Die Strafrechtlichen Nebengesetze Bayerns [Reprint 2020 ed.] 9783112355404, 9783112355398

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Die Strafrechtlichen Nebengesetze Bayerns [Reprint 2020 ed.]
 9783112355404, 9783112355398

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Die

strafrechtlichen Uebenge fetze Kayerns

Erläutert von

I. Kchiedermair» Landgerichtsrat in München.

1912. München und Berlin. 3- Schweitzer Verlag (Arthur Sei Her).

Druck von Dr. F. P. Datterer & Cie. (Inh. Arthur Stiller) München und Freising.

Vorwort. Das vorliegende Buch enthält, wie sein Titel ergibt, Strafrecht nicht StrafProzeßrecht, und zwar das kriminelle Strafrecht, nicht das Disziplinarstrafrecht, das Ordnungsstrafrecht und das polizeiliche Zwangsstrafrecht; es enthält das auf der bayerischen Gesetzgebung beruhende Strafrecht, nicht das Reichsstrafrecht oder das Bundesstrafrecht, auch nicht das auf Staatsverträgen beruhende Strafrecht; es enthält endlich die strafrechtlichen Nebengesetze Bayerns, nicht aber (ab­ gesehen von dem auch für die Nebengesetze erheblichen allgemeinen Teil) das Polizeistrafgesetzbuch. Unberücksichtigt blieb nur das bayerische Militärstrafgesetz­ buch, das für die bürgerlichen Gerichte keine, für die Militärgerichte nur mehr sehr untergeordnete Bedeutung hat. Zeitlich maßgebend ist der Stand der Gesetz­ gebung am Ende des Jahres 1912. Die Gliederung des Stoffes ergibt die dem Buch vorangestellte Übersicht. An den allgemeinen Teil A schließt sich der Teil B, enthaltend die Strafgesetze, die in der Hauptsache das Gebiet der inneren Verwaltung berühren, und an diesen der Teil C, in dem die Strafgesetze aus dem Gebiet der Finanzverwaltung zusammengefaßt sind. Die Einleitung zu dem Teil A bildet ein Reichsgesetz, das Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch; denn dieses grenzt den Bereich der landes­ rechtlichen Strafgesetzgebung ab und muß deshalb die Grundlage ihrer Darstellung bilderr; daran schließen sich die allgemein erheblichen Gesetze strafrechtlichen Charakters, vor allem das Ausführungsgesetz zur Strafprozeßordnung, das, was sein Titel nicht erkennen läßt, zugleich das bayerische Ausführungsgesetz zum Strafgesetzbuch ist, ferner der allgemeine Teil des Polizeistrafgesetzbuchs, der das polizeiliche Ver­ ordnungsrecht regelt; eingesetzt ist hier auch eine, wohl der bayerischen Praxis dienende Zusammenstellung der zum allgemeinen Teil des Strafgesetzbuchs ergangenen Rechtsprechung der bayerischen Revifionsgerichte. In den Teilen B und C sind, der leichteren Auffindbarkeit wegen, die Gesetze in der Reihenfolge des Alphabets aneinandergefügt. Hinsichtlich der Auswahl und der Anordnung des Stoffes bei den einzelnen Gesetzen war davon auszugehen, daß oft große Teile der zunächst Verwaltungs­ zwecken dienenden Gesetze für die Strafrechtspflege ohne Interesse sind; es wurden deshalb von vorneherein alle Artikel ausgeschieden, die weder selbst Strafbestim­ mungen enthalten, noch der Anwendung und Erläuterung der in ihnen ent­ haltenen strafrechtlichen Bestimmungen dienen. Die Anlage der Gesetze, bei denen häufig die eigentlich strafrechtlichen Artikel nur einen Teil des Tatbestandes ent­ halten, während er im übrigen aus anderen nur in Bezug genommenen Artikeln, bisweilen erst aus Bollzugserlassen zu entnehmen ist, ließ es wünschenswert erscheinen, im allgemeinen zum Mickgrat der Darstellung die Artikel mit unmittel­ barer strafrechtlicher Erheblichkeit, vor allem die mit Strafsatzungen zu machen und gleichzeitig mit ihnen die sie ergänzenden Gesetzesartikel und Vollzugserlaffe zu behandeln; so allein ergibt sich ein erschöpfender, übersichtlicher Deliktstat­ bestand, wie er für die Anwendung des Strafgesetzes auf einen bestimmten historischen Vorgang klar gestellt sein muß; es wird so auch das oft störende

Borwort.

IV

Nachschlagen an anderen Stellen des Buches wenigsten- zum großen Teil ver­ mieden. Zur Erleichterung des Überblicks über den Gesetzestext ist dem Buch eine nach der Ziffernfolge geordnete Zusammenstellung der einzelnen behandelten Artikel und Paragraphen der Gesetze und ihres Fundorts im Buche vorangestellt. Zur Einführung in die einzelnen Gesetze ist jedem ein kurzer allgemeiner Teil vorangestellt. Die Anschauung, die ich bei der Auslegung der Gesetze für richtig hielt, habe ich stets wenn auch mit möglichster Kürze begründet, wenn sich nicht zur Begründung auf eine zutreffende oberstrichterliche Entscheidung oder Äußerung in der Literatur Hinweisen ließ; eine meiner Anschauung widersprechende Recht­ sprechung habe ich stets angeführt. Auch der Stellungnahme zu schwierigen Fragen bin ich nicht aus dem Wege gegangen. Das Buch, das aus einem Bedürfnisse hervorging, das ich selbst bei der praktischen Befassung mit Straffachen empfand, wird, hoffe ich, diesem auch bei anderen dienen. Der behandelte Stoff gehört wohl zu den sprödesten und un­ handlichsten Stoffen, mit denen sich die bayerische Praxis zu befassen hat; ich nehme aber doch an, daß die zusammenfassende Behandlung der Gesetze, die Sammlung des für die einzelnen Gesetze in Betracht kommenden zerstreuten Stoffes und die Bearbeitung dazu beitragen werden, die auf diesen Gebieten bestehenden Unklarheiten zu lösen und das Unbehagen zu mindern, mit dem nicht selten an die auf Grund dieser Gesetze zu treffenden Entscheidungen herangetreten wird. München, im Oktober 1912.

Z. Schiedermair.

Änhalts-Äbersicht. Seite

Vorwort........................................................................................................................................ III Inhaltsübersicht........................................................................................................................ V Alphabetisches Verzeichnis der Gesetze mit den Fundorten der einzelnen Artikel und Paragraphen.......................................................................................................................... VH Übersicht der Abkürzungen . ... ............................................................... XI XII

Nachträge....................................................

A. 1.

2.

3.

4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

Die reichsrechtlichen Grenzen des Landesstrafrecht- (daS Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch)................................................................................................... 1 Die Rechtsprechung deS Oberlandesgerichts München und des daher. Obersten Landes­ gerichts zum Allgemeinen Teil deS Strafgesetzbuchs (KK 1—79)................ 6 Allgemein erhebliche Fragen deS LandesstrafrechiS: a) Die Abgrenzung der Vergehen und der Übertretungen.......... 19

Das Das Das Das Das Das Das Der

b) Bestrafung ohne Schuld, Bestrafung fahrlässiger Begehung, die Polizeidelitte c) DaS sogen, internationaleLandesstrafrecht.................................................... Ausführungsgesetz zur Strafprozeßordnung .................... ................................... Auslieferungsgesetz.................................................................................................. Feldschadengesetz....................................................................................................... Münzumrechnungsgesetz............................................................................................. Jmmunitätsgesetz....................................................................................................... Polizeistrafgesetzbuch.................................................................................................. Straffolgengesetz....................................................................................................... Vertrag mit Österreich über die Bestrafung der Forst-, Jagd-, Fisch- und

Feldfrevel..............................

B. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.

21. 22.

Allgemeiner Teil.

20 22 23 41 42 53 56 60 81

85

Die Strafgesetze aus dem Gebiete der inneren Verwaltung.

Das Adrnarkungsgesetz...................................................................................................... 87 Das Armengesetz................................................................................................................ 94 DaS Berggesetz................................................................................................................. 99 Das Brandversicherungsgesetz............................................................................................. 142 Das Fischereigesetz.................................................................................................................. 151 DaS Flurbereinigungsgesetz.................................................................................................. 209 Das Forstgesetz........................................................................................................................211 DaS Forststrafgesetz.................................................................................................................. 290 Die Gemeindeordnungen: a) für Bayern rechts des Rheins............................................................................. 322 b) für die Pfalz............................................................................................................. 341 Das bayerische Genossenschaftsgesetz ...................................................................................344 Das bayerische Gewerbegesetz............................................................................................. 349

Inhalts-Übersicht.

VI

Seite 23.

Das Grundenllastungsgesetz.............................................................................................................362

24.

DaS Güterzerlrümmerungsgesetz

25.

DasHeimatgesetz................................................................................................................................... 384

................................................................................................. 373

26.

DasJagdgesetz................................................................................................................................... 391

27.

Das Körgesetz........................................................................................................................................ 424

28.

Die Körordnung.................................................................................................................................430

29.

Das Kunststraßengesetz....................................................................................................................... 448

30.

Das bayerische Vereinsgesetz............................................................................................................ 457

31.

Das Wassergesetz................................................................................................................................... 462

32.

DasZwangserziehungsgesetz............................................................................................................ 537

C. Die Strafgesetze aus dem Gebiete Ler Mnanzverwaltung. 33.

34.

Das Einkommensteuergesetz mit dem Einführungsgesetz und mit dem Doppelsteuer­ gesetz ...................................................................................................................................... 540 Das bayerische Erbschaftssteuergesetz...........................................................................................624

35.

Das Gebührengesetz............................................................................................................................. 647

36.

Das Gewerbesteuergesetz..................................................................................................................691

37.

Das Grundsteuergesetz....................................................................................................................... 713

38. 39.

DaS Hausiersteuergesetz............................................................................. 716 Das Haussteuergesetz....................................................................................................................... 759

40. 41.

Das Hundeabgabengesetz...................................... Das Kapitalrentensteuergesetz ...............................................................................................

778 792

42.

Das Kirchensteuergesetz....................................................................................................................... 8°2

43.

Das Malzaufschlaggesetz..........................................................................................................

44. 45.

Das Notariatsabgabengesetz.................................................................. 870 Das Warenhaussteuergesetz............................................................................................................ 879

Alphabetisches Sachregister........................

899

892

VerMchms der Gesetze mit

der einzelnen Artikel und Paragraphen.

Das «bmarkuagsg-setz r Art. 1 S. 89; Art. 3 S. 91; Art. 9 S. 89; Art. 25 S. 93; Art. 28 S. 87; Art. 29 S. 91.

Das Arme«gesetzr Art. 25 S. 94; Art. 44 S. 96. DaS Ausführungsgesetz zur Strafprozetzorduung: Art. 1 S. 24; Art. 2 S. 25; Art. 3 S. 25; Art. 4 S. 30; Art. 5 S. 31; Art. 6 S. 33; Art. 7 S. 34; Art. 8 S. 35; Art. 9 S. 35; Art. 10 S. 36; Art. 11 S. 36; Art. 12 S. 36; Art. 13 S. 38; Art. 14 S. 39; Art. 15 S. 39. Das Auslieferungsgesetz: Einziger Artikel S. 41. Das »erggesetz r Art. 1 S. 105; Art. 2 S. 103; Art. 3 S. 103; Art. 5 S. 124; Art. 6 S. 126; Art. 9 S. 125; Art. 10 S. 125; Art. 11 S. 125; Art. 12 S. 126; Art. 50 S. 107; Art. 51 S. 107; Art. 69 S. 115; Art. 70 S. 115; Art. 71 S. 115; Art. 72 S. 115; Art. 73 S. 116; Art. 74 S. 116; Art. 75 S. 116; Art. 76 S. 117; Art. 77 S. 117; Art. 78 S. 123; Art. 79 S. 118; Art. 80 S. 123; Art. 83 S. 114; Art. 85 S. 131; Art. 86 S. 136; Art. 87 S. 133; Art. 88 S. 129; Art. 89 S. 130 «. 133; Art. 90 S. 134; Art. 91 S. 132; Art. 92 S. 132; Art. 93 S. 135; Art. 94 S. 135; Art. 95 S. 135; Art. 96 S. 134; Art. 97 S. 129; Art. 98 S. 135; Art. 101 S.119; Art. 102 S. 120;Art. 103 S. 121; Art. 104 S. 121; Art. 106 S. 136; Art. 111 S. 127; Art. 112 S. 137; Art. 113 S. 128; Art. 114 S. 128; Art. 115 S. 128; Art. 116 S. 128; Art. 118 S. 137; Art. 119 S. 138; Art. 120 S. 138; Art. 121 S. 138; Art. 122 S. 127; Art. 123 S. 138; Art. 124 S. 139; Art. 126 S. 139; Art. 137 S. 122; Art. 138 S. 131; Art. 219 S. 122; Art. 250 S. 130; Art. 253 S. 105; Art. 254 S. 108; Art. 255 S. 110; Art. 256 S. 110; Art. 257 S. 111; Art. 258 S. 111; Art. 259 S. 112; Art. 260 S. 112; Art. 261 S. 113; Art 262 S. 113; Art. 263 S. 113; Art. 264 S. 124; Art. 265 S. 127; Art. 266 S. 129; Art. 267 S. 131; Art. 268 S. 132; Art. 269 S. 136; Art. 270 S. 137; Art. 271 S. 140; Art. 272 S. 140; Art. 273 S. 141; Art. 274 S. 141; Art. 275 S. 241. Das Brandverficherungsgesetz: Art. 2 S. 143; Art. 4 S. 144; Art. 5 S. 144; Art. 6 S. 144; Art. 7 S. 144; Art. 9 S. 146; Art. 17 S. 150; Art. 18 S. 150; Art. 19 S. 150; Art. 20 S. 150; Art. 58 S. 146; Art. 59 S. 147; Art. 60 S. 147; Art. 61 S. 147; Art. 63 S. 149; Art. 96 S. 142. Das Doppelsteuergesetzr § 1 S. 616; § 2 S. 618; § 3.S. 619; § 4 S. 623; § 5 S. 624; Z6 S. 624. DaS Etnführungsgesetz zu den Gesetzen über die direkte« Steuer«: Art. 1 S. 613; Art. 2 S. 613; Art. 3 S. 614; Art. 4 S. 614; Art. 5 S. 614; Art. 6 S. 614; Art. 7 S. 614; Art. 8 S. 615. Das Etnführungsgesetz zum Strafgesetzbuch: § 1 1; § 2 S. 1; § 3 ©. 4; § 4 S. 4; 8 5S. 5; 86S.5; §7S. 6; §8S. 6. Das Etukommensteuergesetz: Art. 1 S. 543; Art. 2 S. 546; Art. 3 S. 548; Art. 4 S. 549; Art. 5 S. 553; Art. 6 S. 553; Art. 7 S. 555; Art. 8 S. 557; Art. 9 S. 561; Art. 10 S. 562; Art. 11 S. 566; Art. 12 S. 567; Art. 13 S. 575; Art. 14 S. 579; Art. 15 S. 581; Art. 16 S. 583, Art. 17 S. 586; Art. 18 S. 589; Art. 19 S. 589; Art. 20 S. 590; Art. 21 S. 590; Art. 24 S. 602; Art. 25 S. 602; Art. 27 S. 599; Art. 28 S. 600; Art. 29 S. 600; Art. 30 S. 600; Art. 31 S. 596; Art. 32 S. 600; Art. 34 S. 598; Art. 37 S. 542; Art. 38 S. 607; Art. 41 S. 608; Art. 43 S. 610; Art. 46 S. 601; Art. 47 S. 604; Art. 55 S. 608; Art. 56 S. 605; Art. 58 S. 611; Art. 61 S. 609; Art. 65 S. 591; Art. 66 S. 591; Art. 67 S. 592; Art. 68 S. 593; Art. 69 S. 594; Art. 70 S. 594; Art. 71 S. 595; Art. 73 S. 603; Art. 74 S. 595; Art. 75 S. 598; Art. 76 S. 606; Art. 77 S. 606; Art. 78 S. 606; Art. 79 S. 607; Art. 80 S. 611; Art. 81 S. 612; Art. 82 S. 612; Art. 83 S. 613; Art. 84 S. 613.

VIII

Fundorte der einzelnen Artikel.

DaS ErvschaftSsteuergefetz: Art. 1 S. 627; Art. 2 S. 629; Art. 3 S. 629; Art. 4 S. 631; Art. 5 S. 631; Art. 6 S. 632; Art. 7 S. 632; Art. 8. S. 632; Art. 9 S. 633; Art. 10 S. 634; Art. 11 S. 634; Art. 12 S. 634; Art. 13 S. 635; Art. 14 S. 635; Art. 15 S. 636; Art. 16 S. 637; Art. 17 S. 637; Art. 18 S. 637; Art. 19 S. 638; Art. 20 S. 638; Art. 21 S. 638; Art. 22 S. 639; Art. 23 S. 640; Art. 24 S. 640; Art. 25 S. 641; Art. 26 S. 641; Art. 30 S. 642; Art. 31 S. 646; Art. 32 S. 643; Art. 34 S. 645; Art. 35 S. 646; Art. 36 S. 644; Art. 37 S. 643; Art. 41 S. 641; Art. 42 S. 645; Art. 43 S. 646; Art. 44 S. 646; Art. 45 S. 647; Art. 46 S. 647; Das Feldschadengesetzr Art. 1 S. 43; S. 2 S. 45; Art. 3 S. 45; Art. 4 S. 45; Art. 5 S. 45; Art. 13 S. 46: Art. 14 S. 49; Art. 15 S. 51; Art. 16 S. 51; Art. 17 S. 51; Art. 18 S. 51; Art. 19 S. 52; Art. 20 S. 53; Art. 21 S. 53. Das Kischereigesetz r Art. 1 S. 152; Art. 2 S. 155; Art. 6 S. 170; Art. 12 S. 167; Art. 30 S. 174; Art. 33 S. 194; Art. 35 S. 172; Art. 64 S. 189; Art. 65 S. 189; Art. 66 S. 189; Art. 67 S. 189; Art. 68 S. 192; Art. 69 S. 192; Art. 71 S. 167; Art. 72 S. 175; Art. 73 S. 182; Art. 74 S. 166; Art. 75 S. 161; Art. 76 S. 161; Art. 77 S. 177; Art. 78 S. 184; Art. 79 S. 162; Art. 80 S. 183; Art. 81 S. 182; Art. 84 S. 182; Art. 85 S. 177; Art. 86 S. 187; Art. 89 S. 158; Art. 90 S. 158; Art. 93 S. 159; Art. 94 S. 159; Art. 95 S. 159; Art. 96 S. 159; Art. 100 S. 160; Art. 101 S. 170; Art. 102 S. 185; Art. 103 S. 186; Art. 104 S. 188; Art. 105 S. 194; Art. 106 S. 195; Art. 107 S. 196; Art. 111 S. 176. DaS Flurdereinigungsgesetz: Art. 1 S. 210; Art. 18 S. 210; Art. 46 S. 209. Das Forstgesetz: Art. 23 S. 219; Art. 26 S. 218; Art. 34 S. 255; Art. 35 S. 213; Art. 37 S. 254; Art. 39 S. 251; Art. 40 S. 213; Art. 41 S. 252; Art. 42 S. 256; Art. 42a S. 255; Art. 42 b S. 252; Art. 42 c S. 253; Art. 43 S. 259; Art. 44 S. 259; Art. 45 S. 260; Art. 46 S. 258; Art. 48 S. 221; Art. 49 S. 223; Art. 50 S. 225; Art. 51 S. 225; Art. 52 S. 225; Art. 53 S. 226; Art. 54 S. 226; Art. 55 S. 228; Art. 56 S. 229; Art. 57 S. 231; Art. 58 S. 231; Art. 59 S. 232; Art. 60 S. 237; Art. 61 S. 237; Art. 62 S. 238; Art. 63 S. 239; Art. 64 S. 239 ; Art. 65 S. 239; Art. 66 S. 240; Art. 67 S. 241; Art. 68 S. 241; Art. 69 S. 242; Art. 70 S. 245; Art. 71 S. 246; Art. 72 S. 246; Art. 73 S. 248; Art. 74 S. 248; Art. 75 S. 248; Art. 76 S. 254; Art. 76 a S. 255; Art. 77 S. 256; Art. 78 S. 260; Art. 79 S. 262; Art. 80 S. 263; Art. 81 S. 264; Art. 82 S. 265; Art. 83 S. 265; Art. 84 S. 265; Art. 85 S. 267; Art. 86 S. 267; Art. 87 S. 268; Art. 88 S. 269; Art. 89 S. 271; Art. 90 S. 271; Art. 91 S. 272; Art. 92 S. 273; Art. 93 S. 274; Art. 94 S. 277; Art. 95 S. 279; Art. 96 S. 280;Art. 97 S. 281; Art. 98 S. 283; Art. 99 S. 284; Art. 100 S. 284; Art. 101 S. 285; Art. 102 S. 287; Art. 103 S. 287; Art. 104 S. 287; Art. 105 S. 288; Art. 106 S. 288; Art. 107 S. 290; Art. 108 S. 290; Art. 109 S. 215; Art. 115 S. 234; Art. 120 S. 234; Art. 138 S. 235; Art. 140 S. 235; Art. 168 S. 214. DaS Forststrasgesetz für die Pfalz r Art. 1 S. 296; Art. 2 S. 297; Art. 3 S. 297; Art. 4 S. 298; Art. 5 S. 298; Art. 6 S. 299; Art. 7 S. 299; Art. 8 S. 300; Art. 9 S. 300; Art. 10 S. 300; Art. 11 S. 302; Art. 12 S.302; Art. 13 S. 303; Art. 14 S. 304; Art. 15 S. 305; Art. 16 S. 305; Art. 17 S. 306; Art. 18 S. 307; Art. 19 S. 308; Art. 20 S. 308; Art. 21 S. 308; Art. 22 S. 309; Art. 23 S. 309; Art. 24 S. 310; Art. 25 S. 310; Art. 26 S. 301; Art. 27 S. 312; Art. 28 S. 312; Art. 29 S. 313; Art. 30 S. 313; Art. 31 S. 314; Art. 32 S. 315; Art. 33 S. 315; Art. 34 S. 316; Art. 35 S. 317; Art. 36 S. 317; Art. 37 S. 318; Art. 38 S. 318; Art. 39 S. 319; Art. 40 S. 320; Art. 41 S. 321; Art. 42 S. 322; Art. 75 S. 306. DaS Gebührengesetz r Art. 2 S. 649; Art. 3 S. 650; Art. 4 S. 650; Art. 6 S. 650; Art. 14 S. 651; Art. 40 S. 651; Art. 40 a S. 651; Art. 41 S. 655; Art. 42 S. 656; Art. 43 S. 656; Art. 60 S. 657; Art. 118 S. 658; Art. 145 S. 659; Art. 146 S. 660; Art. 146 a S. 661; Art. 149 S. 662; Art. 153 S. 663; Art. 187 S. 665; Art. 189 S. 676; Art. 192 S. 652; Art. 196 S. 666; Art. 198 S. 665; Art. 252 S. 667; Art. 253 S. 667; Art. 254 S. 669; Art. 255 S. 669; Art. 256 S. 670; Art. 257 S. 670; Art. 258 S. 671; Art. 258 a S. 672; Art. 259 S. 673; Art. 260S. 675; Art. 261 S. 675;Art. 262 S. 677; Art. 263 S. 678; Art. 264 S. 678; Art. 265 S. 679; Art. 266 S. 679; Art. 267 S. 679; Art. 268 S. 679; Art. 269 S. 680; Art. 270 S. 682; Art. 270 a S. 683; Art. 271 S. 684; Art. 272 S. 685; Art. 273 S. 685; Art. 274 S. 686; Art. 275 S. 686; Art. 276 S. 686; Art. 277 S. 686; Art. 278 S. 687; Art. 279 S. 687; Art. 280 S. 687; Art. 281 S. 687; Art. 282 S. 688; Art. 283 S. 673; Art. 294 S. 688; Art. 295 S. 689; Art. 296 S. 689; Art. 297 S. 690; Art. 298 S. 690; Art. 299 S. 690. Die Gemeindeordnnng für Bayern rechts des Rheins: Art. 40 S. 323; Art. 41S. 334; Art. 174 S. 339; Art. 191 S. 340; Art. 192 S. 340; Art. 193 S. 340; Art. 197 S. 341; Art. 198 S. 341.

Die Gemeindeordnung für die Pfalz: Art. 31 S. 342; Art. 32 S. 343. DaS GenoffenfchaftSgefetz r Art. 1 S. 346; Art. 26 S. 347; Art. 27 S. 345; Art. 70 S. 346; Art. 75 S. 348; Art. 77 S. 347; Art. 78 S. 348; Art. 80 S. 347.

Das Gewerbegesetz: Art. 2 S. 350; Art. 6 S. 351; Art. 7 S. 351; Art. 8 S. 3§8^Art. 9 S. 353; Art. 10 S. 358; Act. 11 S. 358; Art. 12 S. 358; Art. 15 S. 359; Art. 23 S. 360; Art. 27 S. 360; Art. 28 S. 360; Art. 29 S. 361; Art. 30 S. 362; Art. 31 S. 362. Das Gewerbesteuergesetz: Art. 1 S. 692; Art. 2 S. 695; Art. 3 S. 696; Art. 4 S. 697; Art. 5 S. 698; Art. 6 S. 698; Art. 7 S. 699; Art. 8 S. 699; Art. 9 S. 703; Art. 10 S. 704; Art. 11 S. 705; Art. 13 S. 710; Art. 14 S. 708; Art. 15 S. 709; Art. 16 S. 709; Art. 23 S. 706; Art. 24 S. 706; Art. 25 S. 707; Art. 26 S. 708; Art. 28 S. 708. Das Grundentlastungsgesetz. Art. 11 S. 370; Art. 12 S. 370; Art. 19 S. 363; Art. 20 S. 372; Art. 21 S. 371; Art. 26 S. 372. Das Grundsteuergesetz r § 10 S. 714; § 11 S. 714; § 12 S. 715; § 13 S. 714. Das Güterzertrümmerungsgesetz: Art. 1 S. 377 ; Art. 2 S. 375; Art. 7 S. 382; Art. 8 S. 374; Art. 9 S. 382; Art. 10 S. 378; Art. 11 S. 379; Art. 12 S. 380; Art. 13 S. 379; Art. 14 S. 381. Das stuftetfitUtWMt Art. 1 S. 720; Art 2 S. 725; Art. 3 S. 729; Art. 4 S. 733; Art. 5 S. 734; Art. 6 S. 739; Art. 7 S. 743; Art. 8 S. 743; Art. 9 S. 743; Art. 11 S. 746; Art. 12 S. 745; Art. 13 S. 730; Art. 15 S. 731, 735, 740, 744, 745; Art. 16 S. 740; Art. 17 S. 742; Art. 18 S. 746; Art. 19 S. 746; Art. 20 S. 748; Art. 21 S. 749; Art. 22 S. 750; Art. 23 S. 750; Art. 24 S. 751; Art. 25 S. 751. Das Haussteuergesetzr § 1 S. 758; § 2 S. 758; § 3 S. 766; § 4 S. 766, 773; §6 on ihrem Hirten oder Hüter mit dem demselben zur Hut anvertrauten Vieh begangenen Weidefrevel An­ wendung, vorbehaltlich ihres etwaigen Rückgriffs gegen den Hirten oder Hüter.

1. Der Ausdruck Viehbesitzer ist im Sinme des bürgerlichen Rechts, also jetzt im Sinne des BGB. auszulegen; dafür daß Besitzer hier soviel, wie Eigenwmer bedeute, besteht kein Anhaltspunkt. 2. Weide frevel sind die Straftaten des Art. 26. b) Leseholz- und Streusammeln außer der dafür festgesetzten Zeit.

Art. 28. 1. Mit fünfundvierzig bis neunzig Pfenwig wird bestraft, wer Leseholz und Stockholz, Gras- ober Streuwerk, bas ihm zu beziehen erlaubt ist, außer der dafür festgesetzten Zeit aus den angewiesewen Waldorten holt. 2. Geschieht dies mittelst eines Fuhrwerkeis, oder werden beim Leseholzund Streuwerkholen eiserne Rechen, Hacken oder Hau- und Schneidwerkzeuge angewendet, oder läßt sich jemand damit versehen, im Walde betreten, ober ist der ausgestellte Leseholz-, Gras- oder Streuzettel, oder das betreffende Zeichen einem anderen überlassen worden, so tritt, und zwar im Falle dieser llberlaffung gegen den überlassenden Teil, eine Strafe von neunzig Pfennig bis zu neun Mark ein.

1. Hinsichtlich der Begriffe Leseholz und Gras- und Streuwerk gilt das bei Art. 90 ForstG. Anm. I;8) hinsichtlich des Wortes „dies" des Abs. 2 das ebendort Anm. 3 Bemerkte.

2. Hinsichtlich der in Abs. 1 vorgesehenen Festsetzung der Zeit findet wegen Gleichheit des Verhältnisses das hinsichtlich der Anweisung des Ortes in Art. 22 Anm. 1 Bemerkte entsprechende Anwendung. 3. Der Begriff Holen kann, wenn Art. 28 auch nicht den Entwendungen, sondern den Beschädigungen eingereiht ist, doch nicht in einem andern Sinn als in Art. 22 aufgefaßt werden; denn es wäre unverständlich, warum man das *) Auch Schadensersatz ist hier nach der Fassung des Gesetzes schlechthin zu erkennen ohne Rücksicht darauf, ob ein solcher entstand. *) An die Stelle der Art. 84 und 85 ForstG. treten die Art. 22 und 23 ForstStG.

Holen außerhalb der bestimmtem Zeit anders beurteilen sollte, als das Holen an anderen als an den bestimmten Orten. Es werden deshalb insbesondere auch die Merkmale des Entwendens im Sinne der Vordem. 2 zu Art. 79 ForstG. gefordert; so auch KaffH. vom 5. April 1848 (KrABl. 356), der das „Ergreifen und sich Aneignen" für genügend hält. 4. Fuhrwerk ist jede zum Fahren bestimmte Vorrichtung; die Ein­ schränkung des Art. 90 ForstG.» daß das Fuhrwerk bespannt sein müßte, besteht bei Art. 28 nicht. 5. Die Worte „beim Leseholz- und Streuwerkholen" des Abs. 2 gehören auch zu den Worten „läßt sich jemand, damit versehen, im Walde be­ treten", so daß nur dann 6er Besitz von eisernen Rechen, Hacken usw. strafbar ist, wenn er beim Lese- und Streuwerkholen vorhanden war; denn andernfalls dürsten Rechen, Hacken usw. im Walde zu keiner Arbeit verwendet werden; aus dieser Auffassung des Artikels ergibt sich aber weiter auch, daß Fuhrwerke nicht unter die Gegenstände fallen, deren Besitz strafbar ist.

c) Holzabfuhr außer der bestimmten Zeit.

Art. 29. Mit neunzig Pfennig bis zu neun Mark wird bestraft, wer anderes Holz außer dem Lese- und Stockholz, obgleich zum Bezüge befugt, außer den hiezu festgesetzten Tagen aus dem Walde holt, oder wer erkauftes oder an­ gewiesenes Holz nicht innerhalb der hierzu festgesetzten Zeit abführt, oder ohne Passierschein (Abfuhrzettel) aus dem Walde bringt.

1. Wegen des Begriffs Holz gilt das bei Art. 91 Anm. 1 ForstG. Bemerkte auch hier; wegen der Abfuhr bei unberechtigter Verweigerung der Ausstellung des Abfuhrzettels s. ebendort Anm. 3; wegen der Erfordernisse der Passierscheine (Abfuhrzettey s. ebendort Anm. 4; wegen der Abführung von Holz, das den Holzberechtigungen nicht entspricht, s. ebendort Anm. 5; wegen der Begriffe Leseholz und Stockholz s. ebendort Anm. 6. d) Unerlaubtes Fahren, Zerstören von Hägewischen, Beschädigung von Grenzzeichen.

Art. 30. Einer Geldstrafe von neunzig Pfennig bis zu neun Mark neben dem etwa eintretenden Schadenersätze oder der auf Kosten des Täters zu be­ wirkenden Herstellung in den vorigen Stand, unterliegen folgende Handlungen in fremden Waldungen: 1. Das Fahren außer den erlaubten Waldwegen oder den angewiesenen Holzabfuhrwegen in den Schlägen, dann das unerlaubte Holzschleifen oder Holzstürzen; dann das unbefugte Betreten künstlicher Ansaaten oder Pflanzungen unter sechs Jahren, besonders das Betreten mit Pferden oder anderem Bieh; 2. das Abreißen oder Beschädigen, das Hinwegnehmen oder Zerstören eines Häg- oder Wehrzeichens, oder einer Einfriedung, die nicht zugleich Grenzzeichen ist;

3. die Beschädigung oder sonstige Veränderung von GrenMichen oder irgendeiner andern Grenzbefriedung aus Fahrlässigkeit.

1. Darüber, wann auf Schadenersatz und wann auf Herstellung in den vorigen Stand zu erkennen ist, s. Art. 92 ForstG. Anm. 1; wegen des unbefugten Fahrens auf erlaubten Waldwegen s. ebendort Anm. 2; wegen der Handlungen, die mit Beschränkung auf künstliche Ansaaten oder Pflanzungen unter sechs Jahren verboten sind, s. ebendort Anm. 4; wegen des Betretens mit Pferden und anderem Vieh s. ebendort Anm. 5; wegen der absichtlichen Verletzung der Grenzmerkmale s. ebendort Anm. 6; wegen der Grenzzeichen und Grenzeinfriedungen s. ebendort Anm. 7. e) Beschädigung und Gefährden anderer Art.

Art. 31. Ebenso wird gegen diejenigen verfahren, welche in fremden Waldungen: 1. einen Schlagstock, Schlagstein, Kultur- oder Bestandpfahl, Signale, Stations- oder Distanzmarken, oder Wegweiser umgehauen, aus­ geworfen, einen Entwässerungs-, Häg- oder Wehrgraben zugeworfen oder sonst beschädigt oder zerstört haben; 2. welche das Zeichen des Waldhammers an stehendem oder gefälltem Holze, dann an frischen Stöcken in den Jahresschlägen aushauen, oder die Nummern, Namen oder Zeichen auf einem gegebenen oder zur Abgabe bestimmten Gegenstände geändert, ausgelöscht oder ver­ tilgt haben; 3. welche in fremde Waldungen Wasser unberechtigt einleiten; 4. welche zur Nachtzeit Holz hauen oder verarbeiten, ohne Erlaubnis oder außer den angewiesenen Plätzen Bau- oder Nutzholz im Walde beschlagen oder verarbeiten, außer den angewiesenen Plätzen Kohlen brennen, Harz scharren, alte Harzrisse auffrischen, Harz brennen. Teer schwellen, Pech sammeln oder aussieden, Schneid- oder andere Gruben, Holzlagen, Zimmerplätze anlegen. Die zu solchen Unternehmungen getroffenen Vor- und Einrichtungen, Ofen u. dgl. sollen auf Kosten des Schuldigen niedergerissen oder zugeworfen werden. 5. Hut- und Weideberechtigte, welche ihr Vieh nicht in ganzen Herden, wo sich solche bilden können, sondern einzeln in die ihnen angewiesenen Walddistrikte eintreiben; endlich 6. Holz- und Rottmeister, Holzhauer, Köhlermeister, Kohlenbrenner, Fuhrleute, Mßer und andere Waldarbeiter, welche bei Ausführung eines Holzhiebes, bei der Köhlerei, der Holzverbringung oder anderen Waldarbeiten den erteilten besonderen Vorschriften ent­ gegenhandeln.

1. Anwendbar von den Bestimmungen des Art. 30 sind, wie die Worte „ebenso wird verfahren" ergeben, nicht nur die Strafbestimmungen, sondern auch die über die Schadloshaltung, jedoch enthält der Zusatz zu Nr. 4 hiefür eine Sonderbestimmung.

2. Bei dem Waldhammerzeichen im Sinne der Nr. 2 ist es gleich, ob es sich um ein solches einer staatlichen Behörde, einer Gemeinde, oder eines Privaten handelt; denn das Gesetz unterscheidet nicht; vgl. Art. 21; ist mit dem Aushauen des Wald Hammer Zeichens eine Holzentwendung nach Art. 21 verbunden, so entfällt die Bestrafung nach Art. 31 Nr. 2 nach den Grundsätzen der Gesetzeskonkurrenz. 3. Wegen anderweiter Beseitigung der Zeichen des Wald­ hammers als durch Aushauen s. Art. 93 ForstG. Sinnt. 2; wegen des Verhältnisses der Nr. 2 zu 8 274 Nr. 1 StGB. s. ebendort Sinnt. 3; wegen des Begriffs Nachtzeit in Nr. 4 s. ebendort Sinnt. 4; wegen des Begriffs Gruben in Nr. 4 s. ebendort Sinnt. 6; wegen des Begriffs verarbeiten in Nr. 4 s. ebendort Sinnt. 7; wegen des Verfahrens zur Verwirklichung der Straffolge bei Nr. 4 s. ebendort Sinnt. 8; wegen der Schuldform bei Nr. 4 s. ebendort Anm. 9; wegen der Pflicht zur Herden weide bei mehreren Berechtigten s. ebendort Sinnt. 10; wegen der Zuständigkeit zur Prüfung der Möglichkeit der Herdenbildung s. ebendort Sinnt. 11; wegen des Begriffs Waldarbeiter in Nr. 6 s. ebendort Sinnt. 12; wegen der besonderen Vorschriften in Sinne der Nr. 6 s. ebendort Anm. 13,1) 14,15, 16 und 18.

4. Die Einschaltung nach Nr. 4 ist, wie eine Vergleichung mit Art. 93 ForstG. ergibt, nur eine Ergänzung der Nr. 4 nicht auch der Nummern 1—3. F. Als besondere Vorschriften int Sinne der Nr. 6 kommen auch die §§ 40—52 der Instruktion für die Holzhauer, Holzsetzer und Rottenführer in den Staats-, Gemeinde- und Stiftungswaldungen der Pfalz vom 30. Dezember 1899 ^KrABl. 1900, 31) in Betracht, soweit diese nicht unmittelbare gesetzliche Strafbestimmungen wiederholen und soweit sie mit der Arbeitsordnung für die Betriebe der K. B. Staatsforstverwaltung vom 23. September 1911 (FMBl. 531) noch vereinbar sind.

Art. 32. Mit neunzig Pfennig bis zu fünfundvierzig Mark werden nebem dem etwa eintretenden Schadenersätze oder der auf Kosten des Täters zu be­ wirkenden Herstellung in den vorigen Stand diejenigen bestraft, welche in den Waldungen bestehende Brücken, Stege, Leit-, Zieh- und Schlittwege, Holz­ riesen, Wasserstuben, Wöge und Klausen, Schleusen, Holzrechen und andere Holzbring- und Triftanstalten auf irgendeine Weise beschädigen.

1. Wegen der Wahl zwischen dem Anspruch auf Schadensersatz und dem auf Herstellung des vorigen Zustands s. Art. 94 ForstG. Sinnt. 1. Art. 33. 1. Derselben Strafe von neunzig Pfennig bis zu fünfundvierzig Mark unterliegen Beschädigungen am grünen stehenden Holze durch An- oder Abl) Hinsichtlich der Gemeinde- und Stiftungswaldungen der Pfalz kommt jedoch in Betracht, daß die technische Verwaltung dem Staate zusteht; s. Allg. Bem. Nr. 7. *) Art. 31 Nr. 6 ist die in § 85 der Arbeitsordnung vom 23. September 1911 (f. Anm. 5) gemeinte dem Art. 93 Nr. 6 entsprechende Bestimmung des Forststrafgesetzes.

hauen. Sagen, Schneiden oder Reißen, Abschälen, Ringeln, Anspänen, An-bohren, Abästen, Entgipfeln, Kienholz-Aushauen, neue Harzrisse, Wurzeln an. und abhauen oder wie immer sonst. 2. Als Ersatz des Schadens soll der zwanzigste Teil des Werts bis zum vollen Betrage des Werts der beschädigten Stangen oder Stämme zuerkannt werden, je nachdem diese mehr oder weniger in ihrem Wachstum gestört sind oder ganz zugrunde gehen müssen. Ist mit der Beschädigung eine Ent­ wendung verbunden, so ist nebstdem auf die durch letztere verwirkte Strafe und auf Ersatz des Werts des entwendeten Gegenstands zu erkennen. 3. Haben die Beschädigungen an Holzpflanzen in natürlichen Besamungen oder in künstlichen Ansaaten und Pflanzungen unter 10 Jahren stattgehabt, so sind außer der wegen dieser Beschädigungen zu erkennenden Strafe von neunzig Pfennig bis zu fünfundvierzig Mark, die Bestimmungen des letzten Absatzes des obigen Art. 18 wegen Ersatz des Schadens, und wenn mit der Beschädigung eine Entwendung verbunden ist, für diese auch wegen der Strafe und dem Ersätze des Werts anzuwenden. 4. Wer aber solche junge Holzpflanzen oder anderes stehendes grünes Holz oder gefälltes Holz, um dieses zu seiner Bestimmung ganz oder teil­ weise untauglich zu machen, aus Mutwille oder Bosheit beschädigt, wird neben dem zuzuerkennenden Schadenersätze statt der Geldstrafe mit Haft von 1 bis 30 Tagen bestraft.

1. 2.

Abs. 2 erhielt eine Änderung durch die Novelle vom 17. Juni 1896.

Wegen des Begriffs stehendes grünes Holz s. Art. 19 Anm. 1; wegen der Bestrafung des Einschneidens von Namen usw. in Bäume gilt das bei Art. 95 ForstG. Anm. 4 Bemerkte; wegen des Zusammentreffens von Entwendungen und Beschädigungen gilt das ebendort Anm. 5 Bemerkte; wegen des Verhältnisses des Art. 33 zur Sachbeschädigung gilt das ebendort Anm. 8 Bemerkte. 3. Die Worte „unter 10 Jahren" des Abs. 3 gehören auch zu den Worten „natürliche Besamungen" und „künstliche Ansaaten"; vgl. die klare Fassung des Art. 18, mit dem Art. 33 offensichtlich gleichgebildet ist.

4. Abs. 3 will nicht bloß den letzten sondern auch den vorletzten Absatz des Art. 18 für anwendbar erklären (s. Ritzmann Anm. 3); es spricht hierfür auch die Fassung des Art. 95 ForstG. Art. 34. Gleicher Strafe, wie in Art. 32 festgesetzt ist, unterliegen: 1. Holzberechtigte, welche das Holz nicht auf vorschriftsmäßige Weise fällen, oder welche das ihnen angewiesene Forstrecht, Bau­ oder Nutzholz zu einem anderen Behufe, als wozu sie berechtigt sind, oder nicht innerhalb zwei Jahren nach der Anweisung zu der Be­ stimmung, wozu es ihnen abgegeben ist, oder wozu es ihnen gebührt, verwenden, vorbehaltlich des Nachweises in dem letzteren Falle, datz ihnen die Verwendung in der gesetzten Zeit unmöglich gewesen; 2. Besitzer von Säg- oder Schneidmühlen, welche Sägblöcke ohne das Zeichen des Waldhammers annehmen.

1. Strafbar als Täter kann nach Nr. 1 nur der Berechtigte sein, es ergibt das die Fassung des Gesetzes, nicht hierher fallen also Bauleiter, Hand-

Werker, Arbeiter (ObLGMSt. 2, 175). Diese Personen können sich aber nach den Grundsätzen der Teilnahme strafbar machen, wenn die allgemeinen Voraussetzungen des StGB, hierfür vorliegen. 2. Die Strafbestimmung über die bestimmungswidrige Verwendung ange­ wiesenen Holzes findet, wie die Fassung des Gesetzes ergibt, nur auf Bau- und Nutzholz, also insbesondere nicht auf Brennholz Anwendung (KassH. 4, 341).

3. Das angewiesene Holz ist innerhalb zweier Jahre gerade zu der Bau­ vornahme zu verwenden, die in der Bauholzspezifikation von dem Berechtigten besonders bezeichnet und für die Holzabgabe maß­ gebend ist, auch wenn der Berechtigte berechtigt wäre, das Holz auch zu dem Zwecke zu beziehen, zu dem er es tatsächlich (in Widerspruch mit der Spezifikation) verwendet; auch die Nichteinhaltung einer gesetzten Bedingung ist deshalb strafbar (ObLGMSt. 10, 404; OLGMSt. 7, 484; OGHSt. 7, 231; KrABl. 1877, 857; KassH. vom 15. Januar 1840, KrABl. 142). 4. Art. 34 kommt, wie seine Fassung ergibt, nicht zur Anwendung, wenn das Holz nachträglich, nachdem es seine bestimmungsgemäße Verwendung ge­ funden hat, zu anderen Zwecken verwendet wird; eine bestimmungsgemäße Verwendung liegt aber nicht vor, wenn das Holz von vornherein nur zum Schein seinem bestimmungsgemäßen Zweck zugeführt wird, in Wirklichkeit aber damit die Verwendung zu einem anderen Zweck vorbereitet wird; so auch im wesentlichen ObLGMSt. 1, 256. 5. Zu Abs. 2 vergleiche hinsichtlich der Begriffe Besitzer von Säg- oder Schneidmühlen Art. 94 ForstG. Anm. 4; hinsichtlich des Begriffs Sägblöcke ebendort Anm. 5; hinsichtlich fahrlässiger Begehung ebendort Anm. 6.

Art. 35. Wer unbefugt Erde, Erz, Ton, Mergel, Gips, Lehm oder Kies, Steine oder Rasen aus Waldungen hinwegnimmt, oder darnach gräbt, oder Steine oder Schutt in die Waldungen führt, oder Torf sticht, soll nach Art. 32 be­ handelt werden.

1. Hinsichtlich des Verhältnisses des Art. 35 zu § 370 Nr. 2 StGB. s. Art. 94 ForstG. Anm. 7; hinsichtlich des Begriffs Hinwegnehmen s. ebendort Anm. 8; hinsichtlich der Strafbarkeit des Bergwerkseigen­ tümers s. ebendort Anm. 11; hinsichtlich des Abraums von Brüchen s. ebendort Anm. 12. f) Beschädigung und Gefährde durch Feuer.

Art. 36. Dieselbe Strafe von neunzig Pfennig bis zu fünfundvierzig Mark kommt, neben dem Ersätze des etwaigen Schadens, in Anwendung: 1. Gegen denjenigen, der in einer Entfernung von 100 Meter von einem Walde bei trockenem Wetter, oder in einer Entfernung von 500 Meter auf einem an den Wald stoßenden Torfmoorboden Feuer anmacht; 2. gegen denjenigen, der ohne eingeholte ausdrückliche Erlaubnis, oder an anderen als den in der erteilten Erlaubnis dazu bezeichneten Stellen in den Waldungen oder in den Torfmooren, welche zu einem

Waldgrunde gehören, Feuer angemacht, oder das mit oder ohne Er­ laubnis angemachte Feuer unausgelöscht verlassen hat. 2. Ist das Feuer im Walde angemacht worden, um Bäume anzubrennen, oder unerlaubter Weise Holz, Laub oder Streuwerk zur Gewinnung von Asche zu verbrennen, so ist der Frevler außer dem gegen ihn zu erkennenden Schadenersätze, und außer dem Ersätze des Werts im Falle unbefugter Zu­ eignung, statt der Geldbuße in eine Haftstrafe von sechs Tagen bis zu einem Monat zu verurteilen, auch wenn durch das Feuer keine weitere Gefährde entstanden ist.

1. Die Erteilung der Erlaubnis hat, da es sich um eine im Interesse der Allgemeinheit getroffene Maßregel handelt, von den Forstpolizeibehörden aus­ zugehen. 2. Wegen der Anwendungen der Bestimmungen des StGB, über Brandstiftungen s. Art. 96 ForstG. Anm. 5. g) Durch Errichtung von Gebäuden im Umfange oder in der Nähe von Waldungen.

Art. 37. Keinerlei Gebäude darf isoliert in dem Umfange von Waldungen oder in einer Entfernung von weniger als 500 Meter von der Grenze derselben ohne vorgängige Genehmigung errichtet werden, bei Strafe des Niederreißens. Die Entschließungen auf Gesuche dieser Art sollen innerhalb drei Monaten vom Einlauf derselben an erfolgen, und gegenteiligen Falls die Errichtung gestattet sein. Dergleichen schon bestehende Gebäude unterliegen übrigens der Einreihung nicht; auch können sie ohne Genehmigung repariert, wieder auf­ gebaut und erweitert werden.

1. Die „Strafe" des Niederreißens, die Art. 37 vorsieht, ist keine Kriminalstrafe, der Art. 37 gibt lediglich eine polizeiliche Ermächtigung. Auch die Strafe des Niederreißens könnte jedenfalls im Strafverfahren nicht erkannt werden; f. § 6 EG. StGB.; daß es sich nicht um eine Kriminalstrafe handelt, ergibt auch Art. 2 des Gesetzes. Auf einem anderen Standpunkt steht Art. 30 Abs. 2 GebührenG. in der Fassung vom 13. Juli 1910, insofern dort die Entscheidung über das Niederreißen als eine Forstrügesache erklärt ist. Art. 38. 1. Niemandem, welcher isolierte Gebäude innerhalb des oben festgesetzten Bereiches gegenwärtig bewohnt, oder dem nach vorstehendem Artikel die Errichtung von Gebäuden gestatten werden wird, ist es ohne besondere, von der Kreisregierung zu erholende Ermächtigung erlaubt, in den besagten Gebäuden Werkstätten zum Zurichten oder Verarbeiten von Holz, Holzhöfe oder Magazine zum Holzhandel anzulegen, bei Strafe von fünfundvierzig Mark nebst Konfiszierung des Holzes. 2. Die erteilte Ermächtigung kann, wenn sie zu einer Holzentwendung mißbraucht wird, von der Kreisregierung wieder aufgehoben werden.

1. Aus der klaren Fassung des Gesetzes ergibt sich folgendes: Wer nicht innerhalb des Bereiches des Art. 37 wohnt, oder jemand, dem die Er-

richtung des Gebäudes nicht selbst gestattet wurde, darf die Werk­ stätten, Holzhöfe oder Magazine ohne Genehmigung anlegen. Werkstätten, Holz­ höfe und Magazine, die bereits angelegt sind, ob mit oder ohne Genehmigung, dürfen, ohne daß eine Bestrafung eintritt, benützt werden.

2. Wird die Ermächtigung von der Kreisregierung wieder aufgehoben, so ist auch im Strafverfahren zu prüfen, ob eine Holzentwendung erfolgte; denn dieses ist eine Bedingung der Wirksamkeit der Aufhebung. 3. Holzentwendung kann, da eine Bezugnahme auf andere Gesetze nicht erkennbar gemacht ist, nur eine Entwendung im Sinne des ForstStG. und zwar nur eine Entwendung von Holz nicht eine solche von anderen Walderzeugnissen sein. h) Kauf und Verkauf von Forstprodukten.

Art. 39. 1. 1. Wer Holz oder sonstige Forstprodukte, in deren Besitz er zu seinem Bedarf vermittelst Berechtigung oder Vergabung aus Gemeindewaldungen, oder sonst durch Vergünstigung kam, verkauft oder auf andere Weise ver­ äußert, unterliegt einer Geldstrafe von fünfzig Pfennig bis zum vollen Betrage des Wertes der verkauften oder veräußerten Gegenstände. Nur solchen Berechtigten, welchen die Mittel abgehen, das Forstrecht­ holz in der festgesetzten Räumungszeit aus dem Walde zu bringen, kann die Forstbehörde auf schriftlichen Antrag des Bürgermeisters ausnahmsweise und nach genauer Erwägung der Umstände gestatten, einen gewissen Teil davon, und ehe das übrige seiner Bestimmung folgt, zur Bestreitung der Trans­ portkosten zu veräußern. 2. Wer Holz oder andere Forstprodukte, die er durch Frevel erlangte, verkauft oder überhaupt veräußert, unterliegt, unbeschadet der Strafe, welche er durch den Frevel selbst verwirkte, einer Geldstrafe, die dem doppelten Werte der verkauften oder sonst veräußerten Gegenstände gleich ist, und nicht weniger als eine Mark achtzig Pfennig betragen darf, insoferne er nicht schon wegen des Frevels selbst nach obigem Art. 10 Ziff. 10 mit einer höheren als der gewöhnlichen Strafe belegt worden ist. 3. Die auf den Verkauf oder die sonstige Veräußerung gesetzten Strafen treffen den Kaufer oder Erwerber von Holz oder Forstprodukten der ad 1 bezeichneten Art, zu deren.Veräußerung keine Erlaubnis erwirkt war, sowie auch den Käufer von Holz oder Forstprodukten der,, ad 2 bezeichneten Art, insoferne die Verhältnisse und Umstände die rechtliche Überzeugung begründen, derselbe habe bei der Erwerbung gewußt, daß diese Gegenstände mittelst auf Bedarf beschränkter Berechtigung, Vergabung oder Vergünstigung, oder mittelst Frevel in den Besitz des Veräußerers gekommen waren. 2. Nicht nur die Forstbeamten, sondern auch alle sonstigen Polizei­ beamten und die Gendarmerie haben die Übertretungen dieses Artikels auf gesetzliche Art zu konstatieren und der Forststrafbehörde zur weiter geeigneten Einschreitung anzuzeigen.

1. 2.

Abs. 1 erhielt eine Änderung durch die Novelle vom 17. Juni 1896.

Zu Nr. 1 und 2 vgl. wegen des Begriffs Holz Art. 79 Anm. 2 ForstG-, das dort hinsichtlich des Art. 79 Bemerkte gilt auch für Art. 39 ForstStG.; wegen des Begriffs Forstprodukte (Walderzeugniffe) s. Art. 97 ForstG. Anm. 2;

wegen der aus den Waldprobukten gewonnenen Erzeugnisse s. eben­ dort Anm. 3; wegen des Begriffs Besitz s. ebendort Sinnt. 4; wegen der Worte zu seinem Bedarf s. ebendort Anm. 5; wegen des Begriffs Vergünstigung s. ebendort Sinnt. 7; wegen des Begriffs Veräußerung s. ebendort Sinnt. 9 und 10; wegen der Bestrafung fahrlässiger Begehung s. ebendort Sinnt. 14; wegen der Veräußerung an einen Teilnehmer des Frevels s. Art. 99 ForstG. Sinnt. 3; wegen der Berechnung der Höhe der Strafe s. ebendort Sinnt. 4; wegen der Anwendung des Abs. 1 Nr. 2 im Falle gleichzeitiger Aburteilung der Tat aus Art. 39 und der Tat, auf die Art. 10 Nr. 10 Anwendung findet, s. Art. 99 ForstG. Sinnt. 5.

3. Begünstigt sind durch 9lr. 1 Satz 2 nur die Berechtigten, nicht, wer daS Holz durch Vergabung oder sonstige Vergünstigung erwarb; ferner bezieht sich die Begünstigung nur auf das Holz, nicht auf sonstige Forstprodukte. 4. Zu Nr. 3 vgl. wegen der Begriffe Käufer und Erwerber Art. 98 ForstG. Sinnt. 1 und 2; wegen der Strafbarkeit des Käufers und sonstigen Er­ werbers zweiter Hand s. ebendort Sinnt. 4 und Art. 100 Sinnt. 2; wegen des dolus des Erwerbers s. Art. 98 ForstG. Sinnt. 5. 5. Wer Gegenstände aus einem ihm selbst gehörenden Walde bezieht, fällt nie unter Art. 39, dagegen ist ein Gemeindewald gegenüber den Gemeinde­ bürgern ein fremder (KassH. vom 18. Mai 1836, KrABl. 372). 6. Wie Nr. 3 ergibt, ist in den Fällen der Nr. 1 der Käufer und sonstige Erwerber, in den Fällen der Nr. 2 nur der Käufer strafbar. 7. Wegen des ausgezeichneten Rückfalls und des Gewohnheits­ frevels in den Fällen der Nr. 2 s. Art. 40. III. Ausgezeichnete Rückfälle und Gewohnheitsfrevel.

Art. 40. Haftstrafe von wenigstens vierzehn Tagen tritt statt der Geldbuße ein: 1. Gegen Frevler, welche in Anwendung der obigen Artikel 18, 20 und 23 wegen einer oder mehrerer Entwendungen int Laufe eines Jahres nach ihrer ersten rechtskräftig gewordenen Verurteilung zu mehr als zweiunbdreißig Mark vierzig Pfennig Wert- und Schadenersatz ver­ urteilt worden sind, und sich in demselben Jahre wiederum eine oder mehrere Entwendungen der Art haben zu schulden kommen lassen, woraus die Verbindlichkeit zu Ersatz von Wert und Schaden im Betrage von wenigstens fünf Mark vierzig Pfennig entspringt; begehen solche Frevler nach stattgehabter Verurteilung zu Haftstrafe binnen Jahresfrist vom Tage dieser Verurteilung an wieder einen oder mehrere Frevel der Art, wegen welcher sie für Wert- und Schadenersatz zu wenigstens zehn Mark achtzig Pfennig zu verurteilen find, so trifft sie Gefängnisstrafe von 31 Tagen bis zu sechs Monaten. 2. Gegen Frevler, welche int Laufe eines Jahres nach ihrer ersten rechtskräftig gewordenen Verurteilung wegen Entwendungen der oben Ziffer 1 bezeichneten Artikel (Art. 18, 20 und 23 des gegenwärtigen Gesetzes), jedoch abgesehen von dem Betrage des Wertes und Schaden­ ersatzes, bereits achtmal verurteilt worden sind, und neuerdings int Laufe desselben Jahres wegen einer oder mehrerer solcher Ent­ wendungen der Bestrafung unterliegen.

Begiehtt ein solcher zu Haftstrafe verurteilter Gewohnheitsfrevler binnen UahireSfrist vom Tage dieser Verurteilung an wiederholt Frevel dem lbezeichneten Art, so wirb er für den fünften in jenen Zeitraum fmllenden Frevel in eine Gefängnisstrafe von 31 Tagen bis zu 6 Mwnaten statt der Geldbuße verurteilt. 3. Gegen Freevller, welche im Laufe eines Jahres bereits dreimal bestraft sind, weil fite die Gegenstände des Frevels in Forstprodukten jeder Art zum (Geewerbebewieb oder zum Handel sich zugeeignet (Art. 10 Ziff. 10), todter wirklich verkauft oder sonst veräußert haben (Art. 39 Ziff. 2 gegzemwärtigen Gesetzes) und in demselben Jahre entweder in der einen oder anderen Beziehung straffällig werben. Wer im Anwendung dieser Bestimmungen zu Haftstrafe ver­ urteilt woirdten ist, und innerhalb Jahresfrist vom Tage dieser Ver­ urteilung tun: in der einen oder der anderen der im vorhergehenden Absätze anigeigebenen Beziehung wieder straffällig wird, soll zu GefSngnisstrmfe von 31 Tagen bis zu 6 Monaten verurteilt werden.

1. Der ausgeMüchnete Rückfall kann im Gegensatz zum einfachen Rückfall des Art. 10 Nr. 9 niicht bei allen Straftaten eintreten, sondern in den Fällen der Nummeren 1 und 2 nur bei den Freveln der Art. 18, 20 und 23, in den Fällen der Mr. 3 nur bei dem Frevel des Art. 39 Nr. 2 oder bei dem Vorliegen des Erschtweirungsgrunds des Art. 10 Nr. 10.

2. Von den FäNen des Art. 40 sind die, in denen Gefängnisstrafen an­ gedroht sind, die Gietwohnheitsfrevel, die anderen die ausgezeichneten Rückfälle.

3. Wegen des (Charakters der einzelnen Arten des Rückfalls s. Art. 101 ForstG. Amm. 1; wegen der Erläuterung der Nr. 1 s. ebendort Anm. 3; desgleichen dter Nr. 2 ebendort Anm. 41); desgleichen der Nr. 3 eben­ dort Anm. 5; wegiem der Verurteilung zur ztvtlverantwortlichen Haftung s. ebendowt Anm. 6; wegen der Berechnung der Jahresfristen s. ebendort Anm. 7; wegen des Charakters des Rückfallfrevels als Kollektivdelikt s.. eibendort Anm. 8.2).

4. Der Höch stbetrag der Haftstrafe bemißt sich nach Art. 4; vgl. auch Art. 102 Forst(G. IV. Allgemeine Bestimmungen.

Art. 41. Die gesetzlich lbesstimmten Strafen können mit Ausnahme der im vorigen Art. 40 vorgesehenem Fälle wegen bringender Not- oder anderer besonders erheblichen Milderumgisgründe bis zur Halste herabgesetzt werden, wenn der Wert und Schaden zutsammengenommen den Betrag von einer Mark achtzig Pfennig nicht überstteigen. Beträgt der Wert achtzehn Pfennig oder weniger, so kann der Frevler: Hinter obigen Voraussetzungen von allen Strafen und Kosten entbunden wierLen. *) Jedoch tritt an: diie Stelle der sechsmaligen eine achtmalige Verurteilung. *) An die Stelle Ides in Anm. 8 erwähnten Art. 59 tritt hier der Art. 10 Nr. 4. Schiedermalr, Nebengresetzle. 21

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19. DaS Forststrafgesetz für die Pfalz. — 20a, Die Rechtsrheinische Gemeindeordnung.

Art. 42. In allen Fällen und Punkten, für welche im gegenwärtigen Abschnittte nicht besondere Bestimmung getroffen ist, kommen die Vorschriften des Straf­ gesetzbuches fortan in Anwendung, insbesondere über den Diebstahl bereittS verarbeiteten Holzes oder bereits geschälter Lohrinde im Walde oder außerhalb desselben, über Zuwerfen von Grenzgräben, Zerstörung, Wegschaffen, Ver­ rückung von Grenzsteinen, Grenzbäumen oder anderen Grenzzeichen, Feuer­ legung in Wäldern, Feuermachen, wodurch ein Waldbrand entstand, Unter­ lassung schuldiger HUfeleistung, dann über falsche Angaben, Unterschleifie, Erpressungen und Mißbrauch der Amtsgewalt von feiten der Beamtem, Agenten oder Angestellten im Forstdienste, sowie über Beleidigung, Beschimp­ fung, Mißhandlung, Bedrohung und Bestechung derselben und Widerstand gegen dieselben.

20a. Die Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins. (Vom 29. Aprll 1869, in Kraft seit 1. Juli 1869.)l)

A. Allgemeine Semerlumgen.

1. Die Gemeindeordnung vom 29. April 1869 wurde mehrfach ge­ ändert; für die strafrechtlich erheblichen Artikel kommt in Betracht bas Gesetz vom 19. Januar 1872 (GBl. 198). 2. Strafrechtlich Art. 40, 41 und 174.

erheblich

und

deshalb

hier

behandelt sind Lie

3. Materialien zum Gesetz in der ursprünglichen Fassung:^) KdAbg. 186 6/69: GGA. 1, 3 (Entw. mit Mot.); GGA. 1,101 und 315 (Berichte des Referenten); GGA. 1, 319 (Fassung des Entw. auf Grund der 1. Lesung im Ausschuß); GGA. 1, 343 (Fassung des Entw. in der Subkommission); GGA. 1, 367 (Fassung des Entw. auf Grund der 2. Lesung im Ausschuß); GGA. 1, 414 (Zusammenstellung verschiedener Fassungen des Entw.); GGA. 1, 533 (Fassung des Entw. auf Grund der 3. Lesung im Ausschuß); GGA. 1, 583 (Gesamtbeschluß); GGA. 2, 237, 451 (Verh. im Ausschuß über die II. Abt.); GGA. 2, 467, 615 (Verh. im Ausschuß über die I. Abt.); GGA. 2, 697 (Verh. im Ausschuß); GGA. 2, 729 und 763 (Verh. im Ausschuß über die Rückäußerungen der KdReichsr.); StenB. 5, 8 (Verh. im Plenum); StenB. 6, 79 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 6, 167 (Verh. im Plenum über die neuerliche Rückäußerung der KdReichsr.); KdReichsr. 1868/69, 22. Landtag: Beil. 5, 289 (Bericht des Referenten); Beil. 5, 534 (Verh. im Ausschuß); Beil. 6, 333 (Verh. im Ausschuß über die Mckäußerung der KdAbg.); Beil. 6, 338 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 6, 372 (Verh. im Ausschuß über die Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 6, 375 (Neuerliche Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 6, 376 (Gesamtbeschluß); StenB. 6, 213 (Verh. im Plenum); *) DaS Gesetz ist veröffentlicht GBl. 865. •) Die Materialen zu den Novellen zur GemO. sind strafrechtlich nicht erheblich.

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19. DaS Forststrafgesetz für die Pfalz. — 20a, Die Rechtsrheinische Gemeindeordnung.

Art. 42. In allen Fällen und Punkten, für welche im gegenwärtigen Abschnittte nicht besondere Bestimmung getroffen ist, kommen die Vorschriften des Straf­ gesetzbuches fortan in Anwendung, insbesondere über den Diebstahl bereittS verarbeiteten Holzes oder bereits geschälter Lohrinde im Walde oder außerhalb desselben, über Zuwerfen von Grenzgräben, Zerstörung, Wegschaffen, Ver­ rückung von Grenzsteinen, Grenzbäumen oder anderen Grenzzeichen, Feuer­ legung in Wäldern, Feuermachen, wodurch ein Waldbrand entstand, Unter­ lassung schuldiger HUfeleistung, dann über falsche Angaben, Unterschleifie, Erpressungen und Mißbrauch der Amtsgewalt von feiten der Beamtem, Agenten oder Angestellten im Forstdienste, sowie über Beleidigung, Beschimp­ fung, Mißhandlung, Bedrohung und Bestechung derselben und Widerstand gegen dieselben.

20a. Die Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins. (Vom 29. Aprll 1869, in Kraft seit 1. Juli 1869.)l)

A. Allgemeine Semerlumgen.

1. Die Gemeindeordnung vom 29. April 1869 wurde mehrfach ge­ ändert; für die strafrechtlich erheblichen Artikel kommt in Betracht bas Gesetz vom 19. Januar 1872 (GBl. 198). 2. Strafrechtlich Art. 40, 41 und 174.

erheblich

und

deshalb

hier

behandelt sind Lie

3. Materialien zum Gesetz in der ursprünglichen Fassung:^) KdAbg. 186 6/69: GGA. 1, 3 (Entw. mit Mot.); GGA. 1,101 und 315 (Berichte des Referenten); GGA. 1, 319 (Fassung des Entw. auf Grund der 1. Lesung im Ausschuß); GGA. 1, 343 (Fassung des Entw. in der Subkommission); GGA. 1, 367 (Fassung des Entw. auf Grund der 2. Lesung im Ausschuß); GGA. 1, 414 (Zusammenstellung verschiedener Fassungen des Entw.); GGA. 1, 533 (Fassung des Entw. auf Grund der 3. Lesung im Ausschuß); GGA. 1, 583 (Gesamtbeschluß); GGA. 2, 237, 451 (Verh. im Ausschuß über die II. Abt.); GGA. 2, 467, 615 (Verh. im Ausschuß über die I. Abt.); GGA. 2, 697 (Verh. im Ausschuß); GGA. 2, 729 und 763 (Verh. im Ausschuß über die Rückäußerungen der KdReichsr.); StenB. 5, 8 (Verh. im Plenum); StenB. 6, 79 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 6, 167 (Verh. im Plenum über die neuerliche Rückäußerung der KdReichsr.); KdReichsr. 1868/69, 22. Landtag: Beil. 5, 289 (Bericht des Referenten); Beil. 5, 534 (Verh. im Ausschuß); Beil. 6, 333 (Verh. im Ausschuß über die Mckäußerung der KdAbg.); Beil. 6, 338 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 6, 372 (Verh. im Ausschuß über die Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 6, 375 (Neuerliche Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 6, 376 (Gesamtbeschluß); StenB. 6, 213 (Verh. im Plenum); *) DaS Gesetz ist veröffentlicht GBl. 865. •) Die Materialen zu den Novellen zur GemO. sind strafrechtlich nicht erheblich.

StenB. 7, 266 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdAbg.); StenB. 7, 386 (Verh. im Plenum über die neuerliche Rückäußerung der KdAbg.).

4. Literatur: Von Kahr, Bayr. Gemeideordnung 1896; LindnerHauck, Erläuterungen zur Bayr. Gemeindeordnung 1901; von Sicherer, Die gemeindliche Mnanz-, Polizei- und Strafgewalt 1893; Weber- von Sutner, Bayr. Gemeindeordnung 1911.

B. Die Gemeindeordnung selbst. Art. 40. 1. Die Gemeinden sind zur Erhebung von Verbrauchssteuern und von örtlichen Abgaben für die Benützung ihres Eigentums, ihrer Anstalten und Unternehmungen befugt, soweit nicht Gesetze oder Staatsverträge entgegenstehen. 2. Neue in den Landesteilen diesseits des Rheines bisher nicht in Übung gewesene Verbrauchssteuern können nur mit gesetzlicher Ermächtigung eingefiihrt werben. 3. Die Beschlußfassung über Einführung ober Erhöhung von Ver­ brauchssteuern und örtlichen Abgaben steht in Gemeinden mit städtischer 33er« fassung dem Magistrate unter Zustimmung der Gemeindebevollmächtigten, in Landgemeinden der Gemeindeversammlung zu. 4. Bei Erhebung des Fleisch«, Getreide- oder Mehlaufschlages dürfen die durch Verordnung festgesetzten Maximalbetrage nicht überschritten werden. Sonstige Verbrauchssteuern, desgleichen Pflaster«, Weg- und Brückenzölle und örtliche Abgaben, welche nicht unter die Bestimmungen des Abs. 1 fallen, können nur mit Genehmigung des betreffenden Staatsministeriums eingeführt oder erhöht werden.

1. Wie sich aus der Fassung des Art. 40 ergibt, unterscheiden Art. 40 und 41 zwischen folgenden Arten von Gefällen: 1. (Gemeindliche) Verbrauchssteuern, auch als örtliche Aufschläge bezeichnet; 2. örtliche Abgaben für die Benützung des Eigentums, der Anstalten und der Unternehmungen der Ge­ meinden; 3. Pflaster-, Weg- und Brückenzölle;') 4. örtliche Abgaben anderer als der unter Nr. 2 und 3 bezeichneten Art „solche, die nicht unter die Bestimmungen des Abs. 1 fallen", also solche, die nicht für die Benützung des Eigentums, der Anstalten und der Unternehmungen der Gemeinden erhoben werden, aber auch nicht Pflaster-, Weg- und Brückenzölle sind. Alle diese Arten fallen unter die „örtliche Gefälle" des Art. 41 Abs. 3; denn dieser Ausdruck kann alle diese Arten sprachlich in sich schließen und es wäre nicht abzusehen, warum der Gesetz­ geber den strastechtlichen Schutz nur für einen Teil der Abgaben gewähren wollte. 2. Abgaben für Benützung des Ggentums, der Anstalten und der Unter­ nehmungen können auch die Ortschaften erheben; es ergibt sich das aus der vermögensrechtlichen Selbständigkeit der Ortschaften (BayVGH. 26, 189); darüber, inwiefern die Ortschaften Abgaben der sonstigen in Art. 40 vorgesehenen Arten erheben dürfen, s. Kahr Bd. 1 S. 963. Gegen die Zulässigkeit der Erhebung von ortschastlichen Abgaben jeder Art einschließlich der Verbrauchsabgaben Sicherer S. 22.

3. Abgaben im Sinne der Art. 40 und 41 können nur Leistun­ gen öffentlichrechtlicher Natur sein. Zur Regelung privatrechtlicher Ver*) Bei den Pflaster-, Weg- und Brückenzöllen ist nicht gefordert, daß sie eine Abgabe für die Benützung des Eigentums, der Anstallen oder der Unternehmungen von Gemeinden sind.

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hältnisse wäre die Landesgesetzgebung nicht befugt. Örtliche Gefälle öffentlichrechtlicher Natur im Sinne der Art. 40 und 41 sind auch Abgaben, die jeder entrichten muß, der auf einem Flusse Holz durch eine Schleuse flößt (ObLGMZN. 2, 467). Örtliche Abgaben im Sinne der Art. 40 und 41 und nach diesen zu bemessen sind auch die nach Art. 19 Abs. 1 Nr. 4 des Armen­ gesetzes zugunsten der Armenpflege eingeführten örtlichen Ab­ gaben für feierliche Hochzeiten in öffentlichen Wirtschaften, für Veranstaltung öffentlicher Festlichkeiten, Lustbarkeiten, Pferderennen, Musikproduktionen, Tanz­ unterhaltungen, Theatervorstellungen und Schaustellungen aller Art (ObLGMSt. in AJnnMBl. 1910, 137; BayBGH. 1911, 106 auch im Recht 1911, 526). Es ist aber durch die genannte Bestimmung des Armengesetzes selbstverständlich nicht ausgeschlossen, daß auf Grund des Art. 40 Abs. 4 GemO. auch in Fällen, in denen es sich nicht um öffentliche Veranstaltungen handelt oder in denen sonst eine der Voraussetzungen des Art. 19 des Armengesetzes fehlt, gemeindliche Ge­ bühren erhoben werden; s. JnnMB. vom 28. Juni 1910 (AJnnMBl. 443). Desgleichen fällt nach der Ausgestaltung, welche das Schulgeld durch das Schulbedarfsgesetz vom 28. Juli 1902 gefunden hat, auch das Schulgeld unter die Abgaben an die Gemeinden für die Benützung gemeindlicher Anstalten und untersteht deshalb den Bestimmungen der Art. 40 und 41; daneben gelten die besonderen Bestimmungen der Art. 15 ff. SchulbedG. (s. BayVGH. 25, 176). Auch die Fleischbeschaugebühren sind örtliche Abgaben für die Benützung einer Gemeindeanstalt (BayBGH. in Recht 1911, 591). Unter die örtlichen Gefälle im Sinne der Art. 40 und 41 fallen auch solche öffentlichrechtliche Gefälle, die ihre Entstehung einem aus der Zeit vor der Gemeindeord­ nung in Geltung gewesenen Rechtsgrund verdanken (ObLGMZS. 2, 467). Öffentliche Abgaben im Sinne des Art. 40 verlieren ihren öffentlichrecht­ lichen Charakter durch Verpachtung an eine Privatperson nicht (BayVGH. 25, 85; ObLGMSt. 9, 332). Verschieden von den Gebühren der Art. 40 und 41 und ganz aus dem Bereich dieser Artikel ausgeschlossen sind die nach dem Ge­ bührengesetze zu erhebenden Gebühren; s. hierzu JnnMB. vom 28.Juni 1910 (AJnnMBl. 443).

4. Als „entgegenstehende Gesetze" im Sinne des Abs. 1 kommen in Betracht hinsichtlich der Abgaben für den Märktverkehr *) § 68 GewO., hinsichtlich der Chausseegelder und der anderen Kommunikationsabgaben die zugunsten der Posten usw. gemäß § 16 des Reichspostgesetzes vom 28. Oktober 1871 (RGBl. 347) bestehenden Befreiungen und hinsichtlich der Besteuerung des Wertzuwachses an Grundstücken usw. § 72 des Zuwachssteuergesetzes vom 14. Februar 1911 (RGBl. 33). Hinsichtlich der Gebühren für die Benützung von Gemeindeanstalten s. Anm. 9. Entgegen stehende Verträge sind die weiter unten behandelten Bestimmungen des Zollvereinsvertrags. Das Reich unterliegt den in Art. 40 festgesetzten Abgaben nur nach Maßgabe der §§ 1, 3 und 4 des Reichsbesteuerungsgesetzes vom 15. April 1911 (RGBl. 187). Hinsichtlich der „örtlichen Abgaben, welche nicht unter die Bestimmungen des Abs. 1 fallen", bestehen weitere Beschränkungen, als sie sich aus Art. 40 ergeben, nicht; nur dürfen sie keine direkten Abgaben (Umlagen) sein; denn diese find in der Gemeindeordnung selbständig geregelt (Loibl in BlAdmPr. 1910, 145). *) Die sog. Marktgebühren haben keinen einheitlichen rechtlichen Charakter, sie können unter jede der in Anm. 1 bezeichneten Gattungen fallen, und darnach bemißt sich auch ihre rechtliche Behandlung; vgl. über sie auch Reiferer BayGemZ. 1910, 342.

F. Die öffentlichrechtlichen Abgaben, die die Gemeinden nach Art. 40 erheben, müssen unter gleichen sachlichen Verhältnissen für alle gleich sein; es dürfen nicht für gewisse Personenklaffen (z. B. in der Gemeinde Heimatberech­ tigte, oder dort Wohnende) Erleichterungen und für andere Erhöhungen bestimmt werden (Keidel in BlAdmPr. 1896, 268; BayVGH. 6, 66; 11, 90 und Recht 1911, 384); es kann deshalb insbesondere auch nicht eine Abgabe mit Beschränkung auf solche Gegenstände erhoben werden, die in die Gemeinde eingeführt werden, unter Freilassung der im Gemeindebezirk erzeugten Gegenstände. Dagegen können aus technischen Gründen Verschiedenheiten bestehen, z. B. es wird in einzelnen Beziehungen von der Besteuerung abgesehen wegen Geringfügigkeit des Ertrages, wegen der Schwierigkeit der Kontrolle u. ä. (BayVGH. 16, 68). Aus technischen Gründen ist deshalb auch eine Pauschalierung der Abgaben zulässig (BayVGH. 12, 375). Durch die Bestimmung des Art. 40 sind die Gemeinden nicht gehindert, im Interesse der Vereinfachung die Verbrauchsabgabe vom Bruttogewicht zu erheben; es dürfen aber hierbei, eine Frage, die selbst­ verständlich auch im Strafverfahren zu prüfen ist, nur technische Gründe maß­ gebend sein; es darf nicht eine verschleierte Besteuerung der Verpackung eingeführt werden (vgl. OLGMSt. 8, 443). Es ist aber nicht verboten, daß bei Bemessung der Höhe der Gebühren der Wert des dem einzelnen aus der Einrich­ tung, für die die Gebühr erhoben wird, zufließenden Vorteils oder der für die Gemeinde durch die Einrichtung entstehende Kostenauf­ wand überschritten wird (BayVGH. in BayZ. 1912, 82). Verträge über Befreiung von den Abgaben des Art. 40 sind für das öffentliche Recht unwirksam (BayVGH. 16, 262). 6. Örtliche Abgaben nach Maßgabe des Art. 40 stehen, soweit sie Gewerbe­ treibende treffen, mit dem Grundsatz der Gewerbefreiheit nicht in Widerspruch; denn sie führen lediglich eine Abgabe ein, beeinträchtigen aber an sich nicht die freie Zulassung zum Gewerbebetrieb (BayVGH. 26, 265; ObLGMSt. in AJnnMBl. 1910, 137 und Reger 30, 202).

7. Bis zur Einführung der Gemeindeordnung in den rechts­ rheinischen Landesteilen in Übung gewesene Verbrauchssteuern sind: der Getreide- und Fleischaufschlag, der Lokalmalz- und Bieraufschlag, der Aufschlag auf Wein, Wildpret, Gänse, Obst, Kaffee und Kraut (GGA. 1, 33); im übrigen ist die Einführung ohne Gesetz zulässig, wenn der Aufschlag auch nur in einem Teil des rechtsrheinischen Bayern üblich war. Die Beschränkung des Abs. 2 besteht nur für die Verbrauchssteuern, nicht für die sonstigen in Art. 40 ge­ regelten Abgaben. Die Worte Getreide (dieses begreift auch das daraus ge­ wonnene Mehl in sich) und Fleisch sind hierbei im Sinne des Abs. 4 auszulegen, denn auch Abs. 4 wollte sich sicherlich an die herkömmliche Abgrenzung der Be­ griffe anschließen. 8. Für die Beschlüsse nach Maßgabe des Abs. 3 gelten selbstverständlich die Vorschriften des Art. 41 Abs. 3 nicht; sie tragen die Natur eines Ortsstatuts und sie, nicht die ortspolizeilichen Vorschriften, regeln die Fragen der Anordnung der (Nnführung, wer zahlungspflichtig ist/) an wen und unter welchen Voraus­ setzungen das Gefäll zu entrichten, die Höhe des Gefälls und die Rückvergütung; kurz alle die materielle Seite berührenden Punkte(ObLGMSt. 1, 155; OGHSt. 10, 120; BlAdmPr. 20, 231). Materieller Natur ist auch nach allgemeinen Rechts>) S. hierzu BayVGH. 26, 265 (274).

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grundsätzen die Frage, ob die Abgabenschuld Bringschuld oder Holschuld ist; die Regelung dieser Frage hat deshalb durch das Statut, nicht durch die polizeiliche Vorschrift, zu erfolgen (anders ObLGMSt. 4, 291).

9» Die Einführung und Erhöhung von Abgaben im Sinne des Art. 40 erfolgt an sich durch Beschlußfassung nach Art. 40 Abs. 3; hiezu kommt in den Fällen des Abs. 4 die Genehmigung des Ministeriums; außerdem ist bei Regulierung der Gebühren für die Benützung von Gemeindeanstalten, wenn die­ selben den Beteiligten zur Zwangspflicht gemacht werden, die Genehmigung der vorgesetzten Verwaltungsbehörde notwendig.j) Aus der Fassung des Art. 159 Abs. 1 Nr. 6, der die Genehmigung zur Regulierung fordert, ergibt sich, daß die aufsichtliche Genehmigung auch zur Änderung und Aufhebung des Ge­ bührenstatuts notwendig ist (BayVGH. 26, 189). Liegt keine ordnungs­ mäßige Beschlußfassung nach Art. 40 Abs. 3 vor, so besteht die Abgabe nicht zu Recht, auch wenn die Genehmigung des Ministeriums erteilt ist (BayVGH. 11, 40). Das Herkommen ist als Rechtsgrund für die Erhebung von Abgaben nicht anerkannt (BayVGH. 27, 55). 10» Die Gemeindeversammlung kann die ihr nach Abs. 3 eingeräumten Befugnisse nicht dem Gemeindeausschuß übertragen (BayVGH. 31, 49). 11. Erhebung im Sinne des Art. 40 Abs. 4 umfaßt sowohl die Erhebung schon bestehender, wie die Einführung neuer Aufschläge (KdAbg. 1866 '69 StenB. 5,19). 12. Zu den sonstigen Verbrauchssteuern im Sinne des Abs. 4 Art. 40 gehört auch der Lokalmalz- und Bieraufschlag, er war im E. und in den Fassungen, die der E. in den Ausschüssen erhielt, ausdrücklich aufgeführt, und wurde nur deshalb gestrichen, weil man ihn keinem Sonderrecht unterstellen, sondern unter die sonstigen Verbrauchssteuern einreihen wollte (KdAbg. StenB. 5, 20; KdReichsr. Beil. 5, 577); vgl. jedoch hierwegen auch das Malzaufschlaggesetz. 13. Die Festsetzung der Maximalsätze nach Maßgabe des Abs. 4 ist erfolgt durch die VO. vom 27. November 1875 (GVBl. 690) §§ 1 bis 3; die Festsetzung ist nunmehr in der Hauptsache gegenstandslos, weil nach § 13 ZollTG. vom 25. Dezember 1902 Aufschläge auf Getreide, Mehl und Fleisch (und zwar in dem Sinne, in dem diese Worte in diesem Gesetze aufzufassen sind), nicht mehr erhoben werden dürfen. 14. Zu dem Fleischaufschlag im Sinne des Abs. 4 ist der Auffchlag von Wildpret und Geflügel nicht zu rechnen, denn man stellte (s. Mot. zu Art. 34 des E.) den „Fleischaufschlag" in einen Gegensatz zum Aufschlag von „Wildpret und Gänsen" (also von Geflügel). Auf diesem Standpunkt steht auch die VO. vom 27. November 1875 (GVBl. 690), die weiter, in Anlehnung an die bis dahin geltende Praxis, auch den Aufschlag von Pferdefleisch nicht zu dem Fleischauffchlag im Sinne des Abs. 4 rechnet. Dagegen rechnet sie hierher das Fleisch von Ochsen, Stieren, Kühen, jungen Rindern, Kälbern, Böcken, Schafen, Ziegen und Schweinen, und zwar einschließlich der Fleischfabrikate. 15. Hinsichtlich des in Abs. 4 Art. 40 bezeichneten Getreide- und Mehl­ aufschlags ist zu bemerken: Aus der Entstehungsgeschichte des Art. 40 Abs. 4 ergibt sich, daß unter den Getreide- und Mehlaufschlag auch der Brotaufschlag fällt (BayVGH. 28, 47); desgleichen, daß der Getreide- und Mehlauffchlag nur von den zur Volksnahrung dienenden Brotfrüchten zugelassen war (BayVGH. 28, 138). Die Erhebung des Getreide- und Mehlauffchlags ist auch *) Dieses ergibt sich aus Art. 159 Abs. 1 M. 6 GemO.

bezüglich der Gerste zulässig, da auch diese zu den Getreidearten gehört, und zu Nahrungszwecken für Menschen insbesondere zur Brotbereitung verwendet werden kann (OLGMSt. 9, 144). In Anlehnung an die bis dahin geltende Praxis rechnet die VO. vom 2 7. November 1875 (GVBl. 690) nicht zum Getreide- und Mehlauffchlag im Sinne des Abs. 4 den Aufschlag auf Haber, Futtermehl, Kochgerste und Hülsenfrüchte Wohl aber den von Kern, Weizen, Korn und Gerste, von letzterer nur, wenn sie nicht zur Malzbereitung bestimmt ist. 16. Hinsichtlich der Umwandlung örtlicher Abgaben, wie z. B. der Brücken- und Pflasterzölle, der Markt- und Schrannengebühren, die nach der früheren Währung festgesetzt waren, in die Reichswährung, vgl. JnnMB. vom 30. November 1875 (JnnMBl. 667). 17. Das „betreffende Staatsministerium" im Sinne des Abs. 4 ist das nach den allgemeinen Zuständigkeitsnormen mit der Sache befaßte; man hatte hauptsächlich das damals bestehende Ministerium des Handels und der öffent­ lichen Arbeiten im Auge (GGA. 2, 685). Anhang. Beschränkungen des gemeindlichen Abgadenrechts durch die Zollveretnsverträge.

Hinsichtlich der Erhebung von Abgaben bestehen Einschränkungen auf Grund des Zollvereinsvertrags vom 8. Juli 18 67 zunächst gemäß Art. 5, der bestimmt: A. Art. 5: Die vertragenden Teile werden ihr Bestreben darauf richten, eine Übereinstimmung der Gesetzgebung über die Be­ steuerung der in ihren Gebieten teils bei der Hervorbringung oder Zubereitung, teils unmittelbar bei dem Verbrauche mit einer inneren Steuer belegten, nicht unter die §§ 3 und 4 des Art. 3 fallenden Erzeugnisses im Wege des Vertrags herbeizuführen. Bis dahin, wo diesesZiel erreicht worden, sollen hinsichtlich der vorbemerkten Steuern und des Verkehrs mit den davon be­ troffenen Gegenständen unter den Vereinsstaaten, zur Vermeidung der Nachteile, welche aus einer Verschiedenartigkeit der inneren Steuersysteme überhaupt, und namentlich aus der Ungleichheit der Steuersätze, sowohl für die Produzenten, als für die Steuer­ einnahme der einzelnen Vereinsstaaten erwachsen könnten, folgende Grundsätze in Anwendung kommen. I. Hinsichtlich der ausländischen Erzeugnisse.')

Von allen bei der Einfuhr mit mehr als 15 Gr. — 5 2*1/22 3 fr. — *) Diese Erzeugnisse sind Salz, Zucker und Tabak. ') Ziff. I und Ziff. II § 7 wurden geändert durch §13 ZollTG. vom 25. Dezember 1902 (RGBl. 303), der bestimmt: 1. Für Rechnung von Kommunen oder Korporationen dürfen vom 1. April 1910 ab Abgaben auf Getreide, Hülsenfrüchte, Mehl und andere Mühlenfabrikate, desgleichen auf Back­ waren, Vieh, Fleisch, Fleischwaren und Fett nicht erhoben werden. 2. Auf die Erhebung von Abgaben von dem zur Bierbereitung bestimmten Malze seitens der Kommunen findet diese Bestimmung keine Anwendung. 3. Die entgegenstehenden Bestimmungen unter Ziff. I und im § 7 der Ziff. H des Art. 5 des Zollvereinigungsvertrags vom 8. Juli 1v67 (Bundes-Gesetzbl. S. 81) und des Gesetzes vom 27. Mai 1885 betr. die Abänderung des Zollvereinigungsvertrags vom 8. Juli 1867 (ReichsGesetzbl. S. 109), sind aufgehoben.

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vom Zentner belegten Erzeugnissen, von welchen entweder auf die in der Zollordnung vorgeschriebene Weise dargetan wird, daß sie als ausländisches Ein- oder Durchgangsgut die zollamtliche Behandlung bei einer Erhebungsbehörde desVereins bereits be­ standen haben oder derselben noch unterliegen, darfkeine weitere Abgabe irgendeiner Art, sei es für Rechnung des Staates oder fürRechnung von Kommunen und Korporationen erhoben werden, jedoch — was das Eingangsgut betrifft — mit Vorbehalt der­ jenigen inneren Steuern, welche in einem Vereinsstaate auf die weitere Verarbeitung oder auf anderweite Bereitungen aus solchen Erzeugnissen, ohne Unterschied des ausländischen, in­ ländischen oder vereinsländischen Ursprungs, allgemein gelegt sind. Unter diesen Steuern sind für jetzt die Steuern von der Fabrikation des Branntweins, Biers und Essigs, ingleichen die Mahl- und Schlachtsteuer zu verstehen, welchen daher das aus­ ländische Getreide, Malz und Vieh im gleichen Maße, wie das inländische und vereinsländische unterliegt. In denjenigen Staaten, in welchen die inneren Steuern von Getränken so angelegt sind, daß sie bei der Einlage der letzteren erhoben oder den Steuerpflichtigen zur Last gestellt werden, findet der Grundsatz der Freilassung verzollter ausländischer Erzeug­ nisse von inneren Abgaben in der Art Anwendung, daß die erste Einlage verzollter ausländischer Getränke, d. h. diejenige, welche dem direkten Bezüge aus dem Auslande oder dem Bezüge aus öffentlichen Niederlagen oder Privatlagern unmittelbar folgt, von jeder inneren Steuer befreit bleibt. Diese Bestimmung gilt auch da, wo die Erhebung einer inneren Getränkesteuer für Rechnung von Kommunen oder Korporationen stattfindet. Ausländische Erzeugnisse, welche beim Eingänge zollfrei, oder mit einer Abgabe von nicht mehr als 15 Gr. — 52 ^2 kr. — belegt sind, unterliegen den nachstehend unter Nr. II getroffenen Bestimmungen. II. Hinsichtlich der inländischen und Vereinslandischen Erzeugnisse.

§ 1. Von den innerhalb des Vereins erzeugten Gegenständen, welche nur durch einen Vereinsstaat transitieren, um entweder in einen anderen Vereinsstaat oder nach dem Auslande geführt zu werden, dürfen innere Steuern weder für Rechnung des Staats, noch für Rechnung von Kommunen oder Korporationen erhoben werden. ‘) Hierzu bestimmt § 1 RG. vom 27. Mai 1885 (RGBl. 109): Die Bestimmung unter Ziff. I Art. 5 des Zollvereinigungsvertrags vom 8. Juli 1867 (Bundes-Gesetzbl. S. 81), wonach von allen bei der Einfuhr mit mehr als 15 Groschen vom Zentner (3 Mk. von 100 kg) belegten ausländischen Erzeugnissen keine weitere Abgabe irgendeiner Art, sei es für Rechnung des Staates oder für Rechnung von Kommunen oder Korporationen erhoben werden darf, findet auf Mehl und andere Mühlenfabrikate, desgleichen auf Backwaren, Fleisch, Fleischwaren und Fett, sowie ferner, insoweit es sich um die Besteuerung für Rechnung von Kommunen und Korporationen handelt, auf Bier und Branntwein keine Anwendung.

§ 2.1) Jedem der Vertrag enden Teile bleibt es zwar frei­ gestellt, die auf der Hervorbringung, der Zubereitung oder dem Verbrauche von Erzeugnissen ruhenden inneren Steuern beizu­ zubehalten, zu verändern oder aufzuheben, sowie neue Steuern dieser Art einzuführen, jedoch sollen dergleichen Abgaben für jetzt nur auf folgende inländische und gleichnamige Vereinsländische Erzeugnisse als: Branntwein, Bier, Essig, Malz, Wein, Most, Eider (Obstwein), Mehl und andere Mühlenfabrikate, des­ gleichen Backwaren, Fleisch, Fleischwaren undFett gelegt werden dürfen. Für Branntwein, Bier und Wein sollen die folgenden Sätze als das höchste Maß betrachtet werden, bis zu welchem in den Vereinsstaaten eine Besteuerung der genannten Erzeugnisse für Rechnung des Staates soll stattfinden können, nämlich: a) für Branntwein 10 Rthlr. von der Ohm zu 120 Quart Preußisch und bei einer Alkoholstärke von 50 Prozent nach Tralles; b) für Bier 1 Rthlr. 15 Gr. von der Ohm zu 120 Quart Preußisch; c) für Wein, und zwar: aa) wenn die Abgabe nach dem Werte des Weines erhoben wird, 1 ^2 vom Zollzentner (5 Rthlr. von derOhm zu 120Quart Preußisch); bb) wenn die Abgabe ohne Rücksicht auf den Wert des Weines erhoben wird, 25 Gr. vom Zollzentner (2 Rthlr. 23^2 ®r. von der Ohm zu 120 Quart Preußisch); cc) wenn die Abgabe nach einer Klassifikation der Wein­ berge erhoben wird, ist die Beschränkung derselben auf ein Maximum nicht für erforderlich erachtet worden. Auch für die anderen, einer inneren Steuer unterworfenen Erzeugnisse werden, soweit nötig, bestimmte Sätze festgesetzt werden, deren Betrag bei Abmessung der Steuer nicht über­ schritten werden soll. § 3. Bei allen Abgaben, welche in dem Bereiche derVereinsländer nach der Bestimmung im § 2 zur Erhebung kommen, wird eine gegenseitige Gleichmäßigkeit der Behandlung dergestalt statt­ finden, daß das Erzeugnis eines anderen Vereinsstaates unter keinem Vorwande höher oder in einer lästigeren Weise, als das inländische oder als das Erzeugnis der übrigen Vereinsstaaten besteuert werden darf. In Gemäßheit dieses Grundsatzes wird folgendes festgesetzt: a) Vereinsstaaten, welche von einem inländischen Erzeugnisse keine innere Steuer erheben, dürfen auch das gleiche vereinsländische Erzeugnis nicht besteuern; b) Wo innere Steuern nach dem Werte der Ware erhoben werden, sind nicht nur die nämlichen Erhebungssätze auf ') Abs. 2 ist in Ansehung des Bieres durch das Gesetz vom 15. Juli 1909 (RGBl. 695) Art. IV aufgehoben; es besteht also hinsichtlich der Höhe der staatlichen Biersteuer keine Grenze mehr.

das inländische, wie auf das vereinsländische Erzeugnis gleichmäßig in Anwendung zu bringen, sondern es darf auch bei Feststellung des zu besteuernden Wertes das in­ ländische Erzeugnis nicht vor dem vereinsländischen be­ günstigt werden; c) diejenigen Staaten, in welchen innere Steuern von einem Konsumtionsgegenstande bei dem Kaufe oder Verkaufe oder bei der Verzehrung desselben erhoben werden, dürfen diese Steuern von den aus anderen Vereinsstaaten herrührenden Erzeugnissen der nämlichen Gattung nur in gleicher Weise fordern; d) diejenigen Staaten, welche innere Steuern auf die Her­ vorbringung oder Zubereitung eines Konsumtionsgegen­ standes gelegt haben, können den gesetzlichen Betrag der­ selben bei der Einfuhr des Gegenstandes aus anderen Vereinsstaaten voll erheben lassen; e) im Norddeutschen Bunde wird von dem in den übrigen Vereinsstaaten erzeugten Wein und Traubenmost eine Übergangs-Abgabe nicht erhoben werden. Eine solche Abgabe wird auch von denjenigen Vereins­ staaten nicht erhoben werden, welche etwa während der Dauer dieses Vertrages die Hervorbringung von Wein einer inneren Steuer unterwerfen möchten; k) soweit zwischen mehreren Vereinsstaaten eine Vereinigung zu gleichen Steuer-Einrichtungen besteht, werden diese Staaten in Ansehung der Befugnis, die betreffenden Steuern gleichmäßig auch von vereinsländischen Erzeugnissen zu erheben als ein Ganzes betrachtet. § 4. Diejenigen Staaten, welche eine innere Steuer auf den Kauf oder Verkauf, die Verzehrung, die Hervorbringung oder die Zubereitung eines Konsumtionsgegenstandes gelegt haben, können bei der Ausfuhr des Gegenstandes nach anderen Ver­ einsstaaten diese Steuer unerhoben lassen, beziehungsweise den gesetzlichen Betrag derselben ganz oder teilweise zurückerstatten. Wegen Ausübung dieser Befugnis ist folgendes verabredet worden: a) eine Zurückerstattung soll überhaupt nur insoweit statt­ finden dürfen, als in dem betreffenden Staate bei der Ausfuhr des nämlichen Erzeugnisses nach dem Vereins­ auslande eine Steuervergütung gewährt wird, und auch nur höchstens bis zum Betrage der letzteren; b) die betreffenden Vereins-Regierungen werden ihr be­ sonderes Augenmerk darauf richten, daß in keinem Falle mehr als der wirklich bezahlte Steuerbetrag erwartet werde, und diese Vergütung nicht die Natur und Wirkang einer Ausfuhr-Prämie erhalte; c) die Entlastung von der Verbindlichkeit zur Steuerzahlrng soll nicht eher eintreten, beziehungsweise die Zurüäerstattung der Steuer nicht eher geleistet werden, als bis der Eingang der besteuerten Erzeugnisse in dem angrenzen-

den Vereinsstaate, oder beziehungsweise in dem Lande des Bestimmungsortes auf die unter den betreffenden Vereinsstaaten verabredete Weise nachgewiesen worden sein wird. d) [Ist aufgehoben durch Gesetz vom 19. Juli 1879 (RGBl. 259)]. § 5. [Hat nur für Abgaben an den Staat Bedeutung]. § 6. [Hat nur für Abgaben an den Staat Bedeutung], § 7. 1) 1. Die Erhebung von Abgaben für Rechnung von Kom­ munen oder Korporationen, sei es durchZuschläge zu denStaatssteuern oder für sich bestehend, soll nur für Gegenstände, die zur örtlichen Konsumtion bestimmt sind, bewilligt werden und es soll dabei der im § 3 dieses Artikels ausgesprochene allgemeine Grundsatz wegen gegenseitiger Gleichmäßigkeit der Behandlung der Erzeugnisse anderer Vereinsstaaten, ebenso wie bei den Staatssteuern in Anwendung kommen. 2. Zu den zur örtlichen Konsumtion bestimmten Gegenstän­ den, von welchen hiernach die Erhebung einer Abgabe für Rech­ nung von Kommunen oder Korporationen allein soll stattfinden dürfen, sind allgemein zu rechnen: Bier, Essig, Malz, Eider (Obstwein) und die der Mahl- und Schlachtsteuer unterliegenden Erzeugnisse, ferner Brennmaterialien, Markt-Viktualien und Fourage. 3. Vom Weine soll die Erhebung einer Abgabe der vorge­ dachten Art auch ferner nur in denjenigen Teilen des Vereins zulässig sein, welche zu den eigentlichen Weinländern gehören. 4. Soweit in einzelnen Orten der zum Zollvereine gehörigen Staaten die Erhebung einer Abgabe von Branntwein für Rech­ nung von Kommunen oder Korporationen gegenwärtig stattfindet, odernachder bestehenden Gesetzgebung nicht versagt werden kann, wird es dabei ausnahmsweise bewenden. 5. Es sollen aber die für Rechnung von Kommunen oder Korpo­ rationen zur Erhebung kommenden Abgaben von Wein und Brannt­ wein, ingleichen von Bier, in Absicht ihres Betrages der Be­ schränkung unterliegen, daß solche beim Branntwein, mit der Staatssteuer zusammen, den im § 2 dieses Artikels festgesetzten Maximalsatz von 10 Rthlrn. für die Ohm, und beim Wein und Bier den Satz von 20 Prozent der für die Staatssteuern ebenda­ selbst verabredeten Maximalsätze nicht überschreiten dürfen. Aus­ nahmen hiervon sollen nur insoweit zulässig sein, als einzelne Kommunen oder Korporationen schon gegenwärtig eine höhere Ab­ gabe erheben, welchen Falls letztere fortbestehen tann.8) *) Wegen der durch § 13 ZollTG. erfolgten Änderung des § 7 f. die Fußnote zu Ziff. I. Außerdem ist § 7, aber nur für das Gebiet des Brausteuergesetzes geändert durch § 58 des Brausteuergesetzes in der Fassung vom 15. Juli 1909 (RGBl. 773). ’) Abs. 5 ist in Ansehung des Bieres aufgehoben durch Art. IV des Gesetzes wegen Änderung des Brausteuergesetzes vom 15. Juli 1909 (RGBl. 695); an Stelle der aufgehobenen Bestimmungen ist dort bestimmt: Die Grenze, bis zu der das Bier für Rechnung von Gemeinden besteuert werden darf, wird auf 65 Pfg. für einen Hektoliter Bier festgesetzt. Soweit auf Grund der bisherigen Vor­ schriften Gemeinden vor dem 1. Oktober 1908 Höhere Abgaben von den Braustoffen oder dem

6. Sollten in einem oder dem andern Orte auch noch Don anderen, als den vorstehend genannten Gegenständen, Abgaben erhoben werden, so soll die Erhebung der letzteren zwar einst­ weilen fortbestehen können, die betreffenden Regierungen werden es sich jedoch angelegen sein lassen, solche Abgaben bei der ersten passenden Gelegenheit zu beseitigen, über den Erfolg der dies­ fälligen Bemühungen wird dem Bundesrate des Zollvereins von Zeit zu Zeit Mitteilung gemacht werden. 7. Abgaben für Rechnung von Kommunen und Korporationen dürfen bei dem Übergänge der besteuerten Gegenstände nach anderen Vereinsstaaten, gleich den Staatssteuern, ganz oder teilweise zu­ rückerstattet werden, soweit eine solche Vergütung bei dem Über­ gange der besteuerten Gegenstände nach anderen Orten desselben Landes stattfindet. I. Bemerkungen zum Zollvereinsvertrag.

a) Die Bestimmungen des Zollvereinsvertrags schaffen teils unmittelbares Recht, teils sind sie nur Weisungen für die gesetzgebenden Faktoren der einzelnen Vertragsstaaten; vgl. Kahr 1, 426 Anm. 62 und Engel in ZollZ. 9, 286. Im Zweifel sind sie als Vorschriften der ersteren Art zu erachten; denn es wär eine, insbesondere im Strafverfahren augenfällig hervortretende Unzuträglichkeit, daß der Staat die Einhaltung von Vorschriften erzwingt, die er selbst nur unter Verletzung einer Vertragspflicht aufrecht erhalten kann; demgemäß werden von den oben abgedruckten Bestimmungen als unmittelbar bindend zu erachten sein die des Art. 5 Ziff. I Abs. 1—5, Ziff. II § 1, § 7 Abs. 1—5, Abs. 7. Diese bindende Kraft kann den Bestimmungen des Zollvereinsvertrags auch nicht durch die Art. 40 und 41 bzw. 30 und 31 GemO. genommen werden, denn die Be­ stimmungen des Zollvereinsvertrags sind durch Art. 40 RV. Reichsrecht geworden?) b) An die Stelle der unter Nr. I erwähnten Zollordnung ist nun das Vereinszollgesetz vom 1. Juli 1869 getreten. c) Unter örtlicher Konsumtion im Sinne der Ziff. II § 7 Abs. 1 ist nicht bloß die Verwendung zum menschlichen Genuß zu verstehen, sondern allgemein die Verwendung zu jedem andern persönlichen oder gewerblichen Gebrauch oder zur Erzeugung anderer wirtschaftlicher Güter; s. Engel in ZollZ. 9, 243. d) Unter den der Mahl- und Schlachtsteuer unterliegenden Er­ zeugnissen im Sinne der Ziff. II § 7 Abs. 2 des Zollvereinigungsvertrags sind schon begrifflich auch Rohprodukte zu verstehen; es fallen hierunter Getreide, Mühlenfabrikate, Backwaren, Schlachtvieh, Fleisch (BayVGH. 26, 265). e) Aus dem in Ziff. II § 7 enthaltenen Verbot der Begünstigung der ein­ heimischen Erzeugnisse ergibt sich auch, daß bei der gemeindlichen Bierbesteuerung nicht das in der Brauerei selbst verbrauchte Bier (der sog. Haustrunk) steuerfrei belassen werden kann; s. Preuß. JnnFMB. vom 31. August 1911 (Reger 31, 578). Bier erhoben haben, dürfen diese höheren Abgaben bis auf weiteres forterhoben werden, falls nicht durch die Landesgesetzgebung anders besümmt wird. Für das Gebiet der Reichsbrausteuer ist eine weitere Änderung erfolgt durch § 5 des Reichsbrausteuergesetzes vom 15. Juli 1909. *) Für Bayern war der Vertrag mit Gesetzeskraft ausgestattet durch die K. Dellaration vom 16. November 1867 (GBl. 89).

II. Bemerkungen zu § 13 des Zolltarifgesetzes vom 25. Dezember 1902. a) Auch zu Futterzwecken eingeführtes Getreide ist durch § 13 von der Besteuerung ausgeschlossen; s. Preuß. JnnFMB. Dom 19. November 1909 (Reg^30, 371). b) Zu den Hülsenfrüchten sind auch Saubohnen und Wicken zu rechnen; s. Preuß. JnnFMB. Dom 19. NoDember 1909 (Reg. 30, 371). c) Dem Backwerk im Sinne des § 13 ist Marzipan nicht zuzurechnen, weil das Backen zu seiner Herstellung nicht wesentlich ist; s. Preuß. JnnFMB. vom 19. NoDember 1909 (Reg. 30, 371). d) Fleisch im Sinne des § 13 umfaßt allgemein die genießbaren Teile Don Warmblütern also auch Mld und Geflügel (BadVGH. bei Reg. 31, 383; RGZ. 77, 229; Abt in BayGemZ. 1912, 78). A. A. Preuß. JnnFMB. Dom 19. November 1909 bei Reg. 30, 371. c) Fett im Sinne des § 13 ist auch Pflanzenbutter, denn Fett ist im allgemeinen ohne Beschränkungen angeführt; s. Preuß. JnnFMB. Dom 19. No­ vember 1909 (Reg. 30, 371). f) Tapioka und Sago fallen nicht unter §13; f. Preuß. JnnFMB. Dom 19. NoDember 1909 (Reg. 30, 371). B. Eine weitere Einschränkung des gemeindlichen Rechts zur Erhebung von Abgaben bringen die Art. 22, 23 und 25 des ZollDereinsDertrags. Diese bestimmen: Art. 22. 1. Chausseegelder oder andere statt derselben be­ stehende Abgaben, ebenso Pflaster-, Damm-, Brücken- und Fähr­ gelder, oder unter welchen anderen Namen dergleichen Abgaben bestehen, ohne Unterschied, ob die Erhebung für Rechnung des Staats oder eines PriDatberechtigten namentlich einer Kommune geschieht, sollen sowohl auf Chausseen, alsauch auf unchaussierten Land- und Heerstraßen, welche die unmittelbare Verbindung zwischen den aneinandergrenzenden Vereinsstaaten bilden, und auf denen ein größerer Handels- und ReiseDerkehr stattfindet, nur in dem Betrage beibehalten oder neu eingeführt werden können, als sie den gewöhnlichen Herstellungs- und Unterhaltungs­ kosten angemessen sind. 2. Das in dem Preußischen Chausseegeld-Tarif Dom Jahre 1828 bestimmte Chausseegeld soll als der höchste Satz angesehen, und hinfüro in den Gebieten keines der Dertragenden Teile über­ schritten werden, mit alleiniger Ausnahme des Chausseegeldes auf solchen Chausseen, welche Don Korporationen oder PriDatpersonen oder auf Aktien angelegt sind oder angelegt werden möchten, insofern dieselben nur Nebenstraßen sind oder bloß lokale Verbindungen einzelner Ortschaften oder Gegenden mit größeren Städten oder mit den eigentlichen Haupthandelsstraßen bezwecken. An Stelle der Dorstehend in Beziehung auf die Höhe der Chausseegelder eingegangenen Verbindlichkeit tritt für Oldenburg die Verpflichtung, die dermaligen Chausseegeldsätze nicht zu erhöhen. *) Vgl. hierzu Brandenburg, der § 13 ZollTG. vom 25. Dezember 1902, in ZollZ. 8, 2; Schmauser im Archiv für öffentl. Recht 1903, 489; BayGemZ. 1907, 588; Schmelzle in BlAdmPr. 1904. 49; Trautvetter, Zolltarifrecht S. 10 und 11.

Besondere Erhebungen von Torsperr- und Pflastergeldern sollen auf chauffierten Straßen da, wo sie noch bestehen, dem vor­ stehenden Grundsätze gemäß aufgehoben und die Ortspflaster den Chausseegeldern dergestalt eingerechnet werden, daß davon nur die Chausseegelder nach dem allgemeinen Tarife zur Erhebung kommen. Art. 23. 1. Die Wasserzölle oder auch Wegegeld-Gebühren auf Flüssen, mit Einschluß derjenigen, welche das Schiffsgefäß betreffen (Rekognitionsgebühren), sind von der Schiffahrt auf solchen Flüssen, auf welche die Bestimmungen des Wiener Kon­ gresses oder besondere Staatsverträge Anwendung finden, ferner gegenseitig nach jenen Bestimmungen zu entrichten, insofern hierüber nichts besonderes verabredet worden ist, oder verabredet werden wird. 2. Auf den übrigen Flüssen, bei welchen weder die Wiener Kongreßakte noch andere Staatsverträge Anwendung finden, werden die Wasserzölle oder Wasserwegegelder nach den privativen Anordnungen der betreffenden Regierungen erhoben. Diese Ab­ gaben sollen jedoch den Betrag von 1!i4 @r. vom Zollzentner oder 1 kr. vom bayerischen Zentner für die Meile nicht übersteigen. Auf allen diesen Flüssen wird jeder Vereinsstaat die An­ gehörigen der anderen Vereinsstaaten, deren Waren und Schiffs­ gefäße in jeder Beziehung, insbesondere auch hinsichtlich der Binnenschiffahrt, gleich seinen eigenen behandeln. Art. 25. 1. Kanal-, Schleusen-, Brücken-, Führ-, Hafen-, Waage-, Krahnen- und Niederlagegebühren und Leistungen für Anstalten, die zur Erleichterung des Verkehrs bestimmt sind, sollen nur bei Benutzung wirklich bestehender Einrichtungen erhoben werden und, mit Ausnahme der Abgaben für dieBefahrung der nicht im Staatseigentum befindlichen künstlichen Wasser­ straßen, die zur Unterhaltung und gewöhnlichen Herstellung er­ forderlichen Kosten nicht übersteigen. Alle diese Abgaben sollen von den Angehörigen aller Vereins st aaten auf völlig gleiche Weise, wie von den eigenen Angehörigen, in gleichen ohne Rücksicht auf die Bestimmung der Waren erhoben werden. 2. Findet der Gebrauch einer Wage-Einrichtung nur zum Behufe der Zoll-Ermittelung oder überhaupt einer zollamtlichen Kontrolle statt, so tritt eine Gebühren-Erhebung nicht ein.

Art. 41. 1. Örtliche Aufschläge sollen, soweit tunlich, nur die Verzehrung inner­ halb des Gemeindebezirkes, nicht die Produktion und den Handel treffen. 2. Unter welchen Voraussetzungen und in welchen Größen Rückvergütungen bei der Ausfuhr aufschlagpflichtiger Produkte zu gewähren sind, wird durch Verordnung festgesetzt. 3. Die Gemeinden sind berechtigt, ortspolizeiliche Vorschriften zur Kontrolle und Sicherung örtlicher Gefälle zu erlassen und in denselben die Gefährdung der Gefälle durch Zuwiderhandlungen gegen derartige Vorschriften mit Geldstrafe bis zu 10 Gulden, die rechtswidrige Entziehung oder Der»

kürzung der Gefälle, sofern dieselbe den Betrag von zwei Gulden dreißig Kreuzer nicht übersteigt, mit Geldstrafe bis zu fünfundzwanzig Gulden, bei höheren Beträgen mit Geldstrafen bis zum zehnfachen, im Mckfalle bis zum zwanzigfachen Betrage des entzogenen Gefälles zu bedrohen. Die erkannten Geldstrafen fließen in die Gemeindekasse. 4. Die Übertretung der betreffenden Vorschxisten unterliegt der Ab­ urteilung der hiefür zuständigen Gerichte. Der Übertreter kann durch un­ bedingte, freiwillige Unterwerfung unter den Ausspruch der Gemeinde­ verwaltung die richterliche Aburteilung abwenden, in welchem Falle dieser Ausspruch die Wirkung eines rechtskräftigen richterlichen Urteils hat. 5. Die Rückvergütung des Lokalauffchlages bei der Ausfuhr von Bier, sowie die Bestrafung der Defraudation und der Zuwiderhandlung gegen die zur Kontrolle und Sicherung dieses Gefälles gesetzlich erlassenen Vorschriften ist nach den Bestimmungen des Malzauffchlaggesetzes zu bemessen.

1, Der Ausdruck „soweit tunlich" in Abs. 1 kann keine weitere Er­ mächtigung zur Belastung der außerhalb des Gemeindebezirks ver­ zehrten Gegenstände geben, als sie nach dem Zollvereinsvertrag besteht; die Gemeindeordnung will dies auch gar nicht; denn in dem einleitenden Abs. 1 des Art. 40 werden die Staatsverträge ausdrücklich Vorbehalten. Die einschlägige Bestimmung des Zollvereinsvertrags ist die des Art. 5 Ziff. II § 7 Abs. 1 (s. Art. 40 Anhang); darnach ist die Belastung der nicht in der Gemeinde verzehrten Gegenstände schlechthin unzulässig. Die Bestimmung des Abs. 1 § 7 ist nicht bloß eine Sollvorschrift, es ergibt sich das aus dem Gebrauch des Wortes „dürfen" in Abs. 2 des § 7. Allein aus der Natur der Sache ergibt sich, daß gleichwohl solche aber auch nur solche Belastungen der Verzehrung außerhalb der Gemeinde zulässig sind, die erfolgen müssen, wenn nicht auf eine sachgemäße Erhebung des Aufschlages überhaupt verzichtet werden soll, denn letzteres will der Vertrag nicht; es sind also Ausnahmen aus technischen Gründen zulässig. Lediglich in diesem Sinne sind die Worte „soweit tunlich" des Art. 41 Abs. 1 zu verstehen. Zu weit geht ObLGMSt. 6, 184, wonach das Erfordernis der örtlichen Ver­ zehrung nur die regelmäßige, nicht die unbedingte Voraussetzung für die Er­ hebung örtlicher Abgaben wäre. Ähnlich wie dieses BayBGH. 28, 47; 26, 265; 25, 145; 5, 33. Örtliche Aufschläge können selbstverständlich auch von dem, was der Hersteller oder sein Personal verzehren, erhoben werden, denn hier wird keinesfalls die Verzehrung außerhalb der Gemeinde getroffen; ebenso im Ergebnis ObLGMSt. 3, 121. Vgl. hierher auch Art. 40 Anm. 5. 2. Die Rückvergütung wurde im Hinblick auf Art. 41 Abs. 2 hinsichtlich des Fleisch-, Getreide- und Mehlaufschlags näher geregelt in §§ 4 ff. der VO. vom 27. November 1875 (GVBl. 690) und durch VO. vom 12. März 1883 (GVBl. 193); infolge des § 13 ZollTG. vom 25. Dezember 1902 sind diese Bestimmungen in der Hauptsache gegenstandslos geworden. Im Hinblick auf den genannten § 13 erging nun die VO. vom 13. Februar 1910 (GVBl. 75). Sie bestimmt: § 1. Die Gemeinden sind nicht verpflichtet, den Aufschlag auf Getreide, Hülsenfrüchte, Mehl oder andere Mühlenfabrikate, auf Backwaren, Vieh, Fleisch, Fleischwaren oder Fett zurückzuvergüten, wenn die Ausfuhr nach dem 12. Mai 1910 erfolgt. § 2. Der Anspruch auf Rückvergütung bleibt insbesondere durch den Nachweis bedingt, daß der Aufschlag entrichtet wurde.

Die Gemeinden können über die Erbringung dieses Nachweises statu­ tarische und ortspolizeiliche Vorschriften erlassen. Verordnungsmäßige Bestimmungen, die auf Grund des Art. 41 Abs. 2 erlassen werden, haben, da eine Verordnung das Gesetz nicht ändern kann und Reichsrecht dem Landesrecht vorgeht, auch wenn sie auf landesgesetzlicher Ermächti­ gung beruhen, nur soweit rechtliche Wirksamkeit, als sie nicht mit dem Art. 5 des Zollvereinsvertrags in Mderspruch stehen (s. diesen im Anhang zu Art. 40, vgl. auch Art. 41 Sinnt. 1). **) Von diesem Standpunkt aus kommt dem § 1 VO. vom 13. Februar 1910 eine rechtliche Bedeutung nicht zu, denn er steht in Widerspruch mit dem Art. 5 Ziff. II Abs. 1 des Zollvereinsvertrags, wonach die Ausschläge nur die örtliche Verzehrung treffen sollen.^) Abs. 1 § 2 VO. ist rechtlich wirssam; Abs. 2 § 2 ist überflüssig und irreführend. Die Befugnis zum Erlaß der dort genannten statutarischen und ortspolizeilichen Vorschriften besteht; sie gründet sich aber auf Art. 40 Abs. 3 und Art. 41 Abs. 3 GemO.

3. Im Hinblick auf das Münzumrechnungsgesetz treten an die Stelle der in Abs. 3 erwähnten Geldsätze folgende Sätze: An die Stelle von 10 Gulden — 18 Mk.; an die Stelle von 2 Gulden 30 Kreuzer — 3,60 -s0,90 Mk. ----- 4,50 Mk.; an die Stelle von 25 Gulden = 45 Mk. 4« Die Unterscheidung des Abs. 3 zwischen Entziehungen (Verkürzun­ gen) und Gefährdungen der Gefälle schließt sich der im Steuerstraftecht herrschenden Unterscheidung an (s. Dronke, Finanzstraftecht in ZStW. 1906, 642), die Hinterziehungen (Defrauden) und Ordnungswidrigkeiten (Kontrollvergehen) auseinanderhält und unter den ersteren die Verletzungen des primären staatlichen Steueranspruchs, unter den letzteren die Verletzungen der sekundären SicherungsVorschriften begreift. Auch zeitweise Entziehungen sind Entziehungen im Sinne des Gesetzes; OGHSt. 9, 93 (96); OLGMSt. 7, 477 (480). Eine Hinterziehung liegt auch vor, wenn jemand die Umstände, die die Steuerpflicht begründen, zwar anzeigt, aber die Steuer nicht entrichtet; die Frage, ob eine strafbare Handlung vorliegt, bemißt sich in diesem Falle darnach, ob ein Verschulden vorliegt, keine Strafe tritt ein, — vorausgesetzt, daß nicht nach der Fassung der Vorschrift Strafe ohne jede Schuld eintritt —, wenn jemand ohne Verschulden seine Rechtspflicht nicht anerkennt und deshalb nicht zahlt, oder wenn ihm ohne sein Verschulden die Mittel zur Zahlung fehlen. Vgl. ObLGMSt. 9, 332, die Entscheidung ist im Ergebnis richtig, die Begründung ist unzutreffend?) Eine Hinterziehung ist schon dann anzunehmen, wenn jemand in der Absicht, die Abgabe überhaupt nicht zu entrichten, falsch deklariert, es ist nicht notwendig, daß die Steuer für immer entzogen wird. Maßgebend ist die irgendwie an den Tag gelegte Absicht, die Steuer nicht zu entrichten. Es hinterzieht schon, wer mit der Hinterziehung beginnt (OLGMSt. 3, 281). Eine Entziehung oder Verkürzung und eine Gefährdung können begangen werden bei der ur*) Kahr GemO. Art. 41 Sinnt. 1 c ©. 452 und im wesentlichen auch BayVGH. 5, 333 gegen 4, 123 nehmen an, daß die Verordnungen für die Beteiligten stets verbindlich seien ohne Mcksicht auf das Gesetz und daß nur eine staatsrechtliche Pflicht der gegenzeichnenden Mnister zur Einhaltung des Gesetzes bestehe. Mit dieser Ansicht ist wohl auch nicht einig BayVGH. 28, 138, wenn er der VO. vom 27. November 1875 teilweise lediglich deklarative nicht konstitutive Bedeutung Beilegt. *) Freies Ermessen der Regierung nehmen an Clarus BayGemZ. 1909, 530 und Mager ebendort 1908, 615. •) Sicherer S. 76 steht auf dem Standpunkt, daß dann, wenn der geschuldete Betrag rechtzeüig und richtig angegeben wird, bei Mchteinhaltung der Zahlungszeit keine Hinterziehung vorliege, well der festgestellle Betrag jederzeit beigetrieben werden könne.

sprünglichen Entrichtung aber auch gelegentlich einer Rückver­ gütung, die in Abs. 3 vorgesehenen polizeilichen Vorschriften können sich deshalb auf diese beiden Fälle beziehen. Für Rückvergütungen erklärt sie mit un­ schlüssiger Begründung für unzulässig ObLGMSt. in BayZ. 1911, 390 auch Recht 1911, 455.

5. Wird nach der konkreten Fassung der ortspolizeilichen Vorschrift eine Hand­ lung, die nach ihrem Charakter nur eine Kontrollvorschrift ist, als Entziehung bezeichnet und mit den Strafen für eine solche bedroht, so kann eine Bestrafung nicht erfolgen; denn als Entziehungen können nur Hand­ lungen bestraft werden, die tatsächlich eine Entziehung oder Verkürzung enthalten; als bloße Gefährdung ist aber die Tat nicht mit Strafe bedroht (OGHSt. 8, 495). Enthält dieselbe Handlung nach der konkreten Fassung der orts­ polizeilichen Vorschrift zugleich eine Entziehung oder Verkürzung und eine Gefährdung, so liegt nicht etwa Jdealkonkurrenz vor, sondern es tritt lediglich die Strafe wegen Entziehung ein; es entspricht dieses dem gegenseitigen Verhältnis dieser beiden Arten von Strafbestimmungen, von denen die Ge­ fährdungsdelikte nur Ersatzdelikte sind. Jdealkonkurrenz erachtet für gegeben ObLGMSt. 9, 332 (335).

6. Wegen des Begriffs Rückfall s. Art. 44 des Armengesetzes Anm. 3. Da Entziehung und Verkürzung sachlich vollständig gleich sind, ist auch die Be­ strafung wegen Entziehung geeignet, den Rückfall bei Verkürzung zu begründen und umgekehrt. 7, Für die Erlassung der in Abs. 3 vorgesehenen ortspolizeilichen Vor­ schriften gelten die allgemeinen Bestimmungen des PStGB. (vgl. ObLGMSt. 4, 291). Dagegen sind, wie Fassung der Art. 40 und 41 zweifelsfrei ergibt, diese Vorschriften nicht einzuhalten für die statutarischen Gefällsordnungen; diese sind nach Maßgabe des Art. 40 zu erlassen (ObLGMSt. 1, 155). Abweichend von den sonstigen, den polizeilichen Vorschriften zugrunde liegenden Strafblanketten, läßt Abs. 3 den polizeilichen Vorschriften auch einen Spielraum bei der Straffestsetzung nicht bloß bei der Normierung des Tatbestands. (Vgl. auch Art. 40 Anm. 8). 8. Zum Zwecke der Kontrolle und Sicherung kann selbstverständlich auch ein Verkehrsverbot (Benützung gewisser Straßen) eingeführt werden (OLGMSt. 4, 54); selbstverständlich kann hierbei auch ein Weg verboten werden, auf dessen Benützung jemand einen zivilrechtlichen Anspruch hat (OLGMSt. 1,147). 9. Bei Bestrafungen auf Grund des Abs. 3 ist auch im Strafverfahren zu prüfen, ob die Abgabe selbst, die hinterzogen wurde, oder in Bezug auf welche die Gefährdung begangen wurde, zu Recht besteht, denn eine nicht zu Recht bestehende Mgabe ist nicht geschuldet und kann deshalb auch nicht im Rechtssinn hinterzogen oder gefährdet werden.^) Hinsichtlich der Hinterziehungm (und Verkürzungen) ist das auch durch das Wort rechtswidrig ausdrücklich zum Ausdruck gebracht. Als rechtswidrig muß jede Nichtentrichtung eines Gefälles gelten, dessen Entrichtung gesetzlich vorgeschrieben ist (ObLGMSt. 3, 284). OLGMSt. 7, 477 (480) ist der offensichtlich unrichtigen Ansicht, daß das Wort „rechtswidrig" sagen soll, daß ein Verschulden, vorsätzliches oder fahrlässiges Handeln, nötig sei.

10. Ob nur vorsätzliche Begehung strafbar ist, oder ob auch fahr­ lässige Handlungen gestraft werden können, endlich, ob Bestrafung ohne ')

So auch im Ergebnis BlAdmPr. 20,231 (234) und Wand Gemeindeordnung Anm. 122. 22

Schledermair, Nebrngesetze.

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20 a. Die Rechtsrheinische Gemeindeordnung.

jede Schuld eintreten kann, bemißt sich bei Hinterziehungen wie bei Gefähr­ dungen nach der Fassung der konkreten Polizeivorschrist; Art. 41 enthäl in dieser Richtung keine Einschränkung (vgl. PStGB. Art. 1 Anm. 10). Bei dem poli­ zeilichen Charakter der Straftat ist fahrlässige Begehung im Zweifel strafbar. Die Rechtsprechung ist schwankend. Weder Vorsatz noch Fahrlässigkeit fordert: OLGMSt. 9, 180 (184); entweder Vorsatz oder Fahrlässigkeit fordern und Be­ strafting ohne Schuld schließen aus: OGHSt. 9, 92; OLGMSt. 7, 477 (480); ObLGMSt. 3, 284; 9, 99; 11, 266. Fahrlässige und vorsätzliche Begehung sind sowohl bei Hinterziehung wie bei Gefährdung möglich; s. Vollzugsanw. zum Hundeabgabengesetz vom 13. Juni 1911 (GVBl. 909) § 43.

11. Erstreckt sich der Irrtum des Angeklagten auf Normen, die die Steuerpflicht selbst regeln, so liegt ein materiellrechtlicher Irrtum, der straffrei macht oder nur unter dem Gesichtspunkt der fahrlässigen Begehung Be­ strafung zuläßt, aber kein Straftechtsirrtum vor; denn der Irrtum bezieht sich diesenfalls nicht auf einen dem Straftechte, sondern auf einen anderen Rechts­ gebieten angehörenden Rechtssatz (s. RGSt. 42,26). Unrichtig insoweit ObLGMSt. 3, 284; OLGMSt. 3, 281.

12. Wegen des Begriffs der örtlichen Gefälle gemäß Art. 41 Abs. 3 s. Art. 40 Anm. 1. 13. Ist in den in Abs. 3 vorgesehenen ortspolizeilichen Vorschriften dem­ jenigen, der Gegenstände einführt, eine Anzeigepflicht auferlegt, so hängt es von den Umständen des Falles ab, ob damit der Eigentümer der eingeführten Gegenstände, derjenige, der sie hineinbringt oder hineinbringen läßt, oder der­ jenige, dem sie zugeführt werden, gemeint ist (ObLGMSt. 6, 175). 14. Der Umstand, daß ortspolizeiliche Vorschriften im Sinne des Abs. 3 zu einer früheren, nun erneuerten Abgabenordnung (z. B. Zollordnung) erlassen wurden, berührt an sich ihre Gültigkeit nicht (ObLGMSt. 4, 291; 9, 332); anders, wenn durch ausdrückliche Bezugnahme auf die ftühere Vorschrift oder durch inneren Zusammenhang mit einzelnen, in der ftüheren nicht mehr aber in der neuen Ordnung enthaltenen Bestimmungen ein organischer Zusammenhang geschaffen wurde; ersterenfalls hat die ortspolizeiliche Vorschrift ihre Bedeutung ganz verloren, letzterenfalls hinsichtlich der entfallenen Teile. Ortspolizeiliche Vorschriften, die zur Kontrolle und Sicherung des ge­ meindlichen Malzauffchlags erlassen wurden, behalten auch gegenüber dem neuen Malzaufschlaggesetz ihre Bedeutung (§ 85 der Ausführungsbestim­ mungen hierzu vom 18. März 1910). 15. Die in Abs. 4 Satz 2 geschaffene Zuständigkeit der Gemeindebehörden zur Durchführung des Verwaltungsstrafverfahrens besteht auch unter der Herrschaft der Reichsstrafprozeßordnung fort, denn durch Art. 3 Nr. 2 AG. StPO, sind auch die das Verfahren im Verwaltungswege betreffenden Vorschriften der Gemeindeordnungen auftecht erhalten. A. A. Wand GemO., der im Hinblick auf Art. 3 Nr. 2 und 13, Art. 86 und 97 AG. StPO, annimmt, daß die Zu­ ständigkeit der Gemeindebehörden auf die Zollbehörden übergegangen sei. 16. Zuwiderhandlungen gegen Art. 41 behalten in strafrechtlicher Beziehung stets die Eigenschaft von Übertretungen ohne Rücksicht auf die Höhe der Strafe, da sie z. Zt. der Erlassung des Bollzugseinführungsgesetzes zum Straf­ gesetzbuch vom 26. Dezember 1871 und des EG. StGB. PStGB. vom 10. No­ vember 1861 nach der damals noch geltenden Fassung des Art. 41 Abs. 4 aus­ drücklich als Polizeiübertretungen bezeichnet waren; s. Art. 5 AG. StPO.

17, Eine an Stelle der Geldstrafen des Art. 41 für den Uneinbringlichkeits­ fall erkannte Freiheitsstrafe darf keinesfalls die Dauer von drei Monaten überschreiten; s. Art. 5 AG. StPO. 18. Hinsichtlich der ortspolizeilichen Vorschriften zum Schutze des gemeindlichen Malz- und Bieraufschlags bestehen Sonderbestim­ mungen in Art. 70 und 71 des Malzaufschlaggesetzes; s. dieses.

Art. 174. 1. Die Wahl zu den im Art. 172 Abs. 1 bezeichneten Gemeindeämtern kann abgelehnt werden: 1. wegen erwiesener körperlicher oder geistiger Unfähigkeit; 2. wegen zurückgelegten sechzigsten Lebensjahres; 3. wenn der Gewählte das Amt eines Bürgermeisters, Bei­ geordneten, Magistratsrates oder Gemeindeansschußmitgliedes wahrend voller sechs Jahre verwaltet hat; 4. wegen einer Beschäftigung, die eine häufige oder lang andauernde Abwesenheit von der Gemeinde mit sich bringt. 2. Außerdem bildet die Anstellung im Dienste des Staates, oder der Kirche, ober als Notar, oder öffentlicher Lehrer in allen Fällen, in welchen die Wahl solcher Personen durch Art. 173 Abs. 1 nicht ohnehin ausgeschlossen ist, einen Ablehnungsgrund. Advokaten können die Wahl zum Bürgermeister, Beigeordneten oder Magistratsrat ablehnen. 3. Wer, ohne einen Entschuldigungsgrunb geltend zu machen, oder nachdem dieser verworfen worden ist, die Übernahme eines Gemeindeamtes verweigert, ist an Geld von fünfundzwanzig bis zu einhundertfünfzig Gulden zugunsten der Gemeindekasse zu strafen. 4. Die Aburteilung erfolgt durch das zuständige Gericht.

1. Die in Art. 172 Abs. 1 bezeichneten Gemeindeämter sind folgende: Bürgermeister, Beigeordneter, Gemeindebevollmächtigter, Distriktsvor­ steher, Ortspfleger, Ortsführer, Mitglied eines Magistrates, Gemeinde- oder OrtsAusschusses oder eines von der Gemeindeverwaltung gebildeten besonderen Ausschusses; ausgenommen sind jedoch die Stellen eines rechtskundigen oder technischen Magistratsmitglieds einschließlich der des rechtskundigen Bürgermeisters. Wegen des Zusammenhangs, in dem die verschiedenen Wsätze des Artikels untereinander stehen, kann sich die Strafbestimmung des Abs. 3 auch nur die auf die in Abs. 1 des Art. 172 bezeichneten Gemeindeämter beziehen; es kann deshalb insbesondere dann keine Bestrafung eintreten, wenn Ämter der Kirchenverwaltung abgelehnt werden (a. A. StengleinZB. 1871, 33); ebensowenig, wenn die Über­ nahme von Stellen der israelitischen Kultusverwaltung abgelehnt wird (StengleinZB. 1871, 273); wegen gewisser Stellen zur Verwaltung des Armenwesens s. Art. 25 des Armengesetzes. 2. Abs. 1 Nr. 2 verlangt das „zurückgelegte" sechzigste Lebensjahr; es muß also im Augenblick der Entscheidung über die Ablehnung zurückgelegt sein; anders Lindner-Hauck Art. 174 Anm. 2, wonach das Gesuch genehmigt werden kann, wenn das sechzigste Lebensjahr bis zum Amtsantritt zurückgelegt ist. 3. Sechsjährige Verwaltung des Amtes eines städtischen Ge­ meindebevollmächtigten fällt nicht unter Art. 174 Abs. 1 Nr. 3 und gibt deshalb kein Ablehnungsrecht (BayVGH. 4, 316); ebensowenig ist dieses der Fall bei einem der sonstigen in Abs. 1 Nr. 3 nicht ausdrücklich aufgeführten Ämter. 22*

4. Art. 173 Abs. 1 bestimmt: Die Stelle eines Bürgermeisters, Bei­ geordneten oder Magistratsrates ist mit dem aktiven Dienstverhältnisse eines Staats­ dieners, Geistlichen, öffentlich angestellten Lehrers, Notars oder eines von der Gemeinde oder Kirche besoldeten Bediensteten nicht vereinbar. 5. Rechtsanwälte sind als solche keine Advokaten; sie haben also kein Ablehnungsrecht. 6. Als ein genügender Entschuldigungsgrund muß auch ein Umstand gelten, der die Wählbarkeit ausschließt. Die Wählbarkeit besteht nicht für Personen, die nicht wahlstimmberechtigt sind, oder die nach Art. 11 GemO. vorgeschriebene Befähigung nicht besitzen, ferner für Personen, die nicht das fünf­ undzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt haben, auch nicht für Personen, die in der Gemeinde keinen Wohnsitz haben (Art. 172 Abs. 1). Wahl stimmberechtigt sind alle Gemeindebürger mit Ausschluß jener, welchen durch rechtskräftiges richterliches Urteil die bürgerlichen Ehrenrechte aberkannt sind, solange dieser Verlust dauert; ferner kann das Wahlrecht derjenigen, gegen die das Gantverfahren eingeleitet ist, vor rechtskräftiger Beendigung dieses Verfahrens nicht ausgeübt werden (Art. 170); außerdem nahmen gewisse Verurteilungen nach der früheren baye­ rischen Strafgesetzgebung das Wahlstimmrecht; diese Bestimmungen (näheres s. in Art. 170 GemO.) sind wohl gegenstandlos geworden. Art. 11 bestimmt, soweit er hier einschlägt: Befähigt zur Erwerbung des Bürgerrechts sind nach erreichter Volljährigkeit selbständige Männer, welche sich im Besitze des bayerischen Jndigenats befinden, in der Gemeinde wohnen und daselbst mit einer direkten Steuer angelegt sind. Als selbständig sind nicht zu erachten: 1. Personen, welche entmündigt sind, 2. Dienstboten und Gewerbsgehilfen, die in die häusliche Gemeinschaft des Dienstherrn ausgenommen sind, sowie Kinder, die dem elterlichen Hausstand angehören und von dem Familienhaupt unterhalten werden. Steuern der Ehefrau, sofern nicht die eheliche Gemeinschaft nach § 1575 BGB. aufgehoben ist, und der minderjährigen im elterlichen Unterhalte stehenden Kinder sind dem Familienhaupte zuzurechnen. Ausgeschlossen von der Wahl zu Gemeindeämtern sind zwar nicht auf Grund der GemO. aber auf Grund des Art. 31 StGB. Personen, die zu einer Zuchthaus­ strafe verurteilt wurden (Olshausen StGB. § 31 Sinnt. 7; BayVGH. 15, 81). 7. Die Entscheidung über die Entschuldigungsgründe (die Ab­ lehnung) erfolgt in Gemeinden mit städtischer Verfassung hinsichtlich der Gemeindebevollmächtigten und ihrer Ersatzmäner durch den Wahl­ ausschuß;^ das gleiche ist der Fall bei den bürgerlichen Magistratsräten, 2) ebenso bei der Wahl des bürgerlichen Bürgermeisters?) Die Entscheidung *) Vgl. Art. 191 GemO., bestimmt: 1. Nach vollendeter Wahl werden die zu Ge­ meindebevollmächtigten Gewählten und die Ersatzmänner vor den Wahlausschuß gerufen und mit ihren Erklärungen über die Annahme oder Ablehnung der Wahl vernommen. 2. Werden Äblehnungsgründe geltend gemacht, so entscheidet hierüber der Wahlausschuß, bei dessen Verhandlungen jeder Gemeindebürger gegenwärtig sein kann .... 2) Vgl. Art. 192, der von der Wahl der bürgerlichen Magistratsräte handelt, und in Abs. 5 und 6 bestimmt: Abs. 5. Nach vollendeter Wahl sind die Gewählten nach Vorschrift des Art. 191 sofort über Annahme oder Ablehnung der Wahl zu vernehmen. Abs. 6. Wenn die Ablehnung von dem Wahlausschüsse als begründet erachtet wird, ist eine neue Wahl vorzunehmen. Abs. 6 ist jedoch gegenstandslos, soweit er von Neuwahlen handelt (Bek. vom 19. August 1908 Ziff. 2 a). 8) Vgl. Art. 193, der von der Wahl des bürgerlichen Bürgermeisters handelt und in Abs. 2 bestimmt: Abs. 2. Die Gewählten sind nach Vorschrift des Art. 191 mit ihrer Erklärung über Annahme oder Ablehnung zu vernehmen, worauf im Falle begründeter Ablehnung unge­ säumt eine neue Wahl stattzufinden hat.

über die Entschuldigungsgründe (die Ablehnung) erfolgt in Gemeinden mit Landgemeindeverfassung hinsichtlich des Bürgermeisters, des Beigeordneten, der Gemeindebevollmächtigten und der Ersatzmänner der letzteren durch den Wahlausschuß, und zwar auch dann, wenn die Wahlen für eine Bürgermeisterei erfolgen;^ vgl. StengleinZB. 1870, 338. Orts­ führer werden gemäß Art. 139 Abs. 2 GemO., vom Gemeindeausschuß mit Zu­ stimmung der Vorgesetzten Verwaltungsbehörde aufgestellt; in dieser Weise wird auch die Entscheidung über die Ablehnung zu erfolgen haben; Ortspfleger und Mitglieder der Ortsausschüsse werden von den in der Ortsmarkung wohnenden Bürgern gewählt (GemO. Art. 153; Kahr Anm. 3a hiezu); da ein Wahlausschuß nicht zu bestellen ist (Kahr a. a. O. Fußnote 4), werden die Wähler über die Ablehnung entscheiden. Distriktsvorsteher werden von dem Magistrat ernannt (Art. 120 Abs. 2); dieser wird sonach auch über die Ablehnung zu entscheiden haben. Mitglieder besonderer von der Gemeindever­ waltung gebildeter Ausschüsse werden in Gemeinden mit städtischer Ver­ fassung vom Magistrat, in Landgemeinden vom Gemeindeausschuß bestellt (s. Art. 106 Abs. 1 und Art. 145 Abs. 6); diese Organe werden deshalb auch über die Ab­ lehnung entscheiden. 8. Strafbar ist, wie die Fassung des Abs. 3 ergibt, nur die Ablehnung der Übernahme des Amtes an sich, nicht aber die Weigerung, einzelne mit dem Amt verbundene Obliegenheiten zu erfüllen (StengleinZB. 1871, 33). 8. Wie die Fassung des Abs. 3 und die Entstehungsgeschichte des Artikels ergeben, kann die Strafe nur einmal ausgesprochen und bei öfterer Erklärung der Weigerung nicht wiederholt werden; erst die erneute Weigerung nach einer gesetzmäßigen wiederholten Wahl läßt eine neue Bestrafung zu (Steng­ leinZB. 1870, 358); teilweise anders BlAdmPr. 20, 225.

20 b.

Die Gemeindeordnung für die Pfalz. (Vom 29. April 1869, in Kraft seit 1. Juli 1869.)’)

A. Allgemeine öemerkuugen.

1. Materialien zum Gesetz in der ursprünglichen Fassung:^ KdAbg. 1866/69*) GGA. 1,3 (Entw. mit Mot.); GGA. 1 S. 101 und 315 (Berichte x) Vgl. Art. 197 Abs. 3 und 4 und Art. 198 Abs. 7, von denen ersterer von der Wahl der oben bezeichneten Kategorien schlechthin, letzterer von deren Wahl für Bürgermeistereien handelt; diese bestimmen: Art. 197: Abs. 3. Die Gewählten sind sogleich durch den Wahlausschuß mit ihren Erklärungen über Annahme oder Ablehnung der Wahl zu vernehmen. Abs. 4. Wird die Ablehnung als begründet erachtet, so treten für die ablehnenden Ge­ meindebevollmächtigten die Ersatzleute ein, bezüglich der Bürgermeister und Beigeordneten aber ist sogleich eine neue Wahl vorzunehmen. Art. 198 Abs. 7. Im übrigen kommen die Vorschriften des Art. 197 Abs. 3, 4 und 6 zur Anwendung. a) Das Gesetz ist abgedruckt GBl. 1869, 1009. •) Die Materialien zu den Novellen zur Gemeindeordnung sind strafrechtlich nicht erheblich. 4) Von der Regierung wurde ein einheitlicher Entwurf für die rechtsrh. Landesteile und die Pfalz vorgelegt, erst im Lauf der Verhandlungen wurden die Gesetze gesondert.

20 b. Die Pfälzische Gemeindeordnung.

342

des Referenten); GGA. 1, 393 (Antrag, gesonderter Entw. für die Pfalz); GGA. 1, 559 (Fassung des Entw. im Ausschuß); GGA. 1, 611 (Gesamtbeschluß); GGA. 2, 683 (Verh. im Ausschuß); GGA. 2, 766 (Verh. über die Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 5, 93 (Verh. im Plenum); StenB. 6, 216 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.). KdReichsr. 1866/69, 22. Landtag: Beil. 6, 358 (Verh. im Ausschuß); Beil. 6, 365 (Fassung des Entw. im Plenum).

2. 3.

Literatur: Wand, Die Gemeindeordnung für die Pfalz 1894.

Das Gesetz ist abgedruckt (GBl. 1009); Änderungen sind erfolgt durch Gesetz vom 19. Januar 1872 (GBl. 206) und vom 17. Juni 1896 (GVBl. 289), durch Art. 159 AG. BGB. vom 9. Juni 1899, durch das Abmarkungsgesetz vom 30. Juni 1900, durch Gesetz vom 6. Juli 1908 (GVBl. 353), durch das Pfälzische Städteverfassungsgesetz vom 15. August 1908 (GVBl. 471), durch das Gemeindewahlgesetz vom 15. August 1908 (GVBl. 421) und durch das Umlagen­ gesetz vom 14. August 1910 (GVBl. 581).

4. Strafrechtlich erheblich und deshalb hier behandelt sind nur die Art. 30 und 31. Eine dem Art. 174 der rechtsrheinischen GemO. entsprechende Strafbestimmung enthält die Pfälzische GemO. nicht, denn letztere kennt keinen Zwang zur Annahme von Gemeindeämtern (Wand Anm. 164). B. Die Gemeindeordnung selbst.

Art. 31. 1. Die Gemeinden sind zur Erhebung von Verbrauchssteuern und von örtlichen Abgaben für die Benützung ihres Eigentums, ihrer Anstalten und Unternehmungen befugt, soweit nicht Gesetze oder Staatsvertrage entgegenstehen. 2. Neue in der Pfalz bisher noch nicht in Übung gewesene Verbrauchs­ steuern können nur mit gesetzlicher Ermächtigung eingeführt werden. 3. Dieselben sollen auf Getreide, Mehl, Obst, Gemüse und Butter nicht ausgedehnt werden. 4. Bei Erhebung eines Fleischaufschlages dürfen die durch Verordnung festgesetzten Maximalsätze nicht überschritten werden. Sonstige Verbrauchs­ steuern, desgleichen Pflaster-, Weg- und Brücken-Zölle und örtliche Abgaben, die nicht unter Abs. 1 fallen, können nur mit Genehmigung des betreffenden Staatsministeriums etngeführt oder erhöht werden.

1. Abs. 1 und Abs. 4 entsprechen den Absätzen 1 und 4 des Art. 40 der Rechtsrh. GemO., Abs. 4 nur mit der Änderung, daß in Art. 31 lediglich der Fleischaufschlag aufgeführt ist, nicht auch der Getreide- und Mehlausschlag;x) es findet demnach das bei Art. 40 hierzu Bemerkte auch für Art. 31 Anwendung. Vgl. Art. 40 Anm. 1, 2, 3, 4 (vgl. hierzu unten Anm. 2), 5, 6, 17 und den Anhang hiezu.

2. Als eine gesetzliche Beschränkung der Gemeinden im Sinne des Abs. 1 erscheint auch Art. 91 Nr. 6 GemO. selbst, wonach die Gemeinden an die vorherige Genehmigung der vorgesetzten Verwaltungsbehörde gebunden sind „bei Regulierung von Gebühren für die Benützung von Gemeindeanstalten, wenn dieselbe den Beteiligten zur Zwangspflicht gemacht ist." *) Diese Verschiedenheit hängt mit der Bestimmung des Art. 31 Abs. 3 zusammen.

3. Die verordnungsmäßige Regelung der Maximalsätze des Fleisch­ aufschlags ist erfolgt durch §§ 1—3 VO. vom 27. November 1875 (GVBl. 694). Die Regelung ist im wesentlichen gegenstandslos geworden durch die Beseitigung des Fleischaufschlags durch § 13 des Zollvereinsgesetzes vom 25. Dezember 1902. 4. Hinsichtlich des Begriffs Fleischaufschlag siteht auch die VO. vom 27. November 1875 (GVBl. 694) auf den gleichen Standpunkt wie die einschlägige, für das rechtsrheinische Bayern geltende VO. vom 27. November 1875 (GVBl. 690); s. Art. 40 Anm. 14. 5. Unter Erhebung im Sinne des Abs. 4 ist sowohl die Erhebung schon bestehender wie die Einführung neuer Aufschläge inbegriffen (KdAbg. 1866/69 StenB. 5, 93). 6. Abs. 4 erhielt die jetzige Fassung durch Art. 50 des Umlagen­ gesetzes vom 14. August 1910 (GVBl. 581) und gilt in dieser erst seit dem 1. Januar 1912; man wollte damit lediglich eine Gleichstellung der Pfalz mit Lem rechtsrheinischen Bayern herbeiführen und in der Pfalz auch die Möglichkeit geben, „andere örtliche Abgaben" im Sinne des Art. 40 der Rechtsrh. GemO. einzuführen; insbesondere sollte die Möglichkeit gegeben werden, eine Billet- oder LuMsabgabe einzuführen (KdAbg. 1907/08 GGA. 2, 717):.

Art. 32. 1. Örtliche Aufschläge sollen, soweit tunlich nur die Verzehrung inner­ halb des Gemeindebezirkes, nicht die Produktion und den Handel treffen. 2. Unter welchen Voraussetzungen und in welchen Größen Rück­ vergütungen bei der Ausfuhr aufschlagspflichtiger Produkte zu gewähren sind, wird durch Verordnung festgesetzt. 3. Die Gemeinden sind berechtigt, ortspolizeiliche Vorschriften zur Kontrolle und Sicherung örtlicher Gefalle zu erlassen und in denselben die Gefährdung der Gefälle durch Zuwiderhandlung gegen derartige Vorschriften mit Geldstrafe bis zu zehn Gulden, die rechtswidrige Entziehung oder Ver­ kürzung der Gefälle, soferne dieselbe den Betrag von zwei Gulden dreißig Kreuzern nicht übersteigt, mit Geldstrafe bis fünfundzwanzig Gulden, bei höheren Beträgen mit Geldstrafe bis zum zehnfachen, im Rückfalle bis zum zwanzigfachen Betrage des entzogenen Gefälles zu bedrohen. Die erkannten Geldstrafen fließen in die Gemeindekasse. 4. Die Übertretung der betreffenden Vorschriften unterliegt der Ab­ urteilung der hiefür zuständigen Gerichte. Der Übertreter kann durch un­ bedingte freiwillige Ünterwerfung unter den Ausspruch der Gemeinde­ verwaltung die richterliche Aburteilung abwenden, in welchem Falle dieser Ausspruch die Wirkung eines rechtskräftigen richterlichen Urteiles hat.

1. Abs. 1—4 entsprechen vollkommen den Art. 41 Abs. 1 — 4 der Rechtsrh. GemO.; es findet deshalb das hierzu Bemerkte auch bei Art. 32 Anwendung; vgl. dort Anm. 1—18. 2. Die Regelung der Voraussetzungen und der Höhe der Rück­ vergütungen ist erfolgt durch BO. vom 27. November 1875 (GVBl. 694) § 4 ff. und durch VO. vom 13. Februar 1910 (GVBl. 7 5).x) Im Gegensatz zu den Verhältnissen im rechtsrheinischen Bayern hat die VO. vom 27. November *) Letztere VO. ist abgedruckt bei Art. 41 Anm. 2 der Rechtsrh. GemO.

344

20 b. Die Pfälzische Gemeindeordnung. — 21. Das Bayerische Genossenschaftsgesetz.

1875 noch Bedeutung, weil sie die aufschlagspflichtigen Produkte schlechthin, nicht nur gewisse, nun aufgehobene Arten betrifft. Bedeutung haben diese verordnungs« mäßigen Bestimmungen nur nach Maßgabe des bei Art. 41 der Rechtsrh. GemO. Sinnt. 2 Ausgeführten. Darnach entbehren von den Bestimmungen der BO. vom 27. November 1875 jeder gesetzlichen Bedeutung § 6, § 7 Abs. 1 und 2, § 8; die Bestimmung des § 4b gilt nur mit der Maßgabe, daß die Kontroll- und Sicherungs-Vorschriften tatsächlich lediglich Kontroll- und Sicherungszwecken dienen. 3. Art. 32 hatte in der früheren, erst durch das Umlagengesetz Art. 49 ge­ änderten Fassung einen weiteren die Zuständigkeit für die Gebührenstreitigkeiten regelnden Absatz.

21. Gesetz, die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirtschafts-Gesellschaften betreffend.') (Vom 29. April 1869.)

A. Allgemeine Lemerkungen.

1. Materialien,**) KdAbg. 1866/69: Beil. 5, 340 (Entw. mit Mot.); Beil. 5, 321 (Bericht des Ausschußreferenten); StenB. 6, 21 (Verh. im Plenum); StenB. 6 S. 387 und 390 (Gesamtbeschluß). KdReichsr. 1868/69 (22. Landtag): Beil. 6, 532 (Bericht des Referenten im Ausschuß); Beil. 6, 571 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 7, 677 (Gesamtbeschluß); Verh. 7, 453 (Verh. im Plenum); Verh. 7, 476 (Schreiben an die KdAbg.).

2. Änderungen des Gesetzes sind erfolgt in Art. 38 durch Art. 79 AG. ZPO., der durch Art. 166 Nr. XVI des AG. BGB. wieder aufgehoben wurde, und in Art. 38, 43 und 74 durch Art. 161 AG. BGB. 3. Das Gesetz ist eine nahezu wörtliche Nachbildung des preußischen Genossenschaftsgesetzes vom 27. März 1867 und damit auch des letzterem nachgebildeten Genossenschaftsgesetzes des Norddeutschen Bundes vom 4. Juli 1868; lediglich die besonderen, für die registrierten Gesellschaften geltenden Bestimmungen sind eine selbständige Schöpfung (KdAbg. Beil. 5, 326).

4. Der allgemeine Charakter des Gesetzes: Das Gesetz will nur die Verhältnisse solcher Vereinigungen regeln, welche auf irgendeine Art von Vermögensgewinn berechnet sind (KdReichsr. Beil. 6, 535); es regelt die rechtliche Stellung von zwei Arten von Vereinigungen, im ersten „Hauptstück" die der „Gesellschaften mit solidarischer Haftpflicht" auch „eingetragene Genossenschaften" genannt, im zweiten die der „Gesellschaften mit beschränkter Haftpflicht" auch „registrierte Gesellschaften" genannt. Die beiden Arten von Vereinigungen unter­ scheiden sich grundsätzlich dadurch, daß bei den ersteren die Haftung unbeschränkt, bei den letzteren beschränkt^) ist; darum bezeichnete man auch die Vereinigungen *) Das Gesetz ist abgedruckt GBl. 1866/69, 1153. ’) Wegen der Entstehungsgeschichte des Gesetzes s. v. Sicherer, Das Reichs­ gesetz über die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschasten, in Doll­ manns Sammlung 1. Teil 4. Bd. S. 542. •) Daß solidarische und unbeschränkte Haftung verschiedene Begriffe sind, scheint den Gesetzgebern nicht zum Bewußtsein gekommen zu sein.

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20 b. Die Pfälzische Gemeindeordnung. — 21. Das Bayerische Genossenschaftsgesetz.

1875 noch Bedeutung, weil sie die aufschlagspflichtigen Produkte schlechthin, nicht nur gewisse, nun aufgehobene Arten betrifft. Bedeutung haben diese verordnungs« mäßigen Bestimmungen nur nach Maßgabe des bei Art. 41 der Rechtsrh. GemO. Sinnt. 2 Ausgeführten. Darnach entbehren von den Bestimmungen der BO. vom 27. November 1875 jeder gesetzlichen Bedeutung § 6, § 7 Abs. 1 und 2, § 8; die Bestimmung des § 4b gilt nur mit der Maßgabe, daß die Kontroll- und Sicherungs-Vorschriften tatsächlich lediglich Kontroll- und Sicherungszwecken dienen. 3. Art. 32 hatte in der früheren, erst durch das Umlagengesetz Art. 49 ge­ änderten Fassung einen weiteren die Zuständigkeit für die Gebührenstreitigkeiten regelnden Absatz.

21. Gesetz, die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirtschafts-Gesellschaften betreffend.') (Vom 29. April 1869.)

A. Allgemeine Lemerkungen.

1. Materialien,**) KdAbg. 1866/69: Beil. 5, 340 (Entw. mit Mot.); Beil. 5, 321 (Bericht des Ausschußreferenten); StenB. 6, 21 (Verh. im Plenum); StenB. 6 S. 387 und 390 (Gesamtbeschluß). KdReichsr. 1868/69 (22. Landtag): Beil. 6, 532 (Bericht des Referenten im Ausschuß); Beil. 6, 571 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 7, 677 (Gesamtbeschluß); Verh. 7, 453 (Verh. im Plenum); Verh. 7, 476 (Schreiben an die KdAbg.).

2. Änderungen des Gesetzes sind erfolgt in Art. 38 durch Art. 79 AG. ZPO., der durch Art. 166 Nr. XVI des AG. BGB. wieder aufgehoben wurde, und in Art. 38, 43 und 74 durch Art. 161 AG. BGB. 3. Das Gesetz ist eine nahezu wörtliche Nachbildung des preußischen Genossenschaftsgesetzes vom 27. März 1867 und damit auch des letzterem nachgebildeten Genossenschaftsgesetzes des Norddeutschen Bundes vom 4. Juli 1868; lediglich die besonderen, für die registrierten Gesellschaften geltenden Bestimmungen sind eine selbständige Schöpfung (KdAbg. Beil. 5, 326).

4. Der allgemeine Charakter des Gesetzes: Das Gesetz will nur die Verhältnisse solcher Vereinigungen regeln, welche auf irgendeine Art von Vermögensgewinn berechnet sind (KdReichsr. Beil. 6, 535); es regelt die rechtliche Stellung von zwei Arten von Vereinigungen, im ersten „Hauptstück" die der „Gesellschaften mit solidarischer Haftpflicht" auch „eingetragene Genossenschaften" genannt, im zweiten die der „Gesellschaften mit beschränkter Haftpflicht" auch „registrierte Gesellschaften" genannt. Die beiden Arten von Vereinigungen unter­ scheiden sich grundsätzlich dadurch, daß bei den ersteren die Haftung unbeschränkt, bei den letzteren beschränkt^) ist; darum bezeichnete man auch die Vereinigungen *) Das Gesetz ist abgedruckt GBl. 1866/69, 1153. ’) Wegen der Entstehungsgeschichte des Gesetzes s. v. Sicherer, Das Reichs­ gesetz über die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschasten, in Doll­ manns Sammlung 1. Teil 4. Bd. S. 542. •) Daß solidarische und unbeschränkte Haftung verschiedene Begriffe sind, scheint den Gesetzgebern nicht zum Bewußtsein gekommen zu sein.

der ersteren Art, die mit „solidarischer Haftung", auch als „Genossenschaften", entsprechend der Terminologie des Norddeutschen Bundes (KdReichsr. Beil. 6 S. 536 und 538). 5. Geltung des Gesetzes: Durch die Einführung des Genossenschafts. gesetzes des Norddeutschen Bundes vom 4. Juli 1868, die durch des Einführungs­ gesetz vom 23. Juni 1873 (RGBl. 146) erfolgte, in Bayern wurde das Gesetz im allgemeinen aufgehoben, jedoch wurde es durch § 2 des erwähnten Einführungs­ gesetzes insoweit auftecht erhalten, als es die rechtlichen Verhältnisse der vor dem 1. August 1873 eingetragenen registrierten Gesellschaften regelt. In dem gleichen Umfang wurde das Gesetz auch durch Art. 165 EG. BGB. auftecht erhalten, der das Gesetz „in Ansehung derjenigen registrierten Gesellschaften auftecht erhielt, welche auf Grund dieses Gesetzes zur Zeit des Inkrafttretens des Bürgerlichen Gesetzbuchs bestehen". 6. Unmittelbare Strafbestimmungen enthalten nur die Art. 27 und 80 des Gesetzes. Zur Erläuterung der letzteren war aber außerdem die Behandlung folgender weiterer Artikel des Gesetzes notwendig. Art. 1 bei Art. 27; Art. 26 bei Art. 80; Art. 70 bei Art. 27; Art. 75, 77 und 7 8 bei Art. 80. 7. Die Regierung stand Bei Vorlage des Vollzugseinführungsgesetzes zum Strafgesetzbuch ursprünglich auf dem Standpunkt, daß die Bestimmungen der Art. 27 und 80 Ordnungsstrafen seien (KdAbg. 1871/72 GGA. Beil. 1, 51); von diesem Standpunkt aus wäre die Zuwiderhandlung nicht im ordentlichen Strafverfahren zu verfolgen. Mit Recht wurden im Hinblick auf die ausdrückliche Bezeichnung der Zuwiderhandlungen als Vergehen die Straftaten bei den Ver­ handlungen im Ausschuß als ordentliche Straftaten bezeichnet; diesem Standpunkt schloß sich dann auch die Regierung an (KdAbg. 1871/72 GGA. Verh. 1, 80). 8. Reichsrechtliche Strafbestimmungen für die registrierten Gesellschaften: § 6 EG. KO. vom 10. Februar 1877 in der Fassung des Einführungsgesehes vom 17. Mai 1898, das zu der am gleichen Tag ergangenen Änderung der Konkursordnung erlassen wurde, bestimmt, daß die §§ 193, 194, 214 KO. (nach der jetzigen Fassung §§ 207, 208, 244) auf die auftecht erhaltenen registrierten Gesellschaften entsprechend Anwendung finden. Dies hat in straf­ rechtlicher Beziehung die Bedeutung, daß die Bestimmungen der §§ 239—241 KO. auf die Mitglieder des Vorstands und die Liquidatoren einer registrierten Gesellschaft entsprechend Anwendung finden?)

B.

Das Gesetz selbst.

Art. 27. 1. Mitglieder des Vorstandes, welche in dieser ihrer Eigenschaft außer den Grenzen ihres Auftrages oder den Vorschriften dieses Gesetzes oder des Gesellschaftsvertrages entgegen handeln, haften persönlich und solidarisch für den dadurch entstandenen Schaden. 2. Sie sind, wenn sie in der Generalversammlung die Erörterung von Anträgen gestatten oder nicht hindern, welche auf keine geschäftlichen Zwecke, sondern auf öffentliche Angelegenheiten gerichtet sind, wegen Vergehens an Geld bis zu fünfhundertvierzig Mark zu bestrafen. *) Eine Erläuterung dieser Bestimmungen scheidet hier aus, da es sich nur um Reichsrrcht handelt.

346

21. Das Bayerische Genossenschaftsgesetz.

1. Das Gesetz setzte in seiner ursprünglichen Fassung eine Strafe von 300 Gulden fest; die Strafe von 540 Mk. ergibt sich aus dem Münz­ umrechnungsgesetz.

2. Gemäß Art. 72 des Gesetzes finden u. a. auch die Bestimmungen des Art. 27, die zunächst nur für die eingetragenen jetzt nicht mehr bestehenden Genossenschaften bestimmt waren, auf die registrierten Gesellschaften Anwendung. 3. Der Vorstand kann aus einem Mitglied oder aus mehreren Mit­ gliedern bestehen; diese können besoldet oder unbesoldet sein; ihre Bestellung ist jederzeit widerruflich; besteht der Vorstand aus nur einem Mitgliede, so muß in dem Gesellschaftsvertrage wegen der etwa nötig werdenden Stellvertretung Vor­ sorge getroffen werden. Die Mitglieder des Vorstands müssen zur Eintragung in das Register für die registrierten Gesellschaften angemeldet werden (vgl. Art. 17, 18, 72, 74 des Gesetzes).

4. Stellvertreter des einzigen vorhandenen Vorstandsmitglieds (Art. 17 Abs. 3. des Gesetzes) gehören nicht zum Vorstand; sie sind deshalb nicht nach Art. 27 strafbar. 5* Die Gesellschaft kann zum Betrieb von Geschäften der Gesellschaft und zur Vertretung der Gesellschaft in Bezug auf diese Geschäftsführung auch Be­ vollmächtigte und Beamte bestellen (Art. 30 und 72); diese sind keine Vor­ standsmitglieder und fallen deshalb nicht unter Art. 27. 6» Unter Strafe gestellt ist nur die Gestattung oder Nichthinderung in der Generalversammlung, nicht eine außerhalb der Generalversammlung erfolgte Gestattung oder Nichthinderung der Erörterung in der Versammlung, ebensowenig eine in der Generalversammlung erfolgte Gestattung oder Nichthinde­ rung der Erörterung außerhalb der Versammlung. 7t Das Verbot des Art. 27 Abs. 2 steht in Zusammenhang mit dem Wirkungskreis, der durch Art. 1 mit 70 des Gesetzes den registrierten Gesellschaften gezogen ist. Art. 70 bestimmt: Gesellschaften, welche zwar unter den Art. 1 des gegen­ wärtigen Gesetzes fallen, welche aber die Bestimmung, daß alle Gesellschafter für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft solidarisch und mit ihrem ganzen Vermögen haften, nicht in ihren Gesellschaftsvertrag aufnehmen, sondern bestimmen, daß jeder Gesellschafter nur mit einer bestimmten Nnlage und wiederkehrenden Bei­ trägen bis zu einer bestimmten Höhe haftet, erwerben die in den nachfolgenden Artikeln bezeichneten Rechte einer „registrierten Gesellschaft" unter den nachstehend angegebenen Bedingungen. Art. 1 bestimmt; 1. Gesellschaften von nicht geschlossener Mitgliederzahl, welche die Förderung des Kredits, des Erwerbes oder der Wirtschaft ihrer Mit­ glieder mittelst gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes bezwecken, namentlich: 1. Vorschuß- und Kredit-Vereine, 2. Rohstoff- und Magazin-Vereine, 3. Vereine zur Anfertigung von Gegenständen und zum Verkaufe der gefertigten Gegenstände auf gemeinschaftliche Rechnung (Produktivgenossenschäften); 4. Vereine zum gemeinschaftlichen Einkauf von Lebensbedürfnissen im großen und Ablaß in kleineren Partien an ihre Mitglieder (Konsumvereine); 5. Vereine zur Herstellung von Wohnungen für ihre Mitglieder erwerben die im gegenwärtigen Gesetze bezeichneten Rechte einer „eingetragenen Genossenschaft" unter den nachstehend angegebenen Bedingungen.

8. Die Anträge, welche auf geschäftliche Zwecke gerichtet sind, sind offensichtlich der Gegensatz der Anträge, welche auf öffentliche Angelegen­ heiten gerichtet sind. Unter Anträgen, welche auf geschäftliche Zwecke gerichtet sind, kann man aber nach dem Charakter des Gesetzes, das ein wirtschaftlichen Zwecken, dem Vermögensverkehr, dienendes Gesetz ist, nur solche verstehen, die wirtschaftlichen, vermögensrechtlichen Zwecken dienen; sie brauchen nicht gerade auf den statutenmäßigen Zweck der Gesellschaft gerichtet zu sein. Andere Angelegen­ heiten sind öffentliche (vgl. die Verhandlungen über diese Begriffe KdAbg. StenB. 6, 22). Es ist deshalb den Gesellschaften nicht verboten, Abänderungen der sie betreffenden Gesetzgebung zu beantragen, oder Eingaben an den Landtag zu be­ schließen. Im übrigen kommt in Betracht, daß der Artikel nur eine Nachbildung des 8 26 Abs. 2 des Preußischen Genossenschaftsgesetzes vom 27. März 1867 ist, der nun in derr § 149 des Reichsgenossenschaftsgesetzes in der Fassung vom 20. Mai 1898 übernommen ist. Es gelten deshalb die Erläuterungen der Kom­ mentare hierzu auch für die Auslegung des Art. 27. Verboten ist durch Art. 27 nur die Erörterung förmlicher Anträge, nicht aber die sonstige Besprechung öffentlicher Angelegenheiten (KdAbg. StenB. 6, 25). Art. 80. Die Unterlassung der in Art. 77 und 78 vorgeschriebenen Anzeigen ist, vorbehaltlich der Bestimmungen des Strafgesetzbuchs, an den schuldtragenden Mitgliedern des Vorstandes als Vergehen mit Geld bis zu eintausendacht­ hundert Mark zu bestrafen. I. Bemerkungen zu Art. 80 im allgemeinen. In seiner ursprünglichen Fassung setzte das Gesetz eine Strafe von 10 00 Gulden fest; die Strafe von 1800 Mk. ergibt sich aus Art. 1 des Münzumrechnuugsgesetzes. 2. Wegen der Mitglieder des Vorstands s. Art. 27 Anm. 3—5. 3. Bei den Verhandlungen in der KdAbg. (StenB. 6, 32) wurde dem Art. 80 (in der Fassung des Entw. Art. 81) ein Absatz 2 beigefügt, der bestimmte: Gleiches gilt, wenn bei der Zeichnung der Firma die Worte „Registrierte Gesell­ schaft mit beschränkter Haftpflicht" weggelassen werden. Diese Änderung fand auch

1.

die Zustimmung der KdReichsr. (Verh. 7, 468 und 476). Im Gesamtbeschluß (KdAbg. StenB. 6, 397 und KdReichsr. Beil. 7, 710) findet sich der Zusatz nicht, ebensowenig in dem publizierten Gesetz. Es besteht deshalb jedenfalls keine gültige Strafbestimmung dieses Inhalts. II. Zuwiderhandlungen gegen Art. 77 mit Art. 80. Art. 7 7 bestimmt: 1. Ergibt sich aus einer Bilanz (Artikel 26 T), daß die Hälfte des Betrages der Geschäftsanteile der zur Zeit der Bilanzerrichtung

4.

Art. 26 bestimmt: 1. Der Vorstand ist verpflichtet, Sorge zu tragen, daß die er­ forderlichen Bücher der Genossenschaft geführt werden. 2. Der Vorstand muß in den ersten sechs Monaten jedes Geschäftsjahres die Bilanz des verflossenen Geschäftsjahres, die Zahl der seit der vorjährigen Bekanntmachung aufgenommenen oder ausgeschiedenen, sowie die Zahl der zur Zeit der Genossenschaft angehörigen Genossen­ schafter veröffentlichen. 3. Die Bücher der Genossenschaft sind während zehn Jahren vom Tage des darin ge­ schehenen letzten Eintrags an aufzubewahren. 4. Zur Entlastung des Vorstandes bei Ablegung der Rechnung können nicht Personen bestellt werden, welche an der Geschäftsführung teilgenommen haben, wohl aber Personen, welchen die Aufsicht über die Geschäftsführung zusteht.

der Gesellschaft angehörenden und in Gemäßheit des Artikels 75 *) noch in Haftung stehenden Mitglieder verloren gegangen ist, so muß der Vorstand unverzüglich eine Generalversammlung berufen und dieser, sowie der nach Verordnung zuständigen Verwaltungsbehörde Anzeige erstatten. 2. Die Verwaltungsbehörde kann in diesem Falle von den Büchern der Gesellschaft Einsicht nehmen und nach Befinden der Umstände die Auflösung der Gesellschaft verfügen.

5. Der Begriff Geschäftsanteil ist wegen des engen Anschlusses des Gesetzes an die Gesetze Preußens und des Norddeutschen Bundes im Sinne dieser Gesetze auszulegen. Er umfaßt darnach die tatsächlichen Einlagen unter Berück­ sichtigung der durch Zuschreibung von Gewinn und Abschreibung von Verlust sich ergebenden Änderungen. (Vgl. Parisius S. 13 des Kommentars zum Preußischen Genossenschaftsgesetz 1868.) So auch KdAbg. Beil. 5, 338: Kapitalseinlage, Wiederkehrende Beiträge, Dividenden, Gewinnanteile bilden den Geschäftsanteil. Der Begriff Geschäftsanteil im derzeitigen Genoffenschaftsgesetz ist ein anderer (Parisius-Crüger, Genossenschaftsgesetz 1911, 87). 6. Als zuständige Verwaltungsbehörde für die in Art. 77 Abs. 1 und 2 vorgesehene Tätigkeit wurde mit VO. vom 3. Oktober 1869 (RegBl. 1825) das Staatsministerium des Handels und der öffentlichen Arbeiten bestimmt. Dessen Zuständigkeit ging mit seiner Auflösung zufolge der VO. vom 1. Dezember 1871 (RegBl. 1833) § 2 Nr. 2 an das Staatsministerium des Innern über und ist nunmehr im Hinblick auf § 1 der VO. vom 10. November 1904 (GVBl. 567) auf das Staatsministerium des K. Hauses und des Äußern übergegangen. III. ZuwiLerhanölungen gegen Art. 78 mit Art. 80.

7. Art. 78 bestimmt: Ergibt sich, daß das Vermögen der Gesellschaft nicht mehr die Schulden deckt, so muß der Vorstand hievon dem Gericht behufs der Eröffnung der Gant Anzeige machen.

8. Die Anzeigepflicht nach Art. 78 tritt schon ein, wenn der Vorstand die Kenntnis der Überschuldung aus irgendeinem Grunde erfährt; es ist nicht notwendig, wie es bei Art. 77 gefordert ist, daß die Überschuldung bilanz­ mäßig nachgewiesen ist.

8. Art. 78 findet ein Gegenstück in § 207 KO., (der gemäß § 6 EG. KO. auch auf die registrierten Gesellschaften entsprechend Anwendung findet), wonach über das Vermögen einer registrierten Gesellschaft das Konkursverfahren auch bei Überschuldung stattfindet. 10. Eine ähnliche Strafbestimmung, wie sie Art. 78 mit Art. 80 für die registrierten Gesellschaften enthält, enthalten § 315 Abs. 1 Nr. 2 mit § 240 Abs. 2 und 298 Abs. 2 HGB. für die Aktiengesellschaften. ^) Art. 75 bestimmt: 1. Im Falle des Ausscheidens eines Gesellschafters dauert die vertragsmäßige Haftung desselben noch zwei Jahre nach Ablauf des Geschäftsjahres, in welchem das Ausscheiden erfolgt ist, fort. 2. Diese Haftung erstreckt sich auf alle Verbindlichkeiten, welche von der Gesellschaft bis zum Ausscheiden des Gesellschafters eingegangen waren. 3. Vor dem Erlöschen dieser Haftung darf der Geschäftsanteil des ausgeschiedenen Gesell­ schafters und des sonst demselben auf Grund des Gesellschaftsvertrages gebührende Guthaben nicht hinausbezahlt werden.

22. Gesetz, das Gewerbswesen betr. (Vom 30. Januar ’ 1868, in Kraft seit 1. Mai 1868). *) ’)

A. Allgemeine Bemerkungen.

1.

Das Gesetz erlitt gegenüber seiner ursprünglichen Fassung Änderungen durch Art. 11 des Gesetzes vom 26. Dezember 1871 (GBl. 81) und durch Art. 8 AG. StPO. 2. Literatur: Emil Schöller, Gesetz, das Gewerbswesen betr. 1874. 3. Materialien: a)Zum Gesetz selbst: KdAbg. 1866/69: SozialGGA. 1. Abt. Beil. 1, 63 (E. mit Mot.); ebenda Beil. 1, 167 (Bericht des Referenten); ebenda Beil. 1, 285 (Fassung des E. im SozialGGA.); GGA. 2. Abt. Prot. S. 3, 371 und 401 (Verh. tot Ausschuß); ebenda 2. Abt. Prot. S. 410 (Verh. im Aus­ schuß über die Rückäußerung der KdReichsr.; StenB. 2 S. 159, 181, 203, 225 (Verh. im Plenum); StenB. 2, 259 (Fassung des E. tot Plenum); StenB. 2 S. 408, 430 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 2 S. 559, 569 (Verh. im Plenum über die wiederholte Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 2, 582 (Gesamtbeschluß). KdReichsr. 1867/68, 22. Landtag: Beil. 2, 157 (Vortrag des Referenten); Beil. 2 S. 187, 199 (Verh. im SozialGGA.); Beil. 2, 207 (Fassung des E. im Plenum); Beil. 2, 329 (Vortrag des Referenten im SozialGGA. über die Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 2, 335 (Verh. im SozialGGA. über die Rückäußerung); Beil. 2, 338 (Beschluß des Plenums über die Rückäußerung); Beil. 2, 449 (Gesamtbeschluß); StenB. 3, 252 (Verh. im Plenum); StenB. 4, 8 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdAbg.); StenB. 4, 141 (Verh. tot Plenum über die wiederholte Rückäußerung der KdAbg.). b) Zu den Änderungen, die durch das AG. StPO, erfolgten: Vgl. die Materialien zu letzterem Gesetz.

4. Vollzugsbestimmung zu Art. 8—12, 29 Abs. 2, Art. 30 und 31: VO., die Gast- und Schenkwirtschaften, dann den Kleinhandel mit geistigen Ge­ tränken in den Landesteilen diesseits des Rheins betr., vom 25. April 1868 (RegBl. 693).3*)2 5. Das Gesetz ist im allgemeinen infolge der Reichsgewerbeordnung außer Kraft getreten, tot wesentlichen gelten nur mehr jene Bestimmungen, die unter die Vorbehalte der §§ 6 und 12 GewO, und des § 1 Abs. 2 des EG. hiezu vom 12. Juni 1872 (RGBl. 170) fallen (s. KdAbg. 1878/79 Beil. 5, 20; OLGMSt. 10, 208). Dabei gelten aber insbesondere auch die allgemeinen Be­ stimmungen des Gewerbegesetzes, soweit sie sich auf die in §§ 6 und 12 vor­ behaltenen Verhältnisse beziehen. In dem folgenden Abdruck des Gesetzes sind alle Bestimmungen weggelassen, deren Aufhebung außer Zweifel steht.4) Im übrigen ist über die Fortdauer das Erforderliche bei den einzelnen Artikeln bemerkt. *) 2) •) 4)

Das Gesetz ist abgedruckt GBl. 309. Es gilt auch in der Pfalz. Hat nur mehr Bedeutung als Auslegungsbehelf für das Gesetz. Hinsichtlich der Fortdauer des Gesetzes im allgemeinen s. BlAdmPr. 1872, 345.

6. Eine unmittelbare strafrechtliche Bestimmung enthält nur der Art. 28 des Gesetzes; es erfolgte, weil zu dessen Erläuterung notwendig, hier auch der Abdruck der Art. 2, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 15, 27, 29, 30, 31. 7. Allgemeine Voraussetzung der Anwendung des Gesetzes um einen Gewerbebetrieb handelt; vgl. hierzu im allgemeinen zur GewO.; ein Gewerbebetrieb liegt insbesondere nicht vor, Erwerbsgewinn beabsichtigt ist, sondern aus Gefälligkeit (OGHSt. 1, 30). B.

ist, daß es sich die Kommentare wenn nicht ein gehandelt wird

Das Gesetz selbst.

I. Allgemeine Bestimmungen.

Art. 2. 1. Die Gewerbsbefugnisse eines Inländers kommen auch den Angehörigen anderer Staaten zu. 2. Die Regierung ist befugt, von dieser Bestimmung eine Ausnahme in Bezug auf die Angehörigen jener Staaten eintreten zu lassen, deren Gewerbe-Gesetzgebungen in wesentlichen Punkten von den Grundsätzen dieses Gesetzes in beschränkender Weise abweichen. 3. Aktien-Gesellschaften, Kommandit-Gesellschaften auf Aktien und andere Erwerbsgesellschaften des Auslandes dürfen, soferne nicht durch Staatsver­ träge ein anderes festgesetzt ist, nur mit staatlicher Genehmigung in Bayern Gewerbe treiben.

1. Art. 2 gilt in seinen Abs. 1 und 2 noch für die in Art. 8 Anm. 1 bezeichneten Gewerbe. Abs. 3 gilt zunächst in dem gleichen Umfange; das Wort Ausland hat hiebei nunmehr soviel wie Reichsausland zu bedeuten, da durch Art. 3 RV. für ganz Deutschland ein gemeinsames Jndigenat geschaffen wurde und der Grundsatz dieses Art. 3 auch auf juristische Personen und andere Personenvereinigungen Anwendung findet, *) sodaß also nicht bayerische Erwerbs­ gesellschaften des Deutschen Reichs keiner Genehmigung bedürfen. Abs. 3 hat aber noch eine darüber hinausgehende Bedeutung, nämlich im Hinblick auf 8 12 Abs. 12) RGewO. die, daß er hinsichtlich des Gewerbebetriebs der juristischen Personen des Auslands auch maßgebend ist, soweit unter die Reichsgewerbeordnung fallende Gewerbe in Frage kommen. Hier ist Ausland ebenfalls gleich Reichsausland; denn das bedeutet es auch in § 12 Abs. 1 RGewO. Soweit unter die Gewerbe­ ordnung fallende Betriebe von juristischen Personen des Reichsinlands in Frage kommen, entscheiden die sonstigen Bestimmungen der Reichsgewerbeordnung. 2. Angehörige anderer Staaten im Sinne des Abs. 1 sind, wie die Ausnahme des Abs. 3 ergibt, auch die in Abs. 3 bezeichneten Vereinigungen ins­ besondere also die juristischen Personen.

3. Gewerbebetrieb auswärtiger Staaten oder auswärtiger juristi­ scher Personen des öffentlichen Rechts fällt nicht unter Abs. 3, denn das sind keine Erwerbsgesellschaften. Eine ausdrückliche Regelung der Frage unterließ man. l) Die Frage ist bestritten; wie oben RGZ. 6, 134 (142); (s. auch RGZ. 63, 264, wo die Frage offen gelassen ist); dagegen Seydel, Bayer. Staatsrecht 1, 342 Anm. 16 und die dort Zitierten. s) § 12 Abs. 1 GewO, bestimmt: Hinsichtlich des Gewerbebetriebs der juristischen Personen des Auslands bewendet es bei den Landesgesetzen.

Weil man annahm, es sei noch nicht vorgekommen, daß ein ausländischer Staat in Bayern Gewerbe treibe (GGA. Abt. 2, 4).

4. Unter den in Abs. 3 bezeichneten Erwerbsgesellschaften sind, wie auch die Fassung des Gesetzes ersehen läßt, nicht bloß die juristischen Personen verstanden, man wollte auch die sonstigen Vereinigungen physischer Personen, wie offene Gesellschaften, Kommanditgesellschaften usw. darunter verstanden haben (GGA. Abt. 2, 3). 5. Gesuche der in Abs. 3 bezeichneten Erwerbsgesellschaften um Zulassung zum Gewerbebetrieb sind durch die Kammern des Innern der Regierungen zu instruieren; sie werden vom Ministerium des K. Hauses und des Äußern verbeschieden. Bei Einreichung des Gesuchs haben die Gesellschaften die Aufstellung eines Generalbevollmächtigten für Bayern anzuzeigen und drei Exemplare der Gesellschastssatzungen einzusenden; ÄMB. vom 11. Dezember 1906 (AJnnMBl. 520).

Art. 6. 1. Wer in einer Gemeinde ein neues Gewerbe anfängt oder seinen Geschäftsbetrieb in einer Weise ändert, welche gesetzlich eine Steuererhöhung zur Folge hat, ist auch ohne vorausgegangene Aufforderung gehalten, hievon vor Beginn der Geschäftsausübung bei der einschlägigen Gemeindebehörde Anzeige zu machen und zugleich die für die Anlage der Gewerbesteuer gesetzlich vorgeschriebene Erklärung abzugeben. Ist das Gewerbe nach den folgenden Artikeln von einer Konzession, amtlichen Bestellung oder polizeilichen Be­ willigung abhängig, so hat der Gewerbetreibende bei jener Anmeldung die bezügliche Urkunde vorzuzeigen. 2. Über die Anmeldung wird eine Bescheinigung erteilt. 3. Die Bestimmungen über die Führung der gemeindlichen Anmelde­ register, sowie über die Mitteilung der Gewerbs-Zu- und Abgänge an die Gewerbspolizei- und die Finanzbehörde bleiben der Bollzugs-Vorschrift überlassen.

1. Art. 6 wurde zwar nicht durch die GewO, aufgehoben, denn er diente dem Schutze der Steueransprüche (s. KdAbg. 1878/1879 Beil. 5, 20); er ist wörtlich dem Art. 67 GewStG, vom 1. Juli 1856 entnommen; es wird aber nunmehr durch Art. 24 GewStG) vom 14. August 1910 seine Bedeutung stillschweigend aufgehoben sein, da dort die steuerliche Anzeigepflicht erschöpfend geregelt ist. Art. 7. 1. Die dingliche Eigenschaft der zu Recht bestehenden realen und radi­ zierten Gewerbe bleibt unverändert. 2. In realer oder radizierter Eigenschaft dürfen keine Gewerbe mehr verliehen werden.

1. 2.

Der Artikel hat keine direkte strafrechtliche Bedeutung.

Wegen des Verfahrens bei „Konstatierung" dinglicher Gewerbe­ rechte insbesondere der Wirtsgerechtigkeiten s. Henle in SeuffBl. 1904, 389.

II. KonzesfionSpfficht.

Art. 8. 1. Nur auf Grund einer Konzession dürfen betrieben werden: 1. Privat-Eisenbahn- und Dampfschiffahrts-Unternehmungen; 2. Privat-Unternehmungen von Kreditkassen und Bankanstalten; 3. das Apothekergewerbe, die Bereitung von Gift und Arzneien, deren Berkaus beschrankenden Verordnungen unterliegt, sowie der Handel mit diesen Waren; 4. die Gast- und Schenkwirtschaft, dann der Kleinhandel mit geistigen Getränken in den Landesteilen diesseits des Rheins; 5. das Trödlergewerbe; 6. die Kommissions- und Anfragebureaus. 2. Bewerber um die Konzession zum Betriebe eines der unter Ziff. 3 aufgeführten Gewerbe haben eine Prüfung über den Besitz der erforderlichen persönlichen Befähigung abzulegen. Von dieser Prüfung kann bei Individuen, deren Befähigung anderweitig feststeht, Umgang genommen werden.

1. Von den Bestimmungen des Art. 8 sind nur mehr in Kraft: Abs. 1 Nr. 1, soweit er sich mit den Eisenbahnunternehmungen befaßt, nach § 6 GewO.; Abs. 1 Nr. 3 und Abs. 2, soweit sie sich mit der Errichtung und Verlegung von Apotheken befassen, nach § 6 GewO, und mit den durch § 29 der letzteren ge­ gebenen Einschränkungen (KdAbg. 1878/79 Beil. 5, 22; BlAdmPr. 1880, 165; hinsichtlich der Apotheken s. auch BlAdmPr. 1884, 316). 2. Nicht konzessionspflichtig sind Eisenbahnunternehmungen des Staats, dagegen werden Eisenbahnunternehmungen der Gemeinden oder sonstiger Kommunalverbände „Privat"-Unternehmungen im Sinne der Nr. 1 und deshalb konzessionspflichtig sein, selbstverständlich aber nur, wenn sie gewerbemäßig betrieben werden. Eisenbahnunternehmungen einer der Hof­ haltungen des K. Hauses sind ebenfalls nicht konzessionspflichtig, da das Gewerbegesetz auf Gewerbsunternehmungen solcher überhaupt keine Anwendung findet (Art. 32 Abs. 2 Nr. 3). Eisenbahnunternehmungen fremder Staaten sind keine Privatunternehmungen schon nach der Wortfassung nicht; außerdem trifft der Grund, warum staatliche Unternehmungen von der Konzessions­ pflicht ausgenommen wurden, „nämlich, daß sie als Staatsanstalten keinen Gegen­ stand der Gewerbegesetzgebung bilden" (Mot. zu Art. 8) ebenso wohl für fremde Staaten, wie für den bayerischen Staat zu. 3. Unter Abs. 1 fallen wie unter das Gesetz überhaupt nur gewerbliche, nicht aber für den Privatgebrauch bestimmte Eisenbahnunter­ nehmungen; demgemäß schreibt hiefür auch § 15 der VO. vom 22. Juni 1855 (VMBlE. 1910, 45) nur baupolizeiliche Genehmigung vor. 4. Wegen der Zuständigkeit zur Erteilung der Konzession für den Betrieb von Privateisenbahnen s. VO. vom 20. Juni 1855, die Erbauung von Eisenbahnen betreffend, mit den durch allerh. Entschl. vom 15. Januar 1910 erfolgten Änderungen abgedruckt VMBlE. 1910, 45; siehe hierzu weiter die VMB. vom 24. Januar 1910, Ausübung der staatlichen Aufsicht über Privateisenbahnen (VMBlE. 29). ’) ’) Vgl. zur Frage der Konzessionserteilung für Privateisenbahnen und insbesondere hin­ sichtlich der rechtlichen Wirkungen der erteilten Konzession auch Rohmer in BlAdmPr. 1904, 314.

5. Hinsichtlich des Apothekergewerbes') ist im besonderen zu bemerken: Art. 8 unterscheidet die Konzession zum Apothekergewerbe (Abs. 1) und die Führung des Nachweises der persönlichen Befähigung (Abs. 2); dieser Unterscheidung trägt auch die Gewerbeordnung Rechnung. Die Frage der Approbation, d. h. des Nachweises der persönlichen Befähigung, ist nun durch die Reichsgewerbeordnung § 29 und die Strafbestimmung des § 147 Nr. 1 geregelt. Die Approbation gibt aber noch nicht die Befugnis zum selbständigen Betrieb einer Apotheke; denn nach § 6 GewO, findet sie auf die Errichtung und Verlegung von Apotheken keine Anwendung. Insoweit gilt demnach noch Art. 8. Der Betrieb einer Apotheke ohne Approbation ist demnach nach § 147 Nr. 1 GewO., die Verletzung der Be­ stimmungen über die Konzession aber nach Art. 8 GewG. mit Art. 154 PStGB. strafbar (OLGMSt. 10, 208); s. wegen der Anwendung des letzteren Artikels an Stelle des Art. 28 GewG. die Anmerkungen zu letzterem. **)

Art. 9. Von der Regel des Art. 8 treten folgende Ausnahmen ein, und zwar in bezug auf die

a) Medizinal-Gewerbe. Die Verordnungen über die Handapotheken, wie über den Verkauf von kosmetischen oder Geheimmitteln werden durch die Bestimmung des Art. 8 nicht berührt.

1.

2.

3.

4.

5.

b) Wirtschafts-Gewerbe. Der Ausschank des eigenen Erzeugnisses bleibt den Bräuern in einem hiefür bezeichneten Lokale und auf ihren Lagerkellern, des­ gleichen nach Maßgabe des örtlichen Herkommens und der ortspoli­ zeilichen Vorschriften den schenkberechtigten Kommunbrauern und Weinbauern gestattet. Sämtliche genannte Gewerbetreibende unterliegen hierbei den durch Gesetze und Verordnungen festgestellten Verpflichtungen der Inhaber von Wirtschaftsgewerben. Apotheker haben das Recht, in Verbindung mit ihrem Gewerbe jene geistigen Getränke im kleinen zu verkaufen, zu deren Führung fie nach der Pharmakopöe verpflichtet sind. Ob und inwieweit die Inhaber von Konditoreien sich mit der Ver­ leitgabe geistiger Getränke befassen dürfen, bleibt oberpolizellicher Regelung Vorbehalten. Innerhalb der Kasernen, der Lagerplätze bei mllitärischen Manövern, sowie auf Märschen dürfen die von den Militärbehörden, — in den Bahnhöfen, Stations- und Halteplätzen die von der einschlägigen Bahnbehörbe, auf den Schiffen die von den Unternehmern — auf­ gestellten Personen Getränke ausschenken und Speisen verabreichen. Kostreicher öffentlicher Anstalten dürfen an die Angehörigen der Anstalt nach den Bestimmungen der Aufsichtsbehörde Speisen und Getränke abgeben.

*) Vgl. hinsichlich des Apothekergewerbes auch BlAdmPr. 1873, 209 und 316. *) Vgl. zu dieser Frage auch Müller in BlAdmPr. 1903,169; die Führung des Apo­ thekertitels durch Drogisten bemißt sich nun nach Art. 72 a PStGB. mit BO. vom 15. März 1901 (GVBl. 157). Schtedermair, Nebengesetze.

23

6. Das Halten von Privatkosttischen, sowie die Verabreichung von Speisen über die Gasse, ohne Abgabe von Getränken, ist ohne be­ sondere Erlaubnis gestattet. A. Bemerkungen zu Art. v im allgemeinen. Art. 9 hat, da er lediglich eine Ausnahme von Art. 8 enthält, nur mehr mit der gleichen Einschränkung gesetzliche Wirksamkeit, wie sie nach dem bei Art. 8 Anm. 1 Bemerkten für Art. 8 gilt. Lit. b Nr. 3 ist durch Gewerbe­ ordnung aufgehoben (OGHSt. 4, 591); das gleiche muß von lit. b Nr. 4—6 gelten.

1.

2. Der Brauereibetrieb als solcher, die Fabrikation und der Groß­ handel sind von vorneherein keiner Konzession unterworfen (KdAbg. 1866/69 GGA. 1. Abt. Beil. S. 77). B. Bemerkungen zu Art. 9 11t. b Nr. 1.

I. Allgemeine Bemerkungen.

1.

Lit. b Nr. 1 hat eine besondere Bedeutung erhalten auf Grund des Gesetzes vom 12. Juni 1872 (RGBl. 170), betr. die Einführung der Gewerbeordnung vom 21. Juni 1869 in Bayern usw. in der Fassung des Gesetzes vom 23. Juli 1879 (RGBl. 267) Art. 3, wonach in Bayern, soweit bis dahin der Ausschank der eigenen Erzeugnisse an Getränken ohne polizeiliche Er­ laubnis statthaft war, es einer solchen auch in der Folge nicht bedürfen soll. Da unbefugter, der lit. b Nr. 1 widersprechender Ausschank nicht nach einer landes­ rechtlichen, sondern nach der reichsrechtlichen Strafbestimmung der §§ 33, 147 Abs. 1 Nr. 1 GewO, bestraft wird, soll hier im wesentlichen lediglich die zu Art. 9 lit. b Nr. 1 vorliegende *) Rechtsprechung zusammengestellt werden. *)

2. Die Befugnisse der Brauer einerseits und der schankbe­ rechtigten Kommunbrauer und der Weinbauern andrerseits sind verschieden; für erstere bestehen zwei Ausschankstellen, „das bezeichnete Lokal" und der Lagerkeller, für letztere entscheiden lediglich das örtliche Herkommen und die ortspolizeilichen Vorschriften (ObLGMSt. 8, 244). 3. Die Bestimmung der lit. b Nr. 1 findet nicht nur für bereits be­ stehende Brauereien, oder für bereits schenkende Kommunbrauereien oder Weinbauern Anwendung; es ergibt sich das schon aus der Fassung des Gesetzes. II.

Die rechtliche Stellung der Brauer.

1.

Eigenes Erzeugnis liegt nicht vor, wenn das Bier zwar selbst gesotten wird, aber zur Gärung der Lagerkeller und die Fässer eines anderen verwendet werden (OLGMSt. 6, 633). 2. Brauer im Sinne des Art. 9 lit. b Nr. 1 ist nur, wer das Brauerei­ gewerbe selbständig mit eigens für ihn bestimmten Ein- und Vorrichtungen betreibt (ObLGMSt. 9, 104). Brauer im Sinne des Art. 9 ist nicht, wer eine Brauerei zur gemeinschaftlichen Benützung mit dem Eigentümer gemietet hat und abwechselnd mtt diesem dort Bier braut (OLGMSt. 6, 681).

3. Der Bierbrauer kann die durch Art. 9 lit. b Nr. 1 eingeräumten Be­ fugnisse durch einen Vertreter ausüben. Vertreter ist derjenige, welcher *) Die Rechtsprechung geht nicht immer von einheMchen Grundsätzen aus. ') Vgl. zu Art. 9 lit. d Nr. 1 Müller in BlAdmPr. 1901,205.

den Bierausschank im Auftrage des Brauers auf dessen Rechnung und Gefahr betreibt. Ein Dritter, der auf eigene Rechnung, wenn auch auf dem Lagerkeller des Brauers dessen Erzeugnis ausschenkt, bedarf der polizeilichen Erlaubnis (ObLGMSt. 4, 376; OLGMSt. 8, 406).

4. Das Lokal, in dem der Brauer das Bier ausschenken will, muß in der nämlichen politischen Gemeinde gelegen sein, wie die Brauerei (ObLGMSt. 6, 263); es ist aber nicht notwendig, daß es in derselben Ortschaft liegt (ObLGMSt. 5, 131). Besitzt ein Bierbrauer zwei selbständig für sich betriebene Brauereien, so kann er für jede ein besonderes Schanklokal beanspruchen, gleichgültig, ob sich letztere an einem Orte, oder in zwei Gemeinden befinden; Graßmann in BlAdmPr. 1898, 277 (281). 5. Lagerkeller sind die unterirdisch angelegten, entweder von Natur aus kühlen oder künstlich kühl gehaltenen Räume, die dazu bestimmt und geeignet sind, das Bier zur Erlangung der Schankreife aufzunehmen und zu lagern. Es ist für diesen Zweck und diese Eigenschaft unerheblich, ob sie sich in selbständigen, von einer Braustätte getrennten Kellergebäuden') befinden, oder ob sie in etngemauerten Räumen bestehen, oberhalb deren eine Braustätte eingebaut und im Betrieb ist (ObLGMSt. 9, 185).**) Lagerkeller ist nur ein solcher Keller, der nicht mit dem Brauhaus verbunden und dort eingebaut ist (BayVGH. in BahZ. 1905, 160). Als Lagerkeller ist jeder Keller anzusehen, der geeignet ist und den Zweck hat, zur Einlagerung von Bier zu dienen, das in Nachgärung begriffen ist und im Keller die zum Genusse erforderliche Reife erlangen soll, und der zu diesem Zwecke auch tatsächlich benutzt wird. Hiernach kann ein Raum nicht als Lagerkeller angesehen werden, der zur Zeit des dort vorge­ nommenen Bierausschanks nicht als Lagerkeller in Gebrauch steht (ObLGMSt. 5, 144). Auf dem Lagerkeller wird das Bier auch dann ausgeschenkt, wenn es in den unterirdischen Räumen des Kellers ausgeschenkt wird (OLGMSt. 6, 8).®) Eine Grenze fiir die zulässige Entfernung zwischen Lagerkeller und Brauhaus besteht nicht; sie können insbesondere in verschiedenen Gemeinden liegen (ObLGMSt. 2, 67). Zwischen dem Brauereibetrieb und dem Lagerkeller muß in örtlicher und gewerblicher Beziehung ein Zusammenhang be­ stehen; er muß nach den Verhältnissen der Brauerei für den Betrieb notwendig sein und tatsächlich zur Einlagerung von grünem Bier benutzt werden; die Ein­ lagerung von Kräuselbier genügt nicht (ObLGMSt. 11, 279; Recht 1911, 735). Ein Lagerkeller im Sinne des Gesetzes liegt nicht vor und Bestrafung tritt ein, wenn die Einlagerung von Bier in dem Keller nicht ernstlich zum Zwecke des Brauereibetriebs, sondern zur Erschleichung einer Bieraus­ schankgelegenheit, zur Umgehung des Gesetzes erfolgt (ObLGMSt. 4, 34; 10, 207). Auf den Lagerkellern ist der Ausschank gestattet ohne Rücksicht auf deren Zahl und ohne Rücksicht darauf, ob in ihnen das ganze Jahr hindurch Bier gelagert wird oder nur während einzelner Monate. Entscheidend ist, daß der Keller sich zum Lagerkeller eignet, daß er den Zweck hat, zur Ein­ lagerung von Bier, das in der Nachgärung begriffen ist, sei es Winter- oder Sommerbier, zu dienen, und daß er zu diesem Zwecke auch tatsächlich benutzt wird (ObLGMSt. 7, 51; 2, 67); anders OLGMSt. 2, 439, das die Lagerung von Sommerbier fordert; hiegegen, es sei gleichgültig, ob Winter- oder Sommerbler *) Anders eine Kreisregierung MAdmPr. 1889,385. *) S. hierzu BlAdmPr. 1909,376 und v. Payr in BayZ. 1912,145. •) Anders eine Kreisregierung in BlAdmPr. 1889,391.

OLGMSt. 3, 418; durch längere Nichtbenutzung verliert ein Lagerkeller diese seine Eigenschaft nicht (OLGMSt. 3, 418). Auf dem Lagerkeller wird das Bier auch dann ausgeschenkt, wenn es in einem Schanklokal ausgeschenkt wird, das zu dem Anwesen (-Gebäude) gehört, bei dem sich der Lagerkeller be­ findet (OLGMSt. 5, 158). Dagegen ist es nicht zulässig, es in einem von dem Lagerkeller durch eine öffentliche Straße getrennten und mit diesem auch sonst nicht räumlich verbundenen Wohnhaus auszuschenken (OLGMSt. 6, 526). Auf dem Lagerkeller darf auch dort nicht reif gewordenes Bier aus­ geschenkt werden (ObLGMSt. 2, 67; OLGMSt. 5, 158; OLGMSt. 1, 455). 6. Auf den Lagerkellern ist den Brauern nur der Ausschank von Braun­ bier, nicht auch von Weißbier, gestattet, indem hierfiir bezeichneten Lokale besteht ihre Ausschankbefugnis hinsichtlich beider Arten von Bier (ObLGMSt. 10, 207). 7. Ein Brauer, der auf seinem Brauanwesen die beiden selb­ ständigen Rechte, das Braurecht und das Tafernrecht, ausübt, hat nicht die Befugnis, noch auf Grund seiner Brauereigerechtsame in einem weiteren Lokale sein eigenes Bier ohne polizeiliche Erlaubnis zu verzapfen, auch dann nicht, wenn er nicht bloß die Brauschanklokalitäten, sondern auch das Tafernrecht selbst an einen Dritten verpachtet hat (ObLGMSt. 7, 116; 8, 75; 11, 429).*)

8. Bei realen Rechten hat die Distriktspolizeibehörde bei Erteilung der Er­ laubnis zum Betrieb der Gast- oder Schankwirtschast nicht die Bedürfnis­ frage, bei realradizierten auch nicht die Lage des Lokals zu würdigen (ObLGMSt. 11, 429). Auch kann die Einstellung eines unter Art. 9 lit. b fallenden Geschäftsbetriebs nach § 53 Abs. 2 und § 54 GewO, verfügt werden, wenn Tatsachen vorliegen, auf Grund derer gemäß § 33 GewO, die Er­ laubnis zum Betrieb versagt werden könnte (BayBGH. 26, 113). HI. Die rechtliche Stellung der Kommunbrauer') und der Weinbauern. 1. Das Wesen einer Kommunbrauerei liegt darin, daß die einem bestimmten Gemeindeverbande angehörigen, im Besitze des Bürgerrechts befindlichen Anwesensbesitzer in einem oder mehreren bestimmten Brauhäusern Bier brauen und das Erzeugnis in ihren Anwesen ausschenken dürfen. Die Rechte der Kommun­ brauer sind teils realer Natur, teils beruhen sie auf landesrechtlich erteilten und später ausdrücklich anerkannten Vorzugsrechten gewiffer Gemeindebürger (OLGMSt. 7, 365; 6, 433). Die Anteilsrechte der einzelnen Beteiligten können verschieden sein; OLGMSt. 6, 322 (333). Eine Kommunbrauberechtigung hat zur Voraussetzung, daß ein eigentliches Kommunbrauhaus besteht, das entweder Gemeinde­ eigentum oder Eigentum einer Gesellschaft sein kann, oder doch ein solches bestimmtes Privatbrauhaus, in welchem, sei es vorübergehend, sei es ständig, den Kommun­ brauberechtigten das Brauen gestattet ist (ObLGMSt. 2, 205). Schankberechtigte Kommunbrauer verlieren dadurch allein, daß sie das Eigentum des Kommunbrau­ hauses erwerben, ihr Braurecht nicht; für die Eigenschaft eines Kommun­ brauhauses als solchen ist es belanglos, in wessen Eigentum es steht (OLGMSt. 7, 365; 6, 322; 6, 433; anders 3, 175).

2. Ein eigenes Erzeugnis der Kommunbrauer, das verschenkt werden darf, liegt auch dann, und zwar für jeden der beteiligten Kommunbrauer vor, wenn mehrere Kommunbrauer das Bier gemeinschaftlich herstellen und *) Vgl. hierzu auch Graßmann in BlAdmPr. 1898,277. ’) Wegen der rechtlichen Verhällnisse der Kommunbrauereien im allgemeinen s. BlAdmPr. 1887, 49.

dann unter sich verteilen (ObLGMSt. 8, 185). [Sier, das nicht auf Namen, Rechnung und Gefahr des Kommunbrauberechtigten hergestellt wurde, ist, wenn es auch im Kommunbrauhaus hergestellt wurde, nicht eigenes Erzeugnis des Kommunbrauberechtigten (ObLGMSt. 7, 35). Das Bier muß nur das wirtschaftliche, nicht das gewerbliche Erzeugnis des Kommunbrauberechtigten sein; auch ersteres muß es nur sein, soweit das Einsieden in Frage kommt, nicht aber hinsichtlich der nachfolgenden Behandlung (ObLGMSt. 1, 190).

3. Die Verjährung von Kommunbraurechten, die auf einem Privatrechtstitel beruhen, bemißt sich nach dem in Betracht kommenden Titel des bürgerlichen Rechts; die auf dem öffentlichen Rechte, dem Gemeindeverband, be­ ruhenden Kommunbraurechte (Art. 32 Abs. 1 GemO.) verjähren überhaupt nicht (Braun in BlAdmPr. 1907, 65). Dagegen Meyer Eduard (ebendort 1907, 392) unter anderer Auffassung der rechtlichen Natur der Kommunbraurechte. 4. Das örtliche Herkommen und die ortspolizeilichen Vorschriften sind auch maßgebend für die Frage der Übertragbarkeit des Kommunbraurechtes; doch ist bei Kommunbraurechten, die radizierte Gewerberechte sind, gewerbepoli­ zeiliche Genehmigung notwendig (ObLGMSt. 9, 104). 5. Weinbauern im Sinne des Art. 9 lit. b Nr. 1 sind jene, welche Wein bauen und daraus Traubenwein bereiten (ObLGMSt. 7, 41). Es ist gleichgültig, ob der Weinbauer die Arbeiten selbst verrichtet, oder den Weinberg durch ftemde Hände bestellen läßt, ferner, ob er nebenbei noch ein anderes Gewerbe treibt, endlich ob der Weinberg ihm selbst gehört oder ob er nur die Nutzung hat (OLGMSt. 4, 78). Kein Weinbauer im Sinne des Gesetzes ist, wer den Wein zwar selbst bereitet, aber mit dem Traubenmost eines andern (OLGMSt. 6, 633). G. Das örtliche Herkommen (und die ortspolizeilichen Vor­ schriften) sind nur maßgebend für die Frage, inwiefern die Beteiligten ohne Konzession ausschenken dürfen, dagegen können sie ihren Betrieb in bezug auf den An- und Ausbau des Weines und die Herstellung des Bieres beliebig regeln (ObLGMSt. 8, 185). IV. Die Rechtsverhältnisse in der Pfalz. In der Pfalz kommt lit. b Nr. 1 überhaupt nicht zur Anwendung, denn er ist nur eine Ausnahme von Art. 8 Abs. 1 Nr. 4 und dieser gilt nur für das rechtsrheinische Bayern (ObLGMSt. 10, 159; 9, 217; Recht 1912, 247). Anders ObLGMSt. 7, 41; OLGMSt. 4, 78; 6, 633; 6, 681; BayVGH. 3, 682; 5, 35; 21, 65; 30, 25. Wegen der Frage, ob in der Pfalz hinsichtlich des Ausschanks eigener Erzeugnisse Gewerbefreiheit besteht, und der Befugnisse der Strauß-/) Hecken-, Rädchenwirte s. die angeführten E.; BlAdmPr. 1884, 17; 1906, 98; Zöller in BayZ. 1911, 14; Michel ebendort 1911, 106; Wassermann in SeuffBl. 1911, 192. Neuerdings hat das ObLGMSt. in dieser Richtung folgende Grundsätze angenommen: 1. Der Weinbauer der Pfalz bedarf keiner gewerbepolizeilichen Genehmigung, wenn er den in der Pfalz von ihm erzeugten Wein als Straußwirt in der Gemeinde der Pfalz ausschenken will, in der er ihn gewonnen hat. 2. Der Weinbauer darf den Wein als Straußwirt in der Ge­ meinde der Pfalz ausschenken, in der er ihn gewonnen hat; der Ausschank hat sich auf die in der Gemeinde erzeugte Menge zu beschränken. 3. Der Weinbauer

1.

*) Strauß-, Hecken-, Rädchenwirtschaft bezeichnet den Ausschank des eigenen Erzeugnisses durch die Weinproduzenten (KdAbg. 1866/69, GGA. 1. Abt. Beil. S. 78).

darf auch als Straußwirt an seinem Wohnort in bergen in der Pfalz von ihm gewonnenen Wein Gemeinde des Gewinnungsortes gewonnen hat darf auch unter Einhaltung der Vorschriften (ObLGMSt. 11, 194).

der Pfalz den aus seinen Wein­ ausschenken, den er nicht in der (BayZ. 1911, 227). Der Wein des Weingesetzes gezuckert sein

Art. 10. Ob und unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen die Errichtung von Filialgewerben oder ein vorübergehender Gewerbsbetrieb ohne Konzession Platz greifen kann, bleibt dem Ermessen der zuständigen Behörde überlassen.

1. Wegen der fortdauernden Wirksamkeit des Art. 10 gilt das bei Art. 9 Anm. 1 Satz 1 Bemerkte. Art. 11. 1. Jede Konzession ist persönlich. 2. An Korporationen, Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien und andere Erwerbsgesellschaften findet die Konzessionsverleihung nur auf eine bestimmte Reihe von Jahren statt. 3. Inhabern von realen und radizierten Gewerben darf, soferne die­ selben den vorgeschriebenen persönlichen Voraussetzungen genügen, die zur Ausübung des Gewerbes erforderliche Konzession nicht verweigert werden. 4. Reale oder radizierte Gewerbe können durch Stellvertreter ausgeübt oder verpachtet werden. 5. Stellvertreter oder Pächter müssen die für den selbständigen Betrieb des betreffenden Gewerbes nötigen Eigenschaften haben, und der Behörde, welcher die Konzessionsverleihung zusteht, zur Genehmigung angezeigt werden. 6. Diese Behörde hat auch zu bestimmen, inwiefern bei einem persön­ lichen Gewerbe Stellvertretung oder Verpachtung zulässig ist.

1. Wegen der fortdauernden Wirksamkeit des Art. 11 gilt das bei Art. 9 Anm. 1 Satz 1 Bemerkte. 2. Durch Art. 11 ist die für das Gebiet der Reichsgewerbeordnung be­ strittene Frage, ob an eine juristische Person eine Konzession erteilt werden kann,') bejahend entschieden. Art. 12. 1. Die Konzession erlischt: 1. wenn innerhalb eines Jahres nach der Erteilung oder nach dem in der Konzessionsurkunde für die Ausführung etwa bestimmten späteren Zeitpunkte die Ausübung nicht begonnen oder eine Frist­ verlängerung nicht ausgewirkt worden ist, oder wenn der Betrieb länger als zwei Jahre eingestellt wird; 2. durch Ablauf der Zeit, für welche sie erteilt worden ist (Art. 11 Abs. 2); 3. durch Verzicht; *) S. hierüber Ellinger in BlAdmPr. 1904, 289.

4. durch Auflösung der Gesellschaft; 5. durch den Verlust des realen oder radizierten Rechtes; endlich 6. durch den Tod des Berechtigten. 2. Für Rechnung der Witwen darf jedoch das Gewerbe auf Grund der alten Konzession fortgeführt werden; wenn die Natur des Gewerbes es er­ fordert, ist ein befähigter Stellvertreter aufzustellen. 3. Die Konzession kann auf bestimmte Zeit eingestellt oder ganz zurück­ gezogen werden: 1. wenn die Unrichtigkeit der Angaben, auf deren Grund hin die Konzession erteilt worden ist, dargetan wird; 2. im Falle des Art. 8 Ziff. 1, 2 und 6, wenn der Inhaber den Konzesfionsbedingungen ganz oder teilweise nicht nachgekommen und deshalb wiederholt amtlich verwarnt worden ist; 3. in den Fällen des Art. 29.

1. Wegen der fortdauernden Wirksamkeit des Art. 12 gilt das bei Art. 9 Anm. 1 Satz 1 Bemerkte. 2. Die Befugnis der Witwe zur Fortführung des Gewerbes nach Abs. 2 erlischt mit der Wiederverehelichung; denn dann ist sie nicht mehr Witwe (KdAbg. GGA. Abt. 2, 40). V. Erfordernis amtlicher Bestellung und polizeilicher Bewilligung.

Art. 15. Die Regelung der Verhältnisse der Kaminkehrer und der Wasenmeister wird der Verordnung Vorbehalten.

1. Art. 15 hat nur mehr Bedeutung hinsichtlich der Kaminkehrer, vgl. darüber, inwieweit er hinsichtlich ihrer noch gilt, BayVGH. 26, 383; er gilt sonach gemäß § 39 GewO, insofeine, als auf Grund des Art. 15 die Einrichtung von Kehrbezirken erfolgen kann, wobei jedoch die höhere Verwaltungsbehörde, soweit nicht Privatrechte entgegenstehen, die Kehrbezirke aufheben oder verändern kann, ohne daß dem Bezirksschornsteinfeger ein Widerspruchsrecht oder ein An­ spruch auf Entschädigung zusteht. Weiter können int Hinblick auf § 46 GewO, gemäß Art. 15 Bestimmungen darüber getroffen werden, inwiefern das Gewerbe für Rechnung der Witwe während des Mtwenstands, für minderjährige Erben, für die Dauer einer Kuratel oder Nachlaßregulierung durch einen qualifizierten Stellvertreter betrieben werden darf. Endlich kann im Hinblick auf § 47 GewO, auch in Beziehung auf diejenigen Schornsteinfeger, denen ein Kehrbezirk zu­ gewiesen ist, die Behörde bestimmen, inwiefern für sie eine Stellvertretung zulässig ist. Auf Grund dieser Bestimmungen und weiter auf Grund des § 368 Nr. 8 StGB, erging die VO., vom 26. März 1903 (GVBl. 115), die Kaminkehrer betr., geändert durch VO. vom 18. Juli 1908 (GVBl. 363). Diese trifft in § 1 die Bestimmung, daß die Reinigung der Kamine und der Feuerzüge der Malz­ darren, dann das Abziehen und Ausbrennen der Kamine, sowie das Ausbrennen der Rauchrohre nur durch die nach Maßgabe der früheren Vorschriften oder nach der VO. aufgestellten Kaminkehrer, Kaminkehrergeschästsführer und deren Gehilfen erfolgen darf. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen find nicht nach

22. Das Gewerbegesetz.

360

Art. 28 des Gewerbegesetzes, sondern nach § 368 Nr. 8 StGB., soweit sie gewerbe­ mäßig erfolgen, aber nach § 147 Nr. 1 GewO, strafbar. Vgl. OLGMSt. 8, 158. *) Vgl. hinsichtlich der Verhältnisse der Kaminkehrer auch BlAdmPr. 1882, 86. VI. Gewerbetrieb im Umherziehen.

Hausierhandel.

Art. 23. 1 . Der Hausierhandel wird durch Verordnung geregelt. Die Hausier­ scheine werden je auf ein Jahr ausgefertigt. Die Regierung ist ermächtigt, für Ausfertigung eines Hausierscheines eine Abgabe im Maximalbetrage von sechsunddreißig Gulden erheben zu lassen. Das Einkommen aus diesen Ab­ gaben wird für den gewerblichen Unterricht verwendet.

2 3

1.

Vgl. hierzu nunmehr Art. 212a GebG. 1. Für die Ausdehnung der Gültigkeit von Legitimationsscheinen zum Gewerbebetrieb im Umherziehen auf einen anderen Bezirk durch die zu­ ständige Behörde dieses Bezirkes wird eine Gebühr von 2 Mark, wenn aber ein Teil dieses Bezirkes zum Zollgrenzbezirke gehört, eine Gebühr von 4 Mark erhoben. 2. Für Wandergewerbescheine wird eine Gebühr von 5 Mark, für sonstige Gewerbelegitimationsscheine jeder Art sowie für Gewerbe­ legitimationskarten der Handelsreisenden wird eine Gebühr von 2 Mark erhoben. 3. Die für den gewerblichen Unterricht bestimmten besonderen Ab­ gaben werden hierdurch nicht berührt; sie dürfen bis zum Betrage von 100 Mk. erhoben werden. Vgl. zu Art. 212a KdReichsr. 1909'10 Beil. 6, 683; KdAbg. 1909/10 StenB. 10, 554. VII. Gewerbliche Verbindungen.

Art. 27. Die Bestimmungen über die Gewerbe-, Fabrik- und Handelsräte, dann über die Gewerbe- und Handelskammern bleiben der Regierung Vorbehalten.

1. 2.

Art. 27 hat keine direkte strafrechtliche Bedeutung.

Die Regierung kann, weil sie für ihr Anordnungsrecht eine gesetzliche Ermächtigung hat, auch Bestimmungen über die Kostentragung treffen (StenB. 1868/69, 2, 230). VIII. Strafbestimmungen.

Art. 28. Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz und gegen die auf Grund des­ selben erlassenen Verordnungen, ober- und ortspolizeilichen Vorschriften werden. *) Soweit die Entscheidung die nicht gewerbemäßige Kaminreinigung für straflos er­ klärt, hat sie ihre Bedeutung verloren, weil die VO. vom 26. März 1902, abweichend von der VO. vom 27. Februar 1869, sich durch die Bezugnahme auf § 368 Nr. 8 StGB, als feuer­ polizeiliche Vorschrift darstellt.

soweit nicht in den Strafgesetzen bereits maßgebende Bestimmungen enthalten find, als Polizeiübertretungen an Geld bis zu fünfzig Gulden und im Rück­ falle bis zu hundert Gulden bestraft.

1, Art. 28 hat besten Falls noch Bedeutung bei Unterlassung der nach Art. 6 vorgeschriebenen Anzeige (KdAbg. 1866/68 StenB. 2, 231 und 232). Nach KdAbg. 1878/79 Beil. 5, 20 soll er weiter Bedeutung haben für das Apo­ thekergewerbe und für Privateisenbahnunternehmungen, insoweit schlägt jedoch Art. 154 Abs. 1 PStGB. ein; s. Anm. 3. Wegen der Nichtanwendbarkeit des Art. 28 auf das Kaminkehrergewerbe s. die Anm. zu Art. 15. 2. Zuwiderhandlungen gegen andere Vollzugsbestimmungen als Verordnungen und ober- und ortspolizeiliche Vorschriften find nicht strafbar (KdAbg. GGA. Abt. 2, 65); Verordnungen und ober- und ortspolizeiliche Vor­ schriften dürfen nur in den Fällen erlassen werden, in denen im Gesetze eine besondere Ermächtigung hierzu erteilt ist; vgl. die Worte „auf Grund desselben". 3. Eine der in Art. 28 vorbehaltenen anderweiten Straf­ bestimmungen, die die Anwendung des Art. 28 ausschließen, ist insbesondere der Art. 154 Abs. 1 PStGB., der bestimmt: Art. 154. Wer außer den im gegenwärtigen Gesetze besonders vor­ gesehenen Fällen ein Gewerbe, zu dessen Betrieb eine besondere Kon­ zession, amtliche Bestellung oder polizeiliche Bewilligung erforderlich ist, ohne eine solche erlangt zu haben, unternimmt oder wer ein solches Gewerbe auszuüben fortfährt, nachdem die Berechtigung hiezu erloschen, oder die Aus­ übung von der zuständigen Behörde auf bestimmte Zeit eingestellt oder gänzlich eingezogen worden ist, wird an Geld bis zu fünfzig Thalern bestraft. 4. An die Stelle eines Guldens ist jetzt 1,80 Mk. getreten; s. das Münzumrechnungsgesetz. 5. Hinsichtlich des Begriffs des Rückfalls findet das bei Art. 44 ArmG. Anm. 3 Bemerkte Anwendung. 6. Bei dem polizeilichen Charakter der Zuwiderhandlungen gegen Art. 28 mit Art. 6 ist auch fahrlässige Begehung strafbar; Schöller Art. 28 Anm. 1 erachtet Bestrafung ohne jede Schuld als zulässig. 7. Zuwiderhandlungen gegen Art. 28 haben, auch wenn sie im Rückfalle begangen werden, in straftechtlicher Beziehung die Eigenschaft einer Übertsretung; s. Art. 5 AG. StPO.

Art. 29. Wird ein Gewerbe, bezüglich dessen nach den Bestimmungen der Ge­ werbeordnung vom 21. Juni 1869 das landesgesetzliche Erfordernis einer Konzession fortbesteht, zu einer Handlung mißbraucht, welche als Verbrechen oder Vergehen strafbar ist, und wird der Gewerbetreibmde deshalb zu einer Verbrechens- oder Vergehensstrafe verurteilt, so ist die zuständige Gewerbs­ polizeibehörde innerhalb dreier Monate nach eingetretener Rechtskraft des Strafurteils berechtigt, dem Verurteilten den selbständigen Gewerbbetrieb auf die Dauer von höchstens drei Jahren zu untersagen.

1. Art. 29 erhielt seine jetzige Fassung durch Art. 8 AG. StPO.; er hat keine straftechtliche Bedeutung.

2. Wegen der Fälle, in denen landesgesetzlich noch eine Kon­ zession notwendig ist, s. Art. 8 Anm. 1.

362

22. DaS Gewerbegesetz. — 23. Das Erundentlastungsgesetz.

IX. Zostän-igkeit und Verfahren.

Art. 30. Die Zuständigkeit und das Verfahren bei Erteilung, Einziehung zeitweiliger Einstellung gewerblicher Konzessionen wird vorbehaltlich der stimmungen des folgenden Artikels durch Verordnungen festgesetzt, die auch auf den Umfang des betreffenden Gewerbes und die mit demselben bundenen Rechte und Verpflichtungen zu erstrecken haben.

und Be­ sich ver­

1. Art. 30 hat nur mehr Bedeutung in dem gleichen Umfange, in dem nach Art. 8 Sinnt. 1 Art. 8 noch gilt.

Art. 31. 1. Gegen Beschlüsse der ersten Instanz in Gewerbspolizeisachen können die Beteiligten bet der nächst höheren Verwaltungsstelle Beschwerde führen, vorbehaltlich dessen, was daS Gesetz über Errichtung eines Verwaltungs­ gerichtshofes bestimmt. 2. Die Beschwerden find binnen einer vierzehntägigen Frist bei der ersten Instanz schriftlich einzureichen oder zu Protokoll zu geben. 3. Alle nach Abschnitt n und VI bei den Kreisverwaltungsstellen zu erlassenden Beschlüsse find auf Grund kollegialer Beratung zu faffen.

1. Art. 31 hat nur mehr Bedeutung in dem gleichen Umfang, in dem nach Art. 8 Sinnt. 1 Art. 8 noch gilt.

23. Gesetz, die Fortsetzung der Grundentlastung -etr. (Vom 2. Februar 1898; wegen des Inkrafttretens s. Art. 26). ’)

A. Allgemeine Bemerkungen.

1. Änderungen des Gesetzes erfolgten: Hinsichtlich des Art. 22 durch Art. 173 AG. BGB. vom 9. Juni 1899 (GVBl. Beil. 1); hinsichtlich des Art. 25 durch Art. 2 des Gesetzes vom 12. Dezember 1899 (GVBl. 1003); hin­ sichtlich des Art. 22 und weiter durch Einschaltung eines Art. 23 a durch Gesetz vom 10. August 1904 (GVBl. 279); hinsichtlich der Art. 11, 12, 15 und 19 durch Gesetz vom 16. August 1908 (GVBl. 521).

2. Ergänzungen zum Gesetz, und zwar in der Weise, daß durch sie für die Mlösung weitere Mittel zur Verfügung gestellt wurden, enthalten: Art. 1 des Gesetzes vom 12. Dezember 1899 (GVBl. 1003), das Gesetz vom 18. Dezember 1901 (GVBl. 726), Art. 1 des Gesetzes vom 10. August 1904 (GVBl. 279), § 15 des Finanzgesetzes vom 20. August 1906 (GVBl. 555). 3. Bollzugsbestimmungen; FDW. vom 5. Februar 1898 (FMM. 31), geändert durch § 93 der FMB. vom 4. Juni 1903 (FMM. 248); JMB. vom 23. Februar 1898 (JMBl. 81); JJnnFMB. vom 24. August 1910 (GVBl. 633). *) Das Gesetz ist abgebrudt GVBl. 1898,19.

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22. DaS Gewerbegesetz. — 23. Das Erundentlastungsgesetz.

IX. Zostän-igkeit und Verfahren.

Art. 30. Die Zuständigkeit und das Verfahren bei Erteilung, Einziehung zeitweiliger Einstellung gewerblicher Konzessionen wird vorbehaltlich der stimmungen des folgenden Artikels durch Verordnungen festgesetzt, die auch auf den Umfang des betreffenden Gewerbes und die mit demselben bundenen Rechte und Verpflichtungen zu erstrecken haben.

und Be­ sich ver­

1. Art. 30 hat nur mehr Bedeutung in dem gleichen Umfange, in dem nach Art. 8 Sinnt. 1 Art. 8 noch gilt.

Art. 31. 1. Gegen Beschlüsse der ersten Instanz in Gewerbspolizeisachen können die Beteiligten bet der nächst höheren Verwaltungsstelle Beschwerde führen, vorbehaltlich dessen, was daS Gesetz über Errichtung eines Verwaltungs­ gerichtshofes bestimmt. 2. Die Beschwerden find binnen einer vierzehntägigen Frist bei der ersten Instanz schriftlich einzureichen oder zu Protokoll zu geben. 3. Alle nach Abschnitt n und VI bei den Kreisverwaltungsstellen zu erlassenden Beschlüsse find auf Grund kollegialer Beratung zu faffen.

1. Art. 31 hat nur mehr Bedeutung in dem gleichen Umfang, in dem nach Art. 8 Sinnt. 1 Art. 8 noch gilt.

23. Gesetz, die Fortsetzung der Grundentlastung -etr. (Vom 2. Februar 1898; wegen des Inkrafttretens s. Art. 26). ’)

A. Allgemeine Bemerkungen.

1. Änderungen des Gesetzes erfolgten: Hinsichtlich des Art. 22 durch Art. 173 AG. BGB. vom 9. Juni 1899 (GVBl. Beil. 1); hinsichtlich des Art. 25 durch Art. 2 des Gesetzes vom 12. Dezember 1899 (GVBl. 1003); hin­ sichtlich des Art. 22 und weiter durch Einschaltung eines Art. 23 a durch Gesetz vom 10. August 1904 (GVBl. 279); hinsichtlich der Art. 11, 12, 15 und 19 durch Gesetz vom 16. August 1908 (GVBl. 521).

2. Ergänzungen zum Gesetz, und zwar in der Weise, daß durch sie für die Mlösung weitere Mittel zur Verfügung gestellt wurden, enthalten: Art. 1 des Gesetzes vom 12. Dezember 1899 (GVBl. 1003), das Gesetz vom 18. Dezember 1901 (GVBl. 726), Art. 1 des Gesetzes vom 10. August 1904 (GVBl. 279), § 15 des Finanzgesetzes vom 20. August 1906 (GVBl. 555). 3. Bollzugsbestimmungen; FDW. vom 5. Februar 1898 (FMM. 31), geändert durch § 93 der FMB. vom 4. Juni 1903 (FMM. 248); JMB. vom 23. Februar 1898 (JMBl. 81); JJnnFMB. vom 24. August 1910 (GVBl. 633). *) Das Gesetz ist abgebrudt GVBl. 1898,19.

4. Mate rialien: a) Zum Gesetz: KdAbg. 1897/98: Beil. 14 S. 475 (Mot.), 896; 15> S. 126, 147; StenB. 9, 171; 10 S. 50, 706, 712, 713, 724. KdReichsr. 321. Landtag: Beil. 7 S. 252, 268, 311, 328; StenB. 6 S. 383, 441. b) Zur Modelle vom 16. August 1908: KdAbg. 1907/08: Beil. 4 S. 25, (Mot.), 397, 398; StenB. 6, 390. KdReichsr. 35. Landtag: Beil. 3 S. 256, 261, 353, 399; StenB. 1, 597. 5. Litermtur: Fahrmbacher, Das bayerische Gesetz über die Fort­ setzung der Grunidentlastung, 1898; Iblagger, Gesetz, die Fortsetzung der Grund­ entlastung betr., 2. Aufl. 1911; Wolff in BlAdmPr. 1903, 252. 6. Eine Reihe der Begriffe des Gesetzes kehrt wieder in der Novelle zum Forstgescetz vom 26. Februar 1908 und im Güterzertrümme­ rungsgesetz vwm 13. August 1910; während das erstere Gesetz sich an das Gesetz vom 2. Februar 1898 anschließt, steht das Güterzertrümmerungsgesetz selb­ ständig und gibt nicht selten für seine Begriffe Legaldefinitionen; letztere können selbstverständlich idem Gesetz vom 2. Februar 1898 nicht zugrunde gelegt werden. B.

Das Gesetz selbst.

Art. 19. 1. Wird eim landwirtschaftlicher Gutskomplex durch einen gewerbsmäßigen Händler mit lamdlichen Grundstücken, gleichviel ob im eigenen Namen oder in Vollmacht eimes anderen, zertrümmert, so müssen die sämtlichen auf dem zu zertrümmernden Anwesen oder dessen einzelnen Bestandteilen lastenden Bodenzinse von idem Güterhändler abgelöst werben. Darüber, ob jene Voraus­ setzungen gegebem find, entscheidet im Streitfälle die Dtstriktsverwaltungsbehörde, in derem Bezirk der Gutskomplex liegt, in erster, der K. Verwaltungs­ gerichtshof in zweiter und letzter Instanz. 2. Der GLterhändler ist verpflichtet, bevor er eine Gutszertrümmerung durchführt, dem Rentamte, in dessen Bezirk der Gutskomplex liegt, Anzeige zu erstatten; da« Rentamt hat sodann die Ablösungsschuldigkeit zu berechnen und von dem Güterhändler einzuziehen. Unterläßt dieser die Anzeige, so verfällt er in eiine Geldstrafe, welche dem ein- bis dreifachen Betrage der Ablösungsschuldiigkeit gleichkommt. 3. Von der Verpflichtung zur Ablösung der Bodenzinse nach Abs. 1 und zur Anzeigeerstattung an bas Rentamt sind die gemeinnützigen ländlichen Darlehenskaffenvereine befreit. Ein Darlehenskassenverein gilt als gemein­ nützig nicht, Wenin satzungsgemaß die Einzahlungen der Mitglieder mit mehr als fünf vom Hundert verzinst werden oder den Mitgliedern im Falle der Auflösung des Vereins mehr als die Einzahlungen ausgeantwortet wird.')

1. Landwirtschaftlicher Gutskomplex. Aus der allgemeinen Bedeutung dieses Ausdruckes ergibt sich folgendes? a) Erforderlich ist, daß ein einheitlich bewirtschaftetes Ganzes vorhanden ist; die ein­ zelnen Grundstücke können auch räumlich getrennt sein. Es gehören nicht notwendig alle Grundstücke, die einem Rechtssubjekt gehören, zu dem landwirtschaftlichen Guts­ komplex (BahVGH. 24, 292). b) Daß einzelne zu einem Komplex gehörige Grund­ stücke gewerblichen oder sonstigen nicht landwirtschaftlichen Zwecken dienen, hindert *) Abs. 3 ist bsigefügt durch das Gesetz vom 16. August 1908 (GVBl. 521).

nicht, einen landwirtschaftlichen Gutskomplex anzunehmen; es gehören auch diese Grundstücke dazu, wenn sie mit der Gesamtheit im wirtschaftlichen Zusammenhang stehen, c) Der Komplex verliert seine Eigenschaft als landwirtschaftlicher Guts­ komplex nicht dadurch, daß er vorübergehend nicht bewirtschaftet wird, d) Not­ wendig ist, daß Wohn- und Wirtschaftsgebäude vorhanden sind; letzteres ergibt sich daraus, daß das Gesetz den Ausdruck Anwesen dem Ausdruck landwirtschaft­ licher Gutskomplex gleichstellt, e) Die Größe des Komplexes ist gleichgültig, auch ein kleines Anwesen ist ein Anwesen (BayVGH. 22, 223). f) Ein Teil eines Gutskomplexes ist kein Komplex im Sinne des Gesetzes; er darf erworben und zertrümmert werden, ohne daß das Gesetz Anwendung findet (ObLGMSt. 9, 319; anders BayVGH. 29, 74).') b) Unter einem landwirtschaftlichen Gutskomplex (anders ist der Begriff „ländlich,,) versteht man, entsprechend dem sonstigen Sprachgebrauch, einen solchen, bei dem eine Bewirtschaftung, wie sie in den bäuerlichen Betrieben herkömmlich ist, vorherrscht; Waldgrundstücke sind dann inbegriffen, wenn der forstwirt­ schaftliche Betrieb noch als die Nebensache erscheint; nach dem gleichen Gesichts­ punkt bemißt sich die Frage, inwiefern die Eigenschaft eines landwirtschaftlichen Gutskomplexes durch den gleichzeitigen Betrieb einer Handels- oder Gewerbetätigkeit berührt wird. 2. Durch einen gewerbsmäßigen Händler mit ländlichen Grundstücken.2) a) Der Begriff „gewerbsmäßig" findet sich in einer Reihe von Para­ graphen des Strafgesetzbuchs, so in den §§ 260, 284, 294, 302 d, 361 Nr. 6. In feststehender Rechtsprechung hat das Reichsgericht allmählich folgende Begriffs­ bestimmung aufgestellt: Zur Gewerbemäßigkeit eines Betriebs ist der Wille des Handelnden erforderlich, eine fortgesetzte, auf Erwerb gerichtete Tätigkeit auszu­ üben. Zur Erfüllung des Begriffs kann schon eine einzelne Handlung aus­ reichen, soferne sie den auf Wiederholung gerichteten Erwerbswillen betätigt (RG. 12, 388). Das fortgesetzte Vorhandensein einer auf einen Vermögensvorteil gerichteten Absicht würde den Begriff nicht erfüllen, vielmehr muß die Absicht, wenn auch nur einmal vorhanden, auf ein fortgesetztes gleichartiges Handeln zum Zwecke des Erwerbes gerichtet sein (RGRsPr. 9, 714). Das Motiv des Täters ist gleichgültig, insbesondere ist Gewinnsucht nicht notwendig; entscheidend ist nur der Wille, fortgesetzt zu erwerben, und diesen Willen kann der Täter haben, wenn er aus einem anderen Grund als durch Gewinnsucht zur Tat bestimmt wird (RGSt. 33, 237). Vgl. auch RGSt. 38, 359; 36, 427. Diese Begriffsbestimmung des Reichsgerichts, die auch fast allgemein Anerkennung gefunden hat, ist auf Grund allgemeiner Erwägungen, nicht etwa auf Grund der besonderen Gestaltung eines bestimmten Delikts erfolgt; sie darf deshalb auch auf die Auslegung unseres Art. 19 übertragen werden, da keine Anhaltspunkte be­ stehen, daß hier die Worte in einem von der allgemeinen Wortbedeutung ab­ weichenden Sinn aufzufassen wären. Zu eng fassen den Begriff BayVGH. 24, 121 und ObBK. 1904, 37, wonach „eine fortgesetzte Tätigkeit" erforderlich wäre; es genügt, wie bemerkt, eine einmalige Tätigkeit, die in der Absicht eines J) Daß die Anzeigepflicht nur für landwirtschaftliche Gutskomplexe eingeführt ist, hängt damit zusammen, daß für Grundstücke, die dem landwirtschaftlichen Betrieb dauernd entzogen werden, schon hiewegen eine besondere Ablösungspflicht durch Art. 21 des Gesetzes begründet ist. 2) Der Begriff des gewerbsmäßigen Güterhändlers ist hier im gleichen Sinne wie in Art. 42a, 42b, 42c, des Forstgesetzes und Art. 1 des Güterzertrümmerungsgesetzes gebraucht; es dient deshalb die hierzu vorliegende Literatur und Rechtsprechung auch der Aus­ legung des Art. 19.

fortgesetzten Erwerbes entfaltet wird. Daß tatsächlich ein Gewinn eintritt, ist nicht erforderlich; es genügt die Absicht, zu gewinnen. Notwendig zur An­ nahme einer gewerbsmäßigen Tätigkeit ist nur die Absicht zu einer fortgesetzten d. h. einer sich wiederholenden Tätigkeit, nicht aber zu einer dauernden Tätigkeit d. h. einer ununterbrochenen oder einer einen gewissen längeren Zeit­ raum sich fortsetzenden Tätigkeit (BayVGH. 19, 294).x) b) Dem Umstand, ob jemand bei der Finanzbehörde oder bei der Polizeibehörrde als gewerbsmäßiger Güterhändler ange­ meldet ist, oder wieder abgemeldet ist, ist im Gesetze keine Bedeutrmg beigemessen; es entscheidet lediglich die tatsächliche Ausübung des gewerbsmäßigen Güterhandels (BayVGH. 19, 294). Unrichtig ist deshalb die Erklärung des Finanzministers, gewerbsmäßiger Güterhändler sei ein solcher, der in den Büchern des Bezirks­ amts als ein solcher eingetragen ist (s. KdAbg. 1897/98 StenB. 10, 712). c) Das Gesetz findet Anwendung auf gewerbsmäßige Händler mit ländlichen Grundstücken; es ist nicht notwendig, daß sie die Güter gewerbsmäßig zertrümmern, es genügt, wenn sie sie im ganzen veräußern (ObLGMSt. 9, 378 und SeuffBl. 75, 182). Der Güterhandel muß als Selbstzweck betrieben werden; nicht unter das Gesetz fällt z. B. eine Holzbearbeitungsanstalt, die kauft und verkauft, um Holz zur Bearbeitung zu haben. Unter das Gesetz fällt nicht der gewerbemäßige Güterhandel, sondern der gewerbemäßige Güterhändler, er muß das Gewerbe als selbständiges Gewerbe allein oder neben einem anderen Berufe betreiben, er muß Güterhändler im landläufigen Sinne sein (so die zitierte Entsch. dagegen BayVGH. 32, 59 und 63; Goldschmit BayZ. 1910, 447; Braun, Güterzertrümmerungsgesetz Art. 1 Anm. 4; s. auch BayZ. 1911, 370). Es muß der Güterhandel als solcher gewerbsmäßig betrieben werden, es genügt nicht ein Güterhandelsgeschäft im Rahmen einer sonst anders gearteten gewerbemäßigen Tätigkeit (ObLGMSt. in SeuffBl. 1912, 53). Beabsichtigt muß sein Gewinnerzielung durch handelsmäßigen Umsatz, nicht durch bessere Bodenbenützung (ObLGMSt. 11, 309). d) Ländliche Grundstücke sind offensichtlich, wie in § 35 Abs. 3 GewO., das Gegenstück zu städtischen Grundstücken; der Gegensatz stellt sich selbstverständlich nicht auf den staatsrechtlichen Begriff von Stadt und Land ab, sondern man wird, entsprechend dem allgemeinen Sprachgebrauch, unter den ländlichen Grundstücken jene zu verstehen haben, deren wirtschaftliche Nutzung in der Hauptsache in der Benützung zur Hervorbringung von Bodenerzeugnissen einfacherer Art besteht; es gehören also hierher auch die Waldgrundstücke, nicht aber Blumengärtnereien. Der Begriff der landwirtschaftlichen Grundstücke ist ein anderer. e) Die Zertrümmerung muß durch einen gewerbsmäßigen Händler erfolgen. Im einzelnen ergibt sich hieraus folgendes: a) Die konkrete Zertrümmerung muß nicht gewerbsmäßig sein, wenn nur ein gewerbsmäßiger Händler zertrümmert (so richtig BayVGH. 24, 167). ß) Ablösungs- und anzeigepflichtig ist nur, wer gewerbsmäßiger Händler ist. Allein als Teilnehmer (Anstifter, Gehilfe und Mittäter) kann auch eine Person gestraft werden, bei der dieses Merkmal nicht vor­ liegt, wenn nur der Täter oder einer der Mittäter gewerbsmäßiger Händler ist. Denn das Merkmal der Gewerbsmäßigkeit muß nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen nur beim Täter (oder bei einem der Mittäter) vorhanden sein, soweit es, wie auch 2) Vgl. über den Begriff des gewerbsmäßigen Güterhandels auch die allerdings nicht llaren Ausführungen bei ObLGMSt. 5, 245.

hier, strafbegründendes, nicht bloß strafschärfendes Moment ist (RGSt. 25, 266 und andrerseits 22, 51). y) Auch eine juristische Person, insbesondere eine Terraingesellschaft kann gewerbsmäßiger Händler sein, denn das Gesetz unterscheidet insoweit nicht (BayVGH. 21, 42). Unterlassung der Anzeige zieht aber in diesen Fällen keine Bestrafung, auch nicht etwa bei den Vorstandsmit­ gliedern, nach sich. Denn nur der gewerbsmäßige Händler ist mit Strafe bedroht. Eine juristische Person kann aber nach den allgemeinen Grundsätzen unseres Reichsstraftechts nicht gestraft werden. f) Wird durch einen Bevollmächtigten zertrümmert (veräußert), so ist, wie die Fassung des Gesetzes ergibt, die Anzeigepflicht und die Ablösungspflicht schon dann begründet, wenn der Bevollmächtigte gewerbsmäßiger Güter­ händler ist, es ist nicht notwendig, daß es auch der Geschästsherr ist (BayVGH. 24, 510). Andrerseits genügt es aber auch nicht, wenn (bei Zertrümmerung durch einen Bevollmächtigten) nur der Geschäftsherr gewerbsmäßiger Güter­ händler ist. Es unterliegt keinem Zweifel, daß darnach Umgehungen des Gesetzes möglich sind. Allein es liegt dies in der unvollständigen Fassung des Gesetzes und ein Gesetz darf jedenfalls, soweit es Strafbestimmungen enthält, nicht auf Verhältnisse ausgedehnt werden, die es zweckmäßigerweise unter Strafe gestellt hätte, aber nicht in seinen Bereich gezogen hat (a. A. BayVGH. 22, 73; 22, 195). g) Mangels Verschuldens des Händlers tritt keine Bestrafung ein, wenn sie auf Grund eines gegen ihn gerichteten Zwangs (Zwangsvollstreckung, Zwangsenteignung u. ä.) erfolgt. 3. Im eigenen Namen und in Vollmacht eines andern. „Im eigenen Namen" handelt, wer durch seine Handlungen für sich selber Rechte und Pflichten begründet, „in Vollmacht eines andern", wer auf Grund einer Ermächtigung durch seine Handlungen für einen anderen Rechte und Pflichten schafft. Diese sonst anerkannte Begriffsbestimmung muß auch hier gelten. Bloßes Interesse an der Zertrümmerung genügt nicht. A. A. Pramberger BayZ. 1908, 179 und BlAdmPr. 1908, 351, wonach der Ausdruck „im eigenen Namen" hier „nach tatsächlichen Gesichtspunkten" auszulegen sein soll. Auch RG. in BayZ. 1912, 76 nimmt an, daß der Ausdruck hier nicht „rein formell" zu verstehen sei und unterstellt auch die Fälle dem Gesetz, in denen bloß ein eigenes Interesse besteht. Mit der Fassung des Gesetzes ist dieser Standpunkt unvereinbar, es handelt sich wohl um eine Zweckmäßigkeitsentscheidung, zu der überdies kaum ein Bedürfnis besteht, da für die Fälle, in denen eine Lücke zu bestehen scheint, nicht selten nach den Grundsätzen über die Teilnahme Bestrafung erfolgen lann. *) a) Wer die Veräußerung nur vorbereitet, beim Veräußerungsgeschäft aber nicht selbst handelnd auftritt (der Unterhändler), zertrümmert weder im eigenen Namen noch als Bevollmächtigter (BayVGH. 24, 190; Bek. vom 4. April 1908, JMBl. 96, Zifl. I, 2). Anders ObLGMSt. in BayZ. 1906, 381, das in einem solchen Falle ein Gesellschastsverhältnis annimmt und dieses (un­ richtigerweise) für genügend hält. b) Der stille Gesellschafter treibt nicht selbst ein Gewerbe, sondern beteiligt sich an dem Gewerbe eines andern (§ 335 des Handelsgesetzbuchs); er ist nur mit einer Einlage sei es bloß am Gewinn sei es auch am Verlust beteiligt; *) Vgl. zu dieser Frage auch Kahn in BlAdmPr. 1903,397, der die Frage durch die Anwendung der Begriffe der „Gesetzesumgehung" und der Simulation zu lösen sicht, dessen Schlußergebnis aber deswegen nicht dem Gesetze entspricht, well dieses fordert, daß die Zer­ trümmerung „im eigenen Namen oder in Vollmacht eines anderen erfolgt".

er treibt deshalb, wenn das Gewerbe der Güterhandel ist, auch diesen nicht und ist deshalb nicht gewerbsmäßiger Güterhändler (anders BayVGH. 24, 167 und RG. in BayZ. 1912, 76, wonach auch die Beteiligung als stiller Teilhaber ge­ nügen soll und die Beteiligung schon in der Leistung von Diensten erblickt wird). c) Ebensowenig begründet „sonstige fortgesetzte geschäftliche Ver­ bindung mit einem gewerbsmäßigen Güterhändler", für sich allein die Eigenschaft als gewerbsmäßiger Güterhändler (a. A. BayVGH. 24, 121 [127]). d) Wenn mehrere Güterhändler eine Gesellschaft zur Zer­ trümmerung eines Gutes schließen und die Zertrümmerung in der Weise ausführen, daß rechtlich nur einer das Gut erwirbt und allein alle Verträge schließt, während die übrigen nur Käufer suchen und mit ihnen Verhandlungen pflegen, so ist nur der nominelle Eigentümer anzeigepflichtig; denn die übrigen handeln nicht „im eigenen Namen" sondern nur auf eigene Rechnung (diese Unterscheidung verkennt ObLGMSt. 2, 16); sie handeln auch nicht in „Vollmacht" des nominellen Eigentümers; denn die Zertrümmerungshandlungen nimmt nur letzterer vor, sie unterstützen ihn hierbei nur. Eine Bestrafung der Mitwirkenden kann nur unter dem Gesichtspunkt der Beihilfe, demnach nur dann erfolgen, wenn die Unterlassung der Anzeige sich nach der Höhe der Strafe als Vergehen dar­ stellt (s. Teil A 3 c). e) Ein Bevollmächtigter verliert seine Eigenschaft als solcher nicht dadurch, daß er die Verträge vorbehaltlich der Genehmigung des Eigen­ tümers schließt (BayVGH. 22, 29; 24, 510); die Ablösungspflicht und die Anzeigepflicht treten aber in diesen Fällen erst mit der Genehmigung ein; denn bis dahin ist noch keine Zertrümmerung erfolgt. f) Der gesetzliche Vertreter handelt nicht in Vollmacht eines andern; er fällt deshalb nicht unter Art. 19. Vgl. die abweichende Fassung des Art. 42 b ForstG. 4. Zertrümmerung.

a) Eine Zertrümmerung eines Anwesens liegt — nach der allgemeinen auch hier anwendbaren Bedeutung des Wortes — nicht schon deshalb vor, weil ein Grundstück oder mehrere Grundstücke wegveräußert werden; andrer­ seits ist aber die Annahme einer Zertrümmerung nicht schon dann ausgeschlossen, wenn der Rest des Anwesens noch einen landwirtschaftlichen Betrieb ermöglicht; eine Zertrümmerung ist vielmehr stets gegeben, wenn das Anwesen als ein bestimmtes wirtschaftliches Ganzes zum Gegenstände einer Zerstückelung gemacht wird, und so sein früherer Bestand als solches Ganzes auf­ gehoben wird; es ist dies namentlich immer dann anzunehmen, wenn ein land­ wirtschaftliches Anwesen durch Wegveräußerung von Grundstücken in seinem Be­ stände als geschlossene selbständige Betrtebseinheit derart verändert wird, daß die zurückbehaltenen Gebäude und Grundstücke nur mehr als ein Rest des früheren Ganzen erachtet werden können. Die Beweggründe für die Vornahme einer Zerstückelung sind für die Frage, ob eine Zertrümmerung vorliegt oder nicht, ohne Belang (RGSt. 39, 330). Es ist gleichgültig, ob das Veräußerungsgeschäst ein Kauf, ein Tausch oder ein sonstiges Rechtsgeschäft ist (BayVGH. 21, 42; RG. in SeuffBl. 68, 265); Verpachtungen sind keine Zertrümmerungen. Wird das Anwesen als Ganzes veräußert, so wird es nicht zertrümmert. Ist das Veräußerungsgeschäft nichtig, so ist das An­ wesen nicht zertrümmert; es besteht weder Anzeige noch Ablösepflicht. Ist es bloß anfechtbar, so ist das Geschäst jedenfalls vorerst wirksam; so tritt also die Ablösungs- und die Anzeigepflicht ein.

b) Wie die Fassung des Abs. 2 ergibt, ist die Anzeige zu erstatten, bevor die Zertrümmerung durchgeführt wird; also schon vor der ersten einen Bestandteil der Zertrümmerung bildenden Veräußerung (ObLGMSt. 1, 75; 4, 40; 5, 245). Das Gesetz spricht von „Durchführung" der Zer­ trümmerung; bloße Vorverhandlungen über eine Veräußerung bilden noch keine Durchführung; eine Bestrafung wegen Unterlassung der Anzeige kann sonach nicht erfolgen, solange nicht ein rechtswirksamer Vertrag geschlossen ist. Sachlich liegt der strafbare Tatbestand nicht in einer Unterlassung, sondern in einer Handlung, nämlich in einer Zertrümmerung ohne vorherige Anzeige. Nicht notwendig ist, daß die Ablösung vor Beginn der Zertrümmerung durchgeführt wird; nur die Anzeige muß vorhergehen (RGSt. 38, 387). Unrichtig, weil mit der klaren Fassung des Gesetzes in Widerspruch stehend, ist die Anschauung des Referenten der Reichsratskammer, der annimmt, daß die Zertrümmerung erst nach der Einziehung der Ablösungssumme erfolgen dürfe (KdReichsr., 32. Landtag, Verh. 6, 439). Unter der Herrschaft des Grirndbuchrechts, nach dem für die Eigentumsüber­ tragung zwei gleichwertige Akte, die Auflassung (§ 925 BGB.) und die Ein­ tragung im Grundbuch, erforderlich sind, kann von einer Durchführung der Gutszertrümmerung erst gesprochen werden, wenn beide Akte vollendet sind; a. A. RGSt. in GoltdArch. 56, 313 und BayZ. 1909, 255. Diese Ansicht, die den Beginn der Auflassung schon als genügend erachten will, verkennt, daß der Beginn der Zertrümmerung noch keine „Durchführung" ist; und daß nach dieser Ansicht die Anzeige- und die Ablösungspflicht auch in Fällen eintreten könnte, in denen es zu einer rechtswirksamen Eigentumsübertragung überhaupt nicht kommt. c) Die Fassung des Gesetzes ergibt, daß die Anzeigepflicht und die Ab­ lösungspflicht auch dann eintreten, wenn die Zertrümmerungshandlungen schon vor dem Inkrafttreten des Gesetzes begonnen, wenn sie nur nachher fortgesetzt wurden (BayVGH. 20, 8; 19, 72).

5. Bodenzins. a) Die Ablösungspflicht und die Anzeigepflicht bestehen nicht für alle Grund­ abgaben, sondern nur für die Bodenzinsen. Unter Bodenzinsen (census) versteht man Reallasten, diezuregelmäßig wiederkehrenden Abgaben von festem Betrage verpflichten (Gierke, Deutsches Privatrecht 1905 Bd. 2, 716). Sie unter­ scheiden sich einerseits von den Zehnten (decimae), die zur Abgabe eines Bruch­ teils der Erzeugnisse des Grundstücks, und andrerseits von Fronden (Robotten, Scharwerk), die zur Leistung von Diensten verpflichten. Vgl. auch die Begriffs­ bestimmung von Bezold in SeuffBl. 73, 679. Diese allgemeine wissenschaftliche Begriffsbestimmung liegt auch der bayerischen Ablösungsgesetzgebung zugrunde; nur ist der Begriff noch weiter, und zwar insoferne eingeschränkt, als man nur Geldabgaben hierunter versteht. So bezeichnete der Finanzminister die Bodenzinse als „in Geld fixierte Naturalabgaben, wobei fiktiv ein Kapital bestimmt wurde" (KdAbg. 1897/98 Verh. 9, 182); ebenso bezeichnet sie der Referent der Reichsrats­ kammer als Grundlasten, „die in eine jährliche feste Geldabgabe" umgewandell sind (KdReichsr. 32. Landtag Verh. 6, 383); so auch im Ergebnis Rheinstrom in SeuffBl. 74, 125. b) Mag an sich bisweilen auch eine persönliche Leistung als Boden­ zins bezeichnet werden, so kommen jedenfalls im Sinne unseres Gesetzes nur Reallasten in Frage, da alle rein persönlichen, nicht auf Grund und Boden haf­ tenden Abgaben schon durch Art. 6 des Grundlastenablösungsgesetzes vom 4. Juni

1848 (GBl. 97) schlechthin ohne Entschädigung aufgehoben wurden. In Frage kommen auch hier, wie bei der bayerischen Ablösungsgesetzgebung überhaupt, nur Leistungen, die auf dem grundherrlichen Verband beruhen (s. Pözl, Kommentar zum erwähnten Gesetz vom 4. Juni 1848 S. 193). Hieraus folgt insbesondere: Kirchtrachten und andere im Pfarrverband wurzelnde zum Unterhalt des Geistlichen dienende Abgaben bestimmter zur Pfarrei gehöriger Anwesensbesitzer beruhen nicht auf dem grundherrlichen Verband, sie sind staatsrechtlicher Natur; sie werden von der Ablösungsgesetzgebung nicht erfaßt (BayBGH. 25, 55; 14, 109); sie sind deshalb auch von den Güterhändlern nicht abzulösen; diesen stehen die Leistungen an Schulstellen gleich. Ebensowenig sind die Reichnisse abzulösen, die ausschließlich auf Forstrechten ruhen und als Gegenreichnisse für letztere erscheinen; denn diese haften nicht auf Grund und Boden (Bek. vom 5. Februar 1898, FMBl. 31, Nr. 8). c) Eine Anzeigepflicht und eine Ablösungspflicht bestehen nur, wenn der Bodenzins tatsächlich zu Recht besteht. Eine Untersuchung der.Ent­ stehungsgründe im einzelnen kann hier nicht erfolgen. Es genügt darauf hinzu­ weisen, daß die Bodenzinsen Reallasten sind und deshalb den allgemeinen für diese geltenden Grundsätzen unterliegen und daß nach dem älteren, vor dem In­ krafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs in Bayern geltenden Recht für Reallasten die für die Begründung dinglicher Rechte im allgemeinen geltenden Bestimmungen zur Anwendung kamen (s. Roth Bayrisches Zivilrecht 1. Aufl. 2. Bd. § 170 Anm. 15). d) Abzulösen sind alle auf dem Anwesen oder dessen Teilen lastenden Bodenzinse, nicht bloß die, die auf den wegveräußerten Teilen lasten. 6. Die Anzeige.

Strafbar ist. Wie die Fassung des Gesetzes ergibt, nur das völlige Unter­ lassen der Anzeige. Unrichtige Angaben in der Anzeige oder eine Unvollständigkeit der Anzeige sind nicht unter Strafe gestellt (s. ObLGMSt. 7, 170; SeuffBl. 72, 352). Selbstverständlich muß die Anzeige insoweit der Wahrheit entsprechen, daß hieraus ersichtlich ist, daß es sich um eine Anzeige einer Gutszertrümmerung handelt und daß ersichtlich ist, um welches Gut es sich handelt; nicht erforderlich ist aber die Bezeichnung der Grundstücke im einzelnen. 7. Vorsatz und Fahrlässigkeit.

Da es sich um ein Delikt polizeilicher Natur handelt, macht auch fahr­ lässige Zuwiderhandlung gegen Abs. 2 strafbar (s. ObLGMSt. 5, 245). Dagegen ist im Gesetz weder ausdrücklich noch stillschweigend zum Ausdruck ge­ kommen, daß eine Bestrafung ohne jedes Verschulden eintreten solle; es ist also mindestens Fahrlässigkeit erforderlich (anders ObLGMSt. 1, 75 vorletzter Absatz). 8. Höhe -er Strafe.

a) Die Höhe der Strafe bemißt sich nach der Ablösungsschuldigkeit; über deren Berechnung sind die näheren Bestimmungen in den im folgenden ab­ gedruckten Art. 21 Abs. 2 mit Art. 11 Abs. 3 und Art. 12 Abs. 2 enthalten. Zur Erläuterung dienen die Ziff. 14 ff. der FMB. vom 5. Februar 1898 (FMBl. 31). Hiezu wurde durch FMB. vom 27. Oktober 1908 (FMBl. 161) im Hinblick auf Art. 12 Abs. 2 des Gesetzes bestimmt, daß vom 16. November 1908 an den Bodenzinspflichtigen zur Staatskasse bei Ablösungen bis auf weiteres der Betrag von 33 Prozent des Ablösungskapitals gutzurechnen ist. Schikdermalr, Mebengefeee. 24

Mit der gleichen Bekanntmachung wurde eine neue Reduktionstabelle zur Berech­ nung der Restergänzung bei Ablösung von Bodenzinsen der Ablösungskasse des Staates bekannt gegeben. Mit FMB. vom 21. Oktober 1909 (FMBl. 640) wurden sodann vom 16. November 1909 an Stelle der erwähnten 33 Prozent 34 Pro­ zent bestimmt; mit FMB. vom 6. Oktober 1910 (FMBl. 293) an Stelle dieses Satzes 35 Prozent; mit FMB. vom 11. Oktober 1911 (FMBl. 583) an Stelle dieses Satzes 36 Prozent. Nach § 16 des Gesetzes erhalten Bodenzinspflichtige, die ihre Schuldig­ keit zur Grundrenten-Ablösungskasse freiwillig ablösen, einen dem je­ weilig kapitalisierten Werte des Staatszuschusses gleichkommenden Nachlaß an der Restschuldigkeit. Diese Bestimmung findet auf Ablösungen nach Art. 19 keine Anwendung, denn hier handelt es sich nicht um freiwillige Ablösungen; sie bleibt deshalb bei Bemessung der Höhe der Strafe außer Betracht. Dagegen findet die Ermäßigung, die gemäß des unter Anm. 8 c angeführten Art. 12 bei Ab lösungen von Bodenzinsen zur Staatskasse eintritt, auch bei den zwangs­ weisen Ablösungen Anwendung (s. FMB. vom 11. Dezember 1901, FMBl. 566). Nach Abs. 2 des Art. 19 ist die Ablösungsschuldigkeit durch die Rentämter zu berechnen; diese Berechnung ist, da ihr eine derartige Bedeutung durch das Gesetz nicht eingeräumt wurde, für den Strafrichter nicht bindend; dieser hat vielmehr zur Bemessung der Strafhöhe eine selbständige Berechnung anzustellen. d) Art. 11. 1. Zum Zwecke der Tilgung sämtlicher Bodenzinse der Staats­ kasse (Art. 7—10, 13 und 17) wird ein Amortisationsfonds gegründet, welcher mit Zinsen und Zinseszinsen insolange anzusammeln ist, bis derselbe die Höhe der Bodenszinskapitalien erreicht hat. Mit diesem Zeitpunkte erlischt die Verpflichtung zur Entrichtung der Bodenzinse und wird der Fonds unbeschränktes Staatsvermögen. 2. Der Amortisationsfonds wird mit dem Betrage von acht Millionen Mark, welcher den Mehreinnahmen des Jahres 1896 zu entnehmen ist, dotiert; die weitere Verstärkung des Fonds erfolgt nach Maßgabe der verfügbaren Mittel und bleibt späterer gesetzlicher Bestimmung Vorbehalten. 3. Beginnend vom Jahre 1908 an ist dieser Fonds durch jährliche Zu­ schüsse von gleicher Höhe so zu verstärken, daß er bei Zugrundelegung eines 3112 prozentigen Zinsfußes mit Schluß des Jahres 1940 die Höhe der Bodenzins­ kapitalien erreicht.') e) Art. 12. 1. Dem Pflichtigen ist die freiwillige Ablösung jederzeit anheimgestellt. 2. In einem solchen Falle wird dem Pflichtigen derjenige Betrag zugute gerechnet, welcher dem alljährlich festzustellenden Verhältnisse des Amortisations­ fonds zur Gesamtsumme aller noch bestehenden Bodenzinskapitalien entspricht. Hierbei ist dem Amortisationsfonds der kapitalisierte Wert der an ihn nach Art. 11 Abs. 3 jeweils noch zu leistenden jährlichen Zuschüsse beizurechnen. Die sich hiernach ergebenden Beträge werden zur Ergänzung der Ablösungskapitalien beut Amortisationsfonds entnommen. 3. Die eingehenden Ablösungsschillinge sind rentierlich anzulegen oder zur Tilgung von Staatsanlehen oder zur Bestreitung von Ausgaben, für welche An­ lehenskredite bewilligt sind, zu verwenden.^) x) Abs. 3 wurde durch das Gesetz vom 16. August 1908 (GVBl. 521) beigesetzt. a) Abs. 2 hat die obige Fassung durch das Gesetz vom 16. August 1908 (GVBl. 521) erhalten. Durch die Neufassung wird erreicht, daß dem Ablösenden auch ein Anteil an der nach Art. 11 Abs. 3 neuer Fassung bis zum Schlüsse des Jahres 1940 künftig zu leistender Zuschüssen zukommt.

6) Art. 21. 1. Bei Grundstücken, welche dauernd dem landwirtschaftlichen Betriebe entzogen werden, kann das Rentamt die gänzliche Ablösung der auf denselben lastenden Bodenzinse verlangen, über die Frage, ob ein Grundstück dauernd dem landwirtschaftlichen Betriebe entzogen ist, entscheidet auf Anrufen des Pflichtigen die Distriktsverwaltungsbehörde, in deren Bezirk das Grundstück gelegen ist, in erster, die K. Regierung, Kammer des Innern, in zweiter und letzter Instanz. 2. Die Berechnung des jeweils bestehenden Restkapitals erfolgt bei den auf Grund gegenwärtigen Artikels, dann des Art. 19 stattfindenden Ablösungen, sowie bei den Ablösungen im Vollzüge des Art. 15 Abs. 1 des Gesetzes vom 28. April 1872, insoferne es sich um Bodenzinse zur Ablösungskasse handelt, auf Grund der vom K. Staatsministerium der Finanzen bekannt gegebenen Reduktionstabelle, bei den Bodenzinsen zur Staatskasse aber vom 1. Januar 1902 an unter sinn­ gemäßer Anwendung der Bestimmung in Art. 12 Abs. 2. 3. Hinsichtlich der Verwendung der aus den zwangsweisen Ablösungen von Bodenzinsen zur Staatskasse anfallenden Kapitalien hat die Bestimmung in Art. 12 Abs. 3 gleichmäßig Maß zu geben. 9. Umfang -er strafrichterlichen Prüfung.

Die in Abs. 1 Satz 2 des Art. 19 begründete Zuständigkeit der Ver­ waltungsbehörden und des Verwaltungsgerichshofs zur Entscheidung über die Ab­ lösungspflicht hat, wie schon der Wortlaut des Gesetzes ergibt, der für das Straf­ verfahren keine Beschränkungen der Zuständigkeit schafft, für das Strafverfahren keinerlei Bedeutung. Die Strafgerichte haben deshalb die Frage, ob die Voraussetzungen der Ablösungspflicht vorliegen, also ob eine Zertrümmerung eines landwirtschaftlichen Grundstücks durch einen „gewerbsmäßigen Händler" mit ländlichen Grundstücken im eigenen Namen oder in Vollmacht eines anderen erfolgt, völlig selbständig zu prüfen (RGSt. 32, 330; auch SeuffBl. 65, 108).

10. Zertrümmerung durch Darlehenskaffenvereine.

a) Bereits in § 15 Abs. 5 der Bek. vom 5. Februar 1898 (FMBl. 31) stellte sich die Regierung auf den Standpunkt, daß die Ablösungspflicht nicht eintreten soll, wenn Darlehenskassen oder Raiffeisenvereine für ein Mitglied oder Nichtmitglied in der eigenen oder in der Nachbargemeinde die Zertrümmerung eines Anwesens im Jntereffe des Besitzers übernehmen. Diese Auffassung stand in dieser Allgemeinheit mit dem Gesetz nicht im Nnklang und es fielen deshalb unter Umständen, nämlich wenn die Zertrümmerung gewerbsmäßig erfolgte, auch die genannten Vereine wider die Absicht der Regierung unter das Gesetz. Den Rechtszustand änderte die Novelle vom 16. August 1908. Abs. 3 des Art. 19 will Zertrümmerungen, die durch die ländlichen Darlehenskassenvereine (einge­ tragene Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht) insbesondere die sog. Raiff­ eisenvereine erfolgen, von der Ablösungs- und Anzeigepflicht auch dann befreien, wenn die Zertrümmerung in der Absicht, einen Gewinn zu erzielen und in mehreren Fällen, also gewerbemäßig erfolgt. Das Gesetz geht hierbei von der Erwägung aus, daß der Hauptzweck der Zertrümmerung, wenn er auch Gewinn bezweckt, bei ihnen doch gemeinnützig ist. Diese Vergünstigung soll aber nur solchen Vereinen zugute kommen, deren Tätigkeit im allgemeinen darauf ge­ richtet ist, gemeinnützigen Bestrebungen zu dienen. Als formelle bindende Merk­ male für die Beurteilung der Gemeinnützigkeit sollen die in Satz 2 aufgestellten

gelten. Man will damit auch verhindern, daß gewerbsmäßige Güterhändler durch Gründung von Darlehenskassenvereinen oder durch Zusammenschließung zu solchen Vereinen sich der AblösungsPflicht entziehen (s. Motive KdAbg. 1907/08 Beil. 4, 25). b) Eine nähere Bestimmung des Begriffs gemeinnütziger Verein gibt das Gesetz nicht; jedenfalls liegt kein gemeinnütziger Verein vor, wenn Satz 2 einschlägt, aber nicht alle Vereine, bei denen der Satz' 2 nicht zutrifft, sind gemein­ nützig. Wegen des Begriffs gemeinnützig im allgemeinen s. Art. 4 Anm. 15 EinkStG. Als gemeinnützige Zwecke sind an der oben angeführten Stelle der Motive bezeichnet: Die Absicht, dem Verkäufer die Erzielung eines angemeffenen Preises zu ermöglichen oder den Gemeindegliedern Gelegenheit zum Zukauf von Grundstücken um einen nicht übermäßigen Preis zu geben, endlich, den andernfalls von auswärtigen Güterhändlern zu erzielenden Gewinn den Gemeindemitgliedern zu erhalten. c) Man darf annehmen, daß Abs. 3 des Art. 19 „fünf vom Hundert" in einem Jahre meint; das Gesetz hat sich hier die ungenaue Ausdrucksweise der Umgangssprache angeeignet. d) Keine Bevorzugung genießen die gemeinnützigen Verbände hinsichtlich der Maßnahmen, die die Nov. zum Forstgesetz vom 26. Februar 1908 zur Bekämpfung des Güterhandels traf (ObLGMSt. in ÄJnnMBl. 1912, 593).

Art. 20. 1. Die Zuständigkeit und das Verfahren bet einer Zuwiderhandlung nach Art. 19 Abs. 2 des gegenwärtigen Gesetzes richtet sich nach den allgemeinen Vorschriften des Retchs-Gerichtsverfassungsgesetzes und der ReichsStrafprozeßordnung. 2. Hinsichtlich des Verfahrens im Verwaltungswege finden die Vor­ schriften in Art. 86, 87 Abs. 1, Art. 88 Abs. 1, Art. 89 Abs. 1—3 und Abs. 5, Art. 90, 91 und 92 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung der Reichs-StrafProzeßordnung entsprechende Anwendung mit der Maßgabe, daß an Stelle der Zollbehörde hier die Rentämter zu treten haben. 3. Die Strafverfolgung von Zuwiderhandlungen nach Art. 19 Abs. 2 des gegenwärtigen Gesetzes verjährt in drei Jahren; die Vollstreckung der rechtskräftig ausgesprochenen Strafen verjährt in fünf Jahren.

1.

Abs. 1 und 2

sind prozessualer Natur; ihre Erläuterung scheidet

hier aus.

2. Die Verjährung beginnt nicht vor der Vornahme der letzten Zer­ trümmerungshandlung; denn jede Zertrümmerungshandlung enthält den gesetz­ lichen Tatbestand aufs neue. Da sachlich (s. Anm. 4d zu Art. 19) der strafbare Tatbestand nicht in einer Unterlassung sondern in einem Tun besteht, so beginnt andererseits die Verjährung mit der letzten Zertrümmerungshandlung nicht erst mit der etwaigen nachträglichen späteren Anzeigeerstattung (RGSt. 38, 387).

Art. 26. Die Bestimmungen der Art. 1—18 und der Art. 22—25 treten mit dem 1. Januar 1898, die Bestimmungen der Art. 19, 20 und 21 mit dem Tage der Veröffentlichung des gegenwärtigen Gesetzes in Kraft.

1.

Das Gesetz wurde am 7. Februar 1898 veröffentlicht.

24. Gesetz über die Güterzertrümmerung. (Vom 13. August 1910, veröffentlicht und deshalb in Kraft getreten am 27. August 1910).x)

A. Allgemeine Bemerkungen.

1. Materialien: KdAbg. 1909/10: Beil. 9, 788 (Entw. mit Mot.); Beil. 10, 172 (Fassung des Entw. im Ausschuß der KdAbg. in zweiter Lesung); Beil. 10, 182 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 11, 110 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 11, 228 (Gesamtbeschluß); StenB. 10, 1035 und 1047 (Verhandlungen im Plenum, insbesondere Bericht des Aus­ schusses). KdReichsr. 1909/1910, 35. Landtag: Beil. 6, 704 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 6, 857 (Bericht des Referenten); Beil. 6, 997 (Verh. im Ausschuß); Beil. 6, 1053 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 6, 1054 (Gesamtbeschluß); StenB. 2, 186 und 427 (Verh. im Plenum).

2. Vollzugsbestimmungen: Allgemeine Ausführungsbestimmung: JJnnFMB. vom 24. August 1910 (GVBl. 633). Besondere Vollzugsbestimmung zu Art. 1 Abs. 1 Ziff. 3: JnnMB. vom 27. August 1910 (GVBl. 657) und vom 30. Dezember 1910 (GVBl. 1911, 1). 3. Literatur: Von Braun, Das Bayerische Gesetz über die Güter­ zertrümmerung 1911; Goldschmit-Gards, Das Güterzertrümmerungsgesetz 1910; Goldschmit in BayZ. 1910, 391; Fischer in BayGemZ. 1911, 7. 4. Unmittelbare Strafbestimmungen enthalten nur die Art. 8 und 9 des Gesetzes; es ergab sich aber die Notwendigkeit, auch folgende, diese erläuternden Artikel zu behandeln: Art. 1 bei Art. 8; Art. 2 bei Art. 8; Art. 7 bei Art. 9; Art. 10 bei Art. 8; Art. 11 bei Art. 8; Art. 12 bei Art. 8; Art. 13 bet Art. 8; Art. 14 bei Art. 8. 5.

Übersicht der Sondergesetzgebung über den Güterhandel. Der gewerbsmäßige Handel mit ländlichen Grundstücken erfährt seine straf­ rechtliche Regelung durch vier Gruppen von Rechtsnormen; einmal durch das hier behandelte Güterzertrümmerungsgesetz, weiter durch Art. 75, 76a und 78 mit Art. 42 a, 42 b und 42 c ForstG. (vgl. wegen des Näheren hierzu dieses Gesetz), ferner durch das Gesetz, die Fortsetzung der Grundentlastung be­ treffend, vom 2. Februar 1898 (vgl. im einzelnen die Erläuterungen zu diesem Gesetz) und endlich durch § 148 Nr. 4 und 4 a, § 35 Abs. 2 und 7 und § 38 Abs. 4 der Gewerbeordnung; diese bestimmen, soweit sie hier einschlägig sind: § 35: 1. Die Erteilung von Tanz-, Turn- und Schwimmunterricht .... ist zu untersagen, wenn Tatsachen vorliegen, welche die Unzu­ verlässigkeit des Gewerbetreibenden in bezug auf diesen Gewerbe­ betrieb dartun. 2. Unter denselben Voraussetzungen sind zu untersagen: .... 3. Dasselbe gilt .... von dem gewerbsmäßigen Betriebe.... des Handels mit ländlichen Grundstücken, .... 7. Personen, welche die in diesem Paragraphen bezeichneten Gewerbe beginnen, haben bei Eröffnung ihres Gewerbebetriebs der zuständigen Behörde hievon Anzeige zu machen. *) Das Gesetz ist abgedruckt GVBl. 627.

§38 Abs. 4: Die Zentralbehörden sind ferner befugt, Vorschriften darüber zu erlassen, in welcher Weise die im § 35 Abs. 2, 3 verzeichneten Gewerbetreibenden ihre Bücher zu führen und welcher polizeilichen Kon­ trolle über den Umfang und die Art ihres Geschäftsbetriebes sie sich zu unterwerfen haben. § 148: Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark und im Un­ vermögensfalle mit Haft bis zu vier Wochen wird bestraft .... 4. wer der nach § 35 gegen ihn ergangenen Untersagung eines Gewerbebetriebs zuwiderhandelt, oder die im § 35 vorgeschriebene Anzeige unterläßt; 4 a. wer außer den Fällen des § 360 Nr. 12, § 367 Nr. 10 des Strafgesetzbuchs den auf Grund des § 38 erlassenen Vorschriften zu­ widerhandelt.............. Eine nähere Erläuterung dieser reichsrechtlichen Bestimmungen muß hier unterbleiben. Dem Vollzug aller der angeführten gesetzlichen Bestimmungen dient die JJnnFMB. vom 24. August 1910 (GVBl. 633), die eine zusammenfassende Dar­ stellung des Rechtszustandes gibt. Man wird bei ihrer Anwendung nicht außer acht lassen dürfen, daß der Begriff des gewerbsmäßigen Güterhändlers, den sie als einheitlichen gebraucht, im Sinne der genannten Gesetzesbestimmungen ver­ schieden ist; namentlich ist der Begriff, der den auf der Gewerbeordnung be­ ruhenden Anordnungen zugrunde zu legen ist, durchaus selbständig und nicht durch bayerische Landesgesetze abgrenzbar. Von entfernterer Bedeutung sind das Gesetz vom 19. Juni 1893, betr. die Ergänzung der Bestimmungen über den Wucher (RGBl. 197), und § 367 Nr. 16 StGB., der polizeiliche Anordnungen gegen Mißbräuche bei Versteigerungen zuläßt. 6. Die Grundzüge des Gesetzes: Der Entwurf hatte in seinen Art. 1—6 die Einführung einer Genehmigungspflicht für jede Zer­ trümmerung vorgesehen, die durch gewerbsmäßige Güterhändler vorgenommen werden soll; dieser Teil wurde jedoch im Ausschuß der KdAbg. gestrichen; ebenso wurden gestrichen die Bestimmungen über die Einführung einer besonderen Ab­ gabe der Güterhändler; dagegen fanden folgende Bestimmungen Annahme: Ein­ führung einer Abmarkungspflicht, Gnführung eines Rücktrittsrechts für den Ver­ käufer, Einführung eines Vorkaufsrechts für Darlehenskassenvereine, Gemeinden u. ä. Zur Durchführung dieser letzteren Maßnahmen besteht eine Anzeigepflicht. Letztere und die Abmarkungspflicht stehen unter straftechtlichem Schutz (KdAbg. StenB. 10, 1035).

B.

Das Gesetz selbst.

Art. 8. 1. Wer die im Art. 2 vorgeschriebene Anzeige vorsätzlich unterlaßt oder unrichtig erstattet, wird mit Hast, in leichteren Fällen an Geld bis zu 1000 Mk. gestraft. 2. Wer die Anzeige aus Fahrlässigkeit unterläßt oder unrichtig erstattet, wird an Geld bis zu 200 Mk. gestraft. I. Bemerkungen zu Art. 8 unmittelbar. 1. Art. 8 entspricht dem Art. 16 des Entw.; die Worte „unrichtig er­ stattet" in beiden Absätzen wurden jedoch erst im Ausschuß der KdAbg. eingeschaltet.

2. Bestraft werden können nach Art. 8 nur der Güterhändler, und in den Fällen des Art. 12 Abs. 1 Nr. 2 und 3 die dort bezeichneten Dritten; andere Personen, insbesondere also z. B., wer im Auftrage eines Güterhändlers eine unrichtige Anzeige macht, können selbständig nicht bestraft werden. Unter Umständen können sie sich aber nach den allgemeinen Grundsätzen über Teilnahme mitstrafbar machen. 3. Unrichtig ist auch eine unvollständige dem Abs. 2 des Art. 2 nicht genügende, ebenso eine an eine nach Art. 2 Abs. 1 nicht zuständige Distrikts­ verwaltungsbehörde erstattete Anzeige. Nach KdReichsr. Beil. 6, 1018 sollen un­ vollständige Anzeigen nicht strafbar sein, auch sie genügen nicht dem Art. 2 und sind deshalb im Sinne des Art. 8 unrichtig.

4. Eine nähere Bezeichnung der leichteren Fälle enthält das Gesetz nichts) Man wird als leichtere Fälle alle die bezeichnen können, in denen, ge­ messen an dem Maßstab der sonst zulässigen Strafbemessungsgründe, die Tat in milderer als der regelmäßigen Form auftritt. 5. Es kann auch auf Geldstrafen von 1000 und 2 00 Mk. nicht bloß von 999 und 199 Mk. erkannt werden.

6. Die Straftaten des Art. 8 sind Vergehen; denn sowohl im Falle des Abs. 1 wie in dem des Abs. 2 geht die zulässige Höchststrafe über das Maß des § 1 Abs. 3 StGB, hinaus. II. Bemerkungen zu Art. 8 mit Art. 2.

1. Art. 2 bestimmt: 1. Der Güterhändler hat der Distrikts­ verwaltungsbehörde, in deren Bezirke die verkauften Grundstücke liegen, binnen 3 Tagen nach dem Abschlusse des Vertrags von diesem Anzeige zu erstatten. Liegen die verkauften Grundstücke in den Bezirken mehrerer Distriktsverwaltungsbehörden, so ist die Anzeige an die Distrikts Verwaltungsbehörde zu erstatten, in deren Bezirke der Betriebssitz oder, wenn ein solcher nicht vorhanden ist, die größere Fläche der Grundstücke liegt. 2. Die Anzeige hat denNamen, Beruf undWohnort des Ver­ käufers, die Plannummern, den Flächeninhalt und die Steuer­ gemeinde der Grundstücke, den Kaufpreis und die Zahlungs­ bedingungen sowie die Belastung des Anwesens mit Bodenzinsen zu enthalten. Der Anzeige wird durch Vorlage einer Abschrift des Vertrags genügt. 3. Die Distriktsverwaltungsbehörde gibt von der Anzeige den im Art. 1 genannten Vorkaufs berechtigten unverzüglich Kenntnis. 2. Art. 2 entspricht dem Art. 9 des Entw., jedoch wurden im Ausschuß der KdAbg. in Abs. 2 die Worte „und die Zahlungsbedingungen sowie die Be­ lastung des Anwesens" eingefügt.

3. Persönliche Anzeigeerstattung ist nicht gefordert, es genügt deshalb auch Anzeigeerstattung durch einen Dritten; mit Recht läßt deshalb § 11 der VollzBek. vom 14. August 1910 Anzeigeerstattung durch den beur•) Anders der Borentwurf zum StGB. § 83 Abs. 2.

376

24. Das Gütsrzertrümmerungsgesetz.

kündenden Notar zu. Auch die Anzeigeerstattung durch letzteren ist wirksam, wenn sie dem Abs. 2 des Art. 2 genügt. Die Bemerkung des genannten § 11, daß so viele Abschriften beizulegen seien, als Vorkaufsberechtigte vorhanden sind, ist lediglich Dienstvorschrift für den Notar.

4. Der Anzeigepflicht ist auch dann genügt, wenn eine an eine un­ richtige Distriktsverwaltungsbehörde erstattete Anzeige noch inner­ halb der Frist des Abs. 1 durch diese an die zuständige gelangt, außer wenn die Weiterleitung dem Willen des Anzeigers widersprechen sollte. 5. Die Frist des Art. 2 ist nach Maßgabe der §§ 186 ff. BGB. zu berechnen. Diese Paragraphen finden zwar keine unmittelbare Anwendung. Es darf aber ihre Anwendung als stillschweigend gewollt vorausgesetzt werden, nach­ dem es allmählich Übung geworden ist, *) sie auch auf anderen Gebieten als dem, für das sie zunächst gelten, anzuwenden, und das Güterzerttümmerungsgesetz ihre Anwendung nicht ausschließt (vgl. KdReichsr. Beil. 6, 1016). Die dreitägige Frist beginnt mit dem Verkauf, d. i. also mit dem Abschluß des obligatorischen Berttags (KdAbg. StenB. 10, 1036)2), mit der Vollendung der Urkunde über den Kaufverttag; daß noch etwa eine Genehmigungserklärung aussteht, kommt nicht in Bettacht (KdReichsr. Beil. 6, 1015). Die Anzeige muß innerhalb der Frist bei der Disttiktsverwaltungsbehörde ein laufen. 6. Nachträgliche Änderungen des Vertrags begründen dann eine Anzeigepflicht, wenn sie so erheblich sind, daß der Verttag in seiner nunmehrigen Form sich als neuer Verttag darstellt; unwesentliche Änderungen sind nicht anzu­ zeigen; vgl. die entsprechend auch hier zutteffende Entsch. ObLGMZ. in SeuffBl. 76, 746. 7. Ist der Verkauf nichttg, so sind die Grundstücke nicht „verkauft" (Art. 1); es besteht diesenfalls keine Anzeigepflicht. Ist der Kauf nur anfechtbar, so besteht eine Anzeigepflicht; denn vorerst ist er wirksam. Ebenso liegt ein Kauf vor und es besteht deshalb die Anzeigepflicht, wenn der Kauf unter einer Be­ dingung, etwa vorbehaltlich der Genehmigung eines Dritten, oder mit einer Be­ fristung geschlossen wird. Gefordert ist aber nur Abschluß eines Kaufverttags, ob ihm die Eigentumsüberttagung nachfolgt oder wann sie nachfolgt, ist gleichgülttg; es ergibt sich das ebenfalls aus der Fassung des Art. 1 (KdReichsr. Beil. 6, 1015). Die Bemerkung des § 10 der Bek. vom 24. August 1910, daß die Anzeigefrist mit dem Abschlusse des Verttags auch dann beginne, wenn er wegen Fehlens einer Genehmigungserklärung oder aus einem sonstigen Grunde nicht grundbuch­ amtlich vollzogen werden könne, ist nur mit den aus obigen Bemerkungen sich ergebenden Einschränkungen zutteffend.

8. Die Anzeige ist zu erstatten, gleichgülttg, ob die Grundstücke zum Zwecke der Zertrümmerung oder zu einem anderen Zwecke erworben werden; denn das Gesetz unterscheidet insoweit nicht; so auch § 1 Abs. 3 der Bek. vom 24. August 1910. $)♦ Betriebssitz ist der Teil des Besitzes, von dem aus die unmittelbare landwirtschaftliche Leitung erfolgt.

10. Anzeige an die Distriktsverwaltungsbehörde des Betriebssitzes ist, für den Fall, daß die Grundstücke in den Bezirken mehrerer Disttiktsverwaltungs*) Siehe hierüber Dernburg, Bürgerliches Recht Bd. I § 104, II. a) Die Eintragung ins Grundbuch ist nur dann entscheidend, wenn der Berttag wegen Formmangels nichtig war und erst infolge der Eintragung wirksam wird (§ 313 Satz 2 BGB.).

behörden liegen, auch dann zu erstatten, wenn der Betriebssitz in einem Bezirk liegt, in dem überhaupt kein Grundstück liegt.

11. Liegt der Betriebssitz im Bezirk mehrerer Distriktsverwaltungsbehörden, so muß jede von letzteren zuständig sein, andernfalls käme man zu der unannehmbaren Ansicht, daß überhaupt keine Anzeigepflicht bestünde. Liegt in einem Falle, in dem die verkauften Grundstücke in den Bezirken mehrerer Distriktsverwaltungsbehörden liegen und ein Betriebssitz nicht vorhanden ist, in beiden Distriktsverwaltungsbezirken eine gleich große Fläche, so ist eine Anzeige gleichwohl zu erstatten; denn die Anzeigepflicht besteht unbedingt; es genügt aber die Anzeigeerstattung an eine Behörde, denn es läßt sich nicht sagen, daß im Bezirke einer von ihnen nicht die größere Fläche liege.

12. Hat der Verkäufer keinen Beruf oder Wohnort z. B. eine juristische Person, so entfällt die Anzeigepflicht insoweit; es kann nicht ver­ langt werden, daß die entsprechenden Angaben gemacht werden. 13. Hinsichtlich des Kaufpreises, der nach Abs. 2 des Art. 2 in die Anzeige des Güterhändlers aufzunehmen ist, bemerkt § 3 der Bek. vom 24. August 1910, daß der Kaufpreis für jedes einzelne Grundstück oder, wenn das Anwesen im ganzen gekauft und der Preis für die einzelnen Grundstücke nicht ausgeschieden ist, der Gesamtpreis einschließlich des Preises des miterworbenen Inventars anzu­ zeigen ist. Die Vollzugsbekanntmachung kann die Verpflichtungen des Anzeige­ pflichtigen nicht über den gesetzlichen Umfang hinaus erweitern; es ist deshalb, wenn ein Kauf vorliegt, auch nur der einheitliche Kaufpreis selbst dann anzu­ geben, wenn die Anschläge der einzelnen Grundstücke in den Vertrag ausgenommen sind; ebensowenig besteht eine Pflicht, den Preis des Inventars anzugeben; allerdings besteht ein Vorkaufsrecht auch hinsichtlich des Inventars, allein die Anzeigepflicht bezieht sich, wie Abs. 1 des Art. 2 ergibt, nur auf das Grundstück. Auch zur Angabe des Tages des Vertragsschlusses und der Behörde, vor der der Vertrag geschlossen wurde, was § 3 Nr. 6 der genannten Bek. vorschreibt, besteht keine unter Strafschutz gestellte Pflicht. 14. Eine beglaubigte Abschrift ist nicht gefordert; es muß aber eine, ab­ gesehen von Kleinigkeiten, richtige Abschrift sein; denn nur eine solche ist „eine Abschrift"; ungenügend ist deshalb eine beglaubigte unrichtige Abschrift; eine unrichtige Abschrift kann aber genügen, wenn sie die dem Abs. 2 Satz 1 des Art. 2 entsprechenden Angaben richtig enthält. III. Die sonstigen Voraussetzungen der Anwendung des Art. 8.

1. Im allgemeinen. 1. Die Erläuterungen unter III sind infoferne strafrechtlich erheblich, als der hier erläuterte Art. 1 erst die einzelnen Begriffe des Art. 2, wie die Gegenüberstellung der Art. 1 und 2 ergibt, näher bestimmt und als die weiter unter III behandelten Art. 10, 11, 12, 13 ihrerseits wieder einzelne Be­ griffe des Art. 1 abgrenzen.

2. Art. 1 bestimmt: Art. 1: 1. Verkauft der Eigentümer ge­ schlossen bewirtschafteter landwirtschaftlicher Grundstücke die Grundstücke ganz oder teilweise an einen gewerbsmäßigen Händler mit landwirtschaftlichen Grundstücken (Güterhändler), so sind zum Vorkaufe berechtigt .... 2. Das Vorkaufsrecht erstreckt sich auf das Zubehör, das mit dem Grundstücke verkauft wird.

3. Die Vorschriften der Abs. 1, 2 finden auch Anwendung, wenn der Güterhändler den Kaufvertrag nicht für sich, sondern als Vertreter eines anderen abschließt.

3. Art. 1 entspricht im wesentlichen dem Art. 8 des Regierungsent­ wurfs, doch enthielt letzterer insbesondere auch den Inhalt des Abs. 1 des jetzigen Art. 10; dagegen sind in dem jetzigen Art. 1 verschiedene Momente und insbesondere die Definition des Begriffs Güterhändler aus Art. 1 des Entw. ausgenommen.

4. Nach vier Richtungen sind die Voraussetzungen für die Anzeige­ pflicht durch Art. 1 abgegrenzt: a) Es muß sich um „geschlossen bewirtschaftete landwirtschaftliche Grund­ stücke" handeln. b) Diese müssen „verkauft" sein. c) Es muß ein „gewerbsmäßiger Händler" mit landwirtschaftlichen Grundstücken Käufer sein. d) Erwerb namens eines Dritten steht dem Erwerb durch den Güter­ händler im eigenen Namen gleich. 2. Geschloffen bewirtschaftete landwirtschaftliche Grundstücke. 5. Wie die Fassung des Art. 1 Abs. 1 ergibt, müssen nicht alle Grundstücke verkauft werden; die Anzeigepflicht tritt auch ein, wenn ein Teil der geschlossen bewirtschafteten landwirtschaftlichen Grundstücke verkauft wird.

6. Der Begriff geschlossen bewirtschaftet ist besonders abgegrenzt durch Art. 10 des Gesetzes, der bestimmt: Art. 10: 1. Als geschlossen bewirtschaftete Grundstücke gelten landwirtschaftliche Anwesen oder Grundstücke von mindestens 5 ha Flächeninhalt, die innerhalb der letzten drei Jahre vor der Ver­ äußerung zusammen bewirtschaftet worden sind. 2. Durch Königliche Verordnung kann bestimmt werden, daß die Vorschriften dieses Gesetzes in einzelnen Landesteilen auf Anwesen und Grundstücke von mindestens 3 ba Flächeninhalt An­ wendung finden. 7. Art. 10 Abs. 1 bildete im Entw. einen Teil des dem jetzigen Art. 1 entsprechenden Art. 8. 8. Der Zusatz „von mindestens 5 ha Flächeninhalt" bezieht sich auch auf die landwirtschaftlichen Anwesen (s. Mot. zu Art. 1 und 2 des Entw. Abs. 2); gewerblich benutzte, zu dem Anwesen gehörige Grundstücke sind bei Be­ rechnung der 5 ha einzurechnen. 9. Zusammen bewirtschaftet werden die Grundstücke dann, wenn sie eine wirtschaftliche Einheit bilden; diese wird z. B. ausgeschlossen durch Ver­ pachtung eines Teiles; diesen Falls werden sie nur durch den Inhaber, aber nicht durch Mnheit der Bewirtschaftung zusammengehalten (a. A. Braun Art. 10 Anm. 1). Ebenso sind bei Berechnung der 5 ha solche Grundstücke außer Betracht zu lassen, die überhaupt nicht bewirtschaftet wurden. Die einheitliche Bewirtschaftung muß die ganzen drei Jahre gedauert haben. 10. Daß die Grundstücke im Mgentum eines Rechtssubjekts stehen, ist nicht gefordert. 11. Der Begriff der landwirtschaftlichen Grundstücke erfährt nach einer bestimmten Richtung eine Erweiterung durch Art. 11 des Gesetzes, der bestimmt:

Art. 11: Zu den landwirtschaftlichen Grundstücken gehören auch die der Privatwaldwirtschaft dienenden.

12. 13.

Art. 11 entspricht dem Art. 17 des Entw.

Art. 11 enthielt in seiner ursprünglichen, im Ausschuß der KdAbg. geänderten Fassung nach dem Worte „Grundstücken" die Worte „im Sinne dieses Gesetzes". Der Artikel hat trotzdem keine über den Rahmen des Gesetzes hinausgehende Bedeutung; es wurde auch bei den Verhandlungen an­ erkannt, daß es sich lediglich um eine „redaktionelle" Änderung handle (KdAbg. StenB. 10, 1065).

14. Auch die der Privatwaldwirtschaft dienenden Grundstücke müssen zu­ sammen bewirtschaftet sein. 3. Verkauf -er Grun-stücke. 15. Nur dann tritt die Anzeigepflicht ein, wenn die Grundstücke verkauft werden. Andere Erwerbsarten, auch vertragsmäßige, z. B. zum Zwecke der Auf­ lösung einer Gemeinschaft sind dem Verkauf nicht gleichgestellt. Der Begriff des Verkaufs bemißt sich, da es sich um einen dem Zivilrecht entnommenen Begriff handelt, nach den Grundsätzen des letzteren. Speziell vom Tausch unter­ scheidet sich der Kauf dadurch, daß bei ersterem die Leistung eines jeden Teils in der Verschaffung der Sache besteht; ein Kauf und kein Tausch liegt vor, wenn das von dem einen Teil hingegebene Grundstück nicht einen maßgebenden Gegen­ wert für das von dem anderen Teil gegebene Grundstück bildet, sondern durch Überlassung des ersten Grundstücks nur ein Teil des Kaufpreises berichtigt werden soll (ObLGMZ. in BayZ. 1911, 368 und SeuffBl. 1911, 702). Unter Umständen kann der Kauf auch in die Form einer Vollmachtserteilung gekleidet sein; doch muß der Wille wirklich auf einen Kauf gerichtet sein und dieser Wille, der an sich verheimlicht werden soll, auch genügenden Ausdruck gefunden haben (ObLGMZ. in BayZ. 1911, 314). Der Eigentümer verkauft dann nicht, wenn die Grundstücke im Wege der Zwangsversteigerung veräußert werden.

16. Eine hier einschlägige nähere Abgrenzung nach einer besonderen Richtung gibt auch Art. 13 des Gesetzes, der bestimmt: Art. 13: Die Vorschriften dieses Gesetzes finden keine An­ wendung: 1. wenn der Güterhändler das Anwesen oder die Grund­ stücke nicht durch ein Rechtsgeschäft unter Lebenden oder von einem Verwandten oder Verschwägerten bis zum dritten Grade oder als Erbe oder Vermächtnisnehmer aus einem Nachlaß erworben hat; 2. wenn die Zertrümmerung durch den Konkursver ­ walter erfolgt. 17. 18.

Art. 13 gibt den Abs. 3 des Art. 1 des Entw. wieder.

Art. 13 ist, jedenfalls strafrechtlich, bedeutungslos, soweit er die Fälle ausnimmt, in denen der Güterhändler das Anwesen oder die Grundstücke nicht durch ein Rechtsgeschäft unter Lebenden, und weiter die Fälle ausnimmt, in denen er als Erbe erworben hat; denn in diesen Fällen kann man ohnehin nicht von einem Kauf (s. Art. 1) sprechen.

19. Der zweite Teil der Nr. 1 des Art. 13 will offensichtlich das Gegenteil von dem sagen, was er nach seiner jetzigen sprachwidrigen Fassung

sagt; er ist so aufzufassen, wie wenn nach dem zweiten „oder" der Nr. 1 die Worte „wenn er sie" stünden.

20. Art. 13 findet auch auf die Fälle des Art. 12 Abs. 1 Nr. 2 und 31) Anwendung, trotzdem Art. 13 Abs. 1 lediglich von Erwerb durch „den Güterhändler" spricht; denn Art. 12 dehnt die Vorschriften „dieses Gesetzes", also auch die des Art. 13, auf die Fälle des Art. 12 Abs. 1 Nr. 2 und 3 aus. 21. Nr. 2 des Art. 13 hat lediglich Bedeutung für die Strafbestimmung des Art. 9; denn für Art. 8 ist das Moment der Zertrümmerung gleichgültig. 4. Der gewerbsmäßige Händler mit landwirtschaftlichen Grundstücken (der Güterhändler). 22. Der Begriff des gewerbsmäßigen Händlers mit ländlichen Grundstücken ist der gleiche wie in Art. 19 des Grundentlastungsgesetzes (Mot. zu Art. 1 und 2 des E.); vgl. deshalb die Anm. 2a—d zu Art. 19 dieses Ge­ setzes ; nur besteht für das Güterzertrümmerungsgesetz eine Sonderbestimmung hinsichtlich der Waldgrundstücke (f. Anm. 23). 23. Auch für die Abgrenzung des Begriffs Güterhändler sind der Privat­ waldwirtschaft dienende Grundstücke den landwirtschaftlichen gleichgestellt; vgl. im einzelnen die Erläuterungen zu Art. 11 (oben Anm. 11). 5. Erwerb im eigenen Namen und in Vertretung eines Dritten. 24. Die Anzeigepflicht tritt zunächst ein, wenn der Güterhändler im eigenen Namen und als Vertreter eines anderen gekauft hat (Art. 1 Abs. 1 und 3); dann aber auch (vgl. Art. 12 unter Anm. 26), wenn die Grundstücke für Rechnung eines Güterhändlers und wenn sie von einem Dritten und einem Güterhändler gemeinschaftlich gekauft sind; in dem Falle des Erwerbs durch einen Dritten wechselt aber die Person des Anzeigepflichtigen. Anzeigepflichtig ist der Dritte; im zweiten Falle entsteht neben der Anzeigepflicht des Güterhändlers eine neue des Dritten. In anderen Fällen besteht keine Anzeigepflicht also nicht in den Fällen unter 3a—c der Erläuterungen zu Art. 19 des Grundentlastungsgesetzes.

25. Auch der gesetzliche Vertreter ist ein Vertreter und fällt deshalb unter das Gesetz (Mot. zu Art. 1 und 2 des Entw. Abs. 3). Jnsoferne besteht ein Unterschied gegenüber dem Grundentlastungsgesetz, das nur den Bevoll­ mächtigten kennt.

26. Wie erwähnt findet eine Ausdehnung der Anzeigepflicht hin­ sichtlich der Person des Erwerbers statt durch Art. 12; dieser bestimmt: Art. 12: 1. Die Vorschriften dieses Gesetzes finden ent­ sprechende Anwendung: 1. wenn die Grundstücke von dem Güterhändler nicht im ganzen, sondern einzeln oder 2. wenn sie von einem Dritten, jedoch für Rechnung eines Güterhändlers oder 3. wenn sie von einem Güterhändler und einem Dritten gemeinschaftlich erworben worden sind. 2. Im Falle des Abs. 1 Ziff. 2 obliegt die im Art. 2 bezeich­ nete Anzeige dem Dritten; im Falle des Abs. 1 Ziff. 3 obliegt sie sowohl dem Dritten als auch dem Güterhändler; die Anzeige des einen befreit den anderen. *) Art. 12 s. unten unter Anm. 26.

3. Der Art. 7 findet in den Fällen des Abs. 1 Ziff. 2, 3 AnWendung, auch wenn der Dritte die Zertrümmerung vornimmt. 27. Art. 12 entspricht dem Art. 18 des Entw.

28 Die Vorschrift des Abs. 1 Nr. 1 ist nach der strafrechtlichen Seite überflüssig; die Anwendbarkeit des Gesetzes auf die Fälle des Einzel­ erwerbs ergibt sich schon aus Art. 1 Abs. 1 („ganz oder teilweise"). 29. Für Rechnung des Güterhändlers sind die Grundstücke erworben, wenn die wirtschaflichen Folgen des Geschäfts ihn treffen; das ist nicht schon dann der Fall, wenn er an dem Erwerb in einer Weise beteiligt ist, die durch die Folgen des Geschäfts beeinflußt ist. 30. Nicht erwähnt und deshalb nicht unter das Gesetz fällt der Fall, daß die Grundstücke von einem Dritten für eigene Rechnung und für Rech­ nung eines Güterhändlers (Gesellschaftsverhältnis) erworben wurden. IV. Der Ausnahmefall des Art. 14, gemeinnütziger Güterhandel. 1. Einen besonderen Fall, in dem die Strafbestimmungen des Art. 8, ebenso wie die des Art. 9 des Gesetzes nicht zur Anwendung kommen, enthält dessen Art. 14, der bestimmt: Art. 14: 1. Die Vorschriften dieses Gesetzes gelten für Genossen­ schaften und ähnliche juristische Personen, welche den Handel mit ländlichen Grundstücken gewerbsmäßig betreiben, nur dann, wenn sie nicht gemeinnützig sind. 2. Wenn gemeinnützige Genossenschaften oder juristische Per­ sonen ein landwirtschaftliches Anwesen oder landwirtschaftliche Grundstücke weiter veräußern, die sie zum Zwecke der Weiterver­ äußerung erworben haben, so wird ihnen die Gebühr, die sie nach Art. 146 des Gebührengesetzes für den Erwerb des weiter veräußerten Grundstücks entrichtet haben, auf Antrag zur Hälfte zurückerstattet. Der Antrag muß binnen sechs Monaten nach der Veräußerung bei dem Rentamts gestellt werden. 3. Nicht als gemeinnützig gelten Genossenschaften oder juristi­ sche Personen, die satzungsgemäß die Einzahlungen der Mitglieder mit mehr als 5 °/o jährlich verzinsen, oder den Mitgliedern im Falle der Auflösung mehr als die Einzahlungen ausantworten.

2. 3.

Art. 14 entspricht dem Art. 19 des Entw.

Der Begriff der Gemeinnützigkeit ist offensichtlich, es ergibt sich das aus der nahezu wörtlich gleichen Fassung der Gesetze, der gleiche, wie in Art. 19 Abs. 3 des Grundentlastungsgesetzes; es wird auf Anm. 11 zu Art. 19 verwiesen;') § 31 der Bek. vom 24. August 1910 bemerkt, daß als gemeinnützige Genossenschaften und juristische Personen im Sinne des Art. 14 in der Regel nur die landwirtschaftlichen Kreditgenossenschaften — landwirtschaftliche Darlehens­ kassenvereine und ländliche Genossenschaften Raiffeisenscher Organisation — sowie die juristischen Personen in Betracht kommen, denen nach Art. 1 Abs. 1 Ziff. 3 des Güterzertrümmerungsgesetzes das Vorkaufsrecht verliehen worden ist, und daß außerdem auch Genossenschaften oder juristische Personen in Betracht kommen, die zur Durchführung von Güterzertrümmerungen im Interesse der Gemeinwirtschast eigens gebildet worden sind; vgl. auch die Bem. 15 zu Art. 4 EinkStG. *) Ein, den Begriff der Gemeinnützigkeit aber nicht berührender, Unterschied gegenüber dem letzteren Gesetze besteht insoferne, als letzteres nur die Darlehenskassenvcreine bevorzugt.

4. 8 31 Abs. 2 der Bek. vom 24. August 1910 sieht ein bei den Distrikts­ verwaltungsbehörden durchzuführendes Verfahren vor zur Feststellrmg, ob die Gemeinnützigkeit im Sinne des Art. 14 gegeben ist, auf Grund dessen die Distrikts­ verwaltungsbehörde ein Zeugnis über die Anerkennung der Gemein­ nützigkeit ausstellen kann. Diesem Zeugnis kommt selbstverständlich eine formelle Bedeutung nicht zu und es ist insbesondere im Strafverfahren, wie auch der § 31 anerkennt, die Frage selbständig zu prüfen. Art. 9. Wer entgegen der Vorschrift des Art. 7 ein Grundstück veräußert, ohne daß es abgemarkt worden ist, wird an Geld bis zu 150 Mk. gestraft. L Bemerkungen zu Art. 9 unmittelbar. Art. 9 entspricht dem Art. 15 des Entw.

II . Bemerkungen zu Art. 9 mit Art. 7. L Art. 7 bestimmt: 1. Wenn ein Güterhändler bei der Zer­ trümmerung geschlossen bewirtschafteter landwirtschaftlicher Grund­ stücke im eigenen Namen oder als Vertreter eines anderen eines der Grundstücke veräußert, das noch nicht abgemarkt ist, so ist er verpflichtet, das Grundstück vor der Beurkundung des Vertrags abmarken zu lassen. Wenn der Eigentümer der Grundstücke das Grundstück auf Rechnung des Güterhändlers veräußert, so trifft diese Verpflichtung den Eigentümer. 2. DieKosten der Abmarkung einschließlich jener für die Ein­ messung der Grenzzeichen hat derjenige zu tragen, dem nach Abs. 1 die Abmarkungspflicht obliegt. Ist dies nicht der Güter­ händler, so haftet dieser neben dem Abmarkungspflichtigen als Gesamtschuldner. 3. Die Verpflichtung zur Abmarkung tritt nicht ein, soweit das Grundstück an ein Grundstück des Erwerbers angrenzt. 4. Die Distriktsverwaltungsbehörde (Art. 2) kann Ausnahmen von der Vorschrift des Abs. 1 zulassen. 2. Art. 7 entspricht dem Art. 6 des Entw. 3. Die Abmarkungspflicht des Art. 7 tritt nach Art. 7 in drei Fällen ein: Wenn ein Güterhändler ein eigenes Grundstück veräußert, wenn ein Güter­ händler ein fremdes Grundstück (als Vertreter) veräußert und endlich, wenn ein Nichtgüterhändler sein eigenes Grundstück für Rechnung eines Güterhändlers ver­ äußert; nicht dagegen, wenn ein Nichtgüterhändler das Grundstück eines Nicht­ güterhändlers für Rechnung eines Güterhändlers veräußert. Daneben gilt aber Art. 12; s. Hierwegen Art. 8 Anm. 26. 4. Während Art. 7 von den besonderen Voraussetzungen für die Anwendung des Art. 8, wie sie bei Art. 8 unter III dargelegt sind, die unter 2, 4 und 5 ausdrücklich aufnimmt, führt er das Moment unter 3 (Er­ werb durch Kauf) nicht an; es muß dieses gleichwohl auch hier gelten, da nach der Fassung des Gesetzes die näheren Abgrenzungen dieses Begriffs, wie sie Art. 12 und 13 geben, auch für Art. 9 mit 7 gelten, so daß als Wille des Gesetzes er­ sichtlich ist, daß auch der abgegrenzte Begriff für Art. 9 mit 7 Anwendung zu finden hat. Im einzelnen finden die Bemerkungen unter III 2—5 auch hier Anwendung.

5. Die Abmarkungspflicht tritt, wie die Fassung des Gesetzes ergibt, auch ein, wenn die Grundstücke nicht zum Zwecke der Zertrümmerung er­ worben wurden.

6. Die Verpflichtung zur Abmarkung besteht, wie die Fassung des Abs. 1 des Art. 7 ergibt, auch dann hinsichtlich der einzelnen Grundstücke, wenn ein zusammenhängender Komplex an eine Person veräußert wird; a. A. von Braun Art. 7 Anm. 3. Die Bewilligung von Ausnahmen steht nach Abs. 4 ' im Ermessen der Distriktsverwaltungsbehörde (s. Mot. zu Art. 6 Abs. 3). 7. Was unter Abmarkung zu verstehen ist, ist im Gesetz nicht näher bestimmt. Man darf wegen des inneren Zusammenhangs der bayerischen Gesetze annehmen, daß damit eine Abmarkung nach Maßgabe des Abmarkungsgesetzes vom 30. Juni 1900 (GVBl. 553) zu verstehen ist. 8. Werden die Grundstücke zwangsweise veräußert, so tritt die Ab­ markungspflicht nicht ein; denn diese Veräußerung erfolgt ohne den Willen des Güterhändlers (vgl. Abs. 6 der Mot. zu Art. 1 und 2). Die Pflicht zur Ab­ markung tritt dagegen ein, wenn die Zwangsversteigerung nur zum Schein und mit dem Einverständnis des Güterhändlers durchgeführt wird. 9. Die Abmarkungspflicht nach Art. 7 tritt nur ein, wenn eine Zer­ trümmerung erfolgt, also nicht, solange die Grundstücke überhaupt nicht ver­ äußert, oder wenn sie nicht zertrümmert werden. Das Moment der Zertrümmerung wurde erst gelegentlich der Verhandlungen im Landtag in Art. 7 eingefügt; Art. 6 des Entw. verlangte die Abmarkung bei jeder Veräußerung. In Art. 1 des Entw. hatte der Begriff der Zertrümmerung eine Legaldefinition erfahren als „stückweise Veräußerung"; hierzu bemerkten die Motive zu Art. 1 und 2 Abs. 4: „Unter stückweiser Veräußerung ist nicht nur die Zertrümmerung im engeren Sinne d. i. die vollständige Zerschlagung eines Anwesens, sondern auch die Abtrümmerung zu verstehen. Stückweise Veräußerung liegt also stets dann vor, wenn ein Anwesen oder ein Grundstückskomplex nicht im ganzen, sondern unter Abtrennung oder Zurückbehaltung einzelner Teile veräußert wird." Diese Legaldefinition des Art. 1 des Entw. ist in das Gesetz nicht übergegangen; das Wort Zertrümmerung des Art. 7 kann deshalb nicht in diesem Sinne, sondern nur in seiner sonstigen Be­ deutung ausgelegt werden, vgl. Hierwegen Anm. 4 zu Art. 19 des Grund­ entlastungsgesetzes. 10, Die Bek. vom 24. August 1910 sieht auch vor, daß die Distrikts­ verwaltungsbehörde bei Handhabung des ihr durch Abs. 4 des Art. 7 eingeräumten Dispensationsrechts die nachträgliche Vornahme der Abmarkung in an­ gemessener Frist gestattet. Verfährt sie in dieser Weise und erfolgt die Abmarkung nachträglich nicht, so kann keine Bestrafung eintreten. Strafbar wäre nur die Veräußerung, die ist aber infolge der Dispensation zu einer erlaubten geworden. Anders von Braun Anm. 1 zu Art. 9. 11. Durch § 27 der Bek. vom 24. August 1910 sind der Distriktsverwaltungs­ behörde Anweisungen über die Handhabung des ihr nach Abs. 4 des Art. 7 eingeräumten Dispensationsrechts gegeben; selbstverständlich hat eine Bestrafung auch dann zu erfolgen, wenn die Distriktsverwaltungsbehörde eine Genehmigung nicht erteilt hat, die sie weisungsgemäß hätte erteilen sollen; die Prüfung dieser Frage scheidet im Strafverfahren aus. 12. Die Verletzung des Art. 7 ist bürgerlichrechtlich ohne Einfluß; sie ist weder ein Erfordernis der Beurkundung, noch der Auflassung, noch der Eintragung (KdReichsr. Beil. 6, 1018).

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24. Das Güterzertrümmerungsgesetz. — 25. Das Heimatgesetz.

13. Art. 7 erfährt eine Erweiterung durch Art. 12, s. diese bei Art. 8 Amn. III, 26. Diese Erweiterung hat eine doppelte Bedeutung, einerseits findet Art. 7 auch dann Anwendung, wenn der Güterhändler die Grundstücke nicht nach Art. 1 gekauft hat, sondern wenn sie nach Art. 12 (unter Umständen von Dritten) erworben sind, es hat also auch in diesen Fällen der Güterhändler die Abmarkungspflicht, auch wenn er veräußert; andrerseits tritt infolge der besonderen Bestimmung des Abs. 3 des Art. 12 die Abmarkungspflicht auch ein, wenn der Dritte veräußert. Im übrigen vgl. die Bemerkungen zu Art. 12. III. Der Ausnahmefall -es Art. 14. 14. Wegen eines besonderen Falles, in dem Art. 9 nicht zur Anwendung kommt, s. Art. 14 bei Art. 8 Anm. IV, 1.

25. Das Gesetz über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt. [3n der Fassung vom 30. Juli 1899, in kraft getreten in der ursprünglichen Fassung vom 16. April 1868 mit dem 1. September 1868.]

A. Allgemeine Bemerkungen. 1. Das Heimatgesetz wurde zunächst mit dem Datum vom 16. April 1868 bekannt gemacht GBl. 186 6/6 9, 357; dann nach mehrfachen Änderungen in neuer Fassung veröffentlicht mit Bekanntmachung vom 30. Juli 1899 (GVBl. 469). 2. Materialien: a) Zum Heimatgesetz in der Fassung vom 16. April 1868:«) KdAbg. 1866/69: Verh. des besonderen Ausschusses 1, 44 (Motive), 52 (Motive), 195, 245 (zweiter Regierungsentwurf), 251, 273, 289, 305; 2, 83, 275, 283, 429, 610; StenB. 1, 167, 203; 3, 23, 36, 44, 373, 397. KdReichsr. 1867/68: Verh. 4, 351, 450; Beil. 3, 145, 225, 230. b) Zur Novelle vom 23. November 1872: KdAbg. 1871/72: StenB. 1 S. 100, 107, 149, 160, 240, 429, 436, 437, Beil. 1 S. 505 (Motive), 529; 2, 211; Prot. 1, 130. KdReichsr. 25. Landtag: Verh. 1 S. 125, 142; Beil. 1 S. 119, 146, 150. c) Zu den durch Art. 154 AG. BGB. vom 9. Juni 1899 er­ folgten Änderungen des Heimatgesetzes: KdAbg. 1898/99: Beil. 20 Abt. 1 S. 72 und 100; Beil. 20 Abt. 2 S. 304. 3. Literatur: Reger, Handausgabe des bayerischen Gesetzes über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt, 1911; Pröbst, Das bayerische Gesetz über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt, 4. Aufl. München 1900; Riedel, Kommentar zum bahr. Gesetz über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt 1898. ’) Die sonstigen Materialien sowie die Materialien zu den sonstigen Novellen, die zum Heimatgesetz ergingen, haben keine strafrechtliche Bedeutung. ’) Die Regierung legte ursprünglich die Entwürfe zweier Gesetze vor, den Entwurf eines Gesetzes über Ansässigmachung und Verehelichung (Verh. des Ausschusses 1, 44) und den Ent­ wurf eines Gesetzes über die Heimat und den Aufenthalt (ebendort 1, 52). Der Ausschuß beschloß die Beseitigung des Instituts der Ansässigmachung und darauf legte, nachdem schon vorher der Abgeordnete Fischer einen Gegenentwurf vorgelegt hatte, die Regierung einen neuen Entwurf vor, der dem Standpuntt des Ausschusses gerecht wurde und beide Entwürfe in einen vereinigte (ebendort 2, 89; 1, 245).

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24. Das Güterzertrümmerungsgesetz. — 25. Das Heimatgesetz.

13. Art. 7 erfährt eine Erweiterung durch Art. 12, s. diese bei Art. 8 Amn. III, 26. Diese Erweiterung hat eine doppelte Bedeutung, einerseits findet Art. 7 auch dann Anwendung, wenn der Güterhändler die Grundstücke nicht nach Art. 1 gekauft hat, sondern wenn sie nach Art. 12 (unter Umständen von Dritten) erworben sind, es hat also auch in diesen Fällen der Güterhändler die Abmarkungspflicht, auch wenn er veräußert; andrerseits tritt infolge der besonderen Bestimmung des Abs. 3 des Art. 12 die Abmarkungspflicht auch ein, wenn der Dritte veräußert. Im übrigen vgl. die Bemerkungen zu Art. 12. III. Der Ausnahmefall -es Art. 14. 14. Wegen eines besonderen Falles, in dem Art. 9 nicht zur Anwendung kommt, s. Art. 14 bei Art. 8 Anm. IV, 1.

25. Das Gesetz über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt. [3n der Fassung vom 30. Juli 1899, in kraft getreten in der ursprünglichen Fassung vom 16. April 1868 mit dem 1. September 1868.]

A. Allgemeine Bemerkungen. 1. Das Heimatgesetz wurde zunächst mit dem Datum vom 16. April 1868 bekannt gemacht GBl. 186 6/6 9, 357; dann nach mehrfachen Änderungen in neuer Fassung veröffentlicht mit Bekanntmachung vom 30. Juli 1899 (GVBl. 469). 2. Materialien: a) Zum Heimatgesetz in der Fassung vom 16. April 1868:«) KdAbg. 1866/69: Verh. des besonderen Ausschusses 1, 44 (Motive), 52 (Motive), 195, 245 (zweiter Regierungsentwurf), 251, 273, 289, 305; 2, 83, 275, 283, 429, 610; StenB. 1, 167, 203; 3, 23, 36, 44, 373, 397. KdReichsr. 1867/68: Verh. 4, 351, 450; Beil. 3, 145, 225, 230. b) Zur Novelle vom 23. November 1872: KdAbg. 1871/72: StenB. 1 S. 100, 107, 149, 160, 240, 429, 436, 437, Beil. 1 S. 505 (Motive), 529; 2, 211; Prot. 1, 130. KdReichsr. 25. Landtag: Verh. 1 S. 125, 142; Beil. 1 S. 119, 146, 150. c) Zu den durch Art. 154 AG. BGB. vom 9. Juni 1899 er­ folgten Änderungen des Heimatgesetzes: KdAbg. 1898/99: Beil. 20 Abt. 1 S. 72 und 100; Beil. 20 Abt. 2 S. 304. 3. Literatur: Reger, Handausgabe des bayerischen Gesetzes über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt, 1911; Pröbst, Das bayerische Gesetz über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt, 4. Aufl. München 1900; Riedel, Kommentar zum bahr. Gesetz über Heimat, Verehelichung und Aufenthalt 1898. ’) Die sonstigen Materialien sowie die Materialien zu den sonstigen Novellen, die zum Heimatgesetz ergingen, haben keine strafrechtliche Bedeutung. ’) Die Regierung legte ursprünglich die Entwürfe zweier Gesetze vor, den Entwurf eines Gesetzes über Ansässigmachung und Verehelichung (Verh. des Ausschusses 1, 44) und den Ent­ wurf eines Gesetzes über die Heimat und den Aufenthalt (ebendort 1, 52). Der Ausschuß beschloß die Beseitigung des Instituts der Ansässigmachung und darauf legte, nachdem schon vorher der Abgeordnete Fischer einen Gegenentwurf vorgelegt hatte, die Regierung einen neuen Entwurf vor, der dem Standpuntt des Ausschusses gerecht wurde und beide Entwürfe in einen vereinigte (ebendort 2, 89; 1, 245).

4. Strafrechtlich erheblich und deshalb hier behandelt sind nur die Art. 36 und 38 des Gesetzes.

B. Das Gesetz selbst Art. 36. 1. Angehörige der rechtsrheinischen Landesteile werden, wenn sie außer­ halb Bayerns eine Ehe schließen, ohne vorher das im Art. 31 vorgeschriebene Zeugnis erhalten zu haben, mit Geld bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft bis zu dreißig Tagen gestraft. 2. Die Verjährung dieser Strafe beginnt von dem Tage, an welchem die außerhalb Bayerns Getrauten ihren Wohnsitz in Bayern genommen haben. 3. Eine Strafverfolgung findet nicht statt, wenn vor Eröffnung eines Verfahrens das vorgeschriebene Zeugnis erwirkt oder die Ehe für nichtig erklärt oder aufgelöst worden ist.

1. Entstehung des Artikels. Art. 36 (nach der früheren Fassung als Art. 41 bezeichnet) erhielt seine jetzige Fassung in der Hauptsache durch das Gesetz vom 23. Februar 1872 (GBl. 1871/72, 213); er trat an die Stelle des Art. 41 des Gesetzes in der Faffung vom 16. April 1868 und des Art. 52 PStGB.; diese Bestimmungen wurden vereinigt, um hinsichtlich der Bestrafung „der uner­ laubten Verehelichung außer Landes" eine zusammenfassende Regelung zu schaffen (KdAbg. 1871/72 StenB. 1, 506). An dieser Fassung nahm dann Art. 154 Nr. XV AG. BGB., durch den der Artikel seine jetzige Gestalt erhielt, insoferne Änderungen vor, als in Abs. 1 die Worte „bis zu fünfzig Talern" durch „bis zu einhundertfünfzig Mark" und in Abs. 3 die Worte „wieder aufgelöst worden ist" durch „für nichtig erklärt oder aufgelöst worden ist" ersetzt wurden. 2. Art. 31 des Heimatgesetzes bestimmt: 1. ©in in den Landesteilen rechts des Rheins heimatberechtigter Mann darf eine Ehe erst eingehen, wenn durch ein von der zuständigen Behörde ausgestelltes Zeugnis festgestellt ist, daß der Eheschließung das im Art. 32 bestimmte Einspruchsrecht nicht entgegensteht. (Abs. 2 und 3 sind strafrechtlich nicht erheblich.)

4. Zuständig zur Ausstellung des Zeugnisses ist die Distriktsver­ waltungsbehörde jener Gemeinde, in welcher der Mann seine Heimat hat. 5. Das Zeugnis verliert seine Kraft, wenn die Ehe nicht binnen sechs Monaten nach der Ausstellung des Zeugnisses geschloffen wird. Der in Abs. 1 erwähnte Art. 32 des Heimatgesetzes räumt der Heimatgemeinde des Mannes, bei vorläufig beheimateten Männern dem Fiskalate des Regierungsbezirkes das Recht ein, unter gewissen Voraussetzungen gegen die Ausstellung des Verehelichungszeugnisses Einspruch zu erheben. 3. Die Bestimmungen der Art. 31, 32 und 36 beruhen auf dem für Bayern bezüglich des Verehelichungswesens bestehenden Reservatrecht, wie es durch den Bündnisvertrag vom 23. November 1870 Ziff. III § 1 und das Schlußprotokoll vom gleichen Tage Ziff. I geschaffen und gelegentlich der Einführung des Bürger­ lichen Gesetzbuchs neuerdings anerkannt wurde (Mot. BGB. 4, 34; Mot. zu Art. 28 S. 140 des Entw. I EG. BGB.; Kommissionsberichte zum BGB. S. 2011; StenB. des Reichstags S. 3051). Während auf Grund dieses Reservatrechts vor der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs hinsichtlich der Eheschließung in Bayern Einspruch aus polizeilichen Gründen und „auf Grund zivilrechtlicher BeSchledermair, Nebengesetze. 25

25. Das Heimatgesetz.

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stimmungen" erhoben werden konnte, hat die Regelung des Eheschließungsrechtrs, wie sie durch Art. 154 AG. BGB. erfolgte, lediglich das polizeiliche Einspruchs­ recht auftecht erhalten (KdAbg. 1898/99 Beil. 20 Abt. 1 S. 99). Art. 32 regelt nun die Einspruchsgründe; Art. 31 regelt die Ausstellung des Zeugnisses, daß ein Einspruchsrecht der Eheschließung nicht entgegenstehe, Art. 36 trifft die zur Durchführung dieser Bestimmung erforderlichen Strafbestimmungen.

Zu Ms. 1.

4. Abs. 1 spricht schlechthin von Angehörigen der rechtsrheinischen Landes­ teile, d. h. in einer rechtsrheinischen Gemeinde beheimateten Personen; er unter­ scheidet nicht zwischen Männern und Frauen; es machen sich gleichwohl nur die ersteren strafbar; es ergibt sich das durch die Bezugnahme auf Art. 31, der nur ein Zeugnis für die Männer kennt; vgl. auch ObLGMSt. 8, 21. 5. Strafbar machen sich auch Personen, die in Bayern rechts des Rheims beheimatet sind und zugleich die Staatsangehörigkeit eines anderen deutschen Staats besitzen. Es ist mit der JnnMB. vom 27. Mai 1901 (BlAdmPr. 52, 222) davon auszugehen, daß das Gesetz für die Notwendigkeit eines Verehelichungszeugniffes in dieser Richtung keinen Unterschied macht und daß die gesetzgeberischen Erwägungen, auf denen die Verleihung des Einspruchs­ rechts an die Heimatgemeinde beruht, im allgemeinen auch bei denjenigen Personen zutreffen, die zugleich eine fremde Staatsangehörigkeit besitzen (s. auch BahVGH. 26, 81). Nach den Grenzen, die durch den Versaillerbündnisvertrag Nr. III §- 1 und Ziff. I des Schlußprotokolls hiezu vom 23. November 1870 (GBl. 1870/71, 154 und 186) dem bayerischen Heimatrecht gesetzt sind, kann auch nicht zweifelhaft sein, daß die Landesgesetzgebung zu dieser Ausdehnung befugt ist; vgl. hiezu Sartorius, Personenstandsgesetz, 1902 S. 296 und Kutzer, Das bayerische Heimatrecht 1905 S. 85 und 86. 6. Wird die Ehe innerhalb Bayerns ohne VerehelichungsZeugnis geschlossen, so tritt keine Bestrafung ein; man ging davon aus, daß eine Strafdrohung nicht nötig sei, weil eine solche Eheschließung schon durch die entsprechende Instruktion und Überwachung der bayerischen Standesbeamten ausgeschlossen sei. 7. Der Strafrichter hat zu prüfen, ob ein Zeugnis nach Maßgabe des Art. 31 vorliegt. Er hat deshalb zunächst zu prüfen, ob ein in den Landes­ teilen rechts des Rheins heimatberechtigter Mann die Ehe schloß, ob ein Zeugnis über das Nichtbestehen des Einspruchsrechts vorliegt, ob es von der zuständigen Behörde im Sinne des Abs. 4 des Art. 31 ausgestellt wurde und endlich, ob es nicht nach Maßgabe des Ms. 5 des Art. 31 seine Wirksamkeit wieder verloren hat. Der Richter prüft nicht, ob das Zeugnis mit Recht und in der vorge­ schriebenen Form ausgestellt wurde; er hat ferner, wenn die Eheschließung ohne Zeugnis erfolgte, nicht zu prüfen, ob die Ausstellung zu Unrecht versagt wurde; dagegen hat er selbständig und ohne formelle Bindung an die Anschauung der Verwaltungsbehörden oder der Verwaltungsrichter zu prüfen, ob derjenige, der die Ehe schließt, in den Landesteilen rechts des Rheins beheimatet ist. Bei der Prüfung aller dieser Fragen, insbesondere bei der Prüfung der Frage, ob das Zeugnis von der zuständigen Behörde ausgestellt wurde, hat das Gericht lediglich das Gesetz zugrunde zu legen. Eine Behörde wird nicht dadurch zuständig, daß sie nach einer zur Zeit der Ausstellung des Zeugnisses letztinstanziell gebilligten (nun als unrichtig erkannten) Rechtsanschauung als zuständig angesehen wurde (a. A. BayBGH. 5, 183).

Zu Abs. 2.

8. Bei Berechnung der Verjährung ist der Tag der Begehung nicht einzurechnen (ObLGMSt. 8, 21). 9. Abs. 2 regelt den Beginn der Verjährumg nur für die Fälle, in denen die Eheleute einen Wohnsitz in Bayern nehmen können. Haben sie schon vor der Verehelichung ihren Wohnsitz in Bayern, so können sie einen solchen nach der Eheschließung selbstverständlich nicht mehr begründen. Für diese Fälle gilt der allgemeine Grundsatz des § 67 Abs. 4 StGB.; die Verjährung beginnt in diesen Fällen also mit der Eheschließung. A. A. ObLGMSt. 8, 21, das in diesen Fällen die Verjährung mit dem Zeitpunkt Beginnen läßt, an dem die Ver­ lobten „an ihren früheren Wohnsitz kommen". Zu Abs. 8.

10. Der Ausdruck Eröffnung des Verfahrens entspricht der zur Zeit seiner Schaffung geltenden Strafprozeßgebung (Art. 77 ff. des Vollzugsgesetzes vom 26. Dezember 1871). Es wird der Eröffnung dies Verfahrens nicht die Eröff­ nung des Hauptverfahrens nach der StPO, entsprechen, sondern der Zeitpunkt, in dem die Staatsanwaltschaft eine sachliche Verfügmng in der Sache getroffen hat. 11. Abs. 3 geht vondem Gedanken aus, daß eineBestrafung dann nicht mehr eintreten soll, wenn das die Bestrafung nach sich ziehende Ver­ hältnis nicht mehr besteht; während nach der ursprünglichen Fassung bloß der Fall der Auflösung der Ehe erwähnt wurde, hat diesem die durch AG. BGB. erfolgte Änderung des Gesetzes den Fall der Nichtigkeitserklärung gleichgestellt, weil auch hier der Grundgedanke der Bestimmung zubrifft (KdAbg. 1898/99 Beil. 20 Abt. 1 S. 100). 12. Auch die Aufhebung der ehelichem Gemeinschaft im Sinne des § 1575 BGB. ist als Auflösung im Sinne unseres Artikels anzusehen; dem Recht, wie es zur Zeit der Schaffung des Artikels galt, war allerdings die Auf­ hebung der ehelichen Gemeinschaft, die der Trennung von Tisch und Bett nicht gleichkommt, fremd. Allein die Aufhebung steht der Scheidung der Ehe in ihren Wirkungen im wesentlichen gleich, es ist insbesondere der einzige Unterschied gegen­ über der Scheidung, nämlich daß die Eingehung einer neuen Ehe ausgeschlossen ist, für die heimatrechtlichen Folgen ganz belanglos, so daß es der Absicht des Gesetzes entspricht, auch die Aufhebung der ehelichem Gemeinschaft als Auflösung gelten zu lassen.

Art. 38. 1. Wer sich in einer fremden Gemeinde anfhalt, hat binnen 8 Tagen nach der Ankunft hievon der Ortspolizeibehörde, in München der K. Polizei­ direktion, nach Maßgabe der oberpolizeilichen oder ortspolizeiltchen Vor» schriften Anzeige zu erstatten. 2. Nichtbeachtung dieser Vorschrift, welche -auf die in Art. 42 bezeich­ neten Personen keine Anwendung findet, wird an Geld bis zu achtzehn Mark bestraft. 3. Über die erfolgte Anzeige hat die Ortspolizeibehörde gebührenfreie Bescheinigung zu erteilen, welche den zur Leistung von Krankenkassabeitragen gesetzlich verpflichteten Personen erst dann behändigt werden soll, wenn sie die erstmalige Bezahlung des treffenden Beitrages nachgewiesen haben. 25*

4. Die K. Polizeidirektion München ist verpflichtet, von den nach Abs.. 1 ihr erstatteten Anzeigen wenigstens einmal wöchentlich dem Magistrate voll­ ständige Mitteilung zu machen.

1. Entstehung. Art. 38 (nach der früheren Fassung als Art. 44 be­ zeichnet) findet sich, und zwar, abgesehen von den durch das AG. BGB. gebrachten Änderungen, in der jetzigen Fassung schon in dem Gesetz vom 16. April 1868. Art. 154 Ziff. XVIII AG. BGB. brachte nur Änderungen formeller Natur; es wurden nämlich die ursprünglichen Worte „bis zu 10 fl" ersetzt durch „bis zu achtzehn Mark"; ferner wurde das der früheren Taxgesetzgebung entsprechende Wort „taxstei" ersetzt durch das dem nunmehrigen Gebührengesetz entsprechende Wort „ gebührenfrei". Die Anmeldepflicht wurde geschaffen, weil nach dem Heimatgesetz mit dem Aufenthalt in einer Gemeinde in einer gewissen Zeit das Heimatrecht erworben wird (KdReichsr. 1867/68 StenB. 4, 435). 2. Als fremde Gemeinde bezeichnet die Begründung zum Fischerschen Gegenantrag (Verh. des Ausschusses 1, 264) jede Gemeinde, „in der das Indi­ viduum weder Bürgerrecht noch Heimatrecht besitzt". Diese Auslegung, der sich die Bek. des Ministeriums des Innern vom 28. Dezember 1899 (JnnMBl. 803) Ziff. 18 Abs. 1 auch für die Auslegung des Gesetzes anschließt, entsprach zwar dem Fischerschen Entwurf im Hinblick auf dessen Art. 39; im Sinne des Heimatgesetzes aber, das nur das Heimatrecht nicht das Bürgerrecht regelte, ist eine fremde Gemeinde jede Gemeinde, in der man nicht heimatberechtigt ist. Personen, die in einer Gemeinde bloß das Bürgerrecht, nicht das Heimatrecht haben, sind jedoch durch die besondere Anordnung des Abs. 2 in Zusammenhalt mit Art. 42 für die Anwendung des Abs. 1 den Heimatberechtigten gleichgestellt. 3. Man nimmt an, daß eine Anmeldepflicht nur für solche Fälle be­ gründet werden kann, in denen der Aufenthalt acht Tage dauert (vgl. Seydel, Bay. Staatsrecht 3, S. 14 Anm. 6); es ist möglich, daß man bei den Beratungen des Gesetzes daran gedacht hat, nur für Fälle eines länger dauernden Aufenthalts eine Anzeigepflicht zu begründen; es spricht hiefür die Bemerkung des Ausschußreferenten, daß man die große Masse der in den Gasthöfen wohnenden Fremden, die in der Regel nur kurze Zeit sich aufhalten, nicht mit der Anzeige belästigen wolle (Verh. des Ausschusses 2, 291); allein im Gesetze ist diese Auffassung nicht zum Ausdruck gekommen. Nach dessen unzweideutigen Wortlaut, kann für jeden noch so kurzen Aufenthalt durch polizeiliche Vorschrift eine Anzeigepflicht begründet werden. Zur Anzeige hat aber der Fremde eine Frist von acht Tagen; er kann also unter Umständen der Anzeigepflicht noch nach seiner Abreise genügen. Nach der Fassung des Abs. 1 kann auch nicht zweifelhaft sein, daß die Frist erst am Tage nach der Ankunft Beginnt. 4. Besteht weder eine oberpolizeiliche noch eine ortspoli­ zeiliche Vorschrift, so besteht keine Anzeigepflicht; durch Art. 38 Abs. 1 allein ist eine solche nicht begründet. 5. Über die Erlassung der nach Abs. 1 zulässigen ortspoli­ zeilichen Vorschriften gibt die JnnMB. vom 28. Dezember 1899 (JnnMBl. 803) Ziff. 18 Abs. 3 die Anweisung, daß die Ortspolizeibehörden befugt seien, 1. den Termin von 8 Tagen im allgemeinen oder für einzelne Kategorien zu verlängern; 2. die Art und die Form der Anzeigen, aus denen stets Name, Stand, Alter, Heimat und Wohnung des Fremden und der etwa bei ihm befindlichen Familienangehörigen, dann der Tag der Ankunst sowie der Zweck

und die mutmaßliche Dauer des Aufenthalts hervorgehen müsse, vorzuschreiben. Diese Anweisung überschreitet teilweise den durch das Gesetz den ortspolizeilichen Vorschriften gezogenen Rahmen. Nach der klaren Fassung des Art. 38 Abs. 1 kann nur eine Anzeigepflicht für die ersten acht Tage geschaffen werden. Es dauert selbstverständlich die Pflicht zur Anzeige nach Ablauf dieser Frist fort, es kann aber nicht von Anfang an eine längere Frist bestimmt werden. Wird sie gleichwohl gesetzt, so besteht überhaupt keine Anzeigepslicht.

6. Hinsichtlich des Erlasses der oberpolizeilichen und der orts­ polizeilichen Vorschriften gelten die allgemeinen Bestimmungen des PStGB. Zu Abs. 2.

7. Die in Art. 42 bezeichneten Personen sind: a) Angehörige des bayerischen Staates, welche auf Grund ihrer Anstellung im Dienste des Staates, der Kirche, der Gemeinde, einer öffentlichen Körperschaft oder Stiftung oder b) zur Erfüllung einer gesetzlichen Pflicht in einer Gemeinde sich aufzuhalten ge­ nötigt sind, oder c) welche in der Gemeinde das Bürgerrecht ohne Heimat­ recht besitzen. a) Art. 42 verdankt seine Entstehung dem Gegenentwurf des Abgeordneten Brater zum zweiten Regierungsentwurf (Verh. des Ausschusses 2, 211); dort findet sich die Fassung „ständige Anstellung". Der Abgeordnete Sing beantragte den Wegfall des Wortes ständig; „er glaube, daß jede Art von Anstellung oder Verwendung im Staatsdienste usw. genüge"; der Abgeordnete Brater er­ klärte sodann, er sei mit dem Abstriche des Wortes „ständig" einverstanden (a. a. O. 224). Der Bratersche Abänderungsantrag wurde sodann unter Weg­ lassung des Wortes „ständig" angenommen. Hieraus ergibt sich, daß alle Per­ sonen, die auf Grund eines öffentlichrechtlichen Verhältnisses im Staatsdienste stehen (ein privatrechtliches Verhältnis wird durch Anstellung nicht begründet), von der Anzeigepflicht befreit sind. Zu eng ist demnach auch die Auslegung des Begriffs BayVGH. 2, 426. Im einzelnen ergibt sich aus dieser Auffassung folgendes: a) Keine Anzeigepflicht besteht für Beamte im Sinne des Art. 1 des Beamtengesetzes vom 15. August 1908 (GVBl. 581)1) einschließlich der widerruflichen und der nicht etatsmäßigen Beamten; denn auch bei den letzteren Gattungen wird das Dienstverhältnis durch eine (Ärtschließung des Königs oder einer von ihm ermächtigten Behörde begründet. ß) Keine Anzeigepflicht besteht ferner für Notare, Volksschullehrer, Distriktsschulinspektoren, die keine Beamten im Sinne des Beamtengesetzes sind, aber ebenfalls in einem öffentlichrechtlichen Dienstverhältnis zum Staate stehen. y) Bon der Anzeigepflicht sind aus dem gleichen Grunde insbesondere auch befreit die von der Staatsregierung angestellten Stiftung sad ministratoren, die Beamten der Kreisanstalten und der Universitäten; vgl. hiezu die Motive zu Art. 2 des ursprünglichen Entwurfs zum Gesetze über Ansässigmachung und Verehelichung (Verh. des Ausschusses 1, 48). Die Pflicht zur Anzeige tritt aber in dem Augenblick wieder ein, in dem das durch Anstellung begründete Verhältnis endet, in dem also der Beamte in den Ruhestand tritt oder sonst aus dem Dienste scheidet (s. Verh. des Ausschusses 1, 210; 2, 223). *) Beamte im Sinne des Beamtengesetzes sind auch die Gerichtsvollzieher; denn sie sind unter Nr. 21 und 25 der Gehaltsordnung aufgeführt; a. M. Plloty in SeuffBl. 73,215.

b) Das Gesetz bietet keinerlei Anhaltspunkte, den Begriff gesetzliche Pflicht irgendwie einzuschränken; es fällt deshalb hierunter jede unmittelbar durch das Gesetz nicht erst durch ein Rechtsgeschäft begründete Pflicht, gleichviel ob sie öffentlichrechtlicher oder privatrechtlicher Natur ist; also der Aufenthalt als Mitglied der Landesvertretung, einer Kreisvertretung oder einer Distriktsvertretung, als Geschworener oder Schöffe, als Mitglied eines Armenpflegschaftsrats, eines Steuerausschusses, auf Grund Militärdienstes u. a. (vgl. auch Verh. des Aus­ schusses 1, 210), aber auch der Aufenthalt auf Grund einer durch Gesetz begrün­ deten familienrechtlichen Pflicht, soweit hiebei nicht die freie Vereinbarung, sondern ein unmittelbar durch Gesetz eingeräumtes Recht für den Aufenthalt entscheidend ist, wie das Recht des Mannes, den Aufenthalt der Frau zu bestimmen.

Zu Abs. 3 und 4. 8. Diese haben keine strafrechtliche Bedeutung. 8. Auf das Meldewesen bezügliche Anordnungen treffen auch Art. 4 6, 47 49 und 50 des Polizeistrafgesetzbuchs. Sie lauten: Art. 4 6. Gastwirte und Herberggeber, welche den oberpolizeilichen Vor­ schriften über Aufzeichnung und Anzeige der Ankunft und Abreise der von ihnen aufgenommenen Fremden und beherbergten Personen zuwiderhandeln, die vor­ geschriebenen Aufzeichnungen der Polizeibehörde oder den obrigkeitlichen Dienern auf Verlangen nicht vorzeigen oder dieselben nicht zu der vorgeschriebenen Zeit vorlegen, werden an Geld bis zu fünfzehn Mark gestraft. Andere Personen, welche die durch ortspolizeiliche Vorschrift gebotene Anzeige über Beherbung von Fremden verabsäumen, unterliegen einer Geldstrafe bis zu fünfzehn Mark. Art. 47. Wer, um die Polizeibehörde zu täuschen, bei Gelegenheit der im Art. 46 vorgeschriebenen Aufzeichnung oder Anzeige eine falsche Namensangabe oder andere unwahre Angaben macht, wird an Geld bis zu fünfundvierzig Mark oder mit Hast bis zu acht Tagen gestraft. Art. 4 9. Wer von der Aufnahme oder Entlassung von Handlungs­ bienern, Gewerbsgehilfen, Gesellen oder Lehrlingen, von Fabrikarbeitern oder Taglöhnern, welche am Orte keinen festen Wohnsitz haben, die durch Verordnung oder ortspolizeiliche Vorschrift geforderte Anzeige nicht erstattet, wird an Geld bis zu fünfzehn Mark gestraft. Art. 5 0. Personen, welche Wohnungsräume in Miete oder Aftermiete geben, unterliegen einer Geldstrafe bis zu fünfzehn Mark, wenn sie die durch ortspolizeiliche Vorschrift gebotene Anzeige über Ein- und Auszug ihrer Mieter verabsäumen.

26. Das Gesetz, die Ausübung der Jagd betr. (Vom 30. März 1850)?)

A. Allgemeine LemerKuugen. 1. Die Behandlung des Gesetzes erfolgt in sieben Abschnitten: A. Allgemeine Bemerkungen. B. Die Träger des Jagdrechts in dem rechtsrh. Bayern und in der Pfalz. C. Die Jagdausübung. D. Die Strafbestimmungen des Jagdgesetzes. E. Die Verordnung über die Jagdausübung (die Jagdpolizei­ verordnung). F. Die die Jagd betreffenden Bestimmungen des StGB. G. Das internationale Jagdrecht. 2. Änderungen des Jagdgesetzes sind erfolgt durch Art. 11 AG. StPO, vom 18. August 1879, Art. 143 AG. BGB. und Art. 218 des Gebühren­ gesetzes in der Fassung vom 13. Juli 1910. 3. Materialien a) zum Gesetz in der ursprünglichen Fassung: KdAbg. 1849: Beil. 1, 58 (E. mit Mot.); Beil. 1, 252 (Bericht des Ausschusses); Beil. 1, 259 (Fassung des E. im Ausschuß); Beil. 3, 18 (Bericht des Referenten auf die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 3, 21 (Verhandlungen im Ausschuß); StenB. (des zweiten Landtags) 1849/50 1, 32 (Vorlage des E.); StenB. 2, 12 (mündlicher Bericht des Ausschusses); StenB. 2, 66 (Verh. in der Vollvers.); StenB. 2, 199 (Fassung des E. im Plenum); StenB. 3, 74 (Verhandlungen im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 3, 99 (Beschluß des Plenums über diese Rückäußerung); StenB. 3, 300 (Verhandlungen im Plenum über die neuerliche Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 3, 317 (Beschluß des Plenums über diese Rückäußerung); StenB. 4, 110 (Verhandlungen im Plenum über die nochmalige Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 4,131 (Gesamtbeschluß). KdReichsr. 1849: Beil. 2, 537 (Vortrag des Referenten im Ausschuß); Beil. 2, 575 (Verhandlungen im Ausschuß); Beil. 3, 265 (neuerlicher Vortrag des Refe­ renten aus Anlaß der Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 3, 274 (Verhandlungen hierüber im Ausschuß); Beil. 3, 301 (Verhandlungen im Ausschuß über die wieder­ holte Rückäußerung der KdAbg.); Prot. 2 S. 431, 519 (Verhandlungen im Plenum); Prot. 2, 604 (Fassung des E. im Plenum); 1850 Prot. 4, 6 (Verhandlungen in der Vollvers. über die Rückäußerung der KdAbg.); Prot. 4, 57 (Fassung des E. auf Grund dieser Verhandlung); Prot. 4, 504 (Verhandlungen im Plenum über die wiederholte Rückäußerung); Prot. 4, 543 (Fassung des E. auf Grund dieser neuerlichen Verhandlung). b) Zu den durch das Vollzugeinführungsgesetz zum StGB. PStGB. und durch das AG. StPO, geschaffenen Änderungen: S. Hierwegen das letztere Gesetz.

4. Vollzugsbestimmungen: Bezeichnung der zum jagdbaren Wild gehörenden Tiergattungen: VO. vom 11. Juli 1900 (GVBl. 693), geändert durch VO. vom 19. Oktober 1908 (GVBl. 965). Jagdpolizeiverordnung vom 6. Juni 1909 (s. Abschnitt E). Vollzugsvorschriften vom 3. Februvr 1857 (Weber 5, 21). *) Das Gesetz ist abgedruckt GBl. 117.

5. Literatur: Kuby, Das Jagdrecht nach den in der Pfalz geltenden gesetzlichen Bestimmungen, 1874; Maenner, Das Jagdrecht der Pfalz, 1892; Pollwein, Bayerisches Gesetz betr. die Ausübung der Jagd, 1910; Schüller­ mann, Das Jagdrecht in Bayern diesseits des Rheins, 1900; Wirschinger, Das Jagdrecht des Königreichs Bayern, 1902. 6. Unmittelbare strafrechtliche Bedeutung hat nur der Art. 23 des Jagdgesetzes; es ergab sich aber die Notwendigkeit zur Behandlung folgender weiterer Artikel des Gesetzes: Art. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 10, 11, 12 im Abschnitt B, Art. 14—21 im Abschnitt C. B. Der Iag-berechtigte und -er;ur Ausübung -er 2ag- Serechtigte.

A. In Bayern rechts -es Rheins. Die Regelung des Jagdrechts und des Rechts zur Ausübung der Jagd ist erfolgt durch Art. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7,10,11 und 12 des Gesetzes, und zwar in folgender Weise: 1. Das Jagdrecht steht dem Eigentümer des Grund und Bodens zu. Art. 1: Im Grundeigentum liegt die Berechtigung zur Jagd auf eigenem Grund und Boden. Die Jagdberechtigung auf fremdem Grund und Boden bleibt auf­ gehoben und darf in Zukunft nicht wieder als Grundgerechtigkeit bestellt werben. 2. Die Ausübung des Jagdrechts steht dem Grundeigentümer nur in den Fällen der Art. 2 und 3 zu. Diese bestimmen: Art. 2: Die Ausübung des Jagbrechtes durch den Grundeigen­ tümer selbst ist nur zulässig: 1. auf allen unmittelbar an die Behausung stoßenden Hofräumen und Hausgärten, sobald sie durch irgendeine Umfriedung begrenzt oder sonst vollständig abgeschlossen sind; 2. auf allen und jeden Grundstücken, welche mit einer Mauer, einer zusammenhängenden Hecke, oder mit einer dichten Einzäunung und mit verschließbaren Türen versehen sind, — worunter die gewöhnlichen, zunächst nur die Abwehr oder den Einschluß des Weideviehes bezweckenden Feldzaune nicht begriffen; 3. auf einem zusammenhängenden Grundbesitze von mindestens 240 bayerischen Tagwerken im Flachlande und 400 Tagwerken im Hochgebirge; 4. auf Seen und Fischteichen von mindestens 50 Tagwerken. Straßen und Wege, sowie Flüsse und Bäche unterbrechen nicht die Kontinuität des Jagdbezirkes. Art. 3: Sind von einem solchen Gutskomplexe ein oder mehrere Grundstücke, welche nicht unter die Bestimmung des Art. 2 fallen, und auch nicht zusammenhängend 240 bezw. 400 Tagwerke betragen, vollständig umschlossen, so steht dem Eigentümer des ersteren auch die Jagdbefugnts auf diesen Grundstücken (Jnllaven) gegen Entschädigung der Eigentümer zu. Abs. 2 regelt die Festsetzung der Entschädigung.

3. Im übrigen wird die Jagd durch die Gemeinde ausgeübt. Die Ausübung kann entweder:

B. Der Jagdberechtigte im rechtsrheinischen Bayern. Art. 1,2,3,4,5,6,7,10,11 u. 12.

393

a) im Wege her Verpachtung erfolgen; hierbei bildet in der Regel jede politische Gemeinde einen selbständigen Bezirk. Es können sich aber auch mehrere Gemeinden vereinigen. Gemeinden mit 480 Tagwerk oder mehr können mehrere, jedoch nicht mehr als sechs, wenigstens 240 Tagwerk haltende Jagdbezirke bilden. Hierbei können die zur Selbstausübung berechtigten Grundeigentümer die Jagd auf ihrem in oder an dem betreffenden Jagdbezirke liegenden Besitztum mit in Verpachtung geben (Art. 4—6). b) Ausnahmsweise find die Gemeinden befugt, die Jagd in „Selbst­ verwaltung" durch höchstens drei jagdkartenfähige Ge­ meindemitglieder auszuüben, nämlich: „1 . wenn die Gemeinde als solche Eigentümerin eines zusammen­ hängenden Grundbesitzes von mindestens 240 bezw. 400 Tagwerken ist; 2. wenn die von ihr versuchte Verpachtung entweder gar kein Resultat gewährt, oder 3. wenn kein Pachtgebot erfolgt, welches den von der Gemeinde­ verwaltung bestimmten Aufwurfspreis erreicht" (Art. 11). 4. Das durch die Pacht erworbene Recht kann seinerseits wieder mit voller Wirksamkeit auf einen Dritten übertragen werden; hierzu ist aber die Einwilligung der Gemeinde und die Zustimmung etwaiger Mit­ pächter erforderlich (Art. 12). 5. Der jag d aus übungsberechtigte Grundeigentümer und Pächter brauchen die Jagd nicht in Person auSzuüben. Es ist ihnen erlaubt: a) für die Jagdausübung eigene gelernte Jager aufzustellen; b) Personen, die eine Jagdkarte besitzen, mit auf die Jagd zu nehmen, dieses Recht haben auch die gelernten Jäger (Art. 10); c) ferner solchen Personen, die eine Jagdkarte besitzen, die schriftliche Erlaubnis zu geben, allein zu jagen (Art. 23 Abs. 1 Nr. 6). 6. Ganz scheiden aus dem Begriffe des Jagdrechts die Fälle aus, bei denen es sich überhaupt nicht mehr um herrenlose, in ihrer natürlichen Frei­ heit lebende Tiere handelt, also um Tiere, die in Käfigen, Gärten oder Parken gehalten werden; s. § 960 BGB. Insbesondere kommen deshalb die Bestinimungen der Art. 2—4 (s. oben unter 2) nur soweit zur Anwendung, als ein noch in natürlicher Freiheit lebendes Tier an die dort bezeichneten Orte kommt. ‘)

Zu 1: Der Träger des Jagörechts. 1. Der Begriff Grundeigentümer ist, da es sich um einen dem bürger­ lichen Recht entnommenen Begriff handelt, nun nach dem BGB. auslegen; so auch BayVGH. 32, 2, wo nur ungenau das zur Zeit der Entscheidung geltende Recht für maßgebend erklärt ist, an Stelle des Rechts, das gilt zur Zeit, zu der die der rechtlichen Beurteilung zugrunde liegenden Tatsachen bestehen. 2. Wem die Jagd in ausmärkischen Gebieten zusteht, ist im Gesetze nicht ausdrücklich geregelt. Es besteht, da das Gesetz keine Sonderbestimmungen trifft, im Hinblick auf Art. 1 des Gesetzes, der die Jagdberechtigung als Ausfluß des Grundeigentums erklärt, das freie Recht des Eigentümers zur Ausübung der Jagd (BayVGH. 28, 200).**=) *) Hinsichtlich der Frage, inwieweü Tiere in Parken hierher zu rechnen sind, s. RG. in IW. 32,80 und dagegen Stelling DIZ. 1907,182. *) Vgl. über die Frage auch Dr. Barlet in BlAdmPr. 1907,359, der auch die frühere Literatur zusammenstellt.

Zu 2: Die Ausübung des Jagdrechts durch den Grundeigentümer.

a) Die Jagdausübung schlechthin (Art. 2).

1. Die Umfriedung im Sinne des Abs. 1 Nr. 1 muß nicht dicht oder lückenlos sein; es genügt, daß das Grundstück durch irgendeine Umfriedung be­ grenzt wird. Die Anforderung, die an die Umfriedung gestellt wird, besteht nicht in der Abschließung sondern nur in der Abgrenzung des Grundstücks (ObLGMSt. 3, 199). Die Umschließung muß derart dicht sein, daß durch diese Beschaffenheit jedem, der das Grundstück betreten will, erkennbar wird, daß der Grundeigentümer das Betreten gegen seinen Willen ausschließen will. Jedenfalls ist eine genügende Umfriedung nicht vorhanden, wenn auf 30 m gar kein Abschluß vorhanden ist (ObLGMSt. in SeuffBl. 71, 487). Gleichgültig ist es, ob Lücken in der Umgrenzung absichtlich angebracht wurden, um dem Wild den Zugang zu verschaffen (OGHSt. 6, 479; StengleinZB. 1878, 7). Hohe, steilabfallende Felsen genügen als Umfriedung (StengleinZB. 1872, 138). Die Umfriedung verliert ihren Charakter als solche nicht, wenn sie infolge zufälliger Umstände z. B. hohen Schnees, vorübergehend bedeutungslos ist; denn sie bleibt gleichwohl eine Um­ friedung (vgl. StengleinZB. 1872, 138). 2. Auf Hofräumen und Hausgärten wurde dem Grundeigentümer das Jagdrecht im Interesse der Aufrechterhaltung seines Hausfriedens eingeräumt. Es ist deshalb notwendig, daß das Grundstück häuslichen, hauswirtschaftlichen Zwecken des Anwesensbesitzers dient. Ob das der Fall ist, bemißt sich nach dem Flächeninhalt, der Kulturart und der bestimmungsgemäßen Verwertung der Früchte (ObLGMSt. 6, 223; SeuffBl. 71,487; RGSt. 17, 239). Die unmittelbare Angrenzung an die Behausung muß nicht in dem Sinn bestehen, daß der Hofraum oder der Hausgarten je selbst angrenzen, es genügt, wenn das von ihnen beiden zusammen gestaltete Besitztum als ein Ganzes genommen an die Behausung anstößt (RGSt. 5, 230).

3. Eine zusammenhängende Hecke ist eine solche nicht, welche mehr­ fache Lücken enthält, die den ungehinderten Zutritt einer erwachsenen Person er­ möglichen, und auf eine Strecke von 25—30 Schritte gänzlich unterbrochen ist (StengleinZB. 1869, 284). Die Worte dichte Einzäunung sind, da Anhaltspunkte für eine andere Auffassung nicht bestehen, im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs auszulegen, wobei durch die Gleichstellung mit einer „zusammenhängenden Hecke" und durch die Gegenüberstellung mit den nur die Abwehr und den Einschluß des Weideviehs bezweckenden Feldzäunen sich ergibt, daß jedenfalls nicht gefordert werden kann, daß dem Wild das Eindringen unmöglich ist (so auch BahVGH. 28, 131; OLGMSt. 1, 20; BayVGH. 6, 196), andernseits aber auch nicht verlangt werden kann, daß den Menschen der Zutritt verschlossen ist (so die erwähnten Ent­ scheidungen); denn auch durch zusammenhängende Hecken können Menschen ein­ dringen. Positiv ist anzunehmen, daß eine dichte Einzäunung schon dann vor­ handen ist, wenn nur eine geringe Entfernung zwischen den einzelnen Bestandteilen der Einzäunung besteht, die Entfernung muß so gering sein, daß das eingezäunte Grundstück in der Tat aus dem übrigen Land ausscheidet. Vgl. im allgemeinen Pollwein in SeuffBl. 73, 563, der sich wohl zu sehr vom positiven Recht entfernt. Im einzelnen ist zu bemerken: Eine Umfriedung aus 23 cm ent­ fernten Paralleldrähten ist keine dichte (so BayVGH. 28, 131; s. auch ObLGMSt. 10, 96);') ebensowenig ein aus drei bis vier Parallel st angen *) Vgl. hierzu auch Dr. Barlet in BlAdmPr. 1908 341 und Steinbach BayGemZ.

B. Der Jagdberechtigte im rechtsrheinischen Bayern. Art. 1,2,3,4,5,6,7,10,11 u. 12.

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bestehender Zaun (BayBGH. 31, 42). Der Zaun genügt der Höhe nach, wenn er von einem Menschen nicht mehr überschritten werden kann (SeuffBl. 44, 1).

4. Gefordert ist nur eine verschließbare, nicht eine verschlossene Türe; verschließbare Türen forderte man bei den Verhandlungen über das Gesetz nur, damit ausgedrückt werde, der Eigentümer wolle den Zutritt nicht jedermann freigeben (s. OLGMSt. 1, 20); es ist also nicht notwendig, daß sie nur von gewissen Personen, etwa denen, die einen Schlüssel besitzen, geöffnet werden können; es genügt, wenn die Öffnung der Türe, wenn letztere geschlossen ist, nur durch Hand­ habung einer Vorrichtung erfolgen kann; die Türe muß nicht mit Schloß und Riegel versehen sein, cs genügt ein Verschluß jeder Art, etwa durch aufeinander geschichtetes Holz, oder eine selbstgezimmerte Türe ohne Schloß und Riegel, wenn sie nur den Eingang versperrt (StenB. 3, 7 8). Die Vorrichtung muß aber ständig an der Türe sein; es genügt nicht, daß die Möglichkeit besteht, eine Vorrichtung anzubringen. 5. Maßgebend für den Begriff des Hochgebirges ist nicht ein bestimmtes Höhenmaß, sondern es entscheidet der „Hochgebirgscharakter" der konkreten Fläche; erheblich sind in dieser Richtung die geringere Ausbeutungsfähigkeit zu jagdlichen Zwecken, die geringere Ausnützungsmöglichkeit des Grundbesitzes und die aus sicherheitspolizeilichen Gründen gebotene Beschränkung der Eigenjagdbezirke in schwer zugänglichen höheren Gebirgsgegenden (BayVGH. bei Reg. 31, 431). Nur zu den Alpen gehörige Gebiete können als Hochgebirge in Betracht kommen er jetzigen Worte, „daß die durch Abs. 1 vorgeschriebene Genehmigung für öffentliche Aufzüge" die Fassung hatte, „daß zu Aufzügen die durch Abs. 1 vorgeschriebeme Genehmigung der Distriktspolizeibehörde an Stelle der letzteren" und daß man mit der jetzigen Fassung lediglich eine redaktionelle Änderung vornehmen wollte (KdAbg. 1897/98 Beil. 15, 485; StenB. 12, 450). 21. Es ergibt sich aus allgemeinen Rechtsgrundsätzen, daß die in Abs. 3 und 4 des Art. 4 den Bürgermeistern eingeräumten Befugnisse auch ihren ordnungsmäßigen Stellvertretern zustehen (KdAbg. 1897/98 Beil. 15, 209).

22. Selbstverständlich ist im Strafverfahren nicht zu prüfen, ob die polizeiliche Genehmigung mit Recht versagt wurde, es kommt lediglich darauf an, ob die Genehmigung vorhanden ist. 23. Ein Irrtum darüber, von welcher Behörde die Genehmi­ gung zu erteilen ist, ist ein Strafrechtsirrtum (OLGMSt. 8, 373). 24. Zuwiderhandlungen gegen Art. 20 sind im strafrechtlichen Sinn Übertretungen; es wurde ihnen diese Eigenschaft durch Art. 10 EG. StGB. PStGB. vom 10. November 1861 ausdrücklich verliehen; s. auch Schanz BayZ. 1906, 12; vgl. im übrigen AG. StPO. Art. 5.

31. Das Waffergesetz für das Königreich Bayern. (Bom 23. März 1907, in Kraft seit 1. Januar 1908). *)

A. Allgemeine ßemerkungen. Behandelt sind in den Allgemeinen Bemerkungen folgende Punkte: I. Über­ sicht der behandelten Artikel des Gesetzes; II. Materialien, Vollzugsbestimmungen und Literatur; III. die Bestrafung fahrlässiger Zuwiderhandlungen, Übertretungen und Vergehen; IV. Anwendung der für die Eigentümer geltenden Gesetzes­ bestimmungen auf andere Berechtigte; V. das Ordnungsstrafverfahren; VI. der Einfluß von Verwaltungs- oder Verwaltungsrechtsverfahren auf die Entscheidungen des Strafrichters; VII. die Prüfung der Zuständigkeit der Verwaltungsbehörden zum Erlaß von Anordnungen durch den Strafrichter; VIII. die einzelnen Arten der Gewässer; IX. Anstalten und Anlagen; X. Grundstücke; XI. Übergangs­ bestimmung ; XII. Strafbestimmungen des Polizeistrafgesetzbuchs auf dem Gebiet des Wasserrechts.

I. Übersicht der behandelten Artikel des Gesetzes. Die unmittelbaren Strafbestimmungen sind enthalten in den Art. 202—206 des Gesetzes; es ergab sich aber die Notwendigkeit zur Behand­ lung folgender weiterer Artikel; Art. 1, 3 und 4 in den Allg. Bem. Nr. VIII; Art. 5 und 6 bei Art. 202 Nr. 3; Art. 16 in den Allg. Bem. ') Das Gesetz ist veröffentlicht GVBl. 1907, 157.

Nr. VIII; Art. 17 und 18 bei Art. 204 Nr. 1; Art. 19 bei Art. 203 Nr. 2; Art. 20 bei Art. 203 Nr. 3; Art. 21 in den Allg. Bem. Nr. VIII und bei Art. 203 Nr. 5; Art. 26 bei Art. 204 Nr. 3; Art. 29 und 30 bei Art. 206; Art. 30 bei Art. 203 Nr. 4; Art. 32 bei Art. 206; Art. 3 7, 38, 39 und 40 bei Art. 202 Nr. 1; Art. 4 2 bei Art. 202 Nr. 2; Art. 4 5 bei Art. 203 Nr. 5; Art. 46 bei Art. 202 Nr. 2; Art. 4 7 bei Art. 203 Nr. 5; Art. 48 bei Art. 204 Nr. 2; Art. 49 bei Art. 203 Nr. 1; Art. 50 und 52 bei Art. 202 Nr. 2; Art. 5 3 bei Art. 202 Nr. 3; Art. 55 bei Art. 203 Nr. 7; Art. 57 bei Art. 202 Nr. 2; Art. 59 bei Art. 203 Nr. 6; Art. 65, 66 und 67 bei Art. 203 Nr. 5; Art. 76, 77 und 78 bei Art. 202 Nr. 2; Art. 85 und 86 bei Art. 202 Nr. 4; Art. 87 bei Art. 206; Art. 97 bei Art. 202 Nr. 2; Art. 130 bei Art. 204 Nr. 2; Art. 161 bei Art. 204 Nr. 1; Art. 174 in den Allg. Bem. Nr. V; Art. 177 in den Allg. Bem. Nr. VI; Art. 2 07 in den Allg. Bem. Nr. XI; Art. 210 in den Allg. Bem. Nr. IV.

II. Materialien, Vollzugsbestimmungen, Literatur. I. Materialien: KdAbg. 19 03/04: Beil. 14, 1 (Vorentwurf mit Motiven, später erneuert); 1905/06 Beil. 1, 509 (Entw. mit Mot.); Beil. 3, 155 (Bericht des VIII. Ausschusses); StenB. 1, 140; StenB. 5 S. 665, 708, 760 (Verh. in der Vollvers.); StenB. 7, 7 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 7 S. 1, 7, 61, 62, 63. KdReichsr., 34. Landtag: AnHang zum Beilagenband S. 4 (Bericht des Referenten); ebendort S. 40 (Bericht des Korreferenten); ebendort S. 124 (Erste Lesung im Ausschuß); ebendort S. 267 (Zweite Lesung im Ausschuß); ebendort S. 390 und S. 395; StenB. S. 7, 509 (Verh. in der Vollvers.).

2. Vollzugsbestimmungen: Allg. Vollzugsverordnung vom 23. März 1907 (GVBl. 873); allg. VollzBek. vom 3. Dezember 1907 (GVBl. 876), ergänzt durch JnnMB. vom 3. Dezember 1909 (AJnnMBl. 980) und JnnFMB. vom 25. Oktober 1911 (AJnnMBl. 733). Allgemeine Dienstanweisung für das Fluß­ aufsichtspersonal der Straßen- und Flußbauänlter im rechtsrh. Bayern und der Sektion für Wildbachverbauungen vom 17. Dezember 1911 (AJnnMBl. 980). 3, Literatur: Brenner, Das bayerische Wassergesetz 1908; Eymann, Das Wassergesetz für das Königreich Bayern 1908; Harster-Cassimir, Kom­ mentar zum bayerischen Waffergesetz 1908; Heß, in der Zeitschr. f. d. Notariat 1909, 2. III. Die Bestrafung fahrlässiger Zuwiderhandlungen. Vergehen.

Übertretungen und

Bei dem polizeilichen Charakter des Gesetzes sind grundsätzlich auch die fahrlässigen Zuwiderhandlungen strafbar (s. Teil A 3 b); eine Ausnahme besteht nur für Art. 202 Nr. 3, wo nur die absichtliche Begehung unter Strafe gestellt ist. Für die Annahme, daß bloße Formaldelikte vorliegen, bestehen keine An­ haltspunkte. Die Strafbestimmungen der Art. 97 und 98 des früheren Wassergesetzes, die in Art. 202 des jetzigen Wassergesetzes wiederkehren, hatten gemäß Art. 5 AG. StPO, in strafrechtlicher Beziehung auch nach dem Inkrafttreten des Reichs­ strafgesetzbuchs die Eigenschaft von Übertretungen, trotzdem sie das durch § 1 Abs. 3 StGB, festgesetzte Strafmaß überschritten. Für das neue Wassergesetz hat diese Bestimmung des Art. 5 AG. StPO, keine Bedeutung mehr auch nicht hinsichtlich der aus dem früheren Wassergesetz übernommenen Tatbestände (s. Mot.

zu Art. 200—203 des Entw.). Für das geltende Wassergesetz gelten die all­ gemeinen Bestimmungen des Strafgesetzbuchs. Gemäß dessen § 1 sind die Straf­ bestimmungen des Art. 202 Vergehen, die der übrigen Artikel Übertretungen. Auffällig ist, daß bei Art. 202 die zweite Alternative der angedrohten Strafen nur eine Übertretungsstrafe ist; allein die Eigenschaft als Vergehen wird schon durch die erste Alternative — Geldstrafe bis zu dreihundert Mark — begründet. IV. Anwendung der für die Eigentümer geltenden Bestimmungen des Ge­ setzes auf andere Berechtigte. Entscheidend ist Art. 210, der bestimmt: 1. Die Rechte und Ver­ pflichtungen, welche dieses Gesetz hinsichtlich der Eigentümer von Grundstücken, Triebwerken und anderen Anlagen festsetzt, gelten auch für Personen, die solche alsLehen- oder Fideikommißbesitzer oder vermöge eines nutzbaren dinglichen Rechtes besitzen. 2. Für die Rechtsverhältnisse und Ansprüche zwischen diesen Besitzern und Eigentümern sind die Bestimmungen des bürger­ lichen Rechtes maßgebend. Die Bestimmung des Art. 210 fand sich schon in Art. 102 WasserG. vom 28. Mai 1852 und in Art. 51 des Gesetzes über die Bewäfferungs- und Entwässerungsunternehmungen vom 28. Mai 1852. Neu aufgeführt sind die Lehen- und Fideikommißbesitzer. Die Strafbestimmungen des Wasiergesetzes (Art. 202—204) enthalten nirgends einen Hinweis darauf, daß auch Zuwider­ handlungen gegen Art. 210 unter Strafe gestellt sein sollen. Es kann des­ halb eine Bestrafung der in Art. 210 bezeichneten Berechtigten in den Fällen, in denen der Eigentümer strafbar ist, nicht erfolgen.

V. Das Ordnungsstrafverfahren. Nach Art. 174 des Gesetzes sind die Verwaltungsbehörden befugt, die Nicht­ befolgung ihrer Anordnungen und Beschlüsse mit Ordnungsstrafen bis zu einhundert Mark zu bedrohen und die angedrohte Strafe im Falle des Ungehorsams, und zwar nötigenfalls zu wiederholten Malen für verwirkt zu erklären, sowie die zum Vollzug erforderlichen Maßnahmen, insbesondere auch die Beseitigung gesetzwidriger Anlagen, auf Kosten der Pflichtigen ausführen zu lassen. Mit diesen Ordnungsstrafen ist der Strafrichter nicht befaßt; es handelt sich hier nicht um Kriminalstrafen; ebenso wird wegen der verschiedenen Natur der Ord­ nungsstrafen und der Kriminalstrafen nicht ausgeschlossen, daß wegen desselben Vorgangs unabhängig voneinander ein Ordnungsstrafverfahren und ein krimi­ nelles Strafverfahren durchgeführt werden, wie es z. B. bei Zuwiderhandlungen gegen Art. 85 Abs. 1 der Fall sein kann. Ebensowenig besteht zwischen der Be­ seitigung eines ordnungswidrigen Zustands auf Grund des Art. 174 und der gemäß Art. 205 durch den Strafrichter hiezu zu erteilenden Ermächtigung irgend­ ein Zusammenhang. Die Entscheidung des Strafrichters erfolgt ohne formelle Berück­ sichtigung der Anordnungen der Verwaltungsbehörde. Vgl. die entsprechenden Bestimmungen in den Allg. Bem. zum Fischereigesetz Nr. VII. VI. Der Einfluß von Berwaltunasverfahren und Verwaltungsrechtsver­ fahren auf die Entscherdungen des Strafmchters. 1. Nach Art. 177 lit. a des Wassergesetzes ist der Streit darüber, ob ein Gewässer ein öffentliches ist, Verwaltungsrechtssache, der Strafrichter ist aber durch diese Bestimmung nicht gehindert, diese Frage, wenn sie im Strafrechtsverfahren als Vorfrage auftritt, selbständig zu entscheiden,

s. § 261 StPO., der auch auf Streitigkeiten auf dem Gebiete des öffentlichen Rechts Anwendung findet; der Strafrichter ist auch verpflichtet, die Frage selb­ ständig zu prüfen, selbst wenn eine verwaltungsrechtliche Entscheidung vorliegt, da letztere nicht Recht schafft, sondern nur eine Nechtsanschauung zum Ausdruck bringt (RGSt. 18, 436; OLGMSt. 3, 103).

2. Durch Art. 177 lit. b sind weitere Streitigkeiten über Rechts­ ansprüche und Verbindlichkeiten, die nach den einzelnen Artikeln des Gesetzes auf­ geführt sind, zu Verwaltungsrechtssachen erklärt; auch in allen diesen Fällen hat der Strafrichter aus den gleichen Gründen die dem Verwaltungsrechts­ verfahren überwiesene Rechtsfrage stets selbständig zu prüfen; s.ObLGMSt.4,18(22).

3. Durch Art. 195 ist das sogenannte Entschädigungsverfahren eingeführt, das im wesentlichen darin besteht, daß für gewisse, im Gesetze einzeln vorgesehene Fälle die Art und der Umfang einer Entschädigung in einem be­ sonderen, durch die Distriktsverwaltungsbehörden mit der Möglichkeit nachträglicher zivilgerichtlicher Entscheidung durchzuführenden Schätzungsverfahren festgestellt werden. Auch in diesen Fällen hat der Strafrichter die Frage nach Art und Umfang der Entschädigung aus den gleichen Gründen selbständig zu prüfen. 4. Wenn zum Tatbestand einer strafbaren Handlung die Nichtbeachtung einer Anordnung (Erlaubnis usw.) einer Verwaltungsbehörde gehört, oder wenn eine Strafe deshalb nicht erfolgen soll, weil durch eine derartige Anordnung eine Ausnahme von der gesetzlichen Regel gewährt ist (vgl. z. B. Art. 203 Nr. 1 mit Art. 49 oder Art. 203 Nr. 2 mit Art. 19), so hat die Tatsache, daß wegen Aufhebung der Anordnung selbst ein Verwaltungsverfahren oder ein Verwaltungs­ rechtsverfahren anhängig ist oder in sicherer Aussicht steht, auf das Strafverfahren folgende Wirkung: Der Richter kann gemäß § 261 StPOdas Strafverfahren bis zur Erledigung des Verwaltungs- oder Verwaltungsrechts­ verfahrens stets aussetzen; er muß es dann aussetzen, wenn die Möglich­ keit besteht, daß in dem Verfahren die Anordnung mit rückwirkender Kraft aus einem Grunde aufgehoben wird, aus dem die Beseitigung lediglich im Ver­ waltungsverfahren (Verwaltungsrechtsverfahren) möglich ist, z. B. wegen Unzweck­ mäßigkeit. Handelt es sich aber lediglich um die rechtliche Zulässigkeit der Anordnung, und zwar aus Gründen, deren Prüfung auch dem Strafrichter zusteht, so kann auch in diesen Fällen das Strafverfahren weiter geführt werden. Die Notwendigkeit der Aussetzung ergibt sich in den vorerwähnten Fällen daraus, daß bei Fort­ führung des Strafverfahrens eine Bestrafung wegen einer Anordnung einträte, die nachträglich aus der Welt geschafft wird, und zwar aus Gründen, die der Strafrichter nicht würdigen darf. Die Stellung des Strafrichters ist in den Fällen, in denen nach obigem die Aussetzung für notwendig erklärt wird, ähnlich wie bei Bestrafungen wegen Patentverletzungen (§ 35 des Patentgesetzes vom 5. April 1891), wenn die Nichtigkeit des Patents behauptet wird, worüber nur das Patentamt zu entscheiden hat (s. hiezu RGSt. 7, 146; 3, 252). Vgl. auch ObLGMSt. 4, 18 (22).

VII. Prüfung der Zuständigkeit -er Verwaltungsbehörden zum Erlaß der Anordnungen, Genehmigungen usw. im Strafverfahren. Für eine Reihe von Strafbestimmungen ist Voraussetzung der Be­ strafung, daß eine Handlung ohne Genehmigung (Zulassung, Erlaubnis) oder im Widerspruch mit einem Verbot (einer Beschränkung) der Verwaltungsbehörde vorgenommen wird. Welche VerwaltungsEchledeimair. Nebengksetze. 30

466

31. Das Wassergesetz.

behörde im einzelnen Falle sachlich zuständig ist, ist in den Anmerkungen zu den oben bezeichneten Artikeln^) angeführt. Im allgemeinen ist folgendes zu bemerken: a) Der Strafrichter hat in jedem Falle zu prüfen, ob die Anord­ nung von der sachlich und örtlich zuständigen Verwaltungsbehörde aus ging; es ergibt sich das daraus, daß die bloße Bestimmung, wie sie das Gesetz enthält (Anordnung usw. der „Verwaltungsbehörde"), unbestimmt ist und in sich selber das Erfordernis der näheren Begrenzung trägt. Wenn das Gesetz von der Verwaltungsbehörde spricht, so kann nur die zuständige gemeint sein. b) Die Bestimmung der zuständigen Behörde kann, da es sich hier nur um Behörden der inneren Verwaltung handelt, nur durch Verordnung nicht durch Ministerialentschließung erfolgen (Art. 166 Abs. 2 des Wasser­ gesetzes); soweit die sachliche Zuständigkeit in Frage kommt, ist sie auch durchweg im Wege der Verordnung geregelt. Hinsichtlich der örtlichen Zuständigkeit enthält weder das Gesetz noch die VollzVO. vom 1. Dezember 1907 nähere Be­ stimmungen. Dagegen wird die örtliche Zuständigkeit vielfach durch die BollzBek. vom 3. Dezember 1907 geregelt z. B. für Art. 50 durch deren § 114. Da nach Art. 166 Abs. 2 des Gesetzes die Zuständigkeit der Behörden der inneren Ver­ waltung durch Verordnung zu ordnen ist, kommt der lediglich durch die genannte Vollzugsbekanntmachung erfolgten Bestimmung der örtlichen Zuständigkeit eine (volle) Bedeutung nicht zu. Beim Mangel einer gültigen ausdrücklichen Norm über die örtliche Zuständigkeit bleibt nur übrig, jede Beziehung eines bestimmten Rechtsverhältnisses zu einer sachlich zuständigen Behörde, die diese nach Lage der Sache veranlassen kann, sich mit der Sache zu befassen, als genügend zur Be­ gründung der Zuständigkeit anzusehen. Maßgebend ist darnach die besondere Gestaltung des Einzelfalles; als genügende Beziehungen werden in der Regel anzusehen sein der Umstand, daß die genehmigungspflichtige Anlage im Bezirke der Distriktsverwaltungsbehörde zu errichten ist, aber auch, daß die Mehrzahl der Beteiligten sich im Bezirke einer Distriktsverwaltungsbehörde aufhält, oder daß eine Distriktsverwaltungsbehörde bereits andere mit der Sache zusammenhängende Angelegenheiten behandelt hat. Die Bestimmungen der erwähnten Bollzugs­ bekanntmachung begründen zwar als Dienstbefehl die Pflicht der darnach mit der Sache betrauten Verwaltungsbehörde sich hiermit zu befassen; wird aber die Ge­ nehmigung oder Erlaubnis von einer anderen, sachlich zuständigen, nach der Vollzugsbekanntmachung örtlich nicht zuständigen Verwaltungsbehörde erteilt, so ist die Genehmigung oder Erlaubnis wirksam, wenn die Distriktsverwaltungs­ behörde unter den oben erwähnten Gesichtspunkten zuständig ist. Andrerseits enthebt der Umstand, daß die Verwaltungsbehörde nach der Vollzugsbekannt­ machung örtlich zuständig ist, nicht der Prüfung der Frage, ob sie nach den bezeichneten Gesichtspunkten zuständig ist. c) Gemäß Art. 172 des Gesetzes ist gegen die Bescheide und Verfügungen der Distriktsverwaltungsbehörden und der Straßen- und Flußbauämter Beschwerde zur Kreisregierung und gegen erstinstanzielle Bescheide der letzteren Beschwerde zum Ministerium des Innern zulässig; ferner unterliegt nach Art. 176 des Ge­ setzes mit § 2 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907 der Vollzug des Gesetzes der Oberaufsicht des Ministeriums des Innern. Entscheidungen dieser 50, Nr. mit mit

T) Es sind Art. 202 Nr. 1 mit Art. 37, 38, 39 und 40; Art. 202 Nr. 2 mit Art. 42, 52, 76, 77, 78; Art. 202 Nr. 3 mit Art. 6, 53; Art. 202 Nr. 4 mit Art. 85; Art. 203 1 mit Art. 49; Art. 203 Nr. 2 mit Art. 19; Art. 203 Nr. 3 mit Art. 20; Art. 203 Nr. 5 Art. 45, 65 und 67; Art. 203 Nr. 6; Art. 204 Nr. 1 mit Art. 17 und 18; Art. 204 Nr. 2 Art. 48; Art. 204 Nr. 3 mit Art. 26.

Behörden, die darnach im Beschwerdeverfahren oder im Ober­ aufsichtswege ergehen, haben die gleiche Bedeutung wie die Entscheidung der Distriktsverwaltungsbehörden; Entscheidungen der Distriktsverwaltungsbehörden, der Straßen- und Flußbauämter und der Regierungen werden durch sie ersetzt. Das Gleiche, was nach dem Gesagten von den im Beschwerdeweg ergehenden Entscheidungen der Regierungen und von den Entscheidungen des Ministeriums des Innern gilt, gilt in den Fällen, in denen der. Verwaltungsrechtsweg zugelassen ist (Art. 177 des Ges.), von den Entscheidungen des Verwaltungsgerichtshofs. d) Art. 167 des Gesetzes bestimmt: „Abs. 1: Ist in derselben Sache die erstinstanzielle Zuständigkeit mehrerer Behörden begründet, so hat die zunächst vorgesetzte Behörde eine der Behörden mit der Sachbehandlung und Beschlußfassung zu beauftragen. Abs. 2: Dieser Auftrag hat, wenn die mehreren zuständigen Behörden verschiedenen Kreisregierungen untergeordnet sind, von dem vorgesetzten Staatsministerium auszugehen." Auch in diesen Fällen hat der Straf­ richter zu prüfen, ob nach den oben bezeichneten für die örtliche Zuständigkeit maßgebenden Gesichtspunkten die mehreren Behörden zuständig waren. Erteilt eine Verwaltungsbehörde ohne ein Verfahren nach Art. 167 eine Genehmigung oder eine Erlaubnis in Fällen, in denen nach den oben bezeichneten die Zu­ ständigkeit begründenden Gesichtspunkten ein Verfahren nach Art. 167 durchzuführen gewesen wäre, so ist die Genehmigung und die Erteilung der Erlaubnis unwirksam. e) Der Strafrichter hat grundsätzlich nicht zu prüfen, ob die Verwaltungs­ behörde bei Erlaß der Verfügung nach Maßgabe der für sie geltenden Vorschriften verfuhr; denn entscheidend ist, daß eine Verfügung vorlag (OLGMSt. 2, 26). Anders liegt das Verhältnis, wenn sich aus der betreffenden Enrzelbestimmung ergibt, daß die Anordnung an gewisse ihre Wirk­ samkeit bedingende Voraussetzungen geknüpft ist. VIII. Die einzelnen Arten der Gewässer.

1. Der Begriff der öffentlichen und der Privatgewässer ergibt sich aus Art. 1, 3 und 4 und andrerseits aus Art. 16 und 21 des Gesetzes. Darnach hat man hinsichtlich der öffentlichen Gewässer zu unterscheiden: 1. Solche, die schon zur Zeit des Inkrafttretens des Wasser­ gesetzes diese Eigenschaft hatten; solche sind: a) Die Flüsse und Flußteile, die zur Schiff- oder Floßfahrt dienten, sowie die Nebenarme solcher Flüsse, selbst wenn sie nicht zur Schiff- oder Floßfahrt dienten (Art. 1 Abs. 1); Flüsse und Flußteile behalten mit ihren Nebenarmen die Eigenschaft öffentlicher Flüsse, wenn sie nicht mehr zur Schiff- oder Floßfahrt benützt werden (Art. 3). b) Die vom Staat errichteten Kanäle, soweit sie durch die Staats­ regierung der Schiff- oder Floßfahrt eröffnet sind (Art. 1 Abs. 1). c) Die Seen und sonstigen geschlossenen Gewässer, die nach dem früheren Recht die Eigenschaft eines öffentlichen Gewässers erworben haben (Art. 1 Abs. 2). 2. Solche, die die Eigenschaft eines öffentlichen Gewässers unter der Herrschaft des Wassergesetzes erworben haben. Es kann jeder Fluß und jeder Teil eines solchen, wenn er vom Staate oder von einem Dritten zur Schiff- oder Floßfahrt eingerichtet wird, von der Staatsregierung zum öffentlichen Fluß erklärt werden. Die Eigenschaft als öffentlicher Fluß beginnt mit dem von der Staats­ regierung bezeichneten Zeitpunkte (Art. 4).

Die übrigen Gewässer sind Privatgewässer (Mot., Vordem, zu Art. 21). Diese können entweder wie die öffentlichen Gewässer Flüsse oder Bäche sein (Art. 21) oder geschlossene Gewässer. Als Gewässer letzterer Art kommt in Betracht: das Wasser, das a) sich in Seen, Weihern (Teichen), Zisternen, Brunnen und anderen Behältern, in künstlich angelegten Wasserleitungen, Kanälen und Gräben befindet, b) auf dem Grundstück unterirdisch vorhanden ist (Grundwasser), c) darauf entspringt (Quelle), oder sich natürlich sammelt, solange es von dem Grundstücke nicht abgeflossen ist (Art. 16 Abs. 1). Für Solquellen und Grubenwässer gelten die Bestimmungen des Berggesetzes (Art. 16 Abs. 2).

2. Der Begriff geschlossene Gewässer steht den Begriffen öffentliche und Privatgewässer neutral gegenüber; es können darnach geschlossene Gewässer je nach ihren besonderen Merkmalen, wie sie oben unter 1 dargelegt sind, sowohl öffentliche, wie Privatgewässer sein. Eine Begriffsbestimmung gibt das Gesetz nicht. Aus den Gegenüberstellungen in Art. 1 Abs. 1 und 2 des Gesetzes und der Über­ schriften der Tit. 1 und 2 des Abschnitts II des Gesetzes ergibt sich, daß alle Gewässer, die nicht Flüsse oder Bäche sind, geschlossene Gewässer sind. Offenbar unrichtig ist die Erklärung des Ministers des Innern (KdReichsr. Beil. Anhang S. 130), nach der die geschlossenen Gewässer eine Unterabteilung der Privatgewässer wären. Anders ist der Begriff des geschlossenen Gewässers für das Gebiet des Fischereigesetzes auszulegen. Dort ist er ausdrücklich definiert (s. Art. 2 des Fischereigesetzes). Ebensowenig ist der Begriff der „geschlossenen Privatgewässer" im Sinne des Art. 960 BGB. für die Auslegung des Ausdrucks im Sinne des Wassergesetzes entscheidend. 3, Aus der Gegenüberstellung von Flüssen und Flußteilen ergibt sich, daß auch Teile eines Flusses, also z. B. der Fluß innerhalb eines Teiles seines Laufes, öffentliche Gewässer und demgemäß (in den anderen Teilen) auch Privatgewässer sein können.

4. Flüsse und Bäche sind in einem natürlichen Bett fließende Gewässer. Zwischen Flüssen und Bächen besteht kein rechtlicher, sondern nur ein natürlicher Unterschied; erstere sind Gewässer größerer Art (s. auch BayVGH. 17, 223). Die geringe Menge des in dem Bett sich sammelnden Wassers oder die zeit­ weise Austrocknung des Gerinnes schließt die Annahme eines Flusses (oder Baches) nicht aus (BayVGH. 25, 349); es genügt, daß das Bett bestimmt ist, das aus der Quelle abfließende Wasser regelmäßig während des größeren Teils des Jahres aufzunehmen (ObLGMSt. 6, 157). Vgl. wegen des Unterschieds zwischen Fluß und geschlossenem Gewässer auch KdReichsr. Beil. An­ hang S. 5). Der Fluß wird nicht dadurch zum Grundwasser, daß er teilweise oder zeitweise unterirdisch fließt (KdReichsr. Beil. Anhang S. 148). 5. Zur Schiffahrt dient der Fluß nur, wenn ein Verkehr mit Schiffen auf weitere Strecken erfolgt. Zu weit geht BayVGH. 19, 283 (292), wonach jede „auch noch so untergeordnete" Benützung zur Schiffahrt genügen soll. Es be­ gründet deshalb insbesondere die vereinzelte Benützung eines Gewässers mit Stein­ oder Kiesnachen nicht die Annahme, daß es zur Schiffahrt dient (ObLGMSt. 6, 392).

6. Floßfahrt ist die Fahrt mit verbundenem Holz im Gegensatz zur Trist(-Flößerei); vgl. Mot. zu Art. 1 des Entw.; KdReichsr. Beil. Anh. S. 5 und § 75 der Bek. vom 3. Dezember 1907.

7. Nebenarme sind Abzweigungen vom Hauptlauf des Flusses, sie müssen aber mit dem Hauptlauf in Verbindung stehen (ObLGMSt. 6, 392; ObLGMZ. 10, 39V). Nebenarme sind auch die Flut grüben, die zur Fortführung des Hochwasers dienen, wenn sie auch künstlich angelegt oder erweitert sind; denn sie dieren keinem Privatinteresse, sondern dem Hauptfluß selbst; sie sind für das natürliche Flußwasser zum Zwecke des raschen und unschädlichen Abflusses angelegt (BlÄdmPr. 18,.383; ObLGMSt. 4, 302). Altwassers können Nebenarme sein, wern die obige Begriffsbestimmung auf sie zutrifft, sie können aber auch geschlsssene Gewässer sein (ObLGMSt. 6, 392). Schlechthin als geschlossene Gewässer beznchnet sie ohne nähere Begründung der Minister des Innern in KdReichsr. Set. Anhang S. 130; anders derselbe S. 134. Eine Wasserfläche, die durch dauernde Überschwemmung eines Landstrichs entsteht, wird durch Einbau einer Buhne nicht zu einem geschlossenen Gewässer, falls nach einer Sei:e die Verbindung mit dem Flusse offen ist (ObLGMZ. 8, 49). Häfen sind lein» Nebenarme; es widerspricht dem feststehenden Sprachgebrauch, sie als Neben­ arme zu bezeichnen (so auch der Nebenberichterstatter im Ausschuß der KdReichsr. Bei). Anhang S. 43 und 130). Bedeutungslos, weil im Gesetz selbst nicht zum Auchruck gelangt, ist die Anschauung der Regierung (Mot. zu Art. 1 des Entw. und KdReichsr. Beil. Anhang S. 131), daß sie zu den Nebenarmen zu rechnen seien. Auchrücklich regelt das Gesetz ihre Rechtsverhältnisse nicht; sie können im gegebenen Falle Nebenarme sein, sie können aber auch selbständige Gewässer verschiedener Art oderschlechthin Teile anderer Gewässer sein. Ebensowenig sind die Kanäle Nebenarme; es ergibt sich dies daraus, daß sie das Gesetz besonders auMhrt (Art. 1 und 16). Hinsichtlich der rechtlichen Natur der Nebenarme (der öffentlichen Flüsse) einigte man sich im Ausschuß der Reichsratskammer dahin, daß die Nebenarmr, die schiff- und flößbar sind, öffentlicke Flüsse, die nicht schiff- und flöß­ baren öffentliche Gewässer seien. Diese Ansicht steht mit dem Art. 1 in Wider­ spruch. Ihre rechtliche Natur ergibt sich entweder aus ihrer Eigenschaft als Teilen öffertlicher Flüsse (wenn sie nicht selbst schiff- oder flößbar sind) oder aus ihrer Eigmschaft als selbständiger schiff- oder flößbarer Flüsse; beidemale sind sie öffent­ liche Flüsse. Die Ansicht des Ausschusses wird nicht dadurch richtig, daß man sie ols authentische Interpretation bezeichnete. Authentische Interpretation kann nur ein Gesetz geben. Mit Recht nahm der Referent der KdAbg. an, daß, wenn im Gesetz von öffentlichen Flüssen die Rede ist, die Nebenarme inbegriffen seien (KdAbg. Verh. 7, 23). Verschieden von den Nebenarmen sind die Nebenflüsse; deren rechtliche Natrr bemißt sich selbständig nach dem unter 1 ff. Dargelegten.

8. Kanäle?) sind künstlich angelegte Wege zur Weiterleitung des Wassers; ein Gewässer, das im allgemeinen durch örtliche Verhältnisse entstanden ist, wird durck Regelung seines Laufes nicht zum Kanal s. OLGMSt. 3, 103 (106); ObLGMZ. 15, 783. Weiter ist erforderlich, daß die Anlage von dem Hersteller zu ftinem Privatzwecke errichtet ist ObLGMZ. 14, 775 (778); a. A. Eymann, Wassirgesetz 1, 271. Die Kanäle sind im allgemeinen Privatgewässer; öffentliche Gewässer sind nur die in Art. 1 ausdrücklich zu öffentlichen Gewässern erklärten „vom Staate errichteten Kanäle, soweit sie durch die Staatsregierung der Schiff- oder Floßfahrt eröffnet sind". *) Wegen des Begriffs der Altwasser im allgemeinen s. die Allg. Bem. zum Fischereigesetz Nr. 1,10. 2) Vgl. über den Begriff auch Dittmann BayZ. 1908, 9, der es für gleichgültig erllärt, ob de: Kanal stehendes oder fließendes Wasser enthält.

9. %laä) Art. 21 des Waffergesetzes sind die Privatflüsse und Bäche, soweit nicht besondere Rechtsverhältniffe bestehen, grundsätzlich Bestandteil der Grundstücke, zwischen denen sie hindurchfließen, sie stehen also im Eigentum der Ufereigentümer. Art. 21 bestimmt weiter, daß, wenn die Ufergrundstücke verschiedenen Eigentümern gehören, die Eigentumsgrenze, soweit nicht besondere Festsetzungen bestehen, grundsätzlich gebildet wird: In Ansehung der gegenüber­ liegenden Ufergrundstücke durch eine durch die Mitte des Flusses nach Maßgabe des mittleren Wasserstands zu ziehende Linie, in Ansehung der anliegenden Ufer­ grundstücke durch eine vom Endpunkte der Landgrenze rechtwinklig zu der vorbe­ zeichneten Mittellinie des Wasserlaufs zu ziehende Linie. Die Privatflüsse und -Bäche, die nicht den Ufereigentümern gehören, werden in den Art. 23 und 24 des Gesetzes wieder eingeteilt, in solche, die im Eigentum des Staates stehen, und solche, die nicht im Eigentum des Staates, sondern, wie das Gesetz sich ausdrückt, im Eigentum Dritter stehen. Für diese beide Arten gelten nach verschiedenen Artikeln des Gesetzes in mancher Beziehung besondere Rechtsgrundsätze. Unter die im Staatseigentum stehenden Privatflüffe und Bäche fallen auch die im Eigentum der Zivilliste stehenden (s. auch § 269 Abs. 7 der BollzBek. vom 3. Dezember 1907).

10. Die Ausdrücke Weiher und Teich werden vom Wassergesetz im gleichen Sinn gebraucht, so verwendet der Art. 19 des Entw. den Ausdruck Weiher, die Begründung hiezu den Ausdruck Teich. Seen einerseits und Weiher (Teiche) andrerseits unterscheiden sich nach der üblichen Auffassung lediglich durch die größere oder geringere Ausdehnung; diese Begriffsbestimmung ist auch dem Wassergesetz zugrunde zu legen, da es keine Anhaltspunkte für eine Sonder­ auslegung enthält. Nach anderen kaum zutreffenden Gesichtspunkten unterscheidet Brenner Art. 16 Sinnt. 4 und 5. Nach den Verhandlungen des Ausschusses der KdMg. (Beil. 3, 160) soll das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zwischen See und Weiher darin liegen, daß der Weiher im Gegensatz zum See abgelassen werden könne. Seen und Weiher (Teiche) unterscheiden sich vom Fluß oder vom Bach dadurch, daß sie ihren Wafferbestand für die Regel nur in sehr geringem Maße erneuern. 11. Andere Gewässer als Flüsse und Flußteile, insbesondere Seen können nicht nach Art. 4 als öffentliche Gewässer erklärt werden (KdAbg. 1905/06 Beil. 3, 157; KdReichsr. Beil. Anhang S. 7, 44 und 134). Die Wiederumwandlung eines öffentlichen Flusses in einen Privat­ fluß kennt das Gesetz nicht. Die Staatsregierung ist aber nicht gehindert, Teile eines öffentlichen Flusses zu veräußern (KdReichsr. Beil. Anhang S. 44 u. 134). 12. Quelle ist, entsprechend dem allgemeinen Sprachgebrauch, auch hier das in natürlicher Weise aus dem Boden hervorquellende Wasser; es ist, da das Gesetz nicht unterscheidet, gleichgültig, ob es sich um stehende oder fließende Quellen handelt, ferner ob die Quelle einen unterirdischen Streckenlauf besitzt oder nicht (BayVGH. 26, 234). Die Qttelle wird zum Bach oder Fluß, sobald sie ein in einem natürlichen Gerinne fließendes Gewässer geworden ist (BayVGH. 17, 223).

13. Art. 207 des Gesetzes bestimmt: Die beim Inkrafttreten dieses Gesetzes bestehenden, auf Privatrechtstiteln beruhenden Eigentums-, Nutzungs- und sonstigen Rechte an den Gewässern bleiben aufrecht erhalten. Hieraus ergibt sich insbesondere, daß Gewässer, die nach den unter VIII angegebenen Merkmalen die Eigen­ schaft öffentlicher Gewässer hätten, z. B. Nebenarme von Flüssen, doch die Stellung eines Privatflusses haben können, wenn ein besonderer

Rechtstitel hiefür vorliegt (s. OLGMSt. 1, 103; KdReichsr. Beil. Anhang S. 263 und S. 277).

14. Die einschlägigen Bestimmungen des Berggesetzes sind hin­ sichtlich der Solquellen dessen Art. 2, hinsichtlich der Grubenwässer dessen Art. 203—205. Grubenwässer (Gegensatz Tagwässer) sind solche, welche beim Betrieb eines Bergbaus innerhalb des Gebiets, das der Betrieb des Bergwerks umfaßt, durch Graben (-Schroten) aufgefunden wurden; s. ObLGMZ. 15, 1 (5). Grubenwässer bleiben Grubenwässer auch, wenn sie der Bergwerksbesitzer abfließen läßt, bis zu ihrer Vereinigung mit anderen Tagwäffern, in denen sie aufgehen (s. Mot. zu Art. 2 FischereiG. KdAbg. 1907/08 Beil. 1, 344). 15. Eine Zusammenstellung der Flüsse und Flußteile, die derzeit als öffentliche Flüsse angesehen werden, ist in der Anlage 1 zur VollzBek. vom 3. Dezember 1907 veröffentlicht. Diese Zusammenstellung hat keine kon­ stitutive Bedeutung. Im Strafverfahren ist die Frage, ob ein öffentlicher Fluß vorliegt, unmittelbar auf Grund des Gesetzes zu entscheiden. IX. Anstalten und Anlagen.

Vielfach tritt im Gesetz der Begriff der Anlage oder Anstalt auf, teils als Anlage schlechthin, teils in Zusammensetzungen, wie Stauanlage, Triebwerks­ anlage. Es bestehen keine Anhaltspunkte dafür, das Wort im Waffergesetz anders als in der üblichen Bedeutung aufzufaffen, nämlich als eine künstliche, d. h. durch Menschenhand errichtete Vorrichtung, die einen über den Zustand der Benützung hinaus dauernden Bestand hat, mit anderen Worten, die besteht, auch solange sie nicht benützt wird. Schöpft jemand Wasser mit einem Eimer, so benützt er den Fluß schlechthin, er benützt ihn mittels einer Anlage, wenn er eine Vorrichtung herstellt, die auch ohne fortwährendes Eingreifen besteht, z. B. ein Wasserrad. Die Anlage kann eine bleibende oder eine vorübergehende sein, denn das Gesetz unterscheidet nicht (s. auch OGHSt. 8, 192). Wo das Gesetz vorüber­ gehende Anlagen nicht inbegriffen haben will, spricht es von bleibenden Anlagen (s. Art. 48). Darnach können insbesondere auch Ufereinschnitte und Schwel­ lungen unter Umständen Anlagen zur Wasserbenützung sein, nämlich dann, wenn obige Begriffsbestimmung zutrifft (a. A. BayBGH. 3, 583). Ist ein ständig zur Überfahrt dienender Kahn oder eine sonstige Überfahrtszwecken dienende Vor­ richtung vorhanden, so liegt eine Überfahrtsanstalt vor; wird ein Kahn, der sonst anderen Zwecken dient, zur Überfahrt, gleichgültig ob einmal oder dauernd, benützt, so ist keine Anstalt vorhanden (ungenau ist die Begriffsbestimmung OLGSt. 3, 90; s. auch OGHSt. 3, 360; Mot. zu Art. 77 des Entw.). X.

Grundstück.

Grundstück im Sinne des Art. 16 des Gesetzes soll nach dem Bericht über die Verhandlungen im Ausschuß der Kammer der Abgeordneten (Beil. 3, 160) dem Bericht des Referenten an den Ausschuß der Reichsratskammer, Beil. Anhang S. 11 und den Verhandlungen im Ausschuß der Reichsratskammer (ebendort S. 149 ff. und S. 269 ff.) der katastermäßig vermessene und durch eine Plannummer bezeichnete Abschnitt der Erdoberfläche sein. Man wird dieser, im Gesetz selbst allerdings nicht zum Ausdruck gelangten Begriffsbestimmung zuzu­ stimmen haben, und sie auch für die sonstigen Artikel des Gesetzes als maßgebend zugrunde zulegen haben, da sie der sonstigen Bedeutung des Ausdrucks entspricht; so auch Dittmann BayZ. 1908, 8. Mit Recht wurde im Ausschuß der Reichsrats-

472

31. Das Wassergesetz.

kammer darauf hingewiesen, daß diese Begriffsbestimmung für die Anwendung des Waffergesetzes zu unsachgemäßen Ergebnissen führen wird. XL Übergangsbestimmung.

Art. 207: Die beim Inkrafttreten dieses Gesetzes bestehenden auf Privat­ rechtstiteln beruhenden Eigentums-, Nutzungs- und sonstigen Rechte an den Ge­ wässern bleiben aufrecht erhalten.

XU. Strafbestimmungen des Polizeistrafgesetzbuchs. Strafbestimmungen auf dem Gebiete des Wasserrechts treffen auch die Art. 67, 73, 79, 88 Abs. 2, 90, 92, 95, 97, 98, 152 PStG.; diese sind im folgenden abgedruckt mit Ausnahme der Art. 67, 73 und 97; vgl. wegen der letztern Art. 202 Nr. 1 Sinnt. 5 und Art. 206 Sinnt. 8. Art. 79: An Geld bis zu neun Mark wird gestraft, wer an einem durch ortspolizeiliche Vorschrift verbotenen Orte badet oder gegen ortspolizeiliches Verbot sich auf eine Eisdecke begibt. Art. 88 Abs. 2: Übertretungen der oberpolizeilichen Vorschriften über Aufrechterhaltung der Ordnung auf der Bahn, in den Bahnhöfen und auf Dampf­ schiffen unterliegen einer Geldstrafe bis zu dreißig Mark. Art. 90: Wer außer den durch das Gesetz besonders vorgesehenen Fällen den Anordnungen zuwiderhandelt, welche über die Sich er stell ung der öffent­ lichen Straßen, Wege, Plätze, Brücken und Stege gegen Beschädigungen erlassen find, wird an Geld bis zu sechzig Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen gestraft. Diese Anordnungen werden in bezug auf Staatsstraßen und deren Zugehörungen durch oberpolizeiliche, in bezug auf Distriktsstraßen und deren Zugehörungen durch distriktspolizeiliche, in den übrigen Fällen durch ortspolizeiliche Vorschriften erlassen. Sltt. 9 2: Wer das zum Genusse für Menschen oder Tiere bestimmte Wasser in Brunnen, Zisternen, Leitungen oder in den zum öffentlichen Gebrauche be­ stimmten Quellen oder Bächen unbefugt verunreinigt oder verdirbt, wird an Geld bis zu fünfundvierzig Mark oder mit Hast bis zu acht Tagen bestraft. SIrt 9 5: Wer öffentliche Denkmale, Statuen, Gemälde oder andere öffentlich aufgestellte Kunstgegenstände, wer öffentliche Spaziergänge oder Anlagen, Friedhöfe, Stadttore, öffentliche oder Privatgebäude, öffentliche Brunnen, Wasserleitungen, int Freien befindliche und für den öffentlichen Gebrauch bestimmte Sitzbänke, Tische oder dergleichen Gegenstände aus Bosheit oder Mutwillen besudelt, oder den zur Sicherstellung der hier auf­ geführten Gegenstände erlassenen ober-, distrikts- oder orts­ polizeilichen Vorschriften und Anordnungen zuwiderhandelt, wird an Geld bis zu sechzig Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen gestraft. Art. 9 8: Einer Geldstrafe bis zu fünfundvierzig Mark unterliegt die Übertretung der durch ober- oder ortspolizeiliche Vorschriften erlassenen Hafenund Ländeordnungen, soweit nicht nach Maßgabe der Gesetze über die Benützung des Wassers eine höhere Strafe zulässig ist. Art. l 52: An Geld bis zu fünfundvierzig Mark oder mit Haft bis zu acht Tagen werden Personen gestraft, welche den von der Ortspolizeibehörde er­ lassenen Vorschriften und Anordnungen über die Unterhaltung des öffentlichen Verkehrs innerhalb der Orte durch Wagen aller Art, Sänften, Pferde und andere

Transportmittel, sowie über das Gewerbe derjenigen Personen, welche auf öffent­ lichen Straßen oder Plätzen ihre Dienste anbieten, zuwiderhandeln. jAbs. 2 und 3 sind ohne Bedeutungj.

B. Die einzelnen Strafbestimmungen. Abteilung X des Gesetzes. Strafbestimmungen.

Art. 202. An Geld bis zu dreihundert Mark oder mit Haft wird bestraft: 1. wer den Vorschriften der Art. 37, 38, 39 und 40 zuwiderhandelt, 2. wer außer den Fällen der §§ 16 und 147 Ziff. 2 Gewerbeordnung eine Anlage, zu deren Errichtung, Abänderung oder Beseitigung gemäß Art. 42, 50, 52, 57, 76 Abs. 2, 77 und 78 dieses Gesetzes eine Erlaubnis oder Genehmigung erforderlich ist, ohne eine solche errichtet, abändert, beseitigt oder die darin festgesetzten Bedingungen nicht einhält, 3. wer die von der Verwaltungsbehörde zur Bestimmung der Uferlinie angebrachten Zeichen (Art. 6) oder ein nach Art. 53 aufgestelltes Höhenmaß oder die nach Art. 5 eingebauten Fixpunkte und aufgestellten FlußeinteilungsZeichen absichtlich entfernt, abändert oder beschädigt, 4. wer den Vorschriften der Art. 85 und 86 zuwiderhandelt. A. Zu Art. 202 Nr. 1 mit Art. 37—40. Art. 37: Zuführung von Flüssigkeiten. 1. Öffentlichen Ge­ wässern, Privatflüssen und Bächen sowie solchen geschlossenen Gewässern, an denen ein anderer mitberechtigt oder in denen ein anderer fischereiberechtigt ist, dürfen Flüssigkeiten oder andere nicht feste Stoffe, die eine schädliche Veränderung der Eigenschaften des Wassers zur Folge haben, nur mit Erlaubnis der Verwaltungs­ behörde zugeführt werden. Die Erlaubnis ist auch erforderlich, wenn eine bereits genehmigte Zufiihrung bezüglich der Art oder Menge der zuzuführenden Flüssig­ keit in einer für die Eigenschaften des Gewässers schädlichen Weise geändert wird. 2. Die Erlaubnis ist in widerruflicher Weise zu erteilen. 3. Die Erlaubnis ist zu versagen oder an einschränkende Bedingungen zu knüpfen, wenn und soweit durch die Zuführung gesundheitliche oder erhebliche wirtschaftliche Nachteile zu besorgen sind und wenn in letzterem Falle der von der Zuführung zu erwartende Vorteil von geringerer wirtschaftlicher Bedeutung ist als der durch die Zuführung entstehende Nachteil. 4. Der Unternehmer kann jederzeit von der Verwaltungsbehörde angehalten werden, diejenigen Einrichtungen zu treffen, welche erforderlich sind, um schädliche Einwirkungen der Zuführung auszuschließen oder möglichst einzuschränken, soweit die Einrichtungen mit dem ordnungsmäßigen Betriebe der Anlage vereinbar sind. 5. Der Unternehmer der Zuführung ist zum Ersätze des Schadens ver­ pflichtet, der anderen an dem Wasser Berechtigten durch die Zuführung entsteht. 2. Art. 38. Einbringung fester Stoffe. Die Einbringung von festen Stoffen, welche die Eigenschaften des Wassers in schädlicher Weise verändern oder auf den Wasserabfluß und Wasserstand nachteilig einwirken, insbesondere das Ein­ werfen von Schutt, Unrat, Tierleichen sowie das Einlegen von Flachs und Hanf in Gewässer der in Art. 37 Abs. 1 bezeichneten Art ist verboten. Ausnahmen können von der Verwaltungsbehörde in widerruflicher Weise zugelassen werden.

1.

3. Art. 39. Anwendung auf sonstige geschlossene Gewässer. Die in den Art. 37, 38 bezeichneten Handlungen können auch bei solchen geschlossenen Gewässern, die nicht zu den in Art. 37 Abs. 1 genannten gehören, durch die Verwaltungsbehörde insoweit untersagt werden, als es das Gemeinwohl erfordert. 4. Art. 40. Anwendung auf bestehende Anlagen. 1. Aus Gründen des Gemeinwohls kann dem Besitzer einer bei dem In­ krafttreten dieses Gesetzes bestehenden Anlage, durch deren Betrieb die Eigenschaften eines öffentlichen oder eines Privatgewässers in schädlicher Weise verändert werden (Art. 37 bis 39), die Befugnis zur Zuführung von Flüssigkeiten oder anderen nicht festen Stoffen oder von festen Stoffen, die eine solche Veränderung bewirken, durch die Verwaltungsbehörde entzogen oder beschränkt werden. 2. Entsteht durch einen solchen Betrieb ein erheblicher Schaden für Dritte, denen Rechte an dem Gewässer zustehen, so kann auf Antrag der Geschädigten oder eines von ihnen der Unternehmer durch die Verwaltungsbehörde angehalten werden, Einrichtungen zu treffen, welche die schädliche Einwirkung der Zuführung von Flüssigkeiten oder anderen nicht festen Stoffen oder von festen Stoffen aus­ schließen oder möglichst einschränken, soweit die Einrichtungen mit dem ordnungs­ mäßigen Betriebe der Anlage vereinbar sind. Handelt es sich um eine den bestehenden Rechtsverhältnissen entsprechende Anlage, so hat der Antragsteller dem Unternehmer die Kosten der Einrichtung zu ersetzen. Etwaige Schadensersatz­ ansprüche Dritter bleiben unberührt. Allgemeine Bemerkungen zu Art. 202 Nr. 1 mit Art. 37—40.

5.

Tatbestände, die unter Art. 202 Nr. 1 mit Art. 37—40 fallen, werden bisweilen zugleich auch eine Übertretung nach Art. 73 Abs. 1 des Polizeistrafgesetz buchs in sich schließen. Letzterer bestimmt: Wer den Verordnungen, ober- oder ortspolizeilichen Vorschriften oder in Ermangelung der letzteren den distriktspolizeilichen Anordnungen über Anlage, Einrichtung oder Abänderung, sowie über Entleerung und bauliche Instandhaltung von Abtritten, Dung- und Versitzgruben in Wohngebäuden oder in unmittelbarer Nähe von Wohnungen, Brunnen oder Brunnquellen zuwiderhandelt, wird an Geld bis zu fünfundvierzig Mark gestraft. In diesen Fällen liegt Jdealkonkurrenz vor. Die gleichzeitige Verurteilung wegen Art. 73 Abs. 1 hat insoferne praktische Bedeutung, als nach Art. 73 Abs. 3 des PStGB. bei Verurteilungen gemäß Art. 73 Abs. 1 „der Richter zu erkennen hat, daß die Polizeibehörde berechtigt ist, die Beseitigung des vorschriftswidrigen Zustands, beziehungsweise die Räumung der vorschriftswidrigen Wohnung, zu verfügen". Die Anordnung ist eine polizeiliche Maßregel und demnach auch zu treffen, obwohl die Strafe lediglich aus Art. 202 Nr. 1 des Wassergesetzes zu be­ messen ist. Weiter können Zuwiderhandlungen gegen Anordnungen, die nach Art. 67 Abs. 2 des Polizeistrafgesetzbuchs gegen die Weiter­ verbreitung ansteckender Krankheiten getroffen werden, rechtlich mit Zuwider­ handlungen nach Art. 202 Nr. 1 zusammentreffen. Zu Art. 202 Nr. 1 mit Art. 37.

6. Wegen der Begriffe öffentliche Gewässer, Privatflüsse, Bäche und geschlossene Gewässer s. Abschn. A Nr. VIII. Wegen der Zuführungen in geschlossene Gewässer, an denen ein Dritter nicht mitberechtigt oder ein anderer nicht fischereiberechtigt ist, s. Art. 39.

7. Durch die Zusammenstellung „öffentliche Gewässer, Privatflüsse und Bäche, sowie geschlossene Gewässer" stellt Art. 37 in seinem Abs. 1 Begriffe neben­ einander, die teilweise dieselben Gewässer umfassen. Hieraus kann mangels sonstiger Anhaltspunkte nicht der Schluß gezogen werden, daß der Begriff geschlossene Ge­ wässer hier in einem besonderen Sinne aufzufassen ist, sondern nur, daß die Fassung nicht sorgfältig ist. Als Folge ergibt sich, daß der Art. 37 auch auf geschlossene Gewässer, auch wenn sie öffentliche sind, nur dann An­ wendung findet, wenn ein anderer mitberechtigt oder wenn ein anderer fischereiberechtigt ist. Wegen sonstiger geschlossener Gewässer s. Art. 39.

8. Mitberechtigt ist nur, wer Rechte an der Sache selbst, in der Haupt­ sache also dingliche Rechte an dem Gewässer hat; wer nur persönliche Rechte hat, hat kein Recht an einem Gewässer, sondern gegen eine Person. Die Rechte an der Sache können aber auch öffentlich rechtlicher Natur sein. Auch das Jagdrecht der Gemeinde, die das Jagdrecht auszuüben hat, fällt hierher; denn dieses verleiht eine unmittelbare Herrschaftsbefugnis über die Sache. 8. Unter Flüssigkeiten versteht man nicht nur solche Abwässer, die voll­ ständig gelöste Stoffe enthalten, sondern auch solche, die zwar ungelöste, aber sehr kleine feste Stoffe enthalten wie z. B. Zellulose-, Hanf-, Wolle-, Flachs-Fasern, Haare aus Gerbereien, erdige Bestandteile aus Gruben (s. § 96 der Bek. vom 3. Dezember 1907; KdAbg. Beil. 3, 165; StenB. 5, 711). Es fallen ferner, da das Gesetz nicht unterscheidet, unter die Flüssigkeiten die Abwässer jeder Art, und zwar sowohl städtische wie Fabrikabwässer (KdAbg. StenB. 5, 711).

IO. Andere nicht (s. Mot. zu Art. 36).

feste

Stoffe

sind

z. B. Dämpfe, Gase, Fäkalien

11. Eine schädliche Veränderung des Wassers liegt nach der all­ gemeinen Bedeutung dieser Worte dann vor, wenn das Wasser durch die Ein­ führung in einen Zustand kommt, der es für den Zweck, dem es dienen soll, nicht mehr brauchbar erscheinen läßt (ObLGMSt. 2, 150). Wird die Zuführung (z. B. das Abwasser einer Fabrik) schon vor der Einleitung in das Ge­ wässer seiner gefährlichen Eigenschaften entkleidet, so bedarf es keiner Genehmigung; denn es wird durch die Zuführung keine schädliche Einwirkung veranlaßt. A. A. die vorerwähnte Entscheidung; die Genehmigung ist nicht bloß dann erforderlich, wenn es sich um eine gesundheitsschädliche Veränderung handelt, es genügen Veränderungen jeder Art (OGHSt. 4, 229); die Bestrafung hat auch dann zu erfolgen, wenn ein bestimmter Schaden noch nicht eingetreten ist, notwendig ist nur, daß der Zustand des Wassers so ist, daß es schädigen kann (OLGMSt. 6, 378). Eine schädliche Veränderung braucht nicht notwendig die Folge einer Verunreinigung zu sein, so ist die Ein­ leitung heißer, den Fischen schädlicher Dämpfe keine Verunreinigung wohl aber eine schädliche Verunreinigung (Mot. zu Art. 36 des Entw.). Ebenso ist das Wasser in schädlicher Weise geändert, wenn es eine üble Ausdünstung erhält (KdAbg. StenB. 5, 711; KdReichsr. Beil. Anhang 17). Ist das Wasser bereits schädlich verändert, so sind an sich schädliche Zuführungen, die eine weitere Veränderung nicht nach sich ziehen, nicht verboten. 12. Die zuständige Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungs­ behörde, in München der Stadtmagistrat; f. § 5 der VollzVO. vom 1. Dezem­ ber 1907. Vgl. Abschn. A Nr. VII.

13. Verboten ist nicht nur die unmittelbare Zuführung, sondern auch die mittelbare Zuführung z. B. in einen in das Gewässer mündenden Kanal (s. Mot. zu Art. 36 des Entw.). 14. Art. 37 findet auch auf Zuführungen Anwendung, die durch den Eigentümer des Gewässers erfolgen; denn das Gesetz unterscheidet nicht (Mot. zu Art. 36 des Entw.)

15. Auch Unternehmungen des Staates unterliegen dem Art. 37; denn das Gesetz macht zu ihren Gunsten keine Ausnahme; so auch JnnMB. vom 15. April 1910 (KrMBl. 217).

16. Jede Zuwiderhandlung gegen Art. 37 ist unter Strafe gestellt. Hieraus dürfte aber nicht zu folgern sein, daß der Verwaltungsbeamte strafbar ist, der bei Erteilung der Genehmigung den Abs. 2 und 3 zuwiderhandelt. Denn es ist nach der ganzen Anlage des Gesetzes nicht anzunehmen, daß es Weisungen, die die Behörden selbst betreffen und deren Nichtbeachtung im Dienstaufsichtswege erfolgreicher erreicht werden kann, in einzelnen willkürlich herausgegriffenen Fällen unter Strafe stellen wollte. 17. Strafbar macht sich, wer den gemäß Abs. 4 des Art. 37 ergehenden Anordnungen der Verwaltungsbehörde zuwiderhandelt. Der Straf­ richter hat aber hierbei auch zu prüfen, ob die Anordnungen der Verwaltungs­ behörde unter Beachtung der hierfür im Abs. 4 aufgestellten Voraussetzungen ergingen (vgl. die Bemerkungen zu Art. 15 PStGB.). Er hat deshalb ins­ besondere zu prüfen, ob die angeordneten Einrichtungen in der Tat notwendig waren und ob sie mit dem ordnungsmäßigen Betrieb der Anlage vereinbar sind. Wer der Pflicht zum Schadensersatz nicht nachkommt, macht sich hier­ durch nicht straffällig; der Abs. 5 des Art. 37 erschöpft sich darin, daß er die Pflicht aufstellt; über die Erfüllung derselben bestimmt er nichts. 18. Wie eine Vergleichung des Art. 37 mit Art. 40 ergibt, findet Art. 37 keine Anwendung auf Zuführungen durch Anlagen, die beim Inkraft­ treten des Gesetzes bereits bestehen. Für Änderungen an solchen Anlagen findet, da eine Ausnahme insoweit nicht gemacht ist, wieder Art. 37 An­ wendung (s. auch § 95 der Bek. vom 3. Dezember 1907; KdAbg. Beil. 3, 165; KdReichsr. Beil. Anhang S. 66). Zu Art. 202 Nr. 1 mit Art. 38. 19» Gleichgültig ist, da das Gesetz nicht unterscheidet, ob das Einbringen dauernd oder vorübergehend ist, ob der Gegenstand, der eingebracht wird, beweglich ist oder fest mit dem Boden verbunden wird (z. B. ein ein­ gerammter Pfahl); wegen mittelbaren Einbringens gilt das unter Anm. 13 Bemerkte. Ein Einbringen kann deshalb auch durch Lagern im Hochwasser­ gebiet veranlaßt werden (KdReichsr. Beil. 3, 166; StenB. 5, 711).

29. Wie eine Vergleichung des Art. 38 mit Art. 39 ergibt, bezieht sich das in Art. 38 ausgesprochene Verbot bei allen dort näher bezeichneten Arten des Einbringens von festen Stoffen nicht bloß beim Einlegen von Flachs und Hanf auf das Einbringen in die Art. 37 Abs. 1 bezeichneten Gewässer. 21. Feste Stoffe sind alle, die nicht flüssige im Sinne des Art. 37 sind, vgl. oben Anm. 9. Es fällt darnach unter Art. 38 das Einhängen von Gerberhäuten, das Auswaschen von Gedärmen (KdReichsr. Beil. Anhang S. 16). Auch das Einlegen von Weiden fällt unter das Verbot (KdAbg. Beil. 3, 166).

22. 23.

Wegen der Worte in schädlicher Weise verändern s. Anm. 11. Art. 38 findet auch auf Einbringungen Anwendung, die durch den Eigentümer des Gewässers erfolgen, denn das Gesetz unterscheidet nicht (s. auch die Mot. zu Art. 36 des Entw.). Das Anm. 15 hinsichtlich der Unter­ nehmungen des Staates Bemerkte gilt auch hier. 24. Die zuständige Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungs­ behörde, in München der Stadtmagistrat; f. § 5 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907. Vgl. auch Abschn. A Nr. VII.

25. Wie eine Vergleichung des Art. 38 mit Art. 40 ergibt, findet Art. 38 auf Einführungen durch Anlagen, die beim Inkrafttreten des Ge­ setzes schon bestehen, keine Anwendung. Selbstverständlich darf die Ein­ führung nicht über das bereits stehende Maß ausgedehnt werden. Zu Art. 202 Nr. 1 mit Art. 39.

26. 27.

Wegen des Begriffs Gemeinwohl s. Art. 204 Nr. 2 Anm. 5. Die zuständige Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungs­ behörde, in München der Stadtmagistrat; f. § 5 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907. Vgl. auch Abschn. A Nr. VII.

28. Wie eine Vergleichung des Art. 39 mit Art. 40 ergibt, findet Art. 39 auf Einführungen durch Anlagen, die beim Inkrafttreten des Ge­ setzes bereits bestehen, keine Anwendung. Zu Art. 202 Nr. 1 mit Art. 40.

28. 30.

Wegen des Begriffs Gemeinwohl s. Art. 204 Nr. 2 Anm. 5.

Das Wort Besitzer ist im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuchs aus­ zulegen, da keine Anhaltspunkte dafür bestehen, diesen dem Zivilrecht entnommenen Begriff anders als aus diesem heraus aufzufassen. 31. Wegen der Begriffe öffentliche und Privatgewässer s. Absch. A Nr. VIII.

32. Wegen der Worte in schädlicher Weise verändern gilt das Anm. 11 Bemerkte. Wegen der Begriffe Zuführung von Flüssigkeiten und anderen Stoffen vgl. Anm. 9, 10, 13, 19 und 21.

33. Der strafbare Tatbestand besteht in den Fällen des Abs. 2 des Art. 40 in der Unterlassung der angeordneten Einrichtungen; dagegen wird die Nichtentrichtung der Kosten der Einrichtung durch den Antragsteller nicht strafbar sein; das Gesetz stellt hier bloß die Ersatzpflicht fest, trifft aber keine Bestimmung über deren Erfüllung. 34. Art. 40 findet auch auf Zuführungen Anwendung, die durch den Eigentümer des Gewässers erfolgen, denn das Gesetz unterscheidet nicht; s. auch die Mot. zu Art. 36 des Entw.

35. Die zuständige Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungs, behörde, in München der Stadtmagistrat; f. § 5 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907. Vgl. auch Abschn. A Nr. VII. 36. Der Strafrichter hat nicht bloß zu prüfen, ob einer gemäß Art. 40 ergangenen Anordnung der Verwaltungsbehörde zuwidergehandelt wurde, sondern auch, ob die in Art. 40 aufgestellten Voraussetzungen für die Erlassung der Anordnung vorliegen; also bei Abs. 1, ob die Anordnung dem Gemeinwohl

478

31. Tas Wassergesetz.

diente, ob die Eigenschaften des Gewässers in schädlicher Weise verändert wurden, bei Abs. 2, ob ein erheblicher Schaden für Dritte entsteht, denen Rechte an den Gewässern zustehen, ob ein Antrag des Geschädigten vorliegt, ob die Einrichtung dazu dienlich ist, die Zuführungen auszuschließen oder möglichst einzuschränken und ob die Einrichtung mit dem ordnungsmäßigen Betrieb der Anlage vereinbar ist; dagegen hat der Strafrichter nicht zu prüfen, ob ein genügender Anlaß für die Verwaltungsbehörde vorlag, die nach Art. 40 zulässigen Anord­ nungen zu treffen; denn insoweit besteht das freie Ermessen der Verwaltungs­ behörde; vgl. die Anmerkungen zu Art. 15 PStGB.

B. Zu Art. 202 Nr. 2 mit Art. 42, 50, 52, 57, 76 Abs. 2, 77 und 78.

1. Art. 42. Jede Art von Wasserbenützung, die sich nicht als Gemein­ gebrauch darstellt oder die mittels einer besonderen Anlage in oder an öffentlichen Gewässern erfolgt, insbesondere die Errichtung von Triebwerken ohne gespannte Wasserkraft, Wasser-Aus- und Einleitungen, Schöpfwerken, Bade- oder Wasch­ häusern u. dgl. und die Abänderung solcher Anlagen unterliegt der Erlaubnis der Verwaltungsbehörde. Hiezu Art. 46. Die Benützung der im Staatseigentum befindlichen Privat­ flüsse und Bäche (Art, 23) durch andere bemißt sich nach Art. 42 und 43.

2. Art. 50. Die vorgängige Genehmigung der Verwaltungsbehörde ist erforderlich: 1. zur Errichtung von Stauanlagen oder Triebwerken mit gespannter Wasser­ kraft an öffentlichen Gewässern oder Privatflüssen und Bächen, auch ab­ gesehen von den Fällen des § 16 Gewerbeordnung; 2. für Änderungen an solchen Anlagen, wenn die Änderung auf den Ver­ brauch des Wassers, die Wassermenge, die Art des Verbrauchs, das Gefälle oder die Höhe des Oberwassers Einfluß hat; 3. zu jeder Abänderung oder Auswechslung von Hauptteilen bestehender Stau- und Triebwerksanlagen, selbst wenn dadurch die in Ziff. 2 be­ zeichneten Wirkungen nicht verursacht werden. 3. Art. 52. Die Beseitigung von Stauanlagen oder Triebwerken mit ge­ spannter Wasserkraft ist nur mit Erlaubnis der Verwaltungsbehörde zulässig. Die Erlaubnis darf nur im Interesse des Gemeinwohls und nur insolange versagt werden, bis die zur Wahrung dieser Interessen erforderlichen Vorkehrungen (Art. 60 Abs. 2) getroffen sind. 4. Art 57. Die Vorschriften der Art. 50 bis 56 finden auf Stauanlagen und Triebwerke mit gespannter Wasserkraft an geschlossenen Gewässern entsprechende Anwendung.

5. Art. 76. 1. Die Verwaltungsbehörde hat für alle öffentlichen Flüsse und für die Privatflüsse und Bäche mit erheblicher Hochwassergefahr (Art. 97), ferner, soweit ein Bedürfnis besteht, auch für sonstige Privatflüsse und Bäche die Grenzen des Überschwemmungsgebiets festzusetzen. 2. Innerhalb dieser Grenzen dürfen ohne Erlaubnis der Verwaltungsbehörde von Privaten, Genossenschaften und Gemeinden, ausschließlich der Kreisgemeinden, weder Anlagen und Bauten errichtet, noch Änderungen daran vorgenommen werden, die auf den Lauf des Wassers oder auf die Höhe des Wasserstandes Einfluß haben können. 6. Art. 77. Zu allen Uferschutz-, Regulierungs- und Dammbauten, die von Privaten, Genossenschaften und Gemeinden, ausschließlich der Kreisgemeinden,

ausgeführt werden, und zu Änderungen solcher Bauten ist, auch abgesehen von den Fällen des Art. 76 Abs. 2, die vorgängige Erlaubnis der Verwaltungsbehörde erforderlich. 7. Art. 78. 1. Brücken, feststehende Stege und Überfahrtsanstalten über öffent­ liche Gewässer, über Privatflüsse und Bäche im Eigentum des Staates (Art. 23) und über Privatflüsse und Bäche mit erheblicher Hochwassergefahr (Art. 97), ferner Über­ führungen (Wasser-, Gas-, Drahtleitungen re.) über und Unterführungen durch öffent­ liche Gewässer sowie Privatflüsse und Bäche mit erheblicher Hochwassergefahr dürfen^ soweit diese Unternehmungen nicht durch Staatsbehörden zur Ausführung gelangen, nur mit Erlaubnis der Verwaltungsbehörde errichtet oder abgeändert werden. 2. Auch für sonstige Privatflüsse und Bäche oder Teile von solchen kann die Verwaltungsbehörde anordnen, daß die Errichtung oder Abänderung von Brücken, feststehenden Stegen und Überfahrtsanstalten, soweit diese Unternehmungen nicht durch Staatsbehörden zur Ausführung gelangen, der in Abs. 1 vorge­ schriebenen Erlaubnis bedarf. Allgemeine Bemerkungen.

8. Soweit Zuwiderhandlungen gegen Art. 202 Nr. 2 mit Art. 42, 50, 52, 57, 76 Abs. 2, 77 und 78 zugleich eine Zuwiderhandlung gegen §§ 16 mit 147 Ziff. 2 der Gewerbeordnung in sich schließen, tritt nicht Bestrafung nach den Grundsätzen der Jdealkonkurrenz sondern nur auf Grund der letzteren Bestimmungen ein. §16 der Gewerbeordnung bestimmt: Zur Errichtung von Anlagen, welche durch die örtliche Lage oder die Beschaffenheit der Betriebsstätte für die Besitzer oder Bewohner der benachbarten Grundstücke oder für das Publikum überhaupt erhebliche Nachteile, Gefahren oder Belästigungen herbeiführen können, ist die Genehmigung der nach den Landesgesetzen zuständigen Behörde erforderlich. Es gehören dahin . . . Stauanlagen für Wassertriebwerke . . . §147 Ziff. 2 der Gewerbeordnung bestimmt: Mit Geldstrafe bis zu dreihundert Mark und im Unvermögensfalle mit Haft wird bestraft . . . 2. toer eine gewerbliche Anlage, zu der mit Rücksicht auf die Lage oder Beschaffenheit der Betriebsstätte oder des Lokals eine besondere Genehmigung er­ forderlich ist (§§ 16 und 24), ohne diese Genehmigung errichtet, oder die wesent­ lichen Bedingungen, unter welchen die Genehmigung erteilt worden, nicht innehält oder ohne neue Genehmigung eine wesentliche Veränderung der Betriebsstätte oder eine Verlegung des Lokals oder eine wesentliche Veränderung in dem Betriebe der Anlage vornimmt, . . . Nach Art. 202 Nr. 2 ist jede Änderung der Anlage und jede Abweichung von den Bedingungen also auch eine unwesentliche strafbar, während nach § 147 Nr. 2 GewO, nur gestraft wird, wer wesentliche Bedingungen nicht einhält oder wesentliche Veränderungen vornimmt. Mit Rücksicht darauf ist es zweifelhaft, ob auch bei gewerblichen Anlagen unwesentliche Änderungen und Abweichungen nach Art. 202 Nr. 2 strafbar sind. Diese Frage ist mit Rücksicht auf die Fassung des Gesetzes zu bejahen; es wäre auch kein vernünftiger Grund abzusehen, warum das Gesetz bei gewerblichen Anlagen weniger weit gehen sollte; so auch ObLGMSt. 11, 300 in allerdings nicht zugestandenem Widerspruch mit ObLGMSt. 9, 199.T) A. A. der Korreferent im Ausschuß der Reichsrats­ kammer (s. KdReichsr. Beil. Anhang S. 262). *) Die E. ObLGMSt. 9, 199 stellte sich auf den Standpunkt, daß die GewO, die Materie erschöpfend geregelt habe; dabei ist aber verkannt, daß es sich bei Art. 53 um wasserrechtliche,, dem Landesgesetz vorbehaltene Gesichtspunkte handelt.

480

31. Das Wassergesetz.

9. Eine Errichtung liegt, wie die allgemeine Bedeutung des Wortes ergibt, auch dann vor, wenn eine bereits genehmigte Anlage zerstört wurde z. B. durch Hochwasser und in der früheren Weise wieder her­ gestellt werden soll. A. A. Brenner Art. 50 Anm. 2, Eymann Art. 50 Anm. 4 und Harster-Cassimir zu Art. 42 Anm. 5, ebenso zu §§ 16 und 28 GewO. Preuß. Oberwaltungsgericht bei Reger 4, 261 und ObLGMSt. 2, 406 (408); dieses verlangt jedoch dann schon eine wiederholte Genehmigung, wenn die Spuren des früheren Werkes „ganz und gar unbedeutend" sind. Abgeändert wird die Anlage, wenn sie anders wird; ob die Änderung erheblich oder unerheblich ist, ob dadurch das Wasser stärker in Anspruch genommen oder ob die Inanspruchnahme gemindert wird, ist gleichgültig; doch muß die An­ lage als solche anders werden, nicht bloß ein nebensächlicher Bestandteil geändert werden. Eine Auswechselung ist keine Änderung; s. die Gegenüberstellung in Art. 50 Nr. 3. Auch eine Beschädigung ist keine Änderung (OGHSt. 6, 213). Eine Beseitigung einer Anlage liegt nicht vor, wenn jemand sie ver­ fallen läßt. Eine bloße Beseitigung einzelner Teile der Anlage ist keine Beseitigung der Anlage selbst, sondern eine unter Art. 50 Nr. 2 fallende Änderung. Strafbar ist schon, wer mit der Errichtung, Abänderung und Beseitigung beginnt, es ist nicht notwendig, daß die Errichtung usw. vollendet ist; diese Auffassung ergibt sich aus dem Sprachgebrauch. Wer lediglich eine von einem andern errichtete oder abgeänderte Anlage benützt, kann nicht gestraft werden; denn er errichtete die Anlage nicht und änderte sie nicht. Anders Harster-Cassimir Art. 202 Anm. 3 und ObLGMSt. 7, 12, dieses zu K 16 mit 8 147 Abs. 1 Nr. 2 GewO. 10. Zwischen den Fällen, in denen das Gesetz von Erlaubnis, und jenen, in denen es von Genehmigung spricht, besteht kein rechtlicher Unterschied. Es scheint der Ausdruck Erlaubnis in jenen Fällen gebraucht zu werden, in denen es sich um eine privatrechtliche, der Ausdruck Genehmigung in jenen Fällen, in denen es sich um eine polizeiliche Tätigkeit handelt (KdReichsr. Beil. Anhang S. 19). 11. Teile von Anlagen teilen das Schicksal der Anlage selbst, sie be­ dürfen deshalb keiner selbständigen Genehmigung. Anders, wenn sie zwar den Zwecken einer anderen Anlage dienen, aber als selbständige Einrichtung erscheinen. 12. Zuwiderhandlungen gegen Art. 202 Nr. 2 werden nicht selten auch dem § 367 Nr. 15 StGB, widersprechen. Nach dem bei EG. StGB. § 2 Anm. 7 Bemerkten, wird Bestrafung lediglich nach Art. 202 Nr. 2 zu erfolgen haben. A. A. Eymann 2, 626, der Art. 202 Nr. 2 teilweise für unwirksam erachtet. Zu Art. 202 Nr. 2 mit Art. 42. Art. 42 ersetzt die Art. 10 Abs. 2, 11 und 12 des Wasserbenützungsgesetzes vom 28. Mai 1852 und erweitert diese insoweit, als jede Art von Wasserbenützung, die mittels besonderer Anlage erfolgt und jede Abänderung hieran der besonderen Erlaubnis unterstellt wird (Mot. zu Art. 41, 42 des Entw.).

14. Art. 42 erfordert die Erlaubnis zu zwei Arten von Benützungen des Wassers, einmal zu Benützungen, die sich nicht als Gemeingebrauch dar stellen, andrerseits zu Benützungen mittels besonderer Anlagen. Nach der Fassung des Art. 202 Nr. 2 („Anlage") kann kein Zweifel bestehen, daß nur die ohne Erlaubnis erfolgenden Benützung nach der zweiten Art durch Art. 202 Nr. 2 unter Strafe gestellt ist. Überschreitungen der nach den Grundsätzen über

den Gemeingebrauch bestehenden Befugnisse können eine Zuwiderhandlung nach Art. 204 Nr. 3 mit Art. 26 nach sich ziehen. Wegen der Grundsätze, die gelten, wenn der Gemeingebrauch durch eine Anlage vermittelt wird, s. Anm. 15.

15» Wegen des Begriffs Anlagen vgl. im allgemeinen Abt. A Nr. IX. Die die Wasserbenützung regelnde Abt. II des Gesetzes zerfällt in 4 Abschnitte, die nachstehende Gebiete regeln: Gemeingebrauch an Gewässern; Schiffahrt, Floß­ fahrt und Trift; Reinhaltung der Gewässer; besondere Nutzungen. Obwohl Art. 42 nur in dem letzten Absatz steht, ist davon auszugehen, daß er auch An­ lagen umfaßt, die den Gemeingebrauch vermitteln sollen, oder der Schiffahrt, Floßfahrt und Trift oder der Reinhaltung der Gewässer dienen. Es ergibt sich dies daraus, daß im Gesetze eine strikte Ausscheidung der 4 Abteilungen in dem Sinne, daß ein gegenseitiges übergreifen ausgeschlossen wäre, auch sonst nicht festgehalten ist und daß Art. 42 als Beispiele Anlagen, die dem Gemeingebrauch dienen, z. B. Badehäuser und solche, die auf dem Gebiet der Reinhaltung liegen, wie Wassereinleitungen, anführt. 16. An dem Gewässer liegt, wie die Fassung des Gesetzes ergibt, eine Anlage (z. B. ein Stauwerk) auch dann, wenn sie zwar innerhalb einer im Privateigentum stehenden Flußstrecke, zugleich aber an der den Fluß durchschneiden­ den Grenze eines im Staatseigentum stehenden oder eines öffentlichen Gewässers liegt; es ist nicht notwendig, daß die Anlage am Ufer des Flusses liegt (BayVGH. 28, 155). Wasserbenützung ist nicht nur die Benützung der fließenden Welle, sondern auch die Benützung des Grund und Bodens z. B. durch Einschlagen von Pfosten. Doch muß es sich um eine Benützung, d. h. um eine Inanspruchnahme zur Verschaffung eines Vorteils handeln; es fällt also das Einschlagen eines Pfostens, um einem andern zu schaden, nicht hierher; für diese Fälle schlägt Art. 202 Nr. 1 mit Art. 38 ein. Anders unterscheidet ObLGMSt. im Recht 1911, 848. 17. Wegen des Begriffs Triebwerk im allgemeinen s. Anm. 32; Trieb­ werke ohne gespannte Wasserkraft im besonderen sind solche ohne Stau­ anlagen z. B. Schiffsmühlen, Schöpfräder (KdReichsr. Beil. Anhang S. 187).

18. Die Erlaubnis ist, wie die Fassung des Gesetzes ergibt, auch notwendig bei Anlagen, zu deren Durchführung auf Privatrechtstiteln be­ ruhende Nutzungsrechte bestehen (s. Mot. zu Art. 41 und 42 des Entw.). 19. Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungsbehörde, in München der Stadtmagistrat (§ 5 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907). Vgl. auch Abschn. A Nr. VII.

20. Strafbar ist, wer die festgesetzten Bedingungen nicht einhält. Der Straf­ richter hat darnach nicht zu prüfen, ob die Verwaltungsbehörde bei Festsetzung der Bedingungen die ihr durch das Gesetz gesetzten Beschränkungen (f. Art. 43 Abs. 2) eingehalten hat; es bedarf deshalb hier insbesondere keiner Untersuchung, ob unter die Bedingungen die sog. General­ klausel ausgenommen werden kann, d. h. die Anordnung, daß allen späteren Anordnungen hinsichtlich der Einrichtung und des Betriebs nachzukommen sei; s. hierzu BayVGH. 25, 119 (126). 21. Soweit Wassereinleitungen in Betracht kommen, können Zuwiderhand­ lungen gegen Art. 42 mit 202 Nr. 2 zugleich, im rechtlichen Zusammentreffen, Zuwiderhandlungen gegen Art. 202 Nr. 1 mit Art. 37 in sich schließen, Schiedermair, Nebengesetze.

31

22. Eine Erlaubnis nach Maßgabe des Art. 42 ist auch notwendig, wenn die Anlage von Staatsbehörden errichtet wird; denn das Gesetz macht zu deren Gunsten keine Ausnahme. Hierzu hätte um so eher ein Anlaß be­ standen, als anderweit derartige Ausnahmen ausdrücklich aufgestellt wurden, s. z. B. Art. 76, 78. Ebenso Eymann 1, 430; a. A. Brenner Art. 50 Anm. 2; Seydel, Staatsrecht 3, 267; Harster-Cassimir Art. 42 Anm. 3 und JnnMB. vom 15. April 1910 (KrMBl. 217); diese „vorbehaltlich der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs". Vgl. auch BlAdmPr. 18, 179 und 182. Selbstver­ ständlich bedürfen Staatsbehörden dann keiner Genehmigung, wenn es sich um Anlagen an Privatflüssen und Bächen handelt, die im Eigentum des Staates stehen; denn auf letztere ist Art. 42 nur insoweit als anwendbar erklärt, als es sich um Benützung durch andere handelt. 23» Art. 42 bezieht sich nur auf Anlagen in oder an öffentlichen Gewässern. Durch Art. 46 des Gesetzes sind nun zwar an sich die Bestimmungen des Art. 42 auch auf die im Staatseigentum befindlichen Privatflüsse und Bäche ausgedehnt. Nachdem aber durch Art. 202 Nr. 2 nur Zuwiderhandlungen gegen Art. 42 nicht auch solche gegen Art. 46 unter Strafe gestellt sind, können Zuwiderhandlungen gegen Art. 46 mit Art. 42 nicht unter Strafe gestellt werden. *) 24.

Wegen der Anlagen im Überschwemmungsgebiet s. Art. 76.

Zu Art. 202 Nr. 2 mit Art. 50, 52 und 57. Im allgemeinen. 25. Die Bestimmungen der Art. 50, 52 und 57 entsprechen mit einigen Änderungen den Art. 73 und 82 des Wasserbenützungsgesetzes vom 28. Mai 1852.

26. Die Bestimmungen des Art. 50 Nr. 1 beziehen sich nur auf öffent­ liche Gewässer und auf Privatflüsse und Bäche (s. wegen dieser Be­ griffe Abschn. A Nr. VIII). Aus dem inneren Zusammenhang, der zwischen den Nrn. 2 und 3 des Art. 50 und dessen Nr. 1 und zwischen Art. 52 und Art. 50 besteht, ergibt sich, daß auch diese Bestimmungen ebenfalls nur für die genannten Gewässer gelten. Durch Art. 57 sind aber die Bestimmungen ausdrücklich auf die geschlossenen Gewässer (s. wegen dieses Begriffs Abschn. A Nr. VIII) ausgedehnt; letzterer ist auch in der Strafbestimmung des Art. 202 Nr. 2 aus­ drücklich hervorgehoben. 27 Gemäß Art. 202 Nr. 2 ist die Nichteinhaltung der Bedingungen straf­ bar, die bei der Genehmigung einer Anlage gesetzt werden. Der Strafrichter hat, wie die Fassung des Gesetzes ergibt, bei Anwendung der Art. 50, 52 und 57 nicht zu prüfen, ob sich die Verwaltungsbehörde innerhalb der Grenzen gehalten hat, die ihr in dieser Richtung namentlich durch Art. 51 gezogen sind; für den Strafrichter ist lediglich dieTatsache, daß Bedingungen festgesetzt sind, maßgebend. 28. Nach Art. 202 Nr. 2 ist zwar die Errichtung, Abänderung und Beseitigung schlechthin unter Strafe gestellt, diese verschiedenen Begehungsformen sind aber gleichwohl bei den verschiedenen Arten der Zuwiderhandlungen gegen *) ES liegt hier wohl eine Lücke des Gesetzes vor; allein Strafgesetze können nicht analog ausgedehnt werden. Daß der Gesetzgeber im allgemeinen ebenfalls auf dem Standpunkt stand, daß in derart gelagerten Fällen auch eine ausdrückliche Aufnahme des erweiternden Artikels (hier des Art. 46) in die Strafbestimmung notwendig ist, ergibt sich daraus, daß der Art. 57, der zu Art. 50 in einem ähnlichen Verhältnis steht, wie Art. 46 zu 42 in die Strafsatzung des Art. 202 Nr. 2 ausdrücklich ausgenommen wurde.

Art. 202 Nr. 2 mit Art. 42, 50, 52, 57, 76 Abs. 2, 77 und 78.

483

Art. 202 Nr. 2 nur insoweit strafbar, als sie in den Art. 50, 52 und 57 be­ sonders hervorgehoben find. Andrerseits kann eine Auswechslung, die in Mderspruch mit Art. 50 Nr. 3 vorgenommen wird, nicht bestraft werden, weil die Aus­ wechselungen in Art. 202 Nr. 2 nicht angeführt sind. A. A. unter nach all­ gemeinen Grundsätzen unzulässiger „analoger Gesetzesanwendung" ObLGMSt. 11, 300. 29. Tatbestände, die nicht unter Art. 202 Nr. 2 mit Art. 50, 52, 57 fallen, werden häufig den Tatbestand des Art. 202 Nr. 2 mit Art. 42 erfüllen.

Zu Art. 50. 30. Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungsbehörde, in Mün­ chen der Stadtmagistrat (§ 5 der BollzVO. vom 1. Dezember 1907). Vgl. auch Abschn. A Nr. VII.

31. Stauanlagen sind Anlagen (s. Hierwegen Abschn. A Nr. IX), die bestimmt sind, den freien Wasserlauf in einem fließenden Gewässer zu beschränken oder zu hemmen und den Wasserstand über seinen natürlichen Stand zu erhöhen, um so ein ergiebigeres Gefäll zu erhalten oder das Wasser in einem Punkt auf eine solche Höhe zu bringen, daß es von da ab in Seitenkanäle weiter geführt werden kann (BayVGH. 25, 411; KdReichr. Beil. Anh. S. 77). So auch ObLGMSt. (Recht 1912, 327), wo aber — und zwar wohl ohne schlüssige Begründung — weiter gefordert ist, daß die Anlage ein „Bauwerk" sein müsse, das den Eindruck der Ständigkeit und Nachhaltigkeit machen und zur ständigen, mindestens einen größeren Zeitraum umfassenden Benutzung errichtet sein müsse; es rechnet deshalb Schwellungen zur Ableitung des Wassers nicht hierher. Keine Stauanlage liegt vor, wenn die Stauung nur zufällige nicht beabsichtigte Folge der An­ lage ist (BayVGH. 4, 177; 25, 411). Lediglich künstliche Vorrichtungen zur Erzeugung eines konzentrierten Gefälls versteht unter Stauanlagen die Definition des Regierungskommissärs in KdReichsr. Beil Anh. S. 187; sie dürfte zu eng sein. Zur Stauanlage gehören auch die Einrichtungen, die auf die Zuleitung und Ableitung des absichtlich gestauten Wassers von Einfluß sind, also u. a. der Unterwasserkanal, der Grundablaß, der Oberwasserkanal (BayVGH. 30, 51, gegen 16, 265); im übrigen vgl. Sinnt. 11.

32. Triebwerk ist jedes durch Wasser, fei es mittelbar, fei es unmittelbar, bewegte mechanische Werkzeug zur Ausnützung der Kraft des Wassers (BayVGH. 25, 411). Ein Triebwerk mit gespannter Wasserkraft ist ein Trieb­ werk, bei dem eine Spannung (Stauung) des Wassers bezweckt wird; tritt die Stauung unbeabsichtigt ein, was z. B. in der Regel bei Eisbrechern der Fall ist, so ist die Wasserkraft nicht gespannt im Sinne des Gesetzes (BayVGH. 4, 177). Ähnliche Begriffsbestimmungen finden sich KdReichr. Beil. Anh. S. 187. 33. Die Genehmigung ist auch erforderlich, wenn das Triebwerk nicht unmittelbar am Privatfluß sondern entfernt von ihm liegt; denn das Gesetz unterscheidet nicht (BayVGH. 19, 280). Ebenso ist die Genehmigung er­ forderlich, wenn bei Errichtung eines Triebwerks mit gespannter Wafferkrast eine bereits vorhandene (anderen Zwecken dienende) Stauvorrichtung benützt wird; denn auch insoweit unterscheidet das Gesetz nicht (s. BayVGH. 19, 280). 34. 35.

§16 der GewO. s. bei Sinnt. 8. Wenn in Nr. 2 von Änderungen an solchen Anlagen die Rede ist, so sind damit nicht nur die Stauanlagen sondern auch die Triebwerke gemeint; 31*

man hätte andernfalls sicherlich anstatt von „solchen Anlagen" von „Stau­ anlagen" gesprochen. 38. Änderungen der Anlage sind nur konstruktive Änderungen, nicht Änderungen in der Benützung. (OLGMSt. 4, 140 [142]). 37. Eine Änderung in dem Verbrauch des Wassers liegt auch vor, wenn letzterer sich mindert. Dadurch, daß auch Änderungen in der Art des Verbrauchs und hinsichtlich des Gefälles von einer Ge­ nehmigung abhängig gemacht wurden, wollte man auch Änderungen des Zweckes der Wasserbenützung und Änderungen treffen, die sich auf das Gefälle (Kanal­

gefälle *) und Werkgefälle (die Differenz zwischen Ober- und Unterwasserspiegel), dann auf den Stand des Unterwassers z. B. durch Tieferlegen des Unterwasser­ kanals beziehen (Mot. zu Art 49 bis 56 des Entw.). 38. Oberwasser ist der oberhalb der Stauanlage gelegene Teil des Gewässers. 39. Hauptteile einer Stau- oder Triebwerksanlage sind alle Teile, die für die Anlage in dem Zustand, in dem sie sich befindet, wesentlich sind, die also nicht beseitigt oder geändert werden können, ohne daß die Anlage selbst eine andere wird (ObLGMSt. im Recht 1911, 848). Eine Schütztafel ist als Teil einer Schützanlage kein Hauptteil einer Stau- oder Triebwerksanlage (ObLGMSt. 11, 300). 40. Die Genehmigungspflicht besteht auch bei Stauanlagen undTriebwerken mit gespannter Wasserkraft, die von Staatsbehörden ausgeführt werden; vgl. Anm. 22; so auch JnnMB. vom 15. April 1910 (KrMBl. 217).

Zu Art. 5 2. 41. Eine Beseitigung liegt nur dann vor, wenn die Stauanlage oder das Triebwerk ganz oder doch in ihren wesentlichen Teilen zu bestehen auf­ hören; vgl. Harster-Cassimir Anm. 1.

42. Wegen der Auslegung der Worte Stauanlagen und Triebwerke mit gespannter Wasserkraft s. oben Anm. 31 und 32. 43. Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungbehörde, in München der Stadtmagistrat (s. § 5 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907). Vgl. auch Abschn. A Nr. VII. • 44. Da nach Art. 202 Nr. 2 Voraussetzung der Bestrafung lediglich die ohne Erlaubnis erfolgte Beseitigung ist, hat der Strafrichter nicht zu prüfen, ob bei Versagung der Erlaubnis nach Maßgabe desArt. 52Satz2 verfahren wurde.

45. Nach dem Wasserbenützungsgesetz vom 28. Mai 1852 war zur Be­ seitigung von Stauanlagen oder von Triebwerken keine Erlaubnis notwendig. Nach der allgemeinen Fassung des Art. 52 kann aber kein Zweffel bestehen, daß nunmehr die neu geschaffene Erlaubnispflicht sich auch auf die zur Zeit des Inkrafttretens des Gesetzes schon bestehenden Anlagen bezieht (s. Mot. zu Art. 49 bis 56 des Entw.). Zu Art. 57. 46. Entsprechende Anwendung, von der Art. 57 spricht, ist soviel wie analoge Anwendung, d. i. eine Anwendung eines Rechtssatzes auf einen andern l) Kanalgefälle ist das Gefälle, das sich durch die Zuleitung des Wassers von der Struanlage zum Triebwerk ergibt.

Fall insoweit, als bei diesem die gleichen Voraussetzungen vorliegen. Das führt hinsichtlich der (strafrechtlich allein erheblichen) Art. 50 und 52 zu dem Ergebnis, daß alle ihre Bestimmungen unter sonst gleichen Verhältnissen auch auf geschlossene Gewässer auszudehnen sind. § 147 der VollzBek. vom 3. Dezember 1907, der unter entsprechender Anwendung eine Anwendung verstanden haben will, die nur insoweit erfolgt, „als sie einem .vernünftigen' Vollzug und einem praktischen Bedürfnis entspricht", gibt dem Wort eine seiner Bedeutung widersprechende Auslegung. Dem Gesetz kann, wenn auch bei dessen Verhandlungen Anschauungen zum Ausdruck kamen, die der Vollzugsbekanntmachung entsprechen (s. KdAbg. StenB. 5, 723 und andrerseits KdReichsr. Beil. Anhang S. 25, dagegen aber ebendort S. 80), doch keine Auslegung gegeben werden, die mit seiner klaren Fassung in Widerspruch steht. Ebensowenig läßt es sich mit dem Gesetz vereinen, daß Art. 57 sich auf kleine Teiche nicht beziehe (eine Ansicht, die im Ausschuß der KdReichr. aufgestellt wurde, Beil. Anhang S. 199); auch kleine Teiche sind geschlossene Gewässer.

Zu Art. 202 Nr. 2 mit Art. 76.

47.

Art. 76 28. Mai 1852.

entspricht

dem Art. 10

des Wassergesetzes

vom

48.

Verwaltungsbehörde im Sinne von Abs. 1 und 2 des Art. 76 ist gemäß § 5 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907 die Distriktsverwaltungsbehörde, in München der Magistrat. Vgl. auch Abschn. A Nr. VII.

49.

Wegen der Begriffe öffentliche Flüsse, Privatflüsse und Bäche s. Abschn. A Nr. VIII; wegen der Bäche mit erheblicher Hochwassergefahr und des Art. 97 s. Anm. 79.

50.

Private sind nicht nur die physischen Personen, sondern alle privaten Rechtssubjekte, also auch die juristischen Personen des Privatrechts; dagegen können juristische Personen des öffentlichen Rechts, abgesehen von den Genossen­ schaften und Gemeinden, wie z. B. Kirchengemeinden und der Fiskus Bayerns und anderer Staaten nicht als Private bezeichnet werden; sie bedürfen also keiner Genehmigung.

51.

Unter Genossenschaften können nicht die Genossenschaften im Sinne des bürgerlichen Rechts gemeint sein, denn es wäre kein Grund ersichtlich, warum gerade für diese Gemeinschaftsform des bürgerlichen Rechts eine besondere Be­ stimmung getroffen wäre; es können hierunter nur die in Art. 110 ff. des Wasser­ gesetzes geregelten öffentlichen Wassergenossenschaften verstanden werden. D i st r i k t s gemeinden bedürfen der Erlaubnis der Verwaltungsbehörde; denn sie sind nicht wie die Kreisgemeinden ausdrücklich ausgenommen (s. KdAbg. Beil. 3, 177). Aus den gleichen Erwägungen bedürfen Ortschaften der Erlaubnis.

52.

Wegen des Begriffs Anlagen s. Abschn. A Nr. IX. Die Anführung der Bauten ist überflüssig; es wird sich kein Bau denken lassen, der nicht eine Anlage wäre.

53.

Wegen der Begriffe Errichten und Vornahme von Änderungen

s. Anm. 9.

54.

Die Beseitigung von Anlagen und Bauten ist nicht unter Strafe gestellt. Bei dem Unterschied, der sonst zwischen Beseitigung und Änderung vom Gesetz festgehalten wird, vgl. z. B. Art. 50 gegen Art. 52, kann die Beseitigung nicht unter den von Art. 76 erwähnten „Änderungen" begriffen werden.

55. § 205 der VollzBek. vom 3. Dezember 1907 sieht vor, daß innerhalb des Überschwemmungsgebiets noch diejenige Fläche besonders hervorzu­ heben ist, die zum unschädlichen Abfluß des größten bekannten Hochwassers erforderlich ist und die daher in der Regel von Anlagen und Bauten frei sein soll. Eine derartige Festsetzung hat für die Bestrafung aus Art. 7 6 Abs. 2 keine Bedeutung; hiefür ist lediglich das allgemeine Überschwemmungs­ gebiet maßgebend.

56. Im Strafverfahren ist bei Bestrafung von Zuwiderhandlungen gegen Art. 76, soweit Privatflüsse und Bäche ohne erhebliche Hochwassergefahr in Frage kommen, auch zu prüfen, ob ein Bedürfnis zur Festsetzung der Grenzen des Überschwemmungsgebiets bestand, denn das unter den Straffchutz des Abs. 2 gestellte Verbot bezieht sich auf Maßnahmen innerhalb „dieser" d. h. von der Verwaltungsbehörde nach Maßgabe des Abs. 1 festgesetzter Grenzen. Nach Maßgabe des Abs. 1 ist die Grenze aber nur dann festgesetzt, wenn bei Privatflüssen und Bächen ohne erhebliche Hochwassergefahr ein Bedürfnis für die Festsetzung der Grenzen des Überschwemmungsgebiets bestand. Andernfalls hätte das Gesetz zu lauten: Soweit nach Ansicht der Verwaltungsbehörde ein Be­ dürfnis besteht, usw. Wegen des Begriffs Privatflüffe und Bäche mit erheblicher Hochwassergefahr s. Sinnt. 79. Solange die Grenzen des llberschwemmungsgebiets nicht festgesetzt sind, tritt keine Bestrafung ein (ObLGMSt. 10, 86). 57. Auch die Errichtung, nicht bloß die Änderung, von Anlagen und Bauten ist nur dann erlaubnispflichtig, wenn sie den Lauf des Wassers oder die Höhe des Wasserstands beeinflußt. 58. Die Genehmigung ist schon erforderlich, wenn der Einfluß auf den Lauf den Wassers oder die Höhe des Wasserstands ausgeübt werden kann. Das will sagen, daß die vor Beginn der Arbeiten, zu welcher Zeit die Genehmigung zu erholen ist, bei verständiger Beurteilung des Sachverhältnisses bestehende Möglichkeit entscheidet. 59. Strafbar ist nach Art. 202 Nr. 2 auch, wer die bei Erteilung der Erlaubnis festgesetzten Bedingungen nicht einhält. In dieser Richtung bestimmt Art. 79 Abs. 1 ausdrücklich: Bei der Erteilung der Erlaubnis (Art. 76 bis 78) sind die erforderlichen Bedingungen festzusetzen; die Erlaubnis kann auf eine bestimmte Zeit oder in widerruflicher Weise erteilt werden. Nach der Fassung des Art. 202 Nr. 2 hat der Strafrichter nicht zu prüfen, ob sich die Verwaltungsbehörde innerhalb der Grenzen gehalten hat, die ihr für die Setzung von Bedingungen gesteckt sind; entscheidend ist lediglich, daß Bedingungen gesetzt sind. 60. Dem Art. 202 Nr. 2 mit Art. 76 verwandte Tatbestände ent­ halten Art. 202 Nr. 2 mit Art. 77 und 78 und Art. 202 Nr. 4 mit Art. 85 und 86. Zu Art. 202 Nr. 2 mitMrt. 77. 61. Art. 77 entspricht im wesentlichen dem Art. 20 Abs. 1 des Uferschutzgesetzes vom 28. Mai 1852. Art. 77 bezieht sich nach der Überschrift der Abteilung III A, zu der er gehört, nur auf öffentliche Ge­ wässer und Privatflüsse und Bäche, nicht aber auf geschlossene Gewässer, die Privatgewässer sind. Vgl. wegen dieser Begriffe Ab­ schnitt A Nr. Vin.

62. Regulierungsbauten sind Bauten, welche die Regulierung des Flußlaufs oder die Verlegung eines Flußbetts mittels Durchstiches zum Gegen-

Art. 202 Nr. 2 mit Art. 42, 50, 52, 57, 76 Abs. 2, 77 und 78.

487

stand haben (s. Mot. zu Art. 76 des Entw.). Sie umfassen die Korrektionen im weitesten Sinn z. B. die Regulierungen für Hoch-, Mittel- und Niederwasser, aber auch die Erbauung von Hochwassermulden (Mot. zu Art. 73 des Entw.).

63. Dammbauten sind an sich Anschüttungen, die ihm Verhältnis zu ihrer Breite lang ausgedehnt sind und entweder dazu dienen, den Unterbau für eine höher als das Gelände liegende Fahrbahn zu bilden, oder Schutz gegen Überflutungen zu gewähren. Zu den Dammbauten im Sinne des Wassergesetzes gehören nur die Dammbauten der letzteren Art, die Hochwafferdämme; es ergibt sich das aus dem Inhalt der Bestimmungen, bei denen das Gesetz den Ausdruck anwendet; insbesondere gehören auch nicht hieher Straßen-, Brücken- und Eisen­ bahnbauten über Gewässer. Es kommt dabei aber nur auf das vollendete Werk an; Bestandteile anderer Bauten unterliegen nicht den Bestimmungen über Damm­ bauten (ObLGMSt. 10, 80).

64. Uferschutzbauten sind Vorrichtungen, welche an fließenden Ge­ wässern zum Schutze der angrenzenden Ländereien, Gebäude oder Anlagen gegen Abriß oder Beschädigung notwendig sind; insbesondere Abflachung steil abfallender Ufer, die Aufführung von Ufermauern, Uferbeschlächten, Steinwürfen u. dgl., auch die Befestigung der Flußsohle (ObLGMSt. 10, 86; hinsichtlich der Befestigung der Flußsohle s. Mot. zu Art. 73). Werden Anlagen (z. B. Dämme) in dem Fluß gebaut, so sind deren Grenzen gegen das Wasser keine Ufer. 65. Einfache Ausbesserungs- und Wiederinstandsetzungsarbeiten an bestehenden Anlagen sind keine Uferschutz-, Regulierungs­ oder Dammbauten, sondern nur Arbeiten an solchen Bauten, sie sind auch keine Abänderungen solcher Bauten; für sie bedarf es demnach keiner Erlaubnis (s. Mot. zu Art. 76 des Entw.; KdAbg. Beil. 3, 178; KdReichsr. Beil. Anhang S. 27.) Geringfügige Änderungen sind nicht Änderungen des Baues, sondern nur Änderungen am Baue und deshalb ebenfalls nicht erlaubnispflichtig.

66. Wegen der Auslegung der Worte Private, und Gemeinden s. Anm. 50 und 51.

Genossenschaften

67. Wegen der Beseitigung der in Art. 77 erwähnten Bauten gilt das Gleiche, wie es unter Anm. 54 ausgeführt ist.

68. Nach der Fassung des Art. 77 kann kein Zweifel bestehen, daß die Erlaubnis auch dann nötig ist, wenn es sich um Bauten handelt, die nur das Eigentum des Bauenden berühren (s. auch § 216 der VollzBek. vom 3. Dezember 1907). 69. Zuständig zur Erteilung der Erlaubnis ist die Distriktsver­ waltungsbehörde, in München der Stadtmagistrat; § 3 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907. Vgl. auch Abschn. A Nr. VII. 70. Wegen der Nichteinhaltung der bei Erteilung der Erlaubnis fest­ gesetzten Bedingungen gilt das bei Anm. 59 zu Art. 76 Ausgeführte auch hier. 71. Dem Art. 202 Nr. 2 mit Art. 77 verwandte Tatbestände ent­ halten Art. 202 Nr. 2 mit Art. 76 und 78 und Art. 202 Nr. 4 mit Art. 85 und 86. Zu Art. 202 Nr. 2 mit Art. 78.

72. Art. 78 entspricht im wesentlichen den Art. 16 und Wassergesetzes vom 28. Mai 1852.

17 des

31. Das Wassergesetz.

488

73. Brücken sind bauliche Überspannungen einer Bodenvertiefung zumeist einer Wasserrinne zu dem Zweck, eine passierbare Verbindung zwischen den beiden gegenüberliegenden Rändern herzustellen (RGZ. bei Reger 2, 97); im Sinne des Wassergesetzes haben aber hiervon die Stege d. h. die lediglich für den Verkehr der Fußgänger, Tiere, Handkarren usw. bestimmten Überleitungen auszuscheiden, da die feststehenden Stege ausdrücklich hervorgehoben sind.

74. Feststehende Stege sind solche, die mit dem Ufer in feste Ver­ bindung gebracht sind (s. Mot. zu Art. 77 des Entw.). Ob der Steg dauernd bestehen, oder ob er nur vorübergehenden Zwecken dienen soll, ist für die Be­ zeichnung als feststehender Steg gleichgültig; es kommt nur auf die Art der Anlage an. Unrichtig ist deshalb die Unterscheidung in KdReichsr. Beil. Anhang S. 27. 75. 76.

Wegen des Begriffs Überfahrtsanstalten s. Abschn. A Nr. IX.

Brücken, feststehende Stege und llberfahrtsanstalten über öffentliche usw. Gewässer liegen auch vor, wenn sie nur über einen Teil des Gewässers geführt werden, also z. B. Brücken über einen Teil des Wassers, die nicht auf dem andern Ufer sondern auf dem gleichen Ufer münden; denn der Zweck des Gesetzes trifft auch hier zu, und aus dem Worte „über" allein läßt sich nicht folgern, daß das andere Ufer erreicht sein müßte (a. A. Eymann Art. 78 Anm. 5). Nicht hierher fallen aber Stege, die bloß von einem Punkt aus in das Wasser geführt sind.

77. Auch bei Brücken, feststehenden Stegen, Überfahrtsanstalten usw., die unter der Herrschaft des älteren Rechtes ohne Genehmigung lediglich auf Grund eines privatrechtlichen Titels errichtet wurden, sind Abänderungen genehmigungspflichtig, denn Art. 78 macht insoweit keinen Unterschied. Ob eine Änderung vorliegt, bemißt sich aber nach dem Inhalt des Privatrechts (OLGMSt. 3, 90).

78. Wegen der Begriffe öffentliche Gewässer, Privatflüsse und Bäche, sowie der Bäche im Eigentum des Staates s. Abschn. A Nr. VIII.

79. Welche Privatflüsse und Bäche solche mit erheblicher Hoch­ wassergefahr („Hochwasserflüsse" nach der Sprachweise der preußischen Gesetzgebung) sind, ergibt sich aus Art. 97; dieser bestimmt: Die Staatsregierung hat diejenigen Privatflüsse und Bäche festzustellen, bei welchen eine erhebliche Hochwassergefahr besteht. Die Landräte sind vor der Feststellung zu hören.

Hieraus ergibt sich, daß im Strafverfahren nicht zu prüfen ist, ob eine erhebliche Hochwassergefahr besteht, sondern daß lediglich die Entscheidung der Staatsregierung maßgebend ist. Staatsregierung ist im Hinblick auf § 2 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907 das Ministerium des Innern. Vorschriften, nach denen eine Mitwirkung eines anderen Ministeriums einzutreten hätte, bestehen nicht. Bei der befehlenden Fassung des Art. 97 ist anzunehmen, daß die Anhörung (nicht die Zustimmung) der Landräte Voraussetzung der Rechts­ wirksamkeit der Entscheidung des Ministeriums des Innern ist. Es kommt der Landrat in Frage, zu dessen Regierungsbezirk der Fluß oder Bach gehört.

Nach § 179 der VollzBek. vom 3. Dezember 1907 sollen auch einzelne Strecken von Privatflüssen oderBächen als solche mit erheblicher Hochwassergefahr erklärt werden können. Damit setzt sich die Voll­ zugsbekanntmachung (die übrigens der Meinung des Ministers des Innern ent­ spricht KdAbg. Beil. 3, 181 und der Anschauung des Referenten der KdReichsr.

Beil. Anhang S. 31) mit dem Gesetz in Widerspruch, das nur von Flüssen und Bächen nicht von Teilen solcher spricht, und in anderen Fällen, in denen es Fluß­ teile den Flüssen gleichstellen wollte, es für nötig hielt, dies ausdrücklich im Ge­ setze hervorzuheben (s. Art. 1 des Gesetzes). Anordnungen der Staatsregierung, die die Erklärung lediglich auf Teile einschränken, sind demnach völlig unwirksam; als Anordnung für den Teil entbehren sie der gesetzlichen Grundlage, eine Be­ stimmung hinsichtlich des ganzen Flusses oder Baches enthalten sie nicht.

8V. Als Überführungen bezeichnen die Mot. zu Art. 77 des Entw. beispielsweise Schwebebahnen, Telephonleitungen, als Unterführungen Wasser­ leitungen, Kanäle.

81. Wie die Fassung des Art. 78 zweifelsfrei ergibt, fallen unter ihn nur Unterführungen, die durch das Gewässer, nicht solche, die unten durch geführt werden. 82. Wie die Fassung des Art. 78 ergibt, sind bei Art. 78, anders wie bei Art. 76 und 7 7, alle Unternehmungen, die von Staatsbehörden ausgeführt werden, nicht erlaubnisbedürftig gleichgültig, ob es sich um Unternehmungen des Staates oder Privater, oder von Gemeinden oder von Ge­ nossenschaften handelt. Anders § 231 der VollzBek. vom 3. Dezember 1907 und Brenner Art. 78 Anm. 7, die in dieser Richtung in gleicher Weise wie für Art. 76 und 77 so auch für Art. 78 annehmen, daß bei Bauten, die durch den Staat oder eine Kreisgemeinde ausgeführt werden, keine Erlaubnis notwendig ist. Eine Ausführung durch Staatsbehörden ist auch dann anzunehmen, wenn die Staats­ behörde die Arbeiten an Unternehmer vergibt, solange die Staats­ behörde die Leitung, nicht bloß die Überwachung beibehält. 83. Zuständige Verwaltungsbehörden sind die Kammern des Innern der Kreisregierungen, soweit die Errichtung oder Abänderung von Brücken, feststehenden Stegen und llberfahrtsanstalten über öffentliche Gewässer und über Privatflüsse und Bäche im Eigentum des Staates, ferner von Überführungen über und Unterführungen durch öffentliche Gewässer in Frage kommt, weiter, soweit Anordnungen nach Art. 78 Abs. 2 zu erlassen sind; im übrigen sind die zuständige Verwaltungsbehörde die Distriktsverwaltungsbehörden, in München der Stadt­ magistrat (§§ 3 und 5 der VollzBO. vom 1. Dezember 1907). Vgl. weiter Abschn. A Nr. VII.

84. Geringfügige Änderungen sind nicht Änderungen der Brücken usw., sondern Änderungen an ihnen und deshalb nicht erlaubnispflichtig (s. § 220 der VollzBek. vom 3. Dezember 1907 am Ende); eine geringfügige nicht ge­ nehmigungsbedürftige Änderung liegt z. B. vor bei einer unerheblichen Mehrung des Verkehrs auf einer Überfahrtsanstalt (OGHSt. 3, 360); vgl. auch Anm. 9.

85. Wegen Nichteinhaltung der bei Erteilung der Erlaubnis fest­ gesetzten Bedingungen gilt das bei Anm. 59 zu Art. 76 Ausgeführte auch hier. Unter die Bedingungen fallen auch die Auflagen über die Bauweise und Unterhaltung der Anlagen und Bauten usw., ferner die Auflagen über die Art der zu verwendenden Fahrzeuge bei den Überfahrtsanstalten, dann die Be­ stimmungen über die Gebühren für die Benützung der Anlagen (Überfahrtsgelder) (s. Mot. zu Art. 78 des Entw.).

86. Ist ein Gewässer, bei dem eine Genehmigung gemäß Art. 78 erforderlich ist, ein im Staatseigentum stehender See, so ist, wenn eine Benützung nach Maßaabe des Art. 30 erfolgen soll, eine Erlaubnis auch nach den Bestim-

mutigen dieses Artikels erforderlich; und, wenn die Erlaubnis nach Maßgabe der beiden Art. 30 und 78 fehlt, hat eine Bestrafung aus Art. 78 mit Art. 202 Nr. 2 und aus Art. 30 mit Art. 203 Nr. 4 unter Berücksichtigung der Grundsätze der Jdealkonkurrenz zu erfolgen; denn das Gesetz trifft für diese Fälle keine Sonderbestimmungen. 87. Dem Art. 202 Nr. 2 mit Art. 78 verwandte Tatbestände ent­ halten Art. 202 Nr. 2 mit Art. 77 und 78 und Art. 202 Nr. 4 mit Art. 85 und 86. C. Zu Art. 202 Nr. 3 mit Art. 6, 53 und 5. 1. Art. 6. Die Uferlinie der öffentlichen Flüsse wird durch die Verwaltungs­ behörde nach dem mittleren Wasserstand unter besonderer Berücksichtigung der Grenze des Pflanzenwuchses festgesetzt und, wo es notwendig ist, auf angemessene Weise bezeichnet. 2. Art. 53. 1. Bei jeder Stauanlage und bei jedem Triebwerke mit ge­ spannter Wasserkraft ist nach Anordnung der Verwaltungsbehörde auf Kosten des Unternehmers ein bleibendes Höhenmaß (Eichmarke, Eichpfahl, Pegel) aufzustellen, das auf eine in die Augen fallende Weise die festgesetzte Wasserhöhe und zwar, sofern der Wasserstand auf einer bestimmten Mindesthöhe erhalten werden muß, auch letztere zu bezeichnen hat. 2. Das Gleiche gilt bei den bereits bestehenden Anlagen. 3. Das Verfahren bei Aufstellung dieser Höhenmaße und deren Beschaffen­ heit wird durch Ministerialvorschrift bestimmt; darin sind auch jene Fälle zu be­ zeichnen, in denen von der Aufstellung Umgang genommen werden kann. 3. Art. 5. 1. Die Ufer der öffentlichen Flüsse gehören den Eigentümern der anliegenden Grundstücke. 2. Die Eigentümer haben das Begehen der Ufer durch das Aufsichtspersonal, das Einbauen von Fixpunkten und die Aufstellung von Flußeinteilungszeichen, das Landen und Befestigen der Schiffe und Flöße und in Notfällen die Aussetzung der Ladung während der erforderlichen Zeit zu dulden. 3. Für den durch das Einbauen von Fixpunkten und die Aufstellung von Flußeinteilungszeichen, durch das Landen und Befestigen der Schiffe und Flöße oder die Aussetzung der Ladung entstehenden Schaden kann Ersatz verlangt werden. 4. Die Eigentümer haben das Betreten der Ufer durch die Triebwerksbesitzer und ihr Hilfspersonal zu dulden, soweit es zur Aufrechterhaltung des ordnungsmäßigen Betriebs der Wasserbenützungsanlage erforderlich ist. Bei dem Betreten ist die zur Vermeidung von Beschädigungen erforderliche Vorsicht zu beobachten. Für den verursachten Schaden haftet der Triebwerksbesitzer neben dem Urheber des Schadens. Gebäude und die dazu gehörenden Höfe und Gärten sowie Grundstücke, die durch Mauern, Gitter oder andere ständige Einfriedungen abgeschlossen sind, dürfen nicht betreten werden.

Zu Art. 202 Nr. 3 mit Art. 6. 4. Art. 6 entspricht dem Art. 19 des Wassergesetzes vom 28. Mai 1852. 5. Uferlinie ist die Grenze des Flusses gegenüber den Ufergrundstücken. Wegen des Begriffes öffentliche Flüsse s. Abschn. A Nr. VIII. 6. Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungsbehörde (s. § 5 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907). Vgl. außerdem Abschn. A Nr. VII.

7. Unter Strafe gestellt ist die Entfernung usw. der nach Art. 6 angebrachten Zeichen. Der Strafrichter hat deshalb nicht bloß zu prüfen, ob ein Zeichen zur Bezeichnung der Uferlinie angebracht wurde, sondern auch, ob es nach Maßgabe des Art. 6 angebracht wurde; er Prüft demnach, ob es sich um ein Zeichen für eine Uferlinie an einem öffentlichen Flusse und ob es sich um ein angemessenes Zeichen handelt; dagegen Prüft der Strafrichter nicht, ob bei Fest­ setzung der Uferlinie nach Art. 6 verfahren wurde; geschützt ist das Zeichen, das zur Bezeichnung der Uferlinie dient, nicht das Zeichen, das zur Bezeichnung der richtig festgesetzten Uferlinie dient. 8. Eine Veränderung der Uferlinie ist möglich, so durch An­ spülungen, Abreißungen usw., solange jedoch eine anderweite Festsetzung der Ufer­ linie nicht erfolgt ist, kommen diese Vorgänge strafrechtlich nicht in Betracht.

8. Nach Art. 23 des Gesetzes finden die Bestimmungen des Art. 6 auf Privatflüsse und Bäche, die im Eigentum des Staates stehen, An­ wendung. Die Strafbestimmung des Art. 202 Nr. 3 ist aber auf Art. 23 nicht ausgedehnt. Eine Bestrafung kann deshalb in den Fällen, die unter Art. 23 fallen, nicht erfolgen. Vgl. auch Anm. zu B 23 S. 482. Zu Art. 202 Nr. 3 mit Art. 53.

lü. Wegen der Begriffe Stauanlagen und Triebwerke mit ge­ spannter Wasserkraft s. Art. 202 Nr. 2 Anm. 31 und 32. 11. Verwaltungsbehörde ist die Distriktsverwaltungsbehörde, in München der Stadtmagistrat (§ 5 der VollzBek. vom 3. Dezember 1907). Vgl. weiter Abschn. A Nr. VIII.

12. Wasserhöhe ist die Höhe des Oberwassers (s. Mot. zu Art. 49 bis 56 des Entw.). Die Festsetzung der Wasserhöhe erfolgt im Wege einer Bedingung bei Gelegenheit der nach Art. 50 zur Errichtung von Stauanlagen notwendigen Genehmigung. 13. Strafbar ist nach Art. 202 Nr. 3 nur die Entfernung usw. eines nach Art. 53 aufgestellten Höhenmaßes. Im Strafverfahren ist deshalb zu prüfen, ob das Höhenmaß bei einer Stauanlage oder bei einem Triebwerk mit gespannter Wasserkraft aufgestellt ist, ob das Höhenmaß bleibend d. h. von einer gewissen Dauerhaftigkeit ist, ob die festgesetzte Wasserhöhe und ob sie auf eine in die Augen fallende Weise bezeichnet ist, ferner, ob das Höhenmaß, wenn der Wasserstand (nach den bei der Genehmigung der Anlage festgesetzten Bedingungen) auf einer bestimmten Mindesthöhe erhalten muß, auch letztere bezeichnet.

14. Die Ministerialvorschrift, die das Verfahren bei Aufstellung der Höhenmaße und deren Beschaffenheit regelt, sind die §§ 132—146 der VollzBek. vom 3. Dezember 1907. 15. Strafbar ist nach Art. 202 Nr. 3 nur die Entfernung usw. eines nach Art. 53 aufgestellten Höhenmaßes; hieraus ist nicht zu folgern, daß ein Höhenmaß, bei dessen Aufstellung nicht genau nach den Bestimmungen der Vollzugsbekanntmachung verfahren wurde oder das nicht genau diesen Vorschriften entspricht, des strafrechtlichen Schutzes ent­ behrte; denn es ist nicht anzunehmen, daß man diesen Vorschriften solche zwin­ gende Bedeutung beilegen wollte; sie sind wie die sonstigen Bestimmungen der Vollzugsbekanntmachung instruktioneller Natur. Gleichgültig ist auch für die strafrechtliche Würdigung, ob nach Abs. 3 und der dort bezeichneten Ministerial-

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31. Das Wassergesetz.

Vorschrift von der Aufstellung des Höhenmaßes hätte Umgang genommen werden können. Denn darüber steht, wie das Wort „kann" ergibt, die Entscheidung nur der Verwaltungsbehörde zu. Iß Nach JnnMB. vom 8. August 1908 (AJnnMBl. 389) ist bei Gesuchen um Genehmigung von Wasserausleitungen aus öffentlichen und Staatsprivatflüssen zu Prüfen, ob durch eine solche Anlage eine amtliche Pegelstelle in ihrem Charakter verändert wird. Bejahendenfalls ist dem Gesuchsteller in dem Genehmigungsbescheid die Auflage zu machen, im Zuleitungskanal einen Schreibpegel auf­ zu stellen. Derartige Pegel sind keine Höhenmaße im Sinne des Art. 53 und stehen nicht unter dem strafrechtlichen Schutz des Art. 202 Nr. 3.

17. Wegen der Pflicht zur Anzeige von Beschädigungen oder Veränderungen der Höhenmarken s. Art. 206 Anm. 13. 18. Handlungen, die nach Art. 202 Nr. 3 mit Art. 53 strafbar sind, werden häufig auch zugleich unter die Bestimmung des § 274 Nr. 2 StGB, fallen. Soweit dieses der Fall ist (vgl. RG. bei Reg. 2, 93), bemißt sich die Bestrafung nach den Grundsätzen der Jdealkonkurrenz; eine dem Art. 28 des Abmarkungsgesetzes entsprechende Bestimmung, wonach Jdealkonkurrenz ausdrücklich ausgeschlossen ist, enthält das Wassergesetz nicht. Zu Art. 202 Nr. 3 mit Art. 5.

19. Art. 5 entspricht im wesentlichen dem Art. 18 des Wassergesetzes vom 2 8. Mai 1852; jedoch sind insbesondere die Bestimmungen über die Einbauung von Fixpunkten und über die Llufstellung von Flußeinteilungs­ zeichen neu eingefügt. 20. Fixpunkte sind unveränderliche Höhenmarken, auf welche das Längenund Querprofil des Flusses und sonstige wichtige Anlagen an dem Flusse bezogen werden können (Mot. zu Art. 5 des Entw.). 21. Einteilungszeichen sind z. B. Kilometersteine, Tafeln (Mot. zu Art. 5 des Entw.). 22. Unter strafrechtlichen Schutz gestellt sind, wie aus Art. 202 Nr. 3 er­ sichtlich ist, nur die nach Art. 5 eingebauten Fixpunkte und die darnach aufgestellten Flußeinteilungszeichen, also nur solche, die auf den dem Ufer anliegenden Grundstücken aufgestellt sind. Grundstücke, die erst wieder an die un­ mittelbar anliegenden grenzen, sind nicht inbegriffen. Wegen des Begriffes Grundstück s. Abschn. A Nr. X. P. Zu Art. 202 Nr. 4 mit Art. 85 und 86.

1. Art. 85. 1. Die Verwaltungsbehörde ist befugt, soweit für bestimmte Flüsse die Grenzen des Überschwemmungsgebiets festgesetzt sind (Art. 76), innerhalb dieser Grenzen die Freihaltung des Wasserlaufs von Hindernissen (Bäumen, Sträuchern, Ablagerungen, Auffüllungen, Zäunen und ähnlichen Hindernissen), sowie die Auf­ füllung von Vertiefungen anzuordnen. Die Verpflichtung hierzu obliegt den Eigen­ tümern der Grundstücke. 2. Auf Hochwasserdämmen ist das Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern sowie die Anbringung von Zäunen und Einfriedungen nur mit Erlaubnis der Verwaltungsbehörde gestattet. 2. Art. 86. Die Ufereigentümer und bei den im Eigentum Dritter stehenden Privatflüssen und Bächen die Eigentümer des Flußbetts sind verpflichtet, sich aller

Handlungen in der Nähe der Ufer zu enthalten, welche die Sicherheit und den Schutz der Ufer zu gefährden geeignet sind. Zu Art. 202 Nr. 4 mit Art. 85. 3. Verwaltungsbehörde im Sinne des Abs. 1 wie des Abs. 2 des Art. 85 ist die Distrittsverwaltungsbehörde, in München der Stadtmagistrat f. § 5 der VollzVO. vom 1. Dezember 1907. Vgl. ferner Abschn. A Nr. VII. 4. Wegen Art. 7 6 s. Sinnt. B 5 ©. 478. Aus Art. 76 ergibt sich auch, daß Art. 85 Abs. 1 auf alle öffentlichen und alle Privatflüsse und Bäche, nicht aber auf sonstige Gewässer Anwendung findet. Solange eine Festsetzung nach Art. 76 nicht erfolgt ist, kann Art. 85 nicht zur Anwendung kommen. 5» Nur die Freihaltung des Wasserlaufs von Hindernissen kann angeordnet werden. Es können deshalb nicht umfangreiche Arbeiten an­ geordnet werden, denn dadurch würde ein neuer Wasserlauf geschaffen werden; die Anordnungen haben sich auf solche Maßnahmen zu beschränken, die unter Beibehaltung des natürlichen Wasserlaufs Änderungen an ihm nötig machen. Nach der Fassung des Gesetzes kann auch kein Zweifel darüber bestehen, daß nicht bloß ein Verbot gegen die Schaffung von Hindernissen, sondern auch ein Gebot zur Beseitigung vorhandener Hindernisse (z. B. von stehenden Bäumen) erlassen werden kann. Hindernisse des Art. 85 sind auch kleine An­ höhen. Der Umstand, daß das Hindernis seinerzeit selbst auf Grund einer Genehmigung, sei es auf Grund des Waffergesetzes, einer baupoli­ zeilichen oder einer sonstigen Genehmigung, errichtet wurde, steht einer Anordnung nach Abs. 1 nicht entgegen. Vertiefungen sind, wie auch die Mot. (zu Art. 85 des Entw.) bemerken, nur Einsenkungen kleineren Umfangs. Ebenso KdReichsr. Beil. Anhang S. 207. (>♦ Das Anordnungsrecht der Verwaltungsbehörden besteht nur innerhalb der Grenzen des Art. 85; ob diese Grenzen eingehalten sind, ist im Straf­ verfahren zu prüfen; zu prüfen ist demnach, ob sich die Slnorönung auf Gebiete bezieht, die sich innerhalb des festgesetzten Überschwemmungsgebiets be­ finden, ob es sich um eine Anordnung handelt, die der Freihaltung des Wasser­ laufs von Hindernissen dienen soll, ob eine Ausfüllung einer Vertiefung in Frage steht und endlich, ob dem Eigentümer Verpflichtungen auferlegt sind. Bewegen sich die Anordnungen der Verwaltungsbehörde auf einem anderen Gebiete, sucht letztere z. B. durch ihre Anordnungen Sonderinteressen einzelner zu dienen, oder verfolgt sie damit ästhetische Zwecke, so sind die Anordnungen wirkungslos. Nicht zu prüfen ist im Strafverfahren, ob die Anordnungen, die zu zulässigen Zwecken erlassen sind, auch geeignet sind, den Zweck zu erreichen (s. Art. 15 PStGB.). Soweit eine Freihaltung der Ufer im weiteren Umfang, als sie Art. 85 vorsieht, geboten ist, hat sie nach Maßgabe des Art. 74 in erster Linie durch den Staat und die Kreise zu erfolgen. 7. Zuwiderhandlungen gegen die nach Art. 85 Abs. 1 erlassenen Anord­ nungen fallen, wenn sie nach Art. 202 Nr. 4 strafbar sind, stets auch unter Art. 206 Abs. 2. Die Bestrafung hat nach Art. 202 Nr. 4 zu erfolgen; denn letzterer ist die spezielle Strafbestimmung. 8. Die Bestimmungen des Abs. 2 des Art. 85 beziehen sich auf alle Gewässer ohneRücksicht darauf, ob Grenzen des Überschwemmungs ­ gebiets festgesetzt sind oder nicht, jedoch unter der Einschränkung auf öffentliche Gewässer, Privatflüsse und Bäche. Letzteres ergibt sich daraus, daß

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31. Das Wassergesetz.

der ganze Abschnitt III A, wie seine Überschrift ersehen läßt, sich nur auf Gewässer: der letzteren Art bezieht.

9. Wegen der Bestrafung von Lehen- und Fideikommißbesitzerm und derjenigen, die vermöge eines nutzbaren dinglichen Rechts besitzen, s. Abschn. A Nr. IV. Im übrigen ergibt sich aus Art. 85, daß nur der Eigentümer verpflichtet und deshalb auch strafbar ist; Vertreter juristischer oder unverantwortlicher natürlicher Personen sind deshalb nicht strafbar. Von» Miteigentümern ist jeder strafbar, doch kann die Bestrafung ausgeschlofsenr sein, wenn die Beachtung der Anordnung der Verwaltungsbehörde ihm aus zivil­ rechtlichen Gründen unmöglich ist. Andere Personen als der Eigentümer können unter dem Gesichtspunkt der Teilnahme strafbar sein.

10. Dem Art. 85 mit Art. 202 Nr. 4 verwandte Tatbestände ent­ halten Art. 202 Nr. 2 mit Art. 76 Abs. 2, 77 und 78. Zu Art. 202 Nr. 4 mit Art. 86.

11. Art. 86 bezieht sich, wie die Überschrift der Abt. III A, in der er steht, ergibt, nur auf alle öffentlichen Gewässer und auf die Privatflüsse und Bäche. Die Fassung des Art. 86 ist unklar, und zwar infoferne, als zweifelhaft ist. ob auch die Eigentümer ber Ufer (nicht bloß die Eigentümer des Flußbetts) von Privatflüsseu und Bächen, die im Eigentum Dritter stehen, unter den Artikel fallen. Die Frage wird zu bejahen und lediglich eine mangelhafte, des Wortes „auch" nach „Bächen" entbehrende Fassuyg des Gesetzes anzunehmen sein, da ein Grund nicht zu ersehen ist, warum für die üfereigentümer an den genannten Flüssen eine Ausnahme geschaffen wäre. 12. Strafbar ist der Eigentümer nicht, wenn er gegen Handlungen Dritter keinen Widerspruch erhebt; denn es ist ihm kein positives Tun sondern nur ein Unterlassen auferlegt. Er ist aus diesem Grunde auch nicht verpflichtet, einen schädlichen, aus der Zeit seines Vorgängers stammenden Zustand zu beseitigen; im übrigen vgl. Anm. 9.

13. Wegen der Bestrafung von Lehen- und Fideikommißbesitzern und derjenigen, die vermöge eines nutzbaren dinglichen Rechts besitzen, s. Abschn. A Nr. IV.

14. Dem Art. 202 Nr. 4 mit Art. 86 verwandte Tatbestände ent­ halten Art. 202 Nr. 2 mit Art. 76 Abs. 2, 77 und 78.

Art. 203. An Geld bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft bis zu drei Wochen wird bestraft: 1. wer einer nach Art. 49 verfügten Beschränkung zuwiderhandelt, 2. wer ohne die nach Art. 19 vorgeschriebene Erlaubnis Grund- und Quellwasser zutage fördert oder ableitet oder Änderungen am Abfluß eines Sees oder Weihers vornimmt, 3. wer ohne die nach Art. 20 vorgeschriebene Erlaubnis Grab- oder Bohrarbeiten auf Grundstücken im Bereich öffentlich benützter Heilquellen vornimmt oder die in der Erlaubnis festgesetzten Bedingungen oder Be­ schränkungen nicht einhält oder wer der nach Art. 20 Abs. 3 erlassenen Ver­ fügung der Verwaltungsbehörde nicht nachkommt,

4. wer ohne die nach Art. 30 vorgeschriebene Erlaubnis oder der er­ teilten Erlaubnis zuwider die im Staatseigentum stehenden Seen mit Dampf­ schiffen oder sonstigen durch eigene Triebkraft bewegten Schiffen befährt, 5. wer den Vorschriften des Art. 45 Abs. 1, oder Art. 47 Abs. 1, einer nach Art. 45 Abs. 2 oder Art. 47 Abs. 2 erteilten Ermächtigung oder den im Ausgleichsverfahrm gemäß Art. 65, 66, 67 Abs. 2 getroffenen Anordnungen der Behörde zuwiderhandelt, 6. wer ungeachtet einer von der Verwaltungsbehörde an ihn ergangenen Aufforderung die ihm nach Maßgabe der erteilten Erlaubnis obliegende Unterhaltung einer WasserbenützunE Die Bek. ist infolge der Nov. vom 22. März 1909 teilweise veraltet.

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Anhang II zum Einkommensteuergesetz: Das Doppelsteuergesetz.

des Doppelsteuergesetzes als Inland; f. § 9 Abs. 3 des Schutzgebietsgesetzes vom 10. September 1900 (RGBl. 812).

6. Das Gesetz gilt nicht bloß für natürliche, sondern auch für juristische Personen (RGZ. 50, 97; BadVGH. bei Reger 20, 99).

7. Zeitliche Wirksamkeit des Gesetzes: Die Veranlagung eines Steuerpflichtigen für. eine Steuerperiode begründet an sich noch nicht das Recht des veranlagenden Staates, die Steuer für die ganze Periode auch dann ein­ zuheben, wenn der Steuerpflichtige seinen Wohnsitz in einen anderen Bundesstaat verlegt. Dagegen ist daraus, daß für die Regel in steuerlicher Hinsicht sich der Monat als Einheit darstellt, zu folgern, daß die Steuer für denjenigen Monat, in welchen das die Steuerpflicht beendende Ereignis fällt, voll zu entrichten ist (RGZ. 64, 241).

8. Für die Anwendung des Doppelsteuergesetzes fällt es nicht ins Gewicht, ob der zur Besteuerung des Reichsangehörigen berechtigte Bundes­ staat von diesem Rechte Gebrauch macht; es genügt, daß er es kann, um die Besteuerung durch einen anderen Bundesstaat auszuschließen (RGZ. 64, 241; 50, 97; ObBK. 1907, 57).

9. Durch die Nov. vom 22. März 1909 wurde insbesondere auch der § 4 des Gesetzes in seiner ursprünglichen Fassung aufgehoben, wonach der Gehalt, den Zivilbeamte aus der Kasse eines Bundesstaats beziehen, nur von dem Staat besteuert werden darf, der die Zahlung zu leisten hat. IO* Das Doppelsteuergesetz begründet nicht bloß eine staatsrechtliche Verpflichtung, sondern enthält Normen, die unmittelbar dem etwa widerstreitenden Landesrecht nach Art. 2 der Reichsverfassung vorgehen (RGZ. 65, 153). 11. Das Doppelsteuergesetz findet nur auf Staatssteuern, nicht auf Ge­ meindesteuern (engerer und weiterer Gemeindeverbände) Anwendung (RGSt. 27, 141; ObBK. 1907, 50); auch nicht auf Kirchensteuern (Reger 4, 89). 12. Neben den Bestimmungen des Doppelsteuergesetzes bleiben selbstverstündlich die Grundsätze der Exterritorialität bestehen und es liegt deshalb ein Wohnsitz oder ein Aufenthalt im Sinne des Doppelsteuergesetzes im Verhältnis zu einem Staat nicht vor, dem gegenüber Exterritorialität besteht (vgl. KdReichsr. 1909/10 Beil. 4, 157).

B. Das Gesetz selbst. §1. 1. Ein Deutscher darf vorbehaltlich der Bestimmungen im ß 3 zu den direkten Staatssteuern nur in demjenigen Bundesstaate herangezogen werden, in welchem er seinen Wohnsitz hat. 2. Einen Wohnsitz im Sinne des Gesetzes hat ein Deutscher an dem Orte, an welchem er eine Wohnung unter Umständen inne hat, welche auf die Abficht der dauernden Beibehaltung einer solchen schließen lassen.

1. Die Erbschaftssteuer fällt nicht unter das Gesetz, sie fällt nicht unter die direkten Steuern im Sinne des Gesetzes, da sie nicht vom Vermögen als solchem erhoben wird, sondern von gewissen Vorgängen, die sich in Ansehung der betr. Bermögensteile ereignen (RGZ. 39, 12); ebensowenig Gebühren im Sinne des Gebührengesetzes; ObLGMZ. alt 17, 68 (73).

2. Das Doppelsteuergesetz steht dem nicht entgegen, daß bei der Besteuerung einer einem Staat einkommensteuerpflichtigen Person die Höhe des Steuer­ fußes unter Berücksichtigung der seinem Besteuerungsrecht nicht unterworfenen Teile des Einkommens bestimmt wird (RGZ. 30, 27).

3. Der gemeinrechtliche Begriff des Wohnsitzes darf zur Abgrenzung des Begriffes des Wohnsitzes im Sinne des Abs. 2 nicht herangezogen werden; die Definition des Wohnsitzes, die Abs. 2 gibt, entspricht dem natürlichen und tatsächlichen Begriff, welcher nach der allgemeinen Bedeutung des Wortes damit verbunden wird (Mot. zum Gesetz in der ursprünglichen Fassung S. 412; RGZ. 39, 134); a. A. ObLG. Hamburg bei Reger 9, 339. 4. Wohnung im Sinne des Abs. 2 ist nicht jede, wenn auch für einige Dauer beschaffene Unterkunft, nicht jeder Schlafraum, sondern es kommen nur solche Räume in Betracht, in denen die Lebensführung des Steuerpflichtigen so, wie sie im einzelnen Falle beschaffen ist, in wesentlichen Teilen, wenn auch nicht ausschließlich, sondern vielleicht in Konkurrenz mit Räumen in anderen Ortschaften stattfindet (RG. vom 3. Juli 1903 in RT. XII LP. I. Sess. Anl. 253 S. 7571); so auch ObBK. 1901, 41; 1907, 32; 1909, 35; 1910, 80, und Bek. vom 28. Mai 1911 (GBBl. 455) § 1 Abs. 5: Die Wohnung muß so beschaffen sein, daß fie dem Inhaber für sich und seinen Haushalt zum dauernden Aufenthalt standesgemäße Unterkunft zu gewähren vermag; ein zum vorübergehenden Aufenthalt eingerichtetes Absteigquartier genügt nicht (PrOVG. 11, 1; anders Blochmann § 1 Sinnt. 3). Es ist jedoch nicht notwendig, daß die Wohnung zu immerwährendem Aufenthalt genügt; es genügt die Benützung als Sommerwohnung (ObBK. 1906, 17); auch die Benützung als Jagdhaus (PrOVG. 12, 7). Ein Geschäftslokal ist keine Wohnung (PrOVG. 10, 1). 5. Eine Wohnung hat auch der Geisteskranke in der Heilanstalt, der Soldat in der Kaserne, das in einer Anstalt untergebrachte Kind, in allen diesen Fällen liegt zwar nicht ein Wohnsitz vor, wohl aber ein Wohnungsver­ hältnis. Da die Jnnehabung einer Wohnung ein rein tatsächliches Verhältnis ist, ist die Mitwirkung des gesetzlichen Vertreters bei einer zivilrechtlich handlungsunfähigen Person zur Begründung einer Wohnung nicht nötig. Aus der Eigenschaft der Wohnung als einem rein tatsächlichen Verhältnis ergibt sich insbesondere auch, daß auch bei Ehefrauen und anderen Personen, bei denen ein gesetzlicher Wohnsitz im Sinne des bürgerlichen Rechts besteht, die Frage der steuerlichen Wohnung rein nach tatsächlichen Verhältnissen zu Bemessen ist. 6. Der Wohnungsinhaber muß nur eine Wohnung haben; daß er selbst an dem Orte regelmäßigen und dauernden Aufenthalt nimmt, ist nicht notwendig (ObBK. 1910,80). Für die Frage, ob jemand eine Wohnung in der Ab­ sicht dauernder Beibehaltung inne hat, ist der persönliche Aufenthalt des Steuerpflichtigen oder die längere oder kürzere Dauer seiner Anwesenheit in der Wohnung nicht entscheidend; es kommt bloß darauf an, ob er eine Wohnung zu seiner freien Verfügung, zum beliebigen Gebrauch hat, ob er eine Wohnung „inne hat" (BadVGH. in Reg. 27, 471). Die Absicht, dauernd an dem Orte zu bleiben, wo sich die Wohnung befindet, und die Wohnung dauernd beizubehalten, wird vom Gesetz nicht gefordert; es genügt, die Absicht, die Wohnung dauernd zu behalten (ObBK. 1909, 35). Die Frage, ob die Absicht vorhanden ist, eine Wohnung dauernd beizubehalten, ist bei Berufsarten, deren Wesen wie beim Beruf des Handlungsreisenden imständigenAufenthaltswechsel liegt, in der Regel schon dann zu bejahen, wenn der Beitragspflichtige

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Anhang II zum Einkommensteuergesetz: Das Doppelsteuergesetz.

eine Wohnung inne hat, in die er nicht in Ausübung seines Berufs als Reisender sondern aus anderen Gründen dauernder Art namentlich aus Familienrücksichten in regelmäßigen Zwischenräumen immer wieder von neuem zurückkehrt (SächsOBG. in Reg. 29, 268).

7. Die Absicht muß nur dahin gehen, eine solche, d. h. eine beliebige, nicht dahin, eine und dieselbe Wohnung dauernd beizubehalten. §2. 1. Ein Deutscher, welcher in keinem Bundesstaat einen Wohnsitz hat, darf nur in demjenigen Staate, in welchem er sich aufhält, zu den direkten Staatssteuern herangezogen werden. 2. Hat ein Deutscher in seinem Heimatsstaat und außerdem in anderen Bundesstaaten einen Wohnsitz, so darf er nur in dem ersteren zu den direkten Staatssteuern herangezogen werden. 3. In Reichs- und Staatsdiensten stehende Deutsche dürfen, soferne sie sowohl in demjenigen Bundesstaat, in welchem sich ihr dienstlicher Wohnsitz befindet, als auch in einem andern Bundesstaat einen Wohnsitz im Sinne des § 1 Abs. 2 dieses Gesetzes haben, nur in dem ersteren Bundesstaate, sofern sie aber in keinem Bundesstaat einen Wohnsitz im Sinne des § 1 Abs. 2 dieses Gesetzes, sondern nur einen dienstlichen Wohnsitz haben, nur in dem Bundes­ staate des dienstlichen Wohnsitzes zu den direkten Staatssteuern herangezogen werden.

Zu Ws. 1 und 2. 1. Nicht geregelt ist im Doppelsteuergesetz der Fall, daß ein Deutscher in mehreren Bundesstaaten die Staatsangehörigkeit erworben und in einem jeden dieser Staaten einen Wohnsitz begründet hat, sowie der Fall, daß ein Deutscher in mehreren Bundesstaaten aber nicht in seinem Heimat­ staat einen Wohnsitz hat. Für diese Fälle ist die Doppelbesteuerung zulässig (RT. 1. LP., Sess. 1870 StenB. Bd.2 S. 638; Mot. zur Nov. von 1909 S. 6457; SächsOBG. in Reg. 30, 321; ObBK. 1906, 67 ; PrOBG. 11, 1; PrOBG. in DIZ. 1912, 287). Vgl. auch die Allg. Bem. Nr. 5 und 8.

2. Wegen des Begriffes Wohnsitz s. § 1 Anm. 3 und 4. 3. Der Aufenthalt wurde in den Fällen, in denen kein Wohnsitz besteht, deshalb für maßgebend erachtet, weil er hinsichtlich der Rücksichten, aus denen in erster Linie der Wohnsitz maßgebend ist, diesem am nächsten steht; diese Rücksichten sind, daß der Steuerpflichtige hauptsächlich in deui Staate des Wohnsitzes den staatlichen Schutz genießt und in diesem an den gemeinnützigen Anstalten teil­ nimmt, außerdem sprechen auch „praktische Rücksichten" dafür (Mot. zum Gesetz in der ursprünglichen Fassung S. 412). Hieraus ergibt sich, daß ein vorübergehender Aufenthalt nicht hierher fällt, sondern nur ein solcher, der eine derartige Dauer hat, daß der Steuerpflichtige auch die staatlichen Vorteile in einer nennenswerten Weise in Anspruch nimmt. Er muß weiter, es ergibt sich das aus der Natur der Sache, solange dauern, daß die Veranlagung der Steuer in dem betreffenden Staate erfolgen kann; wegen der Dauer der Steuerpflicht findet das in der Allg. Bem. unter Nr. 7 bemerkte entsprechende Anwendung. Der Aufenthalt erfordert — abweichend vom Wohnsitz — die Anwesenheit der Person, allerdings nicht die ununterbrochene, wohl aber eine solche von einer gewissen Stetigkeit und Dauer, die die Eigenschaft eines Zustands und nicht bloß

eines Augenblicksverhältnisses trägt. Das Jnnehaben einer Aufenthaltsstätte und insbesondere einer zur regelmäßigen Benützung bestimmten Schlafstätte muß aber auf jeden Fall für die Annahme des Aufenthalts gefordert werden (ObBK. 1909, 29). Für die Annahme eines Aufenthalts ist eine nicht bloß vorübergehende Anwesenheit, sondern eine Anwesenheit von gewisser Dauer und Stetigkeit und die Jnnehabung einer Aufenthaltsstätte, insbesondere einer zur regelmäßigen Benützung bestimmten Schlafstätte erforderlich (JnnFMB. vom 28. Mai 1911, GVBl. 455, § 1). Der Aufenthalt ist ein rein tatsächliches Verhältnis. Man hält sich an dem Ort auf, wo man körperlich anwesend ist, wo man verweilt. Zu dem Begriffe „gewöhnlicher Aufenthalt" muß aber, wie durch das Wort gewöhnlich zum Ausdruck gebracht ist, eine gewisse Ständigkeit des Verweilens gefordert werden, wie sie an dem Orte, wo man wohnt und zu nächtigen Pflegt, als gegeben erscheint (ObBK. 1911, 25). Aus der Eigenschaft des Aufenthalts als eines reinen tatsächlichen Verhältnisses ergibt sich auch, daß handlungs­ unfähige Personen zur Begründung eines Aufenthalts der Mitwirkung ihres gesetzlichen Vertreters nicht bedürfen.

Zu Abs. 3.

4.

Grundsätzlich soll auch beiBeamten und Militärpersonen der tatsächliche Wohnsitz (nach § 1 Abs. 2) zunächst allein Ausschlag geben; Abs. 3 regelt nur besondere Fälle (Mot. zu Nov. von 1909 S. 6458). 5. Dienstlicher Wohnsitz ist die dem Staatsdiener zur Ausübung seines Berufes angewiesene Station, gleichviel ob sie mit dem Orte, an dem er tat­ sächlich seinen Wohnsitz genommen hat, zusammenfällt oder nicht (Mot. zur Nov. von 1909 S. 6457; Bek vom 28. Mai 1911 sGVBl. 455] § 1 Abs. 5). Ähnlich definiert FMB. vom 17. April 1909 (FMBl. 394) den dienstlichen Wohnsitz als den Ort, wo der Beteiligte dienstlich stationiert ist. Durch kommissarische Abordnung eines Beamten wird ein dienstlicher Wohnsitz nicht begründet (PrOVG. 11, 7).

6. Auch mittelbare Staatsdiener und Offiziere sind unter den in Reichs- und Staatsdiensten stehenden Deutschen inbegriffen (PrOVG. 11, 7); dagegen nicht Rechtsanwälte (PrOVG. 10, 1). 7. Gesandte, wozu auch die Bevollmächtigten zum Bundesrat gehören, haben, soweit es sich um das Bundesgebiet handelt, ihren dienst­ lichen Wohnsitz in dem Bundesstaat, von dem sie entsandt sind, und zwar in dem Ort dieses Bundesstaats, in dem sie nach allgemeinen Grundsätzen ihren Wohnsitz haben, nicht notwenig in der Hauptstadt (Bad. VGH. in Reg. 27, 471). 8. Haben die in Reichs- oder Staatsdiensten stehenden Deutschen in dem Staate ihres dienstlichen Wohnsitzes keinen Wohnsitz im Sinne des § 1 Abs. 2, wohl aber in einem andern Staate, so können sie nur in letzterem Staate besteuert werden. 9. Der Bundesstaat, in dessen Gebiet sich der dienstliche Wohnsitz befindet, hat von dem Heimatsstaate des Pflichtigen auch dann den Vor­ rang, wenn in beiden Staaten ein dienstlicher Wohnsitz begründet ist (Mot. zur Nov. von 1909 S. 6458). § 3. 1. Der Grund- und Gebäudebesitz und der Betrieb eines stehenden Gewerbes sowie das aus diesen Quellen herrührende Einkommen dürfen nur

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Anhang II zum Einkommensteuergesetz: Das Doppelsteuergesetz.

in demjenigen Bundesstaate besteuert werden, in dessen Gebiete der Grundund Gebaudebesitz liegt oder die Betriebsstätte zur Ausübung des stehenden Gewerbes unterhalten wird. 2. Betriebsstätte im Sinne dieses Gesetzes ist jede feste örtliche Anlage oder Einrichtung, die der Ausübung des Betriebs eines stehenden Gewerbes dient. Außer dem Hauptsitz eines Betriebs gelten hiernach als Betriebsstätten: Zweigniederlassungen, Fabrikationsstätten, Ein- und Verkaufsstellen, Niederlagen, Kontore und sonstige zur Ausübung des Gewerbes durch den Unter­ nehmer selbst, dessen Geschäftsteilhaber, Prokuristen oder andere ständige Vertreter unterhaltene Geschäfseinrichtungen. 3. Befinden sich Betriebsstätten desselben gewerblichen Unternehmens in mehreren Bundesstaaten, so darf die Heranziehung zu den direkten Staats­ steuern in jedem Bundesstaate nur anteilig erfolgen. 4. Die Besteuerung des Gewerbebetriebs im Umherziehen einschließlich des Wanderlagerbetriebs bleibt demjenigen Bundesstaate Vorbehalten, in dessen Gebiete der Betrieb stattfindet oder stattfinden soll.

Im Allgemeinen.

1. § 3 umfaßt,') wie die einleitenden Worte ergeben, sowohl die un­ mittelbare Besteuerung des Gebäude- und Grundbesitzes und der Gewerbe, wie die Heranziehung des aus ihnen fließenden Einkommens (Mot. zum Gesetz in der ursprünglichen Fassung S. 412; RGSt. 8, 132).

2. Auch §3 gilt nur zugunsten von Deutschen; es ergibt sich das aus dem inneren Zusammenhang zwischen § 1 und § 3. Vgl. RT. 1. LP., Sess. 1870 StenB. Bd. 2 S. 751 und 752; Clauß S. 152; a. A. Fischer S. 4 und 46 und von Breunig S. 346 und 362. Für die hier vertretene Ansicht spricht insbesondere auch § 5 des Gesetzes. 3. Wegen des Verhältnisses zum Ausland vgl. im allgemeinen § 5. Betreibt ein in einem deutschen Bundesstaat wohnhafter Unternehmer ein ein­ heitliches Gewerbe teils in einem anderen Bundesstaat, teils im Ausland, so greift die Ausnahme des § 3 insoweit nicht Platz, als das Gewerbe im Ausland betrieben wird. Das Einkommen aus dem Gesamtunternehmen, soweit es auf den ausländischen Betrieb fällt, unterliegt demnach ausschließlich dem Besteuerungsrecht des Bundesstaats, in dem der Unternehmer seinen Wohnsitz hat (PrOVG. in BayFinBl. 1908, 96). Z« Abs. 1.

4. Die Frage des Schuldenabzugs ist im Doppelsteuergesetz überhaupt nicht geregelt, weder mittelbar noch unmittelbar; es sind deshalb die Grundsätze des § 3 insoweit nicht entsprechend anwendbar und es ist insbesondere nicht er­ forderlich, daß der Staat, der den Grund- und Gebäudebesitz oder den Gewerbe­ betrieb besteuert, auch den vollen Abzug der damit zusammenhängenden Schulden zuläßt (BadVGH. bei Reger 32, 118). Zu dem gleichen Ergebnis kommt ObBK. 1907, 57 aber mit der Begründung, daß § 3 es der Landesgesetzgebung überläßt, ob sie den Ertrag oder das Einkommen besteuern will und deshalb ihr hin­ sichtlich des Schuldenabzugs überhaupt freie Hand läßt. ') Abgesehen vorn Gewerbebetrieb im Umherziehen.

5. Einkommen aus Grund- und Gebäudebesitz sind sowohl die Früchte und Nutzungen, die der Eigentümer eines Grundstücks bezieht, wie jene die kraft (eines sonstigen) dinglichen Nutzungsrechts bezogen werden; denn in beiden Fällen ist das Grundstück unmittelbare Quelle der Nutzung. Dagegen fällt nicht hierher ein Einkommen, das jemand kraft eines obligatorischen Ver­ hältnisses von dem Eigentümer eines Grundstücks fordern kann in der Weise, daß ihm der Ertrag eines Grundstücks ganz oder teilweise, in Natur oder in Geld überlassen wird; dinglich berechtigt ist insbesondere auch der Inhaber eines Familienfideikommisses; bei Bezügen aus Familienstiftungen bemißt sich die Ent­ scheidung nach den Umständen des Falles (RGZ. 61, 30). Die in dieser Ent­ scheidung offen gelassene Frage, ob das Einkommen, das aus einem Grundstück auf Grund eines Pachtverhältnisses oder einer Reallastberechtigung bezogen wird, als Einkommen aus Grund- und Gebäudebesitz anzusehen ist, wird zu verneinen fern,1)2) weil das Einkommen sich auf das Recht stützt und nicht unmittelbar aus dem Grundstück herrührt. Unter das aus Grund- und Gebäudebesitz herrührende Einkommen fällt nur der laufende Reinertrag des fortdauernden Grundbesitzes nicht aber Gewinn aus Anschaffungs- und Veräußerungsgeschäften, die über das Grundstück abgeschlossen wurden; derartiges Einkommen kann unter Umständen ein Einkommen aus Gewerbebetrieb sein (RGZ. 27, 109). 6» Das Wort Gewerbe ist im Sinne des gewöhnlichen Sprachgebrauchs auszulegen, nach welchem jede zum Zwecke des Erwerbes als unmittelbare Einkommensquelle betriebene dauernde Tätigkeit hierher fällt (RGZ. 39, 134; ähnlich definiert Fischer S. 48). Hinsichtlich des Begriffs Gewerbebetrieb ist zwischen der Tätigkeit höherer (insbesanderer geistiger) und niederer Art nicht zu unterscheiden, denn das Doppelsteuergesetz will grundsätzlich die auf Gewinn gerichtete Tätigkeit erfassen. Die rein wissenschaftlichen und rein künstlerischen Funktionen und die öffentlicher Beamter und Geist­ licher scheiden aus, weil sie nach dem Sprachgebrauch des Lebens nicht als Ge­ werbe bezeichnet werden können; das Gesetz spricht nicht schlechthin von erwerbender, sondern von gewerblicher Tätigkeit; wohl aber fällt unter den Begriff des Ge­ werbes die Tätigkeit des Rechtsanwalts 3) und des Arztes, hier handelt es sich um eine zwar auf wissenschaftlicher Grundlage beruhende, aber praktischen Zwecken gewidmete uud auf Verdienst gerichtete Tätigkeit (RGZ. 55, 167). Anders der Bundesrat s. RT. XII. LP. I. Seff. Anl. 253 S. 7568 und PrOVG. 14, 16. Auch die Landwirtschaft hat auf Grund des Sprachgebrauchs des Lebens auszuscheiden (so auch Fischer S. 48). Der Begriff des stehenden Gewerbes ist, wie der Gegensatz zum Gewerbebetrieb im Umherziehen ergibt, von letzterem nach Maßgabe der Gewerbeordnung abzugrenzen; denn dieser gehören die Begriffe an. 7. Umfaßt ist durch § 3 nur das Einkommen aus dem Betrieb eines stehenden Gewerbes also nur das Einkommen des Inhabers, nicht das Einkommen der in dem Gewerbe beschäftigten Personen (Vgl. Blochmann § 3 Anm. 11; Clauß S. 172).

8. Inbegriff

Unter Einkommen im steuertechnischen Sinne ist regelmäßig der derjenigen wirtschaftlichen Güter zu verstehen, die dem Einzelnen

*) Anders § 3 Abs. 2 VollzAnw. zum Einkommensteuergesetz. a) Anders ist der Begriff des Einkommens aus Grundvermögen im Sinne des Art. 7 Abs. 1 M. 1, Art. 13 des Einkommensteuergesetzes. •) Insoweit weicht die Entsch. von der vorerwähnten RGZ. 39, 134 ab.

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Anhang II zum Einkommensteuergesetz: Das DoppelsteuergeseH.

wiederkehrend aus dauernden Erwerbsquellen zufließen und ohne Verminderung seines Vermögens zum Verbrauch für ihn und seine Familie, mit dem ersparten Betrag aber zur Bildung von Vermögen zur Verfügung stehen. Das Vorhandensein eines Einkommens setzt insbesondere eine gewisse Stetigkeit der in Betracht kommen­ den Bezüge voraus; hieraus ergibt sich insbesondere auch, daß die Besteuerung des Wertzuwachses dem Doppelsteuergesetz nicht unterliegt (RGZ. 67, 123). Landesrechtliche Abgrenzungen des Einkommensbegriffes sind für die Auslegung des § 3 nicht maßgebend (RGZ. 61, 30); sie können nur wissen­ schaftlicher Auslegungsbehelf sein.

9. Zum Einkommen aus dem Gewerbebetrieb gehören auch die Erzeug­ nisse des im Betrieb angelegten Kapitals; so auch das bayerische Ge­ werbsteuergesetz Art. 8. Kein Einkommen aus dem Gewerbebetrieb ist der Ertrag, welcher durch vorübergehende Überlassung von Grundstücken, die sonst zum Gewerbebetrieb verwendet werden, an dritte erzielt wird (RGZ. 65, 322); auch nicht der bei Ausgabe neuer Aktien erzielte Agiog ewinn (RGZ. 50, 97). IO* § 3 hat nur das Verhältnis der beiden in ihm bezeichneten Quellen zu der Person des Grund- und Gebäudebesitzers und des Gewerbetreibenden im Auge und umfaßt insbesondere nur das Einkommen dieser Personen aus ihrem Besitz und ihrem Gewerbe; es ist deshalb insbesondere nicht ausgeschlossen, daß die Dividenden von Aktien in einem anderen Bundes­ staat besteuert werden, als der ist, in dem der Gebäude- oder Grundbesitz der Aktien­ gesellschaft liegt, oder sie ihr Gewerbe betreibt (RGSt. 8, 132; RGZ. 13, 142); a. A. ObAppGer. Lübeck in Reger 2, 192.

1L Wird das stehende Gewerbe ohneBetriebsstätte z. B. lediglich im Marktverkehr betrieben, so ist der Grundsatz des Abs. 1 entsprechend anzuwenden. Zu Abs. 2.

12. Abs. 2 will mit dem bisher mehrfach auch RGSt. 36, 101 eingenommenen Standpunkt brechen, daß schon ein vorübergehender Akt gewerblicher Tätigkeit die Steuerpflicht begründe; es ist deshalb der Begriff Betriebs st ätte eingeführt. Letzterer umfaßt zwei Merkmale, das Vorhandensein eines festen örtlichen Mittel­ punkts des Betriebs und die Stabilität, d. h. eine gewisse Dauer des Betriebs. Das Erfordernis eines festen ordentlichen Mittelpunkts bewirkt, daß die außerhalb der Niederlassung sich vollziehende Ausübung des Gewerbebetriebs durch Aufkauf oder Absatz von Waren, Ausführung gewerblicher Arbeiten oder dgl. lediglich als Ausfluß des stehenden Gewerbebetriebs am Orte der Niederlassung erscheint, so daß nur der Staat, in dessen Gebiet sich die Betriebsstätte befindet, zur Besteuerung berechtigt ist. Das Merkmal der Stabilität schließt aus, daß z. B. schon bloße, wenn auch einige Zeit in Anspruch nehmende Montagen industrieller oder sonstiger Werke die Steuerpflicht begründen; es ist jedoch nicht notwendig, daß der Fort­ betrieb der Betriebsstätte auf lange Zeit gesichert ist, es kommt nur auf den Gegensatz zum Vorübergehenden an. Steuerpflicht besteht also, wenn in einem Bundesstaat die mehrere Jahre dauernde Kanalisierung einer Stadt übernommen wird. Betriebsstätte kann beim Zutreffen der sonstigen Merkmale auch die Wohnung des Gewerbetreibenden sein; ein besonderer von ihr getrennter Raum wird nicht erfordert (Mot. zur Nov. von 1909 S. 6459. Ähnlich auch ObBK. 1904, 61). Keine Betriebsstätten sind bloße Umschlagplätze, die nur Transportzwecken dienen, ebensowenig vereinzelt aufgestellte Automaten (PrOBG.

14, 6; VollzAnw. zum GewStG. § 1), wohl aber auf längere Zeit berechnete Anlagen, wie Baubureaus (PrOVG.14,12). Eine Niederlage ist Betriebs­ stätte, ohne Rücksicht darauf, ob von ihr aus Geschäfte abgeschlossen oder ver­ mittelt werden (BadBGH. in Zeitschr. f. badische Verwaltung rc. 1912, 7).

Zu Ws. 3. 13» Das Gebot der anteiligen Heranziehung schließt nicht aus, daß unter Umständen auch Überschüsse herangezogen werden, die außerhalb der Grenzen des besteuernden Bundesstaats bezogen werden (SächsOVG. bei Reger 23, 315). Hat ein Geschäft eine Filiale in einem andern Staat, so kann für denjenigen Bundesstaat, in dem sich die Zentralleitung befindet, eine angemessene Präzipualquote des Ertrags in Anspruch genommen werden, wenn die Zentralleitung nach der Art des in Frage stehenden Betriebs auf die Gewinnerzielung des gesamten Unternehmens von besonderen Einfluß ist (ObBK. 1905, 26; 1909, 41; Mot. zur Nov. von 1909 S. 6459; RGZ. 15, 29; VollzBek. zum EinkStG. § 34 Abs. 4). Als Ausscheidungsmerkmale können gelten Ertrags-, Produktions-, Umsatzverhältniffe, bei Versicherungsgesellschaften die Prämieneinnahmen (VollzAnw. zum GewStG. § 1). Wird in einem Bundesstaat nur fabriziert, die Ware aber in ihm nicht abgesetzt, so kann das Gewerbe auch im ersteren Staat entsprechend heran­ gezogen werden (ObBK. 1907, 45).

14. Die anteilige Ausscheidung, wie sie Abs. 3 vorschreibt, gilt, soweit die bayer. Gewerbesteuer in Betracht kommt, selbstverständlich hinsichtlich der Ertrags- wie hinsichtlich der Betriebskapitalsanlage. Hierbei ist speziell hinsichtlich der Betriebskapitalsanlage nicht notwendig, daß alle in Bayern zu berüctsichtigenden Bestandteile des Betriebskapitals sich in Bayern befinden, z. B. ein bayerisches Geschäft muß im Auslande eine Kaution bestellen. Die Ausscheidung hat sich insbesondere auf Fonds (Betriebs-, Reservefonds) zu er­ strecken; VollzAnw. zum GewStG. § 1. Zu Abs. 4.

15.

In dem § 3 ist in der nunmehrigen Faffung in Abs. 4 auch eine aus­ drückliche Bestimmung hinsichtlich des Wandergewerbebetriebs getroffen; doch ist die Regelung hinsichtlich des stehenden Gewerbebetriebs und des Wander­ gewerbebetriebs verschieden; hinsichtlich des ersteren erstreckt sich, wie die Faffung des § 3 ergibt, die Regelung sowohl auf die Einkünfte wie auf den Ertrag; beim Wandergewerbebetrieb ist das Besteuerungsrecht in § 3 nur hinsichtlich der Ertragssteuer geregelt. *) Infolgedessen kann in Zukunft jemand, der seinen Wohnsitz in Bayern hat, in Bayern mit seinen Einkünften aus dem Wandergewerbebetrieb auch dann herangezogen werden, wenn der Gewerbebetrieb nicht in Bayern selbst stattfindet (KdAbg. 1907/08 GGA. 3, 143); insoweit bestehen nur die Ein­ schränkungen, die sich aus §§ 1 und 2 ergeben. Der Begriff des Gewerbebetriebs im Umherziehen ist der GewO, entnommen und deshalb nach Maßgabe dieses Gesetzes auszulegen.

§4. Wird ein Steuerpflichtiger für denselben Zeitraum, für den er in einem Bundesstaate die von ihm dort eingeforderte direkte Staatssteuer entrichtet hat, in einem anderen Bundesstaate zu einer gleichartigen direkten Staatsx) Vgl. Mot. zur Nov. von 1909 S. 6459.

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Anh.

II z. EinkStG.: Das Doppelsteuergesetz. 34. Das Bayr. Erbschastssteuergesetz.

steuer herangezogen, so ist ihm diese auf Antrag bis zur endgültigen Ent­ scheidung über das Recht und das Maß der Besteuerung zu stunden.

§5. An den Wirkungen, welche der Wohnsitz oder Aufenthalt außerhalb des Reichsgebiets auf die Steuerpflichtigkeit eines Deutschen äußert, wird durch das gegenwärtige Gesetz nichts geändert.

1» 2.

Vgl. die Allg. Bem. Nr. 5.

Hat ein Deutscher seinen Wohnsitz oder Aufenthalt im Ausland, so kann er bei Besteuerung durch mehrere Bundesstaaten aus dem Doppel­ steuergesetz keine Rechte ableiten (RGZ. 78, 155), vorbehaltlich selbstverständlich des § 3.

§ 6. Beschwerden über eine infolge Verletzung der Vorschriften dieses Gesetzes eingetretene Doppelbesteuerung sind innerhalb eines Jahres nach der end­ gültigen Feststellung der Doppelbesteuerung anzubringen. Solche Beschwerden dürfen nicht aus dem Grunde zurückgewiesen werden, daß der Steuerpflichtige die in Landesgesetzen vorgesehenen ordentlichen Rechtsmittel gegen die Ver­ anlagung nicht innerhalb bestimmter Fristen eingelegt oder den Antrag auf Erstattung nicht innerhalb landesgesetzlich vorgeschriebener Fristen gestellt habe.

1. Die durch § 6 erfolgte Setzung einer Frist von einem Jahre gilt nur für das reichsrechtlich geregelte außerordentliche Beschwerdeverfahren und berührt die im ordentlichenJnstanzenzug zu erteilenden Entscheidungen nicht; die Erlangung einer höchstinstanziellen Entscheidung im ordentlichen Jnstanzen­ zug ist von der Wohnung der landesrechtlich bestimmten Formen und Fristen abhängig (SächsOVG. in DIZ. 1912, 639).

34. Das Erbschaftssteuergesetz. (Vom 18. August 1879, in Kraft seit 1. Oktober 1879). *)

A. Allgemeine Bemerkungen. 1. Das Gesetz, zuerst veröffentlicht mit dem Datum vom 18. August 1879 >(GVBl. 885), erhielt Änderungen durch Art. 169 AG. BGB. und wurde dann auf Grund der im Art. 179 des letzteren Gesetzes erteilten Ermächtigung in neuer Fassung bekannt gemacht mit Bek. vom 11. November 1899 (GBBl. 889). 2. Hinsichtlich der Anfälle, für die auch nach dem Inkrafttreten des BGB. das frühere bürgerliche Recht gilt, enthält Abs.2 des Art. 169 AG. BGB. eine Übergangsbestimmung.

3a. Materialien zum Gesetz in seiner ursprünglichen Fassung: KdAbg. 1879: Beil. 7,1, 1 (Entw. mit Mot.); ebendort S. 107 (Fassung des *) Das Gesetz ist in der nunmehr gültigen Fassung abgedruckt GBBl. 1899, 890.

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Anh.

II z. EinkStG.: Das Doppelsteuergesetz. 34. Das Bayr. Erbschastssteuergesetz.

steuer herangezogen, so ist ihm diese auf Antrag bis zur endgültigen Ent­ scheidung über das Recht und das Maß der Besteuerung zu stunden.

§5. An den Wirkungen, welche der Wohnsitz oder Aufenthalt außerhalb des Reichsgebiets auf die Steuerpflichtigkeit eines Deutschen äußert, wird durch das gegenwärtige Gesetz nichts geändert.

1» 2.

Vgl. die Allg. Bem. Nr. 5.

Hat ein Deutscher seinen Wohnsitz oder Aufenthalt im Ausland, so kann er bei Besteuerung durch mehrere Bundesstaaten aus dem Doppel­ steuergesetz keine Rechte ableiten (RGZ. 78, 155), vorbehaltlich selbstverständlich des § 3.

§ 6. Beschwerden über eine infolge Verletzung der Vorschriften dieses Gesetzes eingetretene Doppelbesteuerung sind innerhalb eines Jahres nach der end­ gültigen Feststellung der Doppelbesteuerung anzubringen. Solche Beschwerden dürfen nicht aus dem Grunde zurückgewiesen werden, daß der Steuerpflichtige die in Landesgesetzen vorgesehenen ordentlichen Rechtsmittel gegen die Ver­ anlagung nicht innerhalb bestimmter Fristen eingelegt oder den Antrag auf Erstattung nicht innerhalb landesgesetzlich vorgeschriebener Fristen gestellt habe.

1. Die durch § 6 erfolgte Setzung einer Frist von einem Jahre gilt nur für das reichsrechtlich geregelte außerordentliche Beschwerdeverfahren und berührt die im ordentlichenJnstanzenzug zu erteilenden Entscheidungen nicht; die Erlangung einer höchstinstanziellen Entscheidung im ordentlichen Jnstanzen­ zug ist von der Wohnung der landesrechtlich bestimmten Formen und Fristen abhängig (SächsOVG. in DIZ. 1912, 639).

34. Das Erbschaftssteuergesetz. (Vom 18. August 1879, in Kraft seit 1. Oktober 1879). *)

A. Allgemeine Bemerkungen. 1. Das Gesetz, zuerst veröffentlicht mit dem Datum vom 18. August 1879 >(GVBl. 885), erhielt Änderungen durch Art. 169 AG. BGB. und wurde dann auf Grund der im Art. 179 des letzteren Gesetzes erteilten Ermächtigung in neuer Fassung bekannt gemacht mit Bek. vom 11. November 1899 (GBBl. 889). 2. Hinsichtlich der Anfälle, für die auch nach dem Inkrafttreten des BGB. das frühere bürgerliche Recht gilt, enthält Abs.2 des Art. 169 AG. BGB. eine Übergangsbestimmung.

3a. Materialien zum Gesetz in seiner ursprünglichen Fassung: KdAbg. 1879: Beil. 7,1, 1 (Entw. mit Mot.); ebendort S. 107 (Fassung des *) Das Gesetz ist in der nunmehr gültigen Fassung abgedruckt GBBl. 1899, 890.

Entw. im Ausschuß); ebendort S. 119 (Bericht des Referenten); ebendort S. 179 (Fassung des Entw. bei der 2. Lesung im Ausschuß); ebendort S. 185 (Fassung in der KdReichsr.); ebendort S. 189 (Fassung des Entw. aus Grund der neuen Beratung im Ausschuß); ebendort S. 197 (Fassung des Entw. auf Grund der neuen Beratung im Ausschuß der KdReichsr.); ebendort S. 227 (Gesamtbeschluß der Ausschüsse); ebendort S. 265 (Gesamtbeschluß); Beil. 7,11, 5 (Verh. im Aus­ schuß); Beil. 7, II, 105 (Berh. im Ausschuß, 2. Lesung); Beil. 7, II, 139 und 155 (Verh. im Ausschuß über die Rückäußerung des KdReichsr.); StenB. 3, 699 (Berh. im Plenum). KdReichsr. 1878/1879: GGA?) 4 (Bortrag des Referenten); GGA. 29 (Anträge); GGA. 31 (Verh. im Ausschuß); GGA. 48 (Fassung des Entw. im Ausschuß); GGA. 63 (Antrag des Referenten über die Rückäußerung des Aussch. der KdAbg.); GGA. 126 (Verh. im Ausschuß); GGA. 129 (Fassung des Entw. auf Grund der neuen Beratung); GGA. 235 (Gesamtbeschluß der Ausschüsse); GGA. 257 (Schreiben der Regierung); StenB. 2, 1215 (Verh. im Plenum).

3d. Materialien zu den durch das AG. BGB. erfolgten Ände­ rungen: KdAbg. 1898/1899: Beil. 20,1,81 und 123 (Entw. mit Mot.); Beil. 20,1, 227 (Fassung des Entw. im Ausschuß); Beil. 20,1, 299 (Abänderungsbeschl. des Aussch. d. KdReichsr.); Beil. 20,1, 374 (Antrag des Ausschusses); Beil. 20,1, 585 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 20, 1, 673 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 20, I, 715 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 20, I, 821 (Fassung des Entw. auf Grund der neuen Beratung im Plenum); Beil. 20, 1, 826 (Neuerl. Beschl. der KdReichsr.); Beil. 20, I, 829 (Gesamtbeschluß); Beil. 20, II, 360, 433, 865 (Berh. im Ausschuß); KdReichsr. 1898/1899: GGA. 97 (Antrag); GGA. 227 (Verh. im Ausschuß); GGA. 246 (Verh. der Redaktionskommission); GGA. 276 (Fassung des Entw. im Ausschuß); GGA. 279 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); GGA. 269, 286 (Berh. im Ausschuß); GGA. 403 (Fassung des Entw. im Plenum); GGA. 472 (Fassung im Plenum der KdAbg.); GGA. 478 (Berh. im Ausschuß); GGA. 481 (Fassung des Entw. auf Grund der neuen Beratung im Plenum); GGA. 481 (Gesamtbeschluß). 4. Vollzugsbestimmungen: Allgemeine BollzBek. vom 27. Dezember 1899 (FMBl. 341), geändert durch Bek. vom 19. Dezember 1902 (FMBl. 1903, 7).

5. Literatur; Pfaff-Schmidt, Das bayerische Gesetz über die Erb­ schaftssteuer 1900.*) 6. Eigentliche Strafbestimmungen enthalten nur die Art. 41—46 des Gesetzes; diese sind behandelt in Abt.O. Zu deren Erläuterung war es not­ wendig, folgende weitere Artikel des Gesetzes zu behandeln: Art. 1—26 in Abt. B; Art. 30 bei Art. 41; Art. 31 bei Art. 43; Art. 32 bei Art. 41; Art. 34 bei Art. 42; Art. 35 bei Art. 44; Art. 36 bei Art. 41; Art. 37 bei Art. 41.

7. Das Erbschaftssteuergesetz hat nur mehr eine sehr eingeschränkte Wirksamkeit; es gilt nämlich nurmehr nach näherer Maßgabe der §§ 59—61 des ReichsEStG, vom 3. Juni 1906 (RGBl. 620), demnach nur, soweit es sich handelt ') Berh. des Gesetzgebungsausschusses zur Beratung der Gesetzentwürfe über das Ge­ bührenwesen und die Erbschaftssteuer. !) Eine Reihe von Artikeln des Gesetzes stimmt mit den Bestimmungen des Reichserb­ schaftssteuergesetzes vom 3. Juni 1906 überein; es läßt sich deshalb vielfach die zu letzterem vorliegende Literatur auch für die Auslegung des bahr. Gesetzes verwerten.

Schiedermalr, Slebengefege.

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a) um Erwerbe, welche bereits zur Zeit des Inkrafttretens des Reichserbschaftssteuergesetzes (1. Juli 1906) begründet waren,

b) um nach dem 30. Juni 1906 begründete Erwerbe, bei denen der Anfall mr leibliche Eltern, Großeltern und entferntere Voreltern gelangt und den Betrag von 10000 Mk. nicht übersteigt; vgl. § 29 der Bek. vom 10. August 1906 (GVBl. 509). Soweit das Erbschaftssteuergesetz materiell noch gilt, gelte na uch noch die strafrechtlichen Bestimmungen; § 2 Abs. 2 StGB, ist hierauf ohne Einfluß (RGSt. in Recht 1912 Nr. 1267). Zu a ist zu bemerken: Tritt eine Nacherbfolge oder eine aufschiebende Bedingung erst nach dem 30. Juni 1906 ein, so kommt das bayerische Gesetz dann voll zur Anwendung, wenn der Tod des Erblassers noch vorher erfolgte (§61 des ReichsEStG., § 29 der Bek. vom 10. August 1906, GVBl. 509). Dagegen ist ein Erwerb durch den Eintritt eines Lehens- oder Fideikommißfalles nicht früher als mit dem Eintritt eines Lehens- oder Fideikommißfalles begründet, da die Er­ richtung eines Lehens- oder Fideikommisses nicht schon als Erwerbsgrund für jeden Nutznießer erscheint (§ 61 des ReichsEStG.; § 29 der Bek. vom 10. August 1906, GVBl. 509; Zimmermann, Reichserbschaftssteuergesetz § 61 Anm. 1).

Zub kommt in Betracht: Landesgesetzliche Besteuerung ist nur zulässige soweit sie Ausnahmen von den Steuerbefreiungen nach § 11 Nr. 4 a bis e des Reichsgesetzes enthält (§ 59 des ReichsEStG.); dagegen bestehen die übrigen Steuerbefreiungen des Reichsgesetzes fort; es bestehen deshalb hinsichtlich des oben unter b bezeichneten Vorbehalts noch folgende weitere Beschränkungen. Befreit sind: Ein Erwerb von nicht mehr als 500 Mk., ein Erwerb in Gemäß­ heit bes § 1969 BGB. (nach dem Institut des Dreißigsten), eine Befreiung von einer Schuld, sofern der Erblasser sie mit Rücksicht auf die Notlage des Schuldners angeordnet hat und eine Notlage auch durch den Erbfall im wesentlichen nicht beseitigt wird, soweit nicht die Steuer aus der Hälfte eines neben der erlassenen Forderung dem Bedachten zukommenden Anfalls gedeckt werden kann, ein Erwerb in Sachen, die die Eltern, Großeltern und entfernterer: Voreltern ihren Abkömm­ lingen durch Schenkung oder Übergabevertrag zugewandt hatten, der Erwerb von Personen, die in einem Dienst- oder Arbeitsverhältnisse zum Erblasser gestanden haben, sofern der Wert des Erwerbs den Betrag von 3000 Mk. nicht übersteigt. Leibliche Eltern, Großeltern und sonstige Voreltern sind nur Personen, die im Sinne des BGB. verwandt sind, also nicht der uneheliche Vater oder Adoptiveltern (Zimmermann, Reichserbschaftssteuergesetz § 10 Anm. 7 und 19). Nach der von Zimmermann, Reichserbschaftssteuergesetz 1. Aufl. §§ 59 und 60 ausführlich begründeten Ansicht beruht die Aufrechthaltung des Besteuerungs­ rechts der Bundesstaaten, soweit § 59 mit § 11 Nr. 4 6 in Betracht kommt, auf einem Druckversehen; darnach beruht es auch auf einem Druckversehen, daß die Aszendentenbesteuerung des daher. Erbschaftssteuergesetzes jetzt noch gilt. Wenn nun auch infolgedessen die staatsrechtliche Pflicht Bayerns bestehen mag, diese Aszen­ dentenbesteuerung durch Landesgesetz zu beseitigen, so wird, nachdem einmal die Reichserbschaftssteuer in ihrer jetzigen Fassung formell Gesetz ist, auch an der oben unter b angenommenen fortdauernden Gültigkeit des bayer. Erbschaftssteuergesetzes kein Zweifel bestehen können; vgl. BayVGH. in BayFinBl. 1909, 276 und Zimmermann, Erbschaftssteuergesetz 2. Aufl. S. 372; a. A. E. A. in BayFinBl. 1907, 38

B. Die steuerpflichtigen Anfälle, die steuerpflichtigen Rechtssubjekte rc.

Art. 1.

627

B. Die steuerpflichtigen Anfälle, die steuerpflichtigen BechtssubjeKte, die Höhe der Steuer. Art. I.1) 1. Der Erbschaftssteuer unterliegen nach Maßgabe der Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes Anfälle a) von Erbschaften, Vermächtnissen und Schenkungen auf den Todesfall, aus Auflagen auf Zuwendungen dieser Art, die dem Empfänger der Leistung einen Vermögensvorteil zu verschaffen be­ zwecken, sowie aus Pflichtteilsrechten; b) von Nutzungen aus Lehen, Familienfideikommissen, Majoraten, Stamm- und Erbgütern; c) von Bezügen aus Familienstiftungen, welche auf den durch die Sukzessionsordnung Berufenen übergehen, und zwar ohne Unterschied, ob dieselben einem Bayern oder Nichtbayern zukommen. 2. Den Schenkungen auf den Todesfall werden Schenkungen unter Lebenden gleichgeachtet, deren Vollzug bis zum Ableben des Schenkgebers aufgeschoben ist.

1. Das Wort Anfall ist nicht im technischen Sinne des bürgerlichen Rechts zu nehmen; man versteht darunter das, was der Bedachte tatsächlich erhält (KdReichsr. 1898/99 GGA. 229). Daraus, daß die Erbschaftssteuer eine Auflage auf Vermögensübergänge sein soll (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 6), ergibt sich, daß nur dann eine Steuerpflicht besteht, wenn tatsächlich die Zuwendung in das Vermögen des Bedachten übergegangen ist; wann das der Fall ist, bemißt sich je nach dem Charakter der einzelnen Zuwendung nach den Grundsätzen des Privat­ rechts; so ist eine Erbschaft im Sinne des Erbschaftssteuergesetzes nicht schon dann angefallen, wenn ein Anfall im Sinne des § 1942 BGB. eingetreten ist, sondern erst mit der Annahme oder dem Verstreichen der Ausschlagungsfrist (§ 1943 BGB.); ähnliches gilt für Vermächtnisse (§ 2176 und § 2180 mit § 2307 Abs. 2 BGB.). Wenn aber ein Anfall in diesem Sinne einmal eingetreten ist, so bemißt sich die Wertberechnung nach Art. 12. Bei den Verhandlungen des Jahres 1879 im Landtag war man sich über den Begriff des Anfalls nicht klar, meistens faßte man den Anfall im Sinne des Erbschaftssteuergesetzes im zivil­ rechtlichen Sinne (als die delatio der Erbschaft) auf. Eine Ausnahme besteht für Art. 30. 2. Bei einem Legatum debiti, das auch nach dem Rechte des BGB. möglich ist (Planck BGB. § 2173 Sinnt. 3 b), ist in erster Linie zu prüfen, ob der Bedachte überhaupt einen Bermögensvorteil durch die Zuwendung hat; im Falle der Verneinung liegt überhaupt kein Vermächtnis im Sinne des Gesetzes vor (§ 1939 BGB.), eine Steuer entfällt deshalb. Im übrigen ist die Steuer nicht aus dem ganzen vermachten Betrag, sondern nur aus der Bereicherung zu ent­ richten (Art. 5 Abs. 1), also aus dem Vorteil, der dem Bedachten durch die letzt­ willige Beseitigung etwaiger Bedingungen oder Beschränkungen der Forderung oder aus der Schaffung eines neuen Rechtsgrunds erwachst. Im letzten Fall wird eine Steuerpflicht nur ausnahmsweise, nämlich nur dann gegeben sein, wenn *) Vgl. §§ 1—4 Reichserbschaftssteuergesetz.

628

34. Das Bayr. Erbschastssteuergesetz.

und insoweit der frühere Rechtsgrund aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen mangelhaft war. Vgl. für das ältere Recht BayVGH. 3, 625.

3* Der Nebensatz unter Abs. 1 lit. a „die dem Empfänger der Leistung einen Vermögensvorteil zu verschaffen bezwecken" begrenzt bloß die Auflagen.

4. In den Fällen des Abs. 1 lit. b und c fällt die Steuer an, auch wenn der Grund des Anfalls nicht in einem Todesfall liegt, soadern in einem andern Sukzessionsfall z. B. Verlust des Adels, Mißheirat, Religiorswechsel (KdAbg. Beil. 7,1, 119; 7, II, 7). 5. Unter den Familienfideikommissen in Abs. 1 lit. b sind alle Arten solcher zu verstehen, sowohl die standesherrlichen wie nach der 4. Beilage zur Verfassungsurkunde errichteten (Mot. S. 9; BayVGH. 26, 362). 6. Die Familienstiftungen des Abs. 1 lit. c stehen im Gegensatz zu den Stipendienstiftungen, den Stipendien zur Ausstattung heiratender Familien­ mitglieder, zur Unterstützung u. ä.; hier fehlt es an einer Sukzessionsordnung, sie haben keinen erbschaftlichen Charakter (Mot. S. 9). Nicht steuerpflichtig sind Anfälle, bei denen der Eintritt in den Stiftungsgenuß lediglich vom Eintritt gewisser Ereignisse abhängt, die bei sämtlichen lebenden Familienmitgliedern ein­ treten können; es muß sich, wenn Steuerpflicht bestehen soll, um eine Stiftung handeln, durch die ein Vermögen durch festgesetzte Erbfolge einer Familie erhalten werden soll (BayVGH. 14, 78). 7» Auch remuneratorische Schenkungen und donationee sub modo fallen unter Abs. 2 (Mot. S. 9), doch kommen diesen Falls die Schenkungen nur mit dem reinen Teilbetrag nach Maßgabe des Art. 5 zur Berechnung.

8. Eine Schenkung ist vollzogen, wenn nicht mehr bloß eine obligatorische Zuwendung auf den Vermögensgegenstand besteht, sondern dieser in das Vermögen des Beschenkten übergegangen ist und letzterer auch die tat­ sächliche Herrschaft (soweit eine solche z. B. bei Forderungen an Dritte überhaupt möglich ist) über den geschenkten Gegenstand hat. Dieses entspricht dem Sprach­ gebrauch und war auch die Absicht der Gesetzgeber. Eine Umgehung des Gesetzes, die man durch die Gleichstellung gewisser Schenkungen unter Lebenden mit den Schenkungen auf den Todesfall abschneiden wollte, hätte nur dann ganz ver­ mieden werden können, wenn man alle die Fälle der Erbschaftssteuer unterstellt hätte, in denen der Schenker den Nutzgenuß der Schenkung bis zu seinem Ableben bezieht; allein man wollte absichtlich nur in der oben bezeichneten be­ schränkten Weise eine Steuerpflicht feststellen (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 106). Vgl. wegen des Standpunkts des BayVGH. 9, 346 und 19, 184. Für die Frage, ob der Vollzug der Schenkung bis zum Ableben des Schenkers aufgeschoben ist, entscheidet die rechtliche Verfügung bei der Schenkung, nicht der etwa hiervon abweichende tatsächliche Zustand zur Zeit des Ablebens des Schenkers; es kann also dann, wenn die Schenkung schon zu Lebzeiten des Schenkers zu entrichten gewesen wäre, aber nicht entrichtet wurde, nicht ange­ nommen werden, daß der Vollzug bis zum Ableben des Schenkers aufgeschoben wurde; es tritt keine Steuerpflicht ein (BayVGH. in BayFinBl. 1906, 87). 9« Urteile und vertragsmäßige Verfügungen zwischen den Steuerpflichtigen über die Anfälle schaffen nach allgemeinen Rechtsgruvdsätzen nur Rechte unter den Beteiligten, sie können deshalb die Ansprüche des Staates weder erweitern noch mindern. Diese bemessen sich schlechthin nach dem Gesetz (BayVGH. 6, 24). Ob nun die zwischen den Beteiligten geregelten Verhältnisse

strittige und zweifelhafte sind oder nicht, ist gleichgültig; denn auch ersteren Falls haben Urteile und Rechtsgeschäfte keine über die Beteiligten hinausgehende Wir­ kung a. A. BayVGH. 10, 373; 13, 330; ebensowenig sind Beschlüsse der Nachlaß­ gerichte oder Verlafsenschaftskommiffäre für die Berechnung der Steuer bindend (BayVEH. in BayFinBl. 1902, 140). 10. Ist die Zuwendung, auf der der Anfall beruht, unwirksam, so kann eine Steuer nicht erhoben werden, auch wenn der Bedachte tatsächlich in den Bezag tritt; denn er hat den Anfall nicht auf Grund der Zuwendung sondern eines orderen Rechtstitels, z. B. durch Verzicht des Berechtigten; eine Steuer­ pflicht tritt nur ein, wenn auch der tatsächliche Erwerbsgrund unter Art. 1 fällt. 11. Wird einem der Bedachten vom Erblasser auferlegt, die Erbschaftssteuer für einen andern zu bezahlen, so erhöht sich die Zuwendung an den Begünstigten um den Betrag der Erbschaftssteuer (er wird insoweit von einer Schuld befreit), während sich die Zuwendung an den Belasteten hieruni mindert. Es ist deshalb für ersteren die Steuer aus einem um die Erbschaftssteuer erhöhten Betrag zu berechnen, bei letzterem hierum zu mindern. Schuldner gegenüber der Staatskasse ist der, der die Zuwendung erhält, nach seinen persönlichen Ver­ hältnissen berechnet sich auch die Steuer. Anders BayVGH. 6, 24.

12. Anfälle auf Grund des ehelichen Güterrechts z. B. bei all­ gemeiner Gütergemeinschaft unterliegen der Steuer nicht (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 9). Deshalb auch nicht die Anfälle, welche bei fortgesetzter Gütergemeinschaft (§§ 1490, 1557 BGB.) durch den Tod eines anteilsberechtigten Abkömmlings eintreten.

Art. 2. Die Steuer beträgt: 1. vier Pfennig von je 1 Mark des Betrags, wenn der Anfall gelangt an: a) Eltern vorbehaltlich der Bestimmung in Art. 3 Ziff. 1 a, b) voll- oder halbbürtige Geschwister oder deren Abkömmlinge, Stiefeltern, Stiefverwandte in absteigender Linie, Schwiegerkinder; 2. sechs Pfennige von je 1 Mk. des Betrags, wenn der Anfall gelangt an: Großeltern oder entferntere Verwandte in aufsteigender Linie oder an vorstehend nicht benannte Verwandte in der Seitenlinie des dritten oder vierten Grades (nach dem Zivilrecht); 3. acht Pfennige von je 1 Mark des Betrags: in den übrigen Fällen.

1. Einheitsgröße für die Berechnung der Steuer ist 1 Mk.; aus Bruch­ teilen einer 1 Mk. fällt deshalb keine Steuer an; wegen einer Abrundung der aus vollen Marken berechneten Steuer s. Art. 25.

Art. 3. 1. Von der Erbschaftssteuer sind befreit: 1. Anfälle, welche gelangen an: a) Eltern bis zu dem Betrage von 1000 Mk. einschließlich und, sofern der Anfall mehr beträgt, mit zwanzig Prozent des Mehr­ betrags, und zwar ohne Unterschied, ob der Anfall von einem oder beiden Elternteilen erworben wird, b) Ehegatten und Verwandte in absteigender Linie,

c) Personen, welche des Erblassers Hausstand angehört und in dem­ selben in einem Dienstverhältnisse gestanden haben, bis zum Betrage von 6OO Mark einschließlich; 2. Anfälle, deren Wert den Betrag von 50 Mark nicht übersteigt; 3. milde, fromme und Unterrichts-Stiftungen; 4. alle Anfälle, welche ausschließlich einem milden, frommen, gemein­ nützigen oder Unterrichts-Zwecke gewidmet sind, sofern die Verwendung der­ selben zu dem Bestimmten Zwecke gesichert ist. 2. Nichtbaherische Gemeinden, Stiftungen, Vereine und Anstalten können die Befreiung von der Erbschaftssteuer auf Grund der Bestimmung in Ziff. 3 und 4 nur insoweit beanspruchen, als die Gegenseitigkeit verbürgt ist.

1. Die Befreiungen unter Abs. 1 lit. a bis zu 1000 Mk. und unter lit. c bis zu 6OO Mk. treten auch bei größeren Anfällen ein (Mot. S. 9). 2. Nach lit. a sollen im ganzen 1OOO Mk. und 20°/o des Mehr­ betrags frei bleiben ohne Rücksicht, ob der Anfall von einem oder von beiden Elternteilen erworben wird (KdReichsr. 1878/79 GGA. 127). 3. Ob in den Fällen des Abs. 1 lit. c das Dienstverhältnis zur Zeit der Testamentserrichtung oder des Todes des Erblassers noch besteht, ist gleichgültig (Mot. S. 10). 4. Milde Stiftungen im Sinne des Abs. 1 Nr. 3 sind alle Stiftungen, welche bezwecken, dem Empfänger eine Wohltat zu erweisen, ohne Unterschied, ob der Zweck ein öffentlicher oder ein privater ist, ob die Wohltat der Gesamtheit oder einzelnen zugute kommt. Es ist nicht notwendig, daß es sich um eine Armenversorgung handelt; es genügt auch eine dem Stande der betreffenden Person entsprechende Beihilfe zum Unterhalt. Ausschlaggebend ist, daß der Stiftungsgenuß an die Hilfsbedürftigkeit geknüpft ist; aber diese ist nicht notwendig nach einem absoluten Maßstab zu bemessen, sondern sie ist verschieden je nach dem Stand und der gesellschaftlichen Lebensstellung der Beteiligten (BayBGH. 8, 308). Keine milde Stiftung liegt aber dann vor, wenn die Verteilung der Renten einer Familienstiftung in erster Linie nach dem Verwandtschaftsgrad zu er­ folgen hat und erst in zweiter Linie die Hilfsbedürftigkeit entscheidet (BayBGH. 17, 49). Insbesondere fallen aber unter die milden Stiftungen die Armenstif­ tungen (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 141).

5. Gemeinnützige Zwecke sind solche, welche der Allgemeinheit zum Nutzen gereichen und welche — außer der Förderung der Frömmigkeit, der Hilfs­ bedürftigkeit, des Unterrichts und der Erziehung — der Kunst, der Wiffenschaft und überhaupt der Förderung des Wohles der Allgemeinheit im Gegensatz zur Förderung von Privatintereffen dienen (Quidquid fit ad publicam utilitatem) insbesondere fällt nicht jede Zuwendung an eine Gemeinde hierher (BayBGH. 17, 277); gemeinnützig ist eine Zuwendung zum Bau eines öffentlichen Brunnens (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 16); im übrigen vgl. wegen der Begriffe milde und gemeinnützige Zwecke Art. 259 des Gebührengesetzes Sinnt. 3 und 4. 6. Verfolgt in den Fällen des Abs. 1 Nr. 4 die Zuwendung nebenher andere Zwecke, so muß die Steuer von dem ganzen Anfall entrichtet werden (BayBGH. 17, 49).

7. Dem in Abs. 1 Nr. 4 bezeichneten Zwecke muß die Zuwendung als solche, kraft der Verfügung des Zuwendenden dienen; es kann nicht durch Verfügung des Bedachten der Zweck der Zuwendung mit steuerrechtlicher

Wirkung so geändert werden, daß er dem Abs. 1 Nr. 4 genügt (BayVGH. 17, 277, weiter in BayFinBl. 1907, 169).

8. Nach JnnKFMB. vom 31. März 1887 (GVBl. 271) ist im Verhältnis zu Mecklenburg-Schwerin die Gegenseitigkeit verbürgt; MecklenburgSchwerinsche Gemeinden, Stiftungen, Vereine und Anstalten sind darnach bezüglich der zu Armenzwecken gemachten letztwilligen Zuwendungen von der Entrichtung der Erbschaftssteuer in Bayern befreit. Art. 4. Für die Anwendung der Bestimmungen in Art. 2 und 3 gelten folgende Grundsätze: 1. Als Verwandtschaft gilt auch die durch Annahme an Kindes Statt begründete Verwandtschaft sowie das Verhältnis zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Abkömmlingen einerseits und dem Vater und dessen Ver­ wandten andererseits, sofern die Vaterschaft erweislich anerkannt ist. 2. Auf ein die Steuer minderndes oder ausschließendes Verhältnis, welches zufolge eines richterlichen Erkenntnisses oder eines Vertrages schon vor dem Tode des Erblassers zu bestehen aufgehört hat, darf nicht zurück­ gangen werden. Die Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft nach § 1575 des Bürgerlichen Gesetzbuchs steht der Scheidung gleich.

1. Nicht unter Nr. 2 fällt der Fall, daß eine Schwägerschaft durch den Tod des einen Ehegatten gelöst wird (Mot. S. 10).

Art. 5.1) 1. Die Erbschaftssteuer ist von dem Betrage zu entrichten, um welchen derjenige, dem der Anfall zukommt, reicher wird. 2. In die steuerpflichtige Masse sind alle zu dem Rücklasse gehörigen Forderungen einschließlich derjenigen Beträge, welche der Erwerber selbst zur Masse schuldet oder die ihm erst mit dem Anfalle erlassen werden, einzurechnen. 3. Dagegen kommen von der steuerpflichtigen Masse in Abzug alle Schulden und Lasten, welche mit derselben übernommen werden. Hiezu werden bei Erbschaften auch gerechnet die Kosten des Begräbnisses des Erblassers, die gerichtlichen und außergerichtlichen Kosten der Verlassenschaftsbehand­ lung und der im Interesse der Masse geführten Prozesse, nicht aber der Betrag der Erbschaftssteuer selbst und nicht die Kosten der zwischen den Erb­ interessenten in deren besonderem Interesse geführten Prozesse.

1. Abgezogen dürfen selbstverständlich nur solche Schulden und Lasten werden, die rechtlich begründet find, also nicht Aufwendungen, die in der Hoffnung auf eine künftige Erbschaft gemacht wurden (BayVGH. 18, 287); Schenkungen, die nicht formgültig erfolgten, dürfen demgemäß auch nur soweit berücksichtigt werden, als sie zivilrechtlich wirksam sind (BayVGH. 16, 38); Alimentationen, die dem Erblaffer gewährt wurden, nur, soweit hierwegen gegen den Erblaffer selbst ein zivilrechtlicher Anspruch bestand (BayVGH. 12, 358). Ob Schulden und Lasten bestehen, ist lediglich auf Grund der objektiven Rechtslage zu prüfen, Dispositionen mit den Erben haben keine steuerrechtliche Wirkung (BayVGH. 11, 121). -) Vgl. ReichsEStG. § 29.

632

34. Das Bayr. Erbschaftssteuergesetz.

2. Die Kosten des dürfen nach Maßgabe ohne Rücksicht darauf, ob Gesetz in dieser Richtung

Begräbnisses, der Nachlaßbehandlung und der Prozesse des tatsächlichen Aufwands abgezogen werden sie angemessen oder notwendig waren; es macht das keinen Unterschied.

3. Nicht abzugsfähig sind bei Schenkungen auf den Todesfall (Art. 1 Abs. 2) die für Errichtung des Vertrags gezahlten Gebühren (BayVGH. 4, 528).

4. Laufende Steuern, Umlagen, Brandversicherungsbeiträge sind nicht abzugsfähig (BayVGH. 26, 362). 5. Steht der Erblasser hinsichtlich eines abzugsfähigen Postens mit andern in einem Gesellschaftsverhältnis, so kann nicht der ganze Posten abgezogen werden, sondern nur der den Erblasser nach dem Gesellschafts­ verhältnis treffende Anteil (BayVGH. 4, 481). Art. 6. Insoweit eine Zuwendung zur Vergeltung für Leistungen bestimmt ist, welche mit dem Anfalle übernommen werden, hat bei Berechnung der Steuer der Wert dieser Leistungen von der Zuwendung in Abzug zu kommen.

1. Nach Art. 6 beurteilt sich auch die Frage, inwieweit das im Testament festgesetzte Honorar eines Testamentsvollstreckers steuerpflichtig ist (BayVGH. 17, 161).

Art. 7.') 1. Auf Grundstücke und denselben gleichstehende Rechte, welche sich außerhalb Bayerns befinden, erstreckt sich die Steuerpflicht nicht. 2. Innerhalb Bayerns befindliche Grundstücke und denselben gleichstehende Rechte unterliegen der Erbschaftssteuer ohne Unterschied, ob der Erblasser Bayer oder Nichtbaher war und ob er seinen Wohnsitz in Bayern hatte oder nicht.

1. Wegen der Begriffe Grundstück und den Grundstücken gleich­ stehende Rechte s. Art. 146 Anm. 2 und 3 des Gebührengesetzes. Art. 8.’) 1. Anderes als das im Art. 7 bezeichnete Vermögen unterliegt der Erb­ schaftssteuer, wenn der Erblasser zur Zeit seines Todes, im Falle der Todes­ erklärung bei dem Beginne der Verschollenheit, seinen Wohnsitz in Bayern hatte. 2. Soweit hienach außerhalb Bayerns befindliches Vermögen der Be­ steuerung unterliegt, wird auf die Erbschaftssteuer, die in dem Staate, in welchem sich das Vermögen befindet, von diesem Vermögen zu entrichtende Erbschaftsabgabe angerechnet. 3. Hatte der Erblasser zur Zeit seines Todes, im Falle der Todeser­ erklärung bei dem Beginn der Verschollenheit, keinen Wohnsitz, so unterliegt das bewegliche Vermögen der Erbschaftssteuer, soweit es zur Zeit des Todes des Erblassers, im Falle der Todeserklärung zur Zeit der Erlassung des die Todeserklärung aussprechenden Urteils, sich in Bayern befindet. ') Vgl. § 7 des ReichsEStG. -) Vgl. § 8 des ReichsEStG.

1. Der Begriff Wohnsitz ist im Sinne des BGB., nicht des Doppelsteuer­ gesetzes, auszulegen, denn das Gesetz selbst gibt keinen Anhaltspunkt dafür, daß der Standpunkt des letzteren maßgebend sein solle, während das Erbschaftssteuer­ gesetz eine Reihe von Begriffen dem bürgerlichen Recht entnimmt. 2. Soweit Vermögen in Wertpapieren besteht, befindet es sich dort, wo die Wertpapiere sich befinden; denn diese sind die Träger des Rechts. Besteht es in Forderungen im weiteren Sinn, so befindet es sich dort, wo der Schuldner sich befindet, denn die Forderung erhält ihre wirtschaftliche Bedeutsamkeit durch die Person des Schuldners. Anders BayBGH. 3, 663; 5, 252 und neuerdings in BayFinBl. 1909, 115, wo angenommen ist, daß Vermögen, das in Schuldforderungen (Staatsobligationen und Wertpapieren) besteht, sich dort befindet, wo der Wohnsitz (? Wohnort) des Besitzers des Schuldtitels ist, ohne Rücksicht auf den Verwahrungsort der Wertpapiere, nur für Aktien, die außerhalb Bayerns verwahrt sind, wird eine Ausnahme gemacht.^) Der Standpunkt des BahVGH. wird gegenüber dem Art. 8 in seiner jetzigen Fassung häufig zu einem Ergebnis überhaupt nicht führen, denn der Sitz des Vermögens soll ja gerade in den Fällen eingreisen, in denen kein Wohnsitz des Erblaffers vorliegt. Es wird im all­ gemeinen grundsätzlich davon auszugehen sein, daß das Vermögen sich dort befindet, wo der wirtschaftliche Vorteil, den es schafft, zutage tritt. 3. Abs. 3 kommt auch dann nicht zur Anwendung, wenn der Erblasser seinen Wohnsitz außerhalb Bayerns hatte. Art. 9. Für den Fall, daß der Erblasser seinen Wohnsitz in einem Staate gehabt hat, in dem die Erbschaftssteuer nach anderen als den in Art. 8 bezeichneten Grundsätzen erhoben wird, oder ein Angehöriger eines solchen Staates gewesen ist, kann das Staatsministerium der Finanzen zum Zwecke der Ausgleichung und tunlichster Vermeidung einer Doppelbesteuerung an­ ordnen, daß das bewegliche Vermögen 1. ohne Rücksicht auf den Wohnsitz des Erblassers der Erbschaftssteuer unterliegt, wenn der Erblasser bayerischer Staatsangehöriger ist; 2. ohne Rücksicht auf den Wohnsitz und die Staatsangehörigkeit des Erblassers der Erbschaftssteuer unterliegt, wenn das Vermögen sich in Bayern befindet.

I. Auch im Falle des Art. 9 werden die Grundsä tze der Art. 7 und 8 festgehalten; es soll nur in den Fällen des Art. 9 das Finanzministerium in jedem einzelnen Falle prüfen, inwieweit eine Erbschaftssteuer auch in Bayern erhoben werden kann (KdAbg. 1898/99 Beil. 20, II, 362).

2. Gemäß AFMB. vom 28. Februar 1905 (FMBl. 96) wurde auf Grund des Art. 9 mit Rußland eine Vereinbarung geschlossen, daß in Ansehung des in Rußland verwahrten, in Wertpapieren bestehenden Rücklaßvermögens russischer Staatsangehöriger, die bei ihrem Ableben ihren Wohnsitz in Bayern gehabt haben, von der Erhebung der bayerischen Erbschaftssteuer Umgang genommen wird, daß aber die in Bayern hinterlegten Wertpapiere bayerischer Staatsangehöriger, die bei ihrem Ableben ihren Wohnsitz in Rußland gehabt haben, der bayerischen *) Vgl. auch §2369 Abs. 2 BGB. und Staudinger BGB. §2369 Anm. 2; ferner die dort zitierte RGZ. 13, 278, die für das preußische Recht aus einem andern Standpunkt steht als der BayBGH.

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31. Das Bahr. Erbschaftssteuergesetz.

Erbschaftssteuer unterliegen. Dagegen werden die auf Grund des Reichs­ erbschaftssteuergesetzes § 6 Abs. 4 mit einer Reihe von Staaten ge­ troffenen Vereinbarungen*) über die Besteuerung ihrer Angehörigen (vgl. z. B. für Belgien die Bek. vom 17. Dezember 1910, GVBl. 1215) für die landes­ rechtliche Erbschaftssteuer ohne Bedeutung sein.

Art. 10. 1. Bei Anwendung der Bestimmungen in Art. 8, 9 gelten die in Bayern angestellten Beamten eines anderen Staates nicht als in Bayern wohnhaft. 2. Die Staatsregierung ist befugt, auch außerdem bei Anwendung der erwähnten Bestimmungen Angehörige anderer Staaten, welche des Dienstes halber ihren Wohnsitz in Bayern haben, als nicht in Bayern wohnhaft zu behandeln.

1. Abs. 1 will mit dem Worte wohnhaft besagen, daß die Beamten nicht so angesehen werden sollen, als hätten sie ihren Wohnsitz in Bayern; denn nur der Begriff des Wohnsitzes nicht das Wohnen als solches ist für Art. 8 und 9 erheblich. Art. 11.2) 1. Schulden und Lasten, welche nur auf einem nach den Art. 7 bis 9 steuerfreien oder steuerpflichtigen Teile der Masse haften, kommen nur bei diesem Teile, Schulden und Lasten, welche vorzugsweise auf einem steuer­ freien oder vorzugsweise auf einem steuerpflichtigen Teile der Masse haften, zunächst bei diesem Teile und erst, soweit sie hierdurch nicht gedeckt werden, bei der übrigen Masse in Abzug. 2. Sonstige Schulden und Lasten, welche sowohl auf dem steuerfreien als auch auf dem steuerpflichtigen Teile der Masse haften, kommen von letzterem nur nach dem Verhältnisse dieses Teiles zur gesamten Masse in Abzug.

1. Vorzugsweise haften auf einem Teile insbesondere Hypothekschulden, für die auch persönliche Haftung besteht (Mot S. 10). Art. 12.°) Für die Berechnung der Erbschaftssteuer ist der gemeine Wert der steuerpflichtigen Masse in dem Zeitpunkte des Todes des Erblassers maßgebend.

1. Der Ausdruck gemeiner Wert ist der Theorie des bürgerlichen Rechts entnommen und demnach in dem für das bürgerliche Recht anerkannten Sinne auszulegen. 2. Maßgebend ist für die Berechnung weder die Zeit des Anfalls noch die des Erwerbs der Erbschaft; Mehrungen und Minderungen, die vom Tode bis dahin eintreten (z. B. es geht ein Vermögensstück unter oder es wird *) Hinsichtlich der Besteuerung des beweglichen Nachlaßvermögens gegenüber Griechen­ land besteht ein Übereinkommen vom 18. November/1. Dezember 1910 (RGBl 1912,173), das auch aus das Bayer. Erbschaftssteuergesetz anzuwenden sein wird. ') Vgl. § 9 ReichsEStG. ') Vgl. § 16 ReichsEStG.

ein Lotteriegewinn gemacht) sind für die Steuer belanglos (KdAbg. 1879 7, II, 109). Eine Ausnahme bildet Art. 17, infoferne in diesem Falle der Zeitpunkt des Eintritts der Bedingung entscheidet, ferner Art. 20 und 22 (BayBGH. 26, 363). Auch Art. 23 ist eine Ausnahme, soweit der Nacherbe und der Nach­ vermächtnisnehmer steuerpflichtig sind.

Art. IM Bei immerwährenden Nutzungen oder Leistungen wird das Fünfund­ zwanzigfache ihres einjährigen Betrags, bei Nutzungen oder Leistungen von unbestimmter Dauer, sofern nicht die Vorschriften der Art. 14,15 Anwendung finden, das Zwölfundeinhalbfache des einjährigen Betrags als Kapitalwert angenommen.

1. Art. 13 gilt auch für die Belastungen der Masse, die Leistungen (Mot. S. 10). 2. Unter die immerwährenden Nutzungen und Leistungen im Sinne des Art. 13 fallen z. B. Grunddienstbarkeiten oder Reallasten. 3. Leistungen auf unbestimmte Dauer sind z. B. auch solche, die von der Arbeitsfähigkeit einer Person abhängig sind (BayBGH. 15, 250); auch die, die von der Lebenszeit einer Person bedingt sind, vgl. jedoch insoweit Art. 14. 4. Der Vorbehalt des Art. 14 bezieht sich auf die Fälle, in denen die Nutzung oder Leistung von unbestimmter Dauer auch noch von der Lebenszeit einer Person bedingt ist, z. B. auf den Fall der Gewährung einer Rente auf die Dauer des ledigen Standes, des Witwenstandes u. a. Auch in diesen Fällen darf der nach Art. 13 berechnete Betrag nicht überschritten werden (s. Mot S. 10).

Art. 14.") 1. Der Kapitalwert von Leibrenten und anderen auf die Lebenszeit einer Person beschränkten Nutzungen oder Leistungen bestimmt sich nach dem zur Zeit des Anfalls erreichten Lebensalter der Person, mit deren Tod die Nutzung oder Leistung erlischt, und wird bei einem Lebensalter derselben von 15 Jahren oder weniger auf das 18 fache über 15 Jahre bis zu 25 Jahren auf das 17 fache n 25 „ ii 16 „ ff H °° ff ff H ^5 ff ff ff 45 ,, ff „ 14 „ n ^5 „ „ 12 „ ff tf tf rr ß5 ,, 55 „ tt 8*/s „ ft tf ft ft 75 fi ff 1 ° ft tt „ 65 „ tt 5 „ ff ,, 80 „ ff „ 75 „ n 3 ft 80 ,, tt H 2 „ des Wertes der einjährigen Nutzung bzw. Leistung angenommen. 2. Ist die Dauer der Nutzungen oder Leistungen von der Lebenszeit mehrerer Personen dergestalt abhängig, daß beim Tode der zuerst ver­ sterbenden die Nutzung oder Leistung erlischt, so ist für die Wertsermittlung das Lebensalter der ältesten Person maßgebend. Dauert dagegen die Nutzung bis zum Tode der letztversterbenden Person fort, so hat die Berechnung nach dem Lebensalter der jüngsten Person zu erfolgen. ii

*) Vgl. hierzu § 17 Satz 3 ReichsEStG. ’) Vgl. §§ 18 und 19 ReichsEStG.

1. Unter Leistungen Art. 13 Anm. 1.

sind

Belastungen

der

Masse

zu

2.

Wegen der Mlle, in denen die Nutzung oder Leistung anderen Bedingungen als dem Tod abhängt, s. Art. 13.

verstehen; noch

s.

von

3.

Art. 14 kommt selbstverständlich auch zur Anwendung, wenn der Bedachte zur Zeit der Berechnung der Steuer bereits gestorben sein sollte, die tatsächliche Bezugszeit ist gleichgültig (BayBGH. 26, 362).

Art. 15.') Bei Nutzungen und Leistungen auf bestimmte Zeit ist der Kapitalwert unter Zugrundelegung ihres einjährigen Betrags nach der beiliegenden Hilfs­ tabelle zu ermitteln. Ist jedoch die Dauer der Nutzung oder Leistung noch außerdem durch die Lebenszeit einer oder mehrerer Personen bedingt, so darf der sich nach Art. 14 berechnende Kapitalwert nicht überschritten werden.

1. Tabelle über den gegenwärtigen Kapitalwert einer Rente oder Nutzung im Werte von 1 Mk. auf eine bestimmte Anzahl von Jahren, behufs Berechnung der davon zu entrichtenden Erbschaftssteuer. Anzahl der Jahre

1

2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

Kapital­ wert

1 1 2 3 4 5 6 7 7 8 9 9 10 10 11 12 12 13 13 14 14 i

"Ä"

Anzahl der Jahre

00,0 96,2 88,6 77,5 63,0 45,1 24,2 00,2 73,3 43,5 11,1 76,0 38,5 98,6 56,3 11,8 65,2 16,6 65,9 13,4 59,0

22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 85 86 37 38 39 40 41 42

Kapital­ wert

ez/Z !

4

15 02,9 15 '45,1 15 85,7 16 24,7 16 62,2, 16 98,3 17 33,0 17 66,3 17 98,4 18 29,0 18 58,9 18 87,4 19 14,8 19 41,1 19 66,5 19 90,8 20 14,3 20 36,8 20 58,5 20 79,3 20 99,3

Anzahl der Jahre

43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

59 60 61 62 63

Kapital­ wert

at \

21 21 21 21 21 22 22 22 22 22 22 22 22 23 23 23 23 23 23 23 23

4 ' 18,6 37,1 54,9 72,0 88,5 04,3 19,5 34,2 48,2 61,8 74,8 87,3 99,3 10,9 22,0 32,7 43,0 52,8 62,4 71,5 80,3

Anzahl der Jahre

64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 und mehr

Kapital­ wert

«z// ; 23 23 24 24 24 24 24 24 24 24

24 24 24 24 24 24 24 24 24 24 25

4

। 88,7 96,9 ■ 04,7 ! 12,2 i 19,4 | 26,4 33,0 39,5 45,6 1 51,6 57,3 62,8 68,0 73,1 78,0 82,7 87,2 91,5 95,7 99,7 1 00,0 1

Bemerkung: Pfennigbeträge der Rente oder des Nutzungswertes werden für 1 Mark gerechnet.

!) Vgl. § 17 Satz 1 und 2 ReichsEStG.

2. Die Tabelle ergibt, daß der fünfundzwanzigfache Kapitalbetrag nicht überschritten werden darf (s. Art. 13). 3. Ist eine derHöhenach fest bestimmte Leistung in Raten zu zahlen, so ist Art. 22 analog zur Anwendung zu bringen (BayBGH. 7, 270). Art. 16?) Der einjährige Betrag von Nutzungen eines Vermögens ist, wenn er nicht unzweifelhaft feststeht, auf vier vom Hundert und, soweit das Vermögen in Jmmoblien besteht, auf drei vom Hundert des Kapitalwerts anzunehmen.

1. Unzweifelhaft steht der Betrag nur fest, wenn er ohne umständliche Berechnung und mit sicherer Größe ermittelt werden kann (BayBGH. 26, 362). 2 Art. 16 schlägt für die Fälle ein, in denen die Zuwendung schlechthin in der Nutzung eines Vermögens besteht; wird die Nutzung auf längere Zeit gewährt, so werden auf Grund der so gewonnenen Grundlage Art. 13—15 angewendet. 3. Ist nach Art. 16 der einjährige Nutzungsbetrag mit 3°/o oder 4°/o des Kapitalwerts anzunehmen, so sind die Lasten, die auf der Nutzung ruhen (z. B. Annuitäten), mit ihrem eventuell nach Art. 15 berechneten Wert vom Kapitalwert der Nutzung in gleicher Weise wie bei feststehender Nutzung abzuziehen, in­ soweit sie auf die gesetzlich angenommene Nutzungszeit fallen; es dürfen die Lasten schon von dem Kapitalwert abgezogen werden, bevor der drei- oder vierprozentige Betrag, der als Nutzungswert gelten soll, berechnet wird. (BayBGH. 26, 363). A. A. Pfaff-Schmidt Art. 21 Anm. 1. Art. 17.-) 1. Vermögen, dessen Erwerb von dem Eintritte einer aufschiebenden Bedingung abhängt, unterliegt der Besteuerung erst beim Eintritte der Be­ dingung; die Steuerbehörde kann jedoch Sicherstellung der alsdann zu ent­ richtenden Steuer fordern. 2. Unter einer auflösenden Bedingung erworbenes Vermögen — mit Ausnahme der Nutzungen von unbestimmter Dauer, welche lediglich nach den Bestimmungen in Art. 13 bis 15 zu behandeln find — ist wie unbedingt er­ worbenes zu versteuern. Beim Eintritte der Bedingung wird jedoch die ge­ zahlte Steuer bis auf den der wirklichen Bereicherung entsprechenden Be­ trag erstattet.

1. Erwerb ist hier, die tatsächliche Herrschaft über die Bermögensmaffe; vgl. KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 111. 2. Erstattet wird nur die gezahlte Steuer, eine Verzinsung ist nicht vorgesehen.

Art. 18?) 1. Lasten und Leistungen, welche den Wert der steuerpflichtigen Masse mindern, werden, wenn sie von einer aufschiebenden Bedingung abhängig *) Vgl. § 20 ReichsEStG. ') Vgl. § 21 ReichsEStG. •) Vgl. § 22 ReichsEStG.

638

34. Das Bayr. Erbschaftssteuergesetz.

sind, Vorerst nicht berücksichtigt. Beim Eintritte der Bedingung ist jedoch das Zuvielgezahlte von der Steuerbehörde zu erstatten. 2. Lasten, deren Fortdauer von einer auflösenden Bedingung abhängt — mit Ausnahme der Leistungen von unbestimmter Dauer, deren abzuziehender Wert nach den Bestimmungen in Art. 13 bis 15 sich berechnet — werden wie unbedingte in Abzug gebracht. Beim Eintritte der Bedingung ist jedoch derjenige Steuerbetrag nachzuerheben, welcher mehr zu entrichten gewesen sein würde, wenn der Zeitpunkt des Eintritts der Bedingung bei Berechnung der Steuer bekannt gewesen wäre.

1. Erstattet wird nur der zuvielgezahlte Betrag, eine Verzinsung ist nicht Vorgesehen.

Art. 19.) Die in Art. 17,18 enthaltenen Bestimmungen sind gleichmäßig auch auf die von einem Ereignis, welches nur hinsichtlich des Zeitpunktes seines Eintrittes ungewiß ist, abhängigen Erwerbungen, Lasten und Leistungen anzuwenden.

1. Art. 19 behandelt den Fall des dies certus an incertus quando; die Fälle des dies incertus an incertus quando und des dies incertus an certus quando fallen unmittelbar unter Art. 17 und 18. Art. 20.*) 1. Unsichere Forderungen und andere zur sofortigen Wertsermittlung nicht geeignete Gegenstände kommen mit einem mutmaßlichen Werte in Rech­ nung, den der Steuerpflichtige in Vorschlag bringt. Findet keine Einigung statt, so kann die Steuerbehörde von dem vorgeschlagenen Werte die Steuer einziehen und die Berichtigung des Wertansatzes sowie die entsprechende Nach­ forderung oder Erstattung der Steuer bis zum Ausgang derjenigen Verhand­ lungen Vorbehalten, von welchen die Bezahlung der Forderung beziehungs­ weise die Wertsermittlung abhängt. 2. Sind bei Berechnung der Steuer ungewisse oder noch unbekannte Ansprüche der Masse oder an die Masse außer Berücksichtigung geblieben, so wird, wenn dieselben später zur Verwirklichung gelangen, das Zuweniggezahlte nacherhoben und das Zuvielgezahlte zurückerstattet. 3. Für die etwaige Nachzahlung kann Sicherstellung der Steuer aus der Masse verlangt werden.

1. Für zweifelhafte Belastungen besteht keine dem Art. 20 entsprechende Be­ stimmung ; hier wird von Anfang an die so eintretende Minderung der Wertes der Masse frei zu schätzen sein, vgl. Art. 12 „gemeiner Wert". Art. 21.*) 1. Bei Lehen, Familienfideikommissen, Majoraten, Stamm- und ErbGütern, sowie bei Bezügen aus Familienstiftungen ist der Berechnung der Steuer der nach Vorschrift der Art. 14 zu ermittelnde Wert der anfallendm Nutzungen oder Bezüge zu Grund zu legen, der Steuersatz aber nach dem *) Vgl. § 23 des ReichsEStG. ') Vgl. zu Abs. 1 § 24, zu Abs. 2 § 25 des ReichsEStG. ’) Vgl. § 5 Abs. 2 des ReichsEStG.

Verwandtschaftsverhältnis zwischen dem letzten Inhaber und dessen unmittel­ barem Nachfolger zu bemessen. 2. Gleiches gilt für jene Güter, welche auf Grund des Gesetzes vom 4. Juni 1848, die Ablösung des Lehensverbandes betreffend, von dem Lehenverbände befreit wurden, infolang und insoweit für die Sukzession in dieselbe die ftühere Lehenfolge-Ordnung maßgebend bleibt.

1. Art. 21 kommt auch zur Anwendung, wenn es sich um den ersten An­ fall aus dem durch letztwillige Verfügung errichteten Lehen usw. handelt; es liegt nicht ein Anfall des Kapitalvermögens an die neu entstehende Vermögensmasse vor (BayVGH. 8, 202). Arr. 22.) 1. Ist einem Erbschaftssteuerpflichtigen Vermögen angefallen, dessen Nutzung einem Dritten zusteht, so ist dasselbe um den nach Vorschrift der Art. 13—21 berechneten Wert der Nutzung geringer anzuschlagen, sofern von dem Erwerber der Substanz nicht die Aussetzung der Versteuerung der Sub­ stanz bis zu deren Vereinigung mit der Nutzung beantragt wird. Letzteren Falls erfolgt alsdann die Versteuerung ohne jenen Abzug aus dem vollen Werte zur Zeit der Beendigung der Nutznießung und, wenn inzwischen eine weitere Vererbung der Substanz eingetreten sein sollte, ohne Entrichtung einer Steuer für die dazwischen liegenden Anfälle dergestalt, als ob der in die Nutzung eintretende Erwerber der Substanz das unbeschränkte Eigentum unmittelbar von dem ursprünglichen Erblasser erworben hätte. 2. Wird die Versteuerung ausgesetzt, so kann Sicherstellung der Steuer aus der Masse verlangt werden.

1. Unter Art. 22 fällt sowohl der Fall, daß das Nutzungsrecht erst durch die letztwillige Verfügung entsteht, wie der, daß es schon vorher bestand (Mot. S. 11). 2. Art. 22 kommt voll nur dann zur Anwendung, wenn die ganze Nutzung einem Dritten zusteht; steht sie dem Dritten nur teilweise oder anteilweise zu, so findet Art. 22 nur mit Beschränkung hierauf Anwendung. 3. Art. 22 enthält für den Fall, daß ein Nutzungsrecht besteht, vier Rechtsfolgen: 1. der Wert des Anfalls mindert fich um das Nutzungsrecht; 2. das Nutzungsrecht ist nach Art. 13—21 zu berechnen; 3. nach Wegfall des Nutzungsrechts ist auch der neu hinzutretende Wert zu besteuern (s. Art. 20 Abs. 2); 4. es kann Stundung des zuerst zu entrichtenden Steuerbetrugs herbeigeführt werden. 4. Ein Dritter im Sinne des Art. 22 ist nach dem Prinzip des Art. 5 Abs. 1 auch der Steuerpflichtige selbst, wenn ihm die Nutzung zusteht; diesenfalls wird die Vereinigung der Substanz mit der Nutzung regelmäßig sofort eintreten. 5. Hat ein Elternteil an dem Vermögen eines von ihm be­ erbten K.indes ein Nutznießungsrecht, so kann er den Wert des Nutzungs­ rechts abziehen und zwar gleichgültig, ob das Nutznießungsrecht bis zur Voll­ jährigkeit des Kindes oder länger dauert; denn das Gesetz unterscheidet nicht; der Umstand, daß zugleich die (unter Umständen bestehende) Unterhaltspflicht des Eltern­ teils erlischt, steht nicht entgegen, denn die Unterhaltspflicht steht mit dem Nutz') Vgl. § 26 des ReichsEStG.

nießungsrecht in keinem Gegenseitigkeitsverhältnis, sie fällt nur zufällig, nicht aber auf Grund eines erbrechtlichen Umstands weg. Teilweise anders BayVGH. 4, 470. 6. Daß beim Dazwischenliegen einer weiteren Vererbung der Substanz für die dazwischen liegenden Anfälle eine Steuer nicht zu entrichten ist, erklärt sich aus Billigkeitsgründen, denn die dazwischen liegenden Erwerber hatten keinen Genuß von der Erbschaft.

7. Aus der Fiktion am Schlüsse des Abs. 1 ergibt sich auch, daß das Prozentverhältnis der Steuer nach dem Verhältnis des in die Nutzung ein­ tretenden Erwerbers zum Erblasser zu bemessen ist.

8. Darüber, wie der Dritte, falls die Nutzung erst durch den Erbfall begründet wird, zu besteuern ist, trifft Art. 22 keine Bestimmung; er befaßt sich lediglich mit der Besteuerung des Belasteten. Art. 231). 1. Bei einer Nacherbfolge oder einem Nachvermächtnisse wird der Vorerbe oder der erste Vermächtnisnehmer als Nießbraucher und der Nacherbe oder der Nachvermächtnisnehmer als Erwerber der Substanz des an ihn heraus­ zugebenden Vermögens behandelt. 2. Ist jedoch die Einsetzung des Nacherben oder das Nachvermächtnis auf dasjenige beschränkt, was bei dem Eintritte des Falles der Nacherbfolge oder des Nachvermächtnisses übrig sein wird, so haben sowohl der Vorerbe als der erste Vermächtnisnehmer von dem vollen Betrage des ihm angefallenen als der Nacherbe oder Nachvermächtnisnehmer von dem vollen Betrage des an ihn herausgegebenen Vermögens nach ihrem Verhältnisse zum Erb­ lasser die Erbschaftssteuer zu entrichten. Die von dem Vorerben oder Vor­ vermächtnisnehmer entrichtete Steuer wird für den Betrag, für welchen der Nacherbe oder Nachvermächtnisnehmer steuerpflichtig ist, insoweit zurückvergütet, als sie den Betrag übersteigt, den der Vorerbe oder der Vorvermächtnisnehmer als Nießbraucher schulden würde.

1. 2.

Die Fälle des Abs. 1 sind ein Anwendungsfall des Art. 22.

In den Fällen des Abs. 2 haben der Nacherbe und der Nachver­ mächtnisnehmer die Steuer erst zu entrichten, wenn und soweit sie das ihnen Zugewendete tatsächlich erlangt haben; vgl. die Worte „herausgegebenen Vermögens".

3. Was der Vorerbe oder der Vorvermächtnisnehmer schulden würde, ist nach Maßgabe seiner nun feststellbaren, tatsächlichen auf dem Erb­ recht beruhenden Nutzung zu bemessen.

Art. 24. Haben Ehegatten gemeinschaftlich Verwandte des eine« oder beider Ehe­ gatten als Erben eingesetzt oder mit anderen Zuwendungen von Todes wegen bedacht, so wird angenommen, daß der Anfall von dem dem Bedachten am nächsten verwandten Ehegatten herrühre, soweit dessen Nachlaß reicht, sofern sich nicht aus den Umständen ergibt, daß die Zuwendung von dem anderen Ehegatten ausgegangen ist. Kann der Betrag des Nachlasses des zuerst ver­ storbenen Ehegatten nicht ermittelt werden, so ist derselbe behufs Berechnung *) Vgl. § 27 des ReichsEStG.

Art. 22, 23, 24, 25, 26 und 41.

641

der Steuer auf die Halste des beim Tode des letztlebenden Ehegatten vor­ handenen Vermögens anzunehmen. Bleibt jedoch nur in Betreff einzelner Vermögensgegenstände zweifelhaft, zu welchem Nachlaß sie gehörm, so wird angenommen, daß dieselben zum Nachlaß jedes Ehegatten zur Hälfte gehören.

1. Art. 24 hat, soweit es sich um Erwerbe handelt, die nach dem 1. Juli 1906 begründet werden, nur mehr teilweise Bedeutung; das bayer. Recht gilt nur mehr, insoweit es sich um tatsächliche Anfälle von Deszendenten an Aszendenten handelt; daß es sich um einen solchen Fall handelt, muß feststehen, es kann nicht nach Maßgabe des Art. 24 vermutet werden.

Art. 25.*) 1. Die Erbschaftssteuer wird nach dem Anteile jedes einzelnen Erwerbers besonders berechnet. 2. Die bei der Berechnung der Steuer sich ergebenden Psennigbeträge werden, wenn sie über 50 Pfg. betragen, mit 1 Mk., außerdem mit 50 Pfg. gerechnet.

1. Die Abrundung erfolgt an der berechneten Steuer, nicht an dem der Berechnung zugrunde liegenden Anteil des einzelnen.

Art. 26. 1. Die Erbschaftssteuer trifft den Erwerber des steuerpflichtigen Anfalls. 2. Für die Entrichtung der Steuer haftet die ganze steuerpflichtige Masse, aus welcher auch auf Erfordern für die Versteuerung bedingter oder strittiger Anfälle Sicherheit bestellt werden muß. 3. Erben und Miterben, welche in den Besitz der Erbschaft gelangt waren, sind bis zur Höhe des aus der Erbschaft Empfangenen für die Ver­ steuerung derjenigen Anfälle haftbar, welche sie vor Entrichtung oder Sicher­ stellung der Steuer an die Berechtigten ausgeantwortet haben.

C. Die Strafbestimmungen.

Art. 41. 1. Einer Hinterziehung der Erbschaftssteuer macht sich schuldig, wer a) die rechtzeitige Anmeldung eines steuerpflichtigen Anfalls (Art. 30) unterläßt, oder b) ungeachtet ergangener Aufforderung die Verbindlichkeit zu der in Art. 32 vorgeschriebenen Erklarungsabgabe oder Vorlage des Ver­ zeichnisses innerhalb der vorgesetzten Frist nicht erfüllt, oder c) über Tatsachen, welche die Steuerpflichtigkeit, die Höhe des Steuersatzes oder des Steuerbetrags bestimmen, wiffentlich unrichtige Angaben macht, oder d) zu einem steuerpflichtigen Anfall gehörige Gegenstände, zu deren Angabe er verpflichtet ist, verschweigt, oder e) den Wert solcher Gegenstände wiffentlich zu gering angibt. 2. Die Hinterziehung der Erbschaftssteuer wird mit einer dem doppelten Betrage der hinterzogenen Steuer gleichkommenden Geldstrafe bestraft. *) Vgl. § 28 des ReichsEStG. Schiedermair, N«heiigesetze.

41

3. Kann der Betrag der Erbschaftssteuer nicht ermittelt werden, so tritt eine Geldstrafe von 100 bis 5000 Mk. ein. 4. Ist jedoch in den Fällen unter a und b unter den obwaltenden Umständen anzunehmen, daß die rechtzeitige Erfüllung der Verpflichtung nicht in der Absicht, die Erbschaftssteuer zu hinterziehen, unterlassen worden ist, oder werden in den Fällen unter c, d und e die unrichtigen oder unvoll­ ständigen Angaben noch vor der Zahlungsaufforderung, oder im Falle der Einleitung einer amtlichen Schätzung (Art. 36 Abs. 2) noch vor deren Vor­ nahme von dem Pflichtigen berichtigt oder vervollständigt, so tritt anstatt der obigen Geldstrafe nur eine Ordnungsstrafe bis zu 100 Mk. ein.

Zu Abs. 1 lit. a:

1. Art. 30 bestimmt?) 1. Jeder, dem ein steuerpflichtiger An­ fall zukommt, ist verpflichtet, denselben binnen zwei Monaten, nachdem er davon Kenntnis erlangt hat, bei dem zuständigen Rentamte anzumelden, ohne Unterschied, ob die Erwerbung des Anfalls bereits stattgefunden hat oder nicht. 2. Teilnehmer an einer Erbschaft sowie die zu Bezügen aus Familienstiftungen Berufenen werden von der Anmeldungspflicht befreit, wenn die ihnen zukommenden Anfälle von einer der in Art. 27 bezeichneten Personen oder von einem Mitberechtigten rechtzeitig angemeldet werden. 3. über die erfolgte Anmeldung ist auf Verlangen gebühren­ freie Bescheinigung zu erteilen. 2. Wegen der Erfüllung der durch Art. 30 geschaffenen Verpflich­ tungen durch die gesetzlichen Vertreter s. Art. 35 bei Art. 44. 3. Die Anmeldepflicht besteht, wie die Fassung des Gesetzes außer Zweifel stellt, nur wenn der Anfall in der Tat die Steuerpflicht begründet, nicht schon, wenn die Steuerbehörde es annimmt oder vermutet. 4. Die Zuständigkeit der Rentämter ist geregelt durch §§ 2, 3 und 7 der Bek. vom 27. Dezember 1899; zu 8 3 vgl. aber nun die FMB. vom 12. April 1911 (FMBl. 282). 5. Mitberechtigte gemäß Art. 30 Abs. 2 sind Personen, denen eben­ falls ein Anfall gelegentlich des gleichen Steuerfalls zukommt, so Miterben, Bor­ erben, Mitvermächtnisnehmer (s. § 7 Abs. 1 der Bek. vom 27. Dezember 1899). 6. Die in Art. 27 bezeichneten Personen sind: Testamentsvollstrecker, gesetzliche Vertreter und Bevollmächtigte der Erbinteressenten, Nachlaßpfleger und Verwalter der Familienstistungen. 7. Durch Art. 40 des Gesetzes wurde die „Staatsregierung" ermächtigt, die weiteren Vorschriften über die Form der in Art. 30 erwähnten Anmeldungen zu erlassen. Auch Zuwiderhandlungen hiergegen sind nach Art. 41 Abs. 1 lit. a strafbar; doch sind solche Vorschriften nicht ergangen, die „Anleitung" (Formular II zur Bek. vom 27. Dezember 1899) legt sich keine zwingende Bedeutung bei. 8. Die Pflicht des Art. 30 besteht auch in den Fällen der Aversional­ besteuerung nach Art. 37; s. diesen Anm. 16; sie tritt auch nachträglich ein hinsichtlich der Art. 20 Abs. 2 bezeichneten Ansprüche der Masse. ') Vgl. § 36, 38 und 39 ReichsEStG.

Zu Abs. 1 lit b. 9. Art. 32 be stimmt:') 1. Jeder Er Werber eines steuerpflichtigen Anfalls ist gehalten, auf ergangene Aufforderung bei dem ein­ schlägigen Rentamte innerhalb einer von demselben zu bestimmen­ den und nach Darlegung erheblicher Gründe zu verlängernden Frist schriftlich oder zu Protokoll eine Erklärung über alle die Feststellung der Steuer bedingenden Verhältnisse abzugeben und, insofern kein vorschriftsmäßig errichtetes Inventar über den Rücklaß vorliegt, zugleich ein mit den erforderlichen Wertan­ gaben versehenes Verzeichnis über die steuerpflichtige Masse zu übergeben. 2. Diese Obliegenheit kann an Stelle der nach Abs. 1 ver­ pflichteten Personen rücksichtlich aller den Nachlaß betreffenden steuerpflichtigen Anfälle auch von dem Verlassenschaftskommissär, Testamentsvollstrecker, oder den Erben erfüllt werden, wenn auch letztere von den an sie gelangenden Anfällen selbst keine Erb­ schaftssteuer zu entrichten haben. 10. Wegen Erfüllung der durch Art. 32 geschaffenen Verpflichtungen durch die gesetzlichen Vertreter s. Art. 35 bei Art. 44. 11. Die Aufschlußpflicht nach Art. 32 besteht, wie die Fassung des Gesetzes außer Zweifel stellt, nur, wenn tatsächlich ein steuerpflichtiger Anfall vorliegt, nicht schon, wenn es die Finanzbehörde annimmt oder vermutet. A. A. Pfaff-Schmidt Art. 32 Anm. 7. 12. Die Pflicht des Art. 32 tritt nicht schon mit dem Anfall (anders wie bei Art. 30), sondern erst mit dem Erwerb ein (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 26). 13. Nach der Fassung des Art. 32, der das Verlangen, daß die Frist bei Darlegung erheblicher Gründe zu verlängern ist, als absolutes Gebot aufstellt, ist die Frage, ob eine Verlängerung hätte erfolgen sollen, auch im Straf­ verfahren zu prüfen; man scheint auch im Ausschuß der KdAbg. von diesem Stand­ punkt ausgegangen zu sein (1879 Beil. 7, II, 27). 14. In wieweit das Verzeichnis ins Detail zu gehen hat, bestimmt sich nach den Umständen des Falles und ist auch im Strafverfahren selbständig zu prüfen. Die Genauigkeit eines Inventars ist nicht erforderlich. Es genügt insbesondere auch eine gruppenweise Zusammenfassung von Gegenständen z. B. „landwirtschaftliche Geräte und dgl." (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 27). 15. Durch Art. 40 wurde die „Staatsregierung" ermächtigt, die weiteren Vorschriften über die Form der in Art. 32 erwähnten Erklärungen und Verzeichnisse zu erlassen; solche enthält das Formular II der Bek. vom 27. Dezember 1899; soweit die in diesem enthaltenen Vorschriften einen zwingenden Charakter haben, sind auch Zuwiderhandlungen hiergegen strafbar; vgl. auch Anm. 7. 16. Eine Ausnahme von Art. 32 bringt Art. 37 2) des Gesetzes, der die sog. Aversionalbesteuerung regelt und bestimmt: Das Finanzministerium ist ermächtigt, auf Antrag der Steuer­ pflichtigen ausnahmsweise von der Vorlage des Verzeichnisses (Art. 3 2) ganz oder teilweise abzusehen und ein Aversionalquantum ’) Vgl. §§ 37, 38 und 39 des ReichsEStG. -) Vgl. § 44 des ReichsEStG.

für die Erbschaftssteuer anzunehmen, auch die Aversionalversteuerung solcher Anfälle, deren Versteuerung sonst noch ausgesetzt Bleiben müßte, zu gestatten. Zu Abs. 1 lit. c—e: 17. Die Steuerpflichtigkeit, die Höhe des Steuersatzes und des Steuerbetrages und die zu einem steuerpflichtigen Anfalle gehörigen Gegenstände ergeben sich aus Art. 1 — 26; s. diese in Abt. B. Wegen einer vorübergehenden Erhöhung der Steuer, die auch die Höhe der Strafe be­ einflußt, s. die Gesetze vom 9. Juli 1904 (GVBl. 235), 24. Dezember 1905 (GVBl. 699), 14. Dezember 1907 (GVBl. 1075) und 22. Dezember 1909 (GVBl. 917) mit FMB. vom 9. Juli 1904 (JMBl. 132). Vgl. hierzu wegen der Behandlung bedingter Zuwendungen aus der Zeit vor Inkrafttreten dieser Gesetze, wenn die Bedingung während der Wirksamkeit der Gesetze eintritt oder ausfällt, BahVGH. in BayFinBl. 1911, 29. Zu Abs. 2: 18. Kommt es zur Anwendung des Art. 36 (s. diesen bei Anm. 21), so ist von dem Zeitpunkt an, in dem das Aversionalquantum festgesetzt ist, dieses auch der Besteuerung zugrunde zu legen. Kommt es in den Fällen des Abs. 1 lit. a mit Art. 3 0, in denen die Anmeldepflicht schon mit dem Anfall, nicht erst mit dem Erwerb eintritt, überhaupt zu keinem Erwerb, so kann auch, wenn die zweimonatige Frist des Art. 30 noch, bevor eine Entscheidung über den Erwerb erfolgte,1) unbenützt verstrichen ist, keine Bestrafung eintreten, denn es kann eine Strafe im Hinblick auf die Art der Strafbemessung, wie sie Abs. 2 ver­ langt, nicht berechnet werden, da eine Erbschaftssteuer in diesem Fall überhaupt nicht geschuldet wird und demnach auch nicht hinterzogen werden kann; ein Fall des Abs. 3 liegt nicht vor, denn hier liegt die Sache nicht so, daß „der Betrag der Erbschaftssteuer nicht ermittelt" werden kann, sondern es besteht überhaupt keine Steuerpflicht.

Zu Ms. 8: 19. Abs. 3 des Art. 41 wird insbesondere in den Fällen des Art. 20 zur Anwendung kommen. Zu Ms. 4: 2V. Da die StPO, eine Beweislast für den Angeklagten nicht kennt, ergibt sich aus Abs. 4, daß eine Bestrafung nach Abs. 1 nicht eintreten kann, wenn nicht dem Angeklagten bewiesen wird, daß er die Absicht hatte, die Erb­ schaftssteuer zu hinterziehen; teilweise unrichtig KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 31. 21. Art. 36 bestimmt: 1. Wird den Verpflichtungen in Art. 32 bis 34 nicht genügt oder erachtet die Steuerbehörde die von den Beteiligten gemachten oder in dem Inventare enthaltenen Wertangaben dem wahren Zeitwerte nicht entsprechend, so erfolgt die Ermittelung des steuerpflichtigen Anfalls und beziehungsweise des Wertes desselben durch die Steuerbehörde von Amts wegen. 2. Hinsichtlich der Wertsermittelung finden die Bestimmungen im Art. 42 Abs. 1, 2, 3, 4 und 6 des Gesetzes über das Gebührenwesen entsprechende Anwendung. ') Der Eintritt dieses Falles ist möglich: f.§ 1944 Abs. 3 BGB.

22. An die Stelle der Abs. 1, 2, 3, 4 und 6 des Art. 42 des Ge« bührengesetzes in der früheren Fassung sind nun die Abs. 1—5 des Art. 42 des Gesetzes in der Fassung vom 13. Juli 1910 getreten; Art. 42 Abs. 5 des Ge­ setzes der früheren (Art. 40 a der nunmehrigen) Fassung, der die Strafbestimmung enthält, ist nicht als anwendbar erklärt. 23. Auch die Ordnungsstrafe des Abs. 4 ist Kriminalstrafe. Im Allgemeinen.

24. Die Hinterziehung kann nur vorsätzlich begangen werden (s. Mot. S. 13). 25. Der Strafbestimmung des Art. 41 unterliegen nur Personen, denen selbst ein steuerpflichtiger Anfall zukommt, oder die gesetzlichen Vertreter solcher Personen im Sinne des Art. 35; nicht aber die in Art. 32 Abs. 2 bezeichneten Personen; es ergibt sich das aus der Fassung der Art. 32 Abs. 1, 33 und 34 (OLGMSt. 6, 694).

Art. 42. Wer der Verpflichtung zur Abgabe der eidesstattlichen Versicherung innerhalb der von der Steuerbehörde vorgesetzten Frist nicht genügt, wird mit einer Geldstrafe von 100 bis 5000 Mk. bestraft.

1. Art. 42 wird erst verständlich durch Art. 34, mit dem er im inneren Zusammenhang steht. Art. 34 bestimmt: Die Steuerbehörde ist ferner befugt, den in Art. 33 bezeich­ neten Personen über die Richtigkeit und Vollständigkeit der ge­ machten Angaben und des vorgelegten Verzeichnisses (Art. 3 2) in Ermangelung sonstiger genügender Beweisbehelfe eine Ver­ sicherung an Eides statt aufzuerlegen, welche nach näherer Bestimmung der Steuerbehörde schriftlich oder zu Protokoll abzu­ geben ist. 2. Die in Art. 33 bezeichneten Personen sind „Jeder, dem ein nach Art. 1 der Erbschaftssteuer unterworfener Anfall zukommt". Wegen Ausdehnung der Verpflichtung auf die gesetzlichen Vertreter dieser Personen s. Art. 35 bei Art. 44. 3. Nach § 11 der Bek. vom 27. Dezember 1899 ist die Auflage eidesstatt­ licher Versicherungen unstatthaft in Bezug auf Wertangaben, welche bloß auf subjektivem Ermessen beruhen. Die Prüfung der Frage, ob diese Dienstvorschrift beachtet wurde, scheidet aus dem Strafverfahren aus. 4. Gegenstände der eidesstattlichen Versicherung können auch einzelne Angaben des Erben über das eine oder andere die Steuerpflicht bedingende Verhältnis sein z. B. über Befreiungsgründe (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 120).

5. Wird dem Pflichtigen bei einer Bekanntgabe eines Termins mitgeteilt, daß „eventuell" in diesem die eidesstattliche Versicherung abzu­ geben ist, so liegt hierin keine Fristsetzung; denn hier wird nur die Maßnahme der Versicherungsabnahme angekündigt; ob sie stattfinden soll, steht noch nicht fest; wäre tatsächlich eine Frist gesetzt, so müßte schon im Laufe der Frist die Abgabe der Versicherung möglich sein, was hier augenscheinlich nicht der Fall ist. Unrichtig ObLGMSt. 2, 411.

6. Nichteinhaltung der für die Fristsetzung gegebenen Verwaltungsvorschriften macht die Fristsetzung nicht unwirksam; es sind lediglich die Voraussetzungen der Art. 42 und 34 einzuhalten (ObLGMSt. 2, 411). 7. Wie die Fassung des Art. 34 ergibt, ist die Auflegung der eidesstatt­ lichen Versicherung bedingt von dem Vorliegen „sonstiger genügender" (nicht: von dem Rentamt als genügend erachteter) „Beweisbehelfe"; es ist deshalb diese Voraussetzung auch im Strafverfahren zu prüfen. A. A. OLGMSt. 6, 333 ohne schlüssige Begründung; auch aus den in der Entscheidung angeführten Materialien ergibt sich nichts für die Ansicht des OLGM. 8. Die Pflicht des Art. 34 besteht auch in dem Falle der Aversion«l» Besteuerung nach Art. 37; s. diesen bei Art. 41 Anm. 16 (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 119. Art. 43. Privatpersonen, welche mit der Auseinandersetzung einer Verlassenschaft betraut sind, verfallen in eine Geldstrafe von 50 bis 500 Mk., wenn sie den ihnen nach Art. 31 obliegenden Verpflichtungen nicht rechtzeitig nachkommen.

1. Art. 31 bestimmt:*) Gerichte, Notare, Privatverlassen« schaftskommissäre und Testamentsvollstrecker haben demzuständigen Rentamte innerhalb einer von der Staatsregierung näher zu be­ stimmenden Frist von den Verlassenschaften, welche sie behandeln, und dem etwaigen Vorhandensein einer Verfügung von Todes wegen unter Bekanntgabe der hierin mit Zuwendungen bedachten Personen Nachricht zu geben. Auch sind sie verpflichtet, der Steuerbehörde auf Verlangen die gepflogenen Verlassenschafts­ verhandlungen und die Verfügungen von Todes wegen zur Ein­ sicht mitzuteilen. 2. Die in Art. 31 vorgesehene Frist ist auf sechs Wochen festgesetzt, be­ ginnend mit dem Tage, an dem der Mitteilungspflichtige mit dem Nachlaß befaßt wird (Bek. vom 19. Dezember 1902).

Art. 44. Jede Zuwiderhandlung gegen die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes und der Vollzugsvorschriften zu demselben, welche nicht mit einer besonderen Strafe bedroht ist, wird, wenn dieselbe begangen wurde 1. von dem Steuerpflichtigen bezw. dessen Vertreter (Art. 35) oder den in Art. 43 bezeichneten Personen, mit einer Ordnungsstrafe bis zu 100 Mk., 2. von einem Notar, mit Ordnungsstrafen und bei fortgesetztem pflichtwidrigen Verhalten mit Disziplinarstrafen nach Maßgabe der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen geahndet.

1. Art. 35 bestimmt: Für Personen, die unter elterlicher Gewalt, unter Vormundschaft oder unter Pflegschaft stehen, sowie für juristische Personen sind die in Art. 30, 32 bis 34 auf­ gestellten Verpflichtungen von den gesetzlichen Vertretern zu erfüllen. ') Vgl. §8 40 und 41 ReichsEStG.

Art. 42, 43, 44, 45 und 46.

A. Allgemeine Bemerkungen.

647

2. Gesetzliche Bestimmungen und Vollzugsvorschriften, die lediglich den Charakter von Dienstanweisungen haben, oder nicht den Charakter absoluter Gebote oder Verbote haben, fallen nicht unter Art. 44; demnach dürfte Nr. 1 des Art. 44 zurzeit bedeutungslos sein. Nr. 2 enthält keine kriminelle Strafe. Art. 45. Die Zuständigkeit und das Verfahren bei strafbaren Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes und der Vollzugsvor­ schriften zu demselben, mit Ausnahme der Falle des Art. 44 Ziff. 2, richtet sich nach den allgemeinen Normen des Reichsgerichtsverfassungsgesetzes und der Reichsstrafprozeßordnung. Hinsichtlich des Verfahrens im Verwaltungswege finden die Vorschriften in Art. 86, 87 Abs. 1, Art. 88 Abs. 1, Art. 89 Abs. 1 bis 3, 5, Art. 90, 91, 92 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung der Reichsstrafprozeßordnung ent­ sprechende Anwendung mit der Maßgabe, daß an Stelle der Zollbehörden hier die Rentämter zu treten haben.

Art. 46. Die Strafverfolgung von Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes und der Vollzugsvorschriften zu demselben verjährt in drei Jahren; die Vollstreckung der rechtskräftig ausgesprochenen Strafen verjährt in fünf Jahren.

35. Das Gebührengesetz. (Vom 18. August 1879, in der Fassung vom 13. Juli 1910?)

A. Allgemeine ßemechungen.

1. Das Gebührengesetz, ursprünglich datiert vom 18. August 1879, erlitt mehrfache Änderungen und wurde mehrfach in neuer Fassung bekannt gemacht, nämlich mit Bek. vom 21. Januar 1890 (GVBl. 9), vom 6. Juli 1892 (GVBl. 489), vom 11. November 1899 (GVBl. 889), vom 28. April 1907 (GVBl. 395) und zuletzt auf Grund Gesetzes vom 29. April 1910 (GVBl. 233) in der nunmehr geltenden Fassung mit Bek. vom 13. Juli 1910 (GVBl. 311); jedoch wieder geändert durch Art. 34 des Gesetzes über das Staatsschuldbuch vom 20. Juli 1912 (GVBl. 683). 2. Im folgenden find nachstehende Artikel des Gesetzes behandelt. Die unmittelbar strafrechtlich erheblichen sind fett gedruckt: Art. 2, 3, 4, 6, 14 Abs. 3, 40, 40a, 41-43, 118, 145, 146, 146a, 149, 153, 189 (bei Art. 261); 192 (bei Art. 40 a); 196 (bei Art. 198); 198, 252—255, 256, 257—259, 260, 261—267, 268, 271, 272, 273, 274—279, 280, 281, 282, 283 (bei Art. 258a); 294, 295, 296, 297, 298, 299. *) Das Gesetz ist in der nunmehrigen Fassung abgedruckt GVBl. 1910,311.

Art. 42, 43, 44, 45 und 46.

A. Allgemeine Bemerkungen.

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2. Gesetzliche Bestimmungen und Vollzugsvorschriften, die lediglich den Charakter von Dienstanweisungen haben, oder nicht den Charakter absoluter Gebote oder Verbote haben, fallen nicht unter Art. 44; demnach dürfte Nr. 1 des Art. 44 zurzeit bedeutungslos sein. Nr. 2 enthält keine kriminelle Strafe. Art. 45. Die Zuständigkeit und das Verfahren bei strafbaren Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes und der Vollzugsvor­ schriften zu demselben, mit Ausnahme der Falle des Art. 44 Ziff. 2, richtet sich nach den allgemeinen Normen des Reichsgerichtsverfassungsgesetzes und der Reichsstrafprozeßordnung. Hinsichtlich des Verfahrens im Verwaltungswege finden die Vorschriften in Art. 86, 87 Abs. 1, Art. 88 Abs. 1, Art. 89 Abs. 1 bis 3, 5, Art. 90, 91, 92 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung der Reichsstrafprozeßordnung ent­ sprechende Anwendung mit der Maßgabe, daß an Stelle der Zollbehörden hier die Rentämter zu treten haben.

Art. 46. Die Strafverfolgung von Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes und der Vollzugsvorschriften zu demselben verjährt in drei Jahren; die Vollstreckung der rechtskräftig ausgesprochenen Strafen verjährt in fünf Jahren.

35. Das Gebührengesetz. (Vom 18. August 1879, in der Fassung vom 13. Juli 1910?)

A. Allgemeine ßemechungen.

1. Das Gebührengesetz, ursprünglich datiert vom 18. August 1879, erlitt mehrfache Änderungen und wurde mehrfach in neuer Fassung bekannt gemacht, nämlich mit Bek. vom 21. Januar 1890 (GVBl. 9), vom 6. Juli 1892 (GVBl. 489), vom 11. November 1899 (GVBl. 889), vom 28. April 1907 (GVBl. 395) und zuletzt auf Grund Gesetzes vom 29. April 1910 (GVBl. 233) in der nunmehr geltenden Fassung mit Bek. vom 13. Juli 1910 (GVBl. 311); jedoch wieder geändert durch Art. 34 des Gesetzes über das Staatsschuldbuch vom 20. Juli 1912 (GVBl. 683). 2. Im folgenden find nachstehende Artikel des Gesetzes behandelt. Die unmittelbar strafrechtlich erheblichen sind fett gedruckt: Art. 2, 3, 4, 6, 14 Abs. 3, 40, 40a, 41-43, 118, 145, 146, 146a, 149, 153, 189 (bei Art. 261); 192 (bei Art. 40 a); 196 (bei Art. 198); 198, 252—255, 256, 257—259, 260, 261—267, 268, 271, 272, 273, 274—279, 280, 281, 282, 283 (bei Art. 258a); 294, 295, 296, 297, 298, 299. *) Das Gesetz ist in der nunmehrigen Fassung abgedruckt GVBl. 1910,311.

3. Materialien zum Gesetz in der ursprünglichen Fassung; KdAbg. 1879: Beil. 7,1,19 (Entw. mit Mot.); Beil. 7,1, 123 (Fassung des Entw. im Ausschuß); Beil. 7, I, 181 (Bericht des Referenten); Beil. 7, I, 187 (Fassung des Entw. im Ausschuß in der 2. Lesung); Beil. 7,1, 191 (Fassung des Entw. im GGA. der KdReichsr.); Beil. 7,1, 193 (Fassung des Entw. im Ausschuß auf Grund der neuen Beratung); Beil. 7,1, 195 (Fassung des Entw. auf Grund der neuen Beratung im GGA. der KdReichsr.); Beil. 7,1, 199 (Gesamtbeschluß der Ausschüsse); GGA. 7, 1, 235 (Schreiben der Regierung); GGA. 7, 1, 237 (Gesamtbeschluß); Beil. 7, JI, 33 (Berh. im Ausschuß, erste Lesung); Beil. 7, II, 121 (desgl. zweite Lesung); Beil. 7, II, 145 (desgl. über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 7,11,153 (desgl.über die neuerliche Rückäußerung); StenB. 3,717. KdReichsr. 1878/1879: GGA.i) 51 (Bortrag des Referenten); GGA. 68, 70, 78, 79 (Abänderungsanträge); GGA. 82 (Verh. im Ausschuß); GGA. 102 (Fassung des Entw. im Ausschuß); GGA. 118 (Antrag des Referenten über die Rückäußerung der KdAbg.); GGA. 120 (Verh. im Ausschuß über die letztere); GGA. 123 (Neuer Beschluß des Ausschusses); GGA. 131 (Gesamtbeschluß der Ausschüsse); GGA. 257 (Schreiben der Regierung); GGA. 259 (Verh. im Ausschuß); StenB. 2, 1197 (Verh. im Plenum). Materialien zur Nov. vom 9. Juni 1899: KdAbg. 1898/99: GGA. 1, 453 (Entw. mit Mot.); GGA. 1, 713 (Beschlüsse des Ausschusses); GGA. 1, 716 (Antrag des Ausschusses); GGA. 1, 822 (Fassung des Entw. im Plenum); GGA. 1, 827 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); GGA. 1, 885 (Gesamtbeschluß); GGA. 2, 751 (Verh. im Ausschuß); GGA. 2, 807 (Berh. der Redaktionskommission); GGA. 2, 809 (Verh. im Ausschuß, 2. Lesung); GGA. 2, 817 (Berh. der Redaktionskommission); GGA. 2, 886 (Verh. über die Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 13, 1057 (Verh. im Plenum). KdReichsr. 1898/99: GGA. 400 (Antrag); GGA. 401 (Fassung des Entw. im GGA. der KdAbg.); GGA. 404 (Antrag); GGA. 409, 431 (Verh. im Ausschuß); GGA. 432 (Fassung des Entw. im Ausschuß); GGA. 473 (Fassung des Entw. in der KdAbg.); GGA. 479 (Neue Verh. im Ausschuß); GGA. 537 (Fassung des Entw. im Plenum); GGA. 537 (Gesamtbeschluß); StenB. 8, 472 (Berh. im Plenum). Materialien zur Nov. vom 20. August 1906: KdAbg. 1905/06: Beil. 2, 77 (Entw. mit Mot.); Beil. 3, 295 (Antrag des Ausschusses); Beil. 3, 381 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 3,437 (Fassung des Entw.in der KdReichsr.); Beil. 3, 438 (Gesamtbeschluß); StenB. 5, 920 (Verh. im Plenum). KdReichsr.; 1905/06, 34. Landtag: Beil. 815 (Fassung desEntw. im Plenum derKdAbg.); Beil. 820 (Bericht des Referenten); Beil. 892 (Verh. im Ausschuß); Beil. 931 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 931 (Gesamtbeschluß); StenB. 431 (Berh. im Plenum). Materialien zur Nov. vom 28. April 1910: KdAbg. 1909/10: Beil. 8, 413 (Entw. mit Mot.); Beil. 8, 459 (Gegenüberstellung der bisherigen Fassung des Gesetzes und der des Entw.); Beil. 8, 724 (Abänderungsantrag von Abgeordneten); Beil. 9, 571 (Fassung des Entw. auf Grund der zweiten Lesung im Ausschuß); Beil. 9, 770 (Fassung des Entw. auf Grund der Verh. im Plenum); Beil. 9, 956 (Fassung des Entw. in der KdReichsr.); Beil. 9, 959 (Antrag des Aus­ schusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 9, 964 (Fassung des Entw. auf Grund der neuen Beratung im Plenum); Beil. 10, 157 (Fassung des Entw. *) Das ist des Gesetzgebungsausschusses zur Beratung der Entwürfe über das Gebühren­ wesen und die Erbschaftssteuer.

B. Das Gesetz selbst. Art. 1 und 2.

A. Allgemeine Bemerkungen.

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im Plenum der KdReichsr. auf Grund der neuerlichen Beratung); Beil. 10, 158 (Gesamtbeschluß); StenB. 9, 754 (Verh. im Plenum); StenB. 10, 549 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.). KdReichsr. 1909/10, 35. Landtag: Beil. 5, 382 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 5, 394 (Bericht des Referenten); Beil. 5, 466 und 499 (Verh. im Ausschuß); Beil. 5, 507 (Zusammenstellung der verschiedenen Fassungen des Entw.); Beil. 6, 663 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 6, 669 (Fassung des Entw. auf Grund der neuen Beratung im Plenum der KdAbg.); Beil. 6, 670 (Antrag des Referenten über die Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 6, 682 (Verh. im Ausschuß hierüber); Beil. 6, 690 (Verh. im Plenum hierüber); Beil. 6, 691 (Gesamtbeschluß); StenB. 2, 7 (Verweisung an den Ausschuß); StenB. 2, 175 und 186 (Verh. im Plenum).

4. Vollzugsbestimmungen. Allgemeine Vollzugsverordnung vom 23. Dezember 1899 (GVBl. 1223), geändert durch BO. vom 10. Mai 1903 (GVBl. 315) und FMB. vom 29. Oktober 1907 (GVBl. 822); Allgemeine Bollzugsinstruktion vom 25. Dezember 1899 (FMBl. 1900, 343); VollzBek. zur Nov. vom 20. August 1906: JFMB. vom 8. Januar 1907 (JMBl. 11) und die VollzBek. zur Novelle vom 29. April 1910: FMB. vom 12. August 1910 (JMBl. 709). 5. Literatur: Meyer, Das bayerische Gebührengesetz 1910; Pfaff (-Reisenegger-Schmidt) Das Bayerische Gebührengesetz 1911; Wochinger, Bayerns Gebührengesetze 1904. 6. Das Gebührengesetz enthielt in den älteren Fassungen für die Pfalz verschiedene Sonderbestimmungen; seit der Fassung des Jahres 1899 sind diese beseitigt und es gilt nun für das ganze Königreich einheitliches Recht.

7. Allgemein strafrechtlich erhebliche Bemerkungen. Die Umwandlung der Geldstrafen des Gesetzes in Freiheitsstrafen erfolgt nach §§ 28, 29 StGB. (Art. 4 AG. StPO., Mot. S. 98). Eine Strafbestimmung allgemeiner Art, hinsichtlich der Verjährung trifft Art. 299; eine besondere Verfahrensvorschrift enthält 298. Die Strafbestimmungen des Gebührengesetzes sind keine höher straf­ baren Übertretungen im Sinne des Art. 5 AG. StPO. (Mot. S. 98; BayZ. 1907, 488).

Vas Gesetz selbst.

B. I. Abteilung.

Einleitende Bestimmungen.

Art. 1. (Ist ohne strafrechtliche Bedeutung).

Art. 2. 1. Der Mindestbetrag einer Gebühr ist 20 Pfennig vorbehaltlich der Bestimmung im Art. 270 Abs. 3. 2. Pfennigbeträge, welche ohne Bruch nicht durch zehn teilbar sind, werden auf den nächst höheren durch zehn teilbaren Betrag abgerundet.

1. Art. 2 erhielt durch die Novelle vom 9. Juni 1899 eine unerhebliche Änderung; im übrigen hat er feine ursprüngliche Fassung behalten.

Art. 3. Gebühren werden nicht erhoben: 1. für Amtshandlungen, welche unabhängig von dem Verschulden einer Partei im öffentlichen Interesse von Amts wegen gepflogen werden; 2. wenn die Gebühr aus der Reichs- oder Staatskasse bezahlt werden müßte; gleiches gilt von der Zivilliste des Königs; 3. wenn die Tax- und Stempel- oder Gebührenfreiheit durch Gesetze, Verordnungen oder Staatsvertrage ausgesprochen ist; 4. 5.

lohne strafrechtliche Bedeutung); sahne strafrechtliche Bedeutung).

1, 2.

Art. 3 hat noch seine ursprüngliche Fassung.

Nr. 1 betrifft die sog. Offizialsachen; öffentliches Interesse soll der Gegensatz zum Privatintereffe, dem Interesse einer Partei sein (Mot. S. 81).

3. Gebührenfrei ist das Staatsoberhaupt als solches, kraft seiner staatsrechtlichen Stellung (Mot. S. 82); der Regent hat hierauf keinen Anspruch. 4. Das Gebührengesetz will unter Gebühren grundsätzlich nur die eigent­ lichen nicht aber Schreibgebühren, oder sonstige Auslagen verstanden haben; diese Begriffsbestimmung findet deshalb auch für Art. 3 Anwendung (ObLGMZ. in BayFinBl. 1912, 93). Art. 4. 1. Personen, deren Zahlungsunfähigkeit amtsbekannt oder durch obrig­ keitliche Zeugnisse bescheinigt ist, haben in Gegenständen der Verwaltung und Verwaltungsrechtspflege auf einstweilige Befreiung von Gebühren Anspruch. 2. In den Angelegenheiten, in welchen der Notar seine Amtsgeschäfte vorläufig unentgeltlich vorzunehmen hat, werden auch Staatsgebühren vor­ läufig nicht erhoben. Die über die Verpflichtung des Notars, sein Amt vor­ läufig unentgeltlich auszuüben, ergehende Entscheidung wirkt auch in Ansehung der Staatsgebühren. Das Recht, auf die Entscheidung des Landgerichts anzutragen, sowie die Beschwerde gegen die Entscheidung des Landgerichts steht auch der Regierungsfinanzkammer zu.

1. 2.

Art. 4 erhielt seine jetzige Fassung durch die Novelle vom 9. Juni 1899. Gegenstände der Verwaltung und Verwaltungsrechts­ pflege sind die in Abt. V (Art. 201—238) behandelten Gegenstände.

Art. 5. (Ist ohne strafrechtliche Bedeutung).

Art. 6. Für die Berechnung der Fristen gelten die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Fällt das Ende einer Frist auf einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag, so endigt die Frist mit dem Ablaufe des nächstfolgenden Werktags.

1. 2.

Art. 6 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 9.Juni 1899.

Die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs über die Berechnung der Fristen sind in dessen §§ 186—193 enthalten.

Art. 3, 4, 5, 6, 14, 26—38, 40 und 40a.

651

II. Abteilung. Bürgerliche Rechtsstreitigkeilen. I. Abschnitt.

Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung

Art. 14. Abs. 3. Für die notarielle Beurkundung oder Beglaubigung der Ab­ tretung der Rechte aus dem Meistgebot oder der Erklärung, für einen Dritten geboten zu haben (§ 81 des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung), wird die Gebühr des Art. 146 erhoben. Sofern jedoch die Abtretung oder die Erklärung im Versteigerungstermin erfolgt oder ein Gläubiger Meistbietender war, dem eine durch ein geringeres Gebot nicht der nicht vollständig gedeckte Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld zustand, wird eine Gebühr von 1 Mk. erhoben. III. Abteilung. Straffachen.

Art. 26—38. IV. Abteilung.

Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit.

I. Abschnitt. Allgemeine Bestimmungen. Das Anwendungsgebiet der Art. 40—43 ist beschränkt auf die Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit; es ergibt sich das aus der Überschrift der Abt. IV. Der Begriff ist hier in seiner allgemeinen Bedeutung

gebraucht; es fallen deshalb insbesondere folgende in den einzelnen Unterab­ schnitten des Gesetzes behandelte Angelegenheiten hierher: Verhandlungen der Gerichte: Zeugnisse, Beglaubigungen und Ausfertigungen; Registerführung, Familien­ fideikommisse; Vormundschaftssachen; Nachlaß- und Teilungssachen; Grundbuch­ sachen; dann die Verhandlungen der Notare und gewisse Amtshandlungen der Gerichtsvollzieher.

Art. 40. 1. Die Beteiligten find verpflichtet, den Wert des Gegenstandes, wenn der Gegenstand nicht in einer bestimmten Geldsumme besteht oder aus früheren Anträgen erhellt, und auf Erfordern auch den Wert eines Teiles des Gegenstandes dem Gericht oder dem Notar anzugeben. 2. Die Angabe kann jederzeit berichtigt werden.

1.

Der Artikel ist dem § 14 des Reichsgerichtskostengesetzes nach­

gebildet.

2. In einer Geldsumme besteht der Gegenstand nicht bloß dann, wenn Bargeld der Gegenstand des Vertrages ist, sondern immer dann, wenn der Gegen­ stand (aber nicht bloß dessen Wert) durch ziffermäßige Bezeichnung nach Geld­ stücken zum Ausdruck gebracht ist, also insbesondere auch dann, wenn der Gegen­ stand in einer bestimmten Geldforderung besteht. Der Wert des Gegenstandes ist hier nicht maßgebend; es entscheidet deshalb der nominelle Betrag auch dann, wenn der tatsächliche Wert (z. B. wegen zweifelhafter Eindringlichkeit der Forde­ rung) geringer ist als der Nennwert.

Art. 40 a. Ist der Wert von den Beteiligten in der Absicht, die Gebühr zu hinterziehen, zu gering angegeben worden, so trifft

jeden eine Geldstrafe bis zum doppelten Betrage der hinter­ zogenen Gebühr. Wird jedoch die Wertsangabe noch vor der Einleitung des Wertsermittlungsverfahrens (Art. 42, 43) von dem Pflichtigen selbst berichtigt, so tritt nur Ordnungs­ strafe bis zu 30 Mk. ein. !♦ Art. 40a wurde durch die Novelle vom 28. April 1910 ein­ geschaltet, er ist im wesentlichen eine Wiederholung des durch diese Novelle auf­ gehobenen Art. 42 Abs. 5 der früheren Fassung.

2. Aus der Stellung und dem Inhalt des Art. 40a folgt, daß er nur in den Fällen des Art. 40 zur Anwendung kommt; er findet deshalb insbesondere dann nicht Anwendung, wenn der Gegenstand der gebührenpflichtigen Tätigkeit in einer Geldsumme besteht und diese zu gering angegeben wird. Art. 40 a spricht auch nur vom „Wert". Hierbei ist jedoch bei Verhandlungen der Notare Art. 187 in Betracht zu ziehen, demzufolge (z. B. bei einem Kaufe) die nicht in Geld bestehende Gegenleistung maßgebend ist, so daß Art. 40 und 40 a wieder Anwendung finden (vgl. ObLGMZN. 10, 152). 3. Aus der Stellung des Art. 40a in dem Abschnitt Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit ergibt sich, daß er auch nur auf An­ gelegenheiten dieser Art Anwendung findet. Aus der früheren Stellung der Strafbestimmung des nunmehrigen Art. 40 a als Abs. 5 des Art. 42 ergab sich, daß eine Bestrafung nur erfolgen konnte, wenn es sich um die verhältnis­ mäßige Gebühr für ein Rechtsgeschäft handelte (Art. 41); diese Be­ schränkung wurde durch die nunmehrige Fassung als gesonderter Artikel beseitigt (Mot. zur Novelle von 1910 S. 425); er findet also jetzt insbesondere auch im Erbscheinsverfahren und bei Pflegschaften und Beistandschaften Anwendung. Bei Gebühren, die gemäß Art. 25 des Gebührengesetzes im Falle einer gütlichen Einigung der Beteiligten über die Abtretung vor der Distriktsverwaltungsbehörde (Art. 26 AG. StPO. KO.) erhoben werden, kommt die Strafbestimmung des Art. 40 a nicht zur Anwendung; denn dieses Verfahren betrachtet das Gebührengesetz nach der Überschrift des Abschnitts, in dem Art. 25 steht, als bürgerliche Rechtsstreitigkeit, nicht als Angelegenheit der freiwilligen Gerichtsbarkeit. 4. Erforderlich ist die Absicht zu hinterziehen, das bloße Wissen genügt nicht zur Bestrafung (KdAbg. 1898/99 GGA. 1, 481; 2, 759).

5. Strafbar ist nur eine Wertsangabe bei Aufnahme der Urkunde oder im unmittelbaren Anschlusse daran; es kann nach dem Zusammen­ hang, in dem Art. 40 a mit Art. 40 steht, nur eine derartige Wertsangabe gemeint sein; es scheidet deshalb insbesondere eine Wertsangabe, die im Festsetzungsver­ fahren nach Art. 42 gemacht wurde, aus (s. RGSt. 31, 9). 6. Was unter Beteiligte zu verstehen ist, ergibt sich aus Art. 41. Daraus, daß dort die Anwendung der Art. 42 ff. an die Voraussetzung geknüpft ist, daß der Zahlungspflichtige unrichtige Angaben macht, ist zu folgern, daß nur Zahlungs­ pflichtige als Beteiligte anzusehen sind. Wer Zahlungspflichtiger ist, ist für Gebühren, die bei Notaren an­ fallen, durch Art. 192 geregelt, der bestimmt: 1. Die Verbindlichkeit zur Entrichtung der Gebühr ob­ liegt demjenigen, der die Tätigkeit des Notars veranlaßt

hat. Ist dieselbe von mehreren veranlaßt worden, so haften diese dem Staate gegenüber als Gesamtschuldner. 2. Vereinbarungen über die Tragung der Gebühren sind nur für die Beteiligten wirksam.

7. Das Wertvermittlungsverfahren wird, wie Art. 43 ergibt, dadurch eingeleitet, daß das Rentamt den Beteiligten einen Wertsanschlag nach Maßgabe des Art. 43 Abs. 1 bekannt gibt (Mot. zur Nov. von 1910 S. 425). Die Bekanntgabe ist nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen erst dann erfolgt, wenn die Bekanntgabe an die Beteiligten gelangt ist. Sind mehrere Beteiligte vor­ handen, so erlischt sinngemäß die Möglichkeit der Berichtigung für jeden Beteiligten mit der Bekanntgabe an ihn.

8. In den Fällen, in denen ein Wertermittlungsverfahren nicht zulässig ist, das sind die Fälle, in denen es sich nicht um die verhält­ nismäßige Gebühr für ein Rechtsgeschäft handelt, tritt stets die schwerere Strafe des Abs. 1 ein. 9, Die Wertfestsetzung und die Gebührenberechnung im Strafverfahren erfolgen durchaus selbständig nach dem Grundsatz der freien Beweiswürdigung und nicht nach der formellen Beweisführung des Art. 42 (ObLGMSt. 7, 68; 1, 363). Solange aber ein Wertfestsetzungsverfahren im Verwaltungswege nicht eingeleitet ist, kann die mildere Deliktsform des Satzes 2 des Art. 40 a nicht angewendet werden. Ihre AnWendung ist aber möglich, wenn, sei es vor, sei es im Laufe des Strafverfahrens, das Wertfestsetzungsverfahren eingeleitet wird; es ergibt sich das daraus, daß das Gesetz nicht unterscheidet. Die entgegengesetzte Auffassung in den erwähnten ObLGMSt. 7, 68 entbehrt der rechtlichen Begründung. Wird das Wertfestsetzungs­ verfahren erst nach rechtskräftiger Erledigung des Strafverfahrens eingeleitet, so kann die Wiederaufnahme des Verfahrens gemäß § 399 Nr. 5, 403 StPO, erfolgen. • 10. Ausdrückliche Bestimmungen über die Min de st strafe bestehen nicht. Auf Grund d>es Art 4 AG. StPO, ist deshalb im Falle des Satz 1, wenn der doppelte Betrag der hinterzogenen Gebühr 150 Mk. überschreitet und deshalb die Tat Vergeheu ist, die Mindeststrafe 3 Mk., andernfalls 1 Mk.; im Falle des Satz 2 dagegen stets 1 Mk. 11. Der Einfluß der Bewilligung des Armenrechts, s. Art. 4, aus die Zulässigkeit der Bestrafung ist der: Eine Geldstrafe ist nach Art. 40 a nur zu entrichten, soweit eine Gebühr hinterzogen wurde. Hieraus ergeben sich im einzelnen folgende Folgerungen: a) Für die Wirkungen des Armenrechts in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit "gelten gemäß § 14 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit vom 20. Mai 1898 (RGBl. 771) die Vorschriften der Zivilprozeßordnung über das Armenrecht. Diese bezeichnet in § 115 Nr. 1 als Folge der Bewilligung des Armenrechts die „einstweilige Befreiung von der Berichtigung der rückständigen und der künftig erwachsenden Gerichtskosten". Aus dieser Bestimmung ergibt sich, daß durch die Bewilligung des Armenrechts weder die Kostenpflicht aufgehoben, noch die Fälligkeit der Gebühren geändert wird; sie hat vielmehr aufschiebende Mrkung nur in dem Sinn, daß einstweilige Befreiung von der Zahlung eintritt (s. Rittmann, Das Deutsche Gerichtskostengesetz 6. Ausl. S. 420). Die gleiche Wirkung hat in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit die Bewilligung des

Armenrechts auf die Pflicht zur Entrichtung der Gebühren. Die Gebühr ist angefallen und zu berechnen und die Beteiligten haben die Pflichten nach Art. 41 ff. des Gebührengesetzes. Es hat also auch in diesen Fällen die Bestimmung des Art. 40 a zur Anwendung zu kommen. b) Ganz das gleiche gilt nach Art. 129 AG. BGB. hinsichtlich des Armenrechts und deshalb auch hinsichtlich der Anwendung des Art. 40 a in denjenigen Angelegenheiten der freiwilligen Gerichts­ barkeit, für welche landesgesetzliche Vorschriften maß­ gebend sind; ebenso c) nach Art. 8 des AG. GO. für Grundbuchsachen. d) Besondere Bestimmungen gelten hinsichtlich der Verhandlungen der Notare. Nach Art. 4 Abs. 2 Satz 1 des Gebührengesetzes werden Staatsgebühren in den Fällen vorläufig nicht erhoben, in denen auch der Notor vorläufig keine Gebühren zu beanspruchen hat. Nach Art. 53 des Notariatsgesetzes hat der Notar, soweit nicht besondere Vorschriften maßgebend sind, seine Amtsgeschäfte dann unentgeltlich vorzunehmen, wenn die Beteiligten, die ihn um Ausübung seines Amtes angehen, zur Bezahlung der Notariatsgebüheen außerstande sind. Darüber, ob diese Voraussetzungen vorliegen, entscheidet zunächst der Notar. Es kann aber die Entscheidung des Landgerichts hierüber herbeigeführt werden und gegen dessen Entscheidung Beschwerde zum Obersten Landesgericht eingelegt werden. Den Antrag auf Entscheidung können sowohl die Beteiligten als die Regierungsfinanzkammer stellen. Nach Art. 4 Abs. 2 Satz 2 des Gebührengesetzes wirkt die Entscheidung des Landgerichts, die nur hinsichtlich der dem Notar zustehenden Gebühren ergeht, auch „in Ansehung der Staatsgebühren". Für die Auslegung des Art. 40 a ergibt sich hieraus folgendes: a) Die Wirkung des Armenrechts ist die, daß Gebühren „vorläufig nicht erhoben" werden. Das Gebührengesetz will mit dem Ausdruck „Gebühren werden erhoben" oder „nicht erhoben" dasselbe sagen, wie mit dem Ausdruck „Gebühren sind zu entrichten" oder „fallen an" (vgl. z. B. Art. 149 Abs. 1 Satz 2 oder Art. 151). Hieraus ergibt sich, daß in den Fällen dss Armenrechts auf dem Gebiete der Verhandlungen der Notare, eine Gebührenpflicht zunächst überhaupt nicht eintritt, und nicht etwa wie in den Fällen unter a—c die Gebühr bloß gestundet wird; es hat also weder eine Gebührenfestsetzung noch eine Bestrafung aus Art. 40 a zu erfolgen. /S) Liegt eine Entscheidung des Landgerichts über die Voraussetzungen des Armenrechts in dem oben erwähnten Sinne vor, so ist sie, gleichviel ob sie das Borliegen der Voraus­ setzungen feststellt oder verneint, für das Strafverfahren nicht bindend; denn die Strafe nach Art. 40a bemißt sich nach der „hinterzogenen Gebühr", nicht aber nach dem, was nach Ansicht einer anderweit ergangenen Entscheidung als hinter­ zogen angesehen wird. Um so mehr ist die selbständige Prüfung des Strafrichters veranlaßt, solange eine Entscheidung des Landgerichts überhaupt noch nicht vorliegt. y) Besondere Vorschriften (vgl. hierzu auch den oben erwähnten Art. 53 des Notariatsgesetzes) gelten für die Tätigkeit der

Notare bei Auseinandersetzung eines Nachlasses oder des Gesamtguts einer ehelichen oder einer fortgesetzten Gütergemeinschaft. Gemäß §§ 194 und 193 des Gesetzes über die Angelegenheiten der freiwilligen Ge­ richtsbarkeit und §§ 6 und 8 des Gesetzes über das Nachlaß­ wesen vom 9. August 1902 (GVBl. 463) kommen für diese Fälle die Bestimmungen des § 14 des Gesetzes über die Angelegen­ heiten der freiwilligen Gerichtsbarkeiten zur Anwendung; es gilt demnach insoweit das oben unter a Ausgeführte auch für die Verhandlungen der Notare. e) Soweit Gebühren auf dem Gebiete der Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung von Gegenständen des unbeweg­ lichen Vermögens in Frage stehen (Art. 7—22), kennt das bayerische Gebührengesetz ein Armenrecht überhaupt nicht. Die Bestimmungen der Reichszivilprozeßordnung über das Armenrecht finden auf dieses Gebiet keine Anwendung. Eine Ausnahme besteht insoweit, als durch besondere Bestimmung, wie sie die Art. 10, 14, 21 und 22 enthalten, die Vor­ schriften, die für die Notariatsurkunden gelten, für anwendbar erklärt sind; insoweit gelten auch hier die Ausführungen unter d.

12. Art. 40a findet weiter Anwendung in den Fällen des Art. 257 und Art. 260. Art. 41. In den Fällen, in welchen die verhältnismäßige Gebühr für ein Rechts­ geschäft zu erheben ist, gelten, wenn der Zahlungspflichtige die Wertsangabe verweigert oder wenn die von dem Zahlungspflichtigen gemachte Angabe oder tot Falle einer freiwilligen Versteigerung der Zuschlagspreis als dem wahren Werte nicht entsprechend erachtet wird, die nachstehenden Vorschriften.

1. Verhältnismäßige Gebühr, in der Vollzugsinstruktion vom 25. De­ zember 1899 umschrieben durch „Prozentabel zu bewertende Urkunden", ist jene, die sich nach ihrem Verhältnis zur Gegenstandssumme bemißt.

2. Der Begriff Rechtsgeschäft ist weder in den Motiven zur Novelle vom 9. Juni 1899, durch die er eingeführt wurde, noch in den Verhandlungen hiezu näher bestimmt. Wie die anderen durch die genannte Novelle in das Gesetz eingeführten Begriffe aus dem Gebiete des bürgerlichen Rechts ist auch dieser im Sinne des BGB. auszulegen. Nach den Mot. zu diesen (1, 126) versteht man unter Rechtsgeschäft eine Privatwillenserklärung, gerichtet auf die Hervorbringung eines rechtlichen Erfolges, welcher nach der Rechtsordnung deswegen eintritt, weil er gewollt ist. Es scheiden deshalb von der Anwendung der Art. 41 und 42 aus: a) alle Gebühren, mögen sie auch verhältnismäßige sein, für AmtsHandlungen, wie die Gebühren des Art. 89 für Pflegschaften und Beistandschasten oder die Gebühren des Art. 94 für die Vermittlung von Auseinander­ setzungen. Unrichtig darnach Pfaff, Gebührengesetz Art. 89 Anm. 7.

b) alle Gebühren für Rechtshandlungen, d. h. für Handlungen, an welche sich Rechtswirkungen anschließen, für deren Eintritt nach der Rechts­ ordnung gleichgültig ist, ob dieselben von den Handelnden gewollt oder nicht gewollt sind. (Mot. zum BGB. 1, 127). Solche sind z. B. unerlaubte Handlungen, Führung fremder Geschäfte ohne Auftrag, Besitzerwerbshandlungen.

Art. 42. 1. Das Rentamt hat den Beteiligten einen Wertsanschlag, welcher bei landwirtschaftlichen Grundstücken (Äckern, Wiesen, Weinbergen, Hopfengärten, Weiden rc.), sofern nicht besondere Verhältnisse eine Erhöhung oder Ver­ minderung rechtfertigen, bis zum zwanzigfachen Betrage der GrundsteuerVerhältniszahl zu berechnen ist, mit dem Bemerken bekannt zu geben, daß, wenn Erinnerungen hiergegen binnen zwei Wochen nicht erhoben werdm, dieser Wertsanschlag der Gebührenberechnung zugrunde gelegt würde. 2. Werden Erinnerungen rechtzeitig erhoben und findet über den vom Rentamte gemachten Wertsanschlag eine Vereinbarung nicht statt, so erfolgt die Wertsermittlung bei dem Amtsgerichte durch zwei beeidigte Schätzmänner, von denen der eine vom Rentamte, der andere von den Beteiligten und, wenn diese binnen zwei Wochen nach gerichtlicher Aufforderung einen ge­ eigneten Schätzmann nicht benennen, vom Gerichte bezeichnet wird. Der Durchschnitt der beiden Schätzungen bildet die der Gebührenberechnung zu­ grundezulegende Wertssumme. 3. Die Kosten der Schätzung sind von den Beteiligten zu tragen, wenn die Wertsangabe verweigert wurde oder wenn das Ergebnis der Schätzung den von den Beteiligten angegebenen Wert um 20 Prozent übersteigt. 4. Das Amtsgericht hat über Ablehnungsgründe, welche gegen die Schätzmänner geltend gemacht werden, sowie über das Ergebnis der Schätzung und die Verbindlichkeit zur Kostentragung zu entscheiden. Eine Anfechtung der Entscheidung findet nicht statt. 5. Das Verfahren ist gebührenfrei.

1. Als beeidigte Schätzmänner gelten auch die gemäß Art. 87 AG. BGB. zur Feststellung der Grundstückswerte aufgestellten Schätzer s. § 30 JJnnMBek. vom 14. Juli 1909 (JMBl. 307). 2. Aus der nach Abs. 4 bestehenden Unanfechtbarkeit folgt aber nicht, und zwar auch nicht für die Gebührenberechnung an sich (wegen des Straf­ verfahrens s. Art. 40 a Anm. 9), daß dann, wenn im Wertermittlungsverfahren Sachen mitgeschätzt wurden, die zu den Grundstücken, deren Wert zu ermitteln war, überhaupt nicht gehören, auch der Wert dieser Sachen der Berechnung der Gebühr zugrunde zu legen ist (ObLGMZN. 10, 152).

Art. 43. 1. In den übrigen Fällen erfolgt die Festsetzung des Wertes gebührenfrei durch Beschluß des Gerichts, bei welchem die Gebühr in Ansatz kommt, wenn die Festsetzung von dem Zahlungspflichtigen oder der Staatskasse beantragt oder nach der Natur des Gegenstandes beantragt wird; kommt die Gebühr nicht bei einem Gericht in Ansatz, so erfolgt die Festsetzung durch das Amtsgericht. 2. Das Gericht kann eine Beweisaufnahme, insbesondere die Einnahme eines Augenscheins oder die Begutachtung durch Sachverständige, auf Antrag oder von Amts wegen anordnen. In dem Beschlusse, durch welchen der Wert festgestellt wird, ist über die Kosten der Beweisaufnahme zu entscheiden. Die Kosten können ganz oder teilweise der Partei zur Last gelegt werden, welche durch Unterlassung der ihr obliegenden Wertsangabe oder durch unrichtige Wertsangabe oder unbegründete Beschwerde die Beweisaufnahme veranlaßt hat. 1. Übrige Fälle sind die, die nicht in Art. 41 bezeichnet sind.

II. Abschnitt.

Verhandlungen der Gerichte.

2. Registerführung.

Art. 60. 1. Für Gesellschaftsverträge oder Beschlüsse, welche die Errichtung von Aktiengesellschaften oder von Kommanditgesellschaften auf Aktien, sowie für Verträge oder Beschlüsse, welche die Erhöhung des Aktien- oder Grundkapitals betreffen, werden, sofern sie nicht von einem bayerischen Notar beurklndet find, bei der Eintragung in das Handelsregister des Gerichts, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat, neben der Gebühr des Art. 55 Ziff. 3 die im Art. 153 bestimmten Gebühren besonders erhoben. 2. Für Gesellschaftsverträge, welche die Errichtung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, sowie für Verträge oder Beschlüsse, welche die Er­ höhung des Stammkapitals betreffen, werden, sofern sie nicht von einem bayerischen Notar beurkundet sind, bei der Eintragung in das Handelsregister des Gerichts, in deffen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, neben der Gebühr des Art. 55 Ziff. 3 die im Art. 153 bestimmten Gebühren besonders erhoben. Wird bei einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung die Zulässigkeit der Einforderung von Nachschüssen nicht in einem von einem bayerischen Notar beurkundeten Vertrage bestimmt, so werden die im Art. 153 für die Nachschüffe bestimmten Gebühren erhoben, sofern die Nachschüffe eingefordert werden; die Vorschriften des Art. 153 Abs. 4 finden Anwendung. 3. Für Gesellschaftsverträge, welche die Errichtung einer Kommandit­ gesellschaft, sowie für Verträge, welche die Erhöhung der Einlage der Kommanditisten betreffen, wird bei der Eintragung in das Handelsregister des Gerichts, in dessen Bezirke die Gesellschaft ihren Sitz hat, neben der Gebühr des Art. 55 Ziff. 2 die Gebühr des Art. 145 aus der Vermögens­ einlage des Kommanditisten, im Falle der Erhöhung der Einlage aus der Erhöhung besonders erhoben, wenn nicht von der Einlage oder der Erhöhung der Einlage schon bei der notariellen Beurkundung die Gebühr des Art. 145 erhoben worden ist. 4. Die Vorschriften des Abs. 1 bis 3 finden Anwendung, wenn eine außerhalb Bayerns gegründete Aktiengesellschaft, Kommanditgesellschaft auf Aktien, Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder Kommanditgesellschaft ihren Sitz nach Bayern verlegt oder daselbst eine Zweigniederlassung errichtet, oder wenn bei einer Gesellschaft der bezeichneten Art, die in Bayern eine Zweigniederlassung errichtet hat, nach der Errichtung das Aktien-, Grund­ oder Stammkapital oder die Einlage eines Kommanditisten erhöht wird. Wenn jedoch im Falle einer Zweigniederlassung bei dieser der Hauptgeschäfts­ betrieb nicht stattstndet, so berechnet fich die Gebühr nach dem Werte des Anlage- und Betriebskapitals der Zweigniederlassung, im Falle der Erhöhung des Grund- oder Stammkapitals oder der Einlage nach demjenigen Betrage, der zu dem Betrage der Erhöhung des Kapitals oder der Einlage in dem­ selben Verhältnisse steht, wie der Wert des Anlage- und Betriebskapitals der Zweigniederlassung zu dem Werte des gesamten Anlage- und Betriebs­ kapitals.

1. Art. 60 erhielt seine jetzige Fassung im wesentlichen durch die Nov. vom 20. August 1906, im übrigen durch die Nov. vom 29. April 1910. Schiedermalr, Nebengesetze.

42

2. Aus dem Gegensatz zu Abs. 4 ergibt sich, daß Abs. 1—3 nur auf Gesellschaften Anwendung finden, die ihren Sitz in Bayern haben. 3. Aus der äußeren Stellung der Berweisung auf die Strafbestimmung des Art. 153 Abs. 4 ergibt sich, daß Abs. 4 nur hinsichtlich der Einforderung von Nachschüssen bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung Anwendung finden soll. 6. Grundbuchsachen.

Art. 118. 1. Bei der Entgegennahme der Auflassung durch das Grundbuchamt wird, wenn nicht eine Urkunde vorliegt, welche mit der im Art. 146 be­ stimmten Gebühr schon zu bewerten war, die Gebühr des Art. 146 und neben dieser diejenige Gebühr erhoben, welche für die Aufnahme der Urkunde über die Auflassung durch den Notar an diesen zu entrichten wäre. 2. Das Gleiche gilt für die Bestellung oder Übertragung eines Rechts, das den Grundstücken gleichsteht. 3. Eine Urkunde im Sinne des Abs. 1 gilt als nicht vorhanden, wenn die Urkunde a) die Veräußerung durch einen Bevollmächtigten enthält, die Veräußerung aber erweislich für die Rechnung des Bevollmächtigten vorgenommen ist, b) die Veräußerung durch den Eigentümer enthält, die Veräußerung aber erweislich für Rechnung eines anderen vorgenommen ist, c) die Veräußerung an einen anderen enthält, als an denjenigen, an den die Auflassung erfolgt, sofern nicht der in der Urkunde be­ zeichnete Erwerber das Geschäft erweislich auf Grund eines Voll­ machtsauftrags oder einer Geschäftsführung ohne Auftrag für denjenigen abgeschlossen hat, an welchen die Auflassung erfolgt. Ist jedoch für die Urkunde, für welche derjenige, an den die Auflassung erfolgt, das Recht auf Auflassung erworben hat, nach Art. 146 a die Gebühr des Art. 146 entrichtet worden, so gilt die Urkunde als im Ginne des Abs. 1 vorhanden. 4. Überträgt ein Miterbe seinen Anteil an dem Nachlaß einem anderen und vereinigt sich in dessen Person infolge der Übertragung das Eigentum an den Nachlaßgegenständen, so wird für die Berichtigung des Grundbuchs durch die Eintragung des Erwerbers als Alleineigentümers eine Gebühr von eins von Hundert des Wertes des Grundstücks erhoben, sofern nicht diese Gebühr schon für die Anteilsübertragung gemäß Art. 149 erhoben worden ist. Der Wert wird ohne Abzug der Schulden berechnet. 5. Die Vorschrift des Abs. 4 findet entsprechende Anwendung, wenn in­ folge des Verzichts eines anteilsberechtigten Abkömmlings das Eigentum an dem Gesamtgut der fortgesetzten Gütergemeinschaft stch in der Person des überlebenden Ehegatten vereinigt. Die Gebühr wird aus der Hälfte des Wertes des Grundstücks ohne Abzug der Schulden berechnet.

1. Art. 118 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 9. Juni 1899, 20. August 1906 und 29. April 1910.

2. Abs. 1 und 2 treffen dieFälle, in denen der der Auflassung zugrunde liegende Vertrag von einem nicht bayerischen Notar beurkundet wurde, oder in denen der Auflassung ein Vertrag überhaupt nicht zugrunde liegt.

3.

Wegen der Rechte, die den Grundstücken gleichstehen, s. Art. 146

Anm. 3.

4. Die Gebühr des Abs. 1 fällt nur an, wenn eine Auflassung wirklich statt find et, also nicht, wenn die Mgentumsänderung, ohne daß die erforderliche Auflassung vorgenommen wurde, in das Grundbuch eingetragen wurde (ObLGMZN. 10, 553). 5. Abs. 3 11t. a und b haben den Zweck, Umgehungen der Immobiliengebühren zu verhüten; die Güterhändler stehen nämlich häufig davon ab, das zu zertrümmernde Grundstück auf eigenen Namen zu erwerben. An Stelle der Zwischenerwerbung veranlaffen fie den Eigentümer des Grundstücks, ihnen zum Zwecke der Veräußerung eine Berkaufsvollmacht auszustellen, oder sie beschränken sich darauf, Grundstückkäufer ausfindig zu machen, an welche alsdann der Mgentümer des Grundstücks direkt verbriefen muß. Lit. c soll die Erhebung der ImMobiliargebühr in den Fällen sicher stellen, in denen die Auflassung an eine andere Person erfolgt als an diejenige, mit der der obligatorische Veräußerungsvertrag abgeschlossen ist, und zwar dadurch, daß das Recht zur Auflassung an einen Dritten abgetreten wird. Von den Ausnahmen der lit. c soll die erste den Fall treffen, daß die Veräußerung an den schließlichen Erwerber von vornherein beabsichtigt war, so daß auch wirtschaftlich betrachtet eine Zwischenerwerbung nicht vorliegt. Die zweite Ausnahme soll die Erhebung der Jmmobiliargebühr in den Fällen sicherstellen, in denen Abtretungen und Erklärungen der im Art. 146 a bezeichneten Art nicht von einem bayerischen Notar beurkundet werden (Mot. zur Nov. von 1910 S. 427. KdAbg. 1909/10 StenB. 9, 790).

6. Die Bestimmungen der Abs. 4 und 5, die durch die Nov. vom 20. August 1906 eingeführt wurden, stehen in Zusammenhang mit dem Art. 149. Sie wollen nämlich, daß die durch Art. 149 bestimmte Gebühr jedenfalls dann zu erheben ist, wenn Eigentumsübertragungen, die durch die bei Art. 149 bezeichneten Konsolidationen eintreten, im Grundbuch zum Bortrag gebracht werden. Praktisch werden diese Bestimmungen in den Fällen, in denen die Anteilsüber­ tragungen außerhalb Bayerns erfolgen, oder in denen der Notar die Gebühr aus Art. 149 aus Versehen nicht erhob (s. KdAbg. 1905/06 Beil. 2, 88). 7. Für Verträge, in denen die Auflösung einer offenen Handels­ gesellschaft in der Weise vereinbart wird, daß der eine Gesellschafter das ganze Gesellschaftsvermögen übernimmt, ist weder die Gebühr des Art. 118, noch die der Art. 146 oder 150 geschuldet (ObLGMZN. 11, 406). III. Abschnitt.

Verhandlungen der Notare.

Art. 145. Verträge, Schuldbekenntnisse und Schuldversprechen unterliegen, soweit in den folgenden Artikeln nicht ein anderes bestimmt ist, der verhältnis­ mäßigen Gebühr von drei vom Tausend der Gegenstandssumme, sofern jedoch der Wertsgegenstand den Betrag von 2000 Mk. nicht übersteigt, von zwei und einhalb vom Tausend der Gegenstandssumme.

1. 2.

Art. 145 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 9.Juni 1899.

Ein nicht notariell beurkundeter, nur notariell beglaubigter Ver­ trag unterliegt der Gebühr des Art. 145 nicht (KdReichsr. 1898/99 GGA. 424). 42*

3. Schuldbekenntnisse im Sinne des Art. 145 find nicht bloß Rechts­ geschäfte, durch die eine neue Verbindlichkeit, ein neuer Schuldgrund geschaffen wird, sondern auch die Anerkennungen eines bereits bestehenden Schuldverhältniffes zum Zwecke des Beweises (ObLGMZN. 10, 408). Art. 146. 1. Für Vertrage, durch welche sich der eine Teil verpflichtet, das Eigen­ tum an einem Grundstücke zu übertragen oder ein den Grundstücken gleich­ stehendes Recht zu bestellen oder zu übertragen, beträgt die verhältnismäßige Gebühr 1. eins vom Hundert der Gegenstandssumme: a) wenn der Vertrag zwischen Verwandten oder Stiefverwandteu in gerader Linie oder zwischen Ehegatten oder zwischen Ge­ schwistern abgeschlossen wird, b) bei einem Wertsgegenstande bis zu 1000 Mk. einschließlich; 2. ein und einhalb vom Hundert der Gegenstandssumme bei einem Wertsgegenstande von über 1000 Mk. bis 2000 Mk. einschließlich; 3. zwei vom Hundert der Gegenstandssumme mallen übrigen Fällen. 2. Sind bei Verträgen zwischen Verwandten oder Stiefverwandten (Ziff. 1 lit. a) neben den Verwandten oder Stiefverwandten der absteigenden Linie die Ehegatten oder Verlobten beteiligt, so findet auf deren Anteils­ rechte die Bestimmung der Ziff. 1 Anwendung. In den übrigen Fällen der Ziff. 1 lit. a ist bei Mitbeteiligung weiterer Personen die Gebühr nach den Anteilsrechten der einzelnen Personen gesondert zu berechnen.

1. Art. 146 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 9. Juni 1899 und in Abs. 1 durch die Nov. vom 20. August 1906 eine Änderung. 2. Das Wort Grundstück im Sinne des Gebührengesetzes ist nach Maß­ gabe der Bestimmungen des BGB. auszulegen, denn die Einführung des BGB. bildete den Hauptanlaß zur Umarbeitung des Gesetzes; es sollte mit dessen Be­ stimmungen in Einklang gebracht werden. Es sind deshalb insbesondere auch für die Beurteilung der Frage, ob ein Gegenstand Bestandteil eines Grundstücks ist, die §§ 93—98 BGB. maßgebend (s. BayBGH. 24, 332).

3. Darüber, welche Rechteden Grundstücken gleichstehende Rechte sind, enthält das Gebührengesetz keine Bestimmungen; es ist deshalb auch hier das Zivilrecht maßgebend. Zu diesen Rechten gehört demnach auf Grund unmittelbarer reichsrecht­ licher Bestimmung (BGB. § 1017) das Erbbaurecht. Hiezu kommen auf Grund landesrechtlicher Bestimmungen eine Reihe weiterer, auf Grund reichsrechtlicher Ermächtigung den GrundMcken gleichgestellter Rechte. Die reichs­ rechtlichen Bestimmungen find 1. zunächst solche, durch die allgemein für gewisse Gebiete ein Vor­ behalt zugunsten der Landesgesetzgebung geschloffen wurde, nämlich: a) zugunsten des Bergrechts (Art. 67 und 68 EG. BGB.); b) zugunsten des Jagd- und Fischereirechts (Art. 69 EG. BGB.); c) zugunsten der Zwangsrechte, Bannrechte und Realgewerbeberechtigungen (Art. 74 EG. BGB.). 2. Hiezu kommen dann weitere landesrechtliche Bestimmungen, die auf Grund der allgemeinen Vorschrift des Art. 196 EG. BGB. ergingen,

wonach auf ein an einem Grundstücke bestehendes vererbliches und über­ tragbares Nutzungsrecht die fich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften und auf den Erwerb eines solchen Rechts die für den Erwerb des Eigen­ tums an einem Grundstücke geltenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetz­ buchs Anwendung finden. Auf Grund dieser reichsgesetzlichen Ermächtigungen sind darnach folgende Rechte in Bayern den Grundstücken gleichgestellt: Das Bergwerkseigentum s. Art. 44 des Berggesetzes in der Fassung vom 1. September 1910 (GVBl. 799); die Kuxe des älteren Rechts s. Art. 286 des genannten Berggesetzes; das Fischereirecht s. Art. 9 des Fischereigesetzes vom 15. August 1908 (GVBl. 527); die Realgewerbe­ berechtigungen s. Art. 4 des Gesetzes vom 11. September 1825 die Grund­ bestimmungen für das Gewerbswesen betr. (GVBl. 127) und Art. 7 des Gesetzes vom 30. Januar 1868, das „Gewerbswesen" betr. (GVBl. 309); Realgemeinden und ähnliche Verbände, deren Mitglieder als solche zu Nutzungen an land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken, an Mühlen, Brauhäusern und ähnlichen Anlagen berechtigt sind (Art. 164 EG. BGB.); endlich das in Art. 19 Abs. 2 des Gesetzes über das Liegenschaftsrecht in der Pfalz vom 1. Juli 1898 (GVBl. 370) bezeichnete Recht an einzelnen Räumen eines ftemden Gebäudes (vgl. KdAbg. 1898/99 Beil. 20 1. Abt. S. 492). Auch der Entschädigungsanspruch gehört hieher, der dem Eigentümer eines abgebrannten Gebäudes gegen die Brand­ versicherungsanstalt zu steht (ObLGMZN. 8, 329). Realgewerbeberechtigungen, und zwar sowohl die realen wie die radizierten, find mit ihrem ganzen Werte als grundstücksgleiche Rechte zu behandeln; es darf nicht etwa der Wert der Kundschaft ausgeschieden und als bewegliche Sache bewertet werden (ObLGMZN. 10, 195 gegen ObLGMZ. 16, 401).

4. Der Art. 146 schlägt nicht ein in den Fällen, in denen ein Miterbe durch Vertrag seinen Anteil an dem Nachlasse überträgt, denn hier wird nicht das Eigentum an einem Grundstück oder ein dem Grundstücke gleichstehendes Recht übertragen. Für diese Fälle gilt die Norm des Art. 149. Das Gleiche gilt für die Fälle, in denen ein anteiltsberechtigter Abkömmling durch Vertrag auf seinen Anteil an der fortgesetzten Gütergemeinschaft verzichtet und so die Konsolidation des Eigentums in der Person des überlebenden Ehegatten herbeiführt. 5» Gemäß Art. 188 ist die Gebühr des Art. 146 aus dem Gesamtwert sämtlicher Vertragsgegenstände zu erheben, wenn nicht der Wert der Grund­ stücke und der diesen gleichstehenden Rechte einerseits und der Wert der sonstigen Gegenstände andrerseits ausgeschieden wird. Die Ausscheidung kann in der Urkunde, aber auch noch binnen 14 Tagen nach der Er­ richtung erfolgen (Bek. vom 14. August 1910, JMBl. 709 Ziff. V 6). 6» Die durch Abs. 1 Nr. lu vorgesehene Ermäßigung greift auch bei Versteigerungen, freiwilligen und zwangsweisen, des Konkursverwalters Platz (ObLGMZN. 11, 232).

7. Ein Abzug von Hypothekenschulden findet nicht statt (ObLGMZN. 11, 68/74). Art. 146 a. 1. Für die Beurkundung der Übertragung der Rechte des Erwerbers aus einem Vertrage der im Art. 146 bezeichneten Art sowie für die Beur-

kundlMg der nachträglichen Erklärung des Erwerbers aus einem solchen Ver­ trage, die Rechte aus dem Vertrage für einen Dritten erworben oder die Pflichten daraus für einen Dritten übernommen zu haben, wird die Gebühr des Art. 146 erhoben, sofern nicht der erste Erwerber den Vertrag erweislich auf Grund eines Vollmachtauftrags oder einer Keschästsführung ohne Auftrag für einen Dritten abgeschlossen hat und die Übertragung der Rechte dieses ersten Erwerbers an den Dritte.^ erfolgt. 2. Das gleiche gilt von Übertragungen der Rechte aus Anträgen zur Schließung eines entgeltlichen Vertrags der im Art. 146 bezeichneten Art, sofern der Antrag den Veräußerer bindet, sowie aus Verträgen, durch die nur der Veräußerer zur Schließung eines solchen Vertrags verpflichtet wird.

1. 2.

Art. 146a wurde durch die Novelle von 1910 eingeschaltet. Die in Art. 146a bezeichneten Rechtsgeschäfte dienen zur Erreichung des gleichen wirtschaftlichen Erfolges wie Art. 146; sie wurden deshalb, um Ge­ bührenumgehungenhintanzuhalten, mit den Gebühren des Art. 146 belegt.

Art. 149. 1. Für einen Vertrag, durch den ein Miterbe seinen Anteil an dem Nachlasse einem anderen Miterben oder einem Dritten überträgt, wird die Gebühr des Art. 145 aus dem Werte des Anteils erhoben. Wenn jedoch der Erwerber des Anteils infolge der Übertragung sämtliche Anteile in sich ver­ einigt, so wird, sofern zum Nachlaß ein Grundstück gehört, überdies eine Gebühr von eins vom Hundert des Wertes des Grundstücks erhoben. 2. Diese Vorschriften finden entsprechende Anwendung auf den Vertrag, durch den ein anteilsberechtigter Abkömmling auf seinen Anteil an der fort­ gesetzten Gütergemeinschaft verzichtet. Die Gebühr wird aus der Hälfte des Wertes des Grundstücks ohne Abzug der Schulden berechnet.

1. 2.

Art. 149 wurde durch die Novelle vom 20. August 1906 eingefügt. Art. 149 trifft Sonderbestimmungen für den Fall der Gesamthandsverhältniffe der Erbengemeinschaft und der fortgesetzten Gütergemeinschaft. Es wird nämlich zunächst, was selbstverständlich ist und einer besonderen Anord­ nung nicht bedurft hätte, die Gebühr nach Art. 145 für die Anteilsübertragung erhoben; es ist aber weiter bestimmt, daß für Grundstücke, hinsichtlich derer die Eigentumsübertragung im Wege der Konsolidation eintritt, eine Gebühr zu eins vom Hundert ihres Wertes erhoben wird; es fällt also, und darin liegt die Sonderbestimmung, eine besondere Gebühr, nicht die des Art. 253 an. Die gleiche Behandlung tritt ein, wenn die Konsolidation in der Weise erfolgt, daß bei der fortgesetzten Gütergemeinschaft ein Abkömmling durch Vertrag auf seinen Anteil verzichtet (§ 1491 Abs. 2 BGB.). Die Sonder­ gebühr wird aber nur aus der Hälfte des Wertes des Grundstücks erhoben. Entsprechende Vorschriften fehlen für die Übertragung des Anteils an dem Gesamtgut einer ehelichen Gütergemeinschaft, sei es währmd ihres Bestehens oder nach ihrer Auflösung, sowie hinsichtlich der Übertragung des Anteils an der fortgesetzten Gütergemeinschaft; denn derartige Übertragungen sind unzulässig (f. §§ 1442, 1471 Abs. 2, 1487 Abs.l, 1497 Abs. 2 BGB.). Vgl. hiezu KdAbg. 1905/06 Beil. 2 S. 88 und 89. 3. Durch Art. 149 hat die JMB. vom 14. August 1904 (JMBl. 211) ihre praktische Bedeutung verloren; denn die durch diese Entschließung bezweckte

Gebührenerleichterung kann infolge des Art. 149 nicht mehr erreicht werden; im Gegenteil es würde ihre Beachtung nur eine Gebührenerhöhung nach sich ziehen. 4. Die Gebühr des Abs. 1 Satz 1 wird aus dem Wert nach Abzug der Schulden erhoben, dagegen darf bei der Sondergebühr des Abs. 1 Satz 2 ein Abzug der Schulden an dem Wert des Grundstücks nicht stattfinden (KdAbg. 1905/06 StenB. 5, 941; KdReichr. Beil. S. 825 und 899).

Art. 153. 1. Für Gesellschaftsverträge oder Beschlüsse, welche die Errichtung von Aktiengesellschaften oder Kommanditgesellschaften auf Aktien, sowie für Ver­ träge oder Beschlüsse, welche die Erhöhung des Aktien- oder Grundkapitals solcher Gesellschaften betreffen, wird eine Gebühr von zwei vom Hundert des Aktien- oder Grundkapitals oder der Erhöhung erhoben. 2. Für Gesellschaftsverträge, welche die Errichtung von Gesellschaften mit beschränkter Haftung betreffen, wird eine Gebühr zu eins vom Hundert des Stammkapitals, für Verträge oder Beschlüsse, welche die Erhöhung des Stammkapitals solcher Gesellschaften oder die Einforderung von Nachschüssen betreffen, wird eine Gebühr zu eins vom Hundert des Betrags der Er­ höhung oder der eingeforderten Nachschüsse erhoben, übersteigt das Stamm­ kapital solcher Gesellschaften bei der Errichtung 200000 Mk., so kommt die Gebühr des Abs. 1 zur Erhebung; übersteigt das Stammkapital infolge der Erhöhung 200000 Mk. oder übersteigen das Stammkapital und die Summe der eingeforderten Nachschüsse den Betrag von 200000 Mk., so berechnet sich die Gebühr nach dem Satze, welcher dem Betrage des Stammkapitals unter Hinzurechnung des Betrags der Erhöhung oder der Nachschüsse entspricht. 3. Wenn jedoch der Zweck einer der bezeichneten Gesellschaften nicht auf den Gewinn der Teilhaber gerichtet ist, so kommt statt der in Abs. 1 oder 2 bestimmten Gebühr die Gebühr des Art. 145 aus der Summe zur Erhebung, nach der sich die Gebühr des Abs. 1 oder Abs. 2 berechnet. 4. Wird das Aktien-, Grund- oder Stammkapital oder die Erhöhung, oder werden die eingeforderten Nachschüsse nicht sogleich voll einbezahlt, so ist die Gebühr aus der jedesmaligen Teilzahlung zu entrichten, deren Ein­ forderung der Vorstand der Aktiengesellschaft, bei Kommanditgesellschaften auf Aktien der Aufsichtsrat, bei Gesellschaften mit beschränkter Haftung die Geschäftsführer der zuständigen Regierungsfinanzkammer vor dem anberaumten Einzahlungstermin anzuzeigen haben. Im Falle der Unterlassung rechtzeitiger Anzeige unterliegen die Mitglieder des Vor­ stands der Aktiengesellschaft oder des Aufsichtsrates der Kommanditgesellschaft auf Aktien oder die Geschäftsführer der Gesellschaft mit beschränkter Haftung einer Geldstrafe bis zum Betrage der Gebühr, welche nach dem Satze 1 zu ent­ richten ist. Für die Entrichtung der Geldstrafen hastet die Gesellschaft. 5. Soweit in solchen Verträgen sich der eine Teil verpflichtet, nicht in Geld bestehendes Vermögen in die Gesellschaft einzubringen, wird neben der Gebühr der Abs. 1 bis 3, wenn das Einbringen in einem in Bayern ge­ legenen Grundstück oder den Grundstücken gleichstehenden Rechte besteht, die Gebühr des Art. 146, wenn es in anderen Gegenständen besteht, die Gebühr des Art. 145 erhoben. Dem Einbringen von Grundstücken oder diesen gleich-

stehenden Rechten wird gleichgeachtet das Einbringen des Rechtes auf Auf­ lassung, des Rechtes aus einem Meistgebote (§ 81 des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung) sowie der Rechte aus sonstigen Übertragungen und Erklärungen der im Art. 14 Abs. 3 oder im Art. 146 a bezeichneten Art, sofern es sich um in Bayern gelegene Grund­ stücke oder ihnen gleichstehende Rechte handelt. Dem Einbringen von anderen Gegenständen oder Rechten steht es gleich, wenn dem einen Teile die Ein­ bringung solcher Gegenstände oder Rechte gestattet wird.

1. Art. 153 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 29. April 1910 und vom 20. August 1906.

2. Während noch nach der Faffung von 1899 die Gebühr des Abs. 1 nur von Gesellschafts Verträgen über die Gründung von Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien erhoben wurde, wird sie nun auch von Be­ schlüssen auf Gründung solcher Gesellschaften erhoben; sie fällt deshalb auch an bei der Fusion von Aktiengesellschaften oder von Kommanditgesellschaften auf Aktien, sowie bei ähnlichen auf einem Generalversammlungsbeschlusse beruhenden Rechtsvorgängen, z. B. bei der Umwandlung einer Kommanditgesellschaft auf Aktien in eine Aktiengesellschaft (s. KdAbg. 1905/06 Beil. 2, 83 und 90; JFMB. vom 8. Januar 1907, FMBl. 43, Ziff. II, 1). Nach der Faffung des Abs. 1 fällt die darin geregelte Gebühr auch an, wenn mit einer Erhöhung eines Aktien­ kapitals gleichzeitig eine Zusammenlegung früherer Aktien erfolgt; denn durch letzteren Vorgang wird die Tatsache, daß eine Erhöhung eintritt, nicht beseitigt; s. KdReichsr. 1905/06 (Beil. S. 826); JFMB. vom 8. Januar 1907 (FMBl. 43 Ziff. II lit. 1). 3. Unter Abs. 1 fällt nicht die Umwandlung einer Kommandit­ gesellschaft auf Aktien in eine Aktiengesellschaft, dagegen fällt unter Abs. 2 auch die Umwandlung einer Aktiengesellschaft in eine Ge­ sellschaft mit beschränkter Haftung (ObLGMZN. 11, 68).

4. Der Zweck der Gesellschaften ist im Sinne des Abs. 3 auch dann auf Gewinn gerichtet, wenn er den Teilhabern bloß mittelbar zukommen soll (ObLGMZ. in BayFinBl. 1912, 6).

5. Bei Teilzahlungen im Sinne des Abs. 4 ist die Gebühr nach dem Betrag der geschuldeten und fälligen Teilzahlung zu erheben, ohne Rücksicht darauf, ob die Teilzahlung auch geleistet wurde (ObLGMZ. in BayFinBl. 1912, 38).

6. Zuständige Finanzkammer für die nach Abs. 4 zu erstattenden Anzeigen des Vorstands der Aktiengesellschaften oder des Aufsichtsrats der Kommandit­ gesellschaften auf Aktien über die Einforderung von Teilzahlungen des Grund­ oder Aktienkapitals ist jene, in deren Bezirk die Aktiengesellschaft oder die Kommanditgesellschaft auf Aktien ihre Hauptniederlaffung hat, FMB. vom 25. Dezember 1899 (JMBl. 1900, 343) § 67. Diese Regelung der Zuständigkeit entspricht noch der Faffung des Gebührengesetzes vom 11. November 1899; eine Zuständigkeits­ bestimmung, die der jetzigen erweiterten Fassung des Art. 153 entspricht, wurde nicht getroffen, hinsichtlich dieser weiteren Fälle, in denen eine Anzeigepflicht neu geschaffen wurde, ist demnach eine zur Entgegennahme zuständige Stelle nicht bestimmt, eine Bestrafung kann deshalb, wenn die Anzeige insoweit unterlaffen wird, nicht eintreten.

7. Unter den den Grundstücken gleichstehenden Rechten des Abs. 5 find nur in Bayern befindliche Rechte zu verstehen (KdAbg. 1909/10 StenB. 9, 799); im übrigen vgl. wegen der Begriffe Grundstück und den Grund­ stücken gleichstehende Rechte Art. 146 Anm. 2 und 3. Andere Gegen stände im Sinne des Abs. 5 find z. B. Forderungen, Patentrechte, Lizenzrechte, Musterschutzrechte und nicht in Bayern gelegene Grundstücke (f. JFMB. vom 8. Januar 1907, FMBl. 43. Ziff. II, 3; KdAbg. 1905/06 Beil. 2, 90). 8. Alle über die Leistung von Bargeld hinausgehenden Ein­ bringungen unterliegen der hierauf treffenden besonderen Gebühr, gleichviel, ob sie noch in den Rahmen des Gesellschaftsvertrags fallen oder nicht, oder ob der Einbringende als Gesellschafter behandelt wird oder der Gesellschaft als Dritter gegenübersteht, ob er hiermit seiner Einlageverpflichtung genügt oder darüber hinausgeht (ObLGMZ. in BayFinBl. 1912, 45).

9. Eine Forderung ist auch dann eingebracht, wenn der Gesell­ schafter die Forderung unter Anrechnung auf die gleich hohe Schuld eines Gesell­ schafters, die die Gesellschaft als Selbstschuldnerin übernimmt, in die Gesellschaft einlegt (ObLGMZR. 12, 610). 19. Ist in einer notariellen Urkunde neben dem Beschluß der Versammlung der Gesellschafter auf Erhöhung des Stammkapitals auch die Erklärung der Personen enthalten, die Stammeinlagen auf das Kapital über­ nehmen, so fällt nur die Gebühr des Art. 153 nicht auch die des Art. 145 an (ObLGMZR. 12, 685). Art. 187. 1. Kommt in einem Vertrage neben der Leistung auch eine Gegenleistung vor, so wird bei Gleichheit der Gebührensätze die Gebühr nach dem größeren Werte der Leistung oder Gegenleistung berechnet. 2. Bei Verschiedenheit der Gebührensätze ist die Gebühr aus jenem Werte zu berechnen, welcher den höheren Betrag ergibt.

IV. Abschnitt.

Amtshandlungen der Gerichtsvollzieher.

Art. 198. 1. Durch Königliche Verordnung wird bestimmt, wie der Gebührenpflicht bei den Akten der Gerichtsvollzieher zu genügen ist. 2. Gerichtsvollzieher, welche diesen Vorschriften zuwider­ handeln, verfallen in eine Geldstrafe im zehnfachen Betrage der geschuldeten Gebühr.

1. 2.

Art. 198 hat seine ursprüngliche Fassung beibehalten.

Art. 198 hat nur die Gebühren im Auge, die für die Tätigkeit der Gerichtsvollzieher an den Staat zu entrichten sind, die Staatsabgabe (Mot. S. 91), nicht aber jene, die auf Grund der Gebührenordnung für die Gerichtsvollzieher vom 16. Dezember 1899 (GVBl. 1028) mit Art. 5 des Gebührengesetzes den Gerichtsvollziehern selbst zustehen und nur ebenso wie die den Gerichtsvollziehern auf Grund der Reichsgebührenordnung vom 20. Mai 1898 zustehenden Gebühren gemäß § 20 der Gerichtsvollzieherordnung vom 16. Dezember

35. Das Gebührengesetz.

666

1899 (JMBl. 517) „für die Staatskasse erhoben werden". Als derartige Gebühren kommen nur die des Art. 196 in Betracht, der bestimmt: Art. 196. 1. Für Ur künden über die Zustellung einer Willenserklärung außerhalb eines Rechtsstreits (§132 des Bürgerlichen Gesetzbuches) wird eine Gebühr von 1 Mk. erhoben. *) 2. Die im Abs. 1 bestimmte Gebühr wird auch erhoben, wenn die Zustellung durch die Post erfolgt (§ 194 der Reichs-ZivilProzeßordnung).*2) 3. Für jede Beglaubigung der Abschrift eines zuzustellen­ den Schriftstücks durch den Gerichtsvollzieher kommt außerdem noch eine besondere Gebühr von 50 Pfg. zur Erhebung.^)

3. Darüber, wie der Gebührenpflicht zu genügen ist, bestimmt § 1§ der VO. vom 15. September 1879 (GVBl. 1171), und zwar, daß die Gebühr durch Verwendung von Gebührenmarken zu entrichten ist. Nun ermächtigt aller­ dings § 2 dieser VO. das Finanzministerium, Ausnahmen hiervon zuzulassen, und im Vollzüge dieser Bestimmung wurde durch JFMB. vom 19. September 1901 iJMBl. 589) bestimmt, daß diese Gebühren vom 1. Oktober 1901 an nicht mehr mit Verwendung von Gebührenmarken zu entrichten, sondern in gleicher Weise wie die Gebühren und Auslagen für Gerichtsvollzieherakte in der streitigen Rechts­ pflege zu verrechnen sind. Zum Vollzüge dieser Anordnung sind dann noch weitere Bestimmungen getroffen. Die Bek. vom 19. September 1901 kann im Straf­ verfahren nicht als wirksam behandelt werden, da nach Art. 198 Abs. 1 die Frage, wie der Gebührenpflicht zu genügen ist, durch Verordnung zu regeln ist. § 2 der VO. vom 15. September 1879 konnte diese Regelung nicht dem Finanzministerium übertragen, da die Verordnungsgewalt nicht bloß ein Recht, sondern auch eine Pflicht des Staatsoberhauptes ist. 4. Als eine Staatsabgabe für die Tätigkeit der Gerichtsvollzieher tritt unter Umständen auch die des Art. 282a auf, wonach Wechselproteste und Scheck­ proteste einer Gebühr zu eins vom Tausend der Gegenstandssumme, mindestens aber einer solchen von 1 Mk. unterliegen; nämlich dann, wenn diese Proteste durch den Gerichtsvollzieher erfolgen. Diese Gebühr fällt nicht unter Art. 198, denn sie ist in einem ganz anderen Abschnitt des Gesetzes geregelt, der zu Art. 198 keinerlei Bezug hat. 5»

Wegen einer weiteren einschlägigen Strafdrohung s. Art. 295.

x) Zustellungen außerhalb eines Rechtsstreits liegen selbstverständlich auch vor, wenn Erklärungen zugestellt werden, die in Notariatsurkunden z. B. in notariell beurkundeten Kaufverträgen enthalten sind, wenn nur die Zustellung nicht der Einleitung der Zwangsvollstreckung dient (JFMB. vom 21. März 1896, JMBl. 117). Zustellungen von Benachrichtigungen nach § 845 ZPO. sind selbstverständlich keine Zustellungen von Erllärungen außerhalb des Prozesses; s. die angeführte JFMB. 2) Eine Zustellung durch Aufgabe zur Post kann in dem außergerichtlichen Ver­ fahren nicht vorkommen; Art. 196 Abs. 3 setzt deshalb hierfür keine Gebühr fest (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 73). ®) Die Beglaubigungsgebühr des Abs. 3 kommt nur neben den Gebühren des Abs. 1 und 2 („außerdem noch") zur Erhebung, nicht bei sonstigen Beglaubigungen; ist das Schriftstück schon anderweit z. B. den Notar beglaubigt, so fällt die Gebühr des Abs. 3 nicht an, wenn nicht der Gerichtsvollzieher auch seinerseits beglaubigt.

VII. Abteilung. Sonstige Gegenstände. II. Abschnitt.

I. Titel.

Besondere Bestimmungen.

Besitzveränderungsgebühr.

Art. 252. 1. So oft ein Erwerb von Eigentum an einem Grundstück oder einem diesem gleichstehmden Rechte auf einem anderen als rechtgeschäftlichen Wege stattfindet, sei es infolge von Beschlüssen oder Entscheidungen der Behörden, im Erbweg oder auf sonstige Weise, schulden die neuen Eigentümer die im Art. 253 bestimmte Gebühr, sofern nicht die Gebühren des Art. 118 oder des Art. 146 bereits zur Erhebung gelangt sind. 2. Das Gleiche gilt bei dem Erwerbe des Eigentums an einem Grund­ stücke, das im Grundbuche nicht eingetragen ist und nach den Vorschriften der Grundbuchordnung auch nach der Übertragung nicht eingetragen zu werden braucht, für die öffentliche Beurkundung oder Beglaubigung der Erklärung des Erwerbers und des Veräußerers.

1. 2.

Art. 252 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 9.Juni 1899. Die Überschrift Besitzveränderungsgebühr entspricht noch der ursprünglichen Faffung des Gesetzes, wonach Veränderungen im Eigentumsbefitze oder im Quasibesttze getroffen werden sollten (Mot. S. 95); jetzt knüpft sich die Gebührenpflicht an den Eigentumserwerb. 3. Wegen der Begriffe Grundstück und diesen gleich steh enden Rechte s. Art. 146 Anm. 2 und 3.

4. Die Verpflichtung zur Entrichtung der Besitzveränderungsgebühr trifft den Erben nicht als Rechtsnachfolger sondern als neuen Eigentümer; sie ist nicht eine auf den Erben übergehende Verpflichtung des Erblaffers, sondern entsteht erst in der Person des Erben. Die Mittel, durch die der Erbe nach §§ 1975 ff. BGB. seine Haftung aus den Nachlaß beschränken kann (Nachlaßverwaltung, Nachlaßkonkurs und Abzugseinrede) sind deshalb nicht ge­ eignet, auch die Verpflichtung zur Entrichtung der Besitzveränderungsgebühr zu Beeinflussen; vgl. BayVGH. 18, 6; 29, 55; BayZ. 1908, 275; Recht 1911, 735. Verliert jedoch der Erbe feine Stellung als solcher wie durch rechtswirksame An­ fechtung der Annahme nach §§ 1954 ff. BGB., oder bei einer Annahme, bei der er über den Berufungsgrund in Irrtum war (§ 1949 BGB.), so entfällt damit auch die Pflicht zur Entrichtung der Besitzveränderungsgebühr und eine entrichtete Gebühr ist nach den Grundsätzen der Bereicherung ohne Rechtsgrund zu erstatten, denn hier wird das Erbenverhältnis wieder nach rückwärts beseitigt. 5. Kein Erwerb, sondern bloß die Klarstellung eines ohnehin schon bestehenden Rechtsverhältnisses findet statt, wenn eine Eigentumsüber­ tragung durch Urteil für nichtig erklärt und der Verurteilte zur Gestattung der Wiederumschreibung verurteilt wird; hier fällt also die Besitzveränderungsbühr nicht an; a. A. anscheinend ObLGMZ. 14, 429. Art. 253. 1. Die Gebühr wird aus dem Werte des Gegenstandes ohne Abzug der Schulden berechnet und beträgt:

1. eins vom Hundert a) bei dem Erwerbe von Erbschaften, Vermächtnissen oder Schenkungen von Todes wegen sowie bei der Sukzession in Lehen, Familienfideikommisse, Majorate, Stamm- oder Erbgüter, b) bei sonstigen Übergängen auf die in Art. 146 Ziff. 1 lit. a bezeichneten Personen; c) bei einem Wertsgegenstande bis zu 1000 Mk. einschließlich; 2. ein und einhalb vom Hundert bei einem Wertsgegenstande von über 1000 bis 2000 Mk. einschließlich; 3. zwei vom Hundert in allen übrigen Fällen. 2. Geht das Eigentum an einem Grundstücke oder ein diesem gleich­ stehendes Recht auf mehrere Personen gemeinschaftlich über, so ist die Ge­ bühr nach den Anteilsrechten der einzelnen Personen gesondert zu berechnen. Die Erbengemeinschaft gilt als eine Gemeinschaft nach Bruchteilen. 3. Ehegatten, Verwandte oder Stiefverwandte in absteigender Linie find in den Fallen des Abs. 1 Ziff. 1 lit. a von Entrichtung der Gebühr be­ freit. Gleiches gilt für alle Eigentumsübergange, welche fich bei einem ver­ tragsmäßigen Güterstande kraft des Gesetzes unter Lebenden vollziehen.

1. Abs. 2 des Art. 253 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 20. August 1906, im übrigen erhielt der Art. seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 9. Juni 1899.

2. Abs. 1 Ziff. 1 lit.a erwähnt auch Vermächtnisse, obwohl das Bürgerliche Gesetzbuch einen dinglichen Vermögensübergang auf Grund Vermächt­ nisses (das sog. Vindikationslegat des gemeinen Rechts) nicht kennt. Es erklärt sich das nach den Motiven daraus, daß ein Vindikationslegat auf Grund der Be­ stimmungen des internationalen Privatrechts oder nach den Übergangsbestimmungen auch nach dem 1. Januar 1900 noch möglich ist (KdAbg. 1905/06 Beil. 2, 92).

3. Geht das Eigentum an Personen über, die in einem Gesamt­ handsverhältnis stehen, so erwerben diese, wie sich aus der Natur der Gesamthandsverhältniffe ergibt, keine Rechte an dem auf die Gesamtheit über­ gehenden Vermögensobjekt. Es ist deshalb eine Berechnung der Gebühr nach den Anteilen der einzelnen im Gesamthandsverhältnis stehenden Personen nicht möglich. Eine Ausnahmebestimmung betrifft der Abs. 2 Satz 2, der durch die Nov. vom 20. August 1906 eingeführt wurde, und zwar insoferne als er bestimmt, daß bei Erbengemeinschaften es so angesehen werden soll, als wäre das einzelne Dermögensobjekt in demselben Verhältnis auf die einzelnen im Gesamthandsver­ hältnis stehenden Personen übergegangen, in dem diese an dem Gesamthandsver­ hältnis beteiligt sind (s. KdAbg. 1905/06 Beil. 2, 92). 4. Der Fall des Abs. 1 lit. 1 a und des Abs. 3 liegt auch dann vor, wenn zufolge der rechtlichen Konstruktion der Erbübergang den Eigentumserwerb nicht unmittelbar sondernnur mittelbar nach sich zieht, also auch dann, wenn Vater und Sohn eine offene Handelsgesellschaft bilden, die Ge­ sellschaft durch den Tod des Vaters aufgelöst und der Sohn vom Vater allein beerbt wird (ObLGMZ. in BayZ. 1912, 139; gegen BahVGH. 13, 311 und BayVGH. in BayZ. 4, 230).

5* Die Gebührenbefreiung des Abs. 3 Satz 2 tritt, wie die Fassung des Gesetzes ergibt, nur für jene Eigentumsübergänge ein, die sich bei einem Vertrags-

mäßigen Güterstande kraft desGesetzes vollziehen. Mrd bei vertragsmäßiger Vereinbarung hinsichtlich des Eigentumsübergangs eine weitere Vereinbarung ge­ troffen, durch die an den gesetzlichen Folgen des vertragsmäßig vereinbarten Güter­ stands Änderungen z.B. hinsichtlich des Zeitpunkts des Eigentumsübergangs getroffen werden, so tritt Gebührenfreiheit nicht ein (BayVGH. 17, 103).

Art. 254. Bei der Nachfolge in Lehen, Familienfideikommisse, Majorate, Stammund Erbgüter, bei einer Nacherbfolge oder einem Nachvermächtnisse, dann überhaupt in den Fällen, in welchen Nutzung oder Substanz auf dem Wege der Erbfolge gesondert erworben werden, wird die Besttzveränderungsgebühr aus dem Betrage berechnet, der für die Berechnung der Erbschaftssteuer maßgebend ist.

1. 2.

Art.254erhieltseinejetzigeFassungdurchdieNov.vom29.April 1910.

Unter Art. 254 fallen außer den standesherrlichen Besitzungen insbesondere auch die sonstigen in verschiedenen Formen vorkommenden, mehr oder minder gebundenen Güter adeliger Familien mit agnatischer Erbfolge insbesondere die sog. Kondominate (KdAbg. 1879 Beil. 7, 95).

3. Maßgebend ist für die Regel das Reichserbschaftssteuergesetz vom 3. Juni 1906, das bayer. Erbschaftssteuergesetz nur insoweit, als ausnahmsweise noch dieses gilt.

Art. 255. 1. Ist der Erbe durch Verfügung von Todes wegen verpflichtet, zum Vollzüge eines Vermächtnisses oder einer Auflage ein zum Nachlasse gehörendes Grundstück oder ein den Grundstücken gleichstehendes Recht zu übertragen, so wird die von ihm aus dem Werte des Grundstücks oder des Rechtes ent­ richtete Besitzveränderungsgebühr zurückvergütet, wenn der Nachweis erbracht ist, daß die Auflassung stattgefunden hat und die Gebühr für die Auflassung entrichtet ist.

1. Art. 255 wurde eingeschaltet durch die Nov. vom 20. August 1906 ; er erfuhr durch die Nov. vom 29. April 1910 geringe Änderungen.

2. Nach dem Rechte des BGB. § 2174 ist der unmittelbar dingliche Anfall des vermachten Gegenstandes an den Bedachten ausgeschloffen; die Wirkung des Vermächtnisses ist auf die Begründung eines Forderungsrechts beschränkt. Besteht der vermachte Gegenstand in einem Grundstück oder in einem den Grundstücken gleichstehenden Rechte, so bedarf es zur Übertragung der Einigung des Erben und des Vermächtnisnehmers und der Eintragung der Rechtsänderung in das Grundbuch (§§ 873, 925 BGB.). Auf diese Weise fällt, bis das Recht an den Bermächwisnehmer kommt, sowohl die Besitzveränderungsgebühr nach Art. 252 und 253, wie die Vertrags- und Auflaffungsgebühr nach Art. 146 und 150 an. Um diese dadurch entstehende Unbilligkeit, daß der Erbe für einen Gegenstand, der durch sein Eigentum nur durchgeht, eine Gebühr entrichten soll, zu beseitigen, wurde durch die Nov. vom 20. August 1906 die durch Art. 255 geregelte Rückerstattung der Besitzveränderungsgebühr angeordnet. Wie die Fassung des Art. 255 ergibt, steht der Rückforderungsanspruch dem Erben zu. Er entsteht

35. Das Gebührengesetz.

670

erst nach der Zahlung Beil. 2, 92).

der

Gebühr

für

die Auflasiung

(KdAbg. 1905/06

3. Bei der Frage, ob ein Vermächtnis oder eine Auflage vorliegt, kommt es selbstverständlich nicht auf die Ausdrucksweise des Erblaffers sondern nur auf das wirkliche rechtliche Verhältnis an (KdReichsr. 1905/06 Beil. S. 827).

4. Art. 255 findet auch Anwendung, wenn das Grundstück einem der Erben als Vorausvermächtnis zugewendet ist (BayBGH. im Recht 1911, 735). Art. 256. 1. Wer auf irgendeine Weise das Eigentum an Grundstücken oder diesen gleichstehenden Rechten erwirbt, ohne hiefür die Gebühr des Art. 118 oder des Art. 146 entrichtet zu haben, ist verpflichtet, dem Rentamt, in dessen Bezirke das Grundstück liegt, innerhalb zwei Monaten, vom Tage des Erwerbs an gerechnet, die Veränderung anzuzeigen und den Wert unter genauer Be­ zeichnung der einzelnen Objekte anzugeben. 2. Sind die Grundstücke in den Bezirken mehrerer Rentämter gelegen, so genügt die Anzeige und Wertsangabe bei jenem Rentamt, in dessen Bezirk das Hauptgut liegt. 3. Die wissentliche Versäumnis obiger Frist zieht Geld­ strafe im doppelten Betrage der schuldigen Gebühr nach sich.

1. Abs. 1 und 2 des Art. 256 erhielten ihre jetzige Fassung durch die Nov. vom 9. Juni 1899; Abs. 3 ist in der ursprünglichen Fassung beibehalten. 2. In den Fällen des Art. 254 kommt Art. 256 nur dann zur An­ wendung, wenn nach der Gestaltung der dort bezeichneten RechtsverhälMisse in der Tat das „Eigentum" an dem Grundstück oder dem diesem gleichstehendcn Recht erworben wird. 3. Die Frage, inwiefern Rechtsirrtum die Bestrafung ausschließt, bemißt fich im Hinblick auf Art. 4 AG. StPO, nach den allgemeinen Grundsätzen des Strafgesetzbuchs. Darnach schadet Strafrechtsirrtum, es befreit abrr zivil­ rechtlicher und steuerrechtlicher Irrtum, also insbesondere Irrtum darüber, ob über­ haupt eine Gebührenpflicht besteht; die hinsichtlich des Irrtums abgegebenen Er­ klärungen des Regierungskommissärs sKdAbg. 1879 Beil. 7II, 87) sind unbchelflich, es wurde hierbei der Unterschied zwischen Strafrechts- und sonstigem Rech:sirrtum überhaupt nicht beachtet.

4.

Wegen Bestrafung unrichtiger Wertangaben s. Art. 257 mit

Art. 40 a.

Art. 257. Auf Grund der eingehenden Anzeigen und Wertsangaben sovie der etwa erforderlichen weiteren Erhebungen hat das Rentamt die Gebrhr von Amts wegen zu regulieren, wobei die Bestimmungen im Art. 46a und im Art. 42 entsprechende Anwendung zu finden haben.

1. Art. 257 erhielt durch die Nov. von 1910 eine Abänderung im üb­ rigen ist die ursprüngliche Fassung beibehalten.

II. Titel.

Gebührenäquivalent.*)

Art. 258. 1. Juristische Personen, Handels- und Versicherungsgesellschaften, Ge­ nossenschaften, Vereine sowie andere Gesellschaften und Anstalten haben von den in ihrem Eigentume befindlichen Grundstücken und diesen gleichstehenden Rechten alle zwanzig Jahre, vom Tage des letzten Anfalls einer verhältnis­ mäßigen Gebühr an gerechnet, ein Gebührenäquivalent von eins vom Hundert der Gegenstandssumme ohne Abzug der Schulden zu entrichten. 2. Gleiches gilt für Gesamtgeschlechter, soweit auf deren Güter nicht die Bestimmung des Art. 254 Anwendung findet.

1. 2.

Art. 258 erhielt seine jetzige Fassung durch dieNov. vom 9.Juni 1899.

Ein Unterschied zwischen juristischen Personen des Privatrechts und solchen des öffentlichen Rechts ist nicht gemacht; es fallen also beide hierher; vgl. jedoch Art. 259.

3. Auch juristische Personen usw., die in Liquidation sind, sind noch juristische Personen usw. und deshalb verpflichtet, das Gebührenaquivalent zu entrichten; s. BahVGH. 25, 397. 4. Auf den Zweck der juristischen Person usw. kommt es, abgesehen von den Ausnahmen, die Art. 259 bringt, nicht an; es ist deshalb nicht not­ wendig, daß es sich um eine juristische Person usw. handelt, die bestimmungsgemäß die Grundstücke lange Zeit besitzen soll; denn das Gesetz macht in dieser Richtung keinen Unterschied. Gebührenpflichtig find deshalb insbesondere auch Baugesell­ schaften, die die Grundstücke nur zur alsbaldigen Veräußerung erwerben; s. BayVGH. 25, 397. 5. Auch offene Handelsgesellschaften haben das Gebührenäquivalent zu entrichten; denn auch sie sind „Handelsgesellschaften". Zudem kommt ihnen nach der Organisation, die sie durch §§ 105 ff. des Handelsgesetzbuchs in der Fassung vom 10. Mai 1907 (RGBl. 219) erhalten haben, eine selbständige Stellung zu, die ihnen ähnlich wie den sonstigen in Art. 258 Abs. 1 aufgeführten Organisationen einen dauernden Bestand sichert; sie können Eigentum erwerben, klagen und verklagt werden; die Fortdauer kann auch für den Fall des Todes oder des sonstigen Ausscheidens eines Gesellschafters vereinbart werden u. a. (s. BayVGH. 24, 575; FMB. vom 19. Juli 1880; FMBl. 196). 6. Art. 258a ergibt, daß insbesondere auch unter Art. 258 fallen: Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Gewerkschaften, einfache Kommanditgesellschaften und Gesellschaften nach § 705 ff. BGB.

7. Von Erbengemeinschaften kann ein Gebührenäquivalent nicht gefordert werden (KdAbg. 1905/06 StenB. 5, 941). ’) Das Gebühren äquivalent des Art. 258 ist eine auf das Grundvermögen von juristischen Personen und ähnjichen Gebilden gelegte Abgabe, die erhoben wird, weil bei ihnen ein Wechsel in der Person des Eigentümers sellener als bei sonstigem Grundvermögen eintritt. Das durch die Nov. vom 29. April 1910 neu eingeführte Gebührenäquivalent des Art. 258 a ist dafür zu entrichten, daß eine Besitzveränderung eingetreten ist, allerdings nicht rechllich, sondern tatsächlich, indem der Gesellschafter, der alle Antelle in sich vereinigt, damll tatsächlich die Befugnisse eines Alleineigentümers erhallen hat (KdReichsr. 1909/10 Bell. 5,496). *) Vgl. auch die teilweise veraltete Vollrugsbekanntmachung vom 13. Oktober 1879 (FMBl. 403).

8. Wegen der Begriffe Grundstücke und den Grundstücken gleich­ stehende Rechte s. Art. 146 Anm. 2 und 3. 9» Das Gebührenäquivalent trifft nur im Eigentum der Gesellschaften oder Anstalten stehende Gegmstände; Wertausnützung zufolge obligatorischer Beziehungen begründet die Gebührenpflicht nicht (ObLGMZ. in Recht 1912, 392). 10» Aus dem Zwecke des Gebührenäquivalents, das einen Ersatz für die Gebühren bringen soll, die durch den bei physischen Personen aus natürlichen Gründen sich ergebenden Eigentumswechsel anfallen, ergibt sich, daß der Ausdruck verhältnismäßige Gebühr hier nicht in dem weiteren Sinne wie bei Art. 41 Anm. 1 aufzufaffen ist, sondern daß hier schlechthin die Gebühr des Art. 146 hier­ unter zu verstehen ist, sei es, daß sie unmittelbar auf Grund des Art. 146 erhoben wird oder auf Grund eines andern Artikels (Art. 118, 146 a, 252) im Zusammen­ halt mit Art. 146 zu entrichten ist.

11. Die Gebühr ist aus der Gegen st andssumme zu entrichten; da der Art. 258 eine Ausgleichung für die bei juristischen Personen usw. selten verfallenden Gebühren nach Art. 118, 146 und 252 bringen soll, so ist das Wort Gegenstandssumme wie bei diesen nämlich dahin auszulegen, daß es soviel wie Wert bedeutet. Die Vergleichung mit den genannten Artikeln, nach denen nur der Wert im Zeit­ punkt des Vertragsschluffes oder des Eintritts des sonstigen den Gebührenanfall begründenden Ereigniffes maßgebend ist, ergibt, daß auch der Wert des Grund­ stücks im Zeitpunkt des Anfalls des Gebührenäquivalents maßgebend ist. Hieraus folgt insbesondere, daß Wertsteigerungen, die seit Erwerb des Grundstücks durch all­ gemeine wirtschaftliche Verhältniffe oder durch Meliorationen wie Erbauung von Häusern auf den Grundstücken eintreten, ebenfalls dem Gebührenäquivalent unter­ liegen; s. BayVGH. 25, 397; 18, 15; 11, 271; 4, 240.

Art. 258a. 1. Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Aktien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, Gewerkschaften, Vereine, Genossenschaften, einfache Kommanditgesellschaften, offene Handelsgesellschaften und Gesellschaften nach §§ 705 u. ff. des Bürgerlichen Gesetzbuchs haben das Gebührenaquivalent von den zum Gesellschafts- oder Vereinsvermögen gehörenden Grundstücken und diesen gleichstehenden Rechten auch dann zu entrichten, wenn alle Anteile auf Grund eines Rechtsgeschäfts unter Lebenden in der Hand eines Teil­ habers vereinigt werden oder, nachdem sie in der Hand eines Teilhabers vereinigt find, auf einen anderen übertragen werden. Ehegatten sowie Eltern und Kinder gelten im Sinne dieser Vorschrift als eine Person. 2. Die Entrichtung des Gebührenäquivalents in den Fällen des Abs. 1 ist der Entrichtung einer verhältnismäßigen Gebühr im Sinne der Vorschrift des Art. 258 Abs. 1 gleichzuachten. 3. Erfolgt in den Fällen des Abs. 1 innerhalb zwei Jahren im Grund­ buche die Umschreibung der zum Gesellschafts- oder Vereinsvermögen ge­ hörenden Grundstücke oder diesen gleichstehenden Rechte auf den Erwerber der sämtlichen Anteile oder werden die zum Gesellschafts- oder Vereinsver­ mögen gehörenden Grundstücke oder diesen gleichstehenden Rechte binnen Jahresfrist von einer der nach Abs. 1 als eine Person zu erachtenden mehreren Teilhaber zum Alleineigentum übernommen, so wird das Gebühren­ äquivalent auf die zum Anfalle gelangende Gebühr des Art. 146 angerechnet.

1. 2.

Art. 258a wurde durch die Nov. vom 29. April 1910 eingefügt. Art. 258a will der Umgehung der Jmmobiliargebühren ent« gegentreten, die in der Weise erfolgt, daß eine Gesellschaft errichtet wird, und dann im Falle einer Veräußerung der einer Gesellschaft gehörenden Grund­ stücke nicht die Grundstücke selbst, sondern die die Grundstückswerte enthaltenden Gesellschaftsanteile abgetreten werden (Mot. zur Nov. vom 29. April 1910 S. 437). 8. Nicht unter Art. 258a fällt der Fall, wenn bei der Gründung bereits alle Anteile in einer Hand vereinigt find, z. B. eine Aktien­ gesellschaft bildet aus einem Teil ihres Geschäfts eine neue Aktiengesellschaft und behält die Aktien bei sich; hier werden die Anteile nicht vereinigt, fie find schon vereinigt (KdReichsr. 1909/10 Beil. 5, 506). In einer Hand werden sie auch dann nicht vereinigt, wenn sie im ganzen verkauft werden, denn sie find schon vereinigt, und gehen nur bereits vereinigt in eine andere Hand über (anders a. a. O.).

4. Auf Großeltern und Enkel ist die Fiktion des Abs. 1 Satz 2 nicht ausgedehnt. Einschlägig ist hier auch Art. 283, der bestimmt: 1. Insoweit das Gesetz einem Verwandtschaftsverhältnis Einfluß auf die Ge­ bührenpflicht einräumt, gilt als Verwandtschaft auch die durch Annahmean Kindes Statt begründete Verwandtschaft, sowie das Verhältnis zwischen einem unehelichen Kinde und dessen Ab­ kömmlingen einerseits und dem Vater und dessen Verwandten andererseits, soferne die Vaterschaft erweislich anerkannt ist. 2. Auf ein die Gebühr minderndes Verhältnis, welches zu­ folge eines richterlichen Erkenntnisses oder eines Vertrags schon vor dem Anfalle der Gebühr zu bestehen aufgehört hat, darf nicht zurückgegangen werden. Die Aufhebung der ehelichen Ge­ meinschaft nach § 1575 des Bürgerlichen Gesetzbuchs steht der Scheidung gleich. 3. Die vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs Vereinkindschafteten Kinder stehen in Ansehung der Gebühren­ pflicht den ehelichen Kindern gleich. 5. Aus der Fiktion, daß Eltern und Kinder sowie Ehegatten als eine Person gelten, ergibt sich auch, daß Übertragung aller in der Hand eines Teilhabers vereinigten Anteile unter Ehegatten sowie zwischen Eltern und Kindern das Gebührenäquivalent nicht anfallen läßt. 6. Abs. 2 will sagen, daß, wenn jemand die Gebühr des Art. 258a bezahlt hat, die keine verhältnismäßige Gebühr im technischen Sinne des Art. 258 ist, das als Bezahlung einer verhältnismäßigen Gebühr im Sinne des Art. 258 gilt, sodaß die nächsten 20 Jahre erst von da ab laufen (KdReichsr. 1909/10 Beil. 5, 497). Art. 259. Das Gebührenäquivalent wird nicht erhoben von Objekten, welche 1. den Kreis-, Distrikts-, politischen und Ortsgemeinden, dann den landwirtschaftlichen Genossenschaften oder gemeinnützigen Bau­ genossenschaften gehören. Nicht als gemeinnützig gelten Baugenossen­ schaften, die satzungsgemäß die Einzahlungen der Mitglieder mit mehr Schiedermair, Nebengesetze. 43

als vier vom Hundert verzinsen oder den Mitgliedern im Falle der Auflösung mehr als die Einzahlungen ausantworten; 2. ständig und ausschließlich einem frommen, milden, gemein­ nützigen oder Unterrichtszweck oder dem Bergbau dienm; 3. öffentlichen Verkehrszwecken dienen, wie Eisenbahnen, Kanäle und Straßen nebst den dazu gehörigen Gebäuden, Brücken und ähnlichen Gegenständen.

1. Bei Art. 259 haben die Nr. 2 und 3 die ursprüngliche Fassung bei» behalten; Nr. 1 erhielt die jetzige Faffung durch die Nov. vom 26. Mai 1892 und 29. April 1910.

2. Kreis-, Distrikts-, politische und Ortsgemeinden im Sinne der Nr. 1 sind nur bayerische Verbände; es ergibt sich das daraus, daß die. dem bayerischen Recht eigenen technischen Ausdrücke für die Kommunalverbände gewählt wurden (vgl. BayVGH. 6, 39).

3. Für die Auslegung des Begriffes milder Zweck bieten weder das Gesetz noch die Verhandlungen hiezu besondere Anhaltspunkte. Der Begriff ist deshalb so auszulegen, wie er sonst aufgefaßt wird; es wird der Auffaffung des Verwaltungsgerichtshofs zuzustimmen sein, wonach man hierunter die Unterstützung Hilfsbedürftiger durch vollständig oder wenigstens teilweise unengeltliche Zu­ wendungen versteht; erforderlich ist, daß Zuwendungen aus dem „Objekt" aus­ schließlich an hilfsbedürftige, d. h. an solche Personen erfolgen sollen, die sonst die Mittel zum Unterhalt oder doch zum standesgemäßen Leben nicht besitzen; es fallen deshalb insbesondere Stiftungen, bei denen die Aufnahme an den Nach­ weis der Dürftigkeit nicht gebunden ist, nicht hierunter (s. BayVGH. 24, 434); vgl. auch Art. 3 Anm. 4 des ErbschaftsStG. 4. Der Begriff gemeinnütziger Zweck ist ebenfalls weder im Gesetz noch in den Auslegungsbehelfen erläutert. Der Berwaltungsgerichtshof, dessen Anschauung als zutreffend zu erachten sein wird, bezeichnet als gemeinnützige Zwecke solche, welche der Allgemeinheit oder doch weiteren Personenkreisen, nicht aber bloß einzelnen oder einem engbegrenzten Kreise zum Nutzen gereichen. Diese Voraussetzung ist dann nicht gegeben, wenn die „Objekte" neben gemeinnützigen Zwecken anderen nicht gemeinnützigen Zwecken dienen, z. B. der Erzielung privaten Gewinnes oder dem Vergnügen. Der Umstand, daß die Nutzung des dem gemeinnützigen Zwecke gewidmeten Gegenstands gegen Entgelt gewährt wird, schließt die Gemeinnützigkeit nicht aus, wenn das Entgelt wieder voll­ ständig dem gemeinnützigen Zweck zugeführt wird und nicht privaten Zwecken dient (s. BayVGH. 24, 434). Ein gemeinnütziger Zweck liegt deshalb auch dann nicht vor, wenn der Zweck der juristischen Person die Haltung einer Börse ist; denn dadurch suchen die Mitglieder der Personenvereinigung ihre wirtschaftliche Lage zu heben; es ist gleichgültig, daß auch andere Kreise aus dieser wirtschaft­ lichen Einrichtung Nutzen ziehen (s. BayVGH. 22, 184). Ein gemeinnütziger Zweck liegt ferner beispielsweise auch bei Baugenossenschaften nicht vor, die zwar insoferne einen gemeinnützigen Charakter tragen, als sie die Beschaffung gesunder Mietwohnungen bezwecken oder es ermöglichen wollen, Wohnhäuser zu Eigentum zu erwerben, die aber nebenbei auch den Mitgliedern Anteil am Geschäftsgewinn einräumen (BayVGH. 15, 259). In welchen weiteren Fällen Baugenoffenschasten nicht als gemeinnützig gelten; s. bei Abs. 1. Die Abgrenzung des Begriffs gemeinnützige Baugenossenschaften

ist im Anschluß an Art. 4 Abs. 1 Nr. 9 EinkStG. erfolgt (KdAbg. 1909/10 Beil. 9, 875); vgl. auch die Erläuterungen hierzu.

5. Die Bevorzugung des Bergbaues erfolgte, weil der Bergbau der Grubenfeldabgabe unterliegt (KdAbg. 1898/99 GGA. 2, 796).

6. Unter die einem frommen Zweck dienenden Objekte fallen auch die Grund­ stücke und die ihnen gleichstehenden Rechte der Klöster; Bek. vom 13. Oktober 1879 (FMBl. 403) Ziff. 1. 7. Daß die von Nr. 2 betroffenen Objekte den dort bezeichneten Zwecken unmittelbar dienen, ist nicht notwendig, wenn nur das Rechtssubjekt, dem sie gehören, solche Zwecke verfolgt (s. KdAbg. 1898/99 GGA. 2, 796; FMB. vom 8. Dezember 1879, FMBl. 661). Art. 260. 1. Die gesetzlichen Vertreter der gebührenpflichtigen Rechtsobjekte haben den Wert der Grundstücke und diesen gleichstehenden Rechte bei dem Rentamt, in deffen Bezirke die Grundstücke oder deren Hauptbestandteile liegen, mindestens drei Monate vor Ablauf des zwanzigjährigen Zeitraums seit der letztmaligen Entrichtung des Gebührenäquivalents schriftlich oder zu Protokoll anzugeben. 2. Die Vorschriften des Abs. 1 finden in den Fällen des Art. 258 a mit der Maßgabe Anwendung, daß die Anzeige spätestens binnen drei Monaten nach erlangter Kenntnis von der eingetretenen Anteilsvereinigung oder Anteilsabtretung zu erstatten ist. 3. Die wissentliche Versäumung dieser Frist zieht Geld­ strafe im doppelten Betrage der schuldigen Gebühr nach sich. 4. Hinsichtlich der Wertsermittlung finden die Bestimmungen im Art 40a und im Art. 42 entsprechende Anwendung.

1. Abs. 1 des Art. 260 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov.vom 9. Juni 1899; Abs. 2 wurde neu eingestellt und Abs. 4 geändert durch dieNov. vom 29. April 1910, im übrigen hat der Art. noch die ursprüngliche Fassung. 2. Der zwanzigjährige für das Entstehen der Anzeigepflicht maßgebende Zeitpunkt beginnt mit der Entrichtung nicht mit dem Anfall des letzten Gebührenäquivalents; dem Zwecke des Artikels hätte es wohl entsprochen, wenn der Gesetzgeber den Anfall für maßgebend erklärt hätte.

3. Auch in den Fälle» des Abs. 2 sind nur die gesetzlichen Vertreter der Rechtssubjekte (Aktiengesellschaften usw.), nicht die Erwerber der Anteile anzeigepflichtig. Art. 260 a. (Ist strafrechtlich nicht erheblich). III. Titel.

Öffentliche Mobiliarversteigerungen.

Art. 261. 1. Öffentliche Versteigerungen von beweglichen Sachen und von Nutzungen, für welche nicht die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften gelten, unter­ liegen einer Gebühr zu eins vom Hundert des erzielten Gesamterlöses. 2. Besteht der Preis in jährlich wiederkehrenden Leistungen, so finden auf die Wertsberechnung die Bestimmungen in Art. 189 entsprechende An­ wendung.

1. Die Art. 261—268 gelten gemäß Art. 200 auch für die von den Gerichtsvollziehern vorgenommenen Mobiliarversteigerungen; auf Versteigerungen der Notare findet der III. Titel im allgemeinen keine Anwendung (Art. 251), nur bestimmt Art. 155 Abs. 3, daß für öffentliche Mobiliar­ versteigerungen der Notare die im Art. 261 bestimmten Gebühren aus der Summe der Zuschlagspreise erhoben werden. Es werden also nicht die Gebühren des Art. 245 erhoben. Allgemeine Vollzbek. zu Art. 261: FMB. vom 25. Sep­ tember 1879, die Gebühren für öffentliche Mobiliarversteigerungen betr. (GVBl. 1270).

2. Art. 261 erhielt in Abs. 1 eine geringe Änderung durch die Nov. vom 9. Juni 1899; im übrigen ist die ursprüngliche Faffung beibehalten. 3. Von öffentlichen Versteigerungen spricht man nach dem all­ gemeinen Sprachgebrauche dann, wenn beabsichtigt ist, durch Zulassung freier Kon­ kurrenz der Kaufsliebhaber möglichst hohe Preise zu erzielen. Öffentlich ist die Versteigerung deshalb dann nicht, wenn die Teilnahme auf einen bestimmten Kreis z. B. auf Mitglieder einer Genossenschaft oder Gesellschaft oder die Einwohner eines kleinen Ortes, zwischen denen ein engerer Zusammenhang besteht, beschränkt ist; s. KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 88; BayVGH. 4, 300.

4. Submissionen, d. h. die Vergebung im Form der Erholung schrift­ licher Angebote sind nicht zu den Versteigerungen zu rechnen (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 88). 5. Unter beweglichen Sachen in Sinne des Abs. 1 sind nur körper­ liche Gegenstände nicht auch Forderungen oder andere bewegliche Rechte zu ver­ stehen. Die Faffung war die gleiche schon in den früheren vor der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs geltenden Redaktionen, es kann deshalb den Be­ stimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuchs für die Auslegung des Wortes keine entscheidende Bedeutung beigelegt werden; die frühere Rechtslehre verstand unter Sachen nur körperliche Gegenstände (s. Seuffert, Praktisches Pandektenrecht 3. Aufl. § 59 S. 79). Sollte der Ausdruck Sachen weiter gefaßt werden, und zwar in dem Sinne daß hierunter auch Rechte zu verstehen wären, so hätte das besonders zum Ausdruck zu kommen. Derartige besondere Umstände liegen bei Art. 261 nicht vor (s. BayVGH. 13, 389). 6. Wegen der Rechte (Nutzungen), für welche die sich auf Grund­ stücke beziehenden Vorschriften gelten, s. Art. 146 Anm. 3.

7. Unter Art. 261 fallen Warenauktionen, Holzversteigerungen, Wein­ versteigerungen, Versteigerungen von Grasnutzungen, von Früchten auf der Wurzel (Bek. vom 25 September 1879, GVBl. 1270). 8. Durch Art. 261 sollen lediglich Verkäufe getroffen werden, nicht Ver­ pachtungen, die im Bersteigerungswege erfolgen. Art. 189 ist in Abs. 2 ledig­ lich hinsichtlich der Wertberechnung als anwendbar erklärt; um einen Verkauf, nicht um eine Pacht handelt es sich, wenn der Ertrag von Wiesen, deren Be­ wirtschaftung der Eigentümer behält, auf längere Zeit versteigert wird (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 88; KdReichsr. GGA. 106; BayVGH. 3, 296).

8. Art. 189 bestimmt: 1. Bei Pacht- oder Mietverträgen, welche auf bestimmte Zeit abgeschlossen werden, bildet der Betrag des einjährigen Zinses multipliziert mit der Zahl der Fahre, und wennn der fünfundzwanzigfache Betrag geringer ist, dieser Be­ trag die Gegenstandssumme.

2. Wird der Vertrag auf unbestimmmte Zeit oder Lebensdauer abgeschlossen, so ist der Berechnung der Gebühr der zwölf- und einhalbfache Betrag des einjährigen Zinses zugrunde zu legen.

10. Maßgebend ist lediglich der Erlös ohne Abzug der Kosten der Versteigerung (Wochinger Art. 257 Anm. 3).

Art. 262. Von der Gebühr sind befreit: 1. Versteigerungen für Rechnung der Reichs- oder Staatskasse; 2. Versteigerungen im Meß- und Marktverkehr; 3. Zwangsversteigerungen; 4. Versteigerungen forstwirtschaftlicher Produkte; 5. Versteigerungen landwirtschaftlicher Produkte; ausgenommen sind jene, welche anläßlich gewerbsmäßiger Güterzertrümmerungen vorgenommen werden, sowie diejenigen Weinversteigerungen, bei welchen der erzielte Gesamterlös den Betrag von 100 Mk. übersteigt; 6. Versteigerungen, welche im öffentlichen Auftrag oder von Vor­ mündern zur Verwertung von Mündelgut vorgenommen werden.

1. Nr. 1 und Nr. 3 Haven noch die ursprügliche Fassung; Nr. 5 erhielt ihre jetzige Fassung durch die Nov. vom 20. August 1906; im übrigen entstammt der Art. in seiner jetzigen Faffung der Nov. vom 22. Dezember 1889. 2. Die Ausnahme der Nr. 2 zugunsten der Versteigerungen im Meßund Marktverkehr erklärt sich aus § 68 GewO. (Mot. S. 95); sie muß aber bei der allgemeinen Fassung des Gesetzes auch auf Spezialmärkte Anwendung finden, obwohl diese dem § 68 der GewO, nicht unterstehen. 3. Die von den Konkursverwaltern vorgenommenen Berst eigerungen beweglicher Maffegegenstände sind keine Zwangsversteigerungen und, da auch keine sonstige Ausnahme zu ihren Gunsten besteht, gebührenpflichtig. Durch die Bestimmung des § 2 Abs. 1 des Gerichtskostengesetzes ist die Erhebung der Versteigerungsgebühr nicht ausgeschlossen, denn es handelt sich hier um eine Berkehrssteuer, um eine Heranziehung des Eigentumsübergangs (OLGMSt. 3, 18; SeuffBl. 50, BayVGH. 5, 157). 4. Eine Zwangsversteigerung im Sinne der Nr. 3 liegt auch vor, wenn gemäß § 825 der Zivil-Prozeßordnung das Bollstreckungsgericht anordnet, daß die Verwertung einer gepfändeten Sache in einer anderen als der regelmäßigen Weise oder an einem anderen als dem regelmäßigen Orte oder endlich durch eine andere Person als den Gerichtsvollzieher vorzunehmen ist; denn auch derartige Versteigerungen sind Zwangsversteigerungen d. h. Versteigerungen, die in dem gesetzlich geregelten Verfahren zum Zwecke der Zwangsvollstreckung erfolgen; sie stellen nur eine nur ausnahmsweise von dem Vollstreckungsgericht besonders anzuordnende Form dar. A. A. BayVGH. 5, 157; 6, 131.

5. Anläßlich einer gewerbsmäßigen Güterzertrümmerung wird die Versteigerung auch dann vorgenommen, wenn sie durch Mittelspersonen erfolgt (KdAbg. 1905/06 StenB. 5, 946); es fällt deshalb auch der Fall unter das Gesetz, daß noch der Abtretende die Versteigerung vornehmen läßt; anders KdReichr. 1905/06 Beil. 827. Wegen des Begriffs der gewerbsmäßigen Güter­ zertrümmerungen im allgemeinen s. Art. 19 des Grundentlastungsgesetzes.

6» Zu den Vormündern sind auch die Pfleger im Sinne des BGB. zu rechnen; denn es wäre nicht zu verstehen, warum sie anders behandelt werden sollten als die Vormünder.

Art. 263. 1. Privatpersonen, welche eine Versteigerung vorzunehmen beabsichtigen, die nicht nach Art. 262 von der Gebühr befreit ist, haben spätestens zwei Tage vor deren Beginn dem Rentamt, in dessen Bezirk dieselbe stattfinden soll, Ort, Tag und Stunde des Beginnes der Versteigerung schriftlich oder zu Protokoll anzuzeigen. 2. Wird die Versteigerung im Auftrag eines anderen vorgenommen, so ist gleichzeitig der Auftraggeber zu benennen. 3. Unter welchen Voraussetzungen öffentliche Bedienstete und Gemeinde­ beamte, welche öffentliche Versteigerungen vornehmen, hiervon dem Rentamte vorgängige Anzeige zu erstatten haben, wird von der Staatsregierung bestimmt.

1. Art. 263 hat die ursprüngliche Fassung behalten, abgesehen von einer redaktionellen Änderung. 2. Anzuzeigen ist, wie die Fassung des Art. 263 ergibt, nur der Beginn der Versteigerung; setzt sich letztere auf einen weiteren Tag fort, so ist keine neue Anzeige erforderlich (s. OLGMSt. in SeuffBl. 57, 190). 3. Zu Abs. 3 vgl. § 3 Abs. 2 der Bek. vom 25. September 1879, wonach öffent­ lich en Bediensteten und Gemeindebeamten die Erstattung der Anzeige bis auf weiteres erlassen ist. 4. Standesherrliche Beamte und Ämter können nicht von der Anzeige befreit werden; denn sie fallen nicht unter Abs. 3. A. A. FMB. vom 23. Juni 1881 (Weber 13, 770). 5. 6. §

Nichterstattung der Anzeige ist strafbar, s. Art. 268. 4 der Bek. vom 25. September 1879 trifft noch weitere Vor­ schriften über den Inhalt der Anzeige, als sie Art. 263 enthält; Nicht­ beachtung dieser weiteren Vorschriften ist, wie die Fassung des Art. 268 Abs. 1 Nr. 1 ergibt, nicht strafbar; es ergibt sich aber als stillschweigender Inhalt des Art. 263, daß die Anzeige auch die Person des Versteigerers ersehen lassen muß.

Art. 264. 1. Über jede Versteigerung, welche nicht nach Art. 262 von der Gebühr befreit ist, ist eine schriftliche Urkunde aufzunehmen, in welcher die zum Auf­ wurf gebrachten Gegenstände und die hierher erzielten Preise einzeln vorzutragen sind. 2. Wird die Erteilung des Zuschlags versagt oder Vorbehalten, so ist dies in der Urkunde zu vermerken. 3. Die Versteigerungsurkunde ist von demjenigen, der die Versteigerung geleitet hat, unmittelbar nach deren Beendigung zur Bestätigung der Richtig­ keit des Inhalts unter Vortrag der erzielten Preise mit Ziffern und Worten zu unterzeichnen und binnen längstens einer Woche dem einschlägigen Rentamt in Vorlage zu bringen.

1. Art. 264 hat die ursprüngliche Fassung in Abs. 2 und 3 beibe­ halten, Abs. 1 entstammt der Nov. vom 22. Dezember 1889.

2. Werden mehrere Gegenstände um einen Gesamtpreis zugeschlagen, so kann nur dieser vorgetragen werden. 3. Zuwiderhandlungen gegen Art. 264 sind nach Art. 268 strafbar. 4. über den Inhalt der nach Art. 264 aufzunehmenden Urkunde gibt § 5 der Bek. vom 25. September 18 7 9 weitere Vorschriften. Zuwiderhandlungen hiergegen find nicht strafbar. Durch die ausdrückliche Anführung des Art. 264 gibt Art. 268 Abs. 1 Nr. 2 zu erkennen, daß lediglich Zuwiderhandlungen hier­ gegen strafbar sein sollen; hierfür spricht auch die analoge Fassung des Art. 268 Abs. 1 Nr. 1. 5. Nach FMB. vom 10. Dezember 1879 (FMBl. 699) kann die Frist des Abs. 3 unter Umständen bis auf zwei Monate verlängert werden. Im Strafverfahren kann eine derartige im Gesetze nicht vorgesehene Verlängerung nicht berücksichtigt werden. Art. 265. Die Rentämter können zu jeder öffentlichen Mobiliarversteigerung einen Vertreter des Ärars abordnen, welcher ermächtigt ist, die vorschriftsmäßige Aufnahme der Versteigerungsurkunde zu kontrollieren.

1.

Art. 265 hat die ursprüngliche Fassung beibehalten.

Art. 266. 1. Die Berechnung der Gebühr erfolgt aus der Summe der Zuschlags­ preise.

2. Soweit der Zuschlag Vorbehalten wurde, ist dessen Erteilung an­ zunehmen, wenn nicht binnen längstens zwei Wochen nach der Beendigung der Versteigerung die Versagung des Zuschlags nachgewiesen wird.

1. 2.

Art. 266 hat die ursprüngliche Fassung beibehalten.

Ob der Zuschlagspreis gezahlt wurde, ist für die Berechnung der Gebühr gleichgültig.

3. Die Frist beginnt mit der Beendigung der Versteigerung als solcher nicht mit der Beendigung der auf einem bestimmten Gegenstand bezüglichen Versteigerungsverhandlungen. 4. Wegen der Bestrafung von gewissen Zuwiderhandlungen gegen Abs. 2 s. Art. 268 Abs. 1 Nr. 3. Art. 267. 1. Die Pflicht zur Entrichtung der Gebühr obliegt demjenigen, unter dessen Leitung die Versteigerung ausgeführt wurde. 2. Hat derselbe hierbei im Auftrag eines andern gehandelt, so haften beide für die Entrichtung der Gebühr als Gesamtschuldner.

1.

Art. 267 hat im wesentlichen die ursprüngliche Fassung beibehalten.

1.

Einer Hinterziehung macht sich schuldig, wer 1. die im Art. 263 vorgeschriebene Anzeige nicht rechtzeitig er­ stattet, oder

Art. 268.

2. die vorschriftsmäßige Aufnahme oder rechtzeitige Vorlage der Versteigerungsurkunde (Art. 264) unterläßt, oder 3. bezüglich der Versagung des Zuschlags (Art. 266 Abs. 2) wissent­ lich falsche Angaben macht. 2. Die Hinterziehung wird mit einer Geldstrafe geahndet, welche dem zehnfachen Betrage der hinterzogenen Gebühr gleich­ kommt, mindestens aber 3OMk. beträgt. 3. Läßt sich der Betrag der hinterzogenen Gebühr nicht ermitteln, so ist auf Geldstrafe von 30 bis 1000 Mk. zu er­ kennen. 4. Im Falle des Art. 267 Abs. 2 haftet der Auftraggeber für die von dem Beauftragten zu entrichtende Geldstrafe nebst Kosten. 5. Ist jedoch anzunehmen, daß eine Gebührenhinter­ ziehung nicht habe verübt werden können, oder nicht beab­ sichtigt gewesen sei, so tritt eine Ordnungsstrafe bis zu 30 Mk. ein.

1, 2.

Art. 268 hat noch die ursprüngliche Fassung. Zuwiderhandlungen nach Abs. 2 erfordern Vorsatz, es ergibt sich das aus Abs. 5; der Vorsatz muß nach den allgemeinen Grundsätzen der StPO, be­ wiesen werden. Im Ausschuß der KdAbg. (1879 Beil. 7, II, 89) wurde über die Frage keine Einigung erzielt. Die Fassung des Abs. 5 ergibt, daß er zur An­ wendung kommt, auch wenn nicht einmal Fahrlässigkeit vorliegt; doch muß nach allgemeinen prozessualen Grundsätzen auch bewiesen werden, daß eine Hinter­ ziehung, d. h. hier eine Nichtentrichtung der Gebühr habe verübt werden können. 3. Abs. 4 ist an die Stelle einer Bestimmung des Entw. getreten (Art. 228 Abs. 4), wonach der Auftraggeber im Falle des Abs. 2 der gleichen Strafe, wie der Beauftragte unterläge (KdReichsr. GGA. 106); man wollte damit den Fall ausschließen, daß eine Bestrafung ohne Verschulden einträte; es kann deshalb, wenn der Auftraggeber nach den allgemeinen Grundsätzen über die Teilnähme sich strafbar gemacht hat, eine Bestrafung auch des Auftraggebers er­ folgen. Die Bestimmungen des Abs. 4 in seiner nunmehrigen Fassung haben keinen strastechtlichen Charakter mehr; auf sie ist deshalb im Strafverfahren nicht zu erkennen.

IV. Titel.

Versicherungsverträge.1)

Art. 269. 1. Verträge oder Urkunden (Verficherungsscheine, Policen) von Ver­ sicherungsunternehmungen über Lebensversicherungen, einschließlich jener auf den Lebensfall (Altersversorgung, Witwenversorgung, Aussteuer, Militärdienst u. dgl.) unterliegen, sofern sie sich auf in Bayern wohnhafte Personen be­ ziehen, einer Gebühr, welche beträgt: a) bei Kapitalversicherungen, wenn die Versicherungssumme 3000 Mk. nicht übersteigt, eins vom Tausend, wenn die Versicherungssumme höher ist als 3000 Mk., zwei vom Tausend der Versicherungssumme; b) bei Rentenversicherungen, wenn die Jahresrente 120 Mk. nicht übersteigt, eins vom Tausend, wenn die Jahresrente höher ist als 120 Mk., zwei vom Tausend der Versicherungssumme. Als Ber*) Vgl. zu diesem Abschnitt BayFinBl. 1901, 97.

sicherungssumme ist bei Rentenversicherungen der Kaufpreis, in Er­ mangelung eines solchen der zehnfache Betrag der Rente anzusehen. 2. Ist die Lebensversicherung auf bestimmte Zeit abgeschlossen, so betragt die Gebühr für jedes Jahr oder den Bruchteil eines solchen ein Zehntel der Gebühr str eine Versicherung auf Lebenszeit von derselben Höhe. Die Gebühr darf jedoch die im Abs. 1 bestimmte Gebühr nicht übersteigen. 3. Wird bei einer Versicherung während der Dauer derselben eine Änderung der Bestimmungen des ursprünglichen Vertrags vorgenommen, so wird die für die frühere Urkunde nachweislich entrichtete Gebühr auf die Gebühr für die neue Urkunde angerechnet. 4. Werden bei Versicherungen gleicher Art von demselben Versicherer mehrere Urkunden für dieselbe Person ausgestellt, so berechnet sich die Gebühr nach dem Gesamtbeträge der versicherten Summe.

1, 2.

Art. 269 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 29. April 1910. Der Ausdruck Bersicherungsunternehmungen wurde gelegentlich der Nov. vom 29. April 1910 in das Gesetz eingeführt, um den Anschluß an das Verficherungsaufsichtsgesetz vom 12. Mai 1901 (RGBl. 139) herzustellen; es fallen deshalb auch hierher nur Bersicherungsunternehmungen im Sinne dieses Gesetzes; vgl. wegen dieses Begriffes § 1 des Versicherungsaufstchtsgesetzes; wegen der kleineren Vereine im Sinne des § 53 dieses Gesetzes s. Art. 271 Nr. 5. 3. Nach der früheren Faffung des Abs. 1 des Art. 269 fiel die Gebühr nicht schon mit der Schließung des Vertrags, sondern erst mit der Ausstellung der Police an (BayVGH. 18, 79); dies ist durch die jetzige Faffung geändert. 4, Durch die Nov. vom 29. April 1910 wurden im Gegensatz zur früheren Rechtsprechung (BayVGH. 26, 310) nicht nur die Rentenversicherungen der Gebühr unterstellt, bei denen die Rentenverabfolgung entweder auf Lebens­ dauer gewährt oder hinsichtlich des Anfanges oder Endes oder in beiden Be­ ziehungen rein zeitlich beschränkt ist, sondern auch jene, die auf anormale Verhältniffe des menschlichen Lebens, wie auf den Krankheits- oder den Jnvaliditätsfall abgestellt sind.

5. Die Bestimmungen des Art. 269 finden auch auf Versicherungen, die auf den Prinzipien der Gegenseitigkeit aufgebaut sind, An­ wendung; denn das Gesetz unterscheidet nicht (Mot. S. 97; BayVGH. 2, 332).

6. In Bayern muß die Person wohnen, auf die sich die Versicherung bezieht, das ist die Person, in der das Ereignis einzutreten hat, nicht jene, die den Vertrag schließt. 7» Als versicherte Summe erscheint die Gegenleistung der Versicherungsanstatt für die gezahlten Prämien. Gewährt die Versicherungsanstalt, wie es bei Versicherungen auf Gegenseitigkeit häufig der Fall ist, Anteile an den Dividen den, so wird damit nicht die Versicherungssumme und deshalb auch die Gebührenpflicht nicht erhöht, denn mit der Gewährung des Anteils an der Divi­ dende erhält der Versicherte nicht die Leistung, wegen derer er die Versicherung eingeht, und zwar auch nicht teilweise, sondern die Versicherungsanstalt gewährt durch die Dividende Leistungen anderer Art als die Zahlung der Versicherungs­ summe. Es ist deshalb auch gleichgültig, ob die Gewährung des Dividenden­ anteils in der Form der Minderung der Prämie oder in Form des sogen. Summen­ zuwachses erfolgt; denn letztenfalls liegt nur eine Stundung des Anspruchs des Versicherten auf die Zeit der Auszahlung der Versicherungssumme vor; der An-

spruch auf die zuwachsende Summe ist nicht durch das Ereignis bedingt, von dem die Auszahlung der Versicherungssumme abhängt, sondern er ist jetzt schon entstanden, es wird nur die Erfüllung aufgeschoben. Wird die Versicherung so gestaltet, daß ein Teil der Versicherungssumme mit Erreichung eines gewissen Alters, der Rest beim Tode gezahlt wird, so sind die beiden Beträge zusammen die Versicherungssumme, denn beide Ansprüche entstehen erst mit dem Eintritt der Ereignisse; vgl. BayVGH. 26, 310.

8. Die Gebühr kann erst verlangt werden, wenn der Nachweis geliefert ist, daß ein Vertrag zustande kam, oder daß eine Urkunde ausgestellt wurde. Wenn die Bek. vom 25. September 1879 (GVBl. 1265) in § 4 den Versicherungs­ anstalten die Verpflichtung auferlegt, die anfallenden Staatsgebühren in den Geschäftsbüchern und in den Rechnungsaufstellungen ausgeschieden vorzutragen, so hat das nicht die Wirkung, daß in dem Streitverfahren über die Pflicht zur Entrichtung der Gebühren die Versicherungsanstalt zu beweisen hat, daß eine Gebühr nicht anfiel; denn es besteht keine dahingehende Be­ stimmung des Gesetzes. An die Nichteinhaltung der genannten Anordnungen des § 4 knüpft sich nur die Folge der Bestrafung nach Art. 272 316s. 5. Anders BayVGH. 18,79. 9. Unter einer Lebensversicherung, die auf bestimmte Zeit ab­ geschlossen ist, nach Abs. 2 wird sich nur eine Versicherung verstehen lasten, die insoferne Befristet ist, als das die Versicherungssumme fällig machende Ereignis innerhalb einer bestimmten Zeit einzutreten hat; so im Prinzip auch, wenn auch eingeschränkter FMB. vom 1. Dezember 1879 (FMBl. 657).

10. Unter Art. 269 und 270a fällt auch die Abonnentenversicherung der Zeitungen; bei dieser tritt entweder ein anderer als Unternehmer auf, sodaß die Zeitung der Versicherte ist, oder die Zeitung ist der Versicherer und der einzelne Abonnent der Versicherte. Im ersten Fall wird die Gebühr von dem Vertrag erhoben, den die Zeitung mit dem Versicherungsunternehmer ab­ schließt, im zweiten Fall wird sie von dem Vertrag erhoben, den die Zeitung mit dem Abonnenten abschließt (KdAbg. 1909/10 StenB. 9, 876). Im zweiten Fall muß zur Berechnung der Gebühr aus der Abonnentengebühr der Betrag ausgeschieden werden, der als Prämie zu gelten hat (KdReichsr. 1909/10 Beil. 5, 412). Im ersten Fall wird Art. 270a, im letzteren Art. 269 zur Anwendung kommen.

11. Abs. 4 will verhüten, daß durch Zerteilung einer Versicherung in mehrere kleinere Versicherungen der höhere Prozentsatz umgangen wird. Die Versicherungssummen sind auch dann zusammenzurechnen, wenn die mehreren Versicherungen nach einander abgeschlossen oder beurkundet werden; die Gleichartigkeit der mehreren Versicherungen wird dadurch nicht berührt, daß hierbei infolge des veränderten Lebensalters des Versicherten die Prämiensätze verschieden sind (BayVGH. 1911, 151).

Art. 270. 1. Verträge oder Urkunden (Versicherungsscheine, Policen) von Bersicherungsunternehmungen über Feuerversicherungen unterliegen, sofern sie sich auf in Bayern befindliche Gegenstände oder bayerische Schiffe beziehen, für jedes Jahr der Verstcherungsdauer einer Gebühr zu ein Zwanzigstel vom Tausend der versicherten Summe. Hiebei kommen Bruchteile eines Jahres in der Weise in Betracht, daß für jedes angefangene halbe Jahr die Hälfte der Gebühr zu entrichten ist.

2. Prolongationen sind in Bezug auf die Gebührenpflicht wie neue Verträge zu behandeln. 3. Der Mindestbetrag der Gebühr ist 10 Pfennig.

L Art. 270 erhielt durch die Nov. von 1910 eine andere Fassung der Einleitung des Abs. 1; Abs. 1 entstammt im übrigen der Nov. vom 26. Mai 1892, Abs. 2 und 3 entsprechen dem Abs. 3 und 4 der ursprünglichen Fassung. 2. Wegen des Begriffes Bersicherungsunternehmungen gilt das bei Art. 269 Anm. 2 Bemerkte. 3. Der Satz 1 des Art. 270 bestimmt die Höhe der Gebühr und zwar in der Weise, daß er ihre Höhe für ein Jahr angibt, während Satz 2 die Zeit­ einheit angibt, für die die Gebühr mindestens zu entrichten ist. Es ergibt sich aus Satz 2, der eine Einschränkung des Satzes 1 enthält, daß eine rechtliche Pflicht zur Gebührenentrichtung nur für ein halbes Jahr besteht, und daß für jede Zeiteinheit der Versicherungsdauer mindestens die Gebühr eines halben Jahres zu entrichten ist. Wenn deshalb die Gebühr für einen Vertrag entrichtet wird, der auf länger als ein halbes Jahr geschloffen ist, nachträglich aber die Verficherungsdauer eingeschränkt wird, so ist die Gebühr insoweit zu erstatten, denn der Staat hat keinen Rechtsgrund, auf Grund deffen er die Gebühr behalten könnte. Es ist ebenso, wenn der Vertrag von vorneherein für ein halbes Jahr oder einen kürzeren Zeitraum geschlossen wird, die Gebühr nur für ein halbes Jahr zu entrichten. Die entgegengesetzte Anschauung BayVGH. 26, 343, die sofortige Entrichtung der Gebühren für mindestens ein Jahr fordert und bei früherer Auflösung eines für mehrere Jahre geschloffenen Vertrags nur die Gebühr für die noch nicht angefangenen ganzen, nicht auch für die noch nicht begonnenen halben Jahre als erstattungsfähig ansieht, setzt sich mit dem Wortlaut des Satzes 2 Abs. 1 in Widerspruch; diese Auffassung des Verwaltungsgerichts­ hofes kann nicht unter Berufung auf die stühere Faffung des Art. 270 in Art. 245 des Textes von 1879 gestützt werden, der die jetzige Faffung nur aus einem anderen für unsere Frage belanglosen Grunde erhalten habe, denn sie ergibt sich auch aus der ursprünglichen Faffung nicht. Der weitere Grund der Anschauung des Verwaltungsgerichtshofes, daß der Rückersatz verfallener Gebühren nur ge­ fordert werden könne, wenn ein Ersatzanspruch ausdrücklich anerkannt sei, verkennt, daß die Gebühr eben nur für ein halbes Jahr verfällt.

4. Die Berechnung nach halben Jahren tritt ein, gleichgültig, ob es sich um eine auf ein Jahr oder um eine auf längere Zeit geschlossene Versicherung handelt. Die entgegengesetzte Entscheidung BayVGH. 13, 185 beruht auf der früheren Faffung des Gesetzes aus der Zeit vor der Faffung des Jahres 1892. Art. 270». 1. Verträge oder Urkunden (Versicherungsscheine, Polizen) vom Verficherungsunternehmungen über Haftpflichtversicherungen, Unfallversicherungen oder sonstige Versicherungen der nicht bereits in den Art. 269, 270 bezeichneten Art unterliegen, soferne sie sich auf in Bayern wohnhafte Personen oder auf in Bayern befindliche Gegenstände beziehen, einer Gebühr zu eins von Hundert der vereinbarten Prämienzahlungen. 2. Die Vorschriften in Art. 270 Abs. 1 S. 2, Abs. 2,3 finden entsprechende Anwendung.

1. 2.

Art. 270a wurde durch die Nov. vom 29. April eingefügt.

Wegen des Begriffes Versicherungsunternehmungen s. Art. 269 Anm. 2; es fallen also nicht hierher die öffentlich rechtlichen Versicherungen (Invalidenversicherung).

3. Unter Art. 270a fallen die Haftpflicht- und die Unfallver­ sicherung, die Glas-, Wasser! ei tungs-, Einbruchdieb st ahlversicherung, die Sturmschadenversicherung; die Absicht des Gesetzes geht dahin, daß anläßlich jeder Prämienzahlung die darauf lastende Gebühr entrichtet wird (Mot. zur Nov. vom 29. April 1910 S. 438). 4.

Wegen der Abonnentenversicherung der Zeitungen s. Art. 269

Anm. 10.

5. Wegen der Fälligkeit der in Art. 270 a geregelten Gebühren vgl. Ziff. VII 2 der Bek. vom 12. August 1910 (JMBl. 709), der insoweit be­ stimmt: „Hierbei geht das Gesetz, wie bereits in den Motiven zum Ausdruck ge­ bracht wurde, von der Absicht aus, daß anläßlich einer jeden Prämienzahlung die daraus sich berechnende Gebühr erhoben werden soll. Sofern daher vertrags­ mäßig die Prämien für mehrere Jahre in einer Summe vorausgezahlt werden, ist die Gebühr sofort aus der gesamten Vorauszahlung zu entrichten; ist dagegen die Prämie jährlich zu entrichten, so wird auch die Gebühr von jeder JahresPrämie bei deren Einzahlung erhoben." Ebendort findet sich eine Übergangs­ bestimmung.

Art. 271. Von der Gebühr sind befreit: 1. die Versicherungen gegen Brandschaden bei der Brandver­ sicherungsanstalt; 2. Versicherungen, die bei den auf Grund des Gesetzes über die eingeschriebenen Hilfskassen errichteten Kassen oder bei den auf Grund der Reichsgewerbeordnung von Innungen oder Jnnungsverbanden errichteten Ünterstützungskassen oder bei Berufsgenossenschaften gemäß § 23 des Gesetzes betr. die Änderung der Unfallversicherungsgesetze errichteten Knappschaftskassen begründet werden; 3. Versicherungen von Bediensteten und Arbeitern gegen die bei dem Betriebe von Gewerben herbeigeführten Tötungen und Körper­ verletzungen und die Arbeitslosenversicherung; 4. Vieh- und Hagelversicherungen, Rückversicherungen und Trans­ portversicherungen ; 5. Versicherungen, die bei einem Vereine, der als kleinerer Verein im Sinne des § 53 des Gesetzes über die Privatversicherungsunter­ nehmungen vom 12. Mai 1901 anerkannt ist, oder bei einem Vereine genommen werden, der unter den § 102 oder den § 103 des be­ zeichneten Gesetzes fällt.

1 . Art. 271 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. v. 29. April 1910. 2 Rückversicherungen sind von der Gebühr befreit, weil nicht das Versicherungswesen als solches, sondern mit dessen Hilfe das bewegliche, der Ver­ sicherung unterstellte Vermögen herangezogen werden sollte (KdAbg. 1879 Beil. 7, 96).

Art. 272. 1. Die Entrichtung der Gebühr obliegt dem Versicherten. 2. Die Erhebung erfolgt für dessen Rechnung durch Vermittelung der Vcrsicherungsunternehmungen, welche verpflichtet sind, vorbehaltlich des Rück­ griffs gegen die Versicherten die Gebühren bezüglich aller von ihnen abge­ schlossenen Versicherungsverträge auf Grund periodischer Nachweisungen an die Staatskasse im ganzen abzuführen. 3. Auswärtige Versicherungsunternehmungen sind gehalten, nach näherer Anordnung der Staatsregierung einen oder mehrere Generalbevollmächtigte aufzustellen, mit denen die Abrechnung zu pflegen ist. 4. Die näheren Vollzugsbesttminungenhierüber erläßt die Staatsregierung. 5. Zu der rechtzeitigen Vorlage obiger Nachweisungen können die er­ wähnten Versicherungsunternehmungen bezw. deren Generalbevollmächtigte nötigenfalls durch Androhung und Verhängung von Zwangsstrafen bis zu 300 Mk. angehalten werden.

1. Art. 272 erhielt durch die Nov. 29. April 1910 geringere Ände­ rungen, die durch den Sprachgebrauch des Versicherungsaufsichtsgesehes veranlaßt wurden; im übrigen ist er in der ursprünglichen Fassung erhalten. 2. Unter dem Versicherten in Abs. 1 ist der Versicherungsnehmer gemeint; es ist nicht anzunehmen, daß man dem Versicherten als solchen, der unter Um­ ständen gar keinen Einfluß auf den Abschluß des Vertrags hat, eine Gebühren­ pflicht auferlegen wollte. 3. Die in Abs. 4 vorgesehenen näheren Vollzugsbestimmungen sind für die Gebühren der Art. 269 und 270 enthalten in § 4 der FMB. vom 25. September 1879 (FMBl. 5); die weiter in § 5 dieser Bek., die sonst zum Teil veraltet ist, vorgesehenen Nachweisungen sind erlassen durch FMB. vom 28. Mai 1881 (GBBl. 494); für die Gebühren der in Art. 270a bezeichneten Versicherungen ist maßgebend Ziff. VII, 2 Abs. 2 der Bek. vom 12. August 1910 (JMBl. 709).

Art. 273. 1. Werden in einer nach Art. 272 vorgelegten Nachweisung die für den betreffenden Zeitabschnitt zu entrichtenden Ge­ bühren garnicht oder in einem zu geringen Betrage nachge­ wiesen, so verfällt jede für die richtige Aufstellung der Nach­ weisung verantwortliche Person in eine Geldstrafe im fünf­ undzwanzigfachen Betrage der zu wenig nachgewiesenen Ge­ bühren, mindestens aber von 100 Mk. 2. Ist jedoch anzunehmen, daß eine Gebührenhinter­ ziehung nicht habe verübt werden können oder nicht beabsich­ tigt gewesen sei, so tritt nur Ordnungsstrafe bis zu 30 Mk. ein. 3. Die Versicherungsunternehmung ist für die Entrichtung der fest­ gesetzten Strafen subsidiarisch haftbar.

1. Art. 273 erhielt durch die Nov. vom 29. April 1910 eine geringe Änderung, die durch den Sprachgebrauch des Versicherungsaufsichtsgesetzes ver­ anlaßt wurde; im übrigen ist er in der ursprünglichen Fassung erhalten. 2. Art. 273 ist in strafrechtlicher Beziehung dem Art. 268 nachgebildet (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 98); es gilt deshalb hinsichtlich des Erfordernisses von Vor­ satz und Fahrlässigkeit und desSchuldbeweises das dortAnm.2Bemerkte.

V. Titel.

Lombarddarlehen.

Art. 274. Urkunden über zinsbare Darlehen, welche gegen Verpfändung oder Hinter­ legung von edlen Metallen, Waren, Wechseln oder Wertpapieren gegeben werden (Lombarddarlehen), unterliegen einer Gebühr von zwei Zehntel vom Tausend der dargeliehenen Summe.

1. 2.

Art. 274 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten.

Zinsbare Darlehen sind alle, für die eine nach der Zeit sich abstufende Vergütung zu entrichten ist, also auch solche, bei denen lediglich eine Provision zu entrichten ist; man kann nach dem Zweck des Gesetzes das Wort Zins nicht im engen Sinne gebraucht haben; s. auch KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 99.

Art. 275. Von der Gebührenpflicht sind befreit: 1. Lombarddarlehen, welche vom deutschen Reiche oder von dem bayerischen Staate ausgenommen werden; 2. Beurkundungen über Verlängerung der Rückzahlungsfrist von Lombarddarlehen, für welche die Gebühr bereits entrichtet wurde; 3. Pfanddarlehen öffentlicher Leihhäuser.

1. 2.

Art. 275 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten. Gebührenfrei sind auch Lombarddarlehen des Königs s. Art. 3

Sinnt. 3.

Art. 276. 1. In Betreff der Gebührenpflicht macht es keinen Unterschied, ob das Lombarddarlehen in Briefform oder in irgend einer anderen Form beurkundet wird und ob die Beurkundung mit Namensunterschrift erfolgt oder nicht. 2. Von mehreren zur Beurkundung eines und desselben Geschäfts aus­ gestellten Schriftstücken (Pfandschein, Quittung und dgl.) ist die Gebühr nur einmal zu entrichten.

1. 2.

Art. 276 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten.

Unter der Beurkundung ohne Namensunterschrift wollte man den Fall der bloßen Verbuchung, wie sie beim Kontokorrentverkehr besteht, treffen (KdAbg. 1879 Beil. 7, II, 99 und 135); selbstverständlich fällt nicht jeder Kontokorrentverkehr hierher, sondern der, dem ein Lombarddarlehen zugrunde liegt.

Art. 277. 1. Die Verpflichtung zur Zahlung der Gebühr liegt zunächst dem Aus­ steller der Urkunde ob und muß von ihm erfüllt werden, bevor er dieselbe aus den Handen gibt. 2. Ist die Gebührenentrichtung von dem Aussteller unterlassen worden, so ist sie von dem Empfänger der Urkunde sowie weiter von jeder dritten Person, welche vor erfolgter Gebührenentrichtung auf Grund eines Rechts­ geschäfts in den Besitz derselben gelangt, binnen drei Tagen nach dem Tage des Empfangs, jedenfalls aber vor der weiteren Aushändigung zu bewirken.

1. 2.

Art. 277 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten. Zuwiderhandlungen gegen Art. 277 sind nach Art. 280 strafbar.

Art. 278. Die Verpflichtung zur Gebührenentrichtung wird erfüllt: 1. durch Anwendung vorschriftsmäßig gestempelter Formulare, 2. durch vorschriftsmäßige und rechtzeitige Verwendung von Ge­ bührenmarken, 3. durch bare Einzahlung in den im Art. 279 bezeichneten Fällen.

1. 2.

Art. 278 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten. Wann ein vorschriftsmäßig gestempeltes Formular vorliegt, ergibt aus § 9 der FMB. vom 25. September 1879 (GVBl. 1256). Hinsichtlich der vorschriftsmäßigen Verwendung von Gebührenmarken gelten die bezüglich der Verwendung von Reichs-Stempelmarken zu Schlußnoten und Rechnungen bestehenden Vorschriften (FMB. vom 19. Februar 1882, GVBl. 68). Letztere sind nun in § 34 ff. der Ausführungsbek. zum Reichsstempelgesetz vom 20. März 1912 (GVBl. 145) enthalten. 3. Wegen der Frage der Rechtzeitigkeit der Verwendung der Marken s. Art. 277.

Art. 279. 1. Durch Königliche Verordnung kann Banken, Bankhäusern, Kredit­ anstalten und anderen gewerblichen Unternehmungen, welche Lombardgeschäfte machen, die Verpflichtung auferlegt werden, die Gebühren bezüglich aller von ihnen, ihren Kommanditen, Komptoiren, Agenten usw. abgeschlossenen LombardDarlehen auf Grund der von ihnen aufzustellenden periodischen Nachweisungen an die Staatskasse im ganzen abzuführen. 2. Die näheren Vollzugsbestimmungen hierüber erläßt die Staats­ regierung.

1. 2.

Art. 279 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten. Bestimmungen zum Vollzug des Art. 279 bestehen nicht; f. § 8 der Bek. vom 25. September 1879 (GVBl 1256).

Art. 280. 1. Die Nichterfüllung der im Art. 277 bezeichneten Ver­ pflichtung wird mit einer Geldstrafe geahndet, welche dem fünfundzwanzigfachen Betrage der schuldigen Gebühr gleich­ kommt, mindestens aber 20 Mk. für jedes gebührenpflichtige Schriftstück beträgt. 2. Diese Strafe trifft besonders und zum vollen Betrag jeden, welcher der ihm obliegenden Verpflichtung zur Ent­ richtung der Gebühr nicht rechtzeitig genügt.

1.

Art. 280 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten.

Art. 281. 1. Werden in einer nach Art. 279 vorgelegten Nachweisung die für den betreffenden Zeitabschnitt zu entrichtenden Ge-

bühren gar nicht oder in einem zu geringen Betrage nachge­ wiesen, so verfällt jede für die richtige Aufstellung der Nach­ weisung verantwortliche Person in eine Geldstrafe im fünfund­ zwanzigfachen Betrage der zu wenig nach gewiesenen Gebühren, mindestens aber von 100 Mk. 2. Jstjedoch anzunehmen, daß eine Gebührenhinterziehung nicht habe verübt werden können oder nicht beabsichtigt ge­ wesen sei, so tritt nur Ordnungsstrafe bis zu 30 Mk. ein. 3. Die betreffende Bank, Kreditanstalt ober sonstige gewerbliche Unter­ nehmung ist für die Entrichtung der festgesetzten Strafen subsidiarisch haftbar.

1. 2.

Art. 281 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten. Art. 281 ist nach seiner strafrechtlichen Seite dem Art. 268 nachgebildet (KdAbg. 1879 Beil. 7 II, 99); es gilt deshalb hinsichtlich des Erfordernisses von Vorsatz und Fahrlässigkeit und hinsichtlich des Schuldbeweises das dort Anm. 2 Bemerkte.

Art. 282. Werden zur Beurkundung eines und desselben Lombardgeschäftes mehrere Schriftstücke (Pfandschein, Quittung usw.) ausgestellt, so ist auf den nicht bewerteten Schriftstücken (Art. 276 Abs. 2) von dem Darlehensgeber und dem Darlehensempfänger zu vermerken, daß und in welchem Betrage die Gebühr entrichtet worden ist.

1» 2.

Art. 282 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten. Eine Strafbestimmung besteht für Zuwiderhandlungen Art. 282 nicht. VIII. Abteilung.

gegen

Gemeinsame Bestimmungen.

Art. 283-293. (Sind hier unerheblich).

Art. 294. 1. Durch Königliche Verordnung kann bestimmt werden, daß und welche in die Staatskasse fließenden Gebühren außer den im Gesetze besonders be­ zeichneten Fällen durch Verwendung von Gebührenmarken zu entrichten sind. 2. Das Staatsministerium der Finanzen ist ermächtigt, Vorschriften über die Anfertigung und den Verkauf sowie über die Zeit und Art der Ver­ wendung dieser Marken zu erlassen und zugleich zu bestimmen, unter welchen Voraussetzungen die nicht in vorgeschriebener Weise verwendeten Gebühren­ marken als nicht verwendet angesehen werden.

1. 2.

Art. 294 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten.

Durch daß Gesetz ist die Verwendung von Gebührenmarken vorgeschrieben in Art. 278. Im übrigen ist durch die VO. vom 15. Sep­ tember 1879 (GVBl. 1171) die Verwendung von Gebührenmarken in folgenden noch praktischen Fällen vorgeschrieben: Für Prüfungszeugnisse außer für Schul-, Studien-, Abgangs-, Absolutorial-, Prüfungs- und sonstige derartige Zeugnisse der öffentlichen Unterrichtsanstalten in der Höhe von 4 Mk. (Art. 214); für die

Diplome der Doktoren und Lizentiaten in der Höhe von 10 Mk. (Art. 216); für die Zeugnisse der Amtsärzte in der Höhe von 0,50 Mk. (Art. 209 Nr. 2); für die Zeugnisse der Pfarrämter, welche auf Grund der bis zum 1. Januar 1876 von denselben geführten Standesregister ausgestellt werden (Art. 209 Nr. 3); für die in Art. 196 bezeichneten Akte der Gerichtsvollzieher; s. hierzu hier Art. 198 Anm. 2.

3. Die Vorschriften über dieArt und Weise der Verwendung der Gebührenmarken sind getroffen in der teilweise veralteten FMB. vom 17. September 1879 (GBBl. 1173, JMBl. 1487); es kommen nachstehende noch gültige Bestimmungen in Betracht: Hinsichtlich der Verwendung im allgemeinen §§ 2 und 3, hinsichtlich der Prüfungszeugnisse, der Diplome, der Doktoren und Lizentiaten und hinsichtlich der Zeugnisse der Amtsärzte und Pfarrämter § 6 Abs. 1; endlich hinsichtlich der Gebühren der Gerichtsvollzieher § 7. 4. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über Zeit und Art der Verwendung der Gebührenmarken sind strafbar; s. Art. 296 Abs. 2.

Art. 295. 1. Öffentliche Beamte oder Bedienstete, welche die vor­ geschriebene Verwendung der normalmäßigen Gebührenmarken zu gebührenpflichtigen Schriftstücken unterlassen, verfallen, sofern die Unterlassung nicht in irriger Auffassung der be­ stehenden Vorschriften ihren Grund hat, in eine Geldstrafe, welche dem zehnfachen Betrage der nicht verwendeten Gebühren­ marken gleichkommt. 2. Erheben dieselben von einer Partei die Gebühr, ohne die vorschriftsmäßigen Gebührenmarken zu verwenden so unter­ liegen sie, soferne kein höher strafbares Reat vorliegt, einer Geldstrafe im zwanzigfachen Betrage der erhobenen Gebühr.

1. Art. 295 ist, abgesehen von einer von der Regierung einseitig vor­ genommenen sprachlichen Änderung in der ursprünglichen Fassung erhalten.

2. Darüber, in welchen Fällen die Verwendung von Gebühren­ marken vorgeschrieben ist, s. Art. 294 Anm. 2. 3. Welches die normalmäßigen Gebührenmarken sind, ergibt sich aus der AFMB. vom 19. Februar 1882 (GVBl. 65). 4. Der Fall des Abs. 2 liegt nicht vor, wenn eine Gebühr erhoben wird in einem Fall, in dem überhaupt keine Gebührenpflicht be­ steht, der durch Verwendung von Gebührenmarken zu genügen ist; denn diesenfalls können sie nicht „die" Gebühr erheben. 5. Wird eine höhere Vergütung als der Nennwert angesetzt, so schlägt Art. 296 ein.

Art. 296. 1. Wer Gebührenmarken um höheren Preis als ihren Nenn­ wert verkauft oder eine höhere Vergütung dafür in Ansatz bringt, verfällt in eine Geldstrafe von 20 bis 60 Mk. je nach der Größe des unerlaubten Gewinnes. 2. Jede Verfehlung gegen die Vorschriften über die Zeit oder Art der Verwendung von Gebührenmarken wird, sofern Schledermalr, Nebengcsehe.

44

gesetzlich nicht eine strengere Strafe verwirkt ist, mit Ordnungs­ strafe bis zu 30 Mk. geahndet.

1. 2.

Art. 296 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten. Wegen der Vorschriften über Zeit und Art der Verwendung der Gebührenmarken s. Art. 294 Abs. 2.

3. Nach Art. 296, nicht nach Art. 198, sind auch die hinsichtlich der Ver­ wendung der Gebührenmarken für Akte der Gerichtsvollzieher in § 7 der FMBek. vom 17. September 1879 getroffenen Bestimmungen (s. Art. 294 Sinnt. 3) strafbar. Art. 198 spricht in Abs. 1 nur von einer Königlichen VO. und hat augenscheinlich nur die grundlegende Form der Entrichtung im Auge, während die Detailregelung der Entrichtung sich nach Art. 198 bemißt.

4.

Auch Zuwiderhandlungen gegen Abs. 2 sind Kriminaldelikte, s.

Art. 298.

5. Strengere Strafen, als sie Art. 296 festsetzt, sind verwirkt bei vorschriftswidriger und nicht rechtzeitiger Verwendung von Gebührenmarken für Lombarddarlehen, s. Art. 280.

Art. 297. Die Einziehung der Gebühren erfolgt unabhängig von der Bestrafung.

1. Art. 297 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten; er ist für das Strafverfahren ohne Belang; auf die Einziehung der Gebühr ist im Strafverfahren nicht zu erkennen.

Art. 298. 1. Die Zuständigkeit und bas Verfahren bei strafbaren Zuwiderhand­ lungen gegen die Bestimmungen dieses Gesetzes und der Vollzugsvorschriften zu demselben richtet sich nach den Vorschriften des Reichsgerichtsverfassungs­ gesetzes und der Reichsstrafprozeßorbnung. 2. Hinsichtlich des Verfahrens im Verwaltungswege finden die Be­ stimmungen der Art. 86, 87 Abs. 1, Art. 88 Abs. 1, Art. 89 Abs. 1 bis 3, 5, Art. 90, 91, 92 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung der Reichsstrafprozeß, ordnung entsprechende Anwendung mit der Maßgabe, daß an Stelle der Zollbehörden hier die Rentämter und, soweit Pflichtwidrigkeiten öffentlicher Beamten und Bediensteten in Frage stehen, die vorgesetzten Behörden zu treten haben.

1. Art. 298 erhielt durch die Nov. vom 28. April 1910 eine Änderung; in der Hauptsache ist er in der ursprünglichen Fassung erhalten. Art. 299. Die Strafverfolgung von Znwiderhandlungen gegen die Vorschriften dieses Gesetzes und der Vollzugsvorschriften zu demselben verjährt in drei Jahren; die Vollstreckung der rechts­ kräftig ausgesprochenen Strafen verjährt in fünf Jahren.

1. Art. 299 ist noch in der ursprünglichen Fassung erhalten; er bildete den Abs. 4 des Art. 274, dessen Abs. 1—3 durch die Nov. vom 9. Juni 1899 aufgehoben wurden.

2. Die Frage der Unterbrechung der Verjährung bemißt sich gemäß Art. 4 AG. StPO, nach §§ 68, 69 StGB.; das nach Abs. 1—4 durchgeführte Wertfestsetzungsverfahren der Rentämter, und ebenso Maßnahmen der Rentämter zur Einleitung der Bestrafung nach Maßgabe des Abs. 5 sind keine richterlichen Handlungen im Sinne des § 68 StGB.; sie unterbrechen deshalb die Verjährung nicht. Die entgegengesetzte in der E. des Obersten Gerichtshofes vom 24. Januar 1879 (SeuffBl. 44, 346) aufgestellte Ansicht verkennt die Unterscheidung, die die Strafprozeßordnung zwischen den Handlungen der Verwaltungsbehörden und denen der Gerichte aufstellt, und ist RGSt. 31, 9 ausführlich widerlegt. Erst ein von dem Rentamte erlassener Strafbescheid (nicht aber die Vorbereitung desselben) unter­ bricht die Verjährung, und zwar auf Grund der besonderen Bestimmung des § 459 Abs. 3 StPO.

36. Gewerbesteuergesetz. (Vom 14. August 1910, in Kraft ab 1. Januar 1912, bezüglich der Vorschriften über die Durch­ führung der Steuerveranlagung ab 19. Angust 1910).')

A. Allgemeine Lemerkurrgeu.

1.

Übersicht der behandelten Gebiete: A. Allgemeine Bemerkungen, B. Der Geltungsbereich des Gesetzes, C. Veranlagungsmaßstab, Steuertarif und Steuerermäßigungen, D. Veranlagungsperioden, Steuerzugänge und Steuerab­ gänge, E. Die eigentlichen Strafbestimmungen. 2. Die eigentliche Strafbestimmung enthält der Art. 28; zu seinem Verständnis war es notwendig folgende weitere Artikel des Gesetzes zu behandeln: Art. 1—5 in Abt. B.; Art. 6—11 in Abt. C.; Art. 13 bei Art. 28; Art. 15 und 16 in Abt. E.; Art. 23—26 in Abt. D. 3. Materialien: KdAbg. 1907/08: Beil. 4, 153 (E. mit Mot.); GGA. 2, 1 (Verh. im Ausschuß, erste Lesung); GGA. 2, 225 (Fassung des E. in der ersten Lesung); GGA. 3, 429 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); GGA. 3, 481 (Fassung des E. in der zweiten Lesung); Beil. 8, 345 und 452 (Antrag des Ausschusses); Beil. 8, 709 (Fassung des E. im Plenum); Beil. 10, 200 (Fassung des E. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 10, 747 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 10, 865 (Fassung des E. auf Grund der neuerlichen Beratung im Plenum); Beil. 11, 22 (Fassung des E. auf Grund der neuerlichen Beratung in der KdReichsr.); Beil. 11, 23 (Gesamtbeschluß); StenB. 7, 731, 788 (Verh. im Plenum); StenB. 11, 22 und 692 (Verh. über die Rückäußerung der KdReichsr.). KdReichsr. 1909/10, 35. Landtag: Beil. 4, 8 (Fassung des E. im Plenum der KdAbg.); Beil. 4, 41 (Bericht des Referenten); Beil. 4, 341 (Verh. im Ausschuß); Beil. 4, 362 (Feststellung der Beschlüsse der ersten Lesung im Ausschuß); Beil. 4, 458 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); Beil. 4, 680 (Fassung des E. im Plenum); Beil. 4, 686 (Fassung des E. in der KdAbg. auf Grund der neuen Beratung); Beil. 4, 693 (Antrag des Referenten zur Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 4, 717 (Verh. im Ausschuß hierüber); Beil. 4, 727 (Fassung des E. auf Grund der neuen Beratung im Plenum); Beil. 4, 771 (Gesamtbeschluß); StenB. 2, 232 und 327 (Verh. im Plenum).. >) Das Gesetz ist abgebrudt GVBl. 535; wegen des Inkrafttretens s. Art. 1 des EinsührungsgesetzeS vom 14. August 1910 im Anhang I zum EinkStG.

2. Die Frage der Unterbrechung der Verjährung bemißt sich gemäß Art. 4 AG. StPO, nach §§ 68, 69 StGB.; das nach Abs. 1—4 durchgeführte Wertfestsetzungsverfahren der Rentämter, und ebenso Maßnahmen der Rentämter zur Einleitung der Bestrafung nach Maßgabe des Abs. 5 sind keine richterlichen Handlungen im Sinne des § 68 StGB.; sie unterbrechen deshalb die Verjährung nicht. Die entgegengesetzte in der E. des Obersten Gerichtshofes vom 24. Januar 1879 (SeuffBl. 44, 346) aufgestellte Ansicht verkennt die Unterscheidung, die die Strafprozeßordnung zwischen den Handlungen der Verwaltungsbehörden und denen der Gerichte aufstellt, und ist RGSt. 31, 9 ausführlich widerlegt. Erst ein von dem Rentamte erlassener Strafbescheid (nicht aber die Vorbereitung desselben) unter­ bricht die Verjährung, und zwar auf Grund der besonderen Bestimmung des § 459 Abs. 3 StPO.

36. Gewerbesteuergesetz. (Vom 14. August 1910, in Kraft ab 1. Januar 1912, bezüglich der Vorschriften über die Durch­ führung der Steuerveranlagung ab 19. Angust 1910).')

A. Allgemeine Lemerkurrgeu.

1.

Übersicht der behandelten Gebiete: A. Allgemeine Bemerkungen, B. Der Geltungsbereich des Gesetzes, C. Veranlagungsmaßstab, Steuertarif und Steuerermäßigungen, D. Veranlagungsperioden, Steuerzugänge und Steuerab­ gänge, E. Die eigentlichen Strafbestimmungen. 2. Die eigentliche Strafbestimmung enthält der Art. 28; zu seinem Verständnis war es notwendig folgende weitere Artikel des Gesetzes zu behandeln: Art. 1—5 in Abt. B.; Art. 6—11 in Abt. C.; Art. 13 bei Art. 28; Art. 15 und 16 in Abt. E.; Art. 23—26 in Abt. D. 3. Materialien: KdAbg. 1907/08: Beil. 4, 153 (E. mit Mot.); GGA. 2, 1 (Verh. im Ausschuß, erste Lesung); GGA. 2, 225 (Fassung des E. in der ersten Lesung); GGA. 3, 429 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); GGA. 3, 481 (Fassung des E. in der zweiten Lesung); Beil. 8, 345 und 452 (Antrag des Ausschusses); Beil. 8, 709 (Fassung des E. im Plenum); Beil. 10, 200 (Fassung des E. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 10, 747 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 10, 865 (Fassung des E. auf Grund der neuerlichen Beratung im Plenum); Beil. 11, 22 (Fassung des E. auf Grund der neuerlichen Beratung in der KdReichsr.); Beil. 11, 23 (Gesamtbeschluß); StenB. 7, 731, 788 (Verh. im Plenum); StenB. 11, 22 und 692 (Verh. über die Rückäußerung der KdReichsr.). KdReichsr. 1909/10, 35. Landtag: Beil. 4, 8 (Fassung des E. im Plenum der KdAbg.); Beil. 4, 41 (Bericht des Referenten); Beil. 4, 341 (Verh. im Ausschuß); Beil. 4, 362 (Feststellung der Beschlüsse der ersten Lesung im Ausschuß); Beil. 4, 458 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); Beil. 4, 680 (Fassung des E. im Plenum); Beil. 4, 686 (Fassung des E. in der KdAbg. auf Grund der neuen Beratung); Beil. 4, 693 (Antrag des Referenten zur Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 4, 717 (Verh. im Ausschuß hierüber); Beil. 4, 727 (Fassung des E. auf Grund der neuen Beratung im Plenum); Beil. 4, 771 (Gesamtbeschluß); StenB. 2, 232 und 327 (Verh. im Plenum).. >) Das Gesetz ist abgebrudt GVBl. 535; wegen des Inkrafttretens s. Art. 1 des EinsührungsgesetzeS vom 14. August 1910 im Anhang I zum EinkStG.

4. Vollzugsbestimmung: Allg. Vollzugsanw. vom 28. Mai 1911 GVBl. 673). **) 5. Literatur: Breunig, Gewerbsteuergesetz in dessen bayer. Ertragssteuergesetzen 1912; Seißer, Gesetze über die direkten Steuern 1887. 6. Wegen allgemeiner strafrechtlicher Bemerkungen s. die Allg. Bem. zum EinkStG. Nr. 7.

B. Her Geltungsbereich -es Gesetzes. Art. 1. 1. Der Gewerbsteuer unterliegen die in Bayern betriebenen Gewerbe einschließlich des Bergbaues und der auf Ausbeutung von Steinbrüchen und Gewinnung von Kalk, Zement, Ton u. dgl. gerichteten Unternehmungen. 2. Unter dieses Gesetz fallen nicht: 1. die Land- und die Forstwirtschaft, die Jagd, die Fischerei, der Obst-, der Wein- und der Gartenbau mit Ausnahme der Kunst- und Handelsgärtnerei, soweit sich diese Erwerbszweige auf die Gewinnung der Erzeugnisse und deren Verwertung im rohen Zustand oder nach einer Verarbeitung beschränken, die in dem Bereiche solcher Wirt­ schaftsbetriebe liegt, ferner die Branntweinbrennerei im Nebenbetriebe der Landwirtschaft, 2. die im Umherziehen betriebenen Gewerbe und die Wander­ lagerbetriebe, soweit deren Besteuerung gesondert geregelt ist, 3. die vom Staate betriebenen Verkehrsanstalten.

Zu Abs. 1.

1. In Bayern wird das Gewerbe auch dann betrieben, wenn es Be­ stellungen ausführt, die außerhalb Bayerns aufgegeben wurden oder wenn sonst eine Mitwirkung zumBetriebe tion einem Otte außerhalb Bayerns erfolgt; denn es muß nicht der gesamte Betrieb in Bayern entfaltet sein. Soweit Gewerbe in Bayern und außerhalb Bayern betrieben werden (es bestehen z. B. Zweigniederlassungen in Bayern), unterliegen sie der Steuerpflicht, soweit sie in Bayern betrieben werden (Mot. S. 160 und 161); dieser Grundsatz gilt auch im Verhältnis zum Ausland, VAnw. § 1. Neben der Schranke des § 1 besteht die reichsrechtliche Schranke des § 3 des Doppelsteuergesetzes, doch werden die Grenzen häufig zusammenfallen.

2. Das Gesetz enthält keine nähere Bestimmung des Begriffs Gewerbe. Es ist deshalb im allgemeinen die sonstige Bedeutung dieses Begriffs auch hier maßgebend. Das ist auch der Standpunkt der Mot. S. 160, und der VAnw. § 1, die davon ausgehen, daß im allgemeinen unter Gewerbe die Beteiligung am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehrsleben durch eine auf Gewinnerzielung gerichtete fortgesetzte, selbständige, berufsmäßige und erlaubte Arbeitstätigkeit zu verstehen fei,1) daß hierbei aber als „allgemeine Richtpunkte" die bisherige Übung in Bayern3) ’) Hier gekürzt als VAnw. *) Fast wörtlich so definiert auch PrOBG. 10, 382 ; 6, 385. *) Einen Anhaltspunkt zur Begriffsbestimmung bietet deshalb auch Art. 1 Abs. 2 des Gewerbesteuergesetzes vom 9. Juni 1899, der bestimmt: Die gewerbsmäßige Ausübung einer Erwerbsart wird angenommen, wenn die Beschäftigung mit Gehilfen, mit gewerblichen Borund Einrichtungen oder sonstigem Betriebskapital, in einem offenen Laden oder mit offenem Angebote betrieben wird.

A. Mgemeine Bemerkungen.

B. Der Geltungsbereich dieses Gesetzes. Art. 1.

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und die anderwärtige Auslegung des steuerrechtlichen Begriffs für Gewerbe maß­ geben sollen. Lediglich in einzelnen Punkten ist durch Abs. 2 eine Abgrenzung erfolgt. Der steuerrechtliche Begriff des Gewerbes deckt sich nicht vollständig mit dem der Gewerbeordnung, denn letztere verfolgt zunächst polizeiliche Gesichtspunkte (PrOVG. 6, 385); vgl. auch das Hausiersteuergesetz Abt. B Vorbem. 2.

Gewerbe, die den guten Sitten widersprechen (z. B. Bordelle), werden wie bei der Gewerbeordnung, so auch bei der Steuergesetzgebung nicht als Gewerbe angesehen und deshalb nicht besteuert (PrOVG. 1, 282); werden solche Gewerbe gemeinsam mit erlaubten betrieben (mit dem Bordell ist eine Wirtschaft verbunden), so werden letztere besteuert (GGA. 2, 218). Vgl. wegen der Gesichtspunkte, unter denen Bordelle besteuert werden können, auch RGSt. 45, 97 und PrOVG. 14, 124 (als Einkommen aus Grundvermögen). Die Be­ schaffung des eigenen Bedarfs, auch wenn er durch Gemeinden oder sonstige Organisationen für diese selbst erfolgt, ist kein Gewerbebetrieb (vgl. Mot. S. 162). Erforderlich ist zum Begriff des Gewerbes die positive Absicht der Ge­ winnerzielung (PrOVG. 6, 368). Kein Gewerbebetrieb sind gemeindliche Unternehmungen, die nicht auf einen gewerblichen Gewinn ab­ zielen, sondern vorwiegend öffentlichen, gemeinnützigen oder wohltätigen Zwecken unmittelbar zu dienen bestimmt sind. Sofern nicht besondere Umstände vorliegen, sind demnach gewerbesteuerfrei: Volksbäder, Schlachthäuser, Viehhöfe, Markthallen, thermische Vernichtungsanstalten, Anstalten für Unratabfuhr, Volksküchen, Suppen­ anstalten, Sparkassen, Leihhausbetriebe, Lotterien bei Volksfesten, Wasserleitungs­ und Kanalisationsunternehmungen. Bei Beleuchtungs-, Krafterzeugungs- und Verkehrsunternehmungen ist zu untersuchen, ob die Gemeinnützigkeit oder der Erwerbszweck vorwiegt (Mot. S. 161 und 162); Straßenbahnunternehmungen, Kuranstalten werden regelmäßig steuerpflichtig sein (VAnw. § 4 Abs. 5). Hilfsund Unterstützungskassen unterliegen auch dann nicht der Gewerbesteuer, wenn sie verzinslich angelegtes Kapital als Betriebskapital besitzen, solange sie keine auf gewerblichen Gewinn gerichtete Tätigkeit entfalten (Seißer Art. 1 Anm. 8). Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (wechselseitige Versicherungs­ anstalten) sind keine Gewerbebetriebe; sie unterliegen deshalb auch nicht der Ge­ werbesteuer; dieses ist nur soweit der Fall, soweit sie über ihren begrifflichen Wirkungskreis hinausgreifen und z. B. Bankgeschäfte oder andere Gewerbe treiben (KdAbg. 1907/08 Beil. 4, 71).

3. Auch Handelsbetriebe sind Gewerbe im Sinne des Gesetzes. Nicht zum Gewerbebetrieb gehören die in Art. 16 des EinkStG. bezeichneten Erwerbsarten, außer sie werden im Rahmen und als Bestandteil einer ge­ werblichen Tätigkeit, nicht selbständig neben ihr ausgeübt z. B. ein Arzt betreibt ein Sanatorium, in dem er seine wissenschaftlichen Kenntnisse verwendet, ein Lehrer eine Erziehungsanstalt/) ein Chemiker eine Heilmittelfabrik, ein Journalist ein Zeitungsunternehmen, ein Architekt ein Baugeschäft, ein Künstler läßt seine Werke mechanisch vervielfältigen; itr diesen Fällen besteht die Gewerbesteuerpflicht (VAnw. § 1). Patentanwälte unterliegen nicht der Gewerbesteuer, denn eine wissenschaftliche Tätigkeit liegt auch dann vor, wenn eine berufsmäßige Tätigkeit die Anwendung der Lehren und Grundsätze einer Wissenschaft auf konkrete Ber!) Die auf Unterbringung und Verpflegung der Schüler gerichtete Tätig­ keit des Leiters und Inhabers einer Erziehungsanstalt stellt eine gewerbsmäßige Tätigkeit dann dar, wenn sie Selbstzweck, nicht bloß Mittel für die Zwecke der Lehr- und Erziehungsanstalt ist (PrOVG. 8, 430).

hältnisse zum Gegenstand hat (PrOBG. 11, 403); eine Tätigkeit, die sich als Ausübung der Kunst darstellt, wird nicht dadurch zu einem steuerpflichtigen Gewerbe, daß sie auf Gewinnerzielung gerichtet ist (RGZ. 75, 52; PrOBG. 13, 390). Der Gewerbesteuer unterliegen auch die nach § 157 Abs. 4 ZPO. zum Verhandeln vor Gericht zugelassenen Rechtskonsulenten (ObBK. 1901, 17), die Apotheker, Zahntechniker, Naturheilkundigen (BAnw. § 1) über­ haupt alle ähnlichen Tätigkeiten, die nicht als wissenschaftliche erachtet werden können (PrOVG. 4, 430). Die länger fortgesetzte und regelmäßig wieder­ holte Vermietung möblierter Zimmer ist, im Gegensatz zu der dem gewerblichen Gebiet entzogenen reinen Gebäudebenützung, ein steuerpflichtiger Gewerbebetrieb (PrOVG. 14, 398). Heimarbeiter betreiben kein Gewerbe, sie sind Arbeiter, Wohl aber die sog. Hausgewerbetreibenden. Ausverkäufe sind dann nicht gewerbesteuerpflichtig, wenn nur die Absicht besteht, infolge end­ gültiger Einstellung des Geschäfts die Warenbestände und Betriebsgegenstände zu versilbern (PrOVG. 8, 376); nach denselben Gesichtspunkten ist die Frage zu beurteilen, in wie weit ein in Liquidation stehendes Gesellschafts­ unternehmen noch steuerpflichtig ist (s. hierzu auch ObBK. 1911, 78). 4. Auch der Bergbau und die auf Ausbeutung von Steinbrüchen und Gewinnung von Kalk, Zement, Ton u. dgl. gerichteten Unter­ nehmungen sind nur dann gewerbesteuerpflichtig, wenn sie gewerbemäßig betrieben werden (Mot. S. 160); also z. B. dann nicht, wenn gelegentlich einem Nachbarn gegen Entgelt Steine abgegeben werden (GGA. 2, 105); auch nicht, wenn ein Steinbruch für den eigenen Betrieb zum Bau eines Hauses ausgebeutet wird (KdReichr. Beil. 4, 350); s. auch Anm. 7. Auch die Ausbeutung von Mineralquellen fällt, wenn sie gewerbemäßig betrieben wird, unter das Gesetz (Mot. S. 160); desgl. der Betrieb von Torfstichen (KdReichsr. Beil. 4, 350). Unter die Ausbeutung von Steinbrüchen und die Gewinnung von Kalk, Zement, Ton u. dgl. fällt schon nach der Bedeutung dieser Worte nicht nur die Rohproduktion und die Urproduktion sondern auch die weitere Her­ richtung zum Verkauf (vgl. Seißer Art. 2 Anm. 4).

5. Die gewerbsmäßig betriebenen Erwerbsarten, die das Ge­ werbesteuergesetz vom 9. Juni 1899 ausdrücklich hervorhob (Art. 1) sind nicht mehr ausdrücklich erwähnt, aber nur, weil sie ohnehin unter den Begriff des Gewerbes fallen (Mot. S. 160). 6. Die in Art. 20 des Gewerbesteuergesetzes vom 9. Juni 1899 vorgesehene Versteuerung ruhender Realrechte^) („dinglicher Gewerbe, welche zeitweilig nicht ausgeübt werden"), ist nicht mehr ausgenommen (Mot. S. 160). Zu Abs. 2. V.Land- und forstwirtschaftliche Nebenbetriebe, wie Molkereien, Käsereien, Holzsägen sind gewerbesteuerfrei, wenn sie grundsätzlich nur die selbstgewonnenen Erzeugnisse verarbeiten,!) in unmittelbarer Verbindung mit dem land- und forstwirtschaftlichen Hauptbetrieb stehen und im Verhältnis zu diesem nur eine nebensächliche untergeordnete Bedeutung haben. Gleiches gilt auch für die Bodenbestandsnutzung an Steinen, Zement, Kalk, Ton, ') übrigens *) •) 15. Juli

Die Absicht, die man damit verfolgte, nämlich die Verjährung zu unterbrechen, wurde jedenfalls für das Bayer. Landrecht nicht erreicht (ObLGMZ. in MAdmPr. 1910,224). So auch das bisherige Recht ObBK. 1904, 21. Wegen der Branntweinbrennerei s. § 10 des Branntweinsteuergesetzes vom 1909.

Sand, Lehm, Kies, Torf usw. in land« und forstwirtschaftlichen Betrieben (s. Anm. 4). Diese Art von Nebenbetrieben ist auch dann nicht gewerbesteuer­ pflichtig, wenn sie von mehreren Land- und Forstwirten gemein­ schaftlich betrieben wird; hieher gehören die gemeinschaftlichen Käseküchen­ betriebe im Algäu. Die Betriebe werden auch dann nicht gewerbesteuerpflichtig, wenn ausnahmsweise in dem zur Aufrechthaltung des normalen Betriebs erforder­ lichen Umfang nicht selbstgewonnene Erzeugnisse zur Verarbeitung oder zur Verfütterung usw. verwendet werden (Mit. S. 160). So auch PrOVG. vgl. u. a. 7, 59 (betr. die Nutzung von Seen), 10, 391 (betr. Steinbruchsbetriebe). Unter die von der Steuerpflicht ausgenommene Verwertung der Erzeugnisse des Weinbaus fällt auch der in Weingegenden übliche Ausschank der eigenen Erzeugnisse der Weinbauer, soweit nicht aus begleitenden Umständen folgt, daß ein wenn auch auf bestimmte Zeit beschränktes Wirtschaftsgewerbe be­ trieben wird (Mot. S. 160); entsprechendes gilt von dem Ausschank von Obstwein. 8» Die Tierzucht im Betriebe der Landwirtschaft ist einschließlich der Tier Verwertung nicht gewerbesteuerpflichtig; anders liegt der Fall, wenn die Tierzucht und die Tierhaltung außerhalb eines landwirtschaftlichen Betriebs mit erkauftem Futter gewerbemäßig betrieben werden (Mot. S. 160; GGA. 2, 105), so zum Zwecke des Viehhandels, der Viehmästung oder der Milcherzeugung (GGA. 2, 109).

9. Unternehmungen, die sich nur mit der Verwertung landund forstwirtschaftlicher Erzeugnisse befassen (Vieh-, Früchte-, Obst­ handel) sind gewerbesteuerpflichtig (Mot. S. 160). Nicht mehr zur Land- und Forstwirtschaft gehört eine Unternehmung zur Abschwenkung eines ganzen Waldes; eine solche unterliegt der Gewerbesteuer (GGA. 2, 109). Beschränkt sich die Tätigkeit des Holzproduzenten auf das bessere Zurichten für den Transport oder auch die Verwertung des selbstgewonnenen Erzeug­ nisses, so ist die Annahme eines Gewerbebetriebs ausgeschlossen; anders wenn mit der Behandlung der Rohprodukte eine Veredelung verbunden ist, die außer dem Bereiche eines forstwirtschaftlichen Betriebs liegt (GGA. 2, 109). 10. Wird der Obst- oder Weinbau tunst- oder handelsmäßig betrieben, so wird er gewerbesteuerpflichtig ebenso wie der tunst- und handels­ mäßig betriebene Gartenbau, das ergibt die Fassung des Gesetzes; anders das Preuß. Recht s. PrOVG. 14, 340. 11. Unter die vom Staate betriebenen Vertehrsanstalten fallen nicht bloß die Eisenbahnen, sondern auch die Postanstalten, die Telephonanstalten, die staatlichen Kanal- und Schiffahrtsbetriebe (Seißer Art. 16 Anm. 7). Die staatlichen Verkehrsanstalten sind durch Art. 1 Abs. 2 Nr. 3 schlechthin von der Gewerbesteuer ausgenommen, sie werden deshalb auch nicht vormerkungs­ weise wegen der Umlagenpflicht veranlagt (Mot. S. 161); vgl. im übrigen Art. 3.

12. Wegen der Frage, inwiefern der Pachtschilling für verpachtete Gewerbe der Gewerbsteuer unterliegt, vgl. EinkStG. Art. 16 Anm. 4. Art. 2. 1. Steuerpflichtig für das Gewerbe ist derjenige, auf dessen Rechnung das Gewerbe betrieben wird (Unternehmer). 2. Für das erpachtete Gewerbe gilt der Pachter als der Unternehmer.

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36. Das Gewerbesteuergesetz.

3. Art. 2 Abs. 3 des Einkommensteuergesetzes findet entsprechende An­ wendung.

1. Hinsichtlich der Frage, auf wessen Rechnung das Gewerbe be­ trieben wird, kommt nur die Stellung nach außen in Betracht; es ist deshalb gleichgültig, wenn derjenige, der nach außen als beteiligt auftritt, Unterverein­ barungen mit Dritten getroffen hat, z. B. bei der stillen Gesellschaft der Komple­ mentär mit dem stillen Gesellschafter (Mot. S. 161); der stille Gesellschafter selbst ist kapitalrentensteuerpflichtig (VAnw. § 3).

2. Bei juristischen Personen sind diese selbst, nicht deren Vertreter steuerpflichtig, denn das Gewerbe wird für Rechnung der ersteren betrieben. 3. Die nach dem bisherigen Recht geltende Haftung des Verpächters für Zahlung der Gewerbesteuer durch den Pächter ist aufgehoben (Mot. S. 161). 4. Der Pächter muß selbstverständlich auch die Betriebskapitalsanlage ent­ richten (KdReichsr. Beil. 4, 351). Wegen der Besteuerung der Bezüge des Verpächters des Gewerbes s. Art. 16 Sinnt. 5 des EinkStG. 5. Die entsprechende Anwendung des Art. 2 Abs. 3 des EinkStG. kann nur insoweit erfolgen, als Abs. 1 Ziff. 1 des Einkommensteuergesetzes in Frage kommt, weil sich nur diese Bestimmung mit dem Betrieb stehender Gewerbe befaßt. Die entsprechende Anwendung ergibt, daß bei an sich gewerbesteuerpflichtigen stehenden Gewerben, zu deren Ausübung in Bayern eine Betriebsstätte unterhalten wird, dann nach Maßgabe des Art. 2 Abs. 3 des EinkStG. und mit der dort bezeichnete» rechtlichen Stellung ein Bevollmächtigter zu bestellen ist, wenn der Unternehmer nicht die Eigenschaften hat, die ihn nach Art. 1 des EinkStG. einkommensteuerpflichtig mache» würden.

Art. 3. 1. Gewerbesteuerfrei sind: 1. das Reich, der Staat, 2. die Reichsbank und ihre Zweiganstalten, 3. die Genossenschaften, die ausschließlich und unmittelbar der land- und forstwirtschaftlichen oder der gewerblichen Produktion ober der besseren Verwertung der eigenen Erzeugnisse ihrer Mitglieder dienen, einschließlich der Vorschuß- und Kreditgenossenschaften, wenn diese Genossenschaften die ihrem Zwecke entsprechende Tätigkeit auf den Kreis ihrer Mitglieder beschränken, ferner die übergeordneten Verbände solcher Genossenschaften und die gemeinnützigen Bau­ genossenschaften. Nicht als gemeinnützig gelten Baugenossenschaften, die satzungsgemaß die Einzahlungen der Mitglieder mit mehr als vier vom Hundert verzinsen oder den Mitgliedern im Falle der Auflösung mehr als die Einzahlungen ausantworten. 2. Genossenschaften, die einen gewerblichen Gewinn anstreben, fallen nicht unter die Befreiung nach Abs. 1 Ziff. 3. 3. Für die vom Reiche oder vom Staate betriebenen Gewerbe und für die Reichsbank und ihre Zweiganstalten ist die Gewerbsteuer zur Begründung der Umlagenfrist vormerkungsweise zu veranlagen. Hierbei sind die einer besonderen Betriebsleitung unterstehenden Unternehmungen des Reichs oder des Staates getrennt zu veranlagen.

Zu Abs. 1. 1. Abs. 1 Nr. 1 entspricht dem Art. 4 Abs. 1 deS EinkStG. mit der Maßgabe, daß die Gemeindeverbände gewerbesteuerpflichtig sind *), Abs. 1 Nr. 2 entspricht dem Art. 4 Abs. 1 Nr. 7, Abs. 1 Nr. 3 und Abs. 2 entsprechen dem Art. 4 Abs. 1 Nr. 9 und Abs. 2 des EinkStG. es wird auf die Bemerkungen hierzu verwiesen; wegen der staatlichen Verkehrsanstalten s. überdies Art. 1 Anm. 11.

Zu Abs. 2. 2. Abs. 2 entspricht dem Art. 4 Abs. 2 des EinkStG.; es wird auf die Bemerkungen hierzu verwiesen.

Z« Abs. 8. 3» Soweit Abs. 3 eine Vormerkungsweise Veranlagung des Reichs zur Begründung der Umlagepflicht Vorsicht, ist er mit dem Reichsbesteuerungs­ gesetz vom 15. April 1911 (RGBl. 187) wirkungslos geworden, wonach das Reich der Gewerbesteuer zugunsten von Gemeinden und weiteren Kommunal­ verbänden nicht unterliegt und wonach nur (unter gewissen Voraussetzungen) ge­ meindliche Zuschüsse erhoben werden können.

4. Gewerbesteuerpflichtig nach Abs. 3 ist insbesondere auch die Kgl. Bank; der Entwurf wollte ihr eine bevorzugte Stellung verschaffen, wurde jedoch insoweit geändert (GGA. 2, 110).

5. Als besondere Betriebsleitungen nach Abs. 3 Satz 2 gelten die Berg- und Hüttenämter, die einzelnen Salinenämter und das Berg- und Salinen­ amt im Bereich der Salinenverwaltung, die Kgl. Bank nicht aber deren Filialen, das Hofbrauamt (Mot. S. 161; VAnw. § 4 Abs. 4). Art. 4. 1. Das Gewerbe ist, auch wenn eS von mehreren Personen gemein­ schaftlich betrieben wird, einheitlich als einziges Gewerbe zu veranlagen; die Unternehmer gelten als Gesamtschuldner der Steuer. 2. Mehrere Gewerbe desselben Unternehmens werden einheitlich wie ein einziges Gewerbe veranlagt.

1. Wird ein Gewerbe von einer juristischen Person betrieben, so wird es nicht von mehreren Personen gemeinschaftlich betrieben, denn die juristischen Personen erscheinen als selbständige Steuersubjekte (s. Art. 2 Anm. 2). Dagegen wird Art. 4, der von dem System des Einkommensteuergesetzes abweicht, häufig für die offenen Handelsgesellschaften und die einfache Kommanditgesellschaft prak­ tisch werden; VAnw. § 5. 2. 3.

Wegen des Begriffs des Unternehmers s. Art. 2. Eine Ausnahme von Abs. 2 bildet Art. 3 Abs. 3 Satz 2 hinsichtlich des bayer. Staates (und des Reichs).

4. Betreibt ein Unternehmer ein Gewerbe oder mehrere Ge­ werbe im Sinne des Abs. 2 und ist er auch an einem von mehreren Personen gemeinschaftlich betriebenen Gewerbe beteiligt (Abs. 1), so wird nichts übrig bleiben, als die allein betriebenen oder das allein betriebene Gewerbe und andrerseits das mit mehreren anderen betriebene Gewerbe gesondert zu behandeln. ")

Hinsichtlich der gemeindlichen Unternehmungen vgl. auch Art. 1 Anm. 2.

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36, Das Gewerbesteuergesetz.

Art. 5. 1. Mit dem Gewerbe des Ehemanns ist ein von dessen Ehefrau selb­ ständig betriebenes Gewerbe ohne Rücksicht auf den ehelichen Güterstand einheitlich zu veranlagen. 2. Im Falle einheitlicher Veranlagung gelten die Ehegatten als Ge­ samtschuldner der Steuer, wenn nicht nachgewiesen wird, welches Betriebs­ kapital und welcher Ertrag auf das Gewerbe der Ehefrau treffen; in diesem Falle haftet die Ehefrau nur für den hierauf entfallenden Teil der Steuer. 3. Die einheitliche Veranlagung hat zu unterbleiben, wenn die Ehegatten dauernd getrennt leben.

1. Art. 5 entspricht dem Art. 9 des EinkStG.; es wird auf die Bemerkungen hierzu verwiesen.

2. Art. 5 hat, und zwar auch in Abs. 3 nur selbständig betriebene Gewerbe im Auge; für gemeinschaftlich betriebene Gewerbe entscheidet auch bei Ehegatten und deshalb auch im Falle des Art. 5 Abs. 3 der Art. 4 des Gesetzes. C. veraulagungsmaßstab, Steuertarif und Steuerermäßigungen. Art. 6 bis 11.

Art. 6. 1. Die Gewerbsteuer setzt sich aus einer Betriebskapitalsanlage und einer Ertragsanlage zusammen, die nach den Gesetzesanlagen 1 und 2 (Tarifen) zu berechnen sind. 2. Zur Bemessung der Umlagenpflicht ist die Gewerbsteuer nach der Gesetzesanlage 3 (Tarif) vormerkungsweise nur nach dem Betriebskapital zu berechnen, wenn sie hiernach höher ist als die nach Abs. 1 berechnete Gewerbsteuer. 3. Werden von einem Gewerbetreibenden zum Zwecke des Absatzes der Erzeugniffe des eigenen Geschäftsbetriebs oder zur Ausdehnung eines Handels­ gewerbes mehr als ein Verkaufsladen oder mehr als eine ständige Niederlage zum Warenverkäufe gehalten, so ist für jeden weiteren Verkaufsladen und jede wettere ständige Niederlage die Betriebskapitalsanlage (Anlage 1) um einen Zuschlag von fünf vom Hundert zu erhöhen. Auf Konsumvereine findet diese Vorschrift keine Anwendung.

1. Abs. 2 trifft eine besondere Berechnung für die Bemessung der Umlagenpflicht; er findet auch dann Anwendung, wenn im Hinblick auf Art. 11 Abs. 1 nur eine Betriebskapitalsanläge anzusetzen ist und eine Ertragsanlage, weil der Ertrag 1500 Mk. oder weniger ist, überhaupt nicht anfällt. Art. 11 Abs. 2 des Gesetzes kommt also diesen Falls nicht zur Anwendung; nur bei einem Betriebskapital von mehr als 4000 bis 6000 Mk. sind diesen Falls die einfache und die erhöhte Betriebskapitalsan­ lage gleich hoch, hier kommt also Abs. 2 des Art. 6 nicht znr Anwendung und deshalb findet diesenfalls Art. 11 Abs. 2 Anwendung. Ist im Hinblick auf Art. 11 Abs. 1 eine Betriebskapitalsanlage nicht anzusetzen, well das Betriebskapital nicht mehr als 4000 Mk. beträgt, so kommt Art. 6 Abs. 2 nie zur Anwendung, denn hier fällt auch keine erhöhte Betriebskapitalsanlage an;

s. auch Art. 11 Anm. 2.1) Hier wäre die Betriebskapitalsanlage nach Art. 11 Abs. 2 vorzumerken und eine Ertragsanlage nach Anlage 2 zu berechnen oder, wenn der Ertrag 1500 Mk. oder weniger ist, ebenfalls nach Art. 11 Abs. 2 vorzumerken.

2. Abs. 3 regelt die sog. Filialbesteuerung (Filialenzuschläge); Nieder­ lagen, die lediglich der Lagerung von Waren dienen, fallen nicht hierher, auch nicht Filialen eines anderen Unternehmers oder Filialen außerhalb Bayerns, auch nicht einzelne Automaten, wohl aber Schank- und Bierverkaufsstellen der Brauereien (VAnw. § 7 Abs. 2); Bankfilialen sollen ihr nicht unterstehen (KdAbg. StenB. 7, 735, 736; KdReichsr. Beil. 4, 45 und 355). Diese letztere Ansicht hat aber im Gesetze, wie in der KdReichsr. mit Recht bemerkt wurde (Beil. 4, 355), keinen Ausdruck gefunden; auch ein Gesetz muß das, was es sagen soll, auch tatsächlich zum Ausdruck bringen, es findet Abs. 3 deshalb auch auf Bankfilialen Anwendung. Bei Berechnung der erhöhten Betriebskapitalsanlage kommt der Filialenzuschlag nicht in Betracht; s. die Worte „Anlage" in Abs. 3. Auch bei der Abgleichung nach Abs. 2 wird der Zuschlag nicht berücksichtigt (VAnw. § 7 Abs. 2). 3. Hinsichtlich der Höhe der Steuer kommt auch Art. 3 des EG. in Frage; s. dieses beim EinkStG. Art. 7. 1. Den Maßstab für die Betriebskapitalsanlage bildet der Wert des Betriebskapitals (des Betriebskapitals im engeren Sinne und des Anlage­ kapitals, Art. 8, 9). 2. Den Maßstab für die Ertragsanlage bildet der gewerbliche Rein­ ertrag (Art. 10).

1. Wegen des Unterschieds des Betriebskapitals im engeren Sinne und des Anlagekapitals s. Art. 8 Anm. 1. Art. 8. 1. Das Betriebskapital umfaßt sämtliche dem Gewerbebetriebe gewid­ meten Gegenstände und Rechte mit Ausnahme jener, die der Grund- und der Haussteuer unterliegen. 2. Unter der Voraussetzung dieser Widmung sind insbesondere hierher zu rechnen: 1. benützbar gemachte Wasserkräfte nebst den dazu zugehörigen Wasserbauten und Anlagen, 2. Maschinen, Werkzeuge, Gerätschaften, Vorräte an Kohlen, Holz, Petroleum usw., 3. Tiere und Futtervorräte, 4. Roh- und Hilfsstoffe einschließlich der in Bearbeitung befind­ lichen Stoffe und die zum Verkaufe bestimmten Vorräte an Erzeug­ nissen und Waren, 5. Realgewerbeberechtigungen, Urheber- und Patentrechte, Nieß­ brauchs-, Gebrauchs- und sonstige Nutzungsrechte, x) Wenn § 7 Abs. 1 Satz 3 VAnw. bemerkt, daß Art. 6 Abs. 2 auch dann zur An­ wendung komme, wenn nur eine Ertragsanlage anzusetzen sei und die erhöhte Betriebsanlage höher sei, so setzt sie einen unmöglichen Fall.

6. Vorräte an barem Gelde, Gold und Silber in Barren, Papier­ geld, Banknoten, Wechseln, Wertpapieren, vom Gewerbebetrieb herrührende Ausstände einschließlich der Kontokorrentguthaben, Dar­ lehensforderungen der Pfandbriefanstalten, der Darlehenskassen und der Kreditinstitute. 3. An dem Werte der unter Abs. 2 Ziff. 6 und an der Halste des Wertes der unter Abs. 2 Ziff. 4 aufgeführten Bestandteile des Betriebskapitals dürfen die aus der Inanspruchnahme von Warenbezugskrebit oder Bank­ kredit sowie alle sonstigen unmittelbar aus dem laufenden Geschäftsbetriebe herrührenden Kapitalschulden abgezogen werden. Zu diesen Kapitalschulden zählen auch die Pfandbriefschulden der Pfandbriefanstalten, die solchen Pfand­ briefschulden gleichstehenden Verbindlichkeiten der Darlehenskassen und Kredit­ institute und die Prämienreserven der Versicherungsanstalten. Im übrigen ist der Schuldenabzug an dem Werte des Betriebskapitals nicht gestattet. 4. Die Ausnahme des Abs. 1 gilt nicht, soweit Grundstücke und Ge­ bäude wie Waren den Gegenstand des gewerbsmäßigen An- und Verkaufs bilden. In diesem Falle ist jedoch die Betriebskapitalsanlage um die Grundund die Haussteuer zu kürzen, mit denen solche Grundstücke oder Gebäude veranlagt sind.

Zu Abs. 1.

1. Das Gesetz unterscheidet das Betriebskapital im weiteren Sinne d. i. das gesamte in den einzelnen Betrieben werbende, zur Erzielung des gewerb­ lichen Ertrags tatsächlich verwendete oder doch bestimmte Vermögen (das gewerb­ liche Vermögen); ferner als Bestandteile dieses Betriebskapitals im weiteren Sinne das Anlagekapital d. i. das stehende Betriebskapital; und das Betriebs­ kapital im engeren Sinne d. i. das umlaufende Betriebskapital (Mot. S. 162). 2. Grundsätzlich soll der Begriff Betriebskapital in dem Sinne aus­ gelegt werden, der im Wirtschaftsleben bei den einzelnen Wirtschaftszweigen damit verbunden wird (GGA. 2, 201). 3» Bestandteile des Betriebskapitals, die dem Gewerbebetrieb nur teilweise dienen (z. B. Tiere, die im Gewerbebetrieb und in der Landwirffchaft und für Vergnügungszwecke verwendet werden), kommen nur mit einem entsprechenden Teil ihres Wertes in Ansatz (GGA. 2, 202, 203). 4. Aus dem Grundsätze des Art. 1, daß die Gewerbe in Bayern nur so­ weit steuerbar sind, als sie in Bayern betrieben werden, ergibt sich auch, daß Betriebskapital und Ertrag nur soweit der Veranlagung zu­ grunde gelegt werden dürfen, als sie dem inländischen Betriebe dienen, oder im inländischen Betrieb sich ergeben. Beim Betriebskapital ist dessen örtliche Lage nicht ausschlaggebend; es kommt nur darauf an, daß sich der Betrieb in Bayern befindet, das schließt nicht aus, daß einzelne Bestandteile des Betriebs sich außerhalb Bayerns befinden. Betriebskapitalien, die Betrieben, die in und außer Bayern betrieben werden, gemeinsam sind (z. B. Betriebs- oder Reservefonds), sind anteilsweise zu verteilen. Anhaltspunkte können bei Banken und Handelsgewerben der Umsatz, bei Versicherungsgesellschaften die Prämienein­ nahmen bieten (ebenso im wesentlichen Mot. S. 163).

5. Nur Gegenstände (körperliche Sachen) und Rechte gehören zum Betriebskapital, also nicht rein tatsächliche Verhältnisse, wie die Kundschaft, die Lage eines Geschäftes, der Kredit. Es wird nicht das Unternehmen als solches

bewertet (Mot. S. 163; GGA. 2, 202); die VollzAnw. § 8 fordert außerdem, daß die Rechte „verkehrsfähig" seien; als solche scheint sie zu betrachten „persönliche Konzessionen, bloße Hastscheine, bedingte Berechtigungsurkunden, BürgschaftsUrkunden"; eine Bedeutung kann diesem unsicheren, im Gesetze selbst auch nicht auftretenden Begriff kauim beigemeffen werden.

6. Gleichgültig ist «es, ob die Gegenstände oder Rechte dem Betrieb mittelbar oder unmittelbar dnenen; sie müssen aber dem Betriebe dienen; nicht hierher fallen deshalb ausgeschierdene Fonds für Wohlfahrtseinrichtungen (VollzAnw. § 8 Abs. 3). Eine bloß gelkegentliche Benützung macht die Sachen noch nicht zum Be­ triebskapital, im übrigem ist es gleichgültig, ob sie häufig oder selten benützt werden; gleichgültig ist es auch, ob sie notwendig sind oder obsieentbehrlich wären. Sie müssen btent Unternehmer nicht rechtlich zustehen, es kommt nur auf die tatsächliche Benützung an. Zum Betriebe gehören auch gemietete oder gepachtete Glegenstände oder geliehene Kapitalien (Mot. S. 162; VollzAnw. § 8).

7. Ausgenommen bei der Feststellung des Betriebskapitals sollen nicht nur die Gegenstände und Rechte sein, die sowohl der Grundsteuer wie der Haus­ steuer, sondern auch jjene die der ersteren allein unterliegen (Mot. S. 162). Der Grund- und Harussteuer unterliegen der Grundbesitz, einschließlich der noch nicht geerntetem Bodenfrüchte, Fischwaffer, der Hausbesitz, die in § 36 des GrundStG.') und rn §§ 2 und 33 des HausStG. bezeichneten Gegenstände; dagegen nicht Gleisanschllüffe einer Fabrik, in Bergwerken zum Abbau eingerichtete Vorrichtungen (VollzAntw. § 8 Abs. 4); s. auch Anm. 14. ßu Abs. 2.

8. Nur die benützbar gemachten Wasserkräfte fallen unter das Gesetz, nicht aber beim Bietrieb vorhandene, unbenützte (s. Mot. S. 162; VollzAnw. § 9; GGA. 2, 202). Brei Steinbruchsbetrieben ist der Steinbruch selbst nicht als Bestandteil des Wetriebskapitals zu veranlagen, auch nicht beim Pächter eines Steinbruchs (GG8L. 2, 109). Durch Abs. 2 Nr. 2 wollte man insbesondere auch zum Ausdruck bringen, daß auch Maschinen, die mit einem Gebäude verbunden sind, zürn Betriebskapital zu rechnen sind (GGA. 2, 201). Auch der Schienenkörper einer Eisenbahn — nicht aber der Boden, auf dem die Schienen gelegt ftnib — gehört zum Betriebskapital (GGA. 2, 201). Auch auf Kredit bezogeme Waren gehören zum Betriebskapital (GGA. 2, 203). Mit den in Abs. 2 Nr. 6 bezeichneten Barren sind nur gestempelte Barren") gemeint. Außerdem gehören Gold und Silber ebenso wie Edelsteine zu den Roh- und Hilfsstofffen (Abs. 2 Nr. 4). Auch vom Unternehmer selbst emittierte Papiere gelhören zum Betriebskapital; VollzAnw. § 9 Abs. 6.

9. Noch nicht ei ngezahltes Gesellschaftskapital (Aktienkapital) dient noch nicht den Zwecken des Unternehmens und kann deshalb noch nicht als Betriebskapital gelten; dies wird dadurch nicht anders, daß für die seinerzeitige Einzahlung Sicherheit, sei es auch in Wechseln, geleistet wftd. Nicht zutreffend der Regierungskommissär GGA. 3, 454 und 455; KdReichsr. Beil. 4, 359; richtig GGA. 3, 454 und 455 der Abgeordnete von Haller. Zum Betriebskapital gehören *) Die in § 36 Grun dStG- bezeichneten Gegenstände sind: Straßen, Wege, öffentliche Plätze, Kirchhöfe, kahle Felsem, durch Naturereignisse unwiderbringlich überkieste ober verschüttete Plätze u. dgl., unansgetrocknlete Sümpfe, insofern sie keinen Ertrag an Weide und Streu ge­ währen, die unterirdischen Grubenfelder der Bergwerke. ’) Es wird üblicher Weise auf den Barren der Feingehalt durch einen Wardein beglaubigt.

702

36. Das Gewerbesteuergesetz.

auch die sog. stillen Reserven, die durch Abschreibung über das Maß der Wert­ minderung oder durch zu hoch dotierte Wertberichtigungskonti gewonnen sind (GGA. 2, 207; VollzAnw. § 8 Abs. 3).

10» Kautionen, die als Betriebsmittel im Geschäft verwendet werden und hinsichtlich derer dem Einleger nur ein Rückforderungsrecht zusteht, gehören zum Betriebskapital, selbstverständlich aber nicht reine Pfandgegenstände. Kautionen, die der Unternehmer selbst hinterlegt, z. B. um Zollkredite zu erlangen, gehören zum Betriebskapital (PrOVG. 7, 104; GGA. 2, 203); bloß persönliche Bürgschaft eines Dritten vermehrt das Kapital nicht. Leistet ein Dritter eine Bürgschaft auf Grund einer ihm geleisteten realen Sicherheit, so gehört letztere zum Betriebs­ kapital (GGA. 2, 207). Gleichgültig ist es, ob die Werte, mit denen die Sicherheit geleistet wird, dem Gewerbetreibenden gehören oder nicht.

Zu Abs. 8. 11» Kapitalschulden sind solche Schulden, die im maßgebenden Zeitpunkt auf Seiten einer anderen Person als der des Unternehmers Kapitalforderungen (Vermögen) darstellen, Zinsen und Dividendenschuldtgkeiten fallen in der Regel nicht hierher, ebensowenig rückständige Steuern, noch nicht fällige Zinsen; VollzAnw. § 10 Abs. 1. Aktienkapital und Reserven sind keine Schulden; vgl. wegen Einzel­ heiten VollzAnw. § 10. 12» Zu den unmittelbar aus dem laufenden Geschäftsbetriebe herrührenden Schulden des Abs. 3 gehören nicht Schulden zur Gründung, Erwerbung oder Erweiterung des Betriebs oder Schulden, die zur Deckung von Verbindlichkeiten aus dem laufenden Geschäftsbetrieb ausgenommen worden sind (Mot. S. 162); wohl aber Schulden, die sich aus der laufenden Geschäftsführung ergeben und auf dem regelmäßigen Geschäftskredit beruhen (GGA. 2, 204). Hierbei sind unter den zur Deckung von Verbindlichkeiten aus dem laufenden Geschäfts­ betrieb aufgenommenen Schulden solche zu verstehen, die selbst nicht mehr Geschäfts­ schulden sind, z. B. Darlehen Dritter zur Deckung geschäftlicher Verbindlichkeiten (GGA. 2, 204). Nach diesen Gesichtspunkten bemißt sich auch die Frage, inwiefern Schulden aus einem Bankkredit abzugsfähig sind; sie sind es insoweit, als es sich um Schulden handelt, deren Rückzahlung erfolgt, wenn das Geschäft, zu dem sie entstanden, erledigt ist; nicht mehr sind sie abzugsfähig, wenn sie eine dauernde Belastung des Unternehmens geworden sind und bestehen, ohne Rücksicht auf den Geschäftsgang im einzelnen; vgl. die Versuche, eine Abgrenzung zu finden, in GGA. 3, 461 ff. Nicht hierher fallen Schulden, die mit dem Geschäftsbetrieb überhaupt in keiner Verbindung stehen, z. B. solche für persönliche Bedürfnisse. 13. Den Pfandbriefschulden stehen gleich die Banknotenschuld der Bayerischen Notenbank, ferner die Kommunalobligationen (KdReichsr. Beil. 4, 359).

Zu Abs. 4. 14. Abs. 4, der im Ausschuß der KdAbg. beigefügt wurde, stellt sich als eine Ausnahme von dem Grundsätze dar, daß Grundstücke, die der Grund­ oder der Haussteuer unterliegen, bei Berechnung des Betriebs­ kapitals nicht in Betracht gezogen Werdensollen; er will solche Grund­ stücke, die ein Handelsobjett wurden, bei der Berechnung des Betriebskapitals heranziehen; eine Konsequenz hieraus ist dann, daß die Betriebskapitalsanlage um die Grund- und Haussteuer, die aus solchen Grundstücken ebenfalls zu entrichten ist, zu kürzen ist (GGA. 2, 193). Getroffen sind durch Abs. 4 hauptsächlich die Terrain-

gesellschaften (KdReichsr. Beil. 4, 360). Die unter Abs. 4 fallenden Grund­ stücke fallen dann auch unter Abs. 2 Nr. 4; es findet dann auch Abs. 3 auf sie Anwendung (VAnw. § 11).

15*

Eine Kürzung um Umlagen findet nicht statt; VAnw. § 11.

Art. S. 1. Der Wert des Betriebskapitals ist durch Berechnung und Schätzung seiner Bestandteile nach deren Stand und Wert am 1. Oktober des Veran­ lagungsjahrs (Steuervorjahrs) zu ermitteln. Wesentliche Änderungen an dem Stande des Betriebskapitals, die sich nach diesem Zeitpunkte bis zum Beginne des Steuerjahrs ergeben, find bei der Werts festsetzung zu berücksichtigen und können noch im Rechtsmittelwege geltend gemacht werden. 2. Für Veranlagungen, die im Laufe des Steuerjahrs einzutreten haben, ist der Stand und Wert der Bestandteile des Betriebskapitals bei Beginn der Steuerpflicht zugrunde zu legen. 3. Die Berechnung und Schatzung hat nach dem gemeinen Werte zu geschehen. Bares Geld deutscher Währung, Reichskassenscheine und inländische Banknoten find mit dem Nennwerte, Silber und Gold in Barren, fremde Geldsorten, ferner Wertpapiere ohne deutschen Börsenkurs nach dem Verkaufs­ werte, Wertpapiere mit deutschem Börsenkurse nach dem Kurswert anzusetzen. Kapitalforderungen find nach dem Nennwert anzurechnen, sofern nicht be­ sondere Umstande eine abweichende Bewertung nach dem Verkaufswerte recht­ fertigen ober sie wegen Uneinbringlichkeit außer Ansatz zu lassen sind. 4. Bei Steuerpflichtigen, die Handelsbücher nach Vorschrift der §§ 38 u. ff. des Handelsgesetzbuchs führen, ist der Wert des Betriebskapitals nach dem Stande und Werte seiner Bestandteile in dem Zeitpunkte zu ermitteln, für den die letzte Bilanzaufftellung stattgefunden hat, und find die Inventur- und Bilanzergebnisse zugrunde zu legen,,, soweit sie den wirklichen Werten (Abs. 3) entsprechen, und eine wesentliche Änderung an dem Stande des Betriebs­ kapitals nicht eingetreten ist.

1. Die Fassung des Abs. 1 läßt keinen Zweifel darüber, daß nicht ein Durchschnittswert, sondern lediglich der Stand vom 1. Oktober maßgebend ist. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, daß ein Kapitalbestand nicht dadurch seine Eigenschaft als Betriebskapital verliert, daß er vorübergehend, etwa gerade am 1. Oktober, aus dem Geschäft gezogen ist, z. B. bei Saisongeschästen. Solches Kapital bleibt Betriebskapital, es ist nur vorübergehend nicht tätig. Zum gleichen Ergebnis kommt der Regierungskommissär GGA. 2, 208 und 209 aber mit nicht ganz zutreffender Begründung. 2. Wesentlich ist eine Änderung an dem Stande des Betriebs­ kapitals gemäß Abs. 1 und 4 dann, wenn sie eine Erhöhung oder Minderung um mindestens einige Steuerstufen zur Folge hat (Mot. S. 163); eine Änderung im Stande des Betriebskapitals liegt nicht nur dann vor, wenn Kapitalsbestand­ teile hinzukommen oder wegfallen, sondern auch wenn sich ihr Wert ändert, denn auch die „Schätzung" der Bestandteile des Betriebskapitals ist für dessen Wert maßgebend, vgl. den Eingang des Art. 9; anders VAnw. § 12 Abs. 6. 3. Unter gemeiner Wert ist an jenen Wert gedacht, den die Gegen­ stände für jeden Besitzer in den gleichen Verhältnissen wie der Pflichtige haben, wodurch der durch außerordentliche Umstände bedingte oder der rein persönliche

Liebhaberwert ausgeschlossen sein werden. Es wäre nicht angängig, eine gebrauchte Maschine, einen benützten Dampfkeffel, losgelöst von der Fabrikanlage, zu der sie gehören, für sich bewerten zu wollen; es ist vielmehr in derartigen Fällen der Gegenstand nach seinem Werte an dem Orte, wo er sich befindet und für den Zweck, dem er dient, zu schätzen. Eine gewerbliche Einrichtung ist nach dem Werte für den Fortbetrieb des Unternehmens zu bewerten (Mot. S. 163; GGA. 2, 210). VAnw. § 13 gibt eine Kasuistik, der gegenüber den mannigfachen Um­ ständen, die nach der Gestaltung des konkreten Falles den gemeinen Wert beeinflussen, wenig Bedeutung zukommen wird. 4. Wegen des Begriffs Barren in Abs. 3 s. Art. 8 Anm. 8. 5. Kurswerte sind die Geldkurse (nicht die Briefkurse) an dem Ver­ wahrungsort oder dem nächsten Börsenplätze; die VAnw. § 13 will den dem Hauptsitze nächsten größeren Börsenplatz zugrunde legen. 6. Voraussetzung der Anwendung des Abs. 4 ist, daß Handels­ bücher nach § 38 ff. HGB. zu führen sind und tatsächlich geführt werden. Soweit in die Bilanz auch Posten eingestellt sind, die bei Berechnung des Betriebskapitals nach Art. 8 außer Ansatz zu bleiben haben, sind sie selbstberständlich aus der Bilanz auszuscheiden; unter diesem Gesichtspunkt betrachtet die Bilanzen der Aktiengesellschaften und ähnlicher Gesellschaften näher VAnw. § 15.

Art. 10. 1. Der gewerbliche Reinertrag ist unter Beachtung des Art. 4 Abs. 1 dieses Gesetzes und unter entsprechender Anwendung der für die Erunttelung der Einkünfte aus dem Gewerbebetriebe maßgebenden Vorschriften des Ein­ kommensteuergesetzes zu ermitteln. 2. An dem Reinerträge darf der mit der Haussteuer veranschlagte Miet­ ertragsanschlag für die Geschäftsräume des Unternehmers im eigenen Hause abgezogen werden, soweit nicht unter den Betriebsausgaben bereits Schuld­ zinsen für die Erwerbung, Instandsetzung oder Erweiterung dieser Geschäfts­ räume angesetzt sind.

1. Zu berücksichtigen ist nur der gewerbliche Reinertrag; ein gewerblicher ist der Ertrag dann, wenn die Begriffsbestimmung unter Art. 1 Anm. 2 auf ihn zutrifft.

2. Die für Ermittelung der Einkünfte aus dem Gewerbebetrieb maßgebenden Vorschriften des Einkommensteuergesetzes sind in erster Linie in Art. 14 dieses Gesetzes enthalten (KdAbg. StenB. 7, 748); es müssen aber auch Art. 11 und 12 zur Anwendung kommen, soweit Betriebsaus­ gaben in Frage kommen. 3. Durch den Hinweis auf Art. 4 Abs. 1 in Abs. 1 des Art. 10 wird ein Unterschied von der Besteuerung bei der Einkommensteuer auf­ gestellt, da bei letzterer die mehreren Teilhaber eines gemeinschaftlich betriebenen Gewerbes getrennt für ihre Gewinnanteile zu besteuern sind (Mot. S. 163).

4. Abs. 2 soll den, der seine Geschäftsräume im eigenen Hause hat, mit dem gleich stellen,^ der sie im fremden Hause hat und für den der Mietzins für die Räume Betriebsausgabe ist. Ist aber das Haus verschuldet, so *) Das EinkStG. hat die entgegengesetzte Bestimmung zu Abs. 2, Halbsatz 1 im Art. 12 Abs. 3 Nr. 3 des EinkStG.

kann bei der Einkommensteuer und deshalb auch bei der Ertragsanlage der Schuld­ zinsenbetrag abgezogen werden (Art. 12 Ms. 1 Nr. 3 EinkStG.); es würde also derselbe Posten doppelt abgezogen; um dies zu verhüten, wurde der zweite Halbsatz des Ms. 2 („soweit nicht usw.") beigefügt (GGA. 3, 450).

5. Ein Abzug hinsichtlich solcher Geschäftsräume, für die die Areal­ steuer erhoben wird, ist nicht vorgesehen.

6. Mietertragsanschlag ist der bei der letzten Miethaussteuereinschätzung festgestellte steuerbare Mietertragsanschlag, also der nach Berücksichtigung des § 4 Abs. 2 des Haussteuergesetzes verbleibende Mietertrag (VAnw. § 16 Abs. 1). Ergaben sich die abgezogenen Schuldzinsen aus Kapitalien, die teils für die Ge­ schäftsräume, teils für andere Räume verwendet wurden,*) so hat eine Ausscheidung zu erfolgen und es kann der Mietertragsanschlag nur soweit nicht abgezogen werden, als die Kapitalien für die Geschäftsräume verwendet wurden. Die Ausscheidung wird nach dem Verhältnis zu erfolgen haben, in dem oer Mietertragsanschlag des ganzen Hauses (= M), zu dem Mietertragsanschlag der Geschäftsräume (— m) steht; bezeichnet man weiter den gezahlten Zins mit Z, so ergibt sich der Betrag, um den der an sich abziehbare Mietertragsanschlag zu Mrzen ist (— z),

aus folgender Formel: M: m = Z: z

oder z —

(vgl.

VAnw. § 16 Abs. 1). Soweit für die Geschäftsräume spezielle Mietertragsan­ schläge (m) nicht bestehen, sind sie hierbei nach dem Verhältnis des voraussicht­ lichen Mietertrags der Geschäftsräume zu dem des ganzen Hauses zu berechnen. Wurde das Kapital für das ganze Haus nicht im gleichem Maße in Anspruch genommen, sondern etwa für die Geschäftsräume mehr (z. B. es wurden in diesen mehr Bauvornahmen vorgenommen), so ist das Verhältnis der Inanspruchnahme festzustellen, also etwa A (= 1) für das Haus, B (— 4) für die Geschäftsräume, und der nach obiger Formel gefundene Wert z nach folgender Formel zu redu. „ . B • z zieren: A:B = z:x oder x — ——.

Art. 11. 1. Bei Gewerbetreibenden, deren Betriebskapital nicht mehr als 40008JM. beträgt, bleibt die Betriebskapitalsanlage und bei solchen, deren Reinertrag nicht mehr als 1500 Mk. beträgt, die Ertragsanlage außer Ansatz. 2. Zur Begründung der Umlagenpflicht find jedoch diese Gewerbe­ treibenden vormerkungsweise zu veranlagen mit 0,50 Mk. Betriebskapitalsanlage, wenn das Betriebskapital mehr als 500 Mk. bis zu 2000 Mk., 1 Mk. Betriebskapitalsanlage, wenn das Betriebskapital mehr als 2000 Mk. bis zu 4000 Mk., 0,50 Mk. Ertragsanlage, wenn der Reinertrag mehr als 300 Mk. bis zu 600 Mk., 1 Mk. Ertragsanlage, wenn der Reinertrag mehr als 600 Mk. bis zu 1000 Mk., 1,50 Mk. Ertragsanlage, wenn der Reinertrag mehr als 1000 Mk. bis 1500 Mk. beträgt. A) Ohne Berücksichtigung bleiben Schuldzinsen aus Kapitalien, die zum Gebäude überhaupt keinen Bezug haben, z. B. für Warenankäufe. Schiedermair, Nebengesetze.

45

36. Das Gewerbesteuergesetz.

706

3. Auch Wer nur Vormerkungsweise zu veranlagen ist, gilt im Sinne dieses Gesetzes als Steuerpflichtiger.

1. Reinertrag im Sinne des Abs. 1 ist der nach Art. 10 Abs. 2 gekürzte Reinertrag VAnw. § 17 Abs. 1.

2. Die Anwendung des Art. 11 Abs. 2 scheidet aus, wenn die erhöhte Betriebskapitalsanlage nach Art. 6 Abs. 2 anzuwenden ist, denn in diesen Fällen scheidet die Ertragsanlage für die Umlagenpflicht überhaupt aus; VAnw. § 17 Abs. 2; s. auch Art. 6 Anm. 1. D. veranlaguugsperiodeu, LteuerMgänge und Äteuerabgänge. Art. 23—26.

Art. 23. 1. Die allgemeine Veranlagung zur Gewerbesteuer erfolgt für ein Rechnungsjahr (Steuerjahr). 2. Die hierbei aufgestellten Steuerlisten bilden vorbehaltlich der rechne­ rischen Prüfung der Steuerberechnungen die Einhebungsgrundlage für das Steuerjahr.

1.

Vgl. die Bemerkungen zu dem Art. 65 des Einkommensteuer­

gesetzes.

Art. 24. 1. Gewerbe, die im Laufe des Steuerjahrs neu entstehen oder bei denen die Voraussetzungen der Steuerbefreiung wegfallen (Art. 3 Abs. 1) find in Zugang, Gewerbe, die im Laufe des Steuerjahrs erlöschen oder bei denen die Voraussetzungen der Steuerbefreiung eintreten, find in Abgang zu bringen, 2. Zeitweilige, durch die Natur des Gewerbes bedingte Unterbrechungen des Betriebs begründen keine Änderung der Veranlagung. 3. Beim Wechsel der Person des Unternehmers eines Gewerbes ohne wesentliche Änderung des Gewerbebetriebs ist die veranlagte Steuer bis zum Ablaufe des Steuerjahrs fortzuentrichten. In der Steuerliste findet nur eine Namensumschreibung statt; hierbei hat eine angemessene Ausscheidung der veranlagten Steuer einzutteten, wenn mehrere einheitlich veranlagte Gewerbe (Art. 4 Abs. 2) infolge des Unternehmerwechsels von verschiedenen Unternehmern weiterbetrieben werden.

1. Mehrungen und Minderungen des Betriebskapitals oder des Erttags, auch wenn dadurch die Voraussetzungen des Art. 11 Abs. 1 ein­ treten oder wegfallen sollten, bleiben steuerlich außer Bettacht (Art. 23 Abs. 2); anders liegt der Fall, wenn ein Betrieb neu entsteht oder erlischt, hier entsteht oder erlischt ein „Gewerbe"; es ist gleichgülttg, ob hierbei auch ein neues Steuersubjekt entsteht, oder ob der Betrieb sich an ein bereits vorhandenes (ander­ weit besteuertes) Subjekt anfügt; ein neuer Bettieb liegt aber nicht schon dann vor, wenn eine neue Bettiebsstätte errichtet wttd z. B. ein neuer Verkaufsladen; es muß vielmehr ein Unternehmen mit erheblicher wirtschaftlicher und rechtlicher Selbständigkeit entstehen z. B. es wttd eine Bankfiliale an einem andern Ort eröffnet, oder ein Schreiner beginnt nebenbei eine Gemischtwarenhandlung; ähnlich beurteilt sich das Erlöschen eines Bettiebs. Ebensowenig begründen der Tod des

Unternehmens als solcher, die Vereinigung mehrerer juristischer Personen, die übemahme eines Betriebs durch ein anderes Rechtssubjett einen Steuerzugang oder -abgang; VAnw. § 23.

2. Auch die Wiederaufnahme eines früher ausgeübten, aber niedecgelegten Betriebs ist eine Neuentstehung (Mot. S. 166). 3. Unter Abs. 2, die wiederkehrend zeitweise ruhenden Gewerbe, fallen die der Bauhandwerker, der Schiffer, der Flößer, der Hotels und der Zimmervermieter in Badeorten (Mot. S. 166).

4. Die Frage, ob eine wesentliche Änderung des Gewerbebetriebs nach Ms. 3 vorliegt, bemißt sich hier augenscheinlich nicht nach der steuerlichen Wesentlichkeit, denn diesenfalls wäre es selbstverständlich, daß eine Änderung der Veranlagung nicht einzutreten hat; es sind vielmehr die allgemeinen auch sonst maßgebenden Verhältniffe des Gewerbes entscheidend. Von Einfluß werden sein Art und Umfang des Betriebs, die Größe des Betriebskapitals; auch die Größe des Gewerbebetriebs ist erheblich. Art. 25. 1. Die für die gewerbepolizellichen Anzeigen des Gewerbebeginns zu­ ständige Behörde hat von den Gewerbezugängen dem Rentamte Mitteilung zu machen. 2. Soweit solche Anzeigen nicht vorgeschrieben find, hat der Unternehmer den Gewerbezugang dem Rentamt oder der Gemeindebehörde behufs Über­ mittlung an das Rentamt anzuzeigm. 3. Auf die Ermittlung des Betriebskapitals und des gewerblichen Rein­ ertrags der zugegangenen Gewerbe finden die Vorschriften über die Ver­ anlagung entsprechende Anwendung. 4. Anzeigen über erloschene Gewerbe find von den Beteiligten beim Rentamt oder bei der Gemeindebehörde behufs Übermittlung an das Rentamt zu erstatten. 5. Die zum Vollzüge weiter erforderlichen Anordnungen, insbesondere wegen der Abgabe der Steuererklärungen, trifft die Staatsregierung.

1. Zuwiderhandlungen gegen Abs. 2 und 5 sind strafbar nach Art. 28 GewStG, mit Art. 75 Nr. 1 EinkStG.

2. Gewerbepolizeiliche Anzeigen (s. Ms. 2) sind vorgeschrieben durch §§ 14, 27, 35 Abs. 7 GewO, und Art. 6 GewG. (s. dieses unter Nr. 22). l) Zuwider­ handlungen gegen die bezeichneten Bestimmungen der GewO, sind strafbar nach deren § 148 Abs. 1 Nr. 1—4, und zwar trotz des Abs. 2 des § 148. Denn die Anwendung dieses Abs. 2 ist infolge der Fassung des Ms. 2 des Art. 25 GewStG., der die landesrechtlichen Bestimmungen zu subsidiären macht, aus­ geschlossen. Nicht unter Abs. 1 des Art. 25 fallen Anzeigen, die durch andere Steuergesetze z. B. das Malzauffchlaggesetz vorgeschrieben sind, oder Anzeigen, die aus sicherheitspolizeilichen Gründen zu erstatten find. 3. Ein Gewerbezugang, der, wenn nicht gewerbepolizeiliche Anzeige zu erstatten ist, die Anzeigepflicht nach Abs. 2 begründet, liegt nur vor, wenn die Voraussetzungen eines Zugangs im Sinne des Art. 24 erfüllt sind. *) Vgl. auch die Bek., die Anzeigen über den Gewerbebetrieb bett., vom 12. Januar 1900 (GVBl. 26), geändert durch Bek. vom 13. Februar 1910 (GBBl. 78).

4. Gemäß Abs. 5 bestimmt § 24 Abs. 2 VAnw., daß die Anzeigen nach Art. 25 Abs. 2 tunlichst unter entsprechender Benützung der Anlage 29 zu den Vollzugsvorschriften zum EinkStG. zu machen sind; s. diese Anlage GBBl. 1911,653.

Art. 26. 1. Für die in Zugang oder in Abgang kommenden Gewerbe hat das Rentamt mit Wirkung für den Beginn des auf die Betriebseröffnung, den Wegfall der Steuerbefreiung, auf die Betriebseinstellung oder den Eintritt der Steuerbefreiung folgenden Monats die Steuer festzusetzen oder abzuschreiben. 2. Ebenso hat das Rentamt die Namensumschreibung mit Wirkung von dem auf den Beginn des Unternehmerwechsels folgenden Monate vorzunehmen. Die Namensumschreibung und die hierbei getroffene Steuerausscheidung (Art. 24 Abs. 3) sind dem Pflichtigen zu Protokoll zu eröffnen oder schriftlich mitzuteilen. 3. Auf das weitere Verfahren findet Art. 70 Abs. 2 bis 6 des Ein­ kommensteuergesetzes entsprechende Anwendung.

E. Die eigentlichen Strafbestimmungen.

Art. 28. Hinsichtlich der Strafbestimmungen finden die Art. 74 bis 84 des Einkommensteuergesetzes entsprechende Anwendung. Zu Art. 28 GewStG, mit Art. 74 EinkStG. 1. Der Bemessung der Strafe ist stets die primäre Berech­ nung der Steuer nach Art. 6 Abs. 1, nicht die erhöhte Betriebskapitals­ anlage nach Abs. 2 zugrunde zu legen, denn Abs. 2 kommt nur für die Um­ lagenpflicht, nicht für die Steuerpflicht in Betracht. Zu Art. 28 GewStG, mit Art. 76 EinkStG.

A. Zu Art. 76 Nr. 1 und zwar I. zu Art. 2 Abs. 3, Unterlassung -er Bestellung von Bevollmächtigten durch beschränkt Steuerpflichtige.

2. Durch Art. 2 Ms. 3 des GewStG, ist Art. 2 Abs. 3 des EinkStG. als entsprechend anwendbar erklärt; wegen der Bedeutung dieser Be­ stimmung s. Art. 2 in Abt. B Anm. 5. B. Zu Art. 76 Nr. 1 und zwar II. zu Art. 84 Abs. 2 Ziff. 2—4, Verweigerung der vom Rentamt behufs Prüfung und Vervollständigung der Beranlagungsunterlagen geforderten Aufschlüffe.

3. Art. 34 Abs. 2 Ziff. 2—4 des EinkStG. findet auf die Gewerbsteuer im vollen Umfang Anwendung, da der ganze Art. 34 durch Art. 19 des GewStG, auf die Gewerbsteuer ausgedehnt ist. 4. Wer zur Abgabe der Steuererklärung verpflichtet ist, ergibt sich aus Art. 14 des GewStG. Dieser bestimmt: Art. 14: 1. Jeder Gewerbetreibende hat auf öffentliche Aufforderung eine Steuererklärung abzugeben. 2. Mr Personen, die unter elterlicher Gewalt, unter Vormundschaft oder Pflegschaft stehen, sowie für juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine ist die Steuererklärung von deren Vertretern abzugeben.

Art. 28. — Art. 28 mit Art. 74 EinkStG. — Art. 28 mit Art. 75 EinkStG.

709

3. Mr Personen, die durch Abwesenheit oder andere Umstände verhindert sind, die Steuererklärung selbst abzugeben, kann sie durch Bevollmächtigte abgegeben werden. 4. Die Erfüllung der Steuererklärungspflicht durch einen von mehreren Vertretern oder Bevollmächtigten befreit die übrigen Vertreter oder Bevoll­ mächtigten von dieser Verpflichtung. 5. Die Staatsregierung kann anordnen, daß Pflichtige, die eine Steuer­ erklärung zur Einkommensteuer abzugeben haben, mit dieser ihre Gewerbsteuer­ erklärung verbinden; sie kann in den Fällen des Art. 3 Abs. 1 die Steuererklärung erlassen. Die Frage, wann die Steuererklärung vollständig ist (Art. 34 Abs. 2 Nr. 2 EinkStG.) beantwortet sich aus Art. 15 Abs. 2 und Art. 16 des GewStG. Diese Artikel bestimmen:

Art. 15: 1. Die öffentliche Aufforderung zur Abgabe der Steuererklärung (Art. 14) erläßt die Gemeindebehörde unter Vorsetzung einer Frist, die mindestens zwei Wochen zu betragen hat. 2. Die Steuererklärung ist auf dem vorgeschriebenen Formulare bei der Gemeindebehörde schriftlich oder zu Protokoll unter der Versicherung abzugeben, daß die Angaben nach bestem Wissen und Gewissen gemacht sind. Die schriftliche Steuererklärung darf auch verschlossen abgegeben werden; die Gemeindebehörde hat eine verschlossen abgegebene Steuererklärung uneröffnet dem Rentamts vor­ zulegen, wenn der Name des Erklärenden auf dem Umschlag ersichtlich gemacht ist. Art. 16: 1. Die Steuererklärung hat insbesondere zu enthalten: 1. die Bezeichnung der Gewerbebetriebe und der Betriebsstätten des Pflich­ tigen innerhalb und außerhalb des Beranlagungsorts sowie der Unternehmer und ihrer Vertreter, 2. die Angabe des Wertes der Bestandteile des Betriebskapitals im Anhalt an die Ausscheidung nach Art. 8 Abs. 2, 3. die Angabe des gewerblichen Reinertrags und nach näherer Anordnung der Vollzugsvorschristen jene Angaben, die bei den einzelnen Gewerbsarten zur verlässigen Ermittelung des Ertrags dienen, 4. die Angabe des Glaubensbekenntnisses des Pflichtigen und der Umstände, die für die Umlagenberechtigung der Gemeinden und Ortschaften maßgebend sind. 2. Dem Pflichtigen ist anheimgegeben, Steuerbefteiungs- oder Steuerer­ mäßigungsgründe sowie sonstige zur Erläuterung dienliche Bemerkungen anzufügen.

5« Wegen des Formulars für die Steuererklärung nach Art. 15 Abs. 2 s. Art. 75 Anm. 7 b des EinkStG.

6. Die in Abs. 1 Nr. 3 des Art. 16 vorgesehenen Angaben zur Ermittlung des Ertrags sollen kleinen Gewerbetreibenden die Gelegenheit bieten, mit den nach Lage der Verhältnisse für die Schätzung des Ertrags aus­ schlaggebenden Angaben ihrer Verpflichtung zur Selbstangabe des Ertrags zu genügen (Mot. S. 165). 7. Wegen der in Art. 16 Abs. 1 Nr. 3 bezeichneten Bollzugs­ vorschriften s. § 20 der VAnw. C. Zu Art. 75 Nr. 1 und zwar III. zu Art. 46 Abs. 8, Nichterfüllung der Auffchlußpflicht gegenüber den Steuerausschüffen.

8. Art. 46 des EinkStG. ist auf die Gewerbesteuer durch Art. 20 des GewStG, ausgedehnt.

v. Au Art. 76 Nr. 1 und zwar IV. zu Art. 69 Abs 1 und 4, NichteMllung -er bei Steuermehrunaen ober bei Eintritt -er Steuerpflicht währen- -es Steuer­ jahrs fich ergebenden Verpflichtungen. 9. Art. 69 des EmkStG. ist auf die Gewerbesteuer nicht ausgedehnt; an die Stelle der strafrechtlich allein in Betracht kommenden Abs. 1 und 4 des Art. 69 treten hier die ihnen entsprechenden Art. 25 Abs. 2 und 5 des GewStG., so daß Zuwiderhandlungen hiergegen nach Art. 28 GewStG, mit Art. 75 Abs. 1 EinkStG. strafbar sind; Art. 25 s. oben in Abt. D. E. Zu Art. 75 Nr. 2 mit Art. 84 Abs. 2 Nr. 5, Verweigerung der Einsicht­ nahme -er Betriebsränme. 10. Art. 34 des EinkStG. ist durch Art. 19 des GewStG, auf die Gewerbesteuer ausdrücklich ausgedehnt. F. Zu Art. 75 Nr. 3 mit Art. 24, Verpflichtungen zum Zwecke -er Herstellung -er Hanslisten. 11. Art. 2 4 EinkStG. ist auf die Gewerbesteuer nicht ausgedehnt; es ist lediglich durch Art. 13 *) Art. 23 teilweise für anwendbar erklärt; eine Bestrafung nach Art. 28 GewStG, mit Art. 24 und Art. 75 Nr. 3 EinkStG. erfolgt des­ halb nicht.')

«.') und H. Zu Art. 75 Nr. 8 mit Art. 78 Abs. 1, 2 und 5, Aufschlußpflicht Ler Testamentsvollstrecker, Nachlatzpfleger, Erben und der gesetzlichen Vertreter der letzteren, desgleichen bei -er fortgesetzten Gütergemeinschaft.

12. Art. 73 EinkStG. ist auf die Gewerbsteuer GewStG, entsprechend ausgedehnt.

durch Art. 27

J. Zn Art. 75 Nr. 4 und zwar l. zu Art. 47, Verweigerung der Auskunsts­ erteilung gegenüber dem Steneransschntz.

13. Art. 47 EinkStG. ist auf die Gewerbsteuer durch Art. 20 GewStG, ausdrücklich entsprechend ausgedehnt. K. Zu Art. 75 Nr. 4 und zwar II. zu Art. 56 Ms. 5 Verweigerung der eid­ lichen Auskunstserteilung vor der Berufungskommisston. 14. Art. 56 des EinkStG. ist durch Art. 22 des GewStG, auf die Gewerbsteuer ausdrücklich entsprechend ausgedehnt.

L. Zu Art. 75 Nr. 4 und zwar III. zu Art. 78 Abs. 4 und Abs. 5 mit Abs. 4, Verweigerung der eidlichen zeugschastltchen Auffchlutzerteilung bei Feststellung des Betriebskapttals und der Ertragsanlage auf Grund des Nachlasses und bei Fort­ setzung der Gütergemeinschaft. 15. Art. 73 des EinkStG. ist auf die Gewerbsteuer durch Art. 20 des GewStG, ausdrücklich ausgedehnt. *) Art. 13 bestimmt: 1. Die Gemeindebehörde hat vor Beginn des Veranlagungsgeschästs eine Nachweisung sämtlicher im Geineindebezirk betriebenen Gewerbe und ihrer Unternehmer und Vertreter (Gewerbeverzeichnis) herzustellen; sie kann in entsprechender Anwendung des Art. 23 EinkStG. für deren Herstellung Die Mitwirkung der Hausbesitzer in Anspruch nehmen. 2. Die StaatSregierung ist ermächtigt, das Gewerbeverzeichnis mit dem nach Art. 23 des EinkStG. herzustellenden Personenverzeichnisse zu verbinden oder von dessen Herstellung ganz oder teilweise Umgang nehmen zu lassen. Hiezu bestimmt § 19 VAnw., daß die Ermächtigung nach Abs. 2 der RegFinK. übertragen wird und daß „in der Regel" die Inanspruchnahme der Hausbesitzer werde unterbleiben können. ’) Anders wohl VAnw. § 27. •) Zuwiderhandlungen gegen Art. 75 Nr. 3 mit Art. 25 können sich aus den gleichen Gründen, wie in Anm. 11 hinsichtlich des Art. 24 bemerkt ist, bei der Gewerbsteuer nicht ergeben.

Art. 28 mit Art. 76 EinkStG. — Art. 28 mit Art. 79 EinkStG.

711

Zu Art. 28 GewStG, mit Art. 76 Les EinkStG., Nichterfüllung der Pflicht zur Abgabe ber eidesstattlichen Berficherung. 16. Art. 73 des EinkStG. ist durch Art. 27 des GewStG, auf die Gewerbesteuer ausgedehnt. Zu Art. 28 GewStG, mit Art. 79 EinkStG. 17. Durch Art. 20 GewStG, ist bestimmt, daß die nach Art. 37 bis 41 EinkStG. gebildeten Steuerausschüsse auch die Grundlagen für die Berechnung der Gewerbsteuer festzusetzen haben; durch den genannten Art. 20, ferner durch Art. 22 GewStG, sind auch die Art. 43, 58 und 61 EinkStG. auf die Gewerbsteuer entsprechend ausgedehnt.

Zu Art. 28 GewStG, mit Art. 80 EinkStG. 18. Enthält eine Zuwiderhandlung gegen das GewStG, (oder ein sonstiges Stmergesetz) zug leich den Tatbestand einer der in § 147 Abs. 1 Nr. 1—5 GewO, bezeichneten Handlungen, so tritt lediglich Bestrafung nach der GewO, ein, es ist nur bei der Sttafbemeffung auf die Steuerstrafe Rücksicht zu nehmen (§ 147 Abs. 2 GewO.); ist jedoch die Strafe nach der GewO, verjährt, so tritt wieder die Steuerstrafe ein und zwar ist diesenfalls die Sttafe lediglich aus dem Steuerdelitt zu entnehmen (RGSt. 6, 372; 27, 403). Mesen» falls tritt auch wieder das Verwaltungsstrafverfahren ein (KG. in Recht 1912,387). Bei Zuwiderhandlungen gegen die Steuergesetze, die zugleich eine Zuwiderhandlung gegen § 148 Abs. 1 oder § 149 Abs. 1 GewO, enthalten, dagegen erfolgt lediglich Bestrafung auf Grund der Steuergesetze (§ 148 Abs. 2 und § 149 Abs. 2 GewO.).

Anlage 1

Tarif für die Berechnung der Setriebskapitalsanlage. Betriebskapital

Stufe

von mehr als bis einschließl. M.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

4,000 6,000 9,000 12,000 15,000 20,000 25,000 30,000 35,000 40,000 45,000

------------

zu Art. 6.

Betriebskapitals­ anlage

Mk.

Mk.

6,000 9,000 12,000 15,000 20,000 25,000 30,000 35,000 40,000 45,000 50,000

1.50 24— 6.8.10.1214.— 16.19.22 —

Bei Betriebskapitalien von mehr als 50,000 Mk. bis einschließlich 100,000 M. steigen die Stufen um je 5000 Mk., von mehr als 100,000 Mk. bis einschließlich 200,000 Mk. um je 10,000 Mk., von mehr als 200,000 Mk. um je 20,000 Mk.; die Steuer beträgt dann 0,5 vom Tausend desjenigen Bettiebskapitals, mit dem die vorausgehende Stufe endet.

36. Das Gewerbesteuergesetz.

712

»«läge 2

Tarif für die Lerechnuua der Lrtragsanlage. Reinertrag

Stufe

Ertragsanlage von mehr als bis einschließl.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 Bei Reinerträgen von mehr steuer; die Steuer beträgt dann 0,7 gehende Stufe endet.

Mk. Mk. Mk. 1,500 -- 2,000 1.50 2,000 -- 2,500 2.50 2,500 -- 3,000 46.— 3,000 -- 3,500 3,500 -- 4,000 9.4,000 -- 4,500 12.15.— 4,500 -- 5,000 5,000 -- 5,500 18.— 225,500 -- 6,000 6,000 -- 6,500 26.30.6,500 -- 7,000 34.— 7,000 -- 7,500 38.7,500 -- 8,000 42 — 8,000 -- 8,500 46.8,500 -- 9,000 9,000 -- 9,500 5054 — 9,500 -- 10,000 58.10,000 -- 10,500 10,500 -- 11,000 63 — 68.11,000 -- 11,500 7311,500 -- 12,000 12,000 -- 12,500 78.— 12,500 -- 13,000 83.— 88.13,000 -- 13,500 93.13,500 -- 14,000 als 14,000 Mk. steigen die Stufen wie bei der Einkommen­ vom Hundert desjenigen Reinertrags, mit dem die voraus­

Anlage 8 zu Art. 6. Tarif für -ie Serechnung -er Gewerbsteuer nach dem LetriebsKapital. Betriebskapital Stufe von mehr als bis einschließl.

i 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

Mk. 4,000 6,000 9,000 12,000 15,000 20,000 25,000 30,000 35,000 40,000 45,000

— — — — — — — — — — —

Mk. 6,000 9,000 12,000 15,000 20,000 25,000 30,000 35,000 40,000 45,000 50,000

Betriebskapitalsanlage Mk. 1.50 3.— 5.7.9.12.15.— 18.22.26.30.-

Bei Betriebskapitalien von mehr als 50,000 Mk. bis einschließlich 100,000 Mk. steigen die Stufen um je 5000 Mk., von mehr als 100.000 Mk. bis einschließlich 200,000 M. um je 10,000 Mk., von mehr als 200,000 Mk. um je 20,000 M.; die Steuer beträgt dann 0,7 vom Tausend desjenigen Betriebskapitals, mit dem die vorausgehende Stufe endet.

37. Grundsteuergesetz. (Vom 15. August 1828, in neuer seit dem 1. Januar 1912 geltender Fassung vom 4. November 1910)?)

A. Allgemeine SemerKungen.

1. Das Gesetz, in der ursprünglichen Fassung vom 15. August 1828 veröffentlicht GBl. 121, hat Änderungen erfahren durch Gesetze vom 25. August 1831 (GBl. 17), vom 1. Juli 1834 (GBl. 69), vom 23. Mai 1846 (GBl. 177), vom 28. Mai 1852 (GBl. 165), durch Art. 150 NotG. vom 10. November 1861 (GBl. 129) und durch Ges. vom 19. Mai 1881 (GVBl. 657). Es wurde in neuer Fassung veröffentlicht mit Bek. vom 10. Juni 1881 (GVBl. 669), dann wieder geändert durch Art. 136, 177 AG. BGB. und Ges. vom 14. August 1910 (GVBl. 569) und in der ab 1. Januar 1912 geltenden Fassung veröffentlicht mit Bek. vom 4. November 1910 (GVBl. 1030). 2» Unmittelbare strafrechtliche Bedeutung hat nur der § 13 des Gesetzes. Zu seiner Erläuterung waren weiter die §§ 10—12 des Ge­ setzes zu behandeln.^) 3. a) Materialien^) zur ursprünglichen Fassung vom Jahre 1828: KdAbg. 1827/28 Beil. 5, Nr. 1 (Entw.); Beil. 9, 1 (Ausschußbericht); Beil. 9, 167 (Separatvotum eines Ausschußmitglieds); Beil. 9, 187 (desgl. eines weiteren Mit­ glieds); Beil. 9,189 (Bericht des Korreferenten); Beil. 9, Anhang (Ausschußprotokoll); Verh. 1, 69 (Mot.); Verh. 8,150 (Verh. im Plenum); Berh. 9, 3 (desgl.); Berh. 10, 3 (desgl.); Verh. 10, 49 (Fassung des Entw. in der KdAbg.); Verh. 15, 6 (Fassung des Entw. durch die KdReichsr.); Verh. 15, 13 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.); Verh. 15, 86 (Neuer!. Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Verh. 16, 258 (Neuer!. Rückäußerung der KdReichsr.); Berh. 16, 259 (Verh. im Plenum über diese Rückäußerung); Verh. 16, 264 (Fassung des Entw. auf Grund der neuer!. Beratung); Verh. 17, 6 (Gesamtbeschluß)?) b) Materialien zu Nov. vom 19. Mai 1881: KdAbg. 1879/80: Beil. 9, 385; Beil. 10, 277 (Verh. im Ausschuß); Beil. 10, 293 (Fassung des Entw. im Ausschuß); Beil. 11, 1 (zweite Beratung im Ausschuß); Beil. 11, 63 (Fassung des Entw. im Ausschuß auf Grund der neuen Beratung); Beil. 11, 67 (Abänderungs­ anträge von Abgeordneten); Beil. 11, 581 (Gegenüberstellung der verschiedenen Faffungen); Beil. 12, 48 (Verh. im Ausschuß, 2. Lesung); Beil. 12, 325 (Fassung des Entw. in der KdAbg.); Beil. 12, 1053 (Fassung des Entw. in der KdReichsr.); Beil. 12, 1089 (Verh. im Ausschuß über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 12, 1093 (Fassung des Entw. im Plenum auf Grund der neuerl. Beratung); Beil. 12,1123 (Gesamtbeschluß); StenB. 4, 222 (Vorlage des Entw.); StenB. 5, 267 (Verh. im Plenum); StenB. 5, 860 (Verh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.); KdReichsr. 1880/81: Verh. des besonderen Ausschusses 2, 798 ’) Das Gesetz ist in seiner nunmehrigen Fassung veröffentlicht GVBl. 1910, 1030. ’) 88 74 ff. GrundStG. regeln ein Ordnungsstrafverfahren zum Zwecke der Herbeiführung der der Umschreibung dienenden Anmeldungen; die Behandlung dieser Strafbestimmungen scheidet hier aus, da es sich um ein reines Ordnungsstrafverfahren handelt, mit dem die Gerichte nicht befaßt sind. *) Die Materialien zu den hier nicht berücksichtigten Novellen sind für das Strafrecht belanglos. «) Die Berh. der KdReichsr. des Jahres 1827 sind nicht gedruckt.

(Berh. im Ausschuß); Ebendort 2, 813 (Fassung des Entw. im Ausschuß); Ebendort 2, 815 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 3, 581 (Bericht des Referenten an den Ausschuß); StenB. 3, 2325 (Verh. im Plenum). c) Materialien zur Novelle vom 14. August 1910; vgl. wegen dieser Novelle, die gleichzeitig zum Haussteuergesetz erging, die bei letzterem an­ geführten Materialien. 4. Vollzugsbestimmung: JnnFMB. vom 24. Dezember 1911 (GBBl. 1343). 5» Literatur: Breunig, Grundsteuergesetz in dessen bayerische Ertrags­ steuergesetze 1912; Seißer, Grundsteuergesetz in dessen Gesetze über die direkten Steuern im Königreich Bayern Bd. I, 1887.

B. Das Gesetz selbst. 8 13. 1. Wer überwiesen wird, ein zur Vermessung dienendes Abzeichen umgeworfen, zerstört oder vom Platze entfernt zu haben, unterliegt vor­ behaltlich der in dem Strafgesetzbuch ausgesprochenen höheren Strafen, wenn diese Handlungen als Vergehen oder Verbrechen sich beurkunden, einer vom ordentlichen Richter auszusprechenden Geldstrafe von einer Mark achtzig Pfennig bis sechsunddreißig Mark. Er hat außerdem den entstandenen Schaden sowie die Kosten der Wiederherstellung zu tragen. 2. Die vorstehende Bestimmung erstreckt sich gleichmäßig auch auf die zu Zwecken der Katastermessung errichteten oder neu zu errichtenden Signal- und Niveausteine.

1. Abs. 1 ist in seiner jetzigen Fassung schon in der ursprünglichen Fassung des Gesetzes vom 15. August 1828 enthalten, lediglich die Geldstrafe war noch in der Guldenwährung ausgedrückt. Abs. 2 wurde durch die No v. vom 19. Mai 1881 beigefügt; durch letztere wurde auch in Abs. 1 die Strafe nach der Markwährung bemessen. 2. Es ergibt sich aus dem Zusammenhang, daß unter den zur Ver­ messung dienenden Abzeichen im Sinne des § 13 Abs. 1 nur solche zu verstehen sind, welche der Vermessung dienen, die in den ihm vorhergehenden §§ 10—12 des „von der Messung" handelnden zweiten Kapitels des Grundsteuer­ gesetzes geregelt ist. Die §§ 10—13 bestimmen: §10 . 1. Die Grundlage der Messung bildet ein Netz trigono­ metrisch bestimmter Dreiecke des ersten und zweiten, dann geo­ metrisch bestimmter Dreiecke (Detailnetz) des dritten Ranges. 2. An diese knüpft sich die Detailmessung an, welche nach Vierecken (Meßblättern) geschieht, die sich durch den Schnitt von Parallellen bilden, welche, in senkrechten Abständen von 8000 zu 8000 Fuß (2334,8733 Meter) von dem Meridian und Perpen­ dikel durch den nördlichen Frauenturm zu München gezogen, die ganze Landesoberfläche in (1600 Tagwerke — 545,1633 Hektar — in sich begreifende) Vierecke zerlegen. §11. 1. Der bayerische Fuß (0,291859 Meter) in 5000 Teile geteilt ist der allgemeine Maßstab für die geometrische Aufnahme. In demselben Maßstabe geschieht die geometrische Punktenbestimmung.

■2. Jedoch kann die Detailaufnahme der Städte, Märkte und großen Dörfer sowie solcher Partien, deren Detail sich in jenem Maßstabe nicht genau genug ausdrücken läßt, nach dem Gutbefinden der Katasterstelle in 2500 teiligem Maßstabe geschehen. 3. Bei allen Vermessungen findet durchaus die Horizontal­ projektion statt. § 12. Jnsolange die Katasterstelle den unversehrten Fort­ bestand der trigonometrischen Signale und geometrischen Ab­ zeichen für nötig erachten wird, haften für alle daran begangenen Frevel die betreffenden Gemeinden vorbehaltlich des Regresses an diejenigen, welche dieselben umwarfen, vom Platze entfernten oder zerstörten. 3. Abs. 1 bezieht sich, wie der Umstand, daß er sich in der ursprünglichen Fassung von 1828 findet, und die Gegenüberstellung mit Abs. 2 beweisen, auf die Abzeichen, die errichtet wurden anläßlich der Vermessungen, die vor dem Grundsteuergesetz, und die, die zu dessen Durchführung erfolgten. Neben diesen Vermessungen sind noch weitere Vermessungen erforderlich, welche bezwecken „Figuren­ änderungen", welche sich bei den einzelnen Parzellen ergeben, „durch Messung auszuzeigen" (Kd'Äbg. 1879/80 Beil. 9, 389). Die hierbei sich ergebenden Messungs­ zeichen find durch Abs. 2 geschützt. Wegen der bei neuen Katastermeffungen auf­ zustellenden Sigmal- und Mveausteine s. die Instruktion vom 15. Februar 1898 (GVBl. 51) insbesondere §§ 3, 18 und 36. 4. Der § 16 GrundStG. sieht vor, daß die Besitzer von Grundstücken ihre Grenzen für die Vermessung mit Pflöcken zu bezeichnen haben, und der § 17, daß dne Grenzen der Ortsfluren durch Marken zu bezeichnen seien. Diese durich die sog. Lokalbeihilfe beschafften Abzeichen fallen, wie schon die Stellung der §§16 und 17 ergibt, nicht unter § 13; sie sind auch keine der Vermessung dienemden Abzeichen. 5. Die Vermarkung der einzelnen Grundstücke oder der Ge­ meinde grenzem hat mit der nach dem Grundsteuergesetz vorgenommenen Ver­ messung nichts zm tun, sie hat und hatte durchaus selbständig zu erfolgen, solche Vermarkungszeichwn fallen deshalb nicht unter § 13 (KdAbg. 1827/28 Verh. 8, 303); vgl. Art. 28 des AbmG. und Art. 100 Nr. 3 FischG.

6. 7*

Bloße Beschädigung ist nach § 13 nicht strafbar. § 13 hackte in der Fassung des Regierungsentwurfes anstatt der Worte „ein zur Vermeffmng dienendes Abzeichen" die Worte „ein trigonometrisches oder geometrisches AbAeichen", ebenso waren anstatt der jetzigen einheitlichen Strafe verschiedene Straffen festgesetzt, je nachdem sich die Straftat gegen ein trigono­ metrisches oder gegen ein geometrisches Abzeichen richtete (KdWg. 1827/28 Beil. 5, 5). Bei den Verhandlungen in der KdAbg. wurde diese Fassung be­ anstandet und dagegen die jetzige Fassung vorgeschlagen, „weil dem Strafunter­ schiede der Grunld der Zurechnung" fehle und der Täter erwidern würde, er habe den Unterschjied zwischen trigonometrischen und geometrischen Signalen nicht gekannt (Verh. 9, 46). In dieser geänderten Fassung wurde das Gesetz auch an­ genommen (Verh. 10, 6). Hieraus ergibt sich, daß man nur vorsätzliche Zu­ widerhandlungen als strafbar ansehen wollte, sonst hätte es keinen Sinn gehabt, ein Lediglich hinsichtlich des Moments der Vorsätzlichkeit schwer beweis­ bares Tatbestandsnnerkmal auszuscheiden. A. A. Seißer zu § 13, der auch fahr­ lässige Begehung cals strafbar erachtet.

8. Die Anwendung des 8 13 wird in der Regel ausgeschlossen sein durch § 304 StGB, (erschwerte Sachbeschädigung), da die in § 13 bezeichneten Abzeichen dem öffentlichen Nutzen dienende Gegenstände im Sinne des genannten § 304 sind (RGSt. 39, 296). 9. Wegen des Schutzes der gelegentlich der Flurbereinigungen errichteten Abzeichen s. Art. 46 des Flurbereinigungsgesetzes. 10. Die Bestimmung des Abs. 1 Satz 2 des Art. 13 über die Pflicht zur Schadens- und Kostentragung ist für das Strafverfahren belanglos.

38. Gesetz, betr. die Besteuerung des Gewerbebetriebs im Um­ herziehen (Hausiersteuergesetz; Wandergewerbesteuergesetz). (Vom 10. März 1879). >)

A. Allgemeine Lemerknngeu.

1. Übersicht der Abschnitte, unter denen das Gesetz hier be« handelt ist: A. Allgemeine Bemerkungen. B. Die Fälle der Hausiersteuerpflicht. C. Die Höhe der Steuer einschließlich des Steuertarifs. D. Die Fälligkeit der Steuer und der Art der Steuerentrichtung. E. Die eigentlichen Strafbestimmungen. F. Einschlägige Artikel der GewO. 2. Eigentliche Strafbestimmungen enthalten nur die Art. 16, 17, 19 und 20 des Gesetzes; sie sind behandelt in Abt. E. Es waren folgende weitere Artikel zu deren Erläuterung zu behandeln: Art. 1, 2 und 3 in Abt. B; Art. 4 und 5 in Abt. C; Art. 6 in Abt. D; Art. 7, 8 und 9 in Abt. E bei Art. 17; Art. 11 in Abt. E bei Art. 19; Art. 12 in Abt. E bei Art. 17; Art. 13 in Abt. B; Art. 15 Nr. 1 und 2 in Abt. B, Nr. 3 und 4 in Abt. C, Nr. 5 in Abt. E bei Art. 17, Nr. 6 in Abt. D, Nr. 7 und 8 in Abt. E bei Art. 17; Art. 18, 21, 22, 23 und 24 in Abt. E; der Steuer­ tarif in Abt. C. 3. Das Gesetz, ursprünglich datiert vom 10. März 1879, erhielt Änderungen durch Gesetz vom 20. Dezember 1897 (GVBl. 415) und wurde dann in neuer Fassung veröffentlicht mit Bek. vom 23. Dezember 1897 (GVBl. 423). Durch Finanzgesetze erfolgten Erhöhungen der Steuer mit vorübergehender Wirk­ samkeit; bis 31. Dezember 1911 war maßgebend § 2 des FinG. vom 14. August 1910 (GVBl. 419). Derzeit entscheidet Art. 3 Abs. 2 des am 20. März 1912 verkündeten und in Kraft getretenen Gesetzes vom 18. März 1912, betr. den vor­ läufigen Vollzug des Budgets für die Jahre 1912 und 1913 (GVBl. 133). Darnach ist die Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen mit einem um 22 vom Hundert erhöhten Betrag zu erheben.^) *) Das Gesetz ist in der nunmehrigen Fassung abgedruckt GVBl. 1897,423. *) Für die Zeit vom 1. Januar 1912 bis zum Inkrafttreten des oben erwähnten Gesetzes vom 18. März 1912 konnte im Hinblick auf Tit. VII §§ 3, 4 und 5 Abs. 2 der Verfassungs­ urkunde die Hausiersteuer nicht erhoben werden; es waren also in dieser Zeit Zuwiderhand­ lungen gegen das Gesetz nicht möglich. Die Regierung versuchte eine Regelung im Berwallungswege durch die ÄJnnKFMBek. vom 17. Dezember 1911 (GVBl. 1245) und durch die

8. Die Anwendung des 8 13 wird in der Regel ausgeschlossen sein durch § 304 StGB, (erschwerte Sachbeschädigung), da die in § 13 bezeichneten Abzeichen dem öffentlichen Nutzen dienende Gegenstände im Sinne des genannten § 304 sind (RGSt. 39, 296). 9. Wegen des Schutzes der gelegentlich der Flurbereinigungen errichteten Abzeichen s. Art. 46 des Flurbereinigungsgesetzes. 10. Die Bestimmung des Abs. 1 Satz 2 des Art. 13 über die Pflicht zur Schadens- und Kostentragung ist für das Strafverfahren belanglos.

38. Gesetz, betr. die Besteuerung des Gewerbebetriebs im Um­ herziehen (Hausiersteuergesetz; Wandergewerbesteuergesetz). (Vom 10. März 1879). >)

A. Allgemeine Lemerknngeu.

1. Übersicht der Abschnitte, unter denen das Gesetz hier be« handelt ist: A. Allgemeine Bemerkungen. B. Die Fälle der Hausiersteuerpflicht. C. Die Höhe der Steuer einschließlich des Steuertarifs. D. Die Fälligkeit der Steuer und der Art der Steuerentrichtung. E. Die eigentlichen Strafbestimmungen. F. Einschlägige Artikel der GewO. 2. Eigentliche Strafbestimmungen enthalten nur die Art. 16, 17, 19 und 20 des Gesetzes; sie sind behandelt in Abt. E. Es waren folgende weitere Artikel zu deren Erläuterung zu behandeln: Art. 1, 2 und 3 in Abt. B; Art. 4 und 5 in Abt. C; Art. 6 in Abt. D; Art. 7, 8 und 9 in Abt. E bei Art. 17; Art. 11 in Abt. E bei Art. 19; Art. 12 in Abt. E bei Art. 17; Art. 13 in Abt. B; Art. 15 Nr. 1 und 2 in Abt. B, Nr. 3 und 4 in Abt. C, Nr. 5 in Abt. E bei Art. 17, Nr. 6 in Abt. D, Nr. 7 und 8 in Abt. E bei Art. 17; Art. 18, 21, 22, 23 und 24 in Abt. E; der Steuer­ tarif in Abt. C. 3. Das Gesetz, ursprünglich datiert vom 10. März 1879, erhielt Änderungen durch Gesetz vom 20. Dezember 1897 (GVBl. 415) und wurde dann in neuer Fassung veröffentlicht mit Bek. vom 23. Dezember 1897 (GVBl. 423). Durch Finanzgesetze erfolgten Erhöhungen der Steuer mit vorübergehender Wirk­ samkeit; bis 31. Dezember 1911 war maßgebend § 2 des FinG. vom 14. August 1910 (GVBl. 419). Derzeit entscheidet Art. 3 Abs. 2 des am 20. März 1912 verkündeten und in Kraft getretenen Gesetzes vom 18. März 1912, betr. den vor­ läufigen Vollzug des Budgets für die Jahre 1912 und 1913 (GVBl. 133). Darnach ist die Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen mit einem um 22 vom Hundert erhöhten Betrag zu erheben.^) *) Das Gesetz ist in der nunmehrigen Fassung abgedruckt GVBl. 1897,423. *) Für die Zeit vom 1. Januar 1912 bis zum Inkrafttreten des oben erwähnten Gesetzes vom 18. März 1912 konnte im Hinblick auf Tit. VII §§ 3, 4 und 5 Abs. 2 der Verfassungs­ urkunde die Hausiersteuer nicht erhoben werden; es waren also in dieser Zeit Zuwiderhand­ lungen gegen das Gesetz nicht möglich. Die Regierung versuchte eine Regelung im Berwallungswege durch die ÄJnnKFMBek. vom 17. Dezember 1911 (GVBl. 1245) und durch die

4. Materialien: a) Zum Gesetz in seiner ursprünglichen Fassung. KdAbg. 1878/79: Beil. 4, 289 (Entw. mit Mot.); Beil. 4, 373 und 393 (Fassung des Entw. nach dem Antrag des Ausschusses); Beil. 4, 541 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 4, 556 (Gesamt­ beschluß); StenB. 3, 194 (Vorberatung im Plenum); StenB. 3, 287 (Berh. im Plenum); StenB. 3, 331 (Schreiben der KdReichsr.); StenB. 3, 473 (Berh. im Plenum über die Rückäußerung der KdReichsr.); StenB. 3, 497 (Schreiben der KdReichsr.). KdReichsr. 1877/81, 28. Landtag: Beil. 1, 728 (Berh. im Ausschuß); Beil. 1, 735 (Fassung des Entw. in der KdReichsr.); Beil. 1, 738 (Berh. im Ausschuß über die Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 1, 741 (Fassung des Entw. aus Anlaß der neuerlichen Beratung); Beil. 1, 742 (Gesamtbeschluß); Prot. 2, 953 (Borberatung im Plenum); Prot. 2, 971 (Berh. im Plenum); Prot. 2, 1055 (Berh. im Plenum über die Rückäußerung der KdAbg.). b) Zur Rov. vom 20. Dezember 1897: KdAbg. 1897/98: Beil. 14, 471 (Entw. mit Mot.); Beil. 14, 725 und 875 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 15, 63 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 15, 67 (Fassung des Entw. auf Grund der neuerlichen Beratung in der KdAbg.); Beil. 15, 68 (Gesamtbeschluß); StenB. 9, 10 (Vorlage des Entw. durch die Staatsregierung); StenB. 9, 534, 633, 709; 10, 169 (Berh. im Plenum). KdReichsr. 1897/98, 32. Landtag: Beil. 7, 150 (Bericht des Referenten an den Ausschuß); Beil. 7, 201 (Berh. im Ausschuß); Beil. 7, 227 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 7, 241 (Gesamtbeschluß); Prot. 6, 149 (Berh. im Plenum).

5. Bollzugsbestimmungen allgemeiner Art: Allgemeine Bollzugs­ bestimmung FnnFMB. vom 16. März 1879 (GBBl. 171), geändert durch JnnFMB. vom 25. Oktober 1879 (GBBl. 1467); Vollzugsbestimmung, ergangen anläßlich der Novelle zur Gewerbeordnung vom 1. Juli 1883 (RGBl. 159), JnnFMB. vom 8. Februar 1885 (JMBl. 56); VollzBek. zur Nov. vom 20. Dezember 1897 JnnFMB. vom 23. Dezember 1897 (GBBl. 423). 6. Literatur: Fahrmbacher, Das bayerische Gesetz über die Be­ steuerung des Gewerbebetriebs im Umherziehen 1898; Knobling, Das bayerische Gesetz über die Besteuerung des Gewerbebetriebs im Umherziehen 1892; Lindner in BayGemZ. 1906, 633; Stenglein, Das bayerische Gesetz über die Be­ steuerung des Gewerbebetriebs im Umherziehen 1898. 7. Das Gesetz ist im wesentlichen eine Nachbildung des Preußischen Gesetzes vom 3. Juli 1876') (Ges.-Sammlung 247) und des Sächsischen Gesetzes vom 1. Juli 1878 **) (GBBl. 121) (Mot. S. 295).

8. Das Gesetz besteht neben der neuen, am 1. Januar 1912 in Kraft getretenen Steuergesetzgebung seinem ganzen Umfang nach fort (Art. 21 des WarenhausStG. vom 14. August 1910, GBBl. 537); eine Änderung tritt nur insoferne ein, als die Erträgnisse der Steuer von Wanderlagern vom Rentamt an die Gemeinde des Betriebsorts abgeliefert werden. Bei der Hausiersteuer ist ÄJnnFMBek. vom 6. April 1912 (GBBl. 352). Doch war die erste Bekanntmachung im Hinblick auf die erwähnte Besttmmung der Verfassungsurkunde wirkungslos; die letztere Bekanntmachung hat jedenfalls für die Strafbestimmungen keine Wirkung (§ 2 StGB.). *) Das Preußische Gesetz wurde seitdem geändert durch Gesetz vom 23. Dezember 1896 (Ges.-Sammlung 273) und durch das Gewerbesteuergesetz vom 24. Juni 1891 (Ges.Sammlung 205); ferner trat hinzu das Gesetz über die Besteuerung des Wanderlagerbetriebes vom 27. Februar 1880 (Ges.-Sammlung 174). ’) Das Sächsische Gesetz wurde seitdem geändert durch Gesetz vom 21. Juli 1900 (GBBl. 514) und vom 26. März 1904 (GBBl. 117).

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38. Das Hausiersteuergesetz.

gelegentlich der Steuerreform des Jahres 1910 eine Minderung, wie sie die anderen Ertragssteuern erfuhren, nicht erfolgt, weil die mit ihr besteuerten Erträge der allgemeinen Einkommensteuer nicht unterliegen (KdAbg. 1907/08 Beil. 4, 71; Art. 8 Nr. 3 EinkStG.).

9. Soweit Waren vom Gewerbebetrieb im Umherziehen durch die GewO, ausgeschlossen sind, tritt keine Haufiersteuerpflicht ein, selbst wenn damit ein Gewerbebetrieb im Umherziehen nach Maßgabe des Hausiersteuer­ gesetzes stattfindet. **) Es ergibt sich aus dem von der bayerischen Gewerbesteuer­ gesetzgebung allgemein anerkannten Grundsatz, daß eine gesetzlich verbotene Hand­ lung nicht Grundlage einer Besteuerung sein soll. Welche Waren und welche Tätigkeiten vom Gewerbebetrieb im Umherziehen ausgeschlossen sind, ergibt sich aus § 56, 56 a, 57 b GewO., die unter F abgedruckt sind. 10. Anhaltspunkte dafür, daß eine Bestrafung bei Zuwiderhandlungen gegen das Gesetz ohne jedes Verschulden erfolgen soll, bestehen nicht, es ist deshalb bei allen Zuwiderhandlungen der Vorsatz oder Fahrlässigkeit erforderlich, aber auch genügend; es handelt sich um polizeiliche Straftaten.^)

11. Die Verjährung der Zuwiderhandlungen bemißt sich, da Sonderbestimmungen nicht bestehen, nach dem StGB. (Mot. S. 299); die Frage, ob ein Vergehen oder eine Übertretung vorliegt, nach der Höhe der Steuer (vgl. Teil A Nr. 3 S. 19); die Verjährung beginnt, wenn nicht vorher die Gewerbeausübung eingestellt oder der Nachweis über Festsetzung und Ent­ richtung der Steuer erholt wurde, mit dem Ablauf des Kalenderjahrs (ObLGMSt. 5, 338). Eine höher strafbare Übertretung im Sinne des Art. 5 AG. StPO, find die Bestimmungen des Hausiersteuergesetzes nicht (RGSt. 14, 247). 12. Die Umwandlung der nicht beizutreibenden Geldstrafen in Freiheitsstrafen bemißt sich, da Sonderbestimmungen nicht bestehen, bei der Hausiersteuer nach den allgemeinen Bestimmungen des StGB. (Mot. S. 299). 13. Im Strafverfahren ist selbständig zu prüfen, ob überhaupt ein Fall der Hausiersteuerpflicht vorliegt; die Entscheidung der Finanz­ behörde ist nicht bindend (§ 260 StPO.) (OLGMSt. 1, 8). Wegen der Prüfung der Höhe der Steuer s. Art. 16 Anm. 4. Selbstverständlich ist auch die Be­ stimmung der Ziff. 2 der Bek. vom 23. Dezember 1897, wonach in den Fällen *) Auf diesem Standpunkt scheint auch die VollzBek. vom 8. Februar 1885 zu stehen; s. deren Ziff. 8. *) Das Oberste Landesgericht schwankt in seinen Anschauungen. In der Mehrzahl der Fälle stellte es sich auf den Standpunkt, daß keinerlei Verschulden, weder dolus noch culpa nötig sei; diese Anschauung ist ausführlich begründet ObLGMSt. 1, 331 und dann in einer Reihe von Entscheidungen festgehalten, so ObLGMSt. 4, 123, 192; 3, 223 und 315; 5, 123 und 338; 6,217 und 308; 7,258). Es findet sich aber auch der entgegengesetzte Standpunkt vertreten, wonach ein Verschulden notwendig sein soll, so ObLGMSt. 6,198 (200), indem unter Berufung auf § 59 StGB. Kenntnis der Tatbestandsmerkmale des § 44 GewO, gefordert wurde, und ObLGMSt. 7, 244, indem geprüft wurde, ob die Kenntnis der Tatbestandsmerkmale vorhanden war; weiter gehört hierher ObLGMSt. 10,147, bei Art. 17 Abs. 1 soll mindestens Fahrlässigkeit notwendig sein, und ObLGMSt. 10,273, bei Art. 16 soll Freisprechung zu erfolgen haben, wenn der Angellagte ernstlich bestrebt war, dem Gesetz zu genügen und nur gewisse von ihm nicht verschuldete Umstände bewirkt haben, daß das Gesetz nicht befolgt wurde. Wieder einen anderen Standpunkt nimmt die als „grundsätzlich" austretende E. in ObLGMSt. 11, 21 ein, wonach der Standpunkt des Formaldelikts fallen gelassen wird, jedoch schon eine „bloße Nach­ lässigkeit" zur Bestrafung genügen soll, d. h. „neben der Fahrlässigkeit im Sinne des Straf­ gesetzbuchs jedes sonstige vermeidliche Versehen"; bei Art. 16 und Art. 17 Abs. 1 soll „böse Absicht des Pflichtigen" erforderlich sein (S. 44). Als bewiesen wird man diese Ansicht trotz der weitausholenden Begründung nicht ansehen können.

des Art. 2 Nr. 1 die Rentämter die Voraussetzungen der Stewerpflicht nicht zu prüfen haben und sich lediglich darnach zu richten haben, ob die zuständige Ver­ waltungsbehörde einen Wandergewerbeschein für notwendig hält, für das gericht­ liche Strafverfahren ohne Bedeutung.

14. Wegen des Einflusses des Reichsdoppelsteuer gesetzes auf die Haufiersteuer f. § 3 dieses Gesetzes und die Bemerkungen hierzu.

B. Die Fälle -er Haufiersteuerpflicht. Allgemeine Bemerkungen.

1. Die Steuerpflicht ist abgegrenzt hinsichtlich derregelmäßigenHausiersteuer durch Art. 1 und 2 des Gesetzes; hiezu kommen Art. 3, der besondere Bestimmungen hinsichtlich der Steuerpflicht von Angehörigen außerdeutscher Staaten trifft, und Art. 13, der für besondere Fälle ein Eintrittsrecht in die steuerlichen Beftigniffe schafft; hinsichtlich der Wan der lager ist die Steuerpflicht umgrenzt durch Art. 15 Nr. 1 und 2.

2. Unter das Gesetz fällt sowohl bei der eigentlichen Haufiersteuer wie bei der Wanderlagersteuer grundsätzlich nur eine gewerbemäßige Tätigkeit, d. h. eine Tätigkeit, die in der Absicht erfolgt, eine auf Gewinn gerichtete gewerb­ liche Tätigkeit fortgesetzt auszuüben (OLGMSt. 2, 557; ObLGMSt. 6, 310; 4,123), die Tätigkeit muß fortgesetzt oder doch mit dem Willen der Mederholung berufs­ mäßig ausgeübt werden; hierauf kann schon aus einer einmaligen Tätigkeit ge­ schloffen werden; es genügt aber nicht, wenn eine an sich gewerbliche Tätigkeit ausgeübt wird, es muß die im Umherziehen entfaltete Tätigkeit selbst gewerbsmäßig ausgeübt werden (ObLGMSt. 6, 212; 10, 372; BayZ. 1912, 27); nicht erforderlich ist die Absicht, eine dauernde Erwerbstätigkeit auszuüben (ObLGMSt. 1, 331; OLGMSt. 8, 447). Keine gewerbsmäßige Tätig­ keit ist die einmalige, auf Abwendung eines Schadens durch möglichst vorteilhafte Veräußerung einer dem Verderben ausgesetzten Ware gerichtete Tätigkeit (ObLGMSt. 5, 409); ebensowenig der nach Aufgebung eines Handels­ geschäfts außerhalb des Wohnortes vorgenommene Verkauf des Restes des Warenlagers (OLGMSt. 4, 153); ebensowenig der einmalige Vertrieb eines von dem Konkursverwalter erworbenen Warenlagers eines Gemeinschuld­ ners (ObLGMSt. 10, 340).

3. Öffentliche Ausstellungen wollte das Gesetz grundsätzlich aus seinem Bereich ausschließen; es hielt aber eine ausdrückliche Bestimmung, im Gegensatz zu den Gesetzen anderer Staaten, für überflüssig, „weil in derartigen Fällen in Bayern eine Steuer nie erhoben wurde" (Mot. S. 296). Diese An­ nahme der Mot. war falsch, denn wenn die früheren Gesetze diese Fälle nicht in ihren Bereich zogen, so kann man doch daraus nicht folgern, daß das neue Gesetz, das die Hausiersteuerpflicht selbständig und erschöpfend regelt, auf die genannten Fälle, wenn sie nicht ausdrücklich ausgenommen sind, ebenfalls keine Anwendung findet; und es geht nicht an, diese Fälle von der Anwendung des Gesetzes aus­ zunehmen, denn das Gesetz nimmt sie nicht aus. Tatsächlich wird übrigens das Gesetz auf den Geschäftsbetrieb auf Ausstellungen selten Anwendung finden, weil es häufig an dem Merkmal der Gewerbmäßigkeit fehlen wird. ’) *) ObLGM. 1, 99 sucht für einen bestimmten Fall das Gesetz mit dem oben bezeichneten Standpunkt der Mot. dadurch in Einklang zu bringen, daß es annimmt, es liege, wenn auch auf Ausstellungen Warenbestellungen gemacht würden, eine Bestellung im Sinne des Art. 1 Nr. 3 nicht vor, weil die Ausstellungen nicht zur sofortigen Entgegennahme von Bestellungen bestimmt seien.

1. Hinsichtlich 6er regelmäßigen Haufiersteuer.

Art. 1. Wer außerhalb seines Wohnortes, ohne Begründung einer gewerblichen Niederlassung und ohne vorgängige Bestellung, in eigener Person: 1. Waren irgendeiner Art außer selbstgewonnenen Erzeugnissen der Land- und Forstwirtschaft, des Garten- und Obstbaues, der Jagd und des Fischfangs feilbieten, 2. Waren irgendeiner Art bei anderen Personen als bei Kaufleuten oder an anderen Orten als in offenen Verkaufsstellen zum Wiederverkäufe ankaufen, 3. Warenbestellungen aufsuchen, 4. gewerbliche oder künstlerische Leistungen oder Schaustellungen, bei welchen ein höheres wissenschaftliches oder Kunstinteresse nicht obwaltet, darbieten will, unterliegt der Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen nach den folgenden Bestimmungen, soweit nicht für den Betrieb von Wanderlagern im Art. 15 besondere Vorschriften gegeben sind. Im Allgemeinen. 1. Art. 1 entspricht im wesentlichen dem § 55 GewO.; dieses war auch vonl Gesetzgeber beabsichtigt (Mot. S. 296).

2 Der Begriff Wohnort ist, da Art. 1 sich an § 55 GewO, anschließt, im Sinne dieses § 55 auszulegen; Wohnort ist darnach derjenige Ort, an dem jemand eine Wohnung zu längerem oder kürzeren Aufenthalt oder auch zum ständigen Wohnsitz hat; maßgebend ist das tatsächliche Verhältnis verbunden mit dem Willen zu wohnen (BayVGH. 24, 288); der Wohnort in diesem Sinne um­ faßt den Gemeindebezirk, nicht etwa die Ortschaft (KdAbg. 1878/79 StenB. 3. 295;*) Bek. vom 8. Februar 1885 Ziff. 1); nach letzterer Bekanntmachung soll für den Fall, daß gemäß § 55 GewO, durch besondere Anordnung der Kreis­ regierung die nächste Umgebung des Gemeindebezirks diesem gleichgestellt wird, diese Umgebung letzterem auch in Bezug auf die Hausiersteuer gleichstehen. Diese Bemerkung ist in dieser Allgemeinheit nicht begründet; die Bestimmung nach § 55 GewO, hat Bedeutung für die Anwendung des Art. 2 Nr. 1, weil dort ausdrücklich auf die reichsgesetzlichen Bestimmungen über die Notwendigkeit des Wandergewerbescheins verwiesen ist, aber für die Anwendung des Art. 1 ist lediglich der Gemeindebezirk des Wohnorts maßgebend; seine nächste Umgebung kann ihm nicht gleichgestellt werden.

3. Für den Begriff der gewerblichen Niederlassung ist wegen des Zusammenhangs, in dem das Hausiersteuergesetz mit der Gewerbeordnung stcht, die Begriffsbestimmung der letzteren in § 42 Abs. 2 maßgebend (hier unter F). § 42 Abs. 2 grenzt den Begriff nur nach einer Richtung ab, indem ein Lokal mit gewissen Eigenschaften gefordert wird. Außer diesem Merkmal ist nur noch die ernstliche Absicht erforderlich, in dem berreffenden Lokal dauernd ein Gewerbe betreiben zu wollen; eine solche Absicht kann schon vorhanden sein, wenn ein Lokal zunächst nur für kurze Zeit gemietet wird (RGSt. 29, 1). Eine Niederlassung ist auch eine Zweigniederlassung; eine solche ent­ spricht aber den an eine Niederlaffung zu stellenden Anforterungen nur, wenn •) Die GewO. § 55 hat nunmehr in dieser Richtung eine Fassung, die keinen Zweifel läßt

sie dem Hauptgeschäft gegenüber eine gewisse Selbständigkeit besitzt; letztere tritt insbesondere zutage, wenn das Zweiggeschäft als solches Geschäfte abschließt, eine äußerlich selbständige Leitung und selbständige Buchführung hat und mit einem nach innen abgesonderten Geschäftsvermögen ausgestattet ist (ObLGMSt. 5, 334; RGSt. 19, 281; KG. bei Reger ErgBd. 4, 17). Die dauernde Miete eines Stalles begründet deshalb keine gewerbliche Mederlaffung (RGSt. 19, 281). Ein dem Gesetz genügendes Lokal kann unter Umständen auch die Wohnung des Gewerbetreibenden sein, insbesondere beim Viehhandel (ObLGMSt. 10, 101\ oder beim Buchhandel (ObLGMSt. 5, 101).

4. Begründet jemand eine gewerbliche Niederlassung, so darf er nicht bloß in dieser oder in der Ortschaft, zu der sie gehört, sondern in dem ganzen Gemeindebezirk den Gewerbebetrieb ausüben, ohne der Haufiersteuer zu unter­ liegen; mangels einer anderen Abgrenzung für den örtlichen Wirkungsbereich der Niederlassung bleibt nur übrig, den örtlichen Mrkungsbereich, der dem Wohnort zukommt, auch für die Niederlassung gelten zu lassen. 5, Zur Annahme einer vorgängigen Bestellung genügt die an den Gewerbetreibenden gerichtete Aufforderung, nach Art und Beschaffenheit hin­ reichend bestimmte Waren zu einer nach den Umständen wenigstens annähernd bestimmten Zeit dem Kauflustigen zum Zwecke der Besichtigung und gegebenenfalls der Abnahme zu überbringen; es ist nicht erforderlich, daß der Kauflustige eine bindende, auf den Abschluß des Lieferungsvertrags gerichtete Erklärung abgegeben hat, andrerseits genügt es nicht, wenn der Gewerbetreibende durch eine allgemein gehaltene Aufforderung oder Gestattung veranlaßt wurde, den Kauflustigen zu besuchen und ihm Waren anzubieten (ObLGMSt. 9, 210; RGSt. 19, 281). Werden andere als die bestellten Waren angeboten, so besteht eine Steuerpflicht. Im einzelnen wurde in folgenden Fällen eine vorgängige Be­ stellungangenommen: a) Ein Wirt und ein Mineralwafferfabrikant sind übereingekommen, daß der Kutscher des letzteren, der von Zeit zu Zeit mit dem Fuhrwerk des letzteren an den Wohnort des Mrts kommt, bei dem letzteren frägt, ob er Limonade braucht, und sie im Bejahungsfall abgibt (ObLGMSt. 9, 210). b) Ein Viehhändler war von einem Interessenten aufgefordert worden, ihm eine paffende Kuh zu bringen, die er, wenn sie ihm zusage, kaufen werde (OLGMSt. 1, 160). c) Eine Petroleumgesellschaft ließ sich Formulare unterzeichnen, wonach sie auf­ gefordert wurde, „bei den regelmäßigen Bedienungstouren nachftagen zu lassen" (ObLGMSt. 10, 328). Nicht angenommen wurde eine vor gängige Bestellung in folgenden Fällen: a) Der Beschuldigte hatte eine Bescheinigung des Kunden, wonach er seinen Bedarf an Kurz- und anderen Waren für 1907 bei ihm bestellte (ObLGMSt. 8, 251). b) Die Bewilligung eines Besuchs zum Zwecke der Anbietung von Waren ist noch keine Bestellung dieser Waren (ObLGMSt. 6, 217); sie kann es aber unter Umständen sein (RGSt. 27, 427). c) Keine Bestellung liegt vor, wenn jemand auf die Frage, ob er eine Kuh kaufe, erklärt: „Jetzt nicht, aber später" (ObLGMSt. 1, 24). d) Ohne vorgängige Bestellung handelt auch, wer eine Ware einem andern anbietet, nachdem sie der Besteller nicht abge­ nommen hat (OLGMSt. 5, 207; 8, 355). Es ist nicht notwendig, daß die Bestellung schon erfolgt ist, ehe der Händler (aus einem andern Grund) an den Wohnort dessen kommt, mit dem er verhandelt, denn dem Gesetzgeber kommt es lediglich darauf an, daß der Gewerbetreibende nicht erst durch sein, unter Umständen mit Belästigung Schiedermair, Nebengesetz«. 46

Verbundenes Erscheinen bei seinem späteren Mitkontrahenten dessen Aufforderung und Zustimmung zum Vertragsabschluß provoziert hat (ObLGMSt. 6, 198 gegen Reger 17. 252). Anders auch OLGMSt. 5, 207 (209 unten). Die vorgängige Bestellung kann auch stillschweigend erfolgen, denn das Gesetz unter­ scheidet nicht (AA. ObLGMSt. 10, 414). 6. Strafbar ist nur, wer die Handlungen in eigener Person ausübt; es gibt also keine mittelbare Täterschaft (ObLGMSt. 9, 288). In eigener Person handelt, wer persönlich gleichgültig, ob auf eigene oder fremde Rechnung, handelt (ObLGMSt. 1, 119), ferner gleichgültig, ob im fremden Auftrag und im fremden Namen (für eine physische oder eine juristische Person) oder aus eigenem Antrieb und im eigenen Namen; es sind also auch die Gehilfen selbständig steuer­ pflichtig, ausscheiden nur die Begleiter, vgl. Anm. 2 zu Art. 4. Eine Ausnahme besteht nur für die „wandernden Musikgesellschaften" in Tarif Nr. 7 b und die in Tarif Nr. 8 c, d, e und f aufgeführten Gesellschaften und Unternehmungen; hier erscheint die Gesellschaft als solche als verpflichtet; es tritt deshalb nur eine ein­ malige Einhebung der Steuer ein; als der Verpflichtete muß hierbei der Borstand gelten. Ebenso besteht eine Ausnahme für Tarifnummer 8 b und 8 g, wo nur die Inhaber als steuerpflichtig erscheinen. Eine weitere Ausnahme besteht gemäß Art. 13 für mehrere Hinterbliebene. 7. 'Umherziehen von Haus zu Haus, der sog. ambulante Betrieb, gehört nicht zu den Begriffsmerkmalen des Gewerbebetriebs im Umherziehen (RGSt. 38, 32). 8. Der Standpunkt der Finanzverwaltung hinsichtlich der Besteuerung der Viehhändler ist niedergelegt in der FMB. vom 29. Oktober 1881 (FMBl. 386); den Ausführungen wird zuzustimmen sein, jedoch ist zu beachten, daß § 2 HausierStG. seit dem Erlaß der Entschließung eine andere als die dort niedergelegte Fassung erhalten hat.

Zu Nr. 1.

9. Waren im Sinne der Nr. 1 sind, entsprechend dem allgemeinen Sprach­ gebrauch, alle Arten beweglicher Sachen, die einen Verkaufswert darstellen und für den Handel bestimmt sind, oder doch Gegenstand von Handelsgeschäften sein können (ObLGMSt. 9, 80). Selbstverständlich fällt auch Vieh hierunter (KdAbg. 1878/79 StenB. 3, 295). Eine gewerbliche Leistung ist keine Ware; eine gewerbliche Leistung liegt aber nur vor, wenn der Ausführende ftemdes Material — Material des Bestellers — wenn auch unter Beistellung unwesentlicher eigener Zutaten — verarbeitet; dagegen nicht mehr, wenn der Ausführende auch das im Verhältnis zu dem herzustellenden Erzeugnisse nicht etwa bedeutungslose Material beistellt, gleichviel, ob es von dem Ausführenden selbst oder von dem Besteller ausgewählt wird (ObLGMSt. 9, 430).

10. Ausgenommen sind nicht nur Erzeugnisse von Grund und Boden, sondern Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft schlechthin, also auch Tiere einschließlich ihrer Erzeugnisse (z. B. Tauben, Hühner und deren Eier); anders OGHSt. 7, 505; die Bek. vom 8. Februar 1885 Ziff. 2 rechnet die Erzeugnisse der Geflügel- und Bienenzucht zu den Erzeugnissen der Land- und Forstwirtschaft; stellt man sich aber einmal auf den Standpuntt, daß Erzeugnisse der Geflügel- und Bienenzucht Erzeugnisse der Landwirtschaft sind, so wäre es willkürlich, andere Tiere nicht hierher zu rechnen. § 59 Abs. 1 Nr. 1 GewO, führt allerdings die „Erzeugnisse der Geflügel- und Bienenzucht"

neben den „Erzeugnissen der Land- und Forstwirtschaft" auf, allein hieraus folgt für die Auslegung der Worte „Land- und Forstwirtschaft" im Sinne des Hausier­ steuergesetzes nichts, da z. Z. des Erlasses des letzteren Gesetzes Art. 59 GewO, seine jetzige Fassung noch nicht hatte; der ihm entsprechende § 55 Abs. 2 GewO, führte in seiner früheren Fassung lediglich die Erzeugnisse der Land- und Forst­ wirtschaft, und des Garten- und Obstbaus an, erwähnte also insbesondere keinerlei Tiere. Zu den Erzeugnissen der Land- und Forstwirtschaft sind solche Gegen­ stände nicht mehr zu rechnen, welche eine die herkömmlichen Grenzen der land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeit überschreitende fabrik- oder handwerksmäßige Be- oder Verarbeitung erfahren haben z. B. Mehl, Holzwaren, aus selbstgewonnenen Tabakblättern bereitete Zigarren (vgl. § 2 II der Bek. vom 16. März 1879); im übrigen nimmt den Gegenständen eine Bearbeitung nicht die Eigenschaft von Erzeugnissen der Landund Forstwirtschaft usw. Selb st gewonnen sind die Erzeugnisse nicht bloß dann, wenn jemand die sämtlichen zur Gewinnung erforderlichen Arbeiten persönlich verrichtet, er braucht nur der Inhaber des Betriebes zu sein; für den, der die Arbeiten in dem Betrieb eines anderen verrichtet, sind die Erzeugnisse nicht selbstgewonnen. Wem das Eigentum an den Gegenständen zusteht, mit denen die Erzeugnisse gewonnen werden, z. B. an Grund und Boden, an den Werkzeugen usw., ist gleichgültig. Die Erzeugnisse müssen von dem Betriebsinhaber nicht persönlich feil­ geboten werden, es bleibt auch das Feilbieten durch Beauftragte insbesondere durch solche Personen steuerfrei, welche in dem Betrieb, in dem die Erzeugnisse gewonnen werden, verwendet werden; denn es ist anzunehmen, daß das Gesetz die Land- und Forstwirtschaft als solche ausschließen will, und es hält sich auch das Feilbieten durch im Betrieb beschäftigte Personen (z. B. durch die Frau) noch innerhalb des land- und forstwirtschaftlichen Betriebs; so auch § 2 III der Bek. vom 16. März 1879, anders RGZ. bei Reger 12, 132 und ihm folgend ObLGMSt. 6, 139. Rohe, nicht selbstgewonnene Erzeugnisse der Land- und Forst­ wirtschaft fallen nicht unter die Ausnahme des Art. 1 (Bek. vom 8. Februar 1885 Ziff. 2); anders ist die Fassung des § 59 Nr. 1 GewO. Nur Erzeugnisse der inländischen Land- und Forstwirtschaft, des inländischen Garten- und Obstbaues, der inländischen Jagd und des inländischen Fischfangs fallen hierher, also nicht Südfrüchte (OGHSt. 7, 357).

11, Ein Feilbieten von Waren liegt vor, wenn eine Ware zum Verkauf bestimmt ist, wenn äußerlich erkennbar gemacht wird, daß dies der Fall ist, und wenn diese Ware derart bereit gehalten wird, daß sie im Falle des Kaufsabschlusses sofort übergeben werden kann; der Unterschied vom Aufsuchen von Waren­ bestellungen liegt darin, daß Beim Feilbieten der sofort zu bewerkstelligende Verkauf einer individuell bestimmten Ware in Betracht kommt, während beim Aufsuchen von Warenbestellungen die künftige Lieferung einer Ware, die entweder individuell bestimmt oder nach Probe und Muster ausgewählt ist, vereinbart werden soll (OLGMSt. 10, 17; ObLGMSt. 9, 360). Kaufsabschluß selbst ist zum Feilbieten nicht notwendig (ObLGMSt. 4, 123; OLGMSt. 5, 436), auch nicht Anpreisen oder Zurschaustellen der Ware oder Auffordern zum Kauf (OLGMSt. 8, 305). Im einzelnen wurde ein Feilbieten angenommen in einem Falle, in dem beim Aufsuchen von Bestellungen für eine Zeitschrift er­ kennbar gemacht wurde, daß das erste Heft des Jahrgangs aus einem mitgeführten 46*

Vorrat abgegeben werde (ObLGMSt. 9, 360); ferner in einem Falle, in dem die Übergabe der Ware aufgeschoben wurde bis zum Eintreffen des Besteuerungs­ nachweises (ObLGMSt. 4, 123). Nicht dagegen in einem Falle, in dem ein Dritter ohne weiteres die für einen andern, der bestellt hatte aber die Ware nicht abnahm, herbeigeschaffte Ware kaufte (ObLGMSt. 11, 281).

12.

Wegen einer Ausnahme von Art. 1 Nr. 1 für Ausländer s. Art. 3.

Zu Nr. 2.

13. 14.

Wegen des Begriffs Ware s. Anm. 9.

Das Wort Kaufmann ist im Sinne des Handelsgesetzbuchs zu ver­ stehen (KdAbg. 1878/79 StenB. 3, 295) und zwar nunmehr im Sinne der nunmehrigen Fassung des Gesetzes, denn es ist anzunehmen, daß sich das Hausiersteuergesetz den jeweiligen Stand der Handelsgesetzgebung anschließen wollte.

15. Es ist gleichgültig, ob der Wiederverkauf sofort oder später erst erfolgen soll (OLGMSt. 6, 389); ebensowenig unterscheidet das Gesetz, ob der Wiederverkauf der Sache in gleichem Zustand erfolgen soll, oder ob sie eine Bearbeitung erfahren soll, oder, ob der Wiederverkanf an Private oder an Kaufleute erfolgen soll. 16. Unter Ankäufen im Sinne der Nr. 2 ist, dem Zwecke des Gesetzes ent­ sprechend, jeder entgeltliche Erwerb, also auch der Tausch zu verstehen (ObLGMSt. 6,310). Zu Nr. 8.

17. Ein Aufsuchen von Warenbestellungen liegt vor, wenn bezweckt wird, von einem Dritten einen festen Auftrag auf künftige Lieferung einer — nach Probe oder Muster ausgewählten oder individuell bestimmten — Ware zu erhalten (ObLGMSt. 9, 80; 8, 234). Ob das Angebot zum Kaufabschluffe führt, ist gleichgültig (RGSt. 27, 427). Wegen des Begriffs Ware s. hierzu Anm. 9. Es fällt deshalb insbesondere nicht hieher das Aufsuchen von Jnseratenaufträgen (ObLGMSt. 9, 80). Wegen des Unterschieds des Auffuchens von Warenbestellungen vom Feilbieten s. Anm. 11. Ein Aufsuchen von Bestellungen kann schon in der Anfrage eines Händlers bei einer ihm zufällig auf stoßenden Person, ob sie nicht eine der von ihm vertriebenen Waren brauchen könne, liegen (RGSt. 27, 427; OLGMSt. 5, 436). Es ist nicht notwendig, daß die Bestellung bei dem Kunden (in dessen Wohnung) selbst ausgesucht wird; deswegen besteht die Steuerpflicht auch dann, wenn jemand durch die Zeitung darauf aufmerksam macht, daß er an einem bestimmten Ort zu einer gewissen Zeit anwesend sein werde und dort Bestellungen entgegennimmt. (Ebenso mit anderer Begründung ObLGMSt. 5, 238). Es genügt zum Auffuchen von Bestellungen, wenn der Anbietende sich bemüht, Bestellungen zu erhalten, gleich­ gültig ob er zu den Kauflustigen geht, oder ob diese infolge seiner Bemühungen zu ihm kommen (ObLGMSt. 1, 99). Der Sinn des Wortes Bestellung in dem Ausdruck „vorgängige Be­ stellung" ist von dem Sinn des Wortes in dem Ausdruck der Nr. 3 „Waren­ bestellungen auffuchen" vollständig verschieden. Ersteres betrifft keine Waren sondern Personen und bedeutet die Aufforderung an einen Gewerbetreibenden, sich per­ sönlich einzufinden behufs Feilbietens einer individuell bestimmten Ware oder behufs Entgegennahme eines Auftrags auf Lieferung einer solchen — einer Waren­ bestellung. Nr. 3 kommt also nicht zur Anwendung, wenn sich jemand bei einem Dritten einfindet, um eine Einladung zum persönlichen Erscheinen mit Waren zu erhalten (ObLGMSt. 8, 234).

Zu Nr. 4.

18. Wegen des Begriffs gewerbliche Leistungen gilt das unter B Nr. 2 S. 721 hinsichtlich der gewerbsmäßigen Tätigkeit Bemerkte.

19. Die FMB. vom 4. August 1880 (FMBl. 210) spricht aus, daß bei bayerischen Militärmusikkapellen als solchen und hinsichtlich der einzelnen Mitglieder solcher Kapellen bezüglich ihrer Tätigkeit innerhalb der Kapelle — nicht aber bei nichtbayerischen Militärmusikerkapellen und bei Abteilungen ein­ zelner bayerischer Militärmusiken — stets anzunehmen ist, daß ein höheres musi­ kalisches Kunstinteresse obwalte. Diese Entschließung hat selbstverständlich für das Strafverfahren keine autoritative Bedeutung und enthebt nicht der unmittelbaren Prüfung, ob tatsächlich ein höheres Kunstintereffe vorliegt. 20. Ein Darbieten int Sinne der Nr. 4 erfordert begrifflich die Bereit­ schaft zur sofortigen Leistung an Ort und Stelle (ObLGMSt. 9, 80 nnd 430; 7, 258). Anders ObLGMSt. 10, 325, wo ein Darbieten auch in einem Falle angenommen ist, in dem ein Gewerbetreibender in Zeitungen sein Eintreffen an einem Ort angekündigt und sich an dem Ort einfindet, um je nach Bedarf zu Diensten zu stehen. Ein Darbieten einer gewerblichen Leistung liegt vor, wenn ein Photograph unter Benützung eines mitgeführten Handapparats die nega­ tiven Platten sofort herstellt, wenn auch die endgültige Fertigstellung erst später im Atelier erfolgt; denn auch ersteres ist eine Leistung an Ort und Stelle (ObLGMSt. 7, 258).

Art. 2. Der Steuer vom Gewerbebetrieb im Umherziehen sind nicht unterworfen: 1. Kaufleute, Fabrikanten und andere Personen, welche ein stehendes Gewerbe betreiben, sowie die in ihren Diensten befindlichen Reisenden, welche außerhalb des Ortes ihrer gewerblichen Niederlassung, bezw. der gewerblichen Niederlassung ihrer Geschaftsherrn a) Warenbestellungen suchen, wenn sie von den Waren, auf welche sie Bestellungen suchen, nur Proben oder Muster mit sich führen, b) Waren aufkaufen, wenn sie die aufgekauften Waren nur behufs deren Beförderung nach dem Bestimmungsorte mit sich führen, — soferne dieselben nicht nach reichsgesetzlichen Vorschriften zum Aufsuchen von Bestellungen oder zum Aufkäufe von Waren eines Wandergewerbescheines bedürfen; 2. diejenigen, welche ausschließlich im Meß- und Marktverkehr die in Art. 1 Ziff. 1 mit 3 bezeichneten Arten des Gewerbebetriebs ausüben; 3. Gewerbetreibende, welche außerhalb ihres Wohnortes bei öffentlichen Festen, Truppenzusammenziehungen oder anderen außergewöhnlichen Gelegen­ heiten solche Waren, hinsichtlich deren dies von den zuständigen Behörden gestattet ist, feilbieten. 4. Gewerbetreibende, welche selbstgewonnene Waren, hinsichtlich derer dies nach Landesgebrauch hergebracht ist, zu Wasser verfahren und vom Fahrzeuge aus feilbieten; 5. Gewerbetreibende, welche in nicht größerer Entfernung als fünfzehn Kilometer vom Wohnorte a) solche Verzehrungsgegenstände oder selbstverfertigte Waren, welche zu den Gegenständen des Wochenmarktverkehrs gehören, feilbieten;

b) gewerbliche Leistungen, hinsichtlich deren dies landesüblich ist, anbieten; c) das Musikergewerbe ausüben.

Zu Nr. 1.

1. Art. 2 Nr. 1 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 20. Dezember 1897; es sollte das Hausiersteuergesetz in Einklang gebracht werden mit den Änderungen, welche in dieser Mchtung die Nov. zur GewO, vom 1. Juli 1883 (RGBl. 159) und vom 6. August 1896 (RGBl. 685) gebracht hatten. Es sollte demgemäß die Befreiung von der Hausiersteuer auf diejenigen Formen des Aufsuchens von Warenbestellungen und des Warenaufkaufs beschränkt sein, zu denen es nach den Bestimmungen der Reichsgesetzgebung eines Wandergewerbe­ scheins nicht bedarf; erfolgt aber das Auffuchen von Warenbestellungen und der Aufkauf von Waren in einer Weise, welche zur Führung eines Wandergewerbe­ scheins verpflichtet, dann soll auch die Verpflichtung zur Zahlung der Wander­ gewerbesteuer eintreten (KdAbg. 1897/98 Beil. 14, 474).

2. Bei der Fassung des Art. 2 Nr. 1 behielt man die Beschränkungen im Auge, die Art. 26 des Zollvereinsvertrags dem landesrechtlichen Be­ steuerungsrecht setzte (KdAbg. 1878/79 StenB. 3, 296); diese Beschränkung dürfte nunmehr weggefallen sein; maßgebend ist nun § 3 ReichsdoppelStG.; mit diesem steht Art. 2 Nr. 1 in Einklang. A. A. für die frühere Fassung des Doppelsteuer­ gesetzes Blochmann in HirthsAnn. 1887, 775 Vorbemerkung. 3. Wegen des Begriffs Kaufmann gilt das bei Art. 1 Anm. 14 Bemerkte. 4. Der Begriff stehendes Gewerbe ist der Gewerbeordnung zu ent­ nehmen, darnach ist aber stehender Gewerbebetrieb jeder, der nicht nach § 55 GewO. Gewerbebetrieb im Umherziehen ist. Ein stehender Gewerbebetrieb kann selbst­ verständlich auch dann vorliegen, wenn die durch § 14 GewO, vorgeschriebene Anzeige nicht erstattet ist (ObLGMSt, 11, 65). Auch der Marktverkehr ist ein stehender Gewerbebetrieb; es betreibt also einen solchen, wer lediglich am Marktverkehr eines Ortes teilnimmt (ObLGMSt. 10, 101). Vgl. Landmann, GewO. § 14 Anm. 1, der jedoch den Marktverkehr vom stehenden Gewerbebetrieb ausnimmt. 5. Wegen der Begriffe gewerbliche Niederlassung und Ort der gewerblichen Niederlassung s. Art. 1 Anm. 3 und 4. 6» 7. 8.

Wegen des Begriffs Warenbestellungen suchen s. Art. 1 Anm. 17. Wegen des Begriffs Waren s. Art. 1 Anm. 9.

Die in Nr. 2 erwähnten reichsgesetzlichen Vorschriften, nach denen sich bemißt, ob zum Auffuchen von Bestellungen oder zum Ankäufe von Waren ein Wandergewerbeschein notwendig ist, find die Bestimmungen der §§ 42, 44, 44 a, 55 und 59 GewO., die jedoch hier nur insoweü einschlagen, als sie sich mit dem Ankauf von Waren und dem Auffuchen von Bestellungen befassen; sie sind unter F abgedruckt. 9. Wegen Nichtanwendung des Art. 2 Nr. 1 auf Ausländer s. Art. 3.

Z« Nr. 2.

10. Markt ist eine mit obrigkeitlicher Ermächtigung veranstaltete Ein­ richtung, die bezweckt, den Kauf und Verkauf von beweglichen Gegenständen auf einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit zu konzentrieren; es gehören nicht bloß Jahrmärkte, sondern auch Wochenmärkte und auch Märkte für bestimmte

Gegenstände oder aus besonderen Anlässen (Spezialmärkte) z. B. Biehmärkte hierher; es muß ein Feilbieten durch eine Mehrzahl von Verkäufern erfolgen. Marktverkehr liegt deshalb nicht mehr vor, wenn marktgängige Waren an Martttagen außer­ halb des Marktortes verkauft werden, oder wenn ein Pferdehändler nach Gutdünken vor gewissen Wirtschaften verkauft (ObLGMSt. 5, 338; OLGMSt. 8, 355; OGHSt. 9, 554). Der Marktverkehr erstreckt sich aber nur auf jene Gegenstände, für die der Markt bestimmt ist; welche Gegen­ stände dem Marktverkehr angehören, bemißt sich bei Jahrmärkten und Spezial­ märkten nach den Marktordnungen (s. jedoch § 67 GewO.), bei Wochenmärkten nach § 66 *) GewO., nach der Ortsgewohnheit und der Verfügung der zuständigen Verwaltungsbehörde (s. § 5 der Bek. vom 16. März 1879).

11.

Messe ist ein anderer Name für Jahrmarkt (Landmann GewO. § 64

Anm. 2).

12. Es ergibt sich unmittelbar aus der Fassung der Nr. 2, daß dann, wenn jemand ein Gewerbe im Umherziehen und im Meß- und Marktverkehr treibt, die Steuerpflicht nicht hinsichtlich des gesamten Betriebs, sondern nur soweit eintritt, als er im Umherziehen ausgeübt wird (OLGMSt. 1, 347). 13. Nr. 2 war wenigstens für alle Märkte, die nicht Spezialmärkte sind, schon geboten durch § 68 GewO., der bestimmt: Der Marktverkehr darf in keinem Falle mit anderen als solchen Abgaben belastet werden, welche eine Ver­ gütung für den überlassenen Raum und den Gebrauch von Buden und Gerät­ schaften bilden. In den Bestimmungen darüber, ob und in welchem Umfange Mgaben dieser Art erhoben werden dürfen, wird durch gegenwärtiges Gesetz nichts geändert. zurechnen (§ 16 der Bek. vom 2. März 1911). Hat der Mieter vertragsmäßig Leistungen übernommen, die an sich der Instandhaltung des Gebäudes dienen, z. B. die Verpflichtung, die Wohnung im ordnungsmäßigen Zustand zu halten oder eine Abnützungsentschädigung zu leisten, so ist der Miete ein entsprechender Betrag zuzuschlagen. Ebenso hat eine Ausscheidung stattzustnden, wenn in dem Mietschilling die Vergütung für arealsteuerpflichtige Gebäude inbegriffen ist. 5. Strafbar ist nur, wer den wahren Mietertrag verschweigt; es kann also nicht schlechthin die Nichtausfüllung oder die nicht vollständige Aus­ füllung der für die Mietertragslisten und die Mietertragser­ klärungen durch die Bek. vom 2. März 1911 aufgestellten Formulare bestraft werden; Strafe tritt nur ein, soweit durch die Nichtausfüllung der Mietertrag verschwiegen wird. (>. Wird ein höherer als der tatsächliche Mietertrag angegeben, so tritt keine Bestrafung ein; das Gesetz richtet sich seinem Charakter nach nur gegen die Zahlung einer zu geringen Steuer. 7. Die Worte des Abs. 2 „aus den obwaltenden Umständen" haben, gegenüber dem § 3 EG. StPO, keine rechtliche Bedeutung; denn sie geben eine Norm darüber, wie die Überzeugung davon zu gewinnen ist, daß bloß Fahrlässig­ keit vorliegt, und sind deshalb prozessualer Natur und stehen tat Widerspruch mit dem Grundsatz der freien Beweiswürdigung §§ 260, 261 StPO. (vgl. RGSt. 43, 373). 8. Bon den zwei Formen, in denen die Haussteuer erhoben wird (s. Abt. C), kommt nur die Form der Mietsteuer für die Anwendung des § 13 in Be­ tracht, da bei der Arealsteuer eine Feststellung der Miete nicht erfolgt; die Steuer bemißt sich bei dieser lediglich nach dem Flächenraum. 9. § 13 spricht von Vermietern, die §§ 11 und 12 sprechen dagegen, obwohl sie damitoffensichtlich dieselbe Person meinen, von Hauseigentümern. Beide Ausdrücke bezeichnen ganz verschiedene Begriffe, wenn auch für die Regel die beiden Eigenschaften in einer Person sich vereinigen werden. Gestraft werden kann, darüber läßt die Fassung des 8 13 keinen Zweifel, nur der Vermieter (außer dem „Mietmann"); macht deshalb die Angaben ein Hauseigentümer, der nicht selbst Vermieter ist, so kann eine Bestrafung nicht eintreten; vgl. auch Anm. 3 zu K 1 in Abt. A. Strafbar sind — darüber läßt die Fassung des 8 13 keinen Zweifel — nur die Vermieter und die Mieter, nicht deren Vertreter, sei es gesetzliche oder gewillkürte. 10. Wenn das Gesetz in 8 13 den Tatbestand auch schlechthin nur dahin formuliert, „wer den wahren Mietertrag verschweigt", so ergibt sich aus der Natur der Sache, daß hierunter die bloße Nichtangabe des Mietzinses nicht zu verstehen ist; diese wörtliche lediglich auf 8 13 gestützte Auffassung würde zu der unannehmbaren Konsequenz führen, daß der Mieter und Vermieter jedem Dritten, zu jeder Zeit und an jedem Ort den Mietzins anzugeben hätten und in jedem Moment, noch bevor irgend ein Ansinnen an sie gestellt ist. Es muß die Einschränkung gezogen werden, und sie ergibt sich auch daraus, daß Art. 13 im HausStG. steht, das für die Angabe der Miete ein besonders geregeltes Verfahren hat, daß nur ein solches Verschweigen in Frage kommen kann, bei dem durch besondere Umstände ein Anlaß zum Reden gegeben war. Als solche Umstände können aber, da es sich um Feststellung der HausSchledermalr, Nebengesetze. 49

steuer handelt, nur die vom Haussteuergesetz besonders vorgesehenen Verfahren gelten, die die Feststellung der Steuer betreffen, das sind die §§ 8 bis 14 über die Veranlagung der Steuer (insbesondere §§ 11 und 12) und die §§ 19 bis 27 über das Reklamationsverfahren. Auch im Laufe dieses Verfahrens — es ergibt sich das auch aus der Natur der Sache — hat der einzelne nicht die Pflicht (und auch nicht das Recht), während des ganzen, für sämtliche Steuerpflichtige eines Ortes, eines Rentamtsbezirkes oder schließlich von ganz Bayern schwebenden Verfahrens seine Angaben zu machen, sondern nur dann, wenn nach dem Gang des Verfahrens für ihn die Veranlassung besteht, sich zu äußern; dieses ist dann der Fall, wenn er in diesen Verfahren Erklärungen abgibt oder nach dem Gange des Verfahrens Erklärungen abzugeben hat. A. A. OLGMSt. 2, 429, 380, 494, das sich auf den Standpunkt stellt, daß solange das Stenerregulierungsverfahren für einen Bezirk dauert, auch fortwährend für jeden einzelnen Pflichtigen die Pflicht zur Angabe des Mietertrags besteht; noch weiter geht RGSt. 9, 414, nach dem die Pflicht zur richtigen Angabe sich über das Erhebungs- und Reklamationsverfahren hinaus noch bis zur nächsten Revision der Mietertragnisse des betreffenden Ortes erstreckt. Eine Folge der dargelegten Ansicht ist, daß die Verjährung zu laufen beginnt, wenn der Beteiligte seine Erklärungen abgegeben hat und die Steuerbehörde in der Richtung gegen ihn das Verfahren geschlossen hat. Anders die angeführten Entscheidungen. Die Pflicht zur Angabe des Miet­ ertrags erlischt selbstverständlich auch dann und die Verjährung beginnt jeden­ falls dann zu laufen, wenn das Haus veräußert wird, denn damit scheidet der Eigentümer aus dem Steuerverband aus.

11. Die 88 8—14 (Beranlagungsverfahren) bestimmen: § 8: Die Mietenerhebung und Regulierung der Haussteuer erfolgt unter Leitung der Regierungsfinanzkammern durch ab­ geordnete Kommissäre und unter Mitwirkung der Distriktspolizei, behörden. § 9: 1. Zur Einschätzung der Mieten werden sachverständige Taxatoren unter Leitung eines Obertaxators verwendet. 2. Erstere gehen hervor aus der freien Wahl der betreffenden Gemeinden, letzterer wird von der Regierungsfinanzkammer er­ nannt. 3. Sämtliche Taxatoren werden vereidet. § 10: Regelt die Abstimmung.

§ 11: Der Mietertrag aus ganz oder nur zum Teil vermieteten Häusern wird ausgemittelt durch die Angabe der Mieter und der Hauseigentümer. § 12: 1. Der Eigentümer schlägt die selbst benützten oder vorübergehend nicht vermieteten Teile der Gebäude nach Ver­ hältnis der vermieteten oder nach den letzten Mietzinsen an. 2. Die Taxatoren sehen die gemachten Angaben ein und er­ kennen sie an oder berichtigen sie. § 13: Ist die oben angeführte Strafbestimmung.

§ 14: 1. Die von den Vorschriften der §§ 11, 12 nicht berührten unvermieteten Gebäude und Gebäudeteile werden von den Taxa­ toren je nach ihrer Mietfähigkeit eingeschätzt. Die gleiche Sach­ behandlung findet statt bei Gebäuden und Gebäudeteilen, die unter abnormen Verhältnissen vermietet sind.

2. Bei Pfarrhöfen, in solchen Orten, in welchen die Häuser nach Vorschrift des § 4 Abs. 1 lit.a in die Steuer gelegt werden, soll jedoch, insoferne dieselben nicht vermietet, sondern bloß zur Wohnung des Pfarrers verwendet sind, die Steuerzahlungspflichtigkeit derselben nur nach dem Nutzen bemessen werden, den dieselben den Pfarrern als Wohnung gewahren. 12. §§ 8—12 finden sich in der jetzigen Fassung schon in der Fassung deS Gesetzes vom 15. August 1828, nur war die jetzt der Regierungsfinanzkammer eingeräumte Zuständigkeit der „Zentralkatasterstelle" verliehen. § 14 erhielt seine jetzige Fassung durch die Nov. vom 14. August 1910.

13. Von den das Anlageverfahren regelnden Paragraphen kommen, wie schon die äußere Anlage und der Wortlaut des Gesetzes ergeben, für die Be­ strafung nach § 13 nur die nach §§ 11 und 12 abzugebenden Äuße­ rungen in Betracht, denn in den übrigen Fällen (§ 14) wird der Mietertrag nicht auf Grund der Angaben des Pflichtigen festgestellt. In diesen Fällen besteht keinerlei Angabepflicht. Wie eine Gegenüberstellung der §§11 und 12, die sich gegenseitig ergänzen, ergibt, fallen nur folgende Fälle unter die Strafbestimmung des § 13: a) das Haus ist ganz vermietet; b) das Haus ist zum Teil vermietet, die übrigen Räume benützt aber der Vermieter; c) das Haus ist zum Teil ver­ mietet, die übrigen Räume sind nur vorübergehend unvermietet und nicht vom Vermieter benützt. Es scheiden also folgende Fälle aus: a) das Haus ist über­ haupt nicht vermietet (dauernd oder vorübergehend) (NGSt. 9, 255; OLGMSt. 2, 25); gleichgültig ist es hierbei, ob es vom Eigentümer benützt wird oder nicht (KdAbg. 1827/28 Verh. 9, 284); b) der Eigentümer benützt einen Teil, im übrigen ist es dauernd unvermietet; so auch § 18 der Bek. vom 2. März 1911. Der weitere von letzterem angeführte Fall, in dem §§11 und 12 nicht zur Anwendung kommen sollen, daß der Hauseigentümer Gebäudeteile selbst benützt, die aber nach Verhältnis vermieteter Gebäudeteile nicht sollen angeschlagen werden können, weil vermietete Räume von gleicher Beschaffenheit im Gebäude nicht vorhanden find, scheidet aus; man darf der Fassung des § 12 entnehmen, daß der Eigentümer bei Selbstbenützung der Gebäude die Angabepflicht hat, und wenn er ihr auf Grund der in § 12 vorgesehenen Merkmale nicht nachkommen kann, einen sonstigen geeigneten Maßstab zugrunde zu legen hat. Im übrigen findet § 13 insbesondere auch in den Fällen des § 12 Anwendung; es kann nicht aus den Worten „wahrer Mietertrag" des § 13 der Schluß gezogen werden, daß nur tatsächlich geleistete Erträge in Frage kommen (RGSt. 8, 414).

14. In den Fällen des § 12 läßt das Gesetz dem Vermieter die Wahl, ob er die vermieteten Teile des Gebäudes oder die letzten Miet­ zinsen zugrunde legen will; er kann deshalb den ihm günstigeren Maßstab wählen. 15. Ausscheiden aus den Fällen, in denen die Miete anzugeben (zu satteren) ist, auch die Fälle, in denen Gebäude oder Gebäudeteile unter ab­ normen Verhältnissen vermietet sind; es ergibt sich das aus § 14 Abs. 2 und aus dem grundsätzlichen Gegensatz, der zwischen den Fällen der Art. 11 und 12 einerseits und denen des Art. 14 andrerseits besteht; es hat deshalb in den Fällen der Vermietung unter abnormen Verhältnissen eine Angabe im Sinne der §§H und 12 nicht zu erfolgen, und ein Unterlassen einer Angabe ober eine etwa erfolgte, wenn auch unrichtige Angabe ist kein Verschweigen im Sinne des § 13 und zieht deshalb keine Bestrafung nach sich. Abnorme Verhältnisse 49*

sind jene, bei denen zwar ein Mietverhältnis besteht, bei denen aber der Miet­ zins so bemessen ist, daß er nicht mehr als wirkliche Gegenleistung erscheint, sondern der Mietzins nur ein „nomineller" oder „fiktiver" ist, z. B. es wird einem Hausmeister von dem Hauseigentümer eine Wohnung um einen Mietzins von einigen Mark überlassen (vgl. KdAbg. 1881 Beil. 12, 59). Aber auch dann, wenn derartige Verhältnisse, wie Dienst-, Berwandtschasts-, Freundschaftsverhältnisse bestehen und wenn selbst die Miete hiewegen gemindert ist, so läßt sich noch nicht von abnormen Verhältnissen reden; solche liegen vielmehr nur dann vor, wenn eine erhebliche, ungewöhnliche Abweichung von den ordentlichen Mietzinsen vor­ liegt (§ 19 der Bek. vom 2. März 1911). 16» Bei den Pfarrhöfen, die nicht der Arealsteuer unterliegen/) machte man die Ausnahme, daß nur die wirkliche Nutzung, die sie gewähren, berücksichtigt werden soll (KdAbg. 1827/28 Verh. 9, 460).

17. Die §§ 19—27 (Reklamationsverfahren) bestimmen: § 19: Eine Reklamation gegen die regulierte Haussteuer kann mit Erfolg überhaupt nur dann ergriffen werden, wenn eine Prägravation von mindestens neun Mark Mietertrag ge­ geben ist. § 20: 1. Bei den Haussteuerobjekten der Abteilung b des § 4 Abs. I8) kann unter der allgemeinen Voraussetzung des § 19 eine Reklamation lediglich auf eine fehlerhafte Flächenbestim­ mung gegründet werden. 2 . Solche Reklamationen sind nach den Bestimmungen des siebenten Kapitels des Grundsteuergesetzes anzubringen und zu behandeln. § 21: Bei den Gebäuden der Abteilung a des § 4 Abs. 1 ist eine Reklamation von Seite der Hauseigentümer zulässig: 1. wegen fehlerhafter Annahme der Mietschillinge; 2. wegen gesetzlich nicht gerechtfertigter Vornahme einer Einschätzung nach § 14 Abs. 1; 3. wegen Irrtümer, welche bei letzterer Einschätzung im Falle gesetzlicher Zulässigkeit vorgekommen sind. § 22: Eine Reklamation, die nach § 21 Ziff. 3 ergriffen wird, muß für die einzelnen Hausteile das Maß der vermeintlichen Überschätzung ersehen lassen. § 23: Dasselbe Recht der Reklamation und auf dieselbe Weise steht der Staatsbehörde zu gegen die zu niedrige Angabe oder Einschätzung der Mieter oder gegen die gesetzlich ungerecht­ fertigte Unterlassung der Einschätzung nach § 14 Abs. 1. § 24: 1. Zur Anbringung der in §§ 21 und 23 erwähnten Reklamationen wird ein vierteljähriger präklusiver Termin an­ beraumt. 2. Derselbe fängt, wenn es sich um die Regulierung der Miet­ steuer in einer ganzen Gemeinde handelt, mit dem Tage zu laufen an, an welchem die Einführung der neuen Mietsteuer prokla­ miert wird. ') S. hierwegen Abt.D §4 Abs. 1 und Anm.2 und 4. *) § 4 f. unter Abt. D.

3. Bei einzelnen Einsteuerungen beginnt derselbe mit dem Tage, an welchem den Beteiligten die neu regulierte Mietsteuer bekannt wird. § 25: Die Anmeldung solcher Reklamationen geschieht bei den einschlägigen Distriktspolizeibehörden und sind hierbei das Reklamationsobjekt, seine ursprüngliche Mieteinwertung und das vermeintliche Prägravationsmaß bzw. das Maß der zu niedrigen Einschätzung speziell anzugeben. §§ 26 und 27: sDiese regeln die Zuständigkeit und das Verfahren der entscheidenden Behörde; kommen also hier nicht weiter in Betrachts.

18, Die §§ 19—25 erhielten ihre jetzige Fassung durch die Nov. vom 19. Mai 1881; die §§ 21, 22, 23, 24 erfuhren wieder Änderungen durch die Nov. vom 14. August 1910. 19, a) Der Begriff Mietertrag wird durch Zulassung des Ab­ zugs gewisser Auslagen näher bestimmt durch § 4 Abs. 2 des Gesetzes, der bestimmt: § 4 Abs. 2: Bei der Erhebung oder Einschätzung der Miete nach Abs. 1 lit. a1) darf, und zwar erstmals bei Gelegenheit der nächsten Mietsteuerrevision (§ 29)**), für die Ausgaben des Haus­ besitzers für Wasserzins, Kehrichtabfuhr, Fäkalienwegschaffung, Straßenreinigung, Kaminreinigung und für die Versicherung derGebäude gegen Feuer und sonstigen Schaden ein angemessener Betrag in Abzug gebracht werden, vorausgesetzt, daß in der Miete die Entschädigung hiefür inbegriffen ist. b) Der Abs. 2 des ß 4 wurde durch Art. 8 der Nov. vom 14. August 1910 eingefügt. c) Angemessen ist ein Betrag, der nach den Verhältnissen des kon­ kreten Hauses für die angegebenen Zwecke bei verständiger Verwaltung ausgegeben wird, „der zum Aufwand im richtigen Verhältnis steht" (GGA. 1, 729); daß tatsächlich der Betrag ausgegeben oder sonst aufgewendet wird, ist nicht not­ wendig ; der Abzug ist also auch zulässig, wenn der Steuerpflichtige die Arbeiten z. B. Straßenreinigung, Kehrichtabfuhr selbst besorgt, und zwar auch dann, wmn sie nicht angemessenerweise, sondern in zu geringem Maße ausgefiihrt werden. d) Unter der Versicherung der Gebäude gegen sonstigen Schaden kann nur ein Schaden verstanden sein, der das Gebäude als solches trifft z. B. eine Versicherung der Fensterscheiben oder gegen Frost- und Wasserschaden, dagegen nicht eine Haftpflichtversicherung (KdAbg. StenB. 7, 713; Bek. vom 2. März 1911 § 7). e) Abzugsfähig sind aber die in § 4 Abs. 2 bezeichneten Posten nur, insoweit sie mit dem Haus Zusammenhängen, also nicht der Wasserzins für einen neben dem Haus befindlichen Garten, oder die Auslagen für die Reinigung der Straße neben einem Garten; dagegen macht das Gesetz keinen Unterschied hinsichtlich der Art und der Intensität, mit der daS *) Die Verweisung auf Abs. 1 lit. a will nichts weiter besagen, als daß es sich um die Fälle handelt, in denen die Steuer in Form der Mietsteuer (nicht in Form der Arealsteuer) erhoben wird; s. Abt. D. *) Aus § 29 ergibt sich, daß die nächste Mietsteuerrevision spätestens im dritten Kalender­ jahr nach dem Inkrafttreten der Nov. vom 14. August 1910 (b. i. 1. Januar 1912) in Angriff zu nehmen ist; sie ist von da an von zehn zu zehn Jahren zu wiederholen. Ausnahmsweise kann die Wiederholung schon vorher erfolgen.

Haus benützt wird, es können deshalb nicht nur die Auslagen abgezogen werden, die sich durch einfaches Bewohnen des Hauses (z. B. für Wafferverbrauch, Kehrichtabfuhr) ergeben, sondern auch die Auslagen, die sich durch einen in dem Haus ausgeübten Gewerbebetrieb ergeben. Anders § 7 Abs. 2 der Bek. vom 2. März 1911. f) Aus § 4 Abs. 2 ergibt sich e contrario, daß sonstige Ausgaben für das Mietverhältnis bei Angabe der Miete nicht in Abzug gebracht werden können; also nicht die Ausgaben für Instandsetzung, Instandhaltung, Ver­ waltung und Bewachung der Gebäude oder für Schuldzinsen (Bek. vom 2. März 1911 § 7). g) § 4 Abs. 2 spricht und zwar wieder anders als § 13 und § 11 (s. Anm. 9) von Hausbesitzern. Man darf annehmen, daß hier nur eine un­ sorgfältig redigierte Bestimmung vorliegt, und man tatsächlich mit dem Haus­ besitzer den Vermieter meinte; denn der Hausbesitzer als solcher hat kein Interesse an dem Abzug der Posten. h) In der Miete ist die Entschädigung dann nicht inbegriffen, wenn der Mieter diese Ausgabe zu bestreiten hat. i) Der Abzug nach § 4 Abs. 2 ist zulässig, mag der Mietertrag durch Er­ hebung der Mietzinsen vermieteter Häuser und Hausteile oder durch Ein­ schätzungunvermieteter Häuser und Hausteile festgestellt werden (§ 7 der Bek. vom 2. März 1911). k) Wegen der rechtlichen Bedeutung von unrichtigen Angaben hinsichtlich der Abzüge s. Anm. 3 a. E. 20. a) Die nähere Abgrenzung nach der Richtung, inwieweit hinsicht­ lich der einzelnen Häuser die Mietangabe auszudehnen ist, gibt § 15 des Gesetzes, der bestimmt: § 15: Der Mietenerhebung unterliegen auch alle Nebengebäude und Hausteile, als Keller, Gewölbe, Kramläden, Maga, zine, Stallungen, Remisen, Säle, Speicher, Lager, Werkstätten u. dgl. Sie hat ausgeschieden und nicht im Komplexe mit den Hauptgebäuden zu geschehen, infoferne diese Teile nicht schon in den Wohnungsmieten begriffen sind. b) Art. 15 findet sich schon in der ursprünglichen Fassung des Gesetzes vom 15. August 1828. c) Die Mieten von Räumen, die nicht zum Gebäude gehören, werden, wie die Fassung des § 15 ergibt, bei der Besteuerung in der Form der Mietzinssteuer (§ 4 Abs. 1 lit. a) nicht erfaßt, also insbesondere nicht die von Hofräumen, sollten sie auch mit dem Gebäude vermietet sein (vgl. OLGMSt. 2, 429); dagegen find die Hofräume bei der Steuererhebung in Form der Areal­ steuer in Betracht gezogen (vgl. § 4 Abs. 1 lit. b; KdAbg. 1827/28 Verh. 1, 104). d) Die „Komplexualschätzungen" sollten durch Art. 15 möglichst aus­ geschlossen werden, weil die Nebengebäude manchmal veräußert oder verändert werden (KdAbg. 1827/28 Beil. 10 Nr. 69 S. 45).

21. Zuwiderhandlungen gegen Art. 13 sind höher strafbare Über­ tretungen int Sinne des Art. 5 AG. StPO.; so auch Seißer § 14 Anm. 2 und Breunig § 13 Anm. 5; wegen der sich hieraus ergebenden Folgen s. diesen Artikel.

22. Im Strafverfahren ist auch zu prüfen, ob die Steuer mit Recht in Form der Mietzinssteuer erhoben wurde, und ob nicht die Arealsteuer als Steuerreform zur Anwendung zu kommen hätte; denn nach der Fassung

des § 4 ist keineswegs die Entscheidung irgendwelcher Finanzbehörde als maß­ gebend für diese Frage erklärt, sondern die bezüglichen gesetzlichen Unterscheidungen im einzelnen find bestimmtes gesetzliches Gebot. Ist die Steuer in Form der Arealsteuer zu erheben, so besteht keine Fassionspflicht und es tritt keine Bestrafung ein. Im übrigen vgl. Abt. D. 23. Liegt keine Schuld (weder Vorsatz noch Fahrlässigkeit) vor, so tritt keine Strafe ein; die entgegengesetzte Auffassung würde zur unannehmbaren Kon­ sequenz führen, daß bei Fahrlässigkeit die Strafe auf 5 Mk. ermäßigt werden kann, wenn aber jede Schuld fehlt, auf die höhere Strafe des Abs. 1 erkannt werden muß; man ging auch gelegentlich der Verhandlungen über die Deklaration vom 21. April 1884 davon aus, das nur vorsätzliche und fahrlässige Begehung straf, bar sei (KdAbg. 1883/84 StenB. 2, 612). Unrichtig insoweit OLGMSt. 7, 370?)

24. Die bei einer Reihe der übrigen Steuergesetze zugelassene sog. tätige Reue, d. h. eine Bestimmung des Inhalts, daß bei nachträglicher Berichtigung falscher Angaben bei vorsätzlicher Begehung bloß Ordnungsstrafe und bei fahr­ lässiger Begehung Straffreiheit eintritt, ist bei der Haussteuer nicht zugelassen (KdAbg. 1883/84 StenB. 3, 388; OLGMSt. 2, 429).

25. Die Bestimmung des Abs. 1 Satz 2 des Art. 13 über Entrichtung der Steuer ist keine Strafbestimmung, auf diese Folge ist demnach im gerichtlichen Strafverfahren nicht zu erkennen; sie wird zur Strafbestimmung auch nicht etwa unter der Annahme, daß sie für den Mieter eine Pflicht zur Steuerentrichtung begründe. Letzteres kann aus der Bestimmung nicht ent­ nommen werden.

40. Das Hundeabgabengesetz. (Vom 14. August 1910; in Kraft vom 1. Januar 1912 an)?)

A. Allgemeine Bemerkungen. 1. Übersicht der einzelnen Abschnitte, unter denen das Gesetz er­ läutert ist: A. Allgemeine Bemerkungen; B. Die Abgabenpflicht (die Fälle, in denen die Abgabe zu entrichten ist), Art. 1—5; C. Berechtigung zum Bezug der Abgabe (Abgabenberechtigung), Art. 6, 7 und Art. 11 Abs. 3; D. Höhe der Abgabe, Art. 8—11; E. Fälligkeit und Einhebung der Abgabe, Art. 12; F. Die eigentlichen Strafbestimmungen, Art. 13 und 14; G. Oberpolizeiliche Vorschrift zur Sicherung und Überwachung der Abgabe.

2. Materialien: KdAbg. 1907/08: Beil. 4, 313 (Entw. mit Mot.); GGA. 2, 246 (Verh. im Ausschuß, erste Lesung); GGA. 3, 119 (Berh. im Ausschuß, zweite Lesung); Beil. 8, 355 (Antrag des Ausschusses); Beil. 8, 726 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 10, 203 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 10, 763 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 10, 868 (Fassung des Entw. auf Grund der neuerlichen Be*) Die Schuldfrage-Entscheidungen RGSt 9, 255 und 8, 414 stammen aus der Zeit vor der Dellaration vom 21. April 1884, durch die erst der Abs. 2 beigefügt wurde. !) Das Gesetz ist abgedruckt GBBl. 604.

des § 4 ist keineswegs die Entscheidung irgendwelcher Finanzbehörde als maß­ gebend für diese Frage erklärt, sondern die bezüglichen gesetzlichen Unterscheidungen im einzelnen find bestimmtes gesetzliches Gebot. Ist die Steuer in Form der Arealsteuer zu erheben, so besteht keine Fassionspflicht und es tritt keine Bestrafung ein. Im übrigen vgl. Abt. D. 23. Liegt keine Schuld (weder Vorsatz noch Fahrlässigkeit) vor, so tritt keine Strafe ein; die entgegengesetzte Auffassung würde zur unannehmbaren Kon­ sequenz führen, daß bei Fahrlässigkeit die Strafe auf 5 Mk. ermäßigt werden kann, wenn aber jede Schuld fehlt, auf die höhere Strafe des Abs. 1 erkannt werden muß; man ging auch gelegentlich der Verhandlungen über die Deklaration vom 21. April 1884 davon aus, das nur vorsätzliche und fahrlässige Begehung straf, bar sei (KdAbg. 1883/84 StenB. 2, 612). Unrichtig insoweit OLGMSt. 7, 370?)

24. Die bei einer Reihe der übrigen Steuergesetze zugelassene sog. tätige Reue, d. h. eine Bestimmung des Inhalts, daß bei nachträglicher Berichtigung falscher Angaben bei vorsätzlicher Begehung bloß Ordnungsstrafe und bei fahr­ lässiger Begehung Straffreiheit eintritt, ist bei der Haussteuer nicht zugelassen (KdAbg. 1883/84 StenB. 3, 388; OLGMSt. 2, 429).

25. Die Bestimmung des Abs. 1 Satz 2 des Art. 13 über Entrichtung der Steuer ist keine Strafbestimmung, auf diese Folge ist demnach im gerichtlichen Strafverfahren nicht zu erkennen; sie wird zur Strafbestimmung auch nicht etwa unter der Annahme, daß sie für den Mieter eine Pflicht zur Steuerentrichtung begründe. Letzteres kann aus der Bestimmung nicht ent­ nommen werden.

40. Das Hundeabgabengesetz. (Vom 14. August 1910; in Kraft vom 1. Januar 1912 an)?)

A. Allgemeine Bemerkungen. 1. Übersicht der einzelnen Abschnitte, unter denen das Gesetz er­ läutert ist: A. Allgemeine Bemerkungen; B. Die Abgabenpflicht (die Fälle, in denen die Abgabe zu entrichten ist), Art. 1—5; C. Berechtigung zum Bezug der Abgabe (Abgabenberechtigung), Art. 6, 7 und Art. 11 Abs. 3; D. Höhe der Abgabe, Art. 8—11; E. Fälligkeit und Einhebung der Abgabe, Art. 12; F. Die eigentlichen Strafbestimmungen, Art. 13 und 14; G. Oberpolizeiliche Vorschrift zur Sicherung und Überwachung der Abgabe.

2. Materialien: KdAbg. 1907/08: Beil. 4, 313 (Entw. mit Mot.); GGA. 2, 246 (Verh. im Ausschuß, erste Lesung); GGA. 3, 119 (Berh. im Ausschuß, zweite Lesung); Beil. 8, 355 (Antrag des Ausschusses); Beil. 8, 726 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 10, 203 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 10, 763 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 10, 868 (Fassung des Entw. auf Grund der neuerlichen Be*) Die Schuldfrage-Entscheidungen RGSt 9, 255 und 8, 414 stammen aus der Zeit vor der Dellaration vom 21. April 1884, durch die erst der Abs. 2 beigefügt wurde. !) Das Gesetz ist abgedruckt GBBl. 604.

ratung im Plenum); Beil. 10, 926 (Gesamtbeschluß); StenB. 7, 854 (Verh. im Plenum); StenB. 11, 23 und 706 (Verh. über die Rückäußerung der KdReichsr.). KdReichsr. 1909/10, 35. Landtag: Beil. 4, 14 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 4, 102 (Bericht des Referenten); Beil. 4, 323 (Verh. im Aus­ schuß); Beil. 4, 327 (Feststellung der Beschlüsse der ersten Lesung); Beil. 4, 459 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); Beil. 4, 683 (Faffung des Entw. im Plenum); Beil. 4, 690 (Fassung des Entw. in der KdAbg. auf Grund der neuen Beratung); Beil. 4, 791 (Gesamtbeschluß); StenB. 2, 250 (Verh. im Plenum).

3. Vollzugsbestimmungen: Allgemeine Vollzugsanweisung vom 13. Juni 1911 (GVBl. 909) ;**) Oberpolizeiliche Vorschrift zur Sicherung und Überwachung der Abgabe vom 13. Juli 1911 (GVBl. 907); s. diese unter G. 4. Literatur: Henle, Die bayerischen Gemeindesteuergesetze 1911;") Schelhorn, Das Hundeabgabengesetz in BayGemZ. 1911, 585; Schubert, Die Besteuerung des Haltens von Hunden im Deutschen Reich in Schanz Arch. 1911, 281; Suttner, Das neue bayerische Umlagen- und Hundeabgabengesetz 1912. 5, Das Hundeabgabengesetz ersetzt das Gesetz, die Erhebung einer Gebühr für das Halten von Hunden betr.; vom 2. Juni 1876 (GVBl. 353); geändert durch Ges. vom 31. Januar 1888 (GVBl. 73). 6. Die Hundeabgabe ist keine direkte Staats st euer in dem Sinne des Landtagswahlrechts und der sonstigen Gesetze, die an die Entrichtung „direkter Staatssteuern" Wirkungen knüpfen (Mot. S. 315; GGA. 2, 248). Wegen des Charakters der Steuer im allgemeinen s. Schubert SchanzArch. 1911, 284. 7. Die Verwaltung der Hundeabgabe ist eine eigentliche Gemeinde­ angelegenheit im Sinne der Gemeindeordnungen, da es sich um eine rein gemeindliche Abgabe handelt. Nur soweit gesundheitspolizeiliche Rücksichten herein­ spielen, kommt der sog. übertragene Wirkungskreis der Gemeinden in Frage. Darnach bemißt sich auch die Frage, inwieweit die gemeindlichen Anordnungen im Wege der Staatsaufsicht geändert und ersetzt werden können (Mot. S. 315).

8. Bei Zuwiderhandlungen gegen die Strafbestimmung des Gesetzes können3) die Gemeinden Strafbescheide im Verwaltungswege erlassen; das weitere Verfahren richtet sich nach Art. 86 ff. AG. StPO. (Art. 14 des Gesetzes). B. Die Abgabenpflicht (die Fälle, in denen die Abgabe zu entrichte» ist). Art. 1—5.

Art. 1. Die Hundehaltung unterliegt einer gemeindlichen Jahresabgabe nach Maßgabe dieses Gesetzes.

1. Wie insbesondere Art. 3 ergibt, soll die Abgabe eine Kalenderjahres­ abgabe sein; sie entsteht mit dem Kalenderjahr und knüpft sich an dieses. *) Hier gekürzt als VAnw. *) Zu dem früheren Hundegebührengesetz s. Graf, Das bahr. Gesetz, die Erhebung der Gebühr für das Halten von Hunden betr., 1891. *) Sie können aber auch die Sache sofort dem ordentlichen Verfahren überlassen (GGA. 2, 254; VollzAnw. 8 47).

Art. 2. 1. Abgabenpflichtig ist, wer einen Hund, der über 4 Monate alt ist, im Laufe des Jahres besitzt. 2. Besitzt jemand einen Hund als Nießbraucher, Pfandgläubiger, Mieter, Verwahrer oder in einem ähnlichen Verhältnisse, vermöge dessen er einem anderen gegenüber auf Zeit zum Besitze berechtigt oder verpflichtet ist, so trifft die Abgabenpflicht nur den anderm. 3. Abgabenpflichtige Mitbesitzer sowie mehrere im Laufe des Jahres aufeinanderfolgende abgabenpflichtige Besitzer find Gesamtschuldner der Ab­ gabe. Der einzelne Besttzer haftet jedoch nicht über den Betrag hinaus, der sich nach dem Orte und der Art seiner Hundehaltung berechnet.

1. Da das Hundeabgabengesetz sich auch in sonstigen Bestimmungen an das BGB. anschließt, darf angenommen werden, daß auch die viermonatige Frist des Abs. 1 im Anschluß an die Bestimmungen des BGB. zu berechnen ist. Der Hund ist demnach dann erst vier Monate im Sinne des Gesetzes alt, wenn der Tag des vierten Monates nach seiner Geburt abgelaufen ist, der durch seine Zahl dem Geburtstag entspricht, außer es ist der Hund mit dem Beginn des Tages geboren, dann endet die Frist um einen Tag früher (§ 187 BGB.).') Fehlt einer dieser Tage in dem letzten Monat, so gilt der Hund mit dem Ablauf des letzten Tages des Monats als vier Monate alt (§ 188 BGB.). 2. Unmittelbar aus Abs. 1 ergibt sich folgendes: Keine Abgabenpflicht entsteht, wenn der Hund in den ersten vier Lebensmonaten verendet, oder außerhalb Bayerns gebracht wird; ebenso wird der Besitzer frei, wenn er den Besitz innerhalb dieser Zeit aufgibt z. B. einem andern überträgt (BollzAnw. § 2). 3. Jahr im Sinne des Abs. 1 ist selbstverständlich das Kalenderjahr (GGA. 2, 257).

4. Besitzen im Sinne des Abs. 1 ist im Sinne des BGB. (§ 854) auszu­ legen ; in den Fällen der Besitzdienerschast (§ 855 BGB.) ist deshalb nur der Herr nicht der Besttzdiener abgabenpflichtig; wegen der bestrittenen Frage, inwieweit den gesetzlichen Vertretern z. B. von Minderjährigen oder von juristischen Personen Besitz (Mitbesitz) zusteht, s. Staudinger BGB. § 854 Anm. IV 3; darnach bemißt sich auch die Frage, inwieweit eine Haftung der Vertreter für die Abgabe besteht. 5. Abs. 2 wiederholt wörtlich den § 868 BGB. und umfaßt somit die Fälle des mittelbaren Besitzes; er ist also ganz im Sinne des § 868 BGB. auszulegen. 6. Erwirbt jemand einen Hund, der in einer Gemeinde der 15 Mk. Klasse gehalten wurde, unversteuert in eine Gemeinde der 3Mk. Klasse, so haftet er nur für 3 Mk. (Mot. S. 316); ob er von der früheren höheren Steuerpflicht Kenntnis hat oder nicht, ist, wie die Fassung des Gesetzes ergibt, gleichgültig. *) § 187 Abs. 2 Satz 2 BGB. kann nicht angewendet werden; er bezieht sich nur auf die Berechnung des Lebensalters von Menschen; denn auch das gemeine Recht, dem er ent­ nommen ist, traf die entsprechende Bestimmung nur für Menschen; vgl. wegen des gemeinen Rechts Windscheid Pandekten § 103 Anm. 15.

7. Auch die Worte Gesamtschuldner in Abs.3 sind im Sinne des BGB. auszulegen, obwohl es sich um ein öffentlich rechtliches Verhältnis handelt; denn offensichtlich ist auch dieser Ausdruck dem BGB. entnommen.

8. Maßgebend ist in den Fällen des Abs. 3 nur der Ort (und die Art) der Hundehaltung nicht der Wohnsitz des Besitzers. 9. Stillschweigend ist als weitere Voraussetzung der Abgabepflicht voraus­ gesetzt, daß der Besitz an dem Hund sich in Bayern verwirklicht (s. Abs. 3 Satz 2). Gleichgültig ist die Staatsangehörigkeit des Be­ sitzers, BollzAnw. § 11 Abs. 3. Hunde die nur vorübergehend nach Bayern kommen, ohne daß der Mittelpunkt ihres Daseins nach Bayern ver­ legt wird, sind nicht abgabenpflichtig (Mot. S. 317). Eine Ausnahme enthält Art. 7.

10. Wegen Anwendung des Prinzips des Abs. 3 auf den Fall des Ersatzhundes s. Art. 3 Abs. 2 Satz 2 und Anm. 7 zu Art. 3. Art. 3. 1. Die Pflicht zur Entrichtung der Abgabe entfällt, wenn ihre Voraus­ setzungen erst nach dem 31. Oktober erfüllt werden. 2. Tritt an Stelle eines nachweislich verendeten oder getöteten Hundes, für den die Abgabepflicht bestanden hatte, bei dem gleichen Besitzer ein ErsatzHund, so entsteht für das laufende Jahr keine neue Abgabenpflicht. Geht der Ersatzhund vor dem 1. November auf einen anderen Besitzer über und ist die Abgabe für den verendeten oder getöteten noch nicht entrichtet, so trifft die Pflicht zu deren Entrichtung auch den anderen Besitzer des Ersatz­ hundes.

I. Die Voraussetzungen des Abs. 1 liegen vor, wenn jemand erst im November oder im Dezember Besitzer wird, oder, wenn der Hund erst in diesen Monaten über 4 Monate alt wird, oder wenn der Besitz erst nach dieser Zeit in Bayern ausgeübt wird. 2. Abs. 2 befaßt sich mit dem sog. Ersatzhund. Der Ersatzhund kann auf verschiedene Weise an die Stelle des verendeten oder getöteten Hundes treten: durch Anschaffung, durch Einführung nach Bayern, auch dadurch, daß ein anderer Hund des gleichen Besitzers erst nach dem Verenden oder Töten 4 Monate alt wird (BollzAnw. § 7). Ein Hund ist auch dann ein Ersatzhund, wenn er beim Besitzerwerb noch nicht über vier Monate alt ist, sondern dieses erst später wird.

3. An Stelle eines veräußerten, gestohlenen oder entlaufenen Hundes kann kein Ersatzhund treten. 4. Die Steuerpflicht tritt insbesondere auch dann nicht ein, wenn ein steuerpflichtiger Hund erworben wird, für den die Steuer noch nicht gezahlt wurde; insoweit besteht eine Ausnahme von Art. 2 Abs. 3 Satz 1; selbst­ verständlich bleibt die Steuerpflicht des Borbesttzers bestehen (s. Schelhorn BayGemZ. 1911, 587), jedoch mit der aus Art. 2 Abs. 3 Satz 2 sich ergebenden Maßgabe. Augenscheinlich sollen durch die Einführung des Instituts des „Ersatzhundes" die steuerlichen Vorteile, die durch die Entrichtung der Steuer erworben wurden, auf einen andern Hund übertragen werden dürfen; hieraus ergibt sich, daß eine neue Abgabe auch dann nicht entsteht, wenn der Ersatzhund in einen anderen Besitz übergeht, selbstverständlich vorbehaltlich des Art. 11, daß aber für

einen neuen Hund, der nach Veräußerung oder Verlust des Ersatzhundes erworben wird, die Steuer zu entrichten ist (Mot. S. 316); ver­ endet der Ersatzhund oder wird er getötet, so kann für ihn ein Ersatz­ hund mit der gleichen rechtlichen Stellung, wie der ersetzte erworben werden.

5. Der Ersatzhund ist nur dann ein solcher, wenn er in das gl eiche Besitz­ verhältnis tritt, wie der ersetzte Hund. Ein im Mitbesitz stehender Hund ist nicht geeignet, einem der Besitzer einen Hund zu ersetzen; dagegen entsteht keine Steuerpflicht, wenn die Mitbesitzer den neuen Hund erwerben und ihn dann einem von ihnen zum Alleinbesitz übertragen. 6. Voraussetzung für die Eigenschaft als Ersatzhund ist auch, daß der zu ersetzende Hund „nachweislich" verendete oder getötet wurde; Formvorschriften oder eine Zeitgrenze für die Lieferung des Nachweises bestehen nicht; der Beweis, der dem Steuerpflichtigen obliegt, kann deshalb noch jederzeit geliefert werden, er kann durch alle Beweismittel geliefert werden, und er ist geführt, wenn er geeignet ist, einen verständigen Menschen zu überzeugen. Die Beweispflicht des Steuerpflichtigen besteht auch im Strafverfahren trotz des Offizialprinzipes, denn die Führung des Beweises ist eine Voraussetzung der Steuerpflicht; letztere ist nicht auf die Tatsache abgestellt, daß der andere Hund verendete oder getötet wurde, sondern daß der Nachweis dessen (von dem Steuerpflichtigen) geliefert ist. 7. Die Bestimmung des Abs. 2 Satz 2 ist nur eine Folge des Prinzips des Gesetzes, daß der Ersatzhund durchaus an die Stelle des verendeten oder getöteten Hundes tritt; auch hier muß aber der Grundsatz des Art. 2 Abs. 3 Satz 2 Anwendung finden, d. h. auch für die für den ersetzten Hund geschuldete Ab­ gabe haftet der Nachfolger nur nach dem Ort und der Art seiner Hunde­ haltung (vgl. Schelhorn in BayGemZ. 1911, 587).

Art. 4. Abgabenfrei find: 1. Hunde von Personen, denen von der Staatsregierung nach völkerrechtlichen Grundsätzen die Abgabenfreiheit zugestanden ist, 2. Hunde, die bei öffentlichen Behörden oder an öffentlichen An­ stalten unmittelbar zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben gehalten werden.

1. Die Abgabenfreiheit nach Nr. 1 ist zugestanden: Den Hunden der beim Könige beglaubigten Gesandten, den Hunden der Gesandtschaftsbeamten, den Hunden der Personen, die im Dienste des Gesandten oder der Gesandtschaftsbeamten stehen, soferne diese Personen Ausländer find; VollzAnw. § 11 Abs. 1.

2. öffentliche Behörden und öffentliche Anstalten im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs und deshalb auch hier sind solche des Staates und der Gemeinden (Kreis-, Distrikts-, politische und Ortsgemeinden) (s. KdReichsr. Beil. 4, 325); nicht solche der Kirchen auch nicht solche öffentlicher Stiftungen; öffentliche Aufgaben derselben sind die diesen Rechtssubjekten eigentümlichen Aufgaben, also nicht privatrechtliche Angelegenheiten; unmittelbar dienen den öffentlichen Aufgaben die Hunde nur dann, wenn sie die öffentlichen Aufgaben selbst, nicht privatrechtliche und erst durch deren Förderung die öffentlichen Aufgaben fördern. Es entspricht dieser Begriffsbestimmung, folgende Hundegattungen als abgabenfrei zu bezeichnen. Versuchshunde öffentlicher Anstalten zu Wissenschaftlichen Zwecken, Polizeihunde, Hunde zur Bewachung der Gefängnisse oder ähnlicher

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40. Das Hundeabgabengesetz.

Anstalten, Hunde der öffentlichen Irrenanstalten, Kriegshunde, die Hundemeute der Militärreitschule, die Militärsanitätshunde. Dagegen fallen nicht hierher Hunde zur Bewachung staatlicher Gebäude, die bestimmt sind, die Staatseinnahmen zu erhöhen; also nicht (Mot. S. 317) Hunde in staatlichen Gewerbebetrieben (Brauereien, Bergwerken, dem Weingut in Unterfranken, den staatlichen Mineral­ bädern), die Verkehrsverwaltung wird hierbei in den Steuergesetzen als öffent­ liche nicht als eine privatrechtliche Tätigkeit des Staates angesehen *) (GGA. 2, 258; VollzAnw. § 11).

3. Die Hunde müssen nur bei den Anstalten oder Behörden gehalten werden, sie müssen nicht in deren Besitz stehen. Es ist deshalb abgaben­ frei auch ein Hund, den der Gefängniswärter auf eigene Rechnung hält; ob er einen ausdrücklichen Auftrag hierzu hat oder nicht, ist gleichgültig. Anders GGA. 2, 258 und 259.

4. Das Reich ist von der Abgabe in jedem Fall befreit; § 3 ReichsStG. vom 15. April 1911 (RGBl. 187). 5. Zugunsten des Königs oder der Mitglieder des K. Hauses besteht keine Befreiung.

Art. 5. 1. Die Staatsregierung kann in bezug auf Hunde, die auch einer außerbaherischen Besteuerung unterliegen, Vereinbarungen und Verfügungen treffen, die von den Vorschriften dieses Gesetzes abweichen. 2. Zur Gewährung einer Abgabenminderung oder einer Abgabenbefreiung sind in Fällen solcher Art auch die Gemeinden berechtigt.

1. Durch die Stellung des Art. 5 und insbesondere dadurch, daß er sich auch, gemeinsam mit Art. 1 und 4, unter der Randüberschrift „Abgabenpflicht" findet, ergibt sich, daß er nur Ausnahmen von den Art. 1—4, nicht aber von den sonstigen Bestimmungen des Gesetzes im Auge hat. 2. Aus Abs. 2 ergibt sich auch, daß im allgemeinen das Gesetz auch für die Gemeinden zwingendes Recht enthält. C. Lerechtigung rum Lyug -er Abgabe (Adgadeuberechtigung). Art. 6, 7 und Art. 11 Abs. 3.2)

Art. 6. Abgabenberechtigt ist die Gemeinde, in welcher der Hund nach Er­ reichung des Alters von 4 Monaten im Laufe des Jahres nachweislich zuerst gehalten wird.

1. Gehalten wird, entsprechend dem allgemeinen Sprachgebrauch, der Hund da, wo der Mittelpunkt des Daseins des Hundes ist. Wer in der Stadt wohnt und auf einem Landgut an einem andern Ort einen Hund hat, ist an letzterem abgabenpflichtig. Der Sommerfrischeort, an den der Hund mitgenommen wird, wird nicht zum Ort der Haltung des Hundes (Mot. S. 317); ebensowenig der Ort, an den der Hund regelmäßig zur Jagd von einem andern Ort aus mit­ genommen wird. *) Vgl. Art. 1 Abs. 2 Nr. 3 des Gewerbesteuergesetzes. ') Art. 11 Abs. 3 s. Abt. D.

2. Wird der Hund gleichzeitig an mehreren Orten gehalten, ohne daß ein Ort als der zeitlich frühere in Betracht kommt, so tritt die Abgabe­ pflicht für jede Gemeinde anteilsweise ein, also für jede zu 1/a oder 1/s usw.; find die Abgaben in den Gemeinden verschieden hoch, so berechnen stch Anteile von verschiedener Höhe.

3. 4.

Wegen Berechnung des Alters von vier Monaten s. Art. 2 Anm. 1. Wegen des Begriffs nachweislich s. Art. 3 Anm. 6.

Art. 7. 1. Für Hunde, die ein umherziehender Gewerbetreibender mit fich führt, gilt dessen Wohnsitz als Haltungsort. 2. Hat der umherziehende Gewerbetreibende in Bayern keinen Wohnsitz, so gilt als Ort der Hundehaltung der Ort, in dem der Gewerbebetrieb in Bayern nach Eintritt der Abgabenpflicht im Laufe des Jahres zuerst aus­ geübt wird.

1. Art. 7 enthält in zweifacher Richtung eine Sonderbestim­ mung hinsichtlich des Gewerbebetriebs im Umherziehen. Die Hunde sind schlecht­ hin abgabenpflichtig, ohne Rücksicht darauf, ob sie in Bayern gehalten werden, auch wenn sie nur vorübergehend nach Bayern kommen (s. Art. 2 Anm. 9); die Abgabepflicht tritt auch, wenn sie in Bayern gehalten werden, nicht am Ort des Haltens, sondern nach den Sonderbestimmungen des Art. 7 ein. 2. Gewerbebetrieb im Umherziehen ist, da anzunehmen ist, daß zwischen den bayerischen Steuergesetzen ein innerer Zusammenhang besteht, im Sinne des Haufiersteuergesetzes, nicht der GewO, auszulegen, so daß also, wer der letzteren Steuer unterliegt, auch unter Art. 7 fällt; auch die Mot. (S. 317) gehen von einem inneren Zusammenhang des Art. 7 mit der Pflicht zur Entrichtung der Hausiersteuer aus. Auch der Wand er lagerbetrieb fällt unter den Gewerbebetrieb im Umherziehen. 3. Keine Anwendung findet Art. 3, wie dessen Fassung ergibt, auf Hunde eines „umherziehenden Gewerbetreibenden", die dieser nicht mit sich führt, und auf Hunde, die jemand mit sich führt, der kein Gewerbe im Umher­ ziehen betreibt, auch nicht auf Gehilfen und Begleiter des Gewerbe­ treibenden.

4. Unter Wohnsitz im Sinne des Abs. 1 ist nur ein Wohnsitz in Bayern zu verstehen; s. Abs. 2. Der Begriff Wohnsitz ist, wie eine Reihe anderer Be­ griffe des Gesetzes dem bürgerlichen Recht entnommen und demnach nach diesem auszulegen. A. A. Henle S. 282, der die Begriffsbestimmung des Doppelsteuer­ gesetzes für maßgebend erklärt. 5. Keine Ausnahme enthält Art. 7 von Art. 2, abgabenpflichtig ist also auch hier nur der Besitzer, nicht wer den Hund mit sich führt.

6. Der Ort der Ermittlung der Steuerpflicht ist für die Steuer­ pflicht gleichgültig (GGA. 2, 260). 7. Maßgebend ist der Ort der ersten Ausübung, nicht die Gemeinde der ersten Ausübung; fällt also die erste Ausübung in einen ausmärkischen Bezirk, so tritt keine Steuerpflicht ein (s. Art. 8).

8. Eine Einschränkung hinsichtlich der Anwendung des Abs. 2 enthält Art. 8 Abs. 4.

0. Die Höhe der Abgabe. Art. 8—11.

Art. 8. 1. Die Abgabe beträgt: in Gemeinden mit mehr als 15000 Einwohnern 15 Mk., in Gemeinden mit 1501 bis 15000 Einwohnern 9 Mk., in Gemeinden mit 301 bis 1500 Einwohnern 6 Mk., in Gemeinden mit 300 oder weniger Einwohnern 3 Mk. 2. Ohne Rücksicht auf die Einwohnerzahl der Gemeinde beträgt die Abgabe 3 Mk. 1. für Hunde, die in Einöden oder Weilern gehalten werden, 2. für Schäferhunde, die während des größeren Teiles des Jahres in Pferchen gehalten werden, 3. für Hunde, die von Forstschutzbeamten ausschließlich oder vor­ wiegend zu Zwecken des Forstschutzes gehalten werden. Hält ein Forstschutzbeamter mehrere Hunde, so gilt diese Vorschrift nur für einen davon. 3. Für die Berechnung der Abgabe nach Abs. 1 wird die Einwohner­ zahl der Einöden und Weiler (Abs. 2) von der Gesamteinwohnerzahl der Gemeinde in Abzug gebracht. 4. Die Vorschriften der Abs. 2, 3 finden im Falle des Art. 7 Abs. 2 keine Anwendung.

1. Abs. 2 Beil. 10, 203).

erhielt seine jetzige Fassung in der KdReichsr. (KdAbg.

2. Für ausmärkische Bezirke ist keine Abgabe der Höhe nach bestimmt, es tritt deshalb auch keine Abgabenpflicht ein; die Abgabe ist ja auch eine ge­ meindliche Abgabe. 3. Maßgebend für die Zählung der Einwohnerzahl ist lediglich das tat­ sächliche Verhältnis; es hätte einer ausdrücklichen gesetzlichen Bestimmung *) bedurft, wenn die allgemeine Volkszählung mit formeller Bindung maßgebend sein sollte; doch wird ihr Ergebnis in der Regel auch den Beweis der tatsächlichen Einwohnerzahl liefern. Anders VollzAnw. § 22. Einwohner ist nur, wer in dem Orte wohnt; es genügt weder vorübergehender Aufenthalt, noch ist ein Wohnsitz erforderlich.

4. 5.

Wegen der Begriffe Einöde und Weiler s. Art. 9. Geht der Hund während des Nachts in die Ortschaft zurück, so wird er nicht im Pferch gehalten (GGA. 2, 270). Mit dem Halten in Pferchen ist augenscheinlich das Halten bei Pferchen gemeint; davon geht auch die VollzAnw. § 24 aus. 6. Unter Abs. 2 Nr. 3 fallen auch Forstschutzbeamte Privater,^) das Gesetz unterscheidet nicht; dem Gesetz fehlt auch jede Bezugnahme auf die Forstgesetze; es brauchen deshalb nicht Forstschutzbeamte im Sinne der letzteren zu sein; es ist insbesondere keine amtliche Verpflichtung notwendig. *) Vgl. z. B. für die rechtsrh. GemO. deren Art. 203 und hierzu BayBGH. 1912, 27. ’) Die Hunde der Forstschutzbeamten wurden in der KdReichsr. eingefügt (KdReichsr. Beil. 4, 324).

7. Nicht anwendbar find nach Abs. 4 die Vorschriften der Abs. 2, 3 nur im Falle des Abs. 2 des Art. 7, nicht im Falle des Abs. 1. Die Erleichterungen der Abs. 2 und 3 treten also dann ein, wenn der Wohnsitz dessen, der Gewerbe im Umherziehen betreibt, eine Einöde oder ein Weiler ist. In den Fällen des Art. 7 Abs. 2 wird die Steuer zufolge des Abs. 4 gerade so erhoben, wie wenn Art. 8 die Abs. 2 und 3 nicht enthielte.

Art. 9. 1. Als Einöde (Art. 8 Abs. 2) gilt ein Anwesen, das nicht mehr als 300 Einwohner zählt und dessen Wohngebäude mehr als 100 m von jedem anderen Wohngebäude entfernt find. 2. Als Weiler (Art. 8 Abs. 2) gilt eine Mehrzahl benachbarter Anwesen, die zusammen nicht mehr als 300 Einwohner zählen und deren Wohngebäude mehr als 100 m von jedem anderen Wohngebäude entfernt find.

1. Unter einem Anwesen**) versteht man ein Gebäude oder eine Mehrzahl ein einheitliches privatwirtschaftliches Ganzes bildender Gebäude, die dazu bestimmt und angelegt sind, zur dauernden Niederlassung von Menschen zu dienen; mit den Gebäuden können auch andere nicht bebaute Grundstücke verbunden sein (vgl. auch Art. 19 GrundentlG. Anm. 1); daß das Anwesen auch bewohnt ist, ist nach dem Sprachgebrauch nicht notwendig. Ebenso sind nach dem Sprach­ gebrauch Wohngebäude solche Gebäude, die zur dauernden Wohnung von Menschen bestimmt und angelegt sind, ob sie tatsächlich bewohnt find, ist gleich­ gültig; a. A. Menner in BayGemZ. 1912, 309. Ein Schiff oder ein Wohn­ wagen und ähnliches können nicht als ein Anwesen angesehen werden; a. A. Henle S. 290 Anm. d. Als ein Anwesen mit größerer Einwohnerzahl kommt z. B. eine Irrenanstalt in Betracht. 2. Auch hier ist für die Einwohnerzahl nicht die letzte Volks­ zählung, sondern der tatsächliche Zustand maßgebend; s. Art. 8 Anm. 3; s. ebendort wegen des Begriffs Einwohner.

3. Die Entfernung von 100 m soll „nach dem nächsten Fahr- oder Fußweg zwischen den Haustüren der betreffenden Wohngebäude" berechnet werden (Erklärung des Ministers GGA. 2, 270; ferner KdReichsr. StenB. 2, 251; BollzAnw. § 30).2) Einen Ausdruck im Gesetze hat diese durch den sonstigen Sprachgebrauch nicht gedeckte Auffassung nicht gefunden; eine Einöde liegt deshalb nur vor, wenn jeder Punkt jedes Wohngebäudes des Anwesens mehr als 100 m in der Luftlinie von jedem Punkt jedes anderen Wohngebäudes entfernt ist. Ent­ sprechend ist die Berechnung bei den Weilern. Außerbayerische Wohn­ gebäude müssen dem Charakter des Gesetzes entsprechend, das nur für Bayern gilt, als nicht bestehend gelten; gegen die Landesgrenze ist also immer eine größere Entfernung als 100 m vorhanden. 4. Ob eine Niederlassung sonst im amtlichen Verkehr als Einöde oder Weiler bezeichnet wird, ist selbstverständlich für die Anwendung des Gesetzes belanglos. *) Nach Grimm ist Anwesen gleich Hauswesen, Grundbesitz, Grundstück; nach Weigand Wörterbuch gleich unbewegliches Besitztum. *) Die Anschauung beruht auf BayBGH. 24, 7; auch die in dieser E. hierfür gegebene Begründung ist nicht überzeugend.

Art. 10. 1. Die im Art. 8 bezeichneten Abgabensätze können durch Beschluß der Gemeindeverwaltung mit staatsaufstchtlicher Genehmigung erhöht, die Er­ höhung kann auf gleichem Wege unter Festsetzung entsprechender Merkmale abgestuft werden. 2. Der Beschluß bedarf in Gemeinden mit städtischer Verfassung der Zustimmung der Gemeindebevollmächtigten, in Landgemeinden rechts des Rheins der Zustimmung der Gemeindeversammlung. 3. Auf die Beratungen und Beschlußfassungen (Abs. 1, 2) finden die Vorschriften beider Gemeindeordnungen über die Ausschließung der mit Privatinteressen beteiligten Personen keine Anwendung.

1. Gemeindeverwaltung ist in Gemeinden mit städtischer Verfassung der Magistrat, in Landgemeinden rechts des Rheins der Gemeindeausschuß, in Landgemeinden der Pfalz der Gemeinderat. 2. Als Gesichtspunkte, nach denen die Abstufung erfolgt, hat das Gesetz im Auge z. B. die Art, den Wert und das Geschlecht der Hunde, die Art und Weise ihrer Benützung, die Anzahl der Hunde eines Besitzers, den Beruf uud die Steuerkraft des Besitzers, die Lage und die Beschaffenheit der Wohnung (Mot. S. 315). 3. Die Abstufung kann nur unter Festsetzung entsprechender Merk­ male erfolgen; entsprechende Merkmale sind nur solche, die mit den Zwecken des Gesetzes und mit den Grundsätzen einer verständigen Handhabung des Besteuerungs­ rechts vereinbar sind (s. auch VollzAnw. § 32 Abs. 3); willkürliche, einzelne aus persönlichen Gründen zu berücksichtigende Erhöhungen sind deshalb, sollten sie auch die aufsichtliche Genehmigung gefunden haben, wirkungslos. Die Ansicht der Aufsichtsbehörde ist nicht allein maßgebend.

4. Grundsätzlich ist auch eine Erhöhung für die in Art. 8 Abs. 2 bezeichneten Hunde und zwar auch für diese allein nicht ausgeschloffen (GGA. 2, 264). 5. Zufolge Abs. 4 dürfen auch die Hundebesitzer an der Beratung und Abstimmung teilnehmen. VollzAnw. § 31 Abs. 3. 6. Weitere Bedingungen als die des Art. 10 bestehen für die Erhöhung oder Abstufung nicht; es ist insbesondere eine Veröffentlichung nicht notwendig; letztere schreibt § 23 Abs. 4 VollzAnw. als Sollvorschrift vor. Vgl. hierzu Henle S. 293 Anm. c; anders nach dem Standpunkt des BayBGH. s. z. B. 23, 102. 7. Es ist selbstverständlich, daß eine erfolgte Erhöhung ganz oder teilweise wieder beseitigt werden kann; eine staatsaufstchtliche Ge­ nehmigung ist hierzu nicht notwendig, denn das Gesetz schreibt sie nicht vor (GGA. 2, 264). Ob die staatsaufsichtliche Genehmigung (einseitig) widerruflich ist, hängt von ihrem Inhalt ab; ist sie unbeschränkt erteilt, so ist sie unwiderruflich. 8. Für die zeitliche Wirksamkeit der Anordnungen nach Art. 10 gilt Art. 11.

Art. 11. 1. Tritt „vor dem 1. November im Orte oder in der Art der Hunde­ haltung eine Änderung ein, aus der sich eine Erhöhung des Abgabensatzes ergibt, so ist für das laufende Jahr der entsprechende Mehrbetrag zu entrichten.

2. Verpflichtet zur Entrichtung des. Mehrbetrags ist, wer den Hund im Laufe des Jahres nach Eintritt der Änderung besitzt. Die Vorschäften der Art. 2 Abs. 2, 3, Art. 3 Abs. 1 finden entsprechmde Anwendung. 3. Berechtigt zur Erhebung des Mehrbetrags ist die Gemeinde, in welcher der Hund nach Eintritt der Änderung im Laufe des Jahres nach­ weislich zuerst gehalten wird.

1. Unter Art. 11 fallen insbesondere auch die Fälle, daß ein umher­ ziehender Gewerbetreibender aufhört, umherzuziehen oder den Hund mit sich zu führen, ferner die Fälle, in denen eine Einöde diese Eigenschaft verliert, oder ein Schäferhund anderweit verwendet wird (Mot. S. 318). Auch der Fall der Eingemeindung von Orten fällt hierher. 2. Änderungen, die eine Minderung der Abgabe herbeiführten, kommen nicht in Betracht, auch wenn sie vor dem 1. November eintreten. 3« Auch für Art. 11 gelten der Ersatzhund und der ersetzte Hund als einer; VollzAnw. § 34 Abs. 3. ' 4.

Wegen des Begriffs nachweislich s. Art. 3 Sinnt. 6.

E.

Fälligkeit und Entrichtung -er Abgabe.

Art. 12. 1. Die Abgabe wird am 1. Januar, bei späterer Entstehung des Schuld­ verhältnisses am Tage der Entstehung fällig. 2. Den Zeitpunkt der Entrichtung bestimmt die Gemeindeverwaltung. 3. Die Einhebung der Abgabe erfolgt durch die Gemeinden. Die Staatsregierung ist ermächtigt, hierüber nähere Anweisungen zu erteilen.

1. Eine spätere Entstehung des Schuldverhältnisses liegt vor, wenn der Hund erst später über 4 Monate alt oder in Bayern eingeführt wird, sowie in den Fällen des Art. 11. Die Bestimmung des Art. 3 Abs. 1 bleibt selbstverständlich Vorbehalten.

2. Die in Abs. 3 vorgesehenen Anweisungen sind in § 40 der VollzAnw. enthalten; sie find strafrechtlich nicht erheblich. F. Die eigentliche Strafbestimmung.

Art. 13. Zur Sicherung und Überwachung der Abgabe können oberpolizeiliche und ortspolizeiliche Vorschriften erlassen werden. In den Vorschriften kann die rechtswidrige Gefährdung der Abgabe mit Geldstrafe bis zu 18 Mk., die rechtswidrige Entziehung oder Verkürzung mit Geldstrafe bis zum Zehnfachen, im Rückfalle bis zum Zwanzigfachen des entzogenen Betrags bedroht werden.

1. Die oberpolizeilichen Vorschriften sind im Anschluß an das Gesetz unter G abgedruckt.

2. Art. 13 ist augenscheinlich dem Art. 41 Abs. 3 GemO., mit dem er auch innerlich verwandt ist, nachgebildet; es findet das dort in Anm. 4 hinsichtlich der Begriffe Hinterziehung und Gefährdung; in Anm. 5 hinsichtlich fälschlicherBedrohung einer Kontrollvorschrift mit der Hinterz iehungsSchiedermalr, Nebengesetze. 50

strafe; in Sinnt. 6 hinsichtlich der Jdealkonkurrenz zwischen Hinter­ ziehung oder Verkürzung und Gefährdung; in Sinnt. 8 hinsichtlich der Zulässigkeit von Verkehrsverboten; in Sinnt. 10 hinsichtlich der Bestrafung fahrlässiger Zuwiderhandlungen')^; in Sinnt. 11 hinsichtlich der Beur­ teilung des Irrtums über die Abgabenpflicht Bemerkte entsprechend An­ wendung. Dagegen gelten hinsichtlich der Eigenschaft der Zuwiderhand ­ lungen als Vergehen oder Übertretung die allgemeinen Grundsätze, s. hinsichtlich der Hinterziehungen und Verkürzungen Allgem. Teil Nr. 3a; auch die Höchstgrenze des Art. 5 Abs. 4 AG. StPO, für die Strafe entfällt hier.

3. Aus der Fassung des Abs. 2 ergibt sich, daß Zuwiderhandlungen gegen die polizeilichen Vorschriften, welche nicht zugleich eine Gefährdung,Entziehung oder Verkürzung der Abgabe enthalten, nicht strafbar sind. 4. Im Wege der polizeilichen Vorschriften ist auch die bisher im Gesetze geregelte Anmeldepflicht zur Sicherung der Abgabenerhebung zu regeln. Die Anmeldepflicht kann aber nur int Interesse der Sicherung und der Überwachung der Abgabe nicht mehr wie bisher aus gesundheitspolizeilichen Rücksichten angeordnet werden; es ergibt sich dies aus der Fassung des Slrt. 13 (Mot. zu Art. 2 S. 316); die Einhaltung dieser Grenzen ist selbstverständlich auch im Strafverfahren zu prüfen. 5. Hinsichtlich der Erfordernisse des Rückfalls gilt das bei Art. 44 Sinnt. 3 ArmenG. Bemerkte; da Entziehungen und Verkürzungen sachlich voll­ ständig gleich sind, ist auch die Bestrafung wegen Entziehung geeignet, den Rück­ fall wegen Verkürzung zu begründen und umgekehrt. 6« Die nach Art. 13 erkannten Geldstrafen fließen in die Kasse der Gemeinde, deren Abgabe durch die strafbare Handlung gefährdet wird. Gefährdet eine strafbare Handlung die Abgaben mehrerer Gemeinden, so bemessen sich deren Anteile an der Geldstrafe nach dem Verhältnisse der gefährdeten Beträge (Art. 15 des Ges.). 7. Nach Art. 19 Abs. 2 des Gesetzes erfolgt die Verfolgung der nach dem bisherigen Hundegebührengesetz vom 2. Juni 1876/31. Januar 1888 Art. 7 Abs. 2 strafbaren Handlungen, trotzdem dieses Gesetz am 1. Januar 1912 außer Kraft getreten ist, nach den bisherigen Vorschriften. Diese Bestimmung ist eine Ausnahme von dem Grundsatz des § 2 StGB., doch dürfte an ihrer Gültigkeit kein Zweifel bestehen; vgl. EG. StGB. § 2 Sinnt. 8.

8. Eine weitere hier einschlägige Strafbestimmung ist der Art.83 Abs. 1 Nr. 1 PStGB., der bestimmt: An Geld bis zu fünfzehn Mark wird gestraft: 1. wer Hunde der durch ober- oder ortspolizeiliche Vorschrift ange­ ordneten und öffentlich bekannt gemachten Visitation entzieht oder nicht rechtzeitig unterstellt oder die ober- oder ortspolizeilich vorgeschriebenen Zeichen fiir dieselben nicht löst; 2.................... a) Ob zwischen Zuwiderhandlungen gegen Art. 13 HundeabgabenG. und solchen gegen Art. 83 Abs. 1 Nr. 1 PStGB. Ideal- oder Realkonkurrenz besteht, bemißt sich nach der konkreten Gestaltung der Zuwiderhandlung; schlecht­ hin Realkonkurrenz nimmt an ObLGMSt. 7, 312. *) Nach dem Inhalt der Oberpolizeilichen Vorschriften vom 13. Juli 1911 ist anzunehmen, daß fahrlässige Zuwiderhandlungen hiergegen schlechthin strafbar sein sollen. *) Für das frühere Recht bedürfte eS keiner Schuld nach OLGMSt. 4, 337.

Art. 13 und 14. — Oberpolizeiliche Vorschriften.

§§ 1 und 2.

787

b) Die nach § 40 der BollzAnw. zu lösenden Hundezeichen fallen nicht unter die Strafbestimmung des Art. 83 Abs. 1 Nr. 1; denn erstere dienen lediglich steuerlichen Zwecken, während Art. 83 Abs. 1 Nr. 1 sanitäre Zwecke ver­ folgt und darnach dieser dienende Hundezeichen im Auge hat.

Art. 14. 1. Die Zuständigkeit und das Verfahren bei strafbaren Zuwiderhand­ lungen gegen die polizeilichen Vorschriften (Art. 13) richten sich nach den Bestimmungen des Reichs-Gerichtsverfassungsgesetzes und der Reichs-StrafProzeßordnung. 2. Die Gemeindeverwaltungen find berechtigt, Strafbescheide im Ver­ waltungswege zu erlassen; auf das Verfahren hierbei finden die Vorschriften der Art. 86, 87 Abs. 1, 88 Abs. 1, 89 Abs. 1 bis 3 und 5, 90, 91, 92 Abs. 2 des Gesetzes vom 18. August 1879 zur Ausführung der Reichs-Strafprozeßordnung entsprechende Anwendung.

1. Zu Art. 14 vgl. §§ 4 7 und 48 VollzAnw.; sie sind straftechtlich nicht erheblich. 2. Über die Verpflichtung zur Nachzahlung der Gebühren ist im Strafverfahren nicht zu erkennen (ObLGMSt. 7, 312).

G.

Oderpolfteiliche Vorschrift zur Sicherung und Überwachung der Hnndeabgabe. Vom 13. Juni 1911 (GBBl. 907).*)

Auf Grund des Hundeabgabengesetzes vom 14. August 1910 Art. 13 (GBBl. S. 604) wird folgende oberpolizeiliche Vorschrift erlassen: § 1. 1. Wer einen Hund besitzt und dafür abgabenpflichtig ist, hat den Hund bei der Gemeindeverwaltung des Haltungsorts anzumelden. 2. Die Anmeldung ist alljährlich zu wiederholen, so lange die Abgaben­ pflicht besteht. 3. Der Erwerber eines Hundes ist vorbehaltlich des tz 2 für das lauftnde Jahr nur dann anmeldepflichtig, wenn die Abgabe noch nicht entrichtet ist. 1. Wegen der Begriffe besitzen und abgabepflichtig s. Art. 1 des Gesetzes und die Bemerkungen hierzu; wegen des Begriffes halten Art. 6 und die Bemerkungen hierzu; wird der Hund an mehreren Orten gehalten, so ist er an allen anzumelden. 2. Persönliche Anmeldung ist nicht gefordert; es genügt also auch Anmeldung durch einen Vertreter.

§ 2. 1. Tritt vor dem 1. November an Stelle eines nachweislich verendeten oder getöteten steuerbaren Hundes bei dem gleichen Besitzer ein Ersatzhund, so ist dies bei der Gemeindeverwaltung des Haltungsorts besonders anzumelden. 2. DaS Gleiche gilt, wenn vor dem 1. November im Orte oder in der Art der Hundehaltung eine Änderung eintritt, aus der sich eine Erhöhung des Ab­ gabensatzes ergibt. Betrifft die Änderung den Ort der Hundehaltung, so ist die Anmeldung bei der Gemeindeverwaltung des neuen Haltungsorts zu erstatten. *) Erläuternde Bemerkungen hierzu enthält § 43 BollzAnw.

788

40. Das Hundeabgabengesetz.

3. Die Anmeldepflicht trifft im Falle des Abs. 1 den abgabepflichtigen Besitzer, im Falle des Abs. 2 den Schuldner des Abgaben-Mehrbetrages. Wegen der Worte nachweislich verendet oder getötet s. Art. 3 und die Be­ merkungen hierzu; wegen des Haltungsortes s. Art. 6 und die Bemerkungen hierzu; wegen der Änderung im Orte und in der Art der Hundehaltung s. Art. 11 und die Bemerkungen hierzu; zu Abs. 3 s. wegen des abgabepflichtigen Besitzers Art. 1, und wegen des Schuldners des Mehrbetrags Art. 11 Abs. 2.

§ 31. Besteht die Anmeldepflicht (§§ 1, 2) schon vor der ersten regelmäßigen Hundeuntersuchung, die im Laufe des Jahres auf Grund des Polizeistrafgesetzbuchs (Art. 83 Abs. 1 Ziff. 1) für den Haltungsort stattfindet, so hat die Anmeldung spätestens bei dieser Untersuchung zu geschehen. 2. Andernfalls ist die Anmeldung binnen zwei Wochen nach der Entstehung der Anmeldepflicht zu erstatten. 1. Die Anmeldepflicht, die einmal eingetreten ist, geht nicht dadurch unter, daß der Besitz aufhört, auch dann nicht, wenn im Falle des Abs. 2 der Besitz vor Ablauf der Anmeldepflicht endet; es ergibt sich das aus der Fassung des § 3 (a. A. OLGMSt. 4, 213); aber sie entsteht von da an nicht immer wieder neu und es beginnt deshalb von da an die Verjährung zu laufen.

§ 4. 1. Bei der Anmeldung muß der Hund durch eine erwachsene Person an der Leine vorgeführt werden. Ist der Hund bissig, so muß er dabei mit einem wohlbefestigten, das Beißen verhindernden Maulkorbe versehen sein. 2. Bei der Anmeldung ist alles Erforderliche wahrheitsgetreu anzugeben. Auch ist die letzte Abgabenquittung mitzubringen. 1. Erwachsen ist jeder, dessen geistige und körperliche Entwicklung soweit vorgeschritten ist, daß er im Verkehr selbständig auftreten kann; es wird bei jungen Leuten, die im geschäft­ lichen Leben stehen, ein Alter von 15 bis 16 Jahren im Regelfall genügen; erwachsen ist auch der, der infolge besonderer Umstände die normale Entwicklung, die er nach seinem Alter an sich haben müßte, nicht hat, z. B. ein Geisteskranker. 2. Anzugeben ist nicht alles, was gefordert wird, sondern nur das Erforderliche, das sind nach dem Zwecke der Oberpolizeilichen Vorschriften alle Umstände, die für die Sicherung und Erhebung der Steuer notwendig sind; zur Angabe bloß wünschenswerter Umstände besteht keine Rechtspflicht. 3. Auch die in § 4 bezeichneten Pflichten treffen nur den Hundebesitzer (§ 1 Abs. 1 und § 2 Abs. 3); denn sie sind nur eine Ausgestaltung der Abgabenpflicht; derjenige, der den Hund vorführt, macht sich durch Nichtbeachtung des § 4 nicht strafbar. Der Pflichtige wird seiner Pflicht auch dadurch ledig, daß sie ein anderer für ihn erfüllt.

§ 5. 1. Jeder steuerbare Hund muß fortwährend mit dem für ihn erteilten gültigen Hundezeichen versehen sein. 2. Die Gültigkeit des Hundezeichens erlischt mit dem Ablauf deS Tages nach der Erteilung eines neuen Zeichens. Ist die Erteilung eines neuen Zeichms wegen Nichtentrichtung der neuen Abgabe unterblieben, so erlischt die Gültigkeit des älteren Zeichens mit Ablauf der Anmeldefrist (§ 3). 1. Neben der Quittung für die Abgabe wird von der Gemeinde ein „Hundezeichen" erteilt, das den Wgabensatz, die Jahreszahl und die Stücknummer trägt; bei Anmeldung eines Ersatzhundes wird bestimmt, daß das frühere Zeichen nun für den Ersatzhund gelte, oder

es wird ein neues Zeichen erteilt; bei Abgabenerhöhung wird ein neues Zeichen erteilt; des­ gleichen bei Verlust des Zeichens; f. § 40 BollzAnw., die auch Vorschriften über die Herstellung und Beschaffenheit der Zeichen enthält.

§ 6.

Der Gemeindeverwaltung und ihren Beauftragten sowie den Polizeibeamten ist auf Erfordern das Hundezeichen sowie die Abgabenquittung vorzuzeigen. 1. Die Vorzeigepflicht kann nur dem obliegen, dem auch die Steuerpflicht obliegt; denn sie dient den Zwecken der Steuererhebung; es kann also nicht ein beliebiger Dritter, auch nicht das Personal des Steuerpflichtigen in Anspruch genommen werden.

§ 7. Im Falle des § 2 Abs. 2 (Abgabenerhöhung bei Änderung der Hunde« Haltung) ist bei Erteilung des neuen Hundezeichens das ältere an die Gemeinde­ verwaltung abzuliefern.

§ 81. Zuwiderhandlungen gegen die §§ 1 bis 7, die eine rechtswidrige Ge­ fährdung der Hundeabgabe enthalten, werden an Geld bis zu 18 Mk. bestraft. 2. Zuwiderhandlungen, die eine rechtswidrige Entziehung oder Verkürzung der Hundeabgabe enthalten, werden an Geld bis zum Zehnfachen, im Rückfalle bis zum Zwanzigfachen des entzogenen Betrags bestraft. 1. § 8 hat infoferne gegenüber Art. 13 des Gesetzes rechtlicheBedeutung, als durch letzteren, abweichend von der sonstigen Gepflogenheit, auch die Bestimmung der Strafhöhe dem Verwaltungsweg überlassen ist.

§ 9. 1. Diese oberpolizeiliche Vorschrift gilt für ganz Bayern. Sie tritt am 1. Januar 1912 in Kraft. 2. Die Regierungen, Kammern des Innern, und die Gemeindeverwaltungen können zur Sicherung und Überwachung der Hundeabgabe weitergehende ober­ polizeiliche und ortspolizeiliche Vorschriften erlassen.

41. Kapitalrentensteuergesetz. (Vom 14. August 1910, in Kraft ab 1. Januar 1912, bezüglich der Vorschriften über die Durch­ führung der Steuerveranlagung ab 19. August 1910). *)

A. Allgemeine Semerkungen.

1. Übersicht der behandelten Gebiete des Gesetzes: A. All­ gemeine Bemerkungen. B. Der Geltungsbereich des Gesetzes. C. Der Veranlagungs­ maßstab. D. Steuertarif und Steuerermäßigungen. E. Veranlagungsperioden, Steuer­ änderungen, Steuerzugänge, Wohnortswechsel der Steuerpflichtigen. F. Die eigent­ lichen Strafbestimmungen.

2. Die eigentliche Strafbestimmung enthält der Art. 21 des Ge­ setzes; zu seinem Verständnis war die Behandlung folgender weiterer Artikel *) Das Gesetz ist abgedruckt GBBl. 549; hinsichtlich des Inkrafttretens f. Art. 1 EG. vom 14. August 1910; s. dieses beim EinkStG.

es wird ein neues Zeichen erteilt; bei Abgabenerhöhung wird ein neues Zeichen erteilt; des­ gleichen bei Verlust des Zeichens; f. § 40 BollzAnw., die auch Vorschriften über die Herstellung und Beschaffenheit der Zeichen enthält.

§ 6.

Der Gemeindeverwaltung und ihren Beauftragten sowie den Polizeibeamten ist auf Erfordern das Hundezeichen sowie die Abgabenquittung vorzuzeigen. 1. Die Vorzeigepflicht kann nur dem obliegen, dem auch die Steuerpflicht obliegt; denn sie dient den Zwecken der Steuererhebung; es kann also nicht ein beliebiger Dritter, auch nicht das Personal des Steuerpflichtigen in Anspruch genommen werden.

§ 7. Im Falle des § 2 Abs. 2 (Abgabenerhöhung bei Änderung der Hunde« Haltung) ist bei Erteilung des neuen Hundezeichens das ältere an die Gemeinde­ verwaltung abzuliefern.

§ 81. Zuwiderhandlungen gegen die §§ 1 bis 7, die eine rechtswidrige Ge­ fährdung der Hundeabgabe enthalten, werden an Geld bis zu 18 Mk. bestraft. 2. Zuwiderhandlungen, die eine rechtswidrige Entziehung oder Verkürzung der Hundeabgabe enthalten, werden an Geld bis zum Zehnfachen, im Rückfalle bis zum Zwanzigfachen des entzogenen Betrags bestraft. 1. § 8 hat infoferne gegenüber Art. 13 des Gesetzes rechtlicheBedeutung, als durch letzteren, abweichend von der sonstigen Gepflogenheit, auch die Bestimmung der Strafhöhe dem Verwaltungsweg überlassen ist.

§ 9. 1. Diese oberpolizeiliche Vorschrift gilt für ganz Bayern. Sie tritt am 1. Januar 1912 in Kraft. 2. Die Regierungen, Kammern des Innern, und die Gemeindeverwaltungen können zur Sicherung und Überwachung der Hundeabgabe weitergehende ober­ polizeiliche und ortspolizeiliche Vorschriften erlassen.

41. Kapitalrentensteuergesetz. (Vom 14. August 1910, in Kraft ab 1. Januar 1912, bezüglich der Vorschriften über die Durch­ führung der Steuerveranlagung ab 19. August 1910). *)

A. Allgemeine Semerkungen.

1. Übersicht der behandelten Gebiete des Gesetzes: A. All­ gemeine Bemerkungen. B. Der Geltungsbereich des Gesetzes. C. Der Veranlagungs­ maßstab. D. Steuertarif und Steuerermäßigungen. E. Veranlagungsperioden, Steuer­ änderungen, Steuerzugänge, Wohnortswechsel der Steuerpflichtigen. F. Die eigent­ lichen Strafbestimmungen.

2. Die eigentliche Strafbestimmung enthält der Art. 21 des Ge­ setzes; zu seinem Verständnis war die Behandlung folgender weiterer Artikel *) Das Gesetz ist abgedruckt GBBl. 549; hinsichtlich des Inkrafttretens f. Art. 1 EG. vom 14. August 1910; s. dieses beim EinkStG.

des Gesetzes erforderlich. Art. 1 bis 5 in Abt. B; Art. 6 und 7 in Abt. C; Art. 8 und 9 in Abt. D; Art. 11 bis 13 in Abt. F; Art. 19 in Abt. E.

3. Materialien: KdAbg. 1907/08: Beil.4, 171 (Entw. mit Mot.); GGA. 1, 585 (Erste Lesung im Ausschuß); GGA. 3, 39 (Zweite Lesung im Aus­ schuß); GGA. 3, 499 (Nachtrag zur zweiten Lesung im Ausschuß); Beil. 8, 347 und 452 (Antrag des Ausschusses); Beil. 8, 515 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 10, 199 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 10, 760 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 10, 865 (Fassung des Entw. auf Grund der neuerlichen Beratung im Plenum); Beil. 10, 914 (Gesamtbeschluß); StenB. 7, 670 (Verh. im Plenum); StenB. 11, 22 und 697 (Berh. über die Rückäußerung der KdReichsr.). KdReichsr. 1909/10, 35. Land­ tag: Beil. 4, 8 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 4, 49 (Bericht des Referenten); Beil. 4, 297 (Verh. im Ausschuß); Beil. 4, 315 (Feststellung der Beschlüsse erster Lesung); Beil. 4, 458 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); Beil. 4, 465 (Verh. der Redaktionskommission); Beil.4, 681 (Fassung des Entw.im Plenum); Beil. 4, 687 (Fassung des Entw. in der KdAbg. auf Grund der neuen Beratung); Beil. 4, 776 (Gesamtbeschluß); StenB. 2, 226 (Berh. im Plenum).

4. Bollzugsbestimmung: Allgem. VollzAnw. vom 28. Mai 1911') (GVBl. 721). 5. 6.

Literatur: Von Breunig in dessen Ertragssteuergesetzen 1912. Wegen allgemeiner strafrechtlicher Bemerkungen s.dieAllgem. Bem. zum EinkStG. Nr. 7.

B. Der Geltungsbereich des Gesetze». Dieser ist abgegrenzt in objektiver Richtung durch Art. 1, in subjektiver Richtung durch Art. 2, 3, 4 und 5.

Art. 1. 1. Der Kapitalrentensteuer unterliegen die Erträge in Geld und Gelbeswert aus Kapitalvermögen (Kapitalrenten), insbesondere: 1. Zinsen und Renten aus Anleihen, Darlehen, Grund- und Rentenschulden, Sparkasseneinlagen, Kontokorrentguthaben und son­ stigen Kapitalforderungen sowie aus verzinslich gewordenen Zinsund anderen Ausständen, ferner vererbliche sonstige Rentenbezüge, 2. Dividenden, Zinsen, Ausbeuten und sonstige Gewinnanteile von Aktiengesellschaften, Gesellschaften mit beschräntter Haftung, Ge­ nossenschaften, stillen Gesellschaften, Berggewerkschaften, ferner auch Gewinnanteile der Kommanditisten bei Kommanditgesellschaften auf Aktien, 3. Zinsen und Gewinne, die in unverzinslichen Kapitalforderungen (Zielforderuugen, Wechseln, Schatzscheinen usw.) dadurch inbegriffen find, daß ein höheres als das ursprünglich hingegebene Kapital zurückgewährt wird; als solche Zinsen und Gewinne find im Zweifels­ falle vier von Hundert des Nennwerts der ausstehenden Forderungen anzusetzen. ’) Hier gekürzt als VollzAnw.

2. Fallen jedoch derartige Erträge im Betrieb eines Gewerbes, insbe­ sondere aus dem gewerblichen Betriebskapital an, so find fie zum gewerb­ lichen Ertrage zu rechnen.

1. Art. 1 entspricht fast vollkommen dem Art. 15 EinkStG.; es wird auf die Bemerkungen hiezu verwiesen; Erhöhungen oder Verminde­ rungen des Kurswerts von Wertpapieren find keine Kapitalrente (BollzAnw. § 1 Abs. 5).

Art. 2. 1. Kapitalrentensteuerpflichtig ist, wer nach Art. 1, Art. 2 Abs. 1 Ziff. 3 des Einkommensteuergesetzes für Einkünfte aus Kapitalvermögen einkommen­ steuerpflichtig ist. 2. Art. 2 Abs. 3 des Einkommensteuergesetzes findet entsprechende An­ wendung.

1. Eine Verweisung auf Art. 2 Abs. 1 Ziff. 1 und 2 EinkStG. war nicht veranlaßt, weil Ziff. 1 und 2 für die Kapitalrentensteuer bedeutungslos sind (vgl. KdReichsr.Beil. 4, 53). Art. 2 Abs. 3 betrifft die Aufstellung von Steuerbevollmächtigten. 2. Wegen des Begriffes Einkünfte (Einkommen) s. die Anm. 1 zu Art. 7 EinkStG. 3. Die subjektiven und objektiven Befreiungen von der Ein­ kommensteuer (s. Art. 3 EinkStG. Anm. 1) gelten für die Kapitalrentensteuer nicht; für letztere gilt an deren Stelle Art. 4 KapStG. (BollzAnw. § 2 Abs. 1). Andrerseits wirken die besonderen Steuerbefreiungen des Art. 4 Nr. 2 und 3 KapStG. auch nicht für die Einkommensteuer, es find deshalb diese Kapitalrenten bei der Einkommensteuer zu berücksichtigen. Art. 3. 1. Personen, die zwar in Bayern einen Wohnfitz oder Aufenthalt haben, die aber zur Vermeidung einer Doppelbesteuerung nicht kapitalrentensteuer­ pflichtig find, werden zur Begründung der Umlagenpflicht vormerkungsweise veranlagt. 2. Auch wer nur vormerkungsweise zu veranlagen ist, gilt im Sinne dieses Gesetzes als Steuerpflichtiger.

1 . Art. 3 Abs. 1 erhielt seine jetzige Fassung in der KdReichr. (KdAbg. 1909/10 Beil. 10, 199).

2 Art. 3 wiederholt teilweise den Abs. 1 Nr. 2 und den Abs. 2 des Art. 6 EinkStG.; es wird auf die Bemerkungen hierzu verwiesen.

Art. 4. Kapitalrentensteuerfrei find: 1. Personen und nicht rechtsfähige Vereine, die nach Art. 3 Abs. 1 Ziff. 2, 3, Art. 4 Abs. 1 Ziff. 1, 2, 4 des Einkommensteuergesetzes einkommensteuerfrei find, 2. Berficherungsvereine auf Gegenseitigkeit, 3. Witwen, geschiedene, verlaffene oder nach § 1575 des Bürger­ lichen Gesetzbuchs getrennt lebende Ehefrauen, vaterlose Minderjährige

und erwerbsbeschränkte Personen, wenn ihre steuerbare Kapitalrente nicht mehr als 400 Mk. und ihr gesamtes steuerbares Einkommen nicht mehr als 800 Mk. betragen.

1. Art. 4 Nr. 1 erhielt die jetzige Fassung in der KdReichsr. (KdAbg. Beil. 10, 199). 2. Personen im Sinne der Nr. 1 sind selbstverständlich sowohl die natür­ lichen wie die juristischen Personen (GGA. 3, 144). 3. Vgl. zu Nr. 1 und 2 die Bemerkungen zu Art. 3 und 4 EinkStG. und wegen der Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit zu Art. 8 Nr. 4 dieses Gesetzes. 4. 5.

Mitglieder des K. Hauses sind steuerpflichtig (KdAbg. StenB. 7,67 5).

Geschieden im Sinne der Nr. 3 ist die Ehefrau nur, wenn sie rechts­ kräftig geschieden ist; verlassen ist sie dann, wenn der Mann sich der Pflicht der ehelichen Gemeinschaft entzieht und auch seine sonstigen Verpflichtungen in der Hauptsache nicht erfüllt; das ergibt sich aus der sonstigen Bedeutung des Wortes. 6. Das Wort vaterlos in Nr. 3 ist im Sinne des BGB. auszulegen, da es sich um einen dem Bürgerlichen Rechte entnommenen Begriff handelt; ein Kind, das einen Stiefvater hat, ist also steuerfrei (vgl. BollzAnw. § 4 Abs. 1 Nr. 7).

7. Der Grund der Erwerbsbeschränktheit ist gleichgültig; dochergibt der allgemeine Sprachgebrauch, daß Personen, die in einem so jugendlichen Alter stehen, daß ein Erwerb bei ihnen unter keinen Umständen zu erwarten ist, nicht hierher fallen; der allgemeine Sprachgebrauch ergibt auch, daß die Erwerbsbeschränktheit einen derartigen Grad erreicht haben muß, daß ihre Erwerbsfähigkeit wesentlich unter dem bleibt, was andere in ihren Berhältniffen lebende Personen verdienen. 8. Kapitalrentensteuerfrei sind auch alle Personen (und Vereine), deren steuerbare Rente weniger als 70 Mk. beträgt; s. Art. 8 und VollzAnw. § 4 Abs. 1 Nr. 8.

9. Wegen Anwendung der Steuerbefreiungen Art. 2 Sinnt. 3.

des EinkStG. s.

Art. 5. 1. Der Kapitalrente eines Steuerpflichtigen ist die Kapitalrente seiner Ehefrau in der Weise zuzurechnen, daß ohne Rückficht auf den ehelichen Güterstand die beiderseitigen Kapitalrenten der Ehegatten als Einheit ver­ anlagt werden. 2. Im Falle einheitlicher Veranlagung gelten die Ehegatten als Gesamt­ schuldner der Steuer, wenn nicht nachgewiesen wird, welche Kapitalrente die Ehefrau bezieht; in diesem Falle haftet die Ehefrau nur für den hierauf entfallenden Teil der Steuer. 3. Die einheitliche Veranlagung hat zu unterbleiben, wenn die Ehe­ gatten dauernd getrennt leben.

1. Art. 5 entspricht dem Art. 9 EinkStG.; es wird auf die Bemerkungen hierzu verwiesen.

C. der Veranlagung-maßstab. Dieser ist näher bestimmt durch Art. 6 und 7 des Gesetzes.

Art. 6. I. Den Maßstab für die Veranlagung bildet der Jahresbetrag der steuerbaren Kapitalrente. r. Die steuerbare Kapitalrente ist nach dem Stande des Kapitalver­ mögens am 1. Oktober des dem Steuerjahr vorausgehenden Jahres (Steuer­ vorjahrs) zu berechnen. Änderungen, die sich nach diesem Zeitpunkt an dem Stand: des Kapitalvermögens bis zum Beginne des Steuerjahrs ergeben, find bri der Festsetzung der steuerbaren Kapitalrente zu berücksichtigen und können noch im Rechtsmittelwege geltend gemacht werden. L. Für Veranlagungen, die im Laufe des Steuerjahrs einzutreten haben, ist der Stand des Kapitalvermögens bei Beginn der Steuerpflicht zugrunde zu legm. 4. Nach dem Stande des Kapitalvermögens sind feststehende Erträge mit dem für das Steuerjahr zu erwartenden Jahresbetrag, unbestimmte oder schwankende Erträge nach dem Ergebnisse des der Veranlagung unmittelbar vorausgegangenen Jahres, nötigenfalls nach dem mutmaßlichen Jahresergebnis anzusetzen.

1. Art. 6 Abs. 1—4 sind dem Art. 10 Abs. 1—4 EinkStG. nach, gebildet; es wird auf die Bemerkungen hierzu verwiesen.

Art. 7. 1. An dem Kapitalrentenbetrage dürfen Schuldzinsen, soweit sie nicht Betriebsausgaben im Gewerbebetriebe des Pflichtigen sind, ferner die einem steuerbaren Kapitalrentenbezuge durch besonderen Verpflichtungsgrund auf­ erlegten Lasten des bürgerlichen Rechtes in Abzug gebracht werden. 2. Die Schuldzinsen und die Lasten sind nach dem Stande an dem für die Veranlagung maßgebenden Zeitpunkte zu berechnen. 3. Lasten, die auf allgemeinen gesetzlichen Verpflichtungen beruhen, ebenso Lasten bei Stiftungen, die zu den Ausgaben für Stiftungszwecke gehören, dürfen nicht abgezogen werden.

1. Schuldzinsen i) im Sinne des Abs. 1 sind hauptsächlich Schuldzinsen für Darlehen (Mot. S. 176). Es fallen hierher aber z. B. auch die Zinsen, die von dem Vater einer verheirateten Tochter aus einem zugesagten Heiratsgut bis zu dessen Auszahlung entrichtet werden (ObBK. 1903, 75). Bodenzinse sind Betriebsausgaben nach Art. 12 Abs. 1 Nr. 11 EinkStG., aber bei der Kapitalrente nicht abziehbar (KdReichsr. Beil. 4, 57). Nicht abziehbar find Amortisationsquoten und Tilgungsbeiträge. Auch gestundete Zinsen find abzugsfähig, rückständige Zinsen dürfen im Zahlungsjahr nicht nochmals abgezogen werden, VollzAnw. § 7 Abs. 1. Schuldzinsen sind abziehbar ohne Rücksicht darauf, ob sie mit der Aktivkapitalrente im Zusammenhang stehen oder nicht (KdReichsr. Beil. 4, 57); es dürfen deshalb insbesondere auch Hypothek­ zinsen abgezogen werden (KdReichsr. Beil. 4, 310). Wegen der Betriebs­ ausgaben im Gewerbebetrieb s. Art. 10 Anm. 2 GewStG. 's Vgl. auch Art. 12 Abs. 2 Nr. 1 EinkStG.

2. Mcht auf einem besonderen Rechtsgrund beruhen Leistungen, die im Wesen des zugrundeliegenden Rechtsgeschäfts liegen (KdReichsr. Beil. 4, 57); also z. B. nicht Amortisationsquoten, die auf Grund eines Darlehens­ vertrags zu leisten sind; wohl aber ist abzugsfähig eine Rente, die jemand von einem geschenkten Kapital an einen Dritten zu zahlen hat (KdReichsr. Beil. 4, 310). Nicht abziehbar sind Leistungen, die nicht ausdrücklich dem Kapitalrentenbezug auferlegt find (ObBK. 1907, 35); ebensowenig Lasten, die einem Grundstück auferlegt sind, aber ohne besondere rechtlich bindende Übernahme aus Kapitalrenten bestritten werden (ObBK. 1907, 1). Ist eine Leistung an eine aus verschiedenen Vermögensgattungen be­ stehende Erbschaft gebunden, so darf die Last an der Kapitalrente nur dann gekürzt werden, wenn sie nicht auf der ganzen Erbschaft, sondern auf einem bestimmten rentierlichen Kapitalvermögen ruht (KdReichsr. Beil. 4, 57 und 310; ObBK. 1903, 78). Abziehbar find also nur jene bürgerlich rechtlichen, in bestimmten Beträgen wiederkehrenden Lasten, die mit dem Bezug einer Kapital­ rente zufolge besonderen Verpflichtungsgrundes verknüpft sind und so den Genuß der einzelnen Rente von vorneherein schmälern; BollzAnw. § 7 Abs. 3. 3. Aus Abs. 2 mit Art. 6 ergibt sich, daß die Schuldzinsen und Lasten mit dem Betrag abgesetzt werden, den der Steuerpflichtige nach dem Stande seiner Verpflichtungen am 1. Oktober des Steuervorjahrs oder bei Beginn der Steuerpflicht im Steuerjahre schuldet; eine Ausnahme muß gelten für Schuldzinsen, die kontokorrentmäßig verbucht werden; hier wird die Ab­ rechnung für das der Veranlagung vorausgehende Jahr zugrunde zu legen sein (BollzAnw. § 7 Abs. 4).

4. Auf allgemeinen gesetzlichen Verpflichtungen beruhende Lasten im Sinne des Abs. 3 sind Steuern, Umlagen, ferner die auf der elter­ lichen Nutznießung der Renten minderjähriger Kinder ruhende Pflicht zur Be­ streitung ihres Unterhalts (Mot. S. 176). 5. Abziehbar sind außerhalb des Stiftungszwecks liegende Leistungen, die einer Stiftung durch besonderen Rechtstitel auferlegt sind (KdReichsr. Beil. 4, 57).

6. Die auf die Gewinnung, Sicherung und Erhaltung der Kapitalrente fallenden Auslagen, die Berwaltungskosten, sind nicht abziehbar, also nicht Trattenprovifionen, Portoauslagen, Wechselstempel (ObBK. 1908, 25; BollzAnw. § 7 Abs. 1); auch nicht Kosten für Bankdepots (ObBK. 1909, 15). überhaupt sind die nach dem EinkStG. Art. Uff. an der Einkommensteuer abziehbaren Posten nicht auch hier abzugsfähig, soweit sie nicht in dem Art. 7 übernommen find; vgl. hiewegen Art. 12 Abs. 1 Nr. 3, Abs. 2 Nr. 1, Abs. 3 Nr. 1 EinkStG. Freiwillige Zuwendungen sind nicht abziehbar (Mot. S. 176, KdReichsr. Beil. 4, 57). D. Lteuertarif und Steuerermäßigungen. Diese sind geregelt durch Art. 8 und 9 des Gesetzes.

Art. 8. 1. Die Steuer beträgt bei steuerbaren Kapitalrenten von 70 Mk. bis 100 Mk. l°/o, von mehr als 100 Mk. „ 400 Mk. 1

Von mehr als 400 Mk. bis 700 Mk. Vl»°lo, „ „ „ 700 Mk. „ 1000 Mk. l31/i°/o, 42 „ „ „ 1000 Mk........................... 2°/o der steuerbaren Kapitalrente. 2. Für die Steuerberechnung sind die steuerbaren Kapitalrenten auf durch 10 teilbare, nach abwärts abgerundete Markbeträge festzusetzen. 3. Bei der Steuerberechnung fich ergebende Pfennigbeträge find auf durch 10 teilbare Beträge nach abwärts abzurunden.

1. Wegen der Ermäßigungen s. Art. 9; wegen s. Art. 3 des EG. vom 14. August 1910 (beim EinkStG.).

einer Erhöhung

Art. 9. 1. Ein Steuerpflichtiger, dessen steuerbare Kapitalrente nicht mehr als 1000 Mk. und dessen steuerbares Einkommen nicht mehr als 2000 Mk. beträgt, hat, wenn er von der Steuer nicht befreit ist, die Hälfte der Steuer (Art. 8 Abs. 1, 2) zu entrichten. 2. Ein Steuerpflichtiger, dessen steuerbare Kapitalrente nicht mehr als 2000 Mk. und dessen steuerbares Einkommen nicht mehr als 3000 Mk. beträgt, hat, wenn er nicht unter Abs. 1 fällt, drei Viertel der Steuer (Art. 8 Abs. 1, 2) zu entrichten. 3. Art. 8 Abs. 3 findet Anwendung; der Mindestbetrag der Steuer ist 50 Pfg.

1. Art. 9 findet sowohl auf natürliche, wie auf juristische Personen, wie auf sonstige steuerpflichtige Einheiten Anwendung; denn das Gesetz unter­ scheidet nicht; wer steuerpflichtig ist, ergibt fich aus Art. 2 des Gesetzes und dieser läßt durch die Bezugnahme auf Art. 1 EinkStG. erkennen, daß er auch juristische Personen im Auge hat; so mit Recht Reinhard BayGemZ. 1912, 242; a. A. Girisch in BayMnBl. 1912, 70 im Hinblick auf die Auslegung, die Art. 5 KapStG. vom 9. Juni 1899 gefunden hat (ObBK. 1901, 432); doch läßt sich mit der Fassung des neuen Gesetzes diese Auslegung nicht mehr vereinbaren. 2. Auch bei Berechnung der steuerbaren Kapitalrente nach Art. 9 dürfen die nach Art. 7 abzugsfähigen Posten abgerechnet werden (vgl. GGA. 1, 620). Steuerbares Einkommen im Sinne des Art. 9 ist das nach dem Einkommensteuergesetz unter Berücksichtigung der abziehbaren Posten (Art. 11) berechnete Einkommen. Genießt aber ein Einkommensteuerpflichtiger Ermäßigungen (nach Art. 18—20 EinkStG.), so bleibt steuerbares Einkommen im Sinne des Art. 9 KapStG. doch das ursprünglich veranlagte nicht etwa das Kapital, aus dem er unter Berücksichtigung der Ermäßigungen die Steuer zu entrichten hat (vgl. GGA. 1, 623). 3. Auch bei Berechnung der Beträge von 1000, 2000 und 3000 Mk. gelten die Kapitalrenten und die Einkommen einheitlich veranlagter Ehegatten als Einheit (BollzAnw. § 8 Abs. 2).

4. Verteilt ein Familienhaupt sein Vermögen unter verschiedene Familienangehörige, um der Erleichterung nach Art. 9 zuteil zu werden, so wird sie ihm zuteil, denn die Voraussetzungen des Art. 9 liegen vor; anders liegt die Sache nur, wenn eine Scheinverteilung vorliegt. Nicht ganz zutreffend KdReichsr. Beil. 4, 59. Ein Vater kann rechtsgültig auf den Nutzgenuß an

796

41. Das Kapitalrentensteuergesetz.

nicht freiem Kindesvermögen unter Vorbehalt der Verwaltung verzichten und aus den nun dem Kinde zustehenden Zinsen den Unterhalt des Kindes be­ streiten; es ist gleichgültig, wenn er den Verzicht deshalb abgibt, um das Kapital der Besteuerung zu entziehen (PrOBG. 13, 88).

E. veranlaguugsperioden, Zteueriindcrungen, LteuerMgiinge, Wohnortswechsel der Ztenerpflichtigen.

Art. 19. Bezüglich der Veranlagungsperioden, Steueränderungen, Steuerzugange, Steuerabgange und des Wohnortswechsels der Steuerpflichtigen finden die Art. 65 bis 71 des Einkommensteuergesetzes entsprechende Anwendung.

1. Die Verweisung auf Art. 66Abs. 3 ist bedeutungslos, denn dieser hat für die Kapitalrentensteuer keine Bedeutung (GGA. 1, 628). 2. Die Verweisung auf Art. 67 EinkStG. ergibt, daß eine Minderung der Kapitalrenten st euer auch dann eintritt, wenn ein Kapitalrentensteuer­ pflichtiger infolge Verlustes einer Quelle der Kapitalrente eine Minderung der letzteren um mehr als den vierten Teil erleidet, wenngleich sein aus ver­ schiedenen Quellen sich zusammensetzendes Gesamteinkommen sich nicht um die gleiche Quote mindert (KdReichsr. Beil. 4,64, 314). 3. Aus der Anwendung des Art. 68 EinkStG. folgt insbesondere, daß als Kapitalrentensteuer-Zugänge und -Abgänge nur jene Fälle gelten, in denen die subjektive Steuerpflicht nach Art. 2 Abs. 1 oder Art. 3 Abs. 1 KapStG. eintritt, und daß der Eintritt in den Bezug einer Rente im Laufe des Steuerjahrs keinen Steuerzugang bildet; s. VollzAnm. § 11 Abs. 4. F. Die eigentlichen Strafbestimmungen.

Art. 21. 1. Der Hinterziehung macht sich schuldig, wer auf öffentliche Aufforde­ rung (Art. 11) die ihm obliegende Steuererklärung nicht rechtzeitig abgibt oder wer wissentlich in bezug auf seine Veranlagung oder die Veranlagung eines von ihm vertretenen Steuerpflichtigen in der Steuererklärung, bei Be­ antwortung der von zuständiger Sette an ihn gerichteten Fragen, bei Begründung oder Verhandlung eines Rechtsmittels oder bei Geltendmachung einer Steuerermäßigung oder Steuerabminderung unrichtige oder unvoll­ ständige tatsächliche Angaben macht, die zur Verkürzung der Steuer zu führen geeignet sind. 2. Die Bestrafung unterbleibt, wenn an zuständiger Stelle die unter­ lassene Steuererklärung nachgebracht wird, bevor eine Anzeige odereine sonstige Amtshandlung zum Zwecke der Einleitung der Bestrafung erfolgt ist. 3. Im übrigen finden die Art. 74 bis 84 des Einkommensteuergesetzes entsprechende Anwendung.

1. Allgemeine Bemerkungen. la. Art. 74 Abs. 1 EinkStG. gilt für die Kapitalrentensteuer nicht; er wird durch Art. 21 Abs. 1 ersetzt. Der sachliche Unterschied besteht nur darin, daß die Hinterziehung hier auch dadurch begangen werden kann, daß die Steuer-

erklärung auf die Aufforderung nach Art. 11 nicht rechtzeitig abgegeben wird; für diesen besonderen Fall trifft Abs. 2 des Art. 21 eine Sonderbestimmung; Abs. 2—5 des Art. 74 EinkStG. finden auch auf die Hinterziehung der Kapital« rentensteuer Anwendung. lb. Art. 11 bestimmt: 1. Wer eine Kapitalrente von mindestens 70 Mk. bezieht, ferner wer für das letzte Steuerjahr mit einer Kapitalrente veranlagt war, hat auf öffentliche Aufforderung eine Steuererklärung abzugeben. 2. Für Personen, die unter elterlicher Gewalt, unter Vormundschaft ober Pflegschaft stehen, sowie für juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine ist die Steuererklärung von deren Vertretern abzugeben. 3. Für Personen, die durch Abwesenheit oder andere Umstände verhindert sind, die Steuererklärung selbst abzugeben, kann sie durch Bevollmächtigte abgegeben werden. 4. Die Erfüllung der Steuererklärungspflicht durch einen von mehreren Vertretern oder Bevollmächtigten befreit die Übrigen Vertreter oder Bevollmäch­ tigten von dieser Verpflichtung. 5. Die Staatsregierung kann anordnen, daß Pflichtige, die eine Steuer­ erklärung zur Einkommensteuer abzugeben haben, mit dieser ihre Kapitalrentensteuer­ erklärung verbinden; sie kann in den Fällen des Art. 4 die Steuererklärung erlaffen. lc. Eine Kapitalrente, die die Pflicht zu einer Steuererklärung nach Art. 11 nach sich zieht, kann nur eine solche sein, die nach Art. 1 als Kapital­ rente im Sinne des Gesetzes erscheint, insbesondere fällt nicht hierher eine nach Art. 1 Abs. 2 zum gewerblichen Ertrag zu rechnende Rente; denn es bestehen keine Gründe zur Annahme, daß das Wort Kapitalrente in Art. 11 eine Sonderbedeutung hat (a. A. für das frühere Recht OLGMSt. 4, 411). Eine Steuer­ erklärung ist auch in den Fällen abzugeben, in denen infolge eines nach Art. 7 zulässigen Abzugs eine Steuerpflicht nicht mehr besteht; das ergibt die Faffung des Art. 11; s. auch VollzAnw. § 9 Abs. 2. Auch in den Fällen, in denen nach Art. 4 Steuerfreiheit besteht, ist eine Kapitalrentensteuer­ erklärung abzugeben, wenn sie nicht durch die Staatsregierung erlaffen wird; es ergibt sich das aus Art. 11 Abs. 5; in Vollzug des Satz 2 des Abs. 5 ist den in Art. 4 Nr. 1 und 2 bezeichneten Personen die Abgabe einer Steuer­ erklärung erlaffen; VollzAnw. § 9 Abs. 4. Id. Eine Steuererklärung im Sinne des Art. 21 liegt nur vor, wenn sie den Erfordernissen der Art. 12 und 13 genügt, s. diese Anm. 2c. 2. Zur Anwendung des Art. 75 EinkStG. A. Zu Art. 75 Nr. 1 und zwar I. zu Art. 2 Abs. 3, Unterlassung der Bestellung von Bevollmächtigten durch beschränkt Steuerpflichtige. 2a. Art. 2 Abs. 3 EinkStG. findet hinsichtlich der Kapitalrentensteuer nicht im vollen Umfang, sondern nur soweit Anwendung, als er sich auf Abs. 1 Nr. 3 des Art. 2 bezieht, da nur Abs. 1 Nr. 3 nicht Abs. 1 Nr. 1 EinkStG. gemäß Art. 2 KapStG. hinsichtlich der Kapitalrentensteuer Anwendung findet.

B. Zu Art. 75 Nr. 1 und zwar II. zu Art. 84 Abs. 2 Ziff. 2 bis 4, Ver­ weigerung der vom Rentamt behufs Prüfung und Bervollständrgung der Ver­ anlagungsunterlagen geforderten Auffchlüsse. 2b. Art. 34 Abs. 2 Ziff. 2 bis 4 findet bei der Kapitalrentensteuer Anwendung, da er durch Art. 15 KapStG. ausdrücklich auf die Kapitalrenten­ steuer entsprechend ausgedehnt wurde.

2e. Die Frage, wann die Steuererklärung vollständig ist (Art. 34 Abs. 2 Nr. 2), bemißt sich nach Art. 12 Abs. 2 und Art. 13 KapStG. Diese Artikel bestimmen: Art. 12: 1. Die öffentliche Aufforderung zur Abgabe der Steuererklärung (Art. 11) erläßt die Gemeindebehörde unter Vorsetzung einer Frist, die mindestens zwei Wochen zu betragen hat. 2. Die Steuererklärung ist auf dem vorgeschriebenen Formulare bei der Gemeindebehörde schriftlich oder zu Protokoll unter der Versicherung abzugeben, daß die Angaben nach bestem Wiffen und Gewissen gemacht sind. Die schriftliche Steuererklärung darf auch verschlossen abgegeben werden; die Gemeindebehörde hat eine verschlossen abgegebene Steuererklärung uneröffnet dem Rentamte vorzulegen, wenn der Name des Erklärenden auf dem Umschlag ersichtlich gemacht ist. Art. 13: 1. In der Steuererklärung sind insbesondere anzugeben: 1. Der Jahresbetrag der Kapitalrenten, 2. die Schuldzinsen und Lasten, deren Abzug nach Art. 7 beansprucht wird, 3. der Wohnsitz, Aufenthalt oder Sitz, sowie das Glaubensbekenntnis, ferner die Umstände, die für die Umlagenberechtigung der Gemeinden und Ortschaften maßgebend find. 2. Dem Pflichtigen ist anheimgegeben, Steuerbefreiungs« oder Steuerer« Mäßigungsgründe, sowie sonstige zur Erläuterung dienliche Bemerkungen anzufügen.

2d. Gemäß Art. 12 Abs. 2 ist vorgeschrieben, daß für die Kapitalrenten­ steuererklärung das für die Einkommensteuererklärung vorgeschriebene Formular zu verwenden ist; es werden hierbei nur die auf die Kapitalrentensteuer bezüg­ lichen Angaben ausgefüllt; VollzAnw. § 9 Abs. 3.

2e. Hinsichtlich des Inhalts der Steuererklärung kommt aber auch Art. 32 EinkStG. in Frage, der durch Art. 15 KapStG. auf die Kapital­ rentensteuer ausdrücklich ausgedehnt wurde. 2s. Der in Art. 34 Abs. 2 Nr. 4 angeführte Art. 1 Abs. 1 Ziff.4a EinkStG. ist auf die Kapitalrentensteuer durch Art. 2 KapStG. ausdrücklich aus­ gedehnt. v. Zu Art. 75 Nr. 1 und zwar III. zu Art. 46 Abs. 3, Nichterfüllung der Aufschlußpflicht gegenüber den Steuerausschüssen.

2g. Art. 46 Abs. 3 EinkStG. ist durch Art. 16 KapStG. auf die Kapitalrentensteuer ausdrücklich entsprechend ausgedehnt. D. ft« Art. 75 Nr. 1 und zwar IV. zu Art. 69 Abs. 1 und 4, Nichterfüllung der bei Steuermehrungen oder bei Eintritt der Steuerpflicht während des Steuer« jahres sich ergebende« Verpflichtungen.

2d. Art. 69 Abs. 1 und 4 EinStG. sind durch Art. 19 KapStG. auf die Kapitalrentensteuer entsprechend ausgedehnt. E. Zu Art. 75 Nr. 2 mit Art. 84 Abs. 2 Nr. 5, Verweigerung der Einsicht­ nahme -er Betriebsräume.

21. Art. 34 Abs. 5 EinkStG. ist durch Art. 16 KapStG. auf die Kapitalrentensteuer ausdrücklich ausgedehnt.

F') G1) und ». Zu Art. 75 Nr. 8 mit Art. 73 Abs. 1, 2 und 5, Auffchlutzpflicht der Testamentsvollstrecker, Nachlatzpfleger, Erden und der gesetzlichen Ver­ treter der letzteren, desgleichen bei der fortgesetzten Gütergemeinschaft.

2st. Art. 73 EinkStG. ist auf die Kapitalrentensteuer durch Art. 20 KapStG. ausdrücklich ausgedehnt. J. Zn Art. 75 Nr 4 und zwar I. zu Art 47, Verweigerung der Auskunfts­ erteilung gegenüber dem Steuerausschutz.

21, Art. 47 EinkStG. ist durch Art. 16 KapStG. auf die Kapitalrentensteuer ausdrücklich ausgedehnt. K. Zu Art. 75 Nr. 4 und zwar 11. zu Art. 56 Abs. 5 Verweigerung der eid­ lichen Auskunstserteilung vor der Berufungskornnrisfion.

2 m. Art. 56 Abs. 5 EinkStG. ist durch Art. 18 Abs. 2 KapStG. auf die Kapitalrentensteuer ausdrücklich ausgedehnt. L. Zu Art 75 Nr 4 und zwar 111. zu Art 73 Abs. 4 und Abs. 5 mit Abs. 4, Verweigerung der eidlichen zeugschMlichen Aufschlußerteilnug bei Feststellung der Kapitalrente auf Grund des Nachlasses und bei Fortsetzung der Gütergemeinschaft.

2n. Art. 7 3 EinkStG. ist auf die Kapitalrentensteuer durch Art. 20 KapStG. ausdrücklich entsprechend ausgedehnt. 3. Zur Anwendung des Art. 76 EinkStG.

3a.

Art. 73 EinkStG. ist durch Art. 20 KapStG. auf die Kapitalrentensteuer entsprechend ausgedehnt.

4. Zur Anwendung des Art. 77 EinkStG.

4a.

Auch hinsichtlich der Kapitalrentensteuer bestehen Strafe bedrohten Anordnungen der Slaatsregierung.

zurzeit keine mit

5. Zur Anwendung des Art. 79 EinkStG.

5a.

Art. 16 KapStG. bestimmt, daß der nach Art. 37—41 EinkStG. gebildete Ausschuß auch die Grundlagen für die Berechnung der Kapitalrentensteuer festzusetzen hat; durch den genannten Art. 16 und weiter durch Art. 18 KapStG. find auch die Art. 43, 58 und 61 EinkStG. auf die Kapitalrentensteuer ent­ sprechend ausgedehnt.

6. Zur Anwendung des Art. 84 EinkStG.

6a.

Art. 84 findet auch auf die Geldstrafen wegen nicht recht­ zeitiger Abgabe der Steuererklärung nach Art.21 Abs. 1 Satz 1 KapStG. Anwendung (Mot. S. 178). ') Zuwiderhandlungen gegen Art. 75 Nr. 3 mit Art. 24 und 25 können bei der Kapitalrentensteuer nicht in Frage kommen, da die Art. 24 und 25 EinkStG. auf die Kapital­ rentensteuer nicht ausgedehnt sind.

42. Gesetz, die Kirchensteuer für die protestantischen Kirchen des Königreichs Bayern betreffend. (Vom 15. August 1908, in Kraft seit 26. März 1910 gemäß Allerh. Entschl. vom 24. März 1910», GVBl. 149).')

Das Gesetz ist hier in folgenden Abschnitten behandelt: A. All­ gemeine Bemerkungen; B. die Kirchensteuerpflicht und die Höhe der Steuer; C. di« eigentlichen Strafbestimmungen.

A. Allgemeine Bemerkungen.

1. Materialien: KdAbg. 1907/08: Beil. 2, 871 (Entw. mit Mot.); Beil. 5, 338, 347 (Anträge des Ausschusses); Beil. 5, 365 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 5, 465 (Gesamtbeschluß); StenB. 6, 432 (Verh. im Plenum). KdReichsr. 1907/08 35. Landtag: Beil. 3, 263 (Fassung des Entw. in der KdAbg ); Beil. 3, 327 (Antrag des Ausschußreferenten); Beil. 3, 383 (Verh. im Ausschuß); Beil. 3, 474 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 4, 475 (Gesamt­ beschluß); StenB. 1, 625 (Verh. im Plenum).

2. Vollzugsbestimmung; KFMB., betr. die Veranlagung und die Er­ hebung der protestantischen Kirchensteuer durch die Finanzbehörden; vom 14. De­ zember 1910 (GVBl. 1155). 3. Literatur: GeggerleA., das bayerische Gesetz über die Kirchensteuer für die protestantischen Kirchen des Königreichs Bayern, 1911. 4. Unmittelbar strafrechtliche Bedeutung hat nur Art. 12 des Gesetzes; zu seiner Erläuterung waren folgende weitere Artikel des Gesetzes zu behandeln; Art. 1 in Abt. B; Art. 5 in Abt. C; Art. 7 und 8 in Abt. B; Art. 9 in Abt. C; Art. 11 in Abt. C. 5, Das Kirchensteuergesetz verleiht den protestantischen Kirchengesell­ schaften als solchen ein Steuerrecht; das (strafrechtlich nicht erhebliche) Besteuerungsrecht der örtlichen Kirchengemeinden ist durch den Landtagsabschied vom 28. Mai 1892 geregelt; eine Neuregelung steht bevor. B. Ne Lirchensteuerpflicht und die Höhe der Steuer.

Art. 7. 1. Kirchensteuerpflichtig sind alle Angehörigen des protestantischen Be­ kenntnisses, die im Gebiet des Königreichs r. d. Rh., bezw. im Konfistorialbezirk Speyer mit einer direkten Staatssteuer veranlagt find. Der Veranlagung steht die vormerkungsweise Veranlagung gleich. 2. Soweit nach der Staatssteuergesetzgebung die Steuerveranlagung mehrerer Personen einheitlich erfolgt und diese nicht sämtlich kirchensteuerpflichtig find, ist nur der Anteil der Kirchensteuerpflichtigen an der Staatssteuer zur Kirchensteuer heranzuziehen. Solang nicht ein anderes nachgewiesen oder von Amts wegen festgestellt wird, find gleichheitliche Anteile anzunehmen. ') Das Gesetz ist abgedruckt GVBl. 513.

3. Die Staatsregierung kann in bezug auf Steuerpflichtige und Steuer­ quellen, die der Steuerhoheit mehrerer Staaten oder der Besteuerung auch durch nichtbaherische öffentliche Kirchengesellschaften unterliegen, Vereinbarungen und Verfügungen über eine von den gesetzlichen Vorschriften abweichende Heranziehung zur Kirchensteuer treffen. Die Staatsregierung kann ferner gegen Ausländer nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit verfahren, wenn deren Heimatstaat bayerische Staatsangehörige ungünstiger behandelt als seine Staatsangehörigen oder sie zu Steuern in Fällen heranzieht, in denen dies für Angehörige jenes Staates in Bayern nicht vorgesehen ist. 4. Angehörige eines außerdeutschen Staate-, in dem nach der Bekannt­ machung der beteiligten bayerischen Staatsministerien die Gegenseitigkeit ver­ bürgt ist, können die Bezahlung von Kirchensteuern ablehnen, wenn für sie an dem Ort, wo sie ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, oder in dessen nächster Nachbarschaft besondere, nicht von den protestantischen Kirchen Bayerns eingerichtete gottesdienstliche Veranstaltungen bestehen. 5. Ergibt sich eine Änderung in der Kirchensteuerpflicht aus einem Um­ stand, der nicht zugleich eine Änderung der Staatssteuerpflicht zur Folge hat, so wird diese Änderung mit dem Beginne des nächsten Kalendervierteljahrs wirksam.

1, Kirchensteuerpflichtig sind nicht bloß die Angehörigen der protestantischen Kirche r. d. Rh. und der vereinigten protestantischen Kirche der Pfalz, welchen Kirchen das Besteuerungsrecht zusteht, sondern alle Angehörigen des Prote­ st antischenBekenntnisses. Welche Religionsgemeinschaften dem protestantischen Bekenntnis zugehören, bemißt sich nach dem Kirchenrecht; es fallen demnach hierunter jedenfalls die Angehörigen der evangelisch-lutherischen und der reformierten Kirche und der unierten Kirche der Pfalz, aber auch die der anglikanischen Kirche, der amerikanisch-protestantischen Episkopalkirche, Mennoniten (s. wegen letzterer JnnME. vom 9. November 1835 sWeber 3, 47] Nr. 4) usw. Im einzelnen vgl. wegen der verschiedenen protestantischen (evangelischen) Bekenntnisse Hauck Realenzyklopädie unter Sektenwesen. § 3 Abs. 7 der Bek. vom 24. Dezember 1910 steht auf dem Standpunkt, daß Angehörige einer protestantischen Kirche des Auslands dann nicht unter das Gesetz fallen, wenn diese Kirche in Bayern Anerkennung als Privatkirchengesellschaft gefunden hat; im Vollzug dieser Bestimmung bezeichnet FME. vom 19. Dezember 1910 Nr. 40605l) als solche Privatkirchengesellschaften die anglikanische Kirche in der Beschränkung auf ihre in München, Bad Kissingen, Berchtesgaden unb Partenkirchen sich aufhaltenden Angehörigen und die amerikanisch­ protestantische Episkopalkirche in der Beschränkung auf ihre in München ver­ weilenden Ängehörigen. Im Gesetz hat diese Ausnahme anerkannter Privatkirchen­ gesellschaften keine Grundlage. Nach Seydel Bayr. Staatsrecht 2. Aufl. 3. Bd. S. 490 Anm. 21 ist übrigens eine Aufnahme auf bestimmte Teile des Staats­ gebiets unwirksam; nach Bd. 3 S. 493 Anm. 33 a. a. O. sind noch weitere als die in der Entschil. vom 19. Dezember 1910 bezeichneten Religionsgenossenschaften als Privatkirchengesellschaften zugelaffen. Angehöriige der protestantischen Kirche können nur physische Personen sein; es scheiden deshalb insbesondere von der Steuerpflicht aus juristische Personen und nicht rechtsfähige Vereine insbesondere auch die protestantisch-konfesfionellen Stiftungen und Anstalten (Mot. S. 889; § 2 der *) Abgedruckt bei Geggerle S. 21. Schi edermair. Neebengesetze.

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42. Das Kirchensteuergesetz.

Bek. vom 14. Dezember 1910); ebensowenig sind aber Angehörige der Prote­ stantischen Kirche und müssen deshalb, gleichviel, ob sie juristische Personen oder rechtsfähige Vereine find oder nicht, von der Steuerpflicht **) ausscheiden, offene Handelsgesellschaften, Kommanditgesellschaften, stille Gesellschaften, Erbengemein­ schaften. Desgleichen scheiden aus nascituri, Pflegschaften für unbekannte Be­ teiligte, denn auch fie können keine Angehörigen der Kirche sein.

2. Erforderlich ist nur, daß die Veranlagung im rechtsrheinischen Bayern oder im Konsistorialbezirk Speyer erfolgt; der Steuerpflichtige kann sich außerhalb dieser Gebiete aufhalten.

3. Direkte Staatssteuern sind von den bayerischen Steuern die Grundsteuer, die Haussteuer, die Einkommensteuer, die Kapitalrentensteuer, die Gewerbsteuer, die Hausiersteuer (so auch § 2 der Bek. vom 14. Dezember 1910);2) nicht fallen dagegen hierher die Erbschaftssteuer, die Grubenfeldabgabe (so auch § 7 der genannten Bek.), der Malzaufschlag, die Hundeabgabe. 4. Fälle der vormerkungsweisen Veranlagung sind Art. 6 EinkStG., Art. 11 GewStG., Art. 3 KapStG.; f. § 7 der Bek. vom 28. Mai 1911 (GVBl. 455). 5. Fälle der einheitlichen Veranlagung im Sinne des Abs. 2 sind die Fälle des Art. 9 EinkStG., der Art. 4 und 5 GewStG., des Art. 5 KapStG. und der Tarifnummer 8 lit. c, d, e und f HausierStG. Es fallen hierher die Fälle der gemischten Ehe und des gemeinschaftlichen Betriebs eines Gewerbes durch mehrere Personen. 6. Zu Abs. 3 ist durch § 4 der Bek. vom 14. Dezember 1910 angeordnet, daß — vorbehaltlich anderer Verfügung des Kultus- und des Finanzministeriums im Einzelfalle — alle auf Grund des EinkStG. vom 9. Juni 1899 Art. 16, des KapStG. vom gleichen Tage Art. 10 und 11, des GewStG, vom gleichen Tage Art. 25 sowie des DoppelStG. vom 22. März 1909 getroffenen Verfügungen des Finanzministeriums ohne weiteres auch für die Kirchensteuern zu gelten haben.

7. Änderungen nach Abs. 5 können sich in doppelter Weise ergeben entweder im Hinblick auf Abs. 1 dadurch, daß jemand aus der protestantischen Kirche austritt, oder in sie eintritt, ®) oder nach Abs. 2 dadurch, daß bei einheitlich veranlagten Personen die eine nicht mehr kirchensteuerpflichtig ist, oder kirchen­ steuerpflichtig wird.

Art. 8. 1. Die Kirchensteuer wird in der Form eines gleichmäßigen prozentualen Zuschlags zu den jeweils zur Erhebung kommenden direkten Staatssteuern erhoben. 2. Sie darf zehn vom Hundert der von der einzelnen Kirchensteuerpflichtigen geschuldeten direkten Staatssteuern nicht übersteigen. x) Wenn für sie eine selbständige Steuerpflicht bestehen sollte. a) Die Warenhaus st euer, die ebenfalls eine direkte Steuer ist, fällt nicht hierher, weil sie keine Staatssteuer ist; sie fließt in die Gemeindekassen. •) Der Fall, daß ein Steuerpflichtiger aus dem rechtsrheinischen Bayern in die Pfalz verzieht oder umgekehrt, den die Mot. weiter hervorheben (S. 890), dürste nicht hierherfalLn, denn ein unmittelbarer Einfluß auf seine Kirchensteuerpflicht wird dadurch nicht ausgeübt, es kann unter Umständen sich dadurch eine Änderung in der Staatssteuerpflicht und damit indirekt in der Kirchensteuerpflicht ergeben, aber gerade die Fälle sind durch Abs. 5 nicht getroffen.

1. 2.

Wegen des Begriffs der direkten Staatssteuer s. Art. 7 Anm. 3.

Die Abhängigkeit der Kirchensteuerpflicht von der Staats­ steuerpflicht hat zur Folge, daß sich Beginn, Ende, Erhöhung, Minderung, Nachholung und Zurückvergütung nach der Staatssteuer bemißt (Mot. S. 889). Durch Art. 10 Abs. 3 des Gesetzes ist weiter ausdrücklich bestimmt, daß ein Nach­ laß oder eine Minderung der Staatssteuer zugleich den Nachlaß oder die Mederschlagung der Kirchensteuer zur Folge hat. 3. Die 10°/o des Abs. 2 find selbstverständlich aus der nach der jewei­ ligen Steuergesetzgebung geschuldeten Staatssteuer zu erheben, nicht nach der, die galt z. Z. der Erlaffung des Gesetzes. A. A. in KdReichsr. StenD. 1, 627; dagegen ebendort 1, 629 und 630.

4. Für die Jahre 1911 bis 1913 ist sowohl für die protestantische Kirche r. d. Rh. wie für die vereinigte protestantische Kirche der Pfalz als Kirchensteuer ein fünfprozentiger Zuschlag zu den direkten Staatssteuern gewährt; vgl. die Abschiede für die beiden Steuersynoden vom 13. Dezember 1910 (GVBl. 1141 und 1150).

5. Die Erhebung der Kirchensteuer erfolgt nicht für das ganze Königreich einheitlich, sondern es bilden die protestantische Kirche r. d. Rh. und die protestantische Kirche der Pfalz zwei gesonderte Steuerverbände; vgl. Art. 1 des Gesetzes der bestimmt: Ar t. 1. Die protestantische Kirche Bayerns r. d. Rh. und die vereinigte protestantische Kirche der Pfalz sind berechtigt, für ihre kirchlichen Bedürfnisse allgemeiner Natur, welche durch Leistungen des Staates oder sonst bereite Mittel nicht ausreichend gedeckt sind, Kirchensteuern zu erheben. Die Ausscheidung erfolgt in der Weise, daß derjenige Kirchensteuer­ pflichtige, (gleichviel, ob er evangelisch-lutherisch, reformiert, uniert oder sonstiger Protestant ist), der (und soweit er) im rechtsrheinischen Bayern mit Staatssteuer veranlagt ist, zur protestantischen Kirche r. d. Rh., und der Kirchensteuerpflichtige, der (und soweit er) mit Staatssteuer in der Pfalz veranlagt ist, zur protestantischen Kirche der Pfalz steuerpflichtig ist (Mot. S. 889). Es kann fich demnach ergeben, daß ein Protestant teilweise in Bayern r. d. Rh., teilweise in der Pfalz kirchensteuerpflichtig ist (Mot. S. 889). Die Staatsangehörigkeit ist gleichgültig für die Steuerpflicht (Mot. S. 889). C. Die eigentliche Strafbestimmung.

Art. 12. 1. Der Hinterziehung macht sich schuldig: 1. wer der vom Rentamt an ihn gerichteten besonderen Aufforde­ rung zur Abgabe einer Bekenntniserklärung nicht rechtzeitig nach­ kommt; 2. wer in bezug auf seine Veranlagung oder die Veranlagung eines von ihm vertretenen Pflichtigen in der Bekenntniserklärung oder bei Beantwortung der von zuständiger Seite an ihn gerichteten Fragen oder bei Begründung und Verhandlung eines Rechtsmittels unrichtige oder unvollständige Angaben macht, die zur Verkürzung der zu veranlagenden Kirchensteuer zu führen geeignet find. 51*

Die Hinterziehung wird mit Geldstrafe im fünf- bis zehnfachen Betrag der Jahreskirchensteuer belegt, deren Verkürzung unternommen wurde. Kann dieser Betrag nicht ziffermäßig festgestellt werden, so ist auf eine Geldstrafe von 5 bis 2000 Mk. zu erkennen. 2. Ist als nachgewiesen anzunehmen, daß eine Hinterziehung nicht beabsichtigt war, so ist eine Ordnungsstrafe bis zu 200 Mk. auszusprechen. 3. Werden die unterlassenen unrichtigen oder unvollständigen Angaben noch vor Erstattung einer Anzeige oder vor der Vornahme einer amtlichen Handlung zum Zwecke der Einleitung eines Strafverfahrens bei dem Rentamt nachgebracht, berichtigt oder ergänzt, so unterbleibt die Bestrafung. 4. Wegen der Teilnahme an der strafbaren Handlung und der Be­ günstigung finden die Vorschriften des Reichsstrafgesetzbuchs mit der Maß­ gabe Anwendung, daß die Beihilfe und die Vegünstigung auch dann strafbar sind, wenn auf Seiten des Täters nur eine Übertretung vorliegt. 5. Die Einhebung der Kirchensteuer erfolgt unabhängig von der Be­ strafung. 6. Bei strafbaren Zuwiderhandlungen nach Abs. 1 und 2 richtet sich die Zuständigkeit und das Verfahren nach den Vorschriften des Reichsgerichtsverfafsungsgesetzes und der Reichsstrafprozeßordnung. 7. Hinsichtlich des Verfahrens im Verwaltungswege finden die Vor­ schriften in Art. 86, 87 Abs. 1, 88 Abs. 1, 89 Abs. 1 bis 3 und Abs. 5, Art. 90, 91 und 92 Abs. 2 des Gesetzes zur Ausführung der Reichsstraf­ prozeßordnung entsprechende Anwendung mit der Maßgabe, daß an Stelle der Zollbehörden die Rentämter zu treten haben. 8. Die Strafverfolgung von Zuwiderhandlungen nach Abs. 1 und 2 verjährt in drei Jahren; die Vollstreckung der rechtskräftig ausgesprochenen Strafen verjährt in fünf Jahren. 9. Die erkannten Strafen fließen der allgemeinen Kirchenkasse zu.

1. Abs. 1 Nr. 1 und 2 stehen im Zusammenhang mit Art. 9, der bestimmt: Art. 9: 1. Die Veranlagung der Kirchensteuer erfolgt durch die Rentämter. Die sämtlichen Staats-, Gemeinde-, und Kirchenbehörden, sowie die Steuer­ pflichtigen sind gehalten, hiebei nach Maßgabe der ergehenden Bollzugsvorschristen mitzuwirken. Insbesondere hat jeder Steuerpflichtige auf Verlangen für sich und die von ihm vertretenen Pflichtigen eine Bekenntniserklärung abzugeben. 2. Die auf die Veranlagung der Kirchensteuer erwachsenen Verhandlungen sind gebührenfrei. a) Darüber, wer steuerpflichtig ist, s. Abt. B. b) Die Pflicht zur Bekenntniserklärung nach Art. 9 besteht, da das Gesetz nicht unterscheidet, sowohl für den gesetzlichen, wie für den freiwilligen Vertreter; für beide selbstverständlich nur dann, wenn das Vertretungsverhältnis sich auch auf die Abgabe der Bekenntniserklärung erstreckt. c) Satz 3 des Abs. 1 des Art. 9 ist offensichtlich nicht richtig gefaßt; nach ihm wäre der Vertreter des Steuerpflichtigen nur dann zur Abgabe der Be­ kenntniserklärung verpflichtet, wenn er selbst steuerpflichtig ist; augenscheinlich will das Gesetz dem Vertreter eines Steuerpflichtigen die Pflicht zur Abgabe der Bekenntniserklärung ohne Rücksicht auf seine eigene Steuer­ pflicht auferlegen.

2. Zuständige Seite nach Abs. 1 Nr. 2 ist das Rentamt, denn diesem steht die Veranlagung zu; selbstverständlich gehören auch die Beamten des Rent­ amts hierher, denen eine selbständige Tätigkeit nach außen obliegt; hierzu treten die mit einem Rechtsmittel befaßten Organe.

3. Vertreter im Sinne des Abs. 1 Nr. 2 des Art. 12 ist sowohl der gesetzliche wie der freiwillige Vertreter, denn das Gesetz unterscheidet nicht, also auch der die Sache führende Rechtsanwalt. 4. Hinsichtlich der Kirchensteuer können drei Kategorien von Rechts­ mitteln in Betracht kommen. Da die Kirchensteuer in der Form eines gleich­ mäßigen prozentualen Zuschlags zu den direkten Staatssteuern erhoben wird, so kommen zunächst die hinsichtlich letzterer bestehenden Rechtsmittel in Frage. Diese Rechtsmittel scheiden für die Anwendung des Abs. 1 Nr. 2 aus, denn hierbei handelt es sich um Rechtsmittel hinsichtlich der Staatssteuer, die Kirchensteuer wird nur indirekt durch sie beeinflußt. In zweiter Linie kommen in Betracht die durch Art. 11 KirchenStG. geschaffenen Rechtsmittel. Dieser bestimmt: Art. 11: 1. Streitigkeiten über die Berechnung des Kirchensteueranteils (Art. 7 Abs. 2) werden nach Maßgabe der Vorschriften der Staatssteuergesetze über das Rechtsmittelverfahren gegen die rentamtliche Einsteuerung erledigt. 2. Im übrigen werden Streitigkeiten über die Verbindlichkeit zur Entrichtung von Kirchensteuern dem Verwaltungsstreitverfahren nach Art. 10 Ziff. 13 BGHG. überwiesen, wobei zur Entscheidung in erster Instanz die Distriktsverwaltungs­ behörde der Gemeinde zuständig ist, in welcher die Steuerpflicht zu erfüllen wäre. Endlich kommt, soweit die eigentliche kalkulatorische Berechnung der Steuer in Frage kommt, die allgemeine (im Gesetze nicht besonders geregelte) Be­ schwerde an die vorgesetzte Finanzaufsichtsbehörde in Frage (Mot. S. 892).

5. Aus Abs. 1 Satz 2 („deren Verkürzung unternommen wurde") wie aus Abs. 2 ergibt sich, daß als weiteres Tatbestandsmerkmal zu den Erfordernissen des Abs. 1 Nr. 1 und 2 hinzutritt, daß eine Hinterziehung beabsichtigt war. Hinterziehung ist die Nichtentrichtung oder die nicht rechtzeitige Entrichtung der Steuer. Die Absicht des Gesetzgebers ging, wie die einleitenden Worte des Abs. 2 ergeben, vermutlich dahin, schlechthin bei Verwirklichung der Merkmale der Nr. 1 oder 2 des Abs. 1 schon die Hinterziehungsstrafe eintreten zu lassen, solange nicht der Beweis geführt wird, daß keine Hinterziehungsabsicht bestanden habe; diese Absicht ist aber für das gerichtliche Strafverfahren nicht erreicht worden; denn es liegt hierin eine landesrechtlich unwirksame Abweichung von dem prozessualen Grundsatz vor, daß, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist, die dem Angeklagten günstigste Beurteilung einzutreten hat. Abs. 1 und 2 gehören zusammen und es tritt deshalb die Ordnungsstrafe ein, solange nicht die Hinterziehungsabsicht bewiesen ist. 6. Es ist nur dann anzunehmen, daß der Betrag nicht ziffermäßig festgestellt werden kann, wenn eine objektive Unmöglichkeit vorliegt; es müssen also die prozessualen Beweismittel erschöpft sein.

7. 8.

Die Jahreskirchensteuer ergibt sich aus Abt. B. Abs. 1—5 sind im wesentlichen gleichgebildet wie Art. 74 Abs. 1—5 EinkStG.; es gelten die hierzu gemachten Bemerkungen auch hier. Zu den Ver­ schiedenheiten ist folgendes zu bemerken:

a) Art. 74 EinkStG. verlangt, abweichend von dem Kirchensteuergesetz, Wissentlichkeit. Dieses Erfordernis muß mit der aus Sinnt. 15 sich ergebenden Beschränkung gleichwohl auch für die Kirchensteuer gelten; es ist damit nicht etwa ein Gegensatz aufgestellt, sondern die verschiedene Faffung erklärt sich daraus, daß das Einkommensteuergesetz ein späteres Gesetz ist, das der unterdessen vorsichtiger gewordene Gesetzgeber sorgfältiger abfaßte. Daß Wissentlichkeit auch bei der Kirchensteuer gefordert wird, ergibt sich aber abgesehen davon, daß es Art. 74 EinkStG. ausdrücklich enthält, auch daraus, daß die Steuergesetzgebung von Hinter­ ziehungen regelmäßig nur bei vorsätzlichen Straftaten spricht. b) Art. 74 EinkStG. erfordert tatsächliche Angaben, während dem Art. 12 Abs. 1 Nr. 2 KirchenStG. unrichtige und unvollständige Angaben schlechthin genügen; da es sich hier um ein positives Merkmal handelt, muß aus der Ver­ schiedenheit der Fassung beider Gesetze gefolgert werden, daß eine Zuwiderhand­ lung gegen Art. 13 auch durch bloße Urteile, insbesondere Schätzungen erfolgen kann. c) Die Verschiedenheit der Fassung des Abs. 3 des Art. 74 und des Abs. 2 des Art. 12 hat keine sachliche Bedeutung. d) Abweichend von Art. 74, dessen Faffung insoweit erst im Ausschuß der KdAbg. geändert wurde, gelten die Sonderbestimmungen des Abs. 4 über Teilnahme (und Begünstigung) formell auch für die Ordnungsstrafe; praktische Bedeutung hat dieses aber nicht, da die Ordnungsstrafe stets Vergehen ist.

9. Hinsichtlich der Frage, inwieweit die Taten des Abs. 1 Vergehen und inwieweit sie Übertretungen sind, gilt das im allgemeinen Teil unter 3a S. 19 Bemerkte. 10. Der Mindestbetrag der in Abs. 2 vorgesehenen Ordnungs­ strafe ist 3 Mk. Geldstrafe, denn die Tat ist nach der angedrohten Höchststrafe Vergehen. 11. Auch die Ordnungsstrafe des Abs. 2 ist eine kriminelle Strafe; es ergibt sich das aus Abs. 6. 12. In Abs. 3 gehört zwischen die Worte „unterlassenen" und „unrichtigen" offensichtlich ein Komma, das im amtlichen Text fehlt; es fehlt schon in dem Regierungsentwurf. 13. Dem Abs. 3 genügt offensichtlich nur eine vollständige Nachbringung, Berichtigung und Ergänzung.

14. Die näheren Verhältnisse der in Abs. 9 erwähnten allgemeinen Kirchenkasse ergeben sich aus Art. 5 des Gesetzes. Dieser bestimmt: Art. 5: 1. Das Erträgnis der Kirchensteuer fließt in eine allgemeine Kirchen­ kaffe. Diese untersteht der gleichen Verwaltung und Aufsicht wie im rechts­ rheinischen Bayern die allgemeine Unterstützungsanstalt für die protestantischen Pfarreien des Königreichs Bayern dss. d. Rh., und wie in der Pfalz die allgemeine protestantische Pfarrwitwenkaffe der Pfalz. 2. Die Rechnungm der allgemeinen Kirchenkasse nebst Belegen sind der Steuersynode Bei ihrem jeweiligen Zusammentritt zur Prüfung und Anerkennung oder Geltendmachung etwaiger Erinnerungen vorzulegen. 3. Dem K. Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenyeiten sind alljährlich Übersichten der Einnahmen und Ausgaben der allgemeinen Kirchenkaffe, auf Verlangen die Rechnungen selbst vorzulegen. Die Verwaltung und Aufsicht über dieallgemeine Pfarrunterstützungsanstalt und die allgemeine Pfarrwitwenkasse ist in folgen-

der Weise geregelt. Die eigentliche Vermögens- und Kaffaverwaltung und die Rechnungsführung des ersteren ist einer eigenen Administration in Nürnberg, die der letzteren einem eigenen Rechner übertragen. Die Verfügung über die bereiten Mittel steht den kirchlichen Oberbehörden zu. Die abgeschlossenen Rechnungen werden für die Pfarrunterstützungsanstalt beim Konsistorium Ansbach revidiert und beim Oberkonsistorium superrevidiert; für die Pfarrwitwenkaffe erfolgt die Revision beim Konsistorium Speyer. Außerdem ist der Generalsynode das Recht der Rechnungsprüfung eingeräumt (Mot. S. 887). In dieser Weise soll auch die allgemeine Kirchenkaffe verwaltet und beaufsichtigt werden.

15» Anhaltspunkte, daß ohne Verschulden Bestrafung zu erfolgen habe, bestehm nicht; dagegen ist bei der polizeilichen Natur des Delikts auch fahrlässige Begehung strafbar; soweit die Hinterziehungsstrafe eintritt, muß hinsichtlich des Merkmals der Hinterziehungsabstcht selbstverständlich Vorsätzlichkeit vorliegen, hin­ sichtlich der übrigen Deliktsmerkmale genügt auch hier Fahrlässigkeit.

43. Gesetz, Malzaufschlag betreffend?) (Vom 18. März 1910, in Kraft getreten am 1. April 1910).

A. Allgemeine Semerkungen.

1. Die Befugnis Bayerns zur Regelung der Bierbesteuerung gründet sich auf Art. 35 Abs. 2 RB. Für das Reichsbrausteuergebiet, das das ganze Reich mit Ausnahme von Bayern, Württemberg, Baden, ElsaßLothringen, des Großherzoglich Sächsischen Vordergerichts Ostheim und des Herzoglich Sachsen-Coburg- und Gothaischen Amtes Königsberg umfaßt, besteht das Brausteuergesetz nun in der Fassung vom 15. Juli 1909 (RGBl. 773)?)

2. Vgl. wegen Anwendung und Einführung des Malzaufschlaggesetzes im Herzoglich Coburgschen Amtsgerichtsbezirk Königsberg i. Fr. ZollBl. 1910, 445 und 1058, wegen dessen Einführung im Großherzoglichen Vorder­ gericht Ostheimb) ZoüM. 1910, 506 und 510, wegen dessen Verlautbarung in den Gemeinden Jungholz und Mittelberg ebendort 1046. 3. Die Strafbestimmungen des Malzaufschlaggesetzes find enthalten in seinem dritten Abschnitt Art. 51 bis 67 und in Art. 68 bis 72 von dessen vierten Abschnitt. Die Erläuterungen dieser Artikel machte die Behandlung folgender weiterer Artikel des Gesetzes notwendig: Art. 1 bei Art. 53 Nr. 3; Art. 2 bei Art. 51; Art. 3 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 4 bei Art. 53 Nr. 3; Art. 5 bei Art. 54; Art. 6 bei Art. 54; Art. 7 bei Art. 52; Art. 8 bei Art. 52; Art. 9 bei Art. 52; Art. 10 bei Art. 52; Art. 11 bei Art. 67; Art. 13 bei Art. 63; Art. 14 bei Art. 60; Art. 15 bei Art. 60; Art. 16 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 17 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 18 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 19 bei Art. 53 Nr. 2; Art. 20 bei Art. 58 Nr. 2; Art. 21 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 22 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 23 bei Art. 60; * ) Das Gesetz ist abgedruckt GBBl. 113. • ) Eine Übersicht über die Grundzüge der Bierbesteuerung in den verschiedenen deutschen Biersteuergebieten gibt Friedrich ZollZ. 1911,168. • ) Das Großherzogliche Vordergericht Ostheim (in Sachsen-Weimar-Eisenach) umfaßt den Bezirk des Amtsgerichts Ostheim mit Ausnahme der Orte Malpers, Birx und Frankenheim.

der Weise geregelt. Die eigentliche Vermögens- und Kaffaverwaltung und die Rechnungsführung des ersteren ist einer eigenen Administration in Nürnberg, die der letzteren einem eigenen Rechner übertragen. Die Verfügung über die bereiten Mittel steht den kirchlichen Oberbehörden zu. Die abgeschlossenen Rechnungen werden für die Pfarrunterstützungsanstalt beim Konsistorium Ansbach revidiert und beim Oberkonsistorium superrevidiert; für die Pfarrwitwenkaffe erfolgt die Revision beim Konsistorium Speyer. Außerdem ist der Generalsynode das Recht der Rechnungsprüfung eingeräumt (Mot. S. 887). In dieser Weise soll auch die allgemeine Kirchenkaffe verwaltet und beaufsichtigt werden.

15» Anhaltspunkte, daß ohne Verschulden Bestrafung zu erfolgen habe, bestehm nicht; dagegen ist bei der polizeilichen Natur des Delikts auch fahrlässige Begehung strafbar; soweit die Hinterziehungsstrafe eintritt, muß hinsichtlich des Merkmals der Hinterziehungsabstcht selbstverständlich Vorsätzlichkeit vorliegen, hin­ sichtlich der übrigen Deliktsmerkmale genügt auch hier Fahrlässigkeit.

43. Gesetz, Malzaufschlag betreffend?) (Vom 18. März 1910, in Kraft getreten am 1. April 1910).

A. Allgemeine Semerkungen.

1. Die Befugnis Bayerns zur Regelung der Bierbesteuerung gründet sich auf Art. 35 Abs. 2 RB. Für das Reichsbrausteuergebiet, das das ganze Reich mit Ausnahme von Bayern, Württemberg, Baden, ElsaßLothringen, des Großherzoglich Sächsischen Vordergerichts Ostheim und des Herzoglich Sachsen-Coburg- und Gothaischen Amtes Königsberg umfaßt, besteht das Brausteuergesetz nun in der Fassung vom 15. Juli 1909 (RGBl. 773)?)

2. Vgl. wegen Anwendung und Einführung des Malzaufschlaggesetzes im Herzoglich Coburgschen Amtsgerichtsbezirk Königsberg i. Fr. ZollBl. 1910, 445 und 1058, wegen dessen Einführung im Großherzoglichen Vorder­ gericht Ostheimb) ZoüM. 1910, 506 und 510, wegen dessen Verlautbarung in den Gemeinden Jungholz und Mittelberg ebendort 1046. 3. Die Strafbestimmungen des Malzaufschlaggesetzes find enthalten in seinem dritten Abschnitt Art. 51 bis 67 und in Art. 68 bis 72 von dessen vierten Abschnitt. Die Erläuterungen dieser Artikel machte die Behandlung folgender weiterer Artikel des Gesetzes notwendig: Art. 1 bei Art. 53 Nr. 3; Art. 2 bei Art. 51; Art. 3 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 4 bei Art. 53 Nr. 3; Art. 5 bei Art. 54; Art. 6 bei Art. 54; Art. 7 bei Art. 52; Art. 8 bei Art. 52; Art. 9 bei Art. 52; Art. 10 bei Art. 52; Art. 11 bei Art. 67; Art. 13 bei Art. 63; Art. 14 bei Art. 60; Art. 15 bei Art. 60; Art. 16 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 17 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 18 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 19 bei Art. 53 Nr. 2; Art. 20 bei Art. 58 Nr. 2; Art. 21 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 22 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 23 bei Art. 60; * ) Das Gesetz ist abgedruckt GBBl. 113. • ) Eine Übersicht über die Grundzüge der Bierbesteuerung in den verschiedenen deutschen Biersteuergebieten gibt Friedrich ZollZ. 1911,168. • ) Das Großherzogliche Vordergericht Ostheim (in Sachsen-Weimar-Eisenach) umfaßt den Bezirk des Amtsgerichts Ostheim mit Ausnahme der Orte Malpers, Birx und Frankenheim.

Art. 24 bei Art. 53 Nr. 5; Art. 25 bei Art. 58 Nr. 13; Art. 26 bei Art. 53 Nr. 6; Art. 27 bei Art. 53 Nr. 6; Art. 28 bei Art. 53 Nr. 5; Art. 29 bei Art. 58 Nr. 8; Art. 30 bei Art. 60; Art. 31 bei Art. 53 Nr. 6; Art. 32 bei Art. 54; Art. 33 bei Art. 58 Nr. 12; Art. 34 bei Art. 53 Nr. 7; Art. 35 bei Art. 53 Nr. 1; Art. 36 bei Art. 53 Nr. 9; Art. 37 bei Art. 60;. Art. 38 bei Art. 54; Art. 39 bei Art. 54; Art. 40 bei den allg. Bemerkungen; Art. 41 bei Art. 58 Nr. 10; Art. 42 bei Art. 58 Nr. 10; Art. 43 bei Art. 58 Nr. 15; Art. 44 bei Art. 60; Art. 45 bei Art. 58 Nr. 14; Art. 46 bei Art. 60; Art. 47 bei Art. 51; Art. 48 bei Art. 51; Art. 49 bei Art. 51; Art. 50 bei Art. 60; Art. 74 bei Art. 54; Art. 76 bei Art. 54.

4. Besondere Bestimmungen hinsichtlich der allgemeinen Lehren des Strafrechts trifft das Malzaufschlaggesetz in folgenden Beziehungen: Hinsichtlich des Rückfalls bei der Malzaufschlaghinterziehung (Art. 56 und 57), hinsichtlich der Schuld (Art. 61), hinsichtlich der Personen, die die strafrechtliche Verantwortlichkeit trifft (Art. 63), hinsichtlich der Verjährung (Art. 64), hinsichtlich der Strafumwandlung (Art. 66). 5, Materialien: KdAbg. 1909/10: Beil. 8, 365 (Entw. mit Mot.); Beil. 9, 181 (Bericht des Ausschusses und des Referenten); Beil. 9, 521 (Antrag der Regierung); Beil. 9, 548 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 9, 812 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 9,818 (Neuer Antrag des Ausschusses); Beil. 9, 919 (Neuer Beschluß des Plenums); Beil. 9, 832 (Neuer Beschluß der KdReichsr.); Beil. 9, 859 (Gesamtbeschluß); StenB. 9, 334 und 10, 50 (Verh. im Plenum). KdReichsr. 1909/10, 35. Landtag: Beil. 5, 202 (Fassung des Entw. in der KdAbg.); Beil. 5, 224 (Bericht des Referenten); Beil. 5, 253 (Verh. im Ausschuß); Beil. 5, 291 (Verh. im Ausschuß, 2. Lesung); Beil. 5, 295 (Zusammenstellung der verschiedenen Fassungen des Entw.); Beil. 5, 434 (Antrag des Referenten); Beil. 5, 446 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 5, 461 (Rückäußerung der KdAbg.); Beil. 5,463 (Verh. im Ausschuß hierüber); Beil. 5, 570 (Fassung des Entw. auf Grund der neuen Beratung im Plenum); 5, 570 (Gesamtbeschluß); StenB. 2, 7, 78 und 113 (Verh. im Plenum). 6. Vollzugsbestimmungen: Allgemeine Ausführungsbestimmungen vom 24. März 1910 (ZollBl. 179, im Auszug AJnnMBl. 286) mit Berichtigung ZollBl. 1910, 427; geändert und ergänzt nach Bek. vom 21. Februar 1911, Sacharometer betr. (ZollBl. 87) und vom 28. August 1911 (ZollBl. 526). 7. Literatur: Das Bayerische Malzaufschlaggesetz mit der Ausfühmngsbek. München 1910 bei Schweitzer; Roland Schmid, Malzauffchlaggesetz 1910; Zapf, Das bayerische Malzaufschlaggesetz mit Erl. 1911; Hümmer in BayZ. 1910, 188; Schanz, Die Biersteuerreform in Bayern, bei Schanz Arch. 1910, 269.

8. Allgemein erhebliche Begriffe, a) Bier ist alles, was nach der im Verkehr herrschenden Auffassung als solches bezeichnet wird, also Weiß» und Braunbier, einfaches und Doppelbier, das sog. Germbier und das Nachbier (ObLGMSt. in BayZ. 1909, 304); a. A. OGHSt. 7, 509: Nachbier (Scheps) d. i. das Bier, das aus den bei der Herstellung sich ergebenden Überbleibseln von Hopfen und Malz durch Aufguß gewonnen wird, soll nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch nicht unter Bier verstanden werden können; ähnlich wie dieses OLGMSt. 10, 174 und BayVGH. 1, 458. b) Hebestellen im Sinne der Ausführungsbestimmungm vom 24. März 1910 find die Steuerämter, die ihnen gleichgestellten Steuerhebestellen und die Steuerstellen (§ 20 dieser Ausführungsbestimmungen).

c) Der Begriff Malz ist im Gesetz selbst (in Art. 1 Abs. 3) definiert, man wollte damit den allgemeinen wiffenschaftlichen Begriff des Malzes zugrunde legen, wonach Malz ein Darrprodukt ausgekeimten Getreides ist, das soviel diastatisches Engin beim Keimungsprozeß gebildet hat, daß es für sich allein beim Maischprozeß ohne weiteres zu verzuckern vermag (KdAbg. Beil. 9, 274). Dazu kommt noch, jedoch nur für die Anwendung des Art. 2 Abs. 1, die positive dort getroffene Einschränkung auf Dörr- und Luftmalz. Spitzmalz d. h. Getreide, dessen Keimung so zeitig unterbrochen wurde, daß die gebildete Diastase ohne VerWendung anderen Malzes zur Verzuckerung der Maische nicht ausreicht, fällt nicht unter den Begriff (KdAbg. Beil. 8, 388; § 2 der Bek. vom 24. März 1910). d) Das Gesetz unterscheidet öffentliche und eigene Malzmühlen; die Begriffsbestimmung dieser beiden Arten von Mühlen ergibt sich aus Art. 16 des Gesetzes (s. diesen bei Art. 53 Nr. 1). Unter den öffentlichen Malzmühlen nehmen jene eine besondere Stellung ein, die mit einer selbsttätig das Ergebnis der Verwiegung anzeigenden Vorrichtung versehen sind; diese Vor­ richtung müssen jene öffentlichen Malzmühlen haben, deren Mahlgänge mit Zhlinderwalzen betrieben werden (Art. 24 des Gesetzes); bei den übrigen öffent­ lichen Malzmühlen erfolgt die Feststellung des Gewichts des Malzes durch An­ wendung von Wagen. Die eigenen Malzmühlen müssen stets mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehen sein (Art. 34 des Gesetzes). e) Müller im Sinne des Gesetzes ist, wie sich aus Art. 25 ergibt, der Inhaber einer öffentlichen Malzmühle. f) Anstatt des Wortes Schroten hatte der Regierungsentwurf das Brechen; man wählte den Ausdruck Schroten mit Rücksicht auf die nunmehrige Technik; es soll darunter jede Zerkleinerung verstanden werden, die das Malz zur Bier­ bereitung tauglich macht (KdAbg. Beil. 9, 273; 8, 388; § 7 der Bek. vom 24. März 1910).

9, Anwendung der Bestimmungen, die für öffentliche Malz­ mühlen gelten, auf eigene Malzmühlen: Art. 40: 1. Ist der Inhaber einer eigenen Malzmühle zur Vorausbezahlung des Malzaufschlags verpflichtet oder wird auf einer eigenen Malzmühle mit Genehmigung der Steuerbehörde außer aufschlagpflichtigem Malze auch aufschlagfreies Malz ge­ schrotet oder wird eine eigene Malzmühle mit Genehmigung der Steuerbehörde von verschiedenen Personen auf eigene Rechnung benutzt, so haben nach näherer Anordnung der Steuerverwaltung ganz oder teilweise die Bestimmungen zur Anwendung zu kommen, welche für das Schroten von Malz auf öffentlichen mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehenen Malzmühlen gelten. 2. Die Steuerbehörde kann auch in anderen Fällen dem In­ haber einer eigenen Malzmühle die Erfüllung von Vorschriften auferlegen, welche für das Schroten von Malz auf öffentlichen mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehenen Malz­ mühlen gelten. Im Vollzug des Art. 40 bestimmt § 60 der Bek. vom 24. März 1910, daß in den drei in Art. 40 Abs. 1 bezeichneten Fällen, ferner, wenn auf einer eigenen Malzmühle neben Gerstenmalz auch Weizenmalz geschrotet wird oder das Malz zur Herstellung bierähnlicher Getränke bestimmt ist, die Vorschriften der Art. 17, 18, 19 Abs. 3 und 4, 27, 30 und 31 Abs. 2 des Gesetzes entsprechende

Anwendung zu finden haben, und im Falle der Verpflichtung zur Vorausbezahlung des Malzauffchlags auch Art. 19 Abs. 2 des Gesetzes. Weiter ist bestimmt, daß für den Fall der dauernden Benützung einer eigenen Malzmühle durch verschiedene Personen auf eigene Rechnung (Genoffenschaftsmühlen usw.) das Hauptzollamt die Beobachtung der sämtlichen für die Benützung öffentlicher Malzmühlen mit selbsttätiger Wiegevorrichtung geltenden Vorschriften anordnen kann.

B. Die Strafbestimmungen. III. Abschnitt.

Strafbestimmungen.

(Verwendung unzulässiger Stoffe bei der Bierbereitung, verbotswidriger Handel mit Bierauszügen u. dgl.s

Art. 51. 1. Wer andere als die nach Artikel 2 zulässigen Stoffe zur Bereitung von Bier verwendet oder dem fertigen, zum Absätze bestimmten Biere zusetzt oder solche Stoffe zu verwenden oder zuzusetzen unternimmt, verfällt in eine Geldstrafe von 50 Mk. bis 10000 Mk. 2. Die Strafe ist schon dann verwirkt, wenn unzulässige, Ersatz- oder Zusatzstoffe in eine unter Steueraufsicht stehende Räumlichkeit (Art. 48 Abs. 1) eingebracht oder darin gefunden werden, sofern nicht nachgewiesen wird, daß diese Stoffe ausschließlich zu anderen Zwecken als zur Bierbereitung bestimmt sind und verwendet werden. 3. Neben der Geldstrafe ist auf Einziehung der Ersatz- oder Zusatzstoffe oder des mit solchen Stoffen bereiteten oder versetzten Bieres und der Um­ schließungen, soweit diese Gegenstände vorhanden sind, zu erkennen, ohne Rücksicht darauf, wem diese Gegenstände gehören. Sind die Gegenstände nicht mehr vorhanden oder stehen der Einziehung tatsächliche Hindernisse ent­ gegen, so ist dem Schuldigen die Erlegung des Wertes der Gegenstände und, wenn dieser nicht zu ermitteln ist, die Zahlung einer Geldsumme von 10 Mk. bis zu 5000 Mk. aufzuerlegen. 4. Die Strafbestimmungen in Abs. 1 und 3 finden auch auf Zuwider­ handlungen gegen ein nach Art. 2 Abs. 3 erlassenes Verbot sowie auf die Verbreitung von Zubereitungen der im Art. 2 Abs. 4 bezeichneten Art An­ wendung. Im letzteren Falle sind auch die verbotswidrig in Verkehr ge­ brachten Zubereitungen einzuziehen. Im Allgemeinen.

1. Die Straftaten des Art. 51 können auch fahrlässig begangen werden; s. Art. 61; soweit sie jedoch durch ein bloßes Unternehmen begangen werden, ist Vorsätzlichkeit notwendig, das erfordert der Begriff des Unternehmens. 2. Wegen Umwandluug der Geldstrafen in Freiheitsstrafen s. Art. 66. Zu Ws. 1.

3. Art. 2 bestimmt: 1. Zur Bereitung von Bier dürfen andere Stoffe als Malz (Dörr- oder Luftmalz), Hopfen, Hefe undWasser nicht verwendet werden. 2. ZurBereitung von untergärigem Bier darf nur aus Gerste bereitetes Malz verwendet werden.

3. Für die Herstellung bierähnlicher Getränke kann die Ver­ wendung von Malzersatzstoffen verboten werden. 4. Zur Herstellung von Bier oder bierähnlichen Getränken bestimmte Zubereitungen dürfen nicht in den Verkehr gebracht werden. 5. Der Zusatz von Wasser zum Biere durch Brauer nach Feststellung des Extraktgehalts der Stammwürze im Gärkeller oder durch Bierhändler und Wirte ist untersagt. 4. Abs. 1 des Art. 2 enthält das sog. Surrogatverbot.

5, 6,

Wegen des Begriffs Bier s. die Allgem. Bem. Nr. 8a.

Verboten ist bei der allgemeinen Faffung des Art. 2 auch das Zusetzen von Kohlensäure (OLGMSt. 8, 150); desgl. von Ersatzstoffen für die in Abs. 1 des Art. 2 bezeichneten Stoffe z. B. von Ersatzstoffen für Malz oder Hopfen (ObLGMSt. iu BayZ. 1909, 304; Bek. vom 24. März 1910 § 2); auch von Stoffen, die die Gärkraft der Hefe erhöhen sollen (Arak) (OLGMSt. 5, 456); überhaupt von Zutaten aller Art (Bek. vom 24. März 1910 §3). Auf die Menge der zugesetzten Stoffe kommt es nicht an (OLGMSt. 5, 456). Eine Verurteilung hat auch dann zu erfolgen, wenn sich die Art des „anderen" Stoffes nicht feststellen läßt (OLGMSt. 1, 203). 7, über die Qualität der zur Bierherstellung verwendbaren Stoffe enthält das Gesetz keine Bestimmungen. Es ist deshalb insbesondere auch die Verwendung ungereinigter mit Unkraut untermischter Gerste nach den Bestimmungen des Malzaufschlagsgesetzes nicht strafbar; es kann unter Umständen eine Nahrungsmittelfälschung vorliegen (OGHSt. 7, 446). Die Be­ stimmung der Ausführungsbestimmungen zum Brausteuergesetz vom 24. Juli 1909 § 2, wonach die zulässigen Braustoffe in der Beschaffenheit verwendet werden müssen, in der ihnen die im Gesetze gewählte Bezeichnung zukommt, trifft auch für das Malzawfschlaggesetz zu; desgl. die weitere Bestimmung, daß als Wasser im Sinne des Gesetzes alles in der Natur vorkommende Waffer anzu­ sehen ist und daß eine Vorbehandlung des Waffers durch Entziehung des Eisen­ gehalts, Entkeimen, Filtrieren, Kochen, Destillieren gestattet, ein Zusatz von Säuren oder Mineralsalzen verboten ist.

8. Nicht unter das Verbot des Art. 2 Abs. 1 fällt Farbebier, das der Bestimmung des Art. 2 Abs. 1 und 2 des Gesetzes entsprechend innerhalb Bayerns hergestellt ist; ebensowenig die Verwendung von Bierklärmitteln, die rein mechanisch wirken und vollständig wieder ausgeschieden werden (§ 3 der Bek. vom 24.März 1910), überhaupt nicht Stoffe, deren Substanz dem Bier nicht beigemengt und mit ihm vereinigt werden soll, sondern die bloß mechanisch, zu einem technischen Zweck verbunden werden sollen (RGSt. 8, 434). Keine Strafe tritt ein, wenn vor Beginn der Bierbereitüng den zulässigen Stoffen unzulässige Stoffe beigesetzt, aber dann wieder entfernt werden z. B. Salizyl zur Gerste oder zur Hefe (RGSt. 13, 97). 9. Insbesondere ist auch die Verwendung von anderem als Gersten­ malz zur Bereitung von untergärigem Bier (Art. 2 Abs. 2 nach Art. 51 strafbar (KdAbg. Beil. 8, 394). Untergärige find die mit untergäriger, ausschließlich zu Boden gehender Hefe bereiteten, obergärige die mit obergäriger, Auftrieb gebender Hefe hergestellten Biere (§ 4 der Bek. vom 24. März 1910). *). *) Wegen des Unterschieds zwischen obergäriger und untergäriger Hefe s. Hopp in ZollZ. 10,137.

10. Wegen des Begriffs Malz s. die Allg. Bem. 8c; wegen des Begriffs bierähnliche Getränke s. Art. 53 Nr. 3 Anm. 28c.

11. Die bloße Herrichtung und Bereithaltung verbotener Stoffe ist noch keine Verwendung oder Zusetzung und deshalb nicht strafbar (OGHSt. 2, 132). Vollendet ist die Bereitung des Bieres nach der sonstigen Bedeutung des Wortes bereiten dann, wenn es gebrauchsfertig ist; ob es sich noch in Händen des Brauers befindet, oder bereits an einen Zwischenhändler kam, ist gleichgültig. Anders ist die Begriffsbestimmung nach den Ausführungs­ bestimmungen zum Brausteuergesetz vom 24. Juli 1909 § 1, wonach unter dem Bereiten im Sinne dieses Gesetzes alle Teile der Herstellung und Behandlung des Bieres in der Brauerei selbst wie außerhalb dieser — beim Bierverleger, Wirt u. dgl. — bis zur Abgabe des Bieres an den Verbraucher verstanden werden sollen. Daß dieser weitere sprachwidrige Begriff dem Malzaufschlaggesetz nicht zugrunde liegt, ergibt der Gegensatz in Art. 51 Abs. 1 zwischen der Bereitung von Bier und dem Zusetzen zum fertigen, zum Absatz bestimmten Bier. 12. Eine Zubereitung im Sinne des Art. 2 Abs. 4 liegt vor, wenn aus anderen Stoffen eine Einheitssache hergestellt ist; durch die bloße Mischung von Stoffen entsteht eine Zubereitung im Sinne des Gesetzes dann nicht, wenn es sich nicht um Surrogatstoffe handelt, also nicht, wenn bloß Hopfen und Malz gemischt werden (RGSt. 41, 247). Soweit Abs. 4 den Verkehr mit Zubereitungen verbietet, die zur Herstellung bierähnlicher Getränke bestimmt sind, widerspricht er der sonstigen Tendenz des Gesetzes; denn die Verwendung solcher Stoffe, wenn sie nicht zufällig Malzersatzstoffe sind, kann nicht verboten werden (s. Art. 2 Abs. 3); der Verkehr damit ist aber verboten; vgl. Anm. 29.

13. Abs. 5 des Art. 2 wurde beigefügt im Ausschuß der KdAbg. Beil. 9, 274, 312). Hierbei ging man von der Ansicht aus, daß unter dem verbotenen Wasserzusatz nicht die übliche Kellerbehandlung zu verstehen sei. Man hielt deshalb insbesondere für zulässig eine Wafferbeimischung zum Leerdrücken der Leitung, ferner bei der Nachgärung im Lagerkeller das Nachstechen mit Waffer, wenn sich beim Spundloch des Lagerfaffes Schaum ausstößt, um das entweichende Bier zu ersetzen, weiter einen Wafferzusatz, der sich dadurch ergibt, daß beim Filtrieren des Bieres die stark mit Waffer gesättigten Filter ausgedrückt werden; endlich bei großen Lagerfäffern zum Vollmachen (KdAbg. Beil. 9, 230, 228). Diese Ansicht wurde in der KdReichsr. geteilt (Verh. 2, 81). Man wird diese Einschränkung, wenn sie auch im Gesetze keinen Ausdruck gefunden hat, als gegeben annehmen müssen, da andernfalls eine Herstellung von Bier unmöglich wäre, was nicht der Absicht des Gesetzgebers entspräche. Die Fassung des Art. 51 ergibt, daß auch Zuwiderhandlungen gegen Abs. 5 des Art. 2 nach Art. 51 strafbar sind. Zweifelnd äußerte sich hierzu der Referent im Ausschuß der KdAbg. (Beil. 9, 274); im Plenum der KdAbg. StenB. 9, 385 wurde die Anschauung vertreten, daß Art. 60 einschlage; letzteres nimmt auch Zapf Art. 51 Anm. 5 an. Mit der Straftat aus Art. 51 kann eine Zuwiderhandlung gegen das Nahrungsmittelgesetz rechtlich zusammentreffen. Das Verbot des Art. 2 Abs. 5 besteht nur für Brauer, Bier­ händler und Wirte, nicht für Dritte; hinsichtlich ihrer kann unter Umständen eine andere strafbare Handlung z. B. Nahrungsmittelfälschung vorliegen (KdReichsr. Beil. 5, 266). Wenn ein Wasserzusatz durch Angehörige und Bedien stete erfolgt, so kann eine Bestrafung des Brauers (selbstverständlich auch nicht der Bediensteten und Angehörigen) auf Grund des Art. 63 nicht erfolgen;

denn Art. 63 setzt voraus, daß der strafrechtliche Tatbestand fich in den Angehörigen oder Bediensteten verwirklicht, das ist aber hier unmöglich, weil Täter nur ein Brauer, Bierhändler oder Wirt sein kann. Unrichtig KdReichsr. a. a. O. 14. Das Wort unternehmen des Art. 51 ist, da sich Anhaltspunkte für eine andere Auslegung im Gesetze nicht finden, in dem Sinne auszulegen, den das Wort im StGB, hat; es umfaßt darnach die Ausführung der Tat und die Versuchshandlungen, nicht aber bloße Borbereitungshandlungen; s. RGSt. 42, 266; 43, 70 (72). 15. Zusetzen im Sinne des Art. 51 kann die Stoffe auch derjenige, der das Bier gebraut hat. 16. Zum Absatz im Sinne des Art. 51 ist das Bier nach dem allgemeinen Sprachgebrauch dann bestimmt, wenn es wirtschaftlich verwertet gegen einen Gegen­ wert umgesetzt werden soll (vgl. RGSt. 17, 392), nicht aber, wenn es weg­ geschenkt oder selbst genossen werden soll.

Z« Ws. 2. 17. Die Verweisung in Art. 51 Abs. 2 auf Art. 48 Abs. 1 dürste ein sich schon in dem Regierungsentwurf findendes Redaktionsversehen sein; gemeint ist Art. 47 Abs. 1. Art. 48 des Gesetzes regelt den Umfang der Steueraufsicht. Welche Räumlichkeiten der Steueraufsicht unterstehen, bestimmt Art. 47. 18. Art. 47, 48 und 49 bestimmen: Art. 47: 1. Bierbrauereien und andere Betriebsstätten mit Malzverbrauch, Malzmühlen sowie sonstige zum Schroten von Malz geeignete Vorrichtungen, deren Besitz und Betrieb nach Art. 42 der Genehmigung bedarf, unterliegen der Steueraufsicht. 2. Zum Schroten von Malz geeignete Vorrichtungen, deren Besitz und Betrieb einer Genehmigung nicht bedarf, können unter Steueraufsicht gestellt werden. Art. 48: 1. Die Steuerbeamten sind befugt, in den zum Betrieb einer Brauerei benützten Räumen sowie in denjenigen Betrieben, in welchenMalz zu aufschlagfreien Zwecken verwendet wird, in den Räumen einer öffentlichen Malzmühle, bei den eigenen Malzmühlen und den unter Steuer aufsicht stehenden, zum Schroten von Malz geeigneten Vorrichtungen Nachschau zu halten. Die Steuerbeamten sind insbesondere berechtigt, die zum Wiegen des Malzes bestimmten Wagen und Gewichte zu prüfen und im Bedarfsfälle deren Richtigstellung zu veranlassen, das in derMühle befindliche oder an den Bestimmungsort zurück­ gebrachte Malz nachzuwiegen, die zum Betriebe einer Brauerei verwendeten Geräte zu vermessen und die erzeugten Würze- oder Biermengen sowie deren Extraktgehalt festzustellen. 2. Den Steuerbeamten müssen die in Abs. 1 bezeichneten Betriebe, solange in ihnen gearbeitet wird, jederzeit, außerdem aber von morgens 6 Uhr bis abends 8 Uhr zugänglich sein; die Zeitbeschränkung fällt weg, wenn Gefahr im Verzug ist. Es dürfen keine Einrichtungen getroffen werden, welche die Aus­ übung der Nachschau erschweren oder verhindern. Art. 49: Ist begründeter Verdacht vorhanden, daß Malzauf­ schlaggefälle hinterzogen oder daß bei der Bierbereitung andere

als die nach Art. 2 zulässigen Stoffe verwendet werden, so dürfen die Steuerbeamten auch in anderen als in den in Art. 48 Abs. 1 bezeichneten Räumen unter Beachtung der für Haussuchungen gesetzlich vorgeschriebenen Formen Nachschau halten.

19. Zu den Bierbrauereien im Sinne des Art. 47 gehören selbst­ verständlich alle zum Brauereibetrieb benützten Räume (Sudhaus, Gär- und Lager­ keller) (s. § 68 Abs. 2 der Bek. vom 24. März 1910), dagegen nicht mit dem Brauereibetrieb bloß in Verbindung stehende Räume. Anders die Bek. vom 24. März 1910 a. a. O.

29. Geräte im Sinne des Art. 48 Abs. 1 find selbstverständlich auch zum Brauereibetrieb verwendete Fässer (KdAbg. Beil. 9, 287). 21. Zuwiderhandlungen gegen Art. 48 Abs. 2 unterstehen der Strafbe­ stimmung des Art. 59 Nr. 2 und, soweit dieser nicht anwendbar ist, der des Art. 60; im übrigen enthalten die Art. 47 bis 49 keine Gebote oder Verbote, deren Nichtbeachtung unter Strafe gestellt ist. 22. Die Bestimmung des Art. 48 Abs. 2 richtet sich ihrer Natur nach an die Personen, denen nach den Verhältniffen des einzelnen Falles die rechtliche und tatsächliche Verfügung über den Betrieb zusteht; gegen diese Personen ist deshalb auch die Strafe auszusprechen. 23. Positive Handlungen zur Förderung der Nachschau sind den Be­ teiligten nach Art. 48 Abs. 2 nicht zur Pflicht gemacht abgesehen davon, daß die Räume zugängig sein müssen. A. A. ohne schlüssige Begründung OGHSt. 6, 163. 24. Abs. 2 des Art. 51 enthält eine materielle und eine prozessuale Vorschrift; materiell bestimmter, daß die Strafe schon dann verwirkt ist, wenn unzulässige Ersatz- oder Zusatzstoffe in eine unter Steueraufsicht stehende Räum­ lichkeit eingebracht sind oder vorgefunden werden, außer wenn diese Stoffe aus­ schließlich zu anderen Zwecken als zur Bierbereitung bestimmt sind und verwendet werden; prozessual ist die Bestimmung, daß der letztere Teil des Tatbestands zu vermuten ist; insoweit ist der Abs. 2 gegenüber der Reichsgesetzgebung für das gerichtliche Verfahren unwirksam, da das Landesgesetz prozessuale Bestimmungen nicht treffen kann; es ist vielmehr dem Angeklagten der Beweis, daß die Stoffe nicht ausschließlich zu anderen Zwecken als zur Bierbereitung bestimmt und ver­ wendet find, zu liefern, da sämtliche Tatbestandsmerkmale zu beweisen sind.

Zu Abs. 8. 25. Abs. 3

des Art. 51 ist sachlich, wie auch die Mot. ergeben, den § 154 Satz 1, § 155 VerZG. nachgebildet. Die Fassung ist etwas verändert; es ist nicht anzunehmen, daß damit sachliche Änderungen getroffen werden sollten, es sollten offensichtlich damit die Bestimmungen des Vereinszollgesetzes nur in deutlicherer Fassung wiedergegeben werden. Im einzelnen ist zu bemerken: Haben die einzuziehenden Gegenstände nach Begehung der Straf­ tat den Eigentümer gewechselt, so kann die Einziehung nicht mehr er­ folgen ; es ist davon auszugehen, daß die Wirkungen der Tat sich auf die z. Z. ihrer Begehung bestehenden Beziehungen beschränken sollen (s. RGSt. 30, 413).

26. Abs. 3 des Akt. 51 enthält eine Strafbestimmung, nicht etwa eine polizeiliche Maßregel (vgl. das Wort Strafbestimmung in Art. 54 Abs. 3). Hieraus ergibt sich zunächst, daß Abs. 3 überhaupt nicht zur Anwendung kommen kann, wenn bei Jdealkonkurrenz die Strafe nicht dem Art. 51 zu entnehmen ist; ferner aber, daß Satz 2 des Abs. 3 überhaupt unwirksam ist; denn die

Landesgesetzgebung kann auf den ihr vorbehaltenen Gebieten nur die Einziehung einzelner Gegenstände verfügen (§ 5 EG. StGB.), nicht aber das Äquivalent für verfallen erklären (RGSt. 7, 311) und noch viel weniger hierfür ein Bauschale festsetzm. 27. Auf die Einziehung auf Grund des Art. 51 Abs. 3 kommen die §§40—42 StGB, zur Anwendung; hieraus folgt auch, daß dann, wenn die Verfolgung oder Verurteilung einer bestimmten Person nicht ausführbar ist, die Einziehung nach Abs. 3 im objektiven Verfahren nach Maßgabe des § 42 StGB, zu erfolgen hat (s. RGSt. 14, 195): hierbei hat das Gericht, wenn seitens der Staatsanwaltschaft (Verwaltungsbehörde) der Einziehungsantrag gestellt wird, die Einziehung auszusprechen; freies Ermessen besteht nur bei der Staatsanwaltschaft (Verwaltungsbehörde) (RGSt. 28, 122). Z« Abs. 4.

28. Aus Abs. 4 des Art. 51 ergibt sich, daß nach Art. 51 auch die verbots­ widrige Verwendung von Malzersatzstoffen bei Herstellung bierähnlicher Getränke, und die Verbreitung von Zubereitungen, die zur Herstellung von Bier oder bierähnlichen Getränken bestimmt sind, gestraft wird. 29. Das Verbot des Art. 2 Abs. 4 schlägt auch ein, wenn die Her­ stellung der bierähnlichen Getränke an sich in erlaubter Weise und ohne Verwendung von Malzersatzstoffen geschähe (RGSt. im Recht 1912 Nr. 1122 und BayZ. 1912, 195). Malzaufschlaghiittrrzirhung.

Akt. 52.

Wer es unternimmt, den Malzaufschlag dem Staate vorzuenthalten oder einen Erlaß oder eine Vergütung des Malzaufschlags in einem Betrage zu erlangen, der nicht oder nur in geringerer Höhe zu beanspruchen war, macht sich der Hinterziehung des Malzaufschlags schuldig. A. Allgemeine SemerKnngen.

1. Die Straftat des Art. 52 kann nur vorsätzlich begangen werden; es ergibt sich das aus der Nichterwähnung des Artikels in Art. 61 (KdAbg. Beil. 9, 289). 2. Wegen des Begriffs unternehmen gilt das bei Art. 51 Anm. 14 Bemerkte. Wegen der Fälle, in denen die Hinterziehung fingiert wird, s. Art. 53. B. Die vorenthaltuug des Maftaufschlags.

3. Wer den Malzaufschlag zu entrichten hat, ergibt sich aus Art. 7, der bestimmt: a) Art. 7: Den Malzaufschlag hat derjenige zu entrichten, für dessen Rechnung das Malz geschrotet wird. b) Die Steuerpflicht tritt ein, auch wenn derjenige, für dessen Rechnung geschrotet wird, nicht der Eigentümer des Malzes ist. Belanglos ist, auf wessen Namen es geschrotet wird; wird es für Rechnung mehrerer ge­ schrotet, so trifft jeden die Steuerpflicht, soweit er nach dem zugrunde liegenden Rechtsverhältnis materiell beteiligt ist.

c) Vorenthalten kann begrifflich den Malzaufschlag nur, wer die Pflicht zu dessen Entrichtung hat sei es nun, daß die Pflicht gegenüber dem Staat oder gegenüber einem Dritten (z. B. einem Auftraggeber) besteht. Die bloße Nicht­ entrichtung ist kein Vorenthalten. Ein Vorenthalten liegt auch in einer nicht rechtzeitigen Entrichtung; wann der Malzaufschlag zu entrichten ist, ergibt sich aus Art. 8 des Gesetzes?) Wird der Malzaufschlag aus Mangel an Mitteln nicht entrichtet, so ist die Bestrafung wegen mangelnder Schuld ausgeschlossen; vgl. auch Art. 41 Anm. 4 der rechtsrh. GemO. 4. Wegen der Gegenstände, aus denen der Malzaufschlag zu entrichten ist, s. Art. 1 und die Bemerkungen hierzu bei Art. 53 Anm. 28 5. Wegen der Höhe des Malzaufschlags s. Art. 54 Anm. 3 ff.

CL Der Lrlaß und die Kückvergütung des Mayauffchlags.

6. Die Vorschriften über die Vergütung und den Erlaß des Malzaufschlags sind enthalten in den Art. 9 und 10 des Gesetzes. Diese bestimmen: Art. 9: 1. Bei der Ausfuhr von Bier, das in Bayern aus versteuertem Malze hergestellt worden ist, kann der Malzauf­ schlag rückvergütet werden. 2. Die näheren Anordnungen, insbesondere über die Mindest­ menge des Bieres, für welche bei der Ausfuhr eine Vergütung beansprucht werden kann, dann über die Höhe der Vergütung werden von der Steuerverwaltung erlassen. Art. 10: 1. Der Malzaufschlag wird, abgesehen von der Be­ stimmung in Art. 9, dem Pflichtigen auf Ansuchen erlassen oder vergütet: 1. wenn das nach Art. 3 steuerbar gewordene Malz nach­ weislich nicht geschrotet worden ist; 2. wenn geschrotetes Malz, das dem Malzaufschlag unter­ legen hat, zugrunde gegangen, verdorben oder so ver‘) Art. 8 bestimmt: Art. 8. 1. Der Malzaufschlag ist zu entrichten: 1. für das zur Erzeugung von untergärigem Bier bestimmte Malz und zwar für Malz, welches im ersten Viertel eines Kalenderjahrs in die Mühle gebracht wird, zur Hälfte in der Zeit vom ersten bis fünfzehnten April, zur anderen Hälfte in der Zeit vom ersten bis fünfzehnten Oktober desselben Jahres; für Malz, welches im zweiten Viertel eines Kalenderjahrs in die Mühle gebracht wird, im ganzen Betrag in der Zeit vom ersten bis fünfzehnten Juli desselben Jahres; für Malz, welches im dritten Viertel eines Kalenderjahrs in die Mühle gebracht wird, im ganzen Betrag in der Zeit vom ersten bis fünfzehnten Oktober desselben Jahres; für Malz, welches im vierten Viertel eines Kalenderjahrs in die Mühle gebracht wird, zur Hälfte in der Zeit vom ersten bis fünfzehnten Januar, zur anderen Hälfte in der Zeit vom ersten bis fünfzehnten Juli des nächstfolgenden Kalenderjahrs; 2. für das zum Zwecke der Erzeugung von obergärigem Biere innerhalb eines Kalendervierteljahrs in die Mühle gebrachte Malz in der Zeit vom ersten bis fünf­ zehnten des auf das Vierteljahr unmittelbar folgenden Monats. 2. Die höhere Verwaltungsbehörde kann in besonderen Fällen eine weitergehende Stundung des Malzaufschlags ausnahmsweise zulassen. 3. Liegen Tatsachen vor, welche den Eingang des Malzaufschlags gefährdet erscheinen lassen, und leistet der Pflichtige nicht genügende Sicherheit, so kann die Steuerbehörde die sofortige Einbezahlung des angefallenen Malzaufschlags verlangen und die Ausstellung von Malzscheinen von der vorherigen Entrichtung abhängig machen.

ändert worden ist, daß es zur Bierbereitung nicht mehr verwendet werden kann; 3. wenn das aus versteuertem Malze hergestellte Er­ zeugnis in der Braustätte, noch bevor es aus dem Lagerkeller entfernt ist, zugrunde gegangen, verdorben oder so verändert worden ist, daß die Verwertung des Erzeug­ nisses zum Genuß als Bier nicht möglich erscheint. 2. Erlaß oder Vergütung des Malzaufschlags wird nur dann gewährt, wenn der Betrag desselben sich im einzelnen Falle auf mindestens 5 Mk. berechnet und wenn die von der Steuerver­ waltung erlassenen Vorschriften eingehalten worden sind. 3. Der Pflichtige hat nachzuweisen, daß die für den Erlaß oder die Vergütung geforderten Voraussetzungen zutreffen. 4. Die Steuerbehörde kann den Erlaß oder die Vergütung des Malzaufschlags davon abhängig machen, daß das Malz oder das daraus hergestellte Erzeugnis unter amtlicher Aufsicht ver­ nichtet oder zur Herstellung von Bier oder zur Verwertung als solches unbrauchbar gemacht wird. 7. Art. 9 ersetzt den Art. 11 des bisherigen Rechts; er erweitert die Befugniffe der Verwaltung; unter den in Abs. 2 vorgesehenen Anordnungen sind auch die im früheren Gesetz ausdrücklich hervorgehobenen „Sicherungsmaß. regeln" inbegriffen. 8. Art. 9 erhielt seine jetzige Faffung des Abs. 1: „kann . . . werden" anstatt „wird", im Ausschuß der KdAbg. (Beil. 9, 276). Es steht nach der jetzigen Faffung rechtlich im Ermessen der Regierung, ob sie eine Rück­ vergütung gewähren will, wenn auch von der Regierung erklärt wurde, daß sie Mckvergütung gewähren werde (KdReichsr. Verh. 2, 89; Beil. 5, 279; KdAbg. StenB. 9, 427). 9. Die näheren Anordnungen über die Rückvergütung des Malzaufschlags gemäß Art. 9 Abs. 2, d. i. die Vergütung bei der Ausfuhr, wurden in der Malzaufschlag-Bergütungsordnung getroffen, die als Anlage A der Bek. vom 24. März 1910 beigegeben ist. § 4 ist geändert durch Bek. vom 28. August 1911 (Zollbl. 526). 10. Ein Nachlaß nach Art. 10 Abs. 1 Nr. 3 ist, wie die Faffung des Ge­ setzes außer Zweifel stellt, nach der Entfernung aus dem Lagerkeller unzulässig gleichviel, ob das Bier zur Abgabe an Dritte bestimmt ist oder ob es vom Brauer selbst ausgeschenkt werden soll (KdAbg. Beil. 8, 390). 11. Welche der beiden Möglichkeiten des Art. 10 Abs. 4, ob Vernichtung oder Unbrauchbarmachung, zu wählen ist, steht nach der Fassung des Gesetzes im Belieben des Pflichtigen, nicht im Ermeffen der Steuerbehörde. Vgl. auch KdAbg. Beil. 9, 278 und 329. 12. über den Erlaß und die Vergütung des Malzaufschlags nach Art. 10 enthält § 27 der Bek. vom 24. März 1910 die näheren Be­ stimmungen. 13. Keine Vergütung des Malzaufschlags liegt in den Fällen vor, in denen ein irrig erhobener Betrag wieder erstattet wird; denn hier wird nicht ein Malzaufschlag erstattet. Werden solche Erstattungen zu Unrecht erwirkt, so liegt hierin auch kein Borenthalten des Malzauffchlags. Schiedermair, Nebengesetze. 52

Art. 53. Die Hinterziehung des Malzaufschlags wird insbesondere dann als vollbracht angenommen: 1. wenn Malz in eine zum Schroten von Malz nicht zugelassene Mühle oder ohne den vorgeschriebenen Malzschein in eine Malz­ mühle gebracht wird; 2. wenn die Menge des in eine öffentliche Malzmühle gebrachten Malzes die im Malzschein angegebene Menge um mehr als 5 vom Hundert übersteigt; 3. wenn das für einen malzaufschlagfreien Zweck geschrotete Malz zur Bierbereitung verwendet oder an einen Dritten abgegeben wird; 4. wenn bei einem Antrag auf Vergütung oder Erlaß des Malz­ aufschlags die malzauffchlagpflichtige Malzmenge oder die Menge des aus steuerpflichtigem Malze gewonnenen Erzeugnisses zu hoch ange­ geben oder wenn zur Erlangung einer Vergütung oder eines Erlasses des Malzaufschlags, der nicht oder in geringerem Maße zu beanspruchen war, sonstige wahrheitswidrige Angaben gemacht werden, die geeignet sind, zu einer Verkürzung des Malzaufschlags zu führen; 5. wenn in einer öffentlichen Malzmühle ohne selbsttätige Wäge­ vorrichtung die Verwiegung des Malzes unterlassen wird, oder wenn in einer öffentlichen mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung ver­ sehenen Malzmühle Malz auf einen mit einer selbsttätigen Wäge­ vorrichtung nicht versehenen Mahlgang gebracht wird; 6. wenn in einer öffentlichen Mühle Malz zum Schroten ohne den vorschriebenen Malzschein übernommen oder auf dem Malzschein oder in das Mühlbuch ein zu niedriges Gewicht für das geschrotete Malz eingetragen oder der Eintrag auf dem Malzschein oder im Mühl­ buch ganz unterlassen wird; 7. wenn eine Malzmühle mit selbsttätiger Wiegevorrichtung in ihrer regelmäßigen Tätigkeit derart gestört oder, wenn auf eine der­ artige Mühle so eingewirkt wird, daß das Gewicht des zum Schroten auf die Mühle gebrachten Malzes vom Zählwerk entweder gar nicht oder zu gering angegeben wird; 8. wenn eine Malzmühle mit selbsttätiger Wägevorrichtung, deren Zählwerk das Gewicht des Malzes nicht oder zu niedrig angibt, zum Schroten von Malz benützt wird, obwohl dieser Umstand bekannt war; 9. wenn ein Bierbrauer durch Erholung oder Benützung eines auf den Namen eines anderen lautenden Malzscheins, durch unrichtige Führung des Mühlbuchs oder sonstige unrichtige Angaben bewirkt, daß der von ihm geschuldete Malzaufschlag nach einem niedrigeren als dem der Vorschrift des Gesetzes entsprechenden Satze berechnet wird; 10. wenn ein Bierbrauer Malz für seinen Betrieb durch einen anderen schroten und zu einem niedrigeren als den für ihn geltenden Satze versteuern läßt oder wenn ein Bierbrauer geschrotetes Malz von einem anderen bezieht, das dieser zu einem niedrigeren als den für den Bezieher zutreffenden Malzaufschlagsatze versteuert hat;

11. wenn Bier, das unter Inanspruchnahme des ermäßigten Malz­ aufschlagsatzes von 10 Mk. für den Doppelzentner (Art. 5 Abs. 5) nur für den Hausbedarf bereitet worden ist, an nicht zum Haus­ halt gehörige Personen gegen Entgelt abgegeben wird. Allgemeine Bemerkungen.

1. Die Straftaten des Art. 53 können nur vorsätzlich begangen werden; es ergibt sich das aus der Nichterwähnung des Artikels in Art. 61. Wegen weiterer negativer Tatbestandsmerkmale für die Bestrafung aus Art. 53 s. Art. 55. 2. Die Straftaten der einzelnen Nummern des Art. 53 können unter sich in Ideal- oder Realkonkurrenz stehen, es bemißt sich das nach den Umständen des Falles. Zapf S. 174 Anm. 12 will hinsichtlich einer und derselben malzaufschlagpflichtigen Malzmenge nur eine Malzaufschlaghinterziehung zulassen; für diese Annahme (Gesetzeskonkurrenz?) dürfte kein positiver Anhaltspunkt be­ stehen; Art. 53 enthält keine Vermutung sondern eine Fiktion. Zu Art. 53 Nr. 1.

A. Schroten in einer nicht zugelassenen Mühle.

3. Die Frage, welche Mühlen zum Schroten von Malz zuge­ lassen sind, ergibt sich aus Art. 16 des Gesetzes, der bestimmt: Art. 16: 1. Malz darf nur geschrotet werden: 1. auf öffentlichen Malzmühlen, d. h. auf solchen öffent­ lichen feststehenden Mühlen, auf welchen gewerbsmäßig für Dritte Malz geschrotet wird und welche von der Steuer­ behörde als öffentliche Malzmühlen zugelassen sind; 2. auf eigenen Malzmühlen, d. h. auf solchen zum Schroten von Malz geeigneten Mahleinrichtungen, deren Besitzund Benützung dem Inhaber für seine Person und für seinen Ge­ brauch zum Schroten von Malz besonders genehmigt worden ist. 2. Es ist verboten, Malz in eine Mühle einzubringen, auf welcher Malz nicht geschrotet werden darf. 4. Nach dem früheren Recht bedurften öffentliche Malzmühlen keiner behördlichen Zulassung. 5. Vorrichtungen, die nicht nach dem allgemeinen Sprachgebrauch unter den Begriff der Mühle gebracht werden können, können auch nicht auf dem Wege einer Ausführungsbestimmung als Malzmühlen im Sinne des Gesetzes behandelt werden. Schief sind die Anschauungen, die im Ausschuß der KdAbg. geäußert wurden (Beil. 9, 283). 6, Wegen des Begriffs Schroten s. die Allg. Bemerkungen Nr. 8 f. 7. Die Zulassung als Malzmühle erfolgt durch das Hauptzollamt und wird dem Inhaber nur für seine Person erteilt; wechselt die Mühle den Besitzer, so kann in unbedenklichen Fällen eine Genehmigung zur vorläufigen Fortbenützung durch die Hebestelle erteilt werden; § 33 der Bek. vom 24. März 1910. 8. Hinsichtlich des Schrotens auf eigenen Malzmühlen besteht eine Beschränkung auf Grund des Art. 35, der bestimmt: Art. 35: 1. Auf einer eigenen Malzmühle darf nur steuer­ pflichtiges Malz, welches für den eigenen Bedarf des Betriebs­ berechtigten bestimmt ist, geschrotet werden.

2. Ausnahmen können von der Steuerbehörde unter den er­ forderlichen überwachungsmaßregeln zugelassen werden. Es ergibt sich aus Abs. 1, daß steuerfreies Malz auf eigenen Malz­ mühlen nicht geschrotet werden darf; eigner Bedarf des Betriebsberechtigten ist nur Malz, das er verwendet, nicht Malz, das er veräußert. 8. Zum Vollzug des Art. 35 bestimmt § 54 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910, daß der Inhaber einer eigenen Malzmühle neben dieser Mühle eine andere Malzmühle nicht benützen darf, Zuwiderhandlungen sind nach Art. 60 strafbar; Ausnahmen für einzelne Fälle kann die Hebestelle, allgemeine Ausnahmen das Hauptzollamt bewilligen (Abs. 2 a. a. O.). 10. Die Ausnahmen nach Art. 35 Abs. 2 werden für einzelne Fälle von der Hebestelle bewilligt, dauernde Ausnahmen können nur vom Hauptzollamt zugelassen werden (§ 54 der Bek. vom 24. März 1910). B. Einbringung in eine Mühle ohne Malzschein.

11» Die Worte in eine Malzmühle gebracht wird finden ihre Er­ läuterung in Art. 3 Abs. 2 Nr. 1 des Gesetzes. Art. 3: 1. Das Malz wird steuerbar, sobald es für den Zweck der Erzeugung von Bier zum Schroten in die Mühle eingebracht wird. 2. Das Malz gilt als in die Mühle eingebracht 1. bei einer öffentlichen Malzmühle, sobald es in ein zum Mühlanwesen gehöriges Gebäude oder in dessen un­ mittelbare Umgebung gebracht ist; 2. bei einer eigenen Malzmühle, sobald es das Wäge­ gefäß der selbsttätigen Wägevorrichtung durchlaufen hat; 3. bei einer anderen zum Schroten von Malz benützbaren Vorrichtung, sobald es in den Raum, in welchem sich die Vorrichtung befindet, oder, falls die Vorrichtung im Freien aufgestellt ist, in deren unmittelbare Umgebung gebracht ist. Vorrichtungen im Sinne des Art. 3 Abs. 2 Nr. 3 dürfen im Hinblick auf Art. 16 des Gesetzes zum Schroten von Malz nicht verwendet werden. Die Vor­ schrift der Nr. 3 soll für den Fall einer mißbräuchlichen Verwendung einer derartigen Vorrichtung den Zeitpunkt genau feststellen, in dem das Malz steuerbar geworden ist (KdAbg. Beil. 8, 388).

12. Die Be stimmungen üb er die Beibringung von Ma lzscheinen find enthalten in den Art. 17 und 18; diese bestimmen: a) Art. 17: 1. Wer Malz auf einer öffentlichen Malzmühle schroten lassen will, hat dies vor der Berbringung des Malzes in dieMühle bei der Steuerbehörde seines Wohnortes anzumelden und einen Malzschein zu erholen. 2. Die Anmeldung und der Malzschein müssen enthalten: 1. Den Namen und Wohnort desjenigen, auf dessen Rech­ nung das Malz geschrotet werden soll, 2. die Bezeichnung der Mühle, auf welcher das Malz ge­ schrotet werden soll, 3. den Tag, an dem das Malz in die Mühle eingebracht werden soll (Gültigkeitstag),

4. das Gewicht des Malzes, 5. die Art der beabsichtigten Verwendung des Malzes. 3. Der Malzschein muß außerdem Ort und Zeit der Aus­ stellung sowie die Unterschrift des ausstellenden Steuerbeamten enthalten. 4. Zu den Anmeldungen ist nach näherer Anordnung der Steuerverwaltung ein Einschreibbuch zu benützen; das Einschreib­ buch ist den Steuerbeamten auf Verlangen jederzeit vorzulegen. Art. 18: 1. Der Malzschein ist nur für den Tag, auf den er ausgestellt ist, und nur für die Person, die Mühle und die Art der Verwendung, auf die er lautet, gültig. 2. Änderungen am Malzscheine dürfen nur von Steuer­ beamten vorgenommen werden. b) Vorgeschriebener Malzschein im Sinne des Art. 53 Nr. 1 ist, wie sich aus den Art. 17 und 18 ergibt, nur ein solcher, der den Bestimmungen der Art. 17 Abs. 2 und 3 und Art. 18 Abs. 1 und 2 genügt. Gleichbedeutend mit dem Ausdruck vorgeschriebener Malzschein findet sich an anderen Stellen des Gesetzes z. B. Art. 19 Abs. 3, Art. 27 Abs. 1 der Ausdruck gültiger Malzschein. c) Über den Inhalt des Malzscheins trifft § 35 der Bek. vom 24. März 1910 noch weitere Bestimmungen als sie Art. 17 Abs. 2 und 3 und Art. 18 enthalten; die Nichtbeachtung des § 35 macht den Malzschein nicht zu einem ungültigen (nicht „vorgeschriebenen") im Sinne des Art. 53 Nr. 1; nachdem Art. 17 keinen Vorbehalt für die Ergänzung durch Vollzugsvorschristen enthält, darf angenommen werden, daß die Bestimmungen der Vollzugsvorschristen nur instruktionell sind. d) Die Anwendung des Art. 53 Nr. 1 ist schon dann ausgeschlossen, wenn nur überhaupt ein den Art. 17 Abs. 2 und 3 und Art. 18 Abs. 1 und 2 ge­ nügender Malzschein vorliegt; es ist nicht notwendig, daß die in ihm enthaltenen Angaben sich auf das eingebrachte Malz beziehen. Das Vorliegen eines beliebigen Malzscheins schließt also die Anwendung des Art. 53 Nr. 1 bei jeder Malzeinbringung aus. Diese Auslegung ergibt sich daraus, daß für die Fälle, in denen ein der Einbringung nicht entsprechender Malzschein vorliegt, andere besondere Strafbestimmungen vorgesehen sind, so Art. 53 Nr. 2 für die Überschreitung der Malzmenge Art. 58 Nr. 3 für die Ein­ bringung in eine andere Malzmühle oder an einem anderen Tage. e) Name im Sinne des Art. 17 ist auch die Firma; bei juristischen Personen wäre sonst die Erwirkung von Malzscheinen überhaupt unmöglich; bei letzteren tritt dann an die Stelle des Wohnortes der Sitz. f) Die in Abs. 4 des Art. 17 vorgeschriebenen Anordnungen der SteuerVerwaltung über das Einschreibbuch trifft § 34 der Bek. vom 24. März 1910, der bestimmt: 1. Wer Malz auf einer öffentlichen Malzmühle schroten lassen will, hat ein Einschreibbuch nach Muster 14 zu führen und dieses bei Erholung eines Malzscheins mit den vorgeschriebenen Eintragungen versehen der Hebestelle seines Wohnorts vorzulegen. 2. Die Einschreibbücher find gegen Ersatz der Herstellungskosten von der Hebestelle zu beziehen. g) Zuwiderhandlungen gegen Art. 17 Abs. 4 mit §34 der Bek. vom 24. März 1910 sind nach Art. 60 strafbar.

h) Zuwiderhandlungen gegen Art. 18 Abs. 2 find nach Art. 58 Nr. 1 strafbar. Das Verbot der Änderung durch Dritte ist ein absolutes, gleich­ gültig von wem der Vortrag auf dem Malzschein erfolgte; a. A. Zapf, Anm. 2 zu Art. 18 Abs. 2 für Vorträge, die durch den Müller erfolgt sind.

13. Weitere Bestimmungen über die Beibringung von Malz­ scheinen sind enthalten in Art. 21 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 21: 1. Wer Malz auf einer nicht inBayern gelegenen Mühle schroten lassen will, hat die Vorschriften in Art. 17, 18 und 19 Abs. 1 einzuhalten. 2. Bei der Ausfuhr und Wiedereinfuhr ist das Malz mit dem Malzscheine der zuständigen Zoll- oder Steuerbehörde vorzu­ führen. b) Zu Art. 21 findet das zu Art. 17 und 18 Bemerkte entsprechende Anwendung. c) Hinsichtlich der in Art. 21 Abs. 2 bezeichneten Wiedereinfuhr be­ stimmen § 38 Abs. 3 Satz 2—4 der Bek. vom 24. März 1910 folgendes: 2. Bei der Wiedereinfuhr hat die Zoll- oder Übergangssteuerstelle das Gewicht des geschroteten Malzes zu ermitteln, wobei die Vorschriften der §§ 17 bis 19 entsprechende Anwendung finden, und die llbergangsabgabe zu erheben. 3. Auf dem Malzschein ist hierüber Vermerk zu machen. 4. Zu der Verwiegung desMalzes hat der Anmeldepflichtige gegebenenfalls vorschrifts­ mäßige Wagen und Gewichte zur Verfügung zu stellen und die erforderlichen Hilfsdienste zu leisten oder leisten zu lassen. Zuwiderhandlungen gegen Satz 4 unterliegen der Strafbestimmung des Art. 60. d) Zuwiderhandlungen gegen Art. 21 Abs. 2 unterliegen der Strafbe­ stimmung des Art. 60. 14. Weitere Bestimmungen über die Beibringung von Malz­ scheinen sind endlich enthalten in Art. 22 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 22: Wer Malz zum Schroten auf einer öffentlichen Malzmühle mit der Bestimmung der Wiederausfuhr nach der Be­ arbeitung nach Bayern einführen will, hat vor der Einfuhr bei der Steuerbehörde des Eintrittsorts das Malz anzumelden und einen Malzschein zu erholen. Die Hinterlegung des Malzauf­ schlags im gesetzlich zulässigen Höchst betrage kann gefordert werden. b) Hinsichtlich des Vollzugs des Art. 22 trifft § 39 Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3 der Bek. vom 24. März 1910 nachfolgende unter die Straf­ drohung des Art. 60 gestellte Bestimmungen: Abs. 2 Satz 1: Bei der Wiederausfuhr ist das geschrotete Malz nebst dem mit den vorgeschriebenen Einträgen des Müllers versehenen Malzschein der Hebe­ stelle, welche den Malzschein ausgestellt hat, vorzuführen. Abs. 3: Die Einfuhr und Wiederausfuhr des Malzes darf nur auf Zollund übergaugsstraßen stattfinden. 15. Beim Betriebe eigener Malzmühlen bedarf es an sich keines Malzscheines; es kann aber die Beibringung unter Umständen auf Grund des Art. 40 des Gesetzes angeordnet werden. Dieses ist in gewiffem Umfang durch § 60 der Bek. vom 24. März 1910 geschehen, insofern« dieser in gewissen Fällen Art. 17 des Gesetzes auf die eigenen Malzmühlen ausdehnt; s. hierwegen die Stög. Bem. 8 g. Insoweit findet dann auch die Strafbestimmung des Art. 53 Nr. 1 Anwendung.

16. Die Handlung des Art. 53 Nr. 1 kann mit der des Art. 53 Nr. 6 sachlich zusamtnentreffen, wenn der Müller auf seine eigene Rechnung zu schrotmdes Malz einbringt (ObLGMSt. 6, 147). Z« Art. 53 Nr. 2.

17.

Art. 53 Nr. 2 steht im Zusammenhang mit Art. 19 Abs. 2. Art. 19: 1. Die im Malzschein angegebene Malzmenge ist auf einmal und ohne Unterbrechung in dieMühle und ebenso von dort an den Verwendungsort zu bringen. Ausnahmen können von der Steuerbehörde zugelassen werden. 2. Es ist verboten, eine Malzmenge, deren Gewicht das im Malzschein angegebene Gewicht um mehr als 5 vom Hundert über­ steigt, in die Mühle zu verbringen. 3. Ohne gültigen Malzschein darf Malz nicht in die Mühle eingebracht werden. 4. Der Malzschein ist dem Müller mit dem Malze zu übergeben.

18. Die praktische Bedeutung des Art. 19 Abs. 2 ist eine negative, indem er indirekt eine Ausnahme von Art. 53 Nr. 1 schafft durch Zulassung von Überschreitungen des Gewichts bis zu 5 vom Hundert. 19. Die in Art. 19 Abs. 1 Satz 2 vorgesehene Ausnahme wird für einzelne Fälle von der Hebestelle bewilligt; allgemeine Ausnahmen können nur vom Hauptzollamt zugelaffen werden, § 37 der Bek. vom 24. März 1910.

20. Die Bestimmung des Art. 19 Abs. 1 findet entsprechende Anwendung, wenn Malz auf einer in Bayern nicht zugelaffenen Mühle ge­ schrotet werden soll; s. Art. 21 bei Art. 53 Nr. 1. 21 Wird gleichzeitig mit einer Menge Malz, für die ein Malz­ schein erholt wurde, jedoch gesondert von ihr eine weitere Menge in die Mühle gebracht, in der Absicht, sie der Besteuerung zu entziehen, so ist nicht auf Grund der Nr. 2 des Art. 53, sondern auf Grund der Nr. 1 zu strafen; denn hier liegen zwei selbständige Mengen vor (OLGMSt. 1,461). 22. Wegen der Worte in eine öffentliche Malzmühle gebracht gilt das bei Art. 53 Nr. 1 Anm. 11 Bemerkte. Wegen des Begriffes Müller in Abs. 4 des Art. 19 s. die Allgem. Bem. 8e. 23. Eine Bestrafung nach Art. 53 Nr. 2 tritt selbstverständlich auch dann ein, wenn der Aufschlagsbeamte versehentlich einen falschen Malz­ schein aus stellte (OGHSt. 7, 202); doch ist auch hier nun vorsätzliche Be­ gehung notwendig. 24. Bei Zuwiderhandlungen gegen Art. 19 Abs. 3 kommt die Straf­ bestimmung des Art. 53 Nr. 1 zur Anwendung, bei Zuwiderhandlungen gegen Art. 19 Abs. 1 und 4 die des Art. 60. Z« Art. 58 Nr. 8.

25. Art. 53 Nr. 3 steht im Zusammenhang mit Art. 4 und findet durch ihn seine nähere Abgrenzung. Art. 4 bestimmt: Art. 4: 1. Dem Malzaufschlag unterliegt nicht Malz, welches unter Einhaltung der von der Steuerverwaltung erlassenen Vorschriften zu einem anderen Zwecke als zur Bierbereitung geschrotet und verwendet wird.

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43. Das Malzauffchlaggesetz.

2. Werden diese Vorschriften nicht beachtet, so unterliegt das Malz dem Malzaufschlage zu dem höchsten Steuersätze. 3. Die Verwendung von aufschlagfreiem Malze zur Bier­ bereitung ist verboten. Die in Art. 4 Abs. 1 erwähnten Vorschriften der Steuerver­ waltung sind enthalten in § 8 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910, der be­ stimmt : § 8 Abs. 1: Wer Malz zu aufschlagfreien Zwecken schroten und verwenden will, hat hiefür beim zuständigen Hauptzollamte die Genehmigung zu erholen. Das Hauptzollamt kann eine genaue Beschreibung des Verwendungszwecks, der Art und Weise der Verwendung, des Ortes der Lagerung des Malzes und der daraus herzustellenden Erzeugnisse verlangen. Das Hauptzollamt setzt unter Berücksichti­ gung der Betriebsverhältnisse die erforderlichen Überwachungsmaßregeln fest. Im übrigen finden die Vorschriften des Gesetzes über das Schroten von Malz zum Zwecke der Bierbereitung entsprechende Anwendung.

26. Malzaufschlagfreier Zweck im Sinne des Art. 53 Nr. 3 ist jeder andere Zweck als der der Bierbereitung; es ergibt sich das aus Art. 4. Der Umstand, daß das zu einem anderen Zweck geschrotete und verwendete Malz unter Nichtbeachtung der Vorschriften der Steuerverwaltung geschrotet und ver­ wendet wird und deshalb der Steuer unterliegt, macht den Zweck nicht zu einem aufschlagpflichtigen. Die Nichtbeachtung dieser Vorschriften ist nach Art. 60 strafbar. Abweichend von der früheren Gesetzgebung soll auch eine Besteuerung des zur Essigbereitung bestimmten Malzes nicht mehr erfolgen (KdAbg. Beil. 8, 387). 27. Der in Art. 4 Abs. 2 vorgesehene höchste Steuersatz ist in der Regel 20 Mk. für den Doppelzentner; s. Art. 5 Abs. 1. Liegen jedoch die be­ sonderen Voraussetzungen des Art. 5 Abs. 3 mit 4 oder Abs. 6 vor, so können noch weitere Erhöhungen eintreten.

28. Eine Einschränkung des durch Art. 4 abgegrenzten Begriffes des malzaufschlagfreien Malzes bringt Art. 1 Abs. 2; Art. 1 bestimmt: Art . 1: 1. Dem Malz aufschlag unterliegt das zur Bierbe­ reitung innerhalb Bayerns bestimmte, in Bayern geschrotete Malz. 2. Der Malzaufschlag kann auch von dem zur Bereitung bierähnlicher Getränke bestimmten Malze erhoben werden. Die Herstellung solcher Getränke kann unter Steueraufsicht gestellt werden. Die näheren Bestimmungen werden im Verwaltungs­ weg erlassen. 3. Unter Malz wird alles künstlich zum Keimen gebrachte Getreide verstanden. Es ist deshalb auch Malz, das nach Abs. 2 verwendet wird, nicht malz­ aufschlagfrei im Sinne des Art. 53 Nr. 3. a) Wegen des Begriffes Malz vgl. die Allg. Bem. 8c. b) Abs. 2 des Art. 1 ist dem § 3 Abs. 1 BrauStG. nachgebildet. Er soll ermöglichen, auch die Bierersatzgetränke zum Malzauffchlag heranzuziehen (KdAbg. Beil. 8, 388). c) Bierähnliche Getränke im Sinne des Gesetzes find diejenigen Ge­ tränke, die als Ersatz für Bier in den Handel gebracht oder genossen werden (§ 1 Abs. 2 der Bek. vom 24. März 1910; KdAbg. Beil. 9, 273); es genügt.

wenn das Getränk nach seiner allgemeinen Beschaffenheit soviel Ähnlichkeit mit Bier hat, daß es eben deswegen als Ersatz für Bier genossen zu werden Pflegt; es ist nicht notwendig, daß es das Bier in allen seinen Eigentümlichkeiten ersetzen kann, es braucht nicht notwendig dessen eigenartigen Geschmack zu besitzen, es muß auch nicht gegoren sein; gleichgültig ist, ob zur Herstellung Malz verwendet wurde oder nicht (RG. im Recht 1912 Nr. 1122 und BahZ. 1912, 195). d) Nähere Bestimmungen im Sinne des Art. 1 Abs. 2 Satz 3 können nicht nur über die Frage, ob die bierähnlichen Getränke dem Malzauffchlag unterstellt werden sollen und ob die Herstellung unter Steueraufsicht gestellt werden soll, sondern allgemein hinsichtlich der Erhebung des Malzaufschlags bei bierähnlichen Getränken getroffen werden; daß diese wettere Auslegung richtig ist, ergibt sich daraus, daß es andernfalls an einer näheren Regelung der sonstigen Verhältnisse fehlen würde. Ohne besondere Anordnung finden die gesetzlichen Bestimmungen, die für die Herstellung von Bier gelten, auf die bierähnlichen Getränke keine Anwendung, ebensowenig die für die Bierbrauereien geltenden Bestimmungen auf die Anstalten zur Herstellung bierähnlicher Getränke?) Aus diesem Grund schlägt Art. 53 Nr. 3 nicht ein, wenn für einen auffchlagfreien Zweck geschrotetes Malz zur Herstellung bierähnlicher Getränke ver­ wendet oder abgegeben wird. e) Zum Vollzug des Art. 1 Abs. 2 ergingen § 1 Abs. 1 und 4 der Bek. vom 24. März 1910. Diese bestimmen: § 1 Abs. 1: Malz, das zur Bereitung bierähnlicher Getränke verwendet wird, unterliegt dem Malzaufschlage. Abs. 4: Die Herstellung bierähnlicher Getränke unterliegt den gleichen Überwachungsvorschriften wie die Herstellung von Bier. f) § 1 Abs. 3 der Bek. vom 24. März 1910 bestimmt: Die Verwendung von Ersatzstoffen jeder Art für Malz bei der Herstellung bierähnlicher Getränke ist verboten. Zuwiderhandlungen hiergegen unterliegen der Strafbestimmung des Art. 60. Die Verwendung von anderen Stoffen als Malzersatzstoffen ist nicht verboten. g) Wegen des Begriffes Malz s. die Allg. Bem. 8 c.

29. Es ist nicht jede Abgabe an einen Dritten, sondern nur die zur Bierbereitung strafbar; ein allgemeines Abgabeverbot ergibt sich weder aus Art. 53 Nr. 3 noch aus Art. 4. Zu Art. 58 Nr. 4.

30. Wegen der Bestimmungen über den Erlaß und die Rückver­ gütung des Malzaufschlags f. die Bem. zu Art. 52. 31. Es ist zur Bestrafung lediglich erforderlich, daß die wahrheitswidrigen Angaben objektiv geeignet sind, zu einer Verkürzung des Malzauffchlags zu führen. Die Schuld braucht sich hierauf nicht zu erstrecken, denn andernfalls schlägt schon Art. 52 ein. Zu Art. 58 Nr. 5.

32. Art. 53 Nr. 5 steht^im Zusammenhang mit dem Art. 28 Abs. 1, der bestimmt: Art. 28: 1. Nach der Übernahme hat in den nicht mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehenen öffentlichen Malz') Ohne bestimmten Anhaltspunkt nimmt das Gegenteil an der Finanzminister KdAbg. Beil. 9, 279, desgl. der Referent im Ausschuß der KdAbg. (Beil. 9, 284).

mühlen der Müller das Gewicht des Malzes vor dem Schroten durch Verwiegung festzustellen. 2. Mit dem Wiegen des Malzes darf erst begonnen werden, wenn die gesamte auf dem Malzscheine bezeichnete Malzmenge in die Mühlräume verbracht ist. 3. übersteigt das bei dieser Verwiegung ermittelte Gewicht das im Malzscheine angegebene ummehr als 5 vom Hundert, so kann derjenige, auf dessen Rechnung das Malz geschrotet wird, oder sein Vertreter, solange mit dem Schroten des Malzes nicht be­ gonnen ist, vom Müller eine neuerliche Verwiegung des Malzes verlangen. 4. Das Ergebnis der Verwiegung ist vom Müller sofort und noch vor Verbringung des Malzes auf den Mahlgang auf dem Malzschein und imMühlbuche zuvermerken. DerBortrag aus dem Malzschein ist vom Müller sofort zu unterzeichnen.

33. Aus Art. 28 ergibt sich insbesondere, daß sich nur der Müller, nicht auch derjenige, der das Malz einbringt, nach Art. 53 Nr. 5 strafbar macht. Wegen des Begriffes Müller s. die Allgem. Bem. Nr. 8e.

34. Strafbar nach Art. 53 Nr. 5 ist, wie deren Faffung und der Vergleich mit Art. 58 Nr. 7 ergibt, nur die vollständige Unterlassung der Ver­ wiegung; für die nicht rechtzeitige Verwiegung tritt die Sonderstrafbestimmung des Art. 58 Nr. 7 ein. Eine vollständige Unterlassung der Verwiegung im Sinne des Gesetzes liegt aber schon dann vor, wenn die Verwiegung nicht vor dem Schroten erfolgt; das ergibt sich aus Art. 6 des Gesetzes, wonach der Malzauf­ schlag von dem Gewicht im un geschroteten Zustand zu erheben ist, eine spätere Verwiegung ist deshalb keine Verwiegung im Sinne des Gesetzes.

35. Zuwiderhandlungen gegen Art. 28 Abs. 2 bis 4 können, wie sich aus der Faffung des Art. 53 Nr. 5 ergibt, nach Art. 53 Nr. 5 nicht be­ straft werden; sie sollen, soweit nicht für Abs. 4 teilweise Art. 53 Nr. 6 und Art. 58 Nr. 7 einschlagen, nach Art. 60 bestraft werden; Art. 53 Nr. 6 schlägt für Abs. 4 insoweit ein, als Abs. 4 die Eintragung des Ergebniffes der Verwiegung auf dem Malzschein und im Mühlbuch anordnet, jedoch ist darnach nur die vollständige Unterlaffung der Eintragung strafbar; Art. 58 Nr. 7 schlägt ein, wenn bloß die recht­ zeitige Eintragung unterlaffen wurde. Nach Art. 28 Abs. 3 mit Art. 60 wird der Müller strafbar sein, der die unter den Voraussetzungen des Abs. 3 geforderte neuerliche Verwiegung nicht vornimmt. Eine Bestrafung nach Art. 28 Abs. 4 mit Art. 53 Nr. 6 tritt selbstverständlich auch dann ein, wenn der unrichtige Eintrag dadurch veranlaßt wird, daß der Aufschlagbeamte versehentlich den Malzschein falsch ausstellte(OGHSt. 7, 202); doch ist auch hier nun Vorsätzlichkeit notwendig. Den Begriff Vertreter im Sinne des Art. 28 Abs. 3 grenzt die Bek. vom 24. März 1910 § 44 Abs. 1 dahin ab, daß als Vertreter im Sinne dieser Bestimmung derjenige zu erachten sei, welcher im Auftrage des Anmeldepflichtigen das Malz bringt. Damit geht die Bek. über die einer VollzBek. gezogenen Grenzen hinaus, nach dem Gesetz selbst muß auch hier der allgemeine Begriff eines Bertreters maßgeben. 36, Im Vollzüge des Art. 28 legt § 44 Abs. 2 der VollzBek. dem Müller weiter folgende Verpflichtungen auf:

§ 44 Abs. 2: Der Müller hat das Ergebnis der Verwiegung auf dem Malzscheine deutlich mit Ziffern und unter Angabe der Zahl der verwogenen Säcke sowie des Tages des Schrotens vorzutragen und den Bortrag zu unter* zeichnen. Wird das Malz in einzelnen Abteilungen verwogen, so ist das Er­ gebnis jeder einzelnen Verwiegung auf dem Malzschein gesondert anzuschreiben. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen, soweit sie nicht bloße Wieder­ holungen des Art. 28 sind, sind ebenfalls nach Art. 60 strafbar.

37. Es ergibt sich aus der Natur der Sache, wenn es auch in Art. 53 Nr. 5 nicht ausdrücklich bestimmt ist, daß eine selbsttätige Wieg evorrichtung im Sinne des Art. 53 Nr. 5 nur dann vorliegt, wenn sie den besonderen hierüber gegebenen Bestimmungen entspricht; diese trifft Art. 24, der bestimmt; Art. 24: 1. Öffentliche Malzmühlen, deren Mahlgänge mit Zylinderwalzen betrieben werden, müssen mit einer von der Steuerverwaltung genehmigten, selbsttätig das Ergebnis der Verwiegung anzeigenden Vorrichtung versehen sein. Die Wäge­ vorrichtungen müssen mit den Malzmühlen in feste Verbindung gebracht und beide so eingerichtet sein, daß nach Anbringung des steueramtlichen Verschlusses ohne Anwendung erkennbarer Ge­ walt Malz zum Mühlwerke nur gelangen kann, nachdem es die Wägevorrichtung durchlaufen hat. 2. Die Steuerverwaltung ist ermächtigt, auch andere Sicher­ heitsmaßnahmen anzuordnen. Welche Arten von Wiegevorrichtungen zugelassen werden, be­ stimmt das Finanzministerium (§ 49 Abs. 1 mit § 47 der Bek. vom 24. März 1910). Nähere Bestimmungen über die Anbringung des steueramtlichen Verschlusses trifft § 50 dieser Bek.; darnach geschieht der amtliche Verschluß der Umschlußdeckel der selbsttätigen Wägevorrichtung durch Steuerschlöffer, während die übrigen Teile der Wägevorrichtung und die dazu gehörige Malzmühle soweit erforderlich durch Anlegung von Steuerbleien verschlossen werden.

38. Durch den Abs. 2 des Art. 24 wollte man der Steuerverwaltung die Möglichkeit geben, auch andere Vorrichtungen als Mühlen, die zur Bearbeitung des Malzes hergestellt wurden z. B. Quellstöcke, zu­ zulassen (KdAbg. Beil. 9, 282, 283, 329). Den gedachten Zweck hat man damit nicht erreicht, denn diese Deutung kann man der tatsächlichen Fassung des Gesetzes nicht geben. Zu Art. 53 Nr. 6.

39. Strafbar nach Art. 53 Nr. 6 ist nur der Müller (s. wegen dieses Begriffs die Allg. Bem. Nr. 8e); es ergibt sich das daraus, daß dem Art. 27 die Randnote beigefügt ist: „Übernahme des Malzes durch den Müller" und dem Art. 28 die Randnote beigesetzt ist „Verwiegen des Malzes durch den Müller", während in den Art. 26 und 31 die Pflicht zum Vortrag int Malzschein im Text selbst dem Müller auferlegt ist. 40. Art. 53 Nr. 6 steht in seinem ersten Teile, soweit er die Übernahme des Malzes betrifft, in Zusammenhang mit Art. 27, der bestimmt: a) Art. 27: 1. In einer öffentlichen Malzmühle darf Malz ohne gültigen Malzfchein nicht übernommen werden. 2. Das Malz gilt als übernommen, wenn es in die Mühl­ räume eingebracht ist.

3. Es ist verboten, das im Malzscheine bezeichnete Malz in einer öffentlichen Malzmühle nur zu einem Teile, an einem anderen als dem im Malzscheine bestimmten Tage oder zu der in Art. 20 bestimmten Zeit zu übernehmen. 4. Wird Malz ohne gültigen Malzschein in eine öffentliche Malzmühle gebracht, so hat der Müller sogleich Anzeige bei der Steuerbehörde zu erstatten. Bor Eintreffen des Steuerbeamten darf das Malz weder in die Mühlräume verbracht, noch verab­ folgt werden. b) Wegen der Worte gültigen Malzschein vgl. Anm. 12b und c. c) Eine Übernahme ist, wie sich aus Art. 27 Abs. 2 ergibt, dann und nur dann gegeben, wenn das Malz in die Mühlräume d. h. in die dem Betrieb dienenden Räume (nicht bloß in das Mühlanwesen) eingebracht ist; für das Ein­ bringen in die Mühlräume kommt selbstverständlich Art. 3 Abs. 2 Nr. 1 nicht in Betracht. d) In den Fällen des Art. 2 7 Abs. 3 schlägt die Sonderstrafbestimmung des Art. 58 Nr. 5 und 6 ein; in den Fällen des Art. 27 Abs. 4 Satz 1 die des Art. 58 Nr. 4. Zuwiderhandlungen gegen Art. 27 Abs. 4 Satz 2, soweit er das Verabfolgen von Malz verbietet, und gegen die sonstigen nicht unter Art. 53 Nr. 6, Art. 58 Nr. 4, 5 und 6 fallenden Gebote des Art. 27 Abs. 1, 3 und Abs. 4 Satz 1 sind nach Art. 60 strafbar. Was besonders die erste Alternative des Abs. 4 Satz 2 anlangt, daß das Malz vor dem Eintreffen des Steuerbeamten nicht in die Mühlräume verbracht werden darf, so ergibt sich aus ihm eine Aus­ nahme von Abs. 1 Satz 1 infoferne, als darnach nach Eintreffen des Steuer­ beamten das Malz auch ohne gültigen Malzschein in die Mühlräume verbracht werden darf. e) Das Malz ist im Sinne des Art. 27 Abs. 4 dann in die Malzmühle gebracht, wenn und nur wenn die Voraussetzungen des Art. 3 Abs. 2 Nr. 1 erfüllt sind. 41. Art. 53 Nr. 6 steht in seinem zweiten Teil, soweit er die Eintragung im Mühlbuch betrifft, in Zusammenhang mit Art. 26, der bestimmt: a) Art. 26: 1. Der Müller hat nach näherer Anordnung der Steuerverwaltung ein Mühlbuch zu führen, in welches jedes Schroten von Malz sogleich einzutragen ist. 2. Der Müller hat das Mühlbuch sorgfältig an dem von der Steuerbehörde zu bestimmenden Orte aufzubewahren, den Steuer­ beamten auf Verlangen jederzeit vorzulegen, zur bestimmten Frist abzuschließen und an die Steuerbehörde abzuliefern. b) Wegen des Zusammenhangs, in dem Art. 53 Nr. 6 in seinem zweiten Teile und Art. 26 mit Art. 58 Nr. 9 stehen, ist letzterer Artikel, soweit er die öffentlichen Malzmühlen betrifft, hier zu erläutern. c) Zuwiderhandlungen, die nach Art. 58 Nr. 9 strafbar find, sind alle Zuwiderhandlungen gegen unmittelbare Bestimmungen des Art. 26, aber auch die Zuwiderhandlungen gegen die in Abs. 1 vorgesehenen näheren An­ ordnungen der Steuerverwaltung; diese find enthalten in § 42 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910 und in dem dieser Bek. beigegebenen Muster 16 und der diesem Muster beigefügten Gebrauchsanweisung; Zuwiderhandlungen gegen Abs. 2 des Art. 26 sind, soweit nicht das Gebot, das Mühlbuch ab-

zuschließen, in Frage kommt, nach Art. 60 zu strafen, denn diese Vorschriften können nicht als Vorschriften über die Führung des Mühlbuchs angesehen werden. d) Dagegen scheiden nach dem allgemeinen Rechtsgrundsatz, daß das Spezial­ gesetz die allgemein gefaßte Norm ausschließt, von der Anwendung des Art. 58 Nr. 9 alle die Fälle aus, in denen hinsichtlich der Mühl­ buchführung Sonderbestimmungen bestehen; solche sind Art. 28 Abs. 4 und Art. 31 Abs. 2, beide mit der Strafdrohung des Art. 53 Nr. 6, ferner Art. 58 Nr. 7, endlich Art. 53 Nr. 9.

42. In seinem zweiten Teil steht Art. 53 Nr. 6, soweit er die Eintragungen im Malzschein und im Mühlbuch betrifft, weiter in Zusammhang mit Art. 28 Abs. 4; s. hiewegen Anm. 32—38. 43. In seinem zweiten Teil steht Art. 53 Nr. 6, soweit er die Führung des Mühlbuchs und die Eintragungen im Malzschein betrifft, hinsichtlich der öffentlichen Malzmühlen mit selbsttätiger Wägevorrichtung*) weiter im Zusammenhang mit Art. 31, der bestimmt: u) Art. 31: 1. In öffentlichen Malzmühlen, die mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehen sind, darf mit dem Schroten des Malzes erst begonnen werden, wenn die gesamte auf dem Malz­ scheine bezeichnete Malzmenge in die Mühlräume verbracht ist. 2. In den mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehenen öffentlichen Malzmühlen hat der Müller sofort nach dem Schroten des Malzes die geschrotete Malzmenge nach der Anzeige der Wägevorrichtung auf dem Malzschein und im Mühlbuche zu vermerken. Der Vortrag auf dem Malzschein ist vom Müller sofort zu unterzeichnen. 3. Die Bestimmungen des Art. 39 finden auch auf öffent­ liche, mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehene Malz­ mühlen Anwendung. b) Art. 31 Abs. 1 erfordert Einbringung in die Mühlräume, nicht bloß in das Mühlanwesen; vgl. Anm. 40 c. 44. Wegen Art. 39 s. Art. 54 Anm. 26 und 29. Zu Art. 53 Nr. 7.

45. Malzmühlen mit selbsttätiger Wägevorrichtung können sowohl bei den öffentlichen, wie bei den eigenen Malzmühlen Vorkommen; vgl. wegen der öffentlichen Malzmühlen Art. 24 bei Art. 53 Anm. 37; für die eigenen Malzmühlen schlägt Art. 34 ein, der bestimmt: Art. 34: Die in Art. 24 bezüglich der öffentlichen Malzmühlen, deren Mahlgänge mit Zylinderwalzen betrieben werden, gegebenen Vorschriften haben auch auf die eigenen Malzmühlen Anwendung zu finden: Zu Art. 53 Nr. 8.

46. Wegen des Begriffes der Malzmühlen mit selbsttätiger Wäge­ vorrichtung s. Art. 53 Anm. 45. Zu Art. 53 Nr. 9.

47. Die Bestimmungen über Führung des Mühlbuchs sind hinsichtlich der in der eigenem Malzmühle enthalten in Art. 36, der bestimmt: *) Wegen der Malzmühlen ohne selbsttätige Wägevorrichtung s. Art. 28.

Art. 36: 1. Der Inhaber einer eigenen Malzmühle hat nach näherer Anordnung der Steuerverwaltung ein Mühlbuch zu führen, in welches sofort nach jedem Schroten von Malz der Stand des Zählwerkes der Wägevorrichtung einzutragen ist. 2. Das Mühlbuch ist sorgfältig an dem von der Steuerbehörde bestimmten Orte aufzubewahren, dem Steuerbeamten auf Ver­ langen jederzeit vorzulegen, zur bestimmten Frist abzuschließen und an die Steuerbehörde abzuliefern. Für die Anwendung des Art. 53 Nr. 9 kommt nur Art. 36 in Frage, da der hinsichtlich der Führung des Mühlbuchs bei öffentlichen Malzmühlen geltende Art. 26 nur dem Müller Verpflichtungen auferlegt.

48. Grundsätzlich schlägt bei eigenen Malzmühlen für Zuwider­ handlungen gegen die Bestimmungen über Führung des Mühlbuchs die Straf­ bestimmung des Art. 58 Nr. 9 ein; Art. 53 Nr. 9 kommt nur unter den besonderen Voraussetzungen zur Anwendung, daß der Bierbrauer der Täter ist, und daß die unrichtige Führung die Wirkung hatte, daß der Malzauffchlag zu niedrig berechnet wurde. Des Zusammenhangs wegen wird hier Art. 36 in seinem ganzen Umfang erläutert. Zuwiderhandlungen gegen Abs. 2 des Art. 36 sind nach Art. 60 strafbar, soweit nicht das Gebot des Abschließens in Frage kommt; denn die Vorschriften des Abs. 2 können im übrigen nicht als Vorschriften über die Führung des Mühlbuchs erachtet werden. 49. Die in Art. 36 Abs. 1 vorgesehene Anordnung der Steuer­ verwaltung ist enthalten in § 55 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910 und in dem dieser Bek. beigegebenen Muster 16 und der diesem beigefügten Gebrauchs­ anleitung. Auch Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen find nach Art. 58 Nr. 9 strafbar. Als Steuerbehörde im Sinne des Art. 36 Abs. 2 ist durch § 55 Abs. 2 der vorgenannten Bek. die Hebestelle bestimmt. 50. Wegen der Berechnung des Malzaufschlags s. die Bemerkungen zu Art. 54; wegen der Malzscheine s. Art. 17 und 18 bei Anm. 12. Zu Art. 53 Nr. 10.

51. Wegen der Höhe des Malzaufschlagsatzes s. die Bemerkungen zu Art. 54. Zu Art. 53 Nr. 11.

52. Art. 53 Nr. 11 wurde ebenso wie Art. 5 Abs. 5 erst im Ausschuß der Kammer der Abgeordneten eingeschaltet. 53. Wegen Art. 5 Abs. 5 s. Art. 54 Anm. 12. Strafe der Hinterziehung.

Avi. 54.

1. Wer eine Hinterziehung des Malzaufschlags begeht, hat eine Geld­ strafe verwirkt, die dem Vierfachen des vorenthaltenen oder zur Ungebühr beanspruchten Malzaufschlags gleichkommt, mindestens aber 30 Mk. betragt. 2. Kann der Betrag des vorenthaltenen oder zu Ungebühr beanspruchten Malzaufschlags nicht festgestellt werden, so tritt eine Geldstrafe von 30 Mk. bis 10000 Mk. ein. 3. Neben der Geldstrafe tritt, wenn die Hinterziehung durch Benützung einer nicht genehmigten eigenen Mühle oder einer sonstigen zum Schroten

Von Malz geeigneten Vorrichtung verübt worden ist, die Einziehung der Mühle oder der Vorrichtung ein; auf die Mnziehung finden die Straf­ bestimmungen in Art. 51 Abs. 3 Anwendung. 4. Unabhängig von der Geldstrafe ist, abgesehen vom Falle des Abs. 2, der vorenthaltene Malzaufschlag nachzuentrichten oder die widerrechtlich be­ zogene Vergütung zurückzuerstatten. Allgemeine Bemerkungen.

1. Die Straftat des Abs. 1 ist je nach der Höhe der Strafe Vergehen

oder Übertretung, die des Abs. 2 stets Vergehen (Hümmer S. 188); vgl. auch Teil A 3 a. 2. Wegen Umwandlung uneinbringlicher Geldstrafen in Freiheftsstrafen s. Art. 66; wegen des Begriffs vorenthalten s. Art. 52 Anm. 3c; wegen des Tatbestands der Hinterziehung s. Art. 52 und 53. Zu Art. 54 Abs. 1.

a. Die Höhe des Malzauffchlags und der Hinterziehnngsstrafe in den Fällen des Art. 54 Abs. 1. I. Art. 5 und Art.«.

3. Art. 5: 1. Der Malzaufschlag beträgt für einen Doppel­ zentner des in einem Brauereibetrieb steuerbar gewordenen un­ geschroteten Malzes bei einem Gesamtmalzverbrauch innerhalb eines Kalenderjahres bis zu 1000 DoppelZtr. von mehr als 1000 DoppelZtr. „ „ 1500 „ ........................... 1500 ....................... 2000 ....................... 2000 ....................... 2500 ....................... 2500 ....................... 3000 ....................... 3000 „ „ 3500 ....................... 3500 ....................... 4000 ...................... 4000 „ „ „ 4500 „ „ „ 4500 ....................... 5000 ....................... 5000 „ „ „ 6000 „ „ „ 6000 ff........................................

15.— Mk. für 1 DoppelZtr. 15.50 II II H ii 16.16.50 II II II ii 17.— 17.50 18.- II II II ii 18.50 19.— 19.50 20.- ii n ii u

2. übersteigt der Malzverbrauch in einem Brauereibetrieb innerhalb eines Kalenderjahres die erste Staffel des Abs. 1 um nicht mehr als 5O DoppelZtr. oder eine der übrigen Staffeln um nicht mehr als 100 DoppelZtr., so ist nur für die überschreitende Menge der Malzaufschlag nach dem Satze der höheren Staffel zu entrichten. 3. Übersteigt in der Zeit bis 31. Dezember 1918 der Malz­ verbrauch in einem Brauereibetrieb innerhalb eines Kalender­ jahres den Durchschnittsverbrauch der Jahre 1907, 1908 und 1909 bei Betrieben bis zu 6000 DoppelZtr- jährlichem Malzverbrauch um mehr als 10 vom Hundert, bei Betrieben mit mehr als 6000 DoppelZtr. jährlichem Malzverbrauch um mehr als 5 vom Hundert, so erhöhen sich für die überschreitende Menge die Malzaufschlag­ sätze des Abs. 1 um 10 vom Hundert. Auf Betriebe, die noch keine drei Jahre bestehen, findet diese Bestimmung sinngemäße An­ wendung.

4. Ergeben sich für einzelne Brauereien aus der Bemessung des Durchschnittsverbrauches nach den in den Jahren 1907, 1908 und 1909 verwendeten Malzmengen besondere Härten, so kann die Steuerverwaltung aus Billigkeitsgründen einen erhöhten Durchschnittsverbrauch festsetzen. 5. Für Personen, die Bier nur für ihren Hausbedarf bereiten und hiezu im Kalenderjahre nicht mehr als 5 DoppelZtr. Ma lz verwenden, beträgt der Malzaufschlag 10Mk. für den DoppelZtr. Es ist verboten, Bier, das unter Inanspruchnahme der Steuerermäßigung hergestellt ist, an nicht zum Haushalte gehörige Per­ sonen gegen Entgelt abzugeben. Bierverkäufer haben auf die Ermäßigung keinen Anspruch. 6. Für neue Brauereien, welche nach dem 1. März 1910 in Betrieb genommen werden, sowie für Brauereien, welche nach dem 1. März 1910 wieder in Betrieb genommen werden, nachdem sie mehr als zweiJahre außer Betrieb waren, erhöhen sich die Malz­ aufschlagsätze des Abs. 1 um 25 vom Hundert. Von dieser Er­ höhung können aus Gründen der Billigkeit befreit werden neue Brauereien, welche nach dem 1. März 1910 in Betrieb genommen werden, wenn die Verträge über den Bau des Brauereigebäudes sowie über die Lieferung der erforderlichen Maschinen und Brauereigeräte noch vor dem 1. Oktober 1909 rechtsverbindlich abgeschlossen worden sind. 7. Als neue Brauereien im Sinne des Abs. 6 sind nicht an­ zusehen diejenigen Brauereien, die zwar mehr als zwei Jahre außer Betrieb waren, für welche aber ein auf ein bestimmtes Grundstück eingetragenes Braurecht (Realrecht) besteht, das auch während der ganzen Zeit des Nichtbetriebes der Brauerei zur Gewerbsteuer veranlagt war. Soserne jedoch solche Brauereien nach dem 1. Januar 1910 durch Kauf den Besitzer gewechselt haben, unterliegen sie den Bestimmungen des Abs. 6. 8. Mehrere Braustätten, die für Rechnung einer und der­ selben Person oder Gesellschaft betrieben werden, sind im «Sinne des Abs. 1 als ein Brauereibetrieb anzusehen. Sind mehrere zur Zeit des Inkrafttretens dieses Gesetzes für Rechnung einer und derselben Person oder Gesellschaft betriebene Braustätten bisher steuerlich getrennt behandelt worden, so sind sie auch nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes getrennt zu behandeln. 9. Wird eine Braustätte von mehreren für eigene Rechnung brauenden Personen benutzt, so ist für die Höhe des Malzauf­ schlags die Menge des Malzes entscheidend, die jede einzelne dieser Personen zur Bierbereitung verwendet. Auf Braustätten, die erst nach dem 1. Oktober 1909 betriebsfähig hergerichtet worden sind, findet diese Bestimmung keine Anwendung. 4. Art. 6: 1. Der Malzaufschlag wird vom Reingewichte des in die Mühle eingebrachten ungeschroteten Malzes erhoben. Bruchteile eines Kilogramms bleiben außer Ansatz. 2. Bei der Verarbeitung von Weizenmalz wird ein DoppelZtr. Weizenmalz gleich neun Zehntel DoppelZtr. Gersten malz gerechnet.

3. Hat das Malz durch eine andere Bearbeitung als Reinigen oder Schroten (z. B. Enthülsen) eine wesentliche Gewichtsver­ minderung erfahren, so ist diese nach näherer Anordnung der Steuerverwaltung dem steuerpflichtigen Gewichte zuzurechnen.

Bemerkungen zu Art. 5.

5. In dem vorliegenden Gesetze ist Bayern von dem System der Besteuerung nach dem Hohlmaß zu dem der Besteuerung nach dem Gewicht übergegangen. Die Steuer ist nach dem Maße des Verbrauchs verschieden bemessen, System der Staffelung; aufgegeben ist das System der Durchstaffelung, d. h. jede Brauerei soll nun nach Maßgabe ihres Gesamtmalzverbrauchs im Kalenderjahr nur einem Satze unterstehen; sie soll nicht an den für einen ge­ ringeren Malzverbrauch aufgestellten Sätzen mit dem entsprechenden Teile ihres Verbrauchs teilnehmen (KdAbg. Beil. 8, 386; 9, 234).

6. Hinsichtlich der Frage, wann das Malz steuerbar geworden ist, s. Art. 3 bei Art. 53 Sinnt. 11. 7. a) Bei Berechnung der Gesamtmalzmenge kommt auch das auf außer­ bayerischen Malzmühlen geschrotete Malz in Betracht, § 38 Abs. 4 der Bek. vom 24. März 1910. b) Das Malz, hinsichtlich dessen der Malzaufschlag erlassen oder zurückvergütet wird, muß bei Berechnung des Gesamtmalzverbrauchs aus­ scheiden, denn insoweit liegt kein steuerbares Malz vor. Die Fälle des Erlasses und der Rückvergütung sind durch Art. 9 und 10 geregelt; s. diese bei Art. 52. § 9 Abs. 3 der Bek. vom 24. März 1910 will lediglich das unter Art. 10 fallende Malz unberücksichtigt lassen; darnach berechnet sich auch die Höhe der Strafe anders; desgleichen sind, da die Strafe sich schlechthin nach dem Malzauffchlag berechnet, auch die Vergünstigungen des Art. 5 Abs. 5 und des Art. 6 A b s. 2, bei Berechnung der Strafe in Betracht zu ziehen; anders Zapf Art. 54 Sinnt. 2. c) Beginnt der Brauereibetrieb im Laufe eines Kalender­ jahrs oder hört er im Laufe eines solchen auf, so muß zur Feststellung der Höhe des Satzes der tatsächliche Verbrauch nach dem Verhältnis der Zeit des tatsächlichen Betriebs zu einem Jahr erhöht werden; hört z. B. der Brauerei­ betrieb am 30. Juni mit einem Gesamtmalzverbrauch von 1000 DoPPelgtr. auf, so muß der Aufschlag nach einem Jahresverbrauch von 2000 DoppelZtr. (aus 1000 DoppelZtr.) entrichtet werden. d) Ein Wechsel in dem Inhaber des Betriebs ist für die Höhe des Satzes bedeutungslos; s. aber Sinnt. 15 d. e) Maßgebend für die Höhe der Strafe ist nur der tatsächlich vorenthaltene, nicht der von der Steuerbehörde als vorenthalten berechnete Betrag; der Richter ist der selbständigen Prüfung der Höhe des Malzaufschlags nicht enthoben.

8. Zum Verständnis des Abs. 2 des Art. 5 ist zu bemerken: Der nach Abs. 1 sich berechnende Steuersatz ist zu Beginn des Kalenderjahrs nach dem Malzverbrauch des vorausgegangenen Kalenderjahrs oder nach der am Beginne des Jahres abgegebenen Betriebserklärung vorläufig zu bemessen. Wird dieser Malzverbrauch bis zum Schlüsse überschritten, so hat eine Nachzahlung, wird er nicht erreicht, so hat ein Rückersatz zu erfolgen. Hievon schafft der Abs. 2 zur Vermeidung von Härten und mit Rücksicht auf den jährlich wechselnden ExtraktSchledrrmalr, Nebengesttze. 53

gehalt der Gerste eine Ausnahme, indem es in den Fällen des Abs. 2 bei Den Sätzen der vorhergehenden Klasse verbleiben soll (KdAbg. Beil. 8, 387). Sind die Überschreitungen höher, als Abs. 2 vorsieht, so unter­ liegt der gesamte Malzverbrauch der Brauerei im Kalenderjahr dem höheren Satze.

9. Nach § 5 GewO, sollen Beschränkungen des Betriebs einzelner Gewerbe, die auf den Zoll-, Steuer- und Postgesetzen beruhen, durch den Grundsatz der Gewerbefreiheit, wie ihn der § 5 GewO, schafft, nicht berührt werden. Aus diesem Grunde ist insbesondere eine verschiedene Besteuerung der einzelnen Be­ triebe nach der Größe des Verbrauchs, wie sie Art. 5 Abs. 1 des Gesetzes vorsieht, zulässig. Dagegen verfolgen Art. 5 Abs. 3 und 4, die sich auf bereits be­ stehende Betriebe beziehen, und Art. 5 Abs. 6 und 7, die sich mit neu ent­ stehenden Betrieben befassen, den auch im Ausschuß der KdAbg. Beil. 9, 259, 318 und 261, 320, desgleichen in der KdReichsr. (StenB. 2, 113) rückhaltslos ausgesprochenen Zweck, Beschränkungen in der Erweiterung der bestehenden und in der Errichtung neuer Brauereien herbeizuführen. Damit stehen sie in Wider­ spruch mit der Gewerbeordnung; sie halten sich nicht mehr auf dem Gebiet, das üblicher Weise von der Steuergesetzgebung umfaßt wird, sondern sie regeln unter dem Deckmantel des Steuergesetzes gewerbliche Verhältnisse und zwar in Wider­ spruch mit der Gewerbeordnung.*) Die genannten Bestimmungen sind deshalb unwirksam. Die Steuerhöhe ist ohne Rücksicht auf sie zu Bemessen.2) 10. Der Abs. 3 des Art. 5, der sog. Kontingentierungsparagraph, will nach der klaren Faffung des Gesetzes auch dann zur Anwendung kommen, wenn die Vermehrung des Malzverbrauchs infolge des Zusammen­ legens (Fusionierens) mehrerer Betriebe erfolgt; die Ausgleichung nach Abs. 4 steht im Ermessen der Staatsregierung (KdReichsr. Verh. 2, 114; anders KdAbg. StenB. 10, 59 und KdReichsr. StenB. 2, 114). Die Festsetzung des Durchschnittsverbrauchs für die Jahre 1907, 1908 und 1909 erfolgte durch die Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern (§ 9 Abs. 4 der Bek. vom 24. März 1910). Diese Festsetzung ist selbst­ verständlich für das Strafverfahren nicht bindend und erspart auch nicht die selb­ ständige Prüfung.

11. Für die in Art. 5 Abs. 4 vorgesehene Festsetzung eines höheren Durchschnittsverbrauchs ist das Finanzministerium zulässig (§ 9 Abs. 4 der Bek. vom 24. März 1910); diese ist auch für das Strafverfahren bindend. 12. a) Art. 5 Abs. 5 schafft Vergünstigungen für die sog. Hausbrauer; das sind solche, die nur für ihren Hausbedarf brauen; die Vergünstigungen wurden veranlaßt im Ausschuß der KdAbg. (Beil. 9, 269, 320). b) Vorübergehend angenommene Arbeiter oder Dienstleute gehören nur dann zum Haushalt, wenn sie im Haushalt verköstigt werden (§ 10 Abs. 3 der Bek. vom 24. März 1910); Schanz in SchanzArch. 1910, 280 hält es für zweifelhaft, ob Bier an Taglöhner als Lohnquote abgegeben werden kann. *) Hinsichtlich eines Antrags, der anstatt des jetzigen 25 prozentigen Zuschlags teilweise einen 50 prozentigen Zuschlag einführen wollte, bemerkte ein Mnisterialkommissär, daß damit die Entstehung neuer Brauereien glatt unmöglich gemacht werde und daß darin zweifellos ein Eingriff in die Gewerbefreiheit vorliege" (Beil. 9, 264). Wenn aber hierin ein Eingriff in die Gewerbefreiheit liegt, so liegt er selbstverständlich auch in einer geringeren Belastung, die den Betrieb aus anderen als steuerlichen Gründen hemmt. ’) Auch bei den Verhandlungen im Plenum der AdWg. wurden die Bedenken, die mit Rücksicht auf die Gewerbefreiheit bestehen, geltend gemacht (Verh. 10, 54, 56).

c) Bierverkäufer ist nach dem allgemeinen Sprachgebrauch nicht schon, wer einmal gelegentlich Bier verkauft, sondern wer sich dauernd darauf verlegt. d) § 10 Abs. 1, 4 und 5 der Bek. vom 24. März 1910 bestimmen: Abs. 1: Wer die Ermäßigung des Malzaufschlags für das zur Bereitung von Bier für seinen Hausbedarf verwendete Malz (Art. 5 Abs. 5 des Gesetzes) in Anspruch nimmt (Hausbrauer), hat dies bei der Erholung des ersten Malz­ scheins im Kalenderjahre der Hebestelle schriftlich anzuzeigen. Hiebei ist unter Anwendung eines amtlichen Vordrucks die Erklärung abzugeben, daß im Kalender­ jahre nicht mehr als 5 DoppelZtr. Malz verwendet und das unter Inanspruch­ nahme der Steuerermäßigung hergestellte Bier nur im Haushalte des Anmelders verbraucht oder unentgeltlich abgegeben werden soll, ferner daß der Anmeldende nicht mit Bier handelt. Abs. 4: Hausbrauer haben über die Menge und den Verbrauch des von ihnen hergestellten Bieres Ausschreibungen nach Muster 2 zu führen. Abs. 5: Wenn ein Hausbrauer im Laufe des Kalenderjahrs mehr als ins­ gesamt 5 DoppelZtr. Malz zur Bierbereitung verwendet oder Bier an nicht zum Haushalte gehörige Personen gegen Entgelt abgeben oder mit Bier handeln will, so hat er der Hebestelle vorher schriftlich Anzeige zu erstatten. Zuwiderhandlungen hiergegen sind nach Art. 60 strafbar. e) Durch FME. vom 7. Februar 1911 wurden Bestimmungen für die gemeinsame Herstellung von Bier durch Hausbrauer, welche die Steuervergünstigung des Art. 5 Abs. 5 des Malzaufschlaggesetzes in Anspruch nehmen, erlassen (ZollBl. 1911, 80). f) Nach § 10 Abs. 6 der Bek. vom 24. März 1910 soll die Entziehung der Malzaufschlagermäßigung durch das Hauptzollamt „wegen Mißbrauchs" die Wirkung haben, daß der gesamte Malzverbrauch während des Kalenderjahrs den regelmäßigen Malzausschlagsätzen unterliegt. Diese Be­ stimmung widerspricht dem § 5 Abs. 5 des Gesetzes und ist deshalb im Straf­ verfahren nicht zu berücksichtigen. g) Wegen einer besonderen Strafbestimmung für Zuwiderhandlungen gegen Art. 5 Abs. 5 s. Art. 53 Nr. 11.

13. a) Verlegt eine Brauerei lediglich ihren Betrieb, so unterliegt sie nicht dem Art. 5 Abs. 6 (KdAbg. Beil. 9, 263). Ebensowenig ist ein Wechsel in der Person des Inhabers von Einfluß, die Vergünstigung genießt die bestehende Braustelle (vgl. KdAbg. Beil. 9, 268). Aus dem gleichen Grunde ist eine neue Brauerei dann nicht anzunehmen, wenn eine bestehende Brauerei vollständig neu aufgebaut wird (KdAbg. Beil. 9, 321); dagegen ist dies dann der Fall, wenn ein Kommunbrauer sich eine eigene Braustätte errichtet (KdAbg. Beil. 9. 321). Nach § 11 der Bek. vom 24. März 1910 entscheidet in den Fällen, in denen ein Brauereibetrieb an die Stelle eines bestehenden Betriebs tritt, die Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern, ob der Betrieb als neu entstandene Brauerei anzusehen ist; für das Strafverfahren ist diese Ent­ scheidung nicht formell bindend. b) Die Gewährung der durch Art. 5 Abs. 6 Satz 2 zugelassenen Erleichterung erfolgt durch das Finanzministerium (§11 der Bek. vom 24. März 1910).

14. a) Abs. 7 des Art. 5 wurde bei der zweiten Lesung im Ausschuß der KdAbg. eingefügt (Beil. 9, 321).

b) Die Worte „gewechselt haben" des Art. 5 Abs. 7 Satz 2 umfassen auch die Brauereien, welche nach dem Inkrafttreten des Gesetzes den Besitzer wechseln (KdAbg. Beil. 9, 322). Besitzer ist hier offensichtlich ein ungenauer Ausdruck für Eigentümer.

15. a) Art. 5 Abs. 8 ist dem § 6 Abs. 6 BrauStG. nachgebildet; es soll damit verhindert werden, daß das Aufrücken in eine höhere Steuerstufe durch Verteilung auf mehrereBraustätten umgangen wird (KdAbg. Beil. 8, 389). b) Wird in einer Brauerei zugleich obergäriges und untergäriges Bier erzeugt, so find beide Betriebe in Ansehung des Steuersatzes als ein Betrieb zu erachten (§ 12 der Bek. vom 24. März 1910). c) Im Vollzug des Art. 5 Abs. 8 bestimmt § 13 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910: „Eine Person oder Gesellschaft, für deren Rechnung mehrere Braustätten betrieben werden sollen, hat dies mindestens 8 Tage nach dem Besitzübergang oder mindestens 8 Tage vor Beginn des Betriebs den Steuerämtern, in deren Bezirk sich die betreffenden Braustätten befinden, anzuzeigen. In der Anzeige sind Bezeichnung und Ort sämtlicher Braustätten und die Steuerämter, in deren Bezirk sie liegen, anzugeben." Zuwiderhandlungen sind nach Art. 60 strafbar. d) Wird eine Braustätte im Sinne des Art. 5 Abs. 8 Satz 1 im Laufe des Jahres abgetrennt und für Rechnung einer anderen Person oder Gesell­ schaft betrieben, so erscheint sie von da an als selbständige Brauerei und wird mit dem nunmehr anfallenden Malz selbständig besteuert; werden mehrere Brauereien im Laufe des Kalenderjahres von einer Person oder Ge­ sellschaft übernommen, so wird die Brauerei, die den Inhaber wechselt, bis zum Wechsel gesondert besteuert und von da ab wird der Malzverbrauch dem neuen Betrieb hinzugerechnet; es ergibt sich daraus, daß Brauereien, die einer Person oder Gesellschaft zustehen, als Einheit gelten sollen. Anders wohl § 14 der Bek. vom 24. März 1910, der die Brauereien auch für die Zeit, die sie selbständig waren, als Einheit behandeln will. Da jedoch für die Höhe der Steuer der Gesamtmalz­ verbrauch während des ganzen Kalenderjahres maßgeben soll, so muß zur Fest­ stellung, welcher der Sätze des Abs. 1 maßgeben soll, der mutmaßliche Malz­ verbrauch nach dem Verhältnis der Zeit des Betriebs zu einem Kalenderjahr berechnet werden. Wird also z. B. in dem ersten der oben bezeichneten Fälle eine Braustätte am 1. Oktober abgetrennt und beträgt ihr Malzverbauch für den Rest des Jahres 1000 DoppelZtr., so ist der Steuersatz nach einem Gesamtjahrcsverbrauch von 4000 DoppelZtr. zu bemessen.

16. a) Die Erleichterung des Art. 5 Abs. 9 Satz 1 soll auch auf Brauereien keine Anwendung finden, die erst jetzt betriebsfähig hergerichtet werden. Daß auch diese Brauereien unter dem Ausdruck „hergerichtet worden sind" zu verstehen sind, ergibt sich aus dem Zweck des Gesetzes, das nur die bestehenden Erleichterungen aufrecht erhalten will (KdAbg. Beil. 8, 389). b) Auf eigene Rechnung (Art. 5 Abs. 9) braut nach dem allgemeinen Sprachgebrauch derjenige, der unmittelbar die wirtschaftlichen Vorteile oder Nach­ teile von dem Brauen hat. Zu weit geht § 15 Abs. 2 der Bek. vom 24. März 1910, der verlangt, daß der Brauende „die Braustoffe auf eigene Rechnung be­ schafft, das Malz zum Schroten anmeldct, auf eigene Rechnung gesondert versiedet, das daraus hergestellte Bier gesondert lagert und auf eigene Rechnung verkauft".

c) Abs. 9 Satz 2 des Art. 5 findet Anwendung und es ist deshalb die ge­ samte verbrauchte Malzmenge entscheidend, ohne Rückficht auf die Dauer oder den Grund der gemeinschaftlichen Benützung; anders § 16 der Bek. vom 24. März 1910, der bei vorübergehender von der Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern gestatteten Benützung einer fremden Braustätte, jede als selbständige Brauerei behandeln will.

17. Die Begünstigung der vor dem Jahre 1889 entstandenen Brauereien, die hinsichtlich der Höhe des Aufschlags nach der früheren Gesetz­ gebung bestand, ist in das Gesetz nicht übernommen worden. Bemerkungen zu Art. 6. Maßgebend ist das Reingewicht des Malzes; die Umschließung wird also abgezogen (§ 17 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910). Hinsichtlich der Frage, wann das Malz in die Mühle eingebracht ist, vgl. Art. 53 Anm. 11.

18.

19. Die Bestimmung des Abs. 1 des Art. 6, daß Bruchteile eines Kilogramms außer Ansatz bleiben, kann nach dem Zusammenhang, in dem Art. 6 mit Art. 5 steht, nur Bedeutung für die Berechnung des Malzaufschlags haben, dagegen kann ihr nicht die Bedeutung beigemessen werden, daß auch das nach Art. 19 Abs. 2 des Gesetzes zulässige Übergewicht über den durch den Malz­ schein ausgewiesenen Betrag sich noch weiter in der nach Art. 6 Abs. 1 Satz 1 vorgesehenen Weise erhöhen darf (vgl. OGHSt. 4, 119). Wird das Reingewicht durch mehrere Einzelverwiegungen festgestellt, so haben Bruchteile eines Kilogramms lediglich bei der Gesamtmenge außer Betracht zu bleiben (§17 Abs. 2 der Bek. vom 24. März 1910). 20. Die Bestimmung des Art. 6 Abs. 2 findet fich noch nicht im Regierungsentwurf; sie wurde angeregt im Ausschuß der Kammer der Abgeordneten und trägt dem Umstande Rechnung, daß das Gewicht des Weizen­ malzes größer ist als das des Gerstenmalzes (KdAbg. Beil. 9, 260 und 317). Malz aus anderen Getreidearten als Gerste oder Weizen muß, da eine Sonderbestimmung nicht besteht, mit dem vollen Gewicht angesetzt werden. 21. Nach § 18 der Bek. vom 4. März 1910 soll die Vergünstigung des Art. 6 Abs. 2 nur eintreten, wenn das Weizenmehl gesondert angemeldet, ver­ wogen und geschrotet wird, aber nicht für Gemische von Weizenmalz und anderem Malz; im Gesetze findet diese Bestimmung keine Begründung.

22. Als eine andereBearbeitung im Sinne des Art. 6 Abs. 3 erscheint das völlige oder teilweise Schälen oder das völlige oder teilweise Enthülsen (KdAbg. Beil. 9, 274; § 19 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910).

23. Im Wege der nach Art. 6 Abs. 3 zulässigen Anordnung ist durch § 19 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910 bestimmt, daß dem Gewicht des Malzes zehn vom Hundert zuzuschlagen sind; erfolgt die Bearbeitung bloß durch Polieren (Entfernen von Staub, Keimen und abstehenden Spelzenteilen) ohne weitergehendes Enthülsen, so ist durch § 19 Abs. 2 a. a. O. „für die Regel" ein Gewichtsznschlag erlassen. 24. Die Bestimmung des Art. 6 Abs. 3 entspricht dem § 5 Abs. 2 BrauStG. Die Anordnungen der Steuerverwaltung können, darüber kann nach der Fassung des Gesetzes kein Zweifel bestehen, den Begriff der wesent­ lichen Gewichtsverminderung nicht mit bindender Wirkung erläutern (unrichtig ein Mitglied des Ausschusses der KdMg. Beil. 9, 274); letzterer ist unmittelbar aus dem Gesetz abzuleiten. Darnach ist nach der sonstigen Bedeutung

des Wortes eine wesentliche Gewichtsminderung nur eine solche, die einen im Verhältnis zur Gesamtmenge des Malzes erheblichen Einfluß auf die Steuer ausübt. § 19 Abs. 2 der Bek. vom 24. März 1910 nimmt an, daß eine Ver­ minderung um mehr als eins vom Hundert des entkeimten Malzes wesentlich ist. 25. Im Wege der nach Art. 6 Abs. 3 zulässigen Anordnung wurde durch § 19 Abs. 4 der Bek. vom 24. März 1910 weiter bestimmt, daß wenn Malz, das eine wesentliche Gewichtsminderung erfahren hat, mit anderem Malz vermischt zur Verwendung gelangen soll, die betreffenden Malz­ mengen gesondert anzumelden und zu schroten sind, widrigenfalls die gesamte zur Verarbeitung gelangte Malzmenge dem Gewichtszuschlag unterliegt, der für das im Gewichte verminderte Malz vorgesehen ist. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung sind nach Art. 60 strafbar. II. Art. 82, 88 UNd 39.

26, Hinsichtlich der Berechnung des Malzaufschlags und damit auch der Strafhöhe kommen weiter die Art. 32 und 38 des Gesetzes und zwar ersterer für die öffentlichen, letzterer für die eigenen Malzmühlen und zwar insofern in Betracht, als sie für die Bemessung der Menge des Malzes besondere Vorschriften aufstellen. Art. 32: 1. Das steuerpflichtige Gewicht des Malzes bemißt sich, sofern das Malz auf einer öffentlichen, nicht mit einer selbst­ tätigen Wägevorrichtung versehenen Malzmühle geschrotet worden ist, nach dem Ergebnisse der Verwiegung in der Mühle. 2. Ist das Malz auf einer öffentlichen, mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehenen Malzmühle geschrotet worden, so ist für das steuerpflichtige Gewicht des Malzes die Anzeige der Wägevorrichtung ausschließlich maßgebend, soweit nicht diese Anzeige als unrichtig festgestellt werden kann. Art. 38: Das steuerpflichtige Gewicht des auf einer eigenen Malzmühle geschroteten Malzes bemißt sich vorbehaltlich der Bestimmung im Art. 39 ausschließlich nach der Anzeige der Wäge­ vorrichtung, soweit nicht diese Anzeige als unrichtig festgestellt werden kann. Art. 39: Bon Beschädigungen der Malzmühle oder der selbst­ tätigen Wägevorrichtung, welche die Benützung unterbrechen oder die Sicherheit mindern, von Unregelmäßigkeiten in der Tätig­ keit der Wägevorrichtung sowie von Verletzungen des amtlichen Verschlusses haben die Inhaber eigener Malzmühlen sofort und jedenfalls binnen 12 Stunden nach gemachter Wahrnehmung der Steuerbehörde Anzeige zu erstatten. Bis zum Eintreffen des Steuerbeamten darf die Mühle nicht benützt werden. DerSteuerbeamte setzt die schadhafte oder unzuverlässige Wägevorrichtung außer Betrieb und gewährt zur Ausbesserung oder Neuauf­ stellung sowie zur Wiederherstellung der beschädigten Malzmühle eine angemessene Frist. Die einstweilige Benützung der Malz­ mühle ohne die Wäge Vorrichtung kann unter sichernden Maßnahmen von der Steuerbehörde gestattet werden. 27. Art. 32 Abs. 1, der die öffentlichen Malzmühlea ohne selbsttätige Wägevorrichtung betrifft, stellt eine Fiktion auf. Die Fiktion erstreckt sich aber

nur auf das Ergebnis der Verwiegung, nicht auch auf die Beurkundung des Ergebnisses. Art. 32 Abs. 2, der die öffentlichen Malzmühlen mit selbsttätiger Wägevorrichtung betrifft, und Art. 38, der sich auf die eigenen Malzmühlen bezieht, stellen für die Feststellung der Malzmenge eine Vermutung auf.

28. Nach § 48 Abs. 2 und § 58 Abs. 3 der Bek. vom 24. März 1910 soll in den Fällen des Art. 32 Abs. 1 und des Art. 38, wenn das Gewicht des ermittelten Malzes wegen besonderer Umstände (z. B. Brand) nicht mehr in anderer Weise festgestellt werden kann, das steuer­ pflichtige Gewicht sich nach der Anmeldung (Art. 17 bzw. Art. 37 des Gesetzes) bemessen und die Entscheidung durch die Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern erfolgen. Für die Bemeffung der Strafhöhe hat diese Bestimmung keine Wirkung; es kommt, wenn nicht eine andere Feststellung des Gewichts möglich ist, Art. 54 Abs. 2 des Gesetzes zur Anwendung. 29. Die Bestimmungen des Art. 39 sind zwar nur in Art. 38 aus­ drücklich Vorbehalten; sie finden aber auch in den Fällen des Art. 32 Abs. 2 Anwendung und zwar gemäß Art. 31 Abs. 3 des Gesetzes, wonach die Bestimmungen in Art. 39 auch auf öffentliche mit einer selbsttätigen Wägevor­ richtung versehene Malzmühlen Anwendung finden. 30. Der Vorbehalt des Art. 39 kann nach dessen Inhalt nur die Be­ deutung haben, daß in den Fällen der in Art. 39 vorgesehenen Beschädigungen die Vermutung nicht Platz greifen soll. Hier kommen auch für die Feststellung der Malzmenge die allgemeinen Beweisregeln zur Anwendung. 31. Steuerbehörde im Sinne des Art. 39 ist die Hebeüelle (§ 59 der Bek. vom 24. März 1910).

32. Soweit Art. 39 eine Anzeigepflicht schafft, schlägt teilweise die Strafbestimmung des Art. 58 Nr. 11 ein; vgl. die Erläuterungen zu diesem Art.; Zuwiderhandlungen gegen Art. 39 Satz 2 sind unter Umständen nach Art. 53 Nr. 8 strafbar; im übrigen schlägt Art. 60 ein. 33. Nach § 59 Abs. 1 Satz 2 der Bek. vom 24. März 1910 ist nach Wahr­ nehmung einer Beschädigung der Mühle oder Wägevorrichtung der Stand des Zählwerkes von dem Inhaber der Mühle sofort im Mühlbuch und gegebenen­ falls auch auf dem Malzschein vorzumerken. Zuwiderhandlungen hier­ gegen sind, soweit das Mühlbuch in Frage kommt, nach Art. 58 Nr. 9, im übrigen nach Art. 60 strafbar. 34. Nach § 59 Abs. 8 der Bek. vom 24. März 1910 soll es der Beschädigung im Sinne des Art. 39 gleichzuachten sein, wenn wegen Ver­ änderung des Standortes oder aus sonstigen Gründen eine gänzliche oder teil­ weise Abtragung und Wiederaufstellung der Mühle stattfindet oder wenn Zweifel über die richtige Tätigkeit der Wägevorrichtung entstehen, ohne daß eine Beschä­ digung wahrnehmbar ist. Mr das Strafverfahren kann diese Bestimmung nicht berücksichtigt werden, hier liegt eine außerhalb des Rahmens einer Vollzugsbestimmung liegende Erweiterung des Gesetzes vor. HI. Bestimmungen für Berechnung der Höhe des Malzauffchlags während der Übergangszeit.

35. Für die Übergangszeit bestehen besondere Bestimmungen für die Berechnung des Malzaufschlags. Diese Bestimmungen erklären sich daraus, daß das neue Malzaufschlaggesetz vom System der Besteuerung des

Malzes nach dem Hohlmaße zum System der Gewichtsbesteuerung überging und die Wägevorrichtungen nur allmählich, nach Maßgabe des hier nicht weiter interessierenden Art. 73 beschafft werden. Die Bestimmungen trifft Art. 74, der bestimmt: Art. 74: 1. Bis zur Beschaffung einer selbsttätigen WägeVorrichtung haben die Inhaber von Malzmühlen mit genehmigten Meßvorrichtungen die an diesen Mühlen beim Inkrafttreten des Gesetzes vorhandenen Meßvorrichtungen fortzubenützen. Während dieser Zeit wird das steuerpflichtige Gewicht des auf diesen Mühlen geschroteten Malzes auf Grund Anzeige der Meßvor­ richtung in der Weise ermittelt, daß für jeden von der Meß­ vorrichtung angezeigten Hektoliter Malz ein Gewicht von 53,50 kg in Ansatz gebracht wird. 2. Die Steuerverwaltung ist ermächtigt, für die einstweilige Weiterbenützung von Malzmühlen mit Meßvorrichtung die er­ forderlichen Anordnungen zu treffen. 3. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden, sofern sie sich als Malzaufschlaghinterziehungen darstellen, nach nach Art. 5 4 bis 56, sofern sie sich als Ordnungswidrigkeiten dar­ stellen, nach Art. 58 dieses Gesetzes bestraft.

36. Unmittelbar der Erläuterung des Art. 54 dient nur Abs. 1 des Art. 74. Es erscheint jedoch angezeigt auch die Abs. 2 und 3 des Art. 74, die neue selbständige Strafbestimmungen bringen, hier zu erläutern. 37. Als Malzaufschlaghinterziehungen stellen sich Zuwider­ handlungen gegen die in Abs. 2 des Art. 74 erwähnten Anordnungen dann dar, wenn sie den Tatbestand des Art. 52 oder Art. 53 erfüllen. 38. Auf Grund des Art. 74 Abs. 2 kann insbesondere auch die Frage des Üb e rgewichts abweichend von Art. 19 geregelt werden (KdAbg. Beil. 9, 280).

39. Ausführungsbestimmungen zu Art. 74 ergingen mit §§ 87 bis 90 der Bek. vom 24. März 1910. 40. Weiter trifft für die Berechnung des Malzaufschlags der Art. 76 Abs. 3 eine Übergangsbestimmung; Art. 76 bestimmt: Art. 76: 1. Dieses Gesetz tritt am 1. April 1910 in Kraft. 2. Gleichzeitig treten die Gesetze über den Malzaufschlag vom 16. Mai 1868/8. Dezember 1889 und vom 24. Mai 1896 und die hiezu ergangeneu Bollzugsvorschriften außer Geltung. Soweit in anderen Gesetzen auf die Bestimmungen dieser Gesetze verwiesen ist, treten an deren Stelle die Bestimmungen des gegen­ wärtigen Gesetzes. 3. Für das in der Zeit vom Tage der Verkündung dieses Gesetzes bis zum 1. April 1910 zum Zwecke der Erzeugung von Bier geschrotete Malz wird der Malzaufschla g gemäß Art. 5 Abs. 1, 2 und 5 sowie Art. 74 Abs. 1 dieses Gesetzes erhoben. 4. Mit dem Vollzüge dieses Gesetzes werden, soweit nicht anders bestimmt ist, die beteiligten Ministerien beauftragt. 41. Ausführungsbestimmungen zu Art. 76 enthalten die §§ 91 bis 93 der Bek. vom 24. März 1910.

B. Sonstige Bemerkungen zu Art. 54 Ws. 1.

42. Wegen des zu Ungebühr beanspruchten Malzaufschlags d. h. des Malzaufschlags, dessen Erlatz oder Rückvergütung beansprucht wird, s. Art. 52 und die Bemerkungen hiezu.

43. In den Fällen, in denen es zu einer Borenthaltung noch nicht gekommen ist, weil die Pflicht zur Entrichtung des Malzauffchlags noch nicht entstanden ist (s. Art. 3 bei Art. 53 Nr. 1 Anm. 11), muß sich in sinngemäßer Anwendung des Art. 54 Abs. 1 die Strafe nach dem Malzaufschlag bemessen, dessen Borenthaltung „unternommen" war (Art. 52) oder in den Fällen der ab« gekürzten Tatbestände des Art. 53 nach dem Malzauffchlag, der sich aus dem Malze berechnet, auf das sich die einzelnen in Art. 53 bezeichneten Tatbestände beziehen. Daß man nicht auf die Vollendung der Vorenthaltung Wert legen wollte, sondern daß nur eine lässige Ausdrucksweise vorliegt, ergibt sich daraus, daß für die Fälle der Rückvergütung oder des Erlasses ausdrücklich bestimmt ist, daß schon der „beanspruchte" Malzaufschlag maßgeben soll; es ist nicht abzusehen, warum für diese zweite Alternative eine Verschärfung eintreten sollte. Z« Art. 54 Ws. 2.

44. Der Betrag des vorenthaltenen Malzaufschlags kann nur dann als nicht feststellbar im Sinne des Art. 54 Abs. 2 angesehen werden, wenn positiv feststeht, daß ein höherer als der ziffermäßig feststellbare Betrag vorenthalten oder zu Ungebühr beansprucht wurde; nicht feststellbar ist der Betrag erst dann, wenn alle nach den Bestimmungen der Strafprozeßordnung möglichen Beweisbehelfe versagen. 45. Liegt der Fall des Abs. 2 vor, so hat das Gericht bei der Bemessung der Strafhöhe im Rahmen von 30—10000 Mk. freie Hand; es kann also ohne Rücksicht auf einen sicher festgestellten Teilbetrag des vorenthaltenen oder zu Ungebühr beanspruchten Malzaufschlags die Strafe auch geringer be­ messen, als auf das Vierfache dieses Betrags. Zu Art. 54 Abs. 3.

46. Die Einziehung gemäß Art. 54 Abs. 3 tritt, wie nach dessen Fassung nicht zweifelhaft sein kann, nicht ein, wenn eine genehmigte eigene Mühle in der in Art. 53 Nr. 7 und 8 bezeichneten Art oder in ähnlicher Weise ver­ ändert ist. Im übrigen vgl. die Anm. zu Art. 51 Abs. 3. Zu Art. 54 Abs. 4.

47.

Auf die Folgen des Abs. 4 ist im Strafverfahren nicht zu erkennen.

Art. 55. Kann der Angeschuldigte nachweisen, daß er eine Hinterziehung des Malzaufschlags nicht habe verüben können oder daß eine solche nicht beab­ sichtigt gewesen sei, so trifft ihn die Strafe des Art. 58.

1. Art. 55 bezieht sich äußerlich sowohl auf Art. 52 wie auf Art. 53. Bedeutung hat er bloß für die Anwendung des Art. 53; denn in jedem Falle, in dem die Tatbestandsmerkmale des Art. 52 vorliegen, ist schon damit von selbst der Nachweis geliefert, daß die Hinterziehung habe verübt werden können (denn sie wurde ja verübt) und daß sie beabsichtigt war (denn Art. 52 erfordert Vorsätzlichkeit).

2. Dem Art. 55 kommt für das gerichtliche Verfahren auch hinsichtlich des Art. 53 keine Bedeutung zu, soweit er dem Beschuldigten eine Be­ weislast auferlegt; er setzt sich damit in Widerspruch mit der Reichsgesetzgebung, die das Landesrecht nur das Verwaltungsverfahren nicht aber das gerichtliche Ver­ fahren regeln läßt (§ 6 Nr. 6 EG. StPO.). RechtlicheBedeutunghater deshalb nur infoferne, als er bestimmt, daß Freisprechung dann zu erfolgen habe, wenn (in den Fällen des Art. 53) eine Hinterziehung nicht hat verübt werden können oder nicht beabsichtigt war. Der Beweis für das Fehlen dieser Voraussetzungen ist in der allgemeinen prozeffualen Weise zu führen. Außerdem hat Art. 55 noch eine positive Bedeutung insoferne, als er bestimmt, daß der Tatbestand des Art. 53 ohne den des Art. 55 die Strafe des Art. 58 nach sich zieht; er schafft damit neue Tatbestände. 3. Das Wort Hinterziehung im Sinne des Art. 55 umfaßt den Tat­ bestand des Art. 52. 4. Auch eine Bestrafung aus Art. 53 mit Art. 55 und 58 kann nur ein­ treten, wenn (hinsichtlich der Merkmale des Art. 58) Vorsätzlichkeit oder Fahrlässigkeit vorliegt; es ergibt sich das aus Art. 61. Strafe des Rückfalls.

Art. 56.

1. Im Falle der Wiederholung einer Malzaufschlaghinterziehung nach vorhergegangener Bestrafung wird die Strafe auf den achtfachen Betrag des vorenthaltenen oder zu Ungebühr beanspruchten Malzaufschlags bestimmt. Diese Strafe soll jedoch in keinem Falle weniger als 60 Mk. betragen. 2. Kann der Betrag des vorenthaltenen oder zu Ungebühr beanspruchten Malzaufschlags nicht festgestellt werden, so tritt eine Geldstrafe von 60 Mk. bis 20000 Mk. ein. 3. Jeder fernere Rückfall zieht Gefängnisstrafe bis zu einem Jahr nach sich. Doch kann nach richterlichem Ermessen mit Berücksichtigung aller Um­ stände des Vergehens und der vorausgegangenen Fälle auf Haft oder auf Geldstrafe nicht unter dem Doppelten der für den ersten Rückfall angedrohten Geldstrafe erkannt werden.

1. Wegen Umwandlung uneinbringlicher Geldstrafen in Freiheits­ strafen s. Art. 66. 2. Eine Strafschärfung ist, abweichend von der bisherigen Gesetzgebung, nur mehr bei der Malzaufschlaghinterziehung vorgesehen.

3. Das Wort „soll" in Abs. 1 Satz 2 ist nicht bloß instruktionell sondern bedeutet soviel wie darf; das Minimum von 30 Mk. des Art. 54 Abs. 1 ist eben­ falls zwingend.

4. 5.

Zu Abs. 2 vgl. Art. 54 Anm. 44 und 45.

Rückfall liegt auch dann vor, wenn in dem späteren Fall eine andere Begehungsform als in dem vorhergegangenen vorliegt (Borenthaltung einerseits und Erlangung eines ungerechtfertigten Erlaffes oder einer ungerecht­ fertigten Vergütung); vgl. Hümmer S. 209.

6. Art. 57.

Eine nähere Abgrenzung des Rückfalls (der Wiederholung) bringt

Art. 57. 1. Die Straferhöhung wegen Rückfalls tritt auch dann ein, wenn die frühere Strafe nur teilweise verbüßt, oder ganz oder teilweise erlassen ist. 2. Sie ist ausgeschlossen, wenn seit der Verbüßung oder dem Erlasse der letzten Strafe bis zur Begehung der neuen Malzaufschlaghinterziehung drei Jahre verflossen sind. 3. Teilnehmer an einer Malzaufschlaghinterziehung unterliegen der Straferhöhung wegen Rückfalls nur soweit, als sie sich selbst eines Rückfalls schuldig gemacht haben.

Bestrafung von Ordnnngswidrigkeiten.

Akt. 58.

Eine Geldstrafe von 1 Mk. bis 300 Mk. ist verwirkt, sofern nicht eine Hinterziehung vorliegt: 1. Wenn an dem Inhalt eines Malzscheins Änderungen vorgenommen werden, sofern diese Änderungen nicht nach dem Strafgesetzbuch strafbar find;

2. wenn Malz zur Nachtzeit (Art. 20) in eine öffentliche Malzmühle gebracht oder von da zurückgebracht wird; 3. wenn Malz in eine andere als die im Malzscheine bezeichnete Malz­ mühle oder an einem anderen als dem im Malzschein angegebenen Tage in die Malzmühle gebracht wird; 4. wenn im Falle des Art. 27 Abs. 4 die vorgeschriebene Anzeige bei der Steuerbehörde unterlassen wird; 5. wenn Malz auf einer öffentlichen Malzmühle zur Nachtzeit (Art. 20) zum Schroten angenommen, geschrotet oder verabfolgt wird; 6. wenn Malz in einer öffentlichen Malzmühle mit einem auf eine andere Malzmühle lautenden Malzschein oder an einem anderen als dem im Malzscheine bezeichneten Tage zum Schroten übernommen wird; 7. wenn in einer öffentlichen Malzmühle ohne selbsttätige Wägevor­ richtung mit dem Schroten des Malzes begonnen wird, bevor die Verwiegung des Malzes vollständig beendet oder der vorgeschriebene Eintrag auf dem Malzschein und im Mühlbuche vollzogen ist; 8. wenn in einer öffentlichen Malzmühle Malz verbotswidrig auf­ bewahrt wird; 9. wenn den Vorschriften über die Führung des Mühlbuchs zuwider­ gehandelt wird; 10. wenn der amtliche Verschluß einer Mühle mit selbsttätiger Wäge­ vorrichtung oder einer Vorrichtung, deren Benützung zum Schroten von Malz verboten ist, eigenmächtig abgenommen oder fahrlässig verletzt wird; 11. wenn eine durch Zufall eingetretene Störung einer selbsttätigen Wägevorrichtung oder eine durch Zufall eingetretene Verletzung des an einer Malzmühle mit selbsttätiger Wägevorrichtung angebrachten amtlichen Ver­ schlusses nicht nach Vorschrift angezeigt wird. 12. wenn zum Besitz einer eigenen Malzmühle oder zum Besitz oder zur Benützung einer sonstigen zum Schroten von Malz geeigneten Vorrich­ tung die vorgeschriebene Genehmigung der Steuerbehörde nicht eingeholt wird oder wenn die bei der Genehmigung festgesetzten Bedingungen nicht ein­ gehalten werden;

13. Wenn die für den gleichzeitigen Betrieb einer öffentlichen Malzmühle und einer Bierbrauerei geltenden Vorschriften nicht eingehalten werden; 14. wenn in einer Brauerei das Sudbuch nicht nach Vorschrift geführt wird; 15. wenn die Vorschriften über den Verkehr mit geschrotetem Malze (Art. 43) nicht eingehalten werden. Allgemeine Bemerkungen.

1.

Die Straftaten des Art. 58 können auch fahrlässig begangen werden; s. Art. 61.

2. Wegen Umwandlung uneinbringlicher Geldstrafen in Freiheits­ strafen s. Art. 66. 3, Wegen weiterer Anwendungsfälle des Art. 58 s. Art. 74 Abs. 2 und 3 bei Art. 54 Anm. 35 und ferner Art. 55. Zu Art. 68 Nr. 1.

4. Art. 58 Nr. 1 steht im inneren Zusammenhang mit Art. 18 Abs. 2; s. diesen bei Art. 53 Anm. 12; hieraus ergibt sich auch, daß Ände­ rungen, die durch die Steuerbeamten vorgenommen werden, nicht unter Art. 58 Nr. 1 fallen.

5. Durch die Bestimmung, „soferne diese Änderungen nicht nach dem StGB, strafbar sind", ist die Anwendung der Grundsätze des § 73 StGB, über Jdealkonkurrenz ausgeschlossen. Zu Art. 58 Nr. 2.

6. Art. 58 Nr. 2 steht im inneren Zusammenhang mit Art. 20, der bestimmt: Art. 20: 1. In der Zeit von 8 Uhr abends bis 6 Uhr morgens darfMalz in eine öffentliche Malzmühle weder eingebracht, noch dort bearbeitet oder von dort fortgebracht werden. 2. Die Steuerbehörde kann Ausnahmen zulassen. 7. Aus dem Zusammenhang mit Art. 20 ergibt sich, daß trotz der all­ gemeinen Faffung des Art. 58 Nr. 2 keine Bestrafung eintritt, wenn die Steuerbehörde eine Ausnahme zugelassen hat. 8. Ausnahmen gemäß Art. 20 Abs. 2 bewilligt für einzelne Fälle die Hebestelle; allgemeine Ausnahmen können nur vom Hauptzollamt zugelaffen werden (§ 37 der Bet. vom 24. März 1910). 9. Verboten ist nur das Einbringen und das Zurückbringen zur Es darf deshalb das Malz noch während der Nachtzeit bis an die gebracht, ferner darf das noch während der Tageszeit aus der Mühle Malz zur Nachtzeit weiter befördert werden. Wegen des bringen (einbringen) s. Art. 53 Nr. 1 Anm. 11J

Nachtzeit. Mühle gebrachte Begriffes

10. Für das in Art. 20 ebenfalls verbotene nächtliche Bearbeiten (Schroten) des Malzes schlägt Art. 58 Nr. 5 ein. Zu Art. 58 Nr. 8.

11. Art. 58 Nr. 3 steht im Zusammenhang mit Art. 17 Abs. 2 Nr. 2 und 3 und Art. 18 Abs. 1, s. diese bei Art. 53 Nr. 1 Anm. 12. 12.

Wegen des Begriffes bringen (einbringen) s. Art. 53 Nr. 1 Anm. 11.

Z« Art. 58 Nr. 4.

13,

Art. 27 Abs. 4 und die Erläuterungen hierzu s. Art. 53 Anm. 40.

Zu Art. 58 Nr. 5.

14. Zu Art. 58 Nr. 5 vgl. die Anm. 6 —9; vgl. ferner Art. 27 bei Art. 53 Anm. 40 und die Bemerkungen hierzu; und endlich Art. 29 bei Anm. 18. Z« Art. 58 Nr.«.!

15. Art. 58 Nr. 6 ist das Gegenstück zuArt. 58Nr. 3; vgl. Anm. 11; ferner besteht ein Zusammenhang mit Art. 27; vgl. diesen bei Art. 53 Anm. 40 und die Bemerkungen hierzu. Z« Art. 58 Nr. 7.

16. Art. 58 Nr. 7 steht im inneren Zusammenhang mit Art. 28; s. diesen bei Art. 53 Anm. 32; aus Art. 28 Abs. 4 ergibt stch insbesondere, daß mit dem Schroten des Malzes schon dann begonnen ist, wenn das Malz auf den Mahlgang verbracht wird. Z« Art. 58 Nr. 8.

17. Unter Malzmühle nach Art. 58 Nr. 8 kann nach dem allgemeinen Sprachgebrauch nur das eigentliche Mühlgebäude verstanden werden; es gehören also nicht hierzu selbständige zum Mühlanwesen gehörige Nebenräume, andererseits ist nicht die Aufbewahrung in den Mahlräumen gefordert. 18. Art. 58 Nr. 8 steht in Zusammenhang mit Art. 29 Abs. 1; Art. 29 bestimmt: Art. 29: 1. Das Malz ist sogleich nach dem Verwiegen zu schroten und nach dem Schroten in kürzester Frist aus der Mühle zu bringen. 2. Das geschrotete Malz darf nur in seiner Gesamtmenge verabfolgt werden, auch darf dasselbe in der Zeit von 8 Uhr abendsbisöUhr morgens nicht von der Mühle fort gebracht werden. Weiter besteht ein Zusammenhang mit Art. 19 (f. diesen bei Art. 53 Anm. 17), insoweit in diesem geboten ist, daß die Malzmenge ohne Unterbrechung an den Verwendungsort zu bringen ist; aus Art. 19 Abs. 1 ergibt sich aber auch, daß Ausnahmen hievon zulässig sind. 19. Die Worte in kürzester Frist sollen nur soviel sagen, wie, sobald es nach Lage des Falls möglich, sobald es tunlich ist (KdAbg. Beil. 9, 281); durch die Ausführungsanweisungen (s. Anm. 21) kann diesem Begriff eine auch im Strafverfahren bindende Auslegung nicht gegeben werden.

20. Art. 29 Abs. 2 ist hinsichtlich des zweiten Teiles teilweise in der Bestimmung des Art. 20 Abs. 1 inbegriffen und deshalb insoweit nach Art. 58 Nr. 2 und 5 strafbar; im übrigen schlägt Art. 60 ein, der auch hinsichtlich des Art. 29 Abs. 1 anwendbar ist, soweit nicht Art. 58 Nr. 8 zutrifft. 21. Zur Ausführung des Art. 29 bestimmt § 45 der Bek. vom 24. März 1910: Von besonderen Ausnahmefällen abgesehen, ist das Malz an dem Tage, an welchem es zur Mühle kommt, auch von da wieder Zurückzubringen. Treten wegen besonderer Umstände im Schroten oder im Zurückbringen des Malzes von der Mühle Verzögerungen ein, so hat der Müller hierüber unter Angabe des Grundes auf dem Malzschein und im Mühlbuch Vormerkung zu machen.

Vgl. oben Anm. 19; Zuwiderhandlungen gegen Satz 2 sind, soweit das Mühlbuch in Frage kommt, nach Art. 58 Nr. 9, im übrigen nach Art. 60 strafbar.

22. Art. 58 Nr. 8 steht aber weiter im Zusammenhang mit Art. 25 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2, s. die Erläuterungen hierzu bei Anm. 43—47. Zu Art. 68 Nr. v.

23. Hinsichtlich der Führung des Mühlbuchs ist, soweit öffent­ liche Malzmühlen in Frage stehen, das Nähere in Art. 26 bestimmt; s. diesen Art. und die Erläuterungen hierzu bei Art. 53 Anm. 41. 24. Soweit eigene Malzmühlen in Frage kommen, ergibt sich das Nähere über die Führung des Mühlbuchs aus Art. 36; s. diesen und die Er­ läuterungen hierzu bei Art. 53 Anm. 47—49. 25. Als Bestimmung über Führung des Mühlbuchs kommt auch § 59 Abs. 1 Satz 2 der Bek. vom 24. März 1910 in Frage; s. hierwegen Art. 4 Anm. 33; weiter § 45 Satz 2 dieser Bek. s. hierwegen Art. 58 Anm. 21. Zu Art. 68 Nr. 10.

26. Nach Art. 16 (s. diesen bei Art. 53 Nr. 1) darf Malz nur in Malz­ mühlen, sei es öffentlichen oder eigenen geschrotet werden; hinsichtlich „anderer zum Schroten von Malz geeigneter Vorrichtungen", trifft das Gesetz Bestimmungen in Art. 41 und 42. Diese bestimmen: Art. 41: 1. DieBenützungvonVorrichtungen, die zum Schroten von Malz geeignet sind, kann von der Steuerbehörde untersagt werden, wenn das Malzaufschlaggefälle gefährdet erscheint. 2. Darüber, ob eine Vorrichtung zum Schroten von Malz geeignet erscheint, entscheidet die Steuerbehörde. Art. 42: Inhaber von Brauereibetrieben dürfen innerhalb einer Entfernung von 5 km vom Betriebsort ohne Genehmigung der Steuerbehörde eine Futterschrotmühle oder sonstige zum Schroten von Malz geeignete Vorrichtungen weder besitzen noch benützen. Die Genehmigung kann von der Anlage eines steueramtlichen Verschlusses oder von der Anbringung einer geeigneten Sicherungsvorrichtung abhängig gemacht werden.

27. Der amtliche Verschluß von Mühlen mit selbsttätiger Wäge­ vorrichtung ist vorgesehen in Art. 24; s. diesen bei Art. 53 Anm. 37. Die Bestimmungen des Art. 24 finden gemäß Art. 34 auch auf die eigenen Malzmühlen Anwendung. Bei Vorrichtungen, deren Benützung zum Schroten von Malz verboten ist, ist der steueramtliche Verschluß vorgesehen in den Fällen des Art. 42. 28. Die Strafbestimmung des Art. 58 Nr. 10 findet lediglich in den Fällen, in denen der steueramtliche Verschluß im Gesetze vorgesehen ist, Anwendung. Sollte ein steueramtlicher Verschluß auch in anderen Fällen, etwa in denen des Art. 41 angebracht werden, so wäre das keine gesetzliche Maß­ nahme und es könnte Art. 58 Nr. 10 nicht zur Anwendung kommen; vgl. die auch hier zutreffenden Ausführungen in RGSt. 8, 35 zu § 136 StGB. 29. Die Fassung des Art. 58 Nr. 10 zeigt, daß hier, abweichend von Art. 61, bei Verletzung nur fahrlässige Begehung strafbar sein soll. 30. a) Die Benützung von Vorrichtungen, die zum Schroten von Malz geeignet sind, im Widerspruch mit der in Art. 41 verbotenen Unter­ sagung ist nach Art. 60 strafbar.

b) Steuerbehörde im Sinne des Art. 41 ist das Hauptzollamt (§ 61 der Bek. vom 24. März 1910). c) Die Bestimmung des Art. 41 Abs. 2 ist für das Strafverfahren wirkungslos, weil prozessualer Natur; das Gericht hat die Frage, ob die Vorrichtung zum Schroten vom Malz geeignet ist, selbständig zu prüfen.

31. a) Zuwiderhandlungen gegen Art. 42 sind strafbar nach Art. 58 Nr. 12. b) Ausführungsbestimmungen zu Art. 42 enthalten §§ 62 und 63 der Bek. vom 24. März 1910, die in § 62 Abs. 1 eine Anzeigepflicht für Inhaber von Brauereien aufstellen, wenn sie in den Besitz von Grünmalzquetsch­ maschinen, Futterschrotmühlen, Hausmühlen oder einer sonstigen zum Schroten von Malz geeigneten Vorrichtung gelangen, sofern der Aufstellungsort von dem Betriebsorte 5 km oder weniger entfernt ist. Die Anzeige ist innerhalb acht Tagen nach der Besitzerlangung der Hebestelle zu erstatten. Zuwiderhandlungen hiergegen sind nach Art. 60 strafbar. Als zuständige Behörde zur Ge­ nehmigung ist das Hauptzollamt bestimmt. In Abs. 2 des § 62 ist bestimmt, daß Grünmalzquetschmaschinen nur zur Bearbeitung von Grünmalz, Futterschrot- und Hausmühlen nur zum schroten oder mahlen von Ge­ treide, Hülsenfrüchten u. dgl. — mit Ausnahme jedoch von Malz — für den eigenen Bedarf des Besitzers benützt werden dürfen; daß jedoch die Hebestelle vorübergehend, das Hauptzollamt dauernd Ausnahmen zulassen kann, jedoch nicht für Malz. Auch Zuwiderhandlungen hiergegen sind, soweit nicht etwa diese Be­ stimmung in die Genehmigungserklärung ausgenommen wird und damit Art. 58 Nr. 12 einschlägt, nach Art. 60 strafbar. Weiter sind in § 62 und § 63 Be­ stimmungen über die Anbringung von Probesammlern an genehmigten Futter­ schrot- und Hausmühlen getroffen. o) Betriebsart ist nicht etwa der politische Bezirk, in dem sich der Brauereibetrieb befindet; das würde zu ganz verschiedenen praktischen Ergebnissen führen je nach der Größe des Bezirks; es ist damit vielmehr nur das Brauerei­ anwesen gemeint. Die 5 km sind zu rechnen nicht etwa von einem bestimmten Punkt (etwa dem Kontor) des Brauereianwesens, sondern von dem äußersten Bestandteil des Anwesens, denn nur dann besteht eine Entfernung von mehr als 5 km, wenn sie in bezug auf jeden Punkt des Anwesens besteht. d) Inhaber eines Brauereibetriebs ist derjenige, in dessen Namen die Brauerei betrieben wird; gesetzliche Vertreter juristischer Personen oder bevoll­ mächtigte Vertreter fallen deshalb nicht hierher; dagegen ist auch der Pächter Inhaber, nicht aber, wer in einer fremden, an sich von einem anderen betriebenen Brauerei braut. e) Besitz nach Art. 42 ist, da das Gesetz nicht unterscheidet, nicht ein besonders qualifizierter; es genügt lediglich die tatsächliche Jnnehabung; strafbar macht sich deshalb auch, wer eine unbestellt zugesandte Vorrichtung bei sich vor­ läufig einstellt (OGHSt. 3, 409). f) Hinsichtlich der Art der Benützung enthält das Gesetz keine Ein­ schränkung ; es fällt deshalb auch eine nicht bestimmungsgemäße Benützung unter das Gesetz. Anders für das frühere Recht OLGMSt. 5, 267 (271). g) Bei der nach Art. 42 zu erteilenden Genehmigung können beliebige Bedingungen nicht bloß die in Art. 42 Abs. 2 vorgesehenen gesetzt werden; letztere sind nur beispielsweise angeführt.

h) Aus der Fassung des Art. 42, wonach nicht die Aufstellung sondern der Besitz und die Benützung genehmigungspflichtig ist, ergibt sich, daß auch die Genehmigung nach Art. 42 nur auf Ruf und Widerruf erteilt ist.

Zu Art. 58 Nr. 11.

32, Art. 58 Nr. 11 findet seine nähere Abgrenzung durch Art. 39; s. diesen bei Art. 54 Anm. 26. Art. 39 bestimmt, soweit er hier einschlägt: Bon Beschädigungen der selbsttätigen Wägevorrichtung, welche die Benützung unterbrechen oder die Sicherheit mindern, von Unregelmäßigkeiten in der Tätig­ keit der Wägevorrichtung sowie von Verletzungen des amtlichen Verschlusses haben die Inhaber eigener Malzmühlen sofort und jedenfalls binnen 12 Stunden nach gemachter Wahrnehmung der Steuerbehörde Anzeige zu erstatten. Im Hinblick auf Art. 31 Abs. 3 des Gesetzes obliegt diese Verpflichtung auch den Inhabern öffentlicher Malzmühlen mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung. 33. Aus dem Zusammenhalt der Fassung des Art. 58 Nr. 11 und des Art. 39 ergibt sich, daß eine unter Strafe gestellte Anzeigepflicht nur eintritt, wenn die Voraussetzungen beider Artikel vorliegen. Sie tritt also insbesondere nur ein, wenn die Störung durch Zufall eintritt. Zufall ist jeder Umstand, der nicht eine bewußte auf die Störung gerichtete Handlung, oder eine die Störung fahrlässiger Weise herbeiführende Handlung ist. Auch solche Handlungen Dritter (nicht bloß solche des Inhabers) schließen die Annahme eines Zufalls aus. Nur solche Störungen begründen die Anzeigepflicht, welche durch Beschädigungen oder Unregelmäßigkeiten im Sinne des Art. 39 veranlaßt sind. 34. Strafbar ist die Unterlassung der Anzeige nur bei solchen amt­ lichen Verschlüssen, die im Gesetze vorgesehen sind; es gilt hier das in Art. 58 Anm. 28 Bemerkte. 35. Wegen des amtlichen Verschlusses an einer Malzmühle mit selbst­ tätiger Wägevorrichtung s. Anm. 27. Zu Art. 58 Nr. 12. A. Eigene Malzmühlen.

36. Art. 58 Nr. 12 steht, fotoeit’er sich mit dem Besitz eigener Malzmühlen befaßt, in Zusammenhang mit Art. 33, der bestimmt: Art. 33: 1. Wer Malz auf einer eigenen Malzmühle schroten will, hat die Genehmigung der Steuerbehörde einzuholen. 2. Die Einholung der Genehmigung hat bei Neuaufstellung einer Mühle vor der Aufstellung, in anderen Fällen vor Beginn des Betriebs zu erfolgen. 3. Die erteilte Genehmigung ist jederzeit widerruflich. 37. Die Genehmigung zum Halten eigener Malzmühlen erfolgt durch das Hauptzollamt (Bek. vom 24. März 1910, §§ 51 und 52). Nähere Vor­ schriften über die Genehmigung und die dabei zu setzenden Bedingungen enthalten §§ 49—53 der genannten Bekanntmachung. 38. Neben der durch Art. 33 für die eigenen Malzmühlen geschaffenen allgemeinen GenehmigungsPflicht besteht noch die durch Art. 37 mit Art. 60 geschaffene Anzeigepflicht hinsichtlich der einzelnen Fälle des Schrotens.

39. Strafbar ist der Besitz der eigenen Malzmühle nur unter den Voraussetzungen des Art. 33, nicht auch in anderen Fällen also nicht der

Besitz zu anderen Zwecken; es ergibt sich das aus den Worten „die vorgeschriebene Genehmigung" des Art. 58 Nr. 12. B. Sonstige Schrotungsvorrichtungen.

40. Art. 58 Nr. 12 steht, soweit er sich mit den sonstigen zum Schroten von Malz geeigneten Vorrichtungen befaßt, in Zusammen. Hang mit Art. 42 des Gesetzes; s. diesen bei Anm. 26. C. Gemeinsame Bestimmungen.

41. Strafbar ist nach dem Wortlaut des Art. 58 Nr. 12 nur die Nicht­ einhaltung der bei der Genehmigung festgesetzten Bedingungen. Da jedoch die Gemhmigung jederzeit widerruflich ist, so stellt sich die nachträgliche Festsetzung von Bedingungen als eine Neugenehmigung unter veränderten Berhältniffen dar,es ist deshalb auch die Nichteinhaltung nachträglich festgesetzter Bedingungen strafbar. 42. Auch wegen Nichteinhaltung festgesetzter Bedingungen kann selbst­ verständlich nur der Inhaber der Malzmühle oder der Vorrichtung gestraft werden. Z« Art. 58 Nr. 18.

43. Art. 58 Nr. 13 steht im Zusammenhang mit Art. 25, der bestimmt: Art. 25: 1. Der Inhaber einer öffentlichen Malzmühle (Müller) darf auf eigene Rechnung weder geschrotetes noch ungeschrotetes Malz aufbewahren. Er darf weder auf der Mühle Malz zum eigenen Bedarf schroten, noch innerhalb einer Entfernung von 35 km von der Mühle gewerbsmäßig Bier bereiten oder für seine Rechnung bereiten lassen. 2. Ausnahmen können von der Steuerbehörde unter An­ ordnung der erforderlichen llberwachungsmaßnahmen zugelassen werden. 44. Zuwiderhandlungen gegen Art. 25 Abs. 1 Satzl find strafbar nach Art. 58 Nr. 8; wegen des Zusammenhangs werden auch diese Bestimmungen hier erläutert. Zuwiderhandlungen gegen den Satz 2 ersten Teil des Art. 25 (Verbot der Schrotung von Malz zum eigenen Bedarf) sind nach Art. 60 strafbar. Nach Art. 25 Abs. 1 Satz 1 darf der Müller Malz nicht bloß in der Mühle, sondern überhaupt nicht aufbewahren; strafbar nach Art. 58 Nr. 8 ist aber nur die Aufbewahrung in der Mühle; im übrigen schlägt Art. 60 ein. 45. Der Standpunkt des bisherigen Rechts (Art. 37), wonach nicht bloß die gleichzeitige, in der Nähe betriebene Bierbereitung, sondern der Betrieb jedes aufschlagpflichtigen, d. h. malzverbrauchenden Geschäfts verboten war, ist in Art. 25 aufgegeben. Dagegen unterliegen, abweichend vom bisherigen Recht, auch öffentliche Malzmühlen mit Meßvorrichtung der Ein­ schränkung. Der Begriff der öffentlichen Malzmühle ergibt sich aus Art. 16; s. diesen bei Art. 53 Anm. 3. 46. Die 35 km sind zu rechnen nicht etwa von einem bestimmten Punkt (etwa dem geschäftlichen Mittelpunkt) der Mihle, sondern von dem äußersten Schtedermalr, Nebeugesetze. 54

Bestandteil des Mühlanwesens, denn nur dann besteht eine Entfernung von mehr als 35 km, wenn sie in bezug auf jeden Punkt des Anwesens besteht.

47. Ausnahmen von der Vorschrift in Art. 25 Abs. 1 Satz 1 erteilt das Hauptzollamt, von der Vorschrift des Satzes 2 die Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern (§ 41 der Bek. vom 24. März 1910). Zu Art. 68 Nr. 14.

48.

Art. 58 Nr. 14 steht in Verbindung mit Art. 45, der bestimmt: Art. 45: 1. Gewerbliche Bierbrauer haben nach näherer An­ ordnung der Steuerverwaltung ein Sudbuch zu führen, in welchem die Mengen des für die einzelnen Sude verwendeten Malzes und der daraus gewonnenen Bierwürze sowie deren Extraktgehalt vorzutragen sind. 2. Das Sudbuch ist an dem von der Steuerbehörde bestimm­ ten Platze sorgfältig aufzubewahren, den Steuerbeamten auf Verlangen jederzeit vorzulegen und der Steuerbehörde zur be­ stimmten Frist einzuliefern.

49. Das Sudbuch soll einerseits der Sicherung der Malzaufschlaggefälle dienen und andrerseits eine Grundlage für die Bemeffung der Rückvergütung des staatlichen und gemeindlichen Malzaufschlags bieten (KdAbg. Beil. 8, 393).

50. Gewerblicher Brauer ist nicht, wie im Ausschuß der KdAbg. Beil. 9, 285) angenommen wurde, jeder Brauer, der nicht Hausbrauer im Sinne des Art. 5 Abs. 5 ist; hiegegen spricht schon der Umstand, daß dem Art. 45 jede Beziehung zu Art. 5 Abs. 5 fehlt, ferner, daß der Art. 5 Abs. 5 erst im Aus­ schuß der KdAbg. eingesetzt und daß hierbei der Begriff nicht nach allgemeinen Gesichtspunkten sondern nach einzelnen, vom begrifflichen Standpunkt aus will­ kürlichen Merkmalen abgegrenzt wurde. Das Wort ist darnach nach dem all­ gemeinen Sprachgebrauch, demnach dahin auszulegen, daß gewerblicher Betrieb jede auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ist (vgl. Landmann, GewO. 5. Aust. Bd. 1, 25). Darnach sind die Hausbrauereien im Sinne des Art. 5 Nr. 5 keine gewerb­ lichen Brauer; doch werden häufig auch Brauereien, die nicht unter Art. 5 Nr. 5 fallen, keine gewerblichen Brauereien sein. Ebenso bemißt sich die Frage bei den Kommunbrauereien nach den Umständen des Falles. 51. Die Bestimmungen des Abs. 2 des Art. 45 können nicht als Vor­ schriften über die Führung des Mühlbuchs erachtet werden und find deshalb nicht nach Art. 58 Nr. 14, sondern nach Art. 60 strafbar. 52. Die Anordnungen der Steuerverwaltung über die Führung des Sudbuchs sind enthalten in § 66 der Bek. vom 24. März 1910 und dem dieser beigegebenen Muster 21; vgl. hierzu auch die Änderung, die durch die Bek. vom 13. Februar 1911 (ZollBl. 87) erfolgte. Zu Art. 58 Nr. 15.

53.

Der in Art. 58 Nr. 15 in Bezug genommene Art. 43 bestimmt: Art. 43: 1. Geschrotetes Malz darf nicht in Verkehr gebracht werden. 2. Ausnahmen können von der Steuerbehörde unter den er­ forderlichen Überwachungsmaßnahmen zugelassen werden. 3. Wer geschrotetes Malz nach Bayern einführt, hat die hiefür von der Steuerverwaltung getroffenen Anordnungen zu beachten.

54. In Verkehr ist das Malz nach dem allgemeinen Sprachgebrauch dann gebracht, wenn es irgendwie an einen Dritten abgegeben wird (s. auch OGHSt. 8,145). 55. In Verkehr gebracht wird das Malz nicht bloß von dem, der es zuerst veräußert, sondern auch von dem, der es wieder weiter gibt. 56. Eine Bestrafung tritt auch ein, wenn das geschrotete Malz ver­ steuert ist; denn das Gesetz unterscheidet nicht (OGHSt. 5, 483). 57. Ausnahmen nach Art. 43 Abs. 2 werden in einzelnen Fällen vom Hauptzollamt, sonst von der Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern zugelassen (§ 64 der Bek. vom 24. März 1910).

58. Einen Sonderfall des Inverkehrbringens stellt Art. 53 Nr. 3 in seiner zweiten Alternative unter Strafe; insoweit ist Art. 58 Nr. 15 durch Gesetzeskonkurrenz ausgeschlossen. Ari. 59. Eine Geldstrafe von 1 Mk. bis 300 Mk. ist verwirkt: 1. wenn einem zur Wahrnehmung der Steueraufsicht verpflichtete^. Be­ amten oder seinen Angehörigen, wegen einer auf die Erhebung oder Über­ wachung des Malzaufschlags bezüglichen amtlichen Handlung oder Unterlassung einer solchen Geschenke oder andere Vorteile angeboten, versprochen oder gewährt werden, sofern nicht der Tatbestand der Bestechung nach § 333 des Reichsstrafsgesetzbuchs vopliegt; 2. wenn ein zur Wahrnehmung der Steueraufstcht verpflichteter Beamter durch Handlungen ober Ünterlassungen eines anderen an der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes in bezug auf den Malzaufschlag behindert wird, sofern nicht der Tatbestand einer nach § 113 des Reichsstrafgesetzbuches straf­ baren Widersetzlichkeit gegeben ist.

1. Die Bestimmungen des Art. 59 sind neben denen des StGB, zu­ lässig; nachdem auch das Reichsbrausteuergesetz entsprechende Strafbestimmungen hat (§ 48), darf angenommen werden, daß die Reichsgesetzgebung im StGB, die Materien der Erpressung und des Widerstands gegen die Staatsgewalt nicht er­ schöpfend regeln wollte. 2. Die Straftaten des Art. 59 können auch fahrlässig begangen werden; s. Art. 61. 3. Wegen Umwandlung uneinbringlicher Geld strafen in Freiheits­ strafen s. Art. 66. 4. Wegen des Begriffs Angehörige gilt das bei Art. 63 Anm. 6 Bemerkte.

5. Wegen einer der in Nr. 1 bezeichneten Handlungen oder Unter­ lassungen sind die Geschenke oder Vorteile auch dann angeboten usw., wenn sie der Handlung oder Unterlassung nachfolgen. 6. Wegen des offensichtlichen Zusammenhangs, der zwischen Art. 59 Abs. 1 und § 333 StGB, besteht, sind die Worte „Beamter" und „Geschenke oder andere Vorteile angeboten, versprochen oder gewährt werden" im Sinne dieses § 333 auszulegen. 7. Vgl. zu Abs. 2 auch Art. 60 mit Art. 50 bei Art. 60 Anm. 19.

Art. 60. Einer Geldstrafe von 1 Mk. bis 150 Mk. unterliegen Zuwiderhandlungen gegen andere Bestimmungen dieses Gesetzes sowie gegen die zum Vollzüge dieses 54*

Gesetzes erlassenen und öffentlich oder den Beteiligten besonders bekannt gemachten Vorschriften, sofern nicht die Strafe der Malzaufschlaghinterziehung verwirkt ist.

1. Die Straftaten des Art. 60 können auch fahrlässig begangen werden; s. Art. 61.

2. Wegen Umwandlung uneinbringlicher Geldstrafen in Freiheits­ strafen s. Art. 66. a. Für Lie Anwendung Les Art. 60 kommen folgen-e Artikel Les Gesetzes in Betracht.

3. Art. 14 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 14: Wer in den Besitz einer Brauerei oder einer Malzmühle gelangt, hat hierüber inner­ halb acht Tagen nach der Besitzerlangung der Steuerbehörde Anzeige zu erstatten. b) Die in Art. 14 vorgesehene Anzeige ist der Hebestelle zu erstatten (§ 30 der Bek. vom 24. März 1910). c) Wegen des Begriffs Malz müh le vgl. Art. 16 bei Art. 53 Anm. 3. d) Nach § 31 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910 hat bei freiwilliger Besitzübertragung eines anmeldepflichtigen Betriebs auch der bisherige Be­ sitzer der Hebestelle Anzeige zu erstatten; auch Zuwiderhandlungen hier­ gegen sind nach Art. 60 strafbar. 4. Art. 15 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 15: 1. Bierbrauer und Inhaber von Malzmühlen sind verpflichtet, zum Abwägen des Malzes geeignete, vorschriftsmäßige Wagen und Gewichte zu halten. 2. Der Aufstellungsort der Wage wird im Einvernehmen mit der Steuerbehörde bestimmt. b) Die Wagen, deren Halten Art. 15 vorschreibt, sind nur dazu bestimmt, den richtigen Gang der automatischen Wagen nachzuprüfen; sie sind also neben den letzteren zu halten (KdAbg. Beil. 9, 280). c) Wegen des Begriffs Malzmühlen s. Art. 16 bei Art. 53 Anm. 3. d) Unter vorschriftsmäßigen Wagen und Gewichten scheinen die Motive (KdAbg. Beil. 8, 391) „den Anordnungen der Steuerverwaltung ent­ sprechende und geeichte Wagen und Gewichte" verstehen zu wollen, deutlich ist allerdings dieser Standpunkt nicht zum Ausdruck gelangt. Im Gesetze selber ist jedenfalls der Steuerverwaltung die Befugnis, in das freie Ermessen der Be­ teiligten einzugreifen, nicht eingeräumt. Eine solche Befugnis besteht deshalb auch nicht. Unter vorschriftsmäßigen Wagen und Gewichten sind deshalb nur solche zu verstehen, die den allgemeinen gesetzlichen Vorschriften über die Maße und Gewichte (Maß- und Gewichtsordnung) entsprechen. Selbstverständlich steht auch der Steuerverwaltung nicht die Befugnis zu, mit bindender Kraft zu ent­ scheiden, ob die Wagen und Gewichte geeignet sind. Diese Frage hat im Strafverfahren der Mchter nach den Umständen des Falles zu Prüfen. e) Aufstellungsort ist nur der Ort, an dem die Wage stehen soll während der Zeit, zu der sie zu steuerlichen Zwecken benötigt wird (KdAbg. Beil. 9, 280; § 32 der Bek. vom 24. März 1910). f) Das Wort Einvernehmen, bringt nicht mit Deutlichkeit zum Ausdruck, daß die Zustimmung des „Einzuvernehmenden" gefordert wird; es liegt auch im bloßen Anhören ein Vernehmen. Es ist deshalb nur notwendig, den Rat der

Steuerbehörde zu hören. Bindende Kraft hat ihr Mlle hinsichtlich des Auf­ stellungsortes nicht. § 32 der Bek. vom 24. März 1910 bestimmt: „Den Aufstellungsort der Wage bestimmt die Hebestelle im Einvernehmen mit dem Betriebsinhaber". Diese Bestimmung ist unwirksam, sie steht im Widerspruch mit dem Gesetz, nach letzterem bestimmt der Betriebsinhaber, während bei der Steuerbehörde nur das Einvernehmen nötig ist. g) § 24 der Bek. vom 24. März 1910 bestimmt: Ergeben sich (hierbei) Zweifel an der Richtigkeit der Geräte, so kann der Bezirkskontrolleur oder, falls ein solcher nicht vorhanden ist, der Steueramtsvorstand die sofortige Vor­ nahme der eichamtlichen Nachprüfung fordern. Zuwiderhandlungen hiergegen sind nicht strafbar; welche Pflichten hinsichtlich der Wagen und Gewichte bestehen, bestimmt Art. 15; diese Frage ist hierdurch erschöpfend geregelt; „Boll­ zugsbestimmungen" können nicht andere Bestimmungen treffen. h) Steuerbehörde im Sinne des Art. 15 ist die Hebestelle, Beschwerde­ stelle das Hauptzollamt (§ 32 der Bek. vom 24. März 1911).

5, 6. 7. 8.

Art. 17 Abs. 4 des Gesetzes; s. diesen bei Art. 53 Nr. 1 Anm. 12 Art. 19 Abs. 1 und 4 des Gesetzes; s. diesen bei Art. 53 Nr. 2 Anm. 17.

Art. 21 Abs. 2 des Gesetzes; s. diesen bei Art. 53 Nr. 1 Anm. 13. Art. 23 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 23: 1. Der Inhaber einer öffentlichen Mühle, welcher auf dieser Mühle gewerbsmäßig Malz für Dritte schroten will, hat vorher die Genehmigung der Steuerbehörde einzuholen. 2. Die Genehmigung ist jederzeit widerruflich. b) Die Genehmigung nach Art. 23 erteilt das Hauptzollamt (§ 40 der Bek. vom 24. März 1910). c) Öffentliche Mühle im Sinne des Art. 23 Abs. 1 ist nur eine öffentliche Malzmühle; denn auf anderen Mühlen als Malzmühlen darf Malz nicht geschrotet werden, s. Art. 16. 9. Art. 25 Satz 2 erster Teil und teilweise auch Satz 1; s. Art. 25 und die Bemerkungen hierzu bei Art. 58 Nr. 13 Anm. 43. 10. Art. 27 nach näherer Maßgabe des bei Art. 53 Anm. 40 d; Art. 28 Abs. 2—4 nach näherer Maßgabe des bei Art. 53 Anm. 32; Art. 29Abs. 1 und 2 nach näherer Maßgabe des bei Art. 58 Anm. 20 Bemerkten. 11. Art. 30 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 30: Der Müller hat die erledigten Malzscheine sorgfältig aufzubewahren und dem Steuerbeamten bei dessen nächster Anwesenheit in der Mühle zu übergeben oder der Steuerbehörde mit dem Mühlbuch einzuliefern (Art. 26 Abs. 2). b) Wegen des Begriffs Müller s. die Allgem. Bem. Nr. 8e. c) In Ergänzung des Art. 30 bestimmt § 46 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910, daß die erledigten Malzscheine „beim Mühlbuch" aufzubewahren sind. Zuwiderhandlungen sind nicht strafbar; die Art der Aufbewahrung hat Art. 30 erschöpfend geregelt; zu Ausführungsbestimmungen besteht insoweit kein Raum. 12. Art. 37 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 37: Will der Inhaber einer genehmigten eigenen Malzmühle Malz schroten, so hat er der Steuerbehörde jeweilig rechtzeitig schriftlich Anzeige nach näherer Anordnun g der Steuerverwaltung zu erstatten.

b) Die näheren Anordnungen im Sinne des Art. 37 treffen § 56 Abs. 1—3 der Bek. vom 24. März 1910, die bestimmen: 1. Die nach Art. 37 des Gesetzes vorgeschriebene Anzeige hat zu enthalten: 1. Name und Wohnort des Inhabers der eigenen Malzmühle; 2. Den Tag, an welchem das Malz geschrotet werden soll; 3. Das Gewicht des Malzes, welches für jeden einzelnen Biersud gesondert anzugeben ist; 4. Die Art der beabsichtigten Verwendung des Malzes; Soll Malz, welches eine wesentliche Gewichtsverminderung im Sinne des Art. 6 Abs. 3 des Gesetzes erfahren hat, geschrotet werden, so ist dies in der Anzeige zu bemerken. 2. Die Anzeige ist so zeitig zu erstatten, daß der Aufsichtsbeamte der Malz­ schrotung beiwohnen kann. Die Anzeige kann sich auf einen Zeitraum von 8 Tagen erstrecken. 3. Zur Anzeige sind von der Hebestelle zu beziehende Anmeldezettel nach Muster 17x) zu benützen; die Anzeige kann auch mit einer Freimarke versehen als Postkarte der Hebestelle zugesendet werden. c) Einen Malzschein hat der Inhaber einer eigenen Malzmühle nicht zu erholen; er wird ersetzt durch das von der Hebestelle nach näherer Maßgabe des strafrechtlich nicht erheblichen § 57 der Bek. vom 24. März 1910 zu führende „Notizbuch"; neben der durch Art. 37 geschaffenen Anzeigepflicht besteht noch die allgemeine, unter die Strafdrohung des Art. 58 Nr. 12 mit Art. 33 gestellte Ge­ nehmigungspflicht.

13.

Art. 39 des Gesetzes, s. diesen und die Bem. hierzu bei Art. 54

Anm. 26.

14. Art. 41 des Gesetzes, betr. die Benützung von Vorrichtungen, die zum Schroten von Malz geeignet sind, im Widerspruch mit einer Untersagung durch die Steuerbehörde; s. hierwegen die Bem. zu Art. 58 Nr. 10. 15. Art. 44 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 44: 1. Wer Bier brauen will, hat vor Beginn des Betriebs Anzeige bei der Steuerbehörde zu erstatten und den Beginn des Betriebs anzuzeigen. 2. Bor Erstattung der Anzeige darf mit dem Betrieb nicht begonnen werden. b) Wegen des Begriffes Bier s. die Allgem. Bem. Nr. 8a. Für bierähnliche Getränke besteht keine Anzeigepflicht; doch könnte sie im Verwaltungsweg ge­ schloffen werden; s. Art. 53 Anm. 28 d. c) Es ist nicht von jeder einzelnen Brautätigkeit, sondern nur dem Betrieb der Bierbrauerei als solchem Anzeige zu erstatten; demgemäß nur von der erstmaligen Inbetriebsetzung einer neu errichteten Brauerei und der Wiederinbetrieb­ setzung einer ruhenden Brauerei (so § 65 der Bek. vom 14. März 1910; KdAbg. Beil. 8, 393), wohl aber auch von dem selbständigen Weiterbetrieb einer bisher von einem andern betriebenen Brauerei. d) Die Anzeige nach Art. 44 ist an die Hebestelle zu erstatten (§ 65 der Bek. vom 24. März 1910).

16. Art. 45 Abs. 2 des Gesetzes nach näherer Maßgabe des bei Art. 58 Anm. 51 Bemerkten. *) Muster 17 bildet eine Anlage der Bek. vom 24. März 1910.

17. Art. 46 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 46: 1. Die Inhaber der nach dem 1. März 1910 entstandenen Brauereibetriebe sind verpflichtet, in ihrer Brauerei selbst oder doch in räumlicher Derbindung mit ihr zum Schroten des in der Brauerei zur Bier­ bereitung bestimmten Malzes eigene Malzmühlen aufzustellen und zu benützen. 2. Ausnahmen können von der Steuerbehörde zugelassen werden. b) Aus der Fassung des Art. 46 Abs. 1 ergibt sich, daß die dort genannten Brauer andere Mühlen, soweit nicht Ausnahmen nach Abs. 2 bewilligt wurden, nicht benützen dürfen (KdAbg. Beil. 9, 287). c) Zum Vollzug des Abs. 2 bestimmt § 67 der Bek. vom 24. März 1910, daß das Hauptzollamt den in Art. 47 (richtig Art. 46) Abs. 1 des Gesetzes bezeichneten Brauereien in Ausnahmefällen die Benützung einer anderen als der eigenen Malzmühle vorübergehend gestatten kann. d) Wechselt ein bestehender Brauereibetrieb nur den Inhaber, so findet Art. 46 keine Anwendung.

18. 19.

Art. 48 Abs. 2 des Gesetzes; s. diesen Artikel bei Art. 51 Sinnt. 18.

Art. 50 des Gesetzes, der bestimmt: a) Art. 50: In Betrieben, in denen eine Aufsichtshandlung vorgenommen wird, sind den Aufsichtsbeamten unentgeltlich die Hilfsdienste zu leisten, die erforderlich sind, um die den Beamten obliegenden Geschäfte in den vorgeschriebenen Grenzen zu vollziehen. Ferner müssen die zu diesem Zwecke erforderlichen Aufschlüsse erteilt, die benötigten Hilfsmittel beschafft, auch muß für ausreichende Beleuchtung gesorgt werden. b) Art. 50 hat gegenüber dem Entw. eine Änderung in der Richtung erfahren, daß im letzteren die verpflichteten Personen bestimmt waren und zwar als die „Personen, bei denen eine Auffichtshandlung vorgenommen wird, und deren Gewerbsgehilfen". Im Ausschuß der KdAbg. hatte man insbesondere Bedenken wegen einer so möglichen mißbräuchlichen Heranziehung der Gewerbegehilfen und so wurde die jetzige allgemeine Fassung gewählt. Der Referent bemerkte, sachlich bliebe es trotz der Änderung beim alten; es könnten auch die Gewerbegehilfen gefragt werden (Beil. 9, 287). Diese Annahme ist irrig, denn sie hat in dem Gesetze selbst keinen Ausdruck gefunden. AIs verpflichtet erscheint vielmehr nur der verantwortliche Leiter des Betriebs; denn es handelt sich um Hand­ lungen, die nach ihrer Art an sich dem Leiter obliegen. Es kann auch nicht in Hinblick auf Art. 60 im Wege einer besonderen Vorschrift eine Verpflichtung der Gewerbegehilfen oder sonstiger Dritter geschaffen werden, denn nach der Sachlage wollte die Frage der Unterstützung der Beamten durch Art. 50 erschöpfend geregelt werden, zu erweiternden Vollzugsbestimmungen besteht kein Raum. c) Hilfsmittel im Sinne des Art. 50 sind Saccharometer, Maßstäbe, Maß­ gefäße, Wagen (KdAbg. Beil. 9, 287); das Gesetz fordert die Beschaffung der zur Vornahme der Auffichtshandlungen überhaupt erforderliche Hilfsmittel, ohne Rücksicht, ob sie für den Brauereibetrieb selbst notwendig sind. d) Die in Art. 50 vorgesehenen Verpflichtungen bestehen nur hinsichtlich der im Gesetz, nämlich Art. 47—49 vorgesehenen Aufsichtshand­ lungen; s. diese bei Art. 51 Sinnt. 18. e) Vgl. hierher auch die Strafbestimmung des Art. 59 Abs. 2.

B. Die durch Art. 60 unter Strafe gestellten Bestimmungen -er Bollzugsbekanntmachungen.

20. Die BollzBek. vom 24. März 1910 trifft neben anderen Vorschriften auch eine Reihe von Vorschriften über das Verfahren der mit der Ver­ waltung des Malzaufschlags befaßten Beamten, so über Nachschauen, über die zu erstattenden Berichte, die aufzunehmenden Protokolle usw., es darf davon ausgegangen werden, daß alle die Vorschriften, die als Dienstanweisungen erscheinen, nicht unter die Strafdrohung des Art. 60 gestellt sind, denn zu deren Durchführung stehen der vorgesetzten Behörde ihre dienstlichen Befugniffe, unter Umständen die Disziplinargewalt zur Verfügung. Es läge eine solche Abweichung von dem üblichen Verfahren vor, wenn die Nichtbeachtung einer Dienstanweisung unter kriminelle Strafe gestellt wäre, daß dies sicherlich ausdrücklich zum Ausdruck gebracht wäre. Ebenso scheiden von den Bestimmungen der genannten Bollzugsbekannt­ machung alle diejenigen als Tatbestände strafbarer Handlungen aus, die nicht als unmitttelbare zwingende Gebote oder Verbote auftreten, sondern lediglich die Bedingungen aufstellen, unter denen eine gewisse Wirkung (z. B. eine Genehmigung, eine Vergünstigung, eine Belastung) eintritt. 21. Hinsichtlich der Verwendung von Malzersatzstoffen für bierähnliche Getränke f. § 1 Abs. 3 bei Art. 53 Nr. 3 Anm. 28f.

22. Hinsichtlich der Nichtbeachtung der nach § 8 der Bek. vom 24. März 1910 erlassenen Bestimmungen der Steuerverwaltung über Schrotung und Verwendung von Malz zu steuerfreien Zwecken; f. § 8 dieser Bek. bei Art. 53 Nr. 3 Anm. 25. 23. Hinsichtlich der Verpflichtungen der Hausbrauer nach § 10 Abs. 1, 4 und 5 der Bek. vom 24. März 1910 s. Art. 54 Anm. 12 d.

24. Hinsichtlich der Anzeigepflicht bei Betrieb mehrerer Braustätten, § 13 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910; s. diesen bei Art. 54 Anm. 15 c. 25. Hinsichtlich der Behandlung von Malz, das eine Gewichts­ minderung erfuhr, nach § 19 Abs. 4 der Bek. vom 24. März 1910 s. Art. 54 Anm. 25. 26. Hinsichtlich der Verletzung der Anzeigepflicht bei einem Wechsel im Besitz einer Brauerei oder einer Malzmühle nach § 31 der Bek. vom 24. März 1910 s. oben Anm. 3 d. 27. Hinsichtlich des Verfahrens bei Wiedereinfuhr von Malz, das auf einer außerbayerischen Malzmühle geschrotet wird, nach § 38 Abs. 3 Satz 4 s. bei Art. 53 Nr. 1 Anm. 13 c. 28. Hinsichtlich des Verfahrens bei der Einfuhr von Malz zum Schroten mit der Bestimmung der Wiederausfuhr nach § 39 Abs. 2 Satz 1 und Abs. 3 der Bek. vom 24. März 1910 s. bei Art. 53 Nr. 1 Anm. 14 b.

29. Hinsichtlich der Verletzung der Verpflichtungen des Müllers beim Verwiegen des Malzes auf öffentlichen, nicht mit einer selbsttätigen Wägevorrichtung versehenen Malzmühlen gemäß § 44 Abs. 2—4 der Bek. vom 24. März 1910 s. Art. 53 Nr. 5 Anm. 36. 30. Hinsichtlich des Verfahrens bei Verzögerungen im Schroten oder Zurückbringen des Malzes nach § 45 der Bek. vom 24. März 1910 s. bei Art. 58 Nr. 8 Anm. 21.

31. Hinsichtlich der Beschränkung der Inhaber eigener Malz­ mühlen auf diese nach § 54 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910 s. bei Art. 53 Nr. 1 Anm. 9.

32. Hinsichtlich der Verpflichtungen bei Beschädigungen einer Malz­ mühle oder einer selbsttätigen Wägevorrichtung nach § 59 Abs. 1 Satz 2 der Bek. vom 24. März 1910 s. bei Art. 54 Anm. 33. 33. Hinsichtlich der Verletzung der Anzeigepflicht der Brauerei­ inhaber beim Besitz von Grünmalzquetschmaschinen usw. in § 62 Abs. 1 der Bek. vom 24. März 1910 s. bei Art. 58 Nr. 10 Anm. 31 b. 34. Hinsichtlich der Benützung von Grünmalzquetschmaschinen, Futterschrot- und Hausmühlen in § 62 Abs. 2 s. ebendort.

35. Hinsichtlich der Vermessung der Sudpfannen: Der Brauer hat der amtlichen Vermessung der Sudpfannen durch die Steueramtsvorstände beizuwohnen (§ 69 Abs. 1 Satz 2). Der Brauer hat den Maßstab zu liefern, an dem bei der Bermeffung der Sudpfannen der Stand des Wasserspiegels je nach Eingießung eines Hektoliters Wasser einzukerben ist (§ 69 Abs. 3 Satz 3), wobei der Maßstab aus hartem Holz gefertigt und mit einer besonderen Vorrichtung zum Einhängen am oberen Rande der Sudpfanne versehen und am unteren Ende beschlagen sein muß (§ 69 Abs. 3 Satz 6) und, wenn wegen der Form der Sudpfanne die Anwendung eines geraden Maßstabs nicht möglich ist, von dem Brauereibesttzer ein der Form der Sud­ pfanne genau angepaßter Maßstab zu beschaffen ist (§ 69 Abs. 3 Satz 9). Der Brauereibesitzer hat die ihm zugestellte zweite Ausfertigung der Ver­ handlung über das Vermessungsgeschäft beim Sudbuch aufzubewahren (§ 69 Abs. 4, letzter Satz). Der Brauereibesttzer hat den Maßstab binnen einer vom Steueramtsvorstand zu bemessenden kurzen Frist mit einer den amtlichen Einkerbungen genau ent­ sprechenden und deutlichen Hektolitereinteilung zu versehen, diese Einteilung und das am Maßstab anzubringende Steuerblei stets unversehrt zu erhalten und den Maß­ stab an dem vom Steueramtsvorstand bestimmten Platz aufzubewahren (§ 69 Abs. 5). Der Brauereibesitzer ist verpflichtet, jede Änderung des Raumgehalts einer vermessenen Sudpfanne der Hebestelle anzuzeigen (§ 69 Abs. 6). 36. Hinsichtlich der amtlichen Würze- und Bierermittlung: Bei Ermittelung des Extraktgehalts der Ausschlagwürze d. h. der aus einer Malzmenge erzeugten in der Sudpfanne befindlichen heißen Würze hat der Brauerei­ besitzer zum Zwecke der Spindelung ein gut gereinigtes und ausgetrocknetes Stand­ glas zu beschaffen (§ 70 Abs. 7 Satz 3). Fahrlässige Begehung.

9Itt. 61.

Die Strafbestimmungen der Art. 51, 58, 59 und 60 sind anzuwenden, gleichviel ob die Handlung vorsätzlich oder fahrlässig begangen wurde.

1. Aus der Tatsache, daß Art. 61 für gewisse Delikte die Bestrafung der fahrlässigen Begehung ausdrücklich hervorhebt, ergibt sich, daß eine Bestrafung ohne Schuld in keinem Falle und in anderen als in den in Art. 61 genannten Fällen nur vorsätzliche Begehung strafbar sein soll. 2. Der Begriff der Fahrlässigkeit im Sinne des Art. 61 ist der all­ gemeine des Strafgesetzbuchs (Art. 4 AG. StPO.).

Zwaugsmaßregeln.

SKtt. 62.

Unbeschadet der nach Art. 58—60 verwirkten Geldstrafen kann die Steuerbehörde die Beobachtung der Anordnungen, die auf Grund der Be­ stimmungen des Gesetzes und der dazu erlassenen Verwaltungsbestimmungen getroffen worden sind, durch Androhung und Einziehung von Geldstrafen bis zum Betrage von 500 Mk. erzwingen. Die Steuerbehörde kann auch eine vorgeschriebene Einrichtung, wenn sie nicht getroffen wird, auf Kosten des Pflichtigen Herstellen lassen; die Einziehung der hiedurch erwachsenen Aus­ lagen erfolgt in dem Verfahren über die Beitreibung von Staatsgefällen.

1. Die nach Art. 62 erkannten Strafen sind, wie die Zulässigkeit gleich­ zeitiger Verhängung neben den Kriminalstrafen ersehen läßt, lediglich Ordnungs­ strafen im prozessualen Sinn; die Gerichte sind hiemit nicht befaßt. Die Erläuterung dieses Artikels scheidet hier aus. Strafrechtliche Verantwortlichkeit.

91 tt. 63.

1. Inhaber der unter das Malzaufschlaggesetz fallenden Betriebe sind für die von ihren Angehörigen oder Bediensteten begangenen Übertretungen des Gesetzes und der zum Vollzüge des Gesetzes erlassenen und öffentlich oder den Beteiligten besonders bekannt gemachten Vorschriften strafrechtlich ver­ antwortlich, falls sie nicht nachweisen, daß die strafbare Handlung ohne ihr Wissen und gegen ihren Willen verübt worden ist. 2. Bei juristischen Personen, Handelsgesellschaften, Genossenschaften und Vereinen ist jeder Vertreter nach Maßgabe des Abs. 1 strafrechtlich verant­ wortlich. 3. Wird der Betriebsinhaber oder dessen Vertreter bestraft, so ist die Mitwirkung der Angehörigen oder der Bediensteten nicht strafbar. 4. Die strafrechtliche Verantwortlichkeit des Betriebsinhabers oder des Vertreters (Abs. 2) kann mit Genehmigung der Steuerbehörde dritten Per­ sonen übertragen werden.

1. Abweichend von der früheren Fassung des Gesetzes, wonach nur für die im „Geschäfte" d. h. in der Bierbrauerei oder bei dem Betriebe der Malzmühle verwendeten Personen eine Haftung bestand (s. OGHSt. 2, 203), haftet jetzt der Inhaber des Betriebs für seine Bediensteten schlechthin.

2. Inhaber eines Betriebs ist nach allgemeinen Grundsätzen der, dem die Verfügung im eigenen Namen über den Betrieb zusteht, also bei einem ver­ pachteten Betrieb der Pächter, nicht aber der Geschäftsführer.

3. Sind mehrere Inhaber vorhanden, so haftet jeder, bei einer Haftung für einen Angehörigen natürlich nur unter der Voraussetzung, daß bei jedem ein Angehörigenverhältnis besteht. 4. Die Haftung nach Abs. 1 tritt nur ein, wenn nach der konkreten Straf­ bestimmung eine strafrechtliche Schuld der Angehörigen oder der Be­ diensteten erwiesen ist; die Inhaber hasten nur für die begangenen Über­ tretungen. Es muß der ganze Tatbestand sich in diesen Personen verwirklichen; ebenso unterbleibt die Bestrafung, wenn dem Angehörigen oder Bediensteten ein Schuld- oder Strafausschließungsgrund (z. B. Geisteskrankheit) zur Seite steht.

Zugerechnet wird aber den Inhabern und Vertretern nur die Tat der Angehörigen oder Bediensteten; außerhalb der Tat liegende die Bestrafung beeinflußende Umstände bemessen sich lediglich nach der Person des Inhabers oder Vertreters, so die Frage des Rückfalls (Art. 56 und 57), die Frage der Verjährung, die Strafmündigkeit, jugendliches Alter, Exterritorialität usw.

5. Es genügt zur Straffreiheit der Umstand, daß die Tat ohne Wissen und Willen des Inhabers begangen wurde; der Nachweis eines besonderen Verbots für den einzelnen Fall (s. OGHSt. 3, 446; OLGMSt. 5, 63) ist nicht mehr notwendig. 6. Der Begriff Angehörige ist, da Anhaltspunkte für andere Auslegung nicht bestehen, im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs auszulegen; es findet deshalb das zu Art. 4 Anm. 3 HausierStG. Bemerkte entsprechend Anwendung.

7, Bedienstete sind alle Personen, die für den Brauereibetrieb tätig werden und dabei insoweit in einem Unterordnungsverhältnis zu dem Inhaber stehen, daß sie hinsichtlich des Geschäftsbetriebs seinen Weisungen zu folgen haben. Im übrigen ist es gleichgültig, ob es Bedienstete höherer oder niederer Art sind, ob diese Dienste gegen Entgelt geleistet werden oder nicht. 8. Wegen der den Inhabern der Betriebe in Abs. 1 auferlegten Beweislast findet das bei Art. 55 Anm. 2 Bemerkte entsprechende Anwendung. Rechtliche Bedeutung hat diese Bestimmung des Abs. 1 nur insofern, als keine Verurteilung zu erfolgen hat, wenn die Handlung ohne Wissen und gegen den Willen der Inhaber begangen wurde. 9. Die Mitwirkung der Angehörigen oder der Bediensteten ist auf Grund des Abs. 3 auch dann nicht strafbar, wenn ein Betriebsinhaber von mehreren oder einer von mehreren Vertretern bestraft wird. 19. Die Bestimmung des Abs. 3 bringt es mit sich, daß eine Bestrafung der Angehörigen oder Bediensteten insolange nicht erfolgen kann, als die Mög­ lichkeit der Bestrafung des Inhabers oder seines Vertreters besteht.

11. Voraussetzung der Anwendung des Abs. 3 ist, daß der Inhaber oder Vertreter bestraft wird; es genügt nicht, daß er strafbar ist; Straffreiheit tritt also auch dann nicht ein, wenn die Bestrafung aus tatsächlichen oder rechtlichen Gründen unterbleibt z. B. wegen Todes, wegen Geisteskrankheit, wegen irriger Anwendung strafrechtlicher Bestimmungen in dem Verfahren gegen ihn; a. A. Zapf Anm. 5.

12. Der Vertreter nach Abs. 4 haftet für die Angehörigen und Bediensteten des Vertretenen, nicht für seine Angehörigen und Bediensteten; denn nur diesenfalls läßt sich der Zweck des Gesetzes erreichen. Andrerseits aber ist er dann befreit, wenn die Handlung ohne sein Wissen und gegen seinen Willen verübt wurde. Wissen und Willen des Inhabers ist diesenfalls gleichgültig; andernfalls wäre der Dritte bloß eine fremde Strafen duldende Persönlichkeit. 13. Steuerbehörde im Sinne des Abs. 4 ist das Hauptzollamt (§ 80 der Bek. vom 24. März 1910). 14. Vertreter im Sinne des Abs. 4 können für den ganzen Betrieb, wie für einzelne Geschäfte aufgestellt werden, das Gesetz unterscheidet nicht. 15. Neben der durch Art. 63 geregelten Haftung für andere besteht die unmittelbare ans dem Gesetz im allgemeinen sich ergebende

Haftung der Betriebsinhaber und Vertreter, wenn sich der Tatbestand in ihrer Person verwirklicht; diese Haftung ist von Art. 63 überhaupt nicht berührt; es kann deshalb insoweit auch keine Übertragung der Haftung Art. 63 Abs. 4 erfolgen.

16» Eine besandere Art der Vertretung schafft der Art. 13, der bestimmt: a) Art. 13: 1. Inhaber von Betrieben, die nach dem Malz­ aufschlaggesetze der steuerlichen Aufsicht unterliegen, haben die ihnen durch das Gesetz und die hiezu ergangenen Vorschriften auferlegten Verpflichtungen entweder selbst zu erfüllen oder einen geeigneten Vertreter aufzustellen. 2. Die Aufstellung eines Vertreters muß erfolgen, wenn der Inhaber des Betriebs an der Erfüllung der Verpflichtungen ver­ hindert ist. 3. Von der Aufstellung eines Vertreters ist der Steuer­ behörde Anzeige zu erstatten; die Steuerbehörde entscheidet über die jederzeit widerrufliche Zulassung des Vertreters. 4. Wenn und solange der Forderung der Steuerbehörde zur Aufstellung eines geeigneten Vertreters nicht entsprochen wird, kann diese die Ausstellung eines Malzscheines verweigern oder die Genehmigung zum Betrieb einer Malzmühle zurücknehmen. b) Die nach Art. 13 aufgestellten Vertreter sind verschieden von den Vertretern nach Art. 63 Abs. 4, letzteren obliegt lediglich die strafrechtliche Verantwortlichkeit. c) Sind Vertreter nach Art. 13 aufgestellt, so tritt eine Bestrafung der Betriebsinhaber nicht ein; denn die Verpflichtungen obliegen nur den Vertretern. d) Die Vertretung nach Art. 13 ist, wie die Fassung des Art. 6 ergibt, entweder eine freiwillige oder eine notwendige. e) Zuständig zur Entscheidung über die Zulassung ist das Haupt­ zollamt, gegen dessen Entscheidung Beschwerde im Verwaltungsweg zulässig ist (§ 29 der Bek. vom 24. März 1910). f) Der Inhaber des Betriebs ist an der Erfüllung der Verpflich­ tungen dann verhindert, wenn er eine juristische Person ist, aber auch dann, wenn er geisteskrank ist, ebenso können sonstige rechtliche und tatsächliche Hinderungsgründe verschiedener Art bestehen; die allgemeine Annahme der Bek. vom 24. März 1910 § 29, daß die Aufstellung eines Vertreters schlechthin er­ forderlich sei, wenn der Inhaber minderjährig sei oder aus anderen Gründen unter Vormundschaft stehe, oder wenn die Brauerei von einer Gesellschaft (ohne Unterschied, ob juristische Person oder nicht) betrieben wird, entbehrt der gesetz­ lichen Grundlage. g) Der Inhaber eines Betriebes ist an der Erfüllung der Verpflich­ tungen nach Art. 13 Abs. 2, wenn er handlungsunfähig (z. B. geisteskrank) ist, oder wenn er eine juristische Person ist, auch dann verhindert, wenn er einen geeigneten gesetzlichen Vertreter hat. h) Formvorschriften für die Anzeige nach § 13 Abs. 3 bestehen nicht; sie kann deshalb auch mündlich erfolgen; erforderlich ist nur eine ein­ malige Anzeige, auch wenn ein Wechsel in der Besetzung der Steuerbehörde eintritt; es ergibt sich das aus der Fassung des Gesetzes (OGHSt. 1, 173).

Verjährung.

?ltt. 64.

Die Strafverfolgung der Zuwiderhandlungen gegen die in Art. 2 ge­ troffenen Vorschriften (Art. 51) und von Malzaufschlaghinterziehungen (Art. 52 und 53) verjährt in drei Jahren, die Strafverfolgung von Zuwiderhand­ lungen, die nach Art. 58 bis 60 mit Geldstrafen bedroht find, verjährt in einem Jahre, von dem Tage an gerechnet, an dem fie begangen sind.

1. Die Bestimmung des Art. 64 wird auch, soweit sie eine kürzere als eine einjährige Verjährungszeit festsetzt, zu Recht bestehen. § 7 EG. StGB., der für Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Entrichtung der Biersteuer eine dreijährige Verjährungsfrist festsetzt, wird nur reichsgesetzliche und bundesgesetzliche Strafbestimmungen im Auge haben; s. StengleinZ. 16, 90; zweifelnd OGHSt. 7, 478 (480); a. A. Wohl OLGMSt. 2, 77.

2. Die Festsetzung des Zeitpunkts des Beginns der Verjährung schließt sich an an die Ausdrucksweise des § 67 Abs. 4 StGB.; Art. 64 ist deshalb insoweit wie dieser auszulegen. 3. Auf die Strafbestimmungen zum Schutze des gemeindlichen Malzaufschlags nach Art. 70 und 71 ist Art. 64 nicht ausgedehnt;*) hiefür gelten demnach die allgemeinen Bestimmungen des StGB. Auch Anm. 16 zu Art. 41 GemO. findet auf die Strafbestimmungen des Art. 70 (und 71) keine Anwendung, weil fie neues Recht sind. Strafverfahren.

Wtt. 65.

Auf das Strafverfahren wegen der Zuwiderhandlungen gegen das Malz­ aufschlaggesetz und die zum Vollzüge des Gesetzes erlassenen Verwaltungs­ vorschriften kommen die Bestimmungen in Anwendung, nach denen sich das Verfahren wegen Zuwiderhandlungen gegen die Zollgesetze bestimmt.

1. Die Erläuterung des Art. 65, der prozessualer Natur ist, unter­ bleibt hier. Umwandlung der Geldstrafen.

Ultt. 66.

Sind die auf Grund der Art. 51, 54, 56, 58 bis 60 erkannten Geld­ strafen uneinbringlich, so erfolgt deren Umwandlung in Freiheitsstrafen gemäß §§ 28, 29 StGB.; hiebei darf die Freiheitsstrafe ein Jahr nicht über­ schreiten.

1. Satz 2 des Art. 66 enthält eine Ausnahme von § 29 StGB., infoferne letzterer bei Haftstrafen nur eine Höchststrafe von sechs Wochen zuläßt. Aus dieser Bestimmung ergibt sich auch, daß das Gesetz den § 78 Abs. 2 StGB, nicht angewendet haben will, wonach bei mehreren real zusammentreffenden Straf­ taten die eventuellen, wegen Übertretungen erkannten Haftstrafen drei Monate nicht übersteigen sollen; denn es kann nicht flir mehrere Straftaten ein geringeres Höchstmaß als für eine einzelne Strafe bestehen; eine Beschränkung bei real zusammentreffenden Straftaten besteht also überhaupt nicht; aber auch die weitere *) Anders nach dem früheren Recht: f. Hinwegen OLGMSt. 2, 77.

862

43. Das Malzaufschlaggesetz.

Bestimmung des § 78 Abs. 2 muß als ausgeschlossen gelten, wonach bei real zusammentreffenden Straftaten die Gefängnisstrafe zwei Jahre nicht übersteigen soll; denn es kann nicht für die schwereren Straftaten, die Ge» fängnis nach sich ziehen, ein geringeres zulässiges Höchstmaß gesetzt sein, als für die leichteren Straftaten. Treffen Strafen anderer Art mit solchen aus dem Malzauf­ schlaggesetz zusammen und überschreiten schon die nach Malzaufschlaggesetz erkannten die nach dem Strafgesetzbuch zulässigen Höchstmaße von drei Monaten Hast und zwei Jahren Gefängnis, so entfällt für die nicht nach dem Malzauf­ schlag bemessenen Straftaten jede Strafe; denn das StGB, will, daß seine Strafen in dem die gezogenen Höchstgrenzen überschreitenden Maße nicht vollzogen werden; letzteres ist aber bereits überschritten.

2. Wegen der Frage, wann die nach dem Art. 54 erkannten Strafen, Vergehen oder Übertretungen im Sinne des § 29 StGB, sind, vgl. Art. 54 Anm. 1. 3. In den in Art. 66 nicht besonders aufgeführten Strafbe­ stimmungen des Malzaufschlaggesetzes erfolgt die Umwandlung auf Grund des Art. 4 AG. StPO, nach den allgemeinen Grundsätzen des StGB. Verfehlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung der Übergangsabgabe. Att. 67.

1. Die Bestrafung der Verfehlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung der Ubergangsabgabe vom. Biere und geschroteten Malze erfolgt nach den Vorschriften über die Bestrafung der Zollhinterziehungen (§§ 135 ff. VerZG. vom 26. September 1869) und der Zollordnungswidrigkeiten (§ 152 daselbst). 2. Wer bei einem Gesuche um Vergütung oder Erlaß der Ubergangs­ abgabe die abgabenpflichtige Bier- oder Malzmenge wissentlich zu hoch angibt, oder wer zur Erlangung einer Vergütung oder eines Erlasses der Abgabe in einem Betrage, der nicht oder nur in geringerer Höhe zu beanspruchen war, sonstige wahrheitswidrige Angaben macht, welche geeignet find, eine VerWrzung der Ubergangsabgabe herbeizuführen, wird nach den Bestimmungen des Malzaufschlaggesetzes bestraft.

1. Die Vorschriften über die Erhebung der Übergangsab­ gabe von Bier und geschrotetem Malz sind enthalten in Art. 11 des Gesetzes, der bestimmt: Art. 11: 1. Von dem über die Landesgrenze eingeführten Biere und geschroteten Malze wird die Übergangsabgabe erhoben, soweit nicht für die Einfuhr über die Zollgrenze sowie für die Durchfuhr die reichsgesetzlichen Bestimmungen Platz greifen. Die Übergangsabgabe ist vom Einbringer zu entrichten. 2. Der Übergangsabgabesatz für Bier und geschrotetes Malz wird durch Kgl. Verordnung bestimmt. 3. Eine Stundung der Übergangsabgabe findet nicht statt. 4. Die Erhebung und Sicherung der Ubergangsabgabe er­ folgt nach den Bestimmungen für den Übergangsverkehr.

2. Der Übergangsabgabesatz ist z. Zt. durch die BO. vom 21. August 1911 (GBBl. 1045) *) festgesetzt. Darnach wird die Übergangsabgabe von Bier vom 1. Oktober 1911 an unter Anwendung des Steuersatzes von 20 Mk. nach der im Herstellungslande der Steuervergütung bei der Ausfuhr des Bieres zugrunde gelegten, von der Steuerbehörde des Ausfuhrlandes im Abfertigungspapier in Kilogrammen angegebenen Malzmenge, mindestens aber nach einer Malzmenge von 22 kg, vom 1. Oktober 1913 an mindestens nach einer Malzmenge von 21,5 kg, und bei der Einfuhr ohne steueramtliche Angabe der Malzverwendung nach einer Malzmenge von 30 kg für 1 hl Bier erhoben. Bruchteile von Kilo­ grammen find bei der Berechnung der Übergangsabgabe auf halbe Kilogramme nach oben abzurunden. Die Übergangsabgabe für einen Doppelzentner des zur Bierbereitung bestimmten geschroteten Malzes ist auf 20 Mk. festgesetzt. Aus­ führungsbestimmungen ergingen mit Bek. vom 28. August 1911 (ZollBl.526). 3. Die Bestimmungen über die Erhebung und Überwachung des Übergangsverkehrs sind enthalten in der Bek. vom 26. März 1910 (ZollBl. 395) und der Anweisung vom 12. Juni 1882 (ZollBl. 219) (übergangs­ steuerregulativ); letzteres ist geändert durch Bek. vom 14. Oktober 1911 (ZollBl. 562). 4. Der Grund, warum für die Fälle des Abs. 2 des Art. 6 7 die Strafbestimmungen des Bereinszollgesetzes nicht für anwendbar erklärt wurden, war, daß „sie nicht leicht angewendet werden könnten" (KdAbg. Beil. 8, 396). 5. Nach welchen Bestimmungen des Malzaufschlaggesetzes Zuwiderhandlungen gegen Abs. 2 des Art. 67 gestraft werden sollen, ist nicht gesagt. Ausgeschloffen müssen alle die sein, die einen strafrechtlichen Tatbestand normieren, denn dieser ist hier in Art. 67 Abs. 2 selbst normiert; es können deshalb nur die Art. 54—57 und 63 - 66 in Frage kommen und auch diese nur, soweit sie sich auf die strafrechtlichen Tatbestände der Art. 52 und Art. 53 Nr. 4 beziehen, denn letztere enthalten die dem Art. 67 Abs. 2 entsprechenden Tatbestände. IT. Abschnitt. Gemeindlicher Malzaufschlag.')

Art. 68. Die in diesem Gesetze für die Erhebung und Sicherung des staatlichen Malzaufschlags geltenden Vorschriften finden auch auf den gemeindlichen Malzaufschlag Anwendung.

1. Bei der Anwendung der Art. 68—72 sind der gemeindliche Malzund der gemeindliche Bieraufschlag auseinanderzuhalten; ersterer ist eine Abgabe, die erhoben wird an der Hand des verwendeten Malzes, letzterer eine Abgabe, die vom fertigen Erzeugnis erhoben wird. Der Bieraufschlag wird in der Regel nur in solchen Gemeinden in Frage kommen, in denen kein Bier bereitet wird; es besteht aber kein gesetzliches Hindernis auch in Gemeinden, in denen Brauereien bestehen, die Abgabe vom Bier, statt vom Malz zu erheben. A. A. Seydel Bayr. Staatsrecht 2, 674.

2. Anwendbar sind von den Bestimmungen des Malzaufschlaggesetzes nur die über Erhebung und Sicherung. Die Einführung des Malzaufschlags ’) Vgl. auch den Bundesratsbeschluß vom 22. Juni 1911 (ZBl. 397). ') Wegen der reichsrechtlichen Grenzen der gemeindlichen Bierbesteuerung einschließlich der in der Form des Malzaufschlags erfolgenden s. Engel in ZollZ. 9, 242 und 10, 43.

selbst erfolgt durch statutarische Bestimmung der Gemeinde nach näherer Maßgabe der Art. 40 und 41 der rechtsrh. und der Art. 31 und 32 der Pfälzischen GemO. Durch die bezeichneten statutarischen Bestimmungen hat auch die Regelung der Höhe des Malzaufschlags sowie der Voraussetzungen der Ent­ richtung zu erfolgen; es finden deshalb die Art. 6 Abs. 2 und 3, Art. 9 und 10 des Gesetzes auf den gemeindlichen Malzaufschlag keine Anwendung. Vgl. auch Art. 70 Anm. 4. Die statutarische Regelung ist durch Art. 69 insoferne ein­ geschränkt, als Bedingungen für die Rückvergütung durch statutarische Normen nicht getroffen werden können (vgl. ObLGMSt. 1, 71; BahVGH. 23, 157) s. aber auch Art. 69 Anm. 2. Wird der Malzauffchlag in einer Gemeinde ein­ geführt, so kann er nur von demjenigen Bier erhoben werden, welches nach der Einführung gebraut wird, nicht schon von demjenigen, welches nachher verschenkt aber vorher gebraut wurde; denn die Verpflichtung zur Ent­ richtung des staatlichen Malzaufschlags knüpft sich an die Einbringung des Malzes in die Mühle (Art. 3 des Gesetzes), gemäß Art. 68 gilt dieser Grundsatz auch für den gemeindlichen Aufschlag (BahVGH. 12, 161).

3. Auf den gemeindlichen Bieraufschlag finden die Vorschriften des Gesetzes über die Erhebung und Sicherung keine Anwendung, insoweit ent­ scheiden lediglich die statutarischen und polizeilichen Vorschriften nach Art. 40 und 41 bzw. 31 und 32 GemO. und die strafrechtlich nicht erheblichen Art. 33 und 34 Umlagen®, vom 14. August 1910. 4. Während der staatliche Malzaufschlag auch von dem zur Be­ reitung bierähnlicher Getränke bestimmten Malze erhoben werden kann, ist dies nach § 13 ZollTG. vom 25. Dezember 1902 (RGBl. 303; s. diesen bei Art. 40 rechtsrh. GemO.) beim gemeindlichen Aufschlag ausgeschlossen, wonach gemeindliche Abgaben nur von dem zur Bierbereitung bestimmten Malze erhoben werden dürfen. So auch und zwar schon vom Standpunkt des Zollvereinsvertrags vom 8. Juli 1867 Engel in ZollZ. 9, 244.

5. Hinsichtlich der Angliederung der bisherigen Malz-und Bier­ aufschlagsätze an das Malzaufschlaggesetz bestimmt § 81 der Bek. vom 24. März 1910 folgendes: 1. Vom 1. April 1910 an bemißt sich der gemeindliche Malzauffchlag nach dem Gewichte des zur Bierbereitung verwendeten Malzes. 2. Die bis 1. April 1910 für 1 hl Malz gültigen Sätze sind auf den DoppelZtr. Malz in der Weise umzurechnen, daß für 1 hl Malz ein Gewicht von 53,5 kg in Ansatz gebracht wird. 3. Der hiernach sich ergebende Betrag ist auf die nächste durch 5 teilbare Zahl aufzurunden. Bei dieser Umrechnung ergibt sich z. B. für den Satz des sog. einfachen Malzaufschlags von 1 Mk. vom Hektoliter Malz künftig für 1 DoppelZtr. Malz nach dem Verhältnis 53,5 : 100 = 100 : % X =

4.

= 186,916 = 1,90 Mk. 53,5 Die Sätze für den gemeindlichen Bierauffchlag bleiben unverändert.

6,

Nähere, strafrechtlich nicht erhebliche Bestimmungen über die Erhebung und Sicherung des gemeindlichen Malzaufschlags trifft § 82 der Bek. vom 24. März 1910.

7. Eine unmittelbare strafrechtliche Bedeutung hat Art. 68 nicht; denn die strafrechtlichen Bestimmungen des Malzaufschlaggesetzes find auf den

gemeindlichen Malzaufschlag nicht ausgedehnt; für Hinterziehungen und für die Zwecke der Sicherung bestehen vielmehr die Sonderbestimmungen der Art. 70 und 71; int übrigen schützen die strafrechtlichen Bestimmungen zum Schutze des staatlichen Malzaufschlags indirekt auch den gemeindlichen.

Ari. 69. Wird aus einer Gemeinde, in welcher von dem zur Bierbereitung innerhalb der Gemeinde bestimmten Malze oder vom eingeführten Biere ein Aufschlag erhoben wird, Bier in Gebinden ausgeführt, so ist hiefür der Aufschlag zurückzuvergüten. Wird Bier in Flaschen aus Bayern ausgeführt, so ist hiefür ebenfalls der gemeindliche Malz- oder Bieraufschlag zurückzu­ vergüten. Die näheren Anordnungen, insbesondere über die Mindestmenge des Bieres, für welche bei der Ausfuhr eine Vergütung beansprucht werden kann, dann über die Höhe der Vergütung werden im Verwaltungsweg erlassen.

1. 2.

Vgl. die allgemeine Bemerkung zu Art. 68 Anm. 1.

3.

Zum Vollzüge des Art. 69 bestimmt § 84 der Bek. vom 24. März 1910:

Art. 69 weicht von dem ihm entsprechenden Art. 83 MalzaufschlG. vom 10. Dezember 1889 hauptsächlich in der Richtung ab, daß nun im Verwaltungs­ wege nicht mehr bloß die Höhe der Rückvergütung bestimmt werden kann, sondern auch „die sonstigen näheren Anordnungen" getroffen werden können; es können also unter den Voraussetzungen der Anm. 5 insbesondere auch Bedingungen für die Rückvergütung aufgestellt werden. Durch Gemeindestatut allein können aber solche nicht aufgestellt werden; denn Abs. 1 enthält im übrigen ein unbedingtes Rückvergütungsgebot; s. auch Art. 68 Anm. 2.

1. Wird Bier in Gebinden in Sendungen von mindestens zehn Litern aus dem Gemeindebezirk ausgeführt, so ist der gemeindliche Malz- und Bieraufschlag rückzuvergüten. 2. Das Gleiche gilt, wentr Bier in Flaschen in Sendungen von mindestens dreißig Litern aus Bayern ausgeführt wird. 3. Bei der Rückvergütung darf die Gemeinde 6 vom Hundert als Ersatz für die Verwaltungskosten in Abzug bringen. 4. Die Rückvergütung des Malzaufschlags bemißt sich nach der Malzmenge, die in der Braustätte zur Herstellung der ausgeführten Biersorte durchschnittlich verwendet wird. Der Berechnung des Durchschnitts werden die Feststellungen im Sudbuche für das letzte Kalendervierteljahr vor der Ausfuhr zugrunde gelegt, in dem diese Biersorte in der Braustätte hergestellt worden ist. Hat eine solche Herstellung in einem früheren Kalendervierteljahre nach dem Inkrafttreten des Gesetzes nicht stattgefunden, so tritt an deffen Stelle das Kalendervierteljahr der Ausfuhr. Rückvergütungen, die vor dem 1. Juli 1910 fällig werden, bemessen sich nach den bisherigen Vorschriften. 5. Bei der Ausfuhr sind Menge und Sorte des auszuführenden Bieres der Gemeindebehörde anzuzeigen. Die Erstattung dieser Anzeige ist Voraussetzung des Anspruchs auf Rückvergütung. 6. Die Steuerämter sind verpflichtet, den zur Erhebung des Malzauffchlags ermächtigten Gemeinden für die zur Gemeinde gehörigen Brauer sofort nach Ab­ schluß des Sudbuchs (§ 66) die für die Bemessung der Rückvergütung maßgebenden Sudabschlüffe mitzuteilen. Schledermalr, Nrbeugesrtze. 55

7. Die Gemeindebehörden find verpflichtet, für unbedingte Geheimhaltung dieser Mitteilungen Sorge zu tragen. 8. Die Gemeinden können sich mit den Beteiligten über anderweitige Rege­ lung der Rückvergütung durch kündbare Verträge einigen. Eine Ergänzung hierzu gibt dieJnnMB. vom 19.März 1911 (AJnnMBl. 172), wonach die Rückvergütung in der Weise zu berechnen ist, daß zunächst die Gesamtmenge des Malzes berechnet wird, die zur Herstellung des ausgeführten Bieres verwendet wurde, dann der hieraus gezahlte Malzaufschlag berechnet wird und hieraus durch Abzug der Verwaltungskosten (6 °/o) die Rückvergütung er­ mittelt wird; es darf nicht zunächst die Rückvergütung für 1 hl des ausgeführten Bieres berechnet und sodann hieraus unter Weglassung der Pfennigbruchteile die Gesamtvergütung berechnet werden.

4. Art. 69 weicht in seiner jetzigen Fassung, die er im Ausschuß der KdAbg. (Beil. 9, 290) erhielt, von dem Regierungsentw. insoferne ab, als letzterer die Rückvergütung schlechthin zulaffen wollte. In seiner jetzigen Fassung ist er, soweit Abs. 2 in Frage steht, unwirksam, weil er dem Art. 5 Ziff. II § 7 Abs. 7 Zollvereinsvertrag vom 8. Juli 1867 widerspricht, wonach Abgaben von Kommunen beim Übergang der besteuerten Gegenstände nach anderen Bereinsstaaten nur soweit zurückerstattet werden dürfen, als eine solche Vergütung bei dem Übergang der besteuerten Gegenstände nach anderen Orten desselben Landes stattfindet. 5. Gebinde sind nur Faßgebinde (BayVGH. 4, 327). 6. Auch Art. 69 und die auf seiner Grundlage erlassenen Verwaltungs­ anordnungen gelten nur, soweit sie nicht mit dem Zollvereinigungsvertrag in Widerspruch stehen; es gilt das bei Art. 40 Anhang und Art. 41 Anm. 1 der GemO. Bemerkte (s. OLGMSt. 10, 174); s. auch Engel in ZollZ. 9, 242.

7. Wegen der Möglichkeit, den Art. 69 zu umgehen, insbesondere durch Verwendung von Krügen anstatt der Flaschen s. Schanz in SchanzArch. 1910, 282. Art. 70. 1. Wer es unternimmt, bei der Einfuhr von Bier in einen Gemeinde­ bezirk den gemeindlichen Bieraufschlag zu hinterziehen oder bei der Ausfuhr von Bier aus einem Gemeindebezirk eine Vergütung des gemeindlichen Malz­ oder Bieraufschlags zu erlangen, die entweder nicht oder nur in geringerer Höhe zu beanspruchen war, unterliegt einer Geldstrafe, die dem Vierfachen des vorenthaltenen oder zu Ungebühr beanspruchten Aufschlagbetrags gleich­ kommt, mindestens aber 3 Mk. beträgt. 2. Diese Strafe wird im ersten Wiederholungsfälle verdoppelt. 3. Jeder weitere Rückfall zieht Gefängnisstrafe bis zu 3 Monaten nach sich. Doch kann nach richterlichem Ermessen auf Haft oder auf Geldstrafe nicht unter dem Doppelten der für den ersten Rückfall angedrohten Geldstrafe erkannt werden. 4. Neben der Strafe ist der hinterzogene Aufschlag nachzuentrichten oder die widerrechtlich bezogene Vergütung zu ersetzen.

1. 2. Bemerkte.

Vgl. die allgemeine Bemerkung bei Art. 68 Anm. 1. Wegen des Begriffes unternehmen gilt das bei Art. 51 Anm. 14

3. Nach der allgemeinen Fassung des Art. 70 ist nicht nur der strafbar, der einführt (s. wegen dieses Begriffs OLGMSt. 2, 77), sondern jeder, der an der Einfuhr beteiligt ist. 4. Für die Frage, wer den gemeindlichen Bieraufschlag zu ent­ richten hat, kommt nicht der Art. 7 MalzaufschlG. zur Anwendung; denn Art. 7 gilt gemäß Art. 68 des Gesetzes nur für den gemeindlichen Malzauffchlag. Maßgebend find gemäß Art. 40 GemO. die Bestimmungen des einschlägigen Gemeindestatuts. Enthalten diese hierüber nichts, so ergibt fich aus der Natur der Sache, daß derjenige hiezu verpflichtet ist, der das Bier einführt oder ein­ führen läßt; für die Regel wird das der Brauer sein (s. BayBGH. 27, 69) da­ gegen nicht, wer es bloß transportiert (BayBGH. 16, 97).

5. Durch Art. 70 sind die Hinterziehungen nicht schlechthin sondern nur in gewissen Fällen unter Strafe gestellt; im übrigen schlägt Art. 71 ein. 6. Ein Wiederholungsfall im Sinne des Abs. 2 liegt nach dem all­ gemeinen Sprachgebrauch dann vor, wenn eine Tat neuerdings begangen wird; ob die vorhergehende Tat vor langer oder kurzer Zeit begangen wurde, oder ob sie schon vorher bestraft wurde oder nicht, ist gleichgültig; das Wort Rückfall des Abs. 3 will, wie die Worte „jeder weitere" ergeben, nur dasselbe, wie das Wort „Wiederholungsfall" zum Ausdruck bringen. Die Grundsätze des Art. 57 sind auf den Fall des Art. 70 nicht ausdrücklich ausgedehnt und können deshalb nicht zur Anwendung kommen. A. A. Hümmer S. 209. 7. Die Straftat des Art. 70 kann nur vorsätzlich begangen werden; das ergibt fich aus dem Wort „unternehmen". Anders nach früherem Recht s. OLGMSt. 10, 174. 8. Wegen der Prüfung der Rechtmäßigkeit des Aufschlags gilt das bei Art. 41 der rechtsrh. GemO. Sinnt. 9 Satz 1 Bemerkte. Wegen der Ver­ jährung s. Art. 64 Sinnt. 3. I) . Auf die Folge des Abs. 4 des Art. 70 wird nicht int Strafverfahren erkannt. Art. 71. Zuwiderhandlungen gegen die zur Sicherung des gemeindlichen Malzund Bieraufschlags erlassenen ortspolizeilichen Vorschriften unterliegen einer Geldstrafe von 1 Mk. bis 50 Mk.

1. 2.

Vgl. die allgemeine Bemerkung bei Art. 68 Sinnt. 1.

Art. 71 steht in Zusammenhang mit Art. 41 Abs. 3 der rechtsrheinischen und Art. 32 Abs. 3 der Pfälzischen Gemeindeordnung. Diese Bestimmungen geben die Befugnis zum Erlasse der ortspolizeilichen Vorschriften; abweichend von den weiteren dort getroffenen Anordnungen setzt Art. 71 eine andere Strafe fest (vgl. KdAbg. Beil. 9, 340); durch diese ortspolizeilichen Vorschriften kann, wie Art. 41 Abs. 3, bzw. Art. 32 Abs. 3 GemO. ergeben, auch die Hinterziehung (Entziehung oder Verkürzung) der Gefälle unter Strafe gestellt werden, soweit nicht Art. 70 Sonderbestimmungen enthält; enthält eine Handlung zugleich eine Hinterziehung des staatlichen und des gemeindlichm Malzauffchlags, so ent­ scheiden die allgemeinen Grundsätze des StGB, über Tateinheit (Art. 4 AG. StPO.).

3. Die ortspolizeilichen Vorschriften können auch Kontrollmaßregeln bezüglich der Rückvergütung enthalten, denn die Rückvergütung ist ein Bestandteil des Aufschlagswesens (ObLGMSt. 1, 71). Selbstverständlich können 55*

die in Art. 71 vorgesehenen ortspolizeilichen Vorschriften auch anordnen, daß der Brauer erklärt, von welchem Sud des Sudbuchs das ausgeführte Bier stammt (KdAbg. Beil. 9, 297). Die ortspolizeilichen Vorschriften können auch Bestimmungen zur Durchführung der rechtzeitigen Entrichtung der Auf­ schläge geben. A. A. für das frühere Recht OLGMSt. 2, 284; vgl. auch Art. 41 GemO. Anm. 4. 4. Wegen der Prüfung der Rechtmäßigkeit des Aufschlags gilt das bei Art. 41 der rechtsrh. GemO. Anm. 9 Satz 1 Bemerkte.

5,

Wegen der Verjährung s. Art. 64 Anm. 3.

Art. 72. 1. In den Fällen der Art. 70, 71 finden die Vorschriften des Art. 65 mit der Maßgabe Anwendung, daß die dort den Steuerbehörden eingeräumten Befugnisse von den Gemeindebehörden ausgeübt werden. 2. Die auf Grund der Art. 70, 71 erkannten Geldstrafen fließen in die Gemeindekasse.

1, 2.

Art. 6 5 des Gesetzes regelt das Strafverfahren im Verwaltungswege.

Die bei Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen zum Schutze des staatlichen Malzaufschlags erkannten Strafen fließen, abweichend vom früheren Recht, ganz in die Staatskaffe (KdAbg. Beil. 8, 395).

44. Gesetz, die Aufbringung der Mittel für die Ver­ sorgungseinrichtungen des Notariats betr. (Vom 4. Januar 1910). *)

A. Allgemeine Semerkungeu.

1. Eine eigentliche Strafbestimmung enthält nur der Art. 6 des Gesetzes, dieser ist behandelt in Abschn. 0. Außerdem waren folgende Artikel zu behandeln: Art. 1—5 in Abt. B; Art. 7 bei Art. 4 in Abt. B und Art. 9 bei Art. 1 in Abt. B.

2. Das Gesetz ist in der Nr. 1 GVBl. vom 7. Januar 1910 verkündet und deshalb mangels eines besonderen Einführungstermines an diesem Tage auch in Kraft getreten. Nach Art. 1 des Gesetzes ist die Abgabe vom 1. Januar 1910 an zu entrichten; das hat selbstverständlich nicht die Wirkung, daß auch Tatbestände, die vor dem 7. Januar 1910 verwirklicht wurden, eine strafbare Handlung bilden. 3. Materialien: KdAbg. 1909/10: Beil. 8, 446 (Entw. mit Mot.); Beil. 8, 491 (Ausschußantrag); Beil. 8, 939 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 8, 994 (Gesamtbeschluß); StenB. 8, 137 (Verh. im Plenum). KdReichsr. 1909/10, 35. Landtag: Beil. 5, 19 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 5, 24 (Antrag des Ausschusses); Beil. 5, 29 (Verh. im Ausschuß); *) Das Gesetz ist abgedruckt GBBl. 1.

die in Art. 71 vorgesehenen ortspolizeilichen Vorschriften auch anordnen, daß der Brauer erklärt, von welchem Sud des Sudbuchs das ausgeführte Bier stammt (KdAbg. Beil. 9, 297). Die ortspolizeilichen Vorschriften können auch Bestimmungen zur Durchführung der rechtzeitigen Entrichtung der Auf­ schläge geben. A. A. für das frühere Recht OLGMSt. 2, 284; vgl. auch Art. 41 GemO. Anm. 4. 4. Wegen der Prüfung der Rechtmäßigkeit des Aufschlags gilt das bei Art. 41 der rechtsrh. GemO. Anm. 9 Satz 1 Bemerkte.

5,

Wegen der Verjährung s. Art. 64 Anm. 3.

Art. 72. 1. In den Fällen der Art. 70, 71 finden die Vorschriften des Art. 65 mit der Maßgabe Anwendung, daß die dort den Steuerbehörden eingeräumten Befugnisse von den Gemeindebehörden ausgeübt werden. 2. Die auf Grund der Art. 70, 71 erkannten Geldstrafen fließen in die Gemeindekasse.

1, 2.

Art. 6 5 des Gesetzes regelt das Strafverfahren im Verwaltungswege.

Die bei Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen zum Schutze des staatlichen Malzaufschlags erkannten Strafen fließen, abweichend vom früheren Recht, ganz in die Staatskaffe (KdAbg. Beil. 8, 395).

44. Gesetz, die Aufbringung der Mittel für die Ver­ sorgungseinrichtungen des Notariats betr. (Vom 4. Januar 1910). *)

A. Allgemeine Semerkungeu.

1. Eine eigentliche Strafbestimmung enthält nur der Art. 6 des Gesetzes, dieser ist behandelt in Abschn. 0. Außerdem waren folgende Artikel zu behandeln: Art. 1—5 in Abt. B; Art. 7 bei Art. 4 in Abt. B und Art. 9 bei Art. 1 in Abt. B.

2. Das Gesetz ist in der Nr. 1 GVBl. vom 7. Januar 1910 verkündet und deshalb mangels eines besonderen Einführungstermines an diesem Tage auch in Kraft getreten. Nach Art. 1 des Gesetzes ist die Abgabe vom 1. Januar 1910 an zu entrichten; das hat selbstverständlich nicht die Wirkung, daß auch Tatbestände, die vor dem 7. Januar 1910 verwirklicht wurden, eine strafbare Handlung bilden. 3. Materialien: KdAbg. 1909/10: Beil. 8, 446 (Entw. mit Mot.); Beil. 8, 491 (Ausschußantrag); Beil. 8, 939 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 8, 994 (Gesamtbeschluß); StenB. 8, 137 (Verh. im Plenum). KdReichsr. 1909/10, 35. Landtag: Beil. 5, 19 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 5, 24 (Antrag des Ausschusses); Beil. 5, 29 (Verh. im Ausschuß); *) Das Gesetz ist abgedruckt GBBl. 1.

Beil. 5, 126 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 5, 126 (Gesamtbeschluß); StenB. 2, 7 und 20 (Verh. im Plenum).

4. Vollzugsbestimmung: JFMB. vom 4. Januar 1910 (JMBl. 5); geändert durch autogr. JME. vom 28. November 1911 (bei Klein, Notariatsvor­ schriften S. 633). B. Ute Voraussetzungen der Entrichtung der Äbgabe und ihre Höhe.

Art. 1. Für die Zwecke der Versorgungseinrichtungen des Notariats (Art. 7) entrichten die Notare vom 1. Januar 1910 an aus ihrem Berufseinkommen eine Abgabe an den Staat.

1. Hinsichtlich der Frage, pflichtig sind, s. Art. 5 Abs. 4.

inwieweit

Notariatsverweser

abgabe-

2. Der Begriff des Berufseinkommens bemißt sich, vorbehaltlich des Art. 2, nunmehr, da sich das Gesetz auch sonst grundsätzlich an die jeweils be­ stehende Gesetzgebung über die Einkommensteuer anschließen will, nach dem MnkStG. vom 14. August 1910; vgl. dessen Art. 7, 8 und 16 und die Bemerkungen hierzu. Gemeint find mit Berufseinkommen hier die ReineinMnfte im Sinne der Vor­ bemerkung vor Art. 7 EinkStG. S. 557. Art. 10 EinkStG. findet keine An­ wendung; an beffen Stelle treten die auf Art. 9 NotAbgG. gestützten Bestim­ mungen der §§ 8—12 der Bek. vom 4. Januar 1910. Zum Berufseinkommen gehören insbesondere auch die Schreib- und Ausfertigungsgebühren und die Hinter­ legungsgebühren (KdAbg. Beil. 8, 448). *) Art. 9 des Gesetzes bestimmt: 1. Die zum Vollzüge dieses Gesetzes erforder­ lichen Vorschriften, insbesondere über die Zuständigkeit zur Festsetzung der Ab­ gaben, das Festsetzungsverfahren, den Zeitpunkt und die Art der Entrichtung der Abgaben werden von den Staatsministerien der Justiz und der Finanzen erlaffen. 2. Das Gesetz vom 28. Januar 1908, die Aufbringung der Mittel für die Unterstützung der Notariatsgehilfen betr., wird aufgehoben. Die §§ 8—12 der VollzBek. bestimmen: § 8Die Abgabe wird in dem Jahre entrichtet, in welchem das abgabepflichtige Einkommen verdient wird, und zwar in vier gleichen Teilbeträgen je am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember; sie wird bei dem Rentamt eingezahlt, mit dem der Notar wegen der Staatsgebühren abrechnet. Den Teilbeträgen wird zunächst die für das vorausgegangene Jahr fest­ gesetzte Gesamtabgabe (§§ 5, 7) zugrunde gelegt. Wenn am 1. März eines Jahres die Gesamtabgabe für das vorausgegangene Jahr noch nicht festgesetzt ist, so erfolgt die erste Teilzahlung in dem in § 9 Abs. 2 bezeichneten Abrechnungstermin. § 9. Wenn die Summe der hiernach geleisteten Teilzahlungen die endgültig fest­ gesetzte Abgabe übersteigt, zahlt das Rentamt den vom Notar zu viel gezahlten •) Soweit die Materialien des Gesetzes sich mit näherer Abgrenzung des Einkommens­ begriffes befassen (s. insbesondere Mot. S. 449), sind sie nur mehr mit Vorsicht zu verwerten, weil damals das nun geltende EinkStG. noch nicht vorlag.

Betrag an ihn zurück, im anderen Falle aber zieht es den hinter der festgesetzten Abgabe zurückbleibenden Betrag von dem Notar ein. Diese Abrechnung zwischen Rentamt und Notar erfolgt, wenn das Rein­ einkommen den Betrag von 8000 Mk. nicht übersteigt, binnen 14 Tagen nach Empfang der Mitteilung des Präsidenten über die Festsetzung der Abgabe (§ 5), im anderen Falle binnen 14 Tagen nach Empfang der Mitteilung des Präsidenten über die Berechnung der Nachschüsse (§ 7).

§ 10. Tritt der Notar sein Amt während des Jahres an oder wird er während des Jahres auf ein anderes Amt versetzt, so wird die Abgabe nur aus seinem eigenen Berufseinkommen berechnet; den Teilbeträgen (§ 8) wird jedoch die Abgabe zugrunde gelegt, welche am Anfang des Jahres für das Amt, das er zur Zeit der Fälligkeit der Teilzahlung bekleidet, festgesetzt worden ist. Im Falle der Versetzung während des Jahres reicht der Notar die An­ meldung (§ 2) mit den Belegen (§ 3) noch vor dem Verlassen seines Amtes bei dem Präsidenten des Landgerichts ein, der die Schriftstücke zu den Akten nimmt oder, wenn der Notar in den Bezirk eines anderen Landgerichts versetzt ist, dem Präsidenten des Landgerichts unter Beifügung seiner eigenen gutachtlichen Äuße­ rung übersendet. Für die Prüfung der Anmeldung und die Festsetzung der Abgabe ist der Landgerichtspräsident zuständig, dem der Notar am Schluffe des Jahres untersteht. § 11.

Bei der Neuerrichtung oder Wiedererrichtung eines Notariats bestimmt das Staatsministerium der Justiz die Höhe der für das laufende Jahr zu zahlenden Teilbeträge (§ 8). § 12.

Wird der Notar seines Amtes enthoben oder in den Ruhestand versetzt oder stirbt der Notar, so wird die Abgabe für das laufende Jahr von dem Präsidenten des Landgerichts festgesetzt, zu deffen Bezirk der letzte Amtssitz des Notars gehört. Die in § 2 vorgeschriebene Anmeldung obliegt in diesen Fällen dem Amtsnach­ folger des Notars, wenn nicht dieser selbst oder seine Erben innerhalb eines Monats vom Tage des Rücktritts oder des Todes an die erforderlichen Angaben machen. Die Festsetzung der Abgabe und die Abgleichung dieser mit den bereits geleisteten Teilzahlungen erfolgen auch in den in Abs. 1 erwähnten Fällen erst nach Ablauf des Kalenderjahres (§ 9 Abs. 1, 2). Bei der Abrechnung ist Art. 5 Abs. 3 des Gesetzes zu berücksichtigen.

3. An Einzelheiten ergeben die der Bek. vom 4. Januar 1910 bei­ gegebene Übersicht (Muster I) Abt. A und die dieser Übersicht zur Erläuterung beigegebene Anweisung folgendes und zwar zunächst die Übersicht Abt. A selbst: Unter das Berufseinkommen fallen: I. Die Geschäftsgebühren und zwar A. die aus amtlichen Geschäften, nämlich: a) aus den durch das Testamentsregister laufenden Geschäften; b) aus der amtlichen Vermittlung der Auseinandersetzung eines Nachlaffes oder einer Gütergemeinschaft; c) aus Verlassenschaftsauseinandersetzungen des älteren Rechts und aus freiwilligen Erbschaststeilungen; d) aus dem Zwangsversteigerungsverfahren; e) aus Grundstücksversteigerungen jeder Art (einschließlich der Zwangsversteigerungen); f) aus Sitzungsprotokollen. B. Die

aus nicht amtlichen Geschäften, nämlich: a) aus dem Erwerb aus dem Amte eines Testamentsvollstreckers; b) aus der nicht amtlichen Vermittlung von Aus­ einandersetzungen jeder Art. II. Die Schreib- und Ausfertigungsgebühren, in. Die Hinterlegungsgebühren. IV. Die nachträglich vereinnahmten Gebühren aus früheren Jahren. Die Anweisung bemerkt hierzu — abgesehen von formellen, hier nicht erheblichen Punkten — folgendes: Unter IA f fallen alle nach Art. 41 NotGebO. anfallenden Gebühren. Unter IB ist der Erwerb des Notars aus nicht amtlichen Geschäften und zwar der Erwerb aus seiner Tätigkeit als Testaments­ vollstrecker, aus der nicht amtlichen Vermittlung von Auseinandersetzungen jeder Art, insbesondere der Auseinandersetzung eines Nachlasses, eines güterrechtlichen Verhältnisses, einer Gesellschaft, dann der Erwerb aus allen übrigen Nebengeschästen, für welche die NotGebO. (Art. 71—74) maßgebend ist, zu verrechnen. Die einem Notar aus Anlaß einer Testamentsvollstreckung schenkungsweise überlassenen Gegen­ stände, die nicht in Geld oder Wertpapieren bestehen, bleiben unberücksichtigt. Zu den Schreibgebühren unter II zählen auch die dem Notar aus nicht amtlichen Geschäften anfallenden Schreibgebühren (Art. 70 NotGebO.). Die im Notariats­ gebührenregister angesetzten Gebühren brauchen nur insoweit berücksichtigt zu werden, als sie wirklich eingegangen sind; bezüglich der im Zeitpunkte der Ausfüllung der Übersicht noch nicht bezahlten Gebühren steht es dem Notar frei, ob er sie sofort oder erst in dem Jahre, in dem sie entrichtet werden, als Einnahme ver­ rechnen toiö. *) Die Tagegelder werden in die Summe der Einnahmen nicht eingerechnet; sie werden lediglich in Spalte 4 vermerkt; die den Gehilfen aus­ bezahlten Tagegeld-Anteile find von der Gesamtsumme abzuziehen. Die Auslagen einschließlich der Reisekosten (Spalte X des Notartatsgebührenregisters) bleiben als durchlaufende Posten außer Betracht. Infolge der Grundsätze, die nach dem EinkStG. vom 14. August 1910 für die Bemessung des Einkommens maßgeben, sind diese Bemerkungen nur mehr mit nachstehenden Maßgaben zutreffend: Schenkungsweise überlaffene Gegenstände sind gemäß Art. 7 Abs. 2 EinkStG. nunmehr schlechthin außer Betracht zu lassen, nicht bloß, wenn sie aus Anlaß einer Testaments­ vollstreckung überlassen werden; gleiches gilt darnach für letztwillige Zuwendungen. Hinsichtlich der Berücksichtigung noch nicht eingegangener Gebühren entscheidet nunmehr das bei Art. 7 Anm. 1 Abs. 2 und 3 EinkStG. Bemerkte. Hinsichtlich der Tagegelder ist nunmehr Art. 16 Abs. 3 EinkStG. maßgebend.^

4» Verzichtet der Notar auf den Bezug einer angefallenen Einnahme, so wird dadurch sein Einkommen als solches nicht geringer, die Pflicht zur Entrichtung der Versorgungsabgabe dauert deshalb fort (vgl. Art. 10 Anm. 7 Satz 3 und 4 EinkStG.). Soweit jedoch dem Notar hinsichtlich der Höhe eines Einkommenspostens ein Ermessen eingeräumt ist (z. B. hinsichtlich der Vergütung für Testamentsvollstreckungen), ist er nicht gezwungen, eine Vergütung in einer bestimmten Höhe zu verlangen, hier entscheidet für die Bersorgungsabgabe nur der tatsächlich beanspruchte Betrag. ’) Vgl. hierzu wegen der Behandlung der aus dem Jahre 1909 und aus früheren Jahren nachträglich eingehenden Gebühren und wegen der Behandlung der nachträglich ein­ gehenden aus früheren Jahren stammenden Gebühren bei dem Übergang von dem einen zum anderen System, Schneider in Zeitschr. f. d. Notariat 1912, 23.

Art. 2. Als Berufseinkommen gilt auch des Testamentsvollstreckers, aus der einandersetzungen jeder Art und aus durch die Notariatsgebührenordnung

der Erwerb des Notars aus dem Amte nicht amtlichen Vermittlung von Aus­ Nebengeschäften, für welche die Gebühr geregelt ist.

1. Als Auseinandersetzungen kommen insbesondere in Betracht die Auseinandersetzung eines Nachlasses, eines güterrechtlichen Verhältnisses und einer Gesellschaft.

2. Die Gebühren für die Nebengeschäfte sind in den Art. 71—74 NotGO. vom 28. Dezember 1899 (JMBl. 761), geändert durch Nachträge vom 4. Juli 1903 (JMBl. 333) und vom 26. Juni 1908 (JMBl. 151) geregelt. Darnach ist eine Regelung für folgende Nebengeschäfte erfolgt: Für die Erteilung eines von einem Beteiligten verlangten ausführlichen schriftlichen Gutachtens über einen zur Zuständigkeit der Notare gehörenden Gegenstand, für das Entwerfen von Privaturkunden, für die Bearbeitung von Liquidationen und Berechnungen, für die Abfaffung öffentlicher Bekanntmachungen.

Art. 3. Der Berechnung der Abgabe wird das Berufseinkommen des Kalender­ jahres nach Abzug des Dienstaufwands zugrunde gelegt. Als Dienstauf­ wand gelten die Betriebsausgaben im Sinne des Einkommensteuergesetzes.

1. 2.

Wegen des Begriffs Berufseinkommen s. Art. 1 Anm. 2 und 3.

Die Betriebsausgaben im Sinne des Art. 3 sind aus Grund der jeweils geltenden Einkommensteuergesetzgebung zu berechnen, also seit 1. Januar 1912 auf Grund des EinkStG. vom 14. August 1910 (KdReichsr. 1909/10 Beil. 5, 32); die Betriebsausgaben sind in dessen Art. 11 definiert und in Art. 12 Abs. 1 und 3 näher erläutert. Nicht abziehbar sind hier die ab­ ziehbaren Verbrauchsabgaben im Sinne des Art. 12 Abs. 2 EinkStG. 3. Eine Kasuistik hinsichtlich der abziehbaren Betriebsausgaben bringt die der Bek. vom 4. Januar 1910 beigegebene Übersicht (Muster I) samt der An­ weisung zur Ausfüllung der Übersicht (JMBl. 1910, 11), diese, soweit sie sich auf die Übersicht B bezieht. Die JMB. vom 4. Januar 1910 in der Fassung vom 28. November 1911 erachtet darnach, wie sich aus Abt. B des Musters I ergibt, nachstehende Posten als Dienstaufwand: 1. Den sachlichen Aufwand für: a) Bereithaltung der Amtsräume (Kosten der Beschaffung und Herrichtung, Miet­ zins), b) Beheizung Beleuchtung und Reinigung der Amtsräume, c) Einrichtung der Amtsräume und Instandhaltung der Einrichtungsgegenstände, d) Anschaffung von Büchern und Zeitschriften, e) Schreibmittel, f) Post-, Telegraphen- und Tele­ phongebühren, Botenlöhne, g) Versicherung der Amtszimmerbestände gegen Feuer­ schaden und Einbruchdiebstahl. 2. Den Personalaufwand für: a) Rechtskundige Hilfsarbeiter und Amtsverweser, b) nichtrechtskundiges Hilfspersonal (Notariats­ gehilfen, Inzipienten, Aushilfskräfte) und zwar a) für ständige Gehalte der Notariatsgehilfen, ß) Gesamtaufwand für Inzipienten und Aushilfskräfte, y) Ver­ sicherungs- und Pensionsvereinsbeiträge für Notariatsgehilfen, d) Geschenke, Über­ stundenlöhne, Vergütungen, Wohnungsgeldzuschüsse und alle übrigen besonderen Auf­ wendungen für Notariatsgehilfen. 3. An sonstigen Aufwand den für Versicherung gegen Hastpflichtschäden und für Zinsverluste aus vorgeschossenen Staatsgebühren.

Hierzu ist in der beigegebenen Anweisung zur Ausfüllung des Musters folgendes bemerkt: Zu la: Zu den Auslagen für die Bereithaltung der Amtsrüume gehören die Kosten für die Beschaffung der Räume, die Kosten der Herrichtung und der Mietzins. Sind die Amtsräume nicht gesondert sondern mit der Wohnung des Notares um einen Gesamtpreis gemietet, so ist eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende Ausscheidung vorzunehmen. Der Notar kann dabei den Mietzins ermitteln, den er für eine standesgemäße, seinen persönlichen und seinen Familienverhältnissen angepaßte Wohnung zu zahlen haben würde, und diesen Betrag von dem Gesamtmietzins abziehen. Befinden sich die Amts­ räume im eigenen Hause des Notars, so ist ihr Mietwert unter Berücksichtigung der Ausstattung und der Lage schätzungsweise festzustellen. Die Ansätze sind zu begründen. Zu 1 b: Auch hier wird in der Regel eine angemessene Ausscheidung stattzufinden haben. Zu 1 c: Die auf die Einrichtung erwachsenen Aus­ lagen kommen nur insoweit in Betracht, als in dem betreffenden Kalenderjahre Neuanschaffungen stattgefunden haben. Werden alte Einrichtungsgegenstände ander­ weitig verwertet, so ist deren Wert bei den Kosten für die neuangeschafften Ein­ richtungsgegenstände in Abzug zu bringen. Zu den Einrichtungsgegenständen zählen namentlich die zu Amtszwecken dienenden Möbel und Gerätschaften, insbesondere der Kassaschrank, Urkundenschränke, Gestelle und die ganze Ausstattung der Kanzlei. Zn Id: Zu den neu angeschafften Büchern und Zeitschriften dürfen nur die­ jenigen verrechnet werden, die bei der Ausübung des Berufs notwendig oder förderlich sind; in jedem Falle gehören die Amtsblätter hierher. Bücher, welche nur der Fortbildung im allgemeinen zu dienen bestimmt sind (z. B. ein Kon­ versationslexikon), können nicht verrechnet werden. In die Summe 1 d sind auch die auf das Einbinden erwachsenden Buchbinderlöhne einzubeziehen. Zu le: Zu den Kosten für Schreibmittel gehören auch die Auslagen für die Beschaffung von Vordruckpapieren. Zu 1 k; Post-, Telegraphen und Telephongebühren, ebenso Botenlöhne dürfen nur soweit als Dienstaufwand gelten, als sie nicht den Parteien verrechnet werden. ’) Infolge der Änderung des Begriffs des Einkommens, wie ihn das EinkStG. vom 14. August 1910 brachte, ist hierzu folgendes zu be­ merken: Werden die Kosten für die Amtsräume und die Wohnräume einheitlich bestritten, so kann der Notar nicht bloß den Betrag abziehen, der auf eine standes­ gemäße, seinen Verhältnissen angepaßte Wohnung trifft, sondern den Betrag und nur den Betrag, der tatsächlich auf die Wohnräume trifft, also den vollen Betrag auch dann, wenn seine Wohnung über seinen Stand hinausgeht und nur den tatsächlichen Betrag, wenn er nur äußerst dürftige Wohnräume hat (Art. 11 Anm. 3 EinkStG.). Ausgaben für Neuanschaffungen an Einrichtungsgegenständen können nur nach Maßgabe des bei Art. 11 Anm. 2 und bei Art. 12 Anm. 3 Abs. 2 EinkStGB. Bemerkten in Ansatz gebracht werden. Von den neu an­ geschafften Büchern und Zeitschriften sind die Kosten für alle abzugsfähig, die für die Berufszwecke beschafft werden, ohne Rücksicht darauf, ob sie förderlich oder notwendig find (s. Art. 11 Anm. 3 EinkStG.). Die auf die Einrichtung er­ wachsenen Kosten find nur nach Maßgabe des bei Art. 12 Anm. 3 Abs. 2 EinkStG. Bemerkten abzugsfähig. Hinfichtlich der Auslagen für Versicherung s. jetzt Art. 12 Abs. 1 Nr. 5 EinkStG. 4, Schießt der Notar nach Maßgabe der JFMB. vom 2. Februar 1902 (JMBl. 292) die von den Beteiligten geschuldeten Gebühren und ') Die Bemerkungen der Anweisung zu 2a und b sind infolge der Neufassung vom 28. November 1911 nicht mehr zutreffend.

874

44. Das Notariatsabgabengesetz.

örtlichen Abgaben vor, so kann er die ihm dadurch tatsächlich entstehenden Auslagen (entgehenden Zins oder von ihm selbst zu zahlenden Zins, wenn er den Betrag von Dritten entlehnt, z. B. bei seinem Bankguthaben abhebt) in Aus­ lage stellen, denn das sind Betriebsausgaben (s. Art. 12 Anm. 4 EinkStG; § 18 Abs. 3 VollzBek. zum EinkStG.). Hierbei hat er aber die von den Beteiligten nach Maßgabe der Bek. vom 2. Februar 1902 zu vergütende einprozentige Ver­ gütung sich gutzurechnen. Einen anderen Standpunkt vertritt die JME. vom 18. April 1911 (bei Klein Notariatsvorschriften S. 634). Dagegen wird diese Bek. von Bedeutung, soweit sie bestimmt, daß die genannte einprozentige Vorschuß­ gebühr in keinem Falle unter den Einnahmen verrechnet werden muß; sie hat gemäß Art. 16 Abs. 3 EinkStG. die Bedeutung, daß dieses Prozent nicht in Ein­ nahmen zu stellen ist, auch wenn die vorgeschossene Gebühr entrichtet wird, bevor der Notar einen einprozentigen Zinsverlust erlitten hat; vgl. auch Art. 16 Anm. 2 EinkStG. 5. Als Dienstaufwand erscheint auch der durch die Abhaltung von Amtstagen erwachsende. Die hierbei entstehenden Auslagen sind nach den allgemeinen Grundsätzen des Art. 11, 12, 16 EinkStG. abrechenbar und deshalb nicht bloß hinsichtlich der Miete für das Geschäftszimmer, der Reisekosten, der Auslagen für die beteiligten Notariatsgehilfen (so JME. vom 18. April 1911, bei Klein, Notariatsvorschriften S. 634), sondern u. a. auch hinsichtlich des Sonder­ aufwands zur Zehrung (Tagegelder dürfen ja nicht verrechnet werden) oder der Beheizungskosten.

Art. 4. 1. Die Abgabe beträgt: eins vom Hundert aus dem Einkommen bis 5000 Mk., fünf vom Hundert aus dem Einkommen von mehr als. 5000 bis 8000 Mk., acht vom Hundert aus dem Einkommen von mehr als 8000 bis 10000 Mk., zehn vom Hundert aus dem Einkommen von mehr als 10000 Mk. 2. Wird hierdurch in einem Jahre die Summe, welche die Staatskasse nach Maßgabe des jeweiligen Etats für die in Art. 7 bezeichneten Zwecke aufwendet, nicht erreicht, so ordnet das Staatsministerium der Justiz Nach­ schüsse an. Die Nachschüsse werden nach einem in Stufen sich erhöhenden, fünfzehn vom Hundert nicht übersteigenden Satze festgesetzt. 3. Pfennigbeträge der Abgabe werden auf eine Mark aufgerundet. Gleiches gilt von den Nachschüssen.

1. Die durch Art. 4 vorgesehene folgender Aufstellung für einen Notar mit einem (KdAbg. Beil. 8, 450): Aus den ersten 5000 Mk............. 1 „ weiteren 3000 Mk............. 5 „ ,, 2000 Mk............. 8 „ „ 2000 Mk.............10

Berechnung ergibt sich aus Reineinkommen von 12000 Mk.

°/o = 50 °/o --= 150 °/o = 160 °/o = 200

Mk. Mk. Mk. Mk.

zusammen: 560 Mk. Angenommen, das Staatsministerium der Justiz hätte Nachschüsse festgesetzt und zwar für das Reineinkommen von mehr als 8000 Mk. bis lOOOO Mk. — 1 °/o, für das von mehr als lOOOOMk. bis 12000Mk. 2°/o, so würde der Notar weiter zu zahlen haben: aus 2000 Mk. 1 °/o mit 20 Mk. „ 2000 Mk. 2°/o „ 40 Mk..

zusammen:

60 Mk.

Seine Gesamtabgabe würde sich also auf 620 Mk. (= 560 Mk + 60 Mk.) Be­ regnen. 2. Bei der Bemessung der Strafe ist selbstverständlich auch die nach Art. 4 Abs. 2 zu entrichtende Nachschußgabe in Betracht zu ziehen, vorausgesetzt, daß die Hinterziehungsabsicht des Notars sich auch hierauf, wenn auch nur in Form des Eventualdolus erstreckte. Zu prüfen ist im Strafverfahren bei der Heranziehung der Nachschußabgabe zur Strafbemeffung insbesondere auch, ob die ordentliche Abgabe, lediglich für die in Art. 7 bezeichneten Zwecke verwendet wurde also, ob die Zwecke, für die die ordentliche Abgabe verwendet wurde, im Budget vorgesehen sind, und ob sämtliche ordent­ liche Abgaben diesem zugeführt wurden.

Art. 7, der die Zwecke bestimmt, lautet: Art. 7: 1. Die Abgaben werden zur Deckung der Ausgaben verwendet, die der Staatskasse nach Maßgabe des jeweiligen Etats für die Versorgungs­ einrichtungen des Notariats (Art. 1) nämlich a) für Unterstützungen an Notare und deren Hinterbliebene, b) für Zuschüsse an den Penfionsverein für die Mtwen und Waisen der Notare, c) für Unterstützungen an Notariatsgehilfen und deren Hinterbliebene, d) für Zuschüsse an den Penfions- und Unterstützungsverein der nicht rechtskundigen Gehilfen bei den Notariaten erwachsen. Dem Pensionsverein für die Witwen und Waisen der Notare müssen jährlich mindestens 60000 Mk. zugewendet werden. 2. Der nach Deckung dieser Ausgaben verbleibende Überschuß fällt dem Pensionsvereine für die Witwen und Waisen der Notare zu. Nicht fallen unter Art. 7 Aufwendungen, die bestimmt find für die Notare, die bis zur Gründung des seit 1. Januar 1902 bestehenden Pensions­ vereins für die Notare wider ihren Willen ihres Amtes enthoben wurden (KdAbg. Beil. 8, 448).

Art. 5. 1. Notare, deren reines Berufseinkommen in einem Jahre nicht mehr als 8000 Mk. beträgt, sind von den Nachschüssen befreit; beträgt das Rein­ einkommen nicht mehr als 4000 Mk., find fie auch von der Abgabe befreit. 2. Sinkt das reine Berufseinkommen durch die Erhebung der Abgabe unter 4000 Mk., so wird die Abgabe soweit ermäßigt, daß dem Notar ein reines Einkommen von 4000 Mk. verbleibt. 3. Stirbt ein Notar, so find dessen Rechtsnachfolger für den Sterbe­ monat und für die dem Sterbemonat vorausgehenden zwei Monate von der Abgabe befreit. 4. Der Verweser eines Notariats ist nicht abgabepflichtig, wenn er das Notariat auf fremde Rechnung führt; führt er es auf eigene Rechnung, so ist er nur dann abgabepflichtig, wenn er Notar ist; in diesem Falle wird die Abgabe aus der Summe der Einkommen aus beiden Notariaten berechnet.

1. Abs. 2 des Art. 5 ist die notwendige Folge aus Abs. 1. Ein Notar mit 4030 Mk. Reineinkommen müßte 40,30 Mk., erhöht auf 41 Mk. Abgabe zahlen; sein Reineinkommen würde so auf 3989 Mk. sinken; er zahlt deshalb nur 30 Mk. (KdAbg. Beil. 8, 450).

2. Wegen der Fälle, in denen der Notariatsverweser das Notariat auf eigene oder auf fremde Rechnung führt, s. Art. 111—113 NotG. 3. Wird das Notariat von einem Notariatsverweser für Rechnung eines Notars geführt, so wird die Abgabenpflicht des Notars ein­ treten; dagegen wird keine Abgabenpflicht bestehen, wenn das Notariat auf Rechnung des Staats geführt wird; vgl. Art. 1, wonach die Gebühren­ pflicht den „Notaren" auferlegt ist. C. Die eigentliche Strafbestimmung.

Art. 6. 1. Für die Nachholung und für die Bestrafung der Hinterziehung der Abgaben sind die Vorschriften entsprechend anzuwenden, welche für die Nach­ holung und für die Bestrafung der Hinterziehung der Einkommensteuer gelten. 2. Sind Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz und gegen die erlassenen Vollzugsvorschriften nicht in der Absicht begangen, die Abgaben zu hinterziehen, so werden sie als minder erhebliche Dienstvergehen nach den Vor­ schriften des Notariatsgesetzes geahndet. 3. Die erkannten Geldstrafen fallen dem Penfionsvereine für die Witwen und Waisen der Notare zu.

1. Eine Behandlung der Vorschriften über die Steuernachholung ist hier nicht veranlaßt, weil diese Frage nicht strafrechtlicher Art ist. Geregelt ist die Steuernachholung in Art. 72 und 73 EinkStG. 2. Maßgebend sind die Bestimmungen der jeweils geltenden Gesetz­ gebung über die Einkommensteuer, also seit 1. Januar 1912, die Art. 74ff. EinkStG. vom 14. August 1910 (KdReichsr. 1909/10 Beil. 5, 32; KdAbg. StenB. 8, 139). 3. Wegen der Voraussetzungen, unter pflicht eintritt, s. Abschn. B.

denen eine Abgaben­

4. Anwendung finden von den Strafbestimmungen des Einkommensteuer­ gesetzes nur die die Bestrafung der Hinterziehungen betreffenden, d. i. Art. 74 mit den ihn ergänzenden Art. 78, 80 und 81, also insbesondere auch die Vorschriften über das Verfahren im Verwaltungswege, nicht aber die sonstigen Strafbestimmungen der Art. 75, 76 und 77. 5. Bemerkungen zu Art. 74 EinkStG. a) An die Stelle der Verfahrensabschnitte und Organe des Abs. 1 des Art. 74, bei denen die unrichtigen oder unvollständigen Angaben gemacht sein müssen, treten die entsprechenden Berfahrensabschnitte und Organe zur Feststellung der Bersorgungsabgabe; nämlich an die Stelle der Steuererklärung die nach §§ 2, 3 und 12 der Bek. vom 4. Januar 1910 vorzunehmende Anmeldung. Zuständige Seite zur Stellung von Fragen find der Landgerichtspräsident (§ 3 Abs. 2 und § 17 a. a. O.) und die Regierungs­ finanzkammer und deren abgeordneter Beamter (§§ 13 und 14 a. a. O.). Als Rechtsmittel erscheint das Verfahren, das fich an die Erinnerungen anschließt, die von der Regierungsfinanzkammer, dem Notar oder seinen Erben erhoben werden. Steuerermäßigungen und Steuerabminderungen im Sinne des EinkStG. dürsten bei der Versorgungsabgabe nicht in Frage kommen.

b) Wegen der Höhe der Abgabe s. Abschn. B. c) Eine entsprechende Anwendung des Art. 74 Abs. 3 kann nicht erfolgen, da nach Art. 6 Abs. 2 eine Kriminalstrafe nur eintreten soll, wenn die Absicht besteht, zu hinterziehen. 6. Bemerkungen zu Art. 80 EinkStG. Besteht Jdealkonkurrenz zwischen Hinterziehungen der Ein­ kommensteuer und der Versorgungsabgabe, so entscheiden die allge­ meinen Grundsätze des StGB. (Art. 4 AG. StPO.).

7. Allgemeine Voraussetzung der Bestrafung aus Art. 6 ist gemäß dessen Abs. 2, daß die Zuwiderhandlung in Hinterziehungsabsicht begangen wurde, d. h. daß der Zweck verfolgt wurde, die Bersorgungsabgabe nicht oder nicht in dem geschuldeten Betrage zu entrichten; daraus ergibt sich insbesondere auch, daß nur vorsätzliche Zuwiderhandlungen strafbar sind. 8. Eine Behandlung des Art. 6 Abs. 2 nach seiner positiven Seite ist hier nicht veranlaßt, weil er insoweit disziplinärer Natur ist; strafrechtlich erheblich ist er nur insofern, als nach ihm alle Handlungen, die nicht in der Absicht der Hinterziehung begangen wurden, die Annahme einer kriminell strafbaren Handlung ausschließen sollen.

45. Das Warenhaussteuergesetz. (Vom 14. August 1910, in Kraft ab 1. Januar 1912, hinsichtlich der Vorschriften zur Durch­ führung der Steuerveranlagung seit der am 23. August 1910 erfolgten Verkündung).x)

A. Allgemeine Semerimngeu. 1 Übersicht der behandelten Gebiete des Gesetzes: A. Allge­ meine Bemerkungen. B. Der Geltungsbereich des Gesetzes. C. Bezugsberechtigung hinsichtlich der Steuer. D. Die Höhe der Steuer. E. Veranlagungs- und Aus­ scheidungsverfahren, Veranlagungsperioden, Steuerzugänge und Steuerabgänge. F. Fälligkeit der Steuer, Steuererhebung. G. Die eigentliche Strafbestimmung.

2 . Die eigentliche Strafbestimmung enthält der Art. 17 des Gesetzes; zu besten Verständnis war es notwendig, folgende weitere Artikel des Gesetzes zu behandeln: Art. 1 und 2 in Abt. B; Art. 3 und 4 in Abt. C; Art. 5 und 6 in Abt. D; Art. 7—10 in Abt. G; Art. 11—14 in Abt. E; Art. 15 in Abt. F; Art. 19 in Abt. G.

3 Materialien KdAbg. 1907/08: Beil. 5, 259 (Entw. mit Mot.); GGA. 2, 327 (Berh. im Ausschuß, erste Lesung); GGA. 2, 403 (Fassung des Entw. auf Grund der ersten Lesung); GGA. 3, 407 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); GGA. 3, 421 (Fassung des Entw. auf Grund der ersten Lesung); Beil. 8, 352 und 455 (Antrag des Ausschusses); Beil. 8, 729 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 10, 202 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 10, 762 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 10, 867 (Fassung des Entw. auf Grund der neuerlichen Beratung im Plenum); Beil. 10, 923 (Gesamtbeschluß); 7, 859 (Verh. im Plenum); StenB. 11, 24 und *) Das Gesetz ist abgedruclt GVBl. 597.

b) Wegen der Höhe der Abgabe s. Abschn. B. c) Eine entsprechende Anwendung des Art. 74 Abs. 3 kann nicht erfolgen, da nach Art. 6 Abs. 2 eine Kriminalstrafe nur eintreten soll, wenn die Absicht besteht, zu hinterziehen. 6. Bemerkungen zu Art. 80 EinkStG. Besteht Jdealkonkurrenz zwischen Hinterziehungen der Ein­ kommensteuer und der Versorgungsabgabe, so entscheiden die allge­ meinen Grundsätze des StGB. (Art. 4 AG. StPO.).

7. Allgemeine Voraussetzung der Bestrafung aus Art. 6 ist gemäß dessen Abs. 2, daß die Zuwiderhandlung in Hinterziehungsabsicht begangen wurde, d. h. daß der Zweck verfolgt wurde, die Bersorgungsabgabe nicht oder nicht in dem geschuldeten Betrage zu entrichten; daraus ergibt sich insbesondere auch, daß nur vorsätzliche Zuwiderhandlungen strafbar sind. 8. Eine Behandlung des Art. 6 Abs. 2 nach seiner positiven Seite ist hier nicht veranlaßt, weil er insoweit disziplinärer Natur ist; strafrechtlich erheblich ist er nur insofern, als nach ihm alle Handlungen, die nicht in der Absicht der Hinterziehung begangen wurden, die Annahme einer kriminell strafbaren Handlung ausschließen sollen.

45. Das Warenhaussteuergesetz. (Vom 14. August 1910, in Kraft ab 1. Januar 1912, hinsichtlich der Vorschriften zur Durch­ führung der Steuerveranlagung seit der am 23. August 1910 erfolgten Verkündung).x)

A. Allgemeine Semerimngeu. 1 Übersicht der behandelten Gebiete des Gesetzes: A. Allge­ meine Bemerkungen. B. Der Geltungsbereich des Gesetzes. C. Bezugsberechtigung hinsichtlich der Steuer. D. Die Höhe der Steuer. E. Veranlagungs- und Aus­ scheidungsverfahren, Veranlagungsperioden, Steuerzugänge und Steuerabgänge. F. Fälligkeit der Steuer, Steuererhebung. G. Die eigentliche Strafbestimmung.

2 . Die eigentliche Strafbestimmung enthält der Art. 17 des Gesetzes; zu besten Verständnis war es notwendig, folgende weitere Artikel des Gesetzes zu behandeln: Art. 1 und 2 in Abt. B; Art. 3 und 4 in Abt. C; Art. 5 und 6 in Abt. D; Art. 7—10 in Abt. G; Art. 11—14 in Abt. E; Art. 15 in Abt. F; Art. 19 in Abt. G.

3 Materialien KdAbg. 1907/08: Beil. 5, 259 (Entw. mit Mot.); GGA. 2, 327 (Berh. im Ausschuß, erste Lesung); GGA. 2, 403 (Fassung des Entw. auf Grund der ersten Lesung); GGA. 3, 407 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); GGA. 3, 421 (Fassung des Entw. auf Grund der ersten Lesung); Beil. 8, 352 und 455 (Antrag des Ausschusses); Beil. 8, 729 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 10, 202 (Fassung des Entw. im Plenum der KdReichsr.); Beil. 10, 762 (Antrag des Ausschusses über die Rückäußerung der KdReichsr.); Beil. 10, 867 (Fassung des Entw. auf Grund der neuerlichen Beratung im Plenum); Beil. 10, 923 (Gesamtbeschluß); 7, 859 (Verh. im Plenum); StenB. 11, 24 und *) Das Gesetz ist abgedruclt GVBl. 597.

705 (Verh. über die Rückäußerung der KdReichsr.). KdReichsr. 1909/10, 35. Landtag: Beil. 4, 10 (Fassung des Entw. im Plenum der KdAbg.); Beil. 4, 86 (Bericht des Referenten); Beil. 4, 315 (Verh. im Plenum; Beil. 4, 327 (Fest­ stellung der Beschlüsse der ersten Lesung); Beil. 4, 459 (Verh. im Ausschuß, zweite Lesung); Beil. 4, 682 (Fassung des Entw. im Plenum); Beil. 4, 690 (Fassung des Entw. in der KdAbg. auf Grund der neuen Beratung); Beil. 4, 791 (Gesamt­ beschluß); StenB. 2, 242 (Verh. im Plenum).

4. Vollzugsbestimmung: (GBBl. 943) i).

Allgem. VollzAnw.

vom

14. Juni

1911

5. Literatur: Schweitzers Textausgabe der daher. Steuergesetze 1911; Henle, Die bayerischen Gemeindesteuergesetze 1911; Wernicke, Die bayerische Warenhaussteuer in SchanzArch. 1909 Bd. 1, S. 248').

6. Die besondere Warenhaussteuer, wie sie durch das Warenhaussteuergesetz geregelt ist, ist neben der allgemeinen Einkommensteuer und neben der regelmäßigen Gewerbsteuer zu entrichten (KdAbg. 1907/08 Beil. 5, 263). Umlagen sind aus der Warenhaussteuer nicht zu entrichten (VollzAnw. § 1). 7. Bei den Verhandlungen über das Gesetz konnte man den Zweifel nicht übersehen, der in der Richtung besteht, ob die Warenhaussteuer nicht mit dem Grundsatz der Gewerbefreiheit, wie er in §§ 1, 5, 7, Abs. 1 Nr. 6 GewO, niedergelegt ist, in Widerspruch steht. In dieser Richtung hatte die Recht­ sprechung der Oberberufungskommission zu Art. 23 GewStG, vom 9. Juni 1899 folgende Grundsätze aufgestellt: Mit Rücksicht auf das Prinzip der Gewerbefreiheit sei es geboten, die oberste Grenze des Steuersatzes so zu ziehen, daß auch bei dessen Anwendung der Betrieb des Gewerbes nicht unmöglich gemacht wird; im übrigen sei die Steuer zulässig, da durch die Gewerbeordnung alle jene Be­ schränkungen in der Zulassung zum Gewerbebetrieb nicht berührt werden, welche im fiskalischen Interesse durch Steuergesetze einzelnen Gewerben gegenüber verfügt sind (ObBK. 1901, 171; 1902, 2; 1905, 4). In Anwendung dieses Grundsatzes wurde eine Steuer für zulässig erachtet, die einschließlich der Umlagen 40 °/o des Ertrages ausmacht (ObBK. 1909, 24 [26]), nicht jedoch eine Besteuerung, bei der dem zu Besteuernden nur etwa 43—46 °/o des Ertrags verbleiben (ObBK. 1909, 48). Jedoch solle die Wirkung der Steuer samt den Umlagen auf den Fortbetrieb des Gewerbes nicht schematisch nach dem Prozentsatz beurteilt werden, den die Steuer gegenüber dem Ertrag darstellt, sondern je höher der Geschäftsertrag sei, desto höher dürfe im allgemeinen der Prozentsatz sein (ObBK. 1904, 26 [29]). Bei den Verhandlungen über das Warenhaussteuergesetz legte man diesen Stand­ punkt als richtig zugrunde und ging davon aus, daß von diesem Gesichtspunkt aus die Wirksamkeit des Gesetzes, insbesondere seines Steuertarifs zu beurteilen sei. So anerkennen die Mot. S. 264, daß sie nicht so hoch angesetzt werden darf, daß sie unter Hinzurechnung der sonstigen öffentlichen Abgaben zur Auf­ zehrung des ganzen Geschäftsertrags oder doch seines größeren Teils führen würde. Die entsprechende Grenze zu finden, müffe wie bisher der Würdigung des Einzelfalls überlassen bleiben (Mot. S. 264). Andernfalls würde § 1 GewO, verletzt sein. Die Steuer dürfe nicht so hoch sein, daß das investierte Betriebs­ kapital unter normalen Verhältnissen nach Abzug der übrigen Steuern keine *) Hier gekürzt als VollzAnw. ’) Zur Warenhaussteuer im allgemeinen spez. wegen der wirtschaftlichen Seite und wegen der nicht bayerischen Gesetzgebung vgl. Biermer im Handwörterbuch der Staatswissenschasten 1911 unter Warenhäuser und Warenhaussteuer.

Rente mehr abwirst (GGA. 2, 362). Die Steuer dürfe nicht prohibitiv wirken (KdAbg. StenB. 7, 859). Die Bedenken gegen die Richtigkeit dieses Standpunkts kaffen sich nicht unterdrücken. Vorbehalten sind durch § 5 GewO, die Beschränkungen des Betriebs einzelner Gewerbe, welche auf den Steuergesetzen beruhen. Darnach kann durch Steuergesetze auch bewirkt werden, daß ein Gewerbe überhaupt nicht mehr aus­ geübt werden kann, es könnte z. B. ein Monopol eingeführt werden, und der Standpunkt der Oberberufungskommission, der prüft, ob tatsächlich ein Gewerbe­ betrieb noch möglich ist, geht von einer Beschränkung aus, die tatsächlich nicht besteht. Die Entscheidung ist von einem anderen Gesichtspunkt aus zu treffen, nämlich von dem, ob das Warenhaussteuergesetz noch ein Steuergesetz im Sinne des § 5 GewO, ist (auch durch § 7 Abs. 1 Nr. 6 GewO, sind nur die Gewerbesteuern Vorbehalten). Diese Frage läßt sich kaum besahen. Maßgebend kann bei der Entscheidung nicht die Frage sein, ob das betreffende Gesetz sich selbst als Steuergesetz bezeichnet, sondern lediglich die, ob es in der Tat ein Steuergesetz ist; das Merkmal eines Steuergesetzes ist, daß es Einnahmen verschaffen soll; diesen Zweck verfolgt auch das Warenhaussteuergesetz, daneben aber und zwar in einer dem Gesetz den Charakter gebenden Weise — darüber lassen Inhalt und die Materialien keinen Zweifel — verfolgt es den weiteren Zweck, einer gewissen Art des Gewerbebetriebs (den Warenhäusern) derartige finanzielle Lasten aufzu­ legen, daß sie in ihrem Betrieb gegenüber anderen von dem bayerischen Gesetz­ geber höher gestellten Gewerben beschränkt werden; dieser Zweck ist kein steuerlicher, sondern ein rein gewerblicher: das Gesetz will aus allgemein gewerblichen Gesichts­ punkten gewisse Gewerbe einschränkend) Das Gesetz wird deshalb allerdings mit der Gewerbeordnung in Widerspruch stehen und unwirksam sein; vgl. auch Wernicke SchanzArch. 1904, 132, wo auch die für das sächsische Recht ergangene Entsch. RGZ. 49, 66 widerlegt ist, die übrigens auf das daher. Recht bei dem aus­ gesprochenen gewerblichen Charakter des daher. Gesetzes nicht unmittelbar über­ tragen werden kann. Mr die Zulässigkeit der sächsischen Warenhaussteuer s. Wachler in DIZ. 1903, 188, der preußischen Arndt in DIZ. 1900, 145. Wegen weiterer Literatur zu dieser bestrittenen Frage s. Zimmermann in HirthsAnn. 1905, 59 und im Handwörterbuch der Staatswiffenschasten von Conrad usw. unter Warenhäuser und Warenhaussteuer. 8. Das Reich unterliegt der Steuer nicht (§ 3 ReichsbesteuerungsG. vom 15. April 1911, RGBl. 187). 9. Zuwiderhandlungen gegen das Gesetz können die Gemeinden durch Strafbescheide im Verwaltungswege verfolgen; das weitere Verfahren regelt sich nach Art. 86 ff. AG. StPO. (Art. 18 des Gesetzes).

B. Der Eeltuugsdereich des Gesetzes. Dieser wird abgegrenzt nach der objektiven Seite durch Art. 1, nach der subjektiven durch Art. 2 des Gesetzes.

Art. 1. 1. Der Warenhaussteuer unterliegen gewerbliche Unternehmungen, deren Geschäftsbetrieb zur gewinnbringenden Verwertung größerer Betriebsmittel *) Unschlüssig ist deshalb auch die Beweisführung des PrOVG. 11, 439, das die preußische Wanderlagersteuer schon deshalb für eine Gewerbesteuer und daher als zulässig erllärt, „weil sie vom Gewerbebetrieb erhoben und nach wesentlichen Vorgängen im Gewerbebetrieb, Umsatz oder Ertrag bemessen werde."

eine außergewöhnliche Ausdehnung hat und durch die Art des Geschäfts« Verfahrens von den Grundsätzen und Formen der üblichen Gewerbeausübung wesentlich abweicht. 2. Zu den gewerblichen Unternehmungen dieser Art zählen unter den angegebenen Voraussetzungen insbesondere: 1. Warenhäuser, Großmagazine, Großbasare, Abzahlungsgeschäfte, Versteigerungsgeschäfte und Versandgeschäfte, durch welche Waren, die nach ihrer Beschaffenheit verschiedenen Gattungen angehören oder als Erzeugnisse verschiedener Gewerbe- oder Handwerkszweige anzusehen sind, in größerem Umfange mittels Einzelverkaufs in offenen Ver­ kaufsstellen feilgehalten oder im Wege des unmittelbaren Versandes an die Verbraucher veräußert werden; 2. Gewerbe der in Ziff. 1 bezeichneten Art, in denen der Betriebs­ umfang durch Haltung einer Mehrzahl von Verkaufsstellen oder Niederlagen für den Vertrieb der Waren oder Erzeugnisse außergewöhnlich erweitert ist. 3. Die Warenhaussteuerpflicht erstreckt sich nicht auf gewerbliche Betriebe rechtsfähiger gemeinnütziger Genossenschaften. Nicht als gemeinnützig gelten Genossenschaften, die satzungsgemäß die Einzahlungen der Mitglieder mit mehr als 5°/o verzinsen oder den Mitgliedern im Falle der Auflösung mehr als die Einzahlungen ausantworten. 4. Die Warenhaussteuerpflicht beschränkt sich auf den Gewerbebetrieb, der in Bayern stattfindet.

1. Abs. 1 und 2 entsprechen dem Vorläufer des Warenhaussteuergesetzes, dem Art. 23 GewStG, vom 9. Juni 1899. 2. Hinsichtlich der Frage der Verwertung größerer Betriebsmittel sind die Verhältnisse des Betriebsorts in Betracht zu ziehen; das Erfordernis ist nicht dahin zu verstehen, daß größere Betriebsmittel als bei anderen Unter­ nehmungen vorhanden sein müssen, sondern daß „geringere" Betriebsmittel nicht genügen (ObBK. 1909, 24; 1907, 63; 1911, 49). Auch Warenkredite find Betriebsmittel im Sinne des Art. 1 (ObBK. 1907, 63); die bloße Verwertung größerer Betriebsmittel genügt jedoch nicht, die Betriebsmittel müssen gewinn­ bringend verwertet werden; es ergibt das die klare Fassung des Gesetzes; a. A. ObBK. 1911, 49 (52) mit unzutreffender Begründung; wenn das Geschäft an sich gewerbliche Zwecke verfolgt, so ergibt sich hieraus nicht, daß alle Mittel des Geschäfts gewinnbringend verwertet werden.

3. Für die Frage der außergewöhnlichen Ausdehnung des Geschäfts­ betriebs ist von Bedeutung die räumliche Ausdehnung des Geschäfts wie der Umsatz (ObBK. 1903, 19); es sind die Verhältnisse des Betriebsorts ins Auge zu fassen (ObBK. 1911, 49) und der Engrosumsatz mitzuberücksichtigen; die Zahl der Hilfspersonen, die Größe der dem Gewerbebetrieb gewidmeten Räume, der Umfang des Lagers sind weitere Anhaltspunkte (ObBK. 1909, 24). Auch der Verkauf von Waren der verschiedenartigsten Gattung kommt in Betracht (ObBK. 1910, 23).

4. Wesentliche Abweichungen von den Grundsätzen und Formen der üblichen Gewerbeausübung liegen insbesondere vor beim Verkauf von Waren der verschiedenartigsten Gattungen, Einrichtung von Spezial­ tagen mit angeblich niedrigen Preisen, Maffenverkauf minderwertiger Ware (ObBK. 1903, 19); auch die Art der Reklame ist mitbestimmend, von Einfluß

find namentlich auch hier die Verhältnisse des Betriebsorts (ObBK. 1909, 24). In Betracht kommt auch die Zusicherung von Weihnachtsgeschenken, das Gratisangebot von Probezigarren, der Verkauf von Waren aus Konkursen und auf­ gegebenen Geschäften (ObBK. 1910, 23); es fallen alle Mittel hierher, welche von der allgemeinen Meinung über gewerbliche Geschästsausübung mißbilligt werden (ObBK. 1902, 2); auch die Ankündigung von Serienverkäufen fällt hierher (Vollz.Anw. § 2). Charakteristisch ist den unter das Gesetz fallenden Betrieben, daß sie in dem Bestreben, das Betriebskapital möglichst rasch und oft umzusetzen, einen Massenabsatz von Waren und zwar in Waren einer großen Anzahl von Gattungen und besonders in billigen Artikeln und minderen Qualitäten ins Werk setzen; unreelle Machenschaften find nicht notwendig (ObBK. 1911,49. Vgl. auch BahBGH. 1912,133).

5, Zum warenhauspflichtigen Geschäftsumsatz der der Warenhaussteuer unter­ liegenden Gewerbe gehört nicht deren Engrosumsatz, sondern nur der Klein­ handel; der Engrosumsatz unterliegt lediglich der gewöhnlichen Gewerbesteuer (KdAbg. StenB. 7 S. 879, 881); nicht zum Engrosumsatz gehören jedoch Ver­ käufe, die in den Ladengeschäften an Hausierer und sonstige WiederVerkäufer, an Schneider und Näherinnen erfolgen (ObBK. 1908, 16; 1902, 25). 6. Auch Konsumvereine können, wenn die Merkmale des Art. 1 vor­ liegen, der Warenhaussteuer unterliegen (GGA. 2, 376; 3, 408). 7. Abs. 3 wurde im Ausschuß der KdAbg. eingefügt; man wollte damit erreichen, daß im Wege der Genoffenschastsbildung die Errichtung von Waren­ häusern möglich sei, damit auf diese Weise den Warenhäusern Konkurrenz gemacht werden kann (GGA. 2, 375); im übrigen vgl. wegen des Begriffs gemein­ nützige Genossenschaften Art. 4 Anm. 15 EinkStG. 8. Aus Abs. 4 ergibt sich, daß außerbayerische Zweignieder­ lassungen bayerischer Unternehmungen und außerbayerische Unter­ nehmungen, soweit sie nicht Betriebsstätten in Bayern haben, von der Besteuerung frei bleiben (Mot. S. 264).

Art. 2. 1. Warenhaussteuerpflichtig ist derjenige, auf dessen Rechnung das Gewerbe betrieben wird (Unternehmer). 2. Die Vorschriften der Art. 2 Abs. 2, Art. 4, 5 des Gewerbsteuer­ gesetzes finden entsprechende Anwendung.

1. Abs. 1 entspricht dem Art. 2 Abs. 1 GewStG.; die Bemerkungen hierzu gelten auch hier. C. SeMgsberechttgung hinsichtlich der Steuer.

Art. 3. 1. Die Warenhaussteuer fließt in die Kaffe der Gemeinde, in der eine Betriebsstätte zur Ausübung des Gewerbes unterhalten wird. 2. Betriebsstätte im Sinne dieses Gesetzes ist jede feste örtliche Anlage oder Einrichtung, die der Ausübung des Betriebs dient. Außer dem Hauptfitz eines Betriebs gelten hiernach als Betriebsstätten: Zweigniederlassungen, Fabrikationsstätten, Ein- und Verkaufsstellen, Niederlagen, Kontore Schiedermair. Nebengesetze.

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und sonstige zur Ausübung des Gewerbes durch den Unternehmer selbst, dessen Geschäststeilhaber, Prokuristen oder andere ständige Vertreter unterhaltene Geschäftseinrichtungen.

1. Abs. 2 entspricht dem § 3 Abs. 2 DoppelStG. vom 24. März 1909; vgl. die Bemerkungen hierzu.

Art. 4. 1. Kommen nach Art. 3 mehrere Gemeinden in Betracht, so ist jede dieser Gemeinden anteilsweise steuerberechtigt. Die Berechnung der Anteile geschieht dadurch, daß die Warenhaussteuer ausgeschieden wird. 2. Die Ausscheidung erfolgt nach dem Verhältnis, in dem die Gewerb­ steuer (Betriebskapitalsanlage und Ertragsanlage zusammengerechnet) aus­ geschieden ist.

1. Maßgebend ist für die Ausscheidung der Warenhaussteuer nicht das Verhältnis, in dem die Gewerbesteuer auszuscheiden ist, sondern das, in dem sie ausgeschieden ist; ob mit Recht oder ohne Recht, ist gleichgültig. Die Aus­ scheidung der Gewerbsteuer ist übrigens geregelt durch Art. 10 Abs. 2 und 3 UmlG. vom 14. August 1910 (GVBl. 581), die bestimmen; Abs. 2: Die Ausscheidung geschieht in folgender Weise: 1. Die Betriebskapitalanlage wird nach dem Werte der in den einzelnen Gemeinden befindlichen Bestandteile des Betriebskapitals (GewStG. Art. 8, 9) ausgeschieden. 2. Die Ausscheidung der Ertragsanlage erfolgt nach den Ertrags­ teilen (GewStG. Art. 10), die von den einzelnen Gemeinden aus erzielt werden. Ist eine verlässige Bemeffung der Ertrags­ anteile unmöglich, so erfolgt die Ausscheidung nach einem ge­ eigneten anderen Maßstabe. Abs. 3: Die Ausscheidung der Gewerbsteuer erfolgt veranlaßten Falles auch in Bezug auf die ausmärkischen Bezirke.

Das Verfahren bei der Ausscheidung der Gewerbsteuer ist in Art. 22 und 23 UmlG. näher geregelt.

v. Die Höhe -er Steuer. Diese ist geregelt durch die Art. 5 und 6 des Gesetzes.

Art. 5. 1. Die Warenhaussteuer ist nach der Gesamtroheinnahme des waren­ haussteuerpflichtigen Gewerbebetriebs (dem Geschästsumsatze) zu berechnen. 2. Auf die Bemessung des Geschäftsumsatzes finden die Vorschriften der Art. 10 Abs. 4, 14 Abs. 2 bis 4 des Einkommensteuergesetzes für die Ermittlung der Einkünfte aus Gewerbebetrieb entsprechende Anwendung.

1. Daraus, daß die Roheinnahme maßgebend ist, ergibt sich insbesondere, daß Betriebsausgaben nicht abgezogen werden dürfen (BollzAnw. § 9).

Art. 3, 4, 5, 6 und 11.

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Art. 6. 1. Die Warenhaussteuer beträgt bei einem Geschäftsumfatze bis 2. Schwebebahnen 489. Schweine, Körung der — 429; verbotenes Weiden von — 269, 311. Schweiz, Verträge mit — wegen des Boden­ sees 504. Schwellungen zur Wasserableitung — 522. Schwemmen in Gewässern 523. Schwiegerkinder, Erbschaftssteuerpflicht der — 629. Seen, Begriff der — 470; Verzeichnis der int Staatseigentum stehenden — 504; Jagdrecht auf — 392; Änderungen am Abfluß von — 494, 496; Befahren mit Flößen 503; Be­ fahren mit Schiffen 495, 503. Seeschwalben, Befugnisse der Fischereiberech­ tigten in bezug auf — 180. Seiltänzergesellschaften, Hausiersteuerpflicht der — 738. Seitensitze, Anbringung von — an Wägen 449, 454. Selbstfänger zum Fischfang, Verbot der An­ legung von — 205. Selbsttätige Wiegevorrichtung für Malz 827. Selb^verwaltnng, Ausübung der Jagd in —

Senkung des Wasserspiegels 515. Serienverkäufe, Bedeutung der Veranstaltung von — für die Warenhaussteuerpflicht 881. Setzlinge, verbotenes Feilhalten 200; Fang, Veräußerung, Versendung untermäßiger — 201, 202; desgl. von Krebsen 204; Mindest­ maße für — in Teichen und anderen ge­ schlossenen Gewässern 203; desgl. von Krebsen 204. Seuchen des Wildes s. Wildseuchen. Sichelschlagsrecht 525. Sicherheitsmaßregeln gegen schädliche Insekten 256. Sicherung der Hundeabgabe 785, 787; der Jagdgewehre 419; des gemeindlichen Bier­ aufschlags 864,867; des gemeindlichen Malz­ aufschlags 863, 867. Sicherungssteine für Flurbereinigungszwecke, deren Beschädigung oder Entfernung 209. Siegelstechen, Hausiersteuerpflicht 736. Signale, Verletzung von — 274, 314; Be­ schädigung und Entfernung geometrischer — für Flurbereinigungszwecke 209. Signalsteine, Zerstörung der — 714. Silberwarenfabrikanten und -Händler, Hau­ siersteuerpflicht 752. Simon & Bocks, Baumaterialien der Firma 148.

Singspielunternehmungen, Hausiersteuerpflicht der - 738. Singvögel, Ausnehmen der Eier von — 422. SolqrleÜen 103; Schutz der — 500. Sommerwohnung, Bedeutung einer — für die Anwendung des DoppStG. 617. Sonnenaufgang, Begehung von Forstfreveln vor — 232,300; Weide nach — in Waldungen259. Sonnennntergang, Begehung von Forstfteveln nach — 232,300; Meide nach — in Waldungen 259. Sonntage, Begehung von Forstfteveln an — 232, 300. Sonntagsruhe im Bergwesen 103. Souveräne, fremde, Einkommensteuerpflicht der — 548. Sparkassen, gemeindliche, Einkommensteuer­ pflicht der — 550. Sparkasseneinlagen, Besteuerung des Ein­ kommens aus — 581; nach dem KapStG. 790. Speere, Anwendung beim Fischfang 205. Speicher, Heranziehung bei der Haussteuer 774. Speisekarten, Auflegen solcher mit Preisangaben von Fischen während der Schonzeit oder unter dem Mindestmaß 200. Spekulationsgewinn als Einkommensbestand­ teil 557, 567. Sperrnetze, Anwendung der — 166. Spesen, Abziehbarkeit bei der Einkommensteuer 571. Spezereiwaren, Hausiersteuerpflicht des Handels mit — 736. Spezialtage, Bedeutung für die Warenhaus­ steuerpflicht 880. Spiel, Einnahmen aus — als Einkommens­ bestandteil 557, 567. Spitzmalz 809. Sport, (Annahmen aus — als Einkommens­ bestandteil 557, 567. Sprengmittel, Anwendung beim Fischfang und Krebsfang 205. Sprengstoffgesetz, Anwendung auf bergrechtliche Verhältnisse 104. Staat, bayerischer, Gewerbesteuerpflicht des — 696. Staaten, auswärtige, Gewerbebetrieb derselben in Bayern 350. Staatliche Hunde, Hundeabgabenpflicht für — 780. Staatliche Unternehmungen, Unterstellung unter das Wassergesetz 476,479,482,488,502. Staatsangehörigkeit, Bedeutung für dieHundeabgabenpflicht 778; Bedeutung für die Kirchen­ steuerpflicht 803. Staatsaufsicht gegenüber der gemeindlichen Tätigkeit auf Grund des Hundeabgaben­ gesetzes 776. Staatsbeamte, Einkommensteuerpflicht der — 584; Bestrafung nach dem GnkStG. 606. Staatsbürgerliche Pflichten, Einkommensteuer­ pflicht der Vergütungen für Erfüllung von

Staatsgebäude, Haussteuerpflicht 758, 759. Staatsgebühren für Gerichtsvollzieherakte 665. Staatsgerichtshof, Gesetz, den Staatsgerichts­ hof und das Verfahren bei Anllagen gegen Minister betr. 26, 28. Staatsgut, zivilistisches, Einkommensteuer­ pflicht 548. Staatskasse, Gebührenfteiheit 650; Gebührenpflichtigkeit der Versteigerungen auf Rechnung der — 677; Gebührenpflicht bei Lombard­ darlehen 686. Staatsmiuisterien s. Ministerien. Staatsstraßen, Beschaffenheit der auf — ver­ kehrenden Wägen 449. Staatsverträge hinsichtlich der Besteuerung 613. Staffelnngssystem beim Malzaufschlag 833. Stallungen, Heranziehung bei der Haussteuer

< 774:. Stämme, abgestorbene, Entwendung von — 263, 308. Stammgutsnai^llge, BesitzveränderungsgeStammgutsnntzungen, Erbschaftssteuerpflicht der — 627, 638. Stammkapital, Gebühren für Erhöhung des — 657, 663. Standesbeamte, Bestrafung bei Vornahme von Eheschließungen ohne distriktspolizeiliches Zeugnis 39. Standesherrliche Beamte, Anzeigepflicht bei Versteigerungen 678. Standesherrn, Haussteuerpflicht der — 760. Standesvertretungen, Abziehbarkeit der Aus­ gaben für — bei der Einkommensteuer 573. Standglas zur Ermittlung des (tztraktgehalts der Ausschlagwürze 857. Standort angekörter Hengste, Verlegung des — 438. Standrecht 27, 29. Stationsmarken, Verletzung von — 274, 314. Stauanlagen, Begriffsbestimmung 483; Be­ schränkung des Wasserbedarfs für — 496; Genehmigungspflicht zu — 478; Höhenmaße bei — 490; Verpflichtung der Besitzer von — zur Förderung des Wasserablaufs 515; Wasserverschwendung und willkürliche Aus­ nutzung durch — 506. Stauanlagenbesitzer, Pflichten hinsichtlich der Höhenmaße und Rückmarken 533. Stauungen durch Wasserbenützung 505. Stege, Begriffsbestimmung 488; Genehmi­ gungspflicht für — 479; Beschädigung von — in Waldungen 278, 315. Stehendes Gewerbe, im Sinne des HausierStG. 726. Stehendes grünes Holz, Beschädigungen an 279, 315; Entwendung von — 262, 307. Steigeisen, Anwendung bei Forstfteveln 267,

Steigen des Wasserstands, Verpflichtung der Besitzer von Stauanlagen bei — 515. Steinbrüche, Gewerbesteuerpflichtigkeit der —

692; unterirdische 105; in Wäldern 221; Aufforstung ausgebauter — 257. Steine, Entnahme aus Gewässern 516, 523; Wegnahme von — 278, 317; Einführen in Waldungen 278, 317; Entnahme aus Laich­ schonstätten und Winterlagern der Fische 182. Steinfachwerk im Sinne des Brandversicherungsgesehes 148. Steinhühner, Handel mit 417. Steinkrebse, Mindestmaß für — 204. Steinsalz, dessen Gewinnung 103. Stellen. Herstellung der Beamtenlisten durch — 603; Ungebühr gegen öffentliche — 34. Stellvertreter s. Vertreter. Stellwägen, Felgenbreite der — 450. Steuerabgänge bei der Einkommensteuer 593, 594; bei der Gewerbesteuer 706. Steueramtlich er Verschluß s.amtlicher Verschluß. Steueraufsicht für die Herstellung bierähnlicher Getränke 824,825; unter — stehende Räume im Sinne des MalzaufschlG. 810; Umfang der — nach dem MalzaufschlG. 813; Hinde­ rung an der Ausübung der — nach dem MalzaufschlG. 851. Steueraufsichtsbeamte nach dem MalzaufschlG., Bestechung von — 851; Befugnisse der — 813, 855. Steuerausschüffe nach dem EinkStG., Auf­ schlußrecht der — 601, 604; desgl. nach dem GewStG. 709; desgl. nach dem KapStG. 798; Pflicht zum Erscheinen vor den — nach dem EinkStG. 601. Steuerausschußmitglied er nach dem EinkStG., Pflicht zur Verschwiegenheit 607. Steuerbares Einkommen 555. Steuerbefreiungen von der Einkommensteuer 548; von der Erbschaftssteuer 626, 629; von der Gewerbesteuer 696, 706; von der Hausiersteuerpflicht 725; von der Haussteuer 758; von der Kapitalrentensteuer 791; s. auch Befreiung. Steuerbehörden, Befugnisse zu Zwangsstrafen nach dem MalzaufschlG. 858. SteuerbevollmäMigte nach dem EinkStG. 547; nach dem GewStG. 696; nach dem KapStG. 791. Steuerbezirke nach dem EinkStG. 542. Steuerdelikte 27; Schuldform bei — 20, 22. Steuererklärung, Formular der — 600; hin­ sichtlich der Einkommensteuer, Abgabe der — 598; desgl. hinsichtlich der Gewerbesteuer 708, 709; desgl. hinsichtlich der Kapital­ rentensteuer 796, 797, 798; unrichtige An­ gaben bei der — nach dem EinkStG. 595; bei der Warenhaussteuer 883, 884, 887; nicht rechtzeitige Abgabe bei letzterer 885. Steuerermäßigung bei der Einkommensteuer 589, 590; bei der Hausiersteuer 734; bei der Kapitalrentensteuer 794, 796. Steuerhinterziehungen nach der früheren Gesetzgebung 615; s. auch Hinterziehung. Steuerjahr bei der Gnkommensteuer 562, 591;

Eintritt der Einkommensteuerpflicht während des — 602; bei der Gewerbesteuer 706, 710; Veranlagung der Gewerbesteuer im Laufe des — 703; bei der Kapitalrenten­ steuer 793; Veranlagung der Kapitalrenten­ steuer im Laufe des — 793; bei der Waren­ haussteuer 884; s. auch Kalenderjahr. Steuerkataster 591. Steuerlisten bei der Einkommensteuer 591; bei der Gewerbesteuer 706; bei der Waren­ haussteuer 883, 884. Steuermehrungen, Pflichten bei — nach dem EinkStG. 601; Pflichten bei — nach dem GewStG. 710; Pflichten bei — nach dem KapStG. 798. Steuern, Abziehbarkeit bei der Einkommensteuer 568, 569, 572; bei der Kapttalrentensteuer 794; bei der Erbschaftssteuer 632. Steuerperiode bei der Einkommensteuer 562; bei der Gewerbesteuer 706; s. auch Steuerjahr. Steuertarif s. Tarif. Steuerzugänge, bei der Einkommensteuer 593, 594; bei der Gewerbesteuer 706; bei der Kapitalrentensteuer 796. Stiefverwandte, Erbschaftssteuerpflicht der — 629. Stiftungen, Einkommensteuerpflicht 543, 550, 558,559; Erbschaftssteuerpflicht 630; Haus­ steuerpflicht 762; Kirchensteuerpflicht 801. Stiftungsbezüge, Einkommensteuerpflicht der — 558. Stiftungsmäßige Leistungen, Abziehbarkeit bei der Kapitalrentensteuer 793, 794. Stille Gesellschaften, Einkommensteuerpflicht der — 545, 580; Kirchensteuerpflicht der — 802; Besteuerung des Einkommens aus — 581, der Erträge aus Anteilen an — 790. Stockholz, Entwendung 265; verbotenes Holen von — 271, 272; desgl. nach dem ForstStG. 309. Stoffe zur Bierbereitung 810. Stoffe feste, Einbringung in Gewässer 473. Strafantrag 13. Strafbescheide, der Gemeinden nach dem WarenhausStG. 889; nach dem Hundeab­ gabengesetz 787; Unterbrechung der Ver­ jährung durch—der Verwaltungsbehörden 16. Strafen, zulässige in Landessttafgesetzen 5; zulässige nach dem Forstgesetz 225; desgl. nach dem ForstStG. 297; unzulässige gegen Bergarbeiter 132; Haftung der Auftraggeber für — nach dem HausierStG. 748. Strafenhäufung nach dem Forstgesetz 225; nach dem ForstStG. 299. Sttaffolgen, deren Aufhebung 81. Straffolgengesetz 26, 28, 81. Strafgesetzbuch, Einführungsgesetz zum — 1; Rechtsprechung zum allgemeinen Tell 7; Zu­ lässigkeit landesgesetzlicher Änderungen oes allgemeinen Teils 3. Strafmaß, bei Zuwiderhandlungen gegen das Kunststtaßengesetz 455.

Strafmilderung in Forststrafsachen 321. Strafprozeßordnung, Ausführungsgesetz zur — 23. Strafprozeßrecht, Zulässigkeit landesrechtlicher Änderungen 4. Strafschärfungsgründe bei Forstfreveln 232; bei Forstpolizeiübertretungen 233; nach dem ForftStG. 300, 301. Strafumwandlung nach dem EinkStG. 612; nach dem Forstgesetz 226, 228, 229; nach dem ForstStG. 298, 300; nach dem HausierStG. 718; bei Zuwiderhandlungen gegen das Kunst­ straßengesetz 455; nach dem MalzaufschlG. 861; bei Zuwiderhandlungen gegen das WarenhausStG. 887. Strafverfahren, Einfluß des Verwaltungs­ und des Berwaltungsrechtsverfahrens in Wassersachen auf das — 464; s. auch Ver­ waltungsstrafverfahren. Strafverfolgung von Abgeordneten 57. Strafvollstreckungskosten in Forststrafsachen 242, 309. Strafvollzug, Auslieferung zum Zwecke des — 42; gegen Abgeordnete 58. Strafzeit, deren Berechnung 8, 13. Straßen als Bestandteile der Wälder 221; Einfluß der — auf das Eigenjagdrecht 392, 395; Befreiung der — vom Gebühren­ äquivalent 674; unerlaubte Anschläge usw. auf — 36; Beschaffenheit der auf — ver­ kehrenden Wägen 449. Straßenbanten 487. Straßenreinignngskosten als Abzugsposten bei der Haussteuer 773. Stranßwirte in der Pfalz 357. Streuwerk, Entwendung von —- 267, 309 ; verbotenes Holen von — 271, 312. Streuzettel, Überlassung an andere 272, 312. Stundung der Steuer nach dem DoppStG. 624. Sturmschadenversicherung, Gebühren für - 684. Stuten, Deckung der — 430. Subjektive Einkommensteuerpflicht 543. Submissionen, Gebührenpflicht der — 676. Substanzverringernngen, Abziehbarkeit bei der Einkommensteuer 568. Suchjagd 418. Sudabschlüffe, Mittellung der — an die Ge­ meinden 865. Sudbuch, Aufbewahrung. Vorlegung und Ein­ lieferung des — 850; Führung des — 844, 848. Sudpfannen, Anzeige von Änderungen des Rauminhalts der — 857; Vermessung der — 857. Sumpfmoos, Entwendung von — 267, 309. Synagogen, Haussteuerfreiheit 758.

T. Tabak, Hausiersteuerpflicht des Handels mit - 736. Tabelle zur Berechnung der Erbschaftssteuer 629, 636.

Tag des Malzscheins, Übernahme des Malzes an einem andern als dem im Malzschein bezeichneten Tag 828. Tagegelder. Besteuerung der — 558, 583, 584, 585; als Bestandteil des Berufsein­ kommens bei den Notaren 871. Tannenzapfen 272. Tantiemen, Besteuerung der — 584; Abzieh­ barkeit bei der Einkommensteuer 571. Tanznnterh altungen, Wgaben für — 324. Tapioka, Auflchlag von — 333. Tarife, der Einkommensteuer 587; der Ge­ werbesteuer 698, 711, 712; der Hausiersteuer 733, 736; der Kapitalrentensteuer 794. Taschenspieler, Hausiersteuerpflicht der — 737. Taschenuhrenfabrikanten «nd -Händler, Hau­ siersteuerpflicht der — 752. Tätige Reue bei Zuwiderhandlungen gegen das HausStG. 774. Taucher, Befugnisse des Fischereiberechtigten in bezug auf — 180. Tauwetter, Felgenbreite bei — 451. Taxatoren nach dem HausStG. 770. Teerschwelen, verbotenes — 274, 314. Teiche, Begriff der — 470; kleine — 485; im Sinne des Fischereigesetzes 155; Jagdrecht auf — 392; Abfischung der — während der Schonzeit 203, 204; Schonzeit und Mindest­ maße für Fische in — 203. Teilnahme, deren Bestrafung 9; bei der Hinter­ ziehung der Einkommensteuer 595; in Forst­ straffachen 222, 229, 231, 300; bei Zuwider­ handlungen nach dem KirchStG. 804; an Malzauffchlaghinterziehungen 843. Teilung des Jagdbezirks 397; Einfluß der — von Betrieben auf die Warenhaussteuer 884. Teilzahlungen auf das Gesellschastskapital und auf Nachschüsse, Pflicht zur Anzeige von — 663. Telegrammgebühren als Betriebsausgaben nach dem NotAbgG. 872, 873. Telegraphenfreimarken, Bestrafung der Be­ nützung entwerteter — 35. Telephongebühren als Betriebsausgaben nach dem NotAbgG. 872, 873. Telephonleitungen 489. Terramgesellschaften, Berechnung des Betriebs­ kapitals der — 702. Testamentsvollstrecker, Ausschlußpflicht nach dem EinkStG. 603; desgl. nach dem GewStG. 710; desgl. nach dem KapStG. 799; Anzeige­ pflicht nach dem ErbschStG. 646; Erwerb aus dem Amte als — als Berufseinkommen der Notare 871,872; Wgabe eidesstattlicher Versicherungen durch — zu Zwecken der Ein­ kommensteuer 604; Honorar der — als Ab­ zugsposten bei der Erbschaftssteuer 632. The^terg^eüschaften, Hausiersteuerpflicht der —

Theatervorstellungen, Wgabe für — 324. Tiere, Notwehr gegen — 11; jagdbare — 404, 405; Beförderung von — auf dem Bodensee 504.

Tierzucht, Gewerbesteuerpflichtigkeit der — 695. Tilgungsbeiträge, Abziehbarkeit bei der Kapital­ rentensteuer 793. Töchterkaffe, Einkommensteuerpflicht 560. Töchterkaffen, Abziehbarkeit der Beiträge zu — bei der Einkommensteuer 573. Tod, Wirkung aus forstgesetzliche Geldstrafen usw. 246, 305; Bedeutung des — des Unter­ nehmers für die Gewerbesteuer 707; Be­ rechnung der Notariatsabgabe bei — des Notars 870, 875. Todesfälle im Bergwerksbetrieb, Verhalten bei - 112. Ton, Wegnahme von — 278, 317. Tongewinnung, Gewerbesteuerpflichtigkeit der — 692. Tonwaren, Hausiersteuerpflicht des Handels mit — 736. Topfbinden, Hausiersteuerpflicht des — 736. Torfgewinnung, Gewerbesteuerpflichtigkeit der - 694, 695. Torfmoorboden, Feueranmachen auf — 317. Torfstechen, verbotenes 278, 317. Torsperrgelder 334. Tötung, jagender Hunde und Katzen 419; Straf­ barkeit der — von Fischen 183; Bedeutung der — eines Hundes für die Hundeabgaben­ pflicht 778; Gebührenpflicht der Versiche­ rungen gegen — 614. Tränken in Gewässern 523. Transportversicherungen, Gebührenpflicht der — 684. Trattenprovisionen, Abziehbarkeit bei der Kapitalrentensteuer 794. Treiber, Notwendigkeit des Besitzes von Jagd­ karten 407. Treibjagden, Abhalten von — 418; Behand­ lung der Gewehre bei — 419. Treibzeug, Beseitigung des — 515. Triebwerke, Begriffsbestimmung 481, 483; Höhenmaße bei — 490; Beschränkung des Wasserbedarfs für — 496; Genehmigungs­ pflicht für — 478; Schutzvorrichtungen im Interesse der Fischerei bei — 160. Triebwerksanlagen, Wasserverschwendung und willkürliche Ausnützung durch — 506. Triebwerksbefitzer, Pflichten der — hinsichtlich der Höhenmaße und Rückmarken 533; Be­ nützung der Ufer durch — 490. Trift, Begriff der — 532; Ausübung der — 531; Benützung des Wassers zur — 481. Triftanstalten, Beschädigung von — 278, 315. Triftbäche 278. Triftgewäffer 532. Triftordnungen 274, 529, 531. ^r7$6ttOmetr^C Verletzung von — Trinkgelder, Besteuerung der — 584; Ab­ ziehbarkeit bei der Einkommensteuer 571. Trinkwafferleitungen, Schutz der — 497. Tropenzulagen, Einkommensteuerpflicht 558. Trucksystem im Bergwerksbetrieb 104.

Truppenzusammenziehungen, Hausiersteuer­ pflichtigkeit des Fellbietens bei — 725. Tummelplätze, Verbringung unangekörter Tiere auf —- 425. Turnanstalten, Haussteuerpflicht 762.

N. Überbaurenten, Besteuerung der — 582. Überfahrtsanstalten, Genehmigungspflicht für

überfiihrungen über Gewässer 479. Übergangsabgabe von Bier und Malz, Ver­ fehlungen gegen die Vorschriften über — 862. übergangssteuerregulativ 863. Übergangszeit, Berechnung der Höhe des Malz­ aufschlags während der — 839. Überhandnahme von Forstfreveln, Erlassung von Verordnungen bei — 288. überlasten der Jagdkarten an andere 406; der Fischerkarte an.andere 188, 192; der Wandergewerbescheine und Besteuerungsnach­ weise an andere 746. Übernahme von Malz ohne Malzschein 818; Erfordernisse der — von Malz 827; teilweise — von Malz 828. Überschuldung registrierter Gesellschaften, An­ zeigepflicht bei — 347. Überschwemmungen, Verhütung von — 520; durch Wasserbenützung 505. Überschwemmungsgebiet, Beschränkungen im — 492; Festsetzung des — 478, 486. Übertragung des Verordnungsrechtes 63; des Jagdrechts 397. Übertretungen im Sinne des älteren bayer. Rechts 20, 30; Fortdauer der Übertretungs­ eigenschaft 31; Abgrenzung gegen die Ver­ gehen 7, 19 ; höher strafbare — 31. Übertretungseigenschaft der Zuwiderhandlung gegen das Berggesetz 102; der Zuwiderhand­ lungen gegen das Brandversicherungsgesetz 143; der Forststraffachen 216, 296; der Strafbestimmungen des Gebührengesetzes 649; der Zuwiderhandlungen gegen das Hausier­ steuergesetz 718; der Zuwiderhandlungen nach dem Mrchensteuergesetz 806; der Zuwider­ handlungen gegen das Bereinsgesetz 462; der Zuwiderhandlungen gegen das Wasser­ gesetz 463; der Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung der ört­ lichen Gefälle 338, 343. Überversicherungen von Gebäuden 142, 149. Überwachung der Hundeabgabe 785, 787; — der Versendung von Fischen 208. Ufer, Begriff 171; Begehen der — 490; Be­ nützung der — 490; Eigentum an — 490. Uferbauten in Laichschonstätten 182. Ufereigentümer, Wasserbenutzung durch den Ufergrundstücke, Bettetung fremder — durch Fischereiberechtigte 155; Duldungspflicht hinsichtlich der Zeichen zur Abgrenzung der Fischereirechte 167.

Uferhotzfällung in Laichschonstätten 182. Uferlinie 171 490. Ufermanern 487. Uferschntz 492,493; Gesetz betr. den - usw. 26,28. Uferschntzbauten, Begriffsbestimmung 487; oberpolizeiliche Vorschriften in bezug auf — 529, 532; Genehmigungspflicht für — 478. Ulmen, Entwendung von — 263, 307. Umfriedung von Grundstücken nach pfälz. Jagd­ recht 401. Umherziehende Gewerbetreibende, Hunde­ abgabenpflicht der — 781. Umlagen, Abziehbarkeit bei der Einkommen­ steuer 569; bei der Kapitalrentensteuer 794; bei der Erbschaftssteuer 632. Umlagenerhebung aus der Warenhaussteuer 878. Umlagenp^icht auf Grund der Gewerbesteuer Umsatz s. Geschäftsumsatz. Umschlagplätze, Bedeutung für die Doppel­ besteuerung 622. Umzäunte GrundMcke, Jagdrecht auf — 392. Umzüge der Innungen 459. Unbeschränkte Einkommenstenerpsticht 544. Unbrauchbarmachung von Gegenständen durch Arme 96. Unentbehrlicher Wasserbedarf 495. Unfälle, durch solche veranlaßte Forstftevel 237. Unfallverficherungen, Gebühren für — 683. Ungebühr vor Behörden, deren Bestrafung 34; — unterstützter Armer 96. Ungeeichte Gefäße, Verwendung von — im Bergwerksbetrieb 136. Ungehorsamsstrafen, fortdauernde Geltung der — 25. Nnglücksfälle, Minderung der Einkommen­ steuer wegen — 590, 592; — im Berg­ werksbetrieb, Verhalten bei — 112. Unnültigerklärnng der Fischerkarte 189. Uniformskosten als Betriebsausgaben 586. Unkenntlichmachung des Forstfrevlers 232,300. Unrichtige Angaben hinsichtlich der Einkommen­ steuer 595, 606; hinsichtlich der Erbschafts­ steuer 641; hinsichtlich der Kapitalrenten­ steuer 796; hinsichtlich der Hausiersteuer 742; hinsichtlich der Kirchensteuerpflicht 803; zur Berechnung eines zu niedrigen Malzauf­ schlags 818; zum Zwecke der Vergütung oder des Erlasses der Uebergangsabgabe von Bier UMd Malz 862. Unrichtige Aufstellung in den Nachweisungen bet Versicherungsverträge 685. Unrichtige Nachweisung über Lombarddarlehen, ANfstellung von — 688. Unsichere Zuwendungen, Berechnung der Erb­ schaftssteuer aus — 638. Unterbrechung der Verjährung 15, 16; in Forststraffachen 248, 305. Unterbrechungen des Gewerbebetriebes, Bedemtung für die Berechnung der Gewerbestemer 706. Schiedermair, Nebengesetze.

Unterführungen unter Gewässer 479. Untergang des Biers, Vergütung des Malz­ aufschlags bei — 817. Untergäriges Bier, Begriffsbestimmung 811; Herstellungsstoffe für — 810. Unterhaltsansprüche, Abziehbarkeit bei der Ein­ kommensteuer 569, 573, 575. Unterhaltsbeiträge, Einkommensteuerpflicht der — 558; Aufnahme der — in die Be­ amtenlisten 603. Unterhaltskosten, Abziehbarkeit bei der Ein­ kommensteuer 569; bei der Kavitalrentensteuer 794. Unterhaltsleistnngen als Gegenstand der Be­ steuerung 556. Unterhaltung von Wasserbenützungsanlagen 495, 514. Unterhaltungskosten als Betriebsausgaben bei der Einkommensteuer 567. Unterkunftshütten des Alpenvereins, Haus­ steuerpflicht der — 762. Unterlieger, wasserrechtliche Pflichten des — 517. Untermieter, Mitwirkung bei Herstellung der Haussteuerlisten 602. Unternehmer, Gewerbesteuerpflicht des — 695; Warenhaussteuerpflicht des — 881. Unternehmerwechsel, bei der Gewerbesteuer 706, 708; Bedeutung des — für die Waren­ haussteuerpflicht 884; Anzeigepflicht hierbei 885. Unternehmungen, gewerbliche, Warenhaus­ steuerpflicht der — 880. Unterpachtverträge über Fischwasser, Hinter­ legung 194. Unterrichtende Tätigkeit, Besteuerung des Einkommens aus - 584. Unterrichtsanstalten, Haussteuerfreiheit der — 758; Besuch der — durch die Bergwerks­ arbeiter 139. Unterrichtsstiftungen, Einkommensteuerpflicht 558. Unterschlagung an Mineralien, die dem Berg­ recht unterliegen 140. Unterstützungen, Einkommensteuerpflicht der — 558, 559; Abziehbarkeit bei der Gnkommensteuer 575. Unterstütznngskasse zugunsten der Bergarbeiter 133; für das Kanalunterpersonal 531. Unterstützungskaffen, Gewerbesteuerpflichtigkeit der — 693; Gebührenpflicht der Versiche­ rungen der — 684. Unterstütznngsverein, allgemeiner, s. allge­ meiner Unterstützungsverein. Unterstützungsvereine, Abziehbarkeit der Bei­ träge zu — bei der Einkommensteuer 573. Untersuchungshaft, deren Anrechnung 12. Unterwasserkanal 483. Unverzmsli^e Forderungen, Besteuerung der

Unvollständige Angaben hinsichtlich der Ein­ kommensteuer 595, 606; hinsichtlich der 59

Kapitalrentensteuer 796; hinsichtlich der Kirchensteuer 803. Unvollständige Steuererklärungen hinsichtlich der Gnkommensteuer, Ergänzung der — 598. Unzulässige Stoffe, Verwendung von — zur Bierbereitung 810. Urheberrechte als Bestandteil des gewerblichen Betriebskapitals 699. Urheberrechtsgesetz, bayer. 26, 28. Urkunden über Lombarddarlehen, Gebühren­ pflicht der — 686. Urkundenerrichtung bei Versteigerungen 678, 680. Ursprungszeugnisse für Fischbehälter 208. Urteile, Bedeutung für die Erbschaftssteuerpflicht 628.

B. Väter, Zivilverantwortlichkeit nach dem Forst­ gesetz 242; nach dem ForstStG. 303. Berakkordierungsbedingungen, Zuwiderhand­ lung gegen — 277. Veränderung, des Wasserlaufs 505; Vergütung des Malzaufschlags bei — des Bieres 816,817. Veranlagung, der Einkommensteuer 542; der Gewerbesteuer 698; der Kapitalrentensteuer 796; der Kirchensteuer 800, 803, 804; der Warenhaussteuer 883, 886. Veranlagung vormerkungsweise s.vormerkungsweise Veranlagung. Beranlagungsunterlagen bei der Einkommen­ steuer, Aufschlußerteilung hinsichtlich der — 598; desgl. hinsichtlich der Gewerbesteuer 708; desgl. hinsichtlich der Kapitalrenten­ steuer 797. Verantwortlichkeit, auf Grund des Berg­ gesetzes 102; nach dem MalzaufschlG. 858. Veräußerung, von Gegenständen, die als Armen­ unterstützung zugewiesen sind 96; von Fischen unter dem Mindestmaß oder während der Schonzeit 200; verbotene von Krebsen 204; gefrevelter Gegenstände 237,319; durch Frevel erlangten Walderzeugnisse 284, 319; zum Bedarfe bezogener Walderzeugnisse 281, 288, 319; von Waldgrundstücken durch Güter­ händler 255. Beräußerungsabsicht bei Forstfteveln 233,301. Verbände von Genossenschaften, Einkommen­ steuerpflicht der — 549; desgl. Gewerbe­ steuerpflicht 696. Verbindungswege, Felgenbreite auf — 452. Verbotene Fanggeräte, deren Herausgabe 186. Verbrauch, des Wassers 484; Entwendung von zum — zugerichtetem Holz 264, 307. Berbrauchsausgabea abziehbare im Sinne des EinkStG. 566, 568. Verbrauchssteuern der Gemeinden 323, 342. Verbrecher, Auslieferung der — 41. Verderben des Biers, Rückvergütung des Malzauffchlags bei — 816, 817. Berehelichungszeugnis 385; Bestrafung der Standesbeamten bei Eheschließung ohne — 39.

Vereinbarungen mit anderen Staaten hin­ sichtlich der Besteuerung 613; desgl. hin­ sichtlich der Hundeabgabe 780. Vereine, Erbschaftssteuerpflicht 630; Einkommen­ steuerpflicht der — des bürgerlichen Rechts 543; Einkommensteuerpflicht der nicht rechts­ fähigen — 543, 546, 549; Gebührenpflicht der Versicherungen der — 684; Pflicht der — zur Entrichtung des Gebührenäquivalents 671, 672; Kirchensteuerpflicht der — 801; Haftung der Vertreter der — nach dem MalzaufschlG. 858. Bereinigung juristischer Personen, Bedeutung für die Gewerbesteuer 707. Bereinsgesetz 26, 28, 457. Verenden, angekörter Hengste 438; Bedeutung des — eines Hundes für die Pflicht zur Entrichtung der Hundeabgabe 778. Verendete Tiere, als Gegenstand des Jagd­ rechts 404. Verfahren s. Strafverfahren. Berfaffungsurkunde, Abänderung der — 56. Berfolgungsrecht an Fischen 171. Verfügungen der Verwaltungsbehörden zum Vollzug des Wassergesetzes 533. Verfügungen von Todes wegen, Mitteilung an die Erbschastssteuerbehörde 646. Bergabungsholz, Veräußerung von — 319. Vergehen, Abgrenzung gegen die Übertretungen 7, 19. Vergütung, der Übergangsabgaben von Bier und Malz 862; ungerechtfertigte — des Malzaufschlags 815; unrichtige Angaben zum Zwecke der — des Malzaufschlags 818; s. auch Rückvergütung. Verhältnismäßige Gebühr 655, 672. Verhandlungen über die Vermessung der Sud­ pfannen, Aufbewahrung der — 857. Verhängte Orte, Begriffe der — 270; Weide auf 269, 311; s. auch eingehegte Orte. Verhinderung der Betriebsinhaber an der Erfüttung der Verpflichtungen nach dem MalzauffchlG. 860; s. auch Hinderung. Verjährung, nach dem Strafgesetzbuch 14; Unterbrechung der — 15; von Dauerdelikten 15; von Zuwiderhandlungen gegen das Berg­ gesetz 102, 141; von Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über Entrichtung der Biersteuer, der Branntweinsteuer, der Post­ gefälle 6; von Zuwiderhandlungen gegen das Brandversicherungsgesetz 146; der Strafen und der Strafvollstreckung nach dem EinkStG. 611; der Strafen nach dem ErbschaftsStG. 647; von Ersatzgeldansprüchen 45; von Forst­ fteveln und Forstpolizeiübertretungen 246, 305; der Strafvollstreckung nach den Forst­ gesetzen 248, 306; Unterbrechung der — nach dem Forstgesetze 248; von Zuwider­ handlungen gegen das Gebührengesetz 690; von Zuwiderhandlungen gegen das Grundenllastungsgesetz 372; der Zuwiderhand­ lungen gegen das HausierStG. 718; der

Zuwiderhandlungen gegen das Heimatgesetz 385; der Zuwiderhandlungen nach dem KirchStG. 804; von Kommunbraurechten 357; der Zuwiderhandlungen gegen das MalzaufschlG. 861; der Zuwiderhandlungen gegen das WarenhausStG. 887. Verjüngung des Waldes 252. Verkauf, angekörter Hengste 438; von Ge­ bührenmarken über dem Nennwert 689; Entwendung von zum — zugerichtetem Holze 264, 307. Berkaufsläden,Bedeutung der Haltung mehrerer — für die Gewerbesteuerpflicht 698. Berkaufsstätte, feste im Sinne des HausierStG. 731. Verkaufsstellen, Bedeutung für die Doppel­ besteuerung 620; Besitz mehrerer — als Grundlage der Warenhaussteuerpflicht 880. Verkehr mit geschrotetem Malz 844; Offen­ haltung des — auf Gewässern 520; Verbot des — mit feindlichem Gebiet bei Kriegs­ gefahr 33. Berkehrsanstalten, Gewerbesteuerpflicht 692; Haussteuerpslicht 764. Berkehrsunternehmungen, Befreiung vom Ge­ bührenäquivalent 674. Berkehrsverbote für Fische 175, 200, 202, 203; zur Sicherung örtlicher Gefälle 337,343. Berkohlen von Holz 281, 314. Verkündung s. Publikation. Verkürzung der Einkommensteuer 595; der Hundeabaabe 785, 789; der Kapitalrenten­ steuer 796; der Kirchensteuer 803; des Malz­ aufschlags 818; örtlicher Gefälle 334, 343; der Übergangsabgabe von Bier und Malz 862. Berlaffene Ehefrauen, Kapitalrentensteuer­ pflicht 791. Berlaffenschaft s. Nachlaß. Berlaffenschaftskommiffäre, Anzeigepflicht der — nach dem ErbschaftsStG. 646. Berlassenschaftsverhandlungen, Mtteilung der — an die Erbschastssteuerbehörde 646. Verletzungen im Bergwerksbetrieb, Verhalten bei - 112. Verlust von Einkommensquellen 592; Abzieh­ barkeit von Verlusten bei der Einkommen­ steuer 568. Berlustrechnungen, Einreichung der — nach dem EinkStG. 598. Bermächtniffe, Erbschastssteuerpflicht der — 627. Bermarkungsgefetz 87. Vermessung der Sudpfannen 857. Bermeffungszeichen, Zerstörung von — 714. Vermietete Grundstücke, Ertragsberechnung der — für die Einkommensteuer 575. Vermischung von Malz, Einfluß der — auf die Steuerpflicht 837, 838. Bermögensverluste, Abziehbarkeit bei der Ein­ kommensteuer 569. Vernichtung der Fische und Krebse, Anwen­ dung von Mtteln zur — 205. Veröffentlichung s. Publikation.

Verordnung, Königliche, Begriff 63; landes­ herrliche 70; Publikation 72. Berordnungsrecht, dessen Grenzen 70. Verpachtete Grundstücke, Ertragsberechnung für die Einkommensteuer 575, 577. Verpächter, Haftung der — für die Gewerbe­ steuer 696. Verpächter von Gewerben, Steuerpflicht der — 696. Verpachtung der Jagd 393; der Feldjagden in der Pfalz 399; Einfluß des Verkaufs des Grundstücks auf ein Pachtverhältnis 396; s. auch Pacht. Verpachtungen, Gebührenpflicht der — 676. Verpflichtung der Fischereiaufseher 187; der Mitglieder der Körausschüsse 435. Versammlung des Landtags 57. Bersand^eschäfte, Warenhaussteuerpflicht der Verschluß, amtlicher, s. amtlicher Verschluß. Verschulden bei Zuwiderhandlungen gegen das HausStG. 775; bei Zuwiderhandlungen gegen das HundeAbgG. 786; bei Zuwider­ handlungen nach dem KirchenStG. 807; bei Zuwiderhandlungen gegen das MalzauffchlG. 857; s. auch Schuld. Verschweigung erbschastssteuerpflichtiger Gegen­ stände 641; bei der Hausiersteuer 742; des Metertrags bei der Haussteuerberechnung 768. Verschwendung des Wassers 505. Verschwiegenheitspflicht auf Grund des EinkStG. 607. Versendung von Fischen 208; von Fischen unter dem Mindestmaß oder während der Schonzeit 200; verbotene — von Krebsen 204. Versetzung des Notars, Einfluß der — auf die Notariatsabgabe 870. Versicherung von Gebäuden bei anderen An­ stalten als der staatlichen Brandversicherungs­ anstalt 142, 143; Ausgaben für — als Betriebsausgaben nach dem NotAbgG. 872, 873; Kosten für — als Abzugsposten bei der Haussteuer 773. Versicherungsanstalten, Haussteuerfreiheit der — 758. Versicherungsanstalten, Berechnung des Be­ triebskapitals der — 700; Einkommensteuer­ freiheit der — der Arbeiterversicherung 549. Versicherungsgesellschaften, Pflicht zur Ent­ richtung des Gebührenäquivalents 671. Bersicherungskammer, Einkommensteuerpflicht 549; Haussteuerfreiheit 758. Versicherungskosten, Abziehbarkeit bei der Ein­ kommensteuer 568. Versicherungspolicen, Gebühren für —- 680. Versicherungsprämien. Abziehbarkeit bei der Einkommensteuer 5o8. Bersicheruugsrenten, Besteuerung der — 584. Versicherungsscheine, Gebühren für — 680. Versicherungssumme im Sinne des Brand­ versicherungsgesetzes 145; als Bestandteil des Einkommens 556.

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Die Zahlen bedeuten die Seiten.

Versicherungsurkunden, Gebühren für — 680. Bersicherungsvereine, Gewerbesteuerpflichtigkeit der — 693. Bersicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, Einkommensteuerpflicht 558; Kapitalrenten­ steuerpflicht 791. Versicherungsverträge, Gebühren für — 680. Versorgungsabgaben der Notare, Abziehbarkeit bei der Einkommensteuer 573. Versorgungseinrichtungen des Notariats, Ab­ gabe für die — 869. Versteigerungen, Gebührenpflichtigkeit der — 675 ; durch Auktionatoren 744. Bersteigerungsgeschäfte, Warenhaussteuer -

Bersteigerungsurknnden, Pflicht zur Aufnahme und Vorlegung der — 680. Versteuerung von Malz zu einem zu niedrigen Satz 818. Berstümmelungszulagen, Einkommensteuer Pflicht der — 558. Versuch, Bestrafung des — 8; in Forststraf­ sachen 221, 296. Bersuchshunde, Hundeabgabenpflicht für—779. Versumpfungen, Verhütung von — 520; durch Wasserbenützung 505. Verteilung von Bekanntmachungen usw., ver­ botenes 36. Vertilgung schädlicher Insekten 256. Verträge, Gebühren für — 659, 660; Be­ deutung von — für die Erbschaftssteuerpflicht 628. Vertragsstrafen, unzulässige, gegen Bergarbeiter 132. Vertrauensmänner im Bergwerksbetrieb 119. Vertreter, Strafbarkeit der — bei der Hinter­ ziehung der Einkommensteuer 595, 596; Einkommensteuerpflicht diplomatischer — 546, 548; Abgabe der Bekenntniserklärung durch — 804; beim Gewerbebetrieb 358; rentamtliche — bei Versteigerungen 679; straf­ rechtliche Haftung der — nach dem MalzauffchlG. 858, 860; Pflicht zur Bestellung von — nach dem MalzaufschlG. 860; Ab­ gabe der Warenhaussteuererllärung durch — 886; Anzeige des Unternehmerwechsels durch — bei der Warenhaussteuer 885. Vertreter, gesetzliche, Pflichten der — nach dem EinkStG. 595,604; desgl. nach dem GewStG. 708; desgl. nach dem KapitalStG. 797, 799; Anmeldung gebührenäquivalentpflichtigerObjekte durch — 675. Verunreinigung der Heilquellen 503; des Wassers 473. Verwaltungsbehörden, Beseitigung eines ord­ nungswidrigen Zustands in Fischereisachen durch die — 185; Ordnungsstraftecht der — in Fischereisachen 159; Beseitigung ord­ nungswidriger Zustände u. ä. durch die — nach dem Wassergesetz 526; Anordnungen der — zum Vollzug des Wasseraesetzes 533; Zuständigkeit in Wassersachen 464, 465.

BerwaltungSkosteu, Abziehbarkeit bei der Kapitalrentensteuer 794. Berwaltungsrechtsverfahren, Einfluß auf das Strafverfahren 159; oesgl. in Wassersachen 464. Berwaltungsstrafverfahren, gegen Abgeordnete 57; nach dem EinkStG. 612; vei Zuwider­ handlungen gegen das ErbschaftsStG. 647; bei Zuwiderhandlungen gegen das Gebühren­ gesetz 690; bei Zuwiderhandlungen gegen das Grundentlastungsgesetz 372; nach dem HausStG. 758; nach dem HausierStG. 750; bei Zuwiderhandlungen gegen das HundeAbgG. 776,787; nach dem KirchenStG. 804; bei Zuwiderhandlungen gegen das MalzaufschlG. 861, 868; nach dem Waren­ hausStG. 879, 889. Berwaltungsverfahren in Fischeveisachen, Ein­ fluß des — auf das Strafverfahren 159; desgl. in Wassersachen 464. Verwandtschaft, im Sinne des Strafgesetzbuchs 11; im Sinne des ErbschaftsStG. 631. Verweigerung der Übernahme von Gemeinde­ ämtern 339. Verweis, Zulässigkeit als Strafe in Landes­ strafgesetzen 5; Form der Erteilung 11. Verwendung, von Gebührenmarken 689; zu auffchlagfteien Zwecken geschroteten Malzes 818. Verwertung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, Gewerbesteuerpflichtigkeit der — 695. Verwiegen s. Wiegen. Verwundung der Fische 205. Berzehrungsgegenstände, Hausiersteuerpflicht des Handels mit — 736. Verzeichnis über die erbschastssteuerpflichtige Masse 641, 643, 645. Verzeichnis der Einkünfte ans Kapitalver­ mögen, Einreichung des — zu Zwecken der Einkommensbesteuerung 604. Verzeichnis der Kapitalforderungen, Ein­ reichung des — bei der Einkommensteuer 598. Verzeichnis der Nachlaßgegenstände, Ein­ reichung zu Zwecken der Einkommensbesteuerung 604. Verzicht auf eine Einnahme, Einfluß des — auf die Berechnung des Nnkommens 871. Vieh, Aufschlag von — 327, 328; Betreten von Ansaaten und Pflanzen mit — 273, 313; Hüten des — im Walde 269, 311; Unterlassung der Herdenweide mit—274,314. Viehhändler, Hausiersteuerpflicht der — 722, 739, 745. Viehverficheruugen, Gebührenpflicht der — 684. Viktualienhandel, Hausierireuerpflicht des —

Visitation der Hunde 786. Vogelschutz 411. Vollstreckung von Urteilen und Strafbefehlen auf Ersatzgeld 51. Vollziehbarkeitserklärung polizeilicher Vor­ schriften 68.

BollzugSanordnungen zum HausierStG., Zu­ widerhandlungen gegen — 746. Bollzugseinführungsgesetz zum Strafgesetzbuch, s.Einführungsgesetz zum bayer.Strafgesehbuch. Bollzugsvorschriften zum MalzaufschlG., Be­ strafung von Zuwiderhandlungen gegen — 852, 856, Voraussetzungen der Körung 436. Bordereitunashandlungen, Abgrenzung gegen­ über dem Versuch 9. Voreltern, Erbschastssteuerpflicht 626, 629. Borenthalten des Malzaufschlags 815, 816. Borflutrecht 517. Borführung anzumeldender Hunde 788. Vorkaufsrecht freun Verkauf von Grundstücken an Güterhändler 377. Vorläufige Nichterhefrung der Gebühren 650. Vormerkung, der Haussteuer 759; auf dem Wandergewerbeschein 743. Bormerkungsweise Veranlagung der Ein­ kommensteuer 553; der Gewerbesteuer 696, 705; der Kapitalrentensteuer 791; Bedeutung der — für die Kirchensteuer 800. Vormünder, Gebührenpflichtigkeit der Ver­ steigerungen der — 677; Zivilverantwort­ lichkeit nach dem Forstgesetz 242; desgl. nach dem ForstStG. 303. Vorräte als Bestandteil des gewerblichen Be­ triebskapitals 699, 700. Vorrichtungen zum Malzschroten 819; Anzeige­ pflicht beim Besitz von — 847; Besitz und Benützung von — 846; Einbringung von Malz in — 820; Genehmigungspflicht der — 843. Vorschriften besondere für Waldarbeiter 274, 314. Borschußfonds der Brandversicherungsanstalt, Zufluß von Geldstrafen an den — 142. Borschußgenoffenschaften, Einkommensteuer­ pflicht 549; Gewerbesteuerpflicht 696. Borstände der Behörden, Pflicht zur Herstellung der Beamtenlisten 603. Vorstandsmitglieder von Aktiengesellschaften, Pflicht zur Anzeige von Kapitalseinzahlungen 663. Vorstandsmitglieder registrierter Gesellschaf­ ten 345. Vorteile, Zuwendung von — an Malzaufschlag­ beamte 850. Borträge, Hausiersteuerpflicktigkeit der — 729. Borweisen der Fischerkarte 189. Vorzeigung der Fischerkarte und des Ausweises 194; der Hundeabgabenquittung 789; des Hundezeichens 789; der Wandergewerbe­ scheine und der Besteuerungsnachweise 746.

W. Wachsfigurentheater^ Hausiersteuerpflicht der

Waffen, Führung durch Forstfrevler 232. Waffenführung verbotene 411.

Waffenscheine zum Gewehrtragen 400,407,411. Wagegefrühren 334. Wagen, vorrätig zu haltende nach dem MalzauffchlG. 852, 855; zur Verwiegung des Malzes 822. Wagen und Gewichte, Prüfung der — durch die Steuerbeamten nach dem MalzauffchlG. 813. Wägen, Vorschriften über Felgenbreite, Be­ spannung, Radbeschlag, Breite der Ladung, Anbringung von Seitensitzen 449. Wägevorrichtungen selbsttätige für Malz 827; an Malzmühlen, Anzeigepflicht bei Störungen der — 843; Anzeigepflicht bei Beschädigungen und Unregelmäßigkeiten der — 838, 848. Wahrheitswidrige Angaben hinsichtlich des Malzaufschlags 818. Waisenhäuser, Haussteuerpflicht 762. Wald, Begriffsbestimmung 221. Waldansaaten, Zugehörigkeit zum Walde 221. Waldarbeiter, als Forstftevler 232; Zuwider­ handlung gegen besondere Vorschriften durch — 274, 314. Waldbefitzer im Sinne des Forstgesetzes 222; Haftung der — für Geldstrafen Dritter 249; Haftung der — für Forstpolizeiübertretungen Dritter 245. Waldblößen, Aufforstung der — 256; Zuge­ hörigkeit der — zum Walde 221. Waldbrände, Verhütung der — 260, 317, 318. Waldeisen, Aushauen des — 232, 309. Walderzeugniffe, unzulässige Veräußerung von — 281, 283, 284, 319; Notwendigkeit von Erwerbszeugnissen für — 288. Waldgrundstücke, Ersatzgeld beim Übertritt von Haustieren auf — 53; Zertrümmerung von — 379. Waldhammerzeichen, Aushauen des — 232, 308; Verletzung der — 274 314. Waldjagd in der Pfalz 398, 399, 400. Waldnutzungen außergewöhnliche s. Außer­ gewöhnliche Waldnutzungen. Waldpflanzungen, Zugehörigkeit zum Walde 221. Waldsamen, Entwendung von — 267, 310. Waldungen, Abhalten von Treibjagden in — 418. Waldwege, Felgenbreite auf — 452; Fahren außerhalb der — 273, 313; Zugehörigkeit der — zum Walde 221. Waldweide s. Weide. Wallfahrten, nicht herkömmliche 459. Wanderaüktionen, Hausiersteuerpflicht der — 732, 738, 741. Wandergewerbescheine, Vorzeigungspflicht, Pflicht zur Mitführung. Überlassung an an andere 746; Notwenoigkeit der — 753, 754, 755, 756. Wandergewerbesteuer s. Hausiersteuer. Wanderlager, Anmeldung der — 744; Be­ steuerung der — 719,731; Höhe der Hausier­ steuer für — 735, 738; Überschreitung des

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Die Zahlen bedeuten die Seiten.

angemeldeten Zeitraums des Betriebs von — 742. Wanderlager-etrieb, Gewerbesteuerpflichtigkeit des — 692. Waren im Sinne des HausierStG. 722. Waren von geringem Wert, Hausiersteuer­ pflicht des Handels mit — 736. Warenbestellungen, Aufsuchen von — im Sinne des HausierStG. 724. Warenhaussteuer, Bezugsberechtigung hinsicht­ lich der — 881, 882; Fälligkeit der — 885; Höhe der — 882; rechtlicher Bestand der — gegenüber der GewO. 878; Heranziehung der — bei der Umlagenberechnung 878. Warenhaussteuererklärnna 883, 884, 887; Formular für die — 887; nicht rechtzeitige Abgabe der — 885. Warenhaussteuergesetz 877. Warenhaussteuerpflicht 879. Warenkredite als Betriebsmittel im Sinne des WarenhausStG. 880. Warnung von Forstsrevlern als Strafschärfungs­ grund 232, 301. Wartegelder, bayerische, Einkommensteuer­ pflicht die 546, 584. Waschabgänge, Abzüge hierfür im Bergwerks­ betrieb 136. WäsIe, Reinigen der — in Gewässern 520, Wäschefabrikation, Hausiersteuerpflicht des Handels mit Erzeugnissen der — 753. Waschen in Gewässern 523, 524. Waschgold 525. Waschhäuser, Errichtung von — 478. Waffer im Sinne des MalzaufschlG. 811; Ablauf des — 516; Verwendung des — bei der Bierbereitung 810, 811, 812; Pflicht zur Aufnahme von — 516; Rückkehr des — bei Überflutungen 170, 171; Wegnahme des — aus Waldungen 279; Hausiersteuer­ pflichtigkeit der auf dem — verfahrenen Waren 725. Wafferablauf, Förderung des — 515. Wasseradern, unterirdische 497. Wafferamsel, Fang und Erlegung durch Fischereiberechtigte 177, 180. Wafferausleitungen, Errichtung von — 478. Wasserbedarf, Entziehung des — 495. Wafferbenützung, verbotene 478; durch die Ufereigentümer und die Eigentümer 505. Wafferbenützungsanlagen, Unterhaltung von — 495, 514; Wasserverschwendung und will­ kürliche Ausnützung des Wassers durch — 506. Waffereinleitung in Waldungen 274, 314. Waffereinleitungen, Errichtung von — 478. Wasserfahrzeuge, Mitführen von Fischereigerätschaften auf — 186. Waffergenoffenschaften, Anzeigepflicht der Liquidatoren von — 520,522; Aushändigung der Bücher und Schriften der — 520, 522. Waffergesetze 26, 28, 462.

Waffertzräser, Abmähen der — an den Rinn­ salen 170, 184. Wasserkraft, gespannte 483. Wasserkräfte, als Bestandteil des gewerblichen Betriebskapitals 699. Wasserlauf, Freihaltung des — 492; Ver­ änderung des — 505. Wasserläufe, kleine, Eintritt der Fische in — 160, 162. Wasserleitungen 489; Schutz der — 497; Führung von — über Gewässer 479. Waffermenge, Verminderung der 505. Wasserpflanzen, Entnahme der — aus Laich­ schonstätten und Winterlagern der Fische 182; Räumen der — aus Fischwaffern 170, 184. Wa^serrechtliche Bestimmungen des PStGB. Wafferriesen, Beschädigung von — 278, 315. Wasserschadenversicherung, Kosten für — als Abzugsposten bei der Haussteuer 773. Wasserspiegel, Senkung des — 515. Wasserstuben, Beschädigung von — 278, 315. Wassertiere, nutzbare, als Gegenstand des Fischereirechts 152, 154; Bewilligung zum Fang von — 192; Fang von — in Laich­ schonstätten 182. Wasserverschwendung 505. Wasserwerke, Hemmung des Zugs der Fische durch — 161. Wasserzins als Abzugsposten bei der Haus­ steuer 773. Wafferzölle 334. Wechsel, Besteuerung der — 581, 790; als Bestandteil des gewerblichen Betriebskapitals 700. Wechselproteste, Gebühren für — 666. Wechselstempel, Abziehbarkeit des — bei der Kapitalrentensteuer 794. Wegabgaben, Verfehlungen in bezug auf — 27. Wege, Einfluß auf das Eigenjagdrecht 392,395. Wegegeldgebühren 334, 342. Wegnahme des Fichlaichs 182. Wegweiser, Verletzung von — 274, 314. Wegzölle, gemeindliche 323, 342. Wehrgräben, Verletzung von — 274, 314. Wehrzeichen, Verletzung von — 273, 313. Weide in Waldungen 259,311; in Flußnieder­ ungen und Auen 200; in den Alpen 259. Weiden, Betteten ftemder — 422. Weiden, Einlegen von — in das Wasser 476. Weiden unangekörter Tiere 425; s. auch Hüten. Weiher, Begttff der — 470; Verzeichnis der im Staatseigentum stehenden — 504; Ände­ rungen am Abfluß von — 494, 496. Weiler, Hundeabgabenpflicht in — 782, 783. Weinaufschlag 329, 330. Weinbau, Gewerbesteuerpflichtigkeit des — 692. Weinbauern, Ausschankberechtigung der — 353, 357. Weinberge, Betteten fremder — 422; Be­ tretung der — bei der Jagd 416; Übertritt von Haustieren in — 43.

Weinhändler, Hausiersteuerpflicht der — 753. Weinversteigerungen, Gebührenpflicht der — 677. Weißbier 808. Weizenmalz, Berechnung des Malzaufschlags für — 832; Schrotung des — auf eigenen Malzmühlen 809. Werbungskosten 554. Wergsammeln, Hausiersteuerpflicht 736. Werkkanäle als geschlossene Gewässer im Sinne des Fischereigesetzes 156. Werkstätten, Heranziehung der — bei der Haussteuer 774; Errichtung von — für Holz in oder bei Waldungen 318. Werkzeuge, Anwendung von — bei Forst­ freveln 267, 272, 310; Anwendung grober — beim Fischfang 205. Werkzeu^schärfen, Hausiersteuerpflichtigkeit des Wertangabe hinsichtlich erworbener Grundstücke und grundstücksgleicher Rechte 670. Wertbestimmungstabellen für Forststrafsachen 240; desgl. nach dem ForstStG. 297. Werterlegung für einzuziehende Gegenstände nach dem MalzaufschlG. 810. Wertermittlungsverfahren nach dem GebG. 651, 655, 656, 670, 675. Wertersatz bei Forststrafsachen 238, 302; Haf­ tung von Teilnehmern für — nach dem ForstG. 229, 300. Wertersatzansprüche, forstgesetzliche, Verjährung 247, 248, 306. Wertfestsetzung in Gebührerlsachen 653, 655, 656, 670, 675. Wertminderungskomti, Abziehbarkeit bei der Einkommensteuer 570. Wertpapiere als Bestandteil des gewerblichen Betriebskapitals 700; Ansatz der — bei der Berechnung der Betriebskapitalsanlage 703. Wertsangabe nach dem Brandversicherungs­ gesetz 150; nach dem Gebührengesetz 651,670, 675. Wetten, Einnahme aus — Einkommensbestand­ teil 557, 567. Wetzsteine, Hausiersteuerpflicht des Handels mit — 736. Widder, Anlage von — 498. Widerrechtlichkeit s. Rechtswidrigkeit. Widerstand gegen Malzaufschlagbeanrte 851. Wiederaufnahmeverfahren nach dem WarenHausStG. 884. Wiederbestockung, natürliche, Nachhilfe zur — 256. Wiedereinsetzung in die bürgerlichen und politischen Rechte 82. Wiedererrichtung von Notariaten, Berechnung der Notariatsgabe bei — 870. Wiederherstellung von Vermessungsabzeichen 714; des Waldes bei unerlaubten Rodungen und ähnlichen Handlungen 261. Wiederholte Bestrafung nach dem EinkStG.

Wiederkehrende Leistungen, Abziehbarkeit bei der Einkommensteuer 569; Berechnung der Erbschaftssteuer aus — 635. Wiegen des Malzes, Voraussetzungen des Beginns des — 826; Unterlassung des — 818; Vermerkung des Ergebnisses des — 826; Verlangen des neuerlichen Wiegens 826. Wiesen, Betreten fremder — 422; Übertritt von Haustieren — 43. Wild, Einziehung von — wegen Verletzung der Hegevorschristen 411. Wildbachverbauungen, Begriffsbestimmung 533; oberpolizeiliche Vorschriften in bezug auf — 529, 532. Wildbret, Verkehr mit — 413. Wildbretanfschlag 326, 333. Wildenten, Befugnisse des Fischereiberechtigten in bezug auf sie 180. Wildgärten, Wild in — 418. Wildparke, Wild in — 418. Wildseuchen, Abminderung des Wildstands bei — 41o. Wildstand, Abminderung des übermäßigen — 415. Willenserklärungen, Gebühren für Zustellung von — 666. Wind, Entwendung von Holz, das vom Winde niedergeworfen ist 263, 308. Winterlager der Fische 182. Wirte, Zusatz von Wasserzum Bier durch — 811. Wirtschaften in Wäldern 221. Wirtschaftliche Verhältnisse, Berücksichtigung bei der Einkommensteuer 590. Wirtschaftsbedarfsgegenstände, Hausiersteuer­ pflicht des Handels mit — 736. Wirtschaftsgesellschaften 344. Wirtschaftsgewerbe 353. Wiffenfchaftliche Tätiakeit, Gewerbesteuer pflichtigkeit der — 694; Besteuerung des (Änkommens aus — 584. Wissenschaftliche Zwecke, Ausnahmen von den Fangverboten für Fische für — 201; desgl. für Krebse 204. Wissenschaftliches Einkommen, Doppelbesteue­ rung des — 621. Wittum e, Abziehbarkeit bei der Einkommen­ steuer 575. Witwen, Kapitalrentensteuerbefteiungen 791; Einkommensteuerpflicht der — des Königs 548; Fortführung der Gewerbe durch — 358. Witwenbeihilfen, Einkommensteuerpflicht 558. Witw enversorgung en, Gebühren für — 680. Wochenmarktverkehr, Hausiersteuerpflichtigkeit des - 725, 728, 730. Wöge, Beschädigung von — 315. Wohltätigkeitsstiftungen, Einkommensteuer­ pflicht der — 558. Wohltätigkeitszwecke, Haussteuerfreiheit der Gebäude für — 758. Wohnort im Sinne des HausierStG. 720. Wohnortsänderungen, Anzeigepflicht nach dem EinkStG. 595.

Die Zahlen bedeuten die Seiten.

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Wohnortswechsel, Bedeutung des — für die Kapitalrentensteuer 796. Wohnfitz im Sinne des DoppelStG. 616; Be­ deutung des — für die Doppelbesteuerung 616, 624; im Sinne des EinkStG. 543; Bedeutung des — für die Erbschaftssteuerpflicht 632, 633, 634. Wohnung im Sinne des DoppelStG. 617; Ausgaben für — Abziehbarkeit bei der Ein­ kommensteuer 569; Metwert der — als Gegenstand der Besteuerung 555. Wohnungsräume, Besichtigung nach dem EinkStG. 601. Wohnungsrechte, Abziehbarkeit bei der Ein­ kommensteuer 573. Württemberg, Vertrag mit — wegen der Bodenseegrenze 504. Wurzelanhanen oder -Abhauen 279, 316. Würzemengen, Feststellung der — durch die Steuerbeamten 813; s. auch Bierwürze.

3. Zählwerk, Benützung von Malzmühlen mit mangelhaftem — 818. Zahntechniker, Gewerbesteuerpflicht der — 694. Zander, Markt- und Verkehrsverbote für — 202. Zäune im Überschwemmungsgebiet und auf Hochwasserdämmen 492. Zechenbuch, dessen Führung 114. Zeichen zur Holzabfuhr 272; für die Hunde 786, 787, 788, 789; Verletzung der — des Waldhammers 274, 314; Aushauen von — an Holzstämmen 232, 314; Überlassung von — zu Waldbezügen an andere 272, 312. Zeichenlose Sägblöcke 278, 316. Zeit des Fischfangs 175; für die Einbringung, Bearbeitung und Fortbringung von Malz 844. Zeiten, festgesetzte, Leseholz-, Stockholz-, Graswerk-. Streuwerk-Holen außerhalb der — 271, 312; Holzholen außerhalb der — 272, 313. Zeitliche Geltung polizeilicher Vorschriften 65. Zeitraum, Überschreitung des angemeldeten — bei Wanderlagern 742. Zeitrenten, Besteuerung der — 584. Zeitschriften, Kosten für — als Betriebsaus­ gaben nach dem NotAbgG. 872. Zementgewinnung, Gewerbesteuerpflichtigkeit der — 692. Zentraldarlehenskaffe, Einkommensteuerpflicht der — 551. Zentralhandwerkergenoffenschaftskaffe, Ein­ kommensteuerpflicht der — 551. Zerstörung des Fischlaichs 182; von Niveau­ steinen 714; von Signalsteinen 714; von Bermessungsabzeichen 714; Einfluß der — von Gebäuden auf die Haussteuerpflicht 765. Zertrümmerung s. Güterzertrümmerung. Zengen, Vernehmung von — nach dem Ein­ kommenStG. 599, 604, 605; desgl. nach dem GewStG. 710.

Aeugniffe der Bergleute 127, 137; zur Ehe­ schließung 385. Ziegen, verbotenes Weiden von — 269,311. Ziegenböcke, Haltung und Körung von — 424. Ziehbrunnen 498. Ziehwege, Beschädigung von — 278, 315. Zierbäume, Entwendung aus Wäldern 263. Zigarren, Hausiersteuerpflicht des Handels mit — 736. Aimmerplätze, verbotene Anlegung von — 274, 314. Zimmerung, deren Entfernung aus Berg­ werken 114. Zimmervermietung, Gewerbesteuerpflichtigkeit der — 694. Zinnsammeln, Hausiersteuerpflicht des — 736. Zinsen, Abziehbarkeit bei der Einkommen­ steuer 569, 574; Besteuerung der — 581, 790. Zinsverluste als Betriebsausgaben nach dem NotAbgG. 874. Zivilliste, Einkommensteuerpflicht 548; Ge­ bührenfreiheit 650. Zivilrechtsweg, Verfolgung von Entschädi­ gungsansprüchen nach den Forstgesetzen im — 241, 302; desgl. von Ansprüchen aus der forstgesetzlichen Zivilverantwortlichkeit 244, 304. Zivilverantwortlichkeit, nach dem Fischerei­ gesetz 160; nach den Forstgesetzen 242, 247, 248, 249, 303, 306, 312. Zöglinge, Zivilverantwortlichkeit für Forstfrevel der — 242; desgl. nach dem ForMtG. 303. Zölle, Abziehbarkeit bei der Einkommensteuer 572; gemeindliche — 323, 342. Zollgefälle, Verfehlungen gegen — 27. Zollstationskontrolleure, Einkommensteuer­ pflicht der — 546. Zolltarifgesetz 327. Zollvereinsgesetze 25. Zollvereinsvertrag 327; Bedeutung des — für die Hausiersteuerpflicht 726. Zubehör von Gebäuden, Versicherungspflicht des — nach dem Landesversicherungsgesetz 144, 145; bergpolizeiliche Aufficht über — der Bergwerke 107. Zubereitungen zur Herstellung von Bier und bierähnlichen Getränken 811, 812, 814. Züchtervereinigungen, Körung für — 425. Znckerwaren, Hausiersteuerpflicht des Handels mit — 736. Zuführung von Flüssigkeiten in Gewässer 473. Zug der Fische, Hemmung des — 161, 166. Zugnetze zum Salmenfana 204. Anleitung von Wasser 516, 518. Zurück s. Rück. Zurückerstattung s. Erstattung. Zurücknahme des Körscheins 426, 427, 438. Zurückvergütung der Kirchensteuer 803; s. auch Vergütung. Ausammenpuß s. Konkurrenz. Zusammentreffen s. Konkurrenz.

Die Zahlen bedeuten die Seiten.

Zusammenwirken mehrerer in Forststraffachen 229 231 Zusatz unzulässiger Stoffe zum Bier 810. Zuschlag bei Versteigerungen, falsche Angaben hierüber 680. Zuschläge bei der Einkommensteuer 596, 614; zur Hausiersteuer 716; zu den Staatssteuern 803. Zustand ordnungswidriger, dessen Beseitigung in Fischereisachen 185. Zuständigkeit, zur Erlassung polizeilicher Vor­ schriften und Anordnungen 61; zum Vollzug des Fischereigesetzes 158; der Verwaltungs­ behörden in Wassersachen 465. Zuständigkeitsverordnung 63, 65. Zustandsdelikte 15. Zustellung von Willenserklärungen, Gebühren für - 666. Zntageförderung von Grund- und Quell­ wasser 496. Zuwachs zu den Vorräten bei Wanderlagern, Pflichten bei - 745. Zuwerfe« forstgesetzlich verbotener Vorrich­ tungen 274. Zuwiderhandlungen gegen das ErbschastsStG. und dessen Vollzugsvorschristen 646.

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Zwangserziehung, unbefugte Entfernung aus der — 537. Zwangserziehungsgesetz 537. Zwangsmaßregeln der Verwaltung nach dem MalzauffchlG. 858. ZwangsmittelzumBollzug des Berggesetzes 110. Zwangsstrafverfahren gegen Abgeordnete 58. Zwan^sver^wigernngsverfahren, Gebühren im

Zwangsverwaltungsverfahren, Gebühren im Zwangszöglinge, unbefugte Entfernung der — aus der Zwangserziehung 537. Zweck polizeilicher Vorschriften 79. Zweifel an der richtigen Tätigkeit der Wäge­ vorrichtung, Pflichten bei — 839. 3«iei|etyiifte Ansprüche, Besteuerung der —

Zweifelhafte Zuwendungen, Berechnung der Erbschaftssteuer aus — 638. Zweigniederlassungen, Bedeutung für die Dop­ pelbesteuerung 620; Warenhaussteuerpflicht der — 881; von Aktiengesellschaften, Kom­ manditgesellschaften, Gesellschaften m. b. H., Gebühren für Errichtung von — 657.

Literatur für die in diesem Serke behandelten Gesetze ist aus de« solgendeu Seite« ««gezeigt.

Einschlägige Literatur: ♦ Rauck, Ä. v., Ministerialdirektor im Staatsministerium des ♦ K. Hauses und des Äußern, Bayer. Berggesetz vom 13. August 1910. Mit Bollzugsvorschriften und Erläuterungen. 2. Auflage. (VII, 325 S.) geb. 7.— (Aus Schweitzers braunen Handausgaben.)

♦ Bleyer,I , II. Staatsanwaltim Bayer. Justizministerium, . Bayer. Fischeretgefetz vom 15. August 1898 mit Landes­ fischereiordnung vom 23. März 1909 und den sonstigen Bollzugsvor­ schriften. 2. Auflage. Mit Erläuterungen. 8 °. (VIII, 310 S.) geb. 5.60 (Aus Schweitzers braunen Handausgaben.)

♦ Hümmer, Hs, K. Landgerichtsrat in München, Das Forstrügeverfahren im rechtsrh. Bayern. Gr. 8°. (VIII, 94 S.) 1908. kart. 2.80

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♦ Lindner, Franz, Landgerichtsrat und weiland Dr. Thom, von Hauck, Oberstaatsanwalt a. D. am BerwGerH., Erläuterungen zur Bayerischen Gemeindeordnung für die Landesteile diesseits des Rheins. Dritte, nach dem neuesten Stande der Gesetzgebung bearbeitete Auflage, gt. 8°. (Vin, 642 S.) 1901. 7.50; in Ganzl. geb. 8.50

kynncuivcuruiiung .

Genossenschaftsgesetz: 1. Mai 1889. In der Fassung vom 10. Mai 1897. Auflage. 314 S. 12°.

2. umgearbeitete geb. 3.-

(Aus Schweitzers blauen Textausgaben )

flRritnhpntsrtfHttm * L. Ublagger, Rentamtmann in Eichstätt, Bayer. vyiUllVtUUUHUHB♦ Grundentlastungsgesetz vom 2. Februar 1898. Mit den einschlägigen Ministerialbekanntmachungen und Formularen. 2. Aufl. 140 S. 12°. geb. 2.50 (Aus Schweitzers blauen Textausgaben.)

♦ Braun, Fr. Edler von, K. Ministerialrat VPUKrgei U UHLUlCrullB. im Staatsministerium des Innern, Bayer. Güterzertrümmerungsgesetz vom 13. August 1910 mit den Vollzugs­ vorschriften. 12°. 2. verbesserte Auflage. geb. 2.50 (Aus Schweitzers blauen Textausgaben.)

♦ Jacob, L., K. Rentamtmann in Pegnitz, Das Gesetz über . den Gewerbebetrieb im Umherziehen. Mit Erläuterungen und BollzugSvorschristen. 8°. (VII, 267 S.) geb. 4.80 (Aus Schweitzers braunen Handausgaben.)

3. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier) München und Berlin

Einschlägige Literatur: wfoit* Wirsching», L. F , Bezirksamtmann a. D., Das Jagdrecht Xvivlgt des Königreichs Bayern für das rechtsrheinische Bayern und die Pfalz systematisch bearbeitet, gr. 8°. (XU, 425 S.) 1902. 6.80; in Ganzl. geb. 8.—

Malzaufschlaggesetz: Vorschriften und alphab. Register.

245 S.

12°.

geb. 2 —

(Aus Schweitzers blauen Textausgaben.)

Zapf, H., Regierungsrat im K. Bayer. Finanzministerium, Bayer. Malzaufschlaggesetz vom 18. März 1910. Mit sämtlichen AuSführungsvorschristen und Formularen. Erläutert. (XXXVI, 380 S.) 8°. geb. 8.50 (Aus Schweitzers braunen Handausgaben.)

Notariatsvorschriften: Bayern. Sammlung aller das Notariat betreffenden Gesetze, Ver­ ordnungen und Ministerialbekanntmachungen nach dem Stande vom 31. Dezember 1911. 2. Aufl. 878 S. 12°. geb. 8.— (Aus Schweitzers blauen Textausgaben.)

(SchworApSotlo ♦ Die in Bayern geltenden direkten Steuergesetze.

TextauSgabe mit Vollzugsvorschriften und alphabetischem Sachregister. 850 S. 12°. geb. 5.(AuS Schweitzers blauen TextauSgaben.)

= Euthalt sämtliche Steuergesetze. =

SRlrtffornofoh ♦ Harfter, vr. Theodor, K. RegierungSaffeffor bei der Polizeidirektion in München und Casstmier, Ul'. Joses, K. Ober­ regierungsrat, Kommentar zum Bayer. Waffergesetz vom 23. März 1907, der BO. vom 1. Dezember 1907 und der VD. vom 3. Dezember 1907. Mit zahlr. Abbild. Lex. 8°. (XV, 922 S.) 1908. In Ganzleinen geb. 19.50

♦ Psordterr, Th von der, I. Staatsanwalt im JustizMinisterium. Das bayer. Gesetz betreffend die Zwangserziehung vom 10. Mai 1902 nebst den AuSsührungSbestimmungen. Mit Einleitung, Erläuterungen und Sachregister. 8°. (IV, 125 S.) 1902. geb. 2 -

3. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier) München und Berlin.

Meld, Dr. PH., Univ.-Prof. in Erlangen. tfrsU

beS Deutschen Reiches. Sammlung aller Reichsgesetze strafrechtlichen und strafprozes­ sualen Inhalts mit einem Gesamtregister. Für den akademischen Gebrauch und die Praxis. Vollst. Ausgabe mit 2 Nachträgen, gr. 3°. (IX u. 1349 S.) 152 Gesetze. 1903. In Halbfranz geb. Mk. 11.50 _________ Preis des Nachtrages allein (IV, 428 S.) In Halbl. geb. Mk. 4.—

^18 wirafgeseygeoung

Frank, A., Kgl. Amtsrichter in München.

Sammlung der ortspolizeilichen Vorschriften "LV direktion München und einiger sonstiger Erlasse strafrechtlichen Inhalts für München, gr. 8°. (XII, 226 S.)______________ Geb. Mk. 4.-

Grosch, Dr. A., I. Staatsanwalt.

Strafgesetzbuch

ft*_________ sch____ ch

In Ganzleinen geb. Mk. 3.—

Deibel, I., Bezirksamtmann in Erding.

Der Wirkungskreis der Amtsanwälte

lung ^ron Verord­ nungen und Ministerialerlassen über die Behandlung der den AmtSanwälten zugewtesenen Geschäfte. 8°. (X, 237 S.) 1902. Kart. Mk. 4.—

von Gesetzen, Verordnungen und Ministerialerlassen strafMit system. Inhaltsübersicht und auSführl. Sachregister. 2. Aust. 8°. (418 S.) 1910. _________________________________________________________Kart. Mk. 4.—

öfllUnUUnfl rechtlichen Inhalts für bayer. Polizeiorgane.

Kahn, Dr. I., Justizrat, Syndikus der Handelskammer München und Weiß, Dr. Chr., Ratsasseflor in Nürnberg.

^venoewerosgesetz

oom 7- 3unl 1909- Mit Erläuterungen. bearb. Aufl. (XVI, S.)

2. neu» 7.50

Mk.

(Aus SchwettzerS braunen Handausgaben.)

Doerr, Dr. Fr., II. Staatsanwalt. für das Deutsche Reich nebst Einführungsgesetz und er-

öITUyQCjEpVUU/ gänzenden Gesetzen in der Fassung der Novelle von 1912.

Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister. 2. Aust. 215 S. Geb. Mk. 1.20 (Aus Schweitzers blauen Textausgaben.)

Deßen, K., Landgerichtsrat und Klimmer, Dr. £>., Amtsrichter im Bayer. Justizministerium.

Die Strafvollstreckung 319 S.)

anstalten?° M?t^läuterungem

lAus Schweitzers braune» Handausgabe».)

8°." (VIII,

Geb. Mk. 8.80

Groß, Dr. Hans, Univ.-Professor.

Die Erforschung des Sachverhalts strafbarer Handfnrt/ton Mn Leitfaden für Beamte des Polizei- und SicherheitSlUlllJill.

im Text.

dunstes. 3. verbesserte Auflage. Mit zahlreichen Abbildgn. gr. 8°. (IX, 192 S.) 1909.___In Ganzl. geb. Mk. 2.50

Groß, Dr. Hans, Untv.-Profeffor.

Handbuch für Untersuchungsrichter

minalistik. 5. vermehrte Auflage. Mit 138 Abbildungen im Text. Lex. 8». (XXVI, 1053 S.) 2 Teile. 1908. Mk. 18—, in Ganzleinen geb. Mk. 20.—

Z. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier) München und Berlin