Einige Worte zur Verständigung über den Krieg mit Dänemark: Von einem norddeutschen Staatsmann [Reprint 2019 ed.] 9783111487120, 9783111120546

144 5 1MB

German Pages 27 [28] Year 1849

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Einige Worte zur Verständigung über den Krieg mit Dänemark: Von einem norddeutschen Staatsmann [Reprint 2019 ed.]
 9783111487120, 9783111120546

Table of contents :
Einige Worte zur Verständigung über den Krieg mit Dänemark
I.
II.
III.
IV.

Citation preview

Einige Worte zur Verständigung über

-en Krieg mit Dänemark.

einem Norddeutschen Staatsmann.

Berlin. Druck und Bnlug von W. dicimev.

1849.

«Ver Krieg, welchen Deutschland seit setzt reichlich Einem Jahre mit Dänemark führt und dessen baldige Beendigung man von den seit einigen Tagen in Berlin angeknüpften Unterhandlungen hofft, bietet, so geringfügig er auch an­ fangs Manchem erscheinen mochte, dem Beobachter manche interessanten Momente dar.

Als im April v. I. Däne­

mark feindlich gegen Schleswig-Holstein auftrat, ergriff die deutsche Nation mit glühendem Eifer diese Gelegen­ heit ihren nationalen Patriotismus an den Tag zu legen um dem bedrängten Schleswig-Holstein zu Hülfe zu ei­ len: aber in dem Augenblick als Dänemark überwunden und nahe daran schien, den Frieden erbitten zu müssen, legte die Diplomatie sich ins Mittel; die errungenen Vor­ theile wurden aufgegeben,

das

deutsche Heer ward in

völliger Unthätigkeit gehalten und Deutschland ließ sich gefallen, daß Monate lang dänische Piraten seinen See­ handel störten und dadurch dem Wohlstände der Küsten­ länder unberechenbare Verluste zufügten.

Mit demselben

Augenblick hörte der Krieg auf populär zu sein: es wur­ den von manchen Seiten Zweifel über die Nechtmäßigkeit der Sache, die man vertheidigte, geäußert; man be­ rechnete daß der mögliche Gewinn den gebrachten Opfern nicht gleich kommen werde; der Malmöer Waffenstillstand ward von einem großen Theile der Nation mit Beifall

4 aufgenommen, und als in diesem Frühjahre die Feind­ seligkeiten wieder begannen, da hätten die meisten Regie­ rungen lieber gesehen, daß nur irgend

ein Friede ge­

schlossen und ihnen dadurch die Last, den Krieg zu er­ neuern, abgenommen wäre.

Und dennoch ist wohl kaum

je ein Krieg mit mehr Leichtsinn, wir möchten sagen, Muth-, willen angefangen und fortgesetzt worden, als Dänemark diesen Krieg provocirt und vor zwei Monaten wiederum erneuert hat; und die Geschichte wird nicht leicht ein Bei­ spiel aufweisen, daß eine europäische Macht sich ohne alle Veranlassung in einen Krieg gestürzt hätte, in, welchem ein günstiges Resultat so höchst unwahrscheinlich, es aber gewiß war, daß auch der glänzendste Erfolg keinen den Opfern und Gefahren des Krieges entsprechenden Gewinn bringen könnte.

Der Verfasser der folgenden Blätter hat

Gelegenheit gehabt, sich sowohl von den Begebenheiten, welche dem Ausbruche der Feindseligkeiten vorhergegan­ gen sind, als von den späteren Ereignissen genau zu un­ terrichten und seine Beobachtungen haben ihn von der Richtigkeit des so eben ausgesprochenen Urtheils über­ zeugt;

da indeß nicht nur in England und Frankreich,

sondern auch in einem großen Theile Deutschlands über diesen Gegenstand große Unklarheit Statt findet, so hält der Verfasser es für seine Pflicht, so viel er vermag, zur Berichtigung der im Volke verbreiteten irrigen Ansichten beizutragen.

I ist bekannt, daß die Herzogtümer Schleswig und Holstein, von denen letzteres von Alters her zum deut­ schen Reiche und seit 1815 zum deutschen Bunde gehört hat, seit länger als 400 Jahren in der engsten staats­ rechtlichen, nationalen und administrativen Verbindung ge­ standen, und obgleich Schleswig in politischer Beziehung nicht zu Deutschland gehörte, dennoch der That und der Volksanstcht nach, nur Ein Land gebildet haben; es ist ferner bekannt, daß die Herzogthümer seit beinahe 400 Jahren denselben Landesherrn wie Dänemark gehabt und mit diesem Königreiche in einer fast ununterbrochenen Per­ sonalunion gestanden haben. Durch die lange Vereini­ gung beider Länder unter Einem Fürsten war zwar die staatliche Selbständigkeit Schleswig-Holsteins keinesweges aufgegeben; es hatten sich indeß nach und nach manche Beziehungen zwischen diesem und Dänemark gebildet, welche durch die Personalunion nicht geboten waren, und welche, wie insbesondere die Gemeinschaft der Finanzen und des Heerwesens Dänemark bedeutende Vortheile brach­ ten, die Herzogthümer aber auf das Empfindlichste beein­ trächtigten; auch hatte man sich in Dänemark an den Ge-

6 danken einer Staatseinheit zwischen dem Königreiche und den Herzogthümern gewöhnt und sich dem Glauben hin­ gegeben, daß die einstweilige Verbindung eine immer­ währende sein werde.

Es ist daher sehr erklärlich, daß

als sich die Gewißheit ergab,

der gegenwärtige König

von Dänemark werde kinderlos bleiben und demnach der Mannsstamm des dänischen Königshauses in kurzem aus­ sterben, der Umstand, daß die Succession in beiden Län­ dern verschieden ist, daß nämlich in Dänemark auch die weiblichen Nachkommen Friedrichs des Dritten, in den Herzogthümern aber nur der Mannsstamm Christians des Ersten successionsfähig ist, und die dadurch nahe gerückte Aussicht, daß nach dem Ableben des Königs Friedrichs des Siebenten die Personalunion aufhören und die Herzogthümer einen anderen Landesherrn als Dänemark er­ halten würden, in Dänemark große Besorgnisse erregte, und daß sowohl die Regierung auf Mittel sann die be­ vorstehende Trennung der Herzogthümer von Dänemark zu verhindern, als die dänische Nation sich dieser Tren­ nung höchst abgeneigt zeigte.

In den Herzogthümern ward

dagegen die nahe Auflösung der Verbindung mit Däne­ mark als eine erfreuliche Aussicht begrüßt, weil man sich dort mehr und mehr überzeugt hatte, daß die Verbindung mit Dänemark der selbständigen Entwickelung der Herzog­ thümer

wie der deutschen Gesinnung der Bevölkerung

immer feindlicher entgegentrete und große materielle Opfer erheische.

Diese entgegenstehenden Ansichten,

welche in

den Schleswig-Holsteinischen und den dänischen Ständen, so wie in der deutschen und dänischen Presse mit Eifer

7 vertreten und sowohl aus dem staatsrechtlichen und histo­ rischen, als aus dem nationalen und politischen Gesichts­ punkte ausführlich erörtert wurden, brachten von vorn herein eine gegenseitige Spannung hervor, die je mehr die dänischen Ansprüche von der Regierung insgeheim und öffentlich unterstützt wurden, in eine feindliche Stim­ mung von beiden Seiten überging.

Die Herzogthümer

waren indeß weit entfernt der dort herrschenden Ueber­ zeugung, daß der Mannsstamm daselbst ausschließlich erb­ berechtigt sei, auf ihr Verhältniß zu dem zeitigen Landes­ herrn irgend einen Einfluß zu gestatten; vielmehr ward auch den unvollkommensten Regierungsmaßregeln pünkt­ licher Gehorsam geleistet, und nur den künftigen Erban­ sprüchen des dänischen Königshauses entschiedener Wider­ spruch

entgegengesetzt.

Hiebei blieb

es auch,

als der

König Christian der Achte durch den vielbesprochenen Brief vom 8ten Juli 1846 seine Ansicht über die Anwendbarkeit der nach dem dänischen Königsgesetze in Dänemark Statt findenden Erbfolge auf die Herzogthümer aussprach, und sich, durch die Mißbilligung, welche dieser Schritt in den Herzogthümer» fand, aufs Empfindlichste verletzt, zu ei­ ner Reihe von Regierungsmaßregeln verleiten ließ, welche die Rechte der Herzogthümer entschieden kränkten.

Durch

vielfache gründliche wissenschaftliche Untersuchungen, an denen sich manche deutsche Gelehrte betheiligten, ward die vom Könige ausgesprochene Ansicht über die Erbfolge, auf das Vollständigste widerlegt; selbst

der Bundestag

sprach sich durch den Beschluß vom 17ten September 1846 mißbilligend über den offenen Brief aus; die Schleswig;

8 Holsteinische Bevölkerung aber duldete in der Hoffnung, daß nach dem Aussterben der männlichen Linie des Kö­ nigshauses ein anderer Zustand der Dinge eintreten werde, schweigend die Unbill der Gegenwart, und begnügte sich, im Vertrauen auf ihr gutes Recht, durch Protestationen und Adressen ihre Gerechtsame für die Zukunft zu wah­ ren.

Nach dem im Januar 1848 erfolgten Tode Königs

Christian des Achten ging dann auch der Regierungs­ wechsel ohne alle Störung der gesetzlichen Ordnung vor sich, und selbst als der jetzige König Friedrich der Sie­ bente, durch ein Rescript vom 28ften Januar 1848 die Absicht aussprach, Dänemark und die Herzogthümer durch eine gemeinschaftliche Verfassung zu einem

einheitlichen

Staat zu vereinigen, und zur Vorbereitung dieser Maß­ regel Notabeln in Kopenhagen zu versammeln, hatte diese Verfügung, obwohl die staatlichen Rechte der Herzog­ thümer durch deren Ausführung ihrem Wesen nach wä­ ren vernichtet worden, keinen anderen Widerstand zur Folge, als daß man beschloß, die Wahl der nach Kopen­ hagen berufenen Notabeln, nur mit Vorbehalt der Lan­ desrechte vorzunehmen. In Dänemark fand man sich indeß durch die Aus­ sicht auf eine Verfassung, mittelst welcher beide Herzog­ thümer als ein geschlossenes Ganze dem Königreiche ge­ genüber als gleichberechtigt anerkannt werden sollten, und welche auch den deutschen Bundesstaat Holstein befaßte, keinesweges befriedigt.

Die öffentliche Meinung sprach

sich vielmehr, durch die Organe der ultradänischen Partei geleitet, dahin aus, daß Holstein zwar außerhalb des

9 Gesammtstaats bleiben, Schleswig aber völlig mit Däne­ mark vereinigt werden müsse, und diese Ansicht machte sich auch im dänischen Staatsrache geltend, als die im März v. I. Deutschland ergreifende Bewegung die Frei­ heit des deutschen Volkes und einen einheitlichen Bun­ desstaat forderte.

Daß die Herzogthümer, auf der einen

Seite von der Erhebung Deutschlands ergriffen, auf der anderen Seite durch

die in Kopenhagen geschmiedeten

Pläne bedroht, von der allgemeinen Aufregung nicht frei blieben, war eine natürliche Folge der Ereignisse.

Ob­

gleich eben das daselbst geführte Regiment, an dessen Spitze der bekannte Präsident Scheel stand, sich immer unleidlicher machte, und zugleich unverkennbare Spuren innerer Schwäche und naher Auflösung zeigte, fanden doch durchaus keine tumultuarischen Austritte Statt. indeß die Wünsche und

Damit

Forderungen des Volks durch

sein konstitutionelles Organ an den Landesherrn gelang­ ten, faßten die am 18ten März zu Rendsburg versam­ melten Mitglieder der Ständekammer den Entschluß, eine Deputation aus ihrer Mitte an den König zu schicken, und diesen um die Wiederherstellung der Landesfreiheiten und um Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bund zu bitten.

Dieser durchaus gesetzliche, und durch

das

bestehende freie Petitionsrecht völlig gerechtfertigte Schritt, ward indeß von der Partei in Kopenhagen, welche dort die öffentliche Meinung beherrschte, noch ehe die Deputa­ tion abgereist war, als aufrührerisch proclamirt, und da­ zu benutzt, einen längst vorbereiteten Staatsstreich gegen die Herzogthümer zur Ausführung zu bringen.

Der Kö-

10 nig ward durch eine in dem dortigen Casino gehaltene große Volksversammlung genöthigt, seine Minister zu ent­ lassen, und ein Ministerium zu ernennen, dessen erstes Werk es war eine königliche Erklärung dahin zu erlassen, daß Holstein zwar an den Errungenschaften der deutschen Erhebung ungestört Theil nehmen, Schleswig aber mit dem Königreiche Dänemark eine gemeinschaftliche Verfas­ sung erhalten und als dänische Provinz dem Königreiche incorporirt sein solle. Erst als die Kunde von dieser Ministerialveränderung und den feindlichen Schritten, welche das neue Ministerium gegen die Selbständigkeit und Verfassung Schleswig-Holsteins beabsichtigte, in die Herzogthümer gelangte, nahm der thatsächliche Widerstand gegen die Maßregeln der Regierung, aber keinesweges gegen die Person des Landesherrn, seinen Anfang. Es bildete sich eine provisorische Regierung, welche in der damals völlig begründeten Voraussetzung, daß der König nicht aus freiem Willen, sondern unter dem Einflüsse des ihm auf revolutionäre Weise aufgedrungenen Ministern handle, Namens des als unfrei angesehenen Landesherrn die Zügel der Regierung ergriff, sich in den Besitz der Landesfestung Rendsburg setzte, und sich zur Aufgabe stellte, die Rechte des Landes zwar gegen das Ministe­ rium zu vertheidigen, die Regierung aber in die Hände des Königs zurückzugeben, sobald Er sich aus den Ban­ den seiner Rathgeber befreit habe. Diese Regierung ward von der gesammten Bevölkerung der Herzogthümer fast einstimmig anerkannt; der König verkannte aber die Lo­ yalität dieser nicht gegen Ihn, sondern gegen Sein Mi»

11 nisterium gerichteter» Opposition gänzlich; er erklärte das Zusammentreten der provisorischen Regierung, obgleich dadurch allein die Ordnung erhalten und der Ausbruch der Anarchie in den Herzogthümern hatte verhindert wer­ den können, für Aufruhr; erließ eine Proklamation durch welche die Inkorporation Schleswigs in Dänemark ver­ kündet ward, rückte Selbst an der Spitze der dänischen Truppen ins Land und begann so den Krieg, der, da Deutschland und zunächst der König von Preußen es übernahmen das Recht Holsteins auf die Fortdauer der Verbindung mit Schleswig zu schützen, bis setzt fortge­ dauert hat.

II. Der vorstehenden, durchaus getreuen Geschichtserzäh­ lung zu Folge, ist der active Widerstand der Herzogthümer gegen die Regierung des Königs von Dänemark le­ diglich dadurch hervorgerufen, daß letzterer die Verbindung zwischen Schleswig und Holstein für aufgelöst und Schles­ wig für eine Provinz des Königreichs Dänemark erklärt hatte; auch hat Dänemark die Feindseligkeiten angefangen und die Herzogthümer mit gewaffneter Hand angegriffen, weil sie sich jenem Gewaltstreiche nicht unterwerfen woll­ ten. Deutschland aber hat die Sache der Herzogthümer zu der (einigen gemacht, weil es sich verpflichtet hielt dem Herzogthum Holstein sein Recht auf die fortwährende Ver­ bindung mit Schleswig zu gewähren. Es ist mithin die

12 dänische Regierung, welche die Schritte that, durch welche die Rechte der Herzogthümer verletzt werden sollten, und wiederum die dänische Regierung, welche dieses Attentat mit Waffengewalt durchzusetzen versuchte. Es ist dem­ nach völlig klar, daß das dänische Ministerium durch diese Gewaltschritte die ganze Verantwortlichkeit des Krie­ ges auf seine Schultern geladen hat, denn es fehlte an jedem haltbaren Grunde, in dem damaligen Augenblicke einen solchen Staatsstreich gegen die Herzogthümer zu unternehmen und es lag klar vor, daß die Herzogthümer einer Regierungsmaßregel, die ihre vereinigte staatliche Stellung vernichten sollte, den äußersten Widerstand ent­ gegensetzen würden. Wie bereits angeführt worden, war damals in den Herzogthümer» nicht der entfernteste Gedanke daran, dem Könige und Seinen agnatischen Succefforen den Gehor­ sam zu entziehen, vielmehr fand in Schleswig-Holstein eine bei weitem loyalere Stimmung gegen den Landes­ herrn Statt, als in Dänemark selbst, und wenn der Kö­ nig Seiner Seits den rechtlichen Zustand der Herzogthü­ mer respectirt hätte, so hätte Er während Seiner Lebzeit das Regiment in den Herzogthümer» eben so ungestört führen können, wie Seine Vorfahren. Auch mußten die Minister wissen, daß die Bevölkerung der Herzogthümer sich ihre verfassungsmäßigen Rechte, namentlich die enge Vereinigung beider Herzogthümer, und die agnatische Succession um keinen Preis wieder nehmen lasse, und daß ein auf die Trennung Schleswigs von Holstein ge­ richteter Staatsstreich daher den entschiedensten Wider-

13 spruch zur Folge haben würde.

Die Minister konnten sich

ferner darüber nicht täuschen, daß eine Regierungsmaß­ regel, welche die bestehenden Verhältnisse zerstörte, revo­ lutionär sei, daß Veränderungen in der Verfassung nach der ausdrücklichen Vorschrift des Gesetzes über die Ein­ führung von Provinzialständen vom 15ten Mai 1834 zu­ vor den Ständen zur Berathung vorgelegt werden muß­ ten, und daß die deutsche Nation und die deutschen Für­ sten, welche seit 1846 die Lage der Herzogthümer mit großer Aufmerksamkeit ins Auge gefaßt hatten, eine solche Verletzung der verfassungsmäßigen Rechte eines deutschen Landes nicht dulden würden.

Endlich konnte es den Mi­

nistern nicht entgehen, daß der Zeitpunkt für das Attentat, mit Beziehung auf Dänemark höchst unglücklich gewählt war, da die nationale Bewegung, welche im März Deutsch­ land ergriffen, nicht nur die deutschen Sympathieen in den Herzogthümern bis zum Enthusiasmus gesteigert, son­ dern auch die gesammte Bevölkerung Deutschlands in ei­ nem solchen Grade für Schleswig - Holstein

begeistert

hatte, daß die Fürsten nicht einmal vermocht hätten, die Nation vom Kampfe zurückzubalten.

Es ist fast unbe­

greiflich, wie das dänische Ministerium, nachdem der Kö­ nig erst am 28sten Januar,

die Absicht ausgesprochen

hatte den beiden Herzogthümern eine mit Dänemark ge­ meinschaftliche Constitution zu geben, und deshalb eine Verständigung mit den Herzogthümern zu eröffnen, den König überreden konnte, am 24sten März jene Verfügung zurückzunehmen und dagegen Schleswig für eine dänische Provinz zu erklären.

Es ist dies Alles um so unverzeih-

14 licher, da gerade die vom Könige verheißene Constitution das einfachste Mittel dargeboten hätte, die Fortdauer der Personalunion Dänemarks

mit

den Herzogthümern zu

sichern, indem es dazu nur einer Abänderung der im Königsgesetze festgesetzten Erbfolge dahin bedurft hätte, daß diese mit der agnatischen Succession in den Herzogthümern übereinstimmte, wobei um so weniger Bedenken sein konnte, da die Constitution jedenfalls die Aufhebung des Königs­ gesetzes voraussetzt, da der präsumtive Thronfolger auch die Aussicht auf die Nachfolge im Kurfürstenthum Hessen hat, und die dänische Nation dem hessischen Hause über­ all nicht gewogen ist.

Daß die dänische Negierung eS

unterlassen hat dieses so nahe liegende Auskunftsmittel zu ergreifen, bestärkt die durch ihr ganzes Verfahren begrün­ dete Vermuthung, daß es nicht sowohl auf eine Erhal­ tung des bisherigen Zustandes, sondern auf die Erweite­ rung der Grenzen des Königreichs, nicht auf die Fort­ dauer der Personalunion, sondern aus die Eroberung Schleswigs

abgesehen war.

Wie dem aber auch sein

möge, so kann man es nur einer unerhörten Verblendung oder

einem höchst frevelhaften Uebermuthe zuschreiben,

daß das dänische Ministerium die Katastrophe ohne alle Noth gerade in dem Augenblicke herbeiführte, wo die Ln Kopenhagen annahende Deputation der Schleswig-Hol­ steinischen Ständemitglieder über die in Schleswig-Hol­ stein Statt findende Stimmung nicht die mindesten Zwei­ fel übrig ließ.

Man suchte zwar die irrige Meinung zu

verbreiten, daß die von der Deputation ausgesprochenen Gesinnungen nur die Ansichten einer Partei in den Her-

15 zogthümern, des Herzogs von Augustenburg, des Adels und vorzüglich der Advocaten sei, es ist aber durchaus nicht anzunehmen, daß die Regierung selbst an diese Fa­ bel geglaubt hat: wenn sie aber wirklich in einer so gro­ ben Täuschung befangen gewesen wäre, so hätte sie in demselben Augenblicke eines bessern belehrt werden müs­ sen, denn sobald der Entschluß des Königs in Kopenhagen bekannt geworden war, nahmen fast alle an den dortigen Regierungscollegien angestellten Schleswig-Holsteiner ihre Entlassung und in Schleswig-Holstein selbst ward nicht nur der Zusammentritt der provisorischen Regierung mit allgemeinem Jubel begrüßt, sondern die ganze Bevölke­ rung der Herzogthümer erhob sich wie Ein Mann um die Regierung mit Gut und Blut zu unterstützen und den Kampf mit Dänemark zu führen. Das Ministerium ging aber in seinem blinden Trotz noch weiter, indem es bei der Durchführung seines Atten­ tats verharrte, obgleich nicht nur die befreundeten Mächte davor warnten, sondern es auch mit Sicherheit vorherzu­ sehen war, daß Deutschland die Waffen für die Herzog­ thümer ergreifen würde.

Daß Preußen sich der Herzog­

thümer annehmen werde, war nach dem bekannten Briefe des Königs von Preußen an den Herzog von Augustenburg vom 24sten März, durchaus nicht zu bezweifeln; daß auch die übrigen deutschen Staaten sich bei dem Kriege betheiligen mußten, war bei der damaligen Stimmung der Nation völlig klar.

Die preußische Regierung und der

Bundestag ließen es indeß an Versuchen Dänemark zur friedlichen Erledigung der Sache zu vermögen keineöwe-

16 ges fehlen. Selbst nachdem schon Blut geflossen war und die preußischen Truppen in Holstein eingerückt wa­ ren, ward noch länger als 14 Tage unterhandelt, und erst als alle Vermittelungsversuche vergeblich blieben, wurden die Feindseligkeiten begonnen. Es hat daher der dänischen Regierung nicht an Zeit zur Ueberlegung ge­ fehlt, und das Ministerium trägt ganz allein die Schuld, daß es zum wirklichen Kriege zwischen Deutschland und Dänemark gekommen ist. Daß Dänemark den Krieg so lange hat fortsetzen können, daß das Ministerium den Malmöer Waffenstillstand unerfüllt gelassen und demnächst gekündigt hat, daß es fortwährend an seinen übertriebe­ nen Forderungen festhält, mag, nachdem Dänemark ein­ mal die Grenzen des Rechts und der Politik überschritten hat, mehr der Lauheit mit welcher der Krieg von deut­ scher Seite geführt worden und der Schwäche des dama­ ligen preußischen Cabinets, als dem Uebermuth der Dä­ nen zuzuschreiben sein, denn nach den bisherigen Erfah­ rungen darf man sich nicht wundern, wenn das dänische Ministerium die Ansicht gewonnen hat, daß es allen Nie­ derlagen seiner Truppen ungeachtet, den deutschen Regie­ rungen durch Drohungen mit russischer, englischer oder gar französischer Hülfe imponiren könne.

III. Wir haben gesehen, daß Dänemark nicht nur ohne alle Noth zu den Gewaltschritten gegen die Herzogthümer

17 sich hat verleiten lassen, sondern daß es seinen nächsten Zweck, die Verbindung der Herzogthümer mit dem König­ reiche über die Dauer des Mannsstammes hinaus zu sichern, ohne irgend einen Conflict hätte erreichen können, wenn es die dänische Erbfolgeordnung der Schleswig-Hol­ steinischen angepaßt hätte, daß mithin der Krieg lediglich von Dänemark provocirt worden ist. Nachdem der Krieg einmal begonnen und meistens zwischen Schleswig-Holstein und Dänemark mit Erbitterung geführt ist, ist freilich die Sachlage eine andere geworden, und es kann sich nun fragen welche Zwecke Dänemark durch die längere Fort­ setzung des Krieges verfolgen und möglicherweise er­ reichen kann. Dänemark hat den Krieg angefangen um das Hcrzogthum Schleswig als dänische Provinz zu gewinnen, und, wenn wir recht unterrichtet sind, auch bei den Frie­ densunterhaltungen diese Forderung festgehalten, indem es auf die Trennung Schleswigs von Holstein und die nähere Verbindung Schleswigs mit Dänemark bestanden und Schleswig nur eine precäre sogenannte administra­ tive Selbstständigkeit hat zugestehen wollen. Indem das dänische Cabinet hierauf besteht, ladet es neue politische Sünden auf sein Haupt, denn der Preis des Kampfes, nach welchem mit so großen Opfern gestrebt wird, die Einverleibung Schleswig in Dänemark ist unausführbar, uud würde, wenn auch die Ausführung möglich wäre, für Dänemark kein Glück, sondern viel­ mehr das größte Mißgeschick sein.

18 Wir bleiben zunächst bei dem zweiten Satze stehen, der Behauptung, daß der Erwerb Schleswigs Dänemark nicht zum Heil, sondern zum Unheil gereichen würde. Es kann nämlich in dieser Beziehung nur von Schleswig ohne Holstein die Rede sein, weil darüber, daß Holstein nach dem Aussterben des königlichen Mannesstammeö in Folge der dort unbestrittenen männlichen Succession einen anderen Landesherrn erhalten und demzufolge die Ver­ bindung zwischen Holstein und Dänemark aufhören wird, durchaus kein Streit obwaltet, daher denn auch die An­ sprüche Dänemarks lediglich auf Schleswig gerichtet sind. Das Herzogthum Schleswig enthält 163 Quadrat­ meilen, mit 362,000 Einwohnern, und würde mithin, wenn es dem Königreiche Dänemark mit 691 Quadrat­ meilen und 1,350,000 Einwohnern einverleibt wird Däne­ mark ungefähr um vergrößern. Es ist aber klar, daß Dänemark auch mit diesem Zuwachs an Areal und Be­ völkerung als Europäische Macht nicht gewinnen, sondern immer eine Macht dritten oder vierten Ranges bleiben würde, daß die politische Bedeutung Dänemarks mithin durch Schleswig nicht erhöht werden kann. In finan­ zieller und staatswirthschaftlicher Rücksicht würde eine solche Territorialvermehrung dem Königreiche aber nur dann Gewinn bringen, wenn die Nationalität und Ge­ sinnung in Schleswig dänisch wäre, wenn die Möglichkeit vorhanden wäre, daß Schleswig sich in seinem gegen­ wärtig blühenden Zustande Dänemark unterwerfen und sich dem Königreiche aus freiem Willen anschließen würde. Dies würde aber keinesweges der Fall sein; vielmehr

19 würde Dänemark, wenn es seine Pläne auf Schleswig wirklich durchzusetzen im Stande wäre, nur ein verwüstetes, der Verarmung verfallenes Land, mit einer feindselig ge­ sinnten Bevölkerung erwerben, das sich bei der ersten Gelegenheit gänzlich von Dänemark loszureißen suchen würde. Schleswig ist nämlich in jeder Beziehung so eng mit Holstein verwachsen, die politischen, nationalen und Familieninteressen beider sind so innig mit einander ver­ bunden, der Wohlstand Schleswigs beruht so ausschließ­ lich auf der freien Communication mit Holstein und Deutsch­ land, daß die Schleswigsche Bevölkerung sich erst dann der Trennung von Holstein unterwerfen wird, wenn sie zuvor einen Vernichtungskampf mit Dänemark geführt hat, und auch dann wenn Alles verloren ist, wird der bessere Theil der Einwohner lieber auswandern, als sich der dänischen Botmäßigkeit unterwerfen. Es wäre auch nicht einmal die Aussicht vorhanden, daß das so zu Grunde gerichtete Land, sich je wieder erholen könnte: die gegen Holstein hin gezogene Zollgrenze würde jeden Verkehr mit Deutschland hemmen, der Credit würde schwinden, die Capitalien würden zurückgezogen, die Abgaben bei der gegenwärtigen Zerrüttung der dänischen Finanzen un­ erschwinglich werden. Und welche Opfer würde es Däne­ mark nicht kosten dieses Land mit einer durch die erlittenen Calamitäten doppelt feindlich gesinnten Bevölkerung, gegen äußere Angriffe und innere Empörung zu conserviren? Dänemark würde in Schleswig beständig eine bedeutende Truppenmacht halten müssen, und dadurch genöthigt sein, bei seinen geringen Kräften die Hauptstadt und die Inseln 2*

20 ohne Schutz zu lassen: man würde, da sich in Schleswig nicht einmal ein befestigter Waffenplatz findet, eine neue Festung anzulegen und dadurch zu Geldopfern genöthigt sein, welche mit den aus dem verarmten Lande zu er­ wartenden Einkünften in gar keinem Verhältnisse ständen. Auch müßte der Besitz von Schleswig nothwendig Con­ flicte mit Deutschland hervorrufen, bei welchen es Däne­ mark um so mehr an Mitteln der Vertheidigung fehlen würde, da die unmittelbar an der Grenze gelegene Festung Rendsburg das südliche Schleswig beherrscht, und Däne­ mark an den Schleswigschen Truppen nur Feinde finden würde. Endlich würde die Aufnahme Schleswigs in den dänischen Staatsverband

der harmonischen Entwickelung

des dänischen Staats unübersteigliche Hindernisse in den Weg legen, denn die Schleswigcr sind nun einmal keine Dänen, sondern Deutsche und die in Dänemark hinein­ gedrängte

fremde Nationalität würde sowohl auf den

Reichstagen, als außerhalb derselben die Saat der Zwie­ tracht ausstreuen, und so Dänemark den Vortheilen der Einheit, auf die es jetzt Deutschland gegenüber so stolz ist, berauben. Nach allen diesen Erwägungen scheint es daher völlig klar,

daß der Versuch, Schleswig mit dem Königreiche

zu vereinigen,

dieses mehr schwächen als stärken, die

Lasten des Landes eher vergrößern als vermindern, Däne­ mark in neue Kriege mit Deutschland verwickeln, und endlich bei erster Gelegenheit zum gänzlichen Abfall Schles­ wigs von Dänemark führen müßte. Aus der andern Seite würde Dänemark ohne Schles-

21 wig einer weit glücklicheren Zukunft entgegensehen. Schon die dadurch hergestellte Einheit der Nationalität, die aus­ schließlich dänische Bevölkerung mit gänzlicher Ausschließung der Deutschen wäre ein nicht zu berechnender Gewinn. So lange die Herzogthümer mit dem Königreiche unter Einer gemeinschaftiichen Regierung standen, hatte diese Regierung die schwere Aufgabe, beiden einander widerstre­ benden Nationalitäten gemeinschaftlich Rechnung tragen zu müssen: sie war daher oft in der Lage die Interessen der einen denjenigen der andern zum Opfer bringen zu müssen, öfter auch keinen von beiden genügen zu können,

und

war schlau genug diesen Zwitterzustand zu benutzen, um die freisinnigen Bestrebungen in Dänemark, mit Rücksicht auf die Herzogthümer, und umgekehrt die Forderungen der Herzogthümer durch die entgegenstehenden Ansprüche Dänemarks zu unterdrücken.

Der absoluten Regierung,

die bis zum vorigen Jahre in Dänemark und den Herzogthümern bestand, war es möglich beide einander entge­ genstehende Nationalitäten unter Einer Zwangsherrschaft zusammenzuhalten; einer constitutionellen Regierung, bei welcher jede der verschiedenen Nationalitäten ihre Stimme hätte, könnte dies nicht länger gelingen, wie das Beispiel der Oestreichischen Monarchie dies neulich im Großen ge­ zeigt hat. Es ist ferner Thatsache, daß die staatsmännischen Talente, welche seit den letzten zehn Jahren in Däne­ mark aufgetaucht sind, durch

die steten Reibungen mit

dem deutschen Geist in den Herzogthümern fast gänzlich absorbirt, durch die in diesen Partei-Kämpfen angewandten Intriguen, Unwahrheiten und Gewissenlosigkeiten demorali-

22 sirt sind, und so dem Lande, in dem sie einen heilsamen Aufschwung hervorzurufen befähigt waren, einen Schaden gebracht und dasselbe an den Rand des Abgrundes ge­ führt haben. — Auch kann Dänemark in finanzieller Be­ ziehung ohne die Hülfsquellen der Herzogthümer sehr wohl bestehen, insofern nicht der gegenwärtige Krieg eine totale Zerrüttung der dänischen Finanzen zur Folge haben sollte.

Wenn nämlich die Herzogthümer einen verhält-

nißmäßigen Theil der Staatsschuld übernähmen, würde Dänemark vollkommen im Stande sein, die nothwendigen Staatsausgaben aus eignen Mitteln abzuhalten,

zumal

wenn die unverhältnißmäßigen Kosten der Hofhaltung, der Apanagen und des Militärs dem Wunsche der Nation gemäß beschränkt werden würden, wie das vor kurzem in einem Artikel der deutschen Reform durch Zahlen nach­ gewiesen ist,

das wird auch

letzten Jahre bestätigt.

durch die Erfahrung der

Dänemark

hat seit dem März

1848 keine Zuschüsse aus den Herzogthümern erhalten, es hat in Rendsburg einen bedeutenden Cassabehalt ein­ gebüßt, die Zinsen der Staatsschuld größtentheils allein aufgebracht und auf den Krieg ungeheuere Summen ver­ wenden müssen. —

Dennoch hatte bis zum Wiederaus­

bruch des Krieges wenigstens, der Wohlstand des Landes nicht erheblich gelitten und der Credit des Staats ist so wenig geschwächt worden,

daß Dänemark während des

Krieges eine Anleihe unter nicht ungünstigen Bedingungen hat abschließen können, und der Cours der Staatspapiere nur unbedeutend gefallen ist. Aber die nähere Verbindung Schleswigs mit Däne-

23 mark ist überall nicht ausführbar, denn Schleswig kann und will eben so wenig seine Verbindung mit Holstein und mit Deutschland aufgeben, als mit Dänemark verei­ nigt werden.

Die innige Vereinigung Schleswigs mit

Holstein greift so tief in alle socialen, industriellen und politischen Interessen ein,

daß die ganze Schleswigsche

Bevölkerung in der Losreißung von Holstein den Todes­ stoß nicht nur ihrer politischen Eristenz, sondern auch ih­ res Wohlstandes, und zugleich

die empfindlichste Ver­

letzung der nationalen Ehre erkennt, denn die Schleswiger hegen eine entschiedene Geringschätzung gegen die Dänen und werden sich nie dazu entschließen sich diesen unter­ zuordnen.

Die Schleswiger werden sich daher niemals

einem Friedensschlüsse unterwerfen, welcher die Trennung Schleswigs von Holstein ausspricht: sie werden sich, selbst wenn Deutschland sie Preis geben sollte, in dem durch die letzten Erfolge ihrer Waffen neu belebten Selbstbe­ wußtsein gegen jede dänische Invasion bis aufs Aeußerste wehren und Dänemark

wird nicht im Stande sein sie

durch eigne Macht zu überwinden.

Die Ereignisse des

letzten Jahres haben den durch den Uebermuth der dä­ nischen Regierung und der dänischen Nation lange ge­ nährten Nationalhaß zu einem Grade der Erbitterung gesteigert, welcher eine engere Gemeinschaft mit Däne­ mark fürder unmöglich macht.

Nie wird das Schleswig-

Holsteinische Volk es vergessen, daß die dänische Regie­ rung, nachdem sie die Herzogthümer geflissentlich wehrlos gemacht, und mit frevelndem Hohne die Landesrechte ver­ nichtet hatte, die Nothwehr der Herzogthümer gegen die-

24 ses Attentat als Aufruhr bezeichnete, das damals noch unvertheidigte Schleswig mit ihren Truppen überschwemmte, die deutsch gesinnten Bewohner

in

die Gefangenschaft

schleppte, die Gefangenen mit feiger Grausamkeit miß­ handelte, kein gegebenes Versprechen hielt und dabei nicht müde ward durch Intriguen und Verbreitung offenbarer Lügen ihr Verfahren vor Europa zu rechtfertigen.

Die

bisherige Kriegführung hat das Maaß der Geringschätzung, welches die Schleswig-Holsteiner lange gegen die däni­ sche Nation gehegt, so sehr erfüllt, daß eine Versöhnung nicht mehr denkbar ist, denn vom Beginn des Kampfes bis setzt, sind die Dänen nur tapfer gewesen gegen Wehr­ lose, haben sich aber vor Bewaffneten stets feige zurück­ gezogen.

Auf der anderen Seite haben die Herzogthümer

seit dem März v. I. die Segnungen einer einheimischen Regierung erfahren: sie haben durch das Staatsgrund­ gesetz vom löten September 1848 eine Verfassung er­ langt, welche den Wünschen des Volks vollkommen ent­ spricht: sie haben ihre Kräfte kennen lernen, und sich da­ von überzeugt, was die Herzogthümer vermögen, wenn ihre Hülfsquellen nur zum eignen Besten verwandt wer­ den: sie werden sich daher niemals einem fremden Joche beugen.

Deshalb wird Schleswig sich nie den Dänen

unterwerfen, und wenn Deutschland sich auch der Her­ zogthümer nicht fernerhin annehmen kann oder will, so wird es doch nie dulden, daß fremde Heere als dänische Hülfstruppen die Herzogthümer unterjochen.

25

IV. Preußen will jetzt den Krieg beendigen und der Krieg muß auch, nicht nur im Interesse der europäischen Poli­ tik, sondern auch im Interesse der Humanität beendigt werden, denn der Krieg ist, wie wir eben gezeigt haben, ein völlig zweckloser und unnützer.

Es ist unmöglich daß

Dänemark das Herzogthum Schleswig gewinne, und es kann dieses, in seinem wohlverstandenen Interesse nicht einmal wünschen: Deutschland und die Herzogthümer ver­ langen von Dänemark nichts weiter, als daß letzteres die wohlbegründeten Rechte der Herzogthümer anerkenne.

Der

Krieg würde daher, wenn er auch noch so lange fortge­ setzt würde, zu keinem anderen Resultat führen, als daß Dänemark seine leichtsinnig erhobenen Ansprüche auf die Unterjochung Schleswigs

aufgiebt.

Eben darum

darf

im Interesse der Humanität kein ferneres nutzloses Blut­ vergießen Statt finden, und es kann nur gebilligt werden, wenn die europäischen Großmächte die Sache in die Hand nehmen, und Dänemark möge wollen oder nicht, den Frie­ den wiederherstellen.

Bei der Feststellung der Friedens­

bedingung darf nicht unbeachtet bleiben, daß Dänemark den bestehenden Rechtszustand verletzt und

den Frieden

gebrochen hat, daß Dänemark im Kampfe stets im Nach­ theil gewesen ist, daß Dänemark demnach durch den Frie­ densschluß keinerlei Vortheile eingeräumt werden dürfen. Die Grundlage des Friedens scheint daher sehr einfach zu sein, und im wesentlichen darin bestehen zu müssen,

3

26 daß Dänemark seine behaupteten Ansprüche an Schleswig unumwunden aufgebe, daß der König von Dänemark zwar seine Rechte als Landesherr der Herzogthümer behalte, so lange der dänische Mannsstamm vorhanden ist, daß er aber

die nöthigen Garantieen dafür gebe,

daß der

Rechtözustand der Herzogthümer nicht aufs Neue von dä­ nischer Seite gestört werde.

Daher muß der König, wenn

er wieder in die Regierung der Herzogthümer eingesetzt wird, das Staatsgrundgesetz vom 15ten September 1848 anerkennen, und damit die staatliche Verbindung Schles­ wig-Holsteins, dessen Vereinigung mit Deutschland, die agnatische Succession und die eigne Administration zuge­ stehen.

Wenn diese wesentliche Punkte festgesetzt sind, so

bleibt nur übrig die Grenzen zwischen Schleswig und Dä­ nemark zu reguliren, die Norm der Auseinandersetzung wegen der bisher gemeinschaftlichen Administrationsgegen­ stände, insonderheit der Finanzen und der Staatsschulden festzusetzen, und wegen der Kriegslasten und Entschädigun­ gen ein Abkommen zu treffen. Man täusche sich aber nicht mit der Erwartung, daß Dänemark auf dem Wege der bloßen Unterhandlung zu einem solchen billigen und gerechten Frieden je seine Zu­ stimmung geben wird: ein Blick auf die dänischen Blätter genügt schon, um die Ueberzeugung zu gewinnen, daß Dänemark zur Zeit keine seiner erorbitanten Forderungen aufgeben wird: man wird allen staatsrechtlichen und hi­ storischen Wahrheiten zum Trotze immer wieder auf die alten Fabeln, von der früheren Einverleibung Schleswigs in Dänemark, von den englischen, französischen und russi-

27 scheu Garantiern zurückkommen: man wird vielleicht eine illusorische Selbständigkeit Schleswigs, oder ein neues Provisorium bieten, aber auf keinen der eingebildeten An­ sprüche offen Verzicht leisten.

Es giebt nur zwei Wege

um sofort einen Frieden zu Stande zu bringen: entweder müssen die Dänemark befreundeten Mächte, namentlich Rußland und England, mit Bestimmtheit von Dänemark fordern, daß es von seinen grundlosen Prätensionen ab­ stehe und den Friedenszustand wiederherstelle: oder Preu­ ßen muß sich entschließen den Krieg, ohne sich um diplo­ matische Einsprache zu kümmern, mit Nachdruck fort­ zusetzen und Dänemark durch seine überlegene Macht zum Frieden zu zwingen.

Wenn das dänische Cabinet erst die

Ueberzeugung gewonnen hat, daß es mit jenem Verlan­ gen oder mit der Fortsetzung des Krieges ernsthaft ge­ meint sei, so wird der Friede in kurzem da sein; möge man daher bei den jetzt eröffneten Unterhandlungen diese dem dänischen Cabinet allein verständliche Sprache führen und sich nicht durch trügerische Versprechungen hinhalten oder gar zu einem Waffenstillstände verleiten lassen, der noch ungünstigere Folgen als der Malmöer herbeiführen würde.