Die schöne Mahsatī. Ein Beitrag zur Geschichte des persischen Vierzeilers [Band I]

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Die schöne Mahsatī. Ein Beitrag zur Geschichte des persischen Vierzeilers [Band I]

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DIE SCHÖNE MAHSATI EIN BEITRAG ZUR GESCHICHTE DES PERSISCHEN VIERZEILERS BAND I

VON

AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN

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FRITZ MEIER

UND DER LITERATUR

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VERÖFFENTLICHUNGEN DER ORIENTALISCHEN KOMMISSION

BAND XV

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FRANZ STEINER VERLAG GMBH WIESBADEN 1963

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MEINEM SCHULKAMERADEN UND FREUND

ERNST SCHMIDT INGENI:EUR BASEL

Alle Rechte vorbehalten Ohne awdrackliche Genehmigung de■ Verlage1 ist es nicht gestattet, das Werk oder einzelne Teile daraus nachzudrucken oder auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie ww.) zu vervielfältigen.

© by Franz Steiner Verlag GmbH, Wiesbaden Ce1amthentellung: Wiesbadener Graphische Betriebe GmbH Printed in Cermany

Univ.-Bibl. Bamberg

Vorwort Im Jahre 1939 machte mich Herr Prof. Heilmut Ritter in tstanbul auf die Handschrift Ali Emiri Farisi 467 aufmerksam, die einen persischen Volksroman über Mahsati und Amir Af.imad enthält. Ich ließ mir die Hs. photographieren, fertigte eine Übersetzung an, schrieb eine Einleitung dazu und stellte aus den bekannten persischen Biographiensammlungen die Angaben über Mahsati's Leben und ihre zerstreuten Gedichte zusa=en. Diese Arbeit reichte ich 1941 als Habilitationsschrift an der Universität Basel ein. In der Folge beschäftigte ich mich mit andern Gegenständen der Islamwissenschaft und kam erst in den fünfziger Jahren wieder auf M:ahsati zurück. Inzwischen war M. Ishaque's Buch Four Eminent Poetesses of Iran, Calcutta. 1950, erschienen, in dem Mahsati ausführlich behandelt ist und neue Quellen erschlossen sind. Weiter war aus E. E. Berthelsens Persischer Literatur in Mittelasien, in den Mitteilungen des Instituts für Orientforschung, Bd.3, Heft2, Berlin 1955, 197, Anm. 46, zu erfahren, daß eine bisher unbekannte Hs. des Volksromans über Mahsati und Amir Al;tmad im N~ämi-Institut zu Baku vorhanden ist. Ich konnte mir auch von dieser Hs. ein Lichtbild verschaffen. In Persien wurden, um nur das Wichtigste zu nennen, die Zanän-i su!J,anwar des Musir-i Salimi, Teheran 1335/1957, mit einem Abschnitt über Mahsati, sodann '.J_'ähiri-i Sihäb's Diwän-i Mahsati-i Gangawi in zwei Auflagen gedruckt. Zugleich wurde ich mit ungedruckten Anthologien bekannt, die die Mitteilungen der bisher benutzten Biographien- und Zitatensammlungen stark ergänzten. Mehrere Freunde versorgten mich mit weiterem Material, und ein Aufenthalt in Persien und Afghanistan führte mich zu neuen, unerwarteten Quellen. Der Zuwachs des Stoffes und die zunehmende Erfahrung im Umgang mit persischer Poesie nötigten mich zu einer vollko=enen Umarbeitung der ehemaligen Habilitationsschrift. Was jetzt hier im Druck vorgelegt wird, ist ein völlig neues Werk, das mit dem alten nur noch die Anordnung und den Gegenstand gemein hat und selber noch bis in die Druckfahnen hinein dauernd neuen Veränderungen unterzogen worden ist. Man kann unter anderm vielleicht folgende zwei Typen von Philologen unterscheiden. Der eine hat eine breite Kontaktfläche, Berührung mit einem ausgedehnten Forschungsfeld und einer Vielheit von Dingen, die er gern im großenZusa=enhang zur Darstellung bringt. Er sucht den hohen Gesichtspunkt

VIII

Vorwort

Vorwort

und beleuchtet Gesamtgebiete. Ich nenne ihn den „divergenten" Typ. Der andere hat eine schmale Kontaktfläche, Berührung mit einer kleineren Anzahl von Dingen und richtet sein Augenmerk auf die Einzelheit. Er läßt sein Wissen sozusagen durch einen engen Ausguß mehr einem einzelnen Punkt als einer Fläche der Forschung zugute kommen und versucht dort in die Tiefe zu dringen. Das ist der „konvergente" Typ. Die vorliegende Arbeit trägt, dem Gegenstand und dessen Behandlung nach, den Stempel des zweiten Typs. Im weiten Gebiet der persischen Dichtung sollte ein kleiner Flecken, der Komplex Mahsati, aufgehellt werden, und es sind vielfach Einzelheiten (Fragen der Datierung, der Lesarten, des Verständnisses, der Grammatik, der Belege, Antiquarisches), denen die Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Zur Bewältigung dieser Schwierigkeiten und zur Absicherung der Ergebnisse waren starke Kontingente von Vorkenntnissen und Lesefrüchten vonnöten, und diese ließen sich nicht immer von heute auf morgen beschaffen. Das meiste kam durch planloses Lesen und manches durch ~tt~ungen vo~ ~oll~gen_zusammen. Wer sich einen Begriff von der eigentümlichen Schwierigkeit dieser persischen Dichtung machen will verdecke meine Übersetzungen und den Kommentar zu den Gedichten und versuche den Text aus sich heraus zu verstehen. Bei manchen Gedichten wird ein Rest bleiben, den er nicht, nicht vollständig oder unrichtig versteht. Aus dieser Erfahrung ~eraus wurden den Gedichten Übersetzungen und Erklärungen beige~eben. Diese wollen den Leser vor Irrtümern bewahren und die poetische Hinterlassenschaft Mahsati's auch fernerstehenden Laien, wenigstens in einem Abglanz, nahe~ringen. Sie sollen außerdem zeigen, was der Herausgeber verstanden und mcht verstanden hat. Da jedoch bis zur letzten Korrektur immer wiede~ neue Verbesserungen angebracht werden mußten, steht zu befürchten, daß mcht alles, was jetzt verstanden zu sein scheint, auch wirklich verstanden ist. Für diese Fehler bitte ich den Kritiker um Nachsicht. · . Die vorgele~te Sammlung von Mahsati's Versen ist unvollständig. Ich hoffe J:doch,_ d_aß sie zur Entdeckung weiterer Stücke anregt und die Kenner von emschlagigen Stellen veranlaßt, mit ihren Schätzen herauszurücken; für entsprechende Mitteilungen wäre ich dankbar. Als ersten Nachzügler setze ich folgenden Vierzeiler her: 256 bis

. ~cheinend anonyme Anthologie mit vielen Vierzeilern, Hs. Nr. 377 der Privatb1~1ioth~k von Saib Sencer in Ankara, mitgeteilt von Mugtabä-i Minuwi in der Zeitschrift Su!Jan 13, 1341, 1006.

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,venn du, dessen Auge dem der Gazelle gleicht, Treue hieltest, Würdest du deine Hand von der Panthernatur zurückziehen. Was treibst du für ein Fuchsspiel mit mir mittels deiner SchönheiU 0 Josef unserer Zeit, du schließt Frieden in der Art von Wölfen. ltfutaijiidd und murii'iit un-na;ir: vier Tiere. Kunstvolle Gegenüberstellung von Josef und Wolf. Der Panther (namir) gilt als gewalttätig, stolz und zornig (J. Stephenson: The Zoological Se,ction of the Nuzhatu-l-Qulüb of [Jamdulliih al-Mustaufial-Qazwini, London 1928, Text 50 / Übers. 35, Damiri, s.v. namir). „Fuchsspiel" ist „List", ,,Wolfsfrieden" nach den ,vörterbüchern und deren Beispielen „geheuchelter Frieden", in Hinblick auf die sprichwörtliche Falschheit (gadr) und Treubrüchigkeit ([iatr) des Wolfs (Gäl)i~: Jfayawiin, Kairo 1938ff., 1, 213, 298; 6, 410). In unserm Vierzeiler ist gurg-ästi aber nicht Deterniinativ-, sondern Possessivcompositum: ,,einer mit Wolfsfrieden". Hv. 4 beweist die Richtigkeit der Lesung diisti'e, zeigt aber zugleich, daß die maghülVokale unberücksichtigt sind (gurg-iisti'i mit ma'rüf-Vokal). Für die Präteritalformen auf .e bestehen zwei Reihen: diistame, diistate, däste, diistamiine, diistatiine, dästande (R. A. Nicholson: Tadhlciratu 'l-awliyä, Bd. 2, Ein!. 7f., Samak-i 'Ayyiir 120, 5; 164, ult.-165, 1, usw.), und dästame, dästi'e, diiste, diistime, diistide, dästande (vgl. Ibn-i :ijalaf-i Nayiläbüri: Qi~a~ ul-anbiyä 116, apu.; 197, 14; 239, 7; 244, 7; 380, 14, usw.). Der ursprüngliche maghül-Vokal der Endung ist erkennbar in Reimen wie'Att,är: Iliihiniima, ed. Ritter, 240, 11 / ed. Rül)äni, Vers 4609 (cu maste-nisaste). Vielleicht darf ich noch folgendes hier nachtragen: Im Abschnitt über den Bruder als Tugendwächter der Schwester (S. 31-32) wäre noch auf das Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde, s.v. ,,Bruder", zu verweisen; bei '!'abari: Annales I, 5, 2307, 5-6, versichert eine arabische Mutter ilire vier Söhne: ,.Ihr seid die Söhne eines einzigen Mannes wie einer einzigen Frau. Ich habe euren Vater nicht betrogen und euren mütterlichen Onkel(= meinen Bruder) nicht entehrt." - Im Abschnitt über die Unverbindlichkeit der Selbstdarstellung von Dichtern (S. 93-94) wäre noch an 'Umar b. Al)mad Ibn al'Adim (gest. 660/1262) in Aleppo zu erinnern, der geneigt war, seinen Familiennamen Ibn al-'Adim „Sohn des Habenichts" darauf zurückzuführen, daß sein Urgroßvater in seinen Gedichten dauernd über seine Mittellosigkeit klagte, obwohl er über ein beachtliches Vermögen verfügte (Yäqüt: Irsäd, ed. Margoliouth, in Gibb Mem. Series 6, 1913, Bd. 6, 19, 2-4). - Im Vierzeiler Nr 64, Hv. 2, scheint mir jetzt auch die Übersetzung „ich bin das Opfer des Feuers, das dein Charakter (Subj.) hat" möglich. - Zu Nr 89 wäre zu sagen, daß mir in einem Bogenbuch auch kamiin-i zör „starker Bogen" begegnet ist, so .daß

X

Vorwort

grundsätzlich auch die Lesung zör kamän (ohne iefäfat) möglich wäre. - Zu Nr 91 sei auf eine Geschichte vom verschlafenen Liebesgenuß bei Bahä' -i Walad: Ma'ärif, Teil 4, ed. Furüzänfar, Teheran 1338, 169, 1-4, aufmerksam gemacht. - Zu Nr 198 wäre noch an Quatremere: Histoire dea Mongola de la Perse, Paris 1836, 1, 348, 9-10, zu erinnern: ,,Er machte immer wieder nach links und nach rechts Ausfälle und Angriffe" (bar i5ap u räst mi-zad u mi-tä~t). Öap zadan von einem Wildesel kann geradezu „nach links ausweichen" heißen (Samak-i 'Ayyär 1, 12, 15). - Zur Interpretation von Nr 209, Hv. 2, ließe sich vielleicht noch auf Bigami: Däräbnäma 1, 537, pu., verweisen: ,,Er warf zuschlagend einen über den andern" (mard bar mard mi-zad, dafür oft miafgand). - Zu Nr 251 pasiz vgl. noch Robert Göbl: Pasiz und das sasanidische Kupfer, bei Franz Altheim: Geschichte der Hunnen 1, Berlin 1959, 388-90. Zu du i5asm nihädan in Nr 252 vgl. den Vierzeiler Mul).täri's in der neuen Ausgabe seines Diwans von Galäl ud-din-iHumä'i, Teheran 1962, 621, 7: ,,Du gingst, und ich habe in der Hoffnung, du kommest bald wieder, den ganzen langen Tag angestrengt Ausschau gehalten" (du dida nihäda am hama röz-i diräz). Zur Umschrift sei bemerkt: Geographische Eigennamen sind in ihrer heutigen Form, also Naysäbiir, Hirät usw., transkribiert und im übrigen die maghülVokale nur bis 700/1400 berücksichtigt. Eine .Ausnahme von der ersten Regel bilden einige eingebürgerte Formen wie Teheran, Isfahan usw., eine Ausnahme von der zweiten Regel Namen aus .Afghanistan. Bei arabischen Wörtern im Persischen hielt ich mich im allgemeinen ans .Arabische, also mu/äbaqa (wie „richtig" noch im afghanischen Persisch gesprochen wird), nicht mu/äbiqa, Fal).r ud-din, nicht (wie meist gesprochen wird) Fal).r id-din, aber, inkonsequenterweise, targuma statt targama usw. Ferner habe ich in den Texten in Fällen wie 'f,taqä'iq überall das hamza gesetzt, obwohl die moderne persische Orthographie gewöhnlich 'f,taqäyiq schreibt, und habe auch 'f,taqä'iq transkribiert. Andererseits habe ich das hamza nach alif-i mamdüda am Ende eines Wortes weggelassen, wenn keine irf,äfat folgt, also su'arä statt su'arä', Für andere Inkonsequenzen bitte ich den Leser um Entschuldigung. Das Buch wäre bei weitem nicht so umfangreich dokumentiert, wenn mich nicht zahlreiche Freunde bei der .Arbeit unterstützt hätten. Die Beiträge, die ich ihrer Gelehrsamkeit, Belesenheit und Freundlichkeit zu verdanken habe, sind im „Quellenverzeichnis" S. 117ff. einzeln erwähnt. Zu danken habe ich ferner den Behörden der Universität Teheran dafür, daß sie mir gestatteten, während meines Aufenthaltes in der Stadt 1959 im Gästehaus der Universität zu wohnen, und besonders Herrn Irag-i .Afsär, jetzt Direktor der Nationalbibliothek {Kitäbbäna-i milli) in Teheran, der mir überall Tür und Tor geöffnet hat. Während der Drucklegung hatte ich mich der wohlwollenden Kritik meines Schülers Herrn Dr. Benedikt Reinert, Basel, zu erfreuen, der eine ganze Kor-

Vorwort

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rektur sorgfältig mitgelesen, mehrere Versehen richtiggestellt und neue Vorschläge gemacht hat. Ein großes Verdienst kommt Herrn Dr. I:[ismat-i Mu'ayyad von der Harvard University zu, der die Vierzeiler einer gründlichen Prüfung unterzogen und entscheidende Verbesserungen angebracht hat. Der Druck war leider schon zu weit fortgeschritten, als daß alle seine Parallelstellen noch hätten verwertet werden können. Einige Abschnitte am .Aufang des Buches sind auch von meinem Schüler Herrn Prof. Rudolf Gelpke vor seiner Ausreise nach Los Angeles durchgesehen worden. Seine Gemahlin, Frau Li Gelpke-Ro=el, hat freundlicherweise die Harfe auf dem Umschlag gezeichnet. Etliche Vierzeiler, deren Verständnis mir unsicher schien, durfte ich Herrn M. •A. Gamälzäda in Genf vorlegen. Allen Genannten spreche ich meinen wärmsten Dank aus. Herzlichster Dank gebührt sodann der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz, vor allem deren Generalsekretär, Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Helmuth Scheel, der das Buch in die Reihe der Veröffentlichungen ihrer Orientalischen Kommission aufgenommen,die Mittel bereitgestellt und die Drucklegung tatkräftig und umsichtig in die Wege geleitet hat, ferner Herrn Dr. Hans Müller, der die weiteren Geschäfte besorgte und die undankbare Aufgabe hatte, alle meine nachträglichen Verbesserungen an die richtige Stelle zu setzen. Das l\Iaß meiner Autorkorrekturen hat die Geduld aller Beteiligten auf eine harte Probe gestellt, aber die Akademie ist mir auch in dieser Hinsicht aufs großzügigste entgegengekommen. Schließlich danke ich dem Verlag und der Druckerei für die ausgezeichnete .Arbeit. Der 2. Band dieses Werks, ,,Der Roman von Anür A!)mad und Mahsati", ist geschrieben, muß aber vor der Drucklegung noch umgearbeitet werden. Basel, im So=er 1963

F.M.

Korrekturzusätze: Vierzeiler Nr 62, 1. H v. anonym bei Ibn-i Bibi: M u~ta~ar, ed. Houtsma, Leiden 1902, 240, 12 / übers. v. Herbert W. Duda: Die Seltschukengeschichte des Ibn Bibi, Kopenhagen 1959, 228, ult. - Nr 26 (S. 154) verbessere nagrezi statt nagrizi, - Nr 198, Hv. 1 ist vielleicht gemeint: Schlag auf die andern, meine Mitbewerber, ein, aber nicht auf mich.

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Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . .

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...... ..

1. Zur Vierzeilerliteratur

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0

2 . .Älteste persische Dichterinnen a) Räbi'a-i Quzdäri . . . . b) Mutriba . . . . . . . . 3. Die geschichtliche l\fahsati a) Der Name der Dichterin . b) Zeit und Ort der Dichterin c) Mahsatl's Beruf d) Mahsati's Verhäitrtls z~ de~ v~~ 0

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27 27 42 43 43

ihr ~~n~n·G~W;,,~ :

4. Mahsati's Vierzeiler . . . . a) Die Quellen . . . . . . . b) Die Herstellung des Textes. c) Die Echtheitsfrage . . . . . . . d) Charakter der Vierzeiler Mahsati's e) Quellenverzeichnis . . . . . . . 5. Der :,Di~an" Mahsati's. Text, Übersetzung und Kommentar a) Vierzeiler . . b) Verse in andern °M~t;e~ : : · · · · · · · · Namen- und Wörterverzeichnis

a) Form und Herkunft des persischen Vierzeilers

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1. Zur Vierzeilerliteratur . . a) Form und Herkunft des pe;,,~che~ Vie~z~il~rs b) Blick auf die Zeugnisse . . . . . . . . . .

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Mit rubä'iyyät bezeichnete Gedichtformen gibt es im Arabischen schon vor dem Einfluß der persischen Vierzeiler auf das Arabische. Jedenfalls erwähnt Abü Na~r as-Sarräg, der bekannte Theoretiker der Sufik aus dem 4./10. Jh., bei der Besprechung der Vortragsliteratur, die beim sufischen Musikhören (samä') Verwendung fand, ,,diese rubä'iyyät", beschreibt sie aber nicht näher 1 • Nach dem Zusammenhang dürfte es sich um Gruppen von je vier Halbversen handeln, gleichgültig, ob der Reim einen Gedichtanfang, also aaba, bietet oder nicht, und ohne Vorschrift für das Metrum. Sarräg führt öfters solche an und läßt auch erkennen, daß sie vielfach in Musik gesetzt waren. Vielleicht handelt es sich sogar um einen musikalischen Terminus für einen Satz von vier Halbversen in einer Liedstrophe; die Musik des viersätzigen Liedes hätte sich dann wiederholt und immer wieder neue vier Halbverse in sich aufgenommen, bis das ganze arabische Gedicht oder ein Teil davon durchgesungen war. Wir kennen solche viersätzigen Liedstrophen besonders aus dem Türkischen, wo sie seit der ältesten Zeit bis in die Modeme bezeugt sind und in den vier „Halbversen", die sie zusammensetzen, die Reintfolge aaaa, aaab, aaba oder abcb aufweisen 2. Ein genetischer Zusammenhang zwischen diesem türkischen Vierzeiler und dem arabischen braucht aber nicht zu bestehen. Auch unsere europäischen Lieder bestehen vielfach aus vierzeiligen Strophen. Die Vierzahl scheint in diesen Formen einem allgemein menschlichen Ausdrucksgefälle zu folgen. Mit vier Sätzen hat sich ein Ganzes ausgesprochen. Auch das persische rubä'i zeigt die Prägung dieses Gesetzes, und der Name bezieht sich hier wie dort auf die vier Halbverse, ,,Zeilen", aus denen es zusammengesetzt ist. Das legt schon die entsprechende Parallelbezeichnung dubayti „aus zwei Vollversen bestehend" nahe. Sams-i Qays (um 630/1232-33) ist sicher im Irrtum, wenn er meint, der Begriff gehe darauf zurück, daß im Arabischen das hazag, von dem das rubä'i gemeinhin abgeleitet wird, vier 1

The Kitab al-luma' fi'l•taßawwuf of Abu Naßr 'Abdallah b. 'Ali al-Sarrai al'{'usi, ed..... by Reynold Alleyne Nicholson, in E. J. W. Gibb Memorial Series 22, 1914, 299, 3. 2 Köprülüzäde Melµned Fu'äd: Türk edebiyatinda ilk mutasavmflar, 1stanbul 1918, 14. T. Kowalski in EI s.v. mani. 1 Meier, Mahsatl 1

...

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Zur Vierzeilerliteratur

Form und Herkunft des persischen Vierzeilers

Versfüße habe 1 • Aber das persische rubä'i hat seine Eigentümlichkeit und ist weder von einer arabischen noch von einer türkischen Vorform abzuleiten oder beeinflußt. Ersteres leugnet Sams-i Qays selbst, indem er richtig bemerkt, daß die Abart des hazag, die das persische rubä'i darstelle, von den Arabern erst nachträglich, im Anschluß an die Perser, gebildet worden sei und bei ihnen erst in jüngerer Zeit weitere Verbreitung gefunden habe. Daß das persische rubä'i von türkischen Vorgängern abstammen könnte, eine These, die Tadeusz Kowalski erwogen hatte, ist schon von Fuad Köprülü abgewiesen worden 2• Köprülü gibt zwar zu, daß sich ein persisches rubä'i zur Zeit der Sassaniden nicht nachweisen lasse, und behauptet sogar, die Belege für türkische Vierzeiler reichten weiter zurück als die für persische, aber eine Ableitung des persischen Vierzeilers vom türkischen hält er bei dem Stande der Forschung für verfrüht. Dazu wird ilm wohl die reimtechnische und metrische Verschiedenheit der beiden Formen bewogen haben. Sams-i Qays hält die Gedichtform für eine persische Schöpfung und fültrt ihre Entstehung in die Anfänge der neupersischen Dichtung zurück. Er zitiert die bekannte Überlieferung, daß einer der damaligen Dichter - Sams-i Qays denkt an Rüdaki (gest. 329/940-41) - auf einem Spaziergang in Gazni einige Kinder beim Spiel mit Nüssen angetroffen und von einem Knaben, dem eine Nuß zuerst die Vertiefung verfehlt hatte, dann aber zurückrollte, den

sätzlich, weil sie zu der im allgemeinen als legendär zu betrachtenden awä'ilLiteratur gehört, starke Bedenken. Die Szene mit den Kindern, die mit Nüssen spielen, hat außerdem ihre Parallele in einer Anekdote über den arabischen Dichter Du'r-ru=a, (1./7.-8. Jh.) der ein Geheimnis daraus machen mußte, daß er des Schreibens kundig wai' 1 • Als dieser einmal gefragt wurde, wieso er dazu ko=e, im Gedicht Nr 75,53 2 seines Diwans (ed. C. H. H. Macartney, Cambridge 1919) das Auge seiner von der Reise hart mitgeno=enen Kamelin mit dem Buchstaben mim zu vergleichen, ob es nicht doch wahr sei, daß er in der Wüste Schulmeister der Beduinenbuben sei, habe er geantwortet: „Nein, das mim habe ich kennengelernt, als ich einmal aus der Wüste ins Bauernland kam. Da sah ich nämlich Knaben Nüsse in Vertiefungen laufen lassen. Ich blieb vor ilmen stehen, um ilmen zuzuschauen. Einer der Knaben sagte: ,Da habt ihr diese Vertiefung aber schön eng gemacht. Wie ein mim habt ihr sie gemacht.' Ein anderer der Knaben stand auf, setzte seinen Mund an die Vertiefung, bewegte ilm und erweiterte sie. Da wußte ich, daß das mim etwas Enges ist, und verglich dann damit das Auge meiner strapazierten und müde gewordenen Kamelin 3." Eine Abhängigkeit unserer persischen Anekdote von der arabischen ist damit allerdings nicht bewiesen. Auch ist das Spiel mit Nüssen, unser Marmelspiel, ein im tatsächlichen Leben viel zu häufig vorko=endes Ereignis, als daß man sein Auftreten in der Literatur auf literarische Vorlagen zurückzufültren brauchte. Aber kann Rüdaki der Erfinder oder Entdecker des rubä'i gewesen sein? Wir wissen nichts davon, daß er einmal in Gazni gewesen wäre4, und außerdem besitzen wir ein rubä'i-Bruchstück, das älter sein kann als Rüdaki oder zum mindesten die Vermutung nahelegt, daß es rubä'i's schon früher gegeben hat. Eine Variante der Geschichte bietet Dawlatsäh (schrieb 892/1487) 5 • Auch er kennt die Szene der mit Nüssen spielenden Knaben und den Ausspruch eines der Spielenden, aber er datiert das Ereignis einige Jahrzehnte früher und verlegt es nicht nach Gazni, sondern in die Umgebung von Ya' qüb b. Layt dem ,,Kupferschmied" (reg. 254-65/868-79), dem Gründer der f?affäridendynastie. Der Knabe, der den Ausspruch tut, ist bei ihm sogar ein eigener Sohn

2

Spruch gehört habe:

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.? .:,~ .:,~ ,,Rollend rollend geht sie doch

noch in den Grund der Vertiefung". Der metrische Bau dieses Satzes habe dem Dichter so gut gefallen, daß er fortan darin zu dichten begonnen, aber wegen der Kostbarkeit des Metrums i=er nur zwei Verse gemacht habe. So sei das rubä'i entstanden, das auch jener Dichter schon als eine Abart des hazai} aufgefaßt habe 3. · Die Geschichte erinnert an ähnliche in anderen Literaturen, so z. B. an die Entdeckung des Sloka durch Välmiki in Indien 4 , und erweckt schon grund1 Al-mu'jam /i ma'ayiri ash'ari 'l-'Ajam ... by Sham,iu 'd-din Mu~ammad ibn Qays ar-Razi, ed.... by Mirza Mul).ammad ihn 'Abdu'l-Wahhab of Qazwin, in E. J. W. Gibb Mem. Ser. 10, 1909, 90 / ed. l\fodarris-i Riqawi, Teheran 1314/1935,

85 / ed. Mudarris-i Riqawi, Teheran 1338, 115. • Köprülüzade M. Fuat: Türk dili ve edebiyati hakkinda ara~irmalar, 1stanbul 1934, 113ft'. (Klasik türk nazrmnda rubai ~eklinin eskiligi). Gänzlich abzulehnen ist die von Alessandro Bausani erwogene Möglichkeit, das persische rub,n über türkische Vermittlung aus dem Chinesischen abzuleiten (A. Pagliaro-A. Bausani: Storia della letteratura persiana, Mailand 1960, 535f.). 3 Ausgabe Gibb 89/Teheran 1314, 84. • Moriz Winternitz: Geschichte der indischen Litteratur 1, Leipzig 1909, 409. Relmuth von Glasenapp: Die Literaturen Indiens (im Handbuch der Literaturwissenschaft v. Oskar Walze! 9) 85.

Ignaz Goldziher: Muhammedanische Studien, Halle a. S. 1889, 1, 112. Die Zahlangabe „ 78, 23" bei C. Brockelmann: Geschichte der arabischen Litteratur, Supplementbd. 1, 88, ist unrichtig. • Öaläl ad-d!n as-Suyüt!: Al-muzhir, Kairo (Där al-kutub) 2, 350. Das mim für etwas Enges häufig auch in der persischen Dichtung. . • Sa'id-i Naf'Isi: A~wäl u as'är-i Abü 'Abdilläh Oa'/ar ibn-i Mu~mmad-i Rüdaki-i Samarqandi, Teheran 1309--19, 2, 525ft'. • Tadkirat us-lu'arä, ed. E. G. Browne, London-Leiden 1901, 30/Jith. Lahore 1924, 12/ed. Mul)ammad-i 'Abbäsi, Teheran 1337, 36. Renri Masse in EI e. v. 1

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Rüdaki.

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Zur Vierzeilerliteratur

Ya'qüb's, und der ihn vernimmt, ist Ya'qüb selber. Ya'qüb empfiehlt dann in einer Hofversammlung die Pflege des Metrums, worauf Abü Dulaf al-'Igli, der als Sänger berühmte Herrschaftsbesitzer von Karag (gest. 225/839)1, und ein Ibn al-Ka'b die Zuweisung des Metrums zum hazag vorgenommen haben sollen. Hier muß schon die chronologische Unstimmigkeit stutzig machen; Abü Dulaf und der Kupferschmied können nicht zusammengekommen sein. Vielleicht spielt auch noch eine nebelhafte Erinnerung an den räwi Firdawsi's Abü Dulaf und seinen Schreiber 'Ali-i Daylami, von denen N~ämi-i 'Arfü;li-i Samarqandi berichtet 2 , hinein. Ein weiterer Abü Dulaf wäre Asadi's Gönner in Arrän, der aber bereits in die Mitte des 5./11. Jh. gehört 3 • Ganz unmöglich kann vom arabischen Reisenden Abü Dulaf l\Iis'ar b. Muhalhil (4./10. Jh.) die Rede sein. Ya'qüb b. Layt tritt auch in anderen Ursprungsgeschichten zu Unrecht auf den Plan, so im bekannten Vorwort Bäysunqur's zum ßähnäma, wo behauptet wird, daß er, Ya'qüb, den Abü Man~ür beauftragt habe, das Pahlawioriginal des ßähnäma ins Neupersische zu übertragen, während wir doch wissen, daß dies erst unter den Sämäniden geschah 4• Wir werden es, wie so häufig bei Dawlatsäh, mit einer falschen Erinnerung zu tun haben. Möglicherweise hatte er nicht einmal eine besondere Quelle zur Verfügung, sondern gibt einfach die Erzählung von Sams-i Qays in verunstalteter Form wieder. Nachdem die Behauptung aufgestellt worden ist, das rubä'i sei iranischen Ursprungs, die einheimischen Versuche, die Entstehung zu erklären, zu datieren und zu lokalisieren, sich aber als zweifelhaft erwiesen haben, wird man die Frage aufwerfen, ob es vielleicht ältere iranische Vorlagen haben könnte. Dagegen gibt es nun eine ganze Reihe von Argumenten oder wenigstens Vorbehalten, zunächst schon den, daß wir über die ältere iranische Dichtung außerordentlich schlecht unterrichtet sind, also ein obscurum durch ein obscurius erklären müßten. Vierzeilige Lieder oder Strophen sind zwar auch in

Form und Herkunft des persischen Vierzeilers

Iran seit den ältesten Zeiten belegt - schon das Awesta weist solche Strophen auf1, später kommen sie auch in mitteliranischen Te~te~ wieder vor 2 und ziehen sich durch die gesamte neupersische Literatur bis m unsere Tage, ohne daß es sich um rubä'i's in unserem Sinne handelte. Ich habe auf das weltweite Vorkommen dieser „Vierzeiler" schon hingewiesen. Leider wird aber auch der Begriff rubä'i oft in so vager Weise erweitert, daß es zur Vermeidung von l\fißverständnissen nötig ist, Grenzen zu ziehen. Paul Horn, der meint, daß sich rubä'i und hazag bisweilen nicht scheiden ließen, bedauert in der Einleitung zu seiner Ausgabe von Asadi's Lugat-i Furs, Berlin 1897, 15, in solchen Fällen nicht überall rubä'i statt hazag gesetzt zu haben. Auch Oskar Mann in seinen Kurdisch-persischen Forschungen 2, Berlin 1910, XXXVI; 37; 105,verwendet den Begriff etwa in weiterem Sinne. Die Perser selber tun es, indem z.B. die lurischen Vierzeiler bei Mann 2, 41ff. mit rubä'iyyät überschrieben sind, und ebenso erwähnt l;[usayn-i Kühi-i Kirmäni: Haft~ad taräna az taränahäy-i rüstä'i-i lrän, Teheran 1317, S. 11 der Einleitung, diese Übung. W. Ivanow: Rustic Poetry in the Dialect of Khorasan, in JASB, N. S. 21, 1925, 236, zitiert dafür den Ausdruck cärbayti. f!mgekehrt hat Ahmed Ate~ in seiner Ausgabe von ,?:ahiri's Sindbädnäma, Istanbul 1948, zu Unrecht manche rubä'i's als hazag bezeichnet. Demgegenüber möchte ich mich hier an Sams-i Qays halten und bezeichne als rubä'i nur einen Vierzeiler mit dem Metrum l,ä (iawla wa-lä quwwata ill,ä bill,äh und dem Reim aaaa oder aaba. Das Schema des Metrums ist von einem Zeitgenossen Wa~wäfs (6./12. Jh.), l;[asan-i Qattän, mit allen seinen Abwandlungen graphisch dargestellt worden und bei Sams-i Qays erhalten 3 • Es lautet, in unsere Zeichensprache übersetzt: 1.Fuß (a'!}rab)

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1

Abu'l-Farag al-I~fahäni: Al-agäni 3 8, 248ft". Ibn :ij:allikän: Wafayät al-a'yän, Bulaq 1299, 1, 537/ Kairo 1948, Nr. 511. • OhaMr maqcila of A[imad ibn 'Umar ibn 'AU an-Ni~mi al-'Aru,ti as-Samarqandi, ed. Mirza l\fo],ammad ibn 'Abdu'l-Wahhab of Qazwin, in Gibb Memorial Series 11, 1910, 48, 12ft". Revised Translation by E. G. Browne, ib. 2.Halbband, 1921, 55. Cahär maqäla, ta'li/-i AT;mad b. 'Umar .. . , /ibq-i nusa,a-i ki ba-sa'y u ihtimäm u ta~T;i[i-i mar[ium-i M u!;ammad-i Qazwini . . • cäp Juda, bä ta~!i•li-i mugaddad u sar[i-i lu{jät u 'ibärät u taw,ti[i-i nikät-i adabi ba-kulis-i Duktur Mu[iammad-i Mu'in, 3. Aufl., Teheran 1333, 77, 1. Theodor Nöldeke: Das iranische Nationalepos, 2. Aufl., Berlin-Leipzig 1920, 27. 3 Cl. Huart: Le Livre de Gerchasp, Tome premier, Paris 1926, IIIf. Henri Masse: Le Livre de Gerchasp, Tome second, Paris 1951, VI ff. • 'Abdalwahhä.b 'Azzäm: As-Sähnäma, arabische Übersetzung des Bundä.ri,

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2.Fuß

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Fußnoten

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3.Fuß

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Kairo 1932, Einleitung 28; 35.

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s. 3 siehe Seite 6.

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6

Zur Vierzeilerliteratur

Das heißt: Wenn der erste Fuß - - v lautet, lautet der zweite entweder v - ~ - oder v - - v • Ist der zweite Fuß v - - so lautet der dritte - - ~ usw. Wie man sieht, ist die Summe der Zeitwe:.W in allen ~ombinationen 10 Längen oder Doppelmoren. Die Zahl der Kürzen ist also immer eine gerade; sie schwankt zwischen O und 6, die der Längen zwischen 10 ~d 7. Habe~ wir, was selten vorkommt (z.B. Rüdaki 3, 1040, Vers 479b, z~_weisung ~~aglich), 10 Längen, so fehlen Kürzen. Haben wir 9 Längen, so mus~en 2 K~zen vorhanden sein. Auf 8 Längen kommen 4 und auf 7 Längen 6 Kurzen. Die Gesamtsilbenzahl schwankt also zwischen 10 und 13, d. h. der ~albvers kann 10, 11, 12 oder 13 Silben haben, je mehr Kürzen, um 80 mehr SIibe~. Jeder der vier Halbverse eines rubä'i kann einer andern der möglichen Aufteilungen von Längen und Kürzen folgen. _D~s ~ild lä-~t sich aber we~entlich vereinfachen, wenn wir die Taktstriche, wie sie Im erwahnten Schema emgetragen sind, weglassen und den Vers aus dem Prokrustesbett des hazag·-Metrums herausnehmen • Dann er cnbt ·h · sie , verem.0 „ facht, zunächst folgendes Bild 4: --~--vv--vv-

Also 10 Längen, von denen jede dritte in zwei Kürzen aufgelöst werden ka~n. Genauer und in griechischen Maßen ausgedrückt, ergeben sich daraus drei Molosser (- - -) plus eine Länge, wobei statt jedes Molossus auch ein Ionicus a maiore (- - v v) und · · Art Ana klase statt des zweiten , m emer Molossus auch ein Ditrochaeus (- v - v) eintreten kann,' also:

--vv

1--= 1--= 1-v-v

Schon die Tatsache, daß das rubä'i so oder so der quantitierenden Metrik folgt, richtet eine Schranke auf gegen die ältere iranische Dichtung. Im 1

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1

Karl Geldner· Übe d" M t "k .,__ . . : r ~e e ri Jüngeren Avesta, Tübingen 1877, 60ff. Derselbe. Awestalitteratur, un Grundriß der iranischen Philolo · 2 27 2 EB · L gie,. 1930 ·19;r;;eruste: e_ texte du Dr~xt asürik et la versification pehlevie, in JA 217, 1932: 245ff." Derselbe. Le Memorial de Zarer, poeme pehlevi mazdeen, in JA 220, 3

11

111

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7

Awestischen scheint eine rein silbenzählende Metrik (mit Zäsuren) vorzuliegen 1, wogegen allerdings Christian Rempis die Akzentuierung in Anschlag bringt (ZDMG 105, 1955, *64*). ImMitteliranischenkommt, wie schon E. Benveniste. bemerkt hat2, das akzentuierende Prinzip hinzu, ja läuft, wie neuerdings W. Henning betont 3 , dem silbenzählenden den Rang ab. Mary Boyce erklärt: Middle Persian verse ... is governed evidently by stress, without regard for quantity and the number ofunstressed syllables varies from line to line 4 • Die Verse waren also durch eine gleiche Anzahl von Betonungen (Ikten) und eine in gewissen Grenzen schwankende Anzahl von Silben gekennzeichnet. Eine Berücksichtigimg der Quantitäten hat bisher nirgends beobachtet werden können. Zwei mögliche Einwände sind noch zurückzuweisen. Vor kurzem hat Otakar Klima in der Iranischen Literaturgeschichte von Jan Rypka (Leipzig 1959, 54) auf die Scholien zur griechischen Metrik des Hephaistion hingewiesen, in denen behauptet wird, der Ionicus a maiore (- - v v) werde auch Persiens genannt, weil persische Geschichten in ihm verfaßt seien. Da nun die häufigste Form des rubä'i aus solchen fallenden Ionikern besteht, könnte man darin einen Hinweis nicht nur auf die Existenz quantitierender Metrik, sondern vielleicht sogar des rubä'i vor dem Islam sehen. Das wäre aber grundfalsch. Gemeint sind persische Geschichten in griechischer Sprache; der Scholiast Choiroboskos setzt denn auch noch hinzu: ,,wie bei Aischylos und andern•". Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff: Griechische Verskunst, Berlin 1921, 336, Anm. 1, zeigt freilich, daß der Hinweis auf Aischylos nicht stimmt, versteht aber die Stelle auch nicht anders 6 • Weiter könnte man, ausgehend von dem Umstand, daß auch das rubä'i sogar innerhalb eines und desselben Gedichts zwischen 10 und 13 Silben schwanken kann, eine Verbindung mit jenen schwankenden Versgestalten der mitteliranischen Dichtung suchen, und welch verlockende Aussicht, über ein elfsilbiges Versmaß, wie es etwa in dem bekannten mittelpersischen „Vierzeiler" aus Turfan b,wars~d i rösan ud 'JYU,rmäh i bräzäg 1 vorliegt, auf die awe-

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Ausgabe Gibb Mem. 92-93/Ausgabe Teheran 1314 86-87 D" z ·t schaft Ras ·Q t - , . , • 1e e, genossen. 0 · . an-~ a. }an s mit Watwät ergibt sich aus dem Briefwechsel zwischen be~dl n;ld8-,eB rie!!Wat~äfs inMagmü"at rasa'il Rasid ad-din al-Watwat Kairo 1939 T 01 2 2 7uoeremB ht··k , u · ·' ' arib siehe Muhamm d - Q ruc _s_,uc _:0 n ,,-asan's Biographie in Yäqüt's lrsiia al• . _a · 1 _az_wnus B,stmaqäla, Teheran 1313, 274-77. Ich verdanke diese Elil81cht meinem Schiller Dr. Benedikt Reinert.

1

Form und Herkunft des persischen Vierzeilers

1 Geldner im Grundriß der iranischen Philologie 2, 27. Hans Reichelt: Avesta Reader, Straßburg 1911, 94; 184. Johannes Hertel: Beiträge zur Metrik des Awestas und des ]!.gvedas, in Abh. sächs. Ak. Wiss., Phil.-hist. K!. 38, Nr. 3, 1927. •JA 217, 1930, 221. 3 W. B. Henning: A Pahlavi Poem, in BSOAS 13, 1949-50, 641ff. • The Parthian gösän and lranian Minstrel Tradition, in JRAS 1957, 40. • Hephaestionis Enchiridion, ed. M. Consbruch, Leipzig 1906, 218, 20f. • Auf diesen Nachweis hat mich Prof. Alfred Bloch aufmerksam gemacht. 7 Heinrich F. J. Junker: Mittelpersisch frasiimurv „Pfau", in Wörter und Sachen 12, 1929, 132. Benveniste in JA 217, 221f.

stische Spentamainyustrophe 1 und von dieser gemeinsam mit der indischen tri~tubh 2 in die arischeVorzeit zurückzuko=en IDoch das hieße jedes Augenmaß verlieren; dennElfsilbler gibt es in neupersischer Zeit auch noch andere,z.B. das fahlawi 8, einen mehr dialektischen, halbdialektischen Vierzeiler, in dem -Bäbä 'j'ähir, Bundär-i Räzi und andere gedichtet haben und der eben oft mit unserem „echten" rubä'i verwechselt wird. Das fahlawi hat das Metrum u u , u u - - . Wollte man mit Silben rechnen, so müßte also auch dieses auf jene mitteliranischen Vorlagen zurückgehen, und damit wäre gerade das rubä'i, um das es geht, nicht erklärt 4• Auch der Reim, ein sowohl dem rubä'i wie dem fahlawi gemeinsames und unabdingbares Merkmal, kommt in der mitteliranischen Dichtung noch nirgends vor, wenigstens nicht als bewußtes Kunstmittel 5. Erst zu unbestintmter, offenbar neupersischer Zeit finden sich Pahlawigedichte mit Reim, und zwar durchgehendem Reim wie im Arabischen, aber ohne quantitierende Metrik.

--1

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Form und Herkunft des persischen Vierzeilers

Zur Vierzeilerliteratur

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1 Grundriß der iran. Phil. 2, 27. Reichelt: Avesta Reader 87, Strophe 10-12 aus Y. 48. • Hermann Oldenberg: Das altindische Äkhyiina ... , in ZDMG 37, 1883, 54ff. Derselbe: Die Hymnen des Rigveda, Bd 1, Berlin 1888, 42ff. Mein Freund Alfred Bloch macht noch auf Albrecht Weber: Indische Studien 8 (Über die Metrik der Inder), Berlin 1863, 52, 164, 371f., H. O!denberg: Das Mahiibhärata, Göttingen 1922, 144, A. Berriedale Keith: A History of Sanskrit Literature, Oxford 1953, 419, 1-3, u. a. aufmerksam. 3 Sams-i Qays, Ausg. Gibb Mem. S. 12; 141ff./Ausg. Teheran 1314, S. 22; 128ff. Diwän-i Bäbä 7'ähir-i 'Uryän, ed. Wa];tid-i Dastgirdi, Teheran 1932 (Beigabe zur Zs. Armagän Jg. 7). Die Haft~ad taränahäy-i rüstä'i-i lrän von I_Iusayn-i Kühi-i Kirmäni, Teheran 1317, seine Taränahäy-i milli in der Zs. Nas'im-i 8 abä 7 Teheran 1310, und die Rubä'iyyät-i lur'i bei 0. Mann: Kurdisch-persische Forschungen 2, 41ff. sind jedoch reine hazai}-Verse. Die Bezeichnung des fahlawi als dubayti bei Henri Masse: Anthologie persane, Paris 1950, 7; 85, entspricht nicht der Terminologie von Sams-i Qays und sollte im Interesse allseitigen Verständnisses vermieden werden. • Benveniste in JA 1930, 224, hat auch das mutaqärib vom Elfsilbler abgeleitet (zit. Rypka: Literaturgeschichte 155) 1 Daß eine traditionelle Silbenzahl bei der Auswahl und Umgestaltung der arabischen Metrik wirksam gewesen sein kann, soll nicht in Abrede gestellt werden. Rempis, der für die awestischel\letrik gerade das akzentuierende Prinzip eingefiihrt sehen und die Silbenzahl als sekundär betrachten möchte, will das rubä''i tatsächlich vom awestischen Elfsilbler ableiten und scheint die Erwaiterung des rubä'i zu mehr als elf Silben durch Auflösung je eines Drucks (,,Höchstdrucks") in zwei Kürzen erklären zu wollen. Dies wäre ein irrationaler Vorgang nicht nur an sich, sondern auch dadurch, daß das rubä'i gerade auf dieser oder einer dieser Kürzen keinen besonderen Druck hat oder wenigstens nicht zu haben braucht. 5 Henning in BSOAS 13, 646-47. Boyce in JRAS 1957, 40.

9

Die beiden bisher veröffentlichten Stücke 1 werfen die Frage auf, ob arabischer Einfluß vorliegt. Man möchte es glauben, doch warnt J. C. Tavadia vor voreiligen Schlüssen. Reimende Gedichte,die sich der arabischen Metrik nicht fügen, haben wir sodann in frühneupersischen und dialektischen Stücken bis in die Neuzeit. Hierzu gehören nicht die angeblichen Verse des Yazid b. (Rabi'a b.) l\Iufarrig äb ast u nabid ast usw. aus dem 1./7. Jh. 2 und ebenfalls nicht die wohlHenningib.; J.C. Tavadia: A Rhymed Balladin Pahlav'i, inJRAS 1955, 29-36. • Abü 'Utmän al-Öä]:i~ (gest. 255/868): Al-bayän wa 't-taby'in, Kairo 1948, 1, 143/ Kairo 1927, 1, 109. Ibn Qutayba (gest. 276/889): Al-ai'r wa 'a-au'arä', ed. De Goeje, Leiden 1904, 210/Kairo 1364, 1, 320. Mu]:i. b. Öarir aFJ'abarI (gest. 310/923): Annales, II, 1, S. 193, Leiden 1885-89/Kairo 1326, 6, 178. Abu'l-Farag al-I~fahänI (gest. 356/967): Al-agäni, Bulaq 1285, 17, 60. Sams ud-din Mul,tammad-i Muwäli (5./11. Jh,): Täril}-i Sestän, ed. Malik u§-su'arä'-i Bahär, Teheran 1314, 96. Theodor Nöldeke: Das iranische Nationalepos•, Berlin-Leipzig 1920, 91. Derselbe in Der Islam 14, 1924, 132. U. M. Daudpota: The Influence of Arabic Poetry on the Development of Persian Poetry, Bombay 1934, 4. M. Bahär: Si'r dar lrän, in der Zs. Mihr 5, 1316, 427. Christian Rempis: Die ältesten Dichtungen in Neupersisch, in ZDMG 101, 1951, 222. Johann Fück: Arabiya, in Abh. d. aächs. Ak. d. Wias. zu Leipzig, Phil.-hist. K!. 45, Heft 1, 1950, 9; 13. Charles Pellat, in Melanges Louis Massignon, Damaskus 1957, 3, 201. Ich kann mich mit den bisherigen Auffassungen der „Verse" nicht ganz einverstanden erklären. Zunächst muß schon die von Rempis zugrunde gelegte Fassung des Täril}-i Sestän, die zwischen dem zweiten und dritten „Halbvers" noch einen vierten enthält, hinter den älteren Versionen, weil interpolationsverdächtig, zurücktreten. Die Situation ist kurz die: Ibn Mufarrig hatte die Familie des Ziyäd b. Abih, in deren Diensten er gestanden hatte, so he=ungslos geschmäht, daß ihn 'Ubaydalläh b. Ziyäd in Ba~ra einsperren ließ. Um ihm einen Denkzettel zu geben, ließ er ihm im Gefängnis im Wein ein Abführmittel (nach Ibn Qutayba turbu!l, = ind. triputa = Ipomea turpethum; nach Agän'i aubrum = Euphorbia pithyusa) verabreichen und ihn dann auf einem Kamel (oder Esel), begleitet von einem Schwein (und einer Katze, Agiini), durch die Stadt führen. Beim Marsch lief dem Delinquenten der Inhalt der Eingeweide auf das Schwein, und dieses schrie jeweils, worauf der Dichter jedesmal den arabischen Vers sagte: ,,Sumayya (die in schlechtem Ruf stehende Mutter des Ziyäd) schrie, als der Riemen sie berührte. / Verzage nicht (o Schwein)! Das schlechteste Kennzeichen ist das Verzagen." Die Gassenbuben liefen hinter ihm drein und fragten auf persisch: In eist? Was ist das? \Vorauf Ibn Mufarrig persisch antwortete: Äb ast u nabi!l, ast / •u~ärät-i zabib ast / u Summayya-i rosp'i ast. Die Lesung ist im einzelnen zweifelhaft. Ich möchte aber im ersten Satz aat u (nicht bloß aat) lesen, worüber man natürlich verschiedener Meinung sein kann. Im letzten Satz halte ich die Lesung u oder wa vor Sumayya (s. die Varianten bei ']'abari) und lese nach Sumayya eine i~ 0 Jammer, ohne Geist sind meine Glieder, Versunken Au und Nachtigallenliederl Geliebte Brüder, Freunde, denket mein! Ich reiste fort und kehre nimmer wieder. 1; >J! 0-1.!.

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O Zypresse•, welche (merkwürdig frühe) Zeit des Krummwerdens hattest du 1 O Monds, welche (merkwürdig frühe) Zeit des Abnehmens hattest du? Mit tausend Herzblut hatte dich die Mutter aufgezogen. Wann{= wie früh) kam doch für dich die Zeit der Bahre und des Leichentuchs 1

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0 Tod, wie viele Häuser sind es, die du schon zerstört hast, Wie viele Seelen im Reiche des Daseins hast du schon geraubt! Jedes Körnchen von Wert, das je auf die Welt gekommen, Rafftest du fort und verbargst es unter dem Boden.

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Auf dem Stein ~_,..

Auch wenn es keinen größeren Sünder, Keinen beschämteren, müderen und zerschlageneren Menschen gibt als mich, Wenn es auch keinen größeren Sünder gibt als mich, o Herr, So besteht doch kein Zweifel, daß es auch keinen größeren Verzeiher gibt als dich.

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Räbi'a-i Quzdäri

Zur Vierzeilerliteratur

det1. Besinnliches Verweilen auch etwa in arabischen Trauergedichten 2. Im übrigen dürfen meine .Ausführungen nicht etwa dahin mißverstanden werden, als ob alle persischen Grabgedichte rubä'i's sein müßten.

Ich habe keinen, der mir zu einer Fröhlichkeit verhülfe. Ich kann meinen Kummer auch niemand sagen. In jedem .Atemzug habe ich hundert Kümmernisse verborgen. Schaut mich an und dankt Gott vielmal! Zum .Abschluß dieser rubä'i's, deren Kunst offensichtlich auf keinem hohen Niveau steht, die aber für die weite Verbreitung der Gattung und für den volkstümlichen Typus kennzeichnend sind, folge noch eine Kontamination zweier oder dreier ruba'i' s zu einer „qa§ida" mit ruba'i-Metrum, wie wir ähnliches aus der hohen Dichtung schon besprochen haben. Es handelt sich ebenfalls um ein Grabgedicht aus dem muslimischen Friedhof von Isfahan: ~ •4.).J ....Ji; ....(_j; Jy;- jl

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Doktor, geh weg von mir! Du kennst meine Krankheit nicht. Du hast nur Heilmittel, die auf meine Krankheit nicht passen 2 •

In Öahär maqäla Kp. 4, Geschichte Nr 5, diagnostiziert Avicenna richtig und bringt durch Beobachtungen am Puls bei der Aufzählung zuerst der möglichen Örtlichkeiten, dann der Personen auch heraus, wer die Geliebte des Patienten ist•.

Auch in der türkischen Literatur findet sich das Motiv, ein Beispiel aus Zentralasien bei Wilhelm Radloff: Proben der Volkslitteratur der nördlichen türkischen Stämme VI, Petersburg 1886, 131f. Das Motiv von der Amme oder sonst einer älteren Frau als Vermittlerin zwischen zwei Liebenden ist aus morgenländischen Erzählungen so allgemein bekannt, daß sich Belege erübrigen; einige haben Theodor Frings und Max Braun: Brautwerbung 1. Teil, Berichte über d. Verh. d. Sächs. Ak. d. Wiss. zu Leipzig, Phil.-hist. Kl. 96, 1944/48, 2. Heft, 143, Anm. 2, besonders aus 1001 Nacht, zusammengestellt, weiteres bei Friedmar Geissler: Brautwerbung in der Weltliteratur, Halle a. d. S. 1955, 156ff. Einen breiten Raum nimmt es in Fabr ud-din-i Gurgäni's persischem Epos Wis u Rämin ein 4, sodann auch in Pseudo-Firdawsi's Yüsuf u Zali~ä, das nach 476/1083 von einem gewissen Hs. /abibän. • Hs. Add. 7056, BI. 3b pu., bei Ch. Rieu: Oatalogue of the Persian Mss. in the British Museum 2, 772. • Hinweis von Prof. Rudolf Gelpke, Los Angeles. • Ed. Mugtabä-i Minuwi, Teheran 1314. Inhaltsangabe von K. H. Graf in ZDMG 23, 1869, 375-433. 1

I

Räbi' a-i Quzdäri

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Amäni verfaßt worden sein soll 1 , und wiederum in 'Attär's -lfusraumäma•, um von anderen Epen wie denen Ni~ämi's und manchen Volksromanen zu schweigen. Auch daß jemand sich durch ein Bild in seinen zukünftigen Bräutigam oder seine zukünftige Braut verliebt, ist aus zahlreichen orientalischen Geschichten der Zeit vor und nach 'Attär bekannt, auch wenn das Bild meist nicht von der oder dem Geliebten selbst gemalt ist. Im Sähnäma sendet der Radscha das Bild der Rödäba von Qannüg an den West- (oder Ost-)Beherrscher 3 • Hinweise bei Otto Spies: Türkische Volksbücher, in Form und Geist 12, Leipzig 1929, 30, Enno Littmann: Arabische Märchen, Leipzig