Die Wasserwirtschaft und ihre Bedeutung für Österreichs Wiederaufbau [1. Aufl.] 978-3-7091-4419-0;978-3-7091-4418-3

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German Pages V, 33 [39] Year 1946

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Die Wasserwirtschaft und ihre Bedeutung für Österreichs Wiederaufbau [1. Aufl.]
 978-3-7091-4419-0;978-3-7091-4418-3

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Die Wasserwirtschaft und ihre Bedeutung für Österreichs Wiederaufbau (Oskar Vas)....Pages 1-33

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Schriftenreihe des Österreichischen Wasserwirtschaftsverbandes Heft 5

Die Wasserwirtschaft und ihre Bedeutung für Österreichs Wiederaufbau Von

Dipl.-Ing. Dr. Oskar Vas Wien

Springer-Verlag Wien GmbH 1946

Erweiterter Sonderabdruck aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur,- Architekten- und TechnikerVereines, Heft 3/4 und 5/6, 1946 ISBN 978-3-7091-4419-0 DOI 10.1007/978-3-7091-4418-3

ISBN 978-3-7091-4418-3 (eBook)

Geleitwort. Der 08terreichische \V asserwirtschaftsverband, der nach der erfolgreichen Tagung fiir W asserbau und W asserwirtschaft im Oktober 1936 * an die Zusammenfassung aller an der Entwioklung der Wasserwirtschaft interessierben Kreise in Osterreich geschritten ist,** wurde nach d'er Besetzung Osterreichs durch die Anordnung des Stillhaltekommissars fiir Vereine, Organisationen und Verbande vom 26. August 1938, Zl. IV A a- 10 A 27 - aufgelost und in den NS-Bund deutscher Te,chni}1;er iiberfiihrt. Damit hat die verheillungsvolle Entwicklung der vom Verband eingeleiteten Arbeiten ein vor laufi,mes Ende gefunden. Wie sattsam bekannt, wurde nach der Zerreillung der staatlichen Verwaltung Osterreichs auch seine einheitliche W asserbau- und \Vasserwirtschaftsverwaltung in Einzelteile aufgelOst, wodurch die in OsterTeich erreichte Zusammenarbeit auf dem Gebiete der W asserwirts.ch:aft zu einer systemlosen Zersplitterung fiihrte. 1Jberraschenderweise ist nach der Befreiung Osterreichs OOi der Neuerrichtung seiner Verwaltung nicht auf die bewahrte Einheit des wasserwirtschaftlichen Behordenaufbaues zuriickgegriffen, sondern eine Verteilung der Zustandigkeiten auf

* Siehe Tagungsbericht, Schriftenreihe des Osterr. Wasserwirtschaftsverbandes, Heft 1. ** Siehe Schriftenreihe, Heft 4, Einleitung. III

dem Gebiete der W asserwirtschaft auf mehrere Zentralstellen geschaffen worden, die der his zum Jahre 1938 sichtbaven mid erfolgreichen, klar auf die Vereinheitlichung gerichteten Entwicklangsoondenz zuwider ist. Diese verlorengegangene Einheitlichkeit wieder zum Siege zu fiihren, und, solange sie nicht erreicht ist, fiir sie einzutreten und sie ~u fordern, erscheint die Hauptaufgabe, der sich der wiedererstandene W asserwirtschaftsverband widmen mufl. Die erwahnte Anordnung (des Stillhalte,kommissars) tiber seine Auflosung ist durch den Erla£ des Bundesministeriums fiir Inneres, Zl. 30.217-4/46 vom 30. Janner 1946 aufler Kraft gesetzt worden und nach BesteHung cines provisorischen Vorstandes kann der Verband nunmehr seine friihereTatigkeit in der Form, wie er sich vor se,iner Auflosung befunden hat, wieder aufnehmen. Heute - wie einst - wird hierfiir der Grundsatz maflgebend sein, dafl die W asserwirtschaft in ihrer Gesamtheit von einheitlichen Gesichtspunkten aus zu 'behandeln ist, wobei in erster Linie die Belange des Volksganzen beriicksichtigt werden miissen, denen sich die einzelnen Teilgebiete der vV asserwirtschaft unterzuordnen haben. Mit dem vorliegend,en Heft soll als Auft.akt zu den einsetZ~enden Arbeiten des Verbandes seine Schrift,enreihe in unveranderter Form fortges,et.zt werden durch eine Abhandlung, die das Gesamtgebiet der W asserwirtschaft ordnet und ihre Bedeutung fiir den Wiedera.ufbau Osterreichs herausstellt. Sie moge als Einladung an alle beteiligten Kreise hinansgehen, sich mit der ganren Kraft und zie,lbewuflt an der Arberit des W asserwirtschaftsverbandes zu beteiligen, und dariiber hinaus das Gewissen der breiten Of:fentlichkeit au:friitteln, urn zu verhindern, dafl aus nicht iibersehIV

baren Beweggri.inden eine Einheit verloren geht, die allein imstande ist, den notwendigen Erfolg zu sichern: eine planvoll gelenkte W asserwirtschaft, als eine der wiohtigsten Grundlagen fiir die Siedlungs-, Ernahrungs- und Energiepolitik des Staates, und somit dem Wiederaufbau Osterreichs.

W ien, im Miirz 1946.

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Die Wasserwirtschaft und ihre Bedeutung fUr Osterreichs Wiederaufbau. Die W asserwirtschaft ist eine Einheit, die einer groBraumigen Planung bedarf. Es wird mit in den letzten J ahren von verschiedenen Fachleuten vorgeschlagenen Bezeichnungen ein neues System der wasserwirtschaftlichen Termino · logie entwickelt, das nach Ziel und Aufgabe der Wirtschaft und nicht nach technischen Fachgebieten geordnet ist. Der Einheit der Wasserwirtschaft soll auch die Einheit der staatlichen Verwaltungsorganisation entsprechen. Wegen der besonderen Bedeutung der W asserkraftnutzung fiir die osterreichische Energiewirtschaft soll diese mit der Wasserwirtschaft in engste Verbindung gebracht werden.

I.

Wenn man heute von W asserwirtschaft spricht, so wird darnit ein bestirnrnt,er \Virtschaftszweig gemeint, ahnlich wiB Elektrizitatswirtschaft, Verkehrswirtschaft, Forstwirtschaft oder Landwirtschaft verstanden werden will. Nicht urn einen einzelnen Wirtscha:ftskorper handelt es sich dabei, sondern urn e[n Wirtschaftsgebiet mit einem gememsamen ordnenden Merkmal. Sind es in den genannten Beispielen die elektrische Energio, der Verkehr, der Wald und die Bodenfrucht, die den Ausgangspunkt der Begriffsbildung liefern, so geht es bei unseren Betrachtungen urn den Wasser1

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kreislauf, nicht um ei.nen Wirtsohaftsgegenstand im ublichen Sinne, sondern umeinen Naturvorgang, dessen Ablauf uns schwierige Prob1eme zu 15sen gibt. In ewigem Rhythmus fallt das Wasser zur Erde nieder, verteilt sich hier, verdunstet, versickert, fliet\t dahin und gelangt schliet\lich - zum betrachtlichen Teil aus den Meeren - wieder in den Luftraum zuriick. Tie£ in die Geheimnisse der Lebensvorgange zu dringen, ist dem furschend,en Menschengeiste gelungen; der Mikrokosmos hat sich dem bewaffneron Menschenauge offenbart, die Energien der Atome konnten dienstbar gemacht werden; aber keine Gesetoo sind bisher ergrundet worden, nach denen sich der W asserkreislauf abspielt. N ur durftig im Verhaltnis zu seinem Umfang sind d~e Erfahrungswerte, die uns zu Gebote stehen und unbeeinflut\bar sind die Energien, die ihn in Bewegung halten. ,Alles ist a us dem Wasser entsprungen, alles wird durch das Wasser erhalben." Fur den Lebensvorgang ist Wasser wichtiger als al1e ande'l'en N ahrungs- und Genut\mittel. U nd wie der Mensch, brauchen Tier und Pflanze Wasser zum Leben und Gedeihen. Das Wasser ist Lebensraum fur eine reiche T~er- und Pflanzenwelt; es ist Rohstoff und Hilfsmittel in der Produktion, Fi:irderbahn, Verkehrsweg und Energiequelle. Die W asserlaufe sind das be1ebende Element in der Landschaft und daher an sich ein wichtiger Gegenstand des Landschafts- und N aturschutzes. In der Wass,erwirtschaft uberschneiden sich wie in keinem anderen Wirtschaftszweige - Belange kultu'l'eller, hygienischer und wirtschaftlicher Art, es darf also auch nicht wundernehmen, wenn auf diesem Gebiete die gegensatzlichen Meinungen oft heftig aufuinander prallen. 2

II. Voraussetzung fiir jegliche Wirts.chaft und die ihr zugoordnete Technik ist die genaue Kenntnis ihres Wirtschaftsobjektes, in unserem Faile also des W asserkreislaufes. Dieser muB erfaBt werden vom Entstehen deiS Niederschlages an bis zur Riickkehr des W RIS&ers in den Luftraum, einschliemich des Anteiles, der sich unterirdisch abspielt. Wetterkunde, Gewasse,rkunde und Bodenkunde bilden zusammen die thooretischen Grundlagen, auf denen die W asse,rwirtschaft ruht. Biologie, Chemie und Hygiene geben -wichtige Hilfsmittel zur Beschreibung deiS Wasserlau£es und zur Beurteilung der Auswirkung geplanter und ausgefiihrter MaBnahmen. Aufgabe der Wett·erkunde ist es, die Niederschlage hinsichtlich ihrer Menge, ihrer raumlichen und zeitlichen Verteilung zu erfassen, einen Zusammenhang mit den allgemeinen klimatischen Verhaltnissen he,rzustellen, und die Verdunstung in ihren Beziehungen zu Niederschlag, Temperatur und den ortlichen Bedingungen zu untersuchen. Die Gewasserkunde snellt das Kernstiick der theoretischen Grundlagen dar. Sie hat nicht nur das Vorkommen und die Bewegung des Wassers auf der Erde zum Gegenstande, sondern weite,rs die BeiSchreibung der flieBenden und stehenden Gewasser sowie des Moores. Wesentliche Abschnitte ihres Bereiches sind die Hydrographie, die Hydrometrie, die Quellen-, FluB-, Seen- und Meereskunde, schliemich die Hydromechanik und die Hydraulik. Die Erkundung der Geset~e der Grundwasserbewegung und der Grundwasservorkommen sind ein wichtiger Teil der Gewasserknnde. Es soll hier bemerkt werden, daB- weder Lehre noch Praxis fiir die Benennung dieser Zweige der Wissenschaft eine ,ffinheitliche und iibereinstimmende, einhellig anerkannte Terminologie geschaf1*

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fen haben, wie iiberhaupt das ganre Gebiet der W asserwirtschaft unter einer gewlilsen U nsicherheit in der Ausdrucksweise leidet, woriiber bei niichster Gelegenheit Niiheres ausgefiihrt werden soU. Die Bodenkunde mu:G einerseits die Beziehungen des Wasserkreislaufes zu der Beschaffenheit des Bodens und andrerseits deren EinfluG auf den Pflanzenwuchs klarstellen. Die Beziehungen zwischen diesen drei Wissenschaften lassen sich einfach schematisieren: Die Gewiisserkunde behandelt im wesentlichen den W asserkreislauf auf der Erdoberfliiche, die Wetterkunde stellt den Zusammenhang mit der Atmosphiire, die Bodenkunde j