Die Internationale Meeresbodenbehorde (Isa): Ihre Rohstoffwirtschaftlicheaufgabe, Entwicklungspolitische Bedeutung Und Der Entwurf Durch Die Dritte ... Recht An der U) (German Edition) 3428043480, 9783428043484

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126 92

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Die Internationale Meeresbodenbehorde (Isa): Ihre Rohstoffwirtschaftlicheaufgabe, Entwicklungspolitische Bedeutung Und Der Entwurf Durch Die Dritte ... Recht An der U) (German Edition)
 3428043480, 9783428043484

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Hans Jürgen Wildberg Die internationale Meeresbodenbehörde (ISA)

STUDIEN AUS DEM INSTITUT FÜR INTERNATIONALES RECHT AN DER UNIVERSITXT KIEL

Herausgegeben von Prof. Dr. Wilhelm A. Kewenig 6

Die internationale Meeresbodenbehörde (ISA) Ihre rohstoffwirtschaftliche Aufgabe, entwicklungspolitische Bedeutung und der Entwurf durch die Dritte Seerechtskonferenz

Von

Dr. Hans Jürgen Wildberg, LL.M. (Chicago)

DUNCKER

&

HUMBLOT

I

BERLIN

Alle Rechte, elnschlteßlich das der Ubersetzung, vorbehalten. Ohne ausdrUckltche Genehmigung des Verlages Ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus ln Irgendeiner ·weise zu vervielflltlgen. @ 1979 Duncker & Humblot, Berlln 41 Gedruckt 1979 bei Bruno Luck, Berlln 65 Prlnted ln Germany ISBN 3 428 04348 0

Meinen Eltern

Vorwort Die Untersuchung entstand am Institut flir Internationales Recht der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Mit großzügiger Hilfe d~r Stiftung Volkswagenwerk und finanzieller Unterstützung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst, der mir einen Forschungsaufenthalt in Genf ermöglichte, konnte die Arbeit im Dezember 1977 abgeschlossen werden. Mein besonderer Dank gilt meinem Lehrer, Herrn Professor Dr. Wilhelm A. Kewenig, ftir seine Förderung und die mir gelassene Freiheit bei der Behandlung des Themas. Juni 1978

Hans Jürgen Wildberg

Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.

1"5

VORAUSSETZUNGEN UND WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DES MEERESBODENBERGBAUS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. ..

18

Mineralische Rohstoffvorkommen des Meeresbodens und -Untergrundes. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

19

I.

I. Erdöl- und Erdgaslagerstätten im küstennahen Meeresuntergrund . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2. Metallische Rohstofflagerstätten auf dem küstenfernen Meeresboden ..... . . . . . . . . . . . . . . . .... . . . . . . . . . . . . .. 20 a) b) c) d)

Manganknollen . . . . . . . . . . . Oxydische Überkrustungszonen Roter Tiefseeton. . . . . . . . . . Hydrothermalschlämme . . . . .

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21 22 23 23

II. Technologie und Kooperation zur Vorbereitung des Meeresbodenbergbaus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 I. Methoden zur Gewinnung, Förderung und Aufbereitung von Manganknollen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Prospektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Exploration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . c) Exploitation und Metallurgie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . .

26 26 27 27

2. Konsortien zum Meeresbodenbergbau . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 li I. Auswirkungen des zukünftigen Meeresbodenbergbaus auf die terrestrische Mineralrohstoffgewinnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 I

I. Manganknollenförderung und Weltrohstoffbedarf a) Kupfer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Nickel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . ... c) Mangan . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . d) Kobalt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . .

. . . . . . . . .... . . . . . . . .

. . . . .

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31 31 32 32 32

2. Meeresbodenbergbau und die Wertmetallproduktion an Land. . 33

10 B.

Inhaltsverzeichnis MEERESBODENBERGBAU ALS VÖLKERRECHTLICHER REGELUNGSSACHVERHALT......... . . . . . . . . . . . .

36

I. Regelungsbedürftigkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 II. Regelungsumfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 8 lll. Regelungsansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 C.

VORARBEITEN ZUR ERRICHTUNG EINER INTERNATIONALEN MEERESBODENNUTZUNGSORDNUNG. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 I. Die Malte-Initiative . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 II. Die Ausschußarbeit in den Vereinten Nationen . . . . . . . . . . . . . 56

D. ENTWURF EINES MEERESBODENREGIMES DURCH DIE DRITTE SEERECHTSKONFERENZ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

I.

Der Zugang zu den Rohstofflagerstätten des Tiefseebodens. . . . . 68 I. Art. 9 der "draft articles" und die Mischsysteme . . . . . . . . . . 68 2. Parallelsysteme und Art. 22 ISNT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 3. Das duale System zu Art. 22 RSNT. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76

II. Die rohstoffwirtschaftliche Kontrolle des Meeresbodenbergbaus im RSNT . . . . .. ... . . .... . ....... . . ... . ..... . ... 81 111. Eine gemeinsame Rohstoffpolitik ? 0 .... ... 0 .. . . 0 . . . . . . . 86 IV. Rohstoffpolitik und Zugangsregelung im ICNT . . . . . . . . . . . . . 88 I. Art. ISO ICNT . ... . 0 0 . 0 . .. . . . ... 0 0 0 . 0 . . .... . 0 . 89 20 Art. I 5 I - 153 ICNT und Annex II . 0 . . . . .... 0 0 . . . . . . 94 V. Organstruktur, Kompetenzverteilung und Beschlußverfahren in der Meeresbodenbehörde ..... . .. . . .. ... . . . .. .. . .. . . .. . I 0 I I. Das Sekretariat, Art.I65- 168ICNT ... . ... 0 . . . . . . . . . 102 2. Das Enterprise, Art. 169 ICNT und Annex III ...... 0 . ... 0 103 3. Die Versammlung, Art. 15 7, 15 8 ICNT 0 0 0 . . 0 0 0 0 . 0 0 . . 0 . I 07 a) Besetzung und Aufgabenbereiche 0 ... ..... . ... 0 0 0 . . I 07 b) Entscheidungsmechanismus ..... . .. . ... . . . . . . . . . . I 08 4. Der Rat, Art. 159 - 164 ICNT. . .. . ... . . .. . . . 0 . . .. . . III a) Besetzung . : . . . . . . . . . . . . . . . ... . . .. . . . . . . .. . 111 b) Aufgabenbereiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0 .... . ... 0 113 aa) Die Wirtschaftsplanungs-Kommission . . 0 0 .. . 0 . 0 . 0 114 bb) Die Technische Kommission 0 0 0 0 . 0 . 0 . ... 0 0 ... . 114 cc) Die Kommission für Verordnungsentwürfe . . 0 . . . . . . 115 c) Entscheidungsmechanismus . .. . 0 . . . 0 .. 0 .. ... . . . . . 117 50 Einejudikative Kontrollmöglichkeit? .... 0 .. ... .... . . . 120

Inhaltsverzeichnis

11

SCHLUSSBETRACHTUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ... 122 ANHANG: Dokumentenauszüge . .. . . . . . . . . .... . . .. . ... . .. .. 127 Literaturverzeichnis . ..... . . . . . .... . . . .. .... . . . .. 138

Abkürzungsverzeichnis A/ ... A/AC. 105/ .. . A/AC. 135/.. . A/AC. 138/.. . A/BUR/ ... A/Conf. 13 .. .

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=

A/Conf. 62 .. . A/Conf. 62- OR I . .. VI AJIL AMR ASIL AVR BGBJ. BRD BT-Drucks. BYIL CNEXO Council of Europe, Doc . .. .

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DDR Dept.St.Bull. DFG-Mitteilungen DGVR-Berichte dmt

E/...

·F.A.Z. GAOR GATT GYIL HILJ ICLQ ICNT IGH

=

Dokumente der Generalversammlung der Vereinten Nationen Dokumente des Weltraumausschusses Dokumente des "Ad Hoc Committee" Dokumente des Meeresbodenausschusses Dokumente des "General Committee" Dokumente der Ersten Seerechtskonferenz Dokumente der Dritten Seerechtskonferenz Third United Nations Conference on the Law of the Sea, Official Records, Valurne I ... VI American Journal of International Law Arbeitsgemeinschaft meerestechnisch gewinnbarer Rohstoffe American Society of International Law Archiv des Völkerrechts Bundesgesetzblatt Bundesrepublik Deutschland Drucksache des Deutschen Bundestages British Yearbook of International Law Centre National pour !'Exploitation des oclans Documents, working papers, Consultative Assembly to the Council of Europe Deutsche Demokratische Republik The Department of State Bulletin mitteilungen deutsche forschungsgemeinschaft Berichte der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht dry metric ton Dokumente des Wirtschafts- und Sozialrates der Vereinten Nationen Frankfurter Allgemeine Zeitung General Assembly Official Records General Agreement on Tariffs and Trade German Yearbook of International Law Harvard International Law Journal Internationaland Comparative Law Quarterly Informal Composite Negotiating Text Internationaler Gerichtshof

Abkürzungsverzeichnis

IJIL ILM Inter Ocean '76 I

IOC/... ISA ISNT JAIL JIR Kiel-Symposium 1969

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KIWZ KOM ... MG-Mitteilungen 18/1975

mt NJW ÖZA para. (s.) res.... RIW/AWD RSNT Südd. Zeitung ST /LEG/SER. B/ ...

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TD/ . .. UdSSR

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UNCTAD UNESCO UNTS USA VN VJIL VuRÜ VWD

13

Indian Journal of International Law International Legal Materials 3. Internationaler Kongreß und Ausstellung für Meerestechnik und Meeresforschung, 15. - 19. Juni 1976, Kongreß-Berichtswerk, Band I. Dokumente der Intergovernmental Oceanographic Commission der UNESCO International Sea-Bed Authority Informal Single Negotiating Text J apanese Annual of International Law Jahrbuch für Internationales Recht Die Nutzung des Meeresgrundes außerhalb des Festlandsockels (Tiefsee). Vorträge und Diskussionen eines Symposiums, veranstaltet vom Institut für Internationales Recht an der Universität Kiel, 25. 28. März 1969. Konferenz für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit Dokumente der Kommission der Europäischen Gemeinschaften Metallgesellschaft AG, Mitteilungen aus den Arbeitsbereichen, Ausgabe 18 1975, Manganknollen - Metalle aus dem Meer. Meerestechnik Neue Juristische Wochenschrift Österreichische Zeitschrift für Außenpolitik paragraph(s) Resolution der Generalversammlung der Vereinten Nationen Recht der internationalen Wirtschaft/Außenwirtschaftsdieost des Betriebs-Beraters Revised Single Negotiating Text Süddeutsche Zeitung United Nations Legislative Series Tonnen Dokumente der UNCT AD Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken United Nations Conference on Trade and Development United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization United Nations Treaty Series United States of America Vereinte Nationen Virginia Journal of International Law Verfassung und Recht in Übersee Vereinigter Wirtschafts-Dienst

14

Abkürzungsverzeichnis

WVB/WIM, Meeresbergbaustudie = Wirtschaftsvereinigung Bergbau, Wirtschaftsvereinigung Industrielle Meerestechnik, Bundesverband der Deutschen Industrie: Meeresbergbau und Völkerrecht. Die völkerrechtlichen Probleme der Gewinnung mineralischer Rohstoffe des Meeres aus der Sicht der deutschen Industrie, Bonn 1972. YBILC Yearbook of the International Law Commission YBUN Yearbook of the United Nations

Einleitung

"1 agree that stability of expectations should be the basic goal of ocean policy. I would only comment that a· legal regime must be viable in order to be stable; to be viable, a regime must take into account the implications of technological advance and must be accepted as equitable by the great majority of st_ates." Arvid Pardo, auf einer Konferenz des "American Enterprise Institute" 1

Zehn Jahre sind vergangen, seit sich die Generalversammlung der Vereinten Nationen erstmals der Beschäftigung mit der Nutzung des Meeresbodens unter der Hohen See zugewandt hat. Durch zwei Faktoren war das Interesse der mit Aufnahme zahlreicher Entwicklungsländer in ihrer mitgliedschaftliehen Zusammensetzung stark veränderten Weltorganisation geweckt worden: durch die intensivere Bewirtschaftung des Meeresraums und durch die revolutionären Neuerungen in der Meerestechnik. Die Aufmerksamkeit der Staatengemeinschaft richtete sich auf die bevorstehende rohstoffwirtschaftliche Beherrschbarkeit ozeanischer Unterwassergebiete. So wie sozioökonomische Veränderungen und der technische Fortschritt allgemein Anlaß zum Wandel gesellschaftlicher Verhaltensnormen bieten, kündete sich sehr bald auch das Ende der Ära eines Meeresvölkerrechts an, dessen Anfänge in das europäische Mittelalter zurückreichten und das bis zur Genfer Kodifikationskonferenz von 1958 fast vollständig auf Gewohnheitsrecht beruhte. Überkommene Grundsätze erwiesen sich als unzureichend, um die praktische Verwendung moderner Technologien in gewünschte Bahnen zu lenken. Die Einsicht in eine Reformbedürftigkeit der gebiets- und nutzungsrechtlichen Ordnung flir etwa 71 % der Erdoberfläche mit einem reichgegliederten Weltmeer setzte sich durch und führte zur Bereitschaft unter den Staaten, mit einer Konvention neues Völkervertragsrecht auszuhandeln, bevor das multilaterale Vorgehen durch die Etablierung einseitiger Staatenpraxis erschwert würde. Noch entzieht sich dieses in einem langwierigen diplomatischen Prozeß entstehende Meeresvölkerrecht einer gutachtenmäßigen Betrachtung; die Hindernisse für eine abschließende Einigung liegen vor allem dort, von wo die Beratungen ihren Ausgang genommen hatten : in einer Ordnung für den küstenfernen Meeresbodenbergbau . 1

In: Amacher/Sweeney, S. 162.

16

Einleitung

Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Bemühungen innerhalb der Vereinten Nationen um eine Internationalisierung der rohstoffwirtschaftlichen Nutzung des Meeresbodens unter den Ozeanen. Auf der Dritten Seerechtskon· ferenz geht es seit 1973 unter anderem um die seewärtige Ausdehnung nationaler, küstenstaatlicher Sondernutzungsrechte im Festlandsockelbereich und um die völkerrechtlichen Regeln für einen Meeresbergbau am Tiefseeboden. Besondere Schwierigkeiten bereitet die konventionsrechtliche Ausgestaltung der Verfassung einer internationalen Organisation flir den staatshoheitsfreien Meeresboden und -Untergrund, den Resolutionen der Vereinten Nationen als 'gemeinsames Erbe der Menschheit' bezeichnen. Eine Bestandsaufnahme der bisherigen Verhandlungen soll Aufschluß erbringen über die Möglichkeiten, eine Meeresbodenbehörde mit rohstoffpolitischen Entscheidungsbefugnissen auszustatten, und letztlich über die Chance flir ein funktionelles Meeresvölkerrecht mit sozialem, entwicklungspolitischem Einschlag. Die Herausforderung liegt im Erkennen langfristiger Bedürfnisse aller Staaten nach gesicherter Rahstoffversorgung unter Verzicht auf die unmittelbare Verwirklichung nationaler Interessen. Zum Prüfstein wird die organisationsrechtliche Ausgestaltung einer internationalen Verwaltung flir den küstenfernen Meeresboden: ihrer Struktur, ihrer Kompetenzen und ihres Besch1ußverfahrens. Die Arbeit stützt sich hauptsächlich auf Dokumente der Vereinten Nationen. Das relevante völkerrechtliche und sonstige Schrifttum fand weitgehend Berücksichtigung, sofern in ihm auf das in Ansätzen erkennbare zukünftige Meeresbodenregime Bezug genommen wird. Dabei mußte allerdings aus Gründen der Übersichtlichkeit auf eine Erörterung der zahlreichen Konventionsentwürfe von privater oder halboffizieller Seite verzichtet werden. Eine Besonderheit der reichlich vorhandenen Literatur zur Meeresbodenproblematik liegt in ihrer Orientierung am jeweils aktuellen Stand der Konferenz; Bemühungen um eine dogmatische Auseinandersetzung finden kaum statt. Subjektive Eindrücke und Stellungnahmen von Autoren herrschen vor, die ein Parteiinteresse am Ausgang der Konsultationen vertreten. Eine Erklärung flir diese Tendenz mag aus der Einzigartigkeit der Dritten Seerechtskonferenz folgen, auf der nicht geltendes Recht in Verträgen nachzuzeichnen und zu bestätigen ist, sondern neues Recht entstehen soll und die dementsprechend mehr den motivierten Interessenvertreter als das Engagement von Rechtsexperten herausfordert. Obwohl angesichts der dabei zu beobachtenden Versprengung einzelner dogmatischer Argumentationsansätze in die Tagespolitik eine gründliche Besinnung auf den historisch gewachsenen Inhalt traditioneller Rechtssätze durchaus nützlich wäre, setzt auch diese Arbeit hier nicht ihren Schwerpunkt. Der Wert rechtstheoretischer Abhandlungen zum Komplex Meeresbodenbergbau wird aus der Erfahrung mit der Schnellebigkeit meeresvölkerrechtlicher Lehren der letzten Jahrzehnte angezweifelt. Wenn mit Blick auf die verfolgten Interessenziele nachdrücklicher über eine künftige Ordnung als die Erhaltung des bestehenden Rechts gestritten wird, dann scheint sich an den bisherigen Stellung-

Einleitung

17

nahmen zu diesem Themenkreis die These zu bestätigen, nach der "eine rein 'wissenschaftliche' Betrachtung ... bei einem so offenen Gegenstand wie dem Völkerrecht gar nicht möglich" 2 ist. Sinnvoller als ein kaschierender Theorienstreit in Zeiten der Rechtsfortbildung wird für das begleitende Verständnis der laufenden Seerechtsdiskussion die Aufarbeitung meerestechnisch und rohstoffwirtschaftlich bedingter lnteressengegensätze, der Ursachen ftir die Mängel der alten Rechtsordnung und der Grundlagen für ihre Erneuerung. Im Zentrum dieses Evolutionsprozesses in eine organisierte Meeresnutzung steht die Konzeption einer internationalen Meeresbodenbehörde, deren Aufgabe zuallererst von einem naturwissenschaftlichen Sachverhalt bestimmt wird: von der Existenz mariner Rohstofflagerstätten unter der Hohen See sowie den Möglichkeiten und Auswirkungen ihrer Erschließung.

2

Casper, S. 167.

2 Wildberg

A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus Die Bemühungen um völkerrechtliche Vereinbarungen über den Meeresboden werden auf der Dritten Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen vor dem Hintergrund der technologischen Entwicklung im Bereich der Meeresforschung und der zu erwartenden Bedeutung des marinen Bergbaus ftir die Weltrohstoffversorgung mit seinen Auswirkungen auf die nationalen Volkswirtschaften geführt. Angesichts der zukünftigen Verbrauchssteigerung steht die wirtschaftliche Nutzung mineralischer Meeresbodenschätze unter der Hohen See im Mittelpunkt der unterschiedlichen Interessen innerhalb der Staatengemeinschaft. Für die Erfassung dieses im neuen Meeresvölkerrecht zu regelnden Sachverhalts stellen sich vorab folgende Fragen:

I.

Wo auf und unter dem Meeresgrund gibt es mineralische Rohstoffe in welchen Mengen? li. Wie - unter welchen technischen und finanziellen Voraussetzungen können die Rohstoffe nutzbar gemacht werden?

III .' Welche marktpolitischen Auswirkungen hat die Nutzung der Meeresbodenschätze auf die MineraJrohstoffgewinnung? Für die nachfolgende Erörterung wird der Begriff 'mineralische Rohstoffe' im Zusammenhang mit Lagerstätten verwertbarer Naturerzeugnisse auf und in dem Meeresboden und -untergrund benutzt; ausgeklammert sind die im Meerwasser gelösten Mineralien. Die Beurteilung, ob es sich bei einer bestimmten Lagerstätte um ein mineralisches Rohstoffvorkommen handelt, hängt neben chemischen und physikalischen Werten weitgehend von ökonomischen Faktoren ab. Nicht alle in ihrer Zusammensetzung ähnlichen Lagerstätten sind auch Rohstoffvorkommen, d.h. für die industrielle Weiterverarbeitung brauchbare Naturerzeugnisse. Erst wenn die jeweilige Lagerstätte im Vergleich zu anderen Vorkommen in der Erdkruste unter Berücksichtigung des allgemeinen wirtschaftlichen Bedarfs, des technologischen Entwicklungsstandes und des finanziellen Aufwandes bei der weiteren Erforschung, Förderung, Aufbereitung und Vermarktung der vermuteten Mineralien als 'bauwürdig' erscheint, kann sie auch potentiell als Bodenschatz gelten und ist als marines, mineralisches Rahstofflager Gegenstand dieses Abschnitts. Die Bezeichnung 'marin' bezieht sich dabei nicht auf die Entstehung, sondern auf die Lage des Vorkommens am Meeresboden oder im Meeresuntergrund.

I. Mineralische Rohstoffvorkommen des Meeresbodens und -untergrundes

19

L Mineralische Rohstoffvorkommen des Meeresbodens und -Untergrundes Die wirtschaftlich interessantesten marinen Lagerstätten mineralischer Rohstoffe lassen sich auf Grund ihret physikalisch-chemischen Beschaffenheit und geologischen Verteilung in zwei Gruppen einteilen:

1. die flüssigen und die gasförmigen Kohlenwasserstoffe im Meeresuntergrund und 2. die festen und die unverfestigten metallischen Ablagerungen am Meeresboden1. 1. Erdöl- und Erdgaslagerstätten im küstennahen Meeresuntergrund Zu den Kohlenwasserstoffen gehören Erdöl- und Erdgasvorkommen als bakterielle Zersetzungsprodukte organischen Ursprungs. Günstige geologische Formationen für ihre Wanderung und Ansammlung im Speichergestein 'stratigraphischer Fallen' des Meeresuntergrundes finden sich im Festlandsockelbereich unter den Kontinentalrändern und dort insbesondere im Schelfgebiet des Kontinentalabhangs und - nur bedingt - im Kontinentalanstieg. Der Untergrund der Tiefsee-Ebenen wird gegenwärtig zum ganz überwiegenden Teil nicht als erdölhöffig im wirtschaftlichen Sinne angesehen 2 • Wahrscheinlich liegen die Hälfte der Erdöl- und Erdgasvorräte der Erdkruste und nahezu 100% der Vorkommen im Meeresuntergrund in den seewärtigen Ausdehnungen der Kontinente verborgen 3 • Mit der Entstehung von Erdöl- und Erdgaslagerstätten werden die dicken festländischen Sedimentschichten des Untergrundes ozeanischer Buchten und flacher Randmeere als notwendige, undurchlässige Abdeckungen in Zusammenhang gebracht. Da auch einige ozeanische Tiefseegräben vornehmlich des Pazifiks und deren benachbarte Kammregionen des Meeresbodens starke Sedimentschichten aufweisen, vermutet man dort ebenfalls in geringem Umfang Kohlenwasserstoffvorkommen, deren Nutzung als potentielle Rohstofflagerstätten wegen der zu überwindenden Wassertiefen von bis zu 8000 m in naher Zukunft aus technischen Gründen jedoch nicht möglich sein wird4 • 1 Außer Betracht gelassen sind gang- oder flözartige Kohle- und Erzlagerstätten im Meeresuntergrund des Küstengebiets, die von Land aus nach herkömmlichen Bergbautechniken mit Schacht und Strecke abgebaut werden können. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben - wegen ihrer unmittelbaren Küstennähe - Kiesvorkommen, Muschelablagerungen und Erzseifenlagerstätten, die bei der Strandsanderzgewinnung im sog. 'kleinen' Meeresbergbau weltweit an Bedeutung gewinnen. 2 Vgl. Amann, in: Erdeei-Erdgas-Zeitschrift 1974, S. 15. 3 Vgl. E/4449/Add. I, S. 12-17; Liekefett, in: mt 7 (1976), S. 17 m.w.N. 4 Vgl. A/AC. 138/87, S. 12 f.; als Rekord gilt z.Z. die Erschließung eines Ölfeldes in 163 m Wassertiefe 200 km nordöstlich der Shetland-Inseln, F.A.Z. v. 11.8.1976, S. 6; das

z•

20

A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus

Erdöl- und Erdgasgewinnung aus dem Festlandsockel betreiben heute etwa

40 Staaten. Bereits 1974 konnte rund ein Viertel der Welterdölproduktion des Jahres von knapp 2,9 Mrd. t aus "offshore"-Lagerstätten gefördert werden. Im Jahre 1978 ist allein für marines Erdöl eine Förderrate von 33% zu erwarten, während der Anteil an der Welterdgasförderung bei über I 0% liegen dürfte5. Entsprechend den Versorgungsbedürfnissen für Kohlenwasserstoffe auf dem Energiesektor, insbesondere in der Wirtschaftsentwicklung der großen Industriestaaten, wird die Ausbeutung mariner Vorkommen auch in Zukunft weiter forciert werden . Neben dem Kriterium der Wirtschaftlichkeit gegenüber terrestrischen Lagerstätten, das primär von den natürlichen Gegebenheiten der Felder und den technischen Möglichkeiten ihrer Erschließung abhängt, rechtfertigen in zunehmendem Maße versorgungspolitische Gründe die Exploration neuer und die Entwicklung bekannter mariner Kohlenwasserstoffvorkommen. So kommt z.B. den Erdöllagerstätten unter der Nordsee nach den Erfahrungen mit dem für politische Spannungen anfälligen Weltrohölmarkt besondere Bedeutung zu, obwohl die technischen Kosten mit durchschnittlich 9 Mio. DM je Bohrung und einer Fündigkeilschance von I :8 dort fünfmal so hoch liegen wie für Erdöl aus neu erschlossenen terrestrischen Feldern des Mittleren Ostens und West Afrikas. Neben Qualitätsmerkmalen und der Konkurrenzfähigkeit bei der gegenwärtigen Preisentwicklung geben jedoch Marktnähe und politische Stabilität in diesem Gebiet den Ausschlag dafür, daß Mitte der achtziger Jahre eine Fördermenge von jährlich 200 - 250 Mio. t Rohöl aus der Nordsee zur teilweisen Deckung des westeuropäischen Bedarfs von 575 Mio. t zur Verti.lgung stehen werden. Die Erdölgewinnung aus Schelfgebieten unter der Nordsee wird dann etwa dem derzeitigen kumulativen Fördervolumen der OPECMitglieder Irak und Kuweit entsprechen 6 .

2. Metallische Rohstofflagerstätten auf dem küstenfernen Meeresboden Weniger weit fortgeschritten ist demgegenüber der Weeresbodenbergbau auf metallische Rohstoffe. Während Erdöl schon im Jahre Hi99 in seewärtiger Fortsetzung terrestrischer Ölfelder vor Kalifornien von Molen und künstlichen Inseln aus kommerziell abgebaut wurde, befinden sich die metallhaltigen Lagerstätten des küstenfernen Meeresbodens seit ihrer Entdeckung in den Jahren 1872- 1876 durch die britische Korvette HMS CHALLENGER noch im StaBundesforschungsministerium hat kürzlich den Auftrag zur Anfertigung baureifer Unterlagen für ein Bohrschiff und eine halbtauchende Bohrplattform zur Erdölexploration in Meerestiefen bis zu 2000 m vergeben, F.A.Z. v. 1.9.1976, S. 27. 5 Vgl. A/AC. 138/87, S. 9; Florin/Florin, in: Glückauf 1975, S. 245. 6 Vgl. Schürmeyer, in : mt 7 (1976), S. 38-42.

I. Mineralische Rohstoffvorkommen des Meeresbodens und -Untergrundes

21

dium der Exploration 7 . Aus rohstoffwirtschaftlicher Sicht geht es bei diesen Vorkommen vor allem um Vielerz-Konkretionen, oxydische überkrustungszonen, Roten Tiefseeton und hydrothermale Erzschlämme. a) Manganknollen

Die Vielerz-Konkretionen - wegen ihres stets relativ hohen Mangananteils unter der Bezeichnung Manganknollen bekannt - kommen als regelmäßigkugelförmige und unregelmäßig-knollige Mineralaggregate vorwiegend an der Sedimentoberfläche, in manchen Gebieten aber auch unter Sedimentbedeckung auf 25% des Meeresbodens vor. Über die Gen.:se der Manganknollen existieren unterschiedliche chemischbiologische Theörien, jedoch noch keine gesicherten Forschungsergebnisse. Allgemein angenommen wird, daß es sich um Ausfallungen und Anhäufungen von gelösten Metallteilchen handelt. Die oftmals verzwillingten Typen sind wahrscheinlich metallische Verdichtungen oder Verwachsungen, deren Formen durch ungleichmäßige Strömungs- und Sedimentationsverhältnisse beeinflußt wurden. Untersuchungen der Manganknollen unter dem Rasterelektronenmikroskop ließen Ähnlichkeiten mit Vererzungen bestimmter Mikroorganismen erkennen, die ihre lebensnotwendige Energie aus Oxydationsprozessen von Mangan- und Eisenverbindungen beziehen. Der zwiebelschalige Aufbau um einen auch makroskopisch fast immer erkennbaren, vielfach aus organischen Resten gebildeten Nukleus für Mangan-Eisenoxidhydrate und die tonigen Sedimenteinlagerungen lassen Wachstumsperioden erkennen. Auf Analysen einzelner Vielerz-Konkretionen aus den verschiedensten Unterwassergebieten gestützte Schätzungen zur Wachstumsrate liegen zwischen I mm in einem und I 00 000 Jahren, woraus geschlossen werden muß, daß ein einheitlich-kontinuierliches Wachstum nicht besteht, sondern jeweils von den Mineralien und den Voraussetzungen für ihre Verdichtung bzw. Verwachsung abhängt . Dennoch wird die Auffassung vertreten, daß sich Manganknollen unter den Ozeanen in einer Größenordnung von einigen 10 Mio. tim Jahr bilden 8 . Die gewöhnlich erdschwarzen, kartoffelähnlichen Knollen erreichen in ihrer Mehrzahl Größen zwischen 2 - 8 cm im Durchmesser. Anreicherungen der überwiegenden Mangan- und Eisenoxid-Teilchen in den Knollen mit den wirtschaftlich interessanteren Buntmetallen Nickel, Kupfer und Kobalt und ihre 7 Siehe Spry, S. 34 f. Für erste Erkundungen waren die amerikanische ALBATROS-Expedition um die Jahrhundertwende sowie deutsche METEOR-Fahrten und französische ozeanegraphische Forschungsreisen in den 20iger 1ahren verantwortlich, so Mero, in: MG-Mitteilungen 18/1975, S. 78. 8 Vgl. E/4449/Add . I, S. 32 f.; Greenslaie u.a., in: Morgenstein, S. 45-69 ; Südd. Zeitung v. 17 .1.1975, S. 33; Kollwcntz, in: MG-Mitteilungen 18/1975, S. 12, 15, Abb.; ., . . . manganese nodules arc forming at a rate faster than 1960 world consumption of manganese, cobalt, zirconium and other metals", Pardo, in : A/C.l/PV. 1515 - GAOR (XXII J, S. 4.

22

A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus

Häufigkeit auf dem Meeresboden variieren schon auf kleineren Flächen der bis jetzt erkundeten Lagerstätten. In dem am intensivsten untersuchten Gebiet des nordöstlichen Zentralpazifiks, das sich zwischen der nördlichen Clarion- und der südlichen Clipperton-Bruchzone vom Kontinentalabhang Mittelamerikas bis zum Hawaii-Archipel in 4 - 5 km Tiefe erstreckt, lassen die Knollen sowohl höchste Metallgehalte von durchschnittlich 30% Mangan, 6% Eisen, I ,4% Nickel, 1% Kupfer und 0,2% Kobalt als auch eine hohe Belegungsdichte von mehr als 10 kg/qm erkennen 9 . Unter gleichen Kriterien konnte das Südwestpazifische Tiefseebecken bei 5000 m Wassertiefe als bedeutende Knollenprovinz mit z.T. sehr hohem Kobaltanteil klassifiziert werden. Im nördlicken Atlantik konzentrieren sich die Manganknollenvorkommen vor der Küste der USA östlich von Florida und auf dem noch zum Festlandsockelbereich gehörenden Blake-Plateau in Wassertiefen um I 000 m. Bei relativ hoher Belegungsdichte weisen sie jedoch niedrigere Wertmetallgehalte und einen beträchtlichen, der industriellen Aufbereitung hinderlichen Karbonatanteil auf. Entsprechendes gilt für die z.T. dichtgepackten Lagerstätten im südlichen Atlantik in weniger tiefge!egenen, küstennahen Gebieten vor Argentioien und den Südwestküsten Afrikas. Auch die ausgedehnten Knollenhorizonte im Indischen Ozean, z.B. im Madagaskar-Basin, im Corzet-Basin und in 3000· m Tiefe auf dem Agulhas-Plateau , kommen wegen ihres geringen Anteils an Nickel, Kupfer und Kobalt in nächster Zukunft nur bedingt als potentielle Rohstofflagerstätten in Betracht. Ursächlich für die niedrigen WertmetaUgehalte der Knollen scheinen die vergleichsweise hohe Sedimentationsrate sowie die beachtliche Menge an festländischem Lockergestein auf dem Meeresgrund des Atlantiks und des Indischen Ozeans zu sein 10 .

b) Oxydische Überkrustungszonen Neben den knollenförmigen Konkretionen bilden sich stellenweise manganeisenoxidhydratreiche Ablagerungen als krustenartige, bis zu 10 cm starke 9 Vgl. Marchig/Gundlach, in : Inter Ocean '761, S. 59 f.; Manganknollen mit den höchsten Nickel- und Kupferwerten liegen in einem 200 km breiten und 1500 km langen OstWest-Streifen, dem "North Pacific Bett", zwischen 6°-20° nördlicher Breite und 110°1800 westlicher Länge sowie im Südosten von Hawaii mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate zwischen 4-9 mm in 1 Mio. Jahren, vgl. Heye, in: Inter Oceim '76 I, S. 57 .

10 Vgl. A/AC. 138/87, S. 22 f.; Glasby u.a., in: mt 5 (1974), S. 147; als Hauptfaktoren für die Verbreitung wertmetallhaltiger Konkretionen wurden Sedimentanlieferung, Bodenmorphologie und Strömungsverhältnisse am Tiefseeboden sowie das Vorhandensein von Kristallisationskernen ermittelt. Kieselhaitiger Schlick auf dem Meeresboden und eine niedrige Sedimentationsrate in Wassertiefen um 5000 m, die ihrerseits auf größere Entfernungen der bauwürdigen Lagerstätten vom Festland hindeuten, sind besonders vorteilhaft, vgl. Archer/Beazley, in: The Geographical Journal141/1975, S. 12.

I. Mineralische Rohstoffvorkommen des Meeresbodens und -Untergrundes

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Überzüge auf Gesteinen des felsigen Meeresbodens. Besonders dicke Überkrustungszonen wurden in unmittelbarer Nähe der Knollenprovinzen des südlichen Atlantiks und des Indischen Ozeans sowie auf den Mittelozeanischen Rücken des nördlichen Atlantiks entdeckt. Wegen ihres oft niedrigen Wertmetallgehalts und ihrer festen Verbindung mit dem felsigen Untergrund ist eine wirtschaftliche Bedeutung dieser oxydischen, den Manganknollen verwandten Überkrustungszonen auf absehbare Zeit nicht erkennbar 11 .

c) Roter Tiefseeton Ähnlich verhält es sich mit dem Roten Tiefseeton. Auf einer Fläche von insgesamt rund l 02 Mio. qkm bei einer durchschnittlichen Stärke von 200m bedeckt er zu SO % den Meeresboden des Pazifiks, vorwiegend im nördlichen und südlichen Zentralbereich, und zu je 25 %den Untergrund des Atlantischen und des Indischen Ozeans. Mit seinen relativ hohen Anteilen an Aluminium, Eisen, Mangan und Titan ist eine wirtschaftliche Nutzung des Roten Tiefseetons nicht ausgeschlossen, kann aber wegen ungelöster technischer Bedingungen flir eine rentable Förderung und Trennung vorerst nicht in Angriff genommen werden 12 .

d} Hy drothermalschlämme Eine wirtschaftlich interessantere mineralische Rohstoffquelle auf dem Meeresboden geben die hydrothermalen Erzschlämme und mineralhaltigen Solen ab. Die zink-, schwefel-, eisen-, kupfer- und silberhaltigen Thermallaugensedimente sind im Pazifik, vor allem aber in der Grabenbruchzone des Roten Meeres, dem sogenannten "Atlantis 11"-Tief, gefunden worden . Dort in 2000 m Tiefe aus dem Meeresgrund tretende hochkonzentrierte, etwa 60° C heiße Lösungen bewirken eine Ablagerung von ausfallenden Schwermetallionen am Meeresboden und die Ansammlung mineralhaltiger Restlösungen in den Senken des Roten Meeres 13 • Der rohstoffwirtschaftlich bedeutsame Zink- und Kupferanteil dieser durchschnittlich 30 m dicken, sulfidischen Mineralsedimentationen im Festlandsockelbereich liegt im Mittel bei zusammen 5 %. Erste Verfahrens- und Kost enberechnungen zur hydrometallurgischen Aufbereitung von Thermalschlämmen aus dem Roten Meer ergaben, daß beim derzeitigen Stand der Zink- und Kupferpreise bereits die Bearbeitungskosten ohne Förderung und Transport - die Erlöse übersteigen würden. Doch schon im Jahr 1978 sollen mit westdeutscher Entwicklungsarbeit in einem Großver11

12

13

Vgl. Mero, S. 135; A/AC. 138/ 73, S. 5; A/AC. 138/87, S. 18, 22. Vgl. Mero, S. 125 , 127; Kausch, S. 19, 111 , Tab. Vgl. A/AC. 138/78, S. 5 ; Diebold, in: Bouchez/ Kaijen, S. 52-54.

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A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus

such unter saudiarabischer und sudanesischer Territorialhoheit 20000 t Erzschlamm aus den im Zentralgraben des Roten Meeres ruhenden Zink-KupferSilber-Lagerstätten gefördert werden. Nach Abschluß der Vorarbeiten wird dieses Tiefseebecken rund I 00000 t Zink und 20000 t Kupfer im Jahr sowie größere Mengen an Silber über einen Zeitraum von I 5 - 20 Jahren liefern. Vergleichbare Vorkommen werden in geologisch ähnlichen Gebieten anderer Bereiche des Meeresbodens ver mutet. In den Kammregionen des östlichen Pazifiks und den Zentralspalten des Mittelozeanischen Rückens im Atlantik konnten bereits - allerdings weit weniger wertmetallhaltige - Schlämme ausgemacht werden 14 . Demnach bilden die Manganknollenvorkommen des nordöstlichen Zentralpazifiks und des südwestpazifischen Tiefseebeckens langfristig die rohstoffwirtschaftlich aussichtsreichsten metallhaltigen Lagerstätten des küstenfernen Meeresbodens. Bei sehr hoher Belegungsdichte in größeren Gebieten mit günstigen logistischen Voraussetzungen und einem Wertmetallanteil in den Knollen von durchschnittlich 3 % liegen sie über der Grenze einer Bauwürdigkeit terrestrischer Erzvorkommen 15 . Rohstoffprognosen lassen erkennen, daß die absolute Menge allein der Buntmetalle in den Manganknollen unter den Weltmeeren die Vorräte höffiger Gebiete an Land tausendfach übertreffen. Die stark divergierenden Abschätzungen des Gesamtpotentials liegen flir Nickel zwischen 900 Mio. und 16,4 Mrd. t, flir Kupfer zwischen 500 Mio. und 8,8 Mrd. t und ftir Kobalt zwischen 300 Mio. und 5,8 Mrd. t 16 . Nach einer oft zitierten, aber noch nicht gestützten Vorratszahl von 1 Bill. t Manganknollen beläuft sich deren Wert "in situ" bei heutigen Nickel-, Kupfer- und Kobaltpreisen auf etwa 80 Bill. Dollar 17 .

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, daß sich das wirtschaftliche Interesse an der Erschließung mariner Rohstofflagerstätten in Zukunft auf zwei geologisch unterschiedliche Formationen des Meeresbodens konzentriert : auf die Kontinentalränder und auf die Tiefseebecken. Die Mittelozeanischen Rücken haben dagegen flir die mineralische Rohstoffgewinnung vorerst keine Bedeutung. Das unter den Schelfmeeren lagernde, festlandzugehörige Erdöl und Erdgas ("soft submarine minerals'" 8 ) wird bereits seit Jahren unter küstenstaatlicher 14

Vgl. A/AC. 138/87, S. 32; Neuschütz/Scheffler, in: Inter Ocean '76 I, S. 117, 125. Vgl. A/Conf. 62/37 - OR IV, S. 122; von einer Manganknollenlagerstätte wird aus wirtschaftlichen Gründen ein durchschnittlicher Gesamtgehalt von mindestens 2% an Nikkel, Kupfer und Kobalt gefordert, vgl. Meiser, in: MG-Mitteilungen 18/1975, S. 74. 15

16 Vgl. Diebold, in : Bouchez/Kaijen, S. 56 m.w.N.; Blissenbach/Reimer, in: VN 4/1975, S. 102 ; Liekefett, in : mt 7 (1976), S. 17 m.w.N. 17 Vglsw. dazu stellt die Nickellagerstätte von Barro Alto in Brasilien einen Wert von 6 Mrd. Dollar dar, so Boin, in: Handelsblatt v. 9.6.1976, S. 16. 18 McCauley, S. 44.

II. Technologie und Kooperation zur Vorbereitung des Meeresbodenbergbaus

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Regie ausgebeutet, während sich die buntmetallhaltigen Vielerz-Konkretionen des ozeanischen Tiefseebodens (,,hard submarine minerals") erst im Stadium der Erkundung und die flir ihre Gewinnung notwendigen Einrichtungen in der Entwicklung befinden. An dem Stand der Technologie, dem erforderlichen Kapitaleinsatz und der konkurrierenden terrestrischen Förderung orientierte Wirtschaftlichkeitsberechnungen zum küstenfernen Meeresbodenbergbau entscheiden darüber, ob und in welchem Umfang eine Nutzung der Rohstoffreserven in den Manganknollen in Betracht kommt.

II. Technologie und Kooperation zur Vorbereitung des Meeresbodenbergbaus Anders als bei der Förderung und Verarbeitung von Erdöl und Erdgas kann flir die Gewinnung und Nutzung von Manganknollen nicht in gleichem Maße auf Erfahrungen im Abbau terrestrischer Vorkommen zurückgegriffen werden. Es gilt hier vielmehr eine dem traditionell dreiphasigen Bergbau entsprechende, eigene Technologie zur Prospektion, Exploration und Exploitation der marinen Lagerstätten sowie neue Verhüttungsverfahren zur Aufbereitung des Fördermaterials zu erarbeiten. Der Orientierungsrahmen ftir die technische Entwicklung wird durch die Erlösprognosen in konzipierten Produktionsvorhaben abgesteckt, wobei erforderliche Fördermengen und Qualitätsmerkmale sowie erzielbare Preise für die Endprodukte über die Wirtschaftlichkeit des Projekts entscheiden19. Da grundsätzliche Vermarktungsschwierigkeiten für Nickel, Kupfer und Kobalt auch zukünftig nicht bestehen werden, sind diese Metalle als primäre Erlösträger in der Manganknollennutzung anzusehen, während man die Rentabilität einer Aufbereitung der übrigen Erzanteile in den Knollen sow;e deren Absatzchancen zurückhaltend beurteilt. Nach Abschätzung des Preistrends bei Gegenüberstellung von voraussichtlichem Weltbedarf und Umfang der bekanntesten Vorräte fällt die Entwicklungstendenz für Nickel als Haupterlösträger am günstigsten aus. Schwierigkeiten können bei der Vermarktung von Kobalt eintreten, da es terrestrisch überwiegend zusammen mit Kupfer oder Nickel in Lateriten vorko mmt und demzufolge nicht ausschließlich bedarfsorientiert gewonnen wird . Für die zukünftige Technik im Meeresbodenbergbau, vor allem zur Auswertung der Lagerstätten, und für die Auswahl der Verarbeitungsverfahren werden diesen Aspekten der Marktsituation ausschlaggebende Bedeutung beigemessen20 . 19 Siehe A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 29-31 unter (b). 20

Vgl. Boin/ Müller, in: MG-Mitteilungen 18/1975 , S. 44-46.

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A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus

1. Methoden zur Gewinnung, Förderung und Aufbereitung von Manganknollen Die Besonderheit der Manganknollenvorkommen gegenüber bekannten terrestrischen Lagerstätten besteht in der flächenhaften Verteilung nebeneinanderliegender Erzkörper mit kombiniertem Wertmetallinhalt. Der ferngesteuerte Meeresbodenbergbau hat in 4 - 6 km Wassertiefe unter einem Druck von 400 - 600 bar bei plus 4° C auf riesigen Flächen zu erfolgen 21 • Die Eignung zum Abbau der nahezu zweidimensionalen, in ihrer Mächtigkeit dem Durchmesser der einzelnen Manganknollen entsprechenden Vorkommen hängt neben knollenspezifischen Bewertungskriterien weitgehend von ihrer horizontalen Ausdehnung und der Morphologie des Meeresbodens ab. Die ersten Schritte zur rohstoffwirtschaftlichen Nutzung von Manganknollenvorkommen sind in den Phasen der Prospektion und Exploration auf die quantitative und qualitative Erforschung dieser marinen Lagerstätten gerichtee2 •

a) Prospektion Bei der Prospektion von Manganknollenfeldern kommt es zunächst darauf an, in einem großräumig angelegten Operationsgebiet, von Bord eines Forschungsschiffes aus, möglichst zusammenhängende Knollenhorizonte mit hoher Belegungsdichte auszumachen. Neben der optischen Erkundung des Meeresbodens mit Fotokameras und Fernsehsystemen und der Probennahme mit Greifern und Dredgen liegt der Schwerpunkt während dieser Phase des Aufsuchens bauwürdiger Lagerstätten in der geophysikalischen Untersuch~ng der Meeresbodenstruktur und der Wassersäule. Die durchzufUhrenden topographischen Vermessungen und die Kartierung des Meeresbodens erfordern z.B. ein verfeinertes Navigationssystem zur genauen Positionsbestimmung und den Einsatz von Präzisionsecholoten23 . Areale von der halben Größe der Bundesrepublik Deutschland müssen in der Tiefsee sorgfaltig untersucht werden, damit vielleicht eine Erzfläche übrig bleibt, deren Nutzung sich wirtschaftlich lohnen würde 24 .

21

Vgl. Boin, in: Handelsblatt v. 9.6.1976, S. 16. Zu Bewertungsprioritäten bei Manganknollenvorkommen siehe Hess, in: Inter Ocean '76 I, S. 42-44. Hauptkriterien flir ihre Bauwürdigkeit sind: Nickel-, Kupfer- und KobaltAnteil, Belegungsdichte, Topographie und Sedimente des Meeresbodens, Reinheitsgrad der chemischen Verbindung. 23 Siehe Ausrüstung des bundesdeutschen Rohstoff-Forschungsschiffs VALDIVIA bei Kollwentz, in : MG-Mitteilungen 18/1975, S. 20-26, u. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 9. 24 Vgl. Boin, in: Handelsblatt v. 9.6.1976, S. 16. 22

II. Technologie und Kooperation zur Vorbereitung des Meeresbodenbergbaus

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b) Exploration In der unmittelbar anschließenden Phase der Exploration wird durch Detailauswertungen zur Erfassung der "in situ"-Erzquantität und-qualitätdie ftir nachfolgende Planungen von Abbau- und Aufbereitungseinrichtungen notwendige Vorratsberechnung durchgeflihrt. Die Entscheidung darüber ist zu fallen, ob es sich bei dem prospektierten Gebiet nur um eine Mineralanreicherung oder doch um ein Rohstoffvorkommen handelt. Hierbei steht die Bestimmung des Wertmetallgehalts und die physikalisch-mineralogische Zusammensetzung der vorgefundenen Manganknollen im Vordergrund. Da es um polymetallische Erzkörper geht, sind die rohstoffwirtschaftlich interessantesten drei Wertmetalle Nickel, Kupfer und Kobalt gleichzeitig bei der Bestimmung der MinimalGrenzwerte zu berücksichtigen. Nach Schätzungen über dfe Wirtschaftlichkeit von Manganknollenprojekten liegt die geforderte Ausdehnung für bauwürdige Felder mit einer durchschnittlichen Belegungsdichte von 10 kg/qm und Wertmetallgehalten von 2,5 - 3% zwischen 20000-40000 qkm und entspricht damit etwa der Größe Belgiens oder der Schweiz25 .

c) Exploitation und Metallurgie Während mit Hilfe der vorhandenen Prospektions- und Explorationstechnologie einige Vorkommen bereits hinreichend erforscht und als potentielle Rahstofflager klassifiziert werden konnten, befindet sich die Exploitation von Manganknollenfeldern noch im Entwicklungsstadium. Der ·eigentliche Abbau umfaßt die Gewinnung der Knollen in wirtschaftlich interessanten Mengen durch Aufnahme vom Meeresboden und Förderung zur Meeresoberfläche. Die Überwindung der Wassersäule, die Unebenheiten auf dem Meeresboden und die teilweise Einbettung der Knollen in eine Sedimentschicht bereiten in dieser Phase die größten technischen Schwierigkeiten einer effektiven Nutzung. Basierend auf Erkundungsergebnissen über Wassertiefen und Meeresbodenformationen höffiger Manganknollenfelder liegen verschiedene gewinnungs- und fördertechnische Konzeptionen zur Exploitation vor. Bereits iill Sommer 1970 hatten erste Pilotanlagen zur Gewinnung von Manganknollen ihre Versuchsproduktionen auf dem Blake-Plateau vor der Küste der USA und vor Tahiti aufgenommen26.

2 s Vgl. Vitzthum, in: VN 5/1974, S. 134, Fn. 19; Kollwentz, in : MG-Mitteilungen 18/ 1975, S. 18; a.A. der VN-Generalsekretär, in: A/8721, S. 129; vglsw. liegt die Größe der Planquadrate flir "offshore"-Erdölkonzessionen zwischen 250-750 qkm. 26 Vgl. A/AC. 138/90, S. 12.

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A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus

Das einfachste Verfahren mit den niedrigsten Investitionskosten bietet das CLB-System ( "continuous line bucket"), bei dem, ähnlich wie in der Küstenbaggerei, Schürfkübel an einem Kunststoff-Endlosseil über den Meeresboden zur Oberfläche gezogen werden. Probleme bereiten bei diesem Konzept mit variierender Abräumbreite die ungünstige Förderrate und das Erreichen der notwendigen Fördermenge. Um die Aufnahme der Knollen vom Meeresboden zu intensivieren, wurden daher Gewinnungsmaschinen im Modell konstruiert, die z.T. mit eigenem Raupenantrieb und ferngesteuerter Bewegungsfähigkeit auf dem Meeresboden zur Anlage von Streifenhalden dienen sollen. Technisch weniger kompliziert kann der gleiche Arbeitsgang nach dem 'Schrappersystem' mit auf dem Meeresboden schleifenden Sammelgittern und Schleppnetzen an dredgenähnlichen Knollenfängern vorgenommen werden. Anders als bei dem CLB-System werden für diese reinen Gewinnungsvorrichtungen jedoch zusätzlich Förderanlagen für den Transport zur Meeresoberfläche benötigt. Ausführliche theoretische und experimentelle Untersuchungen wurden dazu mit Senkrechtfördersystemen nach dem Lufthebeverfahren ( " airlift") und dem hydraulischen Saugverfahren ("hydrolift") durchgeführt. Unter Einblasen von Preßluft in einen Rohrstrang bzw. durch zwischengeschaltete Pumpanlagen wird der Aufstieg eines Knollen-Wasser-Sediment-Gemisches in den Förderrohrleitungen bewirkt 27 • Weder die Exploitationsanlagen noch die erforderliche Technik zur nachfolgenden Bearbeitung des F örderguts haben bislang die Betriefsreife für eine kommerzielle Verwendbarkeit im Meeresbodenbergbau erreicht. Man rechnet damit, daß in jeder Sekunde eine Fläche von 60 qm geräumt werden muß, um die wirtschaftlich notwendige Leistung von 10000 - 20000 t nasser Knollen pro Tag oder jährlich 3 - 4 Mio. t zu fördern und ein Manganknollenfeld in ca. 15 Jahren abzuernten28 . Von einem Gewinnungsgerät wird dazu eine Fortschrittsgeschwindigkeit von 43 km/h verlangt. Neben der Schwierigkeit einer sicheren Manövrierbarkeit des Förderstranges unter diesen Bedingungen sind die Anforderungen an eine adäquate Förderstation für die Aufnahme, Versorgung und Lagerung des Fördergemisches noch nicht gelöst. Schiffe mit gutem Seegangsverhalten oder schiffsähnliche Operationsbasen, wie z.B. die Halbtaucher, müßten mit Arbeitsplattform, Bunkerraum und Voraufbereitungsanlagen zur Konzentrierung der Mineralfeststoffe ausgerüstet sein, in denen vor Abgabe des Rohmaterials an ein Transportsystem den Knollen durch Zerkleinerung und Trocknung der Porenwasseranteil von 30 - 40% entzogen und u.U. das taube Gestein beseitigt wird. Für den Abtransport der Mineralfeststoffe mit Massengutfrachtern zu den Löschhäfen und Hüttenstandorten sowie für den nachgeordneten Bereich der 27 Vgl. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 10-13; Riede!, in: MG-Mitteilungen 18/ 1975, S. 28-33, Abb.; Chaziteodorou/Scheffei/Wienen, in: mt 8 (1977), S. 49-52. 28 Vgl. Riede!, in: MG-Mitteilungen 18/1975, S. 27; Boin, in: Handelsblatt v. 9.6.1976, S. 16; eine Hydrolift-Anlage kann voraussichtlich ein Optimum von 5000-10000 t nasser Knollen pro Tag fördern, vgl. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 16.

II. Technologie und Kooperation zur Vorbereitung des Meeresbodenbergbaus

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Metallurgie von Knollenerzen existieren z.Z. nur Entwürfe und Modellversuche. Die Vielzahl von pyro- und hydrometallurgischen Aufbereitungsmöglichkeiten für Iateritische Wertmetallerze läßt darauf schließen, daß neben der jeweils vorgefundenen knollenphysiologischen Zusammensetzung von Erzanteilen und Verunreinigungen auch Standortverhältnisse an der nächsten Küste über den Verhüttungsprozeß von Manganknollen entscheiden. Für die reichen Lagerstätten im nordöstlichen Zentralpazifik bietet sich die Westküste der USA mit der notwendigen Energie- und Infrastruktur an 29 . Von ausschlaggebender Bedeutung für den zukünftigen Fortschritt in der Realisierung des Meeresbodenbergbaus auf Manganknollen erscheinen jedoch nicht so sehr die zu bewältigenden technischen Dimensionen, als vielmehr die investitionelle Belastung der engagierten Unternehmen. Allein in der Erkundungs- und Entwicklungsphase fallen Vorlaufkosten in Höhe von 100 - 150 Mio. DM an 30 • Obwohl eindeutige Kapitalbedarfsanalysen für ein bestimmtes Manganknollenprojekt noch nicht vorliegen, geht man mit Analogieschlüssen aus der Verarbeitung oxydischer Nickelerze auf die wirtschaftliche Nutzung der Manganknollen davon aus, daß die zu tätigenden Investitionen zwischen 1 und 1,5 Mrd. DM betragen werden 31 . Mit diesem Budget würde die Errichtung von Förder-, Transport- und Aufbereitungsanlagen eines Projekts zu finanzieren sein, dessen jährliche Operationskosten mit 200 - 400 Mio. DM beziffert werden 32 . 2. Konsortien zum Meeresbodenbergbau Um Zeit- und Kapitalaufwand bei kostenintensiven Großversuchen für Gewinnungs- und Fördersysteme in vertretbaren Grenzen zu halten, war schon frühzeitig der Schritt vom nationalen Vorgehen zu übernationaler Zusammenarbeit vollzogen worden. Die wirtschaftliche Notwendigkeit zur Aufteilung von Finanzmitteln und unternehmecisehern Risiko hatte zur Arbeitsteilung und gemeinsamen Nutzung von Forschungsergebnissen zunächst in nationalen, dann in internationalen Konsortien geftihre3 . 29 Vgl. Krüger/Schwarz, in; MG-Mitteilungen 18/1975, S. 37; Boin/Müller, in; MG-Mitteilungen 18/1975, S. 48. :D Vgl. Meiser, in; MG-Mitteilungen 18/1975, S. 75; der Betrag entspricht den durchschnittlichen Explorationskosten, um ein wirtschaftlich förderbares Erdölfeld in der Nordsee nachzuweisen, vgl. Schürmeyer, in; mt 7 (1976), S. 45. 31 Vgl. Blissenbach/Reimer, in: VN 4/1975, S. 102; Liekefett, in; mt 7 (1976), S. 19; die Erschließung einer terrestrischen Kupferlagerstätte mit einer Jahresförderung von 100000 t Kupfer erfordert dagegen ein Investitionskapital von 600-700 Mio. DM, vgl. Florin/Florin, in; Glückauf 1975, S. 243. 32 Vgl. Hardy, in; International Organization 1977, S. 316, Fn. 9. 33 Grundlage ist der unter Wahrung rechtlicher Selbständigkeit der beteiligten Firmen geschlossene Konsortialvertrag.

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A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus

Den Anfang machte im Jahre 1971 auf Initiative der amerikanischen Gesellschaft Ocean Resources, Inc. das sogenannte CLB-Konsortium 34 • Ihm gehören neben der westdeutschen Arbeitsgemeinschaft meerestechnisch gewinnbarer Rohstoffe (AMR) Unternehmen aus Australien, Frankreich, Japan, Kanada und den USA an 35 . Drei Jahre später bildete sich ein Konsortium aus britischen, japanischen und kanadischen Firmen um die amerikanische Kennecott Copper Corp., die ihre erste Expedition zu den Knollenfeldern schon 1962 unternommen hatte 36 . Ebenfalls 1974 wurde der Zusammenschluß eines amerikanischbelgisch-japanischen Konsortiums von der Tenneco, Inc. bekanntgegeben, deren Tochtergesellschaft Deepsea Ventures, lnc. auch seit 1962 mit der Manganknollenerkundung befaßt ist 37 . Des weiteren haben sich jüngst eine amerikanische Gruppe mit Lockheed und Atlantic Richfield sowie eine europäische mit dem französischen CNEXO und der schwedischen Gränges-Boliden formiert~. Staatliche Unterstützung erfahren diese Konsortien durch Subventionierung ihrer Partner in der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA. Indirekte Finanzhilfe wird durch Einräumen von Steuervorteilen und Förderung wissenschaftlicher Forschungsvorhaben zum Meeresbodenbergbau gewährt. Daneben sind staatliche Stellen z.B. in Australien, Neuseeland und Frankreich auch direkt in der Manganknollenerforschung tätig. In der Sowjetunion beschäftigt man sich seit Anfang der SOiger Jahre mit Fragen der Nutzung von Manganknollen und hat über die Erkundung interessanter Lagerstätten im südlichen Pazifik bei ausgedehnten Forschungsreisen nach 1950 im Indischen und Pazifischen Ozean berichtet. Schließlich unterstützt die UN Economic Commission for Asia and the Far East (ECAFE) zwei Manganknollen-Forschungsprojekte vor Tonga und West Samoa im Südpazifik 39 •

34 Vgl. Mero, in: MG-Mitteilungen 18/1975, S. 78; diese Gruppe stützt ihr Gewinnungsund Fördersystem auf das CLB ("continous line bucket")-System, siehe oben S. 28. 35 Vgl. KOM (76) 270 def., S. 30; die AMR wurde Anfang 1972 von den Firmen Preussag AG, Rheinische Braunkohlenwerke, Salzgitter AG und Metallgesellschaft AG gegründet und ist "als paritätischer Partner des Konsortiums die bedeutendste europäische Gruppierung in der internationalen Szenerie", Blissenbach/Reimer, in: VN 4/1975, S. 102. 36 Nachweise wie FN. 34 u. 35 ; von dieser Gruppe wird das Hydrolift-Verfahren als Fördertechnik bevonugt, vgl. A/Conf. 62/25 - OR Ill, S. 10. 37 Diese Gruppe plant den Transport von Manganknollen zur Meeresoberfläche nach dem von Deepsea Ventures, 1nc. 1970 erfolgreich getesteten Airlift-Vcrfahren, Nachweis wie Fn. 36 . 38 Vgl. Volk, in : mt 8 (1977), S. 18. 39 Vgl. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 14; zum steigenden Einsatz öffentlicher Mittel in Industriestaaten für die Meeresforschung und -technik siehe Florin/Florin, in : Glückauf 1975,S.245,Tab. 3.

lll. Auswirkungen auf die terrestrische Mineralrohstoffgewinnung

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III. Auswirkungen des zukünftigen Meeresbodenbergbaus auf die terrestrische Mineralrohstoffgewinnung Der Abschluß der Erprobungsphase flir großtechnische Manganknollenprojekte ist noch vor 1980 zu erwarten. Danach kann mit der wirtschaftlichen Aufbereitung von mindestens l - 3 Mio. t trockener Knollen (dmt) pro Jahr und Hütte gerechnet werden40 . l . Manganknollenförderung und Weltrohstoffbedarf Trotz der zahlreichen Unbekannten bei Voraussagen zum zukünftigen absoluten Umfang der Metallgewinnung aus Manganknollen lassen auf Bedarfs- und Preisentwicklung basierende Wirtschaftlichkeitsüberlegungen der Unternehmen die Vermutung zu, daß im Jahre 1985 an die Verarbeitung von insgesamt 15 Mio. dmt Knollenmaterial gedacht ist. Hiervon sind voraussichtlich nur 4 Mio. dmt für die Mangangewinnung vorgesehen, so daß sich schon Mitte des nächsten Jahrzehnts der jährliche Produktionsumfang für die wichtigsten Erzanteile aus den Knollen auf 920000 t Mangan, 220000 t Nickel, 200000 t Kupfer und 30000 t Kobalt belaufen könnte. Damit wären 50% des Weltjahresbedarfs flir Kobalt, 18% für Nickel, 5,6% für Mangan und 1.3% flir Kupfer gedeckt41 . Auf die einzelnen Metalle bezogen ergibt sich für die Absatzchancen der Haupterlösträger in den Manganknollen folgendes Bild.

a) Kupfer Kupfer, das seine hauptsächliche Verwendung in der Elektroindustrie findet, wird heute annähernd zur Hälfte einerseits von Industriestaaten - vornehmlich den USA, der Sowjetunion und Kanada - und andererseits von einer großen Anzahl von Entwicklungsländern gewonnen, wobei letztere fast 75 %des Weltexports stellen. Bei einer angenommenen Wachstumsrate für den Weltkupferbedarr von jährlich 4 - 5 % fallen die Marktprognosen für aus ManganknoJlen aufbereitetes Kupfer insgesamt positiv aus, zumal eine ernsthafte Gefährdung des Preises durch die anfänglich noch geringen Mengen nicht zu erwarten steht42 •

40 Vgl. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 15 ff., Fn. 57; dmt ="dry metric ton"; da die meisten metallurgischen Aufbereitungsverfahren eine vorherige Trocknung des Knollenmate· rials verlangen, wird die Hüttenkapazität in trockenen Knolleneinheiten, das Fördervolumen der Gewinnungssysteme aber in nassen ausgedrückt. 41 42

Vgl. A/Conf. 62/25 - OR III, S. 16 f., Tab 2, u. S. 21, Tab. 6. Vgl. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 18 f., 21; A/Conf. 62/37 - OR IV, S. 124.

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A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus

b) Nickel Eine ähnliche Entwicklung wird ftir den Absatz von Nickel vorausgesagt. Bei einem in der Vergangenheit nahezu konstanten , jährlich mindestens 6 %igen Bedarfszuwachs und einer über Jahre stabilen Preisgestaltung ist der Markt ftir Nickel in der Produktion von rostfreiem Stahl, bei Legierungs- und Galvanisierungsverfahren am ausgeglichensten unter den Metallmärkten. Kanada, Frankreich (Neu-Kaledonien) und die Sowjetunion stellen - neben Kuba, Guatemala und lndonesien - mit einem Anteil von 3/4 an der Weltförderung die Hauptproduzenten. Von der Nickelgewinnung aus Manganknollen sind angesichts der jüngsten Bedarfsprognosen, zumindest in der Anlaufphase, keine wesentlichen Preiseinbrüche zu beftirchten43 .

c)Mangan Schwieriger gestalten sich die marktwirtschaftliehen Voraussagen ftir das zu 95% als Veredler in der Stahlindustrie benötigte Mangan. Durch die verhältnismäßig einfache Erschließung reicher Lagerstätten im Tagebau - sowohl in Entwicklungsländern als auch in Industriestaaten - konnte über die letzten zwei Jahrzehnte ein s!etiger Preisverfall für Mangan beobachtet werden. Eine Verstärkung dieser Tendenz durch den Manganknollenabbau erscheint so gut wie sicher, zumal eine größere als die geschätzte Teil-Aufbereitung die derzeit noch relativ ausbalancierte Struktur des Manganmarktes ernsthaft stören muß44 •

d) Kobalt Am eindeutigsten fallen die Prognosen zu den Auswirkungen der marinen Kobaltgewinnung aus. Das vergleichsweise teure Metall findet heute als Nebenerzeugnis der terrestrischen Kupfer- und Nickelgewinnung auf einem relativ kleinen Markt hauptsächliche Verwendung bei hitzebeständigen Legierungen45 . Bei einer Förderrate von 2/3 des Weltbedarfs ist Zaire mit Abstand - vor Sambia {1/10) und Marokko - der größte Kobaltproduzent, während über ein Viertel des Weltverbrauchs auf die USA entfallen. Selbst bei einer Weltbedarfssteigerung von jährlich höchstens 8 % bis 1985 muß schon zu Be43 Vgl. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 18; ausftihrlicher Drechsler, in: Annales d'Etudes Internationales 197 3, S. 135-139. 44 Vgl. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 19 f. 45 Der hohe Kobaltpreis im Jahre 1957 hatte dazu geftihrt, daf~ sich das Institute of

Marine Resources der Universität von Kalifornien erstmals mit der Frage der Wirtschaftlichkeit von Manganknollen als Rohstoffquelle ftir die Metallindustrie beschäftigte, vgl. Mero, in: MG-Mitteilungen 18/1975, S. 78, u. ders., S. VIII-IX.

III. Auswirkungen auf die terrestrische Mineralrohstoffgewinnung

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ginn der Manganknollenförderung mit einem erheblichen Preisrückgang für Kobalt gerechnet werden46 . Hieraus wird ersichtlich, daß mit Aufnahme der kommerziellen Verwertung der Metallanteile in den Manganknollen ihr z.Z. an der terrestrischen Produktion orientierter Weltpreis z.T. schon in der Anlaufphase des Meeresbergbaus gefahrdet ist. Die flir Kup_fer, Nickel, Mangan und Kobalt unterschiedlichen Auswirkungen hängen einmal damit zusammen, daß das Verhältnis der Metallanteile in den Knollen nicht mit dem gegenwärtigen Verbrauch und den zu erwartenden Bedarfssteigerungen korrespondiert47 . Hinzu kommt die weitere Besonderheit des Meeresbodenbergbaus, daß - wie bei der terrestrischen Kobaltproduktion aus Lateriten - eine rein bedarfsorientierte Produktion zum einen wegen der metallischen Verbindungen in Vielerz-Konkretionen, zum anderen aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht stattfinden kann; die für die Verhüttung interessanten Manganknollen mit höherem Nickel- und Kupfergehalt weisen gleichzeitig "nicht vernachlässigbare"48 Mangan- und Kobaltgehalte auf. So setzen Bedarfsanalysen zwar in Zukunft die Priorität flir die Aufbereitung der Haupterlösträger Nickel, Kupfer und - mit Einschränkung - Kobalt, schließen aber den Anfall von vermarktungsfahigen Beiprodukten wie Mangan nicht aus. Der Absatz der resultierenden Zwangsproduktion kann über den Preis tiefgreifende Marktprobleme aufwerfen .

2. Meeresbodenbergbau und die Wertmetallproduktion an Land Hinter dem zunächst festgestellten Einfluß auf die zukünftige Preisgestaltung am Weltmarkt - vor allem für Kobalt und Mangan - lassen sich schon jetzt zu erwartende Folgeerscheinungen registrieren , die für die nationalen Volkswirtschaften Mineralrohstoffe einführender und ausführender Staaten von unterschiedlicher Bedeutung sind. Da sich die. netto-exportierenden gegenüber der großen Anzahl importierender Staaten in der Minderheit befinden, werden die wenigen terrestrischen Produzenten mit Exportüberschüssen durch den Preisverfall relativ stärker in ihren Handels- und Zahlungsbilanzen betroffen sein als die Masse der Konsumenten unter den Staaten. Wegen des jeweils relativ geringen Handelsvolumens bei der Wertmetalleinfuhr kann von einem spürbaren positiven Effekt auf die Bilanzen der zahlreichen importierenden Staaten nicht ausgegangen werden; eine Weitergabe der Kostensenkung an die Endverbraucher der Fertigprodukte ist ebenso unwahrscheinlich, da Preisnachlässe für 46 47

48

Vgl. A/Conf. 62/25 - OR 111, S. 20 f. ; A/Conf. 62/37 - OR V, S. 123 f. Vgl. Diebold, in: Bouchez/Kaijen, S. 57; Shyam, S. 129 f. Krüger/Schwarz, in: MG-Mitteilungen 18/1975, S. 37.

3 Wildberg

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A. Voraussetzungen und wirtschaftliche Bedeutung des Meeresbodenbergbaus

Rohstoffe dieser Art bei der Verarbeitung gewöhnlich von steigenden Gewinnen und Lohnerhöhungen absorbiert werden 49 . Vielmehr stände zu erwarten. daß die Hauptproduzenten unter den Industriestaaten - soweit diese an der Ausfuhr beteiligt sind - sowie unter den Entwicklungsländern Chile, China, Gabun, Peru, die Philippinen, Sambia und Zaire Preisrückgänge und Einbußen im Volumen ihres Wertmetall-Exports hinnehmen müßten 5°. Mit dem Meeresbodenbergbau erwächst "zunächst den Kobalt und Mangan exportierenden Ländern in der Anlaufphase ab 1985 eine ernsthafte Konkurrenz, die zu Absatzschwierigkeiten ftir diese Metalle aus dem terrestrischen Bergbau ftihren kann. Besonders nachteilig wirkt sich die damit einhergehende Verkürzung der Deviseneinnahmen und die Verminderung von Beschäftigungschancen ftir die vom Rohstoffexport abhängigen Volkswirtschaften der Entwicklungsländer aus, in denen annähernd 1/4 der Nickel-, die Hälfte der Kupfer- und Mangan- und nahezu 90% der bekannten Kobaltreserven ruhen 5 1 • Bereits 1985 könnte der geschätzte ,Wert der Weltmineralproduktion von Nickel und Kobalt aus marinen Vorkommen dem aus Lagerstätten der Entwicklungsländer entsprechen; in der Manganproduktion würde der wertmäßige Anteil des Meeresbodenbergbaus 25 % und flir Kupfer 3 % der terrestrischen Förderung dieser Staaten ausmachen 52 • Damit wären nicht nur SO % des Weltmarktes flir Kobalt, sondern auch 25 %des Importbedarfs der Industriestaaten ftir Nickel, 13 % flir Mangan und 5,5 % flir Kupfer allein aus der Aufbereitung von Manganknollen gedeckt 53 . In ihren Deviseneinnahmen sind dann vor allen anderen Gabun (Mangan) und Zaire (Kobalt) betroffen. Für die Kupferexporteure (Chile, Sambia, Zaire, Peru, die Philippinen, China, Mexiko) werden jährliche Einbußen von rund 200 Mio. Dollar erwartet. Schon für das Jahr 1980 wurden Einkommensverluste unterindustrialisierter terrestrischer Wertmetallproduzenten von Mangan , Kupfer und Kobalt in einer Gesamthöhe von 360 Mio. Dollar errechnet 54 . Beachtliche Vorteile aus dem Meeresbodenbergbau würden andererseits nur denjenigen Staaten erwachsen, die mit der notwendigen neuen Technologie die Nutzung der Manganknollen zur eigenen Rohstoffversorgung betreiben könnten. Hierzu zählen die in den bestehenden Konsortien vertretenen Staatengruppen der westlichen Welt 55 und die Sowjetunion. Für die Bundesrepublik 49

w

51 52 53

Vgl. A/Conf. 62/37- OR IV, S. 124. . Siehe A/Conf. 62/C. 1/L. 5 - OR 111, S. 167, Tab. 1. Vgl. Dicbold, in: Bouchez/Kaijen, S. 57. Vgl. A/Conf. 62/C. 1/L. 5 - OR 111, S. 167, Tab. 2. Vgl. A/Conf. 62/25 - OR lll , S. 20 f.

54 Vgl. A/Conf. 62/32 u. /26- OR lll, S. 62,41 m.w.N.; A/Conf. 62/C. 1/ L. 2 - OR III, S. 153-157; A/Conf. 62/C. 1/L. 11 - OR 111, S. 178 f., m.w.N.

lll. Auswirkungen auf die terrestrische Mineralrohstoffgewinnung

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Deutschland ließen sich mit Anfangslieferungen aus der Konsortialbeteiligung ab 1985 etwa 35% des jährlichen Bedarfs an Kobalt, 10% an Nickel und 0,5% an Kupfer bestreiten 56 . Schätzungen in den USA gehen davon aus, daß bereits 1990 die amerikanische Nickel-. Kobalt- und Kupfereinfuhr von derzeit 82 %, 77 % bzw. 44 % des Eigenverbrauchs vollständig durch den Meeresbodenbergbau ersetzt und die Manganeinfuhr von 82 % auf 23 % gesenkt werden könnte 57. Neben Einnahmen aus der Produktion von meerestechnischen Ausrüstungen und der Entstehung neuer Arbeitsplätze in der expandierenden Meeresbergbauindustrie wäre fl.ir diese Staaten in erster Linie ab Mitte des nächsten Jahrzehnts eine Lockerung der Importabhängigkeit ftir die in den Manganknollen enthaltenen Metalle zu erwarten, wobei Überschüsse an Kobalt, vielleicht auch an Mangan und zu einem späteren Zeitpunkt an Nickel nicht auszuschließen sind 58 .

ZusammengeJaßt werden aus dem rohstoffwirtschaftlichen Sachverhalt erste Konturen eines neuen, expandierenden Industriezweiges erkennbar. Die unmittelbar bevorstehende Nutzung der Manganknollen macht die Entwicklung einer kostenintensiven Meerestechnik erforderlich, über die internationale Konsortien in den westlichen Industriestaaten und die Sowjetunion z.T. schon verfügen. Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten durchgeführte Prospektion und Exploration haben zur Erfassung küstenferner Meeresbodengebiete von enormen Ausdehnungen gefillut. die eine Jahresförderung von 3 - 4 Mio. tErzpro Projekt sicherstellen sollen. Weltweite marktwirtschaftliche Auswirkungen der Gewinnung von Nickel, Kupfer, Kobalt und Mangan aus marinen Lagerstätten stehen schon für das nächste Jahrzehnt bevor. Die Beeinträchtigung der Absatzchancen terrestrischer Produktion über den Preis unter GeHihrdung der Devisenerlöse einiger vom Wertmetallexport abhängiger Entwicklungsländer erscheint als eine sichere Folge. Wann und wie tief der Preis ftir jedes einzelne Metall sinken wird, hängt vom zukünftigen relativen Weltversorgungsanteil aus Manganknollen ab.

55 Australien, Belgien, BRD, Frankreich, Großbritannien, Japan, Kanada, Schweden, USA, siehe oben S. 30. 56 Vgl. Blissenbach/Reimer, in: VN 4/1975, S. 102 f.; die Importabhängigkeit der BRD beträgt bei Nickel, Kobalt und Manganjeweils 100% und bei Kupfer 76 %, siehe Metallstatistik bei Meiser, in: MG-Mitteilungen 18/1975, S. 73, Tab. 3. ~ 7 Vgl. Murphy, in: Case Western Reserve Journal of International Law 1976, S. 47, unter Hinweis auf eine Erhebung des US-Department of the Interior. 58

Vgl. A/Conf. 62/37 - OR IV, S. 124.

B. Meeresbodenbergbau als völkerrechtlicher Regelungssachverhalt I. Regelungsbedürftigkeit Die Rechtsunsicherheit im Meeresbodenbergbau wurde offenkundig. als die amerikanische Gesellschaft Deepsea Ventures, lnc. unter dem 14. November 1974 an den US-Außenminister erstmals den Antrag auf Verleihung ausschließlicher Abbaurechte an einem im Pazifik entdeckten Manganknollenfeld stellte: "Deepsea Ventures ... . . . gives public notice that it has discovered and taken posscssion of. and is now engaged in developing and evaluating, as the first stages of mining, a deposit of seabed manganese nodules . . . . asserts the exclusive rights to develop, evaluate and mine the deposit and to take, use , and sell all of the manganese nodules in, and the minerals and metals derived, therefrom . . . . requests and requires States, persons, and all other commercial or political entities to respect the exclusive rights asserted herein" 1 • Der Antrag bezog sich auf ein 60000 qkm großes Gebiet südwestlich von Kalifornien in 2300 - SÖOO m Wassertiefe, mehr als 1000 km von der nächsten Insel und dem Festlandsockelabhang entfernt: "lt is beyond the Iimits of seabed jurisdiction presently claimed by any State. The overlying waters are o~ course, high seas" 2 .

Obwohl die in der Antragsbegründung aufgeführten Stellungnahmen aus dem amerikanischen Kongress die Ansicht unterstützten, daß das geltende 1 ILM 1975, S. 51, 53; ähnlich motiviert hatte bereits am 2.2.1968 die amerikanische Gesellschaft Crawford Marine Specialists, lnc. die Vereinten Nationen um eine geschützte, ausschließliche Schürflizenz im Roten Meer, etwa 50 sm von der nächsten Küste, angerufen, "because of Iack of jurisdiction of any one country over the open ocean outside the territorial Iimits of that bordering country." Die Vereinten Nationen erklärten sich ftir un· zuständig "to issue a licence of whatever nature relating to the development of resources of the deep sea", und nach Ausdehnung der nationalen Hoheitsrechte unterstanden die vermuteten hydrothermalen Erzschlämme den Regierungen Saudi-Arabiens und des Sudans. Ihre Erschließung soUjetzt nach einem sog. "Drciccksmodell" verwirklicht werden: Saudi-Arabien übernimmt die Finanzierung für den Sudan, und die BRD liefert die notwendige Technologie, vgl. ILM 1969, S. 606; Anand, in: IJIL 1973, S. 353 m.w.N. ; Anonymus, in: mt 8 (1977), S. 19 f. 2 ILM 1975, S. 52 ; im "North Pacific Belt", siehe oben S. 22, Fn. 9 , u. Blissenbach/ Reimer, in: VN 4/1975, S. 103, Abb. 1.

I. Regelungsbedürftigkeit

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Völkerrecht die Bergbaufreiheit auf dem Meeresboden unter der Hohen See garantiere. war das Unternehmen um den diplomatischen Schutz seines Vorhabens bemüht. der ihm unter Hinweis auf die Dritte Seerechtskonferenz schließlich jedoch nicht gewährt wurde 3 . Zu dem Zeitpunkt hatte Deepsea Ventures, mit jährlichen Ausgaben von 97 Mio. Dollar, im Meeresbodenbergbau bereits 180 Mio. Dollar ftir Abbausysteme investiert 4 . Aus der Formulierung des Antrages an das US-Außenmi· nisterium spricht die Sorge um den zukünftigen Bestand von -geltend gemach· ten - Gewinnungsrechten am küstenfernen Meeresboden und die Investitionen in das Manganknollenprojekt. Die Möglichkeit der Berufung auf die Rechtsansicht allein, daß der Meeresbodenbergbau außerhalb des Festlandsockels mit zu den geschützten Freiheiten der Hohen See gehöre. reichte nicht aus, um das Rechtsschutzbedürfnis zu befriedigen. Dazu hatte die International Law Association schon 1968 zu bedenken gegeben. daß dann auch die gleichzeitige kommerzielle Nutzung einer bereits explorierten mineralischen Tiefseelagerstätte durch andere konkurrierende Unternehmen, ohne den hohen Einsatz von VorlaufkapitaL auf Kosten des ersten Entdeckers erlaubt wäre 5 . Deepsea Ventures Forderungen machten deutlich, daß - selbst bei völkerrechtlicher Zulässigkeil der Manganknollengewinnung als einer neuen, vom garantierten Gemeingebrauch im Grundsatz der Meeresfreiheit getragenen Nutzungsart6 - Unzulänglichkeiten in der rechtlichen Ausgestaltung des Meeresbodenbergbaus, insbesondere in seiner Abgrenzung gegenüber Rechten Dritter am oder im Meeresraum, bestanden 7 . Angesichts der langfristigen Bedeutung der marinen Mineralien für die Weltrohstoffversorgung muß aber das Völkerrecht prinzipiell zur Ermöglichung eines Meeresbodenbergbaus beitragen. Obwohl Rohstoffprognosen, z.B. bei der Abschätzung von Kupferreserven, oft zu quantitativen Fehleinschätzungen geflihrt haben, da immer neue, unter preisverschärfter Marktsituation flir bauwürdig befundene Vorkommen erschlossen 3

Vgl. ILM 1975, S. 66. Vgl. Maslow/Johnston, in: Juris doctor, May 1975, S. 25. 5 Vgl. Buenos Aires Conference-Report, S. 5 f.; zum sog. "free rider"·Problem siehe Hardy, in: International Organization 1977, S. 317. 6 Zur ausfUhrliehen Begrundung der Zulässigkeil des Meeresbodenbergbaus auf Mangan· knollen nach traditionellem Meeresvölkerrecht siehe Vitzthum, S. 250-264, mit S. 254 a.A. Jaenicke: "Man wird vergeblich nach einer anerkannten Regel des Völkerrechts su· chen, die die freie Ausbeutung der Bodenschätze des Ozeans gestattet". 4

7 Mit der Folge, daß im amerikanischen Kongress und jüngst auch im Deutschen Bundestag eine vorsorgliche nationale Gesetzgebung zum vorläufigen Schutz eigener Meeresbergbauunternehmen in einem "Interims"-Regime oder flir den Fall des Scheiteros der Dritten Seerechtskonferenz erwogen wird; zu den Gesetzesvorlagen im 95. Kongress siehe Richardson, in: Dept. St. Bull. 1977, S. 524 ff., u. Lee, in: Michigan Technic, Dec. 1977, S. 22 m.w.N.; Antrag der CDU/CSU-Fraktion v. 22.6.1977 im Deutschen Bundestag, BT· Drucks. 8/661, vgl. F.A.Z. v. 26.7.1977, S. 9, u. v. 8.12.1977, S. 11.

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B. Meeresbodenbergbau als völkerrechtlicher Regelungssachverhalt

wurden, bleibt die Erschöpflichkeit terrestrischer Rohstoffvorräte bei wachsenden Verbrauchsraten als grundsätzliches, weltweites Problem bestehen, aus dem sich im Meeresbodenbergbau flir einige wichtige Metalle ein Ausweg anbietet. Primäre Aufgabe einer sinnvollen Meeresbodennutzungsordnung müßte es .daher sein, unter Klärung der Rechtsfragen die Unternehmerische Initiative zur Erschließung mariner Rohstofflagerstätten zu erhalten. Wie der Antrag Deepsea Ventures zeigt, gehört dazu aus der Sicht der bergbauwilligen Unternehmen die Vergabe von ausschließlichen Schürf- und Gewinnungsrechten und der possessorische Bestandsschutz ftir den Abbauberechtigten gegenüber Konkurrenten 8 . Ohne rechtliche Garantien dieser Art konnte zwar die technische Entwicklung zum Meeresbodenbergbau durch Streuung der hohen wirtschaftlichen Risiken in internationalen Konsortien vorangetrieben werden, nicht aber die kommerzielle Erschließung der marinen Rohstofflagerstätten selbst.

II. Regelungsumfang Bei isolierter, nur auf Ermöglichung einer bergbauliehen Meeresbodennutzung gerichteten Betrachtung entsteht hier zunächst die Forderung nach einer Parallele in der rechtlichen Ausgestaltung von nationalem terrestrischen Bergrecht und "internationalem maritimen Montanrecht" 9 aus der Natur der Sache 10 . Materiellrechtlich geht es jeweils um das Verfügungsrecht über die Bodenschätze, mit Schürferlaubnis zur Lagerstättenbewertung und ausschließlichen Gewinnungsrechten; zur institutionellen Absicherung könnte die formelle Zuständigkeit ftir die Entgegennahme von Mutungen, die Verleihung von Abbaurechten und die Kontrolle des Vorhabens auf bestimmten Feldern einem "internationalen maritimen 'Oberbergamt' " 11 übertragen werden. Denn neben der Notwendigkeit ftir eine die Abbauwilligen schützende Vergaberegelung - in Anlehnung an das terrestrische Bergrecht -zur Vermeidung "nutzungssingularer" Kollisionen besteht auch das Bedürfnis nach einer im Grundverhältnis zu regelnden Ordnung ftir die praktische Durchführung des Meeresbodenbergbaus12. Über in betriebstechnischen Auflagen und Bedingungen bei der Ertei8

Vgl. Sohn, in: JIR 14 (1969), S. 113. Böhmert, in: JIR 5 (1955), S. 4. 10 In Verkennung des weit umfangreicheren Regelungssachverhalts wurde dieser hier rein analytisch gebrauchte Ansatz "aus der Natur der Sache" vorschnell dazu herangezogen, eine Meeresbodennutzungsordnung nach den "Grundsätzen eines regalfreien Bergrechts auf herrenlosem Land" zu konstruieren {Münch, in: Kiel-Symposium 1969, S. 143, u. Kausch, S. 90) bzw. ein Gewohnheitsrecht aus den .,general principles relative to miner's customs world wide" abzuleiten {McCauley, S. 58 m.w.N.). li Böhmert, in: JIR 5 {1955), S. 4; auch Maechling, in : Joyner, S. 30: .,Under traditional law of mining claims, there were and always had been a superior authority which had the judicial right to validate the claim". 12 Vgl. Nef, S. 43. 9

II . Regelungsumfang

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lung von Bergbauberechtigungen garantierte Sicherheitsvorschriften und Verkehrsregeln wäre beispielsweise den Interessen der gleichzeitigen Nutzer von Wassersäule und Meeresoberfläche Rechnung zu tragen. Allein auf dem Meeresboden können sich Interessenkonflikte im Aufeinanderprallen von Freiheitssphären bei kumulativer Nutzung durch Bergbau, militärische Betätigung, Kabellegen, Schadstoffbeseitigung und wissenschaftliche Forschung ergeben13. Trotz erheblichen Raum- und Zeitbedarfs zur Gewinnung und Förderung von Manganknollen sowie offensichtlicher Manövrierschwächen der Erzschiffe im Abhaugl'hiet muß eine ernsthafte Gefährdung der Schiffahrt wegen der geringen Verkl'lusdichte auf dem offenen Meer vorerst allerdings nicht befürchtet werdl'n, anders etwa als bei stationären Förderanlagen, wie Bohrinseln zur Erdöl- und Erdgasexploitation, im befahrenen Küstenvorfeld. Ein Schwerpunkt des "nutzungspluralen" Aspekts im Regelungssachverhalt Meeresbodenbergbau wird vielmehr auf umweltschützenden Maßnahmen liegen. So ist nicht auszuschließen, daß die Abgabe des Abraums nach Trennung der Erze vom tauben Gestein in Veraufbereitungsanlagen der Förderstation zur Beeinträchtigung der Meeresökologie führen kann, die bei Zerstörung des Planktons wiederum negative Auswirkungen auf den Fischbestand und damit auf die traditionelle Nutzung der Wassersäule haben würde 14 • Des weiteren ist der küstenferne Meeresbodenbergbau regelungsbedürftig unter dem Gesichtspunkt einer übergeordneten Planung zur Nutzung des verfligbaren Potentials an mineralischen marinen Bodenschätzen. Zwar geht es hier nicht so sehr um die Erhaltung der Rohstoffvorräte für die Zukunft, wie z.B. bei den Bemühungen um den Schutz mariner Lebewesen vor unkontrollierter Überfischung und den Folgen einer Zerstörung des Artenreichtums; ein klassisches "common pool"-Problem 15 , das im allgemeinen Interesse an einem auch langfristig garantierten Abbau eine schützende Nutzungsplanung flir das gesamte Reservoir erforderlich macht, existiert wegen der kaum abschätzbaren Mengen mineralischer Vorkommen auf dem Meeresboden wohl nicht 16 . Das Planungsbedürfnis und die Notwendigkeit flir regulierende Maßnahmen ergeben sich demnach nicht aus der Gefahr einer frühzeitigen Erschöpfung, sondern - im Gegenteil - aus einer andauernden, in vielfacher Hinsicht abträglichen, zukünftigen Mehrproduktion von Wertmetallen durch eine unreglementierte Förderung und AUfbereitung von Manganknollen, bei der negative Auswir13

Zum "Nutzungsquintett" auf dem Meeresboden siehe Vitzthum, S. 101. Vgl. Vitzthum, in : DGVR-Berichte 15/1975, S. 310-313; Frank, in: VJIL 1975, S. 815 ff., u. ders., in: ASIL-Studies 10, 1976. 15 Siehe Moore, in: Joyner, S. 80; Hargrove, S. 4-7. 16 Vgl. Cowen, zit. bei Kehden, in: VuRÜ 1969, S. 138: "Taking minerals from the land is like living on one's savings. But mining the ocean is living on income." 14

40

B. Meeresbodenbergbau als völkerrechtlicher Regelungssachverhalt

kungen auf die terrestrische Rohstoffgewinnung außer acht gelassen werden17. Zwei Tendenzen des Rohstoffsektors gilt es hier auszugleichen. Einerseits zwingen die hohen festen Kosten bei der Entwicklung einer Rohstofflagerstätte zu großen Abbauraten, um die Kosten pro Einheit des Förderguts möglichst niedrig zu halten. Die Aufnahmef