Bemerkungen über die Besitznahme Preußens, welche von den Wasserwegen ausgegangen ist: Über die Entstehung der Schlösser und Burgen, deren Zweck, Bauart und ihre jetzige Beschaffenheit [Reprint 2022 ed.] 9783112635148

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Bemerkungen über die Besitznahme Preußens, welche von den Wasserwegen ausgegangen ist: Über die Entstehung der Schlösser und Burgen, deren Zweck, Bauart und ihre jetzige Beschaffenheit [Reprint 2022 ed.]
 9783112635148

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Bemerkungen über

die Besitznahme Preußens, welche von den Wasserwegen ausgegangen ist; über

die Entstehung der Schlösser und Burgen,

deren Zweck, Bauart und ihre jetzige Beschaffenheit.

Don

I.

C.

Regierung-rath

W u H k e. und Wasserbau »Direktor.

Berlin, gedruckt und verlegt bei (S. Reimer. 183 6.

Schott als Jüngling betrachtete ich gern alte Schlös­

ser und Ruinen und bewunderte die Vergänglichkeit der Dinge. Diese Neigung erwachte auf meinen Rei­ sen im Auslande noch mehr, und ich fand in der An­

schauung großer Bauwerke und Ueberreste viel Be­ friedigung.

Im Jahre 1794 trat ich meine Dtenstwirkungen

im Vaterlands an, begleitete den Geheimen OberBaurath Gilly und später den jehigen Ober-Landes-

Bau-Director Eytelwein, als Conducteur, auf mehre­ ren Geschäftsreisen im vormaligen Süd- und Neu-Osi-

IV

Preußen, diente vom Jahre 1796 an als Baubeamter in West-Preußen, Neu-Ost-Preußen, Litthauen und

jetzt in Ost-Preußen, wodurch ich bei den vielen Dienst­ reisen in den Stand gesetzt ward, in diesen Gegenden die noch vorhandenen alten Schlöffet und Ruinen u.

s. w. zu untersuchen und die hier folgenden Bemer­

kungen zusammen zu wagen.

Wutzke.

Inhalt

Erster Abschnitt. Brmrrvmgm über da- Küstenland der Ostsee in Preußen und des­ sen frühere Bewohner.

........... Seite 1

Zweiter Abschnitt. Bemerkungen über die Ankunft des deutschen Ordens in Preußen zur

Bekehrung der Heiden und zur Eroberung des Landes, über dessen Vordringen auf den Wasserwegen, den Bau der Schlös­ ser u. s. w.........................

6

Dritter Abschnitt. Bemerkungen über die alten Schlösser in Preußen im Allgemeinen. —

40

Vierter Abschnitt. Bemerkungen über die alten Schlösser in dem gegenwärtigen Zu­ stande, deren jetzt noch vorhandene Ruinen; über die Vergäng­ lichkeit der Bauwerke im Ganzen; über die verschiedenen Bau­

arten und innere Einrichtung des Schlosses Marienburg, der Kirche und der übrigen alten Schlösser.



45

vi

Fünfter Abschnitt. Bemerkungen über die alten Schlösser im Allgemeinen, deren Zweck, Bauart und Construetion. .

Seite 126

Sechster Abschnitt. Bemerkungen über den Bau der Kirchen und übrigen großen Bau­ werke, mit Bezugnahme auf die alten Schlösser in Preußen.

— 132

Erster Abschnitt. Bemerkungen über das Küstenland der Ostsee in Pveu, ßen und dessen frühere Bewohner.

Das Küstenland der Ostsee,

zwischen dem Memel- und dem

Weichselstrom bis zum Einfall des Drewenzflusses, bewohnte in den frühsten Zeiten ein Volk, welches von der Jagd und vom

Fischfänge lebte, nicht in Häusern, sondern nur in Hütten von Schilf, Rohr und Strauch wohnte und dabei gastfreundlich war.

So schildert es Christian, Abt von Oliva, welcher nachher

vom Pabst Jnnocenz IV. zum ersten Bischöfe von Preußen er­ nannt, und welchem auf seine Anträge das Bekehrungsgeschäst in Ansehung dieser heidnischen Küstenbewohner übertragen wurde.

(Siehe Lucas David.) Diese Urbewohner, welche damals Ulmigerier hießen, waren

gutmüthig und freundlich und so lange eben so unbekannt, wie das Land selbst, welches aufgeschwemmt mit Wald und Sumpf

bedeckt war, bis die Gothen etwa im Jahr 550 sich zu beengt

in ihren Wohngegenden fühlten, in fremden Gegenden ebenso

Raum suchten, wie jetzt die Deutschen rc., über die Ostsee schiff­ ten und die Urbewohner der Küste der Ostsee in Pommern und Mecklenburg aus ihren Besitzungen zu verdrängen strebten.

Sie fanden hier noch nicht Raum genug und auf dem unkultivirten Boden keine Nahrung,

Nachbaren, die Vandalen,

Wutzke Bemerkungen.

verdrängten

deshalb

welche auch deutsch redeten.

1

ihre

Diese,

2 t%t Uebermacht weichend,

zogen nach den mildem Üblichen Ge­

genden, wie es bei jeder Auswanderung geschehen ist, nach Un­ garn, und überzogen endlich

auch Deutschland.

Die Gothen

folgten, drangen selbst bis Rom vor und zerstörten es. Anmerkung. ES ist merkwürdig, welche Kräfte sich in Preußen in alter und neuerer Zeit entwickelt haben. Hievon haben die alten Preußen bei ihrem Widerstande gegen die Ritter, und die jetzigen Be­ wohner im Lahr 1812 durch unglaubliche Entwickelung und Anstren­ gung ihrer Kräfte sprechende Beweise gegeben.

westgothische Reich in Italien wie

Als die Gothen das

das

ostgothische

m Spanien stifteten,

waren einige Stämme

nicht dahin gefolgt, sondern hatten sich wieder in die nördlichen

bekannten Gegenden zurück begeben und sehr vermehrt. Sie forderten von dem Könige von Dänemark Land

zu

von einem ungehorsamen Stamme bewohnt, um ein kriegerisches Volk mehr zu gewinnen. Die Bewohner davon, die Scandiamehrerer Ausdehnung, und er wies ihnen Scandia an,

ner, würben in Gothland von den Gothen verdrängt, oder ver­

mischten sich mit denselben.

Später aber ging von diesen scandinavischen Gothen (auch Sötten genannt) ein Schwarm von Abenteurern auf drei Schif­ fen auf die preußische Küste über, landete, baute Honeda (jetzt

Balga), die erste Feste oder Burg von Baumstämmen, in der

natürlichen und rohen Construction, auf dem 80 Fuß hohen Ufer des frischen Haffs,

um einen festen Punkt zu gewinnen,

und so entstand vielleicht die erste Feste in Preußen.

Diese

neuen Ankömmlinge vermischten sich bald durch kluges freund­ schaftliches Betragen, durch Annahme der Sprache und Religion

der Urbewohner

mit letzteren.

Sie wählten zu ihrem gemein­

schaftlichen Führer einen König Widewutto (Witenführer) und

legten nun auch Peilpeillo (Heiligenbeil) und viele Dörfer mit freiwilliger Hülse der Einheimischen an.

Auch ward das hölzerne Schloß Neitenburg auf der stischen

Nehrung, 1$ Meile von Pillau, südlich auf einem Hügel, oder einer Düne, wo damals noch eine Durchfahrt aus der Ostsee in das Haff bei Alttief war, erbaut. Der König oder Heerführer Widewut, bestrebt, die Mmigerier tit den Gegenden der Nähe von Honeda (jetzt Bülga) stets

3 durch Gute Und durch Veranstaltung von Festen mit den Frem­

den näher zu vereinigen, stiftete eine Art von Adel (die Withinge) und gab Gesetze, die besonders die Verehrung der Götter zum

Gegenstände hatten.

Um zugleich auf diese Naturmenschen sinnlich zu wirken, ließ der König Widewut das Volk an einem geheiligten Orte,

Rickaito (oder Romowe genannt), zusammenkommen, unter gro?

ßer Feierlichkeit die Bilder ihrer drei vornehmsten Gottheiten, Perkunos, Potrimpos und Pikullus, in einer großen Eiche in

Nischen aufstellen und die Umgebung des Baumes, um sie in

geheimnißvolles Dunkel zu hüllen, mit Wänden von Luchem umziehen.

Es

wurden religiöse Gebräuche angeordnet, Opfer

gebracht und ein beständiges Feuer unterhalten.

Die Diener der Götter hießen Waidelotten ihre Wohnungen in der Nähe der Eiche.

und erhielten

Ihr Vorsteher, Krime

Kirwaito, verkündigte die Befehle der Götter dem Könige und

dem Volk und wußte sich bald durch Täuschung auf die höchste Stufe der Gewalt zu stellen (worüber die alten vaterländischen Geschichtschreiber das Mehrere sagen). Von den Urbewohnern (Ulmigerier) des Küstenlandes vom Drewenzfluß bis zum Dangestrom erhielten die Fürsten von Ma