Zeitimgsvertrieb Stuttgart Auch der Zeitungsvertrieb ist EDV-gesteuert. Die Adressen der Abonnenten sind im Computer des Rechenzentrums gespeichert und werden von der Zentrale des ZVS verwaltet.

36

6.

Die Leistungen des Medien System Hauses

Das Medien System Haus wurde 1971 unter dem Namen Rechenzentrum Südwest (RZS) gegründet und zählt inzwischen einen Kundenkreis, der sich auf über 120 Firmen beläuft, der Großteil aus der Verlags- und Druckereibranche. Das Leitungsnetz besteht aus rund 200 HfD-Leitungen, die über 2000 Bildschirme und PCs mit den Rechnern der Gesellschaft verbinden, über Wählnetze (Telefon, Telex, Datex-L, Datex-P) stehen weltweite Verbindungen für Korrespondenten, Reporter und für einen großen Kreis von Gelegenhehsbenutzern zur Verfügung. Die Strategie des Medien Systemhauses ist es, einmal erfaßte Daten synergetisch mehrfach zu nutzen und durch die Entwicklung von Such- und Dispositionssystemen einen möglichst großen Kundenkreis anzusprechen. (Stand Sommer 1993) Im Medien System Haus sind Großrechner IBM 3090 mit einer Gesamtrechnerleistung von über 100 MIPS (100 Millionen Instruktionen pro Sekunde) unter dem Betriebssystem MVS eingesetzt. Zur Zeit installierte Plattenspeicher IBM 3380 mit einem Gesamtspeichervolumen von rund 200 Gigabyte (200 Milliarden Zeichen) sorgen für eine nahezu inibegrenzte Speicherkapazität. Als Datensicherungsmedium werden Kassettengeräte vom Typ IBM 3480 eingesetzt.

6.1

Die Benutzeroberfläche der Programme

6.1.1 ATLAS Die Anwendungssteuerung ATLAS (Arbeitsplatzbezogene, Terminalunabhängige, Leistungsfähige Anwendungssteuerung) erlaubt den Benutzern in den Reaktionen und der Technik eine einfache Handhabung seiner EDV-Anwendungen. Diese Steuerung ist zwar auf den Arbeitsplatz des Einzelnen zugeschnitten, der Benutzer ist allerdings nicht an den Ort gebunden. Das heißt, er kann jederzeit seinen Platz verlassen und an einem anderen Terminal seine Tätigkeit fortsetzen. Um die Daten vor unerlaubtem Zugriff zu sichern, wird die Steuerung erst freigegeben, wenn beim Zugang vom Nutzer zwei individuelle Paßworte richtig genannt werden.

37

6.1.2 IRAS Der Produktion der Tageszeitungen und Wochenblätter dient das Integrierte Redaktions- und Anzeigensystem IRAS, ein vom RZS auf der Basis von IBMProdukten entwickeltes branchenorientiertes Textverarbeitungssystem. IRAS deckt alle Stufen der Zeitungsproduktion ab, von der Text- und Auftragserfassung über Korrektur und Layout, bis zur Belichtung. Sämtliche Anzeigen- und Redaktionssysteme sind in Datenbanken gespeichert und jederzeit über Bildschirm abrufbar. Über das Satzprogramm erfolgt die typographische Aufbereitung. Für die einzelnen Arbeitsschritte stehen menü- und funktionsgesteuerte Dialogprogramme zur Verfugung. Über die automatische Statusvergabe wird der Produktionszustand der Anzeigen, Artikel und Seiten der Zeitungen festgelegt und die weitere Verarbeitung zum Großteil automatisch vom System gesteuert. Durch dieses integrierte Verarbeitungssystem mit seiner geschlossenen Produktionskette erhält der Verlag und die Technik den notwendigen Überblick, die Kontrolle und die Eingriffsmöglichkeiten in den jeweils aktuellen Stand der Zeitungsproduktion. Dies ist von besonderem Vorteil bei dezentral organisierten Verlagshäusern, da dem Anwender überall und zu jeder Zeit durch die gemeinsame System- und Datenbanknutzung die jeweils neuste Information zur Verfugung gestellt wird.

6.2

Das Redaktionssystem

6.2.1 Überblick Das Redaktionssystem, basierend auf Standardprodukten der IBM, ist ein vom RZS weiterentwickeltes Programmpaket von IRAS. Die Redaktion wird bei ihren wesentlichen Aufgaben vom System voll unterstützt. Hierzu zählen der Nachrichtenüberblick der Agenturen und Korrespondenten, die Recherche, das Schreiben eigener Berichte, das Redigieren, bis hin zur Erfassung und Fertigstellung der Seite. Die Meldungen sämtlicher Nachrichtenagenturen, Korrespondentenberichte und Texte eigener Reporter kommen auf elektronischem Wege ins Haus, sind in der Datenbank gespeichert und werden der Redaktion nach den verschiedenen Ordnungskriterien zur Verfügung gestellt. Berichte, die für eine Veröffentlichung vorgesehen sind, können unmittelbar fur die Zeitungsproduktion übernommen werden. Eigene Texte können ebenfalls direkt ins System eingegeben werden.

38 6.2.2 Artikelerfassung Alle für eine Veröffentlichung vorgesehenen Berichte werden von den Redakteuren am Bildschirm mit artikelbeschreibenden Angaben versehen, wie zum Beispiel Verfasser, Ressort, Seite, Erscheinungstermin, Ausgabe und Gestaltungshinweise. Durch die Eingabe der beschreibenden Werte wird der Artikel im System registriert und kann somit bezüglich der weiteren Arbeits- und Fertigungsschritte vom Rechner gesteuert werden. Liegt ein Manuskript vor, wird es zur Texterfassung weitergeleitet. Die im Computersystem gespeicherten Texte können zur weiteren Bearbeitung auch ausgedruckt werden. Für die Texterfassung und Bearbeitung kann bei Bedarf auch ein PC-Arbeitsplatz eingerichtet werden. Über die PC-HostKommunikationsschnittstelle des Medien System Hauses wird der Text automatisch in den PC überspielt und dort zur weiteren Bearbeitung mit dem Standardprogramm „euroscript" freigegeben. Unter „euroscript" wird der Text erfaßt bzw. bearbeitet und auf Knopfdruck an das Redaktionssystem IRAS zurückgegeben. 6.2.3 Schematisierung der Artikel Ahnlich wie bei Anzeigen, müssen bei der Erfassung der Artikel auch Hinweise zur Gestaltung und Plaziening der Texte mit eingegeben werden. Für jeden Artikel muß zum Beispiel angegeben werden, über wie viele Spalten sich die Überschrift und der Vorspann erstreckt. Beim Text müssen die Textzeile des Überschriftenblocks (Dachzeile, Überschrift, Unterzeile, Autorenzeile) sowie der Vorspann und der eigentliche Text gekennzeichnet werden. Die Festlegung von Schriftgröße und -art erfolgt automatisch - aufgrund der Angabe des jeweiligen Ressorts und der SpezLEkationskennung Leitartikel, Meldung, Aufinacher usw.. 6.2.4 Seitenlayout Mit dem Layoutprogramm werden die Artikel gemäß den vorgegebenen Koordinaten zu einer Seite zusammengestellt. Die Seite wird am Bildschirm mit einem Flächenraster grafisch dargestellt. Textüberschneidungen oder fehlender Text werden unter Angabe der Seitenzahl angezeigt. Der Gesamtfullungsgrad der Seite wird ebenfalls in Zeilen angezeigt. Durch Artikelverschiebungen innerhalb der Seite, durch Unterminierungen, Änderungen der Artikelhöhe (Durchschuß) oder des Umbruchformats sowie Textveränderungen wird die Seite am Bildschirm komplett feitiggestellt.

39 6.2.5 Produktionssteuerung Vom System werden pro Seite die gesamten Informationen gesammelt und in einer ausgabenbezogenen nach Zeitungsgruppen sortierten Übersicht angezeigt. Hierdurch erhält die Redaktion und die Technik jederzeit den aktuellen Produktionszustand angezeigt und kann bei Bedarf steuernd eingreifen. 6.2.6 Sport- und Börsentabellenprogramm Das Sporttabellenprogramm speichert die zu Beginn der Spielsaison pro gewünschter Sportart und Spielklasse eingegebenen Spielpaarungen und zeigt diese auf Abruf am Bildschirm an. Werden Einzelergebnisse am Bildschirm eingegeben, rechnet das Programm den neuen Tabellenstand automatisch aus. Die überregionalen Tabellen werden dabei zentral verwaltet. Jeder Verlag fuhrt darüber hinaus seine Lokaltabellen. Für das Börsentabellenprogramm werden die Tageskurse jeden Nachmittag über Wählleitung von VWD aus Eschborn direkt in den Rechner übertragen. Die Daten werden geprüft und in der Datenbank für Börsenkurse gespeichert. Ebenso wird bei Rentenwerten verfahren. Zusätzlich werden für jede Notierung noch die Werte der Höchst-/Tiefstkurse der Woche, Vorwoche, Monat, Vormonat, Jahr und Vorjahr sowie das Stammkapital, Dividendenzahlung, Stückelung usw. festgehalten. Diese Datenbank der Wertpapierkurse wird nicht nur für die tägliche Produktion der Börsen- und Rententabellen eingesetzt, sondern dient gleichzeitig auch als Informationssystem fur die Wirtschaftsredaktion.

6.3

Zukünftige Lösungen

Das Medien System Haus arbeitet seit einigen Jahren an der Installation eines neuen Rechnersystems. Gemeinsam mit der Pressegesellschaft Ulm und dem Schwäbischen Verlag Leutkirch, wurde dazu mit dem Unternehmen P.INK Ende Juni 1993 ein Vertrag abgeschlossen, der mit einem Volumen von rund 65 Millionen Mark als einer der größten in der Druckvorstufe galt. Während mehrere Testreihen zeigte das System jedoch nach Ansicht der Redakteure zu viele Schwächen. Anfang 1996 ging das Unternehmen P.INK überraschend in Konkurs und seit diesem Zeitpunkt befindet man sich im Druckzentrum in Stuttgart wieder auf der Suche nach einem neuen Hersteller eines Systems zur Zeitungsproduktion. Die Installation eines neuen Systems bedeutet für den Redakteur, daß für ihn in Zukunft die Möglichkeit besteht, die Texte im WYSIWYG-Verfahren direkt in eine vom Layout vorgegebene Maske einzugeben. Er kann schon am Bildschirm verfolgen, wie der Artikel im endgültigen Layout aussehen wird, denn Überschriften, Fließtext und Bildunterschriften werden automatisch in Originaltypographie formatiert und nach den Spaltenvorgaben des Layouts umbrochen.

40 Schriftart und -große sind dabei von den Redakteuren der Zeitungen relativ leicht zu manipulieren. Das habe jedoch auch seine Nachteile, wenn die Journalisten nicht verantwortlich damit umgingen, klagt Wilfried Stieglitz, Chef vom Dienst beim „Nord-Kurier", wo das P.INK-System seh 1991 im Einsatz ist. Es herrsche in der Zeitung ein Wildwuchs an verschiedenen Schrifttypen (Stieglitz, 1993, S. 50). Um Texte externer Quellen, wie PC-Textverarbeitungsprogramme oder Agenturtexte, in die Datenbank einzulesen, stehen bei den modernen Systemen Textimport-Module zur Verfügung, die die verschiedenen Dateiformate umsetzen können. Der Redakteur hat in der Regel über einen Editor jederzeit Zugriff auf alle angeschlossenen Nachrichtenagenturen. Viele Systeme bieten die Möglichkeit, den Text der Agenturen mit der Maus aus dem Agenturfenster zu ziehen und sofort in einen Artikel zu integrieren. Darüber hinaus können digitalisierte Bilder über ein spezielles Modul in eine Zeitungsseite eingebunden werden. Um die Zeitungsproduktion transparenter zu machen und damit für einen reibungsloseren Arbeitsprozeß zu sorgen, können bei den meisten neuen Zeitungssystemen die Redakteure zu jedem Zeitpunkt den Produktionsstand überprüfen, indem sie das Gesamtlayout einer beliebigen Seite auf den Schirm holen. Die auf dem Markt befindlichen Rechner verfugen über ein Produktplanungssystem, das die gesamte Blattplanung einer Zeitung übernehmen kann. Dazu werden alle produktionsrelevanten Daten aus dem Anzeigensystem, Redaktionssystem, Anzeigenumbruch und redaktionellen Seitenlayout gespeichert und direkt an die Produktion weitergegeben. Aus den gesammelten Daten werden anschließend die Richtlinien für das Produktionssystem bezüglich des Zeitungsspiegels und der Anordnung des Ausschießschemata für die Plattenbelegung generiert.

41

7.

Das Redaktionssystem von STZ und STN

Das Redaktionssystem der beiden Stuttgarter Zeitungen bietet die Möglichkeit, die Texte auf der gleichen Bedieneroberfläche von der Erfassung bis zur fertigen Seite an einem Bildschirm zu bearbeiten. Die verschiedenen Arbeitsgebiete werden dabei durch die Eingabe von Transaktionsnamen aufgerufen. Mit Hilfe von Funktionstasten (PF/PA) ist ein Aufrufen anderer Transaktionen oder das Verlassen des Arbeitsgebietes sowie das Sichern der Texte möglich. Alle Artikel, auch Stehsatz und Vorproduktion, befinden sich jederzeit im direkten Zugriff und können mittels Übersichtsaktionen zur Information oder Bearbeitung aufgerufen werden. Die Artikel- und Seitenproduktion ist in eine Produktionssteuerung eingebettet, die es ermöglicht, sich zu jeder Zeit über den Stand der gesamten Produktion zu informieren.

7.1

Der Maskenaufbau

Will ein Redakteur einen eigenen Text schreiben oder einen bereits erfaßten Artikel weiter bearbeiten, ruft er über die ihm jeweils zur Verfügung stehenden Transaktionen eine Eingabemaske oder den gewünschten Text auf. Die Felder der Maske für Texteingabe und Textänderung sind nahezu identisch. Beispiel 1: Texterfassungsmaske ohne Eingabe

42 Die wichtigsten Felder und ihre Bedeutung sind: a) RESS+S Um den Text im richtigen Ressort abzulegen und auf der gewünschten Seite zu piazieren, rauß vom Redakteur zu Beginn der Bearbeitung ein Ressortkürzel (poli=Politik, spor=Sport etc.) eingetragen werden. b) PRIO Dieser Eintrag gibt dem bearbeitenden Redakteur die Priorität eines Textes an. Eingestuft werden die Artikel je nach Wichtigkeit des Ereignisses über das berichtet wird. So wurden zum Beispiel die ersten Meldungen über ein Bombenattentat auf das World Trade Center in New York von den Agenturen mit der höchsten Prioritätsstufe „1" übermittelt. c) RED Hier trägt der den Text bearbeitende Redakteur sein Kürzel ein. d) TERM In diesem Feld wird der Erscheinungstermin des Artikels angegeben. In der Regel wird dieser vom System automatisch auf den folgenden Tag datiert, kann jedoch vom Redakteur geändert werden. e) S Hier wird der Produktionsstatus des Artikels angegeben (vgl. den Abschnitt „Statussteuerung" im folgenden Abschnitt) f) BS-SEITE In diesem Feld wird die Bildschirmseitenzahl angezeigt, auf der sich der Benutzer momentan befindet. Bei der Bearbeitung eines bereits abgespeicherten Textes über die Transaktion TXAD bekommt der Redakteur die zusätzliche Information, wie viele Seiten insgesamt vorhanden sind. g) SUCHBGRF In dieses Feld muß der Redakteur einen Suchbegriff eintragen, über den der Text später wieder identifiziert werden kann. h) TYP Durch den dreistelligen numerischen TYP-Schlüssel wird bestimmt, in welchen Spaltenbreiten die verschiedenen Artikelelemente gesetzt werden sollen: (Vergleiche dazu auch den Abschnitt 7.8.2 zur Textschematisierung in diesem Kapitel. Dort werden die „Typographischen Bedingungen" für einen Artikel erläutert)

43 z.B.: TYP 430 Überschrift über 4 Textspalten Vorspann über 3 Textspalten keine Artikelumrandung 0

i) SPEZ Die Spezifikationen werden von der Redaktion festgelegt. Es sind vierstellige alphanumerische Namen oder Abkürzungen, die die Artikelart beschreiben, (vgl. Abschnitt Textschematisierung) z.B.: AUFM für Aufinacher MELD für Meldung j) X-Koordinate und Y-Koordinate Der Artikel kann durch Eintragungen in diesen beiden Feldern vom Redakteur direkt in die Seite piaziert werden, (vgl den Abschnitt über die Transaktion TXUM) k) SCHEMA Im Schema wird angegeben, in wie vielen Textspalten der Text eines Artikels umbrochen werden soll. (vgl. dazu den Abschnitt 7.8) über die Textschematisierung) 1) HOE In der Eingabemaske kann vom Redakteur eine Sollhöhe definiert werden. Nach jeder Berechnung wird dann auf dem Bildschirm angezeigt, wie viele Zeilen der Text zu lang oder zu kurz ist.

7.2 Die Statussteuerung Die Statussteuerung gibt dem Benutzer Auskunft über den Produktionsstand eines Textes. Angezeigt wird die Bearbeitungsstufe eines Artikels durch einen Buchstaben in der Textübersichtsseite, in der alle Artikel einer Seite oder des Ressorts aufgelistet sind. Kleine Buchstaben sagen aus, daß an diesem Text gearbeitet wird und er nicht aufgerufen werden kann. Bei der Erfassung eines Textes erhält der Artikel den Status „E". Ist der Text komplett erfaßt und über die Taste Datenfreigabe abgespeichert, so erhält er den Status „K". Dies bedeutet in diesem Fall, daß er als nächstes die Korrektur durchlaufen muß. Wird er von einem Korrektor aufgerufen, wird ihm während dieser Zeit der Status „k" zugeordnet. Läßt ein Redakteur nach der Bearbeitung die Zeilenzahl des Textes berechnen, zeigt der Buchstabe ,JB", daß die Berechnung erfolgreich war. Das Zeichen „*" signalisiert, daß der Computer diesen Arbeitsschritt aufgrund eines

44 Fehlers (zum Beispiel ein falsches Steuerzeichen) nicht durchführen kann. Den Status „M" erhält der Text, wenn er belichtet worden ist.

7.3

Übersicht und Erklärung der Transaktionen

7.3.1 Die Interaktionstechniken Der „Dialog" mit dem System wird auf verschiedene Arten realisiert. Die Benutzer der beiden Stuttgarter Zeitungen arbeiten mit einer Mischung aus einer benutzergeführten Kommandosprache, Funktionstasten und einem systemgefuhrten Menuesystem 7.3.1.1 Kommandosprache (Benutzergefuhrte Interaktionstechnik) Die Redakteure verrichten einen Großteil ihrer Arbeit mit dem Rechner über eine benutzergefuhrte Interaktionssprache. Im Gegensatz zu systemgefuhrten Intersaktionstechniken meldet das System nur seine Bereitschaft zur Eingabe. Es gibt keinen Hinweis auf die momentan möglichen oder zulässigen Funktionen. Die Interaktion ist dabei wenig vorstrukturiert und der Benutzer muß aktiv seine Kommandos formulieren. Ein Vorteil dieser benutzergefiihrten Interaktionstechnik ist die hohe Effizienz. Das heißt, daß der Benutzer durch die Auswahl des geeignetsten Kommandos sein Ziel in verhältnismäßig wenigen Schritten erreichen kann. Zudem wird eine hohe Flexibilität durch die freie Auswahl der Interaktionsschritte und -wege gewährleistet. Der entscheidende Nachteil ist, daß jedes Kommando erlernt werden muß, da keine Unterstützung durch das System erfolgt. Dadurch verlängert sich natürlich für die Redakteure die Ausbildung und das Training am Bildschirm und bei längeren Unterbrechungen können Kommandos wieder vergessen werden. Zudem ist das Fehlerrisiko höher, da die möglichen oder richtigen Eingaben nicht als Hilfestellung vom System angezeigt werden. 7.3.1.2 Funktionstasten Erleichtert wird die Arbeit am Rechner durch Funktionstasten. Das sind Tasten, die zusätzlich zu den bekannten alphanumerischen Tasten verfügbar sind und die nach Betätigung eine Funktion aufrufen. Es werden zwei Arten von Funktionstasten unterschieden: Hardkeys und Softkeys. Die Hardkeys behalten in jedem Kontext ihre Bedeutung, wie zum Beispiel „Löschen" oder die Tasten PF9, PF 10 und PF 12 zum Blättern im Text. Sie haben damit eine feste Semantik und werden für Funktionen verwendet, die in jeder Anwendung vorkommen. Softkeys dagegen sind in ihrer Bedeutung vom jeweiligen Kontext abhängig, haben also eine lokale Semantik. Ihre Betätigung hat in unterschiedlichen Dialogsituationen unterschiedliche Auswirkungen. So wird der gerade bearbeitete Text

45 durch den Druck auf die Taste Datenfreigabe in der Transaktion TXAD (Textändemngs-Modus) abgespeichert, in der Transaktion TXNU (Agenturmeldungen-Übersicht) wird jedoch über dieselbe Taste die Hilfeseite aufgerufen. In der Transaktion TXSV ist die Funktion der Datenfreigabe-Taste abhängig von der Verarbeitungsstufe, in der sich der Benutzer mit dem Text gerade befindet. Im folgenden werden die wichtigsten Funktionstasten der Transaktion TXAD erklärt: PA2 Hardcopy auf Drucker ausgeben PF1 Vorwärts blättern PF4 Aufruf ausgeschlossenes Format PF6 Arbeitsgebiet beenden PF7 Abspeichern ohne Statusänderung PF8 Aufruf Eingabeformat PF9 Blättern auf die letzte Seite PF 10 Rückwärts blättern PF11 EDIT-Funktion ausführen PF 12 Blättern auf die erste Seite DATFREIG Abspeichern des Artikels (erhält Status „K")

7.3.1.3 Menuesysteme (Systemgefuhrte Interaktionstechnik) Nachdem sich ein Redakteur im System angemeldet hat, wird auf dem Bildschirm ein Menüfenster aufgebaut, in dem eine Liste der ihm zur Verfügung stehenden Transaktionen angezeigt wird. Vorteil dieser systemgeführten Interaktionstechnik ist, daß der Redakteur die verschiedenen Kommandos vor sich auf dem Bildschirm sieht und nur noch eine der in Kurzform erklärten Funktionstasten auszuwählen braucht.

7.4

Die Transaktionen zur Textbearbeitung

a) TEXR (Texterfassung) Die Transaktion TXER stellt die Eingabemaske für die Ersterfassung eines Artikels zur Verfugung. Bereits bei der Erfassung kann der Text vollständig eingegeben werden. Durch das Drücken der Taste Datenfreigabe erhält der Artikel Status "K" für Korrekturlesen als nächsten Bearbeitungsschritt. Das Korrekturlesen kann auch umgangen werden, indem im Kommandofeld PASS eingegeben und die Taste Datraifreigabe gedrückt wird. In diesem Fall erfolgt sofort die Berechnung durch das Satzprogramm und der Artikel erhält anschließend den Status , 3 " und kann belichtet werden. Dieser Weg wird von den Redakteuren manchmal gewählt, wenn sie abends unter starkem Zeitdruck produzieren.

46 Soll der Text später eingegeben werden, kann auch nur die Eingabemaske mit den Zuordnungsdaten und den artikelbeschreibenden Angaben abgespeichert werden. Diese Möglichkeit wird genutzt, wenn der Text auf dem Blatt redigiert wird. Auf das Manuskript wird die Nummer der bereits in der Redaktion erstellten Maske geschrieben, die dann von der Texterfassung zur Texteingabe aufgerufen wird. b) TXAD (Textänderung) Ist ein Text bereits im System abgespeichert, so kann er zur weiteren Bearbeitung über die Transaktion TXAD durch Eingabe der Artikelnummer aufgerufen werden. Der Artikel steht dabei im Eingabeformat und, wenn er bereits durch das Satzprogramm gelaufen ist, auch als ausgeschlossener Text (Ausgabeformat) zur Verfugung. Im letzteren Fall wird der Text am linken Bildschirmrand angezeigt, der rechte Teil der Zeilen steht für Korrekturen zur Verfügung. Für größere Änderungen können zwei Zeilen am unteren Bildschirmabschnitt in Verbindung mit einem EDIT-Kommando (vgl. dazu Punkt 7. EDITFunktionen) eingefügt werden. Nach Abspeicherung des ausgeschlossenen Formats erfolgt eine Rückformatierung ins Eingabeformat sowie ein automatischer Satzprogramm-Durchlauf Über die Transaktion TXAD können sowohl der Text als auch alle artikelbeschreibenden Daten geändert werden. Während des Untersuchungszeitraumes wurden, trotz einiger Nachteile gegenüber der Transaktion TXSV (siehe dazu Punkt 4.3), die meisten Agentur- und Korrespondententexte über diesen Modus bearbeitet. Wird ein Text über die UmbruchTransaktion TXUM aufgerufen, springt das System zur Textbearbeitung automatisch in die Transaktion TXAD. c) TXSV (Text-Save) Einen wesentlichen Vorteil gegenüber den Transaktionen TXER und TXAD bietet die Transaktion TXSV, da nach jedem PF-Tastendruck ein geänderter Text automatisch im System abgespeichert wird. Zudem können die EDITFunktionen in dieser Transaktion bildschirmübergreifend verwendet werden. Es kann also ein Textteil von Bildschirmseite eins auf Bildschirmseite vier kopiert werden. In TXAD können Aktionen über die EDIT-Funktionen nur innerhalb einer Bildschirmseite durchgeführt werden. Über TXSVE kann ein Text eingegeben oder über TXSVA ein bereits abgespeicherter Artikel aufgerufen werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß ein in diesem Modus bearbeiteter Text auch nach automatischer Abspeicherung am Bildschirm erhalten bleibt und zur weiteren Bearbeitung zur Verfugung steht. Die Textanalyse zeigt, daß diese Transaktion von den Redakteuren vor allem zum Schreiben eigener Texte benutzt wird. Bereits im System gespeicherte Texte werden meist über TXAD aufgerufen.

47 d) TXUE (Textübersicht) Mit der Transaktion TXUE wird eine Übersicht der im System gespeicherten Artikel angezeigt. In der Auswahlmaske werden die gewünschten Kriterien angegeben, die eine individuelle Auswahl erlauben. Es bestehen die Auswahlmöglichkeiten bezüglich der Ausgabe, des Erscheinungstermins sowie des Ressorts. Der Redakteur kann sich die aufgehsteten Artikel vom System auch nach verschiedenen Kriterien sortieren lassen.

e) TXDI (Text-Detailinformation) Die Transaktion TXDI listet ausgewählte Artikel am Bildschirm auf. Die Sortierfolge ist durch den Suchbegriff bestimmt. Eine Auswahl erfolgt über die Ausgabe, den Termin und über ein Ressort. Suchbegriffe sind zum Beispiel: Ρ Alle Artikel der Ressorts, die mit Ρ beginnen POLI Alle Artikel des Ressorts POLI (Politik) POLIO 1 Alle Artikel der ersten POLI-Seite

Die gewählte Übersicht stellt maximal 18 Artikel pro Bildschirmseite dar. Sie gibt zudem Informationen über Artikelaufbau und die Höhe in Zeilen eines Textes. Die einfache Auswahl eines Artikels über eine Funktionstaste ist jedoch nicht möglich. Soll ein Artikel angezeigt werden, so muß die gewünschte Artikelnummer im Feld ARTIKEL-NR am unteren Bildschirmrand eingetragen werden. Eine weitere Funktion bietet die Transaktion TXDI bezüglich der Belichtung von Artikeln. Durch die Eingabe des Kommandos „PASS=ALL" oder PASS=Artikelnummer in der Kommandozeile werden alle oder ein gezielter Artikel mit Status „B" oder „M" in der Reihenfolge der TXDI-Übersicht einzeln belichtet.

f) TXNU (Nachrichten-Übersicht) Durch die automatische Anbindung der Nachrichtenagenturen an das Redaktionssystem der beiden Zeitungen können alle Agenturmeldungen direkt am Bildschirm bearbeitet werden. Die Auswahlmaske der Meldungsübersicht wird mit der Transaktion TXNU aufgerufen. Wurde über verschiedene Selektionskriterien, zum Beispiel Agenturname, Ressort oder Uhrzeit, eine Auswahl getroffen, so werden die jeweiligen Meldungen in einer Übersicht mit spezifischen Informationen sowie den Überschriften der Artikel dargestellt.

48 Beispiel 2: Übersichtsmaske mit Eingabe

Obersiehtmaske mit Eingabe

TXNU

NACHRICHTEN-ÜBERSICHT

S Ρ ART. -NR. VS ZEI URSP EING KORR

SEITE 025 VON 099 ZEIT: S S M

YYYY

AUSGABE: GES TERMIN: 2105

TRML: Π Τ ξ

RESSORT: GSKT

Β 5 0520W007 02 092 LS» 0817 0818 -tluseen Fingerhut Eins -Zwei Teil·Β 5 0520R078 01 029 RTZ 0817

"•Innerdeutscher Fluchtversuch bei Berlin gi scheitert—

3 3 0520W008 01 028 LSBf 0818 ++++ "Museen

Fingerhut Zwei und Schluß

Β 4 0520C033 01 051 OOP

0820

-Vertriebene / UdSSR

Β 4 05200066 Ol 067 OPA

0821

-Bundesrepublik/UdSSR: Prawda: ,, Revanchist en geben keine Ruhe.. ~ —

Β 6 0520A198 01 013 AP

0825

-Fukball/WH

USA-Sieg über Trinidad-Tobago

Aus dieser Übersicht können Artikel ausgewählt und für die eigene Produktion verwendet werden. Von der Übersicht aus können Meldungen mit der Taste PF8 ausgewählt werden. Die Texte können im TXAD-Format ediert und mit der Taste Datenfreigabe gespeichert werden. Die Artikel können von den Redakteuren aber auch nur zur Information aufgerufen und mit der Taste PF6 wieder verlassen werden. Ist eine auszuwählende Meldung im Feld KORR durch vier Sternchen gekennzeichnet, so bedeutet dies, daß es sich um einen Teil einer Gesamtmeldung handelt. Die Gesamtmeldung kann durch Positionieren des Cursors auf der Basismeldung oder von der Folgemeldung aus durch Drücken der Taste PF4 aufgerufen werden. Um das Arbeiten mit den Agenturmeldungen zu erleichtem, werden den Redakteuren zusätzlich noch die folgenden drei Transaktionen angeboten: g) TXNA (Nachrichtenändenmg) Ist die Nummer einer Agenturmeldung bekannt, so kann diese von einem Redakteur direkt über die Transaktion TXNA aufgerufen werden.

49 h) TXVM Die Transaktion TXVM dient zum Aufrufen von Agenturmeldungen, die vor der Bearbeitung am Bildschirm über TXNU (durch Markieren der Meldung über die Taste PF2) vorgemerkt wurden. i) TXBI (Blitz-Info) Ein Redakteur kann sich über das Eintreffen bestimmter Agenturmeldungen im System der Zeitung automatisch informieren lassen. Dazu gibt er über TXBI in einer Maske einige Selektionskriterien (zum Beispiel Ressort oder Priorität der Meldung) ein. Wird ein Agenturtext mit den entsprechenden Kriterien abgespeichert, wird der Redakteur über eine kurze Informationszeile am unteren Bildschirmrand darüber in Kenntnis gesetzt. j) TXDU (Text-Duplizieren) Die Transaktion TXDU dient zum Kopieren von Artikeln. Ruft man die Transaktion am Bildschirm auf, so wird eine Auswahlmaske bereitgestellt, in der die Nummer des zu duplizierenden Artikels eingegeben wird. k) TXPR (Text-Protokoll) Diese Transaktion dient zum Ausdrucken der redaktionellen Texte. In einer Maske muß von dem Redakteur die Artikelnummer und die Druckernummer eingegeben werden. Gedruckt werden die artikelbeschreibenden Daten, die Überschrift und wahlweise der Text im Eingabeformat oder im ausgeschlossenen Format. 1) PURG (Artikel löschen) Mit der Transaktion PURG können Artikel ab bestimmten Versionen gelöscht werden. So kann zum Beispiel die letzte Version eines Textes gelöscht werden, weil eine fehlerhafte Änderung vorgenommen wurde. m) TXSP (Text-Split) Die Transaktion TXSP ermöglicht ein gleichzeitiges Arbeiten mit zwei Artikeln oder Übersichten. Die verschiedenen Funktionen wie Blättern, Kopieren und Löschen von Textteilen können in beiden Artikeln unabhängig voneinander ausgeführt werden. Darüber hinaus besteht mit dieser Transaktion die Möglichkeit, Textteile eines Artikels direkt in den anderen zu übertragen. Während des Untersuchungszeitraumes wurde diese Transaktion jedoch nie benutzt. In verschiedenen Gesprächen mit Journalisten beider Zeitungen wurde deutlich, daß dieser Bearbeitungsmodus in den Redaktionen nur den „System-Insidern" bekannt ist.

n) TXFE (Textfertigstellung) Diese Transaktion wird vor allem von den Arbeitskräften in der Texterfassung benutzt. Diese tippen die auf Blatt in die Zeitung gegebenen Texte in das Re-

50 daktionssystem Wurde die Eingabemaske zuvor bereits von einem Redakteur definiert, jedoch noch kein Text eingegeben, so kann über die Transaktion TXFE die Maske über die Artikelnummer aufgerufen werden. Es können jedoch nur die Überschrift und Text eingegeben werden. Die spezifischen Daten des Artikels - ob es zum Beispiel ein Aufmacher oder eine Meldung wird, oder über wie viele Spalten der Text laufen soll - sind bei TXFE gesperrt und können nicht modifiziert werden. Wird ein Artikel mit der Transaktion TXFE abgespeichert, so muß sich der Fertigsteller mit einem Kürzel am Ende des eingegebenen Textes identifizieren.

ο) TXKO (Korrektur) Dies ist die Transaktion der Korrektur. TXKO läßt keine Änderungen der Zuordnungsbegriffe sowie der artikelbeschreibenden Daten zu. Zum Abspeichern muß am Ende des Textes das Zeichen „K=" und das Namenszeichen des Korrektors eingegeben werden.

7.5

Die Umbruch-Transaktion TXUM

Wie oben bei der Beschreibung der Text-Eingabemaske bereits beschrieben, haben die Redakteure bei beiden Stuttgarter Zeitungen die Möglichkeit, einen Artikel am Bildschirm durch das Definieren eines X- und eines Y-Wertes bereits im Rahmen der Textbearbeitung direkt in die Zeitungsseite zu piazieren. Soll zum Beispiel ein Text in die zweite Spalte in Zeile 100 der Seite gestellt werden, gibt der Redakteur in der Text-Eingabemaske für die X-Koordinate (Spalte) den Wert 2 ein und in dem Feld für die Y-Koordinate (Zeile) den Wert 100. Über die Transaktion TXUM kann der Seitenumbruch direkt manipuliert werden. Das heißt, daß am Terminal in der Redaktion ein Artikel durch das Ändern der Einträge in den beiden Koordinaten-Feldern von einer zuvor definierten Stelle an eine andere auf der Seite verschoben werden kann. Dafür stehen zwei Bildschirmmasken, eine tabellarische und eine graphische Darstellung, zur Verfügung.

51

a) Tabellarische Darstellung Beispiel 3: Übersichtsmaske mit tabellarischer Darstellung

Ubersichtsmaske

TXUN XXX s ARTIKELNUnHER Β as 0524807800 a 85 0524806800 8 85 0524656900 8 85 0524795000 Β 85 0527455000 8 85 0524681400 8 85 0524807400

G VS 07 06 06 08 05 04 03

2805 FIFU01 SUCHBEGR TYP SPEZ X -Y- SCHEHA ANK LIEB 100 ANKU 1 000 1 AMC JUNG 100 ANKU 1 024 1 KABEL0IE 103 KABL 1 043 1 8ULGARIE 200 BILN 2 000 1 KRITKEL 200 KRIT 2 049 2 DIENSTAG 201 FEPO 4 000 2 HÖRFUNK 100 NEU) 4 058 2

i i 10 : 43 BS 71 28. 05.85 UE VOR TEXT S-H ZEIT Τ 6 18 0 0951 0 6 13 0 1534 0 5 0 28 0 1710 31 11 00 0 1959 Τ 27 0 2001 8 0> 0 0> 58 58 1245 4 0> 18 0 1731

GSZ. 800 POS. 800 SOLL 800/S-160 0. 000

Die tabellarische Darstellung wird von den Redakteuren durch Eingabe der Transaktion TXUM und Drücken der Taste PF 10 aufgerufen. Es werden sämtliche unter dieser Ressortseite gespeicherten Artikel mit spezifischen Informationen aufgelistet. Das Schema, die X- und Y-Koordinaten, sowie die Sollhöhe aller bereits vom Satzprogramm berechneten Artikel sind ohne Neuberechnung änderbar. Aufgerufen werden können Artikel direkt durch CursorPositionierung und Drücken der Taste PF8 im Eingabeformat, und durch Drükken der Taste PF4 im ausgeschlossenen Format. Am unteren Bildschirmrand einer Seite wird der Füllungsgrad einer Seite angezeigt. Diese Daten beziehen sich auf die tatsächliche nutzbare Fläche der Seite. Um die Arbeit zu erleichtem sind auch variable Eingaben möglich. So kann ein Artikel über die Eingabe des Wertes „4" für die X-Koordinate und „+1" fur die Y-Koordinate als zweiter Text von oben in der vierten Spalte piaziert werden. Die Texte selbst können direkt aus der Tabelle heraus über Funktionstasten im Eingabeformat und im ausgeschlossenen Format aufgerufen werden.

52

b) Graphische Darstellung Beispiel 4: Layoutmaske

Die graphische Darstellung einer Seite wird durch die Eingabe von TXUM und das Drücken der Taste Datenfreigabe aufgerufen. Berücksichtigt werden in diesem Fall nur Artikel, die Status „B" (berechnet) oder „M" (belichtet) ausweisen und über Einträge in den Feldern der X- und Y-Koordinaten bereits auf der Seite positioniert sind. Die einzelnen Artikel werden durch ihre Artikelnummer und durch den Suchbegriff identifiziert. Die X- und Y-Koordinaten der Artikel können direkt verändert werden. Soll im Text etwas geändert werden, können die Artikel über Funktionstasten in beiden Ausgabeformaten direkt aus der graphischen Darstellung aufgerufen werden. Überschneiden sich zwei Artikel, so wird die Unterkante des weiter oben positionierten Textes hell dargestellt und die Anzahl der überlappenden Zeilen als positiver Wert angezeigt.

7.6

Text-Manipulation

Zur Textbearbeitung stehen den Redakteuren in den einzelnen Transaktionen verschiedene Befehle zur Verfügung, von denen im folgenden die Wichtigsten kurz erläutert werden:

53 a) COPY/COPÜ Über diesen Befehl kann ein Redakteur zwei verschiedene Artikel miteinander verknüpfen. Die Eingabe COPY zusammen mit der Artikelnummer des gewünschten Artikels im Kommandofeld der Textmaske, bewirkt das Kopieren an das Ende des gerade in Bearbeitung befindlichen Artikels. Bei COPÜ wird zusätzlich die Überschrift kopiert. Eine eventuell bestehende Überschrift wird überschrieben. b) FIND Mit dem Kommando FIND können bei der Textbearbeitung in den Transaktionen TXAD und TXSV Worte oder Wortsegmente gesucht werden. Die Eingabe erfolgt im Kommandofeld der Texteingabemaske. Durch Drucken der Taste Datenfreigabe wird der Suchvorgang gestartet. Hat der Computer den gewünschten Begriff gefunden, so springt der Cursor automatisch auf die jeweilige Seite im Text und dort auf den Wortanfang. Durch nochmaliges Drücken der Taste Datenfreigabe wird der Suchvorgang erneut gestartet, ausgehend von der Position des Cursors. Zum Weiterarbeiten ohne FIND muß der Befehl im Kommandofeld gelöscht werden. c) PAGE Durch Eingabe des Kommandos „PAGE=" und einer Seitenzahl kann in den Transaktionen TXAD, TXSV und TXKO auf eine bestimmte Seite gesprungen werden. Der Befehl wird im Kommandofeld eingegeben. d) PASS Das PASS-Kommando wird ebenfalls im Kommandofeld eingegeben. Durch Drücken der Taste Datenfreigabe wird der Artikel abgespeichert und vom Satzprogramm die Höhenberechnung vorgenommen. Wird zusätzlich zum PASSKommando im Feld „P" das „N" mit einem ,J" übertippt, so wird der Artikel zusätzlich belichtet.

7.7

EDIT-Funktionen

Die EDIT-Funktionen stehen den Redakteuren für die Transaktionen TXER, TXAD und TXSV zur Verfugung. Der Vorteil von TXSV besteht darin, daß die Befehle in diesem Modus bildschirmübergreifend verwendet werden können (vgl. dazu auch Punkt 7.6 in diesem Kapitel). Es gibt folgende Möglichkeiten: a) Anforderung einer neuen Bildschirmseite Will ein Redakteur auf einer bereits vollgeschriebenen Bildschirmseite noch Text ergänzen, kann er die Zeilen nicht einfach an der gewünschten Stelle einfügen, sondern muß vom System eine zusätzliche Seite anfordern. Dazu gibt er das Zeichen „+A" am Textende oder an der Stelle ein, an der der Text eingefügt

54 werden soll und drückt die Taste PF11. Weitere Seiten erhält er durch das Drücken der Taste PF1. b) Löschen von Textteilen Durch die Eingabe der Zeichen „+D" am Beginn und am Ende eines Textteiles und das Drücken der Taste PF 11 kann diese Stelle gelöscht werden. Nachteil dieser Funktion ist (dies gilt nicht iiir die Transaktion TXSV), daß das Löschen eines Textteils nur innerhalb einer Bildschirmseite möglich ist. Läuft ein Satz also auf der nächsten Seite weiter, muß die Aktion zwei Mal ausgeführt werden. c) Verschieben von Textteilen Soll ein Textteil innerhalb eines Textes verschoben werden, muß der Redakteur am Beginn und am Ende des zu verschiebenden Teiles jeweils das Zeichen „+M" eingeben. Die Stelle, wo der Text eingefügt werden soll, wird mit „++" markiert. Gestartet wird der Vorgang mit der Taste PF11. d) Speichern und Einfügen von Textteilen Will ein Redakteur ein Textteil von einem Text in einen anderen verschieben, geht er folgendermaßen vor. Er ruft den ersten Text auf und gibt am Beginn und am Ende des zu speichernden Textteiles das Zeichen „+W" ein. Dann tippt er in das Kommandofeld der Texteingabemaske das Kommando „TXID=" zusammen mit einem beliebigen Schüsselwort. Durch das Drücken der Taste PF11 wird der Text unter dem Schlüsselwort abgespeichert. Danach ruft er den zweiten Text auf und gibt an der gewünschten Stelle zuerst das Zeichen „+R" ein. Danach schreibt der Redakteur in die Kommandozeile der Texteingabemaske das Kommando „TXID=", zusammen mit dem vorher definierten Schlüsselwort, und drückt zum Starten des Einfügevorgangs die Funktionstaste PF11.

7.8

Textschematisierung

7.8.1 Gliederung der Artikel Ein Artikel kann aus maximal sechs Elementen bestehen: Dachzeile-TitelzeileUnterzeile-Autorenzeile-Vorspann-Text. Bei der Eingabe am Bildschirm wird jedes Element mit dem Zeichen „ Λ „ (Trenncode) beendet. Das Ende des Artikels wird zusätzlich nach dem sechsten (letzten) Trenncode mit „_E" gekennzeichnet.

Beispiel 5: Gliederung eines Artikels

Dachzeile

Ein W i s s e n s c h a f t l e r erklärt 2 u m Auftakt a e r ..Pro Sanita:" ~~

Titelzeile

„Richtige Ernährung" ist ein Problem der Satten"

Unterzelle

S o z i a l m m i s t e n n : Kein S c h a d s t o f f r r s i k o in L e b e n s m i t t e l n . — ·

Autorenzeile Vorspann

Text

Von unserem fteoalctionimitgiied Α*·ι Wort —'

In A n w e s e n h e i t von S o z i a l m i n s t e r i n B a r b a r a S c h a f e r wurde am S a m s t a g die „ P r o S a n i t a " auf d e m K l l l e s b e r g eröffnet. Parallel zu dieser zweiten S c h a u rund um die G e s u n d h e i t findet die vom B u n d für U m w e l t und Naturschutz (Bund) veranstaltete „ ö k o ' 8 5 " statt, die bisher in Freiburg z u h a u s e war. Wie s c h o n vor z w e i J a h r e n , gibt e s a u c h d i e s m a l wieder eine Naturwerk· statt, die bei der Halle 7 im Freien a u f g e o a u t ist und viel B e s u c h e r a n z i e h t - < Der A u f t a k t zur Ausstellung w a r von e i n e m kleinen Mißklang begleitet. Für „Pro Sanita" wie f ü r die „Oko" gab es g e t r e n n t e Eröffnungsveranstaltungen - u n d die f a n d e n genau zur gleichen Zeit statt. W ä h r e n d .-nan beim Bund diese T e r m i n ü b e r s c h n e i dung von d e r die Umwelts c h ü t z e r n a c h e i g e n e n Angaben erst vor w e n i g e n Tagen e r f a h r e n h a b e n . b e dauerte, b e z e i c h n e t e ein M e s s e s p r e c h e r diesen offenkundigen Regiefehler als gewollt. Man h a b e d e n Bund schon seit l a n g e m ü b e r die Zeitgieichheit unterrichtet. doch die V e r a n s t a l t e r der „Oko" h a t t e n u n t e r Hinweis auf ihre B e s u c h e r

auf d i e s e m T e r m i n beh a r r t . So blieben d e n n die Naturschutzer fürs erste u n t e r sich, w a h r e n d im K o n g r e ß g e b ä u d e die G a ste der „Pro S a n i t a " u n d die T e i l n e h m e r d e r insgesamt drei medizinischen Kongresse begrüßt wurden. Sozialministerin Barbara S c h a f e r ging in i h r e r A n s p r a c n e auf die V e n r n t w o i r u n g ;edes e i n z e l n e n f ü r seine G e s u n d h e i t ein. Zum vernünftigen Leb e n s s u l g e h ö r t n a c h Ans i c h t a e r Ministerin auch e i n e sinnvolle E r n ä h r u n g , e i n Ziel, von d e m h e u t e die B e v ö l k e r u n g p r a k t i s c h ailer industrialisierter L a n d e r w e i t e n t f e r n t sei. Allein in Deutscniand

s t i r b t j e d e r zweite an einer ernahrungsabhangigen K r a n k h e i t . Freilich v e r w a h r t e sich F r a u S c h ä f e r gegen die n a c h i h r e r A u f f a s s u n g m der Ö f f e n t lichkeit v o r n e r r s c n e n d e n A u f f a s s u n g des Scnads t o r f n s i k o s in Lebensrnitteln. Die v o r h e r r s c h e n d e n Ä n g s t e seien „völlig u n a n g e m e s s e n " und s t u n d e n in k e i n e m Verhältnis zum tatsachlich vorhandenen Risiko und den .Atel a k u t e r e n " h v g i e n i s c n e n Risiken. Mystische .Argumente. G l a u b e n auf a e r e i n e n . W i s s e n s c h a f t auf der a n d e r e n Seite der Betracnt u n g e n über die E r n ä h rung, w a r e n a e r Inhalt des Festvortrags. Professor

H a n s S c h a f e r aus H e i d e l berg verwies dabei auf den geringen Einfluß. d e n die „Verwissenscnaftbchung der Welt" auf die Ernährung habe und wenn, d a n n meist n u r . w e n n gewisse Dinge m Mode k ä m e n . G r u n d s ä t z lich lasse sich aber f e s t stellen. d a ß die D i s k u s s i o n u m die ..richuge E r n ä h rung" einzig u n d allem e i n Proaukt unserer Uberflußeesellschaft sei. Den s o g e n a n n t e n E 3 r i tualisier! e m p f a h l P r o f e s sor S c h ä f e r , sich die g r o ß e Vielfalt n a u o n a l e r E r n a h r u n g s f o r m e n in ailer Welt zu b e t r a c h t e n , m e h r n o c h aber die T a t s a c h e , w i e gering d e r e n E i n f l u ß auf G e sundheit und Lebenserw a r t u n g sei. -Am e r s t e n Wochenende kamen allem auf die „Pro S a n i t a " 20 000 Besucner. H e u t e s t e h t die Ausstellung vor allem im Zeichen des H e i l b ä d e r t a g s und des N ' i c h t r a u c h e r i o r u m s f ü r Schüler.— Ε

Bei jedem Artikel müssen genau sechs Trenncodes eingegeben werden, auch wenn nicht alle Artikelelemente vorhanden sind. Besteht ein Artikel, wie im folgenden Beispiel 6, nur aus Titel und Text, wird ein Trenncode fur die Dachzeile eingegeben, danach die Titelzeile und der dazugehörende Trenncode und dann noch drei Trenncodes für die fehlenden Artikelelemente Unterzeile, Autorenzeile und Vorspann. Sind bei der Bearbeitung des Textes zu viele oder zu wenige Trenncodes eingegeben worden, verweigert der Computer die Zeilenberechnung des Artikels und der Redakteur wird durch den Hinweis „Zu wenige/zu viele Trenncodes" in einer Kommentarzeile am unteren Bildschirmrand auf den Fehler aufmerksam gemacht.

56

Beispiel 6: Gliederung eines Artikels

Titelzeile(n)

""„Pro Sanita"

eröffnen-'-^ Text

In Anwesenheit von Sozialminsterin Barbara Schäfer wurde am .Saτη «frag die „Pro Sanita" auf dem Killesberg eröffnet. Parallel zu dieser zweiten Schau rund um die Gesundheit findet die vom Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) veranstaltete „öko "85" statt, die bisher in Freiburg zuhause war. Wie schon vor zwei Jahren, gibt es auch diesmal wieder eine Naturwerkstatt. die bei der Halle 7 im Freien aufgebaut ist und viel Besucher anzieht.-' Ε

7.8.2 Typographische Bedingungen Wie ein Text ausgezeichnet wird, legt der bearbeitende Redakteur in der Regel nicht ad hoc fest. Um den redaktionellen Arbeitsablauf zu vereinfachen und auch das Erscheinungsbild der Zeitung zu vereinheitlichen, sind alle typographischen Bedingungen für die unterschiedlichsten Artikel in Systemtabellen festgelegt und werden durch die Eingabe in den Feldern RESSORT - SPEZIFIKATION - TYP automatisch eingestellt. Dazu gehören: - Satzbreite - Schriftart und -große fur alle Artikelelemente - Zentrierung der Überschriftenelemente - Linienstärke für Dachzeilenunterstreichung - Raumverteilung innerhalb Überschrift - Zugehörigkeit der Autorenzefle - Blockzahl für „gebrochenen" Vorspann - Spaltenzwischenschlag In den Systemtabellen ist auch festgelegt, welche Artikelelemente bei welchen Spezifikationen mit welchem Typ verwendet werden können. So zum Beispiel, daß bei einem Leitartikel eines bestimmten Typs immer nur Titel, Autor und Text vorhanden sein dürfen. Dadurch werden automatische Prüfungen fur die

57 Eingabe ermöglicht und größere Sicherheit für das richtige Druckbild der Artikel gegeben. a) Spezifikation (SPEZ) Die Spezifikationen werden von der Redaktion festgelegt. Es sind vierstellige alphanumerische Namen oder Abkürzungen, die die Artikelart beschreiben. z.B.: A U F M für Aufmacher M E L D für Meldung usw. b) Spaltenbreite der Überschrift ( T Y P ) Durch den dreistelligen numerischen TYP-Schlüssel wird bestimmt, in welchen Spaltenbreiten die verschiedenen Artikelelemente gesetzt werden sollen. Die erste Stelle bestimmt die Breite der Überschriftenelemente: Dachzeile - Titel Unterzeile - (Autor). Die zweite Stelle bestimmt die Gesamtbreite des Vorspanns. Die dritte Stelle ist für die Angabe eines Randkennzeichens vorgesehen, wenn der Artikel zum Beispiel in einen Kasten gesetzt werden soll. Beispiel 7 : Artikel vom T Y P 430 Überschrift 4 Spalten, Vorspann 3 Spalten, keine Artikelumrandung 0

Ein W i s s e n s c h a f t l e r e r k l a n z u m A u f l a t q Oer .Pro S a n i t a " —

„ R i c h t i g e Ernährung" ist ein Problem der S a t t e n -

Fescvoru-a«s. Professcr H a n s Schaler aus Heidel-

Ά Ε

die „VerwissenschafthSozialministerin: K e i n S c h a d s t o f f r i s i k o in L e b e n s r n i t t e l n . - · chung der W e i t " auf die Ernährung habe unc von unnr»m B«e»m.on»rrmqi«a Anw wofl —* w e n n , dann meist nur. w e n n gewisse Dinge ir. In A n w e s e n h e i t von Sozlalmlnisterln s t a t t d i e bisher In Freiburg z u h a u s e aller industrialisierter M o d e kamen. G r u n d s a u Barbara S c h ä f e r w u r d e am S a m s t a g w a r . W i e s c h o n v o r z w e i Jahren, gibt Länder w e i t entfernt sei. lieh lasse sich aber festd l e ..Pro S a n i t a " auf d e m K l l l e s b e r g e s auch d i e s m a l w i e o e r e i n e Natur- A l l e m in Deutschland steilen, daß die Diskussion e r ö f f n e t Parallel zu d i e s e r z w e i t e n Werkstatt, die bei der Halle 7 Im i S ' L ^ ! « ^ T ^ L ^ f ^ l ^ Y ' : S c h a u rund um die G e s u n d h e i t f i n d e t F r e . e n a u f g e b a u t Ist und v.el B e s u Ä S Ä ^ K Ä d i e v o m Bund fur U m w e l t und Natur- e h e r a n z i e h t . - » v e r w a h r t e sich Frau Scha- Qußgesellschaft sei. s c h ü t z ( B u n d ) v e r a n s t a l t e t e „ ö k o "85" .'er gegen die nach ihrer Den sogenannten EßnDer A u f t a k t zur Ausstellung w a r von einem kleinen MiOklang begleitet, Für ..Pro Sanita" wie f ü r d i e „ O k o " gab es getrennte Eröffnungsveransialtungen - und die fanden genau zur gleichen Zeit statt, W ä h r e n d man beim Bund diese Terminuberschneidung von der die UmweltSchützer nach eigenen A n gaben erst vor wenigen T a g e n e r f a h r e n haben.bedauerte. bezeicnnete ein

Messesprecher diesen o f fenkundigen Regiefehier als gewollt. Man habe d e n Bund schon seit l a n g e m über die Zeitgleichheit untemch-.et. doch die Veranstalter der ..Oko" hatten unter Hinweis auf ihre Besucher auf diesem T e r m i n beharrt. So büeben denn die N'arurschütter fürs erste unter sich, w ä h r e n d im Kongrellgebäude die G ä ste der „ P r o Sanita" und

die Teilnehmer der insgesamt drei medizinischen K o n g r e s s e begrüßt wurden. Sozialministerm Barbara Schäfer ging ;n ihrer Ansprache auf die Verantwortung jedes einzelnen für seine Gesundheit ein. Zum vernünftigen Lebenssni genort nach Ansieht d e r Ministenn auch e i n e sinnvolle Ernährung, ein Ziel, von a e m heute die Bevölkerung prakusch

Aufiassung in der O f f e n t lichkeit vorherrsenenden Auffassung des Schads t o f f n s i k o s in L e b e n s m i t teln. Die vorherrschenden Ängste seien „völlig unangemessen" und stunden in keinem Verhältnis zum tatsächlich vorhandenen Risiko. Mvsusche Argumente, Glauben auf der einen. Wissenscnait auf der anderen S e i t e der Betracntungen über die Ernahrung, w a r e n der Inhalt des

tualisten e m p f a h l P r o f e « sor S c h a f e r . sich die groöe V i e l f a l t nauonaier Ernahr u n g s f o r m e n in aller Welt zu betrachten, mehr noch aoer die Tatsache, wie gering deren Einflufl auf G e sundheit uno Lebenserw a r n i n g sei. A m e r s t e r W o c h e n e n d e Kamen alieir. auf die ..Pro S a n i t a ' 20 00·. Besucher. H e u t e steht di* Aussteilung vor allem irr Zeichen des H e i i b a d e r t a g » und des N'icr.traucnertorums f ü r Scnuier. — Ε

Das Beispiel verdeutlicht, daß die Angaben im T Y P sich nur auf die Überschrift und den Vorspann beziehen. Die Anzahl der Textspalten wird im SCHEMA festgelegt.

58 c) Umbruchschema (SCHEMA) Im SCHEMA wird angegeben, in wie vielen Text spalten der Text eines Artikels umbrochen werden soIL Das Umbruchschema des Textes kann kleiner, gleich oder größer als die Überschrift (TYP) sein. Die Angabe „1" als Schema bedeutet, daß der Text nicht umbrochen, sondern in einer Spalte als „Fahne" gesetzt wird. Beispiel 8: Artikel vom TYP 200, SCHEMA 3

Richtige Ernährung" ein Problem der Satten Kein Schadstoffrisiko in Lebensmitteln

Der Auftakt zur Ausstellung war von einem kleinen Μ iß klang begleitet. Für »Pro Sanita" wie für die „öko" gab es getrennte Eröffnungsveranstaltungen - und die fanden genau zur gleichen Zeit s t a t t Während man beim Bund diese Terminüberschneidung von der die Umweltschützer nach eigenen Angaben erst vor wenigen Tagen erfahren haben, bedauerte, bezeichnete ein Messesprecher diesen offenkundigen Regiefehler als gewollt. Man habe den Bund schon seit langem über die Zeitgleichheit unterrichtet, doch die Veranstalter

7.9

der „Oko" hätten unter Hinweis auf ihre Besucher auf diesem Termin beharrt. So blieben denn die Naturschützer fürs erste unter sich, während im Kongreßgebäude die Gäste der „Pro Sanita" und die Teilnehmer der insgesamt drei medizinischen Kongresse begrüßt wurden. Sozialministerin Barbara Schäfer ging in ihrer Ansprache auf die Verantwortung jedes einzelnen für seine Gesundheit ein. Zum vernünftigen Lebensstil gehört nach Ansicht der Ministerin auch eine sinnvolle Ernährung, ein Ziel, von dem heute

die Bevölkerung praktisch aller industrialisierter Länder weit entfernt sei. Allein in Deutschland stirbt jeder zweite an einer ernährungsabhängigen Krankheit. Freilich verwahrte sich Frau Schäfer gegen die nach ihrer Auffassung in der Öffentlichkeit vorherrschenden Auffassung des Schadstoffrisikos in Lebensmitteln. Die vorherrschenden Ängste seien „völlig unangemessen" und stünden in keinem Verhältnis zum tatsächlich vorhandenen Risiko und den „viel akuteren" hygienischen Risiken. Mystische Argumente, Glauben auf der einen. Wissenschaft auf der anderen Seite der Betrachtungen über die Ernährung, waren der Inhalt des Festvortrags. eb

Bildfreiräume

Diese Befehle ermöglichen das Einsteuem von Bildfreiräumen mit oder ohne Bildtext an verschiedenen Positionen und in beliebiger Spaltenbreite im Text und vor dem Artikel. Die Eingabe für das nächste Beispiel muß folgendermaßen aussehen:

59 ... sind Freunde Gorbatschows. Die Führung wird nicht ohne Widerstand aufgeben und den Platz räumen für Jüngere, die wissen wie es um die DDR bestellt ist. A Ε

Beispiel 9: Bildfreiraum Die Rasterfläche symbolisiert das Bild in Höhe von 16 Zeilen. Da für die Schrift des Bildtextes keine Angaben gemacht sind, wird die Standard-Bildunterschrift verwendet. Die notwendigen Abstände von Bildtext und Bild werden automatisch eingesteuert. FO = Freiraum oben im Text 16 = Bildhöhe 16 Zeilen 34 = Freiraum in den Spalten 3 und 4

E r i c h H o n e c k e r s T a g t s i n d gezählt, Nicht ein einziges Mai b a t Michail Gorbatschow d e s N a m e n d e s bisher allgewaltig e n S E D - G e n e r a l s e k r e t ä r s bei s e i n e m B e s u c h in Ost-Berlin öffentlich in d e n Mund gen o m m e n . U n d niemals zuvor in d e n 30 J a h r e n s e i t d e m 17. J u n i 1953 s i n d so viele Bürger d e r D D R auf die S t r a ß e gegang e n . u m f ü r eine a n d e r e DDR zu d e m o n s t t i e r e n . Sie h a b e n sich g t n u t nach Freiheit zu m i e n , obwohl sie die Brutalit ä t d e r S t a a t s m a c h t der DDR k a n n t e n . D e r Mut d e r Bürger d e r D D R 1st b e w u n d e r u n g s w ü r d i g . E s ist der M u t der a u s d e r Verzweiflung, a u s d e r o h n m ä c h t i g e n W u t e r w i c h s t . Was h a t die S t a a t s m a c h t nicht alles getan, u m den Widerstand ihr e r e i g e n e n Bürger h e r a u s z u f o r d e r n ! Die Grenze z u r C S S R ist a b g e r i e g e l t Besucher aus W e s t - B e r l i n w u r d e n zurückges c h i c k t Die alten M i n n e r des Politbüros verbreiten ihr h o h les. v o n Selbstgerechtigkeit ttiefendes P a t h o s unerbittlich ü b e r d a s Land. Die A u f m ä r sche d e s Militärs, der Freien D e u t s c h e n Jugend, die Drt^ Hungen d e r Betriebskampfg r u p p e n konnten n u r einen

Sinn h a b e n - die B ü r g e r der DDR e i n z u s c h ü c h t e r n . Es h a t a b e r nichts g e n u e t Nicht e i n e n Z e n t i m e t e r ist Erich H o n e c k e r bei s e i n e r g r o t e s k e n J u b e l f e i e r auf die Bürger seines L a n d e s zugegangen. K e i n e s d e r vielen, gewaltigen P r o b l e m e d e r D D R l i ß t sich auf D a u e r m i t Verh a f t u n g e n . mit Abriegelung, mit b r u t a l e m Polizeieinsatz, mit der V e r d r ä n g u n g d e r R e a lität l ö s e n . Gorbatschow. Ho£fo u n g s t r ä g e r d e r D e u t s c h e n in Ost u n d W e s t h a t d e r S E D F ü h r u n g eindringlich g e s a g t wie w i c h t i g es i s t die B e d ü r f nisse d e r G e s e l l s c h a f t z u erk e n n e n u n d zu lösen. J a . er h a t die a l t e n M i n n e r g e w a r s t wer zu s p ä t k o m m e , d e n bestrafe d a s LebetL N e u n J a h r e h a b e n die Polen f ü r i h r e F r e i h e i t g e k ä m p f t In U n g a r n lösen die r e g i e r e n d e n K o m m u n i s t e n i h r e P a r t e i auf und g r ü n d e n eine n e u e sozialistische. Die trotzige D e f e n s i v h a l t u n g d e s P o l i t b ü r o s der SED l i ß t sich a n g e s i c h t s des Drucks a u s d e m e i g e n e n L a n d und d e r A n z i e h u n g s k r a f t der Bundesrepublik nicht mehr lange d u r c h h a l t e n . Vergeblich war b i s h e r der V e r s u c h Ost-

Tfie Führung wird nicht ohne Widerstand aufgeben und den Pia; räumen für Jüngere, die wissen wie es um die ODA bestem ist. Berlins, alle E n t t ä u s c h t e n in die Bundesrepublik s e h e n zu lassen. Man w a r j a großzügig in der A u s r e i s e p n u o s . m a n wollte die U n z u f r i e d e n e n w e g haben. Vergeblich w a r a u c h die H o f f n u n g auf d a s Scheitern Gorbatschows. Man h a t t e ü b e r s e h e n , wie s t a r k sieh d e r sowjetische P r ä s i d e n t abgesichert h a t t e . Und j e s t was wird, w a s k a n n geschehen? Das Politbüro wird sich n i c h t selbst auflösen, der n ä c h s t e Partei-

tag. euf d e n die R e f o r m e r der SED gesetzt h a b e n . S a c erst im nächsten M a i s a t t . 1: November tagt a b e r das Zentralkomitee. spätestens d a i . wird sich zeigeo. ob die K a c folge Honeekers auf s e i n t Kronprinz Egon K r e s z r u l ä oder auf d i e R e f o r m e r H a ; Modrow u n d .„MIschl" Wc Krenz ist Stalinist Schule. d e r D r e s d n e r P a r w chef Modrow und der e h e = . lige G e h e i m d i e n s t c h e i W : sind F r e u n d e G o r b a t s c h o w s

60

8.

Organisationsformen in den Ressorts

8.1

Eine neue Organisation durch neue Aufgaben

Die Einführung von computergesteuerten Redaktionssystemen bei Tageszeitungen zieht in der Regel eine Neuorganisation des redaktionellen Arbeitsablaufes nach sich. Denn das neue Arbeitsmittel allein bedeutet nicht zwangsläufig eine verbesserte Qualität der journalistischen Arbeit. Untersuchungen zeigen, daß die unterschiedlichen positiven oder negativen Erfahrungen der Journalisten mit elektronischen Redaktionssystemen oft nicht auf der Qualität der angeschafften Geräte oder der Routine der Bediener beruhen, sondern das Ergebnis unterschiedlicher Organisationsformen in den Ressorts sind. (Weischenberg, 1985, S. 69) Ziel der Planer ist es in der Regel, den Weg der Texte vom ersten Aufrufen bis zum Belichten der gesamten Zeitungsseite für alle Ressorts zu standardisieren. Doch lassen die Computersysteme selbst, die personelle Besetzung der Redaktionen oder zum Beispiel tarifvertragliche Vereinbarungen nicht zu, den Arbeitsablauf überall auf die gleiche Weise zu regeln. Dadurch daß durch die Redaktionssysteme viele Tätigkeiten aus der Satzherstellung in die Redaktion verlagert werden können, sind vor allem durch den erweiterten Aufgabenbereich der schreibenden Journalisten beim Seitenlayout verschiedene Formen der Kooperation entstanden. Im folgenden sollen drei grundsätzliche redaktionelle Organisationsformen unterschieden werden. 8.1.1 Der Universalist Nicht selten ist die Erweiterung der individuellen Arbeitsweise um die instrumentell-technischen Arbeiten zu finden. Das heißt, daß ein Redakteur die gesamte Verantwortung für eine oder mehrere Seiten trägt. Zu seinem Aufgabenbereich gehört also nicht nur das Schreiben und Redigieren der Texte, er muß auch die notwendigen technischen Befehle beherrschen, um die fertigen Artikel am Bildschirm in die Seite zu setzen. Diese „Universalisten" sind häufig in kleineren (Außen-) Redaktionen von Zeitungen zu finden, wo auf den Einsatz eines Technikers vor allem aus wirtschaftlichen Gründen verzichtet wird.

8.1.2 Der Spezialist Die zweite Ausprägungsform, die Zuweisung der Layoutaufgaben an einen „Spezialisten", wird vor allem in größeren Redaktionen praktiziert. Diese

61 Producer oder Blattmacher sind in der Regel für das Layout einer Teilausgabe der Zeitung, zum Beispiel Lokales, verantwortlich. Sie erstellen das Layout am Bildschirm, geben den schreibenden Redakteuren die Zeilenzahlen der Texte vor, die von ihnen dann in die Seite gesetzt werden. Wenn nötig kürzen oder verlängern sie die Texte und passen die Überschriften genau ein. Sie haben also auch Einfluß auf den Inhalt eines Artikels. 8.1.3 Das „rollierende Verfahren" Drittens gibt es ein „rollierendes Verfahren" bei der Bewältigung der instrumentell-technischen Aufgaben. Hier gibt es zwei Ausprägungsformen. Zum einen übernimmt kein Redakteur eine permanent feste Verantwortlichkeit fur das Layout der Seiten. Die Aufgaben des Blattmachers werden zum Beispiel im Wochenrhythmus von Redakteur zu Redakteur übergeben. Die inzwischen etabliertere Form ist jedoch, mit einem festen Blattmachem zu arbeiten und diesem jeweils im Wechsel einen Redakteur als „Nebenblattmacher" an die Seite zu stellen. Bei dieser Koordinationsform sind die Bereiche des Blattmachens und der technischen Umsetzung des Layouts am Bildschirm ursprünglich streng voneinander getrennt. Das heißt, es werden eigens Techniker eingesetzt, die die auf dem Seitenspiegel vorgegebenen Ideen des layoutenden Redakteurs am Computer realisieren und auch die Texte in die Seiten setzen. Dieses Bild des Blattmachers ohne technische Verantwortung verschwimmt jedoch zusehends, da die für das Layout zuständigen Redakteure immer häufiger die verschiedenen Artikel selbst am Umbruchbildschirm in die Seite piazieren.

8.2

Der Arbeitsablauf bei der Stuttgarter Zeitung

Nach der Einführung des computergesteuerten Redaktionssystems bei der Stuttgarter Zeitung wurde, im Gegensatz zu der Entscheidung bei den Stuttgarter Nachrichten, in den meisten der Ressorts versucht, den gewohnten täglichen Arbeitsablauf so weit wie möglich beizubehalten. Die Redakteure haben die Möglichkeit, die Artikel wie früher auf dem Blatt zu redigieren und die überarbeiteten Manuskripte in die Texterfassung zu geben. Eine Bearbeitung des Textes durch den Redakteur am Bildschirm ist also nicht notwendig. Besonderes Augenmerk wurde bei der Einführung des Systems darauf gelegt, daß die Redakteure keine technischen Arbeiten übernehmen müssen. So hat sich durchgesetzt, daß alle Manipulationen am Text und das Übertragen des auf dem Blatt gezeichneten Spiegels in den Satzrechner von Technikern übernommen werden. In der Regel wird dieser Teil der Arbeit nachmittags in den Ressorts unter Anleitung des „blattmachenden Redakteurs" erledigt. Im Laufe der Zeit haben sich jedoch in jedem Ressort der Zeitung bei der Bearbeitung der Texte und des Layouts eigene Arbeitsweisen herausgebildet. Entscheidende Fragen bei

62 einer Beschreibung des redaktionellen Arbeitsablaufes sind schließlich, wie viele Arbeitsschritte die Redakteure überhaupt am Bildschirm durchführen und wie viele davon ursprünglich von Technikern gemacht werden sollten. Die Beschreibung des Arbeitsablaufes bereitet insofern Schwierigkeiten, da, wie die Vorfeldinterviews, verschiedene Gespräche mit den Redakteuren und die Textanalyse ergeben haben, bei der Art der Bearbeitung eines Textes die persönlichen Präferenzen eines Redakteurs eine entscheidende Rolle spielen. Ob er also zum Beispiel einen Text lieber am Bildschirm oder auf dem Blatt redigiert, oder ob er die Layoutarbeit auch am Bildschirm gerne selbst in die Hand nimmt und unter Umständen sogar die Texte am System selbst in die Seite setzt. Dennoch sind grundsätzliche ressortübergreifende Arbeitsabläufe zu erkennen. Die meisten Texte, die ausschließlich am Bildschirm bearbeitet werden, durchlaufen im Normalfall mindestens drei Stationen. (a) Die erste Station ist das Schreiben eines eigenen Artikels oder die Bearbeitung eines bereits abgespeicherten Textes, zum Beispiel einer Agentur, durch einen Redakteur. Der Artikel wird in diesem Arbeitsgang auch auf die im Seitenspiegel vorgegebene Zeilenzahl gebracht. (b) Danach durchläuft der Text die Korrektur und wird anschließend (c) von einem Techniker unter Anleitung des Blattmachers am Umbruchbildschirm in die Seite gesetzt. Sind die Artikel zu lang oder zu kurz, wird dieser Fehler im nächsten Schritt vom Blattmacher oder einem anderen anwesenden Redakteur behoben. Sind alle Artikel in der Seite piaziert und gibt der Computer im Layout keinen Fehler an, wird die Zeitungsseite vor dem endgültigen Belichten in der Regel nochmals in der Redaktion als Proof-Druck, einem Probeabzug in DIN-A4-Format, ausgedruckt. Dort werden unter anderem noch einmal die Überschriften überprüft und die Texte nach „unschönen" Zeilenumbrüchen durchgesehen. Bei den Artikeln, die auf dem Papier redigiert werden, kommt zu diesen drei oben genannten grundsätzlichen Stationen nach dem ersten Bearbeiten in der Redaktion noch die Texterfassung hinzu. Von dort geht der Artikel in die Korrektur. Auch bei der Organisation der redaktionellen Arbeit am Layout zeigen sich grundsätzliche Gemeinsamkeiten. Es wird in allen Ressorts, mit Ausnahme der Lokalredaktion, versucht, über eine Art „rollierendes System" jeden Redakteur in gewissen Zeitabständen an diesem Bereich zu beteiligen. Es beginnt sich jedoch auch hier eine arbeitsteilige Produktionsweise herauszubilden. In den meisten Ressorts verwenden ein oder zwei Redakteure mehr Zeit des Arbeitstages auf das Erstellen des Seitenspiegels als ihre Kollegen. Die anderen Redakteure gehen dann im Wechsel diesen Blattmachern zur Hand. Aber auch sie sind nicht ftir den Umbruch am Bildschirm zuständig. Der Blattmacher

63 zeichnet in der Regel seine Vorstellungen des Seitenaufbaus auf Papier in den Seitenspiegel, der anschließend von einem Techniker am Umbruchschirm in das Redaktionssystem übertragen wird. Eine von den anderen Ressorts unterschiedliche Organisationsstruktur weist die Lokalredaktion der Stuttgarter Zeitung auf wo mit einem „BlattmacherTisch" gearbeitet wird. Dort werden die Texte der Redakteure nicht nur am Bildschirm in die Seite gesetzt, sondern auch gegengelesen und redigiert. Die schreibenden Journalisten der StZ brauchten sich also - bis auf den Sonntag, wenn der Blattmacher-Tisch nicht besetzt ist - nicht um Layout-Aufgaben zu kümmern. Der Arbeitstag in der Lokalredaktion beginnt jeden Morgen mit einer Ressortkonferenz, in der die Themen der Artikel durchgesprochen werden, die am nächsten Tag in der Zeitung erscheinen sollen. Der Blattmacher macht sich dazu Notizen, setzt danach am Bildschirm die Zeitimgsseite zusammen und gibt den schreibenden Redakteuren die exakte Zeilenlängen für ihre Texte. Die fertigen Artikel werden nachmittags auf eine Produktionsseite gestellt und von der Korrektur aufgerufen. Sind die Artikel korrigiert, werden sie von einem „Redigierer" in der Redaktion nochmals durchgelesen. Danach werden sie vom Blattmacher aufgerufen und in die Seite gesetzt. Kürzungen werden in den meisten Fällen vom Blattmacher, aber auch von dem „Redigierer" oder dem Redakteur, der den Text verfaßt hat, selbst vorgenommen. Auf einem Proof-Druck wird die fertige Zeitungsseite nochmals nach Fehlern, vor allem in den Überschriften, durchgesehen.

8.3

Der Arbeitsablauf bei den Stuttgarter Nachrichten

Anders als bei der Stuttgarter Zeitung wurde bei den Stuttgarter Nachrichten mit der Einführung des computergesteuerten Redaktionssystems im Jahre 1976 die Organisationsstruktur in der Redaktion und damit auch der Arbeitsablauf in den einzelnen Ressorts verändert. Grundlegend neu war die Einrichtung einer zentralen Produktionsgruppe, deren Aufgabe es ist, den in den Redaktionen auf Papier gezeichneten Seitenspiegel am Umbruchbildschirm in das System zu übertragen und die fertig bearbeiteten Texte in die Seite zu setzen. Auch bei den Stuttgarter Nachrichten haben sich im Laufe der Zeit zwischen den einzelnen Ressorts Unterschiede im Arbeitsablauf herausgebildet, doch sind diese nicht so gravierend wie bei der Stuttgarter Zeitung. Die erste redaktionelle Arbeitsphase besteht darin, daß der Blattmacher jedes Ressorts den geplanten Aufbau der Seiten in einen kleinen Seitenspiegel im DIN-A4-Format zeichnet. Dieser erste Entwurf des Layouts wird dann zur zentralen Produktionsgruppe weitergeleitet, die die Daten in das Computersystem überträgt, die genauen Zeilenzahlen der einzelnen Texte in den kleinen Seitenspiegel einträgt und diesen wieder in die Ressorts zurückschickt. Die Redakteure erhalten so die Zeilenvorgaben, nach denen sie ihre Texte bear-

64

beiten. Dabei versuchen die meisten Redakteure, die Artikel am Bildschirm in einem Arbeitsgang zu redigieren und in die Seite einzupassen. Nach der Textbearbeitung werden die Artikel auf die Produktions-Seite gestellt, von wo sie von der Korrektur aufgerufen, korrigiert und wieder auf dieselbe Seite zurückgesetzt werden. Im nächsten Schritt werden die Texte von der Produktionsgruppe in die Seite gesetzt. Stellt sich heraus, daß ein Text zu lang oder zu kurz ist, ändert dies in der Regel der Blattmacher in der Redaktion. Als letzter redaktioneller Arbeitsgang wird an einem Proof-Druck die Seite nochmals überprüft. Bei den Stuttgarter Nachrichten ist die Aufgabenverteihing im Bereich Layout ähnlich geregelt wie bei der Stuttgarter Zeitung. Es wird versucht, alle Redakteure der Zeitung bis zu einem gewissen Maß in diesen Arbeitsbereich mit einzubeziehen, dennoch sind auch in der Redaktion dort verschiedene Ausprägungsformen zu finden. In der Politik und im Sport wird versucht, die Layout-Aufgaben nach einem „rollierenden System" auf alle Schultern zu verteilen. Dennoch zeigt es sich, daß einige Redakteure, die offensichtlich mehr Interesse an dieser Arbeit haben als ihre Kollegen, öfter am Layout-Tisch stehen. In der Wirtschaft gibt es einen „Hauptblattmacher" und einen täglich wechselnden „Nebenblattmacher". Auch bei den Stuttgarter Nachrichten bildet das Ressort Lokales eine Ausnahme. Dort wird, ähnlich wie bei der Stuttgarter Zeitung, mit einem Blattmachertisch gearbeitet.

8.4

Vergleich der beiden Organisationsformen

Ein Vergleich der grundsätzlichen redaktionellen Strukturen zwischen beiden Zeitungen zeigt, daß trotz der auf den ersten Bück unterschiedlichen redaktionellen Organisationsfonnen die Arbeitsabläufe große Parallelen aufweisen. Bei den Stuttgarter Nachrichten wird versucht, den technischen Bereich der Textproduktion zu bündeln und aus der Redaktion auszulagern. Die Idee der Verantwortlichen der Stuttgarter Zeitung ist, so viele Arbeitsschritte wie möglich in der Redaktion und damit unter der Kontrolle der Redakteure zu behalten. Bei beiden Zeitungen zeichnen sich aber trotz unterschiedlicher redaktioneller Organisationsformen parallele Entwicklungen ab. Von allen befragten Redakteuren beider Zeitungen wird bestätigt, daß sie immer mehr Arbeiten direkt am Bildschirm durchführen, die früher auf dem Blatt gemacht wurden. Zudem werden von den Journalisten zunehmend Tätigkeitsbereiche übernommen, wie das Einpassen der Artikel in das Layout, die eigentlich Aufgabe der Techniker sind. Im Layoutbereich bildet sich in allen Ressorts immer deutlicher das Berufsbild des Blattmachers heraus - so wie es in den Lokalredaktionen der beiden Zeitungen längst praktiziert wird. Nur das Politikressort der StZ weiß sich in diesem Bereich gegen die allgemeine Entwicklung zu stemmen. Wie die Textanalyse ergeben hat, werden in diesem Ressort alle technischen Arbeiten -

65

seien es einfache Manipulationen an den Texten oder am Layout - grundsätzlich den Technikern überlassen. So sitzt abends ein Redakteur neben einem Techniker, der die Seite nach den mündlichen Anweisungen am Bildschirm zusammenbaut. Diese Haltung der Journalisten wird in diesem Bereich dadurch begünstigt, daß das Layout der Seiten bei der Stuttgarter Zeitung relativ streng vorgegeben ist. Die Redakteure der Stuttgarter Nachrichten, die beim Seitenlayout weitaus größere Freiheiten haben als ihre Kollegen, schätzen die sich immer stärker abzeichnende Aufgabenteilung in schreibender und redigierender Redakteur und Blattmacher als einen deutlichen Gewinn für die Qualität der Zeitung. „Es ist nicht sinnvoll, daß Leute, die gerne recherchieren und eine sehr gute Schreibe haben, ihre Energie am Layout verpulvern", so die Meinung eines Redakteurs der Stuttgarter Nachrichten.

66

Der Fragebogen

1.

Ausgangspunkt

Der Einsatz von computergesteuerten Redaktionssystemen verändert die technische Ausstattung wie die organisatorische Struktur des Arbeitsprozesses in Zeitungsredaktionen grundlegend. Zwar waren Inhalte und Formen redaktioneller Arbeit im herkömmlichen Zeitungsbetrieb auch in früheren Zeiten parallel zur technischen Entwicklung - laufend Veränderungen unterworfen. Trotzdem war die Arbeit im Printbereich immer durch eine Produktionsweise gekennzeichnet, in welcher - von der Manuskriptherstellung durch den schreibenden Journalisten, über die Texterfassung durch Typisten, bis zur Produktion der endgültigen Druckform - eine Vielzahl von relativ abgeschlossenen Produktionsstufen zu durchlaufen waren. Dieser stufenartige Herstellungsprozeß wird durch die Anwendung der rechnergesteuerten Systeme jedoch zusammengezogen. Der Redakteur rückt unweigerlich näher in das Zentrum des Verabeitungsprozesses. Dadurch verändert sich auch seine Stellung im gesamten Handlungsablauf bei der Herstellung einer Zeitung. Er nun nicht mehr nur Textproduzent, er ist sehr viel stärker als früher direkt in den Vorgang der Textverarbeitung einbezogen. Das heißt, daß redaktionelle Tätigkeitsinhalte wesentlich komplexer werden als früher. Technische Aufgaben gewinnen durch die computergesteuerten Redaktionssysteme im Arbeitsalltag eines Zeitungsjoumalisten vermutlich gegenüber der abstrakt geistigen Produktion an Gewicht. Der Umgang mit der Elektronik wird in verstärktem Maße zu einem wesentlichen Bestandteil des redaktionellen Arbeitsprozesses. Dadurch wird auch die bisher strikte Trennung von Redaktion (Textproduktion) und Technik (Textgestaltung) nicht mehr aufrecht zu erhalten sein. Fest steht also, daß durch den Einsatz von modernen Rechnersystemen die Tätigkeiten von Journalisten im Kem berührt wird. Angesichts dieser fundamentalen Veränderungen im Arbeitsablauf ist zu fragen: In welcher Weise beeinflussen die computergesteuerten Redaktionssysteme die Qualität einer Zeitung?

67

2.

Hypothese

Im Unterschied zur redaktionellen Arbeit auf mechanischem Produktionsniveau schiebt sich die technisch-instrumentelle Seite des beruflichen Tätigkeitsprofils der Redakteure bei den Printmedien in den Vordergrund der Arbeitssituation. Dieser Technologiesprung wirkt sich auf wesentliche Dimensionen der Arbeitssituation aus. Arbeitsinhalte und Qualifikationsanforderungen verändern sich in unterschiedlichem Tempo und unterschiedlicher Reichweite. Das Ausmaß dieser Veränderungen hat Konsequenzen für die materiellen Voraussetzungen publizistischer Produktionsqualität als entscheidende Bedingung für medial vermittelte Prozesse der Informations- und Meinungsbildung. (Prott, 1983, S.44) Die Dimensionen sind: Berufliche Funktionen und darauf bezogene Qualifikationsanforderungen. Unter beruflichen Funktionen verstehen wir jene Tätigkeitsbereiche und Arbeitsschritte, die den Redakteuren im Prozeß der Zeitungsproduktion zukommen. Qualifikationsanforderungen sind jene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten, die den Redakteuren an ihren jeweiligen Arbeitsplätzen zur Bewältigung ihrer Arbeitsaufgabe abverlangt werden. Bisherige Erkenntnisse untermauern die Vermutung, daß die Aufgaben der im Bereich Druckformherstellung und Korrektur eingesparten Schriftsetzer einerseits von der gestiegenen Eigenfahigkeit der elektronischen Arbeitsmittel übernommen, andererseits aber auch als Aufgabenerweiterung in das Spektrum redaktioneller Tätigkeiten integriert werden. Das kann für den Redakteur bedeuten, daß er eigene Texte schreibt, aber auch gezwungen ist, Fremdtexte in das System einzugeben. Er zeichnet die Texte mit den entsprechenden Gestaltungsbefehlen aus und redigiert eigene und fremde Beiträge am Bildschirm, die er im gleichen Arbeitsgang auch korrigiert. Ein derart, um nicht originäre Redakteurstätigkeiten erweitertes Aufgabenprofil führt zwangsläufig zu komplexen Qualifikationsanforderungen. Diese Aufgabenerweiterung kann die journalistische Qualität des Produktes beeinträchtigen. Im ungünstigsten Fall droht die Elektronik vom technischen Hilfsmittel zur Determinante des Arbeitsprozesses zu werden, weil ihre funktionsgerechte Bedienung einen nicht unerheblichen Teil jener Arbeitsleistung beansprucht, die idealerweise von den kreativen Momenten des Berufes besetzt sind. Dann kann der Rechnereinsatz mit den Postulaten informierter und kritischer Öffentlichkeit kollidieren. Es ist also zu fragen: (a) was Journalisten praktisch am Bildschirm tun (b) wie sie den Einfluß des Bildschirmes auf die wesentlichen Merkmale ihres Arbeitshandelns beurteilen (c) wie sie das Niveau der erworbenen Kenntnisse zur aufgabengerechten Bewältigung ihrer Berufstätigkeit einschätzen (d) wie sie die publizistische Qualität ihrer Arbeitsergebnisse beurteilen

68

3.

Struktur der Befragung und Datenerhebung

Als Grundgesamtheit der Befragung wurden „Alle in der Stuttgarter Redaktion arbeitenden Redakteure der Stuttgarter Zeitung" gewählt. Als Kontrollgruppe dienten „Alle in der Stuttgarter Redaktion arbeitenden Redakteure der Stuttgarter Nachrichten". Die Begrenzung der Untersuchung auf diese beiden Zeitungen erschien vor allem aus arbeitsökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll. Die Redakteure beider Zeitungen arbeiten mit demselben Computersystem und so konnte der speziell auf die Bedienung dieses Programmes ausgerichtete Fragebogen in beiden Redaktionen verteilt werden. Eine Ausdehnung der Befragung auf weitere Zeitungen hätte eine Einarbeitung in deren Computersystem und daraufhin die Umarbeitung des Bogens erfordert. Der dadurch entstandene Aufwand hätte nicht mehr in Relation zu dem zu erwartenden Erfolg gestanden. In der Redaktion der Stuttgarter Zeitung arbeiten 75 Redakteure und in der Regel vier Volontäre an 80 Terminals, bei den Stuttgarter Nachrichten sind es 65 Redakteure und 57 Bildschirme. Da in der Regel nicht alle Redakteure zur gleichen Zeit arbeiten - einige recherchieren außerhalb der Redaktion, andere haben Spätdienst - sitzt in beiden Zeitungen fast jeder Redakteur vor einem eigenen Bildschirm In der Stuttgarter Zeitung wurden im Mai 1993 70 Fragebögen persönlich an die Redakteure verteilt. Die ausgefüllten Exemplare wurden in geschlossenen Briefbögen an das Ressortsekretariat weitergeleitet oder uns wiederum persönlich zurückgegeben. Die gleiche Prozedur wurde im Juli 1993 mit 60 Fragebögen bei den Stuttgarter Nachrichten durchgeführt. Der Rücklauf von 41 Bögen bei der Stuttgarter Zeitung und 24 bei den Stuttgarter Nachrichten war in Anbetracht des Umfanges des Fragebogens sehr hoch. Auch dürfte eine gute Abbildungsqualität erreicht worden sein, da aus jedem Ressort jeweils mehrere Redakteure die Fragen beantwortet haben.

3.1

Realisierung

Vor dem theoretisch-methodischen Hintergrund ergab sich die folgende Realisierung des empirischen Projekts. Personelle, sachliche und finanzielle Mittelbegrenzung erzwangen eine Begrenzung des Untersuchungsfeldes. Wie zurückhegende empirische Untersuchungen zeigen, setzt eine differenzierte Analyse verschiedene Erhebungsinstrumente voraus, die nebeneinander Verwendimg finden:

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Arbeitsplatzbeobachtungen offene Interviews Gruppendiskussionen offen strukturierte und standardisierte Fragebögen

Ausgehend von der im theoretischen Problemklärungsprozeß gewonnenen Einsicht, daß sich wesentliche Charakteristika des Problembereiches über eine Analyse der Tätigkeitsbereiche der Zeitungsjournalisten und der von ihnen durchgeführten Arbeitsschritte erschließen, wurde als erster Schritt eine quasiexperimentelle Umfrage unter den Redakteuren der Stuttgarter Zeitung durchgeführt. Die gewonnenen Ergebnisse wurden dann im Gruppenvergleich ausgewertet. Danach wurden an die Redakteure aller Ressorts der Stuttgarter Zeitung Fragebögen ausgeteilt. Da sich bei der Auswertung der Bögen abzeichnete, daß die Arbeitsorganisation in den verschiedenen Ressorts einen entscheidenden Einfluß auf die Art der Bearbeitung eines Textes hat, wurde, um dieses Ergebnis zu überprüfen, die gleiche Fragebogenaktion auch bei den Stuttgarter Nachrichten durchgeführt. Dies Zeitung hat, im Gegensatz zur Stuttgarter Zeitung, beim Umzug in neue Redaktionsräume und der Umstellung auf das computergesteuerte Redaktionssystem im Jahre 1976 auch den Arbeitsablauf in den Ressorts neu organisiert. Im Anschluß an die Auswertung der eingesammelten Fragebögen wurde nochmals eine quasiexperimentelle Umfrage unter den Redakteuren der beiden Zeitungen durchgeführt. Dabei konnten einige Unklarheiten, die nach der Auswertung der Fragebögen aufgetreten waren und sich vor allem aufgrund einiger Besonderheiten im Arbeitsablauf in den verschiedenen Ressorts stellten, beseitigt werden. Nachdem dieser erste Teil der Untersuchung beendet war, folgte die Analyse der Zeitungstexte. Dazu wurden verschiedene Zeitungsseiten einer Woche aus den Ressorts Politik, Wirtschaft, Sport, Feuilleton, Lokales der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten vom Großrechner auf Diskette kopiert. Diese ersten Daten wurden dann an einem PC konvertiert, bearbeitet und ausgewertet.

3.2 Vorfeldinterviews Um zu vermeiden, daß bei der Fragebogenkonstruktion wichtige Perspektiven übersehen und in die Fragestellung gar nicht einbezogen werden, wurde zunächst eine Art „Spurensuche" durchgeführt. Dazu wurde im Vorfeld der Erstellung des Fragebogens mit zehn Redakteuren der Stuttgarter Zeitung intensive halbstrukturierte Interviews durchgeführt. Das Kriterium, nach dem die Personen ausgesucht wurden, war, daß sie alle im redaktionellen Alltag die Zeitungsproduktion ohne Redaktionssysteme kennengelernt hatten. Sie waren

70 also von ihrer Arbeitserfahrung in der Lage einzuschätzen, was sich durch die Umstellung auf die Computersysteme an der Arbeit eines Redakteurs verändert hat. Denn gerade wenn man davon ausgeht, daß computerunterstützte Zeitungsproduktion die Tätigkeiten der daran Beteiligten verändert, ist zu fragen, wie diese Tätigkeiten vorher beschaffen waren und worin sie übeifaaupt bestehen. (Hummel, 1990, S. 15) Die statistische Repräsentanz konnte im Rahmen bei der Auswahl der Personen für die Vorfeldinterviews im Bezug auf einige Faktoren nicht berücksichtigt werden. So ist der Altersdurchschnitt der Befragten zwingendermaßen sehr hoch, da sie alle schon mindestens 20 Jahre in ihrem Beruf arbeiten. Dies erscheint jedoch nicht sehr relevant, da sie alle als Vertreter der „Redakteure der Stuttgarter Zeitung" wieder in der demographischen Gruppe erscheinen und es hier im Vorfeld des Fragebogens um eine qualitative Vorstudie ging, die nicht statistisch abgesicherte Daten zum Ziel hatte. Vielmehr sollte vor allem das Umfeld des Problembereiches abgetastet werden, um danach Hypothesen bilden zu können und Fragealternativen fur die nachfolgende quantitative Hauptbefragung der Redakteure zu sammeln. (Holm, 1975, S. 97) Trotz ihrer teilweise großen Schwierigkeiten, ausreichend Zeit für die Interviews zu finden, waren alle Gesprächspartner sehr kooperationsbereit und mitteilungsfreudig. Weil Umgang mit Sprache und zeitlich konzentriertes Nachdenken und Arbeiten zu den berufsspezifischen Besonderheiten von Journalisten gehören, erwiesen sich die Interviewprotokolle durchweg als sehr ergiebig.

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4.

Der Fragebogen

Im Fragebogen stehen offene und geschlossene Fragen nebeneinander. Wo immer es möglich war, wurden geschlossene Fragen gewählt. Offene Fragen wurden dann formuliert, wenn die aus der Literatur, aus Erfahrungsberichten und Gesprächen mit Journalisten gewonnenen Kenntnisse kein differenziertes Urteil erlaubten. Der Fragebogen wurde in einer entsprechenden Vorstudie mit den Redakteuren der Kreis- und der Filderredaktion der Eßlinger Zeitung getestet. Darauihin mußten einige Fragen neu konzipiert werden. Natürlich läßt es sich bei schriftlichen Befragungen nicht vermeiden, daß zunächst der ganze Fragebogen gelesen wird. Doch ist darin auch ein Vorteil zu sehen, da dieses Überlesen zum Überdenken der täglichen Arbeitssituation fuhren kann. Nicht die spontane, sondern die durchdachte Antwort liefert Aufschlüsse über tatsächliche Veränderungen des Arbeitsprozesses.

4.1 Aufbau des Fragebogens Der Fragebogen gliedert sich in zwei Teile. Im ersten, dem „allgemeinen" Teil, soll die Arbeit der Redakteure und deren Umgang mit und Einstellung zu dem computergesteuerten Redaktionssystem herausgearbeitet werden. Der zweite Teil dient dazu, den Kenntnisstand der Redakteure im Bezug auf den täglichen Umgang mit dem Computer festzumachen. Dazu wurden ihnen Fragen gestellt, die ihr spezielles Systemwissen im Bezug auf die Rechenanlage der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten testeten. (Der gesamte Fragebogen ist im Anhang der Arbeit gesondert abgedruckt) 4.1.1 Teil 1 des Fragebogens Im Vordergrund des ersten Teils steht die Beantwortung folgender Fragen: (a) Was tun Journalisten praktisch am Bildschirm (b) Wie beurteilen sie den Einftuß des Bildschirmes auf die wesentlichen Merkmale ihres Arbeitshandelns (c) Wie schätzen sie das Niveau der erworbenen Kenntnisse zur aufgabengerechten Bewältigung ihrer Berufstätigkeit ein (d) Wie beurteilen sie die publizistische Qualität ihrer Arbeitsergebnisse

72 Mit der Eingangsfrage nach dem Alter der Redakteure werden die einzigen statistischen Daten erhoben. Für die Auswertung des Bogens sind diese von besonderer Wichtigkeit, da auf diese Weise die Antworten parallelisiert werden können. Damit wird die Gefahr ausgeschaltet, bei der Analyse einem „AltersPhänomen" aufzuliegen. Mit den Fragen 2) bis 6) soll zu Beginn ein Tätigkeitsprofil erstellt werden. Es soll herausgearbeitet werden, wieviel Zeit seines Arbeitstages ein Redakteur früher jeweils für die angegebenen redaktionellen Tätigkeiten aufgewendet hat, wie oft er dabei die dafür notwendigen Arbeitsschritte auf dem Papier durchgeführt hat und ob sich im Vergleich zu heute daran etwas geändert hat. Zudem wird gefragt, wieviel Zeit ein Redakteur heute bei seiner Arbeit in den angegebenen redaktionellen Tätigkeitsbereichen am Bildschirm verbringt. Natürlich kann anhand der Antworten kein genaues Abbild des redaktionellen Alltages nachgezeichnet werden, da die Einschätzung der Redakteure vor allem bei der Frage nach der Zeiteinteilung vor Einfuhrung des Redaktionssystems ein ausgesprochen gutes Erinnerungsvermögen voraussetzt. Fehleinschätzungen, Antipathie und Sympathie gegenüber dem System können das Ergebnis beeinflussen. Doch hat es sich in den Vorfeldinterviews, anderen Gesprächen mit den Redakteuren und bei der Auswertung der Fragebögen gezeigt, daß sie ihre Arbeitssituation und deren „computerbedingte" Veränderungen sehr genau verfolgen, so daß die Redakteure ziemlich genau abschätzen können, wie sich ihr Arbeitsalltag verändert hat. In den Fragen 7) bis 15) sollen die Redakteure den Einfluß des computergesteuerten Redaktionssystems auf die drei wesentlichen journalistischen Tätigkeitsbereiche Schreiben eigener Texte, Redigieren und Layout bewerten. Wichtig für den Umgang mit dem Redaktionssystem und der damit einhergehenden aufgabengerechten Bewältigung der journalistischen Aufgaben ist die Einschätzung der eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten. Diese sollen von den Redakteuren in den Fragen 16) bis 18) bewertet werden. Es ist damit zu rechnen, daß jemand, der die eigenen Fähigkeiten hoch einschätzt, dem System „offener" entgegentritt. Was sich dann auch auf die Art der Benutzung niederschlagen kann, zum Beispiel der computerunterstützten Recherche in einer Datenbank. In den Fragen 19) bis 22) des Bogens sollen die möglichen Einflüsse des Redaktionssystems auf die Qualität der Tageszeitung und damit der eigenen Arbeitsergebnisse erfragt werden. Dazu wird zuerst allgemein nach den Qualitätsmaßstäben der Redakteure gefragt, dann nach den Veränderungen in der Zeitung nach der Einführung des Computersystems in den verschiedenen Ressorts. Mit den Computersystemen wurden zusätzliche technische Arbeiten in die Redaktion verlagert, die nun von den Redakteuren ausgeführt werden. In den FRAGEN 23) bis 26) werden die Redakteure der beiden Zeitungen gefragt, ob sie in den vorgegebenen Arbeitsbereichen und bei den Tätigkeitsschritten eine Steigerung der Belastung wahrnehmen, die sich negativ auf die Qualität ihrer

73 journalistischen Arbeit und damit auf die Zeitung auswirken könnte, oder ob sie im Laufe ihrer täglichen Arbeit mit dem Computer eher arbeitsentlastende Erfahrungen gemacht haben. 4.1.2 Teil 2 des Fragebogens Im zweiten Teil des Bogens wird das Systemwissen der Redakteure abgefragt. Fragen dieser Art sind in einem Fragebogen in der Regel mit Vorsicht zu verwenden, da die „Stärken" und „Schwächen" der Befragten durch diese Wissensfragen zu Tage treten. Die Gefahr, daß der Befragte die Antworten verweigert ist sehr hoch, zumal in diesem Fall eine ganze Fragebatterie auf die Probanden zukam. Doch auch hier zeigten die Redakteure eine sehr große Kooperationsbereitschaft und der Teil wurde von der großen Mehrheit der befragten Redakteure ausgefüllt. Hilfreich für die Auswertung des gesamten Bogens waren in diesem Teil die (eigentlich nicht vorgesehenen) Kommentare, die von vielen Redakteuren neben einige Fragen - dies betraf vor allem die Fragen nach technischen Operationen im Layoutbereich - geschrieben wurden. Auf diese Weise konnte unter anderem relativ klar abgegrenzt werden, welche technischen Arbeiten von den Journalisten noch gemacht werden und für welche ausschließlich die Techniker zuständig sind. In den ersten Fragen 1) bis 3) sollen die Redakteure skizzieren, welche der verschiedenen vom System bereitgehaltenen Wege sie wählen, einen eigenen Text am Bildschirm zu schreiben oder einen bereits erfaßten Artikel zu redigieren. Die beiden folgenden Fragen 4) und 5) betreffen das Hilfesystem des Redaktionssystems. Verständliche Fehlermeldungen und gut bedienbare Hilfesysteme können die Arbeit am Bildschirm erleichtern und zur Bedienungssicherheit beitragen. Die beiden Fragen sollen zeigen, ob dies das Systems der Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten leistet und ob das Hilfesystem von den Redakteuren überhaupt in Anspruch genommen wird. Wurde in den ersten Fragen vor allem danach gefragt, wie die Redakteure bei der täglichen Textproduktion das System nutzen, wird in den Fragen 6) bis 12) das Systemwissen der Redakteure im Bezug auf die Bearbeitung eines Textes getestet. Bei der Ausarbeitung dieses Teils des Bogens wurde darauf Wert gelegt, ausschließlich Fähigkeiten abzufragen, deren Beherrschung die Arbeit im täglichen Redaktionsalltag erleichtem können. Wie zum Beispiel das Verknüpfen von Texten mit Hilfe des Computers. Die drei letzten Fragen 13) bis 16) betreffen das am Computer zu erstellende Layout der Zeitung. Es handelt sich also um ein Tätigkeitsfeld, das nicht zu den Aufgaben eines Redakteurs gehört, im redaktionellen Alltag jedoch beim Piazieren jedes Artikels in die Seite gefragt ist.

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5.

Datenerfassung und Datenorganisation der Fragebögen

Die durch die Befragung gewonnenen Daten wurden, ebenso wie die der späteren Textauswertung, auf einem PC in einem relationalen Datenbanksystem erfaßt, gespeichert und ausgeweitet. Das System enthält als Hauptkomponente verschiedene Programme zur Datenerfassung und -korrektur und Programme für den schnellen Datenzugriff und die übersichtliche Darstellung von Datensätzen. Die durch die Auswertung der Fragebögen gewonnen Daten wurden auf zwei Ebenen erfaßt. Die erste Ebene besteht aus den Angaben Organ, Ressort und Datensatznummer und dient zur Identifikation eines Datensatzes. Die zweite Ebene erfaßt die für die Analyse bestimmten Antworten der einzelnen Fragebögen. Die auf die Weise erstellten Dateien kann man sich als eine Tabelle vorstellen. Diese besteht aus Zeilen und Spalten, in die für jeden der erfaßten Beiträge seine Identifikationsmerkmale und die Analyseergebnisse eingetragen werden. Jede Zeile der Tabelle ist ein Datensatz. Die zugrunde liegende Einheit ist jeweils ein Fragebogen. Alle Datensätze haben die gleiche Struktur, die durch die Spalten (Felder) und ihre Merkmale (Länge, Typ) festgelegt wird. Da die meisten Fragen des Bogens als geschlossene Fragen konzipiert worden waren, bereitete die numerische Erfassung der Antworten nur wenig Schwierigkeiten. Einige halbofifene Fragen, bei denen von den Redakteuren schriftliche Ergänzungen vorgesehen waren, wurden durch einen Eintrag in die Datenbank entsprechend gekennzeichnet und danach zusätzlich manuell ausgewertet.

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6.

Kategorien Tätigkeitsbereiche/Arbeitsschritte

Für die Erstellung des Fragebogens war es notwendig, Kategorien für die beruflichen Aufgaben im redaktionellen Arbeitsalltag herauszuarbeiten. Dazu mußte zuerst erörtert werden, welche grundsätzlichen Tätigkeitsbereiche von den Redakteuren der untersuchten Tageszeitungen abgedeckt werden und welche Arbeitsschritte sie im Rahmen dieser unterschiedlichen Tätigkeitsbereiche durchführen. Es wurden fünf grundsätzliche Tätigkeitsbereiche definiert: - Schreiben eigener Texte - Recherche - Redigieren/Korrigieren - Eingabe von Fremdtext - Layout Die in diesen Tätigkeitsbereichen möglichen enthaltenen Arbeitsschritte sind: - Ausfüllen der Eingabe-Maske - Satzanweisungen - Aufrufen von Texten - Verknüpfen von verschiedenen Texten - Verschieben von Textteilen - Zwischenspeichern - Zeilenberechnung - Freischlagen von Bildlreiräumen - Einpassen von Überschriften - Prüfen des Produktionsstandes - Zeilenberechnung Im folgenden Teil der Arbeit sollen die verschiedenen Tätigkeitsbereiche und die in ihnen enthaltenen Arbeitsschritte näher beschrieben werden. Jeder der verschiedenen Arbeitsschritte kann in jedem Tätigkeitsbereich auftreten. In unserer Kategorisierung der Tätigkeitsbereiche werden jedoch nur jene aufgelistet, die für die Arbeit am Bildschirm unbedingt notwendig sind. Einige der Arbeitsschritte, wie zum Beispiel „Zeilenberechnung", werden in der Regel mehrmals durchgefühlt. Dagegen wird die Maske nur einmal bei Arbeitsbeginn ausgefüllt.

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6.1

Tätigkeitsbereiche

6.1.1 Schreiben eigener Texte In diese Kategorie fallen Texte, die „eigener Idee, Recherche und Niederschrift" (Prott, 1983, S. 91) zu verdanken sind. Das Schreiben eigener Texte zählt zu den grundsätzlichen Formen des Journalismus. Wieviel ein Redakteur schreibt hängt unter anderem von der Ressortzugehörigkeit und dem ihm zugewiesenen Aufgabenbereich zusammen. Ein Lokalredakteur wird in der Regel mehr eigene Texte produzieren als ein Außenpolitik-Redakteur. In diesen Tätigkeitsbereich fallen die Arbeitsschritte: -

Ausfullen der Eingabe-Maske Satzanweisungen Zwischenspeichern Zeilenberechnung Einpassen von Überschriften

6.1.2 Recherche Bevor Journalisten eigene Texte schreiben, haben sie entweder vorgegebene Termine wahrgenommen oder sind ihren eigenen Ideen nachgegangen. Die Recherche gehört neben Redigieren und Schreiben zu den wesentlichen Definitionsmerkmalen des beruflichen Tätigkeitsprofils. In diesem Tätigkeitsbereich ist der geringste Unterschied zur früheren Arbeitsweise festzustellen, da die Recherche die Zeitungsproduktion mit den Redaktionssystemen nicht unmittelbar betriffi. Veränderungen haben sich ergeben, wenn ein Redakteur den Computer zur Informationsbeschaffung nutzt, zum Beispiel zur Anfrage in elektronischen Datenbanken, was in der Regel jedoch sehr selten der Fall ist. 6.1.3 Redigieren/Korrigieren Hier handelt es sich darum, einen Text sachlich richtig und journalistischen Prinzipien eines logischen und verständlich-anschaulichen Aufbaus gemäß zu erarbeiten. Die Grenzen vom Redigieren zum Korrigieren sind allerdings fließend und die Redakteure gehen unterschiedlich mit diesem Problem um. Die eine Seite ist bemüht einen fehlerfreien Text zu schreiben, andere wiederum lehnt Korrekturtätigkeiten, sei es am Bildschirm oder auf Papier, als berufsfremd prinzipiell ab. Beim Korrigieren werden lediglich orthographische und grammatikalische Fehler beseitigt. Diese Arbeiten gehören in den Verantwortungsbereich der Technik, das ist in diesem Fall die Korrekturabteilung. Unter Redigieren wird hier nur das Bearbeiten der Texte von Agenturen, Korrespondenten oder Freien Mitarbeitern verstanden. Die Eingabemaske ist bei

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diesen Texten bereits ausgefüllt und muß vom Redakteur nur in manchen Fällen auf den zeitungs- oder ressortspezifischen und aktuellen Stand gebracht werden. Das Gegenlesen der Artikel von Redakteurskollegen fallt nicht in diese Kategorie. In diesen Tätigkeitsbereich fallen die Arbeitsschritte: -

Aufrufen von Texten Satzanweisungen Zwischenspeichern Zeilenberechnung Einpassen von Überschriften

6.1.4 Eingabe von Fremdtext Die Unterscheidung und Handhabung von Fremdtext und Eigentext ist eine umstrittene Frage und wird seit der Einfuhrung der Computersysteme in den Zeitungsverlagen zunehmend problematisiert. Trotz einer klaren Ablehnung der meisten Redakteure, Fremdtexte einzugeben, gibt es zahlreiche Hinweise fur Abgrenzungs- und Handlungsschwierigkeiten in Grenzfallen. Für diese Arbeit wird von dem Standpunkt ausgegangen, daß Fremdtexte alle Texte sind, die nicht vom Redakteur selbst recherchiert wurden. So ist auch das völlige Umschreiben einer Meldung die Eingabe von Fremdtext. Die Arbeitsschritte sind identisch mit denen beim Schreiben eigener Texte: -

Ausfüllen der Eingabe-Maske Satzanweisungen Zwischenspeichern Zeilenberechnung Einpassen von Überschriften

6.1.5 Layout Die Kategorie Layout unterteilt sich in zwei Ebenen: die Textebene und die Produktebene. Auf der Textebene werden die gestalterischen Möglichkeiten erfaßt, die sich für den Zeitungsartikel selbst bieten. Also Kästen, Grafiken, Schrifttypen. Die Produktebene erfaßt hingegen die Gestaltung einer ganzen Zeitungsseite. Mit den Redaktionssystemen besitzen die Redakteure die Möglichkeit, eine Seite am Bildschirm druckfertig zu machen. Dazu wird über eine Transaktion ein Umbruchschirm aufgerufen, an dem nach und nach die fertigen Artikel piaziert werden. Der Computer zeigt an, ob - und um wieviel der Text zu lang oder zu kurz ist. Diese Möglichkeit der Textmanipulation hatten die Journalisten im Bleidruck nicht. Dort wurde erst endgültig beim Setzen der Seite erkannt, ob ein Text zu lang oder zu kurz war. War der Artikel zu lang, wurde versucht, vom Textende her Worte, Sätze oder ganze Absätze zu kürzen. Wurde ein Wort mitten in

78 einem Satz geändert, mußte man im ungünstigsten Fall einen gesamten Absatz neue ins Blei setzten. In diesen Tätigkeitsbereich fallen die Arbeitsschritte: -

Satzanweisungen Aufrufen von Texten Zwischenspeichern Zeilenberechnung Freischlagen von Bildfreiräumen

6.2 Arbeitsschritte 6.2.1 Ausfüllen der Eingabe-Maske Bevor ein Redakteur einen Text bearbeiten kann, muß er am Textanfang eine Eingabemaske ausfüllen. Dort werden zum Beispiel das Ressort und die Artikelkennzeichnung eingegeben. Andere Daten wie das Erscheinungsdatum werden vorgegeben, können jedoch geändert werden. Bei der Arbeit auf dem Blatt muß, bevor der Text in die Setzerei gegeben wird, ein „Laufzettel" an den Artikel geklebt werden, auf den der Redakteur die gleichen Daten einträgt wie am Computer in die Eingabe-Maske. 6.2.2 Satzanweisungen Ein Merkmal der Arbeit am Computer ist, daß die Anweisungen und die Ausführung der gegebenen Satzanweisungen zusammenfallen. Der Eingabe von Satzanweisungen kann sich der Redakteur jedoch kaum entziehen, was auf die Eigenart der Produktion zurückzuführen ist. Früher wurde das Papiermanuskript mit entsprechenden Anweisungen für den Setzer ausgezeichnet. Mit den Computersystemen ist die Übertragung der Papierform in die Bleiform weggefallen. Die Anweisungen zur Artikelaufmachung gehen nicht mehr an den Setzer, sondern werden als logische Befehle im Satzcomputer gespeichert. Mit der Artikeleingabe ist auch die Eingabe der Satzanweisungen verbunden, die nun nicht mehr Handlungsanweisung für den Setzer, sondern unmittelbar Steuerbefehle sind, die sich kaum mehr von der Artikeleingabe trennen lassen. Bereits in der Eingabemaske müssen zur Identifikation des Textes erste Satzanweisungen eingeben werden. 6.2.3 Aufrufen von Texten Ein Redakteur kann die bereits im System gespeicherten Texte aufrufen und weiter bearbeiten. Dazu kann er über eine bestimmte Transaktion in ein Verzeichnis des jeweiligen Ressorts gelangen und von dort den Text über Cursor-Positionierung oder Eingabe der Artikelnummer aufrufen. Wird ein Text auf dem Papier bearbeitet, muß der Redakteur sich den oder die Artikel aus dem

79 Stapel des eingegangenen Fremdmaterials heraussuchen. In der Regel werden die Agentur- und Korrespondententexte beim Eintreffen in den verschiedenen Ressorts auf einem Tisch nach Themengebieten geordnet, um sich so einen Überblick über das vorhandene Material zu verschaffen. Dieses Prinzip wird auch bei der Arbeit am Redaktionssystem weiter praktiziert, da nach Aussagen der Redakteure am Bildschirm kaum nachzuvollziehen sei, wieviel und welches Material eines bestimmten Themas bereits im System abgespeichert ist.

6.2.4 Verknüpfen von verschiedenen Texten Was bei der Arbeit auf dem Papier mit Schere und Klebstoff gemacht wird, kann ebenfalls am Terminal erledigt werden. Der Redakteur muß sich in der Regel dazu einen der Texte auf den Bildschirm holen und dann in einem Befehlsfeld eingeben, welcher Text mit dem bereits aufgerufenen verbunden werden soll. Dieser Befehl besteht aus einem Copy-Befehl und der Artikelnummer des zu kopierenden Textes, der dann an das Ende des ersten Artikels angehängt wird. Aber auch beim Verknüpfen der Texte am Bildschirm orientieren sich die Redakteure in der Regel vorher anhand des auf Papier ausgedruckten Textmaterials, welcher Text an welcher Stelle mit einem anderen verknüpft werden kann.

6.2.5 Verschieben von Textteilen Zum Verschieben von Textteilen gibt der Redakteur am Anfang und am Ende des zu verschiebenden Textteils einen Steuerbefehl (beim System der beiden untersuchten Zeitungen ist dies „+M") ein oder markiert die Stelle über Funktionstasten. Danach schreibt er dorthin, wohin das Textteil verschoben werden soll, ebenfalls einen Steuerbefehl (++) oder positioniert dort den Cursor. Dann drückt er eine Funktionstaste und das Textteil wird an die gewünschte Stelle verschoben. Ohne Redaktionssystem wird dieser Vorgang mit Schere und Klebstoff erledigt. 6.2.6 Zwischenspeichern Um bei eventuellen Störungen im Rechnersystem keine Texte oder Teile davon zu verlieren, wird während der Arbeit ab und zu zwischengespeichert. Bei manchen Transaktionen muß dies der Zeitungsredakteur durch das Drücken einer entsprechenden Funktionstaste erledigen, bei anderen Transaktionen wird nach einer bestimmten Zeit oder nach jedem Drücken einer beliebigen Funktionstaste automatisch zwischengespeichert. Dies ist der einzige Arbeitsschritt, der durch die Einführung der computergesteuerten Redaktionssysteme zur Arbeit der Redakteure neu hinzugekommen ist.

80 6.2.7 Zeilenberechnung Kann bei der Arbeit auf dem Papier aufgrund ungenügender Prüfmöglichkeiten (Zeilen und Anschläge zählen) nur ungefähr „auf Zeile" geschrieben werden, bieten die Computersysteme die Möglichkeit, einen Text im "ausgeschlossenen Format" anzuzeigen. Das heißt, daß der Redakteur die genaue Zeilenlänge des bereits geschriebenen Textes berechnen lassen kann. Da in den meisten Zeitungen heute die Texte ,4m Block" umbrochen werden, das bedeutet, daß ein Zweispalter als Zweispalter aus der Belichtungsmaschine kommt, ist dies von großer Wichtigkeit, da, im Gegensatz zu einem „Fahnenausdruck" kaum noch Kürzungen im Text vorgenommen werden können. Beim Ganzseitenumbruch am Computer muß der Artikel zeilengenau in den vorher definierten Raum passen, da er sonst vom Rechner nicht angenommen wird oder auf dem Bildschirm eine Anzeige erscheint, um wieviel Zeilen der Text zu lang oder zu kurz ist. Ein von einem Redakteur auf dem Blatt redigierter Text muß nach seiner Erfassung im System in der Regel am Bildschirm auf die im Layout vorgegebene Zeilenlänge gebracht werden. Es sind bei der gesamten Bearbeitung meist also mindestens zwei redaktionelle Arbeitsgänge nötig. 6.2.8 Freischlagen von Bildfreiräumen Um ein Bild bei der Montage in die Zeitungsseite piazieren zu können, muß an der gewünschten Stelle im oder am Text ein Freiraum gelassen werden. Dieser Freiraum wird beim Ganzseitenumbruch im Seitenspiegel am Bildschirm über eine Kette von Steuerzeichen eingezeichnet. Bei der Textproduktion mit dem Redaktionssystem muß der gewünschte Freiraum dann durch Steuerzeichen „freigeschlagen" werden. Das heißt, daß der Redakteur dem Computer den Befehl eingibt, an einer bestimmten Stelle keinen Text zu piazieren, sondern einen Leerraum zu lassen. Diese Befehle kommen, je nach Position des Freiraums, an den Anfang oder das Ende des Textes oder direkt an die Stelle im Artikel, wo der Freiraum sein soll. Bei der Bearbeitung der Artikel auf dem Papier wird vom Redakteur in den Seitenspiegel eingezeichnet, wo ein Bild im oder am Text piaziert werden soll. Nach diesen Angaben hat der Setzer in der Technik für die Realisierung in der Druckvorlage zu sorgen. Im Gegensatz zur Arbeit am Bildschirm, wird dieser Arbeitsschritt auf Papier also nicht in der Redaktion durchgeführt. 6.2.9 Einpassen von Uberschriften Um eine passend lange Überschrift zu finden, müssen bei der Arbeit auf dem Papier die Anschläge gezählt werden. Danach kann abgeschätzt werden, ob die Zeile in den vorgegebenen Raum paßt. Bei der Arbeit am Redaktionssystem nimmt die exakte Berechnung der Rechner vor und gibt gleichzeitig an, um

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wieviel Anschläge oder Millimeter die Überschrift zu lang oder zu kurz ist. Am Bildschirm kann auch direkt die Schriftart und -große manipuliert werden. Das System berechnet dementsprechend die Länge neu. Bearbeitet ein Redakteur einen Text auf dem Papier, wird von ihm in abweichenden Fällen auf das redigierte Manuskript geschrieben, welche Schriftgröße er für die Überschrift haben will. Diese Änderung wird dann von einem Techniker oder der Erfassung am System umgesetzt. In der „ B l e i z e i t " wurden diese ,redaktionellen Sonderwünsche" in der Regel noch an der entsprechenden Stelle auf dem in der Redaktion gezeichneten Seiten-Spiegel vermerkt, da die Zeitungsseite anhand dieser Vorgaben von den Setzern montiert wurde. 6.2.10 Prüfen des Produktionsstandes Bei der Arbeit ohne Redaktionssystem ist nur schwer zu erfahren, in welchem Produktionsstadium sich ein Text oder eine Seite befindet. Der Redakteur hat zwei Möglichkeiten. Er greift zum Telefon und ruft die entsprechenden Stellen (Korrektur, Setzerei) an und fragt nach, wie weit die Bearbeitung bereits fortgeschritten ist. Am Bildschirm kann der Produktionsstand eines Artikels oder einer Seite jederzeit von der Redaktion aus abgefragt werden. Der Redakteur läßt sich dazu alle Artikel auf einer Übersichtsseite auflisten und kann dann anhand einer Eintragung den Status aller Artikel erkennen. Ob zum Beispiel ein Text gerade korrigiert wird oder bereits korrigiert ist, und somit weiter bearbeitet werden kann. Inzwischen wird von den Herstellerfirmen der Redaktionssysteme daraufhingewiesen, daß ihre neuen Produkte in der Lage sind, einen Mitarbeiter des Zeitungsverlages über eine Meldung auf dem Terminal darauf aufmerksam zu machen, wenn er dem Produktionsplan hinterher hinkt. Derselbe Systembaustein mache es auch möglich, mit einfachen Mitteln von einem zentralen Bildschirm aus den gesamten Arbeitsablauf zu überwachen.

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7.

Der Fragebogen: 1. Teil

Im folgenden Abschnitt der Arbeit werden die Ergebnisse des Fragebogens dargestellt, der bei der Stuttgarter Zeitung (STZ) und den Stuttgarter Nachrichten (STN) ausgeteilt worden war. Über die Antworten der Redakteure soll unter anderem herausgefunden werden, - was Journalisten praktisch am Bildschirm tun - wie sie den Einfluß des Bildschirmes auf die wesentlichen Merkmale ihres Arbeitshandelns beurteilen - wie sie das Niveau der erworbenen Kenntnisse zur aufgabengerechten Bewältigung ihrer Berufstätigkeit einschätzen - wie sie die publizistische Qualität ihrer Arbeitsergebnisse beurteilen Der Fragebogen wurde von insgesamt 64 Redakteuren der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten ausgefüllt. Der Bogen ist im Anhang vollständig abgedruckt. Bei der nun folgenden Auswertung der Antworten der Journalisten werden schwerpunktmäßig die Ergebnisse der Befragung bei der Stuttgarter Zeitung referiert. Weichen die Antworten der Redakteure der Stuttgarter Nachrichten entscheidend ab, wird an der entsprechenden Stelle gesondert darauf eingegangen.

7.1

Die Tätigkeitsprofile

Die Auswertung der Antworten auf die Fragen 2 und 4 des Bogens zeigt, daß es seit der Einführung des computergesteuerten Redaktionssystems im Jahr 1976 in der Stuttgarter Zeitung bei den Zeitanteilen der einzelnen Tätigkeitsbereiche am gesamten redaktionellen Arbeitstag leichte Veränderungen gegeben hat (Tabelle 1).

83 Tabelle 1: Anteil der Tätigkeitsbereiche am Arbeitstag bei der Stuttgarter Zeitung (in Prozent) früher

heute

31,3 19,5 32,3 8,7 0,7 7,5

Schreiben Recherche Redigieren Layout Fremdtext Sonstiges

24,4 23,8 28,6 16 1,2 6

Ist der Zeitanteil fiir die beiden Tätigkeitsbereiche Schreiben und Redigieren gesunken, geben die Redakteure der Stuttgarter Zeitung an, heute etwas mehr zu recherchieren. Ebenfalls zugenommen hat der Layoutanteil. Die gleiche Tabelle für die Stuttgarter Nachrichten zeigt, daß die Redakteure angeben, mehr eigene Texte zu schreiben als ihre Kollegen von der STZ. Zwar hat der redaktionelle Teil der Stuttgarter Nachrichten dieselbe Größe wie der der STZ, doch ist die thematische Gewichtung in beiden Redaktionen verschieden. So verfugen die STN über einen größeren Lokalteil, fiir den mehr eigene Texte produziert werden. Die Zahlen fiir die Bereiche Recherche und Redigieren sind bei beiden Zeitungen etwa gleich. Für die Gestaltung der Seiten verwenden die Befragten der Stuttgarter Zeitung etwas mehr Zeit als die STNRedakteure. Tabelle 2: Anteil der Tätigkeitsbereiche am Arbeitstag bei den Stuttgarter Nachrichten (in Prozent) früher Schreiben Recherche Redigieren Layout Fremdtext Sonstiges

heute

36 25 23,7 8 1,1 6,2

37 21,7 26,3 10,3 1,3 3,4

Da die Zahlen beider Tabellen nur angeben, wieviel Zeit die Redakteure durchschnittlich für einen Tätigkeitsbereich aufwenden, jedoch nichts darüber aussagen, wie sich die Zeit zwischen den Feldern verschoben hat, wird das Ergebnis weiter aufgeschlüsselt. Erschwerend beim Erstellen des Tätigkeitsprofils wirkt sich aus, daß die beiden Fragen 2 und 4 nur von 22 Redakteuren der Stuttgarter Zeitung und 15 Redakteuren der Stuttgarter Nachrichten ausgefüllt wurden. Zudem müssen sich die Befragten über ihre Arbeit in einen Zeitraum äußern, der fast 20 Jahre

84 zurückliegt. Das computergesteuerte Redaktionssystem muß darüber hinaus nicht der Grund für eine Veränderung des Tätigkeitsprofils eines Tageszeitungsredakteurs sein. Der Wechsel zu einer anderen Zeitung, in ein neues Ressort oder die Übernahme eines neuen redaktionellen Aufgabenbereiches sind ebenso wichtige Einflußfaktoren. Trotz dieser Einschränkungen gibt das folgende Tätigkeitsprofil, bei einer entsprechend vorsichtigen Interpretation der Zahlen, erste Aufschlüsse über die Veränderung der Arbeitsgewohnheiten der Redakteure der beiden untersuchten Zeitungen. Zudem kann herausgearbeitet werden, wie sich die unterschiedlichen Organisationsformen in den verschiedenen Ressorts auf die Arbeit der Redakteure auswirken. 7.1.1 Schreiben Wie über die Fragen nach den Tätigkeitsprofilen zu erschließen ist, zeichnet sich die Tendenz ab, daß die Redakteure der Stuttgarter Zeitung heute weniger Zeit für das Schreiben eigener Texte aufwenden. Von 22 Redakteuren, die die Fragen 2 und 4 ausgefüllt haben, geben - zwölf an, heute weniger Zeit zum Schreiben aufzuwenden - drei geben an, heute mehr Zeit zum Schreiben aufzuwenden - sechs geben an, heute gleich viel Zeit wie früher aufzuwenden

Aus diesem Ergebnis kann jedoch nicht unmittelbar geschlossen werden, daß der Anteil der eigenen Texte am Gesamtumfang des redaktionellen Teils der Zeitung gesunken ist. Vor der weiteren Analyse gilt es, einige Fragen zu klären: FRAGE 1): Kann ein Text am Bildschirm schneller produziert werden? Diese Möglichkeit wird von der überwiegenden Mehrzahl der danach befragten Redakteure verneint. FRAGE 2): Hat sich der Textumfang pro Zeitung verändert? Der Vergleich der Ausgaben einer Woche der Stuttgarter Zeitung aus dem Jahr 1973, vor der Einführung des Redaktionssystems, und einer Woche aus dem Jahr 1994 zeigt, daß der Gesamtumfang des redaktionellen Teils des Blattes gleich geblieben ist. Im Jahresdurchschnitt werden rund 24 Seiten täglich gefüllt. Es wird heute also pro Zeitung noch die gleiche Menge Text produziert wie vor zwei Jahrzehnten. FRAGE 3): Hat sich die Zahl der Redakteure verändert? Zwar ist die tägliche Textmenge konstant geblieben, doch ist der Anteil der von den Redakteuren der Stuttgarter Zeitung am System verfaßten Beiträge

85 am Gesamtumfang des redaktionellen Teils leicht gesunken. In den letzten Jahren sind einige Veränderungen nachzuweisen, die auch einen Einfluß auf die Textproduktion der Redakteure haben können. Zum einen wurde das Korrespondenten-Netz der Stuttgarter Zeitung erweitert. Mit in diesen Bereich fällt die bessere technische Ausstattung der Berichterstatter außerhalb der Redaktion. Auch die Vereinigung Deutschlands trägt ihren Teil dazu bei. Aus den Neuen Bundesländern wird nun von einer größeren Mitarbeiterzahl insgesamt mehr berichtet, als vor dem Fall der Mauer. Wenn heute also von den Redakteuren der Stuttgarter Zeitung insgesamt weniger Zeit für das Schreiben eigener Texte aufgewendet wird, stellt sich schließlich die Frage, wohin die „gesparte" Zeit fließt? Ein Vergleich der Antworten in dem Fragebogen zeigt, daß vor allem die Tätigkeitsbereiche „Redigieren" und „Layout" von dieser Verschiebimg profitieren. Wieviel Zeit ein Redakteur fur das Layout aufwendet, hängt nicht nur von ihm selbst, sondern vor allem von der Arbeitsorganisation und der Aufgabenverteilung in den Zeitungsredaktionen ab. Gleiches gilt fur den Redigieranteil am Arbeitstag. So wird im Ressort Politik, das einen sehr hohen Agenturanteil aufweist, mehr redigiert als im Lokalen. Ein Vergleich mit den Zahlen der STN zeigt, daß analog zur Entwicklung bei der STZ - der Layoutanteil jener Redakteure gestiegen ist, die angeben, heute weniger zu schreiben als früher. 7.1.2 Recherche Die Zahlen in Tabelle 1 verzerren etwas die wirkliche Entwicklung bei der STZ in diesem Tätigkeitsbereich. Die Steigerung von 19,5 Prozent auf 23,8 Prozent resultiert vor allem daraus, daß genau die Hälfte der Redakteure (11) angibt, daß sie bei sich in diesem Bereich keine Veränderung registrieren. Fünf Befragte geben einen leichten Anstieg an und bei drei ist eine sprunghafte Erhöhung des Rechercheanteils zu verzeichnen. Diese Veränderungen sind vor allem im Ressort Lokales auffallend hoch. Drei von vier Redakteure markieren eine Steigerung zwischen zehn und 35 Prozent im Vergleich zu ihrer Arbeit vor Einführung des Computersystems. Der Rechercheanteil hegt in diesem Ressort erwartungsgemäß weit über dem der anderen Redaktionen. Dies zeigt, daß die Art des Ressorts großen Einfluß auf die Arbeit der Journalisten hat. 7.1.3 Redigieren Der zeitliche Anteil des Tätigkeitsbereiches „Redigieren" am Arbeitsalltag der Journalisten ist weitgehend konstant gebheben. Einen sprunghaften Anstieg des Redigieranteils weisen nur die Redakteure in den „Blattmachergruppen" auf. Über einen Vergleich der Antworten kann geschlossen werden, daß das Mehr beim Redigieren immer auf Kosten des Schreibens und der Recherche geht. Umgekehrt verbringen die Redakteure, die wenig redigieren, mehr Zeit beim Schreiben und/oder Recherchieren.

86

Auffallend ist, daß bei den Redakteuren, die früher viel redigiert haben und nun angeben, weniger zu redigieren, die Zeit nicht in das Schreiben und/oder die Recherche fließt, sondern in das Layout. Es könnte sich hier eine Tendenz andeuten, daß die Redakteure, die schon vor der Einführung der Rechnersysteme einen „Hang zum Redigieren" hatten, nun die Bereitschaft erkennen lassen, die Arbeiten eines „technischen Redakteurs" zu übernehmen. Das Ergebnis bei der STZ, daß ein Mehr beim Redigieren immer auf Kosten des Schreibens eigener Texte und der Recherche geht, wird durch das Ergebnis bei den Stuttgarter Nachrichten unterstrichen. Nicht erkennbar ist, daß die Redakteure, die früher viel redigiert haben, heute vermehrt ihre Zeit ins Layout investieren. Diese Entwickhing wird offenbar durch die andersartige Organisationsform in der Redaktion bei den STN nicht unterstützt. 7.1.4 Layout Aussagen über die Verschiebungen beim „Layout" sind nur begrenzt möglich, da der zeitliche Anteil dieses Tätigkeitsbereiches am Arbeitsalltag in der Regel nur sehr gering ist. Bei den Redakteuren, die angeben, heute während ihrer Arbeit weniger Layout zu machen als früher, profitieren von der Verschiebimg der Zeitanteile die beiden Bereiche „Schreiben" und „Recherche". Der Layoutanteil bei diesen Journalisten bewegt sich nach ihren Angaben heute zwischen null und fünf Prozent. Auffallend ist, daß bestimmte redaktionelle Organisationsformen diese Entwicklung begünstigen. Im Ressort Lokales des Stuttgarter Zeitung geben drei Redakteure an, heute keine Layoutaufgaben mehr zu übernehmen, einer investiert fünf Prozent seiner Zeit in diesen Bereich. Hier wird auch ein ,Ausreißer" registriert, der angibt 50 Prozent seiner Arbeit bestehe aus Layoutaufgaben. Aus dieser Angabe im Fragebogen - zusammen mit dem Ergebnis, daß er nicht schreibt und nicht recherchiert - kann geschlossen werden, daß es sich hier um einen Mitarbeiter am zentralen „Blattmacher-Tisch" im Ressort Lokales handelt. Ein Vergleich mit den Ergebnissen der Stuttgarter Nachrichten zeigt, daß die Redakteure dieses Blattes weniger Zeit für Layoutaufgaben aufwenden als ihre Kollegen von der Stuttgarter Zeitung (STZ=16,0 Prozent; STN=10,3 Prozent). Auffallend ist, daß dieser Unterschied vor allem daraus resultiert, daß bei der STZ einige Redakteure erfaßt sind, die angeben, sehr viel am Layout zu arbeiten (zwischen 30 und 50 Prozent). Werden diese ,Ausreißer" nicht berücksichtigt, so pendelt sich auch das Ergebnis der Stuttgarter Zeitung auf dem Niveau der STN ein. Das bedeutet, daß trotz der unterschiedlichen Organisationsformen in den beiden Redaktionen - die STN mit einer großen Produktionsgruppe, die STZ mit Redaktionstechnikern - im Durchschnitt rund zehn Prozent der Arbeitszeit aller Redakteure ins Layout fließen.

87 7.1.5 Zusammenfassung Die Analyse der Antworten auf die beiden Fragen 2 und 4 zeigt, daß es vor allem drei Faktoren sind, die einen erheblichen Einfluß auf die tägliche Arbeit der Redakteure ausüben. Zum einen ist natürlich die Art des Ressorts entscheidend dafür verantwortlich, welche Tätigkeiten im redaktionellen Ablauf von den Journalisten übernommen werden müssen. So verbringen die Redakteure im Lokalen entscheidend mehr Zeit mit der Recherche und dem Schreiben eigener Texte als ihre Kollegen in der Außenpolitik. Dort wiederum werden sehr viele Korrespondenten- und Agenturtexte redigiert, eine Aufgabe, die im Ressort Lokales verständlicherweise kaum zu finden ist. Die Verteilung der einzelnen Aufgaben hängt natürlich mit der Organisationsform in den verschiedenen Ressorts zusammen. Beispiel dafür ist das Ergebnis der Befragung im Ressort Lokales der Stuttgarter Zeitung, wo ein Redakteure angibt, 50 Prozent seines Arbeitstages mit Layoutaufgaben zu verbringen. Dort ist eine „Blattmacher-Gruppe" für das gesamte Layout der Lokalausgabe zuständig. Die restlichen Journalisten sind folglich von dieser Arbeit weitgehend entbunden und können sich auf die Recherche und das Schreiben eigener Texte konzentrieren. Neben den „offiziellen" Organisationsformen in den verschiedenen Res-sorts, hat die interne Aufgabenverteilung einen entscheidenden Einfluß auf die Tätigkeit der Redakteure. In einigen Ressorts sind Journalisten erfaßt, die weniger schreiben und recherchieren als ihre Kollegen, sich dafür jedoch verstärkt dem Redigieren, Layout und „sonstigen Aufgaben" - darin summieren sich vor allem administrative und organisatorische Tätigkeiten - widmen. Diese Zeitungsredakteure decken also ein anderes Aufgabenfeld ab als die vorwiegend schreibenden Journalisten. Das ausgearbeitete Tätigkeitsprofil legt nahe, daß es sich in diesen Fällen um die Ressortleiter oder Journalisten in ähnlich definierten Positionen handelt. Letztere haben ein oft nur sehr ungenau umschriebenes Arbeitsfeld, das sich erst ,jn den Jahren" herausgebildet hat. Auffallend im Arbeitsbereich Layout ist, daß bei den Stuttgarter Nachrichten die befragten Redakteure, trotz der Einrichtung einer zentralen Produktionsgruppe, nicht entscheidend weniger Zeit auf die Gestaltung der Seiten verwenden als ihre Kollegen von der Stuttgarter Zeitung. Größeren Einfluß auf die Arbeitsweise haben hier offensichtlich die „Blattmacher-Tische", wie sie in den Lokalredaktionen beider Zeitungen zu finden sind.

88

7.2 Wie nutzen die Redakteure das System? In den folgenden Fragen wird abgeklärt, wie häufig die Redakteure der beiden Zeitungen in den verschiedenen Tätigkeitsbereichen das Computersystem als Arbeitsmittel benutzen. Dazu mußten sie auf einer Skala einen Wert zwischen 1 (=nie) und 10 (=immer) ankreuzen. Doch sollen die Redakteure im Rahmen dieses Fragenkomplexes nicht nur angeben wie oft sie vor dem Bildschirm sitzen, sie können zudem bewerten, welche Vor- und Nachteile der Rechner in den angegebenen Bereichen mit sich bringt. 7.2.1 Schreiben Bei dieser Frage wird deutlich, wie hoch bei den Journalisten beider Zeitungen die Akzeptanz des Computersystems als bloßes Schreibgerät ist. Über die Hälfte der befragten Redakteure gibt an, die eigenen Texte ohne Ausnahme am Bildschirm zu verfassen (Tabelle 3). Tabelle 3: Akzeptanz des Bildschirms als Schreibgerät Wert

Prozent

Zahl 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

22 5 6 1 1 1 1 1 2 0

55 12,5 15 2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 5 0

Der Einwand, dies geschehe vielleicht nur „unter Druck" (von „Oben"; Gruppendruck; System muß ausgelastet sein), kann entkräftet werden, da in Frage 8 genau 95,0 Prozent der Redakteure angeben, wenn sie beim Schreiben eigener Texte die Wahl zwischen Bildschirm oder Schreibmaschine haben, sie sich für den Bildschirm entscheiden. Als größter Vorteil des Computersystems gegenüber der Schreibmaschine wird von den Redakteuren in Frage 7 vor allem die Möglichkeit des schnellen Korrigierens von Fehlern angegeben (90 Prozent). An zweiter Stelle folgt der Punkt „Passagen sind gut umzuschreiben" (82,5 Prozent: Mehrfachnennungen waren möglich). Negative Aspekte werden von den Redakteuren weit weniger angekreuzt. Am meisten bemängelt werden die schlechten Bildschirme (62,5 Prozent).

89 Es zeigt sich, daß die Akzeptanz des Systems bei den STN in diesem Bereich noch über der der STZ Hegt. 79,0 Prozent der befragten STN-Redakteure geben an, ihre Texte ausschließlich am Bildschirm einzugeben. Die Prozentzahlen der Vor- und Nachteile des Bildschirms in Frage 7 sind bei den STN und der STZ fast identisch.

7.2.2 Recherche In der folgenden Tabelle 4 wird deutlich, daß nur wenige Redakteure das System zur Recherche benutzen. Tabelle 4: Nutzung des Rechners zur Recherche bei der Stuttgarter Zeitung Zahl

Wert

Prozent

10

0

0

9 8 7

0 0

0 0 0

6

0

5 4

3 1

3

8

2 1

11 17

0

0 7,5 2,5 20 27,5 42,5

Aus weitergehenden Gesprächen mit Redakteuren beider Zeitungen geht hervor, daß einige von ihnen die Möglichkeit nutzen, die über einen längeren Zeitraum abgespeicherten Agenturmeldungen abzurufen. Einige wenige haben für die weitergehende eigene Recherche ein elektronisches Archiv im Großrechner angelegt. Die Stuttgarter Zeitung bietet ihren Redakteuren seit einigen Monaten eine hausinteme Datenbank an, doch wird diese sehr selten genutzt, da sie noch relativ unbekannt ist und die Redakteure sich beklagen, über deren Möglichkeiten nur ungenügend aufgeklärt worden zu sein. Auch einige Schwächen in der Software machen die Arbeit in manchen Fällen etwas umständlich. Ehe Möglichkeiten der hausexternen Recherche über den Bildschirm sind bis auf sehr wenige Ausnahmen bei allen Redakteuren unbekannt. In der Regel wenden sich die Journalisten an die Mitarbeiter im hauseigenen Text- und Bildarchiv, die dann nach den gewünschten Informationen auch in externen Datenbanken suchen.

90 7.2.3 Redigieren Beim Redigieren ist die Akzeptanz des Systems nicht so hoch wie beim Schreiben eigener Texte. 17,5 Prozent der befragten Redakteure geben an, die Artikel ohne Ausnahme am Bildschirm zu redigieren. Die meisten Nennungen auf der Skala von „1" bis „10" fallen auf die Werte „6" und „7". In diesem Bereich ist ein Einfluß der Ressortzugehörigkeit auf die Antworten nachzuweisen. Deutlich werden die Unterschiede bei einem Vergleich der beiden Ressorts Politik und Sport. Da in diesen Redaktionen der Agenturanteil relativ hoch ist, wäre anzunehmen, daß sich die Ergebnisse beim Redigieren gleichen. Doch die Redakteure in der Politik geben an, wesentlich weniger am Bildschirm zu redigieren als ihre Kollegen im Sport, wo alle Befragten, mit einer Ausnahme, den Wert „9" oder „10" ankreuzen. Tabelle 5: Nutzung des Rechners zum Redigieren bei der Stuttgarter Zeitung Wert

Zahl 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1

7 3 5 5 7 4 3 3 2 1

Prozent 17,5 7,5 12,5 12,5 17,5 10 7,5 7,5 5 2,5

Die Akzeptanz des Systems beim Redigieren ist bei den Stuttgarter Nachrichten erheblich höher als bei der Stuttgarter Zeitung. 58,2 Prozent der STN-Redakteure geben an, ihre Texte ausschließlich am Bildschirm zu redigieren (STZ = 17,5 Prozent). Diesen hohen Zuspruch erfahrt das System, entgegen dem Ergebnis bei der STZ, in allen Ressorts. 7.2.4 Geringere Akzeptanz des Systems beim Redigieren Die geringere Akzeptanz des Bildschirms beim Redigieren (im Vergleich zum Schreiben eigener Texte) bei den Redakteuren der Stuttgarter Zeitung zeichnet sich bereits dadurch ab, daß die Redakteure angeben, das System in diesem Arbeitsbereich weniger zu nutzen. Werden die Redakteure vor die Frage gestellt, wo sie einen Artikel lieber redigieren, geben 53,8 Prozent den Bildschirm an (Schreiben = 95 Prozent) und 38,5 Prozent das Papier. Bei dieser Frage zeichnet sich wiederum ein Zusammenhang der Antworten mit der Ressortzugehörigkeit der Befragten ab. Im Sport geben alle Redakteure

91 an, lieber am Bildschirm zu redigieren. In der Politik bevorzugen alle, bis auf eine Ausnahme (ohne Präferenzen), das Papier. In der Wirtschaft zeigt sich ein ähnliches Bild. Auch in diesem Ressort hat sich der Bildschirm zum Redigieren nicht entscheidend durchgesetzt. Drei von fünf Redakteure geben an, lieber auf Papier zu redigieren, zwei haben keine Präferenzen. Auch bei der Frage nach den Präferenzen beim Redigieren, geben mehr STNRedakteure (87,4 Prozent) an, lieber am Bildschirm zu arbeiten, als die STZRedakteure (53,8 Prozent). Dieser hohe Zuspruch zieht sich durch alle Ressorts. 7.2.5 Sorgfaltigeres Redigieren auf Papier Nach der guten Einstufung des Bildschirms als Schreibgerät ist es etwas erstaunlich, daß dasselbe Arbeitsmittel zum Redgieren von den Redakteuren nicht im selben Maße angenommen wird. Zumal sich die Vorteile des Computers, zum Beispiel das schnelle Einfügen von Worten und Sätzen, gerade beim Redigieren als sehr hilfreich erweisen können. Eine Erklärung fur die geringere Akzeptanz des Redaktionssystems in diesem Arbeitsbereich hefern die Antworten auf Frage 14. Dort geben 52,6 Prozent der STZ-Redakteure an, daß auf Papier sorgfaltiger redigiert wird als am Bildschirm. Nur 5,3 Prozent glauben das Gegenteil, daß am Bildschirm sorgfaltiger gearbeitet wird. Wie aus dem Fragebogen zu erschließen ist, redigieren alle Redakteure, die angeben, daß auf dem Papier sorgfaltiger redigiert wird, auch lieber auf dem Blatt. Die meisten Redakteure, die angeben, daß es keinen Unterschied in der Sorgfalt zwischen Papier und Bildschirm gibt, arbeiten lieber am Bildschirm Daß in diesem Bereich der Zeitfaktor eine gewisse Rolle spielt, zeigen die Antworten der Redakteure auf die Frage 10, ob am Bildschirm oder auf dem Blatt schneller gearbeitet werde. Die meisten der Befragten, die angeben, daß sie lieber am Bildschirm arbeiten, kreuzen auch an, daß das Redigieren am Bildschirm weniger Zeit in Anspruch nehme. Eine kleine Gruppe von Redakteuren (10 Prozent) gibt an, daß sie lieber am Bildschirm arbeitet, obwohl ihrer Meinung nach das Redigieren auf Papier sorgfaltiger ist. Einer dieser Redakteure schreibt dazu einen Kommentar neben die Frage, daß er aus diesem Grund nur mit schlechtem Gewissen am System redigiere. Aus Gründen der Zeitersparnis arbeite er jedoch am Bildschirm Wie aus den Vorfeldinterviews zu erfahren ist, wollen auch einige Redakteure nicht ständig das Arbeitsmittel (Bildschirm/Papier) wechseln, und arbeiten dann eben, die Nachteile in Kauf nehmend, lieber am Bildschirm Der Unterschied zwischen den beiden Zeitungen ist hier sehr groß. Geben bei den Stuttgarter Nachrichten 45,0 Prozent der Redakteure an, daß am Bildschirm sorgfaltiger redigiert wird, so sind bei der Stuttgarter Zeitung gerade 5,3 Prozent dieser Meinung. Dagegen geben bei der STZ 52,6 Prozent der Redakteure an, daß auf dem Blatt sorgfaltiger redigiert wird, bei der STN sind dies 31,5 Prozent. Der Anteil der Redakteure, die glauben, daß auf dem Papier

92 sorgfältiger redigiert wird, aber trotzdem am Bildschirm redigieren, ist bei den STN mit 25,8 Prozent relativ hoch (STZ = 10 Prozent) 7.2.6 Vor- und Nachteile des Bildschirms beim Redigieren Bei den verschiedenen Fragen nach den Vor- und Nachteilen des Bildschirms beim Redigieren zeigt sich, daß von den Redakteuren vor allem die begrenzte Zeilenzahl des Bildschirms bemängelt wird. Dies entspricht auch den Ergebnissen aus den Vorfeldinterviews. Das System der STZ und der STN hat hier den besonderen Mangel, daß der Bildschirm nur geblättert und nicht gescrollt werden kann. Was nach Ansicht vieler Redakteure - das ist der zweite im Fragebogen angekreuzte Nachteil - dann auch noch zulange dauert. Als dritter Negativpunkt wird angegeben, daß die Bildschirme beim Redigieren zu unübersichtlich sind. Wie in den Vorfeldinterviews zu erfahren ist, finden es viele Redakteure von Vorteil, wenn sie sehen, was sie durchgestrichen haben. Man verüere sonst den Überblick und wisse nicht, was man schon bearbeitet habe. Interessant ist, daß in der folgenden Frage nach den Vorteilen des Bildschirms beim Redigieren, das Gegenargument am zweithäufigsten genannt wird, daß der Bildschirm durch das Wegfallen des Durchstreichens übersichtlicher ist als das Blatt. Auffallend ist, daß die meisten Redakteure vor allem die Mängel an der Hardware hervorheben. Es liegt nahe, daß die größeren Nachteile des Systems durch eine Verbesserung zum Beispiel der Terminals gelöst werden können. Die Vorteile des Bildschirms beim Redigieren sind die gleichen wie beim Schreiben eigener Texte. Am häufigsten wird die Möglichkeit des schnellen Einfugens von Wörtern und Sätzen genannt. Auf dem zweiten Platz folgt die Antwort, daß der Bildschirm beim Redigieren gegenüber dem Blatt übersichtlicher ist. Wie ihre Kollegen bei der STZ bemängeln auch die Redakteure der Stuttgarter Nachrichten besonders die schlechten Bildschirme, sie sind zu klein und beim Redigieren zu unübersichtlich. Keine Übereinstimmung gibt es hingegen bei den Antworten, die die Geschwindigkeit des Systems betreffen. Von den Redakteuren der Stuttgarter Zeitung wird häufig bemängelt, das System sei zu langsam, bei den STN ist dieser Kritikpunkt eher nebensächlich. Auffallend ist, daß die Redakteure der STZ die komplizierten technischen Operationen bemängeln, die Journalisten der Stuttgarter Nachrichten jedoch nicht. Ein Grund dafür könnte sein, daß die STN-Redakteure aufgrund der Organisation in den Ressorts weniger mit den technischen Operationen konfrontiert werden. Bei der Angabe der Vorteile des Systems gegenüber dem Papier decken sich die Angaben der STZ und STN weitgehend. 7.2.7 Unterschiede beim Redigieren „früher/heute" Die Redakteure haben in den Fragen 9 bis 12 die Vor- und Nachteile des Bildschirms gegenüber der Textbearbeitung auf dem Blatt angegeben. Nim sollen sie

93 in Frage 13 und 14 einschätzen, ob sich die Arbeit am Redaktionssystem auch auf die Art des Redigierens auswirkt. Nur zwei Redakteure geben an, daß sie glauben, einen Text am Bildschirm nicht anders als auf Papier zu redigieren. 46,8 Prozent geben an, daß sie beim Redigieren am Bildschirm den Text eher umschreiben. Das entspricht dem Ergebnis von Frage 7, wo 82,5 Prozent der Redakteure angeben, daß Passagen am Bildschirm schneller umzuschreiben sind und dem Ergebnis von Frage 12, wo das „Schnellere Einfügen von Wörtern und Sätzen" ebenfalls als einer der größten Vorteile genannt wird. Da die Qualität einer Redaktion unter anderem an der Intensität der Bearbeitung von Agenturmeldungen gemessen wird, könnte das System in diesem Bereich eine Qualitätssteigerung gebracht haben. Über die Hälfte der Redakteure (52,8 Prozent) gibt an, am Bildschirm mehr „auf Zeile" zu redigieren, sie passen den Text also genau in den vorgesehenen Freiraum in der Zeitungsseite ein. Wie in den Vorfeldinterviews zu erfahren ist, wird dieses „auf Zeile" Redigieren, ebenso wie das „auf Zeile" Schreiben, von vielen Redakteuren jedoch nicht „negativ" empfunden. Die meisten der Befragten geben an, daß es fur sie eine Hilfe sei, da sie nun nicht mehr einfach ,jns Blaue" schrieben. Ein Redakteur gibt in einem Vorfeldinterview an, daß die genaue Zeilenvorgabe eine Qualitätssteigerung der Texte mit sich bringe, da man nun „auf einen Punkt hinschreiben" könne, der dann nachher nicht vom Setzer wegen Überlänge des Textes weggekürzt werde. In diesem Bereich gibt es kaum signifikante Unterschiede zwischen den beiden Zeitungen. Auch bei den Stuttgarter Nachrichten geben nur zwei Redakteure an, einen Text am System nicht anders zu redigieren als auf dem Papier. Alle anderen befragten STN-Redakteure (91 Prozent) räumen ein, am Bildschirm mehr „auf Zeile" zu redigieren (STZ = 52,8 Prozent).

7.3 Hierarchisierung der Qualitätskriterien Nachdem die Redakteure ihre Arbeit und den Einfluß des Redaktionssystems beschrieben und bewertet haben, wartet im nächsten Fragenkomplex ein allgemeinerer Teil auf sie. Um ihre Antworten besser gewichten und auswerten zu können, sollen sie die Qualitätskriterien benennen, die sie an eine Zeitung im allgemeinen und ihre eigene Arbeit im besonderen legen. Als Bewertungsgrundlage dient eine Schulnoten-Skala von „1" (=sehr gut) bis „6" (=sehr schlecht). Jede Zahl darf fur die sechs angegebenen Kriterien dabei nur ein Mal vergeben werden. Die Ergebnisse dieser Fragen zeigen in diesem Bereich bei den Journalisten der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten deutliche Parallelen. Die Einschätzungen der Redakteure, welche Kriterien eine gute Zeitung ausmachen scheinen,Allgemeingut" zu sein.

94 7.3.1 Gut recherchierte Artikel Bei der Bewertung einer Tageszeitung ist den befragten Redakteuren der Punkt „Gut recherchierte Artikel" das wichtigste Qualitätskriterium. Über die Hälfte (53,8 Prozent) gibt in der Schulnoten-Skala von 1 bis 6 die Ziffer „1". Hier spielt bei der Bewertung das Ressort eine gewisse Rolle. In der Politik ist der „1"- Anteil sehr hoch. Im Land wird diesem Kriterium, bis auf eine Ausnahme, immer der Wert „2" geben. Hier wird die Aktualität am häufigsten mit „1" bewertet. Generell ist zu beobachten, daß die Redakteure, die in Frage 4 angeben, viel Zeit auf die Recherche zu verwenden, dieses Kriterium auch sehr hoch einschätzen. 7.3.2 Aktualität Die nächsten drei Kriterien folgen „Kopf an Kopf auf den nächsten Plätzen. Die ,Aktualität" wird von 28,2 Prozent der befragten Redakteure mit der Ziffer „1" bewertet. Der Anteil der Journalisten, die die Aktualität mit dem Wert „3" ins Mittelfeld verbannen ist mit 30,7 Prozent relativ hoch. Der Vergleich mit dem Ressort zeigt, daß im Feuilleton offensichtlich nicht sehr viel Wert auf Aktualität gelegt wird. 7.3.3 Viele eigene Texte „Viele eigene Texte" wird von 20,5 Prozent der Befragten mit der Ziffer „1" bewertet. 46,1 Prozent belegen dieses Kriterium jedoch mit dem Wert „4". Ein Vergleich mit dem Ressort zeigt, daß vor allem im Lokalen und im Feuilleton dieses Kriterium höher eingeschätzt wird als in den anderen Ressorts. Für das Lokale kann dies dadurch erklärt werden, daß dort die meisten Redakteure fast ausschließlich für das Schreiben von Artikeln eingesetzt werden. Wie ein Feuilleton-Redakteur in einem Vorfeldinterview erklärt, sei es für eine anspruchsvolle Zeitung wichtig, einen eigenen, qualitativ hochwertigen Kulturteil zu unterhalten. 7.3.4 Viel Hintergrundinformation Das Kriterium „Viel Hintergrundinformation" wird von sehr vielen Redakteuren mit der Ziffer 2 (20,5 Prozent) und 3 (20,5 Prozent) bewertet. Auffallend ist, daß dieses Kriterium im Sport, ein Ressort, dem oft eine „1:0Berichterstattung" vorgeworfen wird, im Durchschnitt mit dem Wert 2,0 sehr hoch bewertet wird. Der gleiche Schnitt läßt sich in der Politik errechnen. Die mit Abstand niedersten Bewertungen erhalten die beiden Kriterien „Wenige Satzfehler" und „Wenige Schreibfehler". Sie werden von allen Redakteuren mit den Ziffern „5" und „6" belegt. Sie sagen nach Meinung der Redakteure also nur wenig über die Qualität einer Tageszeitung aus.

95

7.4 Der Einfluß des Redaktionssystems auf diese Kriterien Nach dieser Hierarchisierung der Qualitätskriterien sollen die Redakteure ihre eigene Zeitung, in Abhängigkeit mit der Einführung des Redaktionssystems, bewerten. Es ist festzustellen, daß die Redakteure dem Bildschirm im allgemeinen einen positiven Einfluß zuschreiben. Auf das am höchsten bewertete Kriterium „Gut recherchierte Artikel" hat, nach Meinung der meisten befragten Redakteure, das System keinen Einfluß. Das ebenfalls hoch bewertete Qualitätskriterium ,Aktualität" ist, nach Ansicht der Mehrheit der Redakteure (75,9 Prozent), mit Einführung des Systems „besser" geworden. Auf der Textebene werden von einer Mehrheit der Redakteure nur die vermehrt auftretenden Satz- und Schreibfehler bemängelt. Da diese jedoch als Qualitätskriterium für eine Zeitung nicht sehr hoch bewertet werden, fallen sie offensichtlich bei der Gesamtbeurteilung des Systems nicht sehr ins Gewicht. Die Auswertung der Antworten der befragten Redakteure der Stuttgarter Nachrichten zeigt im allgemeinen ein ähnliches Bild, doch bewerten die Journalisten dort den Einfluß des Redaktionssystems auf die Qualität der eigenen Zeitung etwas positiver als ihre Kollegen von der STZ.

7.5 Die Gesamteinschätzung des Systemeinflusses Nicht nur die einzelnen Kriterien werden von einer großen Gruppe der Redakteure positiv bewertet. Im Gesamturteil geben 59,4 Prozent der Redakteure an, daß sich die Zeitung mit Einführung des Redaktionssystems auch insgesamt verbessert hat. 33,0 Prozent meinen, daß sie gleich gebheben ist, 6,6 Prozent sehen eine Verschlechterung. Wie unter Punkt 1.4 der Arbeit bereits bemerkt, bewerten die Redakteure der Stuttgarter Nachrichten den allgemeinen Einfluß des Systems auf die Qualität der Zeitung positiver als ihre Kollegen von der Stuttgarter Zeitung. 94,7 Prozent der Redakteure der Stuttgarter Nachrichten geben an, ihre Zeitung habe sich mit der Einführung des Computersystems verbessert (STZ = 59,4 Prozent).

7.6 Be- und Entlastungen durch das System im Arbeitsalltag Auch bei der Beurteilung der Be- und Entlastung durch das System zeichnet sich eine positive Haltung der befragten Redakteure ab. Die Mehrheit gibt an, in den einzelnen Arbeitsbereichen entlastende Erfahrungen mit dem System gemacht zu haben.

96 Positiv bewertet wird das System vor allem bei Arbeitsschritten, die früher „von Hand" gemacht werden mußten. So geben zum Beispiel bei „Zeilenberechnung" oder „Überschriften einpassen" jeweils 42,5 Prozent der Redakteure den Wert „6", also die höchste Wertung. Negative Bewertungen erhält der Computer vor allem beim „Verknüpfen von Texten" und „Verschieben von Textteilen". Im zweiten Teil des Bogens zeigt sich, daß die meisten Redakteure offensichtlich nicht in der Lage sind, diese Arbeitsschritte ohne fremde Hilfe durchzufuhren. In diesem Bereich zeichnen sich bei beiden Zeitungen in den meisten Punkten deutliche Parallelen ab. Starke Abweichungen gibt es bei dem Punkt „Bildfreiräume freischlagen". Erkennen die meisten STN-Redakteure (42,9 Prozent) hier weder eine Be- noch Entlastung, so fallt der größte Teil der Nennungen bei der STZ auf die Wert „4, 5 und 6", es wird also eine sehr starke Entlastung registriert. Hier scheinen die Gründe für diese Unterschiede in den verschiedenen Organisationsstrukturen der Zeitungen zu liegen. Diese Arbeit wird den STN-Redakteuren durch die Produktionsgruppe abgenommen. In der Stuttgarter Zeitung schlagen die Redakteure in manchen Fällen die Bildfreiräume selbst frei. Dieses Ergebnis spiegelt sich auch im zweiten Teil des Fragebogens, wo die meisten Redakteure der Stuttgarter Zeitung in der Lage sind, einen Bildfreiraum freizuschlagen, der größte Teil der Journalisten der Stuttgarter Nachrichten jedoch nicht.

7.7 Einfluß des Systems auf den Zeitdruck im Arbeitsalltag 34,2 Prozent der Redakteure der Stuttgarter Zeitung geben an, daß sich der Druck im redaktionellen Arbeitsalltag für sie nicht vergrößert hat. Nach der positiven Bewertung in den letzten Fragen, ist der Anteil von 65,8 Prozent der befragten Redakteure, die meinen, daß sich der Druck vergrößert hat, beträchtlich hoch. 81,0 Prozent der befragten Redakteure, die glauben, daß sich der Druck vergrößert hat, kreuzen den Punkt „Systemabstürze" an. Dadurch geht offensichtlich ein Teil der gewonnenen Entlastung wieder verloren. 76,2 Prozent (Mehrfachnennungen waren möglich) geben an, daß durch die Überlastung des Systems während der Stoßzeiten der Druck größer ist. Das fuhrt dazu, daß das System sehr langsam wird. Als nächster Punkt (71,4 Prozent) werden zu wenige Terminals in der Redaktion genannt. Diese drei von den Redakteuren genannten Mängel gewinnen zudem vor allem abends an Gewicht, wenn der Produktionsdruck am größten ist. Die ersten beiden können jedoch durch die neue Generation der Systeme abgestellt werden. Jeder Redakteur arbeitet dann durch die Vernetzung des Systems an einem „eigenen" PC und greift grundsätzlich nur noch beim Laden und Abspeichern auf den zentralen Großrechner der Zeitung zu. Erst an vierter Stelle, aber noch mit 61,9 Prozent,

97 werden von den Journalisten die zusätzlichen technischen Arbeiten als Negativpunkt genannt. Die Hauptgründe für den vergrößerten Druck im Redaktionsalltag sind nach Meinung der befragten Journalisten also nicht die zusätzlichen technischen Arbeiten oder das komplizierte System. Am meisten werden Schwierigkeiten genannt, die ausschließlich die Hardware betreffen und für die primär nicht die Redakteure „zuständig" sind, wie Systemabstürze, das langsame System oder zu wenige Terminals. Die Auswertung der Antworten der Fragebogen der Stuttgarter Nachrichten zeigt, daß dort nur 20,0 Prozent der Redakteure angeben, daß sich der zeitliche Druck mit Einführung der Systeme nicht vergrößert hat (STZ = 34,2 Prozent). Auch bei den Stuttgarter Nachrichten gibt die Mehrzahl dieser Redakteure (75,0 Prozent) an, daß sich der Druck durch Systemabstürze vergrößert hat (STZ = 81,0 Prozent). Anders als die Redakteure der Stuttgarter Zeitung setzen die Redakteure der STN den Punkt „Komplizierte technische Operationen" auf dem zweiten Platz (STZ = vierter Platz), die Prozentzahlen sind jedoch bei beiden Zeitungen ähnlich (STZ = 61,9 Prozent; STN = 62,5 Prozent). Bei den STN gibt es bei dieser Frage viele Ergänzungen der Redakteure. Die häufigste Anmerkung ist, daß der ,Aktualitätsdruck" durch das System gestiegen ist. Bei der STZ taucht dieser Punkt nicht auf

7.8 Zusammenfassung: Fragebogen Teil 1 Die Analyse der Antworten zeigt, daß es vor allem drei Faktoren sind, die einen erheblichen Einfluß auf die tägliche Arbeit der Redakteure der beiden Zeitungen ausüben. Zum einen ist natürlich die Art des Ressorts entscheidend dafür verantwortlich, welche Tätigkeiten im redaktionellen Ablauf von den Journalisten übernommen werden müssen. So verbringen die Redakteure im Lokalen entscheidend mehr Zeit mit der Recherche und dem Schreiben eigener Texte als ihre Kollegen in der Außenpolitik. Dort wiederum werden sehr viele Korrespondenten- und Agenturtexte redigiert, eine Aufgabe, die im Ressort Lokales verständlicherweise kaum zu finden ist. Die Verteilung der einzelnen Aufgaben hängt zudem natürlich mit der Organisationsform in den verschiedenen Ressorts zusammen. So sind zum Beispiel im Ressort Lokales der Stuttgarter Zeitung Redakteure zu finden, die über die Hälfte der Zeit ihres Arbeitstages mit Layoutaufgaben verbringen - ein Wert, der in keinem anderen Ressort erreicht wird. Der Grund dafür ist, daß in der Lokalredaktion eine „Blattmacher-Gruppe" für das gesamte Layout des Stuttgart-Teiles zuständig ist. Die restlichen Journalisten in diesem Ressort sind folglich von dieser Arbeit weitgehend entbunden und können sich auf die Recherche und das Schreiben eigener Texte konzentrieren.

98 Neben den „offiziellen" Organisationsformen der verschiedenen Ressorts, hat die interne Aufgabenverteilung einen entscheidenden Einfluß auf die Tätigkeit der Redakteure. Γη einigen Ressorts gibt es Journalisten, die weniger schreiben und recherchieren als ihre Kollegen, sich dafür jedoch verstärkt dem Redigieren, Layout und „sonstigen Aufgaben" - dazu gehören vor allem administrative und organisatorische Tätigkeiten - widmen. Das ausgearbeitete Tätigkeitsprofil legt nahe, daß es sich in diesen Fällen um die Ressortleiter oder Journalisten in ähnlich definierten Positionen handelt. Letztere haben ein oft nur sehr ungenau umschriebenes Arbeitsfeld, das sich erst im Laufe der Jahre ihrer Tätigkeit herausgebildet hat. Auffallend im Bereich Layout ist, daß bei den Stuttgarter Nachrichten die Redakteure, trotz der Einrichtung einer zentralen Produktionsgruppe, nicht entscheidend weniger Zeit auf die Gestaltung der Seiten verwenden als ihre Kollegen von der Stuttgarter Zeitung. Größeren Einfluß haben hier offensichtlich die „Blattmacher-Tische", wie sie in den Lokalredaktionen beider untersuchten Zeitungen zu finden sind. Die in den 70er Jahren in Journalistenkreisen häufig diskutierte Frage, ob ein Redakteur am Bildschirm arbeiten soll oder nicht, stellt sich fast 20 Jahre nach der Einführung der Rechner für die meisten Zeitungsredakteure nicht mehr. Die Akzeptanz des Computersystems als Schreibgerät ist ausgesprochen hoch. Über die Hälfte der befragten Journalisten gibt an, die eigenen Texte ohne Ausnahme in der Redaktion am Bildschirm zu schreiben. Die größten Vorteile gegenüber der Schreibmaschine sind, so die befragten Redakteure, daß Schreibfehler sehr leicht korrigiert und Textpassagen schnell umgeschrieben werden können. Geringer ist die Akzeptanz des Computers jedoch beim Redigieren der Texte. Daß sich über die Hälfte der STZ-Redakteure für das Redigieren auf dem Blatt entscheiden hegt vor allem daran, daß nach ihrer Ansicht dieser Arbeitsgang auf dem Papier sorgfaltiger durchgeführt wird als am Rechner. Befürworter des Redigierens am Bildschirm unterstreichen, daß es dort schneller geht. Diese Schnelligkeit spielt vor allem im Sport-Ressort eine große Rolle, wo fast alle Redakteure angeben, nicht auf dem Blatt zu redigieren. Sportberichterstattung heißt in der Regel vor allem berichten über aktuelle Ereignisse, die zumeist noch am Abend oder am Nachmittag desselben Tages stattfinden. Der „Umweg" über das Papier beim Redigieren würde einen nicht unerheblichen Zeitverlust mit sich bringen. Im Laufe der Zeit haben sich die Redakteure offensichtlich angewöhnt, das Arbeitsmittel nicht mehr zu wechseln und nur noch am Bildschirm zu arbeiten. Anders im Ressort Politik der Stuttgarter Zeitung, wo fast alle Journalisten die im allgemeinen relativ früh eintreffenden Artikel zuerst auf dem Blatt redigieren. Drängt jedoch die Zeit, wird auch in diesem Ressort von diesem Grundsatz abgewichen, und der Redakteure überarbeitet die Texte, wie seine Kollegen im Sport, nur am Bildschirm Die überwiegende Zahl der Redakteure ist sich bewußt, daß die Texte am Bildschirm anders redigiert werden als auf dem Blatt. Fast die Hälfte der

99 Befragten gibt an, daß sie einen Artikel am Bildschirm eher umschreiben. Da die Intensität der Bearbeitung von Agenturmeldungen ein Qualitätsmerkmal einer Zeitung darstellt, hat das Computersystem in diesem Bereich eine Qualitätssteigerung gebracht. Außerdem gibt über die Hälfte der Journalisten an, am Bildschirm mehr „auf Zeile" zu redigieren. Sie passen den Text also genau in den vorgesehenen Freiraum in der Zeitungsseite ein. Die meisten Redakteure bewerten dieses zeilengenaue Arbeiten positiv. Oft wird von ihnen angemerkt, daß früher das Kürzen beim Arbeiten mit Bleisatz sehr umständlich und zeitraubend gewesen sei. Nicht selten habe man den einfachsten Weg gewählt und die überzähligen Zeilen einfach „von hinten" weggenommen. Darunter habe die Qualität der Texte oft gelitten. Am Bildschirm hingegen hat der Journalist vor allem in diesem Bereich mehr Kontrolle über das Produkt, so eine häufig geäußerte Meinung. Was macht eigentlich eine gute Zeitung aus? Nach Meinung der meisten Redakteure sind gut recherchierte Artikel das wichtigste Qualitätskriterium Wie in vielen Gesprächen immer wieder unterstrichen wurde, sehen die Journalisten im Bereich der aktuellen Berichterstattung auf diesem Gebiet eine Stärke ihres Mediums gegenüber Radio und Femsehen. Es bleibe einem Zeitungsjournalisten in der Regel mehr Zeit, Themen zu recherchieren und Vorgänge zu hinterfragen. Auf der anderen Seite sind sich die Journalisten der Printmedien bewußt, daß sie den Wettlauf um die Aktualität verloren haben. Die elektronischen Medien können zum Beispiel live über ein Ereignis berichten, eine Möglichkeit, die den Printmedien selbstverständlich nicht gegeben ist. Das Qualitätskriterium Aktualität wird folglich von den befragten Redakteuren weit weniger hoch bewertet. Die mit Abstand am niedrigsten bewerteten Qualitätskriterien sind Satz- und Schreibfehler. Der Einfhiß des rechnergesteuerten Redaktionssystems darauf, ob ein Artikel gut recherchiert ist oder nicht, wird von den allermeisten Redakteuren als äußerst gering eingestuft. Dies ist nach ihrer Ansicht der einzige Bereich, der von der Elektronik noch nicht entscheidend beeinflußt wird. Dies werde sich in Zukunft wahrscheinlich jedoch ändern, so einige der Befragten. Über die vielen Möglichkeiten der Computerrecherche waren die meisten Befragten zum Zeitpunkt der Umfrage nur sehr vage aufgeklärt. In der Regel wird die Suche nach Informationen oder Bildern zu einem Thema den Mitarbeitern des hauseigenen Archivs überlassen. Diese greifen dann auch auf externe Datenbanken zurück. Immer stärker wird von den Redakteuren jedoch die Möglichkeit genutzt, sich über den Bildschirm in der Redaktion des elektronischen Archivs der eigenen Zeitung zu bedienen. Dort sind die meisten Artikel abgespeichert, die seit Anfang der 90er Jahre in der Stuttgarter Zeitung oder den Stuttgarter Nachrichten erschienen sind. Einige wenige der befragten Journalisten verfugen zuhause über einen PC mit Modem und recherchieren in öffentlichen kommerziellen Datenbanken wie Compuserve oder im weltweiten Internet.

100 Trotz einiger Nachteile, die die Einführung des Computerssystems bei beiden Zeitungen mit sich gebracht habe, wird der Einfhiß des Rechners auf die eigene tägliche Arbeit insgesamt als eher positiv eingeschätzt. Kritik üben die befragten Journalisten vor allem an der ihrer Meinung nach ungenügenden Hardware. So sind zum Beispiel die aufgestellten Bildschirme zu klein oder der Zentralrechner ist vor allem abends zu langsam, wenn der Produktionsdruck am größten ist.

101

8. Fragebogen: Teil 2

Ziel des zweiten Teils des Fragebogens ist es, einen Einblick in den täglichen Umgang der Redakteure mit dem Computersystem zu bekommen. Welche „Strategien" sie anwenden, um zum Beispiel einen einfachen Text zu erfassen, Textteile zu verschieben oder ob sie in der Lage sind, ein Bild in eine Seite zu piazieren. Gleichzeitig soll erfragt werden, was die Redakteure über das Rechnersystem wissen, zum Beispiel die Vorteile einer Transaktion zur Textbearbeitung gegenüber einer anderen. Um diese Ziele zu erreichen, müssen natürlich auch Wissensfragen gestellt werden. Diese zählen zu den problematischen Formen der Befragung, da sie in manchen Fällen die Probanden dazu provozieren, die Beantwortung der Fragen abzubrechen. Hinzu kommt, daß in diesem Fall eine ganze Fragebatterie auf die Redakteure wartete. Doch zeigten die Journalisten eine sehr große Kooperationsbereitschafl und dieser Teil des Fragebogens wurde, bis auf sehr wenige Ausnahmen, von den Probanden beider Zeitungen ausgefüllt. Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Redakteure aus der Vielzahl der Möglichkeiten das System einzusetzen, ein fur ihre Arbeit relevantes Wissen erworben haben, um die täglichen Routinen wie Schreiben und Redigieren reibungslos erledigen zu können. Kleinere Systembausteine, die mit dem Ziel installiert wurden, den Redakteuren das Handwerk zu erleichtern, jedoch keine grundsätzliche Bedeutung für die Arbeit am Computer besitzen, werden nur von einer kleinen Zahl der Befragten gekannt. So wissen nur drei der Redakteure der Stuttgarter Zeitung und einer der Stuttgarter Nachrichten, wie eine Agenturmeldung zur späteren Bearbeitung vorgemerkt werden kann.

8.1 Die Transaktionen TXSV / TXAD Offensichtlich werden einige Systemverbesserungen auch einfach „ignoriert". So ist ein entscheidender Vorteil der später installierten TextbearbeitungsTransaktion TXSV, daß der gerade auf dem Bildschirm befindliche Beitrag nach jedem Druck auf eine Funktionstaste automatisch abgespeichert wird. Im älteren Bearbeitungsmodus TXAD muß der Speicherbefehl extra eingegeben werden. In diesem Fall wird also die Bedienungssicherheit erhöht. Trotzdem geben 37,5 Prozent der Redakteure der Stuttgarter Zeitung an, zur Bearbeitung eines bereits erfaßten Artikels die Transaktion TXAD zu benutzen. 42,5 Prozent kreuzen TXSV an. Bei den Stuttgarter Nachrichten benutzt ebenfalls nicht einmal die Hälfte (45,8 Prozent) der befragten Journalisten die Transaktion TXSV. An zweiter

102 Stelle folgt hier jedoch mit 33,3 Prozent die Transaktion TXUM, die in dieser geschlossenen Frage nicht als Antwort vorgegeben ist, aber auch von 12,5 Prozent der Redakteure der Stuttgarter Zeitung ergänzt wird. Dieses Ergebnis wird durch die Textanalyse unterstrichen. Bis auf sehr wenige Ausnahmen durchlaufen sämtliche Artikel in allen Ressorts eine Bearbeitungsphase in der Transaktion TXUM. Daß sich vor allem die Redakteure der Stuttgarter Zeitung mit dem Einpassen von Artikeln und dem Seitenumbruch ebenso gut auskennen wie mit der Textverarbeitung, zeigen die Antworten im Frageblock „Layout und Umbruch" am Ende des Bogens. Ein Grund, weshalb die Transaktion TXSV nicht von mehr Redakteuren benutzt wird, kann in der mangelnden Aufklärung über deren Vorteile liegen. Bereits in den Vorfeldinterviews beklagen die Redakteure die ihrer Meinung nach nicht ausreichende Schulung an den Geräten. Bei der Beantwortung dieser Frage nach der bevorzugten Transaktion spielt bei der Stuttgarter Zeitung das Alter der Redakteure offensichtlich eine entscheidende Rolle. Es zeigt sich, daß die „ältere" Transaktion TXAD auch von den „älteren" Redakteuren benutzt wird. Der Durchschnittswert auf der Altersskala ist 40 bis 44 Jahre. Die später installierte und verbesserte Transaktion TXSV wird vor allem von ihren im Durchschnitt rund zehn Jahre jüngeren Kollegen aufgerufen. Keiner der unter 30jährigen benutzt die Transaktion TXAD. Keine Parallelen zum Alter der Redakteure lassen sich bei den Stuttgarter Nachrichten nachweisen, wo aber das Ressort einen entscheidenden Einfluß auf die Arbeitsgewohnheiten ausübt. Drei der vier Redakteure, die angeben, bereits erfaßte Texte über TXAD aufzurufen, arbeiten im Ressort Wirtschaft.

8.2 Das Hilfesystem Einige der Fragen des Bogens betreffen das Hilfesystem des Redaktionssystems. Unter einem Hilfesystem verstehen wir eine Komponente, die den Computerbenutzer unterstützt, wenn er Schwierigkeiten bei der Bedienung des eigentlichen Anwendungssystems hat. Das System gibt die benötigten Informationen auf zwei Arten: a) Der Redakteur hat einmal die Möglichkeit, vor einem Bedienungsschritt die benötigte Information durch das Drücken einer Funktionstaste über einen Hilfe-Bildschirm online abzurufen. Dort erscheint dann eine kurze Erklärung der ihm zur Verfugung stehenden Funktionstasten. Diese Hilfe ist kontextdynamisch, ist also immer bezogen auf die Ebene, auf der sich der Benutzer gerade befindet. Entscheidender Nachteil: es ist nicht in jedem Bearbeitungsmodus dieselbe Taste, über die der Hilfe-Bildschirm aufgerufen werden kann.

103

b) Die zweite Art der Hilfeleistung durch das System besteht in einer kurzen Kommentarzeile, die bei einem bereits gemachten Bedienungsfehler unten auf dem Bildschirm erscheint und den Benutzer auf die Art des Fehlers hinweist. Auf die Frage, ob diese kurzen Kommentarzeilen, die bei einem Bedienungsfehler auf dem Bildschirm erscheinen, hilfreich sind, antworten die befragten Redakteure: Tabelle 6: Sind die Kommentarzeilen hilfreich? (Angaben in Prozent) STN

STZ Immer Oft Selten Nie

2,5 50 35 10

4,5 59,1 36 0

Der Grund dafür, daß die Fehlermeldungen für sehr viele Redakteure nur selten hilfreich sind, liegt darin, daß die Kommentarzeilen sehr knapp gehalten sind. Es wird hier davon ausgegangen, daß es sich bei den Benutzern des Red.»!* tionssystems in der Regel um „advanced user" handelt. Noch weniger Zuspruch bei den befragten Redakteuren finden die Hilfeseiten, die bei Unklarheiten die Funktionstasten erklären sollen: Tabelle 7: Benutzen Sie die Hilfeseiten? (Angaben in Prozent) STZ Immer Oft Selten Nie

STN 0 2,5 32,5 62,5

0 8,3 29,1 62,4

Dieses Ergebnis wird von FRAGE 10 unterstrichen, wo von insgesamt 64 befragten Redakteuren der beiden Zeitungen nur zwölf angeben können, daß in der Transaktion TXNU (in diesem Bearbeitungsmodus werden die Agenturmeldungen auf den Bildschirm geholt) beim Druck auf die Enter-Taste die Hilfeseite aufgerufen wird. Doch kann aufgrund dieser Ergebnisse nicht auf die Qualität des Hilfesystems, vor allem der Hilfeseiten, geschlossen werden. Wie bereits bemerkt, und auch Beobachtungen in der Redaktion der Stuttgarter Zeitung bestätigen dies, bewegen sich die Redakteure bei ihrer täglichen Arbeit mit wenigen Ausnahmen in einigen Routineabläufen, in denen sie sich sehr gut auskennen und kaum Fehler machen. Sollte ihnen doch einer unterlaufen, können sie diesen

104 in den meisten Fällen selbst wieder beheben. Die Fehlermeldungen sind in diesem täglichen Arbeitsbereich für die Redakteure in der Regel ausreichend. Kompliziertere Arbeiten werden in der Stuttgarter Zeitung generell einem Techniker überlassen. Bei den Stuttgarter Nachrichten sind dafür die Produktionsgruppen zuständig.

8.3 Verschieben von Textteilen und Verknüpfen von Texten Zu den aufwendigeren Bearbeitungsformen von Texten zählt das Verschieben von Textteilen und das Verknüpfen von zwei oder mehreren Artikeln. Vor Einführung der Computer wurden diese Arbeiten mit Schere und Klebstoff erledigt, heute bieten die Programme verschiedenen Möglichkeiten die Texte oder Teile davon zu kopieren. Die Auswertung des Bogens zeigt, daß der Großteil der befragten Redakteure nicht in der Lage ist, eine der beiden Transaktionen ohne fremde Hilfe zum Beispiel eines Technikers - am Bildschirm auszufuhren. Nur 15,0 Prozent der Journalisten der Stuttgarter Zeitung haben bei mindestens einer der beiden Transaktionen TXSV und TXAD richtig angegeben, wie ein Textteil verschoben wird. Bei den Stuttgarter Nachrichten sind es 16,6 Prozent. Beim Verknüpfen von zwei Texten sind es bei der Stuttgarter Zeitung 22,5 Prozent und bei den Stuttgarter Nachrichten 29,1 Prozent. Entscheidend für die Bewertung dieser beiden Ergebnisse sind jedoch die schriftlichen Kommentare, die einige der Redakteure, die diese Fragen nicht beantwortet haben, im Bogen ergänzt haben. Sie weisen darauf hin, daß diese beiden Arbeitsschritte nicht in den Aufgabenbereich eines Redakteurs fallen würden und folglich von einem Techniker zu erledigen seien. In verschiedenen Gesprächen mit Redakteuren nach der Fragebogenaktion stellte sich dann heraus, daß offensichtlich mehr als die oben erfaßten rund 20 Prozent diese Kopierbefehle kennen. Vor allem von einem Teil der Redakteure der Stuttgarter Zeitung wird aber aus „ideologischen Gründen" offensichtlich eine Antwort „verweigert". Eine folgende Analyse der abgedruckten Artikel in beiden Zeitungen zeigt, daß das Verknüpfen von Texten eine von den Redakteuren grundsätzlich wenig angewandte Bearbeitungsart ist. Die Ausnahme bildet hier die erste Seite POLITIK der Stuttgarter Zeitung. Neben den Texten der Korrespondenten sind fast ausschließlich Artikel zu finden, die aus zwei oder mehr Agenturtexten zusammengesetzt worden sind. Wie in den Vorfeldinterviews erklärt und durch die Textanalyse bestätigt wird, werden in diesem Ressort die Artikel fast ausnahmslos auf dem Blatt redigiert. Doch ist diese Arbeitsweise in diesem Fall nicht der Grund dafür, daß mehr Texte miteinander verknüpft werden. Der Vergleich der Ausgaben einer Woche der Stuttgarter Zeitung aus dem Jahr 1994 mit den Exemplaren einer Woche von 1973 macht deutlich, daß auch vor

105

der Einführung des Redaktionssystems nicht mehr Texte miteinander kombiniert worden sind.

8.4 Layout Die Antworten im letzten Frageblock „Umbruch und Layout" machen deutlich, daß der Seitenumbruch am Bildschirm ein fester Bestandteil der täglichen Arbeit der Zeitungsredakteure der Stuttgarter Zeitung ist. Die meisten der befragten Redakteure sind in der Lage, ein Bild in einen Artikel zu piazieren, den Artikel in die Seite zu stellen und die Seite dann zum Belichten wegzuschicken. Es bereitet ihnen also keine größeren Schwierigkeiten, nach der Textbearbeitung auch alle nötigen Arbeitsgänge, die das Layout betreffen, in der Redaktion durchzufuhren und somit eine Seite „zuzumachen". Die Redakteure werden in dem Bogen nach der Befehlskette zur Positionierung eines zweispaltigen Bildes in einem vierspaltigen Artikel gefragt. Fast 60 Prozent der Redakteure der Stuttgarter Zeitung kennt die richtige Antwort. Über die Hälfte der Journalisten (55,0 Prozent) gibt danach den richtigen Satzbefehl an, um einen Artikel in der vierten Spalte als zweiten von oben zu positionieren. Und schließlich sind 80 Prozent in der Lage, die am Bildschirm fertig montierte Seite zum Belichten wegzuschicken. Auffallend ist, daß die Redakteure, die diese layoutspezifischen Fragen beantworten können, zumeist alle drei Fragen richtig beantworten. Ein Vergleich mit der Eintragung „Ressort" zeigt, daß das Ergebnis ressortabhängig ist. Im der für Baden-Württemberg zuständigen Redaktion Land haben alle Redakteure alle drei Fragen richtig beantwortet. In der Wirtschaft ist nur ein Redakteur nicht in der Lage, die richtigen Antworten zu geben. Er hat jedoch im Bogen ergänzt, daß er noch „neu" sei und das System noch nicht kenne. Ein anderes Bild bietet das Ergebnis des Fragebogens bei den Stuttgarter Nachrichten. Die Prozentzahlen werden in Tabelle 8 für beide Zeitungen dargestellt. Tabelle 8: Von den Redakteuren richtig beantwortete Fragen 13, 14 und 15 (in Prozent) STN

STZ Bild in Text Text in Seite Belichten

58,9 55 80

12,5 16,6 45,8

106 12,5 Prozent der befragten STN-Redakteure können die Frage beantworten, wie ein Bild in einen Artikel eingeblockt wird. Den Artikel in der Seite positionieren können 16,6 Prozent und 45,8 Prozent sind in der Lage, die fertige Seite zur Belichtung freizugeben. Offensichtlich hat der unterschiedliche Arbeitsablauf in den beiden Redaktion einen entscheidenden Einfhiß auf das Wissen der Redakteure.

8.5 Zusammenfassung: Fragebogen Teil 2 Zusammenfassend kann gesagt werden, daß die Redakteure aus der Vielzahl der Möglichkeiten, die das System bietet, nur einen kleinen Bereich nutzen. Im Laufe der Jahre haben sich die meisten ein für ihre Arbeit relevantes Wissen erworben. Damit sind sie in der Lage, die täglichen Routinen wie Schreiben und Redigieren reibungslos zu erledigen. Viele können auch ohne Probleme im Layoutprogramm die von ihnen überarbeiteten Texte auf der Zeitungsseite piazieren. Kleinere Systembausteine, die mit dem Ziel installiert wurden, den Redakteuren das Handwerk zu erleichtern, jedoch keine grundsätzliche Bedeutung für die Arbeit am Computer besitzen, kennt nur eine kleine Zahl der Befragten. So wissen nur drei der Redakteure der Stuttgarter Zeitung und einer der Stuttgarter Nachrichten, wie eine Agenturmeldung zur späteren Bearbeitung vorgemerkt werden kann. Diese sehr „pragmatische Haltung" der Redakteure fuhrt aber auch dazu, daß manche im Laufe der Jahre angebrachten Verbesserungen des Systems von einigen der Befragten, vor allem älteren Journalisten offensichtlich einfach ignoriert werden. So mußten früher die Texte während der Bearbeitung am Bildschirm immer extra abgespeichert werden. Eine später installierte Textbearbeitungs-Transaktion, in der jeder Druck auf eine Funktionstaste ein automatisches Abspeichern der Artikel bewirkt, wird von vielen der älteren Redakteure nicht gekannt oder benutzt. Arbeiten im Bereich Umbruch und Layout gehört für viele Redakteure der Stuttgarter Zeitung inzwischen zur täglichen Routine am Bildschirm. So bereitet es den meisten Befragten keine Probleme, ein Bild oder einen Artikel am Rechner in einer Seite zu piazieren. Die Arbeiten in diesem Bereich sollten eigentlich von Technikern durchgeführt werden. Diese kommen in der Regel nachmittags in die Redaktion und setzen nach den Angaben der Redakteure am Bildschirm die Seiten zusammen. In einigen Ressorts hat es sich jedoch durchgesetzt, daß die Redakteure alle Arbeiten - auch den Umbruch - alleine machen. Es kann also nachgewiesen werden, daß keine deutliche Abgrenzung der beiden Tätigkeitsfelder redaktionelles Arbeiten und Technik mehr möglich ist. Vor allem in der Stuttgarter Zeitung werden viele im eigentlichen Sinne technische Arbeiten bereits von Redakteuren übernommen.

107 Ein etwas anderes Bild bietet sich bei den Redakteuren der Stuttgarter Nachrichten. Ihnen werden alle technischen Manipulationen am Bildschirm im Bereich Layout und Umbruch von einer ständig präsenten, zentralen Produktionsgruppe abgenommen. Die Redakteure der Stuttgarter Nachrichten halten sich bei ihrer Arbeit wesentlich Stärker an die Trennung von technischem und redaktionellem Teil der Zeitungsproduktion. So verblüfft es nicht, daß ihre Kollegen der Stuttgarter Zeitung im Bereich Layout und Umbruch am Bildschirm über wesentlich mehr Kenntnisse verfugen.

108

Die Textanalyse 1.

Beschreibung der Textanalyse

Über den Zeitraum vom 17. Dezember 1992 bis 22 Dezember 1992 wurden die Artikel je einer Seite der Ressorts Politik, Wirtschaft und Sport der Stuttgarter Zeitung, insgesamt 96 Beiträge, analysiert. Zur Kontrolle der ersten Ergebnisse wurden am 25. Mai 1993 weitere acht Artikel der STZ aus den Ressorts Lokales und Feuilleton und vom selben Tag 15 Texte der Stuttgarter Nachrichten aus den Ressorts Politik, Wirtschaft und Sport ausgewertet. Insgesamt wurden 119 Artikel analysiert. Entscheidend für die Analyse der Texte war, daß der Computer des Medien System Hauses während jeder Phase der Textbearbeitung beim Druck auf eine Funktionstaste eine Kopie des gesamten Artikels erstellt, der sich gerade auf dem Bildschirm des Redakteurs befindet. So war es möglich, die verschiedenen Stadien der Bearbeitung zu verfolgen. Im Durchschnitt standen von jedem Text, vom ersten Aufrufen des Artikels bis zur Belichtung der Seite, 12,6 Versionen zur Verfügung. Das heißt, daß insgesamt rund 1500 Textversionen miteinander verglichen werden konnten. Da bei Agenturtexten in den meisten Fällen die Originalfassung auf Diskette nicht zur Verfügung stand, wurde die erste aufgerufene Version zusätzlich noch mit dem Text vom Femschreiberausdruck verglichen. Vor allem im Ressort Politik erwies sich diese Vorsichtsmaßnahme als gerechtfertigt. Dort werden die Texte in der ersten Bearbeitungsphase fast ausschließlich auf dem Blatt redigiert und anschließend erfaßt. Um sicher feststellen zu können, welche Versionen im ersten und im letzten Andruck einer Ausgabe erschienen sind, und ob im Layout Veränderungen vorgenommen worden waren, wurden zusätzlich je ein Zeitungsexemplar des ersten und letzten Andrucks verglichen. Zur Analyse wurden die Texte Medien System Haus in Form eines DOS-Files auf Disketten zur Verfügung gestellt. Für die Auswertung auf dem PC mußten die Daten konvertiert werden. Nach dieser Prozedur konnten die Texte zur weiteren Bearbeitung in ein Textverarbeitungsprogramm Wordperfect Version 5.1 geladen werden. Die Beiträge werden vom Großrechner in zeitlicher Reihenfolge abgespeichert und hegen in einer Art „Endlostext" vor. Also mußten in einem weiteren Arbeitsschritt die einzelnen Artikel und deren verschiedene Versionen voneinander getrennt werden. Diese sehr zeitaufwendige Prozedur bereitete jedoch keine Schwierigkeiten, da mit jeder Textversion zu deren Identifikation auch eine Steuerzeile abgespeichert wird, in der die artikelbeschreibenden Daten festgehalten sind. Über ein vom Redakteur für jeden Artikel definiertes Suchwort gelang es, in diesem „Endlostext" die Versionen eines Artikels zu identifizieren und in zeitlicher Hierarchie zusammenzukopieren.

109 Nachdem die Artikel voneinander getrennt waren, konnten innerhalb der Beiträge die verschiedenen Versionen untereinander verglichen und so die einzelnen Stadien der Bearbeitung nachvollzogen werden. Dazu wurde, mit Hilfe eines computergestützten Textvergleichsprogrammes, die erste mit der zweiten Version verglichen, die zweite mit der dritten Version usw. Die vom Rechner angezeigten Unterschiede in den Texten wurden kategorisiert, verschlüsselt und in einer Datenbank abgespeichert.

1.1 Die Struktur der Textanalyse Für die Analyse wurde das gesamte Datenmaterial vorstrukturiert. Dabei hatte die Einteilung in RESSORTS auf einer ersten Ebene einerseits pragmatische Gründe, da sie durch den Arbeitsablauf in den Zeitungen bereits vorgegeben ist. Zweitens hatte sich in den Vorfeldinterviews angedeutet, daß sich die Arbeitsweisen zwischen den verschiedenen Ressorts schon im Ablauf der Textbearbeitung voneinander unterscheiden. Die weitere Unterteilung in TERMINAL und TRANSAKTION hat folgende Gründe. Anhand der TERMINALNummer kann der Platz lokalisiert werden, wo ein Text bearbeitet worden ist. Ob es sich um einen Redaktions-Terminal, den Bildschirm eines Technikers, der Korrektur oder der Erfassung handelt. Dadurch kann der Weg eines Artikel durch die Bearbeitungsstufen nachvollzogen werden und außerdem in den meisten Fällen genau gesagt werden, wer was an dem Text verändert hat. Ob zum Beispiel ein Redakteur Korrekturtätigkeiten ausgeführt hat, was laut Arbeitsvertrag nicht zu seinem Aufgabenbereich gehört. Die TRANSAKTION ist von Bedeutung, da sie anzeigt, welchen Bearbeitungsweg ein Redakteur eingeschlagen hat. Welche Transaktionen er zu welchen Arbeiten benutzt und zu welchem Zeitpunkt. Insgesamt wurden in diesem großen Analyseblock 96 Texte der StZ analysiert, die sich wie folgt auf die verschiedenen Ressorts verteilen: Politik (40 Texte), Sport (15 Texte), Wirtschaft (41 Texte) In der folgenden Auswertung werden die Ergebnisse zuerst nach den Ressorts gegliedert vorgestellt. Begonnen wird mit dem Ressort POLITIK, dessen Arbeitsablauf zuerst anhand der Eintragungen im Feld TERMINAL und dann nach der TRANSAKTION analysiert werden soll. Für die beiden Ressorts SPORT und WIRTSCHAFT wird ebenso verfahren. Anschließend werden die Parallelen und die Unterschiede in den Arbeitsweisen der Redakteure aufgezeigt. Im letzten Abschnitt werden die Ergebnisse der Textanalyse nochmals mit den Ergebnissen des Fragebogens verglichen. Weichen die Analyseergebnisse der Texte der STN und der Ressorts Feuilleton und Lokales der STZ entscheidend von der Auswertung ab, wird auf diese an den entsprechenden Stellen gesondert eingegangen.

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2. Datenerfassung und Datenorganisation der Textanalyse Auf der Grundlage der Ergebnisse der Vorfeldinterviews und des Fragebogens wurden insgesamt 119 Zeitungstexte, abgespeichert in rund 1500 Versionen, untersucht. Über den Zeitraum von einer Woche wurden alle Artikel je einer Seite der Ressorts Politik, Wirtschaft und Sport der Stuttgarter Zeitung von der ersten bis zur letzten Version vom Medien Systemhaus in Form eines DOS-Files auf Disketten zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Auf einem PC wurden die Daten konvertiert, um sie danach fur die weitere Bearbeitung in ein Textverarbeitungsprogramm Wordperfect Version 5.1 zu laden. Somit konnten die Bearbeitungsschritte jedes Artikels lückenlos verfolgt werden. Die Wahl fiel auf diese drei Ressorts, da sie sich, wie die Ergebnisse des Fragebogens und die Vorfeldinterviews ergaben, in ihrer Arbeitsweise grundsätzlich voneinander unterscheiden. Die Extrempunkte bilden das Politikressort, wo im Untersuchungszeitraum alle Texte auf dem Blatt redigiert wurden, und das Ressort Sport, dessen Redakteure die Texte ausschließlich am Bildschirm bearbeiteten. Das Ressort Wirtschaft nimmt eine Mittelstellung ein. Zur Kontrolle der Untersuchungsergebnisse dieser drei Ressorts wurden zusätzlich noch ausgesuchte Texte aus den Ressorts Lokales und Feuilleton analysiert. Neben den Texten der Stuttgarter Zeitung wurden auch Artikel der Stuttgarter Nachrichten ausgewertet. Die Redakteure dieser Zeitung arbeiten mit demselben Redaktionssystem wie ihre Kollegen von der Stuttgarter Zeitung. Nach der Einführung des Computers wurde dort jedoch, im Gegensatz zur Stuttgarter Zeitung, die Arbeitsorganisation in der Redaktion grundsätzlich umstrukturiert, wodurch auch der Bearbeitungsablauf bei den Texten und Seiten verändert wurde. Der Umbruch am Bildschirm wird bei den Stuttgarter Nachrichten, nach den Vorgaben der Redakteure, von einer zentralen Produktionsgruppe übernommen. Über einen Vergleich der Ergebnisse beider Zeitungen sollen Unterschiede in der Bearbeitung der Texte herausgearbeitet werden, die auf diese Umstrukturierung der redaktionellen Arbeit zurückzuführen sind. Analysiert wurden ebenfalls Artikel aus den Ressorts Politik, Wirtschaft und Sport. Die Daten, die bei der Textanalyse anfielen, wurden in einem relationalen Datenbanksystem am PC erfaßt, gespeichert und ausgewertet. Es enthält als Hauptkomponente verschiedene Programme zur Datenerfassung und -korrektur und Programme für den Datenzugriff und die Darstellung von Datensätzen. Installiert wurde das Datenbanksystem unter MS-DOS auf einem IBMcompatiblen Gerät. Der Umgang mit dem Datenbanksystem erfolgt menügesteuert. Der Vergleich der verschiedenen Versionen eines Artikels wurde über ein Textverarbeitungsprogramm Wordperfect Version 5.1 durchgeführt. Das Programm besitzt einen Baustein, über den zwei Texte miteinander

Ill verglichen werden können. Ehe aufbereiteten Daten wurden in zwei Bereiche geteilt: - Eingabemaske - Fließtext Zum Fließtext, dem späteren Artikel, gehört immer eine Eingabe-Maske. In dieser sind Informationen wie Datum oder Artikelnummer enthalten, die es dem Rechner erst ermöglichen, einen Text abzuspeichern oder einen bereits gespeicherten Text wiederzufinden. Zum anderen wird auch die Textcodierung eingegeben. Denn bevor mit dem Schreiben oder Redigieren begonnen werden kann, muß man in einem vorgegebenen Feld unter anderem den Artikelaufbau definieren. Zum Beispiel I00MELD1 für eine einspaltige Meldung.

2.1 Die Eingabemaske Zur Identifikation eines bereits abgespeicherten Textes für den Computer, werden beim erstmaligen Abspeichern eines Artikels an dessen Ende zwei Zeilen Steuerzeichen angefugt. Darin sind alle die Informationen enthalten, die entweder von den Redakteuren am Bildschirm in die Maske eingetippt (zum Beispiel die artikelbeschreibenden Daten) oder vom Rechner automatisch eingetragen (zum Beispiel die Firmennummer) werden: 0020 921216 A153 000 000 099 921217 1713303 000939 1919 TXAD STZ G 1712 WIRT01 4 §TARIF 1919 000 100 MELD1 000 Erklärung der Steuerzeichen: 0020 921216 A153 000 000 099 921217 1713303 000939 1919 TXAD STZ G 1712 WIRT01 4

Firma Datum JJMMT Artikelnummer (hier die Agentur AP) Unternummer Satznummer Version Selektionsdatum Uhr HHMMSSS Satznummer Bildschirnmummer der Task Transaktion Firma Ausgabe Erscheinungstermin Ressort und Seite Priorität

112 §TARIF 1919 000 100 MELD 1 000

Suchbegriff Bearbeitungsterminal Seitennummer Typ Spezifikation Schema Sollhöhe

Anhand der Analyse der Artikelmaske kann der Weg eines Textes genau nachgezeichnet werden, wobei die Felder - Name der Zeitung - Erscheinungsdatum - Artikelnummer zur Identifikation eines analysierten Datensatzes herangezogen werden. Von besonderem Gewicht für die Analyse sind die drei Felder: - Ressort - Bearbeitungsterminal - Transaktion Anhand der Informationen über das RESSORT und den BEARBEITUNGSTERMINAL kann der Platz lokalisiert werden, wo der Text bearbeitet worden ist. Ob es sich um einen Redaktionsterminal, den Bildschirm eines Technikers, der Korrektur oder der Texterfassung handelt. Die TRANSAKTION gibt an, welchen Bearbeitungsweg der Redakteur eingeschlagen hat. Über die Transaktion TXSV wird ein Text in der Regel geschrieben, über die Transaktion TXUM gelangt der Redakteur in das Umbruchsystem Die restlichen Daten dienen zur Ergänzung der Auswertung der Felder Ressort, Bearbeitungsterminal und Transaktion: - Version - Bearbeitungsdauer - Seite - Suchbegriff -Typ - Spezifikation - Schema - Sollhöhe

113

2.2 Die Texte Für die Analyse wurden die Texte von der Maske getrennt. Zur Identifikation wurden sie mit den Daten der Felder Name der Zeitung, Erscheinungsdatum und Artikelnummer versehen, womit im selben Schritt wieder die Verbindung zur Eingabemaske hergestellt war. Zudem wurde aus der Maske noch das Feld „Version" übernommen, da alle abgespeicherten Textversionen vom Verlagsrechner eine eigene Nummer bekommen. Jeder Artikel wird während der Bearbeitung mehrere Male in voller Länge abgespeichert. Auf diese Weise können durch die Analyse jeder abgespeicherten Version die einzelnen Stadien der Bearbeitung nachvollzogen werden. Dazu wird die erste mit der zweiten Version verglichen, die zweite mit der dritten Version usw. Durch den Vergleich mit der Eingabemaske kann dann festgestellt werden, was, an welchem Terminal, in welcher Transaktion im Text verändert worden ist. Die Berichterstattimg wird auf vier Stufen beschrieben. Die erste Stufe enthält die allgemeinen Angaben zu den beiden untersuchten Zeitungen. Die zweite Stufe bezieht sich auf die tägliche Ausgabe pro Organ. Die dritte Stufe erfaßt die einzelnen Beiträge pro Organ und Ausgabe wie sie in der Zeitung erschienen sind. Die vierte Stufe bezieht sich auf die einzelnen Versionen eines Artikels. Die primären Erfassungskriterien auf diesen vier Stufen werden zunächst im Überblick dargestellt: (Die folgenden Erfassungs- und Auswahlkriterien sind mit einigen Modifikationen dem Projektbericht „Die Bedeutung der Agenturberichterstattung und ihr Niederschlag in der Presse am Beispiel der Fußball-Weltmeisterschafi 1986" entnommen. Muckenhaupt, Manfred (Projektleiter). Tübingen 1987) i) Allgemeine Angaben zum Organ - Name des Organs - Auflage - Zahl der Redakteure des jeweiligen Ressorts ii) Allgemeine Angaben pro Ausgabe - Erscheinungsdatum iii) Angaben pro Beitrag und Erscheinungsdatum - Artikelnummer - Ressort - Thema/Ereignis - Aktualitätsgrad - Textsorte - Funktionale Bestandteile des Beitrages - Verfasser

114 iv) Angaben pro Version eines Artikels - Nummer der Version - Bearbeitungsfonnen Die Daten der zweiten, dritten und vierten Stufe werden in einer zentralen Datei gespeichert, die das Kernstück der Datenbank bildet. Diese Datei kann man sich als eine Tabelle vorstellen, bestehend aus Zeilen und Spalten, in die für jeden Beitrag seine Identifikationsmerkmale und die Analyseergebnisse eingetragen werden. Jede Zeile der Tabelle ist ein Datensatz. Die zugrunde liegende Einheit ist jeweils der Beitrag einer Zeitung. Alle Datensätze haben die gleiche Struktur, die durch die Spalten (Felder) und ihre Merkmale (Länge, Typ) festgelegt wird. Die Erfassungskriterien werden unterschieden in Identifikations- und Analysekriterien. Zur Identifikation eines Beitrages dienen Organ, Datum und Artikelnummer. Die Verbindung von der ersten zur zweiten Stufe wird durch die Organ- und Datumsangabe hergestellt. Das heißt, die Analyseeinträge pro Beitrag können nach Organname, Ausgabe oder Datum (durch Tabellenmanipulation) in beliebiger Kombination abgefragt bzw. ausgewertet werden. Die Analysekriterien sind nach dem Zweck der Auswertung in folgende Gruppen unterteilt: -

Inhalte der Berichterstattung Gestaltungsformen und Textfunktionen Ressortverteilung Verfasser Bearbeitungsformen im Arbeitsablauf

2.2.1 Inhalte der Berichterstattung Diese Gruppe von Kriterien wurde in der Untersuchung nicht quantitativ ausgewertet und dient ausschließlich als Zugriffskriterium fur die Abfrage und Auswertung von Beiträgen zum gleichen Ereignis bzw. Ereignistyp. Erfaßt wurden dazu das Feld Thema/Ereignis 2.2.2 Gestaltungsformen und Textfimktionen Die Gestaltungsformen der Berichterstattung werden in dem Feld Textsorte gekennzeichnet. Darunter werden die journalistischen Darstellungsformen der Berichterstattimg (Meldung, Bericht, Kurzbericht usw.) verstanden. Da ein Text verschiedene Textfunktionen haben kann, wird als weiteres Analysekriterium das Feld Funktion eingeführt. Dort werden die Beiträge nach ihrer Hauptfiinktion (faktizierend, kommentierend, erklärend usw.) gekennzeichnet. Mehrfachkennzeichnungen sind in diesem Feld ausdrücklich zugelassen. Die Textsortenkennzeichnung und die Kennzeichnung der funktionalen Bestandteile gibt

115

nicht nur Aufschluß über die Gestaltung der Berichterstattung, sondern auch über die inhaltliche Orientierung, zum Beispiel über die Verteilung zwischen Ereignis- und Hintergnindberichterstattung. Die Texte wurden nach diesen Kriterien untersucht, da auf diese Weise herausgefunden werden kann, ob bestimmte Bearbeitungsformen oder die Art, wie sie angewendet werden spezifisch für eine Textsorte oder Textfunktion sind. Im folgenden werden zunächst die Textsorten und dann die Textfünktionen erläutert. 2.2.2.1 Textsorten Bericht (b) Der Bericht ist die klassische Form der Ereignisberichterstattung. Er unterscheidet sich im Komplexumfang vom Schwerpunktbericht. Normalerweise beträgt der Textumfang mindestens 200 Wörter. Auch weist der Bericht mehr Textfünktionen als der Kurzbericht auf. Kurzbericht (kb) Unter Kurzbericht wird die ereignis- und resultatsorientierte Kurzform des Berichts verstanden. Der Komplexumfang beträgt im Normalfall mindestens 100, aber nicht mehr als 200 Wörter. Im Kurzbericht wird das Ereignis geschildert, jedoch nicht so umfassend wiedergegeben und eingeordnet wie im Bericht. Meldung (m) Die kürzeste Form der Resultats- und Ereignisberichterstattung ist die Meldung. Sie faßt Informationen auf kleinstem Raum zusammen. Im Durchschnitt erreicht ihr Umfang maximal 100 Wörter. Zusammenfassender Bericht (zb) Kennzeichnend für diese Form ist die Zusammenfassung der Berichterstattung über längere Ereignisverläufe. Ein Beispiel sind etwa im Sport Tageszusammenfassungen über Tennisturniere. Über die unterschiedlichen Ereignisse des Tages wird in Form von Meldungen, Kurzberichten oder Berichten informiert. Nach Abschluß der Tageswettbewerbe werden die Einzelereignisse in einem zusammenfassenden Bericht nochmals thematisiert. Oft hat der zusammenfassende Bericht auch die Funktion der Einordnung und Kommentierung des abgelaufenen Ereignisses. Schwerpunktbericht (sb) Schwerpunktberichte sind umfangreiche Berichte, die durch ihre Aufmachung und ihre Position im Seitenumbruch besonders herausgestellt werden. Dem Thema wird auf diese Weise auch optisch ein besonderes Gewicht verliehen.

116 Vorschau (ν) Als Vorschau werden solche Beiträge eingestuft, mit denen im Vorfeld eines bestimmten Ereignisses, zum Beispiel über Vorbereitungen und Stimmungen, berichtet wird. Die Abgrenzung zum aktuellen Ereignisbericht ist oft schwierig, weil aktuelle Berichterstattung und Vorschaubericht miteinander verknüpft sein können. Erfaßt werden die Beiträge, deren Schwerpunkt dem zukünftigen Ereignis gilt. Portrait (p) Im Mittelpunkt des Portraits stehen zum Beispiel Politiker, Künstler, Sportler usw. Oft ist das Portrait mit aktueller Ereignisberichterstattung verbunden oder steht zumindest in Beziehung dazu. In einem Portrait erfolgt aber nicht nur die personenbezogene Darstellung eines Ereignisses, das Portrait beschreibt vielmehr eine Person, deren Laufbahn und ihr soziales Umfeld über einen längeren Zeitraum. In dieser historischen Komponente liegt ein wichtiger Unterschied zum personenbezogenen Ereignisbericht. Interview (i) Als Interview werden die eigenständigen dialogischen Texte beschrieben, die aus Fragen und Antworten bestehen. Mittel der Darstellung ist die wörtliche Rede. Unter diese Kategorie fallt also nur die strenge Form des Interviews, nicht die sogenannte freie Form der Interviewstory. Dokumentation (d) Unter Dokumentation wird der wörtliche Abdruck von Presseerklärungen, Briefen, Stellungnahmen usw. verstanden. Erklärung (e) Als Erklärung werden eigenständige Texte, Graphiken oder Schaubilder verstanden, die zum Beispiel die Entwicklung der Autoverkaufszahlen der letzten Jahre erläutern. Davon sind die erklärenden Textpassagen zu unterscheiden, die zum Beispiel in Berichten vorkommen. Diese Bestandteile werden dort als besondere Textfunktion beschrieben. Reportage (r) Als Reportage werden die Beiträge erfaßt, die über die aktuelle Berichterstattung hinausgehen und Zustände oder Ereignisse in weitergehenden Zusammenhängen darstellen. Zum Beispiel während der Bürgermeisterwahlen im US-Bundesstaat New York im November 1993 die Situation der armen Bevölkerungsschichten in der Metropole. Vorausgesetzt wird dabei eine umfangreiche Auseinandersetzung mit dem Thema und eine Komplexgröße zumindest im Umfang eines Schwerpunktberichtes.

117 Übersicht (ü) Diese Kategorie enthält die Ereignis- und Tabellenberichterstattung, die nicht im Lauftext formuliert wird. Unter diese Kategorie fallen in der Wirtschaft die Börsenzahlen und Statistiken, im Sport Aufstellungen von Mannschaften. Kommentar (k) Die Kategorie erfäßt Texte, in denen ein Ereignis oder Sachverhalt analysiert, bewertet oder eingeordnet wird. In der Agentur- und Zeitungsberichterstattung werden Kommentare als explizite Meinungsäußerung durch Keimzellen (Thema des Tages, Einwur£ Tagebuch, Im Brennpunkt) und/oder durch layoutspezifische Merkmale (Kursivdruck, Kasten) besonders gekennzeichnet. Glosse (g) Unter Glosse werden Beiträge erfaßt, die sich in ironischem Sprachstil mit einem Ereignis auseinandersetzen. Die Beitragsform lebt von Mutterwitz und bissigem Humor. Ein Beispiel für diese Textsorte ist das „Streiflicht" auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung. Kasten (ka) Der Kasten ist eine Art Inhaltsangabe der Stuttgarter Zeitung, die auf der ersten Seite piaziert ist. Die interessantesten Themen der meisten Ressorts werden darin in wenigen Zeilen angerissen.

2.2.2.2 Textfunktionen Die Klassifikation von Texten nach Textsorten wird ergänzt um die detaillierte Beschreibung von Teiliiinktionen, die mit einem Beitrag realisiert werden. Es werden folgende Teiliiinktionen unterschieden: faktizierend (f) Der Beitrag konzentriert sich auf die Mitteilung von Fakten über ein Ereignis, zum Beispiel den Verlauf und das Ergebnis von Tarifverhandlungen. Das faktizierende Element ist in der Meldung und dem Kurzbericht vorherrschend. subjektiv (s) Der Beitrag schildert ein Ereignis aus der persönlichen Sicht des Verfassers. Typische Beispiele sind Erlebnisberichte oder Schilderungen von Eindrücken aus der Perspektive des Augenzeugen. personenorientiert (p) Ein Ereignis wird mit speziellem Blick auf eine beteiligte Person dargestellt. Die personenorientierte Darstellung findet sich zum Beispiel in den Berichten über

118 einen US-Wirtschaftsgipfel, in denen Präsident Bill Clinton besonders hervorgehoben oder aus seiner Perspektive berichtet wird. hintergrundorientiert (h) Der Text stellt ein Ereignis in einen weitergehenden Zusammenhang, informiert beispielsweise über historische Bezüge eines Politikertreffens, gibt Auskunft über das wirtschaftliche und soziale Umfeld des Ortes eines Gipfeltreffens. Solche Hintergrundinformationen finden sich in erster Linie im Bericht und Schwerpunktbericht. kommentierend (k) Unter den kommentierenden Funktionen werden vor allem Bewertungen verstanden, die zum Beispiel Personen, Vereinigungen, Organisation usw. betreffen können. Kommentierend-bewertende Textpassagen finden sich in den verschiedensten Textsorten. erklärend (e) Erklärende Funktion haben jene Textpassagen, die zum Beispiel im Sport den Spielmodus erläutern oder umstrittene Spielsituationen in bezug auf das Regelwerk auslegen. analysierend (a) Analysierende Funktion wird solchen Textpassagen zugeschrieben, mit denen zum Beispiel im Sport Spielanlagen verdeutlicht werden oder mit denen die taktische Rolle eines Spielers beschrieben wird oder mit denen Gründe für Erfolg oder Mißerfolg aufgezeigt werden. 2.2.3 Aktualität In dem Feld Aktualität wird die zeitliche Distanz zwischen der Veröffentlichung eines Beitrages und dem zugrunde hegenden Ereignis gekennzeichnet. Mit diesem Kriterium wird der Aktualitätsgrad der Berichterstattung erfaßt. Zähleinheit ist der Tagesabstand zum Ereignis. 2.2.4 Ressort In dem Feld Ressort wird angegeben, wo ein Beitrag plaziert wurde. Es werden folgende Fälle unterschieden: Politik (pol), Wirtschaft (wirt), Sport (spo), Lokales (lok), Feuilleton (feu), Aus aller Weh/ Vermischtes (aaw), Land (lan). 2.2.5 Verfasser Auf eine genauere Untersuchung der Quellengenauigkeit wird im Rahmen dieser Arbeit verzichtet. Stichproben ergaben, daß sich die Redakteure der beiden

119

Zeitungen grundsätzlich an die korrekte Kennzeichnung der Textquellen halten. War die Quellenkennzeichnung durch die bearbeitenden Redakteure nicht eindeutig vorgenommen, so konnte anhand der Eintragungen in der Artikelmaske der Verfasser zweifelsfrei ermittelt werden. Es wird zwischen folgenden Textquellen unterschieden. Eigenproduktion (e) Als Eigenproduktion werden hier nur Texte verstanden, die vom Redakteur selbst recherchiert und geschrieben wurden. Keine Eigenproduktionen sind Artikel, die von einer Agentur oder von einem Mitarbeiter stammen und von einem Redakteur in erheblichem Maße umgeschrieben werden. Agenturen (a) Zu dieser Kategorie zählen alle Texte der Nachrichtenagenturen. Ebenfalls in diese Kategorie fällen die Beiträge von freien Journalisten, die nicht gezielt auf Termine geschickt wurden und davon leben, ihre Texte "auf dem freien Markt" anzubieten. Korrespondenten/Freie Mitarbeiter (k) Korrespondenten sind Journalisten, die eine Zeitung auf vertraglich festgelegter Basis aus dem Ausland oder aus den wichtigen deutschen Städten mit ihren Texten beliefern. In der Regel arbeiten diese Journalisten für mehrere Zeitungen. In dieser Kategorie werden jedoch auch die Freien Mitarbeiter erfaßt, da der Bearbeitungsweg der Texte bei beiden Gruppen ähnlich oder gleich ist.

120

3.

Bearbeitungsformen eines Textes

Einem Redakteur bieten sich verschiedene Formen, einen Text zu bearbeiten. Einflußgrößen sind vor allem die zur Verfügung stehende Zeit und/oder inhaltliche und/oder Layoutgründe. Die Kategorien, nach denen die verschiedenen Bearbeitungsformen erfaßt werden, gliedern sich in zwei Ebenen. Auf der ERSTEN EBENE sind die drei grundsätzlichen redaktionellen Bearbeitungsformen Kürzen, Umformulieren und Ergänzen erfaßt. Zusätzlich wurde noch die Kategorie Verbessern eingerichtet. Diese Kategorie wird in sich nochmals zweigeteilt, um zu erfassen, ob die Korrekturen im Text von einem Redakteur oder einem dafür angestellten Korrektor vorgenommen wurden. Auf der ZWEITEN EBENE wurden diese Bearbeitungsformen nochmals in ihre Ausprägungsformen unterteilt. Es wurde also erfaßt, wie ein Text bearbeitet wurde.

3.1

Kategorien der 1. Ebene

a) Kürzen Das Kürzen ist die einfachste Form der Bearbeitung. Über die Delete-Taste können einzelne Buchstaben, über Funktionstasten Worte oder Sätze und über Steuerzeichen beliebig lange Textteile gekürzt werden. Häufig zu finden ist diese Bearbeitungsform bei Agentuitexten, die in der Regel länger sind als der für sie vorgesehene Raum in der Zeitungsseite. Das Kürzen von Textteilen tritt nicht selten in Kombination mit dem Umformulieren au£ wenn nach dem Kürzen ein passender Satzanschluß gesucht werden muß. Das Umformulieren, zum Beispiel eines langen Satzes, mit dem offensichtlichen Ziel, den Text zu kürzen, wurde unter „Umformulieren" kategorisiert. b) Umformulieren Das Umformulieren von Textteilen ist im Untersuchungszeitraum weniger häufig zu finden als die Bearbeitungsform Kürzen. Entscheidend ist, daß der bearbeitete Textteil auch nach dem Umformulieren noch seinen ursprünglichen Sinn behält. So werden zum Beispiel,Popingkontrollen" zu „Trainingskontrollen". Der Computer bietet hier die Möglichkeit, die Textstelle einfach zu überschreiben.

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c) Ergänzen Die Ergänzungen zählen zu den seltenen Fällen der Bearbeitung eines Textes. In der Regel gehen solche Ergänzungen nicht über die Länge eines Satzes hinaus. Der Computer bietet in dieser Kategorie gegenüber der Textbearbeitung auf dem Papier den größten Vorteil, da der zu ergänzende Text einfach in den Artikel eingefügt werden kann. Eine häufige Ergänzungsform bei der Bearbeitung von Agenturtexten im Ressort Sport ist, zum Beispiel bei Berichten über überregionale Wettkämpfe, das Hinzufügen der Ergebnisse von Sportlern, die Vereinen aus dem Verbreitungsgebiet der Zeitung angehören. Häufiger zu finden sind Ergänzungen von Worten in Überschriften. Da der Computer keine WYSIWYG-Darstellung (auf dem Bildschirm erscheint das gleiche Bild wie auf dem Papierausdruck) leistet, wird oft erst nach einem ersten Probeausdruck der Zeitungsseite (Proof) erkannt, daß Dach-, Haupt- oder Unterzeile etwas zu kurz geraten sind. d) Verbessern Obwohl das Verbessern nicht zu den „klassischen" redaktionellen Bearbeitungsformen eines Textes gehört, wurde diese Kategorie dennoch aufgenommen. Anlaß dafür ist die Diskussion, daß es nicht zum Aufgabenbereich von Redakteuren gehöre, Texte zu korrigieren, diese Forderung in der Praxis jedoch oft ignoriert werde. Kritiker dieser Entwicklung fuhren ins Feld, daß ein solches Verhalten der Redakteure die Unternehmer der Zeitungsverlage dazu verleiten könne, aus Kostengründen auf das Korrektorat zu verzichten. Es wird also untersucht, ob in den Texten grammatische Fehler, Rechtschreibfehler, Satzzeichenfehler oder Steuerzeichenfehler verbessert worden sind. Über den Vergleich mit den artikelbeschreibenden Daten kann in einem zweiten Schritt schließlich herausgefunden werden, ob diese Verbesserungen von einem Redakteur oder in der dafür vorgesehenen Korrekturabteilung vorgenommen wurden.

3 .2 Ausprägungsformen der 2. Ebene Jede dieser vier Kategorien wird nochmals in verschiedene Untergruppen unterteilt. In diesen wird festgehalten, wie der Text in den verschiedenen Kategorien bearbeitet wurde. In der Kategorie "Verbessern" wird auch erfaßt, wenn Satzzeichen verbessert werden und Worte oder Ausdrücke im Text an die verlagsübliche Schreibweise angeglichen werden. Wenn also zum Beispiel in der Korrektur oder durch einen Redakteur die Abkürzung „NATO" zu „Nato" verändert wird. a) Wort Das Bearbeiten des Textes auf der Wortebene ist in allen vier Kategorien häufig zu finden. Der Redakteur hat hier die geringsten Möglichkeiten, Einfluß auf den

122 Inhalt des Geschriebenen zu nehmen. Gekürzt werden Worte oft, um einen Text in der letzten redaktionellen Bearbeitungsphase zeilengenau in den vorgesehenen Raum in der Zeitungsseite einzupassen. Auch sogen annte Füllworte fallen nicht selten dem Rotstift zum Opfer. So wird zum Beispiel im Sportressort die „Grafbezwingerin Navratilova" zur einfachen „Navratilova". Bei Namen sind in allen Ressorts häufig auch Ergänzungen, zum Beispiel der Vornamen, zu finden. Unter das Umformulieren von Worten fällt auch das Eindeutschen von Fremdworten. b) Mehrere Worte „Mehrere Worte" sind in der Regel zwei bis circa vier Worte, die getrennt vom Satzzusammenhang keinen „eigentlichen Sinn" mehr ergeben. Die Unterscheidung zwischen den Kategorien „Mehrere Worte" und „Halbsatz" kann oft nur über den Kontext getroffen werden. Die Ausprägungsformen ähneln in diesem Fall denen der Kategorie „Wort" (vgl. 2.1). c) Halbsatz Ein „Halbsatz" ist, im Gegensatz zur Kategorie „Mehrere Worte", eine in sich zusammenhängende Wortfolge, die nicht alleine stehen kann, jedoch auch getrennt vom Satzzusammenhang noch als Teilsatz zu erkennen ist. d) Satz Aus Gründen der Praktikabilität wird für diese Kategorie eine einfache Definition der Kategorie „Satz" gewählt. Ein Satz ist in diesem Fall die gesamte Wortfolge zwischen zwei Punkten. Über das Kürzen, Umformulieren oder Ergänzen eines Satzes kann ein Redakteur bereits erheblichen Einftuß auf den Inhalt eines Textes nehmen. e) Mehrere Sätze ,JVIehrere Sätze" sind in der Regel zwei bis vier Sätze innerhalb eines Absatzes. Auffallend ist, daß die Kürzungen, Ergänzungen und Umformulierungen in dieser Kategorie vor allem in den ersten Teil der redaktionellen Bearbeitungsphase fallen. f) Absatz Im Rahmen eines „Absatzes" wird zum Beispiel ein Themenkomplex innerhalb eines Artikels abgehandelt. In der Regel sind die Absätze auch im Text durch das Beginnen einer neuen Zeile markiert. Ganze Absätze werden, wie die Kategorie „Mehrere Sätze", in der Regel zu Beginn des redaktionellen Arbeitsablaufes bearbeitet. g) Steuerzeichen Die Steuerzeichen fallen in dieser Reihe etwas aus dem Rahmen, da sie eigentlich nicht zur Textebene gehören. Zudem ist es nicht die Aufgabe eines Redak-

123

teurs, Steuerzeichen in den Text einzufügen. Trotzdem werden sie in diesem Teil der Analyse mit einbezogen, da diese Regelung in der Praxis häufig nicht beachtet wird, und die Steuerzeichen auch von den am Bildschirm arbeitenden Journalisten eingefügt werden. Zu den Steuerzeichen zählen beim System der beiden Stuttgarter Zeitungen bereits der Befehl „_A", um einen Absatz im Text zu machen, oder „Jk" für Kursivdruck. Kompliziertere Steuerzeichen werden in der Regel von einem Techniker eingefugt. Da, außer dem Einfügen des Befehls „ A", nur sehr selten Steuerzeichen direkt in die analysierten Texte eingefügt wurden, wurde über die artikelbeschreibenden Daten zurückverfolgt, ob dies am Bildschirm eines Technikers oder eines Redakteurs gemacht worden war. h) Angleichen Es gibt Worte oder Abkürzungen, die verschiedene Schreibarten aufweisen können. In den meisten Zeitungsverlagen existiert eine Liste mit einer (zeitungsinternen) verbindlichen Schreibweise dieser Worte. So wird die Abkürzung „Nato" in der Regel in dieser Schreibweise in der Stuttgart Zeitung zu finden sein, da die von der Agentur dpa verwendete Form „NATO" von den Korrektoren angeglichen wird. Dieses Angleichen von Worten wird in der Kategorie „Verbessern" erfaßt. i) Satzzeichen Ebenfalls in der Kategorie „Verbessern" wird das Ergänzen, Ändern oder Löschen von Satzzeichen im Text (Punkt, Komma etc.) erfaßt.

124

4.

Die Bearbeitungsstufen eines Textes

Bei der Analyse des Weges, den ein Text vom ersten Aufrufen in der Redaktion bis zum druckfertigen Artikel zurücklegt, läßt sich in jedem Ressort eine Grundstruktur im Bearbeitungsablauf herausarbeiten. Diese ist bei den drei Analyseeinheiten ähnlich, aber nicht identisch. Die größten Unterschiede sind zwischen den Ressorts Politik und Sport festzustellen. Der Grund für diese Differenzen im Arbeitsablauf liegt darin, daß die Politikredakteure versuchen, viele der redaktionellen Arbeitsschritte auf dem Blatt durchzuführen. Im Sport hingegen spielt das Papier nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Das Wirtschaftsressort nimmt hier eine Mittelstellung ein. Im folgenden werden die Gemeinsamkeiten und Besonderheiten der Bearbeitungsstufen der drei Ressorts der Stuttgarter Zeitung aufgezeigt. Dabei kommen auch einige Ergebnisse der Textanalyse zur Sprache, die dann im folgenden Kapitel ausfuhrlich behandelt und an verschiedenen Beispielen verdeutlicht werden.

4.1 Politik Ein Text durchläuft im Ressort Politik der Zeitung in der Regel vier Stationen. Der Beitrag wird: a) Von einem Redakteur auf dem Blatt redigiert, b) der geänderte Text wird in der Texterfassung ins System eingegeben, c) danach in der Korrektur korrigiert d) und im letzten Arbeitsschritt in der Redaktion grundsätzlich von einem Redakteur am Bildschirm ein zweites Mal überarbeitet und/oder von einem Techniker in die Seite eingepaßt. Der Ablauf ist also: Redaktion-Erfassung-Korrektur-Redaktion. Während des Untersuchungszeitraumes werden alle Agenturtexte im ersten redaktionellen Bearbeitungsschritt auf dem Blatt redigiert. Auch Korrespondentenberichte, die in der Regel direkt ins System gelangen und nicht in Papierform vorliegen, werden ohne Ausnahme ausgedruckt und im ersten Schritt ebenfalls auf dem Blatt überarbeitet. Selbst die eigenen Texte, die von den Redakteuren am Bildschirm geschrieben werden, werden fast ohne Ausnahme ausgedruckt, um sie nochmals durchzulesen Auffallend ist, daß auch Artikel, die relativ spät (gegen 19 Uhr) in

125 das Ressort kommen, noch diese Routine durchlaufen. Das von vielen Redakteuren ins Feld geführte Argument, daß das Redigieren auf dem Blatt den Arbeitsablauf ausdehne und deshalb zu zeitaufwendig sei, gilt für die verantwortlichen Redakteure der ersten Politikseite offensichtlich nicht. Diesen „Luxus" können sich diese Journalisten jedoch nur leisten, da die auf dem Blatt redigierten Artikel nicht mehr wie zu Zeiten der Zeitungsproduktion ohne Computersystem in der Texterfassung vollständig abgeschrieben werden müssen. Die bereits im Rechner abgespeicherten Agenturtexte werden von den Texterfassern am Bildschirm in die von den Technikern bereits präparierte Maske kopiert. Die Änderungen des Redakteurs werden dann vom Blatt ins System übertragen. So ist es möglich, daß kurz vor dem ersten Andruck noch der 90 Zeilen lange Artikel „Gaidars Reformer bleiben im russischen Kabinett" der Nachrichtenagentur AP in der Redaktion auf dem Blatt redigiert werden kann. (Beispiel 9) Beispiel 9: Auch spät eintreffende Texte werden auf dem Blatt redigiert

Gaidars Reformer bleiben im russischen Kabinett J e l z i n u n d T s c h e r n o m y r d i n einigen sich - C h i n a - B e s u c h d e s P r ä s i d e n t e n vorzeitig a b g e b r o c h e n M O S K A U (AP). Der Stroit u m die Z u s a m m e n s e t z u n g der n e u e n ni.sst.sehin llegier u n g . d e r P r ä s i d e n t Ifciris Jelzin zum Abb r u c h s e i n e s C h i n a - I i e s u c h s veranlaOte. ist a m S o n n t a g o f f e n b a r beigelegt w o r d e n . Wie die r u s s i s c h e n N a c h r i c h t e n a g e n t u r e n I t a r f a s s u n d I n t e r f a x berichteten, vers t ä n d i g t e n sich J H z i n ιιι·Η oliiis c h e n Probleme h ä t t e n V o r r a n g . Der von den R e f o r m g e g n e r n angegriff e n e M o s k o u e r A u ß e n m i n i s t e r A n d r e ] Kos y r e w wiederholte a m S o n n t a g s e i n e Warn u n g e n vor einer d r o h e n d e n W e n d e in der r u s s i s c h e n Außenpolitik. A u s l a n d sei dabei. sich wie eine ..belagerte F e s t u n g " 2u verhalten. Die Aulien- u n d Wirtschaftspolitik m ü s s e ü b e r p r ü f t u n d zugtcich G r e n z e n f ü r mögliche Z u g e s t u n d n i s s e d e f i n i e r t werd e n . s a g t e Kusyrew auf e i n e r Veranstalt u n g d e r Portei D e m o k r a t i s c h e s l l u ü l u n d in Moskau. ( K o m m e n t a r S e i t e 3)

Kurz vor 19 Uhr läuft die Meldung über den Fernschreiber und wird sofort vom Redakteur auf dem Blatt redigiert und von einem Boten in die Erfassung gebracht. Um 19.01 wird die präparierte Maske in der Redaktion abgespeichert und bereits fünf Minuten später kann der erfaßte Text mit allen vom Redakteur vorgenommenen Änderungen von der Korrektur aufgerufen werden. Dort wird

126 der COPY-Befehl gelöscht, den der Erfasser eingegeben hat, und das Wort "Chinabesuch" zu „China-Besuch" umgeändert. Der Korrektor speichert den Text um 19.26 Uhr ab. Im letzten Bearbeitungsschritt in der Redaktion wird der Text nochmals um rund 17 Zeilen gekürzt und ein Absatzzeichen ,,^Α" ergänzt. Da der Kommentarhinweis „(Kommentar Seite 3)" offensichtlich nicht alleine in der letzten Zeile stehen soll, werden am Textende noch die beiden Worte „in Moskau" eingefügt. Der Text wird schließlich um 20.07 Uhr zur Belichtung freigegeben. Der erste redaktionelle Arbeitsschritt am Bildschirm wird in der Politik in 31 von 40 analysierten Fällen nicht von einem Journalisten, sondern von einem Techniker in der Redaktion vollzogen. Auf einem grünen Zettel, der an den Kopf des auf dem Blatt redigierten Artikels geklebt wird, werden von dem den Text bearbeitenden Redakteur die Überschrift und die artikelbeschreibenden Daten eingetragen. Dazu gehören, auf welcher Seite der Artikel später in der Zeitung stehen soll, wie viele Spalten der Text haben wird etc. Anhand dieser Angaben präpariert der Techniker am Computer eine Eingabemaske mit allen artikelbeschreibenden Daten, der Überschrift und den dazugehörenden Steuerzeichen. Diese Maske wird dann abgespeichert und dient der Texterfassung als Vorlage, in die sie den redigierten Artikel eingibt. (Beispiel 10) Beispiel 10: Präparierte Eingabemaske

TXER FI« XXX SUCH8GRF VATIKAN

JESS+S PRI0 RED TER« TERM ARTIKELNUNOER VERS S 8S-SEITE TEUF 3S40 P0LI01 3 non 0203 85 0301245500 V 01 Ε 001 URS ΤΎΡ SPEZ X -Y- SCHEHA Η0Ε AUS STE BTX-RS TTHHJJHH TTHHJJHH 8S2 Ρ non 100 HELD 1 300 1 OG 000 Ν Ν

"Beratung i n V a t i k a n - - ' "Im Vatikan haben gestern Wissenschaftler aus a l l e r Vielt Beratungen über die Fol gen einer Weltraumbewaf fnung aufgenommen. - Ξ

127 Damit ist die Arbeit des Technikers jedoch nicht beendet. Da er in der Regel nicht alle Satzbefehle, zum Beispiel die der Bildfreiräume, bereits im ersten redaktionellen Schritt eingibt und der Artikel am Ende der Bearbeitung in die Seite eingepaßt werden muß, was ebenfalls nicht zum Aufgabenbereich eines Redakteurs gehört, werden viele Artikel nach der Korrektur in der Redaktion noch einmal am Bildschirm von einem Techniker aufgerufen, der die fehlenden Satzzeichen eingibt. Der Ursprung dieses Delegierens der Eingabe der Satzbefehle an einen Techniker ist in einer Betriebsvereinbarung aus dem Jahre 1976 zu finden, als die Zeitungsproduktion auf die Computertechnik umgestellt worden war. Damals hatten die Redakteure in langen Verhandlungen durchgesetzt, daß sie nicht zur Arbeit am Bildschirm gezwungen werden können. Bereits in den Vorfeldinterviews wird deutlich, daß vor allem die Politikredakteure auch nach fast 20 Jahren versuchen, das tägliche Arbeitspensum so weit wie möglich ohne das computergesteuerte Redaktionssystem zu absolvieren. Dies äußert sich zum einen darin, daß sie alle Satzbefehle in der Maske von Technikern eingeben lassen und zweitens die Texte im ersten redaktionellen Arbeitsschritt grundsätzlich auf dem Blatt redigieren. Eine Sonderstellung in der Bearbeitung nehmen die täglichen Übersichtskästen auf der ersten Politikseite ein. Dort werden die interessantesten Artikel der einzelnen Ressorts in wenigen Worten „angerissen" und sie bieten eine kurze Inhaltsangabe der Zeitung. Ihre Entstehung wird in dem Analysebeispiel „Kasten" gesondert behandelt, da an ihnen gezeigt werden kann, wie „traditionelle" und „neue" Arbeitsweisen zusammenwirken.

4.2 Wirtschaft Auch im Ressort WIRTSCHAFT werden zehn der 41 analysierten Texte im ersten Arbeitsschritt auf dem Blatt redigiert und durchlaufen die gleichen Stationen wie die Artikel in der Politik. Auch in diesen Fällen wird im ersten Schritt am Bildschirm in der Redaktion die Eingabemaske präpariert und die Überschrift gemacht (vgl. Beispiel 1). Diese Aufgabe wird, wie bei den Kollegen in der Politik üblich, nicht von einem Techniker, sondern von dem bearbeitenden Redakteur selbst übernommen. Auffallend bei der Analyse dieser Texte ist, daß sie alle zehn an einem Tag, einem Sonntag, auf diese Weise bearbeitet werden. Wie in Gesprächen mit Redakteuren des Wirtschaftsressorts bestätigt wird, hat dies den Grund, daß der Redakteur, der an diesem Tag Dienst hatte, grundsätzlich alle seine Texte ausschließlich auf dem Blatt redigiert. Daß an diesem Analysetag alle Texte auf dem Blatt redigiert werden ist also auf eine „persönliche Eigenart" eines Journalisten zurückzufuhren, und nicht auf besondere Arbeitsbedingungen zum Beispiel während der Sonntagsdienste. Die restlichen 31 Texte werden von den Wirtschaftsredakteuren ausschließlich am Bildschirm bearbeitet. Auch diese Artikel durchlaufen zwei redaktionelle

128 Bearbeitungsphasen. Im ersten Schritt werden sie in der Redaktion aufgerufen und bearbeitet, von dort werden sie in die Korrektur gegeben und werden dann in der dritten Stufe nochmals von einem Redakteur redigiert. Der Ablauf ist also Redaktion-Korrektur-Redaktion. Dabei ist eine Besonderheit zu finden, die mit den verschiedenen Arten von Quellen - Agenturen, Korrespondenten und selbst recherchierte und geschriebene Artikel - zusammenhängt. Die 13 analysierten AGENTURTEXTE werden in der ersten Bearbeitungsstufe in der Redaktion aufgerufen, wo von einem Journalisten die Eingabemaske ausgefüllt und die Überschrift gemacht wird. Danach werden sie sofort in die Korrektur gegeben. Fast die gesamte redaktionelle Bearbeitung fällt also in den letzten Arbeitsschritt. Die neun Artikel der KORRESPONDENTEN, die alle, wie die Agenturtexte auch, bereits im System gespeichert sind, werden in der Regel schon im ersten Schritt von einem Redakteur stark überarbeitet. Danach kommen sie in die Korrektur und werden anschließend nur noch leicht redigiert. Die acht EIGENTEXTE werden im ersten Schritt fast bis zur Druckreife bearbeitet und dann in die Korrektur gegeben. Im letzten redaktionellen Arbeitsgang werden nur noch kleinere Änderungen, wie das Umformulieren von Worten, vorgenommen. Es zeigt sich also, daß die Art der Bearbeitung eines Artikel im Ressort Wirtschaft in erheblichem Maße von der Textquelle abhängig ist. Wie in der Politik, gehört es auch im Ressort Wirtschaft zur zweiten redaktionellen Bearbeitungsphase dazu, daß neben einem Redakteur die Texte in der Regel auch nochmals von einem Techniker aufgerufen werden. Dieser ergänzt technische Befehle (Bildfreiräume etc.) und paßt den Beitrag in die Seite ein.

4.3

Sport

Im Sport sind nicht diese deutlichen, immer wiederkehrenden Arbeitsabläufe wie in den beiden anderen Ressorts zu finden. Die Sportredakteure schicken die Texte in der Regel sehr spät in die Korrektur - das heißt, der Text ist in den meisten Fällen bereits druckreif. Deutlich wird dies auch dadurch, daß in nahezu der Hälfte der Texte im Analysezeitraum nach der Korrektur in der zweiten redaktionellen Bearbeitungsstufe nichts mehr geändert wird. Die anderen Texte werden nur noch minimal bearbeitet. So wird zum Beispiel die Zeichensetzung geändert oder ein Wort umformuliert. Der Weg der Texte ist also auch im Sport grundsätzlich Redaktion-Korrektur-Redaktion. Doch werden die Beiträge, ähnlich wie bei der Bearbeitung der Eigentexte im Ressort Wirtschaft, vor allem in der ersten redaktionellen Phase bearbeitet. Bei einem Drittel der Artikel (5 von 15 Texte) wird auf den Korrekturdurchlauf verzichtet. Auffallend ist, daß während der Bearbeitung einiger längerer Artikel die Texte mehrere Male zwischen dem Bildschirm eines Redakteurs und dem Techniker-Terminal hin und her geschickt werden. Eine Bearbeitungsart, die im Analysezeitraum in keinem anderen Ressort zu finden ist. Vor allem bei Beiträgen mit einem komplizierten Layout, wie einem halbseitigen Interview mit dem

129 Präsidenten des Deutschen Sportbundes Hans Hansen, ist diese Form der Bearbeitung zu finden. Das Interview war bereits einige Tage vor dem Erscheinungstermin, dem 17. Dezember 1992, in das System eingegeben worden. Der Redakteur beginnt die endgültige Bearbeitung des Textes damit, daß er in der Eingabemaske den Artikel als iunfspaltigen Kasten auszeichnet und den Text nochmals leicht überarbeitet. Danach wird der Beitrag von einem Techniker aufgerufen und die Steuerzeichen für Kursivdruck, Absätze, einen Bildfreiraum usw. werden eingefügt. Im weiteren Arbeitsablauf wird der Artikel abwechselnd noch vier Mal von dem Redakteur, der immer wieder inhaltliche Veränderungen anbringt, und drei Mal von dem Techniker aufgerufen, der jedes Mal einige Steuerzeichen verändert. Der Text wird tun 13.50 Uhr erstmals und 19.29 Uhr zum letzten Mal abgespeichert. Die Bearbeitung zieht sich also, inklusive einiger längerer Unterbrechungen, über fünf Stunden. Beispiel 11: Bearbeitungsablauf Sport

1. Arbeitsgang: Der Redakteur ändert in der Eingabemaske: - Erscheinungsdatum von 1612 auf 1712 geändert - Text von Seite 5 auf Seite 2 gesetzt - Text von Vierspalter im Kasten zu Fünfspalter im Kasten geändert - Der Text selbst wird vom Redakteur leicht überarbeitet 2. Arbeitsgang Der Techniker verändert die Steuerzeichen im Text. Die Fragen werden eingerückt und kursiv 3. Arbeitsgang Der Redakteur schreibt den Fettvorspann zum Text 4. Arbeitsgang Der Techniker ergänzt nach dem Fettvorspann die Steuerzeichenkette für den Bildfreiraum Insgesamt dauert diese vierte Phase 20 Minuten, da der Techniker mehrere Male die Steuerzeichen ändert. Da der Bildschirm keine WYSIWYG-Darstelhing leistet, ist wahrscheinlich, daß der Techniker auf einem Probeausdruck kontrolliert, ob der Text das gewünschte Layout hat. 5. Arbeitsgang Der Redakteur fugt in eine Antwort Meyers die Zwischenfrage „Warum denn nicht?" ein und schreibt den Vorspann leicht um Da der Artikel zu lang ist, kürzt er eine Frage und die darauf gegebene Antwort. Danach wird der Text

130

fast eine Stunde lang vor allem stilistisch nochmals gründlich überarbeitet. Am Ende ergänzt der Redakteur die Überschrift. 6. Arbeitsgang Der Techniker blockt das Photo ein. 7. Arbeitsgang Der Redakteur macht den Bildtext zum Photo. 8. Arbeitsgang Der Redakteur ruft den Artikel au£ ändert jedoch nichts. Offensichtlich liest er den Text nur durch. 9. Arbeitsgang Der Redakteur ändert den Bildtext von: "Mir ist die Lust verlorengegangen": Helmut Meyer zu "Die Unehrlichkeit mache ich nicht mehr mit": Helmut Meyer 10. Arbeitsgang Der Techniker setzt den Artikel auf die Seite 99, damit er von der Korrektur abgerufen werden kann. 11. Arbeitsgang Das Interview wird korrigiert. Der Korrektor versieht einige seiner Meinung nach unverständliche Textstellen mit Kommentaren, wie zum Beispiel: "...schließlich hat jeder von uns gewußt, dagegen kannst du nicht an. (CO:??????? kannst oder kommst??????)..." 12. Arbeitsgang Der Redakteur löscht die Kommentare des Korrektors 13. Arbeitsgang Der Techniker ergänzt nach über eineinhalb Stunden einige Steuerzeichen in der Überschrift und im Text und speichert den druckfertigen Artikel um 19.29 Uhr zum letzten Mal ab. Die endgültige Steuerzeichenkette am Anfang des Textes lautet schließlich: (SV137,V137+3XSV222,3)_nHelmut Meyer: Der Kampf gegen Doping ist nicht zu gewinnen_M A/^(SV901, +2,07.42,3,+3,08. 42,2,+4,08.42,1) (GF3585)_xIm April 1989 war er... Bei Texten, deren Layout nicht sehr kompliziert ist, ist diese Art der Bearbeitung nicht zu finden. In der Regel werden in diesen Fällen die meisten Arbeitsschritte von einem Redakteur ausgeführt. Die Texte werden dann nicht selten

131 von den Journalisten bis zur Druckreife bearbeitet, bevor sie einem Techniker übergeben werden, der in einigen Fällen noch kleinere Korrekturen bei den Steuerzeichen anbringt.

4.4 Die Transaktionen Wurden bisher die verschiedenen Bearbeitungsstufen der Texte anhand der Bildschirme verfolgt, an denen die Redakteure, Techniker, Texterfasser und Korrektoren einen Artikel aufrufen, so läßt sich dieser Weg auch an den von ihnen benutzen Transaktionen zur Textbearbeitung nachweisen. Darüber hinaus können über die verwendete Transaktion auch begrenzt erste Rückschlüsse darüber gezogen werden, in welcher Weise ein Text bearbeitet wird. Ein Ablauf der sich in den Ressorts Politik und Wirtschaft in 68 von 81 analysierten Fällen wiederholt, ist TXAD-TXKO-TXUM (Redigieren-Korrigieren-Umbruch). TXAD ist der Bearbeitungsmodus, in dem Texte eingegeben und redigiert werden können. Die Transaktion TXKO ist der Korrektur vorbehalten und über den Umbruchmodus TXUM können die druckreifen Artikel am Bildschirm in der Redaktion in die Zeitungsseiten eingepaßt werden. Die Analyse ergibt, daß bei den meisten Artikeln im TXUM-Modus vor allem die Länge variiert wird. Das heißt für die vorliegenden Artikel, daß sie zumeist gekürzt werden. Im Sport ist dieser Ablauf TXAD-TXKO-TXUM nicht so deutlich zu erkennen wie in den beiden anderen untersuchten Ressorts. Die Redakteure halten sich zumeist nur „ansatzweise" an diese Reihenfolge. Im Gegensatz zu den Ressorts Politik und Wirtschaft, wechseln die Sportredakteure der Stuttgarter Zeitung sehr schnell in die Transaktion TXUM. Die Bearbeitung zieh auffallend früh darauf den Artikel in der Seite zu piazieren, das heißt, den Text auf die im Layout vorgegebene Zeilenzahl zu bringen. Auffallend ist, daß der Bearbeitungsmodus TXSV zur Textmanipulation von den Redakteuren kaum verwendet wird. Der entscheidende Vorteil dieser erst später eingeführten Transaktion ist, daß die Artikel bei der Bearbeitung nach jedem Druck auf eine Funktionstaste automatisch abgespeichert werden. Auch bietet sie einige Erleichterungen beim Kopieren von Texten oder Textpassagen. Im Ressort Politik wird diese Transaktion kaum benutzt. Zwei Texte werden in diesem Modus geschrieben und zwei weitere von einem Techniker bearbeitet. In der Wirtschaftsredaktion werden von neun eigenen Artikeln acht über TXSV geschrieben. Auffallend ist, daß bei sieben dieser acht Eigentexte am Ende der Bearbeitung über diesen Modus die Redakteure noch einmal in die Transaktion TXAD oder TXUM wechseln. Dabei werden fünf dieser sieben Texte nochmals um einige Zeilen gekürzt oder verlängert. Grund dafür sei, so einige Redakteure in verschiedenen Interviews, daß in der TXAD-Transaktion die Länge und der Umbruch von Text und Überschrift am Bildschirm besser dargestellt sei. Bei der Bearbeitung der restlichen 32 Korrespondenten- und Agenturbeiträge ist auch in der Wirtschaftsredaktion der Stuttgarter Zeitung die

132 Transaktion erheblich seltener zu finden. Nur sechs Artikel werden in der ersten redaktionellen Bearbeitungsphase über TXSV aufgerufen und redigiert. Da die Bearbeitung in vier Fällen am selben Bildschirm durchgeführt wird, hegt die Vermutung nahe, daß es sich in allen Fällen um den gleichen Redakteur handelt. Im Ressort Sport wird im Analysezeitraum nur ein Artikel über TXSV aufgerufen, jedoch ohne Änderung wieder abgespeichert.

133

5.

Beispiel einer Textanalyse

Bevor mit der Beschreibung der Ergebnisse der Text analyse begonnen wird, soll an einem kurzen Agenturtext exemplarisch aufgezeigt werden, wie die Daten in der Eingabemaske und der Text während der verschiedenen Stufen von den Redakteuren der Stuttgarter Zeitung bearbeitet werden. Die Veränderungen von Version zu Version sind jeweils unterstrichen. Die veröffentlichte Meldung:

IG Medien fordert 6,5 Prozent für Papierverarbeiter STUTTGART (AP). Mit der Forderung nach 6.5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medien in die Tarifrunde 1993 für die 118 000 Beschäftigten der Papier. Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Deutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Inflationsrate 1993 auszugleichen.

Die Meldung der Nachrichtenagentur AP im Originalwortlaut: IG Medien fordert 6,5 Prozent = Stuttgart (AP) - Mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medien in die Tarifrunde fur das kommende Jahr. Betroffen sind 118.000 Beschäftigte der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Gesamtdeutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte in Stuttgart, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Steigerung der Lebenshaltungskosten im kommenden Jahr voll auszugleichen. Version 01 0020 921216 A153 000 000 099 921217 1713303 000939 IAAA TXAD S T Z G 1712 WIRT01 4 §TARIF IAAA 000 100 MELD1 000 A

IG Medien fordert 6,5 ProzentAAAASTUTTGART (AP). Mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medi-

134 en in die Tarifiunde 1993 fur die 1181000 Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Gesamtdeutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte in Stuttgart, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Steigerung der Lebenshaltungskosten im kommenden Jahr voll auszureichen.A_E Textvergleich mit der Agenturmeldung: Die Meldung wird im Ressort Wirtschaft am Bildschirm IAAA aufgerufen. Dort werden im ersten Arbeitsgang: - die Steuerzeichen " ΛΛΑΑ " vor der Spitzmarke STUTTGART und das Schlußzeichen "A_E" wurden von dem Redakteur ergänzt - "für das kommende Jahr" zu "1993" umformuliert - ein Halbsatz umformuliert - in der Zahl "1181000" das Steuerzeichen "!" ergänzt Version 02 0020 921216 A153 000000098 921217 1749082 001258 TXKO STZ G 1712 WIRT 01 4 §TARIF IBBB 000 100 MELD 1 000 A

IG Medien fordert 6,5 ProzentAAAASTUTTGART (AP). Mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medien in die Tarifrunde 1993 fur die 1181000 Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Gesamtdeutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte in Stuttgart, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Steigerung der Lebenshaltungskosten im kommenden Jahr voll abzugleichen.Λ EF=red.K=xxx Textvergleich mit Version Ol: Version 02 wird in der Korrektur von dem Korrektor mit dem Kürzel „xxx" am Bildschirm Nr. IBBB in der Transaktion TXKO bearbeitet. Er findet keine Fehler und speichert den Text ohne Änderungen wieder ab. Version 03 0020 921216 A153 000000097 921217 1917510 002225 TXAD STZ G 1712 WIRT 01 4 §TARIF IAAA 000 100 MELD 1 000 A

IG Medien fordert 6.5 Prozent Mftir Papier - und KunststoflverarbeiterAAAA STUTTGART (AP). Mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medien in die Tarifiunde 1993 für die 118!000 Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Gesamtdeutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte in Stuttgart, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Steigerung der Lebenshaltungskosten im kommenden Jahr voll auszugleichen.A Ε F=red,K=xxx

135 Textvergleich mit Version 02: Am Bildschirm IAAA wird die Überschrift verändert. Das Steuerzeichen " M" zeigt dem Rechner den Zeilenumbruch an.

Version 04 0020 921216 A153 000000096 921217 1918436 002270 TXAD S T Z G 1712 WIRT 01 4 §TARIF IAAA 000 100 MELD 1 000 A IG Medien fordert 6.5 ProzentMfur PapierverarbeiterAAAA STUTTGART (AP). Mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medien in die Tarifrunde 1993 fur die 1181000 Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Gesamtdeutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte in Stuttgart, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Steigerung der Lebenshaltungskosten im kommenden Jahr voll auszugleichen.A Ε F=red,K=xxx

Textvergleich mit Version 03: Am Bildschirm IAAA wird erneut die Überschrift verändert, da der zweite Teil offensichtlich zu lang geraten war.

Version 05 0020 921216 A153 000000095 921217 1919325 002301 IAAA TXAD S T Z G 1712 WIRT 01 4 §TARIF IAAA 000 100 MELD 1 000

TG Medien fordert 6,5 Prozent Mfur Papierverarbeiter/wvx STUTTGART (AP). Mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medien in die Tarifrunde 1993 fur die 1181000 Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunst Stoffe verarbeitenden Industrie in Deutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Steigerung der Lebenshaltungskosten 1993 auszugleichen.A_EF=red,K=xxx Textvergleich mit Version 04: Der Text ist offensichtlich einige Zeilen zu lang und wird deshalb gekürzt. Der Redakteur greift zu diesem Zweck auch zwei Mal auf die Bearbeitungsform „Umformulierung" zurück: - „Gesamtdeutschland" zu „Deutschland" - „Hensche sagte in Stuttgart" zu „Hensche sagte" - ,4m kommenden Jahr" zu „1993"

136

Version 06

0020 921216 A153 000000094 921217 19200820 02338 I AAA TXAD S T 2 G 1712 WIRT 01 4 §TARIF I AAA 000 100 MELD 1 000 A IG Medien fordert 6,5 ProzentMfur Papierverarbeiter A/wv STUTTGART (AP). Mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medien in die Tarifrunde 1993 für die 1181000 Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Deutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Inflationsrate 1993 aus/ugleichen.A Ε F=red,K=xxx

Textvergleich mit Version 05: Der Text wird abermals durch eine Umformulierung gekürzt: - „Steigerung der Lebenshaltungskosten" zu „Inflationsrate"

Version 07 0020 921216 A153 000000093 921217 1923182 002440 TXUM STZ G 1712 WIRT 01 4 §TARIF IAAA 000 100 MELD 1 000 A

IG Medien fordert 6,5 Prozent Mfiir Papierverarbeiter/VWVSTUTTGART (AP). Mit der Forderung nach 6,5 Prozent höheren Einkommen geht die Industriegewerkschaft Medien in die Tarifrunde 1993 fur die 1181000 Beschäftigten der Papier, Pappe und Kunststoffe verarbeitenden Industrie in Deutschland. Der Gewerkschaftsvorsitzende Detlef Hensche sagte, vorrangiges Ziel sei es, die zu erwartende Inflationsrate 1993 abzugleichen. Λ Ε F=red,K=lin Letzte Version: Der Artikel wird um 19.23 Uhr ohne Änderungen über die UmbruchTransaktion TXUM zum letzten Mal abgespeichert. Die Transaktion TXUM deutet an, daß der Text in die Seite gesetzt wurde.

137

6.

Redigieren

Rund ein Drittel ihrer täglichen Arbeitszeit verbringen die Redakteure im Durchschnitt mit dem Redigieren von Texten. Diese journalistische Bearbeitungsform ist damit, neben dem Schreiben eigener Artikel und der Recherche, eine der arbeitsintensivsten. Bereits die Analyse der Bearbeitungsstufen der Texte macht deutlich, daß sich die Arbeitsweisen der Redakteure in den drei Ressorts grundsätzlich unterscheiden. Während im Untersuchungszeitraum fast alle Texte in der Politik und einige Beiträge der Wirtschaftsredaktion zuerst auf dem Blatt redigiert werden, werden die restlichen Beiträge ausschließlich am Bildschirm bearbeitet. Ziel ist es nun, herauszufinden, ob dieser unterschiedliche redaktionelle Arbeitsablauf in den Ressorts Politik, Wirtschaft und Sport auch einen Niederschlag auf der Textebene findet. Dazu werden zuerst die Beiträge von Politik und Wirtschaft untersucht, die von den Redakteuren auf dem Blatt redigiert werden, anschließend werden die Resultate mit den Ergebnissen der Analyse der Texte verglichen, die ausschließlich am Bildschirm bearbeitet werden.

6.1 Redigieren Blatt/Bildschirm In der erste Phase der Bearbeitung werden die Texte dieser Analyseeinheit von einem Redakteur auf dem Blatt redigiert. Die auf diese Weise bearbeiteten Artikel werden ohne Ausnahme nach der Erfassung und der Korrektur nochmals von einem Journalisten am Bildschirm überarbeitet. Im folgenden Abschnitt der Arbeit soll gezeigt werden, welche Art von redaktioneller Bearbeitung diese Artikel auf dem Blatt und am Bildschirm erfahren. Für die Analyse stehen insgesamt 36 nachweislich auf dem Blatt redigierte Texte aus den beiden Ressorts POLITIK (28 Texte) und WIRTSCHAFT (8 Texte) zur Verfugung. Nicht in die Auswertung gehen in der Politik die fiinf Übersichts-Küsten, zwei Artikel über eine Lichterkette, die nur am Bildschirm bearbeitet werden, und iunf Artikel, die in der Zeitung als Agenturtexte gekennzeichnet sind, die Quelle jedoch nicht gefunden werden konnte. Alle acht Artikel des Wirtschaftsressorts, es handelt sich fast ausnahmslos um Agenturtexte, werden an einem Tag (Sonntag) bearbeitet. Nur ein Text, der Artikel eines Redakteurs der Stuttgarter Zeitung, wird an diesem Tag ausschließlich am Bildschirm bearbeitet. Untersucht werden die Texte nach den drei Bearbeitungsformen:

138 - Kürzungen - Umformulierungen - Ergänzungen Diese sind nochmals in die beiden Ausprägungsformen Kleinere Kürzungen, Umformulierungen und Ergänzungen (Wort, Mehrere Wörter, Halbsatz) und Größere Kürzungen, Umformulierungen und Ergänzungen (Satz, Mehrere Sätze, Absatz) unterteilt. In Diagramm 1 wird eine quantitative Aufschlüsselung der eben beschriebenen Kategorien vorgenommen. Die dabei herausgearbeiteten Ergebnisse für die einzelnen Bearbeitungsformen auf dem Blatt und am Bildschirm sind in dem Diagramm in jeweils zwei Säulen getrennt voneinander aufgellst et. Diagramm 1: Die Bearbeitung Blatt/Bildschirm in den Ressorts Politik und Wirtschaft in Prozent. Getrennt nach den beiden Arbeitsmitteln Blatt und Bildschirm

Bei der Bearbeitung der Texte auf dem Blatt ist zu erkennen, daß in fast der Hälfte der 36 Artikel beider Ressorts (44,44 Prozent) Kleinere Kürzungen zu finden sind. Bei 36,77 Prozent werden Größere Kürzungen vorgenommen. Am häufigsten sind im Untersuchungszeitraum Kleinere Umformulierungen registriert. In dieser Kategorie werden drei Viertel (74,99 Prozent) der auf dem Blatt redigierten Artikel auf diese Weise bearbeitet. Größere Umformulierungen

139

sind bei 52,77 Prozent nachzuweisen. In 47,22 Prozent der Texte sind Kleinere Ergänzungen zu finden, Größere Ergänzungen sind in 33,33 Prozent der analysierten Texte zu finden. Das Analyseergebnis der Textbearbeitung am Bildschirm zeigt, daß sich bei der Stuttgarter Zeitung in der zweiten redaktionellen Bearbeitungsphase die Schwerpunkte beim Redigieren verlagern. Werden auf dem Blatt die Texte von den Redakteuren vor allem umformuliert, so steht bei der Arbeit am Redaktionssystem das Kürzen an erster Stelle. Nur bei dieser Bearbeitungsform kann beim Redigieren der Beiträge am Bildschirm eine Steigerung nachgewiesen werden. In 61,11 Prozent der am Bildschirm bearbeiteten Texte sind Kleinere und bei 55,55 Prozent Größere Kürzungen nachzuweisen. Liegt der Anteil der Kleineren Umformulieningen mit ebenfalls 63,88 Prozent noch im Größenbereich der Kürzungen, so sind Größere Umformulierungen noch bei knapp unter einem Drittel (27,77 Prozent) der untersuchten Texte nachzuweisen. In 16,66 Prozent der Artikel werden Kleinere Ergänzungen vorgenommen, das Schlußlicht bilden die Größeren Ergänzungen mit 13,88 Prozent. Vor einer genaueren Auswertung der Texte werden die Zahlen aus Diagramm 1 nochmals nach den beiden Ressorts getrennt aufgelistet, um Besonderheiten der Arbeitsgewohnheiten der Politik- oder Wirtschaftsredakteure der Stuttgarter Zeitung aufzudecken. Das für das Politikressort erstellte Diagramm 2 zeigt, daß bei 19 der untersuchten Texte (67,85 Prozent) nach dem ersten Redigieren auf dem Blatt Kleinere Umformulierungen nachzuweisen sind. Größere Umformulierungen sind in 46,42 Prozent der Beiträge zu finden. Kleinere Ergänzungen lassen sich ebenfalls in 46,42 Prozent der Artikel nachweisen, in neun Texten werden Größere Ergänzungen vorgenommen (32,14 Prozent). Die Anzahl der Kürzungen liegt deutlich unter diesem Ergebnis. Kleinere Kürzungen sind in 39,28 Prozent der Artikel der Stuttgarter Zeitung zu finden, Größere Kürzungen in 35,71 Prozent. Auch in diesem Diagramm wird deutlich, daß im Ressort der Stuttgarter Zeitung Politik am Bildschirm deutlich mehr gekürzt wird als bei der ersten Bearbeitung auf dem Blatt. 67,85 Prozent der analysierten Texte weisen Kleinere Kürzungen und 57,14 Prozent Größere Kürzungen auf. Auch Kleinere Umformulierungen sind in den meisten Texten zu finden (60,71 Prozent). Größere Umformulierungen gibt es in 35,71 Prozent der Artikel. Weit weniger häufig sind Ergänzungen. In den untersuchten Texten sind jedoch etwas mehr Größere Ergänzungen (17,85 Prozent) als Kleinere Ergänzungen (14,28 Prozent) registriert.

140 Diagramm 2: Die Bearbeitung Blatt/Bildschirm im Ressorts Politik in Prozent Getrennt nach den Arbeitsmitteln Blatt und Bildschirm

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Art der Erarbeitung

Die gleiche Analyse für die WIRTSCHAFT (Diagramm 3) zeigt, daß auch in diesem Ressort beim Redigieren der Texte die Kleineren Umformulierungen die am häufigsten vertretene Bearbeitungsart sind. Alle auf dem Blatt redigierten Texte (100 Prozent) weisen mindestens einen Eintrag in dieser Kategorie auf. Bei drei Viertel der Artikel (75,00 Prozent) sind Größere Umformulierungen nachzuweisen. Kleinere Kürzungen sind bei 62,50 Prozent der Texte zu finden, Größere Kürzungen in 37,50 Prozent. In der Hälfte der untersuchten Artikel werden Kleinere Ergänzungen angebracht, Größere Ergänzungen sind noch in 37,50 Prozent registriert. Auffallend bei der Bearbeitung der Texte am Bildschirm im Ressort Wirtschaft der Stuttgarter Zeitung ist, daß in den untersuchten Artikeln keine Größeren Umformulierungen und Größeren Ergänzungen zu finden sind. Mit weitem Abstand werden am meisten Kleinere Umformulierungen (75,00 Prozent) vorgenommen. Kleinere Kürzungen (37,50 Prozent) und Größere Kürzungen (50,00) sind in diesem Ressort weniger häufig zu finden als in der Politik. In einem Viertel der Texte (25,00 Prozent) können Kleinere Ergänzungen nachgewiesen werden.

141

Diagramm 3: Die Bearbeitung Blatt/Bildschirm im Ressorts Wirtschaft in Prozent. Getrennt nach den Arbeitsmitteln Blatt und Bildschirm

Das Diagramm 3 über die Verteilung der Bearbeitungsformen in der Wirtschaft ist jedoch nur von begrenzter Aussagekraft, da für wirklich gesicherte Ergebnisse zu wenige Texte für die Auswertung zur Verfugung stehen. Zudem werden an diesem einen Analysetag wahrscheinlich alle Texte von einem einzigen Redakteur redigiert, so daß in diesem Diagramm eher die persönlichen Eigenarten eines Redakteurs dokumentiert sind, Texte zu bearbeiten. Dennoch unterstreicht auch diese Graphik die Ergebnisse, die in der Untersuchung bereits herausgearbeitet werden konnten, daß die beiden Bearbeitungsformen Umformulierungen und Ergänzungen bei der ersten redaktionellen Bearbeitung auf dem Blatt eine größere Rolle spielen, als beim zweiten Redigieren am Bildschirm. Für die weitere vergleichende Analyse ist es wichtig zu wissen, welche Veränderungen die untersuchten Texte nach der gesamten redaktionellen Bearbeitung auf dem Blatt und am Bildschirm aufweisen (Diagramm 4). Es zeigt sich, daß bei den Zahlen für die Gesamtbearbeitung Blatt/Bildschirm die Kleineren Umformulierungen, die in 86,11 Prozent der Texte zu finden sind, wiederum die höchste Rate aufweisen. Die zweithäufigste Art der Textbearbeitung bei der Stuttgarter Zeitung ist das Kürzen von Worten, Mehreren Worten oder Halbsätzen.

142 Diagramm 4: Die Bearbeitung Blatt/Bildschirm in den Ressorts Politik und Wirtschaft in Prozent

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Groß. KLIZ

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Diese Kleineren Kürzungen sind in 77,77 Prozent der Texte zu finden. Auf 69,44 Prozent kommen die Größeren Uniformulierungen, gefolgt von den Größeren Kürzungen mit 63,88 Prozent. Die von den Redakteuren am wenigsten gebrauchte Bearbeitungsform sind die Ergänzungen, obwohl die Kleineren Ergänzungen in über der Hälfte der Texte (58,33 Prozent) zu finden sind. In 38,88 Prozent der untersuchten Beiträge können Größere Ergänzungen registriert werden.

6.2 Redigieren am Bildschirm Der Arbeitsablauf in den beiden Ressorts Wirtschaft und Sport unterscheidet sich grundsätzlich von dem in der Politik. Wie unter Punkt 2.1) deutlich wird, verzichten die Politikredakteure nur in Auaiahmefällen auf das Redigieren der Texte auf dem Blatt. Im Gegensatz dazu bearbeiten die Journalisten der beiden anderen untersuchten Ressorts die Beiträge im Untersuchungszeitraum fast ausschließlich am Bildschirm. Acht von 40 Artikel in der Wirtschaft werden in der ersten redaktionellen Bearbeitungsphase auf dem Blatt redigiert, die restlichen 32 Beiträge durchlaufen auch diese Stufe im Rechner. Im Ressort Sport wird in der Analysewoche auf das Redigieren auf dem Papier völlig verzichtet, und alle 15 abgespeicherten Texte werden ausschließlich am Bildschirm bearbeitet. Zu diesen insgesamt 47 Beiträgen der beiden Ressorts Politik und Wirtschaft kommen noch zwei Artikel aus der Politik, bei denen auf die Bearbeitung auf dem

143 Blatt verzichtet wird, so daß für die anstehende Analyse zusammen 49 Texte zur Verfügung stehen. Untersucht werden diese Beiträge nach dem selben Muster wie die Texte, die von den Redakteuren der auf dem Blatt redigiert werden. Die drei grundsätzlichen Bearbeitungsformen Kürzungen, Umformulierungen und Ergänzungen werden in drei Kategorien aufgeschlüsselt, die alle nochmals in die beiden Ausprägungsformen Kleinere Kürzungen, Umformulierungen und Ergänzungen (Wort, Mehrere Wörter, Halbsatz) und Größere Kürzungen, Umformulierungen und Ergänzungen (Satz, Mehrere Sätze, Absatz) unterteilt sind. Im Diagramm 5 wird eine quantitative Aufschlüsselung aller 49 Texte der eben beschriebenen Kategorien vorgenommen. Diagramm 5: Die Bearbeitung „Nur Bildschirm" in den Ressorts Wirtschaft und Sport in Prozent

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Diese erste Analyse zeigt, daß im Untersuchungszeitraum in den meisten Texte von den Redakteuren Kleinere Umformulierungen vorgenommen werden. 81,63 Prozent der Beiträge sind hier registriert. Demgegenüber sind Größere Umformulierungen nur in 42,85 Prozent der Artikel zu finden und rangieren damit deutlich hinter den Größeren Ergänzungen, die mit 61,22 Prozent, im Vergleich zur Textanalyse der auf dem Blatt bearbeiteten Beiträge, ein sehr hohes Ergebnis aufweisen. Kleinere Ergänzungen sind in rund der Hälfte (48,97 Prozent) der untersuchten Texte zu finden. In jeweils 57,14 Prozent der Beiträge werden von den Redakteuren Kleinere Kürzungen vorgenommen, Größere Kürzungen kommen auf 59,18 Prozent.

144 Vor einer genaueren Auswertung der Texte, werden die Zahlen aus den Diagramm 5 nochmals nach den beiden Ressorts Wirtschaft und Sport getrennt aufgelistet, um eventuelle Besonderheiten der Arbeitsgewohnheiten der beiden Redakteursgruppen aufzudecken. Diagramm 6: Die Bearbeitung „Nur Bildschirm" im Ressort Wirtschaft in Prozent

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Das fur das Ressort Wirtschaft erstellte Diagramm 6 zeigt, daß auch hier beim Redigieren am Bildschirm in den meisten Texten (78,12 Prozent) Kleinere Umformulierungen zu finden sind. Auch hier sinkt der Anteil der Größeren Umformulierungen rapide auf 40,62 Prozent. Die Kleineren und Größeren Ergänzungen hegen mit jeweils 43,75 Prozent ebenfalls in diesem Bereich. Kleinere Kürzungen sind in über der Hälfte (53,12 Prozent) der Beiträge zu finden. Der Anteil der Größeren Kürzungen steigt in der Wirtschaft um fast zehn Prozent auf 62,25 Prozent. Wie das folgende Diagramm 7 deutlich macht, hegen die Zahlen für die einzelnen Bearbeitungsformen im Sportressort der Stuttgarter Zeitung teilweise deuthch über den Werten, die für die Wirtschaft errechnet wurden.

Diagramm 7: Die Bearbeitung „Nur Bildschirm" im Ressort Sport in Prozent

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Auflallend ist, daß in allen Artikeln (100 Prozent) Größere Ergänzungen zu finden sind. In fest allen Texten (93,33 Prozent) werden von den STZRedakteuren Kleinere Umformulierungen vorgenommen. Größere Umformulierungen sind dagegen nur in 39,99 Prozent der untersuchten Beiträge registriert. Kleinere Kürzungen können in 73,33 Prozent der Artikel der Stuttgarter Zeitung nachgewiesen werden, der Anteil der Größeren Kürzungen liegt bei 59,99 Prozent.

6.3 Quantitativer Vergleich der Bearbeitungsformen Ein erster Vergleich der ermittelten Ergebnisse zeigt, daß die Texte, die in den Ressorts Politik und Wirtschaft der Stuttgarter Zeitung zuerst auf dem Blatt und danach noch, in einem zweiten redaktionellen Durchlauf am Bildschirm redigiert werden, eine intensivere Bearbeitung aufweisen als die Beiträge, die in der Wirtschaft und im Ressort Sport nur am Redaktionssystem bearbeitet werden (Diagramm 8).

146 Diagramm 8: Vergleich der Bearbeitung Blatt/Bildschirm und „Nur Bildschirm" in Prozent

90 80 TD Θ0 c 50

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ρ 40 α. 30

1 Nr BS

s

20 10 0 Neri Ulf.

MefriB?

ArtderBHrbeitung

Die größte Differenz mit fast 20 Prozent zwischen den beiden Bearbeitungswegen weisen die Kategorie Größere Umformulierungen auf. Beim Redigieren Blatt/Bildschirm werden von den Redakteuren 69,44 Prozent der Text auf diese Weise bearbeitet, am Bildschirm sind es 42,85 Prozent. Selbst das hohe Ergebnis von 81,63 Prozent bei den Kleineren Umformulierungen bei den ausschließlich am Bildschirm redigierten Beiträgen, wird bei der Bearbeitung Blatt/Bildschirm mit 86,11 Prozent noch übertroffen. Auch werden die Texte von den Redakteuren in den Ressorts Politik und Wirtschaft mehr gekürzt. Beide Formen des Kürzens sind nach der alleinigen Bearbeitung am Bildschirm in jeweils 59,18 Prozent der untersuchten Beiträge nachzuweisen. Werden die Texte in der ersten redaktionellen Bearbeitungsphase auf dem Blatt redigiert, sind in 77,77 Prozent der Beiträge Kleinere Kürzungen und in 63,88 Prozent Größere Kürzungen nachzuweisen. Allein bei den Größeren Ergänzungen erzielen die Texte, die nur am Bildschirm bearbeitet werden, ein besseres Ergebnis. In dieser Kategorie sind für sie 61,22 Prozent notiert, während bei der Bearbeitung Blatt/Bildschirm nur 38,88 Prozent der Text auf diese Weise von den Redakteuren redigiert werden. Bei den Kleineren Ergänzungen ist das Verhältnis mit 58,33 Proznet (Bildschirm/Blatt) zu 48,97 Prozent (Nur Bildschirm) jedoch wieder umgekehrt.

147

6.4 Zusammenfassung: Redigieren Durch die Analyse der Bearbeitungsstufen der Texte konnte nachgewiesen werden, daß sich beim Redigieren die Vorgehensweisen in den untersuchten Ressorts Politik, Sport und Wirtschaft deutlich unterscheiden. Die meisten Texte im Ressort Politik und ein Teil der Artikel in der Wirtschaft werden zuerst auf dem Blatt und danach nochmals am Bildschirm redigiert. Der Arbeitsablauf teilt sich also in zwei redaktionelle Phasen. Dabei ist eine deutliche Verlagerung der Bearbeitungsschwerpunkte zu verzeichnen ist. Werden auf dem Blatt die untersuchten Texte von den Redakteuren vor allem umformuliert, so steht bei der Arbeit am Redaktionssystem das Kürzen an erster Stelle. Nur beim Kürzen der Beiträge durch die Journalisten am Bildschirm kann eine Steigerung in der Häufigkeit nachgewiesen werden. Die Zahl der Umformulierungen und Ergänzungen sinkt bei der Bearbeitung am Terminal hingegen rapide ab. Die meisten Texte in dem Ressort Wirtschaft und alle Artikel im Sport werden nur am Bildschirm bearbeitet. Hier findet sich als häufigste Bearbeitungsform das Umformulieren von Kleineren Textstellen. Über 80 Prozent der untersuchten Texte werden auf diese Weise bearbeitet. Danach folgen die beiden Formen des Kürzens. Ein Vergleich der Ergebnisse der beiden Bearbeitungsformen zeigt, daß die untersuchten Texte, die in den Ressorts Politik und Wirtschaft zuerst auf dem Blatt und danach noch - in einem zweiten redaktionellen Durchlauf - am Bildschirm redigiert werden, eine intensivere Bearbeitung aufweisen als die Beiträge, die in der Wirtschaft und im Sport nur am Redaktionssystem bearbeitet werden.

148

7.

Kürzungen

7.1

Kürzungen Blatt / Bildschirm

7.1.1 Unterschiede Blatt vs. Bildschirm Da die Redakteure die Texte in der Regel in einen für sie auf der Zeitungsseite vorgesehenen Freiraum einpassen müssen, zählt das Kürzen der Beiträge, wie im Säulendiagramm 8 graphisch dargestellt ist, zu den häufigen Bearbeitungsformen im täglichen redaktionellen Ablauf Wird diese Kategorie nochmals geteilt, in einen ersten redaktionellen Arbeitsabschnitt auf dem Papier und einen zweiten am Bildschirm, zeigt sich, daß die Redakteure am Bildschirm wesentlich mehr Beiträge kürzen als beim Redigieren auf dem Blatt (Tabelle 9). Tabelle 9: Kürzungen in Prozent Klein. Kürz. Blatt Bildschirm

44,44 61,11

Groß. Kürz 36,77 55,55

Der Grund für dieses Ergebnis liege, so eine Politikredakteurin, in der Natur des redaktionellen Bearbeitungsablaufes. Beim Redigieren auf dem Blatt versuche man, die Artikel nur „annäherungsweise" auf die im Layout vorgegebene Zeilenzahl zu bringen. Am Bildschirm könne die genaue Länge abgerufen und die Texte könnten zeilengenau gekürzt werden. Folglich sei es nicht erstaunlich, daß am Redaktionssystem mehr Texte stärker gekürzt würden. 7.1.2 Unterschiede Eigen vs. Agentur Um dieses Ergebnis weiter zu verfolgen, wird das vorliegende Anaylsematerial weiter kategorisiert. Im folgenden wird zwischen Eigenbeiträgen, die von Redakteuren oder Korrespondenten der Stuttgarter Zeitung geschrieben wurden, und Agenturmaterial (zum Beispiel dpa oder AP) unterschieden. Dadurch können die Unterschiede, die auf die Textquelle zurückzuführen sind, herausgearbeitet werden. Es zeigt sich, daß die Herkunft des Beitrages einen Einfluß auf die Art der Textbearbeitung in der Kategorie Kürzungen ausübt (Tabellen 10 und 11).

149

Tabelle 10: Kleinere Kürzungen Blatt/BS Texte ges. Eigen Agentur

Größere Kürzungen

16 20

Texte erfaßt

12 17

Klein. Kürz

19 39

Blatt/BS

Texte ges. Eigen Agentur

16 20

Texte erfaßt

8 15

Groß. Kürz

16 57

Deutlich wird dieses Ergebnis vor allem in der Kategorie Größeren Kürzungen (Tabelle 11). In der Hälfte der 16 Eigen-/Korrespondententexte ist diese Bearbeitungsform 16 Mal zu finden. In den 20 Artikeln der Agenturen ist sie viel häufiger registriert. Dort werden in 15 untersuchten Texten insgesamt 57 Größere Kürzungen vorgenommen. Unterstrichen wird dieses Ergebnis durch die Zahlen in dem Bereich Kleineren Kürzungen in Tabelle 10. Dort sind die Unterschiede zwischen Eigenproduktionen und Agenturmaterial jedoch nicht so deutlich. Nim zu der Aussage der Politikredakteurin, daß die Beiträge am Bildschirm stärker gekürzt würden als auf dem Papier. Wie die Tabellen 12 bis 15 zeigen, gilt dieses redaktionelle Bearbeitungsprinzip vor allem für die Eigen/Korrespondententexte. In der Untersuchungseinheit von 16 Eigenproduktionen sind in fünf Beiträgen nach der Bearbeitung auf dem Blatt insgesamt sechs Kleinere Kürzungen registriert (Tabelle 12). Bei 20 Agenturmeldungen sind hingegen in elf Fällen insgesamt 22 dieser Bearbeitungsformen zu finden. Bleiben die Zahlen für die Agenturtexte beim zweiten redaktionellen Durchlauf am Bildschirm in etwa gleich, so verdoppeln sich bei den Eigen-/Korrespondententexten die Werte (Tabelle 14). Deutlich zeigt sich diese Tendenz in der Kategorie Größere Kürzungen. Am Bildschirm wird hier, im Vergleich zum Blatt, die dreifache Zahl an Eigenproduktionen bearbeitet, die von den Redakteuren zudem noch intensiver redigiert werden (Tabellen 13 und 15). Tabelle 12: Kleinere Kürzungen auf dem Blatt Texte ges.

Texte erfaßt

Klein. Kürz

Eigen/Korr.

16

5

6

Agentur

20

11

22

150 Tabelle 13: Größere Kürzungen auf dem Blatt Texte ges. Eigen/Korr. Agentur

|

Texte erfaßt

Groß. Kürz

16

2

3

20

11

28

Tabelle 14: Kleinere Kürzungen am Bildschirm Texte ges.

Texte erfaßt

Klein. Kürz

Eigen/Korr

16

10

14

Agentur

20

12

17

Tabelle 15: Größere Kürzungen am Bildschirm Texte ges.

Groß. Kürz.

Texte erfaßt

Eigen

16

6

13

Agentur

20

14

29

Es zeigt sich also, daß die Redakteure auf dem Blatt mit dem Eigen/Korresp ondentenmaterial sehr zurückhaltend umgehen, erst am Bildschirm wird auch diese Textgruppe stärker gekürzt. Im Gegensatz dazu werden die Agenturmeldungen bereits auf dem Blatt stark zusammengestrichen und am Bildschirm nochmals „auf Zeile" bearbeitet, indem von den Redakteuren Kleinere und Größere Kürzungen vorgenommen werden. Dieser Unterschied in der Bearbeitung kann zwei Gründe haben: (a) Zum einen sind die in der Zeitung veröffentlichten Artikel, die von den Agenturen übernommen werden, in der Regel aus mehreren verschiedenen Agenturtexten zusammengesetzt. Der „Ausgangstext" hat also nicht selten die doppelte oder dreifache Zeilenzahl der vorgegebenen Länge. Folglich wird der Text bereits beim Redigieren auf dem Blatt stärker gekürzt. Dort werden auch die bereits aus dem ersten Text bekannten Fakten in den anderen Artikeln gestrichen. (b) Ein weiterer Grund für das stärkere Kürzen der Agenturtexte in der ersten Bearbeitungsphase auf Papier ist, daß die Korrespondenten in vielen Fällen die in der Zeitung vorgegebenen Zeilenzahlen bereits kennen und die Länge ihrer Texte darauf ausrichten. Wie Agenturtexte redigiert werden zeigen die folgenden Beispiele 1 bis 4. Das Material wird zuerst auf dem Blatt und dann am Bildschirm von einem Redakteur zu einem Artikel umgearbeitet. Schon der erste Vergleich der gesamten Länge des verarbeiteten Agenturmaterials mit dem in der STZ abgedruckten Artikel macht deutlich, welche Rolle das Kürzen der Texte spielt. Wie in der

151 Spitzmarke in der ersten Zeile des Beitrages angegeben, wird der Text aus Meldungen der Agenturen Reuter (rtz) und Deutsche Presse Agentur (dpa) zusammengesetzt. Der Journalist bearbeitet auf dem Blatt zuerst nur zwei verschiedene Agenturmeldungen (Beispiele 13 und 14). Die Reuter-Meldung wird um vier Absätze gekürzt (die gekürzten Stellen sind in den Beispielen kursiv gedruckt). Mit diesem Text verknüpft er eine Zusammenfassung der NahostEreignisse von dpa, die er am Ende um einen Absatz kürzt. Den ersten Abschnitt dieses Textteils bearbeitet er auf dem Blatt, indem er zwei kleinere Umformulierungen vornimmt, ein Wort einfugt und eines kürzt. Am Ende des Textes ergänzt der Redakteur noch den Hinweis auf einen Kommentar auf der Seite drei der STZ. Damit ist die Bearbeitung auf dem Blatt beendet. Der redigierte Text wird anschließend in die Erfassung gebracht, wo die beiden Meldungen am System zusammenkopiert und die Änderungen vorgenommen werden. Danach geht der Text in die Korrektur und wird dann in der Redaktion am Bildschirm nochmals überarbeitet. Dies geschieht in dem vorliegenden Beispiel sehr gründlich. Der Redakteur kopiert noch zwei Textabschnitte einer zweiten Reuter-Meldung in den Artikel (vgl. Beispiel 15) und kürzt den Text danach an verschiedenen Stellen noch einmal um einige Sätze. Beispiel 12: Veröffentlichter Text

Palästinenser im Südlibanon zwischen den Fronten A b g e s c h o b e n e m a r s c h i e r e n wieder auf I s r a e l s G r e n z e z u - Gericht vertagt E n t s c h e i d u n g SEM RAJA/ JERUSALEM (rtr/dpa). Mit Gewalt hot U f a · ! a m Montag ein« Kack· hehr der ausgewiesenen Palästinenser verhindert. Soldaten der von Israel unterhaltenen ..SUdlibAneniachm Ann««" (SLA) eröffneten j c d « m a l das Feuer, als die l*alil· sUrtenser versuchten, bei Semraja in die von ihnen gehaltenen Sicherheitszone im Südllbanen zu gelangen. Dabei wurden zwei Palästinenser verlern. Trott vorheriger Warnschüsse waren die 4IS aus Israel abgeschobenen Palästinenser am Montag aus dem Niemandsland im Siidllbanon in Richtung auf die israelische Sicherheitszone zunickmarachiert. Zuvor hatte die libanesische Armee die Palästinenser. die seit Freitag in Zelten im Niem a n d · Land ausgeharrt hatten, aufgefor· d e n . in das von der Israelischen Arme« kontrollierte Gebiet itn Süden des Landes zurückzukehren. Milizionär« der SLA hatten den Übergang Scmrnjn on der Grenze zwischen der Stchrrhcitsn»ne und d e m Niemandsland geschlossen und die StroAe mit Stacheldmht blockiert. Ein ReuterKorrespondent berichtete, die Palästinenser hätten sich dem Übergang bis auf 200 Meter genähert.

Ismei trage die Verantwortung f ü r die Abschiebung. die ein VerstoO gegen das Völkerrecht sei. Israels Oberstes Gericht vertagte seine f ü r den Abend erwartete Entscheidung Uber mehret« Einsprüche gegen die Massenabschitbung auf den heuugen Dienstag. Ei war angerufen worden mit dem Arg u m e n t die Regierung müsse ein aufnohme bereites U n d finden, wenn Menschen abgeschoben werden sollen. Dies sei im Libanon nicht der Fall. In den von Israel besetzten Gebieten gingen die heftigen Proteste gegen die Massenobschiebung weiter. Ein 10 jähriges Mädchen wurde in Khan Yunis im Gosastreifen erschossen, als Soldaten das Feuer

auf rine Gruppe «tcmrwerfcndrr .liiurndlieher eröffneten. Dort waren a m Samstag bereit* sechs Menschen crsch =E=Der neue Berti Vogts=E=Mit der Ausbootung von Mittelfeldspieler Stefan Effenberg hat sich Berti Vogts in Uruguay von einer neuen Seite gezeigt: Der Fußball-Bundestrainer will jetzt hart durchgreifen. (Seite 23)=E= Version 073: Sport_q/WWN4:0-Sieg gegen Uruguay=E=Die deutsche FußballNationalmannschaft kam in ihrem zweiten Länderspielauf der SüdamerikaReise zu einem hochverdienten 4:0-Erfolg. Die Tore erzielten Buchwald, Möller, Häßler und Klinsmann. (Seite 23)=E= Version 071: Sport q / w w v 4:l-Sieg gegen Uruguay=E=Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kam in ihrem zweiten Länderspiel auf der Südamerika-Reise zu einem hochverdienten 4:1-Erfolg. (Seite 23)=E= Die neunzehnte und letzte Version 71 des Kastens wird um 23.53 Uhr abgespeichert. Er wird an insgesamt elf Bildschirmen aufgerufen und verändert und durchläuft zwei Mal die Korrektur.

229

12. Technik und Korrektur

12.1 Redaktionstechnik: Die Anweisung ist die Ausführung Seit Einfuhrung der computergesteuerten Redaktionssysteme wird die Trennung zwischen Redaktion und Produktion sukzessive aufgehoben. Streng genommen beginnt der Setzvorgang mit dem Ausfüllen der Texteingabemaske in den verschiedenen Ressorts am Bildschirm Die Journalisten Übernehmen bereits technische Arbeiten, wenn sie zur Codierung der Artikel im System Textart und große eingeben. Die Ergebnisse des Fragebogens zeigen jedoch, daß die technischen Kenntnisse der meisten Redakteure über diese „Grundanforderungen" hinausgehen. Sie sind in der Lage, ein Bild in einen Artikel zu piazieren, den Artikel in die Seite zu stellen und die Seite schließlich zum Belichten wegzuschicken. Doch wird dieses Wissen nicht in jedem Fall angewendet. Beispiel dafür sind die Redakteure der Stuttgarter Zeitung, die für die erste Seite Politik zuständig sind. Sie schneiden bei diesen Fragen überdurchschnittlich gut ab, redigieren jedoch alle Texte auf den Papier und überlassen selbst das Ausfüllen der Texteingabemaske am Bildschirm einem Techniker, da sie dies nicht zu ihrem redaktionellen Aufgabenbereich zählen. Bei der empirischen Analyse der Beiträge ist nur eine Textversion zu finden, in der ein Politikredakteur in der Texteingabemaske die Spezifikation von SPIT zu HAMM ändert. Damit modifiziert er die Größe der Überschrift von acht Millimeter (Spitzen-Meldung) zu sechs Millimeter (Hammer-Meldung). Die strengen Layoutvorgaben auf der ersten Seite in diesem Ressort kommen der Haltung der Journalisten entgegen. Da sie praktisch keine Variationsmöglichkeiten, etwa in Bezug auf die Größe der Überschriften oder die Artikelgestaltung mit einem Bild haben, sind folglich keine Manipulationen der Steuerzeichen durch Redakteure zu finden. Während der Analysewochen wird im Ressort Politik in drei Artikeln der Text noch nach dem ersten Andruck der Zeitung wesentlich umformuliert, zu einem Zeitpunkt, zu dem sich in der Regel kein Techniker mehr in der Redaktion befindet. Doch müssen dabei die Satzbefehle nicht manipuliert werden, da das Layout und die Länge der Texte nicht verändert werden (vgl dazu auch Punkt 8.1.4 Größere Umformulieningen im Fließtext). Bei der Analyse der Texte aus den beiden Ressorts Wirtschaft und Sport zeigt sich, daß für die Redakteure dort die Eingabe von bestimmten technischen Befehlen zur täglichen Routine geworden ist. Die Texteingabemasken werden mit der zur Codierung und Definition der Artikel dienenden Satzbefehle ohne Ausnahme von den Redakteuren ausgefüllt. Sie sind sich zwar bewußt, daß sie

230 damit technische Arbeiten ausführen, die nicht in ihr Beschäftigungsfeld fallen, wollen jedoch in der Regel aus Gründen der Arbeitsökonomie nicht darauf verzichten. Es sei nicht einsichtig, für die Eingabe einer sehr einfachen und kurzen Kombination aus Zahlen und Buchstaben in der Maske, die Arbeit zu unterbrechen und extra einen Techniker zu rufen, so eine oft geäußerte Meinung. Diese Codierungen der Texte in der Maske werden von den Journalisten aber nicht nur zu Beginn des Arbeitsprozesses eingegeben, sondern bei einer Umplanung des Seitenlayouts auch selbst wieder geändert. Aus dem dreispaltigen Aufmacher AUFM3 wird dann zum Beispiel eine dreispaltige Meldung MELD3. Die vorgegebenen Handlungsanleitungen stimmen in diesem Bereich nicht mehr mit der täglichen Praxis überein. Durch die Besonderheit des neuen Arbeitsmittels wird die Grenze zwischen Redaktion und Produktion verwischt, da Anweisung und Ausführung der Satzbefehle zusammenfallen. Ein ähnliches Problem stellt sich im Text selbst. Durch sechs sogenannte Misch- oder Trenncodes ,,Λ" wird die Dach-, Haupt-, Unter- und Autorenzeile, der Fettvorspann und das Artikelende definiert. Ohne diese Angaben verweigert der Computer die Berechnung des Beitrages. Wie in der Eingabemaske fallen also Anweisung und Ausführung der technischen Befehle zusammen. Auch hier geben die Redakteure diese Steuerzeichen aus Gründen der Arbeitsökonomie selbst ein.

12.2 Zusätzliche technische Arbeiten Die Redakteure in den beiden Ressorts Sport und Wirtschaft beschränken sich jedoch nicht immer nur auf diese „systemimmanenten" technischen Arbeiten. Die Analyse der Beiträge zeigt, daß in mehreren Fällen von Redakteuren Satzbefehle in den Überschriften und im Fließtext eingegeben wurden. Nachteilig macht sich bemerkbar, daß für die Analyse nur Terminalnummern zur Verfugung stehen, also nicht mit letzter Sicherheit belegt werden kann, daß diese Steuerzeichen ein Redakteur eingegeben hat. Doch wurden hier nur Beispiele einbezogen, bei denen die technischen Befehle mit größter Wahrscheinlichkeit von einem Journalisten ergänzt worden sind. Da die Techniker grundsätzlich nur an einem ihnen zugeteilten Bildschirm arbeiten und sich in der Regel nur zu festgelegten Zeiten in der Redaktion aufhalten, kann geschlossen werden, daß die entsprechenden technischen Arbeiten nicht von ihnen durchgeführt wurden. Während des gesamten Untersuchungszertraumes werden die Namen der Verfasser der Texte, die Kürzel der Agenturen und die dazugehörenden Steuerzeichen am Ende eines Artikels in den Ressorts Wirtschaft und Sport ohne Ausnahme von den Redakteuren selbst ergänzt (Beispiel 74).

231 Beispiel 74: Ergänzung des Redakteursküizels 1. veröffentlichte Version: Philosophieprofessor trotzdem weiterhin seine „streitbaren Beitrage liefert". Die Hoffnung wird vergebens sein. Mit Lenk, der sich im Gegensatz zu manchem Wissenschaftlerkollegen im Sport stets unverbogen geäußert hat, verliert der Sport den einzigen fundamentalen Kritiker im eigenen Haus. . jof

2. Version mit Steuerzeichen: ...den einzigen fundamentalen Kritiker im eigenen Haus._w_kjof_qA_E Durch die beiden Zeichen ,,_w" und „_q" wird das Kürzel des Redakteurs ,jof' rechtsbündig in die Zeile gestellt und mit „_k" schräg gedruckt. Die Kombination ,,Λ_Ε" zeigt dem Rechner das Ende des gesamten Textes an. Ebenfalls sehr häufig zu finden ist die Ergänzung des Zeichens „!" bei Zahlen im Text. Bei Formulierungen wie „7! Millionen Mark" rückt das Ausrufungszeichen im Druckbild der Zeitung die Zahl näher an das Wort „Millionen", um eine zu große Lücke zu verhindern. Lediglich drei Mal während des gesamten Untersuchungszeitraumes werden von den Redakteuren beider Ressorts der Stuttgarter Zeitung auch kompliziertere Satzbefehle eingegeben. In zwei Fällen werden im Sport Autorenzeilen in den Fließtext eingeblockt (Beispiel 75), ein Mal werden in einen langen Text in der Wirtschaft noch Zwischenüberschriften eingearbeitet (Beispiel 76). Beispiel 75: Ergänzung einer Autorenzeile 1. veröffentlichte Version: Deutschen Hauses von Montevideo. Die meisten davon leitende Angestellte bei Bayer, Mercedes und anderen Weltkonzer-

Von Martin Hägele, Montevideo nen. Die Repräsentanten deutscher Wirtschaft in Uruguay staunten und wunderten sich über den Umgangston, den die

2. Version mit Steuerzeichen: ....leitende Angestellte bei Bayer, Mercedes und anderen Weltkonzer(JUXZl,32)Von Martin Hägele, Montevideo=E=nen.Die Repräsentanten deutscher Wirtschaft...

232

Beispiel 76: Ergänzung von Zwischenüberschriften 1. veröffentlichte Version: „wird künftig von den Versicherten durch eine Abstimmung mit den Füßen beantwortet", sprich dem Wechsel zur Kasse mit einem niedrigeren Beitragssatz.

Ohne Einfluß Die Höhe des Beitragssatzes hängt aber keineswegs in erster Linie davon ab, ob eine Kasse „wirtschaftlich" mit dem Geld

so der Verband, würden die Organisationen ihrer gewachsenen Identität beraubt. „Mit dem Einheits-Arbeitnehmer droht die Einheits-Versicherung."

Leidige Erfahrungen Gesundheitsminister Seehofer sieht indes keinen Trend zur Einheits-Versicherung. Im Gegenteil. Er streicht heraus, daß ohne

die Grenzen. Führt also der Wettbewerb zwischen den Kassenarten zu dem merkwürdigen Ergebnis, daß diese sich immer ähnlicher werden?

Klein und billig Bisher verschob allein der Wandel der Arbeitswelt die Marktanteile. Die Angestcllten-Ersatzkasscn haben deutlich hinzuge-

2. Version mit Steuerzeichen: ....niedrigeren Beitragssatz._A(ZO,38)Ohne Einfluß=E=Die Höhe des Beitragssatzes....

233

....die Einheits-Versicherung. "_A=E=Leidige ErfahrungenE= Gesundheitsminister Seehofer...

....ähnlicher werden?_A=E=Klein und biIIig=E=Bisher verschob allein der Wandel

Während die beiden Autorenzeilen im Sportressort sofort zu Beginn der Bearbeitung eingeblockt werden, bearbeitet der Wirtschaftsredakteur den Text fast bis zur Druckreife und fugt dann erst die Zwischenüberschriften ein. Danach wird der Fließtext von ihm nur noch um einige Zeilen gekürzt, um ihn in den Freiraum im Seitenlayout einzupassen.

12.3 Fazit: Vermischung der Berufsstrukturen Die empirische Analyse der Texte zeigt, daß in den Ressorts Wirtschaft und Sport mit der Einführung des computergesteuerten Redaktionssystems eine Vermischimg von Tätigkeitsbereichen stattgefunden hat. Von einer Auflösung der Berufsstrukturen durch die neue Technologie kann jedoch nicht gesprochen werden, sie verstärkt aber die Verwischimg der Tätigkeitsprofile. So geben die Redakteure der Stuttgarter Zeitung bereits beim Codieren eines Textes in der Bildschirmmaske Satzbefehle ein, was jedoch ein ,systemimmanentes Problem" darstellt. Die Journalisten im Ressort Politik zeigen in diesem Bereich eine konsequente Haltung und lassen auch die Texteingabemaske nach ihren Anweisungen von einem Techniker ausfüllen. Eindeutig überschreiten die Journalisten in den Ressorts Wirtschaft und Sport ihre Kompetenzen als Redakteur, wenn sie im Fließtext Steuerzeichen einfügen. Der oft zitierte Einbruch der Technik in den journalistischen Arbeitsbereich kann jedoch auch hier nicht konstatiert werden. Obwohl die Journalisten der Stuttgarter Zeitung über ein relativ großes technisches Wissen verfügen, wird es von ihnen nur in sehr wenigen Fällen auch angewendet. Schwierigere Satzbefehle, wie das Freiblocken eines Bildes, werden unter normalen Arbeitsbedingungen in aller Regel einem Techniker überlassen.

234

12.4 Der korrigierende Redakteur Nicht nur die Eingabe (oder Nicht-Eingabe) von Satzbefehlen steht seit der Einführung der computergesteuerten Redaktionssysteme in der Diskussion, auch die Trennung von Redigieren und Korrigieren eines Textes hat für die Redakteure an Aktualität gewonnen, da die computerunterstützte Textverarbeitung rasche und kostengünstige Korrekturarbeiten bis knapp vor Druckbeginn erlaubt. Die Grenzen zwischen den beiden Arbeitsschritten sind jedoch fließend, und nicht selten fallt es den Journalisten in der Praxis schwer, eine genaue Trennungslinie zu ziehen. Solange es sich darum handelt, Texte sachlich richtig und journalistischen Prinzipien eines logischen, verständlichen und lebendigen Aufbaus gemäß zu erarbeiten, haben wir es mit Redigiertätigkeiten zu tun. Handelt es sich dagegen um die Beseitigung orthographischer und grammatikalischer Fehler, geht es um Korrekturarbeiten, die zum Verantwortungsbereich der Technik gehören. (Prott, 1983, S. 87) Wie verschiedene Untersuchungen beschreiben, gehen die Bestrebungen vor allem bei Tageszeitungen dahin, mit der Installation eines Redaktionssystems das Korrektorat abzuschaffen. Die empirische Untersuchung der Texte der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten belegt, daß der Arbeitsabschnitt „Korrektur" eine wichtige Stellung einnimmt. Bei zusammen 119 untersuchten Texten wird nur bei fünf Beiträgen auf diesen Schritt verzichtet. Umgekehrt halten sich die Journalisten sehr genau an die Vorgabe, am Bildschirm keine Fehler in den Beiträgen zu verbessern. Insgesamt können in der Analysewoche nur 17 Fälle nachgewiesen werden, in denen ein Redakteur den Text korrigiert. Dabei werden orthographische Fehler in Worten verbessert, wie bei „lasssen", „die Leitenden Angestellten" oder „Abteilingsleiter". Zwei Mal wird die Kommasetzung korrigiert und drei Mal werden vom Computer falsch generierte Satzzeichen (Bindestriche und Anführungszeichen) von den Redakteuren in die von den beiden Zeitungen benutzte Schreibweise gebracht. Wie einige Redakteure auf Nachfrage erklären, korrigieren sie die Texte nicht „gezielt", sondern würden beim Durchlesen oder Redigieren der Beiträge „hier und da eben auch einmal einen Fehler verbessern". Auffallend ist, daß die Redakteure beim Schreiben eigener Texte diese nicht nur inhaltlich häufig verändern, sondern auch die eigenen Schreibfehler verbessern. Es wird also versucht, einen möglichst makellosen Beitrag abzuliefern. Wenig Arbeit haben die Korrektoren mit den Agenturtexten, in denen nur selten orthographische Fehler zu finden sind. Angeführt wird die Fehlerliste von den Korrespondenten, in deren Beiträgen am meisten korrigiert werden muß. Dies ist jedoch nicht auf mangelnde Kenntnisse der deutschen Rechtschreibung zurückzuführen, sondern hegt nicht selten an der technischen Ausrüstung der Journalisten. Neben dem Beheben von Übertragungsfehlern gehört in diesen Fällen auch das Angleichen der Satzzeichen an die Schreibweise der beiden Zeitungen zur Aufgabe der Korrektur.

235 Diese Ergebnisse kann zumindest die Verantwortlichen kleinerer Verlage, die über keine eigenen Korrespondenten verfugen, nur eine oder zwei Agenturen abonniert haben und ohnehin personell unterbesetzt sind, veranlassen, das Korrektorat abzuschaffen. Doch wie Roman Hummel schreibt, wären die Redakteure zwangsläufig überfordert, wenn sie zu ihren unmittelbaren Tätigkeiten, dem Recherchieren und Schreiben, zusätzlich auch noch die Alleinverantwortung für die typographisch richtige Darstellung zu übernehmen hätten. (Hummel, 1990, S. 22 Iff) An einem Beispiel weist er nach, welchen negativen Einfluß der Wegfall des Korrektorats auf das typographische Erscheinungsbild der österreichischen Tageszeitung „Die Presse" hat. Die Fehlerzahl stieg von 2,7 pro Seite um das Fünffache auf 12,9. Die neue Technologie an sich, so schließt Hummel, ziehe keine Verschlechterung oder Verbesserung nach sich. Die Wirkung hänge von der Einsatzweise ab. Eine Produktverschlechterung, zum Beispiel durch das Abschaffen der Korrektur, werde von den Unternehmen zwar mehrheitlich wahrgenommen, trete gegenüber den wirtschaftlichen Vorteilen jedoch in den Hintergrund.

236

13. Vergleich: Fragebogen und empirische Analyse

Durch die rechnerunterstützte Zeitungsproduktion hat sich die tägliche Arbeit der Tageszeitungsjoumalisten in manchen redaktionellen Bereichen deutlich verändert, über den Fragebogen konnte herausgearbeitet werden, welche Auswirkungen nach Meinung der betroffenen Journalisten diese Umstellung auf ihre Arbeit hat. Darüber hinaus ermöglichte die Textanalyse einen Einblick in die tägliche Praxis der Zeitungsproduktion. Um das Bild zu vervollständigen, werden im folgenden die Ergebnisse beider Untersuchungen miteinander verglichen und die wichtigsten Ergebnisse in Kurzform dargestellt. In dieser Ausweitung und durch zahlreiche Gespräche mit den Redakteuren der beiden Zeitungen wird deutlich, daß die Journalisten sehr klar zwischen redaktionellen und technischen Aufgaben unterscheiden können und in der Lage sind einzuschätzen, welchen Einfluß das rechnergesteuerte Redaktionssystem auf ihre Arbeit hat.

13.1 Tätigkeitsprofil der Redakteure Die Veränderungen im Tätigkeitsprofil der Redakteure, ausgelöst durch das computergesteuerte Redaktionssystem, zeichnen sich bereits in den ersten Fragen ab. So bereitet das Ausfullen von Frage 5, welche Arbeitsschritte heute noch auf dem Blatt durchgeführt werden, vielen Redakteuren gewisse Schwierigkeiten. Einige übergehen die Frage oder beantworten sie nur unvollständig. Einen ersten Anhaltspunkt für dieses Verhalten liefern die nicht eingeplanten, für die Analyse aber hilfreichen handschriftlichen Kommentare der Journalisten zu dieser Frage am Seitenrand des Fragebogens. Dort wird in den meisten Fällen darauf hingewiesen, daß Arbeitsschritte, wie das Geben von Satzanweisungen, die Zeilenberechnung oder das Einpassen der Überschriften, auf Papier nicht mehr gemacht werden. Es haben sich also verschiedene technische Arbeiten in die Redaktion verlagert und sind inzwischen zum konstanten Faktor redaktioneller Tätigkeit geworden. Bestätigt wird dies durch die Textanalyse. Sie macht deutlich, daß die überwiegende Zahl der Redakteure, mit Ausnahme der Journalisten im Ressort Politik, nur noch am Bildschirm arbeiten und auf das Redigieren der Texte auf dem Blatt verzichten. In Extremform zeigt sich dies im Fall der SATZANWEISUNGEN. Wie bereits oben bemerkt, ist die Codierung der Artikel in der Eingabemaske untrennbar mit dem Geben von Satzanweisungen verbunden. Durch die Textanalyse wird deutlich, daß diese Aufgabe am Bildschirm fast ausnahmslos Redakteure übernehmen. Wie genau die Angaben der Journalisten in den Fragebögen mit den Ergebnissen der empirischen Analyse übereinstimmen, zeigt sich

237 im Ressort Sport, wo im Untersuchungszeitraum kein Beitrag auf dem Blatt bearbeitet wird. Dort geben alle Befragten an, die angeben Arbeitsschritte fast ausnahmslos am Bildschirm durchzuführen. Im Ressort Feuilleton werden diese Aufgaben anders gelöst. Dort geben drei von vier Redakteure im Fragebogen an, die Texte immer auf dem Papier zu redigieren und die entsprechenden Satzanweisungen ohne Ausnahme mit auf das Blatt zu schreiben. Eine zusätzlich zur Gesamtuntersuchung durchgeführte Textanalyse von vier ausgesuchten Beiträgen in diesem Ressort bestätigt bei allen Texten diese Angaben. Ein ähnliches Bild wie bei den Satzanweisungen zeigt sich bei der ZEILENBERECHNUNG. Einerseits gibt im Fragebogen die Mehrheit der Journalisten an (43,5 Prozent), die Zeilen in keinem Fall mehr auf dem Blatt zu zählen. Andererseits kann in der Textanalyse nachgewiesen werden, daß das Berechnen der Artikellänge am Bildschirm in der letzten redaktionellen Phase zusammen mit dem Arbeitsschritt EINPASSEN DES ARTIKELS INS LAYOUT dominiert. In der Regel nähert sich der Redakteur durch das sukzessive Kürzen des Textes der vorgegebenen Zeilenzahl. Dabei läßt er zur Kontrolle den Artikel vom System immer wieder berechnen. Befragt nach den größten Vorteilen des Systems (FRAGE 7), wird von den meisten Redakteuren bestätigt, daß die Möglichkeit, am Bildschirm die exakte Zeilenzahl abrufen zu können, die tägliche redaktionelle Arbeit sehr erleichtert. Das „auf Gefühl Schreiben und Redigieren" wird also ersetzt durch ein genaues Hinarbeiten auf eine Längenvorgabe. Der Vorgang des Einpassens eines Textes ist damit in die Redaktion verlegt. In der "Bleizeit" wurde der Artikel von einem Setzer, in Zusammenarbeit mit einem Redakteur, in einer relativ umständlichen Prozedur in den vorgesehenen Freiraum gestellt. Dies ist ein Grund dafür, daß in FRAGE 26 fast die Hälfte der Befragten angibt, die Arbeit sei durch das Redaktionssystem in diesem Bereich sehr viel einfacher geworden.

13.2 Akzeptanz des Bildschirms 13.2.1 Schreiben eigener Texte 55,0 Prozent der Redakteure geben in FRAGE 6 an, ihre Texte immer am Redaktionssystem zu verfassen. Diese sehr hohe Akzeptanz des Redaktionssystems zum SCHREIBEN EIGENER TEXTE wird durch das Ergebnis der Textanalyse bestätigt. Die überwiegende Zahl der eigenen Beiträge wird direkt in einen Bildschirm in den verschiedenen Ressorts eingegeben. Dies läßt jedoch nicht den Schluß zu, daß die restlichen Texte auf der Schreibmaschine getippt werden. Diese Artikel werden von den Redakteuren zuhause oder nach einem Termin in einen PC geschrieben und dann über Telefonleitung oder mittels Datenkonvertierung von einer Diskette in den Großrechner überspielt. Während

238 des Analysezeitraumes ist bei keinem Text eindeutig nachzuweisen, daß er auf Papier verfaßt worden ist. 13.2.2 Redigieren von Fremdtexten Bei der Frage nach den Gewohnheiten der Redakteure beim REDIGIEREN und KORRIGIEREN der Texte, geben nur noch 17,5 Prozent der Journalisten an, die Artikel ausschließlich am Bildschirm zu bearbeiten. Dieser Rückgang kann durch die Textanalyse jedoch nur begrenzt bestätigt werden. Eine Ausnahme bildet das Ressort Politik, wo alle Beiträge in der ersten redaktionellen Bearbeitungsphase auf dem Blatt redigiert werden. Auch in der Wirtschaft ist bei einigen Texten eine Bearbeitung auf dem Blatt nachzuweisen, doch ist auch dort die Regel, daß die Beiträge ausschließlich am Bildschirm redigiert werden. Die Sportredakteure geben bereits im Fragebogen an, weit mehr am System zu arbeiten als ihre Kollegen in den anderen Redaktionen. Dieses Ergebnis wird durch die Textanalyse unterstrichen, da in diesem Ressort an keinem Text ein Arbeitsabschnitt auf dem Blatt nachgewiesen werden kann. Auch die Antworten auf die Frage nach dem bevorzugten Arbeitsmittel beim Bearbeiten der Texte („Wo redigieren Sie lieber?") spiegeln sich in der Textanalyse wider. Zwar geben 53,8 Prozent der Redakteure an, lieber am Bildschirm zu redigieren, doch ziehen 38,5 Prozent das Blatt vor. Deutlich zeigen sich Parallelen, werden die Antworten nach den Ressorts aufgeschlüsselt. In der Politik, wo alle Texte auf dem Blatt redigiert werden, kreuzt nur ein Redakteur an, die Beiträge lieber am Redaktionssystem zu bearbeiten. Den Gegenpol hierzu bilden die Sportredakteure, die alle angeben, lieber am Bildschirm zu redigieren, und dies während der Analysewoche auch ohne Ausnahme tun. In der Wirtschaft wird diese Konsistenz von Antwortverhalten im Fragebogen und Arbeitsverhalten nicht erreicht. In diesem Ressort kreuzen drei von fünf Redakteure an, die Texte lieber auf dem Blatt zu bearbeiten, zwei haben keine Präferenzen. Die Textanalyse zeigt jedoch, daß die meisten Texte ausschließlich am Bildschirm bearbeitet werden. Die Textanalyse zeigt weiter, daß die Redakteure in der zweiten redaktionellen Arbeitsphase den Text vor allem „auf Zeile" redigieren. Daß dies nicht in irgendeiner Weise "unbewußt" geschieht, sondern die Journalisten den Einfluß des Redaktionssystems erkannt haben, machen die Antworten auf die FRAGE 13 deutlich: „Redigieren Sie einen Text am Bildschirm anders als auf dem Blatt?" Über die Hälfte der Journalisten (52,8 Prozent) gibt an, die Beiträge aufgrund der Layoutvorgaben genau in die vorgegebenen Freiräume einzupassen. Wie durch die Textanalyse nachgewiesen werden kann, wird diese Tendenz vor allem durch einen layoutorientierten Aufbau der Zeitungsseiten begünstigt. Vorangetrieben wird diese Entwicklung zusätzlich durch die Möglichkeit, am Bildschirm die einzelnen Artikel in Blöcken auf einfache Weise zu einer Seite zusammenzusetzen. Letzte Station der Entwicklung wird sein, daß im Rechner

239 ganze Standardseiten abgespeichert sind, die nach Bedarf abgerufen werden. Das Redaktionssystem ist in diesem Bereich der Textbearbeitung jedoch nicht auslösender Faktor, sondern nur verstärkendes Element. 13.3 Der Systemteil Im zweiten Teil des Fragebogens wird deutlich, daß viele Redakteure bei der Stuttgarter Zeitung - im Gegensatz zu ihren Kollegen von den Stuttgarter Nachrichten - das technische Wissen besitzen, einfache Artikel mit Steuerzeichen zu versehen, in die Sehe zu stellen und diese schließlich zum Belichten wegzuschicken. Die empirische Analyse der Texte zeigt im Bereich „Umbruch und Layout" jedoch, daß dieses Wissen im redaktionellen Arbeitsalltag nicht immer umgesetzt wird. Die Satzanweisungen bei der Stuttgarter Zeitung werden grundsätzlich von einem Techniker in den Text eingegeben. Im Ressort Sport „verwässert" diese Trennung jedoch zusehends. Artikel mit einem „unkomplizierten" Layout werden von den Redakteuren oft ohne fremde Hilfe ausgezeichnet und in die Seite gestellt. Streng an die Vorgabe, daß ein Redakteur keine Satzzeichen eingibt, hält sich das Ressort Politik. Dort werden während der Analysewoche von den Journalisten keine Satzbefehle eingegeben. Selbst die Texteingabemaske wird von einem Techniker ausgefüllt, der die Steuerzeichen nach den Anweisungen eines Redakteurs eingibt. Das Ressort Wirtschaft nimmt eine Zwischenposition ein. Auch hier werden die Satzbefehle im Text von Technikern eingegeben, doch wird diese Arbeit „im Notfall" auch von einem Redakteur übernommen.

240

S chlußbemerkung Am Beispiel der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten haben wir die Möglichkeiten des Einflusses der computergesteuerten Redaktionssysteme auf den redaktionellen Arbeitsablauf untersucht. Die quantitative Basis des Datenmaterials der Analyse ist sicherlich zu dürftig, um Generalisierungen vornehmen zu können, die für andere Zeitungen mit anderen Produktionsbedingungen gelten können und im statistischen Sinne abgesichert wären. Dennoch lassen sich neben den eindeutig betriebsspezifischen Vorgängen auch überbetrieblich wirksame Entwicklungen nachweisen, die jedoch auf einer breiteren empirischen Grundlage überprüft werden müßten. Bei einer ersten Analyse des Weges, den ein Text vom ersten Aufrufen in der Redaktion bis zum druckfertigen Artikel zurücklegt, läßt sich in jedem der untersuchten Ressorts Politik, Wirtschaft und Sport der Stuttgarter Zeitung eine Grundstruktur im Bearbeitungsablauf herausarbeiten. Diese ist bei den drei Analyseeinheiten ähnlich - jedoch nicht identisch. Redigieren, Korrigieren und Einpassen in das Layout sind die drei Arbeitsgänge, die die Texte fast ausnahmslos durchlaufen. Dazwischen gibt es verschiedene Ausformungen dieses Ablaufes, die grundsätzlich ressortspezifisch sind. Die größten Unterschiede sind zwischen den Ressorts Politik und Sport festzustellen. Der Grund fur diese Differenzen im Arbeitsablauf liegt darin, daß die Politikredakteure versuchen, viele der redaktionellen Arbeitsschritte auf dem Blatt durchzuführen. So werden dort alle Texte auf dem Papier redigiert - selbst das Ausfullen der Eingabemaske wird, als nicht in den redaktionellen Tätigkeitsbereich fallende Aufgabe, einem Techniker überlassen. Zu diesen oben genannten Schritten kommt, nach dem Redigieren des Beitrages auf dem Manuskript, also noch die Texterfassung hinzu. Selbst die von den Redakteuren am Computer verfaßten Artikel werden ausgedruckt, auf dem Blatt redigiert und danach in die Erfassung gegeben. Im Sport hingegen spielt das Papier nur noch eine untergeordnete Rolle. Das Wirtschaftsressort nimmt hier eine Mittelstellung ein, doch ist auch dort eine Tendenz zu erkennen, die Texte nur noch am Computer zu bearbeiten. Ein Vergleich der Artikel, die in der Analysewoche ausschließlich am Bildschirm bearbeitet wurden, mit denen, die von den Redakteuren beider Zeitungen auf dem Manuskript redigiert wurden, zeigt letztlich keine signifikanten Unterschiede in der Art der Bearbeitung der Texte. In den beiden Ressorts Politik und Wirtschaft der Stuttgarter Zeitung ist zu beobachten, daß die Texte in der Regel, nachdem sie die Korrektur durchlaufen haben, von den Redakteuren nochmals überarbeitet werden. Sind nach dem ersten Redigieren vor allem inhaltliche Änderungen und „grobe" Kürzungen von mehreren Zeilen oder ganzen Textabsätzen zu finden, so werden die Artikel in dieser zweiten redaktionellen Arbeitsphase zeilengenau in den für sie vorgesehenen Freiraum eingepaßt. Es stehen also Kürzungen von Halbsätzen oder

241 Wörtern im Vordergrund. Der von den Systemherstellern angeführte Vorteil, die Texte würden am Bildschirm von den Redakteuren „nicht mehr so häufig angefaßt", kehrt sich in diesem Fall ins Gegenteil. Der Grund für diese „redaktionelle Doppelbearbeitung" der Texte ist offensichtlich in der Organisation der Redaktionen zu suchen. Deutlich wird dies bei einem Vergleich mit den Texten des Lokalressorts der Stuttgarter Zeitung, wo keiner der untersuchten Artikel nach dem letzen Abspeichern durch den schreibenden Journalisten nochmals in der Redaktion aufgerufen wurde. In den Ressorts Politik und Wirtschaft der Stuttgarter Zeitung werden die Texte unter der Anleitung eines Redakteurs von einem Techniker am Bildschirm in die Seite eingepaßt. Eventuelle Veränderungen im Text, er ist zum Beispiel eine Zeile zu lang, müssen auf jeden Fall von einem Journalisten vorgenommen werden. Der entscheidende Unterschied zum Lokalressort besteht darin, daß dort ein „Redigierer", dieser überarbeitet die von den Redakteuren geschriebenen Artikel, und ein Blattmacher, der im Lokalressort für das Layout der Seite verantwortlich ist, die Kompetenz besitzen, die Artikel gegebenenfalls auch inhaltlich zu verändern. Nachdem die Texte von den Redakteuren nach einer ungefähren Zeilenvorgabe produziert worden sind, geben sie die Verantwortung über die Artikel an den „Blattmacher-Tisch" weiter. Bei dieser Form der Arbeitsteilung wird in ersten Ansätzen die in den USA bereits erfolgte Trennung zwischen „reporter" und „editor" deutlich. Auf der einen Seite also der Rechercheur, der nur selten die Endfassung der „Störy" schreibt, und dem Schreibtischjournalisten andererseits, der fur die Meldungsauswahl und stilistische Aufarbeitung verantwortlich ist. Die Auswertung der Texte aus dem Ressort Lokales der Stuttgarter Zeitung zeigt, daß die dort praktizierte Organisationsform die besten Voraussetzungen für eine gute Ausnutzung der Journalistischen Arbeitskraft" und ein qualitativ hochwertiges Endergebnis mit sich bringt. Die Redakteure übernehmen, mit Ausnahme des Ausfüllens der Eingabemaske, kaum technischen Tätigkeiten und können sich somit voll ihren journalistischen Aufgaben widmen. Zudem wird der Artikel von einer zweiten Person redigiert, die Fehler oder andere „Unebenheiten" korrigiert. Schließlich wird der Text von einem Layout-Profi, dem Blattmacher, in die Seite gesetzt. Alle untersuchten Artikel durchlaufen diesen Weg und werden nicht, wie in den anderen Ressorts oft der Fall, nach der Korrektur - die eigentlich das Ende der redaktionellen Überarbeitung darstellen sollte - nochmals von einem Journalisten am Bildschirm aufgerufen und ein zweites Mal überarbeitet. Sind in der Lokalredaktion der Stuttgarter Zeitung erste Vorformen einer arbeitsteiligen Produktionsweise angelegt, so sind in anderen Ressorts mehr integrative Prozesse zu verzeichnen. Das Ressort Sport der Stuttgarter Zeitung zeichnet sich dadurch aus, daß die Redakteure die Texte nicht selten soweit wie möglich selbst bearbeiten, und in manchen Fällen auch das Layout einer Seite in Eigenregie am Bildschirm erstellen. Da diese Arbeitsweise auch in der Sportredaktion der Stuttgarter Nachrichten nachzuweisen ist, scheint der Ressorttyp

242 eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen. Die Arbeit im Sport wird oft dominiert vom hektischen Wettlauf gegen die Andruckzeiten. Spielberichte und Resultate von in der Regel abends stattfindenden Veranstaltungen müssen von den Redakteuren in wenigen Minuten „druckfertig" gemacht werden, so daß aus Gründen der Zeitersparnis auf die Hilfe eines Technikers verzichtet wird. Die notwendigen technischen Befehle werden von den Redakteuren selbst eingegeben. Die Verwischung der Tätigkeitsprofile der Journalisten in Richtung Technik ist im Ressort Sport bei beiden untersuchten Zeitungen also zu Lasten der Redaktion am weitesten fortgeschritten. Wohin eine solche Entwicklung, unter Einbeziehung eines vollelektronischen Systems mit moderner Computer-to-plate-Technik, führen kann, sei bereits vor zehn Jahren, so Siegfried Weischenberg, am Beispiel der Zeitung Observer Dispatch in Utica, New York, zu beobachten gewesen (Weischenberg, 11/93, S. 24f). Dort waren von einst 146 Druckern und Setzen nur noch sieben übriggeblieben - bei leichter Aufstockung des Redaktionspersonals. „Lean production" also auch im Zeitungsgewerbe. Solch betriebswirtschaftlich verlockenden Perspektiven stehen jedoch, vor allem bei großen Verlagen, noch organisatorische und technische Schwachstellen der dezentralisierten integrierten Ganzseitenproduktion gegenüber. Wie bereits diese kurze Darstellung der verschiedenen redaktionellen Produktionsweisen bei der Stuttgarter Zeitimg zeigt, haben sich im Laufe der Jahre, seit Einfuhrung der Bildschirme, in den unterschiedlichen Ressorts verschiedene Arbeitsweisen herausgebildet. Die Art dieser Ausprägungen in den redaktionellen Abläufen hängt nicht unerheblich von der Einstellung der einzelnen Redakteure gegenüber dem Computersystem ab. Der „Technik-Freak" wird auch über ressort- oder redaktionsinterne organisatorische Vorgaben hinweg versuchen, „seinen Artikel" bis zur Druckreife selbst zu bearbeiten. Auf der anderer Seite wird es auch in den kommenden Jahren noch Redakteure geben, die den Bildschirm mit seiner Tastatur als eine „bessere Schreibmaschine" ansehen, und die Eingabe von technischen Befehlen, seien sie auch noch so einfach, als nicht zu ihrem Aufgabenbereich gehörend ablehnen werden. Die Einflüsse von besonderen Produktionsbedingungen (Zeitdruck etc.) auf die Arbeit der Journalisten wurden bereits am Beispiel des Sports angedeutet. Die Analyse der journalistischen Aufgaben macht deutlich, daß sich verschiedene technische Arbeiten in die Redaktion verlagert haben und inzwischen zum konstanten Faktor redaktioneller Arbeit geworden sind. Die Benutzung elektronischer Textsysteme fuhrt in der allgemeinen Tendenz nicht allein zu erweiterten Aufgabenfeldern, sondern auch zu Verschiebungen zwischen journalistischen und technischen Momenten. Die noch dem RTS-Vertrag von 1978 zugrunde gelegte herkömmliche Abgrenzung von Technik und Redaktion ist hinfällig geworden. Mit der Einfuhrung der elektronischen Systeme sind alle verschiedenen Arbeitsschritte an dasselbe Arbeitsmittel gebunden. Schon dadurch lassen sich einzelne Arbeitsschritte nicht mehr rigide trennen. So fallen am computergesteuerten Redaktionssystem die Anweisung und die Ausführung der

243 Satzbefehle zusammen. Denn an die Satzanweisungen ist ebenfalls die Codierung des Artikels gebunden, die dem Computer erst das Abspeichern und Wiederfinden des Textes ermöglicht. Wie die vorliegende Untersuchung zeigt, hegt es schließlich vor allem in den Händen der Journalisten, wie weit die Computertechnik Einfluß auf die Organisation des Arbeitsablaufes und damit auch auf die inhaltliche Seite der journalistischen Tätigkeit gewinnt. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich ganze Redaktionen gegen den Einsatz der neuen Technik stemmten. Die Anstrengungen der Journalisten sollten angesichts der technischen Entwicklung nicht dahin gerichtet sein, „wie man zur Natur, d.h. hinter die Industrie zurückgehen könne, sondern wie ein neues Bild vom Menschen im Verhältnis zur gegenwärtigen Lebenswelt zu gewinnen wäre - eines Menschen, der nicht von der Maschine befreit ist, sondern frei ist im Verhältnis zur Maschine". (Eco, 1986, S. 22) Inzwischen haben die seit langem von den Herstellern versprochenen Bausteine der integrierten Zeitungsproduktion wirklich Marktreife erlangt. Redaktion, Anzeigenabteilung und Technik arbeiten in Zukunft an intelligenten und untereinander vernetzten Arbeitsplätzen mit wesentlich höheren Gestaltungsspielräumen. Vorteile aus dem Einsatz dieser neuentwickelten Redaktions- und Produktionstechnik erwachsen den Journalisten vor allem dann, wenn sie offensiv ihre Interessen vertreten und versuchen, bei der Installation der Systembausteine in den Verlagen ihre Vorstellungen einfließen zu lassen. Denn die Technik bietet den Redakteuren viele Möglichkeiten, die es gilt, kreativ im Beruf umzusetzen. Das heißt: den neugewonnenen größeren Gestaltungsspielraum für eine bessere Recherche zu nutzen und das Informationsangebot intensiver aufzubereiten. Auf diese Weise kann der Tendenz begegnet werden, daß Redakteure ihre inhaltlich-journalistischen Aufgaben vernachlässigen, da darin die Gefahr einer schleichenden Deprofessionalisierung des Berufes hegt. Zweifellos fuhrt die Arbeit an den Redaktionssystemen zu höheren physischen und psychischen Belastungen (Eurich, 1988; Hummel, 1990; Mast, 1984; Prott u.a., 1983; Schütt, 1981) und die organisatorisch-technischen Zwänge werden für die Journalisten auch in Zukunft weiter zunehmen. Es liegt also auch in ihrem Interesse, durch Neuplanung und Umstrukturierung der redaktionellen Tätigkeiten die zusätzlichen technischen Arbeiten, die sich durch den Einsatz der Computersysteme von der Produktion in die Redaktion verlagert haben, neu zu verteilen. Es ist abzusehen, daß die Bandbreite dessen, was als Journalismus anzusehen ist, erweitert werden wird. Zu den drei „Grundformen" des modernen Journalismus - objektive Nachrichtenvermittlung, Aufklärung und Boulevard - (Hummel, 1990, S. 233) tritt eine vierte Variante, die des technischen Redakteurs (Blattmacher, Producer...), der anstatt der inhaltlich-journalistischen Aufgaben vor allem technische Arbeiten übernimmt. Der Einfluß der Redaktionssysteme wird auch in Zukunft in diesem Bereich des Layouts und der Nachrichtenselektion sehr groß sein, da er vom Aufgabenbereich und Tätigkeitsprofil her die größten Möglichkeiten der Formalisierung bietet.

244

Literatur

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245 Schmitz-Esser, Winfried: Die Zeitung in der Datenbank, in: Datenbanken. Informationsquelle und Produktalternativen für Tageszeitungen. Tagungsbericht der IFRA. Genf 1987 Schütt, Bernd: Vom Tagesschriftsteller zum technischen Redakteur. Frankfurt/M 1981 Shneiderman, B.: Designing the User Interface. Addision-Wesley Publishing Company 1987 Steg, Thomas: Redakteure und Rationalisierung. Frankfurt/M 1992 Steinbuch, Karl: Kommunikationstechnik. Berlin 1977 Steinbuch, Karl: Die informierte Gesellschaft. Stuttgart 1966 Stiebner, Erhardt: Bruckmann's Handbuch der Drucktechnik. München 1976 Strohmeier, Gerhard: Gewerkschaft und Computer in Schweden. Stockholm 1983 Uckel-Marx, Bernd: Die Datenbank des Bonner Generalanzeigers, in: Datenbanken. Informationsquelle und Produktalternativen für Tageszeitungen. Tagungsbericht der IFRA. Genf 1987 Weischenberg, Siegfried: Die elektronische Redaktion. München 1978 (= Dortmunder Beiträge zur Zeitungsforschung, Band 28) Weischenberg, Siegfried: Journalismus in der Computergesellschaft München 1982 Weischenberg,Siegfried/Herrig Peter: Handbuch des Bildschirm-Journalismus. München 198S

Aufsätze in Zeitschriften Der Journalist: Bernhard, Rudolph: Brief an Eugen Kurz. 11/1976 Eckdaten zum RTS-Vertrag. 6/1986 DJV: Das Berufsbild des Journalisten. Bonn, April 1966 DJV-Papier 1978. Berufsbild des Journalisten. Beschlossen auf dem Verbandstag des DJV am 18. Mai 1978 in Ludwigshafen DJV-Positionspapier in der Fassung des Gesamtvorstandes vom 27728. April 1993. 8/1993 DJV-Verbandstag 1993, 8.-10. November in Stuttgart. Tagesordnung und Anträge. 10/1993 Frank, Günther: Unternehmen WYSIWYG.9/1988 Grießmann, Axel: Bildschirm-Recherche. 8/1988 Horb, Ulrich. Keine Alternative. 11/1985 Köhler, Sönke H.: Überleben mit moderner Technik. 3/1985 Lansky, Thomas: Schulen auf EDV-Kurs. 10/1989 Löffelholz, Martin: Neue Generation der Neuen Technik. 8/1993 Maibach, Alwin: Perfektes System. 6/1985 Maibach, Alwin: Was die Technik hergibt.. . 11/1985 Maibach, Alwin: Die Zukunft hat begonnen. 6/1986 Maibach, Alwin: Elektronik total. 6/1986 Maibach, Alwin: Rasanter Umbruch. 8/1988 Novag, Werner: Eine Maus zeichnet. 4/1987 Weischenberg, Siegfried: Eine Herkulestat. 1/1985 Weischenberg, Siegfried: Redaktionssysteme. 11/1985 Weischenberg, Siegfried: Redaktroniker - Die neuen Macher. 11/1985 Weischenberg, Siegfried: Kompetenz und Technik. 11/1987 Weischenberg, Siegfried/Altmeppen, Klaus-Dieter: Jorunalismus 2000. Dokumentation. 1/1993

Deutscher Drucker: Brewer, Roy: Drucken im Jahr 2000, Nr. 7/88 Klaas, Dieter: Überlegungen zu einem neuen Zeitungssystem auf der Basis eines PCNetzwerksystems im Rahmen der neuen EDV-Systemarchitektur. 3/1988

246 Scheel, Ewald: Trends in der Satzherstellung 1988. 2/1988 Scheel, Ewald: Die aktuellen Trend in der Satzherstellung. 1/1989 Scheel, Ewald: Die aktuellen Trends in der Zeitungsvorstufe. 3/1989 Schmid, Werner: Die traditionellen Satzhersteller stellen sich den Herausforderungen. S/1988 Schneider, Karl: Von der Redaktion zur Rotation - Insellösungen sind in heutigen Zeitungssystemen nicht gefragt. Nr. 34/88 Springstein, K.-A.:Reproelektronik für Zeitungen - von der Still-Video-Kamera zur fertigen Druckplatte. Nr. 31/89 Thiele, Lutz: Personalcomputer - Ersatz oder Ergänzung traditioneller Zeitungssysteme. Nr. 8/89 Wendland, Torsten: Der Trend: Weg vom Großsystem, hin zur Standard-Hardware. Nr. 37/89

Andere Zeitungen und Fachzeitschriften: Atex Impuls. Ein Journal für die Kunden der Atex GmbH: Mit Ferndiagnose „Trace" hohe Systemverfügbarkeit". 5/1991 Bauer, Peter: Bill Clinton plant den „Informations-Superhighway", in: Stuttgarter Zeitung. 14.01.1994 Bernische, Hans: dpa installiert modernes Nachrichtenmitteilungssystem. in: ZV + ZV, 29/1972 Charlier, Michael: Die Dinosaurier sterben aus. in: Stuttgarter Zeitung. 30.08.1993 Diegardt, Siegfried: Die verschiedenen Konfigurationen elektronischer Redaktionssysteme. in: Zeitungstechnik. 6/1986 Diergardt, Siegfried: Der Trend heißt: Vollintegrierte Systeme, in: Sage&Schreibe. Special: Redaktionssysteme. November 1993 Fritz, Erich: Systemtechnik - wo stehst du und wohin gehst du? in: ZV + ZV, 9/1981 Hohnecker, Martin: Elektronik macht schwarze Kunst brotlos, in: Stuttgarter Zeitung: 40 Jahre Stuttgart Zeitung. Sonderausgabe. 18.9.1985 Hamburg, Jürgen: Kommentar zur Diskussion um den elektronischen Ganzseitenumbruch in Zeitungsredaktionen, in: atex impuls. Ein Journal fur Kunden der Atex GmbH, Ausgabe 11, 3/90 Meissner, Michael: Neue Journalisten für die Elektronik, in: Die Feder, 10/1975 Moos, Manfred: Neue Arbeitsorganisation für „Neue Technik" in den Redaktionen, in: Publizistik und Kunst. 11/1993 Moos, Manfred: Bewertung des DJV-Papiers „Forderungen des DJV für einen Tarifvertrag über den Umgang mit rechnergesteuerten Text- und Bildsystemen bei Tageszeitungen" in der Fassung vom 21.12%. April 1993. Unveröffentlichtes Arbeitspapier. Stuttgart. 19.7.1993 Moos, Manfred: Der elektronische Eingriff, in: PAGE, 1/1994 Neuß-Grevenbroicher Zeitung: Sonderausgabe: 40 Jahre sid. 23.9.1985 Offenbach, Jürgen: Die Zeitungen haben eine Zukunft, in: Stuttgarter Nachrichten: 40 Jahre Stuttgarter Nachrichten. Sonderausgabe. 12.11.1986 Prümmer, Klaus: Ganzseitenumbruch unter Ausschluß redaktioneller Kontrolle, in: Zeitungstechnik. 6/1986 Quervel, P L.: Bildschirmsysteme in Redaktionen, in: ZV + ZV, 12/1977 Senkter, Andreas: Der Zeitungskellner von einst wäre heute arbeitslos, in: Stuttgarter Zeitung. 15.11.1994 Stieglitz, Wilfried: „Was stört Sie an Ihrem Redaktionssystem?" in: Sage&Schreibe special. November 1993 Stuttgarter Nachrichten: 40 Jahre Stuttgarter Nachrichten. Sonderausgabe. 12.11.1986 Stuttgarter Zeitung: 40 Jahre Stuttgart Zeitung. Sonderausgabe. 18.9.1985

247 Südkurier: Der Zeitung gehört die Zukunft. Beilage anläßlich des Umzuges in das Neue Press- und Druckzentrum Konstanz. 22.9.1993 Ungaro, Joseph: Ganzseitenherstellung und die vollelektronische Zeitung, in: Zeitungstechnik. 6/1985 Weischenberg, Siegfried/Löffelholz, Martin/Scholl, Armin: Journalismus in Deutschland, in: Media Perspektiven 1/1993 Weischenberg, Siegfried: Die Revolution findet statt, in: Sage&Schreibe special. November 1993 Weischenberg, Siegfried: „Lean production" bei der Zeitung, in: Sage&Schreibe special. November 1993 Wisselink, Karl: „Unsere Zeitung soll eine Brücke zur Wahrheit sein", in: Stuttgarter Zeitung Nr. 2, 1945. in: Stuttgarter Zeitung: 40 Jahre Stuttgart Zeitung. Sonderausgabe. Λ 18.9.1985. Wurm, Theo: Kräftige Flüche auf das Allerheiligste. in: Süddeutsche Zeitung.

28.10.1976

DIE SCHAUBILDER: Schaubild 1: Weischenberg, Siegfried: Journalismus in der Computergesellschaft. München 1982. S. 54 Schaubild 2: Weischenberg, Siegfried: Journalismus in der Computergesellschaft. München 1982. S. 55 Schaubild 3: Weischenberg,Siegfried/Herrig Peter: Handbuch des Bildschirm-Journalismus. München 1985. S. 99

ANHANG

249 1) Für die Auswertung ist es wichtig, das ungefähre Alter der Befragten zu kennen. Wurden Sie dazu bitte die für Sie zutreffende Kategorie ankreuzen. Ο ο 0 0 0 0 0 0 ο

20 bis 24 Jahre 25 bis 29 30 bis 34 35 bis 39 40 bis 44 45 bis 49 50 bis 54 55 bis 60 über 60

WICHTIG: Mit den folgenden Fragen soll ein Tätigkeitsprofil der redaktionellen Arbeit mit und ohne Computersystemen erstellt werden. Wenn Sie schon immer am Bildschirm gearbeitet haben und die Arbeit ohne redaktionsgesteuerte Systeme (Redigieren und Schreiben auf Papier) nicht kennen, überspringen Sie bitte die nächsten beiden Fragen und machen Sie mit Frage 4) weiter.

2) Wieviel Prozent Ihrer täglichen Arbeitszeit föhne Pausen) als Redakteur haben Sie früher, ohne das Redaktionssystem, jeweils für die unten angeführten Tätigkeiten aufgewendet? - > > Tragen Sie bitte hinter den Tätigkeiten die entsprechende Prozentzahl ein. Bezugsgröße ( = 100 Prozent) ist der gesamte Arbeitstag. Zur Kontrolle: Diese 100 Prozent werden durch das Zusammenzählen der jeweiligen Prozentzahlen hinter den Tätigkeiten erreicht. Schreiben eigener Texte

%

Recherche

%

Redigieren/Korrigieren von

%

Fremdtexten Erfassen von Fremdtexten

%

Layout

%

Sonstiges

% 100 %

250

3) W i e oft haben Sie früher, ohne das Redaktionssystem, bei den von Ihnen bearbeiteten Artikeln die unten angegebenen Arbeitsschritte durchgeführt? - > > Kreuzen Sie bitte jeweils einen Wert in der Skala an. Der Wert "1" bedeutet "Habe ich nie gemacht", der Wert "10" bedeutet "Habe ich immer gemacht". Wenn Arbeitsschritte fehlen, ergänzen Sie diese bitte.

Nie 1 2 Satzanweisungen* Zeilenberechnung* Einpassej von Überschriften Einpassen von Artikeln ins Layout Prüfen des I^roduktionsstandes Freischlagen von Bildfreiräumen Verknüpfen von verschiedenen Texten Verschieben von Textteilen

3

4

5

6

7

8

9

Immer 10

0 ο 0 00 0 0 0 οο 0 ο 0 00 0 0 0 00 0 ο 0 0 0 0 0 0 00 0 0 0 0 0 0 0 0 00 0 ο 0 00 ο 0 0 οο 0 0 0 0 0 0 0 0 00 0 0 0 00 0 0 0 00 0 ο 0 0 0 0 0 0 οο 0 ο 0 00 0 0 0 00 0 ο 0 00 0 0 0 οο 0 ο 0 00 0 0 0 00

251

* Erklärungen zu Frage 3) Zu "Satzanweisungen": Über die "Satzanweisungen" wird das Layout eines Artikels bestimmt. Ob es zum Beispiel ein Ein-, Zwei- oder Dreispalter werden soll, ob er einen Fettvorspann haben soll usw. Auf Papier werden diese Anweisungen für den Setzer in der Regel auf das Manuskript geschrieben. Im computergesteuerten Redaktionssystem müssen die Satzanweisungen in der Eingabemaske ausgefüllt werden.

Zu "Zeilenberechnung": Auf Papier erfolgt die Berechnung der Länge eines Artikels durch Zählen der bereits geschriebenen Zeilen "von Hand". Die "Zeilenberechnung" am Bildschirm übernimmt der Computer, der einen Text im ausgeschlossenen Format anzeigen kann und die exakte Zeilenzahl angibt.

Zu "Einpassen von Überschriften": Auf Papier erfolgt das "Einpassen der Überschriften" durch das Zählen der Anschläge. Am Bildschirm wird nach der Berechnung des Artikels angezeigt, ob die Überschrift zu lang ist oder nicht, und kann dementsprechend umgearbeitet werden.

Zu "Einpassen von Artikeln ins Layout": Ohne Reaktionssystem muß das "Einpassen von Artikeln ins Layout" von einem Setzer gemacht werden, der den Text nach den Vorgaben aus dem Spiegel setzt. Dieser Vorgang wird in der Regel von einem Redakteur überwacht, da, wenn der Artikel zu lang oder zu kurz ist, auch inhaltliche Veränderungen am Text vorgenommen werden müssen. Am Computersystem kann der Redakteur bereits am Bildschirm über die Transaktion TXUM prüfen, ob der Artikel in den vorgegebenen Raum paßt oder nicht.

Zu "Prüfen des Produktionsstandes": Der Produktionsstand eines Artikels wird am Bildschirm in der Spalte S (Status des Artikels) angezeigt. Abhängig davon, wo sich der Text gerade befindet, steht dort ein Β, K, F usw. Zum "Prüfen des Produktionsstandes* ohne das Redaktionssystem kann, nachdem der Text die Redaktion verlassen hat, zum Beispiel in der Korrektur angerufen werden, um nachzufragen, ob der Artikel dort noch bearbeitet wird oder schon weitergegeben wurde.

252

WICHTIG: Die Redakteure, die die Fragen 2) und 3) nicht beantwortet haben, da sie keine Erfahrung mit der Arbeit ohne Computersystem haben, müssen nun mit Frage 4) beginnen.

4 ) W i e v i e l Prozent Ihrer täglichen Arbeitszeit (ohne Pausen) als Redakteur verwenden Sie heute, egal ob Sie diese mit oder ohne Redaktionssystem verrichten, j e w e i l s für die unten angeführten Tätigkeiten ? - > > Tragen Sie bitte hinter den Tätigkeiten die entsprechende Prozentzahl ein. Bezugsgröße (=100 Prozent) ist der gesamte Arbeitstag. Zur Kontrolle: Diese 100 Prozent werden durch das Zusammenzählen der jeweiligen Prozentzahlen hinter den Tätigkeiten erreicht.

Schreiben eigener Texte

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Sonstiges

% 100 %

253 5) Wie oft fuhren Sie heute, ohne das Redaktionssystem, bei den von Ihnen bearbeiteten Artikeln die unten angegebenen Arbeitsschritte durch? -> >

Kreuzen Sie bitte jeweils einen Wert in der Skala an. Der Wert "1" bedeutet "Habe ich nie gemacht", der Wert "10" bedeutet "Habe ich immer gemacht". Wenn Arbeitsschritte fehlen, ergänzen Sie diese bitte.

Nie 1 Satzanweisungen* Zeilenberechnung* Einpasseg von Überschriften Einpassen von Artikeln ins Layout Prüfen des IJpduktionsstandes Freischlagen von Bildfreiräumen Verknüpfen von verschiedenen Texten Verschieben von Textteilen

2

3

4

5

6

7

8

9

Immer 10

0000000000 000000000 0 ο00οο00000 0000ο000ο0 0000000000 ο0000000ο0 0000000000 ο000ο00000 0000000000 00000000ο0 000000 000 0

254

Erklärungen zu Frage 5) Zu "Satzanweisungen": Uber die "^ananw?isungen" wird das Layout eines Artikels bestimmt. Ob es zum Beispiel ein Ein-, Zwei- oder Dreispalter werden soll, ob er einen Fettvorspann haben soll usw. Auf Papier werden diese Anweisungen für den Setzer in der Regel auf das Manuskript geschrieben. Im computergesteuerten Redaktionssystem müssen die Satzanweisungen in der Eingabemaske ausgefüllt werden. Zu "Zeilenberechnung": Auf Papier erfolgt die Berechnung der Länge eines Artikels durch Zählen der bereits geschriebenen Zeilen "von Hand". Die 'Zeilenberechnung" am Bildschirm übernimmt der Computer, der einen Text im ausgeschlossenen Format anzeigen kann und die exakte Zeilenzahl angibt. Zu "Einpassen von Überschriften": Auf Papier erfolgt das "Einpassen der Überschriften" durch das Zählen der Anschläge. Am Bildschirm wird nach der Berechnung des Artikels angezeigt, ob die Überschrift zu lang ist oder nicht, und kann dementsprechend umgearbeitet werden. Zu "Einpassen von Artikeln ins Layout": Ohne ReaJctionssystem muß das "Einpassen von Artikeln ins Layout" von einem Setzer gemacht werden, der den Text nach den Vorgaben aus dem Spiegel setzt. Dieser Vorgang wird in der Regel von einem Redakteur überwacht, da, wenn der Artikel zu lang oder zu kurz ist, auch inhaltliche Veränderungen am Text vorgenommen werden müssen. Am Computersystem kann der Redakteur bereits am Bildschirm über die Transaktion TXUM prüfen, ob der Artikel in den vorgegebenen Raum paßt oder nicht. Zu "Prüfendes Produktionsstandes": Der Produktionsstand eines Artikels wird am Bildschirm in der Spalte S (Status des Artikels) angezeigt. Abhängig davon, wo sich der Text gerade befindet, steht dort ein Β, K, F usw. Zum "Prüfen des Produktionsstandes" ohne das Redaktionssystem kann, nachdem der Text die Redaktion verlassen hat, zum Beispiel in der Korrektur angerufen werden, um nachzufragen, ob der Artikel noch dort bearbeitet wird, oder schon weitergegeben wurde.

255 6) Wie häufig benutzen S i e heute für die Arbeit in den folgenden redaktionellen Tätigkeitsbereichen das Redaictionssystem? -> >

Kreuzen Sie bitte einen Wert in der Skala an. Der Wert "1" bedeutet "Dazu benutze ich es nie", der Wert "10" bedeutet "Dazu benutze ich es immer".

Nie 1 Schreiben eigener

2

3

4

5

6

7

8

9

Immer 10

oooooooooo

Texte Recherche Redigieren/ Korrigieren Erfassen von Fremdtexten Layout

OOOOOOOOOO OOOOOOOOOO OOOOOOOOOO O

O

O

O

O

O

O

O

O

O

256 7) Welche Vorteile und welche Nachteile hat Ihrer Meinung nach das Redaktionssystem beim Schreiben von eigenen Texten? - > > Sie haben die Möglichkeit, in der vorgegebenen Liste nicht angeführte Antworten zu ergänzen

Vorteile:

u

Schreibfehler sind schnell zu korrigieren

Ο

Passagen, die man nicht gut findet, können besser wieder umgeschrieben werden

Ο

Das Schreiben geht von der Mechanik der Tastatur her schneller

Ο

Man kann "ausprobieren", ob eine Formulierung in den Text paßt

Ο ο ο Nachteile:

υ

Schlechte Bildschirme (Flimmern, Farbe usw.)

Ο

Der Gedankenfluß wird durch die Eingabe von Steuerzeichen gestört

Ο

Der Schreibrhythmus wird durch Systemwartezeiten, zum Beispiel beim Umblättern, gestört

Ο ο ο

257

8) Wenn Sie die Wahl haben, einen eigenen Text am Bildschirm oder auf der Schreibmaschine zu schreiben, wo schreiben Sie ihn lieber?

Ο

Bildschirm

Ο

Schreibmaschine

Ο

Keine Präferenzen

9) Wo redigieren Sie lieber?

Ο

Bildschirm

Ο

Blatt

Ο

Keine Präferenzen

10) Dauert das Redigieren am Bildschirm im Vergleich zum Papier:

Länger Ο

Kürzer

Ο

Gleichlang

258

11) Wenn Sie bei Frage 10) die Antwort "Länger" angekreuzt haben, warum? - > > Sie haben die Möglichkeit, in der vorgegebenen Liste nicht angeführte Antworten zu ergänzen

Ο ο ο ο ο ο ο ο ο ο

Langwieriges Umblättern am Bildschirm Umständliches Herumfahren mit dem Cursor Begrenzte Zeilenzahl des Bildschirms verhindert den Überblick Unübersichtlichkeit des Bildschirms (auf Papier sieht man, was man durchgestrichen hat)

Lange Systemantwortzeiten Durchstreichen und Darüberschreiben von Wörtern und Sätzen geht auf dem Blatt schneller

Komplizierte technische Operationen

259

12) Wenn Sie bei Frage 10) die Antwort "Kürzer" angekreuzt haben, warum? - > > Sie haben die Möglichkeit, in der vorgegebenen Liste nicht angeführte Antworten zu ergänzen

Ο

Übersichtlichkeit des Bildschirms (kein Chaos durch vieles Durchstreichen und Darüberschreiben)

Ο

Das Einfügen von Wörtern und Sätzen geht am Bildschirm schneller

Ο

Das Verknüpfen von Texten geht am Bildschirm schneller als mit Schere und Klebstoff

Ο

Das Verschieben von Textteilen geht am Bildschirm schneller als mit Schere und Klebstoff

Ο

Man arbeitet am Bildschirm konzentrierter

Ο ο ο

260

13) Redigieren Sie einen Text am Bildschirm anders als auf dem Blatt? - > > Sie haben die Möglichkeit, in der vorgegebenen Liste nicht angeführte Antworten zu ergänzen

Ο

Kein Unterschied

ο ο ο ο ο

Wenn ja: Ich redigiere durch Layout-Vorgaben genau auf Zeile Ich kürze eher Worte und Sätze, als daß ich den Text umschreibe Ich schreibe häufiger den Text (auch Teile davon) um Ich verknüpfe am Bildschirm öfter verschiedene Texte Ich entscheide mich am Bildschirm eher für eine Meldung, wenn zwei zur Auswahl stehen (Anstatt beide zu verknüpfen)

ο ο ο

14) Wo, glauben Sie, wird sorgfältiger redigiert?

Ο

Am Bildschirm

Ο

Auf Papier

Ο

Kein Unterschied

261

15) Nutzen Sie bei Texten, die Sie bearbeiten, verstärkt die gestalterischen Möglichkeiten, die Ihnen das System bietet? (Kästen, Linien, Zwischenüberschriften, Grafiken, verschiedene Schrifttypen) - > > Sie haben die Möglichkeit, in der vorgegebenen Liste nicht angeführte Antworten zu ergänzen

Ο

Ja Nein, weil:

Ο

Die Befehle sind zu kompliziert

Ο

Ich lege keinen großen Wert auf diese Art der Textgestaltung

Ο

Ich würde schon gerne, aber ich weiß nicht genau, welche Möglichkeiten das System bietet

Ο

Ich habe keine Zeit für diese Art der Textgestaltung

Ο

Das würde nicht dem Stil unserer Zeitung entsprechen

Ο ο ο

262 16) Fühlen Sie sich am System, bezogen auf die gesamten Möglichkeiten, die es Ihnen bietet, sicher? - > > Kreuzen Sie bitte einen Wert auf der Skala an. Der Wert 1 bedeutet 'Extrem unsicher*, der Wert 10 "Extrem sicher"

Extrem unsicher 1 2

3

4

5

6

7

8

9

Extrem sicher 10

O — O — O — O — O — O — O — O — O — Ο

17) Wie würden Sie Ihre Systemkenntnisse speziell im Bezug auf Ihre Arbeit als Redakteur bezeichnen? - > > Kreuzen Sie bitte einen Wert auf der Skala an. Der Wert 1 bedeutet "Extrem schlecht", der Wert 10 "Hervorragend".

Extrem schlecht 1 2

3

4

5

6

7

8

9

Hervorragend 10

0 - 0 - 0 - 0 - 0 - 0 - 0 - 0 - 0 - 0

18) Reichen Ihnen Ihre Kenntnisse oder wüßten Sie gerne mehr über das System?

Ο

Reichen aus

Ο

Wüßte gem mehr

263

19) Woran erkennt man, bezogen auf die Textebene, eine gute Zeitung? - > > Würden Sie bitte jeder der Antworten eine Zahl von 1 bis 6 zuordnen. Jede Zahl darf nur ein Mal vergeben werden! "1" bedeutet, da3 Sie das Kriterium am höchsten bewerten. "6" bedeutet, dafl für Sie das Kriterium am unwichtigsten ist.

... Wenige Satzfehler ... Viele eigene Texte ... Wenige Schreibfehler ... Aktualität ... Viel Hintergrundinformation ... Gut recherchierte Artikel

20) Woran erkennt man, bezogen auf das Layout, eine gute Zeitung? - > > Würden Sie bitte jeder der Antworten eine Zahl von 1 bis 6 zuordnen. Jede Zahl darf nur ein Mal vergeben werden! "1" bedeutet, daß Sie das Kriterium am höchsten bewerten. "6" bedeutet, daß für Sie das Kriterium am unwichtigsten ist.

... Übersichtlich gestaltete Seite ... Graphisch aufwendig gestaltete Seite (Kästen, Linien usw.) ... Graphisch aufwendig gestaltete Artikel ... Hohe Druckqualität (Texte und Bilder) ... Erläuternde Graphiken ... In sich einheitliches Erscheinungsbild der Zeitung

264

21) Kreuzen Sie bitte an, wie sich nach Ihrer Meinung Ihre Zeitung seit der Einführung der computergesteuerten Redaktionssysteme im Bezug auf die einzelnen Kriterien qualitativ verändert hat.

Besser-Gleich-Schlechter Saufehler Eigene Texte Schreibfehler Aktualität Hintergrundinformation Artikelrecherche Übersichtlichkeit der Seiten Graphisch aufwendig gestaltete Seiten Graphisch aufwendig gestaltete Artikel Druckqualität (Texte und Bilder) Erläuternde Graphiken In sich einheitliches Erscheinungsbild

0 ο 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

22) Hat sich Ihre Zeitung ihrer Meinung nach durch die Redaktionstechnik insgesamt verändert? Sie ist:

Ο Besser Ο Gleich Ο Schlechter

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

265

23) Wie oft machen Sie Bedienungsfehler?

0 0 0 0

Nie Selten Häufig Ständig

24) Wenn Sie während des Arbeitens am Text einen Bedienungsfehler machen, können Sie diesen wieder selbst beheben?

Ο

Nie

Ο

Selten

Ο

Häufig

Ο

Immer

266 25) Haben Sie im Umgang mit dem Redaktionssystem arbeitseotlastende oder arbeitsfaglastende Erfahrungen gemacht? - > > Der Negativbereich der Skala erfaßt die beiastenden Erfahrungen. Der Wert "-6" bedeutet, daß ständig belastende Erfahrungen gemacht werden. Der Wert "0" bedeutet, daß weder benoch entlastende Erfahrungen gemacht werden. Der Positivbereich der Skala erfaßt die entlastenden Erfahrungen. Der Wert "+6" bedeutet, daß ständig entlastende Erfahrungen gemacht werden. Wenn Tätigkeiten fehlen, ergänzen Sie diese bitte. Schreiben eigener Texte

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Recherche

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Redigieren/Korrigieren

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Erfassen von Fremdtexten

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Layout

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Satzanweisungen*

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Zeilenberechnung*

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Einpassen von Überschriften*

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Einpassen yon Artikeln ins Layout

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Prüfen des froduküonstandes

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Freischlagen von Bildfreiräumen

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Verknüpfen von verschiedenen Texten

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

Verschieben von Textteilen

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

-6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6 -6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6 -6/-5/-4/-3/-2/-1/ 0 / + 1 / + 2 / + 3 / + 4 / + 5 / + 6

267

* Erklärungen zu Frage 25) Zu "Satzanweisungen": Über die "Satzanweisungen" wird das Layout eines Artikels bestimmt. Ob es zum Beispiel ein Ein-, Zwei- oder Dreispalter werden soll, ob er einen Fettvorspann haben soll usw. Auf Papier werden diese Anweisungen für den Setzer in der Regel auf das Manuskript geschrieben. Im computergesteuerten Redaktionssystem müssen die Satzanweisungen in der Eingabemaske ausgefüllt werden. Zu "Zeilenberechnung": Auf Papier erfolgt die Berechnung der Länge eines Artikels durch Zählen der bereits geschriebenen Zeilen "von Hand". Die "Zeilenberechnung" am Bildschirm übernimmt der Computer, der einen Text im ausgeschlossenen Format anzeigen kann und die exakte Zeilenzahl angibt. Zu "Einpassen von Überschriften": Auf Papier erfolgt das "Einpassen der Überschriften" durch das Zählen der Anschläge. Am Bildschirm wird nach der Berechnung des Artikels angezeigt, ob die Überschrift zu lang ist oder nicht, und kann dementsprechend umgearbeitet werden. Zu "Einpassen von Artikeln ins Layout": Ohne ReaJctionssystem muß das "Einpassen von Artikeln ins Layout" von einem Setzer gemacht werden, der den Text nach den Vorgaben aus dem Spiegel setzt. Dieser Vorgang wird in der Regel von einem Redakteur überwacht, da, wenn der Artikel zu lang oder zu kurz ist, auch inhaltliche Veränderungen am Text vorgenommen werden müssen. Am Computersystem kann der Redakteur bereits am Bildschirm über die Transaktion TXUM prüfen, ob der Artikel in den vorgegebenen Raum paßt oder nicht. Zu "Prüfen des Produktionsstandes": Der Produktionsstand eines Artikels wird am Bildschirm in der Spalte S (Status des Artikels) angezeigt. Abhängig davon, wo sich der Text gerade befindet, steht dort ein Β, K, F usw. Zum "Priifen des Produktionsstandes" ohne das Redaktionssystem kann, nachdem der Text die Redaktion verlassen hat, zum Beispiel in der Korrektur angerufen werden, um nachzufragen, ob der Artikel dort noch bearbeitet wird oder schon weitergegeben wurde.

268

26) Hat sich der Zeitdruck im redaktionellen Alltag mit der Einführung der Computersysteme vergrößert? - > > Sie haben die Möglichkeit, in der vorgegebenen Liste nicht angeführte Antworten zu ergänzen.

Ο

Nein Wenn ja, durch:

Ο Ο Ο Ο Ο Ο Ο Ο

Zusätzliche technische Arbeiten Zu wenige Terminals in der Redaktion Lange Systemantwortzeiten Zu wenig Redakteure Längeres Redigieren der Artikel am Bildschirm Systemabstürze Schwierigkeiten beim Auszeichen der Artikel (z.B. Mischcodes) Überlastung des Systems während der Stoßzeiten

Ο ο ο

269

1) Beschreiben Sie stichwortartig den Ablauf beim erstmaligen Erfassen eines Textes. Welche Funktionstasten werden in welcher Reihenfolge gedrückt? Auch Zwischenspeichern, Ausschließen und Einpassen ins Layout.

2) Welche Transaktion benutzen Sie in der Regel, um einen bereits erfaßten Text zur weiteren Bearbeitung aufzurufen? -> >

Kreuzen Sie bitte eine Transaktion an.

Ο TXAD Ο TXSV

270 3) Nennen Sie bitte drei wesentlichen Unterschiede, die die Transaktion TXSV gegenüber der Transaktion TXAD aufweist.

a) b) c)

4) Wenn Sie während des Arbeitens am Text einen technischen Fehler machen, zeigt Ihnen das System unten am Bildschirm an, was Sie falsch gemacht haben. Sind diese Kommentarzeilen für Sie hilfreich?

0 0 0 0

Nie Selten Oft Immer

5) Benutzen Sie bei technischen Unklarheiten die Hilfeseiten, die während des Arbeitens in einigen Transaktionen abgerufen werden können und die einzelnen Funktionen der Tasten erklären?

Ο

Nie

Ο

Selten

Ο

Oft

Ο

Immer

271

6) Wie wird ein Textteil in den Transaktionen TXAD und TXSV vom Anfang eines mehrseitigen Textes an dessen Ende verschoben?

TXAD:

TXSV;

7) Wie werden in den beiden Transaktionen TXAD und TXSV zwei Texte miteinander verknüpft?

TXAD:

TXSV;

272

8) Was müssen Sie in der Transaktion TXAD im Kommandofeld eintragen, um mit dem Befehl FIND nach dem Wort "Schule" zu suchen?

Das Kommando lautet:

9) In der Übersicht der Nachrichtenagenturen (TXNU) wird angezeigt, .daß eine Meldung aus mehreren Teilen besteht. Uber welche PF-Taste rufen Sie von der Folgemeldung aus (nicht der Basismledung) die Gesamtmeldung auf? - > > Kreuzen Sie bitte das entsprechende Kästchen an

PF1 PF2 PF3 PF4 PF5 PF6 PF7 PF8 PF9 PF10

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

10) Sie haben über die Transaktion TXNU die Ubersichtseite aufgerufen und haben nun alle Artikel aufgelistet vor sich. Welche Seite wird beim Drücken der Taste DATFREIG aufgerufen?

Aufgerufene Seite:

273 11) Welche PF-Taste müssen Sie drücken, um in der Transaktion TXNU einen Artikel zur späteren Bearbeitung vorzumerken? - > > Kreuzen Sie bitte das entsprechende Kästchen an

PF1 PF2 PF3 PF4 PF5 PF6 PF7 PF8 PF9 PF10

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

12) Sie haben über die Transaktion TXSP den Bildschirm zum Bearbeiten von zwei Texten geteilt. Welche beiden Transaktionen können Sie nun noch aufrufen? - > > Kreuzen Sie bitte die beiden Transaktionen an.

0 0 0 0 0

TXDI TXNU TXUE TXSV TXAD

13) Welche Werte werden bei der Transaktion TXUM und graphischer Darstellung in der X- und Y-Koordinate eingegeben, wenn ein Artikel als zweiter von oben in Spalte vier positioniert werden soll?

X-Koordinate = Y-Koordinate =

274 14) Sie können über die Transaktion TXUM, von Ihrem Bildschirm in der Redaktion aus, eine Seite zur Belichtung freigeben. Welches Kurz-Kommando müssen Sie in der letzten Bildschirmzeile dazu eingeben. - > > Kreuzen Sie bitte das Kommando an.

0

PA

ο

PAT

0

BELI

ο

PAB

0

PATB

15) Sie sehen unten einen Text mit einem Bildfreiraum. Wie muß die Befehlskette lauten, um diesen Freiraum im Text freizuschlagen? - > > Das Bild ist 16 Zeilen hoch und der Artikel ist vierspaltig

Die Befehlskette lautet: