Ein Fußballverein aus Wien: Der FK Austria im Nationalsozialismus 1938-1945 [1 ed.] 9783205203131, 9783205207818

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Ein Fußballverein aus Wien: Der FK Austria im Nationalsozialismus 1938-1945 [1 ed.]
 9783205203131, 9783205207818

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Bernhard Hachleitner ∙ Matthias Marschik Rudolf Müllner ∙ Johann Skocek

Ein Fußballverein aus Wien Der FK Austria im Nationalsozialismus 1938–1945

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildung : Ostmark-Wien [Austria Wien] siegt am 6. 6. 1938 2 : 1 gegen Blau Weiß Berlin. ÖNB, Inv.-Nr. S 267/160. © 2019 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Korrektorat : Katharina Krones, Wien Einbandgestaltung : hawemann & mosch, Berlin Satz : Michael Rauscher, Wien

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-20313-1

Inhalt

Vorworte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorspiel: Die ewige Reise zu sich selbst . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Erster Akt: Der FK Austria im März 1938 – Diskurse, Zuschreibungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Cricketer/Amateure/Austria: Die Vereinsgeschichte(n) . . . . »Wien« trotz »Austria« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . »Nichts war bodenständig«.. . . . . . . . . . . . . . . . . Cityclub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Intelligenzlerklub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gagenfußball . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Judenklub. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Amateure/Austria in der Zwischenkriegszeit. . . . . . . Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und »Anschluss«.. . . . . . . . . . . . . . . Der Vorstand wird ausgesperrt. . . . . . . Ein kommissarischer Leiter . . . . . . . .

Images,

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der FK Austria nach dem

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. . . . . . Robert Lang – Manager der Austria . . . Nach der »Volksabstimmung« . . . . . . . . . Der SC Ostmark . . . . . . . . . . . . . . . Abschaffung des Professionalismus. . . . . . . Sesta und Sindelar als »Ariseure« . . . . . . . Die Absetzung Haldenwangs und die Rückkehr zu »Austria« . . Hanns Janisch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die neue Meisterschaftsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . Der »Schädling« Jerusalem.. . . . . . . . . . . . . . . . . . Der »brave Walter« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Der »Sir« – Die verschlungene Lebensgeschichte von Walter und Margarethe Nausch während des Nationalsozialismus.

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Austria-Generalversammlung Oktober 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der neue Vorstand des FK Austria.

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Inhalt

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport .. 105 Der Wiener Fußball im NS-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 Drei Phasen des Wiener Fußballs in »Großdeutschland« . . . . . . . . . . . . . . 111 Der »Anschluss« des Sports  : Chronologie der Regulative ab 1939 ..

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Die Austria in der neuen »Normalität«. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Saison 1938/39: Gauliga Ostmark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 Der »vergötterte Liebling der Wiener« ist tot  : Die posthume Inszenierung

von Matthias Sindelar im Nationalsozialismus

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Saison 1939/40: Bereichsklasse Ostmark. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Gastspieler aus dem »Altreich«.

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Saison 1940/41 Bereichsklasse Ostmark . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Karl »Vogerl« Geyer.

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Torprämie und ein verspäteter Zug: Austria schlägt den LASK 21 : 0 . . . . . . . . 136 Saison 1941/42: Bereichsklasse Donau/Alpenland . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Saison 1942/43: Bereichsklasse Donau/Alpenland . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Die Generalversammlung 1942  : Eckerl und seine Mannschaft.

. Wehrkraftzersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Saison 1943/44: Oberklasse/Bereichsklasse Wien.. . . . . . . . . . . Saison 1944/45: Oberklasse/Bereichsklasse Wien (nicht beendet). . . .

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Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft . Die Weltmeisterschaft 1938 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Politische Wünsche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sesta: großes Können, große Probleme. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Austrianer bei der Weltmeisterschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sportfest in Breslau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Austria – eine starke Marke im »Altreich« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Reichstrainer Sepp Herberger und die Austria . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Krieg als »Disziplinierungsmaschine« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Paternalistischer Kümmerer Herberger. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nationalteam und Vereinsspiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

165 166 169 172 176 177 180 182 184 186 186 Ein »großdeutscher« Verein auf Reisen  : Die Austria 1941 in Kopenhagen.. 188 »Totaler Krieg« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 . . . . . Lebenswege der Vorstandsmitglieder des FK Austria vom März 1938.

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen Die sportliche Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Austria-Metaphern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Präsentationsorte der Austria . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die organisatorische Ebene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6

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Inhalt

Max Birnstein.

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Elitenkontinuitäten – Elitenbrüche . Neue Strukturen . . . . . . . . . . Nachwirkungen der NS-Zeit . . . . Streit um Kontinuitäten. . . . . . .

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Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 Neue Erkenntnisse zur Vergangenheit der Austria . . . . . . . . . . . . . . . . . 224 Ergebnisse für Gegenwart und Zukunft der Austria . . . . . . . . . . . . . . . . 228 Anmerkungen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 231 Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 270 Literatur- und Quellenverzeichnis.. Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . Gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . Internetquellen . . . . . . . . . . . . . Verwendete Zeitungen.. . . . . . . . . Interviews.. . . . . . . . . . . . . . . Archive . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 307

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Vorworte

Wolfgang Katzian Das Gedenkjahr 2018 macht viele Menschen in Österreich auf die in unserem Land begangenen Verbrechen während der Zeit des NS-Regimes aufmerksam. Seit die erste Mannschaft des »Vienna Cricket and Football Club« den Verein verließ und 1911 einen eigenen Verein gründete, ist unsere Wiener Austria ein Teil der Geschichte dieser Stadt und dieses Landes. Wir haben die Pflicht, uns der Verantwortung für unseren Beitrag zu dieser wechselvollen Geschichte zu stellen. Die kritische Rückschau fällt vielen Menschen in diesem Land nicht leicht, und die wissenschaftliche Aufarbeitung der Vereinsgeschichte mag manchen unangemessen erscheinen. Doch wie können wir wissen, wer wir sind, wenn wir uns nicht darum bemühen, zu verstehen, woher wir gekommen sind  ? Die Austria ist seit 1911 ihren eigenständigen Weg gegangen. Die Mannschaft agierte oft eigensinnig, sprunghaft, genial, unverlässlich. Doch sie repräsentierte stets einen Lebensstil, den man ein wenig romantisch als »Wienerisch« bezeichnen mag. Die NS-Machthaber vertrieben gleich nach dem »Anschluss« am 12. März 1938 die jüdischen Mitglieder des Vorstands, die Mannschaft blieb hingegen fast unverändert, da sich in ihren Reihen zu diesem Zeitpunkt kein Jude befand. Wie alle Fußballklubs und Sportvereine wurde die Austria unter die Verwaltungshoheit des NS-Regimes gezwungen, ein paar Monate lang hieß sie »SC Ostmark«. Doch sie ließ sich als Klub nicht vereinnahmen und wahrte Distanz zur Obrigkeit. Manche Fußballer erlagen opportunistischen Versuchungen, andere passten sich an, der Austria-Läufer und Wunderteam-Spieler Hans Mock ließ sich als Mitglied der SA von den Zeitungen feiern. Fußballvereine haben als Vertreter des populärsten Sports die Pflicht, ihre Verantwortung für Vergangenheit und Gegenwart wahrzunehmen. Sportler tummeln sich nicht auf einem vom Rest der Welt abgeschotteten »unpolitischen« Feld. Wenn wir zu Recht darauf pochen, als Player auf dem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Feld ernstgenommen zu werden, dann müssen wir auch die Welt um uns wahrnehmen und unsere Rolle in ihr bedenken. In diesem Sinn empfehle ich das Buch allen Fans des Fußballs und der Austria zur Lektüre, Ihr Wolfgang Katzian Präsident FK Austria Wien 9

Vorworte

Michael Häupl Nur wer sich intensiv mit den Ereignissen seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzt, ist in der Lage, Lehren für Gegenwart und Zukunft zu ziehen. Die Zeit des Nazi-Regimes in den Jahren von 1938 bis 1945 zählt unbestritten zu den dunkelsten Kapiteln unserer Stadt, und eine intensive Auseinandersetzung ist daher nicht nur für die Politik, sondern auch für den Sport unabdingbar. Schließlich ist Fußball der Breitensport unseres Landes und spielt als solcher für die Menschen eine wichtige Rolle. Als Wiege des österreichischen Fußballs beheimatet Wien die ältesten Fußballvereine des Landes. Die Geschichte dieser Vereine ist auch ein Teil der Geschichte unserer Stadt. Die Wiener Austria hat sich entschlossen, den Weg der Aufklärung zu beschreiten. Kein anderer Klub steht mit seiner Geschichte, Spielauffassung und Anhängerschaft für Wien wie die Austria. 1911 war das Kaffeehaus ihr Geburtsort  ; der Prater jahrzehntelange Heimstätte. Die nun vorliegende wissenschaftliche Arbeit gibt Aufschluss über die Wiener Austria im Zeitraum ab dem Einmarsch der Truppen des Deutschen Reichs unter Adolf Hitler in Österreich bis zu deren Kapitulation und der Befreiung Europas. Dabei liegt das Augenmerk nicht ausschließlich auf sofort verwertbaren, konkreten Handlungsrichtlinien, sondern auch auf einem besseren Verständnis von Themen, Zwängen und Haltungen wie Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus oder Gewalt gegen Ausländer, die leider heute immer noch auftauchen, um Unruhe und Angst zu verbreiten. Man kann die schrecklichen Verbrechen aus unserer Vergangenheit nicht ungeschehen machen oder entschuldigen, aber ein elaborierter Diskurs mit unserer Geschichte ist Grundvoraussetzung, um vergangene Fehler nicht zu wiederholen und die Zukunft besser zu gestalten. Dr. Michael Häupl Bürgermeister und Landeshauptmann a.D. von Wien

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Vorworte

Markus Kraetschmer Der FK Austria Wien ist ein zentraler Teil des Wiener Sport- und Kulturlebens. Er beeinflusst Lebensführung, Haltung, Vorlieben, Tugenden, Alltag und Freizeitvergnügen unzähliger Erwachsener und Jugendlicher. Manchmal vergisst man den Einfluss des Fußballs, wenn man im Geschäft von Meisterschaft und Europacup, Budgeterstellung und Spielersuche gefangen ist. Es bedurfte nicht erst des Gedenkjahres 2018, um ein lange gehegtes und vorbereitetes Projekt über die Wege und Erfahrungen der Austria in den Jahren 1938–1945 zu verwirklichen. Das Gedenken zeigt nur, wie wichtig und angemessen die historisch-kritische Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit ist. Der Fußball ist ja nicht nur ein Thema des politisch-gesellschaftlichen Diskurses, er beeinflusst ihn auch, von der Vorbildwirkung für ein gesundes, zielbewusst geführtes Leben bis zur Integration von Ausländern. Auch die über weiteste Strecken mustergültige und dem Verein hingebungsvoll verbundene Fanszene der Wiener Austria ist nicht frei von Problemen mit Ewiggestrigen. Die Austria engagiert sich im Kampf gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Homophobie und andere Ressentiments. Deswegen ist die Klärung einer dunklen Phase der österreichischen Geschichte und des Schicksals der Austria in den Jahren 1938–1945 ein Gebot der Stunde. Wir erhalten damit Anschauungsmaterial gegen die Bildung von Vorurteilen und Argumente im Kampf gegen Feindbilder, die über sportliche Konkurrenz hinausgehen. Der Fußball und der Sport im Allgemeinen soll nicht wieder wie vor 80 Jahren als Vorfeld für die Ausgrenzung des Anderen dienen. Sein Wert besteht in der Inklusion des Gegenübers, ohne Ansehen seines Geschlechts, seiner Religion oder Herkunft. Damit verpflichtet sich die Austria einem modernen, aufgeklärten, säkularen Entwurf der Gesellschaft und erteilt jedem Versuch, sie für einen wie immer gearteten ideologischen, politischen oder weltanschaulichen Zweck zu vereinnahmen, eine Absage. Das Forschungsprojekt hat gezeigt, dass bei allen persönlichen Fehltritten Einzelner und dem Leiden, das die NS-Machthaber über Mitglieder, Fußballer und Funktionäre des Vereins gebracht haben, der Verein sich im Kern treu geblieben ist und seinen Zweck nie verraten hat  : Fußball in möglichst inspirierender Form zu bieten. Markus Kraetschmer Geschäftsführer FK Austria Wien

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Vorworte

Herbert Prohaska Manchmal öffnet erst ein Rückpass ein Spiel. Mir kam dieser Gedanke, als ich das erste Mal von dem Projekt hörte, die mit Legenden und »G’schichtln« umwobene Zeit der Austria unter der Nazi-Herrschaft 1938–1945 aufzuarbeiten. Die Austria war damals nicht so erfolgreich wie die Rapid, aber darum geht es ja nicht. Wir kennen alle das Gedicht von Friedrich Torberg über Matthias Sindelar, aber was hat der Mann, der noch heute von englischen Zeitungen als Erfinder der »hängenden Neun« gefeiert wird, damals wirklich gemacht  ? War er ein Widerstandsheld, als den Torberg und andere Schriftsteller ihn nach 1945 feierten  ? Oder hat er sich angepasst wie die meisten anderen in dieser Zeit  ? Er wird wie viele Menschen damals auf seinen Vorteil geschaut haben, und wer sind wir, ihn 80 Jahre später zu verurteilen  ? Das heißt nicht, dass man aus der Vergangenheit nicht seine Lehren ziehen kann oder sogar muss. Fußballer und andere Sportler werden ja oft zu Unrecht kritisiert, dass sie an Politik und an der Welt rundherum kein Interesse haben. Wie in anderen Branchen trifft das bei uns für viele zu, für viele aber auch nicht. Wir haben Familien, Kinder und Enkel, wir haben kein Interesse daran, dass Neid, Hass, Fremdenfeindlichkeit oder Diskriminierung sich ausbreiten. Solche Ideologien beeinträchtigen unsere Welt und die Welt unserer Kinder. Ich habe im Ausland gespielt und ich habe mit Ausländern gespielt und uns alle hat nie interessiert, woher ein Kollege kam und welche Hautfarbe er hatte oder welchem Glauben er sich verpflichtet fühlte. Das Einzige, was uns interessierte  : Passt er in die Mannschaft  ? Kann er der Mannschaft helfen  ? Die Austria ist meine Heimat, Wien ist meine Heimatstadt, beiden bin ich dankbar für die Chancen, die sie mir geboten haben, und ich werde mich immer für sie einsetzen. Wenn ich nun erfahre, was damals vor und nach dem »Anschluss« schiefgegangen ist und wie der Klub und die Stadt in einer schweren Zeit gelitten und überlebt haben, finde ich das nicht nur spannend, sondern auch eine Hilfe zum Verständnis des Spiels in unserer Zeit, Ihr Herbert Prohaska

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Vorworte

Hannah M. Lessing Der FK Austria Wien – »die Austria« – hat einen guten Zeitpunkt für die Veröffentlichung dieses Buches gewählt, ist doch 2018 für Österreich ein besonderes Gedenkjahr  : 80 Jahre sind seit dem so genannten Anschluss vergangen, dessen Folgen bis heute nachwirken. Viele sagen  : »Sport, was hat das mit Politik zu tun  ?« Doch wenn ein Sport – so wie es beim Fußball in Österreich der Fall ist – so viele Menschen begeistert, sie zu Fangemeinden zusammenschweißt und einen gemeinsamen Geist beschwört, wenn er das Leben und die Haltungen so vieler als gesellschaftlicher Faktor bewegt und prägt, dann ist das sogar etwas zutiefst Politisches … Aus ebendieser gesellschaftspolitischen Kraft und der damit verbundenen Vorbildwirkung erwächst dem Sport und seinen AkteurInnen die Verpflichtung, die eigenen Haltungen, Handlungen und deren Wirkung zu hinterfragen und bewusst zu halten. Sport hat sich in der Geschichte nur zu oft – gewollt oder ungewollt – von politischen Interessen vereinnahmen lassen. Bei diesem Projekt hat sich nun ein Forscherteam aus Fußballbegeisterten der kritischen Erforschung der Vereinsgeschichte der Austria verschrieben – gerade in einem so emotional besetzten Feld wie dem Fußball kein leichtes Unterfangen. Dazu braucht es den Mut, über die unkritische Wiederholung bestehender Mythen hinauszugehen  ; den Mut, unbequeme Fragen zu stellen, die manche vielleicht lieber im Dunkel der Geschichte belassen hätten. Doch letztlich wird dieser Mut zur Ehrlichkeit mit sich selbst der Austria und ihren Fans guttun – sind nicht auch die besten Trainer einer Mannschaft die, die die Fehler des Teams ebenso klar sehen wie seine Stärken  ? Mag dieser Schritt der kritischen Selbsterforschung auch relativ spät gesetzt worden sein  – wichtig ist, DASS er gesetzt wurde. Denn es ist nie zu spät, die eigene Geschichte begreifen zu wollen, sich ein vollständiges Bild zu machen und seine Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Es freut mich, dass der Nationalfonds diesen Prozess unterstützen konnte. Hannah M. Lessing Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus

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Vorworte

Andreas Mailath-Pokorny Sport ist integrativer Teil unserer Gesellschaft und daher auch den verschiedenen politischen Konjunkturen einer Zeit unterlegen. Die Legende vom unpolitischen Sport gilt heute nicht mehr, es gilt vielmehr, über eine seriöse wissenschaftliche Aufbereitung die Rolle des Sports in Unrechtsregimes herauszuarbeiten. Mit dem vorliegenden Buch wird nun die NSVergangenheit des FK Austria beleuchtet und aufgearbeitet. Darin wird mit hoher historischer Tiefenschärfe ein Bild des österreichischen Fußballs der Zwischenkriegszeit gezeichnet, das die Position der Austria in den Kontext der anderen Vereine stellt. Die Ambivalenzen zwischen Oper- und Täterstatus sind ebenso Thema wie die Bearbeitung von bekannten Geschichten wie bislang unbekannten Tatsachen. Die Erforschung dieses wichtigen Stückes der Sportgeschichte der Stadt Wien ist ein wesentliches Mosaikstück in der Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels unserer Geschichte. Ich wünsche diesem Buch zahlreiche Leserinnen und Leser, denn nur das Wissen über die Vergangenheit kann verhindern, dass Fehler wiederholt werden. Dr. Andreas Mailath-Pokorny Ehemaliger amtsf. Stadtrat für Kultur, Wissenschaft und Sport in Wien

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Vorworte

Kurt Scholz Sportliche Massenveranstaltungen werfen stets ein Blitzlicht auf die Gesellschaft, in der sie stattfinden  – nicht zufällig hat Elias Canetti die Anregung für »Masse und Macht« aus den Sprechchören eines nahe gelegenen Fußballstadions gezogen. Schon in der Antike waren die Stadionparteien ein Faktor, den kein Herrscher ignorieren konnte. Bis in die jüngere Gegenwart sind Fußballplätze Orte gewesen, an denen Minderheiten – fast immer gegen den Willen der Vereine  – ihre Leidenschaften demonstriert haben. Die Spieler von Ajax Amsterdam oder Tottenham Hotspurs wurden bei Auswärtsmatches mit Zischlauten, die an ausströmendes Gas erinnern sollten, begrüßt. In Italien erhoben römische Fans gelegentlich die Rechte zum Hitlergruß. In Großbritannien, Spanien und Frankreich wurde der Einzug von dunkelhäutigen Spielern von »Affenlauten« begleitet. Alles das geschah in europäischen Ländern, die auf ihre Kultur stolz sind. Wie eng der Sport mit der Zeitgeschichte verflochten ist, wird von einer auf Glamour, Statistiken und Sensationen fixierten Sportberichterstattung meist übersehen. Umso dankenswerter sind die Ausnahmen. Die Autoren der vorliegenden Publikation haben sich der sensiblen Spurensuche und einer fundierten Geschichtsrecherche verschrieben, ohne dabei ihr Hauptthema aus den Augen zu verlieren. Das Buch von Johann Skocek über den »Mister Austria« und Auschwitz-Überlebenden Norbert Lopper gilt zu Recht als ein Klassiker der neuen Sportgeschichte. Das vorliegende Werk des Forscherteams Bernhard Hachleitner, Matthias Marschik, Rudolf Müllner und Johann Skocek über die Wiener Austria 1938–1945 verspricht einen weiteren Schritt zur Geschichte und Psychohygiene eines Massensports. Den Autoren ist dafür zu danken, dem Verein zu gratulieren und dem Buch eine weite Verbreitung zu wünschen. Ihr Kurt Scholz, Vorsitzender des Kuratoriums des Zukunftsfonds der Republik Österreich

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Vorspiel: Die ewige Reise zu sich selbst

Im Frühjahr 2018 kämpfte die Austria wie schon so oft mit sich selbst. Nach einem auf sportlicher Ebene missglückten Herbst lag sie in der Winterpause auf dem siebenten Platz. Sie hatte 27 Punkte – und Tabellenführer Salzburg 55 Punkte –, als sie sich von Trainer Thorsten Fink trennte. Die Meisterschaftsspiele trug sie im ErnstHappel-Stadion aus, weil ihr eigenes Haus am Horr-Platz von Grund auf neu gebaut wurde. 2018 ist die Austria in ihr neues Stadion übersiedelt und fängt wieder einmal von vorne an. Wie schon so oft in ihrer Geschichte, die 2018 bereits 124 Jahre alt ist, wenn man sie bei den »Cricketern« starten lässt, oder aber 107 Jahre, wenn man sie mit der Gründung des »Wiener Amateur-Sportvereins« am 15.  März 1911 als Abspaltung der »Cricketer« beginnen lassen mag. Oder man nimmt das Jahr 1926 als Beginn, als die »Amateure« sich – als FK Austria – neu gründeten,1 wobei man den Namen der Amateure-Schwimmsektion übernahm. In diesem Fall kann die Austria ihr 100-Jahr-Jubiläum bald (nochmals) begehen. Alle diese Sichtweisen sind argumentierbar, bekanntlich ändert sich ja die Vergangenheit mit jedem neuen Tag des Lebens. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts veränderte sich rund um die Austria alles, selbst der Ball und die Regeln, nach denen er zu behandeln sei (von der Offside-Regel bis zum »Videobeweis«). Im Klub selbst sind hingegen manche Dinge unverändert  : Er stand stets für das Wienerische wie kein anderer Fußballverein und war doch nie der Liebling der Massen. Im Frühjahr 2018 stagnierten die Zuschauerzahlen bei den Auftritten der mehr mit sich als mit den Gegnern kämpfenden Mannschaft, aber das war in der Vergangenheit schon oft so gewesen. Diesmal wurde das in erster Linie mit dem Ausweichquartier Ernst-Happel-Stadion in Zusammenhang gebracht, auf das die – wie schon bis Mitte der 1970er Jahre heimatlose – Austria angewiesen war. Im Herbst 2017 kamen im Schnitt rund 7400 ZuschauerInnen zu den Heimspielen, was aber für die Austria ein gar nicht so übler Wert war. Das Spieljahr hatte sich gut angelassen. Die Bauarbeiten an dem nach dem neuen Namenssponsor »Generali«-Stadion benannten neuen Zuhause schritten seit dem Frühjahr planmäßig voran. Die Mannschaft war als Vizemeister 2016/17 in die Qualifikation für die Europa League gegangen und hatte sich mit Mühe und Hartnäckigkeit für die Gruppenphase qualifiziert. Mit einem Sieg (4  : 1 über Rijeka), zwei Unentschieden (2  : 2 und 0  : 0 gegen AEK Athen) und drei Niederlagen (1  : 5, 1  : 5 gegen AC Milan, 1  : 3 gegen HNK Rijeka) war dort allerdings Schluss. Die Austria hatte im Geschäftsjahr 2016/17 die Erträge wieder einmal gesteigert, und zwar auf 32,1 Millionen €. Innerhalb von zehn Jahren war eine Verdopplung des Umsatzes (06/07  : 16,4 Millionen €) gelungen, in der chronisch unterkapitalisierten 17

Vorspiel: Die ewige Reise zu sich selbst

österreichischen Bundesliga ist das keine Selbstverständlichkeit. Mit der Eröffnung des neuen Stadions sollte das nächste strategische Ziel erreicht werden  : die wirtschaftliche Absicherung auf hohem Niveau und eine Steigerung des Konzernumsatzes innerhalb von drei Jahren um rund zehn Prozent.2 Stadtrivale Rapid hatte es der Austria mit einem Vorsprung von rund zwei Jahren vorgetanzt. Er hatte sein neues Stadion 2016 eröffnet, die Gesamtkosten von rund 53 Millionen € finanzierte er mittels einer Subvention der Stadt Wien (rund 21 Millionen €), e­ ines Crowdfunding-Projektes (rund drei Millionen €) und eines Kredits von rund 30 Millionen €, von dem man 2017 schon die erste Rate zurückgezahlt hatte. Der Plan des SK Rapid, mithilfe der im Vergleich zum Hanappi-Stadion vergrößerten Kapazität (mehr als 28.000 Plätze bei nationalen Bewerben), mehr Sky-Boxen, Logen und Business- sowie VIP-Sitzplätzen den Umsatz auf eine neue Stufe zu heben, ging auf. 2016/17 stiegen die Erträge der Hütteldorfer von 24,5 Millionen € (vor Beginn der Umbauphase 2015/16) auf 43,9 Millionen €. Der Zuschauerschnitt von Rapid war in der Herbstsaison 2017/18 allerdings um beinahe neun Prozent auf – immer noch beachtliche – 19.800 gefallen.3 Das war nicht zuletzt eine Folge des sportlichen Absturzes in der Saison 2016/17, in der Rapid punktegleich mit Admira Tabellen-Fünfter geworden war. Wenn auch ein modernes Stadion keine Garantie für die immerwährende Prosperität eines Fußballklubs ist, so stellt es doch eines der zentralen Steuerungselemente im hochkapitalisierten Fußballgeschäft in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts dar. Deshalb hatte sich auch die Austria entschlossen, das kleine und irgendwie verbaut wirkende Horr-Stadion, das ja noch auf den Grundmauern des Ceské-Srdce-Stadions des SK Slovan von 1925 basierte,4 grundlegend umzugestalten und sich für 42 Millionen € ein neues Haus zu gönnen.5 Das Gesamtprojekt mit einigen zusätzlichen Kleinigkeiten kam auf 48 Millionen €. Die Stadt Wien hatte ein paar Jahre zuvor an Austria und Rapid je 26 Millionen € ausgeschüttet. Im Unterschied zur Rapid verbrauchte die Austria die Subvention jedoch zur Gänze für den Akademie-Neubau in der Nachbarschaft und eine neue Flutlicht-Anlage, bevor der Stadionneubau begann. Daher musste das Vorhaben zur Gänze eigenfinanziert werden. Das geschah mit einem Kredit, Crowdfunding (eine Million €) und Einnahmen aus dem Vertrag mit dem Namenssponsor Generali. Die genauen Zahlen wollte Wirtschaftsvorstand Kraetschmer nicht nennen.6 Mit den steigenden Einnahmen aus den Sky-Boxen, VIP- und Business-Plätzen und einer höheren BesucherInnenzahl im neuen Stadion (Fassungsraum rund 20.000 ZuseherInnen) will die Austria einen jährlichen Deckungsbeitrag von mindestens 2,5 Millionen € für die Kreditrückzahlung erwirtschaften. Parallel mit den laut Businessplan bis 2020 auf jenseits der 35 Millionen € anwachsenden Erträgen werden freilich auch die Kosten steigen. Der Grund ist einfach  : Die Bundesliga-Vereine rüsten jedes Jahr ihre Mannschaften auf, um zumindest Vierter zu werden und damit an das lukrative Europacup-Geschäft zu kommen. 18

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1 Die Generali-Arena im Oktober 2017. Das neue Haus der Austria kostete rund 42 Millionen € und wurde im Sommer 2018 eröffnet. Bild: Austria-Archiv.

Meister und Vizemeister dürfen in die Champions-League-Qualifikation, Dritter und Vierter in die Europa-League-Qualifikation. Der Cupsieger ist berechtigt, an der 3. Qualifikationsrunde der Europa League teilzunehmen. Die Austria ist in diesem Wettrüsten seit vielen Jahren in der glücklichen Verfassung, über das drittgrößte Budget der Liga zu verfügen. Einsamer Spitzenreiter ist RB Salzburg, einer der Vereine des Energy-Drink-Vermarkters Dietrich Mateschitz. Die Salzburger überschritten im Geschäftsjahr 2016/17 als erster Verein die Umsatzschwelle von 100 Millionen €.7 Die Wirtschaftskraft ist seit jeher ein bestimmender Faktor des österreichischen und internationalen Fußballs. Das war schon so, als 1924/25 in Österreich, eigentlich nur in Wien, die erste Profi-Ligameisterschaft Kontinentaleuropas ausgetragen wurde. Den florierenden Schwarzgeldzahlungen an »Amateurspieler« sollte ein Ende gemacht werden. Die Wiener Vereine waren jenen aus den Bundesländern lange Zeit wegen ihrer hohen BesucherInnenzahlen und hohen Einnahmen überlegen. Diesen Vorsprung holten die Klubs aus der »Provinz« mehr als 60 Jahre lang nicht auf. Erst 1965 gewann der LASK als erste Mannschaft außerhalb Wiens den österreichischen Meistertitel. Man kann den Prozess der »Austrifizierung« des Fußballs erst in diesem Augenblick als abgeschlossen betrachten.8 Die offizielle »Verösterreicherung« der Fußballmeisterschaft war schon in der Saison 1937/38 eingeleitet worden  : In einem Aufstiegsturnier für die »Nationalliga« war neben Simmering und Helfort auch der steirische Meister Sturm Graz angetreten, konnte sich aber auf sportlicher Ebene nicht qualifizieren. Während der NS-Zeit nahmen – bis 1942 – regelmäßig »Provinzklubs« wie der Linzer ASK, der SC Wiener Neustadt, Amateure Steyr, Sturm Graz und der Grazer SC an der obersten Liga, der Gauliga oder Bereichsklasse, teil, doch das war eben nicht »Österreich«. De facto 19

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setzte die »Verösterreicherung« also erst im Jahr 1947 mit dem ersten im ganzen Bundesgebiet ausgetragenen Pokalbewerb ein. Die ersten Vereine aus der »Provinz« konnten sich, nachdem die ärgsten Infrastrukturprobleme beseitigt waren, ab der Saison 1949/50 an der obersten Liga beteiligen. Neben dem SK Slovan stiegen auch Vorwärts Steyr, SV Gloggnitz und Sturm Graz in die »Staatsliga« auf. An der ersten »regulären« Meisterschaft 1911/12 hatten sich ausschließlich Wiener Vereine beteiligt. Der Name der Veranstaltung, »Meisterschaft des Niederösterreichischen Verbandes 1. Klasse«,9 signalisierte eine über die Hauptstadt der Monarchie hinausreichende Bedeutung. Sie war aber der Tatsache geschuldet, dass Wien erst 1923 den Status eines eigenen Bundeslandes erhielt. Endtabelle 1911/12 Rapid

20

15

1

4

64 : 31

31

Wiener Sportclub

20

13

4

3

53 : 35

30

Wr. Association FC

20

13

3

4

59 : 23

29

WAC

20

10

5

5

59 : 41

25

1. Simmeringer SC

20

9

3

8

57 : 63

21

Vienna

20

9

2

9

50 : 36

20

Floridsdorfer AC

20

9

1

10

61 : 54

19

Amateure

20

5

5

10

42 : 51

15

Hertha

20

6

2

12

26 : 50

14

Rudolfshügel

20

5

4

11

39 : 42

14

Cricketer

20

0

2

18

12 : 96

2

4

1

0

3

6 : 16

2

Wiener Viktoria

Die spätere Austria »versteckte« sich damals noch hinter dem Namen »Wiener Amateur SV« und beendete die Saison auf dem achten Platz. Schon von Anfang an wurden den Amateuren, wie später der Austria, spezielle Qualitäten nachgesagt, die sich im Fußball nicht immer positiv auswirkten  : Einer außerordentlichen Begabung standen Launenhaftigkeit, Überkompliziertheit und Unverlässlichkeit gegenüber. Solche Zuschreibungen mögen der Realität nahe kommen, sie können dem Geschehen im Verein und auf dem grünen Rasen jedoch auch völlig zuwiderlaufen  : Doch als Geschichten, als Diskurse behalten sie stets Wirkmächtigkeit.10 Die Zuschreibung der Eigenwilligkeit an die »Amateure« ist wohl auch kein Zufall, sie entstand durch Zutun der späteren Austrianer, noch bevor diese den ersten Ball berührt hatten. Als ein Teil der jüngeren Mitglieder des »Vienna Cricket and Football Club« im Herbst 1910 den Verein verließ und sich unter dem Namen »Wiener Cricketer« selbstständig machte, geschah dies aus Unmut über den Stammverein und aus dem 20

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2 Die Gründungsmannschaft der Amateure 1911: V.l.: Josef Prager, Ernst Bauer, Ludwig Hussak (C), Egon Metzl, Walter Alt, Percy Lowe, Arthur Preiss, Franz Klement, Viktor Löwenfeld (2. C), Otto Fuchs, Richard Löwenfeld, Robert Lang (Manager). Bild: Austria-Museum.

Ehrgeiz, an dem boomenden Massensport Fußball nach eigenem Gutdünken mitzuwirken.11 Die englischen Gentlemen waren als alleinige Träger der Fußballkultur in den Hintergrund getreten, der Fußball hatte sich in das Proletariat verbreitet. Das »Gesellschaftsspiel« der Herren veränderte seinen Charakter, eine Kultur des Siegenwollens auch unter Zuhilfenahme gröberer Maßnahmen etablierte sich, und die Spielweise wurde merklich härter.12 Die »Wiener Cricketer«, die sich wegen der Namensähnlichkeit mit ihrem Stammverein noch im Herbst 1910 in »Wiener Amateur Sportverein« umtaufen mussten, repräsentierten wie die Vienna und der WAC das bürgerliche Publikum Wiens. Drei Tage vor der Aufnahme in den Fußballverband spielten die Amateure ihr erstes Match in violetten Dressen und remisierten 1  : 1 gegen den etablierten SC Rudolfshügel.13 Überall auf dem Kontinent konnte man um die Wende zum 20. Jahrhundert eine flächendeckende Entwicklung beobachten  : Das Spiel verbreitete sich von den Metropolen in nahezu konzentrischen Kreisen in das Umland. »Tatsächlich waren es zu einem überwiegenden Teil die meist aus tristen sozialen Verhältnissen stammenden ›Gassenbuben‹, die sich in Scharen dem Fußball zuwandten«, schreiben Roman Horak und Wolfgang Maderthaner.14 Zwar begann der Fußball in Baden bereits 1891,15 in Graz schon 1893 und damit einige Jahre vor der Vereinsgründung der »Vienna« und der »Cricketer«, doch wurden diese Ereignisse »nie als Beginn des österreichischen Fußballs bezeichnet«.16 Diese Konzentrierung auf die Metropole ergab sich aus dem unumstrittenen Führungsanspruch Wiens im cisleithanischen Teil der ausgehenden Habsburger-Monarchie. 21

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In keinem anderen Territorium in Europa17 war eine derartige »Beschränkung des Spitzenfußballs auf eine einzige Stadt« zu beobachten gewesen. Noch das 1931 seine Tätigkeit aufnehmende »Wunderteam« bestand ausschließlich aus Spielern von Wiener Vereinen – selbst der Grazer Rudolf Hiden spielte in Wien beim WAC. Nicht nur der Teamchef des Wunderteams, Hugo Meisl, ist mit der Austria in vielfacher Weise verbunden. Austrianer spielten in diesem Team herausragende Rollen  : Matthias Sindelar war der Star und Mittelstürmer, Walter Nausch der Kapitän, Johann Mock sowie Karl Gall und Karl Sesta waren ebenfalls Stammspieler.18 Die Gassen, die diese Buben hervorgebracht haben, sind ein Phänomen der Groß­stadt.19 Matthias Sindelar wuchs als Kind einer aus Mähren zugewanderten Arbeiterfamilie in der Quellenstraße nahe der Wienerberger Ziegelwerke auf. Die Integrationskraft der Stadt und des Fußballs verwandelten den Gassenbuben in ein Idol des bürgerlich-intelligenten Spiels. Das Proletarierkind wurde bald auch zum umjubelten Liebling des Wiener Intellektuellenmilieus. Als er im Jänner 1939 an einer Rauchgasvergiftung starb, widmete ihm Friedrich Torberg das bekannte Gedicht mit der Anfangszeile »Er war ein Kind aus Favoriten«. Der wohl berühmteste Feuilletonist Österreichs, Alfred Polgar, schrieb im Pariser Exil einen huldigenden Nachruf  : »Er spielte Fußball, wie ein Meister Schach spielt  : Mit weiter gedanklicher Konzeption, Züge und Gegenzüge vorausberechnend, unter den Varianten stets die aussichtsreichste wählend.«20 Die Legenden um Sindelar haben sich im kollektiven Gedächtnis vor allem der WienerInnen festgesetzt. Der Literat und Kritiker Hans Weigel veröffentlichte 1950 eine Eloge auf die Wiener Austria und schwärmte dabei vor allem von Matthias Sindelar, der das Wort »Spiel« erfüllt habe wie kein anderer. »Anmutiger, geistreicher, überlegener und entmaterialisierter als seine Kollegen.« Er sei der Rastelli, der Nijinsky des Fußballs gewesen, ein Wunder, ein Künstler, ein Phänomen – »ein Genie im wahrsten und höchsten Sinn dieser Worte«.21 Wolfgang Weisgram hat Matthias Sindelars Leben in einem Roman nachgespürt. »Im Inneren der Haut« beschreibt den letzten Lebenstag Sindelars, der vom Böhmischen Prater in sein »arisiertes« Kaffeehaus in der Laxenburger Straße geht und am Abend in der Wohnung seiner Freundin, der um ein paar Jahre älteren Italienerin Camilla Castagnola, landet. Dort schlafen die beiden ein letztes Mal ein. Es ist eine romantische und urbane Geschichte, die das komplizierte Lebensgeflecht des Fußballidols im komplexen gesellschaftlichen Setting der zu Ende gehenden 1930er Jahre und des heraufziehenden Weltkrieges in ein emotionales Narrativ gießt. Dementsprechend hoch gingen die Wogen auch, als im Jahr 2003 Sindelars Rolle als »Ariseur« in einer breiteren Öffentlichkeit diskutiert wurde und in der Folge auch Diskussionen um sein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof geführt wurden.22 Tatsächlich liegt es nahe, die komplexe Historie der Austria (während der Zeit des Nationalsozialismus) anhand einiger Repräsentanten nachzuzeichnen und damit die multifaktorielle Integrationsbewegung des Fußballs und seine Repräsenta­ 22

Vorspiel: Die ewige Reise zu sich selbst

3 Matthias Sindelar (stehend, 3. v.r.) und die Austria-Mannschaft des Jahres 1932. Bild: Archiv Thomas Schwarz.

tionsfunktion für die Wendungen und Verwerfungen der Geschichte in Geschichten zu fassen. Das gilt auch für den hier skizzierten Auftakt vor dem großen Thema des Buches, den Lauf der Austria durch die Jahre der NS-Diktatur vom »Anschluss« am 12. März 1938 bis zum Ende des Deutschen Reiches im Mai 1945. Die wissenschaftliche und erzählerische Redlichkeit erfordert es, diese Periode in einen Rahmen zu fassen und darzulegen, in welcher Verfassung die Austria im März 1938 war und wie sich die Brüche und Kontinuitäten noch lange nach dem Mai 1945 auf das Vereinsleben und seine Umgebung auswirkten. Man wird sehen, dass manche für die Austria charakteristischen Themen und Zuschreibungen lange vor dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich entstanden und noch heute wirksam sind. Einige verstärkten sich in der Zeit des Deutschen Reiches, andere gingen verloren. So stand die Austria in der »Gauliga« für die Leistungshöhe und den Esprit des Wiener Fußballs, auch in den wenigen Monaten, da sie in »SC Ostmark« umbenannt worden war.23 Die jüdischen Vorstands­mitglieder des Vereins wurden vertrieben oder umgebracht, die Konnotation des »Judenklubs« verschwand unter der Oberfläche einer Instrumentalisierung der neuen Machthaber, um nach dem Zusammenbruch des Unrechtsregimes bald wieder aufzutauchen und von Missgünstigen gegen die Austria verwendet zu werden. 23

Vorspiel: Die ewige Reise zu sich selbst

Die Probleme mit Ewiggestrigen verfolgen den Verein bis heute. Diese unselige Kontinuität war einer der Gründe, das vorliegende Forschungsprojekt aufzusetzen. Der Zukunftsfonds der Republik Österreich und der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus, zwei mit der Aufarbeitung der Vergangenheit und der Planung einer friedlicheren Zukunft betraute Institutionen des Bundes, und die Stadt Wien förderten das wissenschaftliche Vorhaben, und die Austria beteiligte sich auch selbst mit einem erheblichen Beitrag. Der Wiener Journalist und Buchautor Michael Bonvalot24 begleitet die rechtsextreme Szene seit Jahren und beschreibt in seinem Blog »Zwischenrufe« sowie in der Zeitschrift »Vice« die Aktivitäten der Neonazis.25 Unter anderem brachten einschlägige Austria-Fans zu einem Europacupspiel in Italien eine Reichskriegsflagge mit und platzierten sie im Stadion. Die örtlichen Sicherheitskräfte mussten erst von Wienern auf die Fahne hingewiesen werden und entfernten sie schließlich. Auch zu anderen Gelegenheiten geben die Unbelehrbaren sichtbare Signale.26 Vielleicht besteht eine Chance, ­Zeitgenossen zum Nachdenken zu bewegen, wenn sie die Geschichte ihrer Idole lesen. Nehmen wir zum Beispiel Matthias Sindelar  : Auch wenn Herbert Prohaska vor einigen Jahren zum Jahrhundertfußballer Österreichs gewählt wurde, war Sindelar, wegen seines zarten Körperbaus und seiner filigranen Spielweise der »Papierene« genannt, wahrscheinlich der wichtigste und für Österreich in vielerlei Hinsicht kennzeichnendste Kicker aller Zeiten. Er ist das Kind einer Zeit, als sich an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ArbeiterInnen aus verschiedenen Regionen der Habsburg-Monarchie in Wien ansiedelten. Die Nachfrage der boomenden Industrie nach Arbeitskräften hatte sie hergelockt, sie hatten ein Leben ohne jede Zukunft gegen ein Leben in bitterster Armut eingetauscht. Sindelar wuchs im Mileu böhmischer Ziegelarbeiter auf und passt perfekt in das Stereotyp des »echten« Wieners, der bekanntlich von auswärts kommt. Um 1900 betrug der Anteil der in Böhmen/ Mähren geborenen WienerInnen 25 Prozent (411.000), das war immerhin mehr als die Hälfte der in Wien Geborenen (777.000).27 Sindelars Fußballkultur ist ein wunderbares Amalgam aus mehreren Quellen. Da war der nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in Wien immer noch präsente Einfluss der Engländer. Die »Cricketer« hatten den »ersten Starspieler der österreichischen Fußball-Steinzeit, den DribblerKönig George Blackey«28 in ihren Reihen. Ihn überragte noch der Engländer M. D. Nicholson, der, vom erstklassigen englischen Klub Westbromwich Albion kommend, erstmals 1897 in den Reihen der Vienna auftrat. Insgesamt hatte der Wiener Fußball auch wesentliche Anregungen vom Besuch englischer Mannschaften, beispielsweise der Auswahl der Universität Oxford, erhalten  : Die Wiener hatten einen »›long-pass‹ aus Oxford«29 erhalten und ihn nahezu perfekt weiterverarbeitet. Die politischen Rivalitäten zu jener Zeit verhinderten zwar eine »gemeinsame« Liga der Wiener und der tschechisch/böhmischen Vereine, dem wechselseitigen Einfluss auf die Spielkultur stand das allerdings nicht entgegen. Die Austria pro24

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fitierte außerdem von der Mitwirkung zweier ungarischer Stars, des Verteidigers Jenő und seines Bruders Kálmán Konrád, der Stürmer war wahrscheinlich der wichtigste Lehrer des jungen Sindelar. Die beiden Ungarn waren übrigens Entdeckungen des englischen Wandervogels Jimmy Hogan, was nur ein letztes Verbindungsteilchen im komplizierten, über viele Länder reichenden Netzwerk des Fußballs darstellt.30 Der Engländer Hogan war ein Prophet, der im eigenen Land nichts galt. Auch er ist längst vergessen, obwohl sein Einfluss gar nicht überschätzt werden kann. Nicht nur lehrte er den Ungarn das Kicken, die schließlich Sindelar erzogen, er arbeitete auch mit dem Coach des »Wunderteams«, Hugo Meisl, und also mit Sindelar zusammen. Und er legte durch seine Arbeit speziell beim 4 Norbert Lopper und seine Frau Rebecca 1940 in Brüssel. Bild: Archiv Norbert Lopper. Verein MTK Budapest die Grundlage für die »Goldene Generation« der Ungarn, die 1953 als erste kontinentale Mannschaft die Engländer in Wembley 6  : 3 besiegten und bei der WM 1954 erst im Finale an Deutschland unter dem Coach Sepp Herberger scheiterten. Hier laufen wieder einige Entwicklungsstränge zusammen, die mit der Austria zu tun haben. Sindelar spielte noch ein paar Mal für die »Ostmark«-Auswahl, bevor er im Herbst seiner Spielerkarriere Austria-Funktionär wurde. Hogans Arbeit beeinflusste auch den Startrainer Helmut Schön, der in der NS-Zeit ein talentierter, in Erscheinung und Stil an Sindelar erinnernder Stürmer war und viele Jahre später die Deutschen als Trainer zum Weltmeistertitel führte.31 Der Auschwitz-Überlebende und spätere Austria-Sekretär Norbert Lopper (1920–2015) half 1956 Ferenc Puskás, als der nach dem Aufstand der Ungarn und dessen blutiger Niederschlagung durch die Sowjetunion auf der Reise nach Spanien und zu Real Madrid in Wien Station machte.32 Puskás sollte einer der größten Stars in Spaniens Fußballgeschichte werden und Jimmy Hogans Lehre des Fußballs als »Wiener Walzer« im Dreivierteltakt33 »passen, laufen, passen« sollte sich zu einer Grundlage des englischen Curriculums entwickeln. Sie bildete auch die Basis für eine Auffassung des Fußballs, der über das 25

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Wiener »Scheiberln«, den Schalker »Kreisel«, Hollands »totaal voetbal« und den holländischen Superstar und Visionär Johan Cruyff (1947–2016) zurück nach Spanien zu Barcelona kam und heute als Lionel Messis »tiki taka« zu Recht bewundert wird. 1918 war Sindelar 15 Jahre alt, zu diesem Zeitpunkt beherrschte er die Grundbegriffe des Kickens, die notwendige Durchsetzungshärte war einem auf der Gasse aufgewachsenen und jeden Tag der Haut nachjagenden Buben sowieso selbstverständlich. Sindelar, die Austria und ihre Konkurrenten in der 1911 eingeführten Liga waren Repräsentanten Wiens, doch ihre Faszination reichte weit über die Stadtgrenzen hinaus. Es war eine symbolische Nationalisierung, lange bevor in einer Sinn- und Wirt­schaftskrise der Ersten Republik das Nationalteam am 16. Mai 1931 vor 60.000 ZuschauerInnen das auf dem Kontinent noch ungeschlagene Schottland mit 5  : 0 besiegte. Österreichs »Wunderteam« war geboren, ein Katalysator der um Aufmerksamkeit, Zustimmung, Zuneigung heischenden Idee einer Nation »Österreich«, wie sie die Austrofaschisten dann in einer »Vaterländischen Front« mit geringem Erfolg umzusetzen trachteten. Eine erste »österreichische Liga« führten die neuen Machthaber nach dem »Anschluss« ein. Sindelar repräsentierte darin die Austria, führte die »Ostmark«-Mannschaft im Sommer 1938 zu einem triumphalen Erfolg beim Fußballturnier des deutschen Sportfestes in Breslau.34 Im Finale besiegten die »Ostmärker« die Abordnung aus Niedersachsen 4  : 1. Der »Fussball-Sonntag« nahm die Gelegenheit wahr, die immer wieder virulente »Systemdebatte«, die zugleich Teil einer Auseinandersetzung zwischen Wien und dem »Altreich« war,35 quasi als abgeschlossen zu betrachten. Sindelar freilich spielte nie für das Deutsche Nationalteam. Die Gründe und Hintergründe seiner Entscheidung lassen sich heute, wie auch später in diesem Buch ausgeführt wird, nicht mehr mit letzter Sicherheit anführen. Er wirkte nicht nur in seiner Arbeit auf dem Fußballplatz stilprägend für die nachfolgenden Fußball­ idole der Austria und Österreichs. Der Jahrhundertkicker Herbert Prohaska darf wohl als der bislang letzte Repräsentant in dieser Galerie angesehen werden. Ernst Ocwirk (1926–1980) überragt ihn in seiner internationalen Wirkung noch. Ocwirk begann seine Karriere im Jahr des »Anschlusses« 1938 beim Floridsdorfer AC, 1947 gewann die Austria einen Bieterwettbewerb gegen die Rapid um ihn. Er entwickelte sich zu einem der besten Spieler des Kontinents, kein österreichischer Fußballer vor oder nach ihm führte die Weltauswahl als Kapitän (1953, 1955) an und nur Ocwirk wurde als »bester Fußballer der Welt« (1952) bezeichnet. In Italien arbeitete er als Spieler und als Trainer von Sampdoria Genua (1956–1965), bevor er zur Austria zurückkehrte und unter anderen Josef Hickersberger und Thommy Parits ent­deckte.36 Ocwirk war in der Phase der Verösterreicherung des Sportraums die wichtigste Figur des Fußballs.37 Die letzte Meisterschaft der »Wiener Liga« endete 1948/49 mit dem Sieg der Austria Wien, die erste »Staatsliga« im Jahr darauf gewann sie ebenfalls. In den 16 Jahren bis zum Beginn der »Nationalliga« 1965/66 wurde die Austria 26

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5 Mitropacup 1933: Austrias Präsident Emanuel »Michl« Schwarz erhält vom Vorsitzenden des Mitropacup-Komitees Moritz Fischer den Siegespokal. Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.

fünf Mal Meister, Lokalrivale Rapid übrigens sieben Mal. Es folgte eine Reihe von Reformen, die am stetigen Bedeutungsverlust des österreichischen Vereinsfußballs nichts änderten. Der Fußball hatte sich zu einem nationalen Freizeitvergnügen für die Massen und zu einem internationalen Wirtschaftszweig entwickelt. Auch der Diskurs über den Fußball änderte sich grundlegend. Internationalisierung und Ökonomisierung vor allem der führenden, im europäischen Geschäft engagierten Vereine drängten Themen wie »Judenklub« Austria oder den Opfermythos in den Hintergrund. Die Bindung zu einem speziellen Publikum, die Konnotation Rapids als Arbeiterverein oder Repräsentant der Vorstadt und der Austria als »Intelligenzlerklub« oder Vertreter der Bourgeoisie verschwanden aber nicht aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Immer wieder treten sie an die Oberfläche, wenn auch nur mehr als stereotyper Widerhall auf den Fankurven und in den Medien zum Zweck der Stimmungsmache vor bestimmten Matches, vorzugsweise vor dem Wiener Derby. Austrias große Auftritte im Europacup der Meister, dem Vorgänger der Champions League, kamen für das große Geschäft zu früh. Mit Frank Stronach hatte die Austria geglaubt, die ökonomischen Anforderungen des europäischen Spitzenfuß27

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balls in Favoriten erfüllen zu können. Inzwischen hat aber die Finanzkraft von Red Bull und eines Dietrich Mateschitz das Pendel in die Gegenrichtung ausschlagen lassen  : Salzburg lässt den ehemaligen europäischen Spitzenklubs Austria und Rapid selbst im nationalen Geschehen bestenfalls noch den Kampf um die Kronprinzenrolle übrig. Die Wirtschaftskrise, zunehmende Arbeitslosigkeit und eine um die Mitte des zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts einsetzende Migrationswelle nach Europa schwemmten die aus der Vergangenheit bekannten und unaufgearbeiteten Themen wie Ausländerphobie, Rassismus und Antisemitismus wiederum verstärkt an die Oberfläche. Seither ist die Austria wie andere Klubs in Österreich und Europa ein Ort der Auseinandersetzung von Stellvertreterkonflikten und Scharmützeln zwischen Gruppen, die teils mit Slogans angeheizt und ausgetragen werden, die man längst überwunden glaubte. Hier stehen wir jetzt, am Beginn einer Reise in die Vergangenheit, die uns näher an die Gegenwart führen sollte.

28

Erster Akt: Der FK Austria im März 1938 – Diskurse, Images, Zuschreibungen Mit dem »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich wird sehr rasch klar, dass die Wiener Austria auch im und für das neue NS-Regime kein Klub ist wie jeder andere. So beginnt ein Bericht der »Salzburger Zeitung« am 17. März 1938 unter dem Titel »Die Umgestaltung im Wiener Fußballsport« gleich mit der Situation bei der Austria  : »Der bekannte Wiener Fußballverein Austria besaß eine jüdische Leitung, die aber bereits zurückgetreten ist. Vorgestern wurde die Geschäftsstelle der Austria von einer SA.-Abteilung besetzt, Nausch, der Kapitän der Austria, sprach im Wiener Fußballverband […] vor. […] Sonntag soll Austria gegen den Wiener Sportklub spielen. Die Violetten nehmen hiebei ein schweres Handikap auf sich, da sie infolge der Belegung des Wiener Stadions mit Militärabteilungen am Training behindert sind.«1 Abgesehen davon, dass dieser Bericht das weit über die Grenzen der Stadt hinausgehende Interesse am Wiener Fußballgeschehen demonstriert, erzählt er auch viel über die Images der Austria als erfolgreicher, jüdischer, heimatloser »Intelligenzlerklub«  : Wie sonst wäre es möglich gewesen, einen Spieler als Vereinsvertreter zu Verbandsverhandlungen zu schicken  ?2 Wenn es in der Folge um die Geschichte des FK Austria in den Jahren 1938 bis 1945 gehen soll, dann muss der Status, müssen die Images des Klubs den Ausgangspunkt der Untersuchung bilden. Es gilt vorab darzustellen, welche gesellschaftlichen Bedeutungen dem Wiener Fußball zu diesem Zeitpunkt zukamen und welche Rolle dieser Verein innerhalb dieses professionalisierten Wiener Fußballbetriebs einnahm. Wie ist die besondere Behandlung der Austria, die in den weiteren Kapiteln darzustellen sein wird, zu interpretieren  ? Es gilt dabei weniger, die organisatorische Entwicklung und die sportlichen Erfolge (und Misserfolge) des Klubs zu rekapitulieren, wie das schon des Öfteren gemacht wurde,3 sondern dessen Geschichte rückblickend ab dem März 1938 zu betrachten, um das Geschehen der folgenden sieben Jahre verständlich zu machen. Wofür stand die Austria im Frühjahr und Sommer 1938, was repräsentierte sie  ? Was wurde ihr zugeschrieben und wo war sie in den populären Wiener und mitteleuropäischen Fußballkulturen angesiedelt  ?

Cricketer/Amateure/Austria: Die Vereinsgeschichte(n) Als kurz nach dem »Anschluss« das Sekretariat der Austria gesperrt und das Stadion besetzt wurde, waren es nicht zufällig die Cricketer, die den Spielern Trainingsmöglichkeiten boten.4 Das war wohl der räumlichen Nähe ebenso geschuldet wie der 29

Erster Akt: Der FK Austria im März 1938 – Diskurse, Images, Zuschreibungen

6 Sportplatz Ober St.-Veit im März 1919. Amateure - Rapid 0 : 2. Amateure-Tormann Willy Meisl hält den Schuss von Edi Bauer. Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Lothar Rübelt.

gemeinsamen Tradition. Insofern ist zu fragen, welche Geschichte dem FK Austria nach dem »Anschluss« zugeschrieben wurde. Die »Kronen-Zeitung« schrieb im April 1938 anlässlich der Umbenennung in SC Ostmark  : »Die Austria war hervorgegangen aus dem Wiener Amateursportverein, der seinerzeit wieder seine Wurzel in dem alten Vienna Cricket and Football-Club, oder, kürzer gesagt, den Cricketern hatte. Die Cricketer, der Amateursportverein und die Austria, sie alle haben große sportliche Taten vollbracht, und die Ostmark wird sicherlich diese ruhmvolle Tradition fortsetzen.«5 Das gälte freilich nur, »insofern man Austria als den Nachfolger der Cricketer gelten lässt«.6 Auch für die NS-Jahre gilt also, dass die Austria als direkter Nachfolger der Amateure, jene als indirekte Abkömmlinge der Cricketer gesehen wurden. Lassen wir also die Geschichte des 1926 gegründeten FK Austria Wien7 und seiner wesentlichen Vorläufer kurz Revue passieren. Fußball wurde in Österreich (und keineswegs nur in Wien) schon weit früher praktiziert, aber 1894 wollten zwei Teams, der »First Vienna Football Club« und der »Vienna Cricket and Football Club«, ihr Treiben auf eine vereinsmäßige Basis stellen. Hatte die Vienna den Kampf um das »First« im Vereinsnamen knapp gewonnen, revanchierten sich die Cricketer mit zwei klaren Siegen in den ersten offiziellen Fußballmatches auf Wiener Boden. Die Cricketer, anfangs nur aus britischen Spielern gebildet, wurden in der Folge zu einem der führenden Teams in Wien. Sie waren der erste Verein, der zu einem Auswärtsspiel fuhr (3  : 2 gegen die Prager Regatta im 30

Cricketer/Amateure/Austria: Die Vereinsgeschichte(n)

Dezember 1894), ihr Vorstandsmitglied John Gramlick initiierte den ersten monarchieweit ausgespielten Bewerb, den Challenge-Cup, dessen erste Auflage die Cricketer ebenso gewannen wie das Turnier von 1902. Die Cricketer wurden zu Initiatoren und Geburtshelfern etlicher Wiener Fußballvereine und bauten einen der ersten Fußballplätze.8 Cricketer-Funktionäre waren maßgeblich an der Gründung erster Verbände, der Fußball-Union und schließlich des Österreichischen Fußball-Verbandes beteiligt. Die Cricketer gehörten zu den spielstärksten Vereinen Wiens, erzielten national wie international große Erfolge und waren einer der ersten Klubs, die ihren prominenten Spielern illegal Gagen zahlten. Um 1910 stieß die Ur-Generation der Cricketer mit ihrem britischen Amateurideal zunehmend auf den Widerstand junger Kräfte, die eine moderne Sportidee vertraten, die sportlichen wie ökonomischen Erfolg in den Mittelpunkt stellte. Nachdem die Widersprüche nicht mehr zu kitten waren, verließ ein Großteil der Spieler den Klub und gründete die Wiener Cricketer, bald in Wiener Amateursport-Verein umbenannt. Verantwortlich dafür waren Hugo Meisl, der zwischen 1900 und 1905 auch Spieler der Cricketer gewesen war,9 Max (Mac John) Leuthe10 und der erste Präsident Erwin Müller.11 Beide gehörten später beim »Sport-Tagblatt« zu den führenden Sportjournalisten. Der neue, bald nur noch »Amateure« genannte Verein wurde sogleich in die Erste Klasse des NÖ Fußballverbandes eingereiht und konnte daher auch an der 1911/12 erstmals ausgetragenen Meisterschaft teilnehmen. Die Amateure etablierten sich bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges im Mittelfeld der Tabelle, danach war der Klub in den unteren Regionen zu finden. Die Cricketer dagegen stiegen, trotz einer Fusion mit Victoria, schon nach der ersten Saison ab, pendelten in den folgenden zwanzig Jahren zwischen zweiter und dritter Leistungsstufe und lösten ihre Fußballsektion 1936 auf. Der Fußballsport erlebte um 1920 in Wien eine enorme Blütezeit. Verantwortlich dafür war in erster Linie eine Aufbruchsstimmung in der Arbeiterschaft und vermehrte Freizeit, die es den Arbeitern erlaubte, selbst Fußball zu spielen, Vereine zu gründen oder die Tribünen der Großklubs zu bevölkern. Doch auch in der aufkommenden Massenkultur des Wiener Fußballs blieben die Amateure eher Außenseiter. In einer Sportkultur, die einerseits vom Proletariat, andererseits – zumindest in der (antisemitischen) Außenzuschreibung  – vom Engagement neureicher Schieber geprägt war, waren die Amateure im Gegensatz dazu »bestrebt, ein bürgerlicher Verein zu bleiben«.12 So beschrieb der damalige ÖFB-Präsident Ignaz Abeles in seiner Laudatio zum zehnjährigen Vereinsjubiläum nicht nur die »intelligente« Spielweise der Mannschaft, sondern wies auch darauf hin, dass sich die Anhänger »besonders aus den Kreisen der jugendlichen Intelligenz« rekrutierten.13 Das mag übertrieben gewesen sein, denn auch die Spieler und das Publikum der Amateure kamen wohl mehrheitlich aus der Vorstadt. Doch formulierte die »Arbeiter-Zeitung« nicht ohne 31

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Polemik, dass »der Amateursportverein der unpopulärste Verein Wiens ist und fast keine Anhänger besitzt«.14 Die sportlichen Erfolge gaben den Amateuren freilich mit der Zeit recht. Nachdem sich im Frühjahr 1920 Gerüchte über eine Fusion zwischen den Amateuren und einem zweiten bürgerlichen Klub, dem WAC, zerschlagen hatten,15 stiegen die Violetten auch im Alleingang bald zu einem der führenden Klubs in Wien auf. Nicht zuletzt dank einer umfassenden Einkaufspolitik, die gute Wiener Spieler ebenso zum Klub holte wie etliche, vor allem ungarische, Legionäre, stiegen die Amateure bald »zu den höchstklassigen Mannschaften des Kontinents« auf.16 Sie untermauerten diesen Ruf durch bedeutende Siege im Rahmen zahlreicher Tourneen, während ihre Erfolge in Wien im Vergleich dazu eher bescheiden blieben. In den massiven Auseinandersetzungen Der Verteidiger der Amateure, Karl Geyer (heller im Fußballverband, in dem sich bis 1926 Dress) gegen Rapids Stürmer Rigo Kuthan (rechts), sozialdemokratische und bürgerliche Kräfte 1925. Bild: Imagno, Votava, picturedesk. oft in scharfem Gegensatz gegenüberstanden, wobei die Sozialdemokraten ab 1922 die Majorität hatten und auch den Präsidenten stellten,17 war die Position der Amateure immer auf der Seite des 1921 gegründeten »Schutzverbandes«, eines Zusammenschlusses der bürgerlichen Klubs der oberen Ligen innerhalb des ÖFB. Der Schutzverband versuchte die Interessen der Großklubs zu wahren, fasste den Fußballsport als »unpolitisch« auf und wendete sich massiv gegen den Einfluss der Sozialdemokratie, vom Arbeitersportgedanken bis zur Finanzpolitik des »Roten Wien«. Die Amateure unterstützten auch vehement die besonders von Hugo Meisl entwickelten Pläne zur Einführung eines Profibetriebes. Nachdem den Amateuren 1921 der Cupsieg und im Jahr 1924 das Double gelungen war, gingen sie mit großen Erwartungen in die erste Profisaison 1924/25. Doch mit dem Cupsieg und Vizemeistertitel 1925 und dem neuerlichen Double 1926 hatten sich die Amateure finanziell übernommen. Wie die Mehrzahl der Klubs der obersten Liga, von der Hakoah über Simmering bis zu Hertha und Rudolfshügel, stand der Verein vor dem Konkurs. Was etwa den Simmeringern vom Verband verweigert wurde, nämlich Funktionäre und Spieler in einen neuen Verein

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umzuschichten,18 das gelang den Amateuren in ähnlicher Weise: Allerdings ging es bei der Austria nicht wie in Simmering um eine komplette Neugründung, sondern um die Auslagerung des Profibetriebs in einen neuen Verein.19 Bei einer Sitzung im Dom-Café wurde beschlossen: »Die Fußballsektion soll unter dem Namen Austria einen eigenen, mit entsprechendem Betriebskapital ausgestatteten Verein bilden, der an den Amateursportverein, dessen Amateursektionen ja bestehen bleiben, einen perzentuellen Anteil seiner Einnahmen als Mietzins für den Platz abzuführen und schrittweise auch die Schulden des Amateursportvereines zu tilgen haben wird«.20 Vorbild der Umgestaltung war MTK Budapest: Auch die Ungarn hatten die Profisektion der Fußballer aus dem Verein ausgegliedert und ihr den Namen Hungaria gegeben.21 Wie sehr die Amateure ein wesentlicher Teil des Wiener Fußballs geworden waren, zeigte die enorme Medienpräsenz des Themas, aber auch der Zuspruch der übrigen Klubs, denn der Weiterbestand der Violetten sei »für die anderen Vereine fast ebenso wichtig wie für [die Amateure] selbst«.22 In den Monaten Oktober und November 1926 gelang es, Zugeständnisse von Seiten der Gläubiger und die Zustimmung des Wiener Fußballverbandes zu erhalten, dass die neue Austria Rechte und Pflichten der Amateure übernehmen durfte.23 Drittens konnte mit den »alten« Amateuren ein Agreement über Platzmiete und Abbau der Schulden getroffen werden und viertens wurde eine ausreichende Zahl von Geldgebern und Mäzenen gefunden  : Nachdem die vereinsinterne Opposition deutlich in der Minderheit war, stand »der Neugründung kein Hindernis mehr im Wege«.24 Letztes Problem waren die Ansprüche der Spieler, denn »[k]aum gegründet, hat die Fußballsektion der Amateure, die sich unter dem Namen ›Austria‹ selbständig gemacht hat, schon unter schweren Stürmen zu leiden. Ob sie es auch aushalten wird, erscheint fraglich. Angeblich haben die Spieler zu der neuen Leitung der Austria kein Vertrauen. Diese neue Leitung stellt übrigens ein interessantes Novum dar. Es ist der erste Fall, daß Klubleitungsmitglieder ihren Verein finanzieren und am Reingewinn des Klubs offiziell beteiligt sein wollen«.25 Knapp vor Weihnachten 1926 konnte dann aber der positive Abschluss gemeldet werden  : »Sonntag vormittags fand im Vereinsheim der Amateure und des neuen S.C. Austria die gründende Versammlung dieses Vereines unter reger Beteiligung der Mitglieder statt.«26 An die großen Erfolge der Amateure konnte die Austria vorerst nicht anschließen, weder in Meisterschaft und Cup noch im Mitropacup, an dem sie bis 1933 kein einziges Mal teilnehmen konnte. Mäßige Publikumseinnahmen, keine Gelder aus dem spektakulären Mitropacup, aufwändige und nicht immer lukrative Tourneen und eine teure Mannschaft  : Schon 1931 stand die Austria abermals kurz vor dem Bankrott. »Der endgültige Zusammenbruch schien unabwendbar. Die Geldquellen waren versiegt, auf die spärlichen Einnahmen wartete – wie auch gestern im Stadion – im33

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mer schon ein Pfändungskommissär, und in der Flut der Schulden schien das einst so prächtige Schifflein ›Austria‹ erbarmungslos unterzugehen.«27 Altlasten, nach wie vor überzogene Spielergehälter, aber vor allem Zwistigkeiten innerhalb des Vorstandes, der sich in zwei Gruppen – für und gegen den Präsidenten Curt Hahn28 – spaltete, hatten eine Schuldenlast von etwa 100.000 Schilling zusammenkommen lassen. Die Zeitungen meldeten bereits prominente Abgänge  : Sindelar habe sich schon zu Vorverhandlungen mit Slavia nach Prag begeben, wurde aber auch mit dem Wiener Sportklub in Verbindung gebracht, Mock tendiere zum WAC, Gall zur Admira.29 Vielfach wurde das Ende des Klubs prognostiziert  : »Der Austria geht es furchtbar schlecht, so jämmerlich, daß man ihr bereits das Allerletzte wegzunehmen beginnt. Gestern nachmittag wurden ihre Ehrenpreise und Pokale im Exekutionsgericht versteigert. Schätze, die in Jahren zusammengekämpft wurden, gingen gestern ›nach Gewicht‹ weg. Ein schönes Ende  !«30 Im Oktober 1931 räumte Kurt (oder Curt) Hahn nach einigen auch vor Gericht ausgetragenen Querelen den Präsidentenstuhl31 und machte Platz für eine Neuordnung des Klubs. Zunächst erklärten die Spieler, vorläufig für die Austria weiterzuspielen, in der Folge gingen zahlreiche Spenden von Anhängern ein und schließlich formierte sich ein Rettungskomitee aus potentiellen Mäzenen. Unter der Leitung von Teamchef Meisl und Rapid-Funktionär Dr. Sigmund Ringer32 wurden etliche Mitglieder gewonnen, die entweder eine hohe Einmalzahlung oder monatliche Beiträge leisteten. Der Präsident von Grasshoppers Zürich, Willy Escher, ein Freund Meisls, sprang mit »mindestens 14.000 Schilling Soforthilfe ein und [erhielt] dafür das goldene Ehrenzeichen des ÖFB«.33 Just zu diesem Zeitpunkt tritt auch der Arzt Dr. Emanuel Schwarz ins Rampenlicht  : Nachdem er sich schon bei den Amateuren und für diesen Klub auch im Fußball-Verband engagiert hatte, wird er 1931 zum geschäftsführenden Vizepräsidenten der Austria gewählt. Ein Jahr später wird er Präsident und beginnt den Verein umzuformen.34 Gerade die Ausnahmesituation motivierte Anhänger wie Medien, »weil sich in der großen Schar der Freunde der Austria sowie aller Anhänger des Fußballsports […] die Ueberzeugung durchgesetzt hat, dass eine Mannschaft wie die der Austria mit allen ihren Vorzügen, Launen und Schwächen aus dem Sportleben Wiens nicht verschwinden dürfe. Dabei handelt es sich nicht allein um Sindelar, sondern um die ganze Mannschaft, die den Typ ›Wiener Schule‹ am reinsten und am überzeugendsten repräsentiert. ›Schon zu Lehrzwecken müsste man die Austria erhalten‹, meinte einer ihrer begeistertsten Verehrer, ›und so wie man seltene Alpenblumen pflegt, um sie wenigstens in Ausnahmsexemplaren zeigen und sich an ihnen erfreuen zu können, müßte auch die sportliche Oeffentlichkeit für Austria sorgen, da auch sie einzigartig und ausgesprochen wienerisch ist‹«.35 Im Februar 1932 wurde die Sanierungsphase abgeschlossen,36 alle Stammspieler, allen voran Matthias Sindelar, konnten gehalten werden. Und im Sommer wurden lukrative Angebote englischer 34

Cricketer/Amateure/Austria: Die Vereinsgeschichte(n)

8 Austria gegen Hakoah, 1935. Karl Sesta grätscht im Schnee. Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung, Mario Wiberal.

Klubs für Sindelar, die bis zu 25.000 Pfund boten, bereits wieder rundweg abgelehnt.37 Die finanzielle Konsolidierung ging nur langsam voran, vor allem auch deshalb, weil die Austria weiter in teure Spieler investierte, nun jedoch zumindest mit sportlichem Erfolg  : Mit dem Cupsieg 1933 war sie erstmals für den Mitropacup qualifiziert, der auch gleich gewonnen werden konnte. Zusammen mit den Erfolgen des »Wunderteams«, an denen Austrianer wesentlich beteiligt waren, steigerte das die Zuschauerzahlen in Wien und ermöglichte lukrative Auslandsreisen, vor allem auch nach England. Auch wenn die Austria in der Meisterschaft bis 1938 letztlich immer von Rapid oder Admira übertrumpft wurde, etablierte sie sich unter den Wiener Top-Teams. Sie gewann noch zweimal (1935 und 1936) den Cupbewerb, war zwischen 1933 und 1937 stets im Mitropacup engagiert, den sie 1936 abermals gewinnen konnte. Dazu kamen ausgedehnte Tourneen, aber auch manch spektakuläres Turnier in Wien. Die Violetten waren Mitte der 1930er Jahre eine Profitruppe im wahrsten Sinne des Wortes. Das gilt für den Vorstand, der den Verein professionell – und in Gestalt von Emanuel »Michl« Schwarz auch patriarchalisch – führte, der sich nach der Zerschlagung des »Roten Wien« im Februar 1934 aber auch problemlos ins politische System einfügte und mit dem austrofaschistischen Regime arrangiert hatte. Das gilt 35

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für die AnhängerInnen, die zu Zehntausenden ins Stadion strömten, wenn spektakuläre Matches auf dem Programm standen, den kleinen Meisterschaftsspielen aber oft fernblieben  ; und das gilt für die Mannschaft mit vielen hochbezahlten Profis, bei denen sich umjubelte Erfolge und atemberaubende Spiele mit schwachen Darbietungen und unerklärlichen Niederlagen abwechselten. Aber schließlich musste man sich »die Kräfte einteilen für Spiele, in denen etwas zu verdienen war, sei es finanziell oder in Form internationalen Ansehens«.38 Mit den Kräften haushalten mussten die meisten Stars der Austria, die in jenen Jahren eine fast schon überalterte Mannschaft stellte  : Nicht nur Sindelar, auch Nausch, Mock, Sesta und Viertel waren bereits über Dreißig. Zum Zeitpunkt des »Anschlusses« war der FK Austria also Teil einer kommerzia­ lisierten, professionalisierten und mediatisierten Wiener Fußballkultur, die auf den Standbeinen Meisterschaft und Cup ruhte und aus der die Länderspiele und der Mitropacup als besondere Spektakel noch herausragten. Doch das System des Wiener Profifußballs stand zunehmend auf wackeligen Füßen  : Die prekären politischen Rahmenbedingungen und die wirtschaftliche Krisensituation reduzierten ebenso wie ein Rückgang der sportlichen Qualität zwar nicht das Interesse am Fußball, jedoch die Zuschauerzahlen. Nicht zuletzt deshalb wurde die Austria zum »alten Rivalen« Rapids und die Auseinandersetzung der beiden zum »Wiener Derby« stilisiert, weniger wegen der sportlichen Ausnahmestellung als aufgrund der gesellschaftlichen Gegensätzlichkeit.39 Denn ein »Derby« zog immer. Zudem wurde die Hegemonie des Wiener Fußballs sowohl seitens der »Provinz«, die endlich eine – 1937/38 auch realisierte – Nationalliga einforderte, als auch international in Frage gestellt  : »Mitteleuropa« bildete immer weniger das Zentrum des kontinentaleuropäischen Fußballs. Dass die Austria jedoch nicht irgendein, sondern ein ganz spezieller Teil der Wiener Fußballkultur war, sollen die ihr zugeschriebenen Besonderheiten verdeutlichen.

»Wien« trotz »Austria« Auch wenn der Klub lange »Austria« (und dann kurz »Ostmark«) hieß, war er doch ein typischer Wiener Verein, viele meinen sogar, er wäre der Wiener Klub schlechthin. Dies formulierte sogar der »Völkische Beobachter« im Juni 1938  : »Amateure, Austria, Ostmark«, das seien zwar »drei Namen und drei Begriffe«, das sei aber gleichgültig, denn es sei die »Mannschaft der ›Wiener Schule‹«. Fest stehe, dass der Verein »allergrößten Anteil an der Gestaltung der Wiener Spielkultur hat und dass gerade diese Mannschaft in einer oft hinreißenden Art die Wiener Schule demonstrierte und sie oft dem Ausland in Reinkultur vermittelte. Dadurch ist es auch selbstverständlich geworden, dass in der Mannschaft immer Spieler zu finden waren, die 36

»Wien« trotz »Austria«

als einzigartige Individualitäten, als Ballvirtuosen und Intelligenzfußballer zu werten sind.«40 Die Austria hat sich vor dem März 1938 immer wieder verändert. Die Mannschaft, der Vorstand, die Anhänger und Anhängerinnen hatten immer wieder andere Zusammensetzungen. Aber auch die Organisationsstruktur blieb keineswegs unverändert. Doch fast noch mehr trifft dieser Wandel auf die Stadt Wien zu, vom Zentrum der Vielvölkermonarchie über das »Rote Wien« bis zum ungeliebten »Wasserkopf« des austrofaschistischen Österreich und schließlich zur »Provinzstadt« des Großdeutschen Reiches. Dabei ist die Geschichte des Vereines mit den Entwicklungen »ihrer Stadt« unmittelbar verwoben. Schon die Gründung der Cricketer war eng mit der Stadtgeschichte verknüpft. Wien und Österreich erlebten um 1890 einen wirtschaftlichen Aufschwung, eine »verspätete Moderne«, die viele englische »Gastarbeiter« in die Stadt brachte, die dann auch die ersten Vereinsgründungen initiierten. Die Abspaltung der Amateure wiederum kann als Folge des urbanen Selbstbewusstseins in Wien gesehen werden. Ein junges, leistungs- und profitorientiertes Bürgertum wollte sich gerade auch auf dem Terrain des Sports beweisen und profilieren.41 Und das betraf speziell auch Juden, denen in traditionellen Bereichen, also etwa der Turnbewegung, die Partizipation erschwert oder durch Arierparagrafen überhaupt verunmöglicht w ­ urde.42 Der Erste Weltkrieg wurde indirekt zu einem wichtigen Motor des Wiener Fußballs  : In der Ausbildung, an der Front oder in Gefangenschaft lernten viele junge Burschen den Wert und die Faszination dieses Sportes kennen. Nach ihrer Rückkehr (wenn sie denn aus dem Krieg heimkehrten) wollten sie diesen Sport nicht mehr missen, sei es als Aktiver oder als Zuschauer.43 Der revolutionäre Elan der Arbeiterschaft und die Sozialgesetzgebung des beginnenden »Roten Wien« ermöglichten eine enorme Ausweitung gerade des Fußballsportes in Wien, der binnen weniger Jahre zu einer Massenkultur wurde. Das veränderte auch den Charakter des Wiener Amateur-Sportvereins, der nicht länger ein abgeschotteter Klub von bürgerlichen Honoratioren und vielfach studentischen oder gutbürgerlichen Aktiven blieb. Auch wenn weiterhin auf »Niveau« größter Wert gelegt wurde, konnten mit der Zeit doch auch Arbeiter zu Spielern der Amateure werden (man denke nur an Matthias Sindelar), und zum anderen veränderte sich die Anhängerschaft der Violetten. Doch nicht nur die Politik des (sozial-)demokratischen »Roten Wien« hatte Einfluss auf den Verein, sondern auch die ökonomische Krisensituation. Eine Inflation, bald Hyperinflation, bedeutete eine galoppierende Geldentwertung. Dies konnte gerade von manchen potenten Funktionären der Amateure genutzt werden, um mit teuren Spielern Verträge abzuschließen, für die ein paar Monate später nur mehr ein Bruchteil der vereinbarten Summen zu bezahlen war. Die Stabilisierung der Währung und der Übergang zum »harten« Schilling brachte zwar eine Beruhigung der Finanzlage, führte aber zu einer bald dramatischen Verschlechterung der Arbeitssi37

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9 Matthias Sindelar in Aktion. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

tuation und leitete eine Phase einer ständig zunehmenden Arbeitslosigkeit ein, die viele Wiener Familien an den Rand des Ruins brachte. Die stabile Währungslage wurde aber auch für viele Fußballvereine, die sich finanziell übernommen hatten, zum Problem. Teamchef Hugo Meisl hatte versucht, durch die Einführung des Professionalismus 1924 und die Erfindung des Mitropacups 1927 die Situation zumindest für die Großklubs zu verbessern. Die Amateure gerieten dennoch in eine existenzbedrohende Krise, die nicht zuletzt durch die Gründung der Austria gelöst wurde. Doch der neue Verein profitierte zunächst nicht vom mitteleuropäischen Fußballspektakel, für das er sich bis 1933 nicht qualifizieren konnte. Das Konzept des »Roten Wien« geriet trotz großer städtebaulicher, sozialer und medizinischer Erfolge zunehmend in die Defensive. Die zunehmend autoritärer und faschistischer auftretende bürgerliche Bewegung, in Österreich fast überall außer in Wien an der Macht, erkämpfte sich größeren Einfluss. Das Klima in Österreich wurde immer gewalttätiger. Bewaffnete Auseinandersetzungen waren fast an der Tagesordnung. Und auch die Nationalsozialisten erweiterten ihre Basis und ihren Einfluss. Die bürgerliche Austria stand in dieser Konfrontation auf der Seite der 38

»Wien« trotz »Austria«

10 Sportplatz Ober St. Veit 1924. Amateure gegen Hibernians Edinburgh 5 : 3, Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Lothar Rübelt.

Christlichsozialen, zur Sozialdemokratie war der Kontakt reserviert. Das beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit, denn von den Idealen des Arbeitersports war die Austria weit entfernt. So äußerte sich die sozialdemokratische Presse stets negativ über die Violetten. Selbst als die Austria 1933 bei ihrer ersten Teilnahme den Mitropacup für sich entschied, hieß es in der »Arbeiter-Zeitung« über das Finalspiel  : »Alles in allem war es ein recht unfreundlicher Abschluß der größten bürgerlichen Sportsensation dieses Jahres. Austria hat verdient gesiegt, war aber trotzdem himmelweit davon entfernt, irgendwie erheblich zu begeistern.«44 Der Sozialdemokratie galt die Austria als Inbegriff der bürgerlichen Sportbewegung. Als daher ab dem März 1933 eine autoritäre Regierung installiert wurde und sich im Februar 1934 die politischen Konflikte in einem Bürgerkrieg entluden, bedeutete das das Ende des »Roten Wien«, Flucht oder Kerker für viele SozialdemokratInnen und auch das Ende des Arbeitersports. Die Führung der Austria dagegen hatte teils ohnedies schon beste Kontakte zum autoritären Politik- und Kulturleben,45 teils arrangierte sie sich rasch mit dem Austrofaschismus. Und es war vielleicht kein Zufall, dass die größten Erfolge der Austria in der Zwischenkriegszeit just in die Zeit des »christlichen, deutschen Bundesstaats« fielen. 39

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»Nichts war bodenständig« Schon wenige Tage nach dem »Anschluss« war das Wiener Praterstadion von der Deutschen Wehrmacht kurzfristig zur Kaserne umfunktioniert worden, die Austria also tatsächlich vorübergehend ohne Spielstätte. Die Geschichten des »heimatlosen« FK Austria46 gehen freilich viel weiter zurück. Wenn im Wien der Zwischenkriegszeit die Meidlinger gegen die Jedleseer, die Döblinger gegen die Hütteldorfer spielten, dann wusste man, welche Vereine hier gegeneinander antraten. Denn auch wenn beispielsweise der Bezirk Meidling mehr als ein Dutzend Fußballklubs beherbergte, galt der SC Wacker doch als legitimer Repräsentant des Bezirkes. Der enge Konnex zwischen einem »Grätzel« und seinem dominanten Klub erzeugte eine »bezirksbezogene Fußball(Vereins)Kultur«, die Funktionäre, Spieler und Publikum umfasste.47 Ausnahmen davon bildeten lediglich der nationaltschechische SK Slovan, zum Teil auch der zionistische SC/FC Hakoah und eben die Amateure/Austria. Doch schon dem Vorläufer der Austria, den Cricketern, wurde mangelnde lokale Verbundenheit nachgesagt. Seine Kicker hatten ja zwischen 1894 und 1898 auf der Jesuitenwiese, dann bis 1903 auf dem Innenfeld der Radrennbahn im Prater und ab dem Herbst 1904 – bis 1922 – auf einem eigenen Platz bei der Vorgartenstraße gespielt, von dem es freilich hieß  : »Die alten Cricketer wurden [in der Brigittenau] nie als recht bodenständig gesehen, obwohl ihr Platz im 20.  Bezirk gelegen war«, denn dieser »seinerzeit so vornehme Verein bezog vielmehr seine Spieler aus allen Bezirken.«48 Als sich die Amateure abspalteten, gingen sie zügig an die Errichtung eines eigenen Sportplatzes, der im Mai 1914 in Ober St. Veit, ganz in der Nähe von Rapid- und WAF-Platz, eröffnet wurde.49 Doch der Platz verfiel während des Ersten Welt­krieges, und auch danach trugen die Amateure ihre Heimspiele durchwegs auf fremden Plätzen aus. Kein Wunder, dass in der Presse die mangelnde Ortsverbundenheit der Amateure beklagt wurde  : Es sei »bezeichnend, wie wenig sie in ihrem Bezirke Wurzeln schlagen konnten«. Daher gäbe es auch kaum eigene Nachwuchskräfte bei den Amateuren. »Was ihrer Mannschaft neues Leben zuführte, kam von außen. Nichts war bodenständig.«50 Erst 1921 gingen die Amateure daran, den Platz komplett zu sanieren und im Frühjahr 1922 wurde das renovierte Stadion eröffnet, das Raum für etwa 25.000 Menschen bot. Obwohl der Sportplatz als tauglich und modern beschrieben wurde, mehrten sich in den Zeitungen die Klagen über »Ober St. Veit«  : Für Großveranstaltungen wurde der Platz als zu klein, für kleinere Matches als zu abgelegen beschrieben, zudem wären die Amateure nicht imstande, das lokale Publikum zu begeistern. Als im Sommer 1928 ein Streit zwischen den platzbesitzenden Amateuren und dem Mieter Austria ausbrach und der Grundeigentümer ein Ende des Pachtvertrages ankündigte, nahm die Austria das zum Anlass, sich aus Hietzing zu verabschie40

»Nichts war bodenständig«

11 Die Austria vor dem Spiel gegen Sparta Prag (0 : 0) am 6. September 1936 im Wiener Praterstadion. Von links nach rechts: Andritz, Riegler I, Viertl, Nausch, Pepi Stroh, Sindelar, Adamek, Mock. Vorne: Jerusalem, Zöhrer, Sesta. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

den. Das letzte Meisterschaftsspiel wurde im Dezember 1928 dort ausgetragen, das letzte Spiel im Jänner 1930.51 1933 wurde das Stadion abgetragen. Damit endete auch die Ära, in der die Zeitungen von den »St. Veitern« oder »Ober St. Veitern« schrieben. Zunächst schloss die Austria einen Vertrag mit dem WAF, dessen Platz in Unter­ miete zu nutzen,52 doch in der Folge trug die Austria ihre Heimspiele meist am Simmeringer Platz, am Wacker-Platz oder im Prater am Platz des WAC aus. Danach im 1931 fertiggestellten Praterstadion, das nach dem Willen von Präsident Schwarz als neue Heimstätte vorgesehen war und in dem dann auch die Utensilien des Klubs gelagert wurden. Im Dezember 1935 wurden Pläne zu einer Fusion der Austria mit dem WAC publik, denn der WAC habe einen schönen Platz, die Austria eine gute Mannschaft.53 »Nach der Meinung von Fachleuten liegt ja eine der hauptsächlichsten Ursachen der minderen Leistungen des guten Spielermaterials der Austria darin, daß der Verein über keinen eigenen Sportplatz verfügt, also eine Art Nomadenleben führt, kein eigenes Stammpublikum ansammeln und der Weiterbildung und dem Vorrücken der Spieler seiner jüngeren Jahrgänge nicht die nötige Aufmerksamkeit widmen kann. Dieses Fehlen eines Vereinigungspunktes – ein solcher ist ja ein 41

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12 Der Austrianer Camillo Jerusalem (links) steckt schon vor dem ­ »An­schluss” in Uniform. Das Interes­ sante Blatt, 27.1.1938, S. 8.

Sportplatz – hat sicherlich dazu beigetragen, daß das ausgezeichnete Spielermaterial der Austria nicht das leistet, was man von ihm verlangen könnte.«54 Bis 1938 pendelte die Austria, mit dem Schwerpunkt Praterstadion, also zwischen verschiedenen Heimstätten. Und in den Medien wurde das Faktum, gerade weil es markant von der Norm abwich, immer wieder problematisiert. Indem zur Charakterisierung des Klubs ohne eigenes Stadion Metaphern wie »Heimatlosigkeit« oder Mangel an »Bodenständigkeit« verwendet wurden, waren das keineswegs neutrale Begriffe. Vielmehr sollte den Amateuren oder der Austria ihre Zugehörigkeit zu einem wie auch immer gewachsenen »Wienertum« abgesprochen werden. Und natürlich waren beide Begriffe antisemitisch verbrämt, wenn der Klub mit dem heimatlosen, vazierenden Juden gleichgesetzt wurde.

Cityclub Ein paar Tage vor der Eröffnung von Sindelars – »arisiertem« – Kaffeehaus plauderte Willy Schmieger mit dem Star über die Verbindung von Fußball und Café.55 Auch während der NS-Zeit war es also durchaus nicht verpönt, wenn Fußballer, Anhän42

Cityclub

ger oder Funktionäre sich in einem Kaffeehaus trafen. Hingegen war es, auch schon vor 1938, selbst für gutbürgerliche Vereine wie den Wiener Athletic-Club (WAC) oder die Vienna üblich und naheliegend, die unmittelbare Organisationsarbeit am Sportplatz selbst zu erledigen, also das Sekretariat auf dem Platz oder in dessen Nähe einzurichten. Suspekt erschien es daher den zeitgenössischen Medien, wenn Vereine wie die Hakoah oder die Amateure/Austria ihre Sekretariate oder Geschäftsstellen im 1. Bezirk, in der »City«, ansiedelten und nannten diese daher »Cityclubs«. Medien ebenso wie FußballanhängerInnen kontrastierten oft den gesunden, »bodenständigen« Vorstadtclub, der seine Spieler wie auch sein Publikum in der unmittelbaren Nachbarschaft rekrutierte, dem dekadenten, bürgerlichen und in der »City« residierenden »Kaffeehausclub«, der nicht zuletzt deshalb als »jüdisch« wahrgenommen wurde.56 Die Amateure und später die Austria besaßen immer ein innerstädtisches Büro. Auch im Herbst 1938 traf sich der Austria-Vorstand nach wie vor in der zentralen »Geschäftsstelle«.57 Doch während der gesamten Ersten Republik waren in den Zeitungen Hinweise auf das »Sekretariat« der Amateure im »Dom-Café« oder die »Geschäftsstelle« der Austria in »Wien I., Jasomirgottstraße 4« zu lesen, wo Sitzungen stattfanden, Matchkarten zu beziehen waren oder Mitgliederversammlungen abgehalten wurden.58 Die Sitzungen bezüglich der Ausgliederung der Fußballsektion der Amateure wie auch die Gründung der Austria fanden im Dom-Café statt,59 Diskussionen von Anhängern und Versammlungen potentieller Geldgeber wurden in Innenstadt-Cafés abgehalten.60 Mit Ausnahme einer kurzzeitigen Verlegung ins Café Prückl im Sommer 193061 blieb das Dom-Café der Sitz der Austria. Nicht zufällig lag es gleich ums Eck vom Ring-Café, wo Hugo Meisl so gern residierte, Journalisten empfing und Karten spielte, und auch gleich neben dem Kabarett Simpl. Da kam es am Abend öfters vor, dass sich die Kabarettisten aus dem Nachtlokal und die Fußballkünstler aus dem Kaffeehaus mit prominenten Gästen beider Etablissements noch zu einem Plausch zusammenfanden.62 Der Nachteil eines Sekretariatsbetriebes in einem öffentlichen Lokal lag freilich auf der Hand  : »Der Verein hat es immer als Nachteil empfunden, über kein eigenes Sekretariat zu verfügen, sondern ein dem Dom-Café angeschlossenes Zimmer für diese Zwecke verwenden zu müssen. Das hat natürlich zu verschiedenen Unannehmlichkeiten geführt, schon deshalb, weil ja die Kaffeehausbesucher zum großen Teil Freunde der Austria waren, so daß ein ungestörtes Arbeiten nicht recht möglich war.«63 Doch auch das Gesellschaftsleben der Amateure und der Austria fand kaum am Sportplatz statt, sondern in meist noblen Innenstadtlokalen  : Das galt für etliche Feste und Redouten ebenso wie für die Abhaltung violetter Bälle oder Tanzabende. Auch die Weihnachtsfeiern fanden stets in Restaurants oder Kaffeehäusern statt, 1928 etwa im Café City in der Porzellangasse.64 Nach jedem Match wurden die Spieler mit ihren Frauen oder Freundinnen auf Kosten des Klubs zu einem Nachtmahl eingeladen, das 43

Erster Akt: Der FK Austria im März 1938 – Diskurse, Images, Zuschreibungen

in einem Restaurant am Hietzinger Kai stattfand und das dem Bruder von Hermann Haldenwang gehörte.65 Größere Anlässe, seien es Bankette mit ausländischen Teams oder Feiern nach bedeutenden Siegen, wurden aber in der »City« zelebriert. So fand die Feier anlässlich des ersten Mitropacupsiegs 1933 im Rathauskeller statt.66 Im Herbst 1933 wechselte die Austria vom Hinterzimmer des Cafés in ein eigenes Sekretariat direkt bei der Stephanskirche  : »Die Räume befinden sich im ersten Stock des Hauses Jasomirgottstraße 4, in einem bequemen, vornehmen Wohnhaus. Rechts von dem geräumigen Vorzimmer befindet sich ein Arbeitszimmer für den zweiten Sekretär mit einem Schalter, der sicherlich bei großen Veranstaltungen als Vorverkaufsstelle gute Dienste leisten wird. Links vom Vorzimmer befindet sich ein großes, luftiges Kanzleizimmer, in dem Manager Lang und Sekretär Nausch genügend Platz und Ruhe zur Arbeit finden werden. Anschließend daran ist das Vorstandszimmer, das mit einem Bilde des derzeitigen Präsidenten Dr. Michl Schwarz geschmückt ist, und gegen den Hof zu liegt der größte Raum, der für Sitzungen, Besprechungen mit den Spielern und für alle andern Anlässe, bei denen eine größere Zahl von Menschen zu erwarten ist, bestimmt ist. Ein Nebenraum dient als Archiv, es ist selbstverständlich Telephon in allen Zimmern, bei der Einrichtung der Beleuchtung usw. wurden alle modernen Grundsätze beachtet.«67 Auch die Zuschreibung des »Cityklubs« ist analog zur »Heimatlosigkeit« der Austria mit konkreten Bedeutungen aufgeladen  : Der Vorstadt und dem Proletariat werden die City und das Bürgertum, beide jüdisch konnotiert, gegenübergestellt. So verweist also auch diese Zuschreibung auf die Sonderstellung des »großbürgerlichjüdischen Cityclubs Austria Wien«.68

Intelligenzlerklub Nach dem »Anschluss« wurde die Austria immer wieder dafür gelobt, dass ihre einst so trickreiche und auf den überraschenden Spielzug ausgerichtete Mannschaft auch kämpfen und körperbetont spielen könne. Dennoch blieben Hinweise auf das »intelligente« Spiel der Austria selbst unter den Beschränkungen der Kriegsmeisterschaften präsent  : Die Austria gehöre zu den »Mannschaften, die die kultivierteste Spielweise pflegten und besonders für das schöne Spiel sehr viel übrig hatten«.69 Und selbst im Herbst 1944 wurde noch die »fintenreiche Spielweise«70 gelobt. Eine andere Seite jener der Austria und schon den Amateuren zugeschriebenen »Intelligenz« beschrieb Karl »Vogerl« Geyer 1990 in einem Interview  : »1920 bin ich zu den Amateuren gekommen. Die Amateure bzw. Austria, die ja ein Gesellschafts­ club war, hatten zu dieser Zeit in ihren Statuten einen Paragraphen stehen  : ›Nur Intellektuelle‹. Nichts gegen Arbeiter, aber die wollten unter sich sein, genau wie der Adel«. Nach einer langen Aufzählung der damaligen Spieler und ihrer durch44

Intelligenzlerklub

wegs »gehobenen« Berufe resümierte Geyer  : »Sie sehen, wir waren wirklich alle lauter Intellektuelle.«71 Was Geyer als »Intelligenz« bezeichnet, ist vor allem eine bürgerliche Grundhaltung, »Spieler, Funktionäre und Anhänger der Amateure hatten sich seit der Gründung aus gesellschaftlich meist gehobenen Schichten zusammengesetzt. Es waren Intellektuelle, Journalisten, Geschäftsleute, Offiziere, Ärzte und manch andere, die dem Leben mehr abzugewinnen verstanden, als es den Durchschnittsbürgern bestimmt war.«72 Nicht nur bei den Funktionären, auch bei den Spielern sei bei Tourneen »immer der dunkle Anzug im Koffer« gelegen, der Klub habe es sich auch nie nehmen lassen, die Spieler zum Dinner einzuladen und statt feucht-fröhlichen Weihnachtsfeiern lieber noble Festveranstaltungen abzuhalten. Auch im Ausland errangen die Amateure durch großartige Leistungen viel Bewunderung, durch ein betont wichtigtueri- 13 Die Meisterschwimmerin der Hakoah, Idy Kohn und der Hakoah-Wasserballer und Schriftsteller sches Auftreten aber mitunter auch VerwunFriedrich Torberg im Jahr 1930. Kohn emigrierte derung, etwa als Funktionäre und Mannschaft nach dem »Anschluss« in die USA, wohin auch der Sindelar-Verehrer Torberg nach bei einem Gastspiel in Dresden im teuersten Zwischenstationen in der Schweiz, Frankreich und Hotel abstiegen und dies den Gastgebern Portugal floh. Bild: Imagno, Votava, picturedesk. auch verrechnet wurde. Der Verein erklärte, dass die Spieler einfach »gewohnt seien, vornehm zu wohnen«.73 Es war keineswegs nur eine Zuschreibung von außen, die den Amateuren einen Sonderstatus einräumte, sondern dies entsprach auch dem Selbstverständnis des Klubs  : »Die Violetten repräsentieren eine eigene Marke im Wiener, ja im österreichischen Fußballeben. Sie waren nie das, was man eine ›harte‹ Mannschaft nennt, wohl weil ihr Verein lange Zeit in mindestens demselben Maße darauf bedacht war, Gesellschafts- wie Fußballklub zu sein […]. An der Spitze stand ganz unabsichtlich fast stets ein Doktor oder ein Professor.«74 Betrachtet man das Gesamt der Sportfunktionäre der großen Wiener Fußballvereine, so hatte die Austria  – abgesehen von Hakoah – den höchsten Anteil jüdischer Offizieller, unter denen wiederum die Gruppe der Händler und Kaufleute mit über 80 Prozent die überwiegende Mehrheit stellte, wesentlich mehr als bei allen anderen Profiklubs. Und das populäre Klischee 45

Erster Akt: Der FK Austria im März 1938 – Diskurse, Images, Zuschreibungen

des Vereins bestätigt sich auch bezüglich der Wohnadresse  : 36 Prozent jener Funktionäre wohnten im 1. Bezirk, jeweils 16 Prozent kamen aus dem 2. oder 7. Bezirk.75 Wenn vom »Intelligenzlerklub« die Rede war, dann bedeutete das in diesem Sinn das Festhalten an etlichen Idealen des frühen bürgerlichen Fußballs  : Zwar hatten schon die »Amateure« das in ihrem Namen festgeschriebene Amateurideal abgelegt, aber an anderen Prämissen der britischen »sports« hielten sie fest  : Hier sollten bürgerliche Individuen ein ihren Vorstellungen entsprechendes Spiel vorführen. »Intelligenz« wurde zum Oberbegriff der Akteure, ob das nun die Funktionäre oder die Spieler waren, aber auch des Spieles selbst. Die Bürgerlichkeit habe aber bis aufs Spielfeld gereicht und sich – so zumindest die mediale und auch retrospektive Zuschreibung – im Motto »Tore nie gewaltsam schießen« niedergeschlagen.76 Die der Austria zugeschriebene Intelligenz sollte sich also im Spiel zeigen. So hieß es beispielsweise über ein Match gegen Wacker  : »Das war einmal etwas andres als das ›tägliche Rindfleisch‹, nichts von Schablone-Fußball und Kraftmeiertum. Hier waren die Intelligenzler am Werk und ließen es klar werden, daß aus diesem Spiel noch so manches herauszuholen wäre. Wenn es nicht allein mit den Füßen betrieben werde. Wunderbar gelangen Sindelar und Konsorten die Schachmattstellungen dadurch, daß sie sozusagen ›Figurenopfer‹ brachten.«77 Das Spielfeld war also der Ort, wo sich diese »Intelligenz« der Austria manifestieren sollte. Es sei die Austria, »die die durchgeistigte Art des Spieles vertrat, aufzeigte, wie eine zeitweilige Feldüberlegenheit des Gegners durch wenige aber mit Verstand und Witz durchgeführte Angriffsaktionen wettgemacht werden könne«.78 Das konzedierte selbst die »Arbeiter-Zeitung«. Sie schrieb zwar  : »Wenn der Professionalismus eine Schlappe erleidet, so haben die Arbeitersportler selbstverständlich keine Ursache, in Klagerufe auszubrechen.« Doch anlässlich der bedrohlichen Finanzkrise der Austria im Jahr 1931 formulierte sie weiter, es liege »ein gewisses Mißgeschick darin, daß gerade in der Zeit, in der der österreichische Fußballsport in Europa eine führende Rolle spielt, jener Verein verschwinden soll, der den Wiener Fußball spielte, der der Wiener Verein war. Die Austriamannschaft hat dutzendemal bewiesen, daß Fußballspiel nicht mechanisches, nur von körperlicher Eignung abhängiges Hin- und Herstoßen des Balles ist, sondern sinnvolle und zweckerfüllte Beherrschung der Lederkugel, die kaum weniger geistigen Aufwand erfordert als eine Operettenhandlung. Das Ende der Austria wäre in gewisser Hinsicht das Ende des Wiener Professionalfußballsports überhaupt.«79 Was dann am grünen Rasen zum Ausdruck kam, sollte in gebildeten Funktionären und »intelligenten« Spielern grundgelegt sein. Da sollten also Direktoren, Ärzte und Juristen im Vorstand sitzen und kluge Spieler am Platz stehen. Das konnten Figuren wie »Sir« Walter Nausch sein, der »Gentleman des grünen Rasens«, aufgewachsen in der Josefstadt, der es Mitte der 1930er Jahre schaffte, gleichzeitig Trainer, Sekretär und Kapitän eines Spitzenvereins zu sein.80 Oder aber es waren Spieler 46

Gagenfußball

aus einfachen Verhältnissen, wie Matthias Sindelar oder Karl Sesta, die sich jedoch durch ein intelligentes, trickreiches, überlegtes Spiel auszeichneten. Nicht zuletzt wurde auch die Anhängerschaft der Austria mit dem »Intelligenzlertum« in Verbindung gebracht. Auch wenn den Violetten konzediert wurde, etliche Fans aus der Arbeiterschaft zu begeistern, wurde das typische Austria-Publikum doch eher auf den teureren Sitzplätzen geortet. Wenn dann beschrieben wurde, wie diese Anhänger mit ihren Autos zum Sportplatz kamen und mit ihren Pelzmänteln auf der Tribüne saßen, wird abermals ein antisemitisches Stereotyp bemüht. Und gerade dann konnte der Begriff des »Intelligenzlers« gegen die Austria gewendet werden, wenn dieses Publikum über die Stränge schlug  : »Mit Schirmen und Stöcken fiel man übereinander her, an den Köpfen zersplitterten Stöcke von zwei Finger Stärke  ; fast durchwegs waren es ›Intelligenzler‹, die in solcher Weise ihre Meinungen austauschten.«81

Gagenfußball Im österreichischen Fußballsport sei »manches durch einen dem deutschen Wesen fremden Professionalismus zerstört worden, was an guten Voraussetzungen und Anfängen vorhanden war«,82 schrieb das »Salzburger Volksblatt« kurz nach dem »Anschluss« und bezog sich damit natürlich auf den Berufssport eines Hugo Meisl, einer Hakoah oder Austria. Denn tatsächlich kam ab der Einführung des Profifußballs im Jahr 1924 kaum ein Hintergrundbericht über die Amateure oder den FK Austria ohne Hinweise auf die finanziell bevorzugte Situation des Klubs aus. »Die Austria ist unter ihrem neuen Namen dem Brauch des Amateursportvereines, fortwährend große Beträge für den Aufbau ihrer Mannschaft zu riskieren, treu geblieben, aber die Wirkung war unter der neuen Firma ähnlich wie unter der alten Bezeichnung  ; die Erfolge, wenigstens in den lokalen Bewerben, standen im umgekehrten Verhältnis zu den aufgewendeten Mitteln. Alles, was gut und teuer, zumindest aber teuer war, wurde von der Austria angekauft.«83 Finanzieller Zuwendungen an Spieler wurden freilich schon die Cricketer verdächtigt  : Als Max Leuthe kurz nach 1900 zwischen den Cricketern und dem WAC hin- und herwechselte, sollen illegale Gagenzahlungen im Spiel gewesen sein.84 Und auch die Abspaltung der Amateure von ihrem Stammklub soll nicht zuletzt pekuniäre Hintergründe gehabt haben, abgesehen davon, dass der neue Verein den Cricketern eine größere Summe für die Freigaben der Spieler zahlen musste.85 Die Neuformierung der Amateure-Mannschaft nach dem Ersten Weltkrieg verkündete auf jeden Fall den Einsatz größerer Finanzmittel, spätestens als 1919 Kálmán und Jenő Konrád von MTK Budapest zum Verein geholt wurden. Als schließlich 1923 der europaweit bekannte Fußball-Profi Alfred Schaffer zu den Violetten stieß, ließ 47

Erster Akt: Der FK Austria im März 1938 – Diskurse, Images, Zuschreibungen

sich kaum eine Zeitung das Wortspiel entgehen, dass nun ein »Amateur« zu den »Amateuren« wechsle.86 Wurde bis dahin über den Scheinamateurismus der Amateure berichtet, wurde mit der Einführung des Profibetriebes über die Höhe der nunmehr legalen Gagen spekuliert. So hieß es bei Willy Schmieger  : »Es zeigte sich, dass der monatliche Aufwand eines erstklassigen Vereines sich zwischen 25 und 70 Millionen [Kronen] bewegte. Die billigste Mannschaft hatte die Admira, die teuerste die Amateure und die Hakoah. Von Einzelgagen erzählte man sich, dass Schaffer bei den Amateuren zehn Millionen im Monat habe und Guttmann bei der Hakoah nicht viel weniger.«87 Als die Amateure die Meisterschaft 1925/26 gewannen, wurde dies in den Medien mit deren »Chimborasso-Budget« argumentiert. Die folgenden schwachen Leistungen lösten hingegen Schadenfreude aus  : »Für die Amateure, dem [sic] Meister des Vorjahres, bricht eine böse Zeit heran. Sie haben eine teure Mannschaft, die teuerste von Wien, und stehen mit zwei Punkten an vorletzter Stelle.«88 Schwache Leistungen der Spieler wurden dagegen oft mit finanziellen Problemen argumentiert, wenn es etwa hieß, »daß sich die Spieler der Austria den alten Spruch ›Ka Geld, ka Musi‹ zum Leitmotiv ihres Handelns, beziehungsweise ihres Nichthandelns gewählt hätten«.89 Und als sich die teuersten Mannschaften, die Hakoah und die Austria, 1927 am Tabellenende wiederfanden, wurde überhaupt das Ende des »Gagenfußballs« prophezeit. Am Beispiel eines Admira-Sieges gegen die Austria hieß es  : »Aufstrebende, gesunde Jugend bombardierte die Verteidigungsstellung einer morsch gewordenen Formation. Der Sport hat über das Geschäft triumphiert. Die frische Jedleseer Wiesenluft hat den stickigen Kaffeehausdunst weggeweht. Die Mannschaft der Spieler hat das Team des Gagenfußballs glatt niedergebügelt.«90 Die ökonomische Ausnahmestellung der Austria wurde gerade im Zusammenhang mit Hugo Meisls Plänen einer Professionalisierung und Ökonomisierung des Wiener und mitteleuropäischen Fußballs immer wieder herausgestrichen, da die Austria davon in erster Linie profitiere, sei es durch die Legalisierung des Professionalismus oder die Einführung des Mitropacups. Öfters wurde auf Meisls Naheverhältnis zur Austria hingewiesen, schließlich sei er Gründungs- und Vorstandsmitglied der Amateure und in den Anfangsjahren auch deren Trainer gewesen. Ausführlich kommentiert wurden die Finanzkrisen der Amateure 1926 und der Austria 1931. Die Krise der Amateure im Sommer 1926 wurde ja durch die Auslagerung der Fußballsektion und ihre Neugründung unter dem Namen »Austria« bewältigt, wobei der neue Klub den Primat der Ökonomie nicht nur bezüglich des Teams, sondern auch hinsichtlich der Mitgliedschaft in den Statuten festschrieb. Dort wurde festgehalten, dass jedes ordentliche Mitglied nicht nur Aufnahme- und Mitgliedsgebühr zu zahlen habe, sondern auch einen – nicht gerade billigen – Anteilsschein erwerben müsse.91 Die Zahl der Stimmen bei der Generalversammlung, also auch bei der Wahl des Vorstandes, bemaß sich an der Anzahl der Anteilsscheine. Das hatte zur Folge, 48

Gagenfußball

dass nur Personen mit einem gewissen ökonomischen Status Mitglieder werden konnten und – wie bei einer Aktiengesellschaft – Mitglieder mit vielen Anteilsscheinen den Verein kontrollieren konnten. Die ökonomisch-gutbürgerliche Gemeinschaft unter den Mitgliedern wurde noch zusätzlich durch ein Ballotage-System abgesichert, indem zwei Drittel der Mitglieder einer Neuaufnahme zustimmen mussten. Im Jahr 1931 berichteten die Medien detailliert über die Querelen und Verhandlungen im AustriaVorstand, aber auch über manche der Konsequenzen   : So habe Austria-Obmann Hahn während einer Skandinavien-Reise die erhaltenen Entschädigungen von 120.000 Kronen in die eigene Tasche gesteckt, um damit einen Teil seines Kredits an den Verein abzudecken. Hahn fuhr mit dem Geld einfach nach Hause. »Die Mannschaft blieb ohne Geld zurück und mußte sich das Geld für die Heimreise 14 Amateure-Trainer, Teamchef und FußballVisionär Hugo Meisl im Jahr 1927. Bild: erst in einigen ursprünglich nicht festgesetzt geweImagno, Austrian Archives. senen Spielen verdienen.«92 Unmittelbar nach der Heimkehr von der Tournee stellte Hahn als Direktor des Reisebüros City einen Konkursantrag an die Austria mit dem Präsidenten Hahn.93 Da keine flüssigen Geldmittel vorhanden waren, wurden der Verein und sein Obmann zum Offenbarungseid verpflichtet. Dem entzog sich Hahn, indem er als Obmann zurücktrat. Und er wurde als Obmann entlastet, weil Hahn über seine große Zahl an Anteilsscheinen wiederum die Mehrheit im Vorstand hatte, die diese Entlastung aussprechen musste.94 In der Folge wurden die ständigen medialen Hinweise auf eine bevorzugte ökonomische Position der Austria deutlich weniger. Dennoch konnte man den Berichten über die »Höchstgagenspieler« noch immer entnehmen, dass die Austria in dieser Statistik stets in Führung lag. Und auch hinsichtlich Zahl und Dauer von Tourneen und die Exotik der Reiseziele lag die Austria voran. Schon die Cricketer hatten zu den reisefreudigsten Klubs Wiens gezählt, und auch die Amateure nutzten jede Gelegenheit zu Gastspielen und Tourneen. Diese Tradition führte auch die Austria weiter, weil die Erlöse der Reisen zur Deckung des Budgets unabdingbar waren. Manche Misserfolge in der Meisterschaft konnten denn auch auf die Überlastung der Mannschaft durch die Reisestrapazen zurückgeführt werden. Nur selten wurde die Situation der Austria positiv kommentiert, wenn es etwa 1936 aus Salzburger Sicht hieß, dass Sanierungen, Sparmaßnahmen und Spielerver49

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käufe den Wiener Fußball prägen würden, hingegen sei die Austria »der einzige Verein, der finanziell gefestigt ist«.95 Das rechtfertigte dann letztlich auch die Siegesprämien im Mitropacup, die 1936 bekannt wurden  : Da soll die Austria jedem Spieler für das Erreichen der zweiten Runde 400, fürs Semifinale 500, fürs Finale 1000 Schilling bezahlt haben.96 Eines muss bei allen Hinweisen auf die besondere ökonomische Situation der Austria freilich berücksichtigt werden  : Auch wenn die Violetten der teuerste Klub Wiens waren, die Unterschiede zu den anderen Großklubs wurden zweifellos aus verschiedensten Gründen überbetont. Gerade weil die Austria kein Klub wie jeder andere war, fielen Bewunderung wie Kritik besonders heftig aus. Das manifestierte sich nicht zuletzt im Ruf der Amateure und der Austria als »launische Diva«, eine Zuschreibung, die den Klub von Beginn an begleitete, »[D]ie Mannschaft war zu unausgeglichen«, schrieb Willy Schmieger schon über die erste Meisterschaftssaison der Amateure.97 Und einem Matchbericht können wir im Sommer 1912 entnehmen  : »Die Amateure haben wieder einmal ›umgeschmissen‹. Es ist nur ein Glück, daß es im Fußball keinen Totalisateur gibt. Sie könnten da ganze Völker arm machen. Violett gewinnt nur überlegen, wenn kein Mensch daran denkt und ›fällt um‹, wenn es gute Aussichten auf den Sieg hat. Sonntag waren sie wie das Wetter im April. Launisch und unberechenbar. Fünf Minuten glänzend und fünfzehn Minuten ›unter dem Pintsch‹.«98 Dass die Violetten besonders launisch seien, sollte vor allem den Gegensatz zu den Vorstadtvereinen verdeutlichen, allen voran zur Admira und zu Rapid, denen immer wieder kämpferische Eigenschaften zugeschrieben wurden. Über Violett dagegen hieß es  : »Eine alte Theorie geht dahin, daß gegen die Austria eigentlich jeder Gegner Erfolgsaussichten habe, da sich im voraus nie berechnen läßt, was die Austria leisten werde.«99

Judenklub Alle Zuschreibungen an die Amateure und die Austria mündeten letztlich in einem antisemitischen Stereotyp  : »City« und »Kaffeehaus«, Mangel an »Bodenständigkeit« aber hohe Finanzkraft, »Intelligenzlertum« und die Metapher der »Diva« waren sämtlich mit »jüdischen« Bedeutungen aufgeladen. Dabei erweist es sich ja keineswegs als falsch, dass die Amateure und die Austria im Laufe der Jahre etliche jüdische Spieler und noch mehr jüdische Funktionäre in ihren Reihen hatten. Der ehemalige Violette Karl Geyer resümierte  : »Wir (die Amateure) haben ja auch Judenklub geheißen, wir waren die Juden, genauso wie Hakoah.«100 Das ist ebenso richtig wie falsch. Denn auf der einen Seite waren die zionistische Hakoah wie der »Judenklub« Amateure/Austria im Wien der Zwischenkriegszeit entweder »jüdisch« oder – wie die Austria – jüdisch konnotiert,101 auf der anderen Seite aber waren Amateure und 50

Judenklub

Hakoah zwei ganz unterschiedliche Seiten jüdischen Sportengagements  : Im Wiener Sport herrschte in den 1920er Jahren eine klare Differenzierung  : Assimilierte, aber auch »[o]rthodoxe Juden waren Austria-Anhänger  ; Hakoah-Anhänger waren antireligiös und zionistisch«.102 So verwundert es nicht, dass zwischen den zionistischen und den »Judenvereinen« eine immense Rivalität bis hin zu physischen Auseinandersetzungen herrschte, die paradigmatisch dann zum Ausbruch kamen, wenn die Amateure als Klub der vornehmen akkulturierten jüdischen Geschäftswelt und die Hakoah als Klub der kleinen Handwerker und Angestellten aufeinander trafen.103 Friedrich Torberg behauptet, »daß es keine größere Rivalität, keine feindseligere Gegensätzlichkeit gab als die zwischen Hakoah und Austria«.104 »Die Säuberung der Vereine von jüdischen Funktionären und Mitgliedern hat bereits begonnen«,105 so begann ein Beitrag über die Veränderungen im Wiener Fußballbetrieb nach dem »Anschluss«. Die Nationalsozialisten unterschieden klar zwischen Hakoah und Austria, zwischen dem jüdischen Verein und dem »Judenklub«. Denn die Hakoah wurde sofort verboten, ihre bisherigen Resultate wurden sogar aus den Meisterschaftstabellen entfernt.106 Für die anderen Vereine nannte der Artikel nur einzelne Funktionen, die neu besetzt werden mussten. Und dann hieß es aber  : Die »Austria muß einen ganz neuen Vorstand bekommen, F.A.C. und F.C. Wien verloren ihre Manager […] der FC Wien ist ohne Obmann«.107 Die Amateure, aber auch die Austria waren also nie ein jüdischer Verein wie die Hakoah und etliche kleinere Klubs, die nur Juden offenstanden und die jüdische und zionistische Ziele verfolgten. Doch wurden Amateure und Austria stets als »Judenklubs« gesehen, weil sie eine große Zahl jüdischer Funktionäre und eine Zeitlang auch etliche jüdische Spieler in ihren Reihen hatten. Der Ruf, ein »Judenklub« zu sein, begleitete die Austria und vorher die Amateure schon ab ihrer Gründung. Max Leuthe, selbst einer aus der Riege der Cricketer, der auch bei der Gründung der Amateure mit dabei war, schrieb in einer seiner humoristischen Glossen über die Austria, »de was in Wean no immer jüdisch war«.108 Mit Erwin Müller, Carl Wertheim und Emanuel Schwarz wurde die Austria über viele Jahre von jüdischen Präsidenten geleitet,109 1938 bestand der Vorstand ausschließlich aus jüdischen Mitgliedern. Und in einer Untersuchung zu jüdischen Sportfunktionären zeigte sich, dass die Austria mit mindestens 62 Prozent jüdischer Funktionäre in den Jahren 1929 bis 1938 den höchsten Anteil aller Vereine aufwies, die nicht ausschließlich jüdischen Mitgliedern offenstanden.110 Im März 1938 war zwar die gesamte Vorstandsriege des FK Austria jüdisch, jedoch kein einziger Spieler der Kampfmannschaft. Speziell Mitte der 1920er Jahre war dies anders gewesen, wie auch Karl Geyer gern erzählte  : Da sei der Kader »FiftyFifty« gewesen. »Da waren fünf Juden und sechs Christen in der Mannschaft. Aber wenn wir uns getroffen haben, hat es nur geheißen  : ›Servus Fritzl‹, ›Servus Ferdl‹ usw. Bei uns ist der Name ›Jude‹ überhaupt nicht gefallen.« Was Geyer freilich be51

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stätigt, ist, dass die Amateure auch in den 1920er Jahren als Judenklub gesehen wurden  : Wenn die Spieler den Rasen betraten, »haben die Buben von oben heruntergeschrien  : ›Die Juden kommen, die Juden kommen  !‹ Aber das hat uns nicht geniert, uns Christen.«111 Das war nicht nur der Tenor unter den Anhängern anderer Vereine, sondern auch unter deren Funktionären und Trainern  : »Wenn Rapid – Amateure gespielt hat«, so Karl Geyer, »war dem Schönecker [Dionys Schönecker, RapidSektionsleiter ] sein Ausspruch folgendermaßen  : ›Burschen paßts auf, heute gehts gegen die Juden. Ihr wißts, hauts es eini, dann sind’s dort, wo’s hingehören.‹ Das hat er jedes Match gegen uns gesagt. Aber das hat man zur Kenntnis genommen.«112 War also die Hakoah der führende jüdische Verein der Zwischenkriegszeit, waren die Austria und die Amateure der »Judenclub«.

Die Amateure/Austria in der Zwischenkriegszeit In einem Wiener Fußballgeschehen, das in den 1920er und 1930er Jahren enorme Popularität erlangt hatte, das  – via Professionalismus  – hochgradig ökonomisiert und – via Sportberichterstattung in Zeitungen, Zeitschriften und Radio – in hohem Maß medialisiert war, spielten also die Amateure und später die Austria eine ganz entscheidende Rolle. Auch wenn die Violetten über die Jahre hinter Admira und Rapid wohl sportlich gesehen knapp zurücklagen, gehörten sie stets zu den führenden Vereinen Wiens und somit auch (Mittel-)Europas. Der Fußball in Ungarn, der Tschechoslowakei, Österreich (das heißt  : Wien) und ab 1930 auch in Italien wurde als führend in Kontinentaleuropa und als legitimer Herausforderer des Fußballs im Mutterland England betrachtet. An dieser führenden Stellung des Wiener Fußballs hat die Austria mitgewirkt, zum einen mit zwei Siegen im Mitropacup 1933 und 1936, zum anderen durch zahlreiche Tourneen, auf denen die Violetten die »Wiener Fußballschule« in vielen Gegenden der Welt vorführten und dafür Bewunderung erhielten, die nicht nur dem Klub, sondern Wien und ganz Österreich zugute kam. Aber auch zum zweiten großen Aushängeschild des Wiener Fußballs, zum Nationalteam, hat die Austria entscheidende Beiträge geliefert  : So gehörten Walter Nausch, Hans Mock, Matthias Sindelar und auch Karl Sesta (bis 1934 allerdings noch WAC-Spieler) zu den Stützen des »Wunderteams«. Und nicht zuletzt hat die Austria eben mit Matthias Sindelar die bis heute wohl populärste Figur und die Inkarnation des Wienerischen Fußballs in seinen Reihen gehabt. In Wien galten die Amateure und die Austria gemeinsam mit der Vienna und dem WAC als Antipoden zu den proletarischen Vorstadtvereinen  : Und es waren sicherlich die Violetten, die diese Richtung am prononciertesten verfolgten und selbstbewusst nach außen vertraten. Das trug ihnen viele Anfeindungen und auch 52

Die Amateure/Austria in der Zwischenkriegszeit

15 Das »Wunderteam« vor dem Jahrhundertspiel an der Stamford Bridge. Von links: Jimmy Hogan, Walter Nausch, Georg Braun, Karl Gall, Adolf Vogl, Karl Zischek, Franz Weselik, Matthias Sindelar, Karl Rainer, Johann Mock. Hockend: Rudolf Hiden, Peter Platzer, Anton Janda, Karl Sesta, Anton Schall, Fritz Gschweidl, Josef Smistik. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

Schadenfreude bei unerwarteten Niederlagen ein, aber auch große Bewunderung, wenn das Spiel funktionierte, der Spielplan aufging und entscheidende Erfolge erzielt werden konnten. Schon bei den Amateuren wurde nicht mit Lob gespart, wenn es etwa über Kálmán Konrád hieß  : »Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, dass noch nie von einem Mittelstürmer in Wien ein derart vollendetes Spiel gezeigt wurde.«113 Und die Bewunderung für Matthias Sindelars Spiel war oft grenzenlos, wenn es ihm gelang, mit individuellen Aktionen zugleich die ganze Austria mitzureißen.114 Sindelar, und mit ihm die Austria, wurde zumindest in den 1930er Jahren zum Inbegriff des Wiener Fußballspiels. Nicht Härte und Zähigkeit, Einsatz und Siegeswille bis zum Schlusspfiff, mithin die Qualitäten Rapids, wurden zum Synonym der Wiener Fußballschule, sondern die technische Raffinesse der Austria, die eine tänzerische, fast schon künstlerische Qualität besaß. Die Figur des Matthias Sindelar wurde nach dem »Anschluss« freilich von den Nationalsozialisten ebenso vereinnahmt wie von jüdischen Exilanten. Damit sind wir allerdings schon im nächsten Akt. 53

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss« Für den 13. März 1938 war eine Runde im österreichischen Cup angesetzt. Von den in Wien geplanten fünf Spielen fand jedoch nur die Begegnung zwischen Vienna und F.C.  33 statt. Am nächsten Tag war im »Wiener Tagblatt« zu lesen  : »Es wäre verwunderlich gewesen, wenn sich’s anders gefügt hätte. Zur Zeit des weltgeschichtlichen Geschehens konnte und wollte niemand die Konzentration zur kritischen Beobachtung von Ereignissen auf einem Fußballfeld aufbringen.«1 Gemeint war damit natürlich der Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich, der »Anschluss«, mit dem Triumphzug Hitlers nach Wien. Einige der abgesagten Spiele sollten bereits am Dienstag nachgetragen werden, doch »auch dies ist kaum zu glauben, denn mit so schnellem Abebben der Begeisterung, die derzeit die Massen erfüllt, kann doch nicht gerechnet werden. Man würde voraussichtlich wieder vor leeren Bänken spielen.«2 Das stimmt allerdings nur zum Teil  : Das Spiel Simmering gegen die jüdische Hakoah wurde abgesagt, Vienna spielte wie geplant. Austria war – wie auch Rapid  – bereits aus dem Cup ausgeschieden. Die beiden Vereine trugen deshalb Freundschaftsspiele aus, die auf der Hütteldorfer Pfarrwiese stattfanden. Im ersten Spiel traf Austria auf Red Star, im Hauptmatch Rapid auf die ungarische »Ofner Elf«. Der »Anschluss« Österreichs durch das nationalsozialistische Deutschland brachte klarerweise auch eine Neuorganisation des österreichischen Sports mit sich. Bereits am 14.  März wurde Friedrich Rainer3 »zum Führer der Österreichischen Turn- und Sportfront ernannt, als dessen Stellvertreter fungiert Parteigenosse Fritz Müller«4. Ebenfalls bereits am 14.  März 1938 verfügte der Landesleiter der österreichischen Nationalsozialisten, Hubert Klausner, die Auflösung der katholischen christlich-deutschen Turnerschaft. »Aus allen übrigen Verbänden scheiden sofort die Juden aus. Rein jüdische Verbände gehören der Deutschösterreichischen Turnund Sportfront nicht an.«5 Das bedeutete unter anderem das Ende der Hakoah.6 Die Deutschösterreichische Turn- und Sportfront wurde als eigener Gau XVII Ostmark dem Deutschen Reichsbund für Leibesübungen eingegliedert. Schon in den ersten Tagen nach dem »Anschluss« war das Sportgeschehen, insbesondere der Fußball, symbolisch in den Dienst des Nationalsozialismus gestellt worden. Die Plätze mussten mit einer Hakenkreuzfahne beflaggt werden, die Spieler hatten vor dem Anpfiff den Hitlergruß auszuführen und nach Beendigung des Spiels »auf das Zeichen des Schiedsrichters ein dreifaches ›Sieg-Heil‹ auf die deutsche Sportkameradschaft«7 zu rufen. Auch in die Propaganda für die am 10. April angesetzte Volksabstimmung sollte der Sport einbezogen werden, das bedeutete allerdings eine gewisse Gratwande54

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

16 Das Titelblatt des Fussball-Sonntag vom 10. April 1938 wirbt für ein »JA!«

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Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

17 Reichssportführer von Tschammer und Osten wird von Austria-Kapitän Mock in Wien begrüßt. Fussball-Sonntag, 3. April 1938, S. 6.

rung  : Einerseits wurden spezielle Propagandaveranstaltungen abgehalten, die vor der Konkurrenz durch die »normalen« Fußballspiele geschützt werden sollten, andererseits durften die Eingriffe in den Alltag des Fußballbetriebs nicht zu groß sein, um die Wiener Fußballanhänger nicht zu verärgern. Die ÖsterreicherInnen zumindest bis zum 10. April bei Laune zu halten war dem Regime wichtig  : »Die augenblickliche Massenbegeisterung darf nicht überschätzt werden  ; infolgedessen hat sich die Wahlarbeit auf die Erfassung jedes einzelnen Deutsch-Österreichers zu erstrecken.«8 Insgesamt müsse verhindert werden, »daß sich die ›Umschaltung‹ negativ auf die Stimmung der Deutsch-Österreicher auswirkt. Es ist dabei zu bedenken, daß jedes Prozent Nein-Stimmen eine außenpolitische Schwächung bedeutet.«9 »Die turnerische und sportliche Vereinsarbeit kann weitergehen, ebenso können Wettkämpfe und Wettspiele ausgetragen werden, jedoch ist die ganze Vereinstätigkeit in den Dienst der Volksabstimmung zu stellen.«10 Am 10. April durften keine Sportveranstaltungen stattfinden. Der Sportbetrieb sollte also in den Dienst der Propaganda gestellt werden, dabei aber möglichst ungestört weitergehen, was offenbar nicht immer der Fall war, wie eine von Sportführer Friedrich Rainer veröffentlichte Meldung zeigt  : »In letzter Zeit sind mir wiederholt Meldungen von Beschlagnahmungen und Störungen des Lebens der mir unterstellten Turn- und Sportvereine zugegangen. Ich weise hiemit [sic] auf die verschiedenen Erlässe des Gauleiters Bürckel hin, die Eingriffe dieser Art auf das strengste zu untersagen.«11 56

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18 Das »Versöhnungssspiel« vom 3. April 1938: Der Austrianer Karl Sesta, einer der beiden Torschützen, schirmt Tormann Peter Platzer ab. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

Von den diversen Propagandaveranstaltungen im Sport sorgte das Fußballspiel zwischen der »deutschösterreichischen Mannschaft« (de facto die Nationalmannschaft des in Auflösung befindlichen Österreich) gegen die deutsche Nationalmannschaft für die größte Aufmerksamkeit. Noch im März kam der »Reichssportführer« Hans von Tschammer und Osten nach Wien, wo er von einem prominenten Spieler begrüßt wurde  : »Der Mittelläufer der deutschösterreichischen Auswahlmannschaft SA-Mann Mock vom SC. Ostmark (Austria) überreichte dem Reichssportführer bei seiner Ankunft am Westbahnhof einen Wimpel«,12 war in einer Bildunterschrift zu lesen. Fußball war für die neuen Machthaber ein heikles Terrain, es war eines der wenigen Gebiete, auf dem sich die Wiener dem deutschen Sport überlegen fühlten. Mit dem Spielsystem, aber auch mit dem Professionalismus hatte sich eine Kultur entwickelt, die auf »Mitteleuropa« ausgerichtet und nicht nach Deutschland hin orientiert war (Stichwort »Donaufußball«) und die zudem identitätsstiftend war.13 Deshalb sollte ein sorgsamer Umgang mit der Kultur des Wiener Fußballs signalisiert werden, so von Tschammer und Osten in seiner Ansprache während der Pause 57

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

des »Versöhnungsspiels« am 3. April im Praterstadion  : »Wiener Fußballkunst und Wiener Fußballschule sind einzigartig in der Welt, und wir wären Narren, wenn wir sie zerstören würden.«14 Das Spiel selbst gewann die »deutschösterreichische Mannschaft« durch Tore von Sindelar und Sesta mit 2  : 0, von der Austria standen außerdem noch Mock und Stroh auf dem Platz. Um dieses Spiel haben sich diverse Widerstandsmythen entwickelt, die im Kern besagen, es sei ein Unentschieden vereinbart gewesen, Sindelar und Sesta hätten diese Vereinbarung mit ihren Toren gebrochen und zudem demonstrativ vor der mit NS-Prominenz besetzten Ehrentribüne ihren Torjubel zelebriert.15 Außerdem habe Sindelar auf den rot-weißen Dressen bestanden. Belege für das angeblich widerständige Verhalten gibt es keine, eine Vereinbarung über ein Unentschieden – das von den Wienern als Niederlage empfunden worden wäre – scheint angesichts der erwähnten Intention, die Österreicher bei Laune zu halten, nicht schlüssig. Perfekt in dieses retrospektive Bild passen die Hauptfiguren dieser Erzählungen, Matthias Sindelar und Karl Sesta  : Beide wurden nach 1945 als widerständige Typen, wenn auch in sehr unterschiedlichen Ausprägungen, konstruiert  : Sesta als aufmüpfige Bockerer-artige Figur, Sindelar als stiller, dem alten Präsidenten gegenüber loyaler Mensch, der mit dem neuen System nicht zurechtgekommen sei. Perfekt ins Bild passt auch, dass beide Spieler der Wiener Austria waren.

Der Vorstand wird ausgesperrt Innerhalb der Konstruktion der erwähnten »Wiener Fußballschule« spielte der FK Austria eine zentrale Rolle als die typische wienerische Mannschaft, die sich retrospektiv noch verstärkt um das Österreichische ergänzt hat.16 Das gängige Narrativ zur Austria nach dem »Anschluss«, das sich bis ins 21. Jahrhundert gehalten hat, reproduziert auch der bekannte Journalist und ehemalige Austria-Vizepräsident Peter Pelinka in einem Sammelband zur Geschichte des Wiener Fußballs. »Die Einverleibung Österreichs ins nationalsozialistische Deutschland traf die Wiener Austria von den österreichischen Fußballvereinen am härtesten  : Unter den Spielern und Funktionären gab es viele Juden, nicht nur der legendäre Präsident ›Michl‹ Schwarz musste sofort nach dem Einmarsch emigrieren  – aus dieser Zeit rührt noch das Image des ›Judenklubs‹, das bis vor kurzem noch durch antisemitische Sprechchöre gegnerischer Anhänger ›gepflegt‹ worden ist.«17 Bemerkenswert ist einerseits, dass Pelinka in diesem Zusammenhang die Hakoah nicht nennt (für die der »Anschluss« das Ende ihrer Existenz bedeutete), obwohl er sie als sportlichen Gegner der Austria eine Seite davor erwähnt. Hier zeigt sich wohl seine Sozialisation als Fußballanhänger in den 1950er- und 1960er Jahren – als die Hakoah eben kein Teil der Wiener Fußballkultur mehr war. Und andererseits ist bedeutsam, dass Pelinka von vielen 58

Der Vorstand wird ausgesperrt

Juden unter den »Spielern und Funktionären der Austria« spricht. Hier knüpft er an eine Geschichte an, wie sie etwa vom ehemaligen Spieler und Trainer der Austria Karl »Vogerl« Geyer erzählt wurde.18 Faktisch stimmt diese Darstellung nur zum Teil  : Zwar waren im März 1938 tatsächlich alle Funktionäre des FK Austria und auch der Vereinsmanager Robert Lang Juden,19 aber kein einziger Spieler aus dem Kader der Kampfmannschaft.20 Vorstand des FK Austria im März 1938 Dr. Emanuel Schwarz

Präsident

Arzt

mos.

8.10.1878

Siegfried Sass

Kassier

Teilhaber einer Herrenkleiderfabrik

mos.

12.3.1898

Heinrich Bauer

Schriftführer

Herrenmode- und ­Wäschewarengeschäft

mos.

17.1.1885

Martin Witt

Beisitzer

Furnier- und Holzhandel

o. B. seit 192621

26.2.1889

Michael Lukacs

Beisitzer

Juwelier

mos.

29.9.1887

Jakob Zeichner

Beisitzer

Prokurist

mos.

25.9.1890

Oskar Reisz

Revisor

Bankbeamter

mos.

17.3.1889

Felix Gerstmann

Revisor

Salzgroßhändler

mos.

19.5.1898

Bei der Generalversammlung am 9. November 1937 gewählter und beim »Anschluss« im Amt befindlicher Vorstand, Quelle  : Bundespolizeidirektion Wien, Vereinspolizei, Vereinsakt FK Austria, Meldung der Vorstandsmitglieder der GV vom 9.11.1937.

Tatsächlich war die Austria stärker als die anderen Vereine der Nationalliga – mit der erwähnten Ausnahme Hakoah – von den Zwangsmaßnahmen betroffen  : Konkret hieß das  : Bei der Austria wurden alle Vorstandsmitglieder ihrer Ämter enthoben.22 Bei den übrigen Vereinen hatte die sofortige Enthebung der jüdischen Mitglieder weniger dramatische Auswirkungen  : Bei Rapid beispielsweise wurden mit Leo Schidrowitz und Sigmund Ringer zwei jüdische Vorstandmitglieder abgesetzt.23 Der Übergang beim FK Austria ging mit polizeilichen Zwangsmaßnahmen vonstatten  : In einem Amtsvermerk des »Vereins-Bureaus« der Polizei-Direktion Wien vom 14. März, 12 Uhr mittags, ist festgehalten  : »Dr. Ries von der Deutsch-österreichischen Turn- und Sportfront teilt fernmündlich mit, dass der ›Fussballklub Austria‹, Wien I., Jasomirgottstraße Nr. 4, Vermögenswerte des Vereines zu verschleppen versucht. Dr. Ries ersucht um polizeiliche Sicherstellung des Vermögens.«24 Einen Tag später informierte das »Vereins-Bureau« die Deutschösterreichische Sport- und Turnfront brieflich darüber, dass die Räumlichkeiten der Austria »polizeilich gesperrt und versiegelt« worden waren. Die Schlüssel des Vereinslokals wurden »zur weiteren Verfügung« gleich mitgeschickt.25 Es dauerte also nicht 59

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

lange, dass die Behörden auf den FK Austria mit seiner jüdischen Vereinsleitung aufmerksam wurden, genauer  : aufmerksam gemacht wurden – und die Polizei funktionierte reibungslos im Sinne der neuen Machthaber. Die Aktion wurde nicht im Geheimen abgewickelt, am 18.  März war in der »Kleinen Volks-Zeitung« zu lesen  : »Ueber Austria, die unter nichtarischer Führung steht, ist die Sperre verhängt worden und das gesamte Klubvermögen sichergestellt worden. Das Sekretariat ist geschlossen, es wurde auch alles bewegliche und unbewegliche Gut, das sich im Stadion befindet, beschlagnahmt.«26 Aus dieser missverständlichen Formulierung dürfte das Narrativ entstanden sein, die Austria sei nach dem »Anschluss« gesperrt worden. Das war sie, was den Spielbetrieb betrifft, nie, wenn es auch Einschränkungen gab  : »Dadurch waren die Spieler, die durchweg Arier sind, nicht in der Lage, an gewohnter Stätte zu trainieren, es 19 Austrias jüdischer Präsident bis zum März 1938: Emanuel »Michl« Schwarz. ist ihnen aber gestern von den Cricketern hiezu Bildarchiv Verein für Geschichte der die Möglichkeit geboten worden.«27 Aber  : »Bei der ArbeiterInnenbewegung. Sport- und Turnfront wurde um Regelung der Angelegenheit im Sinne der Spieler angesucht, es wurde auch in Aussicht gestellt, daß Austria das Spiel gegen den Wiener Sportklub durchführen könne.«28 Tatsächlich stand die Austria für kurze Zeit ohne Trainingsmöglichkeit da, allerdings nicht weil sie ein »Judenverein« war, sondern weil im Stadion Soldaten der deutschen Wehrmacht untergebracht waren.29 Das Spiel gegen den WSC fand schließlich planmäßig statt. Das »Sport-Tagblatt« nahm in einem Vorbericht die Spieler in die Pflicht, ohne die Schuld für die in letzter Zeit enttäuschenden Leistungen alleine den jüdischen Funktionären zu geben  : »Es hat in dieser Mannschaft etwas nicht gestimmt  ; die Spieler waren uneinig, einzelne von ihnen standen auch im Gegensatz zur Vereinsführung, einigen der Spieler scheinen auch Erfolge aus früheren Zeiten in den Kopf gestiegen zu sein. […] Sie wissen, daß nach dem gewaltigen Umsturz, der auch Aenderungen im Getriebe ihres Vereins nach sich gezogen hat, das Schicksal der Austria und damit das jedes einzelnen Spielers ganz in ihren Händen liegt.«30 Damit wurde natürlich indirekt auch gesagt, dass der Vorstand diese Aufgabe derzeit nicht übernehmen könne.

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Ein kommissarischer Leiter

Ein kommissarischer Leiter Schnell zeigte sich, dass vom Regime und seinen Verantwortlichen ganz strikt zwischen dem Vorstand und dem Verein unterschieden wurde. Die Vorstandsmitglieder verloren nicht nur ihre Vereinsfunktionen, sie wurden in den folgenden Monaten auch ihres Vermögens beraubt und mussten vor der nationalsozialsozialistischen Judenverfolgung fliehen.31 Anders wurden die (allesamt »arischen«) Spieler und der Verein als solcher behandelt. Am 19.  März 1938 schrieb »Das Kleine Blatt«  : »Der bekannte ehemalige Fußballer des Wiener Amateursportvereins und derzeitige Schiedsrichter Hermann Haldenwang wurde vom Gruppenführer für Fußball Oberlandesgerichtsrat Dr. Eberstaller32 mit der kommissarischen Leitung des SC. Austria betraut. Der Verein wird seinen Namen in SC.  Ostmark umwandeln.«33 Haldenwang verlor keine Zeit  : »Der neue Leiter berief noch für gestern abends sämtliche Spieler und Angestellte, mit Ausnahme des Managers Lang, in das Heim des OeFB in der Berggasse, um mit den Leuten über grundsätzliche Veränderungen in der Weiterführung des Vereins Aussprache zu halten. […] Mock der bei der SA. Dienste leistet und deshalb gefehlt hat, wird am Sonntag zur Verfügung stehen.«34 Der Hinweis auf eine Ernennung Hermann Haldenwangs durch Fußball-Gruppenführer Richard Eberstaller findet sich nur im »Kleinen Blatt«. Diese Zeitung liefert auch weitere Hinweise auf den kommissarischen Leiter  : »Wie wir aus dem Fußballverband erfahren, wird heute beim Führer der Turn- und Sportfront vorgesprochen, um durch eine sofortige Regelung der Austria für Sonntag die Spielmöglichkeit zu sichern.«35 Wie Haldenwang ins Spiel kam, lässt sich nicht endgültig klären, es deutet aber alles auf eine Vereinbarung zwischen Eberstaller und Friedrich Rainer oder aber jenem »Pg. Dr. Wilhelm Risch« hin,36 der die Sperre des AustriaSekretariats veranlasst hatte und von Rainer »zum Rechtswahrer der Deutschösterreichischen Turn- und Sportfront« ernannt worden war.37 Der am 17. Jänner 1897 in Wien geborene Haldenwang hatte nach dem Ersten Weltkrieg für die Amateure gespielt.38 Sein Bruder führte ein Gasthaus am Hietzinger Kai, unweit des Ober Sankt Veiter Sportplatzes, das von der Mannschaft der Amateure häufig frequentiert wurde und eine Art inoffizielles Vereinslokal war.39 Haldenwang hatte also schon vor dem März 1938 eine Verbindung zur Austria, wie eng sie nach dem Ende seiner Karriere als Spieler war, lässt sich nicht sagen. Mit dem Fußballbetrieb war er jedenfalls relativ eng verbunden, das zeigt seine Tätigkeit als Schiedsrichter ebenso wie sein Beruf  : Haldenwang betrieb ein Sportgeschäft. Der NSDAP dürfte er unmittelbar nach dem »Anschluss« beigetreten sein, was eine vorherige Tätigkeit für die Partei voraussetzte. Zwar ist seine Mitgliedskarte nicht erhalten, Haldenwang gab aber in einem Meldeblatt vom 21. Februar 1946 an, von März oder April 1938 bis zum 27.  April 1945 Parteimitglied gewesen zu sein, dagegen nie der SS oder SA angehört zu haben.40 Ohne enge Verbindungen zu illega61

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len Nationalsozialisten (und deren Vertrauen, wahrscheinlich von Eberstaller und Risch) wäre es Haldenwang nicht möglich gewesen, kommissarischer Leiter eines derart prominenten Vereins zu werden. Haldenwang gehört damit zu jener ersten Welle kommissarischer Leiter, die es in den Tagen nach dem »Anschluss« – also in einer Phase, die von der »Machtergreifung der bis dahin illegalen österreichischen Nationalsozialisten gekennzeichnet [war]  – geschafft haben, sich einer Organisation zu bemächtigen. Lange aufgestaute Gefühle wie Aggressionen, Rache, Gier und Machtgelüste wurden schlagartig freigesetzt und führten zu zahlreichen ›wilden‹ Beschlagnahmungen und Raubzügen von Einzelpersonen und nationalsozialistischen Gruppierungen.«41 Am gleichen Tag, als Haldenwang die Austria unter seine Kontrolle brachte, wurde der entscheidende Schritt zur Formalisierung der Übergangsordnung im Vereinswesen gesetzt  : »Am 18.  März 1938 wurde Albert Hoffmann als ›Mann der Partei‹ zum Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände ernannt und direkt dem Reichskommissar für die Wiedervereinigung mit dem Deutschen Reich unterstellt.«42 Der Stillhaltekommissar versuchte nun die Situation neu zu ordnen, oft im Konflikt zu lokalen Parteistellen und Funktionären. Am 22. März wurde die erste umfassende Verfügung über die Arbeit des Stillhaltekommissars erlassen. »Diese ›Anordnung zur Sicherung der Vermögenswerte der Organisationen, Vereine und Verbände und zur Wahrung der Rechte der Mitglieder‹ sollte eine zehn Tage währende Phase ›wilder‹ Beschlagnahmungen und Vermögenstransfers beenden sowie die Macht nicht-autorisierter kommissarischer Leiter brechen.«43 Es wurden alle Konten der betroffenen Vereine und Organisationen gesperrt, die Geldinstitute mussten offizielle und mögliche verdeckte Vereinskonten melden. Als »kommissarische Leiter galten von diesem Tag an nur mehr persönlich haftende Treuhänder mit einer Vollmacht des Stillhaltekommissars. Diese Anordnung war mit einem Aufruf an alle Vereine verbunden, ihrer Meldepflicht nachzukommen und sowohl die Existenz des Vereins als auch die Höhe des Vermögens (in Form einer Vermögensaufstellung) beim Stillhaltekommissar anzuzeigen.«44 Diese Maßnahmen trafen die Vereine klarerweise unterschiedlich hart. Je wichtiger jüdische Funktionäre vor 1938 für die Führung des Vereins gewesen waren, desto größer waren die Einschnitte. Beim Fußball-Klub Austria hatte die Vertreibung der Juden große Lücken geschlagen, nicht nur im Vorstand, sondern wohl auch in den Reihen der »einfachen« Vereinsmitglieder. Das Training leiteten, was damals nicht unüblich war, erfahrene ältere Spieler, im Fall der Austria Matthias Sindelar und Walter Nausch. Die beiden waren mit Haldenwang, Sesta und Mock auch Teil eines Komitees, das für die Mannschaftsaufstellung verantwortlich war.45 Am 23.  März 1938 veröffentlichte das »Neue Wiener Tagblatt« einen Aufruf Haldenwangs  : »Die neue Leitung der Austria, die demnächst einen neuen Namen bekommen wird, ist bemüht, alte Freunde des Vereins zu sammeln, und wieder den Zwecken des Klubs nutzbar zu machen. Der derzeitige Leiter des Vereins Herr Haldenwang richtet also 62

Ein kommissarischer Leiter

an alle arischen Mitglieder der Austria und des ehemaligen Amateursportvereins die Bitte, dem Verein Gefolgschaft zu leisten und sich, wenn möglich, nach dem heutigen Spiel auf dem Helfort Platze zu einer gemütlichen Zusammenkunft im Restaurant Wimmer, Penzingerstraße, Ecke Nisselgasse, einzufinden.«46 Robert Lang – Manager der Austria Robert Lang war eine bedeutende Persönlichkeit im Wiener und somit im österreichischen Fußball der Zwischenkriegszeit. Als aktiver Spieler, Trainer und Manager kannte er alle wichtigen Funktionen und Facetten des Fußballsports seiner Zeit. Er wirkte sowohl bei Simmering und bei Wacker als auch beim österreichischen Nationalteam. Die längste und wichtigste Zeit verbrachte er jedoch bei der Austria beziehungsweise dessen Vorläufervereinen, dem Vienna Cricket and Football Club, und dem Wiener Amateur-Sportverein. Robert Lang wurde nur 55 Jahre alt. Er wurde ein Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik. Robert Lang kam am 26.  Oktober 188647 in Wien als Sohn von Julius und Kati Lang (geborene Pollak) zur Welt. Im Meldeschein ist seine Religion mit »mosaisch« angegeben.48 Über seine Kindheit und sein Heranwachsen ist nichts bekannt. 1902, mit 16 Jahren also, wird er erstmals als Spieler des Vienna Cricket and Football Club geführt. 20 Das einzige Hier hat er auch den Großteil seiner aktiven Zeit als Spiefotografische ler zugebracht. Als Spieler schaffte er es mehrere Male in Dokument von Austria-Manager Wiener Stadtauswahlteams.49 Gegen Ende seiner SpielerRobert Lang. karriere, 1921, hatte er auch noch ein Engagement beim Fussball-Sonntag, Belgrader Klub SK Jugoslavija.50 Wie es zum Kontakt mit 20.2.1938, S. 3. dem Belgrader Verein kam, ist nicht bekannt, er sollte aber im weiteren Lebensweg Robert Langs noch von Bedeutung sein. Dass Lang sein Betätigungsfeld zu Beginn der 1920er Jahre nach Jugoslawien verlegte, könnte auch mit einer eineinhalbjährigen Sperre zusammenhängen, die Lang erhielt, weil er als »Reiseleiter« des Wiener Amateur-Sportvereines bei einer Tournee in die Schweiz »wiederholt unberechtigte Spieler« zum Einsatz brachte.51 Lang war zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem besten Fußballeralter heraus und wechselte allmählich ins Trainer- und Funktionärsgeschäft. Im Jänner 1920 wurde er auf der Generalversammlung der Wiener Amateure zum Leiter der Fußballsektion bestellt.52 Von 1924 bis 1927 trainierte er den 1. Simmeringer SC, nach dessen finanziellem Fiasko wechselte er als Trainer zu Wacker nach Meidling. Als Trainer konnte sich Lang bald einen guten Namen erarbeiten. Ein Bericht im »Sport-Tagblatt« mit dem Titel »Ein Trainingstag in Simmering« würdigt seine vorbildliche und progressive Arbeitsweise. Lang habe das Training der Fußballspieler, »das noch vor einigen Jahren nicht sehr ernst genommen wurde und in den meisten Fällen nur

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in einem anderthalbstündigen Aufstorschießen bestand«, bei Simmering methodisch stark verbessert, mit Gymnastikelementen angereichert, systematisiert und »in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum die Mannschaft der Rot-Schwarzen zu einem, soweit es die Kondition betrifft, der besten Teams Wiens« gemacht.53 Zu den Schützlingen Langs bei Simmering zählte in jenen Tagen auch der spätere Austria-Star Karl Sesta. Im Oktober 1928 kehrte Lang nach einem kurzen Intermezzo bei Wacker als Trainer und Manager zur Austria zurück. »Es ist also eigentlich ein ganz natürlicher Verlauf, daß er wieder zu jenem Verein zurückkehrt, an dessen Aufbau er mitgearbeitet hat und an den ihn seine wertvollsten sportlichen Erinnerungen binden«, schrieb dazu das »Sport-Tagblatt«.54 Für Lang sollte das der Beginn einer fast zehnjährigen sehr erfolgreichen Tätigkeit bei der Austria werden. In diesen Zeitraum fallen auch die beiden Mitropapokalsiege 1933 und 1936. Anlässlich des ersten Mitropacupsieges 1933 gegen Ambrosiana Mailand (Hinspiel in Mailand 1  : 2  ; Rückspiel in Wien 3  : 1) wird in den Medien auch der Beitrag und die Funktion des Managers Lang im Austria-Team (neben denen des Präsidenten Dr. Michael Schwarz und des Trainers Pepi Blum) im Getriebe des bereits stark kommerzialisierten und professionalisierten mitteleuropäischen Fußballs55 gewürdigt. »Es wäre Unrecht in diesem Zusammenhang die Verdienste des Managers Lang übersehen zu wollen. Im allgemeinen sind die Manager nicht beliebt, da sie ja für die geschäftliche Gebarung der Vereine, also im allgemeinen für unangenehme Dinge, verantwortlich sind, und da der Erwerb von Spielern ihre Aufgabe ist, wobei sie also oft genug fremde Interessen verletzen müssen. Manager Lang hat aber diese Angelegenheiten, als treuer Diener seines Vereines, mit ganz ausgezeichnetem Erfolg geführt.«56 Robert Lang mutierte in der Folge zu einer sehr bedeutenden Figur im Wiener/österreichischen Fußball der 1930er Jahre. Sein gestiegener Einfluss zeigt sich unter anderem auch daran, dass er mehrere Male den legendären Verbandskapitän Hugo Meisl bei Länderspielen, beispielsweise bei einer 0  : 1 Heimniederlage gegen die Tschechoslowakei vor 50.000 ZuseherInnen auf der Hohen Warte,57 ersetzen durfte. Als sich Österreich für die Weltmeisterschaft 1938 in Paris qualifiziert hatte, wurde der Austria Manager Lang im Februar 1938 in das sogenannte »Zehnerkomitee«58 nominiert. Dieses Gremium, das aus den führenden Fußballfachleuten Österreichs bestand, sollte die österreichische Nationalmannschaft auf das bevorstehende Weltmeisterschaftsturnier in Frankreich vorbereiten. Doch als das Turnier begann, existierte Öster­reich als Land nicht mehr und konnte daher auch nicht teilnehmen. Dem Komitee stand der Präsident des Österreichischen Fußballbundes, Oberlandesgerichtsrat Dr. Richard Eberstaller, ein gestandener Nationalsozialist, vor. Der jüdische Sportfunktionär Lang hatte mit der erfolgreichen Tätigkeit bei der Wiener Austria und mit seiner Nominierung in das Zehnerkomitee den Höhepunkt seiner Karriere als Sportfunktionär erreicht. Auch privat fand er sein Glück im unmittelbaren AustriaUmfeld: Am 5. August 1937, also etwa ein halbes Jahr vor dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Österreich, heiratete er Irene Anna Ulbrich, die Schwester des Austria-Sekretärs Egon Ulbrich.59

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Ein kommissarischer Leiter

»… mit Ausnahme des Managers Lang« Der »Anschluss« im März 1938 sollte auch das Leben des jungen Paares radikal erschüttern und es letztlich zerstören. Sechs Tage nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht, am 19.  März 1938, fand der Name des prominenten Fußballfunktionärs zum letzten Mal in einer österreichischen Tageszeitung Erwähnung. In einem unscheinbaren Artikel mit dem Titel »Haldenwang – Kommissarischer Leiter der Austria« im »Kleinen Volksblatt« wird berichtet, dass der ehemalige Austriaspieler Haldenwang die kommissarische Leitung des Vereins übernommen habe und »sämtliche Spieler und Angestellte, mit Ausnahme des Managers Lang, in das Heim des ÖFB in der Berggasse« zu einer abendlichen Aussprache eingeladen habe, »um mit den Leuten über grundsätzliche Veränderungen in der Weiterführung des Vereines Aussprache zu halten.«60 Im Gegensatz zum jüdischen Funktionär Lang war einer der Stars der Wiener Austria, Walter Nausch, der mit einer jüdischen Frau verheiratet war, bei dieser Besprechung noch eingeladen. Ähnlich wie Lang sahen auch Nausch und seine Frau zunächst in der Schweiz eine Möglichkeit, den rassistischen Gräueln zu entkommen. Nach einer kurzen Reaktionszeit verließ Lang am 26. Juli 1938 endgültig Wien und emigrierte in die Schweiz. Seine nichtjüdische Frau folgte ihm wenig später am 23. September 1938.61 In der Schweiz trainierte er den FC Luzern und den FC Neumünster Zürich.62 Bald darauf verließen Lang und seine Frau die Schweiz in Richtung Griechenland, wo er als Trainer bei Olympiakos in Piräus63 arbeitete. Die Gründe für die Ausreise aus der Schweiz könnten in den sehr restriktiv gehandhabten Aufenthaltsbewilligungen zu finden sein. Ein Aufenthalt in der Schweiz war an ein Einkommen und an einen Arbeitsplatz gekoppelt. Der Schweizer Fußball wies zwar in den 1930er Jahren wie der österreichische einen hohen Professionalisierungsgrad auf, war aber wirtschaftlich sehr instabil. Ab 1937 setzte ein Reamateurisierungsprozess ein.64 Spätestens nach Kriegsbeginn litt auch der Schweizer Fußballbetrieb unter kriegsbedingten Einschränkungen aufgrund der Mobilmachung der Schweiz.65 Von Griechenland aus reiste das Paar schließlich nach Belgrad, wo es zu Weihnachten 1939 eintraf.66 Belgrad war nicht nur für den Austria-Trainer und Manager Robert Lang der (letzte) Fluchtpunkt. In der serbischen Hauptstadt befanden sich zu dieser Zeit einige tausend MigrantInnen aus Österreich. Darunter waren auch bekannte Fußballer und Fußballfunktionäre wie der Hakoah-Spieler Arthur Kolisch, der Präsident des Wiener Fußballverbandes Dr. Josef Gerö, ÖFB-Kassier und AdmiraPräsident Josef Mütz, Alexander »Xandl« Popovich oder Leo Deutsch.67 Lang heuerte beim bekannten Fußballklub SK Jugoslavija, bei dem er bereits 18 Jahre zuvor, 1921, seine Spielerkarriere hatte ausklingen lassen, als Trainer an. Der SK Jugoslavija war und ist bis heute ein bedeutender Klub im serbischen beziehungsweise jugoslawischen Vereinsfußball. Der Verein wurde 1913 als SK Velika Srbija gegründet und 1919 in SK Jugoslavija umbenannt. Seine Vereinsfarbe war rot. Nach 1945 ging er im neu gegründeten Fußballverein Roter Stern Belgrad auf.68 Die gesicherten Anhaltspunkte und Spuren zu Langs letzter Lebensphase sind rar. Es finden sich einige wenige Zeitungsberichte, die auf die Trainertätigkeit Langs bei SK Jugoslavija eingehen und die auf einen »normalen« Fußballalltag hindeuten. So berichtet etwa die Zeitung »Politika« über eine Trainingseinheit, die der neu ver-

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Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

pflichtete Coach Lang69 abhält. Mitte Mai 1940 erscheint ein Artikel, der die bescheidenen Fortschritte, welche die Mannschaft unter Lang bisher gemacht hatte, thematisiert.70 Danach reißen die Berichte ab. Am 6.  April 1941 griff die deutsche Wehrmacht das Königreich Jugoslawien an. Am 12.  April 1941 wurde Belgrad eingenommen. Die serbische Vasallenregierung unter dem Präsidenten Milan Nedić kollaborierte mit den deutschen Besatzern und unterstützte diese auch bei der Organisation und beim Vollzug der Judenvernichtung. Bereits zwei Wochen 21 KZ-Verbands-Akt Robert Lang, später wurde Robert Lang verhaftet und Schreiben, Belgrad 12. November in ein Lager verbracht. Seine Frau Irene 1942. DÖW 20.100/6656. Lang beschreibt diese tragischen Momente retrospektiv im Opferfürsorgeakt  : »Als die deutschen Truppen im April 1941 nach Belgrad einmarschierten, wurde mein Gatte 14 Tage später aus rassischen Gründen verhaftet. Ich trug ihm tägl. das Essen ins Lager. Als ich am 14. Nov. 1941 wieder hinkam, erfuhr ich, dass mein Gatte mit vielen Anderen morgens im Lastauto wegtransportiert wurde. Seither hörte ich nichts mehr von ihm.«71 Die letzte Nachricht über den Verbleib des österreichischen Trainers datiert vom 12. November 1942. In knappen drei Zeilen teilt der »Bevollmächtigte des Auswärtigen Amtes beim Militärbefehlshaber in Serbien« Frau Lang in bürokratischem Deutsch mit, dass, »nach Auskunft des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD Ihr Ehemann, Robert Israel Lang, geboren am 26.10.1886 in Wien am 14. November 1941 in Belgrad verstorben ist.«72

Nach der »Volksabstimmung« Am 13. April 1938 schrieb das »Neue Wiener Tagblatt«, der Reichssportführer habe, nachdem er von seiner Rundreise durch Österreich zurückgekehrt sei, ­»einmal die personellen Verfügungen erlassen und zum Zweiten die Anordnungen für den Anschluß – das ehemalige Staatsgebiet Oesterreich wird als Gau XVII ›Deutschösterreich‹ in den DRL eingegliedert – herausgegeben«.73 Zum kommissarischen Gaufachwart für die Bereiche Fußball, Rugby und Kricket wurde Hanns Janisch bestellt.74 Am 19. April veröffentlichte Reichssportführer von Tschammer seine Anordnungen zur »Neuordnung im Sport- und Turnwesen«. Neben den Personalentscheidungen, darunter die Ernennung von Janisch, ging es vor allem um die Eingliederung der Vereine in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen (DRL)  : »Alle Vereine der ehemaligen Oesterreichischen Turn- und Sportfront werden, soweit sie durch die zu66

Ein kommissarischer Leiter

22 Karl Sesta (4. von links) betätigt sich als Wahlhelfer für die Volksabstimmung. FussballSonntag, 17. April 1938, S. 14.

ständigen Organe der österreichischen Regierung nicht aufgelöst worden sind, mit dem heutigen Tage in den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen nach Maßgabe der Ziffern 2 und 3 dieser Anordnung vorläufig aufgenommen.«75 Als Fußballverein erwarb die Austria gemäß Ziffer 2 die unmittelbare Mitgliedschaft im DRL, zuerst einmal die vorläufige. »Die endgültige Aufnahme aller Vereine ist an die Erfüllung folgender Voraussetzungen geknüpft  : a) Annahme der Einheitssatzung für die Vereine des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen  ; b) Bestätigung der Satzungen und des Vereinsführers durch den Beauftragten des Reichssportführers.«76 Damit war die Eingliederung des ehemals österreichischen Sportbetriebs in die NS-Strukturen im Wesentlichen festgelegt.77

Der SC Ostmark Nach der Vertreibung der jüdischen Vorstandsmitglieder und des Managers Robert Lang aus ihren Funktionen ist der FK Austria für die Nationalsozialsten zu einem ›normalen‹ Verein geworden. In den Akten des Stillhaltekommissars finden sich zur Austria nur einzelne, kleine Hinweise.78 Es deutet nichts darauf hin, dass der Verein noch zusätzlich benachteiligt wurde, weder strukturell noch medial. So posieren etwa die Austrianer Rudolf Zöhrer, Karl Sesta und Matthias Sindelar in ihren Dres67

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

23 Die Titelseite des Fussball-Sonntag im Zeichen der Reamateurisierung: Gaufachwart Janisch und die Spieler Stroh, Pesser und Zöhrer an ihren neuen Arbeitsstätten. Fussball-Sonntag, 14.8.1938.

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Abschaffung des Professionalismus

sen mit einem (Oster-)Lamm auf der Titelseite des »Fussball-Sonntag«, im Blattinneren wird das Osterturnier mit Rapid, Stuttgarter Sportfreunde, Fürth und »Ostmark (Austria)«79 angekündigt. Eine Kleinigkeit störte also anscheinend doch noch  : Der Name, die lateinische Version von »Österreich«. Ab Ende März wird der Verein in den Medien deshalb als »Ostmark« bezeichnet. In den Unterlagen der Vereinspolizei finden sich keine Hinweise auf diese Umbenennung, ebenso wenig in den Akten des Stillhaltekommissars, formal dürfte sie nie vorgenommen worden sein.80 Nachweisbar ist dagegen die faktische Umbenennung, die durch die Verwendung des geänderten Vereinsnamens in den Zeitungen dokumentiert ist. Die Anregung zur Umbenennung tauchte bereits bei der von Haldenwang geleiteten Besprechung am 18. März auf.81 Die Frühjahrssaison der Nationalliga wurde mehr oder weniger normal zu Ende gespielt, mit der erwähnten Ausnahme der Hakoah, die nicht nur ausgeschlossen, sondern auch aus den Resultatslisten gestrichen wurde. Allerdings kam es zu vielen Verschiebungen und zu einem verzögerten Abschluss der Meisterschaft, bedingt vor allem durch die vielen kurzfristig eingeschobenen Spiele zwischen Wiener Mannschaften und Vereinen aus dem »Altreich«, durch politische Veranstaltungen und die Fußball-WM 1938. Heimspiele im Praterstadion trug die Austria in der Frühjahrssaison 1938 nicht mehr aus, der Verein beendete die Meisterschaft auf dem dritten Rang – hinter Rapid und dem Wiener Sportclub. Dass Anfang Juni der Österreichische Fußball-Bund aufgelöst wurde, war nur mehr eine Formsache.82

Abschaffung des Professionalismus Mit der Eingliederung in das nationalsozialistische Sportsystem wurde auch der Professionalismus im Wiener Fußball abgeschafft – eine Veränderung, die offenbar für große Verunsicherung sorgte. Das Thema war so wichtig, dass Reichssportführer von Tschammer und Osten bei seiner Rede in der Pause des Spiels am 3. April im Praterstadion darauf einging  : »Ich denke nicht daran, die Berufsfußballer irgendwie zu benachteiligen.«83 In einem ganzseitigen Artikel »Österreichs Berufsfußball war nicht fundiert« wurden sportliche und ökonomische Begründungen mit Antisemitismus kombiniert  : »In erster Linie waren die Leitungen der Vereine Hakoah, Amateur-Sportverein und Vienna die treibenden Kräfte […]. Hugo Meisl, den die großen Geldumsätze im englischen Fußballsport verlockten, verstand es, alle Einwände der wirklichen Sportsleute zu übertönen.«84 Auch wenn es hier nicht explizit formuliert wurde, die Aufzählung sollte klar machen, dass hinter der Einführung des Professionalismus die Juden im Wiener Fußball steckten. Auf der Basis von konkreten Budgetzahlen wurde argumentiert, dass der Professionalismus vor allem eine hohe 69

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

Belastung durch die Lustbarkeitsabgabe gebracht habe, während das Budget für die Bezahlung der Spieler seit 1925 gesunken war.85 Von der Abschaffung des Professionalismus, so die Schlussfolgerung, würden alle profitieren. Mit der Überleitung der Berufsfußballer in gesicherte Stellung, »dieser großen sozialen Tat«,86 werde der »Schlußpunkt hinter ein Kapitel gänzlicher Fehlspekulation im Sport«87 gesetzt. Die Frage der Reamateurisierung der Wiener Profispieler beschäftigte auch den deutschen Teamchef Sepp Herberger. Seine Notizen und gesammelten Unterlagen geben Einblick in den Ablauf, liefern aber auch Informationen zur beruflichen Ausbildung und zum Familienstand der Spieler  : »Die Arbeitsbeschaffung für die Berufsspieler liegt in den Händen des Gaufachwartes Janisch.«88 Den Spielern waren Fragebögen zugesandt worden. Und auch die Vereine hätten sich bereit erklärt, sich an der Arbeitsbeschaffungsaktion zu beteiligen, aus gutem Grund  : »Sie befürchten – wieweit 24 Portrait Hans Mock. Bild: Imagno, Votava, sie dazu schon berechtigten Grund haben […] entpicturedesk. zieht sich meiner Beurteilung – bei unbefriedigter […] Lösung dieser Frage oder gar einer Verschleppung  – eine [sic] Abgang der guten Spieler ins Reich.«89 Andererseits sei hier, so Herberger, Nachdruck angebracht, denn  : »Es gibt Spieler in Oesterreich genug […] die an einer schnellen Liquidierung des Berufssports nichz [sic] llzu [sic] sehr interessiert sind.«90 Auf der Folgeseite ist noch erwähnt, dass bereits eine große Zahl ausgefüllter Fragebogen eingegangen sei, das Interesse der Unterbringungsaktion in Österreich abgewartet werden müsse. Und am Ende wird gesondert angemerkt  : »Interesse der Vereine ihre Mannschaften zu erhalten und bereit zu aktiver Mitarbeit an der Arbeitsbeschaffung (Austria)«.91 Am 31.  Mai 1938 wurden dann sämtliche Verträge mit den Berufsfußballern aufgelöst, in Wien betraf das ungefähr 160 Spieler.92 Dass die Berufsspielerfrage in den Wochen nach dem »Anschluss« in der offiziellen Zeitung des Wiener FußballVerbandes mehrmals ausführlich thematisiert wurde, zeigt, wie sehr das Thema die Spieler und offenbar auch viele Fußballanhänger verunsichert hatte. Besonders akut wurde das Thema gegen Ende der Meisterschaft, zu Beginn der Haupttransferzeit. Während die Spieler also um ihr Einkommen bangten, fürchteten die 70

Abschaffung des Professionalismus

Anhänger und die Vereine die Abwanderung der Stars, was auch in den Medien thematisiert wurde  : »Die Liquidierung des Professional-Fußballsportes hat einige auswärtige Manager veranlaßt, sich mit Wiener Spielern ins Einvernehmen zu setzen, um sie zu einer Übersiedelung ins Ausland zu bewegen. Besonders viele Angebote werden Sindelar gemacht. Wie wir von ›Sindi‹ erfahren, bemüht sich ein französischer Unterhändler um ihn, weiters gingen ihm aus der Schweiz Anträge zu, sich dort als Spieler und Trainer zu betätigen. Sindelar hat alle Anträge vorläufig zurückgestellt, da er die Möglichkeit sieht, sich in Wien eine Existenz zu gründen, und ihn Gaufachwart Janisch bei diesen Bemühungen unterstützen will. Sindelar denkt in erster Linie an die Erwerbung eines Geschäftes. Sollte es ihm wider Erwarten nicht möglich sein, sich in Wien eine sichere Existenz zu schaffen, wird er auf eines der Angebote zurückkommen und ins Ausland übersiedeln. Er hofft aber dazu nicht genötigt zu sein, da er Wien über alles liebt.«93 Neben der Abwerbung durch ausländische Profivereine stand auch jene durch Vereine im »Altreich« im Raum.94 Diese konnte – es herrschte ja offiziell Amateurismus – nicht durch gut dotierte Spielerverträge erfolgen, sondern durch verdeckte Zahlungen und Vermittlung attraktiver Arbeitsstellen. »Kein Vereinsführer aus dem Altreich hat die Absicht, durch unsaubere Machenschaften einen unserer Spitzenspieler zu angeln, denn [es] wäre auch jeder derartige Versuch in dieser Richtung Sabotage an dem Werke der Überleitung.«95 Ganz vertrauten die Sportbehörden offenbar aber dem Ehrgefühl der Vereinsführer im »Altreich« nicht, denn der Wechsel wurde durch eine eigene Bestimmung verhindert  : »Jene Fußballer, die bisher in der Ostmark in Arbeit standen oder solche, denen jetzt Arbeit in der Ostmark geboten wird, werden im Falle einer Abwanderung in Gebiete des Altreichs nicht freigegeben, auch wenn sie dort einen neuen Arbeitsplatz antreten.«96 Die »sauberen Verhältnisse im Altreich« hätten die Blase des Professionalismus zum Platzen gebracht, von der nur »geschäftstüchtige Vereinsführer des Auslandes« profitiert hätten, die man »nicht anders [denn] als Menschenhändler« bezeichnen könne, die aber natürlich von der »jüdische[n] Presse« unterstützt worden seien.97 In Wahrheit war gerade das Gegenteil »sauberer Verhältnisse« geschaffen worden  : Wurden vorher die Zahlungen (zumindest zum größten Teil) offiziell und versteuert abgewickelt, so liefen sie nun verdeckt ab, ergänzt von (Schein-)Anstellungen, wie etliche der damals aktiven Spieler im Rückblick erzählten. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch ein Artikel über den Wechsel von vier Spielern – Riegler (I) von der Austria und drei vom FC Wien – zu Amateure Steyr  : Hinter dem oberösterreichischen Verein stehe die Steyr-Daimler-Puch AG, bei der die Spieler bessere Arbeitsstellen erhalten hätten, als ihnen ihre Wiener Vereine vermitteln konnten.98 Die Austria konnte nur indirekt Arbeitsstellen vermitteln, eine zentrale Rolle sollte daher die Stadt Wien spielen. Mehrmals wurden in diversen Zeitungen Lis71

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

25 Karl Sesta in seiner »arisierten« Hammerbrotfiliale auf der Alserbachstraße. Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek.

ten mit Spielern, die bei der Gemeinde angestellt werden sollen, veröffentlicht, beispielsweise in der »Kleinen Volks-Zeitung« am 2.  Juli 1938 unter der Überschrift »Fußballspielen ist kein Beruf«. Von den Austrianern sollten Adamek, Jerusalem und Joksch bei den Gaswerken als Kassiere, Andritz, Neumer, Stroh I und Zöhrer als Amtsgehilfen, Mock in der Kanzlei sowie Viertel im Brauhaus Rannersdorf angestellt werden. »Die Spieler Sindelar und Sesta (beide Ostmark), die über eigenes Kapital verfügen, dürften Geschäfte, vielleicht Kaffeehäuser erhalten.«99 Das heißt  : Neun Austrianer sollten bei der Gemeinde (oder in deren Umfeld) Arbeitsstellen bekommen, dazu noch Sindelar und Sesta. Walter Nausch fehlte dagegen – zu den wahrscheinlichen Gründen später mehr. Die Reamateurisierung der Profis hatte eine doppelte Funktion  : Zum einen war es ideologisch wichtig und zum anderen konnten sich Politiker, vor allem der Wiener Bürgermeister Hermann Neubacher und sein Stellvertreter Thomas Kozich, medial als Wohltäter für die verdienten (und prominenten) Fußballstars präsentieren, wie zahlreiche Zeitungsartikel im Jahr 1938 zeigen. Die Anstellung bei der Gemeinde bedeutete für die Spieler (zumindest für die der großen Vereine) nicht, dass sie regulär dort arbeiteten. Wenn Franz Binder jr. anmerkt, sein Vater (der gleichnamige Rapid-Star) sei nur »zum Fotografieren«100 an seiner Arbeitsstelle bei der Gemeinde gewesen und auf das dichte Matchprogramm verweist, so trifft das wohl auch auf die Austria-Spieler zu. 72

Sesta und Sindelar als »Ariseure«

Es war aber auch für die Vereine eine deutliche Entlastung, denn Geld bezogen die Spieler von der Stadt Wien tatsächlich, neben ihrem Gehalt auch »Härteausgleichszulagen«. Diese waren unterschiedlich hoch. Im März 1940 erhielten fünf Austria-Spieler derartige Zuwendungen, Mock 80, Zöhrer 50, Adamek 40, Haag und Mikolasch je 30 Reichsmark.101 Nach Karriereende oder bei längeren Pausen wurden diese Gelder nicht (mehr) ausgezahlt, wie etwa im Fall von Hans Mock während seiner Spielpause im Herbst 1939.102 Auch zur Wehrmacht eingezogene Spieler erhielten diese Zuwendungen nicht mehr. Insgesamt bildete sich nach Abschaffung der offiziellen Bezahlung der Fußballspieler ein im Detail schwer zu rekonstruierendes System von Prämienzahlungen und anderen verdeckten Zuwendungen durch die Vereine, ihre Funktionäre und Gönner. Neben Bargeld gab es viele Einladungen zum Essen und andere Sachspenden.103 Die Intention der Verantwortlichen in der Stadtregierung und im Fußballverband war, dass die Spieler noch vor Beginn der Herbstsaison ihre zivilen Arbeitsverhältnisse antreten sollten. Anfang August brachte die »Illustrierte Kronen-Zeitung« einen Bericht, der die Ankündigung vom Juli mit leichten Abweichungen, was die konkreten Posten betraf, bestätigte  : »50 Fußballer bei der Stadt Wien eingestellt«, wurde vermeldet. Darunter war zu lesen  : »Mock und Durspekt, Viertel, Zischek und Zöhrer haben bei städtischen Unternehmungen ihren Dienst angetreten.«104 Und auch Austria-Spieler Josef Stroh hatte einen zivilen Beruf ergriffen  : Er eröffnete im Juli in Floridsdorf eine Tankstelle.105

Sesta und Sindelar als »Ariseure« Wie in den Medien angekündigt, wollte Karl Sesta ein Kaffeehaus übernehmen  : Er stellte einen Kaufantrag für das »Café Lovrana« in der Löwengasse  36 im dritten Bezirk. Neben ihm gab es weitere Bewerber, die allesamt auf ihre Erfahrungen im Kaffeehausgewerbe verwiesen.106 Sesta hingegen gibt an, das Schmiedehandwerk erlernt zu haben, sich aber auch im Gastgewerbebetrieb seiner Eltern betätigt zu haben. Den größten Teil seines Lebenslaufs nimmt jedoch seine sportliche Karriere ein, zuerst als Ringer, später als Fußballer  : »Meine Tätigkeit als Profi-Fußballer ist fast Jedermann bekannt, da ich für die Farben des alten Österreich 53mal international gekämpft habe. […] All die Jahre in Vollkraft meiner Jugend hatte ich mein bestes gegeben und war stolz einen Sieg für Österreichs Farben oder für meine Klubfarben erfochten [zu] haben. Im Zenit des emsigen Fleißes und der sportlichen Leistungen ist man sich bewußt, die Höchstleitung nicht immer besitzen zu können und auch für die Zukunft zu denken. Meine Kenntnisse außerhalb des Sportes ermöglichen mir es, von elterlicher Seite her, im Schankgewerbe das nötige Verständnis und das fachliche Können mitzubringen, 73

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

um das von mir begehrte Geschäft zu führen. Den ganzen Ehrgeiz meiner Person würde ich daran setzen als Deutscher in der vereinten Ostmark repräsentativ zu wirken. Das Bewußtsein an den Tag legend, zu schaffen, der deutschen Menschheit zu dienen, dazu beizutragen, das große Aufbauwerk unseres Führers zu unterstützen ist die Pflicht des deutschen Volkes. Heil Hitler  !«107 Schon etwa vier Wochen bevor Sesta diese Mischung aus selbstbewusster Selbstdarstellung und NS-Pathos ablieferte, wurde handschriftlich vermerkt  : »Cafe Lovrana […] soll Sesta (Fußballer) bekommen (Sitzung 5.VI.1938).«108 Am 2. Juli unterzeichneten der kommissarische Leiter Johann Haag und Karl Sesta den Kaufantrag, und der jüdische Besitzer Josef Schwimmer erklärte sich mit dem Verkauf einverstanden.109 Interessant ist, dass Sesta die von ihm gebotenen 26.000 Reichsmark bar bezahlen wollte, obwohl er angab, über kein eigenes Kapital oder Vermögen zu verfügen. Als Kreditgeber nennt er das »Fachamt für Leibesübungen, Sektion Fußball«.110 Das in Praternähe gelegene Lovrana war zuvor ein beliebter Treffpunkt der Sportszene gewesen, dort hatten auch Mitgliederversammlungen verschiedener Sportvereine und -verbände stattgefunden. Josef Schwimmer verweist in seinem Antrag auf Genehmigung der Veräußerung explizit auf Sesta  : »Es sind 3 Kaufwerber vorhanden, deren Anträge bei der Arisierungsstelle vorliegen, darunter auch der des Internationalen Fußballers Karl Sesta, welcher für den Ankauf meines Geschäftes, welches er seit langem kennt, lebhaftes Interesse hat.«111 Letztlich kam Sesta nicht zum Zug, am 1.  September 1938 stellte Haag allerdings das Ansuchen, den Kauf­antrag des Parteigenossen Anton Bacher in Höhe von 24.000 Reichsmark zu berücksichtigen, am 3.  September wiederum sollte die Parteigenossin Stephanie Kincl zum Zug kommen.112 Ob Sesta sein Interesse verloren hatte oder ihm der Parteigenosse vorgezogen wurde, geht aus den Akten nicht hervor, offenbar war sein Vertrauen in den finanziellen Rückhalt durch das Reichsamt für Leibesübungen zu groß  : »Für ein Kaffeehaus langte leider das vorhandene Kapital nicht und so entschloß sich der ›Back‹ Bäcker zu werden. Sesta erwarb in der Alserbachstraße eine Hammerbrotfiliale«,113 die er am 2. Dezember 1938 eröffnete. »Erwerb« bedeutete in diesem Fall »Arisierung«, den Kaufvertrag zwischen Sesta und dem jüdischen Besitzer Josef Brand erstellte der Rechtsanwalt Bruno Eckerl, der zu diesem Zeitpunkt bereits Vereinsführer der Austria war. Für den Betrieb musste Sesta nur etwa ein Zehntel des beim Café Lovrana angesetzten Verkaufspreises aufbringen  : 2.800 Reichsmark, davon 500 Reichsmark »Arisierungsauflage«, der Schätzwert lag mit 4.000 Reichsmark deutlich höher.114 Die Rückstellung zog sich bis in das Jahr 1953 hin. Weder die »Arisierung« und die Verzögerung der Restituierung noch die vielen Propagandabilder des prominenten Spielers passen zum Bild des urwüchsig widerständigen Sesta, wie es über Jahrzehnte gezeichnet wurde. Matthias Sindelar »kaufte« dagegen tatsächlich ein Kaffeehaus. Der Umstand, dass Sindelar das Café Annahof von einem jüdischen Vorbesitzer, Leopold Drill, 74

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übernommen, also »arisiert« hat, ist in den vergangen zwei Jahrzehnten breit diskutiert worden  – vor allem, weil das Bild des »Ariseurs« nicht zu den populären Widerstandslegenden passt, die sich um Sindelar (immer noch) ranken.115 Die Geschichte beginnt Ende April  : Unmittelbar nach seiner Einsetzung als kommissarischer Verwalter begann der SA-Mann Franz Reithner auf den jüdischen Besitzer des Cafés, Leopold Simon Drill und dessen Sohn Robert mit Mitteln Druck auszuüben, die »nach den Rechtsmaßstäben von nach 1945 als Verbrechen zu qualifizieren und vor einem Volksgericht zu ahnden gewesen«116 wären. Reithner selbst schilderte, dass all sein Druck keinen Erfolg gehabt habe. Erst durch eine Aktion der Kripoleitstelle Ende Mai sei es ihm möglich gewesen, Drill zum Verkaufsantrag zu bewegen. »Es wurde da26 Matthias Sindelar in seinem »arisierten« Kaffeehaus mals veranlasst, dass mehr als die Hälfte »Annahof«. Bildarchiv der Österreichischen der jüdischen Gäste in das K.Z.L. Dachau Nationalbibliothek, Franz Blaha. aus verschiedenen Gründen eingeliefert wurden. Unter ihnen war auch der Sohn des Besitzers, der in den letzten Jahren der eigentliche Geschäftsführer war.«117 Angesichts der aussichtslosen Situation stimmte Drill am 1. Juni 1938 einem Verkauf schließlich zu und bezifferte den Kaufpreis mit 54.000 Reichsmark.118 Am 15. Juni 1938 stellte Sindelar einen Kaufantrag, in dem er 20.000 Reichsmark bot. In einem Gutachten für die Arisierungsstelle vom 2. Juli 1938 wurde der Verkehrswert vor dem »Anschluss« auf 40.000 Reichsmark geschätzt, der aktuelle Wert mit 30.000 bis 32.000 Reichsmark angegeben, dazu kam noch die Konzession mit 5.000 bis 6.000 Reichsmark. Am 20. Juli reduzierte derselbe Gutachter seine Schätzung auf 25.000 Reichsmark.119 Obwohl Sindelars Angebot deutlich unter diesem zweiten, sehr niedrigen Schätzwert lag, wurde dieses – zuzüglich 2.000 Reichsmark »Arisierungsabgabe« – akzeptiert. Nach Erhalt der Vorgenehmigung zahlte Sindelar – mit Hilfe eines Kredits der Gösser Brauerei  – 15.000 Reichsmark auf ein Sperrkonto. Sindelar erhielt die Gewerbeberichtigung »für das Gast- u. Schankgewerbe in der Betriebsform eines Kaffeehauses […] beschränkt auf die Dauer der Gültigkeit der vorläufigen Genehmigung der Vermögensverkehrsstelle des Ministeriums f. Wirt75

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

schaft u. Arbeit v. 20.8.1938«.120 Oberhalb des Lokals bezog Sindelar eine Wohnung, das Haus hatte zur Gänze Drill gehört. Brigitte Bailer-Galanda fasst in ihrem Bericht zusammen  : »Matthias Sindelar hat 1938 ein jüdisches Kaffeehaus ›arisiert‹ und – wie bei diesem Vorgang üblich – einen weit unter dem Marktwert liegenden Preis bezahlt. Ein solcher Kauf unter Ausnutzung der Notlage des Verkäufers ist aus heutiger Sicht zweifellos als moralisch bedenklich zu qualifizieren.«121 Doch selbst unter den Umständen des Jahres 1938 dürfte der Preis niedrig gewesen sein, das legt zumindest ein Vergleich mit dem Café Lovrana nahe  : Dessen Jahresumsatz lag 1937 mit 54.000 Schilling deutlich unter dem des Annahofs (75.000 Schilling). Als Verkehrswert »vor Umbruch, Stichtag 10. März 1938« wurden beim Lovrana in einem Gutachten vom 8. Juni 1938 40.000 Reichsmark angegeben. »Ob dieser Betrieb als arisches Geschäft weitergeführt werden kann, ist fraglich, da seit Bestand nur auf jüdischer Basis aufgebaut.« Es sei von einem derzeitigen Verkehrswert von 24.000 Reichsmark auszugehen, zuzüglich 6.000 Reichsmark für zwei Konzessionen. Sesta bot am 2. Juli 26.000 Reichsmark – diesen Betrag nennt auch der jüdische Besitzer Josef Schwimmer in seinem »Ansuchen um die Genehmigung einer Veräußerung«. Es gab auch mehrere Interessenten, die den – im Vergleich zu dem von Sindelar für das Café Annahof bezahlten hohen – Schätzpreis erlegen wollten.122 Es geht hier aber weniger um eine moralische Bewertung der Handlung Sindelars, für die auch Informationen notwendig wären, die nicht erschließbar sind, beispielsweise ob Sindelar in die Reduktion des Kaufpreises involviert war. Ebenso ist nicht nachprüfbar, ob er von den verbrecherischen Methoden, mit denen der kommissarische Verwalter auf den jüdischen Besitzer Druck ausübte, wusste und wie Sindelars Wissenstand über den Ablauf von Arisierungen insgesamt war. Es geht vor allem darum, zu zeigen, wie Arisierungen grundsätzlich durchgeführt wurden – und welche Rolle in diesem konkreten Fall der Status von Matthias Sindelar als prominentem Berufsfußballer gespielt hat. Das Angebot, ein Kaffeehaus zu arisieren, stand jedenfalls im Kontext der Abschaffung des Professionalismus mit Unterstützung von Gaufachwart Hanns Janisch. Insofern stimmt schon, dass Sindelar »geködert«123 werden sollte. Wohl weniger aber direkt für die Partei, sondern für seinen Verbleib im Wiener Fußballbetrieb.124 Ein berühmter Fußballer war propagandistisch wertvoller als ein einfaches Parteimitglied. Es gibt weder belastbare Quellen dafür, dass dabei ideologische Vorbehalte Sindelars überwunden werden mussten, noch, dass er mit dem Nationalsozialismus sympathisierte. In erster Linie ging es jedenfalls um die ökonomische Absicherung. Das NS-System hat Sindelar ein Angebot gemacht – auf Kosten eines jüdischen Kaffeehausbesitzers  – und er hat mitgespielt, auch als »Posterboy« der Reamateurisierung. Nach diversen Renovierungsarbeiten eröffnete Sindelar am 1.  September 1938 das »Café Sindelar«, begleitet von großer medialer Aufmerksamkeit, mit Wortspen76

Die Absetzung Haldenwangs und die Rückkehr zu »Austria«

den ganz im Sinn der Reamateurisierungspropaganda  : »Ich bin glücklich, daß ich mir eine Existenz gründen hab’ können und nicht mehr auf das Fußballspielen angewiesen bin. […] Sehn S’, und deswegen ist es ja für alle Fußballer gut, daß es so gekommen ist, daß sie einen ordentlichen Beruf bekommen […]. Die Führung unseres Sportes nimmt sich ja wirklich um die Leute an […].«125 Leopold Simon Drill wurde am 22. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 26. März 1943 zu Tode kam.126 Doch kehren wir noch einmal in den Sommer 1938 zurück.

Die Absetzung Haldenwangs und die Rückkehr zu »Austria« Am 1. Juli 1938 brachte der »Deutsche Telegraf« einen großen Bericht über den »SC Ostmark« nach der Rückkehr von einer »Gastspielreise im Altreich«. Zur Hauptfigur des Artikels wurde Hermann Haldenwang gemacht, der mit Schalke 04 zu einem Spielabschluss gekommen sei. »Es ist ihm gelungen, die berühmte Mannschaft, die sich vielleicht am Sonntag ihre dritte deutsche Meisterschaft holen wird, für den 21. August nach Wien zu verpflichten.«127 Es war der letzte Auftritt Haldenwangs als kommissarischer Leiter der Austria respektive des SC Ostmark. Hier stellt sich die Frage, ob auf dieser Reise etwas vorgefallen ist, das die Ablöse Haldenwangs ausgelöst haben könnte. Egon Ulbrich, damals Mitarbeiter im Sekretariat des Vereins, sagt in einem im Jahr 1995 geführten Interview  : »Dann hat sich der Herr Haldenwang mit unserem Geld damals ein Flugzeug genommen. Weil Geld haben wir ja damals gehabt, von den Mitropacup-Siegen haben wir Geld gehabt, auch für die Prämien an die Spieler, und da waren insgesamt 60.000 Schilling da. Aber die waren sofort weg, weil die hat der Herr Haldenwang in seinem Sportgeschäft ›untergebracht‹. Und der Haldenwang ist also dann zur Schalke hinauf geflogen und hat dort einen Spielabschluß getätigt zwischen uns und der Schalke um diesen kleinen Pokal, den hat er dann ausspielen lassen. Wir haben natürlich verloren – aber ich habe ihn wieder ›organisiert‹, den Pokal, er ist wieder zurückgekommen.«128 Ganz stimmt hier Ulbrichs Erinnerung nicht  : Austria hatte den Pokal nicht verloren, nach zwei Spielen standen beide Vereine bei je einem Sieg, es wurde ein Entscheidungsspiel geplant, das allerdings nie zur Austragung kam. Im Artikel nach der Rückkehr gibt es keine Anzeichen einer bevorstehenden Ablöse Haldenwangs – im Gegenteil, seine Vereinbarung der Schalke-Spiele wurde als große Tat abgehandelt. Es sollten zwei Spiele ausgetragen werden, die »ähnlich wie die des Mitropa-Cups gemeinsam gewertet [werden]. Bei Punktgleichheit entscheidet das bessere Torverhältnis. Für diese Begegnungen hat Ostmark einen wertvollen Goldpokal gewidmet, der die Bezeichnung ›Befreiungspokal‹ trägt.«129 Dieser Pokal war eine kleine Goldreplik des Mitropapokals, den der FK Austria seinem Präsidenten Emanuel Schwarz nach dem 77

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

zweiten Mitropacupsieg (1936) geschenkt hatte – und den ihm Haldenwang nach dem »Anschluss« abgepresst hatte.130 Richard Ziegler, der nach der Absetzung Haldenwangs Austria-Geschäftsführer wurde, präsentiert eine ähnliche, wenn auch nicht identische Version  : »Haldenwang wurde wegen seiner wirtschaftlichen Unfähigkeit nach ca. 3 Monaten von der Sportführung Hauptmann JanischDr. Rainer enthoben. Gestohlen und unterschlagen hat er nichts, doch ca. eine Summe von RM 60.000 während seiner Amtsführung aus Unfähigkeit verwirtschaftet und überdies seine Reisen ins Altreich für Reklame und Absatz in seinem Sportwarengeschäft benützt.«131 Haldenwang selbst stellte dies so dar  : »Glaublich im Juni wurde ich vom Sportbeauftragten, nachmaligen Gauleiter, Rainer, über den Fachwart Hptm. Janisch enthoben, da man mir zu hohe Auszahlungen an die Spieler (Siegesprämien 27 Austria-Sekretär Egon Ulbrich. Bild: Imagno, S 50.-) usw. vorwarf u. Sesta mich beschuldigte, Votava, picturedesk. wie ich glaube, dass ich in Frankfurt a.M. durch mein Verschulden durch einen Streit mit dem Manager des dortigen Vereins von einer SA-Patrouille abgeführt wurde und ich Sportartikel im Reich verkauft habe.«132 Dass Haldenwang in Gelsenkirchen war, um dort einen Ersatztermin für das abgesagte Spiel zu verhandeln, stimmt offenbar. Auf eine Flugreise gibt es mit Ausnahme des Ulbrich-Interviews keine Hinweise.133 Jedenfalls wurde Haldenwang kurz nach der Rückkehr aus dem »Altreich« als kommissarischer Leiter des Vereins abgesetzt. Am 9. Juli war auf der Titelseite des »Sport-Tagblatt« zu lesen  : »Ein neuer Leiter beim F.C. Ostmark. Richard Ziegler provisorischer Geschäftsführer«.134 Im Blattinneren folgten die Details  : »Dem F.C. Ostmark hat sich in den Tagen des Umbruches der bekannte Spieler Pg. Haldenwang zur Verfügung gestellt und die Führung des Vereines als kommissarischer Leiter übernommen. Nunmehr hat der Gaufachwart für Fußball Hauptmann Janisch den bisherigen Sekretär der Ligavereine mit der Geschäftsführung des Vereines Ostmark betraut.«135 Janisch übernahm offenbar die kommissarische Leitung des Vereines, es gibt aber keine Hinweise, dass er im operativen Geschäft des Vereins tätig war. Diese Veränderungen fanden nicht im Geheimen statt, sie wurden über die Zeitungen kommuniziert. Knapp eine Woche später gab es wieder Neuigkeiten auf der Titelseite des »Sport-Tagblatt«  : »Aus F. C. Ostmark wird wieder F. C. Austria«136 – und im Blattinneren  : 78

Die Absetzung Haldenwangs und die Rückkehr zu »Austria«

28 Austria-Manager Richard Ziegler. Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.

»Nach den Tagen des Umbruches hat sich Austria den Namen Ostmark beigelegt, eigentlich war es der kommissarische Leiter, der diese Umtaufe vornahm. Es ist aber niemals die behördliche Genehmigung zu dieser Namensänderung eingeholt worden, und außerdem gab sie Anlaß zu mannigfaltigen Verwechslungen. Das hat nun den Gaufachwart veranlaßt, den neuen Leiter des Vereins anzuordnen, daß weiterhin wieder der Name Austria zu führen ist.«137 Im Archiv der Vereinspolizei gibt es tatsächlich keine Hinweise auf eine formale Umbenennung des Vereins. Explizit wurden den Vereinen nur zwei Wörter als Teil des Vereinsnamens verboten  : »Gewerkschaft« und »Österreich«.138 Die lateinische Version von »Österreich« war davon offenbar nicht betroffen. Der Fußball-Klub Austria war zwar der prominenteste, nicht aber der einzige Verein, der im Nationalsozialismus diesen Namen trug, weitere Beispiele sind die Sportvereine Austria 13, Austria Jedlesee, AustriaBrunn oder SV Austria Salzburg.139 Im Wirtschaftsbereich gab es kleine Betriebe, etwa das Gasthaus Austria in Dornbirn140 und große Unternehmen mit diesem Namen, so die »Austria. Vereinigte Emailwerke, Lampen- und Metallwarenfabriken Aktiengesellschaft«141. Die Österreichische Tabakregie wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und hieß ab dem Jahr 1939 »Austria Tabakwerke A.G. vormals Österreichische Tabakregie«.142 Widersprüchlich ist hingegen ein verbreitetes retrospektives Narrativ  : »Da diese Bezeichnung aber international gänzlich unbekannt war, dauerte die Zeit der ›Ostmark‹ auch nicht sehr lange, einige Monate später kehrte man wieder zur alten Bezeichnung Austria zurück.«143 Wenn überhaupt konnte nur die mangelnde Bekanntheit im »Altreich« eine Rolle gespielt haben, die zitierte zeitgenössische Erklärung 79

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

mit den Verwechslungen (»Ostmark« als das ehemalige Österreich und »Ostmark« als Fußballverein) klingt schlüssig. Die zeitliche Nähe der Rückbenennung in »Austria« zur Ablöse Haldenwangs lässt vermuten, dass die Umbenennung tatsächlich eine Eigenmächtigkeit Haldenwangs gewesen war. Ganz scheint Haldenwang aber auch nach seiner Absetzung den Kontakt zum Fußball und sogar zur Austria nicht verloren zu haben  : Im Juli 1940 spielte er in einer Austria-Seniorenmannschaft mit prominenten Mitspielern, darunter Schneider, Gall, Geyer und Sefzik.144 Hanns Janisch Johann Andreas Janisch (meist »Hanns« oder auch »Hans« Janisch) wurde am 24.8.1892 in Mürzzuschlag geboren, verbrachte seine Kindheit in Graz, dürfte aber schon vor dem Ersten Weltkrieg, den er als Kaiserjäger mitmachte, nach Hall in Tirol übersiedelt sein, wo er 1923 auch heiratete.145 Ab 1923 ist eine Tätigkeit Janischs als Schiedsrichter sowie im Schiedsrichterkollegium des Tiroler Fußballverbandes (TFV) verzeichnet,146 im März 1925 wird Janisch, im Sportkontext stets »Hauptmann Janisch« tituliert, dessen Präsident und zugleich Delegierter des TFV im Österreichischen Fußballbund.147 Bei der Spaltung des ÖFB in einen sozialdemokratischen und einen bürgerlichen Verband saß Janisch im Proponentenkomitee des Letzteren.148 Er fungierte immer wieder als Reisebegleiter des österreichischen Nationalteams, war häufig mit der Amateurauswahl des ÖFB auf Reisen und er war stets anwesend, wenn in Tirol oder Vorarlberg bedeutendere Fußballspiele stattfanden. Ab dem April 1930 übernahm Janisch verschiedene Posten im Vorstand des ÖFB, 1930 wurde er zu einem der Vizepräsidenten des Verbandes gewählt, 1932 war er Beisitzer, 1933 dann Kassier-Stellvertreter. Im Vorstand von 1934 tauchte er wieder als Beisitzer auf.149 Ab 1933 war er gemeinsam mit Dr. Fadenhecht für die Mannschaftsaufstellung und Betreuung des Amateurteams verantwortlich und verwaltete die Amateurstaatsmeisterschaften im Rahmen des ÖFB.150 In seinem Entnazifizierungsakt schilderte Janisch seine Biografie retrospektiv so  : Er habe von 1909 bis 1913 die Kadettenausbildung absolviert, sei danach bis 1920 »aktiver Offizier« gewesen und danach »Angestellter«. Politisch habe er sich zwischen 1929 und 1932 im Bund »Oberland« rund um Ernst Rüdiger Starhemberg engagiert und sei der Wiener Führer des Bundes gewesen. 1932 habe er den Bund aufgrund von Fraktionsstreitigkeiten151 verlassen müssen.152 Er sei jedoch weiter im Sinne eines »rev. Sozialismus« tätig gewesen und habe als Kontaktmann seiner Gruppe zu den illegalen »Revolutionären Sozialisten« gewirkt (und damit gegen den Nationalsozialismus gearbeitet). Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit sei er in Prag verhaftet und 14 Wochen ins Gefängnis gesteckt worden, dann habe sein Aufenthaltsort zwischen Berlin und der Schweiz gewechselt. Danach sei er nach Österreich, zuerst nach Graz und dann nach Wien, zurückgekehrt. Er sei arbeitslos gewesen und habe sich dann auch nicht mehr politisch betätigt.153 Im Entnazifizierungsverfahren hingegen wurden Janischs Tätigkeiten in dieser Zeit einhellig als Betätigung im Sinne des Nationalsozialismus bewertet.154

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Wegen dieser politischen Aktivitäten verwundert es nicht, dass Janisch zwischen 1935 und dem April 1938 im Fußballkontext nicht mehr auftauchte. Ab dem Dezember 1937 war er wieder in Wien gemeldet und wurde laut Magistratsbescheid »in den Wiener Heimatverband« aufgenommen.155 Nach dem »Anschluss« machte Janisch hingegen rasch Karriere, sowohl in der Sportorganisation wie im Zivilberuf  : Laut Eigendarstellung blieb Janisch bis zum Sommer 1938 ohne Arbeit, ehe er eine Anstellung in der Vermögensverkehrsstelle erhielt. Die Annahme dieses Postens 29 Reichssportführer Hans von Tschammer sei mit der Parteimitgliedschaft junktiund Osten (ganz li.) bei einem Sportlerempfang in Wien. Gaufachwart miert gewesen.156 Janisch erhielt eine Hanns Janisch hält sich im Hintergrund (4. »vorläufige Mitgliedsnummer« aus der v. l.). Bildarchiv Verein für Geschichte der Sechs-Millionen-Serie, die ihm eine ArbeiterInnenbewegung, Mario Wiberal. Mitgliedschaft in der N ­ SDAP ab dem Jahr 1933 bescheinigte.157 Die Tätigkeit in der Finanzverwaltung wird wohl die Grundlage des weiteren Berufsweges gewesen sein  : Janisch »arisierte« gemeinsam mit einem Oskar Bierdümpfel zwei jüdische Betriebe  : 1939 wird Janisch als Inhaber des »Ostmärkischen Versicherungskontors Janisch & Co« sowie der »Bewachungsgesellschaft der Industrie Ges.m.b.H.« genannt.158 Für beide Firmen zahlte er mit seinem Kompagnon nur einen kleinen Teil des geschätzten Wertes. Schon früher, konkret am 13.  April 1938, wurde »Hauptmann Janisch« als vom Reichssportführer ernannter kommissarischer »Gaufachwart im Fußball, Rugby und Cricket« präsentiert. Nach einer detaillierten Auflistung seiner Ämter im Fußballsport hieß es  : »Der nunmehrige Gaufachwart, der aus Graz stammt«, sei »ein vielseitiger Sportsmann  ; er hat sich seinerzeit in Hall in Tirol als Turner betätigt und ist in seiner engeren Heimat auch als tüchtiger Skispringer bekannt. Durch seine Fachkenntnisse auf fast allen Gebieten des Körpersports […] erfreut sich ›Hauptmann‹ Janisch unter den Sportlern größter Beliebtheit.«159 Sofort mit seinem Amtsantritt legte Janisch, in Übereinstimmung mit den NSSportkonzepten und in Anlehnung an die Vorgaben der Reichssportführung unter Tschammer und Osten, neue Richtlinien auch im Fußball der »Ostmark« fest  : Es ging primär um die Abschaffung des Professionalbetriebes, die Stärkung der »Provinz« und die direkte Einmischung der Sportführung in sportpraktische Belange. Bei einem Trainingslager der Wiener Auswahl, zu dem auch Reichstrainer Sepp Herberger angereist war, erklärte Janisch, dass »die Provinz einen mächtigen Auftrieb erfahren« werde und deren »frühere Aschenbrödelrolle« nun vorbei sei. Und bei der Zusammenstellung des Städteteams dürfte er ein gewichtiges Wort mitgeredet oder das zumindest intendiert haben, jedenfalls verwendete er stets das Wort »wir«,

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wenn es um Aufstellung und Taktik ging.160 Janisch war dabei, wenn Herberger die »Ostmark«-Spieler zu Vorbereitungsspielen auf die WM ins »Altreich« holte.161 Er versprach Matthias Sindelar Unterstützung beim Aufbau einer Existenz nach der Fußballkarriere162 und begleitete das Auswahlteam nicht nur zum Turnier der Gauauswahlen nach Breslau, sondern wählte auch die Spieler aus und mischte sich in die Aufstellung ein.163 Anfang Juli 1938 war es schließlich Janisch, der das schon länger geplante Ende des Wiener Profifußballs verkündete und die Aktion der Gemeinde Wien, etliche Fußballer anzustellen.164 Für die Zeit bis zur Übernahme in den Gemeindedienst versprach Janisch ein »Ueberbrückungsgeld«, was die Spieler ihrem »Vater Janisch« wohl nie vergessen würden.165 Janisch habe, so der »Fussball-Sonntag«, die »Unterbringung der Spieler persönlich überwacht« und damit die Umgestaltung des »Ostmark«-Fußballs »überaus glücklich […] gelöst.«166 Nur eine Woche später präsentierte er das Konzept für die neue Meisterschaft unter Einbeziehung der besten Teams aus der »Provinz«.167 Er fungierte als »Spielleiter« der neuen Gauliga, legte die Rahmenbedingungen fest.168 Er versprach, für Disziplin auf den Sportplätzen zu sorgen, und wählte auf Vorschlag von Gautrainer Luigi Hussak die Auswahlspieler aus. Im August hieß es schließlich, Janisch habe nun »die Ausübung der Disziplinargewalt für die Gauliga und alle Bezirksklassen« persönlich übernommen,169 was nichts anderes hieß, als dass er die Entscheidungen über Sperren, Strafen und Dispense aus eigenem Ermessen traf. In Josef Herbergers Nachlass finden sich etliche Einträge über Hanns Janisch, über seine Ausführungen zur Überlegenheit des »ostmärkischen« Spielsystems, aber auch über Forderungen, diesen oder jenen Spieler aus Wien zu berücksichtigen. Herberger vermutete Absprachen zwischen Janisch und Felix Linnemann, seit 1934 Leiter des Fachamtes Fußball im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen, der aber ab 1937 faktisch entmachtet war. Janisch dürfte bis in den Herbst 1939 immer wieder persönlich, brieflich und telefonisch bei Herberger interveniert haben.170 Wenn Herberger vor einem Spiel gegen die Slowakei die Schwierigkeit der Aufgabe betonte, soll Janisch formuliert haben, dieses Team würde von der »dritten Garnitur« Wiens locker besiegt werden.171 Es war auch im Sommer 1938, als sich Janisch direkt in die Geschicke der Wiener Austria einmischte: Am Tag vor der Generalversammlung im Oktober 1938 wird Janisch in den Medien als »kommissarischer Leiter« der Austria genannt, der bei diesem Termin »die Zusammensetzung des neuen Vereinsvorstandes in Vorschlag bringen wird«  : Die kolportierten Namen stimmten jedenfalls bis ins Detail mit der am Folgetag beschlossenen Personenliste überein.172 Auch der »FussballSonntag« schilderte Janisch als denjenigen, der den neuen Vorstand der Austria zusammengestellt hatte  : »Der seit dem Abgang der unrühmlichen Vorgänger mit der kommissarischen Leitung des Vereines betraute Gaufachwart für Fußball, Hauptmann Janisch, hat für die weitere Zukunft des Vereines Vorsorge getroffen. Es ist ihm gelungen, eine Reihe hervorragender Männer, die alle eng mit dem Sport verwachsen sind, zu finden, die nun weiterhin die Geschicke des Vereines leiten werden.«173 Bis Jänner 1940 stellte Janisch Auswahlteams auf, entschied über Spieltermine und in Streitfällen, er setzte Spiele an und sagte andere ab, er gerierte sich als un-

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umschränkter Leiter des Wiener und des »ostmärkischen« Fußballs. Er übergab Ehrenpreise und Meisterschaftsplaketten, überlegte neue Formate für Osterturniere und rief schon einmal nach einem Spiel beide Teams streng zur Ordnung, wenn ihm das Match zu hart erschien. Er griff mitunter auch selbst zur Feder und schrieb Artikel über den Zustand des Wiener Fußballs oder über grundsätzliche Neuerungen. Laut eigenen Angaben in seinem Entnazifizierungsakt wurde Janisch im April 1941 zur Luftwaffe eingezogen, wo er bis Dezember 1944 Dienst tat.174 Im Oktober 1942 war Janisch wieder einmal in Wien, und zwar als Trainer des 1940 gegründeten (und 1944 schon wieder aufgelösten) Luftwaffen-Sportvereins Kamp-Köslin, der ein Freundschaftsspiel gegen Rapid austrug.175 Ab dem Februar 1945 war Janisch dann, inzwischen zum Major befördert, wieder ständig in Wien und übernahm von seinem Stellvertreter Heinrich Müller wiederum das Gaufachamt.176 Schon im Sommer 1945 suchte Janisch um »Nachsicht von der Registrierung« an, dem Antrag wurde im September stattgegeben  : Janisch habe seine »Parteimitgliedschaft niemals mißbraucht«, vielmehr habe er »positiv im Sinne der Widerstandsbewegung« gewirkt.177 Das Innenministerium wies jedoch die positive Erledigung des Ansuchens zurück  : Eine Überprüfung habe gravierende Unstimmigkeiten ergeben  : Dabei wurde auf die Parteimitgliedschaft von Janisch ab 1933 und eine Mitarbeit im »SD-Donau«, also dem nach dem »Anschluss« gegründeten Oberabschnitt »Donau« des Sicherheitsdienstes der SS, hingewiesen. Er habe sich ab 1933 nationalsozialistisch betätigt und ab dieser Zeit für den NS-Nachrichtendienst gearbeitet.178 Aufgrund des Verdachtes falscher Angaben wird Janisch angeklagt und am 2. Dezember 1946 ins Landesgericht I eingeliefert.179 Er befand sich vermutlich bis zum Sommer 1948 in Untersuchungshaft.180 1951 stand Janisch vor dem Volksgericht, wurde jedoch freigesprochen. Er habe, so die Urteilsbegründung, zwischen 1. Juli 1933 und 12. März 1938 nicht der NSDAP angehört und auch nicht durch »Vermittlung von Akten aus dem Bundeskanzleramt in das Ausland […] das Verbrechen des Hochverrats«181 begangen. Außerdem sei die Aneignung zweier Betriebe der »Wiener Wach- und Schliessgesellschaft und Versicherungsaufnahme Szell & Co« sowie der »Bewachungsstelle der Industrie Ges.m.b.H.« des Moritz Steiner und Heinrich Berger nicht »durch Ausnützung nat. soz. Einrichtungen und Massnahmen« in der »Absicht sich unverhältnismäßige Vermögenswerte zuzuwenden«182 erfolgt. Zwar sei die zweifache Arisierung nachgewiesen und Janisch habe für beide Betriebe auch nur jeweils ein Fünftel des geschätzten Wertes bezahlt, doch hätten beide damaligen Besitzer erklärt, nicht geschädigt worden zu sein und die günstige finanzielle Entwicklung der beiden Unternehmen sei auf die Tätigkeit von Janisch zurückzuführen. Interessant an der Geschichte von Hanns Janisch ist nicht zuletzt, dass der Sport, der in vielen Entnazifizierungsverfahren ehemaliger Funktionäre eine große Rolle spielte, bei Janisch nach dem April 1945 in keinem Verfahren oder Dokument auch nur erwähnt wurde.

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Die neue Meisterschaftsstruktur Der Beginn der Meisterschaft 1938/39 brachte tatsächlich die angekündigten grundlegenden Veränderungen mit sich, so war die Liga nun keine reine Wiener Angelegenheit mehr  : Mit dem Grazer SC, Amateure Steyr und Wacker Wiener Neustadt spielten drei nicht-Wiener Vereine mit.183 Aus heutiger Sicht war das also eine österreichische Liga – mit dem »Schönheitsfehler«, dass Österreich nicht mehr existierte und die Gauliga keine nationale Meisterschaft war, sondern nur die Vorausscheidung zu der in Turnierform ausgetragenen deutschen Meisterschaft. Von den zehn Vereinen, die – nach dem Ausschluss der Hakoah – die Saison in der obersten Liga beendet hatten, mussten vier absteigen  : Simmering, FAC, FavAC und FC Wien. Verblieben waren  : Austria, Rapid, Admira, Wiener Sportclub, Wacker und Vienna. Am 5. Oktober wurde »das Betreten öffentlicher Sportplätze für Juden als Zuseher bei sportlichen Wettkämpfen, die dem Deutschen Reichsbund für Leibesübungen angehören, mit sofortiger Wirksamkeit verboten«.184 Als Vereinsmitglieder und aktive Sportler waren sie, wie erwähnt, bereits seit 14. März ausgeschlossen. Für die nunmehr ausschließlich »arischen« Spieler und ihre Vereine begann die Meisterschaft am 28. August, die Austria gewann das erste Spiel gegen den Grazer SC mit 3  : 2, alle drei Tore erzielte Josef Stroh. Außer gegen die Aufsteiger gelang im Herbst kein Sieg, teilweise wurde die Austria deutlich besiegt, so von Rapid mit 5  : 1, vom Wiener Sportclub mit 4  : 0 und von Wacker mit 5  : 2. Dabei war der Verein noch mit einer nahezu unveränderten Mannschaft in die Meisterschaft gestartet. Erst im Verlauf der Herbstsaison verließen mit Camillo Jerusalem und Walter Nausch zwei prominente Spieler den Verein. Jerusalem wechselte zum französischen Klub Sochaux, Nausch emigrierte mit seiner jüdischen Frau Margot in die Schweiz. An der Übersiedelung dieser beiden Spieler lässt sich der inkonsistente Umgang des NSSystems mit abwanderungswilligen (Ex-)Professionals zeigen.

Der »Schädling« Jerusalem Im Juli 1938 war Jerusalem wegen Insultierung eines Schiedsrichters für drei Monate gesperrt worden.185 Im August hatte er sich beim FC Sochaux-Montbéliard angemeldet,186 der Wechsel kam aber vorerst nicht zustande. Am 1. September wurde Jerusalem – wie auch seine Mannschaftskollegen Safarik und Kopetko – zum Militär eingezogen. Jerusalem »wird nach Krems kommen und muß vorerst einmal vier Wochen dort bleiben. Dadurch werden alle Gerüchte, die von einer sofortigen Uebersiedelung des Austrianers zu berichten wußten, hinfällig.«187 Am 28. Oktober schrieb das »Neue Wiener Tagblatt«, »Jerusalem bleibt bei der Austria«, er würde nach Ablauf seiner Sperre bereits am nächsten Tag gegen die Vienna wieder spielen. Doch das da84

Der »Schädling« Jerusalem

rauf folgende Match gegen Schalke am 2. November sollte sein letztes Spiel für die Austria werden. Am 4. November fuhr Jerusalem nach Frankreich. »Daß er dabei auf seine Abmeldung von seinem Stammverein Austria so nebenbei ›vergaß‹, erscheint unter den gegebenen Umständen nahezu selbstverständlich. Das Vorgehen Jerusalems wird selbstverständlich die Reichssportführung noch grundsätzlich beschäftigen. Unbeschadet der zu erwartenden Entscheidung der obersten Sportbehörde kann man heute schon feststellen, daß der Fall Jerusalem wohl in Hinkunft vereinzelt bleiben wird.«188 Es verwundere nicht, dass es gerade dieser Spieler sei, der seinen Verein im Stich lasse und es werde Konsequenzen haben  : »Wenn Jerusalem nunmehr seine gesicherte Existenz aufgab und den Lockungen des französischen Vereines erlag, hat er wohl nicht bedacht, daß er sich damit 30 Portrait Austria-Stürmer Camillo Jerusalem. aus dem deutschen Fußball für alle Zeiten selbst Bild: Imagno, Votava, picturedesk. ausschloß.«189 Spieler, die nach dem 31.  Dezember 1938 als Profis tätig seien, müssten nach ihrer Rückkehr eineinhalb Jahre auf ihre Reamateurisierung warten. »Jerusalem war zuletzt bei der Gemeinde Wien angestellt, hatte also eine Lebensstellung erhalten. Mit der Austria hat sich der Spieler vor seiner Abreise gar nicht in Verbindung gesetzt. Es ist dringend zu hoffen, dass man in diesem Einzelfall bei der Verweigerung der Freigabe bleibt und von vornherein den möglichen Beginn einer Abwanderung von Spielern ins Ausland ausschaltet.«190 Als Jerusalem der Austria brieflich seine Abmeldung mitteilte und sich bei seinen Mitspielern für den plötzlichen Abgang entschuldigte, kommentierte das »Kleine Volksblatt«  : »An dem Schreiben ist wohl nur die Abmeldung ernst zu nehmen.«191 Pläne, nach Frankreich zu wechseln, hatte Jerusalem schon bald nach dem »Anschluss«. Er verärgerte damit den deutschen Nationaltrainer Sepp Herberger, der ihn im Mai zu einem Lehrgang vor der Weltmeisterschaft 1938 einberufen hatte  : »Nun, an einem Tage dieses Lehrganges, es war nach dem Mittagessen, kam Jerusalem auf mein Zimmer. In seiner Begleitung war Neumer, beide zusammen bildeten – international gesehen – einen guten linken Flügel. Man sah sofort, sie hatten sich etwas vorgenommen. Die Auswahl der 22 Spieler für die Weltmeisterschaft in Frankreich, stand kurz bevor. Bald erfuhr ich, weshalb sie gekommen waren. Sie wollten in Frankreich gerne dabei sein. 85

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Sie hätten keinen Ehrgeiz, unbedingt aufgestellt zu werden, es genüge ihnen vollkommen, wenn sie als Ersatzmann mitgenommen würden. Nun solche Leute habe ich immer gesucht, die nicht darauf brennen, sich im Wettkampf zu zerreißen, sondern voll zufrieden sind, wenn sie nur als Ersatzleute mitgenommen werden. Das war mir mein Lebtag noch nicht vorgekommen. Was ich darüber denke, habe ich ihnen unmißverständlich und mit aller Deutlichkeit, gesagt. Für mich war sofort klar, daß hinter dem geschickt vorgetragenen Wunsch, bei dem Jerusalem der Sprecher, der Andere nur der Begleitmann war, sich etwas ganz anderes versteckte. Jerusalem war der Initiator, dem Neumer zum Gefolgsmann geworden war. Es waren rein, persönliche Interessen, die sie in mein Zimmer geführt hatte [sic]. Sie suchten in Frankreich Verbindung, mit franz. Vereinen, zwecks Übersiedlung nach Frankreich. Das Ende war, daß sie mit hängenden Köpfen mein Zimmer verließen. Jerusalem ist übrigens, bald darauf, nach Frankreich übergesiedelt.«192 Nach dieser Übersiedlung wurde im »Fussball-Sonntag« ein ausführlicher Text veröffentlicht  : »Unsere Stellungnahme dazu ist klar. Es denkt niemand daran, einem Fußballer, der seinen Sport beruflich ausüben will, ein Hindernis in den Weg zu legen. Jeder kann das werden, wozu er sich berufen fühlt, aber eines ist dabei wichtig, die Verpflichtung seinen Kameraden, seiner Nation gegenüber darf er nicht als Nebensache auffassen und lächerlich machen. Wer dies tut, kann nicht damit rechnen, daß er jemals wieder in unsere Reihen zurückkehren kann. Er muß auch damit rechnen, daß alle Bestimmungen, die uns die internationalen Satzungen geben, gegen ihn angewendet werden, denn für Schädlinge der Gemeinschaft gibt es keine Rücksicht.«193 Teile dieser Meldung wurden parallel über mehrere Tageszeitungen verbreitet – meist zugespitzt, indem etwa der Satz mit dem Schädling im Text hervorgehoben,194 in der Überschrift verarbeitet (»Für Schädlinge kein Platz im DRL.«195) oder als »Abrechnung mit dem Fußballer Jerusalem«196 betitelt wurde. Der DRL war offenbar an einer möglichst großen Verbreitung seiner Botschaft interessiert  : Wir kümmern uns um die ehemaligen Profis, deshalb werden sie alle freiwillig wieder Amateure. Wer nicht mitspielt, ist ein »Schädling«.

Der »brave Walter« Das galt allerdings nicht in jedem Fall. Als wenig später der Wechsel eines weiteren Austria-Stars in die Schweiz bekannt wurde, schrieb das »Kleine Volksblatt«  : »Mit Walter Nausch nimmt nicht nur einer der besten Spieler Abschied, die der Wie86

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ner Fußballsport je hervorgebracht hat, sondern auch einer der prächtigsten Menschen, der auf den Fußballplätzen des In- und Auslands das Publikum oft und oft durch seine Kunst zu begeistern verstand. Nausch scheidet in bestem Einvernehmen von der Stätte seiner großen Erfolge, sein Stammverein Austria wird auch seiner Freigabe kein Hindernis in den Weg legen.«197 Die »Illustrierte Kronen-Zeitung« schrieb, einer »unserer sympathischsten Fußballspieler […] verlässt in den nächsten Tagen Wien.« Der Vereinswechsel erfolge in vollstem Einvernehmen mit den Sportbehörden. »Die gesamte Sportgemeinde wünscht dem braven Walter, den sie nur ungern ziehen sieht, das Allerbeste für seinen weiteren Lebensweg.«198 Die »Wiener Neuesten Nachrichten« meldeten neutral, dass Nausch als Spieler und Trainer in der Schweiz tätig sein werde – und brachten dazu ein Porträtfoto. Am 4.  Dezember schrieb der »Fussball-Sonntag«  : »Seltenes Zusammentreffen  : Auf dem Mannheimer Bahnhof trafen sich Wiener Fußballer, und zwar von links Binder, Schörg, Holec, Walter Nausch, der nach Zürich fuhr, Trainer Karl Rappan [Anm.: ebenfalls in der Schweiz tätig] und Hofstädter [Anm.: richtig: Hofstätter].«199 Zwei Spieler verließen also die Austria und gingen ins Ausland. Der eine wurde als »Schädling«, der andere als »einer der prächtigsten Menschen« bezeichnet. Warum wurde Nausch medial völlig anders behandelt als Jerusalem  ? Er hat es wohl geschickter gemacht (mit Hilfe des späteren Austria-Vereinsführers Bruno Eckerl  ?) und ging nicht zum ›Erbfeind‹ Frankreich, sondern in die Schweiz. Der tatsächliche Grund für seine Übersiedelung (seine Ehefrau Margot war Jüdin) blieb in den Zeitungsberichten unerwähnt. Sollte eine öffentliche Diskussion, die zumindest in der Fußballszene denkbar gewesen wäre, vermieden werden  ? »Der Vorstand der Austria verlieh dem Scheidenden für seine außerordentlichen Verdienste für die Violetten eine goldene Ehrennadel mit Brillanten. Diese Auszeichnung wurde im Frühjahr nach Zürich gebracht und dort überreicht.«200 Dass der Ausschluss aus der Gemeinschaft selbst für »Schädlinge« nicht unbedingt von Dauer sein musste, zumindest bei »arischen« Fußballstars, sollte sich am Beispiel Jerusalems bald zeigen  : Schon im April 1939 war unter dem Titel  : »Jerusalem, der Schützenkönig des FC. Socheaux« zu lesen  : »[G]anz großartig spielt der Ex-Austrianer Jerusalem, der fast in jedem Spiele zu Torerfolgen kommt.«201 Im Oktober 1940 hieß es dann  : »Der frühere Verbindungsstürmer der Austria, Camillo Jerusalem, der bekanntlich nach seinem Abgang von den Violetten in Frankreich beim FC Socheaux tätig war, will nach einer Meldung des »Kickers‹ in Zukunft für S. V. Mühlhausen spielen«202  – und im Mai 1941 kehrte er wieder zur Austria zurück.203

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Der »Sir« – Die verschlungene Lebensgeschichte von Walter und Margarethe Nausch während des Nationalsozialismus Nähert man sich der Biographie des großen österreichischen Fußballers und Austria-Kapitäns Walter Nausch (1907–1957) in der Zeit des Nationalsozialismus an, dann gerät man zwangsläufig an die immer gleichen Geschichten. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie teilweise lediglich auf mündlichen Überlieferungen beruhen und dass sie so erst nach dem Ende des Krieges unter den spezifischen Bedingungen der Geschichtspolitiken der österreichischen Nachkriegsordnung konstruiert wurden. Der Kern der Geschichten ist relativ einfach und lautet  : Der prominente Fußballer Walter Nausch hatte eine jüdische Frau. Es sei ihm von den neuen Machthabern nach 1938 der Posten des Gautrainers angeboten worden. Die Bedingung dabei sei gewesen, dass er sich von seiner jüdischen Frau trenne. Nausch habe dies jedoch brüsk abgelehnt und sei stattdessen mit seiner Frau in die Schweiz gegangen, wo das Paar die Zeit des Nationalsozialismus und den Krieg überlebte.204 Diese Geschichte hat sich in vielen Darstellungen zur Austria und zum österreichischen Fußball verfestigt und ist bis heute fixer Bestandteil des antifaschistischen Widerstands- und Opfernarratives, das rund um die Austria nach 1945 konstruiert wurde und mitunter immer noch fortgeschrieben wird. Schon allein deswegen ist sie aus vergangenheitspolitischer Sicht von großer Bedeutung. In ihr sind implizit und explizit zumindest drei zentrale und emotional starke Subtexte eingeschrieben  : Erstens die Opferrolle des Ehepaares Nausch, die durch die jüdische Identität von Margarethe (oft auch Margot oder Margoth) Nausch (geb. Hendler, 1908–1992) entsteht. In der unaufhebbaren Verbindung von Walter Nausch zum jüdisch 31 Das Paar Walter konnotierten Fußballklub Austria Wien wird diese OpfererNausch und zählung auch ein konstituierender Bestandteil der mächtigen Margarethe Opfergeschichte der Austria. Zweitens  : Die moralische IntegHendler, Hochzeitsfoto rität und Anständigkeit von Walter Nausch, der sich zu seiner von 1932. Archiv Ehefrau bekannte, auf seine persönliche Karriere verzichtete Egon Ulbrich. und sich nicht durch die Nationalsozialisten korrumpieren ließ, wird als Akt der Resistenz gedeutet. Dies schlägt sich als eine Art »antifaschistisches« Branding nicht zuletzt auch im ehrenden Kosenamen »Sir« nieder. Und drittens die Geschichte vom sicheren Hafen Schweiz, in dem das Paar quasi sorgenlos die Kriegsgräuel an sich vorbeiziehen lassen habe können. Alle diese Elemente sind in ihrer Entstehung und vor allem aus ihrer vergangenheitspolitischen Funktion heraus erklärbar. Sieht man jedoch näher hin und untersucht das Leben und Handeln von Walter Nausch und dessen Ehefrau während der Zeit des Nationalsozialismus unter Hinzuziehung neuer Quellenmaterialien,205 zeigt

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sich, dass die Geschichte weit komplexer ist. Der Blick in die Tiefe lohnt, weil damit sichtbar wird, unter welch schwierigen Rahmenbedingungen die Akteure im österreichischen Sport jener Zeit agierten, welche Spielräume sie nutzen konnten und dass auch die Schweiz in jenen Jahren kein widerspruchsfreies Paradies für prominente Fußball-Migranten gewesen ist.

Lehr- und Meisterjahre Am 20. Juni 1932 heiratete Walter Nausch Margarethe Hendler. Sie war selbst eine talentierte Sportlerin206 und schwamm für den bekannten Wiener Verein »Austria«. Das Paar war damals schon so prominent, dass das »Sport-Tagblatt« einen Bericht über die Hochzeit brachte.207 Diese Hochzeit mit der Jüdin Margarethe Hendler sollte knapp sechs Jahre später, nach dem »Anschluss« Österreichs, radikale Konsequenzen für das junge Paar haben und es mit den Schikanen nationalsozialistischer Judenverfolgung konfrontieren. Die Geschichte von Walter Nausch in der Zeit des Nationalsozialismus kann nur als die Geschichte eines Paares, von dem ein Teil jüdisch ist, verstanden werden. Die beiden waren zum Zeitpunkt der Hochzeit 25 und 24 Jahre alt. Walter Nausch hatte bereits eine beeindruckende Fußballerkarriere hinter sich. Er kam am 5. Februar 1907 in Wien als Sohn des Ehepaares Emanuel und Berta Nausch (geb. Thoma) zur Welt und wuchs in der Josefstadt auf. Die Mutter betrieb im Rathausviertel eine Greißlerei. Zu kicken begann er im Volksgarten, auf den Praterwiesen und vereinsmäßig beim FC Josefstadt Toskana und dem FC Libertas. Von dort wechselte Nausch zunächst zu den Amateuren und dann 1926 zum WAC. Vom WAC kehrte er wieder zur Austria zurück.208 Nausch entstammt im Gegensatz zu vielen anderen Wiener Klassefußballern der Zwischenkriegszeit nicht dem Arbeitermilieu, sondern dem Bürgertum. Sein erlernter Beruf war Bankbeamter. Nausch konnte sich in den folgenden Jahren sowohl bei der Wiener Austria als auch im Nationalteam etablieren. Als Kapitän führte er die Austria zu zwei Mitropacupsiegen (1933, 1936). Im Frühjahr 1938 war Nausch nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer und Sekretär für die Violetten tätig.209 Nach dem "Anschluss" blieb Nausch zunächst weiter beim Verein. Es wurde ihm sogar eine Leitungsfunktion zugestanden. So bildete er gemeinsam mit den Spielern Johann Mock, Matthias Sindelar, Karl Sesta und dem kommissarischen Leiter Hermann Haldenwang ein Komitee, das für die Mannschaftsaufstellungen verantwortlich zeichnete. Hans Fonje und Karl Langer behaupten sogar, dass Nausch in dieser Phase für die Bestellung des neuen Vereinsleiters Dr. Bruno Eckerl entscheidend verantwortlich gewesen sei.210 Festzuhalten ist daher, dass Walter Nausch unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im sportlichen Tagesablauf der Austria durchaus eine tragende Rolle spielte und eine wichtige personelle Kontinuität zur Zeit vor dem Nationalsozialismus darstellte.

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Von Wien nach Zürich Am Mittwoch, dem 23. November 1938, erschienen in den österreichischen Medien kurze Berichte über den Abschied Nauschs von der Austria. Sie zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie sehr wohlwollend sind und Nausch in den höchsten Tönen loben. Die »Illustrierte Kronen-Zeitung« charakterisierte ihn als »einen unserer sympathischesten Fußballspieler. […] Nicht nur die Austria, sondern auch der ostmärkische und mit ihm der deutsche Fußballsport verlieren in Nausch einen Mann, der ein glänzender Spieler, aber auch ein vorbildlicher Kamerad und Sportsmann im wahrsten Sinne des Wortes war. Nausch vollzieht seinen Vereinswechsel im vollsten Einvernehmen mit seinem Verein und mit den Sportbehörden.«211 Dass kurze Zeit davor der Austria Spieler Jerusalem, der als Profi nach Frankreich ging, als Verräter bezeichnet wurde, zeigt einerseits den »inkonsistenten Umgang« der NS-Sportverwaltung mit dem Themenkomplex Profifußballer und Auslandsengagement, aber auch die offensichtlich gute Beziehung von Walter Nausch zu den jetzt entscheidenden Funktionären bei der Austria und im ostmärkischen Fußballverband. Zwei Tage später erscheint auch im renommierten Schweizer Fachblatt »Sport« der erste Artikel über den künftigen Grasshoppers-Spieler und -Trainer Walter Nausch. Auch in diesem Beitrag wird der Ex-Austrianer in höchsten Tönen gelobt  : Er sei »der beste Mann, über den der ostmärkische Fußball verfügt«212. In Wien, so heißt es, habe der Weggang von Nausch »tiefgehende Betrübnis, aufrichtige Trauer, gleichzeitig aber auch Respekt vor der Anständigkeit und Charakterfestigkeit dieses wirklichen Mannes [Hervorhebung durch die Autoren]« ausgelöst. Es gäbe nicht näher erläuterte »private Gründe«. Zwischen den Zeilen lässt sich dabei selbstverständlich lesen, dass die »Gründe« in seiner Ehe mit einer Jüdin zu suchen waren. Offen wurde der Antisemitismus jedoch nicht benannt. Auch das Narrativ, dass ihm ein Gautrainerposten oder Ähnliches angeboten worden wäre und dass eine Bedingung dafür die Trennung von seiner jüdischen Ehefrau gewesen sei, findet an dieser Stelle keinerlei Erwähnung. Wir haben bei allen unseren Recherchen keinen schriftlichen Beleg für diese Geschichte gefunden. Ihre Evidenz basiert also lediglich auf mündlicher Überlieferung. Es bleibt daher auch weiterhin unklar, wer Walter Nausch den Gautrainerposten angeboten hat, wie konkret das Angebot war, ob es nur informell beiläufig oder eine offizielle Anfrage gewesen ist oder welche sonstigen Bedingungen dabei gegolten hätten. Die prinzipielle Richtigkeit der Geschichte wird jedoch auch von Susana Hendler in einem Interview 2018 bestätigt  : »Diese Geschichte stimmt. […] Die Geschichte stimmt ganz sicher, das hat sie [Margoth Hendler] mir auch erzählt.«213 Trainer bei den Zürichern ist zu diesem Zeitpunkt der nur um zwei Jahre ältere ehemalige Austria-Wien- und dann auch Rapid-Wien-Spieler Karl Rappan (1905– 1996).214 Nausch fügt sich gut in die Mannschaft ein. Grasshoppers Zürich wird schließlich im ersten Spieljahr von Nausch 1938/39 Schweizer Meister.

Das »Glück« des Exils – 1938–1948 In allen biographischen Darstellungen zu Walter Nausch wird dessen Exilzeit in der Schweiz lapidar mit nur ein bis zwei Sätzen abgehandelt. Suggeriert wird dabei ein

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nahezu sorgenfreier und zumindest wirtschaftlich bestens abgesicherter Aufenthalt im neutralen Nachbarland. Die näheren Lebensumstände des Profifußballers und dessen Ehefrau Magarethe waren bisher nicht bekannt. Der Aufenthalt des Wiener Ehepaares in Zürich war durch all die Jahre hindurch mit einem beträchtlichen bürokratischen Aufwand verbunden. Die Aktenläufe, die wir heute einsehen können, umfassen einige hundert Seiten.215 Durch all die Jahre erhält das Paar immer nur einen auf jeweils ein Jahr begrenzten Aufenthaltstitel. Angst vor Abschiebung oder Ausweisung sowie die jährlichen Ansuchen um Verlängerung waren ständige Begleiter. Permanente Überwachung durch einen aufwändigen polizeilich bürokratischen Apparat charakterisierte das Exilantendasein der Familie Nausch in der Schweiz in den Kriegsjahren, gestaltete die Schweiz doch ihre Flüchtlingspolitik während der Zeit des Nationalsozialismus extrem restriktiv. So nahm man von 1933 bis 1938 die bescheidene Anzahl von 118 bis maximal 126 politischen Flüchtlingen pro Jahr auf. Nach dem »Anschluss« Österreichs und dem Anstieg der Flüchtlingszahlen wurden die Einreisebestimmungen noch einmal verschärft, bis schließlich im August 1942 die Grenzen für Jüdinnen und Juden ganz geschlossen wurden.216 Am 26.  November 1938 wird Nausch vom Grasshoppers Club Zürich »als Berufsfußballer engagiert«. Die Vertragsdauer beläuft sich auf rund ein Jahr bis zum 31. Dezember 1939. Der GHC Zürich muss dazu aber erst bei der Fremdenpolizei des Kantons Zürich um eine Arbeits- und Aufenthaltsbewilligung für Nausch für ein Jahr als »Spieler und Hilfstrainer« ansuchen. Der Club argumentiert, dass es sich bei Walter Nausch »um eine in jeder Beziehung einwandfreie Person handelt und er durch sein fussballerisches Können für unseren Club und den schweizerischen Fussball überhaupt von grossem Nutzen sein wird«217. Zwei Tage vor Silvester 1938 holt Nausch seine Frau nach Zürich nach. Sie darf auf ein Jahr in der Schweiz bleiben, jedoch keine Erwerbsarbeit ausüben. Der Status des österreichischen Berufssportlers ist nicht der eines politischen Flüchtlings, sondern entspricht in etwa dem eines Arbeitsmigranten. Seinen Aufenthalt in Zürich hatte Walter Nausch den deutschen Behörden (z.  B. dem deutschen Generalkonsulat in Zürich oder der Kriminalpolizeileitstelle in Wien) offiziell bekannt gegeben. Die längste, auf ein Jahr begrenzte, Aufenthaltsbewilligung ist immer an eine Arbeitsbewilligung, eine positive charakterliche und politische Einschätzung durch die Polizei (dazu werden etwa Nachbarn befragt) und an einen positiven Finanzstatus gekoppelt. In einem typischen Schreiben der Stadtpolizei Zürich an die Fremdenpolizei Zürich (28. Mai 1940) wird Nausch etwa »allseits als ein ruhiger, solider Mann, der nur für seinen Sport lebt«, geschildert. Weiters habe er keine Schulden, versteuere sein Gehalt ordnungsgemäß und belaste laut Auskunft des Arbeitsamtes den lokalen Arbeitsmarkt nicht. Besonders relevant für die Verlängerung der Aufenthaltsbewilligung ist jeweils die aktuelle Situation am Schweizer Arbeitsmarkt. So spricht für den ehemaligen Wunderteamspieler, dass »zur Zeit keine gleichwertige einheimische Ersatzkraft zur Verfügung [steht]. Die wenigen vorhandenen qualifizierten schweizerischen Fussballtrainer befinden sich in Positionen, die materiell wesentlich günstiger und interessanter sind als diejenigen, die der Fussball-Club Young Fellows bieten kann. […] Vom Standpunkt des Arbeitsmarktes aus wäre daher unsererseits gegen die Erteilung einer weiteren Aufenthaltsbewilligung für Nausch bis zum Ende der Spielsaison 1942, resp. bis zum 1. Juni 1942, nichts einzuwenden.«218

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Mit 25.  November 1941, mit dem Erlass der »Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz« durch das Deutsche Reich, verschlechtert sich der rechtliche Status von Margarethe Nausch in der Schweiz radikal. Sie wird mit einem Schlag »durch Ausbürgerung heimatlos«.219 Während ihr Ehemann einen Deutschen Heimatschein besitzt, der in Wien vom Reichsstatthalteramt ausgestellt und verlängert wird, kann Margarethe Nausch jetzt nur noch um »Duldung« in der Schweiz ansuchen. Im Jänner 1943 erhält Walter Nausch einen Musterungsbefehl beim Deutschen Generalkonsulat in Zürich, dem er nachkommt. Er wird jedoch nicht eingezogen.220 Das Ehepaar Nausch befindet sich zwar in der »sicheren« Schweiz, doch dem bürokratischen Arm der Nationalsozialisten können sie sich auch hier nicht völlig entziehen. Das eigentliche Ziel der berüchtigten »Elften Verordnung zum Reichsbürgergesetz« von 1941 ist es, dem Deutschen Reich das Durchgriffsund letztlich Enteignungsrecht auf den Besitz von im Ausland lebenden jüdischen Personen zu sichern. Dies betrifft jetzt auch 32 Schreiben des Schweizerischen Margarethe Nausch, denn sie besitzt zusamBundesamtes für Industrie, men mit ihren Geschwistern noch Anteile an Gewerbe und Arbeit an die einem Mietshaus im 3.  Bezirk in Wien und Eidgenössische Fremdenpolizei an einem Haus in Purkersdorf bei Wien. Ab in Bern, 26. Juli 1941. Bild: 16. Dezember 1943 beginnt der OberfinanzSchweizerisches Bundesarchiv, Personalakt Nausch Walter. präsident von Wien dann auch auf Margarethe Nausch gehörig Druck zu machen, um an ihren Besitz zu gelangen.221 Es entwickelt sich nun ein von Zürich aus geführter aufreibender juridischer Kampf um das Vermögen in Wien. Unterstützt wird die Familie Nausch dabei von ihrem alten Bekannten, dem damaligen Austria-Präsidenten, Rechtsanwalt und NSDAP-Mitglied Dr. Bruno Eckerl. Doch Gestapo beziehungsweise die Finanzverwaltung lassen nicht locker und Margarethe Nausch verliert ihr gesamtes Eigentum. Nach 1945 wird Dr. Bruno Eckerl weiterhin die aufwändigen Rechtsgeschäfte der Familie Nausch betreiben. Er wird ein sich über Jahre hinziehendes Verfahren um die Rückstellung des entzogenen Eigentums von Frau Nausch führen und schlussendlich ihren Besitz zurückgewinnen.222

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Austria-Generalversammlung Oktober 1938

Zur sportlichen Karriere des Spielers und Trainers Nausch unter den Bedingungen der Mobilmachung Am zweiten Dezember 1939 wechselte Nausch von Grasshoppers zu Young Fellows Zürich.223 Der Verein, der Nauschs sportliche Heimat wurde, war ein Schweizer Traditionsklub, der für seine gute Nachwuchsarbeit bekannt war.224 In der Schweiz hatte sich in den 1930er Jahren mit der Nationalliga ein Profifußballbetrieb etabliert, der jedoch wirtschaftlich sehr instabil blieb und von den Vertretern des Amateurfußballs vehement kritisiert wurde.225 Mit der allgemeinen Mobilmachung der Schweiz zu Beginn des Zweiten Weltkriegs kam es auch im Fußball zu massiven Einschnitten, unter anderem auch deswegen, weil viele Spieler zum Militär eingezogen wurden. Die Mannschaften mussten daher während des Krieges vor allem auf sehr junge Spieler zurückgreifen.226 Das bedeutete für den alternden Star Walter Nausch, dass er in der Schweiz nicht in einem »blühenden« Profibetrieb agierte, sondern in jenen Jahren des »Sport[s] während der Grenzbesetzung« vor allem die jungen Spieler zu führen hatte. Seine Funktion bei Young Fellows Zürich war jedoch umfassender. Als »Sekretär und Trainer« sei er ein »überaus treuer und besorgter Helfer« des Präsidenten Gustav Wiederkehr227 gewesen. Das heißt, Nausch hatte im Verein, wie auch schon bei der Austria vor dem Krieg, eine Dreifachfunktion als Trainer, Spieler und Sekretär inne. Als Spieler blieb er in all den Jahren unverwüstlich. Er ließ seine Spielerkarriere erst in der Herbstsaison 1945/46, da war er im 39. Lebensjahr, ausklingen. Ab der Frühjahrsmeisterschaft 1946 agierte er als Trainer der Kampfmannschaft. Er blieb bis zum 10. September 1948, also ziemlich exakt zehn Jahre, in der Schweiz. Dr. Josef Gerö holte ihn im September 1948 nach Österreich zurück, wo er die Funktion des ÖFB-Bundeskapitäns übernahm. Er formte eine sehr erfolgreiche Nationalmannschaft, der man sogar das Signet »Zweites Wunderteam« verlieh. Ein Höhepunkt war das Erreichen des dritten Platzes bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz. Nach einer 1  : 4-Niederlage gegen Frankreich trat Nausch im Herbst 1954 zurück. Zu diesem Zeitpunkt war er gesundheitlich bereits angeschlagen. Trotzdem sprang er in der Saison 1954/55 noch einmal als Trainer bei der Wiener Austria ein. Am 11. Juli 1957 erlag er bei einem Trainingskurs in der Bundessportschule Obertraun im 51. Lebensjahr einem Herzinfarkt.228

Austria-Generalversammlung Oktober 1938 Zwischen den Abgängen von Jerusalem und Nausch hatte es bei der Austria grundlegende Veränderungen auf der organisatorischen Ebene gegeben  : »Die Austria geht neuem Aufschwung entgegen«,229 betitelte der »Fussball-Sonntag« einen Beitrag über die neue Vereinsführung, der fast eine ganze Seite umfasst. Direkt unter der Überschrift befinden sich zwei Fotos. Sie zeigen  : »Ehrenpräsident SS-Gruppenführer Staatsekretär für Sicherheitswesen Dr. Ernst Kaltenbrunner« und »Pg. SS Walter Münch, der Stellvertreter des Vereinsführers und Dietwart des Vereins«. Darunter im Text noch weitere Fotos, von »Wilhelm Morocutti, den älteren Wiener Fußballfreunden unter dem Namen Cutti wohlbekannt, tritt ebenfalls in die Vereinsführung 93

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der Austria ein«, schräg daneben »Dr. Walter230 Kolarik, der Schriftwart« und in der rechten Spalte »Der neue Vereinsführer der Austria Rechtsanwalt Dr. Bruno Eckerl«. Austria-Vorstand, 16.10.1938 Dr. Bruno Eckerl

Vereinsführer

Walter Münch

Vereinsführer-Stellvertreter, Dietwart

Dr. Franz Kolarik

Ausschussmitglied

Wilhelm Morocutti

Ausschussmitglied

Ingenieur Christl

Ausschussmitglied

Matthias Sindelar

Ausschussmitglied

Ladislaus Ferbher (Ferber)

Ausschussmitglied

Hans Loth (Lot)

Ausschussmitglied, Kassenwart

Dr. Ernst Kaltenbrunner

Ehrenpräsident

Mitarbeiter Richard Ziegler

Geschäftsführer

Egon Ulbrich

Sekretär

Quelle  : Diverse Zeitungsmeldungen vom Oktober 1938, zu Ulbrich diverse Interviews.

Bemerkenswert sind hier nicht nur der Umfang des Berichts und seine Illustration mit insgesamt fünf Abbildungen von Vorstandsmitgliedern, sondern auch, dass nicht der neue Vereinsführer Eckerl, sondern die SS-Männer Münch und Kaltenbrunner in den Mittelpunkt gestellt werden. Mit der Wahl des Vereinsführers Bruno Eckerl und seines Vorstands endet die Übergangsphase. Der FK Austria ist in der neuen »Normalität« des nationalsozialistischen Sportbetriebs angekommen. Anders als die jüdische Hakoah existiert der Verein noch, anders als bei den übrigen großen Wiener Fußballvereinen ist von dem am 11. März 1938 amtierenden Vorstand niemand mehr im Amt. Die Vorgangsweise basierte auf einer »Amtlichen Verlautbarung« des DRL, Gau XVII, unterzeichnet von Gaufachwart Janisch  : »Sie [Anm  : die Fußballvereine] haben unverzüglich, längstens jedoch bis zum 30.  August 1938, unter Einhaltung ihrer bisherigen Vereinssatzungen eine Hauptversammlung mit der folgenden Tagesordnung einzuberufen  : 1. Satzungsänderungen 2. Wahl des Vereinsführers, der Kassenprüfer und des Ältestenrates.«231 Die Bestätigung über die Annahme der Einheitssatzungen musste an den »Gaurechts­ wart der DRL, Gau 17. Dr. Wilhelm Risch«232 geschickt werden, an jenen Mann also, der im März die Sperre des Austria-Sekretariats veranlasst hatte. Ergänzend wurde für den Vereinsführer eine »Unbedenklichkeitserklärung von der zuständigen Kreisleitung der NSDAP«233 verlangt. Mit der Einberufung gemäß den alten Ver94

Austria-Generalversammlung Oktober 1938

einsstatuten wurde eine Scheinlegalität gewahrt, auch der neue Vereinsführer wurde durch die Mitglieder gewählt, mittels »Unbedenklichkeitserklärung« hatte die Partei aber das letzte Wort. Der Umbau des FK Austria, die Einordnung in das neue Regime, war mit der Generalversammlung vom Oktober 1938 jedenfalls abgeschlossen. Überraschend ist auf den ersten Blick, dass Johann Mock keine Funktion im Vorstand übernahm. Er war als einziger Spieler illegaler Nationalsozialist und war in den Tagen nach dem Anschluss wiederholt als SA-Mitglied medial in Erscheinung getreten. Mit Sindelar, Nausch, Sesta und Haldenwang gehörte er auch zu jenem Komitee, das die sportlichen Belange der Austria leiten sollte. Warum Mock – außer als Spieler – ab Sommer 1938 nicht mehr in Erscheinung trat, bleibt aber unklar. In einem Interview im Jänner 1940 ließ Mock eine gewisse Unzufriedenheit mit der Vereinsführung anklingen.234 Der neue Vorstand des FK Austria An dieser Stelle gilt es, die neuen Verantwortlichen und Funktionsträger der Austria kurz zu präsentieren, ihre bisherige Geschichte und ihre Beziehung zum Verein zu rekapitulieren.

Bruno Eckerl Dr. Bruno Eckerl (geb. 6.10.1901) war seit 1928 als Rechtsanwalt tätig. Nach drei Klassen Gymnasium hatte er die Handelsschule absolviert, als Externist maturiert und schließlich Jus studiert, wie er im »Personal-Fragebogen« zur Aufnahme in die NSDAP angab.235 Wie er zum Amt des Vereinsführers der Austria kam, lässt sich nicht endgültig klären. Möglicherweise kam er über den kommissarischen Leiter Hanns Janisch, der laut »Wiener Tagblatt«236 die Zusammensetzung des Vorstands bestimmt haben soll, ins Präsidentenamt. Fonje/Langer hingegen schreiben, die Austria sei nach der Absetzung Haldenwangs ohne Leitung gewesen, »doch bemühte sich Walter Nausch bald um einen verantwortlichen Vorstand und kam zu Dr. Eckerl, der zusagte und Mitarbeiter suchte«.237 Ein konkreter Beleg dafür existiert nicht, wohl gibt es allerdings gewisse Indizien, die auf ein gutes Verhältnis zwischen den beiden hindeuten, etwa die erwähnte reibungslose Freigabe von Nausch im November 1938, vor allem aber, dass der Kontakt danach nicht abgerissen ist. So gibt Margarethe Nausch in ihrem »Fragebogen B« beim »Gesuch um Erteilung der Toleranzbewilligung« vom 24. August 1943 in der Rubrik »Referenzen im Ausland« »Dr. Bruno Eckerl, Favoritenstrasse 48« an.238 Nach dem Ende des NS-Regimes vertrat Eckerl Margarethe Nausch und ihre Geschwister im Restitutionsverfahren um ein Zinshaus in Wien.239 Mit der Austria war Eckerl, als er im Oktober 1938 ihr Vereinsführer wurde, zumindest schon seit zehn Jahren verbunden, 1928 wurde »Cand. jur. Bruno Eckerl« zum Sektionsleiter der Austria-Akademiker gewählt, »die im Stammklub eine autonome

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Abteilung bilden.«240 Im folgenden Jahr verzichtete er, mittlerweile Doktor, »infolge beruflicher Überbürdung«241 auf eine neuerliche Kandidatur. Ob er in den folgenden Jahren Kontakte zur Austria pflegte, lässt sich aufgrund der vorliegenden Unterlagen nicht sagen, eine Vorstandsfunktion im Stammverein übte er jedenfalls nicht aus. Aus politischer Sicht war Eckerl, als er Vereinsführer der Austria wurde, noch nicht Mitglied der NSDAP, sein Antrag vom 3.  Juni 1938 war abgelehnt worden.242 Seine Angabe, er habe sich in der Verbotszeit offen zu den Zielen der Partei bekannt, außerdem sei er »seit Feber 1927 der Anwalt des Deutschösterreichischen Schutzverbandes Antisemitenbund« gewesen, habe »wiederholt Parteigenossen verteidigt« und habe dem »Vorstand des A.B.«, sowie der Zeitung »Volksruf‹« angehört, reichten nicht aus.243 Am 10.  November 1939 gab der zuständige Ortsgruppenleiter an, dass 33 Der junge Rechtsanwalt Bruno er nach neuerlicher Überprüfung des Eckerl, ab Herbst 1938 Vereinsführer Fragebogens zu dem Schluss gekomder Wiener Austria. Bildarchiv men sei, Eckerl könne »bei neuerlicher Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung. Lockerung der Mitgliedssperre als Parteimitglied aufgenommen« werden.244 Am 23. Dezem­ber 1942 wurde Eckerl schließlich in die NSDAP aufgenommen, mit rückwirkendem Eintrittsdatum 1. Jänner 1941.245 Bei der »Arisierung« der Bäckerei durch Karl Sesta erstellte Eckerl den Kaufvertrag. Nach dem Novemberpogrom vertrat er die »Gebäudeaufsichtsperson« des Israelitischen Tempel- und Schulvereins in Favoriten. Nach Matthias Sindelars Tod unterstützte er dessen Schwester bei ihrem Versuch, den Kaufpreis des Kaffeehauses weiter zu drücken.246 Seine Kanzlei verlegte Eckerl in die Rotenturmstraße 6, in ein »arisiertes« Gebäude, für das er auch als Hausverwalter tätig war.247 Insgesamt ergibt sich von Eckerl das Bild eines gut ins System integrierten Profiteurs.248 Seine Klientel nach dem Ende des NS-Regimes war breit gestreut. Wie schon erwähnt vertrat er Margarethe Nausch in ihrem Restitutionsverfahren, zumindest in drei Fällen trat Eckerl im Jahr 1946 aber auch als Strafverteidiger von (ehemaligen) Nationalsozialisten auf.249 Und auch seine Verbindung zur Austria blieb eng, was schließlich in der neuerlichen Übernahme des Präsidentenamtes im Jahr 1957 gipfelte.

Ernst Kaltenbrunner Über Eckerl wussten die Medien wenig zu berichten. Prominent wurden hingegen zwei Namen neuer Vorstandsmitglieder präsentiert  : Ernst Kaltenbrunner und Walter Münch.

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Austria-Generalversammlung Oktober 1938

Ernst Kaltenbrunner gehört zu den zwölf 34 Ernst Kaltenbrunner am Wiener Heldenplatz 1938 beim Appell beim Nürnberger Prozess gegen die der Wiener Schutzpolizei. Rechts Hauptkriegsverbrecher zum Tode verurneben dem SS-General und Austriateilten führenden Funktionäre des natioEhrenpräsidenten Kaltenbrunner nalsozialistischen Regimes. Der 1903 in geht das Rapid-Ehrenmitglied Ried im Innkreis (Oberösterreich) geboOtto Steinhäusl, SS-Offizier und rene Kaltenbrunner war seit 1930 Mitglied Wiens Polizeipräsident. Bildarchiv der NSDAP und seit 1931 der SS. Am Verein für Geschichte der 11. März 1938 befehligte er die SS-Männer, ArbeiterInnenbewegung. die das Bundeskanzleramt in Wien umstellten. Nach dem vollzogenen »Anschluss« wurde Kaltenbrunner »Staatssekretär für das Sicherheitswesen im Lande Österreich«, Führer des SS-Oberabschnitts Donau und Mitglied des deutschen Reichstages. Als »Höherem SS- und Polizeiführer Donau« war ihm ab September 1938 die gesamte SS und Polizei der »Ostmark« unterstellt. Am 24. Juli 1940 wurde Kaltenbrunner Polizeipräsident von Wien  ; er folgte in dieser Position dem verstorbenen Otto Steinhäusl nach, der seit 24. August 1938 Ehrenpräsident des Sportklub Rapid gewesen war.250 1943 wurde Kaltenbrunner Leiter des Reichssicherheitshauptamtes und damit Chef des berüchtigten Gestapo-Amtes, des Reichskriminalpolizeiamtes und des Sicherheitsdienstes (SD) – von Organisationen, die unter anderem eine zentrale Rolle bei der Ermordung von Millionen osteuropäischer Juden spielten. Das in Nürnberg verhängte Todesurteil wurde am 16. Oktober 1946 vollstreckt. Doch wie kam Kaltenbrunner im Jahr 1938 zur Austria, warum wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt  ? Die in den Zeitungen kolportierte Meldung, Kaltenbrunner habe schon immer eine Leidenschaft für den Fußballsport gehabt, steht in direktem Gegensatz zu den Erkenntnissen von Peter Blacks Kaltenbrunner-Biografie. Kaltenbrunner habe sich »dem Deutsch-Völkischen Turnverein in Linz angeschlossen«. Er sei aber »nie ein Sportler gewesen«251, ihn habe der Turnverein wegen seiner »völkischen Atmosphäre« angezogen.252 Es gibt keine Hinweise, dass Kaltenbrunner irgendeinen näheren Bezug zum Fußballsport oder zum FK Austria gehabt hätte.

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Das dürfte sich auch durch seine Ernennung zum Ehrenpräsidenten wenig geändert haben, vermutlich war er bei seiner Wahl nicht einmal anwesend, jedenfalls liefern die Zeitungsberichte keinen Anhaltspunkt dafür. Die einzige Verbindung von Kaltenbrunner zur Austria scheint Walter Münch gewesen zu sein, andere Anknüpfungspunkte konnten jedenfalls nicht gefunden werden. Der Bedeutung des Fußballs war er sich hingegen wohl bewusst, so saß er beim Spiel gegen Schalke auf der Ehrentribüne und spendete beim Begräbnis Matthias Sindelars einen Kranz.253

Walter Münch Walter Münch, geboren am 21. Mai 1909 in Wien als Sohn eines Rittmeisters, legte die Beamtenmatura ab und begann am 31. Dezember 1929 seinen Dienst bei der Wiener Sicherheitswache und war in mehreren Bezirkspolizeikommissariaten tätig. 1936 besuchte er einen Überleitungskurs für die Kriminalbeamtenlaufbahn, wurde jedoch wegen Disziplinarschwierigkeiten ausgeschlossen und zur Sicherheitswache rückversetzt, wo er 1938 übernommen wurde. Mitglied der NSDAP wurde er am 7. Juli 1931, ob er tatsächlich nach dem Parteiverbot ausgetreten und im November 1937 wieder eingetreten ist, ist unklar. Auf seiner Karteikarte im Bundesarchiv (Mitgliednummer 5.012.308) ist kein Austritt vermerkt.254 Laut seiner SS-Stammkarte hatte sich Münch am 1. November 1937 um Aufnahme in die SS beworben, als erlernten Beruf nannte er Kaufmann, als ausgeübten Polizei-Revier Ober Wachtmeister.255 »Zwischen März und Juni 1938 versah er schon beim Sonderstab des höheren SS und Polizeiführer Dr. Kaltenbrunner als Kanzleibeamter Dienst. Offenbar war es ihm gelungen, aufgrund seiner illegalen Tätigkeit bei höherrangigen NS-Polizeiangehörigen einen positiven Eindruck zu erwecken, wodurch er denn wohl auch diesen Posten bekam. Wahrscheinlich auf Dr. Kaltenbrunners Empfehlung besuchte Münch einen Offiziersanwärterlehrgang der Schutzpolizei, konnte diesen aber nicht erfolgreich abschließen […].«256 Ab 1941 war er für die Gestapo tätig. Am 10. Juni 1945 wurde Münch von der österreichischen Staatspolizei verhaftet, es folgte ein langwieriges Ermittlungsverfahren. »Dabei wurde neben dem geschilderten Berufsund Lebenslauf auch der Charakter Münch untersucht, wobei wenig positive Züge hervorgetreten sind. Besonders negativ trat sein Großsprechertum verbunden mit der Neigung zu Übertreibungen und Lügen hervor, Verhaltensweisen, die auch vom psychiatrischen Gutachten der österreichischen Justizbehörden bestätigt wurden. Zudem fiel sein ›Wendehals-Charakter‹ auf.«257 Eine, auf dieser Charakterschilderung aufbauende, mögliche Interpretation für sein Engagement bei der Austria ist  : Beim Verein konnte er seine guten Verbindungen zu Kaltenbrunner als Entrée nutzen, bei dem er sich möglicherweise mit der Ehrenpräsidentschaft einschmeicheln wollte. Das lässt sich nicht belegen, würde aber jedenfalls zur gut dokumentierten Persönlichkeitsstruktur Münchs passen. Es ist nicht klar, ob Münch tatsächlich im Tagesgeschäft des Vereins tätig war. Formal hatte er als Stellvertreter des Vereinsführers eine wichtige Position inne und war als »Dietwart« für die ideologische Ausrichtung des Vereins im Sinne des Nationalsozialismus zuständig. Doch abgesehen von der Vorstandssitzung im Oktober 1938 hat er keine auffindbaren Spuren als Austria-Funktionär hinterlassen.

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35 Die Riege des neuen Vorstands der Austria ab Oktober 1938: Fussball-Sonntag, 16. Oktober 1938, S. 6.

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Matthias Sindelar Matthias Sindelar war der wohl berühmteste Spieler des Vereins und gehörte dem Vierer-Komitee vom März 1938 an. Bis zu seinem Tod im Jänner 1939 trat er immer wieder als Repräsentant der Austria auf, welche Rolle er als Vereinsfunktionär darüber hinaus gespielt hat, ist nach den vorliegenden Unterlagen schwer zu sagen. Die Einsetzung von Karl Schneider als Trainer soll auf seine Initiative zurückgegangen sein.258

Wilhelm Morocutti Als »Cutti« spielte Wilhelm Morocutti von 1917 bis 1930 bei den Amateuren und der Austria259 und stand 17 Mal in der österreichischen Nationalmannschaft, zählte also zu den Stars der Prä-Wunderteam-Ära. Nach einem Disput mit der Vereinsleitung ging er 1930 zum Brigittenauer AC. Beruflich war Morocutti Zahntechniker. »Seit 1924 hat er sein eigenes Atelier, das er mit großem Eifer leitet. An manchen Sonntagen jedoch geht er auf einen Fußballplatz, um zu schauen, was denn die heutigen Flügelstürmer können.«260 Besonders engen Kontakt zur Austria – wie zum Fußball insgesamt – scheint Morocutti nicht gehabt zu haben. So war 1936 im »Sport-Tagblatt« anlässlich der Rückkehr des FC Wien aus Südafrika zu lesen  : »Auch einen beinahe schon Vergessenen, den vor gar nicht allzu langer Zeit unglaublich populären Cutti, sah man in der Menge. Er war gekommen, um seinen alten Freund und Mitspieler Schneider zu begrüßen.«261 Im August 1937 brachte der »Sport-Sonntag« ein nostalgisches, ganzseitiges Porträt des ehemals so beliebten, zu diesem Zeitpunkt aber offenbar fast in Vergessenheit geratenen Spielers. Warum »Pg. Morocutti, genannt ›Cutti‹«262, im Oktober 1938 eine Funktion im Vorstand annahm, ist unklar, ob aus politischer Überzeugung, Opportunität oder schlicht auf die Bitte eines früheren Spielkollegen, muss Spekulation bleiben. Eine Verbindung könnte Sindelar gewesen sein  : Schließlich haben die beiden lange gemeinsam in einer Mannschaft gespielt und Karl Schneider war mit beiden befreundet.263 NSDAP-Mitglied war Morocutti seit Mai 1938, er konnte offenbar eine frühere Mitgliedschaft oder Tätigkeit während des Verbots der Partei nachweisen.264 Als Austria-Funktionär hat er wenig Spuren in den Zeitungen hinterlassen, nur von einer Kranzspende bei Sindelars Begräbnis wird berichtet.265 Dem Vorstand 1942 gehörte Morocutti nicht mehr an, ab Juni 1943 befand er sich in Oberneukirchen im Mühlviertel.266

Hans (Johann Georg Paul) Lot (geb. 22.4.1897) Hans Lot war insgesamt acht Jahre beim Militär, fast den gesamten Ersten Weltkrieg und im Anschluss bis September 1922, wobei er ab 1920 im Justizdienst tätig wurde, in den er im Oktober 1922 auch formal übernommen wurde. In einer internen Beurteilung wird er im Jahr 1928 als »sehr gut befähigt, von rascher und richtiger Auffassung« beschrieben, sein Verhalten sei »tadellos«, die Gesamtbeurteilung »sehr gut«,

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für eine Führungsposition komme er aber »derzeit nicht in Frage.«267 Ab 1. Juli 1936 hatte Lot den Posten eines Justizsekretärs inne.268 Ursprünglich römisch-katholisch, konvertierte er zum Protestantismus (ev. A.B.). Über seine politische Tätigkeit gibt er an, vom »Jahre 1931 oder 1932 bis Juni 1933 Mitglied und Blockwart der nat. soz. Zelle des Landes-Gerichtes f. Strafs. Wien II«269 gewesen zu sein. Am 20. Juni 1938 habe er sich um Aufnahme als Parteimitglied angemeldet. Aufgenommen wurde er schließlich am 1. Juli 1940, mit der Mitgliedsnummer 8.119.746.270 Zentral in seiner selbstverfassten Lebensbeschreibung ist die Beschreibung seines Kriegsdienstes im Ersten Weltkrieg, gefolgt von einer politischen Selbstbeschreibung. Lot zeigt sich hier als ein vom Ersten Weltkrieg schwer gezeichneter Mann, er sei kriegsinvalid »mit einem Perzentsatz von 15–25 %«271. Der Sport habe ihm beim Ausheilen seines Lungenleidens geholfen. »Administrativ betätigte ich mich im Sport im Wiener Fussballverband, wo ich bis heute noch die Stelle eines Vorstandsmitgliedes und den Vorsitz im Finanzausschuss innehabe.« In den Unterlagen der Vereinspolizei taucht sein Name zwar nicht auf, allerdings in diversen Zeitungsberichtungen über die Vorstandssitzungen des Verbandes.272 »Nach dem Umbruch bekleide ich die Stelle eines Kreisrechtswartes im Gau 17 des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen.«273 Ab Oktober 1938 wurde er nun auch in den Vorstand des Fußball-Klubs Austria gewählt – und gehörte diesem auch nach der Mitgliederversammlung 1942 weiter an. Er und Eckerl sind die einzigen personellen Konstanten in den Vorständen von 1938 und 1942.

Dr. Franz Kolarik (geb. 25.10.1903) Franz274 Kolarik war Wirt des Gasthauses »Kolarik & Franko« in der Singerstraße 6. Kolarik war seit 1. Juli 1940 Mitglied der NSDAP.275 Wie aktiv er im Vorstand tätig war, lässt sich nicht sagen. In den Zeitungen und anderen ausgewerteten Quellen hat er – außer im Zusammenhang mit der Generalversammlung vom Oktober 1938 – keine Spuren hinterlassen. Zwei weitere Vorstandsmitglieder der Austria vom Oktober 1938 sind nicht mit vollständiger Sicherheit identifizierbar, sie spielten aber nach allen vorliegenden Quellen keine wichtige Rolle im Verein  :

Ing. [Anton  ?] Christl Vermutlich handelt es sich hier um den ehemaligen Austria-Wasserballspieler und Schiedsrichter Ing. Christl. Im Lehmann's allgemeinem Wohnungs-Anzeiger von 1938 ist nur ein Ingenieur Christl angeführt  : Ing. Anton Christl, Architekt, 6. Gumpendorfer Straße 76.276

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[Ladislaus  ?] Ferb(h)er In den Berichten zur Generalversammlung scheint er ohne Vornamen auf, später war er zumindest einmal Reiseleiter bei einer Fahrt der Austria nach Budapest.277 Beim BAC gab es einen Sektionsleiter Ferber. Wahrscheinlich ist er ident mit dem Bankbeamten Ladislaus Ferber, der 1933 kurzfristig Präsident des Brigittenauer AC278 war und bei diesem Verein auch als Reiseleiter fungierte.279

Mitarbeiter Richard Ziegler Richard Ziegler (geb. 19.12.1890) war im März 1938 beim Wiener-Fußballverband angestellt, davor war er Geschäftsführer (Sekretär) des Floridsdorfer AC gewesen, als enger Vertrauter des (jüdischen) Vereinspräsidenten Victor Klagsbrunn. Im Juli 1938 wurde er von Hanns Janisch bei der Austria in dieser Funktion eingesetzt.280 Nachdem der gesamte Vorstand und der Manager Robert Lang im März 1938 aus ihren Funktionen entfernt worden waren, war Ziegler einer der ganz wenigen in der Führungsriege der Austria mit Erfahrung in diesem Bereich. Anzunehmen ist, dass Ziegler als erfahrener und gut vernetzter Akteur im Fußballgeschehen den Betrieb leitete. Dafür spricht auch seine ausführliche Korrespondenz mit Sepp Herberger, in der er den Teamtrainer über die Vorgänge bei der Austria unterrichtete.281 Er war bei den meisten Reisen der Austria auch Begleiter der Mannschaft. Sein Amt bei der Austria übte er zumindest bis zum Herbst 1945 aus. Anfang Oktober 1946 starb Richard Ziegler, inzwischen wieder Ligasekretär und somit nicht mehr in den Diensten der Austria, an den Folgen eines Schlaganfalles, den er auf der Fahrt mit Wacker nach Bratislava erlitten hatte.282 An seinem Begräbnis hätten nicht nur zahlreiche Bekannte aus dem Fußballbereich teilgenommen, sondern, so schrieb zumindest der »Kurier«, auch viele »Angehörige der Sozialistischen Partei, für die Ziegler ja seit seiner frühesten Jugend mit der gleichen Treue wie für den Fußball gewirkt hat«283. Egon Ulbrich (geb. 29.3.1914) Egon Ulbrich arbeitete schon vor dem »Anschluss« im Sekretariat der Austria, er war allerdings erst 24 Jahre alt und relativ unerfahren. Seine Interviews gehören zu den Quellen, die das retrospektive Bild der Austria im Nationalsozialismus wesentlich mitbestimmt haben. Ob seine Rolle tatsächlich so zentral war, wie er schildert, scheint fraglich. Er war jedenfalls Mitarbeiter des Vereins, »Sekretär« im Sinne eines untergeordneten Angestellten, nicht im Sinne eines Geschäftsführers – das war ohne Frage formal und auch faktisch Richard Ziegler. Ulbrich präsentierte sich im Rückblick nicht nur als jemand, der viele Entscheidungen im Verein getroffen hat, sondern auch klar gegen den Nationalsozialismus eingestellt war. Auch dies kann aber bis auf das Faktum, dass er weder der Partei noch der SA oder SS angehörte, nicht verifiziert werden.

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Wie lässt sich der neue Vorstand einordnen  ? Der Vorstand vom Oktober 1938 bedeutete die Festschreibung des unmittelbar nach dem »Anschluss« vollzogenen Bruchs mit der damals im Amt befindlichen Vereinsleitung. Es ist aber auch nicht einfach eine Übernahme des Vereins von »außen« oder von »oben«. Das neue Regime übernahm den Verein nicht, auch wenn es die Regeln für sein Weiterbestehen vorgab. Nach den kurzen Phasen der kommissarischen Leitung zunächst durch Haldenwang und in der Folge durch Janisch wurde jedenfalls im Oktober ein fixer Vorstand nach den neuen Vereinsrichtlinien bestimmt. Fast alle der neuen Vorstandsmitglieder  – mit Ausnahme von Münch und Kaltenbrunner – hatten bereits vor 1938 eine Verbindung zur Austria (oder zum AmateurSportverein). Bei vielen, etwa Morocutti oder Eckerl, war diese Verbindung in den Jahren vor dem »Anschluss« allerdings unterbrochen oder bestenfalls sehr lose gewesen. Die einzige tatsächliche Kontinuität bildete Matthias Sindelar, wenn er auch zuvor nicht als Funktionär, sondern »nur« als Spieler tätig gewesen war. Wie konkret die Zusammenstellung des Vorstands abgelaufen ist, lässt sich aus dem vorliegenden Material nicht erschließen. Es ist davon auszugehen, dass Gaufachwart Hanns Janisch eine wichtige Rolle gespielt hat, eventuell war auch Walter Nausch involviert (seine dauerhafte Verbindung zu Bruno Eckerl ist ein Indiz), möglicherweise auch Matthias Sindelar (Richard Morocutti war ein ehemaliger Mannschaftskollege und der als Trainer verpflichtete Karl Schneider ein gemeinsamer Freund der beiden). Offen bleibt die Frage, ob Walter Münch in den Vorstand gedrängt hat oder ob er von einem anderen Vorstandsmitglied gebeten wurde, eine Rolle zu übernehmen – und er brachte mit Kaltenbrunner einen prominenten »Schutzpatron« mit. Die Situation scheint hier nicht viel anders als bei Rapid und anderen Vereinen, etwa dem WAC, gewesen zu sein. Mit dem Unterschied, dass Kaltenbrunner in der Hierarchie der NS-Verbrecher (zumindest in den folgenden Jahren) weiter nach oben gelangte als seine Pendants bei anderen Vereinen.284

Ein Stamm der im Oktober 1938 installierten Funktionäre sollte den Verein in den kommenden Jahren leiten. Einem »neuen Aufschwung«, wie das der »FussballSonntag« prognostizierte,285 ging die Austria jedoch nicht entgegen, die sportlichen Leistungen blieben mäßig. In einem Zeitungsartikel vom 19. Oktober war von einer »Pechserie der Austria« die Rede, mit der die hohe Niederlage gegen Rapid erklärt werden sollte  : Joksch hatte Fieber, Mock sei körperlich indisponiert, Zöhrer müsse die ganze Woche schwer arbeiten, Sindelar sei mit seinem Kaffeehaus beschäftigt, Stroh nicht in Form, Sesta, Haag und Jerusalem stünden »durch höhere Gewalt nicht zur Verfügung«.286 Der Abschied von Nausch kurze Zeit danach verschärfte die Probleme weiter. So ging der »Völkische Beobachter« am 20. Jänner 1939 auf Gerüchte über die Austria ein, »daß sich der Verein wegen des Austrittes zahlreicher Spieler auflösen dürfte«.287 Man könne die Austria-Anhänger jedoch beruhigen und versichern, »dass der Verein nicht daran denke sich zu verändern oder gar aufzulösen«.288 Bestätigt wurde allerdings, dass Josef Stroh »nur über Zuspruch Sindelars und eini103

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

ger weiterer Kameraden bewogen werden konnte, die Weihnachtsreise Austrias mitzumachen«. Auch wenn die diversen Gerüchte widersprüchlich seien (Wechsel zur Admira oder zum FAC oder Karriereende), so »liegt doch die Wahrscheinlichkeit nahe, daß der talentierte Sindelar-Schüler, Pepi Stroh, demnächst die Austria verlassen wird«. Stroh blieb bei der Austria, der Verein löste sich nicht auf – die große Veränderung war bereits vollzogen worden, nämlich die Eingliederung der Austria in den nationalsozialistischen Sportbetrieb. Am 2. Februar 1939 schließlich genehmigte der Wiener Magistrat (MA 2) mit einem Bescheid die »Umbildung des […] Vereines nach Inhalt der vom Gauführer des Gaues 17 des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen eingereichten Statuten«.289 Mit einem Schreiben vom 26.  Juni 1938 informierte der Stillhaltekommissar die in »Anlage 2 angeführten Turn- und Sportvereine im Wirkungsbereich der Stadt Wien« (darunter alle Fußballvereine der Gauliga) über seinen Schlussbericht  : »Auf Grund des Gesetzes vom 17. Mai 1938 über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden (G. Bl. Nr. 136/1938) verfüge ich  : 1.) Die Vereine behalten ihre Selbständigkeit. Sie werden der Aufsicht des N.S. Reichsbundes für Leibesübungen Gau 17, Wien, 4., Prinz Eugenstr. 12 unterstellt. 2.) Das Vermögen wird freigegeben.«290 Für die Austria stellte sich die Situation im Jahr 1939 folgendermaßen dar  : Obwohl der gesamte Vorstand, der Manager und wohl auch viele Mitglieder und Anhänger des Klubs von den Nationalsozialisten als Juden vertrieben, inhaftiert oder sogar ermordet wurden, existierte der Verein nicht nur weiter. Die Erinnerung an seine sportlichen Erfolge bis zum »Anschluss« und seine Stellung als zentraler Bestandteil der Wiener Fußballschule spielten in der Sportberichterstattung der gleichgeschalteten Zeitungen weiterhin eine wichtige Rolle. Die früheren Funktionäre wurden dabei freilich verschwiegen.

104

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport Es ist Ostersonntag, 1. April 1945. Das Deutsche Reich gibt es fast nicht mehr, das »Neue Wiener Tagblatt« veröffentlicht Durchhalteparolen und Katastrophenmeldungen  : »Tempo des feindlichen Vorstoßes durch Gegenmaßnahmen verlangsamt« heißt es da, die Rote Armee ist vor Wiener Neustadt, im Westen überschreiten die Alliierten den Rhein. Die Berichte der gleichgeschalteten deutschen Presse nehmen einen resignierten Ton an  :1 »Kein Volk hat in diesem Krieg solche Opfer gebracht wie das deutsche«.2 Die Propaganda kann die Lage aber nicht mehr richten, es bedarf zumindest kurzer Ablenkungen. Diese bietet vor allem der Fußball. »Ostergaben der Fußballer« – also Meisterschaftsspiele an den Osterfeiertagen auf mehreren Sportplätzen – werden angekündigt. Wie prekär die Situation ist, klingt schon im Ankündigungstext durch  : »Sollte am Sonntag das erste Spiel wegen Fliegeralarms ausfallen, so gilt es für Ostermontag um 16 Uhr 30 angesetzt. Müssen alle Spiele ausfallen, so werden sie zu gleichen Zeiten und auf den gleichen Plätzen am Montag durchgeführt.«3 Von all den geplanten »Ostergaben« wird nur ein einziges Spiel durchgeführt, und zwar am Montag. Es ist das erste und einzige Spiel der zwölften Runde der letzten Kriegsmeisterschaft der »Gauliga Donau-Alpenland« und es wird, wie die ganze Frühjahrssaison, nicht mehr gewertet. Die Austria hat, das konnte man zu diesem Zeitpunkt vielleicht ahnen, aber nicht wissen, gegen den WAC das letzte Spiel der Gauliga 1944/45 bestritten, 600 Zuschauer hatten sich auf dem Pratersportplatz eingefunden. Sie erlebten ein vom WAC in überlegener Manier geführtes Treffen, was angesichts der »fast nur mit Ersatzleuten« angetretenen Austria freilich keine große Überraschung gewesen sein dürfte.4 Der prominente Mittelstürmer Safarik spielte zwar mit, war aber »jeder Hilfe beraubt, so daß die weitaus überwiegende Zahl der Angriffe von der Pratermannschaft durchgeführt wurde«.5 Die »Kleine Wiener Kriegszeitung« brachte am selben Tag einen »Aufruf an die Kriegsversehrten« Karl Ritters von Halt, des mit der Führung der Geschäfte des Reichssportführers Beauftragten  : »Die Kameraden, die sich noch auf die Prüfung vorbereiten, mögen sich durch zeitweise stärker auftretende Schwierigkeiten oder Rückschläge nicht entmutigen lassen.« Es geht um das »Versehrtensportabzeichen«,6 den Nachweis eines »bestimmten Körperkönnens zum eigenen Nutzen und zum Nutzen der Volkskraft«.7 Mit diesem Spiel der Austria gegen den WAC endete der von den Machthabern dem Fußball abverlangte  – und in weiten Teilen von den Vereinen und Aktiven auch gelieferte  – Beitrag zur zumindest medial suggerierten »Normalität«. Dieses letzte Spiel mit der »Normalität« am 2. April 1945 fand im Ausnahmezustand statt, 105

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

der am 30. März über Wien verhängt worden war. Die »Schulen wurden geschlossen, der im Oktober 1944 aufgestellte Volkssturm hatte anzutreten und niemand durfte mehr die Stadt verlassen«8. Das Sportleben aber hatte »teils ganz praktisch, teils ideell« weiterzulaufen. Turner hatten den »Anschluss« mit vorbereitet, und es waren manche Sportler, die sich der Befreiung durch die Alliierten am längsten widersetzten. So erwiesen sich einige Bergsteiger als die »Treuesten der Treuen«.9 Die mit »Tiger«-Panzern bestückten allerletzten Stellungen der SS-Truppen der Heereshochgebirgsschule Fulpmes am Eingang zum Stubaital wurden am 5. Mai »mit Hilfe von US-Panzereinheiten liquidiert«.10 In Teilen Deutschlands überdauerte der Meisterschaftsbetrieb noch einige Tage länger als in Wien, die letzte Begegnung gewann der FC St. Pauli am 15. April 1945 mit 4  : 3 gegen den SC Victoria Hamburg.11 Die einzige »regulär« zu Ende gespielte Meisterschaft war die der Gauliga Hamburg, mit dem Hamburger SV als Sieger.

36 Karikatur des Austria-Mittelstürmers Johann Safarik, der als Nachfolger Sindelars gehandelt wurde. Fussball-Sonntag, 27. November 1938, S. 4.

Gauliga Donau-Alpenland – Endtabelle nach dem Herbstdurchgang 1944 Rapid

9

6

2

1

35 : 12

14

Wacker

9

6

2

1

26 : 14

14

Vienna

9

6

1

2

35 : 18

13

FC Wien

9

5

1

3

20 :  8

11

FAC

9

5

1

3

18 : 13

11

Admira

9

4

1

4

17 : 20

 9

Wiener Sportclub

9

2

1

6

14 : 26

 5

WAC

9

2

1

6

16 : 34

 5

Austria

9

2

0

7

15 : 19

 4

Rapid Oberlaa

9

1

0

8

 8 : 40

 2

Angesichts der Bedeutung, die dem Fußball in Wien zugeschrieben wurde, war der Zusammenbruch der Fußballmeisterschaft ein deutlich sichtbares Zeichen für 106

Der Wiener Fußball im NS-System

das Ende des Herrschaftssystems der Nationalsozialisten.12 Der Fußball, als massenwirksamste Sportart, spielte in der Propaganda des Regimes eine wichtige Rolle. Darüber dürfen auch die bekannten Aussagen berühmter Spieler und Trainer nicht hinwegtäuschen, die in späteren Jahren eine Trennung von »Sport« und »Politik« behaupteten. So beschrieb der Kapitän des deutschen Weltmeisterteams von 1954, Fritz Walter, sein Leben im Krieg mit den Worten  : »Gab es in dieser Zeit nichts wichtigeres als Fußball  ? Wir dachten nicht darüber nach. Wir hätten und wir haben uns später jedem anderen Befehl gebeugt.«13 Die enge Verzahnung von Sport und Politik im Nationalsozialismus – im Sinne von »Neuarrangieren der Werthierarchien am Körper im Sinne von Herrschaftssicherung auf verschiedenen Ebenen und Institutionen« als dem »eigentlich Originäre[n] nationalsozialistischer Sportpolitik«14 – war von Beginn an nicht widerspruchsfrei. Sie war besonders im Fall des populären Fußballs, aber etwa auch im Boxen oder im Radsport von einem Changieren zwischen völliger Unterordnung und einem gewissen Pragmatismus geprägt. Das wurde in Wien beim reibungslosen Übergang des Fußballbetriebes zum nationalsozialistischen (Pseudo-)Amateurismus beispielhaft deutlich. Gerade der Fußballsport war allerdings, wie am Beispiel Wiens zu zeigen ist, imstande, sich mit dem Regime und seinen Verantwortlichen in verschiedener Weise und zum gegenseitigen Nutzen zu arrangieren.15 In einem Punkt hatte sich die NS-Ideologie allerdings von Beginn an ungebremst gezeigt, nämlich beim völligen Ausschluss der Jüdinnen und Juden vom Sportbetrieb.

Der Wiener Fußball im NS-System Im Winter 1938/39 waren die großen Umgestaltungen des Regimes bezüglich des Sports und speziell des Fußballs weitestgehend abgeschlossen. Die Juden waren, als Spieler und Funktionäre, als Journalisten und sogar als ZuschauerInnen, aus dem Sport entfernt, die organisatorischen Rahmenbedingungen waren an das nationalsozialistische System angepasst worden. Und »Österreich« war, wie sein Nationalteam, von der sportlichen Landkarte verschwunden: Die Orientierung auf Europa oder sogar auf ein globalisiertes Fußballgeschehen war durch die Konkurrenz zum »Altreich« ersetzt worden. Aber abgesehen davon hatte sich  – zumindest im Fußballalltag – wenig verändert: Die hegemoniale Stellung Wiens war durch die Einführung einer »Gauliga« zwar unterminiert, aber nicht gebrochen und der Berufssport war zwar abgeschafft worden, ging aber auf illegaler Ebene durchaus weiter.16 Der Wiener Fußball und die nationalsozialistische Politik und Sportpolitik schienen sich nach den Umgestaltungen des Frühjahrs und Sommers 1938 arrangiert zu haben, denn es blieb  – zum beiderseitigen Nutzen  – ein ausreichender Freiraum übrig  :17 Der Fußball konnte gerade in Wien den Status als populärster Volkssport 107

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

erhalten. Die Meisterschaft lief, unter Ausschluss der Hakoah, dafür aber mit Einbeziehung mehrerer, sportlich wenig erfolgreicher, »Provinzklubs« weiter. Und viele WienerInnen werden mit der neuen radikalen Judenpolitik und ihren Konsequenzen im Sport sogar zufrieden gewesen sein oder sahen sich nicht weiter davon betroffen, dass ihre jüdischen Funktionäre und Mitspieler nun – wie dies im Nachhinein formuliert wurde  – »verschwanden«, »von allein gegangen« waren oder sich »automatisch zurückgezogen« hatten.18 Zudem konnten auch die Leistungen der Klubs aus Ober- und Niederdonau sowie der Steiermark das Wiener Überlegenheitsgefühl ja nur untermauern. Da die Stadien weiterhin gut gefüllt waren, trotz der Rückkehr zum Amateurismus dieselben Spieler weiterhin gute Leistungen boten, die Übernahme des Nachwuchsbetriebes durch die HJ den Ligaalltag nicht wirklich tangierte und die Aufladung der Sportveranstaltungen mit NS-Symbolik im Eintausch für die Gewährung eines »unpolitischen« Freiraums innerhalb dieser Strukturen in Kauf genommen wurde, konnte die Populärkultur des Wiener Fußballs als Fortführung und nicht als Bruch wahrgenommen werden. Alle Eingriffe und Reaktionen, Maßnahmen und Veränderungen griffen in den Wiener Fußball mehr oder minder massiv ein, seine Substanz konnten sie – vorerst – nicht nachhaltig verändern.19 Das gilt auch für die organisatorische Ebene  : Zwar war der neue »Sportführer« Friedrich Rainer alles andere als ein Freund des Fußballs. Und die Ernennung des aus der Steiermark stammenden, für den Tiroler Fußballverband agierenden und vor dem Anschluss vorwiegend im Amateurfußball tätigen Hanns Janisch zum Gaufachwart für Fußball konnte als Affront gegen den Wiener Profifußball verstanden werden. Doch zeigte sich beim Übergang zum Amateurismus ein pragmatisches Zusammenspiel verschiedener Stellen. Janisch, der sich für die Versorgung der ehemaligen Profifußballer mit Arbeitsstellen zuständig erklärte, erledigte diese Aufgabe zum größten Teil mit Hilfe der Stadt Wien sowie mit Unterstützung des – dem Wiener Fußball wohlgesonnenen – Vizebürgermeisters und Ex-Vienna-Spielers Thomas Kozich20 oder des aus dem »Altreich« stammenden Stadtkämmerers Jakob Knissel.21 Damit konnte eine Abwanderung der Stars vermieden und der Stellenwert des Wiener Fußballs hochgehalten werden. Wenn es das Regime auf der anderen Seite schaffte, dass NS-Funktionsträger in den Vereinen an prominenter Stelle aufgenommen wurden, dann saßen Parteimitglieder und alte SA-Männer als Präsidenten oder Ehrenmitglieder oft an führenden Stellen in den Vorständen.22 Das bedeutete für das Regime einen kontrollierenden Einfluss auf die Klubs, für diese wiederum hieß das Schutz vor manchen bürokratischen Zugriffen  : Man erhoffte sich konkrete Unterstützung etwa bei der Einberufung von Spielern zu Wehrmacht oder zum Arbeitsdienst. Ernst Kaltenbrunner als Austria-Ehrenpräsident ist dafür das prominenteste, aber keineswegs das einzige Beispiel. 108

Der Wiener Fußball im NS-System

37 Rad-Tandemrennen mit Karl Sesta als Massenunterhaltung im Krieg, 1940. Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.

Dazu kam noch, dass auch viele Medien, selbst aus dem »Altreich«, die Wiener Überlegenheit im Fußball akzeptierten und der »Wiener Fußballschule« – spätestens nach dem Debakel bei der WM 1938 – eine Sonderstellung zugestanden.23 So stellten die Wiener (nichtjüdischen) Sportjournalisten24 auf den Sportseiten die »Wiener Fußballschule« und den Wiener Fußball als eigenständig und vorbildhaft dar. Journalisten aus dem »Altreich« ergingen sich in positiven Artikeln und bezogen im Streit der Systeme zwischen »deutschem Kraftfußball« und »Wiener Scheiberlspiel« oft für Wien Stellung, sei es, dass sie die Wiener Schule als gleichberechtigt oder sogar als überlegen qualifizierten.25 Diese Konstruktion, den Spitzenfußball – analog zu ähnlich populären Produkten aus den Genres Film, Theater oder Kabarett  – als Ventil für ein zunehmend unzufriedenes Wien anzubieten, funktionierte, so lange Wiener Klubs zahlreiche Erfolge gegen Vereine aus dem »Altreich« feiern konnten. Wenn die WienerInnen über die Degradierung ihrer Heimat zur Provinzstadt, über angebliche oder tatsächliche Benachteiligungen in der Versorgung mit Bedarfsgütern und über die »Verpreußung« Wiens durch Einsetzung von führenden Beamten, aber auch einfacher »Schupos« aus dem »Altreich« klagten, dann konnte und sollte der Hinweis auf die Erhaltung der Wiener Fußballkultur kalmierend wirken. Der Fußball konnte die Erfahrungen »preußischer Ordnung« aber nur so lange abfedern helfen, als er auf 109

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

den Spielfeldern seine Überlegenheit beweisen konnte. Die teilweise klaren Siege »ostmärkischer« Auswahlteams und vieler Vereinsmannschaften in Duellen mit den Spitzenklubs des »Altreichs« bestätigten eine fußballerische Hegemonie Wiens. Als die deutlichen Erfolge auszubleiben begannen, kippte die Stimmung rasch und Wiener Fußballstadien wurden zu Orten der Resistenz gegen das »Preußische« und das »Altreich«, was freilich nicht mit Widerstand gegen das NS-Regime verwechselt oder gleichgesetzt werden darf.26 Auch im Frühjahr 1939 wurden keineswegs alle Spiele von Wiener Mannschaften gewonnen. Doch es gab herausragende Ergebnisse, die Balsam für die lokale Seele waren und auch medial dementsprechend inszeniert wurden. So spielte die deutsche Nationalmannschaft im Mai 1939 gegen die Auswahl des »Protektorates Böhmen und Mähren«, also die ehemalige Tschechoslowakei, dreimal Unentschieden. Eine Wiener Auswahl (mit den Austrianern Safarik und Sesta) schlug das gleiche Team hingegen mit 7  : 1 und der »Völkische Beobachter« formulierte, »sie spielten mit den berühmten tschechischen Gegnern wie der Vater mit dem Sohn«.27 Kurz darauf schlug Rapid im Rahmen der 40-Jahr-Feiern des Klubs den regierenden deutschen Meister Hannover 96 mit 11  : 1, was, wieder laut dem »Völkischen Beobachter«, für die Deutschen »Grund sein könnte, über das in Wien gesehene ein wenig nachzudenken«28. Die Admira erreichte inzwischen, unter anderem durch Siege gegen VfR Mannheim (8  : 3) und den Hamburger SV (4  : 1) das Finale um die Großdeutsche Meisterschaft. Das dort erlittene 0  : 9-Desaster änderte die Stimmung im Wiener Fußball freilich langfristig. Es gab wilde Schiebungsgerüchte und konkrete Hinweise auf die eine oder andere Benachteiligung der Admira. Doch weit wichtiger war, dass damit die Stimmung im Wiener Fußball gekippt war  : Ab dem Zeitpunkt dieser Niederlage – und weit über den Kriegsbeginn hinaus etwa bis zum Frühjahr 1941  – musste sich der »Wiener Fußball mit dem ›Altreichs‹-Fußball messen, jedes Spiel wurde nun zur Frage hochstilisiert, ob sich der Wiener Fußball im Reich behaupten könne«.29 »Jedes Spiel ging nun um die Hegemonie im deutschen Fußball und damit kamen Ressentiments an die Oberfläche, Spekulationen über politische Beeinflussungen, quasi ›nationale‹ Gefühle, Vermutungen über äußere Einflüsse, Justament-Standpunkte und gegenseitige Beschuldigungen.« Die Auseinandersetzungen eskalierten ganz konkret in den Fußballstadien. »Meinungsverschiedenheiten über den Fußball, die zuvor oft mehr oder minder freundschaftlich ausgetragen werden konnten, wurden nun zum Anlaß tätlicher Auseinandersetzungen«, in denen stellvertretend die Aversionen zwischen Wienern und »Preußen« ausgetragen wurden.30 Trotz Kriegsbeginn  – oder auch gerade deshalb  – und trotz zahlreicher Versuche von Politikern und in den Medien, die Auseinandersetzung zu deeskalieren, erreichte die Stimmung gegen Teams aus dem »Altreich« im Jahr 1940 einen Höhepunkt. Die Situation eskalierte erstmals bei einem Spiel im Tschammer-Pokal zwi110

Drei Phasen des Wiener Fußballs in »Großdeutschland«

schen Rapid und der SV Fürth, nach dem der Sicherheitsdienst der SS resümierte  : »Keine Sportveranstaltung zwischen ostmärkischen und altreichsdeutschen Mannschaften oder auch nur mit einem Schiedsrichter aus dem Altreich geht vorüber, ohne daß es zu Reibereien und unliebsamen Auftritten kommt.«31 Den Höhepunkt der Ausschreitungen bildete die als »Versöhnungsspiel« geplante Retourbegegnung zwischen Admira und Schalke 04 im November 1940, die mit eingeschlagenen Fensterscheiben des Schalker Mannschaftsbusses, mit aufgestochenen Reifen des Autos von Gauleiter Baldur von Schirach und mit bis in die Nacht dauernden Straßenkämpfen zwischen verschiedenen Jugendgruppen – und letztlich mit der Verhaftung von mehr als 200 »asozialen« Jugendlichen endete.32 Der Fußballsport, aber auch andere große Sportereignisse, wurden zwischen 1939 und 1941 zum wohl wichtigsten Terrain, um anti-»preußische« Ressentiments zu artikulieren, und das ging von verbalen An- und Übergriffen bis zu handfesten Auseinandersetzungen.33 Erst mit dem Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion und der folgenden Einsicht, dass die Phase der »Blitzkriege« nun vorbei war, verloren die Auseinandersetzungen mit den »Preußen« und damit die Wettkämpfe im Fußballstadion an Bedeutung.

Drei Phasen des Wiener Fußballs in »Großdeutschland« Mithin lassen sich für das Wiener Fußballgeschehen zwischen 1939 und 1945 drei Phasen unterscheiden  : Die erste war jene der zuvor kurz beschriebenen anti-preußischen Resistenz. Gegen die als »preußisch« erlebte neue nationalsozialistische Ordnung auf den Fußballplätzen und darüber hinaus gegen die generell als »Verpreußung« erlebten Veränderungen Wiens setzte sich das Gros der Spieler, Funktionäre und Anhänger (soweit sie noch in Wien waren) zur Wehr. Das Fußballstadion wurde zu einem Ort stellvertretenden Aufbegehrens. Auch im Fußball waren Akte des Widerstands gegen das NS-System mehr als rar. Doch die häufig geäußerte Resistenz hatte durchaus die Bedeutung von sozialem Protest und zivilem Ungehorsam. Antipreußische Ressentiments begleiteten den Wiener Fußball bis zum Sommer 1941, abgeschwächt bis 1943. Sie kulminierten mitunter in offenem Affront, meistens aber in kleinen Querelen und Zwistigkeiten sowie in Diskussionen und Aussagen, die abseits des Fußballkontextes wohl unweigerlich zu Anzeigen geführt hätten. Ein sogar öffentlich und medial diskutierter Subtext dieser Auseinandersetzung drehte sich um die nur scheinbar unpolitische Frage des Spielstils. In diesem Zusammenhang darf allerdings nicht übersehen werden, dass die Aufrechterhaltung eines weitgehend unveränderten Wiener Fußballalltags und auch die Möglichkeit, anti-preußische Äußerungen auf diesem weitgehend gefahrlosen Randgebiet artikulieren und damit kanalisieren zu können, zugleich im Interesse des Regimes lagen. Die Populärkultur des Fußballs vermittelte zum einen Gefühle 111

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

von »Normalität«, von »Gewohntem«, das trotz aller politischen und gesellschaftlichen Veränderungen weiterlief, und es eröffnete vergleichsweise harmlose Freiräume, um dem durchaus bekannten anti-deutschen Ressentiment in Wien auf einem für das Regime vergleichsweise harmlosen Gebiet ein Ventil zu verschaffen. So wurden gerade im Fußball, konkret bei der Austria, auch Strukturen toleriert, die dem NS-Ideal eines Sportvereins entgegengesetzt waren. Bei einem Gespräch über Missstände im Wiener Fußball aus Anlass der genannten Publikumsausschreitungen merkte Guido von Mengden, Generalreferent des Reichssportführers an  : »Es müsse Austria aufgelöst werden. 48 Mitgl. Verein mit großen Namen ohne große Substanz, keine Erziehungsgemeinschaft, sondern bestenfalls Veranstaltungsorganisation.«34 Beigeordneter Thomas Kozich, der eigentliche Adressat dieser Kritik, der bei diesem Termin fehlte, merkt später dazu an, dass er diese Kritik teile, es sei im Krieg aber schwer, den Vereinsbetrieb auf eine erzieherische Grundlage umzustellen.35 Eine zweite Phase im Fußballgeschehen ist vom Sommer 1941 bis ins Frühjahr 1943 anzusetzen und kann als Zeit tituliert werden, in dem der Fußball Momente des »kleinen Glücks« in einem immer stärker vom Krieg dominierten Alltag schuf. Diese Zeitspanne ist zwischen dem Überfall auf die UdSSR (und im Fußball dem Sieg Rapids in der Großdeutschen Meisterschaft am 22. Juni 1941) sowie der Einsicht in die militärische Niederlage (ungefähr zeitgleich mit dem Gewinn des Tscham­mer-Pokals durch die Vienna 1943) zu verorten. Ein – nur mehr – »kleines Glück« ist deshalb zu konstatieren, weil diese Phase von sportlicher Regionalisierung geprägt war  : Internationale Begegnungen wurden fast völlig eingestellt und auch Spiele gegen »Altreichsteams« gab es abseits von Deutscher Meisterschaft und Tschammer-Pokal nur mehr selten. Der Fußball war zu einem kurzen Moment des Innehaltens und Wegsehens vom belastenden Alltag geworden. Man freute sich an den 90 Minuten des Spiels und war froh, wenn man noch einige Aktive der »Friedensmannschaft« und ein ansehnliches Spiel vorgesetzt bekam. Auch dabei trafen sich Intentionen des Wiener Fußballs und des Regimes, die beide an dieser Inszenierung harmloser Freiräume interessiert waren. Die Bedeutung des Fußballs sank in dieser Phase jedoch ebenso wie die Zuschauerzahlen, und dies war wohl nicht allein den immer rigideren Einberufungen zur Wehrmacht zuzuschreiben. »Aufrechterhaltung«36 ist dann der Schlüsselbegriff für die eingangs beschriebene dritte Phase ab dem Sommer 1943. Angesichts der trostlosen Lage in Wien kam primären Aufgaben der Lebenssicherung immer größere Bedeutung zu. Die Ergebnisse der Spiele wurden immer unwichtiger, das primäre Interesse der Spieler, Funktionäre und ZuschauerInnen, aber auch des Regimes war darauf gerichtet, dass die Matches überhaupt noch stattfanden. So wurde der Fußballbetrieb in Wien bis zum März 1945 aufrechterhalten, auch wenn Spieler wie ZuschauerInnen oft stundenlange Fahrten auf Lastwagen zurücklegten oder gar zu Fuß ans andere Ende der Stadt marschierten, um dann zu erfahren, dass das Spiel doch nicht stattfand. Kaum 112

Drei Phasen des Wiener Fußballs in »Großdeutschland«

verändert war dagegen das Zusammenspiel von Vereinnahmung und Resistenz  : Die (männliche) Bevölkerung wollte sich des letzten Vergnügens nicht berauben, das Regime diese letzten Freiräume nicht verschwinden lassen. Dies war auch die Phase der »Wehrkraftzersetzung«,37 also von Manipulationen, von Spielern mit mehreren Pässen, von Selbstverstümmelung, von vorgetäuschter Krankheit. Dennoch spielten manche dieser Männer jeden Sonntag Fußball. Selbst zu Zeiten des Volkssturms konnte man auf den wenigen Fußballfeldern Wiens noch immer hunderte junger Männer sehen, die dem runden Leder nachjagten. Ohne Duldung durch das Regime oder einzelne Exponenten wäre dies unmöglich gewesen. Der »Anschluss« des Sports  : Chronologie der Regulative ab 1939 Ende 1938 war die Eingliederung des Sports der »Ostmark« in das deutsche SportSystem abgeschlossen.38 In der Folge änderten sich die gesetzlichen, politischen und administrativen Regelungen von Sportpraxis und Organisation mehrmals – bedingt durch ideologische Vorgaben und Auswirkungen des Kriegs. Diese Rahmenbedingungen, sofern sie Auswirkungen auf die Austria hatten, sollen in der Folge kurz dargestellt werden.

21. Dezember 1938: »Erlass des Führers und Reichskanzler über den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen« 39 Dieser Erlass ist insofern von besonderer Bedeutung, weil durch ihn der deutsche Sport und dessen Vereine endgültig politisch, organisatorisch und ideologisch den Zielsetzungen der NSDAP unterworfen wurden. Das kam auch in der Umbenennung des DRL in NSRL zum Ausdruck. »Artikel I. Dem Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen obliegt die Leibeserziehung des deutschen Volkes […].« »Artikel II. Der NSRL ist eine von der NSDAP. betreute Organisation. An seiner Spitze steht der Reichssportführer.« »Artikel III. Deutsche Gemeinschaften, die zur Pflege der Leibesübungen und zur Durchführung sportlicher Wettkämpfe gebildet werden, gehören dem NSRL an.«40 Wichtig sind in diesem grundsätzlichen Erlass im Zusammenhang mit dem FK Aus­ tria zwei Aspekte. Erstens wird der Begriff Leibeserziehung verwendet. Das heißt, es geht – zumindest in der Theorie – ab diesem Zeitpunkt verstärkt um die Erziehung des Leibes, die letztlich an den Zielen der NSDAP orientiert sein sollte  : Ziel war nichts weniger als die Formierung zu einem »Volk in Leibesübungen«. Damit einher geht zweitens eine enge Bindung an sowie die Unterwerfung unter die Partei. In einer gleichzeitig verlauteten »Amtliche[n] Erklärung des Stellvertreters des Führers [Rudolf Heß] und des Reichsministers für Inneres [Wilhelm Frick]«41 wird dieser Erlass weiter spezifiziert. Darin wird diese »Einheitsorganisation der deutschen Leibesübungen« zu einer von der »NSDAP betreuten Organisation erklärt« und ist somit einer eindeutigen politischen Zielsetzung unterworfen. Um diese zu

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Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

erreichen, steht sie ab nun unter »Führung und Schutz der NSDAP«. Sport ist daher explizit als politisches Feld deklariert. »Damit ist zum Ausdruck gebracht«, heißt es in der amtlichen Erklärung, »dass der Einsatz der Millionen deutscher Turner und Sportler im NSRL und die Arbeit der Organe dieses Bundes politisches Wirken im Sinne und im Rahmen der NSDAP ist.« Das im gesamten Sportgeschehen wirksame »Führerprinzip« setzte schon an der Spitze ein  : »[L]eitendes Organ für die Durchführung der politischen Führungs- und der staatlichen Förderungsmaßnahmen ist der Reichssportführer […]. Der Reichssportführer ist dadurch nunmehr gleichermaßen im Rahmen der Bewegung und im staatlichen Bereich verankert und hat damit die erforderlichen Vollmachten zur Ausführung des ihm erteilten umfassenden Auftrages.«42

1. September 1939  : Kriegsbeginn und »Kriegsmeisterschaften« Der Fußball war im Deutschen Reich in Gauen organisiert. Der Gau XVII war die »Ostmark«. Dessen oberste Liga war ab 1938/39 die »Gauliga« mit zehn Vereinen. Anschließend wurde in einer Gruppenphase um die Qualifikation für das Halbfinale gespielt. Schon mit Beginn des sogenannten Polenfeldzuges wurde Fußball unter den Bedingungen des Krieges gespielt  : Mit Kriegsbeginn wurde die Gaumeisterschaft unterbrochen und eine sogenannte »Kriegsmeisterschaft« ausgerufen. Dabei gab es anfangs offenbar Unklarheiten über die Zusammensetzung der Liga. Am 26. September schrieb die »Illustrierte Kronen-Zeitung«  : »Wie wir aus dem Gaufachamt erfahren, bleibt der Pflichtbewerb auf die Wiener Vereine beschränkt. Der Grazer Sportklub und der Linzer A.S.K. werden in die örtlichen Bewerbe eingegliedert werden. Auch im Altreich werden nur örtliche Bewerbe durchgeführt und die Entfernungen zwischen den Mannschaften betragen im Durchschnitt nicht mehr als 50 Kilometer.«43 Tatsächlich wurde eine Liga mit nur acht Vereinen, allesamt aus Wien, ausgetragen. Die oberste Liga in der »Ostmark« hieß nun »Bereichsklasse«  ; 1944 erfolgte die Namensänderung in »Oberklasse«  ; 1944/45 wurde eine neuerliche Namensänderung in »Gauklasse« durchgeführt. In den Saisonen 1939/40, 1941/42 und 1944/45 bestand die jeweilige Liga nur aus Wiener Vereinen, in den anderen Jahren waren auch Klubs aus anderen Teilen der »Ostmark« (ab 1942 »Alpen- und DonauReichsgaue«) mit dabei. In der Saison 1944/45 wollte der LSV Markersdorf, wie im Jahr zuvor, an der Meisterschaft teilnehmen, sein vom Sportgau Wien unterstütztes Ansinnen wurde jedoch vom »Reichsfachamtsleiter Fußball im NSRL« abgelehnt.44 Im Laufe des Krieges wurden die Klassenbenennungen und Einteilungen also mehrmals verändert, der Spielmodus um die Großdeutsche Meisterschaft wurde vereinfacht. So spielte man die Meisterschaft ab 1941/42 nur mehr im k.o.-Modus.45

Der Krieg und die Gastspieler-Regelungen Spätestens mit Kriegsbeginn wurden die Kader vieler Mannschaften ausgedünnt, erleichterte Übertrittsbestimmungen und Regelungen für Gastspieler, üblicherweise für Soldaten, die für kurze oder längere Zeit an anderen Orten stationiert waren,

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Drei Phasen des Wiener Fußballs in »Großdeutschland«

sollten Abhilfe schaffen. Im September 1939, also kurz nach Beginn des Krieges gegen Polen, hatte Reichssportführer von Tschammer und Osten verlautbart  : »Vereinsmitglieder, die zu militärischer oder anderer Dienstleistung einberufen sind, haben das Recht, als Gastmitglieder der Gemeinschaften am Ort ihrer Einberufung sofort am Spiel- und Sportverkehr teilzunehmen.« Diese Regelungen wurden in der Folge häufig umgangen oder von Vereinen zum eigenen Nutzen umgedeutet, sodass die Reichsführung des NSRL diese Regel durch »besondere Anordnungen« immer wieder zu präzisieren hatte und schließlich einen »Gastmitgliedschaftsausweis« einführte.46 Davor waren Spieler oft hunderte Kilometer gefahren, um einen Verein zu verstärken, mit dem sie sich auf ein kurzfristiges Engagement geeinigt hatten. Im Oktober 1940 erschien im »N.S.-Sport« ein langer Artikel, der die Regelungen zu den Gastspielern exakter als bisher erörterte. Denn es hatte sich gezeigt, dass, obwohl die Regelung auf den ersten Blick recht eindeutig und klar erschien, immer wieder Unklarheiten, Interpretationsunterschiede und auch Missbrauch auftraten. Die Grundidee war, einen möglichst unbürokratischen Einsatz von Spielern, die an anderen Orten militärisch oder anderwärtig – z. B. im Reichsarbeitsdienst (RAD) – stationiert waren, zu erleichtern. Dem Reichssportführer ging es in erster Linie darum, dass jeder Einberufene sofort seinen Sport am Einberufungsort ausüben konnte. Vereinsinteressen, Spielstärke oder sonstige taktische Überlegungen sollten dabei keine Rolle spielen. Der Sportler sollte nicht erst nach einer Wartezeit eingesetzt werden können. »In erster Linie kommt es also darauf an, daß gespielt oder gestartet wird.«47 Offenbar wurde jedoch die Gastspielerverordnung missbräuchlich ausgelegt, sodass man sich gezwungen sah, diese weiter zu spezifizieren und sogar Strafen bei Missbrauch anzudrohen. Der bürokratische Alltag war jedoch aufwändig. Damit ein Spieler für einen sogenannten Gastverein spielen durfte, benötigte dieser die Zusage des »Stammvereines«. Die Erteilung der Genehmigung durch den Stammverein konnte jedoch langwierig sein. Daher durfte ein Spieler bereits vor dem Vorliegen der Genehmigung für einen neuen Verein tätig sein, musste die Erlaubnis aber binnen vier Wochen nachbringen. Im Laufe des Krieges verschärfte sich die Situation der Sportler. Denn 1940 hatte das Oberkommando der Wehrmacht festgelegt, dass, um die Reichsbahn zu entlasten, nicht jeder Wehrmachtsangehörige an jedem Wochenende nach Hause fahren dürfe. Fahrten von mehr als 50 Kilometer übers Wochenende wurden verboten. Daher waren Sportler vermehrt gezwungen, für Gastvereine am oder in der Nähe des Garnisonsortes anzutreten, da sie an den Wochenenden nur mehr sehr eingeschränkt zu ihren Stammvereinen nach Hause kommen konnten. Ein Beispiel dafür ist der Austria-Spieler Siegfried Joksch. Er war in Steyr, etwa 150 Kilometer von Wien entfernt, stationiert, das Ansinnen der Austria, ihm für die Meisterschaftsspiele die Anreise zu gestatten, wurde abgelehnt, auch eine Intervention des Austria-Geschäftsführers Ziegler bei Sepp Herberger blieb erfolglos.48 Probleme traten auch auf, weil manche Spieler sowohl für den Gastverein als auch manchmal am Wochenende wieder für den Stammverein spielten. Dies führte immer wieder zu Konflikten, unter anderem auch deshalb, weil sich die Bestimmungen im Lauf des Krieges änderten. Noch im Jänner 1940 war es einem Spieler auf Heimaturlaub erlaubt gewesen, für seinen Stammverein zu spielen, obwohl er parallel

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Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

auch bei einem Gastverein gemeldet war.49 Das wurde noch im Verlauf des Jahres 1940 strenger gehandhabt und der Spieler durfte nur noch eingeschränkt für den Stammverein antreten. Dies und auch der Wechsel zu einem anderen Gastverein, wenn man schon bei einem gemeldet war, wurden mit einem weiteren Erlass 1940 verboten. Dauerte der Heimaturlaub länger als eine Woche, so durfte man jedoch weiterhin durchaus legal wieder für den Stammverein auflaufen. Die Einschränkung der Einwochenregel galt auch im Falle einer Nominierung in eine Auswahlmannschaft. Technisch wurde die Gastspielerregelung durch den Mitgliedausweis im NSRL überprüft. Ob ein Spieler für einen Verein spielberechtigt war oder nicht, musste mit dem NSRL-Ausweis nachgewiesen werden. Der Stammverein klebte seinem Spieler eine Berechtigungsbescheinigung, dass er für einen Gastverein spielen durfte, in den NSRL-Ausweis. Der Vereinsführer haftete für die Richtigkeit. Die Schiedsrichter waren angehalten, die Spielberechtigung zu überprüfen. Ein Vereinswechsel während des Kriegs war generell verboten. Die einzige Ausnahme bestand in der Gastspielerregelung.

Die Austria in der neuen »Normalität« Die Rahmenbedingungen für die Aktivitäten des FK Austria Wien in den Jahren 1938 bis 1945 waren also, dass Fußball das »Normale« und das »Außergewöhnliche« zugleich darstellte. Wie die anderen großen Wiener Klubs zeigte sich auch die Austria bemüht, ein guter Botschafter des Wiener Fußballs und der Gauliga zu sein. Gerade während der NS-Zeit enttäuschte sie jedoch oft die in sie gesetzten Erwartungen. So kam sie nie auch nur in die Nähe des deutschen Meistertitels oder des Pokalgewinns.

Saison 1938/39: Gauliga Ostmark Auf sportlicher Ebene begann die Reise der Austria in die nationalsozialistische »Normalität« mit dem Start der »Gauliga Ostmark«. Sie hatte Ende August 1938 ihren Betrieb aufgenommen, und zwar wieder als Zehnerliga. Der Name Gauliga signalisierte ganz klar, dass in dieser Meisterschaftssaison die Wiener Spitzenvereine auf Klubs aus der »Provinz« trafen. Die Austria hielt sich praktisch von Anfang an im Mittelfeld. Das erste Derby hatte die Austria gegen Rapid 1  : 5 verloren,50 wobei sie ohne Sesta, ansonsten aber in Normalbesetzung spielte. »Die Mannschaft macht einen müden Eindruck«, urteilte die »Illustrierte Kronen-Zeitung«.51 Beim nächsten Meisterschafts-Derby am 19.  März 1939 revanchierte sich die Austria für das vorangegangene Debakel mit einem 4  : 0-Sieg. Das Match wurde im Praterstadion 116

Saison 1938/39: Gauliga Ostmark

38 Walter Rirsch in Aktion, hier allerdings auf einem Foto von 1946 (Austria gegen MTK). Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

als Vorspiel ausgetragen, im Hauptspiel machte sich die Admira mit einem 4  : 2 über den SC Wacker zum ersten Gaumeister. Aufgrund der erratischen Terminpolitik des Gaufachwarts Hanns Janisch wurde die nominell 14. Runde als letzte ausgetragen. Unter den 38.000 ZuschauerInnen zeigten sich auf der Ehrentribüne auch einige Prominente des Nazi-Regimes, unter ihnen Vizebürgermeister Kozich, Gauleiter Bürckel und Reichstrainer Sepp Herberger.52 In diesem Derby machte bei der Austria ein junger Stürmer von sich reden, der in die Fußstapfen des zwei Monate zuvor verstorbenen Matthias Sindelar treten sollte  : Doch der damals 22-jährige Johann Safarik schaffte es nie, zu einer Berühmtheit wie Sindelar oder Binder zu werden. Immerhin schoss er verlässlich Tore. Er hatte schon 1937 in der obersten Liga gespielt, doch verbaute ihm Superstar Sindelar den Platz. Andererseits wird er viel vom »Papierenen« gelernt haben. Schon als junger Kicker dürfte Safarik ein typischer Austrianer gewesen sein, wie ein Bericht vom 20.  Februar 1938 im »Kleinen Volksblatt« zeigte, wenn es hieß, dass »in der Reserve der Austria Rirsch, Kopetko, Safarik bereits besten Austria-Stil vorführen, leider aber auch schon in Starallüren verfallen«.53 Von Beginn der Saison 1938/39 an stand Safarik regelmäßig in der ersten Mannschaft. Da er eine gewisse Flexibilität und technische Fertigkeit zeigte, wurde er sowohl als Links- wie auch als Rechtsaußen eingesetzt, nach Sindelars Tod (auch) als Mittelstürmer oder, wie beim 4  : 0 am 19. März 1939, als Verbinder. »Der Montag« schwärmte in höchsten Tönen von dem jungen Safarik, einmal hieß es sogar, 117

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

er wandle bereits »in [sic] Sindelars Spuren« und habe ein »Glanzspiel« abgeliefert. »In den letzten Spielen hat der jugendliche Austria-Mann gezeigt, dass er für jeden der drei Innenstürmerposten in Frage kommt.«54 Dass so viel von der Nachfolge Sindelars gesprochen wurde, hatte eine tragische Ursache, die mit der Austria, aber darüber hinaus mit dem gesamten Wiener Fußball aufs Engste verwoben war  : den Tod von Matthias Sindelar am 23. Jänner 1939. Der »vergötterte Liebling der Wiener« ist tot  : Die posthume Inszenierung von Matthias Sindelar im Nationalsozialismus »Am Montag [23.1.1939] der vergangenen Woche durcheilte eine erschütternde Nachricht die Straßen Wiens  : der populärste Fußballer des Kontinents, der vergötterte Liebling der Wiener, Matthias Sindelar, war in der Wohnung einer bekannten Wiener Gastwirtin tot aufgefunden worden, während die Wirtin tief bewußtlos ins Spital gebracht werden mußte, wo sie ein paar Tage später ebenfalls verschied. ›Liebesdrama‹, ›Doppelselbstmord‹, lauteten die ersten Meldungen, eine Annahme, die aber von allen, die Sindelar gekannt hatten, mit Entrüstung abgelehnt wurde.«55 Das Ende von Matthias Sindelar war ein tragischer Todesfall, der dem NS-Regime jedoch eine gute Gelegenheit zu einer massenwirksamen Inszenierung bot, in deren Mittelpunkt das Begräbnis stand. »Am Samstag wurde Matthias Sindelar, der größte Fußballer seiner Heimat, auf dem Zentralfriedhofe zu Grabe getragen. Es war ein herzzerreißender Abschied, an dem nicht nur die Fußballer, sondern alle Wiener Anteil nahmen. Das kam schon darin zum Ausdruck, daß die Gemeinde Wien ihrem verdienstvollen Sohn ein Ehrengrab gewidmet hat und daß der offizielle Repräsentant der Stadt, Vizebürgermeister Kozich, die Abschiedsworte sprach. Trotz dem häßlichen, regnerischen, kalten Wetter hatten sich mehr als zehntausend Menschen vor der Dr.-Karl-Lueger-Kirche, in der die Einsegnung stattfand, eingefunden. Wer alles da war, ließ sich natürlich nicht feststellen. Vizebürgermeister, Gaufachamtsleiter Hauptmann Janisch, Oberlandesgerichtsrat Dr. Eberstaller, Felix Rinner, die Führer und Spieler aller Wiener Vereine, natürlich alle Angehörigen des ehemaligen Wunderteams und daneben ein Heer namenloser Verehrer des großen Spielers, darunter Vertreter aller Schichten und Stände. Nach der Einsegnung trat der endlose Zug den Weg zum Grabe an. Vorne marschierten die Spieler der Austria in der Dreß, an der Spitze der Tormann Zöhrer, dann folgten Sesta und Andritz, die einen mächtigen Kranz trugen, dann die anderen Spieler in ›Gefechtsformation‹ – nur der Platz des Mittelstürmers blieb leer. Auf dem Sarge lagen ein Fußball, die große Liebe Sindis, und sein Wappenkleid, die Dreß der Austria.«56 Das Genie des Fußballspiels, die Verkörperung der Wiener Schule wurde zu Grabe getragen. In diesem Artikel des »Kicker« wird der Kosmos Sindelars abgesteckt, dessen zentrale Bezugspunkte werden benannt  : Wien, die Austria, das Wunderteam und der Wiener Fußball. Reichsportführer Tschammer sandte der Austria ein Beileidstelegramm, Austria-Ehrenpräsident Ernst Kaltenbrunner zählte zu den

118

Saison 1938/39: Gauliga Ostmark

Kranzspendern. Sie alle wollten an der Popularität Sindelars partizipieren. Das Begräbnis bildete zwar den Höhepunkt der Heldeninszenierung Sindelars im Nationalsozialismus, keineswegs aber das Ende.57 Ein Jahr später war zu lesen  : »Tausende Menschen stehen in stummer Trauer ergriffen vor einem einfachen Grab, der letzten Ruhestätte des besten Fußballers unserer Stadt, Matthias Sindelar […]. Zwei Hitlerjungen nehmen Aufstellung, Gaufachwart Janisch hält eine Rede und verspricht  : »Wir kommen jedes Jahr  !«58 Dass angesichts der vielen Kriegstoten ein Totengedenken an Sindelar bald nicht mehr opportun gewesen wäre, stimmt nicht. Noch 1944 schrieb das »Neue Wiener Tagblatt«  : »Und so werden an seinem Todestag wieder zahlreiche Sportfreunde zur Grabstätte pilgern, natürlich allen anderen voran die Mitglieder der Austria, um welchen Verein er sich besonders verdient gemacht hat. Vereinsführer Dr. Eckerl wird an der letzten Ruhestätte Sindelars einen Kranz niederlegen und die übrigen Vereinsangehörigen werden im stillen Gedenken an den großen Ballkünstler dort verharren.«59 Der Nachbericht des Gedenkens wird mit einem antisemitischen Angriff auf Hugo Meisl [ohne ihn namentlich zu nennen] verknüpft  : Sindelar habe 39 Begräbnis Matthias Sindelar bewiesen, dass ein Fußballer nicht den Körper eiim Jänner 1939: Die Austrianes Athleten haben müsse, um erfolgreich zu sein. Spieler tragen den Sarg. Bild: Imagno, Votava, picturedesk. Bezeichnend für die Verhältnisse im Wiener Fußball sei aber gewesen, dass Sindelars Teamkarriere so schwer durchzusetzen gewesen sei, denn dem Verbandskapitän [implizit  : dem Juden Hugo Meisl] »ging es wider den Strich, daß da einer gekommen war, der die Volkstümlichkeit in höchstem Maß absorbierte«.60 Erst als der »Volksruf«61 ihn so vehement forderte, wurde er in die Auswahlmannschaften berufen. Von NS-Prominenz am Grab war ab 1942 weniger zu lesen, die Konstante blieb die Austria, vertreten durch Funktionäre, angeführt von Eckerl und der Mannschaft. Einzig im Jänner 1945 fehlen die Hinweise auf eine Sindelar-Gedenkfeier. In der »Kleinen Wiener Kriegszeitung« ist stattdessen ein Aufruf des Fachamtes für Fußball zu finden, bei der Beseitigung der Bombenschäden im Verbandsheim in der Berggasse zu helfen.62 Ein Jahr später hat sich – die NS-Herrschaft ist zu Ende, der Zweite Weltkrieg vorbei – das Gedenken an Sindelar auf den ersten Blick wenig verändert  : »Sein Verein, die Austria wird einen Kranz an seinem Grabe niederlegen […].«63 Neben seiner fußballerischen Größe verweist das »Neue Österreich« auf »seine guten menschlichen Eigenschaften, seine Hilfsbereitschaft für Schwächere und die Jugend und seine Treue für Österreich, obgleich es wahrhaft nicht an Versuchen gefehlt hat, ihn in die Fremde zu entführen«.64

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Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

40 Am Jahrestag von Sindelars Begräbnis im Jänner 1940 legt Reichstrainer Herberger einen Kranz nieder. Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Franz Blaha, picturedesk.

Der entscheidende Unterschied liegt klarerweise im Wort »Österreich« – hier wird es allerdings (noch) nicht als Gegensatz zu »Deutschland« oder »Nationalsozialismus« verwendet, sondern synonym zu der in den Jahren zuvor gelobten Treue Sindelars zu Wien und zu seinem Verein. Der Wiener Fußball wird über seinen berühmtesten Vertreter nun zu einem Bestandteil einer Österreich-Identität gemacht. Von Sindelars angeblicher Verweigerungshaltung dem NS-System gegenüber ist in den Zeitungsartikeln in der unmittelbaren Nachkriegszeit noch nicht die Rede, bisweilen von der »Rache einer verirrten Frau« oder vom »Opfertod auf Gott Amors Altar.«65 Keine Rolle spielte auch seine »Arisierung« des Café Annahof. Es gab Pläne für ein Sindelar-Denkmal. Und der Vorläufer des österreichischen Fußballcups wurde 1946 um den »Mathias-Sindelar-Wanderpreis [sic]«66 gespielt, der ÖFB schlug im gleichen Jahr auf Anfrage der Gemeinde Wien die Ehrung durch einen Straßennamen vor. Was in dieser unmittelbaren Nachkriegsphase noch fehlt, ist die – später so zentrale – Inszenierung Sindelars als explizit widerständige Figur. Implizit war sie aber schon vorhanden, in der Gleichsetzung des Fußballvereins »Austria« mit »Österreich«, das nun (anders als vor 1938) nicht mehr als Gegensatz zum Wienerischen gesehen wurde  : Die verspielte, walzer- und heurigenselige Lebensart, die auf das österreichische ›Volk‹, als eines von Tänzern übertragen wird, ist auch in anderen Bereichen erfolgreich. Sie ist ganz zentral etwa bei der Wiener Eisrevue und wird bei dieser in den Jahren nach 1945 offensiv eingesetzt, etwa in den Benelux-Staa-

120

Saison 1938/39: Gauliga Ostmark

41 Matthias Sindelar, der »Papierene«. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

ten, wo Österreicher wegen ihrer Beteiligung an den Verbrechen des Nationalsozialismus auf Skepsis stießen.67 Die Österreicher waren, so eine naheliegende Lesart, ein verspieltes, naives Volk, ganz so wie Sindelar von Torberg inszeniert wird  : »Er spielte Fußball, und er wusste / vom Leben außerdem nicht viel.«68 In der Realität traf das wohl weder auf Österreich, noch auf Sindelar zu. So gesehen konnte das Bild von Sindelar – in der »Version der Kaffeehausliteraten«69 und daher mythologisch überhöht  – zu einer ebenso passenden wie geschichtsmächtigen Figur für das neue Österreich werden. Und gerade deshalb bietet es noch immer Raum für Geheimnisse und deren versuchte Entschlüsselung.70

Die Austria beendete die erste Gauliga-Saison mit 21 Punkten auf dem sechsten Platz, als vorletzter der Wiener Vereine. Auf der Suche nach Ursachen für das schlechte Abschneiden fallen einige rasch auf, zum einen die Abgänge von Camillo Jerusalem und Walter Nausch, zum anderen der Tod von Matthias Sindelar. Vielleicht war auch die lange Sperre Sestas nicht unbeteiligt. Im Sommer musste dann auch noch Austrias Stürmer Johann Safarik, »Safi«, wie der »Völkische Beobachter« ihn neckisch nannte, für sechs Wochen zum Wehrmachtsdienst nach Siegen in Westfalen einrücken. So werde er also erst »mit Beginn der neuen Spielzeit seinem Verein wieder zur Verfügung stehen«.71 121

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Abschlusstabelle der Gauliga 1938/39 Admira

18

12

4

 2

62 : 20

28

Wacker

18

12

2

 4

52 : 27

26

Rapid

18

11

3

 4

60 : 29

25

Wiener Sportclub

18

10

4

 4

50 : 28

24

Vienna

18

 9

4

 5

47 : 37

22

Austria

18

 9

3

 6

55 : 40

21

Amateure-Fiat

18

 6

3

 9

47 : 50

15

Grazer SC

18

 5

1

12

34 : 53

11

Amateure Steyr

18

 2

0

16

22 : 75

 4

Reichsbahn Wacker Wr. Neustadt

18

 2

0

16

17 : 87

 4

Absteiger: Steyr und Wr. Neustadt Aufsteiger: LASK und FC Wien

Die an die Meisterschaft anschließende Sommerzeit verbrachte die Austria mit Freundschaftsspielen, unter anderem auch im »Altreich«, wo sie am 23. April 1939 eine 2  : 5-Niederlage in Offenbach erlitt. Zwischen den Meisterschaftsspielen der Frühjahrssaison kickte die Austria aber auch gegen Ligakollegen wie den Wiener Sportclub und gegen unterklassige Vereine. Außerdem nahm sie gemeinsam mit Wacker Wien an einem Osterturnier teil, das am Sonntag in Budapest, am Montag im Praterstadion ausgetragen wurde  : Dabei setzte es für die Austria zunächst ein 1  : 6 gegen Ferencváros, dann erreichte man ein 1  : 1 gegen Hungaria. Die Schlussrunden der Deutschen Meisterschaft, deren Finale Gaumeister Admira gegen Schalke 04 mit 0  : 9 verlor, fanden hingegen ohne Beteiligung der Austria statt. Einige Spieler der Austria nahmen an Auswahlspielen gegen andere Reichsteile oder an Matches einer Wiener Elf gegen andere Stadtauswahlen teil.72 Im Tscham­ merpokal schied die Austria nach Siegen in der 1.  Hauptrunde (3  : 0 über Vorwärts 06) und der 2. Hauptrunde (2  : 0 gegen Amateure Steyr) in der 3. Hauptrunde gegen BSG Neumayer Nürnberg (0  : 2) aus. Ostmarks Gau-Vizemeister Wacker Wien unterlag schließlich im Finale in Berlin dem 1. FC Nürnberg 0  : 2. An den Endrunden der Deutschen Meisterschaft nahm die Austria auch in den Folgejahren nie teil. Mehr noch  : Die Austria hatte in den Jahren des Nationalsozialismus nie auch nur eine konkrete Chance, einen Gauliga-Titel zu erringen. Auch im Tschammer-Pokal, den Rapid gleich im ersten Anlauf 1938 gewonnen hatte, scheiterte sie. Die Austria war zwar für die Vorrunden dieses Cupbewerbes stets qualifiziert, konnte aber, wenn man vom Viertelfinale 1941 (1  : 4 gegen Schalke) absieht, nie wirklich reüssieren und schied 1938 und 1942 in der ersten Runde, 1943 und 1944 in der zweiten Runde und 1939 in der dritten Runde aus. Im Juni 1940 war sie 122

Saison 1939/40: Bereichsklasse Ostmark

kampflos ausgeschieden  : Laut Zeitungsberichten war die Austria zwar nach St. Pölten gefahren, bezeichnete den Platz aber als unbespielbar.73 Da der Schiedsrichter anderer Meinung war, stieg der Gegner Sturm 19 nach Entscheid des Gaufachamtes auf. Tschammer-Pokal: Die Spiele der Austria Grazer SC

Graz

06.11.1938

2 : 3

Vorwärts 06 Amateure Steyr

Wacker-Platz

14.05.1939

3 : 0

Steyr

14.05.1939

2 : 0 2 : 2

Neumeyer Nürnberg

Praterstadion

04.06.1939

Neumeyer Nürnberg

Nürnberg

17.06.1939

0 : 2

Sturm 19 St. Pölten

St. Pölten

16.06.1940

Austria nicht angetreten

Kremser SC

Krems

20.04.1941

3 : 0

1. Simmeringer SC

Wacker-Platz

17.05.1941

5 : 0

Rapid Oberlaa

Praterstadion

08.06.1941

6 : 1

FC Bayern München

München

22.06.1941

5 : 1

Wacker Wien

Dornbach

10.07.1941

6 : 2

TSV 1860 München

München

03.08.1941

5 : 2

Vorwärts RS Gleiwitz

Praterstadion

24.08.1941

8 : 0 1 : 4

FC Schalke 04

Gelsenkirchen

21.09.1941

WAC

Wacker

31.05.1942

1 : 7

Sturm Graz

Graz

23.05.1943

7 : 0

WAC

Pfarrwiese

06.06.1943

5 : 6

Germania Schwechat

WAC-Platz

04.06.1944

14 : 4

WAC

Pfarrwiese

25.06.1944

1 : 3

Saison 1939/40: Bereichsklasse Ostmark Die Saison 1939/40 begann drei Wochen nach dem Überfall Deutschlands auf Polen (der in der Nacht auf den 1.  September 1939 stattgefunden hatte), also schon als Kriegsmeisterschaft. Es sollte eine kurze, weil nur von acht Mannschaften durchgeführte und von willkürlichen Spielansetzungen des Gaufachwarts Janisch gekennzeichnete Liga werden. Die erste Runde fiel allerdings einem Platzregen zum Opfer.74 So kündigten die Zeitungen die erste Runde für den 17. September an, tatsächlich aber begann der Wettbewerb erst eine Woche später. Schon zu Beginn der Meisterschaft zeigte Austrias Mannschaft einige Veränderungen, die nicht allein auf etliche Einberufungen zur Wehrmacht zurückzufüh123

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

ren waren. »Besonders stark ›verjüngt‹ ist die Mannschaft der Austria, aus deren Stammelf lediglich Zöhrer, Mock, Safarik, Rirsch und Haag übrig geblieben sind«,75 schrieb »Das Kleine Volksblatt«  : Wegen einer langen Verletztenliste und den Einberufungen zum Militärdienst würden in der kommenden Meisterschaft viele neue Spieler zu sehen sein. Im August war mit Karl Sesta auch der große Star der Austria zur Luftnachrichtentruppe eingezogen worden.76 Sesta kam gleich zu Beginn des »Polenfeldzuges« zum Kriegseinsatz. Doch schon am 23. September 1939 kündigte die »Kleine Volks-Zeitung« an, Sesta, der »wie viele ostmärkische Sportler den Feldzug im Osten mitmachte, ist vorübergehend wieder in Wien stationiert. Er läßt es sich begreiflicherweise nicht nehmen, am Sonntag im Spiel gegen den Wiener Sportklub in den Reihen seiner Kameraden mitzuwirken.«77 Letztlich fehlte er dann aber doch, denn Sesta sei kurzfristig »abberufen worden«. Die Austria trat mit sieben Ersatzleuten an, sie musste das Spiel mit neun Mann beginnen und »wurde erst in der 15. Minute durch Trainer Schneider und Langer komplett«.78 Die Austria-Aufstellung lautete schließlich  : Haag, Hessenauer, Janda, Kohlbeck, Langer, Mikolasch, Murzik, Safarik, Schneider, Zatlatsch, Zöhrer.79 Der Wiener Sportclub gewann glatt mit 4  : 1. Bemerkenswert ist die in manchen Punkten sehr unterschiedliche Berichterstattung der Zeitungen. Das »Neue Wiener Tagblatt«80 schrieb sogar von nur acht Austrianern zu Beginn des Spiels, während das »Kleine Blatt«81 zwar das Fehlen Sestas, nicht aber die weiteren personellen Probleme der Austria erwähnte und von einer »schwache[n] Leistung« sprach. Die »Wiener neuesten Nachrichten« schrieben dagegen »Bravo Austria  !« und lobten den Trainer Schneider, der sich recht geschickt aus der Verlegenheit gezogen habe, »indem er sich einfach selbst aufstellte und als elften Mann einen Reservespieler verwendete«.82 Und auch der »Montag« formulierte  : Der »Austria-Nachwuchs ohne Sesta hielt sich brav«.83 Neben Sesta fehlten auch die Verletzten Mock und Rirsch sowie die zum Kriegsdienst einberufenen Spieler Kopetko, Adamek und Stroh II. Das einzige Tor der Austria erzielte mit Siegfried Hessenauer übrigens einer der Gastspieler der Austria, die in den folgenden Jahren immer wieder für positive Meldungen sorgten. In einer ähnlichen Tonart ging es auch in den nächsten Spielen weiter, die Zusammensetzung der Austria-Mannschaft wechselte von Spiel zu Spiel, wobei zwischen dem Ende des »Blitzkrieges« gegen Polen- und dem Beginn des »Westfeldzuges« gesagt werden kann, dass eine größere Zahl an Stammspielern zur Verfügung stand.

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Saison 1939/40: Bereichsklasse Ostmark

Gastspieler aus dem »Altreich« Das Engagement von Gastspielern war keineswegs nur bei Teams der obersten Liga üblich. Zeitzeugen berichteten, dass sich einerseits gute Fußballer unter den in Wien stationierten Soldaten rasch nach einer Mannschaft umsahen, dass andererseits aber auch Vereine sich »die Deutschen aus der Kaserne geholt« haben, sobald neue Soldaten aus dem »Altreich« eintrafen.84 Im Wiener Fußball wurden besonders die Vienna (mit den beiden prominenten Hamburgern Rudolf Noack und Richard Dörfel85) sowie Rapid (die allerdings mit Spielern wie Thielert, Queck und Hoffmann keine besonders bekannten Namen in ihrer Reihen hatte86) mit Verstärkungen durch Gastspieler in Verbindung gebracht, während die Austria auch in dieser Hinsicht eher in der Opferrolle gesehen wird. Die Gastspieler der Austria aus dem »Altreich«, Siegfried Hessenauer, Rudolf Brachthäuser, Johann Roggow und Willibald Schuh, waren aber im deutschen Fußball durchaus keine Unbekannten. Siegfried Hessenauer (1912–1994) begann seine Karriere beim VfL Neckarau, für den er bis 1938 in der Gauliga Baden spielte. Zwischen 1939 und 1942 war er für die Austria aktiv, 1943 taucht er dann in der Mannschaft der SG Ordnungspolizei Warschau auf, mit der er im Jahr 1943 Vizemeister der Gauliga des »Generalgouvernements« wurde. Im Sommer 1943 wechselte Hessenauer zur Kriegsspielgemeinschaft Bielefeld (einer Vereinigung von Arminia und VfB 03) in der Gauliga Westfalen. Nach Kriegsende kehrte Hessenauer zum VfL Neckarau zurück, für den er noch bis 1947 gespielt haben dürfte.87 Im Wien wird Hessenauer laut Adressbuch zwischen 1940 und 1942 als Kaufmann in der Karlsgasse 3 geführt88 (auch am Meldezettel führt er als Beruf »Kaufmann« an). Ab Mitte Mai 1939 taucht er eine Zeitlang regelmäßig in den Austria-Mannschaftsaufstellungen auf. Die Phase häufiger Einsätze reicht bis zum Oktober 1940, dann spielt er noch sporadisch bis zum März 1941 und wieder regelmäßig von April bis August 1942. Schon bei seinem ersten Auftritt im violetten Dress bekam er positive Kritiken, indem es hieß  : »[…] der neue Mann, der aus dem Altreich stammende Hessenauer, machte keine schlechte Figur«.89 Auch in der Folge wurde er meist positiv hervorgehoben, denn »dieser veranlagte junge Spieler bedeutet zweifellos eine Verstärkung für die Austria«.90 Speziell im ersten Halbjahr 1940 trat Hessenauer immer wieder als Torschütze in Erscheinung, vor allem seine Schnelligkeit wurde gelobt. Im Juni 1940 wurde er sogar in die Wiener Auswahl für ein Spiel gegen Budapest einberufen, als einziger Austrianer neben Zöhrer und Mock.91 Ebenfalls in diesem Juni trat er als Gastspieler des Wiener Sportclubs bei einem Match in Pressburg an.92 Rudolf (oder Hans-Rudolf) Brachthäuser (1921–2016) spielte 1943/44 insgesamt neun Monate für die Austria. Er stammte von den Sportfreunden Siegen, wo er schon als Siebzehnjähriger in der Kampfmannschaft eingesetzt wurde. Im Frühjahr 1945 erlitt er in den letzten Kriegstagen eine schwere Verwundung, im Jänner 1946 wurde er als Unteroffizier aus der Gefangenschaft entlassen.93 Nach der Amputation seines rechten Beines musste er seine Karriere beenden, wirkte jedoch über seinen 90. Geburtstag hinaus als Funktionär seines Vereins Sportfreunde Siegen.94 Ab dem September 1943 findet sich der Name Brachthäuser (meist  : »Prachthäuser«, anfangs auch »Braxthäuser«) in den Aufstellungen der Austria. »Bei der Austria gab es einen neuen Gastspieler, Braxthäuser, der sich sehr gut einführte.«95 Er wird immer

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Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

wieder gelobt  : »Bei den Violetten hinterließ deren neuer Mittelläufer Prachthäuser einen guten Eindruck.«96 Trotzdem war er 1944 nur mehr selten in der Standardformation zu finden. Ein weiterer Gastspieler bei der Austria war Willibald (»Willi«) Schuh (1922– 1995). Er wurde 1939 mit 17 Jahren in die Kampfmannschaft von Schalke 04 aufgenommen und erwarb rasch einen Stammplatz. 1940 wurde er mit seiner Mannschaft Westfalenmeister und nahm an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft inklusive dem 1  : 0 im Finale gegen den Dresdner SC teil. Auch bei den Meisterschaftsendrunden 1941, 1943 und 1944 gehörte Schuh zum Schalker Kader. Willi Schuh spielte bis zum Ende der Fußballsaison 1948/49 für den FC Schalke 04 und beendete danach seine Laufbahn als Fußballspieler.97 In diversen Schalke-Chroniken wird Schuh von 1939 bis 1949 durchgehend als Schalke-Spieler geführt.98 Zumindest in den Monaten Oktober und November 1942 war Schuh jedoch bei der Austria tätig  : »Die Austria wird bei ihren nächsten Spielen einen Gastspieler von Schalke verwenden, und zwar den Flügelstürmer Schuh, der wiederholt in der ersten Mannschaft Schalkes tätig gewesen ist.«99 »Nun ist die Austria nicht mehr zu halten, besonders Schuh zeichnet sich aus«, heißt es etwa über einen 2  : 0-Sieg gegen Wacker.100 Schuhs Debüt erregte in Fußballkreisen einige Aufmerksamkeit, denn das »größte Interesse bei Austria galt dem Gastspieler Schuh von Schalke 04, und es muß gesagt werden, daß sein Debüt in Wien nicht schlecht ausfiel«.101 Schuh erwies sich »als schneller und geschickter Spieler«, resümierte auch die »KronenZeitung«.102 Nach etwa zwei Monaten war das Gastspiel allerdings wieder beendet, lediglich im August 1943 war Willi Schuh bei einem Vorbereitungsmatch gegen Red Star nochmals im Austria-Dress zu sehen.103 Zwischen Oktober und November 1943 war ein weiterer Gastspieler aus dem »Altreich«, der am 1.3.1921 geborene Johann (Hans) Roggow (in den Medien auch als Roggolv bezeichnet), für die Austria tätig. Roggow wurde in Koblenz geboren und war vor seiner Wiener Zeit in Düsseldorf ansässig. Er war ab dem September 1941 NSDAP-Mitglied.104 Roggow kam in insgesamt fünf Matches zum Einsatz, erhielt aber keine auffälligen Kritiken. Über seine sonstige Spielerkarriere ist wenig bekannt, außer dass er Ende der 1940er Jahre eine Saison für den 1. FC Köln und danach für mehrere Vereine in Freiburg spielte, wo er später auch Trainer wurde. Generell ist also zu sagen, dass die Austria keineswegs schwache Gastspieler zur Verfügung hatte, dass allerdings deren Einsatzzeit – im Falle von Schuh und Brachthäuser – sehr kurz war. Anzumerken ist, dass es der Austria möglich war, für einzelne Matches außerhalb der Stadtgrenzen auch andere Spieler zu verpflichten. So war es gelungen, für ein Match in Agram105 »die beiden Rapidler Gernhardt und Fitz […] als Gastspieler freizubekommen«.106 Einzelne Austrianer kickten vorübergehend für auswärtige Klubs, so etwa Safarik, der 1943 »als Gastspieler bei der Wettkampfgemeinschaft KAC-Rapid in Klagenfurt tätig« war.107 Und als Kuriosum ist zu vermerken, dass die Austria im Dezember 1944 gegen den FC Wien »zwei italienische Gastspieler« aufbot.108 Dies war wohl eine Folge der ab dem Sommer 1943 von KdF und DAF gemeinsam unternommenen Anstrengungen, auch Zwangsarbeiter in den Sportbetrieb zu integrieren.109 Diese vom Reichspropagandaministerium und auch von den Herkunftsländern finanzierten Aktivitäten wurden öffentlichkeitswirksam inszeniert, in mehreren Wochenschauen gezeigt und sollten im In- wie im Ausland

126

Saison 1939/40: Bereichsklasse Ostmark

die Humanität des Regimes demonstrieren.110 Zu vermuten ist, dass die Austria aufgrund der Personalnot von dieser Praxis profitieren wollte  : »Austria hatte diesmal große Pläne und war bemüht, die Anhänger zu befriedigen. Zunächst wurde die Mannschaft nicht unerheblich umgestellt […] und bis zum letzten Augenblick wurde ein großer Trumpf zurückgehalten, nämlich die Einstellung zweier Leute von Ambrosiana-Mailand. Aber mit den zwei Ambrosiana-Spielern ergab sich ein arger Reinfall. Die beiden fielen ganz aus, so daß die Violetten praktisch nur neun Leute im Feld hatten […].«111 Es gab aber auch den umgekehrten Fall, also Austrianer, die wegen ihres Militärdienstes bei anderen Vereinen spielten. Josef Stroh war im Jahr 1940 in Hannover stationiert und spielte deshalb als Gastspieler bei Arminia Hannover.112 Das interessierte auch Sepp Herberger  : »Können Sie in Hannover regelmäßig spielen und haben Sie die Möglichkeit zu regelmäßigem Training  ?«113 Stroh antwortete  : »Bin seit Sonntag in Wien auf Heimaturlaub. War bei der Austria und habe erfahren das [sic] am 25.II.40 in Budapest eine große Osterveranstaltung ist. Hoffe das [sic] ich meinen Urlaub auf 5 Tage verlängert bekomme. Habe in letzter Zeit überhaupt nicht gespielt, da das Wetter zu schlecht wahr [sic]. Hätte sehr gern in Hannover gegen 96 gespielt, wenn ich gewußt hätte das in Wien das Spiel gegen Admira […] abgesagt ist. Lieber Herr Herberger werde natürlich fleißig Trainieren [sic].«114 Zwei andere bekannte Spieler, Karl Sesta und Franz Riegler, konnten ab 1943 nicht mehr für die Austria antreten, sie waren zum Luftwaffensport-Verein (LSV) Markersdorf115 transferiert worden, der für eine Saison in der Gauliga mitspielte.

Zwischenzeitlich feierte eine Wiener Auswahl einen 3  : 1-Sieg über eine Budapester Elf, der Austrianer Safarik gab den Linksverbinder, die Tore schoss Mittelstürmer Binder. Diese Städtespiele und andere Freundschaftsspiele hatten wegen ihrer propagandistischen Bedeutung Vorrang vor der »normalen« Meisterschaft, die ihretwegen immer wieder unterbrochen wurde. Das für den 8. Oktober 1939 angekündigte Spiel gegen die Vienna wurde beispielsweise um eine Woche verschoben, das Ergebnis lautete 3  : 1 für die Austria, wohl nicht zuletzt deshalb, weil Austria in diesem Spiel die Stammmannschaft fast komplett zur Verfügung stand. Man hoffe, »mit den Heimkehrern Sesta, Stroh II, Adamek und Kopetko antreten zu können, zu denen der wiedergenesene Rirsch hinzutritt«.116 Der Erfolg wurde dann primär der Mitwirkung Sestas zugeschrieben  : »Der Sesta war wieder da«, titelte »Der Montag« und die »Illustrierte Kronen-Zeitung« sah ihn »in ausgezeichneter Form«.117 Im »Montag« hieß es weiter  : »Der Großteil der Austria-Spieler hat nun eine längere unfreiwillige Zwangspause hinter sich, die ihnen aber ausgezeichnet bekommen hat. […] In der Läuferreihe ist Janda bei allem Talent doch noch ein wenig unerfahren, Adamek zog sich stark in die Verteidigung zurück, ließ aber den gegnerischen Flügel nicht aufkommen. Im Angriff gefielen Haag, Safarik und Rirsch, der sehr beweglich geworden ist. Ueberhaupt scheint der Militärdienst der Spieler sehr dienlich gewesen zu sein.«118 Der Kriegsdienst wird hier quasi als Trainingslager beschrieben, nicht nur deshalb führt der Artikel etwas 127

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

42 Karl Sesta, beobachtet von jungen Fans, geht zum Training ins Wiener Praterstadion. Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.

in die Irre  : Rirsch war nicht beim Militär, sondern verletzt gewesen und nun wieder fit. Mock war dagegen schwerer verletzt, er fiel bis Jänner 1940 aus.119 Im Verlauf des Jahres gewann die Austria sechs Spiele und kassierte acht Niederlagen. Die höchste mit 2  : 9 gegen Rapid am 5. November 1939. Wenn er spielte, fungierte Sesta als Kapitän der Mannschaft. Eine Woche später gab es immerhin »[z]ehn Minuten Austriafußball«120 zu sehen, das reichte gegen die Admira für einen 3  : 2-Sieg. Beim Spiel gegen den FC Wien am 17. Dezember 1939 sah die Situation dann noch besser aus  : »Wieder die Austria von einst  !« betitelte das »Wiener Montagblatt« seinen Spielbericht. »Gegen den FC Wien fegte sie wieder über das Feld, die vollständige Kampfelf der Violetten.«121 Das Ergebnis lautete 5  : 1. Eine Woche später zeigte die Austria wieder ein völlig anderes Gesicht, obwohl weiterhin fast alle Stammspieler zur Verfügung standen. Sesta musste allerdings nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden Kopetkos im Sturm agieren.122 Mit der 2  : 5-Niederlage gegen Austria-Fiat seien die Violetten jedenfalls noch »gut davongekommen«.123 Im ersten Frühjahrspiel ging es auf dem Wacker-Platz gegen Rapid. »Der ›Blade‹ war einfach überall, und durch seine forschen Attacken machte er viele Sturmläufe der Hütteldorfer zunichte. Mock war die lange Pause kaum anzumerken«, schrieb das »Wiener Montagblatt«. Trotzdem gewann Rapid mit 4  : 1, das Spiel war aber wohl ausgeglichener, als das Resultat vermuten ließ. Mit der Austria müsse man künftig wieder rechnen. Die Ansicht stütze sich nicht in erster Linie auf die guten Leis128

Saison 1940/41 Bereichsklasse Ostmark

tungen der älteren Spieler, »vielmehr auf die sich ständig steigende [sic] Form der jungen Spieler«.124 Mock wurde nach seiner langen Verletzungspause sofort wieder zu einem zentralen Spieler der Mannschaft, bis Februar 1942 bestritt er alle Meisterschaftsspiele der Austria. Ansonsten musste bei den Spielen im April und Mai die Mannschaft recht stark umgestellt werden, sogar Trainer Karl Schneider musste bei einer 0  : 2-Niederlage gegen Wacker wieder als Spieler einspringen. Doch abermals wurden die jungen Austrianer gelobt  : »Trotz der Niederlage hat sich gestern die junge Austria-Elf die Herzen der Zuschauer erobert. Es waren ja fast durchweg unbekannte Namen, die da antraten, ihr Kampfeifer aber zusammen mit dem Können der wenigen ›Alten‹ ließ sie zu einem gefährlichen Gegner Wackers werden und erst die Verletzung Kopetkos gab dem Spiel die entscheidende Wendung.«125 Die Austria wurde schlussendlich Sechster. Aus 14 Spielen hatte sie zwölf Punkte geholt. Abschlusstabelle der Bereichsklasse Ostmark 1939/40 Rapid

14

9

2

 3

50 : 24

Wacker

14

8

1

 5

43 : 31

20 17

Wiener Sportclub

14

6

4

 4

36 : 23

16

Vienna

14

7

2

 5

36 : 35

16

Admira

14

6

3

 5

33 : 36

15

Austria

14

6

0

 8

37 : 42

12

FC Wien

14

4

1

 9

24 : 43

 9

Amateure Fiat

14

3

1

10

36 : 61

 7

Der Grazer SC und der LASK behielten offiziell ihre Teilnahmeberechtigung an der obersten Klasse, nahmen aber nicht an der Meisterschaft teil. Absteiger: Amateure Fiat Aufsteiger: FAC

Saison 1940/41 Bereichsklasse Ostmark Das folgende Jahr stand weiterhin im Zeichen der militärischen Entwicklungen. Es war auch in Wien ein Fußball im Schatten des Weltkrieges. Die Stimmung in der Bevölkerung entsprach einer gespannten Ruhe  : Im Juni 1940 war bei Compiègne der deutsch-französische Waffenstillstand unterzeichnet worden, dennoch war der Krieg allgegenwärtig. Im Februar 1941 erfolgte der Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Bulgarien, im April begann der Balkanfeldzug der Wehrmacht gegen Jugoslawien und Griechenland  ; unter anderem gab es Luftangriffe auf Belgrad, das am 12. April besetzt wurde. Und am 22. Juni erfolgte der deutsche Überfall auf die Sowjetunion, das anfangs militärisch erfolgreiche Unternehmen »Barbarossa«, das 129

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

43 Meisterschaftskampf im April 1940: Austria gegen Wacker. Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.

dem Krieg und auch seiner Wahrnehmung an der »Heimatfront« eine neue Dimension verlieh. Gemäß ihrer Bezeichnung als »Bereichsklasse Ostmark« wurden die beiden Provinzvereine Grazer SC und Linzer ASK, deren Teilnahme ja nur sistiert war, wieder in die oberste Liga integriert, sie erwiesen sich aber als kaum konkurrenzfähig. Die Zehnerliga war abermals von willkürlich anmutenden Spielansetzungen und Verschiebungen gekennzeichnet. Die Austria schlug sich besser als im Jahr zuvor, war kurzfristig sogar Tabellenführer und sollte schließlich Vierter werden. Vielleicht war ja Karl Geyer daran nicht unbeteiligt, obwohl er in den Medien nicht erwähnt wurde. Doch scheint er im Frühjahr 1940 inoffiziell das Traineramt bei der Austria übernommen zu haben. Karl »Vogerl« Geyer Im »Neuen Wiener Tagblatt« war im März 1942 zu lesen, dass auf dem AdmiraPlatz zugunsten des Winterhilfswerks ein Spiel zweier Mannschaften »Diesseits und Jenseits der Donau« veranstaltet wurde. Die Teams wurden zum Gutteil aus ehemals bekannten Fußballern gebildet. Bei den »Jenseitigen« wirkte unter anderen der Austrianer Karl »Vogerl« Geyer mit. Das ist überraschenderweise einer der ganz wenigen schriftlichen Hinweise auf eine fußballerische Aktivität von Karl Geyer, der

130

Saison 1940/41 Bereichsklasse Ostmark

sich während der NS-Herrschaft in Österreich finden lässt. Überraschend scheint es deshalb, weil Geyer eine prominente Figur des Wiener Fußballs war, Stammspieler der Wiener Austria und 17-facher Teamspieler, der auch nach 1945 wieder öffentliche Ämter im Fußballgeschehen innehatte, unter anderem als langjähriger ÖFB-Nachwuchsleiter und 1955/56 auch als Teamtrainer. Wir sind daher bezüglich der Biografie Geyers in den Jahren 1938 bis 1945 zum Gutteil auf seine eigenen, viele Jahre später erzählten, Erinnerungen angewiesen.126 Karl Geyer (1899–1998), genannt »Vogerl«, erlebte den Fußball während zweier Weltkriege. Er kickte schon, da hatten die »Amateure« ihren Stammverein »Cricketer« noch nicht verlassen (1911), zunächst beim SC Donaustadt.127 Nach einer Saison beim WAC wechselte er 1920 zu den »Amateuren«, dem »Intelligenzlerklub«,128 wie Geyer immer wieder hervorhob. Dort spielte er gemeinsam mit 44 Karl »Vogerl« Geyer (rechts) den Konrád-Brüdern und mit Alfred »Spezi« im Teamdress. Links Roman Schaffer, später mit dem jungen Matthias SinSchramseis. Bild: Imagno, Votava, delar in dessen formativer Phase. Zwischen picturedesk. 1921 und 1928 kam Geyer auch zu 17 Einsätzen im Nationalteam, konnte sich dort aber nicht etablieren. Eine schwere Knieverletzung beendete 1928 Geyers aktive Karriere und er wechselte rasch ins Trainerfach. Er betreute zunächst den WAC, den er zum Cupsieg führte, womit die Startberechtigung für den Mitropacup verbunden war. Dort kam der WAC 1931 sensationell bis ins Endspiel, wo man in einem rein Wiener Finale der Vienna (2  : 3 und 1  : 2) unterlag. In der Folge übernahm Geyer das Training des SV Donau und danach jenes von Wacker. Daneben kümmerte er sich jahrelang um die Agenden der »Spielerunion«, einer 1924 gegründeten Vereinigung der Wiener Berufsspieler, deren Präsident er bis zum »Anschluss« 1938 war. Daneben ging er als Beamter bei den Österreichischen Bundesbahnen einem Brotberuf nach. Wie Walter Nausch war auch Karl Geyer mit einer Jüdin, der 1897 geborenen Margarethe Mahler, verheiratet, die am 29. Oktober 1936 allerdings aus der IKG ausgetreten war.129 Dennoch schildert Geyer analog zu Nausch, dass er im Frühjahr 1938 vor die Wahl gestellt worden war, sich scheiden zu lassen oder den Job zu verlieren. Geyer verweigerte die Trennung, sein Vertrag wurde von der inzwischen Deutschen Reichsbahn nicht mehr verlängert, er wurde mit 90 Reichsmark monatlich in Pension geschickt. Daneben lebten Geyer und seine Frau vermutlich von Mieteinnahmen.130 Geyer erzählt, dass er daraufhin »Offerte geschrieben« habe, vor allem »in die Schweiz, wo ich halt bekannt war«,131 also vermutlich auch in andere Länder. Seine Anfragen waren offenbar nicht erfolgreich. Erst im April 1939 erreichte Geyer

131

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

schließlich ein Angebot des norwegischen Klubs Brann Bergen, dessen Training er übernahm.132 Auch Margarethe Geyer übersiedelte nach Bergen. Geyer erzählt, dass der bekannte WAC-Leichtathlet und Nationalsozialist SS-Obersturmführer Felix (»Lixl«) Rinner133 sich dabei als Helfer erwiesen hatte  : Er konnte es durch seine Beziehungen innerhalb der Partei erwirken, dass Margarethe Geyer trotz der jüdischen »Herkunft« kein »J« in den (gemeinsamen) Pass gestempelt bekam. Als im Dezember 1939 Geyers Pass ablief, in dem auch seine Frau eingetragen war, reisten sie zurück nach Wien. Angesichts der prekären Situation der Juden und Jüdinnen in der »Ostmark« mutet Geyers Entscheidung, mit seiner jüdischen Frau unbedingt von Norwegen wieder nach Wien heimkehren zu wollen, zumindest eigenwillig an. Geyer erzählt, dass er im Frühjahr 1940 an einem Spiel der Austria-Senioren teilgenommen und dort ein Angebot des Klubs erhalten habe, »illegal« als Trainer bei der Austria zu arbeiten. Er habe laut eigenen Angaben nicht nur das Training der Austria geleitet, sondern spielte dort das »Mädchen für alles«, von der Spielfeldbewirtschaftung bis zur Betreuung des Akademikerteams.134 Dass Geyer seine Tätigkeit inoffiziell ausüben musste, war die Folge der neuen Trainerregelung. Die Mitgliedschaft im »Deutschen Turn-, Sport- und Gymnastiklehrerverband« erforderte unter anderem einen »Ariernachweis« und ein »Sittenzeugnis«,135 was anscheinend mit einer jüdischen Gattin nicht möglich war. Die neuen Vorschriften galten ab dem Oktober 1938, ihnen war die Auflösung der »Spielerunion«, der Interessensvertretung der »Sportarbeitnehmer«, deren Präsident Geyer gewesen war, am 19.  Juni vorangegangen. Der »Spielerunion« hatten zuletzt 101 Trainer und 217 Spieler im Inland sowie 62 Spieler im Ausland angehört. Am 21. Dezember 1938 schließlich erfolgte der »Erlass des Führers und Reichskanzlers über den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen«.136 Er unterwarf den deutschen Sport und alle seine Vereine den politischen, organisatorischen und ideologischen Zielsetzungen der NSDAP. 1940 wurde Geyer sogar wieder in den Bahndienst aufgenommen, hatte also neben den schmalen Bezügen der Austria auch wieder ein Fixgehalt. Margarethe Geyer lebte, durch die Verheiratung mit einem »arischen« Mann geschützt, aber stets in der Angst vor Verhaftung oder Deportation, bis 1945 in Wien. Geyer konnte seine angebliche Trainerarbeit jedenfalls während der NS-Zeit unbehelligt ausüben, er wurde auch behördlicherseits deswegen, sagt er, nie behelligt. »Nichts ist da gekommen. Wenn auch jemand kontrollieren gekommen wäre, hätte man gesagt, ›das war ein ehemaliger Spieler von uns – den kann man nicht verweisen, daß er da steht‹.«137 Die Bezahlung sei »unter der Hand« erfolgt, sagt Geyer. »Das hat kein Mensch gewusst, das hat kein Mensch gesagt.«138 Austria-Sekretär Richard Ziegler, ehemals Sekretär der Staatsliga, und Austria-Präsident Bruno Eckerl seien judenfreundlich und froh gewesen, dass sie ihn, Geyer, als Hilfe für die Mannschaft und vieles mehr hatten.139 Tatsächlich findet sich nirgendwo ein Hinweis darauf, wie lange und was Geyer für die Austria gearbeitet hat, sei das nun als Betreuer neben den »offiziellen« Trainern, Josef und Karl Schneider,140 oder als Mädchen für alles, wie er selber sagt. Alle Angaben zu diesem Thema waren nicht durch unabhängige Quellen zu verifizieren. Einer durchgehenden oder auch nur langdauernden Betreuung der Austria durch Geyer stehen unter anderem der Hinweis auf einen längeren Aufenthalt in Prag im Jahr 1941 und seine Einberufung in die Wehrmacht im Juni 1942 entgegen.141

132

Saison 1940/41 Bereichsklasse Ostmark

Im Sommer 1945 gab Geyer das Traineramt bei den Violetten ab und wurde von »Wudi« Müller abgelöst. Geyer arbeitete viele Jahre lang für die Nachwuchsabteilung des ÖFB. Gemeinsam mit Josef Molzer, einem ehemaligen Austria-Kollegen und Nebenspieler von Matthias Sindelar, betreute er rund ein Jahr lang das Nationalteam (1955–1956). Geyer starb 1998 und war daher einer der letzten Zeitzeugen der großen Zeit des Wiener Fußballs. Und da er bis zuletzt gern und ausführlich seine Meinung zum Fußball zum Besten gab, sind viele Darstellungen dieser Jahre nicht zuletzt von Geyers Erinnerungen und Erzählungen geprägt.142

45 Karl Geyer starb kurz vor seinem 100. Geburtstag in Wien. Bild: Österreichisches Pressebüro.

Im September 1940 berichtete Austria-Sekretär Richard Ziegler an Sepp Herberger, schon 35 Spieler der Austria seien einberufen worden,143 Im Laufe der Saison 1940/41 gewann die Austria zehn ihrer 18 Spiele, nur zwei gingen verloren. Die wesentlichsten Veränderungen im Kader selbst betrafen einerseits den Abgang des Gastspielers Siegfried Hessenauer, der aufgrund einer Versetzung sein Engagement bei der Austria beenden musste, andererseits die Rückkehr von Heinrich »Wudi« Müller. Er kehrte Ende Juli von der wegen finanzieller Probleme aufgelösten Hungaria aus Budapest,144 wo er fünf Jahre lang tätig gewesen war, nach Wien zurück. Der ehemalige Wunderteam- und WAC-Spieler wurde ab Herbst 1940 zum Stammspieler bei den Violetten, unterbrochen durch ein Engagement bei der zweitklassigen BSG Ternitz, von der Müller im August 1942 zur Austria zurückkehrte.145 Eine dritte Veränderung betraf Leopold Neumer, der nach Absolvierung des Reichsarbeitsdienstes wieder regelmäßig zur Verfügung stand. Die beiden Niederlagen in dieser Saison gab es ausgerechnet in den beiden Derbys gegen Rapid. So unterlag die Austria in der 7. Runde am 27. Oktober vor 20.000 ZuschauerInnen im Praterstadion gegen Rapid mit 0  : 3. Die Aufstellung der Austria in diesem Spiel entsprach weitgehend ihrer Standardformation in dieser Saison  : Zöhrer  ; Kopetko, Sesta  ; Probst, Mock, Mikolasch  ; Hessenauer, Stroh, Riegler, Rirsch, Neumer. An diesem Spiel kann beispielhaft verdeutlicht werden, wie schwierig sich die Zusammenstellung der Mannschaft Woche für Woche gestaltete, da nicht abzusehen war, wer zum Zeitpunkt des Spiels dann tatsächlich zur Verfügung stehen würde. Zudem wird aber auch nachvollziehbar, dass das Publikum bei 133

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

46 Portrait Heinrich »Wudi« Müller, der 1940 von Hungaria Budapest zur Austria kam. Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung. 47 Portrait des Austria-Tormanns Rudolf Zöhrer. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

genauer Lektüre und dem Vergleich mehrerer Zeitungen schon manches über die Spieler und damit indirekt auch über den Kriegsverlauf erfahren konnte, und wenn es nur durch das Faktum war, dass verschiedene Zeitungen über ein und denselben Spieler Unterschiedliches berichteten. So hieß es ein paar Tage vor dem Match in der »Kleinen Volks-Zeitung«  : »Es gilt als ziemlich sicher, daß wieder Sesta mitwirkt. Auch im Angriff soll die Elf verstärkt werden. Safarik ist in der Nähe von Wien stationiert und kommt für Sonntag in Frage. Rirsch und Riegler, die beide verletzt waren, werden vielleicht antreten, und es ist auch nicht ausgeschlossen, daß Pepi Stroh, der bereits das Lazarett verlassen hat, gegen Rapid die Angriffsführung übernehmen wird.«146 Tags darauf kündigte das »Volksblatt« die Stürmerreihe mit »Hessenauer, Stroh, Rirsch, Safarik und Neumer« an.147 Die »Kronen-Zeitung« hingegen formulierte unmissverständlich, »für den Sturm sind Hessenauer, Rirsch, Stroh, Neumer, Haag, Riegler, Huber, Safarik und so weiter oder auch nur zwei oder drei von ihnen ›greifbar‹. Nix Gewisses weiß man und am Sonntag wird man ja weiter sehen.«148 Am Spieltag wurde dann verlautbart, »daß die Austrianer heute ihren Angriff vollständig umstellen, der mit Stroh, Safarik und Rirsch natürlich eine ganz andere Schlagkraft aufweisen wird  ; außerdem ist wieder Sesta zur Stelle und Probst für die Läuferreihe abkömmlich«.149 »Daß diesmal die verletzt gewesenen Spieler Sesta, Stroh und Rirsch sowie der nach Wien zurückgekehrte Safarik wieder mit von der Partie sind, verleiht dem Spiel eine eigene Note. Austria hat jedenfalls eine Bombenmannschaft.«150 Entgegen der in der Vorberichterstattung verlautbarten Aufstellung kam dann de facto Riegler statt Safarik, der offenbar nicht freigestellt worden war, zum Einsatz. Im Matchbericht war zu lesen, dass die Rapidler einen unwiderstehlichen Angriffswirbel in »Hütteldorfer Form« praktiziert hätten. »Bei der Austria hingegen«, so der »Montag«, »machte sich in der ersten Spielhälfte nur Stroh im Angriff mit134

Saison 1940/41 Bereichsklasse Ostmark

unter angenehm bemerkbar, alles andere war schwach.« Sesta stand dem »anstürmenden Bimbo und den rasanten Rapid-Flügeln« ambitioniert aber chancenlos gegenüber.151 Die Niederlage war aus Sicht der Austria deshalb besonders betrüblich, da sie zu diesem Zeitpunkt die Tabelle anführte und es verabsäumte, den Vorsprung zu halten oder gar auszubauen. Verloren ging auch das Retourspiel gegen Rapid im Frühjahr. In der 16. Runde schlug Rapid die Austria am 30. März nicht nur 1  : 0, sondern setzte sich vom Tabellenzweiten mit vier Punkten Vorsprung uneinholbar ab. Vor abermals 20.000 BesucherInnen spielte die Austria auf der Pfarrwiese diesmal in der Aufstellung  : Spale  ; Andritz, Sesta  ; Kopetko, Mock, Gall  ; Riegler, Müller, Stroh, Huber, Neumer.152 Die am Vortag angekündigte Aufstellung hatte noch Probst und Haag beinhaltet. Auffällig ist, dass in den Medien, vermutlich durch die Intensivierung der 48 Austria-Spieler bei einer Erfrischungspause. Der Reichsadler kriegerischen Aktivitäten in Bulgarien und auf dem Trikot zeigt, dass in der Folge auch in Jugoslawien und Grieder Spieler beim Militär dient. Bildarchiv Verein für Geschichte der chenland, die häufigen Hinweise auf EinrüArbeiterInnenbewegung. ckungen und Verletzungen inzwischen weit seltener geworden waren. Weil Wacker und die Vienna (im direkten Duell mit den Violetten) die Austria noch im letzten Augenblick in der Tabelle überholten, blieb der Austria in der Endabrechnung nur der vierte Tabellenplatz. Abgesehen von den Niederlagen gegen Rapid hatte die Austria in diesem Spieljahr relativ erfolgreich abgeschnitten und etliche Siege erzielt, unter denen rein ergebnismäßig natürlich ein besonderes Ergebnis heraussticht, hierzu mehr im folgenden Kapitel.

135

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Torprämie und ein verspäteter Zug: Austria schlägt den LASK 21 : 0 Der höchste Sieg der Austria in einem Meisterschaftsspiel  – und auch der höchste Erfolg, den es jemals in einem Spiel der obersten Liga gab  – ereignete sich am 19.  Jänner 1941 auf dem Wacker Platz in einem Spiel der Austria gegen den LASK  : Es endete 21  : 0. Die Linzer steuerten drei Eigentore bei, die Tore der Austria erzielten Rirsch (7), Müller (5), Stroh (4), Riegler und Haag. »Dieses Spiel kann man kaum als regulär bezeichnen, denn die Linzer hatten zu diesem Kampf nur neun Mann zur Stelle«, schrieb »Das Kleine Blatt«,153 wobei zwei Mann aus den »mitfahrenden Schlachtenbummlern«154 rekrutiert wurden155 und zweifelhafte Spielberechtigungen aufwiesen. Der Grund der Personalnot lag in der Verspätung eines Zuges aus Linz, da der LASK in zwei verschiedenen Zügen angereist war. Austria-Präsident Bruno Eckerl musste für das »Katz-und-MausSpiel«156 aufgrund einer vor dem Spiel abgegebenen Versprechung für jedes Tor über das 49 Die Austria strebt einem hohen Sieg entgegen – vielleicht dem 21 : 0 gegen den LASK. Bildarchiv sechste hinaus eine Prämie von zehn Mark Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung. aus eigener Tasche zahlen, also 150 Mark.157 Die Linzer wollten aufgrund »höherer Umstände« eine Neuaustragung beantragen, welche aber nicht gewährt wurde, und beendeten die Meisterschaft als Letzte und Absteiger mit einem Torverhältnis von 17  : 106 und null Punkten. Insgesamt konnten die Vereine der »Ostmark« mit der Saison 1940/41 auf sportlicher Ebene zufrieden sein. Rapid besiegte am 22. Juni im Berliner Olympiastadion im Endspiel zur Deutschen Meisterschaft Schalke 04 mit 4  : 3. Und im TschammerPokal war es diesmal die Austria, die positiv überraschte und erst im Viertelfinale mit einem 1  : 4 bei Schalke 04 ausschied.158 Auf dem Weg dorthin schlug sie Wacker Wien mit 6  : 2, 1860 München mit 5  : 2 und Vorwärts Rasensport Gleiwitz mit 8  : 0. Vor allem gegen 1860 München müssen die Wiener dem Bericht des »Neuen Wiener Tagblatts« zufolge eine phantastische Leistung geboten haben, vor allem der »glänzende Mittelstürmer Huber« wurde hervorgehoben, der auch zwei Tore 136

Torprämie und ein verspäteter Zug: Austria schlägt den LASK 21 : 0

­bei­steuerte.159 In Gelsenkirchen gegen Schalke dagegen sprachen die Zeitungen von einer Austria, die »der ungeheuren Aufgabe […] nicht ganz gewachsen« war.160 Es musste jedoch auch berücksichtigt werden, dass Jerusalem und Adamek während des Spieles verletzt wurden und kaum mehr einsatzfähig waren. Sesta hingegen war – wieder einmal – ausgeschlossen worden. Abschlusstabelle der Bereichsklasse Ostmark 1940/41 Rapid

18

12

4

2

82 :  29

Wacker

18

10

4

4

60 :  33

28 24

Vienna

18

11

2

5

52 :  33

24

Austria

18

10

2

6

56 :  37

22

Admira

18

 8

5

5

56 :  37

21

Wiener Sportclub

18

 7

4

7

47 :  37

18

FC Wien

18

 6

5

7

32 :  40

17

FAC

18

 7

3

8

40 :  60

17

Grazer SC

18

 4

1

13

26 :  62

9

LASK

18

 0

0

18

17 : 106

0

Absteiger  : Grazer SC und LASK Aufsteiger  : Sturm Graz und Post SV

Auffällig in dieser Saison war, dass viele Wiener Spieler, darunter auch etliche Austrianer, neben den Spielen für ihren Verein in Stadt- und Gauauswahlen sowie in der Nationalmannschaft und auch bei Begegnungen zwischen verschiedenen Soldatenmannschaften antraten, die als Werbeveranstaltungen für das Heer oder die Luftwaffe abgehalten wurden. Von der Austria waren es besonders Sesta, Mock und Stroh, die immer wieder in solchen zusammengewürfelten Teams tätig waren. So trat im Herbst 1940 der Luftwaffensportverein Wien gegen eine Fliegerauswahl aus Polen an, wobei im Wiener Team Mock und Rirsch zum Einsatz kamen.161 Zum »Tag der Wehrmacht« im März 1941 wurde eine »[s]tarke Wiener Wehrmachtself nach Dresden« eingeladen. Der Wiener Auswahl »wird der bis auf Helmut Schön kompletten Mannschaft der Dresdner S. C. gegenübergestellt. Die Wiener verwenden hierbei eine Elf, die einer repräsentativen Vertretung gleichkommt«, darunter auch »Gefr. Kopetko« und »Gefr. Probst«.162 Waren die Heeresangehörigen also in Dresden engagiert, fuhren die Flieger nach Planitz und Chemnitz. Der Luftwaffensportverein Wien hatte dort zwei Freundschaftsspiele vereinbart, für die von der Austria Sesta, Mock, Stroh und Beranek vorgesehen waren.163 Für den 26. März wurde dann das Antreten einer Soldatenmannschaft in Hollabrunn angekündigt, in der mit Mock und Haag ebenfalls zwei Stammspieler der 137

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Austria stehen sollten.164 Dem Nachbericht war zu entnehmen, dass die Wiener mit 5  : 1 siegreich geblieben waren und dass Mock und Haag auch mitgespielt hatten.165 Kurze Zeit nach dem deutschen Einmarsch in Bulgarien trat eine Stadtauswahl von Sofia zunächst in Berlin und dann in Wien an. Das Vorspiel zum Städtewettkampf Wien gegen Sofia bestritten eine Heeres- und eine Luftwaffenauswahl, wobei in der Wehrkreisauswahl des Heeres mit den »Gefreiten« Kopetko und Probst zwei Austrianer antraten. Aber auch in der Wiener Stadtauswahl wurde auf den »Anteil der Wehrmacht an diesem Spiel« deutlich hingewiesen, indem »in unsrer Mannschaft mit Gefreiten Sesta, Funker Skoumal, Schütze Mock, Schütze Stroh, Funker Binder, Flieger Durek und Funker Pfeffer in der Mehrzahl Soldaten stehen.«166 Als besondere Bewerbe unter den Bedingungen des Krieges sind schließlich noch die Spiele um den »Alpenpokal« zu nennen, die zur Überbrückung der Sommerpause im Jahr 1941 und 1942 ausgetragen wurden. An dem Bewerb nahmen jeweils die besten fünf (1941) oder vier (1942) Klubs der Gaumeisterschaften der »Ostmark« und Bayerns teil, wobei jeder Verein eines Gaues gegen alle Klubs des anderen Gaues anzutreten hatte.167 In beiden Ausgaben der Jahre 1941 und 1942 rangierten sämtliche Wiener Klubs in der Schlusstabelle jeweils vor den bayerischen Vereinen. Die Austria war in beiden Jahren mit dabei, konnte im »Alpenpokal« 1941 hinter der Vienna den zweiten Rang erreichen und den Bewerb des Jahres 1942 sogar gewinnen. Im Bewerb von 1941 hatte die Austria SpVgg Fürth mit 4  : 0, den 1. FC Nürnberg mit 2  : 1, den BC Augsburg mit 6  : 3 besiegt und gegen Jahn Regensburg 2  : 2 gespielt, ehe man im letzten Match Bayern München 4  : 2 schlug. »Eine ziemlich einseitige Angelegenheit, da die Münchner ihrem Gegner weder technisch noch taktisch gewachsen sind«, notierte das »Neue Wiener Tagblatt«.168 Alpenpokal 1941 Vienna

138

5

5

0

0

17 :  2

Austria

5

4

Wiener Sportclub

5

3

Admira

5

3

0

10

1

0

18 :  8

 9

2

0

11 :  3

 8

2

16 :  9

 6

Wacker

5

2

1

2

 9 :  8

 5

Jahn Regensburg

5

2

1

2

 8 : 13

 5

1. FC Nürnberg

5

1

1

3

 5 : 11

 3

SpVgg. Fürth

5

1

0

4

 6 : 16

 2

FC Bayern München

5

0

1

4

 5 : 12

 1

BC Augsburg

5

0

1

4

 6 : 19

 1

Saison 1941/42: Bereichsklasse Donau/Alpenland

Saison 1941/42: Bereichsklasse Donau/Alpenland Im Juni 1941 überfiel Deutschland die Sowjetunion, ein neuerlicher »Blitzkrieg« sollte auch den »Russlandfeldzug« zu einem vergleichsweise raschen Abschluss bringen. Bereits im Dezember mehrten sich allerdings nicht nur in Militärkreisen, sondern auch innerhalb der Bevölkerung die Indizien, dass die »Ostfront« wohl länger bestehen würde. Der enorme Aufwand sowohl an Material als auch an Menschen konnte auf den Sport, auch auf den Fußball in der »Ostmark« und in Wien, nicht ohne Folgen bleiben. Ab diesem Zeitpunkt sollte das Geschehen auf den Fußballfeldern immer mehr zur kurzfristigen »Ablenkung« vom Krieg und allen seinen individuellen und kollektiven Konsequenzen dienen und zwar, wenn auch höchst unterschiedlich, sowohl für das Regime als auch für die fußballerischen Akteure, die Spieler und die ZuschauerInnen. Die Zusammensetzungen der Mannschaften änderten sich von Woche zu Woche, sie wurden zum Gutteil von jungen Spielern, Heimaturlaubern oder Aktiven gebildet, die in Wien oder in der unmittelbaren Umgebung eingezogen waren oder Ausbildungen absolvierten. Die Anreise eines Spielers zu einem Match war nur mehr gestattet, wenn die Entfernung 50 Kilometer nicht überschritt. So musste sich im Februar 1942 Sturm Graz aufgrund der vom Regime erlassenen Reisebeschränkungen aus dem Wettspielbetrieb verabschieden, die Resultate des Vereins wurden gestrichen, doch behielt der Klub vorerst seinen Erstligaplatz. Ab dem Frühjahr 1942 war die Bereichsliga Donau/Alpenland wieder eine Wiener Angelegenheit. Der – neben Sturm Graz – zweite Aufsteiger Post SV stieg am Ende der Saison mit nur einem Punkt aus 16 Spielen wieder ab. Die Austria beendete die Meisterschaft auf Platz vier, die Vienna wurde nicht zuletzt dank Karl Deckers überragenden Leistungen Meister der Gauliga und Deutscher Vizemeister. Angesichts der äußeren Umstände war die Fluktuation innerhalb der AustriaMannschaft zumindest bis zum Frühjahr 1942 überraschend gering. In der Herbstsaison waren Sesta und Neumer, Mock und Haag, Kopetko und Probst, Stroh und Riegler, obwohl alle bei Heer oder Luftwaffe eingerückt, bei der Mehrzahl der Matches im Einsatz. Dazu kamen noch Camillo Jerusalem, der im April 1941 aus Frankreich zurückgekehrt war, weiters der achtzehnjährige Adolf Huber, der sukzessive in der Kampfmannschaft Fuß fasste, und schließlich der 1940 zur Austria gekommene Tormann Josef Spale, der aufgrund seiner tschechischen Staatsangehörigkeit nicht einrücken musste. Die Saison begann mit einem überzeugenden Sieg der Austria über Wacker. Die Mannschaft wurde in den Medienberichten wohl nicht zufällig als gut zusammengespielt bezeichnet und erfuhr in den folgenden Monaten keine einschneidenden Veränderungen. Safarik wurde durch den noch jüngeren und nicht minder talentierten Huber ersetzt. Der auch von Reichstrainer Sepp Herberger geschätzte Mit139

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

telläufer Mock sowie Karl Sesta verliehen dem Spiel Konstanz, der Standardsturm Riegler-Stroh-Huber-Jerusalem-Neumer sorgte für Torgefahr. Das Fazit im »Kleinen Blatt« lautete schon beim ersten Spiel der neuen Meisterschaft, einem 6  : 0 gegen Wacker  : »Die Austria bestätigte gestern im Punktekampf gegen Wacker ihre letzten Glanzleistungen.«169 Auch die »Wiener Kronen-Zeitung« bestätigte die souveräne Verfassung der Austria, die »das Spiel jederzeit in der Hand« hatte.170 Mit sechs Siegen und zwei Remis sicherte sich die Austria vorzeitig den Herbstmeistertitel vor dem FC Wien und Wacker. Das letzte Spiel des Herbstdurchganges, ein Nachtragsspiel zur dritten Runde, brachte allerdings ein blamables Debakel  : Auf dem Wacker-Platz verlor man gegen die Admira mit 0  : 7, zu dem einer der Lieblingsstürmer des Reichstrainers Sepp Herberger, Willy Hahnemann, drei Tore beitrug. Das »Kleine Blatt« schrieb, »die vernichtende Niederlage des Herbstmeisters durch die zum großen Teil aus Jugendspielern bestehende Admira« sei »die Sensation des Tages« gewesen.171 Dazu kam, dass Rirsch nach einem groben Foul sowie Mock und Adamek wegen Kritisierens ausgeschlossen wurden und Leopold Stroh nach Spielende den Schiedsrichter tätlich angriff.172 Schon zwei Tage später erfolgten die Urteile durch den Bereichsfachwart für Fußball  : Walter Rirsch wurde für ein Jahr gesperrt, Leopold Stroh für neun Monate, Karl Adamek für vier Monate, Karl Andritz (für unsportliches Verhalten gegenüber dem Schiedsrichter) für vier Wochen und Hans Mock für zwei Wochen. Dieses niedrige Strafmaß wurde mit Mocks bisheriger Unbescholtenheit begründet.173 Als am 15.  Februar 1941 nach vier Verschiebungen endlich das erste Meisterschaftsspiel der Frühjahrssaison gegen Wacker (4  : 1) ausgetragen werden konnte, wirkten Andritz und Mock bereits wieder mit. In der Mannschaft standen auch einige junge Ersatzleute wie Friedrich Gartner, Glaser und Höfer. Ansonsten wurden die langwierigen Strafen aber mehrheitlich eingehalten  : Stroh spielte zwar erstmals wieder Ende Februar, also weit vor Ablauf seiner neunmonatigen Sperre, doch bei Adamek, der erst Mitte April wieder in einer Austria-Mannschaft aufscheint, und bei Rirsch, der sein nächstes Meisterschaftsspiel tatsächlich erst im Dezember 1942 absolvierte, dürften die Strafen nicht reduziert worden sein. Der Sieg gegen Wacker sollte das letzte Erfolgserlebnis in der Meisterschaft bleiben, neben einem 3  : 4 gegen Rapid reihte die Austria ein Unentschieden ans nächste. Der Schwung aus dem Herbst war verflogen. »Austria muß in allen Mannschaftsteilen Ersatzleute stellen«, hieß es über das Spiel gegen Wacker,174 und wenn der Herbst durch eine überraschend große Homogenität des Teams gekennzeichnet war, traf auf die Frühjahrssaison eher das Gegenteil zu. Jerusalem, Mock und Probst spielten fast gar nicht mehr, zumindest für die ersten beiden kann gesagt werden, dass sie an der »Ostfront« im Einsatz waren.175 Dafür finden sich in den Aufstellungen neue Namen wie Brosenbauer, Gartner, Glaser, 140

Saison 1941/42: Bereichsklasse Donau/Alpenland

Höfer, Werner oder Zatlasch. Über das Derby im März hieß es  : »Die Austria muß augenblicklich auf Andritz, Adamek, Mock, Probst, somit auf die ganze Läuferreihe, ferner auf Riegler, Jerusalem und Kopetko verzichten.«176 Die Kritik in den Zeitungen blieb dennoch mehrheitlich positiv, wenn etwa konzediert wurde  : »Es hat nichts zur Sache, wenn beispielsweise jetzt bei Austria ein Sesta, Mock, Jerusalem, Adamek, Riegler und Probst fehlen, ihre Nachfolger haben sich schnell und gut in das Mannschaftsgefüge eingepaßt, sie spielen durch die Bank ausgezeichneten Fußball.«177 Das letzte Spiel, ein 1  : 1 gegen FC Wien im Praterstadion, zeigte eine mit etlichen Ersatzleuten antretende Austria-Mannschaft.178 Floth, Gartner, Zatlasch, Hoffmann, Werner und Brosenbauer, aber auch Gastspieler Hessenauer waren nicht jenem Stamm der Austria zuzurechnen, der die Herbstmeisterschaft gewonnen hatte. Es fehlten neben Sesta auch Mock, Neumer, Huber und Jerusalem. Mock lag im Lazarett und kehrte überhaupt nicht mehr in die Mannschaft der Austria zurück,179 Neumer und Jerusalem waren an der »Ostfront«, Sesta vermutlich auch im Front­ einsatz und Huber leistete seinen Wehrdienst in Klagenfurt ab.180 Am Ende reichte es für die Austria wieder zum vierten Tabellenrang, was zur neuerlichen Teilnahme am Alpenpokal berechtigte. Abschlusstabelle der Bereichsklasse Donau/Alpenland 1941/42 Vienna

16

11

3

 2

51 : 26

25

FC Wien

16

 8

5

 3

45 : 23

21

Rapid

16

 8

3

 5

39 : 30

19

Austria

16

 5

7

 4

34 : 25

17

FAC

16

 7

3

 6

39 : 50

17

Wacker

16

 7

2

 7

42 : 39

16

Wiener Sportclub

16

 6

3

 7

43 : 38

15

Admira

16

 5

3

 8

43 : 40

13

Post SV

16

 0

1

15

10 : 75

 1

Ausgeschieden: Sturm Graz Absteiger: Post SV Aufsteiger: WAC und SG Reichsbahn Wien

Im Alpenpokal-Bewerb von 1942, der besonders von Wiener Seite her weniger prominent beschickt worden war, blieb die Austria nach Siegen gegen Jahn Regensburg, den 1. FC Nürnberg, SpVgg. Fürth und Bayern München ohne Punkteverlust siegreich.

141

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Alpenpokal 1942 Austria

4

4

0

0

14 :  4

8

GAK

4

3

0

1

 9 :  5

6

Vienna

4

3

0

1

 9 :  6

6

Wiener Sportclub

4

2

1

1

15 :  6

5

SpVgg. Fürth

4

2

0

2

 5 :  5

4

Jahn Regensburg

4

1

0

3

 4 : 12

2

BC Augsburg

4

0

1

3

 6 : 17

1

FC Bayern München

4

0

0

4

 4 : 12

0

Abgesehen von diesen Matches gegen die bayrischen Spitzenklubs verbrachte die Austria die lange Sommerpause mit einem einzigen Spiel im Tschammer-Pokal  : Schon in der ersten Hauptrunde setzte es ein blamables 1  : 7 gegen den WAC. Obwohl bei der Austria mit Spale, Sesta, Stroh und Safarik nur vier prominente Spieler antraten, war das Ergebnis dennoch »eine Riesenüberraschung, denn die Praterleute spielten die Austria einfach in Grund und Boden«.181 Dabei waren die jungen Austrianer auf anderer Ebene durchaus erfolgreich  : Im siegreich absolvierten Endspiel um die Nachwuchsmeisterschaft der Ostmark bestand die Wiener Auswahl mehr als zur Hälfte aus Spielern der Austria  : Zu Floth, Smida, Kavan, Hoffmann, Brosenbauer, Höfer kam mit Stojaspal von »Reichsbahn« noch ein weiterer junger Spieler, der bald den violetten Dress tragen sollte.182

Saison 1942/43: Bereichsklasse Donau/Alpenland Ab dem Herbst 1942 wurden die Auswirkungen des Krieges auf das Fußballgeschehen immer offenkundiger. Und auch die Medien formulierten immer öfter  – vorerst verklausuliert, mit der Zeit aber auch ganz offen  –, dass die Ergebnisse von Spielen vor allem davon abhingen, welcher Verein welche Stammspieler gerade zur Verfügung hatte. So etwa schrieb die »Kronen-Zeitung«  : »Natürlich müssen kriegsbedingte Umstände als gegeben angesehen werden. Dazu gehören vor allem die Schwierigkeiten, die den Vereinen  – den einen mehr und den anderen weniger  – bei der Zusammenstellung ihrer Kampfmannschaften erwachsen.«183 Die meisten Spieler seien bei der Wehrmacht und stünden deshalb nur fallweise zur Verfügung, »wobei wir von den zahlreichen gar nicht reden wollen, die unmittelbar an der Front sind […]«.184 Wichtig war weniger das Ergebnis als die Tatsache, dass überhaupt noch gespielt wurde. Die Ergebnisse wurden aufgrund der unsicheren Personalien erratischer. 142

Saison 1942/43: Bereichsklasse Donau/Alpenland

Es entstand der Begriff der »Friedensmannschaft« und damit verbunden bei jedem Spiel die Frage, wie viele Kräfte aus diesem StammTeam wohl zur Verfügung stünden. Bei der Austria waren es in diesem Herbst besonders Spale, Stroh, Adamek und »Wudi« Müller, die in fast allen Begegnungen mitwirkten und um die herum junge Spieler gruppiert wurden. Auch Siegfried Hessenauer, der ja schon 1939/40 als Gastspieler fungiert hatte, war offenbar wieder in Wien und bestritt zwischen April und September sechs Meisterschaftsspiele für Violett. Neumer (ein Spiel), Joksch (zwei  Spiele) und Sesta standen im Herbst fast gar nicht zur Verfügung. So hieß es in der Vorschau auf ein Spiel gegen den FAC im Praterstadion  : »Die beiden Stammspieler Neumer und Joksch befinden sich auf Urlaub in Wien […] und außerdem besteht die Möglichkeit, daß Sesta die Verteidigung verstärkt. Besonders das Wiedersehen mit dem ›Bladen‹ dürfte im Stadion größte Freude erwecken.«185 50 Siegfried »Friedl« Joksch, ein Evergreen der Austria, spielte von Sesta spielte letztlich nicht und in den Medi1937 bis 1952 bei den Violetten. enberichten findet sich kein Hinweis, dass er Bild: Imagno, Votava, picturedesk. überhaupt noch weitere Spiele für die Austria bestritten hat. Erst für den LSV Markersdorf stand er ab der Saison 1943/44 wieder auf dem Platz. Wie die kriegsbedingten Verhältnisse bei der Austria waren, können wir einem Brief von Sekretär Richard Ziegler an Reichstrainer Sepp Herberger vom September 1942 entnehmen, in dem es unter anderem heißt  : »Bei uns noch Neues  : Jerusalem erhielt am 17.  Juli das E.K.  II im Osten, Riegler im Kaukasus. Neumer bei Woronesch, Mock und Joksch im Abschnitt Mitte, Kopetko in Lappland. Safarik ist von seiner schweren Kehlkopfverletzung halbwegs hergestellt. Von unserer Kampfmannschaft des Vorjahres, steht uns noch Spale, Adamek und teilweise Stroh Pepi zur Verfügung, alles andere an diversen Fronten.«186 Schon beim Auftaktmatch der Meisterschaft, in dem die Austria gegen die Admira mit 6  : 1 die Oberhand behielt, mussten beide Mannschaften »mit etlichen Jugendspielern« antreten.187 Das sollte sich schon in der zweiten Runde für die Austria als besonders bitter herausstellen, denn sie musste gegen eine Rapid »in voller Kampfstärke antreten«.188 Das war zwar ein reichlich schönfärberischer Zeitungs143

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

bericht, denn Rapid musste ebenfalls mit etlichen unerfahrenen Spielern vorliebnehmen, doch waren in der Aufstellung der Austria mit Hamisch, Mayer, Werner, Kopany und Wondracek II etliche Namen zu lesen, die zuvor noch keine Meisterschaftsbegegnungen bestritten hatten. »Die Austrianer mussten diesmal auf ihre in Breslau [Anm.: bei den ›Sommerkampfspielen der Deutschen Jugend‹] beschäftigten Jugend­spieler verzichten. So war die Abwehr diesmal katastrophal schwach.«189 Austria geriet gegen Rapid mit 1  : 10 unter die Räder – die wahrscheinlich höchste Niederlage in der Geschichte des Wiener Derbys.190 In der Matchkritik merkte der Reporter im »Kleinen Blatt« an, »dass die Trefferausbeute der Hütteldorfer unter Umständen auch hätte zweistellig [sic] ausfallen können«.191 Das Fazit in der »Kronen-­Zeitung« lautet, dass »bei Austria […] die wenigen Spieler der Stammannschaft nicht imstande [waren], all die Lücken auszufüllen, die sich durch die Einstellung so vieler Ersatzleute ergeben hatten«.192 Veränderungen ergaben sich aber nicht nur in der Mannschaft, sondern auch auf der Führungsetage  : Der Vorstand wurde im Herbst 1942 weitgehend neu zusammengesetzt. Die Generalversammlung 1942  : Eckerl und seine Mannschaft Im November 1942 berichtete die »Kronen-Zeitung«193 über eine »Hauptversammlung der Austria« und listete auch die für den Verein verantwortlichen Funktionäre auf  : Vom Vorstand des Herbst 1938 waren nur mehr Bruno Eckerl (als Vereinsführer) und Hans Lot (als Kassenwart) weiterhin aktiv (siehe Akt 2). Der engere Vorstand, also der Personenkreis mit Entscheidungsbefugnis, bestand aus drei Personen, dem Vereinsführer, seinem Stellvertreter und einem Kassier (»Kassenwart«). Dazu kamen zwei untergeordnete, weisungsgebundene Funktionäre mit klar definierten Aufgabenbereichen, konkret ein Sport- und ein Jugendwart, 51 Rechtsanwalt Dr. Eckerl als sowie ein für die ideologische Schulung Vereinsführer der Austria. und Überwachung zuständiger Dietwart. Rechts hinter ihm Karl Sesta in Fliegeruniform. Bildarchiv Zwei Kassenprüfern oblag vermutlich Verein für Geschichte der nicht viel mehr als eine mehr oder minArbeiterInnenbewegung. der regelmäßige Kontrolle der Finanzen,194 und einem aus vier Personen bestehenden »Ältestenrat« kam wahrscheinlich nur die Rolle eines beratenden Gremiums zu. Für einen geringen Einfluss dieser sechs Funktionäre spricht auch das Faktum, dass

144

Saison 1942/43: Bereichsklasse Donau/Alpenland

sie in den Medien abgesehen von der Nennung im Kontext dieser Hauptversammlung nie vorgestellt oder auch nur erwähnt wurden. Vorstand 1942 Dr. Bruno Eckerl

Vereinsführer

Dr. Albert Stradal

Stellvertreter

Hans Lot

Kassenwart

Karl Zetschok

Sportwart

Sepp Ehrlich

Kassenprüfer

Franz Kominek

Jugendwart

Dr. Franz Hartl

Dietwart, Kassenprüfer

Obermagistratsrat i.R. Dr. [Alfred] Dierkes

Ältestenrat

Quelle  : Illustrierte Kronen-Zeitung 24.11.1942, S. 6.

Zu vermuten ist, dass bei der Austria die NS-Konzeption des »Führerprinzips«195 zumindest zu diesem Zeitpunkt auch umgesetzt wurde, indem Dr. Bruno Eckerl gemeinsam mit seinem neu ernannten Stellvertreter Dr. Albert Stradal und dem Kassenwart Hans Lot die Klubgeschicke in weitgehender Alleinverantwortung leitete. Dr. Bruno Eckerl und Hans Lot wurden in Akt 2 schon näher vorgestellt. Wer waren die neuen Verantwortlichen der Austria  ?

52 Portrait Hans Lot von 1938, Personalakt des Justiz­ ministeriums. Öster­rei­chisches Staats­archiv. 53 Ärztekammerausweis Dr. Albert Stradal. Bestand Ärztekammer, Wiener Stadt- und Landesarchiv.

Albert Stradal Am 20.  Jänner 1939 wurde neben dem Gerichtsassessor Dr. Otto Jähnl auch ein »Dr. Stradal vom Franz Josef-Spital« in den Vorstand der Austria kooptiert.196 Albert Stradal, geboren 1904, war »in einer bürgerlichen Idylle in Wien Hietzing« aufgewachsen, der Vater war Ober-Ingenieur im k.  k. Ministerium des Inneren, die be-

145

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

reits 1925 verstorbene Mutter Emmy war für die Großdeutsche Volkspartei eine der ersten weiblichen Abgeordneten im österreichischen Nationalrat.197 Albert Stradal promovierte 1928 zum Doktor, 1937 zum Facharzt.198 Der Chirurg Albert Stradal war in Sportkreisen kein Unbekannter, war er doch immer wieder im Zusammenhang mit der ärztlichen Behandlung von Sportverletzungen erwähnt worden  : Schon 1933 betreute Stradal – noch als Chirurg im Elisabeth-Spital – die schwere Knieverletzung von Libertas-Spieler Ludwig Brousek. Im Franz-JosefsSpital behandelte Stradal, »der dafür bekannt ist, dass er gerade Sportsleuten seine besondere Aufmerksamkeit zuwendet«, etwa den Wacker-Spieler Josef Pekarek oder den WAC-Leichtathleten Kaun.199 Und auch 1942 war Stradal als Chirurg in dieser inzwischen in Robert-Koch-Krankenhaus umbenannten und um etliche Militär- und Kriegslazarette erweiterten Anstalt200 tätig, die Zeitungen berichteten von einer erfolgreichen Meniskusoperation beim Vienna-Stürmer Richard Fischer.201 Mit welchen Veränderungen im Verein die Kooptierung Stradals – drei Tage vor dem Tod Matthias Sindelars – im Zusammenhang stand und wen er möglicherweise ersetzte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Bei einer Hauptversammlung des Klubs im November 1942 wurde Stradal jedenfalls zum Vereinsführer-Stellvertreter unter Präsident Eckerl ernannt, wobei den Medien zu entnehmen ist, dass er dieses Amt neu übernahm.202 Stradal war kein Mitglied bei der NSDAP, der SA oder SS. Vielmehr kam er aus privaten Gründen in Konflikt mit dem neuen System  : Ende November 1938 erklärte das Personalamt der NSDAP, Gau Wien, seine Anstellung als Vertragsassistent im Franz-Josefs-Spital als beendet  : Das Dienstverhältnis wurde »mit Rücksicht auf den Umstand, dass er jüdisch versippt ist (seine Frau gilt nach den Nürnberger-Gesetzen als jüdisch) nicht mehr […] verlängert«. Seine Einschätzung war auffallend neutral  : »Politisch unbeschrieben, lebt er ziemlich zurückgezogen«. Doch die Konsequenz seiner Ehe war klar  : »Infolge seiner Verheiratung mit einer Jüdin kommt er für den öffentlichen Dienst nicht in Betracht.«203 Im Fragebogen für die  – zwangsweise  – Mitgliedschaft in der Reichsärztekammer gab Stradal im Februar 1939 seine Frau als »Mischling I.  Grades« aus, nach Urgenz durch die Behörde änderte er das in einer zweiten Fassung vom März auf »jüdisch«. Im Juni 1939 machte ihn auch die Reichsärztekammer auf die falsche Angabe aufmerksam  : Es sei erwiesen, dass er nicht wie von ihm angegeben mit einem »Mischling«, sondern mit einer Jüdin verheiratet sei. Stradal scheint zu dieser Zeit nicht mehr im Spital, sondern als niedergelassener Arzt gearbeitet zu haben. Bereits am 1. September 1939 wurde er zur Wehrmacht einberufen, am 8. November 1939 entlassen, er dürfte in dieser Zeit aber weiter seinen Beruf ausgeübt haben. Ob aus privaten Gründen oder wegen seiner Karriere, jedenfalls ließ sich Stradal im Oktober 1940 von seiner ersten Frau scheiden – was für diese lebensbedrohliche Folgen haben konnte. Und er heiratete bereits im Februar 1941 neuerlich, worüber er auch die Ärztekammer informierte. Im September 1941 ging allerdings ein Schreiben an ihn wie auch an den NSÄrztebund ein, dass laut »Gauamt für Sippenforschung Wien« auch seine zweite Gattin Hilde als »Mischling II. Grades« geführt werde. Im Februar 1943 wurde Stradal anscheinend wieder zum Wehrdienst verpflichtet, wobei er angab, erst bei der Vorsprache bei der »Wehrersatzinspektion« von der jüdischen Abstammung auch seiner zweiten Frau in Kenntnis gesetzt worden zu sein.204 Bis Kriegsende dürfte

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Saison 1942/43: Bereichsklasse Donau/Alpenland

Stradal jedenfalls nur in seiner Privatordination tätig gewesen sein. Im Frühjahr 1945 dürfte Stradals Wohnung nach einem Bombenangriff zerstört worden sein. Noch im April 1945, unmittelbar nach dem Ende der NS-Herrschaft in Wien, setzte sich der interimistische Leiter der Wiener Ärztekammer, Fritz Ryvarden,205 dafür ein, Albert Stradal eine Wohnung als Ersatzordination zur Verfügung zu stellen. Er schlug dafür mehrere Wohnungen von »geflüchteten Parteigenossen« am Schwarzenbergplatz und in der Wickenburggasse 19 vor. Schließlich zog Stradal aber ins Nachbarhaus, Wickenburggasse 17, ein. In einem Fragebogen für die Ärztekammer gab er an, Mitglied der Widerstandsbewegung gewesen zu sein.206 Im Oktober 1945 berichtete die »Weltpresse«, dass die »Krise« der Austria vom vergangenen Sommer nun beendet sei, zum einen durch hervorragende sportliche Leistungen, zum anderen durch eine Änderung im Vorstand, denn der »neue Präsident Dr. Stradal, ein Arzt, scheint die richtige Methode gefunden zu haben, um alle die Individualitäten, über die der Verein verfügt, richtig zu ›packen‹«.207 Doch schon im Dezember, mit der Rückkehr von »Michl« Schwarz, der »per Akklamation« wieder zum Präsidenten gewählt worden war, trat Stradal erneut ins zweite Glied zurück. Er blieb allerdings vorerst im Vorstand und ihm wurde die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Im Vorstand vom Oktober 1946 taucht Stradal freilich nicht mehr auf. Das kann auf interne Querelen im Verein ebenso zurückgegangen sein wie auf die berufliche Situation Stradals, der im Juni 1945 Leiter des Privatspitals »Confraternität« wurde208 und sich in der Folge auf Kropfoperationen spezialisierte. Aber Stradal blieb doch genügend Zeit, als Sportarzt aktiv zu bleiben, so fungierte er als Teamarzt der Fußball-Nationalmannschaft, der alle prominenten Teamspieler operierte, wenn sie Probleme mit dem Gelenks- oder Bewegungsapparat hatten.209

Karl Zetschock Zum Sportwart und damit zum Verantwortlichen für den gesamten Spielverkehr und die Mannschaften wurde in der Hauptversammlung vom November 1942 Karl Zetschock (auch Zetschok)210 bestimmt. Zetschock, geboren am 23.  Juni 1901, war zunächst Polizeibeamter. Fußball übte er beim Hütteldorfer AC Nordstern aus, ehe er 1928 zur Sportvereinigung der Polizei wechselte.211 Dort spielte Zetschock mit Franz Gefing in einer Mannschaft, der dann ab 1949 im Austria-Vorstand saß. Im Jahr 1930 wechselte Zetschock zum VfR Sparta, wo er ab 1931 auch im Vorstand war. Spätestens Mitte der 1930er Jahre dürfte er seine aktive Karriere beendet haben. Zetschock verließ den Polizeidienst und machte sich selbständig  : Ab 1933 betrieb er ein Lebensmittelgeschäft in der Linzer Straße, zwischen 1934 bis 1936 dann in Favoriten in der Pernersdorferstraße. Ab 1937 wird er in Lehmann’s Wohnungsanzeiger als Inhaber eines Modewarengeschäftes in der Favoritenstraße genannt. Nach dem »Anschluss« »arisierte« Zetschock den Gemischtwarenhandel des Robert Kalman in der Esslinggasse im ersten Gemeindebezirk. Im November 1946 gab Zetschock im

54 Portrait Karl Zetschok. NS-Registrierungsakten, Wiener Stadtund Landesarchiv.

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Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Zuge der Vermögensentziehungs-Anmeldung zunächst an, der Kauf des Geschäftes sei bereits im Februar 1938 abgeschlossen worden und der vereinbarte Kaufpreis von 43.000 Schilling (etwa 29.000 Reichsmark) sei später nicht reduziert worden, daher liege keine Vermögensentziehung vor. Als Datum des Vertragsabschlusses wird der 17. März genannt.212 Dem Gauakt ist freilich zu entnehmen, dass der Arisierungsantrag erst im November 1938 gestellt wurde.213 Die einvernehmliche Kaufvereinbarung dürfte also als nachträgliche Schutzbehauptung einzustufen sein. Korrekt hingegen scheint, dass der Firmenname am 19. Juni 1939 auf »Karl Zetschock« geändert worden ist, nach dem Eintritt eines Carl Hofmann am 1. Jänner 1940 auf »Zetschock & Co.«. Im September 1947 einigten sich Zetschock, Hof(f)mann und der nach New York emigrierte Kalman außergerichtlich auf Rückgabe des Geschäftes. Zetschock und Hof(f) mann verpflichteten sich zusätzlich zur Zahlung von 15.000 Schilling.214 Diskrepanzen ergeben sich ebenso hinsichtlich Zetschocks Parteimitgliedschaft. Die Ortsgruppenparteikarte nennt als Beitrittsdatum zur NSDAP den 1. März 1938, ab 1.  Mai 1938 sei Zetschock dem »Propagandaamt« zugeteilt gewesen.215 Ein Schrei­ben vom Dezember 1943 bestätigt die Existenz eines »Pol. Leiterakt[s] des Pg. Karl Zetschock«, der »von März 1938 bis zu seiner Enthebung am 13.7.1940 als Ortsgruppenpropagandaleiter in der Ortsgruppe ›Gellertplatz‹ tätig« gewesen sei, ehe er »wegen geschäftlicher Überbürdung« enthoben werden musste. Zusätzlich sei er Sachverständiger in der Gauverwaltung des DAF gewesen. Noch im Februar 1944 wurde Zetschock als »Altparteigenosse« und als »gebefreudig« bezeichnet.216 Die Gaukartei hingegen weist als Datum des Aufnahmeantrags den 23. Mai 1938 aus, die Aufnahme sei am 1. Juli 1940 erfolgt.217 Zetschock selbst beschreibt den Sachverhalt ganz anders  : Er habe im September 1938 einen Mitgliedsantrag gestellt. Im März 1939 sei sein Antrag mit der Begründung zurückgestellt worden, dass er als »politisch untragbar« eingestuft sei. Er habe dagegen »keinen Einspruch« erhoben. Im Frühjahr 1941 habe ihm der »Zellenleiter« dennoch eine Mitgliedskarte übergeben, er habe deren Entgegennahme jedoch abgelehnt, zumal er anführt, ab März 1940 als »Gruppenleiter-Stellvertreter« von »St. Michael der geheimen Kampforganisation Freies Österreich« fungiert zu haben.218 Zur Untermauerung seiner Aussagen legt er insgesamt 15 Entlastungs- und Bestätigungsschreiben bei.219 Unter den Entlastungszeugen finden sich mehrere, die auf den Sport verweisen  : So führt etwa Karl Geyer an, dass ihn Zetschock trotz des Wissens über seine jüdische Frau »in leitender Vertrauensstellung« in seiner Firma angestellt und damit vor »schwerer Rüstungsarbeit« bewahrt habe. »Als Sportwart des F.K. ›Austria‹, dessen Fußballtrainer ich war und noch heute bin, rettete Herr Zetschock so manchen Fußballer vom Fronteinsatz. Ausserdem war ich Zeuge, dass er dem politischen Flüchtling, Josef Horvath,220 der auch Spieler des F.K. Austria ist, auf seiner Flucht vor der Gestapo geholfen hat.«221 Es lag auch ein Schreiben jenes Josef Horvath bei, dass ihm Zetschock, nachdem er »am 4. November 1944 der Gestapohaft entsprungen« sei, als erster »Tatkräftige [sic] Hilfe und Unterstützung gegeben« habe. Auch ein Leopold Hofbauer, der als »prov. Vize-Bürgermeister für den XII. Bezirk« unterzeichnet, gibt an, dass er Zetschock »von unserer frühesten Jugendzeit an durch unsere

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Saison 1942/43: Bereichsklasse Donau/Alpenland

gemeinsame Tätigkeit als Fussballer« kennt und bezeugen kann, dass er »in der Hitlerzeit immer antifassistisch [sic] eingestellt« gewesen sei.222 Trotz der Entlastungsbriefe wies die Beschwerdekommission beim Innenministerium mit Bescheid vom September 1947 das Ansuchen um Ausnahme von der Verzeichnung als Parteimitglied ab. In einem Rekursantrag führte Zetschock neue Argumente an  : Er habe die Parteimitgliedschaft nur beantragt, »weil ich sonst für mein Engros-Geschäft, dass [sic] ich meinem jüdischen Chef retten wollte, keinen Gewerbeschein erhalten hätte. Nachdem mein Chef mir 1933 zur Selbstständigkeit verholfen hatte habe ich dieses Opfer für ihn gebracht und sehe nun mit Genugtuung, dass ich sein Geschäft nun jetzt in erstklassigem Zustand zurückgeben konnte.«223 Zetschock legte neuerlich Unterstützerbriefe bei, unter anderem eine Bestätigung von Emanuel Schwarz’ Frau Leopoldine, dass er die Parteimitgliedschaft verweigert habe und immer »ein eifriger Kämpfer gegen den Nazismus« gewesen sei.224 Im Oktober 1947 wird seiner Beschwerde stattgegeben. Dennoch beginnt die Staatsanwaltschaft Wien im Dezember 1948 weitere Vorerhebungen gegen Zetschock nach dem Verbotsgesetz (§ 8, Unrichtige Angaben bei der Registrierung) und dem Kriegsverbrechergesetz (§ 6, Missbräuchliche Bereicherung). Die Behandlung des Falles verzögert sich aber offenbar, denn erst im Juni 1950 fordert die Staatsanwaltschaft von der Registrierungsbehörde die Akte Zetschock an, die im Juli übermittelt wird. Damit enden leider die verfügbaren Aktenbestände zu Karl Zetschock. Weiter verfolgt wurde der »Fall« Zetschock aber offenbar nicht, denn ab 1951 saß Zetschock im Vorstand des Verwaltungsrates des ÖFB, wo er verantwortlich für die Jugendarbeit war.

Die übrigen neuen Funktionäre Zum Dietwart und zugleich zum Kassenprüfer wurde Dr. Franz Hartl bestimmt, der weder vor- noch nachher im Kontext der Austria auftaucht. Ob Franz Hartl eine fußballerische oder sportliche Vergangenheit hatte, ist nicht rekonstruierbar. Hartl beantragte am 1.  Mai 1938 die Mitgliedschaft bei der NSDAP und blieb Mitglied bis zum Ende des Dritten Reiches. Noch 1943 schreibt die Kreisleitung III des Gaus Wien der NSDAP über Hartl  : »Die Einstellung desselben ist einwandfrei, er ist seit 1938 Mitglied der DAF und NSV, die wirtschaftliche Lage und Spendenbeteiligung ist sehr gut. Charakter und Leumund einwandfrei.«225 Hartl, 1905 geboren, absolvierte die damalige Hochschule für Welthandel, promovierte 1928 und trat dann als Einkaufsleiter in die Ariadne Draht- und Kabelwerke ein. In einer biografischen Skizze gibt er an, schon ab 1933 »unter dem Namen Rötgers Pepi« Illegaler gewesen zu sein. Im Jänner 1943 wird Hartl überraschend bei der Firma Ariadne entlassen und wechselt zur Wiener Brückenbau und Eisenkonstruktions A.G. Dem vorausgegangen waren offenbar intensive Kontroversen um die Ariadne, in die sich bis zur Gauleitungsebene verschiedenste Parteistellen einschalteten. Wurde die politische Positionierung des Betriebes einerseits immer wieder hinterfragt, wurde ihm andererseits bestätigt, dass er schon vor 1938 mindestens 50 Prozent Illegale beschäftigt hatte. Im umfangreichen Briefverkehr werden sowohl Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Parteistellen als auch persönliche Animositäten sichtbar. Hartl ist, je nach Sichtweise, einmal Täter, ein andermal Opfer.

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Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Im Zuge der Entnazifizierung gab Hartl an, vom 1. Juli 1938 bis zum 27. April 1945 Parteimitglied gewesen zu sein. Die Mitgliedsnummer könne er nicht mehr angeben, da er die Karte vernichtet habe. Nach Kriegsende sei er in Unter-Harbach bei Vorchdorf in Oberösterreich gewesen. Dort sei er festgesetzt und am 1. September 1945 »aus amerik. Gefangenschaft« nach Wien entlassen worden. Kurze Zeit später suchte er um Ausnahme von der Registrierungspflicht für ehemalige Nationalsozialisten an, wobei in seiner Argumentation, anders als bei etlichen anderen Fußballfunktionären, der Sport keine Rolle spielte.226 Im Gegensatz zu vielen Anträgen um Befreiung von der Registrierung enthielt das Schreiben von Hartl keine euphorischen Briefe mit Bestätigungen seiner antinazistischen Haltung, sondern lediglich Schreiben, die bestätigten, dass er sich stets »kameradschaftlich« und »loyal« verhalten und seine Parteimitgliedschaft nie hervorgehoben oder ausgenutzt habe. Hartl argumentiert, die Firma Ariadne sei in deutschem Besitz gewesen und der Chef habe ihn zum NSDAP-Beitritt genötigt. In der Folge seien etliche »Reichsdeutsche an leitenden Positionen« in die Firma aufgenommen worden, die jedoch »sowohl fachlich als auch menschlich total versagten«. Hartl habe daraufhin »einen Kampf gegen die Invasion« begonnen, der schließlich »zu meiner fristlosen Entlassung« geführt habe. »Dass ich seit diesem Zeitpunkt von der NSDAP und ihren ›einwandfreien Funktionären‹ überhaupt nichts mehr wissen wollte, war selbstverständlich. Meine Zugehörigkeit zur Partei war nur am Papier […]. Dass ich es an meinem guten Willen zur Österreichischen [sic] Sache nicht fehlen liess, glaube ich dadurch bewiesen zu haben, dass ich mich freiwillig als Vornieter (Schwerstarbeiter) bei der Wiener Brückenbau A.G., Wien, bei der ich bis 20.2.1945 den [sic] Tag meiner Einberufung in gehobener Position beschäftigt war, zur Verfügung gestellt habe. und [sic] hoffe damit meinen Aufbauwillen kundgetan zu haben«. Er könne sich daher »als ein durch die Partei Geschädigter« bezeichnen.227 Im Jänner 1946 wurde Hartls Ansuchen um »Nachsicht von der Registrierung« abgelehnt und die Erledigung zog sich zumindest bis ins Jahr 1951, als sich Hartl in einem Schreiben rechtfertigt, dass er gemäß Amnestierungsgesetz 1948 nach dem Ende des NS-Regimes keinerlei nationalsozialistische Tätigkeiten ausgeübt, keine Kontakte mehr unterhalten habe, dennoch aber noch immer in der Registrierungsliste geführt werde. Im Kontext der Austria blieb seine Tätigkeit als Dietwart aber offenbar eine vereinzelte Episode. Der Kassenprüfer Josef »Sepp« Ehrlich war ein alter Bekannter im Wiener Fußballsport  : Ab dem Beginn der 1920er Jahre spielte er beim 1.  Simmeringer SC, im Sommer 1927 wechselte er, inzwischen Kapitän der Simmeringer Mannschaft, wegen des finanziellen Zusammenbruchs des Klubs zum SC Wacker, übrigens gemeinsam mit Trainer Robert Lang, dem späteren Austria-Manager. Bis 1930 spielte Ehrlich bei Wacker, absolvierte nebenbei die Trainerausbildung und agierte ab 1931 als Betreuer der zweitklassigen Simmeringer, für die er 1932 als Vertreter der 2. Liga im Wiener Fußballverband saß. Ab 1933 war Ehrlich als Kassier im Vorstand der »Spielerunion«,228 aus der er 1934 ausschied. Danach verliert sich die Spur des Sportfunktionärs Sepp Ehrlich bis zu seinem Engagement bei der Austria.229 Vom Jugendwart Franz Kominek (geb. 15.8.1890) ist nur verbürgt, dass er der Vater von Fritz Kominek war, der ab 1943 regelmäßig bei der Austria zum Einsatz kam. Franz Kominek verstarb im Herbst 1950. Keine Informationen waren zu Anton

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Saison 1942/43: Bereichsklasse Donau/Alpenland

Schmidt zu finden, der als »Seniorenspieler« im Ältestenrat saß.230 Gleiches gilt für zwei weitere Mitglieder des Ältestenrats, Gustav Hartmann231, und Dr. Birk232. Gleichfalls Mitglied im Ältestenrat war der zu diesem Zeitpunkt bereits 73 Jahre alte Dr. Alfred Dierkes, Obermagistratsrat im Ruhestand, seit 1927 Vorstand der Magistrats­abteilung 46, verantwortlich für alle Amts- und Schulhäuser einschließlich des Rathauses.233 Am 1. März 1933 war Dierkes der NSDAP beigetreten und erhielt die Mitgliedsnummer 1.521.062. Im Oktober 1940 gab er an, der Ortsgruppe Währing angehört zu haben, ab dem August 1934 aber aufgrund von »polizeiliche[r] Überwachung« keine Beiträge mehr geleistet zu haben. Im Mai 1938 reichte er neuerlich einen Beitrittsantrag ein. Er sei im Jänner 1937 »gezwungen« worden, der Vaterländischen Front beizutreten, habe aber »niemals das vaterländische Abzeichen getragen«. Vielmehr habe er »immer die illegalen Zeitungen bezogen, gelesen und weitergegeben«, außerdem regelmäßig für die Partei gespendet. Zudem seien seine Kinder »beide an Parteigenossen verheiratet«. Seine Begründung wird schließlich akzeptiert  : Er sei »moralisch einwandfrei mit positiver Einstellung zum Nationalsozialismus«, sei Mitglied im NSV und »seinem Einkommen entsprechend gebefreudig«. Seine erneute Aufnahme (rückwirkend mit dem Datum 1. Jänner 1941) wurde aber zum Zeitpunkt des Abschlusses der Untersuchung im Juni 1944 »satzungsmäßig nicht mehr vollzogen«, denn Alfred Dierkes war bereits im Juni 1943 verstorben.234

An der sportlichen Berg-und-Tal-Fahrt der Austria-Mannschaft änderte der neue Vorstand klarerweise nichts. Personell gab es wieder Änderungen  : Rirsch und Riegler kehrten für fast die gesamte Frühjahrsmeisterschaft, Safarik kehrte für mehrere Spiele in die Kampfmannschaft zurück. Den Rest der Mannschaft bildeten meist junge Spieler, vielfach aus der Jugendmeistermannschaft, Auffällig war aber auch, dass sich Trainer Schneider insgesamt fünfmal selbst aufstellen musste. Ergebnismäßig brachte das Frühjahr 1943 ein Wechselbad von überraschenden Erfolgen gegen vermeintlich bessere Mannschaften (6.12.1942, 6  : 2 über Rapid) und Niederlagen gegen viel schwächer eingestufte Vereine (4.4.1943, 0  : 3 gegen Reichsbahn). Gegen den späteren Meister Vienna verlor man im Herbst mit 2  : 9, in der Rückrunde im April dann mit 3  : 6. Die letzten beiden Runden der Meisterschaft wurden zu Ostern an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ausgetragen, auch das ein Novum, das den außerordentlichen Umständen geschuldet war. Und dass die Verhältnisse zunehmend aus dem Ruder liefen, konnte man nicht zuletzt den Sportseiten der Medien entnehmen, die ab dem Frühjahr, seit der Erklärung des »totalen Krieges« am 18. Februar 1943, jeden Tag einen sportaffinen Sinnspruch veröffentlichten wie  : »Totaler Krieg – Totaler Einsatz  !« oder »Totaler Krieg heißt  : Keiner darf fehlen  !«235 Am Ende des Meisterschaftsjahres 1942/43 steht für die Austria der fünfte Platz, Rapid, von Personalsorgen womöglich noch ärger gebeutelt, wird Sechster. Die Vienna gewinnt den zweiten von drei Titeln in Folge, scheidet in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft im Halbfinale gegen den FV Saarbrücken (1  : 4) aus. Den 151

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Tschammer-Pokal holte sich die Vienna allerdings in souveräner Manier, wie das 6  : 2 gegen Schalke 04 im Halbfinale und das 3  : 2 gegen den LSV Hamburg im Finale zeigt. Abschlusstabelle der Bereichsklasse Donau–Alpenland 1942/43 Vienna

20

13

4

 3

87 : 56

30

WAC

20

10

5

 5

45 : 29

25

FAC

20

11

3

 6

61 : 41

25

Wiener Sportclub

20

10

5

 5

55 : 44

25 24

Austria

20

11

2

 7

53 : 52

Rapid

20

10

2

 8

65 : 53

22

FC Wien

20

 7

4

 9

48 : 49

18

SG Reichsbahn

20

 6

5

 9

38 : 38

17

Wacker

20

 5

7

 8

32 : 40

17

Admira

20

 6

4

10

38 : 42

16

Sturm Graz

20

 0

1

19

21 : 99

 1

Absteiger: Sturm Graz, Admira und (nach einer Relegation gegen Wacker) SG Reichsbahn Aufsteiger: LSV Markersdorf, Amateure Steyr

Das fußballerische Sommerprogramm des Jahres 1943 war ein Zeichen der fast völligen Isolierung Deutschlands, die gerade auch im Sport augenfällig wurde. So absolvierte die Austria in diesen Monaten ein einziges internationales Freundschaftsspiel, bei dem sie gegen Gradjanski Zagreb glatt mit 0  : 5 verlor. Am 6. Juni schied die Austria durch ein 5  : 6 gegen den WAC wiederum früh aus dem Tschammerpokal aus, wobei die Presseberichterstattung deutlich machte, wie sehr Resultate von Fußballspielen bereits bedeutungslos geworden waren, wenn nur überhaupt gespielt wurde. Ein solches knappes und trefferreiches Match, das zu jeder anderen Zeit wohl euphorische Berichte nach sich gezogen hätte, wurde mit der lakonischen Meldung quittiert, dass 9.000 Zuschauer »mit dem gebotenen Sport und der gute[n] Haltung der Mannschaften durchaus zufrieden« gewesen seien.236 Abgesehen davon wurde die meisterschaftsfreie Zeit mit einem belanglosen »Sommerbewerb« überbrückt, in dem die altbekannten Ligakollegen aufeinandertrafen.237 Der Bewerb war schon 1942 als Maßnahme gegen die zunehmende Verarmung an Gegnern und an Reisemöglichkeiten der Klubs und die damit drohende Unzufriedenheit des Publikums von Gausportführer Kozich »angeordnet« worden. Da hatte die Austria jedoch die Teilnahme verweigert, sie wollte, wie die »Kronen-Zeitung« berichtete, »das ihr zur Verfügung stehende, größtenteils jugendliche Spielerma152

Wehrkraftzersetzung

terial vor einer Überbeanspruchung schützen«.238 1943 hatte Reichsstatthalter Baldur von Schirach für den Sommerbewerb einen Pokal gestiftet.239 Die erste Partie der Neuauflage 1943 führte die Austria gleich mit dem Vorjahrssieger FC Wien zusammen, das Spiel endete 2   :  2.240 Letztlich konnte der FC Wien den Bewerb gewinnen und die »Kleine Volks-Zeitung« fasste die Inszenierung zusammen  : »Der Sommerbewerb war in seiner Durchführungsart bestimmt kein großes sportliches Ereignis, er füllt aber die sogenannte ›Sauregurkenzeit‹ im Fußballsport recht gut aus.«241 Dass der Krieg für Deutschland noch zu gewinnen war, glaubten nach Stalingrad, nach der Ausrufung des »Totalen Krieges« und nach den ständig zunehmenden Bombenangriffen auf deutsche und »ostmärkische« Städte wohl nur mehr unbelehrbare Nationalsozialisten.242 Und auch wenn sich die Medien zunehmend vorsichtig über die Opferzahlen äußerten, wusste doch jeder, dass der Ein- 55 Portrait Walter Rirsch um Dress des Floridsdorfer AC. Bild: Imagno, Votava, satz an den diversen Fronten vom »Blitzkrieg« der picturedesk. Anfangsjahre weit entfernt war, dass jeder Front­ einsatz lebensbedrohlich war. Das wussten die Soldaten, die kurz auf Urlaub in der Heimat waren, ebenso wie die jungen Burschen, die erstmals in den Krieg geschickt werden sollten. Und da auch der Sport, selbst für Angehörige des Nationalteams, keine Rettung mehr bedeuten konnte, ist es nicht verwunderlich, dass auch manche der Fußballer viel in Kauf nahmen, um nicht mehr an die Front geschickt zu werden. Auch unter den Fußballspielern gab es daher welche, die sich in dieser Ausnahmesituation für extreme Maßnahmen entschieden.

Wehrkraftzersetzung Die eigenen Fronterfahrungen und die vermutete wie tatsächliche Zahl an gefallenen, verwundeten oder gefangengenommenen Heeresangehörigen erzeugten oder verstärkten bei vielen Soldaten die Gewissheit, einem Fronteinsatz auf jede sich bietende Möglichkeit zu entkommen, egal ob das nun mit zunehmender Widerständigkeit gegen das Regime verbunden war oder nicht. Eine steigende Zahl von Soldaten versuchte den Fronteinsatz aktiv zu vermeiden, wobei die Bandbreite der diesbezüglichen Aktivitäten von Desertationen über die Verlängerung von Urlauben, Krank153

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

heiten und Verwundungen bis zu Selbstverstümmelung reichte, sei es, dass man sich eine Verletzung selbst beibrachte oder von anderen zufügen ließ. Diese »Wehrkraftzersetzung« wurde mit strengen Sanktionen, nicht selten Todesstrafen, belegt.243 Dennoch sind auch aus dem Wiener Fußballgeschehen einige Fälle einer solchen »Wehrkraftzersetzung« durch eine von Ärzten und Offizieren gedeckte Verlängerung von Spitals- und Lazarettaufenthalten oder aber durch die aktive Herbeiführung schwerer Verletzungen dokumentiert. Bekannt ist etwa die Geschichte des Vienna-Funktionärs Curt Reinisch, der – nach eigenen Angaben – Personalchef der Sanitätsabteilung Wien und überzeugter Österreicher gewesen sei. Durch seine Position habe er zum einen aktive Fußballer – und nicht nur solche, die bei der Vienna spielten – als Sanitäter oder Schreibkräfte angestellt und auf diese Weise vor einem Fronteinsatz bewahrt, zum anderen habe er mithilfe etlicher Ärzte die Krankenhausund Lazarettaufenthalte von Spielern bewusst verlängert.244 Schon 1943 sei Reinisch aufgrund einer anonymen Anzeige verdächtigt worden, konnte die Sache allerdings vorerst niederhalten. 1944 sei er allerdings verhaftet, verhört und bedroht worden und schließlich mehrere Monate in Untersuchungshaft gesessen, mangels Beweisen aber schließlich freigelassen worden.245 Es ist zu vermuten, dass Reinisch auch einigen Austrianern geholfen hat. So erzählte er in einem Interview, er sei auch bei der Austria »bei zwei Spielern behilflich gewesen«, ohne allerdings Namen zu nennen. Er behauptete, Walter Nausch »als Mitarbeiter in den Lazaretten untergebracht« zu haben,246 was in dieser Form nicht zutreffen kann, denn Nausch war seit 1938 in der Schweiz. Reinisch erwähnte einen »Feldwebel Haslinger« aus dem Kreis der Widerstandsgruppe um Major Carl Szokoll, der ihn unterstützt habe  : »Der war ein fanatischer Austria-Mann, der vielen Fußballern im Rahmen der Luftwaffe half und knapp mit dem Leben davon kam, als man ihn zwar wegen seiner Verwicklung in den Widerstand kurz vor Kriegsende zum Tode verurteilte, aber das Urteil nicht mehr vollstreckte.«247 In zwei Fällen verbürgt ist hingegen, dass sich Spieler der Austria absichtlich Verletzungen zufügen ließen. Das betrifft den 1939 von Rapid via Wacker München zur Austria gewechselten Walter Probst, der als Fußballer zurückgestellt wurde und in einer Wehrmachtskantine in Wien arbeitete. Probst empfand die Situation durchaus als angenehm  : Man habe oft Billard gespielt und generell war die Atmosphäre bei der Austria relativ entspannt  : »Bei Rapid herrschte fast schon spartanische Ordnung. Bei der Austria lief alles ein bisschen lockerer ab.« Als er jedoch von der Versetzung nach Stalingrad bedroht war, ließ er sich von einem befreundeten Arzt das Knie zertrümmern  : »›Linkes oder rechtes Knie  ?‹ hat mich mein Freund damals gefragt, dann hat er drauf gehaut, bis der Meniskus und das Kreuzband kaputt waren«. An seiner Dienststelle fingierte er einen Unfall. Probst wurde zwar der »Wehrkraftzersetzung« verdächtigt und verhört, mangels Beweisen aber freigesprochen. Dennoch wurde er immer weiter verfolgt, in der Nacht abgeholt und stundenlang verhört. 154

Wehrkraftzersetzung

56 »Wehrkraftzersetzer« Ernst Stojaspal, hier auf einem Bild von 1946, wurde zu einem Star der Austria. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

»Nicht einmal meine Eltern durften die Wahrheit über meine Verletzung wissen. Hopp oder drop. Entweder du kommst durch oder du kommst nicht durch. Ich hab’ mich halt getraut.« Probst selbst war es dann, der einem Kollegen eine ähnliche Verletzung beibrachte.248 Noch weit dramatischer verlief eine ähnliche Aktion von Ernst Stojaspal,249 der bei der SG Reichsbahn (der vormaligen Ostbahn XI) aktiv war und vor dem Wechsel zur Austria stand. Stojaspal war 1943 eingerückt und an die Ostfront geschickt worden. Im Sommer 1944 traf er während eines Heimaturlaubs seinen Freund Karl Lauterbach, den er vom gemeinsamen Schulbesuch und Fußballspiel kannte. Der schlug ihm vor, sich den Arm brechen zu lassen, wie er es auch selbst getan habe.250 Schauplatz dieser Selbstverstümmelungsakte seien Simmeringer Kaffeehäuser, unter anderem jenes des ehemaligen Simmering-, Rapid- und Wacker-Spielers Hans Horvath, gewesen. In diesen Cafés hätten sich die »Schlurfs« der Gegend getroffen und jeder habe gewusst, was dort passierte, schließlich habe man die Soldaten mit eingegipstem Arm dann alle am Fußballplatz getroffen.251 So habe sich als Name für diese Methode der Selbstverstümmelung der Name »Simmeringer Variante« eingebürgert.252 Stojaspal ließ sich von seinem Freund den Arm »durch Draufspringen« brechen und führte beim Militär einen Sturz auf einer Stiege an. Wohl nicht zuletzt des155

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

57 Franz Konecny (oben, 1. von rechts) als Mitglied der Austria-Truppe von 1938. Archiv Matthias Marschik.

halb, weil gerade im Sommer 1944 von einer »in Wien grassierenden Selbst­verstüm­ melungsseuche«253 gesprochen wurde, wurde die Gruppe um den Kommunisten Lauterbach angeklagt, er wurde Anfang 1945 mit 13 anderen jungen Männern am Schießplatz Kagran hingerichtet. Stojaspal, vertreten vom Austria-Präsidenten Dr. Eckerl, wurde zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt und blieb bis zum Kriegsende in Haft.254 Dabei ist freilich zu berücksichtigen, dass es nicht zuletzt das Geständnis Stojaspals war, das Lauterbach das Leben kostete, und dass die vergleichsweise glimpfliche Bestrafung Stojaspals auch nach seiner Entlassung für Gesprächsstoff sorgte. So erzählte Zeitzeuge Günter Doubek, »hinter vorgehaltener Hand« sei kolportiert worden, »dass Stojaspal im Prozess von einem ehemaligen Schulkollegen und HJ-Führer herausgepaukt wurde – als Gegenleistung für ›Spitzeldienste in seiner Widerstandsgruppe‹.«255 Bestätigt wurden solche Vermutungen freilich nie. Ein dritter Fall von Selbstverstümmelung betrifft den ehemaligen Austria-Spieler Franz Konecny, der 1938 von der Austria zum Luftwaffensportverein Wien gewechselt war, um – als hervorragender Trompeter – bei der Militärmusik unterzukommen und dadurch dem von ihm bereits vorausgesehenen Krieg zu entkommen. Konecny wurde dennoch an die Ostfront abkommandiert, verwundet und kam dann nach Wien ins Lazarett. Konecny, der inzwischen für die Admira spielte, fügte sich daher selbst eine Verletzung zu oder ließ sie sich zufügen. Unter der Woche lag er mit einem Stützverband im Lazarett, am Wochenende lief er für die Admira auf 156

Saison 1943/44: Oberklasse/Bereichsklasse Wien

und wurde Torschützenkönig der 2. Liga. Anfragen der Sanitätsverwaltung wurden vom Admira-Vorstand mit einer angeblichen Namensgleichheit beantwortet und als schließlich ein Wehrmachtsoffizier den Betrug aufdeckte, wurde er mit Eintrittskarten bestochen, sodass der Einsatz Konecnys bis Kriegsende prolongiert werden konnte.256

Saison 1943/44: Oberklasse/Bereichsklasse Wien Da die Zeitungen zu jener Zeit immer weniger Umfang hatten, wurde auch über den Fußball immer weniger berichtet. Die Sportberichterstattung wurde jedoch bis zum Ende des NS-Regimes beibehalten, trotz schrumpfender Zuschauerzahlen hatte der Fußballsport seine Bedeutung behalten. Er diente für viele Menschen als »kleines Glück« in einer als trostlos und oft als lebensgefährlich erlebten Zeit, und er diente der NS-Führung als Symbol der »Aufrechterhaltung«, als Zeichen, dass es scheinbar noch so etwas wie »Normalität« gab, auch wenn dieser Anschein immer weniger aufrechterhalten werden konnte. Selbst die letzte bis zum Ende gespielte Spielzeit der Gauliga 1943/44 begann nach außen hin in überraschend geordneten Bahnen, erst gegen Ende der Frühjahrssaison kamen die Termine durcheinander, als Spiele wegen drohender Fliegerangriffe kurzfristig verschoben oder abgesagt werden mussten. Die Meisterschaft schien auf das Territorium Wiens beschränkt, 58 Karl Sesta mit dem Adler der Luftwaffe am Trikot des LSV Markersdorf. Bildarchiv Verein für doch gewannen Amateure Steyr und das Team Geschichte der ArbeiterInnenbewegung. des Luftwaffenstützpunktes Markersdorf an der Pielach, also der LSV Markersdorf, ihre Ausscheidungsspiele um den Aufstieg und waren daher Teil der Liga. Und Markersdorf sorgte auch für die Überraschung zu Meisterschaftsbeginn, denn es wurde »bekanntgegeben, daß Karl Sesta in Zukunft als Betreuer der Elf, aber auch als Spieler für die Markersdorfer tätig sein wird. Es braucht wohl nicht erst festgestellt zu werden, daß die Spielstärke der Markersdorfer durch den Beitritt Sestas beträchtlich ansteigen wird. Außerdem wird der Austria-Stürmer Franz 157

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Riegler von nun an für die Markersdorfer spielen und der Beitritt einiger weiterer Spieler wird erwartet«.257 Tatsächlich stieß im Laufe der Saison mit Adolf Huber ein weiterer Austrianer zur Mannschaft. Der Wechsel von Sesta, der noch immer ein Publikumsliebling war, obwohl man ihn fast ein Jahr nicht mehr spielen gesehen hatte, erweckte noch einmal so etwas wie Begeisterung im Wiener Fußballgeschehen. »12.000 Zuschauer waren ins Praterstadion gekommen, trotz der großen Konkurrenz der Trabrennen, um Sesta wieder einmal an der Arbeit zu sehen, und gespannt, wer außerdem noch die Reihen der Markersdorfer Fliegermannschaft verstärken würde. Nun, Sesta bekam man nur als aufgeregten Mannschaftsbetreuer zu sehen, aber Riegler stürmte am rechten Flügel, daß es eine helle Freude war.«258 Die Austria wahrte in ihrer Wankelmütigkeit eine gewisse Konstanz, platzierte sich am Ende auf dem fünften Platz der Zehnerliga, aus der sich Amateure Steyr und am Ende auch der LSV Markersdorf zurückziehen hatten müssen. Dabei hatte sich der Auftakt der Austria gegen LSV Markersdorf (3  : 2) noch einigermaßen gut angelassen, die »zusammengewürfelte Elf« der Austria hatte allerdings »schwere Mühe, das Spiel wenigstens knapp für sich zu entscheiden«, denn die »Flieger« kämpften »mit größter Aufopferung«.259 Doch die Mitwirkung des Stammstürmers Rirsch hatte schließlich die Entscheidung gebracht. Schon beim darauffolgenden Match, einem 2  : 3 gegen Wacker, war zu erkennen, dass die Austria-Mannschaft kaum Konstanz aufwies, weder personell noch in ihrem Spiel. Die Presse konstatierte einen insgesamt »interessante[n] Kampf«, der »auf technisch hoher Stufe« stand.260 Das Derby »der beiden alten Rivalen« gegen Rapid vor immerhin noch 25.000 Menschen im Wiener Stadion eine Woche später aber erreichte »nicht das Niveau des Vorsonntags«.261 Personelle Kontinuitäten in der Zusammenstellung des Teams waren nicht mehr zu erreichen. Die Vereine mussten von Spiel zu Spiel schauen, wer gerade zur Verfügung stand. Die Zeitungen, die lange Zeit das Publikum gerade durch Hinweise, dass mit der Mitwirkung besonderer Spieler zu rechnen sei, zum Besuch der Sportplätze motivieren sollten, verzichteten längst auf diese Praxis, konnte das doch nur allzu leicht zu Enttäuschungen führen. Was die Austria betrifft, konnte in dieser Saison fast regelmäßig mit der Mitwirkung von Spale, Jerusalem, Rirsch, Safarik, Adamek und Müller gerechnet werden, die vermutlich irgendwo in Wien oder in der Umgebung Dienst taten. Um diese Stammkräfte wurde ein von Woche zu Woche unterschiedliches Team aus meist jungen Kräften geformt, wobei manche, wie die Brüder Wondracek oder Höfer, schon fast zu Stammspielern avancierten, während andere bisher Unbekannte zu Debüts in der Kampfmannschaft kamen, wie die achtzehnjährigen Alfred Smida und Ernst Floth. Was daher bei der Austria folgte, war abermals eine Saison der extremen Ergebnisse. Hohe Siege (4  : 1 gegen den Sportklub, 7  : 0 gegen Amateure Steyr) wechselten mit hohen Niederlagen (1  : 4 gegen Vienna, 1  : 6 gegen FAC), während die Vienna 158

Saison 1943/44: Oberklasse/Bereichsklasse Wien

dank ihrer Goalgetter Decker und Fischer einem souveränen Meistertitel, dem dritten in Folge, entgegensteuerte. Am 27. März 1944 kam es zum zweiten Derby, das die Austria im Stadion 2  : 0 gewann. Es entwickelte sich ein »Spiel ohne sonderliche Höhepunkte und mit recht durchschnittlichen Leistungen«.262 Am selben Tag kürte sich die Vienna durch ein 1  : 0 gegen den WAC – sogar ohne Decker  ! – drei Runden vor Schluss vorzeitig zum Meister der Bereichsklasse. Abschlusstabelle der Oberklasse/Bereichsklasse Wien 1943/44 Vienna

16

13

1

2

76 : 27

27

FAC

16

9

4

3

43 : 33

22

WAC

16

7

2

7

35 : 37

16

FC Wien

16

6

4

6

30 : 34

16

Austria

16

8

0

8

35 : 41

16

LSV Markersdorf

16

6

3

7

43 : 45

15

Rapid

16

5

3

8

37 : 42

13

Wacker

16

4

2

10

30 : 51

10

Wiener Sportclub

16

4

1

11

26 : 45

9

Rückzug aus der Meisterschaft: Amateure Steyr (Anfang April) und LSV Markersdorf (Ende April) Aufsteiger: Admira und Rapid Oberlaa

Der letzte vollständige Durchgang der Deutschen Meisterschaft war die Spielzeit 1943/44. Das Endspiel am 18. Juni 1944 in Berlin gewann der Dresdner SC gegen den LSV (Luftwaffen Sportverein) Groß Hamburg 4  : 0. Im Viertelfinale war der letzte Vertreter des Gaus Ostmark, die Vienna, gegen die Dresdner 2  : 3 ausgeschieden. Die Vienna wurde in diesem Jahr überlegener Gaumeister, ihr Stürmerstar Karl Decker Schützenkönig.263 Um die sportliche Leistungsfähigkeit und die Erfolge der Austria in den Jahren der NS-Herrschaft einzuschätzen, und auch, um konkret zu überprüfen, ob Rapid oder die Vienna wirklich weit erfolgreicher agierten, werden die Leistungskurven der drei Klubs einander gegenübergestellt. Als Vergleich wurde auch der Wiener Sportclub miteinbezogen. Gezeigt werden die jeweiligen Endplatzierungen in der Tabelle zwischen 1932/33 und 1945/46.

159

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Spielstärke: Vergleich Austria Wien mit Rapid, Vienna und Wiener Sportclub, anhand der Meisterschaftsergebnisse in der »Gauliga Ostmark/ »Gauklasse«/»Bereichsklasse«

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Austria

Austria

Rapid

Vienna

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

160

Austria

Wiener Sportclub

Saison 1944/45: Oberklasse/Bereichsklasse Wien (nicht beendet)

Saison 1944/45: Oberklasse/Bereichsklasse Wien (nicht beendet) Schon der Saisonbeginn dieser letzten – nicht mehr abgeschlossenen – ­Meisterschaft verzögerte sich. Die äußeren Rahmenbedingungen, vor allem die ständige Gefahr von Bombenangriffen auf Wien, ließen die Durchführung der angesetzten Spiele nicht zu. Und Anfang August 1944 meldeten die Zeitungen  : »Auf Grund einer Anordnung der Reichssportführung werden die Deutschen Meisterschaften heuer in sämtlichen Sportarten nicht durchgeführt.«264 Das betraf, so wurde ausdrücklich bestätigt, auch die »Ausscheidungsspiele um den Tschammer-Pokal.« Die Rumpfmeis­ terschaft 1944/45 fand unter den Rahmenbedingungen eines hungernden und von alliierten Bombern265 ständig bedrohten, psychisch wie physisch zunehmend zerstörten Wien statt. Kaffeehäuser und Wirtshäuser waren geschlossen, die Theater und Kinos spielten kaum oder gar nicht mehr, doch der Fußballsport wurde bis zuletzt aufrechterhalten. Das Regime sah den Sport als »eines der besten Mittel der Volksbetreuung«266. Auch wenn viele der kleineren Vereine ihren Betrieb längst einstellen hatten müssen, der Spielverkehr nicht nur der ersten Liga wurde unter Ausnahmebedingungen weitergeführt und selbst in den Betrieben wurde noch vereinsmäßig Fußball gespielt, wurden Kriegssportgemeinschaften gebildet, wenn ein Verein allein nicht mehr über genügend Aktive verfügte. Die Zuschauerziffern belegen, wie sehr die Menschen in Wien den rudimentären und qualitativ sicher mehr als mangelhaften Fußball – als eine der letzten verbliebenen Ablenkungsmöglichkeiten – schätzten. Ein Artikel im »Verordnungsblatt« des »NS-Reichsgaues für Leibesübungen« zeigt, dass auch das Regime eine realistische Einschätzung davon hatte, was die Aufrechterhaltung des Fußballs bedeutete  : Die Meisterschaft laufe weiter, doch »der so oft zitierte Gegensatz von Spitze und Breite hat sich immer mehr verwischt. Wie sollte es auch anders sein, da die Elite der Sportler, die jungen Männer, ausnahmslos an den Fronten stehen. Wo sie gelegentlich einmal trotzdem zum Kampf antreten in ihren kurzen Urlaubstagen, tun sie dies unter so erschwerten Bedingungen, dass man ihr Können nicht mehr an früher gültigen Maßstäben messen kann. So prägte sich das neue Gesicht der Meisterschaft. Es wird nicht mehr von einzelnen Namen gekennzeichnet. Es trägt die Züge des ›unbekannten Sportlers‹. Früher Maßstab der absoluten Leistung, sind die Meisterschaften zum Wettbewerb des guten Willens geworden. Wo einmal elf sorgfältig trainierte Spieler und einige wenige Ersatzmänner genügten, um eine Gaumeisterschaft oder gar den stolzen Titel eines deutschen Fußballmeisters zu erringen, da wechselt heute das Mannschaftsgesicht von Sonntag zu Sonntag. 30 und mehr verschiedene Spieler müssen im Laufe einer Spielzeit eingesetzt werden.«267 Weil auch viele Sportplätze teils durch Bombentreffer unbenutzbar, in Gemüsebeete oder in Flak-Stellungen umgewandelt worden waren, spielte man, wo immer 161

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

es noch möglich war. Heim- und Auswärtsmatches verloren ihre Bedeutung, viele Spiele wurden im Rahmen von Doppelveranstaltungen abgehalten und es gab genaue Regelungen, wie im Falle eines Fliegeralarms zu verfahren war. Trotz des extremen Umfeldes war jedenfalls das Publikum für fußballerische Ereignisse noch vorhanden. Als statt des geplanten Meisterschaftsstarts Ende August ein paar Freundschaftsspiele angesetzt wurden, kamen 7.000 BesucherInnen zum Spiel Admira gegen FC Wien und 9.000 zu einem Treffen zwischen Austria und Rapid, auch wenn das Spiel nur »ein äußerst matter Abklatsch« früherer Derbys war und einige Spieler mitwirkten, »die sichtlich nicht wussten, wozu sie eigentlich auf dem Felde waren«.268 Das erste Meisterschaftsmatch der Austria gegen Rapid Oberlaa (5  : 1) war dementsprechend eine typische Vorstellung. »Der Eifer hielt nur so lange an, bis ein entsprechender Vorsprung da war und dann beschränkte man sich darauf, den Gegner zu 59 Tormann Josef Spale, der als tschechischer ›häkeln‹.«269 Auch im zweiten Spiel gelangen der Staatsbürger nicht zur Wehrmacht Austria wieder fünf Tore, diesmal gegen den WAC. einrücken musste. Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung. »Die Violetten befanden sich in ausgezeichneter Spiellaune«, der WAC musste allerdings gegen die mit vielen renommierten Kräften antretende Aus­tria »mit zahlreichen Ersatzleuten« auskommen und war gegen Ende der Begegnung »müde gehetzt«.270 Die Austria führte an dieser Stelle der Meisterschaft die Tabelle mit zwei Siegen an. Und genau mit diesen vier Punkten beendete sie schließlich die Meisterschaft, die keine war, weil sie vorzeitig abgebrochen wurde. Nur der Herbstdurchgang wurde in die offizielle Wertung aufgenommen, im Frühjahr 1945 fanden zwar noch ein paar Spiele statt, sie wurden aber nicht mehr berücksichtigt. Trotz des Comebacks des Innentrios Rirsch-Safarik-Jerusalem musste sich die Austria im dritten Spiel mit einem 0  : 2 gegen die Admira und »einer durchaus untergeordneten Rolle« begnügen. Vielleicht hatten die Austrianer doch zu fest geglaubt, das Spiel sei nur »Formsache« und »die zwei Punkte hätten sie ja doch – das war ihnen anzusehen  – in der Tasche«.271 In dieser Tonart sollte es weitergehen. 0  : 1 gegen den FAC (8.10.), 1  : 3 im Derby gegen Rapid (15.10.). 1  : 1 gegen Wacker Wien (29.10.). Das letzte Spiel des Jahres 1944 gab die Austria gegen den FC Wien 0  : 1 verloren (10.12.). In diesem Abgesang auf 1944 werden der Austria »große Pläne« zu162

Saison 1944/45: Oberklasse/Bereichsklasse Wien (nicht beendet)

gestanden, sie »war bemüht, die Anhänger zu befriedigen«. Sie hatte gar zwei »Leute von Ambrosiana Mailand« eingestellt, doch die erwiesen sich als Flops, sodass die Austria praktisch nur mit neun Männern ans Werk gehen musste.272 Glücklicherweise hatte man mit Tormann Spale, Schmid und Joksch ein »Schlusstrio beisammen, dem die Angreifer des FC Wien nicht recht beizukommen vermochten«. »Im Angriff stand Safarik allein auf weiter Flur, denn auch der Neuling Hambammer zeigte nicht viel.«273 Das vorletzte Meisterschaftsspiel am 25.  Februar war dann nicht viel mehr als eine Farce. Hier der Bericht vom 27. Februar vom 2  : 3 gegen den Wiener Sportclub  : »Das erste Meisterschaftsspiel des Jahres entschädigte die 4500 Zuschauer, die nach Dornbach gekommen waren, keineswegs für die lange Wartezeit. Austria holte sich seine Spieler erst aus dem Zuschauerraum, fand dabei aber nur zehn Aktive. Der Sportklub war zwar ziffernmäßig vollzählig, aber außer gutem Willen konnte man auch den Dornbachern nichts Gutes nachsagen. Bei den Violetten waren Kominek, Safarik und Wondracek II als Mittelläufer die Besten, beim Sportklub entsprachen Klimosch, Jawurek, der erstmalig das schwarz-weiße Leibchen trug, und Thummler. Es hätte nicht viel gefehlt, und den Dornbachern wäre das Kunststück, selbst gegen eine Rumpf-Austria zu verlieren, gelungen. In der 28. Minute brachte Pfeiffer den Sportklub in Front. Lutz erhöhte in der 3. Minute der zweiten Hälfte auf 2  : 0 und Gallasch in der 11. Minute auf 3  : 0. Dann kam Austria in der 14. und 18. Minute durch Praschl zweimal zum Zug.«274 Wie weit Siege und Niederlagen, gute und schwache Leistungen mit der konkreten Zusammensetzung, mit dem Fehlen oder der vorübergehenden Rückkehr mancher Stammspieler in die Mannschaft zusammenhingen, lässt sich kaum mehr rekonstruieren. Die Zeitungen veröffentlichten keine Aufstellungen mehr, sondern nur mehr die Torschützen und die besten Aktiven. Das hing wohl nur zum Teil mit der zunehmenden Papierknappheit und der Schrumpfung der Zeitungen auf vier, später sogar zwei Seiten zusammen. Man wollte verhindern, dass die Leser erfuhren, wer – und wer nicht – gespielt hatte. Denn nicht selten dürften sämtliche Richtlinien bezüglich der Spielberechtigungen über Bord geworfen worden sein, wenn einfach Zuschauer oder zufällig anwesende Spieler anderer Mannschaften mitspielten, um wenigstens elf Leute zusammenzubringen. So erzählt auch der Admira-Spieler Karl Kowanz  : »Ich selber habe auch zwei Pässe gehabt, ich hätte können bei der Admira spielen mit einem Pass und mit einem anderen bei der Austria. Ich habe zwei Namen gehabt  : Radieser habe ich geheißen und dann Kowanz.«275 Wenn also in einem der letzten Spiele der Austria gegen Oberlaa ein Spieler namens Hambammer lobend hervorgehoben wird,276 der vor- wie nachher im Fußballkontext nicht auftauchte, kann es sich ohne Weiteres um einen vielleicht sogar bekannten Wiener Aktiven eines anderen Klubs gehandelt haben, der einen zweiten Spielerpass auf diesen Namen besaß und zufällig am Platz anwesend war. 163

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

Auch wenn viele Zeitungstitel eingestellt waren, hatte der Sport noch immer seinen Platz in den Medien. Vorne ruft der Führer zum »Heldengedenktag« auf, hinten wird das »Vermächtnis der Gefallenen« beschworen, aber eben auch die Fußballmeisterschaft referiert. Die Austria verlor gegen die Vienna 1  : 6 (11.  März 1945). Das Spiel »nahm den erwarteten Verlauf«, beide Mannschaften seien sehr verändert erschienen, heißt es, »doch entfalten die Döblinger im Auffinden von geeigneten Ersatzleuten entschieden mehr Glück«. Die Vienna-Stars Decker und Fischer machten mit Austrias Verteidigung und namentlich dem Ersatzgoalie Netopil was sie wollten.277 Die anschließenden Spiele der Rückrunde, von denen die Austria drei bestritt, wurden annulliert  : FC Wien  – Austria 1  : 1, 18.  März 1945  – das Tor der Austria erzielte ein Nachwuchsstürmer namens Stojaspal. Austria  – Rapid Oberlaa/Felten 5  : 0, 25. März 1945 – der nach dem Krieg zu großer Bekanntheit gelangende Huber erzielte vier Tore, Kominek das fünfte. Es folgte das letzte Match, das bereits zu Beginn erwähnte 0  : 6 der Austria gegen den Wiener AC am 2. April 1945. Es war Dienstag, Osterdienstag, die Wiener, die noch Zeitung lasen, hielten das »Neue Wiener Tagblatt« in der Hand. Reichsleiter Baldur von Schirach behauptete da, »die Stunde der Bewährung ist gekommen«. Wenn der Wiener das Blatt umdrehte, fand er auf der Rückseite rechts unten den Bericht über das letzte Spiel der Austria im System des »Deutschen Reiches«. Zwischenstand der Oberklasse/Bereichsklasse Wien 1944/45 (2. April 1945)

164

Rapid

11

7

2

2

39 : 15

16

Vienna

10

6

2

2

38 : 21

14

Wacker

10

6

2

2

26 : 14

14

FAC

11

6

2

3

23 : 17

14

FC Wien

10

5

2

3

21 :  9

12

Admira

10

4

1

5

18 : 23

9

Austria

12

3

1

8

21 : 26

7

Wiener Sportclub

10

3

1

6

14 : 26

7

WAC

11

3

1

7

24 : 37

7

Rapid Oberlaa/Felten

11

2

0

9

11 : 47

4

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft Mit einer 1  : 2-Niederlage gegen Wacker beendete die Austria am 2.  Juli 1938 die Nationalligasaison. Nach dem »Anschluss« hatte sie noch sechs Meisterschaftsspiele ausgetragen. Mehr Raum nahmen in diesem Frühjahr jedoch Freundschaftsspiele gegen Vereine aus dem »Altreich« ein. Den Beginn machte das Osterturnier im Praterstadion, mit Austria, Rapid, den Stuttgarter Sportfreunden und SpVgg Fürth. Die in Berlin erscheinende »Fußball-Woche« schrieb  : »In einem wahrhaft herrlichen Spiel konnte die Austria gegen die Fürther […] mit 2  : 1 den Osterpokal gewinnen.«1 Im ersten Spiel waren die Stuttgarter Sportfreunde von der Austria mit 9  : 0 besiegt worden. »Ratlos standen sie dem trickreichen Spiel der Austria gegenüber.« Einen Seitenhieb auf die Wiener Professionals konnte sich die Zeitung aber nicht verkneifen  : Die Wiener Mannschaften könnten von den Stuttgartern lernen, »wie sich eine Mannschaft benimmt, die mit Anstand zu verlieren weiß«.2 Auf das Wiener Turnier folgten für die Austria (oder den »SC Ostmark«) bis Ende Juni vor allem Auswärtsspiele. Für die vielen Reisen wurden die Meisterschaftsrunden von Gaufachwart Hanns Janisch willkürlich verschoben  : So trug die Austria zwischen 27. April und 16. Juni kein einziges Ligaspiel aus. Die Auftritte der Austria im »Altreich« wurden von der Presse als Teil der »Wiedervereinigung« der Ostmark mit dem Reich propagandistisch begleitet. Exemplarisch hieß es  : »In den früheren Jahren – ganz besonders vor dem Krieg – zählten Gastspiele reichsdeutscher Mannschaften aus den deutschen Gauen nicht zu den Seltenheiten […] und Wiener Vereine gastierten draußen im Reich. Dann kam die unselige Absperrung unter der wir so sehr gelitten haben. […] Nun ist das ja anders geworden.«3 Insgesamt spielte die Austria in der Frühjahrsaison 1938 nicht weniger als 17 Spiele im »Altreich« – mit einer beeindruckenden sportlichen Bilanz  : 13 Siege, je zwei Unentschieden und Niederlagen – allerdings nicht immer gegen erstklassige Gegner.4 Die Präsenz des berühmten Wiener Klubs sollte auch im »Altreich« Stimmung für den »Anschluss« machen. Für Verein und Spieler bedeuteten diese Auftritte zusätzliche Einnahmen und eine hohe Medienpräsenz. So schrieb die »Fußball-Woche« nach dem 5  : 1-Sieg über die Stuttgarter Kickers  : »Wiener Fußballer entzückten in Stuttgart« und setzte fort  : »Es war herrlich, so herrlich, daß wir gleich morgen wieder ein Spiel dieser Ostmarkelf mit ansehen möchten, die uns Fußball in so vollendeter Kunst vorführte, wie wir es lange von keiner deutschen Elf gesehen haben.« Das Resultat (neben dem klaren Sieg)  : »Noch selten hat eine Gästeelf den KickersPlatz unter größerem Beifall verlassen.«5 In dieser Form sei der »SC Ostmark« wohl der schärfste Konkurrent von Schalke 04 in der kommenden Saison. 165

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

Aus sportlicher Sicht war der intensive Spielverkehr sicherlich belastend – zumal für manche Aktive noch Länderspiele und diverse Auswahlspiele (für den Gau oder die Stadt) dazukamen.6 So wirkten beim Städtespiel Wien gegen Budapest im Praterstadion am 24. April 1938 fünf Austrianer mit  : Andritz, Sesta, Stroh, Sindelar und Neumer. In der B-Mannschaft, die gleichzeitig in Budapest antrat, fanden sich noch vier weitere  : Zöhrer, Joksch, Nausch und Jerusalem.7 Während die A-Mannschaft 3  : 5 verlor, erreichte die zweite Garnitur in Budapest ein Remis. Diese Präsenz der Austria war kein Zufall  : Ihre Spieler hatten in den Jahren vor dem »Anschluss« auch tragende Rollen im österreichischen Team gespielt  : So hatten Sesta, Nausch, Mock und natürlich Sindelar zu den Stars des »Wunderteams« gehört.

Die Weltmeisterschaft 1938 60 Josef »Pepi« Stroh, der »Einser-Stroh«. Zweifacher Mitropacup-Sieger mit der Austria. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

Den Höhepunkt des internationalen Fußball­ betriebs im Jahr 1938 bildete die Weltmeisterschaft in Frankreich. Österreich hatte sich qualifiziert, doch stand eine Teilnahme nach dem »Anschluss« nicht mehr zur Debatte. Heftig diskutiert wurde dagegen die Frage, welche Wiener Spieler in die deutsche Auswahl integriert werden sollten – und ob das nach sportlichen Kriterien oder (auch) politischen Überlegungen zu geschehen habe. Als Vorbereitung auf das Turnier führte Reichstrainer Sepp Herberger von 2. bis 15. Mai in Duisburg einen »Weltmeisterschaftskurs« durch, zu dem er die Austria-Spieler Andritz, Mock, Joksch, Stroh, Jerusalem und Neumer einberief.8 Mehr als über die Einberufenen wurde jedoch über die Absenz von zwei Wiener Starspielern, Sesta und Sindelar, diskutiert. Der dritte prominente Abwesende, Walter Nausch, wurde nur kurz erwähnt  – noch am 29.  März hatte sein Porträt die Titelseite des »Kicker« geziert, mit der Bildunterschrift  : »Einer der berühmtesten und populärsten österreichischen Fußballer. Walter Nausch, der Spielführer des ›Wunderteams‹.«9 An Quellen sind neben Erzählungen diverser Protagonisten vor allem Zeitungsartikel und der Nachlass des Reichstrainers Sepp Herberger verfügbar.10 Er enthält Listen mit Basisinformationen zu Spielern, Briefe und Notizen. Die Notizen wurden von Herberger zum Teil noch 1938, zum größeren Teil aber retrospektiv angelegt, als

166

Die Weltmeisterschaft 1938

Skizzen für eine Autobiographie – was bei ihrer Interpretation ein wichtiger Faktor ist. Herberger holte systematisch Informationen zu Wiener Spielern für die Nationalmannschaft und diverse Auswahlteams ein, auch über manche Nachwuchsspieler. Für die Olympiamannschaft (die Planung für 1940 war im Laufen) kamen Wiener nicht in Frage, weil sie als ehemalige Profis die Amateurregeln nicht erfüllten.11 Österreichische Nationalspieler und ihre Berufe Vorstehende Liste enthält die Namen von: 63 oesterreichischen Nationalspielern. Davon sind: 57 Berufsspieler  6 Amateure 27 ungelernte Arbeiter 36 mit einer abgeschlossenen Lehrzeit. 42 arbeitslos, 5 Lehrlinge/2 Studenten und 14 Mann in Arbeit.12 Austria-Spieler in dieser Auflistung Nachname

Vorname

Profi

Erlernter Beruf

Derzeitiger Beruf

Zöhrer

Rudolf

ja

Kunstschlosser

arbeitslos

Sestak

Karl

ja

Hufschmied

arbeitslos

Andritz

Karl

ja

Schlosser

arbeitslos

Mock

Hans

ja

Musiker

arbeitslos

Nausch

Walter

ja

Bankbeamter

Angestellter bei Austria

Joksch

Siegfried

ja

keiner

arbeitslos

Adamek

Karl

ja

keiner

arbeitslos

Riegler

Franz

ja

keiner

arbeitslos

Stroh

Josef

ja

keiner

arbeitslos

Sindelar

Matthias

ja

Autoschlosser

arbeitslos

Neumer

Leopold

ja

keiner

arbeitslos

Viertel

Rudolf

ja

keiner

arbeitslos

Doch zurück in den Mai 1938, zum »Lehrgang« für die WM. »Achtunddreißig Spieler, unter ihnen dreizehn Wiener, sind dazu auserlesen worden, von heute an auf die Weltmeisterschaft durch Nerz und Herberger und ihre bekannten prominenten Helfer vorbereitet und spannkräftig gemacht zu werden. […] Es fehlt, abgesehen von den drei Säulen des alten österreichischen ›Wunderteams‹, Sesta, Sindelar, Zischek und den leider verletzten Urban und Platzer nicht einer von den Spielern, die im Schlußexamen für die großen Tage von Frankreich erwartet werden konnten.«13 Das Fehlen von Nausch wird nicht erwähnt, die Abwesenheit von Sindelar bedauert, und zwar sogar in einer Sportzeitung des »Altreiches« und aus einer Wiener Perspektive. »Wenn wir auch zugestehen, daß unser ›Papiererner‹ (Sindelar) in die deutsche Nationalmannschaft schwer aufgenommen werden kann, da gerade seine Einstellung eine Aende167

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

rung der ganzen deutschen Spielweise bringen würde, so wäre seine Einberufung zum Vorbereitungsspiel doch im Interesse des deutschen Sports gelegen, denn ›Sindi‹ verkörpert reine ›Wiener Schule‹ und es würde dem etwas starren System […] nicht schaden.«14 Die große Zahl der einberufenen Spieler verlangte offenbar nach einer Erklärung. Es ging nicht nur um die WM  : »Vier Mannschaften sind aus diesen 38 Spielern […] zu bilden. Die beiden ersten haben sich nach den Verlautbarungen der Reichssportführung sozusagen schon aufgestellt  ; es darf angenommen werden, daß in Berlin gegen Aston Villa noch Sesta und Sindelar hinzukommen.«15 Ein Grund für die hohe Zahl war klarerweise auch die politische Vorgabe der Integration der Wiener Spieler in die deutsche Nationalmannschaft. Diese Integration war ein schwieriges und politisch hoch aufgeladenes Unterfangen. Über ein Trainingsspiel »Altreich« gegen die Wiener Spieler 61 Johann Mock mit Reichstrainer Herberger bei zu Beginn des Lehrgangs schrieb Herberger einem Vorbereitungslehrgang des deutschen (höchstwahrscheinlich nach 1945)  :16 Teams im Wiener Praterstadion. Bildarchiv Verein »Was ich vermutet hatte, trat dann ein. Die für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung. Österreicher begannen gemütlich, kunstvoll und elegant, während unsere Mannschaft vom Anstoß an auf Leistung und Erfolg ausging, das Spiel sehr schnell in der Hand hatte, dann – zum Erstaunen der Österreicher – groß aufspielte. Am Ende hieß es 9  : 1 für die Mannschaft aus dem Altreich. […] Da waren die Österreicher, die sich gerne für Herrgötter hielten, die im Glauben lebten, dass in Deutschland Fußball exerziert und erarbeitet wurde, kurzum, die sich uns in allen Belangen des Spiels überlegen fühlten. Es ging für mich darum die Österreicher nun aus den Wolken ihrer Überlegenheit auf den festen Boden der Tatsachen zu bringen. […] Von den Österreichern fanden die Rapid-Spieler sofort und am schnellsten Anschluß. Am verwöhntesten waren die Spieler von der Austria.«17 Diese Einschätzung entlang der Vereinszugehörigkeit deckte sich jedoch nicht mit der Beurteilung einzelner Spieler  : »Noch am gleichen Abend machte ich mit Mock und Schmaus einen Spaziergang, der damit endete, dass ich in diesen beiden gute Mitarbeiter gefunden hatte.«18 Herberger schrieb, es sei primär darum gegangen, abseits der Frage »Wien oder Altreich« eine Einheit zu bilden. Deshalb (und auch zur Vermeidung weiterer Systemdiskussionen) wollte Herberger keine weite168

Politische Wünsche

ren Kräftevergleiche »Altreich« gegen »Ostmark« mehr, obwohl es von (sport)politischen Funktionären wiederholt Forderungen nach solchen Begegnungen gegeben hatte. Manche waren sogar schon medial angekündigt worden  : »Im Rahmen des Divisionsportfestes im Düsseldorfer Rheinstadion findet an Stelle des ursprünglich vorgesehenen Fußballspiels zwischen einer deutschen Auswahl- und einer Wiener Elf eine Begegnung zwischen zwei Mannschaften des Duisburger Lehrganges statt.«19 Im Team »Schwarz-Weiß« spielten Jerusalem und Neumer, bei ­»Grün-Weiß« Mock und Joksch.20

Politische Wünsche Mit (regional)politischem Druck sah sich Herberger auch bei der Mannschaftsaufstellung für die Testspiele konfrontiert. Zum Match gegen Aston Villa – medial wie ein Länderspiel aufbereitet – notierte er  : »Staatsekretär Rainer wünscht, dass Sesta und Sindelar aufgestellt werden.«21 Und auf einem anderen Zettel  : »Nerz spricht von Sindelar Sesta / bereits mit Si[ndelar] gesprochen / Si[ndelar] weiß nichts davon / Wer bestimmt in Berlin über unsere Mannschaft  ? / siehe Brief von Nerz von 2.5.«22 Offenbar wurde nicht nur von Wiener Funktionären Druck auf Herberger ausgeübt. So finden sich Hinweise auf Forderungen von DFB-Präsident Felix Linnemann, dem Gausportführer der »Ostmark« Friedrich Rainer, dem Wiener Vizebürgermeister Thomas Kozich, dem »Referenten der Deutschen Nationalmannschaft« Otto Nerz (bis unmittelbar vor der WM der formale Vorgesetzte Herbergers) und von Gaufachwart Hanns Janisch, beim Spiel gegen Aston Villa in Berlin Sesta und Sindelar aufzustellen. Es gab drei überlappende Ebenen der Intervention  : Neben lokalpatriotischen Interessen und der Rücksichtnahme auf Empfindsamkeiten der Österreicher standen auch Überlegungen, aus den besten Einzelspielern würde eine optimale Mannschaft entstehen. Auf personeller Ebene drehte sich die Auseinandersetzung primär um Austrianer, vor allem um Sindelar und Sesta. Unbestritten ist, dass aus politischen Gründen eine gemischte Mannschaft zur Weltmeisterschaft geschickt wurde. In Wien war die Frage, warum Sindelar und Sesta nicht im Kader der deutschen Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft 1938 standen, ein großes Thema. Bei Sesta lässt sich die Frage – so viel vorweg – eindeutig beantworten  : Herberger lehnte ihn aus disziplinären Gründen ab. Komplizierter ist die Sache bei Sindelar. Zum einen wegen der retrospektiv wild wuchernden Legenden, zum anderen weil die Sachlage bereits 1938 recht unklar war. Von den zahlreichen Notizen Herbergers zu Sindelar sind mit großer Sicherheit fast alle nach 1945 erstellt worden. Eine Ausnahme bildet wahrscheinlich eine handschriftliche Anmerkung auf einem Brief. Herberger notierte  : »Rücksprache mit Sindelar. Druckst  ! Bin überspielt  ! Kann oder mag nicht.«23 Offenbar Jahre später variierte 169

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

und ergänzte er diese Notiz  : »Versuche Sindelar für die W.M. zu gewinnen. Begründung wg. 5x6 Sindelar. Druckst  ! / Das Ergebnis meiner Besprechung mit Sindelar  : Druckst  ! Bin überspielt  ! /Kann oder mag nicht  !  ! /aus polit. Gründen  ?  ?  !  !«24 Sindelar war müde, fühlte sich »überspielt«, das ist angesichts des umfangreichen Matchprogramms im Frühjahr 1938 nachvollziehbar. Natürlich ist das Fehlen einer zeitgenössischen Notiz kein Beleg, dass Herberger nicht schon 1938 eine politische Motivation bei Sindelar vermutet hatte. (Es wäre auch grob fahrlässig gewesen, im Jahr 1938 eine derartige Notiz anzulegen.) Ob Herberger also mit Sindelar für die WM plante, lässt sich aus den vorliegenden Unterlagen nicht mit letzter Sicherheit sagen, es deutet wenig darauf hin, dass er für ihn erste Wahl gewesen wäre. Offenbar spielte Sindelar aber eine Rolle in den Überlegungen Herbergers als möglicher Ersatz für den Schalke-Spieler Fritz Szepan, dessen Absage im Raum stand.25 Indem er Sindelar die Absenz von der WM selbst zuschreibt, befreite sich Herberger auch vom Vorwurf, dessen Genialität nicht erkannt zu haben. Dieser Vorwurf war vor allem in Österreich präsent und wurde noch 1997 – unter Bezugnahme auf einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 1963  – reproduziert  : »Noch bei der Beobachtung des Trainings hatte ›Reichstrainer‹ Sepp Herberger Sindelar nicht erkannt und abfällig gemeint  : ›Das soll ein Fußballer sein  ?‹ Nun folgen Einladungen zu ›Reichslehrgängen‹, also Einberufungen in den Kader der reichsdeutschen Fußballauswahl. Sindelar hat sie nicht einmal ignoriert.«26 Dass der akribische Arbeiter Herberger Sindelars Qualität nicht erkannt haben soll, ist nicht nachvollziehbar, passt aber gut in das retrospektive Bild. Es gab also für Herberger mehrere Gründe, Sindelar in seinen Erinnerungen als einen Spieler darzustellen, den er nach Frankreich mitnehmen hätte wollen – der sich aus politischen Gründen aber verweigert habe. Einberufungen zu »Reichslehrgängen« konnte Sindelar nicht ignorieren, er hat keine erhalten. Mit Sicherheit lässt sich sagen  : Die Notizen aus dem Jahr 1938 beziehen sich nicht auf die WM, sondern auf das Testspiel gegen Aston Villa. Sindelar hatte etliche Spiele in kurzer Zeit absolviert (die Austria bestritt fünf Matches in elf Tagen) und er war bereits 35 Jahre alt. Dass seine Fitness oft nicht mehr für 90 Minuten reichte, wurde öffentlich thematisiert, etwa in der WM-Sondernummer der »Fußball-Woche«. Unter einem Foto von Sindelar im Austria-Dress war zu lesen  : »Einer, nach dem viele fragen, der aber in Frankreich nicht dabei sein wird  : Matthias Sindelar, ein dutzend Jahre lang Mittelstürmer der österreichischen Nationalmannschaft, einer der klügsten Spieler des Kontinents. Reichsfachamtsleiter Linnemann hält viel von Sindelar, und wahrscheinlich wird die wertvolle Kraft dieses Mannes irgendwie dem deutschen Fußballsport weiterhin dienstbar gemacht, aber man konnte sich wegen des Alters von Sindelar (35 Jahre) nicht entschließen, ihn mit nach Frankreich zu nehmen. Die Jugend soll sich in Frankreich zusammenspielen, im härtesten Kampf zu einer festgeschmiedeten Einheit für die zukünftigen Kämpfe zusammenschließen.«27 170

Politische Wünsche

Ob es bei der Aussprache zwischen Herberger und Sindelar tatsächlich um die WM und nicht nur um die Spiele gegen Aston Villa ging, bleibt unklar. Die expliziten Hinweise auf die WM sind nur auf später angefertigten Notizen zu finden. An die Zeitungen gelangte im Mai 1938 die Version mit den Aston-Villa-Spielen. Max Leuthe schrieb im »Neuen Wiener Tagblatt«  : »Im Lauf einer Unterredung mit Herberger erhielt ich die interessante Mitteilung, daß man Sindelar als Gast zu dem Spiel nach Berlin eingeladen habe, daß er aber wegen der Ermüdung infolge der Reise der Austria ablehnen mußte.«28 Es gibt  – außer mündlich überlieferten Anekdoten  – keine zeitgenössischen Hinweise, dass Sindelar aus politischen Gründen Distanz zur deutschen Nationalmannschaft oder zum Regime insgesamt gehalten hätte. Soweit Sindelars Verhalten dokumentiert ist, deutet nichts auf ein politisch widerständiges Verhalten hin  : Im August »arisierte« er mit Unterstützung von Hanns Janisch das Kaffeehaus von Leopold Drill in der Laxenburger Straße. Im Oktober 1938 wurde Sindelar Mitglied des Austria-Vorstandes – als einziger aktiver Spieler in einem Gremium, bestehend aus überzeugten Nationalsozialisten, Mitläufern und Wendehälsen, die nach dem »Anschluss« Mitgliedsanträge bei der NSDAP stellten.29 Wie aktiv Sindelar in dieser Funktion war, lässt sich nicht im Detail klären. Er soll seinen ehemaligen Mannschaftskollegen Karl Schneider als Trainer vorgeschlagen haben  ; jedenfalls trat er bei öffentlichen Anlässen als Repräsentant der Austria auf, etwa bei der RapidWeihnachtsfeier 1938  : Sindelar und Ziegler saßen als Austria-Vertreter am »Ehrentisch«, unter anderem mit Vizebürgermeister Kozich und Gaufachwart Janisch.30 Die überlieferte »Judenfreundlichkeit« Sindelars muss damit nicht in Widerspruch stehen – erklärbar etwa aus persönlicher Loyalität Emanuel Schwarz gegenüber, die jener nach 1945 bestätigte, wenn er in einem Volksgerichtsprozess 1946 erwähnte  : »Haldenwang verbot z.  B. den Spielern der Austria, mich […] zu grüssen und ist mir noch mit absoluter Sicherheit in Erinnerung, dass mir dies der berühmte jetzt verstorbene Sindelar erzählte und mit den Worten begleitete  : ›stellen sie sich vor der Verbrecher verbietet mir meinen Chef und Präsidenten zu grüßen, ich werde Sie aber doch grüßen.‹«31 Ob also Sindelar nur das Spiel gegen Aston Villa ablehnte oder überhaupt nicht in der deutschen Nationalmannschaft spielen wollte, muss Spekulation bleiben  : »Politische« Gründe im engeren Sinn, dass er nicht mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden wollte, scheinen angesichts seines sonstigen Verhaltens – etwa der Übernahme eines Vorstandsmandates bei der Austria oder der »Arisierung« – unwahrscheinlich. Fest steht, dass Sindelar versucht hat, sich im Wien des Jahres 1938 einzurichten  : So hat er Transfer-Angebote französischer Vereine abgelehnt. Umgekehrt bedeutet das aber auch keinen Beleg für eine ideologische Nähe zum NS-System. 171

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

Sesta: großes Können, große Probleme Auch zu Karl Sesta finden sich zahlreiche populäre Erzählungen, die ihn vor allem als wienerisch-widerständige Figur zeichnen  : »Die mehr oder minder spektakulären Aktionen von Widerstand und passiver Resistenz (außerhalb des Spielfeldes) des überzeugten Antimilitaristen mit dem ›Reichsführer‹ des Nazisports oder mit ›Reichstrainer‹ Herberger sind Legende. Nach 1945 wurde Sesta zunächst Leiter einer Hammerbrot-Filiale, späterhin Cafétier in Ottakring.«32 In Konflikte mit dem »Reichsführer« geriet Sesta tatsächlich, politische Widerständigkeit lässt sich daraus allerdings nicht ablesen, und die Hammerbrot-Filiale übernahm Sesta nicht erst nach 1945, er »arisierte« sie im Dezember 1938.33 Sepp Herberger schrieb über Sesta, er habe sich »einen Namen gemacht. Er war Mitglied jener ruhmreichen österreichischen Nationalmannschaft, die als ›Wunderteam‹ in die Fußballgeschichte eingegangen ist. Er war ein Verteidiger von hoher Klasse. Schnell, beidfüßig, bärenstark. Leider hatte er von hartem Körpereinsatz und dem Gebrauch seiner Bärenkräfte eine Auffassung und Vorstellung, die in seinem oft ungezügelten Temperament in krassem Gegensatz mit fair play und sportlicher Regel standen. Ich lehnte ihn sofort und entschieden ab. Neben den allgemein bekannten […] sportlichen Ausrutschern (Entgleisungen) – die auch in Wien selbst entschieden missbilligt wurden – hatte ich brandaktuelle Beispiele, bei denen Sesta eine unrühmliche Rolle spielte […] als […] zusätzliche Gründe meiner Ablehnung bereit.«34 Möglicherweise spielte Herberger damit auf einen Vorfall an, der Sesta vor Gericht gebracht hatte. So berichtete das »Sport-Tagblatt« am 31. Mai 1938 von einer Auseinandersetzung bei einem Heurigen. Was war geschehen  ? Sesta hatte ein Lied vorgetragen und sich dabei von einem quietschenden Hund gestört gefühlt. »Und da behauptet eine Dame, die Besitzerin des Hundes, Sesta habe das Tier mit der Zigarette verbrannt.«35 Daraus entwickelte sich eine »Rauferei, in der sich Sesta wieder als Stärkerer erwiesen hat, da ein anderer Gast verletzt [sic] und nun Schadenersatz forderte.«36 Das Ergebnis  : »Sesta hat das getan, was er sonst nie getan hat, er sich in der Frage der Schadenersatzforderung auf 628 S. ausgeglichen, allerdings unter Mitwirkung der Leitung seines Vereines, der Ostmark, die ja auch ein Interesse daran hat, das empfindliche Gemüt ihres Verteidigers von der Sorge um eine Schadenersatzklage zu befreien.«37 Besonders auf dem Spielfeld brachte sich Sesta durch seine impulsive Art immer wieder in Schwierigkeiten. Das bekannteste Beispiel ist Sestas Ausschluss beim Spiel der Austria gegen Hertha BSC in Berlin.38 Diese Dezemberreise der Austria erbrachte zwei Niederlagen und zudem Sperren von Sesta und Safarik. An den Zeitungsartikeln zu Sestas Ausschluss lässt sich sehr gut die unterschiedliche Bewertung des Vorfalls in Wien und im »Altreich« ablesen. Der Tenor in Wien war, Sesta 172

Sesta: großes Können, große Probleme

62 Karl Sesta als Heurigensänger bei einer Pressevorführung. Bildarchiv des Vereins für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.

sei leider zu undiszipliniert, wenn er eine Ungerechtigkeit fühle, verliere er die Beherrschung. Der Tenor in Berlin dagegen lautete, Sesta müsse für lange Zeit oder gar für immer aus dem deutschen Sport ausgeschlossen werden. Die Wiener Zeitungen entschuldigten Sesta, das »Neue Wiener Tagblatt« gab ihm sogar Gelegenheit zu einer ausführlichen Stellungnahme, in der er explizit auf das Image der Austria Bezug nimmt  : »Wir Wiener Fußballer sind auf der ganzen Welt als ›weich‹ und zimperlich verschrien, namentlich die Austria, was auch im Altreich zu wiederholten Male festgestellt worden ist. Und jetzt sollen wir auf einmal forsch gespielt haben und unsere Gegner in Schrecken versetzt haben  ?«39 Zum Vorfall an sich sagte Sesta, er sei hochgeschnellt und habe dabei einen Berliner Spieler getroffen. Aber  : »Von einer bösen Absicht kann nicht die Rede sein. Ich habe doch schließlich am Hinterhaupt keine Augen.«40 Die »Fußball-Woche« war weniger nachsichtig  : »Nie wieder Sesta  !  ! […] Wie oft haben Leser an uns geschrieben  : Warum eigentlich wird Sesta nicht für die großdeutsche Mannschaft herangezogen  ? Sesta, in dem zweifellos das Material zu einem Verteidiger größter Wirkung auf einen gegnerischen Sturm steckt, hat die Antwort gestern auf dem Berliner Herthaplatz selbst gegeben. Ein Spieler, der sich in so geringem Maße, nämlich gar nicht zu beherrschen weiß, für den ist selbstverständlich kein Platz in der Nationalmannschaft, man kann es nicht wagen, einen solchen Spieler repräsentativ im internationalen Wettbewerb herauszustellen. Sesta hatte 173

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

das ganze Spiel über zu meckern, es paßte ihm mal wieder so ziemlich nichts, mehrmals schwang er die behandschuhten Hände drohend durch die Lüfte, haderte mit den gegnerischen Spielern, mit den eigenen Kameraden, mit dem Schiedsrichter, mit dem Publikum.« Schließlich habe er einem Hertha-Spieler »einen regelrechten Schwinger ins Gesicht« verpasst. »Spieler, die derartig entgleisen, haben auf einem deutschen Sportplatz nichts zu suchen und wir glauben Grund zu der Annahme zu haben, daß sich [sic] die FußballLaufbahn Sestas mit der brutalen Tätlichkeit […] ihr Ende gefunden hat.« Man müsste fordern, »gegen Austria nur noch unter der Bedingung Freundschaftsspiele auszutragen, wenn sie Sesta zuhause läßt.«41 Gesperrt wäre Sesta auch in einem anderen System worden, bei seiner Vorgeschichte wohl auch für einen beträchtlichen Zeitraum. Bemerkenswert ist allerdings, dass Reichsportführer Tschammer 63 Karl Sesta, der »Blade« (und Vienna-Mann Richard das Urteil aufhob und den Fall an sich zog  : Fischer). Bildarchiv Verein für Geschichte der Er entschied, »den Spieler Karl Sesta mit eiArbeiterInnenbewegung. ner Spielsperre von drei Monaten zu belegen. Ich warne Sesta nachdrücklich und letztmalig, Unsportlichkeiten zu begehen, die mit dem Verhalten, wie [ich] es von jedem Sportler, insbesondere von meinen Fußballern erwarte, nicht in Einklang zu bringen sind. Im Wiederholungsfall werde ich bei Unsportlichkeiten den Ausschluß von jeder sportlichen Betätigung verfügen.«42 Als in einer Schweizer Sportzeitung das Eingreifen Tschammers als Beleg für einen weiterhin scharfen Gegensatz zwischen Wien und dem »Altreich« angesehen wurde, verfasste die »Fußball-Woche« eine bissige Replik. »Es ist traurig, daß der Schweizer ›Sport‹, den wir als Fachblatt schätzen, sich nun auch auf die Basis jener Schweizer Sport-Journalisten begibt, die glauben, ihren politischen Unmut in sportlichen Betrachtungen abreagieren zu müssen.«43 An Sesta sollte ein Exempel statuiert, ein Signal an alle Fußballer (vor allem die Wiener  ?) gesendet werden. Die Ausweitung seiner Sperre durch den Reichsportführer ist ein Beispiel für den Spielraum einzelner Funktionäre in der NS-Zeit, wenn auch ein vergleichsweise harmloses. Sie zeigt  : Ein »Führer« konnte nach Belieben in die Urteile der Gerichte eingreifen. Für eine Einflussnahme Herbergers auf die 174

Sesta: großes Können, große Probleme

Sperre Sestas gibt es dagegen keine Hinweise, er »bestrafte« ihn mit Nichtberücksichtigung für die Nationalmannschaft. »Weit unangenehmer als der Ausschluss dürfte es aber für den Verteidiger werden, daß diesem Kampfe der Reichstrainer beiwohnte, der von dem sportlichen Verhalten des Spielers kaum den günstigsten Eindruck wegbekommen haben dürfte.«44 Für die Anekdote, Sesta habe Herberger mit dem Götz-Zitat bedacht und sei deshalb gesperrt und lange nicht für die Nationalmannschaft berücksichtigt worden, ließen sich keine Hinweise finden. Mag sein, dass es diese Szene gab, für die Sperre waren die verbürgten Aktionen Sestas Grund genug. Seine Arisierungsaktivitäten und später dann sein Verhalten im Volksgerichtsprozess Schwarz/Haldenwang zeigen ihn 64 Camillo Jerusalem, hier Anfang 1938 in zudem als auf den eigenen Vorteil bedacht.45 österreichischer Militäruniform, geriet im Sommer wegen seines Wunsches, nur als Ende März 1939 durfte Sesta wieder spielen, »Ersatzspieler« zur WM nach Frankreich die nächste Zwangspause kam Mitte Juni, diesmal mitgenommen zu werden, bei Sepp nicht durch eine Sperre, sondern von einer DarmHerberger in Ungnade. Fussball-Sonntag, 30.1.1938, S. 16. operation verursacht. Die Austria musste auf ihren Star deshalb wochenlang verzichten.46 Sesta feierte sein Comeback erst bei einem Städtespiel Wien gegen Budapest. Bei diesem Spiel in Klagenfurt, das 2  : 2 endete, war die Austria außerdem durch Stroh vertreten.47 Und selbst in die Nationalmannschaft hat es Sesta schließlich geschafft. Dazu schrieb Herberger  : »Seine Fürsprecher sprachen von seiner Herzensgüte und führten viele männliche Eigenschaften und Tugenden für ihn ins Gefecht. Ich selbst habe mich später glänzend mit ihm verstanden. Aber in der späteren Zeit seiner Zugehörigkeit zu unserer Nationalmannschaft hat er sich auch rundherum Freunde gewonnen und als Spieler grossartige Leistungen vollbracht, die in meiner Erinnerung weiterleben. […] Allerdings hat er sich dann auch im Spiel und auf dem Spielfeld als ein untadeliger Sportsmann gezeigt. Damals war es aber noch nicht so und ich beharrte stur auf meiner Weigerung.«48 Mit dem Begriff »damals« spielt Herberger auf die Phase vor der Weltmeisterschaft 1938 an, mit dem vieldiskutierten und von politischem Druck auf Herberger geprägten Spiel gegen Aston Villa. Die Wiener Auswahl – ohne Sindelar und Sesta – verlor das Spiel mit 2  : 3, ein Tor erzielte der Austria-Spieler Josef Stroh.49 Die »Fußball-Woche« schrieb bezüglich der Austrianer  : »Von den Wiener Innenstürmern hat uns der flachsblonde Camillo Jerusalem am besten gefallen […]. Die Art, in der Jerusalem gewisse Gegensätzlichkeiten mit den Spielern der anderen Partei und 175

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

dem Schiedsrichter vor allem Volke auszutragen beliebt, ist allerdings im deutschen Sport unmöglich, soviel muß sich der gute Jerusalem von uns schon sagen lassen. Das gleich gilt für Neumer […].«50 Dass die Forderung, viele Wiener Spieler zur Weltmeisterschaft zu schicken, nicht nur aus Wien kam, zeigte sich beim Spiel gegen Aston Villa  : »Als die Pause zu Ende war und die Wiener Spieler als erste wieder aufs Feld kamen, da tönte es plötzlich im Chor auf  : ›Nerz, stell doch mehr Wiener ein, / dann wird Deutschland Sieger sein.‹«51 Ohne den abwesenden Sindelar zu nennen, schrieb der »Kicker« nach dem Aston-VillaSpiel  : »Mittelstürmerproblem ist auch heute noch akut«.52

Austrianer bei der Weltmeisterschaft Drei Austria-Spieler kamen bei der Weltmeisterschaft in Frankreich für je ein Match zum Einsatz  : Hans Mock war beim Remis im ersten Spiel gegen die Schweiz Kapitän der deutschen Mannschaft, im Wiederholungsspiel (2  : 4) spielten Josef Stroh und Leopold Neumer. Jerusalem hatte sich durch seinen Wunsch, als Ersatzspieler nach Frankreich mitgenommen zu werden, um dort einen Verein finden zu können, selbst aus dem Spiel genommen, bei Neumer übte Herberger offenbar Nachsicht.53 Nach dem unerwarteten Ausscheiden beklagte der »Völkische Beobachter« nicht nur »disziplinlose Zuschauer«, sondern auch die Nichtberücksichtigung Mocks  : »Das war der große Fehler. Aber wer konnte wissen, daß er sich so verhängnisvoll auswirken würde.«54 Denn Mock hätte die nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden Goldbrunners entstandene Lücke füllen können. Herberger fühlte sich in seinem Urteil bestärkt  : Eine Mischung der Systeme und die Auswahl der Spieler nach regionalpolitischen Kriterien könnten nicht funktionieren, es müsse ein System mit den dafür geeigneten Spielern durchgezogen werden. Für ihn hieß das  : WM-System mit dem Stamm der deutschen Spieler und Einbau einzelner Wiener. Davon wich er allerdings bei einzelnen Spielen wieder ab, vor allem wenn sie in Wien stattfanden. Mock hoffte dagegen nach der Weltmeisterschaft auf eine Synthese  : »Es ist klar geworden, daß nicht eine Spielweise zugunsten der anderen einfach vergewaltigt werden kann. Hoffen wir, daß recht bald die glückliche Mischung gefunden werden wird, die den deutschen Fußballstil prägt […].«55 Herberger wollte auch nach der WM Systemvergleiche vermeiden. Als am 4.  September ein Spiel »Ostmark« gegen »Altreich« stattfinden sollte, notierte er  : »Linnemann hat aus der WM nichts gelernt.«56 Und forderte ihn brieflich auf  : »Sie müssen in diesem Fall ein Machtwort sprechen. Das Spiel darf nicht zustande kommen. […] Alles was in mühsamer Kleinarbeit in den Wochen der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft und während dieser selbst erreicht worden ist, zerschlägt dieses Spiel wieder.«57 176

Sportfest in Breslau

65 Die deutsche Nationalmannschaft vor dem 1 : 1 gegen die Schweiz bei der WM 1938. Ganz links Teamkapitän Hans Mock. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

Austria-Spieler in der deutschen Nationalmannschaft Johann Mock

4

WM, Rumänien 1938, Kroatien 1941, Kroatien 1942

Leopold Neumer

1

WM

1938–1942 1938

Franz Riegler

2

Slowakei 1941, Kroatien 1942

1941–1942

Karl Sesta

3

Kroatien 1941, Kroatien 1942, Schweiz 1942

1941–1942

Josef Stroh

4

WM, Polen 1938, Rumänien 1938, Jugoslawien 1939

1938–1939

Als einziger Torschütze unter den Austrianern trat Josef Stroh beim 4  : 1 gegen Rumänien am 25. September 1938 in Erscheinung.

Sportfest in Breslau Etwa ein Monat nach der WM fand mit dem deutschen Sportfest in Breslau die größte sportliche Propagandaveranstaltung des Nationalsozialismus nach den Olympischen Spielen von 1936 statt. Beim Fußballturnier traten die Auswahlen der einzel177

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

66 Deutsches Turn- und Sportfest in Breslau im Juli 1938. Die »Ostmark« besiegt Schlesien 8 : 2. Auch das Finale wurde gegen Niedersachsen mit 4 : 1 gewonnen. Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek.

nen Gaue gegeneinander an. Es ginge nicht in erster Linie darum, »zu zeigen, was der Ostmark-Fußball technisch kann, sondern auch allen Vertretern des Großdeutschen Reiches zu zeigen, daß die Ostmark stolz darauf ist, ein Teil in diesem Großen Deutschen Reich zu sein und daß die Fußballer der Ostmark die drei Grundsätze des DRL ›Kameradschaftlichkeit – Ritterlichkeit – Ehre‹ voll und ganz erfaßt haben und sich freimütig zu ihnen bekennen«, schrieb der Wiener »Fussball-Sonntag«.58 Der »Kicker« stellte dagegen die Aufwertung des Turniers durch die Teilnahme der Wiener Mannschaft mit allen Stars in den Mittelpunkt. Unter der Überschrift »Erste Heerschau mit den Wienern« wird mit Superlativen nicht gegeizt  : »Die Teilnahme Deutsch-Oesterreichs mit einer Mannschaft, die stets als eine der besten der Welt in allen Zonen der Erde gerühmt und gefürchtet wurde, macht das Fußballturnier von Breslau zum reizvollsten und bedeutendsten Wettbewerb, der in dieser Form je stattfand.«59 Gaufachwart Hanns Janisch und Gautrainer Luigi Hussak stellten den Kader der »Ostmark« zusammen, von den Austrianern wurden Sesta, Stroh, Kopetko, Sindelar und Neumer einberufen.60 Die »Ostmark« gewann das Turnier, im Finale wurde Niedersachsen mit 4  : 1 geschlagen. Sindelar spielte nicht das volle Programm, es 178

Sportfest in Breslau

67 So wurde der »Ostmark«-Sieg in Breslau propagandistisch dargestellt. Das Kleine Blatt, 31. Juli 1938.

179

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

wurde auch medial thematisiert, dass er dazu körperlich wohl nicht (mehr) in der Lage sei. »Wiener Schule setzte sich durch«,61 titelte der »Völkische Beobachter« nach dem Finale. Der »Fussball-Sonntag« hob den Trainer hervor  : »Der Sieg war übrigens auch für den Verbandstrainer Luigi Hussak ein großer Erfolg. Hussak ist ja einer jener Bescheidenen im österreichischen [sic] Fußball gewesen, die still, dafür aber umso fleißiger arbeiteten.«62 Mit Luigi Hussak wurde ein ehemaliger Spieler der Amateure (1911 bis 1914) Gautrainer. Zum zehnjährigen Jubiläum des Vereins hatte ihn der Verein zum Ehrenkapitän ernannt, erst vierzig Jahre später wurde diese Ehre einem weiteren Spieler zuteil  : Walter Nausch.63 Der »Kicker« schrieb von einem »Triumph der Wiener Fußball-Schule«,64 das Turnier habe mit dem »erwarteten Siege der hochfavorisierten Mannschaft aus der Ostmark des Reiches geendet«65. Die Wiener Mannschaft habe sich gut vorbereitet, »vielleicht etwas zu gut vorbereitet, denn anfangs lief die Maschine gar nicht so richtig […]. Aber im letzten Spiel erstrahlte die vielgerühmte Wiener Fußball-Schule im schönsten Lichte, man war entzückt über die wunderbaren und immer wieder überraschenden Kombinationen, und die Einstellung des Klasse-Fußballers Stroh in das Sturmzentrum verlieh dem Angriff auch die dazugehörende Durchschlagskraft.«66

Austria – eine starke Marke im »Altreich« Die Austrianer spielten in der Breslauer Mannschaft eine zentrale Rolle. Sie wurden auch in diverse andere Auswahlmannschaften einberufen, so etwa Joksch in die Reichsauswahl bei einem Testspiel gegen eine Berliner Städteauswahl.67 Oder Andritz, Mock, Joksch und Stroh in die Wiener Mannschaft gegen Schlesien.68 Was die Austria als Verein betrifft, so zeigten sowohl die Debatten um die deutsche Nationalmannschaft, die Zusammenstellung der Wiener Stadt- und der Ostmarkauswahl als auch die Spiele des Vereins in Deutschland  : Nach der Vertreibung der jüdischen Funktionäre wurde der Verein im NS-System nicht anders behandelt als andere Wiener Großklubs. Einzige Ausnahme war die kurzfristige Umbenennung in »SC Ostmark« – die aber den Charakter des Spiels nicht verändert habe, wie der »Völkische Beobachter« unter dem Titel »Die Mannschaft der Wiener Schule« schrieb  : »Amateure, Austria, Ostmark – drei Namen und drei Begriffe. Es wird wohl selten in der Geschichte des Fußballsports der Fall aufscheinen, daß ein Verein im Verlaufe von 27 Jahren dreimal den Namen wechselt und daß jeder einzelne von ihnen im europäischen Sport zum Begriff wird. Der Fußballklub Ostmark, aber wie er früher hieß Wiener Amateursportverein und Austria, war und ist seit jeher der wirkungsvollste Vertreter der sogenannten ›Wiener Schule‹. Jetzt ist aus dem SpK. Austria der SpK. Ostmark geworden. Eine Aeußerlichkeit, eine Formalität, die aber die gepflegte Tradition des Vereines nicht beeinflussen wird. Auch weiterhin soll die 180

Austria – eine starke Marke im »Altreich«

Wiener Schule kultiviert werden, ein Sindelar und Stroh, selbst wenn sie heute oder morgen nicht mehr aktiv sind, werden durch ihre gezeigten Leistungen, durch ihre unzähligen Heldentaten auf dem grünen Rasen Vorbilder für den Nachwuchs bleiben. […] Auch unter neuem Namen, unter neuen Verhältnissen, treu der bisherigen Spielweise – dies wird auch weiterhin der Leitsatz des Vereines bleiben.«69 Das gepflegte Spiel der Austria mit ihren Stars wurde als Markenkern verkauft. Es funktionierte  : Ein Beispiel aus dem Jahr 1938 zeigt, wie hoch die Austria in Deutschland geschätzt wurde  : »Das Hauptereignis in Bayern bildete trotz der beiden Pokalspiele das Freundschaftstreffen zwischen Wacker München und der Wiener Austria. […] Was nun letztere anbelangt, so kamen die Zuschauer restlos auf ihre Rechnung.«70 Als ein Spiel der Austria gegen Schalke angekündigt wurde, schrieb der »Völkische Beobachter«  : »Die beiden Mannschaften werden vielfach als die bestspielenden Teams des deutschen Fußballs angesehen.«71 In der Nachbetrachtung des Spiels vom 21. August 1938 war zu lesen  : »Und da die königsblauen Knappen einwandfrei gewannen, im Spielanteil deutlicher, als es im knappen 3  : 2-Verhältnis zum Ausdruck kommt, haben sie mindestens ihre Gleichwertigkeit mit den Wienern bewiesen, die mit ihrer ›Schule‹ allein Recht behalten wollten.«72 Das Rückspiel gewann die Austria mit 2  : 0, die »Fußball-Woche« kommentierte  : »Beide Mannschaften machten eine Krise durch, es war aber doch ein Klassenunterschied zu bemerken und dieser »ging wohl von Sindelar aus, der mit seiner Spielkultur dem Angriff der Austria die entscheidende Ueberlegenheit verschaffte.«73 Zusammenfassend lässt sich sagen  : Die Austria war mit ihren Stars eine starke Marke, sie wurde als der prononcierteste Vertreter der Wiener Schule präsentiert – die vielen Spiele gegen Mannschaften aus dem »Altreich« und die Medienberichte dazu zeigen ihre Popularität. Der jüdische Anteil an der Entwicklung dieser Mannschaft wurde  – nach einer ganz kurzen Phase im März 1938  – schlicht ignoriert. Die deutschen Vereine waren froh, einen zugkräftigen Gegner zu haben, der viele ZuschauerInnen und damit volle Kassen brachte. Die großen sportlichen Erfolge in Meisterschaft und Cup blieben bei der Austria in den Jahren zwischen 1938 und 1945 aber aus. Wenn die Mannschaft jedoch komplett und in Form war, zählte sie noch immer zu den stärksten Mannschaften im Deutschen Reich. Bemerkenswert war allenthalben das Erreichen des Viertelfinales im Tschammer-Pokal (dem deutschen Cupbewerb) im Jahr 1941. Nach Siegen gegen den Kremser SC, den Simmeringer SC und Rapid Oberlaa folgte am 22. Juni 1941  – dem Tag des Überfalls auf die Sowjetunion und auch des 4  : 3 Rapids gegen Schalke in Finale um die »Großdeutsche Meisterschaft«  – ein 5  : 1-Sieg gegen Bayern München. Nach einem 6  : 2 gegen Wacker ging es wieder in die bayerische Hauptstadt, diesmal gewann die Austria in einem  – folgt man den Zeitungsmeldungen – begeisternden Spiel 5  : 2 gegen den TSV 1860 München (3. August 1941). 181

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

Nach einem lockeren Sieg über Vorwärts Gleiwitz wartete im Viertelfinale ein Auswärtsmatch gegen Schalke 04. Die »Fußball-Woche« schrieb, das »größte Spiel des Jahres« sei erwartet worden, geprägt von »Klasse gegen Klasse«, doch gerade die hohe Klasse der beiden Mannschaften verhinderte ein perfektes Spiel  : »Weil die beiden Mannschaften in der Anlage ihres Spiels sich so ähnlich sind, weil in beiden die Materie restlos gemeistert wird, weil Austrianer und Schalker gleichermaßen alle Tricks, die zum hochklassigen Fußball gehören, kennen, konnte das Spiel nicht die vollkommene, schöne Darbietung werden, auf die sich viele gefreut hatten.«74 Die Gelsenkirchner gewannen mit 4  : 1, Jerusalem verletzte sich bei diesem Spiel, Sesta wurde ausgeschlossen, war bis dahin aber »die überragende Erscheinung auf dem Felde«, neben ihm waren Mock und der Tormann Spale die besten Austrianer, so der Tenor des über fünfseitigen Spielberichts in der »FußballWoche«.75 Das Spiel gegen Schalke sollte der letzte große Auftritt der Austria im »Altreich« bleiben. In Meisterschaft und Cup schied der Verein jeweils früh aus  – und Freundschaftsspiele fanden kriegsbedingt keine mehr statt.76

Reichstrainer Sepp Herberger und die Austria Im April 1940 besuchte Herberger das Osterturnier im Wiener Praterstadion, um Kandidaten für die Nationalmannschaft zu sondieren. Seine Notizen nach dem 2  : 2 der Austria gegen den Budapester Verein Hungaria liefern eine anschauliche Beschreibung von Sestas Auftritt  : »Spiel stand im Zeichen von Sesta […] Sesta einer der Besten. Sicherlich Grund für die Wiener Presse, ihn für Ungarn in Berlin warm zu empfehlen. […] Spiel präsentierte einen guten Sesta  !  ! Dr. Sarosi wird froh gewesen sein, als das Spiel zu Ende war. Sesta – sein direkter Gegenspieler ließ ihm keinen Stich. Sesta als Rammbock  !  ! Bei einem Angriff an der Linie (gegen einen Ungarn). Sesta war überall  !  ! auf [sic] der Jagd nach den Gegnern rammte er den Ungarn mit einer Heftigkeit (explosiv), überrannte ihn und warf ihn auf die Platzumzäunung, dass diese mit zusammenbrach. Das war ein echter Auftritt a la Sesta. Was es sonst noch gab  : einen jungen Spieler (Rirsch), er war in meinem Kurs in Wien. Er lenkte den Blick auf sich, stach heraus und empfahl sich. Die beiden Sarosis, Trotz [sic] Sesta oder gerade wegen dessen Wildheit erzielten die Tore.«77 Zu diesen Notizen legte Herberger einen Zeitungsartikel, der Sestas Leistung lobte und einen anonymen Brief ab  : »Warum wird nicht jedem Spieler Gelegenheit zur Bewährung gegeben  ? Warum wird Sesta von der Wiener Austria nicht einbestellt  ? Dieses schreibt ein Hamburger Fußball-Freund  !«78 Das zeigt, wie intensiv sich Herberger mit einzelnen Spielern beschäftigte, vor allem aber, welchen Stellenwert Karl Sesta hatte. Gegen Ungarn in Berlin am 7. April kam er trotzdem nicht zum Einsatz. 182

Reichstrainer Sepp Herberger und die Austria

68 Sepp Herberger (mit Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten) im Jänner 1939. Bild: Ullstein, picturedesk.

Ausführlich nimmt Herberger Stellung zur Absenz Mocks gegen Jugoslawien. Die Korrespondenz beginnt mit einem Brief an den Spieler im Februar  : »Lieber Mock, ich rechne auch nach wie vor mit Ihnen als Nationalspieler. Unser Länderspielprogramm wird auch in diesem Jahre wieder sehr reichhaltig und schwer sein. Bereiten Sie sich also vor und gestalten Sie diese Vorbereitung so, dass die regelmäßig in der zweiten Hälfte Ihres Spiels auftretende Schwächeerscheinung ganz verschwindet oder im Augenblick ihres Auftretens auch schnell überwunden ist. Sie brauchen nur Kondition, um der erste Anwärter [auf] den Posten des Mittelläufers unserer Nationalmannschaft zu sein. In Ihrem Alter muss man sich diese Kondition aber durch hartes und regelmäßiges Training erarbeiten.«79 In einem Brief an Linnemann rechtfertigt Herberger die Nichtberücksichtigung Mocks  : »Hofstätter war schwach. Ich musste ihm aber nach den Trainingseindrücken den Vorzug vor Mock geben, weil letzterer auffallend matt und müde wirkte. Ich vermute, dass Mock, als er noch einmal eine Chance in der Nationalmannschaft bekam, im Training des Guten zu viel getan hatte.«80 An Mock schrieb Herberger einen ausführlichen Brief, in dem er ihn warnte, »im ersten Eifer nun das Arbeitsmass zu überspannen«.81 Das sei wichtig, denn »die nächsten Wochen bringen eine Reihe von Länderspielen. Ich denke dabei auch an Sie und weiß, dass Sie es mit der Vorbereitung auf diese Aufgaben ernst nehmen«.82 Insgesamt, so resümierte Herberger nach dem Jugoslawien-Spiel, habe die Ostmark derzeit »keine erstklassige Ländermannschaft  !  !«, egal ob mit oder ohne Sesta. »Es ist aber falsch, was die Altreichpresse nun macht, indem sie die Systemfrage wieder aufrollt und aus der Niederlage 183

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

gegen Jugoslawien einen Triumph des W-Systems macht. Der Unterschied liegt hier nicht in der mannschaftlichen Ordnung, sondern im Unterschied der Klasse der Spieler.«83 Neben Mock und Sesta spielten in den Planungen von Herberger Josef Stroh, Walter Rirsch, Hans Safarik, Siegfried Joksch und später auch Franz Riegler eine Rolle. Weil der Kriegsdienst ein regelmäßiges Training bei den Vereinen unmöglich machte, gehörte es zum Standardrepertoire Herbergers, in Briefen die Spieler aufzufordern, so weit möglich selbständig und regelmäßig zu trainieren. Vor den Länderspielen hielt Herberger meist zweiwöchige Trainingslager ab, die im Krieg umso notwendiger seien.84 Bei den Freistellungen vom Kriegsdienst zeigt sich ein großer Handlungsspielraum der direkten Vorgesetzten der einzelnen Spieler. Selbst die Einberufung für ein Länderspiel setzte hier keinen Automatismus in Gang. So notierte Herberger am 17.8.1942  : »Wir brauchen einen Rechtsaußen  : Rieglers Rückversetzung abgelehnt.«85

Der Krieg als »Disziplinierungsmaschine« Ein Problemfall aus Sicht der Austria und Herbergers war Camillo Jerusalem, der 1938 nach Frankreich gegangen war. 1940, Frankreich war inzwischen von Deutschland besetzt, versuchte die Austria, den Spieler zurückzuholen. Vorerst ohne Erfolg, wie Austria-Geschäftsführer Ziegler schrieb  : »In der Frage Jerusalem war nach 3 Tagen unserer Aussprache im Stadion die Mutter von J. bei mir. Aus dem vorgezeigten Brief habe ich ersehen, das [sic] J. nicht ins Reich will. Die Mutter soll ihm Geld schicken und kleinere Familienangelegenheiten waren der Inhalt, so dass ich nichts in Bezug Heimkehr unternehmen kann.«86 Das änderte sich erst im Frühjahr 1941 und Ziegler notierte  : »Jerusalem ist wieder bei uns  ? [sic] Spielte am 4. Mai in Regensburg sehr gut. Ich hoffe, dass durch die vielen Sorgen, die J. seit Kriegsbeginn mitgemacht hat, sein überschäumendes Temperament sich gelegt hat. In Regensburg wurde J. oft sehr hart angegangen und hat zum Unterschied von früher nicht reagiert. Nun, wir werden ja sehen, wie es in Zukunft wird.«87 Die (zynische) Hoffnung, die harten Zeiten hätten den Spieler diszipliniert, äußert Ziegler auch bei Leopold Neumer, hier noch unterfüttert mit einem Angriff auf die frühere (jüdische) Vereinsleitung der Austria  : »Neumer spielte Sonntag nach 1½ jähriger Pause wieder Meisterschaft. Sie wissen ja, das N. von der früheren Klubleitung sehr verdorben war. Nun diesmal spielte N. wieder Linksaußen und kehrte keine seiner Untugenden hervor, ja Neumer kämpfte mit vollem Einsatz, fast so gut wie in seiner Glanzzeit, wo man ihn mit 17 Jahren in die Ostmark-Nationalmannschaft stellte. Da ja der Mensch erst 21 Jahre zählt, 184

Der Krieg als »Disziplinierungsmaschine«

kann man noch Hoffnung haben, dass die 15 Monate Arbeitsdienst Ihn gebessert haben.«88 Auch über Franz Rieglers Verhalten, der von Herberger sehr jung in die Nationalmannschaft einberufen wurde, klagte Ziegler  : »Die Abgabe des 18jährigen Riegler geht in Ordnung, obwohl der Junge, der Klempner lernt, scheinbar schon von seinem Ruhm so eingenommen ist, das er die Arbeit aufgeben wollte. Nun haben wir dem Jungen den Kopf zurecht gesetzt und er geht wieder in Ordnung. Sollten Sie in Pressburg Gelegenheit haben, dann bitte ich Sie[,] dass Sie auch dem Jungen klar machen, das [sic] Arbeit und Berufslehre die erste Pflicht ist.«89 Die Frage der Arbeitsstelle war bald obsolet, Riegler wurde als Funker zur Luftwaffe einbezogen. Er spielte ab 1943 – wie Karl Sesta – für den LSV Markersdorf. Herberger schätzte den Spieler offenbar. Am 27. Juli 1942 beantragte der Reichstrainer für die Vorbereitung auf das Länderspiel gegen Schweden beim Oberkommando der Wehrmacht, Spieler der Nationalmannschaft, »deren Mitglieder durchwegs im Frontdienst stehen[,] […] ab sofort bis Mitte Oktober zum Wachbataillon nach Berlin zu versetzen«.90 Einer davon war Riegler, in dessen Fall hatte der Antrag allerdings keinen Erfolg. Nach dem erwähnten Spiel gegen Schweden (Berlin, 20.9.1942) folgten noch Matches gegen die Schweiz (Bern, 18.10.1942), Kroatien (Stuttgart, 1.11.1942) und die Slowakei in Bratislava (22.11.1942). Es sollte das letzte Spiel der deutschen Nationalmannschaft für genau acht Jahre werden. Damit rechneten nach den vielen Begegnungen des Herbstes wohl weder die Spieler noch der Reichstrainer. Herberger versuchte weiterhin, eine spielfähige Nationalmannschaft zu erhalten, was im Verlauf des Krieges immer schwieriger wurde. Anfang Februar 1943 führte er einen Lehrgang für die Nationalmannschaft durch, für den er auch Josef Riegler einberief. Die beiden waren nach dem vergeblichen Versuch, Riegler nach Berlin versetzen zu lassen, in Briefkontakt geblieben. Am 24. November hatte Riegler geschrieben, dass er Russland vor einiger Zeit verlassen habe. Wir »sind nach 14tägigem Aufenthalt in der Nähe von Köln nach Holland weitergefahren. Hier werden wir über den Winter liegen bleiben.«91 In seiner Antwort kündigt Herberger Riegler die Einberufung für den Lehrgang an. Wieder gibt es Probleme  : Das von Herberger an Rieglers Einheit gesandte Schreiben mit der Befürwortung des Urlaubs durch das OKL (Oberkommando der Luftwaffe) kommt ungeöffnet zurück – mit dem Vermerk, dass sich Riegler im Wehrmachtsgefängnis in Germersheim befinde. Herberger bittet nun in einem Schreiben an dieses Gefängnis um nähere Informationen zu Riegler.92 Die Antwort folgt am 2.  Februar  : Riegler werde voraussichtlich am 6.  April entlassen. »Weitere Auskünfte darf die Kompanie nach den bestehenden Bestimmungen nicht erteilen.«93

185

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

Paternalistischer Kümmerer Herberger In der Korrespondenz zwischen Ziegler und Herberger ging es nicht nur um Einberufungen von Spielern für Trainingslager und Länderspiele. Der Reichstrainer war eine wichtige Ansprechstelle bei diversen sportrechtlichen Problemen, aber auch bei Angelegenheiten, die mit dem Militärdienst zusammenhingen. »Pepi Stroh ist bis 20. Sept in Urlaub hier. Safarik ist nach Frankreich, unser rechter Flügel Hessenauer ist als der 35. Spieler unter die Waffen gerufen worden und so haben wir schon über 60% aller älteren Spieler unter den Soldaten. Nun hat sich bei uns Heinrich Müller, der Innenstürmer der aufgelösten Hungaria angemeldet, da Müller ja Wiener ist und nur seit 1935 bei Hungaria ist, die nach Ablauf seines letzten 2 jährigen Vertrages am 15. August diese freigab, möchte ich Sie bitten, mir behilflich zu sein, diesen ganz grossen Spieler, der das Muster eines Sportmannes ist und schon in Wien in Arbeit steht, frei zu bekommen, das heisst, dass wir die Spielbewilligung vom Reichsfachamt erhalten. Den [sic] wenn Pepi Stroh wieder ins Feld geht, dann ist’s wieder schlimm um unsere Stürmer. Vielleicht ist auch die Freigabe Galls schon erledigt  ?«94 Auch bezüglich Mock korrespondierte Ziegler mit Herberger  : »Im Auftrage meines Vereinsführers wende ich mich mit nachfolgender Bitte an Sie. Unser Spieler Mock ist ab 21. April l. J. an der Ostfront. Seine Frau wendete sich an unseren Vereinsführer mit beiliegendem Erlass des Ok, und ist der Meinung, da Mock 1906 geboren ist, dass für Ihn aus diesem Grunde eine Möglichkeit besteht, als Rechnungsführer wieder nach Wien zu kommen. Wir würden Mock ja als Spieler und Betreuer der Jugend auch sehr gut brauchen. Ich glaube Sie sind bei der Durchsicht dieses beiliegenden O.K. Erlasses auch vollständig im Bilde und bitte ich Sie, uns wenn es Ihnen möglich ist einige Zeilen zu kommen [sic] lassen.«95 Herberger antwortete zuverlässig. Wenn er nicht helfen konnte, wie im Falle Mocks (der sich auch direkt in dieser Angelegenheit meldete), erläuterte er detailliert, warum er machtlos sei – in diesem Fall direkt an den Spieler selbst. Er habe es auch schon bei einem anderen Spieler versucht, doch kämen »hierfür nur gv. [Anm.: garnisonsverwendungsfähige] Leute in Frage«.96

Nationalteam und Vereinsspiele Anders als heute fanden parallel zu den Spielen der Nationalmannschaft auch Vereinsspiele statt, die Vereine waren über Berufungen ihrer Spieler ins Nationalteam nicht immer glücklich. So bat Austria-Geschäftsführer Richard Ziegler Reichstrainer Herberger, bei dem Spiel gegen die Slowakei am 15. September 1940 auf Zöhrer 186

Nationalteam und Vereinsspiele

69 Johann Safarik stand im erweiterten Kader von Sepp Herberger. Hier in einem Spiel gegen DSK Bratislava im April 1940 (3 : 1). Bildarchiv Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.

als Ersatztormann zu verzichten97 oder Josef Stroh nicht für das Spiel am 1.  Juni 1941 gegen Rumänien zu nominieren, da die Austria am 28. und 30. Mai in Dänemark spiele.98 Andererseits konnte der Status als Nationalspieler bei Urlaubsansuchen hilfreich sein, auch wenn sich die Erwartungen nicht immer erfüllten – so im Fall von Siegfried Joksch. Er war in Steyr, etwa 150 Kilometer von Wien entfernt, stationiert  : »Herr Hauptmann Schwarz lehnt eine Beurlaubung Joksch mit Berufung auf eine Verordnung des Wehrkreis Blattes 15/41 Ziffer 403 ab. Bei Durchsicht dieser Verordnung, zeigt es sich, dass Sie nur von Nationalspielern spricht. Nun Joksch ist es noch nicht, aber vor seiner Einrückung 1938 galt er als das größte Läufertalent der Ostmark und dass Joksch das Fußballspielen mit seinen 23 Jahren nicht aufgeben will, sondern vorwärts strebt, ist diesem Sportsmann, der weder raucht noch trinkt, hoch anzurechnen. Wir richten an Sie daher das höfliche Ansuchen, wenn es Ihnen möglich ist, unserem Liebling Joksch in dieser Frage zu helfen[,] und sind überzeugt, dass Sie den Weg dazu finden, denn brave Spieler, besonders dann, wenn Sie noch Ihre Pflicht für das Vaterland erfüllt haben, sind ja bei Ihnen immer gut aufgehoben.«99 187

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

Herberger konnte in diesem Fall zwar nicht direkt helfen, denn die Verordnung, dass keine Urlaube für mehr als 50 Kilometer entfernte Spiele genehmigt wurden, galt auch für Nationalspieler. Für das nächste Länderspiel berief er Joksch aber ein, was im Fall einer erhofften künftigen Ausnahmeregelung für Nationalspieler helfen würde.100 Ziegler lieferte in seinen Briefen an Herberger auch überblicksartige Darstellungen über die Fronteinsätze der Austria-Spieler, die zum weiteren Kreis der Kandidaten für die Nationalmannschaft zählten. Ein »großdeutscher« Verein auf Reisen  : Die Austria 1941 in Kopenhagen Für das »Kleine Blatt« waren es lediglich Randnotizen  : Die Austria habe bei einem Gastspiel in Kopenhagen Ende Mai 1941 eine empfindliche 0  : 4-Schlappe gegen eine Stadtauswahl einstecken müssen. In einem weiteren Match zwei Tage später seien die Wiener »gegen ihr erstes Spiel nicht wiederzuerkennen« gewesen und hätten mit 1  : 0 gewonnen. Das Spiel hätte bei den 16.000 Zuschauern »großen Anklang« gefunden.101 Am 5. Juni war dann auch die Admira in Dänemark zu Gast und schlug das Nationalteam mit 4  : 1. Aus Wiener Sicht mögen diese drei Matches erfreuliche Abwechslungen mitten in Kriegszeiten und eine Fortsetzung der üblichen Freundschaftsspiele, wie sie die Wiener Professionalteams vor dem »Anschluss« so oft in skandinavischen Ländern absolviert hatten, gewesen sein. Aus der dänischen Perspektive hingegen waren sie politische Demonstrationen des Deutschen Reiches, und zwar just um den früheren dänischen Nationalfeiertag  : Am 5. Juni hatte Dänemark üblicherweise das Jubiläum der nationalen Verfassung gefeiert. Doch war das bei Kriegsbeginn 1939 neutral gebliebene Dänemark im April 1940 vom Deutschen Reich kampflos besetzt worden. Die dänische Regierung kollaborierte mit den Okkupanten und versuchte die Bevölkerung davon zu überzeugen, dass die einzige Chance des Landes in einer engen Zusammenarbeit mit Deutschland lag. In dieser Situation versuchten die deutsche wie die dänische Seite, den Sport ganz gezielt im Sinne der Verbrüderung und des Vorweises einer gemeinsamen »deutsch-nordischen Rasse« einzusetzen. Speziell die dänischen Sportverbände waren vom deutschen Vorbild regelrecht begeistert, forcierten einen intensiven Wettkampfverkehr und kopierten die deutsche Sportorganisation und -praxis. Aber auch ein Großteil der SportlerInnen sympathisierte mit den Nationalsozialisten und sah in der Verbindung politische wie sportliche Vorteile. Viele Däninnen und Dänen teilten diese Begeisterung jedoch nicht und orientierten sich an der nazikritischen Einstellung anderer skandinavischer Staaten wie Norwegen oder Schweden. Die Gastspiele der Austria und der Admira sollten also für eine pro-deutsche Stimmung sorgen und man hatte wohl nicht zufällig zwei Teams aus Wien und nicht aus dem »Altreich« für diese Freundschaftsspiele  – im doppelten Wortsinn – ausgewählt. Zumindest in dieser Hinsicht hatten sich die beiden Klubs vom Regime und den Sportverbänden instrumentalisieren lassen. Schon beim ersten Match habe unter den 11.000 BesucherInnen im Stadion eine angespannte Stimmung geherrscht, der klare Sieg der Kopenhagener Auswahl habe die Lage aber noch kalmiert. Beim zweiten Spiel hätte der »Hitler-Gruß« der Austrianer das

188

»Totaler Krieg«

dänische Publikum hingegen sehr verärgert und es sei zu mehreren Raufereien auf den Rängen gekommen. Eine Wehrmachtszeitung der deutschen Okkupanten vermerkte die Unruhe unter den ZuschauerInnen mit großem Missfallen und notierte, die Dänen hätten es eindeutig an »Sportsgeist« mangeln lassen. Es wurde außerdem erwähnt, dass der neuerliche »deutsche Gruß« der Austrianer nach Spielende von Teilen des Publikums mit einem Pfeifkonzert quittiert worden sei.102 Die beiden Spiele der Austria hatten den Boden für eine umfassendere Demonstration dänischen Widerstandes aufbereitet, der dann beim Spiel gegen die Admira zum Ausdruck gebracht wurde. Hier war es die Mehrzahl der 12.500 BesucherInnen, die ihrer resistenten Haltung deutlichen Ausdruck gab, auch deshalb, weil sich eine große Zahl deutscher Soldaten in der Menge befand  : Der »deutsche Gruß« der Admiraner vor Spielbeginn wurde von diesen Soldaten heftig erwidert und dies löste unter den meist jugendlichen Dänen im Zuschauerraum heftige verbale Proteste aus. Die Raufereien und verbalen Injurien entluden sich nach dem Schlusspfiff in handfesten Auseinandersetzungen. Die Dänen warfen mit Bierflaschen, deutsche Soldaten setzten sich mit gezogenem Bajonett zur Wehr. Auch außerhalb des Stadions kam es zu blutigen Kämpfen, ehe es der dänischen Polizei gelang, die beiden Parteien zu trennen. Trotz unterwürfiger Entschuldigungsschreiben seitens dänischer Politiker und Sportfunktionäre waren die deutschen Besatzer über die Vorfälle so erzürnt, dass der dänische Justizminister zum Rücktritt gezwungen wurde.103 So hatte sich die Austria – wie auch die Admira – in diesen Spielen als aktiver Unterstützer des Nazi-Regimes und der Idee Groß-Deutschlands sowie als Repräsentant der Besatzungsmacht erwiesen. Und diese drei Spiele können als Beginn einer massiveren Resistenz der dänischen Bevölkerung angesehen werden.104

»Totaler Krieg« Im Jahr 1938 hatten neun Länderspiele stattgefunden, 1939 waren es 15, 1940 zehn, 1941 neun, 1942 immer noch zehn Länderspiele. Ab Kriegsbeginn war der Kreis der Gegner auf verbündete, besetzte oder neutrale Länder beschränkt. Mit der deutschen Niederlage in Stalingrad im Februar 1943 und der kurz darauf erfolgten Deklaration des »totalen Kriegs« durch Goebbels endet die Serie der Länderspiele. Herberger hielt trotzdem weiterhin Lehrgänge für National- und Nachwuchsspieler ab. Wohl auch um zu zeigen, dass die Spieler nicht übermäßig privilegiert seien, listete Herberger in seinen Jahresberichten Fronteinsätze, Auszeichnungen und Verwundungen auf. Dass diese Listen nicht nur für den internen Gebrauch, als Argumentationshilfe bei Urlaubsansuchen, gedacht waren, zeigt eine Aufstellung von im Kriegseinsatz befindlichen National- und Nachwuchsspielern im »Kicker«, bei der unter dem Titel »An allen Fronten Nationalspieler voran  !«105 explizit auf »Herbergers Listen« Bezug genommen wurde. Präsentiert wurden die Dienstgrade, Fronteinsätze (Ost, West etc.), allfällige Auszeichnungen und Verwundungen. Auch über Gefallene wurde berichtet. Der Krieg war nun das »Normale«, nicht mehr der Fußball. 189

Vierter Akt: Im »Altreich« und in der deutschen Nationalmannschaft

Spiele der Austria gegen Vereine aus dem »Altreich« und internationale Gegner 1938–1945 Datum

Gegner

Ergebnis

*

Frühjahr 1938 17.04.1938

»SC Ostmark« – Sportfreunde Stuttgart

9   :  0

T

18.04.1938

»SC Ostmark« – SpVgg Fürth

2   :  1

T

01.05.1938

Arminia Bielefeld – »SC Ostmark«

2   :  3

F

04.05.1938

Sportfreunde Hamborn – »SC Ostmark«

2   :  4

F

05.05.1938

Stadtauswahl Krefeld – »SC Ostmark«

1   :  3

F

07.05.1938

Schwarz-Weiß Essen – »SC Ostmark«

2   :  4

F

08.05.1938

VfL Bochum – »SC Ostmark«

2   :  3

F

11.05.1938

Stadtauswahl Mönchengladbach – »SC Ostmark«

1   :  2

F

26.05.1938

FSV Frankfurt – »SC Ostmark«

8   :  3

F

28.05.1938

Borussia Dortmund – »SC Ostmark«

1   :  1

F

29.05.1938

SV Wiesbaden – »SC Ostmark«

0   :  3

F

02.06.1938

Stuttgarter Kickers – »SC Ostmark«

5   :  1

F

04.06.1938

Tura Leipzig – »SC Ostmark«

2   :  3

F

05.06.1938

Blau-Weiß 90 Berlin – »SC Ostmark«

1   :  2

F

07.06.1938

Chemnitzer BC 1933 – »SC Ostmark«

0   :  1

F

11.06.1938

Stuttgarter Kickers – »SC Ostmark«

1   :  5

F

22.06.1938

VfB Leipzig – »SC Ostmark«

1   :  4

F

25.06.1938

Stadtauswahl Wuppertal – »SC Ostmark«

1   :  4

F

29.06.1938

Eintracht Braunschweig – »SC Ostmark«

3   :  2

F

Saison 1938/39

190

14.08.1938

Wacker München – FK Austria

0   :  2

F

21.08.1938

FC Schalke 04 – FK Austria

3   :  2

F

01.11.1938

FK Austria – FC Schalke 04

2   :  0

F

25.12.1938

SC Planitz – FK Austria

4   :  3

F

26.12.1938

Hertha BSC – Austria Wien

2   :  2

F

09.04.1939

Ferencváros Budapest (HUN) – FK Austria

6   :  1

T

10.04.1939

FK Austria – Hungária MTK FC (HUN)

1   :  1

T

23.04.1939

Kickers Offenbach – FK Austria

5   :  2

F

28.05.1939

FK Austria – Židenice Brünn (CSL)

0   :  2

T

29.05.1939

FK Austria – SK Bratislava (CSL)

6   :  2

T

04.06.1939

FK Austria – BSG Neumayer Nürnberg

2   :  2

N

08.06.1939

Židenice Brünn (PBM) – Austria Wien

2   :  2

F

17.06.1939

BSG Neumayer Nürnberg (GER) – FK Austria

2   :  0

N

»Totaler Krieg«

Datum

Gegner

Ergebnis

*

18.06.1939

Sparta Karlsbad (SL) – Austria Wien

2   :   6

F

21.06.1939

Stadtauswahl Weißenfels – FK Austria

3   :   6

F

24.06.1939

Kreisauswahl Bad Harzburg – Austria Wien

1   :  12

F

25.06.1939

Fortuna Düsseldorf – FK Austria

1   :   1

F

Saison 1939/40 20.08.1939

FC Beuthen 09 – FK Austria

5   :  3

F

24. 03.1940

Hungária MTK FC (HUN) – FK Austria

3   :  2

T

25. 03.1940

FK Austria – Ferencváros Budapest (HUN)

4   :  2

T

14. 04.1940

DSK Bratislava (SLK) – FK Austria Wien

1   :  3

F

Saison 1940/41 11.08.1940

Austria Wien – Kickers Offenbach (GER)

1   :  4

F

04.05.1941

SSV Jahn Regensburg – Austria Wien

2   :  2

A

25.05.1941

Austria Wien - SpVgg Fürth (GER)

4   :  0

A

28.05.1941

Stadtauswahl Kopenhagen (DEN) – Austria Wien

4   :  0

F

30.05.1941

Stadtauswahl Kopenhagen (DEN) – Austria Wien

0   :  1

F

02.06.1941

BC Augsburg (GER) – Austria Wien

3   :  6

A

22.06.1941

FC Bayern München (GER) – Austria Wien

1   :  5

C

29.06.1941

FK Austria – 1. FC Nürnberg (GER)

2   :  1

C

Saison 1941/42 06.07.1941

FK Austria – FC Bayern München

4   :  2

A

03.08.1941

TSV 1860 München – FK Austria

2   :  5

C

24.08.1941

FK Austria – SV Vorwärts Rasensport Gleiwitz

8   :  0

C

21.09.1941

FC Schalke 04 – FK Austria

4   :  1

C

5  : 0

F

Saison 1943/44 16.04.1944

HŠK Građanski Zagreb Zagreb (CRO) – FK Austria

Exakt  : Ab dem »Anschluss« bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs  ; Quelle  : http://www.austriasoc cer.at/data/int/1930_39/f193839.htm  ; Reinhard Pillwein, FK Austria Wien – Eine europäische Diva, Wien, 2015, 193ff. Eigene Datenerhebung und systematische Datenüberprüfung in zeitgenössischen Sportzeitungen (Fußball Sonntag) und Sportteilen der Tageszeitungen (Kronen-Zeitung, Das Kleine Blatt, Neue Freie Presse, Kleine Volks-Zeitung, Völkischer Beobachter).; *F = Freundschaftsspiel  ; C = Cup (Tschammer-Pokal)  ; M = Meisterschaft)  ; T = Turnierspiel, A = Alpenpokal. Bratislava (Pressburg) war Teil der Slowakei (SLK), die unter deutschem Druck als eigener Staat gegründet worden war. Brünn gehörte zum von Deutschland besetzten Restgebiet der zerschlagenen Tschechoslowakei, dem »Protektorat Böhmen und Mähren« (PBM), wie die nationalsozialistische Bezeichnung lautete. Karlsbad gehörte zum »Reichsgaus Sudetenland« (SL), dem von Deutschland annektierten Gebieten der zerschlagenen Tschechoslowakei.

191

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen Der Sport, primär der Fußball, bildete schon ab dem Herbst 1945 wieder eine »massenkulturelle unpolitische Sphäre«,1 an deren Restitution Vereine und Verbände, Spieler und ZuschauerInnen, die Wirtschaft und die Politik inklusive der »Besatzungsmächte« und auch die Sportmedien interessiert waren. In Kontrast zu den Mühen des Wiederaufbaus, den Ernährungs- und Transportproblemen und dem Makel der alliierten Besatzung sollte der Sport, als männliches Pendant zum Kino, das Bild eines lebensfähigen Österreich entwerfen, und zwar nach innen wie nach außen. Nicht zuletzt sollte der Sportbetrieb von der halbherzigen Entnazifizierung ablenken und helfen, die NS-Vergangenheit zu verdrängen.2 Nicht nur der Fußball, sondern das gesamte Sportleben sollte ab 1945 die unmittelbare Vergangenheit vergessen machen, die Leistungsfähigkeit Österreichs demonstrieren und diese »Heimat« in die internationale Staatengemeinschaft eingliedern. Ein Klub mit Namen »Austria« sollte dazu in besonderem Maße befähigt 70 Zillenverkehr über den Donaukanal und dann geht es im September 1946 Richtung sein. Auf zahlreichen Tourneen agierte die AustPraterstadion zum Derby Austria gegen Rapid. ria als Repräsentant eines sympathischen ÖsterBild: Imagno, Votava, picturedesk. reichs und der Kulturmetropole Wien.3 Die Austria verbreitete dieses Bild – von Schweden bis Malta und von der Sowjetunion bis England – in ganz Europa, aber ebenso in Nordafrika, im Nahen Osten und sogar in Südamerika und Australien. Dass sich die Austria dieser Repräsentationsfunktion bewusst war, zeigte sich schon im Sommer 1946  : Anlässlich einer Tournee in die Schweiz brachte sie »bei ihren Wettspielen eine Broschüre ›FC [sic] Austria wirbt für Österreich‹ zur Verteilung. Das von Emanuel Fiscus4 herausgegebene Büchelchen ist reichlich mit Bildern ausgestattet und enthält Beiträge des Verbandspräsidenten Minister Dr. Josef Gerö, des Austria-Präsidenten Dr. Michael Schwarz, des Leiters des Warenaustauschförderungsdienstes Regierungsrates Strauß und anderer. Die Schrift bringt den Dank 192

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

71 Austria auf Brasilientournee 1951. Nachlass Heinrich »Wudi« Müller. Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung.

Österreichs für die Hilfsbereitschaft der Schweiz zum Ausdruck und weist auf die Schönheit und Bedeutung Österreichs hin.«5 Vor allem OlympionikInnen, Radfahrer und Fußballer waren Sendboten Österreichs, die im Ausland ein gutes, schönes, fleißiges und friedvolles, wenngleich armes und besetztes Land6 präsentieren sollten. Neben dem Antreten bei den Olympischen Spielen 1948, die – lange vor der politischen Anerkennung – eine Wiederaufnahme Österreichs in die internationale Staatengemeinschaft verkündeten,7 waren es die Auftritte des Fußball-Nationalteams und die Tourneen der großen Vereine, die Eindruck in der Welt machen sollten. Die Austria mit ihrem attraktiven Spiel, ihrem operettenhaften »Ballzauber«, war dafür prädestiniert. Stolz nahm man zur Kenntnis, dass anlässlich der »Copa Rio« die brasilianische Presse »Austrias Spiel Kaiserwalzer und Ocwirk den Dirigenten der Walzermusikanten«8 genannt hatte. Wichtig war der Nachkriegssport aber auch, weil er zugleich das Selbstbewusstsein und die Identität im eigenen Land stärkte. Er konnte von den Belastungen der Zeit ablenken, Leistungsfähigkeit demonstrieren und positive Zukunftsbilder produzieren. Analog zum Heimatfilm sollte der Sport Bilder eines kleinen, fleißigen »Operettenstaates« entwerfen, was freilich nur unter Ausblendung der NS-Zeit und einer Betonung der Opferrolle gelingen konnte. Das gilt nicht nur für die zeitgenös193

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

72 Cup-Achtelfinale Austria-Rapid 1  :  1 vor 40.000 Besuchern im Jänner 1949. Das Wiederholungsspiel gewann die Austria mit 3 : 2. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

sische Darstellung. Vielmehr wurde bis in die 1980er Jahre nicht nur in Tagesmedien, sondern auch in den Vereinschroniken statt des »Nationalsozialismus« der »Krieg« als Einschnitt interpretiert und ein krasser Unterschied zwischen deutschem und österreichischem Fußball betont. Die Ereignisse der Jahre 1938 bis 1945 wurden entweder als »tragische[s] Zwischenspiel« gestreift, gleich ganz ausgeklammert9 oder aber in Anwendung eines engen Begriffes von sportlicher »Eigenweltlichkeit« als reine Sportpraxen geschildert.10 Ein genauerer Blick auf den FK Austria freilich zeigt, dass die NS-Jahre weit in die Nachkriegsära hinein tiefe Einschnitte im Vereinsgefüge hinterlassen hatten, die sich bis zum Ende der 1950er Jahre hinzogen, als sich mit Emanuel Schwarz und Bruno Eckerl die zwei wichtigsten Protagonisten des Vereinsvorstandes um die Leitung des Klubs stritten. Deshalb ist es in einer Historie des Vereins während der Jahre der NS-Herrschaft nötig, dessen Geschichte bis zum Ende der 1950er Jahre weiterzuverfolgen.

Die sportliche Ebene Die trotz ständiger Bomberangriffe auf Wien für das Osterwochenende 1945 angesetzten Spiele wurden mit einer Ausnahme nicht mehr durchgeführt  : Im letzten Fußballspiel unter der NS-Herrschaft blieb der WAC am 2.  April 1945 gegen die 194

Die sportliche Ebene

Austria, die »fast nur mit Ersatzleuten angetreten war«, mit 6  : 0 erfolgreich.11 Schon sechs Wochen später, am 13. Mai, traten die Violetten, erstmals nach der Befreiung Wiens, wiederum zu einem Match an. Die Leopoldstädter Amateure wurden 11   :  0 besiegt.12 Tags darauf fand im »neuen Sekretariat der Austria« in der Mariahilfer Straße 5 »die erste gemeinsame Besprechung der derzeitigen Funktionäre und der Spieler statt«.13 Die Austria war auch dabei, als ab Mitte Mai ein erster Pokalbewerb ausgespielt wurde. »Die Wiener Fußballer, die sieben Jahre Naziherrschaft […] in ungebrochener Kraft überstanden haben, feiern die Zeit der sehnlichst erwarteten Befreiung in ihrer Art  : Sie veranstalten einen großen Bewerb, der die symbolische Bezeichnung ›Befreiungspokal‹ trägt.«14 Zwar musste diese euphorische Einstellung seitens der Medien bald relativiert werden, ließen die Leistungen aller Teams doch »erkennen, dass einige Mann- 73 Ernst Stojaspal, einer der Stars der Austria nach 1945, packt seine neuen Fußballschuhe aus. Bild: schaften in ihrer Gänze, auf jeden Fall aber Imagno, Votava, picturedesk. einzelne Spieler noch ernster Trainingsarbeit bedürfen«.15 Dennoch  : Der Fußballbetrieb wurde in Wien rasch wieder aufgenommen. Nach den ersten Matches schrieb das »Neue Österreich« schon wieder vom »Friedensbetrieb im Fußball«.16 Die Vergangenheit blieb zwar präsent, bezog sich aber meist auf die Zeit vor dem März 1938. Und auch die Erinnerung an Matthias Sindelar wurde hochgehalten  : Man erinnerte sich nicht zuletzt an seine »Treue zu Österreich«. Am Jahrestag seines Todes legte Spieler und Funktionäre der Austria einen Kranz an seinem Grab nieder.17 Im Befreiungspokal hatte die Austria noch eine eher bescheidene Rolle gespielt, in der Anfang September begonnenen ersten Nachkriegsmeisterschaft konnte sie sich hingegen rasch im Spitzenfeld platzieren und bald las man wieder von den alten Austria-Tugenden. Die »verjüngte Austria-Mannschaft« wurde dann auch Herbstmeister.18 Den Schlager Rapid gegen Austria (0 : 0) sahen bereits wieder 25.000 BesucherInnen, die meisten von ihnen waren zu Fuß ins Stadion gekommen. Tatsächlich erweckte das Bild der Austria nach 1945 den Eindruck von Normalität und Aufschwung  : Im September wurde eine Wiener Liga mit zwölf Vereinen gestartet, in der die Austria den Titel nur knapp verpasste. Beim ersten Heim195

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

Ländermatch im Dezember 1945 gegen Frankreich waren mit Joksch, Mikolasch, Stojaspal und Neumer vier Austrianer am Sensationssieg beteiligt. Sogar das alte Stereotyp der »launischen Diva« wurde wieder aufgegriffen.19 Sie sei »ihrer Tradition, unverlässlich zu sein, treu geblieben«20 und spiele »zeitweise wie in alten Zeiten«.21 In den Medien war die Austria schon im Herbst 1945 wieder nahezu der gleiche Klub wie vor 1938  : Bürgerlich und finanzkräftig, technisch versiert aber launisch, ein Cityclub mit Starallüren. Und auch Ex-Präsident Emanuel Schwarz kehrte im Zuge dieses Spiels nach Wien und bald auch ins Präsidentenamt der Violetten zurück.22 Die Geschehnisse der vergangenen sieben Jahre wurden, wenn überhaupt, meist nur im Rückblick auf Kriegsereignisse und Kriegsfolgen erwähnt. Die Ausblendung betraf ebenso den Antisemitismus, die Ermordung und Vertreibung der Juden und auch die jüdische Seite der Austria. Die Hakoah hingegen wurde in ihren Versuchen des Wiederaufbaus eines zionistischen Sports wohlwollend kommentiert, gerade auch, als es 1946 wieder zu antisemitischen Aussagen und Übergriffen auf Sportplätzen kam.23 Das jüdische Publikum wurde beschrieben, als ob es die Ermordung zehntausender jüdischer BürgerInnen nie gegeben habe  : »Es ist ein erfreulicher Augenblick, wenn man nach langen Jahren einen alten, längst verschollenen Bekannten wieder trifft. Man bleibt dann gern ein wenig stehen, um Erinnerungen an die ›gute, alte Zeit‹ auszutauschen.«24 Dass wohl viele Familienmitglieder des Gesprächspartners die NS-Zeit nicht überlebt hatten, blieb ebenso außen vor wie der Antisemitismus jener »guten Zeiten«. Die mannschaftliche Kontinuität zur Austria vor dem März 1938 war schon dadurch gegeben, dass, nicht zuletzt durch die Verschärfung der Transferbestimmungen während des Krieges,25 etliche Spieler des Nachkriegsteams auch schon sieben Jahre zuvor bei der Austria tätig gewesen waren. Es gab aber auch Veränderungen  : Karl Gall, Josef Adelbrecht, Ernst Brosenbauer und Walter Hoffmann waren gefallen, Matthias Sindelar und Franz Riegler, der 1945 bei einem Bombenangriff verschüttet worden war, waren in Wien gestorben, Hans Mock hatte seine Karriere 1942 beendet, Walter Nausch spielte in der Schweiz. Trainer Karl Schneider war vermisst gemeldet. Gastspieler Siegfried Hessenauer war zur SG Ordnungspolizei Warschau und ab 1943 nach Bielefeld gewechselt.26 Somit waren vom Austria-Stammkader 1937/38 mit Zöhrer, Adamek, Andritz, Sesta, Joksch, Stroh, Huber, Jerusalem, Neumer, Puhane, Rirsch und Safarik zwölf Spieler noch im Sommer 1945 beim Klub. Dazu kamen mit Spale, Müller, Probst und den beiden Stojaspals noch fünf Aktive, die nach dem »Anschluss« zum Verein gekommen waren. Diese Kontinuität wurde jedoch einerseits dadurch gebrochen, dass etliche Spieler erst im Herbst 1945 oder im Frühjahr 1946 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrten,27 andererseits einige Akteure den Klub bald verließen. Schon Anfang Juni 1945 wurde gemeldet, dass sich Sesta Richtung Vienna abgemeldet habe.28 196

Die Austria-Metaphern

Vor Meisterschaftsbeginn wurde über erhebliche Abgänge berichtet  : »Den Anfang machten Sesta und Rirsch […] Nun sind auch die Brüder Wondracek und Safarik und der Tormann Zöhrer, der in letzter Zeit auch die Mannschaft trainiert hat, von Austria freigegeben worden.«29 Am Beginn der Saison 1945/46 trat Trainer Karl Geyer zurück und wurde durch »Wudi« Müller ersetzt. Die Zeitungen berichteten über »die eine oder andere Spannung mit älteren Spielern« und vermuteten, dass die Klubführung eine radikale Veränderung des Teams anstrebe.30 1946 beendete Adamek seine Karriere, und Jerusalem ging wieder nach Frankreich.31 Im Sommer 1945 wurde der Kader mit Popelka, Kominek, Mikolasch und Kopetko verstärkt, ein Jahr später mit Jung, Reiter und Ernst Melchior. An dieser Stelle lässt sich hinzufügen, dass der ehemalige Spieler Otto Fuchs32 – mit einer Nicht-Jüdin verheiratet – die Shoa in Wien überlebt hatte und 1947 Vorstandsmitglied der Austria wurde.

Die Austria-Metaphern Der Fußballsport im Österreich und Wien der Nachkriegsjahre sollte ein positives Bild des Wiederaufbaus liefern  : »Wieder«-Aufbau tatsächlich in dem Sinne, dass die Entwicklungen vor 1938 aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Dem FK Austria war vor 1938 – wie im ersten Akt deutlich wurde – in dieser Inszenierung eine besondere Rolle zugekommen. Anhand der Stichworte zur Austria aus der Zwischenkriegszeit ist diese Weiterentwicklung nachzuzeichnen. Eine zentrale Zuschreibung an die Austria bestand im Vorwurf mangelnder »Bodenständigkeit«. Schon im Sommer 1945 suchte man diesen Zustand zu verändern  : »Man will erreichen, daß die Austria nicht wie bisher eine Spielgesellschaft, sondern ein wirklicher Verein, eine Kameradschaft, ein organisches, sich selbst erneuerndes Gebilde sein soll.« Voraussetzung sei »ein eigener oder zumindest ein gemieteter Sportplatz«, denn »nur ein solcher kann der natürliche Vereinigungs- und Anziehungspunkt für die Spieler und die Freunde sein. Der Platz ist das Herz, das wichtigste Organ« eines Vereins.33 Der »Merkur-Platz in Ottakring« sollte angemietet und ausgebaut werden, doch zerschlugen sich die Pläne kurzfristig.34 1951 bemühte sich der Austria-Vorstand um eine Heimstätte am Red Star-Platz, den man ausbauen wollte. 1952 verhandelte man dann mit dem WAC über eine »Platz-GmbH« und den Ausbau des Platzes zu einem Stadion für 40.000 ZuschauerInnen. Kurz später trat man in Verhandlungen mit dem Wiener Trabrennverein, um die Innenfläche der Rennbahn für einen Rasenplatz zu nutzen und gemeinsam eine Flutlichtanlage zu errichten.35 Letztlich blieb es aber bis in die 1970er Jahre bei der Praxis, dass Sekretär Norbert Lopper von Woche zu Woche über die jeweils geeignete Spielstätte verhandelte. Die Sportplatzfrage war für die Austria wohl nicht 197

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

74 Die beiden Wunder­team­ spieler Josef Blum und Karl Sesta fanden 1947 als Trainer des WSC wieder zusammen. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

primär, standen doch ihre wichtigsten Bühnen ohnedies im Ausland (und später in der Stadthalle). Auch ihrem Ruf als »Cityclub« blieb die Austria nach 1945 weiter treu  : Das alte Sekretariat in der Jasomirgottstraße war in den letzten Kriegstagen durch einen Bombentreffer zerstört worden. Im Sommer 1945 wurde der Vereinssitz in das Sporthaus Pohl in der Mariahilfer Straße verlegt, das den Brüdern Ehrlich gehörte. Von dort übersiedelte der Verein im Frühjahr 1947 in ein Hinterzimmer des Gasthauses Graf in der Schauflergasse 6. Ab 1948 wurde der Vereinssitz ins Café Parzival in der Walfischgasse verlegt, das vom Vorstandsmitglied Karl Sack gemietet worden war. Ab 1953 befand sich das Sekretariat dann in zwei Hinterzimmern des Café Savoy in der Himmelpfortgasse, das dem früheren Hakoah-Spieler Moses Häusler gehörte.36 Den Stellenwert als »Intelligenzlerklub« mag die Austria nach 1945 etwas eingebüßt haben, doch versuchte ihn der Klub auch weiterhin hochzuhalten  : Noch immer gab es etliche Doktoren im Vorstand, man beging noble Feste und Jubiläen und verpflichtete Aktive mit hoher Spielintelligenz wie etwa Ernst Ocwirk, dessen Statement Berühmtheit erlangte  : »Am Wesen der launischen Frau Austria kann ich nichts ändern. Ich versuche es erst auch gar nicht. Weil ihre guten und schlechten Eigenschaften typisch wienerisch sind, habe ich sie liebgewonnen. ›Leben und Leben lassen‹ steht einen mehr an als ›Sieg um jeden Preis‹.«37 Bei den Tourneen wählte man stets gute Hotels und eine adäquate Anreise. Dabei zeigten sich, beispielsweise 198

Die Austria-Metaphern

im Winter 1952, die Unterschiede  : »Austria fuhr nach Belgien im Sonderschlafwagen, mit Sonderarrangement im Speisewagen. Wacker fuhr nach Frankreich Dritte Klasse, mit Sonderarrangement mit dem Würstelmann.«38 Und auch bei der Copa Rio demonstrierte Austria die bürgerliche Klubphilosophie  : »Die Equipe, inklusive der Reiseleitung, wird mit einer grauen Kashahose und einem zweireihigen blauen Sakko, das an der linken Brustseite mit dem Wappen Österreichs und dem AustriaAbzeichen versehen ist, ausgestattet sein.«39 Mit dem Konzept des »Gagenfußballs« konnte die Austria nur inoffiziell an die Zeit vor 1938 anschließen, entschloss sich doch der ÖFB, das Amateurstatut aufgrund der wirtschaftlichen Situation vorerst weiterzuführen. Obwohl bereits im Frühjahr 1946 beklagt wurde, dass die Spieler wieder – wie auch in der NS-Zeit – »Zuschüsse in Geld, aber auch in fehlenden Kalorien bekommen«,40 wurde doch lieber an einem illegalen Profitum festgehalten. Offizielle Zahlen existierten natürlich nicht, aber man munkelte, die Spieler der Austria bekämen wiederum die höchsten Gagen. Am Beginn der 1950er Jahre sollen das 360 Schilling Fixum plus gestaffelte Prämien gewesen sein  : Für einen Sieg habe es zwischen 400 und 700 Schilling gegeben, gegen die Großen wie Vienna oder Wacker 1000 Schilling, beim Sieg gegen Rapid 2000 Schilling.41 Offensichtlich war auch, dass sich das Transferkarussell bei der Austria bald wieder drehte wie ehedem. Die Altersklausel für Auslandstransfers schützte die Austria vor etlichen Abwanderungen, erst nach 1954 setzte ein Exodus ein. Ein enormer Publikumszuspruch, der um 1950 seinen Höhepunkt erreichte, beförderte die Ökonomisierung ebenso wie das Sporttoto, welches ab 1949 dem Fußball weitere Geldmittel zuführte. Gemunkelt wurde auch über große finanzielle Differenzen innerhalb des Teams  : So kam es in der Winterpause 1950/51 zur Entlassung etlicher Spieler. Nachdem es im Herbst zuvor »innerhalb des Vereins zu gröberen Unstimmigkeiten gekommen« war, weil »die Nationalspieler wesentlich höhere Gagen erhielten als der Rest der Mannschaft«, begehrte »ein Teil dieser ›Unzufriedenen‹« nun auf. »Nachdem der interne Streit an die Öffentlichkeit gelangt war, griff die Vereinsführung konsequent durch und sortierte kräftig aus.«42 Dennoch suchte die Austria an ihrer Sonderstellung im Wiener Fußball auch in den 1950er Jahren festzuhalten. »Die kleineren Vereine beschuldigten die Austria, sich wie in einem Selbstbedienungsladen zu bedienen, indem sie ihnen ihre Leistungsträger abwarb. Intern hagelte es Kritik, weil man anscheinend lieber höhere Ablösesummen zahlte, anstatt die Talente in den eigenen Reihen zu fördern.«43

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Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

Präsentationsorte der Austria 1926 war aus den »Amateuren« die »Austria« geworden, Ende der 1940er Jahre bekam dieser Name im Sinne der »Verösterreicherung« des Fußballs eine neue Bedeutung. Statt wie in der Zwischenkriegszeit, wo die Violetten trotz des Namens Austria repräsentativ für Wien waren, stand der Klub nun für Wien und Österreich. Innerhalb des Wiener Fußballgeschehens knüpfte die Austria  – und knüpften ihre Darstellungen in den Medien – nahtlos ans Vorkriegsgeschehen an. Schon im Herbst 1945 hieß es nach einem 9  : 2-Kantersieg gegen den FAC  : »Die Zuschauer kamen aus dem Jubel gar nicht heraus, denn man sah in diesem Spiel einfach alles, was das Herz begehrte. Ein tadelloses Zusammenspiel, verblüffende Tricks und schöne Torschüsse.«44 Als man in Wien, in Anlehnung an die Besatzungsmächte, auch im Fußball von den »Großen Vier« sprach, war die Austria  – gemeinsam mit Rapid, Vienna und Wacker – dabei. Den vier Klubs wurde eine Spielstärke nachgesagt, wie sie »keine andere Großstadt des Kontinents« aufwies.45 Medial wurde der Kampf der vier Großen allerdings immer mehr auf die Rivalität zwischen Rapid und Austria zugespitzt.46 Die Austria gewann nicht nur die letzte »Wiener Liga« 1947/48, sondern im Folgejahr auch die erste »Staatsliga«. Und sie blieb auch in den beiden ersten »Bundesländer-Cups« 1948 und 1949 siegreich. Innerhalb der Verösterreicherung des Fußballs47 stand die Austria natürlich für den Wiener Sport und die Aufrechterhaltung seiner Hegemonie. Das ökonomisch wichtigste Terrain der Austria war und blieb aber das Ausland. Schon im April 1946 reiste der Verein wieder in die Schweiz, um als Trainingspartner des Schweizer Nationalteams zu fungieren.48 Zu Weihnachten 1946 gastierte er in Frankreich, im Sommer ging es nach Schweden, im Winter nach Malta. Ab Ende der 1940er Jahre absolvierte Austria ein Turnier- und Reiseprogramm wie vor 1938. In Deutschland und Frankreich, in der Türkei und Ägypten, in England und Südamerika repräsentierte die Austria vor allem Österreich. Sie stand in Wien für den technisch versierten Spielstil, in Österreich für den Wiener Fußball, im Ausland aber für Österreich. Als Inkarnation des ästhetischen »Wiener Spiels« wurde die Austria zwischen 1945 und 1955 zugleich Teil einer fundamentalen Systemdebatte. Weil sich gerade im Nationalteam Erfolge mit unerwarteten Niederlagen mischten, ließ jeder österreichische Misserfolg die System-Diskussion neue aufflammen  : Im Anschluss an die schon während der NS-Jahre geführte Diskussion um Angriffsspiel versus WMSystem, meist unter dem Titel »Wiener Scheiberlspiel« gegen (Altreichs-)deutschen »Kraftfußball« abgehandelt, wurde zumindest bis zur WM 1954 permanent über den »richtigen« Spielstil diskutiert. Siege der Austria waren wichtige Argumente für die Beibehaltung des Offensivsystems. Als die Austria bei der Copa Rio Nacional Montevideo mit 4  : 0 abfertigte, wurde das als Triumph des »Wiener Scheiberlns« in200

Die Austria-Metaphern

75 Walter Nausch war 1948-1954 Teamtrainer und übernahm danach das Training der Austria. Der Anhängerklub schickte ihm 1956 einen Geschenkkorb ins Krankenhaus. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

terpretiert, »der weit über den Rahmen der Austria hinaus ein Triumph des Wiener und österreichischen Fußballs ist«.49 Das Erfolgsrezept wurde allerdings nun nicht mehr im WM-System allein gesucht, sondern in dessen Mischung mit dem »brasilianischen System« und mit dem »Wiener Scheiberlspiel«.50 Erfahrungen mit der brasilianischen Spielweise hatte der SK Rapid von seiner Südamerika-Tournee 1949 mitgebracht, aber auch die Austria hatte dort Anleihen genommen.51 So hatte die Austria maßgeblichen Anteil daran, dass das »offensive Spiel, die ›Wiener Schule‹ […] nach gründlicher Überholung und Anpassung an das Tempo der Zeit, erneut ihren Siegeszug angetreten [hat]. In gleichem Maße, wie man erklärt, daß unsere Vereine mehr oder weniger vom WMSystem ›angesteckt‹ wurden, kann man auch das Gegenteil behaupten, daß nämlich das WM-System durch den starken Einfluß der ›Wiener Schule‹ eine entscheidende Wandlung mitgemacht hat.«52 Die Charakterisierung der Austria als »Judenklub« spielte in den ersten Jahren nach dem Ende des NS-Regimes medial eine untergeordnete Rolle, implizit blieb sie bestehen. 201

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

Die organisatorische Ebene Anfang Juni 1945 erfuhr man aus den Medien erstmals vom Schicksal des »Michl« Schwarz, »den das gesamte sportliche Wien wegen seines echten Wiener Humors und seiner breiten Behäbigkeit den Dr. ›Michel‹ oder wegen seiner überraschenden Heilerfolge bei Fußballern, Tänzerinnen, Artisten, Touristen, Wintersportlern den ›Wunderdoktor‹ oder den ›Fußballdoktor‹ nannte. Auch er wurde durch den Nazispuk vertrieben, zuerst nach Italien und dann nach Frankreich. Seit der Flucht der Deutschen aus Frankreich fehlte Nachricht von ihm, aber jetzt hat er sich wieder gemeldet. Im Rahmen der Sendung ›Paris spricht zu Österreich‹ ertönte plötzlich seine allen Sportlern wohlvertraute Stimme und im Zwiegespräch mit dem Pariser Radioansager schilderte er die Verfolgungen, seine Kreuz- und Querfahrten, Begegnungen mit ausländischen Freunden und vertriebenen Landsleuten, und schließlich plauderte er von seiner Sehnsucht nach Wien und den Wienern. Dr. ›Michel‹ lebt also in voller Gesundheit und wird von seinen zahllosen Verehrern mit ebenso großer Sehnsucht, wie er sie geäußert hat, in seiner Vaterstadt erwartet.«53 Unklar ist, warum das »Salzburger Tagblatt« schon Ende Oktober meldete, Schwarz gehöre als »Schätzmeister« dem »provisorische[n] von Dr. Gerö im Einvernehmen mit den drei demokratischen Parteien einberufene[n] Vorstand des österreichischen Fußballbundes« an.54 Schwarz befand sich zu diesem Zeitpunkt noch in Frankreich. Austria-Sekretär Egon Ulbrich hatte dem »letzten ordnungsgemäss gewählten Präsidenten« kurz davor nach Paris geschrieben  : Die Austria gebe der »Hoffnung Ausdruck«, Emanuel Schwarz »sehr bald in unserer Mitte persönlich begrüßen zu können.«55 Dass Schwarz noch Ende November in Paris lebte, zeigt ein Brief des Präsidenten der Wiener Ärztekammer Dr. Hans Karmel vom 21. November, in dem er Schwarz um seine Rückkehr, aber auch um Hilfe bei der Beschaffung von Rettungsfahrzeugen, Röntgenfilmen und -kontrastmittel bat. Die Schreiben waren jedenfalls an »Dr. Em. Michael Schwarz, Paris« und an das »Österreichische Repatriierungskomitee in Paris« adressiert.56 Anfang Dezember 1945 kam Emanuel Schwarz retour nach Wien, er reiste freilich nicht, wie oft erzählt wird, im Flugzeug mit dem französischen Team und FIFAPräsident Jules Rimet an, sondern schon am Tag zuvor mit dem Arlberg-Express aus Innsbruck.57 Am 28. Dezember 1945 wurde Schwarz wieder zum Präsidenten gewählt.58 Das wurde damals und wird bis heute als Zeichen der Kontinuität gewertet. Schwarz »übernimmt wie selbstverständlich für ein Jahrzehnt wieder das Präsidentenamt bei der Austria, das ihm seit 1938, wenn auch notwendigerweise inoffiziell, reserviert worden war, und betreibt den (Wieder-)Aufbau einer Fußballkultur, deren wesentliche Merkmale sich so scheinbar ungebrochen über den fatalen Zusammenbruch der Ökonomie, des Sozialen und der Politik hinweg erhalten konnten«59. Gegen die These von Tradition und Kontinuität spricht freilich, dass das Präsidentenamt nur de iure unbesetzt geblieben war und dass außerdem keines der 202

Die organisatorische Ebene

anderen Vorstandsmitglieder von 1937 auch 1945 wieder im Vorstand der Austria tätig war. Das lag natürlich zum Teil daran, dass die ehemaligen Funktionäre nicht oder noch nicht nach Wien remigriert waren.60 Lebenswege der Vorstandsmitglieder des FK Austria vom März 1938 Im Folgenden werden in komprimierter Form die Biografien der Mitglieder des letzten Austria-Vorstandes im März 1938, der bis zum »Anschluss« tätig war, dargestellt. Damit sollen zum einen die Verfolgungs- und Vertreibungsgeschichten der einzelnen Akteure dokumentiert werden. Zum anderen wird gerade hier im fünften Akt deutlich, dass mit Ausnahme von Emanuel Schwarz nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft kein anderes Vorstandsmitglied aus dem März 1938 mehr in die Geschicke des Klubs eingriff oder eingreifen konnte. In der Führungsebene bestand nur eine geringe personelle Elitenkontinuität zur pränationalsozialistischen Ära. Dr. Emanuel Schwarz mos., geb. 8.10.1878 Emanuel Michael Schwarz, ein praktischer Arzt mit eher vornehmer Klientel in der Wiener Innenstadt, leitete als Präsident die Geschicke der Austria von den frühen 1930er bis in die späten 1950er Jahre. Eine Ausnahme bildete die erzwungene Unterbrechung durch den Nationalsozialismus von 1938 bis 1945.61 Die Geschichte seiner Flucht aus Wien ist durch Erzählungen seiner Nachkommen bekannt, in vielen Punkten durch Dokumente belegt und in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben. Schwarz gelang mit Hilfe des Rechtsanwaltes Giovanni Mauro, des italienischen Fußballverbandspräsidenten, im Mai 1939 die Flucht nach Italien und dank einer schriftlichen Einladung von FIFA-Präsident Jules Rimet die Einreise nach Frankreich.62 Finanzielle Unterstützung erhielt Schwarz aus der Schweiz. Der Präsident des Schweizer Fußball-Verbandes, Jakob Schlegel, schrieb am 7. August 1939  : »Ich habe schon indirekt gehört, dass Sie via Italien nach Frankreich gereist sind und es ist unnötig zu sagen, dass ich mich sehr über diese günstige Lösung freue und Ihnen für die Zukunft alles Gute wünsche. Ich habe natürlich nach meinen bescheidenen Kräften gerne mitgewirkt Ihnen behilflich zu sein  ; wie mit den Freunden besprochen werden Sie allmonatlich einen Check über Fr.f. 1000.- von mir erhalten und lege diesen Betrag gleichzeitig meinem Schreiben bei.«63 Hier zeigt sich, wie gut Schwarz im internationalen Fußballsport vernetzt war  – und dass dieses Netzwerk nun zu einem potenziell lebensrettenden geworden war. In Frankreich war Schwarz als Masseur tätig, nach der deutschen Besatzung wurde er in der Nähe der Atlantikküste interniert.64 Schwarz gelang die Flucht, angeblich half ihm der Lagerkommandant, weil dieser ihn als wichtigen Wiener Fußballfunktionär kannte.65 Schwarz schlug sich nach Paris durch, wo er auf den ehemaligen Hakoah-Spieler Fritz Donnenfeld traf, der in der Résistance tätig gewesen war und in Paris eine Bar betrieb. Leopoldine Schwarz brachte, wie mit Emanuel vereinbart, eine Scheidungsklage ein, um sich und den gemeinsamen Sohn Franz zu schützen und um das gemeinsame Überleben im nationalsozialistischen Wien zu sichern. Als Grund für die Zerrüttung gab sie ein glaubwürdiges Argument an  :

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Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

76 »Michl« Schwarz zwischen Ernst Ocwirk (links von ihm) und Joschi Walter (rechts von Schwarz stehend) im Jahr 1964. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

»Die anfangs harmonische Ehe litt in den letzten Jahren dadurch, dass der Beklagte mich und das Kind stark vernachlässigte. Er hatte eine ausgesprochene Vorliebe für Sport, wobei ihm [sic] besonders der Fussballsport interessierte. Wenn es galt, einem auswärts stattfindendem [sic] Fussballmatch beizuwohnen, blieb er tage- und nächtelan [sic], ja manchmal sogar wochenlang von zu Hause weg, ohne sich um mich [und] um da[s] Kind zu kümmern.«66 Außerdem habe er vor seiner Ausreise versprochen, die Familie finanziell zu unterstützen, dies aber nicht getan. Hier wurde ein Schauprozess inszeniert, wie gesagt in Absprache mit Emanuel Schwarz. Am 8. Mai 1940 wurde die Ehe geschieden, am 26. Mai das Urteil im »Völkischen Beobachter« veröffentlicht.67 Der Sohn Franz Schwarz erzählt, dass er mehrmals von der Gestapo verprügelt wurde, weil diese den Aufenthaltsort seines Vaters erfahren wollte. Angeblich schmuggelten Fußballspieler, darunter Franz Binder, Briefe von Schwarz nach Wien, einzelne davon sind erhalten. In einem schreibt Emanuel Schwarz  : »Morgen sind es fünf Jahre, dass ich meine Allerliebsten verlassen habe und hoffe ich, dass es doch bald ein Wiedersehen geben wird, denn wie du sagst, die Hoffnung ist das einzige, was einen aufrecht erhält. Am meisten denke ich an Franzi [Anm.: seinen Sohn].«68 Trotzdem zögerte Schwarz nach Kriegsende offenbar, nach Wien zurückzukehren, wie aus einem Brief seiner Frau Leopoldine vom 17. September 1945 hervorgeht  : »Wir sind gesund […] nur bitte ich Dich, mir umgehend Nachricht zu geben, wann du kommst und ob du kommst. Babi meint, diese Frage waere ueberfluessig, aber ich glaube zu fuehlen nein.«69

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Die organisatorische Ebene

Im Dezember 1945 kehrte Schwarz schließlich – auf Bitten nicht nur seiner Frau (die er nach der Rückkehr wieder heiratete), sondern auch der Wiener Ärztekammer und der Austria – nach Wien zurück und wurde bald darauf wieder Präsident der Austria. In der Zwischenzeit war der Verein allerdings keineswegs führerlos gewesen, die Legende vom »Freihalten« des Präsidentenamtes stimmt nur auf einer formalistischen Ebene  : Die NS-Vereinsordnung sah keinen »Präsidenten« vor, an der Spitze stand der Vereinsführer. Bei der Austria war das Dr. Bruno Eckerl, der, eine Ironie der Geschichte, im Jahr 1957 doch noch Austria-»Präsident« wurde. Siegfried Sass mos., geb. 12.3.1898 Als Austria-Funktionär hat Siegfried Sass recht wenig Spuren hinterlassen. Im Jahr 1932 war er, gemeinsam mit Robert Lang, Reiseleiter bei einem Spiel der Austria in Krefeld.70 Bei Austrias Mitropa-Cup-Spiel gegen Ujpest in Budapest im Juli 1936 zählte er zu der (recht großen) Austria-Delegation.71 Mehr ist über den Geschäftsmann nicht zu eruieren  : Siegfried Sass hielt im März 1938 einen Anteil von 40 Prozent an der Herrenkleiderfabrik Wassermann & Rosthal (1., Fleischmarkt 1), in die er 1923 als Gesellschafter eingetreten war72 und deren Wert er in der Vermögensanmeldung mit 4.283,66 Reichsmark angab.73 Außerdem gab er eine Wohnungseinrichtung im Wert von 970 Reichsmark und eine goldene Uhr im Wert von 12 Reichsmark an. Im Auswanderungsfragebogen der IKG Wien nannte er als Beruf »Kaufmann Erzeugung von Herren Kleider« und als Tätigkeit »Gesellschafter der Fa. Wassermann u. Rosthal«, als neuen erlernten Beruf »Zuschneiderei«, Sprachkenntnisse Englisch. Als Auswanderungsziel nannte Sass Frankreich oder Amerika, wo er im Bereich der Herrenkonfektion arbeiten wolle, er verfüge über einen gültigen Pass und Geld für die Reisespesen. Als Angehörige gab er seine Ehefrau Angela Sass an.74 Am 22. Dezember 1938 meldete Sass sich in die Schweiz ab,75 am 7. August 1939 gelangte er gemeinsam mit seiner Frau an Bord der »Ile de France« von Le Havre nach New York.76 Wahrscheinlich wurde er auch amerikanischer Staatsbürger.77 In der »Anmeldung entzogener Vermögen« der Firma Wassermann & Rosthal wird bei Joachim Rosthal als Anschrift London angeführt, bei Siegfried Sass »U.S.A. unbekannt«. In einer »Teilerkenntnis« der Rückstellungskommission beim Landesgericht für ZRS Wien, Wien  I., Riemergasse  7, Abt.  50 vom 22.  Februar 1949 wird angeordnet, das Unternehmen, »so wie es liegt und steht mit allem rechtlichen und sachlichem Zubehör, den Antragstellern binnen 14 Tagen bei Exekution zurückzustellen«78. Am 13.  Juli 1949 wird ein Vergleich geschlossen, in dem sich die Antragsteller (also Rosthal und Sass) zu einer Ablöse von 10.000 Schilling bereit erklären, um dafür in den Mietvertrag (das Unternehmen befand sich nun an einer anderen Adresse) eintreten zu können. Das bedeutet aber nicht, dass Sass nach Wien zurückgekehrt wäre, er firmierte weiterhin als  : »Siegfried Sass, Kaufmann in New York«.79 Heinrich Bauer mos., geb. 17.1.1885 Heinrich Bauer betrieb ein Herrenmodengeschäft in der Rotenturmstraße in der Wiener Innenstadt. Als jüdischer Gewerbetreibender war er sozusagen ein prototy-

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pisches Vorstandsmitglied der Austria. Bauer war offenbar auch darüber hinaus ein Fußballfanatiker und in Fußballkreisen gut vernetzt. Anlässlich der Länderspiele der österreichischen Nationalmannschaft in Paris und Brüssel im Jahr 1932 schrieb die »Freiheit  !«  : »Als [Anm.: einziger  !] Schlachtenbummler macht Heinrich Bauer, neuerdings Vorstandsmitglied der Austria und eine Stütze des Ring-Cafés[,] die Reise mit.«80 Nach seiner Rückkehr erzählte er dem »Neuen Wiener Journal«, warum er diese kostspielige Reise auf sich genommen habe. Ein paar launige Sätze, die implizit aber auch viel über die Motivation von Sportfunktionären erzählen  : »Schaun’s, wenn heute ein Wiener ins Ausland fährt und dort eine Rolle spielen will, dann muß er sich unbedingt unseren Fußballern anschließen. Denn wo gibt es in Oesterreich außer unseren Balljongleuren noch Leute, die das Kunststück zuwege bringen, in diesen schweren wirtschaftlichen Zeiten fünfzigtausend Franzosen und Belgier in einen Begeisterungstaumel zu versetzen.«81 Noch größer war der Begeisterungstaumel beim legendären Spiel des »Wunderteams« an der Stamford Bridge im Dezember des gleichen Jahres. Auch diesmal war Bauer Teil der österreichischen Reisegesellschaft.82 Heinrich Bauer gehörte ab dem Jahr 1931 dem Vorstand der Austria in unterschiedlichen Funktionen an, zuerst ohne nähere Funktionsbezeichnung, dann als Revisor und ab 1935 als Schriftführer.83 Sein Geschäft diente auch als Vorverkaufsstelle für Tickets zu den Spielen der Austria.84 Unmittelbar nach dem »Anschluss« wurde er – wie der gesamte Vorstand – seines Amtes enthoben. In der Vermögensanmeldung vom 15. Juli 1938 gab Heinrich Bauer den Wert seines Unternehmens mit 39.540  Reichsmark an, dazu kamen noch Ansprüche aus Versicherungen und Wertsachen. Am 25. September wurde von der »Reichsfluchtsteuerbehörde« ein Sicherheitsbescheid in Höhe von 13.000 Reichsmark festgesetzt. Am 12. Dezember schrieb Bauer an die Vermögensverkehrsstelle, dass sein Geschäft am 10. November 1938 behördlich geschlossen wurde und seit 12.12. als »arisches Unternehmen« geführt werde. Ihm sei völlig unbekannt, welchen Erlös er für das Geschäft erwarten könne, daher sei er nicht in der Lage, die »Kontributions-Quote« zu erlegen. Am 13.  Oktober 1941 musste Heinrich Bauer schließlich der Zentralstelle für jüdische Auswanderung eine Vollmacht erteilen, mit der er seinen letzten Besitz, ein Guthaben bei der Länderbank in der Höhe von 145 Reichsmark, an das Deutsche Reich übertrug. Zwei Tage später wurde er nach Litzmannstadt deportiert, »evakuiert«, wie es in einer Anmerkung der Länderbank heißt.85 Bauer kam also in das Getto in der polnischen, unter deutscher Besatzung stehenden Stadt Łódź, das nur ganz wenige der dort zusammengepferchten Menschen überlebten.86 Heinrich Bauer überstand diese mörderischen Bedingungen nur etwas mehr als drei Monate, am 26. Jänner 1942 kam er in Litzmannstadt zu Tode.87 Im Dezember 1946 stellte seine Schwester ein Rückstellungsansuchen für das Vermögen ihres verstorbenen Bruders. Als Einzigem aus dem Vorstand der Austria vom März 1938 war Heinrich Bauer die Flucht aus Wien nicht gelungen. Martin Witt konfessionslos, geb. 26.2.1889 Als Einziger im Austria-Vorstand vom März 1938 gab Martin Witt  – seit 1935 als Beisitzer in der Vereinsleitung – als Religionsbekenntnis nicht »mosaisch«, sondern

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»konfessionslos« an. Er war am 15. Dezember 1925 aus der der IKG Wien ausgetreten.88 Witt wohnte im siebenten Bezirk, ganz in der Nähe des Volkstheaters. Am Vogelweidplatz, wo sich heute die Wiener Stadthalle befindet, betrieb er eine Firma für Holz und Furniere.89 Noch am 18. Februar 1938 war er in den Vorstand der »Holzhandelsgilde« gewählt worden.90 Außerdem besaß Witt ein »Mietwohngrundstück« in Berlin-Moabit, wie aus seiner Vermögensanmeldung hervorgeht. Mit einer »Beschlagnahmeverfügung der Geheimen Staatspolizei infolge Ausbürgerungsverfahren« verfiel Witts Vermögen an das Deutsche Reich.91 Im September 1938 schaffte Witt die Ausreise nach Frankreich, ein Jahr später gelangte er an Bord der »Ile de France« in die USA, 1941 erhielt er eine permanente Aufenthaltsgenehmigung. Als Beruf nannte Witt Hotelmanager.92 Als kommissarischer Verwalter von Witts Firma war ein Ernst Jirenetz tätig. Er stand im Juli 1939 vor Gericht, weil er aus dem Firmenvermögen 12.000 Reichsmark veruntreut und »in Nachtlokalen verpraßt«93 habe. Der Raub am Vermögen der Juden müsse in geordneten Bahnen verlaufen, forderte das »Neue Wiener Tagblatt«, wenn auch anders formuliert  : »Die Auffassung, daß man es mit der Verwaltung jüdischer Geschäftsbetriebe nicht so genau nehmen brauche, wurde durch die Verurteilung zu zwei Jahren schweren Kerkers gebrandmarkt.«94 Michael Lukacs mos., geb. 29.9.1887 Michael Lukacs war zumindest seit 1926 bei der Austria in Vorstandsfunktionen tätig, nach außen trat er aber als Vereinsfunktionär wenig in Erscheinung. Im März 1938 hatte er die Funktion eines Beisitzers inne. Immerhin ist diese Notiz zu finden  : »In Begleitung der Austria befanden sich außer dem Präsidenten Medizinalrat Dr. Schwarz und Gattin auch die Vorstandsmitglieder des Vereines, die Herren Sass, Bauer und Medina, ferner Bundeskapitän Meisl und der in Wien lebende begeisterte ungarische Sportsmann Juwelier Lukacs, der übrigens zum engeren Austria-Anhang gehört.«95 Zeigen lässt sich außerdem eine direkte Verbindung seines Sportnetzwerkens mit seiner beruflichen Tätigkeit. So schrieb das »Sport-Tagblatt«  : »Für die zentraleuropäische Cup-Konkurrenz wurden von dem Sportfreund und Juwelier Michael Lukacs künstlerisch ausgeführte goldene Medaillen geliefert.«96 Den Goldpokal für Schwarz nach dem Mitropacupsieg 1936 ließ Lukacs mit einer Gravur versehen. Und wenige Monate später, als eine Hugo-Meisl-Gedächtnisplakette gestiftet wurde, hieß es  : »Michael Lukacs, ebenfalls ein treuer Freund des Verstorbenen, wurde mit der Durchführung der Arbeiten betraut.«97 Ob er damit Geld verdient hat oder es ein Sponsoring war, bleibt allerdings im Dunkeln. Nach dem »Anschluss« war Lukacs als Jude gezwungen, eine Vermögensanmeldung zu machen, der zu entnehmen ist, dass er mit einer Nichtjüdin verheiratet war.98 In der Folge wurde Lukacs in Haft genommen und musste nach seiner Entlassung das Land verlassen. Lukacs schaffte es schließlich nach Brasilien, wo er in Rio de Janeiro eine Import-Export-Firma aufbaute. In einer eidesstattlichen Erklärung aus dem Jahr 1958 schildert Lukacs kurz sein Leben in Wien vor dem »Anschluss« – mit Hinweisen auf seine Tätigkeit bei der Austria – und vor allem die Misshandlung und Vertreibung durch die nationalsozialistischen Behörden  :

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Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

»Ich, Michael Lukacs, (Lukacs Morton Mihaly), verheiratet, naturalisierter Brasilianer, wohnhaft in Rio des Janeiro […], erklaere hiermit an Eidesstatt  : Ich bin am 29. September 1887 in Salgotarjan in Ungarn als Lukacs Morton Mihaly geboren. In jungen Jahren kam ich nach Wien, wo ich mich dauernd niederliess, die oesterreichische Staatsbuergerschaft erwarb, heiratete und im Lauf der Jahre Eigentuemer des bekannten Juwelengeschaeftes, das meinen Namen trug, in der Kaerntnerstrasse 28 wurde, mein Geschaeft florierte, ich war angesehen, beeideter Schaetzmeister, Schoeffe und Gruender und Vorstandsmitglied des Fussballklubs ›Austria‹. Unmittelbar nach dem Anschluss wurde mein Geschaeft einem kommissarischen Leiter unterstellt, da ich wie aus meinem Gewerbeschein hervorging, Jude bin. Am 5. Mai 1938 wurde ich verhaftet und zunaechst auf die Gestapostelle am Schottenring, dann auf die Elisabethpromenade, von dort in die Karajangasse und schliesslich ins Landesgericht gebracht. Erst Mitte September wurde ich entlassen, nachdem ich, wieder ins Hotel Metropol ueberstellt, unter der Drohung ins Konzentrationslager in Dachau eingeliefert zu werden, und nach langem Verhoer ein vorgefertigtes Formular unterzeichnet habe, wonach ich alle mir gehoerigen Werte dem nationalsozialistischen Staat uebertrug und mich verpflichtete, das Land binnen 14 Tagen […] zu verlassen. Waehrend der ganzen Zeit wurde ich natuerlich als ›Saujude‹ angesprochen und war dauernd Misshandlungen ausgesetzt. […] Selbstverstaendlich hat mein hohes Alter meinen Zustand verschlimmert, jedoch bestaetige ich an Eides statt, dass ich mich von dem Schock, den ich damals im Alter von 51 Jahren [erlitten] habe, nie erholt habe. Dieser Schock ist verstaendlich bei einem Mann, der nie unrecht getan hat, sein ganzes Leben [fehlt im Original  : gearbeitet] hat und dann sein ganzes Lebenswerk aus Gruenden, fuer die er kein Verschulden traegt – naemlich als Jude geboren zu sein  – unter den oben erwaehnten Begleiterscheinungen vernichtetet sieht. […] Rio, 13. Jaenner 1958. Michael Lukacs.«99 Jakob Zeichner mos., geb. 25.9.1890 Jakob Zeichner wurde im galizischen Kolomea (heute  : Kolomyja, Ukraine) geboren. Um 1900 hatte diese Stadt einen jüdischen Bevölkerungsanteil von fast 50 Prozent. Wie viele andere galizische Juden wanderte Zeichner nach Wien aus. Er machte als Industrie-Angestellter Karriere, war Prokurist einer Luster- und Metallwarenfabrik. Ab 1931 war Zeichner Vorstandsmitglied bei der Austria, in wechselnden Funktionen als Revisor, Beisitzer und Kassier. Als »Industrie-Angestellter«100, wie er in seiner Vermögensanmeldung vom 12. Juli 1938 angibt, fällt Jakob Zeichner aus dem üblichen Sample der Austria-Vorstandsmitglieder im März 1938, das zum größten Teil aus Gewerbetreibenden besteht, ein wenig heraus. Allerdings war Zeichner als Prokurist vor der Beraubung durch die Nazis finanziell nicht schlecht gestellt, wie sich auch aus seiner Vermögensanmeldung vom 12. Juli 1938 ablesen lässt.101 Fast gleichzeitig verlor er im Juli auch seine Anstellung  : »Die Luster- und Metallwarenfabrik Alois Pragan und Bruder G.m.b.H. veröffentlicht die Löschung Jakob Zeichners als Prokurist.«102 Am 21. November 1938 verlässt Zeichner Wien, danach verliert sich seine Spur.103

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Die organisatorische Ebene

Oskar Reisz mos., geb. 17.3.1889 Der in Nagyszalatna (Zvolenská Slatina, heute Slowakei) geborene Oskar Reisz war ab 1935 als Revisor im Vorstand der Austria tätig. Auch er war kein Unternehmer, sondern »Beamter«, möglicherweise Bankbeamter bei der Creditanstalt. Jedenfalls gibt er Aktien dieser Bank im Wert von 22.000 Reichsmark in seiner Vermögensanmeldung an.104 Mit 31. Juli 1938 wurde er gekündigt. Er wolle mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in die Vereinigten Staaten, nach Süd-Amerika oder Australien gehen und plane dort »Existenzgründung durch Übernahme jeder Arbeit«, gab er im Fragebogen der IKG Wien an.105 Reisekosten und eventuell eine kleine Unterstützung würden ihm ausländische Verwandte zukommen lassen. Am 15.  September 1938 verließ er Wien. Seine Flucht führte ihn zuerst nach Prag, im Jahr 1940 oder 1941 nach Frankreich. Am 15. April 1941 gelangte Oskar Reisz von Lissabon kommend an Bord der »Nyassa« mit seiner Familie in die USA – mit am 4. und 5. Februar in Marseille106 ausgestellten Papieren. Die französische Stadt Marseille gab er auch als letzten Wohnsitz an, als Nationalität  : »None«.107 Es konnten keine Hinweise gefunden werden, dass er nach Wien zurückgekehrt ist. Felix Gerstmann mos., geb. 19.5.1898 Nach einer Ausbildung bei der Saline Austria war der in Wien geborene Felix Gerstmann als Kaufmann im Salzgroßhandel tätig  ; dem Vorstand der Austria gehörte er ab 1935 als Revisor an. Seine Aktivitäten als Sportfunktionär waren nicht von öffentlicher Aufmerksamkeit begleitet, die geschäftlichen Tätigkeiten und seine Verfolgungsgeschichte sind durch die Vermögensanmeldung in diversen Rückstellungsakten besser dokumentiert. Die Hamburger Firma W.  Biesterfeld  &  Co war der Entzieher von Gerstmanns Firma. Am 18.  Dezember verließ Gerstman(n) Österreich, vorerst reiste er nach England. 1940 gelangte er nach New York, wo er auch nach dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft blieb, wie der Schriftverkehr in Entschädigungssachen zeigt. 1958 beeinspruchte er seine niedrige Einstufung beim Hilfsfonds und schilderte in diesem Zusammenhang einen Übergriff, wie er für Juden in Wien ab dem »Anschluss« alltäglich war  : »Ich wurde am 10. November 1938 von einem Wiener Polizisten in der Telephonzelle Wittelsbacher- und Schuettelstrasse – Naehe Sophienbruecke – verhaftet und in die Wachstube Schuettelstraße gefuehrt. Wir wurden dort von Wiener Polizisten auf das Brutalste behandelt und dann spaeter in das Bezirkskommissariat Prater (Ausstellungsstraße) transportiert, wo wir von SA Leuten empfangen und ebenfalls wieder in der brutalsten Weise behandelt wurden. Einer dieser SA Leute, mit einem ausgesprochenen Wiener Dialekt, boxte mir drei Zähne heraus, die später durch eine Prothese ersetzt werden mussten.«108 Er könne Zeugen nennen und den Namen der Polizisten eruieren, sein Einspruch wurde trotzdem abgelehnt. Felix Gerstman starb im Jänner 1967 in New York.109

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Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

Resümee Um ein Resümee zu ziehen  : Der letzte Vorstand vor dem »Anschluss« bildete eine sozioökonomisch recht homogene Gruppe  – jüdische Männer aus dem »Mittelstand«, meist Gewerbetreibende, Freiberufler, manche leitende Angestellte im Alter zwischen 38 und 60 Jahren110. Sie repräsentierten einen sehr speziellen Verein, der wenige Mitglieder hatte und nur den Zweck verfolgte, den Spielbetrieb der Profimannschaft zu ermöglichen.111 Am Ende des Jahres 1945 war Emanuel Schwarz wieder Austria-Präsident – als Einziger des Vorstands vom März 1938 trat er sein Amt wieder an. Der Manager Robert Lang und der Schriftführer Heinrich Bauer wurden Opfer der Shoa. Die anderen Vorstandsmitglieder konnten – unter Verlust ihres Vermögens – vor der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik flüchten. Bei Jakob Zeichner bleibt eine Ungewissheit über sein Schicksal, die anderen Vorstandsmitglieder (mit Ausnahme des erwähnten Heinrich Bauer) konnten sich durch Flucht retten – und sie blieben nach 1945 in ihren Exilländern und konnten schon deshalb nicht wieder Austria-Funktionäre werden. In der gängigen Erzählung über die Austria lässt die Wirkung der Rückkehr des populären Präsidenten Emanuel Schwarz den Eindruck entstehen, die Jahre 1938 bis 1945 seien nur eine Unterbrechung und nicht ein endgültiger Bruch mit der Austria aus der Zeit vor dem Nationalsozialismus gewesen. Ein Narrativ, das sehr gut in die allgemeine österreichische Nachkriegserzählung passt  : Die (implizit auch »deutschen«) Nazis sind weg, es geht weiter wie zuvor. Es wurde aber ausgeblendet, dass die Juden – bis auf ganz wenige Ausnahmen, siehe Schwarz  – immer noch fehlten, weil sie ermordet oder vertrieben worden waren. Und selbst Schwarz kam nicht sofort zurück, und er war in einer sehr speziellen Situation  : Seine Frau und sein Sohn lebten in Wien und er konnte sicher sein, wieder als Arzt tätig werden zu können. Bemerkenswert ist auch, dass kein einziges der Austria-Vorstandsmitglieder nach Palästina ging  – die zionistischen (Flucht-)Netzwerke der Hakoah verliefen offenbar nicht parallel zu jenen der Austria.

Ein weiteres Shoa-Opfer  : Martin Medina Mit Martin Medina fiel auch einer der bekannten früheren Funktionäre der Austria dem Nationalsozialismus zum Opfer. Der Kaufmann (Viehkommissär) Medina wurde im Dezember 1932 zum Schriftführer der Austria gewählt, 1933 und 1934 zum Kassier und 1935 zum Vizepräsidenten. In diesen Funktionen vertrat er die Austria auch international. So war Medina bei der Mitropacup-Konferenz im Oktober 1933 Mitglied der österreichischen Delegation.112 Bei den Mitropacup-Spielen der Austria im Sommer 1935 in Prag und Budapest fungierte er als Reiseleiter.113 Dem Vorstand zum Zeitpunkt des »Anschlusses« gehörte er nicht mehr an. Martin Medina kam am 15. Juli 1942 im damals von Deutschland besetzten Brüssel zu Tode,114 angeblich durch Selbstmord. Am 3. Dezember 1947 wurde auf Antrag seiner Gattin Anna Medina am Landesgericht Wien ein Verlassenschaftsverfahren eingeleitet.115

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Die organisatorische Ebene

Der Austria-Vorstand der Jahre 1945 und 1946 setzte sich neben dem Remigranten Emanuel Schwarz aus Rudolf Schick, Fritz Beck und Hugo Gaensler zusammen, die alle drei als sogenannte »Mischlinge 1.  Grades« in Wien den Nationalsozialismus (und auch den Krieg) überlebt hatten. Beck war seit 1932 Mitglied der NSDAP.116 Dazu kam Max Birnstein, der (jüdische) Direktor des Gefangenenhauses des Landesgerichtes für Strafsachen in Wien, der als Leiter des jüdischen Altersheimes der Kultusgemeinde in Wien überlebt hatte.117 Birnstein war freilich schon seit 1915 Schriftführer der Amateure, 1926 dann Finanzreferent der Amateure gewesen.118 Dazu kam mit Wilhelm Ehrlich, dem Mitbesitzer des Sporthauses Wilhelm Pohl’s Enkel, ein weiterer alter Funktionär der Amateure, der sich aber seit 1926 nicht mehr im Vorstand betätigt hatte. Zwei weitere Funktionäre, der Spediteur Franz Dedek und der Rechtsanwalt Andreas Bürg, hatten 77 Cafetier Karl Sack war sowohl im Dezember 1938 wie in den späten 1940er Jahren Kassier die NS-Jahre ganz oder teilweise in Rumäder Austria. Er war Mieter des Café Parzival, das nien verbracht.119 Louis Presle, ein Angehöriab 1948 der Austria als Sekretariat diente. Bild: Imagno, Votava, picturedesk. ger der französischen Botschaft, war vermutlich durch Ehrlich zum Verein geholt worden war.120 Mit Karl Sack,121 der früher ebenfalls Mitglied der Amateure gewesen war, und mit Karl Zetschock122 kamen dazu neben Beck noch zwei weitere ehemalige NSDAP-Parteimitglieder. Max Birnstein Wie viele andere aus den damaligen Kronländern der Monarchie stammende Menschen verbrachte der am 5. März 1883 in Olmütz geborene Max Birnstein den größten Teil seines Lebens in Wien.123 Eine Ausnahme bildete der Erste Weltkrieg  : Im September 1914 wurde der Oberleutnant Birnstein zum Frontdienst eingezogen.124 Etwa ein halbes Jahr später berichtete das »Illustrierte Sportblatt«  : »Max Birnstein, der Schriftführer der Amateure, der kürzlich zum Hauptmann befördert wurde, hat jetzt das Militär-Verdienstkreuz dritter Klasse erhalten. Hauptmann Birnstein war bereits zweimal an der Front und erlitt jedes Mal erhebliche Verletzungen.«125

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Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

Max Birnstein dürfte eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein. Beruflich war er im Strafvollzug tätig, viele Jahre als Direktor der Haftanstalt des Landesgerichts für Strafsachen Wien. Er hielt häufig Vorträge zu Themen des Strafvollzugs und zeigte sich dabei als reformorientierter, scharfer Kritiker der Zustände. So referierte er im Jänner 1928 an der Universität Wien  : »Zum Schlusse kam Direktor Birnstein auf die Zustände innerhalb der Gefängnismauern zu sprechen, die seiner Meinung nach viel zu wünschen übrig lassen. […] So lächerlich es klinge, die Häftlinge bekommen nicht einmal mehr eine Zahnbürste auf Staatskosten. […] In seinem Schlusswort gab Direktor Birnstein namens der Verwalter der Strafgefangenenhäuser dem Wunsche Ausdruck, daß die gesetzgebende Körperschaft den berechtigen Forderungen der Praktiker gemäß ein Strafvollzugsgesetz schaffen möge, daß eines Kulturstaates würdig sei.«126 Sein Engagement stieß auch auf öffentliche Anerkennung, etwa in einer Reportage anlässlich des hundertjährigen Bestandes des Wiener Landesgerichtes  : »Der mich führende Direktor Max Birnstein – ein Beamter von einer Weite des Gesichtskreises und einer Menschlichkeit des Denkens, wie man sie im Grauen Hause vielleicht nicht erwartet hat – läßt mich eine Zelle öffnen.«127 Als einer von wenigen Juden überlebte Max Birnstein den Nationalsozialismus in Wien – als Direktor der jüdischen Altersheime.128 Er agierte in dieser Situation mutig  : Mehrmals forderte er beim zuständigen Amtsdirektor eine Aufstockung des Personals an.129 Und mit dem Wissen von Birnstein verlegte Viktor Frankl von der Euthanasie bedrohte jüdische PatientInnen in das jüdische Altersheim – sowohl Frankl als auch Birnstein riskierten damit ihr Leben.130 Ab 1945 war Birnstein wieder als Gefängnisdirektor tätig, 1947 wurde er zum Regierungsrat ernannt.131 Auch ehrenamtlich war er in Umfeld seines Berufs tätig  : 1948 wurde Birnstein zum Vizepräsidenten des Vereins für Häftlingsfürsorge (heute  : Soziale Gerichtshilfe) gewählt.132 Wie erwähnt fungierte Max Birnstein bereits während des Ersten Weltkriegs als Schriftführer des Amateur-Sportvereins und war bei diesem Klub bis Mitte der 1920er Jahre in wechselnden Vorstandsfunktionen tätig. Zudem war Birnstein Obmann des Gauschiedsgerichts Wien/Niederösterreich des Schwimmverbands.133 Auch wenn er danach über einige Jahre – erzwungen durch den Nationalsozialismus – keine offizielle Position im Sport innehatte, die Verbindung blieb bestehen  : Von Dezember 1945 bis in das Jahr 1952 war Birnstein Vizepräsident des FK Austria.134 Präsident war der eben aus Frankreich zurückgekehrte Emanuel Schwarz. Die beiden kannten einander wohl schon aus den Zeiten des Amateur-Sportvereins. Wie Birnstein war auch Schwarz nicht nur im Fußball, sondern zudem im Schwimmsport als Funktionär tätig gewesen. Max Birnstein starb im Jahr 1966 in Wien.

Elitenkontinuitäten – Elitenbrüche Die Austria hatte das Ergebnis der Vorstandswahl vom Dezember 1945 erst im Oktober 1946 an die Vereinspolizei gemeldet.135 Interessanterweise hatte die »Volksstimme« Ende Dezember 1945 eine andere Zusammensetzung verkündet  : Zu 212

Elitenkontinuitäten – Elitenbrüche

78 Rudolf Schick, Austria- und später Rapid-Sekretär. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

Schwarz, Birnstein, Ehrlich, Sack, Beck und Schick habe man die Herren Dr. Stradal, Kominek und Haslinger gewählt. Stradal sei die Ehrenmitgliedschaft verliehen worden.136 Rund um den »Wiederaufbau« der Austria kamen durchaus divergente Interessen zum Tragen. Das belegt nicht nur das Faktum, dass mit Fritz Beck, Hugo Gaensler und Karl Zetschock gleich drei Funktionäre kurz nach ihrer Wahl den Vorstand wieder verließen,137 sondern auch eine Erinnerung des Austria-Sekretärs Egon Ulbrich, der bei seiner Rückkehr nach Wien im September 1945 von Wilhelm Ehrlich erfuhr  : »Es gibt eine zweite Austria  ! Stell dir vor, der Blade, der Sesta, der hat eine zweite Austria organisiert«. Ulbrich habe daraufhin Sesta sofort kontaktiert  : »Da bin ich mit dem Sesta in ein Restaurant gegangen und habe gesagt  : ›So geht das nicht‹. Sagt er  : ›Egon, ich wusste ja nicht, dass du wieder da bist, aber geht in Ordnung, wir werden da irgendwie zusammenkommen‹. Sage ich  : ›Das ist ein Blödsinn, wir können ja nicht nebeneinander existieren, die ganzen Spieler gehören mir, alle Unterlagen habe ich‹. Darauf hat er nur kurz und bündig zugestimmt  : ›Geht in Ordnung‹. Und das war’s  : Aus, Schluss, dann ist wieder eine Austria daraus geworden.«138 Doch auch in der vereinten Austria blieb im Vorstand ein beträchtliches Unruhepotential  : Einer Generalversammlung im April 1947 folgte eine weitere im Dezember dieses Jahres. Erst zu diesem Zeitpunkt wurden als Statuten des Vereins wieder jene von 1934 eingesetzt, die Regelungen der NS-Zeit offiziell außer Kraft gesetzt. Eine weitere Generalversammlung mit etlichen neuen Namen im Vorstand fand im April 1948 statt.139 Es ging um Einfluss und Machtkonstellationen, die auch Emanuel Schwarz nicht ausklammerten. »Unzufriedene Austrianer versuchten eigentlich schon seit zwei Jahren, den Präsidenten zu stürzen, und vor der Generalversammlung am 23.  März 1950 wurde wieder ein Versuch unternommen. Doch 213

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

die angekündigte Palastrevolution der ›Umstürzler‹ verlief im Sand und ›Michel‹ Schwarz blieb weiterhin in Amt und Würden.«140 1951 zog sich Schwarz allerdings auf einer Generalversammlung des Fußball-Bundes in Graz aus seinen »Ämtern innerhalb des ÖFB« zurück.141 Und im Sommer 1952 wirkten sich kurzfristige sportliche Misserfolge neuerlich auf den Vorstand aus. »Bei der Generalversammlung kam es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Vorstand und Spielern, weil auf der Suche nach einem Schuldigen für die Misere der Sektionsleiter Zetschok im Endeffekt geopfert werden sollte. Die Spieler setzten sich für ihren Sektionsleiter ein, während man im Vorstand argumentierte, dass man jahrelang auch ohne Sektionsleiter ausgekommen war.«142

Neue Strukturen Im Jahr 1953 kam ein weiterer Akteur im Kampf um die Linie der Austria dazu  : Norbert Lopper kehrte aus Brüssel zurück, wo er als Mitarbeiter des Fußball-Managers Julius Ukrainczyk tätig gewesen war. Lopper, bis 1938 Jugendspieler der Hakoah und Überlebender des KZ Auschwitz, hatte bei seiner Brüsseler Tätigkeit viele Größen des Fußballgeschäftes kennen gelernt. Diese Kontakte konnte er in Wien gut verwenden  : Ab 1954 kümmerte er sich bei der Austria um den Aufbau eines Anhängerklubs, ab 1956 übernahm er von Viktor Hierländer das Klubsekretariat. Er brachte auch Joschi Walter zum Klub.143 Lopper und Walter wurden zu treibenden Kräften einer Modernisierung im Verein, die freilich die internen Konflikte noch weiter anheizte. Schon im Frühjahr 1955 eskalierte die Situation im Vorstand neuerlich  : Es »entwickelte sich ein erbitterter Machtkampf, in dem es in erster Linie darum ging, den alternden Präsidenten Schwarz mit allen Mitteln loszuwerden. Der Versuch, ihn zum Ehrenpräsidenten zu degradieren, scheiterte ebenso wie das Angebot, ihm für die ärztliche Betreuung eine Leibrente zu zahlen, wenn er im Gegenzug auf den violetten Thron verzichtete. Obwohl im Anschluss auch noch ein wenig Schmutzwäsche gewaschen wurde, blieb der alte Steuermann im Amt.«144 Im April 1955 wurde Trainer Wudi Müller entlassen und »der langjährige Sekretär Ulbrich verabschiedet«.145 Walter Nausch übernahm das Traineramt, Viktor Hierländer wurde geschäftsführender Sekretär. Emanuel Schwarz wurde hingegen im April 1955 als Präsident bestätigt. Doch schon im Sommer trat der 77-jährige Schwarz  – angeblich aus »Altersgründen« – als Präsident zurück und wurde einstimmig zum Ehrenpräsidenten ernannt.146 Seiner Entmachtung folgte ab der Herbstsaison 1955/56 ein neuer Kurs. Die Austria wurde »nach dem Vorbild englischer Profiklubs umgestaltet. Sie wurde nun »von einem Direktorium geführt, und die ganze Klubleitung trägt immer mehr 214

Neue Strukturen

professionellen Charakter. Der Verein wurde auch nach Profimuster ausgerichtet. […] Die Veilchen wollen nicht mehr und nicht weniger, als den Klub sportlich und finanziell sauber führen, und wissen, dass in der heutigen Zeit nur nach strengen Prinzipien erfolgreich operiert werden kann. Eine straffe Führung sollte sich in jeder Hinsicht für den Klub erfolgreich auswirken.«147 Im Mai 1956 trat Sektionsleiter Leopold Stroh zurück  : Bei der Generalversammlung wurde eine neue Führung unter Leitung von Dr. Bruno Eckerl, der den Klub ja schon in der NS-Zeit geleitet hatte, gewählt. Schon im Frühjahr 1957 eskalierten die Konflikte im Austria-Vorstand neuerlich, was sogar den Medien nicht verborgen blieb. Eine erste Generalversammlung verlief ohne Lösung und auch die zweite Sitzung »musste zu mitternächtlicher Stunde neuerlich ergebnislos abgebrochen werden. Vier Stunden lang hatten Vorwürfe der Opposition und Gegenreden des Vorstandes einander abgelöst.«148 Im Mai berichtete der »Neue Kurier« über die bereits »dritte Generalversammlung im heurigen Jahr«, bei der »endgültig ein neuer Vorstand gewählt werden soll. Da die bestehenden Differenzen weitgehend geklärt wurden, scheint die Wahl des bisherigen Vizepräsidenten Ing. Dermoutz zum Präsidenten so gut wie sicher.«149 Doch Bruno Eckerl konnte sich im Kampf um die Präsidentschaft behaupten. Danach hieß es  : »Viel Lärm um nichts hat man bei der Austria gemacht. In der gestrigen, dritten Generalversammlung wurde dem bisherigen Präsidenten, Dr. Bruno Eckerl, das Vertrauen ausgesprochen, nachdem eine Schiedsgerichtsverhandlung ergeben hatte, dass alle Anschuldigungen nur ›Mißverständnisse gewesen‹ seien. ›Oppositionsführer‹ Ing. Dermoutz feierte fröhliche Urständ’ als Vizepräsident.«150 Die »Presse« kommentierte  : »Die beiden Kampfhähne Dr. Eckerl und ›Vize‹ Dermoutz fanden sich wieder friedlich zusammen und gaben entsprechende Erklärungen ab. Im Vorstand kam es zu verschiedenen Änderungen. Um augenscheinlich niemand weh zu tun, wurden zahlreiche Funktionen geschaffen. Nun hat jeder seinen Sessel …«151 Eckerl präferierte das Austria-Urgestein Karl Sesta als neuen Sektionsleiter, er »fand aber Widerstand«,152 weshalb man sich schließlich auf Josef »Pepi« Smistik einigte. Hier wird die Geschichte des Austria-Vorstandes für einige Zeit mehr als unübersichtlich. Vorstandsmitglieder wurden ernannt, um nur wenige Wochen später wieder zu demissionieren. In der Folge daher ein kurzer Versuch, diese hektischen zwei Jahre Revue passieren zu lassen  : Im Juni 1957 wurde abermals eine Generalversammlung anberaumt, mit dem Ergebnis, dass fast der gesamte Vorstand zurücktrat. Einzig Eckerl als Präsident und Dermoutz als Vizepräsident blieben im Amt. Eine weitere Sitzung im Februar 1958 brachte dann die Ablöse von Dermoutz, der sich aus dem Vorstand zurückzog. Neue Vizepräsidenten wurden der Rechtsanwalt Dr. Ferdinand Milavec und der Holzgroßhändler Elemer Weisz. Schon im Februar 1958 folgte eine weitere außerordentliche Generalversammlung, Bruno Eckerl konnte 215

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

80 Brachte neuen Wind in die Austria und den FußballBund: Joschi Walter begrüßt Béla Guttmann, mit dem er 1964 kurzfristig das österreichische Nationalteam betreute. Bild: APA/Picturedesk.

79 Norbert Lopper im Austria-Sekretariat im Café Savoy. Archiv Norbert Lopper.

sich dabei als Präsident behaupten. Die in der Sitzung ausgebooteten Vorstandsmitglieder Gefing und Schmid beschritten den Gerichtsweg und fochten die Wahl an. Eckerl erschien daraufhin im Jänner 1959 persönlich auf der Vereinspolizei und erklärte, die Anfechtung seiner Wiederwahl durch die Herren Bartholomäus Schmid und Franz Gefing sei nicht rechtens, die Wahl sei auf einer außerordentlichen Generalversammlung rechtmäßig erfolgt. Eine neuerliche Generalversammlung vom Juni 1959 bestätigte Eckerl in seinem Amt, doch nach einer weiteren Sitzung im November schieden Präsident Eckerl und seine beiden Vizepräsidenten Friedrich Grünfeld und Hans Lobgesang aus dem Vorstand aus. Alle drei Präsidentenposten blieben in der Folge unbesetzt. Ende 1959 wurde dann der damals 34-jährige Autohändler Josef »Joschi« Walter zum Vizepräsidenten gekürt, Norbert Lopper wurde verantwortlicher Geschäftsführer.153 Das Präsidentenamt blieb von 1959 bis 1967 vakant, Joschi Walter hielt den Posten für einen potenten Sponsor frei, der erst 1967 mit Manfred Mautner Markhof gefunden wurde.154

Nachwirkungen der NS-Zeit Von wenigen Ausnahmen abgesehen zeigte sich weder an der Selbstdarstellung des Vereins, noch an seinen medialen Beschreibungen in den ersten Jahrzehnten nach 216

Nachwirkungen der NS-Zeit

dem Zweiten Weltkrieg, wie massiv die NS-Jahre den Verein verändert hatten. Bei der Systemdiskussion wurde immer wieder auf den Widerspruch zwischen dem Wiener und dem Altreichs-Fußball hingewiesen. Die »Verösterreicherung« enthielt mitunter Rückblicke darauf, dass es eine Erweiterung über Wien hinaus ja auch schon in der Gauliga gegeben habe und hin und wieder wurde auch ein Funktionär oder Spieler von seiner NS-Vergangenheit eingeholt, wenn etwa im September 1946 der Austria-Spieler Ernst Melchior verhaftet wurde. »Das Einschreiten der Polizei erfolgte auf Grund einer Anzeige aus Villach […] und soll sich auf eine Anzeige stützen, nach der Melchior im Jahre 1938 als Achtzehnjähriger an einer verbotenen Aktion seines Villacher Vereines, der damals korporativ in die SA übergeführt worden war, teilgenommen habe.«155 Nach zwei Tagen wurde Melchior wieder entlassen. 81 Portrait Ernst Melchior. Bildarchiv Verein für Doch wie sehr die nationalsozialistische Zeit Geschichte der ArbeiterInnenbewegung. auch ausgeblendet werden sollte, so blieb sie gerade bei der Austria sehr präsent. Das verdeutlicht beispielhaft der Blick auf zwei Gerichtsprozesse gegen den ehemaligen Kommissarischen Leiter der Austria und des »SC Ostmark«, Hermann Haldenwang. Er war im April 1946 aufgrund einer Anzeige aus dem Bundesministerium für Justiz in Bad Hall verhaftet worden. Ihm wurde vorgeworfen, nach dem »Anschluss« den Klub geschädigt, Emanuel Schwarz erpresst und ihm – im Namen des Klubs – 6.000 Reichsmark und einen Pokal abgenommen zu haben. Den Austria-Sektionsleiter Robert Lang habe er verhaften lassen.156 In der Folge wurde Haldenwang in Wien vor ein Volksgericht gestellt und zu zehn Monaten Haft verurteilt, die er auch verbüßte. 1954 beantragte Haldenwang eine Neuaufnahme des Prozesses und erreichte dessen letztliche Einstellung.157 Im Volksgerichtsverfahren kamen etliche der damaligen Spieler und Funktionäre des FK Austria zu Wort. Ihre Aussagen ermöglichen einen Blick auf den Klub und den gesamten Wiener Fußball zum Zeitpunkt des »Anschlusses«, aber sie zeigen auch die Nachwirkungen der damaligen Ereignisse weit über den April und Mai 1945 hinaus. Das betrifft schon die Aussagen über zahlreiche Protagonisten der Geschehnisse, die inzwischen »verstorben« waren, »erschossen« worden waren, oder »in Amerika« lebten. Auch 1946 und 1954 bestimmten Ressentiments aus der NSZeit, aber ebenso antisemitische Stereotype, beispielsweise jenes geschäftstüchtiger 217

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

»Geldgier«, die Aussagen im Prozess. Das gilt etwa für Zitate des damaligen Spielers Karl Sesta, Emanuel Schwarz sei »vor dem Umbruch 1938 die massgebende Persönlichkeit im Klubvorstand, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch sonst« gewesen. »Die finanziellen Abmachungen zwischen Spielern und Verein wurden für den Verein von Dr. Schwarz geführt. Neben Dr. Schwarz war noch Manager Robert Lang, der die Spielereinkäufe tätigte, Handgelder bestimmte selbstverständlich im Einvernehmen mit Dr. Schwarz.«158 Umgekehrt war der ehemalige SA-Mann Hans Mock nicht bereit, in seiner Zeugenaussage irgendeine Art von persönlicher Verantwortung anzuerkennen  : »Ich war v. 1927 bis 1942 aktiver Spieler des Fussballvereines Austria. Ich kann mich erinnern[,] dass um den 13.3.1938 das Bankkonto der Austria gesperrt wurde, da die Gefahr bestand, dass es unrechtmäßig abgehoben und so die Spieler ohne Gehalt bleiben würden.«159 Im Mittelpunkt standen natürlich die Aussagen Haldenwangs. Er rechtfertigte sich stets, er habe nur im Interesse der Spieler gehandelt und zitierte die »Meinung in Fussballerkreisen«, dass man bei den jüdischen Austria-Funktionären »grosse Mittel« vermutete  : Allein schon deshalb habe er Robert Lang »durch das PolKoat I. […] in Schutzhaft nehmen u. nach 4–5 Tagen vorführen lassen«.160 Karl Sesta wies jede Verantwortung für die Verhaftung Langs von sich. Der damalige Ligasekretär Richard Ziegler, der nach der Absetzung Haldenwangs die Austria-Geschäftsführung übernahm, berichtete dagegen eine andere Version  : »Mir ist bekannt, dass vor der Verhaftung Langs […] der Fussballer Karl Sesta auch im Verband Wirbel gemacht hatte bzw. vorgebracht hat, dass ihm ein Betrag von 2.500 S, den er vom Verein auf sein Einlagebuch versprochen erhalten hatte, fehle.«161 Im Zentrum der Verfahren stand der Goldpokal, den Schwarz anlässlich des zweiten Mitropacupsieges der Austria 1936 erhalten hatte. Haldenwang behauptete, der Pokal sei Schwarz nicht geschenkt worden, sondern er habe ihn sich widerrechtlich vom Verein angeeignet. Nach Haldenwangs Absetzung war der Pokal im Vereinsbesitz verblieben und vom »Vereinsführer« Eckerl 1944 in der Steiermark vergraben worden. Nach dem Krieg wurde er an Emanuel Schwarz rückerstattet. Die Spieler hatten 1938 jedoch, so Eckerl, andere Pläne für die Trophäe  : »Die damaligen Spieler standen auf dem Standpunkt, dass dieser Goldpokal nur dem Fußballklub Austria gehöre[,] und bestürmten mich, ihn einschmelzen zu lassen, um daraus Ringe für die Spieler zu machen.«162 Insgesamt wird im Verfahren ein durchaus ernüchterndes Bild der auf ihren Vorteil bedachten prominenten Spieler, allen voran Mock und Sesta, gezeichnet. Noch 1954 sollte Sesta im Hinblick auf sein Sparbuch angeben  : »Die Austria ist mir aus jener Zeit noch heute 5.000,– S schuldig.«163 Das Waschen der Schmutzwäsche war damit noch nicht beendet. Im Juni 1954 stellte Hermann Haldenwang einen Wiederaufnahmeantrag seines Verfahrens. Mithilfe neuer Zeugen suchte er nachzuweisen, dass seine Aktivitäten 1938 durch rechtswidrige Aktionen der Funktionäre motiviert waren. Haldenwang führte aus  : 218

Nachwirkungen der NS-Zeit

82 Der Austria-Vorstand von 1950: Von rechts: Karl Sack (Kassier), Max Birnstein (Vizepräsident), Emanuel Schwarz (Präsident), Egon Ulbrich (Sekretär) und Karl Zetschok (Kassier). Archiv Franz Schwarz.

»In den Wiener Fussballerkreisen sprach man ganz offen und insbesondere im damaligen Ring-Café, dass hier eine Malversation durch Dr. Schwarz in Verbindung mit dem Austria-Kassier Sass durchgeführt wurde […]. In Verbindung mit den Gerüchten lag es nun auf der Hand, dass ohne Wissen der übrigen Funktionäre Dr.  Emanuel Schwarz und der Kassier Sass sich in unredlicher Weise Vermögensvorteile verschafften.«164 Tatsächlich wurde dem Wiederaufnahmeantrag Haldenwangs stattgegeben, das Urteil schließlich aufgehoben. Haldenwang erhielt jedoch keine Haftentschädigung, das Landesgericht hielt fest, dass Haldenwangs Unschuld keineswegs erwiesen sei.165 Nur wenige Tage später startete der »Wiener Montag« eine Kampagne gegen Emanuel Schwarz  : »›Michl‹ Schwarz wird endlich abserviert.«166 Mit antisemitischen Untertönen wurde dem »Mispelzweig« und »Dunkelmann« Schwarz vorgeworfen, er sei »eine der umstrittensten Figuren des Wiener Fußballs« und habe sich persönlich immer wieder bereichert. »Zu viele unbeweisbare Affären säumen den Weg des Austria-Präsidenten. Man hat lange genug beide Augen zugedrückt und dieses ›Wiener Fußballoriginal‹ mit Glace-Handschuhen angegriffen. Jetzt sind verschiedene jüngere Funktionäre bei den Austrianern fest entschlossen, sauberen Tisch zu machen.«167 Als Schwarz eine Entgegnung veröffentlichte, ein Presseverfahren an219

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

strengte und den Redakteur verklagte, veröffentlichte der »Montag« Auszüge aus den Gerichtsakten und behauptete, die »Unregelmäßigkeiten« von Schwarz seien darin nachgewiesen worden.168 So war dem Prozess letztlich nicht nur zu entnehmen, dass der Antisemitismus, wenn auch in verklausulierter Form, längst wieder fröhliche Urständ feierte, sondern auch, dass und wie die Geschehnisse der NS-Zeit zwar verleugnet wurden, im Vereinsgeschehen aber weiterhin präsent geblieben waren.

Streit um Kontinuitäten Zumindest bis zum Ende der 1950er Jahre wurde im Wiener Fußball versucht, an Vorkriegsverhältnisse anzuschließen. Erst dann akzeptierte man, dass sich die Verhältnisse massiv geändert hatten  : Wien war nicht mehr der dominante Pol des österreichischen Fußballs, Österreich nicht mehr eine Spitzennation in Mitteleuropa, sondern ein kleines Rädchen des europäischen Sportes. Ökonomisierung und Mediatisierung hatten den Fußball und damit seine Kultur maßgeblich verändert, nicht zuletzt durch eine massive Änderung des Freizeitverhaltens. Die Austria war davon in besonderem Maß betroffen, war aber auch einer der ersten Klubs in Österreich, der auf die neuen Herausforderungen reagierte. Bis dahin war das Image der Austria fast ident mit jenem der Jahre vor 1938. Es lässt sich zeigen, dass in den späten 1940er und in den 1950er Jahren die Zuschreibungen an die Austria, vom City- bis zum Intelligenzlerklub und vom Gagenfußball bis zur mangelnden Bodenständigkeit, sich an die Zeitumstände angepasst, aber nicht an Wirkkraft verloren hatten. Was hingegen nicht nur bei der Austria, sondern im gesamten Fußball weitgehend ausgeblendet blieb, waren die Aus- und Nachwirkungen der NS-Zeit. Das bedeutet keineswegs, dass es nach 1945 keine antisemitischen Vorfälle bei Austria-Spielen gegeben hat oder dass die Medien gänzlich auf Hinweise auf eine jüdische Tradition und Gegenwart der Austria verzichtet hätten. Aber diese Zitate waren weit seltener und versteckter als noch vor 1938. Die Opferrolle, die der Austria aufgrund ihrer jüdischen Tradition zugesprochen wurde, entwickelte sich erst später.169 Aus der öffentlichen Wahrnehmung völlig ausgeblendet blieb also die Verbindung mancher Hauptakteure des Nationalsozialismus, von Ehrenpräsident Ernst Kaltenbrunner170 bis zu dessen Sekretär, dem stellvertretenden Vereinsführer und Dietwart Walter Münch,171 mit der Austria. Aber auch die Parteimitgliedschaft mancher Vorstandsmitglieder wurde weder hinsichtlich ihrer Tätigkeit für den Verein während der NS-Jahre (vgl. etwa Wilhelm Morocutti) noch in den Jahren danach problematisiert. Selbst bei der Rückkehr Bruno Eckerls in das Präsidentenamt fehlten Hinweise auf seine frühere Tätigkeit. Gleiches gilt für die Parteimitglieder unter den 220

Streit um Kontinuitäten

83 Emanuel Schwarz gratuliert 1964 dem Torschützenkönig Horst Nemec. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

Spielern wie Hans Mock oder die »Ariseure« Sindelar oder Sesta, die stattdessen in ihrer Widerständigkeit und ihrem Eintreten für Österreich gezeichnet wurden.172 Damit im Zusammenhang stand auch eine Veränderung der Charakterisierung der Austria als »Judenklub«. Gerade weil die »jüdische Differenz« über den Holocaust so eng mit dem Nationalsozialismus verwoben ist, wurde auch das jüdische Erbe der Austria weit weniger angesprochen als vor 1938. Lieber schrieben die Zeitungen von einer Revitalisierung der Zustände vor dem März 1938. Sie berichteten zwar von der Rückkehr der Spieler und Funktionäre, ansonsten aber suchten sie den Eindruck zu erwecken, nicht einmal bei der Hakoah173 und beim »Judenklub« Austria habe sich etwas geändert, ohne jedoch die »jüdische Differenz« weiter zu betonen.

221

Epilog

Die Geschichte ist ein stets umkämpftes Gebiet. Das zeigt sich in der Politik, in der Wirtschaft und auch in der Alltagskultur, beispielsweise im Sport. Geschichte wird geschrieben, aber auch immer wieder umgeschrieben. Damit sind wir mitten in den Ergebnissen unserer Studie zum FK Austria in der Ära des Nationalsozialismus, also in der Zeit zwischen dem »Anschluss« Österreichs im März 1938 und dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes im April 1945, verbunden mit dem Ende der Zweiten Weltkrieges. Wie sehr die Trennung in verschiedene gesellschaftliche Sphären eine künstliche ist, wie sehr Sport, Politik und Ökonomie verwoben sind, das zeigt sich wohl nirgends so deutlich wie in der NS-Zeit. Doch selbst innerhalb der »Welt des Fußballs« haben wir es nicht mit einem homogenen Ganzen zu tun. Gerade das Beispiel der Austria dokumentiert nachdrücklich, wie unterschiedlich ausgestattet der Raum des Sports war  : So musste Präsident Emanuel »Michl« Schwarz wie alle seine Kollegen aus dem Vorstand nach dem »Anschluss« nicht nur den Verein, sondern auch Wien und Österreich verlassen. Doch waren es Netzwerke aus dem Sport, die die Wege seiner Flucht und seines Exils maßgeblich bestimmten. Austria-Kapitän Walter Nausch ging mit seiner Ehefrau Margoth in die Schweiz, wo er als Bürger des Deutschen Reiches die Kriegsjahre über als Spieler und Trainer arbeitete. Es handelte sich nach außen hin um eine Übersiedlung aus professionellen Gründen, die in den Zeitungen auch wohlwollend kommentiert wurde. Nausch konnte als Arbeitsmigrant auf dem Schweizer Spieler- und Trainermarkt unterkommen. Tatsächlich gab es für Nausch einen wichtigeren Grund, das Land zu verlassen  : seine jüdische Frau. Sie wurde allerdings im Rahmen der rigiden Einwanderungspolitik von den Schweizer Behörden nur toleriert, weil ihr Mann, der formal eben kein Flüchtling, sondern Arbeitsmigrant war, für sie bürgen konnte. Die Geschichte des Ehepaars Nausch war wiederum überraschend eng mit jener des Rechtsanwalts, NSDAP-Mitglieds und Austria-Funktionärs Dr. Bruno Eckerl verknüpft, der ab dem Herbst 1938 Vereinsführer der Austria und damit Nachfolger von Schwarz und Nutznießer seines erzwungenen Rücktritts war. Der Anwalt Eckerl agierte offensichtlich in weiten Bereichen regimekonform, wirkte etwa als Anwalt bei »Arisierungen« mit. Zugleich versuchte er aber  – allerdings vergeblich  – den Diebstahl von Margoth Nauschs Hausanteilen in Wien und Purkersdorf durch die Behörden des Deutschen Reiches zu verhindern. Nach dem Krieg gelang es Eckerl, die Hausanteile für Margarethe Nausch zurückzuholen. Eckerl wurde nach 1945 an der Spitze der Austria wieder von Emanuel Schwarz abgelöst. Und dennoch, so merkwürdig das wirken mag, war er ein Faktor der Kon222

Epilog

tinuität bei der Austria, denn seine Geschichte blieb auch im weiteren Verlauf mit dem Verein eng verwoben. Denn auf der Generalversammlung 1957 wurde Eckerl in einer Kampfabstimmung gegen Schwarz neuerlich zum Präsidenten der Austria gewählt. Hatte sich Walter Nausch gegen eine direkte Indienstnahme durch das Regime entschieden, war sein Mannschaftskollege bei der Austria und im Wunderteam, Hans Mock, schon vor dem »Anschluss« der SA beigetreten und wurde im Mai 1938 in die NSDAP aufgenommen. Mock, der oft mit Hakenkreuz-Armbinde beim Training erschien, dürfte speziell in den Wochen nach dem »Anschluss« eine wesentliche Rolle bei den Veränderungen im Klub gespielt haben. Am anderen Ende des Spektrums steht das Schicksal des Austria-Managers Robert Lang  : Er flüchtete über die Schweiz und Griechenland nach Jugoslawien, wo er in Belgrad beim bekannten Fußballklub SK Jugoslavija als Trainer anheuerte. Nach der Eroberung Jugoslawiens durch die Deutsche Wehrmacht wurde Lang Ende 1941 in einem Lager ermordet. Diese und ähnliche Beispiele verdeutlichen, wie vielfältig die Wege der Austrianer waren. Karl Sesta, der gebürtige Simmeringer mit dem großen Mundwerk, als Fußballer, Ringer und Heurigensänger gleichermaßen begabt, war anscheinend jemand, der sich nicht einmal vom NS-Regime den Mund verbieten ließ. Doch zugleich ließ sich Sesta, bewusst oder unbewusst, gern im Sinne des Regimes einsetzen, es gibt Bilder von ihm als Wahlhelfer bei der Volksabstimmung vom 10. April und als Ernte­helfer im Sommer 1938. Nachdem seine Versuche, ein Kaffeehaus zu »arisieren«, mangels eigenen Kapitals gescheitert waren, gelang ihm das bei einer Hammerbrot-Filiale in der Alserbachstraße. Und nicht zuletzt ist auch Matthias Sindelar zu nennen, der gewiss nicht der Widerstandsheld war, als den ihn Friedrich Torberg und Alfred Polgar sahen. Zwar war Sindelar kein Parteigänger der NSDAP, doch er hatte keine Bedenken, im Herbst 1938 das Kaffeehaus des Leopold Drill zu »arisieren«. Er ließ sich auch im Oktober 1938 neben Parteimitgliedern und -anwärtern in den Vereinsvorstand wählen und trat bis zu seinem Tod bei zahlreichen Anlässen als offizieller Repräsentant der Austria auf. Die »Arisierungen« durch Sindelar und Sesta waren kein Zufall und sie liefen nicht im Verborgenen ab. Denn analog zu verdienten Parteigenossen sollten unter der Patronanz des Gaufachamtsleiters Hanns Janisch auch ehemalige Profifußballer bevorzugt mit Kaffeehäusern aus jüdischem Besitz versorgt werden. Für die angebliche Weigerung Sindelars, in der deutschen Nationalmannschaft zu spielen, gibt es keine zeitgenössischen Belege. Indizien beziehen sich auf ein Testspiel einer von Reichstrainer Sepp Herberger zusammengestellten erweiterten »Ostmark«-Auswahl gegen den englischen Klub Aston Villa. Die Begründung für Sindelars Absage, er sei müde und fühle sich »überspielt«, klingt angesichts des Spielprogramms der Austria im Frühjahr 1938 und seines relativ hohen Alters glaubwürdig. Bei anderen Gelegenheiten war er dagegen sehr wohl für die »Ostmark«-Auswahl aktiv, unter 223

Epilog

84 Seit mehr als 100 Jahren ist die Austria ein wichtiger Teil der Wiener Populärkultur. Sie beeinflusst die Massen und wird zugleich von den Zeitläuften beeinflusst. Matthias Sindelar redet mit Reporter Willy Schmieger, in der Mitte steht Walter Nausch und hört ihnen zu. Bild: Imagno, Votava, picturedesk.

anderem im Sommer 1938 beim Sieg im Turnier des Sportfestes in Breslau. In der deutschen Nationalmannschaft hat er aber tatsächlich nicht gespielt, für die Weltmeisterschaft wäre er wohl nur im Fall einer Absage des Schalke-Spielers Fritz Szepan vorgesehen gewesen.

Neue Erkenntnisse zur Vergangenheit der Austria Die Lücken in der bisherigen Aufarbeitung der Geschichte der Austria hängen nicht zuletzt mit der bequemen Opferthese zusammen. Sie zu hinterfragen, steht am Beginn der Aufarbeitung.1 Einen ersten Punkt stellt dabei die Frage nach den personellen und organisatorischen Entwicklungen unmittelbar nach dem »Anschluss« dar. Dazu konnten wesentliche neue Details zutage gefördert werden, von der Überschätzung der Rolle von Egon Ulbrich bis zur Unterschätzung der Funktion Richard Zieglers. Ganz grundsätzlich muss hierzu festgehalten werden, dass nach dem »Anschluss« der gesamte Vorstand der Austria, der ausnahmslos jüdisch war, sofort abgesetzt wurde. Im Kader der Kampfmannschaft fand sich hingegen im März 224

Neue Erkenntnisse zur Vergangenheit der Austria

1938 kein jüdischer Spieler. Nach der Übergangsphase unter der kommissarischen Leitung von Hermann Haldenwang – der die wichtigsten Spieler in die sportliche Leitung des Vereins einband – ging es dem Regime und offenbar auch dem neuen Austria-Vorstand wohl darum, den FK Austria als »normalen« Wiener Fußballklub zu positionieren. Ein wesentlicher Schritt war bereits im Juli 1938 erfolgt  : Gaufachwart Hanns Janisch übernahm die kommissarische Leitung und setzte mit Richard Ziegler eine Person, die in Wiener Fußballkreisen höchstes Ansehen genoss, als Geschäftsführer ein. Ein weiterer wichtiger Themenkomplex betrifft die Ehrenpräsidentschaft des später im Nürnberger Prozess zum Tode verurteilten Ernst Kaltenbrunner. Die Klärung der Frage, inwieweit dieser mächtige und prominente Nationalsozialist tatsächlich ins operative Geschäft der Austria involviert war, ist insofern von großer Bedeutung, weil sie bis heute einen ungeklärten Bestandteil der Mythen der Austria-Geschichte im Nationalsozialismus darstellt. Es gibt eigentlich nur zwei Hinweise auf Aktivitäten Kaltenbrunners im Zusammenhang mit der Austria  : den Besuch des AustriaSpiels gegen Schalke 04 in Wien im November 1938 und eine Kranzspende beim Begräbnis von Matthias Sindelar. Dass er im Hintergrund für die Austria tätig war ist nicht völlig auszuschließen, es ließen sich aber keine Hinweise finden. Die Verbindung zur Austria stellte höchstwahrscheinlich der SS-Mann Walter Münch her, der, folgt man dem psychiatrischen Gutachten bei seinem Volksgerichtsprozess, ein Wendehals und Hochstapler war. Er war 1938 für kurze Zeit ein enger Mitarbeiter Kaltenbrunners und scheint im Austria-Vorstand vom Oktober 1938 als stellvertretender Vereinsführer und Dietwart auf. Der Vorstand vom Oktober 1938 bedeutete die Festschreibung des unmittelbar nach dem »Anschluss« vollzogenen Bruchs mit der damals im Amt befindlichen Vereinsleitung. Das ist aber nicht einfach gleichzusetzen mit einer Übernahme des Vereins von »außen« oder von »oben«. Fast alle der neuen Vorstandsmitglieder  – mit Ausnahme von Münch und Kaltenbrunner – hatten bereits vor 1938 eine Verbindung zur Austria oder zum Amateur-Sportverein. Bei vielen, beispielsweise bei Wilhelm Morocutti oder Bruno Eckerl, war diese Verbindung in den Jahren vor dem »Anschluss« allerdings unterbrochen worden oder bestenfalls sehr lose gewesen. Die einzige tatsächliche Kontinuität bildete Matthias Sindelar, wenn er auch zuvor nicht als Funktionär, sondern »nur« als Spieler tätig gewesen war. Einen zweiten bisher wenig untersuchten Aspekt bildet das Schicksal der (jüdischen) Vorstandsmitglieder, die bis zum »Anschluss« im Amt waren. Hier ist es gelungen, die Funktionäre biografisch zu fassen und ihre Flucht- und Vertreibungsgeschichten einigermaßen genau nachzuzeichnen, ebenso wie jene des Managers Robert Lang und der »arischen« Austria-Mitglieder Walter Nausch und Karl Geyer. Was die Täterebene betrifft, konnten wir gerade bezüglich der zwischen dem März 1938 und 1945 tätigen Vorstandsmitglieder weitere, bisher nicht bekannte Profiteure 225

Epilog

des Regimes identifizieren, auch wenn deren Karrieren oft nicht linear verliefen, wie sich das unter anderem in der ärztlichen Laufbahn des Vizepräsidenten Albert Stradal nachzeichnen lässt. Auch war bislang nicht bekannt, dass Karl Sesta sich bereits vor der »Arisierung« der Bäckereifiliale um ein ehemals im jüdischen Besitz befindliches Kaffeehaus bemüht hatte. Unter die Frage der »Mittäterschaft« ist wohl auch das Antreten der Austria als »deutscher« Verein in Kopenhagen zu subsumieren, das in Wien nur geringe Aufmerksamkeit erregte, in Dänemark aber massive Konsequenzen nach sich zog. Eine weitere Frage bezog sich auf die sportliche Ebene und den Vereinsbetrieb. Es war zu klären, ob die Austria vom NS-Regime systematisch benachteiligt wurde. Auf einer theoretischen Ebene mussten zwei Aspekte der Austria mit den nationalsozialistischen Sportkonzepten kollidieren  : Der Vorstand bestand ausschließlich aus Juden, und der Fußball-Klub Austria war – anders als die meisten anderen Erstligavereine – kein Allround-Sportklub mit zahlreichen Mitgliedern, sondern er war die aus dem Wiener Amateur-Sportverein ausgegliederte Fußballsektion. Sein einziger Vereinszweck war es, den Spielbetrieb der Profimannschaft möglichst erfolgreich zu gestalten und er wies, obwohl formal ein Verein, in den 1930er Jahren Elemente einer Aktiengesellschaft auf. Jedes Mitglied musste Anleihen kaufen, deren Höhe die Anzahl der Stimmen bei der Generalversammlung bestimmte. In der Praxis spielte nur der erste Punkt eine Rolle, der zweite kaum. Zwar wurden die Statuten an die neuen Vorgaben angepasst, die Zahl der Mitglieder blieb gering (durch den Ausschluss der Juden sank sie wohl sogar), Sport wurde weiter nur von den nunmehr offiziell reamateurisierten, wiewohl weiterhin bezahlten Fußballern betrieben. Guido von Mengden, der Generalreferent des Reichssportführers, forderte deshalb sogar die Auflösung der Austria, das blieb aber eine folgenlose Notiz in den Akten. Im Zuge der Reamateurisierung war es für die Vereine wichtig, ihren Spielern offizielle Arbeitsstellen zu verschaffen. Eine zentrale Rolle spielte dabei die Stadt Wien und es zeigte sich, dass Austria neben Rapid zu den bevorzugten Vereinen gehörte, von denen besonders viele Spieler mit Arbeitsstellen bei der Gemeinde und in gemeindenahen Betrieben versorgt wurden. Nachgezeichnet werden konnten in diesem Zusammenhang die Wechsel von Austria-Spielern zu anderen Klubs und das Engagement von Gastspielern, bei denen die Austria zumindest nicht nachweislich schlechter gestellt war. Die Vermutung, dass die vergleichsweise geringen sportlichen Erfolge des Klubs während der NS-Zeit auf systematische Benachteiligungen der Austria bei den Einrückungen der Spieler zurückzuführen war, konnte nicht bestätigt werden. Die meisten AustriaSpieler wurden jahrgangskonform zum Heer einberufen, die Austria hatte in den beiden ersten Kriegsjahren, übereinstimmenden Medienberichten und der Korrespondenz zwischen Richard Ziegler und Sepp Herberger zufolge, tatsächlich einen 226

Neue Erkenntnisse zur Vergangenheit der Austria

sehr hohen Anteil an eingezogenen Spielern. Es gibt jedoch keine Hinweise auf eine von oben angeordnete Bevorzugung oder Benachteiligung bestimmter Vereine. Vielmehr nutzten lokale Truppenkommandanten ihren Spielraum und dürften dabei ihren Sympathien gemäß entschieden haben. Vermutlich verfügte die Austria über keine guten Kontakte zu diesen Militärs, belegen lässt sich diese Interpretation mit Originaldokumenten freilich nicht. Der letzte Fragenkomplex, der einer genaueren Betrachtung unterzogen wurde, bezog sich auf die Auswirkungen nach dem Ende der NS-Zeit und nach personellen Kontinuitäten und Brüchen. Es konnte gezeigt werden, dass es dabei nicht nur um die mythologisierte Vertreibungs- und Rückkehrgeschichte des Austria-Präsidenten Dr. Emanuel Schwarz geht. Schriftführer Heinrich Bauer wurde Opfer der Shoa, die anderen Vorstandsmitglieder konnten  – unter Verlust ihres Vermögens  – vor der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik flüchten. Sie blieben nach 1945 in ihren Exilländern und konnten daher nicht wieder Austria-Funktionäre werden. In der gängigen Erzählung über die Austria lässt die Wirkung der Rückkehr des populären Präsidenten Emanuel Schwarz den Eindruck entstehen, die Jahre 1938 bis 1945 seien nur eine Unterbrechung und nicht ein endgültiger Bruch mit der Austria aus der Zeit vor dem Nationalsozialismus gewesen. Ein Narrativ, das sehr gut in die allgemeine österreichische Nachkriegserzählung passt  : Wenn die  – implizit auch »preußischen«  – Nazis wieder weg seien, gehe es weiter wie zuvor. Ausgeblendet wurde, dass die Juden – bis auf wenige Ausnahmen, siehe Schwarz – immer noch fehlten, weil sie ermordet oder vertrieben worden waren. Doch das Beispiel des Max Birnstein zeigt, dass es selbst bezüglich jüdischer Austria-Funktionäre Ausnahmen gab. Er war 1915 Funktionär des Amateur-Sportvereines gewesen, überlebte als Leiter der jüdischen Altersheime der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien und engagierte sich sofort nach dem Ende des Krieges wieder für die Austria. Neben Schwarz erwies sich Bruno Eckerl als die zentrale Figur, die auch nach 1945 entscheidende Bedeutung hatte. Sei es in mehreren Gerichtsverfahren  – bei denen auch Karl Sesta eine unrühmliche Rolle spielte  – oder in den jahrelangen Querelen um die Besetzung der Austria-Vorstandsposten in den 1950er Jahren, die erst Anfang der 1960er Jahre mit der Bestellung Norbert Loppers und Josef Walters ihr Ende fanden. Das von der Austria gezeichnete Bild erweist sich in den Jahren des Nationalsozialismus als keineswegs eindeutig  : Erscheint der FK Austria zum einen als geradezu »normaler« Wiener Fußballverein, dessen Geschichte als »Judenklub« außer in den ersten Wochen nach dem »Anschluss« nie mehr thematisiert wurde, gab es doch auch Hinweise in zeitgenössischen Medien und Quellen, die die Besonderheit des Vereins betonten. Gerade in Zeitungen des »Altreiches« wurden immer wieder die klassischen Qualitäten der »Wiener Schule«, der Trickreichtum und die technische Raffinesse, hervorgehoben und besonders der Austria zugeschrieben. 227

Epilog

Dieser Widerspruch ist nur ein scheinbarer  : Die Austria galt in ganz Deutschland als der prononcierteste Vertreter der Wiener Fußballkultur. Und diese Kultur wollte das NS-Regime nicht zerstören. Nachdem die jüdischen Akteure bereits in den ersten Tagen entfernt worden waren, ging es darum, den Wiener Fußball in das deutsche Sport- und Unterhaltungssystem zu integrieren. Dabei wurde Bedacht auf starke Marken genommen, und die Austria war eine davon. Das zeigt sich an den vielen Spielen im »Altreich« im Frühjahr 1938 und den diesbezüglichen Medienberichten. Die Popularität des Fußballs führte in vielen Punkten zu einem pragmatischen Vorgehen, das vielfach nicht den theoretischen Konzepten und der Ideologie der nationalsozialistischen Leibeserziehung und Wehrertüchtigung entsprach. Der Großteil der nichtjüdischen Funktionäre und Spieler machte bereitwillig mit, das half, einen – allerdings nur scheinbar – »unpolitischen« Raum für ihre Betätigung zu erschaffen. Man musste dafür allerdings hinnehmen, dass die Wiener Fußballkultur um viele ihrer konstituierenden Elemente, beispielsweise ihre Internationalität, beraubt war.

Ergebnisse für Gegenwart und Zukunft der Austria Dem Philosophen Michel Foucault folgend, lässt sich Geschichtswissenschaft nicht als Beschäftigung mit Vergangenheit verstehen, sondern vor allem als Arbeit an der Gegenwart. Man könne die Bedeutung der Beschäftigung mit Geschichte daher gar nicht überschätzen, denn Sie »beunruhigt, was man für unbeweglich hielt  ; sie zerteilt, was man für eins hielt  ; sie zeigt die Heterogenität dessen, was man für kohärent hielt.«2 Was Geschichte ist und was man damit anfangen kann, entsteht im Hier und Jetzt, in den Konflikten, die augenblicklich und aktuell vor sich gehen. Geschichte liegt nicht in der Vergangenheit, sondern wird andauernd neu verhandelt und verwendet. Das hat sich im Herbst 2017 gezeigt, als die »Rekordmeister«-Diskussion nicht nur die Fußball-Community, sondern auch die Sportberichterstattung auf Wochen hinaus beschäftigte  : Eine historische Frage war der Anlass für aktuelle Auseinandersetzungen. In einer Zeit, in der es bald keine Zeitzeugen mehr geben wird, die über die NS-Jahre direkt Auskunft geben können, und in der Kinder und Jugendliche, gerade auch solche mit Migrationshintergrund, zunehmend in Frage stellen, dass der Nationalsozialismus für sie irgendeine Relevanz besitzt, ist es wichtig, mit (jungen) Menschen die Probleme zu besprechen, die sie direkt betreffen. Das kann, im Gegensatz zur NS-Politik, die für Jugendliche kaum persönliche Anknüpfungspunkte beinhaltet, etwa der Bereich des Sports sein. Gleiches trifft natürlich auch für Fans zu, gerade dann, wenn die Wiener Fußballszene, und eben auch der FK Austria, mit Rechtsradikalismus und Rechtsextre­ 228

Neue Erkenntnisse zur Vergangenheit der Austria

85 Auch im Jahr 2018 sind in Wien antisemitische Botschaften an die Adresse der Austria zu lesen. Graffito in Neu-Essling. Archiv Marschik. 86 Die Austria stellt sich einer wichtigen gesellschaftlichen Frage. Ralph Muhr, Mitte, Leiter der Austria-Akademie, leitet ein Training mit Flüchtlingen. AustriaPressestelle.

mismus konfrontiert ist. Strafen, Anzeigen und Stadionverbote mögen hier kurzfristig Wirkung zeigen, das Problem können sie nicht lösen. Dazu sind konkrete Maßnahmen und offensive Kommunikation dieser Maßnahmen, Treffen mit den Rechtsextremen und Gespräche über die Jahre zwischen 1938 und 1945, und zwar mit einzelnen Fans und Fan-Gruppen nötig. Wer den Nationalsozialismus als abstrakten Begriff, die Reichskriegsflagge als Mittel radikaler Provokation und Gewalt als Mittel zur Konfliktlösung ansieht, wird sich durch Strafen und Verbote wohl eher bestätigt fühlen als geläutert werden. Nur wer persönlich betroffen ist und unmittel229

Epilog

bar angesprochen wird, kann Einstellungen überdenken und vielleicht auch ändern. Das trifft beispielsweise dann zu, wenn es den eigenen Verein und seine Vergangenheit betrifft. Nötig ist der Aufbau einer Gesprächskultur über das Selbstbild des Vereins, seines Schicksals und der Rolle seiner Protagonisten im Dritten Reich in Form von Diskussionen mit Fans und Spielern, vielleicht in Form eines ständigen Forums. Um für einen Diskurs die Basis zu legen, die Geschichte und manche Geschichten des FK Austria aus der NS-Ära herauszuarbeiten, wurde dieses Buch geschrieben.

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Anmerkungen

Vorspiel: Die ewige Reise zu sich selbst 1 2 3 4

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Zumindest vereinsrechtlich war die Bildung des FK Austria, also die Auslagerung der Fußballsektion mit ihrem Profibetrieb, eine Neugründung und keine Umbenennung, vgl. Akt 1. Interview mit FK-Austria-Geschäftsführer Markus Kraetschmer geführt von Johann Skocek, 2.1.2018, Aufzeichnung beim Autor. http://www.bundesliga.at/de/statistik/zuschauer/zuschauerstatistik-klub/, abgerufen am 8.6.2018. Edgar Schütz, Franz-Horr-Stadion (Tschechisches-Herz-Platz), in  : Andreas Tröscher/Matthias Marschik/Edgar Schütz (Hg.)  : Das große Buch der österreichischen Fußballstadien, Göttingen 2007, S. 63– 67. Interview Kraetschmer. Interview Kraetschmer. Der KSV1870 veröffentlicht jedes Jahr im Spätherbst die Budget-Kennzahlen aller Bundesligaklubs der 1. und 2. Leistungsstufe. Roman Horak/Matthias Marschik, Vom Erlebnis zur Wahrnehmung. Der Wiener Fußball und seine Zuschauer 1945–1990, Wien 1995, S. 86. http://www.austriasoccer.at/data/nat/1910_19/o1__1_klasse__no_fussballverband_1911_12.htm, abge­ rufen am 8.6.2018 Rolf Parr, Sport und Diskursgeschichte. Nationalstereotype in der Fußballberichterstattung. Entwicklungslinien von 1954 bis 2012, in  : Frank Becker/Ralf Schäfer (Hg.), Die Spiele gehen weiter. Profile und Perspektiven der Sportgeschichte, Frankfurt/M./New York 2014, S. 49–78. Horak/Marschik, Erlebnis, S. 25. Matthias Marschik, Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre, Schwechat 2001, S. 20. Marschik, 90 Jahre, S. 15. Roman Horak/Wolfgang Maderthaner, Mehr als ein Spiel. Fußball und populare Kulturen im Wien der Moderne, Wien 1997, S. 64. Matthias Marschik, »Provinz« ohne Zentrum. Sport in Niederösterreich, in  : Oliver Kühschelm/Ernst Langthaler/Stefan Eminger (Hg.), Niederösterreich im 20.  Jahrhundert. Band 3  : Kultur, Wien/Köln/ Weimar 2008, S. 437–460, hier S. 438. Matthias Marschik, Vom Herrenspiel zum Männersport. Die ersten Jahre des Fußballs in Wien, Wien 1997, S. 16. Marschik, Herrenspiel S. 16. Siehe zur Wirkungsgeschichte dieses Nationalteams auch Bernhard Hachleitner/Sema Colpan, Die österreichische Nation, geboren aus einer Niederlage. Das »Wunderteam«-Gemälde als Element des Nation Building zu Beginn der Zweiten Republik, in  : Matthias Marschik/Agnes Meisinger/Rudolf Müllner/Johann Skocek/Georg Spitaler (Hg.)  : Images des Sports, Göttingen 2018. Horak/Maderthaner, Spiel, S. 29. http://friedrich-torberg.zurerinnerung.at/, abgerufen am 8.6.2018. Hans Weigel, Die Austria, in  : Neues Österreich, 23.4.1950  ; Enrico Rastelli (1896–1931) war ein legendärer italienischer Jongleur (https://www.youtube.com/watch?v=I0hCAmcAigQ, abgerufen am 25.5.2018). Der Pole Waclaw Nijinsky (1889–1950) gilt als der größte Balletttänzer der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (https://www.youtube.com/watch?v=Vxs8MrPZUIg, abgerufen am 25.5.2018). David Forster, Café Sindelar revisited. Verlauf und Folgen der Sindelar-Debatte, in  : David Forster/Ja-

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Anmerkungen

kob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 314–330  ; Matthias Marschik, Der ›Fall‹ Matthias Sindelar. Szenen einer Erregung, in  : SportZeiten 4/1 (2004), S. 79–92. Brigitte Bailer-Galanda, Der Fall Sindelar – eine kritische Bewertung, in  : Widmungen von Ehrengräbern durch die nationalsozialistische Stadtverwaltung in Wien von 1938–1945. Kommissionsbericht an den amtsführenden Stadtrat für Kultur und Wissenschaft 2004, Wien 2004, S. 83/1–83/9. 23 Fussball-Sonntag, 1.5.1938, S. 12. 24 Interview mit Michael Bonvalot geführt von Johann Skocek, 6.3.2018, Aufzeichnung beim Autor. 25 http://www.bonvalot.net/das-nazi-problem-der-wiener-austria-845/, https://kurier.at/sport/bundesliga/fahnenskandal-von-mailand-die-austria-zeigt-flagge/299.816.215, alle abgerufen am 8.6.2018  ; siehe auch  : Michael Bonvalot, Die FPÖ – Partei der Reichen, Wien 2018. 26 https://derstandard.at/1385169291791/Keltenkreuz-und-Reichkriegsflagge  ; http://www.vice.com/ alps/read/braune-banden-und-leuchtstifte-am-wiener-derby-930, https://www.vice.com/de_at/article/ jmnj94/wer-steckt-hinter-pegida-oesterreich-465, alle abgerufen am 25.5.2018. 27 Marschik, Herrenspiel, S. 83. 28 Karl-Heinz Schwind, Geschichten aus einem Fußball-Jahrhundert, Wien 1994, S. 14. 29 Marschik, Herrenspiel, S. 48. 30 Marschik, Herrenspiel, S. 135. 31 http://www.ballesterer.at/heft/weitere-artikel/der-demokratietrainer.html, abgerufen am 25.5.2018. 32 Johann Skocek, Mister Austria. Das Leben des Klubsekretärs Norbert Lopper. Fußballer, KZ-Häftling, Weltbürger, Wien 2014, S.  100  ; Matthias Marschik, Die ›undankbare‹ Aranycsapat. Die Rezeption ungarischer Fußballer in Wien nach dem Volksaufstand von 1956, in  : Mitteleuropazentrum an der Andrássy Universität Budapest (Hg.)  : Jahrbuch für Mitteleuropäische Studien 2015/2016, Wien 2017, S. 173–202. 33 http://www.bbc.com/sport/football/25055156, abgerufen am 25.5.2018. 34 Fussball-Sonntag, 17.7.1938, S.  1   ; Fussball-Sonntag, 31.7.1938, S.  4, http://www.dtb-online.de/ portal/turnfest-2017/turnfeste-im-ueberblick/historie/die-anfaenge-des-deutschen-turnfests-von1860-bis-1938.html, abgerufen am 25.5.2018. 35 Markwart Herzog, »Blitzkrieg« im Fußballstadion. Der Spielsystemstreit zwischen dem NS-Sportfunktionär Karl Oberhuber und Reichstrainer Sepp Herberger, Stuttgart 2012  ; Matthias Marschik, Vom Nutzen der Unterhaltung. Der Wiener Fußball in der NS-Zeit  : Zwischen Vereinnahmung und Resistenz, Wien 1998, S. 371–387. 36 Johann Skocek, Sportgrößen der Nation. Der Aufstieg des Österreichers vom Helden zum ewigen Verlierer, Bad Sauerbrunn 1994, S. 107. 37 Roman Horak/Otto Penz, Soziale Bedingungen des Spitzensports, Wien 2005, S. 17  ; Marschik, Erlebnis, S. 86.

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Salzburger Zeitung, 17.7.1938, S. 7. Walter Nausch war zu diesem Zeitpunkt Kapitän und Trainer der Austria. Aber es ist zu berücksichtigen, dass er eine sechsjährige Berufs-Karriere als Bankbeamter hinter sich hatte und zumindest ab 1935 als Sekretär und Buchhalter der Austria fungierte. Vgl. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Walter Nausch  ; Gerhard Urbanek, Österreichs Deutschland-Komplex. Paradoxien in der österreichisch-deutschen Fußballmythologie, Münster 2012, S. 114. Matthias Marschik, Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre, Schwechat 2001  ; Reinhard Pillwein, FK Aus­ tria Wien. Eine europäische Diva, Wien 2015.

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Kleine Volks-Zeitung, 18.3.1938, S. 10. Illustrierte Kronen-Zeitung, 22.4.1938, S. 13. In der Folge wird die Zeitung generell als »Kronen-Zeitung« zitiert. Damit ist jenes Medium gemeint, das von 1900 bis 1905 »Österreichische Kronen-Zeitung«, danach bis 1941 »Illustrierte Kronen-Zeitung« und von 1. Juli 1941 bis 1944 »Wiener Kronen-Zeitung« hieß. Neues Wiener Tagblatt, 27.10.1938, S. 32. Die angebliche Umbenennung der Amateure in »Fußball-Klub Austria« war zwar personell von großen Kontinuitäten gekennzeichnet, vereinsrechtlich aber unzweifelhaft eine »Neugründung«. Vgl. Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. Zweck war eine Auslagerung des Fußballbetriebs aus dem Stammverein, wie sie nach der Einführung des Professionalismus von mehreren Vereinen angedacht und bei den Amateuren und der Hakoah tatsächlich durchgeführt wurde. Vgl. dazu  : Leo Schidrowitz, Geschichte des Fußballsportes in Österreich, Wien/Wels/Frankfurt/M. 1951, S. 19–26  ; N. N., Cricketer, Wien. Geschichte. Wiki, https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Cri cketer, abgerufen am 8.6.2017  ; Matthias Marschik, Vom Herrenspiel zum Männersport, Die ersten Jahre des Fußballs in Wien, Wien 1997. Andreas Hafer/Wolfgang Hafer, Hugo Meisl oder die Erfindung des modernen Fußballs, Göttingen 2007. Matthias Marschik/Christian Schreiber, »Ich bin der Begründer des Wiener Fußballsports«. Die Geschichte(n) des Max Johann Leuthe, in  : SportZeiten 9/2 (2009) S. 7–30. Elisabeth Lebensaft, Müller, Erwin  ; Ps. Norbert Nindl  (1879–1950), Journalist, in  : Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 6, 30. Lieferung, Wien 1975, S. 412. Marschik, 90 Jahre, S. 29. Zehn Jahre Wiener Amateur-Sportverein 1911–1921, Wien 1921, S. 5. Arbeiter-Zeitung, 6.12.1921, zit. nach  : Marschik, 90 Jahre, S. 29. Willy Schmieger, Der Fußball in Österreich, Wien 1925, S. 231. Sport-Tagblatt, 8.7.1921, S. 1. Matthias Marschik, »Wir spielen nicht zum Vergnügen«. Arbeiterfußball in der Ersten Republik, Wien 1994. Matthias Marschik, 100 Jahre Erster Simmeringer Sportklub. Die Geschichte eines Vorstadt-Vereins, Wien 2001, S.  61. Im Unterschied zu Simmering waren bei der Hakoah und der Austria allerdings Gönner vorhanden, die die Verantwortung für die alten Schulden übernahmen. Ähnliche Ideen wurden in diesen Jahren von etlichen Klubs, unter anderem vom Wiener Sportclub, ventiliert. Sport-Tagblatt, 6.11.1926, S. 3. Prager Tagblatt, 17.6.1926, S. 6. Sport-Tagblatt, 25.10.1926, S. 3. Pillwein, Austria, S. 109. Sport-Tagblatt, 17.11.1926, S. 2. Illustriertes Sportblatt, 27.11.1926, S. 5. Kronen-Zeitung, 21.12.1926, S. 12. Wiener Sonn- und Montagszeitung, 12.10.1931, S. 12. Curt Hahn (geb. 1901), war von 1922 bis 1924 und dann neuerlich ab 1926 Austria-Präsident. Er war Eigentümer eines Elektro- und Radiogeschäftes auf der Mariahilfer Straße und Direktor des Reisebüros City, das dem ehemaligen Hakoah-Präsidenten Ignaz Hermann Körner gehörte. Das Kleine Blatt, 9.10.1931, S. 12. Das Kleine Blatt, 10.10.1931, S. 12. Pillwein, Diva, S. 138. Jakob Rosenberg/Georg Spitaler, Grün-weiß unterm Hakenkreuz. Der Sportklub Rapid im National-

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Anmerkungen

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sozialismus (1938–1945). Unter Mitarbeit von Domenico Jacono und Gerald Pichler, hg. Herausgegeben von Sportklub Rapid Wien und Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Wien 2011, S. 51f. Hafer/Hafer, Meisl, S. 125. Marie Samstag, Kicker unterm Hakenkreuz (2) – Die abenteuerliche Flucht des Austria-Präsidenten Dr. Emanuel »Michl« Schwarz, in  : abseits.at, https://abseits.at/in-depth/gesellschaft-ethik/kicker-untermhakenkreuz-2-die-abenteuerliche-flucht-des-austria-praesidenten-dr-emanuel-michl-schwarz/, abgerufen am 25.5.2018. Sport-Tagblatt, 13.10.1931, S. 4. Pillwein, Diva, S. 139. Matthias Marschik/Doris Sottopietra, Erbfeinde und Haßlieben. Konzept und Realität Mitteleuropas im Sport. Münster/Hamburg/London 2000, S. 245. Marschik, 90 Jahre, S. 70. David Forster, »Hörst, Papierener, paß auf, sonst kriegst es mit mir z’tuan  !«, in  : Edgar Schütz/Domenico Jacono/Matthias Marschik (Hg.), Alles Derby  ! 100 Jahre Rapid gegen Austria, Göttingen 2011, S. 64–71. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 18.6.1938, S. 10. Marschik, Herrenspiel, S. 59–74. Evelyn Adunka/Gerald Lamprecht/Georg Traska (Hg.), Jüdisches Vereinswesen in Österreich im 19. und 20. Jahrhundert, Innsbruck/Wien/Bozen 2011. Matthias Marschik, Wien spielt (im) Krieg, in  : Alfred Pfoser/Andreas Weigl (Hg.), Im Epizentrum des Zusammenbruchs. Wien im Ersten Weltkrieg, Wien 2013, S. 404–409. Arbeiter-Zeitung, 9.9.1933, S. 8. So ist Emanuel Schwarz der Hausarzt der Familie Starhemberg (allerdings ebenso der Rothschilds)  ; vgl. Samstag, Kicker unterm Hakenkreuz. Matthias Marschik, Massen, Mentalitäten, Männlichkeit. Fußballkulturen in Wien, Weitra 2005, S. 107. Roman Horak/Matthias Marschik, Vom Erlebnis zur Wahrnehmung. Der Wiener Fußball und seine Zuschauer 1945–1990, Wien 1995, S. 150. Sport-Tagblatt, 27.8.1921, S. 4. Edgar Schütz, Amateure-Platz, Ober-St. Veit, in  : Matthias Marschik/Edgar Schütz/Andreas Tröscher (Hg.), Das große Buch der österreichischen Fußballstadien, Göttingen 2007, S. 35–40, 38. Sport-Tagblatt, 21.5.1921, S. 9. Schütz, Amateure-Platz, S. 35–40, 39. Pillwein, Diva, S. 140. Pillwein, Diva, S. 171. Sport-Tagblatt, 19.12.1935, S. 1. Kronen-Zeitung, 3.9.1938, S. 8. Roman Horak/Wolfgang Maderthaner, Mehr als ein Spiel. Fußball und populare Kulturen im Wien der Moderne, Wien 1997, S.  113ff.; Sema Colpan/Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik, Jewish Difference in the Context of Class, Profession and Urban Topography. Studies of Jewish Sport Officials in Interwar Vienna, in  : Austrian Studies 24/2016, S. 140–155, 147. Neues Wiener Tagblatt, 13.10.1938, S. 37. Neues Wiener Tagblatt, 13.10.1938, S. 37  ; 3.3.1939, S. 32. Sport-Tagblatt, 6.11.1926, S. 3. Arbeiter-Zeitung, 16.10.1931, S. 5. Pillwein, Diva, S. 151. Horak/ Maderthaner, Mehr als ein Spiel, S. 117. Sport-Tagblatt, 26.10.1933, S. 2. Sport-Tagblatt, 21.12.1928, S. 4.

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Matthias Marschik, Frei spielen. Sporterzählungen über Nationalsozialismus und »Besatzungszeit«, Wien/Berlin 2014, S. 83. 66 Pillwein, Diva, S. 153. 67 Sport-Tagblatt, 26.10.1933, S. 2. 68 Wolfgang Maderthaner, Das schlichte Genie des »Papierenen«, in  : Hubert Christian Ehalt (Hg.), Wien  : Die Stadt lesen. Diskurse, Erzählungen, Gedichte, Bilder, Weitra 2017, S. 69–76, 73. 69 Kleine Volks-Zeitung, 15.12.1940, S. 16. 70 Neues Wiener Tagblatt, 5.8.1944, S. 5. 71 Roman Horak, Ein halbes Jahrhundert am Ball. Wiener Fußballer erzählen, Wien 2010, S. 31f. 72 Hans Fonje/Karl Langer, Die Wiener Austria. Fussballzauber aus Österreich, Krems 1962, S. 18. 73 Illustriertes Sportblatt, 11.6.1921, S. 7. 74 Wiener Amateursportverein, Broschüre für die Sommertournee 1919/20, Wien o. J. [1920]. 75 Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/Georg Spitaler (Hg.), Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938, Berlin 2018. 76 Dieter Chmelar, Ballett in Violett. 75 Jahre Fußballklub Austria, Wien 1986, S. 24. 77 Sport-Tagblatt, 28.3.1933, S. 1. 78 Sport-Tagblatt, 20.3.1934, S. 2. 79 Arbeiter-Zeitung, 9.10.1931, S. 10. 80 David Forster/Bernhard Hachleitner/Robert Hummer/Robert Franta, Die Legionäre. Österreichische Fußballer in aller Welt, Münster 2011, S. 196. 81 Sport-Tagblatt, 3.11.1926, S. 2. 82 Salzburger Volksblatt, 16.3.1938, S. 11. 83 Sport-Tagblatt, 15.8.1929, S. 1. 84 Marschik/Schreiber, Begründer, S. 9. 85 Marschik, 90 Jahre, S. 22. 86 Illustriertes Sportblatt, 10.3.1923, S. 8. 87 Schmieger, Fußball in Österreich, S. 286. 88 Der Morgen, 15.11.1926, S. 9. Die Metapher bezieht sich auf den Vulkan Chimborazo (Tschimborasso), mit 6310 Metern der höchste Berg Ecuadors. Sein Gipfel hat von allen Punkten der Erdoberfläche die größte Entfernung zum Erdmittelpunkt. 89 Sport-Tagblatt, 19.10.1929, S. 3. 90 Illustriertes Sportblatt, 8.10.1927, S. 7. Vgl. dazu Horak/Maderthaner, Mehr als ein Spiel, S. 119. 91 Statuten FK Austria 1926. Bundespolizeidirektion Wien, Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Vereinsarchiv, Akt »FK Austria«, 11.037/26. 92 Prager Tagblatt, 24.9.1931, S. 10. 93 Kronen-Zeitung, 23.9.1931, S. 14. 94 Sport-Tagblatt, 25.9.1931, S. 4  ; Arbeiter-Zeitung, 23.9.1931, S. 11. 95 Salzburger Chronik, 22.11.1936, S. 8. 96 Urbanek, Deutschland-Komplex, S. 67. 97 Schmieger, Fußball in Österreich, S. 156. 98 Illustriertes Sportblatt, 8.6.1912, S. 6. 99 Sport-Tagblatt, 1.2.1936, S. 1. 100 Michael John, Aggressiver Antisemitismus im österreichischen Sport der Zwischenkriegszeit anhand ausgewählter Beispiele, in  : Zeitgeschichte 25/3 (1999), S. 203–223, 206. 101 Matthias Marschik, Von jüdischen Vereinen und »Judenclubs«. Organisiertes Sportleben um die Jahrhundertwende, in  : Evelyn Adunka/Gerald Lamprecht/Georg Traska (Hg.), Jüdisches Vereinswesen in Österreich im 19. und 20. Jahrhundert, Innsbruck/Wien/Bozen 2011, S. 225–244, 236f.

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Anmerkungen

102 Sabine Mayr, Die Sternfelds. Biographie einer jüdischen Familie nach Erinnerungen und Aufzeichnungen von Albert Sternfeld, Wien 2005, S. 59. 103 Michael John/Albert Lichtblau, Schmelztiegel Wien – einst und jetzt. Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung nach Wien, Wien 1993, S. 437. 104 Friedrich Torberg, in  : 60 Jahre Wiener Austria. Festschrift 1911 bis 1971, Wien 1971, S. 5. 105 NS-Telegraf, 16.3.1938, S. 8. 106 Marschik, Nutzen der Unterhaltung, S. 223. 107 NS-Telegraf, 16.3.1938, S. 8. 108 Sport-Tagblatt, 19.11.1926, S. 3. 109 Vgl. z. B. Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26  ; Marschik, Nutzen der Unterhaltung, S. 253–258. 110 Hachleitner/Marschik/Spitaler (Hg.), Sportfunktionäre. »Mindestens« deswegen, weil es einen Anteil von Personen gibt, bei denen nicht eindeutig geklärt werden konnte, ob sie jüdisch waren oder nicht. Tatsächlich dürfte der Anteil noch etwas höher gelegen sein. 111 Marschik, Frei spielen, S. 81. 112 John, Antisemitismus, S. 203–223, 206  ; vgl. Domenico Jacono, Von »Ewigen Juden« und »Schuldenbeuteln« – Werden, Wachsen und Wesen einer 100-jährigen Feindschaft, in  : Edgar Schütz/Domenico Jacono/Matthias Marschik (Hg.), Alles Derby  ! 100 Jahre Rapid gegen Austria, Göttingen 2011, S. 22–29, 25. 113 Illustriertes Sportblatt, 11.6.1921, S. 4. 114 Wolfgang Maderthaner, Matthias Sindelar, Der Papierene. Tänzer auf dem Platz, in  : Matthias Marschik/Georg Spitaler (Hg.), Helden und Idole. Sportstars in Österreich, Innsbruck/Wien/Bozen 2006, S. 157–166.

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss« 1 2 3

Neues Wiener Tagblatt, 14.3.1938, S. 11. Neues Wiener Tagblatt, 14.3.1938, S. 11. Matthias Marschik, Friedrich Rainer – Sportführer der ›Ostmark‹. Vorläufige Anmerkungen zur Biografie eines politischen Sportlers, in  : SportZeiten 6/3 (2006), S. 7–28. 4 Kronen-Zeitung, 14.3.1938, S. 11. Inhaltlich gleich aber nicht wortident in mehreren anderen Tageszeitungen. 5 Siehe z. B. Sport-Tagblatt, 14.3.1938, S. 1 und andere Tageszeitungen, die diese Verfügung veröffentlichten. 6 Für eine detaillierte Darstellung der Auswirkungen des »Anschlusses« auf die Hakoah und den Wiener Sport insgesamt siehe Susanne Helene Betz, Jüdischer Sport nach dem »Anschluss« an das Deutsche Reich, in  : Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/Georg Spitaler (Hg.), Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938, Berlin 2018. 7 Veröffentlicht u.  a. in Das Kleine Volksblatt, 19.3.1938, S.  11. Detailliert dazu  : Matthias Marschik, Sportdiktatur. Bewegungskulturen im nationalsozialistischen Österreich, Wien 2008, S. 119. 8 Niederschrift über die Besprechung des Gauleiters mit dem Reichsstatthalter und der Landesregierung Deutsch-Österreichs am 16. März 1938, 17 Uhr im Parlamentsbau. OeStA, AdR, ZNsZ RK Materie, 1-58/1701/Reichsstatthalter in Österreich. 9 Niederschrift über die Besprechung des Gauleiters mit dem Reichsstatthalter und der Landesregierung Deutsch-Österreichs am 16. März 1938, 17 Uhr im Parlamentsbau. OeStA, AdR, ZNsZ RK Materie, 1-58/1701/Reichsstatthalter in Österreich. 10 Kleine Volks-Zeitung, 18.3.1938, S. 10. Vgl. dazu Marschik, Sportdiktatur, S. 124–142.

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Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

11 Fussball-Sonntag, 27.3.1938, S. 3. Vgl. dazu auch Verena Pawlowsky/Christian Klösch/Edith LeischProbst, Vereine im Nationalsozialismus. Vermögensentzug durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände und Aspekte der Restitution in Österreich nach 1945, Wien 2004. 12 Fussball-Sonntag, 3.4.1938, S. 6. 13 Vgl. dazu Matthias Marschik/Doris Sottopietra, Erbfeinde und Hasslieben. Konzept und Realität Mitteleuropas im Sport, Münster 2000  ; Roman Horak/Wolfgang Maderthaner, Mehr als ein Spiel. Fußball und populare Kulturen im Wien der Moderne, Wien 1997  ; Johann Skocek/Wolfgang Weisgram, Wunderteam Österreich. Scheiberln, wedeln, glücklich sein, Wien 1996. 14 Fussball-Sonntag, 16, 10.4.1938, S. 2. 15 Ausführlich reproduziert bei Horak/Maderthaner, Spiel, S. 148  ; eine detaillierte Auseinandersetzung mit den einzelnen Mythen bietet  : David Forster/Georg Spitaler, Das »Versöhnungsspiel« am 3.  April 1938, in  : David Forster/Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 252–261. 16 Vgl. dazu Akt 3 in diesem Band. 17 Peter Pelinka, Die Violetten. Persönliche Anmerkungen zu einem großen Wiener Fußballklub, der stets mehr war als nur ein Verein, in  : Wolfgang Maderthaner/Alfred Pfoser/Roman Horak (Hg.), Die Eleganz des runden Leders. Wiener Fußball 1920–1965, Göttingen 2008, S. 84–92, hier 89. David Forster, Opfer Österreich, Opfer Austria  ? Der FK Austria und die NS-Zeit, in  : David Forster/Rosenberg, Jakob/ Spitaler, Georg (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 106–121, hier 108, korrigiert die gängige Darstellung. 18 Vgl. dazu das Interview mit Karl Geyer in  : Matthias Marschik, Frei spielen. Sporterzählungen über Nationalsozialismus und »Besatzungszeit«, Wien/Berlin 2014, S. 74–83. 19 Matriken der IKG Wien, Meldezettel, Details siehe den Kasten zum Vorstand bis zum März 1938. Als einziges Vorstandsmitglied war Martin Witt aus der IKG ausgetreten und gab auf seinem Meldezettel seit 1926 »ohne Bekenntnis« an. 20 Vereinspolizei  ; Recherche zu den Spielern, siehe Tabelle im Anhang. Es kann sein, dass in den diversen Nachwuchsmannschaften einzelne jüdische Spieler waren, das konnte im Detail nicht überprüft werden. 21 Vorher mosaisch. 22 Das Kleine Volksblatt, 17.3.1938, S. 13. 23 Vgl. Jakob Rosenberg/Georg Spitaler, Grün-weiß unterm Hakenkreuz. Der Sportklub Rapid im Nationalsozialismus (1938–1945). Unter Mitarbeit von Domenico Jacono und Gerald Pichler, hg. v. Sportklub Rapid Wien/Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, Wien 2011, S. 58. 24 Polizei-Direktion Wien, Vereins-Bureau  : Amtsvermerk, V.B. 1249/38, 14.3.1938, Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. 25 Brief von Polizei-Direktion Wien, Vereins-Bureau an Deutschösterreichische Turn- und Sportfront, 15.3.1938, Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. »Dr. Ries« ist offenbar ein Fehler, es handelt sich dabei um Dr. Wilhelm Risch. 26 Kleine Volks-Zeitung, 18.3.1938, S. 10. 27 Kleine Volks-Zeitung, 18.3.1938, S. 10. 28 Kleine Volks-Zeitung, 18.3.1938, S.  10. Das Spiel fand plangemäß auf dem Sportclub-Platz statt, es endete 1  : 1. 29 Vgl. Bernhard Hachleitner, Das Wiener Praterstadion/Ernst-Happel-Stadion. Bedeutungen, Politik, Architektur und urbanistische Relevanz, Wien 2011, S. 180. 30 Sport-Tagblatt, 19.3.1938, S. 2. 31 Zu den Verfolgungsgeschichten der einzelnen Personen siehe Akt 5.

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Anmerkungen

32 Eberstaller war bis 1938 Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes. Er gehörte schon vor dem »Anschluss« der (illegalen) NSDAP an. 33 Das Kleine Blatt, 19.3.1938, S. 14. 34 Das Kleine Volksblatt, 19.3.1938, S. 11. 35 Das Kleine Blatt, 17.3.1938, S. 16. 36 Ob Rainer oder Risch oder beide direkt involviert waren, lässt sich nicht sagen. Die Vermutung einer aktiven Rolle Rischs legen die zitierten Unterlagen der Vereinspolizei nahe. 37 Veröffentlicht u. a. in Kleine Volks-Zeitung, 19.3.1938, S. 10  ; Sport-Tagblatt, 19.3.1938, S. 1. 38 Vgl. z. B. Sport-Tagblatt, 17.6.1920, S. 1. 39 Vgl. dazu das Interview mit Karl Geyer in  : Marschik, Frei spielen, S. 82. 40 Gemeindeamt Bad Hall  : Meldeblatt zur Registr. der Nationals. […] Melde Nr. 5728. 21.2.1946. WStLA, 119, A42-NS-Registrierung, Hermann Haldenwang, 17.1.1897. Im weiteren Verlauf des Registrierungsverfahrens gab Haldenwang ein deutlich späteres Beitrittsdatum an (Anwärter ab Juni 1938, Beitritt 1940), eine nicht unübliche Vorgangsweise, wenn die Mitgliedskarte aus der NSDAP-Kartei nicht auffindbar war und der tatsächliche Beitrittszeitpunkt deshalb nicht nachgewiesen werden konnte. Glaubwürdiger ist der Beitritt unmittelbar nach dem »Anschluss«, der eine vorherige Betätigung im Sinne der NSDAP voraussetzte. 41 Pawlowsky/Klösch/Leisch-Probst, Vereine im Nationalsozialismus, S. 13. 42 Pawlowsky/Klösch/Leisch-Probst, Vereine im Nationalsozialismus, S. 13. 43 Pawlowsky/Klösch/Leisch-Probst, Vereine im Nationalsozialismus, S. 51. 44 Pawlowsky/Klösch/Leisch-Probst, Vereine im Nationalsozialismus, S. 51–52. 45 Das Kleine Volksblatt, 19.3.1938, S. 11. 46 Neues Wiener Tagblatt, 23.3.1938, S. 28. 47 Das Geburtsdatum wird abweichend davon etwa auf dem Meldezettel mit 25. Oktober 1886 angegeben. Meldekarte Robert Lang. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen. Alle anderen vorgefundenen Dokumente weisen jedoch den 26.  Oktober als Geburtsdatum auf. Vgl. auch  : Wien Geschichte Wiki, Robert Lang, https://www.wien.gv.at/wiki/index.php  ?title=Robert_Lang, abgerufen am 18.4.2018. 48 Dies wird auch im Opferfürsorgeakt Robert Lang (unter Verweis auf die Geburtsprotokolle der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Jahrgang 1886, RZ. 3792) bestätigt. 49 Nachgewiesen ist seine Aufstellung in der Wiener Auswahl für 1903, 1905, 1906 und 1907. Vgl. z. B. das Städtespiel Wien gegen Berlin (1  : 2) am 6. Oktober 1907. Austria Soccer, Spielbericht (­ Städtespiele 1907/08). http://www.austriasoccer.at/data/spiele/1907/19071006wienberl1.htm, abgerufen am 18.4. 2018. 50 Wikipedia, Robert Lang, https://en.wikipedia.org/wiki/Robert_Lang_(football_manager), abgerufen am 18.4.2018. 51 Sport-Tagblatt, 18.8.1920, S. 1. 52 Illustriertes Sportblatt, 24.01.1920, S. 2. Lang war auch schon Gründungsmitglied der Amateure. Vgl. Sport-Tagblatt, 27.10.1928, S. 4. 53 Sport-Tagblatt, 3.3.1926, S. 3. 54 Sport-Tagblatt, 27.10.1928, S. 4. 55 Der Mitropacup bot den mitteleuropäischen Spitzenklubs eine wichtige Einnahmequelle zur Finanzierung ihres ökonomisch aufwändigen Betriebes. Vgl. Matthias Marschik, Massen, Mentalitäten, Männlichkeit. Fussballkulturen in Wien, Weitra 2005, S. 77–88. 56 Sport-Tagblatt, 14.9.1933, S. 2. 57 Sport-Tagblatt, 2.4.1928, S. 3  ; Austria Soccer, Spielbericht (Svehla-Cup 1927/30), http://www.austriasoccer.at/data/spiele/1928/19280401ostetsch1.htm, abgerufen am 18.4.2018. 58 Fussball-Sonntag, 20.2.1938, S. 3. 59 Akt Irene Simon, 20.8.1951. WStLA, 1.3.2.208.A.36, Opferfürsorgeakten – Entschädigungen.

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60 Das Kleine Volksblatt, 19.3.1938, S. 11. 61 Akt Irene Simon, 18.5.1953. WStLA, 1.3.2.208.A.36 – Opferfürsorgeakten – Entschädigungen. 62 David Forster/Bernhard Hachleitner/Robert Hummer/Robert Franta, »Die Legionäre«. Österreichische Fußballer in aller Welt, Wien 2011, S. 286. 63 Politika, 4.3.1940, S. 14. (Politika ist eine bis heute existierende linksliberale Tageszeitung in Belgrad.) 64 Christian Koller, Neutralität als Standardsituation. Fußball und Politik in der Schweiz im Ersten und Zweiten Weltkrieg, in  : Markwart Herzog/Fabian Brändle (Hg.), Europäischer Fußball im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 2015, S. 153–175, 155. 65 Grégory Quin/Philippe Vonnand, Internationale Spiele der Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Sport und Politik, Kontinuitäten und Traditionen, in  : Markwart Herzog/Fabian Brändle (Hg.), Europäischer Fußball im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 2015, S. 177–195. 66 Akt Irene Simon, 18.5.1953. WStLA, 1.3.2.208.A.36, Opferfürsorgeakten – Entschädigungen. Laut dem Meldezettel von Robert Lang war dieser mit 8. März 1940 zum ersten Mal in Belgrad in der Zetska Straße Nummer  11 gemeldet. Von 7.  Juli bis 18.  November 1941 war er in der Strahinjica bana 54 gemeldet, von wo aus er in ein nicht näher genanntes Gefangenenlager abtransportiert wurde (Kopie Meldezettel Belgrad im Besitz der Verfasser). 67 Vgl. David Forster/Georg Spitaler, »Judenfreier« Fußballsport in der »Ostmark«. Die Verfolgung und Ermordung jüdischer Spieler und Funktionäre, in  : David Forster/Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 48–68, 58–59  ; Politika, 23.3.1940, S. 13. 68 Roter Stern Belgrad gewann in der Saison 1990/91 den Europapokal der Landesmeister und den Weltpokal. Vgl. Wikipedia, Roter Stern, https://de.wikipedia.org/wiki/FK_Roter_Stern_Belgrad, abgerufen am 23.4.2018. 69 Politika, 23.3.1940, S. 13. 70 Politika, 17.5.1940, S. 14. 71 Akt Irene Simon, 18.5.1953. WStLA, 1.3.2.208.A.36 – Opferfürsorgeakten – Entschädigungen. Forster/ Spitaler, »Judenfreier« Fußballsport in der »Ostmark«, S. 59. Wir haben versucht herauszufinden, in welches Lager Robert Lang gebracht wurde, und haben dazu die einschlägigen Listen, Verzeichnisse und Datenbanken des Lagers Topovske Supe, Banjica (Historical Archives Belgrade), die Gesamtdatenbank der jüdischen Opfer in Ex-Jugoslwien 1941–1945 im Jewish Historical Museum Belgrade durchsucht und keine Hinweise auf den Verbleib von Robert Lang gefunden. Für das Lager Sajmiste existieren keine Personenlisten. 72 DÖW 20.100/6656, KZ-Verbands-Akt Robert Lang, Schreiben, Belgrad 12.11.1942. 73 Neues Wiener Tagblatt, 13.4.1938, S. 13  ; vgl. dazu auch Matthias Marschik, Vom Nutzen der Unterhaltung. Der Wiener Fußball in der NS-Zeit  : Zwischen Vereinnahmung und Resistenz, Wien 1998, S. 79. 74 Hans (oder Hanns) Janisch, geboren am 24. August 1892 in Mürzzuschlag (Steiermark), war vor dem »Anschluss« für den Tiroler und den Österreichischen Fußball-Verband tätig gewesen. Siehe den Kasten zu Hanns Janisch. 75 Amtliche Linzer Zeitung, 19.4.1938, S. 296. 76 Amtliche Linzer Zeitung, 19.4.1938, S. 296. 77 Marschik, Nutzen der Unterhaltung, S. 80–114  ; Marschik, Sportdiktatur, S. 94–221. 78 So enthält OeStA, AdR, ZNsZ Stiko Wien, Kt. 218, Sign. 11 – Korrespondenz (1) & (2) eine Liste von Vereinsnamen. Bei der Austria ist (wie bei Rapid) bei »Abschriften von Fragebögen« handschriftlich »7.6.38« ergänzt, die Einheitssatzungen der Austria wurden am 16.2.1939 übermittelt. 79 Fussball-Sonntag, 17.4.1938, S. 2. 80 Aus der Zeit des Nationalsozialismus sind im Vereinsakt des FK Austria nur einzelne Akten aufbewahrt  : Die beiden erwähnten Schriftstücke zur Sperre des Sekretariats, zwei Zeitungsausschnitte zu diesem Thema und ein Bescheid vom 3.2.1939, mit dem die Umbildung des Vereins gemäß den Vorgaben des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen genehmigt wird.

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Anmerkungen

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Das Kleine Volksblatt, 19.3.1938, S. 11. Deutscher Telegraf, 7.6.1938, S. 8. Fussball-Sonntag, 3.4.1938, S. 6. Fussball-Sonntag, 8.5.1938, S. 3. Fussball-Sonntag, 8.5.1938, S. 3. Fussball-Sonntag, 8.5.1938, S. 3. Fussball-Sonntag, 8.5.1938, S. 3. Berufsspieler und Requalifikation. Typoskript. undatiert [April 1938]. DFB-Archiv, Sepp-HerbergerNachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 630. Berufsspieler und Requalifikation. Typoskript. undatiert [April 1938]. DFB-Archiv, Sepp-HerbergerNachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 630. Berufsspieler und Requalifikation. Typoskript. undatiert [April 1938]. DFB-Archiv, Sepp-HerbergerNachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 630. Berufsspieler und Requalifikation. Typoskript. undatiert [April 1938]. DFB-Archiv, Sepp-HerbergerNachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 630. Neues Wiener Tagblatt, 1.6.1938, S. 5. Deutscher Telegraf, 17.6.1938, S. 8  ; inhaltlich identer Bericht  : Das kleine Volksblatt, 18.6.1938, S. 11. Darauf nimmt auch Sepp Herberger in seinen Notizen Bezug. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 1.8.1938, S. 10. Kronen-Zeitung, 9.7.1938, S. 15. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 1.8.1938, S. 10. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 31.8.1938, S. 10. Es war zwar illegal, Spieler mit dem Angebot einer Arbeitsstelle abzuwerben, weil die Spieler aber selbst brieflich an Steyr herangetreten seien, konnte der Vorwurf der Abwerbung nicht nachgewiesen werden. Allerdings klingt im Artikel deutlich an, dass die Steyrer wohl sehr geschickt vorgegangen seien, denn es sei höchst unwahrscheinlich, dass die Spieler von selbst auf die Idee gekommen seien, sich in Steyr zu bewerben. Kleine Volks-Zeitung, 2.7.1938, S. 10. Rosenberg/Spitaler, Grün-weiß, S. 106. Verwaltung der Stadt Wien, Amt für Leibesübungen an das HVO, 29.3.1940. WStLA, 1.5.3A1 – Allgemeine Registratur 451  : HVO 1911/1940. 80 Reichsmark war der Höchstbetrag, den neben Mock auch die Rapid-Spieler Binder, Pesser, Raft und Wagner, Hanreiter von Admira sowie Schmaus von der der Vienna erhielten. Mit neun Spielern war Rapid am stärksten vertreten, Austria und Admira mit fünf, Vienna mit vier, Wacker mit drei und der Wiener Sportclub mit zwei Spielern. NSRL Gau 17, Unterstützungsvorschlag für Oktober. 18.11.1939. WStLA, 1.5.3.K1 – Protokoll  : Index 1924–1971, Schachtel 57ff. (1938–45), 64. Vgl. dazu Marschik, Unterhaltung, S. 305–306. Kronen-Zeitung, 4.8.1938, S. 13. Fussball-Sonntag, Nr. 30, 24.7.1938, S. 13. Für den Hinweis zum Café Lovrana danken wir Hans Safrian. Karl Sesta an Arisierungsstelle der Gast- und Schankgewerbeinnung, 4.7.1938. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, Gewerbe 2424, Schwimmer Josef. Einlageblatt mit Stempel der Arisierungsstelle der Gast- und Schankgewerbeinnung, 20.6.1938. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, Gewerbe 2424, Schwimmer Josef. Karl Sesta an Arisierungsstelle der Gast- und Schankgewerbeinnung  : Kaufantrag für Café Lovrana, 2.7.1938. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, Gewerbe 2424, Schwimmer Josef. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, Gewerbe 2424, Schwimmer Josef. Josef Schwimmer an Arisierungsstelle der Gast- und Schankgewerbeinnung  : Ansuchen um Genehmigung der Veräußerung. 14.8.1938. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, Gewerbe 2424, Schwimmer Josef.

Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

112 Letztlich wurde das Unternehmen liquidiert, wohl auf Betreiben der »Bezirksleitung der Gastwirte Wien 3.«, die mit der großen Anzahl von Gast- und Kaffeehäusern in der betreffenden Gegend argumentierte. 113 Das Kleine Volksblatt, 1.12.1938, S. 10. 114 OeStA, AdR, E-uReang VVSt, HA-1055  ; OeStA, AdR E-uReang VVSt, VA Buchstabe B 33654 Brand, Josef, 17.1.1891. WStLA, 1.32.119 A41 VEAV, 9. Bez. 794. Vgl. dazu auch Forster, Opfer Österreich, Opfer Austria, S 120–121. 115 Vgl. dazu vor allem Brigitte Bailer-Galanda  : Der Fall Sindelar – eine kritische Bewertung, in  : Widmungen von Ehrengräbern durch die nationalsozialistische Stadtverwaltung in Wien von 1938–1945. Kommissionsbericht an den amtsführenden Stadtrat für Kultur und Wissenschaft 2004, Wien 2004  ; David Forster, Café Sindelar revisited. Verlauf und Folgen der Sindelar-Debatte, in  : David Forster/Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«. Göttingen 2014, S. 314–330  ; Matthias Marschik, Der ›Fall‹ Matthias Sindelar. Szenen einer Erregung. In  : SportZeiten 4/1 (2004), S. 79–92. Peter Menasse  : Parteigenosse Sindelar, in Nu 14 (2003), S 7–11. 116 Bailer-Galanda, Sindelar, S. 83. 117 Abschlußbericht Franz Reithner, 9.8. 1938. OeStA, AdR, VVSt. Gew. 1.271, Kt. 195. 118 Verkaufsanmeldung Leopold Drill, 1.6.1938. OeStA, AdR, VVSt. Gew. 1.271, Kt. 195. 119 Abschlußbericht Franz Reithner, 9.8. 1938. OeStA, AdR, VVSt. Gew. 1.271, Kt. 195. 120 Karteikarte Matthias Sindelar. WStLA, Steuerkataster, K2/1- Zentralgewerberegister  : Sindelar, Matthias. 121 Bailer-Galanda, Sindelar, S. 82. 122 Klarerweise ist der frühere Umsatz nicht das einzige Kriterium bei der Schätzung des Verkehrswertes. Faktoren wie baulicher Zustand, Ausstattung, in absehbarer Zeit notwendige Investitionen und ähnliche Faktoren sollten dabei eine Rolle spielen. 123 So ist bei Peter Linden/Karl H. Schwind, 100 Jahre  ! Die Highlights des österreichischen Fußballs. Triumphe –Tränen – Schmähs, Wien 2004 zu lesen  : Die neuen Herren glaubten Sindelar »durch die Hilfe bei der ›Arisierung‹ eines Kaffeehauses zu ködern«. 124 Dass Sindelar Parteimitglied war ist nahezu auszuschließen. Die Bezeichnung »Pg« also Parteigenosse in einem Schreiben der Kreisleitung IV der NSDAP vom 8. Juli 1938. OeStA, AdR, VVSt. Gew. 1.271, Kt. 195 – der einzige Hinweis in diese Richtung – ist wohl falsch. Möglich ist ein Irrtum, aber auch, dass die Kreisleitung Sindelar mit dieser Angabe unterstützen wollte. Sindelar selbst gibt im Kaufantrag an, kein Parteimitglied zu sein. (Eine Mitgliedschaft war bei »Arisierungen« hilfreich, es wäre also absurd, hätte er sie an dieser Stelle verschwiegen.) In den Mitgliederkarteien der NSDAP (Bundesarchiv Berlin) gibt es keinen Hinweis, da diese aber nicht vollständig (etwa 90 Prozent) erhalten sind, ist das kein letztgültiger Beweis. Vgl. dazu auch Baier-Galanda, Sindelar, S. 83/6. 125 Kronen-Zeitung, 3.9.1938, S. 8. Ähnliche Beiträge erschienen rund um die Eröffnung in zahlreichen Zeitungen. 126 Simon Drill, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Opfersuche. Vom Sperrkonto wurde vor der Deportation noch die Reichsfluchtsteuer abgezogen. Generell sollte das Geld nach Weisungen der Devisenstelle verwendet werden – also nicht Drill und seiner Familie zugutekommen. Vgl. dazu Bailer-Galanda, S.  83/3. Sein Sohn Robert wurde am 21. April 1939 aus dem KZ Buchenwald entlassen. Ihm gelang die Flucht nach England. 127 Deutscher Telegraf, 1.7.1938, S. 8. 128 Interview mit Egon Ulbrich, Spieler bei Red Star, Sekretär der Wiener Austria (Ostmark) von 1933 bis 1950. Interview Matthias Marschik vom 1.3.1995, Aufzeichnung beim Autor. 129 Neues Wiener Tagblatt, 4.6.1938, S. 6. 130 Vgl. dazu Georg Spitaler, Case Study. »Der Jude soll zahlen.« Die Wiener Austria im März 1938, in  : Hachleitner/Marschik/Spitaler (Hg.), Sportfunktionäre.

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Anmerkungen

131 Zeugenvernehmung Ziegler 1.7.1946. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 132 Zeugenvernehmung Haldenwang 22.5.1946. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 133 Flugreisen fanden in manchen Fällen durchaus statt, waren aber noch so außergewöhnlich, dass sie Teil der Berichterstattung waren. So reiste Schalke zum Retourspiel mit dem Flugzeug nach Wien, was schon bei der Vorankündigung Mitte September erwähnt wurde. Argumentiert wurde es mit den Militärdienstverpflichtungen der Spieler. Damit sie diesen nachkommen könnten, würde die Mannschaft nur für einen Tag nach Wien kommen und mit dem Flugzeug reisen  : Das kleine Volksblatt, 3.11.1938, S. 10. 134 Sport-Tagblatt, 9.7.1938, S. 1. 135 Sport-Tagblatt, 9.7.1938, S. 2. 136 Sport-Tagblatt, 14.7.1938, S. 1. 137 Sport-Tagblatt, 14.7.1938, S. 6. 138 Brief von i. A. gez. Hellmann – Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände (Der Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich- Stab- Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände. Abwicklungsstelle), 26.06.1939, Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. 139 Vgl. z. B. Fussball-Sonntag, Nr. 9, 26.2.1939, S. 13 und Salzburger Volksblatt, 5.10.1942, S. 5. 140 Vgl. z. B. Vorarlberger Tagblatt, 23.1.1939, S. 8. 141 Austria. Vereinigte Emailwerke, Lampen- und Metallwarenfabriken Aktiengesellschaft, Werkszeitung (1940 bis 1944 in der ÖNB nachgewiesen, immer unter diesem Titel). 142 Salzburger Volksblatt, 2.5.1939, S. 11. 143 http://www.austria-archiv.at/betreuer.php  ?Betreuer_ID=125, abgerufen am 31.5.2018. 144 Kronen-Zeitung, 26.7.1940, S. 10. 145 Vgl. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Johann Janisch. 146 Allgemeiner Tiroler Anzeiger, 23.4.1923, S. 5, Illustriertes Sportblatt, 22.11.1924, S. 6. 147 Illustriertes Sportblatt, 11.3.1925, S. 4. 148 Neues Wiener Journal, 26.7.1926, S. 3, Vorarlberger Tagblatt, 29.7.1926, S. 6. 149 Neues Wiener Journal, 28.4.1930, S. 7  ; Sport-Tagblatt, 4.4.1932, S. 5  ; 10.4.1933, S. 6  ; 30.4.1934, S. 5. 150 Sport-Tagblatt, 13.10.1933, S. 3 151 Peter Broucek, Militärischer Widerstand. Studien zur österreichischen Staatsgesinnung und NS-Abwehr, Wien/Köln/Weimar 2008, S. 278. 152 Der »Bund Oberland« vertrat nationale »sozialistische« Ideen, die Mehrheit der Mitglieder schwenkte zum Nationalsozialismus über, viele österreichische Aktivisten, die Mehrzahl von ihnen stammte aus Tirol und stand dem »Deutschen Turnerbund« nahe, versuchten jedoch einen dritten Weg zwischen Nationalsozialismus und Heimwehr, Monarchismus und Esoterik (»Ostara«) zu finden. Um 1930 bestand ein Naheverhältnis zu Starhembergs Heimwehr. Die Gruppe zerfiel nach 1930 in verschiedene Strömungen und blieb politisch unbedeutend, vgl. Ludger Rape, Die österreichischen Heimwehren und die bayerische Rechte 1920–1923, Wien 1977, S. 352  ; Michael E. Holzmann. Die österreichische SA und ihre Illusion von »Großdeutschland«, Berlin 2011, S. 178. 153 Brief Hans Janisch an das Staatsamt für Inneres, 1.7.1945. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Johann Janisch. 154 Magistratisches Bezirksamt für den 9. Bezirk. Brief an die Staatsanwaltschaft beim Volksgericht Wien, 26.2.1947. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Johann Janisch. 155 Vermerk am Meldezettel, Vgl. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Johann Janisch.

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156 Brief Hans Janisch an das Staatsamt für Inneres, 1.7.1945. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Johann Janisch. 157 Parteistatistische Erhebung vom 5.7.1939. WStLA, 2.7.1.4.A1  – Gauakten  : Janisch Johann. Außer einem Parteieintritt mit Datum 1.10.1933 und der Mitgliedschaft im Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen weist der Gauakt keine weiteren Aktivitäten aus. Es ist nicht rekonstruierbar, ob Janisch wirklich schon 1933 Parteimitglied war. 158 Vgl. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Johann Janisch. 159 Deutscher Telegraf, 13.4.1938, S. 8. 160 Neue Freie Presse, 22.4.38, S. 12. 161 Neuen Wiener Tagblatt, 13.5.38, S. 44. 162 Deutscher-Telegraf, 17.7.1938, S. 8. 163 Fussball-Sonntag, 17.7.1938, S. 3  ; Das Kleine Volksblatt, 22.7.38, S. 11. 164 Kleine Volks-Zeitung, 2.7.38, S. 10. 165 Neues Wiener Tagblatt, 22.7.38, S. 42. 166 Fussball-Sonntag, 14.8.1938, S. 1. 167 Neues Wiener Tagblatt, 10.6.38, S. 41. 168 Fussball-Sonntag, 7.8.38, S. 12. 169 Neues Wiener Tagblatt, 5.9.38, S. 34. 170 Diverse Aufzeichnungen und Briefe Herbergers im DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappen 19, 50, 53. 171 Aufzeichnung Sepp Herbergers zu »Die Fussball-Nationalmannschaft im Krieg«, Ende August (!) 1939. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 260. 172 Neues Wiener Tagblatt, 14.10.1938, S. 44. 173 Fussball-Sonntag, 16.10.1938, S. 6. 174 Brief Hans Janisch an das Staatsamt für Inneres, 1.7.1945. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Johann Janisch. 175 Kronen-Zeitung, 6.10.1942, S. 10. 176 Kleine Wiener Kriegszeitung, 23.2.1945, S. 4. 177 Magistratisches Bezirksamt für den 9. Bezirk  : Niederschrift vom 6.9.1945. WStLA, 1.3.2.119.A42– NS-Registrierung, Akt Johann Janisch. 178 Schreiben des Bundesministeriums für Inneres an die staatspolizeiliche Abteilung der Polizeidirektion Wien vom 27.9.1945. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Johann Janisch. Das Schreiben der Registrierungsstelle verweist auf eine leider nicht erhaltene politische Beurteilung aus dem Jahr 1942. 179 Vgl. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Johann Janisch. 180 Vgl. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Johann Janisch. 181 Entscheid des Landesgerichtes für Strafsachen Wien als Volksgericht vom 17.5.1951. WStLA, 1.3.2. 119.A42–NS-Registrierung, Akt Johann Janisch. 182 Entscheid des Landesgerichtes für Strafsachen Wien als Volksgericht vom 17.5.1951. WStLA, 1.3.2. 119.A42–NS-Registrierung, Akt Johann Janisch. 183 In der Saison 1937/38 war die Liga bereits prinzipiell für Nicht-Wiener Vereine geöffnet worden, die potenziellen Aufsteiger scheiterten allerdings in einer Qualifikationsrunde. 184 Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 7.10.1938, S. 12. 185 Fussball-Sonntag, 24.7.1938, S. 13. 186 Das Kleine Volksblatt, 12.8.1938, S. 13. 187 Neues Wiener Tagblatt, 31.8.1938, S. 6. 188 Das Kleine Volksblatt, 5.11.1938, S. 12.

243

Anmerkungen

189 Das Kleine Volksblatt, 5.11.1938, S. 12  ; etwas kürzer, in den wesentlichen Passagen aber identisch z. B. auch Kronen-Zeitung, 5.11.1938, S. 12 und Neues Wiener Tagblatt, 5.11.1938, S. 8. 190 Kronen-Zeitung, 10.11.1938, S. 13. 191 Das Kleine Volksblatt, 16.11.1938, S. 12. 192 Notiz zu Jerusalem / Neumer  – WM 1938 [Typoskript, undatiert]. DFB-Archiv, Sepp-HerbergerNachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 7. 193 Fussball-Sonntag, 13.11.1938, S. 16. 194 Salzburger Volksblatt, 12.11.1938, S. 18. 195 Kleine Volks-Zeitung, 12.11.1938, S. 10 196 Das kleine Volksblatt, 12.11.1938, S. 12. 197 Das kleine Volksblatt, 23.11.1938, S.  12. Etwas gekürzt, jedoch in den zentralen Teilen wortident  : Kleine Volks-Zeitung, 23.11.1938, S. 12. 198 Kronen-Zeitung, 23.11.1938, S. 13. 199 Fussball-Sonntag, Nr. 49, 4.12.1938, S. 1. 200 Hans Fonje/Karl Langer, Die Wiener Austria. Fussballzauber aus Österreich, Krems 1962, S. 18  ; Illustriertes Sportblatt, 11.6.1921, S. 115. 201 Neues Wiener Tagblatt, 8.4.1939, S. 7. 202 Das kleine Volksblatt, 23.10.1940, S. 10. 203 Das kleine Volksblatt, 17.5.1941, S. 10. Vgl. auch  : Forster, Legionäre, S. 62. 204 Vgl. beispielsweise eine der ältesten und meistzitierten Darstellungen in »Die Woche«, 4.3.1946, S. 8, zit. nach  : Wolfgang Maderthaner/Alfred Pfoser/Roman Horak, Die Eleganz des runden Leders. Wiener Fußball 1920–1965, Wien 2008, S. 154  ; Chmelar, Ballett in Violett, S. 35  ; Forster, Opfer Österreich, S. 109–110. 205 Vor allem das bisher nicht bekannte Aktenmaterial des Schweizerischen Bundesarchivs (SBA), die Vermögensakte sowie die zeitgenössische Sportberichterstattung des schweizerischen Fußballs geben hier neue und aufschlussreiche Einblicke. 206 Interview mit Susana Hendler geführt von Rudolf Müllner am 28.4.2017 in Wien, Aufzeichnung beim Autor. Susana Hendler ist die Ehefrau von Peter Hendler, einem Großcousin von Margoth Nausch. 207 Sport-Tagblatt, 20.6.1932, S. 4. 208 https://www.wien.gv.at/wiki/index.php  ?title=Walter_Nausch, abgerufen am 31.5.2018. 209 Matthias Marschik, Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre, Schwechat 2001, S. 245. 210 Neues Wiener Tagblatt, 19.3.1938, S. 5  ; Sport (Zürich). Organ für alle Sportzweige 2. Blatt zu Nummer 142, 25.11.1938, S. 8. Fonje/Langer, Wiener Austria, S. 113. 211 Kronen-Zeitung, 23.11.1938, S. 13  ; ein ganz ähnlicher Duktus und dieselbe Grundstimmung finden sich im Bericht des Kleinen Volksblattes, 23.11.1938, S. 12. 212 Sport (Zürich), 25.11.1938, 2. Blatt zu Nummer 142, S. 8. 213 Interview mit Susana Hendler am 28.4.2017 in Wien. 214 Rappans politische Einstellung ist umstritten. Er war laut Beat Jung Mitglied bei der NSDAP und galt als sehr strenger autoritärer Trainer. Auch nach 1945 bleibt er dem Schweizer Fußball in einflussreichen Positionen erhalten. Vgl.: Beat Jung, Karl Rappan. Ein »Nazi« für die »Nati«, in  : Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Strategen des Spiels. Die legendären Fußballtrainer, Göttingen 2005, S. 116–125. 215 Personalakt  : Schweizerisches Bundesarchiv  – Swiss Archives  : E4301#1992/36#4752* NAUSCH, WALTER, 1907.02.05, A, 1938-1958 (Dossier). Zit. als SBA. 216 Georg Kreis, Beschränkt aufnahmebereit, in  : Damals. Das Magazin für Geschichte, Schwerpunktheft  : Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg 41/3 (2016), S. 26–31. Georg Kreis, Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg, 4. Aufl., Innsbruck 2014.

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Zweiter Akt: Der Wiener Fußball und der FK Austria nach dem »Anschluss«

217 Schreiben des Städtischen Arbeitsamtes Zürich an die Fremdenpolizei des Kantons Zürich, Angelegenheit Nausch Walter, 2.12.1938, SBA. 218 Schreiben des Schweizerischen Bundesamtes für Industrie, Gewerbe und Arbeit an die Eidgenössische Fremdenpolizei in Bern, 26.7.1941, SBA. 219 Verfügung des Vorstandes des Polizeiamtes der Stadt Zürich, 24.9.1943, SBA. Durch die Elfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 ist nicht nur der Besitz von Margarethe Nausch beschlagnahmt worden, sondern es hat sich auch ihr staatsbürgerlicher Status radikal verschlechtert. Und dies betrifft natürlich das Ehepaar insgesamt. 220 Brief von Walter Nausch an die eidgenössische Fremdenpolizei, Emigrantenbureau, 24.1.1944, SBA. 221 Brief Oberfinanzpräsident Wien-Niederdonau, 16.12.1943 an Gestapo Wien, Morzinplatz 4. O ­ eStA, AdR E-uReang VVSt, (Aktennummer 35933 Margaretha Nausch  ; Aktennummer 35932 Walter Nausch). 222 Bescheid im Sinne des Rückstellungsgesetzes der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland vom 14.9.1953  ; sowie Bescheid unter Bezug auf das erste Rückstellungsgesetz von der Finanzlandesdirektion Wien per 31.10.1947. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, (Aktennummer 35933 Margaretha Nausch  ; Aktennummer 35932 Walter Nausch), 30.9.1953. 223 Sport, 4.12.1939, S. 1–2. 224 Walter Lutz, Idealismus und die 13 als Glückszahl, NZZ, 13.5.2003, S. 2, https://www.nzz.ch/article8UO8G-1.251610, abgerufen am 5.5.2018. 225 Christian Koller, Neutralität als Standardsituation. Fußball und Politik in der Schweiz im Ersten und Zweiten Weltkrieg, in  : Markwart Herzog/Fabian Brändle (Hg.), Europäischer Fußball im Zweiten Weltkrieg, 2015, S. 153–175  ; Grégory Quin/Philippe Vonnand, Internationale Spiele der Schweiz im Zweiten Weltkrieg. Sport und Politik, Kontinuitäten und Traditionen, in  : Markwart Herzog/Fabian Brändle (Hg.), Europäischer Fußball im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 2015, S. 177–195. 226 Sport, 5.2.1940, S. 7. 227 Sport, 7.5.1943, S. 5. 228 Marschik, 90 Jahre, S.  245–246  ; https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Walter_Nausch, abgerufen am 7.5.2018. 229 Fussball-Sonntag, Nr. 42, 16.10.1938, S. 6. 230 Es handelt sich um Dr. Franz Kolarik, in der Bildunterschrift fälschlich als »Walter« bezeichnet. 231 Fussball-Sonntag, 24.7.1938, S. 13 232 Fussball-Sonntag, 24.7.1938, S. 13. 233 Fussball-Sonntag, 24.7.1938, S. 13. 234 Vgl. Wiener Montagblatt, 1.1.1940, S. 7. 235 Personal-Fragebogen Dr. Bruno Eckerl, 3.6.1938. BA, Parteikorrespondenz der NSDAP. 236 Neues Wiener Tagblatt, 14.10.1938, S. 10. 237 Fonje/Langer, Austria, S. 113. 238 Gesuch um Erteilung einer Toleranz-Bewilligung. Nausch Margaretha Hendler. Fragebogen B., SBA, NAUSCH, WALTER, 1907.02.05, A, 1938–1958 (Dossier A795479), BFA 1 207 321, FK 71240, Gesuch um Erteilung einer Toleranz-Bewilligung. Nausch – Hendler. 239 RA Dr. Bruno Eckerl an das Magistratische Bezirksamt für den 3. Wiener Gemeindebezirk  : Anmeldung entzogener Vermögen – I-841. WStLA, 1.3.2.119.K6, VEAV – nach Bezirken | 1946–1953, 3. Bezirk. 240 Sport-Tagblatt, 3.2.1928, S. 2. 241 Kleine Volks-Zeitung, 15.8.1929, S. 10. 242 Antrag auf Ausstellung einer vorläufigen Mitgliedskarte. Gau Wien. Dr. Bruno Eckerl. 03.06.1938. BA, Parteikorrespondenz NSDAP.

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Anmerkungen

243 Personal-Fragebogen zum Antragsschein einer vorläufigen Mitgliedskarte und zur Feststellung der Mitgliedschaft im Lande Österreich, Dr. Bruno Eckerl. 03.06.1938. BA, Parteikorrespondenz NSDAP. 244 NSDAP Ortsgruppe Goldegg  : Nach neuerlicher Überprüfung […]. 10.11.1939. BA, Parteikorrespondenz NSDAP. 245 K Va Schn/Th/Wk. G.-Sch.BM-MH, Aufnahme des Vg. Dr. Bruno Eckerl, geb. 6.10.01. 23.12.1938. BA, Parteikorrespondenz NSDAP. 246 Vgl. dazu Forster, Opfer, S. 113 und Gedächtnisprotokoll, 23.9.1938. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, HA-1055  ; Schreiben Dr. Bruno Eckerl an den Stillhaltekommissar für die Wiedervereinigung der Ostmark, 2.12.1938. OeStA/AdR, ZNsZ Stiko Wien, 31.A10/3  ; Brigitte Bailer-Galanda, Der Fall Sindelar – eine kritische Bewertung, in  : Widmungen von Ehrengräbern durch die nationalsozialistische Stadtverwaltung in Wien von 1938–1945. Kommissionsbericht an den amtsführenden Stadtrat für Kultur und Wissenschaft 2004, Wien 2004. 247 Militaer Regierung-Oesterreich. Eigentums-Register. MG/APC 2. 194. Serien-No. Norbert u. Karla West. 04.12.1946, NARA, Cases and reports, claims processed by, and general records of the Property Control Branch of the U.S. Allied Commission for Austria (USACA) Section, Cases and Reports Pertaining to Property Administered by the Vienna Area Command (VAC), PC/V/I/56 Norbert And Karla West (Weinberger) (October 1946–December 1948). 248 Im Jahr 1944 wurde gegen Eckerl ein ehrengerichtliches Verfahren eingeleitet, in dem es um den Vorwurf eines Klienten ging, von ihm treuhänderisch verwaltetes Geld nur zum Teil bestimmungsgemäß verwendet zu haben, und weitere aus dieser Auseinandersetzung resultierende Vorwürfe. Eine eventuelle Widerständigkeit Eckerls lässt sich aus diesem Verfahren nicht ableiten. Vgl. Der Oberlandesgerichtspräsident  : Verfügung. 9-E-11. RA Dr. Bruno Eckerl, geb. 16.10.1901 […]. 07.02.1944. OeStA, AdR Justiz RJM PA Eckerl, Bruno, Dr., 06.10.1901, 1938–1945. 249 Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 31.3.1946, S. 5  ; Amtsblatt zur Wiener Zeitung, 3.5.1946, S. 5. 250 Rosenberg/Spitaler, Grün-weiß, S. 77. 251 Peter Black, Ernst Kaltenbrunner, Vasall Himmlers. Eine SS-Karriere, Paderborn u. a. 1991, S. 68. 252 Black, Kaltenbrunner, S. 69. 253 Neues Wiener Tagblatt, 30.1.1939, S. 8. 254 Mitgliedkarte P0045 7.07.1931 Münch Walter. BA, 3200 Gaukartei NSDAP. 255 SS-Stammkarten-Abschrift. Walter Münch, 21.5.1909. WStLA, Gauakten, G 303-13/14-36. 256 Franz Weisz, Die geheime Staatspolizeileitstelle Wien, Univ. Diss., Wien 1991, S. 2235. 257 Weisz, Staatspolizeileitstelle, S. 2238. 258 Fonje/Langer, Austria, S. 119. 259 www.austria-archiv.at, abgerufen am 1.6.2018. 260 Fussball-Sonntag, Nr. 23, 22.8.1937, S. 9. 261 Sport-Tagblatt, 7.9.1936, S. 5. 262 Das kleine Volksblatt, 15.10.1938, S. 12. 263 Das kleine Volksblatt, 1.12.1938, S. 10. 264 Mitgliedkarte P0017 Wilhelm Morocutti, 9.5.1900, Mtgl. Nr. 6.125.710, Aufn.: 1. Mai 1938. BA, 3200 Gaukartei NSDAP. 265 Neues Wiener Tagblatt, 30.1.1939, S. 8. 266 WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, Meldekartei  : Wilhelm Morocutti, 9.5.1900. Vermerk auf der Rückseite. 267 Qualifikationstabelle für die Zeit vom 1. Oktober 1920 bis 31. Dez. 1927, 6. März 1928. OeStA, AVA Justiz JM Präs. A 162a.123 Lot, Johann Georg Paul, Standesausweis, Qualifikationstabelle, Lebensbeschreibung und Fragebogen, 1922–1938. 268 Lebensbeschreibung. OeStA, AVA Justiz JM Präs. A 162a.123 Lot, Johann Georg Paul, Standesausweis, Qualifikationstabelle, Lebensbeschreibung und Fragebogen, 1922–1938.

246

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport

269 Der Reichsstatthalter. Der Staatskommissar. Fragebogen, 9.8.1938. OeStA, AVA Justiz JM Präs. A 162a.123 Lot, Johann Georg Paul, Standesausweis, Qualifikationstabelle, Lebensbeschreibung und Fragebogen, 1922–1938. 270 Mitgliedskarte Hans Lot, 22.4.1897, Mtgl. Nr. 8.119.746. BA, NSDAP Gaukartei 3200. 271 Der Reichsstatthalter. Der Staatskommissar. Fragebogen, 9.8.1938. OeStA, AVA Justiz JM Präs. A 162a.123 Lot, Johann Georg Paul, Standesausweis, Qualifikationstabelle, Lebensbeschreibung und Fragebogen, 1922–1938. 272 Finanzausschuss im Vorstand des WFV 1933, 1934, 1935 siehe Sport-Tagblatt, 7.2.1933, S. 4  ; 26.3. 1934, S. 6 und 7.5.1935, S. 3. 273 Der Reichsstatthalter. Der Staatskommissar. Fragebogen, 9.8.1938, Personalakt. OeStA, AVA Justiz JM Präs. A 162a.123 Lot, Johann Georg Paul, Standesausweis, Qualifikationstabelle, Lebensbeschreibung und Fragebogen, 1922–1938. 274 Die Bildunterschrift »Walter« im »Fussball-Sonntag« (Nr. 42, 16.10.1938, S. 6) beim Bericht über die Generalversammlung ist falsch. 275 Kolarik, Franz Dr., 25.10.03  ; 9.5.00. 15.5.1940, Mitgliedsnummer 8.449.749, Berlin. BA Zentralkartei der NSDAP 3100. 276 Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, 1938, Band 1, S. 156. 277 Das Kleine Blatt, 9.4.1939, S. 29. 278 Laut Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26.: Ladislaus Ferber, 3/1933 Obmann, Demissionierung 4/1933  ; 1., Franz Josef Kai 59  ; 1. Zelinkagasse (04/1933), Bankbeamter. 279 Sport-Tagblatt, 13.4.1933, S. 2. 280 Sport-Tagblatt, 9.7.1938, S. 2. 281 Im Nachlass von Sepp Herberger sind mehrere Briefe an und von Ziegler zu finden, in denen es vor allem um die Austria-Spieler im Kader der deutschen Nationalmannschaft geht, etwa um deren Situation im Kriegsdienst. 282 Oberösterreichische Nachrichten, 2. 10. 1945, S. 5. 283 Wiener Kurier, 9. 10. 1946, S. 5. 284 Vgl. dazu Marschik, Unterhaltung, S. 140–141 und Sportdiktatur, S. 500–501. 285 Fussball-Sonntag, Nr. 42, 16.10.1938, S. 6. 286 Das Kleine Volksblatt, 19.10.1938, S. 12. 287 Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 21.1.1939, S. 15. 288 Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 21.1.1939, S. 15. 289 Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. 290 Brief von i. A gez. Hellmann – Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände (Der Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich. Stab- Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände. Abwicklungsstelle), 26.06.1939, Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26.

Dritter Akt: Die nationalsozialistische »Normalität« im Fußballsport 1 2 3 4

Neues Wiener Tagblatt, 1.4.1945, S. 1. Neues Wiener Tagblatt, 1.4.1945, S. 1. Neues Wiener Tagblatt, 1.4.1945, S. 3. Neues Wiener Tagblatt, 3.4.1945, S. 2.

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Anmerkungen

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Neues Wiener Tagblatt, 3.4.1945, S. 2. Neues Wiener Tagblatt, 3.4.1945, S. 4. Neues Wiener Tagblatt, 3.4.1945, S. 4. Matthias Marschik, Sportdiktatur. Bewegungskulturen im nationalsozialistischen Österreich, Wien 2008, S. 119, S. 432. Marschik, Sportdiktatur, S. 432. Rainer Amstädter, Der Alpinismus. Kultur – Organisation – Politik, Wien 1996, S. 520. http://www.f-archiv.de/, abgerufen am 8.6.2018. Den zentralen Beitrag des Sports zur »Ausbildung und Erhaltung des NS-Systems« würdigten auch die Alliierten, indem sie zunächst »alle Sportvereine als nationalsozialistische Organisationen verboten«, vgl. Hubert Dwertmann, Die Rolle Carl Diems im nationalsozialistischen Regime, in  : Sozial- und Zeitgeschichte des Sports 11/2 (1997), S. 7–47, 25. Gerhard Fischer/Ulrich Lindner (Hg.), Stürmer für Hitler, Göttingen 1999, S. 279. Rudolf Müllner, Die Mobilisierung der Körper. Der Schul- und Hochschulsport im nationalsozialistischen Österreich, Wien 1993, S. 7. Matthias Marschik, Vom Nutzen der Unterhaltung. Der Wiener Fußball in der NS-Zeit. Zwischen Vereinnahmung und Resistenz, Wien 1998, S. 401. So erzählte etwa der spätere Austria-Manager Josef Argauer  : »Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass auch nach dem Sommer 1938, also nach der Einstellung des Profibetriebes, in der Praxis auch weiterhin bezahlt worden ist. In der 1. und 2. Liga wurde immer bezahlt«. Matthias Marschik, Frei spielen. Sporterzählungen über Nationalsozialismus und »Besatzungszeit«, Wien/Berlin 2014, S. 19. Marschik, Nutzen der Unterhaltung, S. 399. Marschik, Nutzen der Unterhaltung, S. 122. Matthias Marschik, Einige Überlegungen zum Fußball im Nationalsozialismus, in  : David Forster/Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 34–47. Gerhard Urbanek, Österreichs Deutschland-Komplex. Paradoxien in der österreichisch-deutschen Fußballmythologie, Wien 2009, S.  260ff.; Marschik, Sportdiktatur, S.  484–492. Alexander Juraske, »Blau-Gelb ist mein Herz«. Die Geschichte des First Vienna Football Club 1894, Wien 2017, S. 57–58. Jakob Rosenberg/Georg Spitaler, Grün-weiß unterm Hakenkreuz. Der Sportklub Rapid im Nationalsozialismus (1938–1945). Unter Mitarbeit von Domenico Jacono und Gerald Pichler, hg. v. SK Rapid Wien und Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien 2011, S. 108f. Rosenberg/Spitaler, Grün-weiß, S. 102–123. David Forster, »Deutsche Sportpresse an die Front  !« Sportjournalismus in der »Ostmark«, in  : Matthias Marschik/Rudolf Müllner (Hg.), »Sind’s froh, dass Sie zu Hause geblieben sind.« Mediatisierung des Sports in Österreich, Göttingen 2010, S. 218–227. Das gilt besonders für Max Leuthe, der seine Begeisterung für das Wiener Spiel penetrant mit antisemitischen Ausfällen und dem Lob des Regimes verband. Matthias Marschik/Christian Schreiber, »Ich bin der Begründer des Wiener Fußballsports«. Die Geschichte(n) des Max Johann Leuthe, in  : SportZeiten, 9/2 (2009), S. 7–30. Michael John, Donaufußball und Ostmarkpolitik  : Fußballstile und nationale Identitäten, in  : Lorenz Peiffer/Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Hakenkreuz und rundes Leder. Fußball im Nationalsozialismus, Göttingen 2008, S. 206–222. Matthias Marschik, Between Manipulation and Resistance. Viennese Football in the Nazi Era, in  : Journal of Contemporary History 34/2 (1999), S. 215–229. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 23.5.1939, S. 13. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 9.6.1939, S. 12. Matthias Marschik, Missglückte Versöhnung. Admira Wien gegen Schalke 04, 17. November 1940, in  :

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David Forster/Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 282–295. Marschik, Nutzen der Unterhaltung, S. 145. Sicherheitsdienst der SS. Wochenbericht vom 23.10.1940. OeStA, AdR, ZNsZ RStH Wien Hauptbüro, Ordner 388. Matthias Marschik, Missglückte Versöhnung, S. 291. Matthias Marschik, Sportdiktatur, S. 465–476. Aktennotiz zu Mengden [handschriftlich], 7.XII. 40. OeStA, AdR, RStH Wien, Hauptbüro, Korrespondenz Kaufmann, Allg. (D-F), Karton 23/Fußball. Notiz zur Besprechung mit Dr. Guido von Mengden am 7. 12. 1940 in Wien. [Typoskript, undatiert]. OeStA, AdR, RStH Wien, Hauptbüro, Korrespondenz Kaufmann, Allg. (D-F), Karton 23/Fußball. In diesem Dokument ist die Passage etwas entschärft. Es findet sich zwar die Kritik an der geringen Mitgliederzahl der Austria, es fehlt aber der Hinweis auf die von Mengden geforderte Auflösung. Marschik, Sportdiktatur, S. 454. Matthias Marschik, Der Wiener Klubfußball 1938 bis 1945, in  : Lorenz Peiffer/Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Hakenkreuz und rundes Leder. Fußball im Nationalsozialismus, Göttingen 2008, S. 448–455, hier 454. Rosenberg/Spitaler, Sportklub Rapid, S. 220–222. Vgl. dazu die Ausführungen in Akt 2. Der Turner. Blatt des Gausportführers für Turnen und Sport in der Ostmark. Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen. Gau 17, 6.1.1939, S. 2. Der Turner, 6.1.1939, S. 2. Der Turner, 6.1.1939, S. 2. Der Turner, 6.1.1939, S. 2. Kronen-Zeitung, 26.9.1939, S. 10. Kleine Wiener Kriegszeitung, 6.9.1944, S. 7. Marschik, Sportdiktatur, S. 310f. N.S.-Sport, 6.10.1940, S. 2. NS-Sport, 6.10.1940, Ausgabe A, S. 2. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 1.5.1941. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 56. N.S.-Sport, Ausgabe A, 14.1.1940, S. 2. Der Montag, 17.10.1938, S. 5. Kronen-Zeitung, 17.10.1938, S. 13. Der Montag, 20.3.1939, S. 5. Das Kleine Volksblatt, 20.2.1938, S. 7. Der Montag, 20.3.1939, S. 6. Der Kicker, Süddeutschland, Nr. 5, 31.1.1939, S. 11. Der Kicker, Süddeutschland, Nr. 5, 31.1.1939, S. 12. Wolfgang Maderthaner, Matthias Sindelar, der »Papierene«. Tänzer auf dem Platz, in  : Matthias Marschik/Georg Spitaler (Hg.), Helden und Idole. Sportstars in Österreich, Innsbruck 2006, S. 157–166, 162. Der Montag, 22.1.1940, S. 4. Neues Wiener Tagblatt, 21.1.1944, S. 3. Neues Wiener Tagblatt, 24.1.1944, S. 4. Neues Wiener Tagblatt, 24.1.1944, S. 4. Kleine Wiener Kriegszeitung, 24.1.1945, S. 7. Neues Österreich, 20.1.1946, S. 4. Neues Österreich, 20.1.1946, S. 4.

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Anmerkungen

65 Wiener Kurier, 7.8.1947, S. 3. 66 Wiener Kurier, 5.8.1947, S. 3. 67 Bernhard Hachleitner, Alt-Wien, die Gemütlichkeit und der Weltraum. Die harmlos-schönen WienBilder der Eisrevue, in  : Bernhard Hachleitner/Isabella Lechner (Hg.), Traumfabrik auf dem Eis. Von der Wiener Eisrevue zu Holiday on Ice, Wien 2014, S. 38–41. 68 Friedrich Torberg, Auf den Tod eines Fußballspielers, geschrieben 1939, zitiert nach  : http://friedrichtorberg.zurerinnerung.at, abgerufen am 1.6.2018. 69 Maderthaner, Sindelar, S. 164. 70 Wolfgang Weisgram, Im Inneren der Haut, Matthias Sindelar und sein papierenes Fußballerleben. Ein biographischer Roman, Wien 2006. 71 Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 2.7.1939, S. 2. 72 Siehe dazu im Detail den Akt 4. 73 Der Montag mit dem Sportmontag, 17.6.1940, S. 3. 74 Das Kleine Blatt, 18.9.1939, S. 6. 75 Das Kleine Volksblatt, 15.5.1939, S. 10. 76 Kleine Volks-Zeitung, 19.8.1939, S. 11. 77 Kleine Volks-Zeitung, 23.9.1939, S. 9. 78 Kronen-Zeitung, 25.9.1939, S. 5. 79 Der Montag mit dem Sportmontag, 25.9.1939, S. 7. 80 Neues Wiener Tagblatt, 25.9.1939, S. 5. 81 Das Kleine Blatt, 25.9.1939, S. 5. 82 Wiener neueste Nachrichten, 25.9.1939, S. 5. 83 Der Montag mit dem Sportmontag, 25.9.1939, S. 7. 84 Marschik, Nutzen der Unterhaltung, S. 175. 85 Alexander Juraske, Der First Vienna Football Club 1894 in den Jahren 1938 bis 1945, in  : Forster/Rosenberg/Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz, S. 138–153, 145. 86 Rosenberg/Spitaler, Sportklub Rapid, S. 235. 87 N.  N., Siegfried Hessenauer, in  : https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Hessenauer, abgerufen am 7.6.2018  ; Hardy Grüne, Spielerlexikon 1890 bis 1963. Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 8, Kassel 2006, S. 147. 88 Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger, 1942, Band 1, S. 414. 89 Neues Wiener Tagblatt, 15.5.1939, S. 20. 90 Kronen-Zeitung, 30.5.1939, S. 7. 91 Neues Wiener Tagblatt, 5.6.1940, S. 8. 92 Das Kleine Volksblatt, 30.6.1940, S. 16. 93 WASt, Schreiben vom 18.1.2018, Zl. II B 220-677-4/17, 170320.5. 94 N. N., SFS trauert um Rudi Brachthäuser, http://www.sportfreunde-siegen.de/news/artikel/sfs-trauertum-rudi-brachthaeuser-30-11-2016/, abgerufen am 8.6.2018. 95 Neues Wiener Tagblatt, 23.8.1943, S. 4. 96 Kleine Volks-Zeitung, 7.9.1943, S. 6. 97 N.  N., Willi Schuh, in  : https://de.wikipedia.org/wiki/Willi_Schuh_(Fußballspieler), abgerufen am 7.6.2018. 98 Manfred Knippschildt, Die Knappen aus dem Parkstadion. FC Schalke 04. Der Traditionsverein und seine Geschichten, Norderstedt 2014, S. 32–34  ; Stefan Goch/Norbert Silberbach, Zwischen Blau und Weiß liegt Grau. Der FC Schalke 04 im Nationalsozialismus, Essen 2005. 99 Kronen-Zeitung, 8.10.1942, S. 6. 100 Kleine Volks-Zeitung, 12.10.1942, S. 4. 101 Kleine Volks-Zeitung, 13.10.1942, S. 6.

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Kronen-Zeitung, 12.10.1942, S. 5. Neues Wiener Tagblatt, 15.8.1943, S. 7. NSDAP-Karteikarte Hans Roggow. BA, 3200 Gaukartei. Heute Zagreb. Kleine Volks-Zeitung, 12.4.1944, S. 6. Das Kleine Volksblatt, 24.8.1943, S. 6. Kleine Wiener Kriegszeitung, 12.12.1944, S. 7. Marschik, Sportdiktatur, S. 411–412. Wolfgang Meyer-Ticheloven, Zum Sport in den Kriegswochenschauen, in  : Hans Joachim Teichler/ Wolfgang Meyer-Ticheloven (Hg.), Filme und Rundfunkreportagen als Dokumente der deutschen Sportgeschichte von 1907–1945, Schorndorf 1981, S. 52–67, 65. Neues Wiener Tagblatt, 12.12.1944, S. 3. Das Kleine Volksblatt, 25.1.1940, S. 9. Brief von Sepp Herberger an Josef Stroh, 21.2.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 630. Brief von Josef Stroh an Sepp Herberger, 6.3.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 630. In Markersdorf, einer niederösterreichischen Gemeinde zwischen St. Pölten und Melk, wurde 1938 ein Fliegerhorst errichtet. Das Kleine Volksblatt, 10.10.1939, S. 10. Kronen-Zeitung, 16.10.1939, S. 5  ; Der Montag, 16.10.1939, S. 6. Der Montag, 16.10.1939, S. 6. Wiener Montagblatt, 1.1.1940, S. 7. Wiener Montagblatt, 12.11.1939, S. 6. Wiener Montagblatt, 18.12.1939, S. 6. Der Montag, 27.12.1939, S. 3. Wiener Montagblatt, 27.12.1939, S. 6. Der Montag, 5.2.1940, S. 4. Das Kleine Volksblatt, 22.4.1940, S. 6. Marschik, Frei spielen, S. 74–82  ; Roman Horak, Ein halbes Jahrhundert am Ball. Wiener Fußballer erzählen, Wien 2010, S. 27–68. Marschik, Frei spielen, S. 74. Johann Skocek, Sportgrößen der Nation. Der Aufstieg des Österreichers vom Helden zum ewigen Verlierer, Bad Sauerbrunn 1994, S. 72. Austritte in Wien aus der IKG 1915–1945, Nr. 6994, Zahl 539, Margarethe Geyer. Online unter http:// www.genteam.at, abgerufen am 6.6.2018. Karl Geyer. Verzeichnis über das Vermögen von Juden 25.261 vom Juli 1938. OeStA, AdR E-uReang, VA Vermögensanmeldung 20114. Marschik, Frei spielen, S. 77. Neues Wiener Tagblatt, 18.4.1939, S. 30. Felix Rinner, ein Schulkamerad Bruno Kreiskys, war in den 1930er Jahren einer der erfolgreichsten österreichischen Leichtathleten und allgemein bekannt für seine nationalsozialistische Einstellung. Er war führend am »Umsturz« im März 1938 beteiligt, wurde Leiter der Organisationsabteilung von Gauleiter Josef Bürckel für die »Volksabstimmung«, Adjutant Ernst Kaltenbrunners im Stab Oberdonau des Reichssicherheitshauptamtes und zugleich »Sportgauleiter« für die »Ostmark«. Vgl. Ludwig Stecewicz, Sport und Diktatur. Erinnerungen eines österreichischen Sportjournalisten 1934–1945, hg. von Matthias Marschik, Wien 1996, S. 165  ; Matthias Marschik, Friedrich Rainer – Sportführer

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der ›Ostmark‹. Vorläufige Anmerkungen zur Biografie eines politischen Sportlers. In  : SportZeiten 6/3 (2006), S. 7–28. Marschik, Frei spielen, S. 78. Fussball-Sonntag, 26.6.1938, S. 4. Der Turner, 6.1.1939, S. 2. Marschik, Frei spielen, S. 79. Marschik, Frei spielen, S. 79. Marschik, Frei spielen, S. 79. Trainer Karl Schneider gilt als Weggefährte von Matthias Sindelar, mit dem er 1924 von der damals erstklassigen Hertha zur den »Amateuren« gewechselt war. Vgl. Willy Schmieger, Der Fußball in Österreich, Wien 1925, S. 286. Karl Schneider betreute die Austria-Elf, die 1941 erst im Viertelfinale des Tschammer-Pokals gegen Schalke 04 ausschied. Josef Schneider spielte erst beim WAC, von wo er über Ungarn (MTK) und New York, wo er unter anderem bei der dortigen Hakoah spielte, und die Schweiz nach Frankreich wechselte, bevor er 1939 zur Austria nach Wien zurückkehrte. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Karl Geyer. Leider gibt es keine näheren Angaben zur Art der Einberufung, des Einsatzortes oder der Tätigkeiten Geyers. Das gilt etwa für die Amateure/Austria als »Intelligenzlerklub«, oder die Bezeichnung als »Judenklub«, die für Geyer mit geringer Beleidigungskraft, wenn überhaupt einer, verbunden war. 1938 seien die Juden »von allein gegangen«, sagt er. Geyer sprach auch immer wieder von der apolitischen Alltagspraxis des Fußballs und der Fußballer. »So weit ich mich erinnern kann, waren die Fußballer, die Spieler wie die Trainer, politisch immer schon uninteressiert, die wollen von Politik nichts wissen […]. Der Fußball ist der einzige Verband gewesen, wo sie sich um die Politik überhaupt nicht gekümmert haben. Wenn Sie einen Fußballer etwas Politisches gefragt hätten, hätte er sie angeschaut und gelacht und gesagt  : ›Weiß ich nicht‹«, vgl. Skocek, Sportgrößen, S. 72–74  ; Marschik, Frei spielen, S. 82. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 4.9.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 49. Kleine Volks-Zeitung, 12.7.1940, S. 9. Kronen-Zeitung, 15.8.1942, S. 6. Kleine Volks-Zeitung, 24.10.1940, S. 8. Das Kleine Volksblatt, 25.10.1940, S. 9. Kronen-Zeitung, 25.10.1940, S. 9. Das Kleine Volksblatt, 27.10.1940, S. 22. Kleine Volks-Zeitung, 27.10.1940, S. 18. Der Montag, 28.10.1940, S. 3. Das Kleine Blatt, 31.3.1941, S. 4. Das Kleine Blatt, 20.1.1941, S. 4. Tages-Post, 21.1.1941, S. 6. Kronen-Zeitung, 21.1.1941, S. 4. Wiener Montagblatt, 20.1.1941, S. 4. Reinhard Pillwein, FK Austria Wien. Eine europäische Diva, Wien 2015, S. 203. Siehe dazu Akt 4 in diesem Band. Neues Wiener Tagblatt, 4.8.1941, S. 5. Das Kleine Blatt, 21.9.1941, S. 4. Kronen-Zeitung, 29.10.1940, S. 9. Kronen-Zeitung, 12.3.1941, S. 8. Volks-Zeitung, 21.3.1941, S. 8. Volks-Zeitung, 26.3.1941, S. 9.

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Volks-Zeitung, 27.3.1941, S. 8. Volks-Zeitung, 30.3.1941, S. 19. Siehe dazu  : http://www.rsssf.com/tablesa/alpenpokal41.html, abgerufen am 8.6.2018. Neues Wiener Tagblatt, 7.7.1941, S. 5. Das Kleine Blatt, 1.9.1941, S. 4. Kronen-Zeitung, 1.9.1941, S. 4 Das Kleine Blatt, 1.12.1941, S. 4. Das Kleine Volksblatt, 1.12.1941, S. 5. Das Kleine Blatt, 3.12.1941, S. 6. Das Kleine Blatt, 16.2.1942, S. 4. Vgl. dazu DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, diverse Briefe. Kronen-Zeitung, 24.3.1942, S. 8. Kleine Volks-Zeitung, 31.3.1942, S. 9. Das Kleine Volksblatt, 20.4.1942, S. 5. Vgl. dazu Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 6.11.1942. DFB-Archiv, Sepp-HerbergerNachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 630. Alle diese Angaben finden sich in verschiedenen Briefen und Dokumenten im Nachlass von Sepp Herberger  : DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten/Briefe. Das Kleine Blatt, 1.6.1942, S. 4. Das Kleine Blatt, 2.7.1942, S. 6. Kronen-Zeitung, 16.8.1942, S. 8. Kronen-Zeitung, 16.8.1942, S. 8. Kleine Volks-Zeitung, 23.10.1942, S. 6. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 11.9.1942. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 24. Kronen-Zeitung, 17.8.1942, S. 6. Kronen-Zeitung, 23.8.1942, S. 8. Das Kleine Volksblatt, 24.8.1942, S. 6. Das Kleine Blatt, 24.8.1942, S. 4. Das Kleine Blatt, 24. 8.1942, S. 4. Kronen-Zeitung, 24.8.1942, S. 5. Kronen-Zeitung 24.11.1942, S. 6. Zumindest, wenn man diese Funktion analog zu der des bis 1938 und dann auch wieder ab 1945/46 im Vereinsgesetz vorgesehenen »Rechnungsprüfers« auffasste. Anja Steinbeck, Vereinsautonomie und Dritteinfluß dargestellt an den Verbänden des Sports, New York/Berlin 1999, S. 82  ; N.S.-Sport, Ausgabe A, 3.3.1940, S. 4. Neues Wiener Tagblatt, 20.1.1939, S. 31. Johanna Gehmacher, Die großdeutsche Politikerin Emmy Stradal (1877–1925). Biografische Fragmente, politische Kontexte, in  : Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 26/2 (2005), S. 118–144, 121. Rudolf Wawra, Dr. Albert Stradal und Prof. Otto Stradal, in  : https://www.1133.at/document/view/ id/149, abgerufen am 7.6.2018. Sport-Tagblatt, 22.10.1937, S.  4. Vgl. auch Sport-Tagblatt, 21.2.1933, S.  4  ; Neues Wiener Tagblatt, 9.7.1938, S. 36. Karl Heinz Tragl, Chronik der Wiener Krankenanstalten, Wien/Köln/Weimar 2007, S. 352–354. Kleine Volks-Zeitung, 26.5.1942, S. 6  ; Wiener Neueste Nachrichten, 1.6.1942, S. 8. Kronen-Zeitung, 24.11.1942, S. 6  ; Kleine Volks-Zeitung, 30.11.1942, S. 5. Schreiben der NSDAP, Gau Wien, Kreisleitung Wien I., Personalamt an den Beauftragten des Reichs-

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Anmerkungen

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ärzteführers in Wien vom 28.11.1938. WStLA, 2.10.2.A1.Stradal Albert.24.11.1904, Personalakt Ärztekammer. Schreiben Dr. Albert Stradal an die Ärztekammer Wien vom 17.2.1943. WStLA, 2.10.2.A1.Stradal Albert.24.11.1904, Personalakt Ärztekammer. Fritz Ryvarden, geb. 1888, war vom Februar bis Juli 1943 inhaftiert und wurde im September 1943 neuerlich wegen »Nichtanzeige eines hochverräterischen Unternehmens« zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Seine (jüdische) Frau Hilde Juanne Ryvarden ist 1943 in Auschwitz ermordet worden  ; vgl. DÖW  : Gestapo-Opfer (Arbeiterbewegung), http://www.doew.at/result  ?id=803914&cat=1, abgerufen am 7.6.2018. Briefe von Fritz Ryvarden, 20.4.1945 und 25.4.1945. WStLA, 2.10.2.A1.Stradal Albert.24.11.1904, Personalakt Ärztekammer. Weltpresse, 4.10.1945, S. 7. Antrag Albert Stradal zur Eintragung in die Ärzteliste vom 5.7.1949. WStLA, 2.10.2.A1.Stradal Albert.24.11.1904, Personalakt Ärztekammer. Wawra, Stradal. Karl Zetschock nahm es offenbar mit der Schreibweise seines Namens nicht besonders genau. Selbst bei Inseraten, die er 1942 und 1943 auf der Suche nach einer Hausgehilfin schaltete, finden sich beide Schreibweisen. Sport-Tagblatt, 21.1.1928, S. 4. Anmeldung entzogener Vermögen von Karl Zetschok und Carl Hofmann, 12.11.1946. WStLA, 1.32.119 A41 VEAV, 1. Bez. 739. Gauakt Karl Zetschok, X/8302. WStLA 2.7.1.4.A1 – Gauakten. Personalakten des Gaues Wien. Anmeldung entzogener Vermögen von Karl Zetschok und Carl Hofmann, 12.11.1946. WStLA, 1.32.119 A41 VEAV, 1. Bez. 739. Ortsgruppenkartei der NSDAP, Gau Wien, Karteikarte zu Karl Zetschok. WStLA 2.7.1.4 A1 – Gauakten. Personalakten des Gaues Wien, Gauakt Karl Zetschok X/8302. NSDAP, Gauleitung Wien, Kreiserhebungsbogen vom 22.2.1944. WStLA 2.7.1.4 A1 – Gauakten. Personalakten des Gaues Wien, Gauakt Karl Zetschok X/8302. NSDAP-Karteikarte, Karl Zetschok. BA, 3200 Gaukartei. Schreiben von Karl Zetschok an die Bezirkshauptmannschaft für den 1. Bezirk Wien, NS-Registrierungsstelle. Beilage zum Meldeblatt zur Registrierung der Nationalsozialisten vom 25.6.1947. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Karl Zetschock. Karl Zetschok, Meldeblatt zur Registrierung der Nationalsozialisten vom 25.6.1947. WStLA, 1.3.2.119. A42–NS-Registrierung, Akt Karl Zetschock. Das Austria-Archiv nennt einen Josef Horvath, geb. 17.9.1918, der in der Saison 1945/46 zwei Einsätze in der Kampfmannschaft absolvierte, vgl. http://www.austria-archiv.at/spieler.php  ?Spieler_ ID=805, abgerufen am 7.6.2018. Karl Geyer, Schreiben an Karl Zetschok vom 3.5.1945. WStLA, M.Abt. 119, A 42– NS-Registrierung, Akt Karl Zetschock. Schreiben von Leopold Hofbauer an Karl Zetschock vom 15.5.1945. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Karl Zetschock. Schreiben Karl Zetschock an das Magistratische Bezirksamt für den 1. Bezirk, Registrierungsbehörde, vom 11.10.1947. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Karl Zetschock. »Erklärung« von Leopoldine Schwarz, 11.10.1947. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Karl Zetschock. Kreisleitung III des Gaus Wien der NSDAP an die NSDAP, Gau Wien, Kreis IV, »der Wirtschaftsberater«. WStLA 2.7.1.4.A1 – Gauakten. Personalakten des Gaues Wien, Gauakt Franz Hartl, 145.108. Es ist nicht mit letzter Sicherheit feststellbar, ob die hier genannte Person tatsächlich der Austria-Funkti-

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onär war. Jedenfalls gab es sowohl laut Lehmann, als auch nach den historischen Meldeunterlagen in Wien zu dieser Zeit nur einen Dr. Franz Hartl. Franz Hartl, Meldeblatt zur Registrierung der Nationalsozialisten vom 11.9.1945. WStLA, 1.3.2.119. A42–NS-Registrierung, Akt Franz Hartl. Franz Hartl, beigelegtes Schreiben zum Meldeblatt zur Registrierung der Nationalsozialisten vom 11.9.1945. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung, Akt Franz Hartl. Sport-Tagblatt, 23.3.1933, S. 3. Vermutlich handelt es sich um jenen Josef Ehrlich, der in Lehmann’s allgemeinem Wohnungs-Anzeiger ab 1936 als »Sekretär« mit der Adresse II., Paffrathgasse 5 (ab 1940  : II., Böcklinstraße 47, ab 1942  : »Firmengesellschafter«) geführt wird. Bei den Amateuren gab es zwischen 1913 und 1922 mehrere Spieler namens »Schmidt«. Ein Gustav Hartmann saß 1931 gemeinsam mit Dr. Bruno Eckerl im Klassenausschuss der 4. Liga des Fußball-Verbandes, Eckerl als Obmann der Austria-Amateure, Hartmann als Schriftführer von »Alsstern«  ; Sport-Tagblatt, 14.8.1931, S. 4. Es handelt sich ziemlich sicher um den Rechtsanwalt Dr. Ferdinand Birk, der in den Medien der 1930er Jahre öfter erwähnt wird. Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch für 1922, 60. Jahrgang, Wien 1922, S. 92. NSDAP, Personalfragebogen zum Antragschein auf Ausstellung einer vorläufigen Mitgliedskarte und zur Feststellung der Mitgliedschaft im Lande Österreich von Alfred Dierkes vom 4.10.1940. BA, Parteikorrespondenz Alfred Dierkes. Das Kleine Blatt, 24.4.1943, S. 6  ; 25.4.1943, S. 10. Kronen-Zeitung, 7.6.1943, S. 5. Das Kleine Blatt, 17.5.1943, S. 4. Kronen-Zeitung, 23.4.1942, S. 8. Kronen-Zeitung, 9.6.1942, S. 6. Das Kleine Blatt, 18.5.1943, S. 6. Kleine Volks-Zeitung, 29.6.1943, S. 6. Bernd Ulrich, Stalingrad, München 2005, S. 98. Maria Fritsche, Die Verfolgung von österreichischen Selbstverstümmlern in der Deutschen Wehrmacht, in  : Walter Manoschek (Hg.), Opfer der NS-Militärjustiz. Urteilspraxis – Strafvollzug – Entschädigungspolitik in Österreich, Wien 2003, S. 195–214. Georg Spitaler/David Forster, Wiener Fußballer und die Deutsche Wehrmacht. Zwischen »Pflichterfüllung« und Entziehung, in  : Markwart Herzog/Fabian Brändle (Hg.), Europäischer Fußball im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 2015, S. 65–85, hier 77  ; Matthias Marschik, Nutzen der Unterhaltung, S. 243  ; Juraske, Blau-Gelb, S. 60–62. Spitaler/Forster, Wiener Fußballer, S. 77–78  ; Juraske, Blau-Gelb, S. 60–62. Marschik, Frei spielen, S. 120 und 121. Marschik, Frei spielen, S. 119. Simon Hirt/Georg Spitaler, »A Fußballer schlägt sich überall durch«, in  : ballesterer 21, April/Mai 2006, S. 36–37, hier 37. Wolfgang Neugebauer, Bewaffneter Widerstand – Widerstand im Militär. Ein Überblick, in  : Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.)  : Jahrbuch 2009, Wien 2009, S. 12–36, 25. Spitaler/Forster, Wiener Fußballer, S. 75. Urbanek, Komplex, S. 229. Fritsche, Verfolgung, S. 199. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Widerstand und Verfolgung in Wien 1934–1945. Eine Dokumentation, Band 3, Wien 1984, S. 403. Spitaler/Forster, Wiener Fußballer, S. 75–76.

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Anmerkungen

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Urbanek, Komplex, S. 230. Matthias Marschik, Der tricksende Trompeter, in  : ballesterer 76, November 2012, S. 43–44. Kronen-Zeitung, 30.9.1943, S. 6. Neues Wiener Tagblatt, 4.10.1943, S. 6. Das Kleine Blatt, 23.8.1943, S. 4. Das Kleine Blatt, 6.9.1943, S. 4. Das Kleine Blatt, 13.9.1943, S. 4. Das Kleine Blatt, 27.3.1944, S. 4 Juraske, Blau-Gelb, S. 71. Neues Wiener Tagblatt, 3.8.1944, S. 5 Martin Krist/Albert Lichtblau, Nationalsozialismus in Wien. Opfer, Täter, Gegner, Wien 2017, S. 351–357. Verordnungsblatt. NS-Reichsbund für Leibesübungen. Sportgau Wien, 5.4.1944, S. 1. Verordnungsblatt. NS-Reichsbund für Leibesübungen. Sportgau Wien, 3.5.1944, S. 4. Neues Wiener Tagblatt, 21.8.1944, S. 4. Neues Wiener Tagblatt, 19.9.1944, S. 3 Neues Wiener Tagblatt, 26.9.1944, S. 3. Neues Wiener Tagblatt, 3.10.1944, S. 3. Neues Wiener Tagblatt, 12.12.1944, S. 3. Neues Wiener Tagblatt, 12.12.1944, S. 3. Neues Wiener Tagblatt, 27.2.1945, S. 2. Marschik, Frei spielen, S. 113. Neues Wiener Tagblatt, 27.3.1945, S. 2. Neues Wiener Tagblatt, 13.3.1945, S. 2.

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Fußball-Woche, 20.4.1938, S. 24. Fußball-Woche, 20.4.1938, S. 23. Fussball-Sonntag, 17.4.1938, S. 4. Reinhard Pillwein, FK Austria Wien. Eine europäische Diva, Wien 2015, S. 192. Fußball-Woche, 14.6.1938, o. S. Anders als heute gab es auch Terminkollisionen zwischen Auswahlspielen, Trainingslagern und Vereinsspielen – so etwa im Mai beim Lehrgang für die Nationalspieler. 7 Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 24.4.1938, S. 10 und 25.4.1938, S. 6. 8 Einberufung zum Weltmeisterschaftskurs vom 2.V.–15.V.1938, Brief von Dr. Georg Xandry [Durchschlag], 26.4.1938. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144. 9 Der Kicker. Die deutsche Fußball-Illustrierte, 29.3.1938, S. 1  ; zu Nausch siehe Akt 2. 10 Der Nachlass von Sepp Herberger ist eine wichtige Quelle, die Korrespondenzen und Notizen enthält, darin sind neben dem DFB-Präsidenten Felix Linnemann und Otto Nerz auch Wiener Funktionäre vertreten  : Gaufachwart Hanns Janisch, Gautrainer Ludwig »Luigi« Hussak, Austria-Sekretär Richard Ziegler und die Spieler aus dem erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. Siehe dazu auch Rosenberg/ Spitaler, Grün-weiß unterm Hakenkreuz, vor allem das Kapitel »Rapid und das deutsche Nationalteam«, S. 159–181. Das Material besteht aus zeitgenössischen Unterlagen und Notizen, ergänzt durch nach 1945 erstellte Notizen, die als Basis für eine von Herberger geplante Autobiografie dienen sollten. Teilweise sind es Stichworte zu bestimmten Themen (z. B. WM 1938, Integration der österreichischen Spieler), zum Teil sind die Strukturen geplanter Buchkapitel erkennbar. Das Material weist viele Dop-

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pelungen auf, oft mit minimalen Abweichungen. Die teilweise retrospektive Abfassung stellt bei der Interpretation einen wichtigen Faktor dar. Notizen zum Aufbau der Olympiamannschaft. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 20. Liste der oesterreichischen Nationalspieler der letzten 2 Jahre. undatiert [1938]. DFB-Archiv, Sepp Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, 630. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 3.5.1938, S. 3. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 3.5.1938, S. 26. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 3.5.1938, S. 3. Die teilweise sehr fehlerhafte und vor allem uneinheitliche Schreibweise in Herbergers Aufzeichnungen  – was die Rechtschreibung, aber auch die Namen betrifft  – wurde der Lesbarkeit halber an die aktuelle Rechtschreibung und die korrekten Namen angeglichen. Manuskriptseite, undatiert. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144. Manuskriptseite, undatiert. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 5.5.1938, S. 10. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 5.5.1938, S. 10. Notiz von Sepp Herberger, undatiert. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144. Notiz von Sepp Herberger, undatiert. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144. Handschriftliche Anmerkung von Herberger auf einem Brief von Kreisführer DRL Gau X (Niederrhein) an Sepp Herberger, 2.5.1938. DFB-Archiv, Sepp Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144. Die Austria war mit Sindelar parallel zum Trainingslager der Nationalmannschaft auf Deutschlandtournee, Krefeld liegt nur etwa 20 Kilometer von Duisburg entfernt. Der Kreisleiter fragt Herberger, ob die Nationalspieler der Austria für das Spiel ihres Vereins freigestellt werden und ob die restlichen Nationalspieler als Zuschauer kommen. Nach diesem Spiel hat Herberger offenbar mit Sindelar über seine mögliche Mitwirkung beim Spiel gegen Aston Villa gesprochen. Notiz zu Matthias Sindelar. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe  144. Dass viele Notizen zu einzelnen Spielern nicht vor der WM gemacht wurden, sondern erst (weit) später, das zeigt sich auch an faktischen Fehlern, beispielsweise beim chronologischen Ablauf einzelner Ereignisse. Bei einem Austrianer nimmt er explizit Bezug auf eine Lücke in seiner Erinnerung  : »Stroh hat mir insofern imponiert als er ein wahrer Ballkünstler war, für die Aufstellung in die Mannschaft wurden andere Voraussetzungen gestellt. […] war Pepi Stroh in Parisn [sic] dabei  ? (Notiz zu Josef Stroh. DFB-Archiv, Sepp Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144.) Notiz Sepp Herberger. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144. Roman Horak/Wolfgang Maderthaner, Mehr als ein Spiel. Fußball und populare Kulturen im Wien der Moderne, Wien 1997, S. 149. Verwiesen wird auf  : Das Kleine Blatt, 6.4.1963, S. 20. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 31.5.1938, S. 3. Neues Wiener Tagblatt, 14.5.1938, S. 12. Vgl. Akt 2. Das Kleine Volksblatt, 24.12.1938, S. 12. Zeugenvernehmung 4.6.1946. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 1 g Vr 2613/46. Vgl. dazu auch David Forster/Georg Spitaler, Fußball unterm Hakenkreuz, 36. Teil  : Wiener Austria 1938. Der Prozess, in  : ballesterer 102/2015, S. 74–75 und Georg Spitaler, Case Study. »Der Jude soll zahlen.« Die Wiener Austria im März 1938, in  : Hachleitner/Marschik/Spitaler, Sportfunktionäre. Horak/Maderthaner, Mehr als ein Spiel, S. 164. Vgl. dazu Akt 2. Notiz zu Karl Sesta. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144.

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Anmerkungen

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Sport-Tagblatt, 31.5.1938, S. 2. Sport-Tagblatt, 31.5.1938, S. 2. Sport-Tagblatt, 31.5.1938, S. 2. Dieses Spiel fand erst nach der WM statt, kann also nicht der Grund für die Nichtberücksichtigung Sestas für die Weltmeisterschaft gewesen sein. Neues Wiener Tagblatt, 28.12.1938, S. 10. Neues Wiener Tagblatt, 28.12.1938, S. 10. Fußball-Woche, Ausgabe A, 27.12.1938, S. 6. Das Kleine Volksblatt, 22.1.1938, S. 23. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 10.1.1939, S. 4. Das Kleine Volksblatt, 28.12.1938, S. 14. Vgl. dazu Spitaler, Case Study. Das Kleine Volksblatt, 14.6.1939, S. 10. Kronen-Zeitung, 24.7.1939, S. 9. Notiz zu Karl Sesta. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 144. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 16.5.1938, S. 2. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 16.5.1938, S. 14. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 16.5.1938, S. 17. Der Kicker, 17.5.1938, S. 25. Siehe Akt 2. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 10.6.1938, S. 24. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 14.6.1938, S. 11. Notiz zu Linnemann. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 19. Brief von Sepp Herberger an Felix Linnemann, 28.6.1938. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 19. Fussball-Sonntag, 17.7.1938, S. 3. Der Kicker, Süddeutschland, 12.7.1938, S. 14. Fussball-Sonntag, 17.7.1938, S. 3. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 31.7.1938, S. 12. Fussball-Sonntag, Nr. 32, 31.7.1938, S. 4. Matthias Marschik, Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre, Schwechat 2001, S. 244. Der Kicker, Süddeutschland, 2.8.1938, o. S. Der Kicker, Süddeutschland, 2.8.1938, o. S. Der Kicker, Süddeutschland, 2.8.1938, o. S. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 10.5.1938, S. 8. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 17.1.1939, S. 17. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 18.6.1938, S. 10. Der Kicker, Süddeutschland, 16.8.1938, S. 29–30. Völkischer Beobachter, Wiener Ausgabe, 8.6.1938, S. 11. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 23.8.1938, S. 5. Fußball-Woche, Brandenburgische Ausgabe, 8.11.1938, o. S. Fußball-Woche, Ausgabe A, 22.9.1941, S. 4. Fußball-Woche, Ausgabe A, 22.9.1941, S. 4. Zumindest nicht im »Altreich«. Doch gab es noch Freundschaftsspiele gegen andere Vereine der »Ostmark« und am 16. April 1944 ein Spiel gegen Gradjanski in Zagreb. Notiz Osterturnier 1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 51. Anonymer Brief von einem »Hamburger Fußball-Freund«. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 51.

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Brief von Sepp Herberger an Hans Mock, 27.2.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 51. Brief von Sepp Herberger an Felix Linnemann, 18.4.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 51. Brief von Sepp Herberger an Hans Mock, 16.4.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 51. Brief von Sepp Herberger an Hans Mock, 16.4.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 51. Nachbetrachtung auf das Spiel gegen Jugoslawien, 14.4.1940. DFB-Archiv, Sepp Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 51. Länderspielprogramm 1942. DFB-Archiv, Sepp Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 673. Notiz zum Länderspiel gegen Rumänien in Beuthen, 17.8.1942. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 55. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 4.9.1940. DFB-Archiv, Sepp Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 49. Brief von von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 1.5.1941. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 56. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 4.9.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 49. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 4.9.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 49. Brief von Sepp Herberger an das Oberkommando der Wehrmacht, Oberst Herr Hofmann, 27.7.1942. 1942. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 264. Brief von Franz Riegler an Sepp Herberger, 24.11.1942. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 630. Brief von Sepp Herberger an das Wehrmachtsgefängnis Germersheim, 26.1.1943. DFB-Archiv, SeppHerberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 22. Brief von Wehrmachtsgefängnis Germersheim  – 1.  Kompanie an Sepp Herberger, 2.2.1943. DFBArchiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 22. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 4.9.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 49. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 11.9.1942. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 24. Brief von Sepp Herberger Hans Mock, 16.1.1943. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 24. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 4.9.1940. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 49. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 1.5.1941. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 56. Herberger berücksichtigte Zieglers Bitte  ; Das Kleine Blatt, 30.5.1941, S. 10  ; 1.6.1941, S. 10. Brief von Richard Ziegler an Sepp Herberger, 1.5.1941. DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, Mappe 56. Ob die Bitte Zieglers dabei eine Rolle gespielt hat, ist unklar. Es scheint jedenfalls, dass Herberger bei Spielern, die er spielerisch – und auch charakterlich – schätzte, Einberufungen auch als Hilfestellung betrachtete, um ihnen Urlaub vom Kriegsdienst zu vermitteln. Das Kleine Blatt, 30.5.1941, S. 10  ; 1.6.1941, S. 10. Hans Bonde, Football with the Foe. Danish Sport under the Swastika, Odense 2008, S. 131–132. Bonde, Football, S. 133–134.

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Anmerkungen

104 Bonde, Football, S. 134. 105 Der Kicker Fußball/Deutsche Fußball-Illustrierte/Illustrierte Sportzeitung. Amtliches Organ des Reichsfachamtes Fußball im NS-Reichsbund für Leibesübungen, Gemeinsame Kriegsausgabe, 26.9. 1944, Nr. 20, S. 1.

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Matthias Marschik, Vom Idealismus zur Identität. Der Beitrag des Sportes zum Nationsbewußtsein in Österreich (1945–1950),Wien 1999, S. 54. Matthias Marschik, Eine (Miss-)Erfolgsgeschichte. Fußball in Wien/Sport in Österreich, 1945 bis 1995, in  : Michael Dippelreiter (Hg.), Wien. Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945, Wien/ Köln/Weimar 2013, S. 651–680, hier 656. Marschik, Idealismus, Wien 1999. Emanuel Fiscus (1900–1984) war in der Zwischenkriegszeit Redakteur der zionistischen »Wiener Morgenzeitung« und Funktionär bei mehreren jüdischen Sportvereinen. 1938 wurde er in das KZ Dachau deportiert, nach seiner Freilassung flüchtete er nach Budapest, wo er 1942 neuerlich verhaftet und im KZ Csörgö interniert wurde. Nach seiner Flucht überlebte er die NS-Zeit im Budapester Ghetto. 1945 remigrierte er nach Wien und wurde Chefredakteur der Zeitschrift »Der neue Weg. Jüdisches Organ« und Obmann des Verbandes der wegen ihrer Abstammung Verfolgten. Vgl. Evelyn Adunka (Hg.), Tagebücher von Emanuel Fiscus (1916–1921), Innsbruck 2008. Neues Österreich, 8.6.1945, S. 4. Thomas Woldrich, Das schöne Austria. Tourismuswerbung für Österreich mittels Landschaft, Kultur und Menschen, in  : Ursula Prutsch/Manfred Lechner (Hg.), Das ist Österreich. Innensichten und Außensichten, Wien 1997, S. 37–60. Gerhard Urbanek, Österreichs Olympiaauftritt 1948. Die Wiederentstehung einer verlorenen Identität, Univ. Dipl., Wien 2006  ; Marschik, Idealismus, S. 165–177. Jo Huber, Österreich. Faszination des Fußballs, Wien 1979, S. 23. Ersteres gilt etwa für Leo Schidrowitz, Geschichte des Fußballsportes in Österreich, Wien/Wels/ Frankfurt/M. 1951, S. 219ff. Zweiteres etwa für Karl Langisch, Geschichte des österreichischen Fußballsports, Wien 1966. Vgl. dazu auch Andreas Praher, Vergessen und verdrängt – Salzburgs Sport im Nachkriegsösterreich, in  : Minas Dimitriou/Oskar Dohle/Walter Pfaller/Andreas Praher (Hg.), Salzburgs Sport in der NS-Zeit. Zwischen Staat und Diktatur (= Schriftenreihe des Salzburger Landesarchivs, Nr. 27), Salzburg 2018, S. 357–382, hier 358. Georg Spitaler, Populare Erinnerungsorte – die NS-Zeit im österreichischen Fußballgedächtnis, in  : Lorenz Peiffer/Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Hakenkreuz und rundes Leder. Fußball im Nationalsozialismus, Göttingen 2008, S. 545–557, 545f. Neues Wiener Tagblatt, 3.4.1945, S. 2. Neues Österreich, 15.5.1945, S. 4. Neues Österreich, 12.5.1945, S. 4. Neues Österreich, 25.5.1945, S. 4. Neues Österreich, 29.5.1945, S. 4. Neues Österreich, 9.6.1945, S. 4. Neues Österreich, 20.1.1946, S. 4. Neues Österreich, 10.8.1945, S. 4. Reinhard Pillwein, FK Austria Wien. Eine europäische Diva, Wien 2015, S. 226. Neues Österreich, 2.9.1945, S. 4. Volksstimme, 2.9.1945, S. 4.

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

22 Vgl. Volksstimme, 5.12.1945, S. 4. 23 Michael John/Matthias Marschik, Ortswechsel. Antisemitismus im österreichischen Sport nach 1945, in  : Heinz Wassermann (Hg.), Antisemitismus in Österreich nach 1945. Forschungsergebnisse und Forschungsperspektiven, Innsbruck/Wien/München 2002, S. 180–202, 191. 24 Wiener Sport in Bild und Wort, 2.2.1946, S. 5. 25 Mit der Einrichtung der »Kriegsmeisterschaft« wurden zwar die Regelungen für »Gastspieler« gelockert, waren aber mit dem völligen Verbot jedes anderen Vereinswechsels verknüpft. Matthias Marschik, Sportdiktatur. Bewegungskulturen im nationalsozialistischen Österreich, Wien 2008, S. 97. 26 Hardy Grüne, Spielerlexikon 1890 bis 1963. Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 8, Kassel 2006, S. 147. 27 Das betrifft etwa Richard Bossak, Alois Duchon, Hans Kovar, Friedrich Schmidt oder Adolf Huber, die alle erst im Lauf des Jahres 1946 aus der Gefangenschaft heimkehrten. Vgl. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  ; WASt, II B 220-677 – 4/17, 170320.5, Auskunft vom 31.1.2018  ; Austria Wien-Archiv  : http://www.austria-archiv.at/spieler.php, abgerufen am 6.6.2018. 28 Neues Österreich, 3.6.1945, S. 4. 29 Volksstimme, 15.8.1945, S. 4. 30 Neues Österreich, 10.8.1945, S. 4. 31 David Forster/Bernhard Hachleitner/Robert Hummer/Robert Franta, Die Legionäre. Österreichische Fußballer in aller Welt, Münster 2011, S. 172f. 32 David Forster, Opfer Österreich, Opfer Austria  ? Der FK Austria und die NS-Zeit, in  : David Forster/ Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 106–121, 108–109. 33 Neues Österreich, 10.8.1945, S. 4. 34 Pillwein, Diva, S. 219. 35 Pillwein, Diva, S. 259. 36 Matthias Marschik, Frei spielen. Sporterzählungen über Nationalsozialismus und »Besatzungszeit«, Wien/Berlin 2014, S. 163. 37 Ernst Ocwirk, Weltenbummler. Vom Ballbuben bis zum Kapitän des Kontinent-Teams, Linz 1956, S. 34. 38 Kurier, 14.11.1952, zit. nach  : Pillwein, Diva, S. 264. 39 Kurier, 29.5.1952, zit. nach  : Pillwein, Diva, S. 261. 40 Neues Wiener Tagblatt, 8.2.1946, S. 6. 41 Dieter Chmelar, Ballett in Violett. 75 Jahre Fußballklub Austria, Wien 1986, S. 48. 42 Pillwein, Diva, S. 248. 43 Pillwein, Diva, S. 269. 44 Volksstimme, 18.9.1945, S. 4. 45 Neues Österreich, 12.12.1945, S. 4. 46 Matthias Marschik, Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre, Schwechat 2001, S. 97. 47 Roman Horak/Matthias Marschik, Vom Erlebnis zur Wahrnehmung. Der Wiener Fußball und seine Zuschauer 1945–1990, Wien 1995, S. 86f. 48 Neues Österreich, 28.4.1946, S. 4. Die Auswahl, welcher Klub als Sparringpartner in die Schweiz fahren durfte, wurde vom Wiener Fußballverband getroffen, und zwar erhielt den Zuschlag/die Erlaubnis jener Klub, der am 4. April an der Spitze der Ligatabelle stand, vgl. Weltpresse, 8.4.1946, S. 5. 49 Tagblatt am Montag, 2.7.1951, S.  7  ; vgl. auch Jo Huber, Österreich. Faszination des Fußballs, Wien 1979, S. 23. 50 Georg Spitaler/Clemens Zavarsky, Vom Donaustrand an die Copacabana, in  : ballesterer 92/2014, S. 92–94. 51 Johann Skocek/Wolfgang Weisgram, Das Spiel ist das Ernste. Ein Jahrhundert Fußball in Österreich,

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Anmerkungen

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Wien 2004, S. 92  ; Matthias Marschik, Massen, Mentalitäten, Männlichkeit. Fußballkulturen in Wien, Weitra 2005, S. 102f. Sportfunk, 3.6.1951, S. 3. Neues Österreich, 3.6.1945, S. 4. Salzburger Tagblatt, 31.10.1945, S. 7f. Brief des FK Austria an Dr. Emanuel Schwarz, 10.10.1945. Nachlass Emanuel Schwarz, Privatarchiv Thomas Schwarz. Brief von Dr. Hans Karmel, Wiener Ärztekammer an Dr. em. Michael Schwarz, Paris, 21.11.1945. WStLA, 2.10.2.A1 – Ärztekammer Wien, Personalakten Ärzte und Ärztinnen. Volksstimme, 5.12.1945, S. 4. Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. Wolfgang Maderthaner, Die lange Reise des Fußballdoktors Emanuel »Michl« Schwarz, in  : Diethelm Blecking/Lorenz Peiffer (Hg.), Sportler im »Jahrhundert der Lager«. Profiteure, Widerständler und Opfer, Göttingen 2012, S. 124–130, hier 129. Zum Schicksal der Austria-Vorstandsmitglieder bis zum März 1938 siehe die folgende detaillierte Darstellung. Vgl. dazu etwa Bernhard Hachleitner, Emanuel Michael Schwarz  – Die Seele der Austria, in  : Peter Eppel/Bernhard Hachleitner/Werner Michael Schwarz/ Georg Spitaler (Hg.), Wo die Wuchtel fliegt. Legendäre Orte des Wiener Fußballs, Wien 2008, S. 74–75  ; David Forster, Opfer Österreich, Opfer Austria  ? Der FK Austria und die NS-Zeit, in  : David Forster/Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 106–121  ; Marie Samstag, Kicker unterm Hakenkreuz (2) – Die abenteuerliche Flucht des Austria-Präsidenten Dr. Emanuel »Michl« Schwarz. https://abseits.at/in-depth/gesellschaft-ethik/kicker-unterm-hakenkreuz-2-die-abenteuerliche-fluchtdes-austria-praesidenten-dr-emanuel-michl-schwarz/, abgerufen am 6.6.2018  ; Maderthaner, Reise des Fußballdoktors, S. 124–130. Demande d’autorisation des voyage en France, 4.1.1939. Consulat Général de France a Vienne. Nachlass Emanuel Schwarz, Privatarchiv Thomas Schwarz. Brief von Schlegel an Emanuel Schwarz, 7.8.1939. Nachlass Emanuel Schwarz, Privatarchiv Thomas Schwarz. In welchem Lager er interniert war, konnte nicht eruiert werden. Schwarz selbst wollte über diese Zeit nach Auskunft seines Sohnes Franz und Enkelsohns Thomas nicht sprechen. Interview Bernhard Hachleitner mit Franz Schwarz, 24.9.2007. Leopoldine Schwarz Klage wegen Ehescheidung bzw. Eheaufhebung und Antrag auf Abstandnahme von einem Sühneversuch. Eingegangen 7.5.1940. Kopie im Nachlass Emanuel Schwarz, Privatarchiv Thomas Schwarz. Zentralverlag der NSDAP. Rechnung Nr. 18.353 VB. An das Landesgericht Wien Abtl. 29. Kopie im Nachlass Emanuel Schwarz, Privatarchiv Thomas Schwarz. Brief von Emanuel Schwarz, 27.5.1944. Nachlass Emanuel Schwarz, Privatarchiv Thomas Schwarz. Poldi [Leopoldine Schwarz] an Emanuel Schwarz, Nachlass Emanuel Schwarz, Privatarchiv Thomas Schwarz. Sport-Tagblatt, 23.3.1932, S. 3. Sport-Tagblatt, 22.7.1936, S. 1. Wiener Zeitung, 19.1.1923, S. 15. Vermögensanmeldung Siegfried Sass. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, VA, Buchstabe S 38249 Sass, Siegfried, 12.3.1898. 60 Prozent besaß Joachim Rosthal. Fragebogen Nr. 34229, Sass, Siegfried, 7.6.1938, IKG Wien, Fürsorge-Zentrale, Auswanderungsabteilung, Archiv der IKG Wien.

Fünfter Akt: Der FK Austria nach 1945: Nachwirkungen

75 WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Siegfried Sass. Das Datum seines Auszugs aus der Wohnung ist unleserlich. 76 List or manifest of alien passengers for the United States immigrant inspector at port of Arrival, «New York, New York Passenger and Crew Lists, 1909, 1925–1957, Siegfried Sass, 1939  ; citing Immigration, New York, New York, United States, NARA microfilm publication T715. Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d., online unter http://www.familysearch.org, abgerufen am 6.6.2018. 77 New York, Southern District Naturalization Index, 1917–1950, Siegfried, Sass, 1917–1950  ; from Alphabetical Index to Declarations of Intention of the U.S. District Court for the Southern District of New York, 1917–1950, NARA microfilm publication M1675 (Washington, D.C.: National Archives and Records Administration, n.d.), roll 74, online unter http://www.fold3.org, abgerufen am 30.4.2018. 78 Teilerkenntnis 50 RK 309/48 12. WStLA, 1.3.2.119.K6  –Vermögen VEAV  – Anmeldung entzogener Vermögen nach Bezirken 1946–1953. 79 Rückstellung. WStLA, 1.3.2.119.K6, VEAV – Anmeldung entzogener Vermögen nach Bezirken 1946– 1953. 80 Freiheit  !, 21. 1. 1932, S. 4. 81 Neues Wiener Journal, 30. 1. 1932, S. 7. 82 Sport-Tagblatt, 2. 12. 1932, S. 2. 83 Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. 84 Zumindest bei größeren Spielen, z.  B. dem Mitropa-Cup-Finale 1933 (Kronen-Zeitung, 22.8.1938, S. 12). 85 Geheime Staatspolizei Staatspolizeileitstelle Wien  : Niederschrift aufgenommen mit Heinrich Bauer VI/972. 13.10.1941. OeStA, AdR, Entsch-u. Reang, FLD 13610 Bauer Heinrich 05205/1578. 86 Zu den katastrophalen Lebensbedingungen im Ghetto Litzmannstadt vgl. Andrea Löw, Juden im Getto Litzmannstadt. Lebensbedingungen, Selbstwahrnehmung, Verhalten, Göttingen 2006. Schätzungen gehen von nur etwa 7.000 Überlebenden aus, von insgesamt etwa 200.000 Personen. Wer das Getto überlebte, wurde in ein Vernichtungslager deportiert. 87 Heinrich Bauer, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Opfersuche. 88 Austritte in Wien aus der IKG 1915–1945, Nr. 27066, Zahl 832, online unter http://www.genteam.at, abgerufen am 6.6.2018. 89 Vermögensanmeldung Martin Witt. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, VA Buchstabe W 35981 Witt, Martin, 26.2.1889. 90 Neues Wiener Tagblatt, 18.2.1938, S. 4. 91 Beschlagnahmeverfügung der Geheimen Staatspolizei infolge Ausbürgerungsverfahren. OeStA, AdR E-uReang VVSt, VA Buchstabe W 35981 Witt, Martin, 26.2.1889. 92 New York, New York, Northern Arrival Manifests, 1902–1956. NARA microfilm publication M1480 and M1482, National Archives and Records Administration, Washington D.C. n.d.)  ; roll 156, FHL microfilm 1,283,826, online unter http://www.familysearch.org, abgerufen am 6.6.2018. 93 Neues Wiener Tagblatt, 29.7.1939, S. 9. 94 Neues Wiener Tagblatt, 29.7.1939, S. 9. 95 Sport-Tagblatt, 22.7.1926, S. 1. 96 Sport-Tagblatt, 8.11.1927, S. 4. 97 Fussball-Sonntag, 11.7.1937, S. 9. 98 Vermögensanmeldung Michael Lukacs. OeStA, AdR E-uReang VVSt, VA Buchstabe L 30763, Lukacs, Michael, 29.9.1887. 99 Michael Lukacs, Eidesstattliche Erklärung. 13.1.1958. OeStA, AdR, E-uReang, AHF, Lukacs, Michael, 29.09.1887.

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Anmerkungen

100 Vermögensanmeldung 8773, Jakob Zeichner, 25.9.1890. 12.07.1938. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, VA, 1938–1945. 101 Vermögensanmeldung Jakob Zeichner, 25.9.1890. 12.07.1938. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, VA, 1938–1945. 102 Neues Wiener Tagblatt, 20.7.1938, S. 13. 103 Weder im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, noch im Österreichischen Staatsarchiv oder im Wiener Stadt- und Landesarchiv konnten weitere Unterlagen zu Jakob Zeichner ausfindig gemacht werden. Auf dem Meldezettel (WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Jakob Zeichner, 30.7.1938) steht  : ausgezogen nach »unbek.«. 104 Vermögensanmeldung Oskar Reisz. OeStA, AdR E-uReang VVSt, VA Buchstabe R 44411 Reisz, Oskar, 17.3.1889. 105 IKG-Fragebogen 21536, 19.5.1938. Archiv der IKG Wien. 106 Marseille war ein wichtiger Transitort auf der Flucht, weil hier ein portugiesischer Konsul gegen Anweisung seines Ministeriums Visa für jüdische Flüchtlinge ausstellte, vg. dazu Ulrike Jürgens, Ziegensteig ins Paradies. Exilland Portugal, Wien 2015. 107 List or manifest of alien passengers for the United States immigrant inspector at port of Arrival, 1941, All Lines 1941 April, All lines, 11-Apr-41, 3rd Class Reisz Oscar  ; Elvira  ; Paul Stephan  ; Fritz Walter, online unter http://www.familysearch.org, abgerufen am 6.6.2018. 108 Brief von Felix G. Gerstmann an den Fonds zur Hilfeleistung an politisch Verfolgte, die ihren Wohnsitz und staendigen Aufenthalt im Ausland haben (Hilfsfonds), 5.7.1958. OeStA, AdR, E-uReang, AHF, Gerstmann, Felix, 19.05.1898, 1955–1962. 109 Felix G. Gerstman, 1967, United States Social Security Death Index, Burial, Fairview, Bergen, New Jersey, United States of America, Mount Moriah Cemetery, online unter http://www.findagrave.com, abgerufen am 6.6.2018. 110 Das Durchschnittsalter 1938 betrug 47 Jahre. 111 Vgl. dazu Akt 2  ; Bernhard Hachleitner/Georg Spitaler, Demografie jüdischer SportfunktionärInnen, in  : Bernhard Hachleitner/Matthias Marschik/Georg Spitaler (Hg.), Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938, Berlin 2018. 112 Neues Wiener Journal, 24.10.1933, S. 12. 113 Sport-Tagblatt, 26.6.1935, S. 2  ; Neues Wiener Journal, 20.7.1935, S. 12. 114 Martin Medina, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), Opfersuche. 115 Wiener Zeitung, 14.12.1947, S. 5. 116 NSDAP-Karteikarte, Fritz Beck. BA, 3200 Gaukartei. 117 Shoshana Duizend-Jensen, Jüdische Gemeinden, Vereine, Stiftungen und Fonds. Arisierung und Restitution. Vereine, Stiftungen und Fonds im Nationalsozialismus. Bd. 21/2, Wien/München 2004, S. 72. 118 Neues Wiener Journal, 30.12.1926, S. 11. Zur Geschichte von Max Birnstein siehe die folgenden detaillierten Ausführungen. 119 Dedek war 1937 nach Bukarest ausgewandert, Bürg besaß als »rumänischer Staatsbürger« einen »Fremdenpass« und hatte zumindest 1938 teils in Wien, teils in Temesvar gelebt und sich in Triebswetter (Tomnatic) um die Abhaltung eines Fußballbewerbes der »Heidedörfer« gekümmert  ; vgl. Banater Deutsche Zeitung, 1.1.1938, S. 7  ; 18.2.1938, S. 7. 120 Ehrlichs Sporthaus und somit das erste Sekretariat der Austria lagen in der französischen Zone  ; vgl. Marschik, Frei spielen, S. 163. 121 Sack, der Sohn des bekannten Cafetiers Franz Sack, der auf der Seilerstätte ein Lokal betrieben hatte, das sowohl von Künstlern wie von Fußballern frequentiert wurde, übernahm 1947 das Café Parsifal, wohin dann auch das Sekretariat der Austria übersiedelte  ; vgl. Marschik, Frei spielen, S. 163. 122 Zu Karl Zetschock siehe Akt 3.

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WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen, K 3  : Max Birnstein. Österreichische Volkszeitung, 1.10.1914, S. 7. Illustriertes Sportblatt, 16.4.1915, S. 5. Kleine Volks-Zeitung, 18.1.1928, S. 7. Neues Wiener Journal, 15.4.1931, S. 7. Archiv der IKG Wien, Personalakt Max Birnstein. Wir danken Michaela Raggam-Blesch für den Hinweis auf Birnsteins Rolle in den Altersheimen. Zu den Altersheimen der IKG Wien und Max Birnsteins Tätigkeit siehe Dieter J. Hecht/Eleonore Lappin-Eppel/Michaela Raggam-Blesch, Topographie der Shoah. Gedächtnisorte des zerstörten jüdischen Wien, Wien 2017, S. 240–250. Zu Frankl siehe Wolfgang Neugebauer, Juden als Opfer der NS-Euthanasie in Wien 1940–1945, in  : Eberhard Gabriel/Wolfgang Neugebauer (Hg.), Von der Zwangssterilisierung zur Ermordung. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien Teil II, Wien/Köln/Weimar 2002, S. 99–111. Wiener Zeitung, 7.3.1947, S. 2. Soziale Gerichtshilfe  : Geschichte, http://www.soziale-gerichtshilfe.at/geschichte/, abgerufen am 6.6. 2018. Sport-Tagblatt, 3.6.1929, S. 6. Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. Dies geschah auf Aufforderung der Vereinspolizei, die um Bekanntgabe der zuständigen Funktionäre bat, weil seit 1937 kein Vorstand mehr bekannt gegeben worden war  ; vgl. Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. Volksstimme, 30.12.45, S. 4. Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. Matthias Marschik, Frei spielen. Sporterzählungen über Nationalsozialismus und »Besatzungszeit«, Wien/Berlin 2014, S. 162. Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. Pillwein, Diva, S. 230. Leo Schidrowitz, Geschichte des Fußballsportes in Österreich, Wien/Wels/Frankfurt/M. 1951, S. 316f. Pillwein, Diva, S. 259. Johann Skocek, Mister Austria. Das Leben des Klubsekretärs Norbert Lopper. Fußballer – KZ-Häftling – Weltbürger, Wien 2014, S. 103ff. Pillwein, Diva, S. 279. Pillwein, Diva, S. 279. Pillwein, Diva, S. 283. Sportfunk, 14.8.1955 zit. nach  : Pillwein, Diva, S. 283. Neuer Kurier, 9.4.57, S. 10. Neuer Kurier, 6.5.1957, S. 9. Neuer Kurier, 7.5.1957, S. 10. Neue Freie Presse, 8.5.1957, S. 10. Hanns Fonje/Karl Langer, Die Wiener Austria. Fussballzauber aus Österreich, Krems 1962, S. 165. Bundespolizeidirektion Wien. Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten, Akt »FK Austria«, 11.037/26. Matthias Marschik, Wiener Austria. Die ersten 90 Jahre, Schwechat 2001, S. 141.

265

Anmerkungen

155 Neues Österreich, 27.9.1946, S. 4. 156 Anzeige vom 25.3.1946. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 1 g Vr 2613/46. 157 Für die Zurverfügungstellung von wichtigem Material und für wesentliche Vorarbeiten zu diesem Abschnitt danken wir Georg Spitaler, vgl. Georg Spitaler, »Der Jude soll zahlen.« Die Wiener Austria im März 1938, in  : Hachleitner/Marschik/Spitaler, Sportfunktionäre  ; vgl. auch  : David Forster/Georg Spitaler, Wiener Austria 1938. Der Prozess, in  : ballesterer 102/2015, S. 74–75. 158 WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 159 Zeugenvernehmung Johann Mock. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 160 Vernehmung Hermann Haldenwang. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 161 Zeugenvernehmung Ziegler 1.7.1946. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 1 g Vr 2613/46. 162 Zeugenvernehmung Dr. Bruno Eckerl, 22.7.1954. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 163 Zeugenvernehmung Dr. Bruno Eckerl, 16.10.1954. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 164 Wiederaufnahmeantrag 12.6.1954. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 165 Beschluss des LG Strafsachen als Volksgericht, 31.12.1954 bzw. Beschluss 13.5.1955. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55. 166 Wiener Montag, 21. 3. 1955, S. 9. 167 Wiener Montag, 21. 3. 1955, S. 9. 168 Wiener Montag, 16. 8. 1955, S. 8. 169 »In der popularen Erinnerung an die NS-Zeit im österreichischen Fußball blieb dieses [jüdische] Erbe allerdings lange im Hintergrund. Auch dass der Verein gerade aufgrund dieser ›jüdischen‹ Kodierung im Nationalsozialismus keine privilegierte Position besaß, zahlreiche Funktionäre flüchten mussten und einige ermordet wurden, wurde in dieser expliziten Form erst spät angesprochen«. Georg Spitaler, Populare Erinnerungsorte – die NS-Zeit im österreichischen Fußballgedächtnis, in  : Lorenz Peiffer/Dietrich Schulze-Marmeling (Hg.), Hakenkreuz und rundes Leder. Fußball im Nationalsozialismus, Göttingen 2008, S. 545–557, 552. 170 Zu Ernst Kaltenbrunner, der am 11.3.1938 Staatssekretär für öffentliche Sicherheit in der Regierung Seyß-Inquart wurde, entscheidend am Aufbau der Gestapo in Österreich beteiligt war und im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher angeklagt, schuldig gesprochen und am 16. Oktober 1946 hingerichtet wurde, siehe besonders  : Peter Black, Ernst Kaltenbrunner – Vasall Himmlers. Eine SS-Karriere, Paderborn 1991. 171 Zur Biografie von Walter Münch siehe Franz Weisz, Die geheime Staatspolizeistelle Wien. Band 4/2, Univ. Diss., Wien 1991, S. 2235–2240  : Münch arbeitete für die SS und später für die Gestapo, war aber dazwischen in einer Widerstandsgruppe aktiv und biederte sich später den Alliierten an. Nach Verbüßung einer einjährigen Gefängnisstrafe, die lediglich wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP vor 1938 verhängt wurde, arbeitete er für den Szolnay-Verlag. 172 David Forster, Opfer Österreich, Opfer Austria  ? Der FK Austria und die NS-Zeit, in  : David Forster/ Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014, S. 106–121, 114  ; Matthias Marschik, Der ›Fall‹ Matthias Sindelar. Szenen einer Erregung, in  : SportZeiten 4/1 (2004), S. 79–92. 173 Stefanie Lucas, »… der erste und einzige Sammelpunkt für alle Entwurzelten.« Die Wiederbelebung des SC Hakoah in der ersten Nachkriegsdekade, in  : Susanne Helene Betz/Monika Löscher/Pia

266

Epilog

Schölnberger (Hg.), »… mehr als ein Sportverein«. 100 Jahre Hakoah Wien 1909–2009, Innsbruck 2009, S. 185–206.

Epilog 1

2

David Forster hat in einem Aufsatz wesentliche Lücken in der Aufarbeitung der Geschichte des FK Austria unter dem NS-Regime benannt. Siehe  : Forster, Opfer Österreich, Opfer Austria  ?, in  : David Forster/ Jakob Rosenberg/Georg Spitaler (Hg.), Fußball unterm Hakenkreuz in der »Ostmark«, Göttingen 2014 S. 106–121, hier 116f. Michel Foucault, Nietzsche, die Genealogie, die Historie, in  : Michel Foucault, Von der Subversion des Wissens, Frankfurt/M. 1987, S. 69–90, 74.

267

Danksagung

Folgende Personen und Institutionen haben uns in vielfältiger Weise bei der Recherche und Erstellung des Buches unterstützt  : Peter Bruins, Neffe von Margarethe Nausch Marlene Fleck, Studienassistentin am Arbeitsbereich Sozial und Zeitgeschichte des Sports des Zentrums für Sportwissenschaft und Universitätssport, Universität Wien Susana Hendler, Ehefrau von Peter Hendler (des Großcousins von Margarethe Nausch) Andreas Holzinger, Managing Director, Austrian Sports Ressorts BSFZ Obertraun Gerhard Kaltenbeck, Sektionsleiter und Museumskurator der Austria Wien Univ. Prof. Dr. Christian Koller, Universität Zürich, Schweizerisches Sozialarchiv Tijana Kovčić, Archivarin, Historical Archives of Belgrade Dusan Kozlica, Student der Sportwissenschaft an der Universität Wien, Wien, Belgrad Doz. Dr. Wolfgang Maderthaner, Österreichisches Staatsarchiv Dr. Holger Martens und Max Martens, Historiker-Genossenschaft eG, Berlin Vojislava Radovanovic, Direktorin des Jewish Historical Museum in Belgrad Peter Scheuz, ehemaliger Leiter des Bundessport- und Freizeitzentrums Obertraun Dr. Daniela Schmid, Kunsthistorikerin, Ariel-Muzikant-Sammlung Wien Dr. Ursula Schwarz, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) Dr. Georg Spitaler, Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung 268

Danksagung

Dr. Hubert Steiner, Österreichisches Staatsarchiv Dr. Dejan Zec, Historiker Belgrad (zur Zeit Researcher am Chair for Public Trust in Health, Grenoble École de Management) Besondere Hilfe erhielten wir durch folgende Archive, Bibliotheken und Organisationen Bundessport- und Freizeitzentrum Obertraun Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik Deutscher Fußball-Bund e.V., Archiv und Bibliothek Wiener Stadt- und Landesarchiv Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes ETH Zürich Jewish Historical Museum Belgrade Schweizerisches Bundesarchiv BAR Zentrum für Sportwissenschaft und Universitätssport, Universität Wien Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Wien

269

Anhang

Mitglieder der NSDAP Nachname

Vorname

Geb.

Beck

Friedrich

30.03.1907

SA/SS

Ja / 18.6.1932

NSDAP

Birk

Ferdinand

17.06.1903

Parteianwärter, Antrag abgelehnt

Böhm

Karl

21.10.1910

Ja / 1.5.1938

Christl

Anton

13.12.1908

Ja / 1.1.1941

Dedek

Franz

16.06.1901

Ja / 1.5.1938

Dierkes

Alfred, Dr.

30.01.1869

Ja/ bis 19341

Eckerl

Bruno

06.10.1901

Ja / 1.1.1941

Haldenwang

Hermann

17.01.1897

Hartl

Franz, Dr.

SA

Ja / März/April 19382 Ja / 1.7.19382

Kaltenbrunner

Ernst, Dr.

04.10.1903

Lot

Hans

22.04.1897

Ja / 1.7.19403

Kolarik

Franz, Dr.

25.10.1903

Ja / 1.7.1940

Mock

Johann

09.12.1906

Morocutti

Wilhelm

09.05.1900

Münch

Walter

21.05.1909

SS

SA

Ja / 18.10.1930

Ja /1.5.1938 Ja / 1.5.1938

SS

Ja / 7.7.19314

Roggow

Johann

01.03.1921

Ja/1.9.1941

Sack

Karl

09.08.1913

Ja / 1.5.1938

Zetschock

Karl

23.06.1901

Ja / 1.7.1940

Tabelle 1  : Partei-, SS-, SA-Mitglieder beim FK Austria Quellen und Erläuterung Überprüft wurden alle Spieler und Funktionäre (soweit sie nicht jüdisch waren), die im Zeitraum von 1938 bis 1945 beim Fußball-Klub Austria tätig – und eindeutig identifizierbar – waren, insgesamt 111 Personen. Als Quellen dienten die Mitgliederkartei der NSDAP (Zentralkartei und Gaukartei) im Bundesarchiv Berlin bzw. dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien. Zusätzliche Informationen auf allfällige Mitgliedschaften finden sich in den Registrierungsakten für ehemalige Nationalsozialisten (Wiener Stadt- und Landesarchiv). Das in der Spalte »NSDAP« angeführte Datum ist jeweils das Aufnahmedatum in die NSDAP. Ein Beitrittsdatum Jahr 1938 bedeutet, dass der Betreffende schon vorher für die NSDAP tätig war, das war zu diesem Zeitpunkt Voraussetzung für die Aufnahme. Details über eventuelle Zurückstellung von Anträgen im Jahr 1938 finden sich im Akt 2 bzw 3 (Vorstand Oktober 1938 und 1942). Die Mitgliedschaft von Hans Mock bei der SA konnte nicht mit Archivquellen nachgewiesen werden. Er trat aber nach zahlreichen übereinstimmenden Zeitungsberichten unmittelbar nach dem Anschluss in großer Öffentlichkeit als SA-Mann auf. Ähnliches gilt für Haldenwang (wenn auch bei ihm die Hinweise seltener sind).

270

Anhang

Anmerkung 1: Dierkes sucht 1938 wieder um Aufnahme in die NSDAP an. Sein Antrag wurde zurückgestellt. Nach Lockerung der Aufnahmebstimmungen wurde sein Antrag bewilligt, er starb aber kurz bevor diese Bewilligung in Kraft treten konnte. Anmerkung 2: Es ist keine Karteikarte erhalten, das Registrierungsverfahren belegt aber die Mitgliedschaft. Hermann Haldenwang gibt in diesen Unterlagen unterschiedliche Aufnahmedaten an (März/April 1938 bzw. 1940). Offenbar erkannte er im Laufe des Verfahrens, dass seine Karteikarte nicht mehr vorhanden war. Glaubwürdiger ist das frühere Datum. Bei Dr. Franz Hartl kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, dass der Genannte mit dem Austria-Funktionär ident ist. Es gibt im Adressbuch für Wien (Lehmann) und in den historischen Meldeunterlagen jedenfalls nur einen Dr. Franz Hartl. Anmerkung 3: Lot war nach eigenen Angaben von 1932 bis zum Verbot Mitglied der österreichischen NSDAP. Quelle: Der Reichsstatthalter. Der Staatskommissar. Fragebogen, 9.8.1938, OeStA, AVA Justiz JM Präs. A 162a.123 Lot, Johann Georg Paul, Standesausweis, Qualifikationstabelle, Lebensbeschreibung und Fragebogen, 1922–1938. Anmerkung 4: Münch trat nach eigenen Angaben im Registrierungsverfahren aus der österreichischen NSDAP aus und stellte erst im November 1937 wieder einen Aufnahmeantrag. Auf der Karteikarte ist kein Austritt vermerkt.

271

Anhang

Akteure beim Fußball-Klub Austria von 1938 bis 1945 und danach Nachname

272

Vorname

Geboren

Religion

Beruf

Funktion

Adamek

Karl

23.07.1910

r.k.

Sportlehrer; Reisender; Berufssportler

Spieler

Adelbrecht

Josef

08.01.1910

r.k.

Magazineur

Spieler

Andritz

Karl

13.05.1914

r.k.

Schnittmacher

Spieler

Bauer

Heinrich

17.01.1885

mos.

Kaufmann

Revisor, Schriftführer (März 1938)

Baumann

Christian

08.07.1888

ev. AB

Kaufmann

Revisor, Vizepräsident (vor 1938)

Beck

Friedrich

30.03.1907

r.k.

Dentist

Revisor (1945)

Beranek

Franz Rudolf

26.05.1920

ev. a.b.

Metalldreher

Spieler

Billich

Johann

24.12.1907

r.k.

Maschinenschlosser

Spieler

Birk

Ferdinand, Dr.

Birnstein

Max, Reg.Rat, Dir. Hofrat

25.03.1882

mos.

Gefangenen­ hausdirektor

Vizepräsident (1945-1949)

Böhm

Karl

21.10.1910

r.k.

Mechanikergehilfe

Spieler

r.k.

Bäcker

Ältestenrat (1942)

Bos(s)ak

Richard

03.10.1910

Brachthäuser

Hans-Rudolf

19.10.1921

Brosenbauer (früher Nussböck)

Ernst Georg

15.09.1924

Bürg

Andreas Anton, Dr.

07.07.1905

Chloupek

Josef

22.04.1908

Christl

Anton, Ing.

Dedek

Franz

15.09.1901

(v.) Dierkes

Alfred, Dr.

30.1.1869

Spieler Gastspieler

Mechaniker

Spieler

r.k.

Rechtsanwalt, »Flüchtling«, Industrieangest.

Spieler

r.k.

Schlossergehilfe

Spieler

Architekt

Ausschussmitglied (Oktober 1938)

r.k.

Spediteur

Ältestenrat (1942)

gottgl.

Obermagistratsrat i.R.

Spieler

Duchon

Alois

10.12.1921

r.k.

Schlossergehilfe

Spieler

Dworacek

Hermann

04.05.1920

evang., konf.-los

Dreher

Spieler

Anhang

Akteure beim Fußball-Klub Austria von 1938 bis 1945 und danach Nachname

Vorname

Geboren 06.10.1901

Religion

Eckerl

Bruno, Dr.

r.k.

Ehrlich

Josef

Ehrlich

Wilhelm

01.01.1891

konf.los./r.k.

Ferber

Ladislaus

11.03.1894

r.k.

Flamm

Eugen

23.08.1890

konf.-los

Beruf Rechtsanwalt

Funktion Präsident (Oktober 1938 bis 1945, wieder ab 1957) Spieler

Kaufmann (Beamter/Privat-B.)

Kassier, Geschäftsführer (1945) Ausschussmitglied (Oktober 1938)

Fabriksdirektor

Floth

Ernst

26.05.1926

gottgl.

Dreher

Spieler

Gaensler

Ernst Hugo

16.11.1909

r.k. Nach NS-Definition Mischling 1. Grades

Vertreter »Bally«

Revisor (1945)

Gall

Karl

05.10.1905

r.k.

Sportlehrer

Spieler

Gartner

Friedrich

08.02.1921

glaubenlos

Automechaniker

Spieler

Gefing

Franz

27.04.1907

r.k.

Bez.-Inspektor, Hauptwachtmeister der Schupo

Schriftführer, Revisor

Gerstmann

Felix

19.05.1898

mos.

Kaufmann »Fa. Felix Gerstmann«

Revisor (März 1938)

Geyer

Karl

24.03.1899

r.k.

Beamter der öst. Bundesbahnen

Spieler, Trainer

Gießer

Josef

Haldenwang

Hermann

17.01.1897

ev.; gottgl.

Kaufmann

Kommissarischer Leiter (März bis Juli 1938)

Spieler

Hanusch

Friedrich

31.03.1916

r.k.

Kontorist

Spieler

Hartl

Franz, Dr.

29.06.1905

Hartmann

Gustav

Haslinger

Josef

28.01.1913

r.k.

Offz. d. Luftwaffe

Schriftführer, Beisitzer (1948)

Hessenauer

Siegfried

04.06.1912

r.k.

Kaufmann

Gastspieler

Spieler

Hambammer1

Geschäftsführer

Dietwart (1942) Ältestenrat (1942)

273

Anhang

Akteure beim Fußball-Klub Austria von 1938 bis 1945 und danach Nachname Hoffmann

274

Vorname Walter

Geboren

Religion

10.11.1924

r.k.

Beruf

Funktion

Tischlerlehrling

Spieler Beisitzer

Hoffmann

Norbert, Dr.

21.08.1891

mos.

Rechtsanwalt

Hostasch

Franz

17.01.1905

r.k.

Beamter

Spieler

Huber

Adolf

05.03.1923

r.k.

Eisenhobler

Spieler

Janisch

Han(n)s

24.08.1892

r.k.

Privatbeamter

Kommissarischer Leiter (Juli bis Oktober 1938)

Jerusalem

Camillo

03.04.1914

r.k.

Gaskassier, Leder­galanterist

Spieler

Joksch

Siegfried

04.07.1917

r.k.

Arbeiter

Spieler

Jung

Alwin

25.11.1917

Kaltenbrunner

Ernst

04.10.1903

r.k.

Jurist

Ehrenpräsident (Oktober 1938)

ev. AB

Kaufmann

Schriftwart (Oktober 1938)

Klinger

Franz

31.08.1930

Kolarik

Franz, Dr.

25.10.1903

Kominek

Franz

Spieler

2

Spieler

r.k.

Jugendwart (1945)

Kominek

Friedrich

17.01.1927

r.k.

Glastechniker

Spieler

Konecny

Franz

06.09.1918

r.k.

Musiker

Spieler

Kopetko

Wilhelm

11.12.1914

Kovar

Hans

20.06.1911

r.k.

Fußballer, Straßenbahner

Spieler

Spieler

Kucharski/y

Karl

06.02.1921

r.k.

Arbeiter

Spieler

Lang

Robert

25.10.1886

mos.

Manager

Manager (März 1938)

Lobgesang

Hans

22.12.1893

r.k.

Beamter

Vizepräsident (1958)

Lot

Johann

22.04.1897

gottgl.

Justizsekretär

Ausschussmitglied, Kassenwart (Oktober 1938, 1942)

Lukacs

Michael

29.9.1887

mos.

Kaufmann

Beisitzer (März 1938

Matzner

Alois

10.05.1913

r.k.

Installateurgehilfe

Spieler

Medina

Martin

26.8.1896

mos.

Kaufmann, Fleischhauer

Schriftführer, Kassier, Vizepräsident (vor 1938)

Metznik

Fritz, Dr.

04.02.1908

r.k.

Min-Koär, Presse­ chef des BKA

Beisitzer

Anhang

Akteure beim Fußball-Klub Austria von 1938 bis 1945 und danach Nachname

Vorname

Geboren

Religion

Beruf

Funktion

Mikolasch

Leopold

17.10.1920

r.k.

Amtsgehilfe

Spieler

Mock

Johann

09.12.1906

r.k.

Pianist; Gemeindebeamter

Spieler

Morocutti

Wilhelm

09.05.1900

r.k.

Zahntechniker

Vorstandsmitglied (Oktober 1938)

Müller

Heinrich »Wudi«

13.05.1909

r.k.

Fußballer, Rechnungsprüfer

Spieler

Münch

Walter

21.05.1909

ggl.

Beamter

Dietwart, stv. Vereinsführer (Oktober 1938)

Nausch

Walter

05.02.1907

r.k.

Privatbeamter, Sekretär des FK Austria

Spieler, Trainer, Sekretär

Netopil

Richard

31.05.1911

r.k.

Angestellter Straßenbahn

Spieler

Neumer

Leopold

08.02.1919

r.k.

Arbeitslos, dann H.A. [vermutlich: Hilfsarbeiter]

Spieler

Ocwirk

Ernst

07.03.1926

ev. AB

Eisengießerlehrling

Spieler

Popelka

Ferdinand

27.04.1922

r.k.

Schlosser

Spieler

Presle

Louis / Ludwig

20.02.1905

r.k.

Beamter des frz. Konsulates

Vorstandsmitglied, kooptiert, Beisitzer (1945)

Probst

Walter

17.04.1918

r.k.

Lagerist, Beamter, Masseur

Spieler

Puhane

Walter

28.02.1920

r.k.

Privatbeamter

Spieler

Reisz

Oskar

17.03.1889

mos.

Direktor, Disponent

Revisor (März 1938)

Riegler I

Franz (Bobby)

30.08.1915

r.k.

Hafnergehilfe

Spieler

Riegler II

Franz

03.02.1922

r.k.

Klempnergeselle

Spieler

Rirsch

Walter

13.08.1918

r.k.

Hilfsarbeiter, Schlossergeselle

Spieler

Roggow

Johann

01.03.1921

Sack

Karl

09.08.1913

r.k.

Kaufmann, Gastwirt

Gastpieler 2. Kassier (1945)

Safarik

Johann

12.03.1916

r.k.

Fußballer, Verkäufer

Spieler

Sass

Siegfried

12.03.1898

mos.

Kaufmann

Kassier, Schriftführer, Beisitzer (März 1938)

275

Anhang

Akteure beim Fußball-Klub Austria von 1938 bis 1945 und danach Nachname

276

Vorname

Geboren

Religion

Beruf

Funktion

Schick

Rudolf

01.05.1904

r.k.

Privatbeamter

Schriftführer (März 1938)

Schilling

Franz

11.12.1910

r.k.

Facharbeiter E-Werk

Spieler

Kaufmännischer Angestellter

Spieler

Schmidt

Anton

Schmidt

Fritz

13.11.1924

r.k.

Spieler

Schneider

Josef

03.02.1901

r.k.

Trainer

Schneider

Karl

16.12.1902

r.k.

Anstreicherg.

Spieler, Trainer

Schöll

Gustav

15.09.1908

r.k.

Maler & Anstreicher

Spieler

Schramseis

Roman jun.

16.05.1928

r.k.

Werkzeugmacher

Spieler

Schuh

Willibald

12.04.1922

Schwarz

Emanuel, Dr.

08.10.1878

mos.

Arzt

Gastspieler Präsident (März 1938, wieder ab 1945)

Sesta/ Szestak

Karl

18.03.1906

r.k.

Kaufmann

Spieler

Sindelar

Matthias

10.02.1903

r.k.

Schlossergehilfe

Spieler, Vorstandsmitglied (Oktober 1938)

Smida

Alfred

25.12.1925

Taschnergehilfe

Spieler

Spale

Josef

13.08.1920

r.k.

Hilfsarbeiter, Geschäftsdiener

Spieler

Spechtl

Viktor

06.06.1909

r.k.

Fußballer

Spieler

Stojaspal I

Ernst

14.01.1925

r.k.

Schlosssergehilfe

Spieler

Stojaspal II

Erich

15.03.1929

r.k.

Mechanikerlehrling

Spieler

Stradal

Albert, Dr.

24.11.1904

r.k.

Facharzt für Chirurgie

Vizepräsident / Ehrenmitglied

Stroh I

Josef

05.03.1913

r.k.

Tankstellenpächter

Spieler

Stroh III

Leopold

20.01.1917

r.k.

Hilfsarbeiter, Heeresarbeiter

Sektionsleiter, Jugendleiter. In den Medien meist als ›Stroh II‹ bezeichnet.

Teinitzer

Alfred

29.07.1929

Spieler

Anhang

Akteure beim Fußball-Klub Austria von 1938 bis 1945 und danach Nachname

Vorname

Geboren

Religion

Beruf

Funktion

Ulbrich

Egon

29.03.1914

r.k.

Angestellter, Elektrotechniker

Sekretär

Viertl

Rudolf

12.11.1902

r.k.

Hilfsarbeiter

Spieler

Vondracek I

Ladislaus

19.02.1922

r.k.

Elektrolehrling

Spieler

Vondracek II

Emil

21.04.1925

r.k.

Büroangestellter

Spieler

Wiedermann

Rudolf

15.08.1886

konf.los.

Beamter

Spieler

Witt

Martin

26.02.1889

konf.-los (nach NS-Defintion Jude)

Kaufmann

Beisitzer (März 1938)

Zeichner

Jakob

25.09.1890

mos.

Prokurist, Privatangestellter

Revisor, Kassier (März 1938)

Kaufmann

Zetschock

Karl

23.06.1901

r.k.

Ziegler

Richard

19.12.1890

r.k.

Zöhrer

Rudolf

28.03.1911

r.k.

Sportwart (1942) Geschäftsführer

Schlossergehilfe, Angestellter EWerke

Spieler, Trainer, Kassier (1950)

Tabelle 2  : Übersicht Spieler/Funktionäre Quellen: Die Geburtsdaten stammen aus den historischen Meldeunterlagen (Ausnahme 2 aus weltfussball.at), genauso wie die Angaben zu den Berufen. Deshalb finden sich in dieser Spalte in manchen Fällen Angaben wie »Flüchtling«, die keinen Beruf darstellen, auf dem Meldezettel aber an dieser Stelle angemerkt waren. Anmerkung 1: Zuordnung ist wegen des fehlenden Geburtstdatums nicht eindeutig möglich. Zu Hambammer gibt es nur den Hinweis, dass ein Spieler dieses Namens einzelne Spiele für die Austria bestritten hat. Möglicherweise handelt es sich dabei um ein Pseudonym, mit dem ein bekannter Spieler seine Teilnahme an einem Fußballspiel trotz verwundungsbedingtem Fronturlaubs verschleiern wollte.

277

Anhang

Die Spieler des Fußball-Klub Austria und die deutsche Wehrmacht

278

Nachname

Vorname

Geboren

Jahrgang vollständig einberufen ab

Meldezettel

Adamek

Karl

23.07.1910

15.03.1940

Hotelanmeldung 2.1.1941 als »Soldat«

Adelbrecht

Josef

08.01.1910

15.03.1940

Gefallen »Iwaschkowo« am 15.9.41

Infanterie-Reg. 235

Andritz

Karl

13.05.1914

26.08.1939

Beranek

Franz Rudolf

26.05.1920

01.10.1940

1.12.1939: »aktiv Wehrdienst«, 13.10.1943: »Wehrmacht«

Funker

Billich

Johann

24.12.1907

05.10.1939 T

Zuzug von Steyr 15.6.1945

Brachthäuser

Hans-Rudolf

19.10.1921

01.02.1941

Brosenbauer (früher Nussböck)

Ernst Georg

15.09.1924

15.10.1942

Juli 1944 in Frankreich gefallen

Chloupek

Josef

22.04.1908

01.04.1940

3. Juli 1940 nach Graz

WASt

Frühjahr 1945 schwer verwundet, im Jänner 1946 aus Gefangenschaft entlassen Grenadier-Reg. 914, gefallen in Frankreich

Anhang

Herberger-Nachlass

Zeitungen

Zusammenfassung und ­Ergänzungen

Adamek steht zur Verfügung (Ziegler 11.9.1942/24)

Adamek als »Heimkehrer« (Das Kleine Volksblatt, 10.10.1939, 10.)

Bereits im September 1939 eingezogen, ab Oktober konnte er wieder spielen, bis März 1940 regelmäßig. Danach bestreitet er bis Juli 1941 nur einzelne Spiele, in der zweiten Jahreshälfte steht er wieder regelmäßig zur Verfügung. 1942 spielt er ab April, danach bis Ende 1943 nur bei einzelnen Spielen, ab 1944 wieder häufiger. Scheint ab Kriegsbeginn in keiner Aufstellung auf, er stirbt am 15. September 1941 etwa hundert Kilometer nordwestlich von Moskau.

»Andritz (leer)« (Liste o.D./47)

Spielte bis Dezember 1940 fast nie, Wehrmachtseinberufung kann nicht der Grund gewesen sein, auf der Herberger-Liste von Ende 1939 scheint er noch nicht als Soldat auf. Kam nur ganz selten bei der Austria zum Einsatz.

Während des Zweiten Weltkrieges noch nicht bei der Austria. Brachthäuser war ein Gastspieler von den Sportfreunden Siegen, der 1943/44 bei der Austria spielte.

Spielte 1942/43 einigermaßen regelmäßig, ansonsten nur bei einzelnen Matches. Spielt ab 1.6.1940 für den GAK (Illustrierte Kronen-Zeitung, 1.6.1940, 10); »steht nicht zur Verfügung« (Illustrierte KronenZeitung, 10.6.1941, 7)

Es konnten keine Hinweise auf Spiele in der Kampfmannschaft der Austria während des Zweiten Weltkrieges gefunden werden.

279

Anhang

Die Spieler des Fußball-Klub Austria und die deutsche Wehrmacht

280

Nachname

Vorname

Geboren

Jahrgang vollständig einberufen ab

Meldezettel

Duchon

Alois

10.12.1921

01.02.1941

10.2.41: »Zur Wehrmacht«, retour 2/1946,

Dworacek

Hermann

04.05.1920

01.10.1940

1943/44 in Wien gemeldet

Floth

Ernst

26.05.1926

01.12.1943

1943/44: RAD, 23.2.1944: Wehrmacht

Fronek

Karl

11.04.1911

01.02.1940

Zuzug 6/45 von Frankfurt/M.

Gall

Karl

05.10.1905

22.04.1940 T

Gefallen »Retmuchowo (Ostfront)«

Gartner

Friedrich

08.02.1921

01.02.1941

16.5.1940: Wehrmacht

Gießer/Giesser

Josef

1921 (Herberger AL)

Haag

Wilhelm

26.08.1916

01.10.1937

WASt

Sich-Regiment 107, gef. 27.2.1943, Ramuschewo

Anhang

Herberger-Nachlass

Zeitungen

Zusammenfassung und ­Ergänzungen

Kam nur ganz selten bei der Austria zum Einsatz. Es konnten keine Hinweise auf Spiele in der Kampfmannschaft der Austria während des Zweiten Weltkrieges gefunden werden. Sehr junger Spieler, der ab Herbst 1942 bei fast allen Spielen zum Einsatz kommt, bis er etwa ein Jahr später zum Reichsarbeitsdienst (RAD) und in der Folge zur Wehrmacht eingezogen wird. Ab März 1943 wieder zumindest bei manchen Spielen dabei. Während des Zweiten Weltkrieges noch nicht bei der Austria. »Am 27. Februar d. J. erlitt der weit über die Grenzen unserer Stadt bekannte Austria-Fußballer Karl Gall an der Ostfront den Heldentod. Gall zählte zu den den besten Wiener Flügelläufern, er gehörte dem berühmten ›Wunderteam‹ an und spielte gerade im ersten Treffen dieser unvergeßlichen österreichischen Nationalmannschaft, nämlich gegen Schottland (5 : 0), die erste Geige.« (Kleine Volks-Zeitung, 20.3.1943, 6)

Gall kehrte 1941 aus Frankreich zurück und spielte ab Ende März für die Austria.

Im Jahr 1942 regelmäßig in der Mannschaft, davor und danach nur bei einzelnen Spielen. erhielt das E.K.II im Kaukasus (Ziegler, 30.9.1942/630)

Ersatztormann, von Herberger für Lehrgang für Nachwuchsspieler der Ostmark vom 19. bis 24. August 1940 einberufen. (Herberger AL) Gastiert 12/1941 mit dem Militärsportverein Brünn in Wien (Wiener Kronen-Zeitung, 21.12.1941, 8)

Bis April 1941 regelmäßig im Einsatz, mit einer Unterbrechung von April bis Anfang September 1940.

281

Anhang

Die Spieler des Fußball-Klub Austria und die deutsche Wehrmacht

282

Nachname

Vorname

Geboren

Jahrgang vollständig einberufen ab

Meldezettel

Hahn

Willibald

31.01.1908

01.04.1940 T

29 9.1938: Kommt von Norwegen, 7.1.1939: Abmeldung nach Litauen

Hanusch

Friedrich

31.03.1916

01.10.1937

27.11.1942: Wehrmacht

Hessenauer

Siegfried

04.06.1912

01.02.1940

Hoffmann

Walter

10.11.1924

15.10.1942

WASt

überlebt

5.2.1944, gestorben, Feldlazarett Pleskau [Sowjetunion]

Hostasch

Franz

17.01.1905

22.04.1940

Huber

Adolf

05.03.1923

15.04.1942

April 42 nach Klagenfurt (Wehrdienst), bis 2/46

Jerusalem

Camillo

03.04.1914

26.08.1939

Sommer 1938 Grundausbildung

Pionier-Bat. 212, gefallen 1944

Anhang

Herberger-Nachlass

Zeitungen

Zusammenfassung und ­Ergänzungen

»in Brünn in Garnison« und Gastspieler beim MSV Brünn (Das Kleine Volksblatt, 18.11.1941, 9)

Laut MZ am 5.9.1944 ins Landesgericht Wien I eingeliefert. »Hessenauer ist als der 35. Spieler unter die Waffen gerufen worden und so haben wir schon über 60% aller älteren Spieler unter den Soldaten.« (Ziegler 4.9.1940/49)

»26. September [1942] zum finnischen Meerbusen ab« (Ziegler, 30.9.1942/630); »Nachricht von Jerusalem und Huber, die ja auch beide im Osten sind« (Ziegler, 9.11.1942/630)

Erhielt 17. Juli 1942 das E.K. II im Osten (Ziegler, 11.9.1942/24); »Nachricht von Jerusalem und Huber, die ja auch beide im Osten sind« (Ziegler, 9.11.1942/630); Jerusalem, der am 17. Juli bei einem Abschuss eines 44t Tank, das E.K.II holte (Ziegler 30.9.1942/630);

Spielte bis Oktober 1940 fast alle Spiele und dann nur mehr von April bis August 1942.

Hoffmann verletzt sich (Das Kleine Volksblatt, 3.5.1940, 9)

1940, 1942 und 1943 punktuell bei Austria-Spielen eingesetzt.

Huber wieder in Wien; vergangenes Jahr in Klagenfurt; Feldlazarett (Volks-Zeitung, 25.4.1943, 10)

Huber wurde im April 1942 zur Wehrmacht eingezogen, war zu Beginn in Klagenfurt stationiert, ab September 1942 in Nordosteuropa an der Front. Regelmäßig für die Austria spielte er von Juli 1941 bis April 1942. Ab 1943 wieder bei einzelnen Spielen, allerdings nur bis zum Herbst, dann wechselte er zum LSV Markersdorf. Ging im November 1938 nach Frankreich, kehrte Mitte 1941 wieder zurück; spielte von Juli 1941 bis Februar 1942 alle Meisterschaftsspiele; danach erst wieder ab 11. Oktober 1943; dann wieder zumindest bis Oktober 1944.

283

Anhang

Die Spieler des Fußball-Klub Austria und die deutsche Wehrmacht

284

Nachname

Vorname

Geboren

Jahrgang vollständig einberufen ab

Meldezettel

Joksch

Siegfried

04.07.1917

01.10.1938

1941 in Steyr, leichte Artillerie, ab 1943 Süssenbrunn (Wehrmacht)

Jung

Alwin

25.11.1917

01.10.1938

Klinger

Franz

31.08.1930

Kopetko

Wilhelm

11.12.1914

26.08.1939

Kovar

Hans

20.06.1911

01.02.1940

2.9.1940: Wehrmacht, 6/45: retour von »Wehrdienst«

Matzner

Alois

10.05.1913

26.08.1939

F.s.W. (?), 16.3.1944

Mikolasch

Leopold

17.10.1920

01.10.1940

1940 RAD, Okt. 40: Wehrmachtssammellager Quellenstr., Rückkehr Wehrmacht 10/45

WASt

10.2.1943: Obergefreiter Leichte GebirgsBeobachtungsAbteilung 38

Anhang

Herberger-Nachlass

Zeitungen

»Gefr. Art. ../We« (Liste o.d./47); Joksch, »der seit Dezember 1938 eingerückt ist und in Polen, Belgien und Frankreich mit der Artellierie in den vordersten Reihen kämpfte, ist seit Mitte März, nachdem er 2 Monate mit einer Knieverletzung im Lazarett lag, in Steyr beim L.A.R. 96 Genesen Batt. in Garnison. (Ziegler 1.5.1941/56); Ostfront, Abschnitt Mitte (Ziegler, 11.9.1942/24); »spielte 2 Spiele und wurde beim 2ten Spiel verletzt und liegt mit Bändereinriss im Lazarett in Wien« (Ziegler 9.11.1942/630)

Zusammenfassung und ­Ergänzungen

Joksch konnte bis Oktober 1943 nur bei ganz wenigen Spielen für die Austria antreten, zeitweise war er an der Front, wurde verwundet und war danach in Steyr (Oberöstereich) stationiert und für die Spiele in Wien nicht freigestellt. Ab Oktober 1943 spielte er regelmäßig.

Gastspieler aus Deutschland. Spielte 1949–56 bei Preußen Dellbrück

Lappland (Ziegler, 11.9.1942/24)

»Heimkehrer Kopetko« (Das Kleine Volksblatt, 10.10.1939, 10); »Kopetko fällt 8 Wochen aus wegen Bänderriss« (Das Kleine Volksblatt 30.12.1939, 9).

Im September 1939 eingezogen, ab dem zweiten Spiel verfügbar, mit kleineren Lücken bis April 1941. Danach scheint er erst im Dezember 1943 wieder in der Mannschaft auf. Ein »Kovar (Austria)« taucht mehrmals in Aufstellungen von Soldatenmannschaften auf. Spielte ab Herbst 1942 einzelne Spiele. Zählte bis Anfang 1941 (mit einer Unterbrechung im Frühjahr 1940) zu den Stammspielern. Danach relativ wenig Spiele, jeweils geblockt drei bis vier hintereinander (möglicherweise Urlaube).

285

Anhang

Die Spieler des Fußball-Klub Austria und die deutsche Wehrmacht

286

Nachname

Vorname

Geboren

Jahrgang vollständig einberufen ab

Mock

Johann

09.12.1906

05.10.1939 T

Nausch

Walter

05.02.1907

05.10.1939 T

Meldezettel

Schweiz

Netopil

Richard

31.05.1911

01.02.1940

Neumer

Leopold

08.02.1919

26.08.1939

bis 1943: Wehrmacht

Popelka

Ferdinand

27.04.1922

05.09.1941

8.10.1941: Wehrmacht

Probst

Walter

17.04.1918

26.08.1939

Puhane

Walter

28.02.1920

01.10.1940

Wehrmacht retour 8/45

WASt

Anhang

Herberger-Nachlass

Zeitungen

Zusammenfassung und ­Ergänzungen

»Sdt. Kraftf.« (Liste o. D. 47); betr. Länderspiel Deutschland–Kroatien 18.1.1942 in Agram OKH. Mock Hans Sdt. San.A.17/3.Wien XVII Radetzkykaserne (betr. Länderspiel Deutschland–Kroatien 18.1.1942 in Agram o.D./60); 21. April 1942 an der Ostfront, Abschnitt Mitte (Ziegler, 11.9.1942/24); Herberger kann Mock nicht helfen, als Sportlehrer in Lazarett versetzt zu werden (Herberger an Mock, 16.1.1943/24); Mock mit Gelenksentzündung im Revierkrankenhaus (Ziegler 6.11.1942/630).

»hat auch Mock den Waffenrock angezogen« (Kleine VolksZeitung, 23.6.1940, 15); Mock ist einberufen worden (Kleine VolksZeitung, 23.6.1940, 15), Mock wird vermutlich in Zukunft nicht mehr zu Verfügung stehen – ohne Begründung (Wiener Neueste Nachrichten 23.3.1942, 5)

War 1939 lange verletzt, wurde im Juni 1940 als einer der letzten Austria-Spieler eingezogen, stand aber weiter zur Verfügung, bis Februar 1942 bestritt er fast alle Spiele. Danach wurde er an die Ostfront versetzt, litt im Herbst an einer Gelenksentzündung. Danach trat er bei keinem Austria-Spiel mehr in Erscheinung.

Walter Nausch ging im Herbst 1938 in die Schweiz, unterzog sich zwar der Musterung, wurde aber nicht einberufen.

»Neumer Leopold 19 RAD: Po/ We« (Herberger, Liste o. D./47); War 15 Monate beim RAD (Ziegler, 4.9.1940/49); Woronesch (Ziegler, 11.9.1942/24); Neumer hat für die Sprengung von 3 russischen Panzern das E.K.II. erhalten, zum Gefreiten befördert (Ziegler, 6.11.1942/630)

Probst, Walter Gefr. Wehrkreiskommando 17, Wien 1; Obergefreiter Walter Probst, Wien, Wehkreiskommando 17, 1. Stubenring 1. fällt aus (betr. Länderspiel Deutschland–Kroatien 18.1.1942 in Agram (o.D./60);

Neumer in Wien auf Urlaub (Kleine Volks-Zeitung, 27.7.1940, 9)

Neumer war bis Mitte 1940 beim Reichsarbeitsdienst, konnte in dieser Zeit nur einzelne Spiele mitmachen. Bis April 1942 spielte er dann mit kleineren Unterbrechungen regelmäßig, danach bedingt durch seinen Kriegsdienst nur mehr einzelne Matches.

Spielt ab August 1944 bei LSV Markersdorf (Kleine Volks-Zeitung, 21.8.1944, 4)

Nur bei ganz wenigen Spielen in der Mannschaft. Fehlt bei den ersten Spielen im Herbst 1939, steht dann bis Anfang November 1941 fast immer in der Mannschaft, danach nicht mehr.

Nur bei ganz wenigen Spielen in der Mannschaft.

287

Anhang

Die Spieler des Fußball-Klub Austria und die deutsche Wehrmacht

288

Nachname

Vorname

Geboren

Jahrgang vollständig einberufen ab

Riegler

Franz

03.02.1922

Rirsch

Walter

13.08.1918

26.08.1939

Roggow

Johann

01.03.1921

01.02.1941

Safarik

Johann

12.03.1916

01.10.1937

Einger. 1.9.1939, Ers. Ros. II, AT-OeStA/AdR BMfsV Kriegsbeschädigte Safarik Johann; Zuzug von Klagenfurt 1/1944.

Schmidt

Fritz

13.11.1924

15.10.1942

RAD 9/42 bis 2/43, Wehrmacht bis 12/46

Meldezettel

WASt

eingerückt 9.12.40, Luftwaffe, getötet bei Bombenangriff Luftschutzbunker Inzersdorf MZ, 15.02.1945 (siehe Zeitungen)

RAD 1940 in Asparn/Tulln, dann Breitenseerkaserne, 1940; Haft im Juli 1946, wg. § 152

Gefreiter, 9/1945 aus engl. Gefangenschaft entlassen

Anhang

Herberger-Nachlass

Zeitungen

Fu.Luftn. EK. 17/17, Wien X/75, Trostkaserne (betr. Länderspiel D.–Kroatien 18.1.42 in Agram (o.D./60); Kaukasus (Ziegler, 11.9.42/24), »Wir haben Rußland vor einiger Zeit verlassen, und sind nach 14tägigem Aufenthalt in der Nähe von Köln, nach Holland weitergefahren [...] Soldat Franz Riegler, L 46027 Lg. Pa. Amsterdam und Bentheim« (Riegler an Herberger 24.11.1942/630); Riegler im Kaukasus (Ziegler, 6.11.1942/630); im Wehrmachtsgefängnis Germersheim, 26.01.1943/22); Wehrmachtsgefängnis Germersheim 2.2.1943, Riegler bis 4.1943 in Haft (2.2.1943/22)

Zusammenfassung und ­Ergänzungen

Riegler zählte zu den Nachwuchshoffnungen der Austria, auch Herberger schätzte den Spieler hoch ein. Spielt bis Ende 1941 sehr viel. 1942 im Nordosten an der Front, danach im Raum Köln und Holland. Nach seiner Entlassung aus dem Wehrmachtsgefängnis im April 1943 wieder regelmäßig bei der Austria (bis Mitte September), danach beim LSV Markersdorf.

Luftwaffe (Kleine Volks-Zeitung, 8.12.1940, 21)

Einer der Spieler mit den meisten Einsätzen bei der Austria, bis März 1941 regelmäßig, bis März 1943 nur einzelne Spiele, dann wieder regelmäßig. Zu Kriegsende in englischer Gefangenschaft. Gastspieler bei der Austria im Oktober und November 1943.

Safarik ist nach Frankreich (Ziegler 4.9.1940/49); ist von schwerer Kehlkopfverletzung halbwegs hergestellt (Ziegler, 11.9.1942/24); »Infolge der schweren Halsverletzung und dem unregelmässigen Leben, ist der Körper strengen sportlichen Ansprüchen nicht mehr genügend gewachsen« (30.9.1942/630)

Wird im Sommer sechs Wochen zum Wehrmachtsdienst nach Siegen in Westfalen einrücken, »also mit Beginn der neuen Spielzeit seinem Verein wieder zur Verfügung stehen«. (Völkischer Beobachter, 2.7.1939, 2); »Im Angriff gefielen Haag, Safarik und Rirsch, der sehr beweglich geworden ist. Ueberhaupt scheint der Militärdienst der Spieler sehr dienlich gewesen zu sein.« (Der Montag, 16.10.1939, 6.); »Außerdem trat nach langer Pause wieder Safarik an, der aber außer zwei Toren nicht viel zuwege brachte.« (Das Kleine Volksblatt, 14.9.1942, 5)

Safarik wurde noch vor Kriegsbeginn einberufen, konnte bis zu seiner Versetzung nach Frankreich im September 1940 regelmäßig spielen. In der Folge nur mehr sporadisch, bis er nach seiner Verwundung wieder einigermaßen erholt war. Ab dann wieder regelmäßig – mit einer Lücke im Herbst 1943.

Einzelne Spiele 1942/43.

289

Anhang

Die Spieler des Fußball-Klub Austria und die deutsche Wehrmacht

290

Nachname

Vorname

Geboren

Jahrgang vollständig einberufen ab

Meldezettel

Schuh

Willibald

12.04.1922

05.09.1941

?

Sesta/Szestak

Karl

18.03.1906

5.10.1939 T

Luftwaffe

Smida

Alfred

25.12.1925

01.05.1943

Spale

Josef

13.08.1920

01.10.1940

Stroh I

Josef

05.03.1913

26.08.1939

Tschechischer Staatsbürger

WASt

Anhang

Herberger-Nachlass

Zeitungen

Zusammenfassung und ­Ergänzungen

Schuh war Spieler von Schalke 04, Herbst 1942 und 1943 kurz für Austria tätig. Sestak, Karl Gfr.Luftgaugruppe 37, Wien, Riemergasse (betr. Länderspiel Deutschland–Kroatien 18.1.1942 in Agram/60); zog sich im Juni eine Bänderzerrung im rechten Knie im Wehrdienst zu (Ziegler 30.9.1942/630);

Musterung Mai 1939, Einrücken bei Infanterie für Nov. angekündigt (Neues Wiener Tagblatt, 5.5.1939, 6.); August Einrücken Luftwaffe, Polen, 23.9. in Wien angekündigt, dann aber doch wieder bei der Truppe (Kleine Volks-Zeitung, 23.9.1939, 10; Illustrierte Kronen-Zeitung, 25.9.1939, 5.); »Heimkehrer Sesta« (Das Kleine Volksblatt, 10.10.1939, 10); erlitt »Knöchelverletzung und liegt zur Behandlung des ernsthaften Schadens im Lazarett. Nach ärztlichem Gutachten handelt es sich um eine starke Bänderzerrung, deren Ausheilung mehrere Wochen in Anspruch nehmen dürfte.« (Das Kleine Blatt, 24.2.1942, 8.) Ab 1943 bei Markersdorf (Wiener Kronen-Zeitung, 30.9.1943, 6)

War schon bei Kriegsbeginn eingezogen, konnte ab Oktober wieder spielen. Zählt trotz einiger Sperren und Verletzungen und seinem Abgang zum LSV Markersdorf im Herbst 1943 zu den Spielern mit den meisten Einsätzen bei der Austria.

Einige Spiele ab 1942 (vor allem bis 1943). »Von Kampfmannschaft des Vorjahres, steht uns noch Spale, Adamek und teilweise Stroh Pepi zur Verfügung, alles andere an diversen Fronten« (Ziegler, 11.9.1942/24)

Spale ist verletzt (Kleine Volkszeitung 22.01.1943, 6)

Tschechischer Staatsbürger

»Sdt. Krftf. Po/We« (Liste o. D./47); diverse Briefe (Osten, Frankreich); »War in Krefeld bei Herrn Schrott, spielt auch als Gast in seiner Mannschaft gegen Fortuna Düsseldorf« (Stroh April 1940/630); Bin seit 29. V. 40 in Albert an der Somme. (Brief Stroh). Stroh ist bis 20. Sept in Urlaub hier. (Ziegler 4.9.1940/49); »Von Kampfmannschaft des Vorjahres, steht uns

J. Stroh bei Arminia Hannover (Das Kleine Volksblatt, 25.1.1940, 9). Okt. 1945: Rückkehr aus Gefangenschaft (Weltpresse, 19.10.1945, 7)

Trotz vieler Fronteinsätze und zeitweiliger Tätigkeit als Gastspieler bei Hannover zählt Josef Stroh zu den Austrianern mit den meisten Spielen. Bis November 1941 spielt er mit kleineren Lücken sehr häufig. Danach konnte er nur mehr wenige Spiel bestreiten (wenn er auf Urlaub in Wien war).

291

Anhang

Die Spieler des Fußball-Klub Austria und die deutsche Wehrmacht Nachname

Vorname

Geboren

Jahrgang vollständig einberufen ab

Meldezettel

Stroh II

Leopold

20.01.1917

01.10.1938

1/43–6/45 Arbeiterstrandbadstraße »Heeresschwimmschule«

Vondracek I

Ladislaus

19.02.1922

05.09.1941

Vater Tscheche, 8/42–1/43: Techn. Nothilfe

Vondracek II

Emil

21.04.1925

01.05.1943

Bruder von Ladislaus Vondracek

Zöhrer

Rudolf

28.03.1911

01.02.1940

Geyer

Karl

24.03.1899

26.08.1939 T

26.6.1942 »dzt. Wehrmacht«

Müller

Heinrich »Wudi«

13.05.1909

01.04.1940 T

Kommt August 1940 retour aus Budapest

Schneider

Karl

16.12.1902

09.1940 T

Tabelle 3  : Wehrmachtskarrieren – Wehrmachts-Einordnung

292

WASt

Oberwachtmeister PolizeiJäger-Regiment 18, vermisst seit 10/1944 Ritopek bei Belgrad

Anhang

Herberger-Nachlass

Zeitungen

Zusammenfassung und ­Ergänzungen

»Heimkehrer Stroh II« (Das Kleine Volksblatt, 10.10.1939, 10)

Kam nur bei wenigen Spielen zum Einsatz.

»noch Spale, Adamek und teilweise Stroh Pepi zur Verfügung, alles andere an diversen Fronten« (Ziegler, 11.9.1942/24)

Ab 1943 bei vielen Spielen in der Mannschaft, wahrscheinlich als Tscheche behandelt, deshalb nicht zur Wehrmacht eingezogen, sondern zur »Technischen Nothilfe«. Ab 1943 bei vielen Spielen in der Mannschaft, wahrscheinlich als Tscheche behandelt, deshalb nicht zur Wehrmacht eingezogen, sondern zur »Technischen Nothilfe«. »Von der Wehrmacht befreit« (Fonje, Hanns/Langer, Karl: Die Wiener Austria. Fußballzauber aus Österreich, Krems an der Donau 1962, 119); Zöhrer wird Trainer der Austria (Wiener Montagblatt, 5.1.1942, 5)

Es konnten keine Hinweise auf einen Kriegsdienst Zöhrers gefunden werden. Seine teilweise langen Spielpausen sind weitgehend mit Verletzungen zu erklären. Zeitweise wurde ihm auch Spale als Tormann vorgezogen. War einige Zeit inoffiziell (da mit einer Jüdin verheiratet) Trainer.

»Dienstlich in Ternitz«, spielt auch für BSG Ternitz (Kl. Volksztg., 20.12.1941, 8)

Ab Dezember 1940 bis April spielt Müller fast alle Matches. Es folgt eine offenbar militärbedingte Pause. Ab August 1942 kann er wieder bei den meisten Spielen antreten.

»Sportlehrer Karl Schneider von der Austria rückt in den nächsten Tagen zur Wehrmacht ein. Seinen Posten werden die bekannten Fußballer Zöhrer und Sesta übernehmen.« (Volks-Zeitung, 3.9.1941, 6)

Schneider kam im Herbst 1938 eigentlich als Trainer zur Austria, bei Personalmangel trat er jedoch auch als Spieler auf.

293

Anhang

Informationen zu verwendeten Quellen und Erläuterungen Diese Liste kann aufgrund der Quellensituation keine vollständige Darstellung der Wehrmachtsdienste der einzelnen Spieler bieten, was für unsere Fragestellung auch nicht notwendig war. Sie zeigt aber, wie unterschiedlich stark die Kriegsdienste die Möglichkeit, an den Spielen der Austria teilzunehmen, beeinflussten. Aufgenommen in die Liste wurden Spieler, bei denen es in den Quellen Hinweise gab, dass sie während des Zweiten Weltkrieges in der ersten Mannschaft der Austria gespielt haben. Spalte »Geboren«: Geburtsdaten von den Meldezetteln (falls nicht anders angegeben) Spalte »Jahrgang voll einberufen ab«: Datum, ab dem ein Geburtsjahrgang vollständig zur Wehrmachacht einberufen wurde. Die Anmerkung »T« bedeutet teilweise einberufen. Quelle: Bernhardt R. Kroener/Rolf-Dieter Müller/Hans Umbreit, Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 5: Organisation und Mobilisierung des deutschen Machtbereichs. 2 Halbbände, München 1999, 883. Spalte »WASt«: Schriftliche Auskunft der Deutschen Dienststelle der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (WASt), Anfrage Matthias Marschik, 14.3.2017. Spalte »Zeitungen«: Zeitungsmeldungen zu Wehrstatus, Fronteinsätzen u. ä. von Austria-Spielern. Die Artikel stellen keinen Gesamtüberblick dar, bieten aber punktuelle Einblicke. Spalte »Herberger-Nachlass«: Informationen aus dem Nachlass von Sepp Herberger im DFBArchiv. Zu den Kürzeln: »Ziegler, 6.11.1942/630« bedeutet: Brief von Richard Ziegler an Josef Herberger, 6.11.1942, DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, 60 (Analog die anderen Notizen. Wenn kein Empfänger angeführt ist es Herberger, wenn kein Sender, dann ist es Herberger); »Liste Herberger o. D./47« ist eine undatierte Liste mit Dienstgraden von Spielern in DFB-Archiv, Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, 47. Erstellt wurde sie wahrscheinlich Ende 1939. »Herberger AL« meint Josef Herberger Aufbaulehrgänge 1940/41 (1940 41). DFB-Archiv, Sepp Herberger-Nachlass, Sachakten / Briefe, 53. Spalte »Zusammenfassung und Ergänzungen«: Die Angaben über die Teilnahme bzw. Nichtteilnahme an Spielen in der Spalte »Zusammenfassung« basieren auf der Auswertung der Mannschaftsaufstellungen der Meisterschaftsspiele der Austria (Quelle: Tageszeitungen). Bis in die Saison 1943/44 sind diese Aufstellungen einigermaßen vollständig auffindbar. Einzelne Fehler sind anzunehmen, für einen Überblick reicht die Datenqualität aber aus.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

Interviews Interview mit Michael Bonvalot geführt von Johann Skocek, 6.3.2018, Aufzeichnung beim Autor. Interview mit Susana Hendler geführt von Rudolf Müllner am 28.4.2017 in Wien, Aufzeichnung beim Autor. Interview mit FK-Austria-Geschäftsführer Markus Kraetschmer geführt von Johann Skocek, 2.1.2018, Aufzeichnung beim Autor. Interview mit Franz Schwarz, Sohn von Emanuel Schwarz, geführt von Bernhard Hachleitner, 24.9.2007, Aufzeichnung beim Autor. Interview mit Egon Ulbrich, Spieler bei Red Star, Sekretär der Wiener Austria (Ostmark) von 1933 bis 1950. Interview geführt von Matthias Marschik am 1.3.1995, Aufzeichnung beim Autor.

Archive Archiv des Deutschen Fußball-Bundes (DFB-Archiv), Frankfurt Sepp-Herberger-Nachlass, Sachakten und Briefe 7, 19, 20, 22, 24, 49, 50, 51, 53, 55, 56, 144, 260, 264, 630, 673. Das Bundesarchiv, Dienststelle Berlin (BA) NSDAP Zentralkartei 3100. NSDAP Gaukartei 3200. Parteikorrespondenz NSDAP. Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (WASt) Schriftliche Auskünfte zu Wehrmachtsdaten von Austria-Spielern. Bundespolizeidirektion Wien Büro für Vereins-, Versammlungs- und Medienrechtsangelegenheiten. Akt »FK Austria«, 11.037/26. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) DÖW 20.100/6656, KZ-Verbands-Akt Robert Lang, Schreiben, Belgrad 12.11.1942. Datenbank namentliche Erfassung der österreichischen Holocaustopfer. Historical Archives Belgrade Listen, Verzeichnisse und Datenbanken des Lagers Topovske Supe, Banjica.

304

Literatur- und Quellenverzeichnis

Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) IKG Wien, Fürsorge-Zentrale, Auswanderungsabteilung, Fragebögen. Matriken der IKG Wien. Personalakt Max Birnstein. Jewish Historical Museum Belgrade Gesamtdatenbank der jüdischen Opfer in Ex-Jugoslwien1941–1945. National Archives and Record Administration (NARA), Washington D.C. NARA, Cases and reports, claims processed by, and general records of the Property Control Branch of the U.S. Allied Commission for Austria (USACA) Section, Cases and Reports Pertaining to Property Administered by the Vienna Area Command (VAC). Online unter https://www.fold3.com. Österreichisches Staatsarchiv (OeStA) Archiv der Republik (AdR) OeStA, AdR, E-uReang, AHF. OeStA, AdR, Entsch-u. Reang, FLD. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, Gewerbe. OeStA, AdR, E-uReang VVSt, HA. OeStA, AdR E-uReang VVSt, VA. OeStA, AdR Justiz RJM PA. OeStA, AdR, ZNsZ RK Materie. OeStA, AdR ZNsZ RStH Wien Hauptbüro. OeStA/AdR, ZNsZ Stiko Wien, 31.A10/3. OeStA, AdR, ZNsZ Stiko Wien, Kt. 218.

Allgemeines Verwaltungsarchiv (AVA) OeStA, AVA Justiz JM Präs. A 162a. Privatarchiv Thomas Schwarz, Wien Dokumente aus dem Nachlass Emanuel Schwarz. Privatarchiv Norbert Lopper Fotos und Interviews mit Norbert Lopper (1919 – 2015), Aufzeichnungen bei Johann Skocek. Schweizerisches Bundesarchiv – Swiss Archives, Bern (SBA) Personalakt Walter Nausch (Dossier mit Dokumenten des Arbeitsamtes Zürich, der Fremdenpolizei des Kantons Zürich, der städtischen Fremdenpolizei Zürich, des Grashopper 305

Literatur- und Quellenverzeichnis

Club Zürich, der eidgenössischen Fremdenpolizei, der Young Fellows Zürich, des Bundesamtes für Industrie-, Gewerbe und Arbeit, der Einwohner- und Militärkontrolle der Stadt Zürich, des Schwimmverein Limmat Zürich, des Schweizerischen Fussball- und AthletikVerbandes, Dr. Erwin Julius Meier). Wiener Stadt- und Landesarchiv (WStLA) WStLA, 1.32.119 A41 VEAV – Vermögensentziehungs-Anmeldungsverordnung. WStLA, 1.3.2.119.K6  – VEAV  – Anmeldung entzogener Vermögen nach Bezirken | 1946– 1953. WStLA, 1.3.2.119.A42–NS-Registrierung WStLA, 1.3.2.208.A.36 – Opferfürsorgeakten – Entschädigungen. WStLA, 1.5.3A1 – Allgemeine Registratur 451  : HVO 1911/1940. WStLA, 1.5.3.K1 – Protokoll  : Index. WStLA, 2.7.1.4.A1 – Gauakten. Personalakten des Gaues Wien. WStLA, 2.10.2.A1 – Ärztekammer Wien, Personalakten Ärzte und Ärztinnen. WStLA, BPD Wien  : Historische Meldeunterlagen. WStLA, Steuerkataster, K2/1 – Zentralgewerberegister. WStLA, Volksgericht, A1-Bg Vr-Strafakten  : Vg 11/55, Verfahren VG 8 e Vr 11/55 und Verfahren VG 1 g Vr 2613/46.

306

Register Abeles, Ignaz 31 Adamek, Karl 41, 73, 124, 127, 137, 140, 141, 143, 158, 167, 196, 197, 272, 278, 279, 291, 293 Adelbrecht, Josef 196, 272, 278 Alt, Walter 21 Andritz, Karl 41, 72, 118, 135, 140, 141, 166, 167, 180, 196, 272, 278, 279 Bacher, Anton 74 Bailer-Galanda, Brigitte 76, 232, 241, 246, 295 Bauer, Edi 30 Bauer, Ernst 21 Bauer, Heinrich 59, 205 – 207, 210, 227, 263, 272 Beck, Friedrich 211, 213, 264, 270, 272 Beranek, Franz Rudolf 137, 272, 278 Berger, Heinrich 83 Bierdümpfel, Oskar 81, 83 Binder, Franz 87, 117, 127, 138, 204, 240 Binder, Franz jr. 72 Birk, Ferdinand 151, 255, 270, 272 Birnstein, Max 211 – 213, 219, 227, 264, 265, 272, 305 Blackey, George 24 Blum, Josef (Pepi) 64, 198 Bonvalot, Michael 24, 232, 295, 302, 304 Brachthäuser (auch: Prachthäuser und Braxthäuser), (Hans-)Rudolf 125, 126, 250, 272, 278, 279 Brand, Josef 74, 241 Braun, Georg 53 Brosenbauer, Ernst 140 – 142, 196, 272, 278 Brousek, Ludwig 146 Bürckel, Josef 56, 117, 251 Bürg, Andreas Naton 211, 265, 272 Castagnola, Camilla 22 Christl, Anton 94, 101, 270, 272 Cruyff, Johan 26 Decker, Karl 139, 159, 164 Dedek, Franz 211, 264, 270, 272 Dermoutz, [Anton] 215 Deutsch, Leo 65 Dierkes, Alfred 145, 151, 255, 270 – 272

Donnenfeld, Fritz 204 Doubek, Günter 156 Drill, Leopold Simon (Löb) 74 – 77, 171, 223, 241 Drill, Robert 75 Durek, [Ludwig] 138 Durspekt, [Karl] 73 Eberstaller, Richard 61, 62, 64, 118, 238 Eckerl, Bruno 74, 87, 89, 92, 94 – 96, 101, 103, 119, 132, 136, 144 – 146, 156, 194, 204, 205, 215, 216, 218, 220, 222, 223, 225, 227, 245, 246, 255, 266, 270, 273 Ehrlich, Brüder 198 Ehrlich, Josef »Sepp« 145, 150, 198, 211, 255, 273 Ehrlich, Wilhelm 211, 213, 273 Escher, Willy 34 Ferb(h)er, Ladislaus 94, 102, 247, 273 Fink, Thorsten 17 Fischer, Moritz 27 Fischer, Richard 146, 159, 164, 174 Fiscus, Emanuel 192, 260, 295 Fitz, [Wilhelm] 126 Floth, Ernst 141, 142, 158, 273, 280 Fonje, Han(n)s 89, 95, 235, 244 – 246, 266, 293, 295 Frankl, Viktor 212, 265 Frick, Wilhelm 113 Fuchs, Otto 21, 197 Gaensler, Hugo 211, 213, 273 Gall, Karl 22, 34, 53, 80, 135, 186, 196, 273, 280, 281 Gallasch 163 Gartner, Friedrich 140, 141, 273, 280 Gefing, Franz 147, 216, 273 Gernhardt, [Leopold] 126 Gerö, Josef 65, 93, 192, 202 Gerstmann, Felix 59, 209, 264, 273 Geyer, Karl »Vogerl« 32, 44, 45, 50 – 52, 59, 80, 130 – 133, 148, 197, 225, 237, 238, 251, 252, 254, 273, 292 Geyer, Margarete 132 Glaser 140

307

Register

Goebbels, [Josef] 189 Goldbrunner, [Ludwig] 176 Gramlick, John 31 Grünfeld, Friedrich 216 Gschweidl, Fritz 53 Guttmann, Béla 48, 216 Haag, Johann 74 Haag, Wilhelm 73, 103, 124, 127, 134 – 139, 280, 289 Hahn, Kurt (Curt) 34, 49, 233, 282 Hahn, Willibald 282 Hahnemann, Willy 140 Haldenwang, Hermann 44, 61, 62, 65, 69, 77, 78, 80, 89, 95, 103, 171, 175, 217 – 219, 225, 238, 242, 266, 270, 271, 273 Hambammer 163, 273, 277 Hamisch 144 Hartl, Franz 145, 149, 150, 254, 255, 270, 271, 273 Hartmann, Gustav 151, 255, 273 Haslinger 154 Haslinger, Josef 213, 265, 273 Häusler, Moses 198 Herberger, Sepp (Josef) 25, 70, 81, 82, 85, 102, 115, 117, 120, 127, 133, 139, 140, 143, 166 – 172, 174 – 176, 182 – 189, 223, 226, 232, 240, 243, 244, 247, 249, 251 – 253, 256 – 259, 278 – 281, 283, 284, 287 – 289, 294, 297, 304 Hessenauer, Siegfried 124, 125, 133, 134, 141, 143, 186, 196, 250, 273, 282, 283, Heß, Rudolf 113 Hickersberger, Josef 26 Hiden, Rudolf 22, 53 Hitler, Adolf 10, 54, 248 Hofbauer, Leopold 148, 254 Höfer, [Karl] 140 – 142, 158 Hoffmann, Albert 62 Hoffmann, Norbert 274 Hoffmann, Walter 125, 141, 142, 196, 274, 282, 283 Hofmann, Carl 148, 254, 259 Hofstätter, [Johann] 87, 183 Hogan, Jimmy 25, 53 Holec 87 Horak, Roman 21, 231, 232, 234, 235, 237, 244, 251, 257, 261, 297, 298, 300 Horvath, Josef 148, 155, 254

308

Huber, Adolf 134 – 136, 139 – 141, 158, 164, 196, 261, 274, 282, 283 Hussak, Ludwig »Luigi« 21, 82, 178, 180, 256 Jähnl, Otto 145 Janda, Anton 53, 124, 127 Janisch, Johann Andreas »Han(n)s« 66, 68, 70, 71, 76, 78, 80 – 83, 94, 95, 102, 103, 108, 117 – 119, 123, 165, 169, 171, 178, 223, 225, 239, 242, 243, 256, 274 Jawurek 163 Jerusalem, Camillo 41, 42, 72, 84 – 87, 90, 93, 103, 121, 137, 139 – 141, 143, 158, 162, 166, 169, 175, 176, 182, 184, 196, 197, 244, 274, 282, 283 Jirenetz, Ernst 207 Joksch, Siegfried 72, 103, 115, 143, 163, 166, 167, 169, 180, 184, 187, 188, 196, 274, 284, 285 Jung, Alwin 197, 274, 284 Kalman, Robert 147, 148 Kaltenbrunner, Ernst 93, 94, 96 – 98, 103, 108, 118, 220, 225, 246, 251, 266, 270, 274, 295 Karmel, Hans 202, 262 Kaun 146 Kavan 142 Klausner, Hubert 54 Klement, Franz 21 Klimosch 163 Knissel, Jakob 108 Kohlbeck 124 Kohn, Idy 45 Kolarik, Franz 94, 101, 245, 247, 270, 274 Kolisch, Arthur 65 Kominek, Franz 145, 150, 163, 213, 265, 274 Kominek, Friedrich »Fritz« 150, 162 – 164, 197, 274 Konecny, Franz 156, 157, 274 Konrád, Jenő 25, 47 Konrád, Kálmán 25, 53 Konrád-Brüder 131 Kopany, [Eduard] 144 Kopetko, Wilhelm 84, 117, 124, 127 – 129, 133, 135, 137 – 139, 141, 143, 178, 197, 274, 284, 285 Kowanz, Karl 163 Kozich, Thomas 72, 108, 112, 117, 118, 152, 169, 171 Kuthan, Rigo 32

Register

Lang, Julius 63 Lang, Kati (geb. Pollak) 63 Lang, Robert 21, 44, 59, 61, 63 – 67, 102, 150, 205, 210, 217, 218, 223, 225, 238, 239, 274, 304 Langer 124 Lauterbach, Karl 155, 156 Leuthe, Max (MacJohn) 31, 47, 51, 171, 233, 248, 299 Linnemann, Felix 82, 169, 170, 176, 183, 256, 258, 259 Lobgesang, Hans 216, 274 Lopper, Norbert 15, 25, 197, 214, 216, 227, 232, 265, 301, 305 Lot(h), Hans 94, 100, 101, 144, 145, 246, 247, 270, 271, 274 Lowe, Percy 21 Löwenfeld, Richard 21 Löwenfeld, Viktor 21 Lukacs, Michael (Lukacs Morton Mihali) 59, 207, 208, 264, 274 Lutz 163 Maderthaner, Wolfgang 21, 231, 234 – 237, 244, 249, 250, 257, 262, 297, 298, 300 Mateschitz, Dietrich 19, 28 Mauro, Giovanni 203 Mautner Markhof, Manfred 216 Mayer 144 Medina, Anna 207, 210 Medina, Martin 207, 210, 264, 274 Meisl, Hugo 22, 25, 31, 32, 34, 38, 43, 47, 49, 69, 119, 207, 233, 234, 297 Meisl, Willy 30 Melchior, Ernst 197, 217 Messi, Lionel 26 Metzl, Egon 21 Mikolasch, Leopold 73, 124, 133, 196, 197, 275, 284 Milavec, Ferdinand 215 Mock, Johann (Hans) 9, 22, 34, 36, 41, 52, 53, 56 – 58, 61, 62, 70, 72, 73, 89, 95, 103, 124, 125, 128, 129, 133, 135, 137 – 141, 143, 166 – 169, 176, 177, 180, 182 – 184, 186, 196, 218, 221, 223, 240, 259, 266, 270, 275, 286, 287 Molzer, Josef 133 Morocutti, Wilhelm »Cutti« 93, 94, 100, 103, 220, 225, 246, 270, 275 Muhr, Ralph 229

Müller, Erwin 31, 51, 233, 298 Müller, Fritz 54 Müller, Heinrich 83 Müller, Heinrich »Wudi« 133 – 136, 143, 158, 186, 193, 196, 197, 214, 275, 292, 293 Münch, Walter 93, 94, 96, 98, 103, 220, 225, 246, 266, 270, 271, 275 Murzik 124 Mütz, Josef 65 Nausch (geb. Hendler), Margoth (Margarethe/ Margaretha) 88, 89, 92, 95, 96, 244, 245 Nausch (geb. Thoma), Berta 89 Nausch, Emanuel 89 Nausch, Walter 22, 29, 36, 41, 44, 46, 52, 53, 62, 65, 72, 84, 86 – 93, 95, 103, 121, 131, 154, 166, 167, 180, 196, 201, 214, 222 – 224, 232, 244, 245, 256, 268, 275, 286, 287, 306 Nedic, Milan 66 Nerz, Otto 167, 169, 176, 256 Netopil, Richard 164, 275, 286 Neubacher, Hermann 72 Neumer, Leopold 72, 85, 86, 133 – 135, 139 – 141, 143, 166, 167, 169, 176 – 178, 184, 196, 244, 275, 286, 287 Nicholson, M.D. 24 Nijinsky, Waclaw 22, 231 Ocwirk, Ernst 26, 193, 198, 203, 261, 300 Parits, Thommy 26 Pekarek, Josef 146 Pelinka, Peter 58, 237, 300 Pesser, Johann 68, 240 Pfeffer 138 Pfeiffer 163 Platzer, Peter 53, 57, 167 Polgar, Alfred 22, 223 Popelka, Ferdinand 197, 275, 286 Popovich, Alexander »Xandl« 65 Prager, Josef 21 Praschl 163 Preiss, Arthur 21 Presle, Louis 211, 275 Probst, Walter 133 – 135, 137 – 141, 154, 155, 196, 275, 286, 287 Prohaska, Herbert 12, 24, 26 Puhane, Walter 196, 275, 286

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Register

Puskás, Ferenc 25 Rainer, Friedrich 56, 61, 78, 108, 169, 236, 238, 252 Rainer, Karl 53 Rappan, Karl 87, 90, 244, 297 Rastelli, Enrico 22, 231 Reinisch, Curt 154 Reisz, Oskar 59, 209, 264, 275 Reiter 197 Reithner, Franz 75, 241 Riegler (I), Franz (Bobby) 41, 71, 275 Riegler (II), Franz 127, 133 – 136, 139 – 141, 143, 151, 158, 167, 177, 184, 185, 196, 259, 275, 288, 289 Ries siehe Risch 59 Rimet, Jules 202, 203 Ringer, Sigmund 34, 59 Rinner, Felix 118, 132, 251 Rirsch, Walter 117, 124, 127, 128, 133, 134, 136, 137, 139, 140, 151, 153, 158, 162, 182, 184, 196, 197, 275, 288, 289 Risch, Wilhelm [fälschlich Ries 59] 61, 62, 94, 237, 238 Ritter von Halt, Karl 105 Roggow, Johann (Hans) 125, 126, 251, 270, 275, 288 Rosthal, Joachim 205, 263 Rötgers, Pepi [Hartl, Franz] 149 Sack, Karl 198, 211, 213, 219, 265, 270, 275 Safarik, Johann 84, 105, 106, 110, 117, 121, 124, 126, 127, 134, 139, 142, 143, 151, 158, 162, 163, 172, 184, 186, 187, 196, 197, 275, 288, 289 Sass, Angela 205 Sass, Siegfried 59, 205, 207, 219, 263, 275 Schaffer, Alfred 47, 48, 131 Schall, Anton 53 Schick, Rudolf 211, 213, 276 Schidrowitz, Leo 59, 233, 260, 265, 300 Schlegel, Jakob 203, 262 Schmaus, Willibald 168, 240 Schmid, Bartholomäus 216 Schmidt, Anton 151, 255, 276 Schmidt, Friedrich; »Fritz« 163, 261, 276, 288 Schmieger, Willy 42, 48, 50, 224, 233, 235, 252, 300 Schneider, Josef 132, 252, 276

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Schneider, Karl 80,100, 103, 124, 129, 132, 151, 171, 196, 252, 276, 292, 293 Schön, Helmut 25, 137 Schönecker, Dionys 52 Schörg 87 Schuh, Willibald »Willi« 125, 126, 250, 276, 290, 291 Schwarz, Franz 204, 262, 304 Schwarz, Leopoldine 149, 204, 207, 254, 262, 263, Schwarz, Michael »Michl« Emanuel 27, 34, 35, 41, 44, 51, 58 – 60, 64, 77, 147, 149, 171, 175, 192, 194, 196, 202 – 205, 207, 210 – 214, 217 – 223, 227, 234, 262, 276, 296, 298, 302, 304, 305 Schwarz, Thomas 23, 219, 262, 263, 305 Schwimmer, Josef 74, 76, 240 Sefzik, [Wilhelm] 80 Sesta (Sestak), Karl 22, 35, 36, 41, 47, 52, 53, 57, 58, 62, 64, 67, 72 – 76, 78, 89, 95, 96, 103, 109, 110, 116, 118, 121, 124, 127, 128, 133 – 135, 137 – 144, 157, 158, 166 – 169, 172 – 175, 177, 178, 182 – 185, 196 – 198, 213, 215, 218, 221, 223, 226, 227, 240, 258, 276, 290, 291, 293 Sindelar, Matthias 12, 22 – 26, 34 – 38, 41, 42, 45 – 47, 52, 53, 58, 62, 67, 71 – 76, 82, 89, 94 – 96, 98, 100, 103, 104, 106, 117 – 121, 131, 133, 146, 166 – 171, 175, 176, 178, 181, 195, 196, 221, 223 – 225, 231, 232, 236, 241, 246, 249, 250, 252, 257, 267, 276, 295, 298, 301 Skoumal, [Stefan] 138 Smida, Alfred 142, 158, 276, 290 Smistik, Josef »Pepi« 53, 215 Spale, Josef 135, 139, 142, 143, 158, 162, 163, 182, 196, 276, 290, 291, 293 Starhemberg, Ernst Rüdiger 80, 242 Starhemberg, Familie 234 Steiner, Moritz 83 Stojaspal (I), Ernst 142, 155, 156, 164, 195, 196, 276 Stojaspal (II), Erich 276 Stradal, Albert 145 – 147, 213, 226, 253, 254, 276 Stradal, Emmy 146, 253, 296 Stradal, Hilde 146 Strauß 192 Stroh (II bzw. III), Leopold 124, 140, 215, 276, 292 Stroh, (I) Josef »Pepi« 41, 58, 68, 72, 73, 84,

Register

103, 104, 127, 133 – 140, 142, 143, 166, 167, 175 – 178, 180, 181, 184, 186, 187, 196, 251, 257, 276, 290, 291, 293 Stronach, Frank 27 Szell, Georg jun. 83 Szell, Margarethe 83 Sárosi, [György] 182 Thummler 163 Torberg, Friedrich 12, 22, 45, 51, 121, 223, 231, 236, 250, 302 Ulbrich, Egon 64, 77, 78, 88, 94, 102, 202, 213, 214, 219, 224, 241, 277, 304 Ulbrich, Irene Anna 64 Urban, [Dolf] 167 Viertel, Rudolf 36, 72, 73, 167, 276 Vogl, Adolf 53 Von Mengden, Guido 112, 226, 249 Von Schirach, Baldur 111, 153, 164 Von Tschammer und Osten, Hans 56, 57, 66, 69, 81, 115, 118, 174, 183

Walter, Joschi 203, 214, 216 Weigel, Hans 22, 231 Weisgram, Wolfgang 22, 237, 250, 262, 301 Weisz, Elemer 215 Werner 141, 144 Wertheim, Carl 51 Weselik, Franz 53 Witt, Martin 59, 206, 207, 237, 263, 277 Wondracek, Brüder 158, 197 Wondracek, II 144, 163 Zatlatsch, Herbert 124 Zeichner, Jakob 59, 208, 210, 264, 277 Zetschok, Karl 145, 147, 214, 219, 254 Ziegler, Richard 78, 79, 94, 102, 115, 132, 133, 143, 171, 184 – 186, 188, 218, 224 – 226, 242, 247, 249, 252, 253, 256, 259, 266, 277, 279, 281, 283, 285, 287, 289, 291, 293, 294 Zischek, Karl 53, 73, 167 Zöhrer, Rudolf 41, 67, 68, 72, 73, 103, 118, 124, 125, 133, 134, 166, 167, 186, 196, 197, 277, 292, 293

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