Annales Ianuenses: Orte und Medien des historischen Gedächtnisses im mittelalterlichen Genua 9783737004992, 9783847104995, 9783847004998

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Annales Ianuenses: Orte und Medien des historischen Gedächtnisses im mittelalterlichen Genua
 9783737004992, 9783847104995, 9783847004998

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Orbis mediaevalis Vorstellungswelten des Mittelalters

Band 15

Herausgegeben von Amalie Fößel, Hans-Werner Goetz, Ludger Körntgen und Helmut G. Walther

Henrike Haug

Annales Ianuenses Orte und Medien des historischen Gedächtnisses im mittelalterlichen Genua

Mit zahlreichen Abbildungen

V& R unipress

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MIX Papier aus verantwortungsvollen Quellen

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FSC® C083411

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8471-0499-5 ISBN 978-3-8470-0499-8 (E-Book) ISBN 978-3-7370-0499-2 (V& R eLibrary) Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein Zugl. Dissertation, Humboldt-Universität zu Berlin, Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät, 2009 Ó 2016, V& R unipress GmbH, Robert-Bosch-Breite 6, 37079 Göttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Titelbild (Erkennungsbild der Reihe »Orbis mediaevalis«): Petrus de Ebulo: Liber ad honorem Augusti, Burgerbibliothek Bern, Cod. 120.II, f. 146r (Auschnitt) Druck und Bindung: CPI buchbuecher.de GmbH, Zum Alten Berg 24, 96158 Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Ingrid und Norbert Haug in großer Dankbarkeit

Inhalt

Vorwort zur Reihe »Orbis mediaevalis« . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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0. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Zum Nutzen der Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Stadt als Erinnerungsgemeinschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3. Die Annales Ianuenses und der Codex ms. lat. 10136 der BibliothÀque nationale de France . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1. Verfasser und Berichtszeiträume . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Die fünf Zeichnungsgruppen der Annales Ianuenses . . . . 3.3. Aufgaben/Wirkungsfelder der Zeichnungen . . . . . . . . . 3.4. Kodikologische Vorbemerkungen zum Lagenverbund . . . 3.5. Datierung der Zeichnungen und Miniaturen . . . . . . . . 3.6. Schreiber und Zeichner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7. Die Autoren des mit Zeichnungen und Miniaturen geschmückten Teils der Annalen . . . . . . . . . . . . . . . 3.8. Forschungsstand zu den Zeichnungen und Miniaturen der Annales Ianuenses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Imagination und Festschreibung des Territoriums. Die Kastelldarstellungen zum Chroniktext . . . . . . . . . . 4.1. Die Kastelldarstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2. episcopatus/comitatus/districtus/contado . . . . . . . . 4.3. Der Urkundenbeweis und die städtische Schriftlichkeit 4.3.1. Der Liber Iurium . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3.2. Die Imbreviatur : Die Möglichkeit einer Urkunde 4.3.3. Liber Finium: Die Möglichkeit einer Karte . . . .

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35 37 38 39 45 51 58

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79 83 97 107 109 116 119

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Inhalt

4.4. Additives Verzeichnis des Besitzes im Bild: Die Bronzetüren in Monte Cassino, Casauria, Benevent . . . . . . . . . . . . . . . 4.5. Die Genese der Territorial-Karten . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6. Die Beschreibung der Küstenlinie durch Caffaro . . . . . . . . 4.7. Der Remaklusaltar des Wibald von Stablo als Träger von Besitzverzeichnissen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.8. Der Kampf um Sardinien: Ein Rechtsstreit vor Friedrich I. Barbarossa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.9. Ausblick auf das Trecento: Siena, Arezzo, Asti . . . . . . . . .

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122 132 147

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154 176

5. Erinnerungsmedien: Spolien, Trophäen und Artefakte im Stadtraum Genuas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.1. Erinnerung/Denkmal/Öffentlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2. Mauern und Stadttore. Bauten der urbanen Stärke . . . . . . . . 5.2.1. Die Porta Soprana und der Antisarazenenkampf . . . . . . 5.2.2. Genua/Ianua 1: Siegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.3. Genua/Ianua 2: Münzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.4. Pisa: Porta del Leone und Porta Aurea . . . . . . . . . . . 5.2.5. Mailand: Porta Romana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3. San Sisto: Die Verortung des heiligen Datums in Genua und Pisa 5.4. Beutestücke und/als Erinnerungsmale: Der 1. Kreuzzug . . . . . 5.4.1. Der Sacro Catino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.2. Die Reliquien von Johannes dem Täufer . . . . . . . . . . 5.4.3. Die Inschrift von 1104 in Jerusalem . . . . . . . . . . . . . 5.5. Artefakte und Beutestücke als Erinnerungsmale: Der 2. Kreuzzug . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5.1. Wandmalerei in San Lorenzo . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5.2. Die Bronzetüren und der Leuchter aus Almeria . . . . . . 5.6. Zeitstufen der Erinnerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.1. Venedig: Salomonischer Tempel in der Schlacht von Akkon? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6.2. Genua: Kreuzfahrende Makkabäer . . . . . . . . . . . . . 5.6.3. Pisa (und Genua): Gefälschte Spolien . . . . . . . . . . . . 6. Persönlicher Ruhm im Dienst der Kommune . . . . . . . . . . . . . 6.1. Die Miniaturen zum Text von Ottobonus. Der Podest— in Aktion und im Kreise seiner Ratgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2. Das Bildnis des Podest— Lazarus Gerardini . . . . . . . . . . . . 6.3. Die Repräsentation von Gruppen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4. Podest—-Bilder in der Kommune. Perugia, Mailand, Reggio . . . 6.5. Das Autorenbild des Chronisten . . . . . . . . . . . . . . . . . .

193 196 204 209 220 222 224 229 233 236 241 247 250 258 258 269 270 271 274 282 289 294 316 324 327 341

Inhalt

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7. Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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8. Katalog der Randzeichnungen und Miniaturen der Annales Ianuenses des Codex ms. lat. 10136 der BibliothÀque nationale de France in Paris . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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9. Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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10. Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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11. Dank . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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12. Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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13. Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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14. Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort zur Reihe »Orbis mediaevalis«

Von Band 15 an erscheinen die Bände der bewährten Reihe »Orbis mediaevalis. Vorstellungswelten des Mittelalters« in anderem ›Gewand‹ und in einem anderen Verlag. Nach der Auflösung des Akademie Verlags haben sich die Reihenherausgeber im Sinne einer vertrauensvollen und überschaubaren Zusammenarbeit und zur Sicherung des Profils der Reihe für einen Verlagswechsel entschieden. Die Herausgeber danken dem Vandenhoeck-Verlag und der Geschäftsführerin von V& R unipress, Frau Susanne Franzkeit, sehr für Ihr Interesse, »Orbis mediaevalis« hier unter guten Bedingungen weiterzuführen. Sie freuen sich nicht minder darüber, dass die Reihe vorerst weiterhin in bewährter Weise von Manfred Karras, dem langjährigen Lektor für Geschichte beim Akademie Verlag, betreut wird, und danken auch ihm herzlich für die langfristig gewachsene und erprobte, hervorragende Zusammenarbeit. Die Reihe erhält ein neues, verlagseigenes Outfit, wird aber weiterhin durch das Rad der Fortuna als ein wichtiges Symbol mittelalterlicher Vorstellungswelten erkennbar sein, nun in der bekannten Buchminiatur aus dem ›Liber ad honorem Augusti‹ des Petrus de Eboli in der Handschrift der Burgerbibliothek Bern. Die Herausgeber danken der Burgerbibliothek für die Genehmigung des Bildabdrucks als Reihensymbol. Last but not least möchten die Reihenherausgeber ihrem Mitbegründer und langjährigen Mitherausgeber Peter Segl, der Anfang 2014 aus gesundheitlichen Gründen auf eigenen Wunsch hin ausgeschieden ist, ganz herzlich für seine stets zuverlässige, konstruktive und entscheidende Mitarbeit danken. Die Mitherausgeber Peter Segls freuen sich, mit seiner früheren Assistentin und jetzigen Inhaberin des Lehrstuhls für mittelalterliche Geschichte an der Universität Duisburg-Essen, Frau Professor Amalie Fößel, eine ebenso kompetente wie engagierte Nachfolgerin für ihr ›Gremium‹ gefunden zu haben und danken auch ihr für die Übernahme dieser Aufgabe. Möge die inzwischen wohl einschlägig bekannte Reihe unter der veränderten Leitung weiterhin gedeihen! Die Reihenherausgeber

0.

Einleitung

Die vorliegende Arbeit analysiert Formen, Praktiken und Aufgaben von gemeinschaftlicher Erinnerung in Genua im 12. und 13. Jahrhundert. Ausgehend von dem singulären zeitgenössischen Manuskript einer italienischen Stadtchronik, den Annales Ianuenses (= Jahrbüchern von Genua), nimmt sie Orte und Medien dieser historiographischen Selbstverortung in den Blick. Historische Texte mit den sie kommentierenden Bildern, Rechtsdokumente und andere Formen pragmatischer Schriftlichkeit werden dabei in ihrer Wechselwirkung mit und Bezugnahme auf Trophäen, Spolien, Inschriften und Wandmalereien untersucht. So gelingt die Offenlegung eines feinteiligen Netzwerkes von Objekten und Texten, die den urbanen Raum in unterschiedlichen Modi der Öffentlichkeit und Sichtbarkeit besetzten. Genua, eine der bedeutenden hochmittelalterlichen Seerepubliken Italiens mit einem den Mittelmeerraum umschließenden Aktionsradius, formierte sich am Ende des 11. Jahrhunderts als Kommune, die sich im Verlauf des 12. Jahrhunderts institutionell ausbildete.1 Zugleich begann die Stadt, über ihre Stadtgrenzen hinaus zu expandieren und eroberte dabei sowohl das umliegende Land als auch wichtige Hafenstädte in Südspanien, Nordafrika und der Levante. Diese Entwicklung wurde durch sehr frühe Texte der Stadtchronistik begleitet, die die Ereignisse protokollierten und dabei zugleich in Erinnerung transformierten: Weil es gut zu sein scheint, das Vergangene zu erinnern, das Gegenwärtige zu überdenken und die Zukunft vorauszusehen, begann Caffaro als er 20 Jahre alt war die Namen der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Konsuln und ihre Taten, sowie das, was in der Genueser Stadt in den einzelnen Jahren vorfiel, aufzuschreiben und bekanntzumachen, und er sammelte und veröffentlichte, so wie es in diesem Buch 1 Am Anfang der kommunalen Entwicklung stand die Schwureinung (compagna) einiger Einwohner Genuas, die sich zusammenschlossen, um ihre Rechte und Ansprüche gegen die Einflussnahme stadtfremder Machthaber zu sichern; vgl. Focheri (1980), S. 73, der den Aufbau einer territorialen Herrschaft als Hauptmotiv zur Formierung der compagna identifizierte. Jones (1997), S. 103–107, allgemein zur frühkommunalen Entwicklung. Zu Genua Epstein (1996), v. a. S. 33–53 für die Frühzeit der kommunalen Entwicklung.

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Einleitung

bis zum heutigen Tag geschrieben ist und versprach, fortfahrend solange er lebe, wenn Gott es zuließe, dasselbe in Zukunft zu tun.2

In Genua haben sich aber nicht allein historiographische Texte und weitere chronikalische Berichte erhalten; zugleich sind viele Objekte überliefert oder durch Quellen zu erschließen, die bezeugen, durch welche Verfahren die Erinnerung außerhalb der Buchdeckel im urbanen Gefüge monumentalisiert und damit sichtbar gemacht wurde.3 Die gemeinschaftlich vollbrachte Tat, ihre Transformation in Narration und ihre mediale Aufbereitung und Speicherung stehen im Fokus dieser Arbeit. Ziel ist es, die Wechselwirkungen und gegenseitigen Bedingtheiten von historischer Erinnerung und den damit verbundenen Formen der Gemeinschaftsbildung zu analysieren, wobei besonderes Augenmerk auf der Verfasstheit dieser Erinnerung, der sie speichernden Medien und damit verbundenen Praktiken der Monumentalisierung liegt.4 Die Genueser Jahrbücher wurden 1099 begonnen, durch verschiedene Autoren bis zum Ende des 13. Jahrhunderts fortgeführt und seit 1152 von einem städtisch bestellten Schreiber in das offizielle Chartular (Kopialbuch) der Stadt übertragen. Ausgangspunkt der Untersuchung bildet eine Handschrift in der BibliothÀque Nationale in Paris (ms lat. 10136), bei der große Teile des Textes mit Miniaturen und Zeichnungen visuell akzentuiert sind.5 Zur Ausstattung des 2 Annali Genovesi (1890), S. 59: »Quoniam recordari preterita, meditari presentia, previdere futura bonum et utile esse videtur, ideoque preteritorum, presentium et futuorum Ianuensium consulum nomina et eorum facta, et que in Ianuensi civitate singulis annis acciderunt, Caffarus cum in etate XX annorum erat, scribere et notificare incepit, et sicuti in hoc libro scriptum est, usque in hodiernum diem composuit et notavit, et deinceps in antea donec vixerit, Deo concedente, illud idem se facturum promisit.« 3 Einen guten Überblick über die überlieferten schriftlichen Quellen in Genua mit Berichtszeiträumen und Aufbewahrungsorten gibt Guglielmotti (2013), S. 97–158; zu Bildern und anderen Objekten als »Träger der Vergangenheit« vgl. Späth (2003). 4 Constable (1990) zu Ritualen, Kunst- und Bauwerken, die Geschichte enthalten können und zum Versuch, verschiedene Zeitebenen zusammenzuziehen, S. 57: »The desire to draw together old and new may explain the medieval practice of reusing ancient works of art and fragments, know as spolia, and of adapting old objects to new uses.« Graf (1991), S. 66, mit Fokus auf Schlachtengedenktage als Teil des civic ritual, das »städtischem Leben eine Form gab«. Diefenbach (2002); Albrecht (2003) unterscheidet unterschiedliche Formen der Erinnerung: Inszenierung von Vergangenheit im kollektiven Gedächtnis der Klostergemeinschaft (über den Kult des Gründers, oder auch innerhalb des liturgischen Diensts); Auswahl bestimmter Erinnerungsorte und bestimmter Architekturen; Wertschätzung von alten Objekten und Ausstattungsstücken; bewusste Denkmalsetzungen über Statuen und (Wand-)Bilder ; Inszenierung von Dingen als Träger von Erinnerung bei Jahresfeiern oder wichtigen Empfängen; Schweppenstette (2003), v. a. S. 108–153; von der Höh (2006), u. a. S. 202–208; Dartmann (2012), S. 279–284 zur Rolle der schriftlichen Aufzeichnung für die Genueser Außenpolitik des 12. Jahrhunderts. 5 Codex N, Paris, BnF, ms. lat. 10136. Zu den weiteren frühen erhaltenen Handschriften, die Kopien nach diesem Text sind (Codex E, Paris, Archiv des Außenministeriums, Fonds G¦nois Nr. 2 und Codex B, London, British Museum, Additional ms. 12031) vgl. Luigi Tommaso

Einleitung

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Codex gehören insgesamt 116 unterschiedliche Bilder : einfache Zeichnungen, die wie graphische Randglosse neben den Text treten, aber auch in Deckfarben ausgeführte, teilweise gerahmte Miniaturen, für die im Textspiegel während des Schreibens Platz ausgespart wurde. Diese Zeichnungen und Miniaturen entstanden nicht in einer Kampagne, sondern wurden sukzessiv und nach der Übertragung des Textes in das Kopialbuch der Stadt Genua ausgeführt. Somit liegt mit den Annales Ianuenses ein Text vor, der die gesamte kommunale Entwicklung Genuas von den Anfängen um 1100, die Änderungen in der Regierung von den Konsuln über das Podestariat bis zur Einführung des Dogenamtes und bis zum Ende des 13. Jahrhunderts beschreibt. Durch die Ausschmückung des Textes mit Zeichnungen und Miniaturen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die 30er Jahre des 13. Jahrhunderts ist darüber hinaus ein Corpus von Bildern erhalten, die über eigene Intentionen und eigene Sprachfähigkeit verfügen. Durch diese Zeichnungen offenbaren sich Schwerpunktsetzungen im Text, den sie akzentuierend begleiten und damit Formen und Ziele der Textrezeption in Genua konservieren. Innerhalb dieser historiographischen Verfahren werden die Vorstellungen, Selbstverortungen und Taktiken der Genueser (Oberschicht) ablesbar und interpretierbar – Verfahren, die durch die im Stadtraum inszenierten Inschriften, Spolien und Artefakte noch verstärkt und öffentlich wirksam wurden.6 Die Überlieferungssituation in Genua kann in vielen Bereichen als Sonderfall gelten: erstens ist dort mit den Annales Ianuenses ein sehr früher historiographischer Text erhalten, der zudem noch als offizielle Stadtchronik bezeichnet werden darf.7 Zweitens ist dieser Text, wenn schon nicht im Autographen des ersten Verfassers, so doch in der Version überliefert, die ab der Mitte des 12. Jahrhunderts durch städtische Schreiber fortgeführt wurde. Diese Besonderheit kann nicht nachdrücklich genug betont werden: ein Überblick über die historiographische Tradition der italienischen Stadtstaaten im Mittelalter ergibt, dass vielerorts die Arbeit an historiographischen Texten erst im 13. Jahrhundert einsetzte.8 Vom Großteil dieser Texte ist zudem nicht mehr zu rekonstruieren, Belgrano, im Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. XXXVII–LV. Zu den in Genua (Biblioteca della Universit—) erhaltenen Abschriften aus jüngerer Zeit Olivieri (1855), v. a. S. 1–8. Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Faksimile der Handschrift erstellt, Cafari (1899). 6 Bottazzi (2012), S. 275, spricht mit Blick auf die Inschriftenpraxis in Genua, Pisa und Mailand von einer memoria incisa im Stadtraum, die mit preisenden und propagandistischen Aufgaben (fini celebrativi e propagandistici) zur Aufstellung kamen. 7 Donati (1994), S. 23, bezeichnete das Manuskript der Annales Ianuenses als ein »unicum nella storia delle cultura medievale.« 8 Genua zählt (mit Pisa: Bernardo Maragone) zu den wenigen Städten mit einer historiographischen Tradition ab dem 12. Jahrhundert. Mit der Historia rerum Laudensium des kaiserlichen Gesandten und Richters Otto von Morena liegt für Lodi ein weiterer Text aus dem 12. Jahrhundert vor; in den 1120er Jahren verfasste in Bergamo Mose de Brolo sein Liber Pergaminus. Mailand verfügt zwar über noch frühere Beispiele, die allerdings von Klerikern

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Einleitung

wie öffentlich sie waren: häufig begann ein Autor als Privatmann – wie Caffaro – Erinnerungen aufzuzeichnen, eine öffentliche Lesung oder Vergleichbares ist meist nicht nachzuweisen.9 Neben diesem Glücksfall der Überlieferung sind drittens in Genua – teils über erhaltene Objekte, teils über Quellen – das Ausgreifen der historischen Erinnerung in den Stadtraum sowie die Formen und Medien ihrer öffentlichen Inszenierung zu rekonstruieren. Wenngleich ein Großteil der erhaltenen Monumente und Inschriften als verloren gelten muss, gelingt es in der Synopse von Text und Objekt eine Vorstellung davon zu erhalten, wie eine mittelalterliche Stadt sich selbst entwarf.10

im Umfeld der Pataria verfasst wurden und daher eher als Bistumsgeschichte denn als (kommunale) Stadtgeschichte angesprochen werden müssen. Venedig, Florenz und Rom folgen mit einer überlieferten Textproduktion ab dem 13. Jahrhundert. Die Erscheinungsformen der Stadtchroniken sind heterogen – aufzählende Annalen, ausgearbeitete Chroniken, Kompilationen, Augenzeugenberichte, Berichte nur über die Stadt (Sonderform: Städtelob, die teilweise schon aus dem 8. Jahrhundert (Mailand/Verona) stammen), Einbindung der Stadtgeschichte in einen weltchronistischen Erzählfluss, Chartularchroniken, legendäre Erzählungen; jede Stadt, unabhängig von der Größe und Bedeutung, hatte einen oder mehrere Chronisten und verwahrte ab dem 13. Jahrhundert zumindest einen chronikalischen Text. Leider fehlt ein vollständiger Katalog über die historiographische Produktion der italienischen Stadtstaaten, Balzani (1973), dessen Werk (1. Auflage 1884!) immer noch benutzt wird, bietet einen ersten Überblick. 9 Genua (1152) ist durch die Dokumentation ein singulärer Sonderfall; das einzige weitere mir bekannte Beispiel einer offiziellen (dokumentierten) Chronik findet sich in Perugia, wo 1293 die Kommune an Bonifacio Veronese den Auftrag erstelle, eine Chronik (Eulistea) zu erstellen, Eulistea (1850). Dennoch ist anzunehmen, dass in anderen Städten, wenngleich die Chroniken nicht auf einen offiziellen Auftrag zurück gingen, sie dennoch bekannt waren, bzw. das widerspiegelten, was als Erzählgut in der Stadt vorhanden war. 10 von der Höh (2006), arbeitet dies umfassend für Pisa heraus.

Einleitung

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Abb. 1: Autorenbildnis von Caffaro und seinem Schreiber Macobrius (Kat. Nr. 1), Annales Ianuenses, fol. 1r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

1.

Zum Nutzen der Historie

Seit 1152 waren die Genueser Jahrbücher die offizielle Geschichtsschreibung der Kommune, jedes Jahr wurde der neue Abschnitt verlesen und danach in das Chartular der Stadt übertragen.11 Die Genueser Führungsschicht nutzte diesen Text als Medium der Erinnerung an gemeinschaftlich vollbrachte Taten, die konstituierend für die Stadtgemeinschaft waren und die zur andauernden Selbstverortung und Selbstbeschreibung dienten.12 Hier wurde die durch Eroberung und Gebietserwerb fortschreitende Expansion der Stadt in den contado und den Mittelmeerraum in Form einer historischen Narration verbucht und damit dauerhaft und abrufbar protokolliert. Und hier wurde historisches Wissen formuliert und bereitgestellt, das in gegenwärtigen und zukünftigen politischen Auseinandersetzungen von Nutzen sein konnte und genutzt wurde. So beispielsweise bei der Frage, ob Pisa oder Genua einen rechtlich begründbaren Anspruch auf den Besitz der Insel Sardinien besäßen: Beide Städte bemühten sich sowohl mit militärischen als auch mit diplomatischen Mitteln, den Gegner von der Insel zu vertreiben und Friedrich I. Barbarossa als kaiserlichen Lehnsherren und wichtigen Verbündeten von der Rechtmäßigkeit des jeweiligen Anspruches zu überzeugen. Umstritten war dabei, welche der beiden Städte zuerst die Sarazenen von Sardinien vertrieben und somit das besetzte Gebiet für das Reich und den Kaiser zurück erobert habe – natürlich beanspruchten beide Städte diesen Vorrang, denn nur so konnten sich Besitzansprüche tatsächlich begründen lassen. Das Thema taucht in den Annales Ianuenses zum ersten Mal im Jahr 1164 auf, als die Genueser argumentieren:

11 Annali Genovesi (1890), S. 3; Schweppenstette (2003), S. 111; Schweppenstette (2006), S. 136; Dartmann (2012), S. 124. 12 Airaldi (1986), S. 19–30; Hartmann (2015), S. 63, zur Rolle der Historiographie, um die Legitimität von Herrschaft zu erweisen, aber vor allem mit der Analyse einer »neue[n] Form politischer Sprache« (im Kontext der ars dictaminis schriftlich zu greifen) die innerhalb der Kommunen die Legitimation einer neuen Art von Herrschaft erbrachte; zu Genua dort S. 69.

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Zum Nutzen der Historie

Tatsächlich nämlich haben wir in alten Zeiten, mit Waffen und mit Gewalt, dieses Gebiet unterworfen; unsere Väter, unsere Vorfahren mit ihrem Heer eroberten und unterwarfen das Judikat von Cagliari, nahmen den König Mug˘a¯hid mit allen seinen Gütern gefangen und führten ihn in unsere Stadt als feindlichen Gefangenen. Ferner – damit der römische princeps wisse, dass das Reich dieses Herrschers seit kurzem annektiert und in den Herrschafts- und Machtbereich des römischen Reiches dank der Genuesen, seinen Getreuen und Männern, eingefügt sei, – sandten die Konsuln den Genueser Bischof dieser Zeit zum Kaiser nach Deutschland, der mit sich besagten König Mug˘a¯hid führte.13

Dieses Beispiel verdeutlicht, wie im städtischen politisch-diplomatischen Alltag die Geschichte – die mit Hilfe von Geschichtsschreibung konserviert und durch öffentlich inszenierte Beutestücke publiziert werden kann – eingesetzt wurde, um als Argument in einer Gebietsstreitigkeit zu dienen.14 Der Schreibanlass der Annalisten wie auch die Rezeption des Textes vereinte also die topische, seit der Antike und erneut verstärkt durch die Zunahme an historiographischen Texten im 12. Jahrhundert formulierte, Versicherung, alles so aufzuschreiben, wie es wirklich war mit dem Gebot der Nützlichkeit.15 Geschichte wird (nicht nur) im 12. Jahrhundert zur Motivation und Rechtfertigung von Handlungen genutzt, sie stellt Handlungswissen bereit, wie ein weiteres Beispiel zeigt: Als der Bologneser Rechtsgelehrte Ugolino Gosia im Jahr 1201 sein Amt als Podest— in der italienischen Stadt Ancona antrat, begleitete ihn sein Kollege Boncompagno da Signa.16 Ugolino hatte den Gelehrten gebeten,

13 Annali Genovesi (1890), S. 161: »Quoniam verum est, quod ab antiquo amris et vi subiugaviumus illam, et in iudicato Calarensi fuerunt parentes et antecessores nostri cum exercitu, et subiugaverunt illud iudicatum, et regem nomine Musaitum ceperunt et omnia sua, duxeruntque eum in civitatem nostram tamquam captum hostem. Et consules episcopum, qui tunc Ianue erat, mandaverunt ad imperatorem Alamannie ducentem secum predictum regem Musaitum, ut princeps Romanus cognosceret regnum iustius regis esse nuper aditum et adiunctum dicioni et potestati Romani imperii per fideles et homines suos Ianuenses.« Erneut finden sich die Genueser und die Pisaner als streitende Parteien im Jahr 1166 auf dem Hoftag von Friedrich I. Barbarossa und bemühen das historische Argument, überliefert in Annali Genovesi (1890), S. 197/198, vgl. Kapitel 4.8. 14 Vgl. Seche (2010), v. a. S. 78/79, zur abweichenden Argumentation in den Annales Ianuenses von Kanzler Obertus und den Annales Pisani von Bernardo Maragone. 15 Die Narratio de Longobardie obpressione et subiectione des Mailänder Anonymus beispielsweise vereint gleich zu Beginn eine Aufzählung der gebräuchlichsten Topoi der Geschichtsschreiber, Italische Quellen (1986), so S. 240/241: »Wenn ich auch der Aufgabe nicht gewachsen und nicht genügen zu können scheine, will ich doch entsprechend der Fähigkeit meines Verstandes das, was ich gesehen und in Wahrheit gehört habe, zum Nutzen der Nachfahren aufzuschreiben unternehmen (que vidi et veraciter audivi ad utilitatem posterorum scribere tentabo); denn für die Nachkommen wird es zum größten Nutzen, wenn sie aus dem Früheren gelernt haben, sich für die Zukunft in acht zu nehmen.« 16 Zur Erinnerung als Wissen um die Vergangenheit vgl. Engl (2011), S. 2; S. 7: »Insgesamt dienten die vorgestellten älteren Erinnerungsträger offenbar nicht nur der Selbstvergewis-

Zum Nutzen der Historie

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seine Geschichte der kaiserlichen Belagerung von Ancona mit Unterstützung der venezianischen Flotte, den Liber de obsidione Ancone, öffentlich vorzulesen.17 Der Prolog des Werkes setzt mit den Beweggründen des Podest— Ugolino ein, der die Erzählung von Nutzen für Viele (ad multorum utilitatem) hielt und zudem glaubte, dass sie der Stadt anhaltende Ehren sichern (honoris perpetui) würde. Boncompagnos eigene Reflektionen zum Nutzen der Historie schlossen sich an: Wie nützlich jegliche Erinnerung an Taten sei, zeigt sich mit aller Klarheit vor allem in der Wirkung der Erinnerung, denn niemand würde heute kühne Dinge wagen, wären diejenigen unter vollkommenem Stillschweigen vorbeigegangen, von denen wir wissen, dass sie durch die Alten empfehlenswert ausgeführt wurden.18

Er zeichnete das Bild eines in viehisch-rohen Zustand zurückgefallenen menschlichen Geschlechts, das ohne Recht und Tradition jeglicher Herrscherwillkür unterworfen wäre. Tote Meinungen würden widerhallen, Irrtümer wiederauferstehen, man wäre gezwungen, immer wieder zum Ausgangsfehler zurückkehren: Aus diesem Grunde wurden die Taten der Vorfahren aufgeschrieben (redacta fuerunt igitur in scriptis facta maiorum), damit das menschliche Geschlecht sich einer Folge von Vorbildern bedienen könne, denn wenn es hört, von wie viel Ruhm die Sieger begleitet werden, würde es von Tugend zu Tugend wachsen; und wenn es versteht, wie viel Schande die Verbrecher und die Feigen befleckt, würde es sich vor Ähnlichem bewahren, um nicht, dem folgend, eine gleiche Schande zu begehen.19

Boncompagno führte dann mögliche positive wie negative exempla auf, um nach einer kurzen Beschreibung der Stadt und ihrer Geschichte mit seinem detaillierten Bericht über die Belagerung Anconas im Jahr 1173 zu beginnen. Wendepunkt in der verzweifelten Lage der Bürger war die Erinnerung eines fast hundertjährigen Greises an eine lang zurückliegende, vergleichbare Situation: an die damals erfolglose Belagerung der Stadt durch Truppen von Lothar II.. Der Greis warnte mit dem Verweis auf das 1162 durch kaiserliche Truppen zerstörte Mailand vor einem Friedensvertrag mit den Deutschen und drängte seine Mitbürger wie damals mit Legaten und Geld nach Hilfstruppen suchen zu lassen.20 Seinem Mahnen wurde gefolgt und der Stadt gelang es, solange auszuharren, bis die alliierten Truppen der Lega Lombarda eintrafen und das kaiserliche Heer

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serung der Pisaner, vielmehr fand das teils stadträumlich fixierte Wissen auch zur Wahrung von Recht und Ansehen der Kommune beispielsweise in den Außenbeziehungen Einsatz.« Boncompagno (1999) und Boncompagno (2002). Boncompagno (1999), S. 112: »Quantum omnis rerum gestarum memoria conferat utilitatis, ipse rerum effectus manifestius indicat, quoniam nullus hodie res arduas facere attemptaret, si a sub silentio forent penitus pretermissa, que ab antiquis commendabiliter esse acta noscuntur.« Boncompagno (1999), S. 112. Boncompagno (1999), S. 128–132.

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zerstreuten. Soweit die Erzählung des Boncompagno, der am Ende seines Textes die Wahl Ugolinos zum Podest— protokollierte und sein Werk der Stadt widmete.21 Die Reflektionen über den Nutzen der Historie sind in diesem Werk vielschichtig, einerseits in der Vorrede, in der darauf verwiesen wird, wie ein politischer Verwaltungsbeamter, der seine neue Arbeitsstätte aufsuchte, seinen Freund und Gelehrten bat, das historiographische Werk zum Nutzen der Stadt und zu ihrer Ehre zu verlesen. Andererseits in der Reflektion des Autors über den Wert der historischen Vorbilder für die Gegenwart, die sowohl zu großen Taten anregen als auch vor Verbrechen bewahren würden und somit eine Grundvoraussetzung jeglicher Zivilisation bildeten. In der Narration selbst war es die lebendige Erinnerung des Zeitzeugens, die einen gegenwärtigen Konflikt durch ein miterlebtes historisches Beispiel zu lösen vermochte. Mit seinem Sterben würde auch seine Erinnerung verschwinden, allein die GeschichtsSchreibung vermochte die Rede des Alten für die Nachwelt andauernd zu konservieren. Boncompagnos Text ist kein gelehrter Einzelfall, wurden doch immer wieder – so auch bei Papst Eugens III. Aufruf zum zweiten Kreuzzug22 oder im Umkreis von Friedrich I. Barbarossa23 – Geschichtstexte zur Selbstvergewisse21 Boncompagno (1999), S. 156–163. 22 Kreuzzugsaufruf von Eugen III. in: Eugen (1855), Spalte 1064–1066, Nr. 48, vom 1. Dezember 1145, an den französischen König: Der Papst hatte aus dem Bericht der Alten (relatione antiquorum discere) erfahren, als auch in ihren Tatberichten geschrieben aufgefunden (gestis eorum scriptum reperire), wie viel seine Vorgänger (quantum praedecessores) auf dem Stuhl Petri für die Befreiung der Gläubigen im Osten, dem Heiligen Land getan hätten. Nun appellierte er erneut an die Glaubenskämpfer im lateinischen Westen und rief zum Kreuzzug auf. 23 Friedrich I. Barbarossa stellte 1167 eine Urkunde für die auf der Tiberinsel gelegene Kirche San Bartolomeo aus, nachdem er in »seiner« Chronik – wohl Otto von Freisings Historia – nachlas, um mehr über die Bestimmungen seiner Vorgänger zu erfahren. Der Chroniktext ist in die Urkunde inseriert: »Inde est, quod nos pro inquirenda huius rei veritate et pro removenda de cordibus hominum omni dubietate annales predecessorum nostrorum catholicorum imperatorum revolvimus et in ipsorum annalium VIto libro invenimus, qualiter imperator Otto secundus venerandum corpus sanctissimi apostoli Bartholomei a Benevento Romam detulerit et in insula Lichaonia in tumba porphyretica gloriosissime collocaverit«, in: Urkunden (1979), Nr. 534, S. 479–480. Johannek (1992), S. 674: »Doch es kann kein Zweifel bestehen: der Hof ist eine Umschlagstelle für historiographisches Material, Barbarossa interessierte sich für die Taten der Alten und seiner Vorgänger, Hof und Kanzlei nutzen Historisches zur rechtlichen und politischen Argumentation. Das ist nicht wegzudisputieren, und selbst wenn Otto von Freising, sein Kaplan Rahewin und der Ligurinus-Dichter Gunther nicht als Hofhistoriographen zu bezeichnen sind, so dienten sie doch Hof und Kaiser mit den von ihnen jeweils traktierten Spielarten des historiographischen Genus.« Auch an anderer Stelle betont Friedrich I. Barbarossa, dass die Wahrheit der res gestae – der Ereignisse, wie sie eigentlich gewesen sind – nicht etwa durch Nachlässigkeit oder Unwissenheit in Vergessenheit geraten dürfe. Otto von Freising überliefert, dass Barbarossa sich mit den großen Leistungen der alten Kaiser befasste, um sich durch sie zu verdienstvollen Taten anregen zu lassen und dabei Gesta und Urkunden konsultierte. Barbarossa berief sich auf die Beispiele seiner kaiserlichen Vorgänger, so in der Frage, ob er berechtigt sei, Kraft

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rung, zur Schaffung von Rechtssicherheit und zur politischen Argumentation genutzt. Die vielbeschworene Nützlichkeit der Geschichte basierte dabei auf einem antiken Topos, der unter anderem bei Lukian aufscheint, wenn dieser Diogenes bei seiner Reflektion über die richtige Art, Historiographie zu betreiben, sagen lies: »Geschichte hat nur einen Zweck und dieser ist es, durch die Wahrheit nützlich zu sein.«24 Die Forderung nach Wahrheit wiederum ist eng mit der Abfassung von historiographischen Texten verknüpft. Die Gattung Geschichte wird von der Dichtung klar unterschieden, das vermeintlich Faktische von der Fiktion der Autoren getrennt.25 Nach Cicero sei die historia als magistra vitae anzusprechen, der damit das Grundmotiv, die Geschichte als Lehrmeisterin sei dazu ausersehen, den Gegenwärtigen zu nützen, indem sie vor Fehlern der Vergangenheit bewahrt und ihnen Handlungswissen für die Zukunft bereitstellt, auf eine einprägsame Formel brachte.26 Die also schon in der Antike festgeschriebene Vorstellung vom Nutzen der Geschichte aufgrund ihrer wahrhaftigen Schilderung der Vergangenheit hat über lange Zeit die Erkenntnis verhindert, dass Geschichte immer vermittelt ist und ein Auswahlverfahren des Historikers festlegte, was erinnerungswürdig sei.27 Der Geschichtsschreiber aber war Teil

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seines Amtes ein Konzil einzuberufen. [Brief an Otto von Freising, ediert in Gesta (1965), S. 82, et per magnifica gesta imperatorum ad virtutes informari preoptamus]. Ganz (1992), S. 634. Lukian (1867), S. 153. Spiegel (1975) (ausgehend von St. Denis), S. 316, spricht mit Bezug auf die Nützlichkeit von Geschichte im Mittelalter von einer »eternal relevance of the past for the present«, einer allgemeinen Praxis der legitimatorischen Traditionsbildung. Constable (1989), S. 136–141. Diese Faktizität unterscheidet die historia in der antiken Rhetorik von anderen Arten des Erzählens, beispielsweise der fabula oder dem argumentum. Zugleich aber wird die historia aufgrund ihrer elaborierteren Form von reinen Texten historischer Aufzeichnung, wie beispielsweise chronologischen Schriften (zu denen auch die Annalen gehören) unterschieden. Cicero definierte, dass die Geschichte über der Ereignischronik stände, da der Historiker anders als der Chronist seinen Text ausschmücke (exornare) und sich dabei rhetorischer Mittel bediene, um durch diese Überarbeitung dem Leser die Wichtigkeit des Ereignisses zu verdeutlichen. Bei Barthes (1968) treffen die »Zeit des ausgesagten Stoffes« und die »Zeit des Aussagens« (in der die Historie sich selbst zu erzählen scheint) aufeinander. Barthes nennt diese Eigenart des historischen Textes, der vorgibt, nicht von Schreiberhand verfasst zu sein und damit einen Autoren negiert, eine Referenzillusion. Durch sie wird die höchste Stufe der Objektivität vorgespiegelt: allein in der Negation des Historikers als Erzählers und somit Handelndem in seiner Zeit, der sich als Teilnehmer am Prozess des Aussagens zu erkennen gibt, gelänge es, weiterhin die »Wahrheit« der Geschichte zu behaupten. Cicero (2007), Buch 2, 9, 36: »Historia vero testis temporum, lux veritatis, vita memoriae, magistra vitae, nuntia vetustatis, qua voce alia nisi oratoris immortalitati commendatur?« (Geschichte aber, die Zeugin der Zeiten, das Licht der Wahrheit, das Leben der Erinnerung, die Lehrmeisterin des Lebens, die Verkünderin alter Zeiten, durch welche andere Stimme als durch die des Redners wird sie der Unsterblichkeit geweiht?). Die Literatur zu diesem Thema ist umfangreich, so dass hier nur eine stark verkürzte Auswahl genannt werden kann: White (1986); White (1990); Metageschichte (1997), v. a.

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einer Gesellschaft und Mitglied einer sozialen Gruppe, der Geschehenes schon während des Wahrnehmungsaktes selektionierend beurteilte.28 Der Schreibakt war dann ein weiterer Schritt der Subjektivierung, der in sich die Festlegung auf eine Form der Erzählung barg. Der Historiograph – oder um es auf das konkrete Beispiel Genua zurückzuführen: Caffaro – konzipierte dabei seine historische Erinnerung auf einen (politischen) Nutzen hin, wie es Frank Schweppenstette in seiner Arbeit über den Text der Annales Ianuenses deutlich hervorhob: »Dieser historiographische Text wurde nicht für ein ›Archiv‹ geschrieben. Die Verfasser S. 11–22 und die Arbeiten von Paul Ricoeur (2002) und Ricoeur (2004) sowie die versammelten Aufsätze in Fakten (2003). Zu nennen sind auch die Untersuchungen zur Vorstellungsgeschichte von Hans-Werner Goetz sowie Helmut Beumanns Arbeiten zur Ideengeschichte. Beide Ansätze begreifen die Verfasstheit von historischen Texten nicht mehr als Manko, sondern als Möglichkeit der historischen Erkenntnis, Beumann (1955); Goetz (1979); Goetz (2003); Goetz (2007). In den 1980er Jahren entwickelte Peter Burke die Vorstellung von Geschichte als sozialem Gedächtnis (social memory) mit der Forderung nach einer »Sozialgeschichte des Erinnerns«, dazu Burke (1991). Zum Problem des Kollektiven Gedächtnisses als Überblick Echterhoff/Saar (2002). Allgemein zum Feld mittelalterlicher Erinnerungskulturen Carruthers (1990) und Cornelißen (2003). Fentress/Wickham (1992) exemplarisch zum Feld der Forschung zur social Memory. Zu fragen bleibt, wie sinnvoll eine klare begriffliche Trennung von den beiden Hauptbegriffen Gedächtnis und Erinnerung ist, zumal in der Literatur häufig beide Worte synonym verwendet werden. Clemens Wischermann (1996a), S. 15, schlug folgende Definition vor: »Gedächtnis meint überwiegend das Anteilhaben an einer gemeinschaftlichen Sicht von Vergangenheit, den daraus abgeleiteten Gegenwartsverortungen und Gedächtnispraktiken. Wiewohl nicht immer, so erfasst Gedächtnis in der Regel einen überindividuell gedachten Horizont, der oft in einer spezifischen historischen Zeit angesiedelt ist. Erinnerung hingegen evoziert im heutigen Sprachgebrauch die Vorstellung einer aktiven Auseinandersetzung zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Als Träger der Erinnerung tritt der einzelne Mensch in den Vordergrund. Das Schlagwort der »Erinnerungskultur« wird in unseren Tagen nicht selten zur Chiffre einer ganzen Lebensauffassung.« vgl. auch Wischermann (1996b). Geary (1994), mit starker Betonung der politischen Bedeutung von Vergangenheitskonstrukten (S. 134–157) möchte die starke Trennung nach Assmann (1992) von individueller und kollektiver Erinnerung sowie von mündlicher und schriftlicher Erinnerung aufgeben; weniger der Analyse der Konstruktion einer narrativen Vergangenheit sondern vielmehr der Untersuchung von den Strukturen, über die Gedächtnis übermittelt und geschaffen werden kann, gilt sein Interesse. Huyssen (2003), S. 7, hat in seiner Arbeit über Urban Palimpsests and the Politics of Memory auf die Wechselwirkung von Stadtraum und historischer Erinnerung verwiesen. Auch wenn seine Arbeit vor allem moderne Stadträumen analysiert, sind ähnliche Phänomene auch (schon) im mittelalterlichen Genua zu erkennen. Zu den Erinnerungskulturen und damit verbundenen Vorstellungswelten im mittelalterlichen Italien Schweppenstette (2003); von der Höh (2006) und Späth (2007); zur Stadt als Erinnerungsraum ebenso Diefenbach (2002). 28 Wagner (1998), S. 69/70: »Der Verweis auf eine gemeinsame Geschichte kann die Existenz und die Solidität kollektiv geteilter Glaubensordnungen deswegen nicht erklären, weil es streng genommen keine ›gemeinsame Geschichte‹ gibt, sondern immer eine Vielzahl von Erfahrungen, deren jede sich von jeder anderen unterscheidet. Die Beschwörung von ›gemeinsamer Geschichte‹, beispielsweise in Theorien nationaler Identität, ist eine Vorgehensweise, die immer in der jeweiligen Gegenwart vorgenommen wird – als eine spezifische Repräsentation der Vergangenheit, die diese mit Blick auf die Schaffung von Gemeinsamkeiten bearbeitet.«

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wollten mit ihm auf die innen- und außenpolitischen Verhältnisse ihrer Stadt einwirken.«29 Mit dem Bildschmuck am Text der Annales Ianuenses hat sich ein sicht- und analysierbares Zeugnis der Textrezeption durch die Genueser Oberschicht im 12. und 13. Jahrhundert erhalten. Die Randzeichen bezeugen, dass und wie der Text gelesen wurde und konservieren durch ihre Akzentsetzungen zudem politisch Bedeutsames. Wie ein Indexfinger helfen sie dem heutigen Leser nachzuvollziehen, was die Leser des 12. und 13. Jahrhundert am Text hervorhebenswert fanden. Sie sind darüber hinaus in ihrer Bildlichkeit mehr als ein bloßer Hinweis: Die Bildfindungen an sich sind aussagekräftig, geben sie doch nicht allein durch den Ort ihrer Anbringung Aufschluss über Hervorhebenswertes, sondern eröffnen zugleich in ihren formalen Lösungen weitere Einblicke in die Vorstellungswelten der sie schaffenden Gruppe. Die Analyse der Zeichnungen und Miniaturen ermöglichte so Erkenntnisse über die Selbstbeschreibung der städtischen Oberschicht; die Nähe zum Text erbrachte dabei für viele der Ikonographien aussagefähige Deutungen, die in anderen Kontexten in dieser Klarheit nicht möglich gewesen wären. Weitere Zeugnisse für die Erschaffung, Nutzung und Sichtbarmachung von historiographischen Erinnerungen finden sich in den erhaltenen Denkmalen, die im mittelalterlichen Stadtraum Genuas inszeniert wurden. Es handelt sich dabei um monumentale Inschriften an Stadttoren, um Beutestücke aus erfolgreichen Kriegszügen, um Spolien und um einen Wandmalereizyklus in dem wichtigsten städtischen Bauwerk der kommunalen Frühzeit, der Kathedrale von Genua. In der Analyse dieser Überreste ergeben sich erneut Hinweise darauf, wie die mit der Regierung der Stadt betrauten Konsuln (und ihre Schreiber/Notare) sich der gemeinsam erlebten Geschichte bedienten, welche Taten sie besonders erinnerungswürdig und hervorhebenswert fanden und in welchen Praktiken diese Vorstellungen Ausdruck fanden. Caffaro und seine Fortsetzer selbst reflektieren – im Rückgriff auf die schon genannten antiken Topoi – an verschiedenen Stellen im Text der Annales Ianuenses den Zweck ihrer Arbeit. So beispielsweise, wenn Caffaro zum Jahr 1160 sagt, es scheine nützlich, die Taten aufzuschreiben, um die Vergangenheit zu erinnern (recordari preterita), die Gegenwart zu bedenken (meditari presentia) und die Zukunft vorauszusehen (previdere futura).30 Diese Wortschöpfungen Caffaros mögen direkt oder indirekt von der Formulierung Augustinus beeinflusst sein, der die Existenz der drei Zeiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als rein sprachliche Unterscheidungen ablehnte und forderte, man müsse vielmehr von den drei Zeiten »Gegenwart des Vergangenen« (praesens de 29 Schweppenstette (2003), S. 4; für die Weltchronik von Otto von Freising Nagel (2012), S. 9. 30 Annali Genovesi (1890), S. 59.

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praeteritis), »Gegenwart des Gegenwärtigen« (praesens de praesentibus) und »Gegenwart des Zukünftigen« (praesens de futuris) sprechen.31 Augustinus zufolge existierten die Zeiten nur im Jetzt der Seele, also im gegenwärtigen Bewusstsein: die vergangenen Taten als Erinnerung, die Gegenwart als augenblickliche Betrachtung und die zukünftigen Dinge als Erwartung (memoria, contuitus und expectatio). Zukunft und Vergangenheit seien demnach nicht für sich existent, sondern nur als mentale Bilder in der Gegenwart vorgestellt; durch die Erinnerung oder das Gedächtnis, die memoria, würde jedoch die Vergangenheit in der Gegenwart erhalten bleiben. In einer Zeit, in der man auf die auctoritas des von Alters her Überlieferten vertraute, bedachte man dennoch zugleich die Möglichkeit einer absichtlichen Korrektur von Geschichte, die in der Gegenwart eine eigene Wirkungsmacht entwickeln konnte: Gedächtnis konnte auch trügerisch sein und ein Geschehen in einer verfälschten Form aufbewahren, vor allem, wenn Ereignisse aus politischen oder rechtlichen Gründen bewusst falsch tradiert wurden.32 Dies belegt eindrucksvoll eine berühmte, durch Otto von Freising überlieferte Episode: Bei seinem ersten Zug nach Italien hatte Kaiser Friedrich I. Barbarossa im Jahr 1155 von Malereien im Lateran erfahren, die zur Zeit von Innozenz II. (1130–1143) dort ausgeführt worden waren.33 Sie zeigten Kaiser Lothar, der ein (Gefolgs)31 Augustinus (1984), XI, 20/26: »quod autem nunc liquet et claret, nec futura sunt nec praeterita, nec proprie dicitur, ›tempora sunt tria, praeteritum, praesens, et futurum‹, sed fortasse proprie diceretur, ›tempora sunt tria, praesens de praeteritis, praesens de praesentibus, praesens de futuris.‹ […] Sunt enim haec in anima tria quaedam et alibi ea non video, praesens de praeteritis memoria, praesens de praesentibus contuitus, praesens de futuris expectatio.« Augustinus wiederum variiert Aristoteles, der schreibt: »Vom Jetzt gibt es, wie gesagt, im Jetzt kein Gedächtnis, vielmehr vom Gegenwärtigen Wahrnehmung, vom Kommenden Erwartung, und Gedächtnis vom Vergangenen. Deshalb ist jedes Gedächtnis mit Zeit verbunden.« Kapitel 1, 449b, 25–30, Aristoteles (2004), S. 13. Allgemein zu Augustinus Zeitkonzeption im 11. Buch der Confessiones, vgl. Augustinus (2000), v. a. S. LVI–LXIV. Placanica (1995), S. 5, lehnt diese Lesart des Textes von Caffaro ab, da der Autor sich rein auf die politische Nutzbarkeit von Geschichte in der Gegenwart beziehe. 32 Zum rückwärtsgewandten, die Autoritäten bewundernden Blick Constable (1989), S. 159. 33 Es ging dabei um die Frage, ob Kaiser Friedrich I. Barbarossa dem Papst Hadrian IV. den Stratordienst leisten müsse; der Kaiser war bereit, den Kniefall und den Fußkuss als Zeichen der Ehrerbietung zu leisten, nicht aber, das päpstliche Pferd am Zügel zu führen, als sei er sein Marschall, d. h. hätte ein untergeordnetes Hofamt inne. Gerhoh von Reichersberg überliefert den Grund für diese Weigerung: Barbarossa wusste zwar aus der Geschichte, dass Konstantin den Stratordienst bei Silvester geleistet hatte, dies aber als freiwilliges Zeichen der Ehrerbietung und nicht als Verpflichtung verstand. Der Kaiser hätte auch niemals gestattet, weder in Wort nach Darstellung, dass die Vorstellung kursiere, er sei der Marschall des Papstes. Gerhoh von Reichesberg zeigt sich sehr verwundert über diese nova pictura: »valde miramur unde nova pictura haec emerserit, qua Romanorum imperator pingitur marescalchus.« Weiterführend Holtzmann (1932), v. a. S. 347–350; Kantorowicz (1964), S. 181–189; Träger (1970), v. a. Kapitel II, S. 41–49; Hack (1999), S. 516–527 zum »Konfliktfall Sutri 1155« mit weiteren Quellen; Töbelmann (2010), S. 576–577; Görich (2011), S. 241–244,

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Mann des Papstes wurde, eine Deutung, die die Bildunterschrift nahelegte: »Der König kommt vor die Tore, beschwört zunächst die Rechte der Stadt, wird dann des Papstes Mann, von ihm erhält er die Krone.«34 An diese Darstellung des Zusammentreffens von Kaiser und Papst wurde in einem äußerst konfliktreichen Augenblick von Otto von Freising erinnert, der dabei die besondere politische Sprengkraft des Bildes unterstrich: Kanzler Rainald von Dassel hatte öffentlich einen Brief des Papstes Hadrian IV. an den Kaiser derart übersetzt, dass an der Kurie der Eindruck entstanden war, der Papst deute an, Friedrich I. Barbarossa hätte nicht allein die Kaiserkrone aus den Händen des Papstes empfangen, sondern zudem maiora beneficia. Große Wohltaten oder viele Lehen – die Wortbedeutung beneficium ließ beide Übersetzungen zu, für den Kaiser herabsetzend aber war allein die Andeutung, der Kaiser sei Lehnsmann des Papstes geworden.35 Dass die Wandmalereien im Lateran und der Brieftext Hadrians als zusammengehörig verstanden wurden, bezeugt die schriftliche Antwort, die die deutschen Bischöfe nach diesem Vorfall an den Papst sandten, in der es heißt: In der Hauptstadt des Erdkreises hat Gott die Kirche durch das Kaisertum erhöht, in der Hauptstadt der Welt zerstört jetzt die Kirche, nicht durch Gott, so glauben wir, das Kaisertum. Mit einem Bilde fing es an, vom Bilde schritt man weiter zur Schrift, von der Schrift bemüht man sich nun, einen Anspruch abzuleiten. […] Die Bilder müssen zerstört, die Schriften widerrufen werden, damit sie nicht als ewige Denkmale der Feindschaft zwischen Königtum und Priestertum bestehen bleiben.36 dort: »Den Schlüssel zum Verständnis des Eklats sieht man üblicherweise in der angeblichen Bedeutung des Bügeldienstes, den der Papst vom Kaiser verlangte: dieser sogenannte Stratordienst sei ein typischer Lehnsdienst gewesen; die Absicht der Kurie habe also darin bestanden, ihren »Anspruch auf Lehnshoheit gegenüber dem Vogt der Römischen Kirche« zu inszenieren. Das ist aber schon deshalb fragwürdig, weil die kurialen Quellen, die anders als die kaiserlichen ausführlich über den Vorfall berichten, mit keinem Wort von einer Lehnsbindung sprechen und, weil sie von einem Kaiser zuvor noch niemals eingegangen worden war, ein solches Verständnis des Stratordienstes auch nicht einfach stillschweigend voraussetzen konnten« – Knut Görich geht eher von einem – von beiden Seiten nicht geplanten und gewollten – Missverständnis aus, dass erst durch die Betonung der Unterlassung an Wichtigkeit gewann. 34 Gesta (1965), S. 416: »Rex venit ante fores, iurans prius Urbis honores, post homo fit pape, sumit quo dante coronam.« Nicht ganz klar ist, was dort dargestellt wird: die Belehnung des Kaisers mit den mathildischen Gütern, oder mit dem »Kaisertum«. Eine Abzeichnungen des nicht erhaltenen Freskos fand Gerhart Ladner im Jahr 1935, dazu Frugoni (1984), S. 55–58; Abbildung in Schramm (1983), S. 453, Nr. 198b. 35 Görich (2001), S. 106–118, mit weiterführender Literatur, ebenso Görich (2011), S. 273–276. 36 Gesta (1965), S. 436–438: »In capite orbis Deus per imperium exaltavit ecclesiam, in capite orbis ecclesia, non per Deum, ut credimus, nunc demolitur imperium. A pictura cepit, ad scripturam pictura processit, scripturam in auctoritatem prodire conatur. […] Picture deleantur, scripture retractantur, ut inter regnum et sacerdotium eterna inimicitiarum monimenta non remeneant.« Laktanz (2003), S. 100/102 (Kapitel 5,3) berichtet von einer Episode, in der der Persische König Shapur I. zu dem von ihm gefangen genommenen Valerian

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Als monimenta eterna, als ewige Denkmale, werden hier die Wandmalereien wie auch der päpstliche Brief bezeichnet, als Erinnerungsstützen an eine vergangene Tat, die so nicht erinnert werden dürfe. Der Kaiser sei kein Lehnsmann des Papstes, mahnen die Bischöfe; sollten die falschen Denkmale erhalten bleiben, würden sie zukünftig als politisches Argument genutzt werden können, so die Befürchtung, da erst das Bild geschaffen wurde, dem ein Text folgte, der den Begriff des Lehens benutzt. Und dass an Stelle dieser Anmaßung im Laufe der Zeit ein Anspruch träte, müsse durch Widerspruch und durch Vernichtung der falschen Zeugen verhindert werden.37 Hier wird deutlich, wie stark im 12. Jahrhundert in vielen Bereichen sowohl über die Verfasstheit als auch über den Nutzen der historiographischen Texte reflektiert wurde. Viele Akteure setzten Historie dabei selbstverständlich als politisches Instrument und Wissensspeicher ein.

sagte, dasjenige, was die Römer auf ihre Wände und Tafeln malten, sei nicht wahr. Auch hier wird der Konflikt zwischen falschen Historienbildern und historischer Wahrheit angesprochen: »Nam rex Persarum Sapor, is, qui eum ceperat, si quando libuerat aut vehiculum ascendere aut equum, inclinare sibi Romanum iubebat ac terga praebere et imposito pede super dorsum eius illud esse verum dicebat exprobans ei cum risu, non quod in tabulis aut parietibus Romani pingerent.« 37 Wissenschaftliche Geschichtsschreibung ist – natürlich – ein neuzeitliches Phänomen, was aber nicht einer lebendigen mittelalterlichen Praxis von Geschichte (= Geschichtsschreibung) entgegensteht, dazu Boehm (1965), S. 675, vor allem auch zur historischen Wahrheit sowohl als »objektiver Faktenwahrheit, Realität des Geschehens« als auch als »subjektivem Wahrheitswillen des Berichterstatters«. Zu den Aufgaben der historia im Mittelalter auch Knape (1984), v. a. S. 67–71 und Bloch (1974), S. 25/26 zur Deutung des Christentums als einer »Religion der Geschichtsschreiber«.

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Stadt als Erinnerungsgemeinschaft

Die Frage, was die Menschen, die in einem Stadtraum gemeinsam wohnen, zu einer Gemeinschaft zusammen führen kann, welche verbindenden Strategien oder Medien dabei zum Einsatz kommen, ist nicht einfach zu beantworten. Isidor von Sevilla formulierte: Die Stadt ist die Vielzahl der Menschen, geeint durch das Band der Gemeinschaft, benannt nach den Bürgern, also nach den Einwohnern der Stadt selbst, denn es schließt zur Gemeinschaft zusammen und enthält die Leben der Vielen. Denn urbs sind die Mauern selbst, aber die Stadt wird nicht wegen der Steine, sondern aufgrund der Einwohner so genannt.38

Das Band, vinculum, durch das die Leben der Einzelnen zur Stadtgemeinschaft vereint werden, ist sicherlich das gemeinsame Leben im durch die Stadtmauer von einem Draußen abgeschiedenen, städtischen Raum. Die Stadtmauer, zugleich Schwelle und Schutzwall, hatte seit jeher eine hohe symbolische Bedeutung, die sowohl in den Werken der bildenden Kunst als auch in den descriptiones und laudes urbium immer wieder reflektiert wurde, die daher auch so ausdrücklich von Isidor genannt – und doch deutlich verneint wurde.39 Denn: ihm zufolge sind es die Menschen in diesem Raum, die sich zu einem durch Schwur geeinten Friedensbund formieren, die die Stadt bilden. Wichtiges 38 Isidor (2006), S. 252 (Buch XV, Kapitel 2, 1): »Civitas est hominum multitudo societatis vinculo adunata, dicta a civibus, id est ab ipsis incolis urbis pro eo quod plurimorum consciscat et contineat vitas. Nam urbs ipsa moenia sunt, civitas autem non saxa, sed habitatores vocantur.« Isidor (2008), S. 553, gibt eine leicht veränderte Übersetzung: »Die Stadt (civitas) ist eine Menge von Menschen, geeint durch das Band der Gemeinschaft und benannt nach den Bürgern (cives), d. h. nach den Einwohnern der Stadt selbst, [weil sie über das Leben sehr vieler entscheidet und sie beschützt]. Denn urbs (Stadt) sind die Mauern selbst, civitas (Stadt, Bürgerschaft, Gemeinwesen) werden aber nicht die Steine, sondern die Bewohner genannt.« 39 Zu den literarischen Stadtbeschreibungen und zum Städtelob vgl. Hyde (1966); Fasoli (1972); Classen (1980); Occhipinti (1991); Nuti (2008), S. 86–91. Grohmann (2007) zu Formen der städtischen Gemeinschaftsbildung, u. a. S. 17/18 und zum Umgang mit der monumentalen Vergangenheit.

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Merkmal dieses Bundes ist die eigene, die willkürliche, Gesetzgebung (ius proprium oder consuetudines) und die Unabhängigkeit von der Jurisdiktion einer außerstädtischen (gräflichen) Macht.40 Auch wenn die mittelalterliche Kommune sich noch lange Zeit diese Gesetzgebung wie auch die Exemtion von der Rechtsprechung durch den offiziellen Machthaber bestätigen ließ, ist anzunehmen, dass dieser Privilegierungsakt pro forma geschah und nur einen status quo legitimierte.41 Diese consuetudines, die Rechtsgewohnheiten, waren vor dem 12. Jahrhundert noch nicht kodifiziert, Ort des Rechts blieb die kollektive Erinnerung und Anwendung der durch die Gemeinsamkeit konstituierten Stadtbevölkerung. Das ius proprium, im Kern eine Mischung aus tradiertem römischen und darüber liegendem germanischen Recht, überwand in der Stadt seine Gebundenheit an den Einzelnen, und wurde (wieder) territorial gedacht: nach ihm lebten alle Menschen in der Stadt und nicht nur Teile der Bevölkerung.42 In Genua sind bemerkenswert früh Schriftstücke erhalten, die diese städtische Sonderstellung dokumentieren, so aus dem Jahr 958 eine Urkunde, die Berengar II. und Adalbert »omnibus nostris fidelibus et habitatoribus in civitate Ianuensi« ausstellten, denen »omnia que secundum consuetudinem illorum tenent« von Seiten der Herrscher zugestanden wurde.43 Hundert Jahre später (1056) stellte Markgraf Alberto erneut ein Privileg aus »cunctis habitantibus infra civitatem Ianue«, also allen Einwohnern innerhalb der Stadt Genua. In beiden Privilegien erkennbar ist die Gültigkeit des Gewohnheitsrechts für alle Genueser, für alle in dem durch die Mauer umschlossenen Gebiet Stadt und zwar unabhängig von dem jeweiligen Recht ihrer Abkunft.44 Somit sind schon zwei mögliche Bänder genannt, die die städtische Gemeinschaft definierten: die reale Mauer als architektonischem Werk um einen Ort, und das gemeinsame Recht, das alle Einwohner zu einer Rechts- und Friedensgemeinschaft zusammenschloss.45 Als drittes Band kommt die ge40 In diese Richtung auch Ciceros Vorstellung, die civitates seien Versammlungen von Menschen, die das Gesetz vereine (concilium coetusque hominum jure sociati), Cicero (1969), Liber VI, c. 13, S. 128/129; Statuti Pistoiesi (1996), S. 47: Der Akt des Aufschreibens des ius proprium sei allein schon eine »espressione della territorialit— del diritto«. 41 Zum Problem der »nicht-legitimem Herrschaft« der (italienischen) Stadtstaaten siehe Weber (1976), S. 727–814, v. a. S. 750–757 zu den conjurationes und Schreiner (1994), S. 163–180. 42 Classen (1977), S. 311–317. Statuti Pistoiesi (1996), S. 51: »La formulazione dello ius proprium dei Comuni italiani eliminý il secolare sistema della personalit— del diritto, restituendo a questo il carattere di territorialit— […].« Engl (2011), S. 3/4. 43 Pavoni (1988), S. 244/245. 44 Ediert u. a. bei Niccolai (1939), S. 97–101; vgl. Belina (2013), S. 90: »Nach Territorien zu klassifizieren heißt, dass verschiedene Typen von Praktiken, Menschen oder Gruppen allein aufgrund ihrer Position im Raum klassifiziert werden, wobei sowohl den Territorien als auch den so klassifizierenden Praktiken, Menschen oder Gruppen Bedeutung zugeschrieben werden.« 45 Die Friedenseinung wird deutlich bei dem Bergameser Chronisten MosÀ de Brolo hervor-

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meinsame Tat hinzu, in der Defensive zur Abwehr von äußeren Feinden und in der Offensive, um Märkte zu erobern, feindliche Städte zu bezwingen und Handelswege zu sichern.46 Diese Tat ist – ihrem Wesen nach – nur kurzzeitig gegenwärtig und transformiert sich dann in Erinnerung, die sich – in ihrer noch heute durch den Historiker nachvollziehbaren Form – nicht als zufällig entstandene, sondern als artifizielle zu erkennen gibt, die allein in Artefakten manifest wurde: in von Menschen geschaffenen Texten, Zeichnungen, Inschriften und anderen bewusst gesetzten Erinnerungsmalen. Mit den 116 Zeichnungen und Miniaturen zum Text der Annales Ianuenses sowie mit den im Stadtraum ausgestellten Denkmalen, die in enger Verbindung zum Geschichtstext stehen, ist eine Gruppe von Artefakten und Objekten erhalten, die es ermöglichen, Aussagen zur gemeinschaftsbildenden Funktion von historischer Erinnerung und den Formen ihrer Konservierung, Visualisierung und Monumentalisierung im hochmittelalterlichen Italien zu formulieren. Text, Bilder und Monumente werden hierbei als Kunst-Werke verstanden, die für die Stadtgemeinschaft von der Stadtgemeinschaft in Auftrag gegeben wurden, um Stadtgemeinschaft in der Dauer zu konstituieren und zu sichern.47 Die Autoren der Annales Ianuenses, Caffaro und seine Nachfolger, sind städtische Amtsträger, ihre Texte und Zeichnungen sind das Produkt einer Bürgergemeinschaft, die sich in der Tat und in der Erinnerung an die Tat selbst definiert. Städte konstituieren sich nicht allein durch ihre demographischen, politischen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Strukturen, sondern auch als Bewusstseinsgemeinschaften ihrer Einwohner. Eine noch so große Ansammlung von Menschen, die auf engem Raum nebeneinander leben, wohnen und arbeiten, bildet allein deshalb noch keine Stadt. Vielmehr bedarf es einer grundlegenden Vorstellung davon, dass es sich überhaupt um eine Kommune handelt, und dass sich diese darüber hinaus noch durch bestimmte Eigenschaften von anderen Städten unterscheidet. Die Wichtigkeit solcher Leitideen und Ordnungsvorstellungen – als welche man diese Bewusstseinsbilder in der Sprache der Theorie und Analyse institutioneller Ordnungen bezeichnen gehoben, der in den 1120er Jahren sein Liber Pergaminus verfasste. Dort heißt es in den Zeilen 271–278: »Ligat stabili nodo pax aurea cives / pace manet pauper, pacis quoque feder dives / Non alias tante leges aut civica iura / aut decus aut pietas viget aut concordia pura / Tradita cura viris sanctis est duodenis.« (Der goldene Frieden verbindet die Bürger mit einem festen Knoten, der Arme bleibt im Frieden, und der Reiche im Friedenspakt. Anderswo sind nicht so viele Gesetzte oder städtische Rechte oder Anständigkeit oder Frömmigkeit oder reine Eintracht gültig, deren Schutz den zwölf heiligen Männern übertragen ist), zitiert nach Gorni (1970), S. 452. 46 Vgl. dazu u. a. auch Flusser (1991), S. 21: »Die Stadt ist eine geometrische Figur, deren Funktion es ist, Geschichte zu formen. […] Geschichte wird bei ihrem Hineinfließen in den Stadtraum schließlich nicht nur geformt, sondern sie schlägt auch auf den Raum zurück, um ihn ihrerseits zu formen.« 47 Cammarosano (1991), S. 298–300, weist daraufhin, dass für einen langen Zeitraum allein die politisch unabhängigen Städte Orte einer größeren historiographischen Produktion in Italien waren.

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kann – für die Konstituierung einer Stadt als institutionellem Gefüge zieht das Erfordernis der Tradierung und Perpetuierung nach sich. Besonders effektive Mittel, die für diese Zwecke in Frage kommen, sind Inszenierung von historischer Erinnerung und die öffentliche Zurschaustellung und Vermittlung von als genuin städtisch geltenden Werten und Eigenschaften in Form symbolisch-ritueller Handlungen.48

Verstärkt ist gerade in letzter Zeit von Seiten der historischen Forschung die Rolle untersucht worden, die die frühe Stadtchronistik für die Bewusstseinswerdung der Kommune gespielt hat. Wie diese Erinnerung im Stadtraum sichtbar gemacht und wach gehalten werden konnte aber ist, zumindest für die Frühzeit der Kommune, bislang kaum analysiert worden.49 Für die Frühe Neuzeit beschäftigt/e sich die Geschichtswissenschaft vielfach mit der Erinnerungsund Repräsentationskultur in Form von Jubiläen, Erinnerungsfesten und Gedenktagen der städtischen Schwurgemeinschaft. Vergegenwärtigt wurden damit Siege und andere als zentral wahrgenommene Ereignisse der städtischen Vergangenheit, wie beispielsweise die Erlangung der städtischen Autonomie oder auch abgewehrte Gefahren.50 Eine den Gedenktagen vergleichbare Aufgabe, das historische Geschehen stets aufs Neue zu inszenieren und damit die fortdauernde Gültigkeit des einstmals erreichten Zustandes zu bezeugen, haben ebenso Denkmale, die die Erinnerung wach halten. Die kommunale Geschichtsschreibung schuf also zuerst neue, selbsterlebte und selbstvollbrachte Themen im kommunalen Umfeld und konservierte sie zugleich: sie lieferte somit auch für die Zukunft den Subtext für die im Stadtraum aufgestellten Monumente, die wiederum auf die Historie zurückwiesen.51 Die Form und die mediale Umsetzung des Denkmals aber variierte dabei; dennoch wäre es falsch für die Frühzeit der Kommunen die 48 Rosseaux (2005), S. 3. 49 von der Höh (2006) für Pisa. 50 Negative Ereignisse und vergangene Katastrophen (Stadtbrände, Zerstörungen) hingegen werden seltener im Rahmen der städtischen Festkultur thematisiert, Rosseaux (2005), S. 4. Einführende Literatur zu frühneuzeitlichen Erinnerungsfesten, Performanz und Stadtgeschichtsschreibung bei Mitterauer (1997); Löther (1998); Lottes (2000); Poeck (2003); Graf (2003), mit der Unterteilung kommunaler Gedenktage in a. Konfliktgedenken (Schlachten, Belagerungen, Bürgeraufstände); b. Katastrophengedenken (Brände, Pest, Erdbeben) und c. Stiftergedenken. Rosseaux (2005), S. 5: »Der spezifisch okzidentale Stadttyp, der als Schwurgemeinschaft Gleichberechtigter konstituiert war, einen eigenen Rechtskreis bildete und sich durch eine weitgehende Autonomie gegenüber Grund- und Landesherren auszeichnete, bedurfte geradezu der rituellen Vergewisserung dieses historisch gewachsenen Zustandes.« 51 Schon bei Wieruszowski (1944), S. 26, mit Schwerpunkt auf dem Trecento und der dortigen Antikenrezeption, die zugleich eine Überhöhung der eigenen Vergangenheit durch die Rückbindung an das antike Rom bedeutete. Studt (1999), S. 205, zur Verknüpfung von Geschichtsschreibung mit anderen Formen der Erinnerung (Erzählungen, Lieder, Bilder, Grab-Denkmäler, Zeremonien) und deren Einsatz zur Schaffung von politischer und kollektiver Identität.

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Existenz von öffentlichen Monumenten zu negieren, nur weil das 12. und 13. Jahrhundert frühneuzeitliche Denkmalformen (wie das eine Person durch ein Standbild ehrende Bildnis) nicht pflegte. Diese Arbeit wird im Folgenden zeigen, wie variantenreich und vielschichtig die hochmittelalterliche Denkmalkultur in Genua und anderen Stadtstaaten war und welch hohe Sichtbarkeit und Fähigkeit zur Kommunikation diesen Monumente innewohnte. Die urbane Historiographie ist Teil der Identität der Kommune, ihre Verfasser sind – als die Träger der kommunalen Schriftlichkeit – (meist) Angehörige der Führungsschicht der Stadt.52 Der Text wie auch die ihn begleitenden Bilder und die mit ihm verbundenen Monumente im Stadtraum, sind als Ausdruck kommunalen Seins zu verstehen und zu analysieren. Diese Kunstwerke und Sprachwerke müssen dabei nicht unmittelbar die Regierungsform reflektieren oder die Stadt an sich thematisieren, allein die Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit ist ausreichend.53 Aufgabe der so verstandenen, historisch argumentierenden kommunalen Kunst ist es, Gemeinschaft, wenn nicht zu stiften, so doch zu stärken. Sie ist ein wirkmächtiges Medium, Erinnerung an die gemeinsame Vergangenheit wach zu halten, und in den ihr zur Verfügung stehenden Formen und Sprachen Identifikationsangebote zu formulieren.54

52 Goetz (1999), S. 107–109. 53 Wobei die Überhöhung der eigenvollbrachten Vergangenheit im 12. Jahrhundert klar von einer späteren, um 1300 vermehrt auftauchenden mythischen Verlängerung der Kommune in ein nur noch legendenhaft zu greifendes Altertum zu scheiden ist, vgl. Busch (2006), S. 43–45; generell Benes (2011), zu Genua v. a. S. 63–88; sowie den Ausblick in dieser Arbeit; Airaldi (1986), S. 20/21: »Al di l— dell’attualit—, nulla: Caffaro non vuol avere che un tempo preciso, quello presente, come se il passato non fosse esistito fino all’improviso sorgere della nuova storia.« Popp (1997) zu Sienas Verknüpfung mit dem römischen Gründungsmythos; Remensnyder (1996) betont den Anteil der vor Ort vorhandenen Objekte an dieser Legendbildung und (S. 894) zur damit verbundenen imaginative memory. 54 Mit Giovanni Villanis Nuova Chronica aus Florenz oder dem Text von Giovanni Sercambi aus Lucca liegen zwei weitere mit Bildern geschmückte Stadtchroniken vor, allerdings aus späterer Zeit. Inwieweit sie als offizielle kommunale Kunst angesprochen werden können, bleibt unklar, da Verena Gebhard in ihrer Dissertation über Villani erneut herausarbeitete, dass die Chronik für private Zwecke illustriert und nicht als offizielles kommunales Exemplar genutzt wurde, Gebhard (2007), S. 23 und S. 276.

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Die Annales Ianuenses und der Codex ms. lat. 10136 der Bibliothèque nationale de France

In der BibliothÀque nationale de France in Paris wird unter der Signatur ms. lat. 10136 eine Handschrift der Annales Ianuenses (Jahrbücher von Genua) verwahrt. In ihnen wird, einsetzend mit dem Jahr 1099 und fortlaufend bis 1293, die Geschichte der Stadt in Jahreseinträgen erzählt.55 Dieser lange Berichtszeitraum ließe vermuten, es handele sich um eine in einem geschlossenen Schreibprozess verfasste Chronik, die von einem Autoren, unter Verwendung von möglicherweise nicht mehr erhaltenen älteren Vorarbeiten, am Ende des 55 Durch den im Bindungszusammenhang stehenden Liber de liberatione von Caffaro ist der Berichtszeitraum sogar noch länger und beginnt schon mit der Vorgeschichte zum Kreuzzug im Jahr 1083. In dieser Arbeit werden die Begriffe Annalen (also Jahrbücher) und Chronik teilweise synonym verwendet, auch wenn hier zwei Gattungen unterschieden werden könnten: Annalen sind (an sich) die chronologisch Jahr für Jahr sehr knappe Auflistung von wichtigen historischen Ereignissen, unter Chronik aber wird (eher) eine Art von Universalgeschichtsschreibung verstanden, vgl. Goetz (1999), S. 110–124; Foot (2012), S. 350–363. In Genua fehlt für die Frühzeit eine große Erzählung (die erst am Ende des 13. Jahrhunderts durch Jacobus de Voragine geschaffen wird, vgl. den Ausblick in dieser Arbeit); Caffaro und seine Fortsetzer sind nicht an moralisch-religiösen Weltdeutungen interessiert, erzählen dennoch ausführlich, ohne die jährliche Grundstruktur aufzugeben. Zu Formen mittelalterlicher Historiographie einführend Grundmann (1965); Balzani (1973); Arnaldi (1993); Goetz (1999), S. 97–106; Geary (2013). Zur kommunalen Historiographie Fisher (1961). Zum Beginn der »Geschichtsschreibung als Wissenschaft« Keuck (1934) und Boehm (1965). Die Jahrbücher von Genua sind in vielen der wichtigen Quellen-Editionsreihen erschienen. Zuerst in den Monumenta Germaniae Historica (MGH): Cafari (1868). Danach auch in den Fonti per la Storia d’Italia (FSI): Annali Genovesi (1890); Annali Genovesi (1901); Annali Genovesi (1923); Annali Genovesi (1926); Annali Genovesi (1929). Zwischen 1923 und 1972 erschienen sie zudem in einer elfbändigen italienischen Übersetzung: Annali (1923); Annali (1924); Annali (1925); Annali (1928a); Annali (1928b); Annali (1929a); Annali (1929b); Annali (1930a), Annali (1930b); Annali (1941) und Annali (1972). Eine moderne italienische Studienausgabe in Taschenbuchformat erscheint seit 2002 im Genueser Verlag Fratelli Frilli: Annali di Caffaro (2002); Annali di Oberto (2004); Annali di Ottobono (2010) und Annali di Ogerio e Marchisio (2010); dort erschien auch die Übersetzung von Caffaros Schilderung der Einnahme von Almeria und Tortosa, Caffaro (2002). Im Genueser Verlag Marietti erschien 2001 die Übersetzung der Kreuzzugschronik von Caffaro, Caffaro (2001). Auf Deutsch liegt mit Jahrbücher (1866) und Jahrbücher (1881) eine Teilübersetzung vor, in Englisch Caffaro (2013) in der Reihe Crusade texts in translation.

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13. Jahrhunderts kompiliert wurde. Dieser Befund trifft auf die meisten der (italienischen) Stadtchroniken zu: der Großteil der überlieferten historiographischen Texte wurde im 13. und frühen 14. Jahrhundert (teils auf Grundlage älterer Notizen, teils vollkommen neu) verfasst. Diese Texte beginnen, wenn sie nicht mit dem mythischen Gründervater aus antiker Vorzeit einsetzten, doch meist im 11. oder frühen 12. Jahrhundert, also nach Überwindung der schriftlosen Zeit des frühen Mittelalters und zeitgleich mit der kommunalen Entwicklung. Auf welchen schriftlichen oder oralen Traditionen sie fußten ist größtenteils nicht mehr zu rekonstruieren. Dieser Befund trifft nicht auf Genua zu, handelt es sich doch hier um einen – von der historischen Forschung stark beachteten – Sonderfall: Die Annales Ianuenses sind von verschiedenen Autoren seit 1099 über fast zweihundert Jahre sukzessive verfasst worden.56 Das offizielle Exemplar der Annales Ianuenses ist zudem in der Handschrift aus Paris erhalten und nicht (wie so häufig) einzig über eine spätere Abschrift mehr oder weniger rekonstruierbar.57 In ihm sind nicht allein mehr als 30 Schreiberhände zu unterscheiden, sondern haben sich auch die ursprünglichen graphischen Besonderheiten erhalten, zu denen vor allem die 116 Zeichnungen am Rand und Miniaturen im Text zählen. Dieser Befund kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden, weil die immer wieder scheinbar empirisch begründbare »Schmucklosigkeit« der frühen Stadtchroniken auf einer nicht aussagekräftigen Überlieferung beruht: nur ein Bruchteil der historiographischen Texte der italienischen Kommunen ist im Original erhalten, die meisten Chroniktexte sind allein durch Kopien des 15. bis 18. Jahrhunderts zu rekonstruieren. In der Natur der späteren abschreibenden Historiker liegt begründet, dass diese Kopien nicht etwaige Miniaturen, Zeichnungen oder sonstige graphische Sonderheiten reproduzieren, da diese sich weniger für das archaische Aussehen des Textes, sondern allein für dessen mehr und minder wahren Inhalt interessierten. Generalisierende Aussagen über das, was als bildliche Ausstattung im 12. Jahrhundert im Rahmen der historiographischen Texte möglich, denkbar oder auch nur alltäglich war, sind somit nicht zu treffen: Jedes erhaltene Werk kann und muss als Sonderfall analysiert werden.

56 Zur Genueser Chronistik Arnaldi (1963); Petti Balbi (1973); Puncuh (1974); Arnaldi (1976b); Face (1980); Puncuh (1982); Petti Balbi (1982); Airaldi (1983); Petti Balbi (1989); Airaldi (1999); Schweppenstette (2003); Airaldi (2003); Schweppenstette (2006); Dotson (2007); Briggs (2012), S. 394/395; Guglielmotti (2013), S. 107–113. 57 So die meisten Forscher, u. a. auch Placanica (1990) und Placanica (1995), der den Text für eine erneute Edition transkribierte. Schweppenstette (2003), S. 213, spricht von einem »offiziösen« Codex N, meint aber, dass die Hand von Schreiber Eins (Berichtszeitraum von 1099 bis 1158) nicht identisch mit Wilhelm de Columba sei, der das Werk im Auftrag der Stadt ab 1152 ins Chartular der Stadt übertrug. Codex N ist Schweppenstette (2003) zufolge eine Abschrift dieses ersten offiziellen Exemplars.

Verfasser und Berichtszeiträume

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3.1. Verfasser und Berichtszeiträume Insgesamt haben zwölf Autoren (und Autorengruppen) an der Chronik gearbeitet. Nicht alle diese zwölf Teile sind mit Miniaturen oder Randzeichnungen versehen, nur die Abschnitte des ersten Annalisten Caffaro und die seiner Nachfolger Kanzler Obertus, Schreiber Ottobonus und Magister Bartholomäus.58 1. Caffaro 1099–1163: Anzunehmen ist, dass Caffaro kurz vor der Veröffentlichung im Jahr 1152, als er dem Stadtrat sein Werk präsentierte, mit der Ausarbeitung seiner historischen Notizen begann. Dennoch ist wahrscheinlich, dass er seit seiner Teilnahme am Ersten Kreuzzug als junger Mann durchgehend kurze historiographische Aufzeichnungen notiert hatte.59 Um die Jahrhundertmitte brachte er nicht allein die Annales Ianuenses durch Überarbeitung dieser Notizen in eine geschlossene Form, sondern verfasste zudem zwei weitere historiographische Werke, den Liber de liberatione civitatum orientis über die Genueser Teilnahme am 1. Kreuzzug und die Ystoria captionis Almarie et Turtuose über den Kriegszug gegen Almeria und Tortosa in den Jahren 1147 und 1148. 2. Kanzler Obertus 1164–1173: Im Jahr des innerstädtischen Friedensschlusses 1169 wurde Kanzler Obertus beauftrag, das Werk des 1166 verstorbenen Caffaro, der seit 1163 nicht mehr an den Jahrbüchern gearbeitet hatte, fortzuführen. 3. Schreiber Ottobonus 1174–1196: Auch nach dem Tod von Kanzler Obertus beauftragte die Stadt nicht sofort einen Fortsetzer. Einige Bemerkungen im Text weisen darauf hin, dass der Schreiber Ottobonus sicher nach 1189, vielleicht erst 1196 im Auftrag des Podest— Drudus Marcelinus zu schreiben begann. Die Miniaturen zu seinem Text sind viel stärker mit Deckfarben ausgemalt als die Federzeichnungen zu den Texten von Caffaro und Obertus. Besonders auffällig ist zudem die starke Zäsur im Illustrationsschema, da im Jahr 1190, als der Podest— zum ersten Mal in Genua amtierte, halbseitige, gerahmte Miniaturen an die Stelle der bis dato am Rand situierten Zeichnungen traten (vgl. Kapitel 6). 4. Schreiber Ogerius Pane 1197–1219. 5. Schreiber Marchisius 1220–1225. 58 Dazu Jahrbücher (1866) und (1881), Vorrede, sowie Potthast (1896), Band 1, S. 182. 59 Hugo von St. Viktor definierte in De scripturis et scriptoribus sacris den Begriff der historia als »quod est video et narro« (vom griechischen Wort historeo), und betont damit das Moment der Augenzeugenschaft des Historikers als wichtige Ausgangsvoraussetzung, vgl. hierzu Späth (2003), S. 68. Hugo von St. Viktor betonte zudem, dass von den antiken Historiographen niemand über das berichtet hätte, was er nicht selbst gesehen hätte (nisi a se visas), und es so nicht zur Sünde der Schriftsteller (nämlich die Unwahrheit zu berichten) gekommen wäre.

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6. Magister Bartholomäus (?) 1225–1238 oder sogar bis 1248 (?)60 : Die Autorenschaft der Annales Ianuenses ab 1225 ist umstritten, da sich ab diesem Jahr der Annalist nicht mehr selbst im Prolog nennt. Schreiber Marchisius starb im Jahr 1225 und Magister Bartholomäus trat an seiner Stelle in die Kanzlei ein, so dass die Vermutung nahe liegt, er habe die Annalen fortgeführt. Ebenso möglich aber ist, dass ab 1225 ein Schreibergremium die Chronik fortsetzte, wie es ab dem Jahr 1239 (ab 1249) bezeugt ist. In diesem Abschnitt finden sich zwei Miniaturen, die im Kapitel zu den Podest—-Darstellungen (Kapitel 6) diskutiert werden.61 7. Anonyme Schreiber, vermutlich die Kanzler der Kommune 1249–1263 8. Verfassergruppe aus zwei Rechtsgelehrten und zwei Bürgern 1264/1265: Lanfrancus Pignollus, Guillermus de Multedo, Marinus Ususmaris, Henricus Markgraf von Gavi. 9. Verfassergruppe aus zwei Rechtsgelehrten und zwei Bürgern 1265/66: Marinetus de Marino, Guillermus de Multedo, Marinus Ususmaris, Iohannes Suzobonus. 10. Verfassergruppe aus zwei Rechtsgelehrten und zwei Bürgern 1267–1269: Nicolaus Guercius, Guillermus de Multedo, Enricus Drocus, Bonusvassalus Ususmaris. 11. Verfassergruppe aus zwei Rechtsgelehrten und zwei Bürgern 1270–1279: Obertus Stancone, Jacopo Doria, Marchisinus de Cassino und Bertolinus di Bonifatius. 12. Jacopo Doria 1280–1293.62 Jacopo Doria erhielt 1294 die Erlaubnis des Rates, ältere von ihm aufgefundene Schriften von Caffaro zu den Annales Ianuenses binden zu lassen. Der Notar Guillelmus de Caponibus beglaubigte am 16. Juli 1294 die Jahrbücher ; mit diesem Eintrag enden die Genueser Jahrbücher.

3.2. Die fünf Zeichnungsgruppen der Annales Ianuenses Der figürliche Buchschmuck der Annales Ianuenses kann in fünf Gruppen aufgeteilt werden.63 Die erste Gruppe wird durch die Federzeichnungen gebildet, die neben den Text von Caffaro gesetzt sind, die zweite Gruppe sind die Feder60 Jahrbücher (1866), S. XXV/VI: Der kaiserliche Notar Magister Bartholomäus wurde am 14. August 1225 an der Stelle von Marchisius zum Stadtschreiber gewählt und arbeitete in dieser Stellung während der nächsten 13 Jahre. Im Jahr 1238 wurde er zum letzten Mal durch Wiederwahl im Amt bestätigt, im Jahr 1239 trat ein anderer an seine Stelle und sein Name fand keine weitere Erwähnung. 61 Sowie die Kat. Nr. 116, zum Jahr 1235, die Federzeichnung eines brennenden Schiffes. 62 Jahrbücher (1881), S. XII–XVI. 63 Die Initialen, die rein ornamental gestaltet sind, werden in dieser Arbeit nicht diskutiert.

Aufgaben/Wirkungsfelder der Zeichnungen

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zeichnungen zum Text von Kanzler Obertus. Auch wenn sie durch unterschiedliche Zeichner ausgeführt wurden, entsprechen sich die Randzeichnungen doch sowohl in der Technik der Ausführung (sparsam kolorierte Federzeichnungen), des Ortes (der Rand neben dem Text) sowie der Thematik: verkürzte Zeichnungen, selten szenische Darstellungen, zeigen das Thema an, das im Text behandelt wird und das meist rechtlicher Natur ist. Beispielsweise treten Orts-Abbreviaturen neben den Text, wenn es um einen Gebietszuwachs der Kommune geht (vgl. Kapitel 4). Anzunehmen ist, dass sich der oder die Zeichner zum Text von Kanzler Obertus an dem durch den Zeichner zu Caffaro eingeführten Illustrationsschema orientierten. Die dritte Gruppe wird durch die Randzeichnungen zum Text des Annalisten Ottobonus gebildet. Der Zeichner folgt hier der vorgegeben Struktur der vorangegangen Autoren, indem er kleine Federzeichnungen neben den Text setzt; auffällig ist die Zunahme von Deckfarben, die die Zeichnungen fast vollständig ausfüllen, sowie die größere Narrativität der nun häufig szenischen Darstellungen. Das Jahr 1190 mit dem Wechsel von der durch Konsuln geführten Kommune hin zum Podestariat brachte einen klaren Wechsel im Illustrationsschema: Für einen Teil der Miniaturen (Gruppe Vier) wurde nun während des Schreibens Raum im Textspiegel reserviert um große, teilweise gerahmte Bildfelder in den Textblock zu inserieren. Die bis dato variierenden Bildthemen verengten sich in dieser Gruppe auf die alleinige Darstellung des amtierenden Podest— (Kapitel 6).64 Die fünfte Gruppe besteht aus den beiden Miniaturen zum Jahr 1227: eine Darstellung des reitenden Podest— Lazarus Gerardini sowie eine Ansicht der Belagerung von Savona (ebenso: Kapitel 6).

3.3. Aufgaben/Wirkungsfelder der Zeichnungen Neben den Text der beiden frühesten Genueser Historiographen, Caffaro und Kanzler Obertus, sind 79 kleine, in Tinte ausgeführte Zeichnungen gesetzt. Diese Zeichnungen sind in der bräunlichen Eisengallustinte ausgeführt wie der geschriebene Text. Nur wenige Partien dieser Strichzeichnungen sind mit den Farben Blau, Rot und selten Gelb laviert.65 Dem Betrachter werden nicht sofort 64 Die Randminiaturen laufen aber gleichzeitig weiter. 65 Der Begriff der visuellen Glosse trifft und trifft nicht die Natur der Genueser Randzeichen. Der Glosse kann, genauso wie der Illustration, die Bedeutung des Erklärens und Deutens innewohnen, was aber kein herausstechendes Charakteristikum der Zeichnungen der Annales Ianuenses ist. Die Glosse kann aber auch einen Gedanken oder eine Assoziation neben den Text platzieren und somit dessen Bedeutung erweitern und umdeuten. In diesem Fall sind die ikonischen Randzeichen visuelle Glossen, zumal mit diesem Begriff sowohl der Ort

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die Kriterien offenkundig, nach denen die Textstellen und Themen ausgewählt wurden, die mit diesen Randzeichen besonders hervorgehoben werden sollten. Nach genauerer Lektüre fällt jedoch auf, dass es sich ausnahmslos um Ereignisse handelt, die für das wirtschaftliche und politische Leben der Stadt von hoher Bedeutung waren, die mit einer Zeichnung visuell akzentuiert worden sind. So wurden Stadtbrände (Kat. Kat. Nr. 9; 20; 30; 81; 84; 91, 111), die Änderung im Erbrecht der Frauen 1143 (Kat. Nr. 21), die Erlassung des jährlichen Tributs von einem Pfund Gold, das Genua an den Papst zu zahlen hatte (Kat. Nr. 22) oder die Verlagerung des Schlachtermarktes innerhalb der Stadt im Jahr 1152 (Kat. Nr. 28) mit einer Zeichnung hervorgehoben.66 Bei den drei letztgenannten Beispielen wird das im Text Ausgesagte mit jeweils narrativen ein- oder mehrfigurigen Szenen unterstützend illustriert. Das Wort illustrare leitet sich etymologisch von lustrare (hell machen, beleuchten) her und bedeutet sowohl konkret als auch im übertragenen Sinne »erleuchten, erhellen, erläutern, ausschmücken, bebildern, veranschaulichen«. Im Fall der drei letztgenannten Beispiele kann daher tatsächlich von Illustrationen zum Text gesprochen werden, da das dort Ausgesagte durch die szenischen Darstellungen veranschaulicht und bebildert wurde. Problematisch aber ist, diesen Begriff auf alle Bilder der Annales Ianuenses anzuwenden, vor allem in den Schriften der ersten beiden Annalisten: besteht doch hier die vordergründige Aufgabe der Zeichnungen nicht darin, das im Text Gesagte zu erhellen und damit zu erläutern.67 der Zeichnung als auch die Rezeptionsarbeit am Text benennt. Paradisi (1976), beschreibt die Glosse als genuine Ausdrucksform des Rechtlichen im Mittelalter und meint, dass die Analyse der Glossenhaftigkeit mittelalterlicher Texte viel über die Mentalität des Bearbeiters aussage, S. 192: »Le glosse sono una testimonianza che racchiude in s¦ il senso di una civilt— intera.« Vergleiche dazu fol. 108r, zwischen Kat. Nr. 99 und 100, wo an die Stelle einer Zeichnung eine rubrizierte textliche Glosse tritt, um den Tod des zweiten Genueser Erzbischofs Hugo in diesem Jahr hervorzuheben. 66 Annali Genovesi (1890), S. 31, 32 und 37. Nach der Gesetzesänderung über das Frauenerbrecht (Verlust des Witwendrittels, tercia) kam es zu einem Bürgerkrieg; die Hervorhebung dieser Textstelle mit einem Zeichen unterstreicht die hohe innenpolitische Bedeutung dieser rechtlichen Änderung, Scarsella (1942), S. 71; Hughes (1975), S. 13–15: »In 1143, however, by consular decree the women of Genoa lost their right to tercia. This abolition, which has its counterparts throughout communal Italy in this period, should probably be seen as part of a larger attempt on the part of magnate families within the city to keep strategic urban property within the lineage group and thus preserve its political and military power.« Papst Lucius II. hatte 1144 den Erzbischof und die Kommune von Genua ob ihrer Aktivitäten auf Sardinien verwarnen lassen; die Genuesen schicken eine Gesandtschaft zum Papst, erlangen aber nur, dass ihnen die Abgabe erlassen werden. Zudem stellte der Papst noch weitere Privilegien aus und bestätigt alle Rechte in Kleinasien, Langer (1882), S. 23. Die Kommune erkennt 1152 mit einem Dokument die Rechte der Visconti und ihrer Familiaren über die Schlachter an, Libri Iurium (1992b), Dokument 157. Diese Rechte scheinen den Visconti direkt von den Markgrafen verliehen worden sein, dazu Petti Balbi (2003), S. 145. 67 U. a. im Zusammenhang mit den Illustrationen zum Sachsenspiegel hat die Forschung

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Vielmehr scheint es die Aufgabe dieser Bilder, den Bericht auf dem Innenoder Außenrand neben dem Text visuell zu akzentuieren. Die Bilder legen somit ein augenfälliges zweites – nichtsprachliches – Organisationsschema über den Text, das die Nutzung der Chronik erleichtert: sie sind visuelle Glossen, Marginalien in Bildform, die die Navigation im Text unterstützen.68 Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Im Jahr 1102 kam es zu einer Währungsreform, bei der die alten kaiserlichen Denare aus Pavia gegen ein neues Münzformat getauscht wurden. Dies geschah erneut im Jahr 1115: die älteren Münzen wurden verrufen, und neuere (= schlechtere) mit einem noch geringeren Feingehalt eingeführt.69 Beide diese Ereignisse beschreibenden Textstellen sind am Rand jeweils mit drei kleinen Kreisen, die Münzstücke darstellen sollen, bezeichnet (Kat. Nr. 3 und 5).70 herausgearbeitet, wie stark die Zeichnungen das im Text Gesagtes unterstützen und im Text beschriebene Rechtsakte durch das Bild in ihrer Performativität erläutert werden. Allerdings sind diese Darstellungen kaum von kunsthistorischer, sondern meist von rechtshistorischer Seite analysiert worden. Die Illustrationen wurden als eine Art von Erinnerungshilfe an ältere, aufgeführte Rechtsakte interpretiert, die durch die Verschriftlichung des Rechts zwar obsolet wurden, dennoch aber weiter als Rechtsvorstellung vorhanden blieben. Kocher (1992), S. 8: »Wenn etwa eine Rechtsquelle von der Kommendation als lehnsrechtlichem Akt spricht, so hat man für den Begriff noch keine visuelle Entsprechung, selbst wenn – was selten der Fall sein wird – die Rechtsquelle eine verbale Vorgangsbeschreibung liefert. Erst das Bild vermittelt einen Eindruck der tatsächlichen Vorgänge bei einer Kommendation, wobei die Form zugleich den Inhalt vermittelt.« Schild (1994), S. 248, schlug vor, dass der Verlust des Leibes im Zuge der Verwissenschaftlichung des Rechtsdenkens die Illustrationen hervorbrachte. Das ehemals performative Recht fand somit im Bild einen Körperersatz, dazu auch Schild (1999), S. 304/305, bzw. wurde der Verlust der Körperlichkeit durch das Bild kompensiert. Ebenso Wieczorek/Prinz (2001) und Bauer (2006); Sachs-Hombach (2005), S. 174 unterschied zwischen Bildern vom Recht und Bildern im Recht, die zwar die Einstellung gegenüber Recht/Gerechtigkeit befördern, aber zur konkreten Klärung von Tatbeständen nichts beitragen. 68 Sowie eine in Deckfarben ausgeführte Miniatur (Kat. Nr. 1); letztere zeigt den ersten Genueser Chronisten Caffaro, der sein Werk dem Schreiber Macobrius diktiert. Nach dieser einen, ersten, viereckig gerahmten Eingangsminiatur, für die der Schreiber Platz frei ließ, ändert sich das Dekorationsschema vollständig, und bis zur Chronik von Ogerio Pane kommen nur noch Randzeichnungen vor. 69 Annali Genovesi (1890), S. 13 und S. 15/16, Text siehe Katalog. Zu den kaiserlichen Denaren aus Pavia, die aufgrund ihrer schlechten Qualität bräunlich/schwarz waren und daher in Italien Bruni oder Brunetti genannt wurden Brambilla (1883), Kapitel VII: Corrado I (il Salico), Enrico II, III e IV della Casa di Franconia. Lottario III di Sassonio. Corrado II di Svevia. Anni 1025 a 1152, S. 205–243, zum Münzprivileg S. 239; Imperial (1894), S. 325–330 zum Währungssystem von Genua und den dort verwandten Münzen; Martinori (1915), s. v. Denaro Pavese; Pesce (1963), Kapitel 1: Notizie storiche fino al 1139, S. 11–13, sowie Kapitel 2 (S. 15–29) zu den ersten Genueser Münzen 1139 bis 1339, v. a. S. 19. Polonio (Feloni) (2003), S. 142/143. Die Währungssicherheit war für eine auf Handel basierenden Kommune von großer Bedeutung, wie auch die Verleihung des kaiserlichen Münzrechtes ein Zeichen der sich institutionell formenden Stadt war. 70 Ein vergleichbares Schema findet sich am Rand der Statuten von Brescia von 1293 (Brescia, Archivio di Stato, Comune, Statuti, 1044, 1/2), wo auf fol. 101 v, beim Verbot des Glücks-

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Abb. 2: Darstellung von Denaren (Kat. Nr. 3 und 5) und Portovenere (Kat. Nr. 4), Annales Ianuenses, fol. 3r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

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Im Jahr 1138 erhielt Genua dann von Kaiser Konrad III. das Recht zugestanden, eigene Münzen zu schlagen – die schlechten Paveser Pfennige verloren ihre Gültigkeit.71 Dieses politisch wie wirtschaftlich hochbedeutsame Ereignis ist in der offiziellen Genueser Geschichtsschreibung vermerkt, und wie bei den beiden vorher genannten Stellen tauchen auch hier die drei Münzen neben dem Text auf (Kat. Nr. 17).72 Wurde den beiden Paveser Münzdarstellungen noch ein Blattornament zur Seite gestellt, erhielten die Münzen beim Kaiserprivileg nun den kaiserlichen Adler als besondere Kennzeichnung und Konkretisierung.73 Durch diese Randzeichnungen, die mit visuell wahrnehmbarer Ähnlichkeit arbeiten (jeweils drei kleine Kreise), wurde der Nutzer der Annales Ianuenses ohne tatsächlich zu lesen in die Lage versetzt, allein aufgrund seiner Vertrautheit mit dem hier verwendeten Zeichensystem im Überfliegen der Seiten schnell alle drei thematisch zusammengehörenden Textstellen aufzufinden. Durch den kaiserlichen Adler wurde zudem die dritte Textstelle als diejenige markiert, bei der das kaiserliche Privileg, mit dem die eigene Münzprägung einsetzt, Erwähnung findet. Das Verfahren, mit ähnlichen Zeichen inhaltlich ähnliche Thematiken im Text miteinander zu verbinden und so ein visuelles Suchsystem über den chronologisch geordneten Annalen-Text zu legen, findet sich an vielen Stellen und gibt damit deutliche Hinweise, warum die Randzeichnungen angelegt werden und wie die Genueser Führungsschicht die Jahrbücher nutzte. Die zum kaiserlichen Münzprivileg zugehörige Textstelle verdeutlicht zudem eine zweite Besonderheit der Annales Ianuenses, besagt sie doch: In diesem Konsulat hatten die Bruneti ein Ende. Und in diesem Konsulat wurde die Münze (= das Münzrecht) der Stadt (urbs) Genua durch Konrad, den deutschen König, verliehen und der königliche Kanzler brachte ein mit Goldbulle besiegeltes, ausgestelltes Privileg nach Genua und übergab es den Konsuln.74

Der Text diente – neben seiner Aufgabe der historischen Selbstvergewisserung – nicht allein als rechtlicher Speicherort, der schnell und anwendungsorientiert genutzt werden konnte, um Privilegienverleihungen, An- und Verkäufe und sonstige rechtliche Änderungen im städtischen Gefüge aufzufinden und dabei durch ein spezielles visuelles Leitsystem unterstützt wurde. Durch die immer wieder auftretenden sprachlichen Verweise auf weiteres kommunales Schriftgut, das sogar zum Teil im gleichen Archiv verwahrt wurde und für die Kommune

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spiels, eine Geldbörse, drei Münzen sowie drei Würfel abgebildet sind, vgl. Milani (2011), S. 325, sowie Abbildung 7, S. 349. Baldassarri (2013), S. 197. Airaldi (1986), S. 26/27. Es liegt nahe zu vermuten, dass die beiden Blattornamente auf das Münzbild der Paveser Bruni verweisen, oder eine andere Bedeutung hatten, die heute nicht mehr nachzuvollziehen ist; sicherlich handelt es sich nicht allein um ein schmückendes Ornament. Annali Genovesi (1890), S. 29, lateinischer Text im Katalog.

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hohe rechtliche und historische Bedeutung besaß, konstituierten die Annales Ianuenses ein Netzwerk von Rechtswissen für den täglichen Gebrauch der Notare und Konsuln an der Spitze der Stadt.75 Im vorliegenden Beispiel war es der Verweis auf das mit Goldbulle versehene Münzprivileg des Kaisers, das der Stadt von dessen Kanzler überbracht und im Archiv verwahrt wurde. Zudem ist das Privileg kopiert worden und noch heute als Abschrift im Kopialbuch der Stadt erhalten – vergleichbar dem Ort, an den auch die Annales Ianuenses jährlich von einem städtischen Schreiber nach öffentlicher Verlesung übertragen worden sind. Die Zeichner, die diese Orientierungshilfen am Rand der Annales Ianuenses anbrachten, verstanden, was sie lasen; ihre Zeichnungen – jedenfalls in den ersten drei Zeichnungsgruppen – dienten nicht vordergründig dem Schmuck der Handschrift: das Anspruchsniveau ist gering, handelt es sich doch um kleine Strichzeichnungen aus Tinte mit spärlichen farbigen Akzenten. Ziel der ausführenden Zeichner war vielmehr, für ihre Zeit und für ihren Nutzen mithilfe von graphischen Randglossen die Lesbarkeit des Textes zu steigern, indem sie ihm ein zweites Ordnungsmuster beigaben. Die sich institutionell ausformende Stadt Genua nutzte den Geschichtstext nicht dafür, ihn im Archiv der Stadt allein für die Zukunft zu bewahren – die Stadt verwahrte den Text vielmehr in ihrem Archiv, um ihn in der Gegenwart zu nutzen.76 Die Annales Ianuenses offenbaren sich damit als ein verfasstes Werk, die Autoren sind Teil der herrschenden Schicht, ihre Aufgabe ist es, Wissen zu erschaffen. Die Schreiber bereiteten dieses Wissen für die weitere Nutzung so auf, dass schnell und übersichtlich auf es zugegriffen werden konnte. Die zusätzliche Kennzeichnung des schriftlichnarrativen Wissens mit graphischen Zeichen wirft die Frage auf, wer diese 75 Der Begriff der pragmatischen Schriftlichkeit wurde durch Hagen Keller und den SFB 231 der Münsteraner Universität »Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter« entscheidend mitgeprägt. Vgl. Kommunales Schriftgut (1995), S. VII–X: »Unbeschadet der Vervielfachung der Urkundenproduktion und der raschen Vermehrung des Schriftguts in Rotulusform zeigt diese Indienstnahme der Schrift für die Gestaltung der gesellschaftlich-rechtlichen Ordnung doch vor allem ein Signet: das Buch, genauer : die jahrweise geordneten Bücherserien in den Schränken weltlicher oder kirchlicher Verwaltungszentren. Nicht nur für Handel und Geldgeschäft, sondern vor allem für die Organisation menschlicher Verbände beginnt in Italien nun das Zeitalter der ›Buch-Führung‹.« Behrmann (1995), S. 7: »Nicht einzelne Segmente der neuen Schriftkultur, sondern zahlreiche ihrer Wesensmerkmale bündeln sich im Schriftgut der Kommunen. Gesetzestext, Chronik, Zahlenwerk und Brief, Register und Urkunde, Original und Abschrift, Buch und Einzelschriftstück, Pergament, Papier und steinerne Inschrift bezeichnen einige seiner Inhalte und Formen, die für den außerkommunalen Bereich ebenfalls von zentraler Bedeutung sind.« 76 So auch Schweppenstette (2003), S. 86/87: »Im Verlauf der Untersuchung gilt es herauszuarbeiten, dass der Text Caffaro nicht nur ein Reflex auf die ›machtpolitische Präsenz‹ Friedrich Barbarossas in Reichsitalien war, sondern auch Antworten und mögliche Reaktionsschemata seitens der Kommune zu formulieren vermochte.«

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verantwortete und ausführte. Die einfache Art der Ausführung, die Verwendung der gleichen Tinte für Text und Bild, sowie die starke inhaltliche Auswahl von politisch und wirtschaftlich bedeutenden Themen legt die Vermutung nahe, dass (vor allem in den Randzeichnungen zu Caffaro und zu Ottobonus) der städtische Schreiber, der mit der Übertragung der Annales Ianuenses ins Archiv der Stadt betraut worden war, auch als Autor der graphischen Randglossen in Frage kommt.

3.4. Kodikologische Vorbemerkungen zum Lagenverbund Die originale Handschrift der Annales Ianuenses (Codex N) wird unter der Signatur ms. lat. 10136 in der BibliothÀque Nationale de France in Paris verwahrt. In seinem heutigen Zustand besteht der Codex aus 24 Lagen, die insgesamt 95 Pergamentblätter (190 Seiten) umfassen, von denen drei unbeschrieben sind. In der oberen rechten Ecke der recto-Blätter wurde in arabischen Ziffern eine durchlaufende moderne Foliierung angebracht, nach der im Folgenden zitiert werden wird. Der Codex ist heute in einen dunkelbraunen Ledereinband des 17. oder 18. Jahrhunderts eingebunden, im zweiten Feld des durch sechs Stege unterteilten Buchrückens ist der Titel des Werkes in Goldprägung auf rotem Hintergrund angebracht »ANNALES GENVENSEs«. Titel, Charakter der Buchstaben und Art der Bindung lassen vermuten, dass es sich um eine italienische Arbeit handelt, die wohl vor der Überführung in die BibliothÀque nationale de France vorgenommen wurde.77 Ein Papierblatt wurde bei der Neubindung als Vorsatzblatt eingefügt und verbindet heute den alten vierundzwanzig-lagigen Buchblock aus Pergament mit der Einbanddecke. Es trägt innen am Buchdeckel (Spiegel) die Aufschrift Exp. XI-139, in seiner Mitte befindet sich ein Aufkleber mit der heutigen Signatur Latin 10136 und einem rotem Punkt. Auf dem gegenüberliegenden fliegenden Blatt (0r) findet sich dann eine ältere Signatur (Suppl. f. 773) sowie die bibliothekarische Notiz »Volume de 186 Feuillets / Les feuillets 1,23–25, 122–136, 142, 183 sont mutiles / Les feuillets 88, 103, 104 sont blancs / 14 Avril 1888«. Die Folio-Seiten des alten Buchblockes aus Pergament sind durchschnittlich ungefähr 325 mm hoch und ungefähr 225 mm breit. Der Schriftspiegel misst im Durchschnitt 285 x 175 mm und enthält 46–48 Textzeilen pro Seite. Das Zeilengerüst ist gut zu erkennen, sowohl einspaltige und zweispaltige Seiten kommen vor; der Text von Caffaro ist einspaltig, Kanzler Obertus Teil hingegen in zwei Spalten geschrieben. Durch eine Kopie der Annales Ianuenses, die aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt und sich heute im 77 Belgrano, Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. XXII/XXIII.

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British Museum (Codex B, Signatur Suppl. Nr. 12 031) befindet, ist bezeugt, dass die Handschrift ehemals aus 25 Lagen bestand, der fehlende Inhalt der in der Pariser Handschrift verlorenen 25. Lage kann durch Codex B ergänzt werden: Der Bericht von Jacopo Doria, dem letzten der Genueser Annalisten, bricht im Pariser Codex mit dem Jahr 1287 ab.78 Die 25. Lage in Codex B bringt den Annalen-Text bis 1293, sowie die Schlussbetrachtung des Historikers Jacopo Dorias und die Beglaubigung des Notars Guillelmus de Caponibus aus dem Jahr 1294. Der Buchblock besteht aus vierundzwanzig erhaltenen Lagen: einundzwanzig Lagen sind Quaternionen, zusätzlich gibt es ein Binio (4. Lage), ein Ternio (18. Lage) und ein Sexternio (3. Lage). Der ursprüngliche Lagenverband ist durch die spätere Neubindung gestört: Die erste Lage [ehemals Lage 1]79, ein Quaternio, enthält foll. 1r bis 8v, der Schriftspiegel ist einspaltig. Die zweite Lage [ehemals Lage 2], ein Quaternio, enthält foll. 9r bis 16v, der Schriftspiegel ist einspaltig. Beide Lagen umfassen erstens den Text von Caffaro mit dem Berichtszeitraum 1099 bis 1163 auf foll. 1r bis 14v, Zeile 12. Anschließend folgt ohne Zeilenabstand vom selben Autoren die Ystoria Captionis Almarie et Turtuose (1147/1148) auf fol. 14v, Zeile 13: Patet fere universo orbi, quoniam olim per multa tempora christiani a Sarracenis Almarie longe lateque mari et terra per multas regiones capiebantur, alii interficiebantur, et multi in carcere ponebantur et diversis martiriis et penis cruciebantur ; de quibus multi legem Dei pro timore cruciatus relinquebant et nomen diabolicum Machometi invocabant.

Eine Hand des 13. Jahrhunderts (wohl Jacopo Doria?) hat daneben am Rand vermerkt: »Hic incipit ystoria captionis almarie et turtuose que capta fuit anno Domini MCXXXXVII«. Der Text der Ystoria steht bis fol. 16v, Zeile 25 (cum toto exercitu ianuam reddierunt). Daran schließt die Notitia Episcoporum Ianuensium (Liste der Bischöfe von Genua) an, auf fol. 16v, Zeile 26. Sie setzt mit dem am Anfang der kommunalen Entwicklung amtierenden Airaldo ein (geweiht 1099–1116), es folgen Bischof Oto (1117–1120) sowie drei Jahre Sedisvakanz. Dann Bischof Sigifredus, 1123–1129 und ein Jahr Sedisvakanz, die durch die Wahl des für Genua so wichtigen Bischof Siro im Jahr 1130 endete, der 1133 zum Erzbischof ernannt wurde; sein Todesdatum 1163 ist nicht mehr verzeichnet. Das Fehlen des Todesjahrs lässt dieses Jahr als terminus ante quem für die Übernahme in die Annales Ianuenses wahrscheinlich werden – zusätzlich 78 Belgrano, Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. XXIV. 79 Im Folgenden werden die heutige Position sowie die ehemalige Position der Lagen genannt – die ab Lage 3 (der durch Jacopo Doria Ende des 13. Jahrhunderts nachträglich eingeführten Lage) zudem eine Nummer nach hinten rücken.

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kommt hinzu, dass Caffaro im gleichen Jahr die Arbeit an den Jahrbücher einstellte. Die letzten acht Zeilen von fol. 16v tragen den Beginn der Annalen von Kanzler Obertus und enden mit dem Hinweis: Vade ante ubi est B. Diese Schreibernotiz wurde später hinzugefügt; »B« befindet sich auf fol. 65r, wo die Chronik von Kanzler Obertus weiter fortgesetzt wird. Frank Schweppenstette hat darauf hingewiesen, dass dieser Prolog zum Annalentext von Kanzler Obertus eher als Epilog zum historiographischen Werk Caffaros anzusprechen sei, da hier das utilitas-memoriae- Konzept von Caffaro aus dem Anfangsprolog der Annales Ianuenses erneut aufgegriffen wurde und so – quasi als Klammer – um den Text gelegt ist.80 Quoniam ne predicta scriptura incassum vel sine utilitate a pluribus facta esse credatur, ideo que scripta sunt, ut multe magneque utilitatis sint, ad presens veritas cognoscatur. Multa namque utilitas et magna est presentia et preterita scribere, maxime autem a rerum videntibus et cognoscentibus, quia si non scriberentur, futuris temporibus oblivioni traderentur. Caffarus enim que in presenti pagina scripta sunt, sicut vidit et per alios verissime cognovit, ita scribere fecit. Cum vero obiciendo aliquis dicat, quomodo potest credi ut ita sit, sola Caffari narratione, de annis.

Diese These wird einerseits durch den Ort des Prologs von Kanzler Obertus (am Ende der zweiten Caffaro-Lage) gestützt, wie auch durch die Tatsache, dass zwar der Text der Annalen von Kanzler Obertus an sich durchgehend zweispaltig geschrieben ist, nur dieser kurze Abschnitt am Anfang, wie die gesamte Chronik von Caffaro, einen einspaltigen Schriftspiegel aufweist. Die folgende dritte Lage wurde vollständig neu eingebunden, als Jacopo Doria am Ende des 13. Jahrhunderts ältere historiographische Texte hinzufügte: Die dritte Lage [ehemals Lage 3], ein Sexternio, enthält foll. 17r bis 28v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Dort befinden sich auf foll. 17r–22v De Liberatione Civitatem Orientis (1083–1109) von Caffaro, das mit einem Vorwort von Jacopo Doria eingeleitet ist. Es folgt die anonyme Regni Iherosolymitani Brevis Historia (1099–1228), die vom gleichen Autor (Jacopo Doria) bis 1294 fortgführt wurde, auf foll. 23r bis 27 v. Der fol. 28 ist vollständig unbeschrieben, was erneut die These stützt, hier sei eine vollständige und neue Lage nachträglich eingebunden worden. Dies besagt auch die Beglaubigung des Notars Guillelmus de Caponibus auf fol. 27v : Anno a nativitate Domini millesimo ducentesimo nonagesimo quarto, die sexto decimo Iulii Iacobus Aurie, egregius vir, multa honestate et sciencia preclarus, dictum opus de capcione Ierusalem, Anthiochie et Tripolis ac plurium aliarum civitatum, prout superius scriptum est, coram nobilibus viris domnis Iacobo de Carcano potestate comunis Ianue, Simone de Grumello capitaneo populi, . . abbate populi et ancianis 80 Schweppenstette (2003), S. 210–219.

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eiusdem civitatis presentavit. Qui videntes tantum opus laudabile , consuluerunt , laudaverunt et decreverunt dictum opus ligari in presenti cronica, in ea parte quam eligeret dictus Iacobus Aurie. Qui Iacobus numquam lapsus in opere comunis, fecit ipsum in hac parte presentis cronice vinculari. Ego Guillelmus de Caponibus notarius presentacioni predicte consilio et decreto interfui et ut supra scripsi.

Die vierte Lage [ehemals Lage 14 (13)], ein Binio, enthält foll. 29r bis 32v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Die Lage enthält den Annalen-Text von Magister Bartholomäus (oder : den Text des Anonymen Schreiberkollegiums) und zwar den zweiten Teil aus dem Jahr 1241 (6. bzw. 7. Genueser Chronist). Der Bericht setzt auf fol. 29r erst in der Mitte auf Zeile 23 ein, als sei darüber Platz für eine nicht ausgeführte Miniatur gelassen worden. Die Abweichung dieser vierten Lage (Binio), wie auch die der achtzehnten Lage 18 (Ternio), vom normalen Lagenumfang von vier Bögen könnte durch die Geschichte der Genueser Annalistik motiviert sein: Auf fol. 137v hebt der Bericht zum Jahr 1225 an, in dem Jahr, in dem sich erstmals der Annalist nicht mehr namentlich selbst nennt: Nach dem Tod des Schreibers Marchisius ist in der Forschung umstritten, ob die Annales Ianuenses von seinem Nachfolger im Amt (Magister Bartholomäus) allein fortgesetzt wurden, oder ob ein Schreibergremium an die Stelle des einzelnen Autoren trat. Auffällig ist, dass diese Uneindeutigkeiten durch die beiden unregelmäßigen Lagen verstärkt werden. Dieser Teil der Annalen setzt im Jahr 1225 mit dem Ternio von Lage 18 ein und wird bis Lage 20 und dem Jahr 1240 weitergeführt. Von dort springt dann, der heutigen Bindung geschuldet, der Bericht vor zum Binio von Lage 4, in der das Jahr 1241 geschrieben steht. Es kann wohl davon ausgegangen werden, dass die normalen Vierblatt-Lagen auch bei den Annales Ianuenses Verwendung fanden, und nur die hier kurz skizzierten Ausnahmen im Text zu der Abweichung in der Bindung führten. Die fünfte Lage [ehemals Lage 21 (20)], ein Quaternio, enthält foll. 33r bis 40v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Die sechste Lage [ehemals Lage 22 (21)], ein Quaternio, enthält foll. 41r bis 48v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Die siebte Lage [ehemals 23 (22)], ein Quaternio, enthält foll. 49r bis 56v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Die achte Lage [ehemals Lage 24 (23)], ein Quaternio, enthält foll. 57r bis 64v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Fol. 33r beginnt mit einer großen H-Initiale mit Vogel: »Historiographus a noster Capharus opus cepit laudabile.« In dem heutigen Bindungszusammenhang ist ein deutlicher Schriftwechsel zur vorhergehenden Lage erkennbar, der aber durch die veränderte Lagenfolge zu erklären ist. Nach der Nennung der Verfassergruppe aus zwei Rechtsgelehrten und zwei Bürgern (Obertus Stanconus, Jacopo Doria, Marchisinus de Cassino und Bertolinus de Bonifazius, also den 11. Genueser Chronisten) folgt ab Zeile 29 deren Bericht für das Jahr 1270 mit einer C-Initiale, eine spätere Hand setzte das Jahr 1270 dazu. Auf den anschließenden foll. 41r–46r folgt dann der Text zu den Jahren 1274–1279, die Jahreszahlen auch hier

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von späterer Hand dazugeschrieben. Auf fol. 46v beginnt der abschließende Text des zwölften Genueser Chronisten Jacopo Doria (1280 bis 1287), bis fol. 64v : Quoniam multa et magna utilitas est preterita et presentia scribere, ne in futuris temporibus non solum oblivioni tradantur e set etiam per preterita cognoscantur futura; ideo ego Iacobus Aurie, quondam Petri, quondam Oberti, que a temporibus de 1280 usque per totum annum de 1293 per comune Ianue acta sunt, et que civitati et civibus Ianue evenerunt, tamquam qui omnia vidi et interfui, vel a videntibus veraciter didici, in scriptis redigam, veritatem secutus in omnibus, ut quilibet Ianue ex probissimis actibus ipsius comunis et antecessorum suorum hec legendo plenius informetur, et per eorum exempla et grata premia de laboribus que digne fuerunt consecuti, ad tractandum et manu tenendum honorem et comodum iam dicte comunis debeat et possit ferventius animari.

Die neunte Lage [ehemals Lage 4 (3)]81, ein Quaternio, enthält foll. 65r bis 72v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Die zehnte Lage [ehemals Lage 5 (4)], ein Quaternio, enthält foll. 73r bis 80v. Die elfte Lage [ehemals Lage 6 (5)], ein Quaternio, enthält foll. 81r bis 88v. In diesen Lagen steht der Text von Kanzler Obertus, dem 2. Genueser Chronisten, zu den Jahren 1164–1173. Fol. 65r weist am Rand das »B« auf, auf das auf fol. 16v verwiesen wurde: hier schließt die Narration in historischer korrekter Folge an den Annalen-Text von Caffaro und den Prolog von Obertus an. Auf fol. 65r findet sich auf Zeile 6 bis 12 eine große CInitiale, daneben steht ebenfalls graphisch besonders hervorgehoben: »(C)um civitatem«. In den fünf Zeilen darüber findet sich der erneute, zweite Beginn zum Annalen-Text von Kanzler Obertus: Gestarum rerum quas quondam Ianua gessit, Ingenti studio quem cancellarius ille Comunis causas adtendens utilitatis Edidit Obertus, liber incipit inspiciendus, Ut profecturus presentibus atque futuris.

Fol. 87r endet mit »vade ante ubi est .C.«, das gesamte Blatt 88 ist unbeschrieben. Die zwölfte Lage [ehemals 15 (14)], ein Quaternio, enthält foll. 89r bis 96v. Die dreizehnte Lage [ehemals 16 (15)], ein Quaternio, enthält foll. 95r bis 104v. In diesen beiden Lagen befindet sich der Annalen-Text von Magister Bartholomäus oder dem Anonymen Schreiberkollegium, und zwar der 3. Teil, 1242–1248 (6. oder 7. Genueser Chronist) bis fol. 102v, der Text ist jeweils zweispaltig. Die Lage ist bis 103r liniert, aber unbeschrieben. Fol. 104 weist keinerlei Bearbeitungsspuren auf. Auffällig ist, dass sowohl auf fol. 89r wie auch auf 95v und 100r 81 Die zweite Zahl zeigt die Lagennummer vor der Einbindung der 3. Lage durch Jacopo Doria 1293 an.

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jeweils im oberen Teil der Seite große Flächen freigelassen wurden, als sollten hier Miniaturen inseriert werden. Die vierzehnte Lage [ehemals Lage 7 (6)], ein Quaternio, enthält foll. 105r bis 112v, der Schriftspiegel ist einspaltig. Die fünfzehnte Lage [ehemals Lage 8 (7)], ein Quaternio, enthält foll. 113r bis 120v, der Schriftspiegel ist bis fol. 116r einspaltig, ab 116v zweispaltig. Die sechszehnte Lage [ehemals 9 (8)], ein Quaternio, enthält foll. 121r bis 128v, der Text ist zweispaltig. Die siebzehnte Lage [ehemals 10 (9)], ein Quaternio, enthält foll. 129r bis 136v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Die achtzehnte Lage [ehemals 11 (10)], ein Ternio, enthält foll. 137r bis 142v, der Text ist zweispaltig. Die neunzehnte Lage [ehemals 11 (11)], ein Quaternio, enthält foll. 143r bis 150v, der Text ist zweispaltig. Die zwanzigste Lage [ehemals 13 (12)], ein Quaternio, enthält foll. 151r bis 158v, der Text ist zweispaltig bis fol. 155v, 156r einspaltig, ab 156v zweispaltig. In diesem Lagenverbund befindet sich der Text von Schreiber Ottobonus, mit dem Berichtszeitraum von 1174–1196 (3. Genueser Chronist), bis fol. 115v. Es folgt der Annalentext von Ogerio Pane, mit einem Berichtszeitraum von 1197–1219 (4. Genueser Chronist), ab fol. 116r bis fol. 130v. Auf den anschließenden foll. 130v bis 137v stehen die Annalen von Schreiber Marchisius, 1220–1223 (5. Genueser Chronist), sowie auf foll. 137v–158v der 1. Teil mit dem Berichtszeitraum von 1224–1240 von Magister Bartholomäus (6. Genueser Chronist); fol. 158 ist beschnitten. In diesen Lagen befinden sich die großen halbseitigen Miniaturendarstellungen der Podest— von Genua, auf fol. 109v, fol. 110r, 113r und 114v – der Wandel im Illustrationsschema ist deutlich zu erkennen. Die einundzwanzigste Lage [ehemals Lage 17 (16)], ein Quaternio, enthält foll. 159r bis 166v, der Text ist zweispaltig. Die zweiundzwanzigste Lage [ehemals Lage 18 (17)], ein Quaternio, enthält foll. 167r bis 174v, der Schriftspiegel ist zweispaltig. Die dreiundzwanzigste Lage [ehemals 19 (18)], ein Quaternio, enthält foll. 175r bis 182v. Die vierundzwanzigste Lage [ehemals 20 (19)], ein Quaternio, enthält foll. 183r bis 190v. In diesem Lagenverbund finden sich die Annalen von 1249–1263, von der Gruppe der anonymen Verfasser (7. Genueser Chronist) auf foll. 159r bis 177v. Es folgen die Annalen der ersten Verfassergruppe von zwei Rechtsgelehrten und zwei Bürgern: Lanfrancus Pignolus, Guillermus de Multedo, Marinus Ususmaris und Henricus, Markgraf von Gavi (1264–1265) (8. Genueser Chronist), auf foll. 177v bis 180v ; sowie der Text der zweiten Verfassergruppe von zwei Rechtsgelehrten und zwei Bürgern: Marinetus de Marino, Guillermus de Murtedo, Marinus Ususmaris und Johannes Suzobonus mit dem Berichtszeitraum von 1265–1266 (9. Genueser Chronist), auf foll. 180v–182v. Daran anschließend steht auf foll. 182v–186v der Annalen-Text der dritten Verfassergruppe von zwei Rechtsgelehrten und zwei Bürgern: Nicolaus Guercius, Guillermus de Multedo, Enricus Drocus, Bonusvassalus Ususmaris (1267 bis 1269) (10. Genueser Chronist). Die foll. 187–190 sind un-

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beschrieben. Auffällig sind erneut die großen Leerstellen im Textfluss, wo Platz für nicht ausgeführte Miniaturen gelassen wurde. Die 25. Lage fehlt; hier befanden sich die Annalen von Jacopo Doria aus den Jahren 1288 bis 1294 sowie die Abschlussnotiz des Notars. Dieser Text ist durch Kopie E rekonstruierbar, eine Abschrift, die sich im Pariser Archiv des Außenministeriums befindet. Derselbe Notar, Guillelmus de Caponibus, hat noch eine zweite Beglaubigung in die Annales Ianuenses aufgenommen, vielleicht am gleichen Tag (14. 7. 1294); und zwar bezeugt er, bei der öffentlichen Präsentation der beiden anderen Werke von Caffaro, der Ystoria wie auch De Liberatione dabei gewesen zu sein, vor dem Podest—, dem Capitano und dem Abate del Popolo, vor den Anziani, zusammen mit Jacopo Doria, die alle beschließen »dictum opus ligari in presenti cronica, in ea parte quam eligeret Iacobus Aurie. Qui Iacobus […] fecit ipsum in hac parte presentis cronice vinculari« (S. 149.) Die Kustoden/Lagensignaturen sind nicht mehr zu erkennen, dafür aber gibt es von späterer Hand hinzugefügte Orientierungshilfen im Text, wie die schon genannte Notiz »vade ubi es B«. Dies war notwendig geworden, da der ursprüngliche Lagenverbund, wie oben dargelegt, durch eine Neubindung im 17. oder 18. Jahrhundert aufgehoben worden und der Text in Unordnung geraten war. Ebenso deutet der sehr weiße Bindungsfaden darauf hin, dass hier nicht die mittelalterliche Bindung erhalten ist, sondern das heutige Aussehen einer Neubindung zu verdanken ist. Leider fehlt eine neuere restauratorische Untersuchung des Codex. Das im 15. Jahrhundert der ursprüngliche Lagenverband noch intakt war, bezeugt die schon genannte Kopie der Annales Ianuenses, die heute in London (British Museum) mit der Signatur Suppl. Nr. 12,031 bewahrt wird.82

3.5. Datierung der Zeichnungen und Miniaturen Die Datierung sowie die stilistische Einordnung, die von den beiden Bearbeitern des Kataloges der italienischen Handschriften in der BibliothÀque nationale de France, FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset, im Jahr 1984 vorgeschlagen wurde, haben bis heute Geltung.83 Zurecht weisen beide auf die von Frankreich 82 Dazu Belgrano im Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. LVI–LIX. Der Codex besteht aus 262 Blättern und trägt den Titel Annales Genuenses Caffari eiusque continatorum. Der Codex ist der einzige, der eine vollständige und alte Kopie der originalen Handschrift überliefert. 83 Manuscrits (1984), S. 23–53 mit den ligurischen Handschriften: die Annales Ianuenses als Kat. Nr. 24 auf S. 27–29. Dufour Bozzo (1989), S. 269 schlug eine Datierung um die Mitte des 13. Jahrhunderts vor, nannte dafür aber leider keine Argumente. Ihren Vorschlag wiederholt unkritisch Petti Balbi (1995), S. 32, und meint sogar, man könne die gesamte Handschrift in die Zeit der Überarbeitung durch Jacopo Doria datieren.

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aus nach Genua wirkenden gotischen Einflüsse hin, die auf die, von ihnen für den Katalog der italienischen Handschriften der BibliothÀque nationale de France erstmals identifizierte und beschriebene, Genueser Buchmalereischule einwirkten. Ausgehend von einer ebenfalls in Paris (BibliothÀque nationale de France) bewahrten Bibel (ms. lat. 42) konstruierten FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset eine zwischen 1270 und 1300 in Genua tätige Werkstatt. Die Annales Ianuenses wurden dabei von beiden ForscherInnen maßgeblich für die Identifizierung dieser Schule und als das zentrale Werk für die Datierung genutzt, da die Zeichnungen und Miniaturen in ihnen chronologisch scheinbar relativ sicher zu datieren sind und zudem einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren abdeckten: von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis hin zur ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Problematisch aber ist dieses methodische Vorgehen, da das wenige Vergleichsmaterial anhand der nicht wirklich sicher geklärten Chronologie der Zeichnungen der Annales Ianuenses datiert wurde. Hinzu kommt, dass einzig die späten Initialen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von Marie-Th¦rÀse Gousset stilistisch untersucht und mit einigen Werken aus dem Genueser Umfeld in Verbindung gebracht worden sind.84 Dieser Gruppe des Meisters der Bibel ms. lat. 42 konnten neben einem Antiphonar in Paris (Êcole nationale sup¦rieur des Beaux-Arts, ms. Masson 126) und einem Antiphonar in Baltimore (Walters Art Gallery, ms. W. 64) noch drei weitere Handschriften aus Genua (ein Antiphonar und zwei Graduale, heute im Museo Santa Maria di Castello) aus stilistischen Gründen zugeschrieben werden.85 Die drei Antiphonarien gehörten sehr wahrscheinlich zusammen und formten mit einem oder mehreren Bänden eine Gruppe, die das gesamte liturgische Jahr umfasste; ihre Provenienz aus San Domenico in Genua ist relativ sicher, so dass Marie-Th¦rÀse Gousset und Anna De Floriani vorschlugen, dass eine enge Beziehung der Ge84 Gousset (1988) unterscheidet zwei Typen von penwork initial, 1. Typ, S. 150: »The main point of reference for the dating and localisation of this style of penwork decoration in Genoa are the folios 33–64v in a copy of the Annales Ianuenses, ms. lat. 10136 of the BibliothÀque nationale, drawn up by Caffaro and his successors shortly after 1287. The same motif of reserve-work tendrils appears even earlier in a series of bibles and liturgical books that can be grouped around a bible, BibliothÀque nationale ms. lat. 42, and an antiphonary, Masson 126 in the Êcole des Beaux-Arts, Paris. Very probably these works were executed in an atelier which worked for the Convent of the Friars of S. Domenico di Genova.« 85 Laut De Floriani (1999), S. 293, orientierte sich der Meister von ms lat. 42 an der französischen Buchmalerei, vollzog aber deren Neuerungen nach 1260 in den späten Jahren der Herrschaft von Ludwig IX. nicht nach. Sie verweist (S. 297) auf eine Marginale des Liber Iurium von Genua (Biblioteca Universitaria, ms. B. IX. 2), die ebenfalls von der Werkstatt des Meisters ausgeführt wurde. Zum künstlerischen Austausch mit Frankreich nach 1270 vgl. De Floriani (2003). Vgl. Dix SiÀcle (1984), Kat. Nr. 21, 22, 23, 24 und 25. Zur Mittlerfunktion von Genua zwischen Frankreich und dem nördlichen Italien sowie England um 1200 vgl. Cervini (1992a).

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nueser Buchmalerei zu diesem Kloster am Ende des 13. Jahrhunderts bestand.86 Daraus folgt, dass für die Marginalzeichnungen am Rand der Annales Ianuenses und für alle Zeichnungen vor 1270 kein stilistisches Vergleichsmaterial zur Verfügung steht und die Datierung daher aufgrund von anderen Überlegungen (werkimmanent durch die Änderungen in der Ausstattung und auch kontextuell durch Überlegungen zu den historisch dokumentierten Autoren) erfolgen musste. Den Datierungsvorschlägen von FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset soll hier in großen Teilen gefolgt werden, wenn sie auch an einigen Punkten präzisiert werden können: die ForscherInnen datieren die Ausführung der frühen Tintenzeichnungen zum Text eines Chronisten jeweils in die Schreibzeit des folgenden Chronisten.87 Demzufolge werden alle in brauner Tinte ausgeführten Randzeichnungen sowie die farbige Autorenminiatur, die am Anfang vor dem Text von Caffaro steht, in die Zeit des zweiten Chronisten, Kanzler Obertus (1166–1173) datiert, die Zeichnungen zum Text von Obertus dann in die Zeit vom Schreiber Ottobonus (1173–1196) und so fort. Dieser Datierungsvorschlag basiert auf einer Theorie der Bearbeiter des Handschriftenkataloges der BibliothÀque nationale de France:88 Caffaro präsentierte im Jahr 1152 sein Werk 86 De Floriani (1999), S. 283. 87 FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset unterscheiden in Manuscrits (1984), S. 27–29 sechs Gruppen. Zur ersten Gruppe (entre 1166 et 1173) gehören die Autorenminiatur von Caffaro und Macobrius sowie alle Marginaldarstellungen zum Caffaro Text (Kat. Nr. 1–41). Zur zweiten Gruppe (entre 1173 et 1196) alle Randzeichnungen zum Text von Kanzler Obertus (Kat. Nr. 42–79). Zur dritten Gruppe (aprÀs 1196, vers 1200) zählen sie die Kat. Nr. 80 bis 113; sie umfasst die Randzeichnungen zu Schreiber Ottobonus sowie die dortigen Podest—-Darstellungen. Die vierte Gruppe (vers 1230–1240) besteht aus den Darstellungen des Podest— Lazarus Gerardini sowie die Belagerung von Savona (Kat. Nr. 114 und 115). Die fünfte Gruppe (aprÀs 1240) ist Kat. Nr. 116 (der Schiffsbrand von 1235); Gruppe Sechs (aprÀs 1287) besteht aus fünf Initialen auf fol. 17r, 33r und 46v. Innerhalb der Gruppen aber sind deutlich mehrere Hände zu scheiden, die aber im chronologischen Abfolge nicht sinnvoll scheinen: so entsprechen sich bei Kat. Nr. 2 und Nr. 52 die kleinen Mauersteine zwischen den größeren Quadern in der Sockelzone; ebenso sind die Kat. Nr. 46 und 58 gerade in ihrer Kleinteiligkeit gut vergleichbar. 88 Catalogue (1974), S. 153: Caffaro, Annales Ianuenses, ff. 1–16. Datierung: Genua, nach 1166 [La copie ¦t¦ faite peu aprÀs cette date; en effet, une premiÀre continuation, due — Obertus, jusqu’en 1173, est d’aspect proche de celui du texte de Caffaro, tant par l’¦criture que par al d¦coration: elle occupe les ff. 65–87]. 186 Blätter Pergament plus 6 weitere; 33,6 mal 24 cm. Blätter 1–16, liniert auf den Blättern 1–8 mit 48 Zeilen, auf 9–16 mit 46 Zeilen; Schrifspiegel 29,5 mal 17,2 cm; Miniaturen, Federzeichnungen, Initialen. »Cette copie de la chronique de Caffaro a ¦t¦ ex¦cut¦e — GÞnes sur l’ordre du Conseil de la R¦publique, d’aprÀs l’exemplaire original que l’auteur avait pr¦sent¦ aux consuls. Les ff. 1–8 contiennent la premiÀre partie qui s’achÀve en 1157, les ff. 9–16 une continuation par Caffaro jusque’en 1163; la transcription post¦rieure — la mort de l’auteur en 1166 [Il es mentionn¦ dans le texte (f. 8), sous la forme: Caffarus felicis memorie], es due — trois scribes (ff. 9, 13v). La suite du ms. contient des continuations de la chronique jusqu’en 1294, actuellement reli¦es en d¦sordre. Le ms. est rest¦ longtemps dans les archives du Conseil de la R¦publicque de GÞnes.«

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dem Rat der Stadt; dieser beschloss, den Text durch den Schreiber Wilhelm de Columba in das Chartular der Stadt übertragen zu lassen. Die Bearbeiter des Handschriftenkatalogs nehmen nun an, dass die Übertragung des Originals von Caffaro erst nach dessen Tod im Jahr 1166 begonnen wurde, basierend auf einigen textlichen Formulierungen ab dem Jahr 1154, die darauf deuten könnten, dass Caffaro schon verstorben sei, wie beispielsweise auf fol. 7r tempore quorum que in civitate Ianuensi et extra per diversa loca acciderunt, Caffarus bone memorie ad futurorum memoriam notificare decrevit oder fol. 8r quapropter Caffarus felicis memorie que suo tempore in civitate Ianuensi et extra per diversa loca acciderunt, sicuti scriptum est in hoc libro, oblivioni notificare non tradidit.89

Die Bearbeiter des Handschriftenkatalogs stützen sich dabei auf Forschungen von Giovanna Petti Balbi und Luigi Tommaso Belgrano, die vorschlugen, diese Zusätze seien Interpolationen, die mit memorialem Charakter von einem Schreiber nach dem Tod des Autoren 1166 bei der Übertragung des Originals in das offizielle Chartular eingefügt wurden.90 Dieser Argumentation folgt auch Frank Schweppenstette, der in der Chronik Caffaros drei Schreiberhände voneinander unterscheiden will: Schreiber 1, der die Jahre 1099 bis 1158 abschrieb (fol. 1r bis 8v, also die gesamte erste Lage), Schreiber 2, der die Jahre 1158 bis 1162 (fol. 9r bis 13r) übertrug, und Schreiber 3, der den Schluss 1162/1163 auf den foll. 13v bis 16v schrieb.91 Von den von ihm identifizierten Händen würde seiner Theorie nach keine von Wilhelm de Columba stammen, da dieser nur bis 1153 in den Quellen greifbar ist, Schreiber 1 aber bis 1158 schrieb. Diese Konstruktion ist in mehrerlei Hinsicht fragwürdig: Erstens beginnen die Annales Ianuenses von Caffaro auf fol. 1r und laufen bis zur zwölften Zeile auf fol. 14v einheitlich durch. Danach folgen die Ystoria Captionis wie auch die Bischofsliste, so dass die gesamte Chronologie und Schreiberaufteilung von Schweppenstette nicht nachvollziehbar ist. Zweitens ist kein Todesdatum von Wilhelm de Columba überliefert, so dass die fehlenden Quellen über ihn nach 1153 nicht zwangsläufig darauf verweisen müssen, dass er zu diesem Zeitpunkt verstarb. Frank Schweppenstettes Theorie nach wurde der Text Caffaros von Wilhelm de Columba bis 1152 in ein Exemplar übertragen, das heute verloren ist. Schreiber 1 hätte ihm zufolge nach dem Ende des Berichts von Caffaro (1163) mit der Übertragung dieses ersten Exemplars in den heute in Paris (BibliothÀque 89 Annali Genovesi (1890), S. 41: »Das, was in dieser Zeit vorfiel, in der Stadt Genua und außerhalb an vielen Orte, hat Caffaro mit gutem Gedächtnis für das Gedächtnis der Zukünftigen aufzuschreiben beschlossen.« S. 46: »Weshalb Caffaro mit froher Erinnerung das, was in seiner Zeit in der Stadt Genua und außerhalb in verschiedenen Orten vorfiel, so wie es geschrieben steht in diesem Buch, durch Aufschreiben nicht dem Vergessen übergab.« 90 Petti Balbi (1982), S. 21–23, basierend auf Belgrano im Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. LXXXVIII; vgl. auch Arnaldi (1963), v. a. S. 233 und Catalogue (1974), S. 153. 91 Schweppenstette (2003), S. 66–70.

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nationale de France) erhaltenen Codex N begonnen, bis kurz nach 1166, dem Todeszeitpunkt Caffaros. Zu diesem Zeitpunkt sei er bis 1154 mit der Abschrift gelangt und hätte von da an bis zum Jahresbericht 1158 die Memorialzusätze eingefügt. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt sei er von Schreiber 2 abgelöst worden, der diese Zusätze nicht mehr machte und der die Jahre 1158–1162 in das Kopialbuch übertrug. Schreiber 3 hätte dann (möglicherweise bis 1169) die Jahre 1162/63 in den Codex N übertragen.92 Antonio Placanica, der die Handschrift im Rahmen einer Dissertation an der Florentiner Universität 1990/91 erneut transkribierte, widerspricht dieser These. Er schlug vor, dass es sich bei den Formulierungen, die alle in den Jahrbucheintragungen nach der offiziellen Anerkennung von 1152 auftauchen, nicht zwangsläufig um Mortal-Attributionen handeln müsste, sondern sieht in ihnen vielmehr ein Zeichen der verstärkten Ehrung des nunmehr mit städtischer auctoritas ausgestatteten Chronisten noch zu seinen Lebzeiten.93 Wie Caffaro selbst bezeugt, hat er das Werk um das Jahr 1100 mit 20 Jahren begonnen.94 Möglicherweise handelte es sich bei diesem Beginn um recht ausführliche Notizen der Ereignisse um den ersten Kreuzzug, die dann später sowohl für die Annales Ianuenses als auch für die De liberatione ausgearbeitet wurden.95 Diese These wird durch den Befund gestützt, dass zwischen Ende des Ersten Kreuzzuges und den Jahren bis 1152 viele Jahreseinträge sich teilweise allein auf die Nennung der Konsulnamen beschränken, wie zum Jahr 1128, 1131, 1134, 1135, 1138 oder 1145, so als seien sie zu einem späteren Zeitpunkt nachgetragen worden. Auch kommen in diesen Jahren zudem Bemerkungen vor, die auf eine Kenntnis der Zukunft deuten, so dass man davon ausgehen kann, dass vor 1152, vor der offiziellen Präsentation also, die Annales Ianuenses überarbeitet worden sind.96 Ab 1154 werden die Annalen sehr viel ausführlicher, die genauen Schilderungen entsprechen denen vom Beginn des Werkes zum Ersten Kreuzzug.97 Hier finden sich auch zum ersten Mal Hinweise auf einen liber, die darauf hindeuten, dass nun die vorher vielleicht

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Schweppenstette (2003), S. 68. Placanica (1995), S. 3. Annali Genovesi (1890), S. 59: cum in etate XX annorum erat. Petti Balbi (1982), S. 25/26, schlug vor, dass diese Notizen für die Jahrbücher von allem »nicht Genuesischen« gereinigt wurden; diese Informationen wurden dann später, in den 1150er Jahren, für den Liber de liberatione wieder aufgenommen, um den Legaten an Papst Hadrian IV. für die Handelsrechte der Genuesen als Gedächtnisstütze zu dienen. So auch schon Belgrano im Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. XCVI. 96 Heinrich Pertz im Vorwort zu Cafari (1868), S. 2; Belgrano im Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. LXXXIV; Placanica (1995), S. 19/20. Petti Balbi (1982), S. 104/105 und 116/117 nimmt an, dass sich Caffaro 1149 von der Politik zurück zog und in dieser Zeit seine Chronik überarbeitete. 97 Annali Genovesi (1890), S. LXXXVII; Arnaldi (1963), S. 233; Petti Balbi (1982), S. 19 und 107; Puncuh (1982), S. 65; Placanica (1995), S. 20/21.

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allein als Notizen vorliegenden Annales Ianuenses tatsächlich kodifiziert wurden.98 Vor dem Hintergrund dieser Beobachtungen ist zu fragen, ob tatsächlich die von den Bearbeitern des Handschriftenkatalogs (und Girolamo Arnaldi) angeführten Textstellen ausreichend sind, die Übernahme der Annales Ianuenses von Caffaro in das Chartular erst nach seinem Tod anzunehmen. Es scheint vielmehr so, als ob die ab 1154 häufig auftauchende Nennung des Verfassers in den gleichen Kontext wie die innertextlichen Bezüge auf das Buch selbst gehören und als Ausdruck einer sich feiernden, selbstbewussten, offiziellen städtischen Geschichtsschreibung zu verstehen sind. Somit gibt es genug Argumente, um den Datierungsvorschlag von FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset anzuzweifeln, ohne ihn – vollständig – revidieren zu wollen: er basiert allein zu stark auf der Annahme, der Text Caffaros wäre erst nach seinem Tod in das offizielle Exemplar übertragen worden. Allein diese Fehleinschätzung zu Beginn des Werkes erzwingt dann die wenig logische, jeweils um einen Chronisten nach hinten verschobene Datierung der nachfolgenden Illustrationsgruppen. Es ist zwar denkbar, dass der Text von Caffaro in einem ersten Schritt ab 1152 bis 1163 ohne Randzeichnungen in das Chartular der Stadt übertragen wurde; dass aber nachfolgend zur Zeit von Obertus allein dessen Text ohne Illustrationen in den Codex übertragen, zeitgleich aber der Text Caffaros mit visuellen Randglossen kommentiert wurde, scheint schon weniger wahrscheinlich. Gänzlich unwahrscheinlich wird aber die These, dass in einem dritten Schritt der Text des Chronisten Ottobonus in das Chartular kopiert wurde, und man den Text seines Vorgängers Obertus mit Zeichnungen schmückte, den von Ottobonus aber, wie zuvor, ohne Zeichnungen beließ. Sehr viel wahrscheinlicher und auch logisch gut nachvollziehbar hingegen ist folgendes Modell: ab 1152 (bis 1163) wird der Chroniktext von Caffaro in das Chartular übertragen und ungefähr zeitgleich mit den graphischen Randglossen akzentuiert; dasselbe passiert mit dem Textteil von Obertus zwischen 1169 und 1173. Abschrift und Zeichnungsteil entstehen, wenn nicht gleichzeitig, so doch in zeitlicher Nähe.99 Für den dritten Abschnitt der Chronik, den Text des Stadtschreibers Ottobonus mit einem Berichtszeitraum von 1174 bis 1196 konnte Giovanna Petti Balbi wahrscheinlich machen, dass er erst im Jahr 1196 retrospektiv verfasst wurde.100 Das ergibt für 98 Zum ersten Mal in der Vorrede und dann erst wieder 1154, 1155, 1156, 1157, 1160. Vorher wird das Werk als hoc scriptum bezeichnet. 99 Obertus berichtet über die Jahre von 1164 bis 1173, er begann aber erst im Jahr 1169: 1166 war Caffaro verstorben, schon drei Jahre vorher hatte er aufgehört, die Annales Ianuenses weiterzuführen. Die Kommune brauchte drei Jahre, um einen Nachfolger für den ersten laikalen Chronisten zu benennen, 1169 dann wurde der Kanzler Obertus dazu bestimmt. Er füllte also erst die Lücke von 1164 bis 1169 und führte dann sein Werk fort bis 1173. 100 Petti Balbi (1982), S. 40.

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seine stilistisch stark von den ersten beiden Zeichnungsgruppen zu unterscheidenden Miniaturen eine Datierung »um/nach 1196«. Aus den deutlichen Zäsuren zwischen den zu erkennenden genannten Illustrationsgruppen wird zudem ersichtlich, dass nicht ein Zeichner später alle Miniaturen und Randzeichnungen dem Text in einer durchgehenden Illustrationskampagne hinzugefügt haben kann. Die stilistisch wie auch formal so deutlich von den frühen Zeichnungen getrennten großen Miniaturen der vierten Gruppe, die die Podest— von Genua zeigen und die zum Text von Schreiber Ottobonus stehen, datieren FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset in die Zeit »nach 1196, um 1200«, also in die Zeit des Autoren Ogerio Pane, der bis 1219 als Schreiber mit der Abfassung der Annales Ianuenses betraut war. Dies überzeugt nicht, da nicht nachvollziehbar wird, warum die Podest‚-Bildnisse nur bis 1196 ausgeführt sind, und nicht auch in den anderen Jahreseinträgen zu finden sind, wenn sie nicht zeitgleich mit dem Text entstanden. Die beiden letzten Miniaturen, der reitende Podest— Lazarius Gerardinus Glandonis aus Lucca (der 1227 in Genua war) und die Belagerung von Savona werden 1230/40 datiert, wenngleich auch hier keine Vergleichsbeispiele in der Buchmalerei existieren, um eine stilistische Diskussion zu ermöglichen.101 Anna De Floriani folgt in ihrer Untersuchung der Annales Ianuenses im Rahmen der ligurischen Miniaturen generell der Datierung von FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset, unterscheidet aber nur drei Gruppen: eine erste zwischen 1166–1173, zu der sie vor allem die »protogotische« Miniatur am Anfang mit Caffaro und Macobrius zählt, eine zweite zwischen 1173 und 1190 und eine dritte »um 1200«, die die Podest—bilder einschließt.102 Da es aber im 12. Jahrhundert kaum Zeugen für eine Handschriftenproduktion in Ligurien gibt, ist eine stilistische Argumentation anhand von Vergleichsbeispielen wie dargelegt nicht möglich, so dass dieser Datierungsvorschlag als Option zwar möglich ist, aber durch die vorher genannten Gründe doch weniger Glaubwürdigkeit besitzt.103 101 Manuscrits (1984), S. 28. 102 De Floriani (2005b), S. 143. Wieweit ihr Urteil auf einer kritischen Autopsie beruht, ist allerdings zu hinterfragen, meint sie doch zugleich, dass die gesamten Annales Ianuenses von Beginn bis nach 1287 von Marginaldarstellungen geschmückt sind. 103 Die wenigen frühen Handschriften in Ligurien sind Importe, wie die Handschrift aus Genua, Biblioteca Berio, ms. Cf. Arm. 9, der sogenannte Martyriolog »aus Ventimiglia«, datiert Ende 11./Anfang 12. Jahrhundert, der aus der östlichen Poebene stammt und um 1150 durch die Kathedrale von Ventimiglia angekauft wurde. Ebenso Genua, Santa Maria delle Vigne, Antiphonar, 3. Viertel des 12. Jahrhunderts, mit Initialen aus dem Bereich der Emilia oder um Lucca, De Floriani (2005a), S. 92. In Paris, BnF, ms. lat. 654 wird eine Handschrift von Paulusbriefen verwahrt, aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, die vielleicht in Genua entstanden sein könnte, Manuscrits (1980), S. 70, Kat. Nr. 120. Die traditionelle

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3.6. Schreiber und Zeichner Insgesamt lassen sich mehr als 30 Schreiberhände des 12. und 13. Jahrhunderts im Pariser Codex ms. lat. 10136 identifizieren, da der Text kurz nach seiner Abfassung sukzessive ins Chartular der Stadt übertragen wurde.104 Nicht geklärt ist, ob die neuen Teile der Jahrbücher auf jeweils eigenen Lagen in ein schon vorhandenes Buch geschrieben bzw. eingebunden wurden, oder aber fortlaufend in das Register der Stadt (erneut: auf eigenen Lagen) übertragen und erst zu einem späteren Zeitpunkt zusammengeführt wurden. Ein möglicher Zeitpunkt für diese Zusammenführung wäre das Ende des 13. Jahrhunderts, als Kanzler Jacopo Doria nicht nur die Annales Ianuenses vollendete, sondern auch redaktionell am Text arbeitete; wahrscheinlicher aber ist, dass von Anfang an die Annales Ianuenses als ein eigenes Buch konzipiert worden waren. Anhand von fol. 5v kann einiges Grundlegendes zur Arbeitsweise der ersten Schreiber und Zeichner erkannt werden, die das Illustrationsschema vorgaben, an dem sich die nachfolgenden Zeichner großenteils orientieren: Am Rand finden sich zwei Darstellungen in geringem Abstand übereinander (Kat. Nr. 21 und 22). Bei der ersten Zeichnung handelt es sich um zwei Frauen, die stehend und einander zugewandt miteinander reden, bei der zweiten um einen thronenden Papst, der ein Geldstück einem sich nähernden Mann übergibt. Der einspaltige Fließtext wird zwischen den beiden Zeichnungen durch eine blaue, kleine I-Initiale akzentuiert, mit der der Satz »In vicesimo tercio consulatu unus anni fuerunt consules […]« beginnt und so den neuen Jahreseintrag von 1144 markiert. Das I ist eine von insgesamt sechs I-Initialen dieser Seite, die in blau am Rand den neuen Jahreseintrag hervorheben. Des Weiteren findet sich dort eine gezeichnete indexikalische Hand am Rand, die zusätzlich den Jahresbeginn hervorhebt. Über der Hand hat der Schreiber tertie ablate geschrieben, wiederholt also verkürzt die Grundaussage des nebenstehenden Textes, der berichtet, dass das Erbrecht zu Ungunsten der Frauen im Jahr 1143 geändert Forschung will auch im 13. Jahrhundert nur einige wenige Handschriften nach Genua lokalisieren. Da sie zum großen Teil aus dem geistlich/liturgischen Bereich und vor allem auch aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen, also zu einem Zeitpunkt, als die Annales Ianuenses nicht mehr illustriert wurden, sind sie für die Frage nach der Datierung der Genueser Jahrbuch-Zeichnungen jedoch von geringem Belang. Allein nach Genua werden im 13. Jahrhundert als einziger ligurischer Produktionsstätte einige Handschriften lokalisiert, Cervini (1992b), S. 842/843. Zu den gesicherten Werken gehören ein Sakramentar (fälschlich als Lektionar in der Literatur), heute in Albenga, Biblioteca Capitolare, gefertigt um 1220 in Genua, mit wenigen historisierten Initialen. 104 Heinrich Pertz in der Einleitung zu Cafari (1868) S. 2: »Scriptura diversorum librorum ut auctoribus et aetate diversa, authentica est, qualem rei publicae Ianuensis magistratus ipsi duodecimo et tertio decimo saeculis fieri iusserunt et adproberunt, sed minime ipsorum autographa auctorum; dum haud rara textus menda et vitia, scribas ea quae membranae tradirunt saepe non intellexisse, comprobant.«

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Abb. 3: Darstellung zweier Frauen als Hinweis auf die Veränderungen im Erbrecht (Kat. Nr. 21) und von Papst Lucius II (Kat. Nr. 22), Annales Ianuenses, fol. 5v, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

wurde. Unter der Hand steht, in der gleichen Schrift und Tinte libra auri p missa Jan, also erneut die Kurzfassung dessen, was der danebenstehende Text berichtet: Papst Lucius II. hatte im Jahr 1144 Genua die Tributzahlung von einem Pfund Gold pro Jahr erlassen. Aus diesen Beobachtungen kann man folgenden hypothetischen Arbeitsverlauf ableiten: der kommunale Schreiber erhielt den offiziell verlesenen und durch den Rat approbierten Text der Annales Ianuenses. Er übertrug den Text in das kommunale Register, wobei er die einzelnen Jahresberichte durch je einen Absatz graphisch voneinander schied. Durch diese Zeilennutzung konnte er zudem jeden Annaleneintrag am linken Ende mit dem wiederholenden IN beginnen, und das I zur blauen Initiale gestalten. Der Leser kann sich durch diese einfache graphische Lösung sehr schnell in dem einspaltig gehaltenen Textblock orientieren, der Text bekommt den Charakter einer Liste. In einem weiteren Schritt hat er an den Rand zudem noch eine kurze Zusammenfassung des Textinhalts notiert, die dem Leser zur schnellen Orientierung wie ein Regest dient. Initialen, indexikalische Hände und Randglossen gehören zum normalen Repertoire, das Schreibern im Mittelalter zur graphischen Organisation des Buches zur Verfügung standen und sind also auch bei den Genueser Jahrbüchern an sich noch nichts besonders. Die Besonderheit setzt an dem Punkt ein, wo der Zeichner nun diese kurzen Randnotizen des Schreibers nutzt, um ihren Inhalt, beziehungsweise den Inhalt des Textes, auf den sie verweisen, in eine kleine Federzeichnung zu übertragen. Nicht mehr geklärt werden kann, ob der Schreiber bewusst die Randnotizen anbrachte, damit sie als Hinweis für den Zeichner dienen konnten, um ihm den Ort und den Inhalt der Zeichnung an-

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zuzeigen, oder aber, ob erst in einem späteren, ungeplanten Schritt, ohne inhaltlichen Zusammenhang mit der Arbeit des Schreibers, ein Zeichner sich entschied, die Federzeichnungen nachzutragen. Der Text, die Randnotiz und auch die Indexhand sind in der gleichen Tinte ausgeführt, und auch die Schrift von Text und Randnotiz scheint sich zu entsprechen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass diese drei Bestandteile gleichzeitig entstanden, zu Überlegen ist sogar, ob nicht Schreiber und Zeichner ein und dieselbe Person waren. Die Zeichnungen sind teilweise in der gleichen bräunlichen Tinte ausgeführt, teilweise ist gerade die Umrisslinie dunkler, und nur Teile der Binnenzeichnung zeigen den braunen Tintenton. Somit lässt auch der materielle Befund keine endgültige Aussage darüber zu, ob Text und Zeichnung in einem Werkstattzusammenhang entstanden und ob der Schreiber wusste, dass neben seinen Text noch Zeichnungen treten sollten.105 Die zum Text von Caffaro und Kanzler Obertus arbeitenden Zeichner sind sicherlich künstlerisch ausgebildet. Dies erschwert die Entscheidung, ob es die schreibenden Notare waren, die während des Prozesses des Übertragens der Jahresberichte in den Codex die Randzeichen beigefügt haben. Die Linienführung ist sicher ; vor allen in den Gesichtern, bei der Nasenlinie, bei den Brauenbögen und am Haaransatz lässt sich die geschulte Hand erkennen. Zudem ist durchgehend klar erkennbar, was dargestellt werden sollte, Verzeichnungen sind nicht zu finden. Die Zeichner verstanden durchweg, was sie zeichneten, wie man beispielsweise an den Darstellungen der Gegengewichtsbliden (Trebuchet), erkennen kann: die Zeichnungen der Annales Ianuenses werden heute als frühe bildliche Vorlage für die Rekonstruktion dieser Schleudern herangezogen.106 Somit muss letztendlich offen bleiben, wer als Verfasser der visuellen Glossen der Annales Ianuenses in Frage kommt. Die Nähe zum Textinhalt, die durchweg politisch-wirtschaftliche Akzentuierung, die Sicherheit bei Findung und Durchführung der größtenteils neuen Ikonographien verweisen aber in Richtung der notariell geschulten Oberschicht der Kommune; denkbar wäre, dass ein oder mehrere künstlerisch fähige Schreiber der Stadt als Autoren zumindest der Illustrationen zum Text von Caffaro und Ottobonus in Frage kommen. 105 Dies ändert sich deutlich im Jahr 1190, mit der Einführung der Podest—bilder in das Illustrationsschema der Genueser Jahrbücher. Für sie wurde extra während der Textübertragung Platz gelassen, so dass eine enge Zusammenarbeit von Schreiber und Miniaturist anzunehmen ist. 106 Der Einschätzung von Berwinkel, dass die Verbreitung der Gegengewichtsblide nach Norditalien mit den lombardischen Kriegen Barbarossas in Verbindung gebracht werden könne, nachdem sie zur Zeit Rogers II. von Sizilien Einzug in die normannischen Heere gefunden hatte, kann vielleicht mit dem Hinweis auf die frühe bildliche Darstellung jener Schleudern in den Annales Ianuenses entgegnet werden, Berwinkel (2007), S. 247. Allgemein zur Entwicklung und Verbreitung von Schleuderwaffen Chevedden (1998); Chevedden (2000); zur weiteren Ausbreitung dieser Technik Feuerle (2009).

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3.7. Die Autoren des mit Zeichnungen und Miniaturen geschmückten Teils der Annalen Begonnen wurde die schriftliche Fixierung der historischen Vergangenheit der Stadt durch Caffaro di Rustico di Caschifellone, geboren um 1080, der als junger Mann im Genueser Kontingent am 1. Kreuzzug teilnahm (Abb. 1).107 Dieses epochale Ereignis wie auch die politischen Veränderungen in seiner Stadt um das Jahr 1100 veranlassten ihn, historiographische Notizen zu beginnen, die er um die Mitte des 12. Jahrhunderts ausarbeitete, und sie, wie er selbst bezeugt, im Jahr 1152 dem Rat der Stadt vorlegte. Dieser befand das Werk für gut und beauftragte den städtischen Schreiber Guglielmo de Columba mit der Übertragung der Annalen in das Kopialbuch der Stadt, also an den Ort, an dem wichtige Urkunden und Privilegien der Stadt in Kopie gesammelt und verwaltet wurden.108 Seine fortdauernde Annalistentätigkeit hob Caffaro im Jahr 1162 selbst hervor : Quoniam ea, que a tempore captionis Cesarie usque nunc cis mare et citra per Ianuenses et plures alios gesta sunt, in unoquoque anno Caffarus scribendo notificavit, ideo competens es tut ea que in hoc anno a domino Frederico Romanorum imperatore et semper ac vere augusto per Liguriam et in civitate Ianuensi et extra per Ianuenses patrata sunt, idem Caffarus scribere non dimittat.109

107 Zu Caffaro vor allem Belgrano im Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. LXIX–XCIX; generell zu den mittelalterlichen Quellen Vitale (1942). Ebenso Annali di Caffaro (2002), S. 9/10; Petti Balbi (1973); Face (1980); Petti Balbi (1982); Airaldi (1983); Petti Balbi (1989); Wickham (1992); Petti Balbi (1995); Schweppenstette (2003), S. 51–79; Bellomo (2010). Caffaro wurde um 1080 in der Pieve di San Cipriano in Val Polcevera geboren. Seine Familie scheint von Ido, vicecomes von Genua um die Mitte des 10. Jahrhunderts abzustammen, sicher ist eine adlige Herkunft. In der Folge gehört die Familie zur bischöflichen Vasalität. Petti Balbi (2003), v. a. S. 149–155. Die erste Caffaro betreffende Nachricht findet sich in einem Dokument vom 20. Juli 1100, in dem er zusammen mit Rustico di Caschifellone (auch Castrofino), wohl seinem Vater, auftaucht. Die Familie war vermutlich in Genua im Gebiet (compagna) di Porta, in der Nähe der Kirche San Pietro (de’ Banchi) ansässig, daher ist anzunehmen, dass Caffaro zur Familie della Porta gehörte. Zum Stammbaum siehe Belgrano (1873), Tafel XXXVI: Signori di Caschifellone und Imperiale (1894), S. 308. 108 Caffaro berichtet dies in der Vorrede zu seinem Werk, Annali Genovesi (1890), S. 3: »consules vero, audito consilio consiliatorum, palam coram consiliatoribus Wilhelmo de Columba publico scribano preceperunt, ut librum a Cafaro compositum et notatum scriberet et in comuni cartulario poneret, ut deinceps cuncto tempore futuris hominibus Ianunesis civitatis victorie cognoscantur.« Der im Text genannte öffentliche Schreiber Wilhelm/Guglielmo von Columba, der mit der Übertragung der Annales Ianuenses ins Chartular beauftragt wurde, könnte der Verfasser des ältesten Chartulars/Registers gewesen sein, Libri Iurium (1992a), S. 22: »conscripta sunt per manum Guillelmi de Columba.« Schweppenstette (2003), S. 66. 109 Annali Genovesi (1890), S. 64.

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Caffaro war Teil der Genueser Führungsschicht und nahm aktiv am politischen Leben der entstehenden Kommune teil, wie er selbst immer wieder bezeugte: 1122, im Jahr des ersten Konsulats für ein Jahr, war er einer der vier gewählten Konsuln, erneut 1127 und 1130. Zehn Jahre später – vielleicht bedingt durch eine Periode der Absenz von Genua – findet man ihn erneut in den Quellen, 1141, 1144 und 1146 und zuletzt 1149 alternierend als Kommunal- und als Justizkonsul (placitum). Neben diesen politischen Ämtern arbeitete er zudem als Botschafter der Kommune (zum Papst und Kaiser) und nahm an Kriegszügen teil, so am 1. Kreuzzug nach Jerusalem und am 2. Kreuzzug gegen das muslimische Spanien. Im Jahr 1163 beendete er seine Arbeit an den nunmehr offiziellen Annalen; er starb 1166. Zu Caffaros weiteren historiographischen Werken gehören der Liber de liberatione civitatum orientis, eine detaillierte Schilderung der Ereignisse des 1. Kreuzzuges (Berichtszeitraum 1095 bis 1109) sowie die Ystoria captionis Almarie et Turtuose über die Taten der Genueser beim 2. Kreuzzug nach Spanien in den Jahren 1147 und 1148.110 Seine Augenzeugenschaft, seine adlige Abkunft und die Vielzahl seiner kommunalen Ämter, sein Einblick in interne Zusammenhänge sowie sein Zugang zu wichtigen Dokumenten machen seinen Text zu einer der aussagekräftigsten Quellen über die Vorstellungswelten, das self-fashioning und die Ziele der Genueser Führungsschicht des 12. Jahrhunderts. Der Codex ms. lat. 10136 in der BibliothÀque nationale de France zeigt, wenngleich er den fortlaufenden, zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Text aller Genueser Historiker bis zum Ende des 13. Jahrhunderts enthält, Überarbeitungsspuren, die vermutlich vor allem auf die redaktionelle Arbeit an den Jahrbüchern durch den Genueser Kanzler Jacopo Doria, dem letzten der Chronisten am Ende des 13. Jahrhunderts, zurückzuführen sind.111 In ihm enthalten sind nicht nur die zwölf verschiedenen Teile, aus denen sich die Jahrbücher von Genua zusammensetzen und die durch die unterschiedlichen Verfasser (mal eine einzelne Person, dann wieder Autorengruppen) gebildet werden, sondern 110 Der Liber de liberatione civitatum orientis gedruckt in Annali Genovesi (1890), S. 95–123, die Ystoria captionis Almarie et Turtuose ebenda S. 77–89. Nicht (oder nicht vollständig) seiner Feder stammt die ebenfalls in einem Bindungszusammenhang stehende Brevis Historia Regni Iherosolymitani, die möglicherweise von Caffaro begonnen und dann von einem zweiten Autoren (vermutet wurde Jacopo Doria), am Ende des 13. Jahrhunderts fortgesetzt wurde. 111 Dorias Spuren sind allerorts in Form von marginalen Glossen in den Annales Ianuenses zu finden. Belgrano im Vorwort zu Annali Genovesi (1890), S. XXVII unterscheidet zwei Arten von Postillen, die entweder in direkter Verbindung mit dem Text stehen und meist zwischen die Zeilen geschrieben sind oder aber den Text erklären und sich am Rand befinden. So auch Pertz in Cafari (1868), S. 11. Nach Belgrano stammen auch einige Zufügungen zu den Zeichnungen aus der Feder von Jacopo Doria. Celle (1928), S. 6/7 vermutet, dass nicht nur die Ordnung der Handschrift auf Jacopo Doria zurückgeht, sondern auch die sehr genaue Kopie, die sich heute im Archiv des Außenministeriums in Paris (E) befindet.

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zudem auch die schon genannten beiden Werke von Caffaro, den Liber de liberatione und die Ystoria captionis. Dazu finden sich im selben Bindungszusammenhang noch eine Liste der Genueser Bischöfe sowie die anonyme Brevis Historia über das Königreich Jerusalem. Wie es zu dieser Sammlung unterschiedlicher historiographischer Texte in einem Band kam, berichtet Jacopo Doria in seinem Prolog zum Liber de liberatione: Weil die Dinge, die allein dem Gedächtnis anvertraut wurden, für lange Zeiten dem leichten Vergessen übergeben waren, übertrugen die alten Philosophen und Weisen das in Schrift, von dem sie glaubten, es sei für die Nachfolgenden nützlich. Und weil in der kommunalen Chronik Genuas, die von dem berühmten Bürger Caffaro zusammengestellt wurde, nichts gefunden werden konnte über die Einnahme von Jerusalem, Antiochien, Tripolis und den anderen vielen Städten des Orients, bei deren Einnahme die Männer Genuas oft teilgenommen haben und öfter noch mit einer großen Anzahl von Galeeren, Schiffen und Kriegern in ihnen; fand ich, Jacobus Doria, die Schriften und Bücher des Herren Obertus Doria, einst mein Großvater väterlicherseits, der die Vergangenheiten dieser Stadt erstaunlich gut kannte durchsuchend, in seinem Schreibtisch eine gewisse alte Schrift von dem besagten Caffaro verfasst, die die Einnahme von Jerusalem und vielen anderen Städten enthielt, dessen Vorbild in dieses Buch übertragen ich veranlasste, nichts hinzufügend oder auch wegnehmend, dass die Taten jener in diesen Schriften offenbart.112

Formulierungen wie »nichil addito nec etiam diminuto« lassen erkennen, dass Jacopo Doria ein rechtlich geschulter Notar war, der im Auftrag der Stadt das kommunale Schriftgut verwaltete, da sich solche Formeln als Bestandteil der Beglaubigung bei Urkundenübertragungen in ein Chartular finden. Dies erhellt das Konzept, das Doria mit seiner Arbeit an den für ihn schon mehrere Generationen alten historiographischen Texten aus der Frühzeit der Kommune verband – vergleichbar den städtischen Privilegien und Urkunden mussten auch die tradierten Texte gesichtet, geordnet und in einen Codex zusammengeführt werden, damit sie der Nachwelt erhalten blieben und leicht zu konsultieren waren. Bei dieser Neuordnung am Ende des 13. Jahrhunderts aber kam es zu einigen Störungen des Textflusses (wenn diese nicht einer noch späteren Neu112 Annali Genovesi (1890), S. 97: »Quoniam ea que solummodo memorie commendantur, per diuturnitatem temporis de facili oblivioni traduntur ; ideo phylosophi et sapientes antiqui redigerunt in scriptis que cogitaverunt posteris profuctura. Cum itaque in cronica comunis Ianue, a Capharo nobili cives Ianue composita, nichil reperiatur de captione Iherusalem, Antiochie, Tripolim aliarumque plurium civitatum Orientis, ad quas capiendas homines Ianue interfuerunt sepe et sepius cum magna quantitate galearum, navium et bellatorum in eis; et ego Iacobus Aurie perscrutans scripturas et libros domini Oberti Aurie, quondam avi mei paterni, qui quidem antiquitates huius civitatis mirabiliter bene novit, inveni in eius scripneis quandam antiquam scripturam a predicto Cafaro compositam, continentem captionem Iherusalem et aliarum plurium civitatum, cuius exemplum in hoc libro scribi feci, nichil addito nec etiam diminuto, ut gesta illa sint hic legentibus manifesta.«

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bindung geschuldet sind), so dass heute die chronologische Folge der einzelnen Genueser Historiographen nicht mehr stimmt.113 Die von Caffaro begonnenen Annalen wurden durch den Kanzler der Kommune, Kanzler Obertus, fortgesetzt, der nach dem Tod Caffaros (1166) von der Stadt drei Jahre später, 1169 mit dieser Aufgabe beauftragt worden war.114 Er orientierte sich stark an seinem Vorgänger und bemühte sich, wie er im Prolog zu seinem Textteil deutlich macht, in Form und Stil dem Vorgänger nachzufolgen.115 Auch Obertus gehörte zur Oberschicht der Stadt und hatte zudem durch sein Kanzleramt seit 1141 Zugang zu den politischen Kreisen; mehrfach ist er als Justizkonsul bezeugt, 1155 auch als Kommunalkonsul, und ebenso als Botschafter der Stadt beim Papst und Kaiser. Obertus führte das Werk – erst nachtragend für die Zeit zwischen 1163–1169, dann fortlaufend bis 1173 – weiter, nach Dezember 1174 finden sich keine Notizen mehr. Der dritte der Genueser Chronisten mit einem Berichtszeitraum von 1174 bis 1196 ist Ottobonus Scriba; sein Name verweist auf sein Stadtschreiberamt in Genua. Er erhielt erst – wohl durch den Podest— Drudus Marcellinus (Kat. Nr. 113) – im Jahr 1196 den Auftrag, die seit 1174 nicht weitergeführten Annalen fortzusetzen. Ihm folgten weitere Schreiber im Amt des Historiographen, so Ogerio Pane 1197–1219 und Schreiber Marchisius 1220–1224. Mit diesem endet die Reihe der sich namentlich nennenden Autoren.

3.8. Forschungsstand zu den Zeichnungen und Miniaturen der Annales Ianuenses Die Zeichnungen, die im und am Text der Annales Ianuenses im Pariser Codex (ms. lat. 10136) stehen, sind aus unterschiedlichen Gründen noch nicht von kunsthistorischer Seite monographisch behandelt worden. Die geringe Beachtung mag darin begründet sein, dass die Zeichnungen (bis auf die lithographi113 Zur genauen Lagenverteilung siehe S. 45–51. 114 So umfangreich, wie die Forschung zu Caffaro ist, so wenig sind seine Nachfolger beachtet worden; Belgrano in seiner Edition Annali Genovesi (1890), S. C–CVIII, gibt Informationen, ebenso Schweppenstette (2003), S. 79–82 und S. 210, weist darauf hin, dass es das Friedensjahr 1169 war, indem die Konsuln den Auftrag erteilten, und: »In der Tat läuft der Text von Obertus auf die beeindruckende Schilderung des großen Friedens in Genua im Jahre 1169 als dem ›dramaturgischen‹ Höhepunkt des Textes zu.« 115 Annali Genovesi (1890), S. 155/156: »amore igitur preceque instanti michi Oberto cancellario supplicarunt [die Konsuln des Jahres 1169], qui sicut quondam rem publicam auxerim, ita in hoc opusculo augendo attentius insudarem, et comodius dictando componerem que pretaxatus Caffarus, casu impediente, non poterat, omniaque stilo competenti sub brevitate notarem, utrisque dictaminibus solo eodem volumine pari forma continuatis.«

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schen Umzeichnungen, die der italienischen Edition im Rahmen der Fonti per la storia d’Italia und der deutschen Edition bei den Monumenta Germaniae Historica beigegeben wurden) bis heute nicht publiziert worden sind. Diese geringe Beachtung aber ist bedauerlich, da neuentstehende Illustrationszyklen profaner Texte, die damit verbundene Genese ikonographischer Formeln sowie ChronikIllustrationen allgemein zu den vielbeachteten Problemfeldern der kunsthistorischen Forschung zur mittelalterlichen Buchmalerei gehören. Die 116 Zeichnungen und Miniaturen des Pariser Codex lassen sich eindeutig dem Kontext kommunaler Kunst zuordnen und bezeugen durch ihre frühe Entstehung und ihren langen Entstehungszeitraum nicht allein die Genese sondern auch die Wandlungen vieler Bildfindungen innerhalb der profanen Bildkultur der italienischen Stadtstaaten. Das in Paris erhaltene Manuskript der Annales Ianuenses bietet eine Sammlung von Zeichnungen, deren Analyse sowohl die Adaption und Modifikation vorhandener Ikonographien für gewandelte Kontexte beleuchtet, als auch die Entstehung von Bildformeln innerhalb neuer Funktionszusammenhänge dokumentiert. Anhand einzelner Zeichnungen und Zeichnungsgruppen der Annales Ianuenses kann exemplarisch aufgezeigt werden, wie bestimmte Themen erstmalig im kommunalen Kontext auftraten, welche Bedeutung sie dort früh erlangten und wie lange sie innerhalb der mittel- und oberitalienischen Stadtstaaten Gültigkeit besaßen. Beispiele für diese Neuformulierung bieten unter anderem die Kastelldarstellungen, kleine Ortsabbreviaturen, die dort an den Rand des Textes gesetzt wurden, wo die Vergrößerung des Genueser contado durch Eroberung oder Kauf beschrieben ist (beispielsweise Kat. Nr. 4, 7, 8, 13). Von diesen Anfängen aus kann die Wanderung des Bildthemas in der Verbindung von Chronikbild und Registerindex bis ins 14. Jahrhundert nachverfolgt werden: In monumentale Form übertragen finden sich Gebietsdarstellungen, die die Vergrößerung des städtischen Gebiets verbildlichen, sowohl in der Sala del Consiglio Grande/del Mappamondo des Palazzo Pubblico von Siena als auch als Reliefs am Grabmal von Bischof Guido Tarlati in Arezzo.116 Neben diesen Neufindungen kam es aber häufiger zur Übernahme schon existierender Ikonographien aus anderen Bereichen, die für den kommunalen Gebrauch adaptiert wurden und in der Modifikation aussagekräftige Veränderungen erfuhren. Ein Beispiel dafür ist die Nutzung herrschaftlicher Bildformulare für die Darstellungen der Podest— von Genua: Der von seinen Beratern umstandene thronende oder stehende König ist im 12. Jahrhundert eine verbreitete Ikonographie, die sowohl in der Buchmalerei, in der Goldschmiedekunst als auch in der monumentalen Kunst allgegenwärtig vorkommt. Somit wäre seine Verwendung für Herrscherdarstellungen in den Annales Ianuenses an sich nicht 116 Vgl. S. 186–189 und 298/299.

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Abb. 4: Darstellung von Voltaggio (Kat. Nr. 7), Fraconalto (Kat. Nr. 8) und Korsika (Kat. Nr. 10), sowie Kat. Nr. 6 (Blumen) und Kat. Nr. 9 (Stadtbrand), Annales Ianuenses, fol. 3v, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

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bemerkenswert, wird dies aber, wenn sich im Jahr 1190 mit der Einführung des Podestariats abrupt das Illustrationsschema der Chronik änderte (Kat. Nr. 105). Die zuvor die Geschicke der Kommune lenkenden Konsuln waren nicht bildwürdig und sonstige Herrscher, die in der Narration der Jahrbücher auftauchten, wurden nur mit marginalen Randzeichen dargestellt. Der deutliche Wechsel im Illustrationsschema der Genueser Jahrbücher zeigt, wie plötzlich dem kommunalen Amtsträger ein breiter Raum zur (individuellen) Darstellung zugestanden wurde. Dieser neue Umgang mit Denkmal-Setzungen für eine Person innerhalb des kommunalen Gefüges kann auch in anderen Medien, zumeist in steinernen Reliefs, beobachtet werden. Die Annales Ianuenses mit ihrer klaren Chronologie, mit der Reihung der Podest—-Bilder wie auch der historischen Reflektion über die Rolle des Amtsträgers helfen, neues Licht auf die schon lange diskutierten Darstellungen kommunaler Beamter und die Frage nach den Frühformen des ehrenden Denkmals zu werfen und diese genauer zu kontextualisieren.117 Anhand des visuellen Befundes der Miniaturen wird die politische Veränderung in der Kommune nicht allein im Text sondern auch im Bild nachvollziehbar. Zudem – und hier ist das Bild dem Text überlegen – bezeugen die Miniaturen eine gewandelte Einstellung zu individuellen Ruhm, zum BildRecht einer Person und zu Fragen der kommunalen Denkmalsetzung, so dass in der Verschränkung von Text und Bild eine singuläre künstlerische Reaktion auf eine veränderte politische Realität zu beobachten ist. Die Nichtbeachtung der Zeichnungen und Miniaturen der Annales Ianuenses ist aber sicherlich auch der kunsthistorischen Randlage der ligurischen Kunst insgesamt geschuldet: Denn erst in den letzten zwanzig Jahren wurde eine – immer noch stark umstrittene – ligurische, dass heißt vor allem genuesische (neuerdings eher pisanisch-genuesische) Handschriftengruppe und Buchmalereischule identifiziert. Die Annales Ianuenses stellten hierbei für die Forschung, die sich vor allem um liturgische (weniger profane) Texte aus dem späten 13. Jahrhundert und 14. Jahrhundert kümmerte, eine wichtige Datierungshilfe bereit.118 Obzwar die Gruppe dieser Buchmalereischule maßgeblich auf den Illustrationen der Annales Ianuenses beruht, kam es aber nie zu einer genaueren Auseinandersetzung mit der inhaltlichen Bandbreite der Zeichnungen, ebensowenig gibt es Einzeluntersuchungen zu möglichen anderen Werken dieser Schule.119 Erschwerend für die Eingliederung in den kunsthistorischen 117 Vgl. S. 289–315. 118 Bertolucci Pizzorusso (2003). 119 Es handelt sich vor allem um illustrierte Werk aus dem Umkreis der französischen chansons de geste und roman-Literatur, die über die Provence nach Norditalien kamen und dort in Genua, durch größtenteils Pisaner Kopisten (so die These) abgeschrieben und mit Miniaturen versehen wurden; dazu gehören der Tristan, Guiron de Courtois, Faits de Romains, Roman de Troie, die Histoire ancienne jusqu’e — C¦sar, aber auch das Pferdelehrbuch von

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Kanon von Buchmalerei kommt hinzu, dass allein die späten Miniaturen der Annales Ianuenses ein größeres Format aufweisen und in anspruchsvolleren Deckfarben ausgeführt sind. Jener »Mangel an künstlerischer Gestaltung« wie auch der Ort der frühen Zeichnungen (eine Stadtchronik und somit eine Textgattung, die mehr von Historikern als von Kunsthistorikern beachtet wird) führte dazu, dass eine an Schulen, Künstlerpersönlichkeiten und »Qualität« interessierte Kunstgeschichte den graphischen Schmuck der Annales Ianuenses leicht ignorieren konnte. In den Zeichnungen und Miniaturen zu den Genueser Jahrbüchern lässt sich dreimal ein gradueller Wechsel, ein Anstieg im Anspruchsniveau erkennen: Caffaro und Kanzler Obertus, Berichtszeitraum 1099–1173: Die Verwendung von Federzeichnungen in bräunlicher und schwarzer Eisengallustinte, die am Rand des Textes stehen. Diese Zeichnungen sind ungerahmt und mit wenigen, nicht deckenden Farben nur teilweise koloriert. Sie entstanden nachträglich zum Text. Die Ausführung und die Qualität der Zeichnungen aber bezeugt, dass sie nicht als Kritzeleien der schreibenden Notare oder Stadtschreiber zu bewerten sind, sondern dass ein ausgebildeter Zeichner sie ausführte. In einem zweiten Arbeitsgang wurden die Federzeichnungen mit Wasserfarben koloriert. Schreiber Ottobonus, Berichtszeitraum 1174–1196: Erneut wurden ungerahmte Federzeichnungen am Rand neben den Text gesetzt. Auch sie entstanden, nachdem der Text übertragen worden war. Im Unterschied zu den vorhergehenden Zeichnungen sind diese nun mit starken Deckfarben fast vollständig ausgemalt. Schreiber Ottobonus, ab 1190 und Magister Bartholomäus, zum Jahr 1227: Im Jahr 1190 treten plötzlich halbseitige, teilweise gerahmte Miniaturen auf. Auch wenn die Miniaturen erst nach dem Text entstanden, wurden sie schon während des Schreibaktes mitberücksichtigt. Wo die Miniaturen über eine Rahmung verfügen, ist der Hintergrund mit Deckfarben ausgemalt; teilweise wird Blattgold verwendet. Als Bildthema taucht allein der Podest— auf. Diese Veränderungen in der bildlichen Ausstattung von den Federzeichnungen über die kolorierten Zeichnungen am Rand hin zu den halbseitigen Miniaturen entsprechen der chronologischen Abfolge der Annalen. Ort der Zeichnungen, vermeintlich »unkünstlerisches« Anspruchsniveau, die Randlage Liguriens sowie das Fehlen von Vergleichsbeispielen und die damit verbundene schlechte Publikation der Illustrationen also sind die Gründe, warum bis heute Giordano Ruffo aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, der Libro dele marescalcie dei cavalli; eine vollständige Liste bei Bertolucci Pizzorusso (2003), S. 197. Siehe dazu auch die Überlegungen von Avril und Gousset in Manuscrits (1984), S. 25/26 und Gousset (1988). Fabbri (2012), S. 12/13, diskutiert erneut die Frage nach der Herkunft der Schule und entscheidet sich gegen das Umfeld des Anjou-Hofes in Neapel und für die Pisaner Kopisten in den Gefängnissen Genuas zwischen 1284 (Schlacht von Meloria) und 1299.

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dieser bedeutende Schatz an frühen Chronikbildern noch nicht umfassend untersucht und erschlossen worden ist.120 Dennoch sind die Illustrationen der Annales Ianuenses keineswegs unsichtbar, sie tauchen vielmehr an den unterschiedlichsten Orten, meist völlig unvermutet, in Publikationen auf. Wenig überraschend aber ist, dass die Miniaturen, wenn sie dort überhaupt Kommentierung fanden, vor allem unter formalen und stilistischen Fragestellungen besprochen wurden, der Entschlüsselung ihres Sinngehalts hat sich bisher kein Forscher gewidmet. Den Weg des Codex aus den Genueser Archiven in die BibliothÀque nationale de France nachzuzeichnen, ist heute nicht mehr möglich, auch wenn Luigi Tommaso Belgrano in seinem Vorwort zur Edition einige Überlegungen dazu bietet.121 Ein Stempel der BibliothÀque nationale de France findet sich auf fol. 186v ; er war zwischen 1792 und 1804 in Gebrauch so dass anzunehmen ist, dass der Codex während der französischen Revolution in das Archiv gelangte. Dem ersten Editoren der Quelle – wie so häufig ist es der »Vater der italienischen Geschichtsschreibung« Lodovico Antonio Muratori – war der Pariser Codex ms. lat. 10163 noch unbekannt, er benutzte für seine Ausgabe die in Genua verbliebenen späteren Abschriften.122 Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es im Rahmen der großen »vaterländischen« Quelleneditionen vor dem Hintergrund der sich wissenschaftlich institutionalisierenden Geschichtsforschung sowohl von deutscher als auch italienischer Seite fast zu einem Wettlauf um die erneute Drucklegung. Grundlage hierfür bot nun der als Original erkannte 120 Auch die Faksimile-Ausgabe der Pariser Handschrift vom Ende des 19. Jahrhunderts gibt Text und Zeichnungen schwarz-weiß wieder. Allein Face (1980) bringt fünf der Zeichnungen aus dem originalen Codex, siehe dort Abb. 1, 2, 4, 5, 6. Die schlechte Forschungslage führte dazu, dass selbst in der neuen, ab 2002 erscheinenden italienischen Übersetzung der Annales Ianuenses die Randzeichnungen und Miniaturen kaum beachtet werden. Symptomatisch ist die Anmerkung in Annali di Caffaro (2002), S. 57/58: »L’edizione curata dal Belgrano riproduce a margine del testo numerosi disegni tratti dal quattrocentesco ms. Lat n. 5899 della Biblioteca Nazionel di Parigi. D’accordo con l’Editore, À parso opportuno inserirli anche a fianco della traduzione: sono disegni semplici che forse non aggiungono molto alle parole di Caffaro, ma che ci sembra ne assecondino bene i carrateri di espressivit— e di immediatezza.« Ganz abgesehen davon, dass die Annales Ianuenses nicht aus dem 15. Jahrhundert stammen und zudem mit einer falschen Signatur zitiert werden, sind es erneut nur die Reproduktionen in Umzeichnung, die Luigi Tommaso Belgrano in seiner Ausgabe von 1890 reproduzierte, die hier abgebildet werden; dies mag – trotzt der schlechten Scanqualität – bei den reinen Tintenzeichnungen noch angehen, geht es hier doch vor allem um den engen Bild/Text-Zusammenhang. Schwieriger wird es bei den farbigen Miniaturen, die bei Band 1 (Autorenbildnis des Caffaro) und Band zwei (zwei kämpfende Ritter) als Titelbild fungieren: hier verändert die Umzeichnung stark den Charakter des Originals, und beide Male wird für den Leser die Provenienz der Miniaturen nicht geklärt. 121 Annali Genovesi (1890), S. XXXII–XXXVI, basierend auf den Überlegungen von Francesco Ansaldo in Cronaca (1859), S. 10–20. 122 Caffari (1725).

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Codex ms. lat. 10136, den Heinrich Pertz im Jahr 1843 unter der Nr. 773 in seinem Bericht über die von ihm untersuchten Handschriften in Paris aufführte.123 Nur drei Jahre später erfolgte die erste Veröffentlichung einer der Miniaturen durch Giuseppe Banchero in seinem Buch Genova e le due Riviere (1846).124 Hier ist dem historischen Überblick auf Tafel XXX das Bild (vera effigies) von Caffaro als Lithographie vorangestellt, mit der Unterschrift Ritratto cavato da una miniatura originale del 1163 esistente nella Biblioteca Reale in Parigi e pubblicato la prima volta per cura di Giuseppe Banchero, Autore della Descrizione di Genova e le due Riviere, Settembre 1844

die Miniatur aber ist beschnitten, Macobrius, der Schreiber, fehlt (Abb. 1).125 Die Societ— Ligure di Storia Patria bemühte sich von italienischer Seite ebenso um eine auf der Pariser Handschrift basierenden Edition der Annales Ianuenses. So schrieb im Jahr 1854 Luciano Scarabelli in einem Brief an den Sekretär der Societ— Ligure di Storia Patria, Agostino Olivieri, er hätte nicht nur die in Genua bekannten Exemplare der Chronik von Caffaro bearbeitet, sondern wäre auch demjenigen »creduto originale, che À a Parigi nella Biblioteca Nazionale« nachgegangen.126 1859 erschien in den Akten der Societ— Ligure der im Pariser Codex enthaltene Liber de liberatione civitatum orientis von Caffaro sowie die anonyme Breve historia. Die Edition von Francesco Ansaldo basierte auf Vorarbeiten seines Bruders Giovanni in Paris im Jahr 1855; dieser hatte dort auch einige der Miniaturen abgezeichnet, so dass der Edition sowohl das farbige Autorenbild des Caffaro, eine Q- und zwei C-Initialen beigegeben werden konnten.127 123 Pertz (1843). 124 Banchero (1846). 125 Banchero (1846), S. XVII: »Ora dal 1100 principiano gli annali genovesi, ed e un gran fatto che a quel tempo per comando della Repubblica ne fosse affidata la cura a Caffaro, storico, guerriero, e console del Comune. Seicento ottantun anni passarono senza che la vera effigie del primo storico genovese che si conosca fosse tramandata alle generazioni susseguenti, almeno non si ha memoria di questo n¦ per iscritto n¦ per patente testimonianza di effigie impressa o dipinta che lo rappresenti per quello vero di quell’eta in cui scrisse gli annali cioÀ dal 1100 al 1163. A me la fortuna e gli amici procurarono l’onore di presentare alla mia patria il vero ritratto di Caffaro cavato dalla miniatura originale che À in capo al ms. Annales Genuenses in Parigi, dopo l’invasione francese; che À quello stesso da esso lui presentato alla Repubblica prima che la morte il togliesse la vita. Questa Tavola XXX che rappresenta Caffaro credei bene di porre in capo al presente schizzo storico.« 126 Zitiert nach Annali Genovesi (1890), S. XVI. Vier Jahre später erscheint der erste Jahrgang der Atti della Societ—, in dem genannter Sekretär darauf hinweist, Genua sei »la citt— italiana, che vanti la pi¾ antica relazione uffiziale delle sue geste«, in: Atti (1858), S. VI. 127 Cronaca (1858), S. 21, 23 und 43. Bis zu diesem Zeitpunkt waren kaum italienische Berichte über den 1. Kreuzzug bekannt, und so ist der Fund von Caffaros Schrift wie auch der anonymen Brevis Historia geradezu eine kleine Sensation (vor allem auch im Kontext der Arbeit am Selbstentwurf der beginnenden Nationalstaaten/ Historismus); bricht die Pu-

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1866 erschien eine deutsche Übersetzung der Annales Ianuenses in verkürzter Form und ohne Abbildung einer der Miniaturen, auch wenn der Bearbeiter Wilhelm Arndt in der Vorrede über eines der Bilder schrieb: »Bartholomäus schildert die Geschichte der Stadt 1225 bis 1233 mit großer Ausführlichkeit; so im Jahr 1227 die Verwaltung des Podest— Lazarus Gerardini, die Belagerung von Albizola und Savona, welche durch das Bild des Podest— und durch bildliche Darstellungen erläutert sind […].«128 Die Übersetzung basierte auf der kritischen Edition, die Heinrich Pertz in den Monumenta Germaniae Historica zwei Jahre später 1868 veröffentlichte. Hier wurden auch zum ersten Mal mehrere Randzeichnungen und Miniaturen reproduziert, allerdings erneut nur in der den originalen Charakter verfremdenden Umzeichnung in Lithographien. Zudem stehen die Randzeichnungen nicht beim Text sondern sind von ihm gelöst auf insgesamt fünf Tafeln versammelt. In seiner Einführung beschrieb Pertz die bildliche Ausstattung kurz: Nonnullas annalium partes picturis ornatas conspicimus, quas inter effigies Cafari senis Macobrio notario annales dictantis in fronte libri locum obtinet, eamque una cum reliquis quae veri eandem speciem referre videbantur cum lectoribus nostris communicare visum est. Liber Oberti paucas easque minoris pretii, Otoboni plures coloribus ornatas picturas exhibet, quas inter balistam et galeam, effigiem Manegoldi consulis palatium Fulconis rebellis destruentis atque consilio praesidentis, bulzonem ligneum a. 1194 turri evertendae instructum, Oberti de Olevano consulis effigiem, et a. 1195 Iacobum Manerium potestam consilio praesidentem reptere iuvat. A. 1196 Drudus Marcellinus potestas auro et coloribus fulget. In libro Bartholomaei Lazarius Marcellinus armatus equo sedens, atque obsidio Arbicellae et deditio Aonae sistuntur, quas in quantum supersunt reptere libet.129

Von der Handschrift wurde im Jahr 1889 ein Faksimile erstellt, und zwischen 1890 und 1929 erschienen die Jahrbücher von Genua in fünf Bänden in den Fonti per la storia d’Italia, ediert von Luigi Tommaso Belgrano und Cesare Imperiale di blikation doch den Primat der Franzosen und unterstreicht die Bedeutung der italienischen Beteiligung an den Kreuzzügen. 1858 bespielsweise befand der politische Schriftsteller und Historiker Cesare Balbo die Tatsache, dass Aufgrund französischer Quellen der Kreuzzug allein den Franzosen zugeschrieben werden, sei eine priorit— da rivendicare, Balbo (1858), Buch 1, Kapitel 39, S. 186. Vgl. Zanone (1998) zur Rezeption des Genueser Kreuzzugshelden Guglielmo Embriaco im 19. Jahrhundert und seiner Bedeutung für die nationale Selbstverortung im Risorgimento; die erste große Narration der Anfänge der Kommune und ihres Chronisten verfasste Cesare Imperiale di Sant’Angelo (1859–1940) (Imperiale 1894), wo er auf Seite 140 die Genese der großer Nation ins Mittelalter verortet: »Quelle imprese gloriose che, ancora al giorni d’oggi, formerebbero il legittimo orgolio di una nazione grande ed agguerrita, avevano dato a Genova la misura delle proprie forze, la coscienza della propria importanza.« 128 Jahrbücher (1866), S. XXVI/XXVII. 129 Cafari (1868), S. 2.

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Sant’Angelo.130 In dieser Edition wurden erstmals alle Randminiaturen nicht nur abgebildet, sondern auch neben den Text gesetzt, um das Illustrationsschema deutlich zu machen. In seinem Vorwort zum ersten Band beschreibt Luigi Tommaso Belgrano die Miniaturen des Pariser Codex: NÀ mancano nel codice, per quanto il concede la rozza et—, gli adornamenti dell’arte: storie miniate, e lettere a colori (una sola À ad doro), illeggiardrite alcuna volta da invenzioni d’animali e di fregi. Si aggiungano meglio di ottanta schizza a penna, con figure e simboli, castelli, navi e somiglianti rappresentazioni, condotte forse da una sola mano, e nella quasi totalit— allineate lungo i margini de’fogli nei quali sono transcritti i due pi¾ antichi annalisti: illustrazione e commento non dispregevole delle cose da essi narrate. Le miniature che per l’ampiezza della composizione assumono precipua importanza, si vedono incorniciate nelle pagine; e sono, oltre il gi— menzionato ritratto di Caffaro dettante a Macobrio, quelle che si riferiscono alle gesta dei podest— Manigoldo da Brescia (1190–91), Giacomo Mainero (1195), e Drudo Marcellino (1191), raccontate da Ottobono Scriba. Notabile nella pi¾ antica l’impiego del giallo che tiene le veci dell’oro, a differenza delle altre dove questo risplende nei fondi e nelle cornici. Le minori, allogate in margine, accompagnano del pari la narrazione di Ottobono; anzi ritraggono nella maggior parte i casi della guerra che il podest— Lazzaro Gherardini combattÀ contro i ribelli della riviera di ponente, e che Bartolomeo Scriba raccontý sotto l’anno 1227.131

Damit endete die Veröffentlichung der Illustrationen der Annales Ianuenses: Das Original ist – abgesehen von dem schwarz-weißen Faksimile – nicht publiziert.132 Immer dann, wenn eines der Bilder reproduziert wurde, wurde auf die in den 130 Annali Genovesi di Caffaro, Fonti per la Storia d’Italia 11–14bis: Annali Genovesi (1890); Annali Genovesi (1901); Annali Genovesi (1923); Annali Genovesi (1926); Annali Genovesi (1929). 131 Annali Genovesi (1890), S. XXV/XXVI und weiter: »Le iniziali alluminate sono il Q di Quoniam e il T di Tempore, con cui rispettivamente incominciano il proemio degli annali e gli annali stessi di Caffaro; il Q di Quaniam, con cui si apre la prefazione d’Iacopo D’Oria alla Liberatione Orientis, ed il C di Cum da cui principia la narrazione di questo libro; il C di Cum, nel proemio di Oberto Cancelliere, dove pure formano un grazioso gruppo le lettere di ciuitatem, in rosso ed in azzurro; il C di Congruum, da cui toglie principio il libro di Ottobono Scriba; la I di Istoriographus ed il C di Currente, donde cominicano il proemio e l’anno 1270 nel racconto di Oberto Stancone e de’ suoi compagni; finalemente il Q di Quoniam, in capo al libro particole del Doria. Negli annali di Ogerio Pane, di Marchisio e di Bartolomeo Scriba, ed in quelli che seguono dal 1249 al 1269, sono invece rimasti bianchi gli spazi destinati a si fatti ornamenti; ne À facile scoprirne la cagione. Del resto l’assieme di questi lavori offre un saggio abbastanza copioso e vario dell’arte del minio in Genova; e riesce tanto pi¾ pregevole, in quanto non vi ha altro volume contemporaneo, il quale possa con pari sicurt— credersi istoriato nella capitale della Liguria.« 132 Durch Digitalisierungskampagnen können heute fast alle Blätter der Annales Ianuenses, die Zeichnungen tragen, online in der Bilddatenbank (banque d’images) auf der Homepage der BibliothÀque nationale de France angesehen werden: [http://images.bnf.fr/jsp/index. jsp?destination=afficherListeCliches.jsp& origine=rechercherListeCliches.jsp& contexte =resultatRechercheSimple zuletzt abgerufen 10. März 2015].

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Fonti per la Storia d’Italia oder in den Monumenta Germaniae Historica publizierten Lithographien der Umzeichnungen zurückgegriffen, entweder aus Unwissenheit, da gar nicht erkannt wurde, dass es sich nicht um das Original handelt, oder aufgrund des leichteren Zugangs, den diese Bilder boten. Eine erste kunsthistorische Einschätzung der Illustrationen legte 1904 Oskar Wulf vor, der die Miniaturen der Annales Ianuenses als Beispiel für den »neuen Farbgeschmack« des gotischen Stils in der italienischen Malerei heranzog, allerdings ohne auf ihre Ikonographie einzugehen.133 In seinem Überblickswerk zur Malerei und Buchmalerei in der Lombardei von 1912 nannte Pietro Toesca die Illustrationen zu den Jahrbücher als Beispiel für den stile bizantineggiante, der die trecenteske Kunst in der Lombardei beeinflussen würde. Die Miniaturen der Annalen waren ihm ein gutes Beispiel für die Vermischung von byzantinisierenden und nordalpinen Formen am Ende des 12./Anfang des 13. Jahrhunderts.134 Erneut waren es allein die farbigen Miniaturen der letzten Phase, also vor allem die Podest—-Darstellungen, die im Beitrag von Paolo d’Acona von 1925 behandelt wurden.135 Er beschrieb die Miniaturmalerei des 13. Jahrhunderts als Ausdruck einer Zeit des Übergangs, unter Vorherrschung von byzantinisierenden Formen, die sich mit den »neuen« Formen der Gotik verbanden, in den Miniaturen der Annalen von Caffaro erkannte er eine Vermischung von »¦l¦133 Offenbar hatte er die Annalen von Genua bei einer Ausstellung im Louvre (Nr. 985) gesehen. Wulff (1904), S. 95, FN 9, behauptet eine Vorzeitigkeit der Buch- vor der Tafel- und Freskomalerei im Bezug auf diese neue – klare – Farbigkeit angeht: »Denn jene bunte Farbengebung mit dem charakteristischen Vorwalten der hellen reinen Grundfarben ist der italienischen Miniatur schon im Ducento eigen und kann daher nicht aus der Tafel- oder gar aus der Wandmalerei übernommen sein […] Ja, sie hat sich vielleicht schon im 12. Jahrhundert, wie es scheint, in Oberitalien entwickelt und nicht erst unter dem Einfluss der französischen wesentlich abweichenden Farbenskala, wenn diese auch zu einer stärkeren Verwendung des Blau und Rot, das sie ebenso bevorzugt […] die Anregung geboten haben wird.« 134 Toesca (1912), S. 151, FN 4. 135 Die Federzeichnungen aus den beiden ersten Teilen der Annales Ianuenses (Caffaro und Obertus,) werden gar nicht bearbeitet und tauchen allein illustrativ auf. Beispielsweise in Gina Fasolis »Feudo e Castello« (1973), wo fünf der von Genuesen erworbenen Kastelle auf der ersten Bildtafel, die auf S. 290 folgt, abgebildet sind. Die Bildunterschrift lautet: »I castelli dell’Oltregiogo conquistati dai genovesi nel corso del secolo XII: Fiaccone (oggi Fraconalto), Voltaggio, Montalto, Parodi, Aimelio. Figurazioni a margine del Codice parigino di Caffaro, oggi all’Archivio di Stato di Genova.« Durch den Fehler in der Lokalisation des Codices wird deutlich, dass auch Gina Fasoli nicht mit dem (Pariser) Original arbeitete, sondern entweder das Faksimile von 1899 oder aber einen Druck (FSI oder MGH) nutzte. Vgl. auch Pesce (1963), der einige Reproduktionen bringt, aber erneut die Annales Ianuenses in das Archivio di Stato von Genua verortet: S. 16, Lucius II erlässt den Genuesen die jährliche Tributzahlung (Kat. Nr. 22), S.18, Ausschnitt aus der Autorenminiatur mit Caffaro, S. 22 und 23: die Darstellungen von Tortona (Kat. Nr. 35), Ventimiglia (Kat. Nr. 18), Montalto (Kat. Nr. 13) und Rivarolo (Kat. Nr. 14) als Vergleichsbeispiele für die Kastelldarstellungen auf den Genueser Münzen.

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ments byzantins et exotiques«.136 Erst in dem Katalog der italienischen Handschriften der BibliothÀque nationale de France aus dem Jahr 1984, bearbeitet von Francois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset, wurde der gesamte Codex beschrieben und datiert.137 Der dort erstmals vorgeschlagene Zusammenhang einer um die Annales Ianuenses zu gruppierenden Buchmalereischule von Genua aber wurde kaum rezipiert oder weitergeführt, meines Wissens griff erst Valeria Bertolucci Pizzorusso im Jahr 2003 die Idee auf, konnte sich aber nicht wirklich durchsetzen: viele der von FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset und Valeria Bertolucci Pizzorusso nach Ligurien verortete Handschriften wurden und werden weiterhin als Beispiele für die süditalienische, höfische Schule um Friedrich II. angesehen.138 Dies liegt wohl daran, dass die Forschung zur italienischen Buchmalerei erst spät begann, sich den Randzonen zu nähern. Neben den großen Zentren des 13. Jahrhunderts, wie Bologna, das aufgrund seiner Universität führend in der Buchproduktion war, oder auch dem Süden um Friedrich II., sind Genua und Rom von der Forschung lange Zeit fast vollständig ignoriert worden.139 Basierend auf der relativ sicheren Chronologie der Miniaturen in den Annalen konnten die Verfechter einer Genueser Buchmalereischule einige Aspekte der Genueser Buchproduktion im 13. Jahrhundert rekonstruieren; charakteristisch sei der nordisch-gotische, präziser der französische Einschlag, der sich nirgendwo stärker als in Genua zeige.140 Die im Pariser Handschriftenkatalog von 1984 formulierten Datierungen und Beschreibungen der Annales Ianuenses sind hingegen von der nachfolgenden 136 D’Acona (1925), S. 13. 137 1988 widmete sich Marie-Th¦rÀse Gousset erneut der Ausstattung der Annales Ianuenses, diesmal aber ausschließlich den sehr späten Initialen auf fol. 33–64v, die sie mit Bibeln und anderen liturgischen Büchern, u. a. der schon genannten Bibel ms. lat. 43 aus der BibliothÀque nationale de France und dem Antiphonar Masson 126 in der Êcole des Beaux-Arts, Paris verglich und sie dem Skriptorium der Dominikaner von Genua zuschrieb, Gousset (1988), S. 150. 138 Bertolucci Pizzorusso (2003), auf S. 197 ein Verzeichnis der in Frage kommenden Handschriften. 139 Manuscrits (1984), S. XI. 140 Manuscrits (1984), S. 23/24 mit den Vergleichswerken, v. a. um die Bibel BibliothÀque nationale de France ms lat. 42. Dem Meister der Bibel lat. 42 und seiner Werkstatt konnte ein Exemplar der Moralia in Iob in Mailand, Biblioteca Ambrosiana, ms. B 39 inf und sechs Bibeln zugeschrieben werden: ms. Douce 113 in der Bodleian Library in Oxford, der Cod. Aa 80 in der Hessischen Landesbibliothek, Fulda, die Handschrift ms. 434 in der BibliothÀque municipale in Lyon, der Cod. 5.2. Aug. fol. 2062 der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel, die Bibel ms. 2 der Niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover und der ms. 1 der BibliothÀque municipale in Toulouse. Hinzu kommen sechs liturgische Bücher zwischen dem dritten Viertel des 13. und dem ersten Viertel des 14. Jahrhunderts: zwei Antiphonarien: Masson 126 der BibliothÀque de L’ðcole des Beaux-Arts in Paris und W 64 der Walters Art Gallery in Baltimore; sowie drei weitere Manuskripte, die wahrscheinlich aus dem Konvent San Domenico in Genua stammen und nun in Santa Maria di Castello aufbewahrt werden: ein Antiphonar E und die Gradualen A und D.

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Forschung unhinterfragt übernommen worden. Bei der Charakterisierung des Stils blieb man auf den schon früh bezogenen Positionen: In seinem Überblicksartikel zur Malerei des ligurischen 13. Jahrhunderts bezeichnete Giovanni Romano die Miniaturen der Annales Ianuenses als »punto di riferimento emblematico« für den Kulturwechsel und die Verflechtungen, die das Duecento in Genua charakterisierten.141 In der Darstellung von Caffaro und Macobrius sah er die Belebung überkommener romanisch-antikisierender Formen durch eine stilistische Spannung zum Gotischen hin und verglich sie mit den Figuren auf dem silbernen Schrein für Johannes den Täufer im Domschatz von Genua oder dem bemalten hölzernen Kastenreliquiar in Santo Stefano. Auch er ignorierte die Federzeichnungen vollständig und fokussierte allein auf die späten Darstellungen der Podest—, die ihm zufolge von einem Maler ausgeführt wurden, der mittelitalienisch geprägt war, und dem Umkreis der Schule entstamme, in der auch Giunta Pisano seine ersten Schritte getätigt haben könnte. Erneut basierend auf den Beobachtungen zum Autorenbild und dessen »inedita tensione stilistica, in direzione gotica«, zeichnete Clario di Fabio zwei Jahre später ein Bild vom genuesischen Kunstschaffen, das sich ideologisch, ikonographisch und formal von allen [romanischen] Konventionen und Vor-Bildern löste. Auch Clario di Fabio nannte die beiden möglichen Vergleichswerke aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts, den Reliquienkasten für Johannes den Täufer aus dem Domschatz und das Reliquiar für die Hand des Heiligen Stefanus in Santo Stefano. Dabei verband er mit dem Stilbegriff des »Gotischen« Vorstellungen einer neuen Art von Narrativität, die sich »bürgerlich-städtisch« (und damit wohl »kommunal«), gegenwärtig und volkssprachlich äußere.142 An wenigen weiteren Stellen fanden die Bilder der Annales Ianuenses Beachtung, so zum Beispiel, wenn die frühen Miniaturen als Zeichen eines unmodernen Verharrens in einer überkommenen Bildsprache gedeutet wurden und als Beleg dafür galten, dass sich Genua nicht den neuen pisanisch-lucchesischen Strömungen der Malerei öffnete: L’arte di Maestro Guglielmo [es geht um die Croce dipinta von 1138 aus dem Dom von Sarzana] non giunse nella Liguria vera e propria e tanto meno a Genova ove si continuý, con le pagine miniate negli Annali di Caffaro, a meditare sulle fragili grafie tutte bizantine, anche se con uno stile ›di rapido colorito‹ (miniature dell’ultimo quarto del

141 Romano (1985), S. 7. 142 Di Fabio/Dagnino (1987), S. 93 und 98: »E proprio in essi [den Annales Ianuenses], nelle illustrazioni miniate pi¾ antiche (1166–1173), si capta un netto discostarsi dai formulari e dalle convenzioni romaniche e l’avvio di una pi¾ umanizzata, ›civica‹ e colloquiale narrativita che si puý definire ›naturaliter gotica‹.« Die stilistische Nähe der frühen Zeichnungen der Annales Ianuenses zum Täufer-Reliquiar aus dem Domschatz betonte Clario Di Fabio erneut in einem späteren Aufsatz: Di Fabio (1999), S. 119/120.

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XII secolo) o ad imitare il gusto francese ormai goticheggiante (miniature aggiunte dal 1270).143

1992 (zum 500. Jubiläum der Entdeckung Amerikas) kam es zu einer Sichtung der ligurischen Handschriftenbestände, die im Rahmen der Ausstellung Coro. Corale. Convento. I codici liturgici in Liguria dal 1170–1699 im Palazzo Ducale von Genua präsentiert wurden.144 Die ligurische Handschriftenexpertin Anna De Floriani war federführend bei der Aufarbeitung der Bestände und ihrer Ausstellung. Die profanen Handschriften wurden dabei leider nicht systematisch in den 250 Titel umfassenden Corpus aufgenommen, die Bedeutung der Annales Ianuenses für die Geschichte der ligurischen Handschriften aber machte es unmöglich, sie vollständig zu ignorieren. In deren Zeichnungen erkannte Fulvio Cervini un livello qualitativo medio-alto di una pittura sul libro evidentemente concepita a Genova da miniatori operosi sul posto, e per destinatari genovesi, in un arco di tempo compres fra il 1166 e il 1240 ca.145

Ihm zufolge bezeugen die Miniaturen die vielseitigen Rezeptionen der Genueser Buchmaler, die neben suggestioni bizantino-mediterranee auch ricordi romanici centroitaliani und tangenze protogotiche von französisch-rheinländischer Herkunft aufnahmen; Rezeptionen, die sich aber niemals als riferimenti puntuali äußerten, sondern nach genuin-genueser Art zu einem neuem Geiste zusammengeführt wurden. Wenig Neues brachten weitere Beiträge von Anna De Floriani, die meist der von FranÅois Avril und Marie-Th¦rÀse Gousset vorgeschlagenen Datierung folgten, wenngleich sie erneut nur drei zeitlich getrennte Miniaturengruppen unterscheiden wollte: eine erste zwischen 1166–1173, zu der sie vor allem die »protogotische« Miniatur am Anfang mit Caffaro und Macobrius zählt, eine zweite zwischen 1173 und 1190 und eine dritte »um 1200«, die die Podest—bilder umschließt.146 In einem Beitrag von 2011 würdigte die Autorin die Pariser Handschrift der Annales Ianuenses erneut als »un’arte di contenuto storico e di valenza celebrativa ma sopratutto documentario« und datierte den Beginn der Arbeiten an der Handschrift erneut »subito dopo la morte dello storico (1166) per ordine del Consiglio della Republicca«.147 Zum Illustrationsschema, das – entgegen herkömmlicheren Formen, die die Bilder in den Textspiegel integriert oder ihnen eine ganze Seite reserviert – bei den frühen Annalisten die Zeichnungen an den Rand rückt, verweist sie auf eine Bibel, die 143 Torriti (1987), S. 27. 144 Leider erschien zur Ausstellung kein ausführlicher Katalog, sondern nur eine kurze Broschüre, Coro (1992); die Ausstellung besprochen von Cervini (1992b). 145 Cervini (1992b), S. 844. 146 De Floriani (2005b), S. 143. 147 De Floriani (2011), S. 36.

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sich in Genua in der Biblioteca Berio befindet, aber auch auf byzantinische Handschriften und Psalter, die reiche Zyklen am Seitenrand seit dem 11. Jahrhundert aufweisen können.148 Anna De Floriani nutzte hier die Autorenminiatur von Caffaro und Macobrius auf fol. 1r, um Wandmalereien aus der Kapelle des Heiligen Augustinus an der Kirche San Maria della Cella in Sampierdarena zu datieren und verglich dabei die Köpfe von Joseph und Maria in der Flucht nach Ägypten mit dem Kopftypus der Annales Ianuenses.149 Dieser zusammenfassende Überblick zeigte, dass die Zeichnungen der Annales Ianuenses vor allem im Rahmen stilistischer Argumentationen betrachtet wurden; ikonographische und weiterführende inhaltliche Überlegungen zu den Illustrationen stellte allein Peter Seiler in seiner Dissertation von 1989 zu den mittelalterlichen Reitermonumenten in Italien an, als er die Miniatur des reitenden Podest— Lazaro Gerardini aus Lucca als Vergleichsbeispiel für den Guidoriccio in Siena heranzog. Bei seiner Diskussion der möglichen motivischen Vorbilder des Freskos mit der Darstellung des Feldherren im Palazzo Pubblico von Siena aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hinterfragte er die geläufige Deutung des Bildes als »monumentales Feldherrenporträt«, das dazu bestimmt war, den siegreichen Guidoriccio für seine im Bildhintergrund veranschaulichte militärische Tat zu ehren. Dieses, wie auch die anderen erhaltenen oder durch Quellentexte zu rekonstruierenden Fresken sind ihm »… ein Ensemble von ›Chronikbildern‹, die auf den traditionellen ikonographischen Formularen und Darstellungskonventionen dieses Bildgenres basierten.«150 Die schlechte Bearbeitung und Publikation der Zeichnungen der Annales Ianuenses sowie die insgesamt geringe Berücksichtigung ligurischer Kunst sind wohl mit Grund dafür, warum sie in Überblickswerken, die Fragen der Chronikillustration im

148 De Floriani (2011), S. 37; hier tauchen auch erstmals gute Abbildung des Pariser Codices auf, Abb. 9, 10, 11 und 12. Genua, Biblioteca Berio, Bibbia Atlantica, so z. B. fol. 300v, wo sich die vier Evangelisten am Rand finden. 149 De Floriani (2011), S. 42/42. 150 Seiler (1989), S. 79. Seiler leitet den Begriff des Chronikbildes von Hager (1939), S. 72/73 ab: »In seiner typologischen Studie zum geschichtlichen Ereignisbild bezeichnet Werner Hager diejenigen Ereignisbilder als Chronikbilder, die im Zusammenhang meist sehr umfangreicher historischer Bildserien auftreten, deren Handlungsschilderungen eine feste Typik aufweisen, ›in ihrer verhältnismäßigen formalen Ungeschlossenheit den Betrachter beständig von einer Darstellung zur nächsten‹ weiterführen und ›infolge der ganz bestimmten Begrenzung ihrer Ausdrucksmittel nie ganz ohne begleitenden Text verständlich‹ werden. Hager bringt den Begriff innerhalb seiner Studie freilich nicht konsequent und systematisch zur Anwendung, was vor allem innerhalb von Kap. V. ›Italien und die Renaissance‹ deutlich wird; ich benutze den Begriff ›Chronikbild‹ im Folgenden für alle historischen Ereignisdarstellungen, deren ikonographische Konzeption auf den Darstellungsformularen und den vor allem durch motivische Abbreviaturen geprägten Darstellungskonventionen mittelalterlicher Chronikillustrationen und Bilderchroniken basiert.«

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Rahmen profaner Buchmalerei behandeln, gar nicht genannt werden.151 Die geringe Beachtung der Zeichnungen und Miniaturen zu den Annales Ianuenses mag dabei auch mit dem Aussehen und der Ausführung der frühen Zeichnungen zusammenhängen, da gerade die Bilder am Rand der ersten beiden Autoren ungerahmte Federzeichnungen in brauner Tinte sind und damit einem »niedrigen« Anspruchsniveau entsprechen, die Forschungen zur Buchkunst sich aber in der Vergangenheit gerne und zumeist mit den Filetstückchen der Miniaturmalerei beschäftigte, zumeist auch klösterliche Skriptorien den städtischen vorzog, und erst in den letzten Jahren profane Bildprogramme mehr Aufmerksamkeit bekamen.152

151 So auch nicht in der 2005 erschienen Habilitationsschrift von Claudia Annette Meier, die sich mit den »hochmittelalterlichen bebilderten Universalchroniken und vergleichbaren Geschichtswerken« befasste und eine zeitliche, qualitative Entwicklung dieser Illustrationsschemen erkennen wollte, Meier (2005), S. 13, (Von den Anfängen der Chronikillustration zu den narrativen Bilderzyklen in den Weltchroniken des hohen Mittelalters). Vgl. auch Meier (1998); bei Meier findet sich das Stufenmodell: Wort – Schema – Narration, S. 18: »Eine zunächst hypothetische Entwicklung, die sich – gerafft – von unterschiedlichen genealogischen Schemata über Repräsentations- und Ereignisbilder zu narrativen, vielbildrigen Zyklen steigert, soll dokumentiert und diskutiert werden.« Auch Bussmann (2006) nimmt eine solche Entwicklung an, wenn er von »Historisierungstendenzen« spricht (vgl. S. 335–343). In der hier vorliegenden Analyse der Annales Ianuenses wird diese schon lange und umfangreich von der kunsthistorischen Forschung diskutierte mögliche »Entwicklung« einer profanen Chronikillustration von schematischen hin zu narrativen Illustrationsformen bewusst ausgespart, da es aufgrund der desolaten Überlieferung und der teilweise wahllos zusammengestellten Beispiele aus unterschiedlichen Gattungen/Bereichen wissenschaftlich gänzlich unmöglich ist, das behauptete, chronologisch/qualitative Fortschreiten auch nur zu beobachten. 152 In Italien dominieren (wie andernorts auch) die monastischen Skriptorien die Buchherstellung bis ins 12. Jahrhundert. Im Norden sind die Klöster Bobbio, Nonantola und Polirone von Bedeutung, in Mittelitalien Farfa, Subiaco, Sant’Eutizio in Val Castoriana, oder südlicher noch Montecassino, Capua und Benevent. »Im Verlauf des elften und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts kamen neue Skriptorien hinzu, zum Beispiel auf der Insel Gorgona vor Pisa, oder in Rom bei Santa Cecilia und San Gregorio in Celio, in Cava dei Tirrheni und Sant’Angelo in Formis.« Augustyn (2004), S. 167. Ab der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wurden dann auch städtische Werkstätten wichtiger. Berg (1968), S. 218–220; Bertelli (1987), S. 640/641.

4.

Imagination und Festschreibung des Territoriums. Die Kastelldarstellungen zum Chroniktext

In diesem Kapitel wird die Variantenbreite der Schrift- und Bildpraktiken untersucht, deren sich die Kommune Genua bei der Erschaffung eines Herrschaftsraums, beim Ausgreifen der Stadt in das umliegende Land zur Konsolidierung des contado bediente. Dabei stehen die unterschiedlichen Formen und Medien der territorialen Beschreibung von Raum im Mittelpunkt des Interesses: die Annales Ianuenses erzählen von Jahr zu Jahr fortschreitend die Taten der Einwohner der Stadt. Oftmals berichten sie von Kriegszügen, die die Kommune unternahm, um ihre Handelswege zu sichern, das Umland zu befrieden und die Kontrolle über das umliegende Gebiet zu erlangen. Dem historiographischen Text kam dabei nicht allein eine beschreibende Funktion zu, er diente zugleich der schriftlichen Fixierung der Erinnerung an die Siege, an die Ankäufe und die Pakte, die sukzessive dazu beitrugen, den contado zu erschaffen. In diese Narration wurden Hinweise auf weitere dokumentarische Schriftstücke in Genua inseriert, so dass ein Netzwerk von pragmatischer Schriftlichkeit zur Rechtssicherung innerhalb der Kommune sichtbar wird.153 Zugleich bezeichnen kleine und variantenreiche Bilder von Kastellen am Rand des Textes der Annales Ianuenses die bedeutendsten Gebietszuwächse der Kommune Genua im 12. Jahrhundert. Diese icons akzentuieren ausgewählte Teile der Annalen, or153 Zur Bedeutung der Schrift bei der rechtlichen Beschreibung und Sicherung von Land schon vor 1100 vgl. Geary (1999) mit weiterführender Literatur; Kuchenbuch (1997), S. 264: »In den grundherrlichen Zeugnissen des späten 11. und 12. Jahrhunderts, mehr über sie verstreut als in ihnen einzeln konzentriert, ist vielerei Steigerung und Entfaltung zu erkennen: mehr Deutlichkeit (Über-Sichtlichkeit) in Schriftbild und Ordination, genauere und sprachlich gewandtere Beschreibungen (der locus wird zum situs), zunehmende Formstrenge und Folgerichtigkeit im Gebrauch von Ordnungsbegriffen, häufigere Reflexion und Expliziertheit in der Haltung zur Sache und zum geschriebenen Ganzen sowie seinen Teilen, die bewußtere Verwendung mundartlicher Ausdrücke, der konsequente Gebrauch von Abstrakta beim Verzeichnen und Ordnen von Schriftstücken, Rechtsformen, Rentenverhältnissen und Besitzstrukturen, schließlich zunehmend vergleichende, wertende und berechnende Ausdrucksweisen bis hin zur Subsumtion entscheidender Inhalte unter eine Ordnungskategorie, einen Index.« Zum Genueser Fall vgl. auch Rovere (2009), v. a. S. 515–517.

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ganisieren damit die Masse der dort verbuchten Informationen zur leichteren Handhabung und sind zugleich Zeugnis für die Rezeption des Textes durch Nutzer, die sich dieser visuellen Marker bedienten, um jenseits des chronologischen, parataktischen Textflusses ein zweites Ordnungsschema über die historische Narration zu legen.154 Territorium wird hier nicht als eine vorhandene und unveränderliche Entität, sondern als ein geschaffener politischer und sozialer Raum verstanden, der erobert, beschrieben und befriedet werden konnte und der politisch zentral auf die Kommune Genua ausgerichtet und geordnet werden musste.155 Dieser Herrschaftsraum kann als der Geltungsbereich einer bestimmten Rechtsordnung beschrieben werden, die die dort lebenden Bürger durch die gleichen Rechte eint. Diese Vorstellung findet sich schon in dem eingangs zitierten Privileg von 958 von Berengar II. und Adalbert an alle Einwohner der civitas Ianuensi, die nach ihren consuetudines, also nach ihrem Gewohnheitsrecht, lebten und in dem von Markgraf Alberto ausgestellten Dokument von 1056, das wiederum alle Einwohner innerhalb der Stadt Genua umschloss.156 Dieser Raum erhält eine zweite, expansive Qualität, wenn er auch als Mittel der politischen Ordnung verstanden wird und dabei einen sich ausdehnenden Herrschaftsbereich bezeichnet. Hier wird erneut die gemeinschaftliche Rechtsprechung territorial eingesetzt, mit dem Ziel, den vergrößerten (Rechts-)Raum zu vereinheitlichen und damit zu verstetigen.157 In Genua im 12. Jahrhundert ver154 Vergleichbares findet sich in einer Handschrift der Descriptio terrae sanctae des Dominikaners Buchard von Monte Sion, Florenz, der Ende des 13. Jahrhunderts im Heiligen Land reiste: die Abschrift entstand um 1300 (die Descriptio wurde wohl um 1284 verfasst) in der Biblioteca Medicea Laurenziana, Plut. 76.56, fol. 74r, Baumgärtner (2012a), S. 483: »Als figürliche Glossierungen akzentuieren und visualisieren sie [die Piktogramme von Gebäuden am Rand der Handschrift] die im Fließtext verborgenen Toponyme. Die Randbemerkungen tragen dazu bei, die komplexe Beschreibung mit den kartographischen Lokalisierungen zusammenzubringen, die Erzählung topographisch zu verorten.« Eine Abbildung dort auf S. 503. 155 Vgl. Belina (2013), S. 88–98, der Territorium als Raumform stets als Resultat eines Territorialisierungsprozesses beschreibt und betont, dass dieser Prozess immer mit einem konkreten Inhalt und Ziel (z. B. der Ausübung von Herrschaft, der Sicherung von Profit oder der Befriedung) abläuft. 156 Vgl. S. 30 sowie Epp (1998), S. 583–588. Der Beitrag entstand im Rahmen des 30. Kölner Mediävistentags im Jahr 1996 und bezeugt die Hinwendung zum Raum als Forschungskategorie. Zum spacial turn vgl. u. a. Raum (1998); Raum (2010); Raumkonzepte (2009); Rau (2013). Schon Weigel (2002) hatte auf die Rolle verschiedener Tagungen für die Übernahme dieser soziologischen Ansätze ins Umfeld der mediävistischen Tagung hingewiesen, so auf dem Historikertag Trier 1986 (Räume der Geschichte – Geschichte des Raums); dem Historikertag Kiel 2004 (Kommunikation und Raum); dem Kongress des französischen Mediävistenverbandes 2006 (Konstruktion von Raum im Mittelalter. Praktiken und Repräsentationen); sowie auf den DFG Exzellenz Cluster TOPOI. The Formation and Transformation of Space and Knowledge in Ancient Civilizations an der FU Berlin. 157 Sack (1983), S. 56, definiert Territorium als »the attempt by an individual or group to

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schränkten sich beide Bedeutungen, da die Kommune durch kriegerische Expansion, Ankäufe und Neugründungen nicht nur den eigenen Herrschaftsbereich ausdehnte, sondern zugleich viele Adlige des Umlandes dazu zwang, stadtsässig zu werden und sich damit durch Schwur und Wohnortnahme der Friedens- und Rechtseinung der Stadtgemeinschaft anzuschließen: somit griff die Stadt in den sie umgebenden Raum aus und holte ihn zugleich in die Stadt hinein – ein Prozess, der durch die ihn begleitenden Schriftmedien narrativ und rechtswirksam beschrieben und damit verstetigt wurde. Gottfried Wilhelm Leibniz formulierte in seinem dritten Brief an Samuel Clark, der als Vertreter des Newtonschen absoluten – auf antiken Vorstellungen basierenden – Behälterraums gelten kann: Was meine eigene Meinung anbetrifft, so habe ich mehr als einmal gesagt, dass ich den Raum ebenso wie die Zeit für etwas rein Relatives halte, nämlich für eine Ordnung des Nebeneinanderbestehens, so wie die Zeit eine Ordnung der Aufeinanderfolge ist.158

In diesem Zitat offenbart sich der vor allem durch die Raumsoziologie stark thematisierte Dualismus des wissenschaftlichen Raumbegriffes: Raum kann als eine eigenständige Größe verstanden werden, die unabhängig von Körpern und Handlungen existiert. In dieser Definition dienen Räume als Grundlage des Handelns unterschiedlicher Akteure, als eine Art von Bühne oder Behälter, auf der oder in dem die bewegten Handlungen stattfinden. Diesem absoluten Raumbegriff steht, wie bei Leibniz, eine relative Raumvorstellung gegenüber, die zudem davon ausgeht, dass Räume nicht unabhängig von Handlungen existieren können, dass Handlungen erst Räume erzeugen – und Raum damit das Ergebnis eines Prozesses der Anordnung sei.159 (Sozialer) Raum ist in der Nachfolge von influence, affect, or control objects, people, and relationships by delimiting and asserting control over a geographic area. This area is the territory.« Ebenso Sack (1986), S. 19; Epp (1998), S. 588–590. 158 3. Brief, § 4, geschrieben am 25. Februar 1715 (Leibniz), geantwortet (Clark) am 15. Mai 1716. ediert in Streitschriften (1966), S. 134 und in Raumtheorie (2006), S. 60–62, hier S. 61. Vgl. auch Gosztonyi (1976), Band 1, S. 355–374 (Das Raumproblem bei Leibniz) und S. 346 (zu Samual Clarke als Anhänger Newtons). 159 Vgl. dazu Läpple (1991a), S. 36, zur »Befangenheit in physikalischen Raumauffassungen«, der auf Ernst Cassirers Frage aus der Philosophie der symbolischen Formen (Cassirer (1954), S. 166/167) verweist: »Ist der Raum, ›in‹ dem sich uns die Dinge darstellen, eine einfache anschauliche Gegebenheit oder ist er vielleicht erst der Ertrag und das Ergebnis eines Prozesses der symbolischen Formung?« Schroers (2008), S. 155, betont nach Diskussion der Positionen von Bourdieu, Foucault und Deleuze/Guattari die Notwendigkeit, den relativen mit dem absoluten Raum zu versöhnen. Als drittes Raumkonzept kann ein ›phänomenlogisches‹ Verständnis genannt werden, das den Raum durch dynamische Wahrnehmungs-, Bewegungs- und Handlungsvollzüge leiblicher Subjekte (Wagner (2005), S. 193) erfahrbar macht. Wagner (2005), S. 177, betont auch die Bedeutung der Stadt als Ort von Schrift, Text und Archiv, und somit als Ort früher Textakkumulation und –speicherung. Vgl. auch de Certeau (1988), S. 219: »Diese Erfahrung ist das Verhältnis zur Welt […] in der Wahrnehmung […] drückt sie ›dieselbe wesenhafte [Zitat aus Merlau-Ponty (1964),

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Henri Lefebvre (1974) ein (soziales) Konstrukt, ein Produkt von kulturellen menschlichen Praktiken, wobei immer wieder die Imaginiertheit dieser Räume (von denen das Territorium eine mögliche Form ist) betont wurde.160 Territorium (in diesem Fall: der contado von Genua) ist dabei kein gesetzter, von außen begrenzter Ort, kein materiell vorhandener und statischer Behälterraum, sondern offenbart sich als Raum, der durch Handlungen formiert wurde – und zugleich auch Handlungen auslöste bzw. beeinflusste.161 Susanne Rau betonte den wissenschaftlichen Nutzen der Betrachtung von Räumen als hergestellte Objekte: »Räume als soziale Konstruktionen, die freilich auch eine materielle oder geographische Seite haben können, zu betrachten, heißt, nach Prozessen der Entstehung und Veränderung zu fragen.«162 Die folgende Analyse wird in diesem Sinne die Akteure dieser Raumbildung und die von ihnen genutzten Verfahren der Beschreibung und Fixierung untersuchen. Pierre Bourdieu verband 1991 den physischen mit dem sozialen Raum, in dem er zwar beide Raumkonzepte klar voneinander schied, zugleich aber betonte, dass der soziale Raum sich im physischen Raum realisiere – und somit erneut die Vorstellungen von Handlungen in einem Behälter aufrief. Martina Löw formulierte 2001 einen vergleichbaren Versuch, den Dualismus zwischen Behälterraum, in dem sich Handlungen abspielen und dem Raum, der erst durch Handlungen konstituiert wurde, dadurch zu versöhnen, dass sie einen sozialen Raum vorstellte, der sowohl durch materielle als auch durch symbolische Komponenten gekennzeichnet ist. So gelang es auch ihr, den prozessualen Raumbegriff mit den Strukturen und der Materialität eines geographischen S. 284–346] Struktur unseres Seins als Sein im Verhältnis zu einer Umgebung‹ aus – ein Sein, das durch ein Begehren gesetzt ist und das in den Raum einer Landschaft versetzt worden ist. Aus dieser Sicht ›gibt es ebensoviele Räume wie unterschiedliche Raumerfahrungen‹. Diese Sichtweise wird durch eine Phänomenologie des In-der-Welt-Seins bestimmt.« 160 Michel Foucault schied schon 1967 in seinem Aufsatz über Heterotopie, Foucault (1991) und Raumtheorie (2006), S. 317–329, den mittelalterlichen ›Ortungsraum‹ von einer frühneuzeitlichen ›Ausdehnung an Stelle der Ortung‹ und dem zeitgenössischen Raum ›in der Form von Lagerungsbeziehungen‹, S. 66/67. Auch er definierte Raum relativ, S. 67: »Wir leben nicht in einer Leere, innerhalb derer man Individuen und Dinge einfach situieren kann … Wir leben innerhalb einer Gemengelage von Beziehungen, die Plazierungen definieren, die nicht aufeinander zurückzuführen und nicht miteinander zu vereinen sind.« Lefebvre (2006), S. 330, spricht von dem physischen Naturraum als ›Bildhintergrund‹, als Rohstoff, auf den die Produktivkräfte der verschiedenen Gesellschaften einwirkten, um ihren Raum zu produzieren. De Certeau (2006), S. 345, definierte 1980 Raum als »ein Geflecht von beweglichen Elementen« und als einen »Ort, mit dem man etwas macht.« Vgl. weiterführend Schmid (2005); Belina (2007); Meyer (2007); Theory (2007); Engelke (2009); Raum (2010). Rau (2013), in der Einführung zur historischen Raumforschung, S. 8: »Räume [besitzen] letztlich nur als soziale Konstruktionen individuelle oder gesellschaftliche Relevanz.« 161 Vgl. zum Ausbau des Genueser contado Polonio (Feloni) (2003), S. 145–155. 162 Rau (2013), S. 192 /193.

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Raumes zu verbinden.163 Sie schied dabei den Darstellungsraum vom Ereignisraum – wobei sich ersterer durch das Anbringen von symbolischen Markierungen konstituiere, durch das Festlegen von Raum, in dem Güter und Menschen platziert wurden; der Ereignisraum dagegen bilde sich über Prozesse der Erinnerung, der Vorstellung und der Wahrnehmung.164 Durch Martina Löws Raummodell der (An)Ordnung von Lebewesen und Dingen werden in der Betonung der Wahrnehmungs-, Erinnerungs- oder Vorstellungsprozesse bewusst die Strukturdimension und die Handlungsdimension des Raumes miteinander verbunden. Auch von diesem Modell profitiert die folgende Analyse der Genueser Kastelldarstellungen in den Annales Ianuenses sowie des in Genua zu beobachtenden Umgangs mit unterschiedlichen Erinnerungsmedien. Geht es doch erstens um die reale, politische Eroberung des Raumes durch Aktionen (Expansion, Ankauf, Gründung) und zweitens um die schriftliche Fixierung dieser Territorialisierungsbemühungen durch neue Formen der pragmatischen Schriftlichkeit und die Besetzung des urbanen Raumes mit (Erinnerungs-)Zeichen, so dass die Verfahren der Rechtssicherung dieser territorialen Vorstellungswelten durch Beschreibung und Monumentalisierung offenbar werden. Die folgende Analyse der Genese des Genueser contado wird zeigen, dass sowohl die geographische Disposition Liguriens mit dem schmalen Streifen von Land an der Küste und den dahinter aufragenden Bergen sowie antike Straßenverläufe ebenso die Form und die Vorstellung des späteren Abstraktums Ligurien prägten, als auch die Handlungen der Akteure.

4.1. Die Kastelldarstellungen Caffaro begann seinen Bericht im Jahr 1099 mit der Schwureinung der Bürger in Genua und der darauf folgenden/daraus resultierenden Fahrt ins Heilige Land im Zuge des ersten Kreuzzuges, die in der Einnahme von Jerusalem kulminierte. Viele weitere Einträge schilderten die jährlichen Züge nach Outremer mit den dortigen Eroberungen. Der Text der Annales Ianuenses wie auch die ungefähr zeitgleich verfasste Schrift Caffaros Liber de liberatione civitatum orientes be163 Löw (2001), v. a. S. 224–230. Läpple (1991a), S. 41, stellt sich den ›gesellschaftlichen Raum‹ als eine materiell-physische Raumstruktur vor, die durch das »erdräumliche Beziehungsgefüge der Lagen und Standorte seiner körperlichen Objekte (also den menschlichen Artefakten, einschließlich der gesellschaftlich angeeigneten und kulturell überformten Natur, sowie den Menschen in ihrer körperlichen Leiblichkeit)« gebildet wird. Beide Forscher betonen die Transformierbarkeit dieser produzierten Räume. 164 Löw (2001), S. 159; S. 224–230 zur Vorstellung, Raum seine eine »relationale (An)Ordnung sozialer Güter und Menschen (Lebewesen) an Orten.« Orte sind konkrete geographische Stellen; sie werden zu Räumen, indem an ihnen Gegenstände oder Menschen platziert werden.

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richten zusammen über insgesamt drei Expeditionen der Genuesen ins Heilige Land, bei denen sukzessive wichtige Küstenstädte und Handelsstationen am Mittelmeer eingenommen wurden. Auch nach dem Ende des Ersten Kreuzzuges fuhr die Genueser Flotte regelmäßig in die Levante; die letzte dieser Eroberungsfahrten, auf Bitte König Balduins I. von Jerusalem im Jahr 1110 unternommen, führte zur Einnahme von Beirut.165 Direkt im Anschluss berichtet der Autor im selben Jahr von erneuten Eroberungen, diesmal aber nicht im Heiligen Land, sondern – ein neues Motiv – in der Umgebung von Genua: von der Einnahme von Burgen dort landsässiger Adliger und dem Aufbau von Befestigungsanlagen. Der Eintrag lautet: Im Jahr 1110 wurden die besiegten Kastelle von Lavania [Lavagna], Pedenzuca und andere, deren Herren den Genuesen Widerstand leisteten, auf ewig der Kommune von Genua übergeben. Außerdem ließen die Konsuln zur Ehre der Stadt Genua die Burg Portovenere erbauen.166

Was hier von Caffaro scheinbar nebensächlich erzählt wird, berührt einen der zentralen Punkte der frühen kommunalen Entwicklung: dem Streben der Kommune nach der Eroberung des, und damit verbunden der Kontrolle über den, contado.167 Das langsame, additive Ausgreifen der Stadt in ihr Umland sowie die Expansion in die Küstenregionen wie auch über die Bergpässe wurde von dem Geschichtsschreiber und seinem Nachfolger, Kanzler Obertus, Jahr für Jahr aufgelistet. Die im Liber Iurium als Kopie erhaltenen Dokumente über Gebietszuwächse stützten und beglaubigten diesen Bericht, so dass ein Netzwerk verschiedener Texte von städtischer Schriftlichkeit erkennbar wird.168 165 Scarsella (1942), S. 42, betonte, dass nach der Einnahme von Beirut die folgenden zwölf Jahre von den Seerepubliken genutzt worden, die Eroberungen zu ordnen und das Herrschaftsgebiet auszubauen (»ordinare e rafforzare il dominio«). 166 Annali Genovesi (1890), S. 15: »in prefata compagnia castra Lavanie, Pedenzuca et cetera, domini eorum Ianuensibus resistebant: victa, comuni Ianue in perpetuo tradita fuerunt. Preterea predicti consules ad honorem civitatis Ianue castrum Portus Veneris edificare fecerunt.« 167 Bordone (2002a), S. 240, bedauert die schlechte Quellenlage zum territorium civitatis vor der Zeit der kommunalen Entwicklung. Guglielmotti (2002), S. 304 und 327; Pavoni (2002), S. 433, unterstreicht die engen ökonomischen und sozialen Verbindungen zwischen comitato/Diözese und dem Hauptort Genua schon vor der Einrichtung der Kommune. Pavoni (1985b), S. 9, verweist aufgrund der beobachteten Auswechselbarkeit der Begriffe districtus und episcopatus auf die »comune della compagna« als Schwureinung im Rahmen der städtischen Kirche und des Bischofs. Polonio (Feloni) (2003), S. 145–155; Dartmann (2012), S. 218–220, zum contado Ausbau von Genua. 168 Polonio (Feloni (1964), S. 6–10, zu den in Genua erhaltenen libri iurium und folgend weiteren Quellen (Annales Ianuenses S. 19–28); Cagnana/Cardini/Vignola (2010), S. 30, sprechen von den Annalen und dem Liber Iurium als »le prime fonti ufficiali del Comune, che registrano le tappe della progressiva costruzione di uno stato regionale.« Francesconi (2011), S. 516, erkennt eine doppelte Aufgabe in den libri iurium: »alla funzione di deposito, di raccolta e di contenitore degli iura vantati dal Comune si univa quello di agente e di

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Neben den zitierten Text mit der Schilderung der Unterwerfung von mehreren Kastellen und dem Bau einer Befestigungsanlage hat der Schreiber/ Zeichner eine Burg gesetzt, die er durch die Beischrift klar als castrum Portus Veneris definierte (Kat. Nr. 4). Auffällig ist, dass er nicht ein einfaches und damit beliebiges Zeichen für »Haus« wählte, sondern sich um eine erstaunlich detaillierte Schilderung bemühte: das Kastell von Portovenere befindet sich der Zeichnung nach auf einem von Meer umspülten Felsen, erkennbar ist die umgebende Mauer mit einem Tor. In seiner Mitte erhebt sich der Befestigungsturm, dessen Spitze mit der Genueser Fahne beflaggt ist.169 Die Burg von Portovenere ist nicht die einzige Befestigungsanlage, die in den Annales Ianuenses bildlich dargestellt wurde: von den insgesamt 79 Randzeichnungen, die den Text zwischen 1099 und 1173 begleiten, sind 35 Orte durch individualisierte Abbreviaturen präzise bezeichnet worden.170 Innerhalb dieser 35 Orts-Zeichen lassen sich drei Gruppen unterscheiden: erstens allgemeine Geschichtsorte, zweitens kriegerische Eroberungen und Aktionsräume Genuas von außenpolitischer Bedeutung sowie drittens innenpolitisch relevante Eroberungen und Gründungen innerhalb des Genueser Territoriums. Die erste Gruppe der allgemeinen Geschichtsorte ist die zahlenmäßig kleinste und zeigt Städte, die eine wichtige Rolle in der Auseinandersetzung zwischen den Kommunen mit Friedrich I. Barbarossa spielten. Insgesamt lassen sich fünf Städte dieser Gruppe zuordnen, es handelt sich dabei um die durch Friedrich I. Barbarossa zerstörten Städte Tortona (Kat. Nr. 35),171 Crema (Kat. Nr. 37), Mailand (Kat. Nr. 38), das belagerte Ancona (Kat. Nr. 57)172 sowie das durch die Lega als antifriederizianischer Ort angelegte Alexandria (Kat. Nr. 65).173

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strumento di una nuova coscienza politica.« Er spricht dem liber iurium eine forza generativa bei der Erschaffung des städtischen Raumes zu. Allgemeiner zum Zusammenhang von Praktiken des Aufschreibens und den Veränderungen in der Gesellschaftsorganisation vgl. die klassische Studie von Goody (1986), v. a. S. 87–126 zu den Auswirkungen von Verschriftlichungsprozessen auf die Verwaltung; Kuchenbuch (1997), v. a. S. 237–262 zu »Schriftzeugnissen ruraler Einkommensicherung« im 12. Jahrhundert (vor allem in nordalpinen Bereich, im Umfeld der Mönchsorden); Maire Vigueur (2010), S. 19/20. Von diesem castrum vetus ist nichts mehr erhalten, die heute sichtbare Befestigungsanlage von Portovenere stammt aus dem 16. Jahrhundert, Castelli (1972), Band 2, S. 648–655. Guglielmotti (2013), S. 32/33, wertet den Bau von Portovenere als »chiaro avviso che la citt— intende contrastare tutte le presenze locali e intermedie« (mit Blick auf die 1109 durch Graf Bertrand von Saint-Gilles erteilten Schutzprivilegien zwischen Nizza und Portovenere) und deutlich begrenzendes Zeichen gegen die expansive Politik Pisas. Scarsella (1942), S. 117, betont die Bedeutung Tortonas als wichtiger Station auf der Strecke zwischen Genua und Mailand, dessen Zerstörung auch Einschränkungen für den Handel bedeuteten. In einem Vertrag von 1157 verpflichteten sich die Einwohner von Tortona für 20 Jahre, Frieden mit Genua zu halten, die Personen und Sachen zu schützen und die Hälfte der Burg von Montaldo zurück zu geben, wie auch, sich an den Kriegszügen der Kommune zu beteiligen. Libri Iurium (1992a), Nr. 23, S. 35/36. Zum Jahr 1167, in den Annalen von Kanzler Obertus, Annali Genovesi (1890), S. 203.

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Abb. 5: Das zerstörte Mailand (Kat. Nr. 38), Annales Ianuenses, fol. 12r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Auch wenn diese Städte keinen direkten Bezug zu Genua haben, benennen sie doch wichtige Etappen im Kampf um die kommunale Freiheit um die Mitte des 12. Jahrhunderts und bezeugen so die Berücksichtigung der an sich stark auf Genueser Belange fokussierenden städtischen Geschichtsschreibung von Ereignissen mit über-kommunaler Bedeutung, soweit diese auf die innerstädtischen Belange rückwirkten.174 Die zweite Gruppe der kriegerischen Eroberungen und Aktionsräume Genuas von außenpolitischer Bedeutung soll hier nur kurz benannt werden, da sie ausführlich im fünften Kapitel analysiert wird.175 Bei diesen Randzeichnungen handelt es sich um Orte, die außerhalb von Genuas näherem Einzugsgebiet lagen und an denen meist mehrere Mächte Interesse hatten. Oftmals sind dies Orte des Sieges im Kontext der Rückeroberung von

173 Annali Genovesi (1890), S. 213. Die Lega Lombarda sandte an Genua einen Brief und Boten, um die Stadt in ihren Bund aufzunehmen; im Anschluss an diese Schilderung folgt die Stelle mit Alexandria, Coleman (2012) zu weiteren zeitgenössischen Quellen. 174 Vgl. dazu Haug (2014), S. 208 und 215. 175 S. 204–219.

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muslimisch beherrschtem Territorium vor und während des ersten und zweiten Kreuzzuges in der Levante und in Spanien.

Abb. 6: Jerusalem (Kat. Nr. 2), Annales Ianuenses, fol. 2v, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Mit der Darstellung von Jerusalem (Kat. Nr. 2) setzt diese Reihe der OrtsZeichen ein, es folgen weitere Eroberungen und Expansionsziele Genuas wie Korsika, sowohl die Insel gesamt (Kat. Nr. 10) als auch das dortige Kastell Sant’Angelo (Kat. Nr. 12), die Insel Menorca (Kat. Nr. 24), die spanischen Städte Almaria (Kat. Nr. 25), Tortosa (Kat. Nr. 26) und Torres in Sardinien (Kat. Nr. 46). Diese Schauplätze dokumentieren den genuesischen Kampf um die Kontrolle des tyrrhenischen Meeres und den Handel mit Spanien. Die dritte Gruppe umfasst die Darstellungen von innenpolitisch relevanten Eroberungen und Gründungen innerhalb des Genueser Territoriums und ist mit zweiundzwanzig Orten die größte und damit rein zahlenmäßig die am stärksten vertretene.176 Neben dem Text von Caffaro werden Portovenere (Kat. Nr. 4), Vol176 Drei Markgrafschaften (Aleramiden als Markgrafen von Montferrat und Saluzzo (= Marca Aleramica), die Markgrafschaft von Ivrea (= Arduina nach Arduin von Ivrea) und die

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taggio (Kat. Nr. 7),177 Fraconalto (Kat. Nr. 8), Montalto Ligure (Kat. Nr. 13),178 Rivarolo Ligure (Kat. Nr. 14), Ventimiglia (Kat. Nr. 18),179 Aimero (Kat. Nr. 19),180 Sestri (Kat. Nr. 23), Parodi (Kat. Nr. 27) und Noli (Kat. Nr. 32 und 34) dargestellt.181 Bei Obertus sind es Monleone (Kat. Nr. 42), Rocchetta (Kat. Nr. 44), Albenga (Kat. Nr. 45),182 Levanto (Kat. Nr. 47), erneut Parodi (Kat. Nr. 51), Chiavari (Kat. Nr. 60), Frascario (Kat. Nr. 69), Motrone (Kat. Nr. 72), Zerli (Kat. Nr. 75), ein Turm an der Via Regia (Kat. Nr. 76), Cogorno (Kat. Nr. 78) und Villafranca (Kat. Nr. 79). Die Größe dieser Zeichnungsgruppe bezeugt die Bedeutung, die die Kriege zur Kontrolle des contado für die junge Kommune im 12. Jahrhundert hatten – die politische Situation wurde nicht allein ausführlich im Text der Annales Ianuenses gespiegelt. Es waren vor allem auch die Zeichen am Rand, die diese Bedeutung auf den ersten Blick beim Durchblättern des Kodex erkennbar machten. Zu unterscheiden sind hier sowohl thematisch als auch chronologisch die Kastelle, die reine Gebietszuwächse bezeichnen von denen, die im Krieg mit Pisa – in einer späteren Phase nach der Jahrhundertmitte – umkämpft waren. Diese Unterscheidung ist zugleich eine Teilung zwischen der ersten (dem von Caffaro

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Markgrafschaft Ostligurien, auch Marca Obertengha, nach Oberto, Graf von Luni) sind als Feudalmächte an dem Gebiet beteiligt. Pavoni (1988), S. 243; Pavoni (1992), S. 183–200; Cagnana/Cardini/Vignola (2013), S. 31: Genua als superpotenza di respiro internazionale agierte hier ab dem 12. Jahrhundert als einigende Macht (elemento unificante del territorio) und baute sein Einflussgebiet vor allem aus wirtschaftlichen Interessen auf das Hinterland auf. Rinaldi (1993), S. 24, zur Marca Obertengha gehörend, im 11. Jahrhundert von den Adalbertini, Markgrafen von Gavi gehalten. 1121, im Zuge der Expansion ins Oltregiogo, verkauft Markgraf Alberto die Burg für 400 Lire. Allegri/Morgavi (1993), S. 6/7, an der via Postumia gelegen. 959 belehnt der Bischof von Tortona Giseprando den Markgrafen Lambert mit Gavi und Montalto: »Anche Genova, perý, si rese conto dell’importanza militare del castello, al tempo della sua ›espansione‹ oltre i Giovi, verso la pianura. […] A partire dal 1121, il disegno dei Genovesi fu quello di impossessarsi dei castelli posti sui due tronchi della Postumia: Fiaccone, Clapino, Mundasco, Pietrabissara e tramite acquisto dei marchesi di Gavi, Voltaggio. Nel 1128 Genova occupý, di Montalto, tanto la rocca quanto il sottostanto borgo.« Greppi (2008), S. 8; Dartmann (2012), S. 221–228. Eine heute zerstörte Burg, ehemals Carrosio (Caroxium, Carosium, Carosio), die zum Gebiet Oltregiogo gehörte. Carrosio wurde 950 Teil der Marca Obertenga, 1033 gehört sie zur Grafschaft/Bistum von Tortona, ging von dort als Lehen an die Markgrafen von Gavi und Parodi und wurde 1141 von der Republik Genua erobert, Rinaldi (1993); Benso/Ameri (2002), S. 5–8. Über die Annalen und den Liber Iurium lassen sich insgesamt 160 castra erschließen, Cagnana/Cardini/Vignola (2010), S. 30–34; vgl. Castelli (1972); eine gute Sammlung zu den castra in Ligurien bietet die Website http://www.mondimedievali.net/castelli/liguria.htm [zuletzt abgerufen 1. Oktober 2014]. Greppi (2008), S. 10.

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Abb. 7: Monleone (Kat. Nr. 42), Annales Ianuenses, fol. 68r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

verfassten Teil) und der zweiten Chronik (dem Teil, den Kanzler Obertus mit dem Berichtszeitraum 1164 bis 1173 schrieb). – Portovenere (Kat. Nr. 4): Im Jahr 1113 wurde das Kastell von den Konsuln der Kommune zur Ehre Genuas erbaut.183 – Voltaggio (Kat. Nr. 7): Im Jahr 1121 kauften die Konsuln von Alberto, Markgraf von Gavi, die Burg für 400 Lire.184 183 Annali Genovesi (1890), S. 15. Scarsella (1942), S. 65–67, unterstreicht die Bedeutung von Portovenere als erster, 1109 von den Herren von Vezzano gekaufter Hafenstadt mit Arsenal, vor allem aufgrund der andauernden Konkurrenzsituation mit Pisa und bezieht sich dabei explizit auf die Zeichnungen im Pariser Codex der Annales Ianuenses: »rappresentanti figure e simboli, quasi a illustrazione e commento al testo che sta di fianco, e specialmente figure di castelli conquistati o fatti costruire, o abbattuti.« 184 Annali Genovesi (1890), S. 17. Scarsella (1942), S. 67, weist daraufhin, dass mit diesem Kauf die Genuesen den Passo della Bocchetta und damit die römische via Postumia beherrschten, die einst das tyrrhenische mit dem adriatischen Meer verband, von Genua nach Aquileia. Die Straße verlief über den Apennin, Tortona, Piacenza, Cremona, Verona, Vicenza nach Aquileia und hatte im Frühmittelalter ihre Bedeutung an die östlicher verlaufende via Francigena verloren, sollte sie aber mit dem Aufschwung Genuas zurück erlangen. Cagnana/Gardini/Vignola (2010), S. 45, zeigen, dass die Kontrolle über die Straßen im 12. Jahrhundert in diesem Bereich (der nicht zur landwirtschaftlichen Nutzung geeignet

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– Fraconalto (Kat. Nr. 8): Im Jahr 1121 überquerte ein Genueser Heer auf der alten römischen Heerstraße den Passo di Giogo und eroberte Orte in Oltregiogo.185 – Montaltus Ligure (Kat. Nr. 13): Im Jahr 1128 nahmen die Konsuln von Genua den Ort mit einem großen Heer ein.186 – Rivarolo Ligure (Kat. Nr. 14): Im Jahr 1132 wurde das Kastell erbaut.187 – Ventimiglia (Kat. Nr. 18): Im Jahr 1140 zogen die Genuesen mit einem großen Heer, zu Wasser und zu Land, gegen die Stadt und nahmen sie »zur Ehre Gottes und der Stadt« mitsamt ihren Burgen und dem Gebiet ein und ließen die Männer der Stadt und des Territoriums einen Treueschwur ablegen.188 – Aimero (Kat. Nr. 19): Im Jahr 1141 erhielten die Konsuln die Burg, gaben sie als Lehen zurück an Struzio und seine Brüder und Cousins und erhielten von diesen den Treuschwur.189 – Sestri (Kat. Nr. 23): Das Kastell wurde im Jahr 1145 erbaut.190 – Parodi (Kat. Nr. 27): Im Jahr 1148 wurde die Burg von Parodi für 700 Lire gekauft.191 – Noli (Kat. Nr. 32 und 34): Im Jahr 1154 widersetzte sich der Markgraf von Loreto dem erzwungenen Treueschwur und eroberte die Burg Noli zurück.

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war und der vor allem durch die dort ansässigen Adligen durch die Erhebung von Straßenzöllen genutzt wurde) zu einem wichtigen Thema der Genueser Politik wurde. Allgemein zu den Beziehungen zwischen der Kommune Genua und den Feudalherren des Oltregiogo, den Markgrafen von Gavi, von Parodi, von Malaspina siehe Nobili (2003). Annali Genovesi (1890), S. 17. Annali Genovesi (1890), S. 24. Annali Genovesi (1890), S. 24. Annali Genovesi (1890), S. 30; Fonseca (2002), S. 64; Dartmann (2012), S. 221–228. Damit gelang es der Kommune, sowohl nach Osten (Portovenere), nach Norden (Oltregiogo) und nach Westen (Ventimiglia) ein großes Gebiet unter ihre Kontrolle zu bringen. Zuvor hatte schon der Bischof von Genua durch die Übertragung von Gütern bei San Remo durch die Grafen von Ventimiglia eine Feudalherrschaft aufgebaut (1109), die Kommune folgte dieser Expansionsbestrebung. Zu 1157 berichtet Caffaro erneut über den Grafen von Ventimiglia: der stadtsässige Graf Guido Guerra ›schenkt‹ der Kommune seine Burgen und erhält sie als Lehen zurück, der Rechtsakt wird durch das Fahnenlehen symbolisiert, Annali Genovesi (1890), S. 48: »Receperunt etiam in habitaculum Guidonem Guerram comitem Victimiliensem, qui et fidelitatem nostro comuni iuravit, et castra sua, ut in registro habetur, omnia comuni donavit, ea in feudo suscipiens per investituram, insigne rubee ipsi in parlamento a predictis consulibus tradite.« Annali Genovesi (1890), S. 30. Libri Iurium (1992b), S. 81–86. Die Übertragung erfolgt an »Caffaro et Lanfranco Piperi missis comunis Ianue«; das zweite Dokument beschreibt die Investitur, das dritte Dokument enthält den Treueschwur. Annali Genovesi (1890), S. 33. Vertrag zwischen den Conti von Lavagna und Genua, Libri Iurium (1992b), S. 127–132. Sestri gilt als Archetyp des direkten Burgenausbaus Genuas, vgl. dazu Incastellamento (2000), S. 71. Annali Genovesi (1890), S. 36. Gekauft wird von den Markgrafen von Gavi, Mai 1147, Libri Iurium (1992b), S. 168–170.

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Die Genueser gingen daraufhin kriegerisch gegen ihn vor und konnten ihn im Jahr 1155 zur erneuten Unterwerfung unter die Kommune zwingen.192 Der lang andauernde Kampf um das Kastell von Noli (Kat. Nr. 32 und 34) führte in den Text von Caffaro ein neues Motiv ein, das bei seinem Nachfolger Obertus eine wichtige Rolle spielen sollte: nicht mehr die sukzessive und im Text als fast mühelos geschilderte Expansion der Kommune, sondern die Verteidigung und Behauptung des Besitzes. Sicherlich hängt dies mit der Tatsache zusammen, dass Caffaro bis 1152 retrospektiv schrieb und erst danach begann, Zeitgeschichte zu verfassen. Vor allem aber schilderte Caffaro die frühe Zeit der Kommune bis 1163, Obertus aber war der Historiograph der Zeit nach der Jahrhundertmitte, in der Genua in dauerhaftem Kampf mit Pisa um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerbecken stand. Hoben bei Caffaro noch alle Abbreviaturen eine Expansion der Kommune hervor, wurden in Obertus Bericht kaum noch reine Gebietszuwächse geschildert, da die Streitigkeiten um Burgen im contado von Genua wie auch Kriegsverluste gegen Pisa begannen, einen weit größeren Raum einzunehmen. – Monleone (Kat. Nr. 42): 1164 wurde das Kastell von der Kommune auf Verlangen des Erzpriesters von Cicagna erbaut. Dies geschah zum Schutz der Bevölkerung von Cicagna und anderen Dörfern im Pfarrbezirk gegen die dort aggressiv vorgehenden Markgrafen von Malaspina und Meleto.193 – Parodi (Kat. Nr. 51): Das Kastell gehörte zum Gebiet von Genua. Im Jahr 1166 erhob sich der Markgraf von Montferrat und belagerte die Burg.194 – Chiavari (Kat. Nr. 60): Im Jahr 1167 erbauten die Konsuln die Burg.195 – Frascario (Kat. Nr. 69): Die Grafen von Lavagna, Penello und die Söhne von Gherardo Scorza griffen im Jahr 1170 während der Nacht die Burg Frascario an und eroberten sie von den Grafen von Passano, die diese Burg seit etwa 40 Jahren als Lehen von Genua hielten.196 192 Libri Iurium (1992b), S. 216–218. 193 Annali Genovesi (1890), S.169. Scheinbar muss es schon vorher einen Vertrag für die Errichtung der Schutzburg gegeben haben, auf den sich der Erzpriester beruft, dazu Libri Iurium (1992b), Dokument Nr. 218 vom 23. Oktober 1168. 194 Annali Genovesi (1890), S. 193. Bemerkenswert ist die Begründung, die Obertus gibt: der Markgraf habe in der Vergangenheit keine Machtposition besessen, erst Friedrich I. Barbarossa habe ihn mit vielen Ehren ausgestattet und viele Dörfer, Gebiete und Burgen unter seine Hoheit gestellt. In dieser kurzen Bemerkung spiegelt sich die frühe Italienpolitik des Kaisers, der auf ältere feudale Strukturen der landsässigen Adligen als Amtsträger zurückgriff und vorerst an den Kommunen vorbei Macht delegierte. Der Chronist betont, dass, wenngleich der Markgraf der Kommune Treue geschworen habe (»non obstante iuramento Ianuensibus ab eodem marchione antea facto«), er sich nun gegen diese Oberhoheit erhebe. 195 Annali Genovesi (1890), S. 206. 196 Annali Genovesi (1890), S. 231. Im Jahr 1132 unterstellten sich die da Passano der Kom-

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– Zerli (Kat. Nr. 75): Die Burg wurde im Jahr 1171 von den Grafen von Passano erobert, da sie ihr Kastell Frascario im Jahr zuvor an die Grafen von Lavagna verloren hatten. Sie wurden dort von den Grafen von Lavagna belagert und wendeten sich hilfesuchend an die Kommune von Genua, deren Konsuln die Burg übergaben. Die Grafen von Lavagna begaben sich daraufhin nach Genua und beklagten sich; nach langen Verhandlungen wurde das Kastell von Zerli an die Grafen von Lavagna zurückgegeben.197 – Cogorno (Kat. Nr. 78): Im Jahr 1172 versuchten einige landsässige Adlige, die Burgen Chiavari, Sestri und Rivarolo, die sich im Besitz von Genua befanden, einzunehmen. Die Konsuln von Genua stellten ein Heer zusammen und zogen gegen sie. Bei diesem Kriegszug wurde das Kastell von Cogorno eingenommen.198 – Villafranca (Kat. Nr. 79): Im Jahr 1172 kam es erneut zu Kämpfen mit dem Markgrafen Malaspina und seinem Sohn. Die Konsuln erbauten in der Nähe von Moneglia die Burg Villafranca im Beisein des Markgrafen Malaspina und seiner Ratgeber.199 Während des Krieges zwischen Pisa und Genua um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeerraum wurden einige Kastelle zerstört: – Rocchetta (Kat. Nr. 44): 1165 hatte Enrichetto von Carpena die Burg von Rocchetta, die sich oberhalb von Vernazza am Meer befand, besetzt und störte von dort den Handel zwischen Genua und Portovenere. Simone Doria sammelte in Vernazza Männer, nahm die Burg ein und zündete sie an. Bei seiner Rückkehr nach Genua führte er die Herren aus Vezzano und Rocchetta als Gefangene mit.200 – Albenga (Kat. Nr. 45): Im Jahr 1165 versuchten die Pisaner, auf die Provence überzugreifen, als Folge kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Genuesen und Pisanern bei Montpellier, Saint-Gilles und Arles. Die Pisaner griffen die Küste bei Albenga an, nahmen die Stadt ein, zündeten sie an und zerstörten sie.201 – Torres (Kat. Nr. 46): 1165 sandten die genuesischen Konsuln drei Galeeren

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mune, Libri Iurium (1992b), Dokument Nr. 41. Annali Genovesi (1890) S. 233, die erneute Unterwerfung der Conti unter die Kommune und die Rückgabe der Burg, mit der Versicherung, die kriegerische Eroberung sei allein gegen die da Passano gerichtet gewesen und nicht gegen die Stadt Genua. Annali Genovesi (1890), S. 243/244. Annali Genovesi (1890), S. 256. Annali Genovesi (1890), S. 259. Annali Genovesi (1890), S. 179. Annali Genovesi (1890), S. 180.

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nach Torres auf Sardinien, um die Häuser und Türme zu zerstören, die die Pisaner dort errichtet hatten.202 – Levanto (Kat. Nr. 47): Im Jahr 1165 sandten die Pisaner, nachdem sie erfolglos versucht hatten, Portovenere zu zerstören, nach Levanto und zündeten den dortigen Borgo an.203 – Motrone (Kat. Nr. 72): Dargestellt ist ein zu Lucca gehörender Turm, der im Krieg zwischen Lucca/Genua und Pisa im Jahr 1170 zerstört wurde.204 – ein Turm an der via Regia (Kat. Nr. 76): Da die Pisaner den Befestigungsturm bei Motrone zerstört hatten, beschlossen die Lucchesen im Jahr 1171 gemeinsam mit den Genuesen, einen neuen Turm in der Nähe des Pisaner Territoriums zu errichten.205 Als erstes Ergebnis der hier erfolgten listenartigen Aufführung der durch ein Ortszeichen akzentuierten Textpassagen lässt sich formulieren, dass Caffaro und Obertus innerhalb der historischen, chronologisch geordneten Narration der Genueser Jahrbücher an zahlreichen Stellen über Gebietszuwächse, Besitzverluste und Territorialstreitigkeiten berichteten. Zweck und Nutzen der gezeichneten Abbreviaturen am Rand werden dabei deutlich, halfen sie doch dem Leser, diese verstreut liegenden Informationen aufzufinden; zugleich verbanden sie diese verteilten Textpassagen über das Merkmal der graphischen Ähnlichkeit und schlossen sie so zu einer eigenen Narration innerhalb der Annales Ianuenses zusammen. Zweitens zeigt die Zusammenstellung, dass den durch Zeichnungen hervorgehobenen Textstellen eine rechtlich-historische Bedeutung innewohnt, die sie von anderen Textteilen unterscheidet. Denn innerhalb der Annales Ianuenses tauchen auch viele Ortsnennungen ohne eine Akzentuierung mit einem Burgzeichen auf, denen daher offensichtlich nicht die gleichen Aufgaben innerhalb einer prospektiv gedachten historisch-rechtlichen Argumentation von Seiten der Rezipienten des Textes beigemessen wurden. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Zum Jahr 1161 berichtete Caffaro von der baulichen Instandsetzung und Aufwertung von Burgen, ohne dass diese Stelle durch eine marginale Zeichnung besonders hervorgehoben wurde:

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Annali Genovesi (1890), S. 185. Annali Genovesi (1890), S. 186. Annali Genovesi (1890), S. 240; Grillo (2014b), S. 166. Es folgt eine bemerkenswert detaillierte Beschreibung der geologischen Begebenheiten des ausgesuchten Bauplatzes, sowie die Nachricht, dass der Turmbau gemeinsam durch Lucchesen und Genuesen erfolgte. Die Beischrift der Zeichnung lautet turrum mutronis, nennt also den Namen des durch die Pisaner zerstörten Bauwerks, an dessen Stelle der neue Turm errichtet wurde, Annali Genovesi (1890), S. 245. Diese im Krieg erbaute Befestigungsanlage an der Königsstraße bildete den Nukleus für das heutige Viareggio.

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Abb. 8: Bemanntes Schiff als Hinweis auf eine Seeschlacht zwischen Pisa und Genua im Krieg um Sardinien (Kat. Nr. 43) und die brennende Burg Rochetta (Kat. Nr. 44), Annales Ianuenses, fol. 70r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

preterea castra, videlicet Vultablii, Flaconis, Palodii, Rivarolii et Portusveneris, que extra civitatem de veteri opere erant edificata, tante fortitudinis tanteque pulcritudinis novum opus desuper et circa consules edificare fecerunt, quod intuitu transeuntium inde ceteras cordis opiniones pro pulchritudine novi operis ab eis removeat. Unde enim non solum amicis copia est leticie, verum etiam inimicis inmensam formidinem fortitudo novi operis tribuit audientibus.206

Das dies kein Versehen des Zeichners, eine Auslassung, war, sondern dem Gebrauch der Ortsabbreviaturen innerhalb der Chronik logisch entspricht, wird dadurch offensichtlich, dass die genannten fünf Orte an früherer Stelle schon einmal erwähnt und dort mit Randzeichen hervorgehoben wurden: im Jahr ihres Erwerbes durch die Kommune 1113 wurde Portovenere erbaut (Kat. Nr. 4), überschritten 1121 den Apenninpass und kauften die Burg von Voltaggio (Kat. Nr. 7) und nahmen Fraconalto ein (Kat. Nr. 8); 1132 ließen sie das Kastell von Rivarolo (Kat. Nr. 14) erbauen und 1148 kauften sie die Burg von Parodi (Kat. Nr. 27). Dieses Beispiel verdeutlicht eindrücklich, dass die Zeichner nicht 206 Annali Genovesi (1890), S. 62/63.

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wahllos jede Stelle, die eine Burg oder eine Stadt nannte, mit einer Zeichnung betonten, sondern dass eine politische Narration hinter dem Illustrationsschema zu erkennen ist, die die Eroberung des contado zum Thema hat.207 Im Folgenden sollen daher die geschichtliche Entwicklung und die angewendeten Verfahren und Strategien bei der Eroberung eines Territoriums für eine Stadt – und damit die Schaffung eines Stadtstaates – umrissen werden.208 Besonderes Augenmerk gilt dabei den Organisationsformen des contado, bei denen im 12. Jahrhundert moderne Verschriftlichungsprozesse eine wichtige Rolle spielten. Mit Blick auf den Sonderfall der Genueser Chronistik müssen dabei die Aufgaben, die den Burgen- und Stadtdarstellungen innerhalb des historiographischen Textes zugewiesen wurden, besonders untersucht werden. Zentrales Thema ist dabei das Verständnis von Land als beherrschbaren Raum – als Territorium.209 Dies ist für die hier diskutierten Phänomene von großer Bedeutung, da Raumvorstellungen und Raumdarstellungen aufs engste mit der politischen Organisation verbunden sind: Herrschaft, die in einem Territorium ausgeübt wird, basiert auf einer konkreten Vorstellung und einem Begriff dieses Raums.210 Cinzio Violante stellte 1980 zwei unterschiedliche Formen von Herr207 Eine vergleichbare Praxis findet sich in der Pisaner geografisch-historischen Sammelhandschrift, dem berühmten Liber Guidonis der BibliothÀque Royale in Brüssel, MS 3897–3919, wo durch Marginalien in Form von Beischriften (nota) oder Kreuzzeichen Gebiete und Orte hervorgehoben wurden, mit denen die Pisaner eine enge Verbindung aufgebaut hatten, Campopiano (2006), S. 24. 208 Mitterauer (2006), S. 579, weist zwar auf den Anachronismus des Begriffs des Staates für das 12. Jahrhundert hin, definiert aber sowohl Pisa als auch Genua als Kleinterritorien (»Stadtstaaten«) mit eigenem contado: »Die politisch und wirtschaftlich erfolgreichen Kommunen schaffen sich allerdings bald durch Unterwerfung anderer Stadtstaaten in ihrem Umfeld größere Territorien – etwa Genua auf ganz Ligurien ausgreifend oder Venedig seine ›Terraferma‹.« 209 Francesconi (2011) zum Zusammenhang der gebietsumschreibenden Begrifflichkeit (comitatus, episcopatus, districtus) und den frühen Formen kommunaler administrativer Schriftlichkeit (liber iurium), betont die Artifizialität der territorialen Räume (S. 499) als »spazio costruito dell’agire politico«; S. 501: der Prozess der Territorialisierung ist für ihn ein »fenomeno pensato, scritto e codificato prima ancora che politico ed economio«. Francesconi betont dabei stark die Rolle der Medien und der damit verbundenen/hier verbuchten Vorstellungswelten bei der Erschaffung des (concetto del) contado; Scott (2012), S. 22–30. 210 Heinemeyer (2012), S. 95: »Aber auch für die frühmittelalterliche Königsherrschaft [neben den Diözesen] lässt sich der dem ›Flächenstaat‹ angeblich vorangehende ›Personenstaatsverband‹ in dieser Ausschließlichkeit nicht halten; auch der dafür als Ersatz vorgeschlagene ›Herrschaftsverband‹ von König und Adel oder Führungseliten stelle allein auf die personale Seite ab und löst die Schwierigkeiten nicht grundsätzlich. Vielmehr gab es, wie sich zeigte, Herrschaft bereits im frühen und hohen Mittelalter durchaus auch in umgrenzten Räumen. Der konstruierte Gegensatz beider ›Staatsformen‹ – des ›Personenverbandsstaates‹ und des ›institutionellen Flächenstaates‹ – sollte deshalb besser ganz aufgegeben und statt dessen die früh- und hochmittelalterlichen Herrschaftsformen in ihren vielschichtigen und nicht zuletzt in ihren regional unterschiedlichen Ausprägungen untersucht werden.«

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schaftsgebieten vor, wobei er mit circoscrizione (im kirchlichen Umfeld eine Diözese oder Pfarrei, im weltlichen Kontext eine Grafschaft) einen Bereich benannte, der von einer regionalen Gewalt definiert wurde.211 Davon unterschied er den distretto als ein Gebiet, das um ein Machtzentrum entstehen konnte: qualuncque formazione territoriale di varia origine che manifestasse una certa capacit— di durare nel tempo, di essere riconosciuta anche provvisoriamente da potenti e sudditi, di entrare nella memoria colletiva ed essere operante prescindendo dal disegno di chi l’aveva costruita.212

In diesem Sinne schrieb sich also das Machtzentrum Genua in die circoscrizioni der Diözese wie auch der Grafschaft nicht nur immer selbstbewusster ein, sondern überschrieb diese Herrschaftsgebiete mit einem eigenen Territorium.213 Interessant ist zusätzlich, dass Violante diese Raumbildung durch die Kommune mit der kollektiven Erinnerung und der Figur des »Entwurfs« (disegno) verband.214 211 Violante (1980). 212 Sergi (2003), S. 487/488. 213 Dies wird auch erkennbar, wenn nun die Kommune Genua anstelle eines Grafen die Burgen im Umland mit ihren vicari oder custodes castri besetzt, bzw. die dort ansässigen Herren in die Schwureinung der städtischen Friedensgemeinschaft (meist nicht ganz freiwillig) aufgenommen werden, vgl. zur Frage der Burgen Sergi (2003), S. 492/493. Pavoni (2002), zur Grafschaft und Diözese Genuas vor der kommunalen Entwicklung, S. 437: »Il territorio sub‡ una diversa evoluzione: Mentre il controllo del settore orientale fu definitivamente assicurato verso la fine des XII secolo, dopo una serie di operazioni militari e di innovazioni politico-istituzionali, invece il litorale da Arenzano a Rapallo e le vallete del Polcevera e del Bisagno furono presto inserite nella struttura del governo cittadino attraverso il Comune consolare di pieve.« 214 Dieter Läpple (1991a), S. 43, verstand in seiner Untersuchung über die gesellschaftszentrierten Raumkonzepte das Territorium an sich schon als Dokument und Monument der es erschaffenden Praktiken: »Die materiell-räumliche Struktur des gesellschaftlichen Raumes hat zusätzlich den Charakter ›kristallisierter‹ Geschichte. Sie umgibt uns ›wie eine stumme und unbewegliche Gesellschaft‹ und verkörpert dabei das ›kollektive Gedächtnis‹.« de Certeau (2006), S. 350/351, wies darauf hin, dass sich ab dem 15. Jahrhundert die Karte »verselbstständigt«, er spricht von einer Kolonisation des Raums. Höchst bedeutsam ist, dass er in den narrativen Elementen (beispielsweise den Schiffen, die in den frühmodernen Karten auftauchenden), eine Reminiszenz der »kriegerischen, baulichen, politischen und geschäftlichen Aktivitäten, die die Herstellung eines geographischen Plans möglich machen« erkennt und sie als die »Bruchstücke von Erzählungen [der] historischen Aktivitäten, aus denen sie hervorgegangen sind« erkennt. Damit verschmilzt er die Ereignisse, die den Raum konstituierten (z. B. die Eroberung/Entdeckung) mit den Kartographen, die den Raum vermessen, setzt also Erschaffung und Beschreibung des Raums in eins: »Die Karte, die durch die euklidische und später die darstellende Geometrie transformiert und als eine Gesamtformel von abstrakten Orten angefertigt wurde, ist ein ›Theater‹ (so nannte man die Atlanten), in dem ein und dasselbe Projektionssystem dennoch zwei völlig verschiedenen Elemente nebeneinanderstellt: die von der Tradition überlieferten Gegebenheiten (die Geographie des Ptolomäus zum Beispiel) und diejenigen, die von den Seefahrern stammten (die mittelalterlichen Portulane zum Beispiel).«

episcopatus/comitatus/districtus/contado

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4.2. episcopatus/comitatus/districtus/contado Die Positionen und Forschungen zum Zusammenhang von Stadt und umgebendem Land, zur Verschränkung von Zentrum und Peripherie, zu den wechselseitigen Bedingungen von städtischem und ländlichem Leben sowie zur Frage der Territorialisierung sind unüberschaubar geworden.215 Dennoch sind einige Konstanten seit Ludovico Muratoris grundlegenden Überlegungen aus dem Jahr 1755 erhalten geblieben, wie die italienischen Stadtstaaten ab dem 12. Jahrhundert ein Territorium ausbildeten: Die erste Sorge dieser entstehenden Republiken war es, gut zu erforschen, bis wohin sich in den alten Zeiten das Gebiet der Stadt erstreckte. Unter den römischen Kaisern, den Langobarden und den Franken hatte eine jede Stadt ihr eigenes Territorium, über das der Richter, Graf oder Verwalter der Stadt seine Gerichtsbarkeit ausübte. Contado oder Distrikt haben dieses Gebiet die späteren Zeiten genannt, und mit ihm waren die Grenzen festgelegt, die die Bereiche der einen von der anderen Stadt trennten.216

Das von einer Stadt aus kontrollierte Gebiet wird in den zeitgenössischen Quellen als districtus oder contado bezeichnet, und hat seinen Ursprung in älteren Verwaltungseinheiten, wie der Diözese (episcopatus) oder der Grafschaft (comitatus), die sich jeweils zu einem Hauptort hin orientierten.217 Während der institutionellen Formierung der Stadtstaaten wurden diese alten kirchlichen oder weltlichen Gebietsumschreibungen abgelöst und das städtische Territorium trat an ihre Stelle.218 Der Begriff des contado leitet sich vom älteren comitatus 215 Einen guten Einstieg liefern Heit (2000), v. a. S. 59–63 und Milani (2007); vgl. ebenso Cammarosano (2012). 216 Muratori (1755), Dissertazione 47: Della Signoria e potenza accresciuta delle Citt— d’Italia, S. 39–63, hier S. 39 [Übersetzung HH], der unter anderem auf die Annales Ianuenses verweist. Allgemein zu Fragen der Territorialisierung v. a. Bochhi (1981); Chittolini (1989), v. a. S. 693–697, mit Bezug auf den ›Genueser Sonderweg‹ bei der Umwandlung großer Handelszentren zu Territorialstaaten im 15. Jahrhundert. Chittolini (1991), S. 593 sah in Italien aufgrund der engen Verbindungen zwischen Stadt und Land eine besondere Motivation zur Kontrolle des contado. Chittolini (1996), S. 10, bezeichnete die Stadtstaaten als charakteristische Form der Territorien in Italien im Po-Gebiet und der Toskana, die Städte als Angelpunkt der territorialen Organisation. Zur Situation in Ligurien am Beispiel von Albenga Braccia (2004), v. a. S. 11–29. 217 Francesconi (2011), S. 501–507. Zum Erzbistum Mailand gehörten ehemals acht Diözesen, darunter auch Genua. Als am 19. März 1133 Genua durch Innozenz III. zum Erzbistum erhoben wurde, erhielt die Stadt eine eigene Kirchenprovinz mit den Suffraganbistümern Bobbio, Brugnato und der neugegründeten Diözese Korsika. Am 15. März 1162 sprach Alexander III. der Stadt zudem das Bistum Albenga zu, 1239 erhielt Genua das neu gegründete Bistum Noli. Savona und Ventimiglia verblieben weiterhin beim Erzbistum Mailand, vgl. Liguri (2005), S. VIII. 218 Carlo Guido Mohr, in: Diocesi (1966), Klapptafel mit Karte hinter S. 16. Guglielmotti (2002), S. 303 zur Verwendung des Begriffs comitatus in den Genueser Quellen, sowie S. 313/314, zu territorium, episcopatus und districtus.

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her, districtus hingegen bezeichnet die hoheitliche Zwangsgewalt, wie sie 1158 in Roncaglia als eines der Rechte des Kaisers, als regalium, in der Lex Omnis iurisdictio erneut und im Rückgriff auf antik-römische Rechtsvorstellungen definiert wurde: alle Gerichtsbarkeit und alle Zwangsgewalt liegt beim Fürsten, und alle Richter erhalten ihre Amtsgewalt durch ihn, müssen ihm einen Amtseid leisten.219 Districtus oder auch die ius distringendi bezeichnet damit also im Kern die Ausübung der Gerichtsbarkeit in einem Gebiet und wurde von hier aus auf die Beherrschung dieses Gebietes übertragen.220 Diese Territorialisierung von Nord- und Mittelitalien, die im 12. Jahrhundert durch die Stadtstaaten einsetzte, wurde durch Otto von Freising wie folgt beschrieben: So kommt es, dass das Land (terra) fast vollständig unter Städten (civitas) aufgeteilt ist und dass diese [Stadt] die Bewohner ihres Gebietes (diocesanos) mit ihnen zusammenzuleben (commanendum) zwingt, dass man ferner kaum einen Edlen oder Großen von noch so großem Ehrgeiz findet, der sich nicht trotzdem der Herrschaft (imperium) seiner Stadt beugte. Auf Grund dieser Gewalt (potestas) des ›Androhens‹ (comminandi)221 pflegen sie ihre Gebiete (territoria) ›Komitate‹ (comitatus) zu nennen.222

Wird allgemein von der Forschung angenommen, dass zur Mitte des 12. Jahrhunderts erst die Ausbildung des contado einsetzte, ist dagegen festzuhalten, dass Otto von Freising dies schon zum Jahr 1154 berichtete. Seine Schilderung einer stark fortgeschrittenen Territorialisierung wird bei der Lektüre der Annales Ianuenses für Genua bestätigt. Das Gebiet der Stadt wurde von Otto von Freising zuerst mit dem älteren Begriff der Diözese umschrieben. Hier tritt die Bedeutung der Stadt als Sitz des Bischofs im Zentrum eines weitreichenden Gebiets, das sich teilweise mit der Grafschaft überschneiden konnte, hervor, zumal wenn der Bischof Grafenrechte innehatte, was aber auf Genua nicht zu219 Unter der Bezeichnung der potestas taucht das gleiche Konzept schon im Regalienweistum Barbarossas von 1158 auf. Ediert in Urkunden (1979), Nr. 238, S. 29/30: »Omnis iurisdictio et omnis districtus apud principem est et omnes iudices et principe administrationem accipere debent et iusiurandum prestare, quale a lege constitutum est.« Colorni (1969), S. 26 und S. 30: »Iudices im Sinne der Lex Omnis sind die Herzöge, Markgrafen und Grafen als höchste Amtsträger der fränkisch-italischen Gebietsgliederungen und dazu die consules der Städte, die seit Anfang des zwölften Jahrhunderts in weiten Gebieten des Reiches de facto Grafen und Markgrafen in der Herrschaft über ihre Gebiete verdrängt hatten.« 220 Dilcher (2007), S. 32/33: Der Begriff districtus sacramenti kommt im Schwurformular der Genueser Konsuln vor und gründet diese Zwangsgewalt in der Eidesbindung der Bürger und ihrer Selbstunterwerfung unter die gewählten Konsuln. 221 comminari abgeleitet von cum-minari im Sinne von androhen (minari). 222 »Ex quo fit, ut, tota illa terra inter civitates ferme divisa, singule ad commanendum secum diocesanos compulerint, vixque aliquis nobilis vel vir magnus tam magno ambitu inveniri queat, qui civitas sue non sequatur imperium. Consuerunt autem singuli singula territoria ex hac comminandi potestate comitatus suos appellare«, Gesta (1965), Buch II, 14, S. 308/ 309. Dazu auch Fasoli (1973), S. 286; zur Gebietswahrnehmung bzw. zur Charakterisierung der ›Regionen‹ Italiens durch Otto von Freising Türck (2010), S. 178/179.

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traf.223 Im gleichen Satz benannte Otto das städtische Gebiet mit dem Begriff des Territoriums und wies daraufhin, dass die Städte dies in ihrer Terminologie als comitatus, also als Grafschaft, bezeichneten.224 Ihm zufolge gelang es den Städten, die in ihrem Territorium lebenden Adligen unter ihre Herrschaft/Gewalt (imperium/potestas) zu zwingen. Etymologisch sah Otto eine innere Verwandtschaft von Zwingen, Androhen (comminari) zum Grundgedanken des comitatus – eine Herleitung die, obzwar sie nicht stimmt (benennt comitatus im Mittelalter doch den Amtsbezirk des comitis (comes), also des Grafen), im Kern doch treffend die Expansionsbestrebungen der Kommune umschrieb. Einigen Forschern zufolge versuchte Genua im 12. Jahrhundert nicht, das umliegende Gebiet unter die Kontrolle der Stadt zu bringen, da vor allem die Seefahrt und der damit verbundene Handel die Stadt in Richtung des Meeres forderte und sie somit landabgewandt und »disinteressata alla costruzione di un organismo territoriale« gewesen sei.225 Dem ist nicht zuzustimmen, da die Quellen eine fortlaufende Expansionspolitik der Stadt sowie deren Zentralisierungsbemühungen zur Kontrolle des umliegenden Landes schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts klar erkennen lassen.226 Es ist wohl eher den Besonderheiten der geographischen Disposition der ligurischen Küste geschuldet, dass kein um einen zentralen Hauptort gruppiertes, geschlossenes Gebiet entstehen konnte, sondern ein additives Gebilde mit west-östlicher beziehungsweise nord-südlicher Ausdehnung. Noch heute lässt sich die Besiedlung Ligu223 Pavoni (1988), S. 250. Chittolini (1996), S. 11, weist auf die Entwicklung der städtischen Territorien um Stadtgemeinden aus alten civitates und Bischofssitzen hin, die auf eine weit zurückreichende Tradition als territoriale, kirchliche und weltliche Zentren zurückblicken konnten. Zum Verhältnis von Diözese und Territorium in Ligurien Polonio (Feloni) (1984). 224 Caro (1891), S. 9, weist darauf hin, dass die deutsche Stadt sich aus dem System der Grafschaft löste und einen Gegensatz dazu bildete, in Italien hingegen die Städte weiterhin den politischen Mittelpunkt des umliegenden Landes bildeten. 225 Casella (1985), S. 444, meint, dass Genua nur zur Absicherung das Land unter seine Kontrolle brachte, um etwaige konkurrierende Mächte auszuschalten. Auch für Chittolini (1996), S. 20, nehmen die Seestädte Genua und Venedig nicht an den Territorialisierungsprozessen teil. Beide Forscher betonen die besonderen merkantilen Interesse, die auf die See und den Warentausch sowie auf »eine auf Handelsabkommen gegründete Außenpolitik« gerichtete waren; »sofern es dabei zu territorialen Angliederungen kam, beschränkten sie sich auf die Schaffung von Kolonien und maritimen Stützpunkten in abgelegenen Gebieten.« So auch Allegri/Morgavi (1993), S. 6: »Il Comune ligure, com’À noto, non mirava tanto all’acquisizione di territori, quanto al possesso ed al controllo di posizioni dominanti a ridosso delle strade, che dal capoluogo ligure consentivano alle marcanzie di raggiungere la pianaura, e viceversa.« Cagnana/Cardini/Vignola (2010), S. 31, sehen zwar keine klare Intention zur Schaffung eines geschlossenen Territoriums, betonen (erneut im Vergleich mit Venedig) aber Genuas Interesse an einem Herrschaftsgebiet aufgrund von militärischen und wirtschaftlichen Überlegungen (und weisen zugleich den Ausbau eines solchen Territoriums ab dem 12. Jahrhundert nach). 226 Zur Geschichte Liguriens vor der kommunalen Entwicklung ab dem 11. Jahrhundert neuerdings Balzaretti (2013).

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riens entlang der alten Bergstraßen und in Küstennähe nachvollziehen, die mittelalterliche Siedlungstradition an den Riviere und entlang der ApenninPässe besitzt noch Geltung, die territoriale Organisation in Ligurien erfuhr durch die Jahrhunderte keine grundlegenden Wandlungen. Nichtsdestotrotz behaupten auch die Konsuln selbst eine Genueser »Landlosigkeit«, wenn es ihren politischen und wirtschaftlichen Interessen diente, so beispielsweise beim Hoftag von Roncaglia im Jahr 1158.227 Friedrich I. Barbarossa war nach seiner Kaiserkrönung 1155 (Kat. Nr. 29 und 35) ein weiteres Mal nach Italien gezogen und hatte Abgesandte aus Italien zu sich berufen, um ihnen seine – mit Hilfe Bologneser Rechtsgelehrter formulierten – rechtlichen Vorstellungen bezüglich kommunaler Autonomie und Kaiserrecht zu diktieren. Bemerkenswert bei der Lektüre des Jahreseintrages zu 1158 in den Annales Ianuenses ist, dass die Ronkalischen Rechtssetzungen von Caffaro verschwiegen werden: es wirkt fast so, als gebe der Historiograph die kaiserlichen Forderungen bewusst dem Vergessen anheim.228 Nur in der von Caffaro ausführlich paraphrasierten Antwort der Genueser Legaten auf die kaiserliche Forderung eines jährlichen Tributs und von Transportdiensten als Gegenleistung für die durch die Kommunen angeeigneten regalia, die diese mit einer bemerkenswert gelehrten Argumentation ablehnen, finden sich Textteile der staufischen lex regalia wieder und bezeugen so, dass die Legaten diese sehr wohl hörten.229 Ihre Antwort lautet: Von altersher sei ihnen von den Römischen Kaisern zugestanden und bestätigt worden, dass die Bewohner der Stadt Genua für ewige Zeiten von allen Fuhr- und Transportdiensten [angaria et perangaria] ausgenommen seien und dass sie dem Kaiserreich einzig den Treueeid und den Schutz der Küsten vor Einfällen der Barbaren zu leisten hätten. Zu irgendwelchen Leistungen anderer Art dürften sie aber keinesfalls herangezogen werden. Und da sie nun ihre Pflichten treu ergeben erfüllt und mit göttlicher Hilfe die Überfälle und Angriffe der Barbaren, durch welche die ganze Küste von Rom bis nach Barcelona täglich heimgesucht worden sei, abgewehrt hätten, so dass ein jeder Bewohner der Küste friedlich unter seinem Feigenbaum und Weinstock schlafen und ruhen könne, so könne auf keinen Fall Nichtobliegendes von ihnen gefordert werden. Im übrigen hätte das Kaiserreich selbst mit einem jährlichen Aufwand von zehntau227 Den historischen Kontext bei Schweppenstette (2003), S. 167–184. Zu Friedrich I. Barbarossa in Roncaglia Görich (2011), S. 301–311. 228 Colorni (1969) nimmt an, dass diese Taktik bewusst angewendet wurde: die Kommunen ›verbuchten‹ die Setzungen nicht und übergaben sie so dem Vergessen. Allgemein zu Genuas Positionierung auf dem Hoftag von Roncaglia Scarsella (1942), S. 121–126. 229 Des Weiteren hat Schweppenstette (2003), S. 171–173, nachgewiesen, dass hier eine direkte Bezugnahme auf den Codex Justinianus (12, 16, 2 und 3) vorliegt: die Dekurionen und Silentiarii werden von der Bereitstellung von Rekruten und Pferden befreit und müssen keine Fuhr- oder Transportdienste leisten. Es handelt sich nicht allein um eine inhaltlich Übernahme, vielmehr taucht in den Annales Ianuenses zum ersten mal der Begriff der silentiarii auf und wird auf die politische Leitungsschicht Genuas übertragen.

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send Silbermark es nicht vermocht, diesen Friedenszustand an der Küste herzustellen oder auch nur zu gewährleisten. Des Weiteren, bezüglich dessen, was von den anderen Italienern gefordert wird, können sie [die Genueser] in keinsterweise zu etwas anderem herangezogen werden, da sie kein Reichsland besäßen, vom dem sie leben oder sich auch nur erhalten könnten; im Gegenteil seien sie darauf angewiesen, die lebenswichtigen Güter von anderswoher zu beschaffen. Und auch nur auf diese Weise seien sie überhaupt in der Lage zu überleben und den honor imperii zu bewahren. Und da sie bei ihren Handelsgeschäften mit den überseeischen Gebieten nicht nur unzählige Steuern, sondern auch die Unversehrtheit ihres Besitzes mit Geld erkaufen müssten, so seien sie dem Kaiserreich nicht tributpflichtig, denn in alter Zeit sei durch den Kaiser der Römer festgesetzt worden, dass niemand außer dem Kaiser Tribut empfangen dürfe, und wenn diese Abgaben von anderen Herrschern in ebenjenen Gebieten eingezogen würden, so sei es allein Sache des Kaisers, diese Abgaben von jenen fremden Herren einzutreiben. Aus diesem Grunde seien die Bewohner von Genua also nur zum Treueeid verpflichtet und dürften in Bezug auf weitere Leistungen nicht herangezogen werden.230

Die Genueser Legaten lehnten also die Bezahlung eines kaiserlichen Tributs unter anderem aus dem Grund ab, weil sie kein Land (aus dem Reich) besitzen würden, von dem sie leben konnten, sondern rein vom Handel, also landfern, meernah, lebten. Augenfällig in dieser Textpassage sind die beiden antiken Rechtsbegriffe der angaria und perangaria, augenfällig, da diese beiden Begriffe genau in der in Roncaglia formulierten Lex Regalia von Friedrich I. Barbarossa als kaiserliche Rechte genannt wurden.231 Die Genueser Legaten reagierten also 230 Annali Genovesi (1890), S. 50/51: »Nam ab antiquo concessum et firmatum est per Romanos imperatores, ut ab omni angaria et perangaria habitatores civitatis Ianue debeant perpetuo excusari, solamque fidelitatem imperio debeant et mairtimarum contra barbaros tuitionem, nec in aliis possint ullo modo adgravari. Unde cum hec que debent bene prestiterint et, divinitate propitia, barbarorum impetus et insultus, quibus tota maritima a Roma usque Barchinoniam cotidie vexabatur, procul expulerant, ut ab eis quisque securus dormiat et quiescat sub ficu et vite sua, quod annuali dispendio decem milia marcharum argenti imperium fecisse non poterat, ulla ratione non possunt indebita postulari. Preterea iuxta aliorum Italicorum debitum ad talia non possunt ullo modo evocari, cum de terra imperii non habeant unde vicere posint vel se aliquo modo retinere; cumque aliune afferant, unde Ianue vivant et possint manutenere honorem imperii; cumque in extraneis terris quibus comituntur in mercationibus suis solvant innumeras dacitas, et rerum suarum libertatem precio mercentur et redimant, tributum non debent imperio, cum antiquitus sit per Romanorum imperatorem statutum, ut nemo, excepto Cesare, tributum accipiat, eisuque intersit si ab alio occupatur. Fidelitatem igitur solam debent habitatores Ianue, et non possunt de reliquo appellari.« Über die genaue Übersetzung dieser Stelle herrscht Uneinigkeit, die hier vorgeschlagene Version, größtenteils nach Schweppenstette (2003), S. 168/169, mit der verwinkelten rechtlichen Argumentation Genuas hat sich aber durchgesetzt, so auch Scarsella (1942), S. 123; Airaldi (1986), S. 22/23; Pavoni (1988), S. 246/247. 231 Urkunden (1979), Nr. 237, S. 27–29; Friedrich I. lässt den Begriff der Königsrechte durch eine in formloser Niederschrift festgehaltenen Aufzählung definieren: »Regalia sunt hec: [….] angariarum et parangariarum et plaustrorum et navium prestationes, et extraordinaria collatio ad felicissimam regalis numinis expeditionem […]«

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direkt auf die Forderungen der kaiserlichen Rechtssetzungen, wenngleich Caffaro diese nicht in den Text aufnahm.232 Die Argumentation der Genueser Legaten entsprach 1158 dabei aber nicht der politischen Wirklichkeit, da es zu diesem Zeitpunkt Genua gelungen war, viele der ligurischen Orte und Adligen unter ihre Kontrolle zu zwingen. Diesen status quo nannte dann auch das kaiserliche Privileg aus dem Jahr 1162, das eine wichtige Stufe auf dem Weg der Stadt hin zum Stadtstaat markierte. In diesem Jahr bestätigte der Kaiser Genua nicht allein die alten Rechte, sondern übertrug den Konsuln und der Kommune die gesamte ligurische Küste (»donamus consulibus et communi Ianuensi in feudum«) von Portovenere bis Monaco (»totam maritimam a portu Monachi usque ad Portum Veneris«) als Lehen und stand ihr in diesem Gebiet die volle Gerichtsbarkeit zu (»habeant ius et facultatem liberam faciendi iustitiam et puniendi maleficia in civitate et districtu«).233 Wann man in Genua dazu überging, nicht mehr das ältere comitatus zu nutzen, sondern districtus, ist nicht zu klären. Am 7. Dezember 1153 urkundete Papst Anastasius IV. mit den Worten »in comitatu Januensi«, aber schon 1143 taucht im Breve der Konsuln von Genua die Formulierung »in nostro destricto« auf, so dass anzunehmen ist, dass beide Begriffe verwendet wurden; ob von städtischkommunaler Seite der Begriff des Distrikts bevorzugt wurde, wäre noch zu untersuchen.234 232 Für die Seerepublik war die Forderung nach Erfüllung von Transportdiensten von besonderer Bedeutung, so dass diese wörtlich genannt werden, wohingegen die anderen Regalien summarisch abgelehnt werden. Nicht vergessen werden darf, dass gerade der Weg ins Heilige Land durch die Schiffe der Seerepubliken ermöglicht wurde, die damit viel Geld verdienten; ebenso bei den Wegen der deutschen Könige nach Rom zur Krönung, oder, in dieser Zeit aktuell, zum Transport und zur Unterstützung des Heeres beim kriegerischen Vorgehen gegen die sizilischen Normannen. Erneute Verhandlungen zum Transport, beziehungsweise zur Bereitstellung einer Flotte zur Eroberung von Sizilien dann bei Heinrich VI. zwischen 1191–1196, im Bericht von Ottobonus, der retrospektiv schreibt, als Heinrich VI. schon wortbrüchig geworden und die versprochenen Privilegien an Genua nicht ausgestellt hatte, so u. a. Annali Genovesi (1901), S. 38/39, vgl. S. 310–312. 233 Urkunden (1979), Nr. 367, S. 220–225; Privileg von Friedrich I. Barbarossa, ausgestellt am 9. Juni 1162 in San Salvatore bei Pavia: »Friedrich belehnt die Genuesen mit der gesamten Küste von Monaco bis Portovenere und mit dem Recht der freien Wahl der Konsuln, bestätigt ihnen alle Rechte und Besitzungen diesseits und jenseits des Meeres, gewährt ihnen eine Fülle von Zugeständnissen und Handelsvorteilen für den Fall der Eroberung des normannisch-sizilischen Königreiches und verpflichtet sich, mit dem König von Sizilien ohne ihre Zustimmung weder einen Frieden noch einen Waffenstillstand zu schließen.« Ende des 6. Jahrhunderts wird ein ähnliches Gebiet in der Cosmographia des Anonymen Ravennaten als »provincia Maritima Italorum, quae dicitur Lunensis et Vigintimilii et ceterarum civitatum« umschrieben. Es sind also die Grenzstädte Ventimiglia und Luni, die hier als die äußersten Punkte genannt werden, zwischen denen sich das Gebiet erstreckt. Agosto (1985), S. 177. Die Weltbeschreibung basiert auf antiken Texten und vermutlich einer heute verlorenen Karte, dazu Greppi (2008), S. 4. 234 Beide Beispiele zitiert nach Pavoni (1985a), S. 155/156; Francesconi (2011), S. 503.

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Dass die von Otto von Freising angesprochene Unterwerfung der umliegenden Feudalherren nicht immer problemlos verlief, bezeugt vor allem der Text von Kanzler Obertus, der häufiger von diplomatischen und kriegerischen Zusammenstößen berichtet. So kam es beispielsweise zu einem Konflikt zwischen der Kommune und den Markgrafen von Loreto: Es soll nicht der Vergessenheit übergeben sein, was in diesem Jahr [1154] in der Burg Noli als Werk der Markgrafen von Loreto passierte. Deshalb wissen die heutigen wie auch die zukünftigen Männer, dass Heinrich, Markgraf von Loreto geschworen hatte, den Wohnsitz in Genua zu nehmen, die Compagna zu wahren und den Schiedsspruch der Konsuln zum Streit um Noli zu beachten.235 Und die Konsuln, nachdem sie beide Seiten angehört hatten, machten einen Frieden.236 Danach aber, da es die Gewohnheit der Markgrafen ist, eher vom Raub, als richtig zu leben, begann der Konflikt erneut; die Konsuln sandten dem Markgrafen Boten, damit er schwöre, in dem Konflikt zu ihrem Schiedsspruch zu stehen. Dieser versprach mit dem Mund, was er im Herzen nicht hatte. In der Zwischenzeit kam er heimlich eines Augusttages mit einem Heer aus Rittern und Fußsoldaten zum genannten Kastell und nahm es betrügerisch mit der Hilfe von einigen Verrätern ein. Daraufhin führten die Konsuln, wie es Recht ist, ihre gesamte Amtszeit gegen ihn Krieg, mit Rittern, Armbrust- und Bogenschützen, und verwüsteten und verbrannten zu Land seinen gesamten Besitz; weil aber der Winter kam, konnten sie zur Einnahme des Kastells nicht aufs Meer gehen.237

Caffaros Bericht zufolge hatten sich die Markgrafen von Noli also schon vor 1154 verpflichtet, die Oberhoheit der Kommune anzuerkennen und stadtsässig zu werden, dies mithilfe lehnsrechtlicher Akte, die die Kommune häufig bei ihrer Expansion ins Umland anwandte (Kat. Nr. 32 und 34):238 Die Adligen übertrugen ihren Besitz der Kommune, kannten deren direkte Herrschaft an und wurden mit ihrem Land rück-belehnt. In dem Konflikt um die Burg Noli aber gingen die Markgrafen mit ihren Männern unrechtmäßig vor und mussten mit Waffengewalt von Seiten der Kommune erneut unterworfen werden. Besondere Beachtung verdient die in die historische Narration integrierte 235 Diese drei Stufen sind Hauptbestandteil der Schwurformel: die Adligen müssen mindestens zwei Monate im Jahr stadtsässig sein (habitaculum), sich der Friedenseinung der Kommune anschließen und die Rechtshoheit der Konsuln anerkennen. Zum Begriff des comune und auch der compagna als Friedenseinung der Bürgerschaft siehe Pistarino (1983); allgemeiner Banti (1977); zur Eingliederung des regionalen Adels in die Stadtgemeinschaft durch Schwur Dartmann (2012), S. 223–227. 236 Das Ergebnis des Prozesses von 1150/1151 ist als Kopie des Rechtsakts im Liber Iurium von Genua erhalten Libri Iurium (1992b), S. 216–218. 237 Annali Genovesi (1890), S. 40/41, zum Jahr 1154, Text bei Kat. Nr. 32. 238 Fasoli (1973), S. 285. Zum Jahr 1164 berichtet Obertus, die Konsuln hätten die Kastelle in die Obhut weiser Männer gegeben, ohne auszuführen, ob diese Männer mit den Burgen belehnt, oder ob zur Kommune gehörende Verteidigungsbauten mit Amtmännern besetzt wurden. Annali Genovesi (1890), S. 157: »prefati consules, principi sui consulatus, castra honeste viris prudentibus in custodia tradiderunt.«

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Abb. 9: Schiff (Kat. Nr. 31), die Burg Noli (Kat. Nr. 32 und 34), das Stadttor von Genua (Kat. Nr. 33) sowie das zerstörte Tortona (Kat. Nr. 35), Annales Ianuenses, fol. 7r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

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Apologie des kommunalen Handels durch Caffaro, der schreibt, dass es Aufgabe der (von Handel lebenden) Kommune wäre, die Adligen zu binden, deren Natur es sei, eher vom Raub, als nach den Gesetzen zu leben. Diese Vorstellung einer befriedend eingreifenden und steuernden HauptStadt Genua im Verhältnis zu dem sie umgebenden neu entstehenden Territorium wird auch im Bericht von Obertus zum Jahr 1169, dem Jahr der Beendigung des innerstädtischen Bürgerkrieges, ersichtlich. Nach der Schilderung des Friedensschlusses kam er auf die Pfarrbezirke zu sprechen, in denen es ebenfalls zu Kämpfen der unterschiedlichen Parteiungen gekommen war : Beleidigungen, Morde, Diebstähle, Raube, Brände kamen häufig in unseren Pfarreien vor: es stimmt also, dass die Glieder eines Körpers leiden müssen, wenn das Haupt leidet. Es verwundert also nicht, wenn die Glieder der Stadt verfallen, wenn die Mutter aller und der Kopf – also unsere Stadt – weit über das Glaubhafte leidet.239

Eine vergleichbare Vorstellung einer Stadt als Haupt findet sich prominent als Aufschrift der kaiserlichen Goldbullen »Roma caput mundi regit orbis frena rotundi« (Rom, das Haupt der Welt, lenkt die Zügel des Erdenkreises). Der universelle Anspruch der Stadt Rom, dessen sich Barbarossa für sein kaiserliches Herrschaftsverständnis nur zu gerne bediente, wurde aber in Genua bedeutungsvoll auf ein klar umrissenes Territorium angewandt, das von der Stadt zuerst generiert (mater omnium) und daher folgerichtig auch beherrscht werden konnte.240 Wie wenig flächenhaft aber dieses Territorium in der Frühzeit der Kommune gedacht wurde, wie stark additiv noch seine Umschreibungen angelegt war, bezeugt der Schwur, den die Grafen von Lavagna am 24. Juni 1157 der Kommune leisteten. Sie verpflichteten sich gemäß des üblichen Formulars, die Jurisdiktion der Stadt anzuerkennen und der Kommune im Kriegsfall beizustehen, deren Gebiet, wie auch fünf Jahre später in dem Privileg von Friedrich I. Barbarossa, anhand der Grenzen definiert wurde: Et faciemus guerram a Portuveneris usque Monachum et a iugo usque mare et a Palodo et Monte Alto et Vultabio et Savignone usque mari sicuti civitas Ianuensis eam fecerit et 239 Annali Genovesi (1890), S. 219/220: »Nam insultationes, homicidia, furta, rapine, incendia per plebeia nostra sepissiem fiebant. Merito enim cuiusque corporis membra patiuntur, cum caput pati sentitur. Ni mirium igitur si membra civitatis cassabantur, cum mater omnium et caput, id est civitas nostra, ultra eciam quam sit credendum patiebatur.« Dieser Topos eines körperlichen Staatsverständnisses findet sich auch bei Boncompagno da Signa, wenn er berichtet, wie die Orte des contando von Ascona sich gegen die Haupt-Stadt erheben: »et sic membra capud abscindere conabantur« (und so versuchten die Glieder, den Kopf abzuschneiden), Boncompagno (1999), S. 120. Vgl. auch Airaldi (1986), S. 87. 240 Schroer (2003), S. 403: Raum wird immer wieder mit Körpermetaphern beschrieben, Körper mit Raummetaphern; vgl. Wolf (2010), v. a. S. 47–50 sowie S. 266–270.

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maior pars consulum comunis Ianue vel illa pars que vicerit per intermedium nobis preceperint.241

Das Genueser Umland präsentiert sich in dieser Quelle nicht als geschlossenes, flächenhaftes Gebiet um einen zentral gelegenen Hauptort, sondern besteht, den geographischen Besonderheiten Liguriens geschuldet, aus dem Küstenstreifen der beiden Riviere sowie der Terra d’Oltregiogo, die sich entlang der alten römischen Handelsstraße (via Postumia) über den Passo di Giove durch den Apennin in die Lombardei erschließt.242 Der Kampf um die Kontrolle des Territoriums erweist sich somit als eine langsame Umwandlung von vereinzelten, sich immer mehr verdichtenden Herrschaften.243 Die Beherrschung und Verwaltung dieses durch die Kommune geschaffenen Gebietes war nur unter Zuhilfenahme von im 12. Jahrhundert »modernen« Mitteln zu bewältigen – durch die Verschriftlichung in Form von Urkunden und anderen rechtsrelevanten Texten, zu denen auch die Stadtchronistik zu zählen ist. In Genua hatten die Verfasser der Chronik zugleich die obersten Ämter der Stadt inne und so spiegelte ihre Erzählung nicht allein die offizielle Sicht der Regierung wider, sie hatten zudem auch Zugang zu den unterschiedlichen Formen des in der Stadt verwahrten Schriftguts. Des Weiteren waren die Stadtschreiber meist auch als Notare tätig, so dass die gleiche Hand, die die Geschichte schrieb, auch rechtskräftige Dokumente verfasste.244 Nicht zuletzt wurden die Annales Ianuenses am selben Ort verwahrt wie die sonstige pragmatische Schriftlichkeit der Kommune – dem Archiv der Stadt. Somit verwundert es nicht, dass viele der in den Annales Ianuenses geschilderten Übertragungen, Belehnungen, Gründungen und 241 Libri Iurium (1992b), Nr. 187, S. 271–273. Das Genueser Gebiet wird umschrieben als »von Portovenere bis nach Monaco« in der Ost-West-Ausrichtung und vom »Giove-Pass bis zum Meer«. Diese zweite, nord-südliche Ausdehnung, wird dann in einem zweiten Schritt noch genauer mit den Orten Parodi-Montalto und Voltaggio-Savignone bezeichnet; dazu auch Allegri/Morgavi (1993), S. 9. 242 Bei den Auseinandersetzungen mit den Adligen des Oltregiogo ging es vor allem darum, den Handelsweg in die Lombardei und zu den Messen nördlich der Alpen freizuhalten. Di Fabio/Dagnino (1987), S. 115; zur via Postumia Cera (2000). 243 Violante (1996), S. 47: »Il territorio À una realt— concettualemente diversa dalla sommatoria di tutte le singole terre comprese entro i suoi confini.« Diese Entwicklung ist überall in Italien zu beobachten; Pirillo (2001) arbeitete für Florenz heraus, dass der Weg hin zum geschlossenen Territorium das gesamte Duecento und auch die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts andauerte. 244 In Genua gibt es den Sonderfall, dass wohl schon im 12. Jahrhundert Notare von der Kommune eingesetzt werden, wenn auch die Berufung bzw. Konzessionierung des Urkundenschreibers im Corpus Iuris civilis dem Kaiser vorbehalten und so auch von Friedrich I Barbarossa in der Lex Omnis iurisdictio definiert wird: alle Gerichtbarkeit und alle Zwangsgewalt liegt beim Fürsten, und alle Richter erhalten ihre Amtsgewalt durch ihn, müssen ihm einen Amtseid leisten. Die Urkunden Friedrichs I. 2, Nr. 238, S. 29/30. Gesichert steht 1220 Friedrich II. in einem Privileg den Genuesen die potestas facere notarios zu, Costamagna (1970), S. 18–21; Bartoli Langeli (2001), S. 85; Rovere (2002).

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Schenkungen ihre Entsprechung in einem Dokument beziehungsweise dessen Kopie im Liber Iurium finden. Dieser Zusammenhang von Historiographie, Gebietsumschreibung und rechtlichem Schriftgut in der Kommune im 12. Jahrhundert wird nach einem kurzen Exkurs zur Entwicklung von Notariat und Liber Iurium in Genua noch deutlicher herausgearbeitet.

4.3. Der Urkundenbeweis und die städtische Schriftlichkeit Die Notare, die in den italienischen Stadtkommunen im 12. Jahrhundert urkundeten, waren Träger der publica fides, ausgestattet mit »öffentlichem Vertrauen«.245 In einem Rückgriff auf das römische Recht wurde mit dem Begriff der fides die Beweiskraft einer Urkunde, also eines von einem Notar geschriebenen Textes, bezeichnet. Diese den Urkunden per se eignende Beweiskraft kann nicht unabhängig vom (doppelten) Konzept des Vertrauens gedacht werden: fides bedeutet nicht allein das Vertrauen in die Schriftstücke, sondern auch in die ihnen innewohnende Glaubwürdigkeit.246 An die Stelle der charta, die noch einer Beglaubigung jenseits ihres materiellen Daseins (einer robatio, also »Bekräftigung«, durch Zeugen) bedurfte, trat das von einem Notar ausgestellte instrumentum pubblicum, das eine absolut verstandene Glaubwürdigkeit besaß.247 Um Rechtskraft zu haben muss ein Schriftstück ein instrumentum publicum sein, d. h. es muss von einem Notar, der als öffentliche Person (publica persona) angesehen werde und sein Amt von einer zur Investitur berechtigten Person oder Institution erhalten habe, geschrieben worden sein. Ferner müsse dieser das Dokument öffentlich (publice), d. h. in öffentlicher Form (in publicam formam) und somit unter Hinzufügung der publica-

245 Pratesi (1983), S. 766/67, zur Frage nach dem Fortleben des antiken und christlichen fidesBegriffs im Umfeld der mittelalterlichen Urkunde. Zu fides in Genua Rovere (2006). Allgemein zum Notariat Amelotti/Costamagna (1975); Bartoli Langeli (2004), v. a. S. 58–64. 246 Schulte (2003), S. 5, mit Verweis auf den Kommentar von Petrus de Unzola zur Summa totius artis notariae des Rolandinus Passagerii: »Merke, dass eine Urkunde glaubwürdig genannt wird. […] Denn der heißt glaubwürdig (= authentisch), dem man sehr glaubt und dem man vollstes Vertrauen schenkt. Von daher ist es auch in der Umgangssprache üblich zu sagen, dieser ist ein glaubwürdiger Mann, d. h. ein Mann, dem man sehr glaubt und dessen Worte genau befolgt werden.« (»Nota quod instrumentum dicitur auctenticum. […] Nam illud dicitur auctenticum, cui multum creditur, et cui fides maxima adhibetur. Unde dici consuevit etiam vulgariter, talis est auctenticus homo id est homo talis, cui multum creditur ; et cuius dicta multum servantur«). 247 Bartoli Langeli (2004), S. 60.

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tiones, der Angaben von Datum, Ort und Zeugen sowie seiner Unterschrift, angefertigt haben.248

Die veränderte Bedeutung des Notars und die neue Beziehung zwischen Öffentlichkeit, Schriftstück und Aussteller ergab sich aus den Neuerungen im Urkundenwesen im Zuge der »Renaissance des Notariats« am Ende des 11. Jahrhunderts.249 Papst Innozenz IV., der um 1195 in Genua als Sinibaldo de Fieschi geborene bedeutende Rechtsgelehrte, formulierte »Instrumentum publicum dicitur scriptura, quae plenam fidem facit, producta coram iudice sine alterius adminiculo.«250 In dieser Aussage enthalten ist der Kern der Umwälzung: nicht mehr das mündlich »bezeugte« Recht, sondern das allein durch den Notar schriftlich fixierte instrumentum sollte vor Gericht Beweiskraft haben. Die Hand des Notars verfügte somit über eine besondere Kraft, da sie eine öffentliche Hand war : Instrumentum publicum est solennis et rite ordinata scriptura per auctentice persone manum publice causa memorie facta. (…) Publicum instrumentum est illud, quod scriptum est manu publica id est tabellionis. Nam tabellio publica persona dicitur.251

Diese neuen, zeugniswert enthaltenen Dokumente mussten besonders geschützt werden, denn sie erhielten nur ihre Glaubwürdigkeit, solange sie als unbeschädigtes Original vorlagen. Daher ist es einerseits erstaunlich (weil die Kopie die Einmaligkeit des Originals verneint), andererseits folgerichtig (weil die Kopie den Verlust des Originals ersetzen konnte), dass es zur Sammlung der Urkundentexte in notariell beglaubigten und damit erneut rechtskräftigen Abschriften in Kopialbüchern (cartularium, Chartular) kam.252 Ab dem 12. Jahrhundert wurden die originalen Texte, erstens durch das Anwachsen des ge248 Schulte (2003), S. 6. 249 Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Urkundenwesen ist nur ein Aspekt der Wiedergewinnung des römischen Rechts im Zuge der Rezeption des ab der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts wieder vollständig vorliegenden Codex Iustinianus. Vgl. Lange (1993), S. 12, der einräumt, dass es zwar eine ungebrochene Tradition der Rezeption byzantinischen Rechts in Italien gibt, dass aber erst durch die neue Beachtung der Digesten Justinians ab dem letzten Drittel des 11. Jahrhunderts von einem tatsächlichen »Anfang der modernen Rechtswissenschaft« gesprochen werden kann. Vgl. Classen (1983); Meyer (2000); zum Notariat in Genua Piergiovanni (1994). 250 Zitiert nach Trusen (1977), S. 205. »Ein Text wird öffentliche Urkunde genannt, wenn er, ohne anderes Hilfsmittel (in Form von Zeugen o. ä.) dem Richter vorgelegt, vollen Glauben (in diesem Sinne: Beweiskraft) hat«. 251 Zitiert nach Schulte (2003), S. 6, nach Petrus de Unzola als Kommentar zur Summa von Rolandinus. 252 Die Gründe, die zur Erstellung der Kopialbücher führen, werden meist im Prolog des kompilierenden Notars genannt, und sind topisch: Angst vor Verlust, Vergessen, Zerstörung; Erinnerung an Besitzstand einer als positiv begriffenen Vergangenheit. Dazu vor allem Behrmann (1992) und Resl (2002).

Der Urkundenbeweis und die städtische Schriftlichkeit

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samten Urkundenbestandes, zweitens durch die Gefahr, dass die wertvollen Rechtsdokumente durch zu häufige Benutzung oder durch Brand beschädigt werden konnten, und drittens, um das Material in geordneter, leicht zu handhabender Form vorliegen zu haben, zuerst im kirchlichen, bald auch im weltlichen Bereich in diese Chartulare übertragen. Alle diese Formen sind als Erinnerungsmedien anzusprechen, die einen sowohl retrospektiven (weil sie an einen vergangenen Rechtsakt erinnern) als auch einen prospektiven (weil sie für die Zukunft Rechtssicherheit schaffen) Aspekt besitzen. In ihnen wird das Handeln der Kommune ab-lesbar ; vor allem aber in der Sonderform der Besitzurkunden, also von Dokumenten, die Rechte an Grund und Boden schriftlich fixieren, sind sie »mediale Formen der Herrschaftssicherung und Kommunikation über Herrschaft«.253 In dieser Bedeutung schaffen sie es, das Territorium von Genua zu beschreiben und ihm damit eine greifbare Form zu geben.

4.3.1. Der Liber Iurium Die Entwicklung der städtischen Kopialbücher in Genua muss, wie in vielen weiteren Feldern der pragmatischen Schriftlichkeit, als exemplarisch gelten.254 Ein erster, früher Liber Iurium (Buch der städtischen Rechtstitel und Privilegien in Form eines Chartulars) ist nicht erhalten, einige Indizien aber deuten darauf hin, dass es schon vor 1146 zur Sammlung von Dokumenten in einem registrum comunis Ianue durch den Notar Wilhelm de Columba kam.255 Im Jahr 1122 kam 253 Stercken (2012b), S. 213/214. 254 LeGoff (1992), S. 109: »Mit dem Aufschwung der Städte entstehen Stadtarchive, die von den Bürgerschaften eifersüchtig bewacht werden. Die städtische Erinnerung ist für die aufkommenden und zugleich bedrohten Institutionen hier durchaus ein Stück kollektiver Identität der Kommune. Genua nimmt in dieser Hinsicht eine Pionierstellung ein.« Vgl. Faini (2013) zur Überlieferungssituation in den toskanischen Städten (Pisa, Florenz, Pistoia, Siena, Lucca und Arezzo), v. a. S. 434–437. Eine Zusammenschau der enthaltenen Dokumente in Genua, durchmischt mit historischen Notizen aus den Annales Ianuenses durch Cesare Imperiale Sant’Angelo im Codice Diplomatico della Repubblica di Genova, ediert in Codice Diplomatico (1936) und Codice Diplomatico (1938). Auszüge der städtischen Register in den Monumenta Historiae Patriae 1854 und 1857, basierend auf älteren Kopien, da die neun erhaltenen Libri Iurium aus Genua im Zuge der napoleonischen Eroberungen nach Paris verbracht worden waren. Nach der Rückgabe befinden sie sich heute im Archivio di Stato von Genua. Zu den Genueser Quellen des Mittelalters an sich Vitale (1942). Eine kritische Neuedition der Libri Iurium erscheint seit 1992: Libri Iurium (1992a), Libri Iurium (1992b); Libri Iurium (1996); Libri Iurium (1998a); Libri Iurium (1998b); Libri Iurium (1999); Libri Iurium (2000); Libri Iurium (2001). Fonseca (2002); Dartmann (2012), S. 127–129. 255 Dazu zählen Nachrichten bei Caffaro, dass bestimmte Rechtsgeschäfte (beispielsweise der Vertrag der Genuesen mit Bohemund I. über ihre Rechte in Antiochien 1098) in ein ›Register‹ übertragen worden seien, wie auch andere Urkunden von Tankred oder von Balduin

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es zur Einrichtung des städtisches Archivs (der Kanzlei) und Obertus, der nach Caffaros Tod offizieller Historiograph der Stadt werden sollte, wurde im Jahr 1141 zum Kanzler ernannt.256 Caffaro selbst berichtete über den Auftrag des Rates der Stadt, seine Chronik durch den offiziellen Stadtschreiber, den oben genannten Notar Wilhelm de Columba, ins Chartular der Stadt übertragen zu lassen.257 Kanzler, Stadtarchiv, Stadtschreiber und Historiograph tauchen hier in einem so engen Zusammenhang auf, das wahrscheinlich ist, dass der erste Liber Iurium von denselben Personen und zeitgleich mit den Annales Ianuenses kompiliert wurde.258 Dies bildet die Ausgangsbasis der Annahme, dass nicht allein die neuen, von Notaren geschriebenen Dokumente eine ihnen innewohnende Rechtskraft besaßen, sondern dass sich dieses Konzept auch auf einige Chroniktexte übertragen ließe. Die Annales Ianuenses bilden hier einen exemplarischen Sonderfall, werden sie doch hauptsächlich von Notaren oder öffentlichen Schreibern verfasst, im Archiv der Kommune bei den Chartularen aufbewahrt und zudem noch durch inserierte Dokumente angereichert.259 Hinzukommt, dass die gegenseitige

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I. von Jerusalem. Codice Diplomatico (1936), S. IX. Zur Bedeutung des Liber Iurium für die Geschichte der Beziehung zwischen Stadt und Umland wie auch für die innere Geschichte der Stadt Cammarosano (1995). Die wichtigen Verweise bei Caffaro in Annali Genovesi (1890), S. 18, 23, 30, 35, 46, 48, 54, 74, 109, 121, 128. Bei Obertus S. 166, 169, 229. Noch Jacopo Doria nennt ein frühes registrum parvum (wohl aufgrund des Formats und nicht des Inhalts, da mehr als 600 gesammelte Dokumente anzunehmen sind), so dass vermutet werden kann, dass zu seiner Zeit (Ende des 13. Jahrhunderts) das erste Register noch existierte. Cesare d’Imperiale di Sant’Angelo verband das erste Register mit dem Namen des Schreibers Wilhelm de Columba, Codice Diplomatico (1936), S. VIII/IX; vgl. auch Libri Iurium (1992a), S. 20 und S. 22. ASG, ASG, Archivio Segreto, nr. 2720/23–25: »conscripta sunt per manum Guillelmi de Columba«. Annali Genovesi (1890), S. 18: »Clavari scribanique, cancellarius, pro utilitate reipublice, in hoc consulatu primitus ordinati fuerunt.« Annali Genovesi (1890), S. 3/4: »consules vero, audito consilio consiliatorum, palam coram consiliatoribus Willielmo de Columba publico scribano preceperunt, ut librum a Cafaro compositum et notatum scriberet et in comuni cartulario poneret, ut deinceps cuncto tempore futuris hominibus Ianunesis civitatis victorie cognoscantur.« Schweppenstette (2003), S. 66. Zum Zusammenhang von städtischer Geschichtsschreibung und Liber Iurium in Pisa vgl. Engl (2011). Die Annales Ianuenses gelten vielen Forschern, die sich mit der Rechtskraft von Chroniktexten beschäftigen, als exemplarischer Sonderfall einer ›cronica come documento‹, so auch Arnaldi (1976), S. 360–365; Schweppenstette (2006), S. 146. Arnaldi trennt Chartularchroniken, wie sie beispielsweise aus süditalienischen Klöstern überliefert sind, bei denen Dokumente in den Text inseriert wurden oder neben den historischen Text treten, wie in Casauria, von Chroniktexten wie den Annales Ianuenses, die von einem öffentlichen Schreiber, einem Notar, im Auftrag der Kommune verfasst wurden, und eigene Rechtskraft besitzen (sollen). Vgl. Dunphy (2010). Zum Themenfeld der geschichtsschreibenden Notare u. a. Arnaldi (1963); Arnaldi (1966); Cogrossi (1981); Ortalli (1989); Zabbia (1991), Zabbia (1997); Zabbia (1998); Zabbia (1999). Schweppenstette (2003), S. 88–96, betont, dass die Hand Caffaros über ausreichende fides verfügte und nicht extra durch einen Notar

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Wechselwirkung und Interaktion beider Textarten in der ähnlichen Organisation des Materials erkennbar wird. Zu fragen bleibt, wohin Wilhelm de Columba, als er 1152 vom Rat der Stadt den Auftrag erhielt, die Chronik Caffaros in comuni cartulario zu übertragen, den Chroniktext aufnahm, denn cartularium und registrum sind an sich synonym zu setzen. Die Quellenbezeichnungen für die Aufnahme von Urkunden in den Liber Iurium sind »in Ianuensis registro«, »in registro nostro«, »in registro« oder »registrum comunis«. Es wäre verlockend anzunehmen, dass sich die Chronik und das frühe Register aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts in einem Bindungszusammenhang befanden; dies ist aber heute nicht mehr nachzuweisen.260 Zeitgleich (1143) wurde auch im Auftrag des ersten Erzbischofs von Genua, Siro (1133–1163) ein Register der Urkunden der Erzdiözese erstellt.261 Wie im Liber Iurium der Stadt werden auch hier im Prolog die topischen Gründe für das Anlegen eines Kopialbuches genannt: das Risiko des Vergessens, die Möglichkeit des Verlustes von Urkunden, der Ausschluss von Betrugsmöglichkeiten.262 Die Parallelen der Anlage beider Bücher sind evident, beide Male ist die »Krise der Institution« ein wichtiger Movens, der Kampf um Gewinnung von Rechtssicherheit: während des Investiturstreits waren der Diözese aufgrund einer Reihe von exkommunizierten Bischöfen viele Rechte verloren gegangen, erst mit dem bekräftigt werden musste, so dass Macobrius ihm als Schreiber und nicht in seiner Position als Notar zur Seite gestellt wurde. Ihm zufolge verleiht die formelhafte juristische Sprache dem Text zudem nicht unbedingt mehr Authentizität, sondern ist wohl vor allem dem Vorgelesen und Vorgetragen werden geschuldet, dort S. 92: »die Urkundenformel der Publicatio (notum sit) wirkte also ›nach außen‹, als Mittel zur Herstellung von Landeskundigkeit oder – modern gesprochen – von Öffentlichkeit, verpflichtet sie die Zuhörenden und Anwesenden auf den jeweiligen Rechtsakt mit Bindungskraft für die Zukunft«. 260 Die Maße des erhaltenen Codex Vetustior (aus der Mitte des 13. Jahrhunderts) stimmen nicht mit der Blattgröße der Annales Ianuenses überein; vgl. die Überlegungen in Kapitel 3.4. zum Lagenverbund, S. 45–51. 261 Liber (1962), Beschreibung der beiden späteren Handschrift auf S. VIII–XXV. Erhalten sind zwei Handschriften im Archivio capitolare von San Lorenzo: Codex PA, ms. 307 und Codex PB, ms. 308. Die Datierung zwischen 1218 und 1221 rückt ihn in zeitlicher Nähe des in Kopie erhaltenen zweiten liber iurium von Genua von 1229 (Kopie von 1253). Schweppenstette (2006), S. 128/129, zu den unterschiedlichen Formen von pragmatischer Schriftlichkeit in Genua. 262 »…ne testium defectione aut publicorum instrumentorum amissione que gesta fuerint tradantur oblivione […] ne malignitate quorumdam fraudolenter subreptis res Archiepiscopatus in aliquo detrimentum paterentur.« Codice Diplomatico (1936), S. XXVII/ XXVIII. Das Original ist noch als Fragment erhalten (ms. 1123 Archivio storico Genua), ediert von Calleri (1995). Auch der bischöfliche Kompilator beruft sich auf ein Kopialbuch des Bistums, auf dem seine Arbeit aufbaue; dieses ältere Chartular enthielt aber wohl nur Auflistungen der Rechte und Besitzungen der Kurie, wie auch Pachtverträge und Lehnsvereinbarungen, neu auch hier im kirchlichen Bereich ist die Übertragung von rechtskräftigen publica instrumenta in ein liber iurium. Polonio (Feloni) (2002a), S. 468: »… in sostanza la nuova raccolta si volge a diritti di tipo patriomaniale e temporale, di origine privata e pubblica.«

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1133 zum Erzbischof erhobenen Siro stand ihr seit langer Zeit wieder ein Bischof vor, der sowohl über die Macht als auch über das moderne Verwaltungswissen verfügte, um die Gerechtsame der Kirche zurückzufordern. Dazu aber brauchte er eine schriftgestützte Verwaltung und Auflistung der ehemaligen Besitztümer.263 Die Geschichte Genuas und beider Kopialbücher kreuzen sich an einem bedeutsamen Punkt, sind die ersten Privilegien der von der Kommune in Outremer eroberten Gebiete doch nur in diesem Liber Privilegiorum Ecclesiae Ianuensis erhalten, da sie der Kathedrale San Lorenzo ausgestellt wurden: In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts sind es meist die Kathedrale oder das Bistum, nicht immer klar zu trennen von der Figur des Stadtheiligen und Kirchenpatrons Laurentius, die oder der als die Empfänger von Schenkungen in den Urkunden auftreten.264 Erst im Zuge der städtischen Entwicklung übernahm die Kommune die Rolle des Empfängers von Schenkungen, die dann in den städtischen Liber Iurium übertragen wurden. Somit sind mit den Annales Ianuenses, mit dem gesicherten Kopialbuch des Bistums und dem nicht klar greifbaren Chartular der Kommune drei Texte in Genua überliefert, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts Besitztum und Rechtstitel in schriftlicher Form umschrieben. Da leider die originale graphische Form dieser frühen Chartulare nicht mehr rekonstruierbar ist, bietet sich für einen Vergleich mit den Annales Ianuenses allein der Codex Vetustior, das dritte und älteste erhaltene Chartular der Stadt von 1253 an.265 In diesem Jahr erging ein (erneuter) Auftrag zur systematischen Sammlung der wichtigsten kommunalen Urkunden durch Podest— Enrico Confalonieri an den Notar Nicolý di San Lorenzo. Dem Prolog zufolge fasste Nicolý di San Lorenzo dafür mindestens drei Register zusammen: das älteste aus dem 12. Jahrhundert, das zweite aus dem Jahr 1229 und noch ein aliud registrum. Diese Sammlung ist erhalten und wird

263 Polonio (Feloni) (2002b), S. 455/456. Die Parallele zur großen Erzählung Sugers in St. Denis ist hier offensichtlich, vgl. dazu Haug (2011). 264 Airaldi (2003), S. 28. 265 Im Jahr 1229 hatte der Podest— Jacopo de Baldovini (honorabilis civitatis Ianue potestas), ein in Bologna geschulter Jurist, den offiziellen Auftrag zur Sammlung und Redaktion der kommunalen Urkunden (Besitztitel, Rechte) an die Notare Attone Piacentino und Simone Donati erteilt. Der innere Zusammenhang dieser schriftlichen Ordnung von Rechtstiteln mit den Annales Ianuenses zeigt sich in dem expliziten Anliegen des Podest—, diese Sammlung nicht allein anzulegen, um die Benutzung des Archivs zu vereinfachen (non solum cum opporteret possent facilius inveniri) und die originalen Urkunden nicht durch zu häufige Nutzung zu gefährden (etiam ne autentica seu originalia perderentur), sondern vor allem darin, jeden Genuesen über die Dokumente von Genua und seiner Vorfahren zu informieren (etiam Ianuensis quilibet de probissimis actibus comunis Ianue et antecessorum suorum ex dicto volumine plenius informatus), Libri Iurium (1996), Prolog auf S. 3. Wahrscheinlich wurde auch die Arbeit an den Annales Ianuenses im Jahr 1229 im Auftrag des selben Podest— aufgenommen, Petti Balbi (1982), S. 55/56; Ortalli (1989), S. 532.

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im Archivio di Stato unter der Bezeichnung Codex Vetustior verwahrt.266 Dieser Codex verfügt über keine den Annales Ianuenses vergleichbaren Zeichen am Rand des Textes, dafür sind ihm zur leichteren Orientierung Rubriken beigefügt, kurze Inhaltsangaben zu Beginn des dann folgenden Privilegs.267 Wie sehr sich Annales Ianuenses und Liber Iurium dennoch inhaltlich und vom Aufbau her entsprechen, zeigt sich daran, dass der Großteil der hier versammelten Dokumentkopien die schnelle Expansion der Kommune in das umgebende Land dokumentiert.268 Ein Beispiel aus dem frühesten, vermutlich noch auf dem ersten Kopialbuch des 12. Jahrhunderts basierenden Teil des Codex Vetustior soll dies verdeutlichen. In einem Bindungszusammenhang finden sich hier – mit zu den ältesten Dokumenten gehörend – die Treueschwüre, die die im Genueser Contado lebenden Grundherren der expandierenden Kommune leisteten: Die Grafen von Lavagna schworen im Februar 1138 die 266 Libri Iurium (1992a), S. 3. Diese Einführung in das gesamte Werk steht auf 1r des Codex Vetustior. Es folgen auf den foll. 1–48v eine Sammlung von Dokumenten, die vermutlich den ersten Liber Iurium aus dem 12. Jahrhundert dokumentieren, da die meisten der Dokumente aus der Zeit von 1109 bis 1151 stammen, S. 23. Dieses erste Register hatte vermutlich kein Vorwort, da dieses sonst ebenfalls von Nicolý di San Lorenzo bei seiner erneuten Kompilation im Jahr 1253 kopiert worden wäre, S. 34. Ab fol. 49r dann der Prolog und die Dokumente des Registers von 1229, übertragen durch die Hand des Notars Nicolý di San Lorenzo, der von den Schwierigkeiten berichtet, die »privilegia, conventiones, fidelitates vassallorum, laudes et instrumenta diversorum negociorum comunis Ianue et alia diversa rerum negocia« aus den cartulari notarili oder den originalen Urkunden zusammen zu suchen, S. 25. 267 Exemplarisch für den graphischen Aufbau des Codex Vetustior kann fol. 32/35 gelten: Die Seite beginnt mit einem Akt, dessen Schilderung schon auf der vorhergehenden Seite anfing und endet nach zwei Zeilen mit der wohl genau im graphischen Aufbau von der originalen Urkunde kopierten – oder ihr angeglichenen – Unterschriftszeile; darunter dann die fünf Zeilen umfassende Beglaubigung des kopierenden Notars, Magister Nicolaus de Sancti Laurentii sacri palaci notarius. In der gleichen Zeile hebt in roten Buchstaben die ›Überschrift‹ des folgenden Rechtsaktes an, ein Laus forestandis. Der Text des kopierten Urteils auf den darunterliegenden zwölf Zeilen, es folgen wieder die Unterschriften mit dem Übertrag der graphischen Merkmale, auf deren Höhe dann die Rubrik für den zweiten übertragenden Rechtsakt, mit dessen Unterschriftszeile das Blatt schließt. Die beiden Jahreszahlen 1166 wie auch die kurze Randbemerkung stammen wohl aus der Hand von Jacopo Doria, also vom Ende des 13. Jahrhunderts; von ihm stammen auch die ergänzenden Glossen in den Annales Ianuenses. 268 Codice Diplomatico (1936), S. XXXVII: »Nei primi anni del secolo XII i documenti si riferiscono quasi esclusivamente alla rapida espansione del piccolo Comune che, appena costituito, trova uomini ed energie sufficienti per prendere parte ad una conquista che, mentre estende e consolida i confini del nuovo regno di Palestina, popola tutte le coste del Mediterraneo orientale di colonie genovesi rette da consoli, da visconti, o date in feudo a qualche cittadino pi¾ degno o pi¾ autorevole, come per esempio agli Embriaci, i quali ebbero la signoria di Gibeletto che ritennero fino alla caduta delle colonie cristiane in Palestina.« LeGoff (1992), S. 109, nennt die Urkunden, die zur Absicherung der Rechte in Kopialbüchern gesammelt wurden, eine feudale Erinnerung, wenn sie den Boden betrafen (im Gegensatz zu den Genealogien, die die Menschen versammelten und ordneten).

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Abb. 10: Liber Iurium (Codex vetustior), Genua, Archivio di Stato di Genova, Libri Iurium (I = Vetustior), fol. 32r.

compagna und verpflichteten sich – um so noch stärker in die Bürgergemeinschaft integriert zu sein – stadtsässig zu werden. Zur gleichen Zeit beschworen dies ebenso die Herren von Lagneto, von Nasci und von Cogorno, sowie Gerardo und Arnaldo della Torri.269 Die zunehmende Macht der Kommune zeigte sich 269 Libri Iurium (1992a), S. 16/17 (Vetustior 2v): »Hec est convenientia et sacramentum quod Lavanini fecerunt consulibus et comuni Ianue. Ego ero habitator huius civitatis Ianue secundum usum et consuetudinem aliorum civium huius terre in voluntate et ordinatione maioris partis consulum comunis Ianue qui modo sunt, scilicet Ansaldi Mallonis […], et hoc faciam sine fraude et malo ingenio et sacramentum istius compagne que nun est adimplebo et transacta hac compagna tenear adimplere sacramentum omnium aliarum compagnarum quas fecerit comune Ianue sicut scriptum fuerit in brevi illarum compagnarum. Et de hoc quod ego sine ullo tenore me pono in consulibus comunis Ianue et in comuni Ianue, ego nullam peccuniam habeo neque castellum neque terram nec etiam ulla securitas michi inde facta es tut eam habere debeam. Hoc sacramentum fecit Opizo comes et Ugolinus et Ribaldus et Guirardus Scorcia et Rufinus, Obertinus de Pagano et Martinus Filius eius, Opizo frater Ribaldi, Tedyxius et Stephanus, filii Opiconis, Oddo comes et Armaninus filius Armanni.« Dokument Nr. 8, Februar 1138 oder 1139. Dokument Nr. 12 tradiert den Beschluss der Kommunalkonsuln, dass die Grafen von Lavagna mindestens zwei Monate im Jahr in Genua wohnen müssen, so wie es die Gewohnheit der anderen Städter sei. Libri Iurium (1992a), S. 20/21. Dokumente bezüglich der Herren von Lagneto, Nr. 9; Nr. 10: Herren von Nasci (»Hoc sacramentum fecerunt homines de Paxao et de

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darin, dass nicht nur kleinere Burgherren unter die Jurisdiktion von Genua gezwungen wurden, sondern auch mächtige Feudalherren, wie der Markgraf von Parodi oder der Markgraf von Montferrat, die den Treueeid leisten mussten und sich verpflichteten, die vorgeschriebenen zwei Monate in der Stadt zu wohnen.270 Das frühe Ausgreifen Genuas nach Westen in die Provence ist dabei sowohl im Liber Iurium als auch anhand des chronikalischen Textes nachvollziehbar.271 Zu vielen der in den Annales Ianuenses durch ikonische Randzeichen hervorgehobenen Orte existiert ein vergleichbarer Eintrag im Liber Iurium, so beispielsweise, wenn die Brüder da Passano der Kommune den Treueeid für das Kastell von Frascario und Rivarola leisten und die Kastelle von der Stadt als Lehen erhalten.272 Leider ist durch den Verlust des ersten Liber Iuriums von Genua heute nicht mehr zu erkennen, ob ehemals jeweils eine Randzeichnung der Annales Ianuenses auf einen ihr entsprechenden Eintrag im Kopialbuch der Stadt (und somit auf eine Urkunde und von dort auf ein tatsächliches Stück Land) verwiesen hat. Unabhängig davon beleuchtet das hier Dargelegte die enge Verbindung, die das historische Ereignis des tatsächlichen Besitzzuwachses, Nasci«); die Herren von Cogorno, Nr. 11. Februar 1142: Gerardo und Arnaldo della Torre, Nr. 13; vgl. Guglielmotti (2013), S. 33. 270 Nr. 55, S. 92/93: Der Markgraf Alberto von Parodi schwört der Kommune Treue und verpflichtet sich, in der Stadt für zwei Monate zu wohnen; Nr. 86, S. 139/140: Der Markgraf Wilhelm von Montferrat schwört der Kommune von Genua Treue, 1150. 271 Libri Iurium (1992a), S. 22–29. Nr. 14, 15, 16, 17, 18: die Männer von Fos, von Marseille, von Fr¦jus, von HyÀres, und Raimund von Antibes mit seinen Männern schwören, die Genuesen zu verteidigen, ihre Feinde zu bekämpfen, die Abgaben nicht zu erhöhen und der Kirche von San Lorenzo oder der Kommune Genua einen jährlichen Tribut für 10 Jahre zu zahlen, ebenso, wie an den Kriegsfahrten von Genua teilzunehmen. 272 Nr. 39, S. 62/63: März 1144 schwören die Brüder Stambo und Obertus da Passano und ihr Verwandter Rustico der Kommune Treue für das Kastell von Frascario. Nr. 40, S. 63/64: Rubaldo, Sohn von Guido da Passano, schwört der Kommune Treue für die Kastelle Frascario und Rivarola. Nr. 41, S. 64–66: Die Konsuln der Kommune geben das Kastell von Frascario als Lehen an die Herren von Passano. Dokument 48 schildert die Investitur (mit der Übergabe eines Olivenzweiges), bei der die Konsuln der Kommune die alten Eigentümer mit dem zuvor an die Stadt geschenkten Kastell von Aimero – auch dies taucht in den Annales Ianuenses als icon auf – belehnen: »In capitulo Sancti Laurentii, congregato ibidem consilio comunis Ianue, fuerunt Petrus Vetulus et Rollandus filius Castagne et Rodulfus Terrebuxenus et Ursus et Iohannes Terrebuxenus et Sturcus et Garinus et Griphus et Andreas et Gislerius omnes isti cum viridi ramo olivarum nomine feudi fuerunt investiti de castro videlicet Aimelii et de cunctis rebus eidem castro pertinentibus. Investiverunt etenim eos consules Guilelmus de Volta et Capharus et Lanfrancus Piper et Philipus de Lamberto.« Nr. 48, S. 81–83, Juli 1141, gefolgt von Nr. 49, S. 83/84: der Treueschwur der Kastellane von Aimero und Voltaggio: »Ego ab hac die in antea, sine fraude et malo ingenio, ero fidelis comuni Ianue ut bonus vassallus suo domino et non ero in consilio neque in facto neque in asensu ut comune Ianue perdat castrum Aimelii nec castrum Vultabii nec aliquod castrum neque aliquam terram quam modo comune Ianue habeat ….« Zuvor, aber im Libri Iurium (1992a) danach, nämlich Nr. 50, S. 84–86, schenken die Brüder Sturcio, Guerino und Pietro Vetulo der Kommune von Genua ihr Kastell Aimero. Fonseca (2002), S. 65.

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seine Sicherung durch rechtliche Verschriftlichung und die Einbettung dieses Aktes in eine historische Narration in Genua schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts einging.273

4.3.2. Die Imbreviatur: Die Möglichkeit einer Urkunde Zeitgleich mit dem Entstehen von Chronik und städtischem wie auch bischöflichem Kopialbuch hat sich noch ein drittes Textbeispiel pragmatischer Schriftlichkeit in Genua erhalten: das Imbreviaturbuch.274 Diese notariellen Kopialbücher entwickelten sich im 12. Jahrhundert aus den Dorsual- und/oder Marginalnotizen, in denen die Schreiber die Kernpunkte des von ihnen zu beurkundenden Rechtsgeschäftes festhielten.275 Die Imbreviaturen trugen, wie auch der Eintrag ins Liber Iurium, die Möglichkeit der Urkunde in sich – so dass Giorgio Tamba sie als »virtuelles Dokument« bezeichnete, da sie im Rechtsverständnis über die gleiche Kraft (virtus) wie die Urkunde verfügten.276 Die Imbreviatur ist im Kern eine notarielle Aufzeichnung in kurzer Form über die wesentlichen Punkte einer in seiner Gegenwart vollzogenen Rechtshandlung, die als lose Blattsammlungen im Besitz des Notars verblieben und dann im Zuge der Systematisierungsbemühungen im 12. Jahrhundert zu einer Sammlung in 273 Die eng Verbindung von gezielter/auswählender Geschichtsschreibung und Erstellung eines Chartulars unterstrich auch Resl (2002), S. 222: »Jacques Derrida hat in Mal d’archives als ein Charakteristikum des Archivs bzw. der archivarischen Tätigkeit die Macht der Konsignation beschrieben. In der Zusammenstellung von Chartularen übten Kompilatoren eine solche Macht aus. Sie boten eine Selektion aus dem vorhandenen Material und schufen damit häufig die einzige Form der weiteren Überlieferung. Selbst dann, wenn andere Quellenformen und über die Abschriften hinaus zusätzliche Originalurkunden erhalten blieben, prägte die Auswahl des Chartulars das spätere Geschichtsbild.« Derrida (1996), S. 3, beschrieb dieser con-signation eine ideale, ordnende Potenz zu: »The archontic power, which also gathers the functions of unification, of identification, of classification, must be paired with what we will call the power of consignation. By consignation, we do not only mean, in the ordinary sense of the word, the act of assigning residence or of entrusting so as to put into reserve (to consign, to deposit), in a place and on a substrate, but here the act of consigning through gathering together sings. It is not only the traditional consignatio, that is the written proof, but what all consignatio begins by presupposing. Consignatio aims to coordinate a single corpus, in a system or a synchrony in which all the elements articulate the unity of an ideal configuration.« So auch Geary (1994), v. a. S. 81–107. Francesconi (2011), S. 520/521 (Liste e Mappe. Il Contado elencato e mappato: La Scrittura di un Paesaggio politico da Gestire e Organizzare) verweist auf die (Raum) konstituierende Macht der Schrift in Form von Listen und Karten. 274 Imbreviatur von breviare: abkürzen, verkürzen. Umstritten ist, ob es sich um ein Konzept oder um eine Verkürzung der Urkunde handelte, also um einen (prospektiven) Entwurf vor dem Rechtsakt oder eine (retrospektive) Notiz nach dem Rechtsakt. 275 Kern (1906), S. 51–54; Wunderlich (2002). 276 Tamba (1998), S. 182.

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Buchform zusammengefasst wurden. Wie bei den Kopialbüchern der Stadt geschah auch hier die Kodifizierung mit dem Ziel, die Masse der Urkunden zu ordnen und so die Verwaltung zu rationalisieren, da nur die mit einem Register versehene Buchform den schnellen Überblick über Rechtstitel und Besitz ermöglichte. Dem Liber Iurium entsprechend ist das Imbreviaturbuch thematisch geordnet und unterscheidet sich so von den chronologisch angelegten Jahrbüchern von Genua. Abgesehen von diesem Unterschied aber ist die Imbreviatur dem historischen Eintrag vergleichbar, hat sie doch zum Rechtsakt das gleiche Verhältnis wie das Ereignis zum historischen Eintrag: beides sind verkürzte Notationen eines Geschehenen, beiden wohnt die Möglichkeit der Erinnerung inne.277 Nicht zufällig stammt das älteste erhaltene Buch mit einer Sammlung von Imbreviaturen aus Genua aus der Hand des dort tätigen Notars Giovanni Scriba, nicht zufällig wurde es zwei Jahre, nachdem die Annales Ianuenses in das Chartular der Stadt übertragen wurden, angelegt: der gleiche ereignisnotierende und ordnende Geist ist hier als Ideator tätig gewesen.278 Glücklicherweise ist mit 277 Zabbia (1997), S. 36, spricht vom carattere episodico dell’esperienza storiografica der italienischen Notare. Salatiele in der zweiten Bearbeitung seiner Ars notarie (1242–1254) schreibt, der Notar sei »quedam publica persona publicum officium gerens ad cuius fidem hodie publice decurritur ut scribat et ad perhemnem memoriam in publicam formam reducat ea que ab hominibus fiunt«, also »jene öffentliche Person, die ein öffentliches Amt ausführt, an die heutzutage das öffentliche Vertrauen übertragen wurde, damit sie aufschreibe und zur ewigen Erinnerung in öffentlicher Form das überführe, was durch die Menschen gemacht wird«, Salatiele (1961), S. 8. 278 Ediert als Cartolare (1935), dort S. XXV/XXVI: »Gli atti sono trascritti nel cartolare di regola in ordine cronologico. Ma diverse volte si osserva il contrario [….] Non À da dubitare perý che anche, secondo la mente del Giovanni Scriba, queste trasposizioni costituissero una eccezione, se non forse una irregolarit—, in quanto in diversi casi il notaio a margine del foglio con richiami alfabetici ha cura di ristabilire l’ordine cronologico dei documenti.« Behrmann (1995), S. 8: »Wie auch im Bereich der geistigen Kommunitäten so steigt auch für die ›kommunalen‹ Urkunden die Überlieferung in der zweien Hälfte des 12. Jahrhunderts merklich und um die Wende zum 13. Jahrhundert stark an. Doch weniger das quantitative Anwachsen der Urkundenzahlen als vielmehr der qualitative Sprung, den die Einführung des Buches in die Verwaltung der Kommunen mit sich brachte, ist das entscheidende Kriterium für das Verständnis der explosionsartigen Vermehrung kommunalen Schriftgutes im 13. Jahrhundert. Als Imbreviaturbuch im Gebrauch von Notaren ist die kontinuierliche Erfassung rechtsrelevanter Vorfälle schon Mitte des 12. Jahrhunderts bekannt, und zwar nicht nur in Genua, dessen einzigartige frühe Überlieferung nicht als allgemeiner Maßstab für die Fixierung zeitlicher Horizonte gelten kann, sondern beispielsweise auch in Pavia.« Zum Vergleich: das älteste erhaltene Imbreviaturbuch aus Pisa, der zweiten großen, auf Schriftlichkeit basierenden, Fernhandelsstadt von Hubaldus von Pisa stammt aus dem Jahr 1230, ediert Dolezalek (1969). Zur kommunalen Schriftkultur in Pisa Rossi (2013), im konsularen Bereich v. a. S. 119–145. Zu Beginn der städtischen Schriftlichkeit im 12. Jahrhundert ist noch keine klare Trennung von privatrechtlichen und kommunalen Akten vollzogen, zumal häufig die gleichen Notare in beiden Feldern ur-

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dem Imbreviaturbuch von Giovanni Scriba ein Text erhalten, der noch das ursprüngliche graphische Aussehen des 12. Jahrhunderts bewahrt, anders als der Liber Iurium von Genua, der nur in der späteren Kopie erhalten ist.279 Auffällig ist, dass in diesem Imbreviaturbuch der Rand, wie in vielen anderen Büchern der Zeit, für zusätzliche Informationen genutzt wurde.

Abb. 11: Giovanni Scriba, Imbreviaturbuch, Genua, Archivio di Stato di Genova, Notai Antichi I, fol. 33v und 34r.

Giovanni Scriba setzte dort neben fast alle Imbreviaturen »quasi a modo di rubrica o di intestazione« den oder die Namen der Personen, die Interesse am Inhalt des Rechtakts hatten; eine den Genueser Jahrbüchern vergleichbare Nutzung des Blattrandes zur Organisation des Textes.280 Hier eine deutliche Beeinflussung von Annalentext durch Imbreviaturbuch behaupten zu wollen, kundeten, so auch Giovanni Scriba, der in San Lorenzo arbeitete, also dort, wo ab 1122 auch die städtische Kanzlei beherbergt wurde. Moresco/Bognetti (1938), S. 25: »Il notaio inseriva allora fra le proprie imbreviature anche il testo della sentanza consolare, l’ordinanza, lo statuto etc.« 279 Voltelini (1926) zum Aussehen dieser Papierhandschrift des 12. Jahrhunderts. 280 Voltelini (1926), S. 73; Moresco/Bognetti (1938), S. 54: »e questo, se non proprio in tutti (non presso Obertus, per esempio), si riscontra in altri cartolari di quel secolo«. Durch Kanzellierungen (Streichung) wurde die Imbreviatur entwertet, so beispielsweise nach der Lösung eines Banns oder der Tilgung einer Schuld, oder wenn von der Imbreviatur eine Urkunde ausgestellt wurde; toskanische Notare setzten hier bestimmt Zeichen an den Rand, wie in Abb. 11 gut zu erkennen ist.

Der Urkundenbeweis und die städtische Schriftlichkeit

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wäre forciert, dennoch sei erneut auf die enge chronologische, thematische und personelle Verflechtung beider Textarten hingewiesen. Die vielschichtige Verwebung mit den Annales Ianuenses offenbart sich erneut, wenn Caffaro zum Jahr 1159 berichtet, Giovanni Scriba, der als Iohannes, scribe Comunis, also als offizieller Stadtschreiber bezeichnet wird, habe im Auftrag der Konsuln die Kosten des Mauerbaus aufgelistet.281 1162 war es wiederum der Stadtschreiber, der die Genueser Botschafter an den Hof von Friedrich I. Barbarossa begleitete. Giovanni gehörte hier zu den fünf de melioribus civitatis und wird als »scriba[m] Comunis, fidelitatis et magne legalitatis vir[um], cuius fidei singulis annis totius rei publice scriptura committitur« bezeichnet.282 Aufgabe der Legaten war es, den Kaiser zur Bestätigung der im Genueser Archiv verwahrten älteren kaiserlichen Privilegien zu bewegen. Nach dem Treueschwur der Delegation im Namen der Kommune, der »alle Dienste« umfasste »so wie sie aufgeschrieben sind in ihrem Chartular«, erhielten sie im Gegenzug das gewünschte Privileg des Kaisers mit goldenem Siegel, das ihnen alle Reche und Besitzungen bestätigte und das wiederum im Original dem städtischen Archiv als auch in Kopie dem Chartular hinzugefügt wurde.283

4.3.3. Liber Finium: Die Möglichkeit einer Karte Eine weitere Textart aus kommunaler Zeit sind die Libri finium, Texte, die das Gebiet der Stadt umschreiben.284 Diese textbasierten Verzeichnisse von Grenzen und Besitzungen waren Vorformen des modernen Katasters, in dem in späterer Zeit Flurstücke und bauliche Anlagen sowohl beschrieben als auch kartographisch dargestellt werden sollten. Ein frühes Beispiel ist die Umschreibung des contado von Modena Confines totius episcopatus Mutinae, bei der erneut die 281 Annali Genovesi (1890), S. 54: »… per cartularios Iohannis scribe Comunis colligitur, qui dies et horas ipsius operis remunerandorum operariorum, cum egentes et magistri precio laborarent in mercedibus absolutis ascripsit.« 282 Annali Genovesi (1890), S. 66. 283 Libri Iurium (1996), S. 20–27, Juni 1162. Der ganze Vorgang auch bei Caffaro, Annali Genovesi (1890), S. 66: »Qui omnes ad curiam venientes, honorifice recepi fuerunt […] ad presens fidelitatem imperatori iuraverunt, et determinatum servicium, sicut in privilegiis scriptum habetur, facere promiserunt. Quapropter imperator Ianuensibus cuncta regalia civitatis et possessiones quas tenebant, et multa alia concedendo, per privilegium aureo sigillo signatum in perpetuum confirmavit.« 284 Francesconi/Salvestrini (2006), S. 201: »I Libri dei confini come tipologia documentaria, risposero, in molti casi, alle esigenze del dominio cittadino sui territori circostanti. Essi permisero la sicura definizione di tutti quei diritti, spesso dispersi, che il Comune poteva vantare su terre e insediamenti acquisti attraverso quel processo di ›conquista del contado‹, che aveva trasformato il comitatus carolingio, cos‡ come la diocesi di formazione tardoantica, nell’ambito soggetto al districtus urbano.« Francesconi (2011), S. 522/523.

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Überblendung des Begriffs des städtischen Territoriums mit dem der älteren Verwaltungseinheit, der Diözese, zu verzeichnen ist. Der Text offenbart sich als Auflistung des Besitzes/des Territoriums der Stadt, die durch den Modeneser Notar Donino de Telendis im Jahr 1222 erstellt wurde.285 Eine Abschrift des verlorenen Originals befindet sich in dem einzig erhaltenen Exemplar des Chronicon Mutinense von Giovanni da Bazzano († 1363) aus dem Jahr 1569, eine zweite Abschrift aus der Feder von Notar Raffaele Rangoni, der im Jahr 1416 eine Vorarbeit »de inzetis et protocolis suprascripti Donini de Tedelendis notarii« kopierte.286 Diese Version von Raffaele Rangoni, die wohl auf dem originalen Aussehen des Protokolls von Donino de Telendis beruht, zeigt eine interessante graphische Aufarbeitung. Während im einspaltigen Fließtext die Besitzungen des Territoriums von Modena aufgezählt werden, akzentuieren am Rand, genau der Höhe der Textpassage entsprechend, die Namen der beschriebenen Orte den Text und ermöglichen so dem Leser eine schnelle Orientierung. Zur Verstärkung dieser graphischen Hervorhebungen sind die Ortsnamen am Rand zudem noch umrahmt. Da es sich bei dem Text um eine Beschreibung der Grenze handelt, wird aber nicht das Territorium in seiner Ganzheit sondern nur der Grenzverlauf beschrieben.287 Giampaolo Francesconi und Francesco Salvestrini deuteten diese Art von Text, den die libri dei confini bereitstellen, als Willen der italienischen Kommunen, ihre räumliche Identität nicht allein zu bestimmen und zu beglaubigen, sondern sie zugleich auch zu »bändigen« (addomesticare). Dazu bediente sich die städtische Verwaltung bewusst Formen von Schriftlichkeit 285 Calzolari (1982), S. 89. Im Jahr 1222 war die ›Eroberung‹ des Modeneser contado, die Beherrschung des einstigen comitatus (Deckungsgleich mit dem episcopatus), weit fortgeschritten. Zum Zeitpunkt der Abfassung kämpfte Modena noch mit den angrenzenden Städten (Ferrara, Pistoia, Lucca, Bologna, Reggio) um die endgültige Definition des Territoriums; die Beschreibung reagierte auf eine ähnliche Arbeit, die in Bologna im Jahr 1220 entstanden war, und ist möglicherweise gar als ›Vorarbeit‹ für das kaiserliche Privileg von Friedrich II. aus dem Jahr 1226 zu verstehen. 286 Die Chronik heute in der Biblioteca Estense di Modena, Deposito del Collegio San Carlo, Nr. 1. Das Verzeichnis findet sich auf fol. 102v–110r, ohne Angabe über die Provenienz der Quelle. Die Abschrift durch Rangoni im Archivio di Stato von Modena, ASE, Canc. Duc. Sezione Estero, Confini dello Stato, filza 48, Dokument 3. Es gibt noch eine weitere Kopie durch den Modeneser Notar Francesco de Morano, ausgeführt am 11. Mai 1363, der das publicum instrumentum des Donino Tedelendis von 1222 nutzte, um die Grenze von Modena/Bologna zu beschreiben, Archivio di Stato di Modena, ASE, Canc. Ducale, Sez. Estero, Confini dello Stato, filza 48, Dokument 4. 287 Noch später kommt es in Siena zur Beschreibung des gesamten contado in der Tavola delle Possessioni, Farinelli/Giorgi (1990). In diesem beschreibenden Kataster, verfasst zwischen 1316 und 1320, findet sich das gesamte Territorium von Siena verzeichnet. Das Verzeichnis besteht aus 96 vorbereitenden Tafeln und ungefähr 150 Namensverzeichnissen von Eigentümern. Die Tafeln sind das Ergebnis der Arbeit von mensuratores und Notaren, die das Land vermaßen und schätzten; Cherubini (1974).

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Abb. 12: Liber finium / Confines totius episcopatus Mutinae, in der Kopie des Notars Raffaele Rangoni (1416), Modena, Archivio di Stato, ASE, Canc. Duc. Sezione Estero, Confini dello Stato, filza 48, Dokument 3.

(memoria scritta) als einer öffentlichen politischen Manifestation der Selbstdarstellung, wie es im Vorwort des Verzeichnisses aus Vicenza deutlich formuliert wurde: »Ista sunt bona et possessiones comunis Vincencie, reducta in scriptis, ad eternam rei geste memoriam«.288 Auch Michel De Certeau hob 1988 in seiner Kunst des Handels im Kapitel zur »Grenzziehung« die Bedeutung der Erzählung erneut hervor und betonte, dass jede Beschreibung zugleich auch eine Festschreibung im Sinne eines kulturell schöpferischen Akts sei, die durch die ihr innewohnende performative Kraft zugleich Räume schaffe.289 Als Ergebnis des bisher Gesagten lässt sich festhalten, dass im 12. Jahrhundert die Kommune begann, in unterschiedlichen Texten in additiver, teilweise chronologischer und teilweise narrativer Form sowohl im Liber Iurium als auch in den Annales Ianuenses das Gebiet von Genua zu umschreiben. Beiden Texten gemein ist, dass sie durch ihre Autoren beziehungsweise Redaktoren »quasioffiziellen« Charakter erhielten und dass sie in verkürzter Form an ein Ereignis und/oder einen Rechtsakt erinnerten; beide Texte legten den Schwerpunkt auf die Gebietszuwächse der Stadt während des 12. Jahrhunderts. Dabei wurde nach Sichtung des heute noch greifbaren Materials erkannt, dass allein die Genueser Administration in den Annales Ianuenses bildhafte Randzeichnungen nutzte, um den Text graphisch zu akzentuieren. Wieweit die territoriumumschreibenden Texte der Libri finium schon im 12. Jahrhundert verbreitet waren und ob in Genua neben Chronik, Chartular und Imbreviaturbuch auch ein solcher Text zur 288 Francesconi/Salvestrini (2006), S. 216/217. 289 De Certeau (1988), S. 228.

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pragmatischen Schriftlichkeit gehörte, mit denen die Stadt sich und ihr Territorium verwaltete, ist nicht mehr zu ermitteln.290

4.4. Additives Verzeichnis des Besitzes im Bild: Die Bronzetüren in Monte Cassino, Casauria, Benevent Diese für Genua analysierten Verfahren der Beschreibung und Sicherung von Besitz sind im 12. Jahrhundert kein Sonderfall; in der ligurischen Stadt sind allein sehr frühe und aussagekräftige Beispiele überliefert, so dass hier besonders gut die enge Verbindung zwischen den unterschiedlichen Formaten nachgezeichnet werden kann. Darüberhinaus sind durch die visuellen Glossen am Rand der Annales Ianuenses ein beindruckendes und seltenes Beispiel für den Einsatz graphischer Zeichen im Kontext der Bemühungen um Besitzbeschreibung und rechtlicher Sicherung erhalten. Auch im süditalienischen Bereich wurden Rechtstitel öffentlich und ebenfalls unter Nutzung von bildlichen Ortsabbreviaturen visualisiert, hier aber nicht in einem historiographischen Text, sondern an den Bronzetüren der Klöster Monte Cassino, Casauria und Benevent. Diese öffentliche Anbringung garantierte möglicherweise besonders gut, dass ihr Inhalt – unabhängig von der Lesefähigkeit der Betrachter – sichtbar und damit im Gedächtnis blieb.291 Ob dabei, wie Ursula Mende vermutete, dem Kirchenportal als Ort der Rechtsprechung eine besondere Rolle zugewiesen wurde, ist möglich – aber Erinnerungen an Privilegien und Besitztümer wurden auch an der Kirchenfassade oder im Innenraum angebracht.292 Ebenso wenig eindeutig ist eine besondere Bevorzugung des 290 Der Catalogus baronum ist ein Verzeichnis von Lehnsträgern – und damit auch deren Besitzungen – aus dem 12. Jahrhundert. Er entstand auf Anordnung von Roger II. in Süditalien und ist ein Beispiel für das Denken im – additiven – »Flächenstaat« und ein Beweis für den Einsatz moderner administrativer Strategien in den normannischen Herrschaftsgebieten, vgl. dazu Johns (2002), u. a. S. 170–192. Somit kommt es auch im süditalienischen, gänzlich anders organisierten Bereich unter Roger II. zu einer administrativen Bemühung, Gebietsverzeichnisse zu verschriftlichen, die denen der ober- und mittelitalienischen Stadtstaaten vergleichbar ist. Zur Situation in Pisa vgl. Grohmann (1996), S. 33, der auf das berühmte Breve der Konsuln von 1162 hinwies, das die kommunalen Amtsträger verpflichtete, für jedes Quartiert fünf Männer zu benennen, die Listen der Einwohner mit ihren Besitztümern aufstellten. Diese Besitzverzeichnisse (in vier Büchern für die vier Quartiere) wurde dann zur Grundlage der Steuererhebung. 291 Reinle (1986), Spalte 698, nennt das Portal von Casauria in seiner Abhandlung über Denkmale: »Ganz vom Thema der Gründung und des Baues beherrscht ist das Portal der Abteikirche S. Clemente in Casauria, Pescara.« 292 Götz (1971), S. 387: »Ihre Entstehung und Geltung verdanken die kirchenpolitischen Programme der Bedeutung des mittelalterlichen Kirchenportals als Gerichtsstätte, mit der die rechtliche Immunität der im Portalbereich geschlossenen oder inhaltlich fixierten Verträge

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scheinbar so bedeutungsvollen »ewigen« Materials Erz als Urkundenträger zu erkennen, sind doch auch (rechtliche) Inschriften in Stein oder als Malerei erhalten. Nicht extra betont werden muss, dass das Kirchengebäude (vor allem die städtische Kathedrale) im 12. Jahrhundert sowohl am Außenbau als auch im Innenraum als Ort für politische Propaganda genutzt wurde. War doch die Kathedrale neben ihrer primären Aufgabe als Kultraum auch der größte öffentliche Versammlungsort der Stadtgemeinschaft von hoher Bedeutung in der Frühzeit der Kommune, da die Genese des kommunal-laikalen Palazzo Pubblico erst später einsetzte.293 Die Nutzung des Kirchenraums für politische Belange ist dabei nicht ausschließlich auf den urbanen Raum der italienischen Stadtkommunen Nord- und Mittelitaliens beschränkt, wie die Türen der drei Klosterkirchen von Monte Cassino, Benevent und Casauria bezeugen. An ihnen kann deutlich gemacht werden, dass eine Trennung in »kommunale« beziehungsweise »profane« Kunst auf der einen und »kirchliche« Kunst auf der anderen Seite im 12. Jahrhundert den Blick verstellt und Ergebnisse verfälscht: So verlockend die These scheint, dass es gerade die Vielköpfigkeit der Stadtgemeinschaft war, die eine Auslagerung der Erinnerung an einen (Bau-)Körper bedurfte, der als Träger des Gedächtnisses der Korporation fungierte, so wenig ist sie im Einzelfall haltbar, da die folgenden Beispiele bezeugen, wie sowohl Papsttum als auch klösterliche Gemeinschaften sich vergleichbarer Strategien bedienten. Die erste Tür, von der überliefert ist, sie hätte Besitzauflistungen getragen, stammt aus Rom. Papst Hadrian I. hatte im Jahr 792 eine wahrscheinlich spätantike Tür aus Perugia translozieren und am Eingang des Atriums zur Peterskirche aufstellen lassen. Sie markierte die äußere Grenze des vatikanischen Bezirks, bis zu ihr ging der Papst dem Kaiser entgegen, wenn er ihn empfing. Auf der Tür waren in silbernen Buchstaben die Besitzungen notiert, die Karl der Große in Wiederholung und Erneuerung der Pippinischen Schenkung der Kirche übertragen hatte.294 Diese Tür blieb bis ins 12. Jahrhundert erhalten und zusammenhängt. Letztlich geht wohl auch die juridische Funktion der Kirchentür auf eine im Mittelalter grundsätzlich anerkannte symbolische Bedeutung des Kirchenportals zurück.« 293 Polonio (Feloni) (1993a), S. 63: »S. Lorenzo rester— il volto pubblico di Genova fino al secolo XII molto avanzato.« Jacopo Doria beklagt noch am Ende des 13. Jahrhunderts das Fehlen eines kommunalen Amtsgebäudes für den Capitano del Popolo, Annali Genovesi (1929), S. 127: »Notum sit etiam omnibus presentibus et futuris, quod cum comune Ianue non haberet domum propriam ubi convenienter posset capitaneus populi habitare.« Der Bau von kommunalen Amtsgebäuden setzte andernorts schon ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein, vgl. Starn/ Partridge (1992), S. 3. Allgemein zur »profanen« Nutzung von Kirchen vgl. Lange (1989); Hayes (1999) mit Beispielen aus Frankreich; Folin (2012) zur Bedeutung von San Lorenzo für Genua. 294 Beide Schenkungen werden in der Vita des Papstes Hadrian I. genannt (Pippin 754 an Stephan II., Karl 774 an Hadrian I.). Zur Urkunde, allerdings ohne auf die Tür einzugehen, Hirsch (1882).

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monumentalisierte somit die »Gründungsurkunde« des Patrimonium Petri.295 Der Chronist Petrus Malius, Kanoniker der Peterskirche, schrieb in seiner zwischen 1167 und 1181 verfassten Descriptio basilicae Vaticanae: Und dort hat, wie wir glauben, in Erinnerung einer solch großen Schenkung, er [Hadrian I.] die Namen der Städte, die der vorhergenannte römische Kaiser dieser hochheiligen Kirche übertragen hatte, auf den erzenen Türen, die über den Stufen der Peterskirche standen, also der Eingang zur Kirche Maria zwischen den Türmen, in silbernen Buchstaben notieren lassen, so wie wir sie sahen und häufig mit unseren Brüdern lasen.296

Diese Worte unterstreichen die hohe politische Bedeutung der Tür, ist doch auf ihr die Erinnerung an die Genese des kirchlichen Besitzes verewigt. Ihre Wirkung kann zudem noch dadurch gesteigert worden sein, dass der Tür zudem eine Schwellenfunktion bei der Begegnung der beiden Mächte Papst und Kaiser zukam.297 Die Bronzetüren des Klosters von Monte Cassino, auf der alle seit Amtsantritt von Abt Desiderius erworbenen Besitzungen verzeichnet waren, mögen auf diesen römischen Vorgänger zurückgehen.298 Dieses bronzene Besitzverzeichnis – es handelt sich um circa 180 Titel – bestand bis zu seiner Zerstörung bei einem Luftangriff von 1944 aus 36 Tafeln, ein Türflügel trug je 18 hochrechteckige mit den Besitzungen beschriebene Tafeln in sechs Reihen zu je drei Tafeln. Darunter wurde in einem längsrechteckigen Feld Maurus von Amalfi als Stifter genannt, links in leoninischen Hexametern, rechts in durchlaufendem Text mit dem Datum 1066.299 Die Datierung dieser Türen in die Zeit um 1066 aber ist nicht haltbar, da insgesamt 26 der dort notierten Rechtstitel später zum Kirchenbesitz kamen; da eine dieser Besitzungen erst 1124 in den Besitz des Klosters gelangte, aber schon 1127 wieder verloren ging, scheint das Verzeichnis zwischen diesen beiden Jahren geschaffen worden zu sein und entstammt somit aus der Zeit des 295 Götz (1971), S. 46. 296 Codice (1946), Band 3, S. 433: »Et ideo, ut putamus, in memoriam tam magnificae donationis nomina civitatum, quae praenominatus Romanorum imperator huic sacrosanctae ecclesiae contulit, in portis aeneis, quae super gradus beati Petri fuerunt, videlicet in introitui ecclesiae sanctae Mariae inter turres, argenteis litteris annotata fuerunt, sicut nos vidimus, et saepe cum fratribus nostris legimus.« 297 Zu Portalen und der Schwellenfunktion vgl. Pollio (2011) im kirchlichen Kontext. 298 Bloch (1986), S.137–628 (Part Two: The Bronze Doors of Monte Cassino) und S. 1224–1247, Abbildungen Nr. 126–158; Pohl (2001a), S. 363/364; Pohl (2001b). Wie Götz (1971), S. 386, schreibt: »…vermutlich, um angesichts der kurz zuvor empfangenen Schenkungen des benachbarten Fürsten Gisulf von Salerno, die den Besitz des Klosters erheblich vermehrten, eine alle Einzelheiten umfassende und öffentlich zugängliche urkundliche Sicherung zu gewinnen.« 299 Bloch (1986) S. 160/161; Bloch (1987), S. 89. Durch die Stifterinschrift wird ersichtlich, dass Maurus, ein Mitglied einer der führenden Amalfitaner Familien, die Kosten für die Tür trug.

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Abtes Oderisius II. (1123–1126).300 Das Vorhandensein einer ersten Tür, die zur Zeit des Neubaues von Abt Desiderius bestellt wurde, wird aber durch die Chronica monasterii Casinensis bestätigt: Er [Abt Desiderius] sah zu der Zeit [1065] die Bronzetüren der Kathedrale von Amalfi. Weil sie sein Auge sehr erfreuten, sandte er kurz danach die Maße der Türen der alten Kirche nach Konstantinopel, und ließ sie, so wie sie sind, machen. Er hatte noch nicht entschieden, die Kirche erneuern zu lassen; und aus diesem Grund sind die Türen so kurz, wie sie es bis heute blieben.301

Aus einem heute nicht mehr zu rekonstruierenden Anlass kam es zwei Generationen später zu einer Neuschaffung der Türen, denn die Chronica monasterii Casinensis vermerkt zum Jahr 1123, dass Abt Oderisius II. einen Auftrag für die schönen Bronzetüren für den Eingang der Kirche vergab.302 Bei den Bergungsarbeiten nach dem Angriff im Februar 1944 wurden einige der das Besitzverzeichnis tragenden Platten gefunden, auf deren Rückseite Figuren von Patriarchen und Aposteln zu sehen sind und die sehr wahrscheinlich zur Tür des 11. Jahrhunderts gehörten.303 Wohl erst bei der Erneuerung der Tür im 12. Jahrhundert wurden diese Tafeln auf der Rückseite mit den Besitzungen beschrieben und dann mit der figürlichen Seite nach unten montiert. Einer These Ernst Kitzingers und Herbert Blochs zufolge wurden aber nicht nur das Hauptportal sondern auch die beiden Seitenportale der Fassade mit den Besitzungen beschrieben.304 Die bis 1944 erhaltene Tür wäre demzufolge nach einem schweren Erdbeben 1349 aus den erhaltenen und wiederverwendeten Tafeln der drei Fassadentore von Monte Cassino zusammengefügt worden, womit sich auch die Größenunterschiede in den einzelnen Tafeln erklären ließen. Demzufolge 300 Bloch (1990), S. 309. 301 Chronik (1980), Liber III, Kapitel 18, Zeile 10–14 (S. 385), zum Jahr 1065: »Videns autem tunc portas aereas episcopii Amalphitani, cum valde placuissent oculis suis, mox mensuram portarum veteris ecclesiae Constantinopolim misti ibique illas, ut sunt, fieri fecit. Nam nondum disposuerat ecclesiam renovare, et ob hanc causum portae ipsae sic breves effectae sunt, sicut hactenus permanent.« Bis auf die zwei Kreuze aber gibt es keine Ähnlichkeiten zwischen der Monte Cassiner und der Amalfitaner Tür. Die Stiftungsinschrift der Amalfitanter Tür nennt den Sohn von Maurus, Pantaleo, als Stifter der Tür, Simon als den Künstler, der die Tür schuf. Zu den Amalfitaner Türen insgesamt Bloch (1986), S. 139–141. 302 Chronik (1980), Liber IV, Kapitel 80, Zeile 31–33 (S. 544), zum August/September 1123: »Eo etiam tempore iam dictus abbas Oderisius portas hereas pulcerrimas in ingressu huius nostrae ecclesiae fieri iussit.« 303 Auf den Tafeln haben sich auch inschriftlich die Namen erhalten: Abraham, Isaak, Jakob, sowie den Jüngern Thomas, Jakob, Barnabas, Philipp und Bartholomäus. Bloch (1987), S. 90; Bloch (1990), S. 312. Diese These ist nicht unumstritten, dagegen äußert sich beispielsweise Frazer (1973), S. 155. Bloch nimmt an, dass ursprünglich 16 Figuren die Tür schmückten, zwölf Apostel und vier Patriarchen, die das Mittelfeld der Türen füllten, und von einem ›Rahmen‹ aus Blütenkreuzen umgeben waren. 304 Bloch (1986), S. 477–482.

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würden die fotografisch bezeugten sechsunddreißig Inschriftentafeln nur 60 % des ursprünglichen Bestandes ausmachen, auszugehen wäre von einstmals circa sechzig Tafeln, auf denen mehr als dreihundert Besitzungen aufgeführt waren.305 Markus Späth zufolge wurde in der Amtszeit von Desiderius in Monte Cassino weder eine Chronik noch ein Kopialbuch verfasst, während in den Nachbarklöstern in dieser Zeit derartige Texte entstanden. Erst nach 1099 begann unter Oderisius I. (1087–1105) der Bibliothekar und Archivar Leo Marsicanus (Leo von Ostia) mit einer Chronik, die durch den Mönch Guido sowie Petrus Diaconus bis in die 1120er Jahre fortgesetzt wurde. Petrus Diaconus war es auch, der ein Chartular des Klosterbesitzes in den Jahren 1120/31 erstellte, das als graphische Besonderheit einige Federzeichnungen enthält, die jeweils den Aussteller der kopierten Urkunde bei der Übergabe zeigen.306 Daraus ergibt sich, dass Chronik, ein schriftliches Verzeichnis der Rechtstitel und die mit dem Besitz bezeichnete Tür zeitgleich unter Abt Oderisius II. (1123–1126) geschaffen wurden. Somit findet sich in Monte Cassino in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit dem Kopialbuch, der Chronik und dem Besitzverzeichnis auf der Tür ein ähnlich enger Zusammenhang von besitzstandssichernden Medien wie in Genua.307 Die am Ende des 12. Jahrhundert entstandene Bronzetür der Benediktinerklosterkirche San Clemente a Casauria ist ebenfalls nicht im Originalbestand erhalten.308 Sie trug ehemals wohl siebzig Bildfelder, die dreispaltig angeordnet in zwölf Reihen übereinander lagen, sowie zwei Löwentürzieher.309 In der obersten Reihe befanden sich die Figuren von Kaiser Ludwig II., Abt Johel, dem Heiligen Clemens und König Wilhelm II. von Sizilien.310 Ludwig II. hatte das Kloster im Jahr 866/871 gegründet und Reliquien des Heiligen Clemens dorthin translozieren lassen.311 Dem Niedergang des Klosters zwischen dem 10. und dem 305 Bloch (1987), S. 101/102, dort auch eine Rekonstruktion, Abb. 9; Bloch (1990), S. 315. 36 vom Hauptportal und mindestens zwölf je Seitenportal. 306 Der Stiftungsakt von Monte Cassino, wird– gefälscht oder nicht – als Privileg in mehreren Handschriften bewahrt; er berichtet, dass in der Mitte des 8. Jahrhunderts Herzog Gisulf II. und seine Frau Scauniperga Land schenkten, das die Kernzelle der später umfangreichen Terra s. Benedicti bildete, Pohl (2001a), S. 363. 307 Bloch (1986), S. 465: »Among the conclusions to be drawn from the list of the doors the most striking is perhaps the interdependence between the list on one hand and the Registrum Petri Diaconi and the Chronicle on the other.« 308 Bloch (1986), S. 1278–1294, Abb. 211–245; Richardson (2012) publiziert zwei weitere Tafeln der Tür, die sich seit 1902 im Besitz des Walters Art Museum in Baltimore befinden. 309 Bloch (1986), S. 584–611. Das heutige Aussehen geht auf eine Restaurierung in den 1930er Jahren zurück, bei der die fehlenden Tafeln durch Kopien ergänzt wurden. 310 Im Original in der Folge Ludwig, Clemens, Wilhelm und Johel, die Rekonstruktion von Bloch (1986) aber ist überzeugender. 311 Der Türsturz des Portals erzählt in vier Episoden die Gründungsgeschichte des Klosters, Bloch (1986), S. 580–583. Inschriften im Bildfeld wie auch am unteren äußeren Rahmen

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12. Jahrhundert (Arabereinfälle und Adlige, die das Kloster bedrückten) folgte ein erneuter Aufschwung unter Abt Leonas (1155–1182) und seinem Nachfolger Johel/Gioele (1182–1191) mit Hilfe der sizilianischen Könige Wilhelm I. und vor allem Wilhelm II.: die vier dargestellten Personen also sind wichtige Gestalten der Klostergeschichte. Unterhalb dieser »historiographischen« Einleitung der Tür folgten die ehemals zwanzig oder zweiundzwanzig Tafeln, die jeweils eine stark stilisierte dreitürmige Burg zeigen und damit den territorialen Besitzes des Klosters visualisieren, da durch Beischriften die Burgzeichen genau bezeichnet werden.312

Abb. 13: Bronzetür der Benediktinerklosterkirche San Clemente a Casauria, Detail CASTRUM FARE DABRILIE (Burg von Fare d’Abrilie), Baltimore,Walters Art Museum.

Die Klosterchronik überliefert eine zeitgenössische Wahrnehmung der Tür : Die erzene Tür jener Kirche, wunderbar gegossen und mit reinem Gold verkleidet, ist beschrieben, damit zu keiner Zeit jemals die Freigebigkeit der Gründer gegenüber dem göttlichen Clemens vergänglich sei. Ein Verzeichnis aller Wunder, Burgen, Gründe, Dörfer und gleich einem Spiegel, in dem man die ältesten bestätigten und unzweifel-

erklären die Darstellung genauer, so beispielsweise die erste Szene, in der in Rom Papst Hadrian II. Kaiser Ludwig II. ein Kästchen mit Clemens-Reliquien überreicht (Cesaris ad votum Clementem confero totum – ich übergebe auf den Wunsch des Kaisers den ganzen Clemens). Eine Translatio de Roma in insula Piscarie, Rom, cod. vat. lat. 9668, fol. 8v–10r hat sich erhalten; der Bericht steht in engem zeitlichen Verhältnis zur Chronik, Bloch (1986), S. 578. Im Tympanonfeld darüber thront Clemens, von rechts nähert sich der Klosterneubauer Abt Leonas mit einem Kirchenmodell in der Hand. 312 Mende (1994), S. 101.

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baren Zeugnisse/Denkmale der kaiserlichen und päpstlichen Übertragungen erkennen kann.313

Deutlich wird hier also die Aufgabe der Tür aus Erz genannt: sie soll als ewiges Zeugnis für die Übertragungen an den Heiligen Clemens – der als Klosterpatron die Verkörperung der Klostergemeinschaft im Sinne einer juristischen Person ist – dienen, als Verzeichnis aller kaiserlichen und päpstlichen Stiftungen. Darüberhinaus ist auch in Casauria ein enger Zusammenhang von Chroniktext und schriftbasierter Rechtssicherung zu beobachten: Im Jahr 1172 erteilte Abt Leonas (1155–1182) dem Chronisten und Archivar Johannes Berardus den Auftrag, ein Liber instrumentorum seu chronicorum monasterii Casauriensis (Paris, BibliothÀque Nationale, lat 5411) also eine Sammlung der Dokumente beziehungsweise (seu!) eine Chronik des Klosters zu erstellen.314 Berardus listete die schon genannten – topischen – Gründe für diese Sammlung auf, die vor allem dazu diente, dem Verlust der Rechte und Dokumente durch Vernachlässigung vorzubeugen und gleichzeitig mit der Sammlung an die als Blütezeit wahrgenommene Vergangenheit anzuknüpfen; die Kopie der Dokumente diente der Erinnerung (recordatio). Ein Blick auf eine beliebige Seite des aus 272 Pergamentblättern bestehenden Codex zeigt, dass sich Johannes Berardus nicht nur auf das Kopieren von Urkunden beschränkte, sondern diese auf der jeweils inneren Marginalspalte um eine Klosterchronik (chronica) ergänzte, die die Ereignisse zur Zeit der Ausstellung der betreffenden Urkunde beschreibt.315 313 Zitiert nach Götz (1971), S. 317/18: »Ecclesiae huius ostium aeneum satis mirifice fusum, auroque purissimo incrustatum, nullo umquam tempore intermoritura fundatoris munificentia divo clementi dictatum est. Miraculorum omnium, castrorum, terrarum, villarum, ac totius abbatiae jurisdictionis compendium, et veluti speculum, in quo vetustissima imperatoris exprompta et indubitata tanti pontificis translationis monumenta spectantur.« [Übersetzung HH]. 314 Bloch (1986), S. 571: »… a curious combination of chartulary and chronicle, the latter actually based on the former, with the Instrumentarium occupying the center and the Chronicon the inner margin.« Das Werk hat sich in einem Manuskript (Paris, BnF, cod. lat. 5411) erhalten, das von Magister Rusticus, einem Mitarbeiter des Kompilatoren Johannes, geschrieben und illustriert wurde. Insgesamt 2153 Dokumente finden sich in dem Chartular ; die Chronik ist anderen Texten aus süditalienischen Klöstern, wie Farfa, Monte Cassino, und San Vincenzo al Volturno vergleichbar; D’Agostino (1995). 315 Späth (2007), S. 11: »[….] für Johannes Berardus [spielten darüberhinaus] unterschiedliche Formen von Bildlichkeit eine zentrale Rolle bei der Medialisierung historischer Erinnerung […]: So wurden nicht nur die Inhalte der Urkunden übertragen, sondern auch […] deren historische Schriftbilder. Zudem ergänzte man den Codex um eine figurative Bildausstattung von 49, zumeist unkolorierten Federzeichnungen, die einzelne Urkundenkopien zugeordnet sind und vielfach deren Übergabe zeigen.« Curzi (2012), S. 28, weist auf den Zusammenhang von Chronik, Tür und den Kastelldarstellungen der Annales Ianuenses hin: »In parallelo a questi ultimi, quasi diretta conseguenza delle benevolenze accordate tramite i cartigli, corrono invece in verticale le serie delle formelle che raffigurano, attraverso la metafora del castello, le propriet— dell’abbazia con l’indicazione precisa del topo-

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Liegt mit den Annales Ianuenses eine Chronik »als Dokument« vor, so ist diese Sammlung aus Casauria das exemplarische Beispiel für eine Chronik mit Dokumenten, beziehungsweise von Dokumenten mit Chronik.316 In Genua kam es zur Anlage von Chronik und Kopialbuch, die zwar häufig miteinander verbunden sind, aber doch als getrennte Texte existieren. In Casauria hingegen wurden Dokument und Chronik nebeneinander gestellt und zudem noch mit Miniaturen versehen, die den Akt der Übergabe des Dokuments zeigen, somit zugleich die Narration der Chronik als auch des Rechtsaktes unterstützen.317 Dabei wird der Unterschied zu den Randzeichen der Annales Ianuenses deutlich: die Burgabbreviaturen am Rand des Textes entsprechen nicht diesen szenischen Illustrationen, sondern den architektonischen Burgdarstellungen auf der Bronzetür der Kirche von Casauria, wenngleich sie nicht deren Öffentlichkeit erreichten, sondern als Orientierungshilfen im Text eine andere Aufgabe übernahmen. 1176, vier Jahre nach dem Auftrag zur Anlage des Kopialbuches, wurde auf Veranlassung von Abt Leonas in Casauria die Kirche erneuert. An der Westfassade, dem frontispitium, wie es der Chronist nennt, entstand eine Portalanlage, deren Bild- und Inschriftenprogramm die Klostergründung durch Ludwig II. thematisiert und in die um 1190 die zweiflügelige Bronzetür eingefügt wurde, die das Besitzverzeichnis des Klosters trägt.318 Ebenfalls auf der Tür des Westportals des Beneventer Domes wurden die dem Erzbistum zugehörigen Bistümer dargestellt – hier aber nicht in Form von Abbreviaturen der Orte, Burgen oder Städte, sondern durch die Bilder von Binimo, realizzando cos‡ una inquadratura laterale di fortezze accostabile alle rappresentazioni di terre e borghi nelle decorazioni marginali degli Annali di Caffaro o alla met— inferiore della celeberrima pagina di dedica del Lezionario del Desiderio.« 316 Arnaldi (1976), S. 356 nennt es roborare (bekräftigen) der Privilegien durch eine Chronik, im Sinne von Johannes von Salisbury, eine Praxis, die sie in Monte Cassino, Farfa, San Vicenzo al Volturno und dann – am Ende des Jahrhunderts – San Clemente a Casauria beobachtet. Farfa und Volturno bieten ein chronologisches Gerüst, nachdem die Dokumente geordnet werden können, »in cui era condensata la storia delle fortune patrimoniali dei monasteri«, Arnaldi (1976), S. 357. Späth (2004). 317 Späth (2000). 318 Späth (2007), S. 12: »Dabei nahm man – wie darzulegen sein wird – gegenüber der Kompilation der instrumenta des Liber einen gewandelten Blick auf die Grundherrschaft des Klosters ein.« Als Neuerung im Vergleich zu Monte Cassino unterstützen in Casauria die Burgzeichen visuell das Besitzverzeichnis: »Essa [Monte Cassino] costituiva una sorte di cartulario monumentale piuttosto che un’opera d’arte. Diversamente, la porta di S. Clemente rivela maggiore raffinatezza e gusto«, Bloch (1990), S. 318. Die Unterschiede der Besitzverzeichnisse fallen ins Auge: Zielte Abt Oderisius II. in Monte Cassino darauf, dem Betrachter beginnend mit der Terra S. Benedicti alle Besitzungen seiner Abtei anzuzeigen, unterstrich in Casauria Abt Johel nur die Rechte in der unmittelbaren Umgebung des Klosters, die in Monte Cassino allein auf den ersten vier Tafeln aufgezählt werden. Dies lag möglicherweise daran, dass Casauria stärker unter den umgebenden Feudalherren litt als Monte Cassino und daher stärker die Herrschaft des Klosters in der Terra S. Clementis betonte. Bloch (1986), S. 610; Mende (1994), S. 120.

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Abb. 14: Liber instrumentorum seu chronicorum aus San Clemente in Casauria, Paris, BibliothÀque nationale de France, ms. lat. 5411, fol. 208r.

schöfen.319 Auch diese Tür wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt und ist nur noch als Fragment erhalten; ihre Datierung ist umstritten, eine Entstehung um 1200 aber wahrscheinlich.320 Insgesamt zweiundsiebzig Tafeln bildeten die Tür ; die oberen sechs Reihen zeigen in dreiundvierzig Szenen das Leben Christi. Darunter befinden sich vierundzwanzig Tafeln mit Bischöfen sowie die Szene mit dem thronenden Erzbischof, der einen Bischof investiert.321 Vereint be319 Bloch (1986), S. 613–628; Mende (1994), S. 111–126. Der Bronzemeister Oderisius von Benevent hatte für San Bartolomeo schon in den 1150er Jahren eine Bronzetür geschaffen, die am Ende des 18. Jahrhunderts eingeschmolzen wurde. Derselbe Künstler schuf in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts drei weitere Türen (Troia, Kathedrale Haupttor und Westtor sowie Capua, San Giovanni delle Monache). Zur ersten Tür von Benevent vgl. Bloch (1986), S. 567–570. 320 Bloch (1986), S. 625, schlug vor, dass Erzbischof Roger (1179–1221), der als Mönch in Monte Cassino die Türen von Abt Oderisius II. gesehen hatte, der Auftraggeber der Tür war ; Bloch (1990), S. 320. 321 Warum sich die Darstellung mit dem thronenden Erzbischofs nicht am Anfang der Bistumsliste findet, und somit seine Bedeutung als Herr der Bistümer visuell verstärkt, ist unklar : vielleicht befand sich die Tafel ehemals an anderer Stelle als im sechsten Register in

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deuten die Bischöfe die Erzdiözese Benevent, da sie jeweils unter einer baldachinartigen Architektur stehen, auf der oder um die der Name des Bistums steht, das sie repräsentieren. Dadurch wird deutlich, dass keine historischen Personen sondern das Amt gemeint ist und die Bischöfe nicht – wie auf der Westtür der Kathedrale von Troia – die Reihe der historischen Amtsträger, sondern die territoriale Ausdehnung des Erzbistums versinnbildlichen.322 Diese Bischofs/ Bistumsreihen befanden sich auf Augenhöhe des Betrachters, so dass die gute Lesbarkeit der Beischriften auf den Giebeln gewährleistet war.323 In der Grundaussage stimmen die Türen von Monte Cassino, Casauria und Benevent überein, auch wenn einmal Schriftzeichen, einmal Burgen und einmal Personen Verwendung fanden.324 Die Parallelen zur Situation in Genua sind offensichtlich: Sowohl die drei Klöster als auch die ligurische Stadt versuchten im 12. Jahrhundert, ihre Besitztitel und somit ihr Territorium mit Hilfe von moderner Schriftlichkeit zu sichten und zu sichern, dabei eine teilweise legal nicht eindeutige Situation für sich zu entscheiden und gegen Forderungen Dritter abzusichern.325 Darüber hinaus wurde ersichtlich, dass es in allen Fällen zu einem Mehraufwand an

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der 7. Spalte. Bloch (1986), S. 618, weist daraufhin, dass sich der Erzbischof direkt im Anschluss an die letzte Szene des Leben Jesu anschließt. Bloch (1986), S. 562–567. Das Westportal von Troia besteht aus 24 Tafeln; auf jedem Türflügel befinden sich zwölf Tafeln, je sechs in zwei Spalten. Die obersten drei Reihen sind von den unteren zwei Reihen durch vier Tafeln mit Löwenkopftürziehern getrennt, unter denen die Künstlerinschrift zu lesen ist (Factor portarum fuit Oderisius harum. Beneventanus), dazu Belli d’Elia (1990). Die acht Tafeln der unteren beiden Reihen tragen als lange Inschrift den Bericht über die Stiftung der Türen durch Wilhelm II., Bischof von Troia, im Jahr 1127 und dann – überraschenderweise – die Nennung des Aufstandes der Troianer Bevölkerung gegen den normannischen Herzog Wilhelm III. mit der Zerstörung der herzoglichen Burg und der Ummauerung der Stadt (»Tunc Troianus populus pro libertate tuenda arcem subvertit, et urbem vallo murisque munivit«). Oberhalb der Türzieher befinden sich acht Tafeln mit den Darstellungen der Bischöfe von Troia, jeweils unterhalb des Bildes auf der Rahmenleiste steht ihr Name wie auch ihre Position in der Bischofsfolge. Die Reihe endet oben links mit einer Tafel, die eine Inschrift trägt (»Princeps patronum, Petre, Troiam suscipe donum, quam letabundus Guilielmus dono secundus/Erster der Fürsprecher, Petrus, nimm Troia als Geschenk an, das ich, Wilhelm II., Dir frohen Herzens gebe«), gefolgt von der Darstellung des schenkenden Bischofs Wilhelm II., die beiden letzten Tafeln in der obersten Reihe zeigen Petrus und Paulus. Interessant ist, dass die Besitztumsliste der Tür von Benevent nicht dem tatsächlichen Erzbistum des 13. Jahrhunderts entspricht, sondern den Zustand um 1100 wiedergibt, Mende (1994), S. 120. Mende (1994), S. 120: »Als inhaltliche Parallelen sind die byzantinische Tür von Monte Cassino und die schlichte späte Tür von San Clemente a Casauria zu nennen. In beiden Fällen handelt es sich um Benediktinerklöster, deren Besitzstand auf ihren Türen festgehalten ist, in Monte Cassino in Form von Inschriften, in San Clemente durch architektonische Bildsymbole mit zugehörigen Ortsnamen.« Bloch (1986), S. 626: »a monument, moreover, meant to remind the beholder of the might and extent of Benevento, the papal enclave near the nothern boundary of Norman rule.« Bloch (1986), S. 626/627.

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Propagandamitteln kam, die weit über die einfache Form des Dokuments hinausgingen. Zu fragen bleibt, inwieweit auch der Text der Annales Ianuenses eine verstärkende Publikation erfuhr, das heißt, inwieweit er aus dem ihn verwahrenden Archiv entnommen wurde, um in Gerichtsverhandlungen oder bei Besuchen von Amtsträgern vorgezeigt zu werden. In diesem (nicht beweisbaren) Fall käme den Randzeichen des Chroniktextes eine zusätzliche, nach Außen gerichtete Aufgabe zu, da sie nicht allein der kommunalen Oberschicht, die mit dem Text arbeitete, als Orientierungshilfe dienten: sie verdeutlichten dann dem fremden Leser beim Blättern im Codex als Augenzeichen die Ausdehnung des Genueser Besitzes.

4.5. Die Genese der Territorial-Karten In den ober- und mittelitalienischen Kommunen wie auch in einigen süditalienischen Klöstern wurden im 12. Jahrhundert Praktiken der Auflistung und damit (Ver-)Sicherung der eigenen Besitztitel über Register, Chartulare und Libri Iurium entwickelt; eine Zunahme von verstärkt schriftgestützer Verwaltung, die auch für andere Orte wahrscheinlich ist.326 Aus heutiger Sicht wäre anzunehmen, dass mit dieser Verbuchung auch der Einsatz von kartographischem Material bei administrativen Aufgaben einherging. Aus dem 12. Jahrhundert aber haben sich generell wenige Karten erhalten, und das erhaltene Material zeigt, dass eine Vorstellung von Territorium, wie es sich sowohl in den Chartularen und Randzeichen der Annales Ianuenses als auch in den Chartularen und Burgdarstellungen auf der Tür von Casauria findet, der Kartographie der Zeit nicht geläufig war.327 Die umfassende Visualisierung und Umschreibung 326 Vgl. zu den Libri Iurium und anderen schriftgestützten Verfahren Francesconi/Salvestrini (2006). 327 Zum Zusammenhang von Kartographie, Landesbeschreibungen und Chronistik vgl. Hoogvliet. Stercken (2012a) betont zwar die Nutzung von kartographischem Material für politisch-administrative Zwecke schon im Hochmittelalter, schränkt aber zugleich zeitlich ein: »Die Differenz, die Karten als schriftbildliches Aufzeichnungssystem herstellen, lässt sich aber auch mit ihrer Verwendung bei der Dokumentation von Besitz und Ansprüchen im Rahmen pragmatischer Herrschaftsverwaltung beobachten, die sich erst im Verlaufe des Mittelalters und mit einer zunehmenden Schriftlichkeit in der politisch-rechtlichen Sphäre durchsetzt.« Es ist wenig wahrscheinlich, dass im 12. Jahrhundert territoriale Karten innerhalb der Verwaltung eingesetzt wurden, diese aber nicht überliefert sind. Stercken (2006), S. 134, spricht von Karten als »herrschaftsabhängigen Produkten«: »Wurde in diesem Kontext [Territorialsierung/raumbezogene Herrschaft]bisher primär von Schrifttum ausgegangen, um Prozesse der Dezentralisierung und Zentralisierung, der Intensivierung von Verräumlichung von Herrschaft zu beschreiben, und darüber hinaus auf Artefakte im Raum, nämlich insbesondere auf Burgen, Städte und Klöster als Ausdruck herrschaftlicher Raumbesetzung aufmerksam gemacht, so sollen nun Quellen in Betracht

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von Gebieten zum Zweck der Verwaltung durch graphische Mittel und damit die Genese der Territorial-Karte ist eine in großen Teilen neuzeitliche Errungenschaft.328 Für diese Zeit brachte John Brian Harley den Zusammenhang von Vermessung, Kartierung und territorialem Herrschaftsanspruch auf die eingängige Formel: »to map the land was to own it and make that ownership legitimate.«329 gezogen werden, die Raum bildlich und schriftlich darstellen.« Stercken untersucht allerdings auch hier Karten aus der Zeit des späteren Mittelalters ab dem 13./14. Jahrhundert. Nur am Rande sei darauf hingewiesen, dass der spätantike Schriftsteller Macrobius, der möglicherweise als gelehrte Antikenrezeption bei der Namensgebung des Schreibers Caffaros Pate gestanden hat (vgl. Kapitel 6.5.), nicht allein die Saturnalien verfasste, in deren Verlauf über Janus berichtet wird, sondern mit seinen Commentarii auch maßgeblich auf die mittelalterliche Geographie und Kartographie einwirkte, Wright (1925), S. 11. Auf Macrobius Vorstellung basieren 99 der zwischen 800 und 1500 erhaltenen Karten, fast die Hälfte (41) entstammt dem 12. Jahrhundert, Hüttig (1990), S. 29. 328 Einen guten Überblick über das Kartenmaterial liefert Cartography (2007). Durch die Anfang des 15. Jahrhunderts einsetzende, von Florenz ausgehende Rezeption der Geographie von Ptolomäus veränderte sich die neuzeitliche Kartographie, Gentile (2003); Federzoni (2009). Graessner (2007), S. 292: »Mit der Geometrisierung der kartographischen Darstellung tritt nämlich zum traditionellen, juridischen Wissen um den (Territorial-)Staat ein nichtjuridisches, ein empirisches Wissen« und S. 310: »Die Erfindung der Landschaft auf einer geometrischen Karte ist zugleich Konstitution der dualen Beziehung zwischen dem repräsentierenden Zeichen Karte und dem bezeichneten Territorium«. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden zugleich mit den deutlichen administrativen Veränderungen vielerorts Gebietskarten, um und nach 1550 detaillierte Territorialkarten im Zuge der Landesaufnahmen; vgl. Bouloux (2009) zu den frühneuzeitlichen Regionalkarten in Italien; Baumgärtner (2014) zur Situation in Deutschland (Hessen), u. a. S. 189: »Die Vermessung und Kartierung des Geländes war ein geeignetes Mittel, um die Reichweite herrschaftlicher Maßnahmen auszuloten und die Zugriffe der Verwaltung auf das Territorium zu verbessern. Dabei wurde zusehends deutlich, dass rein textuelle Geländebeschreibungen und aufzeichnende Statistiken ohne eine graphische Umsetzung den wachsenden Erfordernissen nicht mehr genügen konnten«. Lestringant (2012), zur Narrativität der frühneuzeitlichen Karten und ihrer Funktion als Gedächtnis- und Informationsspeichers; Robert (2012) zum Verhältnis von Landschaftsbeschreibung sowohl im graphischen wie literarischen Bereich und der Suche nach einer deutschen (›germanischen‹) Identität im Kontext der Nürnberger Humanisten. Cormack (1997) und Barber (2009) zum vermehrten Einsatz von Karten in der Verwaltung im Reich der englischen Krone, hier S. 43/44. Lilley (2012), dagegen einschränkend (S. 97): »It is wrong, then to argue for a 16th-century revolution in cartography, since it simplifies to much a longer process of cartographic evolution, in which maps such as the Gough Map played an important role.« – Dieser Einwand (der in der Sache zutrifft, dabei aber der Forschung ungerechterweise vorwirft, eine zu starke Zäsur zu definieren) trifft sich mit den hier in dieser Arbeit vorgestellten Untersuchungen, die erneut zeigen, wie schon im 12. Jahrhundert unter Zuhilfenahme von visuellen Markern ein Territorium definiert werden konnte. Auch Martina Stercken warnt vor einer zu starken Betonung des Bruchs innerhalb einer Geschichte der Kartographie und betont vielmehr die Vergleichbarkeit der Praktiken und die Traditionen im Einsatz von kartographischen Material vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, Stercken (2012a), S. 15. 329 Harley (1990), S. 99. Nöth (2007), zur Verweisfunktion von Karten auf Territorium, bzw. das

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Pierre Bourdieu erkannte die Wahrnehmung und Beschreibung des physischen Raums als eine Abstraktionsleistung des Menschen und betonte so die Artifizialität der Vorstellung eines Behälterraumes: Der physische Raum lässt sich nur anhand einer Abstraktion (physischer Geographie) denken, dass heißt unter willentlicher Absehung von allem, was darauf zurückzuführen ist, dass er ein bewohnter und angeeigneter Raum ist, das heißt eine soziale Konstruktion und eine Projektion des sozialen Raumes, eine soziale Struktur in objektiviertem Zustand, die Objektivierung und Naturalisierung vergangener wie gegenwärtiger sozialer Verhältnisse.330

Mit Pierre Bourdieu setzt demnach die Schaffung einer (Regional)-Karte, der Karte von einer Stadt oder eines anderen beherrschten Territoriums einen hohen Grad an abstrahierendem Vorstellungsvermögen voraus. Ein Vorstellungsvermögen, das den Raum entvölkert und menschenleer macht – und damit die sozialen (und rechtlichen!) Bindungen unter den Menschen, die in diesem Territorium nicht allein vorhanden sind, sondern es maßgeblich erschufen, negiert.331 Die Regionalkarte wird damit als ein Artefakt erkannt, das einen politischen Ist-Zustand in ein abstraktes Bild überführt und dabei scheinbar von der Narration und Zeitlichkeit ablöst. Für die Geschichte der Kartographie – mit Blick auf die Genese der Regionalkarten, die einen (politischen) Herrschaftsbereich visualisieren – ist diese Überlegung von hoher Bedeutung, beginnen doch erst die Kartographen der Frühen Neuzeit, umfassend Land im Sinne von begrenztem, politisch beschreibbarem Raum auf abstrakte Weise zu projizieren.332 In eine vergleichbare Richtung hatte Ernst Cassirer argumentiert: Verhältnis von Karte und geographischen/imaginärem Territorium, am Beispiel der Darstellung der Britischen Insel auf der Hereford-Karte (1300), Martin Waldseemüllers Karte der Britischen Inseln (1522); George Lilys (1546) und Nicolas Sansons (1640) Darstellung, S. 49–56. 330 Bourdieu (1991), S. 28. 331 Türck (2010), zur Wahrnehmung von Regionen im 12. Jahrhundert, v. a. S. 182–187 zu kartographischen Darstellungen. Die Teilung in den wahrgenommenen (perÅu), den konzipierten (conÅu) und den gelebten (v¦cu) Raum (und damit in Raumpraxis, Raumrepräsentation und in Repräsentationsräume) findet sich bei Lefebvre (2006), u. a. S. 338. Nöth (2007), S. 54: »Die Frage, in welcher Beziehung das kartographische Zeichen zu seinem Territorium steht, ist die Frage nach seiner Objektrelation. Sie führt zu der Unterscheidung zwischen ikonischen, indexikalischen und symbolischen Kartenzeichen, d. h. zu Unterscheidung zwischen Zeichen, die zu ihrem Objekt in einer Beziehung der Ähnlichkeit (als Ikons), der zeitlichen, räumlichen oder kausalen Wirkung (als Indices) und der Konvention oder Gewohnheit (als Symbole) stehen.« 332 Harvey (1987), S. 496: Karten, die »Nationen« im Sinne von größeren Herrschaftsgebieten darstellen, sind kaum erhalten; Lilley (2012), S. 78, zur Gough-Karte, die möglicherweise im 14. Jahrhundert im Umkreis der Plantagenets entstand »to forge a unified kingdom«. Läpple (1991b) zum Zusammenhang von Raumvorstellung und Raumwahrnehmung, S. 203: »Der Prozess der räumlichen Wahrnehmung ist somit nicht einfach ein Vorgang individueller sinnlicher Erfahrung, sondern kommt erst über einen vielschichtigen Prozess

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Die Berichte über Naturvölker lassen erkennen, wie sehr ihre räumliche ›Orientierung‹, so sehr sie an Genauigkeit und Schärfe der des Kulturmenschen überlegen zu sein pflegt, sich nichtsdestoweniger durchaus in den Bahnen eines ›konkreten‹ Raumgefühls bewegt. Jeder Punkt ihrer Umgebung, jede Windung eines Flusslaufs zum Beispiel kann ihnen aufs genaueste vertraut sein, ohne dass sie imstande wären, eine Karte des Flusslaufes zu zeichnen, ihn also in einem räumlichen Schema festzuhalten. Der Übergang von der bloßen Aktion zum Schema, zum Symbol, zur Darstellung bedeutet in jedem Fall eine echte ›Krise‹ des Raumbewusstseins, und zwar eine solche, die nicht auf den Umkreis dieses Bewusstseins beschränkt bleibt, sondern die mit einer allgemeinen geistigen Wendung und Wandlung, mit einer eigentlichen ›Revolution der Denkart‹ Hand in Hand geht.333

Ernst Cassirer zufolge also erfahren »archaische« Gesellschaften Raum phänomenologisch als Umwelt, so dass ihnen die schematisch abgelöste Darstellung von Land in Form einer Karte fremd sei und es einer »Revolution« innerhalb der Raumvorstellungen bedurfte, die erst im 15. Jahrhundert in Europa einsetzte. Innerhalb der (hoch-)mittelalterlichen Gesellschaft bzw. bei den von ihr produzierten Karten ist zu beobachten, dass geographisches Erfahrungswissen eine eher geringe Rolle spielte, da hier das Weltbild in Form von umfassenden Weltkarten, sogenannten mappae mundi, erschien – denen weniger die Aufgabe einer geographisch korrekten, »mimetischen« Abbildung der Welt zukam, sondern die vielmehr als symbolische Verbildlichung von tradiertem, allegorischem Wissen und Vorstellungswelten anzusehen sind.334 Anna Dorothee von den Brincken formulierte daher deutlich: »Diese Karten waren nicht als Reiseanleitung oder für administrative Zwecke gedacht, sondern als Übersicht über die der Kenntnis werten Stätten dieser Erde.«335 Uta Kleine wies darauf hin, dass es gerade die mittelalterlichen komplexen Sozial-und Herrschaftsverhältnisse mit den sich überlagernden Rechtsformen waren, die Land eher als additives Gebilde, denn als einheitliches Territorium erscheinen ließen:

der Auslese, Deutung und Synthese zustande, wobei die sozial vorgegebenen Raumvorstellungen als Orientierungs- und Kommunikationsmittel dienen.« 333 Cassirer (1954), S. 178; vgl. Läpple (1991a), S. 36–39, der diese »Revolution der Denkart« im 13. Jahrhundert einsetzen lässt, die durch die Physik von Galilei und Newton zum Durchbruch kam. 334 Jostkleigreve (2009) zur mittelalterlichen Weltdarstellung in den mappae mundi und der Frage, ob in literarischen Zeugnissen ab der Mitte des 13. Jahrhunderts vermehrt erfahrungsbasierte, empirische Raumkonzeptionen zu finden seien; von den Brincken (1968), spricht von mittelalterlich-mythographischem Kartenwissen (S. 124: imago mundi, als Zeugnis von Weltanschauung, Mythos und Religion), das keine Abbildung der Welt schaffe, sondern die Verbildlichung einer Vorstellungswelt sei. 335 von den Brincken (1968), S. 122, die jedoch darauf hinweist, dass im Zuge der PtolomäusRenaissance im arabischen Raum ab dem 10. Jahrhundert eindeutig Karten auch für administrative Zwecke eingesetzt wurden.

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Vor diesem Hintergrund ist es kaum erstaunlich, dass die graphische Repräsentation von Räumen offenbar nicht als zwingende Notwendigkeit empfunden wurde und dass insgesamt nur sehr Weniges überhaupt in Form einer ›Karte‹ dargestellt wurde (oder richtiger : überdauerte).336

Ihre These beruht somit auf einer anderen Natur der mittelalterlichen Herrschaftsorganisation: Der Historiker Theodor Mayer hatte 1933 die historische Genese des deutschen und des französischen Staates untersucht. Er behauptete dabei eine starke Zäsur zwischen Mittelalter und früher Neuzeit, ging einerseits von einem additiven Verständnis von Rechten gegenüber andererseits einem in sich geeinten und geschlossenen Staatengebilde aus.337 Als mittelalterliche Form erkannte er einen »Personenverbandsstaat«, der sich über persönliche Bindungen (Schwur, Lehen) konstituierte, von dem ausgehend sich dann der frühneuzeitliche »institutionelle Flächenstaates« formierte.338 Dem mittelalterlichen Netzwerk personaler (Gewohnheits-)Rechte wurde damit ein frühneuzeitliches Gebilde gegenübergestellt, das sich über institutionalisierte Gesetzgebungen und eine zentralisierte Verwaltung definierte.339 Dennoch sah schon Theodor Mayer keinen grundlegend strukturellen Unterschied zwischen den beiden Staatsformen:

336 Kleine (2009), S. 230/231. 337 Mayer (1933), ND (1959), S. 92: »Der Gedanke der Herrschaft über Personen war praktisch in Altdeutschland nicht zu überwinden, weil wegen der dort herrschenden Zersplitterung von Besitz und Hoheitsrechten eine territoriale Grundlage nicht leicht ausgebildet werden konnte.« S. 95 zum Unterschied zwischen ›römischem‹ also zentralisiertem, monistischen Staat, Frankreich, wo diese Staatsform zwar nicht gewachsen, aber vor dem Fall des imperiums eingeführt und verankert worden war und Deutschland, wo er eine Zäsur bzw. kein Fortleben von römischen Einrichtungen wie der zentralistischen Staatsverwaltung fand. 338 Mayer (1939), ND (1956), S. 294: »Der Übergang vom aristokratischen, dezentralistischen zum zentralistischen feudalen Personenverbandstaat und zum institutionellen Flächenstaat, das Werden des modernen deutschen Staates ist das entscheidende Problem der hochmittelalterlichen deutschen Verfassungsgeschichte […].« Rossetti (1997), S. 7, geht ebenso von einer historischen Entwicklung aus, von einer signoria fondiaria e/o immunitaria hin zu einer signoria territoriale e/o locale und nennt als Zwischenstufe noch das »territorium castri«, die Erschließung des Landes durch den Auf- und Ausbau von Burgen (incastellamento), ein Phänomen, das gerade in der Erzählung der Annales Ianuenses historisch gut zu greifen ist. 339 Fried (1992), S. 134. Der Personenstaatsverband ist die ›Staats-Form‹ des Früh- und Hochmittelalters mit dem gegenseitigen persönlichen Abhängigkeitsverhältnis zwischen Lehnsherr und Lehnsmann und steht dem frühneuzeitlichen ›institutionalisierten Flächenstaat‹ gegenüber, einem von einer zentralen Herrschaft regierten zusammenhängendem Territorium mit einer klaren Verwaltungsstruktur, die auf Institutionen beruht. Diese Theorie ist heute mehrfach kritisiert worden, da man auch bei einigen mittelalterlichen Autoren die Vorstellung und den Begriff des ›Territoriums‹ finden kann.

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Für die Struktur des Lehnswesens und Lehenstaates, mag sie auch noch so locker sein, ist kennzeichnend, dass die Lehen und alle damit verbundenen Rechte grundsätzlich von der Zentralgewalt hergeleitet werden. Dadurch wird das Lehenswesen der Ämterverwaltung sehr ähnlich, Lehensstaat und Ämterstaat sind grundsätzlich monistisch und nicht dualistisch.340

Mayers Thesen wurden in Teilen korrigiert und/oder abgemildert und neuere Forschungen betonen, dass sich Vorstufen von raumumfassender Landesherrschaft ab dem 12. Jahrhundert auszubilden begannen: fino alla affermazione nel XII secolo di una forma di signoria locale-territoriale non pi¾ legata al possesso di uno o pi¾ castelli ma all’esercizio di poteri giurisdizionale su un ambito unitario, un territorium, nel quale il potere signorile [eine Herrschaft, die auch von einer Kommune und nicht einem einzelnen Herren ausgübt werden werden kann] si estendevo anche ai coltivatori residenti, non dipendenti patrimonialmente dal signore […].341

Davon unabhängig aber ist nicht zu leugnen, dass eine regionale Karte als Verbildlichung eines geschlossen gedachten, politisch geeinten und rechtlich vereinheitlichten, zentral regierten Territoriums im 12. und 13. Jahrhundert nicht/kaum geschaffen wurde. Die Territorialkarte kann mithin als künstlerische Ausdrucksform einer veränderten Organisations-und Herrschaftsform interpretiert werden.342 Neben den staatsrechtlichen Hintergründen ist noch ein 340 Mayer (1933), ND (1959), S. 84. 341 Rossetti (1997), S. 7; vgl. Violante (1996), v. a. S. 44–52. Zur unterschiedlichen Begrifflichkeit in der deutschen und italienischen Forschung Pelz (1997), v. a. S. 48–55 zur neueren Begrifflichkeit innerhalb der deutschsprachigen Forschung, S. 57/58 zum Territorium. Maire Vigueur (2003), v. a. S. 246–253 und (2010), S. 5–27 sowie Grillo (2014a) arbeiteten heraus, dass durch den Kontakt von Stadt und Land, zwischen Handel treibenden Bürgern und landsässigen Adligen sich zwei Formen der territorialen Organisation vermischen: die Stadt mit ihren administrativen Neuerungen traf auf lehnsrechtlich organisierte adlige Gruppen. Türck (2013), S. 19–44. 342 Belina (2013), Kapitel 7.2: Räumliche Praxen des Staates, der (S. 139) auf die Aufteilung der Welt in Territorien im Westfälischen Frieden von 1648 verweist. Türck (2010), S. 182: »Für die Frage der Wahrnehmung von Regionen wären vor allem Regional- und Lokalkarten von Interesse, die sich im Gegensatz zu den Weltkarten auf eine geographische Region beschränken. Als eigene Gattung sind diese jedoch im 12. und 13. Jahrhundert noch unbekannt und treten erst im Spätmittelalter auf.« Dennoch gibt es neuere Versuche, frühe Formen von graphischen Darstellungen innerhalb der Landesverwaltung schon ins 12. Jahrhundert zu datieren: Anhand der graphischen Darstellung, die einem Inventar der Güter aus Marmoutier/Mauersmünster beigegeben ist (dessen heute verlorenes Original auf circa 1142 datiert wird) stellt Uta Kleine die Repräsentation von ländlichen Herrschaftsräumen im Hochmittelalter erneut zur Diskussion. Kleine (2009), S. 231: »Diese Überlieferungs-Lücke betrifft besonders den Bereich der Kodifikation von lokalen oder regionalen Siedlungs-, Besitz- und Herrschaftsverhältnissen, aber auch den städtischen Kataster.« Erneut zu Marmoutier und dem Kloster Zwettl mit beeindruckendem Bildmaterial Kleine (2014). Heinemeyer (2012), v. a. S. 83–92, hier S. 83. Der Vorstellung des Territoriums als Raumform, die als Ergebnis von Territorialisierungsstrategien entstand, steht

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weiterer Aspekt für die Geschichte der territorialen Kartographie von Bedeutung, wurden doch erst ab 1400 durch experimentelle Arbeiten zur mathematisch ableitbaren Zentralperspektive sowie der verstärkten Rezeption von antikem geographischen Wissen im Umfeld der Ptolemäus-Renaissance Wissen und Vermögen bereitgestellt, die die Umsetzung von geographischen Karten erlaubten: Darstellungswissen, Darstellungsmöglichkeit und Darstellungswillen fielen historisch zusammen.343

die Raumform des Netzwerks entgegen. Network wird häufig als Gegenbegriff zum Territorium verwendet und ist, allgemeinen Definitionen zufolge selbstorganisierend, auf Zusammenarbeit angelegt, nicht hierarchisch und flexibel. Beim Netzwerk sind die Verbindungen zwischen Dingen, Orten oder AkteurInnen konstituierend; soziale Verhältnisse, räumliche Strukturen und konkrete Orte formieren sich erst durch diese Verbindungen, Belina (2013), S. 86: Raumformen sind rein geistige Abstraktionen, die zur Systematisierung räumlicher Praxis taugen. Lilley (2013), S. 14, weist auf den Zusammenhang von Karten, Landesherrschaft (sovereignity) und Herrschaft über Menschen (rule) mit Blick auf die Karten von Matthew Paris um 1250 und die Gough Map aus dem 14. Jahrhunderts (Regierungszeit von Edward III.?) hin; vgl. »all maps are ›political‹«, Lilley (2012), S. 77. Sieber-Lehmann (1996), zur graphischen Aufarbeiten von herrschaftlichen Grenzziehungen im Liber Floridus von Lambert von St-Omer (um 1120), S. 85, zur »Regionalisierung des geschichtlichen Teil des Liber Floridus«, S. 86: »Die Karte des Lambert von St-Omer mit ihren rot eingefassten Königreichen legt es nahe, den Konflikt zwischen imperium und sacerdotium im 11. und 12. Jahrhundert als Einschnitt zu bewerten und darin gleichzeitig einen Ausgangspunkt für eine Geschichte der weltlichen Herrschaftsgrenzen zu sehen.« 343 Uta Kleine (2009), S. 230, zufolge sind die Voraussetzungen für die Entstehung der neuzeitlichen Karten eine zentralisierte Produktion, eine situationsenthobene Abstraktion und vor allem auch ein einheitliches Raumkonzept, dessen Vorhandensein sie in Europa erst im 18. Jahrhundert als Produkt/Konstrukt von mathematischen Mess- und Projektionsverfahren feststellt: »Sie mündeten in die abstrakte Vorstellung vom universalen, dreidimensionalen, kohärenten, messbaren und zunehmend auch vermessenen Raum. Die Basis mittelalterlicher Raumrepräsentationen aber ist nicht der homogene Raum, sondern die Vielzahl der alltäglichen und partikularen Anschauungs- und Erfahrungsräume.« Lilley (2012), S. 80: »The idea, then, is that as maps and states formed an ever closer bond through the 16th and 17th centuries, so cartographic representation and surveying practices gained in importance for rulers seeking more effective territorial control.« Vgl. Lefebvre (2006), S. 338, der von einer gemeinsamen Sprache, einem Code, einem Zusammenfallen von Gelebten, Konzipiertem und Wahrgenommenen in der italienischen Stadt der Renaissance spricht: »Maler, Architekten und Theoretiker aus der Toskana haben damals mit der Perspektive eine Raumrepräsentation aus der sozialen Praxis heraus geschaffen. Diese Praxis war selbst […] das Ergebnis eines historischen Wandels, der das Verhältnis von Stadt und Land verändert hat.« Meyer (2007), S. 319/320 zum Modell des perspektivischen Raums der historischen Stadt seit der Renaissance bei Lefebvre. Vgl. Läpple (1991a), S. 36/37 und S. 40, der erst seit der Renaissance von einem naturzentrierten Raumbegriff ausgeht, archaischen bzw. traditionellen Gesellschaften (im Mittelalter bzw. bei den Naturvölkern) aber eine menschzentrierte/gruppenzentrierte Raumvorstellung zusprach, mit »einem Bezug zu den konkreten Wechselbeziehungen der Menschen mit der sie umgebenden Natur. […] Dieser ursprüngliche, anthropozentrische Raum ist das Produkt gemeinsamer menschlicher Arbeit, ist das Resultat der materiellen Aneignung der Natur.« Zum Verhältnis von Vorstellung und Darstellung auch Sack (1986), S. 63: »To think of territory as emptiable and fillable is

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Pietro Vaccari aber hatte in seiner Untersuchung zur rechtlichen Organisation des Herrschaftsraumes im Mittelalter auf Unterschiede zwischen Deutschland, Frankreich und Italien hingewiesen: »In Francia ed in Germania la base À essenzialmente personale, in Italia territoriale.«344 Im Folgenden sollen daher die Auswirkung des Kampfes der frühen italienischen Stadtstaaten, ihren Einflussbereich auf das umliegende Land auszuweiten und auf sich als dem zentralen Hauptort auszurichten, auf die graphischen Darstellungen von Land sowie auf die Vorstellung von Raum analysiert werden.345 Denn das hier schon im 12. Jahrhundert die Vermessung und Aufteilung und damit Beschreibung des Raumes als Ausdruck von Herrschaft verstanden werden konnte, bezeugt ein Zitat aus dem Liber Guidonis compositus de variis historiis von Guido Pisanus: Julius (imperator) teilte die gesamte Welt in Teile: so groß war die Schlauheit der Römer, die den gesamten Erdball aufteilten, dass sie sie zuerst in Provinzen (provincias) aufteilten, die Provinzen in Regionen (regiones), die Regionen in Acker (agros, 1264 Quadratmeter), die Acker in Großhufe (centurias: 100 Morgen), die Feldbezirke in Stückchen (climata: Viertel-Acker), die Stückchen in Morgen (gurgerias bei Guido Pisanos, iugerium), die Morgen in Ruten (perticas, 1/12 Acker), die Ruten in Fuß (pedes), die Fuß in Unzen/Zwölftel (uncias). […] Oktavian (augustus), nachem er das ganze Rund der Erde seiner Befehlsgewalt unterworfen und in drei Teile aufgeteilt hatte, ordnete an, dass jeder Mann auf dem ganzen Erdkreis und den drei Gegenden die Abgabe zur Verstärkung der res publica leisten müsse.346

Ebenso ist es nicht zu leugnen, dass schon vor dem 16. Jahrhundert – der Zeit, in der Herrschaftsgebiete in großer Zahl zum Gegenstand von kartographischen Darstellungen wurden – »vielfältige Strategien entwickelt [wurden], um abstrakte Phänomene wie politische Interessen und Vorstellungen auf Karten zu verorten.«347 Schon Paul Harvey hatte 1980 betont, dass Vorstellung und Darstellung von Gebiet aufs engste miteinander verbunden seien, eine reine »Entwicklungsgeschichte« der Kartographie ohne Berücksichtigung der unterschiedlichen kulturellen Stufen, die sich in den sich ändernden Methoden der Landschaftsdarstellungen spiegelten, nicht zu schreiben wäre.348 Demzufolge

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easier when a society possesses writing and especially a metrical geometry to represent space independently of events.« Vaccari (1963), S. 3. Volpe (1923), S. 246, spricht von der Territorialisierung als »missione storica della citt— medievale«, so auch De Vergottini (1953); Francesconi (2011), S. 500. Zitiert nach Terre (2013), Dokument 19, S. 268. Liber (2008), S. C–CI, Fußnote 329, sowie S. 21; Fisher (1966), S. 177–183, zu Guidos Stellung innerhalb der historiographischen Tradition von Pisa. Wright (1925), S. 211, zu einem vergleichbaren Zitat bei Adelard von Bath. Stercken (2012a), S. 18. Harvey (1980), so auch Siew (2008), S. 6, die Karten als »contruction of reality, images laden with intentions and consequences« definiert; zudem verweist sie auf den Autoren als Schöpfer der Karte, der sowohl als Individuum als auch als Teil seiner Gesellschaft bedacht

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dürfen Karten nicht allein als »visuelle Repräsentation von räumlichen Vorstellungen« verstanden werden.349 Sie sind vielmehr einerseits Ausweis von gesellschaftlichen Machtverhältnissen, die in die Karten hineingeschrieben werden; andererseits sind sie in der Lage, Machtverhältnisse wenn nicht zu konstituieren, so doch zumindest zu stützen, zu fixieren und zu verdeutlichen.350»Karten sind weniger ein (Ab-)Bild der erdräumlichen denn der gesellschaftlichen Ordnung sowie der ihr zugrundeliegenden Werte, Normen und Machtverhältnisse.«351 So hat die Kartographie-Geschichte schon früh erkannt, dass Karten keine Nachahmungen von tatsächlichen geologischen Begebenheiten sind, sondern – besonders im Fall von Territoriumskarten – artifizielle Darstellungen von politischen Räumen, die durch menschliche Handlungen zuvor konstituiert worden sind: »Kartiert wurden in der Regel [im Mittelalter] keine Naturräumlichkeiten, sondern Nützlichkeiten, keine topographischen Konstanten, sondern die variablen Formen menschlicher Aneignung des Landes.«352 Politischer Raum und die Darstellung dieses politischen Raums offenbaren sich dabei als menschliche Produkte, die ohne jeden Bezug zu einer überzeitlichen Realität jenseits von den sie konstituierenden Handlungen nicht vorhanden sind.353 Dieses Verständnis von Karten als Ausdruck und Produzent politischer Machtverhältnisse rückt sie in die Nähe der schon diskutierten Listen von Besitztümern und Rechtstiteln, sei es in chronikalischer, in urkundlicher oder (wie bei den Bronzetüren) monumentalisierter Form. Bei der Analyse der Frühgeschichte raumkonstruierender Praktiken (in Form von Verzeichnissen und/oder kartographischen Formen) sollten daher auch und vor allem die Motive ihrer Konstrukteure mitbedacht werden. Zwei Aufgaben scheinen hierbei miteinander zu verschmelzen bzw. sich gegenseitig zu bedingen: die Vi-

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werden müsse. Zum Zusammenhang von Herrschaftsorganisation und Kartographie auch von den Brincken (1988), S. 45, die schreibt: »… generell kennt das Mittelalter keine Arbeit mit politischen Grenzen, vielmehr bleibt hier das Denken in Personenverbandstaaten, das bis zum Ausgang des Hochmittelalters die Vorstellung beherrschte, bis zuletzt lebendig.« Mose/Strüver (2009), S. 315. Mose/Strüver (2009), S. 317: »Gesellschaftliche Machtverhältnisse schreiben sich zum einen in die Karten bzw. Kartographie ein (durch die Auftraggeber von Karten, im Rahmen der Produktion), zum anderen wird mit Karten bzw. Kartographie Macht ausgeübt (die kartographische Darstellung beeinflusst die Interpretation von Karten und daraus resultierende räumliche Vorstellungen, z. B. der Grenzverläufe, der Bevölkerungszusammensetzung und -verteilung nach sozialstatistischen Merkmalen, der Wirtschaftskraft u.v.m.).« Mose/Strüver (2009), S. 324. Kleine (2009), S. 230; Englisch (2003), S. 205: »… die mentalitätsgeschichtliche Forschung betont, dass die mittelalterliche Kultur sich eine Vorstellung von dem naturgegebenen Lebensraum und damit auch von der sie umgebenden Geographie gemacht hat, wobei insgesamt ein Wandel vom Frühen bis zum Späten Mittelalter konstatiert wird.« Harley (2002), S. 187: »It is in the nature of all maps, including the ›scientific‹ maps of our own days, to construct a world in the image of society rather than to hold a mirror to an ›objective‹ reality.«

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sualisierung von Raum sowie die Sicherung dieses Raumes. Der Text der Annales Ianuenses mit den daneben tretenden marginalen Kastelldarstellungen bezeugt das Ineinanderfallen beider Aufgaben, wird doch einem parataktisch geordneten narrativ-chronologischen Text ein visuell anders funktionierendes Notationssystem kleiner icons beigeordnet, das »Raum« als Territorium (contado) konstituiert und somit zeitlich nacheinander Geschehenes in einem gegenwärtigen Ist-Zustand präsentiert. So kann nicht allein der Prozess der Produktion von Räumen im Umfeld einer bedeutenden hochmittelalterlichen Seemacht nachvollzogen werden, zugleich werden Medien und Verfahren in historischer Perspektive diskutiert, die bei diesem Prozess entwickelt wurden oder Verwendung fanden: neue Verfahren der Verschriftlichung, die zur einer neuen Art von Sicherung, von Fixierung und dabei auch Sichtbarmachung beitrugen. Ein Großteil der überkommenen mittelalterlichen Karten stellt die Welt in stilisierter Form nach Art der mappae mundi dar, also als stark vereinfachte und zugleich symbolisch höchst aufgeladene Karten, deren durchgehende Produktion ab dem 8. Jahrhundert über das erhaltene Material belegbar ist.354 In tradierten Schemata bilden sie die drei bekannten Erdteile Europa, Asien und Afrika in ihrem Verhältnis zueinander ab, Jerusalem kann, als »Nabel der Welt«, in der Mitte liegen, so bei den T/O Karten (Radkarten) nach der Beschreibung von Isidor von Sevilla.355 Mit der Hereford-Karte (1285/95) hat sich eine »typische« mappa mundi erhalten, andere berühmte Beispiele sind die Londoner Psalterkarte (um 1260) oder die größere Ebstorfer Weltkarte (um 1300?).356 Gemein ist diesen Karten eine stark schematische, weniger realitätsbeschreibende als diagrammatische Weltsicht.357 Es ist weder Ziel noch Aufgabe dieser 354 von den Brincken (1988), S. 22/23: »Die Regionalkarte ist vor dem 12. Jahrhundert überwiegend in der Form der Itinerarien verfügbar, der Reisewegbeschreibung zu Lande unter Angabe der Stationen, basierend zumeist auf der römischen Straßenkarte. Sie dient allerdings nunmehr weniger kriegerischen oder wirtschaftlichen Zwecken als vielmehr nahezu ausschließlich Pilgerreisen, vorzugsweise nach Rom oder Jerusalem. Bleibt als letzte Gruppe noch der Situs zu erwähnen, der Lageplan einer Siedlung, eines Territoriums eines Landes, Vorläufer des Stadtplans wie der Landkarte, keineswegs maßstabgetreu, allenfalls als erste Orientierung gedacht«; auch S. 42 und 45. 355 Iwanczak (2006), S. 662–664. 356 Eine interessante, aus dem arabischen Raum stammende Abweichung bildet die Tabula Rogeriana, für Roger II. von Sizilien durch den Geographen al-Idrisi um 1154 geschaffen, dazu Torre/Trimarchi (2007). 357 Raum (2010), s. v. 2. Geowissenschaften: Kartographie und Geodäsie. Mittelalter, S. 26: »Der Raum wird auf den Weltkarten nach heilsgeschichtlichen Kriterien organisiert; Vermessungen spielen zumindest für die Weltkarten eine nachgeordnete Rolle. Das heißt nicht, dass Relationen im Raum völlig vernachlässigt wurden, aber die Ordnung im Raum erfolgte entlang anderer Prinzipien und Hierarchien. […] Die wenigen Regionalkarten, die aus dem Mittelalter überliefert sind und dem praktischen Gebrauch dienten, verzeichnen durchaus Entfernungsangaben wie etwa die Gough-Karte von Britannien aus dem 14. Jahrhundert. Auch dabei handelt es sich nicht um eine maßstabsgerechte Wiedergabe, obwohl ein jüngst

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Produkte hochmittelalterlicher Kartographie, »raumbildend« zu wirken: sie zeigen keine politischen Grenzen, keine Siedlungsgebiete, politischen Territorien oder Diözesen an.358 Wenngleich das Fehlen von Land-Karten im Sinne eines Territoriums aus dem 12. Jahrhundert nicht allein darauf zurückgeführt werden kann, dass diese Art von Gebrauchsgraphik nicht erhalten wurde, da sie schnell an (politischer) Aktualität verlor und somit der Vernichtung besonders leicht ausgesetzt war und wahrscheinlicher ist, dass vor 1300 diese Art von Karten nicht entstanden, da ihr politischer, verwaltungstechnischer und wissenschaftlicher »Wert« überhaupt erst ab dem 14., verstärkt ab dem 15. Jahrhundert erkannt wurde, ist doch bemerkenswert, dass die Darstellung von einzelnen Orten auf den erhaltenen Weltkarten den Ortsdarstellungen der Annales Ianuenses vergleichbar ist, finden sich doch hier wie dort keine abstrakten Symbole, sondern »Bilder«, die aus der antiken kartographischen Tradition übernommen wurden.359 Die Darstellungen sind hier wie dort ikonisch gedacht, sie zeigen die Gebäude in Vogelperspektive oder aber direkt frontal als kleine Haus- oder Stadtzeichen. Eine Darstellung in Form von Grundrissen als planare Darstellung oder Draufsicht hingegen kommt nicht vor.360 Doch sind auch innerhalb der mittelalterlichen Kartographie Veränderungen zu beobachten, die zur Aufnahme von topographischen Strukturen führen konnten.361 Diese Anreicherung des kartographischen Repertoires unter

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erfolgter Abgleich mit einem modernen Informationssystem einen Eindruck der präzisen Kartographie vermitteln konnte.« Wenngleich die neuere Forschung zu mittelalterlichen mappae mundi die Bandbreite der dort visualisierten Raumvorstellungen innerhalb dieser Artefakte stärker betont, vgl. dazu Englisch (2007), mit Blick auf die Hereford-Karte. Sie unterscheidet »virtuelle« Räume, also Gebiete, die jenseits des Erfahrungsbereiches der mittelalterlichen Menschen lagen, wie beispielsweise Asien und Afrika, die auf Grundlage von Quellen imaginiert wurden – der Bibel, aber auch Plinius’ Naturkunde oder der Etymologia von Isidor von Sevilla. Die Gebiete Kleinasiens, die durch die Kreuzzüge als »erfahrbarer Lebensraum zugänglich geworden waren« (S. 53) zeigen eine Überblendung von biblischen Narrationen und konkretem Raum, eine »Differenzierung zwischen erfahrbarem Lebensraum und vermuteter Realität.« S. 61: »Wir haben es also in dieser Karte keineswegs mit gegensätzlichen Bereichen realer Erfahrungswelt und angenommener Realität zu tun, zwischen denen das Mittelalter offenkundig nicht unterschied, sondern mit einem Erdbild, welches gegründet auf das Bildungswissen und den Erfahrungshorizont der Epoche als existent angenommen wurde.« Cartography (1987), S. 283. »Of the regional and local maps few of those from Italy or England are earlier than the fourteenth century and all the maps known to us from France, the Low Countries, and Germany date from later.« Harvey (1980), S. 13, sieht die Entwicklung geradlinig: »from symbols to pictures, and from pictures to surveys.« Englisch (2003), S. 213: »Demnach ist festzustellen, dass seit dem 11. Jahrhundert der Naturraum in seinen realtopographischen Komponenten in den mappae mundi eine explizite Bedeutung aufweist, die den konventionellen enzyklopädischen oder biblischchristlichen Elementen irdischer Topographie in Bezug auf die persönliche Lebenswelt ergänzend beigeordnet wird.« Vgl. auch Englisch (2002).

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Nutzung topographischer Elemente zeigt sich in den mappae mundi etwa seit dem 11. Jahrhundert. Sie betrifft – unter Beibehaltung der bereits erwähnten Merkmale – vornehmlich die Gestaltung des direkt erfahrbaren Lebensraumes, der in den zuvor betrachteten Beispielen eher verhaltene Beachtung fand.362 Neben diesem werden noch zwei weitere »Bereiche« zunehmend verstärkt detailgenau dargestellt – das Heilige Land mit Jerusalem sowie der Verlauf von Küstenlinien.363 Als Beispiel für letzteres kann eine Karte (London, British Museum, Codex Cotton Tiberius B. V., fol. 56v) gelten, die eine im Bereich von Nordeuropa und den britischen Inseln annähernd realistische Darstellung des Küstenverlaufs bringt. Das Mittelmeer hingegen folgt bekannten Weltkarten und zeigt eine stärker formalisierte Darstellung, die den frühmittelalterlichen Vorbildern verhaftet bleibt.364 Wie es scheint ist die insulare Entstehung der Karte ein Grund dafür, dass der empirisch erfahrbare, vertraute, heimatliche Nah-Raum genauer geschildert wurde als die weiter entfernt liegenden Weltteile, so dass ein Entstehungszusammenhang mit den Seefahrten der Angelsachsen und Normannen anzunehmen ist.365 Ein zweites Beispiel ist die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts im Kloster St. Sever (Gascogne) gefertigte Beatuskarte (Paris, BnF, ms. lat. 8878).366 Auch sie zeigt in Teilen eine höhere Kartengenauigkeit, 362 Englisch (2003), S. 210. 363 Terre (2013), S. 56/57. 364 Verwiesen sei hier auf die Portolankarten, die mit der genauen Wiedergabe der Küstenlinie die Navigation vereinfachten und einen engen Zusammenhang von Zweckbestimmung der Karte und dargestellter Topographie bezeugen; Billion (2011), S. 152–161, zu den ältesten überlieferten Portolankarten (mit der Pisaner Portolankarte, Paris, BibliothÀque nationale de France, D¦partement des Cartes et Plans, B 1118, die Billion zwischen 1256 und 1311 datiert). Pujades i Bataller (2007), S. 516–518, geht davon aus, dass die Portolankarten im Umfeld der seefahrenden Mächte an der toskanisch-ligurischen Küste Anfang des 13. Jahrhunderts entwickelt wurden. Spätestens seit dem 13. Jahrhundert wurden (topographische) Karten zum Hilfsmittel bei Reisen, vgl. von den Brincken (1968), S. 121. In Pisa hat sich aus dem 12. Jahrhundert eine schriftliche Portolankartenbeschreibung erhalten, siehe Kapitel 4.6.; eine Quelle von 1270 bezeugt eine Karte in Genua: der französische König Ludwig IX. (der Heilige) schiffte sich in diesem Jahr auf genuesischen Schiffen (von Aigue-Mortes) auf einen Kreuzzug gegen Abu Abdallah Muhammad I. al-Mustansir (Kalif der Hafsiden in Ifriqiya von 1249 bis 1277) in Tunis ein; nachdem die Flotte in einen Sturm geraten und vom Weg abgekommen war, zeigten ihm die Genueser Seeleute ihre Position mit Hilfe einer Karte an, vgl. Ferro (1992), S. 29 (Kapitel 3: Marinai e cartografie genovesi e italiani del Trecento e del Quattrocento, S. 28–53). 365 Vgl. Terre S. 56/57 zu den Beschreibungen von Giraud de Barri Topographia Hibernica, Itinerarium Cambriae und Descriptio Cambriae sowie zur anonymen Turonicae provinciae von ca. 1130. 366 Williams (1998), Kat. Nr. 13, S. 44–57, die Karte auf fol. 45bis v–45ter r. Auftraggeber ist wohl Gregorius Muntaner, Abt von Saint-Sever zwischen 1028 und 1072; S‚enz-Lûpez P¦rez (2014), S. 237. Einen guten Überblick über die Tradition der Beatuskarten gibt Baumgärtner (2002).

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auch hier wurde eine »ähnliche Betonung des persönlichen Lebensraumes in einer gemäß den konventionellen Methoden gezeichneten mappa mundi, die erneut mit Hilfe der Topographie ins Bild gesetzt wurde« erreicht.367 Frankreich, vor allem auch die Gascogne, sind sehr groß dargestellt und zeigen, dass der Verfasser sein persönliches Lebensumfeld detailliert in der Karte darstellte, »so dass die Karte zurecht als älteste differenzierte Darstellung einer Region gelten kann.«368 Bedeutsam ist der mögliche Entstehungskontext: Die starke Betonung der inschriftlich bezeichneten Kirchenfassade ecclesia santi severi in der Karte legt nahe, dass der Codex für das Kloster Saint-Sever-sur-l’Adour geschaffen wurde.369 Da wichtige, die Kirche betreffende Rechtsstücke im selben Codex auf den fol. 284–90 hinter dem Beatuskommentar gesammelt sind, findet sich hier eine aussagekräftige frühe und enge Verbindung von Rechtstitelsammlung in kodifizierter Form mit der Darstellung von Gebiet, wenn nicht sogar mit Gebietsansprüchen.370 Küstenlinie und Lebensumfeld – und als drittes das Heilige Land und Jerusalem: Die Nutzung von Karten zur Umschreibung eines Gebietes oder Ortes scheint früh, vielleicht sogar zuerst, bei der Darstellung von fremden und damit unbekannten Gebieten begonnen worden zu sein. Vor allem das Heilige Land, das zugleich Ziel von Pilgern als auch umkämpftes Gebiet in den Kreuzzügen war, bietet hier ein aussagekräftiges Beispiel.371 Zeichnungen zur Lage von Gebäuden in Jerusalem und von Orten im Heiligen Land erscheinen ab der Eroberung der Stadt 1099 in regelmäßigerer Folge.372 Sicherlich ist hier bedeutsam, dass diese Karten im religiösen Kontext zur Visualisierung des Landes fern von 367 Englisch (2003), S. 211. 368 Englisch (2003), S. 211/212; Williams (1998), S. 45, spricht von einem Interesse an der regionalen Geographie und – gegenüber älteren Meinungen, die die Karte im Umfeld des Pilgerwesens nach Santiago de Compostela verorten wollten – von »a reflection of the territories engaging the interests of the aristocratic family of Abbot Gregory Muntaner.« 369 Goetz (2012), S. 156–159. 370 Magnou-Nortier (1984), u. a. die Gründungsurkunde der Abtei durch den Graf der Gascogne, Guillem Sanche, weitere Gebietsschenkungen, aber auch zwei Papstbriefe. 371 Baumgärtner (2012b); Baumgärtner (2012a), S. 461: »Ihre [die heiligen Plätze] Erfassung in textueller Deskription und kartographischer wie diagrammatischer Visualisierung suggerierten gewissermaßen die Möglichkeit, über den begehrten Raum zu verfügen.« 372 Siew (2008), S. 11. Aus der Zeit der Kreuzfahrerherrschaft über Jerusalem haben sich 14 Karten erhalten, davon zeigen elf den symbolhaften runden, geosteten Grundriss der Stadt mit den kreuzförmig verlaufenden Hauptstraßen; die übrigen drei, zu denen auch das Exemplar aus Cambrai gehört, haben je eine eigene abweichende Form. Vorholt (2012): zehn Karten stammen aus dem 12. Jahrhundert und gehen auf ein gemeinsames Vorbild zurück, das um ca. 1112/1115 entstanden ist; eine dritte Jerusalem-Kartentradition aus dem späten 12. Jahrhundert wurde als Teil von Petrus von Poitiers Compendium Historiae in Genealogie Christi verbreitet, S. 212: »Es haben sich nur zwei Jerusalemkarten aus dem 12. Jahrhundert erhalten, die nicht zu den beiden genannten Familien gehören; sie werden heute in Cambrai und Montpellier aufbewahrt.«

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ihm genutzt werden konnten. Dennoch sind es die Pilgerberichte und res gestae der Kreuzfahrer, die diese frühen Karten mit motivierten, also tatsächliche Reise- und Augenzeugenberichte.373 Eine praktische Nutzung dieser Karten vor Ort ist also ebenso vorstellbar wie ihr Einsatz zum Nachvollzug von Reiseberichten oder zur Unterstützung einer virtuellen Reise.374 Jerusalem bildet – wie auch Rom – eine Ausnahme der Kartographie, da sich hier Stadtbeschreibungen und bildliche Darstellungen an ein »Außen« wendeten (Reisende, Pilger), und damit im Gegensatz zu den regionalen Darstellungen der Städte stehen, die für ihr eigenes »Innen«, für die Erleichterung der Verwaltung, für die Kriegsführung und für den Handel geschaffen wurden.375 Eine frühe erhaltene Karte Jerusalems datiert auf 1140, die der Enarrationes in libros Regum von Angelomus von Luxeuil vorgebunden ist.376 Die Genauigkeit in der Schilderung der einzelnen Gebäude und die Erfassung des Stadtgebietes legten die Vermutung nahe, der Zeichner sei selbst vor Ort gewesen.377 Auffällig ist das Interesse an der Abbil373 Englisch (2003), S. 213: »Angesichts des so dokumentierten Bewusstseinswandels im Hinblick auf die Bedeutung und den Nutzen der kartographisch abgebildeten Topographie erscheint das seit dem 12. Jahrhundert belegte Aufkommen von Reise- bzw. Pilgerkarten als logischer Schritt in einer folgerichtigen Entwicklung.« 374 Abstrakte Karten besitzen für das Reisen an sich keinen absoluten Wert, vielmehr brauchte es die Beschreibung der Wegstrecke in narrativ-parataktischer Form, vgl. u. a. De Certeau (1988), S. 223: »Insbesondere wenn man die ›Karte‹ in ihrer heutigen geographischen Form nimmt, hat es den Anschein, dass sie sich im Verlaufe der Periode, die durch die Geburt des modernen wissenschaftlichen Diskurses gekennzeichnet ist (15. bis 17. Jahrhundert), langsam von den Routen abgelöst hat, die die Bedingung ihrer Möglichkeit waren. Die ersten mittelalterlichen Karten enthielten nur gradlinige Spuren von Wegstrecken (Handlungsanweisungen, die sich vor allem an die Pilger richteten), die durch die Aufzählung der zurückzulegenden Strecken (Städte, wo man vorbeigehen, anhalten, verweilen oder beten sollte) und der Entfernungen, die in Tagen oder Wegstunden angegeben waren, ergänzt wurden. Jede von ihnen ist ein Memorandum, das Handlungen vorschreibt.« 375 Vgl. zur Landvermessung in antik-römischer Zeit Brodersen (2003), der phänomenologisch drei Räume scheidet, die unterschiedlich wahr- und aufgenommen wurden: den Großraum, der über Landmarken als Orientierungspunkte erschlossen werden konnte, den Mittelraum, der als narrativ-parataktische Route memoriert wurde und den Nahraum. Nur dieser ließ eine abstrakte Aufnahme durch den survey zu. Vgl. zur Reise-Thematik Terre (2013), S. 53–56; zu Rom- und Jerusalem-Karten Goetz (2012), S. 159–167. 376 Cambrai, M¦diathÀque Municipale, ms 466, fol. 1r. 377 Lozovsky (2013) verweist auf eine noch frühere Karte von Jerusalem in einer Kopie der Historia adversum Pagano von Orosius (Sankt Gallen, Stiftsbibliothek, ms. 621). Hier finden sich am Rand viele Anmerkungen, so u. a. aus dem 11. Jahrhundert von Hand von Ekkehard IV. (um 980-um 1060): Am Beginn von Orosius’ Ausführungen zur Geographie – in denen er die Erde als triquadratus beschreibt – zeichnete Ekkehard eine viereckige Weltkarte, in der er die Welt in drei Teile unterteilt, um sich so offenbar den Text besser visualisieren zu können (fol. 35r). Lozovsky (2013), S. 70, spricht hier von einer ingenious visual explanation und von einer pictorial gloss, die erklärend eingesetzt wurde, um den Begriff triquadratus zu erläutern. Auf fol. 37r zeichnete Ekkehard erneut »a map, which appears to be the earliest extant medieval example of a reginal map that focuses on the Holy Land and the surrounding areas« (S. 74), die er möglicherweise aus einer Weltkarte ab-

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dung der realen Begebenheiten der sonst stilisierten, einer langen Tradition der diagrammatischen Darstellung verpflichteten Stadt.378 Die Mauer, die Tore mit den Hauptstraßen und die wichtigsten Gebäude sind im Aufriss wiedergegeben und durch eine Aufschrift zusätzlich bezeichnet. Ein ergänzender Aspekt der Zeitlichkeit wird der Karte durch die Aufschrift an der nördlichen Stadtmauer »Hic capta est civitas a francis« beigegeben: Durch diesen Zusatz wird sie zu keiner überzeitlichen Darstellung der Stadt, sondern zur kartographischen Umschreibung des historischen Ereignisses der Besitzname durch die »Franken« von 1099. Die Karte erscheint somit sowohl als »Erinnerungsmal« an die Tat, als auch als möglicher Orientierungsplan vor Ort.379 Hanna Vorholt hat darauf hingewiesen, dass auch bei den Jerusalemkarten mit der überlieferten und symbolhaften runden Stadtform mit fünf Toren politische Ansprüche und Konzepte manifestiert wurden; erst seit dem 12. Jahrhundert nämlich gibt es lateinisch-christliche Karten, die die Stadt als Ganzes erfassen und sie so kartographisch alleinstellen: »Dies deutete darauf hin, dass die Verbreitung der Karten im Westen mit der Herrschaft über Jerusalem einherging.«380 Gestützt wird diese These durch den Ort ihrer Überlieferung: zwei der drei ältesten überlieferten Karten (Saint-Omer, BibliothÀque de l’Agglom¦ration de SaintOmer, ms 776, fol. 50v sowie – heute verloren – im Autograph von Lambert von Saint-Omers Liber Floridus, Gent, Universiteitsbibliotheek, ms 92) befinden sich leitete. Vorholt (2012), S. 212, betont die Sonderstellung der Cambraier Karte, dort auch eine Farbabbildung auf S. 215. 378 Es handelt sich dabei um eine Sammelhandschrift des 12. Jahrhundert; die Darstellung findet sich der Handschrift vorangestellt auf fol. 1r. Hier wird das traditionelle Kreisschema zugunsten einer rhombenartigen Darstellung aufgegeben, die dem tatsächlichen Aussehen der Jerusalemer Stadt recht nahe kommt. Angefertigt wurde die Zeichnung Heydenreich (1965), S. 88, zufolge zwischen 1140 und 1150, von einem Zeichner aus dem niederlothringisch-flandrischen Umkreis, woher auch die wichtigsten Teilnehmer des 1. Kreuzzuges stammten, die dann Herrschaft und Verwaltung des Königreichs Jerusalem übernahmen: »Unseres Erachtens ist in der hier zur Erörterung stehenden Zeitphase generell zu beobachten, dass überall dort, wo es sich um Bereiche einer mehr praktischen Betätigung – so z. B. im Kriegswesen oder in der Technik – handelt, aus den gegebenen rein sachlichen Bedingtheiten heraus ein entschiedenes Bestreben besteht, die Objekte der jeweils vorliegenden Aufgabe so real als möglich wiederzugeben, d. h. – wie dies später Friedrich II in Worte fasst: ›die Dinge, die sind, wie sie sind, zu beschreiben‹ (und wir ergänzen: auch darzustellen).« 379 Baumgärtner (2012b), diskutiert die Aufgaben von Regionalkarten bei der Inbesitznahme des Heiligen Landes zwischen Heilsgeschichte und Herrschaftspraxis. Sie sind dabei Mittel sowohl zur Verortung der biblischen Narration und Visualisierung der Heiligen Orte als auch Darstellung von aktuellen politischen Inhalten während der Kreuzzüge. Baumgärtner zeigt, dass diese Karten sowohl als Speicher und Archiv von Herrschaftswissen dienen konnten, und zugleich Zeugnisse der symbolischen Aneignung des Landes sind, S. 75: »Mündlich und schriftlich tradiertes Wissen über die Kreuzfahrerherrschaften integrierte sich in das Geflecht biblischer und antiker Vergangenheit.« 380 Vorholt (2012), S. 216.

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bei Erzählungen über die Einnahme von Jerusalem, den Gesta Francorum Iherusalem expugnatium.381 Dabei wurde sowohl in den älteren kreisförmigen Karten als auch in der viereckigen Version aus Cambrai eine Besonderheit in der Wahrnehmung des Heiligen Landes und Jerusalems im Besonderen aufgegriffen und aktualisiert: denn das Land und der Stadtraum wurden im Christentum spätestens seit dem 3. Jahrhundert nicht in der Gegenwart erfahren, sondern als Erinnerungsort abgeschritten, um die historischen Stätten des Lebens und Wirkens, wie auch der Passion Christi körperlich nachzuempfinden.382 Diese Überblendung der Gegenwart mit historischen Ereignissen wird nun fortgeführt, da neben die Taten Christi nun auch die gestae der Kreuzfahrer traten: entweder durch den Ort der Karte (in dem chronikalischen Bericht) oder durch eine direkte historiographische Notiz in der Karte selbst.

4.6. Die Beschreibung der Küstenlinie durch Caffaro Eine Beschreibung der Küstenlinie des »neuen« Landes (das zudem noch »heiliges« Land war) findet sich bei Caffaro, der im Liber de liberatione über die Länder von Outremer ausführte: Weil die Städte und Orte, die beim Meer liegen, zwischen Antiochien bis nach Jaffa und nach Askalon, nicht beschrieben sind, ist es notwendig, dass, für die Erinnerung, ihre Namen und die Entfernungen die zwischen der einen Stadt und der anderen sind, und durch wen sie eingenommen wurden und zu welchem Zeitpunkt, aus der Erinnerung Caffaros aufgeschrieben werden.383

Uta Kleine hatte darauf hingewiesen, dass die mittelalterliche Raumkonzeption offenbar die Sprache als das zweckmäßigere und angemessenere Medium zur Darstellung von Räumlichkeit ansah.384 Interessant sind in diesem Genueser Beispiel vor allem die von Caffaro genannten Gründe für seine Auflistung: erstens gibt es keine ältere (christlich-lateinische) Beschreibung dieser Gegend in der Levante, so dass der Autor mit seiner Arbeit eine Lücke schließen will. 381 Vorholt (2012), S. 218. 382 Vorholt (2012), S. 212, diskutiert zehn Jerusalemkarten des 12. Jahrhunderts, die alle von einem Original abstammen, das ca. 1112/1115 zu datieren ist und die die »zentralen Stätten der christlichen Heilsgeschichte« im und um den Stadtplan markieren. 383 Annali Genovesi (1890), S. 114: »At quia nomina civitatum et locorum, que sunt iuxta mare, ab Antiochia usque ad Iopem et ad Scalonam scripta non sunt, necesse est nomina et militaria quot sunt ab una civitate ad alteram, et a quibus capte et quo tempore, per memoriam Cafari notificentur.« 384 Kleine (2009), S. 231. Vgl. auch Nuti (2008), S. 69–86 zur Beschreibung des Stadtraums in Texten rechtlichen Inhalts (z. B. in Konsulars-Breven oder Constitutiones) im Hochmittelalter.

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»Für die Erinnerung«, also für die Nachwelt, sei es wichtig, sie aufzuschreiben; es ging ihm dabei aber nicht allein um eine Routenbeschreibung für den Reisenden, Caffaro betonte vielmehr erneut den Wert der historischen Erinnerung, wenn er schreibt, dass neben den Namen der Städte und ihrer relativen Entfernung voneinander auch die Taten der Eroberer sowie das Datum der Einnahme memoriert werden müsse. Hier ist eine deutliche Parallele zur rechtlichen Argumentation der Genuesen und Pisaner vor Friedrich I. Barbarossa zu erkennen, die beide ihre Ansprüche auf Sardinien dadurch zu untermauern suchten, dass sie ihren Vorfahren die Eroberung und somit die Eingliederung der Insel in das Reich zuwiesen. Caffaro schien durch die schriftliche Fixierung der Ereignisse sicherstellen zu wollen, dass diese wichtigen, für politische und wirtschaftliche Verhandlungen nutzbaren Fakten nicht verloren gingen.385 Er schließt eine Aufzählung der Küstenstädte Israels und Jordaniens in nordsüdlicher Reihung an, beginnend mit dem heute unter der modernen Stadt Antakya liegenden Antiochia am Orontes386, gefolgt von Laodicea (Latakia) mit den beiden Kastellen Cipri und Filocarius;387 Gabala (Gibellum/Dschabala);388 Tarus (bei Caffaro: Tortosa de Suria);389 zwischen Gabala und Tarus die beiden kleineren Küstenstädte Vananea (antik Banias, später Valenia, heute zerstört) und Marachia (antik Maraclea, Marahieh) und das Kastell Margat/Merkab; Tripolis;390 Gibelet; Beirut;391 Sidon;392 Tyrus;393 Akkon;394 Haifa; das nicht erhaltene Caesarea;395 das nicht erhaltene Arsuf;396 Jaffa;397 Askalon398 sowie den beiden inländisch liegenden Städten Ramala (ar-Ramla, das Verwaltungszentrum Palästinas unter den Fatimiden) und Jerusalem.399 Caffaro hebt hervor, 385 Vergleichbar auch Baumgärtner (2012b), die frühe kartographische Darstellungen des Heiligen Landes als Beitrag zur Vergegenwärtigung und Inszenierung von Herrschaft interpretiert. 386 Erobert 3. Juni 1098. 387 Erobert 1097. 388 Erobert 23. Juli 1109. 389 Erobert zwischen 15. März und 6. April 1102. Thorau (2004), hintere Karte: Tarus/Tortosa liegt zwischen Latakia und Tripolis. 390 Erobert 13. Juli 1109 durch Bertrand, den Sohn von Raimund von Toulouse, der Februar 1105 gestorben war, mit Hilfe der Genueser Flotte. Bertrand errichtete als Graf von Tripolis die vierte Kreuzfahrerherrschaft im Vorderen Orient (begonnen durch seinen Vater 1102). 391 Erobert 1110 durch König Balduin I. von Jerusalem. 392 Erobert 1110 durch König Balduin I. von Jerusalem. 393 1124. 394 Erobert 26. Mai. 1104 durch König Balduin I. von Jerusalem. 395 1102, erobert durch König Balduin I. von Jerusalem. 396 1102, erobert durch König Balduin I. von Jerusalem. 397 1099. 398 1153. 399 Zu weiteren maps in written form bis zum 12. Jahrhundert vgl. Gautier Dalch¦ (2006), mit Beispielen von Honorius Augustodunensis, Hugo von St. Viktor und anderen Zeugen.

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dass er die von ihm in der Beschreibung genannten Entfernungen selbst geschätzt habe, da er als Augenzeuge häufig die Strecke gefahren sei und daher die Strecken persönlich kannte.400 Interessant ist, dass er bei manchen Städten geographische Besonderheiten oder andere Informationen über die Namensnennung und Entfernungsangabe hinaus gibt, so, wenn er bei Jerusalem vermerkt: »Iherosolimitana civitas in montanis sita est«401, oder wenn er zu der Stadt Vananea sagt »erat enim balneum pulcrum in civitate, et extra civitatem pomeria pulcra et abilia inter giardinos erant iuxta civitatem«.402 Seine Entfernungsliste also wird dort zu einer Chronik, wo er das Datum der lateinischen Eroberung nennt, und dennoch erinnert sein Bericht vor allem an eine in Worten verfasste Portolankarte auf der man, die Küstenlinie hintereinander als Etappen abfahrend, die Städte und wichtigen Orte im Hinterland verzeichnet sieht.403 Vergleichbares hat sich in gezeichneter Form in der schon erwähnten englischen Küstenverlaufskarte der Cottonia, in Pisa aber vom Ende des 12. Jahrhunderts ebenfalls als schriftliche Quelle erhalten, im Liber de existencia riveriarum et forma maris nostri Mediterranei. Bei diesem liber handelt es sich um eine Auflistung von Richtungen und Distanzen zwischen den verschiedenen Küstenorten des Mittelmeerraumes, also noch eindeutiger als das Beispiel Caffaros um die schriftliche Form einer Portolankarte. Es ist erneut aussagekräftig, dass sich diese Quelle einer frühen Seekarte in einer der großen Seerepubliken des 12. Jahrhunderts erhalten hat.404 In dem Verzeichnis von 400 Annali Genovesi (1890), S. 116: »Predicta namque miliaria per arbitrium Cafari scripta sunt; quoniam Cafarus ab Antiochia usque ad Iopem sepe et sepe per terram militavit et per mare navigavit, et suum tale arbitrium per se cogitando, tot milaria, ut dictum est, esse naravit.« 401 Annali Genovesi (1890), S. 116. 402 Annali Genovesi (1890), S. 115. 403 Baumgärtner/Klumbies/Sick (2009), S. 17, betonen die Relevanz von Sprachlichkeit im Kontext von Raumkonstitutionen und verweisen erneut auf die raumbeherrschende und -kontrollierende Komponente dieser Verfahren: »Topographien erscheinen in diesem Kontext als semiotisch organisierte räumliche Ordnungsverfahren, als Aufzeichnungssysteme mit einer repräsentierenden und einer performativen Dimension der Darstellung. Als differenzierte Kulturtechniken vermitteln sie konkrete Verortungen, die Richtungen über symbolische Zuschreibungen codieren, Bewegungen in den Raum einschreiben und Narrative nach konkreten Routen ausrichten. Um die kulturelle Semiotik und deren Medialisierung zu verstehen, sind mehrfache Lese- und ›Gelände‹ Kompetenzen erforderlich: Es sind die räumlichen Vorstellungen in den sprachlichen Codierungen zu entziffern, graphische Karten zweidimensional zu lesen und die Bezüge zum Realraum zu erkennen, also die topographischen Ergebnisse der Lektüre in den kinetisch-leiblichen Raum zu übersetzen. Zudem ist nicht zu übersehen, dass diese kulturelle Orientierung, wenn sie um die Handlungskomponente erweitert wird, mit Macht und geopolitischer Kontrolle im Raum verbunden bleibt.« 404 Der Text ist die Berichtigung eines Pisaner Domkanonikers einer älteren, fehlerhaften (Portolan)karte (cartula, mappe mundi oder forma), Gautier Dalch¦ (1992), S. 298; Gautier Dalch¦ (1995); Tangheroni (2001). Ebenfalls in Pisa (nach 1107, vor 1119) entstand die

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Caffaro also fallen Ereignischronik, Sicherung von rechtlich relevanten Informationen und Reiseplanbeschreibungen in eins, so dass nicht eindeutig zu trennen ist, ob der Text genutzt wurde, um sich die Geschichte der Eroberung der wichtigen Städte und Häfen im Heiligen Land zu vergegenwärtigen, ob er den Genuesen half, ihren dauerhaften Anspruch auf Handelserleichterungen durch die Betonung ihrer ehemaligen Hilfe bei der Einnnahme dieser Städte zu stützen oder aber den Handelsfahrern und Kriegsschiffern dazu diente, diese Häfen anzusteuern und sich im fremden Land zu orientieren.

4.7. Der Remaklusaltar des Wibald von Stablo als Träger von Besitzverzeichnissen Ein weiteres vielschichtiges Beispiel aus dem Kontext von historischer Selbstverortung, Ordnung rechtsrelevanter Texte, Besitzverzeichnis und Außenwirkung hat sich im Remaklus-Retabel des Benediktiner-Abtes Wibald von StaboMalm¦dy und Corvey erhalten. Das Retabel ist nur durch eine Nachzeichnung und einige wenige erhaltene Fragmente überliefert. Diese Nachzeichnung – eine beglaubigte Kopie einer älteren Zeichnung, die im Jahr 1882 durch den Archivar Van de Casteele wiederaufgefunden wurde – ist im hier diskutierten Kontext von großem Interesse.405 faszinierende geographisch-historische Kompilation des Guido Pisanus. Das Werk ist in mehreren Handschriften erhalten, ms 3897–3919 der Koninklijke Bibliotheek van Belgie (12. Jahrhundert) enthält als einzige den vollständigen Text und neben einer mappa mundi auch eine Karte von Italien (fol. 2v); diese Regionalkarte (fol. 2v, ganzseitig) folgt auf die Inhaltsangabe des Buches (fol. 2r), vgl. Türck (2010), S. 182. Zu den von Guido zusammengestellten Texten zählt auch die Schilderung der Kämpfe der Pisaner und Genuesen gegen die Sarazenen (der Pisaner Carmen von 1087, fol. 63r–65v); so wird erneut Expansion/Antisarazenenkampf und geographisches Wissen zusammengeführt. Vgl. Wright (1925), S. 124–126; Mölk (2002), v. a. S. 15–20 (Inhaltsangabe, u. a. »Primus liber continet Italiam, urbes et provincias italie et romanam historiam« sowie »Tertius de divisione orbis. De Asia, de Africa, de Europa, nomina philosophorum. De mare mediterraneo. De finibus maris. De insulis et promuntoriis, hucusque occeani insule. De promuntoriis. De montibus ceterisque vocabulis«) und S. 20–25 (zu Pisa); Campopiano (2006), S. 12, der nur die ersten drei Bücher der Brüsseler Handschrift als Sammlung von Guido anerkennt, sowie die Arbeiten von Giuseppe Scalia (u. a. Carmen 1971). 405 Heute im Staatsarchiv Lüttich (Archives de l’Êtat — LiÀge, Collection iconographique 3) mit den Maßen 87 x 86 cm. Wofür die originale Zeichnung angefertigt wurde, ist umstritten: Reusens dachte 1883 an eine Goldschmiede-Entwurfszeichnung aus dem 12. Jahrhundert; Demarteau verneinte dies, da ihm der wappenähnliche Schildschmuck der Bischofsinvestitur auf eine Restaurierung zu einem späteren Zeitpunkt weist. Seiner These nach ist die Zeichnung zu einem Prozess 1550 gefertigt worden. Nach Wittekind (2004), S. 236, handelt es sich um eine Goldschmiede-Zeichnung vom Ende des 16. Jahrhunderts, da im Jahr 1588 zur Reparatur des Stabloer Chorgewölbes das Retabel abgebaut werden musste; Wittekind (2006).

Der Remaklusaltar des Wibald von Stablo als Träger von Besitzverzeichnissen

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Abb. 15: Umzeichnung des Stabloer Retabels von 1666, Lüttich, Archives de l’Êtat — LiÀge, Collection iconographique 3.

Die Zeichnung wurde erstellt, da sich im abschließenden oberen Bogen des Retabels, getrennt durch ein Ornamentband von der darüber befindlichen Stiftungsinschrift des Abtes Wibald, eine Liste mit der Aufzählung des zu Stablo gehörenden Besitzes befindet.406 Diese Verbindung von Verzeichnis des territorialen Besitzes des Klosters und Retabel, das zur Aufnahme des Schreins des Heiligen Remaklus, des Klosterpatrons, diente, mag als künstlerische Lösung zunächst erstaunen, als rechtliches Zeugnis aber ist es folgerichtig, personifiziert 406 »Hoc opus fecit Abbas Wibaldus. In quo sunt argentimeri LX marce, in deauratura sunt aurimeri IIII. Tota expensa operis C marce. De qua publice excommunicatum est nequis pro tam parva utilitate tantum laborem et expensam adnihilare presumat.« (»Keiner möge im voraus so große Arbeit und so großen Aufwand als von geringen Nutzen (seiend) herabwürdigen.«) »Stabulaus, Rona, Osnes, Fosses, Ledernau, Baldov, Rahieres, Rewruns, Oldanges, Lovingeis, Horion, Turnines, Mudrescheit, Scrices, Causeis, Fielon, Ferieres, Castillum Longia, Spirmont, Oson, Fiesina, Genet, Lerpha, Omeres, Scanlentin, Lengion, Ferarga, Fineval, Wellin, Silvestrient, Doroit, Palisul, Olfait, Calgun, Bovingeis, Cerminaeis, Serbos, Donna, Wrenedorf, Lurisenes, Malmundarium, Waimes, Francorcamp, Novavilla, Amblavia, Hoscenlar, Basenheim, Dlenem, Bacenga, Lorcseis, Scelnicaces, Fairon, Comblet, Landermeges, Bocholt, Wellines, Travant, Grimesbura, Ludenestorf.«

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doch der Klosterpatron als »prä-juristische Person« die Gemeinschaft und verleiht somit der abstrakten Körperschaft des Verbandes ein tatsächliches Gesicht.407 An ihn richteten sich Schenkungen und Privilegien, er war der Empfänger von rechtlichen Schriftstücken, vergleichbar den Gebietsübertragen, die in der Anfangszeit der Kommune Genua an San Lorenzo gerichtet waren, der als rechtliche Person verstanden wurde, wobei ecclesia, Diözese und Patron miteinander verschmolzen.408 Die Zeichnung entstand im Zusammenhang eines seit 1661 laufenden Rechtsstreits, der zwischen dem Abt von Stablo und dem Bischof von Lüttich verhandelt wurde und trägt in der oberen rechten Ecke eine Beglaubigung durch den Notar Arnold de Brouck mit dem Jahr 1666.409 Die Zeichnung wurde aufgrund der auf ihr verzeichneten klösterlichen Besitzungen als Zeugnis vorgelegt, diese »Liste« wurde im Wetzlarer Register zu dieser Streitsache wiederholt.410 Schon Joseph Demarteau, der die Zeichnung 1883 erstmals publizierte, ist die Ähnlichkeit von Besitzverzeichnis auf dem Retabel und den von Abt Desiderius gestifteten Bronzetüren in Monte Cassino aufgefallen – dem Kloster, dessen Abt Wibald im Jahr 1137 kurzzeitig war.411 In der Bamberger Staatsbibliothek hat sich eine Handschrift erhalten, die von Leben und Wundern des Heiligen Remaklus berichtet.412 Dort findet sich auf fol. 109v eine Miniatur, die die Schenkung eines Waldgebietes durch den fränkischen König Sigibert III. an Mönch Remaklus in den Ardennen und somit die Stiftung des Landes, auf dem die Klöster Malm¦dy und Stablo gegründet wurden 407 Remaklus war es, der 646 und 650 die Abteien Malm¦dy und Stablo gründete. Bei der Errichtung der neuen Abteikirche kam es zur Auffindung der Gebeine durch Abt Poppo am 4. März 1042, der daraufhin ein Reliquiar anfertigen ließ, in das der Heilige am 25. Juni 1042 transloziert und über dem Hochaltar aufgestellt wurde. Zwischen 1148/50 wurde dann im Auftrag von Abt Wibald das Remaklusretabel geschaffen. Kemp (1995), S. 223: »Der Heilige besitzt als Rechtsperson, was ihn besitzt.« 408 Die ersten Privilegien aus dem Heiligen Land finden sich im Register der Kirche, erst später werden die Gebietszuwächse im contado im Liber Iurium der Stadt verbucht. 409 »Hanc copiam cum originali prothotypo asservato in archivis Imperialis monsterij stabulensis, ex quo confectum est summum altare eijusdem monasterij praevia diligenti et accurate cum eodem collatione concordare attestor.« Der Notar also bezeugt, dass die Zeichnung eine genaue Kopie der Zeichnung im Klosterarchiv sei, gefertigt nach dem Stabulenser Retabels, das dort oberhalb des Hauptaltars aufgestellt war. 410 Wittekind (2004), S. 227/228: »Es handelt sich bei der erhaltenen Zeichnung also um ein zu juristischen Zwecken kopiertes Dokument, das die Authentizität des inschriftlichen, vom Notar in der Akte kopierten Besitzverzeichnisses beweisen sollte. […] Die erhaltene Nachzeichnung verdankt ihre Entstehung also Wibalds Stifterinschrift und ihrer juristischen Verwendbarkeit, nicht etwa antiquarischem oder humanistischem Kunst- oder Geschichtsinteresse.« 411 Demarteau (1883), S. 148/149, hat auf süditalische Vorbilder verwiesen, wo als entsprechende Medien Bronzetüren und Tafeln im Kircheninnern fungieren. 412 Bamberg, Staatsbibliothek, ms. His. 161. 4. Viertel des 10. Jahrhunderts, entstanden in Stablo.

Der Remaklusaltar des Wibald von Stablo als Träger von Besitzverzeichnissen

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(um 648), zeigt. Der Verfasser dieser (jüngeren) Vita von Remaklus, Bischof Notker von Lüttich, inserierte zudem den Wortlaut der königlichen Gründungsurkunde in seinen Bericht.413 Eine vergleichbare Schenkungsszene ist auch auf dem Remaklus-Retabel wiederholt: im oberen Register ganz links thront König Sigibert III., der Remaklus einen Stab als Symbol der Güterabtretung überreicht.414 Susanne Wittekind hat hier deutlich auf die beiden Motive der »Veröffentlichung« und damit verbunden der »Erinnerung« hingewiesen: die sonst wenig sichtbare Gründungsurkunde rückt durch die mediale Übertragung in die Mitte der Gemeinschaft. Die Wiederholung und dabei erfolgte Aktualisierung der Liste mit den Gütern des Klosters auf dem Altar sichert den Besitz in neuer Form: Das Retabel wird so zu einer bildlichen Stiftungs- und Besitzurkunde, die, in unmittelbarer Nähe der Gebeine des Urkundenempfängers und Klosterbesitzers Remaklus

413 Notker, Vita S. Remaclis, cap. 11, Migne, PL 139, Spalte 1158. Überarbeitung zwischen 972–980 der älteren Vita aus dem 9. Jahrhundert für Abt Werinfried von Stablo. »Entscheidend für die Frage nach dem Wandel der Rolle von Urkunde und (Rechts)-Handlung ist jedoch, dass Notker die Gebietsverleihung in eine Szene umwandelt, in der Remaklus den König im Gespräch von der Notwendigkeit überzeugt, in den unwegsamen Ardennen ein Kloster zu gründen. Der König ruft daraufhin Zeugen, die namentlich den Urkunden entsprechend genannt werden, und verkündet mündlich, eingeleitet durch eine Invokatio (ex voluntate Dei), den Beschluss, ein Kloster in seinem Wald durch viri religiosi zu gründen; und Notger legt dem König dabei noch eine Begründung der Funktion von Klöstern für das Reich in den Mund (et pro tocius regni nostri stabilitate et quiete), deren Formulierung an zeitgenössische Arengen angelehnt zu sein scheint. Die Notkervita übersetzt und transformiert den Urkundentext in eine historische Szene und Handlung (zurück), die durch die direkte Rede der Akteure ungemein lebendig wird.« Wittekind (2004), FN 241, zudem mit dem Hinweis auf die öffentliche Verlesung der Vita an mindestens drei Festtagen und der damit jeweiligen Vergegenwärtigung der Gründungsgeschichte im Kloster. 414 Stab (1885), S. 820; Keller (1993). In der Szene der Territorienübergabe findet sich auch die umfangreichste Beschriftung. Bezeichnet sind die testes fideles des Rechtsaktes, zu denen die Fürsten Fulchoald und Bobo gehörten, sowie der eigentliche Gründer der Abteien, Herzog Grimoald, der Majordomus des Königs. Sichtbar wird die Simultanität bzw. der Abgleich mehrerer Rechtsgewohnheiten: die schriftbasierte Rechtlichkeit der Mitte des 12. Jahrhunderts, die die Besitztitel auf dem Retabel fixiert, und die performative Rechtlichkeit des 7. Jahrhunderts, die hier – quasi museal – im Bild (und zwar : erstmals im Bild, da es keine illustrierten Remaklusviten gibt) wiedergegeben wird. Wittekind (2004), S. 289: »In einer frühen Handschrift der Anfang des 9. Jahrhunderts in Stablo verfassten Remaklusvita in Bamberg (Staatsbibliothek, Cod. Hist. 161, Stablo, 1. Hälfte 10. Jahrhundert) wird im Anschluss an die Vita die zweite Gründungsurkunde von 648 auf fol. 110r–112 eingetragen. Um 1000 wird dieser Urkunde ein Bild der Urkundenübergabe auf fol. 109v vorangestellt. Die Urkunde dient als historischer Erweis des Wahrheitsgehalts der Vita. Die Authentizität der hier abgeschriebenen Urkunde wird durch das Bild ihrer Verleihung unterstrichen. Das Bild der Übergabe vertritt das besiegelte Original, der mit der Urkunde verbundene Rechtsakt wird ins Gedächtnis gerufen.«

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öffentlich ausgestellt und täglich memoriert, den Klosterbesitz sinnfällig unter dessen Schutz stellt.415

Wie eng die Verbindung zwischen dieser Schenkungsszene und den später an die »juristische« Person des Klosterpatron übertragenen Besitzungen und Privilegien zu verstehen ist, unterstreicht das Beispiel der Bamberger Handschrift, die als einzige der erhaltenen Kopien illustriert ist – und zwar einzig mit der schon genannten Schenkungsszene.416 Diese ist aber keinesfalls Teil der RemaklusVita, sondern leitet von dieser zu den nachfolgenden Urkunden des Klosters Stablo über. Vita und Urkundenkopiar des Klosters Stablo bilden so eine Einheit, als Scharnier zwischen beiden Texten fungiert die bildliche Erinnerung an die erste Güterübertragung an Remaklus, die somit zum Frontispiz und Kommentar der nachfolgenden Urkunden- und Besitzsammlung des Klosters wurde.417 Diese enge Verbindung findet sich nicht allein in der Handschrift, auch auf dem Remaklus-Altar taucht das Motiv erneut auf: Wibald von Stablo machte die Tafel zu einem »sichtbaren Dokument des Kirchenfundus« und nutzte dazu sowohl schriftliche als auch bildliche Medien zur Sicherung seines Besitzes.418 Urkundensammlung wie auch die Anbringung des Gebietsverzeichnisses am Retabel waren – wie in Genua und bei den süditalienischen Klöstern – historisch motiviert, da das Kloster stark unter den lothringischen Adelsfehden gelitten hatte. Wibald von Stablos Intension also lag in der Betonung der ehemals königlichen Schenkung und dem Verweis auf die durch ihn aktualisierte Urkundensammlung des schriftlich geordneten Besitzes.419

4.8. Der Kampf um Sardinien: Ein Rechtsstreit vor Friedrich I. Barbarossa Die hier vorgestellten Beispiele thematisieren vor allem die Möglichkeiten der Beschreibung, Sicherung und Sichtbarmachung von Gebieten und Herrschaften mithilfe von historischen Narrationen und notariellen Dokumenten sowie damit 415 Wittekind (2004), S. 290/291. 416 Wittekind (2004), S. 281–299, interpretiert die Darstellungen am Remaklusretabel als Libellus der Vita; wie die Bamberger Handschrift ist das Retabel also auch Vita und Rechtsverzeichnis in einem. 417 Zur Erlangung eines Überblicks über die Rechtstitel des Klosters hatte Wibald schon zu Beginn seiner Amtszeit die Urkunden der Abtei gesichtet und mehrere Chartulare anfertigen lassen. Rieger (1882); Hoffmann (1995), S. 138/139. 418 Kemp (1995), S. 222. 419 Iwanami (1997), S. 156/157, verweist darauf, dass Wibald durch seine Arbeit in der Hofkanzlei den Kanzleistil prägte und u. a. eine Einleitungsformel entwarf, die auf Rechtserinnerung (memoria) und die Gefahr des Vergessens (oblivio) hinwies.

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zusammenhängenden Medien, die eine höhere Sichtbarkeit erzeugten. Damit verbunden sind Strategien und Praktiken der Ordnung und visuellen Aufbereitung des Materials, um die Masse der Texte überschaubar und damit nutzbar zu halten. Aus diesem Grund stehen die Kastelldarstellungen im Mittelpunkt der Untersuchung; nicht unbeachtet gelassen werden aber darf eine Gruppe von Randzeichnungen, die zu einem Rechtsstreit im Jahr 1166 gehören. Diese sind der schwörende sardische Judex Bareso (Kat. Nr. 49), die Zeichnung einer Büste von Friedrich I. Barbarossa (Kat. Nr. 52), die Hand des Kaisers, die seinen Hut hält (Kat. Nr. 53), der Erzbischof von Mainz (Kat. Nr. 54), ein Greifenkopf (Kat. Nr. 55) und die Darstellung eines doppelköpfigen Mannes (Kat. Nr. 56). Diese Zeichnungen stehen neben der Schilderung eines langen Streites, den Pisa und Genua um den Besitz der Insel Sardinien – und damit verbunden um die Hegemonie im westlichen Mittelmeerraum sowie den Zugriff auf die dortigen Silbervorkommen – im 12. Jahrhundert führten.420 Im Jahr 1166 trafen Genueser und Pisaner Gesandte am Hof des Kaisers Friedrich I. Barbarossa aufeinander, um über ihre Rechte auf Sardinien zu verhandeln.421 Vorausgegangen waren kriegerische Auseinandersetzungen über den Besitz der Insel, vergleichbar dem Krieg um Korsika ab 1119.422 420 Zum Konflikt vgl. Seche (2010), Bernwieser (2010); Bernwieser (2012), S. 37–240 und Dartmann (2012), S. 251–272; Felloni (1997), S. 9–11 zur Bedeutung des sardischen Silbers für die Genueser Münzprägung und den Konflikt mit Pisa. 421 Die Geschichte von Korsika und Sardinien war zwischen dem 10. bis 13. Jahrhundert geprägt durch die Kämpfe zwischen Genua und Pisa um die Vormachtstellung auf diesen Inseln, Rossi-Sabatini (1935), S. 31–42. Zur Geschichte Sardiniens vor allem Langer (1882); Besta (1908); Pistarino (1978); Boscolo (1978); Pistarino/Balletto (1997); Piergiovanni (2012). Pisa, wie auch Genua, herrschten durch eine Art Protektorat auf Sardinien, indem sie die dortigen Machthaber (Judices) nach einem Treueschwur im Amt beließen. 422 Polonio (Feloni) (2003), S. 161–167; Dartmann (2012), S.149–154. Der Kampf zwischen Pisa und Genua um Sardinien ist eng mit dem Ringen beider Seestädte um den Besitz von Korsika verbunden und spielt sich im Spannungsfeld von päpstlichen und kaiserlichen Machtansprüchen ab: Der Papst hatte schon 1073 das kirchliche Interesse an Sardinien in einem Brief bekundet, wenngleich nicht als Besitzrecht (da Sardinien der byzantinischen Präfektur Afrika zugehörig war), so doch als caritas gegenüber den Sardischen Judices, Violante (1963), S. 49. Der 1089 zum Pisaner Bischof geweihte Daibert wurde päpstlicher Legat für Sardinien, am 21. April 1092 erfolgte die Erhebung zum Erzbischof verbunden mit der Verleihung von Metropolitanrechten über die korsischen Diözesen. Die Bestätigung dieser Rechte durch Gelasius II. im Jahr 1118 war einer der Gründe für den Ausbruch des ersten Seekriegs zwischen Genua und Pisa (1119–1133). 1121 versuchte Caffaro in Rom (mit erheblichem Schmiergeldaufwand) eine Änderung der kirchlichen Rechte auf Korsika zu erwirken. Kalixt II. entschied 1123, dass das Recht des Pisaner Erzbischofs zur Weihung der korsischen Bischöfe aufgehoben wurde, Annali Genovesi (1890), S. 19. Die Bedeutung dieses Ereignisses für Genua lässt sich anhand der langen Schilderung dieses Jahres in den Jahrbüchern ablesen, die unter anderem die päpstliche Bulle nannte. Innozenz II., der die Unterstützung beider Städte brauchte, erhob im Jahr 1133 (Privilegien vom 20. März und 25. Mai) Genua zum Erzbistum und unterstellte ihm die drei korsischen Bistümer Nebbio, Mariana und Accia, Polonio (Feloni) (1963), S. 7 und S. 11–38; Polonio (Feloni) (1993b),

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Abb. 16 Darstellung einer von Genua gekaperten Pisaner Galeere (Kat. Nr. 11) und dem durch die Genuesen zurückeroberten Kastell Sant’Angelo auf Korsika (Kat. Nr. 12), Annales Ianuenses, fol. 4r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

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Nach der noch gemeinschaftlich erfolgten Vertreibung der Araber von Sardinien 1015/1016 durch eine vereinigte Genueser und Pisaner Flotte, hatte es in der Folgezeit Unstimmigkeiten über den Besitz der Insel zwischen den beiden Stadtstaaten gegeben.423 Die unterschiedlichen Konzessionen, die sowohl Papst als auch Kaiser im Buhlen um die mächtigen Verbündeten den beiden Seestädten auf der Insel zustanden, erleichterten die rechtliche Lage nicht.424 Seit 1162 waren Kämpfe (Kat. Nr. 39), seit 1165 ein offener Krieg ausgebrochen, der zur Aufteilung der Insel zwischen Pisa und Genua führen sollte.425 Der SardinienKonflikt endete mit dem Friedensschluss von 1175, Obertus aber verfasste seinen Text zwischen 1169 und 1173 und damit zu einem Zeitpunkt, als der Kampf noch nicht entschieden war. Mit Genueser Hilfe war es dem Richter (Judex) Bareso von Arborea gelungen, am 3. August 1164 durch Friedrich I. Barbarossa zum König von Sardinien erhoben zu werden.426 Die Genuesen hatten den Judex über Genua zum Kaiser begleitet, die Krönung wird in den Annales Ianuenses so geschildert, als hätten die Genueser Konsuln ihn mit einer in Genua gefertigten Krone gekrönt

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S. 84/85, die andere Hälfte von Korsika hingegen der Pisaner Kirche (Bistümer Aleria, Aiaccio und Sagona) und konnte so einen Friedensschluss erreichen. Das päpstliche Privileg von Innozenz II. für Pisa vom 22. April 1138 zeigt, in welche Richtung die Stadt für den Verlust auf Korsika entschädigt wurde: sie erhielt nicht nur das Bistum Populonia, sondern auch die beiden sardischen Bistümer Civita und Galtelli und wurde Primas des Erzbistum Torres auf Sardinien. Pisa verlor, verstärkt nach 1174, immer mehr Gebiet auf Korsika und engagierte sich stärker auf Sardinien, Rossi-Sabatini (1935), S. 35. Dieser gemeinsame Seezug gehört in die frühe Zeit der Antisarazenenkämpfe der beiden sich formierenden Kommunen. In der bedeutenden Seesiege-Inschrift an der Pisaner Domfassade wie auch in den Annales Pisani von Bernardo Maragone wird darüber berichtet: Mug˘a¯hid al-Amiri, Taifaherrscher in Denia seit 1014, hatte von den Balearen auf Sardinien ausgegriffen und bedrohte von dort den Seehandel wie auch die christlichen Siedlungen an der italienischen Küste (Angriff auf Pisa von 1011 und auf Luni 1016). Genua und Pisa vertrieben den sarazenischen Herrscher von der Insel, kämpften aber kurz danach gegeneinander um die Vorherrschaft, so u. a. die Annales Pisani (1936) zum Jahr 1017 (stile pisano): »insurrexerunt Ianunenses in Pisanos, et Pisani vicerunt illos et eiecerunt eos de Sardinea«. Dazu Matzke (1998), S. 47–50; von der Höh (2006), S. 336–342. Pisas Einflussgebiet lag anfänglich in den drei Judikaten Torres, Gallura und Cagliari, das westlich liegende Arborea hingegen wurde genuesisch dominiert. Bernwieser (2010), S. 207–210, gibt einen kurzen historischen Abriss vor dem Streit um die Insel zwischen Pisa und Genua 1165/1166. Zur Inschrift an der Fassade Scalia (1963), Scalia (1972) und Scalia (1982), sowie Banti (1992) und Banti (2001). Moore (1987), S. 83/84; vgl. Engl (2013), zur Politik Pisas in Bezug auf Friedrich I. Barbarossa, v. a. S. 164/165, 167. 1162 hatten die Pisaner die Handelsniederlassung der Genuesen in Konstantinopel angegriffen, siehe Kat. Nr. 39; Schweppenstette (2006), S. 141. Moore (1987), S. 82, weist daraufhin, dass sich im 12. Jahrhunderts zwar einige der sardischen Judices ohne kaiserliche Approbation als Könige bezeichneten, dass der von Bareso erlangte Status aber etwas Besonders sei.

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und nach wenigen Tagen ließen die Konsuln die Krone, die in Genua gefertigt worden war, auf das Haupt des Königs legen, und dies in der Kirche des Heiligen Syrus in Pavia mit viel Angemessenheit/Zierde.427

Die Pisaner protestierten gegen diese Handlung und wiesen darauf hin, dass die Insel zu ihrem Besitz gehöre, die Genueser Konsuln beantworteten dies mit der schon genannten Argumentation (S. 20), die diese Vorstellung der Pisaner aufgrund von historischen Beweisen ablehnt: Dem Genueser Verständnis nach waren es ihre Vorväter, die die Insel den Sarazenen entrissen und dem Reich neu eingegliedert hatten. Um den Sieg anzuzeigen, hätten die Genuesen den König von Sardinien, Mug˘a¯hid (= Musseto) als Siegeszeichen nach Deutschland geschickt, damit der König von ihrer Eroberung erfahre.428 Da der neue »König« Bareso die vom Kaiser als Gegenleistung für die Krönung geforderte Summe nur durch Anleihe bei den Genuesen hatte begleichen können, musste er sich hochverschuldet und wohl nicht ganz freiwillig in die Hände der Genuesen begeben, denen er – wie Kanzler Obertus berichtet – Privilegien über Sardinien ausstellte, die sich im Chartular der Stadt befänden.429 Im folgenden Jahr 1165 entsandte der Kaiser seinen Kaplan Konrad nach Italien, um die gefährdete Waffenruhe zwischen Pisa und Genua wieder herzustellen.430 Die Worte, mit denen ein Genueser Konsul den Kaplan zum Handeln

427 Annali Genovesi (1890), S. 161: »et post paucos dies consules fecerunt coronam, que facta fuerat Ianue, imponere capiti regis, et hoc in ecclesia sancti Syri papiensis cum multibus decoribus«. 428 Annali Genovesi (1890), S. 161: »quoniam verum est, quod ab antiquo armis et vi subiugavimus illam, et in iudicato Calarensi fuerunt parentes et antecessores nostri cum exercitu, et subiugaverunt illud iudicatum, et regem nomine Musaitum ceperunt et omnia sua, duxeruntque eum in civitatem nostram tamquam captum hostem. Et consules episcopum, qui tunc Ianue erat, mandaverunt ad imperatorem Alamannie ducentem secum predictum regem Musaitum, ut princeps Romanus cognosceret regnum istius regis esse nuper aditum et adiunctum dicioni et potestati Romani imperii per fideles et homines suos Ianuenses.« Besonders schön ist, dass Obertus hier schon im Jahr 1016 »Konsuln an der Spitze der Stadt auftreten lässt. Zur Frau von Mug˘a¯hid, die möglicherweise als Beute/Geisel in Pisa lebte und dort begraben ist vgl. Haug (2015). 429 Die Genueser Geschichtsschreibung gibt vor, der König sei erst nach der Krönung bittend zu einem Konsul gekommen und habe ihn um das Geld gebeten, um dem drohenden Gefängnis (beim Kaiser) zu entgehen, Annali Genovesi (1890), S. 164: »Tandem venit [der König Bareso] ad domum consulis, et dixit: domine consul, ego sum quasi in carcere positus, et non possum inde exire nisi consilio uestro et auxilio nobilium terre uestre.« Das Versprechen des Königs Bareso, dass Sardinien nun vollständig Genua gehören solle in Annali Genovesi (1890), S. 166: » […] ego enim, antequam mare intremus, volo vobis et civitati isti id facere et dicere, quod tota terra mea, id est insula Sardinia, ex qua in curia imperatoris palam sum investitus, sit vestra et posterum vestorum […].« Die Privilegien in Libri Iurium (1996), Nr. 382–389, v. a. vom 16. September 1164; vgl. auch Seche (2010), S. 80/81. 430 Zwischen 1164 und 1167 ist dann Christian von Buch (seit November 1162 Reichskanzler,

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aufforderte, sind für den hier skizzierten Kontext von großer Bedeutung: »domine capellane, vos optinetis modo locum imperatoris« – Herr Kaplan, ihr haltet den Platz in der Art des Kaisers (im Sinne von: Ihr seid an der Stelle des Kaisers), und es sei diese Stellvertreterschaft des Kaisers, die den Kaplan zur Handlung verpflichte und befähige.431 Konrad stimmte dem zu – »ich will und ich bestimme, von der Seite des Kaisers« – und bezeichnete sich wenig später als vice imperatoris, also als Stellvertreter des Kaisers.432 Bemerkenswert ist, wie stark in diesem Jahreseintrag immer wieder betont wird, dass der Kaplan nicht an sich machtvoll sei, sondern diese Macht allein durch Mandat, durch Übertragung, als Repräsentant des Kaisers ausübt. Erneut treffen die Pisaner und Genueser Verhandlungsführer am Hoftag in Lodi im Jahr 1166 vor dem Kaiser aufeinander. In der Zwischenzeit hatte Friedrich I. Barbarossa über seinen Legaten Christian von Mainz dem in Genua quasi inhaftierten Judex Bareso die Insel entzogen und Pisa mit Sardinien (17. April 1165 in Frankfurt) belehnt.433 Wie bei den beiden vorhergehenden Jahreseinträgen ist auch dieser sehr lang und voller wörtlicher Rede: diese schriftlichen fixierten Reden sind dabei kein rhetorischer Schmuck sondern vielmehr Protokolle der Verhandlungen, ein »diplomatisches Gedächtnis der Kommune« das – zusammen mit der historischen Narration und den erhaltenen und kopierten Privilegien – das politisch-rechtliche Wissen der kommunalen

seit September 1165 erwählter Erzbischof von Mainz) als Reichslegat in Italien aktiv (erneut 1172–1183); Vgl. Grillo (2014b), S. 163–168. 431 Schweppenstette (2003), S. 240–246, beurteilt die vielen Passagen der wörtlichen Rede nicht allein als literarischen Schmuck, sondern als Reflex »einer spezifisch italienischen Kultur der Beredsamkeit«, einen Ausdruck der Wertschätzung ziviler und diplomatischer Redekunst. Rhetorik und Politik würden dabei – im Kontext der sich entfaltenden ars dictaminis und ars arengandi – in eins verschmelzen; vgl. dazu auch Hartmann (2013), v. a. S. 111–129 und 163–171. 432 Annali Genovesi (1890), S. 171: »Domine Capellane, vos optinetis modo locum imperatoris, petimus ergo vobis, uti iubeatis Pisanis ut reddant nobis peccuniam infra treuguam ablatam. […] Vere infra treuguam pecunia Ianue capta est; volo et iubeo, ex parte imperatoris, ut peccunia restituatur. […] iam nostis quod iudicavi, vice imperatoris, ut res illas primo reciperetis.« 433 Eine Tatsache, die Kanzler Obertus in seinem Bericht in den Annales Ianuenses verschwieg. Vgl. Urkunden (1979), S. 389, Nr. 477. Die Urkunde vom 17. April 1165 belehnte den Pisaner Legaten mit »totam insulam Sardinee cum suo districto et pertinentiis et nominatim Turrim, Callurim, Aruoream et Caralim«. Langer (1882), S. 108, betont die Rechtmäßigkeit dieser kaiserlichen Entscheidung, da der Ehrverlust des als Gefangener in Genua weilenden Bareso ihn als Lehnsmann disqualifiziert habe. Hägermann (1969), S. 201, spricht von einer »gefährlichen Schaukelpolitik« von Friedrich I. Barbarossa und Christian von Mainz. Seche (2010), S. 76 und S. 83 zur Belehnung; Bernwieser (2010) zu einer Neubewertung der Handlungsspielräume von Friedrich I. Barbarossa in Italien und mit Kritik an der älteren deutschen Forschung.

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Oberschicht dokumentiert und für spätere Verhandlungen schriftlich fixiert abrufbar macht.434 So sagt beispielsweise Christian von Mainz zum Kaiser : verum est, domine imperator, quod, iussu vestro precedente, sicut Pisani testantur, ego investivi illos de Sardinea; et volo et deprecor maiestatem uestram, ut, sicut ego feci, vos firmetis in plena curia hoc et dicatis Ianuensibus qui sunt ante vestram presentiam.435

Es scheint erst so, als wolle der Kaiser diesem Anliegen nachkommen, bis sich der Genueser Gesandte Obertus Spinola erhebt und erwidert: domine imperator, securus potest quislibet ante vestram presentiam loqui, videlicet qui iustum uel honestum fovet; e contra, qui iniquum uel iniustum contendit, timere et verecundari illum oportet, tum propter excellentiam imperialem, tum propter quia veritas ante tantam curiam celari non potest.436

Genau an dieser Stelle auf der Höhe der Worte ante vestram presentiam (= in Eurer Gegenwart) findet sich das Brustbild des Kaisers, dem – durch den Sockel, der auf zwei Füßen ruht – das Aussehen einer Büste gegeben wurde.437 Bemerkenswert ist erstens, dass »in Eurer Gegenwart/Anwesenheit« hier wiederholt benutzt wird, zuerst von Christian von Mainz, der den Kaiser bittet, nun persönlich das zu bestätigen, was schon er in des Kaisers Auftrag und als sein Stellvertreter angeordnet hatte.438 Dann erneut von Obertus Spinola, der betont, dass der rechtschaffene Mann vor dem Kaiser offen sprechen könne. Diese starke Betonung der Präsenz des Kaisers, verbunden mit dem in dem gesamten Rechtsstreit in Variationen immer wiederkehrenden Thema der Repräsentation von Macht, der Rechtmäßigkeit der Übertragung von Herrschaftsrechten an einen Stellvertreter, wurde an dieser Stelle wohl nicht zufällig mit dem Bild einer Kaiserbüste kommentiert.439 434 Schweppenstette (2003), S. 243. 435 Annali Genovesi (1890), S. 194: »Es stimmt, Herr Kaiser, dass, auf Euren vorausgehenden Befehl, so wie es die Pisaner bezeugen, ich diese mit Sardinien investierte. Und ich will und bitte dringend Eure Majestät, dass das, was ich machte, von Euch bestätigt wird vor der Kurie und dass ihr dies den Genuesen, in Eurer Gegenwart/Anwesenheit, sagt.« 436 Annali Genovesi (1890), S. 194: »Herr Kaiser, derjenige, der das Rechte und Ehrliche pflegt, kann sicher in Eurer Gegenwart/Anwesenheit sprechen; und andererseits gebührt es jenem, der nach dem Unbilligen und Unrechten verlangt, sich zu fürchten und scheu zu sein, da vor der kaiserlichen Vortrefflichkeit und vor der gesamten Kurie die Wahrheit nicht verborgen werden kann.« 437 Zu den Bildern von Friedrich I. Barbarossa in den Annales Ianuenses vgl. Haug (2014). 438 Vgl. Hägermann (1969), v. a. S. 187–211 zu den Beziehungen zwischen Pisa, Genua und dem Reichslegaten. 439 Görich (1995), S. 286/286, wies auf die Problematik der von Friedrich I. Barbarossa nach Italien gesandten Legaten hin, vor allem im Zusammen mit Christian von Mainz: »Die Funktion des Vermittlers scheint in eine gewisse Krise geraten zu sein, seine Autorität war untergraben. Für die Städte ergab sich daraus die Notwendigkeit, den Kaiser selbst ver-

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Abb. 17: Barbarossabüste (Kat. Nr. 52), Annales Ianuenses, fol. 73v, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Der Rechtsstreit zwischen Genua und Pisa um die Herrschaft über Sardinien – unter Beteiligung des erst seit kurzer Zeit wieder machtvoll in Italien agierenden Kaisers – steht dabei exemplarisch für eines der Hauptthemen der Politik der Mitte des 12. Jahrhunderts: Die Definition aller Herrschaftsrechte als Kaiserrechte, die Barbarossa als absolut verstehen will und die er über das Amt an Stellvertreter delegieren kann. Schon die sprachliche Analyse dieser Textstellen verrät viel über das Herrschafts- und damit auch Repräsentationsverständnis des 12. Jahrhunderts. Durch die an den Rand gezeichnete Kaiserbüste aber gewinnt diese Passage noch zusätzlich an Bedeutung.440 Die Kaiserbüste ist nur eine der Federzeichnungen, die den Rechtsstreit am Rand begleiten.441 Ihr politischer Charakter beziehungsweise ihre rechtliche Aussage ist zum Teil klar erkennbar, so beispielsweise bei dem schon genannten sardischen Judex (Kat. Nr. 49), der sich durch Treueschwur unter die Lehnsherrschaft von Genua begibt und bei dem sowohl Schwurhand als auch das aufgeschlagene Evangelienbuch als die beiden wesentlichen Details des bindlich festlegen zu müssen, und zwar in einer Form, die von seinem Herrschaftsverständnis nicht mehr unterlaufen werden konnte. Das geeignete Mittel hierfür war der promissorische Eid als verbindliche Verpflichtung auf zukünftiges Handeln. Dem Vorwurf manifesten Eidbruchs konnte sich der Herrscher nicht einfach aussetzten. Die Städte verlangten deshalb von Barbarossa das iuramentum in anima regis, einen Eid also, den ein Beauftragter des Königs stellvertretend für ihn ablegte.« 440 Görich (2001), S. 52–56, untersuchte die Gerichtsverhandlung vor dem Kaiser unter dem Aspekt der honor imperii-Vorstellungen. Er kam dabei zu dem Schluss, dass die Kommune die friedensstiftende Absicht und die grundsätzliche richterliche Zuständigkeit des Kaisers nicht anzweifeln durfte, um nicht die Huld des Herrschers zu verlieren. Auch hier also wird von Görich das Konzept des obersten Richters Friedrich I. Barbarossa betont. 441 Annali Genovesi (1890), S. 188–200. Der in diesem Teil zweispaltige Text in der Handschrift beginnt auf fol. 72r links unten mit einer kleinen Initialhervorhebung und geht bis fol. 74v ; Kat. Nr. 49–56.

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Rechtsaktes hervorgehoben sind. Die Kaiserbüste (Kat. Nr. 52), die Hand des Kaiser, die seinen Hut hält (Kat. Nr. 53), der Erzbischof von Mainz (Kat. Nr. 54), ein Greifenkopf (Kat. Nr. 55) sowie die Darstellung eines doppelköpfigen Mannes (Kat. Nr. 56) hingegen wirken merkwürdig verkürzt. Wie Körperkürzel, da sowohl Christian von Mainz als auch Friedrich I. Barbarossa nur als Büsten dargestellt sind oder wie Handlungskürzel, da die Zeichnung von der die Mütze haltenden Hand genau auf das im Text Gesagte fokussiert, das Entblößen des kaiserlichen Kopfes: Zur Erwiderung auf die oben anzitierte Rede von Obertus Spinola hatte sich der Kaiser mit bemerkenswert demutsvoller Geste erhoben, hatte sein Haupt entblößt und stand mit der Kopfbedeckung in der Hand vor den Gesandten.442

Abb. 18: Hand des Kaisers (Kat. Nr. 53), Annales Ianuenses, fol. 73v, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Der Inhalt der – erneut scheinbar wörtlich wiedergegebenen – kaiserlichen Rede macht deutlich, dass er weder die Rechte von Genua an Pisa noch die Rechte von Pisa an Genua geben möchte, sondern vielmehr darauf abziele, die Rechte beider Städte zu wahren (»volo enim ut cognoscatur iusticia utriusque civitatis«).443 Auf fol. 74r stehen sich die Zeichnung des Greifs und des doppelköpfigen Mannes gegenüber, links und rechts des zweispaltigen Textes. Beide Zeichnungen befinden sich fast auf gleicher Höhe, jeweils dort, wo die Rede der 442 Bernwieser (2010), S. 223. 443 Bernwieser (2010), S. 210: »Rasch entwickelte sich zwischen den beiden Kommunen [Pisa und Genua] ein regelrecht Wettbewerb um die Gunst des Herrschers, bei dem jede Stadt das Ziel verfolgte, sich mit seiner Hilfe gegen die jeweilige Konkurrentin durchzusetzen. Allerdings konnte der Kaiser, da er zur Eroberung Siziliens auf die Unterstützung beider Seestädte angewiesen war, es sich schlichtweg nicht leisten, nur die Rechte einer Kommune als gültig anzuerkennen, weil er dadurch die Ansprüche der unterlegenen Stadt missachtet und diese als Parteigängerin verloren hätte. Deswegen musste er es tunlichst vermeiden, sich nur für eine der beiden Kommunen zu erklären und stattdessen versuchen, ein eindeutiges Urteil möglichst aufzuschieben.«

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Genueser respektive Pisaner Gesandten einsetzt. Zuerst antworteten Simone Doria und Obertus Spinola vor dem Kaiser auf die Pisaner Behauptung, sie hätten Sardinien als kaiserliches Lehen erhalten, darauf gab wiederum der Pisaner Gesandte Uguccione eine Entgegnung. Damit können die beiden Darstellungen jeweils als Kürzel für Genua beziehungsweise Pisa gelten. Meint man im Genueser Kontext bei einem doppelköpfigen Mann zuerst an den Janus bifronte, den italischen Gott mit den zwei Gesichtern, denken zu müssen, wird indes aus dem Kontext klar, dass hier die Darstellung pejorativ gemeint sein muss, bezieht sie sich doch auf die Pisaner.444 Da am Ende der Rede die Genueser Gesandten Simone Doria und Obertus Spinola die Pisaner als »öfter falsch als wahr« charakterisieren, scheint hier die Doppelzüngigkeit beziehungsweise die Falschheit der Pisaner verbildlicht worden sein. Warum der Zeichner den Greifenkopf zur Bezeichnung Genuas wählte, hängt möglicherweise mit einem der Selbst-Bilder der Kommune ab: Das erste Siegelformular der Stadt aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zeigte das Tor (Ianua), wenig später, am Ende des 12. Jahrhunderts, tritt daneben ein zweites Siegel(bild) mit einem Greifen.445 Die Siegelumschrift erklärt ihn zum Siegessymbol der Stadt und deutet ihn als Zeichen für die Unterwerfung der Feinde der Stadt: »Griphus ut has angit – sic hostes Ianua frangit.« Die Frage, warum der Zeichner zum Text von Obertus die merkwürdige formale Lösung der Büste für den Kaiser wählte, anstatt ihn – wie an anderen Stellen der Annales Ianuenses auch – vollständig darzustellen (Kat. Nr. 29 und 101), bedarf einer Erklärung, die im Folgenden versucht werden soll: In Roncaglia hielt Friedrich I. Barbarossa zwischen dem 11. und 26. November 1158 einen Hoftag ab, der zweite an diesem Ort.446 Ein Hauptaugenmerk der Politik Friedrich I. Barbarossa nach seiner Wahl 444 Zumal 1166 nicht gesichert ist, dass Genua/Ianua sich zu diesem Zeitpunkt schon auf den Gott Janus bezog – dazu siehe v. a. Kapitel 7; zum Feindbild Pisa Schweppenstette (2006), S. 139. 445 Das nicht erhaltene Siegel wird im Liber Iurium zu einem Dokument vom 4. März 1193 beschrieben forma cuisdam grifi, tententis inter pedes aquilam et vulpem. Später ist der Greif auch als Münzbild nachzuweisen, er wird also ein wichtiges städtisches Symbol, beziehungsweise scheint es schon 1166 zu sein. Belgrano (1864); Belgrano (1878); Cervellini (1933), S. 252; Bascap¦ (1961); Pesce (1963), S. 25–27; Cellerino (1998), S. 111. 446 Zum Ablauf des Tages, wie ihn Rahewin zu Beginn des 4. Buches beschreibt, Gesta (1965), S. 510–530. Anwesend waren hohe kirchliche Amtsträger, Erzbischöfe, Bischöfe und andere Prälaten, Fürsten aus dem ganzen Reich (Grafen, Markgrafen und Herzöge) sowie Vertreter der Städte, consules et civitatum iudices. Vier berühmte Bologneser doctores, Bulgarus, Martinus, Jacobus und Hugo, halfen zusammen mit anderen Rechtsexperten, dem Kaiser beim Hofgericht vorzustehen. Drei Tage lang beriet sich der Kaiser mit den Bischöfen und einigen Prinzen darüber, wie man die italienischen Verhältnisse ordnen und wie sowohl Frieden als auch die Königsrechte wiederhergestellt werden könnten. Im Anschluss veröffentlichte Friedrich I. Barbarossa seine leges.

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Abb. 19: Darstellung eines Schlachters mit Beil (Kat. Nr. 28), von Friedrich I. Barbarossa (Kat. Nr. 29) und einem Stadtbrand von 1154 (Kat. Nr. 30), Annales Ianuenses, fol. 6v, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

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zum Kaiser 1155 lag auf der Wiedererlangung von verlorenen Reichsrechten in Italien. Mit den Bestimmungen von Roncaglia setzte der eigentliche Machtkampf zwischen dem Kaiser und den Kommunen ein, so dass der Name des Hoftages exemplarisch für dieses Themenfeld stehen mag.447 Wichtige Rechte waren dem Imperium in Folge des Investiturstreits und der damit verbundenen Schwächung der kaiserlichen Zentralmacht verloren gegangen. Parallel fand die Genese und institutionelle Ausbildung der italienischen Kommunen genau in diesen Jahrzehnten zwischen 1080 und 1140 statt. 1158 trat Friedrich I. Barbarossa an, in Roncaglia eine »neue« (alte) Ordnung zu erschaffen und plante, basierend auf rechtsverbindlichen Normen, die abhanden gekommenen Königsrechte (Regalien, die iura regalia) zunächst formulieren und festlegen zu lassen, um sie dann zurückzufordern. Zur Definition dieser Regalien bediente sich Friedrich I. Barbarossa der neuen Möglichkeiten der von Bologna ausgehenden wiederbelebten römischen Rechtswissenschaft, die auf einer verstärkten Rezeption der spätantiken Rechtssammlung von Justinian seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts basierte und verkündet 1158 auf dem Reichstag, unterstützt von vier Bologneser Rechtsexperten und 28 Richtern aus lombardischen Städten, sein Programm.448 447 Zu Roncaglia und Recht vgl. Appelt (1961/1962); Szabû (1973); Fried (1974); Fried (1990). 448 Friedrich I. Barbarossa bezeichnet hier keine individuelle Person, die persönliche Rechtsvorstellungen formulierte, sondern den Mittelpunkt eines Kreises, der im Bereich des Rechts- und Staatsdenkens übereinstimmende Vorstellungen teilt. In Roncaglia fanden keine kaiserliche Gesetzgebung, sondern Rechtssetzungsakte statt, Formulierungen zum Prinzip der Herrschaftsgewalt: Gesetzgebung ist ein antikes Konzept, das erst in der Neuzeit wiederbelebt wurde, wenngleich in Formulierungen wie haec edictali legi in perpetuum valiura iubemus (im Landfrieden) bewusst an die kaiserliche Gesetzgebung aus römischer Zeit angeknüpft wurde; die hier beanspruchte Dauerwirkung (in perpetuum) trat (erneut) an die Stelle der immer wieder zu erneuernden Privilegien als Mittel der mittelalterlichen Rechtsprechung. Dilcher (2007), S. 26/27, wies darauf hin, dass sich hier ein linearer Zeitbegriff dem zuvor herrschenden zyklischen Zeitbegriff entgegenstellt, der auf eine normative Dauergeltung gestützt ist – und dies mit Rückgriff auf antik-kaiserliche Vorstellungen. In Roncaglia trafen 1158 zwei unterschiedliche Rechtsauffassungen aufeinander, zwei unterschiedliche Prinzipien/Legitimationsgrundlagen: auf der einen Seite das Prinzip der traditionellen (konsensualen) Königsherrschaft, das seine Legitimation auf Herkommen und Gewohnheit gründete. Ihm entsprach die Form der auf Erneuerung und damit Wiedererinnerung gründenden Gesetze in Form des Weistums oder der Eide. Auf der anderen Seite stand das Prinzip des normativ begründeten Herrschaftsanspruchs, der sich v. a. aus dem spätantiken römischen Recht herleitete, mit dem Anspruch auf gesetzliche Dauerwirkung. Dadurch kam es zu einer teilweise miteinander verwobenen Doppelstruktur der Roncaglischen Bestimmungen, vgl. Dilcher (2007), S. 36. Von den Bestimmungen sind keine Originalurkunden erhalten, der gesamte Umfang der Formulieren ist also nicht bekannt. Allein durch die Aufnahme in zeitgenössische Chroniken haben sich die Texte erhalten – bei Rahewin und anderen kaisernahen Chroniken, ein erneutes Beispiel für das enge Netz von verschiedenen Formen von Schriftlichkeit im 12. Jahrhundert und für die Bedeutung der Historiographie als politischem Instrument. Gesta (1965), S. 522–523; 530/ 531; gesammelt von Finsterwalder (1931); Frenz (2007).

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Die lex regalia listete die Königsrechte in Italien auf, vom Wegzoll über das Münzrecht hin zum Recht auf die Einsetzung der Konsuln.449 Es folgte zweitens die Verkündung eines Landfriedens, der als herrschaftlicher Akt auf ewig Geltung haben sollte, und drittens die Erneuerung der Lehnsgesetze aus langobardischer Tradition, der seines Vorgängers Kaiser Lothar III. wie auch des eigenen Gesetzes von 1154.450 Als viertes traditionell dem Reichstag von Roncaglia zugeordnetes Gesetz erließ er das für die universitäre Entwicklung wichtige, wandernde Schüler und Lehrer schützende, Scholarenprivileg Authentica habita.451 Drei weitere Gesetze mussten erst von der Forschung wiederaufgefunden werden, da sie (möglicherweise bewusst) in der Tradition des gelehrten Rechts unterdrückt worden waren, »weil sie in einer für die oberitalienischen Kommunen nicht akzeptablen Weise die Rechte des Kaisers herausstellten und absolut setzten und dadurch die Verfassung der Kommune […] negierten.«452 Es handelt sich dabei um die lex omnis iurisdictio, die bestimmte, dass alle Gerichtsbarkeit und alle Zwangsgewalt beim princeps liege und alle iudices ihre Amtsgewalt durch ihn erhalten und den Amtseid leisten müssten.453 Die Konsuln und Richter sollten vom Herrscher eingesetzt oder zumindest bestätigt werden und hatten die Friedenswahrung in seinem Auftrag zu verfolgen. Eng mit dieser Vorstellung verbunden war die Idee, dass sie als Stellvertreter den Kaisers vor Ort während des Gerichts vertraten. Die in dieser lex formulierte Definition aller Herrenrechte als kaiserlich, die Idee der Machtdelegation und die damit ver449 Ediert in Urkunden (1979), Nr. 237: Friedrich lässt den Begriff der Regalien durch eine in formloser Niederschrift festgehaltene Aufzählung definieren, S. 27–29: »Regalia sunt hec: Arimanie, vie publice, flumina navigabilia et ex quibus fiunt navigabilia, portus, ripatica, vectigalia […] monete, […] angariarum (Frondienst, Spanndienst, Fronfuhr) et parangariarum et plaustrorum et navium prestationes, potestas constituendorum magistratuum ad iustitiam expendiendam, argentarie, et palatia in civitatibus conuetis […].« Dilcher (2007), S. 25: »Der Charakter als Weistum und die Beteiligung der iudices, also von Praktikern des Rechtslebens und gleichzeitig Repräsentanten der lombardischen Städte, spricht für Gewohnheitsrecht, die Beteiligung der gelehrten Juristen wie Teile des Inhalts dagegen für eine Maßnahme der Rekuperation verlorener königlicher Recht mit Hilfe der Autorität des römischen Rechts.« Görich (2011), S. 303–309. 450 Ediert in den Urkunden (1979), Nr. 242, S. 34–36. 451 Carmen (1965), S. 17, Vers 467; Stelzer (1978). 452 Dilcher (2007), S. 30. Die Rechte wiedergefunden von Colorni (1969). 453 Ediert in Urkunden (1979), Nr. 238, S. 29/30: »Omnis iurisdictio et omnis districtus apud principem est et omnes iudices et principe administrationem accipere debent et iusiurandum prestare, quale a lege constitutum est.« Friedrich erlässt ein Gesetz, das feststellt, dass alle Gerichtsbarkeit und alle hoheitliche Zwangsgewalt (districtus) dem Kaiser zusteht. Diese Idee wurde so auch schon (unter dem Begriff der potestas) bei der Einsetzung der Gerichtsmagistrate im Regalienweistum als districtus, ius distringendi formuliert, und bezeichnet die Zwangsgewalt, die zur Ausübung der Gerichtsbarkeit für die Ladung, Verfahrensleitung und für die Durchsetzung des Urteils notwendig war.

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bundene Einsetzung von kaiserlichen Statthaltern in den italienischen Stadtstaaten aber berührten den Kern der kommunalen Verfassung. Als zweites folgte die lex Palacia, die dem Kaiser das Recht zustand, an jedem Ort eine Pfalz zu unterhalten: »Palacia et pretoria habere debet princeps in his locis, in quibus ei placuerit.«454 Dieses kaiserliche Recht auf städtische Pfalzen bedeutete natürlich zugleich sein Recht auf ein Verwaltungszentrum und die Gerichtshoheit innerhalb des städtischen Gebietes. Das dritte Gesetz war die lex Tributum.455 »Es wurden Kopf-Steuern und Land-Steuern entrichtet. Als Kopf-Steuer wurde ein Denar-Betrag gezahlt, der bis zu zehn Denar-Münzen mit dem Bild des Kaisers darauf (Silbermünzen) enthalten konnte.«456 Hatten alle Setzungen, im Rückgriff auf das durch Justinian kodifizierte Recht, zumindest unterschwellig das Konzept der antiken Kaiseridee transportiert, findet sich hier ein deutlicher Verweis auf die Figur des Kaisers und sein Abbild: Es wäre ausreichend gewesen, die Höhe der Abgabe festzulegen. Der Verweis darauf, dass in dem Denar der Name und das Bildnis des Kaisers enthalten sind, ja, die Definition des Denars als demjenigen, der das Bild enthält, ist ein bedeutungsvolles sur plus. Die Nähe zum biblischen Zinsgroschenbeispiel bei Matthäus 22, 15–22 ist dabei deutlich zu erkennen: Bei Matthäus versuchten die Pharisäer, Christus einer Unrechtmäßigkeit zu überführen und befragten ihn daher, ob es richtig sei, dass man dem Kaiser Steuern zahle. Christus antwortete darauf: Ihr Heuchler, was versucht ihr mich? Weiset mir die Zinsmünze! Und sie reichten ihm einen Groschen dar. Und er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Überschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist.

Bedeutet diese Stelle die Sanktionierung des Steuerzahlens an den Kaiser durch Herrenwort, das darauf verweist, dass der Denar, mit dem man die Steuern zahlt, das Bild und den Namen des Kaisers trägt und somit auf ihn als obersten (weltlichen) Herren verweist, wird in der friderizianischen Bestimmung nun wiederum die Bibel als Beleg für das Steuerzahlen herangezogen. Wie sicher diese Bibelstelle als Vorbild für die Formulierung der vier doctores aus Bologna diente, arbeitete Vittore Colorni heraus, der auf die Stelle »denarius, qui X 454 Urkunden (1979), Nr. 239, S. 30/31. 455 Urkunden (1979), Nr. 240, S. 31: Friedrich lässt durch die Rechtsgelehrten von Bologna feststellen, welche Steuern (tributa) unter den altrömischen Imperatoren entrichtet und nach welchem System sie erhoben wurden. 456 Urkunden (1979), Nr. 240; S. 31/32: »Tributum dabatur pro capite, tributum dabatur pro agro. Pro capite dabatur denarius, qui X denarios in se continebat, nomen et ymaginem cesaris in se continens.« Friedrich lässt durch die Rechtsgelehrten von Bologna feststellen, welche Steuern unter den altrömischen Imperatoren entrichtet und nach welchem System sie erhoben wurden, dazu vor allem Colorni (1969), S. 26.

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denarios in se continebat« (gemeint ist hier der denarius aureus, der den Wert von zehn Silberpfennigen enthält) verwies: Warum von den Bologneser Doktoren ein Groschen als Kopfsteuer festlegt wurde, obwohl dies weder im Corpus Iurium von Justinian noch durch eine weitere Quellen verlangt sei, erklärt sich seiner Theorie zufolge allein aus der eben genannten Bibelstelle, die eben diese Einheit als Abgabe festschrieb.457 Die Genuesen verstanden die historische Argumentation, sie verstanden die Nutzung des römischen Rechtes und sie verstanden es, sich – mit vergleichbaren Argumentationen – gegen die kaiserlichen Forderungen zu behaupten. Caffaro begann seine Schilderung zum Jahr des zweiten Roncalischen Hoftages 1158 mit feierlich ernsten Worten und stimmte so den Leser gleich zu Anfang auf die bedeutenden Ereignisse des Jahres ein: In dieser Zeit wurde Vieles und Verschiedenes und Unerhörtes im ganzen Reich Italiens begonnen und beendet; von den Dingen aber, die von Friedrich, Kaiser der Römer, in Ligurien und in den Teilen des Meeres ausgeführt wurden, ist es angemessen, dass Caffaro sie nach Möglichkeit seiner Kenntnis aufschreibt und nicht dem Vergessen übergibt.458

Caffaro überlieferte – ganz im Gegensatz zu Rahewin oder anderen kaisernahen Chronisten – jedoch nicht den Inhalt der kaiserlichen Rechtsetzungen. Dies scheint ein Akt bewusster Auslassung zu sein, umso mehr, als er im Folgenden sehr detailreich die Antworten der Genueser Gesandtschaft auf eben diese kaiserlichen Forderungen schilderte. Möglicherweise handelt es sich hier um eine Praxis des politischen Vergessens, um durch das aktive Verschweigen der Forderungen ihre rechtliche Realität zu leugnen.459 Die Argumentation der Gesandtschaft vor dem Kaiser wurde schon innerhalb des Kontextes der Territorialisierung diskutiert (S. 100–102), so dass es hier genügt, erneut darauf zu verweisen, dass die Genueser Oberschicht sowohl die kaiserlichen Rechtssetzungen als auch das römische Recht kannte und anwendete.460 Sicher ist, dass Kanzler Obertus wie auch die Konsuln mit der Vorstellung der Übertragung von Kaiserrechten an Stellvertreter vertraut waren. Da die Stadt seit 1138 Münzen prägte, bei denen auf der Rückseite der Name von König Konrad II., der ihnen das Münzprivileg verliehen hatte, auftaucht, waren ihnen ebenfalls die rechts457 Colorni (1969), S. 37/38. 458 Annali Genovesi (1890), S. 49: »Tempore quorum multa et diversa atque inaudita per totum regnum Italicum incepta et facta fuere; de quibus namque que a Frederico Romanorum imperatore per Liguriam et maritimas partes acta sunt, competens est ut Caffarus secundum posse scientie sue notificare oblivione ne tradat.« 459 Allgemein zu Taktiken des bewussten (politisch oder wirtschaftlich motivierten) Vergessens vor allem auch in historiographischen Texten vgl. Geary (1994); Fried (2004), v. a. S. 367–372. 460 Annali Genovesi (1890), S. 50/51.

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relevanten Anspielungen der lex Tributum geläufig, zumal ihre Gesandten genau diese Tributspflicht in der durch Caffaro tradierten Antwort vehement verneinten. Ein Beispiel aus Norditalien zeigt, welche weitreichenden Konsequenzen auch im 12. Jahrhundert die Nichtachtung des Kaiserbildes – und damit verbunden die Nichtachtung des kaiserlichen Anspruchs auf oberste Gerichtshoheit – haben konnte: Der Pfalzrichter, Notar, Konsul und Historiograph Otto Morena aus Lodi berichtete über die Taten von Friedrich I. Barbarossa in der Lombardei zwischen den Jahren 1153 und 1160 und hob mit einer für die Frage nach der rechtlichen Bedeutung des Kaiserbildnisses interessanten Begebenheit an.461 Seinen Schreibanlass benannte der Autor am Beginn des Werkes selbst, er wollte die »Ursache und den Umstand, weshalb der genannte Kaiser zunächst in Liebe zu den Lodesen und zum Hass gegen die Mailänder entbrannte nicht dem Vergessen anheimgeben.«462 Diese causa wurde dann von ihm geschildert: zwei Lodeser Bürger klagten am Hoftag Friedrichs in Konstanz über das Unrecht, das die Mailänder ihrer Stadt angetan hatten, nachdem sie gesehen hatten, dass der König dort »volles Recht schuf«.463 Sie flehten Friedrich I. Barbarossa an, durch einen Brief und Boten den Mailändern zu befehlen (»per litteras vestras ac nucium vestrum«), das Unrecht wieder gutzumachen; der Kaiser kam dieser Bitte nach und sandte einen Brief an die Mailänder.464 Dort aber ereignete sich, so der Bericht von Otto Morena weiter, ein Akt der Nichtachtung der kaiserlichen Majestät: Nachdem die Konsuln öffentlich und in allgemeiner Versammlung den Brief gelesen hatten, warfen sie, ganz erregt von Zorn und Wut, vor den Augen Sichers und aller anderen den Brief mitsamt dem Siegel auf den Boden und zerknüllten und zertraten ihn mit ihren Füßen.465 461 Otto Morena (um 1100 – nach 1174) ist ein Zeitgenosse Caffaros und gehört mit zu den frühen Laienhistoriographen. Sein Werk wurde von seinem Sohn Acerbus sowie einem Anonymus, den einige Forscher erneut mit Otto Morena identifizieren wollen, fortgesetzt. Zu Otto Morena und seinem Werk vgl. Potthast (1896); Schmeidler (1909); Güterbock (1930); Manitius (1931), S. 535; Güterbock (1932); Capo (1992); Busch (1997), S. 29, 45/46; 141. 462 Morena (1986), S. 34: »…incipiens causam et occasionem, quare preditctus imperator in amorem Laudensium ac odium Mediolanensium primum exarserit, oblivioni tradere non putavi.« 463 Morena (1986), S. 36: »rex vero iusticiam faciebat penarie«. 464 Morena (1986), S. 38: »Rex itaque […] statim cancellarium suum vocavit ac litteras […] eum satim facere precepit et cuidam suo legato Sicherio nomine iussit, quatenus litteras susciperet Mediolanumque diferret ac viva voce Mediolanensibus ex parte ipsius precipiat, ut, sicut littere eis nunciaverint, ita omnino peragant.« 465 Morena (1986), S. 42: »Consules vero palam et in communi cetu litteris ipsis perlectis valde ira et furore commoti ipso Sicherio aliisque omnibus videntibus ipsas litteras pariter cum ipsarum sigillo in terram proiecerunt ac pedibus suis fregerunt atque conculcaverunt.«

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Den mit dem kaiserlichen Siegel – Träger der imago von Friedrich I. Barbarossa – beglaubigten Brief, ein offizielles Dokument der Autorität des Machthabers, missachteten und schändeten die Mailänder. Otto Morena schildert anschaulich, was dann geschah: der Kaiser und sein Hof wurden »von größtem Zorn und Schmerz bewegt« und sie beschlossen, »mit einem großen Heer in die Lombardei zu marschieren.«466 Ursache und Wirkung können nicht klarer definiert werden: der Kaiser spricht Recht, sendet seinen Urteilsspruch – durch Boten und besiegelten Brief – aus und beschließt, nach öffentlicher Missachtung seiner Hoheit, strafend einzugreifen. Knut Görich hat in seiner Untersuchung zum Konzept der honor imperii auf dieses Fallbeispiel verwiesen: Nicht allein der respektlose Umgang mit Briefen als Trägern des Befehls hochrangiger Aussteller sei hier rechtlich von Bedeutung, vielmehr wäre die demonstrative öffentliche Zerstörung des Siegels besonders ausdrucksvoll: Die Bildgegenwart des Herrschers verdeutlicht seine Präsenz eben auch in den Zeiten seiner Abwesenheit, das Bild repräsentiert Autorität und Herrschaftsanspruch des Königs gleichermaßen, seine Zerstörung erwies den dargestellten Herrscher als machtlos.467

Knut Görich geht sogar so weit zu formulieren, dass »Zerstörung der Herrscherdarstellung auch die Geltung der Ansprüche verneinte, die an diese Darstellung geknüpft waren.«468 Görichs Interpretation des von Otto Morena geschilderten Passus scheint die Kernaussage zu treffen, bedenkt man zusätzlich den performativen Charakter von rechtlichen Gesten im mittelalterlichen Umfeld. Das wohl berühmteste Kaiserbildnis des 12. Jahrhunderts ist der Kaiserkopf aus Cappenberg. Bei diesem plastischen Goldschmiedewerk handelt es sich möglicherweise um eine zeitgenössische Darstellung des Kaisers Friedrich I. Barbarossa.469 Entstanden ist das Werk im Westen Deutschlands, datiert wird es aufgrund von stilistischen Merkmalen und anderen Überlegungen zwischen 1156–1160, also kurz nach der Kaiserkrönung von Friedrich I. Barbarossa. Der Kopf ist ein feuervergoldeter Bronzeguss, Haupthaar, Bart und Augenbrauen sind nachträglich graviert, die Augäpfel bestehen aus Silber, die Iris, in Niello466 Morena (1986), S. 42/44: »Hoc autem rege et universis principibus audientibus maxima ira et dolore commoti sund, altiusque in cordibus eorum hec verba ascenderunt, quam quisquam ratus unquam foret, et sicut scintilla ignis totam domum accendit, ita hec verba cor regiset omnium pricipum accenderunt, statimque se in Longobardiam cum exercitu magno venturos esse decreverunt.« 467 Görich (2001), S. 215. 468 Görich (2001), S. 215; Schnitzer (1995), S. 298 und 302; Althoff (1997), S. 273/274. 469 Der Kopf befindet sich heute in der Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Evangelist in Selm-Cappenberg. Höhe 31,4 cm, Breite 18,2 cm, Tiefe 18,6 cm.

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technik ausgeführt, ist möglicherweise im 19. Jahrhundert ergänzt.470 Die zum ursprünglichen Bestand gehörende Stirnbinde, die einstmals um das Haupt lag, wie auch die hintere Trägerfigur des Zinnenkranzes, auf dem der Kopf heute steht, sind verloren.471 Dort, wo die antikisierende Imperatorenbinde einstmals lag, ist das sonst sehr gleichmäßig gelockte Haar ausgespart. Das Stück in seinem heutigen Zustand besteht aus zwei nicht fest miteinander verbundenen Teilen: dem Kopf, der am von zwei Bändern umfangenen Hals glatt abschließt, sowie dem Sockel.472 An diesem tragen vier Füße (Pranken und Tierköpfe) einen unteren Zinnenkranz mit vier Türmen, auf dem ehemals vier Trägerfiguren (drei der Engel sind erhalten) knieten. Auf den Schultern dieser Figuren sowie einem zentralen Turm liegt ein zweiter, oberer Zinnenkranz auf, der den Kopf trägt. Sowohl dieser obere Zinnenkranz als auch die beiden Bänder am Hals des Kopfes sind beschriftet. Die Inschrift der beiden Halsbänder gehört zusammen und lautet oben am verknoteten Halsband »Hic quod servetur de crine iohannis habetur« und unten am Band, das den Kopf abschließt »te prece pulsantes exaudi sancte iohannes« (Das, was hier verwahrt wird, stammt vom Haar des Johannes. Erhöre die Dich durch Bitten Bewegenden, Heiliger Johannes). Dass es sich um Johannes den Evangelisten handelt, verdeutlicht die Inschrift des Zinnenkranzes am Sockel: »Apocalista datum tibi munus suscipe gratum et pius ottoni succurre precando datori« (Apokalyptiker, nimm das dir gegebene Geschenk als willkommen an und komme fromm durch Fürbitte dem Geber Otto zu Hilfe). Die Forschung hat herausgearbeitet, dass es sich bei dem genannten Stifter Otto um den Grafen von Cappenberg handelt, der seinen Besitz durch Stiftung in ein Prämonstratenserkloster umwandelte. In dem erhaltenen sogenannten Testament Ottos verfügt dieser, als Probst des Stiftes Cappenberg, dass einige Dinge aus seinem Besitz nach seinem Tod dorthin gelangen sollen: Ein goldenes Kreuz, welches ich als dasjenige des heiligen Johannes zu bezeichnen pflege, mit Edelsteinen und goldenen Kettchen und ein Haupt, geformt nach dem Bilde des Kaisers, mit seiner Schale, die ebenso aus Silber ist und auch noch den Kelch, den mir der Bischof von Troyed geschickt hat, schenke ich in unabänderlicher Frömmigkeit zur ewigen Zierde der genannten Kirche.473 470 Zum Kopf Grundmann (1959); Fillitz (1963); Appuhn (1973); Schramm (1983), S. 266/267; Falk (1993); Nilgen (2000), S. 356–360; Horch (2001), S. 103–148; Balzer (2012); Horch (2013); Horch (2014). 471 Horch (2014), S. 313, betont, dass es sich um ein Diadem handelt, wie es schon Grundmann (1959), S. 64, vorschlug – ein Symbol der antiken Alleinherrschaft, das Alexander der Große nutze und von Konstantin aufgegriffen wurde. 472 Beide Stücke sind mit einem Zapfen verbunden, der vom Kopf zum mittleren Teil des Sockels führt. 473 Nach Horch (2001), S. 107 und 109: »Crucem auream quam Sancti Johannis appelare solebam, cum gemmis et catenulis aureis, quin et caput argenteum, ad Imperatoris formatum effigiem, dum sua pelvi nichilominus argentea, nec non et calicem quem mihi

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Da der genannte Stifter Graf Otto von Cappenberg der Taufpate Friedrich Barbarossas war, wurde abgeleitet, dass der in Cappenberg erhaltene Kopf eben jenes Kaiserbildnis sei, das – nach dem Schenkungsakt und eventuell unter Zufügung des Sockels – durch die spätere Inschrift in ein Behältnis für die Reliquien des Johannes umgewandelt worden war.474 Angenommen wird, dass der Kopf ehemals als Geschenke des Kaisers Friedrich I. Barbarossa an seinen Taufpaten nach Cappenberg gelangte. Was die ursprüngliche Funktion des Kopfes vor der Übertragung nach Cappenberg gewesen sein könnte, ist umstritten, ebenso ungeklärt ist, ob der Sockel ehemals zum Haupt gehörte. Sehr wahrscheinlich ist, in dem Kopf ein profanes Bildnis des Kaisers zu sehen, das erst nachträglich – die auf dem Halsband eingefügte Inschrift verweist auf die Zweitverwendung des Kopfes – durch den damaligen Besitzer Otto von Cappenberg zum Reliquiar umgewidmet wurde, der den Kopf durch seine Stiftung in einen sakralen Kontext übertrug.475 Unter anderem wurde vermutet, das Haupt sei ursprünglich ein Räuchergefäß gewesen, aus dessen Nase und Ohren Weihrauch entwich oder ein Giesgefäß in Kopfform, wie sie aus dem 12. Jahrhundert bekannt und erhalten sind.476 Beiden Theorien muss wohl nicht gefolgt werden; viel weniger profan sind die Forscherstimmen, die den Kopf als »erste unabhängige Porträtdarstellung der abendländischen Kunst seit karolingischer Zeit« würdigen oder meinten, es Trebacensis misit episcopus, quod hec inquam ad perpetuum ornatum memorate ecclesie tota devotione inviolabiter dedicavi.« 474 Sockel und Kopf scheinen nicht zusammen gearbeitet zu sein; auffällig ist, dass die Zinnen des oberen Kranzes leicht nach außen gebogen werden mussten, damit die Standfläche im Durchschnitt des Halses auf ihm Platz finden konnte. Fillitz (1963) wies auf die Goldbullen Kaiser Friedrichs I. von 1152/1156 hin, die dessen Halbfigur über dem Mauerkranz der Stadt Rom darstellen und damit den Anspruch Friedrichs als Nachfolger der römischen Kaiser unterstützen. Mit Hütt (1993) und Horch (2001) ist jedoch in der Stadtabbreviatur eher das Himmlische Jerusalem als lichtglänzende Heimstatt der Heiligen und Seligen und dessen Mauern und Türme von Engeln und Aposteln gegen den Drachen (der Sünde) bewacht werden zu erkennen. Somit ist das Bildnis über dem Zinnenkranz als stellvertretendes, leuchtendes Bildnis Christi als rex regum (Apk. 1,5) und imperator zu verstehen. Dabei konnte zugleich in Kenntnis der Kaiserbulle auf Barbarossa als irdischen Stellvertreter Christi angespielt sein. 475 Grundmann (1959), S. 63/64: »Wenn Barbarossa dem nach seinem Antlitz geformten Kopfbild ein Diademband mit Schleife ums gelockte Haar binden ließ, so ist das wohl ein Zeugnis seiner Herrschaftsauffassung und seiner politischen Gedankenwelt, die sich gern antiker Symbolik und Tradition bedient, – wie er aus dem Rechtsbuch Justinians, das man in Bologna wieder studierte, die Epitheta divus für den Kaiser, sacrum für das Imperium aufnahm, wie er seinen Sohn Heinrich VI. als Cäsar titulierte, da der Papst ihn nicht zu Lebzeiten des Vaters zum Kaiser krönen wollte. Insofern war auch das ungewöhnliche Diadem charakteristisch für Friedrich I. Barbarossa, nicht aber typisch für ein Kaiserbild.« 476 Hütt (1993), S. 138–192. Er kommt auf diese Idee, da sich im Aachener Münsterschatz ein Aquamanile in Form eines Brustbildes erhalten hat, das einen bärtigen Mann mit vegetabilem Diadem zeigt, der mit der linken Hand vor der Brust in den über der rechten Schulter verknoteten Mantel greift und das er ebenfalls als Kaiserbüste verstehen will.

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handele sich um »das erste erhaltene zweckfreie Porträt, das die Geschichte der deutschen Kunst aufzuweisen hat«.477 Schon Herbert Grundmann versuchte, die Schilderung des Äußeren von Barbarossa durch seinen Chronisten Rahewin mit dem Aussehen des Kopfes zu überblenden – ein schwieriger Versuch, da dort, wo Rahewins Beschreibung das Allgemeine verlässt, das Topische erkennbar wird: Seine leibliche Gestalt ist wohl gebaut, von Statur ist er kleiner als die Größten und größer als die Mittelgroßen, sein Haar ist blond und oben an der Stirn etwas gekräuselt, die Ohren werden kaum durch darüber fallende Haare verdeckt, da der Barbier aus Rücksicht auf die Würde des Reichs das Haupthaar und den Backenbart durch dauerndes Nachschneiden kürzt. Seine Augen sind scharf und durchdringend, die Nase ist schön, der Bart rötlich, die Lippen sind schmal und nicht durch breite Mundwinkel erweitert, und das ganze Antlitz ist fröhlich und heiter.478

Da diese Textpassage stark durch Einhards Vita von Karl dem Großen beeinflusst ist, überliefert sie weniger das tatsächliche Aussehen des Kaisers als vielmehr den deutlichen Rückbezug auf Karl und auf antike Vorbilder (Sueton).479 Wie stark topisch geprägt die Beschreibung ist, fällt aber nicht allein im Vergleich mit dem Text Einhards auf, sondern auch mit der Beschreibung des Kaisers von Acerbus Morena, dem Sohn des schon genannten Chronisten Otto Morena aus Lodi: Der Kaiser entstammte einem sehr vornehmen Geschlecht; er war mittelgroß, von schöner Gestalt und besaß wohlgestaltete Glieder ; sein helles Angesicht war von rötlicher Farbe, sein Haar fast blond und gekräuselt; sein Antlitz war heiter, und immer schien er lächeln zu wollen; seine Zähne waren weiß, seine Hände sehr schön, sein Mund anmutig; äußerst kriegerisch, zögernd zum Zorn, kühn und unerschrocken, geschwind und beredt; freigiebig, aber nicht verschwenderisch, behutsam und vorausschauend im Rat, von schneller Auffassungsgabe und sehr weise; gegenüber Freunden und Guten liebenswürdig und gütig, schrecklich aber gegenüber Bösen und 477 Ars Sacra (1950), Kat. Nr. 323, S. 134: »Das Haupt ist nicht Stifterbild, sondern das erste erhaltene zweckfreie Porträt, das die Geschichte der deutschen Kunst aufzuweisen hat. Das Persönlichkeitsbewusstsein, das aus einem solchen Auftrag und Geschenk spricht, passt zu den Nachrichten über des Kaisers stolzes Selbstbewusstsein, ebenso wie der Ausdruck überlegenster Klugheit und Energie, der aus diesem Antlitz spricht.« 478 Gesta (1965), S. 708/709: Buch IV, 86: »Forma corporis decenter exacta statura longissimus brevior, procerior eminentiorque mediocribus, flava cesaries, paulolum a vertice frontis crispata, aures vix superiacentibus crinibus operiuntur, tonsore pro reverentia imperii pilos capitis et genarum assidua succisione curtante. Orbes oculorum acute et perspicaces, nasu venustus, barba subrufa, labra subtilia nec dilatati oris angulis ampliata totaque facies laeta et hilaris.« 479 Einhard (1962), S. 157–211. Nilgen (2000), S. 358, wollte in dem Cappenberger Kopf im Vergleich mit der Beschreibung durch Rahewin ein Idealbildnis Kaiser Karls des Großen sehen, mit dem sich Barbarossa – ähnlich wie mit dem Armreliquiar Karls des Großen von 1165 (Paris, Louvre) – in die Nachfolge Karls stellte.

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unerbittlich; er verehrte die Gerechtigkeit und liebte die Gesetze, fürchtet Gott und war bereit zu Almosen; vom Glück außerordentlich begünstigt, von fast allen geliebt, und in ihm irrte die Natur der Dinge nicht von ihrem Wesen ab, außer dass sie ihn sterblich geschaffen hatte, und seit weit zurückliegenden Zeiten war ihm kein Kaiser zu vergleichen.480

Durch die schriftliche Quelle ist gesichert, dass der Kopf als ein Bildnis von Kaiser Friedrich I. Barbarossa von den Zeitgenossen verstanden wurde; der ursprüngliche Kontext, in dem das Bildnis geschaffen wurde, sowie der Zweck dieser Bildfindung ist aber leider nicht deutlich zu erkennen. Die Abhängigkeit des Kopfes von römischen Imperatoren-Vorbildern ist offensichtlich, und die vielschichtigen Renaissancen im herrschaftlichen Auftreten von Friedrich I. Barbarossa legen die Vermutung nahe, dass ein weiteres Mal, hier innerhalb der Bild-Sprache, ein Rückbezug auf antike Herrscher durch den Umkreis des Kaisers versucht wurde.481 Es ist anzunehmen, dass der Cappenberger Kopf kein Einzelstück gewesen ist, wie viele dieser Büsten aber einstmals kursierten, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Sicherlich kann nicht angenommen werden, dass dem Zeichner der Barbarossa-Büste in den Annales Ianuenses ein solches Stück vor Augen stand, als er der Textstelle der Chronik seine Zeichnung beifügte. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass er eine Kaiserbüste zeichnete, in einer Zeit, als die Frage der Definition von antiken Kaiserrechten wie auch die Frage nach der Rechtmäßigkeit von übertragener Macht ein wichtiges Thema in der Diskussion zwischen dem Kaiser und den Kommunen war ; in einer Zeit, als der kaiserliche Hof ohne Probleme auf antike Bildvorlagen zurückgreifen konnte, um neubelebte antike Rechtsvorstellungen zu transportieren. Schon Theodor Rensing hatte 1954 vermutet, der Kopf diene der Stellvertretung des 480 Morena (1986), S. 186/188: »Imperator igitur de nobilissima prosapie ortus fuit et mediocriter longus erat, pucre stature, recta e bene composita membra habens, alba facie rubeo colore suffusa, capillis quasi flavis et crispis, hilari vultu, ut semper ridere velle putaretur, dentibus candidis, pulcherrimis manibus, ore venusto, bellicosissimus, tardus ad iracundiam, audax et intrepidus, velox, facundus, largus, non prodigus, in consiliis cautus et providus, velocis ingenii, in sapientia multum abundans, amicis ac bonis dulcis et benignus, malis vero terribilis et quasi inexorabilis, iusticiecultur, legum amator, Deum timens, in elemosinis promtus, maxime fortunatus, ab omnibus fere dilectus; et in quo rerum natura nihil deerraverat, preter quodeum mortalem finxerat, cuique a longevis retro nullus fuit imperator equiperandus.« Zum Topos der hilaritas des Herrschers Seiler (1999). 481 Horch identifizierte daher den Kopf als ein Memorialbild des Kaisers, das zugleich mehrere Funktionen ausübte, da es auch mit der Zeit Wandlungen unterworfen war. Sie sieht aber den hauptsächlichen Zweck des Bildes in der Memoria, S. 147: »Das Kopfbild ist ein Memorialbild Friedrichs (dessen Züge es trägt) bei seinem Paten im Stift Cappenberg; zugleich ist es auch ein Memorialbild Ottos (dessen Name und vielleicht auch Bild daran angebracht waren) bei seinem patronus, dem heiligen Johannes, der durch die enthaltenen Reliquien präsent war.« Horch (2014), S. 318, deutet erneut den Kopf als Verbildlichung (Publikation) des Herrschaftsverständnisses von Friedrich I. Barbarossa.

Der Kampf um Sardinien: Ein Rechtsstreit vor Friedrich I. Barbarossa

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Kaisers in Cappenberg.482 1995 verstärkte Wolfgang Christian Schneider diese Lesart, als er den Kopf als Huldigungsbildnis für Friedrich I. Barbarossa, der als Herrscher die Tradition römischer Cäsaren aufgriff, ansprach und in ihm einen programmatisch-künstlerischen Entwurf einer erneuerten kirchenunabhängigen Begründung der Kaiserherrschaft erkannte.483 Der Kontext, in dem der Kaiserkopf entstand, ist dabei nicht zu vernachlässigen. Der Kreis um Barbarossa, der für sein Regierungsprogramm zuständig war, hatte sicher auch Einfluss auf den Entwurf der öffentlichen kaiserlichen imago, wichtigste Protagonisten sind hier Rainald von Dassel und Wibald von Stablo.484 Beide Männer waren miteinander bekannt, beiden Männern war eine Begeisterung für die Antike eigen, und beide Männer arbeiteten mit künstlerischen Mitteln am »öffentlichen« Kaiser.485 Wibald war es, dem die Ausführung der kaiserlichen Bullen und Siegel übertragen worden war, er war es auch, der kurz zuvor (1145) für seine Kirche ein Kopfreliquiar stiftete, das seine Herkunft von einem antiken Kopf nicht verleugnete, sondern programmatisch offen legte. Dass der Kreis um Barbarossa in der Lage war, bewusst aus dem antiken Erbe dasjenige auszuwählen, was für die Realität des 12. Jahrhundert nutz- und brauchbar erschien, ist nicht von der Hand zu weisen. Dies zeigt sich auf dem Gebiet der Rezeption antiken Rechts, das instrumentalisiert wurde, um politische Machtansprüche zu formulieren. Dies zeigt sich ebenso im zeitgleich entstehenden Bildapparat, der dazu genutzt wurde, um diesen politischen Anspruch zu transportieren. Die singuläre Existenz des Barbarossakopfes würde es unwahrscheinlich erscheinen lassen, ihn in einem Zusammenhang von nicht allein formal zu denkender, sondern auch inhaltlich zu begreifender Antikenrezeption zu verorten. Durch die zeitgleich entstandene Randzeichnung der Annales Ianuenses aber wird deutlich, wie die Ideen von Herrschaftsdelegation mit der Wiederbelebung von antikem Statuenverständnis zusammengehen.486 Die Figur Barbarossas und 482 483 484 485

Rensing (1954), S. 183. Schneider (1995), v. a. S. 39. Zur Stiftertätigkeit von Wibald allgemein Wittekind (2004). Uebach (2007), S. 119/120: »Mit dem Corveyer Abt Wibald stand der offenbar philosophisch gebildete und literarisch interessierte Rainald in einem für Ende des Jahres 1149 überlieferten, freundschaftlichen Briefwechsel. Die Korrespondenz befasst sich u. a. mit dem Austausch von Schriften der Autoren Cicero, Origines, Aulus Gellius und Frontin.« 486 Die Nutzung und Umdeutung von antiken Kaiserbildern für Reliquiare in Statuen oder Büstenform ist schon lange von der kunsthistorischen Forschung erkannt worden. Bekanntestes Beispiel ist sicher die thronende Statue der Heiligen Fides von Conques, die wohl schon im 9. Jahrhundert unter Wiederverwendung eines antiken Kaiserkopfes aus dem 5. Jahrhundert geschaffen wurde. Aber auch die ab der Mitte des 12. Jahrhunderts entstehenden metallenen Kopf- und Büstenreliquiaren, wie beispielsweise der Heilige Johannes aus Fischbeck oder der Heilige Vitalis (heute in Düsseldorf) basieren formal auf antiken Vorbildern (Falk 1993). Sowohl die erhaltenen Beispiele aus dem kirchlichen wie auch die schriftlich tradierten Beispiele aus dem profanen Bereich bezeugen, dass der antik-römi-

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seine Politik um 1160, verbunden mit der im Mittelalter fortlebenden Idee des Bildes als Stellvertreter, legen es daher nahe, nach einem Zusammenhang zu fragen. Mag es auch zu weit gehen, anzunehmen, Friedrich I. Barbarossa habe zum Antritt seiner kaiserlichen Herrschaft Büsten von sich anfertigen lassen, um sie in die Provinzen zu schicken um so seinen neuen – auf imperiale Konzepte rückweisenden – Herrschaftsanspruch auch bildlich zu publizieren, deuten dennoch Siegel, Büste und Zeichnung in den Annales Ianuenses darauf hin, dass in der Mitte des 12. Jahrhunderts solche machtpolitischen Bildideen kursierten und verstanden werden konnten.

4.9. Ausblick auf das Trecento: Siena, Arezzo, Asti In der Sala del Consiglio Grande/del Mappamondo in Siena, am Grabmal des Signore und Erzbischofs von Arezzo Guido Tarlati sowie im Codex Malabayla aus Asti haben sich drei interessante Beispiele von Gebietsdarstellungen erhalten, deren Verständnis durch die hier gemachten Beobachtungen im 12. Jahrhundert erleichtert wird, wenngleich keine kausale »Entwicklungslinie« kommunaler Kunst von den bisher analysierten Phänomenen hin zu den Kunstwerken im 14. Jahrhundert behauptet werden soll. Für die Fresken mit Kastelleroberungen und Gebietsübertragungen, die sich im großen Ratssaal des Palazzo Pubblico von Siena befinden, ist ein »Urkundencharakter« behauptet worden. Ausgangspunkt dieser These war der Ratsbeschluss vom 12. März 1315: et quod dictum Castrum pingatur in palatio comunis senarum ubi fiunt consilia, ubi picta alia castra acquistata pro comune senarum, et numquam possit talis pictura tolli, abrandi, vel vituperari, et quod scribatur dicta Terra in biccherna et cabella ubi scripte sunt alie Terre comitatus senarum pro terra comunis senarum487 sche Gedanke des statuarischen Stellvertreters im Mittelalter fortlebte. Christian Beutler (1982) hat mehrere schriftliche Quellen zusammengetragen, die bezeugen, wie lebendig die Idee des stellvertretenden Herrscherbildes noch bis ins 9. und 10. Jahrhundert war. So kündigte beispielsweise der bretonische König Salomo 871 in einem Brief an Papst Hadrian an, er werde ihm eine goldene Statue auf einem Maulesel schicken. Diese Figur, die ihm in Größe und Breite entspreche, war als Ersatz für seine Person gedacht, um damit sein Gelübde einer Pilgerreise nach Rom einzulösen, die er wegen der Normannengefahr nicht antreten konnte. Eine weitere Quelle berichtet von einer steinernen Statue eines Herzogs, der diese, um seinen Herrschaftsanspruch über ein Kloster zu bekräftigen, aufstellen ließ – eine Statue, die von Karl dem Kahlen, der diesen bildlichen Herrschaftsanspruch sehr wohl lesen konnte, zerstört und durch sein eigenes Standbild ersetzt wurde. 487 Zitiert nach Seiler (1989), S. 81/82 (ASS, Deliberazioni 83f. 120r). Seidel (1982), S. 36, Dokument 2: Der Consiglio Generale der Kommune von Siena beschließt einige Punkte zum Unterwerfungsakt von Giuncarico.

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In diesem Text scheint eine Parallelisierung von Bildern mit Texten von hoher rechtlicher Verbindlichkeit angedeutet zu werden, wird doch festgeschrieben, dass niemand die Burgen, die im Palast der Sieneser Kommune (wo die Ratssitzungen stattfinden) gemalt sind, entfernen, abkratzen oder als fehlerhaft bezeichnen dürfe. Gleiches gilt für das, was bezüglich dieser Gebiete in den Büchern der Biccherna und Gabella, wo die anderen Besitzungen im sienesischen contado verzeichnet sind, geschrieben steht. Der Ratsbeschluss betont erneut und anschaulich das Netzwerk an kommunaler pragmatischer Schriftlichkeit, das zur Dokumentation des Besitzes der Kommune genutzt wurde, und das, wie oben gezeigt, schon im 12. Jahrhundert voll ausgebildet vorlag. Die Biccherna wie auch die Gabella sind städtische Steuerbücher beziehungsweise Verwaltungsinstitutionen, in deren Büchern die städtischen Ein- und Ausgaben vermerkt sind. Die in ihnen erhaltenen Texte sind, da sie durch notarielle Hand verzeichnet wurden, rechtskräftig und haben daher eine eigene, ihnen innewohnende Kraft. Bemerkenswert an der oben zitierten Quelle aber ist, dass sie die Bilder der neu in den Sieneser contado eingegliederten Burgen mit dem Verbot belegte, sie zu beschädigen, und sie damit wie ein rechtskräftiges Dokument zu schützen scheint.488 Diese Passage veranlasste Max Seidel dazu, die Bilder in Siena als monumentale »Besitzurkunde« anzusprechen.489 Hans Belting führte den Gedanken Seidels fort: In Siena sah man aber sogar solche Bilder […] als Dokumente von ähnlicher Rechtsverbindlichkeit wie Texte an. […] Eine Formel, wie man sie aus Urkunden kennt, definiert das Fresko als rechtlich geschütztes Bilddokument. Gegenüber dem Textdokument im Archiv zeichnet es sich durch öffentliche Präsenz und größere Beständigkeit aus.490

Ort der Fresken ist der Saal der Ratssitzungen im Palazzo Pubblico von Siena, indem nicht nur eine, sondern auch weitere gemalte Burgen an der Wand zu sehen waren. Diese Sala del Consiglio Grande/del Mappamondo wurde wohl um 488 Petrus de Unzola sagt in seinem Kommentar zu Rolandinus Summa beispielsweise über ein Schriftstück, dass es glaubwürdig, also des Vertrauens würdig ist, wenn es nicht beschädigt sei, und nennt als Möglichkeiten der Beschädigung: »Scriptura […] est auctentica, et fide digna […], quando originalis est: et quando non est abrasa, vel cancellata, vel abolita.« Zitiert nach Schulte (2003), S. 6. 489 »Questo passaggio À d’importanza decisiva per la comprensione dell’iconografia profana nel Trecento. Testimonianza figurativa e testimonianza scritta possono essere considerate in questo periodo come aspetti diversi e complementari della documentazione del diritto di possesso: per questa ragione esse venivano ambedue tutelate dal pericolo di danneggiamento o distruzione.« Seidel (1982), S. 30. Interessant ist, dass zur gleichen Zeit Heinrich VII. versuchte, die durch die italienischen Stadtrepubliken usurpierten Regalien wieder herzustellen, also eine historisch vergleichbare Situation zu 1158 entstand. 490 Belting (1989), S. 38.

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1310 fertiggestellt, erhalten haben sich dort zwei Kastell-Darstellungen.491 Durch Quellen rekonstruierbar ist, dass mindestens sechs Orte als Fresko in diesem Raum dargestellt waren: Giuncarico, Montemassi und Sassoforte, Arcidosso und Castel del Piano, sowie Sinalunga.492 Der Sieneser Chronist Agnolo di Tura schrieb dazu: »E per memoria di questa vittoria si dipense questa battaglia in palazo de’signori a capo la porta del Concistero e de la sagristia.«493 Ein ähnlicher Befund wie in Genua ergibt sich: die Kommune führte Feldzüge im Umland aus, eroberte Orte, ließ diese Siege in der Stadtchronik memorieren und die Gebietszuwächse durch rechtsrelevante Schriftstücke im Archiv der Stadt verwahren. Neu scheint allein, dass diese Gebietszuwächse im kommunalen Verwaltungsgebäude der Stadt zudem bildlich die Wand schmücken. Im Gegensatz zu den kleinen Randzeichen der Genueser Jahrbücher, die vor allem der Orientierung im Text dienen, haben die trecentesken Wandmalereien eine vollkommen andere Aufgabe, denn sie dienen vorrangig der öffentlichen Ausstellung. Die beiden Fresken in Siena mit der Einnahme von Montemassi (auch bekannt unter der Bezeichnung des Condottiere Guidoriccio da Fogliano) und dem Ankauf des Kastells von Sassoforte von den Grafen von Santa Fiora protokol-

491 Kempers (1989), S. 146. Vor dem Bau des Kommunalpalastes diente die Kirche S. Cristoforo der Sieneser Stadtregierung als Versammlungsraum; wichtige Schriftstücke der Kommune wurden in der Sakristei der Dominikaner verwahrt. Mit dem Bau des Palazzo Pubblico wurde um 1280 begonnen. Moran (1981), S. 3. Seidel (1982), S. 25–30. 492 Die noch sichtbaren Orte sind ein Kastell, das sich im Hintergrund der berühmten Darstellung von Guidoriccio befindet und das von der kunsthistorischen Forschung traditionell mit Montemassi identifiziert wird, sowie darunter, teilweise von späteren Fresken übermalt, ein weiteres Kastell (Sassoforte?), dessen Identität umstritten ist. Zu den weiteren Fresken Southard (1979), S. 215/216. Seidel (1982), S. 17, Zahlung vom 2. Mai 1330 an Simone Martini von der Kommune »Anco al maestro Simone dipentore le quali sedici lire li demmo per la dipentura che fece di Monte Massi et Sassoforte nel palacco del Comune.« ASS, Biccherna 165, fol. 31v. Montemassi wurde am 28. August 1328 eingenommen, Sassoforte hingegen im Februar 1330 gekauft: Montemassi blieb ein wichtiger Sieneser Stützpunkt zur Kontrolle der Maremma, Sassoforte wurde nach dem Ankauf abgetragen, um zuverhindern, dass die Burg als Rückzugsort gegen Siena genutzt werden konnte. Seidel (1982), S. 25: »Anco al maestro Simone dipegnitore e quagli ebe per suo salaro e qualle tolse a rischio a dipegnare nel palagio del Chomune Arcidoso e Chastello del Piano in sette fiorini d’oro«, 14. Dezember 1331, ASS, Biccherna 171, fol. 81v. Arcidosso wurde am 12. August 1331 eingenommen, Castel de Piano am 18. November 1331 von den Grafen von Santa Fiora angekauft. Sinalunga kam im Jahr 1312 dazu. Francesconi (2011), S. 510, zum Zusammenhang von Territorialisierung und den Fresken: »La fiera cavalcata di Guidoriccio saldava le immagini in un linguaggio del dominio cittadino che si fondava sulla verisimiglanza delle terre e dei castelli: la citt— aveva costruito quel dominio, attraverso una conoscenza in presa diretta delle sue campage.« 493 Zitiert nach Seiler (1989), S. 81.

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lieren die sukzessive Ausdehnung des Einflussgebietes der Stadt in das sie umgebende Land, vergleichbar dem Prozess in Genua im 12. Jahrhundert.494

Abb. 20: Nördliche Längsseite des großen Ratssaales mit der Darstellung des Guidoriccio da Fogliano (Die Belagerung von Montemassi) und dem Ankauf des Kastells von Sassoforte, Simone Martini, um 1330, Siena, Palazzo Pubblico, Sala del Consiglio Grande/del Mappamondo.

Es ist erneut der Chronist Agnolo di Tura, der bestätigt, dass ein offizieller Auftrag der Nove, der Stadtregierung von Siena vorlag, die beiden neuen Gebiete an die Wand des Ratssaales zu malen: »Montemassi e Sassoforte li f¦ro dipegnare i signori Nove di Siena, a l’esenplo come erano.«495 Wie wenig singulär das Sieneser Beispiel gewesen ist, selbst wenn der heutige Überlieferungsstand anderes annehmen ließe, bezeugt eine häufig zitierte Quelle vom 20. Juni 1329 aus Florenz. Mit diesem Beschluss legte die Kommune fest, welche Arten von Darstellungen in öffentlichen Bauten wie auch an Toren angebracht werden durften. Zu den erlaubten Bildthemen gehörten »[…] pictura pro aliqua victoria vel 494 Seidel (1982), S. 26: »Il progressivo estendersi della sfera d’influenza della citt— sarebbe dunque il filo tematico che collega fra loro le varie rappresentazioni del ciclo.« 495 Cronache Senesi (1931), S. 496.

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apprehensione alicuius civitatis seu castri facta pro Comune Florentie.«496 Bemerkenswert ist, dass hier – wie in den Annales Ianuenses – zwei Möglichkeiten des Gebietszuwachses genannt werden: die kriegerische Eroberung wie auch der Erwerb. Bram Kempers betonte den Zusammenhang von Urkunde und Bild sowie deren unterschiedliche Kommunikationsqualitäten, als er formulierte: Das große Ziel der Stadt Siena war es, das Hoheitsgebiet und die Gerichtsbarkeit zu erweitern. Die Annektierung neuen Gebietes wurde jeweils mit einem Schriftstück vertraglich bestätigt, und in direktem Zusammenhang damit stand der Auftrag für ein Gemälde.497

und kurz vorher darlegt, dass die Darstellung »zur öffentlichen Bekräftigung der schriftlichen Vereinbarung dienen sollte. Der Vertrag, der ins Stadtarchiv kam, wurde auf diese Weise für ein breites Publikum dauerhaft festgelegt.«498 An diesem Punkt ist aber zu fragen, in wieweit die so geschaffene Erinnerung an einen Sieg und damit verbunden die Erinnerung an einen Rechtstitels überhaupt von der rechtlichen Gewissheit dieses Rechtstitels zu trennen sei. Die enge Verbindung von Stadtchronik und Kastelldarstellung in Siena zeigt ein Detail des Guidoriccio-Freskos: In der Mitte reitet der Feldherr in Richtung des am linken Bildrand befindlichen Montemassi. Hinter ihm ist die aufwendige sienesische Belagerungsanlage sichtbar, noch weiter rechts erkennt man ein zweites Sieneser Feldlager. Hier befindet sich ein prominent in Szene gesetzter Weinstock, der, wie Max Seidel bemerkte, kein pittoresker Bildeinfall von Simone Martini war, sondern vielmehr als innerbildlicher Hinweis die lange Dauer der Belagerung bezeugte und somit als ein Lob der Ausdauer des Sieneser Heeres zu verstehen ist, wie der Eintrag in der Chronik des Agnolo di Tura überliefert.499 »La detta oste a Montemassi vi stÀ gran tempo, in modo che quelli dell’oste posero una grande vigna in Canpo, ed ebero del vino di quella vigna in canpo.«500 Das Bild an der Wand gibt sich somit als ein überdimensioniertes Chronikbild zu erkennen, das den Raum zwischen den Buchdeckeln verlassen hat, um im Ratssaal an das historische Ereignis zu erinnern.501 In der Nationalbibliothek von Turin befindet sich der stark fragmentierte Codex Ogerii Alferii vom Ende des 13. Jahrhunderts, bestehend aus Stadtchronik 496 Das Dokument gedruckt bei Seidel (1982), S. 41, Nr. 7: Die Prioren der Arti und die Gonfaloniere di Giustizia beschließen, dass kein Amtsträger sein Bildnis in den öffentlichen Gebäuden und an den Stadttoren anbringen darf (ASF, Provvisioni Registri 25, fol. 42v–43r). 497 Kempers (1989), S. 151. 498 Kempers (1989), S. 151. 499 Seidel (1982), S. 26. 500 Cronache Senesi (1931), S. 464. 501 Seiler (1989), S. 80–85.

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und Liber Iurium von Asti.502 Das Hauptanliegen des zur Stadtregierung gehörenden Verfassers der Chronik, Ogerio Alfieri, war laut Renato Bordone, die »conservazione del territorio comunale (avere comunis)«.503 Der ebenfalls dort eingebundene Liber Iurium wurde ab dem 9. August 1292 durch den Notar Wilhelm di Passatore im Auftrag des Astenser Podest— Wilhelm dei Lambertini erstellt, der hier formulierte Schreibanlass wiederholt topisch bekannte Elemente: für die Ehre und den Nutzen der Kommune sollten alle Privilegien und Urkunden der Kommune, die sich im Archiv von Asti befinden, in ein neues Buch übertragen werden. Die Dokumente waren zuvor nur in einem Buch gesammelt und man fürchtete den Verlust.504 Eine Miniatur in besagtem Codex illustriert die Auftragserteilung durch den Podest— an den Notar, hinter ihm stehen Capitano del Popolo (mit Lanze) und der Historiograph Ogerio Alfieri; die ebenfalls abgebildeten sieben Männer sind vermutlich an der Stadtregierung beteiligte sapientes.505

502 Bewahrt heute in Turin, Biblioteca Nazionale, ms. F II 9, Fragmenta Codicis Diplomaticis Astensis; Cronisti Astesi (1990), S. XVIII, S. 7–18. 503 Bordone (2002a), S. 49: Hauptanliegen des Chronisten ist der territoriale Besitz, die Definition des posse civitatis, er will die Geschichte der Expansion dokumentieren. In der Chronik von Ogerio Alfieri tauchen drei Besitzverzeichnisse auf: die posse antiquum et vetus, d. h. die Beschreibung des alten städtischen und vorstädtischen Bereiches; die Liste der ville veteres (hörige Bauern, Landverpachtungen usw.) und als drittes die Liste der loca nova: die Besitztümer der Vasallen und der Grundbesitze der Bürger außerhalb der Stadt. Es gab sicher noch ein älteres Kommunalregister, da schon 1224 ein cartulario comunis bezeugt ist; die Sammlung und Redaktion dieser Bücher setzt eben in vielen nord- und mittelitalienischen Kommunen zeitgleich ein. Die Aufteilung eines weiteren älteren Registers ist durch eine Beschreibung gesichert: »Dividitur autem liber iste in quinque partes. In prima continentur aliquid de cronica civitatis Astensis. In secunda continetur privilegia imperatorum concessa communi Astensi. In tercia continetur tota terra que est ultra Tanagrum tam in feudo quam in alodio et in civibus et terris ipsorum. In quarta continetur tota terra que est citra Tanagrum quam in feudo quam alodio ut supra. In quinta continentur alia diversa instrumenta et scripture.« 504 »Presentia testium infrascriptorum, dominus Guillelmus da Lambertinis potestas Astensis a parte publica precepit mihi Guillelmo de Passatore notario infrascripto quatenus omnia privilegia et instrumenta comunis Astensis et eciam ea que sunt in libro sive secretario comunis Astensis autenticarem et in publicam formam redigerem ut vim et robur et efficatiam plenius obtineat, firmitatem videlicet tantam quantam habent prima et principalia et ea que in ipso liber sunt contenta.«, zitiert nach Fissore (2002), S. 41. Ortalli (1989), S. 531: »Cos‡ la breve cronaca che appare in premessa al Codex Astensis importa, pi¾ che per le sue poche pagine, per il fatto che quando Ogerio Alfieri (sacrista comunis ossia custode e conservatore dell’archivio comunale certamente da prima del 1293) propose al podest— Guglielmo Lambertini una raccolta degli atti comprovanti i diritti del comune di Asti, e quando poi nell’agosto 1292 la raccolta fu ordinata, si giudicasse necessario introdurre i documenti con un testo cronistico.« 505 Am 12. Juni 1292 war es zu einem Friedenschluss mit dem Markgrafen von Montferrat gekommen; Bordone vermutet, dass der Sieg der Kommune über den Markgrafen möglicherweise das Bedürfnis nach Festschreibung des territorialen Zustandes bewirkte, Bor-

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Eine Kopie dieses Codex aus dem 14. Jahrhundert bewahrt das ursprüngliche Aussehen der stark zerstörten Kompilation: Der im Archivio Storico von Asti bewahrte Codex Astensis (auch Codex Malabayla) enthält auf 380 Seiten im ersten Teil eine Abschrift der Chronik Astis von Ogerio Alfieri von den Anfängen bis 1294, im zweiten Teil die Abschrift von 991 Dokumenten mit insgesamt 106 Miniaturen, größtenteils Kastelldarstellungen.506 Dazu kommt auf Blatt 19v/20r die Darstellung einer topographischen Karte des contado von Asti mit den dort eingezeichneten Besitzungen der Stadt.

Abb. 21: Codex Astensis (auch Codex Malabayla), Asti, Archivio Storico, fol. 19v/20r, contado von Asti.

Diese Karte basiert ebenfalls auf dem Original des Codex Ogerii Alferii vom Ende des 13. Jahrhunderts und ist damit die erste erhaltene Regionalkarte, die bezeichnenderweise der kommunalen Kultur Norditaliens entstammt und ein

done (2002a), S. 50: »quasi a consacrare e definire i diritti territoriali del comune, accresciuti e ribaditi dalla recente vittoria.« 506 Der originale Text des zwischen ca. 1230 und 1294 lebenden Chronisten ist nur fragmentarisch bzw. in der Abschrift im Codex Malabayla erhalten; des Weiteren gibt es vier Kopien aus dem 16. Jahrhundert. Avezza (1998) datiert den Codex Malabajla auf die Zeit der Regierung von Gian Galeazzo Visconti, der das Gebiet um Asti beherrschte, 1379–1387.

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städtisches Territorium zeigt.507 Italien erweist sich damit – wenn auch mit Verspätung zur politischen Entwicklung – als das Land, indem der Bedarf an und die Produktion von Regionalkarten zuerst einsetze.508 Die nach Süden gerichtete Regionalkarte von Alba, die grün für die Flussläufe, rot für die Ansiedlungen und schwarz für die Namensbeischriften verwendet, bringt neben den Flüssen Belbo, Tanaro, Tidone, Borbore, Versa und Trivesa insgesamt 164 bewohnte Orte und Kastelle; die beiden Hauptorte Asti und Alba sind durch ihre Größe und die Umrahmung mit einem Kasten hervorgehoben. Der zweite Teil des Codex, der die Abschriften der kommunalen Dokumente enthält, wird als Liber Iurium, also als Kommunalregister bezeichnet, auch wenn dies nicht ganz zutreffend ist. Zwar sind 991 Dokumente in dem Codex versammelt, ihnen aber fehlt jegliche Art von rechtlicher Beglaubigung; die Texte sind somit entwertet, müssen in einem Liber Iurium doch alle kopierten Stücke den Wert und die Kraft der originalen Urkunde besitzen.509 Nicht so im Codex Astensis, der keine einzige Beglaubigungsformel oder andere Authentifizie507 Almagi— (1951); Harvey (1987) und Miniature (2002). Zur Frage der Landvermessung Price (1955). 508 Begünstigt wurde diese Entwicklung sicherlich durch die politische Organisation des Landes in kleine, um eine Stadt gelegene Gebiete, die von dort zentral verwaltet wurden. Harvey (1980), S. 58, scheidet die topographischen Karten, die in Italien ihren Ausgang nehmen in drei Gruppen: vogelperspektivische Ansichten von Städten; Darstellungen von zu einer Stadt gehörendem Territorium; andere Gebietsdarstellungen. Erneut wird hier die Bedeutung der Stadt als Zentrum deutlich. Dazu siehe Almagi— (1951); Harvey (1987). Zur Frage der Landvermessung Price (1955); Harvey (1980), v. a. S. 58–62, 66–83; S. 58 bezeichnet er Italien als den »by far most map-conscious part of Europe in the Middle Ages.« Schriftliche Quellen dokumentieren im 14. Jahrhundert Regionalkarten des Gebietes um Padua und der Lombardei, eine Karte des Gebiets um den Gardasee hat sich aus dem späten 14. Jahrhundert erhalten. Aus dem 15. Jahrhundert sind elf Karten von norditalienischen Gebieten überliefert. Eine Liste der erhaltenen Karten findet sich bei Harvey (1987), S. 498. Die frühesten Karten sind: 1291: Territorium von Asti; Mitte 14. Jahrhundert: Territorium von Asti; 1383/1400: Gardasee; 1406/1416: Territorium um Brescia; 1437/41: Lombardei. Interessant ist, dass die ersten Karten den contado visualisieren und damit erstens die politische Einheit im Medium der Malerei darstellen und zweitens dies vor der bildlichen Wiedergabe der Territorialstaaten in Nord- und Mittelitalien geschah. Erst die Lombardeikarte von 1437/41 stellte keine der dargestellten Städte mehr ins Zentrum. In den maßstabsgetreuen Darstellungen erst ab dem frühen 16. Jahrhundert werden dann Kartographie und Landvermessung miteinander verbunden, Harvey (1980), S. 14 zur Situation davor: »Surveyors measured lands, defined boundaries and drew up elaborate written descriptions of estates without presenting their information in map form. Map-makers drew maps without attempting to relate distances on the map to distances on the ground in any fixed proportions. Their maps were mostly pictorial.« Zur antik-römischen Tradition der Landvermesser siehe Dilke (1961). 509 Die Dokumente umfassen einen Zeitraum von 1065 bis 1353, ein Großteil (810) stammt aus der Zeit zwischen 1210 und 1295. Aufgrund dieses Befundes wurde lange Zeit angenommen, der Codex sei kurz nach der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden, wogegen die neuere Forschung aufgrund von stilistischen Überlegungen die Miniaturen auf das Ende des 14. Jahrhunderts datiert.

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rungszeichen in Form von Nennung öffentlicher Beamten, Institutionen oder sonstiger Entscheidungsträger enthält. Wenn Monogramme oder Tabellionen im Codex auftauchen – normalerweise besondere Zeichen der Authentifizierung – dann rein »dekorativ«, als esercizio di prestigio und ohne erkennbare rechtliche Funktion.510 An einigen Stellen des Codex tauchen Umzeichnungen von Notarszeichen der die originale Urkunde ausstellenden Notare auf, ohne jedoch eine tatsächliche Übertragung der rechtskräftigen Originalurkunde anzuzeigen. Insgesamt sind es im Vergleich mit den übertragenen Urkunden zu wenige, zudem zeigt ihre zufällige Anbringung am Rand des Textes ihre beliebige Reproduktion. Nur selten befinden sich die Zeichen in einem für sie freigelassenen Raum im Text neben der completio des Notars, auf den sie sich beziehen. Diese un-rechtliche Übertragung erklärt sich wohl damit, dass das Buch als repräsentatives Geschenk der Bürger von Asti gefertigt wurde, und damit mehr als Prunkcodex denn als städtisches Rechtsbuch anzusehen ist. In diese Richtung weisen auch die mit großem Aufwand angefertigten Kastelldarstellungen, die wie »Porträts« realer Orte wirken.511 In Siena hat sich ein Dokument erhalten, das die Reise Simone Martinis nach Arcidosso, Castel del Piano und Scanzano bezeugt. Auf Grundlage dieses Dokuments vermutete Max Seidel, er hätte dort im Auftrag der Kommune Zeichnungen der Orte angefertigt, um sie dann als Fresko in den Palazzo Pubblico zu kopieren.512 Ob dies tatsächlich und wenn ja auf alle Kastelle zutrifft, ist schwer zu beurteilen. Dennoch konnte am Kastell von Portovenere (Kat. Nr. 4) in Genua schon für das 12. Jahrhundert gezeigt werden, dass geographische Charakteristika in der Zeichnung durchaus wiederholend auftauchen konnten. In Asti ist die große Variationsbreite der verschiedenen Orte auf jeden Fall beeindruckend. Die Verbindungen zwischen Asti und Siena aber gehen noch weiter, wenn beispielsweise Marcia Kupfer auf die Ähnlichkeit von der einstmals in der Sala del Consiglio Grande/del Mappamondo befindlichen (Welt?-)Karte in Siena und der Karte im Codex Malabayla verweist: »Maps in both cases served to translate a series of descrete, individuated elements into a unified composition, to bind 510 Fissore (2002), S. 26: »si vedano i grandi disegni dei monogrammi imperiali, apposti di seguito al testo scritto in una collocazione che nulla ha a che vedere con la effettiva e codificata collocazione originaria.« 511 Das Argument wird verwässert, bedenkt man, dass auch in der frühen Handschrift (dem Codex Ogerii Alfierii vom Ende des 13. Jahrhunderts) diese Kastelldarstellungen vorkommen. 512 Seidel (1982), S. 29, mit dem Dokument ASS, Biccherna 397, fol. 123v, zum 6. September 1331 »Maestro Simone dipegnitore die avere ad‡ VI di setenbre per VII d‡ che stete in servigio del Chomune chon un chavallo e uno fante ala tera d’Arcidoso e di chastello del Piano e di Schancano, e avene pulicia da Nove, mesi a scita nel d‡ f. 33 a ragione di venticinque soldi al d‡, lib. 8 s. 15.« Zur Entwicklung des topographischen Porträts Feldges (1980).

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Abb. 22: Codex Astensis (auch Codex Malabayla), Asti, Archivio Storico, fol. 35v/ 36r.

together scattered domains into a single political and juridical entity.«513 Ebenso bemerkenswert ist, dass im Codex Astensis am Rand des Textes Zahlen stehen, die sich auf einen heute verlorenen Liber Iurium bezogen, den Liber Vetus.514 Somit entsteht in Asti ein mehrfaches Bezugssystem: die Zahlen am Rand des Textes verweisen auf an anderer Stelle (im Kopialbuch) bewahrte Urkunden; beide Texte halten zudem – wie die Darstellungen der einzelnen Besitzungen – eine Verbindung zu tatsächlichen Orten im Gebiet von Asti. Und die Karte

513 Kupfer (1996), S. 304; Stercken (2006), S. 136–141, zur Visualisierung von Herrschaft durch die Inszenierung von Weltkarten im Umfeld (schon) des (frühmittelalterlichen) Herrschers. 514 Fissore (2002), S. 26: »… ci troviamo di fronte ad un libro comunale le cui finalit— divergono da quelle pi¾ consuete di costituire tanto una garanzia di preservazione nel tempo del patrimonio di diritti e di possessi su cui si fonda (o si fondava in altri pi¾ gloriosi momenti) la forza e la consistenza istituzionale del comune, quanto anche una rappresentazione degli interessi ideologici, politici ed amministrativi dell’istituzione, nel preciso momento storico in cui decise la costituzione della raccolta.« S. 25: »…il Codex Astensis si presenta a noi come un prodotto di forte impatto visivo per dimensioni, consistenza materiale, complesso e raffinato progetto illustrativo supportato da forme di scritturazione e di decorazione grafica che ne fanno indubbiamente il veicolo di sapevolezza. A questa finalit— cos‡ evidente non corrisponde tuttavia alcun riferimento interno al testo che ne avvalori la funzionalit— tecnico-giuridica.«

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wiederum hilft dabei, die narrativ aufgelisteten Orte visuell im Gebiet von Asti zu verorten. Die Eroberung von fremden Gebieten und der kriegerische Schutz des eigenen contado sind politische Begebenheiten, die zum Alltag eines Stadtstaates gehören, so jedenfalls lässt es die Ereignisgeschichte dieser Zeit erkennen. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn eroberte Städte und Kriegshandlungen ebenso Eingang in die Ikonographie der Kommunen fanden, das Beispiel Siena verdeutlichte dies. Ein Beispiel für die Mannigfaltigkeit der möglichen Bildträger ist das Grabmal des 1327 verstorbenen Aretiner Bischofs Guido Tarlati, das zeitgleich mit der Darstellung des Guidoriccio in Siena entstand.515 Dieses Monument im Dom von Arezzo ist inschriftlich als Werk der sienesischen Bildhauer Agostino di Giovanni und Agnolo di Ventura ausgewiesen und auf 1330 datiert: HOC OPU(S) FECIT MAGISTE(R) AGUSTINU(S) ET MAGISTE(R) ANGELU(S) DE SENIS MCCCXXX.516 Unterhalb des Sarkophags mit Liegefigur zeigt es sechzehn Darstellungen mit Szenen aus dem Leben des Verstorbenen.517 Die Szenen sechs bis vierzehn erinnern an Schlachtenerfolge von Arezzo, somit erzählt mehr als die Hälfte des Zyklus etwas über Gebietszuwächse der Kommune. 515 Delumeau (2010), S. 41, weist auf Guido Tarlatis Rolle beim Ausbau des Aretiner Territoriums hin. 516 Poeschke (2000), S. 159; Pelham (2000), S. 71, zum historischen Hintergrund; Freni (2003) zum ursprünglichen Ort des Grabes und zur Figur Tarlatis, S. 12: »His political role and the iconography of his tomb show that the location of his monument in the south chapel was not accidental. Guido Tarlati was heralded by the Aretines as the saviour of the city for his political and military merits.« Körner (2003), S. 318–320, sieht einen giottesken Bildbegriff bei den Geschichtsdarstellungen am Grab am Werk; Conticelli (2005), S. 189, weist auf die Verbindung zur Bronzetür vom Dom in Benevent und zum Architrav von San Clemente a Casauria hin: »La struttura iconografica di queste porte meridionali appare dunque come testimonianza di un precedente e diffuso utilizzo di certe tematiche che nella loro discorsivit— figurative che celebra la storia ricorre, mutatus mutandis, anche nel monumento della cattedrale di Arezzo.« 517 Es ist nicht das einzige italienische Bischofs- und Signorengrab, das mit Szenen aus dem Leben des Verstorbenen geschmückt ist. Eine Studie dieses Grabmalstypus steht noch aus, verwiesen werden soll an dieser Stelle aber auf das Grabmal von Berardo Maggi, Bischof von Brescia zwischen 1275 und 1308 und seit dem 6. März 1298 zudem noch Signore der Stadt, dazu Rossi (2005), S. 588–596. Wie bei Tarlati fungiert auch hier ein Maggi auf den Signorenstuhl folgender Verwandter, sein Bruder Maffeo Maggi, als Auftraggeber des Grabes. Auf dem Grab findet sich auf der einen Seite des Daches die Liegefigur im Hochrelief (auf dem hochragenden First hinter dem Gisant die Esequien), umstanden von den Evangelistensymbole. Auf der anderen Seite ein historisches Relief mit der Darstellung des Friedens von Brescia (25. März 1298) zwischen Guelfen und Ghibellinen, eine Einung, die erneut, als historisches Fresko, im Broletto von Brescia im unter Maggi errichteten neuen Flügel wiederholt wird. Mit den an den Ecken stehenden Figuren der Heiligen Bischöfe Apollonio und Filastrio und die Heiligen Märtyrer der Stadt Faustino und Giovita tauchen zudem die Stadtpatrone an diesem kommunalen Bischofsgrab auf.

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Abb. 23: Agostino di Giovanni und Agnolo di Ventura, Relieftafeln mit den Taten von Bischof Tarlati, Arezzo, Dom, Grabmal Guido Tarlati, 1330.

Alle Relieftafeln sind jeweils auf dem oberen Rahmen mit dem Thema der Darstellung betitelt, bei den neun Darstellungen von Einnahmen und Unterwerfungen war allein der Name der eroberten Stadt ausreichend.518 Zum besseren Verständnis der Reliefs sei gesagt, dass Tarlati nicht nur das geistige, sondern auch das weltliche Oberhaupt der Stadt war: neben seinem Amt als Bischof von Arezzo seit 1312 war er seit 1321 Signore der Stadt. Diese beiden wichtigen Stationen in seinem Leben eröffnen den Bildzyklus an seinem Grab: FATTO VESCOVO und CHIAMATO SIGNORE. Die beiden anschließenden Reliefs zeigen zwei allegorische Darstellungen, und zwar einmal die COMUNE PELATO, dargestellt durch einen in der Mitte thronenden bärtigen Mann, der von sieben Figuren bedrängt wird. Es folgt die Darstellung der COMUNE IN SIGNORIA, in der erneut die Personifikation der Kommune erhöht links thront und Recht spricht, da im rechten Vordergrund zwei kniende Delinquenten enthauptet werden.519 Die zweite Reihe der Reliefs setzt mit dem Neubau der

518 Leider sind die Inschriften im 18. Jahrhundert erneuert worden, sie basieren aber möglicherweise auf dem originalen Befund. 519 Eine umfangreichere Variation dieses Motivs ist im Palazzo Pubblico in Siena zu erkennen, wo sich dem Betrachter der Allegorie der Stadtregierung Sienas auf der linken Seite die

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Mauer von Arezzo ein (EL FARE DELLE MURA), der von Tarlati 1319 organisiert wurde, es folgen die schon genannten neun Reliefs mit Einnahmen von Städten:520 die Eroberung des Kastells von Lucignano (LUCIGNANO), die Eroberung Chiusis (CHIUSCI) sowie die Eroberung von Fronzola (FRONZOLA). Im dritten Register sieht man die Eroberung des Kastells Focognano (CASTEL FOCOGNANO), die Eroberung von Rondine (RONDINE), die Eroberung von Bugine (BUGINE) sowie die Eroberung von Caprese (CAPRESE). Im untersten Register folgen die Zerstörung von Laterina (LATERINA) und die Zerstörung von Monte San Savino (MONTE S. SAVINO). Der Zyklus schließt mit der Darstellung der Krönung von Ludwig dem Bayern zum König von Italien 1327 in Mailand durch Guido Tarlati (LA CORONAZIONE) und dem im gleichen Jahr erfolgten Tod des Bischofs (LA MORTE DI MISERE) am 21. Oktober.521 Es ergibt sich also folgendes Bild: Am Grabmal von Guido Tarlati wurden die wichtigsten Stationen seines Lebens als Anfangs- und Schlusspunkt seiner Stellung als Signore von Arezzo versinnbildlicht. Die Darstellung seiner Taten beginnt nicht mit seiner Geburt, Jugend oder Ausbildung sondern mit seinem zweifachen Amtsantritt – erst Bischof und dann Signore. Den größten Raum aber nimmt die Schilderung seines Wirkens für die Kommune ein, die durch die Personifikation am Grab selbst bezeugt, wie schlecht es ihr vor dem Amtsantritt ging und wie wohl sich alles unter Tarlati entwickelte. Vergleichbare Ideen und Schwerpunktsetzungen sind in den Annales Ianuenses zu erkennen: der Mauerbau, der sowohl zwei Randzeichen und einen langen und glorifizierenden Bericht erhält, sowie die katalogartige Aufzählung von Eroberungen und kriegerischen Erfolgen. Ebenso repetitiv ist dort die Betonung dessen, was als »Pflicht« der Konsuln verstanden wurde: Schlachten zu führen und den Besitz der Kommune, das Gemeinwohl, zu vermehren. Das Grabmal Tarlati bietet dem Betrachter also eine Chronik des Lebens Tarlatis, der zugleich als kommunaler Amtsträger und als Tugendspiegel dessen, was ein Signore zu leisten habe, präsentiert wird: Seine Verdienste also sind Verdienste, die er im Dienst der Kommune für die Kommune erlangte.522 Die Inschriften über den einzelnen Reliefs – in volgare, nicht in Auswirkungen der schlechten, auf der linken Seite hingegen die Auswirkungen der guten Regierung zeigen. 520 Pelham (2000), S. 83, schreibt, dass Arezzo nicht allein durch das Wappen am Tor zu erkennen sei, sondern auch durch die Kathedrale im linken Hintergrund, die während Tarlatis Amtszeit vollendet wurde und den Regierungssitz (den Palazzo Comunale), so dass sowohl der geistliche als auch der weltliche Wirkungsort des Bischofs und Signore im Relief verbildlicht wurden. 521 Der Zyklus schließt mit der für ihn als Ghibellinen wichtigen Tat der Krönung des Königs (Tarlati war kaiserlicher Vikar und Kanzler von Ludwig dem Bayern und ein treuer Parteigänger des Herrschers) und setzt als Schlusspunkt den Tod – nicht verwunderlich, da sich die Reliefs am Grabmal Tarlatis befinden. 522 Vasari berichtet, dass der Auftraggeber des Grabes Tarlatis Bruder war, der ihm im Amt folgte; Pelham (2000), S. 77, bezweifelt dies. Villanis Eintrag zum Tod von Guido Tarlati in

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Latein – verstärken die Verbindung mit einem illustrierten Chroniktext, bei dem nicht die überzeitliche Glorifizierung eines condottiere als abstraktem Idealbild eines signore, sondern die Lesbarkeit der Geschichte des Lebens von Tarlati als Teil des städtischen Lebens im Vordergrund steht, im Sinne einer personifizierten Stadtchronik. Ganz allgemein kann bei den Kastellzeichnungen zu den Genueser Annalen von dem Versuch gesprochen werden, ein städtisches Territorium zu erschließen. Bei diesem Prozess kam es nicht sofort zu einer flächendeckenden unificazione politica: gerade im 12. Jahrhundert hatte die Territorialisierung noch etwas additives, die politische Fragmentierung blieb bestehen. Genua beherrschte nicht das gesamte Territorium der Küste zwischen Ventimiglia und Portovenere oder über den Apennin, es kontrollierte vielmehr die wichtigsten Hafenplätze und die Straßen, die Zugriff aufs Hinterland erlauben. Das ändert sich erst – wie in anderen Städten – im 14. Jahrhundert, wo eine wirkliche Kontrolle über ein Territorium einsetzte. Johannes von Salisbury schreibt in seinem zweiten historiographischen Werk, der Historia Pontificalis über den Zusammenhang von Chronik und Urkunde, dass die Narration die Privilegien und Urkunden bestärken beziehungsweise bewahrheiten könne.523 Zudem nütze die historische Aufzeichnung zur Begründung oder zur Entwertung der Vorschriften und zur Bestärkung oder zur Entkräftung der Rechte. Wenngleich viele der Texte der pragmatischen Schriftlichkeit, wie Stadtchroniken, Chartulare oder andere Register einen eigenen Beitrag zur schriftlichen Fixierung eines im Entstehen begriffenen Rechtszustandes beitrugen, funktionierten sie doch auf unterschiedliche Weise und waren auch verschiedenartig strukturiert. Die innere Ordnung der Jahrbücher ist chronologisch und narrativ, die der Kopialbücher additiv und thematisch. Beide aber veränderten und verkürzten eine Realität historischer oder rechtlicher Natur.524 Girolamo Arnaldi bezeichnete in seiner Untersuchung zur seiner Cronica (Buch X, 35) lautet: »E lui morto, per gli suoi ne fu potato il corpo ad Arezzo e l— sepolto a grande onore, come quegli ch’avea molto accresiuta la citt— di Arezzo e ’l suo vescovado.« Tarlatis Grabmal wurde also von dem Zeitgenossen Villani als Ehrenbegräbnis für einen verdienstvollen Staatsmann, der viel zum Wachstum der Stadt und des Erzbistums beigetragen hatte, verstanden. 523 Historia (1986), S. 1–4, hier S. 3: »Valet etiam noticia cronicorum ad statuendas vel evacuandas prescriptiones et privilegia roboranda vel infirmanda […].« Zu überlegen ist, ob Johannes von Salisbury hier mit den Vorschriften (prescriptiones) das tradierte Gewohnheitsrecht (die consuetudines) meint. 524 Bartoli Langeli (2004), S. 68: »ð opportuno ricordare che tra la realt— e la documentazione, tra descrizione realistica e formalizzazione giuridica c’À non solo andata ma ritorno: in andata il notaio assume la res gesta che glie viene consegnata (À la rogatio), non passivamente ma riducendola alla misura dell’instrumentum; in ritorno egli restituisce quella stesssa res gesta pi¾ forte e solida, trasformata da fatto privato a fatto irrefutabile, autentico, pubblico.«

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cronaca come documento autentico die Annales Ianuenses als Unikum – sie seien eine von einem Schreiber (häufig einem Notar) erstellte zeitliche »Urkunde«, ein Text mit möglicher Rechtskraft.525 Die Besonderheit des Genueser Textes liegt darin, dass er beglaubigt (autentico) sei, da er von der Hand des mit öffentlichem Vertrauen ausgestatteten Notars, von den publici scribani, aufgeschrieben wurde und damit ebensolche Rechtskraft besäße wie eine Urkunde: Arnaldi spricht daher von einer diplomatica delle cronache medievali.526 Enrico Fainis These zufolge, die auf Arbeiten zum Zusammenhang von Chronik und (notarieller) Dokumentation von Girolamo Arnaldi, Gherardo Ortalli und Marino Zabbia aufbaut, waren es die Erinnerungen, die im Zuge von juristischen Auseinandersetzungen gesammelt wurden und damit verbunden die Suche nach »historischer Wahrheit«, die die neue, kommunale Geschichtsschreibung formten.527 Auch wenn Paolo Cammarosano allgemein das Fehlen eines direkten Zusammenhang zwischen Liber Iurium und den Stadtchroniken herausstellte, sind ihm doch einige Sonderfälle bekannt, zu denen er an erster Stelle Genua zählt.528 Die Stadt stellt für ihn »il pi¾ antico caso a noi noto di avvicinamento tra narrazione cronistica e redazione dei cartulari cittadini« dar.529 Caffaro als Chronist der sich formierenden Kommune beschreibt daher nur folgerichtig das Ausgreifen in den contado.530 Obertus hingegen wird von Paolo Cammarosano als der Chronist 525 Busch (1997), S. 28, definiert in seiner Arbeit über die Mailänder Chronistik seine Quellen als solche, »die vergangenes Geschehen nicht in rechtserheblicher Form festhalten wollen. ›Geschichtsschreibung‹ oder ›Historiographie‹ dient also zunächst einmal als Sammelbegriff für alle Aufzeichnungen außerhalb des Urkundenwesens, die vergangenes Geschehen festhalten.« Historiographische Texte entstehen eben nicht als Urkunden, aber sie können zur Grundlage von Urkunden werden, wenn ihr Inhalt dazu genutzt wird, Rechtssicherheit zu schaffen. Vgl. auch Kuchenbuch (1991) zum Zusammenhang von Verschriftlichung und Recht. 526 Arnaldi (1966), S. 294 und 297. 527 Faini (2008), S. 69: »… i testimoni raccontavano episodi del loro passato; tra questi episodi c’erano anche le vicende storiche che troviamo negli annali e nelle cronache. Queste vicende servivano per datare i ricordi e costuriere una cronologia.« Arnaldi (1966); Zabbia (1991). Ortalli (1989), S. 513, bezeichnet die Annales Ianuenses als Beispiel des »Triumph[s] der humanistischen Geschichtsschreibung«, die sich Dokumenten, also Urkunden usw. bediente, um die historischen Sachverhalte »wahrheitsgetreu« zu schildern. Mit Blick auf die Chroniken Süditaliens (die Chartularchroniken von Farfa, San Vincenzo al Volturno, Monte Cassino, San Clemente in Casauria) formuliert er, S. 515: »Sono i testi del medio evo italiano in cui maggiormente la memoria storica À stata affidata alla certificazione documentaria.« Wie Cammarosano (1995) verweist auch Ortalli auf die geringe Anzahl von Dokumenten, die in die kommunalen Geschichtstexte inseriert worden wären und erklärt dies mit dem (wenig nachvollziehbaren) Argument, das Dokument sei damals noch nicht »la via privilegiata per la verita« gewesen, sondern wurde dies erst mit dem beginnenden Humanismus, S. 520–522. 528 Cammarosano (1995), S. 310; daneben auch in Reggio Emilia, Spoleto, Asti und Venedig. 529 Cammarosano (1995), S. 313. 530 Frank Schweppenstette (2003), S. 279, kam bei seiner Analyse der frühen Teile der Annales

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des Krieges zwischen Pisa und Genua um die Vorherrschaft im tyrrhenischen Meer verstanden. Seine Gebietsbeschreibungen sind daher weniger territorial als vielmehr im Spannungsverhältnis von Defensive und Offensive zu denken: Caffaro verstärke die neu eroberten, Obertus die umkämpften Gebiete.531

Ianuenses zu dem Ergebnis, dass Caffaro in »funktional vielfältiger Weise an die Erfolge der ersten Formierungsphase der Kommune Genua« erinnern wollte. 531 Cammarosano (1995), S. 313, erkennt eine besondere Aufmerksamkeit im Bezug auf die vielfältigen Formen der städtischen Schriftlichkeit bei Caffaro und Obertus. So 1122, wo Caffaro von der Einsetzung von clavari, scribani und eines cancellarius berichtet; oder 1125 über die Einführung der testes publici. Zudem verweist er auf weitere kommunale Bücher : libri und istorie, in denen man die Taten der Genuesen in Almeria lesen könne, die cartularii, in die 1159 die Kosten der Arbeiter beim Mauerbau aufgenommen wurden sowie das registrum comunis. S. 99: Caffaro und Obertus verweisen auf das registrum, ohne den direkten Wortlaut des dort verbuchten Beschlusses erneut zu wiederholen.

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Erinnerungsmedien: Spolien, Trophäen und Artefakte im Stadtraum Genuas

Standen im vorherigen Kapitel die Verfahren im Vordergrund, territoriale Eroberungen und die Konsolidierung des contado mit Hilfe schriftgestützter Erinnerung zu konservieren, wird in diesem Kapitel eine andere Form historischen Gedächtnisses analysiert: verschiedene Praktiken der »Monumentalisierung« von Geschichte. Dabei rücken die wechselseitigen Beziehungen zwischen den Monumenten im Stadtraum von Genua und den drei historiographischen Texten der Stadt, den Annales Ianuenses, dem Liber de liberatione civitatum orientis (1. Kreuzzug 1083–1109) und der Ystoria captionis Almarie et Turtuose (2. Kreuzzug 1146–1147) in den Fokus der Analyse.532 Frank Schweppenstette arbeitete in seiner Dissertation zur städtischen Geschichtsschreibung Genuas heraus, dass die hier verbuchte Historie kein »Zuschauerwissen« gewesen sei, sondern historisches Wissen, das die herrschende Klasse als politisches Instrument für sich erschuf.533 Daher ist zu fragen, in welchem Verhältnis die nach außen in den Stadtraum und somit in eine kommunale Öffentlichkeit wirkenden Monumente zu diesen Texten stehen. Oder genauer : wie diese Denkmale den Text übersetzten, welche visuellen und kommunikativen Strategien dabei zum Einsatz kamen und wie die historische Erinnerung durch ihre Veröffentlichung im Stadtraum – aus dem Raum zwischen den Buchdeckeln hinaus – in ihrer Wirkmächtigkeit noch gesteigert wurde. Genua schmückte sich mit mannigfachen Gedächtnismalen an die großen Taten der eigenen Vergangenheit. An verschiedenen Orten im Stadtraum wurden 532 Macconi (1989), geht von einer sensibile fragilit— istituzionale in Genua aus, einem Staat, der nur als additives Gebilde seiner einzelnen Akteure existiert – und betonte die Rolle und Bedeutung der innerhalb des Stadtraumes eingesetzten »Bilder der Macht« für die Konstitution und Versicherung dieser Gemeinschaft. Zu ihnen zählt er die Annales Ianuenses, die Mauer mit den Toren sowie die Taten (= Erinnerungen an die Taten) während des Ersten und des Zweiten Kreuzzuges. 533 Schweppenstette (2003), u. a. S. 285. Ebenso zu den Aufgaben der Annales Ianuenses für die Politik der Kommune Crouzet-Pavan (1994), in der Gegenüberstellung zur Historiographie von Venedig.

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diese wertvollen kommunalen »Herrschafts-Zeichen« aufbewahrt, monumenta, die an herausragende Taten und die großen Siege im Kampf gegen die Ungläubigen erinnerten. Eine vergleichbare Praxis ist in Pisa vor allem im Bereich um den Dom zu beobachten.534 Beiden Seerepubliken gemein ist die frühe Verschriftlichung der historischen Erinnerung, die somit zum Subtext für die aufgestellten Beutestücke und anderen Denkmale werden konnte.535 Waren es in Genua die Annales Ianuenses und die in den 1150er Jahren entstandenen, ebenfalls von Caffaro verfassten Schriften Liber de liberatione civitatum orientis und Ystoria captionis Almerie et Turtuose, schrieb Bernardo Maragone in Pisa am Ende des 12. Jahrhunderts seine Annalen.536 Zudem entstanden mit dem Liber Maiorichinus, dem Carmen in victoriam Pisanorum und der Gesta Triumphalia schon ab dem frühen 12. Jahrhundert Werke, die die Seesiege der Pisaner hymnisch überhöhten.537 Der Konkurrenzkampf der beiden mächtigen Seerepubliken um die Deutungshoheit der Siege wird in diesen Schriften sichtbar – und die urbanen Siegesmale unterstützten diesen Kampf.538 So berichtete die Pisaner Gesta Triumphalia, die die Einnahme von Jerusalem 1099, den Balearen-Feldzug von 1115–1117 sowie Siege gegen die Genuesen behandelt, zum Jahr 1098 von der Aussendung der Pisaner nach Jerusalem im Auftrag von Papst Urban II., um die Heilige Stadt aus den Händen der Heiden zu befreien.539 534 Diese museale Nutzung des urbanen Raums ist kein Genueser Sonderfall, sondern findet sich in vielen Städten des 12. Jahrhunderts, so – nur ein Beispiel unter vielen – Pisa, das von Scalia (2007), S. 824, mit Blick auf die Domfassade als »galleria e vitrina dei trionfi militari pisani contro l’Islam« bezeichnet wurde. Robert Guiskard lies 1072 aus dem besiegten Palermo Bronzetüren in signum victoriae suae nach Troia translozieren, Herklotz (1985), S. 211/212; und Venedig stellt 1172 zwei Säulen (vielleicht) aus Konstantinopel auf der Piazzetta auf, Schulze (1989), S. 181. Petti Balbi (1995), S. 38 zum Verhältnis von Geschichtsschreibung, Heldenepos, Seerepubliken und dem Anti-Sarazenen-Kampf; zu Pisa Tangheroni (1982). 535 von der Höh (2006) und Scalia (1963); Scalia (1970); Scalia (1972); Scalia (1987); Scalia (2007). 536 Bernwieser (2012), S. 49/50 sagt, Bernardo Maragone schreibe seine Geschichte als historisches Handbuch für Amtsträger in einer Wissenskrise, vgl. Engl (2009); Engl (2011), S. 8–12. 537 Annales Pisani (1936); Carmen (1971); Liber (1904); Gesta (1936). Der Liber de liberatione wird durch Face (1980), S. 172, als eine Beschreibung der Teilnahme der Genuesen am ersten Kreuzzug samt Auflistung ihrer Privilegien und Besitzungen charakterisiert, mit denen die als dankbar geschilderten lateinischen Machthaber in Syrien sie entlohnten und die die Basis für das Genueser Kolonialreich im östlichen Mittelmeerraum bildeten. Diese kurze Beschreibung trifft das Ziel der Historiographie im Kern, stellt sie doch ein chronologisch geordnetes Chartular mit narrativer Anreicherung dar. 538 Zur Konkurrenz um die – kirchliche – Herrschaft über Korsika Violante (1963); Polonio (Feloni) (1993b); Scalia (1995). 539 Annales Pisani (1936), S. 7: »Populus Pisanus iussu domini pape Urbani II, in navibus CXX ad liberandam Jerusalem de manibus paganorum profectus est. Das Pisaner Volk wurde auf Befehl von Papst Urban II. mit 120 Schiffen zur Befreiung von Jerusalem aus den Händen

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Auf dem Weg dorthin wären viele Städte eingenommen worden, unter anderem Laodicea (die syrische Hafenstadt Latakia) im Verbund mit Bohemund von Tarent, wie auch Gibelet zusammen mit Raimund von Toulouse.540 Aussagekräftig ist, dass der Text mit den Kreuzzugsprotagonisten Bohemund und Raimund nicht nur Personen nannte, die ebenso aus der Genueser Historiographie bekannt sind, sondern die Taten auch an denselben Schauplätzen verortete – ein Blick in die Genueser Historiographie aber den Eindruck erweckt, dass es vor allem die Genueser waren, die im Auftrag des Papstes alle diese Kriegszüge unternahmen.541 Beide Seerepubliken schrieben sich so in die Narration des »heiligen« Kampfes um das Grab Christi ein, die damit zu einer Art von Gründungsmythos beider Kommunen aufsteigen konnte – und zugleich die Legitimation für die aggressive Expansion und die damit verbundenen Eroberungen in der Levante lieferte. Ist der historischen Erzählung an sich und per Gattungsmerkmal der Wahrhaftigkeitsanspruch inhärent, wird der Text in seiner Glaubwürdigkeit sowohl in Pisa als auch in Genua zudem durch Denkmale unterstützt. Dazu zählten im 12. Jahrhundert vor allem Raubgut (Spolien und Trophäen), aber auch Inschriften mit historischem Inhalt oder Wandmalereien mit der Darstellung von Schlachtenerfolgen.542 Diese Erinnerungsmedien variierten in ihrer Nähe zum Ereignis – und damit auch in ihrer Beweiskraft: die städtische Geschichtsder Heiden ausgesandt.« Erdmann (1935), S. 101–103; Tangheroni (1986), S. 507; Tangheroni (2004); Puglia (2006); Franceschi/Taddei (2012) zur Bedeutung des Sieges für den Aufstieg von Pisa und Genua zur See- und Handelsmacht, S. 39. 540 Annales Pisani (1936), S. 7: »Proficiscendo vero Licatam et Cefaloniam, urbes fortissimas, expugnantes expoliaverunt quoniam Ierosolimitanum iter impedire consueverunt. In eodem autem itinere Pisanus Populus Maidam, urbem fortissimam, cepit, et Laudociam cum Boemondo et Gibellum cum ipso et Raimundo comite Sancti Egidii obsedit. Inde igitur digressi, venerunt Jerosolimam.« Vgl. Puglia (2006), S. 198. 541 Dies wird besonders deutlich bei den Gesta triumphalia per Pisanos, die mit den facta de captione Hierusalem beginnen – und dann im Text nur zu berichten wissen, Jerusalem sei von »den Christen« eingenommen worden, da die Pisaner erst nach der Einnahme das Heilige Land erreichten, Gesta (2010), S. 4. Der erste Pisaner Erzbischof Daibert, einer der Anführer des Pisaner Kontingents (in den Quellen dominus et rector oder auch rector et ductor), gelangte auf die einflussreiche Position des Patriarchen von Jerusalem, dazu Matzke (1998), v. a. S. 135–152 für die Pisaner Kreuzzugsaktivitäten, und S. 153–187 über sein Amt als Patriarch von Jerusalem. Die meisten der historiographischen (französischen) Quellen zum Kreuzzug nennen rein summarisch die Pisaner und Genuesen ohne zwischen den Städten zu differenzieren. 542 Diefenbach (2002), S. 70/71: »Das verstärkte Aufkommen einer auf Außenräume ausgerichteten Fassadenepigraphik ist ein allgemeines Phänomen in den Städten des 12. Jahrhunderts und lässt sich auch in Kontexten beobachten, die keine Rezeption antiker Vorbilder nahe legen […] Die Entstehung städtischer Gemeinden und die steigende Relevanz öffentlicher Orte (Märkte, Brücken, Tore, Straßen) führte zu einer der Situation antiker Städte vergleichbaren Aufwertung urbaner Öffentlichkeit, die sich unter anderem in einem analogen epigraphischen Erscheinungsbild außenraumbezogener Inschriften äußerte.« Dazu auch Haverkamp (1995), hier S. 89–91.

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schreibung, die Wandmalereien und Inschriften konnten ihren Charakter als artifizielle Produkte niemals vollständig leugnen, sich nicht gänzlich vom Stigma des Geschaffenen lösen.543 Dies konnte von Vorteil sein, wenn die Schönheit der Kathedrale oder die Höhe der Stadttore von der Potenz der Stadt kündeten. Dies konnte aber auch zum Problem werden, wenn beispielsweise Siegesmale in den Verdacht des Nicht-Authentischen, des möglicherweise Gefälschten gerieten. Translozierte Objekte hingegen bezeugten allein schon aufgrund ihrer Materialität die Tat und verwiesen zugleich und andauernd auf den Ort ihrer Provenienz. Als Spolien schufen sie so ein Verweissystem, das den neuen Raum ihrer Aufbewahrung (Genua) mit dem alten Raum der Entnahme (der eroberten Stadt) verband.544 Gestützt auf Erinnerung in Form von Narrationen über ihre Herkunft und die Gründe ihrer Übertragung bestärkten sie somit (nicht nur in Genua) unter anderem Rechtsansprüche, die durch erfolgreiche Eroberungen erlangt worden waren. Sie trugen zudem dazu bei, die Stadtgemeinschaft als Kampf- und Aktionsbündnis zu einen, in dem über die im Stadtraum ausgestellten Trophäen die großen Taten der Vergangenheit ständig vergegenwärtigt wurden. Und nicht zuletzt werteten alle diese Objekte den Stadtraum auf, sie schmückten ihn und verliehen der Gemeinschaft historische Tiefe und geographische Weite.

5.1. Erinnerung/Denkmal/Öffentlichkeit Das Phänomen Zeit ist in der Wahrnehmung an ein handelndes Subjekt gebunden; in der Tat und im Ablauf erfährt der Mensch sein In-der-Zeit-sein, also Zeitlichkeit.545 Dabei offenbart sich der transitorische Charakter der Zeit, die sich fortwährend von einem ist der Gegenwart in ein war der Vergangenheit 543 Herklotz (1985), S. 219, weist darauf hin, dass seit dem 12. Jahrhundert »il termine di memoria venne sempre pi¾ frequentemente accostato alle creazione artistiche« – so dass hier ein deutlicher Bruch mit der Spolienpraxis der Zeit davor zu erkennen sei. 544 Zum Begriff der Spolie vgl. s. v. spolia (1929) sowie s. v. praeda (1954): spolia bezeichnet zunächst die Gesamtheit der in der Schlacht erbeuteten Waffen und sonstigen Dinge: arma et spolia. Diese Kriegsbeute (praeda) fiel dem Staat/Feldherren zu, ein Teil konnte aber auch privat erlangt werden und wurde im Tempel oder auch im Haus des neuen Besitzers ausgestellt. Krug (2009), S. 43, definiert Spolien als Kriegsbeute, die zugleich den Sieg dauerhaft – als Trophäe – darstellten und verbindet somit zugleich den Gewinn mit dem Erinnerungsgedanken. Besonders bedeutsam ist der Hinweis darauf (S. 37), dass Spolien »in ihrer Umgebung sichtbar als Fremdkörper« auffallen – was ihren Wert als Aufmerksamkeit erzeugendes Denk-Mal maßgeblich erhöht. 545 Dux (1989), S. 49, zur Handlungszeit als naturwüchsiger Zeit und besonders zum (frühen) Mittelalter, S. 316: »Die Bindung an die Handlung und die Handlungslogik lässt die Zeit wie überall konkret und qualitativ sein. Eine abstrakte Zeit […] war undenkbar.« »Die Zeit der Handlungen und Erzählungen« in: Assmann (1999), S. 14–17. Vgl. auch Kolmer (2003).

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umwandelt, von einem Tun in ein Getan transformiert. Dies bedeutet erstens – Augustinus hatte es formuliert –, dass die Zeit im Jetzt der Wahrnehmung als augenblickliche Erfahrung präsent ist, zugleich aber auch als Erinnerung an Taten existiert und zudem prospektiv, als Erwartung von Zukünftigem, vorgestellt werden kann.546 Zeitwahrnehmung, Ereignis und Geschichte sind also phänomenologisch auf das Engste miteinander verbunden. Dies bedeutet zweitens, dass es die Taten eines Menschen oder einer Gruppe sind, die EreignisGeschichte konstituieren, indem diese retrospektiv durch die Akteure dieser (gemeinschaftlich) vollbrachten Taten erinnert werden.547 Und drittens, dass durch diese Erinnerung die Gemeinschaft, die sich ja erst durch die vollbrachte Tat ausprägte und als Einheit verstand, in der Gegenwart fortwährend bestätigt und bekräftigt wird.548 Unterschiedliche Medien unterstützen dabei diese Erinnerungsleistung, in denen sie speicherbar, sichtbar und verortbar wird: schriftliche und bildliche Vermittler.549 Damit ist die Möglichkeit und die Vorstellung verbunden, Zeit sei durch eine mediale Übertragung zum Verweilen zu überreden.550 Bekannte Medien dieser Erinnerung sind historiographische 546 Zu Augustinus siehe S. 25/26. 547 Die Literatur zum Feld der Erinnerungsgemeinschaft und zu den (städtischen) Erinnerungskulturen ist umfangreich, vgl. u. a. Assmann (1988); Burke (1991); Graf (1991) zum Schlachtengedenken als Medium der kollektiven Identität; Assmann (1992) mit seiner wirkmächtigen Unterteilung von kommunikativem (lebendigem) und kulturellem (geformtem, entkörperlichtem, kanonischem) Gedächtnis von Gruppen; Mitterauer (1997), S. 39–42 zum Schlachtengedenken; Lottes (2000); Graf (2003) zu den Gedenktagen der kommunalen Geschichte (unterteilt in Konfliktgedenken; Katastrophengedenken und Stiftergedenken); Oexle (2004), mit dem Versuch einer historischen Begriffsklärung; von der Höh (2006), v. a. S. 21–37; Späth (2007), v. a. S. 15–26; einen guten Überblick liefert Rösener (2009), S. 214/215 mit kurzem Blick auf die Städte; Engl (2011) zur Erinnerung als »Wissen um die Vergangenheit«, das als politisch-administratives Wissen den kommunalen Repräsentanten zur Verfügung gestellt werden muss. 548 Vgl. Wodak (1998), v. a. S. 32–40; Dartmann (2007), S. 183/184: »Durch die Erzählung einer Vergangenheit kann retrospektiv die Identität eines Kollektivs – wie auch einer Person – behauptet werden. Dies geschieht, indem dieselbe Gruppe als Akteur innerhalb dieser Geschichte zum Träger der Handlung wird. Dadurch wird im Nachhinein behauptet, es habe sich immer um dasselbe kollektive Subjekt gehandelt, das über die Zeiten hinweg und trotz aller Wandlungen der Umstände das Geschehen geprägt oder erduldet hat. Insofern kann die Geschichtserzählung als retrospektive Konstruktion einer kollektiven Identität fungieren.« Vgl. Straub (1998), v. a. S. 96–104 (»Kollektive Identitäten sind kommunikative Konstrukte«); auch Wagner (1998), S. 69/70, der betont, dass die Geschichte der Gemeinschaft in der Gegenwart geschrieben wird, um für die Zeitgenossen den Mythos einer gemeinsamen Vergangenheit zu konstruieren. 549 Einen begrifflichen Klärungsversuch zu Medien(geschichte) und Kommunikation(sgeschichte) bietet Depkat (2003). 550 Graf (1991), S. 67: »Inschriften, Gedächtnistafeln, Ereignisbilder, auch gegenständliche Erinnerungszeichen wie eingemauerte Kanonenkugeln sollten Geschichte im öffentlichen Raum präsent halten. Zu den Erinnerungsmedien gehörte mitunter auch besonders Gebäck, das am Gedächtnistag gebacken wurde.«

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Texte, die die vergangene Zeit in die schriftlich fixierte Form überführen, und damit teils verbunden, teils unabhängig davon auch in oralen Kulturen existierend, verschiedene Formen der Visualisierung und Monumentalisierung von Zeit, sei es in der Wandmalerei, im steinernen oder bronzenen Erinnerungsmal, oder auch im Re-Enactment wie der Jahresfeier oder anderen Gattungen der regelmäßigen szenischen Wiederaufführung erinnerungswürdiger Ereignisse. Durch diese schriftliche oder bildliche Transformation des Ereignisses (der Tat, in der Zeit ist) wird es zugleich verewigt und vergegenwärtigt; die Erinnerung ist geformt und formt(e) zugleich die sie schaffende Gemeinschaft von Akteuren. Durch die Übertragung einer innerkörperlich vorhandenen Erinnerung in ein außerhalb des Körpers existierendes Medium wird die Zeit sichtbar : Monumente in Schrift und Bild sind externe Speichermedien. Die reine Zeit ist dabei als Abstraktum nicht in ein Medium zu bannen, sie muss erst die Form von Geschichte (im Sinne einer narrativen Aufarbeitung von Ereignissen) annehmen, um fixierbar und damit sichtbar zu werden, bzw. das Erinnerungsmal verweist indexikalisch auf die es umgebenden (und geschaffenhabenden) Narrationen.551 Diese Geschichte als historische Erinnerung einer Gemeinschaft – und so wird der Begriff hier verwendet – ist dabei zugleich immer auch einem Selektionsprozess unterworfen, da nicht alles, was passiert, zugleich auch konserviert werden kann und werden soll.552 Geschichte hat immer einen Autoren, der in seiner Zeit und für seine Zeit schreibt; hinzu kommt, dass im Gedächtnis einer Gemeinschaft, beispielsweise in einer Stadtchronik, die Erinnerungen des Einzelnen an die gemeinschaftlich vollbrachte Tat zurücktreten und zu einer allgemeineren Perspektive verschmolzen werden.553 Die enge Verbindung von Erinnerung und einem wie auch immer gearteten Denkmal wird rein sprachlich durch die Verwandtschaft von monere (erinnern) und monumentum (Denkmal/ Erinnerungszeichen) bezeugt.554 Alois Riegl hatte drei Arten des Denkmals 551 Rüsen (1990), S. 12, zufolge ist die Erinnerung »ein unverzichtbares Medium der kulturellen Orientierung von Handeln und der Bildung tragfähiger personaler und sozialer Identität«; erst durch die Transformation von erlebten Ereignissen in narrative Erinnerung wird der vergangenen Zeit ein Sinn zugesprochen. Vgl. zur narrativen Verfasstheit von Geschichte White (1986), zur Fiktionalität das Faktischen v. a. S. 145–160. Zur Geschichte als »Handlungsablauf in der Zeit« vgl. Goetz (1997), v. a. S. 20–24. 552 Dazu u. a. auch Assmann (1992), S. 130–144, zur Dichotomie von Ich- und Wir-Identität und Formen der kollektiven Identität. 553 Barthes (1968), zum Problem der verschleierten Autorenschaft in der Historiographie; zur Sprache der Annales Ianuenses Schweppenstette (2003), S. 88–96. 554 Wibiral (1982), S. 93, zum antiken Wortgebrauch von monumentum und monimentum als »id quo quis monetur« – im engen Zusammenhang mit memoria und res recordationem conservans. Im Mittelalter wird der Begriff weitgehend auf das Grabmal und den heiligen Ort beschränkt (Monumentum als sepulcrum/memoria), wenn gleich die Idee des Denkmals weiterlebt, S. 94/95. Zum Wortgebrauch auch Herklotz (1985), u. a. S. 16–18 und S. 218/219; zur Wiederbelebung der monumentalen Inschriftenpraxis in Pisa von der Höh

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unterschieden, das gewollte Denkmal, das historische Denkmal und das Altersdenkmal. Die »gewollten« Denkmale seien ihm zufolge von den Zeitgenossen aufgestellt worden, um den Nachlebenden Zeugnisse ihres »künstlerischen und kulturellen Lebens und Schaffens zu hinterlassen.«555 Ihnen ist ein absichtsvoller Erinnerungswert inhärent: Der gewollte Erinnerungswert hat überhaupt den von Anbeginn, das heißt von der Errichtung des Denkmals gesetzten Zweck, einen Moment gewissermaßen niemals zur Vergangenheit werden zu lassen, im Bewusstsein der Nachlebenden stets gegenwärtig und lebendig zu erhalten.556

Ein Zeitgenosse Caffaros formulierte diesen Gedanken im Prolog der Vita Anselms von Lucca wie folgt: Die alten Römer konnten es nicht ertragen, dass ihre glänzenden Taten durch den Lauf der Zeit verhüllt werden würden. Und so stellten sie zuerst öffentlich für die Ihren Figuren nach dem Leben aus Bronze und Marmor zur Erhaltung des Ruhmes auf. Bald aber konnten schon die größten Plätze die Statueninschriften nicht mehr aufnehmen, und so nahm das Werk die Form von kürzeren und passenderen Inschriften an.557

Die große Tat, eine Denkmalsetzung (in Form einer Statue) und der Nutzen der Schrift (Inschrift) werden in dieser Quelle aus dem 12. Jahrhundert miteinander verbunden. Als Ort für diese Medien wird der städtische Raum als »Bühne« genannt, wie auch eine nicht näher gefasste »Öffentlichkeit« vorausgesetzt, für die und in welcher die Tat als Erinnerung(smal) inszeniert wurde. Auch der Stadtraum Genuas wurde im Hochmittelalter als öffentlicher Raum verstanden und als Bühne für eine Vielzahl von Denkmälern genutzt.558 Formal unter-

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(2006), S. 213 und 365–370. DuCange (1885), S. 335–337 (s. v. memoria) und S. 514 (s. v. monumentum); Reinle (1986), Sp. 697, schreibt: »Der Sieg Pisas von Palermo mit der Sicherung der Seemacht und der Baubeginn des Domes, beides 1064 erfolgt, wird schon in der Zeit selbst von Dichtung, Chronik und Bauinschrift an der Domfassade als Einheit gesehen.« – und deutet somit den Dom von Pisa selbst als »architektonisches Denkmal«. Keller (1954), Sp. 1258: »Unter Denkmal wird das Gedächtnismal verstanden, das die Erinnerung an einen Menschen oder ein Ereignis (Schlacht, Zusammentreffen von Fürstlichkeiten, Erschließung eines Bergwerks, Bau einer Straße, Mord, Unglücksfall, Pest) wachhalten soll.«, schränkt aber zeitlich ein, dass in der griechischen Antike und im christlichen Mittelalter der »Mensch und seine Tat« nur »Anlass für eine Votivgabe an Gott oder seine Heiligen« sei; Sp. 1262: »Die christliche Kunst des Mittelalters hat keinen Blick für die Ehre und Größe des Menschen.« Riegl (1903), S. 7. Riegl (1903), S. 38. Vita (1934), S. 1155: »Romani veteres ignetia facta suorum tempore celari non potuere pati. Ac primo vivas ex aere et marmore formas ad stimulum laudis proposuere suis. Mox ubi iam titulos fora maxima non capiebant, apcius et brevius littera cepit opus.« Vgl. Fisher (1966), S. 163. Der Stadtraum ist in seiner Bedeutung für die Entstehung öffentlicher Debatten und die kommunale Entwicklung in Oberitalien im Zuge der Krise charismatischer Herrschafts-

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schieden sich die dort aufgestellten Monumente von den antiken Denkmälern, denn der Brauch der Setzung eines persönlichen Ehrenmals in Form einer Statue des Geehrten brach im Übergang zum Mittelalter ab.559 Das 12. Jahrhundert kannte diese Form des persönlichen Ruhms nicht mehr und noch nicht (siehe dazu Kapitel 6: Persönlicher Ruhm im Dienst der Kommune), aber es übte die Praxis der Erinnerungsmale an verdienstvolle Amtsträger der Kommune (erneut: Kapitel 6) sowie an große, gemeinschaftlich vollbrachte Taten.560 Diese

konzepte während des Investiturstreits schon mehrfach hervorgehoben worden ist, vgl. dazu Zumhagen (2002), v. a. S. 76–97 (Städtische Gemeinschaft und Öffentlichkeit als Raum der Konfliktaustragung). Zu neuen Formen und Ebenen der Kommunikation und der »beabsichtigten Öffentlichkeit« seit dieser Zeit Suchan (2002), v. a. S. 36–40; Kintzinger/ Schneidmüller (2011), S. 8/9: »Seit den Justinianischen Kodifikationen des 6. Jahrhunderts war der Grundsatz des Quod omnes tangit…. in verschiedenen Formen bekannt, spielte eine wichtige Rolle in den rechtsgelehrten Beiträgen zum Diskurs des 12. und 13. Jahrhunderts über das Verhältnis der Universalgewalten und wurde zur rhetorischen Waffe im Streit um den Vorrang zwischen Papst und Konzil wie zwischen Königen und Ständen ihrer Reiche im 14. und 15. Jahrhundert.« Zum Domplatz in Pisa als öffentlichem Raum in dem die unterschiedlichsten Medien zum Einsatz kamen vgl. von der Höh (2009). 559 Herklotz (1985), S. 15, zum antik-republikanischen Brauch der Setzung des repräsentativen Ehrenmals aufgrund hervorragender Taten für das Gemeinwohl, sowie zum Wiedereinsetzen im Umfeld der italienischen Kommunen im Hochmittelalter (S. 211–238). Die letzten Statuenaufstellungen römischer Kaiser sind für das 7. Jahrhundert belegt, Alföldi (1999), S. 22: »Soweit in den Texten greifbar, werden bei Thronantritt die Bildnisse des Kaiserpaares Phokas und Leontia 602 als letzte im alten Stil in Rom noch empfangen und akklamiert, nunmehr in christlicher Litaneiform.« Gregor (1899), Buch XIII, S. 365: »Venit autem icona suprascriptorum Focae et Leontiae Augustorum Romae septimo Kalendarum Maiarum, et adclamatum es eis in Lateranis in basilica Iulii ab omni clero vel senatu: Exaudite Christe! Focae Augusto et Leontiae Augustae vita! Tunc iussit ipsam iconam domnus beatissimus et apostolicus gregorius papa reponi eam in oratorio sancti Cesarii intra palatio.« Zum Brauch der Statuensetzung aufgrund persönlicher Verdienste zum Wohl der Stadt in der griechischen Antike seit hellenistischer Zeit (350 v. Chr.) vgl. Ma (2013), u. a. S. 297–306 (The honorific Statue between Agency and Expression). 560 Zur Praxis in Pisa von der Höh (2006), S. 365–370 (zu den Inschriften) und 371–385 (zu den in Pisa inszenierten Trophäen). Die umfangreiche Literatur zum Spoliengebrauch diskutiert die unterschiedlichen Aufgaben, die wiederverwendeten Bauteilen zugesprochen werden können, so auch der Einsatz von fremden Bauteilen und anderen architektonischen Stücken als Erinnerungsmal mit Verweischarakter, dazu Esch (1969), S. 50/51; Frugoni (1984); Settis (1988); Raff (1994), S. 73: »Es ist auffällig und sollte bei Überlegungen zum Spoliengebrauch zu denken geben, dass die Quellen zwar die Herkunft oft genau benennen – vor allem wenn der Herkunftsort ein gewisses Renommee besitzt – , zur formalen Erscheinung der Stücke aber meist schweigen. Wie bei den Reliquien kommt es bei den ›absichtsvollen Spolien‹ nicht auf Schönheit, Form oder Größe an, sondern nur auf ›Echtheit‹ und Ehrwürdigkeit.« Tedeschi Grisanti (1995); Esch (2005), zum Problem der erkennbaren Fremdheit der wiederverwendeten Stücke, S. 32/33: »Es wäre interessant zu wissen, wie Spolien als solche erkannt und wie ihre offensichtliche Andersartigkeit artikuliert wurde, z. B. ob mit zeitlicher (»alt«) oder mit räumlicher (»sarazenisch«) Entfernung auf Distanz gebracht. Und mit welchen Ausdrücken scheuer oder distanzierter Bewunderung man die antiken Stücke bedachte, die man auslas und wiederverwendete: vielleicht

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kommunalen Erinnerungen wurden durch Inschriften und Denkmale an öffentlichen Orten im Stadtraum angebracht, dienten überindividuellen Interessen und unterstanden der öffentlichen Kontrolle.561 Das dies auf einem antiken Brauch beruhte, wird durch mehrere mittelalterliche Quellen des 12. und frühen 13. Jahrhunderts deutlich. So berichtet Johannes von Salisbury im Prolog des schon eingangs erwähnten Policraticus, dass die Ehrenmonumente Inschriften trugen, damit die Betrachter erkennen konnten, welcher Befreier des Vaterlandes oder Friedensbringer hier geehrt wurde. Seine Beschreibung impliziert erstens, dass es sich bei dem besprochenen Monument um eine Ehrenstatue handelte (die im 12. und 13. Jahrhundert eben nicht mehr/noch nicht wieder als Denkmalform vorkam), mit der aber zweitens Verdienste des Einzelnen für die Gemeinschaft ausgezeichnet wurden. Der ebenfalls schon genannte Boncompagno da Signa betonte im Liber de obsidione Ancone, dass es die Aufgabe von Monumenten in Form von Statuen, Säulen und Triumphbögen sei, an wichtige Siege und herausragende Taten zu erinnern.562 Beide hochmittelalterlichen Quellen lassen eine interessante Dreiteilung erkennen: am Anfang steht das vergängliche Ereignis, die große Tat, an die erinnert werden soll. Dies geschieht zweitens durch die Aufstellung eines Monuments, dem eine Erinnerungsfunktion zugewiesen wurde. Und drittens gibt es die Narration, die häufig mit einer Verschriftlichung einhergeht, die den Inhalt bzw. den Grund des Denkmals noch einmal erläutert. Sowohl in Pisa als auch in Genua findet sich dieser Zusammenhang: der Sieg der Kommune wird über Erinnerungsmale wach gehalten, »schön«, »fremdartig schön«, »magisch schön«, »alt«, »ehrwürdig«, »außergewöhnlich«, »gewiss nicht von uns gemacht««. 561 So auch Diefenbach (2002), S. 70. Wenngleich das 12. Jahrhundert keine Öffentlichkeit im Sinne eines auf Massenmedien gestützten Diskussions-Netzwerks besaß, sind doch andere Arten von Sichtbarkeit und Öffentlichkeit vorstellbar. Dazu von Moos (1998), S. 3–19 und von Moos (2004) zur Wortbedeutung von publicus/privatus. Zu Cicero (S. 15) der privatus als Gegensatz zu communis, dem »un-oder überpolitisch Gemeinsamen« begreift und publicus als das »politische Gemeinsame« versteht. Schon im 11. Jahrhundert entsteht im Kontext des Investiturstreits eine miteinander über lange Strecken via Schrift kommunizierende und diskutierende Gruppe von politisch aktiven Autoren, dazu Melve (2007), der (S. 601) von der logic of public debate spricht, die formierend auf die damaligen Streitkulturen einwirkte. Schmid (2000) nennt vor allem Einritte, Krönungen, Huldigungen, Hinrichtungen, Prangerstellungen, Verbrennen usw. (rituelle öffentlich vollzogene Akte), die performativ und zeitlich begrenzt Öffentlichkeit erzeugen. Zu diesem Punkt mit Fokus auf den kommunalen Kontext des Mittelalters Bordone (1998) und besonderem Augenmerk auf Glocken und den Umzug mit dem Carroccio. Thum (1990) untersucht die mittelalterliche Öffentlichkeit mit Blick auf das (höfische) Zeremoniell. Allgemein zum Zusammenhang von öffentlichem Raum und politischem Handeln Huning (2006), v. a. S. 26–30; mit Schwerpunktsetzung auf das Mittelalter Gleba (1998). Zur Rolle der monumentalen öffentlichen Inschrift im 12. Jahrhundert v. a. Petrucci (1986), S. 1–14 und Verzar (1994). 562 Ein ähnliches Motiv im Vierten Buch (Aprilis) der Fasten von Ovid, Zeile 709: »Factum abiit, monumenta manent.« Die Tat verging, die Erinnerung bleibt, Ovid (1957), S. 210/ 211.

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die teilweise selbst als Inschriftenträger (Porta Soprana in Genua, Fassade des Doms in Pisa) auftreten können und deren Erinnerungsfunktion darüberhinaus noch durch chronikalische Texte (die teilweise die Inschriften am Bauwerk wiedergeben) gestützt wird, die im Fall von Genua zudem noch jährlich verlesen werden.563 Bestimmten Materialen konnte dabei besondere Bedeutung zugesprochen werden, vor allem »Beutestücke« aus Marmor und Bronze hatten einen besonders hohen Wert.564 Im Folgenden also wird es um den Stadtraum als öffentlichen Raum im hochmittelalterlichen Genua gehen und um unterschiedliche Formen und Praktiken, in ihm Öffentlichkeit zu erzeugen.565 Jürgen Habermas hatte argumentiert, dass im Mittelalter öffentlich (publicus) als Synonym für »herrschaftlich« verwendet worden sei und damit Öffentlichkeit gleichbedeutend mit der öffentlichen Repräsentation von Herrschaft wäre.566 Sicherlich nutzte auch in Genua eine kommunale Führungsschicht den urbanen Raum, um in ihm Teile ihrer Herrschaftsansprüche zu inszenieren – zwei Dinge aber unterscheiden sich deutlich von der Habermaschen Definition: erstens richtet sich diese Inszenierung nicht (legitimatorisch) gegen eine beherrschte Unterschicht in der Stadt, sondern wird zur Selbstverortung und Selbstvergewisserung einer Gruppe genutzt. Und zweitens kommunizierten diese »öffentlichen« Male mit einem »Draußen«, um diesem Fremden, sei es die verfeindete Stadt Pisa, sei es der eigene Rechtsansprüche geltend machende Kaiser oder eine andere Macht, deutliche Nachrichten zu übermitteln. Öffentlichkeit wird hier also als (kommunikatives und zugleich integratives) Mittel der Rechtssicherung genutzt. Jörg Oberste schrieb deswegen, »verdichtete Kommunikation [sei] ein spezifisches Kennzeichen mittelalterlicher Urbanität« und daher müssten »mittelalterliche Städte a priori als öffentliche Räume mit verdichteten kommunikativen Bezie563 Schweppenstette (2003), S. 83–85. Von der öffentlichen Verlesung des Annalen-Textes bei seiner Präsentation 1152 vor den Konsuln wird im Vorwort der Jahrbücher berichtet, danach kam es wohl zu jährlichen Verlesungen mit folgender Approbation des neuen Eintrages. Zur städtischen Historiographie u. a. Martini (1970); zur städtischen Epigraphik Bottazzi (2012). 564 Greenhalgh (2009), S. 141: »Although much older, the association between building, marble and victory would have been fixed in mediaeval minds through their reading of the deeds of the Romans, many of whose structures were the direct result of military success, and associated triumphs.« 565 Einen guten Überblick zu den Orten dieser innerstädtischen Öffentlichkeit geben Rau/ Schwerhoff (2004) und Löw (2004). 566 Habermas (1962), S. 18: »Öffentlichkeit als ein eigener, von einer privaten Sphäre geschiedener Bereich lässt sich für die feudale Gesellschaft des hohen Mittelalters soziologisch, nämlich anhand institutioneller Kriterien, nicht nachweisen. Gleichwohl heiben die Attribute der Herrschaft, etwa das fürstliche Siegel, nicht zufällig ›öffentlich‹; nicht zufällig genießt der englische König ›publicness‹ – es besteht nämlich eine öffentliche Repräsentation von Herrschaft.«

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hungen verstanden werden.«567 Marc von der Höh betonte zudem die »besonders öffentlichen Orte« in der Stadt, zu denen er den Marktplatz und den Dom sowie Räume zählte, die dem Informationsaustausch dienten.568 Bedeutsam sind zudem die mehrfach erfolgten medialen Übertragungen: von der Oralität hin zur schriftlichen Fixierung von Erinnerung. Von dort, aus dem Buch hinaus, wirkte sie in den Stadtraum, sei es zeitlich begrenzt durch die öffentliche Lesung, sei es dauerhaft durch Umwandlung des Buchtextes in Inschrift, sei es durch die Verwandlung von Text in Bild, in Denkmal oder Erinnerungsort. Johannes von Salisbury reflektierte im Prolog seines 1159 verfassten Policraticus die Bedeutung des Textes/der Schrift »hinter den Monumenten«: Demnach hielten Triumphbögen die Erinnerung an die alten Taten (beispielsweise eines Konstantins) lebendig, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass zugleich in Inschriften an die Leistungen des Geehrten erinnert wurde.569 Dabei eignen beiden Medien unterschiedliche Qualitäten, der historische Text mag konkreter sein, die größere Wirkungsmacht aber entfalten die – öffentlichen – Denkmäler. Schon am Eingang, an den Stadttoren, vergleichbar einer Leseanleitung für den Rundgang durch die Stadt, empfing Genua den Eintretenden mit einer Inschrift, die die frühen Etappen des Kampfes der Stadt gegen die Sarazenen aufzählte, analog tat dies Pisa in der berühmten Seesiege-Inschrift an der Domfassade.570 Hinter dem Tor folgten die erbeuteten Stücke, Spolien, die im Stadtraum aufgestellt worden waren, um die Erinnerung an die Siege wach zu halten; die Kirchen waren der bevorzugte Orte dieser Schlachtenerinnerungen.571 Im Verlauf des 11. und vor allem 12. Jahrhunderts brachte Genua aus unterschiedlichen Orten Trophäen in ihre Stadt und kombinierte diese mit anderen Medien, Inschriften oder Wandmalereien, die die Erinnerung an ihre

567 Oberste (2007), S. 7. 568 von der Höh (2009), S. 212: »Man kann nicht nur die Stadt in ihrer Gesamtheit als Ort verdichteter Kommunikation betrachten, sondern innerhalb der städtischen Topographie lassen sich Ort unterschiedlicher kommunikativer Verdichtung erkennen, also Orte, an denen es zu mehr oder weniger ausgeprägter Überlagerung unterschiedlicher kommunikativer Handlungen kommt.« 569 Policraticus (1993), Prolog, 3–4: »Arcus triumphales tunc proficiunt illustribus viris ad gloriam, cum ex quibus causis, et quorum sint, impressa docet inscriptio. Liberatorem patriae, fundatorem quietis, tunc demum inspector agnoscit, cum titulus triumphatorem, quem nostra Britannia genuit, indicat Constantinum. Nullus enim constanti unquam gloria claruit, nisi ex suo, vel scripto alieno. Eadem est asini, et cuiusvis imperatoris post modicum tempus gloria; nisi quatenus memoria alterutrius, scriptorum beneficio prorogatur.« Ebenso Policraticus (1990), S. 3/4. 570 Milone (1995) mit weiterführender Literatur. 571 Müller (2002), S. 16; mit einen Katalog der in Genua wiederverwendeten antiken Werkstücke S. 189–242, für das 12. Jahrhundert v. a. S. 61–71. Müller (2005).

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Taten wach hielten.572 Wie diese Praxis von auswärtigen Besuchern wahrgenommen wurde, bezeugt der Bericht des jüdischen Reisenden Benjamin von Tudela aus dem Jahr 1173: Die Genuesen sind die Herren auf dem Meere. Jeden Tag stechen sie in See, um Christen und Muslime bis nach Griechenland und Sizilien hin zu berauben und auszuplündern; und von überallher bringen sie Beute und Diebesgut nach Genua mit.573

Benjamin von Tudela – auch wenn seine Wortwahl darauf hindeutet, dass er die Raubzugpraxis nicht gut heißt – konnte dieses »Diebesgut« sehen. Die Genueser versteckten die Beute also nicht verschämt, sondern präsentierten sie offen, wahrscheinlich, um genau den Eindruck hervorzurufen, den Benjamin schilderte: sie sind die Herren der Meere. Eine Vielzahl der Beutestücke, die Benjamin von Tudela im 12. Jahrhundert in Genua sehen konnte, sind verloren, aber die heute noch erhaltenen oder rekonstruierbaren Werke zeichnen ein eindrucksvolles Bild dieser Praxis.

5.2. Mauern und Stadttore. Bauten der urbanen Stärke Stadtmauern und Stadttore sind neben den Kathedralen und lange vor dem Rathaus die wichtigsten städtischen Bauaufgaben und kommunale Bauwerke, die durch ihre Größe und Ausstattung von der Macht und dem Stolz der Kommune künden.574 Diese Bauten sind bedeutende Gemeinschaftswerke der Bürgerschaft, die sie für den Schutz, für den Kult und den Nutzen der Stadt errichteten.575 Weder ist dabei die Kathedrale rein religiöser Kultbau, noch sind die 572 So auch Müller (2005), S. 89: »Nella successione cronologica i trofei bellici rispecchiano i teatri di guerra, e pertanto i vari baricentri politici a Genova, per lo pi¾ determinati da interessi comerciali.« Die Beutestücke stammen im 12. Jahrhundert von den Kreuzzügen, der Reconquista und anderen Fahrten gegen die Sarazenen in Nordafrika, Sardinien; im 13. und 14. Jahrhundert dann aus den Kriegen gegen Pisa (Meloria 1284) und Venedig (Curzola 1298). Di Fabio/Dagnino (1987), S. 132, zum Einsatz von antiken Spolien in den wichtigen städtischen Kirchen (Dom, Santa Maria di Castello, San Donato; SS. Cosma e Damiano) und Klöstern (S. Andrea della Porta, S. Giovanni di Paverano, S. Stefano). 573 Tudela (1991), S. 13; McCormick (1987), S. 84, verweist auf die Würdigung Roms durch den spätantiken Rhetor Themistios als Hauptstadt der Trophäen (3. Rede, April/Mai 357: Gesandtschaftsrede für Konstantinopel), Themistios (1998), S. 72, Absatz 42b: »Die Siege erheben sich zusammen mit der Sonne und laufen mit ihr im Glanz bis zum Westen und kommen Zusammen mit dem Kaiser in der Mutterstadt der Siegesmale an.« Hier wird erneut deutlich, wie stark Genua und Pisa in ihrer Beute-Praxis dem vorbildlichen antiken Rom nachfolgen. 574 Coleman (1998), S. 51/52. 575 Braunfels (1953), v. a. S. 45–50 und S. 134–138; Ronzani (1983); Fonseca (1984); Hayes (1999); Nuti (2002), S. 250: »Le porte hanno dignit— di edifici, ognuna con un proprio volto, e richiamano l’apporto di scultori, pittori, maestri vetrai che ne popolano la superficie di

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Mauern und die Tore reine Zweckbauten zur Verteidigung: die städtische Hauptkirche ist das wichtigste Gemeinschaftshaus (domus) mit multifunktionalen Aufgaben, die Mauer aber umschließt einigend die Einwohner, definiert den Stadtraum und schützt die innerstädtische Friedenseinung.576 In Genua – wie andernorts auch – wurden zudem in der Kathedrale die kommunalen Schriftstücke aufbewahrt und Rechtsgeschäfte getätigt, die Kirche war der Ort der städtischen Versammlungen. Dem Gebäude kam als kommunalem Ort eine dem städtischen Platz vergleichbare öffentliche Bedeutung zu.577 Umso erstaunlicher ist, dass Caffaro in seiner Schilderung zur Geschichte Genuas nicht viel über die im Bau befindliche Kathedrale sagt, allein zu 1118 berichtete er lapidar : »und im ersten Jahr besagter compagna […] wurde die Kirche des seligen Laurentius durch den Herrn Papst Gelasius geweiht.«578 Im Gegensatz dazu nimmt die Schilderung des Mauerbaus in den Jahren 1155–1159 einen außerordentlich großen Raum in den Annales Ianuenses ein: Der Zug von Friedrich I. Barbarossa über die Alpen (Kat. Nr. 29) und seine 1154 auf dem ersten Hoftag von Roncaglia verkündeten Ansprüche in Reichsitalien führten im darauffolgenden Jahr, nicht allein in Genua, sondern beispielsweise auch in Pisa, zu Neu- und Ausbauarbeiten an der Stadtbefestigung (Kat. Nr. 33 und 36).579 In Genua heute noch erhalten sind ein Teil der Stadtmauer, wie auch zwei Tore, die Porta Soprana (auch Porta di Sant’Andrea) und die Porta dei Vacca (auch Porta di Santa Fede).580 Die Mauer wie auch die Tore verfügten neben dem

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immagini apotropaiche, augurali o celebrative. Epigrafi murate all’esterno trasmettono gli stessi messaggi a chi sa leggere.« Paglieri (1990); Keen (2006), mit weiterführender Literatur. Siehe Einleitung, S. 29/30. Auch im Wächterlied in Modena wird die besondere Schutzfunktion der Mauer für die städtische Gemeinschaft betont, dazu Dietl (1998), S. 35–39: »Der fiktive Sprecher richtet seine Rede wechselnd an die irdischen Wächter der Stadtmauern und an den himmlischen Wächter, Christus: zunächst ruft er die Wachmannschaft einer nicht näher spezifizierten Stadtmauer zur Wachsamkeit auf, deren Bedeutung in der Gegenwart er mit Beispielen aus der Geschichte unterstreicht […].« Polonio (Feloni) (1993a); Di Fabio (2007). Annali Genovesi (1890), S. 16: »et in primo anno predicte compagnie […] sacrata fuit ecclesia beati Laurentii a domino Gerasio papa.« Die Weihung von San Lorenzo erfolgte am 10. Oktober. Der Pisaner Dom, finanziert durch die Beute aus dem Zug gegen die Araber in Palermo 1063, wurde ebenfalls durch Gelasius II. im Jahr 1118 geweiht, dazu Scalia (1993). Schmiedt (1973), S. 162. Der Mauerbau von Pisa wird von Maragone in den Jahren 1155 bis 1161 beschrieben. Im Februar 1156 nennt er ausdrücklich die Furcht vor Friedrich I. Barbarossa als Motivation für die Verstärkung der Befestigung: »in mense februario et martis et aprile MCLVII circumierunt totam urbem pisanam et Kinticam lingeis turribus et castellis et britischis pro timore Frederici regis Romam venientis.« Zur Mauer von Pisa Tolaini (1969) und Tolaini (2005). Die zeitliche Abfolge der Stadtmauern Genuas ist nicht vollständig geklärt: Eine antike Befestigung (5. bis 3. Jahrhundert v. Chr.) wurde ergraben. Eine Anlage der Dark Ages (6. n. Chr.) ist nicht nachweisbar, eine karolingische Mauer wird vermutet, eine Mauer gegen die Sarazenenüberfälle (nach 935) ist recht sicher. Damit wäre der hochmittelalterliche Bau

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reinen Nutzen in der angespannten Situation nach der Machtergreifung des Kaisers über einen hohen symbolischen Wert und richteten sich als politische Aussage gegen die imperialen Ansprüche.581 Diese Lesart des städtischen Befestigungswerkes wird durch Caffaros Text bestätigt, der zum Beginn des Mauerbaus im Jahr 1155 schrieb: Es sei also allen Gegenwärtigen und Zukünftigen bekannt, was die genannten Konsuln Vieles und Vieles zur Vermehrung der öffentlichen Sache (res publica = des Gemeinwesens) Genuas, wie es sich gehört, unternahmen. […] Des Weiteren begannen sie die Mauern und Tore an beiden Seiten der Stadt zu erbauen.582

Nicht allein wurde diese Stelle durch ein Randzeichen akzentuiert (Kat. Nr. 33), sondern die Verbindung von Mauerbau und den zwei Toren an beiden Seiten der Stadt mit dem Lob der Konsuln, die die res publica um Vieles vermehrten, zeigt den feierlichen Tonfall an, die dem gesamten Bericht über das Bauwerk eignet. Bemerkenswert ist darüberhinaus, dass die Zeichnung das Aussehen der heute noch erhaltenen Toranlagen in den Grundzügen korrekt wiedergibt. Besonders auffällig ist, dass der Zeichner die besonders hohen Türme hervorhob – so dass zu fragen bleibt, ob er die Zeichnung erst nach der Vollendung des Bauwerkes hinzufügte, rein zufällig diese Ikonographie wählte oder durch Beschreibung wusste, wie das fertige Tor aussehen sollte.583 Im Jahr 1158, im Anschluss an die Schilderung des kaiserlichen Hoftages in Roncaglia, schloß Caffaro das Jahr mit einer hymnischen Schilderung des Mauerbaus: Währenddessen hören die Männer und Frauen, die in Genua waren, nicht auf, Tag und Nacht Steine und Sand zur Mauer zu tragen, so dass sie innerhalb von acht Tagen soviel, und lobenswertes, vollbracht haben, wie in einem Jahr keine andere italienische Stadt der dritte oder vierte Mauerring der Stadt; Dufour Bozzo (1982), S. 17; Dellepiane (1984), S. 1–16, nennt als 4. Mauer die Struktur von 1276; Dufour Bozzo (1985a); zur Porta Soprana Cervini (2002), S. 139–144. Bei Dellepiane (1984), S. 3, findet sich eine Rekonstruktionszeichnung der Mauer von 1155, die von Osten nach Westen folgende Toranlagen zeigt: Portello die Sarzano; Porta di S. Andrea/Soprana; Portello di S. Egidio; Porta Aurea; Porta di Murtedo; Portello di Fontane Marose; Portello di Pastorezza; Porta di S. Agnese und Porta di Santa Fede/dei Vacca. 581 Dufour Bozzo (1982), S. 21 spricht von einer volont— simbolica des Bauwerks und meint, das gesamte Ensemble zeuge von erwachendem städtischen Stolz (nascente orgoglio cittadino) und würde den Prozess der städtischen Identitätsfindung versinnbildlichen. Guglielmotti (2013), S. 178–181. 582 Annali Genovesi (1890), S. 41 und Kat. Nr. 33 (dort der gesamte lateinische Text). 583 1156 berichtet Caffaro nichts weiter über den Verlauf des Baues, 1157 dann, Annali Genovesi (1890), S. 48: »Cognoscat igitur sapientia virorum, quod predicti consules de comuni eorum tempore talia perpetraverunt, scilicet Ianuensem civitatem et populum in pace et concordia tenuerunt, et partem muri civitatis edificare ceperunt, et […].« Dabei verband er die Arbeit der Konsuln für das Gemeinwesen und die Bürgerschaft, den Frieden und die Einheit mit dem Mauerbau.

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vollbracht haben könnte. Die übrigen Teile der Stadt, die die Mauer nicht abdeckte (oder : die durch die Höhe dieser nicht verteidigt wurden) wurden in drei Tagen mit sehr hohen Burgen befestigt, die aus Schiffsbäumen hergestellt wurden, und mit zahlreichen Wehrerkern und mit breiten und festen Wällen, so dass sie ohne Schaden die Belagerung von ganz Italien, der Toskana und Deutschland würden widerstehen können, es sei denn der Herr Gott würde es anders wollen.584

Zum Jahr 1159, zum Abschluss der Arbeiten, wurde das Bild der Mauer (Kat. Nr. 36) an den Rand gezeichnet. Die beiden Randzeichen markierten somit graphisch Beginn und Ende der wichtigen städtischen Bauaufgabe, der Bericht hierzu lautet: Und was auch immer mit der unfertigen Stadtmauer gewesen war, als einige Bürger den Eifer und die Arbeit [der Genueser Konsul] nachahmten, gelangte man zur greifbaren Vollendung. Und das, was Einigen unglaublich erschien, wurde durch die Arbeit der gesamten Stadt[bevölkerung] und [der Einwohner] der Pfarrei in 53 Tagen mit dem Finger Gottes (digito Dei) vollbracht. Dies ist in den Chartularen von Johannes, dem Schreiber der Kommune, versammelt, der die Tage und Stunden jenes Werkes der zu entlohnenden Arbeiter, seit der Zeit da die Bedürftigen und die Meister für einen Preis arbeiteten, mit den vollständigen Löhnen aufschrieb. Wie jedoch der Ruhm der Arbeit durch die Länge der Mauer vermehrt werde, eine Weite von acht Stadien und 520 Füßen, erkenne das Urteil der Gegenwärtigen und Zukünftigen. Ein Stadium freilich hat die Länge von 125 Schritten oder 625 Füßen, wobei ein Schritt das Ausmaß von fünf Füßen habe. Sie misst folglich 5520 Füße. Ihre gesamte Länge wurde erschaffen, wie gesagt, in nahezu vier Teilen innerhalb der obengenannten 53 Tage, versammelt stets in einem Werk, welches die Männer der Stadt und der Pfarrei, nach ihren Quartieren und ihren anderen Unterscheidungen erarbeiteten in Teilen des Tages oder in anderen Zeitabschnitten. Sie brachten auch an dieser Mauer 1070 Mauerzinnen an, sowohl für die Schönheit und die Stärke der Mauern, als auch für die Annehmlichkeit und den Schutz der Stadt und ihrer Einwohner.585

Auffällig sind die topischen Elemente, deren sich Caffaro bei dieser ungewöhnlich langen Schilderung bediente. Da kein anderes Bauwerk in den gesamten Annales Ianuenses so genau beschrieben wurde, kann eine Orientierung des Autors an literarischen Vorbildern angenommen werden.586 In Konstantinopel beispielsweise wurde mit der Theodosianischen Mauer die legendäre Bauzeit von nur 60 Tagen verbunden. Caffaros Hervorhebung der 584 Annali Genovesi (1890), S. 51: »Interim vero viri et mulieres, qui Ianue erant, petras et arenam ad murum die vel nocte trahere non cessantes, tantum muri civitatis infra octo dies construxerunt, quantum illaudabiliter non fecisset per annum aliqua civitatum Italie. Reliquas vero partes quas muri ambitus non contexerat, et eas quas muri altitudo non muniebat, altissimis castris, que fecerunt de arboribus navium, et frequentibus breteschis et spatiosibus spaldis et robustissimis ita per triduum munierunt, quod totius Italie et Tuscie ac Alemannorum impetum, non obstante divinitate, indempnes excepissent.« 585 Annali Genovesi (1890), S. 54; Kat. Nr. 36. 586 Speck (1973), S. 139/140.

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Abb. 24: Die Stadtmauer von Genua (Kat. Nr. 36) und das zerstörte Crema (Kat. Nr. 37), Annales Ianuenses, fol. 9v, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

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nur dreiundfünzigtägigen Bauzeit würde sich damit als Verweis auf das imperiale Vorbild sehr gut erklären. Die Macht der Kommune wurde so der Potenz des (oströmischen) Kaisers – in einer Erzählung, die sich gegen den auf antike Kaiservorstellungen zurückgehenden Herrschaftsanspruch von Friedrich I. Barbarossa richtet – gleichgesetzt. Die Mauer stand als Chiffre für Stadt an sich, auch wenn Isidor von Sevilla, wie eingangs hervorgehoben, sich dagegen verwahrte, die Stadt (alleinig) über die Befestigung zu definieren.587 Die Mauer als Spezifikum der Stadt wurde in Stadtbeschreibungen hervorgehoben, in städtischen Laudes betont oder als markantes Signum in (Stadt-)Siegel geschnitten.588 Nicht nur der äußere Feind erzwang, sondern auch der Reichtum der erstarkenden Kommune sowie die Institutionalisierung der städtischen Ämter erlaubten in der Mitte des 12. Jahrhundert den Mauerbau, der wiederum das urbane Gebiet in seiner äußeren Form definierte und somit erst einen Stadtraum ausbildete.589 Caffaro nutzte die gemeinsam bewältige Bauaufgabe, um die Mauer als Sinnbild für die Einheit und Wehrhaftigkeit der erstarkenden Kommune in seinem historiographischen Werk zu deuten, ein Gedanke, der auch in den Inschriften der Porta Soprana formuliert wurde.

5.2.1. Die Porta Soprana und der Antisarazenenkampf Die Porta Soprana ist eines der beiden heute noch erhaltenen Genueser Stadttore aus der Mitte des 12. Jahrhunderts.590 Sie befindet sich nord-östlich des Stadtgebietes; die am Dom vorbei nach Süden führende Hauptstraße verbindet das Tor direkt mit dem Hafen. Das zweite erhaltene Tor, die Porta dei Vacca (Porta di Santa Fede) liegt im Westen der Stadt; von ihr aus führt die zweite wichtige Verbindungsstraße parallel zur Küstenlinie Richtung Hafen, in dessen Nähe sie die von der Porta Soprana kommende Straße kreuzt. Auffällig bei beiden Torbauten ist, dass sie sowohl in der Höhe als auch im Aufwand des Bauschmucks weit über das zur Verteidigung 587 Vgl. Einleitung, S. 29. 588 Zu der Textgattung des Städtelobs wie auch der Stadtbeschreibung vor allem Hyde (1966); Fasoli (1972); Classen (1986), Occhipinti (1991). Zu den Siegeln Bedos-Rezak (1990); Drös/ Jacobs (1997); Mihelic (2004); Niederstätter (2004). Röh (1999), S. 6: »In Stadtdarstellungen und Veduten des Mittelalters und der Renaissance werden Wehranlagen, wie Stadtmauern mit Zinnen und Türmen bildhaft als Ikon präsentiert.« 589 Di Fabio/Dagnino (1987), S. 93: »Si afferma una nuova concezione del rapporto fra strutture architettoniche, immagini e pubblico che rispondono a nuove e pi¾ larghe esigenze di comunicazione, prodotto di una cultura urbana di tono superiore che proprio allora definisce la proprio tipologia e le proprie esigenze.« 590 Porta (1979); Dufour Bozzo (1989), v. a. S. 291–313; Dufour Bozzo (1985b).

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Abb. 25: Genua, Porta Soprana, 1155.

Nötige hinaus gehen.591 Die der Stadt abgewandte Seite beider Tore unterstreicht deren Wehrcharakter vor allem durch die geschlossene Form der fensterlosen, nur durch Schießscharten durchbrochenen Mauerfläche, die Quadersteine und die beiden zinnenbewehrten hoch aufragenden Türme zu Seiten des einbogigen Durchgangs. Schon hier sind Schmuckformen deutlich zu erkennen: ein aufgelegter schmaler Rundbogenfries umläuft die Rundtürme und den Mitteltorbau oberhalb des Bogenscheitels. Am oberen Abschluss der Türme unterhalb der Zinnen wird dieses Schmuckmotiv erneut wiederholt, darüber liegt ein weiterer Fries mit auf Eck gemauerten Steinen; zwischen diesen beiden Blendarkaden wird die hochaufragende Turmfassade wiederholt mit einem Stab horizontal gegliedert. Der Durchgang beider Tore ist durch schmale, eingestellte, acht-

591 Di Fabio (1984), S. 41: »Nelle due porte che ancora rimangono, quella Soprana (o di S. Andrea) e quella dei Vacca (o di S. Fede) i caratteri simbolici e rappresentativi divengono ideologicamente dominanti e determinano la monumentalit— delle strutture.« Ebenso zum Symbolgehalt der Stadttore Di Fabio (1979), S. 41/42. Einschränkend muss gesagt werden, dass die Porta dei Vacca am Außenbau das Ergebnis einer Rekonstruktion des späten 19. Jahrhunderts ist.

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eckige Dienste aus Marmor gerahmt, der darauf aufliegende Spitzbogen durch alternierende schwarze und weiße Steine akzentuiert. Die architektonische Gliederung an der inneren, stadtseitigen Fassade ist noch feinteiliger, bei beiden Toren wird hier ein Vorbau im Sinne eines Triumphbogenmotivs vor die eigentliche Architektur gestellt, vergleichbar den beiden Portalanlagen San Giovanni und San Gottardo am Dom San Lorenzo, wo dieses wohl aus der Lombardei übernommene Motiv erstmalig in Genua fassbar wird.592 An der Portikus der Porta Soprana trägt ein monumentales, vor der Torwand stehendes, durch einen Sockel erhöhtes Säulenpaar den darüberliegenden gemauerten Bogen. Dessen Unterbau lagert auf einem mit der Torwand verkröpften Gesims, die eigentliche Architektur erhebt sich dann von einem zweiten Gesims, auf dem der Rundbogen aufsetzt. Die Kapitelle der Porta Soprana sind stark restauriert, waren aber vermutlich denen der Porta dei Vacca vergleichbar, da beide Tore zur selben Zeit entstanden.593 Bei diesem zweiten Tor ist der Vorbau in zwei übereinanderliegende Register geteilt: links und rechts des Durchganges tragen Säulen, getrennt durch einen in der Wand verankerten Fries, achteckige Dienste, auf denen wiederum die Rundbögen aufliegen. Alle vier Säulen haben sorgfältig ausgeführte Kapitelle von einer skulpturalen Qualität, die bis dato in der genuesischen Bildhauerkunst nicht zu finden war.594 Das rechte Säulenkapitell der Porta dei Vacca zeigt vier Adler, die auf einem umlaufenden Akanthuskranz stehen und die Ecken der auf Perlstäben lagernden Kämpferplatte mit den (heute verlorenen) Köpfen stützen.595 Ihre ausgebreiteten Flügel treffen sich vor einem zwischen ihnen stehenden Mann, der sich mit den Händen an ihnen festhält. Auf der zur Stadt gewandten Seite des linken Kapitells sitzt breitbeinig auf dem zweiten Akanthusring ein Mann, der hinter seinem Rücken zwei große Schlangen umfasst, deren Köpfe in den Rillen der Eckvoluten liegen. Auf der anderen, zum Torgang gewandten Seite fehlt der Körper der männlichen Figur ; nur sein Kopf liegt anstelle der kanonischen Akanthusblüte 592 Zur Architektur der Portale von San Lorenzo Cervini (2002), S. 81–96 und Haug (2012). 593 Porta (1979), S. 4–7: im 18. Jahrhundert sind erste Instantsetzungsarbeiten belegt, ab 1865 (Wiederauffindung der Inschriften, die über eine Plakette am Tor erinnert wird) kam es zu umfassenden Restaurierungen an beiden Toren. 1882 wurde eine Kommission unter Leitung von Alfredo D’Andrade eingesetzt (vgl. S. 12, mit der Abbildung einer Zeichnung von D’Andrade für die »Wiederherstellung« der Kapitelle); zu D’Andrade, der 1882/1884 für die Schaffung des Borgo Medievale in Turin verantwortlich war, vgl. Giubilei (2006). 594 Di Fabio (1984), S. 41. Frühere Werke der Bildhauerkunst in Genua wären die Porta San Giovanni der Kathedrale (um 1140) sowie das Hauptportal von S. Maria in Castello. Bei beiden Portalen wurden antike Spolien mit in der Fläche gearbeiteten mittelalterlichen Stücken kombiniert. 595 Zur politischen Bedeutung vgl. di Fabio (2013), v. a. S. 100/101, der in dem Schlangenbezwinger den universellen Kampf des Guten gegen das Böse, bei den Männern, die die Adler auf der Erde halten hingegen eine auf Friedrich I. Barbarossa bezogene anti-imperiale Ikonographie erkennen möchte.

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vor der Kämpferplatte. Die Schlangen aus den Voluten kreuzen sich hier vor dem Hals des Männerkopfes und liegen in sich gedreht auf dem Akanthusblatt auf .596 Die Portale sind durch die eben geschilderte prachtvolle Ausstattung und die Besonderheit der architektonischen Form als Denkmale städtischen Stolzes ausgewiesen. Das Stadttor als Sinnbild der Verteidigungsbereitschaft und der wirtschaftlichen Prosperität ist dabei aber keine mittelalterliche Neubewertung, sondern schon in römischer Zeit (ab dem ausgehenden 2. Jahrhundert gesichert) nachweisbar, »als in bisher unbekanntem Umfang inschriftliche, den sakralen Charakter des Torbereiches und die ästhetische Wirkung des Tores betreffende Äußerungen einen höheren Stellenwert einnehmen.«597 Bei beiden Genueser Stadttoren ist noch stärker als bei der Stadtmauer die Wechselwirkung zwischen Historiographie und öffentlichem Raum zu betonen, sind sie doch Träger von Inschriften mit historischem Inhalt. Beide Bauwerke waren somit nicht allein durch Text und Zeichen in den Annales Ianuenses verbucht, sondern die historiographische Erinnerung wiederum trat aus dem Buch an das Bauwerk, in den urbanen Raum.598 Diese Monumentalisierung der Schrift ist parallel zur städtischen Entwicklung in Nord- und Mittelitalien zu beobachten, Antonio Petrucci sprach von einer »riscoperta della funzione civile e politica dello spazio urbano aperto«.599 Ihm zufolge erfolgte die Wiedergeburt der monumentalen Inschrift zeitgleich mit der Ausbildung der politischen, sozialen und kulturellen Strukturen der Kommune, hätte die Kommune in der öffentlichen Inschrift ihr adäquates Medium gefunden.600 Die Namen der Bau596 Die Kapitelle der Porta dei Vacca sind rekonstruiert. 597 Brands (1988a), S. 76/77. Die militärische Funktion der republikanischen Stadttore ließ nur eine dekorative Grundausstattung zu, die Tore wurden aber zum Schutz geweiht. Ende des 2. Jahrhunderts wird am Tor dann auch wirtschaftliche Macht demonstriert: »auf die munizipale Selbstverwaltung und freie Finanzierung der Befestigungsanlagen hinzielenden inschriftlichen Äußerungen« tauchen auf, Brands (1988a), S. 47: »Da Architektur, zumal die Wehr- und Stadttorarchitektur in besonderem Umfang der Zweckbindung, sei sie fortifikatorischer oder verkehrstechnischer Natur, unterliegt, muss die über reines Notwendigkeitsdenken hinausgehende Formulierung eines Baugedankens als Träger einer besonderen Bedeutung gelten.« Gerade die frühkaiserzeitlichen Stadttore verfügen über eine reichere Bauausstattung, als es der Wehrcharakter verlangte, es kam zu einer Monumentalisierung der Tore (Zahl der Durchgänge, Größe des Binnenhofes, Dimensionen der Türme), die häufig im Gegensatz zu den sonstigen Sicherungseinrichtungen stand und den politisch-ideologischen Hintergrund des Bauwerks erkennen lässt. Die monumentalen Bogentore wurden ab augusteischer Zeit zu einer Chiffre für Stadt. 598 Die außergewöhnliche Höhe der beiden Türme, durch die die Turmanlagen von rein zweckgerichteten Verteidigungsbauten geschieden werden, ist als ihr Charakteristikum durch den Zeichner der Annales Ianuenses hervorgehoben worden (Kat. Nr. 33). 599 Breveglieri (1989), S. 387. 600 Auch Verzar (1994), S. 495/496, mit Hinweis u. a. auf die von den Propheten Enoch und Elias gehaltene Gedenktafel der Gründung des Doms von Modena. Zu weiteren Inschriften im kommunalen Umfeld GiovÀ Marchioli (1994), v. a. S. 271, mit Verweis auf die dreifache Pisaner Erinnerungskultur zwischen Chronistik, Epik und Inschrift. Dort auch die aus

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herren beziehungsweise des Geldgebers eines öffentlichen Baues wurden – wie in der Antike – häufig in diesen »neuen« öffentlichen Inschriften genannt, so auch in Genua, wo die Namen der Konsuln an den Toren verewigt sind.601 Wie ubiquitär diese öffentlichen Inschriften im kommunalen Umfeld Oberitaliens wurden, bezeugen eine Vielzahl weiterer Beispiele, von denen das bekannteste wohl Ferrara ist, an dessen Dom die städtischen Statuten von 1173 angebracht wurden.602 In Genua finden sich an beiden Toren jeweils zwei große, marmorne Inschriftentafeln circa zwei Meter über dem Boden, gut lesbar für Fußgänger und Reiter im Durchgang der beiden Tore angebracht. Die noch entzifferbare Inschrift der Porta dei Vacca nennt die Jahreszahl 1155 und die in diesem Jahr amtierenden Kommunal- und Justizkonsuln. Nach diesen der Datierung dienenden Informationen, verkündeten, ebenso antikem Brauch entsprechend, die drei Magister Guiscardus und Iohannes Bonus Cortese und Iohannes de Castro, sie hätten das Werk (opus, gemeint ist die Mauer) erbaut.603 Der Inhalt der beiden Inschriftentafeln am zweiten Tor, der Porta Soprana, zeigt eindrücklich, in welcher Form eine Inschrift als Denkmal im 12. Jahrhundert zudem genutzt Frankreich stammende Inschrift mit dem Hinweis auf die Manifestierung der Erinnerung im (Inschriften-)Stein: »ne res preteritas valeat dampnare vetustas, iste rei geste dat signa lapis manifeste«. Bottazzi (2012), v. a. zu Inschriften in Pisa, Genua, Viterbo und Mailand. Zum Mittelalter als bimedialer Erinnerungskultur zwischen Schrift und Bild sowie der Bedeutung des Hörens vgl. Wenzel (1995), v. a. S. 65–72 zu der Aufgabe der Memorialzeichen. 601 Petrucci (1986), S. 9, meint, die Führungsschicht der italienischen Kommunen wäre sich aufgrund der immer stärkeren Zunahme der Alphabetisierung des Aussage- und Erinnerungswertes der monumentalen Inschriften bewusst gewesen und hätte sie zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert zur Verewigung von wichtigen Ereignissen, bei der Errichtung öffentlicher Bauten und zur Veröffentlichung und Festschreibung neuer Gesetzgebungen genutzt (»da Lucca (1111) sino alla nota Petra iustitiae di Perugia 1234«). 602 Franceschini (1969). Die Rolle der Kathedrale hebt Breveglieri (1989), S. 397 hervor: »Alla luce di tutto questo [Beispiele aus Modena und anderen Kommunen], non stupisce che nel primo periodo della civilt— comunale, quando il riferimento centrale per la popolazione era costituito ancora dalla cattedrale, quando era questa principalmente a materializzare l’orgogli civico e il senso stesso dell’appartenenza alla comunit—, le grandi superfici dei muri esterni abbiano potuto costituire il supporto epigrafico per eccellenza per le iscrizione del comune.« Am Modeneser Dom findet sich die Schilderung der Domweihe durch Lucius III. von 1184; in Bologna haben sich vier Kreuze mit Inschriften erhalten, eines datiert auf 1159, die an verschiedenen Ecken die Stadt schützten und vermutlich ebenfalls im Zusammenhang mit der Präsenz von Friedrich I. Barbarossa in Italien errichtet wurden, Bottazzi (2012), S. 277/278. 603 Die Inschrift lautet: »In Nomine domini nostri Ihesu Christi. Amen. Anno millesimo centesimo quinquagesimo quinto, mense iulii, indicione secunda, tempore consulum de comunis Iohannis Maliaucelli, Wilielmi Lusii, Oberti Cancellarii, Wilielmi Porci et de placitis Nicole Roce, Wilielmi Cigale, Oberti Recalcati, Boiamontis de Odone, Bonivassali de Castro, Guilielmi Stangonis, ego Guiscardus magister et Iohannes Bonus Cortese et Iohannes de Castro fecimus hoc opus.« Der Text der zweiten Tafel konnte aus älteren Quellen rekonstruiert werden. Die Inschriften der Porta Soprana Corpus (1987), S. 130/131, Nr. 215 und 216; die beiden Inschriftentafel S. 131–133, Nr. 218 und 219.

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werden konnte, erinnern doch beide Tafeln an siegreiche Schlachten der Stadt. Clario Di Fabio und Anna Dagnino entwarfen das Bild einer städtischen »Kodifizierung« durch den Mauerbau, also einer Sammlung normierter Regeln – bei denen den Inschriften an den Türen die Aufgabe einer Erklärung und Offenbarung der gemeinschaftlichen Ideologie der herrschenden Klasse zukam.604 Die erste Tafel rühmt summarisch die Stärke der Stadt, wobei sie den Leser direkt und in der Ich-Form anspricht:

Abb. 26: Genua, Porta Soprana, 1155, Inschriftentafel im Durchgang an der rechten Seite.

Ich bin mit Männern bewehrt, von wunderbaren Mauern umgeben und durch meine Tapferkeit vertreibe ich die feindlichen Waffen. Wenn Du Frieden bringst, sei Dir erlaubt, die Türen zu berühren, wenn Du Krieg suchst, wirst Du Dich traurig und besiegt zurückziehen. Süden (auster) und Westen (occasus), Norden (septemtrio) und Osten (ortus) wissen, wie viele Erschütterungen der Kriege ich, Genua, überwunden habe.605 604 Di Fabio/Dagnino (1987), S. 139. 605 † IN NO(M)I(N)E O(MN)IPOTENTIS DEI PATRIS ET FILII ET SP(IRIT)S S(AN)C(T)I AM(EN) / SUM MUNITAVIRIS. MURIS CIRCUMDATA MIRIS / ET VIRTUTE MEA PELLO P(RO)CUL HOSTICATELA / SI PACEM PORTAS. LICET HAS TIBI TANGERE PORTAS / SI BELLUM QUERES TRISTIS VICTUSQ(UE) RECEDES / AUSTER ET OCCAS(US). SEPTEMTRIO NOVIT ET ORT(US) / QUANTOS BELLORU(M) SUPERAVI IANUA MOT(US). /

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Die Inschrift setzt mit einem Kreuzeszeichen sowie der Anrufung der Heiligen Dreieinigkeit »Im Namen des allmächtigen Gottvaters, Sohnes und Heiligen Geistes, Amen« ein und endet mit der Auflistung der Namen der Kommunal- und Justizkonsuln.606 Die Nennung der Konsulnamen nicht nur hier, sondern in allen vier Inschriften ist erneut als Rückgriff auf antike Bräuche zu verstehen, wo an Bauten das Gründungsjahr, Anlass und Auftraggeber memoriert wurden. Auch an der Porta Aurea in Pisa und an der Porta Romana in Mailand, beides Torbauten aus dem 12. Jahrhundert, wurde diese antike Tradition wiederholt.607 Dennoch gibt es auch eine zweite Bedeutungsebene, die bemerkenswert ist, da zwischen der Anrufung und der Nennung der Konsulnamen die historische »Erzählung« gleichsam eingebettet ist. Durch diese Dreiteilung gleicht sich die Inschrift dem Aufbau einer Urkunde mit Protokoll, Kontext und Eschatokoll an: Die Anrufung an die Invocatio als Teil der Eingangsformeln, dann die Narratio, gefolgt von den Subscriptiones der Aussteller beziehungsweise Zeugen. Die Inschrift bezeugt damit ein weiteres Mal das enge Netz städtischer Texte, die alle in unterschiedlichem Maße von notariellen Formvorstellungen beeinflusst waren.608 Sie betonte IN C(O)SULATU CO(MMUN)IS WI(LLELMI) PORCI. OB(ER)TI CANCELLI(AR)II. IOH(ANN)IS MALIAUCELLI ET WI(LLELMI) LUSII PLACITOR(UM) BOIAMUNDI DE ODONE. BONIVASSALLI DE CASTRO. WI(LLELMI) STANCO(N)IS / WI(LLELMI) CIGALE. NICOLE ROCE: ET OB(ER)TI RECALATI. 606 »Im Jahr der Kommunalkonsuln Willelmus Porcus, Obertus Cancellarius, Johannes Maliaucellus und Willemus Lusius. Im Jahr der Justizkonsuln Baiormundus de Odone, Bonivasallus de Castro, Willelmus Stanone, Willelmus Cigale, Nicolus Rocus und Obertus Recalcatus.« 607 Vgl. dazu Kapitel 5.2.4. und 5.2.5. Petrucci (1986), S. 7–10; Bottazzi (2012), S. 285 zu Genua, S. 278 zu Pisa und S. 288 zu Mailand. Bozzatti (2012), S. 287, weist darauf hin, dass die Inschriften im Jahr 1864 erneuert wurden. An der Feldseite sind bei antiken Torbauten Bauinschriften angebracht, die auch stadtseitig in Wiederholung erscheinen können. Bei zweitorigen Bauten waren sie regelmäßig wohl in den Bogenzwickeln angebracht, bei eintorigen im Bogenscheitel. Diese tituli operum publicorum, die aus republikanischer Zeit zahlreich erhalten sind, enthielten die Namen der lokalen Magistrate, die als Beauftragte des ordo oder Senats eines lokalen Gemeinwesens für die Bauarbeiten verantwortlich waren. »Im Vordergrund steht mit der Nennung der Beamtennamen unverhüllt der ›Prestigewert der Erbauertätigkeit‹. Daneben muss der Hinweis auf den Baubeschluss als Demonstration der Verwaltungsautonomie und der wirtschaftlichen Potenz der Stadt angesehen werden, da die Baukosten wohl überwiegend zu Lasten der Gemeindekasse gingen. […] Merkwürdigerweise fehlt in den Inschriften jeglicher Hinweis auf die sakrale Bedeutung des Stadttores, die in der Bauausstattung jedoch einen breiten Raum einnimmt. Das Tor als den gefährdetsten Teil der Befestigung dem Walten fürsprechender Mächte zu unterstellen, ist als Erscheinung vermutlich so alt wie die Torarchitektur selbst und im gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus geläufig.« Brands (1988a), S. 41/42. 608 Zu den Urkundeninschriften allgemein Müller (1975). Belgrano (1882), S. 26, schlägt vor, dass Giovanni Scriba der Verfasser der Inschriften am Tor war. Wortlaut, Inhalt, Programm wie auch die Nennung der amtierenden Konsuln legen nahe, die Verfasser der Inschrift in der Oberschicht der Kommune zu vermuten. So einfach aber, wie es in Annali (2004), S. 18 steht, ist die Frage leider nicht zu beantworten: »Oberto ha fatto apporre sulla porta di Sant’

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die Stärke der Kommune, eine Stärke, die in der Mauer ihren Ausdruck fand, die den Friedensbereich der Stadt von einem »Außen« abtrennte und denjenigen, der Willens war, sich der Friedenseinung anzuschließen, zur Teilhabe einlud. Derjenige aber, der mit kriegerischen Absichten nach Genua kam, wurde verwarnt, indem ihm die Kampfeskraft Genuas entgegengehalten wurde, die sich in allen vier Himmelsrichtungen bewiesen hatte. Eine genauere Definition, wo diese Siege stattfanden, wird in dieser ersten Inschrift der Porta Soprana nicht vorgenommen. Anders bei der zweiten Inschrift, die stärker ins – historische – Detail ging und die Orte des Triumphes der Kommune listenartig aufführte, als würde sie die erste Inschrift fortschreiben: Der Krieg meines Volkes reichte so weit, dass Afrika erschüttert wurde, auch Teile Asiens und von dort dann das gesamte Spanien. Ich habe Almeria eingenommen und Tortosa unterworfen. Sieben Jahre war dieser, und zweimal vier jener [Kriegszug] her, als ich, Genua, diese Befestigung errichtete, elfhundert und 55 Jahre nach der Geburt durch die zu verehrende Jungfrau.609

So entsteht der Eindruck einer durchlaufenden Inschrift, die von beiden Seiten des Tores den Eintretenden direkt anspricht.610 Dieser zweite Teil nennt nur auf Andrea lapidi celebrativi dei successi genovesi nel Mediterraneo orientale e in quello occidentale.« 609 MARTE MEI P(O)PULI FUIT HACTENUS AFFRICA MOTA / POST ASIE PARTES ET AB HINC YSPANIA TOTA / ALMARIAM CEPI TORTOSAMQ(UE) SUBEGI / SEPTIMUS ANNUS AB HAC ET ERAT BISQUARTUS AB ILLA / HOC EGO MUNIMEN CU(M) FECI IANUA PRIDEM / UNDECIES CENTENO CUM TOCIENSQUE QUINO / ANNO POST PARTU(M) VENERA(N)DE VIRGINIS ALMUM / IN CONSULATU CO(MMUN)IS W(ILLELMI) LUSII. IOH(ANN)IS MALIAUCELLI. OB(ER)TI CA(N)CELLARII / W(ILLELMI) PORCI. DE PLACITIS OB(ER)TI RECALCATI. NICOLE ROCE W(ILLELMI) / CIGALE W(ILLELMI) STANGONI BONIVASALL(I) DE CASTRO ET BAIAMUNDI DE ODONE]. Beide Inschriften weisen – vergleichbar den Fassadeninschriften in Pisa – starke Reminiszenzen an im Mittelalter verbreitete klassische Vorbilder wie Lukan oder Vergil auf (Marte fuit beispielsweise als Übernahme aus Lukans De Bello Civile, Buch IV, Zeile 582: »Non segnior illo Marte fuit, qui tum Libycis exarsit in arvis«). 610 Sprechende Bauwerke sind schon in der Antike nachzuweisen: aus dem frühen Mittelalter (10. Jahrhundert) hat sich ein Quellenzeugnis erhalten, das bezeugt, dass die Tradition (auf jeden Fall in Italien) ungebrochen fortgeführt wurde. Die Hafenstadt Tarent, die angeblich vierzig Jahre zuvor bei einem Sarazenenangriff vollständig zerstört worden war, wurde zwischen 966 und 969 durch Nikephoras Hexakionites, im Auftrag des byzantinischen Kaisers Nikophoras II. Phokas wiederaufgebaut. Die Inschrift »Du hast […] gesehen, in welch’ schlechtem Zustand ich mich befunden habe. […] Jetzt, durch eine glückliche Wendung, bin ich wieder restauriert worden […]« war an der Mauer zu lesen; sie befand sich vermutlich in der Nähe der Porta Terranea, einer nach Osten gerichteten Verteidigungsanlage mit Türmen, Ungruh (2007), S. 19. Auch wenn sich hier die Stadt nicht ihrer Stärke rühmt, kann die Inschrift dennoch als historiographisch im Sinne des Genueser Beispiels angesprochen werden, erinnern beide Texte doch jeweils an die Geschicke der – hinter der Mauer liegenden – Stadt. Weitere Beispiele überliefert Cervellini (1933), so eine Inschrift der Porta Romana in Mailand, die sagt, S. 240/241: »Dic homo qui transis, dum porte limina tangis. Roma Secunda, vale, Regni decus imperiale. Urbs veneranda nimis,

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den ersten Blick ähnlich summarisch nicht näher bestimmte Regionen, an denen die Genueser Siege errungen hatten, um allein in der Nennung der beiden Städtenamen Almeria und Tortosa konkreter zu werden.611 Denn mit Hilfe der erhaltenen historiographischen Texte kann der heutige Leser, der nicht mehr Teil der lebendigen Schlachtenerinnerung der Genueser im 12. Jahrhundert ist, die programmatische Ordnung der Regionen als Verweis auf wichtige Genueser Siege in chronologisch korrekter Reihenfolge rekonstruieren und damit entschlüsseln. Wie im Kapitel zu den Kastelldarstellungen (4.1.) dargelegt, befindet sich die erste Randzeichnung der Annales Ianuenses mit der Darstellung von Jerusalem auf Höhe der vier Zeilen: In primo exercitu Francorum versus Antiochiam MXCVII (1097) In exercitu Africe MLXXXVIII (1087) In primo exercitu Turtuose MXCIII (1093) Et quando Civitas Jerusalem capta fuit MXCVIIII (1099).612

Diese Zeilen treten aus dem Textfluss der Annalen hervor und werden durch das erste Randzeichen akzentuiert (Kat. Nr. 2), damit durch ein graphisches Zeichen als besonders wichtig hervorgehoben. Teile dieser Formulierung finden sich zudem in einem Privileg, das der König von Jerusalem Balduin I. im Jahr 1104 den Genuesen ausgestellt hatte, und das diese als »goldene Inschrift« in der Jerusalemer Grabeskirche wiederholten.613 Viertens entsprachen die in den Annalen geschilderten Kriegszüge – auch in der chronologischen Abfolge – denjenigen auf der Inschriftentafel der Porta Soprana, die somit die wichtigsten Etappen des Kampfes von Genua im 11. und 12. Jahrhundert gegen die Sarazenen im Mittelmeerraum auflistete. Dazu geplenissima rebus opimis – te mettunt gentes, tibi flectunt colla potentes. In bello Thebas, in sensu vicinis Athenas.« 611 Zur Bedeutung von Almeria vgl. jüngst der Ausstellungskatalog »Le Maroc m¦di¦val. Un Empire de l’Afrique — l’Espagne« (Maroc 2014), zu Tortosa vgl. Jaspert (2001). Zur aggressiven Handelspolitik und zur expansiven Kriegsführung als Formen einer frühen Kolonialpolitik (Protokolonialismus) siehe Mitterauer (2007), v. a. auch zur Inszenierung im Stadtraum S. 252–257. 612 Vgl. Kat. Nr. 2. Erst 1119 brach Krieg zwischen Genua und Pisa aus; die frühen Kriegszüge gegen die Sarazenen, wie beispielsweise 1087 gegen Nordafrika (al-Madhiya und Zawila), sind von beiden Städten gemeinsam ausgeführt und auch von Pisaner Seite, beispielsweise bei Maragone oder im Carmen in victoriam Pisanorum, als gemeinsame Siege geschildert worden: »Convenerunt Genuenses virtute mirabili et adiugunt se Pisanis amore amabili.« Der Natur historiographischer Schriften gemäß wurde in Pisa der Pisaner Anteil stärker hervorgehoben. 613 Die Inschrift von 1104 lautet: »qui in primo exercitu Francorum venientes viriliter prefuerunt in adquisitione Iherusalem, Antiochie, et Laodicee ac Tortose, Solinum autem et Gibellum per se ceperunt, Cesaream vero et Assur Ierosolimitano imperio addiderunt«, vgl. dazu Kapitel 5.4.3.

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hörten die 1087 gemeinsam mit Pisa unternommene Fahrt nach Afrika mit der Einnahme der Städte Zawila und al-Mahdiya, für die Papst Viktor III. den beiden Seerepubliken die Petrus-Standarte (vexillum sancti petri) überreicht hatte und damit die Expedition kirchlich sanktionierte.614 1093 zog Genua dann als Teil der Reconquista nach Spanien gegen das sarazenische Tortosa, eine Stadt, die in der Mitte des 12. Jahrhunderts noch einmal von großer Bedeutung für Genua werden soll.615 Sowohl die Züge gegen Nordafrika als auch gegen die iberische Halbinsel können als Vorkreuzzüge bezeichnet werden. Mit Antiochia (1097) und Jerusalem (1099) wurden dann zwei wichtige Siege unter Genueser Beteiligung im Heiligen Land im Kontext des 1. Kreuzzuges genannt.616 Damit erweist sich die anfänglich so beliebig wirkende Aussage der Tafel als sehr konkret. Mit Almeria und erneut Tortosa wurden abschließend zwei Städte erwähnt, die während des 2. Kreuzzuges eingenommen wurden, den Genua nicht mehr in die Levante, sondern gegen das muslimische Spanien richtete. Der Stein zitiert damit die drei wichtigen Etappen des antisarazenischen Kampfes Genuas: Erstens die frühen Züge gegen die Araber, die als Beginn des wirtschaftlichen Aufschwungs der Seerepublik gewertet werden müssen, da nur in der Rückdrängung der islamischen Piraten, in der Umwandlung der Defensive hin zu einer aggressiven Expansionspolitik, die für die Händlerkommune so wichtige Sicherheit der Seewege erreicht werden konnte. Zweitens die Beteiligung am 1. Kreuzzug mit der Eroberung neuer Häfen und Handelsmärkte im östlichen Mittelmeerraum und drittens der Ausbau der Vormachtstellung im tyrrhenischen Meer und die Intensivierung des Handels mit Spanien und Südfrankreich bei zeitgleicher Aufgabe der ehemaligen »Freundschaft« mit Pisa. Das Tor zur Stadt war aber nicht allein der Ort, an der diese historischen Tafeln, die die Genueser Siege feierten, angebracht wurden, um Besucher wortreich zu empfangen und an der Schwelle zum Stadtraum auf die Größe und Tatkraft der dahinterliegenden Kommune zu verweisen. Der kreative Gebrauch des Tores als Erinnerungsmal und die Überblendung von Stadttor und Ehrenbogen weist in einem geschickten Spiel mit Bedeutungen auf eine zweite Re614 Auch Airaldi (1980), S. 30 spricht von einer precrociata; zur »Entstehung des Kreuzfahrtgedanken« allgemein Erdmann (1935). 615 Vgl. dazu Kapitel 5.5.1. Cardini (1993), S. 62: 1092 kam es im Rahmen der Reconquista und unter Führung von Alfons VI. zu einem großen Zug gegen Valencia. Die beiden See-Städte Pisa und Genua stellten die Flotte. Vermutlich aufgrund von Rivalitäten zwischen den verschiedenen Parteiungen scheiterte das Vorgehen, woraufhin die Genuesen im Verbund mit Raimond Berenguer II., Graf von Barcelona und Sancio, König von Aragon, Tortosa belagerten. 616 In der Literatur findet sich teilweise immer noch der Irrtum, es handele sich um das syrische Tortosa, 1093 aber wurde Tortosa in Katalonien eingenommen. Wie alt diese Verwirrung ist, bezeugt eine Postille im Kodex E (Abschrift im Französischen Außenministerium), wo der spätere Kopist zur Klärung explizit vermerkte »que est in Cathalonia«.

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zeptionsebene der Inschrift. Scheint doch zunächst klar, wer die Person des Ichs ist, die aus der Inschrift den Betrachter anspricht: das Tor. Aber auf ein Portal trifft die Aussage »ich bin mit Männern bewehrt und von Mauern umgeben« nicht zu, sondern auf die Stadt, die sich hier als Sprecherin zu erkennen gibt.617 Der Ort der Anbringung dieser programmatischen Inschrift ist gut gewählt, da das Tor die Schnittstelle zwischen Innen und Außen bildet, hier konnte die Friedensgemeinschaft Stadt mit dem sie umgebenden feindlichen »Außen« kommunizieren.618 Sie tat dies, indem sie ihre Stärke hervorhob und gleichzeitig zum Frieden aufrief: Der Ort der Anbringung an sich würde also ausreichen um zu erklären, warum »Genua« am Tor kommunizierte. Das Spiel mit Bedeutung ging aber noch weiter, da Genuas lateinischer Name Ianua lautet – was zugleich das Wort für Tor ist.619 Die Vorbilder der beiden Portale liegen sowohl in den Befestigungsbauten als auch den Triumphbögen der römischen Antike, deren Aufgabe es war, den Betrachtern durch Inschriften mitzuteilen, welche Völkerschaften durch den Geehrten ins römische Reich inkorporiert worden waren, bzw. welche militärischen Erfolge durch ihn errungen wurden.620 Somit stellte sich Genua/Ianua am Tor, das es selbst war, als eine Triumphierende dar, die durch die Bauformen, durch den Bauschmuck und durch die Bauinschriften den von Außen kommenden Betrachtern die eigene wirtschaftliche und kriegerische Macht demonstrierte.

617 Es gibt mittelalterliche Tore, die nicht allein sprechen, sondern dabei sogar ihren Namen nennen, so beispielsweise in Viterbo: »Nomine Sonsa vocor fulgentis porta Viterbii / est michi grande decus et fungor honore perenni / omnis enim qui servili sub lege gravatur / si civis meus extiterit liber reputatur.« (Ich werde Sonsa genannt, Tor des strahlenden Viterbo, ich habe große Ehre und ein dauerndes Privileg: Jeder, der durch Gesetz als Diener belastet ist, wird, wenn er mein Bürger wird, für einen freien Mann gehalten), zitiert nach Mura (1993), S. 12; Bottazzi (2012), S. 283/284. Cervellini (1933), S. 241, nennt eine weitere Inschrift aus Viterbo, wo die Stadtmauer sagt: »Qui me fundavit Rector, qui sic decoravit. Vivat in eternum cum gente colente Viterbum.« 618 Genua ist ein frühes Beispiel, aber die berühmteren Beispiele des Brückentors von Capua oder des Höllentores von Dante bezeugen, wie an Toren mit den Herantretenden gesprochen wurde und dass sich dort programmatische Ansagen fanden. 619 Barberini (1977); Di Fabio (1979); Petti Balbi (1989); Dufour Bozzo (1989), S. 302; In späteren Zeiten stilisierte sich Genua als »Tor in die Lombardei, die Provence und Toskana«. Annali (1941), S. 53: »Alii dicunt quod vocata est Ianua ex eo quod est introitus in Lombardiam, in Tusciam et in Provinciam. Hic tamen notanda est differentia inter portam, fores, valvam, ianuam, et ostium. Nam porta dicitur a portando, et es proprie civitatum.« Zu weiteren Deutungsmöglichkeiten ebenso Jacobus de Voragine, der in Kapitel 1–3 seiner Chronik die Gründungsheroen von Ianua diskutiert, und dabei eine dreifach-sukzessive Gründung durch Janus, einmal orientalischer König, einmal trojanischer Edelmann und einmal römischer Gott, entwirft, dazu Busch (2001), S.151–171 und Kapitel 7 dieser Arbeit. 620 Zur Wortbedeutung von arcus/ianua vgl. Lebek (1991), S. 59: » [arcus] ist die Bezeichnung für den Ehrenbogen, die in der Kaiserzeit zur Herrschaft gelangt ist, und die wegen gewisser semantischer Vorteile allmählich den Begriff ianus aufgesogen hat.«

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5.2.2. Genua/Ianua 1: Siegel Eine vergleichbare Überblendung von Stadt und Tor im Wort Ianua findet sich auch auf dem frühesten Siegel von Genua, einem Bleisiegel der Kommune.621 Allein das Material ist dabei eine Besonderheit, diente doch als Siegelmaterial in den Städten meist Wachs, da die wertvolleren Materialien wie Gold, Silber und Blei den hohen kirchlichen und weltlichen Herrschern vorbehalten waren. Nur wenige andere Beispiele – darunter Pisa – sind bekannt, so dass Giacomo C. Bascap¦ vorschlug, hier eine Besonderheit der frühen Seerepubliken zu erkennen.622 Die älteste Genueser Bleibulle datiert auf »nach März 1133«, dem Datum der Erhebung der Stadt zum Erzbistum.623 Recto zeigt sie die Büste von San Siro, dem dritten Bischof der Stadt aus dem 4. Jahrhundert (345–381) und Stadtpatron von Genua, umgeben von den Buchstaben S. Silus.624 Die Legende lautet +IANUENSIS ARCHIEPISCOPUS. Verso befindet sich eine Stadtabbreviatur mit der Umschrift +CIVITAS IANUENSIS. Diese Stadtabbreviatur besteht aus einer torähnlichen Architektur, wobei die Darstellung von Stadt durch das Kürzel Tor keine Seltenheit ist; nur in Genus würde – durch den namentlichen Gleichklang – ein Bedeutungszuwachs hinzukommen.625 Im Liber Iurium Genuas hat sich eine Siegelbeschreibung erhalten, die diese frühe städtische Bulle beschreibt: 621 Belgrano (1864); Belgrano (1878); Bascap¦ (1961); Bascap¦ (1969), S. 258/259; BedosRezak (1990); Drös/Jakobs (1997), S. 129/130; 1148 ist erstmals ein Siegel in Rom bezeugt, eine Quelle des 13. Jahrhunderts nennt für das Jahr 1155 ein Siegel in Mailand, dazu: Bascap¦ (1969) S. 185. 622 Bascap¦ (1969), S. 187. 623 Notitia Episcoporum Ianuensium 1099–1133, in: Annali Genovesi (1890), S. 94: »Et quando pallium et crucem suscepit in archiepiscopatum millesimo CXXXIII.« 624 Zu den erhaltenen Quellen vgl. Gugliemotti (2013), S. 105–119, zur Vita von San Siro, aber auch zu anderen hagiographischen und historiographischen Quellen Genuas; Di Fabio (2014), S. 78. Die Kirche San Siro in Genua wurde seine Grabstätte und war bis ins 10. Jahrhundert Kathedrale der Stadt. Die Reliquien des Heiligen befinden sich heute nach Translatio im Dom von Genua, San Lorenzo. Siro wurde als Diakon von seinem Vorgänger Bischof Felice als Missionar an die westliche Riviera (San Remo, damals noch Villa Matutia) gesandt, zu seinen Wundern gehört die Befreiung der Stadt von einem Basilisken. Siro erhielt später mit Johannes dem Täufer, dessen Reliquien von den Genuesen vom 1. Kreuzzug mitgebracht wurden, einen zweiten Stadtpatron an die Seite gestellt (offizielle Anerkennung 1327). In der Wahl dieser Heiligen sind verschiedene historische Etappen ablesbar: die spätantike Heidenmission Richtung Westen, später dann die (Rück-)Eroberung der Levante aus islamischer Hand. 625 Es gibt natürlich auch andere Städte, die ein Tor im Stadtsiegel führen und wo kein doppeldeutiges Wortspiel intendiert ist; aber auch in vielen dieser Städten wird das Torbild mit einer weiterführenden Bedeutung aufgeladen. In Fano und Ravenna beispielsweise war jeweils eine antike römische Toranlage erhalten, die für die frühe kommunale Selbstverortung von großer Bedeutung war und als Symbol der Stadt Eingang in das Formular des Stadtsiegels fand. Die Legende des Siegels von Fano (Universitas Civitatis Fani, aus dem

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In die Mitte war das Bildnis des Bischofs in einem Kreis eingeschnitten, dessen Umschrift bestand aus einem Kreuz und den folgenden Buchstaben + IANUENSIS ARCHIEPISCOPUS, innerhalb des Kreises war SANCTUS SILUS geschrieben; auf der anderen Seite befand sich das Bild der Stadt (forma civitatis) in dessen Umschrift das Kreuz und folgende Buchstaben standen: CIVITAS IANUENSIS.626

Der beschreibende Notar deutete also die Darstellung auf der Rückseite der Münze nicht als Tor, sondern bediente sich der geläufigen wenn auch zweideutigen Formulierung forma civitatis. Giacomo C. Bascap¦ meinte, dass hier zwar einerseits eine symbolische forma civitatis gemeint sei, die vergleichbar dem architektonischen Kürzel wäre, das auf den Genueser Münzen seit 1139 Verwendung fand, deutete dann aber die Darstellung als ein Stadttor, das durch die Beischrift IANUA zu einem »sprechenden Bild« der Stadt aufgewertet würde.627 Die Richtigkeit dieser Lesart wird durch die zweite Seite der Bulle gestützt, die ebenfalls mit Namensgleichheiten arbeitet, um zusätzliche Bedeutungen zu schaffen: avers wurde Siro, der Stadtheilige, mit Siro, dem ersten Erzbischof von Genua (1133–1163) überblendet.628 Denn durch die Bezeichnung des frühchristlichen Stadtpatrons Siro als Erzbischof (archiepiscopus), ein Amt zu dem nicht er, sondern der zeitgenössische zweite Siro aufgestiegen war, verbanden sich hier Vergangenheit und Gegenwart.629

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13. Jahrhundert) thematisiert den Zusammenhang von Stärke und Tor (Augustusbogen), bzw. Verteidigungsbereitschaft IN FANI PORTIS CUSTOS EST (H)IC LEO FORTIS (Dieser starke Löwe ist in Fani Wächter der Tore), Gardner (1987), S. 201. Auf dem Siegel selbst ist das römische Tor zusammen mit einem davorstehenden Löwen dargestellt, Brands (1988b), S. 493–495. Überliefert im Liber Iurium von Genua in einem der Verträge zwischen Genua und dem König von Sardinien, Judex Bareso von Arborea aus dem Jahr 1164: »erat sculpta ymago medii episcopi infra circulum, in cuius circumsprictione erat crux et litterae tales +IANUENSIS ARCHIEPISCOPUS, infra circulum erat vero scriptum SANCTUS SILUS; ab alia […] parte […] erat forma civitatis in cuius circumscriptione erat crux et litterae tales: CIVITAS IANUENSIS.« Bascap¦ (1961), S. 17/18. Bascap¦ (1969), S. 259. Hinweis auf S. 235 zu anderen sprechenden Siegelbildern, wie der Blume von Florenz oder den Adlern bei Städten wie Aquileia, Aquila, Castel d’Aquila. Ebenso Gardner (1987) zum Tor als Symbol der Stadt, als Kürzel, wie beispielsweise auf der Goldbulle der Kaiser. Guglielmotti (2013), S. 180/181 zur Porta Soprana als Symbol der Stadt in Bezug auf die erste Münze von 1139. Das Genueser Siegel mit dem Bild des Stadtheiligen und dem Tor war bis 1241 in Gebrauch, ein zweites kommunales Siegel zeigt einen Greifen, der einen Adler und einen Fuchs in den Klauen hält und dessen Umschrift GRIPHUS UT HAS ANGIT SIC HOSTES IANVA FRANGIT lautet, Drös/Jakobs (1997), S. 130. Leoninische Verse waren typisch für die Siegelumschriften der Kommunen und unterschieden sich von denen der weltlichen oder kirchlichen Amtsträger/Herrscher. Meist enthalten sie Äußerungen des Bürgerstolzes, der Freiheit, der Unabhängigkeit oder auch Warnungen beziehungsweise Herausforderungen an den Feind wie in Genua 1193. Die Verse bezogen sich häufig auf das Siegelbild, Bascap¦ (1969), S. 190. Zu den leoninischen Versen im kommunalen Umfeld Cervellini (1933) mit 67 Beispielen. Stadtpatron, Bischof und Bürgerschaft treten in der Frühzeit der Kommune häufig ne-

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5.2.3. Genua/Ianua 2: Münzen Auch im Münzformular fand Genua eine vergleichbare formale Lösung, die Frühphase der Münzprägung in der Stadt ist gut durch die Annales Ianuenses dokumentiert. Die Stadt prägte bis in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts hinein keine eigenen Münzen, sondern nutzte die kaiserlichen Denare aus Pavia, die, wie die Münzen von Mailand, Verona und Lucca, in den vier kaiserlichen Zechen von Norditalien geschlagen wurden.630 Diese Münzen erlebten in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts eine Reihe von Entwertungen, die in den Annales Ianuenses vermerkt wurden (Kat. Nr. 3 und 5) und auch in anderen Dokumenten auftauchten.631 Erst durch ein von König Konrad III. verliehenes Privileg begann die Stadt seit 1138 eine eigene Münze zu schlagen (Kat. Nr. 17), die Zeche befand sich in der Nähe des Doms San Lorenzo.632 Es handelt sich um einen Denar in Silber-Kupfer-Mischung, dessen Avers die an einen Torbau erinnernde Stadtabbreviatur mit der Umschrift +IANVA trägt, auf dem Revers ist das für Pfennige typische Kreuz mit der Umschrift CVNRADI REX zu sehen.633 Der Viertelpfennig (Quartaro) aus Genua folgte dem Münzbild des Denars

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beneinander auf: Im Jahr 1130 erbauten die Genuesen in San Remo einen Turm und zwangen die dortigen Einwohner, wie auch die Grafen von Ventimilia unter ihre Herrschaft: »Ianuam adduxerunt […] fidelitatem sancto Siro et populo Ianuensi in perpetuum iurare fecerunt.« Der Treueschwur wird in diesem Beispiel sowohl dem Heiligen Siro als auch dem Volk von Genua geleistet, so dass Stadtherr und Volk vereint auftreten. Gleich im Anschluss berichtet der Chronist: »Et in eodem consulatu episcopus Syrus ianuensi episcopatu electus fuit.« Annali Genovesi (1890), S. 25, so dass der Name des neuen Bischofs auch in den Annales Ianuenses mit dem des Heiligen verbunden wurde. In eine ähnliche Richtung Polonio (Feloni) (2002a), S. 470/471; zur kommunalen Symbolik Genuas umfassend Pavoni (1983). Diese Denare wurden in Genova aufgrund ihrer dunklen Farbe auch bruni oder brunetti genannt, Brambilla (1883). Seit Karl dem Großen ist ein Pfund Silber (Lira/Libbra) geteilt in 20 Soldi (ein Soldo) oder 240 Denare. Annali Genovesi (1890), S. 13/14 (zum Jahr 1102), S. 15/16 (zum Jahr 1115); Codice Diplomatico (1936), Dokumente 42 (1127), 56 (1130); Libri Iurium (1996), Dokument 42. Feloni (1997), S. 9/10, zur Herkunft des für die Prägung verwendeten Silbers aus arabischen und/oder byzantinischen Quellen (Einschmelzung) und der Rolle der sardischen Silberminen; Stahl (2001), S. 319; Baldassarri (2010), S. 34–47. Codice Diplomatico (1936), Dokument 86; Libri Iurium (1996), Dokument 283; Annali Genovesi (1890), S. 29. Das Privileg wurde – im Zusammenhang mit einer Silbermünze – durch Heinrich VI. im Jahr 1194 bestätigt; Codice Diplomatico (1942), Dokument 38; Libri Iurium (1996), Dokument 284. Das Breve der Konsuln gegen Falschmünzerei (Libri Iurium (1992a), Nr. 25, S. 28/39) nennt schon am 2. Februar 1139 eine moneta Ianuense. Chiaudano (1957); Pesce (1963), S. 15; Felloni/Pesce (1975), S. 13–16; Stahl (2001), S. 326, nennt die Schwierigkeit, die Genueser Emissionen zu datieren, da alle Münzformen (Denare, Grosso, Genovesi d’Oro) bis ins 14. Jahrhundert den Kaisernamen Corrado und den Stadtnamen als IANVA, CIVITAS IANVA; IANVA QVAM DEVS PROTEGAT trugen. Baldassarri (2013), S. 198, meint, dass das castello oder die porta urbica anfangs eher ein »H« gewesen sei, wie es sich auf der Leitwährung, den Denaren aus Lucca befunden hat.

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Abb. 27: Genua, Denaro primitivo, Prägung seit 1139.

mit Tor und der Umschrift Q.IANUA. Im Jahr 1172 prägte Genua einen Grosso im Wert von vier Denaren als reine Silbermünze, erneut mit Tor und Umschrift IANUA. Vergleichbar der italienischen Entwicklung auch an anderen Orten schlug Genua seit 1252 eine eigene Goldmünze, den Genovino d’Oro, mit der Umschrift CIVITAS JANVA um das Tor.634 Die Stadt schuf sich also im Tor/Ianua schon früh ein »sprechendes« Bild seiner selbst, das in den beiden wichtigen kommunalen Medien, Siegel und Münze, für eine lange Zeit Gültigkeit besaß. Der städtische Schreiber Marchisius (Annalist zwischen 1220 und 1224) bezeugte dies, wenn er im Jahr 1221 schrieb: »Und tatsächlich war Genua für [Friedrich II.] ein Tor, das durch das Bild als Tor bezeichnet wird.«635 Noch später, um 1270, definierte der Grammatiker Giovanni Balbi in seinem Catholicon: Genua wird nach Janus benennt. Dieses IANUA, das ist »Tor«, ist erster Eingang, erster Eintritt, denn Janus ist der Gott der Anfänge, dem die Alten jeden Ausgang und Eingang weihten.636 634 Stahl (2001), S. 320. Diese werthaltigen Goldmünzen standen in der Nachfolge der seit 1231 durch Friedrich II. ausgegeben Augustalen; nach dem Tod des Kaisers begann auch Florenz mit der Emission von Goldmünzen, dem berühmten Florino d’Oro. Die Münzen sind somit zugleich Zeugnis für die Zunahme der Wirtschaftsmacht und des Geldverkehrs im Handel des 13. Jahrhunderts als auch aussagekräftiges Herrschaftszeichen. 635 Annali Genovesi (1901), S. 173: »Et vere fuit ei Ianua porta, que per figuram Porta vocatur […].« Friedrich II. – so die Annalen – fürchtete sich auf seinem Rückzug nach Deutschland vor anderen italienischen Orten und nutzt so das Tor Genua, um dort sicheren Halt zu machen. Der Annalist Marchisio Scriba datiert diesen Konflikt mit Otto IV. allerdings falsch ins Jahr 1221. 636 Balbi (1506), s. v. Ianua (o. Seitenzahl): »Ianua a Iano dicitur. Hec Ianua, id es porta, primus ingressus, primus introitus, quia Ianus est deus principiorum, cui antiqui ominem exitum et introitum consacraverunt.«

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und verband so die ältere Tradition der Herleitung des Wortes Genua von der Tür mit dem um 1300 so prominent werdenden Gründungsheroen Janus.637 Und um 1300 dichtete der anonyme Genueser Dichter im ligurischen Dialekt: »Zenoa e’citae pinna / de gente e de ogni ben fornia / ava so porto a ra marina / porta e’ de Lombardia« und griff so erneut das Thema von ›Genua als Tor zur Lombardei‹ auf.638

5.2.4. Pisa: Porta del Leone und Porta Aurea Die Ankunft von Friedrich I. Barbarossa im Jahr 1154 in Italien, sein erster Hoftag in Roncaglia im November des Jahres, die Zerstörung von Tortona 1155 (Kat. Nr. 35) sowie die Kaiserkrönung im selben Jahr haben nicht nur in der Genueser Historiographie ihren Niederschlag gefunden.639 Auch in Pisa wurde dieses Ereignis mit fast identischen Worten erzählt – und wie in Genua war der Zug des Kaisers nach Italien und die von ihm an die Kommunen gestellten Forderungen Anlass, die Stadtmauer zu erbauen bzw. zu verstärken.640 In Pisa kam es zur Aufstellung eines – antiken – marmornen Löwen an der heute noch so genannten Porta Leone, so dass auch für Pisa eine besondere Betonung der Stadttore durch Bauschmuck nachgewiesen werden kann.641 Der Löwe befindet sich heute oberhalb eines der Ecktürme der Stadtmauern und ist von der Piazza dei Miracoli zu sehen, was aber nicht seiner ursprünglichen, nach außen hin 637 Vgl. dazu S. 342 und 346–350. 638 Cappato (1888), S. 38. 639 Zur Bedeutung von Tortona für die gesamte Politik Friedrich I. Barbarossa siehe Görich (2001), S. 186–214, S. 213: »In dem Konflikt, der schließlich zu Belagerung und Zerstörung Tortonas führte, wurde als Kennzeichen schon des ersten Italienzuges jener Gegensatz greifbar, der Barbarossas Herrschaft in Italien einer jahrzehntelangen Zerreißprobe unterwarf: Während die Städte auf ihrer Ordnung beharrten, die durch Rechtsgewohnheiten bestimmt und auf Verträge gegründet war, erhob der Kaiser Forderungen, die aus seiner Sicht nur alten Reichsrechten Gültigkeit verschaffen sollten, für die Städte jedoch neues Recht schufen.« 640 Annales Pisani (1936), S. 14/15, Maragones Bericht zu Roncaglia sowie zur Zerstörung Tortonas; S. 16 zum Mauerbau: »pro timore Frederici regis Romam venientis.« Eine Reproduktion der betreffenden Manuskriptseiten des Pisaner Codex aus dem Archivio Capitolare bei Garzella (2014), S. 16, Abb. 5. Tolaini (2005), S. 9–14, zufolge hatte Pisa eine römische und eine frühmittelalterliche Mauer, so dass der Bau von 1154 nur eine rifondazione sei. Seiner Theorie nach begann der Mauerbau nicht aus Angst vor Friedrich I. Barbarossa, sondern schon vorher (1154) als Prestigeobjekt, S. 15–26. 641 Der Name wird von Michele Lupo Gentile etymologisch als die Bezeichnung für das nach Westen (= Lyon) liegende Tor, das vor allem von französischen Kaufleuten genutzt wurde, erklärt, Annales Pisani (1936), S. 16, FN 4. Tedeschi Grisanti (2004) nimmt an, dass der Löwe zu einem Grabkomplex, beispielsweise einem antiken Mausoleum gehörte, wo er als Wächter gedient hatte.

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Abb. 28: Darstellung eines Löwen (Kat. Nr. 15), einer erbeuteten Galeere aus dem algerischen Bejaia (Kat. Nr. 16) sowie dem Genueser Münzprivileg von 1139 (Kat. Nr. 17), Annales Ianuenses, fol. 5r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

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kommunizierenden Aufstellung entspricht.642 Eine Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert bezeugt, dass er sich ehemals rechts oberhalb der Toröffnung befand und die Eintretenden ansah.643

Abb. 29: Pisa, Porta Leone, Zeichnung, Anfang 19. Jahrhundert, Francesco Giuliani (zugeschr.), Pisa, Museo Nazionale di San Matteo.

Die antike Statue war demnach »in posizione dominante come sentinella simbolica sempre vigile nell’atto di uscire da una nicchia della torre« aufgestellt.644 Michael Greenhalgh zufolge könnte es sich bei dem Löwen zudem um eine Spolie handeln, so dass nicht nur die Schönheit der Skulptur, ihr Verweis auf eine als vorbildlich empfundene Antike und die imperiale Romidee (Pisa als »zweites Rom«) ausschlaggebend für seine Aufstellung waren, sondern zudem der Beutecharakter eine vierte Bedeutungsebene hinzufügen würde.645 Die Porta del Leone gehörte zum ersten Bauabschnitt der neuen Mauer, mit ihr wurde das religiöse Zentrum der Stadt mit dem neu begonnen Baptisterium und dem 1118 642 Eine gute Abbildung des Löwen bei Garzella (2014), S. 18, Abb. 6. 643 Die Nische mitsamt der Konsole, die den Löwen trug, sind heute noch außerhalb der Stadtmauer zu sehen. 644 Tedeschi Grisanti (2004), S. 370, Datierung S. 373. 645 Greenhalg (1984), S. 151; zu den verschiedenen Zeitebenen, die durch Spolien bezeichnet werden können, siehe S. 273/274 und 286/287.

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zeitgleich mit der Kathedrale von Genua geweihten Dom geschützt. Diese Stelle im Stadtgebiet bedurfte zudem besonderer Aufmerksamkeit und Schutz, da hier die nach Ligurien und Frankreich führende Handelsstraße in die Stadt eintrat. Eine Inschriftentafel, dem Genueser Beispiel vergleichbar, hat sich an der Porta del Leone nicht erhalten, ob es jemals eine gab, ist wahrscheinlich, aber nicht zu klären. Von der heute nicht mehr existierenden Porta Aurea in Pisa aber ist die Inschrift erhalten.646 Dieses zweite, heute zerstörte Tor befand sich am nördlichen Arno-Ufer in der mittelalterlichen Stadtmauer, die Inschriftentafel wurde an die Fassade der Kirche Madonna dei Galetti transloziert.647 Die Inschrift lautet: Von ausgezeichneten Bürgern wird dieses Tor das Goldene genannt, auf dem die Zierde des Adels (so) schreiben lässt: Haltet diese Stadt für den Stolz des ganzen Reiches, die die wilden Nacken des Bösen zu schlagen pflegt. Die Raserei Mallorcas war äußerst boshaft, doch was diese Stadt vermochte, spürte das besiegte Ibiza. Als 1115 Jahre vergangen waren, seitdem die Jungfrau Maria Gott empfangen hatte, warf das siegreiche Volk der Pisaner beide nieder. Die doppelte Niederlage der Sarazenen bestätigt die Worte: Liebt die Gerechtigkeit, die ihr die Erde richtet!648 646 Petrucci (1986), S. 8, sieht den Inschriftenstein, der die Balearen-Expedition von 1113–1115 memoriert, in Zusammenhang mit der dort in der Nähe errichteten Statue des Konsole Rodolfo von 1124. Die komplizierte Diskussion um die antike (Herkules?)-Statue (gigante in der Lokaltradition), deren Fragmente im Camposanto verwahrt sind und die für eine Ehrenstatue des Konsuls Rodolfo in Pisa wiederverwendet wurden (oder nicht), kann im Rahmen dieser Arbeit nicht wieder aufgegriffen werden, dazu von der Höh (2006), S. 234–252, mit älterer Literatur, Abbildungen des Kopfes bei Scalia (1972), Tafel VII–X; erneut Scalia (2012) als Erwiderung auf Gegenpositionen von Ottavio Banti, Emilio Tolaini und Miria Fanucci Lovitch. 647 Der vermauerte Bogen, laut Scalia (1972), S. 839, ein Triumphbogen für die siegreich vom Meer heimkehrenden Pisaner, ist noch in der rechten Eingangswand des Palazzos zu erkennen, der zwischen der Kirche Madonna dei Galetti und der Via Curtatone e Montanara liegt (Lungarno Pacinotti Nr. 36). Die Inschrift befindet sich heute oberhalb der Tür der Chiesa dei Galletti am Lungarno Pacinotti; eine Abbildung des Steins bei Garzella (2014), S. 14, Abb. 3. 648 CIVIBUS EGREGIIS HEC AUREA PORTA VOCAT[UR] / IN QUA SIC [DI]CTAT NOBILITATIS HONOR / HA[n]C URBE[m] DEC[us] I[m]PERII GENERALE PUTETIS / QUE FERA PRAVORU[m] COLLA FERRIRE SOLET. / MAIORIS BALEE RABIES ERAT I[m]P[ro]PA MULTU[m] / ILLA Q[i]D HEC POSSET VICTAQUE SENSIIT EBUS / ANNIS MILLE DECE[m] CENTU[m] CUM Q[ui]NQ[ue] P[er]ACT[S] / EX QUO CO[n]CEPIT VIRGO MARIA D[eu]M / PISAN[us] POPUL[us] VICTOR P[ro]STRAVIT UTRA[m]QU[E] / HISQUE FACIT STRAGES INGEMINATA FIDE[m] / DILIGITE IUSTITIAM Q[ui] IUDICATIS T[er]R[AM]. Die Übersetzung ist nicht unumstritten, die neueste Version legte von der Höh (2006), S. 219, vor. Banti (2001), S. 44, übersetzte die ersten beiden Zeilen abweichend wie folgt: »Diese Tür wird die Goldene genannt, denn sie ist denjenigen Bürgern vorbehalten, die sich ausgezeichnet haben, so verlangt es die Ehre gegenüber den edlen Unterfangen.« Fisher (1966), S. 166/167, übersetzte: »For outstanding citizens this is called the Golden Gate, on which the honor of nobility thus declares.« Vgl. auch Scalia (1963), S. 269–272. Diese Inschrift steht auf einer rechteckigen Marmorplatte von 55x73 cm Aus-

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Auch wenn die Pisaner Porta Aurea den Eintretenden nicht direkt ansprach wie die Porta Soprana in Genua, ist doch ein vergleichbares Konzept erkennbar, wurden doch auch hier dem Ankommenden die Schlachtenerfolge der Kommune am Tor verkündet.649 Wie in Genua reklamierte auch Pisa gemeinsam unternommene Kriegszüge allein für sich: der unter Beteiligung vieler toskanischer Städte vollbrachte Balearen-Feldzug wurde allein pisanisch memoriert.650 Hinzu kommt, dass schon mit der Wahl des Namens der Pisaner Bau auf eine zweite berühmte Porta Aurea verwies, die älter ist und sich in Konstantinopel befand.651 Den Pisanern war dieser Bau sicher bekannt, verfügten sie doch noch früher als die Genueser Händler über eine Handelskolonie in der Hauptstadt des byzantinischen Reiches.652 Als zweiter möglicher Verweis sei noch eine dritte, ebenso berühmte Porta Aurea genannt, die in Jerusalem stand, und die vor allem seit der Kreuzfahrerzeit erneut ins Bewusstsein des Abendlandes getreten war.653 Beide Tore, sowohl in Konstantinopel als auch in Jerusalem, waren

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maß; der Text ist auf elf Schriftreihen verteilt, wovon die sechste später eingeschoben wurde; ihre Buchstaben sind viel kleiner (»illa quid hec posset victaque sensit Ebus«). Die Ränder, vor allem rechts, sind teilweise so stark beschädigt, dass Buchstaben fehlen. Banti (2000), S. 22, Nr. 9; Scalia (2012), S. 300, bringt erneut die Transkription. von der Höh (2006), S. 219–233; Bottazzi (2012), S. 278–302. In Pisa taucht die Bezeichnung der Porta Aurea noch einmal, und zwar im Zusammenhang mit dem Baptisterium, auf: »Anno Domini MCLXIIII, tertio kal. Octubris, die Sancti Michaelis prima columna ecclesie Sancti Iohannis Baptiste erecta est, et infra XIIII dies, gratia Dei, tote octe erecte sunt, de quibus unam in uno die Porta Aurea erexit.« Annales Pisani (1936), S. 30. Zur Bezeichnung der Baptisteriumstür als Porta Aurea Sheppard (1958), S. 16, und Angiola (1978). Banti (2001), S. 45, schreibt, die Inschrift sei »la celebrazione di un’impresa militare audace e fortunata, e l’affermazione della missione provvidenziale assegnata a Pisa e al popolo pisano di ›difensore‹ della Cristianit—. La celebrazione dell’impresa balearica diventa, in questi distici, l’occasione per la proclamazione di un forte e orgolioso messaggio politico.« Vgl. dazu Greenhalgh (2009), S. 152–159. Auch in Pola, in Ravenna und in Spalato sind Goldene Tore bezeugt, aber die Verbindung von erfolgreichem Kampf und triumphalem Einzug ist doch in diesen beiden Beispielen am deutlichsten. Müller-Wiener (1977), S. 297; Ulbert (2006); Asutay-Effenberger (2007), S. 54–61. Ob die Porta im Zuge des Stadtmauerbaus errichtet wurde oder schon vorher ein freistehender Triumphbogen war, der 412 dann in die Stadtmauer als Torbau integriert worden ist, ist umstritten. Allgemein angenommen wird, dass die Durchgänge des Tores nach 425, dem Sieg von Theodosius II. über Johannes Primikerios, goldene Türflügel erhielten und auf dem Tor die Figuren von Theodosius II., einer Nike und eine Elefantenquadriga aufgestellt wurden. Auf dem Bogen an der Ostseite des Tores steht HAEC LOCA THEODSIUS DECORAT POST FATA TYRANNI (an der Ostseite) und an der Westseite, AUREA SAECLA GERIT QUI PORTAM CONSTRUIT AURO. (»Theodosius schmückte diesen Ort nach dem Fall des Tyrannen« und »Derjenige bringt goldene Zeitalter, der eine Tür aus Gold baut«). Bardill (1999), S. 692, hingegen schlägt vor, dass der dort gefeierte Sieg gegen einen Tyrannen durch Theodosius sich auf Theodosius’ I. Sieg gegen Magnus Maximus im Jahr 388 bezieht, und die vier Elefanten ein Geschenk von Schapur III. im Jahr 384 waren. Das Tor wäre somit als freistehender Triumphbogen konzipiert gewesen. 1111 mit Erlaubnis von Alexius I. Komnenos eingerichtet. Das östliche Tor des Haram-esh-Sherif in Jerusalem (Platz des Tempels Salomons) trägt den

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eng mit der Idee des Sieges und des triumphalen Einzuges in die Stadt verbunden.654

5.2.5. Mailand: Porta Romana Auch die dritte bedeutende Stadt Italiens im 12. Jahrhundert, Mailand, begann wie Genua und Pisa mit der Verstärkung der Mauer und der Anlage von Wassergräben, als Friedrich I. Barbarossa nach Italien zog und absehbar wurde, welche Forderungen er in der Reformulierung imperialer Rechte an die Kommunen stellen würde.655 Bekanntermaßen verlief die Geschichte der lombardischen Metropole anders als die der beiden Seerepubliken, die als »Verbündete« des Kaiser mit vielen Privilegien ausgezeichnet wurden: im Jahr 1162 besiegte Namen Goldenes Tor. Die Herkunft dieser Bezeichnung ist nicht vollständig zu klären; zwei Bibelstellen werden auf das Tor bezogen, Hezekiel, 44, 1–3, der in einer Vision vom zukünftigen Tempel ein »äußeres Tor des Heiligtums gegen Morgen« schildert, das verschlossen ist und auch bleiben soll, da durch dieses Tor Gott in das Heiligtum eingegangen war. In der Apostelgeschichte 3 zur Heilung des Lahmgeborenen taucht dann zweimal eine Tür am Tempel auf, die als die Schöne bezeichnet wird, ohne aber genau lokalisiert zu werden. Die erste Nennung in der Pilgerliteratur findet sich beim Pilger von Piacenza, der um 570 das Vorhandensein einer Tür in der Ostmauer des ehemaligen Tempelgebäudes bezeugte, die er in Anlehnung an die Apostelgeschichte als Porta Speciosa bezeichnete, Bieberstein/Bloedhorn (1994), S. 200–204. Die nächsten sicheren Erwähnungen des Tores finden sich dann aus der Zeit der muslimischen Besetzung: ibn al-Faquih berichtete um 903, ebenso wie ibn Ab dr-Rabbihi (um 913), von einem Tor in der Ostmauer des Haramesh-Sarif , das sie als Bab ar-Rahma (Tor der Gnade) bezeichneten, sowie al-Muqaddasi (985), der von einem Bab at-Tauba (Tor der Reue) spricht. Erst Nasir-i Husrau (1047) nannte beide Namen, der erste würde traditionell auf den südlichen und der zweite auf den nördlichen Durchgang einer zweitorigen Anlage bezogen. Schon seit frühislamischer Zeit wurde das Tor nach islamischer Tradition mit dem Jüngsten Gericht verbunden. Das Tor ist heute nicht mehr sichtbar, weil es in der Zeit der muslimischen Rückeroberung von Jerusalem vermauert wurde, da einer muslimischen Tradition zufolge die christlichen Eroberer durch dieses Tor zurückkehren würden, Morgenstern (1929), S. 2. Die Bezeichnung oder genaue Lokalisierung einer Porta Aurea taucht in der Pilgerliteratur vor dem lateinischen Königreich 1099–1187 gar nicht auf. Ab 1099 kommt es dann aber zu häufigen Nennungen einer Porta Speciosa, die von den Kreuzfahrern als diejenige identifiziert wurde, durch die Christus am Palmsonntag mit dem Esel in Jerusalem einzog. So berichtet Saewulf 1102, dass es an der östlichen Seite des Tempels ein Stadttor gäbe, das Goldene Tür heißen würde, wo Joachim, der Vater von Maria, im Auftrag des Engels des Herren seine Frau Anna traf. Morgenstern (1929), S. 3, nennt die Gleichsetzung der Tür mit dem Tor, durch das Jesus, von Bethanien kommend in Jerusalem einzog und durch das ebenso Heraklius das zurückgewonnene Kreuz aus Persien in die Stadt verbrachte. 1165 berichtet Johannes von Würzburg von einer Porta Aurea in der Ostmauer, Johannes (1974), S. 128/129. Bieberstein/ Bloedhorn (1994), S. 200. 654 Gerola (1929); Redi (1991). 655 Der Name des ausführenden ingenere ist überliefert, Guintellino, die Arbeiten dauerten zwischen 1156 und 1160, Fiorio (1993).

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Friedrich I. Barbarossa die belagerte Metropole, der Kaiser ließ die Stadtbevölkerung umsiedeln und die Mauern schleifen.656 Die Zerstörung von Mailand wurde von Caffaro in den Annales Ianuenses registriert, sie war die dritte Stadt nach Tortona (Kat. Nr. 35) und Crema (Kat. Nr. 37), die Friedrich I. Barbarossa in der Lombardei militärisch bezwang (Kat. Nr. 38). Alle drei Annalen-Einträge wurden durch ein Randzeichen hervorgehoben, was die hohe (symbolische) Bedeutung dieser Siege auch für Genua betonte und bezeugt, inwieweit nichtligurische Ereignisse Eingang in die Jahrbücher fanden, sofern sie Bedeutung für die Kommune hatten. Zur Schleifung der Stadt berichtete der mailandfeindliche Chronist Otto Morena aus Lodi: Am Montag, am 26. März, kam der Kaiser selbst nach Mailand, mitsamt seinen Fürsten, den Cremonensen, Pavesen und Novaresen, den Comasken und Lodesen sowie denen von Seprio und der Martesana [also mit seinen Verbündeten, die bei der Belagerung von Mailand geholfen hatten], und befahl den Lodesen, die Porta Orientalis [und wohl jeweils auch das dazugehörige Viertel der Stadt], im Volk Arienza genannt, völlig zu zerstören; den Cremonesen übertrug er die Porta Romana, den Pavesen die Porta Ticinese, den Novaresen di Porta Vercellina, den Comasken die Porta Comacina zur Zerstörung, denen von Seprio und der Martesana dagegen die Porta Nuova. Sie alle gaben sich bei der Zerstörung solche Mühe, dass sie bis zum folgenden Passionssonntag so viel von den Mauern abbrachen, wie anfangs niemand glaubte, dass in zwei Monaten zerstört werden könne, und, wie ich wahrhaftig meine, der 40. Teil Mailands blieb nicht zur Zerstörung übrig. Es blieb aber fast die gesamte Umfassungsmauer der Stadt, die so gut und aus großen Steinen errichtet und mit fast 100 Türmen geschmückt war, dass, wie ich glaube, keine so gute in Italien jemals gesehen wurde, außer vielleicht der römischen, und danach je gesehen wird.657

Auch wenn Stadtzerstörungen im Mittelalter oftmals eher symbolisch als tatsächlich stattfanden, scheint doch die Schilderung bei Otto Morena darauf hinzuweisen, dass die Tore der Stadt niedergelegt wurden.658 Barbarossa aber beließ es nicht bei der so symbolträchtigen Zerstörung dieser Bauten kommunalen Stolzes und Schutzes, sondern zwang zudem die Bevölkerung, die Stadt zu 656 Mailand war das Hauptzentrum des lombardischen Widerstandes gegen die Italienpolitik von Friedrich I. Barbarossa, der versuchte, die verlorenen Reichsrechte gegenüber den Stadtstaaten wiederzuerlangen. Es ist viel geschrieben worden über die Rolle Mailands im Konflikt der lombardischen Städte mit Barbarossa, u. a. Görich (2001), S. 214–261; Fasoli (1975), v. a. S. 159–163; Görich (2011), S. 331–347. 657 Italische Quellen (1986), S. 178/179: »Imperator […] precepit […] Laudensibus ut portam Orientalem […] totam destruerunt, Cremonensibus vero portam Romanam demoliendam commisit, Papiensibus portam Ticinensem, Novariensibus portam Vercellinam […]. Qui omnes in tantum ad destructionem conati sunt quod usque ad proximam diem dominicam olivarum tot de menibus civitatis consternavere, quod ab initio a nemine credebatur in duobus mensibus posse dissipari.« 658 Ferrari (2002), S. 120–125.

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verlassen und sich in umliegenden Vorsiedlungen niederzulassen. Erst im Jahr 1167 konnten die Mailänder in ihre Stadt zurückkehren, 1171 begannen sie mit dem Wiederaufbau der Stadttore, von denen die Porta Romana einen besonderen skulpturalen Schmuck erhielt, der erneut die Praxis der politischen Kommunikation an Stadttoren bezeugt. Das Tor ist heute nicht mehr erhalten, da es im Jahr 1793 abgetragen wurde. Teile des Reliefschmuck wurden in die Fassade eines angrenzenden Hauses integriert, der 1895 in das Museo Patrio Archeologico überführt wurde, eine Rekonstruktion des ehemaligen Aussehens schlug Luca Beltrami vor.659 Ihm zufolge handelte es sich bei der Porta Romana um eine Anlage mit zwei Durchgängen.660 Auf einem Stich aus dem 18. Jahrhundert ist erkennbar, dass die Reliefs an der Außenseite, vergleichbar Pfeilerkapitellen, an drei Seiten des Tores umliefen; da die zur Stadt gelegene Seite nicht abgebildet ist, ist nicht rekonstruierbar, ob sich auch hier Figurenschmuck befand. Eine Inschriftentafel im Zwischenraum der beiden Bögen oberhalb des mittleren Kapitells memorierte (wie in Genua und in Pisa) die Namen der Konsuln, in deren Regierungszeit das Bauwerk ausgeführt wurde sowie zwei historische Ereignisse: die Rückkehr der durch Friedrich I. Barbarossa vertriebenen Bevölkerung im Jahr 1167 und den Wiederaufbau der Tore im Jahr 1171.661 In Pisa und Genua rühmte sich die Stadt ihrer eigenen militärischen Stärke und thematisierte Schlachtenerfolge, in Mailand hingegen wurde am Tor ein »traumatisches« Ereignis der jüngeren Stadtgeschichte erinnert, aber innerhalb dieser Erinnerung zu etwas Guten gewendet.662 Nicht die Zerstörung der Stadt wurde in der Inschrift genannt, sondern die Rückkehr der Mailänder und die erneute Befestigung der

659 Beltrami (1895). Die Tafeln befinden sich heute im Museo d’Arte Antica des Castello Sforzesco; Zur Glaubwürdigkeit der Rekonstruktion Hülsen-Esch (1994), S. 49–55. 660 Stich Mailand, Rocc. Bertarelli, Vol. A A 46, Tav. 43 bis, bei Hülsen-Esch (1994), Abb. 8. 661 Hülsen-Esch (1994), S. 48, Abbildung 31; Staufer (2010), Objektband, S. 130/131, Kat. Nr. IV. B.2, mit Abbildung. Bottazzi (2012), S. 288–290. Cervellini (1933), S. 240/241 berichtet von einer früheren Inschrift in leoninischen Hexametern, die den Eintretenden direkt ansprach: »Dic homo qui transis, dum porte limina tangis. Roma Secunda, vale, Regni decus imperiale. Urbs veneranda nimis, plenissima rebus opimis – te mettunt gentes, tibi flectunt colla potentes. In bello Thebas, in sensu vicinis Athenas.« 662 Für Mailand fehlt eine kommunale Geschichtsschreibung im 12. Jahrhundert. Busch (1997) zeigte, dass die frühe Mailänder Chronistik von – kommunal denkenden – Klerikern verfasst wurde, man also nur eingeschränkt von Stadtgeschichte, eher aber von Bistumsgeschichte sprechen sollte. Laikale Historiographen, die sich mit der Kommune Mailand befassen, gab es dann erst im 13. Jahrhundert, mit den bis 1228 reichenden Annales Mediolanenses breve hat sich ein genuin mailändischer Text erhalten. Die ab dem 12. Jahrhundert schreibenden Laien verfassen Werke wie die Gesta Frederici I. in Lombardia über die Taten Friedrichs, was in diesem Kontext natürlich vor allem auch Mailand meint (so auch das Werk von Otto und Acerbus Morena). Zwischen 1150 und 1250 wiederum verfassten keine Geistlichen historiographische Texte in Mailand.

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Stadt.663 Bemerkenswert ist, dass zu dem Bauwerk und der Inschrift noch Reliefdarstellungen traten, die verschiedene, heute teilweise nur noch schwer zu entschlüsselnde Szenen wiedergaben. Für den hier diskutierten Zusammenhang von besonderer Bedeutung sind dabei die Bilder der inschriftlich bezeichneten Stadttore von Brescia und Cremona mit ausziehenden Soldaten sowie der rückkehrenden Soldaten nach Mailand, das wiederum durch das inschriftlich gekennzeichnete Stadttor ausgewiesen ist.664

Abb. 30: Mailand, Porta Romana, Relief mit den Soldaten, nach 1171, Mailand, Museo d’Arte Antica des Castello Sforzesco.

Beide Reliefszenen tragen auf dem oberen Rand eine Inschrift: »Nachdem Mailand gefallen war, richteten sie [die Mauer] auf, damit es sich stark erhebe«665 und »Das Geschehene erklärt zu Freunden. Gott gibt oder nimmt und gibt zurück. [Mailand] sei gepriesen. Siehe wir loben dich … Gott, weil wir die Stadt zurückbekommen haben.«666 Die Reliefs mit ihren Inschriften erinnerten also an die Städte Brescia und Cremona, die Mailand als Verbündete beistanden – und 663 Im Mailänder Museo d’Arte Antica del Castello Sforzesco wird eine Inschrift zum Gedenken an die Zerstörung von Como und der Errichtung eines Portals im Jahr 1127 verwahrt (Inv. Nr. 288), vgl. Staufer (2010), Objektband, S. 132/133, Kat. Nr. IV.B.1.1, mit Abbildung. 664 Die Tore von Brescia und Cremona befinden sich auf der Stirnseite des mittleren Pfeilers rechts und werden dann im rechten Durchgang mit dem Zug der Mailänder auf ihr Stadttor fortgesetzt. Auffällig ist, dass sich hier die Darstellung des Stadttores im Bild mit dem Stadttor, an dem sich die Bilder befanden (der Porta Romana), überblenden, verfügen doch beide Strukturen über zwei Durchgänge. 665 Hülsen-Esch (1994), S. 45: »Hii mediolano lapso dum forte resurgit suposuere […].« 666 Hülsen-Esch (1994), S. 46: »Factum declarat amicos / dans deus aut tollens reddens esto benedictus [ Mediolanenses] psallimus ecce tibi … Deus urbe recepta.«

San Sisto: Die Verortung des heiligen Datums in Genua und Pisa

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damit an den Zusammenschluss der lombardischen Städte in der Lega Lombarda in eben jenem Jahr der Mailänder Rückkehr 1167, einer Schwureinigung mit dem Ziel, gemeinsam gegen Friedrich I. Barbarossa vorzugehen.667 Die über den laufenden Soldaten angebrachte Inschrift, die den Freundschaftsbund (pactum declarat amicos) der Städte nannte, verstärkte diese Lesart.668 Mailand nutzte, vergleichbar den Praktiken in Pisa und Genua, ihr Tor sowohl als Ort der kollektiven Selbstvergewisserung, aber auch als Ort der Publikation von nach außen gerichteten politischen Aussagen.669 Immer wieder wurde die Sichtbarkeit der kommunalen Chroniktexte in Frage gestellt, da diese, von einer städtischen Elite verfasst, in einem nur einem beschränkten Personenkreis zugänglichen Archiv verwahrt, einer leseunkundigen »Öffentlichkeit« nicht zugänglich gewesen sein sollten. Die Analyse der Stadttore aber erbrachte für die drei Metropolen des 12. Jahrhunderts ein anderes Bild: die Beispiele aus Pisa, Genua und Mailand bezeugten, mit welchen Verfahren die städtische Historiographie jenseits des Buches »veröffentlicht« wurde und so im Bewusstsein der Erinnerungsgemeinschaft Stadt lebendig blieb. Die folgenden Kapitel werden zeigen, dass es eine Menge weiterer urbaner Orte gab, an denen Erinnerungen, die sonst »nur« in der kommunalen Historiographie aufbewahrt oder im städtischen Gedächtnis lebendig gehalten wurden, durch die Umwandlung in Denkmale eine öffentliche Inszenierung erfuhren, und dass dabei vielgestaltige Medien der Erinnerung im kommunalen Raum zum Einsatz kamen.

5.3. San Sisto: Die Verortung des heiligen Datums in Genua und Pisa Die Genueser Kirche San Sisto wurde zwischen 1088 und 1093 in Erinnerung an den siegreichen Feldzug der vereinigten Flotte von Pisa und Genua gegen die beiden nordafrikanischen Städte al-Mahdiya und Zawila am 6. August 1087 errichtet.670 Dieser Kriegszug fand, wie gezeigt, sowohl an der Porta Soprana als 667 Bordone (1987). 668 Ferrari (2002), S. 140: »Es ist meines Wissens das einzig erhaltene Bilddokument, in dem die Lega sich selbst darstellte.« Vgl. auch Grillo (2012). 669 Ferrari (2002), S. 138/139, wies darauf hin, dass die neuere Forschung aufgezeigt hat, dass die Interessenlage in Mailand keineswegs homogen gegen Barbarossa eingestellt war und somit das Tor als »Selbstvergewisserung nach Innen« zu verstehen sei. 670 Der 6. August ist der Tag des Heiligen Sixtus. Die Kirche ist nicht mehr erhalten; 1602 wurde sie erneuert, dieser Bau aber fiel 1825 einer Straßenerweiterung zum Opfer ; die heutige Kirche San Sisto hat also mit dem alten Bau nichts mehr gemein. Vecchiattini (2004), S. 167: Der Tradition nach ist die Kirche vier Jahre nach dem Martyrium des Heiligen Sixtus (II., seit 257 Bischof von Rom), im Jahr 261 errichtet worden; in den Quellen wird sie allerdings erst im 11. Jahrhundert greifbar.

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auch in den Annales Ianuenses ihren Niederschlag, beide Male aber in stark verkürzter Form ohne Nennung des Stadtnamens: »In exercitu Affrica MLXXXVIII« lautet der Eintrag in Caffaros Text, »Afrika« wurde hier also allgemein als Siegesort Genuas am Stadttor genannt. Dieses Manko scheint auch der Kopist der Annalen, der den Kodex (E) aus dem Pariser Außenministerium schrieb, gespürt zu haben, da er am Rand zu der kurzen Notiz erklärend vermerkte: Bemerkt sei, dass zur Zeit des Papstes Viktor III im Jahr 1087 die Genueser mit den Pisanern die Stadt al-Mahdiya zum Fest des Heiligen Sixtus einnahmen; aufgrund dieses Sieges erbauten sie die Kirche in Genua zu Ehren des besagten Heiligen Sixtus.671

Der Heilige Sixtus spielte nicht nur für die Genuesen, sondern auch für die Pisaner eine wichtige Rolle, die drei Siege an diesem Tag für sich verbuchten: 1005 gegen die Sarazenen in Reggio/Messina (»1005: Fecerunt Pisani bellum cum Saracenis ad Regium et gratia Dei vicerunt illos in die Sancti Sixti«), 1087 gegen das schon genannte al-Mahdiya und 1119 gegen Genua bei Portovenere.672 Der zweiten Sieg gegen die nordafrikanische Stadt al-Mahdiya im Jahr 1087 am Tag des Heiligen Sixtus wurde im Carmen schon mit dem Beiwort »immer« (semper) beschrieben.673 Die Pisaner Historiographie feierte diesen Sieg umfangreich, im Chronicon ist zu lesen: Die Pisaner und Genuesen begaben sich auf einen Kriegszug nach Afrika und nahmen zwei stark befestigte Städte, al-Mahdiya und Zawila, am Tag des Heiligen Sixtus ein. […]. Aus der Stadt, nachdem fast alle Sarazenen getötet worden waren, nahmen sie eine riesige Beute aus Gold, Silber und Stoffen mit. Mit dieser Beute vergrößerten die Pisaner herrlich den Schatz ihrer Kathedrale mit verschiedenem Schmuck und sie bauten die Kirche San Sisto in Cortevecchia.674

671 Annali Genovesi (1890), S. 13/14: »Nota quod tempore Victoris III pape MLXXXVII Ianuenses cum Pisanis ceperunt Almadiam in festo sancti Sixti; ob quam causam et victoriam edificaverunt ecclesiam in Ianua in honorem predicti sancti Sixti.« Dort heißt es weiter : »Item in MLXXXVIII ceperunt Affricam, unde fit hic mencio, cum de predictis inventiur plenius in Ianua in ecclesia sancti Sixti. In secundo exercitu Turtuose currebant MCXLVIII que est in Cathalonia.« 672 Zur Bedeutung des Heiligen Sixtus für Pisa von der Höh (2006), S. 254–262; vgl. Fisher (1966), S. 187. 673 Carmen (1971), Vers 23: »Hoc fuit antiquum festum Sancti Sisti nobile, quo sunt semper Pisanorum de celo victorie.« 674 Chronicon (1936), S.101–102. MLXXXVIII: »Fecerunt Pisani et Ianuenses stolum in Africa, et ceperunt duas munitissimas civitates, Almadiam et Sibiliam in die S. Sixti […] Ex quibus civitatibus Saracenis fere omnibus interfectis, maximam auri, argenti, palliorum et ornamentorum abstraxerunt. De qua preda thesauros Pisane Ecclesie et diversis ornamentis mirabiliter amplificaverunt, et Ecclesiam B. Sixti in curte veteri edificaverunt.«

San Sisto: Die Verortung des heiligen Datums in Genua und Pisa

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Der Carmen in victoriam Pisanorum schreibt über den Sieg: Ruhmvoll kehrten sie zurück, bewundernswert wegen ihrer Tapferkeit und zu loben wegen ihres Ruhms, solange diese Welt besteht. Dem heiligen Sixtus weihten sie eine äußerst schöne Kirche und sandten Gaben den Heiligen auf dem ganzen Erdenrund.675

Beide historiographischen Quellen verbanden den Schlachtenerfolg und die daraus resultierende Beute mit der Errichtung einer Kirche, die dem Heiligen, an dessen Tag die Siege erzielt wurden, geweiht war. Wie in Genua muss daher auch die Pisaner Kirche San Sisto als Erinnerungsbau an die kommunale Stärke und Seemacht interpretiert werden. Erneut tauchte der dies Sancti Sixti im Pisaner Bericht über den Balearen-Feldzug von 1113–1115, dem Liber Maiorchinus, auf. Dort heißt es, Vers 160–163: Schon war der hoch gefeierte Tag des heiligen Sixtus gekommen, zu dem die Pisaner Annalen mit geschuldetem Lob die Triumphe über die im Kampf bezwungenen Sarazenen ins Gedächtnis rufen, als aus dem Fluss Alphei eine volkreiche Flotte geboren wurde.676

Dieser Narration zufolge wählte die Pisaner Flotte bewusst den 6. August als Tag des Aufbruchs, da sie durch die eigenen historiographischen Schriften wusste, dass zu diesem Datum die Stadt schon viele Siege errungen hatte. Diese Stelle verdeutlicht sehr gut, in welchem Maße die städtische Erinnerung – die durch historiographische Texte kanonisiert worden war – das kommunale Bewusstsein und das gemeinschaftliche Handeln in der Gegenwart formte. Luigi Tommaso Belgrano argumentierte, dass zudem in San Sisto in Genua über ein Beutestück in Form einer arabischen Inschrift die Erinnerung an den Sieg von 1087 verstärkt wurde: In einem in der Biblioteca della Missione Urbana verwahrten Manuskript fand er neben der Beschreibung der Kirche San Sisto den Zusatz »ad portam [ecclesiae] est inscriptio arabica antiquissima« und vermutete, dass diese (wie auch die beiden Kufi-Inschriften der Genueser Kirche Santa Maria di Castello) vom Afrika-Kriegszug von 1087 stammten.677 Wenn

675 Carmen (1971), Verse 277–280, S. 264: »Sunt reversi gloriosi virtute mirabili et quo durat iste mundus honore laudabili. Sancto Sisto consecrarunt perpulchram ecclesiam et per orbem universum sanctis mandant premia«, Übersetzung nach von der Höh (2006), S. 256. 676 »Iamque dies aderat sancti celeberrima Sixti, in qua Pisani de Penis marte subactis annales recolunt votiva laude triumphos, quando per Alphei fluctus populosa natabat classis«, zitiert nach Scalia (1972), S. 804, Übersetzung zum Teil nach von der Höh (2006), S. 255. 677 Das eingesehene Manuskript Giscardi: Origine e successi delle chiese di Genova aus dem 18. Jahrhundert. Die Provenienz der beiden Inschriften an der Mittelschiffswand der Kirche Santa Maria di Castello ist ungeklärt; da die Embriaci eine wichtige Rolle während des 1. Kreuzzuges spielten und ihr Wohnturm genau neben der Kirche steht, ist eine Stiftung von Seiten eines Familienmitgliedes denkbar, Poleggi (1973), S. 79 und S. 101–105; Müller (2002), Kat. Nr. 6 und 7 (Bronzetüren und Leuchter), sowie 8 (Kufi-Inschriften aus S. Maria

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dies zuträfe, wäre mit der Genueser Inschrift eine Parallele zu dem in der Innenfassade von San Sisto in Pisa angebrachten arabischen Grabstein des Balearenherrschers Emir Abd Allah ibn Aglab, Abu Nasr, al-Murtad— gefunden, der ebenfalls als Trophäe im 11. oder frühen 12. Jahrhundert in die Stadt verbracht worden war.678 Die Kirche San Sisto erweist sich damit sowohl in Pisa als auch in Genua als einer der Orte, der neben den Stadttoren und der urbanen Hauptkirche – der Kathedrale – mit Beutestücken aus dem Kampf gegen die Sarazenen ausgeschmückt wurde – und mehr noch: der als Erinnerung an die Seesiege und aus der Beute der kriegerischen Erfolge errichtet worden war. Ironie des Schicksals mag es sein, dass Genua die Vernichtung der Pisaner Seemacht in der Schlacht von Meloria im Jahr 1284 am 6. August gelang – und hier sich also der Bogen schloss: waren beide Seemächte im 11. Jahrhundert gemeinsam am 6. August gegen die Sarazenen gezogen und war das 12. Jahrhundert durch die andauernden Kämpfe um die Hegemonie im Mittelmeerraum charakterisiert, gelang es Genua schließlich im 13. Jahrhundert den Tag des Heiligen Sixtus ganz für sich zu besetzten.

5.4. Beutestücke und/als Erinnerungsmale: Der 1. Kreuzzug In den Steinen der Porta Soprana beschrieben sich die Einwohner Genuas als Tatenbund, als Schutzgemeinschaft gegen die drohenden Gefahren sarazenischer Angriffe, aber auch als handlungsfähige Macht, die ihre Handelswege schützen und in den Mittelmeerraum expandieren konnte. Diese Selbstbeschreibungen wurden über die historische Narration in den Annales Ianuenses verbucht und über Inschriften an den Toren – die als Bauwerk zusätzlich von der kriegerischen wie wirtschaftlichen Potenz der Stadt zeugten – im Stadtraum sichtbar gemacht. Die Kirche San Sisto hingegen bot ein sprechendes Beispiel, wie vergangene Siege ihren ephemeren Charakter durch Bauten und andere Formen und Medien der Monumentalisierung verloren, den Stadtraum prägen und Handlungen lenken konnten. In den Kreuzzügen verbanden sich beide Phänomene: die Kommune Genua handelte dort gemeinsam im Kriegszug und verewigte die Siege und die damit verbundenen Gebietszuwächse und Handelsprivilegien durch Monumentsetzungen im Stadtraum. Das Ausgreifen in in Castello); Müller (2005) sowie Greenhalgh (2009), S. 142. Sie können aber auch aus dem Feldzug nach Nordafrika 1087 stammen. 678 Verstorben am 7. Januar 1094; Barral (1994), gegen die bisherige Datierung des Steins auf 1385; vgl. auch Scalia (2007), sowie Haug (2015). Liber (1904), Vers III, 2, Vers VI 336 und 400, Vers VII 158 (das sind die Verse 855,1981, 2045, 2638); Gesta (1936), S. 87–96, S. 90, Zeile 20, S. 93, Zeile 23.

Beutestücke und/als Erinnerungsmale: Der 1. Kreuzzug

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den Mittelmeerraum wurde dabei sowohl durch Praktiken der Translozierung als auch der Denkmalschaffung im städtischen Gefüge Genuas sichtbar gemacht.679 Diese raumerzeugende Kraft durch Bewegung von Objekten wurde von Michel de Certeau (1988) betont, wenn er – Ort als statisch, Raum als bewegt begreifend – zwei Unterschiede definierte: der Ort wird durch das Dasein eines unbewegten Objektes bestimmt, das damit quasi tot (und nicht raumerschaffend) ist; wohingegen Handlungen mit denselben Objekten, die sie durch Akteure bewegen lassen, Räume schaffen.680 Es war also das Ausgreifen der Seerepubliken in den Mittelmeerraum, die dort stattfindenden kriegerischen und handeltreibenden Taten sowie die Rücküberführung von Waren und Monumenten in des eigene Stadtgebiet, was hier raumerzeugend wirkte. Und mehr noch: Durch die Translation von Objekten in den Stadtraum von Genua werden die geschaffenen Räume verstetigt, die aufgrund der ihnen anhaftenden Narrationen über ihre Herkunft, in dem Wachhalten der Erinnerung die Verbindungen zwischen zwei Orten (der Herkunftsort und der neue Verwahrungsort) lebendig halten konnten.681 Der erste Kreuzzug begann im August 1096 mit dem Aufbruch verschiedener Kontingente, bei denen vor allem fünf Heere zu unterscheiden sind.682 Genua 679 Codice Diplomatico (1936), S. XXXVI, zur Bedeutung des Kreuzzuges für die geschichtliche Selbstverortung. Mit diesem Zug setzen sowohl die kommunale Entwicklung als auch die historische Erinnerung in schriftlicher Form ein. Wenig Schriftliches ist davor erhalten: Das Privileg von Berengar II und Aldabert von 958; eine Urkunde von Bischof Teodolfus von 980; als drittes die Anerkennung der Genueser consuetudines durch Markgraf Alberto aus dem Jahr 1056. Die Annales Ianuenses erinnern im Text teilweise ältere Begebenheiten, so, wenn Kanzler Obertus im Jahr 1164 bei dem Rechtsstreit um Sardinien die Einnahme von Sardinien 1015/1016 ins Gedächtnis ruft, oder wenn am Ende des 13. Jahrhunderts Jacopo Doria auf der Suche nach historischen Quellen berichtet, es sei vulgaris opinio inter Ianuenses, die Genueser Flotte hätte im Jahr 913 eine sarazenische Horde, die die Stadt überfallen hatte, verfolgt und besiegt. 680 De Certeau (2006), S. 346: »Die Erzeugung eines Raumes scheint immer durch eine Bewegung bedingt zu sein, die ihn mit einer Geschichte verbindet […] Die Erzählungen führen also eine Arbeit aus, die unaufhörlich Orte in Räume und Räume in Orte verwandelt.« 681 Vgl. dazu Mitterauer (2007), mit seinen Überlegungen zu Frühformen des Kolonialismus (Protokolonialismus) in Pisa im 12. Jahrhundert. Er erkennt hier ein neues Bewusstsein und neue Praktiken innerhalb des europäischen Handelslebens, das nun von Habgier und Raublust geprägt wurde. 682 Raimund IV., Graf von Toulouse (ca. 1041–1105); Gottfried V., Herzog von Niederlothringen (Gottfried von Bouillon, ca. 1060–1100) und sein Bruder Balduin von Boulogne (später dann »von Edessa«) (1058–1118), sowie Balduin von Bourcq; Robert II., Herzog der Normandie (ca. 1054–1134), und Stephan, Graf von Blois (1086–1102), Robert II., Graf von Flandern (um 1065–1111); Graf Hugo von Vermandois, Bruder des französischen Königs Philipp I.; Bohemund von Tarent (1050/58–1111) und Tankred von Lecce; eine allgemeine Übersicht liefert Jaspert (2003), u. a. S. 38/39; darüberhinaus Dendl (1999), S. 77/78 mit der Nennung der unterschiedlichen Gruppen, die bewusst von Urban II. zur Kreuzzugsteilnahme aufgefordert wurden, darunter auch Pisa und Genua.

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schrieb sich in diese Kreuzzugsgeschichte ein, indem, im Liber de liberatione ausführlich von Caffaro dargelegt, zwei der Protagonisten, Gottfried von Bouillon und Robert I. von Flandern, im Vorfeld der Kreuzzüge von Genua aus zu einer Pilgerfahrt ins Heilige Land aufbrachen.683 Diesem Bericht zufolge fuhren Gottfried und Robert I. mit dem Schiff Pomella im Jahr 1093 von Genua nach Alexandria und wurden von dort aus von sarazenischen Kämpfern bis zu den Toren der Stadt Jerusalem geleitet.684 Dort wurde Gottfried von Bouillon, so die Erzählung weiter, durch einen der Torhüter so stark beleidigt, dass er Rache schwor und mit der Pomella nach Genua zurückkehrte, um sich im Anschluss in St. Gilles mit Raimund, Graf von Toulouse, und anderen zu treffen und über die Befreiung des Heiligen Grabes zu beraten. Die Gottgewolltheit dieses Vorhabens wurde durch das Erscheinen eines Engels offenbar, der den Plan sanktionierte und zudem darauf verwies, dass es gut sei, Papst Urban II. zu informieren, damit dieser den Kreuzzug predigte. Urban II., von dem göttlichen Auftrag erfahrend, zögerte nicht; seinem Aufruf folgten unter anderem Raimund von Toulouse, Gottfried von Bouillon, sein Bruder Balduin, Robert II. von Flandern, Hugo von Vermandois (Bruder des französischen Königs Philipp I.), Bohemund, Tankred und viele andere mehr.685 Wie so häufig ist an dieser Narration weniger der historische »Wahrheitsgehalt« von Interesse, sondern vielmehr die Inszenierung von Genua als wichtigem Hafen, der in der Folge Teile des Transports nach Outremer organisierte, und die legendäre Verbindung der Seerepublik mit der »Entstehung des Kreuzzugsgedankens«, wenngleich zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Genueser Kämpfer namentlich Erwähnung fanden. Die »Geschichte der Kreuzzüge nach Caffaro« berichtet weiter, dass nach der Einnahme von Nicaea im Jahr 1097 Boten mit Briefen nach Genua geschickt worden waren, die dort zum Kreuzzug aufriefen, dem viele Genueser folgten. Die Rekonstruktion der tatsächlichen Ereignisse ist hier nicht möglich, bedeutsam aber ist die Form, in der Caffaro und mit ihm die herrschende Klasse Genuas die Ereignisse memoriert haben möchte. Im Juli 1097 starteten (wohl als Initiative einer antibischöflich eingestellten Gruppe) zwölf Schiffe von Genua aus, die nach der Einnahme von Antiochia (Belagerung 21. Oktober 1097 bis 2. Juni 683 Marshall (2003) zu den Kreuzzugsmotivationen der Seerepubliken zwischen Love of Christ und Booty Position, sowie Kostick (2008), S. 296/297, der die Verbindung von religiösen Überzeugungen und materiellen Interessen erneut betont. 684 Robert I. der Friese, auch Robert I. von Flandern († 1093), der Vater von Robert II. von Flandern, der am 1. Kreuzzug teilnahm. Caffaro verbindet den 1. Kreuzzug deutlich mit dem Beginn der Kommune in Genua, so dass der Versuch einer Sakralisierung dieser Entwicklung von einigen Forschern angenommen wird. Airaldi (1999), S. 40, spricht von einer Weihung (consacrazione) durch die von Caffaro hergestellte Verknüpfung zwischen der nascit— del Comune und der Teilnahme am Ersten Kreuzzug, erneut Airaldi (2002), S. 9; Bellomo (1997). 685 Annali Genovesi (1890), S. 99–101.

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1098) mit den Reliquien von Johannes dem Täufer aus Myra zurückkehrten (1. Kontingent).686 Anzunehmen ist, dass einige Genuesen im Heiligen Land verblieben, da sie im Juli 1098 von Bohemund ein Privileg über ein Quartier in Antiochia ausgestellt bekamen.687 Währenddessen scheint sich die Reformpartei und Bischof Airaldo in Genua durchgesetzt und einen städtischen Frieden beschworen zu haben, da mit der im Jahr 1099 beschlossenen compagna auf drei Jahre mit je sechs Konsuln das erste historische Datum der kommunalen Entwicklung greifbar wird.688 Ungefähr zeitgleich muss Wilhelm/Guglielmo Embriaco zusammen mit seinem Bruder Primo de Castro mit nur zwei Galeeren erneut ins Heilige Land aufgebrochen sein (2. Kontingent), wo er am 17. Juni 1099 in Jaffa anlandete.689 Bei der Einnahme von Jerusalem am 15. Juli 1099 scheint er eine bedeutende Rolle als Ingenieur von Belagerungstürmen, die er legendär aus dem Holz seiner Galeeren fertigte, gespielt zu haben, mit ihm erhielt Genua einen namentlich bekannten Kreuzzugshelden.690 Nach der Schlacht von Askalon am 12. August folgte dann seine Rückkehr nach Genua, bei der er Briefe von Gottfried von Bouillon und dem Patriarchen Daibert mit dem Bericht über das Geschehen und der Bitte um Hilfe mit sich führte.691 Caffaro schreibt dazu: Nachdem aber die Genuesen die Briefe mit der Mahnung, dass dem Grab des Herren zu Hilfe gekommen werden muss, gehört hatten, beendeten sie sogleich jeglichen Krieg und Unfrieden, den sie zwischen sich hatten, wenngleich sie für anderthalb Jahre ohne Konsulat und Einigkeit gelebt hatten, legten die Waffen nieder und viele von ihnen nahmen das Kreuz.692

686 Die Bedeutung dieser Reliquien für Genua im Kontext der Heiligenleibtranslation wird in Kapitel 5.4.2. analysiert; ein Genueser Kontingent mit 13 Schiffen landete am 17. November 1097 im Hafen von St. Symeon, und brachte Baumaterial für Belagerungsgeräte mit, Dendl (1999), S. 138. 687 Cardini (1993), S. 72. 688 Zur Compagna und zur Compagna communis in Genua siehe Pistarino (1983), S. 11–15; Airaldi (1986), S. 24–26; Bordone (2002c), v. a. S. 250–253; Polonio (Feloni), 2003, S. 120–136. 689 Airaldi (2003), S. 25/26 sowie 30–33. 690 Viazzi (1999), zu den namentlich in den Annales Ianuenses genannten am Kreuzzug beteiligten Familien, S. 30: Guglielmo Embriaco taucht nach Caffaro an zweiter Stelle auf; vgl. auch zum dortigen Einsatz neuer Kriegstechniken Görich (2011), S. 325/326. 691 22. Juli 1099 wurde Gottfried von Bouillon zum advocatus des Heiligen Grabes gewählt, Guglielmo Embriaco und Primo de Castello erreichten Genua am Vorabend zu Weihnachten 1099. 692 Annali Genovesi (1890), S. 111/112: »Postquam vero Ianuenses litteras admonitionis succurendi sepulcrum Domini audierunt, illico guerras et discordias quas infra se habebant, ita quidem quod per annum ed dimidium sine consulatu et concordia steterant, arma dimiserunt et tanti eorum crucem susceperunt.«

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Diesem Bericht Caffaros zufolge war es also die Nachricht von der Einnahme Jerusalems und der »Befreiung« des Heiligen Grabes, die die Bürger zur Niederlegung der Waffen und zur (Schwur-)Einung brachte.693 Es war dieser langersehnte innerstädtische Frieden, der die Ausstattung einer neuen – nun offiziellen – Expedition unter Führung von Guglielmo Embriaco ermöglichte (3. Kontingent).694 Auf diesem Schiff, das am 1. August 1101 in See stach, befand sich zudem der neue päpstliche Legat Mauritius, Kardinalbischof von Ostia. Die Situation in Outremer war zu diesem Zeitpunkt alles andere als gesichert, da nach dem Tod von Gottfried von Bouillon im Juli 1100 Bohemund in Gefangenschaft geraten und in Jerusalem der Machtkampf zwischen Bischof Daibert von Pisa und den Parteigängern von Balduin von Boulogne ausgebrochen waren. Die Genuesen unterstützen Balduin in Jerusalem bei seinem Versuch, die Königskrone zu erlangen, ebenso wie Tankred in Antiochia – wohl vor allem im Bemühen, ihre Privilegien zu schützen und weitere zu erhalten.695 Die Genueser Flotte überwinterte in Laodicea (Latakia), erreichte aber am 15. April 1101 Jerusalem, wo sie von Balduin erwartet wurde; gemeinsam wurde das Osterfest gefeiert.696 Mit dem Lichtwunder in der Osternacht, mit dem Caffaro die Annales Ianuenses einsetzen lässt, und einem anschließenden Bad im Jordan tauchten an dieser Stelle zum ersten Mal verstärkt religiöse Motive auf (Kapitel 5.6.2.).697 Nachdem mit Jaffa und Askalon schon zwei wichtige Hafenstädte von den Kreuzfahrern kontrolliert wurden, eroberten die Genuesen im Sommer die zwei weiteren wichtigen Häfen Arsuf und Caesarea und kehrten im Oktober 1101 in ihre Stadt zurück.698 693 Petti Balbi (1995) spricht von einem bewussten ideologischen Akt (cosciente operazione ideologica), die Caffaro dazu brachte, die Geburt der Kommune mit dem Ausgreifen in den Mittelmeerraum (proiezione mediterranea) zu verbinden, eine Verbindung der Gegenwart mit zukünftigen Zügen und den Kämpfen um die Hegemonie im Mittelmeerraum, die hier schon eine Rechtfertigung erhielten; vgl. auch Guglielmotti (2013), S. 109, zur »costruzione di un mito di fondazione.« Dartmann (2012), S. 146/147. 694 Cardini (1993), S. 77: 1097 sind es 12/13 Schiffe, 1099 dann zwei bei der privaten Initiative von Embriaco; 1099/1100 bei der offiziellen Fahrt sind es 30/32 Schiffe. 695 Kostick (2008), S. 297, zu der Übereinkunft von 1101 zwischen Balduin I. von Jerusalem und einem Genueser Konsuln: ein Drittel jeder Stadt, die die Genuesen aus Liebe zu Gott von den Sarazenen erobern würden, sollte demnach der Stadt gehören, die anderen zwei Drittel dem König; ebenso würde ein Teil der Stadt auf ewig den Genuesen gehören sollen. 696 Cardini (1993), S. 78. 697 Zur »Heiligung des Zuges« und zum Motiv des gemeinschaftlichen, kommunalen Handelns auch Schweppenstette (2003), S. 122–128. 698 Arsuf fiel am 9. Mai (laut Caffaro); Caesarea fiel Mitte/Ende Mai. Danach brach das Genueser Kontingent nach San Simone, Hafen von Antiochia, auf um dort mit Tankred die Privilegien von 1098 erneut zu verhandeln. Im Frühling/Sommer 1103 verließ eine weitere große Flotte Genua und nahm zusammen mit dem Grafen von Toulouse Gibelet im Libanon (28. April) und Akkon ein; die Familie Embriaco erhielt Gibelet als Lehen; die Kreuzfahrerburg wurde mit Baumaterialien aus einer Tempelanlage des antiken Byblos errichtet.

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In der kommunalen Historiographie Genuas also wird der erste Kreuzzug nicht als aggressive Expansion geschildert, sondern als päpstlich und göttlich sanktionierte Vergeltungstat für eine zuvor von arabisch-islamischer Seite zugefügte Beleidigung. Die Gottgewolltheit des Zuges zeigte sich nicht allein durch das Erscheinen des Engels, sondern auch durch das Osterwunder in Jerusalem; das gemeinschaftliche Handeln der Kommune wurde in diesem legalen wie sakralen Kontext legitimiert und überhöht. Diese behauptete Rechtmäßigkeit stützte zudem Rechte, Privilegien und weitere Herrschaftsansprüche, die Genua durch die Eroberungen erlangt hatte und in der Folge von der Teilnahme an den Kreuzzügen ableitete. Um diese Lesart der erlebten Ereignisse zu kanonisieren, wurden sie in das Medium der Historiographie übertragen und zur offiziellen kommunalen Geschichtsschreibung erhoben. Doch nicht allein: die genuesischen Kontingente translozierten zudem eine Vielzahl von Beutestücken aus der Levante in den Westen, die in ihrem Stadtraum zur Schau gestellt wurden und das Andenken der siegreichen Schlachten mithilfe von Spolien sicherten. Darüberhinaus monumentalisierte Genua Eroberungen und damit verbunden auch Rechte und Besitzungen über Inschriften und Wandmalereien, sowohl im eigenen Stadtraum als auch in Jerusalem, so dass über diese Objekte und Artefakte ein imaginäres Verweissystem auf historische Narrationen und territoriale (Besitz-)Ansprüche geschaffen wurde.

5.4.1. Der Sacro Catino Zu den berühmtesten Genueser Stücken aus dem Heiligen Land gehört der Sacro Catino, eine grüne, sehr große Glasschale.699 Er ist Teil einer Gruppe von Objekten, die transloziert wurden und dabei eine bedeutungsvolle Umdeutung erfuhren – Rebecca Müller bezeichnete den Sacro Catino deshalb treffend als »oggetto di proiezione storiche«.700 Caffaro berichtete nichts zu diesem Stück, Cardini (1993), S. 81, spricht von einer rifeudalizzazione der Embriaci, die aus kleinen Lehnsherren nach Genua gingen, Piraten/Händler/Kreuzritter wurden und dann wiederum in Outremer ein Feudum erhielten. 699 Scarsella (1942), S. 27–46; Calcagno (2001); Calcagno (2002), für die nachmittelalterliche Kultentwicklung S. 35–42; Shalem (2004); Müller (2007), S. 93/94; Calcagno (2013) zur Verpfändung des Sacro Catino im Jahr 1319 an Kardinal Luca Fieschi und seiner Darstellung im Passions-Zyklus der Unterkirche von San Francesco in Assisi. Es ist nicht endgültig geklärt, ob es sich um ein arabisches oder antik-römisches Objekt handelt. Shalem (1998), S. 56–59, denkt an eine fatimidische Produktion des Typs muhkam. Die Schale hat einen Durchmesser von 40 cm und ist sechseckig. Die heutige Fehlstelle erhielt sie erst in napoleonischer Zeit, als sie – wiederum als Beutestück – nach Frankreich geschafft wurde und dort herunterfiel. 700 Müller (2007), S. 93. Vgl. auch Zahlten (1995); Di Fabio (1997) verweist auf die Aufgabe des

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der späteren Tradition zufolge aber wurde die Schale bei der Einnahme von Caesarea am Karfreitag des Jahres 1101 erbeutet. An zwei Stellen äußert sich der Chronist über die dort gemachte Beute, und zwar zuerst in den Annales Ianuenses, wo er schreibt: Danach [nach der Einnahme von Caesarea] aber gelangten die Genuesen mit den Galeeren und dem gesamten Heer zum Strand des Heiligen Palerius [von Telese] in der Nähe von Sulinum [das antike Seleukia Pieria war die Hafenstadt von Antiochia am Orontes], wo sie ein Lager errichteten; aus der Beute entnahmen sie zuerst den 15. Teil für die Galeeren. Und von dem Übrigen teilten sie unter den 8000 Männern und jeder bekam 48 Soldi Pittavesi [Münze von Pictavium = Poitou/Poitiers] und zwei Pfund Pfeffer, neben dem, was den Konsuln, den Steuermännern und den höchsten Männern zustand, was bedeutend war.701

Im Liber de liberatione hingegen: Verum namque est quod post captionem Cesarie et Acoti venientibus galeis Ianuensium que predictas civitates ceperunt renuntiando et dicendo ceteris Ianuensibus triumphum et victoriam que eis Deo auxiliante evenerat, et ostendendo magnas opes et divitias quas ibi ceperant, cum magna leticia ab eis recepi sunt, et iterum renunciando quomodo terram orientalem invenerunt, ita enim cognoverunt regem Gotofreum mortuum, et Baamundum in captione Turchorum Corrocane esse.702

Es ist also mit Hilfe der zeitgenössischen historiographischen Aufzeichnungen nicht zu klären, ob die Genuesen tatsächlich den Sacro Catino mit sich führen, als sie im Oktober 1101 von diesem dritten Feldzug in der Levante zurückkehrten.703 Die spätere Legende, die das Gefäß als Stück der christlichen Passionsgeschichte, als heiligen Gral, deutete, ist erst ab der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts fassbar, anzunehmen aber ist, dass schon vorher die Schale aufgrund ihrer Einzigartigkeit und Kostbarkeit in Genua ausgestellt war und hohe Wertschätzung erfuhr.704 Schon früh kam die Legende auf, die Schale bestände nicht aus Glas, sondern

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Sacro Catino im 12. Jahrhundert, die politisch-ideologische Identität Genuas zu bilden und das politische Handel der Führungsschicht zu legitimieren. Di Fabio (1999), S. 106–108. Annali Genovesi (1890), S. 13: »Postea vero Ianuenses cum galeis et toto exercitu iuxta Sulinum in plagia sancti Parlerii venerunt, et campum fecerunt, et de peccunia campi decimam et quintum galearum primum extraxerunt. Aliud vero, quod remasit, inter viros octo milia diviserunt, et unicuique per partem solidos XLVIII de pictavinis et libras II piperis dederunt, preter honorem consulum et naucleriorum et meliorum virorum, quod magnum fuit.« Annali Genovesi (1890), S. 120. Scarsella (1942), S. 39, beispielsweise bezweifelt dies, eben aufgrund des Schweigens von Caffaro. Einen zweiten santo caliz, der als Gral ausgewiesen wird, befindet sich in der Kathedrale von Valencia, Barber (2004), S. 160.

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aus einem Smaragd; so schildert Wilhelm von Tyrus in seiner Chronik die Eroberung von Caesarea im Jahr 1101: Es war in einem hochgelegenen Teil der Stadt, wo früher von Herodes zu Ehren des Kaisers Augustus ein bewundernswürdiger Tempel erbaut worden sein soll, ein öffentliches Bethaus der Stadt. Weil dies der Ort war, in welchem sie ihre Gebete zu verrichten pflegten, so war beinahe das ganze Volk hierher geflohen, in der Hoffnung, hier Rettung zu finden. Die Unseren erbrachen aber das Haus und richteten ein solches Blutbad an, dass ihre Füße in dem Blute der Erschlagenen wateten, und dass es ein Graus war, die Menge der Toten anzusehen. In diesem Bethaus fand sich ein Gefäß von grüner Farbe, in Gestalt einer Schüssel, das die genannten Genueser als Smaragd erkannten und statt einer großen Geldsumme als ihren Anteil hinnahmen, um ihrer Kirche damit eine ausgezeichnete Zierde zu bereiten. Noch heute zeigen sie dieses Gefäß den durchreisenden Großen als ein Wunder und behaupten, dass es wirklich das sei, auf was die Farbe hinweise, nämlich ein Smaragd. […] Als nun alles Volk erschlagen war und die Schwerter ruhten, trug man die Beute und alles Gerät, das man vorfand, zusammen und gab, dem Vertrag gemäß, den dritten Teil davon den Genuesen, die zwei übrigen blieben dem König und den Seinigen. Hier fing unser Volk, das bis daher in von der Reise abgetragenen Kleidern armselig einher gezogen war und bis auf den heutigen Tag kein stattliches Aussehen gehabt hatte, zum ersten Mal an, sich Reichtümer zu sammeln und sich besser einzurichten.705

Bedeutsam ist, dass der berühmte Kreuzzugschronist hier deutlich macht, dass ihm zufolge das Gefäß wohl kein Smaragd sei, sondern das dies allein von den Genuesen behauptet würde. Auffällig an seinem Bericht ist zudem das vollkommene Fehlen einer legendenhaften Verbindung des in Caesarea erbeuteten Gefäßes mit der Passion Christi. Wilhelm berichtet allein, das Gefäß würde in Genua den Durchreisenden »als Wunder« (pro miraculo) präsentiert. Worin aber dieses Wunder bestand, ob ihm zu diesem Zeitpunkt schon eine Narration jenseits des eigentlichen Objektwertes zugeschrieben wurde, ob die Kunstfertigkeit in der Herstellung einer so großen gläsernen grünen Schale Bewunderung hervorrief oder aber der Wert eines so großen Smaragden, blieb unausgeführt. Interessant ist ebenfalls, dass Wilhelm berichtet, wofür die Genueser die Schale nutzen wollten: »um ihrer Kirche damit eine ausgezeichnete Zierde zu bereiten«. Beute, Translation und Integration in den eigenen Stadtraum werden hier gemeinsam gedacht; sicherlich war die Übertragung der Schale in den Dom von Genua dabei sowohl als religiöses wie auch politisches Weihegeschenk zu ver-

705 Übersetzung Geschichte (1840). Chronicon (1986), Buch 10, Absatz 16, S. 471: »In hoc eodem oratorio, repertum est vas coloris viridissimi, in modum parapsidis formatum, quod praedicti Januenses smaragdinum reputantes, pro multa summa pecuniae in sortem recipientes, ecclesiae suae pro excellenti obtulerunt ornatu. Unde etiam usque hodie transeuntibus per eos magnatibus, vas idem quasi pro miraculo solent ostendere, persuadentes quod vere sit, id quod color esse indicat, smaragdus.«

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stehen.706 Der hohe Wert der Schale wurde bei Wilhelm auch angesprochen – der Anteil der Genuesen war dem Vertrag zufolge »ein Drittel« der Beute; vielleicht war dieses Drittel die Schale, wie es die spätere Historiographie behaupten sollte, genau definiert aber wurde dies in der Quelle nicht.707 Die erste heute fassbare Verbindung von Sacro Catino und Abendmahl stammt vom Ende des 13. Jahrhunderts: Rabban Sauma, der als Gesandter des Königs von Persien im Westen reiste, besuchte wichtige Kultstätten und Objekte, die er beschrieb. In Genua wurde ihm 1287 neben dem silbernen Reliquiar mit der Asche von Johannes dem Täufer (siehe Kapitel 5.4.2.) auch der Sacro Catino gezeigt, zu dem er berichtete: Ich sah auch eine sechseckige Smaragdschale und die Leute von dort sagten, es sei die Schale, aus der Unser Herr zu Ostern mit seinen Schülern gegessen habe und dass die Schale zur Zeit der Einnahme von Jerusalem [nach Genua] verbracht worden sei.708

Die Formulierung »die Leute von dort sagten« macht deutlich, dass Rabban Sauma hier die offizielle, von Genua lancierte Lesart der Schale referierte; wieweit der Historiograph selbst dieser Version Glauben schenkte, bleibt in seiner Formulierung offen. Die erste Genueser Quelle, die Objekt, Einnahme von Caesarea und Gralserzählung miteinander verbindet, entstammt der Feder des Erzbischofs und Chronisten Jacobus de Voragine, der am Ende des 13. Jahrhunderts eine von den Annales Ianuenses getrennte, »neue« Geschichte Genuas verfasste.709 Er berichtete, die Beute aus der Einnahme von Caesarea sei in drei gleiche Teile geteilt 706 Ob die geraubten arabisch-islamischen Stücke bei der Übertragung in den christlichen Raum als Siegeszeichen über die fremde Religion inszeniert, aufgrund ihrer Schönheit als Schmuck eingesetzt oder als politische Trophäen präsentiert wurden, ist stark umstritten. Shalem (1988), S. 130/131, spricht von einer aesthetization by way of exhibition. Shalem (1998), S. 132, und ihm folgend Müller (2002), S. 64, vermuten zusätzlich ein Art von Bannung oder Knechtung der Beutestücke, so auch Müller (2005), S. 96. (Das gleiche Problem findet sich auch bei heidnisch-antiken Stücken). Dazu generell auch Esch (1969), S. 44–46; Dodds (1992), S. 18 und Müller (2007). Sowohl in der Pisaner als auch der Genueser Chronistik wird nirgendwo eine magische Komponente dieser Objekte oder eine Angst vor der fremden Religion thematisiert – der fremde Glaube taucht überhaupt selten auf. Das bekannte Villani-Zitat über die von Sarazenen »so verzauberten Säulen«, die als Beute aus dem Balearen-Feldzug nach Pisa kamen und nun immer noch neben dem Baptisterium von Florenz stehen, stammt erst aus dem 14. Jahrhundert, einer Zeit verstärkter Bildmagie, und darf nicht ohne genauere Untersuchung ins 12. Jahrhundert vorgezogen werden. Zur spätmittelalterlichen Bildmagie siehe u. a. Wolf (2003), v. a. S. 50. 707 Hier steht den Genuesen »ein Drittel« laut Vertrag zu – dies wird später noch bei der Diskussion um die Jerusalemer Inschrift zum Privileg von 1104 eine wichtige Rolle spielen, wenn Mayer/Favreau (1976) gegen deren Echtheit damit argumentieren, ein Drittel sei zu viel. 708 Storia (2000), S. 84 [Übersetzung HH]; History (1927), S. 62. 709 Cronaca (1995), S. 466–479. Jacobus’ Schreibanlass und die politische Situation um 1300 in Genua werden von Cracco (1987) und Bertini Guidetti (1997), S. 155–181 behandelt.

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worden, von denen einer allein aus dem Sacro Catino bestanden hätte, den dann die Genueser als ihren Anteil wählten. Die Vermutung einer Abhängigkeit und möglichen Fehlinterpretation des Berichtes von Wilhelm von Tyrus liegt hierbei nahe.710 Bedeutsam für den hier diskutierten Zusammenhang von historischer Erinnerung und Gebietsansprüchen aber ist, dass Guglielmo Embriaco, als Haupt der Genueser Partei, mit dem dritten Teil ein translozierbares Objekt wählte und nicht die Stadt Caesarea mit allen Häusern oder den gesamten Schatz der erbeuteten Dinge, die ebenfalls – laut Voragine – zur Auswahl standen.711 Jacobus Text legte eine starke Betonung auf das Material – Smaragd – da nur der hohe Wert des Edelsteins die Wahl rechtfertigte, und der hohe Wert des Edelsteins den Genuesen wiederum gebührte, die sich besonders tapfer bei der Einnahme der Stadt hervorgetan hatten. Der Chronist ist mit der Legende vertraut, die Schale sei beim Letzten Abendmahl benutzt worden: daran zu glauben oder nicht überlässt er aber seinen Lesern, also vor allem der Gemeinschaft der Genueser Bürger : Ob aber dies wahr sei, wissen wir nicht; da aber Gott nichts unmöglich ist, werden wir jenes weder standhaft behaupten noch hartnäckig leugnen. Wer also dies glauben möchte mit dem ist nicht aufgrund seines Leichtsinns zu streiten und wer es nicht glauben möchte der ist nicht der Unbesonnenheit wegen zu tadeln.712

Jacobus de Voragine wies auf den Widerspruch hin, der darin besteht, Christus’ exemplum humilitatis habe das Opferlamm aus einer unermesslich wertvollen Smaragdschale gegessen. Er löste diesen Widerspruch aber durch eine Parallelisierung mit der Vorstellung vom Trinken des Messweins aus einem goldenen Kelch, als »exemplum divine reverencie et devocionis«.713 Mit Hinweis auf »anglische Bücher« berichtete er dann, die Schale sei von Nikodemus benutzt worden, um das Blut Christi aufzufangen, »et illud vas dicti Anglici in libris suis Sangraal appelant.«714 Nikodemus habe die Schale mit hoher Wertschätzung verwahrt, später sei sie nach Caesarea gelangt, und von dort dann nach Genua verbracht worden [der Verfasser der Legenda Aurea gibt sich in diesem Bericht zu erkennen]. Der Sacro Catino sei »non arte humana factum, sed Divina virtute

710 Cronaca (1995), S. 468: »Ianuenses igitur, ceteris alijs partibus ommissis, vas illud smaragdinum pro sua parte acceperunt et Ianuam cum multo gaudio ipsum deportaverunt.« 711 Di Fabio (1999), S. 108. 712 Cronaca (1995), S. 468: »utrum autem hoc verum sit ignoramus; sed quoniam Deo nichil est impossibile, ideo istud nec constanter asserimus nec pertinaciter denegamus. qui igitur hoc voluerit credere non est arguendus de levitate, et qui noluerit credere non est reprehendendus de temeritate.« 713 Cronaca (1995), S. 469. 714 Cronaca (1995), S. 469: Und jenes Gefäß nennen besagte Angeln in ihren Büchern Sangraal. Hier ist also ein eindeutiger Verweis auf die Artussage und die englische Literatur zu finden.

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productum«.715 Damit war Jacobus de Voragine der erste, der die Identität des Sacro Catino mit dem nicht von Menschenhand gemachten Heiligen Gral überlieferte.716 Der zeitgleich die Annales Ianuenses beendende und die älteren Textteile redaktionell bearbeitende Jacopo Doria vermerkte jedoch in einer Randglosse im Liber de liberatione des Pariser Codex zur Beute bei der Einnahme von Caesarea, dass ein Drittel der Beute den Genuesen zustand und diese den Sacro Catino wählten, schwieg aber über weitere Details.717 Die Rezeptionsgeschichte des Sacro Catino in Genua zeigt, wie translozierte und damit zunächst entkontextualisierte Stücke an ihrem neuen Ort eine neue Erzählung erhalten. Bei dieser Praxis ist von hoher Bedeutung, dass die Erinnerung an ihre Provenienz und damit auch Umstände ihres Erwerbs dabei modifiziert und an die zeitgenössischen Bedürfnisse angepasst werden konnten (siehe dazu Kapitel 5.6.):718 Für Jacobus de Voragine beispielsweise war die Geschichtsschreibung ein Akt der Selbstvergewisserung in krisenhafter Zeit.719 Er nutzte die im Stadtraum aufgefundenen Objekte, um sie in seine Narration zu integrieren und aktualisierte sie dabei, indem er ältere Erzählungen durch redaktionelle Umformungen an seine eigene Gegenwart anpasste.720

715 Cronaca (1995), S. 469. 716 Es ist interessant, dass er Nikodemus nennt, ist es doch eigentlich Josef von Arimathäa, der das Blut Christi auffängt. Der Kelch des Abendmahl und der Kreuzigung werden in den Gralslegenden ab dem 12. Jahrhundert miteinander verwoben, Birch-Hirschfeld (1877) zu den Gralserzählungen, v. a. S. 10 (Joseph von Arimathia nimmt den Abendmahlskelch an sich) und zur Datierung der Erzählung im Grand St. Graal (S. 34); Barber (2004), v. a. Kapitel 13 (The Grail outside the Romances), hier S. 168/169 die Nennung des Sacro Catino. Barber (2004), S. 168, nennt auch eine spanische Chronik, die den Sacro Catino als Beute aus der Einnahme von Almeria 1147 ausweist. 717 Annali Genovesi (1890), S. 117, Postille in Fußnote 3: »templum […] in quo invento fuit scutela de smaraldo, quam comune Ianue hodie habet, et eam habere voluit pro tercia parte tocius civitatis et mobilis quod eidem proveniebat per captionem ipsius.« Nur wenige Beutestücke oder Kunstwerke werden in der frühen Genueser Historiographie genannt – die Mauer, die aber nicht als Bauwerk, sondern vor allem als gemeinsame Tat gewürdigt wird ist eine Ausnahme, ansonsten finden noch die Inschrift in der Grabeskirche und die Säulen aus dem Palast des Judas Makkabäus Erwähnung. Auch Müller (2007), S. 95, weist darauf hin, dass weder Sacro Catino, noch Täuferreliquien, noch Bronzetür oder Leuchter bei Caffaro Erwähnung fanden. 718 Die unsichere Herkunft des Sacro Catino bot verschiedenen Versionen Raum: so berichtet Jim¦nez de Rada, Erzbischof von Toledo, in seiner um 1243 beendeten Historia de rebus Hispanie, die Schale sei als Beute aus dem Kriegszug nach Almeria im Jahr 1147 nach Genua gekommen, dazu Calcagno (2001), S. 232. 719 Bertini Guidetti (1997). 720 Müller (2007), S. 96/97, hat zu Recht darauf hingewiesen, dass nicht nur die zeitgenössischen Grals-Romane auf die Entstehung der neuen Erzählung einwirkten, sondern auch die Zunahme der Bedeutung der Eucharistie: 1264 wurde das Fest des Corpus Christi von Papst Urban IV. eingerichtet, und Genua gehörte zu den ersten Kirchen, in der dieses Fest regelmäßig bezeugt ist.

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5.4.2. Die Reliquien von Johannes dem Täufer Auch die Reliquien von Johannes dem Täufer kamen im Umfeld des 1. Kreuzzuges nach Genua.721 Es ist erneut der Genueser Erzbischof und Historiograph Jacobus de Voragine, der am Ende des 13. Jahrhunderts über sie umfassend berichtet. In der von ihm verfassten Legenda Aurea liefert er im Kapitel zum Leben und Martyrium von Johannes dem Täufer aber kaum Informationen über die Reliquien.722 Erst in einer weiteren seiner Schriften, der Ystoria sive legenda translationis beatissimi Iohannis Baptiste, beschreibt Jacobus ausführlich das Itinerar der Reliquien: Die Genuesen landeten auf ihrem Rückweg aus dem Heiligen Land in Myra, wo sie, im Versuch, die dort bewahrten Reliquien des Heiligen Nikolaus vor den Ungläubigen zu retten, unter dem Altar der Kirche gruben. Dort fanden sie zuerst eine leere Marmorurne und wenig später ein marmornes Gefäß, von dem sie glaubten, es enthielte die Überreste von Nikolaus. Die Mönche der Kirche berichteten aber, dass dies die Überreste von Johannes dem Täufer seien, die Reliquien von Nikolaus erst kurz zuvor von Seefahrern aus Bari transloziert worden seien.723 Dem Bericht von Jacopo de Voragine zufolge waren die Genueser sehr erfreut über diese Nachricht und teilten die Asche zwischen den Schiffen auf, einerseits, weil jeder Schiffer die Asche bei sich haben wollte, andererseits, weil bei einem möglichen Schiffbruch so nicht alles verloren wäre. Aber während eines plötzlich auftretenden Sturmes bei der Überfahrt erkannte ein göttlich inspirierter Priester im Gefolge der Genuesen, dass es Wille des Täufers sei, in nur einem Schiff nach Genua überführt zu werden. Nachdem die Asche wieder vereint worden war, kehrten die Genuesen sicher nach Hause zurück.724 Doch schon vor dem Bericht Jacobus de 721 Bertini Guidetti (1997), S. 175–180, zur Rolle, die die Reliquien aus dem Heiligen Land (Johannes dem Täufer (1099), Sacro Catino (1101) sowie drei Kreuzesreliquien) in Genua innehatten. Ravera (1997); Airaldi (1999); Polonio (Feloni) (2000); Altavista (2008), S. 108–110; Di Fabio (2014), S. 80/81. In Genua wurde die Asche zuerst in San Sepolcro, im PrÀ, verwahrt. Dort erbauten die Ospedalieri von San Giovanni in Gerusalemme ihre Kommende, errichteten über der älteren Kirche San Sepolcro ihre Kirche San Giovanni di PrÀ. Später wurden die Reliquien ins Baptisterium überführt, von dort in die Kathedrale. Zur Kirche San Giovanni di PrÀ Cervini (2002), S. 119–130. 722 Leggenda (1952), S. 566/567; dem Bericht zufolge wurden die Überreste des Heiligen Philipp dem Bischof von Jerusalem übergeben, der sie später an Atanasius, Bischof von Alexandria, sandte. Einige Zeit später legte Teofilis, Bischof dieser Stadt, sie in der dem Heiligen geweihten Basilika nieder. Heute befinden sich die Reliquien in Genua, was durch die Beglaubigungen der Päpste Alexander III. und Innozenz IV. bezeugt wird. 723 Pertusi (1978). 724 Ystoria (1876), S. 480–491; Cronaca (1995), S. 465: »Iverunt Mirream, que vulgariter dicitur Stramirra, ubi corpus Sancti Nicolay olim quiescebat, ubi etiam relique Sancti Iohannis Baptiste servabantur. Ianuenses igitur dictas reliquias sancti Iohannis Baptiste accipientes, Ianuam deportaverunt.« Dazu Ravera (1997), S. 15; Bertini Guidetti (1997).

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Voragines gibt es weitere Quellen aus dem 12. Jahrhundert, die die Anwesenheit der Täufer-Reliquien in Genua bezeugen, wenngleich sich bedauerlicherweise keine zeitgenössische Translatio erhalten hat.725 So nennt ein päpstliches Dokument die Asche des Heiligen Johannes im Jahr 1133, dem Jahr der Erhebung zum Erzbistum. Im Januar 1162 sah Papst Alexander III. die Reliquien in Genua und erkannte sie im Jahr 1179 mit Privileg an (Kat. Nr. 87).726 Wenig später wurde ein aufwendiges silbernes Reliquiar für die Reliquien von Johannes geschaffen, das in der Genueser Erinnerung mit dem Namen von Friedrich I. Barbarossa als Stifter in Verbindung gebracht wurde, der 1178 in der Stadt weilte, und das heute im Domschatz verwahrt ist.727

Abb. 31: Barbarossa Reliquiar / Schrein mit der Asche von Johannes dem Täufer, 12. Jahrhundert, Genua, Dom San Lorenzo, Museo del Tesoro della Cattedrale.

725 Di Fabio (2014), S. 80, nennt eine Ystoria Translationis aus dem 12. Jahrhundert, die aber nicht erhalten zu sein scheint. Polonio (Feloni) (2000), S. 43, überlegte, ob nicht vielleicht eine eigene Erzählung für die Schale geschrieben wurde, die heute verloren ist. 726 Kat. Nr. 87: Erzbischof Ugone fährt zur Synode im Lateran zu Alexander III. und erhält sowohl die Bestätigung aller päpstlichen Privilegien als auch die Anerkennung der Reliquie. di Fabio (2014), S. 81. 727 Vgl. Ameri (2012), S. 158/158, sowie Gianluca Ameris Katalogbeitrag Nr. 681–684 in Cattedrale (2012), Textband, S. 395/396; Abbildungen des Reliquiars und eine genaue Diskussion bei Di Fabio (1999), v. a. S. 111–122, mit den Abbildungen 1, 2, 3, 4, 5, 6 und den Farbtafeln XII, XIII, XIV, XV, XVI, XVII, ebenso in Cattedrale (2012), Abbildungsband, S. 630–632, Abb. 681–684; Calderoni Massetti (2012).

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Mit Johannes dem Täufer holte sich Genua also aus dem Osten einen wichtigen Heiligen als Patron in die Stadt, wobei die Translatio der Überreste wirkmächtig sowohl mit der Geschichte des 1. Kreuzzuges als auch mit der für die kommunale Entwicklung so wichtigen Gestalt von Friedrich I. Barbarossa verbunden wurde. Die Reliquien erfüllten ihre Rolle als Erinnerungsmale und erhielten dabei – das ist die Grundidee jeder Translozierung – die Erinnerung an den Ort ihrer Herkunft lebendig. Diese Praxis der Übertragung von Heiligenleibern muss dabei als Sonderform der Spoliierung verstanden werden, die bewusst die besonderen Möglichkeiten des Heiligenkultes ausnutzt: Erstens schafft die Verbindung mit einem Heiligen historische Tiefe und besondere Orte. Das eigene Herrschaftsgebiet wird durch die Präsenz wirkmächtiger Verbündeter aufgeladen, geheiligt und geschützt; im Territorium entstehen architektonisch besonders aufgewertete Zentren, die zu festgesetzten Daten als performative Mittelpunkte inszeniert werden. Darüberhinaus wird durch Heilige Gemeinschaft konstituiert, in dem sie in der historischen und räumlichen Verortung einen Kultverbund sowohl konstituieren als auch verstärkt definieren. Eine gemeinschaftliche Identität wird so geschaffen, die nicht allein religiöser, sondern sozial-kultureller Natur ist und die man – das Beispiel der Landes- und Stadtpatrone macht es deutlich – territorial, fast prä-national denken muss. Der Heilige in der Sonderform des Stadt-Patrons verkörpert und vergegenwärtigt die Vergangenheit in sowohl narrativer als auch figurativer Erinnerung, ist in der Gegenwart als Mittelpunkt der gemeinsamen Taten anwesend und kann zudem in der Zukunft als Garant prospektiver Heilserwartung weiterbestehen. Zu betonen dabei ist, dass nicht allein die Überführung der Gebeine der Heiligen eine Aufwertung für den neuen Ort bedeutet, sondern dass gerade der Erinnerung an die Herkunft der Gebeine ein eigener Wert innewohnt.728 Der Leib des Heiligen ist bei allen diesen Übertragungen so etwas wie eine Spolie, ein Beutestück, das aus einem fremden Kontext in das eigene Umfeld integriert wird, dabei aber als Fremd-Körper erkennbar bleibt und bleiben muss. Denn sein zusätzlicher Wert liegt darin, dass er einstmals fremd war und nun dem Stadtgebiet einverleibt wurde. Er verbindet – wie die Spolie – die Vergangenheit mit der Gegenwart, und er verbindet das entfernte Myra in der Levante mit Genua. Der Vorteil des Heiligen gegenüber der Spolie ist darüber hinaus, dass sein Leib von ihn erklärenden Texten umgeben ist, die nicht nur an die fremde Herkunft erinnern, sondern die weitergeschrieben werden und so die Gründe seiner Auffindung, die 728 Sie sind Beute eines Kriegszuges im Sinne der furta sacra; zum Brauch des Reliquienraubes an sich Geary (1990), v. a. zur Praxis des Raubens innerhalb der italienischen Stadtstaaten S. 106–131, sowie Perry (2010) allgemein zur Auffindung, Überführung und zum Raub von Heiligenleibern. Shalem (2004), S. 214, schlug dies auch für den Sacro Catino vor, was aber von Müller (2007) mit überzeugenden Gründen abgelehnt wurde, S. 98: die Schale kam als Beute und nicht als Reliquie nach Genua.

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Protagonisten seiner Übertragung, die wundersame Ankunft in seiner neuen Heimat und sein machtvolles Wirken in ihr protokollieren. Texte, die bezeugen, dass die translatio mit dem Einverständnis des Heiligen geschah, und somit die Anwesenheit und die Aktionen der Genuesen im östlichen Mittelmeerraum als Rettungs- und Befreiungsaktionen begründen und legalisieren.729

5.4.3. Die Inschrift von 1104 in Jerusalem Direkt im Anschluss an die Schilderung der Beute aus Caesarea (Sacro Catino, siehe Kapitel 5.4.1.) und dem Fund der Säulen vom Palast des Judas Makkabäus (siehe Kapitel 5.6.2.) berichtet Caffaro im Liber de liberatione civitatum orientes von einem Privileg, das der König von Jerusalem Balduin I. den Genuesen im Jahr 1104 ausstellte.730 Balduin I. eroberte nach seiner Machtergreifung die Küstenstädte Arsuf, Caesarea, Akkon, Beirut und Sidon. Die Kreuzfahrer waren dabei aus Mangel einer eigenen Flotte auf die Schiffe der Seemächte Genua, Pisa und Venedig angewiesen; diese gewährten die Schlachtenhilfe gerne, da sie im Gegenzug wichtige Rechte und (Handels-)Privilegien erhielten und/oder an der Beute beteiligt wurden.731 Das Privileg von 1104 listete die Besitzungen und Rechte auf, die Balduin I. den Genuesen in den mit ihrer Hilfe eroberten Gebieten in Outremer zugestanden hatte: ein Drittel der Städte Caesarea732, Arsuf und Akkon sowie Handelsniederlassungen in Jerusalem und Jaffa.733 Dieses Privileg befand sich Caffaros Bericht zufolge als Abschrift im Register der Stadt Genua und wurde zudem als steinerne Inschrift mit goldenen Buchstaben in der Grabeskirche in Jerusalem veröffentlicht.734 Somit war die Erinnerung an die 729 Vgl. Röckelein (2002), die die Begriffe der Hagio-geo-graphien und Hagio-chrono-graphien vorschlug; Guglielmotti (2013), S. 105–119, zu den hagiographischen Quellen aus Genua und deren Bezug zu Territorialisierungsbemühungen. 730 Dazu vor allem Mayer/Favreau (1976), die die Inschrift und Privileg als spätere Fälschungen deuten, so auch Kedar (1986). Rovere (1996) widersprach dieser Annahme deutlich und mit guten Argumenten; erneut zu dem Problem (ohne endgültige Lösung) Kedar (2004). Balduin von Boulogne, Bruder von Gottfried von Bouillon, wurde nach dessen Tod am 18. Juli 1100 und nachdem er seinem Vetter Balduin von Bourcq die Grafschaft Edessa überlassen hatte, an Weihnachten 1110 zum König von Jerusalem gekrönt. In den Annales Ianuenses wird von dem Privileg nicht berichtet, es taucht erst im Liber de liberatione auf. 731 Thorau (2004), S. 78; Kostick (2008), S. 297, nennt die 1101 geschlossene Übereinkunft zwischen dem König und Genua: ein Drittel jeder eroberten Stadt sollte den Genuesen gehören. 732 Bemerkenswert ist, dass die spätere Historiographie berichtet, die Genuesen hätten den Sacro Catino für das Drittel von Caesaraea eingetauscht (siehe dazu Kapitel 5.4.1). 733 Venedig erhielt ein Drittel von Tyrus und Land um die Stadt. 734 Annali Genovesi (1890), S. 121/122: »Ibique rex Balduinus Ianuensibus privilegia, sicut promiserat et scripta sunt in registro ianuensi, indictione XI firmavit et fecit; quorum privilegiorum exemplum litteris aureis in truina sepulcri in lapide uno scribi praecepit, et

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Schlachtenhilfe und die daraus resultierenden Rechte an drei Orten schriftlich fixiert: in narrativer Form in der städtischen Historiographie, in rechtlicher Form im städtischen Kopialbuch und als Erinnerungsmal in Form einer monumentalen Inschrift vor Ort im Heiligen Land. Das älteste Chartular der Stadt aus dem 12. Jahrhundert ist nicht erhalten (vgl. Kapitel 4.3.1.); in der Version von 1253 (Codex vetustior) aber findet sich auf fol. 11v eine »Abschrift« der Jerusalemer Inschrift, die mit der Rubrik »sacramentum fidelitatis quod Ianuenses fecerunt domino Baldoino, regi civitatis sancte Jerusalem« eingeleitet wird.735 Der hier inserierte Text ist in einer ganz besonderen graphischen Art ausgeführt, in Kapitalen von der Größe je einer Zeile in alternierend roter und schwarzer Tinte. Möglicherweise sollte dadurch das Erscheinungsbild der monumentalen Inschrift kopiert werden736 : Anno ab incarnatione Domini MCV septimo kalendas Junii, presidente Iherosolimitane ecclesie donno Daiberto patriarcha, regnante Balduino, tradidit Deus civitatem Accon per manus servorum suorum Ianuensium suo glorioso Sepulcro, qui in primo exercitu Francorum venientes viriliter prefuerunt in adquisitione Iherusalem, Antiochie, et Laodicee ac Tortose, Solinum autem et Gibellum per se ceperunt, Cesaream vero et Assur Ierosolimitano imperio addiderunt. Huic igitur tam gloriose genti Balduinus rex invictissimus dedit in Iherusalem vicum unum perpetuo iure possidendum, in Ioppe alium, terciam vero partem tam Cesaree et Assur quam Ackon.737

Caffaro gebrauchte bei seiner Beschreibung der Inschrift in der Jerusalemer Grabeskirche die interessante Formulierung »exemplum quorum privilegiorum«. Dadurch benannte er sie als Abschrift eines Privilegs und benutzte dabei genau den Fachterminus der Notare, wenn sie Urkunden in ein Kopialbuch uti scriptum fuit cum XII viris de maioribus curie sue in perpetuum firmum tenere iuravit; et tunc currebant anni MCI.« Libri Iurium (1992b), S. 99–102, Nr. 61. Eine beglaubigte Kopie der Urkunde im Archivio di Stato di Genova, Archivio Segreto, nr. 2720/5. Das Privileg von Balduin, »rex Iudee et Ierusalem ac defensor sanctissimi sepulcri domini nostri Iesu Christi« ist – zeitgemäß – an die Ianuensi ecclesie Beati Laurentii und nicht an die Kommune ausgestellt. Dies wäre ein Argument gegen die Annahme von Mayer/Favreau, das Privileg sei eine Fälschung der 1150er Jahre – wäre zu diesem Zeitpunkt doch die Kommune Empfängerin von Gebietsübertragungen. Schon Belgrano vermutete, Annali Genovesi (1890), S. XCII–XCVIII, dass der Liber de liberatione um 1155 verfasst wurde, um die Rechte der Genueser auf ihre Besitzungen im Heiligen Land zu unterstützen. 735 Wie oben schon in Kapitel 1 ausgeführt nimmt die Genueser Forschung an, dass sich Spuren des ältesten Registers aus dem 12. Jahrhundert auf den Blättern 1–48 des Codex Vetustior finden. Zu dem Register des 12. Jahrhunderts Libri Iurium (1992a) S. 19–42; Fonseca (2002), S. 62. 736 Libri Iurium (1992b), S. 97/98, Nr. 59. 737 Libri Iurium (1992b), S. 98. Die Nähe zur Formulierung in den Annales Ianuenses (Kat. Nr. 2) wird hier sehr deutlich, heißt es doch dort: »In primo exercitu Francorum versus Antiochiam MXCVII«.

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Abb. 32: Privileg von 1104, Archivio di Stato di Genova, Libri Iurium (I = Vetustior).

übertrugen (exemplificare) und rückte sie so in die Nähe eines rechtskräftigen Schriftstücks. Wo genau in der Grabeskirche sich das Privileg befand, ist kaum zu lokalisieren, Caffaro selbst überliefert in truina, was vielleicht auf den Chorbereich, die tribuna, verweisen könnte.738 Die spätere Brevis historia regni Iherosolymitani berichtet ebenfalls von der Erlaubnis Balduins I., in der triuna des Heiligen Grabes in goldenen Buchstaben den Inhalt des von ihm für Genua ausgestellten Privilegs zu wiederholen.739 Laut dieses Berichts kosteten diese Buchstaben die 738 Scarsella (1942), S. 43/44, meint optimistisch: » […] e i Genovesi sono lieti e orgogliosi di far scolpire a caratteri d’oro, col consenso di re Baldovino, sulla tribuna della Chiesa del Santo Sepolcro, dietro l’altere maggiore, la lapide famosa che ricorda ai posteri le gesta da essi compiute, e il compiacimento del Re: ›Anno ab …..‹. Sull architrave poi dell’altere del Santo Sepolcro fu scolpita in oro, a caratteri cubitali , l’altra non meno famosa iscrizione: PRAEPOTENS GENUENSIUM PRAESIDIUM.« Die hier genannte zweite Inschrift nicht bei Caffaro, sondern erst bei Giorgio Stella, Annali (1941), S. 18. 739 Mayer/Favreau (1976), S. 33, haben mit Recht auf das Problem des Ortes verwiesen: um welchen Chorbereich es sich handeln könnte, ist schwer zu klären, befand sich doch der östliche Bereich wohl zwischen 1114 und 1149 (Weihung) im Umbau.

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Genueser 2000 Goldbyzantiner ; sie bestanden, so Caffaro weiter, bis zur Zeit des Königs Amalrich (1162–1174), der sie entfernen ließ.740 Wie aus dieser Narration hervorgeht, war die Inschrift in der Grabeskirche schon in der Mitte des 12. Jahrhunderts nicht mehr erhalten, wenn es sie überhaupt jemals gab, denn ihre Existenz wurde u. a. von Hans Eberhard Mayer und Marie-Luise Favreau (1976) bezweifelt. Ihrer Meinung zufolge ist das Privileg von 1104 eine Fälschung und die Inschrift eine Erfindung der Genueser. Beides wäre von der Stadt um die Mitte des 12. Jahrhunderts als Fiktion entwickelt worden, um nie in Genueser Besitz befindliche Rechtstitel einzufordern.741 Ob diese These stimmt, oder ob tatsächlich ein Privileg von 1104 wie auch eine Inschrift in Jerusalem vorhanden war, soll hier nicht erneut diskutiert werden: bedeutsam ist, dass beide Möglichkeiten (Realität oder Invention) nicht allein die Macht der Historiographie sondern zugleich den Stellenwert bezeugen, der im 12. Jahrhundert der schriftlichen Fixierung von Erinnerung und den damit verbundenen unterschiedlichen Formen und Medien dieses Gedächtnisses zugestanden wurde. Von der Forschung bislang übersehen wurde, dass auch Jacobus de Voragine seiner Übertragungsgeschichte der Gebeine des Heiligen Johannes einen Bericht von der goldenen Inschrift in der Grabeskirche in Jerusalem inserierte. Nach der Schilderung der genuesischen Schlachtenhilfe bei der Einnahme diverser Orte in Outremer schreibt er : Et quasi in huius tam gloriose victorie solemnem memoriam, iura quedam et dominia propter hoc ianuensibus in partibus illis transmarinis tradita sunt, ut in atrio sancti sepulchri habentur litteris aureis exarata.742

Jacobus Bericht also nennt das Atrium als Ort der Inschrift und zeigt zudem, das die Erinnerung an die Privilegien und die monumentale Inschrift mindestens bis zum Ende des 13. Jahrhunderts in Genua lebendig gehalten wurde. Dies geschah 740 Annali Genovesi (1890), S. 129: »Verum tamen, in tempore predicti Balduini regis, ipse Balduinus concessit Ianuensibus scribi in triuna Sepulcri, litteris aureis, illud quod eis concessit per privilegia; et que littere constiterunt Ianuensibus bisancii duo milia aurei. Que littere taliter scripte extiterunt usque ad tempus regis Amarrici, qui eas destrui fecit et sufforcari.« Zum historischen Kontext der Rivalität zwischen Pisa und Genua siehe Tangheroni (1986), u. a. S. 519: die Annäherung der Jerusalemer Herrscher an Pisa mag bedeuten, dass Genua im Kampf um Handelsvorrechte und ähnliches ins Hintertreffen geriet (Amalrich ging mit den Pisanern 1167 gegen die Fatimiden vor und vergab neue Privilegien in Akkon, so dass hier die Pisaner ihr erstes Privileg für Akkon erlangen). 741 Mayer/Favreau (1976) erkennen die Vorteile einer Veröffentlichung an, wenn sie schreiben, S. 36: »Sie [die ihrer Meinung nach niemals existierende Inschrift] stellte die Gründung des Reiches in einem für den König nicht günstigen Sinne dar, sie führt im Gegensatz zu dem im Archiv ruhenden und dort nicht publikumswirksamen Diplom jedermann die Gründung einer genuesischen Riesenimmunität sichtbar vor Augen.« Gute Gegenargumente für die Existenz von Privileg und Inschrift bei Rovere (1996). 742 Ystoria (1876), S. 483.

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mit Hilfe einer Vielzahl unterschiedlicher Gedächtnismedien, die in ihrer Öffentlichkeit, Visibilität und Rechtskräftigkeit variieren konnten, gemeinsam aber eine wirkmächtige Narration von der Kausalität der Eroberung und der Privilegien erzählten: Im Codex Vetustior befinden sich (weitere) 19 Schriftstücke, die ohne notarielle Beglaubigung in einfacher Kopie hierin übertragen wurden und die alle mit Genuas Versuch, das ehemalige Monument in der Grabeskirche von Jerusalem wiederherstellen zu lassen, verbunden sind.743 Allgemein anerkannt ist zudem die These, Caffaro habe im Vorfeld einer Reise des Domkanonikers Manfred im Jahr 1155/1156 nach Benevent den Liber de liberatione verfasst. Manfred sollte dort an der päpstlichen Kurie als Gesandter die Klage der Stadt gegen den König von Jerusalem, den Grafen von Tripolis und den Fürsten von Antiochia wegen der Minderung der Genueser Rechte, die ihnen durch Schwur und Privilegien (sacramento et privilegiis) in Outremer gewährt worden waren, vorbringen. Der Gesandte legte dabei, so die Annales Ianuenses, Schriften vor, die die Taten der Genueser im Heiligen Land bezeugen. Sehr wahrscheinlich handelte sich dabei um eben jenen Liber, so dass hier erneut die kausale Verbindung von historischer Tat und davon abhängigen Rechten deutlich wird, die allein durch schriftgestütze Erinnerung dauerhaft garantiert werden konnte.744 Papst Hadrian IV. setzte, so Caffaro weiter, nachdem er die Klagen der Genueser gehört und ihre Schriften eingesehen hatte (»audita lamentione et visis litteris Ianuensium«), ein Schreiben an den König von Jerusalem, wie auch an den Grafen von Tripolis und an den Fürsten von Antiochien mit der Aufforderung auf, alle gewaltsam entzogenen Besitztümer der Genuesen zu restituieren. Dieser Brief, wie auch die folgenden, befindet sich im Codex Vetustior. Demgegenüber steht das Schweigen der Annales Ianuenses zum Jahr 1104, die weder das Privileg von Balduin I. noch die Inschrift in Jerusalem nennen, eine Lücke, die der um 1155 verfasste Liber füllen musste, in dem in patriotischer Übersteigerung der Genueser Anteil bei der Eroberung des Heiligen Landes zwischen 1099 und 1109 geschildert wurde.745 Die historische Argumentation innerhalb des rechtlichen Denkens wird durch die im Codex Vetustior versammelten Schriftstücke offenbar, so beispielsweise im ersten dort aufgeführten Dokument zum Streit vom 12. Oktober 743 Puncuh/Rovere schlagen in ihrer Einführung zum Register von 1229 vor, dass diese Urkunden als Block aus dem Register des 12. Jahrhunderts übernommen wurden, wo sie – so die These – schon in einfacher Kopie aufgenommen worden waren, und diese Form somit den Kopisten des 13. Jahrhundert zwang, sie ebenfalls ohne Beglaubigung zu übernehmen. Die Urkunden finden sich in Libri Iurium (1996), S. 113–134, die Nr. 311–329. Zu diesen Urkunden die Einführung von Puncuh/Rovere in Libri Iurium (1992a), S. 54–55. 744 Annali Genovesi (1890), S. 43: »Hoc ideo fecerunt, quoniam Ianuenses multis et magnis eorum machinis et expensis, multaque sanguinis effusione, civitates et loca Orientis obsidendo et preliando ceperunt, sicuti per presentia scripta nobis notificatur.« 745 Annali Genovesi (1890), S. 121/122.

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1167/69:746 In diesem Brief forderte Papst Alexander III. Amalrich, den König von Jerusalem, auf, jene goldene Inschrift in der Grabeskirche über die Rechte und Besitzungen von Genua im Heiligen Land, die dieser entfernen ließ, wiederherstellen zu lassen und die Rechte der Genuesen zu respektieren.747 Alexander III. verwies auf die ius et consuetudines, also auf das im 12. Jahrhundert so häufig als Doppelung auftauchende Begriffspaar der Rechte und Gewohnheiten,748 die die Genueser inne hätten und die sie zum dauernden Gedächtnis der Zukünftigen (»ad perpetuam memoriam futuorum«) in der Kirche mit goldenen Buchstaben hatten schreiben lassen. Die Genueser befürchteten, so der Papst weiter, dass durch die Entfernung der Buchstaben auch ihre Rechtstitel verloren gehen können: »timentes sicut poterant de iure timere, ne ex dextructione litterarum illarium ius suum et consuetudines deperint«. Aus diesen Formulierungen geht unmissverständlich hervor, dass dem Papst wie den Genuesen der öffentliche Charakter und die Wirksamkeit der erfolgten Monumentalisierung des Dokuments bewusst waren. Aufgabe des Gedächtnismals war es, für die Zukunft die Erinnerung zu sichern – ein Verlust des Monuments würde dabei zugleich den Verlust der Erinnerung an die mit ihm verbundenen Privilegien bedeuten. Am darauffolgenden Tag, dem 13. Oktober, schrieb Alexander III. in gleicher Sache an den Patriarchen von Jerusalem und forderte ihn auf, bei König Amalrich vorzusprechen (intervenire), um in der Grabeskirche die Inschrift wieder herstellen zu lassen.749 Auch hier wiederholt der Papst, dass die Genuesen über die Abnahme der Inschrift verärgert seien und ihre Wiederherstellung forderten, da sie fürchteten, durch die Zerstörung könnten ihre Rechte verloren gehen (deperire).750 Beide Dokumente verdeutlichen den Zusammenhang von öffentlich sichtbarer Darstellung von Rechtstiteln und der Erinnerung an sie und sprachen dabei der Urkundeninschrift eine klare rechtliche Wirksamkeit zu.751 746 Die Jahreszahl fehlt, aber Alexander III. hielt sich in den Jahren 1167–69 in Benevent auf. 747 Libri Iurium (1996), S. 114–115, Nr. 312, 1167–1169, 12. Oktober, Benevent; im Codex Vetustior fol. 67r. Das Original befindet sich in der Biblioteca Universitaria di Genova, ms. D. VIIII.1/ 5. 748 Wobei ius geläufig das römische, schriftlich fixierte Recht, consuetudines das germanischlangobardische mündlich tradierte Gewohnheitsrecht bezeichnet, dazu Classen (1977); Ascheri (2010), S. 203/204. 749 Libri Iurium (1996), S. 113–114, Nr. 311. 750 Die restlichen siebzehn Dokumente dieser Gruppe sind Briefe von späteren Päpsten an den König von Jerusalem und nach dem Fall Jerusalems (1187) an Saladin, sowie aus dem Jahr 1192 eine Urkunde des Herrn von Tyrus an die Genuesen, in denen dieser zusichert, dass die Genuesen, so sie könnten, die Inschrift erneuern dürften. 751 Zu den Urkundeninschriften (inscriptiones diplomaticae, chartes lapidaires, carte lapidarie, documentary inscriptions) Müller (1975), v. a. S. 6/7, der darauf hinweist, dass die Urkundeninschriften tatsächliche Rechtsinschriften seien, somit in eine schriftliche, bestimmte Form gekleidete Erklärungen über Vorgänge rechtlicher Natur und nicht um »zufällig rechtliche Tatsachen überliefernde Aufzeichnungen«, wie z. B. erzählende Berichte

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Eine urkundliche Inschrift ist kein singuläres Phänomen, sondern in vielen mittelalterlichen Städten nachweisbar, da durch die Monumentalisierung die Sichtbarkeit, Erinnerbarkeit und damit Wirksamkeit der Urkunde erhöht wurde.752 Diese Praxis beruhte auf antiken Traditionen, waren in Rom und im Reich doch Bronze und Stein als Beschreibstoffe für »Gesetze, Senatsbeschlüsse, Edikte der Kaiser und Stadtpräfekten, der Verträge mit ausländischen Staaten, für Militärdiplome und andere Urkunden geläufig.«753 Mehrheitlich waren es gerade die politisch bedeutsamen Schenkungen, Privilegien und Gebietsübertragungen, die ausgewählt wurden, um in das öffentlichkeitswirksamere Medium der monumentalen Inschrift übertragen und somit für ein größeres Publikum und auf lange Dauer publiziert zu werden.754 Zwar wird die Inschrift von 1104 in der Jerusalemer Grabeskirche in keinem der Pilgerberichte erwähnt, dies mag aber damit zusammenhängen, dass zwischen dem frühen 12. Jahrhundert (S. 2). Kloos (1980), S. 51, scheidet aus der Gruppe der Inschriften mit rechtlichem Inhalt einer Untergruppe »die die inneren Merkmale einer Urkunde im diplomatischen Sinne aufweisen.«. Diese Monumental-Urkunden seien durchweg als Abschrift einer Pergamenturkunde zu verstehen (S. 52), wie beispielsweise das Dokument von Heinrich V. von 1111 am Dom von Speyer oder die Rechtsinschrift auf der Mainzer Domtür von 1135. Zum Privileg auch Andermann (2012), zur monumentalen Ausfertigung v. a. S. 600/601. Keller (1954) zur Inschrift als Sonderform des weltlichen Denkmals, Sp. 1269. Zum Rechtscharakter auch Corpus (1987), S. X, dort der Begriff der »carte lapidarie – veri atti notarili su pietra«. Banti (1992), S. 230, verweist auf die Vorteile der Veröffentlichung in Stein: größtmögliche Öffentlichkeit durch die Ausstellung an einem öffentlich zugänglichen Ort; bessere Lesbarkeit durch die Größe der Buchstaben; Erhöhung der Glaubwürdigkeit durch die andauernde Akzeptanz der Betrachter, die damit die Wahrheit des dort Geschriebenen bezeugen; Dauerhaftigkeit des Schreibmaterials – ad perpetuam memoriam. 752 Kloos (1980), S. 52: » [..] eine Mehrheit von Personen hat ein Interesse an der größtmöglichen Publizität dieser Urkunden. Und von hier aus werden wir wiederum auf die Rechtskraft verwiesen: die größtmögliche Publizität dieser instrumenta publica im wahren Sinne des Wortes verleiht ihnen die Authentizität und auch die Garantie für die Unversehrtheit des Textes.« 753 Müller (1975), S. 6. 754 Dies ist sicherlich auch der Grund für die bei Grabungen in Sankt Peter aufgefundene Urkundeninschrift, die die Übertragung der Mathildischen Güter an die Kirche enthält, Ferrua (1943), S. 215, FN 1 sowie Urkunden (1998), S. 213–217, Nr. 73, S. 215. Eine weitere Inschrift mit rechtlicher Bedeutung befand sich an der Westfassade des Doms in Speyer: Kaiser Heinrich V. befreite am 14. August 1111 die Einwohner von Speyer von Steuern wie auch von auswärtiger Gerichtsbarkeit. Müller (1975), Nr. 2, S. 23–29 und 43–48. In der Corroboratio des Diploms wird gesagt, dass die Urkunde mit goldenen Buchstaben auf dauerhaftem Material und unter Beifügung des kaiserlichen Bildes (nostre ymaginis) als Beglaubigung an der Domfront angebracht werden soll. Schramm (1928b), S. 491 nimmt an, dass das Bild später interpoliert wurde, so auch Schramm (1928a), S. 146. Friedrich I. Barbarossa beruft sich im Jahr 1182 bei seiner Bestätigung des Privilegs nicht auf eine vorgelegte Pergamenturkunde sondern auf die Inschrift, Urkunden (1990), S. 33, Nr. 827. Zwei weitere Stadtrechtsprivilegien in Erz in Mainz (Domtür) und Worms, Müller (1975), Kat. Nr. 2, 5 und 11. Herklotz (1989), S. 197/198, nennt die bildliche Publikation des Wormser Konkordats (1122) in einem Wandmalereizyklus im Auftrag von Papst Kalixtus II..

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(Saewulf 1102/03, Abt Daniel 1106/07) und der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts keine Pilgerberichte überliefert sind. Erst Johannes von Würzburg, der nach 1149, und Theoderich, der zwischen 1164 und 1174 im Heiligen Land reiste, berichten wieder von Stätten und Inschriften, so dass es möglich erscheint, die frühen Berichterstatter hätten die monumentale Inschrift des Privilegs noch nicht, die beiden späteren Pilger die Inschrift nicht mehr gesehen.755 Das Vorhandensein von Inschriften mit historischem Inhalt an den Außenmauern von Gebäuden in Jerusalem bezeugen beide Autoren. Johannes von Würzburg zitiert einen Stein, der sich am Außenbau der Grabeskirche befand und dessen Inschrift die Eroberung Jerusalems allein den Franzosen zuschrieb. Er als »Deutscher«, so anachronistisch dies klingen mag, fühlt sich soweit provoziert, dass er eine Gegen-Inschrift verfasste, von der er wünschte, sie möge anstelle der anderen angebracht werden und in der er die an der Einnahme der Stadt beteiligen nationes nennt und sich im Anschluss darüber beschwerte, dass kein Teil der Stadt an die Deutschen vergeben worden war.756 Die im 12. Jahrhundert geführte Debatte um die (vermeintliche) Jerusalemer Inschrift verdeutlicht, dass Genua nicht nur den eigenen Stadtraum nutzte, um über translozierte Spolien oder Inschriften die verbuchten Schlachtenerfolge und damit verbundenen Rechtsansprüche und Selbstverordnungen sichtbar zu machen. Die Stadt ließ zudem auch in den entfernt liegenden Orten Denkmale errichten um mit ihrer Hilfe die erlangten Rechte und Privilegien zu publizieren und damit prospektiv zu schützen.

755 Johannes (1974); Theodericus (1976); Theoderich (1986). 756 Johannes (1974), S. 154–156: »Verumtamen, quamvis sic ibidem de suo honoretur, tamen expugnatio civitatis non ei cum alemannis, non minime in ea expeditione laborantibus et exercitatis, sed solis adscribitur francis.« Der Wortlaut der Inschrift (epigramma ad monumentum) solle lauten: »Non franci, sed francones, gladio potiores, Jerusalem sanctam longo sub tempore captam a paganorum solvere jugo variorum [….].« Ebenso gibt es ein Beispiel für eine Inschrift in goldenen Buchstaben in der Grabeskirche, dem Genueser Beispiel somit formal, wenn auch nicht inhaltlich, vergleichbar : eine Weihinschrift der Kirche durch den Patriarchen von Jerusalem Fulcher, die sowohl Johannes von Würzburg, als auch Theoderich überliefern. Theoderich (1986), S. 21, und Johannes von Würzburg, Johannes (1974), S. 152. Es scheint sich bei der Inschrift nicht um tatsächlich goldene Buchstaben in Stein sondern um gemalte Buchstaben gehandelt zu haben, da auch Theoderich schreibt: »tabula depicta in qua hii versus aureis litteris descripti esse videntur.«

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5.5. Artefakte und Beutestücke als Erinnerungsmale: Der 2. Kreuzzug Das Beispiel des Sacro Catino (Kapitel 5.4.1.) thematisierte die Translozierung eines kostbaren und bewunderten Artefakts aus dem islamisch-arabischen Raum und dessen Rekontextualisierung im urbanen Gefüge der Seerepublik und zeigte zudem die narrative Anreicherung des fremden Objekts im neuen Umfeld. Das Beispiel der Übertragung der Überreste von Johannes dem Täufer (Kapitel 5.4.2.) zeigte Motive und Praktiken bei der »Bergung« von Reliquien: durch die den heiligen Leib umgebenden Texte (Invention und Translation) konnten – vergleichbar den Praktiken der Historiographie – die Motivationen der Akteure erklärt und ihre Handlungen legitimiert werden. Besondere Bedeutung kam dabei dem Heiligen selbst zu, der ja als Protagonist seine Translatio sanktionierte und im neuen Umfeld für die Kommune als Patron tätig wurde. Das dritte Beispiel der Inschrift von 1104 (Kapitel 5.4.3.) beleuchtete die Medialität der Erinnerungsmale: Beutestücken konnte dabei die Rolle als direkte Zeugen zugewiesen werden, die durch die fremde Materialität auf ihren Herkunftsort und damit auf das Ereignis der Inbesitznahme verwiesen. Die Anbringung der Inschrift »vor Ort« in dem an Bedeutsamkeit nicht zu übertreffenden Ort der Grabeskirche in Jerusalem hingegen unterstrich die machtvolle Zugriffsmöglichkeit der Genuesen auf das Heilige Land – wie auch deren wirtschaftliche Potenz. Das nun folgende Beispiel der historischen Schlachtenbilder im Dom von Genua wird eine weitere Form der medialen Umdeutung der historischen Erinnerung analysieren.

5.5.1. Wandmalerei in San Lorenzo Die in San Lorenzo, dem Dom von Genua, erhaltenen Fragmente romanischer Wandmalereien zeigen die Einnahme von Tortosa im Jahr 1148. Die Reste sind sehr gering und befinden sich im oberen Teil der südlichen Seitenschiffswand, wo im frühen Trecento ein Fensterdurchbruch sowie spätere Übermalungen die Malereien stark zerstörten.757 Heute sichtbar sind allein zwei noch teilweise erhaltene Bildfelder, in denen bewaffnete und gerüstete Männern aus dem rechten Bildfeld heraus ihre Waffen ins links angrenzende Feld richten, in dem noch Speerspitzen auszumachen sind. Darüber befindet sich auf einem weißen Band eine stark fragmentierte In-

757 De Floriani (2011), S. 34/35.

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Abb. 33: Fragment eines Wandmalereifrieses mit der Einnahme von Tortosa, Genua, San Lorenzo, südliche Seitenschiffswand.

schrift in schwarzen Kapitalen in zwei übereinanderliegenden Registern, die allein mit Hilfe der Annales Ianuenses ergänz- und entschlüsselbar ist: (IN VIGI)LIA S(AN)C(T)I SILVESTRI CAPTA EST TO(RTOSA) darunter (IN CONSULATU WILLIEMI BURRONIS, ANSALDI MALLONIS, OGLERII VENTI, ENRICI GUERCII, LANFRANCI PEVERIS ET IORDA)NI DE PORTA.758

Durch diese Inschrift wird in Teilen rekonstruierbar, was ursprünglich in der Darstellung zu sehen war – die Einnahme von Tortosa durch die Genuesen am Vorabend zum 31. Dezember 1148, also zur Vigil des Tages des Heiligen Silvester.759 Der gesamte Umfang der Darstellung ist leider nicht mehr zu rekonstruieren, die Friesform wie auch das darüber stehende Band mit fortlaufendem Rapport legen aber die Vermutung nahe, dass noch andere Genueser Schlachtenerfolge hier abgebildet worden waren. Möglicherweise wurden in bildlicher Form Teile der Narration aus den Jahrbüchern wiederholt, vergleichbar einer 758 Corpus (1987), Nr. 52, S. 31; Cattedrale (1998), S. 88. 759 Annali Genovesi (1890), S. 35: »In vicesimo octavo consulato unius anni fuerunt consules de comuni VI: Williemus Buronus, Ansaldus Mallonus, Oglerius Ventus, Iordanus de Porta, Enricus Guercius, Lanfrancus Piper […] In isto consultatu capta fuit Tortuosa MCXLVIII.«

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Textillustration außerhalb des Buches: die Ähnlichkeit von Beischrift zum Bild und dem Text in den Annales Ianuenses stützt diese Vermutung.760 Zu ergänzen wären dann die Darstellung der Einnahme von Almeria (Kat. Nr. 25) und von Menorca (Kat. Nr. 24), da diese Schlachtenerfolge im historischen Zusammenhang mit der Eroberung von Tortosa (Kat. Nr. 26) standen; ob noch weitere Schlachtenerfolge, beispielsweise aus dem 11. Jahrhundert und den Kreuzzügen, hinzugefügt wurden, so dass der Genueser Dom mit einem umfassenden Zyklus der kriegerischen Erfolge Genuas ausgeschmückt worden wäre, ist leider nicht mehr rekonstruierbar.

Abb. 34: Menorca (Kat. Nr. 24), Almeria (Kat. Nr. 25) Tortosa (Kat. Nr. 26) und Parodi (Kat. Nr. 27), Annales Ianuenses, fol. 6r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Am 1. Dezember 1145 hatte Papst Eugen III. zu einem erneuten – dem zweiten – Kreuzzug aufgerufen, allerdings mit geringem Erfolg, so dass er einen weiteren Aufruf am 1. März 1146 publizierte und Bernhard von Clairvaux mit 760 Links davon befindet sich noch ein zweites Fragment, das ebenfalls zu dem Fries gehörte, wie das Schmuckband beweist. Hier hat sich leider nichts von dem Bildfeld darunter erhalten, die darüber liegende Inschrift zeigt allein die Buchstaben I EPO und in der Zeile darunter LUM DE.

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Kreuzzugspredigten beauftragte.761 Deutsche und französische Kontingente setzten sich im Mai/Juni 1147 Richtung Jerusalem in Bewegung, gleich- und vorzeitig aber kam es auf der iberischen Halbinsel zwischen 1146–48 zu mehreren Feldzügen gegen die Araber im Rahmen der Reconquista. Auch diese Unternehmung stand unter der päpstlichen Ägide von Eugen III., der 1147 mit der Bulle Divini Dispensatione alle Angriffe gegen al-Andalus sanktionierte und den Teilnehmern den gleichen rechtlichen Stand zugesichert hatte wie den Kreuzfahrern nach Jerusalem.762 Im Zuge dieser Unternehmungen wurden die spanischen Städte Almeria (1147) und Tortosa (1148) durch eine Koalition von Genua, dem König von Kastilien und Leon (Alfons VII.) sowie dem Grafen von Barcelona (Raimond Berenguer IV.) eingenommen.763 Die Genueser Neuorientierung Richtung Westen lag unter anderem wohl darin begründet, dass in Outremer keine Küstenstädte mehr zu erobern waren, lukrative neue Märkte daher dort nicht mehr erschlossen werden konnten.764 Zudem war die Konkurrenz zu den Seerepubliken Pisa und Venedig stärker geworden.765 Beide Städte bemühten sich um die Intensivierung des Handels nach Konstantinopel und den Kreuzfahrerstaaten, um ihre Vormachtstellung im östlichen Mittelmeerraum auf- und auszubauen.766 Zwar hatte Genua, um nicht ins Hintertreffen zu geraten, 1142 eine erste Gesandtschaft nach Konstantinopel an Kaiser Johannes II. gesandt, um ebenso wie Venedig und Pisa Handelsbefreiungen im Ostreich zu erhalten, dennoch schien schon vorher das kriegerische Interesse an den östlichen Märkten in Genua nachgelassen zu haben, mit Caffaros Bericht über die Einnahme von Beirut 1110 schloss dieses Kapitel.767 761 Große (1991), S. 86. 762 Hiestand (1984), S. 137: Schon Urban II. wie auch Paschalis II. hatten die Maurenkämpfe auf der iberischen Halbinsel im Zuge der Reconquista dem eigentlichen Kreuzzug gleichgestellt, sowie Alfons I. von Aragon den Zug nach Jerusalem untersagt, da er in seiner Heimat gegen die Sarazenen angehen sollte. Die Quellen bringt Constable (1953), v. a. S. 257–260. Wie Hehl (1994) betont, wurde in der Folge des 1. Kreuzzuges der Kreuzzugsgedanke dahingehend erweitert, dass nicht allein die Befreiung des Grabes Christi Ziel des Zuges sein musste, sondern ein jeglicher Kampf gegen die Ungläubigen als Kreuzzug mit allen rechtlichen Bedeutungen und Konzepten (Sünde, Buße, Ablass) gewertet werden konnte, v. a. S. 317/318; dazu auch Petti Balbi (1992) und Kahl (1992). 763 Über die Einnahme Lissabons im Jahr 1147 durch eine Gruppe englischer, flämischer, rheinländischer und anderer nordischer Kreuzritter berichtet Expugnatione (1936). 764 Scarsella (1942), S. 85; Favreau-Lilie (1989), v. a. S. 155–157. 765 Wenngleich alle drei Städte mit Schiffen am 1. Kreuzzug teilnahmen und in den geläufigen Quellen (Fulcher von Chartres; Albert von Aachen; Wilhelm von Tyrus) meist additiv genannt werden, ist Genua doch die Protagonistin, Favreau-Lilie (1989), S. 96. 766 Allgemein Favreau-Lilie (1989); zur Rolle der Pisaner vor allem Tangheroni (1982), Tangheroni (1986). 767 Annali Genovesi (1890), S. 31: »Et isti consules miserunt galeam I et legatos II Obertum Turrem et Willielmum Barcam ad imperatorem Calo iannem, qui cum magno exercitu in Antiocensis partibus erat, ibique mortuus fuit, et filio suo Manueli imperium dimisit.« Da

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Die Annales Ianuenses bezeugen, dass in der Folge andere Regionen stärker in den Fokus der Stadt traten, die sich verstärkt um die Eroberung des contado, (in Konkurrenz mit Pisa) um Korsika und Sardinien und um den Handel in der Provence und Spanien bemühte. Dieser Krieg um die Vormachtstellung im tyrrhenischen Meer sollte die gesamte Genueser Außenpolitik um die Mitte des 12. Jahrhunderts bestimmen.768 Almeria stellte den wichtigsten islamischen Handelshafen des westlichen Mittelmeerraums auf der europäischen Seite in alAndalus, so dass der Angriff sich vor allem auch gegen diese Konkurrentin die Gefahr einer byzantinischen Eroberung von Antiochia drohte, wollte Genua so auch seine Rechte in Syrien sichern, Favreau-Lilie (1989), S. 157/158. Der Konkurrenzkampf zwischen den drei Handelsstädten um die lukrativsten Geschäfte und Märkte im Heiligen Land wurde auch von den Zeitgenossen negativ gesehen: »De Italia sunt in terra ierosolimitana tres populi. Ipsi terre efficaces et utiles. Pisani, Januenses et Venetici. Navali exercicio predocti, in aquis invicti et in omni bello exercitati. Mercimoniorum ingenio sagaces, a cunctis tributis liberi, excepti ab omnium iudicum iurisdicione. Sibimetipsis iura dictantes. Inter se tam invidi quam discordes, quod maiorem securitatem exhibet Sarracenis.« (= Aus Italien sind drei Völker in Jerusalem: Pisaner, Genuesen und Venezianer. Sie sind in der Schiffskunst sehr bewandert, auf dem Wasser unbesiegt und in jeder Art Kriegshandwerk geübt. Sie sind kühne Händlergeister, von jeder Tributzahlung befreit, keiner Jurisdiktion unterstellt und sprechen sich selbst Recht. Unter sich sind sie so verstritten, was große Sicherheit für die Sarazenen bedeutet.), Anonymer Chronist, kurz vor 1187 über die Divisiones Italicorum, Thomas (1865), S. 147, und Schein (1986), S. 683. Bemerkenswert ist, dass die Genuesen ungewöhnlich lange brauchten, um Handelsprivilegien zu erreichen. Obwohl schon seit dem 1. Kreuzzug in den Kreuzfahrerstaaten anwesend, kam es erst 1154 zu einem drastic change in municipal policy – die Genuesen versuchten nun, überall Privilegien zu erlangen, vgl. Day (1988), S. 161–175. 768 Die Genueser konnten nach der Eroberungsphase keine Anerkennung ihrer Privilegien von den Herrschern im Königreich Jerusalem erreichen, Favreau-Lilie (1989), S. 160–165, und auch Pisa und Venedig waren in der Levante wenig aktiv, Tangheroni (1986), S. 514/ 515. Zum Verhältnis von Okzitanien, Barcelona und Genua siehe vor allem Pistarino (1966), zu Pisas Interventionen im tyrrhenischen Meer Rossi Sabatini (1935), v. a. S. 31–42 und S. 77–110, zum Aufbau von Handelsbeziehungen mit Nordafrika Allmendinger (1967), v. a. Kapitel 3, S. 45–80. Schon 1108/1109 hatten die Genueser einen Vertrag mit Bertrand, Graf von Toulouse/Saint-Gilles, geschlossen, der ihnen das Handelsmonopol in seinem Herrschaftsbereich zustand. Favreau-Lilie (1989), S. 116–125 und S. 334–340 zur Einnahme von Tripolis durch Bertrand von Saint-Gilles und den Genuesen und den Handelsvertrag. Libri Iurium (1996), Nr. 359, S. 223–225: (10. August 1108 oder 1109) Bertrand von Saint Gilles schenkt der Kirche von San Lorenzo in Genua 1000 Solidi pro Jahr und den Genuesen exklusiv Handelsfreiheit in seinem Herrschaftsbereich und genug Land, um 30 Häuser in Saint-Gilles zu bauen »Item Bertramus comes convenit quod non consentiret introire in burgum Sancti Egidii ullum mercandi causa per mare venientem nisi tantummodo Genuensem populum neque in burgum necque ubicumque dominationem habuerit.« Der Vertrag ist die Gegenleistung für die Genueser Hilfe bei der Einnahme von Tripolis. Weitere Etappen im Ausgreifen nach Westen Libri Iurium (1992b), S. 75–77, Nr. 46. (Juni 1132, Genua): Die Vertreter von Erzbischof, Vicegraf und den Konsuln von Narbonne schließen einen Friedensvertrag mit Genua und versprechen Abgabefreiheit, sowie ein Stück Land, um zwei Türme und einen Fondaco zu erbauen. Im Jahr 1143 folgte ein Handelsabkommen mit Wilhelm von Montpellier. Annales Ianuenses und Libri Iurium (1992b), Nr. 68, S. 113/ 114: Vertrag zwischen Wilhelm VI. von Montpellier und Genua und Pisa.

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richtete – bzw. der Besitz des Hafenplatzes große Gewinne für den Handel bedeutete, zumal durch den Besitz der Stadt der Weg ins Hinterland offenstand.769 Die Historiographie spielte in diesem Kampf um die Hegemonie eine bedeutende Rolle: Im Jahreseintrag zu 1146 berichtete Caffaro von dem Kriegszug nach Menorca und Almeria, der mit einem Waffenstillstand zwischen den Genuesen und den Sarazenen in Almeria endete.770 Im folgenden Jahr 1147 fuhren die Genuesen erneut nach Almeria und nahmen die Stadt ein (17. Oktober), im Herbst 1148 dann Tortosa.771 In den Annales Ianuenses steht dazu: Zur Zeit dieser Konsuln fuhren die Genuesen mit einem großen Heer von Galeeren und vielen anderen Schiffen um gegen Almeria Krieg zu führen, die Sarazenen zu besiegen und zu töten, so wie es aufgeschrieben in den durch Weise verfassten Büchern und Geschichten Genuas ist, die [diese Taten] sahen und dabei waren.772

Caffaro, als Anführer selbst an diesen Kriegszügen beteiligt, meint hier nicht allein die Annales Ianuenses, sondern die ebenfalls von ihm verfasste Schrift über die Einnahme der Städte Almeria und Tortosa, die Ystoria captionis Almerie et Turtuose.773 Anzunehmen ist, dass dieser Text zeitgleich mit dem Liber de liberatione und der Übertragung der Annalen in das Register der Stadt entstand, also (kurz) nach 1152. Almeria hatte als Hafenstadt der AlmoravidenDynastie herausragende Bedeutung – es handelte sich bei dem Sieg also nicht um eine unbedeutende Etappe auf dem Weg zur Vertreibung der islamischen Berberdynastie aus Spanien, sondern um eine symbolische Tat mit hoher Strahlkraft.774 Die kunsthistorische Forschung datiert die Malereien vor allem aufgrund von 769 Maroc (2014), v. a. S. 144–149 und 231–234 mit den Kat. Nr. 133–143; Gar† (1992), S. 231: »Almer†a was the gateway to an economic space of much wider extent at which, for different reasons, the Latin powers aimed from the twelfth to the fifteenth century.« Gar† bezeichnet Almer†a als double city und gateway, ein Seehafen, der in politischen, administrativen und wirtschaftlichen Belangen das Binnenland erschloss. 770 Annali Genovesi (1890), S. 33–35. 771 Annali Genovesi (1890), S. 35 und S. 36. Beide Einträge sind mit icons am Rand akzentuiert, zu 1147 befindet sich Almeria (Kat. Nr. 25), bei 1148 Tortosa (Kat. Nr. 26) und die Burg Parodi (Kat. Nr. 27), die angekauft wurde. 772 Annali Genovesi (1890), S. 35: »In tempore istorum consulum Ianuenses iverunt ad Almariam cum magno stolo bellando et Sarracenos vincendo et interficiendo, sicut scriptum est in libris et in istoriis Ianuensium a sapientibus factis, qui viderunt et interfuerunt.« 773 Ediert in Annali Genovesi (1890), S. 79–89. 774 Nach dem Ende des Umayyadenkalifats zerfiel das Reich Cordoba in muslimische Kleinreiche (Taifa). Almeria gelangte unter die Herrschaft von Vasallen der arabischen Dynastie der Almariden (1012–1038). Das gemeinsame Vorgehen von Pisa und Genua im 11. Jahrhundert gegen diese Taifa-Herrschaften leitete den Aufstieg beider Städte zu den Seemächten des 12. Jahrhunderts ein. Die Berberdynastie der Almoraviden übernahm Almeria im Laufe des 12. Jahrhunderts – der Kriegszug gegen diese Stadt 1147 bedeutete zugleich auch das Ende dieser Herrschaft, vgl. Gar† (1992), S. 220–224; Maroc (2014), S. 142–257.

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politisch-historischen Überlegungen auf 1148/1149, da nur (so die Argumentation) in dieser kurzen Zeitspanne ihre Aussage als »orgoliosa riaffermazione di identit— cittadina« prägnant gewesen wäre.775 Vergleichbar den Namensnennungen der Konsuln an den beiden Stadttoren kann auch hier vermutet werden, dass die namentlich genannten sechs Kommunalkonsuln des Jahres 1148/1149 zugleich die Auftraggeber waren.776 Die Wandmalereien hatten sicher unterschiedliche Funktionen: erstens waren sie Schmuck der Kirche, zweitens Monument für den Sieg mit der Aufgabe, die gemeinsame Tat in der Erinnerung der Stadtgemeinschaft wach zu halten. Als drittes muss überlegt werden, ob den Malereien – vergleichbar einer in die Kirche verbrachten Spolie – der Status eines Weihegeschenks zukam, um für den guten Schlachtenausgang zu danken. Die Kathedrale war in der Frühzeit der Kommune ein multifunktionales Gebäude von hohem symbolischen aber auch pragmatischen Wert. Sie war Ort der Versammlung, des städtischen Stolzes, (meist) dem Stadtpatron geweiht, Aufbewahrungsort des städtischen Schriftgutes und damit Verdichtungspunkt für religiöse, politische, militärische und institutionelle Aspekte.777 Caffaros simultane Arbeit an dem Liber de liberatione civitatum orientis und der Geschichte der Fahrt nach Almeria und Tortosa zeigt, dass die Stadt den ersten und den zweiten Kreuzzug als Einheit im Sinne einer typologischen Sinngebung verstand. In seiner Ystoria captionis stilisierte Caffaro die Genuesen als »Rache Gottes«, die – vom Heiligen Stuhl gerufen – über die Sarazenen

775 Der schlechte Erhaltungszustand wie auch fehlende Vergleichsbeispiele erschweren eine stilistische Einschätzung und damit auch Datierung. Di Fabio/Dagnino (1987), S. 93, sieht die Malereien dem römischen, triumphalen Historienbild verpflichtet und spricht von einer dimensione pubblica, monumentale e storica, commemorativa, so auch Airaldi (2003), S. 27. Zurecht aber hat Blume (2008), S. 110, darauf hingewiesen, wie früh dieses Beispiel wäre und nennt die im Broletto von Mailand entdeckten Wandmalereien, die vom Beginn des 13. Jahrhundert stammen, dazu auch Gavazzoli Tomea (1990). Hauptargument der frühen Datierung ist die These, dass der Zug nach Almeria und Tortosa ein Verlustgeschäft war, das die Kommune bis in die 1160erJahre hinein schwächte, dazu vor allem Krüger (1949). Noch Müller (2005), S. 96 meint, dass nach dem Feldzug eine schwierige finanzielle Situation in Genua eintrat, so dass sowohl visuelle als auch rhetorische Strategien eingesetzt wurden (Beutestücke, Wandmalereien, historiographische Texte), um die kollektive Erinnerung zu manipulieren. Dazu auch Cattedrale (1998), S. 88–91; Schweppenstette (2003), S. 24/25; Bellomo (2003); Dartmann (2012), S. 211–213. Als Gegenargument mag gelten, dass die Genuesen nicht nur jeweils ein Drittel der erbeuteten Städte zugestanden bekamen, sondern auch, im Januar 1149, die Befreiung von allen Handelszöllen im Herrschaftsgebiet von Raimond Berenguer IV., von der Rhone bis zum Ebro, und zwar »pro maximo et amicabili servicio«, Hiestand (1984), S. 143. 776 Di Fabio (1997), S. 38, bezeichnet Caffaro als »lo storico e l’ideologo« des gesamten Spanienzuges und möchte in ihm auch den (geistigen) Autoren der Wandmalereien sehen, die er im Umfeld der Kreuzfahrerkunst verortet. Zu diesem wenig klar definierten Begriff siehe Seidel (1971) im Bezug auf die Ausstattung des Pisaner Camposanto und Demus (1947). 777 Cattedrale (1998), S. 88; Faedo (1984), S. 140; Di Fabio (1986); Di Fabio (1989).

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hereinbrach.778 Erneut betonte der Historiograph wie beim 1. Kreuzzug die Friedenseinung der Stadt und das Ende der innerstädtischen Kämpfe vor dem Kriegszug.779 Bedeutsam ist zudem Caffaros Bemühung, den Genuesen allein den Sieg zuzuschreiben, waren sie doch eigentlich nur Teil einer viel größeren Kreuzzugsbewegung und hatten wichtige Verbündete in Raimond Berenguer IV., Graf von Barcelona (Tortosa) oder Alfons VII., König von Kastilien und Leon (Almeria).780 In der Darstellung Caffaros aber waren es die Genuesen allein, die vom Papst im Auftrag Gottes zu den Waffen gerufen wurden. Sie warteten vor Almeria einen Monat auf das Eintreffen des Königs, der aber seine Armee schon entlassen hatte und zwar »vom Kommen sprach, aber die Verzögerung praktizierte (venire dixit, sed moram fecit).«781 Die nachfolgende Einnahme Almerias schildert Caffaro fast ausschließlich als Sieg der Genuesen, zumal er anklingen lässt, der – zu spät kommende – König von Kastilien hätte sich durch Bestechung von den Sarazenen zum Abzug bewegen lassen.782 Nach der Einnahme der Stadt kehrte ein Teil des Genueser Kontingents nach Genua zurück, die restliche Flotte überwinterte in Barcelona, um dann im folgenden Jahr Tortosa anzugreifen. Am 29. Juni 1148 startete der Zug, hier nennt Caffaro kurz den verbündeten Grafen Raimond Berenguer IV. von Barcelona und seine Ritter, den Grafen Wilhelm VI. von Montpellier sowie das Kontingent englischer Ritter, Tempelritter und »multis aliis alienigenis«. Aber auch hier fällt auf, wie Caffaro geschickt die Verdienste der Bündnispartner herabsetzt, wenn er am Ende der Ystoria captionis berichtete: 778 Annali Genovesi (1890), S 79: »Ianuenses namque, per apostolicam sedem a Deo moniti et vocati, exercitum supra Sarracenos Almarie iurare fecerunt.« 779 Annali Genovesi (1890), S. 80: »Ilico sancto Spiritu superveniente, omnes qui guerram habebant in voluntatem consulum et archiepiscopi pacem firmaverunt.« Dann fordert die gesamte Stadt die Konsuln auf, Geld für die Ausrüstung der Flotte zu sammeln – die gemeinschaftliche Tat wird durch Caffaro besonders hervorgehoben, der von mulieres et viri […] unanimiter (Männer und Frauen, einstimmig) berichtet. Alle unter Eid stehenden Männer des Genueser Gebiets werden aufgefordert, den Kriegszug auszurüsten und die Soldaten der Stadt zu den Waffen gerufen, so dass sich Stadt und Territorium gemeinsam am Feldzug beteiligen. 780 Schon im Sommer 1146 hatte eine Delegation von Genuesen mit Alfons VII. einen Vertrag über den Zug gegen Almeria geschlossen, ebenso wie mit Raimond Berenguer IV. beschlossen wurde, Tortosa anzugreifen. Williams (1997), S. 49. Libri Iurium (1996), Nr. 297, S. 62–69 das Abkommen zwischen Genua und Raimond Berenguer IV, von September 1146. Liber Iurium, Nr. 932–933 der Vertrag mit Alfons VII. von Kastilien vom September 1146 für den Zug gegen Almeria. Beide Male erhalten die Genueser ein Drittel der Stadt. 781 Annali Genovesi (1890), S. 81. 782 Annali Genovesi (1890), S. 83. Zur Chronica Adefonsi Imperatoris (Chronica (1990), S. 109–248), gehört ein lateinisches Gedicht über die Einnahme von Almeria, S. 249–267; hier wird der Sieg vor allem Alfons VII. zugeordnet, die Genuesen tauchen dort nur kurz zusammen mit den Pisanern auf, S. 266: »Et gens Pisana venit in simul et Genuana.« Siehe auch Gil (1974); Cantar (1992), dort S. 64, Vers 323–336.

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Aber während die Genuesen mit den Sarazenen kämpften, ließen die Ritter des Grafen von Barcelona das Heer und den Grafen mit allein zwanzig Rittern, weil sie der Bezahlung entbehrten, zurück. Die Genuesen aber, diese tapfersten der Männer, den vergangenen Sieg über Almeria noch erinnernd, schworen, nachdem sie eine Versammlung einberufen hatten, dass sie sich nicht von Tortosa zurückziehen würden, bis sie es eingenommen und besiegt hätten.783

Der militärische Erfolg in Spanien wurde von der Stadt nicht nur in die Stadtchronik aufgenommen und durch Wandmalereien in der Kathedrale gefeiert, sondern auch außerhalb der Stadt öffentlichkeitswirksam publiziert; Otto von Freising überliefert vom ersten Hoftag in Roncaglia im Jahr 1154: Zu diesem Hoftag kamen auch Gesandte der Genuesen, die nicht lange vor diesen Zeiten nach der Eroberung von Almeria und Lissabon, diesen bekannten und durch Seidenweberei hochberühmten Städten, mit Beutestücken beladen, die sie den Sarazenen abgenommen hatten, zurückgekehrt waren, und brachten dem König Löwen, Strauße, Papageien und andere kostbare Geschenke dar.784

Auch Gunther von Pairis gab ein eindrucksvolles Zeugnis von der Lesbarkeit und dem zeitgenössischen Verständnis dieser Gesten in seinem Ligurinus: Boten treffen noch ein und bringen dem Fürsten aus fernem Land erfreuende Gaben, die stolz auf die neuesten Siege Genua schickt; denn jüngst hat dieses, die Feinde zerschmetternd, zwei barbarische Städte gestürmt, sie völlig vernichtet und hinfort seinen Namen mit diesem Geschehen verbunden, freilich auch lohnenden Raub zum Ruhmesglanze sich gewonnen. Drum verehrt es dem König als frisches Geschenk aus der Beute Kleidung befremdlicher Tracht, schickt Straußenvögel und Bären, auch einen Buntpapageien, der kreischend das Menschenwort nachahmt.785

Im Akt der Geschenkübergabe an den Kaiser veröffentlichte Genua wirkmächtig und vor aller Augen seine eben errungenen Schlachtenerfolge auf dem Hoftag. 783 Annali Genovesi (1890), S. 87: »Interim vero donec Ianuenses ad bellum cum Sarracenis stabant, tunc milites Barchilonensis comitis exercitum et comitem cum viginti militibus tantum, carentes dispendio, relinquerunt. Ianuenses namque viri audacissimi, atque preterite Almarie victorie memores, facto parlamento, iuraverunt quod a Tortuosa non recederent, donec eam captam et victam haberent.« 784 Hoftag von Roncaglia, 1154, Gesta (1965), Buch 2, 17: »Venerunt etiam ad eandem curiam legati Ianuensium, qui non longe ante hec tempora captis in Hispania inclitis civitatibus et in sericorum pannorum opificio prenobilissimis Almaria et Ulixibona, Sarracenorum spoliis onusti redierant, leones, strutiones, psitacos cum ceteris pretiosis muneribus principi presentantes.« Zur Einnahme von Almeria, Tortosa und Lissabon im Kontext des 2. Kreuzzugs u. a. Jaspert (2001). 785 Buch 2, Zeile 249–258: »Iamque aderant iuvenes regi peregrina ferentes munera leta, novo que miserat alta triumpho Ianua; nuper enim contritis hostibus urbes Barbaricas populata suis everterat armis quesieratque sibi nomen memorabile facti eximia magna referens cum laude rapinam. Miserat ergo suae regi nova munera predae barbaricas vestes, structiones atque leones, psitacon humanis aequantem murmura verbis.« Lateinischer Text Gunther (1987), S. 210; deutsche Version Gunther (1995), S. 48.

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Die erbeuteten und translozierten Objekte wurden damit ein weiteres Mal als Erinnerungsmedien inszeniert: sie konnten – vergleichbar dem Sacro Catino (Kapitel 5.4.1.) – im Stadtraum selbst ausgestellt oder, wie das hier genannte Beispiel zeigt, in Form einer Trophäe an den Kaiser weitergesandt werden. Im Akt der Gabe huldigte Genua damit dem Herrscher und zeigte zugleich seine kriegerische Macht an. Damit verfolgte die Stadt – wie Gunther unmissverständlich formulierte – wiederum eine Gedächtnisstrategie, da »Genua hinfort seinen Namen mit diesem Geschehen verbunden hatte«. Der politische Nutzen dieser Praxis wurde in der Analyse des Streits mit Pisa um die Vormacht in Sardinien (Kapitel 4.8.) deutlich, ging es hier doch unter anderem um die Frage, wer von den beiden Seerepubliken »zuerst« das Gebiet von den Ungläubigen erobert und damit für das Reich gesichert hatte, da sich dadurch Rechtsansprüche ableiten und begründen ließen.786 Die lange Dauer der Schlachtenerinnerung mit Hilfe der Wandmalereien in Genua wird durch ein Gedicht des Notars und Kanzlers Ursone da Sestri von 1242 auf einen Sieg der Genuesen über Friedrich II. und seine Verbündeten aus Pisa bezeugt.787 Das Gedicht arbeitet mit historischen Parallelisierungen und Exempla, die Friedrich II. als zweiten Nero, zweiten Pharao, Feind der Kirche und Verächter des Glaubens (hostis ecclesiae, fidei spretor) diffamieren. Die mit ihm verbündeten Pisaner wurden, so ruft der Dichter dem Publikum in Erinnerung, in Sardinien, Sizilien und anderswo im Mittelmeer häufig von den Genuesen geschlagen. Im Gedicht sitzt die Personifikation Genuas allein in der Mitte des Schlachtfeldes und vergewissert sich der eigenen Siege, einsetzend mit dem Ruhm, den Genua beim ersten Kreuzzug vor den Mauern von Caesarea und Antiochien sammelte: … sola sedens medio, pennis exuta caducis / solaque nativo non ficto tuta colore / Ianua sollicitat totas in pralia vires / Nam genus a magno ducens gens inclita Iano / antiquas 786 Engl (2011), S. 5–7, weist darauf hin, dass in den Privilegien, die Pisa durch Friedrich I. Barbarossa ausgestellt bekam, ausführlich und kenntnisreich über die ruhmvolle Vergangenheit der Pisaner nicht allein berichtet wird, sondern dass diese Taten als Grund für die Privilegien genannt werden. Er nimmt an, dass die Pisaner (wie die Genuesen) bewusst ihre schriftgestützte Erinnerung nutzten, um für sich Vorteile und Privilegien auszuhandeln: »Übereinstimmungen des kaiserlichen Diploms mit der städtischen Überlieferung in Details wie der pisanischen Belagerungskunst vor Mallorca oder Ortsangaben wie Ravello, das am Kaiserhof offenbar unbekannt war, stützten die Annahme einer pisanischen ›Informationspolitik‹ bei Hof.« 787 Airaldi (2004), S. 105–135. Ursonis (1853); Ursone (1857); Ursone (1993). Die ab 1225 in den Annales Ianuenses inserierten Gedichte stammen vermutlich von Ursone da Sestri und gehören zu den lateinischen historischen Schlachtendichtung des 13. Jahrhunderts, Gaspary (1885), S. 396. Potthast (1896), Band 1, S. 182. Zum Verhältnis von Genua zu Friedrich II. Macconi (2002), v. a. S. 127–137 (Kapitel IV: L’isola che non c’À. La crisi delle relazioni tra Genova e il Regno di Sicilia 1230–1250. Siehe auch Rader (2010), S. 364–370 zu den Seeschlachten zwischen Genua und Friedrich II.

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laudes recolit veteresque triumphos / quos meruit bello diversis partibus orbis / Caesarea subeunt, et laudes Antiochenae / Accaronitarum subit expugnata caterva / nec Gibellensis periit vitoria belli / nunc Tripolitanae revirescit gloria palmae / captio Laudiciae, Ioppae per bella subactae / atque triumphali renovatur palma Berythi / Occorrunt menti defensae moenia Tyri / quam decus italiae, Ligurum flos, laudis alumnus / stirpis Vastensis lux, et generosa propago / nominis excelsi, Ferrati Marchio Montis / defendit, dur(o pre)ssis iam Marte colonis / Palmaque Montali, nec non Montis Pesulani / mente calet, fervet sub pectore praeda Minorcae / Almeriae spolium, Tortosaque Marte subacta / quarum memoria picta nitet maiori gloria templo / dant stimulos, bellique faces, votumque triumphi / foedera Maioricae, nec non regis Moadini / pro Siculo regno laus foederis imperialis. / Tertonae titulus viget, expugnatio Jadrae / stat Syracusanum nodatum corte trophaeum; / Massiliae navale malum, cui clara iuventus / Jani corripuit septem certamine naves. / Mente subit Septa, quae saevo Marte coacta / navali bello pacem superata rogavit / et pepigit nolens, belli peritura labore. / Excitat ad belli, toties superata, calores, / damnum passa dolis, et proditione ruinam / Juraicae vallis gens, duro Marte repugnans, / quam notat infidam vitiati nominis unda, / his stimulis impulsa, calens ad proelia fervet, / atque novos titulos antiquis addere flagrans / posteritas generosa parat, monitisque movetur / naturae, laudis nimis amibitiosa paternae.788

Das Gedicht von Ursone da Sestri bezeugt, dass es sich bei der heute nur fragmentarisch überlieferten Darstellung von Tortosa um eine ursprünglich viel umfangreichere Schilderung von eingenommenen Städten im Zuge des Zweiten Kreuzzuges handelte – um die monumentale und öffentliche Schilderung des Sieges über die beiden spanischen Hafenstädte Almeria und Tortosa sowie die balearische Insel Menorca. Und es bezeugt, dass der Dichter die Schlachtenmalereien im Dom als Schmuck (nitere: erstrahlen) begreift, aber vor allem auch als gemalte Erinnerung (memoria picta) – und ihnen somit wiederum die Aufgabe eines Monuments zuweist, vergleichbar den ehrwürdigen Lobhymnen, die die vormaligen Triumphe vergegenwärtigen (»antiquas laudes recolit veteresque triumphos«). Die hier angesprochenen Wechselwirkungen zwischen kommunaler Inschrift mit historischem Inhalt, öffentlich verlesener Stadtchronistik, wirkmächtig inszenierten Beutestücken und weiteren »Historienbildern« sind für das 12. Jahrhundert von höchster Bedeutung und nicht allein auf Genua beschränkt. Auch in Pisa ist der enge Zusammenhang zwischen Veröffentlichung und Verschriftlichung, zwischen Monument und Buch zu erkennen: der Pisaner Chronist Bernardo Maragone beispielsweise kopierte die historischen Notizen der Seesiege-Inschrift an der Pisaner Domfassade in seine Annales Pisani.789 Der Dom selbst – als Träger der Inschrift – wurde im Gründungsmythos an einen 788 Zitiert nach Airaldi (2004), S. 129/130. Im Ausschnitt auch bei Cattedrale (1998) , S. 88–91. 789 Annales Pisani (1936), S. 5.

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erfolgreichen Kriegszug gegen die Sarazenen in Palermo gebunden, aus dessen Beute der Bau finanziert worden war – woran wiederum eine weitere Inschrift erinnert. Er ist somit zugleich Beute und gebautes Erinnerungsmal und darüberhinaus noch mit weiteren Spolien und Trophäen wie dem berühmten Bronze-Greifen geschmückt und aufgewertet. Auch das Gedicht von Ursone spricht nicht allein von den Malereien in der Kirche, sondern ebenso von Spolien aus den Kriegszügen – gemeint sind die bronzenen Türflügel der Hauptmoschee von Almeria, die im Triumph nach Genua gebracht und in der Kirche von San Giorgio aufgestellt worden waren, sowie ein großer Bronzeleuchter.

5.5.2. Die Bronzetüren und der Leuchter aus Almeria Der Genueser Chronist Agostino Giustiniani berichtet im 16. Jahrhundert von Türflügeln der Kirche San Giorgio, die aus der Beute der Einnahme von Almeria stammen würden, zu seiner Zeit aber schon verloren waren.790 Er überliefert eine Inschrift, die Auskunft über die Herkunft der Türen gab und den Priester nannte, der für die Überführung zuständig war : Delle spoglie di Almeria un sacerdote nominato Vassallo riportý due bellissime porte di bronzo, le quali per lungo tempo stettero per clausura della chiesa di San Giorgio, come si legge ancora adesso in una pietra marmorea affissa alla scala grande di essa chiesa: e come o per qual cagione fossero poi da indi trasportate non mi À comperto.791

Vergleichbar der Kirche San Sisto hatte auch San Giorgio eine wichtige kommunale Bedeutung: hier versammelten sich die Konsuln, und hier wurde das vexillum, also die Kriegsfahne der Kommune mit dem Bild des Ritterheiligen Georg, verwahrt.792 Vermutet wird, dass die Kirche zudem an einem wichtigen antiken Orte (dem römischen Forum) stand, da sich die Markttradition bis ins Mittelalter erhalten hat.793 Für den Bronzeleuchter ist erneut Agostino Giustiniani die erste Quelle; er überliefert, dass er ebenfalls der Beute vom Kreuzzug nach Almeria von 1147 entstamme. Im 16. Jahrhundert hing er in der Kapelle von Johannes dem Täufer im Dom:

790 Greenhalgh (2009), S. 157; zum Phänomen der Bronzetüren als Spolien: Brenk (1993). 791 Giustiniani (1537), S. XLV; Giustiniani (1844), S. 187. 792 Zur Rolle des Heiligen nicht als Schlachten- sondern als Siegeshelfer : Clauss (2010), v. a. S. 168. 793 Di Fabio (1997), S. 35; Müller (2005), S. 96. Die heutige Kirche ging 1629 in den Besitz der Theatiner über und wurde im 17. Jahrhundert erneuert.

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Fu ancora portato delle predette spoglie un ornamento di pi¾ lampade di bellissimo e sottilissimo lavoro moresco, il quale insino a questo giorno si vede pendente in la cappella del glorioso Giovanni Battista.794

Da diese Täuferkapelle erst im 15. Jahrhundert erbaut wurde und die Reliquien des Täufers sich bis dahin in einer Kapelle links vom Hauptaltar befanden, kann vermutet werden, dass dort auch der ursprüngliche Aufbewahrungsort der Lampe war.795

5.6. Zeitstufen der Erinnerung Die geschilderten Verfahren der Inszenierung und Monumentalisierung von Vergangenheit mit Hilfe von Spolien, von Trophäen und Artefakten bezeugen einen gesteuerten Rückgriff auf und bewussten Umgang mit zurückliegenden Ereignissen und Zeiten in Genua. Ein wichtiger Aspekt innerhalb dieser Praxis ist dabei die intentionale Anreicherung eines Objektes mit unterschiedlichen Zeitstufen. Ausgestellt als Denkmal wurden so in ihm nicht nur eine sondern mehrere Vergangenheiten sichtbar, die vielschichtige Bedeutungen und Bezüge aufriefen.796 Die Genueser nutzen dabei virtuos das Phänomen, dass ein transloziertes Beutestück nicht immer eindeutig und ausschließlich mit nur einem spezifischen Punkt in der Vergangenheit verbunden werden musste, sondern dass vielen dieser Objekte mehrere erinnerungswürdige Zeitpunkte inhärent sein konnten. Grundvoraussetzung dieses Verfahrens war, dass sich diese unterschiedlichen Zeiten nicht überblendeten und verunklärten, sondern vielmehr in der Überlagerung eine Steigerung der Bedeutung erzielten. Dieser Einsatz von Objekten als Träger von mehreren Zeitebenen ist selbstverständlich kein Genueser Sonderfall, so dass im Folgenden anhand von drei Fallbeispielen aus den 794 Giustiniani (1537), S. XLV; Giustiniani (1844), S. 187. 795 Di Fabio (1997), S. 36; Calderoni Masetti (2011), S. 325; Gugliemotti (2013), S. 169, spricht von vier großen Leuchtern aus der Beute aus Almeria, basierend auf den Chroniques de Louis XII von Jean d’Auton von 1502: »Au milleu de celle chapelle sont quatre grands candelabres de cuyvre pendus, en chascun un sierge toujours ardant«, Calderoni Masetti (2011), S. 325. 796 Neben einem linearen Zeitverständnis, dass sich im 11. und 12. Jahrhundert herauszubilden beginnt (und mit einer Auffassung von Fortschritt/Entwicklung operiert), müssen Vorstellungen von Wiederbelebung, Wiederaufnahme und Anknüpfung, weniger im Sinne eines Zitats als eines Sich-Einschreibens und (transformierten) Weiterlebens (Constable (1989), S. 150/160), als wichtige Zeitkonzepte mitbedacht werden, gerade auch im Bezug auf den hochmittelalterlichen Umgang mit alten/zurückliegenden Dingen (Personen, Orten, Artefakten und Narrationen), vgl. zum Zeitverständnis und zum Verhältnis von Gegenwart und Vergangenheit u. a. Fisher (1966); Constable (1989), u. a. S. 139/140 und 144–159; Constable (1990), zu Dingen und Artefakten als Träger von Geschichte; Goetz (2002), S. 154–163.

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drei wichtigsten hochmittelalterlichen Seemächten (Pisa, Venedig und Genua) diese mediale Zurschaustellung von Vergangenheit analysiert wird. Allein in dieser Synopse können dabei die Gemeinsamkeiten der Strategien (und damit auch deren Effizienz und zeitgenössische Lesbarkeit) verdeutlicht werden.797

5.6.1. Venedig: Salomonischer Tempel in der Schlacht von Akkon? Vom Wasser aus auf die Markuskirche zugehend erblickt der Besucher zwei Pfeiler, die sogenannten pilastri acritani.798 Sie sind prominent links der spoliengeschmückten Schatzkammer der Republik positioniert, an deren Ecke sich die berühmte Tetrarchengruppe befindet, unweit des Eingangs in den Dogenpalast, dem Zentrum der weltlichen Macht der Serenissima und rahmten den Haupteingang in San Marco vor der Erbauung der Cappella Zen.799 Die archäologische Forschung konnte nachweisen, dass diese beiden mit floralem Fries überzogenen Pfeiler nicht (wie ihr Name annehmen ließe) aus Akkon, sondern aus Hagios Polyeuktos stammen, einer Kirche das frühen 6. Jahrhunderts in Konstantinopel, die formal deutliche Bezüge zum Tempel Salomons aufwies.800 Dieser Bau wie auch sein Bauherr können als ideelles Vorbild vieler – wenn nicht aller – mittelalterlichen Kirchenbauten gelten, hatte doch schon Justinian wirkmächtig nach der Errichtung der Hagia Sophia ausgerufen: »Salomon, ich habe Dich übertroffen.«801 Auf einer ersten Zeitebene also würde sich Venedig mit der Aufstellung dieser Spolien in eine bedeutende christliche 797 Vgl. zum bewussten Einsatz von unterschiedlichen Erinnerungsmedien (Spolien und Texten, v. a. dem Liber Guidonis compositus de variis historiis) Campopiano (2007) und Campopiano (2009); sowie Settis (1985) zu drei unterschiedlichen Zeitstufen im Kontext von Spolienverwendung. 798 Tigler (2006), S. 161/162, nennt weitere Spolien dieser Kirche; Jacoff (1993), zur Veränderung der Fassade von San Marco zwischen 1220 und 1270, v. a. S. 3–9; Nelson (2010). 799 Zur Spolieninszenierung am Tesoro und besonders auch zur Tetrarchengruppe Bodon (2013) und Campana (2013). Eine Zusammenfassung des archäologischen Forschungsstandes bietet Effenberger (2013). 800 Bei Grabungen 1964 in Istanbul wurde eine panegyrische Inschrift zur Stiftung der Polyeuktos-Kirche durch Aelia Eudocia, Ehefrau von Theodosius II. sowie dem Neubau der Kirche durch ihre Urenkelin Anicia Iuliana im Jahr 524/525 aufgefunden, wenig später ein Kapitell, das aufgrund der Ornamentik als zu den pilastri acritani gehörig erkannt wurde, dazu Deichmann (1977/80), S. 77–78; zur Polyeuktos-Kirche vgl. Bardill (2006). 801 Allgemein anerkannt ist die These, dass Justinian die Pracht der Polyeuktos-Kirche übertreffen wollte und so zweifach darauf zielte den Tempel Salomos (im Original und in seiner Kopie) zu übertrumpfen, vgl. Harrison (1983), S. 276–279, sowie Evans (1996), S. 216/217; Prokopios von Caesarea überliefert in seiner panegyrischen Schrift (um 560) über die Bauten De aedificiis (I,1) Justinians nichts über den Ausspruch (Prokop (1977), S. 17–33); er findet sich in Origines (1901), S. 105, Kapitel 27, Zeile 4–5.

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Bautradition einreihen.802 Muss doch auch jenseits des tatsächlichen, materiellen Bezugs bei der Aufstellung von zwei floral geschmückten Säulen am Hauptportal von Kirchen immer die Möglichkeit des Verweises auf die berühmte Stelle aus dem Buch der Könige (1. Könige 7, 13–22) mitgedacht werden, in der Salomon seinen Baumeister Hiram von Tyrus beauftragte, den Eingang des Tempels mit den beiden Säulen Jachin und Boas zu schmücken. So rahmen beispielsweise am Pisaner Dom zwei mit Blattranken überzogene Säulen den Haupteingang, die hier aber keine Spolien, sondern eigens gefertigte Säulen sind, die auf den alttestamentlichen Typus hindeuten mögen.803 Dennoch scheint dieser sowohl materielle als auch formale Verweis auf den Tempel Salomons nicht der einzige Grund für die Translozierung der beiden Pfeiler aus Konstantinopel gewesen zu sein. Verschweigt doch die venezianische Erzählung von der Herkunft dieser Stücke deren tatsächliche Provenienz und weist sie namentlich als Beutestücke aus Akkon aus. Greifbar in der venezianischen Chronistik erst ab dem 15. Jahrhundert, aber möglicherweise auf älteren oralen Traditionen basierend, wurden die Säulen (zusammen mit der pietra di bando aus Porphyr) nämlich durch Lorenzo Tiepolo während einer Seeschlacht gegen den Genueser Admiral Rosso della Turca erbeutet.804 Bekanntermaßen stritten die drei großen Seerepubliken Pisa, Genua und Venedig seit dem Ende des 12. Jahrhunderts um die Hegemonie im Mittelmeerraum und um die Kontrolle der Hafenstädte in der Levante, im nördlichen Afrika und in Spanien. Seit 1256 tobt der Krieg von San Sabas zwischen den Venezianern und Genuesen; schon 1249 war es in Akkon, dem wichtigen Hafen für den Handel mit dem Orient, zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den Pisanern und den Genuesen gekommen. Neue Kämpfe entzündeten sich um die Frage des Besitzes der Kirche San Sabas, die direkt an der Grenze zwischen genuesischem und venezianischem Quartier in Akkon lag – befand sich dort auch der strategisch wichtige (Turm) Montjoie (Monzoia).805 1256 besetzten die Genuesen die Kirche

802 Haftmann (1939), S. 115/116 und S. 127, sieht noch einen Bezug zu christlich umformten antiken Säulenmonumenten, weist zudem auf Jachin und Boas hin und deutet die venezianischen Pfeiler (wie auch die beiden roten Säulen am Baptisterium in Florenz, die aus der Beute von 1115 stammen und ein Geschenk Pisa gewesen sein sollen) als Siegesmale: »Das Mal, das zur Erinnerung an ein Ereignis aufgestellt wurde, war dem Mittelalter schon sehr früh bekannt.« 803 Tuzi (2002), S. 2–6 zum Salomonischen Bau und S. 29–36 sowie S. 60–74 zum Architekturzitat in mittelalterlichen Kirchen; Ohly (1998). 804 Die Quellen bei Saccardo (1887), S. 287–290 und Tigler (2006), S. 163–172, der (S. 171) eine Entstehung der Herkunftslegende aus Akkon erst zu Beginn der Frühen Neuzeit als wahrscheinlich ansieht. 805 Wardi (1997). Annales Genovesi (1926), S. 35/ 36: »Inimici [die Venezianer] autem turrim et omnes domos Ianuensium funditus diruerunt et ex lapidibus turris cum galeis captis et hominibus quos ceperunt Vencias transmiserunt… de lapidibus turris et portas turris

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und griffen – im Verbund mit den Pisanern – die Venezianer an, im Frühjahr 1257 wurde zur Rückeroberung der verlorenen Rechte Admiral Lorenzo Tiepolo von Venedig entsandt, worauf Genua eine Flotte unter Rosso della Turco zur Unterstützung schickte, der am 23. Juni 1257 dort eintraf. In der folgenden Schlacht unterlagen die Genuesen und mussten ihr Handelsviertel in Akkon aufgeben, Tyrus wurde ihr neuer Haupthafen in der Levante.806 Der venezianische Chronist Lorenzo de Monacis berichtet Anfang des 15. Jahrhunderts, der siegreiche Lorenzo Tiepolo habe zum Andenken an den Sieg einen Stein aus dem Turm nach Venedig überführt, der dort beim Eingang der Kirche San Pantaleon angebracht wurde.807 Aber nicht nur dies: Um diesen für Venedig bedeutenden Sieg für immer in einem Monument zu manifestieren, raubten die Venezianer – so die Narration – aus der Kirche des Heiligen Sabas in Akkon zwei große Pfeiler und translozierten sie in ihre Stadt, wo sie – als pilastri accritani – als Schmuck vor San Marco aufgestellt wurden. Der Begriff des »Schmückens« umfängt dabei aber sicherlich nicht alle Motive und Bedeutungsebenen, die innerhalb dieser Praxis der Spolienaufstellung mitschwangen: die Herkunft der beiden Pfeiler ist noch bedeutender als ihre Schönheit und nur weil sie aus der Levante stammen und nur weil sie als Beute von den Genuesen erlangt wurden und nur weil sie als fremde Stücke erkennbar blieben und doch zugleich in den eigenen kulturellen Kontext integriert werden konnten, hatten und behielten sie ihre große politischsoziale Strahlkraft. Arnold Esch formulierte fünf Kategorien innerhalb der Spolienverwendung.808 Seine erste Kategorie betraf eine rein »materielle Verwendbarkeit«: aus älteren, nicht mehr genutzten Bauten wurden Materialien wie aus einem Steinbruch entnommen und vor allem pragmatisch wiederverwendet. Zweitens sah er die Möglichkeit des »Exorzismus« bei der Wiedernutzung von Bauteilen – beispielsweise, wenn aus antik-heidnischen Tempeln Säulen entnommen und durch die Integration in einen christlichen Bau gebannt und besiegt wurden.809 In die gleiche Richtung zielt auch die dritte Kategorie, die von einer interpretatio christiana ausgeht und damit Verfahren benennt, die Objekte aus dem beispielsweise islamischen – aber auch heidnisch-antiken – Kulturraum christlich um- und weiternutzt. Mit dem Begriff der romanitas pisana wird die vierte

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Venecias adduxerunt.« Die Genueser Chronistik also berichtet von der Zerstörung und Spoliierung des Turms. Müller (2002), S. 75. Musarra (2009). »Laurentius Theupolo in reditu in monimentum huis victoriae secum tulit ingens saxum eversum de fundamentis turris Monzojae, illudque poni fecit propre portibus Ecclesiae Sancti Pantaleonis« (aus: Laurentii de Monacis Chronicon de Rebus Venetis, hrsg. Lorenzo De Monacis, Venedig, 1758, S. 196), zitiert nach Tigler (2006), S. 166. Esch (1969), S. 42–57. Eine Praxis, die auch bei der Integration von arabischen Inschriften in christliche Bauten vielfach vermutet wurde, vgl. die Beispiele aus S. Sisto und S. Maria in Castello, S. 235.

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Kategorie von Esch angesprochen, eine Spolienverwendung zur politischen Legitimation: durch die Integration von römischen Antiken in ihre kommunalen Bauten inszenierte sich Pisa dabei als zweites, als neues Rom und trat selbstbewusst als politische wie wirtschaftliche Erbin des gefallenen Imperiums auf. Als fünfte Kategorie nannte Esch eine allgemeine ästhetische Wertschätzung des wiederverwendeten Stückes und schloss somit den Kreis: stand am Anfang die rein aus praktischen Gründen erfolgte Wiederverwendung schon vorhandener zugeschnittener und im wahrsten Sinne des Wortes naheliegender Bauteile, konnten bei den vier anderen Kategorien viel Kosten und Mühe aufgewendet werden, um das gewünschte Stück zu translozieren und in den neuen Funktionszusammenhang zu integrieren. Die genannten fünf Kategorien aber können meist niemals so streng getrennt werden, wenn beispielsweise nicht klar erkennbar wird, ob ein islamisches Stück (wie beispielsweise der berühmte Pisaner Bronzegreif auf der Domapsis) als Raubgut, als Handelsware oder als diplomatisches Geschenk nach Pisa kam und dort aufgrund seiner Schönheit oder als Trophäe aufgestellt worden ist.810 Zudem wurde bis jetzt nicht untersucht, ob und wie diese Objekte nicht nur auf ein »Ereignis« verwiesen, sondern mit mehreren Zeitstufen verbunden werden konnten und wie diese Zeitstufen dabei immer auch unterschiedliche Bedeutungen evozierten, wie bei den diskutierten Pfeilern deutlich wurde, die nach dem Sieg bei Akkon nach Venedig verbracht worden waren. Bei vielen dieser Stücke sind die Erzählungen, die sie einst umgaben, verloren, so dass kaum mehr rekonstruiert werden kann, welche Herkunftslegenden und damit verbunden Erinnerungsaufgaben ihnen im urbanen Raum zugewiesen worden waren. Nur wenn diese Narrationen verschriftlicht wurden und Eingang in Texte wie beispielsweise die Stadtchroniken fanden, haben sie sich erhalten. Interessant ist hierbei, dass bei Bedarf die Narration um die Spolie verändert und angereichert werden konnte, verstärkt und betont wurde, oder in den Hintergrund trat – je nachdem, welche Zeit, welche Vergangenheit und damit: welche historische Verortung die Gegenwart den Dingen zuschreiben wollte.

5.6.2. Genua: Kreuzfahrende Makkabäer Direkt im Anschluss an den Bericht zur Einnahme Caesareas folgt eine bis jetzt noch zu wenig beachtete Schilderung im Liber de liberatione civitatum orientis 810 Zum Greifen vor allem al-Andalus (1992), Kat. Nr. 15, S. 216–218; Shalem (1998), S. 72/73; Hoffmann (2001), S. 18; Maroc (2014), Kat. Nr. 151; zu den zahlreichen Differenzierungen auch Brenk (1993), v. a. S. 44; vgl. Milone (2002) zur Rezeption und Wirkungsmacht der (geometrischen) islamischen Formen in Pisa.

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zum Jahr 1100/1101.811 Caffaro schrieb dort, die Genuesen hätten in der Nähe von Laodicea (Latakia) überwintert und dort viel für die Ehre Gottes [in Form von Feldzügen in der Nähe ihres Lagers gegen die Sarazenen] vollbracht.812 Dann berichtete er : Sie legten zwölf Marmorsäulen, die im Palast des Judas Makkabäus noch aufrecht standen, zur Erde nieder und verbrachten sie in eines der Schiffe. [Die Säulen] hatten einen Umfang von fünfzehn Spannen und waren verschiedenfarbig, nämlich rot und grün und gelb, und die Menschen spiegelten sich fast wie in einem Spiegel in ihnen. Als Ostern kam, rückten sie [das Genueser Kontingent] nach Jerusalem vor, wie es im Buch Caffaros geschrieben steht. Und das Schiff mit den Säulen wurde nach Genua gesandt, erlitt aber Schiffbruch im Golf von Sataliae [Attalia].813

Bis jetzt hat die Forschung einzig versucht herauszufinden, wo dieser Palast des Judas Makkabäus gestanden habe, beziehungsweise das Gebäude zu identifizieren, das die Genueser als »Steinbruch« für ihre Säulen genutzt hatten, dies allerdings mit keinem nennenswerten Erfolg.814 Welches Gebäude Caffaro gemeint haben könnte und ob er eventuell bei der Benennung irrte, ist jedoch irrelevant, da doch viel aussagekräftiger ist, dass Caffaro das spolierte Gebäude als den Palast des Judas Makkabäus identifizieren wollte und damit ein historisches Exempel benannte, das eine Vielzahl von Allusionen und Assoziierungsmöglichkeiten ermöglichte: die Genuesen entnahmen Bauteile aus dem Palast des großen jüdischen Glaubenskämpfers, dem es gelang, Jerusalem mit Waffengewalt aus der Hand der Feinde zu befreien und den Tempel Gottes dort wieder zu weihen.815 811 Airaldi (2003), S. 34; Morton (2010), S. 227. 812 Antiker Name: Laodicea ad Mare/Laodikeia, heute eine wichtige syrische Hafenstadt. 1097 Einnahme durch die Kreuzfahrer, Teil des Fürstentums von Antiochia. 813 Die Geschichte von den Säulen nicht in den Annales Ianuenses, sondern im Liber de liberatione civitatum orientis, Annali Genovesi (1890), S. 121: »Et Ianuenses per totam hyemem morando, multa de honore Dei circa partes illas fecerunt, et columpnas XII marmoreas, que in palatio Iude Machabei adhuc erecte stabant, in terram deposuerunt, et in quadam nave illas collocaverunt; que XV palmi volvebant, et diversis colloribus collorate erant, rubei scilicet et viridi atque ialni; ita nempe quasi in speculo homines speculabantur. Pascha veniente versus Iherusalem perrexerunt, et sicuti in libro Cafari scriptum est; et navem de colonis Ianuam mandando, in gulfo Sataliae fracta remansit.« 814 Belgrano schlug vor, dass es sich um den berühmten Gedenkbau an die Makkabäer, das Mausoleum in Modi’in bei Lod handeln könne, das mit Säulen geschmückt war, Annali Genovesi (1890), S. 121, FN 3; ihm folgt Scarsella (1942), S. 37. Die Makkabäer-Gräber bei Modi’in sind am Abhang eines Hügels in den Felsen gemeißelt. Ob Belgrano sie meint, oder das auch in der Nähe gelegene römische Mausoleum aus dem 2. Jahrhundert, wird nicht klar. Zwar ist Lod, gelegen zwischen Jaffa und Jerusalem, einst Lydda, von großer Bedeutung, u. a. auch als Geburtsort und Grabstätte des Ritterheiligen Georg, aber dennoch sagt Caffaro eindeutig, es handelt sich um den Palast (palatio) von Judas Makkabäus, von dem die Säulen stammen. 815 Weigel (1996), S. 124/125 und FN 76 möchte eine »Art von reliquienähnlicher Verwendung

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Wie geschickt Caffaro diese Stelle inszenierte, wie er alttestamentliches, christliches und aktuelles Erzählen vermischt, wird offenbar, liest man die sofort an die Säulenepisode anschließende Erzählung zum Ostertermin (20. April 1101). Die Genuesen kehrten zu diesem Zeitpunkt nach Jerusalem zurück, wo sie auf die anderen Kreuzfahrer trafen, mit denen gemeinsam sie die Auferstehung des Herren an seinem Grab feierten und sich das Lampenwunder ereignete, das den Auftakt der Erzählung der Annales Ianuenses bildet: die Kreuzfahrer erwarteten die – bis dahin sich jährlich wiederholende – wundersame Selbstentzündung der Lampen am Heiligen Grab, die aber ausblieb. Daibert, Bischof von Pisa und neuerwählter Patriarch von Jerusalem, erklärte dies damit, dass das Wunder nur solange nötig war, wie das Grab in den Händen der Ungläubigen lag, aber nun, wo es wieder befreit sei, Gott nicht mehr durch Zeichen wirken müsse.816 Die verstörten Anwesenden wurden durch diese Ausdeutung der Ereignisse beruhigt – zumal es dann doch – durch inständiges Bitten der Kreuzfahrer – zur Wiederholung des Wunders kam. Legendenhafte Erzählungen von religiösem Handeln im Heiligen Land, Erinnerung an die Heiligen Stätten und tatsächliches Erleben vor Ort wurden hier von Caffaro in seinem Bericht miteinander verknüpft. Da das Schiff mit der Säulenlast auf dem Weg nach Genua unterging, ist leider ungewiss, in welchen Bau der Stadt sie hätten integriert werden sollen; dennoch steht außer Frage, dass man sie als Spolien nutzen wollte. Verwiesen sei erneut auf die große Konkurrentin Genuas, Pisa, die an der Fassade des Pisaner Doms, zeitgleich geweiht mit San Lorenzo in Genua im Jahr 1118 durch Papst Gelasius II., die Umsetzung von Säulen für den Bau in der Grabinschrift des Dombaumeisters Busketus feiert.817 Die Last, die tausend ins Joch gespannte Ochsen kaum ziehen konnten und die einem Schiff übers Meer kaum fortzubewegen gelang, hat dank des Schwungs des Busketus – welch ein Anblick! – eine Schar von zehn Mädchen erheben können.818 der Spolien nicht generell ausschließen.« Whalen (2001) betont in seiner Untersuchung zum Umgang der Kreuzfahrer mit den wiederaufgefundenen Reliquien der alttestamentlichen Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob in Hebron im Jahr 1119 die Möglichkeiten der politischen Instrumentalisierung von Heiligen gerade auch durch die sie umgebenden Texte (occasional literature). Goetz (2002), S. 164/165, zum mittelalterlichen Geschichtsbewusstsein, das die Möglichkeit der Inbezugsetzung verschiedener historischer Ereignisse als Teil der göttlichen Vorsehung begriff: »Whenever the medieval historian discovered similarities in the actions or in the conditions between single events, he was convinced that he had discerned the divine plan and message in them.« 816 Annali Genovesi (1890), S. 8: »Et donec civitas ista sancta in potestate infidelium erat, bonum et equum fuit, ut Deus, miracula faciendo, incredulos ad fidem reduceret. Nunc ergo, quoniam in potestate fidelium est, miracula non sunt necessaria.« 817 Dazu vor allem Scalia (1972), S. 795 und Scalia (1970), S. 516. 818 QUOD VIX MILLE BOUM POSSENT IUGA IUNCTA MOVERE / ET QUOD VIX POTUIT PER MARE FERRE RATIS, / BUSKETI NISU, QUOD ERAT MIRABILE VISU, / DENA

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Wenn Giuseppe Scalias Vermutung zutrifft und die Säulen tatsächlich von einer der tyrrhenischen Inseln, vielleicht Sardinien, stammten, würde Pisa mit der Übertragung dieser Säulen auf ein Gebiet verweisen, das das gesamte 12. Jahrhundert zwischen den beiden Seerepubliken hart umkämpft war (vgl. Kapitel 4.8.). Die Stadt könnte damit ein materielles Beutestück für ihren Besitzanspruch dort vorweisen – eine Praxis, die mehrfach an anderen Stellen nachgewiesen wurde.819 Auch die Genueser fanden nicht zufällig passendes Baumaterial, welches sie pragmatisch veranlagt auf ihre Schiffe verluden, vielmehr entnahmen sie Spolien aus dem Palast der im Zusammenhang mit den Kreuzzügen neue Bedeutung gewinnenden Makkabäer.820 Judas Makkabäus ist als Befreier Jerusalems, der den entweihten, an den Göttervater Zeus umgewidmeten jüdischen Tempel reinigte und die Möglichkeit der Religionsausübung für die Juden zurückerkämpfte, der biblische Prototyp des Kreuzfahrers.821 Auch wenn Susanne Wittekind darauf hingewiesen hatte, dass die Makkabäer im 10. und 11. Jahrhundert (noch) als Vorbild des »geistlichen Kampfes« im Sinne der Psychomachie des Prudentius galten, ist für das 12. Jahrhundert bei Makkabäer-Zitaten vor allem ein Verweis auf den Kreuzzug

PUELLARUM TURBA LEVABAT ONUS. Zitiert nach der Transkription von Torri (1995), Anhang, Katalog c, S. 72; zur Inschrift Peroni (1995), S. 208 und Frugoni (1989), S. 295. 819 Siehe dazu die hier in der Arbeit genannten Beispiele; darüberhinaus findet sich ein arabischer Grabstein an der Innenfassade von San Sisto in Pisa und der berühmte Grabstein der Königin von Mallorca an der Fassade des Pisaner Doms, Scalia (2007) und von der Höh (2006), S. 413–424, sowie Haug (2015). Für den islamischen Bronze-Greif auf der Pisaner Domapsis ist ein ähnlicher Anspruch zu vermuten, al-Andalus (1992), Kat. Nr. 15, S. 216–218; Shalem (1998), S. 72/73, von der Höh (2006), S. 380/381; Mathews (2012). Bei den beiden verlorenen seitlichen Domtüren liegt er nahe (byzantinische Arbeit aus Jerusalem und arabische Tür). Darüber hinaus konnte für einige der im Pisaner Stadtraum monumental genutzten Spolien nachgewiesen werden, dass sie – schon im 12. Jahrhundert – aus Ostia importiert wurden, wohl, um eine Parallelisierung mit Rom zu erlangen, da die Stadt sich als nova Roma stilisierte, vgl. dazu Scalia (1972); Scalia (1982), S. 825 und von der Höh (2006), S. 399–410. Allgemein zur Aufstellung von Spolien im Pisaner Stadtraum Seidel (1977), v. a. S. 345 und 350–356, sowie Campopiano (2009), S. 75/76 zu zwei Säulen von Sardinien, die Pisa translozierte. 820 Wie verbreitet der Brauch war, Säulen als Beute zu verschicken, zeigt das Beispiel des süditalienischen Troias, wohin Robert Guiskard im Jahr 1073 Säulen, die er bei der Einnahme des arabischen Palermo erbeutete, an den Bischof Stephan sandte. Bloch (1986), S. 554; Brenk (1993), S. 44, zur Portalanlage vom Dom von Salerno, die Robert Guiskard mit byzantinischen Bronzetüren und einem Türsturz aus Pozzuoli ausstatten ließ. 821 Umfassend dazu Morton (2010). Israel befand sich seit ca. 200 v. Chr. unter seleukidischer Oberhoheit. Im Jahr 168 v. Chr. wurde der Tempel in Jerusalem an Zeus umgeweiht und die Ausübung des jüdischen Kultes verboten (Religionsedikt von Antiochus IV.). Der jüdische Priester Mattathias verweigerte in seiner Heimatstadt Modi’in das heidnische Opfer und tötete den seleukidischen Boten, der ihn dazu aufgefordert hatte. Er ging mit seinen Söhnen, darunter Judas Makkabäus, in die Wüste und führte von dort den jüdischen Aufstand gegen die seleukidische Herrschaft.

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intendiert.822 Schon das »Verfasservorwort« zu Beginn des zweiten Makkabäer Buches listete doch all jenes auf, was diese biblischen Kämpfer zum Vorbild der Kreuzfahrer machen konnten, die Reinigung des Tempels mit der erneuten Weihung des Altars, die Vertreibung der Barbaren aus dem Land, die Befreiung von Jerusalem, die Wiederherstellung der alten Ordnung; dies geschah zudem alles mit Hilfe himmlischer Erscheinungen, die den in Unterzahl Kämpfenden Kriegsglück brachten.823 In seiner Kreuzzugschronik (verfasst vor 1108) berichtete Guibert von Nogent, Papst Urban II. hätte in seiner Predigt beim Konzil von Clermont 1095 die Verbindung von Kreuzrittern und Makkabäern betont: Wenn einst die Makkabäer berühmt wegen ihrer Frömmigkeit waren, weil sie für die heiligen Bräuche und den Tempel kämpften, dann mögt auch ihr, Kämpfer Christi, zu Recht die Freiheit des Vaterlandes mit Waffengewalt verteidigen.824

Auch in der ersten Kreuzzugsenzyklika von Eugen III. – Quantum praedecessores – von 1145, also in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Abfassung des Liber de liberatione durch Caffaro und kurz bevor die Genuesen, dem Aufruf des Papstes folgend, nach Almeria und Tortosa gegen die »Ungläubigen« zogen – wurden die Makkabäer als Exemplum bemüht: Nehmt euch den guten Mattathias zum Vorbild. Nicht einen Augenblick lang zögerte er, sich mit seinen Söhnen und Verwandten dem Tod auszusetzen und alles, was er hatte auf dieser Welt, hinter sich zu lassen, um die Gesetze der Ahnen einzuhalten; und nach langem haben mit göttlicher Hilfe und großer Anstrengung er und seine Nachkommen gewaltig über ihre Feinde triumphiert.825 822 Wittekind (2003) weist darauf hin, dass Widukind in seiner Sachsengeschichte von 967/68 Zitate aus den Makkabäerbüchern zur Begründung des Gottesgnadentums des sächsischen Herrscherhauses nutzt, S. 50: »Die Makkabäergeschichte wurde demnach als Muster sakraler Herrschaftslegitimation und der amicitiae gelesen und nicht als abenteuerliches Ritterepos […].« Keller (1994); Auch der Kommentar von Hrabanus Maurus (um 837) schlägt eine allegorisch-spirituelle Lesart der Makkabäergeschichte vor. 823 2. Makkabäer 2, 19–32. Bemerkenswert ist zudem die Reflektion über die Formen der Geschichtsschreibung, die hier zu finden sind: Jason von Zyrene hat in fünf Büchern über den Kampf der Makkabäer gehandelt, hier soll nun alles in einem Buch kurz gefasst werden – die Menge des Stoffes würde es erschweren, ihn in eine geschichtliche Darstellung zu fassen, dieses Problem solle der nun verfasste Bericht beheben; dabei durfte die Darstellung gestrafft werden, da es eigentliche Aufgabe der Historiker sei, die überlieferten Nachrichten kritisch zu beurteilen und genau zu untersuchen, Vers 31/32: »etenim intellectum colligere et ordinare sermonem et curiosius partes singulas quasque disquaerere historia congruit auctori brevitatem vero dictionis sectari et exsecutiones rerum vitare brevitati concedendum est.« 824 Zitiert nach Hess (1988), S. 107: »Si Machabaeis oliam ad maximam profuit pietatis laudem, quia pro ceremoniis et Templo pugnarunt: et vobis, o milites Christiani, legitime conceditur, ut armorum studio libertatem patrie defendatis.« Zur negativen Einschätzung von Guibert von Nogent vgl. Morton (2010), S. 281. 825 Caspar (1924), S. 303 »Sit vobis etiam in exemplum bonus ille Mathattias, qui pro paternis

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Wie stark im 12. Jahrhundert biblische Erzählung und Kreuzfahrer-Geschichte überblendet werden konnten, zeigt eindringlich ein Beispiel aus der oberitalienischen Kirche San Colombano in Bobbio, wo sich die Darstellung der Makkabäer-Geschichte als Bodenmosaik erhalten hat.826

Abb. 35: Bodenmosaik (Detail) mit der Reitertruppe unter Führung des Judas Makkabäus, Bobbio, San Colombano.

Das Bodenmosaik wird neuerdings um 1140/1150 datiert, aber auch eine Datierung in die 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts wurde vorgeschlagen, ein Zusammenhang mit dem Kreuzzug, ob nun als »bildlicher Aufruf« oder als illustrierte Chronik, ist anzunehmen: nicht allein erteilt Mattathias seinen Söhnen den Auftrag zur Weiterführung des Kampfes unter Führung von Judas Makkabäus durch die Übergabe einer Fahnenlanze, wobei die Allusion auf das vexillum sancti petri der Kreuzfahrer unübersehbar ist.827 Ebenso bedeutsam ist, dass die legibus conservandis se ipsum cum filiis et parentibus suis morti exponere et quicquid in mundo possidebat, reliquere nullatenus dibutavit atque tandem divino cooperante auxilio per multos tamen labores tam ipse quam sua progenies de inimicis viriliter triumphavit.« Siehe auch Hess (1988), S. 108. 826 Hess (1988); Ligato (2001), v. a. S. 247–252 zum heutigen Zustand; Ligato (2002); Quintavalle (2002), S. 149; Niebler (2008), v. a. S. 22–27 und 44–64. 827 Mattathias thront links, hält in der linken Hand eine Fahnenlanze und hat die rechte Hand

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von Heiden (pagani) belagerte Stadt im angrenzenden Mosaikfeld eindeutig mit »Antiochia« gekennzeichnet ist. Antiochus Rex – also Antiochus IV. – ist als Antagonist der alttestamentlichen Helden Mattathias und Judas Makkabäus in den Quellen zu fassen und die syrische Stadt Antiochia wurde somit, obwohl sie in der Geschichte der Makkabäer nicht vorkommt, zu einem Ort, von dem das Böse ausging. Es ist daher erklärungsbedürftig, warum Antiochia im Fußbodenmosaik von Bobbio zur von Christen verteidigten Stadt geworden ist: Rosmarie Hess hat darauf hingewiesen, dass Antiochia für die Kreuzfahrer aufgrund ihrer Stellung als erster eroberter Stadt in Outremer einen besonderen Stellenwert inne hatte. Aufgrund dieser Rolle kam es zu einer Neuinterpretation der Stadt im 12. Jahrhundert, sah man im Kreuzzug doch die Erneuerung der Geschichte des israelischen Volkes, ein Re-Enactment, bei dem Antiochias Bedeutung vom zentralen Ort des Bösen hin zur vom Bösen bedrohten Festung der Christen gewandelt wurde.828 Die Geschichten der Makkabäer fanden im 12. Jahrhundert unter anderem als literarische Gestalten im Umfeld der roman und chansons Literatur Verbreitung und galten als Proto-Kreuzfahrer als wichtiges Vorbild des bewaffneten Kampfes um die Befreiung Jerusalems.829 Caffaros Vertrautheit mit dem typologischen Konzept der Kreuzritter als neue Makkabäer bezeugt er selbst kurz vor der Episode mit den Säulen bei der Assoziation der Gefallenen bei der Belagerung von Antiochia mit den Makkabäern – womit also die Verbindung von Märtyrertum/Makkabäern/Kreuzzug auch bei dem Genueser Historiker nachgewiesen ist.830 Et quidem Turchorum milites circuiendo et saitando Ianuenses qui campo armati remanserant, omnes tandem in campestri loco vulneratos et mortuos dimiserunt; qui ante quam alii qui viam sepulcri inceperant prius coronam martirii susceperunt, et uti martires Dei in coelesti sede illos angeli Machabeorum socios posuerunt831

– die getöteten Kreuzritter, die früher als die anderen den Weg des Grabes unternommen haben, erhielten als erste die Märtyrerkrone, und wurden als

828 829

830 831

im Redegestus erhoben; vor ihm stehen in einer Reihe fünf Männer in Rüstung, mit Helm, der Vorderste, der nach der Fahne greift, ist mit Iuda Machabeus bezeichnet, Niebler (2008), S. 44–52; zum vexillum s. petri als einigendem Symbol Erdmann (1935), S. 104 und 166–184. Hess (1988), S. 122; zur Praxis der Wiederaufführung von biblischen Ereignissen im Umfeld der Kreuzzüge Morton (2010), S. 276. McGrath (1963a), zu den literarischen Verarbeitungen vor allem S. 5–33 und 45–53, zu den bildlichen Bearbeitungen u. a. Chapter 4: The Illustration of Epic and Romance in the 12th and 13th Centuries, S. 260–307 sowie Dunbabin (1985). McGrath (1963b) zur Princetoner Handschrift Garrett 125, mit der frühesten illustrierten Version des Judas Makkabäus Romans von Chr¦tien de Troyes, die zumeist Kampfszenen in 16 großen Miniaturen bringt. Ligato (2002), S. 371. Annali Genovesi (1890), S. 103. Die toten Türken hingegen leiden Höllenqualen in Gesellschaft von Mohammed (»infernales penas in societae Machometi«).

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Märtyrer Gottes von den Engeln neben die Makkabäer gebettet.832 Und natürlich ist es erneut Antiochia, über das eine Verbindung zu Judas Makkabäus und den alttestamentlichen Glaubenskriegern geknüpft wird. Für Genua wurde behauptet, dass die meisten Spolien provinzial-römisch, also genuin ligurisch seien, aber Rebecca Müller konnte nachweisen, dass sich auch diese Hafenstadt – wie Pisa – um den Import von stadtrömischen Antiken bemühte.833 War es bei Pisa das antike, das imperiale Rom, auf das mit der Translozierung verwiesen werden sollte, ist es bei Genua das päpstliche Rom, mit dem man in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch Spolienpraxis eine ideelle Verbindung betonen wollte.834 Das Beispiel der – leider nie angekommenen – Säulen – verdeutlicht darüberhinaus, dass Genua zudem Spolien auch von anderen Orten herbeiholte, um durch ihre Aufstellung im Stadtraum zeitlich vergängliche Schlachterfolge zu verewigen und zu monumentalisieren.835 Diese Vielzahl antiker Spolien im Genueser Stadtraum bezeugt nicht zuletzt Ludolf von 832 Zum Thema der Martyrer auch Bernhard von Clairvaux, vgl. Morton (2010), S. 276; zur Überhöhung durch Caffaro Bellomo (1997), S. 89/90. 833 Dufour-Bozzo (1979), S. 13. Gugliemotti (2013), S. 168, zu Rom als Markt für Spolien sowohl für Genua als auch für Pisa und der Rolle Caffaros beim Einkauf dieser Teile: »A Roma si era infatti creato un mercato degli spolia (di antica e recente fattura): vi si indirizza il primo e autorevolissimo arcivescovo genovese, Siro, che a partiere dagli anni 30 del secolo XII ha capacit— di orientare verso il reimpiego di tali selezionati resti daprima nella fabbrica della chiesa cattredrale e poi, nel corso del proprio lungo mandato, anche nella progettazione di altre importanti chiese cittadine. Con la loro eloquenza visiva i due portale di S. Lorenzo e altri che menzioneremo tra breve testimoniano lo stretto legame di Genova con la curia romana, in decenni in cui À viva la rivalit— con Pisa, che attinge a quel medesimo mercato e che À in conflitto con la citt— ligure, da cui adesso dipendono met— delle diocesi della Corsica in precedenza affidate alla citt— toscana. Ha un ruolo preparatorio anche il futuro analista Caffaro, che, in missione a Roma nel 1123, ha occasione sia di incontrare alti prelati e titolari di chiese sia di apprezzare le decorazioni di alcuni rilevanti edifici religiosi. Se si bada solo alle cattedrali delle due citt— marinare e alla loro consistente dotazione di materiale lapideo e marmoreo, due sono le interpretazioni del rapporto con la romanitas: Pisa proponendosi quale ›altra Roma‹, Genova intendendo richiamare proprio la Roma papale.« 834 Müller (2002), S. 41/42, sowie Kat. Nr. 1, 2, 3 und 4, S. 189–195. 835 Müller (2002), Kat. Nr. 17; Corpus (1987), S. VIII, wies diese Praxis auch im 13. Jahrhundert für die Fassade von San Matteo nach, wo ein antiker Sarkophag als Grabmal von Lamba Doria in die Fassade integriert wurde, der laut Inschrift aus Curzola stammt, dem Ort des Sieges der genuesischen Flotte gegen die venezianische Streitmacht 1298. Interessant ist darüberhinaus, dass sich mit der Translation von Objekten nicht nur die Zeiten, sondern auch die Räume miteinander verbinden – es also zu einer anderen Wahrnehmung dieser Orte (und auch der Zeiten kommt), vgl. dazu Läpple (1991b), S. 164: »Die beiden Begriff Raum und Zeit sind – wie dies am Beispiel des Zeitbegriffs schon ausgeführt wurde, menschliche Syntheseleistungen, die sich auf positionale Beziehungen in einer vergesellschafteten Natur und einer äußerst komplexen Gesellschaft beziehen.« Durch das Einverleiben von (fremden) Artefakten und das Einschreiben in eine (vergangene) Historie entsteht ein Netzwerk an Beziehungen, das den Stadtraum und die Stadtgemeinschaft in Genua beeinflusst und transformiert.

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Sudheim, der berichtete, in der Stadt Genua fände man nicht eine Marmorsäule oder eine Arbeit aus gut geschnittenem Stein, die nicht aus Athen weggetragen worden wäre, da die ganze Stadt aus Athen gebaut sei.836

5.6.3. Pisa (und Genua): Gefälschte Spolien Nicht zuletzt nutzte Pisa massiv Spolien zur Untermauerung des eigenen politischen Anspruchs, die Nachfolgerin und Erbin des antiken Roms zu sein: als zweites Rom wertete Pisa seinen Stadtraum und besonders die Hauptkirche der Stadt, den Pisaner Dom, mit einer Vielzahl von antiken Bauteilen auf, von denen nachgewiesen einige nicht aus dem vor Ort vorhandenen Bestand an provinzialrömischer – also genuin Pisaner – Produktion stammten, sondern bewusst aus Rom, bzw. dem römischen Hafen Ostia, nach Pisa transloziert wurden, um die romanitas Pisana, die Giuseppe Scalia in vielen Aufsätzen so tiefgreifend erforscht hat, zu betonen.837 Dieser Romgedanke findet sich in Pisa ausformuliert in den historiographischen Arbeiten und monumentalen Inschriften (vgl. dazu Kapitel 6.1) und wird zudem öffentlichkeitswirksam in den wiederverwendeten antiken Gebäudeteilen inszeniert, bei denen der Antikenbezug dem Material inhärent ist.838 Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist der Türsturz der an der östlichen Seite des südlichen Querschiffs in der Ecke zum Chor liegenden Porta San Ranieri: hier ist ein großer Fries angebracht worden – der aber nur in der linken Hälfte antik ist, da die rechte durch einen Bildhauer des 12. Jahrhunderts 836 Ludolph (1971), S. 28: »Not far from Patrias is Athens, where in once flourished the school of the Greeks. This was once an exceeding noble city, but now ist almost deserted; for there is scarce anywhere in Genoa a marble column or piece of good hewn stone which has not been brought thither from Athens, and the whole city is built out of Athens, even as Venice is built of the stones of Troy.« Interessanterweise schreibt Ludolf von Sachsen über Troja, S. 20: »… where once stood that most noble city Troy, where of no trace remains visible, unless it be some foundations under water in the sea, and in some places a few stones and some marble columns buried in the earth, which, when found, are carried away elsewhere. For in respect of this you must know that in the city of Venice there is not a stone column or any good cut-stone work which has not been brought thither from Troy.« Bedauernswerterweise nennt er nicht noch eine dritte Stadt, aus der Pisa ihre Steine bezogen haben könnte, sonst hätte er alle drei Seemächte des 12. Jahrhunderts, die intensive Spolienpolitik betrieben, in einem Buch vereint. Esch (2005), S. 31. 837 Scalia (1972); Scalia (1982); Scalia (2007) und Settis (1988), der in den 1980er Jahren einer der führenden Forscher zum Thema der Wiederverwendung von Antiken war, sprach u. a. in seinem Versuch, eine »Typologie der Wiederverwendung« zu erstellen, von der »demonstrativen Wiederverwendung von Altertümern […], die als solche verstanden werden, und zwar als Fragmente, die auf ein Ganzes verweisen, auf die untergegangene Macht Roms« (S. 158). 838 Ausdrücklich zur romanitas pisana Scalia (1972); siehe auch Seidel (1977); von archäologischer Seite Tedeschi Grisanti (1990); Tedeschi Grisanti (1992); Tedeschi Grisanti (1995).

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so perfekt in den antik-vorbildlichen Formen ergänzt wurde, dass auf den ersten Blick diese hochmittelalterliche Adaption gar nicht ins Auge fällt.839 Hier scheint ein weiterer Aspekt der Spolien auf: sie werden nicht nur entnommen, transloziert und reintegriert um als Erinnerungsmale zu dienen, sondern entwickeln im neuen Umfeld eine eigene Wirkmacht, fangen an, dieses Umfeld zu beeinflussen und zu transformieren, entwickeln somit zwei weitere Zeitstufen, eine gegenwärtige und eine prospektive. Ein vergleichbarer Umgang der Integration von alten Stücken zeigt sich erneut in Genua. Dort bildete sich im 12. Jahrhundert ein klarer Typus des anspruchsvollen Kirchenportals heraus, bei dem jeweils ein antikes Stück als Architrav über dem Türdurchgang eingebaut ist, so beispielsweise am Hauptportal der Kirche San Donato, wo dieser Umgang mit Antiken gut erkennbar ist.840 Auch am Dom von Genua, San Lorenzo, findet sich dieser Typus, sowohl an der nördlichen Porta San Giovanni von 1140 als auch an der südlichen Porta San Gottardo von 1160.841 Erst bei genauerem Hinsehen aber fällt bei diesem Portal, das zu den Meisterwerken der romanischen Bildhauerkunst zu zählen ist, eine sehr bemerkenswerte Besonderheit auf: das antike Stück ist gar keine Antike, sondern eine meisterhafte Nachahmung des klassischen Formvokabulars durch einen zeitgenössischen Meister. Möglicherweise gab es keine entsprechend prachtvolle und ausreichend große antike Spolie mehr, so dass man sich entschloss, eine Antike erstens zu fingieren und diese dann zweitens zusammen mit den romanischen Schmuckelementen der Mitte des 12. Jahrhunderts so in der Architektur zu verbauen, dass der Eindruck entstand, zwei Zeitstufen würden hier spannungsvoll miteinander interagieren. Ein weiteres Beispiel für zeitgenössische Antikenimitationen befindet sich im Camposanto von Pisa, steht dort doch ein Striegel-Sarkophag in Wannenform, an dessen Schmalseiten jeweils stehende Löwen zwei Rehe niederdrücken.842 Auf den ersten – und auch den zweiten – Blick scheint es sich um einen der vielen antiken Sarkophage zu handeln, die zu den Altertümern zählen, die im Pisaner Camposanto versammelt wurden und von denen viele im Mittelalter um 839 Peroni (1996), S. 205: links antik, rechts ein später nachgearbeitetes Stück. 840 Zu San Donato vgl. Cervini (2002), S. 113–118, Abb. S. 114 zeigt die Portalanlage; weitere Portalanlagen bei SS. Cosma e Damiano und S. Maria di Castello, vgl. Müller (2002), S. 26–34 sowie Kat. Nr. 1 (S. Maria di Castello), 2 (Porta S. Giovanni am Dom S. Lorenzo), 3 (S. Donato) und 4 (SS. Cosma e Damiano). 841 Dufour Bozzo (1979), S. 6 und 16; Haug (2012). 842 Milone (1993), S. 172: »Non sappiamo se la scelta di tale tipologia da parte dell’artista medievale dipese da una volont— della committenza o da una scelta dello sculture; sta di fatto che il sarcofago strigilato era considerato, nel Medioevo, il sarcofago antico per eccellenza […].« Zur Inschrift Stussi (1990), zu weiteren Pisaner Beispielen Scalia (1987), v. a. S. 44.

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Abb. 36: Porta San Gottardo, Detail des marmornen Türsturzes, Genua, San Lorenzo, um 1160.

Abb. 37: Biduinus, Löwen-Sarkophag des Girattus, um 1175, Pisa, Camposanto.

den Dom der Stadt aufgestellt waren. Erst durch die Inschrift wird genaueres über den Sarkophag bekannt, sie nennt Auftraggeber und Künstler : »Der Meister Biduinus hat dieses Grab für den Herrn Girattus geschaffen« steht auf

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dem oberen Rand, auf dem unteren Rand liest man »Mann, der du durch die Straße gehst, bete Gott für meine Seele an. So wie du bist, bin ich gewesen. So wie ich bin, wirst du sein«. Der hier begrabene Rechtsgelehrte Girattus verstarb zwischen 1170 und 1176, so dass der Sarkophag in diese Zeit zu datieren ist, möglicherweise stammt er aus San Paolo a Ripa d’Arno. Die Tradition, herausragende Persönlichkeiten in bedeutenden antiken Sarkophagen zu begraben, ist sehr alt, herausragendes Beispiel aus dem Pisaner Kontext ist das Grabmal der Markgräfin Beatrix von Tuszien, der Mutter der Mathilde von Canossa, die am Dom in einem Sarkophag beigesetzt wurde, oder das Grabmonument des berühmten Richters und Übersetzers Burgundio, der nach seinem Tode 1193 in San Paolo a Ripa d’Arno in einem antiken Löwensarkophag bestattet wurde (vgl. Kapitel 6.1., dort auch die heute nur noch fragmentiert erhaltenen Inschriften der Monumente von Konsul Henricus und dem Dombaumeister Busketus). Interessant aber ist am Beispiel des Sarkophags von Biduinus dreierlei: erstens, dass er sich – wie die Genueser Werkstatt am San Gottardo Portal – rein und vollständig an der Reproduktion eines vermeintlich antiken Stückes versuchte. Zweitens, dass Biduinus nicht den Sarkophag kopierte, um das Fehlen des angemessenen antiken Stücks auszugleichen, sondern dass er sein Werk deutlich als Autor signierte. Salvatore Settis schrieb dazu: Biduinus Werk ist keinesfalls ein ›gefälschter‹ antiker Sarkophag; denn kein Fälscher würde je sein Werk signieren. Er hat vielmehr zwei unterschiedliche Wahrnehmungsebenen: von weitem stellt er sich als antiker Sarkophag dar, damals wie heute in einer Reihe mit anderen aufgestellt; von nahem, wenn man die Inschrift liest, als Werk von Biduinus. Wenn das, was Biduinus aufweist, doctrina ist, so geht dagegen vom Modell auctoritas aus; und die Tatsache, dass es mit bewusster Anstrengung in seiner Gesamtheit übernommen wurde, impliziert, in Pisa und anderswo, die zu jenem Zeitpunkt schon verbreitete Wiederverwendung von Sarkophagen und setzt sie voraus. Biduinus’ Sarkophag ist also kein Spolium in se, ist nicht auf dem Seeweg aus Rom gekommen; er könnte aber als spolium in re definiert werden, wegen der ›bewundernden Wiederverwendung von früheren Stilen, Motiven und Themen‹, die durch Imitation umgesetzt wird, ›eine begriffliche und eklektische Plünderung‹, kein physischer Transport.843

Und drittens, dass Biduinus offenbar über ein variables Stilrepertoire verfügte. Denn ein Vergleich mit einem anderen Werk des gleichen Meisters zeigt, wie entschieden er in der Lage war, unterschiedliche antike Formen zu rezipieren, und zugleich, wie groß doch die Formenbreite in der Adaption gewesen ist: Sowohl am antiken Striegelsarkophag im Camposanto in Pisa als auch im Türsturz der Kirche San Leonardo al Frigido (New York, The Cloisters) hat sich Biduinus formal an antiken Vorbildern orientiert – und dabei jeweils die un843 Settis (1988), S. 163.

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terschiedliche Behandlung von Körpern und Haaren der Vorbilder übernommen.844 Die analysierten Beispiele zeigen, dass antike Spolien durch die Praxis der Translozierung und Wiederverwendung im Hochmittelalter reaktiviert werden konnten. Sie wurden dabei auf unterschiedlichen Ebenen einer Rekontextualisierung unterworfen, die zugleich auch (immer) eine veränderte Wahrnehmung ihrer Zeitlichkeit bedeutete. Der visuelle Befund ist dabei in der Gegenwart nicht immer eindeutig zu entschlüsseln, wie auch offen bleiben muss, wie präzise lesbar die verschiedenen Zeitbezüge und Bedeutungszuweisungen für den damaligen Betrachter waren. Eine antike Spolie konnte, aber musste dabei nicht immer politisch-imperial gedeutet werden, selbst wenn das wiederverwendete Stück formal auf das antike Rom zu verweisen und dabei die jeweilige Kommune als Erbin dieses Weltreiches auszuweisen schien. Vor allem im Kontext von Spolien in den Seerepubliken Genua, in Pisa und in Venedig muss daher im Einzelfall immer geprüft werden, ob tatsächlich und eindeutig nur der Romgedanke visualisiert werden sollte.845 Denn eine antike Spolie kann ebenso auf eine andere Vergangenheit hindeuten, wenn sie nicht allein formal-zeitlich gedeutet wird, sondern ihre Provenienz in den Vordergrund rückt. Dies schien sowohl bei den Pilastri Acritani mit ihrem Bezug zum Tempel Salomons als auch bei den genuesischen Säulen aus dem Palast des Judas Makkabäus eine Rolle gespielt zu haben. Hier wurde die antike Spolie durch die Herkunftsnarration überblendet – und ermöglichte es der städtischen Gemeinschaft so, die eigene Gegenwart mit einem vorbildlichen historischen Exempel zu verbinden. Drittens wurden durch die translozierten Stücke auch Verbindungen zu entfernten Orten visualisiert und verstetigt: Die erbeuteten Stücke aus den Gebieten des Heiligen Landes verwiesen in den jeweiligen Kommunen (vergleichbar dem translozierten und dadurch vor den Ungläubigen geretteten Leib des Heiligen) auf die dort errungenen Siege und damit auf die Rechtsansprüche, die die Genuesen, die Pisaner und die Venezianer in den Hafenstädten der Levante errungen hatten.846 Fünftens fing die (aus was auch immer für Gründen) als vor844 Die hintereinander gestaffelte Figurenfolge sowie die Behandlung des Gewandes, das in linear-ornamentalen Falten nicht erkennbare Körpervolumina umhüllt, lässt an einen spätantik-frühchristlichen Sarkophage denken. Cristiani Testi (1988) allgemein zum Umgang mit antiken Vorbildern in der Pisaner Skulptur des 12. und 13. Jahrhunderts; Torri (1995), S. 57–60 mit Kat. Nr. 16; Mosti-Zonder (1997), S. 142, zur Darstellung des Einzugs in Jerusalem auf dem Türsturz von S. Leonardo al Frigido. 845 Vgl. zur Verweisfunktion von antiken Spolien in den italienischen Stadtstaaten auch Verzar (2000), als Monumente mit Bezug auf den Tempel Salomons, das Heilige Grab in Jerusalem oder das christliche Rom, S. 192: »These monuments suggest a heightened awarness of the past, and the desire to use its symbols for the new civic and political purposes of the citystates.« 846 Dies betont erneut Di Fabio (2014) mit Blick auf die Translationen Genueser Reliquien,

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bildhaft verstandene Antike in den hochmittelalterlichen Kommunen an, auf das zeitgenössische Kunstschaffen einzuwirken und transformierte damit auch die Gegenwart: Interessant ist, dass die betreffenden Stücke für die Zeitgenossen als fremd erkennbar waren, sowohl als zeitlich fremd als auch möglicherweise als räumlich fremd. Nur so konnten sie auf eine Vergangenheit und auf einen anderen Kulturkreis verweisen. Durch die Integration in den eigenen Stadtraum wurden sie einverleibt, und nicht nur das: die Beispiele aus Pisa und aus Genua, vom Sarkophag wie auch von den beiden Türstürzen, bezeugen, in welchem Umfang zeitgenössische Meister anfingen, sich an diesen Stücken zu schulen, sie zu studieren, zu kopieren und zu transformieren, so dass am Ende vier Zeitstufen im Stein vorhanden waren: Erstens die Zeit des römischen Imperiums als politischer Imaginationsraum, zweitens die Zeit des alten Testaments als historisches Exempel fast im Sinne einer Typologie, drittens die Zeit der von der Stadtgemeinschaft vollbrachten Tat: einem Sieg, der Ausdruck und Verstetigung fand in der Erbeutung, Translozierung und Wiederverwendung des fremden Stückes in den eigenen Stadtraum und viertens die Zeit der künstlerischen Auseinandersetzung und damit stilistischen Transformation des eigenen Kunstschaffens in der Gegenwart.

deren Provenienzen immer auch gerade aktuelle Interessengebiete der Stadt anzeigen und so Träger von politischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedeutungen sind (Fruttuosus, Romolus, Johannes der Täufer).

6.

Persönlicher Ruhm im Dienst der Kommune

Eine tiefgreifende Änderung innerhalb der Memorialkultur fand in Genua am Übergang des 12. zum 13. Jahrhundert statt. Möglicherweise wurde sie durch eine Änderung innerhalb des politischen Systems ausgelöst oder zumindest gefördert, da hier am Ende des 12. Jahrhunderts unvermittelt ein neuer kommunaler Amtsträger auftrat – der Podest—.847 Wie gezeigt, wurde bis dato abstrakt die gemeinsam vollbrachte Tat der comune erinnert oder trat Ianua/ Genua selbst als Akteurin auf. Um 1200 aber rückte die Figur des Podest— in den Mittelpunkt der Ereignisse – und damit auch in den Fokus der Erinnerung: es waren seine Taten und sein Handeln für die Kommune, die nun memoriert wurden. Es ist naheliegend zu vermuten, dass der institutionelle Wandel der Regierungsform die formale Veränderung in der Praxis und in der Gestalt der Erinnerungsmale (mit-)bedingte. Denn nun konnte dort, wo bisher der Text der Chronik an den gemeinschaftlichen Mauerbau, die Inschrift am Tor an die gemeinschaftlichen Kriegserfolge oder die Trophäen an die gemeinschaftlich errungenen Siege erinnerte, sein Bildnis auftreten. Der Podest— begann, die Tatengemeinschaft der Kommune zu verkörpern, die er qua seines Amtes und aufgrund seines Vermögens und seiner Stärke regierte. Bedeutsam dabei ist, dass es die Gemeinschaft selbst war, die in dieser ungewohnten Fokussierung auf eine Führungsperson innerhalb des urbanen Stadtgefüges Raum für diese veränderte, individualisierte Form der Memoria gab.848 Dabei wurden neue Formen des Denkmals entwickelt, bzw. wurden antike Eh847 Zur Chronologie der kommunalen Entwicklung in Genua vgl. Piergiovanni (1993), v. a. S. 94–96 und Polonio (Feloni) (2003), S. 136–140 sowie 179–183. 848 Memoria wurde v. a. in den 1990er bewusst als vor allem jenseitsgewandte Form des Totengedenkens in der Forschung betont, sicherlich auch, um diesen Aspekt gegenüber älteren Forschungen zum Denkmal, das sich aus dem Grabmal entwickelte (so die damalige Forschungsmeinung) stark zu machen. Vgl. dazu exemplarisch u. a. Oexle (1995) und Borgolte (2005). Neuerdings zur veränderten Deutung und den Entstehungs- und Verwendungskontexten des Herrscherbildes im 12. Jahrhundert Görich (2014) und Warnke (2011).

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Abb. 38: Podest— Mangoldus di Tetocio umgeben von den Justizkonsuln (Kat. Nr, 105), Annales Ianuenses, fol. 110r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

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renbräuche rezipiert und adaptiert: der Podest— konnte durch seine Taten für die Gemeinschaft von dieser (und für diese) durch ein ehrendes Bildnis ausgezeichnet werden.849 Im urbanen Raum und durch die Organisationsform der Kommune wurden diese neuen Ehrungen im Rückgriff auf antike Bräuche erst ermöglicht.850 Im Manuskript der Annales Ianuenses aus Paris (BnF, ms lat. 10136) lassen sich diese Veränderungen innerhalb der Denkmalpraxis exemplarisch nachvollziehen, da in insgesamt sechs Miniaturen der Podest— von Genua dargestellt wurde. Fünf dieser Miniaturen sind eng historisch miteinander verbunden und befinden sich im Text von Schreiber Ottobonus (Berichtszeitraum 1174–1196) (Kat. Nr. 104, 105, 110, 112, 113). Eine sechste Miniatur kann ikonographisch und thematisch ebenfalls zu dieser Gruppe gezählt werden, da auch sie den Podest— abbildet; da sie aber zu einem ungefähr zwanzig Jahre später verfassten Text (1227) gemalt wurde und zudem ein ungewöhnliches, narratives Bildformular zeigt, stellt sie trotzdem einen Sonderfall dar (Kat. Nr. 114). Allen sechs Podest—-Bildnissen gemein ist, dass sie entgegen der sonstigen Gewohnheit der Schreiber/Zeichner nicht am Rand neben den Text gesetzt sondern direkt in den Textblock integriert wurden. Dies bedeutet erstens, dass schon während des Schreibaktes für sie Platz gelassen werden musste, zweitens, dass die Bilder sehr viel größer sind und teilweise die Breite des gesamten Schriftspiegels einnehmen und drittens, dass sich das Verhältnis von Text und Schrift hier grundlegend änderte.851 Bei der Übertragung des Annalen-Textes in das Register der Stadt wurde also Raum für die Bildnisse des Podest— eingeplant, die zudem über ein sehr viel höheres Anspruchsniveau verfügen als alle bisherigen Miniaturen der Jahrbücher und nun größtenteils gerahmte halbseitige Deckfarbenminiaturen

849 Keller (1954), (s. v. Denkmal), Sp. 1276–1278: »Um das Jahr 1300 trat in Italien bei weltlichen und geistlichen Fürsten, in den Comunen und bei den Künstlern eine neue Vorstellung von der autonomen Persönlichkeit auf. Nur in ihren großen Männern erkennt die politisch zerrissene Nation ihre Einigkeit.« Vgl. auch die Einleitung von De Maria/Fortunati (2010), v. a. S. 4/5, zum antiken Ehrenmonument und der Wiederaufnahme dieser Formen ›um 1300‹ – mit Hinweis auf Petrarca. 850 Nicht zufällig betont Jürgen Habermas 1962 den kausalen Zusammenhang von Ruhmesstreben, Stadtkultur und Öffentlichkeit, wenn er mit Blick auf die antike griechische Gesellschaft formuliert: »So wie in den Grenzen des oikos die Lebensnot und die Erhaltung des Lebensnotwendigen schamhaft vorborgen sind, so bietet die polis das freie Feld für die ehrenvolle Auszeichnung: wohl verkehren die Bürger als Gleiche mit Gleichen (homoioi), aber jeder bemüht sich, hervorzustechen (aristoiein). Die Tugenden, deren Katalog Aristoteles kodifiziert, bewähren sich einzig in der Öffentlichkeit, finden dort ihre Anerkennung«, Habermas (1962), S. 16. 851 In dem Teil der Annales Ianuenses, in der das Bildnis des letzten Podest— auftaucht, ist der Text zweispaltig geschrieben und vor jedem Jahreseintrag ist ein großes Feld freigelassen worden, wohl, um auch hier eine – nicht ausgeführte – Miniatur aufzunehmen.

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sind, die vollständig koloriert und die zudem noch durch die Verwendung von Gold besonders ausgezeichnet wurden. Das dieser Wandel im Illustrationsschema eng mit der Änderung der Regierungsform in Genua zusammen hängt, ist evident: im Jahr 1190, nachdem die Kommune beschlossen hatte, anstelle der vier Konsuln einen Podest— an die Spitze der Stadt zu wählen, reagierten die Bilder in der Handschrift unmittelbar auf diese geänderte politische Situation. Die fünf ersten Podest—-Miniaturen befinden sich am Ende des noch fast durchgehend illuminierten Teiles der Genueser Jahrbücher, den der Stadtschreiber Ottobonus mit dem Berichtszeitraum 1174–1196 verfasste.852 Mehrere Gründe sprechen dafür, dass Ottobonus erst retrospektiv im Jahr 1196 mit der Aufzeichnung begann, also sechs Jahre nach der institutionellen Umformung vom Konsulat zum Podestariat im Jahr 1190.853 Drei der fünf Miniaturen zeigen den Podest— inmitten seines Beraterstabs (Kat. Nr. 105, 112 und 113), eine Miniatur bildet den Podest— stehend und mit einem Szepter in der Hand ab (Kat. Nr. 110), eine zeigt ihn zu Pferd, wie er Arbeitern Anweisung gibt, das Haus eines Gesetzesbrechers zu zerstören (Kat. Nr. 104). Vier dieser fünf Bilder füllen den gesamten Textspiegelbereich, der entweder am Anfang der Seite frei gelassen oder nicht bis zu ihrem Ende geschrieben wurde. Nur das dritte Bild des Podest— Uberto di Olevano (Kat. Nr. 110) ist in den Text inseriert ohne die gesamte Seitenbreite auszufüllen: der Text läuft hier rechts am Bild vorbei weiter. Das letzte Dezennium des 12. Jahrhunderts in Genua war von Unruhen und innerstädtischen Kämpfen geprägt, so dass der Chronist Ottobonus fast in jedem Jahreseintrag von bürgerkriegsähnlichen Zuständen berichtete.854 Im Versuch, diese beständigen Konflikte zu lösen, entschloss sich die Stadt von der bis dato üblichen Regierungsform des jährlichen Konsulats mit einem Gremium von vier oder sechs Kommunal- und Justizkonsuln abzugehen und das Podestariat einzuführen.855 Dies beschrieb Ottobonus 1190: 852 Annali Genovesi (1901). Ottobonus Scriba ist der dritte der Genueser Historiografen. Petti Balbi scheidet ihn klar von Caffaro und Obertus: »non fu attore, protagonista o artefice della politica genovese, ma spettatore ed informato solo di quel tanto che ad altri interessava lui sapesse e mettesse per iscritto.« Petti Balbi (1982), S. 38. 853 Vgl. S. 37 und 315. Pertz vermutet, dass Ottobonus 1189 begann, Cesare Imperiale di Sant’Angelo hingegen datiert den Schreibbeginn auf die Zeit nach dem zweiten Kriegszug nach Sizilien (1194), Annali Genovesi (1901), S. XX. Petti Balbi (1982), S. 40, aber vermutet, dass der Podest— des Jahres 1196, Drudus Marcellinus aus Mailand, die Fortführung der Annalen befahl. 854 So beispielsweise noch zu 1189: »In isto consulatu multe guerre et seditiones fuerunt in civitate, et multa odia regnaverunt«, Annali Genovesi (1901), S. 30. 855 Zu den frühen Podest— v. a. Sestan (1989). Das Podestariat blieb bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts in Genua die vorherrschende Regierungsform: 1256/1257 wurde der Podest— nach einem Volksaufstand vertrieben und Guglielmo Boccanegra als erster Capitano del Popolo eingesetzt. Unter ihm wurde der Grundstein für das erste rein kommunale

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Damit sowohl die Zukünftigen, die Nachfolgenden, als auch die Zeitgenossen wissen, dass aufgrund des Neides Vieler, die begierig waren, auf jedwede Art das Amt des Kommunalkonsuls zu erlangen, vielfach beträchtliche städtische Unstimmigkeiten, feindliche Verschwörungen und Parteiungen in der Stadt wuchsen. Und so kam es, dass die Weisen und die Ratgeber der Stadt zusammen kamen, und mit gemeinsamem Ratsspruch beschlossen, dass im kommenden Jahr das Kommunalkonsolat aufgegeben werden würde, und fast alle waren dafür, dass man einen Podest— haben müsste. Und zu diesem Amt wurde Herr Manegoldus di Tetocio aus Brescia gewählt und glücklich eingesetzt.856

Dieser Textabschnitt bezeugt erneut das große historische Gespür der Genueser Historiographen, die Wechsel in der städtischen Verwaltung oder Regierung nicht allein beschrieben, sondern als Veränderungen begriffen und kausal zu erklären versuchten.857 Die innerstädtischen Machtkämpfe – die kein Genueser Phänomen waren, sondern die kommunale erste Phase in allen italienischen Stadtstaaten begleiteten – wurden von Ottobonus aus der Konkurrenz der mächtigen Familien und Parteiungen in der Stadt erklärt, die um Macht und Einfluss miteinander kämpften. Nicht nur in Genua, sondern an vielen Orten Italiens, kam man daher auf die Idee, einen außerstädtischen Herren auf Zeit an die Spitze der Regierung zu berufen, um einen länger andauernden Frieden zu sichern. Das Amt des Podest— leitete daher die zweite Phase der kommunalen Entwicklung Italiens ein.858 Mit ihm kam ein an Statuten gebundener, von der Kommune berufener und bezahlter professioneller Verwaltungsbeamter, der von einem Rat an seiner Seite überwacht wurde und am Ende seiner Regie-

Amtsgebäude, den Palazzo di San Giorgio in Hafennähe, gelegt, vgl. dazu Paul (1963), S. 226–229. 856 Annali Genovesi (1901), S. 36: »Noverint ergo tam futuri in posterum quam moderni, quod ob multorum invidiam qui consulatus Comunis officium ultra modum cupiebant habere, nonulle civiles discordie et odiose conspirationes et divisiones in civitate plurimum inoleverant. Unde contigit quod sapientes et consiliari civitatis convenerunt in unum et comuni consilio statuerunt ut consulatus Comunis in futuro anno cessaret et de habenda potestate fuerunt omnes fere concordes. Ad quod quidem officium fuit dominus Manegoldus de Tetocio, Brixiensis, electus et feliciter constitutus.« 857 Vgl. Caffaros Schilderung der compagna zu Beginn der Annales Ianuenses, S. 239–241. Diese historiographische Überlieferung ist ein Glücksfall für die Forschung, da in vielen anderen Städten – ähnlich wie beim Konsulat – allein durch erste Nennungen von Amtsträgern (ante quem) die Einführung des Podestariats erschlossen werden kann. So wird beispielsweise in Perugia 1195 der erste Podest— Leonardus genannt. Anfangs ist es üblich, dass das Podestariat mit Jahren der Konsulherrschaft alterniert; erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts setzt sich dann allerorts das Podestariat als Regierungsform durch, Giorgetti (1993), S. 9–16; Maire Vigueur (2010), S. 36–54. In der Mitte des 13. Jahrhunderts wird dann das Podestariat vielerorts von den Popolaren und dem Kapitanat abgelöst, zu Genua vgl. Caro (1895), Band 1, S. 7–15. 858 Jones (1997), v. a. S. 408–415.

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rungszeit Rechenschaft über sein Tun ablegen musste, an die Spitze der Stadt.859 Dieser Wechsel der Regierungsform ist zeitgleich in vielen Stadtstaaten zu beobachten, wobei in Genua, wie auch andernorts, von einer »experimentellen« Übergangsphase auszugehen ist, da sich ab 1190 bis ins Jahr 1217 Podest— und Konsuln in der Stadtregierung abwechselten.860 Der große Vorteil des Podestariats lag darin, dass die Amtsinhaber von außerhalb kamen und somit nicht in die innerstädtischen Parteikämpfe verwickelt waren; durch ihre meist auf ein Jahr beschränkte Amtsperiode sollte zudem verhindert werden, dass sich Parteiungen bildeten. Am Ende seiner Regierungszeit war der Podest— gezwungen, Rechenschaft über seine Amtszeit abzulegen und für eventuell entstandene Schäden zu haften.861

6.1. Die Miniaturen zum Text von Ottobonus. Der Podestà in Aktion und im Kreise seiner Ratgeber Das erste der »neuen« Bilder (Kat. Nr. 104) zeigt den Genueser Podest— Manegoldus hoch zu Pferd, wie er mehreren Arbeitern befiehlt, das Haus des Mörders Fulcone di Castello niederzureißen, die Miniatur befindet sich auf der unteren Halbseite von fol. 109v. Nachdem Ottobonus den oben zitierten Entschluss zur Einführung des Podestariats wie auch die Wahl von Manegoldus di Tetocio beschrieben hatte, berichtete er von einer geheimen Zusammenkunft der amtierenden Kommunalkonsuln im Haus des städtischen Schreibers Ogerio Pane. Ziel des Treffens dieser Gruppe der innerstädtischen Führungsschicht war es, die Einsetzung Manegoldus in der nächsten Amtszeit zu verhandeln und so den Wandel der von vier Konsuln geführten Stadt, die jeweils aus den führenden Familien der Stadt entstammten, hin zum Podestariat mit einem außerstädtischen Verwaltungsbeamten einzuleiten. Es ist bemerkenswert und sicher nicht grundlos, dass der Chronist diese Schilderung eng mit einem zeitgleich ausgeführten Mordkomplott verband: Fulchinus und Willielmus Balbo (Söhne des Fulcone di Castello) und Fulchino (Sohn von Anselmo di Castello) töteten einen der kommunalen Amtsträger Genuas, den Konsul Lanfranco Pevere. Durch diese narrative Verschränkung von zwei Ereignissen konnte der Chronist argumentieren, dass es die Vertreter der wichtigsten Genueser Familien waren, die sich gegenseitig aus 859 Zur Einführung des Podestariats allgemein Artifoni (1986) und Grillo (2010); zu Genua Caro (1891), v. a. S. 33–40. 860 »Der Titel des Podest— ist anfangs schwankend. Sogar urkundlich wird von consul et podestas gesprochen. Allein sehr bald wird die Bezeichnung als potestas die allein übliche«, Caro (1891), S. 38; Forcheri (1980), S. 76 sowie Vallerani (1998). 861 Zur Haftbarmachung am Ende der Regierungsperiode vgl. Sabapathy (2011).

Die Miniaturen zum Text von Ottobonus

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Abb. 39: Podest— Manegoldus di Tetocio befiehlt den Abriss des Hauses von Fulcone di Castello (Kat. Nr. 104), Annales Ianuenses, fol. 109v, Detail, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Konkurrenz bekriegten und auch vor Mord nicht zurückschreckten. Wie zu erwarten, flammten nach dieser frevlerischen Tat die innerstädtischen Kämpfe erneut auf, so dass die gesetzlose Situation der Stadt und eine besonders ruchlose Tat gegen einen Regierungsbeamten der Kommune mit der Einführung der neuen Regierungsform und mit der Figur des ersehnten Friedenbringers eindrucksvoll im Annalen-Text verbunden wurden: Doch am folgenden Tag berief der vorzügliche Manegoldus, Podest— von Genua, mit übermäßigem Schmerz und von Schamesröte übergossen, die größte Bürgerversammlung ein; und er stiegt, nachdem er den Panzer angelegt und sich mit ritterlichem Schmuck ausgestattet hatte, auf sein Pferd und ritt zu einem bekannten sehr reich ausgestatteten Haus, das Fulcone di Castello gehörte, und ließ es, als Vergeltung für das oben genannte Verbrechen, abreißen und bis auf die Fundamente zerstören. Er konnte der Täter des obengenannten Mordes nicht habhaft werden, die sich heimlich entzogen und nach Piacenza geflohen waren.862

Ottobonus also schilderte den neuen Amtsanwärter – Mangoldus war noch nicht eingesetzt und noch lenkten die Konsuln die Geschichte der Stadt – als hand862 Annali Genovesi (1901), S. 37: »Sequenti namque die vir ille egregius Manegoldus Ianuensis potestas, dolore nimio ac rubore perfusus, parlamentum maximum celebravit; et indutus lorica et militaribus ornamentis equum ascendit, et ivit ad quandam domum utique preciosissimam quam Fulco de Castello habebat in castro, eamque pro vindicta maleficii supradicta penitus dirruit atque destruxit; personas vero predictorum homicidarum habere non potuit, quoniam absentaverunt se et clam Placentiam recesserunt.«

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lungsfähigen und legitimen Exekutor, der im Einklang mit der großen Bürgerversammlung machtvoll und nachdrücklich ein Verbrechen gegen die Kommune sühnte und die Übeltäter aus der Gemeinschaft der Stadt ausschied. Nach einem kurzen Satz mit der Würdigung der Arbeit der Konsuln endete der Jahreseintrag zu 1190 in der Mitte von fol. 109v, die freigelassene Fläche darunter wurde für die große narrative Szene mit Manegoldus genutzt (Kat. Nr. 104). Dieser sitzt links von der Bildmitte auf einem parallel zum Bildgrund nach rechts schreitenden Pferd auf einem roten Sattel, seine Figur ist ganz mit einem grauen Kettenhemdpanzer bekleidet, von seinem Gesicht ist unter dem Topfhelm mit Nasenschutz nur das rechte Auge zu sehen.863 Der im Text genannte »ritterliche Schmuck« (ornamentus militaris), den er sich vor der Tat anzog, ist vom Zeichner deutlich durch Panzerung, Helm und Bewaffnung dargestellt. Der Podest— weist die vor ihm stehenden Arbeiter mit der linken Hand an, ihr Werk der Hauszerstörung fortzusetzen, in der rechten Hand hält er einen szepterartigen Streitkolben. Hinter seinem Pferd befindet sich eine Gruppe von fünf Fußsoldaten, die ihm mit Schwertern, Schilden und Lanzen folgen. Auf der rechten Bildseite sieht man drei Rundbögen, auf denen sich noch etwas Mauerwerk erhebt, als Teil der geöffneten Bogenhalle im Erdgeschoss des adligen Wohnsitzes, dessen Zerstörung als Strafe der Podest— gerade befohlen hatte. Auf und hinter diesem Architekturrest stehen drei Arbeiter, von denen zwei mit erhobener Spitzhacke den Palast niederlegen, der dritte aber mit Redegestus zum Podest— Manegoldus gewandt ist. Ein Vergleich von Text und Bild zeigt, dass hier sehr genau illustriert wurde, was der Jahrbucheintrag berichtete: der gerüstete Podest— zu Pferd auf dem Weg zum Haus des Fulcone di Castello, das er als Sühne für den Mord an Konsul Lanfranco Pevere niederreißen ließ; die geflohenen Übeltäter sind – natürlich – nicht anwesend.864 863 Gamber (1977), S. 116: »Aus dem um 1190 erscheinenden, hohen Maskenhelm wurde im folgenden Jahrzehnt der sogenannte Topfhelm mit niedriger runder oder abgeflachter Helmmaske mit Sehschlitzen und Luftlöchern.« 864 Hanauer (1902), S. 406 berichtet dazu: »Am größten war das Ansehen der Podest—s in der ersten Zeit; da wirkte das Ungewohnte, Fremdartige des Instituts. Die Genueser Annalen berichten, wie sich der ausgezeichnete Podest— Manegoldus de Tetocio (1191) mit Panzer und Ritterschmuck angetan auf seinem Schlachtross zu dem prächtigen Hause des Fulco de Castello begab, der eine Mordtat begangen hatte, und es dem Erdboden gleichmachen ließ. Zu der Mitteilung bringen die Annalen ein farbiges Bild: Der Podest— zu Ross, gepanzert von Kopf bis Fuß, einen roten Stab in der Rechten, erscheint er an der Spitze von Bewaffneten und erteilt wunderlichen Gestalten, die mit Äxten auf das Haus einhauen, seine Befehle. Flehend hält jemand die Hände zu ihm empor. Aus einem zweiten Bild schaut seine magere Riesengestalt heraus. Rechts und links stehen je vier Consules iustitiae. Er überragt sie um mehrere Haupteslängen. Die meisten schauen recht kläglich drein, er aber bleibt streng. Aus Wort und Bild mag man erkennen, wie der Podest— über alle sonstigen Beamten erhaben war, wie die Leute mit einer Art ungläubiger Scheu zu dem unerbittlichen Friedensstifter aus der Fremde emporschauen.«

Die Miniaturen zum Text von Ottobonus

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Sehr deutlich ist die Änderung im Illustrationsschema der Annales Ianuenses an dieser Stelle zu erkennen, sehr evident die neuartige narrative Verschränkung von Bild und Text und die Aufwertung der Rolle des Bildes: erst hier tritt es gleichberechtigt neben Text, wo es vorher doch zumeist nachgeordnet folgte. Besonders auffällig ist, dass im Text zudem der Name von Manegoldus in Majuskeln in brauner Tinte geschrieben steht, die aber in einem zweiten Schritt mit roter Farbe übermalt wurden, um die namentliche und damit persönliche Bezeichnung des Dargestellten deutlicher zu machen und um die textliche Schilderung des Podest— und sein Bildnis optisch noch stärker zu verschränken. Viele der Ikonographien, die in den Genueser Jahrbüchern Verwendung fanden, wurden aus anderen Kontexten übernommen und sind teilweise so verbreitet, dass der Versuch einer genaueren Herkunftsbestimmung sinnlos wäre. Die Hauszerstörung von Manegoldus aber scheint eine kommunale Neufindung zu sein, da kein Vorbild für diese Ikonographie gefunden werden kann. Sicherlich liegt dieser Befund in der typisch kommunalen Strafe begründet: eine Gemeinschaft stieß einen Angehörigen ihrer Friedenseinung aus und setzte dies – symbolisch wie tatsächlich – durch den Entzug des innerstädtischen »Lebensraumes« durch. Innerhalb der religiösen Ikonographien ist daher ein Vorbild nicht leicht zu finden; zwar berichtet die Bibel die Geschichte von Josua, der die Mauern von Jericho einstürzen ließ, aber ein dem Manegoldus vergleichbares Bildformular, das den reitenden Herrscher bei der Erteilung des Abreißbefehls zeigt, ist im Bereich christlicher Buchmalerei nicht überliefert. Eine Übernahme der Ikonographie aus dem profanen Bereich wäre vorstellbar, sind doch die Schleifungen von Burgen unter fehdeführenden Adligen stark verbreitet, aber eine (so frühe) Darstellung, beispielsweise in Chroniken und Gesten, ist nicht überliefert. Aus dem kommunalen Umfeld käme die Stadtzerstörung Mailands aus dem Jahr 1162 durch Friedrich I. Barbarossa als Vorbild in Frage. Die Schilderung der Tat findet sich auch tatsächlich in vielen Stadtchroniken, wird aber nicht illustriert; selbst bei den Reliefdarstellungen der Porta Romana in Mailand wird dieses Ereignis nicht verbildlicht.865 Die Annales Ianuenses akzentuieren die Textpassage zu diesem Ereignis zwar mit einer marginalen Federzeichnung, zeigen dabei aber eine Stadtabbreviatur mit einstürzenden Türmen, nicht den handelnden Herrscher (Kat. Nr. 38). Überraschend ist, dass Manegoldus in den Genueser Jahrbüchern in seiner ersten Darstellung sowohl im Text als auch im Bild ein so großer Raum zugestanden wurde: kein kommunaler Amtsträger hatte vor ihm diese Ehre erhalten, die Stadtgemeinschaft war viel eher bestrebt, keine der innerstädtischen Familien zu sehr auszuzeichnen, um das Gleichgewicht innerhalb des städtischen

865 Vgl. dazu Kapitel 5.2.5.

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Gefüges nicht zu gefährden.866 Offenbar war es gerade die Fremdheit von Manegoldus und sein Handeln im Auftrag der Stadt, die diese neue Art von bildlicher Darstellung überhaupt erst ermöglichte.867 Ob die Darstellung in den Annales Ianuenses die erste diese neuen Typus ist, kann aufgrund der schlechten Überlieferungslage nicht geklärt werden, sie ist auf jeden Fall die erste erhaltene, das Bildthema fand von hier Eingang in die kommunale Bildsprache. Deutliches Zeugnis dafür liefert unter anderem Giovanni Villani, in dessen Nuova Cronica es zur Synthese von zwei Bildfindungen kam, wenn Kastelleinnahmen und Burgzerstörungen teilweise miteinander innerhalb eines Bildfeldes kombiniert wurden.868 In einem weiteren Schritt traten dann diese Chronikbilder aus dem Raum zwischen den Buchdeckeln und besetzten den städtischen Raum in anderen Funktionszusammenhängen; ein bekanntes Beispiel dafür ist das schon besprochene Grabmal des Signore und Bischofs von Arezzo, Guido Tarlati († 1337) (Kapitel 4.9.). Unterhalb des Sarkophags mit der reliefierten Liegefigur des Verstorbenen finden sich die schon genannten sechzehn Szenen, die wichtige Stationen im Leben von Guido Tarlati zeigten und zur besseren Lesbarkeit beschriftet wurden. Boten die Annales Ianuenses dem kommunalen Amtsträger erstmalig einen Raum, in dem sein Bild als für die Kommune Handelnder ehrenvollen Platz fand, sieht man am Grabmal von Guido Tarlati, wie seine Taten für die Kommune nun – vergleichbar einer Bilderchronik seiner Amtszeit – als Schmuck an seinem Grab verbildlicht werden können. Und nicht nur dies: im 866 Macconi (1989), S. 18, zum Kreuzzugshelden Guglielmo Embriaco, der mit seinen Taten in den Annales Ianuenses herausgestellt wird: »La celebrazione dell’Embriaco resta tuttavia un episodio isolato nella cronaca di Caffaro: non c’À posto per l’esaltazione del singolo, poich¦ protagonista À la comunit—, ed À essa che affida a questo o a quel personaggio la responsabilit— di rappresentarla oppure di difenderla – compito peraltro sempre strumentale.« 867 Seiler (1989), S. 42, weist darauf hin, dass der Personenkreis, der in den mittelalterlichen Kommunen Italiens mit Ehrenmonumenten (im Sonderfall: Reitermonumenten) geehrt wurde, entweder Päpste, Könige oder Kaiser waren, oder zu den politischen und militärischen Führern der Stadt gehörten: Podest—, Capitano del Popolo usw.. Es gibt acht durch Quellen oder überkommene Monumente zu erschließende kommunale Reiterstandbilder, drei der Geehrten waren Podest— und fünf Capitano di Guerra. Gemeinsames Merkmal der Geehrten war ihr »Auswärtigenstatus«: »Die politischen und militärischen Oberhäupter der Kommunen entstammten in der Regel ebensowenig wie die Päpste und Könige/Kaiser aus den Städten, in denen sie geehrt wurden.« 868 Villani (2005), S. 91. Fol. 27r : Die Römer zerstören Fiesole; fol. 36r: Totila ordnet die Zerstörung von Florenz an; fol. 49v : Die Florentiner nehmen Fiesole ein und zerstören es; fol. 58r : Die Florentiner besiegen Prato und zerstören es; fol. 61r : Die Florentiner nehmen die Burg der Grafen Guidi (Monte di Croce) ein und zerstören sie; fol. 71r : Die Florentiner nehmen die Burg Monternano ein und zerstören sie; fol. 114v : Die Florentiner nehmen Poggibonsi ein und zerstören es; fol. 188r : Die Florentiner und Lucchesen nehmen Pistoia ein und lassen die Mauer niederlegen; fol. 200v : Kaiser Heinrich VII. lässt die Mauern von Brescia schleifen; fol. 228r: Bischof Guido Tarlati von Arezzo erobert Kastell Focognano und lässt es zerstören.

Die Miniaturen zum Text von Ottobonus

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Abb. 40: Giovanni Villani. Nuova Cronica, Bischof Guido Tarlati von Arezzo erobert Kastell Focognano und lässt es zerstören, fol. 228r, Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, ms. Chigi L.VIII.296.

oberen Register des Grabmals wurde die zweifache Amtseinsetzung Tarlatis (als Bischof und als Stadtherr) kausal mit der Darstellung des gestörten und des wiederhergestellten Gemeinwohls verbunden.869 Die Argumentation der Bilder verlief also am Grabmal so, wie Ottobonus es narrativ in den Annales Ianuenses beschrieben und mit dem Bild des Manegoldus verbunden hatte: durch Unfrieden war das Gemeinwohl bedroht, erst die Berufung des neuen Amtsinhabers, der für das Wohl aller agierte, konnte den innerstädtischen Frieden wieder herstellen, seine Taten trugen zur Blüte der Kommune bei. Bis zum Bildnis des Manegoldus wurde in den Genueser Jahrbüchern kein kommunaler Amtsträger in dieser Art und Weise hervorgehoben und ausgezeichnet. Dennoch finden sich vergleichbare Verfahren, wenn beispielsweise die Namen der amtierenden Konsuln zu Beginn des Jahreseintrages genannt wurden, Caffaro selbst benennt dies auch deutlich zum Beginn seines Textes:

869 Die Darstellung des gestörten Gemeinwohls (der comune pelato) soll – Vasari zufolge – auf eine Bildfindung zurückgehen, die Giotto als Fresko für die Sala del Podesta in Florenz ausführte.

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Weil es gut zu sein scheint, das Vergangene zu erinnern, das Gegenwärtige zu überdenken und die Zukunft vorauszusehen, begann Caffaro als er 20 Jahre alt war die Namen der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Konsuln und ihre Taten, sowie das, was in der Genueser Stadt in den einzelnen Jahren vorfiel, aufzuschreiben und bekanntzumachen, und er sammelte und veröffentlichte, so wie es in diesem Buch bis zum heutigen Tag geschrieben ist und versprach, fortfahrend solange er lebe, wenn Gott es zuließe, dasselbe in Zukunft zu tun.870

Auch hier wurden die Namen der Konsuln mit ihren Taten und städtischen Ereignissen verbunden: nicht die Person an sich ist erinnerungswürdig, sondern der Konsul als ein Amtsträger im Dienst der Kommune, der für das Gemeinwohl handelte. Die Nennung der Namen hatte in den genannten Beispielen sicherlich einen memorialen, vor allem aber auch einen chronologisch-strukturierenden Nutzen für die historiographische Erinnerung, schuf sich die Stadt damit doch selbst eine lückenlose und weit zurückreichende Amtsgenealogie. Ebenso finden sich lobende Nennung einzelner Konsuln im Text, wenn sie beispielsweise als Flottenführer Siege für die Kommune erlangten oder aber – auch außerhalb der Annales Ianuenses –, wenn während ihrer Amtszeit wichtige kommunale Bauten entstanden. Die in Kapitel 5.2.1. genannten Inschriften an den beiden Stadttoren bezeugen diesen Brauch, der erneut der Erinnerung an die Mehrung der res publica durch die Konsuln aber auch der Datierung des Bauwerks in ihre Amtszeit diente. Darüberhinaus haben sich in Genua aber bis zu den Podest—Bilder in den Annales Ianuenses keine bildlichen Darstellungen oder andere Formen besonderer persönlicher Ehrung erhalten. In Pisa jedoch finden sich bemerkenswerte Frühformen von Denkmalen für einzelne Amtsträger schon im 12. Jahrhundert.871 Aufgrund der für das Hoch870 Annali Genovesi (1890), S. 59. »Quoniam recordari preterita, meditari presentia, previdere futura bonum et utile esse videtur, ideoque preteritorum, presentium et futuorum Ianuensium consulum nomina et eorum facta, et que in Ianuensi civitate singulis annis acciderunt, Caffarus cum in etate XX annorum erat, scribere et notificare incepit, et sicuti in hoc libro scriptum est, usque in hodiernum diem composuit et notavit, et deinceps in antea donec vixerit, Deo concedente, illud idem se facturum promisit.« 871 Fisher (1966), S. 170–173, zu den Grabinschriften von Ugo, Busketus und Burgundius. Einschränkend zur ehrenvollen Nennung innerhalb der Pisaner Chronistik, S. 217/218: »Without doubt, the true heroes of the Liber Maiorichinus were the Pisan people, the ›holy people‹. Unlike the epics with which the poet was familiar, such as the Aeneid, though he names many individuals he does not give a characterization of any. The epithets are all stock phrases, none give the individual a distintive personality ; and individuals are usually named in a frequency that is proportionate to their place in the political and social hierarchy. The ordinary Pisan knight is mentioned only once. The Pisan consuls and the counts are named about four times in specific incidents, as is Ugo Visconte. The person most frequently named by the poet is the bishop, Peter.« Classen (1974), S. 10: »nur scheint Pisa öfter und deutlicher als andere Städte des 12. Jahrhunderts das Gedächtnis bedeutender Männer und Taten auf Marmor festgehalten zu haben.« So auch von der Höh (2006), S. 301, der von einem »spezifischen Personenkult« im hochmittelalterlichen Pisa spricht.

Die Miniaturen zum Text von Ottobonus

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mittelalter typischen fragmentierten Überlieferung ist schwer zu beurteilen, ob dies einer grundlegend anderen Einstellung zu persönlichem Ruhm – die möglicherweise eine Parallele zu weiteren frühen Revitalisierungen römischantiker Vorstellungen und Verfahren aufweist – geschuldet oder ein reiner Zufall der Geschichte ist, der in Pisa Monumente erhielt, die anderswo verloren sind.872 Eines dieser bemerkenswerten Artefakte ist am Pisaner Dom an der westlichen Seite des nördlichen Querarms vermauert: Wie du im Kriegsglück Rom nacheiferst, so folge, Pisa, ihm auch im Lobpreis deines vortrefflichen Konsuls: ›Heinrich glänzte‹ – so spreche – ›durch hohe Tugenden. Sein Name wird stets im Mund der meinen sein‹. Denn er war dir ein zweiter Cato, Hector, Tullius; ein Mann, doch durch Verstand, Tat und Rede dreien ebenbürtig. Fabricius wies einst in moralisch integeren Zeiten irdische Güter zurück, dieser verschmähte sie auch in einer verworfenen Welt. Er, der dir ein neuer Regulus war, wurde gefangen, als er für dich Krieg führte, und zog es dann deinetwegen vor, Schmeicheleien zurückzuweisen, Drohungen zu ertragen und den Tod zu erleiden, da für ihn dieser nicht der Verlust des Lebens, sondern nur ein Übergang war. Hier im Grab eingeschlossen trägt er die Weiten der Welt im Herzen.873

Es handelt sich um die Grabinschrift des für die Pisaner Kommune tätigen Konsuls Henricus; typisch für Pisa ist die starke Rezeption von antiken Vorbildern: Pisa als Stadt wird aufgefordert, nicht nur im Kriegsglück Rom nachzueifern, als dessen Erbin und Nachfolgerin sie im Mittelmeerraum agierte.874 Auch in der Ehrung und im Lob seiner Amtsträger sollte sie römisch-antiken Bräuchen nachfolgen und daher ihren Konsul Heinrich preisen. Dieser wurde mit insgesamt fünf vorbildlichen Männern der Antike verglichen, bzw. zeichnete sich dadurch aus, dass er die Tugenden dieser Männer in sich vereinte. Verstandeskraft (mens) verband sich mit dem historischen Exempel von Marcus Porcius Cato, mit dem Helden von Troja Hektor die Tatkraft (manus) und mit 872 Luzzati (1987), S. 569, schlug vor, dass in Pisa das Amt der Konsuln am Ende des 11. Jahrhunderts (vielleicht 1085) erstmalig in Italien auftauchte und diese Amtsbezeichnung einen weiteren Beweis für die Übernahme antiker Vorstellungen bedeutete; innerhalb dieses Kontextes wäre auch eine Übernahme antik-römischer Ehrungen möglich; zu einer vergleichbaren politisch motivierten Antikenrezeption in Rom in den 1140er um Arnold von Brescia Frugoni (1950). Vgl. Campopiano (2007), S. 47. Gegen die frühe Datierung und für 1109 Ronzani (2007). 873 Scalia (1972), S. 808; Scalia (1987), S. 64/65; Scheda 642 in Duomo (1995), Textband, S. 416, nimmt an, dass die Inschrift ehemals zu einem heute verlorenen antiken Sarkophag gehört; von der Höh (2006), S. 307–314. 874 Im Camposanto hat sich zudem die Grabinschrift von Ugo erhalten, der ebenfalls gegen die Sarazenen kämpfte und wohl auch Angehöriger der Pisaner Konsularsaristokratie war ; ebenfalls dort findet sich das Epitaph des Konsul Rodulfus; beide Inschriften gehörten wohl ehemals zu Sarkophagen, die am Dom angebracht wurden und bezeugen erneut den Brauch der ehrenvollen und offiziellen Begräbnisse in Pisa, dazu zuletzt von der Höh (2006), S. 302–307, mit älterer Literatur.

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dem berühmten Rhetor der römischen Republik, Marcus Tullius Cicero, die Rede (lingua).875 An der Spitze der Kommune fand sich damit ein Mann, der mit Verstandesgaben, kriegerischem Geschick und rhetorischem Können ausgestattet die Stadt regierte und lenkte. Henricus aber wurde in der Inschrift noch durch die Beigabe weiterer Tugenden überhöht, zu denen auch – deutlich genannt – die Unbestechlichkeit zählte. Auch für diese moralische Größe fand sich ein historisches exemplum, vermittelt über Plutarch und Cicero: Senator Gaius Fabricius Luscinus, der als römischer Gesandter 280 v. Chr. mit Pyrrhos, dem König von Epirus, nach einer Niederlage verhandeln sollte und sich – trotz seiner Armut – dabei sowohl von Gold unbestechlich als auch im Angesicht eines Elefanten unerschrocken zeigte.876 Als fünftes antik-römisches Vorbild wurde der Konsul Marcus Atilius Regulus gewählt, der im Krieg gegen Karthago als Feldherr erfolgreich, dann aber gefangen genommen worden war, wie Cicero und Livius überliefern. Als Unterhändler mit dem Ziel nach Rom entsandt, die Stadt zur Aufgabe zu überreden, erfüllte er diesen Auftrag nicht, sondern rief vielmehr zur Weiterführung des Kampfes auf – um danach wie versprochen nach Karthago zurückzukehren und dort getötet zu werden. Er also ist erneut ein bedeutendes Beispiel römischer Tugenden, und stand hier im Besonderen für einen Feldherren, der im Dienst der Kommune den Tod erlitt und sein eigenes Leben hinter das Wohl der res publica stellte. Mit dieser Art von historischen Parallelisierungen arbeitete auch das zweite berühmte Denkmal, das ein städtischer Amtsträger in Pisa erhielt, das Grabmal des Dombaumeisters Busketus an der Fassade des Pisaner Doms: Busketus ruht hier, der durch die Triebe seiner Talente den dulichischen Helden übertroffen hat. Jener hat die trojanischen Mauern den Ruinen preisgegeben, von der Kunst dieses Mannes wirst du aber die herrlichen Mauern sehen. Der erstere Held schadete durch seine Schläue, der letztere war durch seine Klugheit nützlich. Dunkel war das Labyrinth, deins ist das Lob, oh Dädalus; seine wunderschönen Tempel 875 Ob Marcus Porcius Cato Censorius (der Ältere) oder dessen Urenkel Marcus Porcius Tullius der Jüngere, gemeint war, geht nicht eindeutig aus der Inschrift hervor. catus bedeutet im Lateinischen »klug, umsichtig und weise«. Damit also ist für den lateinkundigen Leser allein schon über den Namen Cato der Bezug zum Geist gegeben. Cato der Jüngere käme zwar als Gegner Cäsars und somit Schützer der Republik als Vorbild für den Konsul der Pisaner Kommune in Frage, dennoch ist hier wahrscheinlich Cato der Ältere gemeint, der nicht nur immer wieder (nach Plutarch) die Zerstörung der Stadt Kathargo forderte (und damit als Vorbild für den Antisarazenenkampf Pisas gegen die Muslime in Nordafrika gelten kann), sondern im Mittelalter auch durch seine lehrhaften Aussagen (die dicta/disticha catonis) bekannt und gelesen wurde, vgl. Sambin/Belloni (2004) zur Verbreitung ab dem 12. Jahrhundert (S. 70) und Henkel (2006), v. a. S. 30–33, zur Rolle der disticha als Einstiegstext in den Lateinschulen seit dem 9. Jahrhundert, sowie zu den volkssprachlichen Übersetzungen seit dem 12. Jahrhundert. 876 Plutarch (1933), S. 210–257, hier Kapitel 20, S. 235: »Dein Elefant macht heute so wenig Eindruck auf mich wie gestern dein Gold.«

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bestätigen hingegen Busketus. Die Kirche aus schneeweißem Marmor ist ohnegleichen, sie ist ganz und gar aus dem Talent von Busketus entstanden. Als der Feind den ihm anvertrauten Tempelbau bedrohte, wurde er, vorhersehend, durch seine Kunst stärker als der Feind. Der Ruf der Säulen von ungeheurer Größe, die er aus der Meerestiefe holte, trägt den Mann zu den Sternen empor. Zehn Tage vor dem Ende des September verlässt er freudig das Exil.877

Zwei antike Vorbilder werden an diesem Monument für den Dombaumeister aufgerufen, Odysseus und Dädalus. Erneut findet das Motiv des Übertreffens Anwendung – vereinte Henricus drei Männer in einem, so wird als Busketus’ historischer Typus der listige Odysseus als derjenige benannt, der durch seine Schlauheit die Mauern Trojas (durch das Pferd) bezwang. Ihn übertreffend zerstörte Busketus nicht, sondern baute auf, seine Mauern waren zudem aus weißem Marmor geschaffen und standen damit gegen die Schwärze des Labyrinths von Dädalus, der als Prototyp des Architekten Vorbild für alle mittelalterlichen Baumeister war. Die lobende Inschrift zeichnet Busketus zudem als findigen Ingenieur aus, der – vielleicht durch Schiffbruch verlorene – Säulen vom Meeresboden heben und so den Weiterbau des kommunalen Bauwerks ermöglichen konnte. Das Monument eines dritten bedeutenden Pisaners befindet sich in San Paolo 877 Zitiert von der Höh (2006), S. 315–325: »BUSKETUS IACE[T HI]C, [QU]I MOTIBUS INGENIORUM / DULICHIO [FERT]UR PREVALUISSE DUCI: / MENIBUS ILIACIS CANTUS DEDIT ILLE RUINAM, / HUIUS AB ARTE VIRI MENIA MIRA VIDES; / CALLIDATE SUA NOCUIT DUX INGENIOSUS, / UTILIS ISTE FUIT CALLIDITATE SUA. / NIGRA DOMUS LABERINTHUS ERAT, TUA DEDALE LAUS EST, / AT SUA BUSKETUM SPLENDIDA TEMPLA PROBANT. / NON HABET EXEMPLUM NIVEO DE MARMORE TEMPLUM, / QUOD F[IT] BUSKETI PRORSUS AB INGENIO. / RES SIBI COMMISSAS TEMPLI CUM LEDERET HOSTIS, / PROVIDUS ARTE SUI FORTIOR HOSTE FUIT, / MOLIS ET IMMENSE, PELAGI QUAS TRAXIT AB IMO, / FAMA COLUMNARUM TOLLIT AD ASTRA VIRUM. / EXPLENDIS A FINE DECEM DE MENSE DIEBUS / SEPTEMBRIS GAUDENS DESERIT EXILIUM.« Jörg Döllingern wies beim 5. Treffen des DFG Forschernetzwerks ZeitenWelten (Basel im Juni 2014) darauf hin, dass die Pisaner Inschriften auch in der äußeren Form der eingesetzten Versmaße eine zusätzliche Zeitdimension enthalten: nicht nur im Sinne einer gekonnten generellen Antikenrezeption, sondern auch im Sinne einer dreistufigen »Vergegenwärtigung«: 1. die lobende Vergegenwärtigung des noch lebenden Busketus in Form des Epigramms (erste Inschrift) 2. die trauernde Erinnerung an dieselbe, nunmehr aber verstorbene Einzelperson Busketus im identischen, nun aber »elegisch« zu deutenden Versmaß des Distichons (Grabinschrift) 3. die Präsentation der Taten aller Pisaner in Form des hexametrischen Epos (Seesiege-Inschrift), ein Wiederaufleben von Vergils Aeneis für die eigene, spätere Vergangenheit als gegenwärtiger Appell für den weiteren zukünftigen Zusammenhalt. Jörg Döllinger sprach von einer Art literarischer Spolien, sei es als »Antikenfiktion« wie beim Türsturz der Porta San Ranieri, sei es in Form einzelner echter Übernahmen von Vergil u. a. Die »Versteinerung« wäre Döllingers Meinung dabei das Medium, das die vergangenheitsbezogene Literatur einschließlich unsichtbarer Spolien möglichst nachhaltig für die Zukunft präsent hält. Für diese Überlegungen sei ihm an dieser Stelle herzlich gedankt.

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a Ripa d’Arno, das Grabmal des berühmten Rechtsgelehrten und Übersetzers Burgundius, der 1194 verstarb.878 Auch es besteht aus einem antiken (wannenförmigen) Striegelsarkophag mit zwei Löwenköpfen; die Striegel formen mittig ein Feld, in dem ein Mann und eine Frau sich die Hand reichen – die iunctio dextrarum des antiken Hochzeitsritus.879 Heute steht der Sarkophag unter einer zum Grab gehörenden Inschriftentafel an der Innenfassade zwischen dem Haupt- und dem südlichen Seitenportal.880 Der zweiteilige Inschriftentext lautet: Wer, welcher, wie Großer in diesem Marmor eingeschlossen liegt, Jener herausragende Mann, wird im Folgenden verkündet. Burgundius verschied in hohem Alter in seiner eigenen Stadt; Ihm ähnlich war oder ist oder wird kaum ein Lebender sein. Alles, was auf Erden entstanden und unter der Sonne gelegen ist, Wusste dieser vollends, was immer nur gewusst werden konnte. Hervorragender Übersetzer, erquickt durch die Quelle der Griechen, Trug er Etliches bei zur römischen Sprache. Vortrefflichster Erklärer, dieser zweite Chrysostomus, Schrieb er und wurde berühmt als glänzender Ausleger. Und durch ihn ist der Brief des Lehrers Paulus weithin zugänglich. Seine Muße war das Schreiben, sein Interesse die Arbeit. Er war frei von Neid und führte ein Leben ohne Verbrechen, Unangefochten von Lastern, alles Sträfliche meidend. Ruhm, Lob und Ehre seiner Eltern edler Sprössling, Er war auf Erden das, was die Sonne an ihrem Himmel (ist). Er kam wie zum Festmahl, würdig des Lohns der Mühen, Er sprach zu den Irdischen: Lebe wohl, gastliche Erde. Als Schuldner kenntlich, damit er nicht als Gläubiger niedergeworfen würde, Denn ja, die Seele gab er dem Himmel zurück, die Knochen der Erde. Wenn du, der du in der Inschrift liest, so lobenswert zu sein begehrst, Dann eile seinem Beispiel nach über die Tiefen des Meeres.881 878 Classen (1974), u. a. S. 8 mit der Grabinschrift; Haskins (1920), S. 607–610 zu seinem Beitrag als Übersetzter aus dem Griechischen; Conte (2004), S. 126–131; Huth (2010), S. 262/263, zum »größten Griechischkenner im Abendland«, der mit Ioannikios, dem Leiter einer interkulturellen Übersetzerwerkstatt, in der Mitte des 12. Jahrhunderts eng zusammenarbeitete. 879 Dausend (1913), Fußnote 1, berichtet über die 1911 erfolgte Überführung des vor der Kirche aufgestellten Sarkophags zu seinem jetzigen Aufstellungsort. 880 von Savigny (1826), S. 334–347, hier S. 338/339; Buonamici (1908), S. 41/42; Patetta (1909b) und Claussen (1974), S. 8. 881 + Quis qualis quantus iacet hoc in marmore clausus : Ille vir egregius promitur inferius. / Decessit senio propria Burgundius urbe. Cui similis vivens vix fuit est vel erit. / Omne quod est natum terris sub sole locatum. Hic plene scivit scibile quicquid erat. / Optimus interpres grecorum fonte refectus. Plurima romano contulit eloquio. / Comentor primus Crisostomus iste secundus. Clarus ut expositor scripsit et innotuit, / Quoque patet late doctoris epistola Pauli. Otia cuius erant scribere cura labor. / Invidia caruit vitam sine crimine duxit. Illesus vitiis noxia queque fugans. / Gloria laus et honor proles generosa parentum. Id fuid

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Darunter liest man in einer besonderen formalen Behandlung des Textes, bei dem jeweils die gleichlautenden Zäsuren und Enden jedes Reimpaares mittig eingerückt miteinander verbunden sind, folgende Zeilen: Doctor Doctorum Iacet hac Burgundius urna Scema magistorum Laudabilis et diuturna Dogma poetarum Cui littera greca Latina Ars medicinarum Patuit sapientia trina Et nunc Pisa dole Tristeris Tuscia tota Nullus sub sole Cui sic sint omnia nota Rursus ab angelico Cetu super aera vectum Nuper et a relico Celo gaudete recemptum.882

Erneut wurde hier die Kommune und Stadt Pisa direkt angesprochen; sie trauert, weil einer ihrer berühmtesten Einwohner und verdienter Mitbürger verstorben war.883 Als Busketus’ historisches exemplum wurde Chrysostomus gewählt und damit der spätantike Erzbischof von Kontantinopel Johannes von Antiochia, der aufgrund seiner Fähigkeiten als Prediger den Beinamen Goldmund erhielt.884 Burgundius wurde als ausgezeichneter Gelehrter sowohl in der Medizin als auch im Recht ausgewiesen und darüberhinaus als Übersetzer aus dem Griechischen und Lateinischen gepriesen – zu seinen Werken zählen unter anderem Texte von Galen und die Aphorismen des Hippokrates, Homilien von Chrysostomus sowie die griechischen Passagen der Digesten, für die er heute noch bekannt ist, des weiteren aber auch naturwissenschaftliche Schriften von Aristoteles, dessen Nikomachische Ethik, aber auch ein Traktat über den in terris sol quod in axe suo. / Venit ut ad cenam dignus mercede laborum. Inquit terrenis hospita terra vale, / Debitor insignis ne creditor opprimeretur. Sichem namque polo reddidit ossa solo. / Qui legis in titulo si sic cupis esse probandus. Huius ad exemplum curre per alta maris. Gedankt sei Dr. Gabriele Stein für die Übersetzung. 882 Burgundius, der Lehrer der Lehrer, liegt in dieser Urne / Löbliches und bleibendes Muster der Lehrmeister, / Richtmaß der Dichter, dem die griechische und lateinische Sprachwissenschaft / Und die Kunst der Arzneien als dreifache Weisheit offenstand. / Und nun betrübe dich, Pisa, trauere, ganz Tuskien, / Keiner (ist) unter der Sonne, dem solchermaßen alles bekannt wäre. / Freut euch andererseits, dass er unlängst von der Engelschar über die Lüfte getragen / Und vom übrigen Himmel empfangen worden ist. Für die Übersetzung sei Dr. Gabriele Stein gedankt. 883 Huth (2010), S. 263: »Ohne jeden Beigeschmack von Ironie bescheinigten die Pisaner ihrem verstorbenen Landsmann und Geisteshelden auf seinem Grabmal, das sich seit 1911 wieder in der heimischen Kirche S. Paolo befindet, er habe alles gewusst, was wissenswert sei (scibilis): eine bewusste Anlehnung an einen Vers aus der Grabschrift Abaelards, des eigenwilligsten Denkers der Epoche.« Hier auch Überlegungen zum Gelehrtennetzwerk, innerhalb dessen Burgundio agierte. 884 Classen (1974), S. 11, kommt zu dem Schluss: »Burgundio wird als Mann ohne gleichen gepriesen, der wusste, was immer auf Erden ein Mensch wissen kann: solchen Superlativ scheint man in Pisa nicht als blasphemisch empfunden zu haben.« Eine besonders gute Abbildung des Steins bei Huth (2010), S. 263, Abb. 6.

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Weinanbau.885 Alle drei genannten Beispiele bezeugen anschaulich, auf welch hohem Niveau in Pisa schon im 12. Jahrhundert kommunale Begräbnisse für wichtige – weil verdienstvolle – Bürger der Stadt errichtet werden konnten und auf welch vielschichtigem Niveau hier die Rezeptionen und Transformationen von antiken Vorbildern Verwendung fanden. Peter Seiler hat in seiner Analyse der Reitermonumente, die hohen kommunalen Amtsträgern als Erinnerungsmal gesetzt werden konnten, drei Verdienstkategorien benannt: Verdienste im öffentlichen Bauwesen, militärische Taten oder der im Dienst der Kommune erlittene Tod.886 Zwei der drei in Pisa im 12. Jahrhundert durch kommunale Begräbnisse ausgezeichneten Männer entsprachen diesen Kategorien: Binduinus war Dombaumeister, Henricus Konsul und Heerführer, der für die Kommune Krieg führte und für diese auch starb. Mit Burgundius wurde drittens ein herausragender Gelehrter geehrt, der durch seine Fähigkeiten auch und vor allem den Ruhm der Stadt Pisa erhöhte.887 Alle drei Pisaner Beispiele bezeugen eindrucksvoll die neue Qualität innerhalb des Ehrenmals, die sich im Umfeld des städtischen Denkmals herausbilden konnte.888 Alle drei Männer wurden aufgrund ihrer Verdienste für die Stadt – als Konsul, als Baumeister, als Gelehrter/Übersetzer/Richter – ausgezeichnet und innerhalb

885 Dausend (1913) und Haskins (1920), S. 607–609. 886 Seiler (1989), S. 43. 887 So nennt auch Guido Pisanus, Verfasser der 1119 kompilierten historisch-geographischen Sammelschrift Liber Guidonis compositus de variis historiis, in seinen drei in den Text inserierten Epigrammen sowie im Prolog zum Werk zwei Beweggründe seines Schaffens: der Dienst an der patria und das Streben nach Nachruhm als Gelehrter. Mölk (2002), S. 35–37, dort auch mit der Übersetzung des Schlusssatzes des Prologs: »So habe auch ich, Guido, nach Maß meines Wissens und meiner Kräfte beschlossen, in die Gesellschaft des Menschengeschlechts und die Gemeinschaft des menschlichen Lebens ein Quentchen meiner Werke und Studien einzubringen, das ich in langer Forscherarbeit fertiggestellt habe, damit ich, in Werk und Mühe mit den Studien derer übereinstimmend, die über die Pflichten geschrieben haben, zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch die anderen durch mein Beispiel ansporne und in der Zukunft den Lohn erringe, für den ich arbeite und den ich erstrebe.« (»Unde ego Guido inductus pro scientiae mea et viribus statui in humani generis societatem et vite comunionem operum et studiorum meorum quandam conferre particulam longo conqisitam labore, ut eorum, qui de officiis scripsere, studiis concordans re ipsa et exercitio et in presenti et ceteros meo incitem exemplo et in futuro, ad quod laboro et intendo, consequar premium«). Vgl. auch von der Höh (2006), S. 91–103. 888 Die genannten Beispiele gehören in die Gruppe der kommunalen Ehrengrabmäler, die von der kunsthistorischen Forschung seit Jakob Burckhardt (mit Blick v. a. auf das 14. Jahrhundert) zwar als vom Staat gesetzte Denkmäler gewürdigt werden, gegenüber dem figürlichen Freidenkmal (dem profanen Denkmal im Freien) aufgrund ihres vermeintlich geringeren individuellen Anspruchsniveaus aber als mittelalterliche Vorform des eigentlichen frühneuzeitlichen Typus abgewertet wurden, vgl. Burckhardt (2006), S. 410, 412, 537 (Randglossen zur Sculptur der Renaissance) sowie Seiler (2002) zum Denkmalbegriff von Burckhardt.

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dieses Rahmens erinnert und verewigt.889 Ihre Grabmäler sind damit zugleich Orte einer persönlichen Memoria als auch der überindividuellen, städtischen Erinnerung; hier kam es zur Verbindung von individuellem Ehren- und städtischem Denk-Mal.890 Die Genueser Jahrbücher unterstützen durch ihre Bilder – und vor allem in ihrer engen Verbindung von Text und Bild – diesen Befund, führen ihn weiter und lassen ihn so noch deutlicher in Erscheinung treten. Auf fol. 110r, vor dem Jahreseintrag zu 1191, befindet sich das zweite Podest—-Bild der Annales Ianuenses, dargestellt ist ein weiteres Mal der Podest— Manegoldus (Kat. Nr. 105), der in der Hand ein Szepter oder den Streitkolben hält, der dem auf fol. 109v ähnelt.891 Sein Name, MANEGOLDUS, wird im unterhalb der Miniatur folgenden Text zu 1191 dreimal mit Großbuchstaben hervorgehoben. Ottobonus schreibt:

889 So auch Fisher (1966), S. 218, zur ehrenvollen Nennung des Bischofs Peter in der Pisaner Chronik: »As were all other Pisans in the epic, he was simply the idealized personification of his office and the duties of his position.« 890 Jacob Burckhardt (einem vergleichbaren Epochenmodell mit Bezug auf die Denkmalformen folgen Haftmann (1939), u. a. S. 112/113 und S. 131/132, Keutner (1956), Frosien-Leinz (1976) u. v. m.) setzte vehement das Denkmal »im modernen Sinne« (Burckhardt (2006), S. 554, 558–566, Randglossen zur Sculptur der Renaissance), das für ihn eng mit der »neuartigen« Individualität des Renaissancemenschen verbunden war, gegen mittelalterliche »Vorformen« ab. Er operierte dabei mit einem Monumentbegriff, den er allein für die auf offenem Platz aufgestellte großformatige Porträtstatue aus Marmor oder Bronze gelten lies und verschränkte so (fälschlicherweise und folgenschwer) Inhalt und Form viel zu stark miteinander. Die Forschungen seitdem – wie auch die hier genannten Beispiele aus Pisa und Genua – bezeugen jedoch, dass vor allem formale und keineswegs so deutliche inhaltliche Wandlungen zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert auftraten. Auch in den mittelalterlichen Monumenten werden Individuen erinnert, die aufgrund ihrer Taten und Fähigkeiten im Rahmen des Stadtstaates Ehrungen erhielten und durch ihren Ruhm zugleich auch zur Verherrlichung der Kommune beitrugen – nur eben nicht in Form einer Statue (die ja auch an anderen Orten im 12. und 13. Jahrhundert nicht zum Einsatz kam), sondern in den der Zeit angemessenen Denkmalformen. So auch Seiler (1989), S. 6: »[Jakob Burckhardt] unterschätzte einerseits die ideologische Distanz, die den Denkmalkult des 19. Jahrhunderts von dem der vorausgehenden Jahrhunderte trennte, und überschätzte andererseits die Unterschiede zwischen den profanen figürlichen Freidenkmälern der Renaissance und den mittelalterlichen individuellen Gedächtnismalen.« Panofsky (1964), wies daraufhin, dass zu Beginn des 13. Jahrhunderts die romanischen Konstantins-Reiter (= Ableitungen des Reiterstandbildes des Marc Aurel in Rom) verschwanden und »die Reiterstatute sozusagen re-säkularisiert und […] in ein Denkmal städtischer Freiheiten und städtischem Stolzes« verwandelt wurden, ›zeitgleich‹, um die Wende des 13. Jahrhunderts, aber auch die Reiterfigur in der Grabmalplastik in Mode kam«, S. 92: »… zunächst in der Plastik (Benedetto Antelamis Oldrado da Tresseno vom Jahre 1233 am Palazzo della Ragione in Mailand), sodann in der Malerei (Simone Martinis Guidoriccio de’ Fogliani vom Jahr 1328 im Palazzo Pubblico zu Siena).« 891 Vielleicht handelt es sich um eine Art von Feldherrenstab, der weniger als Waffe, sondern als Zeichen des Amtes getragen wird, also einem Zepter vergleichbar ist.

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Im Jahr der Geburt des Herrn 1191, achte Indiktion, hatte das Kommunalkonsulat ein Ende und es wurde glücklich als Podest— und Rektor der Stadt Herr Manegoldus aus Brescia eingesetzt. Und im gleichen Jahr gab es acht Justizkonsuln, und zwar Bellobruno di Castello, Ogerio di Pallo, Vilielmo di Ingone Tornelo und Villielmo Zerbino für die Stadt; und Rolando di Carmadino, Ottone Guaracco, Angeloto Vicecomite und Fulcone Spezapreda in den vier andern compagne in den Vororten.892

Diese acht Justizkonsuln umgeben den Podest—, der, größer als sie, in der Mitte frontal unter einer großen Bogenarchitektur in einem Innenraum steht. Manegoldus ist reich gekleidet, seine Gestalt wird von einem roten, mit Fell gefütterten Schultermantel hinterfangen. Die acht Justizkonsuln, die teilweise miteinander diskutieren, teilweise auf den Podest— blicken, stehen in zwei Vierergruppen rechts und links von Manegoldus, jedoch ein wenig von ihm abgerückt. Bei diesem Jahreseintrag hat der Schreiber nicht nur für das Bild, sondern auch für den Namen des Podest— einen Platz im Text freigelassen: wie zum Jahr 1190 wird der Name von Manegoldus in Großbuchstaben hervorgehoben, inseriert hier aber nicht in später mit rot überschriebener Tinte, sondern von Anfang an in Buchstaben in alternierend roter und blauer Tinte. Die Verbindung von Bild und Text wird dabei visuell noch dadurch unterstrichen, dass Manegoldus im Bildfeld in dieselben roten und blauen Farben gekleidet ist, mit denen sein Name im Text geschrieben steht. Die Herkunft dieses Bildformulars ist einfach zu ermitteln – es entstammt der profanen wie biblischen Herrscherikonographie mit dem thronenden oder stehenden Herrscher allein oder inmitten von seinen Ratgebern beziehungsweise seines Hofes. Als nur eines der vielen möglichen Vorbilder sei auf die Historia des Otto von Freising aus der Mitte des 12. Jahrhunderts verwiesen.893 Dort thront auf fol. 38v Kaiser Augustus mittig und frontal auf einem Faldistorium mit Tierköpfen in einer Gruppe an ihn herantretender Männer. In der linken Hand hält er ein Szepter, die rechte ist im Sprechgestus erhoben.894 Auf fol. 67r wiederholt sich die Ikonographie; in diesem gerahmten Bildfeld – einer Federzeichnung, wie der gesamte Schmuck der Jenenser Handschrift – thront Karl der Große mittig und frontal, in der rechten Hand hält er ein Szepter. Erneut tritt der Herrscher auf fol. 78v auf, diesmal ist es eine szenische Darstellung von Otto dem Großen, der Berengar verbannt. Er thront frontal auf einem Faldistorium und ist von gerüsteten Rittern umstanden, deren Anführer ein Schwert als Zeichen herrschaftlicher Macht hält. Die richterliche 892 Annali Genovesi (1901), S. 37/38: »In anno quidem dominicae nativitatis MCLXXXXI, indictione VIII, cessavit consulatus communis, et fuit dominus Manegoldus de Brixia potestas et rector civitatis feliciter consitutus. Et fuerunt eodem anno VIII consules pro iustitiis, videlicet Bellusbrunus….« 893 Lammers (1963), S. 191–193; Nagel (2012), v. a. S. 22–43 zum Bilderzyklus. 894 Scheidig (1928), S. 23.

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Abb. 41: Otto von Freising: Chronica sive Historia de duabus Civitatibus, Kaiser Augustus, fol. 38v, Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, ms. Bos. q. 6.

Tätigkeit des Herrschers ist in diesem Bild durch den rechts von Otto auf die Knie sinkenden Berengar betont.895 Allen diesen Bildfindungen wohnt eine rechtliche und herrschaftliche Komponente inne, die in den ersten beiden Bildern von Augustus und Karl durch Umschriften noch zusätzlich betont wurden. Sie basieren wiederum auf dem Formular des frontal stehenden oder thronenden Christus als Pantokrator und versinnbildlichen damit die Übertragung von Rechten (und deren Sakralisierung) auf den irdischen Herrscher.896 Die Podest—Bilder der Annales Ianuenses gliedern sich in die Tradition dieser Herrscherdarstellungen ein, wobei das Bild einerseits den Podest— an sich bezeichnete, in der Wiederholung und Reihung aber zugleich eine Amtsgenealogie anlegte. Im Miniaturenzyklus zu Otto von Freisings Text wurden die bedeutsamen

895 Scheidig (1928), S. 34, mit der Beischrift: »Deserit heredes / Lombardos regia sedes. / Teutonicos Otto / dat notos nomine noto.« 896 Meier (2005), S. 109, betont den Zusammenhang mit älteren Herrscherreihen beispielsweise der Anonymen Kaiserchronik, sieht aber eine bedeutsame Weiterentwicklung, da diese nun als Teil einer narrativen Folge auftauchen.

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typologischen Verweise innerhalb des Textes durch die Bilder verstärkt.897 Die bildliche Ähnlichkeit hob die Überblendung der Herrscherpersönlichkeiten in ihrer geschichtlichen Sukzession hervor und deutete dabei eine konzeptuelle Ähnlichkeit durch Vergleichbarkeit des Bildformulars an. Indem die Miniaturisten der Annales Ianuenses auf entsprechende herrschaftliche Bildformulare zurückgriffen, übertrugen sie nicht allein die Ikonographie, sondern auch die damit verbundenen Bedeutungen in den Kontext der oberitalienischen Stadtstaaten und legimitierten so im Bild die Rechtmäßigkeit und die Machtfülle des Podest—. Das Bild des Herrschers konnte dabei sowohl einen bestimmten Amtsinhaber, als auch den Podest— an sich bezeichnen. Es wurde somit zur allgemeinen Darstellung der rechtmäßigen Herrschaft in der Stadt für das Wohl Aller, der comune in signoria. Von hier ausgehend fand das Formular Eingang in die kommunale Kunst, beredtes Beispiel liefert dafür nicht zuletzt die thronende Herrschergestalt in der Sala dei Nove im Palazzo Pubblico in Siena aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts oder auch die schon analysierten Bilder am Grabmal des Guido Tarlati in Arezzo. Die Bedeutung des Podest— für das Auftreten der Kommune wird in Genua offenbar, wenn Ottobonus von einem Brief des Kaisersohnes Heinrich VI. berichtet, den dieser »ad predictum dominum Manegoldum potestatem et communi Ianuae«898 sandte, verfügte die Kommune doch nun durch das Amt über eine Person an ihrer Spitze, an die adressiert werden konnte. An ihn hatte die Gemeinschaft die Regierungsgewalt delegiert, er handelte im Auftrag der Kommune. So verwundert es nicht, dass es wiederum potestas et commune Ianuae waren, die Legaten an den in Neapel weilenden Heinrich VI. entsandten, um über die von ihm angefragte Flottenhilfe bei der geplanten Einnahme von Sizilien zu verhandeln. Der Vergleich mit ähnlichen Situationen während der Regierungszeit der Konsuln verdeutlicht den konzeptuellen Wandel, beschrieben die Historiographen die Ereignisse doch dort abstrakt (in diesem Konsulat) oder als Tat von einer Gruppe (die genannten Konsuln beschlossen), nie aber von einer Person und der handelnden comune. 897 So auch Nagel (2005), S. 47: »Auch die von Otto vertretenen Phänomene der mutatio rerum und der translatio imperii finden ihren Niederschlag in der Bilderfolge« und »Der Zyklus gibt den Text nicht einfach in einem anderen Medium wieder, sondern ist auf eine bestimmte Problemstellung zugeschnitten, die der Geschichtstheologie der Chronik entspricht, den Stoff aber anders gewichtet. Die Auswahl der Stoffe ist von der Intention geleitet, bestimmte Prinzipien ineinandergreifend abzubilden, weniger von dem Interesse an historischer Vollständigkeit. Auf der Ebene der zugrundliegenden Struktur entspricht die Gewichtung der Bilder also der des Textes. Der Bilderzyklus unterstützt den geschichtstheologischen vor dem historiographischen Aussagewert der Chronik, da er Momente hervorhebt und in einem Zusammenhang stellt, die geeignet sind, abstrakte Prinzipien aufscheinen zu lassen. Der Zyklus enthält Motive, die die Bilder untereinander verknüpfen: Bestimmte Szenen, Gesten und Gegenstände finden immer wieder Verwendung.« 898 Annali Genovesi (1901), S. 38.

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Abb. 42: Zwei Ritter kämpfen zwischen zwei Türmen als Sinnbild des Krieges in Genua (Kat. Nr. 109) und Podest— Uberto di Olevano aus Pavia (Kat. Nr. 110), Annales Ianuenses, fol. 111v, Detail, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Das dritte Bildnis eines Podest— (Kat. Nr. 110) befindet sich nicht, wie bei dem vorherigen und bei den beiden folgenden, am Anfang des Jahreseintrages und es nimmt auch nicht den gesamten Textblock ein, eine Variation, die nicht grundlos erfolgte: Das Jahr 1191 setzte mit der Nennung von Podest— Manegoldus und den acht Justizkonsuln ein, vor dem Text befand sich sein Bild. In den folgenden Jahren 1192 und 1193 jedoch kehrte Genua zu den Kommunalkonsuln zurück, so dass es weder Podest— noch Podest—bildnis gab, dafür aber die gewohnten innerstädtischen Parteikämpfe: »consueta pestis mortifera et seditio non solum non cessavit, verum etiam magis ac magis crevit et suscepit augmentum.«899 Das Jahr 1194 setzte mit der Nennung der Namen der gewählten Kommunal- und Justizkonsuln ein. Auf fol. 111v findet sich links oben neben dem Text die Darstellung von zwei Kämpfenden zwischen zwei Türmen (Kat. Nr. 109), eindrückliches Zeichen für den fortdauernden Bürgerkrieg zwischen der Familie der della Valle und den verfeindeten Grimaldi und Spinola, der in diesen Jahren in Genua tobte.900 Da die Stadt unregierbar geworden war, so die Narration 899 Annali Genovesi (1901), S. 44. Die bekannte tödliche Seuche und der Aufstand hatten nicht nur kein Ende, sondern wurden immer noch größer. 900 Annali Genovesi (1901), S. 44/45: »Illi namque della Volta et de parte eorum inauditum composuerunt instrumentum, vehementissimum quidem in turri Oberti di Grimaldo et in nova turri Oberti Spinule ligneum instruxerunt bulconem [dieser Belagerungsturm ist dargestellt, am Fuß der Türme seht man zwei Kämpfende], cum quo vi, cunctis videntibus, turrim nova Bulbunosi, que est in directo carrubio Sancti Syri, perforan[hier der Umbruch zu fol. 111v]do, in maximam partem destruxerunt et corrui fecerunt. Unde contigit quod illi

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weiter, entschieden sich die Konsuln ihr Amt niederzulegen. Dies geschah auch auf das Drängen des Seneschalls von Heinrich VI., Markward von Annweiler, da sich die Stadt wegen des Konfliktes außerstande sah, die versprochene Flottenhilfe für Heinrich VI. zur Eroberung von Sizilien zu stellen.901 Die daraufhin einberufene Vollversammlung der Bürger setzte Uberto di Olevano aus Pavia als Podest— von Genua (Kat. Nr. 110) ein. In seine Befehlsgewalt gingen die Türme der Streitenden über und er war es, der die Flotte und das Heer für den mit Heinrich VI. vereinbarten Kriegszug organisierte.902 Als kurz nach seiner Amtseinsetzung der Kaisersohn in Genua eintraf, um gegen Sizilien zu ziehen, war es wiederum besagter Podesta Uberto di Olevano, der das Genueser Heer als dominus und capitaneus anführte.903 Mit der Friedenssicherung nach innen und der Führung der kommunalen Streitkraft nach außen werden in dieser Textpassage die beiden vorrangigen Aufgaben eines Podest— innerhalb der Kommune in diesem Jahreseintrag betont. Im Text finden zugleich vier verschiedene Bezeichnungen für Uberto di Olevano Verwendung: potestas und consul, dominus und capitaneus. Obgleich sein Amt offiziell officium potestatiae hieß, variierten demnach die Bezeichnungen des Amtsinhabers hinsichtlich seiner Aufgaben, so dass er im Zusammenhang des Heeres mit ritterlich/adligen Bezeichnungen auftauchte, während er im kommunalen Kontext den Konsuln- und de Curia paraverunt et instruxerunt machinam unam in orto Sancti Syri, cum qua multos traxerunt lapides ad domos et turres Spinulorum et Oberti di Grimaldo, et alia erexerunt machina. Et illi pariter ex alter aparte machina plurima erexerunt, et traxerunt multos lapides ad domos et turres illorum de Curia.« Der Bürgerkrieg hatte schon im Jahr zuvor, 1193, die Stadt blockiert, Ottobonus berichtet dazu: »Und tatsächlich träumten und schliefen in diesem Jahr Podest— und Konsuln; es wachten die Diebe, die Gauner und die Mörder. Was mehr? Alle Bösen, alle Mörder, alle Diebe hatten die Herrschaft in der Stadt. Am Ende verließen die Konsuln das Amtslokal und das Kapitel und jeder zog sich nach Hause zurück.« 901 Annali Genovesi (1901), S. 45: »Cum autem omnia hinc inde parata essent ad malum, et universus popolus factus esset inobediens consulatui, quia illi de Curia fecerant sibi consules Iohannem Advocatum, Rubaldum de Curia et Enricum filium Embroni; tandem, videntes consules sese nichil in aliquo profecturos, ad instantiam Marcualdi seneschalchi imperatoris, ne forte hac occasione prepediretur exercitus de promisio quae facta fuerat imperatori de negotio regni Siciliae, officio consulatus sponte abrenuntiarunt et illud penitus dimiserunt.« Wie oben berichtet, versucht der seit 1186 mit Konstanze, Tochter Rogers II., verheiratete Heinrich VI., sein Anrecht auf die Krone Siziliens militärisch durchzusetzen, was ihm aber erst 1194 gelingen sollte. Der Zug von 1191 schlägt fehl. 902 Annali Genovesi (1901), S. 45: »Et celebrato consilio et publica concione elegerunt in potestatem et consulem Ianue Obertum de Olevano papiensem, virum utique nobilem ac strenuum, ut ab ea die usque purificationem sactae Mariae et ab inde usque ad annum unum esset Ianuensium consul et potestas. Qui turres discordantium in suam potestatem accepit, et de stolio et expeditione imperatoris magnifice paravit se atque processit.« 903 Annales Genovesi (1901), S. 46: »Ivit namque in predicto exercitu Ianuae dominus et capitaneus Ubertus de Olevano cum supradictis, et constituit vicarium suum in officio potestatiae Dracum de Gambolato, qui permasit in eodem officio usque festum purificationis sanctae Mariae.«

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den Podest—-Titel führte. Die Ereignisse im Jahr 1194 erklären also im Text narrativ, warum es kein Podest—-Bildnis am Anfang des Jahreseintrages geben konnte: er wurde erst nach dem Scheitern der Konsuln, im Laufe der Amtsperiode, gewählt. Die Schreiber des Textes berücksichtigten diesen Sonderfall und ließen erst dort Raum für die Miniatur des Podest—, wo dieser auch tatsächlich die Regierungsgewalt übernahm. Für das hier verfolgte Argument bedeutungsvoll ist, dass am Anfang des Jahres – mit der Konsulregierung – die acht Kommunalkonsuln nicht dargestellt wurden. Sie sind weiterhin nur im Bilde, wenn sie als beratendes Kolleg um die zentrale Figur des Podest— stehen.

Abb. 43: Podest— Jacobus Manerius (Kat. Nr. 112), Annales Ianuenses, fol. 113r, Detail, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Die vierte Miniatur zeigt Podest— Jacobus Manerius (Kat. Nr. 112) thronend innerhalb einer großen viereckigen Miniatur in der Breite des Schriftspiegels, vergleichbar der Miniatur mit der Darstellung von Manegoldus. Die Miniatur steht nicht am Anfang von fol. 113r, sondern beginnt in der fünften Zeile des Schriftspiegels, da die ersten vier Zeilen mit dem Schluss des Jahres 1194 gefüllt sind. Unterhalb des Feldes mit der Miniatur beginnt dann der Jahreseintrag zu 1195 mit der Nennung von Jacobus Manerius und den acht Justizkonsuln, wobei

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wiederum sein Name mit Großbuchstaben im Text hervorgehoben wurde.904 Die Ausführung der Miniatur ist äußerst prachtvoll, Jacobus und die acht Konsuln sitzen in einer zweibogigen, goldhinterfangenen Gerichtslaube, die Konsuln in zwei Vierergruppen auf Bänken, der Podest— in ihrer Mitte erhöht auf einem Thron. Sein Kopf wird von den Akanthusblättern eines purpurnen Kapitels fast kronenartig hinterfangen. Jacobus hält die linke Handfläche dem Betrachter entgegen, seine rechte Hand ruht im Schoß; die ihn umgebenden Konsuln sind in lebhaftem Redegestus einander zugewandt. Das fünfte und damit letzte Podest—Bild dieser Gruppe zeigt Drudus Marcellinus im Kreis seiner Ratgeber, dem Schema von Manegoldus und Jacobus Manerius folgend (Kat. Nr. 113). Der Podest— steht wiederum in der Mitte, umgeben diesmal von sechzehn Männern, die gesamte Szene spielt vor einer loggiaartigen Architektur mit zwei Dreipassbögen, deren zentrale Säule hinter Drudus Marcelinus aufragt. Dieser wird durch ein Podest erhöht und hält in der linken Hand ein Schild, das die gleichen Farben wie seine Kopfbedeckung trägt, vermutlich handelt es sich dabei um sein Wappen; in der rechten Hand hält der Podest— ein Schwert.905 Die Miniatur befindet sich auf fol. 114v, wiederum nicht direkt am Kopf der Seite, sondern nach dem Endeintrag des Jahres 1195. Unter dem rechteckigen Bildfeld setzt der Jahreseintrag zu 1196 mit den Worten ein: Anno dominicae nativitatis 1196, indictione XIII Dominus Drudus Marcellinus mediolanensis, nobilissimus mediolanenesis civis, fuit Ianuensis civitatis potestas, consul et rector feliciter constitutus. Hic fuit utique vir prudens et providus, strenuissimus et facundus ac honestissimus. In isto quoque anno, more solito, fuerunt VIII consules pro iustitiis….906

Auch diese Miniatur ist eine direkte Illustration zum Text, aus dem hervorgeht, dass in diesem Jahr nicht nur die gewohnten acht Justizkonsuln, sondern weitere acht Männern den Podest— berieten, denen hauptsächlich die Aufsicht über Steuern und Finanzen oblag.907 Obgleich der Name des Mailänder Podest— in diesem Abschnitt nicht farbig oder durch Majuskeln im Text hervorgehoben 904 Annali Genovesi (1901), S. 53: »Anno dominice nativitatis 1195 indictione 12. Dominus IACOB MANERI vir utique strenuus ac nobilissimus rexit civitatem Ianue et fuit potestas et consul rei publice Januensis constitutus. Consules quod fuerunt VIII […].« 905 »Das Schwert, eine von den Reitern benutzte Waffe, ist in den bildlichen Darstellungen vor allem das Zeichen für die weltliche Gewalt. Auf den deutschen Siegeln symbolisiert es häufig die richterliche Gewalt. Am deutlichsten kommt dies in den Landfriedenssiegeln und Hofgerichtssiegeln zum Ausdruck. Entweder hält der Richter ein erhobenes Schwert, oder es liegt im Schoß des sitzenden Richters.« Schöntag (1997), S. 91. 906 Annali Genovesi (1901), S. 60. 907 Annali Genovesi (1901), S. 60: »Hoc etiam anno fuit per emendatores brevium constitutum ut Ianuensis potestas esset aminiculo recotrum VIII suffulta […] qui introitum et exituum peccuniae rei publice Ianuensis et collectarum, de galeis quoque et sarciis, et custodiae castrorum curam et sollicitudinem habere debeant.«

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Abb. 44: Podest— Drudus Marcellinus (Kat. Nr. 113), Annales Ianuenses, fol. 114v, Detail, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

wurde, versah Ottobonus ihn, Giovanna Petti Balbi zufolge, wie nie zuvor mit Lob und auszeichnenden Attributen.908 Aufgrund dieser schmeichelnden Worte vermutet sie, es könnte jener Drudus Marcellinus gewesen sein, der den Auftrag an Ottobonus erteilte, den Bericht der seit 1174 nicht weitergeführten Annalen wieder aufzunehmen. Der von Giovanna Petti Balbi zitierte Textteil zeigt wiederholt das schon genannte Motiv der doppelten Aufgabe des Podest—, die sowohl die innerstädtische Verwaltung als auch den Schutz vor äußeren Feinden der Kommune umfasste. Der Teil der von Ottobonus geschriebenen Chronik endet mit diesem Jahreseintrag, und damit enden auch (fast) die Darstellungen der Podest— von Genua; es folgt danach noch ein weiteres Bildnis, das viele Besonderheiten aufweist und im Folgenden analysiert wird.909 908 Petti Balbi (1982), S. 40 mit Verweis auf Annali Genovesi (1901) S. 60/61. 909 Die Chronik von Ottobonus endet auf fol. 115v, mit dem Jahr 1196; Petti Balbi hat zurecht darauf hingewiesen, dass das merkwürdig ist, da er bis 1202 lebt – und Drudo zudem noch im Jahr 1197 im Amt bestätigt wird. In diesen Jahren beginnt die antiimperiale Haltung von Genua, das bis dato mit Barbarossa arbeitete; Heinrich VI. brach nach 1194 die Versprechen von 1191. Die antikaiserliche Haltung kulminiert in der Wahl eines Mailänder Podest—.

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6.2. Das Bildnis des Podestà Lazarus Gerardini Zu den letzten Bildern, die sich in den Annales Ianuenses befinden, gehört die Darstellung des Podest— Lazarus Gerardini auf fol. 141r (Kat. Nr. 114). Eng mit dieser Darstellung verbunden ist die Miniatur auf dem unteren Seitenrand der Blätter 141v und 142r, die seine Kriegserfolge gegen die aufständische Stadt Savona im selben Jahr schildert (Kat. Nr. 115).910 Das Bild befindet sich in dem Teil der Chronik, der seit Heinrich Pertz’ Edition dem Meister Bartholomäus zugeschrieben wird: hatten sich bis zum Jahr 1225 alle Annalisten selbst in einem Prolog genannt, brach diese Tradition hier ab. Heinrich Pertz vermutet, dass eben jener im selben Jahr als Nachfolger des kommunalen Schreibers und Historiographen Marchisio berufene Meister Bartholomäus seine Stelle einnahm. Ebenso denkbar aber wäre, wie Cesare Imperiale di Sant’Angelo vorschlug, dass seit 1225 ein Schreibergremium mit der Abfassung der Annalen betraut war.911 Zu diesem mag der Notar und Dichter Ursone aus Sestri gehört haben, von dem einige Gedichte aus der Chronik stammen, unter anderen das weiter unten zitierte Lobgedicht auf den Podest— Lazarus Gerardini.912 Jener Ursone ist auch der Verfasser des Carmen de victoria zum Jahr 1242, in dem die Wandmalereien des 12. Jahrhunderts als memoria picta an die Schlachten von Almeria und Tortosa im Genueser Dom bezeichnet werden.913 Es ist das erste Mal in der Genueser Historiographie, dass in dem sonst sehr sachlich verfassten Text, der (wenn überhaupt) notarielle Formulierungen benutzte, Dichtung in größerem Maße Verwendung fand.914 Schon Vittorio Franchini hatte den engen Zusammenhang von Podest— und ihren Schreibern betont, die im 13. Jahrhundert als Träger der Schriftlichkeit auch für die Erstellung und Verbreitung von Dichtung zuständig waren, beziehungsweise diese häufig in Texte der pragmatischen Schriftlichkeit integrierten.915 Das Genueser Beispiel nun bringt Dichtungen, die allein für den Gebrauch in den Annales Ianuenses verfasst wurden, und die unter anderem der Verherrlichung des amtierenden Podest— dienten.916 910 Es gibt auf fol. 153r eine weitere Federzeichnung eines brennenden Bootes, zum Jahr 1235. 911 Annali Genovesi (1923). Ab 1250 dann die vollkommen anonymen Schreiber. 912 Petti Balbi (1982), , S. 57/58 zum Beitrag von Ursone da Sestri als kommunaler Schreiber, potentieller Chronist und Mitarbeiter von Bartolomeo; mit Hinweis auf die Stilgleichheit zum Poema. Sie verweist zudem auf das Jahr 1227, wo Janus als Stadtgründer erstmalig genannt wird. Die Gedichte auf S. 16/17, S. 26, S. 94; die Nennung von Giano auf S. 26, S. 18. Airaldi (2004), S. 105–135. 913 Vgl. Kapitel 5.5.1.; Ursonis (1853); Beltrami (1923); Annali Genovesi (1923), S. XV. 914 Kanzler Obertus hat teilweise Verse inseriert, und auch einen rhythmischen Lobgesang zum innerstädtischen Frieden von 1169. Petti Balbi (1982), S. 33/34, mit den Stellen, S. 153, S. 172, S. 189 (für die Hexameter) und S. 219 und S. 241. 915 Franchini (1912), S. 226. 916 Franchini meint zudem, dass häufig die ersten Stadtchroniken überhaupt in den italieni-

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Der zweispaltige Text der Jahresschilderung zum Jahr 1227 beginnt auf fol. 141r erst in der 23. Zeile der linken Spalte. Dadurch entstand ein freies Feld, das mit der Darstellung des Lazarus Gerardini, Podest— von Genua, die rechts und links über den Platz des Schriftspiegels ausgreift, gefüllt wurde.917

Abb. 45: Podest— Lazarus Gerardini (Kat. Nr. 114), Annales Ianuenses, fol. 141r, Detail, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Der Podest— ist als Ritter zu Pferd in den Farben Blau, Weiß und Gold gestaltet. Als sein Wappentier finden sich insgesamt fünf nach links steigende blaue Löwen, davon zwei auf der Schabracke und einer auf dem Brustteil des weißen Überwurfs, den er über seinem Kettenpanzer trägt.918 Ein vierter kleiner Löwe schmückt seine Tasche und der fünfte Löwe ist auf dem Banner zu erkennen, den er in der rechten Hand trägt.919 Die Schildvorderseite ist nicht sichtbar, da Gerardini seinen Schild über die linke Schulter gehängt hat, so dass nur dessen Rückseite zum Betrachter gewandt ist, anzunehmen aber ist auch schen Städten in dem Jahr einsetzten, wo das Podestariat eingeführt wurde, sieht also einen engen Zusammenhang zwischen fremdem Verwaltungsbeamten und Beginn einer chronikalischen Tätigkeit; häufig ist eine Liste der Podest— der Nukleus, um den – durch Anreicherung mit anderen Nachrichten – die Historiographie entsteht. 917 FSI 13, Text S. 16/17, Abb. III; Cafari (1868), Tafel 3. 918 Fabbri (2012) bringt eine Vielzahl von Beispielen für Ritter/Reiter in der Genueser Buchmalerei, allerdings sind alle Beispiele später als die Darstellungen in den Annales Ianuenses anzusetzen und entstammen dem Umfeld der höfischen Romane, die von einer Pisaner Kopistenwerkstatt am Ende des 13. Jahrhunderts in Genua gefertigt wurden. 919 Der hochrechteckige Banner ist eine Entwicklungsform der Fahne (Fahnenlanze, gonfanon), die zwischen 1190 und 1220 in den deutschen Quellen erscheint und vorher, am Ende des 12. Jahrhunderts, in Frankreich auftrat. Hier wurde zuerst die Fahnenlanze mit dem wappentragenden Banner ersetzt. Gamber (1977). Schöntag (1997), S. 88.

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hier ein Löwe.920 Vom Gesicht sind nur die Augen durch die Sehschlitze des Helmes erkennbar, die Helmzier ist ein Pfau (Topfhelm mit Pfauen-Zimier).921 Er hält die Zügel des nach rechts sprengenden Pferdes in der linken Hand.922 Unter diesem Bild steht: Im Jahr der Geburt des Herrn 1227, Indiktion 14, war der noble Mann und ehrwürdige Herr Lazarus Gerardini Glandonis aus der Stadt Lucca an der Regierung der Stadt Genua. Ein schöner Ritter, freigiebig, weise, mutig. Er war ungefähr dreißig Jahre alt. Mit ihm hatte er zwei sehr umsichtige und kluge Richter aus derselben Stadt Lucca, und zwar Ricomus di Urbitiani und Ubertus Gangi. Feststehend, rein, aufrecht und glaubensfest. Und mit sich führte und behielt er zwei Begleiter, und zwar Ubaldo di Guidone Rubei und Fraimericus di Pessa. Kluge Männer, verständig, Fehler entbehrend. Und viele weitere Ritter, die er über den größten Teil seiner Regierungszeit bei sich hatte und behielt, wie auch eine große Anzahl von vornehmen Dienern.923

Auffällig ist neben der Betonung des Rittertums der Beamten die wiederkehrende Auszeichnung des Podest— wie auch der vier Männer aus seinem Stab mit (jeweils vier) lobenden Adjektiven, die auch schon an anderer Stelle im Text auftauchten, beispielsweise bei Drudus Marcellinus (Kat. Nr. 113). Dabei handelt es sich um eine Form der lobenden Personenbezeichnung, die im kommunalen Kontext früh weite Verbreitung fand, so auch auf dem als Grab wiederverwendeten römischen Sarkophag des Konsul Azzo (gestorben 1119) rector urbis Mutinae, der sich ursprünglich außen am Dom von Modena befand.924 In seiner Grabinschrift liest man: »Miles perfectus, sapiens, generosus, honestus – urbis rector erat quem deus usque regat.« Gemein ist allen diesen Aufzählungen, 920 Zur Frage des von links nach rechts Reitens und der Sichtbarkeit des Schildes in den frühen Reitersiegeln siehe Schöntag (1997), S. 97: »Um das Wappen auf dem Schild besser sichtbar zu machen, wird er in den folgenden Jahren [zwischen 1140/1150] ganz leicht zum Beschauer hin gedreht.« 921 Ab dem 9. Jahrhundert der Nasalhelm, dann Variante des konisch geformten Nasalhelms, ab dem 12. Jahrhundert der aus einer Platte gefertigte zylindrische Helm, daraus dann im frühen 13. Jahrhundert der Topfhelm. Der Zusammenhang zwischen dem die Identität des Trägers vollständig verbergenden Helmes und der Entstehung der Heraldik wird in der Forschung diskutiert. 922 »Freilich, ein Menschenalter später hatte sich die Stellung in Genua schon wesentlich geändert. Gleich zu Anfang seines Regiments trat der Podest— des Jahres 1227 für einen Krieg zur Wiedereroberung der Riviera ein, cum magno vigore et spiritu leonino. Die Ratsherren hielten es zwar für zweckmäßig, das Unternehmen noch aufzuschieben, doch gaben sie nach, sicut mos est in principio regiminis voluntati conscendere potestatum. Der Podest— aber gravisus est in immensum. Also nur aus Gefälligkeit fügten sich die Räte dem Wunsch des kriegslustigen Herrn. Von Verpflichtung fühlten sie nichts. Der Nimbus war schon im Verblassen. Noch ein Menschenalter, da war da und dort der Podest— schon zur zweiten Stellung eines Exekutivbeamten herabgesunken.« Hanauer (1902), S. 406. 923 Annali Genovesi (1923), S. 16/17, lateinischer Text bei Kat. Nr. 114. 924 Von hier dann 1679 in den Hof der Canoniche, heute Museo Lapidario Estense, Duomo (1999), Textband, S. 128; Patetta (1909a), S. 35–207.

Das Bildnis des Podestà Lazarus Gerardini

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dass sie Tugenden aus dem ritterlichen Kanon mit der Figur des Stadtverwalters verbinden, wie Freigiebigkeit, Weisheit, Ehrlichkeit und Mut: an beide Idealfiguren wurden vergleichbare moralische Anforderungen gestellt. Dem Text und dem bisherigen Gebrauch der Podest—-Bilder entsprechend ist der dargestellte Ritter der genannte Podest— Lazarus Gerardini aus Lucca, der die Regierungsgewalt im Jahr 1227 innehatte, auch wenn sein Name im Text nicht gesondert hervorgehoben wurde.925 Der Eintrag für das Jahr 1227 und damit die Schilderung der Taten von Gerardini ist sehr lang und umfasst siebeneinhalb Seiten.926 Innerhalb dieser Schilderung, von der Verso-Seite des Blattes 141 am unteren Rand weiterlaufend auf das nächstfolgende Blatt (142r) folgt dem Podest—Bildnis eine einzige große narrative Szene, die eng mit der Figur des Amtsträgers verbunden ist. Hier sind die Ereignisse des Jahres bei der Belagerung von Savona gezeigt, Peter Seiler hatte in seiner Diskussion des Guidoriccio-Freskos im Palazzo Pubblico schon auf die innere Verwandtschaft dieser beiden Chronikbilder verwiesen.927 Die bewusste Auswahl und Auszeichnung der bildwürdigen Themen offenbart sich auch an dieser Stelle in den Annales Ianuenses, war doch die Podest—Darstellung von 1196 (Kat. Nr. 113) die letzte Textstelle, die in den Jahrbüchern durch eine Miniatur hervorgehoben worden war. Keiner der vielen Kriege und Auseinandersetzungen in der darauffolgenden Zeit, wie beispielsweise der Konflikt des Jahres 1225 mit Tortona und Alessandria, wurden mit einem Bild akzentuiert, kein weiterer kommunaler Amtsträger ehrend hervorgehoben. Warum das Jahr 1227 und die Figur des Podest— Gerardini gleich mit zwei Miniaturen ausgezeichnet wurden, erklärt sich erneut aus der besonderen his925 Lazarus Girardini aus Lucca war Sohn von Girardino di Glandone, der im Jahr 1217 als Podest— von Siena bezeugt ist. Lazarus ist zudem noch Signore von Collodi, das als Lehen von Heinrich VI., am 1. November 1196, an Glandone, einen Vorfahren von Lazarus ausgegeben wurde. 926 Von fol. 141r, wo die Hälfte der Seite durch die Miniatur genutzt wird, bis fol. 144v. Hier setzt die Jahresschilderung zu 1228 erst in der zweiten Spalte unten ein – wieder ist ein, leider nicht durch eine Miniatur gefülltes, Feld frei gelassen worden. Die Jahresschilderungen in diesem Teil der Chronik, also ab 1225, umfassen meist zwei bis drei Seiten. Diesen Teil der Chronik kann man als Chartularchronik bezeichnen, da der Schreiber viele Urkunden und andere Texte in seine Schilderung inseriert. Das schon bei Ogerio Pane beschriebene Verfahren, viel Platz zwischen den einzelnen Jahreseintragungen zu lassen, tritt auch hier auf: auf fol. 138v beginnt der Jahreseintrag von 1225, aber erst unterhalb der Mitte der Seite (zweispaltiger Text). Jahr 1226 beginnt auf fol. 139v, oben in der zweiten Spalte, freigelassen wurden sieben Zeilen, wie auch ein wenig Platz für die A-Initiale. Der Jahreseintrag endet 140v, unten in der ersten Spalte, die gesamte zweite Spalte ist freigelassen. 927 Seiler (1989), S. 80–85, besonders S. 84: »Es handelte sich jedoch um Chronikbilder von einem besonderen Gepräge. Sie wurden in ungewöhnlich großen Bildformaten ausgeführt, die von einem besonderen Anspruch zeugen, und sie wiesen hinsichtlich der Durchgestaltung motivischer Details und ganzer Bildeinheiten ein grundlegend gewandeltes Qualitätsniveau auf.«

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torischen Situation. In diesem Jahr wurden grundlegende Fragen zur Positionierung der Kommunen gegenüber Friedrich II. neu verhandelt, da dieser mit konsolidierter Macht und darauf basierend imperialen Forderungen in Italien agierte. Schon kurz nach der Kaiserkrönung im Jahr 1220 hatte sich die Politik von Friedrich II. gegenüber Genua und anderen Kommunen grundlegend verändert: musste er in der Zeit davor noch starke Konzessionen machen, da seine Position ungesichert war und er der Unterstützung der mächtigen italienischen Stadtstaaten im Kampf gegen seine Widersacher bedurfte, begann er nun den Versuch, die einstmals ausgegebenen Rechte zurück zu erlangen. Der Kaiser hatte für Ostern 1226 in Cremona zu einem Reichstag geladen, auf dem nicht nur über einen neuen Kreuzzug beraten, sondern auch und vor allem die reformatio status imperii diskutiert werden sollte. Schon im Verlauf des Hoftages von Capua im Dezember 1220 hatten die Städte des Königreichs Sizilien ihre Autonomie gänzlich verloren. Die programmatische Wahl von Cremona, der ghibellinischen Gegenspielerin von Mailand in der Lombardei, ließ ein ähnliches Vorhaben für die oberitalienischen Städte vermuten, so dass sich im März 1226 die Lega Lombarda neu formierte und die Zugänge in die Poebene sperrte, damit Friedrichs Sohn Heinrich (VII.) seinen Vater nicht mit seinem Heer erreichen konnte.928 Dieser bedeutende Konflikt wird im Text der Annales Ianuenses nirgends explizit erwähnt und taucht dennoch immer wieder versteckt auf, wenn beispielsweise der Genueser Podest— des Jahres 1226, der aus Verona stammende Peccorario di Mercato Nuovo (also ein kaiserfeindlicher, somit legafreundlicher Parteigänger) den Podest— von Savona, (den kaiserfreundlichen Cremonesen Oberto di Summo) nach Genua rief, um den Treueschwur zu erhalten, es den Savonesen aber, so die Genueser Sicht, durch Täuschung gelang, den Schwur zu umgehen.929 Scheint dies ein kleiner Konflikt zwischen zwei Städten gewesen zu 928 Der Lombardenbund wurde im April 1167, basierend auf dem Veroneser Bund, von Mailand, Lodi, Ferrara, Piacenza und Parma eingegangen, im Verlauf dann auf 26 beziehungsweise 30 Städte in der Lombardei und Veneto erweitert; Ziel dieser Schwureinung war die Schaffung einer starken Opposition gegen die Forderungen von Friedrich I Barbarossa in Italien; in der Schlacht von Legnano beziehungsweise im Frieden von Konstanz (1183) konnten sich die Kommunen gegen den kaiserlichen Machtanspruch durchsetzten. 1195, 1198 wie auch 1208 kam es zu Erneuerung des Bündnisses; 1226 aber war das erste Datum, wo die Lega Lombarda erneut ihre Stärke gegenüber dem Kaiser, diesmal Friedrich II, behaupten musste/konnte. Dazu v. a. Voltmer (1987) mit weiterführender – vor allem alter – Literatur. Eine moderne Untersuchung der Lega steht noch aus. 929 Die machtpolitischen Verhältnisse in Oberitalien fluktuieren zwar, doch kann man ab dem Ende des 12. Jahrhunderts ungefähr folgende Konstellation ausmachen: Mailand mit den traditionellen Partnern Piacenza, Brescia und kleineren Städten wie Bergamo, Crema, Lodi, Monza, Novara, Vercelli und Bologna als Zentrum in der Romagna; dagegen steht die lega medio-padana, mit den Orten Cremona, Pavia, Parma, Reggio und Modena; die Randzonen sind nicht allein von Städten beherrscht, sondern stehen zum Teil unter dem Einfluss von

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sein, spiegelte er doch die machtpolitisch größeren Aufstellungen und Parteiungen in Italien und dem Reich. Genua hatte zwar seine Privilegien, erneut nach 1212, vom Kaiser bestätigt bekommen, die Situation in Ligurien aber war seit der Belehnung von Markgraf Enrico del Carretto mit der Mark Savona durch Friedrich II. angespannt, wurde damit doch ein Feudalherr im Genueser contado gestärkt und somit die Zentralisierungsbemühungen der Stadt erneut in Frage gestellt.930 Somit war die Lage bei Amtsantritt von Lazarus Gerardini im Jahr 1227 an sich schon kritisch. Hinzu trat ein trotz kaiserlicher Bemühungen fortdauernder Krieg zwischen Genua und den Städten Alessandria, Tortona und Albi und ein neu hinzukommender Konflikt mit Albenga, Savona und anderen Städten an der Riviera, die durch den Markgrafen Enrico von Carretto unterstützt wurden. Programmatisch berichtet der Chronist, wie der Podest— diese von zwei Seiten die Kommune bedrohende Gefahr erkannte und verkündete, dass der kluge Mann versuche, wenn er mehrere Gewichte zu tragen habe, das schwerste zuerst loszuwerden. Lazarus Gerardini schlug daher vor, erst die Riviera zurückzuerobern und die Rebellen zu bestrafen, um dann über den Passo di Giove in die »Lombardei« zu ziehen.931 Dem Bericht zufolge beendete der Podest— zuvor noch einen Bürgerkrieg in Genua mit einer Art Gottesfrieden, der mit Friedenskuss und Schwureinung in San Lorenzo beschlossen wurde.932 Daraufhin organisierte er das Heer adligen Herrschaftsträgern, wie Piemont und Ligurien (Grafen von Savoyen, Markgrafen von Monteferrat, Biandrate, Grafen von Lavagna), das Gebiet um Verona, Mantua, die Mark Treviso oder das Gebiet um Ferrara, mit den Markgrafen von Este, Grafen von San Bonifacio, Camino, Camposanpiero, den Lendinara, da Romano, Salinguerra. Voltmer (1987), S. 105. In der weiteren Jahresschilderung zum Jahr 1226 wird das Verhalten von Savona und der anderen aufständischen Stadt Albenga gegen Genua an der Kurie des Kaisers geschildert. Annali Genovesi (1923), S. 12–14. 930 Meister Bartolomeo bezeichnet ihn als malorum omnium fons et auctor, Annali Genovesi (1923), S. 14. Zum Besuch von Friedrich II. in Genua im Jahr 1212 Annali Genovesi (1901), S. 122 und zu dem Privileg von 1220 Annali Genovesi (1901), S. 170. 931 Annali Genovesi (1923), S. 18: fol. 141r, Spalte 2: »… dominus Lacarius statim in introitu sui regiminis cum magno vigore et spiritu leonino [die Löwen sind bedeutungsvoll, erinnern sie doch an den Löwenritter Tristan, mit dem Lazarus so verglichen wird], convocatis consiliatoribus campane et maxima quantitate hominum per compagnas, super facto Riperie consilium celebravit, dicens, quod cum duo vel plura pondera imminent baiulanda, gravius debet a sapientibus eici cicius a cervice; quare sibi videbatur exercitum debere fieri generale[m] causa recuperandi Riperiam et puniendi rebelles, et consequenter causa requirendi Lonbardos in plano et partibus Lonbardie.« 932 Annali Genovesi (1923), S. 19 (fol. 141v, Spalte 1): »Interea quidem cum occasione homicidii in Nicholam Embronum nobilem civem Ianue perpetrati tempore regiminis domini Peccorari de Verona magna guerra et discordia et capitalis inimicitia verterentur inter filios et propinquos predicti Nichole Embroni ex una parte, et Surleonum et Socum et Iohannem Piperes et alios de domo sive parentela sua ex altera, et de mandato predicti domini Peccorarii plures muri facti essent propterea in pluribus carrubiis [genuesisch: carruggi für kleine Gassen] et viis publicis Ianue civitatis, et omnes dicti guerrerii armati irent et servientes tenerent armatos, supradictus dominus Lacarius per se et viros religiosos ac

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wie auch die Verteidigung Genuas ins Hinterland, um bei Albisola sein Lager zu nehmen und dort eine Steinschleuder (trabuchus) errichten zu lassen.933 Das Kastell ergab sich am 5. Mai, am 18. Mai verlegte Gerardini sein Lager in die Nähe von Savona, um von dort am 19. Mai einen Vorposten anzugreifen, »so mutig und kühn, dass die Genuesen nicht wie Männer, sondern wie Löwen oder Greifen oder Adler wirkten.«934 Der Vorposten fiel und die Gegner zogen sich nach Savona zurück, Lazarus ließ erneut Steinschleudern aufrichten, um die Bäume und Weinberge im Umland der Stadt zu verwüsten.935 Die Bürger ergaben sich schließlich und leisteten am 24. Mai im Zelt des Podest— im Genueser Heerlager auf Knien und mit dem Kreuz in den Händen den Treueschwur.936 Nach Lektüre dieser ausführlichen Schilderung in den Annales Ianuenses offenbart sich das Bild am unteren Seitenrand von fol. 141v/142r (Kat. Nr. 115) als eine detaillierte Illustration dieses Feldzuges: Von links nach rechts sichtbar sind die beiden Orte Albisola und Savona, die Steinschleuder wie auch das Genueser Heerlager, am rechten Rand schließt die Szene mit der Unterwerfung der Savoneser. Nach diesem erfolgreichen militärischen Unterfangen kehrte Lazarus Gerardini am 4. Juni cum gaudio et triumpho nach Genua zurück. Er beging das Fest des Stadtpatrons Johannes des Täufers im Zeichen des Sieges und des glücklichen Jahres mit einer curia mirabile e degna di memoria – also einem

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timentes Deum, interponendo preces, persuasiones et minas magnosque terrores, prout expedire videbat et tale negotium exigebat, eos omnes interveniente suffragio Ihesu Christi ad concordiam et pacis osculum et unionem in ecclesia Sancti Laurentii publice et laudabiliter coram multis deduxit, et ipsam pacem fecit ibidem in presentia omnium iuramento vallari, et eam iussit sub pena maxima ab una[qua]que partium inviolabiliter observari.« Zum Kampf zwischen Popolaren und der alten Oberschicht in Genua im Jahr 1227 (die Popolaren sollten erst 1257 tatsächlich mit dem Capitano del Popolo Guglielmo Boccanegra an die Macht gelangen) vgl. Forcheri (1980), S. 76–79. Annali Genovesi (1923), S. 21, fol. 141v, 2. Spalte. Chevedden (1998); Berwinkel (2007), S. 240/241 und S. 247; Feuerle (2009), S. 268, bringt eine Abbildung. Annali Genovesi (1923), S. 22, fol. 142r, 1. Spalte: »… cum tanto vigore et audatia cucurerunt, quod non videbantur homines set leones et griffi vel aquie celeriter convolantes….« Annali Genovesi (1923), S. 23, fol. 142r, 1. Spalte: »… in eodem monte circa ecclesia Sante Recordate usque propre muros Saone castra fixerunt in temptoria potestas et exercitus Ianue; duosque trabuchos ibi dominus Lacarius fecit erigi, et interim arbores et vineas Saonemsium devastari, et eos interdum usque in civitatis muralia diraicari.« Annali Genovesi (1923), S. 23, fol. 142r, 2. Spalte: »… et quadam die lune XXIIII madii venerunt Saonenses ad mandata potestatis et comunis Ianue ad castra Ianuensium aub temptorio potestatis, et ibi coram omnibus se prohicientes ad pedes potestatis, et lacrimabiliter ac suppliciter misericordiam postulantes, et crucem in manibus apportantes, mandata omnia et ordiantiones potestatis et comunis Ianue omnifariam ad purum intellectum potestatis et comunis Ianue corporaliter iuraverunt, et quod nullum intellectum habuerint a potestate, nec ab aliquo de sua familia, nec a persona aliqua pro comuni Ianue aliquo modo vel ingenio qui dici vel excogitari possit.«

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Abb. 46: Belagerung von Albisola durch das Genueser Heer sowie die Unterwerfung der Savoneser Bürger (Kat. Nr. 115), Annales Ianuenses, fol. 141v–142r, ms. lat. 10136, Paris, BibliothÀque nationale de France.

Turnier,937 bei dem zahlreiche Stoffspenden vom Podest— wie auch von anderen Adligen an die Spieler ausgegeben wurden, die aus der Lombardei, der Provence und der Toskana nach Genua gekommen waren. An dieser Stelle wurde eines der Gedichte des Notars Ursone da Sestri in den Jahrbuchbericht inseriert, das Lazarus Gerardini wie auch das Turnier verherrlicht.938 937 Gasparri (1992), S. 53, zufolge taucht in den historiographischen Quellen zwischen 1158 und 1328 das Wort turneamentum nicht auf, sondern wird durch andere Worte umschrieben. 938 Annali Genovesi (1923), S. 26: »Omnes genus ludi Iani fuit urbe repertum / Per te, Lazari, tunc quia tempus erat. / Implebant pueri totam concentibus urbem, / Uno psaltabant tunc vetuleque pede. / Tunc veluti iuvenum mores iustique gerebant, /Audax in ludis queque puella fuit. / Et sonipes multo fessus sudore madebat, / Currebant equites urbis ad omne latus. / Tanti discursus et ludicra tanta fuerunt, / Urbe quod in nulla tanta fuisse reor. /Adde quod expensis largos superabat avarus, / Pauper ad obsequium quisque paratus erat. / Uxor zelotipi secura cuncta gerebat, / Verbenbus pravis nulla cohacta fuit. / De dominabus porticus omnis densa manebat, / Res quoque que nimium digna favore fuit.« Welcher Art die hier genannten »Janus-Spiele« waren, ist leider bisher ungeklärt; die Textzeile »Die gesamte Stadt war erfüllt von harmonischen (= gemeinsam singenden) Knaben, es sprangen sogar die Alten auf nur einem Fuß« ist mit Blick auf das Fresko der Auswirkungen des Buon Governo in Siena von Interesse, da hier auf einen harmonischen einbeinigen antiken Tanz verwiesen wurde, um die Ikonographie der Tanzenden im vorderen linken

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Der Podest— Lazarus Gerardini wurde also in diesem Jahreseintrag als weiser Planer und aktiv Handelnder geschildert, der erneut die Kommune nach Innen sicherte und beruhigte und nach außen machtvoll und strafend gegen die Feinde vorging, die das Gemeinwohl bedrohten. Neben den Text trat sein Bild, dass ihn als prächtigen Ritter auszeichnete und ihn darüberhinaus im Text mit lobenden Beiwörtern schmückte. Im weiteren Verlauf der Narration wurden nicht nur seine Schlachtenerfolge ausführlich geschildert, sondern auch der Rand der Textseite mit einer narrativen Miniatur unten abgeschlossen, sein Triumph in der Stadt mit einem Turnier gefeiert sowie die Schilderung des Festes wie auch ein mit antiken Anspielungen reiches Gedicht wiederum in die Annales Ianuenses inseriert. Wie im Kontext der Miniatur von Podest— Uberto di Olevano (Kat. Nr. 110) herausgearbeitet, handelte seit der Einführung des Podestariats nicht mehr die Kommune oder ein Gremium von Konsuln für die Kommune, sondern der mit neuer Machtfülle ausgestattete Podest—. Der Text der Annales Ianuenses wie auch der Bilderschmuck reagierten auf diese veränderte politische Realität in der Stadt, die ihre Macht durch die Amtseinsetzung für ein Jahr an einen Herrscher delegierte. Wie stark dieser Regierungswechsel auf die Vorstellungen von Gemeinschaft einwirkte, konnte deutlich am veränderten Text und Bild erkannt werden. Auch in diesem Fall ist die individuelle DenkmalSetzung für eine Person im Rahmen und vor dem Hintergrund der Kommune zu verstehen, feierte und erhöhte sich die Stadt Genua in Lazarus, seinem Sieg und dem Turnier doch selbst, da der Podest— die Handlungsgemeinschaft Stadt einte, führte, repräsentierte und verkörperte.

6.3. Die Repräsentation von Gruppen Der Stadtpatron vertrat in der Frühzeit der Kommune, oftmals deckungsgleich mit der Hauptkirche der Stadt (und somit mit dem Bischofssitz) diese sowohl als rechtliche Person als auch in der bildlichen Repräsentation.939 In Genua wurden Bildfeld zu erklären. Der Text auf fol. 142v ist nicht wie der sonstige Chroniktext im Blocksatz sondern linksbündig geschrieben, so dass sich das Gedicht optisch aus dem Textfluss hervorhebt. Fontana (1998), S. 111/112, betont den transgressiven Charakter der im Gedicht geschilderten Handlungen, die seiner Meinung nach die Hierarchien und sozialen Stände innerhalb der Stadt kurzzeitig außer Kraft setzten und mit dem SchwellenGott Janus in Verbindung ständen. Zum Janusmythos und Genua im 13. Jahrhundert Fontana (1998), S. 111. 939 Zum Stadtpatron Peyer (1955), v. a. S. 59–62 zur Verkörperung der abstrakten Rechtsperson der Kommune; Golinelli (1994), v. a. S. 580 zur integrativen Rolle (unificare) des städtische Identität stiftenden Heiligen in der frühen Phase der Kommune-Bildung; Webb (1996), die v. a. Kapitel 2 (Saints and Citizens in the Twelfth Century), S. 60–92, die enge Verflechtung der kommunalen Oberschicht mit dem Kult des Stadtheiligen (innerhalb der translationes und inventiones, aber auch im Ankauf von Reliquien, um das Heil der Stadt anzureichern)

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an San Lorenzo Gebiete übertragen, da die Erschaffung einer juristischen Person, die für eine Körperschaft handelt, erst eine rechtlich spätere Entwicklung war. San Lorenzo in den Quellen definierte dabei niemals eindeutig, ob damit die Kirche als Bischofssitz (und damit letztendlich der Bischof als möglicher Stadtherr), die Gemeinschaft der Stadt oder der Heilige an sich, der die Bürgerschaft verkörpert, gemeint war. Wie weit eine Körperschaft als Vertragspartner innerhalb eines Rechtsgeschäfts agieren konnte, war rechtlich in der Frühzeit der italienischen Kommunen nicht geklärt. Die frühe Schenkung eines Sardischen Judex aus Cagliari verdeutlicht sowohl das Problem als auch die im frühen 12. Jahrhundert gefundene Lösung. Mit der Urkunde vom 18. Juni 1107 übertrug Torchitorio di Laconi Land und Abgabenfreiheit im Gebiet von Cagliari an Genua: Ego iudex Turchitor de Lacono […] facio cartam ad Sanctum Laurentium qui est episcopatus de civitate Ianue pro remedium anime mee et parentum meorum et pro magno servitio et adiutorio que in me exercuerunt cives supradicte civitatis….«940

Der Urkunde zufolge erfolgte die Schenkung zugunsten des Heiligen Laurentius, der definiert wird als episcopatus (also als »Bischofswürde«) der Stadt Genua (also an die Kathedrale San Lorenzo, aber nicht an die Kanoniker), für sein und seiner Eltern Seelenheil wie auch für den großen Dienst und die große Hilfe, die die Bürger der oben genannten Stadt ihm erwiesen hatten. Er entlohnte mit seiner Schenkung Flotten- und andere Leistungen der Kommune Genua, konnte dies aber zu diesem frühen Zeitpunkt nicht direkt an das comune tun, sondern musste den »Umweg« über den Heiligen Laurentius als dem Gesicht der ecclesia der Stadt nehmen. Im nächsten Schritt trat an die Seite der Genueser Kathedrale auch die Stadt und die Kommune von Genua, die in der Schenkungsurkunde von Comita, Judex von Arborea im Jahr 1131 parataktisch genannt werden: »Ego Comita, iudex Arvorensis, dono ecclesie Beati Laurentii Ianuensis, et comuni et civitati Ianue ecclesiam.«941 Hier wird eine vielkörperliche Gemeinschaft greifbar, die weder juristisch vorstellbar noch bildlich darstellbar war. Der Umbruch, den die Einführung des Podestariats brachte, wird erneut vor diesem Hinterherausarbeitet; Dartmann (2007), u. a. S. 179, zur integrativen Funktion des Stadtpatrons, der die Einwohner zur einer »einmütigen Kultgemeinde unter der Leitung des Erzbischofs« zusammenschloss; er betont die Rolle, die der Verehrung des Stadtpatrons zur Konstruktion der kollektiven städtischen Identität gerade in der Phase der kommunalen Konsolidierung zukam, erneut Dartmann (2010) mit kritischer Hinterfragung der Thesen Peyers. 940 Codice Diplomatico (1936), S. 25, Nr. 20. 941 Libri Iurium (1992a), S. 66–69, Nr. 42. Das ist natürlich nicht absolut zu setzen, da schon das erste Privileg von 958 den Einwohner der Stadt Genua (habitatores in civitate Ianuensi) die Rechte zuerkannt, wie auch in dem darauf folgenden von 1056 (habitantes infra civitatem Ianue). Libri Iurium (1992a), S. 5 und S. 7. Auch gibt es die Bezeichnung »Genuesen«, so im Frieden zwischen Pavia und Genua vom März 1140; dort schwören ianuenses, die personas Papiensium et eorum districtus zu schützen, Libri Iurium (1992), S. 55, Nr. 35.

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grund deutlich: der Podest— wurde nun der Empfänger von Briefen, versprach im Namen der Kommune, schloss Verträge ab, nahm Belehnungen vor und repräsentierte an vielen anderen Stellen die Kommune.942 Der Podest— ist – Albano Sorbelli zufolge – der sicht- und berührbare Repräsentant eines nicht näher zu beschreibenden comune, der Gemeinschaft der Stadt, die an sich abstrakt bleiben muss: die Institution wird in der Person, die sie vertritt, visualisiert.943 Für die Entwicklung von Gruppenrepräsentationen ist von Bedeutung, dass die institutionelle Ausbildung der Kommunen parallel mit der verstärkten Wiederentdeckung des römischen Rechts, und in diesem Kontext besonders den dort formulierten Überlegungen zu Rechtsbeauftragten (procuratores, die von der Gemeinschaft, die sie vertreten mit der plena potestas ausgezeichnet wurden), verlief. Gaines Post schlug in diesem Zusammenhang vor, die Praxis der corporate representation in der Mitte des 12. Jahrhunderts zu datieren, als der Bedarf an rechtlichen Vertretern von Stadtstaaten (aber auch von Zünften und Gilden innerhalb der Städte) zunahm und so neue Formen der Gruppenrepräsentation – durch Rückgriff auf das römische Rechte – gefunden werden mussten.944 Schon zu seinem ersten Hoftag in Roncaglia hatte Friedrich I. Barbarossa die Kommunen aufgefordert, legates zu senden, es kamen nicht näher spezifizierte sapientes viros, maiores oder auch legati, Männer, die sich vermutlich aus der städtischen Oberschicht und den Konsuln rekrutierten, wenngleich ihre Rechtsbefugnisse unklar bleiben. Auch beim zweiten Reichstag von Roncaglia im Jahr 1158 waren die Bürgerschaften durch Vertreter anwesend, Otto von Freising/Rahewin berichtete von den consules et civitatum iudices und den consules et missi singularum civitatum.945 Doch auch hier wird nicht ersichtlich, inwieweit diese Gesandten über klar umrissene Rechtsbefugnisse verfügten, oder inwieweit sie nur als Gesprächspartner auftraten, die die Vorschläge und Beschlüsse hörten, um sie dann an die städtische Regierung oder Vollversammlung zu kommunizieren, selbst aber keine Handlungsvollmachten hielten. Der Durchbruch bei der Gruppenrepräsentation scheint erst sehr viel später, zur Zeit von Innozenz III. (1198–1216) erfolgt zu sein.946 Nachweisbar ist die Vertrautheit der päpstlichen Kanzlei mit Vorstellungen einer juristischen Person beziehungsweise der vollständigen rechtlichen Vertretung einer Korporation durch eine Person u. a. in einem Brief des Papstes an die potestas und den populus. Hier forderte er die Städte auf, an die päpstliche curia kompetente 942 Caro (1891), S. 39: »Als Haupt der Commune vertritt er dieselbe persönlich vor ihrem Herrn, dem Kaiser.« 943 Sorbelli (1944), S. 34. 944 Post (1943), S. 217. 945 Gesta (1965), S.186–189. 946 Post (1943), S. 229.

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responsales zu entsenden, einen proctor, der plene instructus sei, also über volle Machtbefugnis verfüge. Diese responsales waren ausgestattet mit einem certum mandatum und plenaria potestas und nicht zufällig bezeichnete dies Podest— der oberitalienischen Kommunen, so dass Rechtsvorstellung und Amt sich hier parallel entwickelt zu haben scheinen. Meister Bartholomäus berichtete über den Ruf des Kaisers zum Hoftag nach Cremona im Jahr 1226: …et alii innumerabiles archiepiscopi, episcopi, abbates, marchiones, comites, duces, catanei, valvasores, castellani, principes et barones, et quam plures potestates sive rectores civitatum et locorum cum honorabilibus virorum nobilium comitivis, omnes videlicet cum armis, essent de dicti imperatoris mandato ad impsam curiam accessure.947

Er zählte also die geistlichen und weltlichen Machthaber in ihrer hierarchischen Stufung auf, ausgehend von den Erzbischöfen beziehungsweise Markgrafen, und kam dann auf die potestates sive rectores civitatum zu sprechen; diese Liste verdeutlicht, dass zu diesem Zeitpunkt die Podest— allgemein anerkannte Amtsträgern waren. Von diesen Überlegungen zu den Podest—-Bildnissen der Annales Ianuenses zurückkehrend wird offenbar, wieweit Überlegungen zur rechtlichen Vertretung von Korporationen, die Einführung des Amtes des Podest— und seine künstlerische Darstellung in den Jahrbüchern innerlich zusammenhängen. Die Singularität des bebilderten Chroniktextes der Annales Ianuenses ist schon mehrfach hervorgehoben worden, kein anderes kommunales historiographisches Schriftgut kann als Vergleich und zur weiteren Diskussion der Podest—-Bildnisse herangezogen werden. Doch stehen die Bilder der Genueser Jahrbücher nicht vollständig isoliert da, gibt es doch in Stein ausgeführte Bildnisse von Podest— in anderen italienischen Kommunen, die im folgenden Kapitel analysiert werden.

6.4. Podestà-Bilder in der Kommune. Perugia, Mailand, Reggio An der Fontana Maggiore in Perugia finden sich die Darstellungen von Podest— und Capitano del Popolo vom Ende des 13. Jahrhunderts, also rund zwei Generationen nach dem Bildnis von Lazarus Gerardini in den Annales Ianuenses.948 947 Annali Genovesi (1923), S. 11/12. 948 Der Brunnen ist inschriftlich auf 1278 datiert, die ausführenden Arbeiter nennen sich ebendort: Nicola und Giovanni Pisano als Bildhauer, der Fra Bevignate als Bauleiter und der Erbauer der Wasserzufuhr Boninsegna da Venezia. Batoli Lageli (1996), S. 194 sagt zur Aufgabe der Brunneninschrift: »L’epigrafe À dunque strumento di propaganda, di celebrazione, die comunicazione, ma À, naturalmente, anche – forse primariamente – uno strumento di conservazione e trasmissione della memoria storica. Le iscrizione, quelle pubbliche in particolare, sono un ›luogo della memoria‹, e lo sono tanto per chi in esse a

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Die Bildtafeln beider Männer sind mit Nobilis miles Matheus de Corigia und Nobilis miles dominus Hermanus de Sasferato beschriftet, beide Beamte sind als miles und somit als berittene Kämpfer ausgewiesen, wenngleich ihre bildliche Darstellung sie in zivilem Habitus mit dem langen, mantelähnlichen Gewand der Rechtsgelehrten zeigt.949

Abb. 47: Bildnis des Capitano del Popolo Hermann von Sassoferato, Nicola Pisano und Werkstatt, Perugia, Fontana Maggiore, 1278.

Die kommunalen Amtsträger befinden sich am Außenrand der erhöhten mittleren Schale des Brunnens und sind Teil eines umfangreichen Programms, zu der insgesamt vierundzwanzig jeweils inschriftlich bezeichnete Figuren an der Außenseite dieser Schale gehören.950 An den vier Punkten der Himmels-

posteriori ritrova un monumentum che si À trasmesso in diacronia, quanto per che le ha prodotte elaborandole a priori come un documentum«, Verzar (2000), S. 197/198. 949 Bartoli Langeli/GiovÀ Marchioli (1996), S. 185. N(O)BIL(IS) MILES MATHEUS DE CORIGIA und NOBIL(IS) MIL(ES) D(OMI)N(US) HERMAN(NUS) D(E) SAS FERATO. Die Inschriften befinden sich jeweils links und rechts am Brunnenrand hinter den davor gesetzten Figuren, die weder beritten, bewaffnet oder gerüstet sind. 950 Das untere Brunnenbecken hat 25 Seiten, auf denen Monatsarbeiten, die Artes Liberales,

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richtungen finden sich im Norden Heulixstes, im Westen Rom, im Süden Perugia und im Osten Johannes der Täufer, so dass die Kardinalpunkte mit bedeutenden Personen und Personifikationen mit städtischem Bezug besetzt wurden.951 Zu Seiten des im Norden stehenden Heulixstes, der durch Inschrift als Heulixstes Perusine conditor urbis, also als mythischer Stadtgründer von Perugia benannt wird, stehen Melchisedech und der Erzengel Michael, wiederum gerahmt von den schon erwähnten kommunalen Amtsträgern Hermann von Sassoferato und Matthäus von Coreggio. Personen aus dem Alten Testament, vor Ort verehrte Heilige, die Personifikationen der Städte Rom und Perugia, des Trasimenischen Sees und Chiusi, sowie allegorische Themen wie die Victoria Magna (Anspielung auf den Sieg der Guelfen), die Ecclesia Romana und die Divinitas Excelsa vervollständigen das Programm.952 Programmatisch ordnen sich dabei die Figuren zu den Seiten der vier Kardinalfiguren diesen zu, so beispielsweise gruppieren sich die ecclesia Romana und divinitas Excelsa, Petrus und Paulus um Rom, oder aber der Trasimeno-See und Chiusi um Perugia, gefolgt von Laurentius und Herkulanus, den beiden Stadtpatronen.953 Diese beiden Beispiele erlauben es, auch einen inhaltlichen Zusammenhang der Figuren um Heulixstes zu vermuten: In der Eulista, einer der wenigen Stadtchroniken, von der bekannt ist, dass sie im Auftrag der Kommune verfasst wurde, schildert der Autor Bonifacio Veronese die Abstammung des Heulixstes von Herkules.954 Nur hier und am Peruginer Brunnen taucht dieser legendäre Stadtgründer auf; er steht zwischen dem Podest— und dem Capitano del Popolo, auf ihn ist das gesamte Programm dieser Unter-Gruppe ausgerichtet. Beide Amtsträger tragen die gleiche Kopfbedeckung und ein langes Gewand, die rechte Hand des Capitano del Popolo (Sasferato) umgreift ein Schwert, während die des Podest— (Corigia) einen Stab vor dem Oberkörper hält.955 Es war Kathrin Hoffmann-Curtius, die darauf hingewiesen hatte, dass die Figur des Melchisedech, die ebenfalls zur Gruppe um Heulixtes gehört, durch Innozenz III. (1198–1216) in der Auseinandersetzung

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Tierfabeln, Szenen aus dem Alten Testament und die heraldischen Tiere – der Löwe für die Guelfen, der Greif für Perugia –, aber auch Romulus und Remus abgebildet sind. Nach der Rekonstruktion von White (1970), S. 75. Hoffmann-Curtius (1968), S. 32 sagt: Rom, Heulixstes, Augusta Perusia und Salomon. Popp (1997), S. 45. Die beiden Heiligen (Patrone der Kathedrale von Perugia) werden auch in der umlaufenden Inschrift genannt, dort heißt es: »Betrachte, der Du vorüberkommst, das heitere Leben des Wassers, wenn Du gut hinsiehst, kannst Du Wunderbares finden. Ihr Heiligen Herkulanus und Laurentius bittet beständig, der über den Sternen thront, möge die Wasser beschützen.« (Aspice qui transis jocundum vivere fontes si bene prospicias mira videre potes. Erculane pie Laurenti state rogantes conservet latices qui super astra sedet), zitiert nach Hoffmann-Curtius (1968), S. 17. 1293 erteilt die Kommune den Auftrag, die Chronik zu erstellen. Cronache (1850), S. 1–52; Galletti (1970); Schmidt (1986). Hoffmann-Curtius (1968), S. 40.

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mit dem Kaisertum instrumentalisiert worden war. In ihm, dem alttestamentlichen Priesterkönig, fand die Kirche eine Figur, die regnum und sacerdotium in sich vereinte, zudem zahlte Abraham den Zehnt an Melchisedech und erkannte damit – so die Argumentation – als Vertreter der weltlichen Macht die Oberhoheit der Kirche an.956 In diese Lesart würde sich der Erzengel Michael mit der Beischrift Angelus munitus nobilis gut einfügen, da er als gerüsteter englischer Kämpfer auf die wehrhafte Kirche verweist. Damit werden die beiden Amtsträger des Jahres 1278 zu zeitgenössischen Mitstreitern im Dienste des Papsttums und verkörpern, dem Stadtgründer Heulixtes darin vergleichbar, durch ihr Bildnis die guelfische Kommune Perugia.957 Die bekannte Überblendung von Kommune und Person ergibt sich hier durch den Zusammenhang – Hermann von Sassoferato und Matheus de Corigia sind sowohl als Individuen am Peruginer Brunnen dargestellt als auch in ihrer Funktionen als Capitano del Popolo beziehungsweise als Podest—. Sie schufen somit eine Kontinuität von den Anfängen der Stadt seit dem legendären Stadtgründer bis in die Gegenwart und ermöglichten zudem durch ihre Darstellung eine zeitliche Verortung, vergleichbar der Nennung der kommunalen Amtsträger in den Annales Ianuenses, wo ebenfalls nach Amtsperioden datiert wurde, oder wie in den schon mehrfach genannten kommunalen Inschriften des 12. Jahrhunderts, die ebenso die Namen der Amtsträger listen. Der Peruginer Brunnen ist in seinem Programm ebenso singulär wie die Annales Ianuenses, so dass es schwer fällt, von diesen beiden Beispielen verallgemeinernde Aussagen zu formulieren. Einige weitere erhaltene Kunstwerke weisen jedoch daraufhin, dass sich mit der Einführung des Podestariats und der rechtlichen Ausformung der Gruppenvertretung durch Legaten seit Beginn des 13. Jahrhundert die Bildnisse dieser Amtsträger im kommunalen Umfeld zu häufen beginnen, 956 »Melchisedechs Stellung neben Heulixstes offenbart die politisch-theologische Ideologie des Brunnenprogramms. Wie die Position der Ecclesia Romana neben der Roma im westlichen Teil der Fontana Maggiore die enge Verbindung von Stadt und Kirche darstellt, so wird schon für die Gründungszeit Perugias in dem Nebeneinander von Heulixtes und Melchisedech dieser Zusammenschluss für die Ewigkeit betont, denn Melchisedech refert ad Christum et per eum ad Ecclesiam gentium.« Hoffmann-Curtius (1968), S. 39. 957 Dennoch wurden sie in der älteren Forschung häufig als Bildnisse von Personen bezeichnet, so bei Keller (1939), S. 266: »Wir haben im vorigen Kapitel nachzuweisen versucht, dass diese beiden ersten Bildnisse politischer Persönlichkeiten eines italienischen Stadtstaates (neben dem Reiterrelief des Oltrado da Tresseno) Idealporträts sein müssen. Hier vollziehen Zepter und Handschuhe als Amtszeichen noch die Identifizierung.« Seiler (1989), S. 45 benennt dagegen diese Figuren als Beispiel von kommunaler Denkmalsetzung: »Das Verdienste im öffentlichen Bauwesen als besonders erinnerungswürdig eingestuft wurden, bezeugen auch die kleinformatigen Standfiguren von Matteo da Correggio (de Corigia) und Ermanno da Sassoferrato an der Fontana Maggiore in Perugia.« (Matteo da Correggio war Podest—, Ermanno da Sassoferrato war Capitano del Popolo, als der Brunnen errichtet wurde).

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wenngleich ihre ehemalige Zahl nicht mehr rekonstruierbar ist, da zu viele Werke im Lauf der Zeit zerstört wurden. Zwei der insgesamt sechs Bilder der Annales Ianuenses zeigen den Podest— als schwerbewaffneten Krieger zu Pferde, als Idealbild des Ritters: Manegoldus, der im Jahr 1190 das Haus eines verurteilten Mörders abreißen lässt (Kat. Nr. 104) und Lazarus, der 1227 in voller Rüstung und mit Löwenbanner auf dem Pferd sprengend dargestellt wird (Kat. Nr. 114). Bei Manegoldus ist das Bild stärker narrativ, zeigt ihn aber doch symbolisch als ausführende Gewalt im Staat, die nicht nur Recht spricht, sondern auch über die notwendige (Waffen-)macht verfügt, dieses Recht durchzusetzen. Lazarus erscheint hingegen vollkommen aus einem historischen Kontext entrückt als Symbol kriegerischer Macht – in diesem Fall der Kommune, in deren Dienst er stand.958 Der ideale Ritter vereint in seiner Figur sowohl Kampfeskraft als auch Frieden, garantiert er diesen doch als Sinnbild für die gezügelte, höfisierte und damit gezähmte Seite des Krieges, ist Tugendheld und Schützer der Schwachen.959 Wenn auch erst mit dem Libre del Orde de Cavalleria des Raimundus Lullus vom Ende des 13. Jahrhunderts eine umfassende Definition der Tugenden und Aufgaben des Ritters vorliegt,960 hatte 958 Nirgends ist der Zusammenhang zwischen ritterlich lebender städtischer Oberschicht und dem Ritter als Symbol so deutlich wie in Pistoia, wo das Stadtsiegel das Bild des Ritters und das Wappen von Pistoia zeigt. Erst in der Mitte des 13. Jahrhunderts, als der Popolo sich gegen die alte städtische Führungsschicht durchsetzten kann, erscheint dort – vergleichbar dem Lamm Gottes in Genua – das Bildnis des Stadtpatrons. Cipriani (2005), S. 57: »Ma la rilevanza di queste forme di autogoverno À anche data dal fatto che intorno alla met— del Duecento, quindi circa mezzo secolo prima che in altri comuni, il contrasto fra la parte nobile della cittadinanza e quella della borghesia emergente, cioe la lotta fra i Magnati ed i Popolani, a Pistoia si risolse a favore di quest’ultimi, introducendo cos‡ un ulteriore elemento di democrazia. Perfino il sigillo comunale fu cambiato: al posto di quello che raffigurava un cavaliere armato (simbolo di nobilt—), con le insegne pistoiesi ed una scritta minacciosa sul bordo, fu assunta la figura del patrono cittadino, un santo ›laico‹, perch¦ rappresentava il popolo di cui aveva fatto la fortuna, rendendo pi¾ ricca la citt— per l’attrazione rappresentata dalla reliquia esposta in cattedrale.« Zum Zusammenhang von Rittertum und Kommune v. a. Maire Vigueur (2004), mit Bezug auf Pisa, S. 115–122 und mit Blick auf die verschiedenen Formen der kommunalen Selbstverwaltung S. 337–400. 959 Dinzelbacher (2003). Im kommunalen Umfeld ist natürlich nicht jede Ritterfigur die Darstellung eines Podest—, sondern es können auch Georg oder andere Ritterheilige oder historische Figuren aus der Zeit der Kreuzzüge abgebildet werden, so in Verona, San Zeno, Theoderich und Konstantin. Mende (1994), S. 17, verwies allgemein auf die Schutz- und Wächterfunktion, die Ritterdarstellungen auf (Kirchen)-Türen inne haben. 960 »Defall† caritat, leialtat, just†cia e veritat en lo mûn; comcenŗ enemistat, desleialtat, injfflria e falsetat, e per aÅý fý error e torbament en lo poble de D¦u, qui era creat per Åo que D¦us sia amat, conegut, honrat, servit e temut per home. Al comenÅdament, con fo en lo mûn vengut menyspreament de just†cia per minavment de caritat, convenc que just†cia retorn—s en so honrament per temor ; er per aÅý de tot lo poble foren fets milenaris, e de cascun mil fo elet e triat un home pus amable, pus savi, pus leial e pus forts, e ab pus noble coratge, ab m¦s d’ensenyaments e de bons nodriments, que tots los altres. Encercat fo en totes, les bÀsties qual ¦s pus bella bÀstiae pus corrent e que pusca sostenir m¦s de treball, ni qual ¦s pus

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sich der ritterliche Verhaltenskanon im 12. Jahrhundert, unterstützt durch die vorbildhafte Funktion der positiven Schilderungen im höfischen Roman, ausgebildet.961 Wie Raimundus Lullus aufführte, sind es die zwei Gefühle der Liebe und der Furcht, die dem Ritter helfen, gegen die Uneinigkeit und gegen die Missachtung der Gesetze zu stehen. Der Ritter wird aufgrund seiner hohen Gesinnung und seiner guten (höfischen) Sitten sowie der hohen Ehre, die ihm zuteil wurde, als er erwählt wurde, Waffen zu tragen und auf dem Pferd zu reiten, von den anderen Menschen zugleich geliebt und gefürchtet. Daher ist es seine Aufgabe, durch die Liebe die Nächstenliebe und Harmonie (Einigkeit) auf Erden covinent a servir home. E car cavall ¦s la pus noble b†stia e la pus covinent a servir home, per aÅý de totes les bÀsties hom eleec cavall, e don—lo a l’home qui fo elet de mil hýmens; e per aÅý aquell home ha nom cavaller.« (Wenn man von der Welt die Liebe, die Treue, die Gerechtigkeit, die Wahrheit fortnimmt, beginnen die Feindschaft, die Untreue, die Ungerechtigkeit und die Falschheit zu regieren. So begann der Fehler und die Verstörung im Volk Gottes, das geschaffen worden war, damit der Mensch Gott liebe, erkenne, ehre und fürchte. Als in der Welt die Missachtung jeder Gerechtigkeit und Wahrheit begann, kam man überein, dass sie durch die Furcht wieder eingerichtet werden müsse; und so wurde jedes Volk in tausend Mann aufgeteilt, und, aus jedem der Tausend einer erwählt, der aufgrund seiner Güte, seiner Weisheit, seiner Treue, des Wertes, des Adels/der Edelste, der Schönheit und der Hingabe allen anderen vorstände. Auch zwischen den Tieren suchte man das schönste, das schnellste, das kühnste, und das, was sich am besten für den Dienst beim Menschen eigne; und weil das Pferd das edelste und am meisten für den Dienst beim Menschen am geeignesten sei, wurde es erwählt und dem Mann gegeben, der unter den Tausend erwählt worden war. Und darum heißt dieser Mann Ritter (= Reiter)), in: Lullus (1983), S. 66. Die Idee, dass der Sündenfall die Ordnungsmacht produzierte wie auch die Gesetze, findet sich allerorts, so u. a. auch in den Reliefs am Stadtpalast von Ancona. Zu beachten ist das Spiel von Tausend (mil) und Ritter (lateinisch: miles), wie auch von Ritter (Cavaller) und Pferd (Cavall). 961 Als nur ein Beispiel sei hier Chr¦tien de Troyes genannt, der in seinem Perceval definiert, ein Ritter müsse über Tapferkeit, über Vasallentreue, Freigiebigkeit, Höfischkeit und eine gelassene, freie Haltung als Ausdruck seiner inneren Einstellung verfügen. Allgemein Zambon (2008). Zu Raimundus Lullus: Lullus (1983). Frühere Definition, wenn auch nicht in dem Umfang des Werkes von Llull, finden sich in De Laude novae Militiae von Bernhard von Clairvaux, um 1130, der die Idee des Ritters mit den Kreuzzügen und damit mit dem Entstehen der ›neuen‹ christlichen Ritterorden verbindet, als Idee der Pilgerschaft, des Mönchtums und des Ritters. Eine Generation später, in den 1170er Jahren, verfasste der Bischof von Rennes, Êtienne de FougÀres, sein Livre des ManiÀres, in dem er die mittelalterliche dreiteiligen Ständeordnung diskutiert, und beim Kriegerstand eindeutig von der chevalerie, der Ritterschaft (als Orden) spricht. Noch früher definiert der Bischof Bonizo von Sutri in seinem Liber de vita Christiana vom Ende des 11. Jahrhunderts, was ein Ritter sein soll, Bonizo (1930), S. 248/249, allg. Keen (1987), v. a. S. 7–32. Beispiele zu frühen Ritterdarstellungen bei Lejeune/Stiennon (1966), S. 26–29, so u. a. Pavia, Santo Stefano, oder Pavia, San Giovanni in Borgo; auch am Architrav von AngoulÞme oder, als Beispiel aus Spanien, der Sarkophag der Dona Sancha in der Benediktinerkirche von Jaca; S. 29: »Man könnte noch weitere Beispiele des Motivs analysieren und dabei feststellten, dass von etwa 1120 an mehrere Gegenden dazu beitrugen, aus einem abstrakten und theologischen Thema [der Psychomanie, die als Kampf zweier Ritter dargestellt werden konnte] eine unmittelbarere, leichter fassbare Lehre zu machen, in welcher eine genau bestimmte Waffentat oder auch ein individualisierter Held eine glänzende Rolle spielten.«

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zurück zu bringen, und durch die Furcht die Gerechtigkeit und Wahrheit in der Welt wieder einzurichten.962 Er ist damit die ideale Herrscherfigur und konnte zu einer Art Hoheitszeichen werden, als hohe Adlige im Umkreis des Königshauses im 11. Jahrhundert in Nord- und Mittelfrankreich begannen, sich Reitersiegel als Zeichen ihrer weltlichen Machtbefugnisse zu schaffen.963 Der Weg zum Modell des positiven Kämpfers, das natürlich immer mehr Bild als Wirklichkeit war, die Umwandlung des furchteinflößenden und ungezügelten schwerbewaffneten und geschützten miles zu Pferd, begann am Ende des 10. Jahrhunderts.964 Durch Friedensbünde – pax und treuga dei – versuchten kirchliche Reformkreise, die negativen Seiten dieser sich ständig befehdenden Kriegerklasse einzudämmen – und propagiert als Gegenentwurf zur militia seculi die militia Christi, im Versuch, die Reiterkrieger mit einem ethisch-moralischen theoretischen Überbau zu befrieden und zu kontrollieren und dem Recht des Stärkeren ein christliches Konzept der Nächstenliebe entgegenzusetzen.965 Als Ziele wurden die Befreiung der von Sarazenen besetzten Gebiete im Heiligen Land und Spanien, die Verteidigung der Schwachen und der Diener Gottes wie auch die Einschränkung der Fehde definiert; die miles Christi fanden im Kampf um Jerusalem ein Ziel.966 Interessant ist, dass diese beiden Motive, die treuga dei 962 Lullus (1983), S. 68: »Amor e temor se convenen contra desamor e menyspreament; e per aÅý covenc que cavaller, per noblea de coratge e de bones costumes, e per la honor tan alta e tan gran la qual li ¦s feta per elecciû e per cavall e par armes, fos amat e temut per les gents, e que per la amor retorn—s caritat e ensenyament, e per la temor retorn—s veritat e just†cia.« Somit kann davon ausgegangen werden, dass auch die anderen vier Podest—darstellungen, die den Podest— meist im Kreise seiner Ratgeber zeigen, ein – anderes – Konzept des Rittertums darstellen: die Einheit, die der Ritter als Ordnungsmacht, aus Liebe zu ihm oder Furcht vor ihm, dort wo er wirkt, herstellt. 963 Schöntag (1997), v. a. S. 95: Reitersiegel wurden in Frankreich vom Hochadel geführt, von der Mitte des 11. bis zum Ende des 12. Jahrhunderts; nach dem 13. Jahrhundert trat es zurück. Houbon (1997), S. 21/22 berichtet auch von Münzen von Roger II., die ihn als Ritter mit Fahnenlanze darstellen – hier ist sicher die Herkunft der Normannen bedeutsam für die frühe, süditalienische Übernahme des Motivs. 964 Caffaro schreibt zum Jahr 1154 in den Annales Ianuenses (Annali Genovesi (1890), S. 40), dass Markgraf Heinrich von Loreto nach Art der Markgrafen lieber von Raub als gerecht leben würde. Gegen diesen »unzivilisierten« Ritter, der den Handel und wirtschaftlichen Aufschwung von Genua störte, ging eine als geordnet und gerecht geschilderte Kommune vor, um einen Landfrieden zu erwirken; wenig später trat dann mit dem Podest— Lazarus ein »guter« Ritter im Amt der Kommune an, den inneren Frieden zu wahren und dem Recht Geltung zu verschaffen; vgl. dazu Cardini (1982); Cardini (1992), S. 99 und 102. 965 Cardini (1992), S. 214/215. Erdmann (1955), S. 11, weist darauf hin, dass ursprünglich die militia Dei nicht den realen, sondern den geistlichen Kämpfer, also vor allem den Mönch (auch der Märtyrer) bezeichnete. 966 Laut Fulcher von Chartres sagt Urban II. in Clermont 1095 in seiner Kreuzzugspredigt: »Nunc fiant Christi milites, qui dudum extiterunt raptores; nunc iure contra barbaros pugnent, qui olim adversus fratres et consanguineos dimicabant; nunc aeterna praemia nanciscantur, qui dudum pro solidis paucis mercenari fuerunt.« (Es werden jetzt Kämpfer für Christus, die bis vor kurzem Räuber waren; nun kämpfen nach dem Recht gegen die

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wie auch der Aufbruch nach Jerusalem, in der kommunalen Entwicklung eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Rolle spielen. Die Schwureinung der Bürger ist nichts anderes als ein auf Zeit beschworener Frieden und gerade für die Seerepubliken fällt die Teilnahme am Ersten Kreuzzug mit dem ersten Auftauchen von kommunalen Ämtern zusammen. Früh wurden in Italien ritterlich lebende Feudalherren, freiwillig oder gezwungen, stadtsässig – und im Stadtgebiet selbst hatte sich der Stand der Freien mit ihrem Recht auf bewaffnete Verteidigung erhalten. Die Städter organisierten selbstständig ihren militärischen und juristischen Schutz, das Tragen von Waffen blieb Zeichen der städtischen Freiheit.967 Die urbane Oberschicht, ob sie sich vom älteren, ehemals feudal lebenden Adel oder vom reichen Bürgertum ableitete, lebte zudem ritterlich und trug Waffen, auch wenn dies außerhalb einer höfischen Umgebung geschah.968 Eine interessante Begebenheit zum städtischen Rittertum überliefert Kanzler Obertus im Jahr 1172: Im Konflikt mit dem aufständischen Markgrafen Opizzo Malaspina und seinem Sohn Moroello beschlossen die Konsuln, dass Genua selbst über Ritter – milites – verfügen müsse (Kat. Nr. 79).969 Im Absatz zuvor hatte die Kommune 3000 Lira gezahlt, um Ritter in ihren Dienst zu stellen, so dass die Vermutung naheliegt, diese Einrichtung einer städtischen Miliz sei aus ökonomischen Gründen geschehen.970 wenn die Konsuln das Lob, den Adel wie auch nicht zuletzt die Ruhe bewahren wollen, und vorhaben, die in ihrer Mitte gründenden nahen Feinde mit der Wurzel auszureißen, ist es gesund und nützlich, wenn sie anfangen, Ritter, die aus ihrer Stadt stammen, zu erschaffen.971

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Barbaren diejenigen, die vorher gegen ihre Brüder und Verwandte kämpften; nun erhalten ewigen Lohn diejenigen, die bis dato Söldner für wenig Geld waren.«), zitiert nach Zambon (2008), S. 26. Bordone (1997), S. 13 bezeichnet das gemeinsame Waffentragen aller Stadteinwohner als das »elemento distinitivo principale« gegenüber der Landbevölkerung; siehe auch Bordone (2002b), S. 89–110 (Kapitel II. Modelli di comportamento urbano nella prima eta` comunale 1. Il modello cavalleresco). Laudage (2006), Vorwort, S. 8: »Während es [das Rittertum] in der kommunalen Welt Oberund Mittelitaliens eine Gruppe von zu Pferde kämpfenden Menschen bezeichnete, die sich lediglich durch ihren Lehnsbesitz von anderen Gruppen der Bevölkerung abhoben, aber ansonsten eher in der Stadtgemeinde als am Hof eines Herrn ihren Bezugspunkt fanden, waren in den übrigen Regionen die Herrschaftsgebilde der Könige und Fürsten entscheidend, definierte sich der Ritter über seinen Dienst und seine Zuordnung zu einer curia.« Berwinkel (2007), S. 234; Fleckenstein (1974), v. a. S. 266–269. Annali Genovesi (1890), S. 258: »qui etenim rei publice consules ultra tria milia librarum mutuo sumpserunt, quando noster exercitus contra predictos marchiones exierat, ex quibus libris cuique militum clientum infra unius mensis spacium indifferenter exsoluerunt quicquid illis fuerat promissum; et insuper castra, additis in his clientibus, ut viri prudentes munierunt.« Annali Genovesi (1890), S. 258: »Si igitur laudem, nobilitatem vel demum quietem volumus

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Kanzler Obertus berichtet dann, dass in der Stadt Genua Ritter und eine Art stehendes Heer eingerichtet wurden.972 Wie Daniel Waley betont, waren die Wertbegriffe des feudalen Rittertums für die Bürger der italienischen Stadtstaaten von hoher Bedeutung.973 Das Konzept des Rittertums, nicht der realen historischen Gestalt – überhöht mit ethischen Wert und einem – vielleicht imaginären – Verhaltenskodex, wurde normativ für die städtische Oberschicht.974 Für den hier disktutierten Zusammenhang ist von Bedeutung, dass sich im Bild des bewaffneten Reiters somit die legale Ordnungsmacht des Podest—, ein christlich-höfisches Ideal, eine Lebensweise der städtischen Oberschicht und ein weit älteres Bildformular treffen: das des Reiterstandbildes.975 Das Wissen um die Bedeutung des Reiterstandbildes auf öffentlichen Plätzen als besonders ehrwürdiger Denkmalform hat das Mittelalter aus der Antike übernommen, wo solche Statuen in großer Zahl in jeder größeren und kleineren Stadt aufgestellt waren.976 Von diesen antiken Werken waren in nachantiker Zeit nachweislich die zwei Reiterstatuen von Theodosius und Justinian in Konstantinopel, der Marc Aurel in Rom, der Regisole in Pavia, wie auch

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conservare, ac vicinos hostes funditus intendamus de medio exstirpare, sanum et perutile esset ut milites nativos in urbe nostra incipiamus creare.« Annali Genovesi (1890), S. 258/259: »Hac quidem ratione partem omnes concordes extiterunt, in urbe Ianue militiam vel milites esse statuentes. Et facto proinde conscilio, silentiarii, qui rem publicam annue nituntur augere, ad creandam miliciam, Deo auspice, profuturam, letiores solito auctoritatem ylari mente prestarunt.« Waley (1969), S. 52, sieht in der Begeisterung der italienischen Stadtbewohner nicht »nur eine Art Eskapismus: eine snobistische Sehnsucht des Bürgertums nach einem unerreichbaren romantischen Traumreich der Phantasie.« Er betont vielmehr, dass die adligen Lebensweisen der stadtsässigen Oberschicht sich nicht von denen des Adels auf dem Land unterschieden. Nicht verschwiegen werden aber darf, dass im kommunalen Umfeld auch negative Ritter/Reiter-Darstellung vorkommen, so im Palazzo del Broletto in Brescia, aus den 1250er/1270er Jahren. Im Hauptsaal befindet sich die Schwurdarstellung von Bernardo Maggi, die teilweise den früheren doppelten Fries mit Darstellung von Rittern verdeckt. Hier waren vielleicht 50 oder mehr Reiter dargestellt, die mit einer Kette aneinander geschmiedet aus der Stadt vertrieben wurden. Die Deutung dieses Motivs ist nicht eindeutig, vielleicht entstanden sie nach dem Ende von innerstädtischen Parteikämpfen, vielleicht aber auch im Kontext der Auseinandersetzung von Friedrich II. mit dem Papst, Panazza (1966); Boskovits (1988); Gavazzoli Tomea (1990); Andenna (1999). Cardini (1992), S. 69 und S. 102; Petti Balbi (2003) nennt die Genueser Familien, die sich von den Vicecomes herleiten, dazu gehören die Avvocati, die Pevere, die Lusio, die di Carmadino. Vgl. dazu Siede (2010), die die Bedeutung der Ritter/Reiterdarstellung im kommunalen Umfeld Oberitaliens diskutiert. Zu ihren Beispielen gehört eine Darstellung des Stadtpatrons von Brescia (Faustinus), der nicht erhaltene Regisole von Pavia, ein Relief mit Reiterdarstellung an der schon behandelten Porta Romana von Mailand (vgl. Kapitel 5.2.5.), der Türsturz der Porta dei Principi am Dom von Modena sowie die berühmte Darstellung des Oldrado da Tresseno am Broletto von Mailand. Bergemann (1990), S. 46–48; Hunecke (2008), v. a. S. 13–22.

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die Statue des Mars in Florenz sichtbar.977 In seiner Arbeit über die mittelalterlichen Reiterdenkmäler in Italien nannte Peter Seiler dreizehn erhaltene oder durch Quellen überlieferte nachantike, also mittelalterliche, Werke, die von diesen Vorbildern abhängig waren. Viele dieser Reiterstandbilder gehören in das Feld der kommunalen Denkmäler und bilden Amtsträger der Stadtstaaten ab, wobei interessant ist, dass mit den beiden Reiterbildern in Florenz und Pavia zwei wiederverwendete antike Statuen überliefert sind, die ebenfalls innerhalb dieses Kontextes genutzt wurden.978 Das erste erhaltene vollplastische Bildnis eines reitenden Podest— befindet sich an der Fassade des Palazzo della Ragione in Mailand.979 Es wurde im Jahr 1233 geschaffen und zeigt Oldrado da Tresseno, der unterhalb seines Bildnisses inschriftlich als Bauherr des Broletto und als Beschützer der Gläubigen (fidei tutor) bezeichnet wird.980 Die vollständige Inschrift lautet: Der, der Du das königliche Atrium des großen Gerichtshauses betrittst, halte in ehrendem Andenken Oldrado, Bürger von Lodi, Beschützer des Glaubens und des Schwertes, der dieses Gerichtshaus erbaut und, wie es seine Pflicht war, die Katharer verbrannte.981

Oldrado sitzt auf einem schreitenden Pferd, dessen linke Vorderhand angehoben ist, er ist als »jugendlicher Ritter in Zivil auf schreitendem Pferd« dargestellt.982 Mit der linken Hand führt er die Zügel, wahrscheinlich trug er als Amtsinsignie

977 Seiler (1989), S. 13–40; Baumstark (1999) zum Nachleben. Marc Aurel ist bis heute erhalten, die beiden byzantinischen Statuen wurden erste bei der Einnahme von Konstantinopel durch die Türken im Jahr 1453 von den Säulen gestoßen und der Florentiner Mars, beschädigt 1178 bei einer Arnoüberschwemmung, wurde 1333 endgültig vom Fluss weggespült. Die Geschicke der Statue des Theoderich, die Karl der Große aus Ravenna nach Aachen translozieren ließ, sind nach 829 ungewiss. Der Regisole in Pavia war ein weiteres Reiterstandbild, das aus Ravenna transloziert wurde und ab dem 12. Jahrhundert vor der Kirche San Siro dokumentiert ist; es wurde während der Französischen Revolution zerstört. Saverio Lomartire hielt 2006 einen Vortrag (»Il monumento di Oldrado da Tresseno a Milano nell’ambito delle raffigurazioni equestri nella scultura tra XII e XIII secolo«) im Rahmen der Tagung »Reitermonumente des Mittelaltes. Formen. Funktionen, Modelle/ Monumenti equestri del Medioevo forme. funzioni, Modelli) an der Biblioteca Hertzinan; die Akten dieser Tagung sind leider nicht im Druck erschienen; Lomartire (2008). 978 Verzar (2000), S. 194/195. 979 Seiler (1989), S. 68–76. 980 Herklotz (1985), S. 213/124; Grandi (1988); Siede (2010), S. 236/237. 981 »Atria qui grandis solii regalia scandis / Presides hic memoris Oldradi semper honores / Civis laudensis fidei tutoris et ensis / qui solium struxit Catharos ut debuit uxit.« Siede (2010), S. 237, übersetzt: »Wer auch immer du bist, der du den Thron [Gerichtssitz] besteigst, gedenke des Oldrado, Bürger aus Lodi, Beschützer des Glaubens und des Schwertes [der Amtsgewalt], halt den immer in Ehren, der den Kommunalpalast erbaute und der die Katharer, wie es sich gehörte, verbrannte.« 982 Seiler (1989), S. 68.

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Abb. 48: Podest— Oldrado da Tresseno, Mailand, Broletto (Palazzo della Ragione), 1233.

in der rechten Hand ein heute nicht mehr erhaltenes Szepter oder ein Schwert.983 Sein Bildnis steht in einer in die Fassade zurückspringenden Bogennische oberhalb eines der Pfeiler, die die großen Rundbogen des Erdgeschosses des Kommunalpalastes tragen. Auf der unteren Rahmenleiste der Nische ist er namentlich bezeichnet und datiert: »MCCXXXIII Dominus Oldradus de Trexeno potestas Mediolani.« Zwei unterschiedliche Positionierungen zu dem Bildnis waren – so die Quellen – möglich: Der Mailander Chronist Galvanus Fiamma (um 1283-nach 1344) berichtete zu dem »sehr tadelnswerten« Bildnis: »… in cuius latere ipse Potestas in marmore super equum residens sculptus fuit: quod magnum vituperium fuit.«984 Warum dieses Bildnis Anstoß erregte, wurde von Fiamma nicht ausgeführt, möglicherweise war die Denkmalsetzung auf dem Pferd, die natürlich an den berühmten Marc Aurel in Rom erinnern musste, eine Anmaßung des Podest— – dennoch findet sich hier erneut das Motiv der guten Amtsführung als Erklärung, da der Podest— ja selbst in der Inschrift zu seinem Bildnis darauf verweist, dass er die Ketzergesetze von Friedrich II. mit Härte in der Stadt durchgesetzt habe.985 Die Verstörung, die das Bildnis des Podest— hervorrief, mag damit zu erklären sein, dass zu Galvanus Zeit dem Podest— kein persönliches Ehrenbildnis zugestanden werden sollte oder durfte. In diese Richtung weist die berühmte Quelle aus Florenz, die die Anbringung von Wappen und 983 Vergleichbar den Insignien der Podest— in den Annales Ianuenses. 984 Fiamma (1869), S. 449: »… an dessen Seite [des Broletto, also des neuerbauten Kommunalpalastes] jener Podest— auf einem Pferd sitzend in Stein dargestellt war: was viel Tadel hervorrief.« 985 Middeldorf-Kosegarten (2008), S. 41.

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Bildern einzelner Amtsträger verbietet: In einem Dokument vom 20. Juni 1329 wurde festgelegt, welche Arten von Darstellungen in öffentlichen Bauten wie auch an Toren angebracht werden durften. Zu den erlaubten Bildthemen gehörten allein »[…] pro aliqua victoria vel apprehensione alicuius civitatis seu castri facta pro Comune Florentie.«986 Peter Seiler aber hat zurecht darauf hingewiesen, dass Galvanus Fiamma das vergleichbare Reiterstandbild des Azzo Visconti nicht tadelswert fand.987 Die Kritik an dem Bildnis, die bei Galvanus Fiamma zu lesen ist, findet sich nicht in den Mailänder Jahrbüchern, wo zum Jahr 1233 berichtet wurde: »Isto anno finitum fuit Palatium, quod est in medio Broleti, ubi in marmore fuit sculptus ipse Potestas super equum insidens.«988 In dieser Quelle wird das Marmorbildnis des auf dem Pferd sitzend dargestellten Podest— in einen engen Zusammenhang mit dem in diesem Jahr vollendeten städtischen Palast gebracht. Somit ergibt sich erneut die Verbindung von kommunalem Verdienst und damit – rechtmäßig erworbenem – Anrecht auf ein Ehrendenkmal. Bei der Darstellung des Oldrado handelt es sich also wieder um das individuelle Ehrenbildnis einer Person, die für das comune handelte und daher – innerhalb des Stadtraumes – denkmalwürdig wurde. Seine Darstellung als Reiter/Ritter präsentiert ihn zudem als recht-schaffende Person; in der Inschrift zu seinem Bildnis taucht das Wort solium für den Kommunalpalast auf, was laut Andrea von Hülsen-Esch im Besonderen auf den Gerichtssitz verweisen würde. Somit wäre der Reiter als Zeichen der autonomen Kommune zu interpretieren, »die einen eigenen Gerichtsort hat und deren Repräsentant der Podest— ist.«989 Augenfällig ist, dass Oldrado nicht als geharnischter Ritter mit Lanze und Helm dargestellt wurde, sondern als Bürger von Mailand mit modischer Außenrolle hinten am langen Haar. Die Inschrift aber weist ihn nicht allein als Mehrer des Gemeinwohles aus, sondern auch als Beschützer, so dass Reitmotiv und Schutzfunktion hier verbunden wurden. Wenig früher entstand die – nicht erhaltene – Reliefdarstellung des Nazarus Ghirardini aus Lucca in Reggio Emilia.990 Der Chronist Salimbene de Adam berichtet in seiner Chronik über sie: Anno siquidem Dominice incarnationis MCCXXIX, quem etiam supra posuimus, dominus Naz‚rus Ghiardini de Luca potestas Reginus fuit, qui fecit fieri pontem et portam de porta Bernone. Et tunc primo civitas Regii cepit murari. Et fecit murari 986 Das Dokument gedruckt bei Seidel (1982), S. 41, Nr. 7: Die Prioren der Arti und die Gonfaloniere di Giustizia beschließen, dass kein Amtsträger sein Bildnis in den öffentlichen Gebäuden und an den Stadttoren anbringen darf, ASF, Provvisioni Registri 25, fol. 42v–43r. 987 Seiler (1989), S. 75. 988 Zitiert nach Seiler (1989), S. 69. 989 Hülsen-Esch (1994), S. 25. 990 Herklotz (1985), S. 214; Seiler (1989), S. 12 und S. 43/44.

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centum brachia a dicta porta inferius versus portam sancti Stephani. Et sic successive alii potestates annuatim faciebat murari duecenta brachia, quousque civitas murata est tota. Verumtamen propter guerrarum abundantiam aliquando civitas habuit intervallum murandi. Este dominus Naz—rus habet ymaginem lapideam super portam Bernonis, quam fecit fieri, et sedet ibi super equum lapideum in civitate Regii. Pulcher miles fuit et divis valde, notus meus et amicus, quando habitabam in civitate Lucana in Ordine fratrum Minorum.991

Aus dieser Quelle geht hervor, dass sich ein steinernes Reiterbildnis des Podest— einstmals an der Porta di Berno, einem der Tore in der Stadtmauer von Reggio, befand, die unter Nazarus Ghirardini aus Lucca, im Jahr 1229 Podest— von Reggio, erweitert wurde.992 Nicht deutlich wird, wie Nazarus Ghiardini super equum dargestellt war, ob im Zivil oder als gerüsteter Ritter. Salimbene charakterisierte den Podest— aber im folgenden Satz als schönen und prächtigen Ritter (pulcher miles fuit et dives) und weist damit zumindest im Wort auf den ritterlichen Charakter des Amtsträgers hin. Sowohl in Mailand wie auch in Reggio wurden Podest— an kommunalen Bauten, die durch sie initiiert wurden, abgebildet. Diese Würdigung mag den Namensnennungen der Konsuln an den Toren von Mailand, von Pisa und von Genua im 12. Jahrhundert vergleichbar sein, erreichte durch die Verbildlichung aber doch eine andere Qualität.993 Leider ist die Vermutung nicht beweisbar, der bei Salimbene genannte Podest— Nazarus Ghiardini, der 1229 in Reggio tätig war, sei mit dem Genueser Podest— des Jahres 1227, Lazarus Gerardini, identisch, zumal beide Personen aus Lucca stammen. (Kat. Nr. 114) Wenn dies zuträfe, wäre Lazarus/Nazarus der Podest—, dessen bildliche Darstellung – wenn auch in zwei unterschiedlichen Medien – für die erste Hälfte des 13. Jahrhundert nachweisbar ist. In diesem Fall wäre deutlich, dass er beide Male als Person und aufgrund seiner Verdienste für die Kommune geehrte worden war – einmal als Bauherr, einmal als innerstädtischer Befrieder und erfolgreicher Kriegsherr. Erneut durch Salimbene de Adam ist ein Grabmal mit einem gemalten Reiterbild im Dom von Modena dokumentiert. Der Chronist berichtete, der Podest— 991 Salimbene (2007), S. 95. 992 Wiegartz (2004), S. 260: »Im Jahr 1233 entstand das bereits oben erwähnte Bildwerk des Oldrado da Tresseno. Um ein vergleichbares Monument könnte es sich bei demjenigen »ymaginem lapideam […] super equum lapideum« gehandelt haben, das sich an der 1229 errichteten Porta di Berno von Reggio (Emilia) befand und den damaligen, für den Bau des Stadttores verantwortlich zeichnenden Podest— Nazaro Ghirardini aus Lucca zeigte«, mit Hinweis auf ein Reiterrelief am Portal des Palazzo Pretorio in Arezzo, das sich ehemals am Palazzo del Capitano del Popolo befunden haben soll (erbaut 1232 oder 1278). 993 Cervellini (1933), S. 241 bringt einen leoninischen Hexameter, der sich an der Mauer von Viterbo befunden haben soll, und der die Ehrung des Stadtleiters durch seine Bautätigkeit thematisiert: »Qui me fundavit Rector, qui sic decoravit. Vivat in eternum cum gente colente Viterbum.«

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von Modena, Jacopo di Enzola, sei im April 1284 in der Kathedrale beigesetzt worden und hätte dort ein großes Grab erhalten, »et in tumulo in equo ad modum milites honorifice fuit depictus.«994 Hier wird das auf dem Pferd sitzend mit nach Art der Krieger verbunden, und betont, dass der Podest— als Ritter dargestellt worden sei. Die ehrenvolle Intention der Reiterdarstellungen ist offensichtlich, sowohl im gemalten (wie in Modena) als auch im skulptierten Medium (wie in Mailand). Die beiden späteren Beispiele aus dem Trecento, das Fresko von Guidoriccio da Fogliano im Palazzo Pubblico von Siena sowie die vollplastische Darstellung des reitenden Signore von Verona Cangrande della Scala in Verona, bezeugen dies.995 Volker Hunecke benannte als »Hauptwurzel« des modernen weltlichen Reitermonuments seine Funktion als Grabmal für Männer, die das Waffenhandwerk ausgeübt haben, sei es »als reine Militärs, als Söldnerführer, Kondottiere, sei es als Signoren, als Allein- und Gewaltherrscher, die sowohl militärische wie politisch-zivile Aufgaben wahrnahmen.«996 Die hier diskutierten Beispiele zeigen jedoch, dass die Reiterdarstellungen im kommunalen Kontext nicht ausschließlich im sepulkralen Kontext vorkommen, sondern ebenso an Amtsgebäuden oder anderen wichtigen kommunalen Bauten. Schon Ingo Herklotz hatte darauf hingewiesen, dass die Reiterstatue die gebräuchlichste Art und Weise gewesen sei, die norditalienischen Podest— zu ehren.997 Allen diesen Darstellungen gemein ist, dass sie als Erinnerungsmale von Personen im Umkreis der italienischen Stadtstaaten sowohl der Glorifizierung des einzelnen Individuums, als auch – da sie einen kommunalen Amtsträger in seiner virtus herausstellten – der Glorifizierung der Kommune dienten.998 Diese Idee zeigt sich deutlich in einem – späteren – Dokument aus Florenz, das Grabmonument von John Hawkwood betreffend, wo es heißt »unam honorabilem et magnificem sepulturam […] tam pro magnificentia communis Flo-

994 Cronica (1905), S. 608, Zeile 26/27; Herklotz (1985), S. 224. 995 Danach folgten laut Seiler (1989), S. 12 die zwei weiteren Scaliger-Gräber (Mastino II, Cansignorio) in Verona sowie die der Visconti in Mailand (Bernabo und Azzo). 996 Hunecke (2008), S. 23; seine Arbeit ist mit praemium virtutis betitelt und macht damit schon deutlich, dass es sich bei den Standbildern um ehrenvolle Auszeichnungen (= einen Gewinn aufgrund von Verdiensten) handelte. 997 Herklotz (1985), S. 214. 998 Donato (1986) zu verschiedenen Formen der memorie comunali in Florenz, v. a. des 14. und 15. Jahrhunderts mit Blick auf Dichter/Autoren; Barbavara di Gravellona (2005), zum Brauch und den Möglichkeiten, kommunale Amtsträger durch Begräbnisse ad comunis expensas zu ehren, aber auch, durch herabsetzende Malereien und andere Medien zu miskreditieren; als Beispiele für ehrenvolle Begräbnisse nennt sie Piero da Farnese (S. 266), Ghisello degli Ubaldini (S. 273), Aldobrandino Ottobuoni (S. 274), Biordo degli Ubertini (S. 274): »A Firenze in particolare gli onori per gli uomini d’arme erano determinati dal tentativo da parte del Comune di creare un’identit— della propria citt—-stato attraverso monumenti per gli eroi della patria.«

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rentie quam pro honore et fama perpetua dicti domini Iohannes.«999 tam – quam: es handelte sich um kommunale Ehrenmonumente, die sowohl dem Nachruhm einer Person dienten, als auch an die Großartigkeit der Kommune erinnern sollten.1000 An dieser Stelle treffen die Aufgaben der Stadtchronistik und des städtischen Denkmals zusammen: die Erinnerung wachzuhalten an große Taten zur Mehrung des comune.1001

6.5. Das Autorenbild des Chronisten Ein Sonderfall des persönlichen Ehrenmals ist das Autorenbild der Annales Ianuenses, das ganz zu Beginn des Werkes steht (Kat. Nr. 1). In ihm wird – wie ein Vorgriff auf die kommunale Würdigung des Podest— – Caffaro ein bildliches Denkmal gesetzt. In einem gerahmten und mit Deckfarben vollständig kolorierten Bildfeld thront der erste Annalist Genuas und diktiert sein Werk dem neben ihm sitzenden Schreiber. Die Miniatur befindet sich auf Blatt 1r der Handschrift, an der linken Seite des Bildfeldes liest man – einem Titulus vergleichbar – die sich reimenden Zeilen: Genua war geschützt damals, als jener Konsul war und die Stadt unternahm dieses Werk, weil er wusste, wie die Dinge passierten. Sein Name ist Caffaro, den das hier gegenwärtige Bild bezeichnet. Lebe er ewig, dessen Nachkommen zahlreich seien.1002

Caffaro wurde als alter weißbärtiger Mann dargestellt, der in ein weißes Gewand gekleidet ist. Im Redegestus wendet er sich diktierend an den jüngeren Schreiber, der auf seinem Schoß ein Schreibpult mit Pergament hält, dazu Schreibgerät und Rasiermesser in den Händen. Beide Männer sind in der oberen Rahmen999 Zitiert nach Seiler (1989), S. 49. 1000 Seiler (1989), S. 50: »Die kommunalen Ehrenmonumente hatten nicht zuletzt auch didaktische Funktionen zu erfüllen, das heißt, die Erinnerung an die verdienstvollen Individuen sollte nicht nur um ihrer Ehre und ihres Ruhmes Willen wach gehalten werden, sondern auch um an deren vorbildliches tugendhaftes Handeln zu erinnern. Man war der Auffassung, Ehrenmonumente könnten einen Beitrag zur politischen Unterweisung und Orientierung der Bevölkerung leisten.« Siede (2010), S. 237: »Weil in den Kommunen im 13. Jahrhundert fast überall der Podest— die Zügel der Stadtregierung führte, war also das Einzelmonument als Ehrenbild für seine Verdienste, als Praemium Virtutis, die logische Konsequenz und der nächste Schritt in der Entwicklung des Reiterbildes.« 1001 Diese Idee findet sich in Übertragung bei allen Podest—-Darstellungen im kommunalen Umfeld, wo sie teilweise inschriftlich noch bezeugt ist, wie »… im Fall Nazaro Ghirardini da Lucca […] der Beginn des Baus der Stadtmauer von Reggio ein äußerer Anlass gewesen zu sein [scheint], im Fall des Oldrado da Tresseno der Abschluss des Baus des Mailänder Broletto.« Seiler (1989), S. 53. 1002 Annali Genovesi (1890), S. 4: »Ianua tuta quidem fuit illo consule pridem, Urbs ea que movit, quod sic ex ordine novit. Nomen ei Cafarus, presens quem signat imago. Vivat in eternum cuius generosa propago.«

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leiste durch die Namen CAFARUS und MACOBRIUS klar identifiziert. Gabriella Airaldi zufolge wird in diesem Autorenbild symbolisch der Übergang vom Wort zur Schrift thematisiert, von der oralen Erinnerungskultur hin zum schriftlich fixierten chronikalischen Text. Das Wort würde hier durch den alten weisen Mann, den Zeitzeugen, versinnbildlicht werden, für die Schrift hingegen stände der junge Notar, der Träger der publica fides (des öffentlichen Vertrauens) ist: Caffaro trat dabei in der Doppelfunktion des Zeitzeugen und des Historikers auf, sein Bericht wurde durch Macobrius in ein Dokument umgewandelt.1003 Der Notar Macobrius wird in den Annales Ianuenses nicht genannt, ist aber im Imbreviaturbuch von Giovanni Scriba zweimal verzeichnet.1004 Sein Name ist für das Genua des 12. Jahrhunderts ungewöhnlich, auffällig ist die Namensähnlichkeit mit dem spätantiken Grammatiker und Philosophen Ambrosius Theodosius Macrobius (um 400, mit dem verrutschten »r«), und es bleibt zu fragen, inwieweit hier nicht eine gelehrte Anspielung, eine geistreiche Antikenrezeption intendiert sein könnte: Die Rezeption der Schriften des Macrobius ist im gesamten Mittelalter gesichert, wirkmächtig sind vor allem die Commentarii in Somnium Scipionis und seine Saturnalia.1005 Dort wird im ersten Buch der Gott Janus vorgestellt, der zweifache Gott, der in zwei Richtungen schaut, nach Innen und nach Außen, in die Vergangenheit und Zukunft, ins alte Jahr und ins neue. Janus ist zudem der göttliche Torwächter, der Schwellenwärter. Genua, auf lateinisch Ianua, begann früh, seine Herkunft etymologisch, in der dreifachen Überblendung von antikem Gott Janus, dem Wort Tor und dem Namen Genua herzuleiten.1006 Die Stadt stilisiert sich als Tor zur Lombardei, die (vergleichbar dem doppelköpfigen Gott) sowohl aufs Land wie aufs Meer blickte. Die in allen vier Weltecken agierenden genuesischen Händlern und Kriegern fanden im Ianus Quadratus eine Identifikationsfigur – auch dies basierend auf dem Bericht von Macrobius, demzufolge Janus mit vier Gesichtern in die vier Ecken der Welt blicken würde. Seine Saturnalia stellten eine der wichtigsten Quellen für Janus bereit, den die beiden genuesischen Historiographen des späten 13. Jahrhunderts, Jacobus de Voragine und Jacopo Doria, für ihre jeweiligen Gründungsmythen der Stadt nutzen sollten. Die Macrobius-Rezeption erreichte im 1003 Airaldi (2004), S. 76: »Dunque il cronista racconta, ma, insieme con lui, anche il notaio racconta. Ed ecco che le voci della storia genovese diventano due e ambedue raccontano la stessa storia.« 1004 Annali Genovesi (1890), S. LXXXVII, zum 16. Dezember 1156 und 3. April 1157. Dazu auch Petti Balbi (1982), S. 20/21. 1005 Die Liste der erhaltenen Handschriften S. 33–35 bei Kelly (1999), darin mindestens 18 Handschriften vor dem 12. Jahrhundert sowie mehr als 24 Handschriften aus dem 12. und frühen 13. Jahrhundert. Die erhaltenen Commentarii-Handschriften listet Hüttig (1990), S. 22–25 auf. Zur Macrobius-Rezeption im Mittelalter Schedler (1916); Bevilacqua (1973), hier v. a. S. 71–89. 1006 Saturnalia, Buch I, 9/10.

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12. Jahrhundert einen Höhepunkt, eine Kenntnis der Schriften des Autors also ist in gebildeten Zirkeln von Genua möglich. Vor diesem Hintergrund wird denkbar, dass auch Caffaro und seine Zeitgenossen über diese bedeutungsvolle historische Parallele reflektierten: der antike Macrobius, der über die Geschicke von Janus berichtete und der hochmittelalterliche Macobrius, der den ihm diktierten Bericht über die Ereignisse in Genua/Ianua schriftlich fixierte; … jenseits von diesen Überlegungen aber ist zu betonen, dass Caffaro (und durch ihn auch Macobrius) aufgrund ihres Verdienstes für die Kommune bildwürdig und ihnen in ihrem Werk/durch ihr Werk von der Kommune Raum für eine persönliche, individuelle Ehrung zugestanden wurden.

7.

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Die Frage nach der Erschaffung und der Sicherung eines Herrschaftsgebietes mit Hilfe von schrift- und bildgestützten Medien, die Praxis der Monumentalisierung von Geschichte über Beutestücke, Bauten, Inschriften und Wandmalereien sowie frühe Formen des persönlichen Ruhmesmales im 13. Jahrhundert wurden in dieser Arbeit analysiert. Ausgangs- und Bezugspunkt für diese Untersuchung hochmittelalterlicher Erinnerungskulturen bildeten dabei die Jahrbücher von Genua mit ihrem Berichtszeitraum von 1099 bis 1293. Grundlage der Analyse bildete dabei der nun folgende Katalog der 116 Zeichnungen und Miniaturen, die in dem Codex ms lat. 10136 der Pariser BibliothÀque nationale de France zum Text der Stadtchronik gezeichnet wurden. Hinzukamen erhaltene und über Quellen zu erschließende Artefakte und Objekte, die im Genueser Herrschaftsgebiet als Gedächtnismedien inszeniert worden sind. Genua offenbarte sich innerhalb der vorliegenden Arbeit als ein exemplarischer Sonderfall, in dem durch genau definierte Übergänge und Brüche manches klarer hervortrat, was in anderen Städten angedeutet, vermutbar und ungewiss bleibt. Durch das frühe historische Bewusstsein der städtischen Elite entstand ab 1099 in privaten Notizen, ab 1152 als offizielle Aufgabe eine Stadtchronistik, die bis 1293 fortgeführt wurde und so – einzigartig – zweihundert Jahre kommunaler Selbstbeschreibung (ab)lesbar macht. Bemerkenswert ist, dass mit dem Ende des Berichtszeitraumes der Annales Ianuenses 1293 eine neue – vielleicht zeitgemäßere – Chronistik in Genua entstand. Sie zeigt im Verbund mit den zu dieser Zeit geschaffenen Kunstwerken an, dass etwas Neues an dieser Epochenschwelle in der Kommune begann, das einen Nachhall auch in der kommunalen Kunst finden sollte.1007 Es war der Kanzler und Notar Jacopo Doria (1234–1305), der die Genueser Jahrbücher redaktionell bearbeitete und abschloss; zeitgleich begann der Do-

1007 Di Fabio (1979); Di Fabio (1989).

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minikaner und Genueser Erzbischof Jacobus de Voragine (1228–1298) mit der Arbeit an seiner universalen Stadtchronik, der Chronica civitatis Ianuensis.1008 Jacobus de Voragine besann sich in Krisenzeiten auf den defensor civitatis, den Stadtpatron Johannes den Täufer, schuf aber zugleich für die Stadt einen in die Antike zurückreichenden Gründungsmythos um die Figur des Janus.1009 Dem Konzept der Weltchronistik entsprach dabei die Festlegung einer – möglichst weit zurückliegenden – Stunde Null, von der ausgehend die große Erzählung ausgehen konnte. Diesem Konzept folgte Caffaro nicht, er hob, ebenso programmatisch, aber eben einem anderen Programm verpflichtet, mit dem gemeinschaftlichen Zug nach Jerusalem an, und verband dabei den Gründungsakt der Kommune mit dem Ersten Kreuzzug.1010 Die Konsuln in ihrer Ämterfolge bildeten für ihn das Gerüst seiner Erzählung, nur durch sie wurde Zeit zählbar. Das eigene Alter, eine eigene Tradition hingegen sollte oder musste bei Caffaro noch nicht behauptet werden, was vermutlich einerseits dem Format der Jahrbücher geschuldet ist, andererseits aber dennoch erklärungswürdig bleibt, verzichtete Caffaro doch im Gegensatz zu anderen Historiographen gänzlich auf verstreute Notizen aus einer grauen Vorzeit.1011 Der 1. Kreuzzug nahm somit die Stelle des Gründungsmythos für die frühe Kommune ein, deutlich hat dies Frank Schweppenstette in seiner Dissertation zu den Annales Ianuenses herausgearbeitet.1012 Auffällig aber bleibt, dass sich Caffaro zum Auftakt seiner Annalistentätigkeit für diese programmatische Überhöhung noch nicht zu interessieren schien, vielmehr erst der Schreibanlass um 1150 die 1008 Cronaca (1995), S. 32: »Infatti la Chronica, composta dall’autore alle fine della sua vita, tra il 1295 e il 1298, quando egli rivestiva l’incarico pastorale di arcivescovo della propria citt—, puo a buon diritto essere considerata come un’opera storica, e pi¾ precisamente come il primo testo di letteratura storiografica su Genova.« Bertini Guidetti (1997); Bertini Guidetti (1998). Zu Doria Arnaldi (1984). 1009 Ravera (1997). Zur Mythologisierung der städtischen Vergangenheit allgemein ohne Bezug auf Genua Galletti (1999). Jacobus de Voragine verfasste auch eine Vita des Johannes, ediert als Ystoria (1876), siehe Kapitel 5.4.2. In einer späteren Schilderung der Reliquientranslation (Historia del glorioso Precursore di N. S. S. Giovanni Battista protettore della citt— di Genova von Calcagnino aus dem Jahr 1697) von Johannes dem Täufer wird dieser als neuer Janus angesprochen, der zwischen dem alten und dem neuen Testament steht (nuovo e vero Giano da due face, che rimiran l’una il vecchio e con l’altra il nuovo testamento), Fontana (1998), S. 120–125. Busch (2001), S. 129: »Der Dominikaner und Erzbischof Iacopo da Varagine nutzte seine theologische Gelehrsamkeit, die letztlich in der Bibelexegese wurzelte, um in pastoraler Absicht ein hohes Alter seiner Stadt nachzuweisen.« 1010 Die Literatur zur Weltchronistik ist so umfangreich, dass hier nur zwei Titel exemplarisch genannt werden von den Brincken (1957) und Wallfraff (2005). 1011 Busch (1997), S. 33, formulierte, dass die frühen Kommunen erst Geschichte machten, bevor sie dann im Laufe des 12. Jahrhunderts begannen, diese auch aufzuschreiben, sieht also auch einen engen Zusammenhang von Aktionsbündnis, städtischer Formierung und Bewusstwerdung und Historiographie. 1012 Schweppenstette (2003), S 285 spricht von einem Sakraldiskurs.

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große Kreuzzugs-Erzählung schuf. Es war der Rechtsstreit in Jerusalem, vermutlich ebenso wie die Konkurrenzsituation mit Pisa, die ihn veranlassten, im Liber de liberatione dieses Motiv auszuarbeiten, um damit die Rolle Genuas bei der Einnahme von Jerusalem zu bestärken. So blieb auch hier eines der hauptsächlichen Ziele der historiographischen Tätigkeit, eine vermeintlich eigene Frühzeitigkeit, Überlegenheit und damit Rechtmäßigkeit durch Alter zu betonen. Erst um 1300 setzte die Suche nach der Gründergestalt – so der Befund in Genua und in anderen Kommunen – verstärkt ein, befruchtet durch die Konkurrenz mit verfeindeten Städten.1013 Doch schon in einem Rhetoriktraktat des 8. Jahrhunderts findet sich die Feststellung »Urbium laudem primum conditoris dignitas ornat« – Das Lob der Stadt schmückt sich vor allem durch die Ehrwürdigkeit des Gründers.1014 Mythologische Ahnväter evozierende Ursprungslegenden also gehören einer späteren Zeit an, wenngleich auch hier die »Anfänge« schwer zu erkennen sind; in Genua scheinen die 1290er Jahre das richtige Datum dafür zu sein.1015 In seinem Artikel über die Anfänge der Kommune in der historischen Erinnerung der italienischen Städte im Spätmittelalter schrieb Gian Maria Varanini: il ›ricordo fondante‹ non puý riferirsi in un caso come quello del comune cittadino italiano ad un momentum, a un fatto specifico, trattandosi di un processo che si innesta su una tradizione robusta e consapevole di identit— urbana.1016

Jacopo Doria bemühte sich zu diesem Zeitpunkt – sicherlich noch stärker und bewusster als Caffaro – Erinnerungen vor dem Vergessen zu bewahren.1017 Er konnte dies auch und vor allem, weil seine Vorgänger begonnen hatten, diese Erinnerungen aufzuschreiben, die er nun konservieren, sichten, ordnen musste. Aber Jacopo Doria beließ es nicht bei der Redaktion erhaltener Texte, sondern 1013 Benes (2011), v. a. S. 63–88. 1014 Zitiert nach Nuti (2002), S. 241. 1015 Ein frühes Beispiel ist Pisa, wo durch den Liber Guidonis compositus de variis historiis (um 1119) der Trojamythos für viele Stadtgründungen Italiens behauptet wird, u. a. für Rom, Padua und Pisa, vgl. Campopiano (2007), S. 51/52. Liber (2008), S. 185: »Pisa autem Tuscie civitas nobilissima dedit ei milites numero mille, bello expertissimos, densos acie atque horrentibus hastis, quibus Asilas astronomicus mirabilis et augur futurorumque prescius princeps constitutus est. Que civitas predicta in Tuscia a Pelopide Tantali filio constructa et edificata est, apud eam exulans.« In den anderen historiographischen Texten Pisas aus dem 12. Jahrhundert aber findet sich diese Narration nicht (Chronicon Pisanum, Gesta Triumphalia per Pisanos facta, Bernardo Maragones Annales Pisani). 1016 Varanini (2002), S 90. 1017 Busch (2001), S. 139/140: Jacopo Doria war als einer der vier sapientes in scriptis mit der Überarbeitung der Genueser Annalen für den Zeitraum 1270–1279 betraut; ab 1280, obwohl er in den Akten nicht als Rechtsgelehrter (iuris peritus) bezeichnet wird, wurde ihm die Führung des kommunalen Archivs in der Sakristei von San Lorenzo mit dem Register sowie den Rechtstiteln und anderen Schriftsachen der Stadt übergeben.

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suchte, noch vor die Anfänge von Caffaro hinaus zu gehen.1018 Dabei verließ er das Format der Jahrbücher und wurde – wie Jacobus de Voragine – zum Chronisten. Beide Autoren machten sich ungefähr zeitgleich auf die Suche nach den Anfängen, Jacopo Doria fand sie vor allem in den alten Manuskripten in der Bibliothek seines Großvaters, die für ihn die Genueser Beteiligung am 1. und 2. Kreuzzug bewiesen und beschrieben. Seine Suche nach den Anfängen Genuas aber führte ihn auch, aufgrund des Fehlens von verlässlichen Schriftquellen (für Doria ein Zeichen für das hohe Alter seiner Stadt), zur mündlichen Tradition:1019 Sed constructorem ipsius in libris aliquis autenticis non potui usque nunc invenire forte propter antiquitatem ipsius. Sed vulgaris tenet opinio in civitate Ianuae, quod post destructionem urbis Troiae quidam nobilis troianus nomine Ianus applicuit ad has partes, et in loco ubi nunc dicitur Sarcanum, id est saltus iani, descendit castrumque in loco ubi nunc Castellum dicitur ubi est domnus archiepiscopalis modo hedificavit, et civitatem Ianue a suo nomine scilicet Iano denominavit.1020

In dieser Passage wird der trojanische Adlige Janus genannt, der die Stadt Ianua/ Genua gegründet haben soll.1021 Jacobus de Voragine ersann drei Männer des Namens Janus, die aufeinander folgten, erst ein aus dem Orient nach Italien migrierender König, dann ein princeps, der nach der Zerstörung von Troja nach Italien kam und drittens der Herrscher von Epiro, der nach Rom flüchtete, dort 1018 Annali Genovesi (1929): Im Vorwort zu seinen Annalen sagt Doria, er wolle die Ereignisse der Jahre 1280 bis 1294 aufschreiben, fügt aber dann hinzu: »Aber, bevor ich mein vorgeschlagenes Thema aufnehme, will ich einige Dinge erinnern, die die Stadt Genua betreffen, die in gewissen alten Geschichten und Legenden gefunden werden können, und danach will ich zu meinem Thema zurückkehren. Weil ich nichts Geschriebenes vor Caffaro gefunden habe, edler Bürger von Genua, der die Arbeit an dieser Chronik im Jahr des Herren 1097 (wie es zu finden ist zu Beginn der Chronik), begonnen hat, noch die Gründung der Stadt in einem Buch (wohingegen die Gründer von vielen anderen Städten von Italien und anderen Weltregionen in den Arbeiten von Isidor und Solinus und andern Historikern zu finden sind), wurde ich dazu bewegt zu denken mit ruhigem und bereitem Geist, wie ich etwas über die alten Zeiten finden könnte.« 1019 Fontana (1998), S. 106. 1020 Annali Genovesi (1929): »Aber ich konnte nichts finden über die Gründer in irgendeinem glaubwürdigen alten Buch, vielleicht, weil die Stadt so alt ist. Aber der allgemeinen Meinung nach segelte, nach der Zerstörung von Troja, ein gewisser edler Trojaner mit dem Namen Janus in diese Region, zu einem Ort, der jetzt Sarzano genannt wird, also Wald/ Holz das Janus. Er landete und errichtete eine Burg an dem Ort, der heute Castello heißt, wo der erzbischöfliche Palast sich jetzt befindet; und die Stadt erhielt ihren Namen von ihm, also Janus.« 1021 Busch (2001), S. 132: 1221 wird Genua noch als Ianua (= Tor) gedeutet, siehe dazu Kapitel 5.2.; in einem Gedicht, das anlässlich der siegreichen Rückkehr des damals amtierenden Podest— im Jahr 1227 vorgetragen wurde, taucht erstmals der Name Janus auf; Janus als Gründungsheros Genuas wird ausdrücklich zuerst in einem Gedicht von Notar Urso genannt (verfasst nach der verlorenen Seeschlacht gegen Friedrich II. zwischen Monte Christo und Giglio).

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nach seinem Tod als Gottheit verehrt wurde und durch die römische Herrschaft über die Ligurer so als Kult auch nach Genua kam:1022 notandum est quod tres fuisse Iani dicuntur, primus est Ianus qui de partibus Orientis in Ytaliam venit et ibi primo regnavit, secundus est quidam princeps qui fuit civis Troiae qui post destructionem Troiae ad Ytaliam venit, tertius est rex Epyrotarum qui Romam venit et post mortem suam Romani ipsum deificaverunt et tanquam Deum coluerunt.1023

Der epochale Wandel zeigt sich in der Abkehr von einer zeitgeschichtlichen Annalistik hin zu einer Chronistik mit Anspruch auf die vollständige Narration von den Ursprüngen an; diese Art des historischen Erzählens ist um 1300 in Genua neu und sicherlich vor allem einer geänderten Mentalität geschuldet, die auch an anderen Orten diese Art von Historiographie hervorbringt. Und dennoch können in Genua auch ganz realpolitische Ereignisse identifiziert werden, die diesen Wandel bedingten: Am Ende des 13. Jahrhunderts kam es, trotz der Siege über Pisa und Venedig, erneut zu innerstädtischen Unruhen, die selbst der seit 1292 amtierende Erzbischof Jacobus de Voragine ergebnislos zu verhindern suchte. Oberto Spinola und Carrado Doria hatten ihr Amt als Capitani del Popolo 1295 niedergelegt, doch die Situation besserte sich nicht und es kam zwischen dem 30. Dezember 1295 und dem 9. Februar 1296 zu einem Krieg in Genua, in dessen Zuge der Dom brannte und wichtige Archive verloren gingen. Im Zuge der Restaurierungsarbeiten wurde dort die auch heute noch an der zum Hauptschiff liegenden linken Seitenschiffswand oberhalb des ersten Arkadenbogens sichtbare Büste geschaffen, die laut Inschrift ein Bildnis des Janus ist: »Jan[us] p[ri]m[us] Rex Italie de p[ro]genie gigantiu[m] q[ui] fu[n]davit Jan[uam] t[em]p[o]r[e] Abrahe.«1024 Oberhalb der Arkaden verläuft eine weitere Inschrift, die das Bildnis noch genauer historisch verortet, sie lautet:

1022 Fontana (1998), S. 108/109. In dem sorgfältig komponierten Werk von Jacobus wird sein politisch-moralisches Anliegen sein Versuch als Erzbischof, die zerstrittene Kommune neu zu einen deutlich. Die Chronik teilt sich in drei Teile, zuerst die schon genannten Überlegungen zur Gründung der Stadt und ihres Namens. Es folgen Überlegungen zur Heimat, Familie und Gott, bevor die eigentliche Chronik einsetzt, in der die Geschichte der Stadt in status inchoationis, status progressionis und den status perfectionis unterteilt wird. 1023 Cronaca (1995), S. 342; Annali (1941), S. 1: »L’idea di una fondazione antichissima di Genova da parte di Giano collegata alle genealogie giudaico-ellenistiche doveva essere presente in citt—, tanto da essere rifiutata dal Doria e accetata dal da Varagine.« Fontana (1998), S. 112. 1024 Corpus (1987), S. 32, Nr. 53. Gotische gelängte Schrift; Memorialeinschrift der Gründung Genuas durch Janus; unter einem königlichen Kopf, wiederverwendetes Werk von französisch-normannischen Bildhauern.

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Ianus princeps Troianorum astrologia peritus navigando ad habitandum locum quarens sanum et securum Ianuam jam fundatam a Iano rege Ytalie pronepote Noe venit et eam cernens mari et montibus titissima ampliavit nomine et posse.1025

Die Büste ist eines von mehreren Werken des Maestro di Giano, der in Genua als protomagister einer Werkstatt zwischen 1302 und 1312 die Wiederherstellungsarbeiten am Dom leitete. Zu seinen weiteren Steinwerken gezählt werden das berühmte historische Relief, dass die Einnahme des Hafens von Pisa durch die Genueser Flotte zeigt, sowie die marmorne Kopie des Bronzegreifs von 1226.1026 Als viertes Werk wird ihm die enigmatische Figur des eine Kugel haltenden Mannes im Museo Sant’Agostino in Genua zugeschrieben, vielleicht die Darstellung eines kommunalen Amtsträgers.1027 Wie die neue Chronik von Jacobus von Voragine, bezeugen auch diese Werke einen neuen Geist, eine neue Ära der kommunalen Kunst. Beide Chronisten, Jacobus de Voragine und Jacopo Doria, stehen an einer Schwelle, nicht allein durch den Fall der letzten Kreuzfahrerstaaten, sondern auch, weil die kommunale Entwicklung um 1300 zu einem Ende kam. Doria selbst beschreibt den Fall, beziehungsweise die Flucht aus Akkon wie auch aus Tyrus, auf Genueser Schiffen, nach Zypern – »und so war das Land der Christen verloren.«1028 Aber anders als Jacobus de Voragine versteht sich Doria nicht als Historiograph eines Neuanfang, beginnt keine neue Geschichte, sondern sieht sich als Ordner und Konservator : mit ihm schließt die Geschichte der Annales Ianuenses.

1025 Suida (1906). Der Urenkel von Noah, Janus, gründet die Stadt, und ein trojanischer Fürst, zweiter Janus, vermehrt dann Ruhm und Macht der Stadt. 1026 Cellerino (1998), S. 111. 1027 Di Fabio (1997), S. 35. 1028 Annali Genovesi (1929), S. 43/44.

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Katalog der Randzeichnungen und Miniaturen der Annales Ianuenses des Codex ms. lat. 10136 der Bibliothèque nationale de France in Paris

Kat. Nr. 1: Der Historiograph Caffaro und sein Schreiber, der Notar Macobrius. fol. 1r, zum Text von Caffaro (ohne Jahr), ausgeführt in Deckfarben (Abb. 1).1029 IANUA TUTA QUIDEM FUIT ILLO CONSULE PRIDEM, URBS EA QUE MOVIT, QUOD SIC EX ORDINE NOVIT NOMEN EI CAFARUS, PRESENS QUEM SIGNAT IMAGO VIVAT IN ETERNUM CUIS GENEROSA PROPAGO. Viereckiges gerahmtes Bildfeld mit dem Autorenbild von Caffaro und seinem Schreiber Macobrius mit einer Beischrift im Rahmen CAFARUS und MACOBRIUS. Die Miniatur füllt nicht den Platz des gesamten Schriftspiegels aus, sondern lässt rechts Platz für den in Majuskeln ausgeführten vierzeiligen Vers, der sich direkt auf den Inhalt des Bildes bezieht.1030 Kat. Nr. 2: Stadtdarstellung von Jerusalem mit der Beischrift iehrm fol. 2v, zum Text von Caffaro (1101), Tintenzeichnung (Abb. 6).1031 In primo exercitu Francorum versus Antiochiam MXCVII in exercitu Affrice MLXXXVIII in primo exercitu Tortuose MXCIII et quando civitas Iherusalem capta fuit MXCVIIII. Nach dem Bericht über die triumphale Rückkehr des Genueser Heeres im Oktober des Jahres 1101 folgt die kurze Notiz von vier wichtigen Siegen gegen die Sarazenen, die Genua errungen hat; auf der Höhe dieser Aufzählung befindet sich die erste Tintenzeichnung des Codex. Jerusalem ist als eine zweitürmige Anlage mit jeweils rechts und links schräg abfallender zinnenbesetzter Mauer dargestellt; in der Mitte zwischen den Türmen ist der Giebel eines Bauwerks angedeutet. 1029 Annali Genovesi (1890), S. 4, Cafari (1868), Tafel III. 1030 Der Text der Annales Ianuenses beginnt mit einer großen Q-Initiale: »Quicumque sua utilitate vel aliena preteritorum annorum a tempore stoli Cesarie usque nunc noticiam habere voluerit, hoc scriptum a memoria Cafari inventum legat, et lecto veritatem cognoscat.« Dieser Prolog, der den Schreibanlass nennt und in den chronikalischen Text einführt, nimmt die ersten 14 Zeilen ein. Darunter befindet sich das gerahmte Bildfeld mit der Darstellung von Caffaro und seinem Schreiber Macobrius. 1031 In der Edition der RIS ist die Zeichnung am falschen Platz eingetragen, da der zugehörige Text erst auf S. 13 steht: Annali Genovesi (1890), S. 8.

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Katalog der Randzeichnungen und Miniaturen der Annales Ianuenses

Kat. Nr. 3: Drei Geldstücke und ein Blattornament fol. 3r, zum Text von Caffaro (1102), Tintenzeichnung (Abb. 2).1032 Primo anno istius consulatus moneta denariorum papiensium veterum finem habuit, et alia incepta nove monete brunitorium fuit. Die alten Paveser Denare werden durch kleinere Bruni abgelöst. Kat. Nr. 4: Kastelldarstellung Portovenere mit der Beischrift castru port veneris fol. 3r, zum Text von Caffaro (1113), Tintenzeichnung (Abb. 2).1033 Pretera predicti consules ad honorem civitatis Ianue castrum Portus Veneris edificare fecerunt. Die neue erbaute Burg von Portovenere. Kat. Nr. 5: Drei Geldstücke und ein Blattornament fol. 3r, zum Text von Caffaro (1115), Tintenzeichnung (Abb. 2).1034 In secundo anno predicti consulatus denarii bruni prioris nove monete mense octubris finem fabuerunt, et alia moneta minorum brunitorum incepta fuit. Die Bruni werden durch eine neue Münze – noch schlechtere Bruni – abgelöst. Kat. Nr. 6: Drei Blumen fol. 3v, zum Text von Caffaro (1118), Tintenzeichnung (Abb. 4).1035 Et in primo anno supra scripti consulatus, scilicet Opizonis Mussi et sotiorum eius, qui annus fuit primus de consulatu et tercius de compagna, Ianuenses cum magno exercitu ad Portum Pisanum tenderunt, scilicet cum galeis octuaginta, cum gatis XXXV et cum gulabis XXVIII et cum navibus magnis IIII portandibus machina ac omnia instrumenta que ad bella sunt necessaria. necnon viginti duo milia virorum bellatorum, militum ac peditum, inter quos bellatores quinque milia cum loricis et galeis ferreis ut nix albis induti erant. Weder die Weihung des Doms von Genua San Lorenzo, noch der Beginn des Krieges über die korsische Frage mit Pisa – beides Ereignisse, die im Text erwähnt werden – sind durch Zeichnungen deutlich akzentuiert. Die drei Blumen stehen bei der Schilderung eines Kriegszuges gegen den Porto Pisano, sind also mit dem Kriegsbeginn verbunden. Möglicherweise handelt es sich dabei auch um eine Art von heraldischem Zeichen für den Konsul Opizonus Mussus, der den Zug anführte, da noch weitere Beispiele in den Annales Ianuenses andeuten, dass mit Blumen oder ornamentalen Zeichen eine Person benannt wurde (vergleiche Kat. Nr. 15, 50 und 64). Kat. Nr. 7: Das Kastell Voltaggio mit der Beischrift Vultabinum fol. 3v, zum Text von Caffaro (1121), Tintenzeichnung (Abb. 4).1036 Et castrum Vultabii cum introitu eius per libras quadringentas emerunt ab Alberto marchione de Gavi. Für 400 Lire wird das Kastell von Voltaggio vom Markgrafen Alberto von Gavi gekauft.

1032 1033 1034 1035 1036

Annali Genovesi (1890), S. 13. Annali Genovesi (1890), S. 15. Annali Genovesi (1890), S. 16. Annali Genovesi (1890), S. 16. Annali Genovesi (1890), S. 17.

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Kat. Nr. 8: Die Burg Fraconalto mit der Beischrift flaconus fol. 3v, zum Text von Caffaro (1121), Tintenzeichnung mit gelber und wenig blauer Deckkfarbe (Abb. 4).1037 Secundo vero anno prefati consulatus Opizonis Mussi et sortiorum eius, Ianuenses cum magno exercitu militum ac peditum iugum transierunt, Flaconemque et Clapinum ac Mundascum et Petram Becariam preliando ceperunt. Die Genueser überschreiten mit einem großen Heer den Passo di Giovo und nehmen die Orte Fiaccone (ab 1927: Franconalto), Chiappino, Mondasco und Pietra Beccaria ein; als pars pro toto wird allein der Ort Fiaccone abgebildet. Kat. Nr. 9: Feuer zu Sankt Ambrosius mit der Beischrift ignis sci ambrosii fol. 3v, zum Text von Caffaro (1122), Tintenzeichnung mit roter Deckfarbe (Abb. 4).1038 Et ignis sancti Ambrosii in isto consulatu fuit. Das Feuer in der Stadt wird als wichtiges Ereignis des Jahres mit einem Randzeichen versehen; die im Text genannte Gründung der städtischen Kanzlei (clavarii scribaniuqe, cancellarius, pro utilitate rei publice, in hoc consulatu primitus ordinati fuerunt) wird durch kein Randzeichen akzentuiert. Kat. Nr. 10: Korsika mit der Beischrift corsica fol. 3v, zum Text von Caffaro (1123), Tintenzeichnung (Abb. 4).1039 Et in isto anno Calixtus papa, Rome in Lateranensi ecclesia sancti Iohannis, sinodum fecit, et Ianuenses et Pisanos ad sinodum propter discordiam eorum vocavit. Ibique pluribus diebus lite Corsice consecrationis a cardinalibus et ab episcopis et archiepiscopis diu inter rationata et non concordata; tandem dominus papa, postquam vidit cardinales et episcopos discordare, litis huius consecrationis iudices, inde qui litem iuste diffinirent, posuit duodecim archiepiscopos et duodeceim episcopos, nomina quorum in privilegio Ianuensium scripta sunt, qui ab aliis separantes et in quandam partem palatii semoti stantes et multum inter se de Corsicanis consecrationibus certando, et antiquum registum Romane ecclesie legere fecerunt et ibi invenerunt quod Pisani archiepiscopatum Corsice iniuste tenebant. Et sic omnibus XXIIII concordatis, coram papa in basilica palatii, presentibus episcopis et abbatibus et archiepiscopis numero CCC venerunt; et ibi Gauterius Ravennensis archiepiscopus sententiam, consilio ceteorum, taliter dixit: »Domine, domine, nos non sumus ausi dare sententiam coram te, sed dabimus tibi consilium obtinens vim sententie. Consilium meum et sotiorum tale est: ut archiepiscous Pisanus deinceps Corsicanas consecrationes dimittat, et ulterius deillis non se intromittat.« Die Zeichnung der Insel Korsika findet sich an der Stelle im Text, der scheinbar wortwörtlich den Schiedsspruch (bzw. die Empfehlung) des Bischofskollegs um Papst Calixt II. bezüglich der kirchlichen Rechte auf Sardinien für Pisa und Genua wiederholt. Zusätzlich verweist der Text auf eine Urkunde (privilegio Ianuensium), die Genua ausgestellt wurde. Urkunde und Chroniktext sind wichtige Zeugnisse für den Krieg zwischen Genua und Pisa um die Vorherrschaft auf Korsika, protokolliert doch der Text hier scheinbar, dass der 1037 Annali Genovesi (1890), S. 17. 1038 Annali Genovesi (1890), S. 18. 1039 Annali Genovesi (1890), S. 22. Die Randzeichnung steht an falscher Stelle, da der Test zu der Zeichnung sich auf S. 18/19 befindet.

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Ratgeberkreis um den Papst durch Konsultation des kirchlichen Kopialbuches (antiquum registum Romane ecclesie) herausfand, dass das Erzbistum Pisa unrechtmäßig die Insel hält. Kat. Nr. 11: Galeere fol. 4r, zum Text von Caffaro (1125), Tintenzeichnung (Abb. 16).1040 Postea vero in eodem consulatu galeam unam pisanorum que in provintiam ivit ad aquilam scilicet, capta fuit a galeis Ianuensium. Eine weitere Episode aus dem Krieg zwischen Genua und Pisa: Eine Pisaner Galeere wird von den Genuesen aufgebracht. Kat. Nr. 12: Kastell Sant’Angelo auf Korsika mit der Beischrift castru sci angeli fol. 4r, zum Text von Caffaro (1126), Tintenzeichnung mit gelber und blauer Deckfarbe (Abb. 6).1041 Deinde Corsicam transierunt, et castrum sancti Angeli, quod recuperatum a Pisanis erat, castrum et Pisanos CCC bello habuerunt. Der Krieg gegen Pisa dauert an und den Genuesen gelingt es in einem Kriegszug, ein von den Pisanern zurückerobertes Kastell erneut einzunehmen. Kat. Nr. 13: Die Burg Montalto mit der Beischrift Mons altus

fol 4v, zum Text von Caffaro (1128) Tintenzeichnung.1042 Et in isto consulatu Monsaltus fuit captus a Ianuensibus, qui fuerunt ibi cum magno exercitu peditum et militum. Die Burg von Montalto wird durch ein großes Genueser Heer eingenommen.

1040 Annali Genovesi (1890), S. 23. 1041 Annali Genovesi (1890), S. 23. 1042 Annali Genovesi (1890), S. 24.

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Kat. Nr. 14: Kastell Rivaroli mit der Beischrift Rivarolus

fol 4v, zum Text von Caffaro (1132) Tintenzeichnung.1043 Et castrum Rivaroli factum fuit. Der Krieg gegen Pisa um Sardinien und Korsika hält an, und das Kastell Rivaroli wird von den Genuesen erbaut. Kat. Nr. 15: Löwe fol. 5r, zum Text von Caffaro (1134), Tintenzeichnung (Abb. 28).1044 In tercio decimo consulatu unius anni fuerunt consules de comuni IIII Ansaldus Mallonus, Ansaldus de Auria et Fabianus, et de placitis VIII Boiamundus, Ingo de Volta placitabant in duabus compagniis, in Palazolo et in Platealonga, Elia et Ingo Galleta in aliis duabus, in Macagnanis et in sancto Laurentio, Rainladus Goxonus et Willielmus Lusius in aliis duabus, in Porta et in Susilia; Ansaldus Sardena et Rubaldus Vicecomes in aliis duabus, in Portanova et in Burgo. Et tunc temporis in Ianuensi civitate erant compagnie facte de septem octo. Dieser Jahreseintrag ist ein gutes Beispiel für die teilweise sehr kurzen Texte, die Caffaro vor den 1150er Jahren verfasst, als er begann, Zeitgeschichtliches umfangreich zu notieren. Die Nennung der Konsulnamen ist weit umfangreicher als die kurze Nachricht über die in diesem Jahr in Genua geschworenen compagne. Warum der Löwe an dieser Stelle gezeichnet wird, erschließt sich nicht. Entweder bezieht er sich auf einen der genannten Konsuln (wie Kat. Nr. 6, 50 und 64), oder aber auf die Schwurbünde der Bürger. Kat. Nr. 16: Galeere fol. 5r, zum Text von Caffaro (1136), Tintenzeichnung (Abb. 28).1045 Et in isto consulatu galee 12 tenderunt super Buzeam, et ceperunt navem unam magnam et divitem, et Sarracenos multos, Bolpheto fratrem Matarassi et alios multos, quos Ianuam deduxerunt; et de peccunia navis unaqueque de galeis habuit valens librarum 700 millesimo. Im Jahr 1136 nehmen die Genuesen die algerische Hafenstadt Bugia (Bejaia, Bougie) ein, einer der wichtigsten Häfen Nordafrika. Diese Stadt war seit 1062 Sitz der Berberdynastie der Hammadiden (1015–1152, auch Beni-Hammad). Zwischen 1121 und 1152 herrschte Yahya ibn al-Aziz. Wer genau der genannte Gefangene ist, ist unklar, Tommaso Luigi 1043 Annali Genovesi (1890), S. 26. 1044 Annali Genovesi (1890), S. 27. 1045 Annali Genovesi (1890), S. 28.

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Belgrano vermutet, es könne sich bei Bolphetus um Abu-Fotuh handeln, und bei dessen Bruder Matarassus um den caid Motareff-ibn-Ali-ibn-Hamdin.1046 Bemerkenswert ist, dass nicht die Stadt – als Ortszuwachs – sondern das Schiff als Beute abgebildet wurde; dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass es sich um keinen permanenten Sieg über die Stadt handelte (und die Genueser dort weiterhin Rechte hielten), sondern nur um einen kurzen Raubzug. Kat. Nr. 17: Geld mit Adler fol. 5r, zum Text von Caffaro (1139), Tintenzeichnung (Abb. 28).1047 Et in isto consulatu bruneti finem habuerunt. et in isto consulatu moneta data fuit Ianuensi urbi a Cunrado Theutonico rege; et privilegia inde facta et sigillo aureo cancellariius regis Ianuam duxit et consulibus dedit. Die schlechten Pavesischen Bruni verlieren an Wert und an ihre Stelle tritt eine eigene Genueser Münze. Konrad II. hatte im Dezember 1138 in Nürnberg das Münzprivileg verliehen, der Genueser Denar trägt auf dem Avers den Namen von Konrad. Der Text verweist hier – zum ersten Mal – explizit auf ein Privileg, das Genua ausgestellt bekam, also auf ein anderes Schriftstück im Archiv der Stadt. Kat. Nr. 18: Kastell Ventimiglia mit der Beischrift victimiliu

fol. 5v, zum Text von Caffaro (1140), Tintenzeichnung.1048 In isto autem constulatu Ianuenses cum magno exercitu militum ac peditum, mari ac terra, ad Vigintimiliensem civitatem perrexerunt, ad honorem Dei et civitatis Ianue civitatem et castra totius comitatus preliando ceperunt, et fidelitatem omnibus hominibus civitatis et comitatus in perpetuo iuarere fecerunt. Genua nimmt mit einem großen Heer Ventimiglia ein, macht Beute im gesamten Gebiet und erhält den Treueschwur der Einwohner. Nicht durch Zeichnung akzentuiert worden ist die Ernennung von Wilhelm de Columba zum Stadtschreiber (et in isto consulatu Willielmus de Columba scribanus intravit) – obwohl er es ist, der 1152 den Auftrag erhält, die Annales Ianuenses in das Chartular der Stadt zu übertragen.

1046 Annali Genovesi (1890), S. 28. 1047 Annali Genovesi (1890), S. 29. 1048 Annali Genovesi (1890), S. 30.

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Kat. Nr. 19: Kastell Aimero mit der Beischrift amelium

fol. 5v, zum Text von Caffaro (1141), Tintenzeichnung.1049 Et isti consules de comuni Amelii emerunt, et Strutio fratribusque et consobrinis pro feudo dederunt, et fidelitatem ab eis in perpetuum acceperunt. Die Kommunalkonsuln von Genua erwerben das Kastell Aimero, geben es als Lehen aus an Struzius und seinen Bruder und nehmen von diesem den Treueschwur an. Kat. Nr. 20: Feuer zu Sankt Jakobi mit der Beischrift ignis sci iacobi

fol. 5v, zum Text von Caffaro (1141), Tintenzeichnung mit roter Deckfarbe.1050 Et in eodem consulatu secundus ignis in civitate fuit; et hoc fuit in vigilia sancti Iacobi. In diesem Jahr brennt es zum zweiten Mal in Genua, und zwar einen Tag vor Sankt Jakob. Interessant ist, dass es sich sicherlich nicht absolut um das zweite Mal handelt, dass es in Genua brennt – sondern allein um das zweite Mal seit Einführung der Geschichtsschreibung, so dass man an dieser Stelle erkennt, wie die schriftliche Fixierung der Vergangenheit die Wahrnehmung verändert. Kat. Nr. 21: Zwei Frauen mit der Beischrift tertie ablate fol. 5v, zum Text von Caffaro (1143), Tintenzeichnung (Abb. 3).1051 In isto consulatu tercie ablate fuerunt mulieribus. Durch einen Beschluss der Konsuln von Februar 1143 wurde das Erbrecht der Frauen geändert. Der Rechtsakt ist als Kopie im Liber Iurium erhalten. Kat. Nr. 22: Der thronende Papst Lucius II überreicht eine Münze an einen vor ihm stehenden Mann mit der Beischrift libra auri p missa Jan fol. 5v, zum Text von Caffaro (1144), Tintenzeichnung mit blauer Deckfarbe (Abb. 3).1052 Et isti consules, tempore pape Lucii, miserunt legatos ad papam; qui multa petentes, tandem hoc consecuti sunt, quod dominus papa Lucius dimisit Ianuensibus libram auri unam quam pro unoquoque anno Romane curie dare debebant. Insuper privilegia

1049 1050 1051 1052

Annali Genovesi (1890), S. 30. Annali Genovesi (1890), S. 31. Annali Genovesi (1890), S. 31. Annali Genovesi (1890), S. 32.

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Ianuensibus donavit, ac confirmavit omne ius quod Ianuenses in partibus Surie habuerunt vel habere debent. Papst Lucius II. (1144/1145) befreit die Genuesen von der jährlichen Zahlung von einer Goldlira an die Kurie. Dass er zudem ein Privileg ausstellt, welches die Genueser Rechte in Syrien bestätigt, wird zwar im Text genannt, nicht aber im Bild hervorgehoben. Kat. Nr. 23: Kastell Sestri mit der Beischrift Segestri

fol. 5v, zum Text von Caffaro (1145), Tintenzeichnung.1053 Et in isto consulatu castrum Seestri fuit edificatum. Im Jahr 1145 erbauen die Genuesen die Burg Sestri. Kat. Nr. 24: Menorca mit der Beischrift Minorca fol. 6r, zum Text von Caffaro (1146), Tintenzeichnung (Abb. 34).1054 Et postea in terram descenderunt, et tentoria prope civitatem posuerunt, gatas et machinas et predeiras ibi fecerunt. Interim vero Sarraceni territi pacem et treguam Ianuensibus pecierunt, et pro pace, si Ianuenses facerent, centum tredicem milaria marabetinorum valens promiserunt. Der Kriegszug gegen die Sarazenen auf Menorca und an anderen Orten im westlichen Mittelmeerraum beginnt. Caffaro ist als Konsul einer der Anführer der Expedition, es ist also erneut ein Feldzug (2. Kreuzzug), an dem der Historiograph persönlich teilnimmt. Die Textzeile, zu der die Zeichnung von Menorca passen würde, befindet sich ganz zu Beginn von fol. 6r und lautet Et in isto consulatu predicti consules miserunt galeas XXII et golabios VI cum multis machinis lignaminis de castellis et cum centum militibus cum equis supra Sarracenos ad Minoricam et alia loca usque in Almaria. Die Textzeile, zu der der Zeichner die Insel Menorca zeichnet, berichtet hingegen schon über den anschließenden Zug gegen Almeria. Kat. Nr. 25: Almeria mit der Beischrift Almaria fol. 6r, zum Text von Caffaro (1146), Tintenzeichnung (Abb. 34).1055 Preterea prefate galee omnes deinde Almariam perrexerunt, et in portu Almarie multas naves honeratas ex multis magnis divitiis invenerunt, et peccuniam inde extraxerunt et in galeis poserunt.

1053 Annali Genovesi (1890), S. 33. 1054 Annali Genovesi (1890), S. 33. Die Zeichnung ist hier falsch und müsste auf S. 34 stehen, auf der Höhe, wo sich im Druck die Zeichnung von Almeria befindet. 1055 Annali Genovesi (1890), S. 34.

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Nach der erfolgreichen Einnahme von Menorca fahren die Schiffe der Genuesen weiter nach Almeria und machen auch dort große Beute. Bemerkenswert ist, dass weder hier noch bei den Katalognummern 24 oder 26 ein Bezug zum 2. Kreuzzug hergestellt wird, obgleich dieser zeitgleich stattfindet und die Kämpfer für die Reconquista den Kreuzfahrern rechtlich gleichgestellt waren. Dennoch scheint Caffaro diese Parallele bewusst gewesen zu sein, da er in seinen zwei weiteren historiographischen Schriften (dem Liber und der Ystoria) jeweils einen der beiden Züge schildert und sie so deutlich aufeinander bezieht. Kat. Nr. 26: Tortosa mit der Beischrift Tortuosa fol. 6r, zum Text von Caffaro (1148), Tintenzeichnung (Abb. 34).1056 In isto consulatu capta fuit Tortuosa. Tortosa wird im Konsulat des Jahres 1148 eingenommen. Kat. Nr. 27: Burg Parodi mit der Beischrift Palodius fol. 6r, zum Text von Caffaro (1148), Tintenzeichnung (Abb. 34).1057 Et in isto consulatu castram Palodii fuit adquisitum precio librarum DCC. Die Genuesen kaufen im Mai 1147 das Kastell Parodi von den Markgrafen von Gavi. Kat. Nr. 28: Schlachter mit Beil und Kopf mit der Beischrift muracio macellarus fol. 6v, zum Text von Caffaro (1152), Tintenzeichnung mit gelber Deckfarbe (Abb. 19).1058 Et in hoc consulatu macella fuerunt mutata de civitate: ad Molum unum et alterum in Susilia. Die Marktplätze der Schlachter werden in der Stadt verändert. Kat. Nr. 29: Friedrich I. Barbarossa mit der Beischrift Fredericus fol. 6v, zum Text von Caffaro (1154), Tintenzeichnung mit blauer Deckfarbe (Abb. 19).1059 Tempore enim predictorum consulum Fredericus Romanorum rex et semper augustus Lombardiam venit, ibique virorum omnium civitatem atque locorum fidelitatem et forum accepit, multaque alia, quod longum est narrare, peregit. Predicti vero consules legatos de melioribus, Ugonem scilicet archidiaconem et Caffarum huius libri compositorem, ad predictum regem miserunt, quos honorifice suscepit, et multa secreta consilia de honore regni et Ianuensis civitatis legatis aperuit; et ultra omnes civitates Italie honorem Ianuensi civitati facere promisit; et sic legatis licentiam revertendi, prout decuit, sine mora honestitssime dedit. consules vero secreta consilia, que legati a rege detulerant, electis consulibus post eos venturis omnia per ordinem narraverunt, et in eorum arbitrio omnia peragere dimiserunt. Friedrich I. Barbarossa rief im Jahr 1154 zum ersten Hoftag in Roncaglia, bevor er nach Rom aufbrach um zum Kaiser gekrönt zu werden. Cafarus ist einer der städtischen Gesandten; interessant ist, dass der Historiker hier als Legat nur andeutet, was er mit dem König besprach, da dies wohl zum Geheimwissen der konsularen Oberschicht gehörte. Durch diese Figur löst er den Interessenkonflikt, den er als Historiker einerseits und als Träger von relevanten Informationen andererseits hatte. Auffällig ist darüberhinaus, wie 1056 1057 1058 1059

Annali Genovesi (1890), S. 36. Annali Genovesi (1890), S. 36. Annali Genovesi (1890), S. 37. Annali Genovesi (1890), S. 38.

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Caffaro vor allem die für die Stadt wichtigen weltpolitischen Ereignisse selektiv verbuchte; die Königskrönung 1150 nennt er nicht, die Kaiserkrönung 1155 in Rom nur nebenbei, im Anschluss an die Zerstörung von Tortona, Kat. Nr. 35. Kat. Nr. 30: Feuer zu Weihnachten mit der Beischrift ignis nativitans dm fol. 6v, zum Text von Caffaro (1154) Tintenzeichnung mit roter Deckfarbe (Abb. 19).1060 Adhuc vero in predicto consulato, die nativitatis Domini recedente et nocte veniente, fortuito casu, accidit in quadam domuscula burgi civitatis quod ignis accensus fuit, et iuxta manentes super alias mansiones comburendo ascendit. Cives illico qui in civitate erant, ferocissimi bellatores et contra omnia adversa fortissimi deffensores, sine mora ad ignem cucurrerunt, et mansiones destruendo et aquam proiciendo, ignem ita extinxerunt, quod postquam particula burgi combusta fuit, omnes alie mansiones burgi et civitatis incolumes remanserunt. Ein Feuer in der Stadt war für Caffaro erneut Anlass, die vereinte Tatengemeinschaft der Genuesen zu zelebrieren: »Die Bürger aus der Stadt, kühne Kämpfer und gegen jeden Widersacher starke Verteidiger rannten ohne Verzögerung beim Feuer zusammen, und durch das Niederreißen von Häusern und dem Versprengen von Wasser konnten sie das Feuer solcherart ersticken, dass zwar einige Teile des Vorortes verbrannt waren, alle anderen Häuser des Vorortes und der Stadt aber unbehelligt blieben.« Dieser Teil der Annales Ianuenses ist viel ausführlicher, als die vorherigen: die Forschung nimmt an, dass sich Caffaro kurz vor der Jahrhundertmitte entschloss, seine alten Aufzeichnungen vom ersten Kreuzzug – die wohl recht umfangreich gewesen sind – zu veröffentlichen, und dazu mit kurzen Annalen-Notizen die Geschichte bis in die Gegenwart fortführte, um die Lücke in der Erzählung zu schließen. Kat. Nr. 31: Galeere fol. 7r, zum Text von Caffaro (1154) Tintenzeichnung (Abb. 9).1061 Preterea, predicto anno, quedam barbara gens, que vocabatur Mussemutorum, eo tempore pacem cum Ianuensibus firmaverunt, quorum galee VIIII in Sardineam venerunt, ibique navem unam Ianuensium de Alexandria venientem et ex magna pecunia honeratam invenerunt. Que postquam iuxta navem venerunt, viri galearum unde navis esset interrogaverunt. Ianuenses vero, qui in navi erant, ira comoti, unde essent respondere noluerunt; sed armati cum loricis et ensibus, galeas audacissime ascenderunt, Sarracenos detruncando et interficiendo pro eorum superbia, fere omnes interfecti fuerunt. Mussemuti autem, postquam Ianuenses esse cognoverunt, mesti multum de hoc quod fecerant statim fuerunt, et navem cum tota peccunia quam ceperant, pro timore Ianuensium, incolumem dimiserunt, ita quod unius oboli valens non inde extraerunt, et Callaritano iudici commiserunt, et ut Ianuem mitteret preceperunt. Callaritanus vero iudex, amore Ianuensium, navem cum suis expensis Ianuam misit. Credendum naqume est, quando in civitate talia ccidunt, quod Deus tangendo fideles suos corrigit, quoniam vult ut fideles sui ab illicitis se abstineant; et que eveniunt, pro correctione eorum evenisse cognoscat. Das Bild akzentuiert eine ungewöhnliche Textstelle, in der Caffaro ausführlich von einer denkwürdigen Episode berichtet: die Genueser hatten mit einem arabisch/islamischen 1060 Annali Genovesi (1890), S. 39. 1061 Annali Genovesi (1890), S. 39.

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Stamm einen Friedensvertrag ausgehandelt; neun Galeeren dieses Stammes treffen auf ihrem Weg nach Sardinien auf ein Genueser Schiff, dass aus Alexandrien kam. Sie riefen das Schiff an, die Genueser aber antworten mit einem Angriff, der – so jedenfalls der Bericht Caffaros – mit der fast vollständigen Tötung aller Muslime endete. Nachdem die Araber erfuhren, dass es sich um ein Genueser Schiff handelte, nahmen sie nichts als Beute davon, wie Caffaro weiter berichtet, sich nicht daran störend, dass er kurz vorher über den scheinbaren Sieg der Genueser berichtet hatte. Die Araber brachten das Schiff nach Sardinien und übergaben es dem Judex von Cagliari, der das Schiff auf eigene Kosten nach Genua bringen ließ (aus Freundschaft gegenüber den Genuesen, so der Historiker). Caffaro endet mit einer für ihn eher ungewöhnlichen, da moralisierenden Schlussbetrachtung: »Und zu glauben ist, wenn solche Dinge sich in der Stadt ereignen, dass Gott, indem er seine Gläubigen berührt, er sie berichtigen möchte, denn er möchte, dass sie sich von dem Unrechten fernhalten, und dass sie von den Ereignissen erfahren, die sich ereignen, um sich zu bessern.« Er inseriert also erneut auch hier eine Reflektion über den Nutzen der Geschichtsschreibung. Kat. Nr. 32: Burg Noli mit der Beischrift Nanli fol. 7r, zum Text von Caffaro (1154), Tintenzeichnung mit gelber Deckfarbe (Abb. 9).1062 De Nabolensi vero castro, quod in eodem anno a marchionibus de Loreto actum est, oblivioni tradendum non est. ideoque viri presentes et futuri cognoscant, quoniam Enrichus marchio de Loreto habitaculum civitatis Ianue, et sacramentum compagne, et de discordia Nabolensium in laude Ianuensium consulum stare iuraverat. consules vero, utrarumque partium audita discordia, inter eos concordiam posuerunt. postea autem, sicut mos est marchionum magis velle rapere quam iuste vivere, iterum discordare incepit; quapropter consules, ut predictus marchio, sicut iuraverat de discordia in eorum laude stare, legatos, ut veniret, miserunt. qui cum ore promittebat quod in corde non habebat. interim autem, quadam die mense augusti, cum exercitu militum et peditum ad predictum castrum clam venit, et illud fraudulenter cum quibusdam proditoribus cepit. unde predicti consules cum militibus et balistariis et sagitariis multis per totum eorum consulatum, prout decuit, guerram fecerunt, devastando et comburendo eo illius loca per terram; quoniam iemps erat, ad capiendum castrum per mare ire non potuerunt. Heinrich, der Markgraf von Loreto, hatte der Kommune Genua 1150/1151 den Treueschwur geleistet, wie auch geschworen, stadtsässig zu werden und sich dem Urteilsspruch der Konsuln bezüglich des Rechtsstreites um das Kastell Noli zu unterwerfen. Er hielt diesen Schwur nicht ein, sondern griff heimlich im August das Kastell an und nahm es ein. Die Konsuln führten daraufhin gegen ihn Krieg, konnten aber aufgrund des einbrechenden Winters das Kastell nicht von der Seeseite angreifen. Kat. Nr. 33: Ein Stadttor von Genua fol. 7r, zum Text von Caffaro (1155), Tintenzeichnung (Abb. 9).1063 Notum igitur tam presentibus quam futuris fiat, quod predicti consules rem publicam Ianuensium multum et multum augmentando, prout decuit, tractaverunt. omnia namque que de comunibus rebus pignori subitiebantur, videlicet castra, ripe, 1062 Annali Genovesi (1890), S. 40. 1063 Annali Genovesi (1890), S. 41.

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scariorum, cantarii, rubi, monete, omniumque aliarum comunium redditum a servitute pignoris liberaverunt. pretera murum et portas ex utroque latere civitatis edificare ceperunt. Caffaro lobt die Arbeit der Konsuln für das Gemeinwohl (res publica), ihre Bemühungen, den Besitz der Stadt zu entschulden und nennt anschließend den Mauer- und Tor(aus)bau auf beiden Seiten der Stadt, die im Zusammenhang mit der Ankunft von Friedrich I. Barbarossa in Italien und seinen Rechtsforderungen gegenüber den Kommunen standen. Im Anschluss betont der Historiker die Landfriedenbemühungen der Konsuln, die nicht nur innerstädtisch, sondern auch außerhalb der Mauer in vielen Orten – zur Ehre der Stadt – Frieden stifteten. Kat. Nr. 34: Die Burg Noli fol. 7r, zum Text von Caffaro (1155), Tintenzeichnung (Abb. 9).1064 Marchiones namque de Laureto, qui quondam pro Nabolensi castro guerram Ianuensibus fecerant, et de castro et omnibus aliis rebus in precepto istorum et futurorum consulum stare iuraverunt. Die Markgrafen von Loreto, die um die Burg Noli gegen die Genuesen Krieg geführt hatten, schworen, sich unter die Jurisdiktion von Genua zu begeben. Die betreffende Burg am Rand hat eine deutliche Ähnlichkeit zum zuvor schon einmal gezeichneten Noli in Kat. Nr. 32. Dies bezeugt, wie die Zeichner (vergleichbar der Darstellung des Stadttores Kat. Nr. 33 oder von Portovenere Kat. Nr. 4) sich bemühten, das Aussehen des Ortes wiederzugeben, bzw. eine einmal gefundene Form beim erneuten Auftreten derselben Burg beibehielten. Kat. Nr. 35: Das zerstörte Tortona mit der Beischrift Terdona destructa fol. 7r, zum Text von Caffaro (1155), Tintenzeichnung (Abb. 9).1065 Iterum quippe Fredericus rex Romanorum et semper augustus in preterito consulatu Lombardiam venit, et in isto consulatu per ebdomadas VIIII Terdonam obsidendo et preliando medio aprili cepit et destruxit. Friedrich I. Barbarossa, der im vergangenen Konsulatsjahr (1154) in die Lombardei gekommen war, nahm in diesem Konsulat (1155) Tortona ein, zerstörte und plünderte es. Caffaro verband dieses Ereignis kausal mit den anschließenden Tributzahlungen anderer italienischer Städte, berichtete aber zugleich, dass die Genueser Konsuln dies ablehnten. Sie brachten daher die Burgen der Kommune in Verteidigungsbereitschaft und riefen zu den Waffen. Als der König davon erfuhr, sandte er einen Boten; eine Genueser Gesandtschaft ging daraufhin an die königliche Kurie und wurde (so der Bericht) mehr als alle anderen Städte Italiens vom König geehrt und ehrenvoll wieder entlassen.1066 Danach wurde Friedrich zum Kaiser in Rom gekrönt. Caffaro verband hier die Behauptung der kommunalen Freiheit und die militärische Potenz seiner Heimatstatt mit den Ehrungen und Privilegien, die die Genuesen von Barbarossa erhielten und wies sie so geschickt weniger als kaiserliche Zugeständnisse denn als angemessene Genueser Verdienste aus.

1064 Annali Genovesi (1890), S. 41. 1065 Annali Genovesi (1890), S. 42. 1066 Vgl. Engl (2013), S. 158, zu einem vergleichbaren Motiv in der Pisaner Geschichtsschreibung.

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Kat. Nr. 36: Stadtmauer fol. 9v, zum Text von Caffaro (1159), Tintenzeichnung (Abb. 24).1067 Et quicquid fuerat de muro civitatis inexpletum, eorum studium et laborem imitantibus ceteris civibus, ad apparentem consummationem pervenit. hoc autem, quod incredibile nonnullis videtur, operibus totius civitatis et plebium dierum quinquaginta trium in digito Dei peractum est. quod per cartularios Iohannes scribe comunis colligitur, qui dies et horas ipsius operis remunerandorum operariorum, cum egetes et magistri precio laborent, in mercedibus absolutis ascripsit. ut autem de longitudine muri adaugeatur fama laboris, stadiorum octo et pedum quingentorum viginti propagationem eius discrecio presentium futuorumque cognoscat. stadium quippe longitudo est passum CXXX vel pedum DCXXV cum passus sit quinquepedalis dimensio. est igitur super totum pedes quinque milia quingenti et XX cuius integere quantitatis, ut predictum est, factum est fere quatuor partes supradictis quinquaginta tribus diebus, collectis semper in unum opus, quod civitatis et plebium homines, secundum quarteria et alias suas distinctiones, laborabant per partem diei vel sui aliquando divisionem. fecerunt etiam in ipso muro merlos mille septuaginta, tam pro formositate et fortitudine muri, quam pro comoditate et tuicione civitatis et civium. Caffaro schildert den Mauerbau als gemeinschaftliche Tat der Konsuln und der Bevölkerung. Zusätzlich verwies er auf den Genueser Notar Johannes Scriba, der die Kosten des Baues in seinem Chartular protokolliert habe und beschrieb ausführlich (und als Ekphrasis singulär innerhalb der Annales Ianuenses) die Ausmaße des Bauwerks. Kat. Nr. 37: Das zerstörte Crema fol. 9v, zum Text von Caffaro (1159), Tintenzeichnung(Abb. 24).1068 Preterea omnibus notum sit, quod tempore istorum consulum VII die exeunte ianuario, Fredericus Romanorum imperator Cremam cepit et destruxit. Caffaro berichtet recht lapidar von der Zerstörung Cremas durch Friedrich I. Barbarossa (vergleichbar der Zerstörung von Tortona, Kat. Nr. 35). Erneut dient die Schilderung als Auftakt für ein viel bedeutenderes Ereignis: die Papstwahl von Alexander III. In beiden Fällen wurde am Rand die zerstörte Stadt gezeigt, nicht aber Krönung oder Wahl. Caffaro inserierte aber den Brief, den Papst Alexander III. an den Erzbischof von Genua sandte, in den Chroniktext.1069 Kat. Nr. 38: Das zerstörte Mailand mit der Beischrift Mediolam dest fol. 12r, zum Text von Caffaro (1162), Tintenzeichnung (Abb. 5).1070 Ac deinde civitatem omnino destruere fecit, et extra civitatem longe per miliaria duo, in quatuor burgis eis stare precepit; ita tamen ut unusquisque de burgis per duorum miliariorum spatium ab aliis disiunctis edificaretur. Nach dreijähriger Belagerung ergab sich die Mailänder Bevölkerung dem Kaiser, der die Stadt zerstören und die Bevölkerung in der Entfernung von zwei Meilen in vier Vorstädten ansiedeln lies. Erneut folgt dieser Stadtzerstörung ein Reichstag (vgl. Kat. Nr. 35), die Städte unterwarfen sich, Genua sandte Gesandte, die ehrenvoll vom Kaiser empfangen 1067 1068 1069 1070

Annali Genovesi (1890), S. 54. Annali Genovesi (1890), S. 54. Schweppenstette (2006), S. 140. Annali Genovesi (1890), S. 65.

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werden. Bemerkenswert ist die auf diese Schilderung folgende Textpassage, da sie erneut Auskunft über die Nutzung von Schriftlichkeit, historischer Erinnerung und Privilegien Auskunft gibt: Der Kaiser hörte die Legaten an und versprach, aufgrund seines guten Willens und aufgrund von vorzulegenden Schriftstücken, bestimmte Dinge zu gewähren. Johannes Scriba (comunis fidelem et magne legalitatis virum, cuius fidei singulis annis totius rei publice scriptura comittitur) wurde mit diesen Schriftstücken an den Kaiserhof entsandt. Nach einer Beratung mit Rainald von Dassel (cuius enim sensus et fama Ciceronis per singula secuntur vestigia) bestätigte der Kaiser die Privilegien mit einer Goldbulle (quapropter imperator Ianuensibus cuncta regalia civitatis et possessiones quas tenebant, et multa alia concedendo, per privilegium aureo sigillo signatum in perpetuum confirmavit). Im liber iurium sind die Diplome von 5. bis 9. Juni 1162 erhalten. Kat. Nr. 39: Grimmig aussehender Vogel als Zeichen des Unfriedens, bzw. der Bösartigkeit der Pisaner

fol. 12v, zum Text von Caffaro (1162), Tintenzeichnung.1071 Unde diabolus, humani generis inimicus, inter Ianuenses et Pisanos, sicut presens scriptura subsequentur narrabit, his temporibus fomitem seminavit discordie. Huius namque discordie initium Pisanorum fuit. Caffaro berichtet hier über den Beginn des Krieges zwischen Pisa und Genua (ausgelöst durch den Teufel, den Feind des menschlichen Geschlechts, der den Samen der Zwietracht setzte), bei dem es vor allem um die Vorherrschaft auf Sardinien ging. Dem Historiografen zufolge war ein Angriff der Pisaner auf den Fondaco der Genueser Händler in Konstantinopel der Auslöser des Konflikts. Kat. Nr. 40: Löwe als Zeichen der Kampfbereitschaft der Genueser

fol. 13r, zum Text von Caffaro (1162), Tintenzeichnung.1072 1071 Annali Genovesi (1890), S. 67. 1072 Annali Genovesi (1890), S. 68.

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Pisanorum consulibus et eorum populo Ianuensium consules. Impulsi diu et circumquaque agitati a vobis per universa latera mundi, nec invenientes alicubi requiem ubi habeatis vigorem, postquam ignominiose iniurie, intolerabilia dampna, crudelissime cedes et nefarie obtruncationes non quorumlibet sed nostrorum nobilium, et ex his vocifere improperationes quibus nos incessanter impetitis sicut perfidos inimicos, sufficere vobis non possunt, expulsionem Sardinie, quam de manibus Sarracnorum nostra civitatis liberavit, et criptarum nostrarum invasionem, quas summa violentia detinetis, ultra non ferimus. Die bei Katalognummer 39 begonnene Schilderung der Bösartigkeit der Pisaner wird hier fortgesetzt: die Pisaner hatten den Fondaco der Genueser in Konstantinopel überfallen; am darauffolgenden Tag wurde der geschlossene Frieden von den Pisanern erneut gebrochen, da sie im Verbund mit den Venezianern erneut gegen die Genuesen vorrückten und das Fondaco plünderten. Als die Genueser in Genua davon erfuhren, rüsteten sie, ohne auf den Entschluss der Konsuln zu warten, zwölf Galeeren aus. Die Konsuln intervenierten und bestanden darauf, zuerst einen Brief an die Pisaner mit den Genueser Forderungen zu schreiben. Der Brief ist auf Höhe des Löwen in den Chroniktext inseriert und weist deutlich auf die Genueser Rechte in Sardinien hin, da es die Genueser waren, die die Insel von den Sarazenen erobert hatten.1073 Dieser gesamte Chronikteil versucht, die Rechtmäßigkeit des Genueser Tuns in diesem Konflikt zu unterstreichen, als sei er verfasst, um später einem potentiellen Schiedsrichter vorgelegt zu werden. Diese Intention wurde gleich zu Beginn deutlich, wenn Caffaro schreibt »Quorum vero culpa et qua ratione hoc fecissent, necesse est ut per narrationem Caffari veritas cognoscatur.« Es folgte die beim Vogel stehende Reflektion über die Bösartigkeit des Teufels und der Pisaner. Auch der Brief ist Teil dieser Rechtfertigungsstrategie, bezeugt er doch, dass die Genueser Seite sich um eine diplomatische Lösung bemühte. Kat. Nr. 41: Thronender Bischof

fol. 14v, zum Text von Caffaro (1163), Tintenzeichnung.1074 Quo iuratemto prestito, convenerunt iusta altare beati Laurentii nominati electores; et prius in canonicos inspiecientes eiusdem aecclesiae, elegerunt in archiepiscopum dominum Ugonem, qui tunc archidiaconus erat.

1073 Diese Argumentation wurde von den Genueser Legaten am Hof von Friedrich I. Barbarossa wiederholt (Kapitel 2 und 4.8.). 1074 Annali Genovesi (1890), S. 75.

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Der seit 1130 amtierende Genueser Bischof (seit 1133 Erzbischof) Siro verstarb in diesem Jahr, sein Nachfolger Ugo wurde gewählt. (Ugo della Volta, Erzbischof von Genua 1163–1188). Kat. Nr. 42: Monleone mit der Beischrift Mons Leo fol. 68r, zum Text von Kanzler Obertus (1164), Tintenzeichnung (Abb. 7).1075 Et licet res publica diversis et inestimatis modis vexebatur tamen ipso consulatu edificatum fuit podium illud, nomen cui fuit impositum mons Leo. Die Konsuln ließen die Burg Monleone erbauen. Die Besonderheit dieser Zeichnung ist ihre »sprechende« formale Lösung: auf einem Hügel steht ein Turm mit einem Löwen. Kat. Nr. 43: Boot mit Besatzung/Pisaner im Schiff fol. 70r, zum Text von Kanzler Obertus (1165), Tintenzeichnung (Abb. 8).1076 Capta continuo Pisanorum galea, fuerunt ex Pisanis melioribus vulnerati XXXII crudeli vulnere; et consul noster, timens ne nostra gens acriori mente Pisanos occiderent, iussit ut consul Pisanus cum ceteris vulneratis in castro superiori portaretur. Die Schilderung einer Seeschlacht im Rahmen der Auseinandersetzung um Sardinien zwischen Pisa und Genua. Die Galeere ist sorgfältig gezeichnet, erkennbar sind eine große Fahne und zwei Banner, sowie die Besatzung, bei der es sich möglicherweise um die um die im Text genannten verwundeten Pisaner handelt, die zur Burg transportiert wurden. Kat. Nr. 44: Die brennende Burg Rocchetta mit der Beischrift Rochera fol. 70r, zum Text von Kanzler Obertus (1165), Tintenzeichnung (Abb. 8).1077 Et dum Symon Aurie, vir utique prudens, ad Portum Veneris missus fuerat pro supradictis verbis cum Pisanis tractaturus, cogitavit secum de perdicione prefate Rochete; et factis insidiis, noctu veniens ad Vernatiam fere cum CCC hominibus, ascenderunt clam comentem et ante lucem fuerunt circa Rochetam, et vi ceperunt eam, ingeque comusserunt, et tres dominos Vezani et eisudem loci camptos Ianuam duxerunt. Enricetus de Carpena, im Besitz der Burg Rocchetta, ist pisanischer Verbündeter und störte den Genueser Handel, daher entschied sich Simone Doria, die Burg zu belagern; die Burg wurde eingenommen, angezündet und der Gefangene nach Genua geführt.

1075 Annali Genovesi (1890), S. 169. 1076 Annali Genovesi (1890), S. 165. 1077 Annali Genovesi (1890), S. 179.

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Kat. Nr. 45: Die Stadt Albingana mit der Beischrift Albingana

fol. 70v, zum Text von Kanzler Obertus (1165), Tintenzeichnung.1078

1078 Annali Genovesi (1890), S. 180.

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Et venientibus Ianuam tercia die ante sanctum Bartholomeum, Pisani cum hoste quam diu preparaverant, videlicet galeis XXXI ferierunt ad litus Albingane civitatis. In quibus ipsi Albinganenses fidutiam habebant, et non precogitantes insidias et malivolentiam Pisanorum; tamen prelio inchoato mane, Albinganesium maiori parte absente, qui civitati remanserunt non potuerunt ferre bella undique pericula imminentia. victi siquidem fuerunt et vi capta civitatis, quam igne combusserunt et destruxerunt. Die Pisaner kamen nach Albingana und (so Obertus) da die dortigen Einwohner nicht mit einem hinterhältigen Überfall gerechnet hatten, wurde die Stadt verbrannt und zerstört. Seiner Erzählung nach ist es also weniger die Schwäche Genuas, die durch dieses Ereignis ersichtlich würde, als vielmehr die Hinterhältigkeit der Pisaner, die diesen Verlust möglich machte. Kat. Nr. 46: Die brennende Burg Torre in Sardinien mit der Beischrift Turris

fol. 71v, zum Text von Kanzler Obertus (1165), Tintenzeichnung.1079 Et dum hec gerebantur, consules, qui Ianue remanserant, mandaverunt galeas III ad Turrim in Sardiniam, et igne comusserunt domos et turres, quas pisani dudum magnis expensis pulchre adificaverant; et omnibus hedificiis destructis, coram consule pisano Willielmo fratre Contolini, redierunt prefate galee feliciter Ianuam. Im Krieg mit Pisa sandten die Konsuln von Genua drei Galeeren nach Torres auf Sardinien, um die von den Pisanern dort errichteten Häuser und Türme zerstören zu lassen.

1079 Annali Genovesi (1890), S. 185.

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Kat. Nr. 47: Das brennende Levanto mit der Beischrift Levanto

fol. 71v, zum Text von Kanzler Obertus (1165), Tintenzeichnung.1080 Et eo ipse tempore Pisani mandaverunt galeas XX ad Portum Veneris et nichil ibi facere potuerunt. Denuo galeas XXV mandaverunt ad Levantum, et burgum igne combusserunt. Die Pisaner – im Krieg mit Genua – sandten 20 Galeeren nach Portovenere, allerdings erfolglos; sie schickten dann 25 Galeeren nach Levanto und verbrannten die Befestigungsanlage. Kat. Nr. 48: Schiff

fol, 71v, zum Text von Kanzler Obertus (1165), Tintenzeichnung.1081 His peractis, galee nostre, hieme adveniente, venerunt Massiliam, galeis Pisanorum ibi expectantibus; apparvit navis Pisanorum de Buzea rediens, quam ceperunt, habens pecuniam valens libras MCCC. Die Genueser Galeeren fuhren, weil der Winter vor der Tür stand, nach Marseille, um dort die Pisaner Schiffe zu erwarten; tatsächlich kam ein Pisaner Schiff aus der algerischen Hafenstadt Bugia dort vorbei, dass sie aufbrachten und Geld im Wert von 1300 Pfund erbeuteten. Da am Rand des Textes vermutlich nicht ausreichend Platz vorhanden war, stellte der Zeichner die erbeutete Pisaner Galeere aufwärtsfahrend dar.

1080 Annali Genovesi (1890), S. 186. 1081 Annali Genovesi (1890), S. 186.

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Kat. Nr. 49: Ein sardischer Judex mit der Beischrift Judex sardinee

fol, 72v, zum Text von Kanzler Obertus (1166), Tintenzeichnung.1082 Et cum consul iam dictus in palatio iudicis feliciter moraretur, iudex, nomine Petrus, cum grandi parte maiorum amicorum suorum coram consule humiliter accessit, et palam, ante omnes in curia adstantes, comuni Ianue fidelitatem iuravit et archiepiscopo Ianue, tamquam bonus vasallus bono et vero domino, et tenuit iudicatum suum exhinc pro comuni Ianue. Im Jahr 1166 fuhr ein Genueser Konsul in die beiden Genua unterstehenden sardischen Judikate Arborea und Cagliari um die Treueschwüre entgegen zu nehmen und die Tributzahlung einzutreiben. Die Szene illustriert den Treueschwur des Judex von Cagliari, Petrus. Er schwor (wie ein guter Vasall einem guten und wirklichen Herren) der Kommune Genua sowie dem Erzbischof die Treue und empfing sein Judikat von der Kommune Genua als Lehen. Dieser Rechtsakt besaß (wie die an diese Stelle anschließende Schilderung der Gerichtssitzung vor Friedrich I. Barbarossa bezeugt) keine Gültigkeit, da der Judex sein Judikat allein aus der Hand des Kaiser als rechtmäßigem Besitzer und Lehnsherren empfangen könnte. In einer anderen Handschrift – vielleicht der Jacopo Dorias – steht unter der Zeichnung »silicet Kalaritanus, qui iuravit fideltitatem«. Kat. Nr. 50 und 50a: florales Ornament, wahrscheinlich das Zeichen des Markgrafen

fol. 73r, zum Text von Kanzler Obertus (1166), Tintenzeichnung.1083

1082 Annali Genovesi (1890), S. 190. 1083 Annali Genovesi (1890), S. 193. In der Edition ist nur eines der Ornamente reproduziert, das zweite fehlt.

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Die erste Blüte steht auf Höhe von Maluerunt quidem sotios ab hostibus capi, quam suis auxiliis liberari. Die zweite Blüte steht bei Illo tempore Willielmus Montisferrati marchio, qui antea non fuerat tante laudis tanteque magnitudinis, eo quod dominus Fredericus imperator sibi multos honores contulerat, et villas, terras et castra ditioni et dominio eius supposuerat, Ianuensibus dampnum et incomoda callide et fraudulenter exquisivit. Aufgrund der Uneinigkeit der Genueser gelang es den Pisanern, zwei Galeeren als Beute zu machen, da sich die Besatzung lieber von Feinden als Gefangene nehmen lies (so Obertus), als ihm zu Hilfe zu kommen. Aufgrund der Italienpolitik von Friedrich I. Barbarossa bekam – so die Sicht der Genueser – der bis dato wenig machtvolle Markgraf von Montferrat neue Kompetenzen und belagerte das Kastell Parodi, dazu Kat. Nr. 51. Vielleicht ist hier die Blume erneut Zeichen für eine Person, wie in Kat. Nr. 6, 15 und 64. Kat. Nr. 51: Kastell Parodi mit der Beischrift Palodius

fol. 73r, zum Text von Kanzler Obertus (1166), Tintenzeichnung.1084 Nam, Ianuensibus ignorantibus, suo exercitu et Willielmus Sarracenus secumt et mater, soror prenominati marchionis, ad obsidendum castrum Palodi, quod tunc temporis a Ianuensibus tenebatur, venerunt, non obstante iuramento Ianuensibus ab eodem marchione antea facto. namque hoc noto consulibus, preparaverunt viriliter acursum ad Palodum faciendum; et cum Vultabium aderant, hii, qui intus erant, marchioni illi castrum reddiderunt. interea imperator, qui abierat, rediit Lombardiam, quo cognito, Ianuensium consules legatos imperatori manderunt, Lanfrancum Piper et Otonem Bonum, conquerentes de nequitia et periurio prefati marchionis; et nullam iusticiam in curia imperatoris habere potuerunt. Placuit tamen imperatori, ut iustium precium ex castro Ianuenses acciperent. Guglielmo, Markgraf von Monferrato (vgl. Kat. Nr. 50) versuchte mit List und Tücke, Schaden gegen die Genueser zu ersinnen, nachdem ihm durch den Kaiser viele Ehren übertragen, sowie Dörfer, Gebiete und Kastelle unter seine Jurisdiktion gestellt worden waren. Ohne das Wissen der Genueser belagerte er mit seinem Heer Parodi (das zu diesem Zeitpunkt von den Genuesen gehalten wurde). Obertus betont, dass der Markgraf entgegen der Eide handelte, die er in der Vergangenheit mit der Kommune geschlossen hatte. Als die Konsuln davon erfuhren, bereiteten sie entschlossen einen Angriff auf Parodi vor. In der Zwischenzeit war der Kaiser, an den die Konsuln zwei Botschafter entsandten, um 1084 Annali Genovesi (1890), S. 193.

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die Niedertracht und den Meineid des Marchese anzuklagen, in die Lombardei zurückgekehrt; der Kaiser gab der Stadt recht. Vor dem Hintergrund der contado-Politik Genuas ist diese Stelle von großer Bedeutung: einer der wichtigen Feudalherren Liguriens, der Markgraf von Montferrat, wurde von Friedrich I. Barbarossa – entgegen der realen Machtverhältnisse in Italien – mit viel Land belehnt und erhob sich gegen die Kommune, die in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts viele der markgräflichen Rechte eingeschränkt hatte. Barbarossa agierte vor dem Hintergrund der nordalpinen Verhältnisse im Reich nicht ungewöhnlich, indem er einen hohen Adligen mit Ämtern und Land ausstattete, er handelte aber gegen die Interessen der Kommune, was Kanzler Obertus in seinem Bericht deutlich hervorhob. Zwei politische Organisationsformen prallen in diesem Jahreseintrag aufeinander. Dies erklärt auch, warum die Stadt keine Entschädigung für das Kastell akzeptieren wollte, sondern die Oberhoheit über das Land anstrebte. Im Anschluss an diese Schilderung beginnt die Verhandlung am Hof des Kaisers um den Besitz von Sardinien. Kat. Nr. 52: Barbarossabüste fol. 73v, zum Text von Kanzler Obertus (1166), Tintenzeichnung (Abb. 17).1085 Ad hec Obertus Spinula, tamquam vir prudens, sapienter respondit: Domine imperator, securus potest quislibet ante vestram presentiam loqui, videlicet qui iustum vel honestum fovet; e contra qui iniquum vel iniustum contendit, timere et verecundari illum oportet, tum propter excellentiam imperialem, tum propter quia veritas ante tantam curiam celari non potest. Die Darstellung des Kaisers – seine Büste, nicht seine reale Person – steht auf Höhe von ante vestram presentiam, einer Textstelle zur Gerichtsverhandlung um die Rechte auf Sardinien am Kaiserhof. Oberto Spinola (als Genueser Legat am Hof des Kaisers) wies in seiner wortwörtlich inserierten Rede darauf hin, dass der Mann, der das Gerechte und Ehrenvoll will, in Gegenwart des Kaisers offen sprechen könne. Kat. Nr. 53: Hand des Kaisers mit seinem Hut, ohne Beischrift fol. 73v, zum Text von Kanzler Obertus (1166), Tintenzeichnung (Abb. 18).1086 Tunc surrexit dominus Fredericus imperator, capellum in manu sua tenens, dicens: verum est quicquid Obertus Spinula dicit. et ego dico omnibus vobis, et tota curia intelilgat, quod non est mea intentio, neque volo, ut vos credatis me iustitiam vel possessionem Ianunensium Pisanis dedisse vel confirmasse. Volo enim ut cognoscatur iusticia utriusque civitatis. Volo enim quod ius suum ante me consequatur et equiatis effectum, et nequaquam iniustum. Quicquid enim feci, voluntate iudicis vel regis Arvoree feci, in quo omne ius meum contuli, et non credebbam diminuere Ianuensibus aliquid de illorum rationibus. Nachdem Friedrich I. Barbarossa sowohl die Pisaner als auch die Genueser Legaten vor seinem Gerichtshof gehört hat, erkennt er, dass die Sardinienfrage nicht so einfach gelöst werden kann. Er steht auf und entblößt seinen Kopf, vermutlich, um die Ernsthaftigkeit seines Versuches, Recht zu sprechen, durch einen symbolischen Akt zu verdeutlichen.

1085 Annali Genovesi (1890), S. 194. 1086 Annali Genovesi (1890), S. 196.

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Kat. Nr. 54: Büste des Erzbischofs von Mainz mit der Beischrift Cancellius

fol. 74r, zum Text von Kanzler Obertus (1166), Tintenzeichnung.1087 Et tunc Simon Aurie dixit archiepiscopo Magontino: Falsum consilium dedisti domino imperatori, et male consuluisti illi. Cui archiepiscopus plane et honeste respondit: Domine Symon, vos estis homo imperatoris, et quando consilium illis datis secundum quod vobis videtur, bona fide facitis, et ego similiter secundum meum sensum consulo. Quo dicto, Pisani, domino archiepiscopo placere cupientes, alta voce dixerunt: »Super prudentia vestra, domine archipresul, vehementer miramur, cur vel quare ita patienter fertis immoderatas et vanas voces Ianuensium qui ineffrenate contra vos et contra honorem imperii loquuntur. Im Streit um Sardinien hatten die Genueser einen sardischen Judex zum König krönen lassen, den sie dann als Gefangenen in Genua hielten; währenddessen hatten die Pisaner es geschafft, durch Geldzahlungen an Christian von Mainz mit Sardinien belehnt zu werden. Bei der Gerichtsverhandlung am Hof des Kaisers nun wirft der Genueser Gesandte Simone Doria dem Erzbischof von Mainz vor, dem Kaiser falsch geraten zu haben; der erwidert, dass er nach gutem Gewissen geraten habe. Dem Bericht zufolge schalten sich dann die Pisaner schmeichelnd in diesen Wortwechsel ein. Der Kopf des Erzbischofs von Mainz befindet sich genau auf Höhe des Beginns der Pisaner Rede. Kat. Nr. 55: Greifenkopf

fol. 74r, zum Text von Kanzler Obertus (1166), Tintenzeichnung.1088 Quibus Symon Aurie, Obertus Spinula, palam Pisanis et sine mora, non interrogati ab imperatore, responderunt: »Domine imperator, qui semper resistere maluistis superbis, imperium vestrum de vanis vocibus alicuius, et de his maxime quos novit fovere iniustum, actenus curam non habuit, nec etiam aures lingue maliciose inclinare consuevit.

1087 Annali Genovesi (1890), S. 196. In der Edition FSI findet sich der Kopf des Erzbischofs ein wenig zu hoch. 1088 Annali Genovesi (1890), S. 197.

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Die beiden Genueser Gesandten Simone Doria und Oberto Spinola antworten während der Gerichtsverhandlung am Hof des Kaisers auf die Pisaner Behauptung, jene seien mit Sardinien belehnt worden. Sie bedienen sich dabei einer historischen Argumentation: die Vorfahren der Genuesen hätten die Sarazenen aus Sardinien vertrieben, im Kampf gegen Mug˘a¯hid/Musseto, den sie als Geisel genommen und als Trophäe nach Deutschlang geschickt hätten. Der Greifenkopf scheint als Zeichen für die beiden Genueser Gesandten zu stehen; in diesem Zusammenhang von Bedeutung ist, dass das Genueser Siegel, dass ab 1193 bezeugt ist, Genua als Greifen zeigt, der einen Adler (Pisa) in den Fängen hält, mit der Umschrift in leoninischem Hexamter : GRIPHUS UT HAS ANGIT SIC HOSTES IANVA FRANGIT. Kat. Nr. 56: Doppelköpfiger Mann

fol. 74r, zum Text von Kanzler Obertus (1166), Tintenzeichnung.1089 »Non est ergo putandum quod civitas nostra, que antiquitus multis honoribus et decoribus fulget, aliqui debeat consentire quod in parte nostra, id est in medietate, et plus dicere possumus, qui sepius falsa quam vera firmatis, Pisani, aliquid capiatis vel aliquo iure habere debeatis.« Ad hec Uguezonus pisanus respondit: »Domine imperator, videtis quia Ianuenses sententiam vestram et dicta vestra vilipendunt. facite inde quod videtis esse honorem curie.« Die Genueser Gesandten Simone Doria und Oberto Spinola beenden ihre Rede vor dem Kaiser mit einem Hinweis auf die Falschheit der Pisaner. Der Pisaner Gesandte Uguccione hebt mit seiner Gegenrede an. Der doppelköpfige Mann soll wahrscheinlich nicht Janus darstellen, der ab 1300 an Bedeutung für die Genueser Selbstdarstellung gewinnt, sondern die Falschheit (= Doppelzüngigkeit) der Pisaner. Kat. Nr. 57: Ancona mit der Beischrift Ancona

fol. 75r, zum Text von Kanzler Obertus (1167), Tintenzeichnung.1090

1089 Annali Genovesi (1890), S. 199. 1090 Annali Genovesi (1890), S. 203.

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Preterea infra illam estatem imperator Fredericus, cum magno exercitu Lombardorum et aliarum multarum gentium, adivit Anconam obsidendam et diripiendam; et post multos dies posita obsidione et cum imperator intentus ad pugnam viriliter staret, Rainaldus Coloniensis archiepiscopus et Christianus Magontinus archiepiscopus, unus archicancellarius Italie et alter archicancellarius Teotonice cum essent ambo pariter in Romanos tamquam hostes imperii pugnaturi, quadam die insidies Romanis posuerunt Ancona wird von Friedrich I. Barbarossa belagert, während Rainald von Dassel und Christian von Mainz Rom belagern. Kat. Nr. 58: Doppelköpfiger Vogel

fol. 75v, zum Text von Kanzler Obertus (1167), Tintenzeichnung.1091 Illud enim vobis reverea innuimus: si Ianuenses duxeritis, et captos quos de suis habemus, pro quibus pacem ad nostrum libitum habere speramus, eis reddideritis, Pisanus populus de cetero non veniet vobiscum. Die Genuesen und Pisaner sollen auf Befehl des Kaisers ihr Heer nach Rom bringen. Die Pisaner senden einen Legaten zum Kaiser, um zu sagen, dass sie nicht kämen, wenn auch die Genueser Truppen entsenden würden. Kat. Nr. 59: Fahne mit Blattornament

fol, 75v, zum Text von Kanzler Obertus (1167), Tintenzeichnung.1092 Interea Ianuenses ad ea que imperator eis mandaverat, litteris ut arbitror eis, responderunt hoc modo: Expeditionem, domine imperator, faciendam promisimus vobis, nostris hominibus captis a Pisanis primo a nobis recuperatis, et quos vestra curia palam liberari iudicavit; quod nondum ad effectum perduxit. Als Erwiderung auf die Pisaner Anklage beim Kaiser (Kat. Nr. 58) senden die Genuesen einen Brief, indem sie sagen, auch sie würden nur Heeresdienst leisten, wenn die Gefangenen aus Genua zuerst in Pisa freigelassen werden würden. Warum die Fahne hier am Rand steht, ist nicht klärbar. 1091 Annali Genovesi (1890), S. 204. 1092 Annali Genovesi (1890), S. 204.

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Kat. Nr. 60: Burg Clavari mit der Beischrift clavari

fol. 75v, zum Text von Kanzler Obertus (1167), Tintenzeichnung.1093 Et castrum Clavari edificaverunt. Bau der Burg Clavari. Kat. Nr. 61: Schwert

fol. 76r, zum Text von Kanzler Obertus (1168), Tintenzeichnung.1094 Qui consules, nostram utilitatem semper in bono augere cupientes , treuguam habentibus guerram, et maxime capitibus, iurare fecerunt. Qua iurata , post paucorum dierum spatium, Cendatus ibat cum quibusdam soldariis in aduocatiam, Ingone Berfolio in partibus illis similiter cum clientibus redeunte. At cum se uiderint, mixto prelio, et hic inde pilotis emissis, Cendato percusso, continuo occisus fuit. Ingo tamen Berfolius, ibi vulneratus, minime tunc mortuus fuit; sed diu infirmitatem passus, isto consulatu obiit. Obwohl die Konsuln einen Frieden (treuga) schwören ließen, herrscht in Genua ein Bürgerkrieg.

1093 Annali Genovesi (1890), S. 206. 1094 Annali Genovesi (1890), S. 207.

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Kat. Nr. 62: Galeere mit der Beischrift Galee IIII

fol. 76r, zum Text von Kanzler Obertus (1168), Tintenzeichnung.1095 Quibus vero dimissis, ipsa eadem nocte retro redierunt ad Acdem, ubi erant alie quatuor galee Pisanorum. mane vero facto, iuxta lucem prope illos fuerunt; et fugere non valentes, vi omnes quatuor ceperunt. Eine der vielen Auseinandersetzungen im Krieg zwischen Pisa und Genua: die Eroberung von vier Galeeren durch die Genuesen. Kat. Nr. 63: Büste des Königs von Sardinien mit der Beischrift Rex sardinee

fol. 77r, zum Text von Kanzler Obertus (1168), Tintenzeichnung.1096 Post hec rex Sardinie, Bareson, coram consulibus veniens, ait: »Domini et patres mei, tanto tempore moratus sum vobiscum, quod vis creditur in Sardinea quod sim vivus; et quamdiu sic stetero, levius terram et honorem meum amittere possum: qua amissa, quod absit, de absolutione debiti vel crediti vestri non esset de cetero verbum.« Der Sardische Judex Bareso, der seit seiner Krönung zum König von Sardinien als Schuldner in Genua festgehalten wurde, erschien vor den Konsuln und sprach: »Meine Herren und Väter, ich bin lange Zeit bei Euch geblieben, so dass in Sardinien kaum geglaubt wird, ich sei noch am Leben. Und je länger dieser Zustand anhält, umso leichter könnte ich meine Erde und meine Ehre verlieren; und wenn dies passieren würde, wäre von der Ablösung meiner Schulden bei Euch nicht mehr die Rede.« Um nach Sardinien zurückkehren zu können, versprach Bareso seine Frau und Kinder als Geisel zurückzulassen, sowie die Übergabe von Burgen. Da der städtische Rat laut Obertus aber nicht die Kosten für die Überfahrt von der Kommune zahlen lassen wollte, rüsteten die Vasallen (wohl des sardischen Königs, also Genueser, die Lehen auf Sardinien hielten) vier Galeeren aus, mit denen sie den König nach Sardinien brachten. Dort trieben sie das Geld ein und 1095 Annali Genovesi (1890), S. 207. 1096 Annali Genovesi (1890), S. 212.

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kehrten mit dem König zurück nach Genua. Im Liber Iurium von Genua listen die Dokumente 388–391 die Namen der Geldgeber und die Kosten der Überfahrt auf [Libri Iurium (1996)]. Kat. Nr. 64: Fächer oder Vase

fol. 77r, zum Text von Kanzler Obertus (1168), Tintenzeichnung.1097 Post hec ex Sicilia littere advenerunt, quod rex nostram pacem multum habere desiderabat: et facto proinde Consilio, legationem ad eum mandare placuit. Iuitigitur Bellamutus consul et Rogeron de Castro et Amicus Grillus, uiri commendabiles, cum galea nimiis expensis bene et honeste preparata; qui parum profi`cientes, absque ulla pace Ianuam redierunt. Ein Brief aus Sizilien mit einem Friedensangebot von König Wilhelm I. erreichte Genua. Die Gesandtschaft der Konsuln Bellamuto, Rogero de Castro und Amico Grillo aber erbrachte wenig, wie Obertus lapidar bemerkte. Es könnte sich bei dem Fächer/der Vase erneut um das Zeichen einer Person handeln (vgl. Kat. Nr. 6; 15; 50). Kat. Nr. 65: Alexandria mit der Beischrift alexandria

fol. 77v, zum Text von Kanzler Obertus (1168), Tintenzeichnung.1098 Interea consules nove civitatis, quam consules civitatum construxerant, et quam nomine Alexandriam appellabant, eo utique quod dominus apostolicus Alexander appellabatur et tunc temporis apostolicatum regebat, qui etiam contra imperatorem Fredericum, qui totam fere Italiam dissipaverat, auxilium et consilium amice prestaverat, Ianuam venientes, exposuerunt se veros et bonos amicos Ianuensibus de cetero esse, rogantes illos quod auxilium in edificanda urbe prestarent. Die lombardischen Städte hatten sich gegen Friedrich I. Barbarossa zusammengeschlossen (Lega Lombarda, 1167); die Lega sandte einen Brief nach Genua (die Stadt war bis 1133 teil der Erzdiözese Mailand), mit der Aufforderung, sich der Lega anzuschließen. Kanzler Olbertus wie auch der Richter Otto wurden nach Mailand gesandt; derweil kamen die 1097 Annali Genovesi (1890), S. 213. 1098 Annali Genovesi (1890), S. 213.

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Konsuln der neuen, gegen den Kaiser gerichteten Stadt Alexandria nach Genua und baten um Hilfe beim Bau der Stadt. Kat. Nr. 66: Blattornament

fol. 78r, zum Text von Kanzler Obertus (1169), Tintenzeichnung.1099 Aiunt quidem: »Mandemus igitur, ut religiose persone archiepiscoptus ad tam bonum opus perficiendum cito veniant, ut, freti eorum consilio, tam laudabilem causam ad honorem Dei desiderato fini ducere incipiamus.« Hec res ita peracta, statuerunt parlamentum ante lucem, ignorantibus civibus, sonare, ut cito mirantes consurgerent, et velotiori pede noctu quam die venirent; iniungentes ut, media contione, reliquie beati Iohannes Baptiste introducerentur, et cruces civitatis in unaquaque portarum per honestas personas tenerentur, omnisque clericatus tamquam in festivis diebus appareret indutus. Seid langer Zeit herrschte ein Bürgerkrieg in der Stadt Genua, einige Forscher nehmen sogar an, dass es dieser Konflikt war, aufgrund dessen Caffaro 1163 seinen Bericht einstellte. Kanzler Obertus erhielt erst im Jahr 1169 den Auftrag, die Jahrbücher fortzusetzten, d. h. die Jahre 1164–1168 schilderte er in der Retrospektive. Im Jahr 1169 kam es endlich zu einem umfassenden innerstädtischen Frieden, an dem der Erzbischof Hugo stark beteiligt war, da die Konsuln der Stadt sich hilfesuchend an ihn wandten. Obertus schildert die einzelnen Handlungen des Friedenschlusses: Hugo ließ frühmorgens durch Glocken ein Parlament einberufen, dabei wurden in einer Prozession die Reliquien des Johannes des Täufers sowie die kommunalen Kreuze mitgeführt.1100

1099 Annali Genovesi (1890), S. 217. 1100 Dartmann (2012), S. 190–198 sowie 201.

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Kat. Nr. 67: Kopf des Erzbischofs Ugo mit der Beischrift Ugo archeps jan

fol. 78r, zum Text von Kanzler Obertus (1169), Tintenzeichnung.1101 Et civibus ad colloquium properantibus, ista videntibus, obstupuerunt; qui, licet transactis diebus ineffrenatim illic stare consueverant, tamen ea die quasi obedientiam portantes, Dei instinctu, appaverunt. Surrexit quidem primitus dominus Ugo archiepiscopus, et consules post eundem, mira insinuatione cives alliciens, et de pace que instruenda erat, tum voce tum persone gestu miro ordine componens, et de periculo civitatis honesta queque et utilia, sicut Deo et populo convenit, angelica voce instruens, aures civium ampliavit, mentesque quorum quasi ad inaudita eisudem pia senectus adduxit Durch den Erzbischof kam es zur feierlichen Friedenseinung und damit zum Ende des Bürgerkrieges in Genua. Kat. Nr. 68: Ein standartenähnliches Zeichen fol. 81r, zum Text von Kanzler Obertus (1169), Tintenzeichnung (ohne Abbildung).1102 Quo facto, gens eximia, que ad nundinas fuerat congregata, clamans, dignis laudibus eum exaltarunt; et statim, ut ego arbitror, circa LX homines galearum, hortatione illius effecti prudentiores, illud idem quod consul patenter iuravit observaturi iurarunt, et inde asssiduitate recedentes, invenerunt galeas Pisanorum ad insulas Arearum; et nostris galeis ab illis a longe visis, statim alta pelagi petentes, nostre circa miliaria XX cursu illis velotiores fugaverunt; et tandem, misericordia Christi, Pisani pro posse pugnam vitantes capti fuerunt festo beati Laurentii martiris galeis tribus; et nostris galeis redeuntibus ad negotioatores prenominatos, maximam leticiam illis intulerunt; et sic cum magno triumpho reverse sunt Ianuam feliciter. Nachdem Kanzler Obertus im ersten Teil des Jahreseintrages von 1169 ausführlich über die Wiederherstellung des innerstädtischen Friedens gehandelt hatte (Kat. 66 und 67), beschreibt er noch ausführlicher den Krieg mit Pisa im selben Jahr. Mit viel inserierter wörtlicher Rede beschreibt Obertus, was in der Provence und anderen Kriegsschauplätzen geschah. Auf fol. 81r befindet sich das nicht zu deutende Zeichen, das an eine römische Standarte erinnert: es besteht aus einem in sich geknoteten Stab, von dem sich, vermittelt über zwei geöffnete blütenartige Blätter, viele Striche vor einer volutenartigen Struktur 1101 Annali Genovesi (1890), S. 217; Cafari (1868), Tafel 3. 1102 Annali Genovesi (1890), S. 228.

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erheben. Dieses Zeichen befindet sich neben Obertus Schilderung der erfolgreichen Kaperung von drei Pisaner Galeeren am Festtag des Stadt- und Dompatrons von Genua, des Heiligen Laurentius (10. August 1169). Kat. Nr. 69: Die Burg Frascario mit der Beischrift frascarius

fol. 81v, zum Text von Kanzler Obertus (1170), Tintenzeichnung.1103 Appropiquantibus prenominatis consulibus ad principium sui consulatus, circa videlicet sex dies, comites Lavanie, Pennellus scilicet et filii Guirardi Scorce, clam noctuque invaserunt castrum Frascarii, et abstulerunt illud hominibus de Paxano, qui pro civitate nostra tenuerant illud in feudum circa annos XL quo facto, civitas Ianue tanto amplius inde turbata et mutata fuit, quanto factis vasallis maiori caritate solito nos diligere nobisque fideliores esse debuerant. Die Grafen von Lavagna griffen nachts heimlich die Burg Frascario an und nahmen sie den Herren von Passano fort, die sie als Lehen von Genua seit circa 40 Jahren besaßen. Im Liber Iurium findet sich die Belehnung an die Grafen von Passano aus dem Konsulatsjahr 1132/ 1133. Hervorzuheben ist die moralische Dimension, die Obertus diesem Akt gibt, wenn er betont, dass Genua sehr durch diese Tat verstört wurde, da die Grafen von Lavagna als Vasallen von Genua größere Treue und Gefolgschaft gegenüber der Kommune hätten zeigen müssen.

1103 Annali Genovesi (1890), S. 231.

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Kat. Nr. 70: Galeere

fol. 82v, zum Text von Kanzler Obertus (1170), Tintenzeichnung.1104 Qui viriliter facientes, ceperunt galeam unam Pisanorum, qua ibant duo consules, unus annis presentis et alter anni preteriti, cum quisbusdam aliis potentibus et nobilibus Pisanis. Die Genueser nahmen im Krieg mit Pisa eine Galeere ein, auf der zwei Pisaner Konsuln, ein amtierender und einer aus dem letzten Jahr, als Passagiere fuhren. Die Zeichnung zeigt eine Galeere, die vertikal fährt, obgleich am Rand ausreichen Platz vorhanden gewesen wäre, sie auch horizontal darzustellen. Kat. Nr. 71: Zwei Blätter

fol. 82v, zum Text von Kanzler Obertus (1170), Tintenzeichnung.1105 Das erste, als Zeichnung nur begonnene und nicht ganz ausgeführte, Blatt befindet sich bei: Preterea prefati consules comunis Ianue, cum studio animositatis, sine mora quatuor armaverunt galeas, et Nicenses rogatu ipsorum unam, et Sanctiromulenses alteram; in quibus sex Ogerius Ventus, Consul, fuit magister et dominus sociis adsignatus et preelectus. Das ausgeführte Blatt bei: Interum galea Riciide Paxano et altera Rapalli ceperunt aliam galeam Pisanorum; et cum illam ianua ducerent ecce stolus regis sicilie quitunc temporis intravit in Yspaniam abstulerunt illam nostratibus in partibus insule Zegi.

1104 Annali Genovesi (1890), S. 234. 1105 Annali Genovesi (1890), S. 236.

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Eine weitere Episode aus dem Kampf zwischen Pisa und Genua um die Kontrolle des tyrrhenischen Meeres und der Märkte in der Provence: Eine Flotte, bestehend aus vier Genueser Galeeren plus einem Schiff aus Nizza und San Remo unter dem Kommando des Konsuln Ogerio Vento wird ausgerüstet. Riccio da Passano mit seiner und einer weiteren Galeere aus Rapallo bringen eine Pisaner Galeere auf; während sie diese nach Genua bringen wollen, erscheint die Flotte des Königs von Sizilien auf dem Weg aus Spanien und nimmt das Schiff mit mit zur Isola del Giglio. Kat. Nr. 72: Turm Motrone mit der Beischrift turris murronis

fol. 83v, zum Text von Kanzler Obertus (1170), Tintenzeichnung.1106 At cum Ianuenses, fama refferente, audierint Pisanos ad obsidionem turris insistere, cum summa velocitate marchiones, comites et affines milites litteris et missis citaverunt, et a Portu Veneris usque Niciam universos habitatores premonentes, hostem et nimiam cavalcatam ad succurrendam turrim Mutronis citissime prepararunt. Die Friedensverhandlungen zwischen Pisa und Lucca waren gescheitert und der Krieg hielt weiter an; die Luccheser Burgen litten sehr unter den Angriffen der Pisaner. Die Besatzung des Motrone-Turms ergab sich den Pisaner Feinden. Als die Genuesen davon erfuhren, riefen sie in großer Eile durch Briefe und Boten die Markgrafen, Grafen und benachbarten Ritter zusammen und alarmierten ebenso die Einwohner von Portovenere und Nizza, und rüsteten ein Reiterheer aus, um dem Turm zu Hilfe zu eilen.

1106 Annali Genovesi (1890), S. 240; Cafari (1868), Tafel 3.

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Kat. Nr. 73: Blatt

fol. 84r, zum Text von Kanzler Obertus (1171), Tintenzeichnung.1107 Interea Trepedicinus, qui Pisanus fuerat, cum galeis quinque dampnum grande intulit Pisanis. Nam denuo, continua commutatione bis III galee sparatim immensam lesionem eisdem Pisanis fecerunt. Qui siquidem consules octo gatos et totidem galeas imponere et fere explere fecerunt, pro utilitate futuri exercitus. Erneut eine Episode aus dem Krieg zwischen Pisa und Genua: Trepedicino – ein Kosar, der häufig in den Annales Ianuenses auftaucht und der laut Obertus’ Bericht ehedem ein Pisaner war – bringt den Pisanern mit fünf Galeeren einen großen Schaden bei. Kat. Nr. 74: Schiff

fol. 84r, zum Text von Kanzler Obertus (1171), Tintenzeichnung.1108 Post hec navis Iohannis Toxici, que itura erat Alexandriam, tempestate valida agitata, in portum Aiacii in Corsicam ducta, nimia frigiditate ventorum passa fuit naufragium. Das Schiff von Giovanni Tossico, das auf dem Weg nach Alexandria war, geriet in einen Sturm und erlitt, als es in den Hafen von Aiaccio auf Korsika geführt wurde, aufgrund der großen Wucht des Windes Schiffbruch. Kat. Nr. 75: Burg Zerli mit Beischrift Zerli

fol. 84r, zum Text von Kanzler Obertus (1171), Tintenzeichnung.1109

1107 Annali Genovesi (1890), S. 243. 1108 Annali Genovesi (1890), S. 243; Cafari (1868), Tafel 3. 1109 Annali Genovesi (1890), S. 244.

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Dum enim ista acciderunt, homines de Paxano, qui de callidate comitum Lavanie castrum Frascarii preterito consulatu amiserant, invaserunt castrum Zerli; et vi tenentes illud, comites Lavanie obsederunt illud; et quo obsesso, homines de Paxano reddiderunt illud consulibus comunis Ianue, quemadmodum et comites castrum illorum prefatis consulibus reddiderant. quo facto, comites Lavanie advenerunt Ianuam de hominibus Paxani graviter conquerentes; causa quorum diu ventilata, tandem consules castellum Zerli comitibus Lavanie reddiderunt. Die Grafen von Passano, die im Konsulatsjahr 1170 die Burg Frascario, die sie als Lehen von Genua hielten, an die Grafen von Lavagna verloren hatten (Kat. Nr. 69), griffen die Burg von Zerli an und besetzten sie, was wiederum eine Belagerung durch die Grafen von Lavagna, bewirkte. Aus diesem Grund übertrugen die Grafen von Passano die Burg Zerli an die Konsuln der Kommune von Genua, so wie sie es schon mit der Burg Frascario getan hatten. Daraufhin kamen die Grafen von Lavagna nach Genua, um sich zu beschweren; nach langer Diskussion gaben die Konsuln die Burg von Zerli an die Grafen von Lavagna zurück. Kat. Nr. 76: Neuer Befestigungsturm anstelle des zerstörten Motrone mit der Beischrift turrum murronis

fol. 84v, zum Text von Kanzler Obertus (1171), Tintenzeichnung.1110 Et est locus talis. Quidam mons non multum altus est constitutus super quandam planiciem, quo castrum quoddam edificatum est, quod vocatur mons Gravantus, distans a mare circa duo miliaria, in radice cuius montis oritur fons vivus et pulcher, aquas nimias et serenissimas ducens; facit quidem lacum, ex habundantia cuius tota planicies fere usque ad Serculum flumen impletur; paludes creat ingentes, admodum dempsas et spissas, quod a radcie montis usque ad litus maris nemo potest transire propter loca acquosa et profunda, nisi per quendam iactum petrarum parum altiorem aqua; et vocatur iactus iste Via regia, ad quam nemo pedes potest adpropinquare, nisi forsan parvissimo navigio. In capite iactus cuius est pulchrum et laudabile edificium, quod vocatur turris de Via regia. que siquidem est rotunda, et in circuitu pedes .LXVIII. et debet edificari altitudo illius usque in brachia .LXXX. et murus in circuitu ipsius brachia .LX. et alter murus, quod appellabitur barbacana, levabitur arbitratu boni viri.

1110 Annali Genovesi (1890), S. 245.

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Weil die Pisaner im Jahr zuvor den Turm Motrone, eine Befestigungsanlage von Lucca, zerstört hatten (Kat. Nr. 72), beschlossen die verbündeten Städte Lucca und Genua, einen neuen Turm an der Via Regia zu erbauen. Die Genueser entsandten zur Auswahl des Bauplatzes zwei Legaten, der von Kanzler Obertus ausführlich beschrieben wird. Diese lange Landschaftsbeschreibung ist ungewöhnlich und sticht aus dem sonstigen Text hervor ; es handelt sich dabei um den Nukleus des heutigen Viareggio. Kat. Nr. 77: Blatt fol. 85v, zum Text von Kanzler Obertus (1172), Tintenzeichnung (ohne Abbildung).1111 Quo dicto, redierunt pariter ad archicancellarium, et hoc modo sese cum eo concordaverunt. Iuravit quidem archicancellarius, in presentia nostrorum, et Lucensium et procerum curie. Quod denuo convocaret Pisanos, Ianuenses et Lucenses in plena curia, ut pro pace componenda inter eos in eius curia se prorsus ponerent; et si Pisani hoc facerent, captos Lucenses primo de carcere Pisanorum liberaret; deinde habitis hinc inde sufficienter sacramentis, daret sententiam de pace sicut scripta fuit ad Portum Veneris per Otobonum et Alcherium lucensem et Gerardum pisanum, concordarunt; at si Pisani renuerent se ponere in curia prefati cancellarii, deberet illos publice in bannum imperatoris mittere, et frangere omnia privilegia illorum, et maxime ea que ex Sardinea habuerant; et monetam pisanam faceret infamem et irritam; et insuper facere exercitum pro posse, et venire super Pisanos ex parte Portus Pisani, et offendere illos tamquam hostes imperii; et Lucenses tunc expeditione ex parte monte pisani, et Ianuenses per mare cum galeis in partibus illis. Christian von Mainz, von Kanzler Obertus als »Germanie archicancellario, qui tunc legationem et vicem imperatoris Frederici gerebant per totam Italiam« bezeichnet, hielt sich in Italien auf und bemühte sich bei einem Hoftag in der Nähe von Siena, da er von Kaiser Friedrich I. Barbarossa durch ein Dokument mit der potestas universalis ausgestattet wurde, um einen Frieden zwischen Genua/Lucca und Pisa. Er sagte Genua und Lucca zu, dass er, sollten die Pisaner seinen Schiedspruch nicht anerkennen, mit einem Heer gegen die Stadt vorgehen und sie dem Reichsbann unterwerfen sowie der Stadt alle Privilegien aberkennen, Sardinien absprechen und die Pisaner Münze verrufen würde.

1111 Annali Genovesi (1890), S. 250.

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Kat. Nr. 78: Die Burg Cogorno mit der Beischrift castru cucurni

fol. 87r, zum Text von Kanzler Obertus (1172), Tintenzeichnung.1112 Veniens autem noster exercitus contra periuros et proditores homines Cucurni, ascenderunt montem armis et ceperunt Cucurnum, et munierunt illud armis et viris; et inde versus insulam iter suum mari et terra arripientes, marchio Malaspina montanas partes quesivit, videlicet ad Petram tinctam. Während die Genueser noch mit Christian von Mainz gegen Pisa vorgingen, erhoben sich der Markgraf Opizzo Malaspina, sein Sohn Moroello und weitere Adlige aus der Lunigiana, die Grafen von Passano und die von Lavagna und belagerten Chiavari, Sestri, und Rivarolo. Das Genueser Heer setzte sich über Wasser und über Land in Bewegung, um gegen den aufständischen Markgrafen und seine Verbündeten vorzugehen und nahm die Burg Cogorno ein. Da der Winter eintrat, verständigte man sich mit dem Markgrafen auf eine Waffenruhe bis Ostern 1173. Kat. Nr. 79: Die Burg Villafranca

fol. 87v, zum Text von Kanzler Obertus (1173), Tintenzeichnung.1113 Qui etenim, post parui temporis spatium, mense iunio ad partes Muneia solum cum clientibus exeuntes, existente capite militum consule Ingone de Flexa, edificaverunt

1112 Annali Genovesi (1890), S. 256. 1113 Annali Genovesi (1890), S. 259, die Beischrift stammt von späterer Hand und lautet castri ville frache.

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castrum quod vocatur Villafranca, in presentia videlicet marchionis Malaspine et suorum adiutorum. Der Konflikt mit dem Markgrafen Opizzo Malaspina und seinem Sohn Moroello (Kat. Nr. 78) hält an; da die Konsuln hohe Schulden aufnehmen mussten, um das Heer zu bezahlen, beschlossen sie, eine städtische Miliz mit eigenen Rittern einzurichten. Mit diesem neuen Heer zog die Kommune unter Führung des Kommunalkonsuln Ingo de Flexa nach Moneglia und erbaute dort die Burg Villafranca in Anwesenheit des Markgrafen von Malaspina und seiner Ratgeber. Kat. Nr. 80: Stehender Herrscher

fol. 105r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1174), Zeichnung mit Deckfarben.1114 Fredericus imperator hoc anno, circa festum sancti Michaelis, cum rege Boemie et maxima expeditione fines intravit Ytaliae, ac pervenit ad urbem Astensem. In diesem Jahr kam Friedrich I. Barbarossa, um das Fest des Heiligen Michael, mit dem König von Böhmen und einem großen Heer nach Italien, und zog in die Stadt Asti. Die von dem Kaiser belagerte Stadt Asti wurde so gezwungen, aus der Lega Lombarda auszutreten. Kat. Nr. 81: Brennende Stadt

fol. 105r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1174), Zeichnung mit Deckfarben.1115 Presenti quidem anno, in quadragesima, maximus ignis extitit accensus in domo Bellamuti. Während der Fastenzeit des Jahres 1174 brach ein großes Feuer im Haus von Bellamuto aus.

1114 Annali Genovesi (1901), Text, S. 6, Tafel II, Abb. 1a. 1115 Annali Genovesi (1901), Text, S. 7, Tafel II, Abb. 2a.

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Kat. Nr. 82: Schiff

fol. 105v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1175), Zeichnung mit Deckfarben.1116 Attamen nichilominus eam aggressus fuit, et tam diu expugnavit, quod vi cepit eam, et in conspectu multorum Pisanorum et de eius vicinia eam combussit, et cum omni gaudio et triumpho Ianuam cum galeis suis pervenit. Im Krieg mit Pisa verfolgte Konsul Rogeronus eine aus Sardinien zurückkehrende pisanische Galeere bis in den Hafen, wo er das Schiff in Brand steckte und kehrte im Triumph nach Genua zurück. Kat. Nr. 83: Schiff

fol. 105v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1175), Zeichnung mit Deckfarben.1117 Postmodum Ugo Scotus claviger comunis Ianue, vir nobilis ac probus et honoris Ianue civitate amator, dum cum quadam galea comunis armata ad guardiam Provinciae destinaret, invenit quamdam galeam Pisanorum, quam cum ipsa galea sua in medio maris aggressus fuit; et fortiter unam per aliam impugnando, expugnavit et cepit, et homines cum galea ipsa Ianum duxit et in carcere truxit. Ugo Scoto, Schlüsselträger der Kommune Genua, der mit lobenden Worten hevorgehoben wird (»ein edler und rechtschaffener Mann, Liebhaber der Ehre der Stadt Genua«) griff eine Pisaner Galeere an, eroberte das Schiff und führte die Besatzung als Gefangene nach Genua. Das war die letzte Kriegshandlung, da auf diese Schilderung folgend der Schreiber Ottobonus von Friedrich I. Barbarossa berichtet, der die Kriegsparteien (Genua und Lucca gegen Pisa und Florenz) nach Pavia rufen und Frieden schwören ließ.1118 Kat. Nr. 84: Brennende Stadt

fol. 105v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1175), Zeichnung mit Deckfarben.1119

1116 Annali Genovesi (1901), Text, S. 8, Tafel II, Abb. IIIa. 1117 Annali Genovesi (1901), Text, S. 8, Tafel II, Abb. IVa. 1118 Annali Genovesi (1901), S. 8: »qui inter eos pacem et concordiam stabilivit, et in ipsa pace concessit Ianuensibus medietatem Sardinee sicut exigebat, quam Pisani eis pro posse contradicebant, et pro qua guerra diu steterat inter eos.« 1119 Annali Genovesi (1901), Text, S. 9, Tafel II, Abb. Va.

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Eodem quidem anno ignis maximus accensus fuit extra civitatem, iuxta sanctum Victorem in mense ianuario. Ein Brand im Vorort Pr¦. Bemerkenswert ist, dass der Friede 1175 wie auch die Beilegung des Streites um Sardinien keine Zeichnung zur Akzentuierung erhielt, das Feuer hingegen schon. Kat. Nr. 85: Zwei Ritter verfolgen einen dritten Ritter

fol. 105v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1176), Zeichnung mit Deckfarben.1120 Hoc siquidem anno Fredericus imperator apud Lagnamum Mediolanenses et Brixianos cum exercitu suo et Cumensibus est agressus; et inito certamine, tandem imperator ipse triumphi contrarium incurrit, et cum toto suo exercitu de campo fuit eiectus atque fugatus, sicque Mediolanenses ex toto triumphum ac victoriam reportarunt. Die (verlorene) Schlacht von Legnano markierte den Wendepunkt in der Italienpolitik von Friedrich I. Barbarossa, da er im folgenden Frieden von Venedig (1177) und dem Vertrag von Konstanz (1183) den status quo der italienischen Kommunen anerkennen musste. Interessant ist, dass Schreiber Ottobonus die Parteiungen hervorhob: auf der Seite des Kaiser kämpfte Como gegen Mailand und Brescia. Hervorzuheben ist auch die Betonung der schmachvollen Niederlage: »Und anstelle eines Sieges unterlag er und wurde verjagt und floh vom Schlachtfeld mit seinem gesamten Heer, so dass die Mailänder mit Triumph und Sieg heimkehrten.«

1120 Annali Genovesi (1901), Text S. 10, Tafel II, Abb. VIa.

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Kat. Nr. 86: Zug von drei Reitern

fol. 106r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1178), Zeichnung mit Deckfarben.1121

1121 Annali Genovesi (1901), Text S.11/12, Tafel II, Abb. VIIa.

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Hoc anno, mense ianuarii, dum prescripti consules essent electi, Fredericus imperator venit in Ianuam; nam ante per diem unam conthoralis eius Beatrix imperatrix venerat. postea, sequenti die ab adventu imperatoris, venit filius eius rex Enricus, et moram fecerunt per paucos dies, et honorabilibus donis acceptis recesserunt. Im Januar kam Friedrich I. Barbarossa zusammen mit seiner Gemahlin Kaiserin Beatrix nach Genua, einen Tag später traf auch der Kaisersohn, König Heinrich (VI.), ein. Es ist das erste Mal, dass der Kaiser die Stadt betrat – weshalb dieses besondere Ereignis mit einer Randzeichnung akzentuiert wurde. Kat. Nr. 87: Thronender Bischof mit der Beischrift Synod fol. 106r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1179), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 86).1122 Hoc siquidem anno dominos (Hugo archiepiscopus fuit vocatus ad concilium et synodum maximam, quam Alexander felix papa .III. apud Lateranum celebravit. Der Erzbischof Ugo fuhr zur Synode, die auf Betreiben von Alexander III. im Lateran abgehalten wird. Dort werden die kirchlichen Privilegien durch den Papst erneuert: »et omnia privilegia confirmavit dominus papa, qua ipse et predecessores eius ecclesiae et urbi Ianue fecerant.« Dazu gehörte auch die kirchliche Anerkennung der für Genua so bedeutsamen Reliquien von Johannes dem Täufer, die im Zuge des 1. Kreuzzuges nach Genua gebracht worden waren.

1122 Annali Genovesi (1901), Text, S. 12/13, Tafel II, Abb. VIIIa; Cafari (1868), Tafel 3.

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Kat. Nr. 88: Frau mit Krone

fol. 106v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1179), Zeichnung mit Deckfarben.1123 1123 Annali Genovesi (1901), Text, S. 13/14, Tafel II, Abb. IXa.

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Filia regis francorum hoc anno venit in Januam, quam Balduinus Gertius et propinqui eius cum galeis apud Constantinopolim transportarunt ad Alexium filium domini Hemanuelis imperatoris, cuius uxor fuit. Agnes (1171- um 1240), die Tochter des französischen Königs Ludwig VII., reiste 1179 in Begleitung des Genuesen Balduino Guerzio (der schon im Vorfeld bei der Aushandlung der Heirat die byzantinische Gesandtschaft nach Frankreich begleitet hatte) mit Schiffen aus Montepellier über Genua nach Konstantinopel, wo sie Alexios II. Komnenos, Sohn des byzantinischen Kaisers Manuel I., heiratete (1183 heiratet sie dann als 12jährige Witwe Andronikos I. Komnenos, der Alexios hatte erdrosseln lassen). Kat. Nr. 89: Aufbewahrter Toter mit drei Trauernden fol. 106v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1180), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 88).1124 Hoc siquidem anno dominus Emanuel dive memoriae Constantinopolitanus beatissimus imperator, sicut divine placuit maiestatis, proh dolor!, obiit mense septembris, festo beate Tecle virginis et martyris, secundum quod retulit Willielmus Arnaldus, nobilis Ianue civis, qui venit de Peyra cum navi honerata frumento; unde Christianitas universa ruinam maximam et detrimentum incurrit. Der byzantinische Kaiser Manuel I. Komnenos (1143–1180) stirbt. Die Trauernden hinter dem aufgebarten Kaiser werden durch ihre Bärte und spitzen Hüte als fremd (= griechisch-orthodox/byzantinisch) gekennzeichnet. Kat. Nr. 90: Stehender Mann fol. 106v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1181), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 88).1125 In isto namquam consulatu Gualterius de Moach, admiratus Willielmi regis Siciliae, cum maximo stolo de galeis et plurimis uxeriis cum militibus venit in portum Ianuae; quod siquidem stolium prenominatus rex Willielmus mandabat ad capiendam Maioricam. Der Admiral von Wilhelm II. von Sizilien, Gualtierius, kam mit einer großen Flotte auf dem Weg, Mallorca einzunehmen, in den Hafen von Genua. Kat. Nr. 91: Brennende Stadt fol. 106v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1181), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 88).1126 Hoc anno ignis maximus fuit accensus in Palazolo, in nocte dominicae Nativitatis, veniente festo beati Stephani prothomartyris. Hic nempe ignis maximum dampnum intulit civitati; totam enim fere contratam et viciniam Palazoli combussit et consumpsit. Großer Stadtbrand in der Nacht des 25. Dezember.

1124 Annali Genovesi (1901), Text, S. 14/15, Tafel II, Abb. Xa. 1125 Annali Genovesi (1901), Text S. 15/16, Tafel II, Abb. XIa. 1126 Annali Genovesi (1901), Text, S. 16, Tafel II, Abb. XII.

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Kat. Nr. 92: Turm

fol. 107r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1182), Zeichnung mit Deckfarben.1127 Preterea, homines Vernatiae Pisanos, cum quibus pacem habebat Ianue civitas, in publica strata maris capere presumserunt et bonis suis ac mercimoniis, cum quibus Ianuam festinabant, eos exspoliarunt. Verum, quia moniti a perpetrato scelere 1127 Annali Genovesi (1901), Text S. 17/18, Tafel II, Abb. XIII; Cafari (1868), Tafel 3.

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resipiscere recusabant, supradicti consules, exercitu congregato, illos fuerunt aggressi, et circa Vernatiae castellum potenter castra metati, et tam diu illos per diem noctem cum machina et ceteris bellicosis instrumentis eos impugnarunt, quod vi ceperunt eos, et castrum et peccuniam ablatam supradictis Pisanis in integrum reddiderunt. Die Genueser Konsuln belagerten die Burg von Vernazza, nachdem die dortigen Mannen ein Schiff der Pisaner gekapert hatten – mit denen die Genuesen einen Frieden hatten, wie der Chronist ausdrücklich hervorhebt. Sie belagerten das Kastell solange, bis die Männer sich er- und die Beute der Pisaner herausgaben. Kat. Nr. 93: Schleuder fol. 107r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1182), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 92).1128 Wie Kat. Nr. 92: Die Genueser Konsuln belagern die Burg von Vernazza – mit einer Steinschleuder. Kat. Nr. 94: Ritter, die mit Lanzen aufeinander zureiten fol. 107r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1183), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 92).1129 Hoc anno multa odia atque dissensiones fuerunt in civitate, videlicet inter Fulconem de Castello et Ventos ex una parte, et Bulbunosum et illos de Curia ex altera; et inde belllum maximum fuit in Bisane. Ein offener Bürgerkrieg brach zwischen Fulcone di Castello und der Familie de Vento auf der einen Seite und den Balbi und de Curia auf der anderen Seite in Genua aus. Kat. Nr. 95: Bürger unterwerfen sich einem Thronenden fol. 107r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1184), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 92).1130 In isto namque consulatu illi de Portu Mauricio et comitatu rebelles fuerunt civitati; contro quos prefati consules exercitum dirigere destinaverant; et machinas plurimas et cetera bellica instrumenta fecerant preparari. Ceterum, quia consulatus et maiores predictorum locorum Ianuam venerunt, et fusis precibus ad pedes consulum et nobilium civitatis venerunt, et prostrati veniam postularunt, et offensis commissionibus satisfecerunt in ordinatione consulum et nobilium civitatis, pepercerunt eis, et ramnsit exercitus. Es kam zu einem Aufstand der Männer von Porto Maurizio gegen die Oberhoheit Genuas, dem die Konsuln mit der Entsendung des Heeres und Kriegsmaschinen begegnen wollten. Bevor aber die Soldaten ausrücken konnten, ergaben sich die Rebellen, die Konsuln und Oberen der besagten Orte kamen nach Genua und warfen sich zu Füßen der Konsuln und des städtischen Adels.

1128 Annali Genovesi (1901), Text, S. 18, Tafel II, Abb. XIV. 1129 Annali Genovesi (1901), Text S. 19, Tafel II, Abb. XV. 1130 Annali Genovesi (1901), Text, S. 19, Tafel III, Abb. XVI; Cafari (1868), Tafel 3.

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Kat. Nr. 96: Fallende Türme mit der Beischrift angeleru d mari

fol. 107v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1187), Zeichnung mit Deckfarben.1131 In isto consulatu, dum civitas nostra in concordia maxima et tranquillitate maneret, caput extulis Sathanas. Lanfrancus namque filius Iacobi di Turca, diabolico arreptus spiritu, interfecit memoratum Anglerium de Mari, consulem comunis, in civitate ante domum Bonatiae, cum quibusdam latrunculis et servientibus, .XVI. dies februarii. Pro sopradicto namque homicidio odia innumera et seditiones in civitate Ianuae initium susceperunt. Sepulte igitur inimicicie et discordie habuerunt, peccatis exigentisbus, resurrectionem. Nam predicti consules ad tantum facinus ulciscendum ad honorem patriae se viriliter accinxerunt. Congregatis itaque nobilibus civitatis et populo, armata manu ad capiendos illos qui tantum scelus perpetraverant accesserunt, et domos et turrim ac bona eorum omnia radicitus destruxerunt, eosque de civitate penitus eiecerunt. In Genua herrschte größte Eintracht und Ruhe, aber Satan erhob seinen Kopf: Lanfranco, Sohn von Jacopo di Turca, ermordete den Konsul Anglerio de Mari, was die innerstädtischen Kämpfe erneut aufflammen lies. Um das Verbrechen zu sühnen ließen die Konsuln mit Hilfe der gesamten Bevölkerung (Adel und Volk) die Häuser und Türme der Verbrecher zerstören, ihr Gut beschlagnahmen und die Missetäter verjagen. Vgl. dazu Kat. Nr. 104, wo der Podest— Manegoldus di Tetocio das Haus von Fulcone di Castello zerstören lässt. Kat. Nr. 97: Stadtabbreviatur mit drei Türmen mit Beischrift Rapta fuit ierlrm

fol. 107v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1187), Zeichnung.1132 Hoc equidem anno, mense iunii, inter festum sancti Iohannis Baptistae et apostolorum Petri et Pauli, Salahdinus rex Egypti, manu valida et infinita Turcorum et Sarracenorum multitudine, terram Surie fuit aggressus, et, peccatis exigentibus,

1131 Annali Genovesi (1901), Text, S. 22/23, Tafel III, Abb. XVII. 1132 Annali Genovesi (1901), Text, S. 23, Tafel III, Abb. XVIII.

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campestri prelio Templarios et Christianos vicit atque fugavit, Iherosolimam, Acon, et omnes partes illas cepit, expecta civitate Tyri; veram quoque crucem, proh dolor!, et regem Guidonem, qui eo tempore regnabat, captivum duxit in Damascum cum Willielmo sene marchione Montisferrati, aliisque plurimis militibus et baronibus. Zwischen dem 20. September und dem 2. Oktober belagerte Saladin Jerusalem; die Stadt ergab sich. Interessant ist, dass diese Abbreviatur im Stil ganz anders wirkt, als die sie umgebenden Miniaturen, eher wie die Illustrationen der ersten Gruppe der Annalen von Caffaro. Vergleichbar ist Kat. Nr. 2, wo zum ersten Mal in dem Codex die Stadt Jerusalem dargestellt ist; vermutlich orientierte sich der Zeichner an dieser ersten Darstellung.

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Kat. Nr. 98: Galeere mit zwei an Rittern Bord plus Steuermann und in den Himmel schauendem Mann.

fol. 108r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1187), Zeichnung mit Deckfarben.1133

1133 Annali Genovesi (1901), Text, S. 23/24, Tafel III, Abb. XIX; Cafari (1868), Tafel 3.

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Contigit namque quod vir egregius dominis Conradus marchio Montisferrati, cum esset Constantinopolim, divina inspiratione navem quandam cum Ianuensibus ascendit, et ad partes Tyri feliciter accendens, in civitate Tyri, quae a captione Sarracenorum evaserat, se recepit; et cum quibusdam Ianuensibus opposuit se, et per totam hiemem illam, civitatem ipsam defendendo contra Turcos viriliter bellando, eam tenuit, et plurima bella vicit, et in Dei virtute obtinuit. »Es begab sich nämlich, dass er vortreffliche Markgraf Konrad von Montferat in Konstantinopel aufgrund von einer göttlichen Inspiration auf ein Genueser Schiff stieg, und nach Tyros fuhr, das nicht von den Sarazenen eingenommen worden war. Und er und die Genuesen verteidigen den gesamten Winter über die Stadt.« Offenbar versinnbildlicht der in den Himmel schauende Mann den göttlich inspirierten Markgrafen. Kat. Nr. 99: Einstürzender Turm fol. 108r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1187), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 98).1134 Verum nobilem virum et probitissimum Fulcone de Castello cum galeis X super pisanos miserunt; qui Pisanos valde persecutus fuit, et castrum Bonifacii, quod Pisani construxerant, viriliter fuit aggressus, et vi in ore gladii castellum illud cepit et funditus destruxit. Fulcone di Castello griff mit zehn Galeeren die Pisaner an und folgte ihnen bis Bonifacio auf Sardinien, wo er die von ihnen errichtete Burg bis auf die Fundamente zerstörte. Kat. Nr. 100: Thronender Bischof zwischen zwei Männern

fol. 108v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1188), Zeichnung mit Deckfarben.1135 Quo iuramento prestito, convenerunt nominati electores in palatio Ianuensis archiepiscopi, et canonicos ecclesiae beati Laurentii primo inspicientes, presente 1134 Annali Genovesi (1901), Text, S. 25, Tafel III, Abb. XX. 1135 Annali Genovesi (1901), Text, S. 27/28, Tafel III, Abb. XXI; Cafari (1868), Tafel 3. Fol. 108r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1188), hat zudem eine rot geschriebene Randglosse »obiit dominus episcopus secundus«. FSI 12, Text S. 26/27: »Hoc denique anno dominus Hugo, secundus archiepiscopus, qui per multa tempora feliciter et gloriose vixit in Ianuensi archiepiscopatu, ** die iunii circa vesperas, ultimum nature debitum solvit, et de terris ad caelum, de imis vocante Domino ad superna guadia transmeavit, et beaot Syro aliisque contuberniis meruit feliciter sociari.« Bemerkenswert ist, dass weder die innerstädtischen Unruhen, noch der Tod von Ingo durch Steinwurf, noch der durch Papst Clemens III. zwischen Pisa und Genua vermittelte Frieden hervorgehoben werden, sondern der Tod des zweiten Genueser Erzbischofs, Hugo.

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Adalardo sancte Romane Ecclesiae presbitero cardinale, qui postea fuit episcopus Veronae, unanimiter dominum Bonifacium, tund temporis archidiaconum, in Ianuensem archiepiscopum elegerunt; qui eadem die a clero et populo, ipso renitente e reluctante, in pontificali sede fuit feliciter collocatus; et campanis unidque pulsantibus, clerus universus Te Deum laudamus feliciter decantavit. Der zweite Erzbischof Hugo von Genua war verstorben, sein Leib wurde am Altar des Heiligen Nikolaus beigesetzt. Schreiber Ottobonus schilderte die anschließende Wahl detailliert: er inserierte in den Text den Schwur der Wähler. Danach gingen alle Wähler in den Palast des Erzbischofs und hörten zuerst den Rat der Kanoniker von San Lorenzo, in Anwesenheit von Adalardo, Kardinalpriester der Heiligen römischen Kirche, dem späteren Bischof von Verona, dann wählten sie einstimmig den Erzdiakon Bonifazius zum Erzbischof von Genua, der am gleichen Tag ins Amt gesetzt wurde; die Glocken läuteten und ein Te Deum wurde angestimmt. Im Anschluss an diese Schilderung gruben einige Kleriker unter dem Altar von San Lorenzo und fanden einen Marmorsarkophag mit den Reliquien des Heiligen Siro sowie eine Inschriftentafel aus Blei und eine aus Marmor, auf denen stand: HIC RECUBAT SYLUS SACRO BAPTISMATE DICTUS: CUIUS TERRA LEVIS FLORIDA MEMBRA PREMIT.

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Kat. Nr. 101: Tod von Friedrich I. Barbarossa

fol. 109r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1189), Zeichnung mit Deckfarben.1136

1136 Annali Genovesi (1901), Text, S., Tafel III, Abb. XXII.

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At cum esset in partibus Antiochiae, et transiret fluvium Ferri, casu cecidit inter aquas, ubi, sicut divinae placuit voluntati, obiit. Kaiser Friedrich I. Barbarossa verstarb während des 3. Kreuzzuges am 10. Juni 1190 bei der Überquerung des Flusses Saleph in der südlichen Türkei nahe der Stadt Seleukia. Ottobonus nennt den Fluss fälschlicherweise Ferri; besonders auffällig ist der Einschub »so, wie es dem göttlichen Willen gefällt«. Ob hier eine politische Meinung widerspiegelt, ist nicht genau zu beurteilen, möglicherweise handelte es sich auch nur um eine Floskel. Kat. Nr. 102: König Philipp II. von Frankreich fol. 109r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1190), Zeichnung mit Deckfarben (siehe Kat. Nr. 101).1137 Presenti quidem anno Phylippus rex francorum primo die augusti intravit Janua cum duce burgundie et comite de Nivel et aliis plurimis principibus et baronibus, et moratus est in Ianua usque ad diem illam, qua celebratur festum sancti Bartholomei apostoli. Ipsa die cum predictis baronibus intravit mare, et vellificante nave ivit in Surinam, in occursum illorum qui Acconitanam obsidebant civitatem. Der französische König Philippe Auguste kam auf dem Weg nach Syrien, zur Teilnahme am 3. Kreuzzug, in Genua an. Er traf dort mit Richard Löwenherz zusammen (Kat. Nr. 103), da keiner der beiden Könige den anderen »unbewacht« in England/Frankreich zurücklassen wollte, und sie daher beschlossen hatten, gemeinsam auf den Kreuzzug zu gehen. Besonders augenfällig ist auf diesem Blatt, dass der triumphal sprengende französische König hier unter dem stürzenden deutschen Kaiser abgebildet wurde, was einen bildlichen Vergleich beider Herrscher ermöglicht. Kat. Nr. 103: Richard Löwenherz zu Pferd

fol. 109v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1190), Zeichnung mit Deckfarben.1138 Eodem quoque anno Ricardus rex Angliae, de Marsilia veniens, cum galeis XV intravit Ianuam terciodecimo die augusti, et cum predicto rege Philippo colloquio celebrato, ipsa die recessit et applicuit in portu Dulfino, ubi per aliquot dies, imminente tempestate, moram fecit; prosperis vero ventis flantibus, iter tenuit et ad predictum occursum obsidionis viriliter festinavit Der englische König Richard (Löwenherz) kam mit 15 Galeeren aus Marseille nach Genua und traf dort mit dem französischen König Philipp Auguste (Kat. Nr. 102) zusammen, bevor beide zum 3. Kreuzzug aufbrachen – beide Könige nahmen gemeinsam am 1137 Annali Genovesi (1901), Text, S., Tafel III, Abb. XXIII. 1138 Annali Genovesi (1901), Tafel III, Abb. XXIV.

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Kreuzzug teil, da sie dem jeweils anderen nicht trauten und ihn daher nicht allein im Westen zurücklassen wollten. Bemerkenswert bei dieser Darstellung ist das Reitmotiv, kam Richard doch laut Annalentext per Schiff in Genua an: es handelte sich wohl um ein Formular, dass die Ritterlichkeit des hochadligen Kreuzzugsteilnehmers betonen sollte. Kat. Nr. 104: Der Podest— Manegoldus di Tetocio befiehlt das Haus von Fulcone di Castello zu zerstören fol. 109v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1190), halbseitige Miniatur in Deckfarben (Abb. 39).1139 Sequenti namque die vir ille egregius Manegoldus Ianuensis potestas, dolore nimio ac rubore perfusus, parlamentum maximum celebravit; et indutus lorica et militaribus ornamentis equum ascendit, et ivit ad quandam domum utique preciosissimam quam Fulco de Castello habebat in castro, eamque pro vindicta maleficii supradicta penitus dirruit atque destruxit; personas vero predictorum homicidarum habere non potuit, quoniam absentaverunt se et clam Placentiam recesserunt. Die Miniatur füllt die letzten siebzehn Zeilen der Seite, die Linierung ist dahinter noch gut zu erkennen. Dargestellt ist der in diesem Jahr ins Amt gesetzte Podest— Manegoldus, der Arbeitern befiehlt, das Haus des Fulcone di Castello abzureißen, da dieser als Mörder Unrecht getan hatte. Zwei Arbeiter mit Spitzhacke führen diesen Befehl aus, ein dritter redet mit Manegoldus. Im Text ist der Name des Podest— durch Großbuchstaben hervorgehoben. Eine Beischrift in lockerer Kursive (Doria?) ist verschmiert. Es gibt eine Pergamentnaht, die auf fol. 109r sichtbare rechteckige Fehlstelle ist hier gut kaschiert. Kat. Nr. 105: Der Podest— Mangoldus umgeben von den Justizkonsuln fol. 110r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1191), halbseitige Miniatur in Deckfarben (Abb. 38).1140 In anno quidem dominicae nativitatis MCLXXXXI, indictione VIII cessavit consulatus communis; et fuit dominus Manegoldus de Brixia potestas et rector civitatis feliciter constitutus. Et fuerunt eodam anno VIII consules pro iustitiis, videlicet Bellusbrunus de Castello, Ogerius de Pallo, Willielmus Ingonis Tornelli et Willielmus Zerbinus ex parte civitatis; et Rolandus de Carmadino, Otto Guaraccus, Angelotus Vicecomes et Fulco Spezapreda in aliis IIII compagnis ex parte burgi. Vor dem Jahreseintrag zu 1191 befindet sich die 23 Zeilen einnehmende Miniatur, gerahmt in einem klar gesonderten rechteckigen Bildfeld, das die volle Spaltenbreite des Textes ausfüllt. Dargestellt ist erneut der Podest— MANEGOLDUS (wie Kat. Nr. 104), der im folgenden Text zu 1191 dreimal mit Großbuchstaben hervorgehoben auftaucht. Links und rechts von ihm, in zwei Vierergruppen, die acht Justizkonsuln des Jahres. Das Bildfeld und der Text, der mit einer zehn Zeilen überschneidender J-Initiale beginnt, sind durch drei Zeilen getrennt.

1139 Annali Genovesi (1901), Tafel IV, Abb. XXV; Cafari (1868), Tafel 1. 1140 Annali Genovesi (1901), Text S. 37, Tafel V, Abb. XXVI; Cafari (1868), Tafel 1.

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Kat. Nr. 106: Die Stadt Syracus auf Sizilien

fol. 110v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1191), Zeichnung mit Deckfarben.1141 Confirmavit enim veteres consuetudines et privilegia, et marchiam et comitatum, podium Monache, castrum Gavi, Syracusanam civitatem cum omnibus suis pertinentiis, et CCL caballariis terrae in valle Noth. Heinrich VI., Sohn von Friedrich I. Barbarossa, bat in einem Brief an den Podest— Manegoldus und die Kommune Genua, ihn mit der städtischen Flotte bei der Einnahme von Sizilien zu unterstützen (er hatte 1186 die Erbin des Königsreich, Konstanze, Tochter von Roger II., geheiratet). Die Kommune entstandte Legaten zu ihm nach Neapel und erhielt ein Privileg mit Goldbulle, in dem Heinrich VI. der Kommune nicht allein die alten Rechte bestätigte, sondern auch das noch zu erobernde Syracus auf Sizilien und weiteres Land dort prospektiv übertrug. Erneut findet sich das Privileg von Heinrich VI. vom 30. Mai 1191 im liber iurium von Genua. Der auf diesen Bericht folgende Satz »quae quidem postea male et inhoneste, contra honorem suum et fidem promissam, observavit« zeigt an, dass Schreiber Ottobonus ihn retrospektiv verfasste, da er 1191 noch nicht wissen konnte, dass sich Heinrich VI. unehrenhaft nicht an die mit Genua ausgehandelten Bedingungen halten würde. Sein Versuch, die Insel 1191 einzunehmen, scheiterte, erst 1194 hatte er Erfolg. Sein Kampf gegen Tankred von Lecce wird im Liber Augusti des Petrus de Ebulo geschildert. Kat. Nr. 107: Vier Schiffe

fol. 110v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1191), Zeichnung mit Deckfarben.1142 Predictis namque suppletis et predictis legatis Ianuam reversis, civitas Ianuae pro servitio iam dicti imperatoris stolium et exercitum praeparavit; et antequam haberent castellum Gavi, quod quidem hoc tempore habuerunt; fuit enim ipsius possessio et dominium supradicto Manegoldo pro communi Ianuae assignata et tradita; universus 1141 Annali Genovesi (1901), Text S. 38/39, Tafel VI, Abb. XXVII; Cafari (1868), Tafel 2. 1142 Annali Genovesi (1901), Text S. 39 Tafel VI, Abb. XXVIII–XXXI.

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exercitus die assumptionis beatae Mariae de portu Ianue exivit; et fuernt XXXIII galeae, quibus fuerunt Bellusbrunus et Rolandus de Carmadino, consules, maiores et guida constituti. Die vier Galeeren stehen als Kürzel für die 33 Schiffe, die den Hafen von Genua unter der Führung der beiden Konsuln Bellobruno und Rolando de Carmadino verlassen hatten, um den Vertrag (siehe Kat. Nr. 106) mit Heinrich VI. zu erfüllen, der die Hilfe der Genueser Flotte für die Eroberung von Sizilien benötigt. Kat. Nr. 108: Heinrich VI. auf dem Thron

fol. 110v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1191), Zeichnung mit Deckfarben.1143 Tandem contigit, quod Margaritus cum stolio regis dedit terga, et tenuerunt versus insulam Yscle. Et exercitus Ianuae tenuit versus Romam, et applicuit apud Civitatem Vetulam. Et inde ad imperatorem, qui ergrotabat apud Sanctum Germanum, suos nuntios direxerunt, denuntiando illi ut preciperet quid esset faciendum. Qui, per Arnaldum Strictum nuntium suum et litteris suis, exercitui repatriandi licentiam dedit, dicens quod ipsemet in propria persona veniret Ianuam, de renovando et faciendo iterum exercitu ad obtinendum regnum Siciliae tractaturus; conquerndo etiam plurimum quod rex Tanclerius abstulerat ei uxorem, quam fecerat de Salerno in Siciliam transportari. Der Versuch von Heinrich VI., mithilfe der Genueser und Pisaner Flotte seinen durch Heirat mit Konstanze, der Enkeltocher von Roger II., erworbenen Anspruch auf den sizilianischen Thron durchzusetzen, war gescheitert; die Flotte konnte sich nicht gegen Margaritos von Brindisi (Margaritone, Megareites, ein normannischer Seeräuber, um 1149–1197), der im Dienst von Wilhelm II. und Tankred (in den Annales Ianuenses u. a. als Margaritus ammiratus regis Tanclerii bezeichnet) tätig war, durchsetzen. Die Genueser erhielten die Erlaubnis, nach Hause zurückzukehren. Kat. Nr. 109: Kampfszene zwischen zwei Rittern zwischen bemannten Türmen fol. 111v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1194), Zeichnung mit Deckfarben (Abb. 42).1144 Illi namque de Volta et de parte eorum inauditum composuerunt instrumentum, vehementissimum quidem in turri Oberti di Grimaldo et in nova turri Oberti Spinule ligneum instruxerunt bulconem, cum quo vi, cunctis videntibus, turrim novam

1143 Annali Genovesi (1901), Text S. 40, Tafel VI, Abb. XXXII; Cafari (1868), Tafel 3. 1144 Annali Genovesi (1901), S 45, Tafel VI, Abb. XXXIII; Cafari (1868), Tafel 2.

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Bulbunosi, que est in directo carrubio sancti Syri, perforando, in maximam partem destruxerunt et corrui fecerunt. Unde contigit quod illi de Curia paraverunt et instruxerunt machinam unam in orto sancti Syri, cum qua multos traxerunt lapides ad domos et turres Spinulorum et Oberti de Grimaldo, et alia erexerunt machina. Et illi pariter ex altera parte machina plurima erexerunt, et traxerunt multos lapides ad domos et turres illorum de Curia. Die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Genua, die kurzzeitig durch die Änderung der Regierungsform – Übergang von Konsulat zum Podestariat – endeten, flammten in diesem Jahr erneut auf; verschiedene innerstädtische Parteiungen (de Curia, Spinola, Grimaldi usw.) bekämpften sich von ihren befestigten Türmen aus. Kat. Nr. 110: Podest— Uberto di Olevano mit Szepter in einem längsrechteckigen Rahmen fol. 111v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1194), Zeichnung mit Deckfarben (Abb. 42).1145 Cum autem omnia hinc inde parata essent ad malum, et universus populus factus esset inobediens consulatui, quia illi de Curia fecerant sibi consules Iohannem Advocatum, Rubaldum de Curia et Enricum filium Embroni; tandem, videntes consules sese nichil in aliquo profecturos, ad instantiam Marcualdi senescalchi imperatoris, ne forte hac occasione prepediretur exercitus et promissio quae facta fuerat imperatori de negotio regni Siciliae, officio consulatus sponte abrenuntiarunt et illud penitus dimiserunt. Et celebrato consilio et publica concione, elegerunt in potestatem et consulem Ianue Obertum de Olevano papiensem, virum utique nobilem ac strenuum, ut ab ea die usque purificationem sanctae Mariae et ab inde usque ad annum unum esset Ianuensium consul et potestas. Die zu Beginn des Jahres 1194 gewählten Konsul legten aufgrund von Unstimmigkeiten und der Aufstellung von Gegenkonsuln im Laufe der Amtsperiode ihr Amt nieder. Da Genua eine Flotte für den von Heinrich VI. geplanten Sizilienzug stellen musste und die Zustände in der Stadt dies unmöglich erscheinen ließen, unterstützte der Seneschall Markward von Annweiler diesen Schritt. In das Amt des Podest— wurde Oberto di Olevano aus Pavia berufen. Bemerkenswert an dieser Miniatur ist, dass sie nicht zu Beginn des Jahreseintrages steht, sondern genau an der Stelle in den Text integriert wurde, die über den verspäteten Amtsantritt des Podest— berichtet. Kat. Nr. 111: Feuer

fol. 112v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1194), Zeichnung mit Deckfarben.1146 1145 Annali Genovesi (1901), Text, S. 45, Tafel VI, Abb. XXXIV; Cafari (1868), Tafel 2. 1146 Annali Genovesi (1901), Text, S. 53, Tafel VI, Abb. XXXV.

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Hoc etiam anno, mense iulii, maximus ignis fuit accensus in mercato sancti Georgii, qui totam fere viciniam illam combussit atque consumpsit. Im Jahr 1194 kam es am Markt von Sankt Georg zu einem großen Feuer. Kat. Nr. 112: Podest— Jacobus Manerius, thronend, umgeben von den acht Justizkonsuln und einer weiteren Person fol. 113r, zum Text von Schreiber Ottobonus (1195), halbseitige Miniatur in Deckfarben (Abb. 43).1147 Anno dominice nativitatis 1195 indictione duodecima, Dominus IACOBUS MANERIUS, vir utique strenuus ac nobilissimus rexit civitatem Ianue et fuit potestas et consul rei publice Januensis constitutus. Consules quoq fuerunt VIII pro iustitiis, quorum quattuor fuerunt in compagnis ex parte civitatis… Im Jahr 1195 wurde Jacobus Manerius zum Podest— von Genua gewählt, acht Justizkonsuln standen ihm zur Seite. Der Name des Podest— ist durch abwechselnd in rot und blau ausgeführte Buchstaben besonders im Text hervorgehoben; das Gewand des Podest— im Bild nimmt diese Farben auf. Wer der neunte Mann im Hintergrund ist – ob er eine besondere Aufgabe hatte, oder ob der Zeichner hier einfach irrte – ist ebenso wenig zu klären, wie die Tatsache, warum im Text nur die Namen von sieben Justizkonsuln genannt werden. Kat. Nr. 113: Podest— Drudus Marcellinus umgeben von acht Justizkonsuln und acht Rechnungsprüfern fol. 114v, zum Text von Schreiber Ottobonus (1196), halbseitige Miniatur in Deckfarben (Abb. 44).1148 Anno dominicae nativitatis 1196, indictione XIII Dominus Drudus Marcellinus mediolanensis, nobilissimus mediolanenesis civis, fuit Ianuensis civitatis potestas, consul et rector feliciter constitutus. Hic fuit utique vir prudens et providus, strenuissimus et facundus ac honestissimus. In isto quoque anno, more solito, fuerunt VIII consules pro iustitiis… Der Podest— Drudus Marcellinus steht, mit Wappen und Kopfbedeckung in seinen (heraldischen ?) Farben zwischen den acht Justizkonsuln des Jahres und den acht außerordenlich berufenen Finanzbeamten. Kat. Nr. 114: Der Podest— von Genua Lazarus Gerardini Glandonis aus Lucca als Ritter hoch zu Pferd fol. 141r, zum Text der Annales Ianuenses (1227), Zeichnung mit Deckfarben (Abb. 45).1149 Anno nativitatis dominice millesimo CCXXVII, indicione XIIII, fuit in regimine civitatis Ianue vir nobilis et eggregius dominus Lazarus Gerardini Glandonis de civitate Luchana. Miles formosus, largus, sapiens, animosus. Habens circa aetatem annorum XXX cum ipso vero multe circonspectionis et prudentie iudices duo de eadem civitate Luchana, Ricomus videlicet Urbitiani et Ubertus Gangi. Constantes, puri, recti, fidei quoque muri. Item secum duxit et continenter tenuit socios duos, videlicet Ubaldum Guidonis Rubej, et Fraimericum de Pexa. Viros prudentes, senatos, labe carentes. Et 1147 Annali Genovesi (1901), Text S. 53, Tafel VII, Abb. XXXVI; Cafari (1868), Tafel 2. 1148 Annali Genovesi (1901), Text S. 60, Tafel VII, Abb. XXXVII; Cafari (1868), Tafel 2. 1149 Annali Genovesi (1923), Text S. 16/17, Abb. III; Cafari (1868), Tafel 3.

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plures alios milites pro magna parte sui regiminis secum habuit et tenuit, et magnam copiam nobilium sevientum. Lazarus Gerardini Glandonis aus Lucca übernimmt als Podest— die Regierung der Stadt Genua. Er wird als »schöner Ritter, freigiebig, weise, mutig« geschildert, auch seine Verwaltungsbeamten, die Richter Ricomus di Urbitiani und Ubertus Gangi werden mit lobenden Worten bedacht (feststehend, rein, aufrecht und glaubensfest). Weitere Männer im Umfeld des Podest— finden ebenfalls Erwähnung (Ubaldo di Guidone Rubei und Fraimericus di Pessa, charakterisiert als »kluge Männer, verständig, Fehler entbehrend«). Deutlich wird, dass nicht allein ein oberer Verwaltungsbeamter berufen wurde, sondern zum Podest— auch immer ein umgebender und unterstützender Verwaltungsstab gehörte. Kat. Nr. 115: Ansicht von Savona, dem belagenderen Genueser Heer und dem anschließenden Treueschwur der besiegten Stadt foll. 141v und 142r, zum Text der Annales Ianuenses (1227), Zeichnung mit Deckfarben (Abb. 46).1150 Treueschwur der Bürger von Savona vor dem Podest— von Genua. Der Bericht über den Kriegszug von Podest— Lazarus Gerardini füllt foll. 141v bis 142r. Alle Etappen dieses Zuges bis zum Sieg über die Stadt Savona sind unten am Seitenrand sukzessive gezeigt. Kat. Nr. 116: Schiff

fol. 153r, zum Text der Annales Ianuenses (1235), Tintenzeichnung.1151 Eodem quippe anno mense decembris navis quedam magna Nichole Cigale et sociorum que venerat de ultra mare honusta bombecio, et que nodum tota erat exhonerata, per malam custodiam quardatorum dicte navis accensa futi igne et combusta; tamen de bombecio quod erat in ipsa nave, maxima quantitas recuperata fuit. Das Schiff von Nicola Cigale, dass übers Meer kam, fing aufgrund von schlechter Bewachung Feuer; die Ladung aber konnte in großen Teilen wiedergefunden werden.

1150 Annali Genovesi (1923), Text S. 22–24; Abb. II; Cafari (1868), Tafel 3. 1151 Annali Genovesi (1923), Text S. 76. Keine Abbildung in den Editionen.

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10. Abbildungsnachweis

Abb. 1: Abb. 2: Abb. 3: Abb. 4: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb. 21: Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24: Abb. 25: Abb. 26: Abb. 27: Abb. 28: Abb. 29:

Ó BibliothÀque nationale de France. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó Genua, Archivio di Stato (Su concessione del Ministero per i Beni e le Attivit— Culturali). Ó Genua, Archivio di Stato (Su concessione del Ministero per i Beni e le Attivit— Culturali). Calzolari (1982), S. 87, Abbildung 1. Richardson (2009/11), S. 31, Abb. 1. Curzi (2012), S. 29, Abb. 18. Lasko (1994), Abb. 264. Ó BibliothÀque nationale de France. Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Ó BibliothÀque nationale de France. Poeschke (2003), Tafel 170. Miniature (2002), S. 90/91. Miniature (2002), S. 96/97. Delumeau (2010), S. 181, Abb. 217. Ó BibliothÀque nationale de France. Ó Henrike Haug. Ó Henrike Haug. Felloni/Pesce (1975), S. 17. Ó BibliothÀque nationale de France. Tolaini (2005), S. 24, Abb. 12.

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Abbildungsnachweis

Abb. 30: Ó Fotothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz. Abb. 31: Cattedrale (2012), Abbildungsband, S. 632, Abb. 683. Abb. 32: Ó Genua, Archivio di Stato (Su concessione del Ministero per i Beni e le Attivit— Culturali). Abb. 33: Di Fabio (1998), Abb. 47. Abb. 34: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 35: Ó Henrike Haug. Abb. 37: Ó Fotothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz (MPI). Abb. 38: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 39: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 40: Villani (2005), S. 250. Abb. 41: Ó Jena, Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek. Abb. 42: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 43: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 44: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 45: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 46: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 47: Ó Fotothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz (MPI). Abb. 48: Staufer (2010), Band I Essays, S. 236 / Abb. 6. Abb. 49: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 50: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 51: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 52: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 53: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 54: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 55: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 56: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 57: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 58: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 59: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 60: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze. Abb. 61: Faksimile der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di Firenze.

Abbildungsnachweis

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Abb. 62: Faksimile Firenze. Abb. 63: Faksimile Firenze. Abb. 64: Faksimile Firenze. Abb. 65: Faksimile Firenze. Abb. 66: Faksimile Firenze. Abb. 67: Faksimile Firenze. Abb. 68: Faksimile Firenze. Abb. 69: Faksimile Firenze. Abb. 70: Faksimile Firenze. Abb. 71: Faksimile Firenze. Abb. 72: Faksimile Firenze. Abb. 73: Faksimile Firenze. Abb. 74: Faksimile Firenze. Abb. 75: Faksimile Firenze. Abb. 76: Faksimile Firenze. Abb. 77: Faksimile Firenze. Abb. 78: Faksimile Firenze. Abb. 79: Faksimile Firenze. Abb. 80: Faksimile Firenze. Abb. 81: Faksimile Firenze. Abb. 82: Faksimile Firenze. Abb. 83: Faksimile Firenze. Abb. 84: Faksimile Firenze.

der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di der Annales Ianuenses von 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di

480 Abb. 85: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 86: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 87: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 88: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 89: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 90: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 91: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 92: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 93: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 94: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 95: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 96: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 97: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 98: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 99: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 100: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 101: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 102: Ó BibliothÀque nationale de France. Abb. 103: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 104: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 105: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 106: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 107: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze. Abb. 108: Faksimile der Annales Ianuenses von Firenze.

Abbildungsnachweis

1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di

1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di

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1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di 1899, Biblioteca Nazionale Centrale di

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»The city is a state of mind, a body of customs and traditions, and of organized attitudes and sentiments that inhere in this tradition.«1152 Mit diesen Worten beginnt Robert E. Park seinen Essay über die Stadt als Verbindung von ideengebendem Leitbild und strukturierendem Aufbau. In dem Zitat, verfasst im Umfeld der Chicago School of Urban Sociology und bezogen auf urbanistische Positionen am Beginn des 20. Jahrhunderts, klingt vieles an, was auch in der vorliegenden Arbeit über die Verfahren und Motive der historischen Selbstverortung der Einwohner Genuas im 12. und 13. Jahrhundert verhandelt wird. Es handelt sich dabei um die leicht überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die im Herbst 2009 an der Humboldt Universität zu Berlin angenommen und die zwischen Florenz, Berlin, Genua und Paris geschrieben wurde. Während der Arbeit an diesem Text habe ich Förderung, Ermutigung und Rat von vielen Personen und Institutionen erhalten, denen an dieser Stelle herzlich gedankt werden soll. An erster Stelle steht mein Doktorvater Peter Seiler, von dem ich nicht nur mit dem Manuskript der Annales Ianuenses in Paris vertraut gemacht wurde, dessen Analyse den Ausgangspunkt meiner Untersuchung bildet und das auch nach langen Jahren der Beschäftigung seine Faszination nicht verloren hat. Er hat mir darüberhinaus in vielen Seminaren – neben der Liebe zur (italienischen) Kunst des Mittelalters – eine Ernsthaftigkeit des kunsthistorischen Fragens und Suchens beigebracht und mit kritischen Anmerkungen, Interesse und Geduld das Entstehen der Arbeit begleitet, wofür ich sehr dankbar bin. Gerhard Wolf hat das Entstehen dieser Arbeit nicht nur durch ein Stipendium und über die Stelle einer wissenschaftlichen Assistentin finanziell ermöglicht. Er gab mir darüberhinaus in vielfacher Hinsicht die Möglichkeit, meinen Horizont zu erweitern und durch seine weitgefassten Forschungsinteressen die eigene Objektkenntnis zu vergrößern. Ohne seine Anregungen und ohne die stimulierende und freundschaftliche Atmosphäre und hervorragenden Arbeitsmög1152 Park (1925), S. 1.

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lichkeiten, die das Kunsthistorische Institut in Florenz (MPI) bietet, hätte diese Arbeit nicht in der hier vorliegenden Form geschrieben werden können. Stellvertretend für die vielen Kolleginnen und Kollegen sei neben ihm auch Alessandro Nova, Costanza Caraffa und Jan Simane, der bereitwillig und mit viel Humor auch noch die abwegigsten Buchwünsche von mir für die Florentiner Bibliothek erfüllte, gedankt. Den Herausgebern der Reihe Orbis mediaevalis Werner Goetz und Ludger Körntgen danke ich sehr dafür, dass sie meine Arbeit annahmen und die Drucklegung des Manuskripts mit kritischer Lektüre begleitet und vielen hilfreichen Anmerkungen verbessert haben. Knut Görich danke ich für sein Interesse an den Barbarossa-Bildern der Annales Ianuenses und der Möglichkeit, meine Überlegungen dazu mehrfach im Historiker-Umfeld zur Diskussion zu stellen. Die Drucklegung der Arbeit wurde durch einen großzügigen Zuschuss der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung fu¨ r Geisteswissenschaften ermöglicht, der ich hierfür herzlich danken möchte. Durch den mannigfaltigen kunsthistorischen Beistand von vielen Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen in Berlin und Florenz denke ich sehr gerne an die lange Zeit der Arbeit an dem Manuskript zurück. Danken möchte ich vor allem meiner hochgeschätzten und geliebten Kollegin und vielfach erprobten Exkursionspartnerin Urte Krass, die mit heiterem Elan und gesundem Pragmatismus half, so manche Krise zu durchstehen. Dorothea Klein, Anja Lutz, Almut Goldhahn, Arne Karsten, Alberto Saviello, Tim Urban, Christine Ungruh und Olaf Rader sei ebenso herzlich für ihre freundschaftliche Anteilnahme, das Interesse, die kritischen Fragen und anregenden Gespräche sowie die Wanderungen und anderen hilfreichen Zerstreuungen gedankt. Mit Verena Gebhard verbindet mich die Liebe zu den bebilderten Stadtchroniken; ihr sei besonders für den gemeinsamen Studientag Bildergeschichten. Illustrationen italienischer Chroniken im kommunalen Umfeld gedankt, an dem erste Überlegungen der Dissertation vorgestellt und gemeinsam diskutiert werden konnten. Rebecca Müller und Stephanie Hanke danke ich für ihr Genueser Lokalwissen, das sie so offen mit mir teilten und das mir die Ankunft in Genua und das Verweilen in dieser wunderschönen Stadt so leicht machten. Mein aufrichtiger Dank gilt denjenigen Instititutionen, die mir bei meiner Recherche hilfreich und unterstützend zur Seite standen. An erster Stelle sind hier die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivio di Stato in Genua zu nennen – wer immer das Glück hatte, in der freundlichen und über das normale Maß weit hinausgehend hilfsbereiten Atmosphäre zu arbeiten, wird gerne an die Zeit im Lesesaal in der Piazza Santa Maria in Via Lata 7 zurückdenken. Ebenso schön waren die in der Biblioteca Berio verbrachten Stunden, wo ich die raccolta locale vielfach nutzte – auch hier sei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern herzlich für die freundliche Hilfe, das Fachwissen und die Unterstützung ge-

Dank

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dankt (und dem Kater Berio). Auch bin ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Handschriftenlesesaals der Biblioteca Nazionale in Florenz zu Dank verpflichtet, wo ich mit dem Faksimile der Handschrift arbeiten konnte und dabei dem Knarren der alten Holztreppe zuhörte. Großer Dank geht an MarieTh¦rÀse Gousset, die mir den Zugang zum Original der Annales Ianuenses in der BibliothÀque nationale in Paris erlaubte. Die Arbeit ist meinen Eltern, Ingrid und Norbert Haug, gewidmet, die mir die Lust am Neuen (und am Alten), ein waches Interesse und Ausdauer mit auf den Weg gaben und die mein Studium der Kunstgeschichte nicht nur finanziell ermöglichten, sondern mit fortwährender Freude und ermutigender Anteilnahme begleiteten.

12.

Personenregister

Adalbert 30, 80 Agnolo di Tura 178–180 Agnolo di Ventura 186f. Agostino di Giovanni 186f. Airaldo 46, 239 Alberto (von Gavi) 30, 80, 88–90, 237, 352, 359 Alexander III. 97, 247f., 255, 363, 392 Alexius I. Komnenos 228 Alfieri, Ogerio 181f. Alfons VII. (von Kastilien und Leon) 261, 265 Amalrich (von Jerusalem) 253, 255 Anastasius IV. 102 Attone Piacentino 112 Augustinus 25f., 197 Augustus 139, 243, 308f. Balduin I. (von Edessa, von Jerusalem) 84, 110, 148, 217, 237f., 240, 250–254 Balduin II. (von Bourcq, von Jerusalem) 237f., 240, 250f. Bareso (von Arborea) 155, 157–159, 221, 377 Bartholomäus 37f., 48–50, 68, 71, 125, 316, 327 Beatrix von Tuszien 285 Benjamin von Tudela 204 Berardus, Johannes 128 Berengar II. 30, 80, 237 Bernhard von Clairvaux 260, 281, 332 Biduinus 284f.

Bohemund (von Tarent) 109, 195, 237–240 Boncompagno da Signa 20, 105, 201 Bonifacio Veronese 16, 329 Burgundius von Pisa 285, 300, 304–306 Busketus 276, 285, 300, 302–305 Caffaro 13, 15–17, 24–26, 31, 33, 35, 37–39, 41, 44–49, 51–58, 60–64, 68–73, 75–77, 83f., 87f., 90f., 93, 100, 102f., 105, 109–111, 115, 119, 129, 133, 147–150, 155, 168f., 190f., 194, 199, 205–207, 209, 230, 234, 238–242, 246, 250–254, 261, 263–265, 275f., 278, 280f., 292f., 298–300, 317, 333, 341–343, 346–348, 351–365, 398 Cangrande della Scala 340 Cato 301f. Chr¦tien de Troyes 280, 332 Christian (von Mainz, Erzbischof) 155, 158–160, 162, 373, 375, 386f. Cicero 23, 30, 175, 201, 302, 364 Confalonieri, Enrico 112 Dädalus 302f. Daibert 155, 195, 239f., 251, 276 d’Andrade, Alfredo 211 Desiderius (von Benevent) 124–126, 152 Donati, Simone 112 Donino de Telendis 120 Doria, Jacopo 38, 46–49, 51, 58, 62f., 72, 110, 113, 123, 237, 246, 342, 345–350, 370, 404

486 Doria, Lamba 281 Doria, Obertus 63 Doria, Simone 92, 163, 366, 373f. Einhard 173 Embriaco, Guglielmo 71, 239f., 245, 298 Enrichetto von Carpena 92, 366 Enrico del Carretto 321 Eugen III. 22, 260f., 278 Fiamma, Galvanus 337f. Friedrich I. (Barbarossa) 19f., 22, 26f., 44, 60, 85, 91, 98, 100–102, 105f., 119, 148, 154f., 157, 159–165, 169f., 172–176, 205, 209, 211, 213, 224, 229–231, 233, 248f., 256, 267, 297, 315, 320, 326, 359, 362f., 365, 370–372, 375, 378, 386, 388–390, 392, 402f., 405, 482 Friedrich II. 74, 106, 120, 223, 267, 320f., 335, 337, 348 Fulcone di Castello 294–296, 396f., 400, 404 Gelasius II. 155, 205, 276 Georg (Heiliger) 269, 275, 331 Gerardini, Lazarus 39, 53, 71, 77, 316–324, 327, 339, 408f. Ghirardini, Nazarus 338f., 341 Giovanni da Bazzano 120 Giovanni (Scriba) 117–119, 207, 215, 342, 363f. Girattus 284f. Gottfried von Bouillon 237–240, 250 Guibert von Nogent 278 Guido Pisanus 139, 150, 306 Guidoriccio da Fogliano 77, 178–180, 186, 307, 319, 340 Gunther von Pairis 266f. Hadrian I. 123f. Hadrian II. 127 Hadrian IV. 26f., 55, 254 Hawkwood, John 340 Heinrich VI. 102, 172, 222, 310, 312, 315, 319, 392, 405–407 Heinrich VII. 177, 298

Personenregister

Heinrich (VII.) 320 Heinrich (von Loreto) 103, 333, 361 Hektor 301 Henricus (Pisaner Konsul) 285, 301–303, 306 Heraklius 229 Herkules 227, 329 Hermann von Sassoferrato 328–330 Herodes 243 Heulixstes 329f. Hiram von Tyrus 272 Hrabanus Maurus 278 Hubaldus von Pisa 117 Hugo (Erzbischof von Genua) 379, 392, 400f. Hugo von St. Viktor 37, 148 Hugo (von Vermandois) 237f., 379, 392, 400 Innozenz II. 26, 155, 157 Innozenz IV. 108, 247 Isidor von Sevilla 29, 141f., 209, 348 Jacobus de Voragine 35, 219, 244–248, 253, 342, 346, 348–350 Jacopo de Baldovini 112 Jacopo di Enzola 340 Janus 133, 163, 219, 223f., 316, 323f., 342f., 346, 348–350, 374 Johannes (der Täufer) 75, 220, 239, 244, 247–249, 253, 258, 269, 287, 322, 329, 346, 379, 392 Johannes II. 261 Johannes von Salisbury 129, 189, 201, 203 Johannes von Würzburg 229, 257 Judas Makkabäus 246, 250, 275, 277, 279–281, 286 Justinian I. 100, 165, 167f., 172, 200, 271, 335 Kalixt II. 155, 256 Karl der Große 123, 308, 336 Konrad II. 168, 356 Konrad III. 43, 222 Lambert von Saint-Omers

138, 146

487

Personenregister

Leo Marsicanus (Leo von Ostia) Leonas 127–129 Lothar II. 21 Lucius II. 40, 59, 73, 357f. Ludolf von Sachsen 282 Ludolf von Sudheim 282 Ludwig II. 126f., 129 Ludwig IV. (der Bayer) 188 Lukian 23

126

Macobrius 17, 41, 53, 57, 70, 75–77, 111, 342f., 351 Macrobius 133, 342f. Malaspina (Markgrafen) 90–92, 334, 387f. Manegoldus de Tetocio 293–299, 307f., 313f., 331, 397, 404f. Manerius, Jacobus 313f., 408 Maragone, Bernardo 15, 20, 157, 194, 205, 217, 224, 268, 347 Marc Aurel 307, 335–337 Marcellinus, Drudus 37, 64, 71, 292, 314f., 318 Marchisius 37f., 48, 50, 64, 223 Markward von Annweiler 312, 407 Martini, Simone 178, 180, 184, 202, 307 Matthäus von Coreggio 328–330 Mattathias 277–280 Mauritius (von Ostia) 240 Maurus (von Amalfi) 124f. Mohammed 280 Morena, Acerbus 173, 231 Morena, Otto 15, 169f., 173, 230f. Mug˘a¯hid al-Amiri 157f., 374 Nero 267 Nicolý di San Lorenzo 112f. Nikodemus 245f. Nikolaus (von Bari) 247, 401 Nikophoras II. Phokas 216 Notker von Lüttich 153 Obertus 20, 37–39, 45, 47–49, 53, 56, 60, 64, 68, 71–73, 84f., 88f., 91, 93, 103, 105, 110, 118, 157–159, 163, 168, 190f., 213, 215, 237, 292, 316, 334f., 366–387

Oderisius I. 126 Oderisius II. 125f., 129f. Odysseus 303 Ogerius Pane 37, 41, 50, 57, 64, 72, 294, 319 Oldrado da Tresseno 49, 307, 335–339, 341 Oto 46 Otto (von Cappenberg) 171f., 174 Otto von Freising 22f., 25–27, 98, 103, 266, 308f., 326 Ottobonus 37, 39, 45, 50, 53, 56f., 60, 64, 68, 72, 102, 291–295, 299, 307, 310, 312, 315, 388–397, 399–408 Petrus Diaconus 126 Pevere, Lanfranco 294, 296 Philipp I. (von Frankreich) 237f. Philipp II. (von Frankreich) 403 Pippin 123 Primo de Castro 239 Rabban Sauma 244 Rahewin 22, 163, 165, 168, 173, 326 Raimond Berenguer II. 218 Raimond Berenguer IV. 261, 264f. Raimund (IV., von Toulouse) 148, 195, 237f. Raimundus Lullus 331f. Rainald von Dassel 27, 175, 364, 375 Rangoni, Raffaele 120 Remaklus (Heiliger) 151–154 Robert Guiskard 194, 277 Robert I. (von Flandern) 238 Robert II. (Normandie) 237 Robert II. (von Flandern) 238 Rosso della Turca 272 Salimbene de Adam 338f. Siro (Erzbischof von Genua) 46, 111f., 221, 281, 366 Siro (Heiliger) 220–222, 401 Sixtus (Heiliger) 233–236 Spinola, Obertus 160, 162f., 349, 372, 374 Stephan II. 123 Stephan (von Blois) 237

488 Suger (von St. Denis)

Personenregister

112

Tankred (von Lecce) 109, 237f., 240, 405f. Tarlati, Guido 65, 109, 176, 186–189, 298f., 310 Theoderich 257, 331, 336 Theodosius II. 228, 271 Tiepolo, Lorenzo 272f. Uberto di Olevano 292, 311f., 324, 407 Ugolino Gosia 20 Urban II. 194, 237f., 261, 278, 333 Ursone da Sestri 267f., 316, 323

Villani, Giovanni 33, 188f., 244, 298 Visconti, Azzo 300 Wibald von Stablo 150–154, 175 Widukind 278 Wilhelm de Caponibus 38, 46–48, 51 Wilhelm de Columba 36, 54, 61, 109–111, 356 Wilhelm dei Lambertini 181 Wilhelm di Passatore 181 Wilhelm I. (von Sizilien) 127, 378 Wilhelm II. (von Sizilien) 126f., 131, 394, 406 Wilhelm (von Montferrat) 115 Wilhelm von Tyrus 243–245, 261

13.

Ortsregister

Aimero 88, 90, 115, 357 Akkon 148, 240, 250, 253, 271–274, 350 al-Andalus 261f. Alba 183 Albenga 58, 88, 92, 97, 321 Alexandria 85f., 238, 247, 360, 378f., 384 al-Mahdiya 217f., 233f. Almeria 37, 191, 216–218, 246, 260–266, 268–270, 278, 316, 358f. Amalfi 124f. Ancona 20f., 85, 332, 374f. Antiochia 63, 109, 147–149, 217f., 238–240, 242, 251, 254, 262, 267, 275, 280f., 305, 351, 403 Arborea 157, 221, 325, 370 Arezzo 65, 109, 176, 186–189, 298, 310, 339 Arles 92 Arsuf 148, 240, 250 Askalon 147f., 239f. Asti 176, 181–186, 190, 388 Balearen 157, 194, 227f., 235, 244 Bari 247 Beirut 84, 148, 250, 261 Benevent 78, 122f., 129–131, 186, 254f. Bobbio 78, 97, 279f. – San Colombano 279f. Brescia 41, 72, 183, 186, 232, 293, 298, 301, 308, 320, 335, 390 Caesarea 274

148, 240, 242–246, 250, 267f.,

Cagliari 20, 157, 325, 361, 370 Capua 78, 130, 219, 320 Casauria 110, 122f., 126–132, 186, 190 Chiavari 88, 91f., 387 Cogorno 88, 92, 114f., 387 Como 232, 390 Crema 85, 230, 320, 363 Cremona 89, 208, 232, 320, 327 Curzola 204, 281 Fano 220 Fraconalto (Fiaccone) 73, 88, 90, 94, 353 Frascario 88, 91f., 115, 381, 385 Frejus 115 Gabala (Dschabala, Gibellum, Dj¦bl¦) 148, 195, 217, 251 Gallura 157 Genua 13–16, 19, 24f., 30, 33, 35–37, 40f., 43f., 46, 50, 52–54, 57–59, 61–65, 67–71, 73–77, 79f., 82–93, 95–103, 105–109, 111f., 114–118, 121–123, 126, 129, 131, 143, 152, 154f., 157–163, 178f., 184, 189–191, 193–196, 199, 201–206, 211, 213–224, 227–231, 233–250, 252–255, 257f., 260–276, 281–283, 286f., 289, 291–295, 300, 307, 310–312, 315, 317f., 320–325, 331, 333–335, 339, 341–343, 345–357, 361–366, 368–370, 372–381, 383–386, 389, 392, 394, 396f., 400f., 403–409, 477f., 481f. – Dom (Kathedrale San Lorenzo) 25, 111f., 115, 118, 123, 152, 204f., 211, 220,

490

Ortsregister

222, 227, 243, 247f., 258, 260, 262, 266, 268f., 276, 283, 316, 321, 325, 347, 349f., 352, 401 – Domschatz (Tesoro) 75, 248 – Dom, Porta S. Giovanni 211, 283 – Dom, Porta S. Gottardo 211, 283–285 – Porta dei Vacca 205, 209–213 – Porta Soprana 202, 205f., 209–211, 213f., 216f., 221, 228, 233, 236 – Porte dei Vacca 205f., 209–213 – San Domenico 52, 74 – San Donato 204, 283 – San Giorgio 269 – San Siro 220 – San Sisto 233–236, 269, 273 – S. Maria in Castello 52, 74, 204, 211, 235f., 273, 283 – SS. Cosma e Damiano 204, 283 – Stadtmauer 204–208, 212, 363 Gibelet 113, 148, 195, 240 Haifa

148

Jaffa 147f., 239f., 250, 275 Jerusalem 62f., 83f., 87, 110, 141, 143–149, 172, 194f., 217f., 228f., 238–241, 244, 247, 250f., 253–258, 261f., 275–278, 280, 286, 333f., 346f., 351, 398 – Porta Aurea 228f. Konstantinopel 125, 157, 194, 204, 207, 228, 261, 271f., 335f., 364f., 394, 400 – Porta Aurea 228f. Korsika 66, 87, 97, 155, 157, 194, 262, 353–355, 384 Lagneto 114 Laodicea 148, 195, 240, 275 Lavagna 84, 90–92, 105, 113f., 321, 381, 385, 387 Levanto 88, 93, 369 Lissabon 261, 266 Lod 275 Lodi 15, 159, 169, 173, 230, 320, 336 Loreto 90, 103, 333, 361f.

Lucca 33, 57, 77, 93, 109, 120, 199, 213, 222, 318f., 338f., 341, 383, 386, 389, 408f. Luni 88, 102, 157 Mailand 15f., 21, 74, 85f., 97, 169f., 188, 213, 215f., 220, 222, 229–233, 264, 292, 297, 307, 320, 327, 335–340, 363, 378, 390 – Porta Romana 215f., 229–232, 297, 335 Mallorca 227, 267, 277, 394 Marseille 115, 369, 403 Meloria 68, 204, 236 Menorca 87, 260, 263, 268, 358f. Modena 119–121, 205, 212f., 318, 320, 335, 339f. Modi’in 275, 277 Moneglia 92, 388 Monleone 88f., 91, 366 Montalto (Ligure) 73, 88, 106, 354 Monte Cassino 122–126, 128–131, 152, 190 Montferrat 87, 91, 115, 181, 371f. Montpellier 92, 144, 262, 265 Motrone 88, 93, 383, 385f. Myra 239, 247, 249 Nasci 114f. Nicaea 238 Noli 88, 90f., 97, 103, 361f. Ostia

126, 240, 277, 282

Parodi 73, 88, 90f., 94, 106, 115, 260, 263, 359, 371 Passano 91f., 115, 381, 383, 385, 387 Pavia 41, 102, 117, 158, 222, 311f., 320, 325, 332, 335f., 389, 407 Pedenzuca 84 Perugia 16, 123, 213, 293, 327–330 – Fontana Maggiore 327–330 Pisa 15f., 19, 32, 78, 85, 88f., 91–93, 95, 109f., 117, 122, 139, 143, 149f., 155, 157–163, 191, 194f., 198–205, 213, 215–218, 220, 224, 226–229, 231, 233f.,

491

Ortsregister

236f., 240, 244, 250, 253, 261–263, 267f., 272., 274, 276f., 281–283, 285–287, 300–302, 305–307, 331, 339, 347, 349f., 352–355, 364, 366, 368, 374f., 377, 380, 382–384, 386f., 389, 400 – Camposanto 92, 227, 264, 283, 285, 301 – Dom 194, 199, 203, 227, 268f., 272, 276f., 282–285, 301f. – Porta Aurea 215, 224, 227–229 – Porta del Leone 224, 226f. – Porta S. Ranieri 282, 303 – San Paolo a Ripa d’Arno 285, 304 – San Sisto 235, 277 – Seesiege-Inschrift 157, 203, 268, 303 Poitiers 144, 242 Pola 228 Portovenere 42, 84f., 87, 89f., 92–94, 102, 106, 184, 189, 234, 352, 362, 369, 383 Provence 67, 92, 115, 219, 262, 323, 380, 383

Sardinien 19, 40, 87, 93f., 148, 154f., 157–161, 163, 204, 221, 237, 262, 267, 277, 353, 355, 361, 364–366, 368, 372–374, 377, 386, 389f., 400 Savona 39, 53, 57, 71, 97, 316, 319–322, 409 Sestri 88, 90, 92, 358, 387 Sidon 148, 250 Siena 33, 65, 77, 109, 120, 176–180, 184, 186f., 307, 310, 319, 323, 340, 386 – Palazzo Pubblico 65, 77, 176–179, 184, 187, 307, 310, 319, 340 Spalato 228 Tarus 148 Torres 87, 92f., 157, 368 Tortosa 35, 37, 87, 148, 216–218, 258–261, 263–266, 268, 278, 316, 359 Tripolis 47, 63, 148, 254, 262, 268 Troia (Apulien) 130f., 194, 277 Troja 219, 282, 301f., 303, 347–350 Tyrus 148, 250, 255, 273, 350

Ramala 148 Reggio 120, 234, 320, 327, 339, 341 – Porta di Berno 338f. Rivarolo (Ligure) 73, 88, 90, 92, 94, 387 Rocchetta 88, 92, 366 Rom 16, 22, 32, 74, 78, 100, 102, 105, 123, 127, 141, 145, 155, 172, 176, 200, 204f., 216, 220, 224, 226, 231, 233, 256, 274, 277, 281f., 285f., 301f., 307, 329, 335, 337, 347f., 349, 353, 359f., 362, 375, 406 Roncaglia 98, 100f., 163, 165f., 205f., 224, 266, 326, 359

Venedig 16, 95, 99, 190, 193f., 204, 250, 261f., 271–274, 286, 349, 390 – San Marco 271, 273 Ventimiglia 57, 73, 88, 90, 97, 102, 189, 222, 356 Viareggio 93, 386 Vicenza 89, 121 Villafranca 88, 92, 387f. Viterbo 213, 219, 339 Voltaggio 66, 73, 88f., 94, 106, 115, 352

Saint-Gilles 85, 92, 238, 262 Salerno 124, 277, 406

Zawila 217f., 233f. Zerli 88, 92, 384f.

14.

Sachregister

Abbreviatur 39, 65, 77, 85, 91, 93f., 122, 129, 172, 220, 222, 297, 397f. Adler 43, 211, 221, 322, 356, 374 Amtsträger 31, 67, 91, 98, 122, 131f., 163, 180, 188, 194, 200, 221, 298, 293f., 297–302, 306, 319, 327–330, 336, 338–340, 350 angaria 100f. Annales Ianuenses 15, 19f., 23–25, 31f., 36–40, 43–48, 51–62, 64–79, 83–85, 88f., 93, 97f., 100, 106, 109–113, 115, 117, 119, 121f., 128f., 132, 136, 141f., 157, 159f., 163, 174–176, 180, 188, 190f., 193f., 198, 205, 207, 212, 217, 222, 230, 234, 236f., 239f., 242, 244, 246, 250f., 254, 259f., 262f., 267, 275f., 291, 293, 297–300, 307, 309f., 316f., 319f., 322, 324, 327, 330f., 333, 337, 341f., 345f., 350–352, 356, 360, 363, 384, 406, 408f., 477–483 Annales Mediolanenses breve 231 Annales Pisani 20, 157, 194f., 224, 228, 268, 347 Annalist 20, 37–40, 46, 48, 61, 72, 76, 223, 316, 341, 346 Annalistik 48, 349 Antisarazenenkampf 150, 157, 194, 209, 218, 302 Araber 127, 135, 141, 157, 205, 218, 222, 235f., 241, 244, 258, 261, 263, 273, 277, 360f. Archiv (Kanzlei) 14, 24, 41, 43–45, 51, 53, 62, 69, 73, 81, 106, 109–113, 116, 118f.,

120, 128, 132, 146, 150, 152, 177f., 233, 251, 253, 347, 349, 356 Artefakt 15, 31, 83, 132, 134, 142, 241, 258, 270, 281, 301, 345 Autonomie 32, 100, 215, 320, 338 Autorengruppen 37, 62 Autorenminiatur 53, 73, 77 Beatuskarte 143 Beglaubigung 38, 46f., 51, 63, 84, 107, 113, 120, 150, 152, 170, 183, 190, 247, 251, 254, 256 Behälterraum 81f., 134 Besitztum 112 Besitzurkunde 102, 109, 111, 119, 123–126, 152f., 177, 182, 194, 250f. Besitzverlust 93 Besitzverzeichnis 122–126, 129, 150, 152, 181 Beute (Geisel, praeda, Spolie, Trophäe) 13–15, 20, 25, 158, 194–196, 200, 202–205, 211, 226, 234–236, 241–244, 246, 249f., 257f., 264, 266–274, 276f., 281–283, 286, 289, 303, 345, 356, 359, 361, 371, 374, 396 Beweiskraft 107f., 195 Biccherna 176–178, 184 Bischof (Erzbischof) 20, 27f., 40, 46, 54, 63, 65, 84, 88, 90, 98, 111f., 130f., 152f., 155, 159, 162f., 171, 176, 186–188, 195, 220–222, 233, 237, 239f., 244, 247f., 262, 276f., 298f., 305, 307, 325, 327, 332, 346,

494 349, 363, 365f., 370, 373, 375f., 392, 400f. Botschafter 62, 64, 119, 371 breve 102, 122, 125, 147, 222 Breve historia 70 Broletto 186, 264, 335–338, 341 Bronze (Erz) 123f., 128, 170, 198f., 202, 256, 269, 277, 307 Bronzegreif 269, 274, 277, 350 Bronzeleuchter 269f. Bronzetür 122, 124–127, 129f., 140, 152, 186, 194, 235, 246, 269, 277 Bulle (Bleibulle, Goldbulle) 43f., 105, 155, 172, 175, 220f., 261, 364, 405 Burg (castrum, Kastell) 73, 79, 84f., 88–96, 103, 115, 127, 129, 131f., 136, 148, 176–178, 183f., 188, 207, 263, 297f., 322, 348, 352–359, 361f., 366, 368, 371f., 376f., 381, 383–385, 387f., 396, 400, 405 Bürgergemeinschaft 31, 114 Bürgerkrieg 40, 105, 292, 311f., 321, 376, 379f., 396, 407 Burgzeichen 93, 127, 129 Capitano del Popolo 123, 181, 292, 298, 322, 327–330., 339 Cappenberger Kopf 170–174 Carmen in victoriam Pisanorum 194, 217, 235 Chartularchronik 16, 110, 190, 319 Chronica monasterii Casinensis 125 Chronica sive Historia de duabus Civitatibus 22, 309 Chronicon Mutinense 120 Chronicon (pisanum) 234, 347 Chronik 16, 22, 33, 35, 37f., 41, 44, 47, 54–56, 63, 65, 67, 70, 89, 94, 106, 110f., 116, 120f., 125–129, 149, 165, 174, 180–182, 188–190, 199, 219, 243, 246, 279, 289, 297, 307, 310, 315f., 319, 329, 338, 348–350, 482 Chronikbild 65, 69, 77f., 180, 298, 319 circoscrizione 96 cives 29, 31, 63, 325, 360, 380

Sachregister

civitas 29, 80, 98, 105, 146, 149, 217, 220–223, 276, 338f., 347, 351, 374, 381, 395, 397, 405 Codex 14f., 36, 45f., 51, 55f., 58, 60, 62–65, 69f., 72, 74, 89, 100, 108, 111, 113, 128, 132, 143f., 181–184, 224, 246, 345, 351, 398 Codex Astensis (Codex Malabayla) 176, 181–185 Codex Ogerii Alferii 180, 182 compagna 13, 61, 84, 103, 114, 205, 239, 293, 321, 352 Condottiere 178, 189 Confines totius episcopatus Mutinae 119 contado (Umland) 19, 65, 79, 81–84, 88, 91, 95–98, 103, 106, 110, 113, 116, 119f., 141, 152, 177f., 182f., 186, 190, 193, 262, 321f., 372 Darstellungsraum 83 Denkmalsetzung 14, 67, 199, 330, 337 Descriptio basilicae Vaticanae 124 Diözese 84, 95–99, 111, 120, 131, 142, 152, 155, 378 distretto 96 districtus 84, 95, 97f., 102, 119, 166, 325 dominus 181, 195, 293, 308, 312, 314, 321f., 328, 337–339, 353, 357, 371f., 378, 380, 382, 392, 394, 400, 404, 408 Ehre (honor) 21f., 27, 49, 77, 84, 89–91, 101, 119, 161, 170, 181, 199, 219, 227, 234f., 242f., 257, 275, 297, 304, 307, 332f., 336, 340f., 352, 356, 359, 362, 371, 373f., 377, 379, 389, 397, 405 episcopatus 84, 95, 97, 119f., 325 Erbrecht 40, 58, 357 Ereignisraum 83 Erinnerung (Andenken) 13f., 16, 20–26, 31–33, 54, 79, 83, 96, 108f., 113, 117, 122–124, 128, 147f., 153f., 165, 180, 190, 193f., 196–199, 201, 203, 212f., 231, 233, 235–237, 241, 245f., 248–250, 253–255, 258, 264, 267f., 270, 272f., 276, 289, 300, 303, 307, 336, 341, 347, 364

Sachregister

Erinnerungskultur 24, 197, 212f., 342, 345 Erinnerungsmedien 19, 83, 109, 195, 197, 267, 271 Eroberung (Einnahme) 19, 35, 63, 65, 83–87, 92, 95f., 102f., 109, 120, 144, 147–150, 158, 162, 178, 180, 186–188, 194–196, 218, 220, 234, 237–246, 253f., 257–263, 265f., 269, 274f., 277, 310, 312, 336, 347, 350, 359, 377, 405f. Erzbistum 97, 129, 131, 155, 157, 189, 220, 248, 354 Eulista 329 Expansion 19, 81, 83f., 88, 91, 103, 113, 150, 181, 195, 241 Expansionspolitik 99, 218 Expedition 84, 101, 218, 227, 240, 257, 312, 358, 375, 386, 388 Feudalherr 90, 103, 115, 129, 321, 334, 372 Flächenstaat 95, 122, 136 fondaco (Handelsniederlassung) 157, 250, 262, 364f. Fonti per la storia d’Italia (FSI) 35, 65, 71–73, 317, 373, 400 forma civitatis 221 Friedenseinung (Friedensbund) 29f., 96, 103, 205, 216, 219, 265, 297, 333, 380 Gebietskarten 133 Gebietsstreitigkeit 20 Gebietsübertragung 176, 251, 256 Gebietsumschreibung 97, 107 Gebietszuwachs 39, 180 Gedächtnis 14, 26, 54, 63, 96, 122f., 133, 153, 159, 193, 197f., 233, 235, 237, 255, 300 Gedenktag 14, 32, 197 Gefolgsmann 26f. Gegenwart 22, 24–26, 31f., 44, 75, 116, 141, 147f., 150, 160, 170, 196f., 198, 205, 221, 235, 240, 246, 249, 270, 274, 284, 286f., 330, 341, 360, 372 Gerichtsbarkeit 97f., 102, 166, 180, 256

495 Geschichte 11, 14, 20f., 23–26, 28, 31, 35, 48, 71, 76, 80, 96, 99, 106, 110, 112, 133f., 138, 140, 150, 155, 173, 181, 189, 193f., 197f., 205, 229, 237f., 243f., 249, 263f., 270, 275, 279f., 295, 297, 301, 345f., 348–350, 360 Geschichtsschreibung 19f., 28, 32, 35, 43, 56, 69, 86, 110, 116, 158, 190, 193f., 196, 231, 241, 246, 278, 357, 361f. Gesetzgebung 30, 136, 165, 213 Gesta (Federici) 22f., 27, 98, 163, 165, 173, 266, 326 Gesta Francorum Iherusalem expugnatium 147 Gesta Frederici I. in Lombardia 231 Gesta Triumphalia 194f., 236, 347 Gewohnheitsrecht (consuetudines) 30, 80, 166, 189, 237, 255, 405 Glosse (visuelle) 15, 39–41, 44., 56, 60, 62, 122 Graf 14, 32, 85, 88, 90–92, 96–99, 105, 113f., 144, 148, 163, 171f., 178, 197, 218, 222, 237f., 240, 254, 261f., 265f., 298, 321, 381, 383, 385, 387 Grafschaft 88, 95–99, 102, 119f., 176, 250, 356 Gral 242, 246 Greif 19, 136, 162f., 221, 269, 274, 277, 322, 329, 374 Gründungsmythos 33, 195, 268, 346 Gruppenrepräsentation 326 Handelsweg 31, 79, 106, 236 Handlungswissen 20, 23 Heiliges Grab (Grabeskirche) 217, 246, 250–258 Heiliges Land (outremer) 83, 112, 147, 238, 240f., 250, 253f., 261, 280 Herrschaftsanspruch 133, 165, 170, 176, 209 Historia Pontificalis 189 Historie 23, 28, 32, 193, 281 Historiker 23, 31, 36f., 46, 62, 68, 71, 136, 278, 280, 342, 348, 359, 361f., 482 Hoftag 20, 100, 159, 163, 165, 168f., 205f., 224, 266, 320, 326f., 359, 386

496 Ibiza 227 icon 79, 115, 141, 263 Identität 24, 32f., 109, 120, 133, 178, 197f., 242, 246, 249, 318, 324f. Illustrationsschema 37, 39, 50, 58, 60, 67, 72, 76, 95, 292, 297 imago 135, 170, 175, 341 Imbreviatur 116–118, 121, 342 Imperium (imperium) 27, 98f., 101, 136, 138, 165, 172, 261, 274, 287, 373 Initiale 38, 48f., 52f., 57–59, 70, 74, 319, 351, 404 Inschrift 13, 15f., 25, 31, 44, 123, 126, 131, 157, 171f., 187f., 195–197, 199–203, 209, 211–217, 219, 227f., 231–233, 235f., 241, 244, 246, 250–260, 268f., 271, 273, 277, 281–285, 289, 300–304, 328–330, 336–338, 345, 349, 401 Inschrift von 1104 217, 250, 256, 258 Institutionalisierung 209 Institutionen 109, 136, 184, 481 instrumentum pubblicum 107f., 111, 120, 128f., 181, 256 Inszenierung 14, 16, 32, 148, 185, 202, 217, 233, 238, 270 Integration 243, 273f., 283, 287 Investiturstreit 111, 165, 200f. iurisdictio 98, 166 ius proprium 30 Jachin und Boas 272 Jahrbücher 13f., 19, 35, 37f., 43, 47, 55, 58–60, 62, 67f., 71, 73, 93, 117f., 155, 178, 189, 202, 230, 259, 291f., 297, 299, 307, 319, 327, 338, 345f., 348, 379 Jahreseintrag 58, 100, 159, 263, 291f., 296, 299, 307f., 311–315, 319, 324, 355, 372, 380, 404, 407 Jubiläum 76 Judex / Judices 155, 157, 159, 161, 221, 325, 361, 370, 373, 377 Judikat 20, 157, 370 Jurisdiktion 30, 105, 115, 262, 362, 371 Kaiser 19f., 22, 26–28, 43f., 62, 64, 91, 97f., 100–102, 106, 119, 123f., 126f.,

Sachregister

155, 157–163, 165–175, 200, 202, 204, 206, 209, 216, 221, 223f., 229f., 243, 256, 261, 266f., 298, 308, 320f., 326f., 359, 362–364, 370–375, 379, 386, 388, 390, 392, 394, 403 Kaiserbild 169, 172, 175 Kaiserbüste 160–162, 172, 174 Kaiserrecht 100, 161, 168, 174 Kanzler 20, 27, 37–39, 43–45, 47, 49, 53, 56, 58, 60, 62, 64, 68, 84f., 89, 103, 110, 158f., 168, 188, 237, 267, 316, 334f., 345, 366–387 Karte (Portolan) 96f., 102, 116, 119, 132–150, 182–185 Kartographie 132–134, 138–142, 145, 183 Kastelldarstellung 65, 73, 83, 128, 141, 155, 180, 182, 184, 217, 352 Kathedrale 25, 57, 112, 123, 125, 130f., 188, 196, 204f., 211, 213, 220, 227, 234, 236, 242, 247, 264, 266, 325, 329, 340 Klosterpatron 128, 151f., 154 kollektive Erinnerung 24, 30, 96, 264 Kommune 13, 16, 19, 21, 30–33, 36, 38–41, 43f., 56, 60, 62–64, 67, 71, 79–81, 84f., 88–92, 94–96, 99f., 102f., 105–107, 109f., 112–115, 117, 119–121, 123, 132, 137, 152, 157, 159, 161–163, 165f., 174, 176–179, 181, 184, 186–188, 190f., 193, 195, 200f., 204, 207, 209, 212f., 215f., 218, 220f., 224, 228–231, 236, 238, 240f., 251, 258, 264, 269, 286f., 289, 291–293, 295f., 298–302, 305–307, 310, 312, 315, 320f., 324–327, 329–331, 333f., 338–341, 343, 345–347, 349, 361f., 370–372, 377, 381, 385, 388–390, 405 König 20, 22, 27, 43, 65, 84, 95, 102, 126f., 143, 148, 152f., 157f., 161, 168–170, 176, 188, 200, 202, 217–219, 221f., 237f., 240, 243f., 250, 253–255, 261, 265f., 272, 298, 302, 334, 348, 359, 362, 373, 377f., 383, 388, 392, 394, 403 Konsul 13, 15, 20, 25, 39, 43f., 62, 64, 67, 84, 89–92, 98, 100, 102f., 114f., 119, 122, 157f., 166, 168f., 188, 202, 206f., 213, 215, 222, 227, 231, 239f., 242, 262–265, 269, 285, 292–296, 299–302, 306, 308,

Sachregister

310–314, 318, 324, 326, 334, 339, 341, 346, 352, 355, 357f., 361–363, 365f., 368, 370f., 376–379, 382f., 385, 388f., 396f., 404, 406–408 Konsulat 43, 62, 239, 292f., 310, 359, 362, 407 Kopialbuch (Chartular, chartularium, Kartular, Urkundenkopiar) 14f., 19, 36, 44, 54–56, 58f., 61, 63, 108–113, 115–117, 119, 121, 126, 128–130, 132, 152–154, 158, 181, 185, 188f., 191, 194, 207, 211, 250f., 254, 259, 263, 291, 299, 347, 354, 356, 363 Kopie 14, 36, 44f., 51, 56, 61f., 84, 103, 107–109, 111, 113, 118–120, 126, 128, 145, 150, 152, 154, 159, 182, 184, 251, 254, 268, 271, 285, 287, 350, 357 Körperschaft (Korporation) 105, 123, 152, 325–327 Kreuzfahrer 145, 147, 229, 240, 250, 261, 275–280, 359 Kreuzfahrerstaaten 261f., 350 Kreuzritter 241, 261, 278, 280 Kreuzzug 22, 35, 37, 55, 61f., 70f., 83f., 87, 143, 146, 193–195, 218, 220, 235–239, 241, 247, 249, 260–262, 264–269, 277, 279f., 320, 334, 346–348, 358–360, 392, 403f. Kreuzzugsgedanke 261 Kriegsverlust 91 Kriegszug 37, 92, 216, 233–236, 246, 249, 263, 265, 269, 292, 312, 352, 354, 358, 409 Krieg von San Sabas 272 Küstenstadt 84, 148, 250, 261 Landesbeschreibung 132 Landesherrschaft 137f. Landeskundigkeit 111 Lateran 26f., 248, 392 Laudes urbium (Städtelob) 16, 29, 209, 268 Lega Lombarda (Lombardenbund) 21, 86, 233, 320, 378, 388 Legat(en) 21, 55, 100–102, 119, 155, 159f., 166, 169, 175, 240, 261, 265f., 310, 326,

497 330, 357, 359, 361, 364f., 371f., 375, 378, 386, 405 Legenda Aurea 245, 247 Legitimation 19, 165, 195, 274 Lehen (Belehnung, beneficium, feudum) 27f., 88, 90f., 102, 106, 115, 136f., 159, 163, 240f., 319, 321, 326, 357, 370, 377, 381, 385 Lehnsmann 27f., 136, 159 Levante 13, 84, 87, 147, 195, 218, 220, 241f., 249, 262, 272f., 286 lex omnis iurisdictio 98, 106, 166 lex Tributum 167, 169 Liber de existencia riveriarum et forma maris nostri Mediterranei 149 Liber de liberatione civitatum orientis 37, 62, 70, 193f., 264, 274f. Liber de obsidione Ancone 21, 201 Liber finium 119 Liber floridus 138, 146 Liber Guidonis compositus de variis historiis 139, 271, 306, 347 Liber instrumentorum seu chronicorum monasterii Casauriensis 128 Liber iurium 111–113, 251, 254f. Liber Iurium 52, 84f., 88, 95, 103, 107, 109–113, 115–118, 121, 152, 163, 181, 183, 185, 190, 220f., 265, 357, 364, 378, 381, 405 Liber Maiorichinus 194, 300 Liber Privilegiorum Ecclesiae Ianuensis 112 Libre del Orde de Cavalleria 331 Ligurien (Liguria) 57, 61, 68, 72, 74–76, 83, 88, 95, 97, 99f., 106, 168, 227, 321, 372 Löwe 92, 221, 224, 226, 266, 283, 317f., 321f., 329, 355, 364–366 Makkabäer 274f., 277–281 mappa mundi 135, 141–144, 150 Markgraf 30, 38, 40, 50, 80, 87–92, 98, 103, 115, 163, 181, 237, 321, 327, 333f., 352, 359, 361f., 370–372, 383, 387f., 400 Marmor 199, 202, 211, 300, 303f., 307, 337f., 401

498 Medien 13f., 16, 29, 67, 95, 126, 141, 152, 154f., 197, 199f., 203, 223, 233, 236, 253, 339f., 345 memoria 15, 21, 23, 26, 47, 54, 70, 96, 117, 121, 124, 147, 154, 174, 178, 190, 196, 198f., 203, 253, 255f., 268, 289, 307, 316, 322, 327, 351, 394 Memorialkultur 289 Miniatur 14f., 25, 31, 36–39, 41, 48, 50–53, 57, 61, 64f., 67–78, 129, 152, 181–183, 280, 291f., 294, 307, 313f., 316, 319, 324, 341, 345, 351, 398, 404, 407f., 477 Miniaturengruppe 76 Mittelmeerraum 13, 19, 92, 149, 155, 194, 215, 217f., 236f., 240, 250, 261f., 272, 301, 358 Monument (Denkmal, Ehrenmal, Monumentalisierung) 14, 16, 25, 27f., 31–33, 35, 65, 67, 71, 73, 77, 83, 96, 109, 122, 124, 128, 131, 140, 146, 186, 193–196, 198–201, 203, 212f., 218, 233, 236f., 241, 249, 251, 254–258, 264, 268–270, 273, 281, 283, 285f., 289, 291, 298, 300–303, 306f., 324, 336, 339–341, 345 Münze (Denar) 41, 43, 73, 167f., 221–223, 242, 333, 352, 356f., 386 Münzprägung 43, 155, 222 Münzprivileg 41, 43f., 168, 356 Münzrecht 41, 43, 166 Narration 14, 19, 22, 47, 49, 67, 71, 78–80, 93, 95, 103, 116, 129, 134, 142, 146, 154, 159, 189, 195f., 198, 201, 235–238, 241, 243, 246, 253f., 259, 270, 273f., 311, 324, 347, 349, 365 Netzwerk 13, 44, 79, 84, 136, 138, 177, 201, 281 Notar 25, 38, 44, 46f., 51, 60, 63f., 68, 106–113, 116–118, 120, 152, 169, 181, 184, 190, 221, 251, 267, 316, 323, 342, 345, 348, 351, 363 Notariat 107f. Nutzen (Nützlichkeit, utilitas) 19–24, 28, 44, 49, 93, 100, 140, 145, 151, 181, 199,

Sachregister

204, 206, 243, 267, 270, 276, 300, 342, 351, 353, 361, 376, 384

Öffentlichkeit 13, 108, 111, 129, 193, 195f., 199–202, 233, 254, 256, 266, 282, 291 Oltregiogo 73, 88, 90, 106 Patron (Stadtheiliger, Klosterheiliger) 112, 128, 151f., 154, 174, 186, 220f., 249, 258, 264, 322, 324f., 329, 331, 335, 346, 381 perangaria 100f. Pharao 267 pilastri acritani 271, 286 Pilger 141, 144f., 176, 229, 238, 257 Pirat 218, 241 Podest— 20–22, 37–39, 49–51, 53, 57, 64f., 67f., 71–73, 75, 77, 112, 181, 289, 291–298, 300, 307–324, 326f., 329–331, 333, 335–341, 348, 397, 404f., 407–409 Podest—darstellung 57, 60, 76, 333 Podestariat 15, 39, 67, 292–294, 317, 324f., 330, 407 Policraticus 201, 203 Pomella (Schiff) 238 Portal 122, 124, 126, 211f., 219, 232, 281, 283, 285, 339 Porta Speciosa 229 potestas 71, 98f., 106, 112, 166, 181, 294f., 308, 310, 312, 314, 322, 326f., 337f., 386, 404, 407f. Privileg 30, 43f., 80, 102, 105f., 113, 119f., 126, 157, 217, 219, 222, 237, 239, 244, 248, 250–254, 256f., 321, 325, 356, 358, 405 publicus 58, 61, 64, 107f., 110f., 117, 119f., 139, 151, 166, 181, 190f. 201f., 300, 302, 312, 314, 321f., 334f., 353, 361f., 364, 366, 386, 395, 407f. Randglosse 15, 44f., 56, 59, 246, 306f., 400 Randminiatur 39, 72

Sachregister

Randzeichnung 37, 39, 41, 43, 45, 53, 56f., 69, 71, 85f., 115, 121, 155, 175, 217, 351, 353, 392 Raumdarstellung 95 Raumkonzept 80–82, 96, 138 Raumvorstellung 81, 95, 134f., 138, 142 Ravenna 220, 228, 336 Recht 13, 21, 27, 30f., 40f., 43, 45, 55, 67, 80, 98, 101–103, 107–109, 111–113, 124, 127–129, 136f., 146, 152f., 155, 160, 162, 165–170, 172, 175, 180, 187, 189f., 205, 211, 224, 226–229, 232, 241, 246, 250–252, 254f., 257f., 262, 273, 278f., 282f., 292, 296, 305, 308f., 314, 317f., 320, 322, 325f., 328f., 331, 333f., 337f., 351, 353, 356, 358, 360, 363, 365, 372, 404f. Rechtsakt 41, 90, 103, 109, 111, 113, 116f., 121, 129, 153, 162, 357, 370 Rechtsanspruch 196, 202, 257, 267, 286 Rechtsdokument 13, 109 Rechtsgelehrte 20, 38, 48, 50, 100, 108, 167, 200, 285, 304, 328, 347 Rechtsgewohnheit 30, 153, 224 Rechtskraft 107, 110, 190, 256 Rechtsprechung 30, 80, 122, 165 Rechtssicherung 79, 83, 128, 202 Rechtstitel 109, 112, 117, 122, 124, 126, 140, 154, 180, 253, 255, 347 Rechtsvorstellung 41, 98, 165, 174, 327 Rechtswissen 44 Reconquista 204, 218, 261, 359 rector 195, 219, 308, 314, 318, 327, 339, 404, 408 Regalien (lex regalia, Königsrecht) 98, 100–102, 163, 165f., 177 Regisole 335f. Reiterstandbild 298, 307, 335f., 338 Reliquiar, Kastenreliquiar (des Heiligen Stefanus) 75, 152, 172, 175, 244, 248 Reliquien 126f., 172, 174, 200, 220, 239, 247–249, 258, 270, 276, 286, 324, 379, 392, 401 Remaklus-Retabel 150, 153 Republik 88, 97, 271, 302

499 Richter 15, 97f., 106, 108, 157, 161, 165f., 285, 306, 314, 318, 378, 409 Ritter (miles) 69, 103, 213, 265f., 307f., 314, 317–319, 324, 328, 331–336, 338–340, 383, 388, 390f., 396, 399, 406, 408f. Ritterheiliger 269, 275, 331 robatio 107 romanitas pisana 273, 282 Romgedanke 282, 286 Romidee 226 Sacro Catino 241f., 244–247, 249f., 258, 267 Sarazenen 19, 150, 158, 194, 203f., 217, 227, 234–236, 240, 244, 261–266, 269, 275, 301, 333, 351, 358, 365, 374, 400 Schlachtenerinnerung 203, 217, 267 Schlachtermarkt 40 Schreibakt 24, 68, 291 Schreibanlass 20, 169, 181, 244, 346, 351 Schreiber 5, 14f., 25, 36–38, 41, 44f., 48, 50, 53–61, 64, 68, 70, 85, 106, 110f., 116, 119, 133, 190, 207, 223, 291f., 294, 308, 313, 316, 319, 341, 351, 356, 388–397, 399–408 Schrein von Johannes dem Täufer (arca di San Giovanni) 75, 248 Schriftgut 43f., 63, 106f., 117, 264, 327 Schriftlichkeit 13, 33, 44, 79, 83f., 95, 106f., 109, 111, 116f., 120, 122, 131f., 165, 177, 189, 191, 316, 364 Schutzgemeinschaft 236 Schwur 29, 81, 103, 105, 136, 240, 254, 320, 361, 401 Schwureinung 13, 83f., 96, 320f., 334 Schwurgemeinschaft 32 scriba 58, 64, 72, 117–119, 215, 223, 292, 342, 363f. Seehandel 157 Seerepublik 13, 84, 102, 149, 194f., 218, 220, 229, 237f., 258, 261, 267, 272, 277, 286, 334 Seeschlacht 267, 272, 348, 366 Seesieg 194, 236 Selbstbeschreibung 19, 25, 236, 345

500 Selbstverortung 13, 15, 19, 71, 150, 202, 220, 237, 481 Sichtbarkeit 13, 33, 155, 201, 233, 256, 318 Siegel 119, 163, 169f., 175f., 202, 209, 220f., 223, 314, 374 Signore 137, 176, 186–189, 298, 319, 340 Smaragd 243, 245 Stadt 13–16, 19–22, 24f., 27, 29–33, 35–37, 40f., 43–45, 54, 56, 58, 60f., 63f., 71, 79–81, 84, 86, 90, 92, 95, 97–100, 102, 105f., 110–112, 115, 117, 119–122, 131, 134, 137f., 144, 146–149, 152, 157f., 162f., 168f., 172, 178–183, 186f., 189f., 193f., 196, 200, 202–204, 206f., 209–216, 218–223, 226f., 229–238, 240, 243, 245, 247–251, 253f., 257, 262–267, 273, 276f., 280, 282, 284, 287, 291–296, 298, 300–302, 304–306, 308, 310–312, 316, 318, 321–326, 330, 334f., 337, 341f., 346–350, 353, 355f., 359–363, 367f., 372, 378f., 381, 386, 388f., 392, 394, 398, 400, 403, 405, 407, 409, 481f. Stadtbrand 32, 394 Stadtchronik 13, 15f., 32f., 36, 68, 106, 178, 180, 189f., 198, 266, 268, 274, 297, 316, 329, 341, 345f., 482 Stadtdarstellung 95, 209, 351 Stadtgebiet 145, 209, 227, 237, 249, 334 Stadtgemeinschaft 19, 29, 31, 81, 103, 123, 196, 264, 281, 287, 297 Stadtkommune 107, 123 Stadtmauer 29f., 85, 119, 146, 172, 188, 191, 193, 204–207, 209, 212–214, 216, 219, 224, 226–230, 232, 246, 267, 289, 297f., 302f., 339, 341, 351, 362f. Stadtplan 141, 147 Stadtraum 15f., 24f., 29, 31–33, 147, 193, 196, 199, 201–203, 205, 209, 217f., 236f., 241, 243, 246, 257, 267, 277, 281f., 287, 338 stadtsässig (habitaculum) 81, 90, 103, 114, 334f., 361 Stadtstaat 15f., 30, 33, 65, 95, 97f., 102, 122, 139, 157, 167, 186, 230, 249, 286, 293f., 307, 310, 320, 326, 330, 335f., 340

Sachregister

Stadttor (ianua) 25, 104, 163, 180, 196, 203f., 209f., 212, 215, 218–224, 229, 231–234, 236, 264, 300, 338f., 342, 348 Stadtzerstörung 230, 297, 363 Statue 14, 175f., 199–201, 226f., 307, 335f. Stellvertreter 159–161, 166, 168, 172, 176 Stiftung 107, 112, 123f., 128, 131, 152–154, 171f., 235, 256, 271, 325, 482 Tempel Salomos 271 Territorialisierung 80, 95, 97–99, 137, 139, 168, 178, 189 Territorium (Herrschaftsbereich, Hoheitsgebiet) 80–82, 84f., 87, 90, 93, 95–97, 99, 105f., 109, 120, 122, 131–139, 141f., 180, 183, 186, 189, 249, 262, 264f., 345 Tetrarchengruppe 271 Trebuchet (Gegengewichtsblide) 60 Treueschwur 90, 100f., 115, 119, 155, 161, 222, 320, 322, 356f., 361, 370, 409 treuga dei 333 Tribut 40, 59, 100f., 115, 262, 362, 370 Triumphbogen (arcus) 201, 203, 211, 219, 227f.

Übertragung (translatio, Translozierung) 15, 35, 45, 54, 61, 90, 106, 111, 127f., 153, 159f., 168, 172, 184, 196–198, 203, 220, 237, 243f., 248–250, 256, 258, 263, 272, 277, 281, 286f., 291, 309f., 324, 341 urbs 29, 43, 216, 231, 341 Urkunde 22, 30, 44, 61, 63, 98, 101f., 106–109, 111–113, 115–118, 123, 126, 128, 153f., 159, 166f., 177, 180f., 183–185, 189f., 215, 237, 251, 254–256, 319, 325, 353 Urkundenbeweis 107 Urkundeninschrift 215, 255f. utilitas-memoriae-Konzept 47 Verfasser 14–16, 22–24, 26, 31, 33, 35–37, 39, 44–48, 50, 53f., 56f., 60–62, 64, 70, 78, 84, 106, 121, 136, 139, 144, 147, 153,

501

Sachregister

169, 175, 181, 198, 201, 207, 215, 245, 257, 264, 285, 306, 316, 329, 340, 343, 346, 348 Verfasstheit 14, 24, 28, 198 Vergangenheit 14, 20, 23–26, 29, 32f., 61, 63, 78, 91, 108, 128, 146, 193, 196f., 199, 221, 249, 267, 270f., 274, 286f., 303, 342, 346, 357, 371 Vergegenwärtigung 32, 148, 150, 153, 196, 198, 249, 303 Verschriftlichung (Kodifizierung) 30, 41, 56, 85, 95, 106, 116f., 122, 141, 144, 167, 190, 194, 201, 214, 268 Vertrauen (fides publica) 107, 117, 177, 190, 342 vexillum 218, 269, 279f. via Postumia 88f., 106

Visualisierung 31, 132, 141, 144, 146, 185, 198 Weihegeschenk 243, 264 Wunder 127, 152, 220, 243, 276 Ystoria captionis Almarie et Turtuose 37, 46, 62, 193 Ystoria sive legenda translationis beatissimi Iohannis Baptiste 247 Zeitlichkeit 134, 146, 196, 286 Zeitwahrnehmung 24, 26, 196f., 281, 286, 357 Zentralisierungsbemühung 99, 321 Zukunft 13f., 20, 23, 25f., 32, 44, 55, 109, 111, 249, 255, 300, 303, 306, 342