Die römische Republik
 9783170401167, 9783170401174, 9783170401181, 3170401165

Table of contents :
Deckblatt
Titelseite
Impressum
Inhalt
1 Einleitung
Periodisierung
Staats- und Verfassungsbegriff
Forschungsgeschichte zur Verfassung und Gesellschaft Roms
Ziel
2 Die Anfänge Roms
Italische Grundlagen
Gründungslegenden
Königszeit und Etruskerherrschaft
Stadtwerdung
Frührömische Gesellschaft und Sozialstruktur
3 Begründung der Republik
Römische Geschichtsschreibung
Sturz des Königtums und Übergang zur Republik
Beginn des Ständekampfes
Provokationsrecht
Centurienund Tribusordnung
4 Ständekampf und Ständeausgleich
Zwölftafelgesetz und Dezemvirat
Magistratur, Senat und leges Liciniae Sextiae
Versammlungsplätze
5 Eroberung und Organisation Italiens
Foedus Cassianum
Latinerkrieg und Samnitenkriege
Bundesgenossensystem in Italien
6 Politische Institutionen
Senat
Magistrate
Konsuln und Praetoren
Aedilen
Volkstribunen
Quaestoren
Censoren
Außerordentliche Magistrate: Interrex, Diktator und magister equitum
Volksversammlung
Centurienreform
Promagistrate
7 Römische Gesellschaft
Senatorenstand, Nobilität und Klientel
Ritterstand
Plebs
Sklaven und Freigelassene
Familie und Ehe
Rechtliche Stellung der Frau
Wertbegriffe
8 Eroberung der Mittelmeerwelt und Provinzialsystem
Rom und Messana
Erster Punischer Krieg (264–241 v. Chr.)
Zweiter Punischer Krieg (218–201 v. Chr.)
Die Makedonischen Kriege (215–168 v. Chr.)
Dritter Punischer Krieg (149–146 v. Chr.)
Provinzialsystem
Zerstörung Karthagos als Wendepunkt
9 Soziale Krise und die Gracchen
Ti. Sempronius Gracchus
C. Sempronius Gracchus
Popularen und Optimaten
10 Marius
Aufstieg im Krieg
Heeresreform
Rückschläge in Rom und Italien
M. Livius Drusus und der Bundesgenossenkrieg
11 Sulla
Laufbahn
Maßnahmen als Diktator 82/1 v. Chr.
Ausblick
12 Pompeius
Aufstieg
Neuordnung des Ostens
Rückkehr
Ende
13 Das Volkstribunat in der späten Republik
Soziale Herkunft und politische Ausrichtung
Gesetzgebung
Gerichtliche Anklagen
Handlungen im Senat
Interzessionen
Sullas Restriktionen und Ciceros Verteidigung
Topografie
14 Cicero und Caesar
Jugend
Aufstieg
Catilinarische Verschwörung
Triumvirat und Ciceros Exil
Ciceros Staatsphilosophie
Caesars Rückkehr und Diktatur
Ciceros Reaktion
Octavian und Ciceros Tod
Fazit
Anmerkungen
Literatur- und Quellenverzeichnis
Quellensammlungen
Antike Autoren
Literatur
Abbildungsverzeichnis
Register

Citation preview

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 1

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 2

Der Autor Prof. Dr. Lukas Thommen forscht und lehrt an den Universitäten Basel und Zürich.

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 3

Lukas Thommen

Die römische Republik

Verlag W. Kohlhammer

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 4

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Umschlagbild: Senatus Populusque Romanus (SPQR) Inschrift, Rom, Piazza del Campidoglio (Foto: Fabianodp, iStock Photo ID 989569510).

1. Auflage 2021 Alle Rechte vorbehalten © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Print: ISBN 978-3-17-040116-7 E-Book-Formate: pdf: ISBN 978-3-17-040117-4 epub: ISBN 978-3-17-040118-1 Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Thommen, Römische Republik

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Inhalt

1

Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Periodisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Staats- und Verfassungsbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsgeschichte zur Verfassung und Gesellschaft Roms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ziel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9 12 14 16 22

2

Die Anfänge Roms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Italische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gründungslegenden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Königszeit und Etruskerherrschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Stadtwerdung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Frührömische Gesellschaft und Sozialstruktur . . . . . . . . . . .

24 24 28 31 33 38

3

Begründung der Republik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Römische Geschichtsschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sturz des Königtums und Übergang zur Republik . . . . . . . Beginn des Ständekampfes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Provokationsrecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Centurien- und Tribusordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

42 43 45 47 52 55

4

Ständekampf und Ständeausgleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwölftafelgesetz und Dezemvirat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Magistratur, Senat und leges Liciniae Sextiae . . . . . . . . . . . Versammlungsplätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

58 59 62 68

5

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Inhalt

5

Eroberung und Organisation Italiens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foedus Cassianum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Latinerkrieg und Samnitenkriege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundesgenossensystem in Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

72 74 77 83

6

Politische Institutionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Senat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Magistrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konsuln und Praetoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aedilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volkstribunen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quaestoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Censoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Außerordentliche Magistrate: Interrex, Diktator und magister equitum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volksversammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Centurienreform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Promagistrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

89 89 91 93 94 95 96 96 97 98 100 101

7

Römische Gesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Senatorenstand, Nobilität und Klientel . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ritterstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Plebs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sklaven und Freigelassene . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Familie und Ehe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rechtliche Stellung der Frau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wertbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

105 106 109 110 112 113 115 116

8

Eroberung der Mittelmeerwelt und Provinzialsystem . . . . . Rom und Messana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erster Punischer Krieg (264–241 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . . Zweiter Punischer Krieg (218–201 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . Die Makedonischen Kriege (215–168 v. Chr.) . . . . . . . . . . . Dritter Punischer Krieg (149–146 v. Chr.) . . . . . . . . . . . . . . . Provinzialsystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zerstörung Karthagos als Wendepunkt . . . . . . . . . . . . . . . . . .

119 120 121 125 128 131 132 135

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20.7.21 S. 7

Inhalt

9

Soziale Krise und die Gracchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ti. Sempronius Gracchus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Sempronius Gracchus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Popularen und Optimaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

138 140 144 147

10

Marius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufstieg im Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heeresreform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rückschläge in Rom und Italien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M. Livius Drusus und der Bundesgenossenkrieg . . . . . . . .

151 152 154 156 157

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Sulla . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laufbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Maßnahmen als Diktator 82/1 v. Chr. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Pompeius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neuordnung des Ostens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Rückkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

171 173 175 176 178

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Das Volkstribunat in der späten Republik . . . . . . . . . . . . . . Soziale Herkunft und politische Ausrichtung . . . . . . . . . . . . Gesetzgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gerichtliche Anklagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Handlungen im Senat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Interzessionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sullas Restriktionen und Ciceros Verteidigung . . . . . . . . . . Topografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Cicero und Caesar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aufstieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Catilinarische Verschwörung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Triumvirat und Ciceros Exil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

Ciceros Staatsphilosophie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Caesars Rückkehr und Diktatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ciceros Reaktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Octavian und Ciceros Tod . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

213 216 223 225 226

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Literatur- und Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellensammlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antike Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung

Im 8./7. Jh. v. Chr. schlossen sich einige kleine latinische Hügelsiedlungen am unteren Lauf des Tibers zu einer folgenreichen Gemeinschaft zusammen. Mit der Vereinheitlichung des Siedlungsgebiets der künftigen Stadt Rom hatte ein beispielhafter Aufstieg begonnen, der spätere Generationen immer wieder faszinierte. Das neu entstehende politische Zentrum in Mittelitalien stand gegen 600 v. Chr. zunächst unter dem Einfluss der Etrusker, die ihre Macht von der Toskana her weiter nach Süden ausdehnten. Unter der Zuwanderung aus weiteren angrenzenden Gegenden bildete sich in Rom eine neue herrschaftliche Schicht, welche die Macht nach anfänglichem Königtum um 500 v. Chr. unter sich aufteilte und ihr Territorium erfolgreich ausbaute. In der Folge sind nicht nur die Etrusker selbst, sondern auch die anderen umliegenden italischen Völker von Rom zurückgedrängt bzw. vereinnahmt worden. Bis zum Jahre 270 v. Chr. war ganz Italien südlich des Arno an Rom gebunden und kurz darauf kam es zu den langjährigen Auseinandersetzungen mit dem punischen Karthago als der wichtigsten gegnerischen Macht im westlichen Teil der alten Welt. Im Jahre 201 v. Chr. erreichte die Stadt einen entscheidenden Sieg über die Punier und übernahm damit auch die Kontrolle über das ganze westliche Mittelmeer. Kurz darauf wurde sogar das östliche Mittelmeergebiet erobert, und unter Pompeius und Caesar erreichte das Imperium Romanum im 1. Jh. v. Chr. die Grenze von Rhein und Euphrat. Die Herrschaftsausdehnung zur Zeit der Republik hatte freilich auch ihre Kehrseite. Durch die Vergrößerung des Machtbereichs waren die gemeindestaatlichen Strukturen und die aristokratische Regierung des Senats überholt worden, wurden aber keiner grundlegenden 9

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Revision unterzogen. Einzelpersönlichkeiten, die sich der Macht von Heereseinheiten bedienten, versprachen den Bürgern und Soldaten im 1. Jh. v. Chr. konkrete Lösungen existenzieller Probleme, wozu insbesondere Landzuweisungen gehörten. Die herausragende Position und der politische Anspruch dieser Politiker und Feldherren ließen sich schwerlich im Gefüge der alten Führungselite der Nobilität einbinden, sodass die Republik grundsätzlich gefährdet oder sogar »verloren« erschien: »Res publica amissa est«, wie es Cicero wiederholt ausdrückte,1 wobei gerade er bis zuletzt verbissen um den Erhalt der traditionellen Strukturen kämpfte. Nach der Ermordung Caesars im Jahre 44 v. Chr. und dem kriegerischen Nachfolgestreit sollte unter Augustus eine neue politische Ära beginnen, an deren Spitze fortan ein princeps stand. Die Republik wurde im Jahre 27 v. Chr. vom »Prinzipat« abgelöst, das die »Kaiserzeit« einläutete und Roms Existenz nochmals 500 Jahre lang sicherstellte. Die Ursache der Größe Roms stellte schon beim römischen Schriftsteller Livius (59 v. Chr.–17 n. Chr.) eine Leitfrage dar. Roma aeterna (»Ewiges Rom«) wurde unter Augustus als erstem Kaiser zu einem Leitgedanken, der auch im Mittelalter und in der Neuzeit faszinierte. Sowohl das Heilige Römische Reich Deutscher Nation als auch Napoleon knüpften an ihn an. Durch die Rezeption des römischen Rechts in Westeuropa wurde der römischen Rechtsidee ein dauerhaftes Nachleben gesichert. Sowohl das deutsche Kaisertum als auch das Papsttum konnten sich als Rechtsnachfolger der römischen Kaiser im Westen erachten. In der Neuzeit erhielt aber auch die römische Republik wieder neue Bedeutung. In ihr wurde eine Mischverfassung mit »checks and balances« erkannt, die einer Volksherrschaft, wie sie in der athenischen Demokratie gegeben war, vorgezogen wurde.2 Die englischen Aufklärer des 17. Jhs. sahen in der Monarchie nach wie vor Vorteile. Thomas Hobbes verband die Demokratie mit Unordnung und einer ungerechten, entscheidungsschwachen Pöbelherrschaft (Leviathan 19), während John Locke das Volk über die Staatsform entscheiden lassen wollte und eine Mäßigung durch Gewaltenteilung forderte (Zwei Abhandlungen über die Regierung 2,132. 143–148). Dementsprechend galt die Demokratie auch in der »Glorious Revolution« (1688/89), welche das Zusammenspiel von König und Parlament regelte, als Grundlage für Chaos 10

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1 Einleitung

und Anarchie. Erst im 18. Jh. stellte der schottische Philosoph David Hume die Idee einer repräsentativen Demokratie in den Vordergrund.3 Die amerikanische Unabhängigkeitsbewegung setzte in den 1770erJahren ebenfalls auf republikanische Freiheit und Stabilität. Auch in der Französischen Revolution von 1789 rückte nicht die Demokratie ins Zentrum, da Frankreich dafür allein schon durch seine Größe als ungeeignet erschien und ein Repräsentativsystem nach dem Muster der römischen Republik als adäquater galt.4 Der Revolutionär Gracchus Babeuf, der sich gegen die Regierung des Direktoriums wandte (1795–1799), orientierte sich an den römischen Volkstribunen, welche die Interessen des Volkes wahren sollten, und trat entsprechend für eine republikanische Verfassung ein. Somit hatte die römische Republik insgesamt eine geeignete Vorlage für die atlantischen Revolutionen abgegeben und die daraus resultierenden modernen Verfassungen mitgeprägt.

Abb. 1: Archaisches Rom, Modell im Museo della Civiltà Romana, Esposizione Universale di Roma (E.U.R.); links Iuppitertempel, davor Forum Boarium und Holzbrücke (Pons Sublicius), Mitte Palatin.

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Periodisierung Allgemein hat sich in der modernen Literatur eine Dreiteilung der Republik eingebürgert:5 1. Die frühe Republik bzw. das Zeitalter der Ständekämpfe (509–287 v. Chr.), in denen ein Ausgleich zwischen Patriziern und Plebejern erreicht und ein großer Teil Italiens unterworfen wurde. 2. Die klassische oder mittlere Republik (287–133 v. Chr.), in der die Mittelmeerwelt vereinnahmt wurde. 3. Die späte Republik bzw. das Zeitalter der Krise, das früher auch als Zeitalter der Revolution bezeichnet wurde (133–27 v. Chr.). Das Ende der Republik hat sich schon mit dem Einmarsch Caesars in Italien (49 v. Chr.) und dessen Diktatur (48 v. Chr.) angekündigt, die dann zu einer Dauerherrschaft mutierte. Auf Caesars Ermordung (44 v. Chr.) folgte eine Phase der Bürgerkriege, die sich mit dem Regime des Triumvirats (43 v. Chr.) verband und mit der entscheidenden Schlacht von Actium (31 v. Chr.) endete, bis dann Octavian im Jahre 27 v. Chr. zum Augustus erhoben wurde. Für die Zeit vor 500 v. Chr. wird von der Königszeit oder auch sachgemäßer vom archaischen Rom gesprochen, in der es zu einer Zuwanderung von Etrurien und anderen umgebenden Gebieten gekommen war und die Grundsteine für eine expansive Herrschaftsbildung gelegt wurden. Während der Zeit der Republik ergab sich jeweils ein folgenreiches Spannungsverhältnis zwischen Innen- und Außenpolitik.6 In der Frühzeit stand der neu entstehende patrizische Geschlechterstaat in Rivalität mit den umliegenden Städten und Völkern. Zudem war er im Innern mit dem Ständekampf zwischen den Patriziern und Plebejern beschäftigt. Er hatte daher nur geringe außenpolitische Ambitionen und verfolgte zunächst eine beschränkte territoriale Hegemonie, die sich auf die unmittelbare Umgebung konzentrierte. Die Erfolge der Plebejer im Ständekampf bewirkten ab 367 v. Chr. die Entstehung einer neuen patrizisch-plebejischen Führungsschicht, der sog. Nobilität. Diese ermöglichte ab der zweiten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. eine dyna12

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Periodisierung

mische Außenpolitik und Expansion, die sich in den Jahren 340–270 v. Chr. mit der Eroberung Italiens verband. Dabei wurden zunächst die Latiner (338 v. Chr.), dann die Samniten (291 v. Chr.) und schließlich die übrigen Stämme Mittel- und Unteritaliens Rom unterworfen. Die sog. klassische Republik schloss an das Ende des Ständekampfes (287 v. Chr.) an und basierte auf dem baldigen Abschluss des letzten Samnitenkrieges (272 v. Chr.). In der anschließenden Phase, deren Dauer bis zum Jahre 133 v. Chr. festgelegt wird, schottete sich die Nobilität als Führungselite ab und die staatlichen Institutionen wurden kaum noch erweitert. Gleichzeitig gelang es aber, ein Weltreich zu erobern: In den Jahren 264–201 v. Chr. wurden die Punier ausgeschaltet, was die Beherrschung des westlichen Mittelmeeres zur Folge hatte; in den Jahren 200–167/146 v. Chr. wurden den Makedonen und Seleukiden Niederlagen beigebracht und damit auch das östliche Mittelmeer machtpolitisch eingenommen. Die Expansion während der klassischen Republik hatte dazu geführt, dass die innere Ordnung lange Zeit gestützt und bestätigt wurde. Dennoch entstand ein Missverhältnis zwischen Weltherrschaft und stadtstaatlich-aristokratischer Ordnung. Dies führte in der Folge zu einer Zeit der Krise und inneren Unruhen, die im Jahre 133 v. Chr. mit Tiberius Gracchus einsetzte und mit Caesar bzw. Augustus endete. Damals kamen die Auswirkungen der strukturellen Veränderungen im Rahmen des Imperiums zum Tragen und führten zur Auflösung der republikanischen Ordnung. Die Außenpolitik konzentrierte sich vermehrt auf die Sicherung des Herrschaftsgebiets und dessen Verwaltung. Zur Lösung der militärischen Aufgaben war es jedoch nötig, langfristige Kommandos für einzelne Feldherren zu vergeben. Diese banden die zunehmend berufsmäßig operierenden Soldaten an ihre Person, wodurch die Heeresklientel zu einem gewichtigen Faktor wurde. Dies trug zum Zerfall der traditionellen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse bei, sodass daraus ein Bürgerkrieg und schließlich die Alleinherrschaft des princeps resultierten.

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Staats- und Verfassungsbegriff Der Historiker Polybios (ca. 200–120 v. Chr.) sah in der römischen Verfassung (politeia) einen wesentlichen Erfolgsfaktor der Römer, denen der Aufbau eines Weltreiches gelungen war. Die römische Republik besaß jedoch keine geschriebene Verfassung, sondern nur seit jeher überlieferte, traditionelle Regeln, die als mos maiorum (»Sitte der Vorfahren«) bezeichnet wurden: »Er [mos maiorum] enthielt alle das öffentliche Leben betreffenden Grundsätze über die Zuständigkeiten der Staatsorgane, die Regeln ihres Handelns und das Verhältnis zwischen Amt und Amtsträger, d. h. die Ämterordnung schlechthin.«7 Diese Dinge konnten im Konfliktfall auch durch Gesetze (lex/leges) geregelt werden, ohne dass die Gesetze aber je in ein einheitliches System integriert worden wären. Christian Meier spricht im Anschluss an Cicero (rep. 2,2 f.) von einer gewachsenen Verfassung und stellt fest: »Die römische Republik kannte kein in rechtlichen Kategorien zu fassendes Institutionengefüge, das sich – unsern Verfassungen entsprechend – aus dem Ganzen ihrer Ordnung herauslösen ließe.«8

Neben dem Fehlen einer Verfassungsurkunde ist auch die Absenz eines prägnanten Staatsbegriffs bezeichnend. Im Zentrum stand der Begriff res publica, die »öffentliche Sache«, im Gegensatz zu res privata. Res publica bezeichnet aber auch den nichtmonarchischen Freistaat im Gegensatz zum regnum, dem »Königtum« mit absolutem Gewaltmonopol. Die Selbstbezeichnung der Römer lautet populus Romanus oder auch senatus populusque Romanus (SPQR) und umfasst das Gesamtvolk, also Patrizier und Plebejer, die der durch Rechtsgesetze gefügten Ordnung unterstanden. Der Name des Staates benennt somit nur den Souverän und enthält keinen Hinweis auf die Verfassungsform.9 Der Aufbau des Staates wurde von den Römern mit dem Begriff constitutio umschrieben. Diese enthält gemäß Cicero »erstens eine gewisse Ausgewogenheit der Rechte (aequabilitas), welche freie Männer nicht längere Zeit entbehren können, zweitens aber Stetigkeit (firmitudo), weil jene Grundformen leicht in die ihnen entgegengesetzten Fehler umschlagen, so dass aus dem König ein Gewaltherr wird, aus den 14

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Aristokraten (optimates) ein Parteiklüngel (factio), aus dem Volk eine Masse und ein wüstes Durcheinander, und weil die Grundformen selbst oft in neue Formen hinüberwechseln. Dies geschieht in dieser die Grundformen verbindenden, im rechten Maß gemischten Verfassung (permixta constitutio) in der Regel nicht außer bei großen Fehlern der führenden Männer. Denn es besteht kein Grund zu einer Umwälzung, wo jeder fest an seinem Platze steht und kein Abgrund lauert, in den er gleiten und stürzen kann« (rep. 1,69). Cicero lehnt sich hier in den Auseinandersetzungen der späten Republik an das griechische Modell des Verfassungsumschwungs an, wie es Aristoteles im 4. Jh. v. Chr. formuliert hatte. Um den Wechsel der Verfassungen zu verhindern, ist es nötig, Teile der Monarchie, Aristokratie und Demokratie zu mischen (sog. Mischverfassungstheorie). Entscheidend sind »ihre Autorität kraft Alter und Bewährung, ihr die gesellschaftlichen und staatsorganisatorischen Kräfte ausbalancierendes Gleichmaß (aequabilitas), ihre die Freiheit bewahrende Aufgabe bzw. Funktion und ihre dauerhafte Beständigkeit (firmitudo).«10 Auch wenn diese Bedeutung von constitutio in der Antike nicht mehr weiterverfolgt wurde, war Cicero damit bereits in die Nähe des modernen Verfassungsbegriffs gerückt.11 Dieser wurde allerdings erst im 18. Jh. bedeutsam, als sich das Bürgertum gegen den monarchischen Absolutismus richtete. Im Kampf gegen Feudalismus und eigenmächtige Fürsten traten Forderungen nach Gleichheit und Menschenrechten ins Zentrum. Bei den daraus resultierenden Verfassungen handelte es sich um eigentliche »Herrschaftskompromisse«. Diese führten Frieden zwischen verschiedenen Konfliktparteien herbei, indem allgemein gültige Rechtsnormen festgelegt wurden.12 Die römische Republik und die darin herrschende Freiheit für den Einzelnen erhielten dabei Vorbildcharakter.

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Forschungsgeschichte zur Verfassung und Gesellschaft Roms In der Renaissance hatte eine neue Beschäftigung mit der Erbschaft der einstigen Großmacht Rom begonnen. Livius war schon um 1300 zu neuen Ehren gekommen und im 16. Jh. wurden auch die von Plutarch dargestellten »großen Einzelpersönlichkeiten« wieder zu Vorbildern erhoben. Niccolò Machiavelli (1469–1527) interessierte sich sowohl für die Ursprünge als auch den Aufstieg Roms und beschäftigte sich dementsprechend mit der ausführlichsten Quelle zum frühen Rom, den ersten zehn Büchern des Livius (Discorsi sopra la prima deca di Tito Livio). Dabei fragte er nach dem Wesen der Republik als zentraler Regierungsform, in der die Kriegführung und Religion eine entscheidende Rolle spielten. Besonderes Interesse galt den Prinzipien von Herrschaft, die anhand von römischen Königen, Feldherren, Diktatoren und Kaisern abgehandelt wurden und in einer eigenen Schrift über die Rolle des Herrschers (Il principe) zur Darstellung kamen. In Frankreich verfasste Montesquieu 1734 seine Considérations sur les causes de la grandeur des Romains et de leur décadence. Er betonte darin den Wert der Gesetze, die bei den Römern zentralen Stellenwert erlangt hatten. Damit trat erstmals die Verfassungsfrage in den Vordergrund, sodass Rom nicht mehr nur unter moralisierender Sicht thematisiert wurde. Montesquieu hatte aber auch schon erkannt, dass Rom an bestimmte Dimensionen gebunden war und die Ausdehnung des Imperiums zum Untergang führte. Die Gesetze hätten unter den Kaisern nicht mehr ausreichend korrigiert werden können. Somit konnten sie für Montesquieu auch nicht mehr den Fortbestand der freiheitlichen Grundstrukturen garantieren. Eine entscheidende Vorgabe für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Rom machte dann Barthold Georg Niebuhr, der im Jahre 1811/12 eine Römische Geschichte verfasste, die in zwei Bänden erschien. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern stellte seine Darstellung der römischen Republik keine Nacherzählung von Livius’ Universalgeschichte dar. Vielmehr übte er an der widersprüchlichen Überlieferung historische Kritik, freilich oft noch ohne befriedigende Lösungen zu finden. 16

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In sein Werk flossen in neuer Weise zahlreiche Analogien und Gegenwartsbezüge ein. Da Niebuhr mit seiner Quellenkritik auf die Forschung des 19. Jhs. große Wirkung ausübte, gilt er oft auch als Begründer der modernen deutschen Geschichtsschreibung.13 Die monumentalsten Forschungen zu Rom legte in der Folge Theodor Mommsen (1817–1903) vor. Er war von Hause aus Jurist und daher für die Darstellung des römischen Rechts prädestiniert. Sein Wirken bezog sich jedoch auf alle Bereiche der Altertumswissenschaft von der Philologie über die Historie bis hin zur Numismatik und Epigrafik. Mommsen war u. a. maßgeblich an dem bis heute zentralen Inschriftenwerk Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) beteiligt. Als ursprünglich begeisterter Anhänger der 1848er-Revolution war er von einer Epoche des Umbruchs und neuen Verfassungsdenkens geprägt, das sich mit der Verwirklichung moderner Staatlichkeit verband. 1854–1856 legte Mommsen drei Bände über die Römische Geschichte vor, die mit einer Verherrlichung von Caesar endete. In ihm sah Mommsen einen ungekrönten Volksmonarchen, der mit den ungelösten Problemen und korrupten Verhältnissen der ausgehenden Republik aufräumte.14 Die größte Leistung Mommsens war aber seine Abhandlung Römisches Staatsrecht, die von 1871–1888 in drei Bänden erschien. Obwohl die Römer keine Kodifikation des Staatsrechts kannten, ist es Mommsen gelungen, eine systematische Darstellung aller Dinge des öffentlichen Rechts vorzunehmen. Die Systematik erhielt dabei den Vorrang vor dem Historischen. Zentral in Band 1 ist die Charakterisierung der Magistratur, die den Oberbegriff für alle staatlichen Ämter darstellt. Die Magistratur wurde grundlegend mit den Begriffen imperium und potestas gefasst, wobei imperium die unbeschränkte militärische, jurisdiktionelle und polizeiliche Amtsgewalt der obersten Magistrate zum Ausdruckt bringt und potestas die Befugnis zu rechtswirksamen Handlungen, insbesondere Befehle und Zwangsmaßnahmen, umfasst. Band 2 wendet sich ausführlich den einzelnen Magistraturen zu, während Band 3 die Bürgerschaft und den Senat abhandelt. Mommsen folgte damit einer Dreiteilung der politischen Gewalt in Magistratur, Senat und Volksversammlung, die schon antike Autoren wie Polybios (6,11) vorgegeben hatten und die bis in die heutigen Darstellungen erhalten geblieben ist. 17

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Eine neue Forschungsrichtung beschäftigte sich im frühen 20. Jh. mit der Führungsschicht und deren vielfältigen Nah- und Treueverhältnissen. Voraussetzung dazu war die prosopografische Arbeit von Friedrich Münzer von 1920 über die Römische(n) Adelsparteien und Adelsfamilien. Diese basierte auf Münzers zahlreichen Artikeln über Einzelpersonen in dem großen altertumskundlichen Lexikon Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Als bahnbrechend hatte sich auch die Frankfurter Habilitationsschrift von Matthias Gelzer aus dem Jahre 1912 erwiesen: Die Nobilität der römischen Republik. Diese beleuchtet die Führungsschicht der Römer und ihre Beziehungen untereinander, im Hinblick auf politische Gruppenbildung. Dabei hebt Gelzer die Bedeutung der verschiedenen Treueverhältnisse hervor. Dazu gehört erstens das Nahverhältnis (Verwandtschaft), zweitens das Schutzverhältnis (patrocinium, geprägt von clientes als Abhängigen) und drittens das Freundschaftsverhältnis (amicitia). Insgesamt zeigt sich, dass die Klientelverhältnisse die Machtgrundlage der Nobilität bildeten. Eine ausgedehnte Materialsammlung zur Wirtschafts- und Sozialstruktur erarbeitete Tenney Frank 1933–1940 in seinem fünfbändigen Economic Survey of Ancient Rome. Dabei betrachtete er die ungelösten ökonomischen Probleme als Ursache für den Untergang der Republik. Einen wichtigen Beitrag zu den politischen Gruppierungen der späten römischen Republik stellte in der gleichen Zeit der Lexikonartikel von Hermann Strasburger über die »Optimates« dar, der 1939 in Paulys Realencyclopädie erschien. Er machte klar, dass Optimaten und Popularen keine politischen Parteien verschiedener Gesellschaftsschichten waren, sondern Interessengruppierungen innerhalb der Nobilität und deren internen Auseinandersetzungen bildeten. Populare Politiker haben sich gemäß Strasburger nur des Volkes bedient, um selbst Macht zu erlangen und nicht, um die politischen Verhältnisse in ihren Grundzügen zu verändern. Ihre Zusammensetzung und Techniken hat dann Christian Meier 1965 in demselben Lexikon (Suppl. 10) im Artikel »Populares« ausführlich umrissen. In diesem Zusammenhang ist auch das nach wie vor aktuelle Buch von Christian Meier aus dem Jahre 1966 entstanden, das den Titel Res publica amissa trägt. Aufbauend auf den Forschungen zu den 18

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Nah- und Treueverhältnissen in der Nobilität legte Meier eine umfassende Analyse zu den politischen Gegebenheiten in der späten Republik und den Ursachen von deren Scheitern vor. Dabei hob er den Gegensatz zwischen der gemeindestaatlichen Verfassungsform und dem Weltreich hervor und unterstrich die mangelnde Anpassungsfähigkeit von Senat und Nobilität, welche die anstehenden Probleme nie konsequent anzupacken bereit waren. Da eine grundsätzliche Veränderung des Systems von niemandem gewünscht wurde, sprach Meier von einer »Krise ohne Alternative«.15 Im englischsprachigen Raum erklärte Peter A. Brunt in seinem Werk Social Conflicts in the Roman Republic von 1971 den Untergang der Republik mit dem Konsensverlust in der Gesellschaft, da in ihr unterschiedliche und konkurrierende Interessen entwickelt wurden. Der Senat habe kurzfristige Eigeninteressen vertreten und an Autorität verloren, weil er Probleme, die durch die Expansion entstanden waren, nicht zu lösen vermochte. Dies erweckte den Ruf nach führenden Personen, welche die Probleme schließlich eigenmächtig anpackten. Erich S. Gruen betonte demgegenüber in seinem umfassenden Buch The Last Generation of the Roman Republic von 1974, dass die Republik im 1. Jh. v. Chr. trotz der mächtigen Kommandanten und ihren Armeen nicht wirklich in Schieflage war, da niemand deren Beseitigung suchte. Das Ende sei erst durch den Bürgerkrieg nach Caesars Tod herbeigeführt worden. Über diese Ansätze hinaus verwies Jürgen von Ungern-Sternberg in einem Aufsatz von 1998 auf das Problem der Legitimität: »Die Wirkung der Weltherrschaft war eine andere: Sie enthob die herrschende Elite, die Nobilität, des Zwangs zum Kompromiss aus außenpolitischen Rücksichten. Die sich aufstauenden sozialen Probleme führten zu einem Legitimitätsverlust«.16 Schließlich hat Wolfgang Bölsel 2015 in seinem Überblickswerk zur römischen Republik drei weitere Gründe für den Niedergang aufgeführt, nämlich die mangelnde Integration und Repräsentation der Italiker im römischen Staat, die prekäre Versorgung der Legionäre und die vernachlässigten militärischen Fähigkeiten der führenden Kreise, welche einzelnen Feldherren die Möglichkeit zu persönlichem Machtausbau eröffneten.17

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Die Sozialgeschichte hatte schon in den 1960er und 70er-Jahren neuen Auftrieb erhalten, wozu dann insbesondere Géza Alföldy (1975/2011) beitrug. Die Forschungen bezogen sich damals vermehrt auf die Unterschichten, zu denen neben Sklaven und Freigelassenen die Plebs in ihrer Gesamtheit zählt. In seinem Werk Italian Manpower 225 B.C.–A.D. 14 von 1971 beschäftigte sich Peter A. Brunt mit grundlegenden Fragen der römischen Bevölkerung und befasste sich dabei eingehend mit Bevölkerungszahlen und Heeresstärken. Die Plebs wurde in der Folge auch von weiteren Forschern – darunter Wilfried Nippel (1988/1995) und Cyril Courrier (2014) – nicht mehr als Pöbel abgetan, sondern unter soziologischen Kriterien in ihrem Stellenwert in der res publica sinnfällig ergründet. In neueren Forschungen wurden nicht nur die Agrarfrage und die Lebensumstände der Plebs weiterverfolgt, sondern auch die Kommunikationsformen mit dem Volk untersucht, wobei die Rhetorik eine prominente Rolle spielt.18 Weitere Arbeiten zur römischen Gesellschaft haben seit der zweiten Hälfte des 20. Jhs. tiefere Aufschlüsse über den Senatoren- und Ritterstand sowie das Klientelwesen ergeben.19 Ernst Badian, der sich 1958 mit Foreign Clientelae befasst hatte, wandte sich wie Claude Nicolet, der die französische Forschung auf dem Gebiet der Republik anführte, der Schicht der Ritter (equites) zu.20 Diese waren insbesondere als Staatspächter (publicani) in Erscheinung getreten und hatten damit bedeutende Aufgaben für den Staat wahrgenommen, wenn auch zum Teil in explizit eigenem Interesse, sodass ihre Bedeutung sowohl in einem Korrektiv als auch in einer stabilisierenden Ergänzung zum Senatorenstand gesehen wurde. Die Verfassungsgeschichte hatte in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. im Anschluss an das Werk von Mommsen auch die Frage nach der Verfassungswirklichkeit gestellt. Dabei wurden die staatlichen Gremien über ihre verfassungsmäßigen Kompetenzen hinaus in das politische Kräftefeld eingeordnet, wozu in erster Linie Jochen Bleicken (1975/1995) beigetragen hat. Das Handbuch von Wolfgang Kunkel und Roland Wittmann von 1995 erörtert systematisch die Staatsordnung und Staatspraxis der Römischen Republik. In weiteren Studien wurden die einzelnen Magistraturen und Formen der Volksversammlung vertieft untersucht. Dabei stellte sich die Frage nach den politi20

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schen Beteiligungsmöglichkeiten des Volkes und dessen Rolle bei den Wahlen.21 Neuere Forschungen fragten darüber hinaus im Anschluss an Paul Veyne (Le pain et le cirque 1976) vermehrt nach symbolischen Interaktionsweisen bzw. eingespielten Ritualen, insbesondere zwischen Volk und Regierenden. Dies dient wesentlich dazu, die eigentlichen Machtverhältnisse und Mechanismen der Herrschaftssicherung zu verdeutlichen. Egon Flaig sah in der römischen Volksversammlung trotz ihres Schlussentscheides kein Entscheidungsorgan, sondern ein Konsensorgan, das in der Regel vorgefassten Anträgen zugestimmt hatte.22 KarlJoachim Hölkeskamp ist mehrfach der These des Briten Fergus Millar aus den 1980er-Jahren entgegengetreten, wonach die römische Republik eine Demokratie dargestellt hätte (The Crowd in Rome in the Late Republic 1998). Dabei hat er sich in seinen Untersuchungen zur politischen Kultur insbesondere dem »symbolischen Kapital« der Führungsschicht zugewandt, welche auf verschiedenen Ebenen mit Erfolg die Erinnerung (memoria) an die Leistungen ihrer Vorfahren aufrechterhielt und mit dem Volk in einer »rituell-performativen« Interaktion stand.23 Diese kulturgeschichtlichen Aspekte sind zuletzt auch in die Überblickswerke zur politischen Ordnung von Uwe Walter und Henrik Mouritsen aus dem Jahre 2017 eingegangen. Über die Verfassungs- und Sozialgeschichte hinaus wurde seit den 1990er-Jahren die Geschlechtergeschichte einbezogen, um die Rolle der Bürger und Bürgerinnen in der Familie und Gesellschaft zu erfassen.24 Die Sozialgeschichte ist zudem durch Alltags-, Erfahrungs- und Kulturgeschichte ergänzt bzw. abgelöst worden. Diese neueren Forschungsansätze konzentrieren sich auf kleinräumige Lebenswelten und bemühen sich um eine Re-Individualisierung, »indem sie die Aufmerksamkeit weniger auf Strukturen […] und Kollektivphänomene als auf die darin eingebundenen, leidenden und handelnden Menschen lenken«.25 In diesem Zusammenhang ist in jüngerer Zeit wieder ein vermehrtes Interesse an »Großen Männern« und ihren Handlungsspielräumen zu beobachten. Diese sind auch im vorliegenden Buch nicht zu übersehen, sollen aber nicht nur die individuellen Verhaltensweisen beleuchten, sondern auch zur Erklärung übergeordneter Zusammenhänge und Entwicklungen beitragen. 21

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Ziel Dieses Überblickswerk beginnt mit einem Blick auf die Anfänge Roms und dessen Gründerfiguren, die für das kulturelle Gedächtnis der Römer prägend wurden. Zudem stellen zahlreiche Entwicklungen und Einrichtungen aus der Königszeit für die Republik eine folgenreiche Grundlage dar. Die Überwindung des Königtums galt im Verlauf der Republik als zentrales Ereignis, auf das in politischen Auseinandersetzungen immer wieder Bezug genommen wurde, um das System vor neuen Angriffen zu bewahren. Der weiteren Darstellung liegt die traditionelle Dreiteilung der republikanischen Zeit zugrunde, wobei aber auch eine Verbindung von Chronologie und Systematik angestrebt wird. Beabsichtigt ist, unter Beibehaltung eines chronologischen Grundrasters einzelne Sachphänomene systematisch und zeitlich übergreifend abzuhandeln. Dadurch soll der grundsätzliche Charakter der Verfassungs- und Sozialordnung besser zur Geltung kommen, aber auch deren gegenseitige Durchdringung deutlich werden. Dies erlaubt, die Interdependenz von Innenund Außenpolitik im Auge zu behalten, die sich gerade für die römische Republik als prägend erwiesen hat. Die Konzentration auf politische und soziale Aspekte hat indes zur Folge, dass wirtschaftliche, kulturelle und religiöse Aspekte im Hintergrund bleiben. Ausgeklammert bleibt auch das Zeitalter der Bürgerkriege nach der Ermordung von Caesar, in dem die alten republikanischen Strukturen auseinanderbrachen und sich schließlich ein neues Regime abzeichnete. In diesem Werk geht es darum, die Grundzüge der römischen Politik und Gesellschaft sowie deren Wandel über die lange Epoche von 500 Jahren verständlich zu machen. Zudem eröffnet die Beschäftigung mit der römischen Republik Einblicke in die Formierung politischer Gemeinschaft, Staatenbildung und Herrschaftssicherung. Rom stellt ein beeindruckendes Muster für einen aristokratischen Staat dar, der zu einer Weltmacht expandiert und dabei »exemplarisch« fremde Völker in sich aufnimmt, schließlich aber in eine Krise gerät und einen Systemwechsel vollzieht. Unter den Kaisern erfährt das Reich zwar 22

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Ziel

nochmals eine längerfristige Stabilisierung, ist dann aber doch dem Untergang geweiht. Dennoch sind schon in der Zeit der Republik die entscheidenden Grundlagen für die politischen und rechtlichen Errungenschaften gelegt worden, mit denen Rom die weitere Entwicklung Westeuropas nachhaltig prägte. Das Buch ist so angelegt, dass jedes Kapitel eine geschlossene Einheit bildet. In diesen werden Grundlagen vermittelt, die auch als Ausgangspunkt für eine weitergehende Beschäftigung mit den betreffenden Themen dienen können. Dazu sind die bedeutendsten Quellen in Klammern in den Text eingefügt und weiterführende Literaturangaben in den Endnoten angebracht. Wenn bestimmte Ereignisse oder Sachverhalte in einer ganzen Reihe von Quellen belegt sind, wird wiederholt auf die umfassenden Angaben in T. R. S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic (MRR), verwiesen, für die späte Republik auch auf die Quellensammlung von A. H. J. Greenidge, A. M. Clay und E. W. Gray, Sources for Roman History (GCG). Am Ende des Buches folgt eine thematisch gegliederte Bibliografie in der Reihenfolge der vorangegangenen Kapitel.

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Italische Grundlagen Die Gebietsbezeichnung »Italien« geht vermutlich auf den altmediterranen Begriff für einen jungen Stier (vitelos/vitulus) zurück. Sie bezog sich anfänglich nur auf das Siedlungsgebiet der einheimischen Oinotrier im südlichen Kalabrien und wurde dann von den benachbarten Griechen und Samniten auf das ganze Territorium südlich von Poseidonia (Paestum) ausgedehnt. Die Auffassung von einer größeren geografischen Einheit entstand erst infolge der römischen Eroberung, die sich bis um 270 v. Chr. an die südliche Spitze der stiefelförmigen Halbinsel erstreckte und im Norden bis zur Linie von Pisa bis Ancona reichte.1 Noch nicht dazu gehörten die Po-Ebene und der ager Gallicus, der sich südlich des Flusses Rubicon entlang der Adriaküste zog. In diese Gebiete waren die Kelten um 400 v. Chr. eingewandert und hatten von dort aus Rom gebrandschatzt (Liv. 5,39–43). In der zweiten Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. wurde schließlich auch dieses Gebiet von den Römern erobert, sodass sich daraus die Provinz Gallia Cisalpina entwickelte, die im Jahre 41 v. Chr. in das römische Kernland »Italia« integriert wurde. Im frühen 1. Jt. v. Chr. gab es auf dem Gebiet des italischen Stiefels mehrere Kulturen und Sprachen. Um Bologna war die Villanova-Kultur angesiedelt, aus der sich die Etrusker entwickelten. Diese standen unter fremden Einflüssen, insbesondere der Griechen, waren aber nicht geschlossen von Lydien eingewandert, wie das Herodot (1,94) glauben machen will. Die Etrusker verwendeten eine nicht-indoeuropäische Sprache, die zwar entziffert, aber nicht immer verständlich ist. Im 24

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Italische Grundlagen

8. Jh. v. Chr. ist die Ausbildung mehrerer Städte zu verzeichnen, aus denen sich später in der Toskana ein Zwölfstädtebund entwickelte (Strab. 5,2,2). Dieser erinnert an den Zwölfstädtebund in Ionien, umfasste aber wohl mehr als zwölf Städte und bildete eine »Amphiktyonie« (Bund) um das Heiligtum der Voltumna bei Volsinii (Orvieto?).2 Jährlich bestimmte der Bund einen Vorsteher (Praetor) mit zwölf Liktoren, wie sie dann auch bei den Römern festzustellen sind (Diod. 5,40,1; Dion. Hal. 3,61,2; Liv. 1,8,3).3 Im 7. Jh. v. Chr. unternahmen die Etrusker einen Vorstoß nach Süden bis Kampanien, wo Capua das Zentrum bildete und gewannen daraufhin in Rom bestimmenden Einfluss. Um 540 v. Chr. erreichten die Etrusker einen territorialen und machtpolitischen Höhepunkt. Zusammen mit den Karthagern vertrieben sie bei Alalia (Korsika) die aus Phokaia eingetroffenen Griechen (Hdt. 1,166 f.), worauf die Karthager auch auf Sardinien siedelten und eine neue Konkurrenz bildeten. Einen entscheidenden Rückschlag erlitten die Etrusker im Jahre 474 v. Chr., als Hieron von Syrakus die etruskische Flotte bei Kyme besiegte (Pind. Pyth. 1,72–75; Diod. 11,51,1 f.). In dieser Zeit hatte die Etruskerherrschaft auch in Rom geendet, während sie sich in der PoEbene noch weiter ausbreitete. Neben den Etruskern existierten mehrere italische Völker, die seit dem 12. Jh. v. Chr. zugewandert waren und eine indogermanische Sprache sprachen. Dazu gehörten die älteren Latino-Falisker, die in historischer Zeit Latium und Falerii am Tiber bewohnten, wobei sich die Latiner am Unterlauf des Flusses niedergelassen hatten. Daneben siedelten die Umbro-Sabeller, die nach sprachlichen Gesichtspunkten bzw. dem Oskischen auch Osko-Umbrer genannt werden und zahlenmäßig überlegen waren.4 Die meisten Stämme dieser Gruppe wohnten im Apennin, darunter die Umbrer, Sabiner, Marser, Volsker, Aequer, Samniten, Kampaner, Lukaner und Bruttier.5 In Unteritalien und Sizilien machte sich seit dem späteren 8. Jh. v. Chr. die griechische Kolonisation bemerkbar. Von Chalkis auf Euböa aus wurde zuerst Pithekussai (Ischia) besiedelt, von wo aus Kyme (Cumae) als Nachfolgesiedlung auf dem Festland angelegt wurde (Strab. 5,4,7. 9). Ein Grund dafür war das Metall, da in Etrurien Eisen und Kupfer zu beziehen waren und auch Handel mit Zinn betrieben 25

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2 Die Anfänge Roms

Abb. 2: Die etruskischen Gebiete zur Zeit ihrer größten Ausdehnung mit den Städten des Zwölfstädtebundes.

wurde. Kyme vermittelte den Etruskern und Römern schließlich das chalkidische Alphabet, aber auch religiöse Einrichtungen, rechtliche Vorstellungen und griechische Stadtkonzeptionen. Unter den zahlreichen Orten, welche die Griechen in Unteritalien besiedelten, befanden 26

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Italische Grundlagen

Abb. 3: Sprachen in Italien im 4. Jh. v. Chr.

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2 Die Anfänge Roms

sich Neapolis (Neapel), Poseidonia (Paestum), Taras (Tarent), Sybaris, Kroton (Crotone), Metapontion (Metapont), Lokroi Epizephyrioi (Locri) sowie Rhegion (Reggio Calabria) an der Meerenge zu Sizilien, an deren Gegenküste Zankle (Messina) lag. In Etrurien gab es griechische Viertel in den Hafenstädten von Caere (Cerveteri) und Tarquinii (Tarquinia). Zudem gelangte griechische Ware auch nach Rom, wie entsprechende Funde aus dem 8. Jh. v. Chr. auf dem Forum Boarium zeigen.6

Gründungslegenden Für Rom existierten unterschiedliche Gründungsgeschichten, die einerseits auf den Trojaner Aeneas, andererseits auf Romulus zurückführten. Mit Aeneas wurde der Ursprung Roms an den griechischen Mythos angehängt und in den griechischen Kulturkreis eingebunden. Der Trojaner Aeneas soll nach der Zerstörung von Troja (um 1200 v. Chr.) durch die Griechen über Makedonien und Sizilien nach Latium gelangt sein (Liv. 1,1), wobei er beim augusteischen Dichter Vergil auch in Karthago, der künftigen Gegnerin Roms, Station gemacht hatte (Verg. Aen. 4,1–583). In Latium heiratete er Lavinia, die Tochter des Königs Latinus, und gründete Lavinium, das zu einem zentralen Heiligtum des latinischen Städtebundes wurde. Aeneas soll auch den Ort Pallantium besucht haben (Verg. Aen. 8,126–369), der vom Arkader Euander auf dem Palatin gegründet worden war (Liv. 1,5; Dion. Hal. 1,31; 2,1,3), sodass von Rom der Eindruck einer griechischen Stadt entstand. Aeneas’ Sohn Ascanius legte dann Alba Longa an, welches den Hauptort des latinischen Stammes bildete und das Heiligtum des Iuppiter Latiaris als Gott des Latinerbundes beherbergte. Ein weiterer Hauptort des Latinerbundes war Aricia mit seinem Dianaheiligtum, das später nach Rom auf den Aventin als neues Zentrum verlegt wurde (Liv. 1,45). Als zweite Gründungslegende kursierte das urtümliche Geschehen um Romulus, der einen eponymen Gründer verkörpert (Liv. 1,4,1–7). 28

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Gründungslegenden

Dieser trägt keinen historischen Namen, sondern erklärt den Stadtnamen Roma, der sich vom etruskischen Namen »Rume/Rumele« ableitet.7 Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Remus soll Romulus als illegitimes Kind der Ilia (= Rhea Silvia), Königin von Alba Longa, die von Mars vergewaltigt worden war, in einem Nachfolgestreit ausgesetzt und am Ufer des Tibers von einer Wölfin gerettet worden sein. Als die Brüder später an dieser Stelle eine Stadt anlegen wollten, gerieten sie in einen Streit, bei dem Remus erschlagen wurde, sodass Romulus zum eigentlichen Gründer Roms wurde. Er befestigte den Palatin und baute die Stadt weiter aus (Liv. 1,7,3. 8,4). Das Geschehen setzt in dieser Legende zwar deutlich später ein, wurde von griechischen Autoren aber direkt mit der Aeneasgeschichte verknüpft. Sie gestalteten Romulus als entfernten Nachkommen des Aeneas und schoben zwischen Aeneas und der römischen Republik das Königreich von Alba Longa ein. Als Datum für die Stadtgründung wurde von Varro im 1. Jh. v. Chr. schließlich jenes Jahr errechnet, das 753 v. Chr. entspricht, wobei daneben noch weitere Daten geltend gemacht wurden, nämlich 814/3 v. Chr. (Timaios) und 728 v. Chr. (Cincius Alimentus; Dion. Hal. 1,74,1). Beim Gründungsdatum 753 v. Chr. handelt es sich um eine Konstruktion, die vom Jahre 509/8 v. Chr. als dem Ende der Königszeit und dem Anfang der Republik ausgeht. Die römische Frühzeit wurde mit sieben »Königen« zu durchschnittlich 35 Regierungsjahren ausgestaltet. Diese Herrschaftszeit ist mit 245 Jahren allerdings viel zu lang, sodass die Königszeit wohl mehr Namen umfasst oder erst später eingesetzt haben dürfte. Die Könige sollen alle wesentlichen Einrichtungen geschaffen und den Machtanspruch auf die Herrschaft über Latium erhoben haben. Alba Longa wurde vom dritten römischen König Tullus Hostilius (Mitte 7. Jh. v. Chr.) angeblich zerstört und die Einwohner nach Rom umgesiedelt (Liv. 1,29).8 Dabei ergab sich ein weiteres sagenhaftes Geschehen, nämlich der Kampf zwischen den Horatiern aus Rom und den Curatiern aus Alba Longa – zwei Drillingspaaren, die schworen, den Kampf unter sich auszutragen, um eine Schlacht zu vermeiden. Besonders dramatisch war, dass Horatius als Sieger seine Schwester umbrachte, da sie mit einem Curatier verlobt war und um diesen trauerte (Liv. 1,24). 29

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2 Die Anfänge Roms

Schwierig zu bestimmten ist das genaue Alter der zwei Gründungsgeschichten, die möglicherweise beide ins 5. Jh. v. Chr. zurückführen, wobei Remus als Konkurrent des Romulus aber erst in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. auftaucht, als sich in Rom eine doppelte Führung von zwei Konsuln etabliert hatte.9 Die Wölfin stellt einen unsicheren Anhaltspunkt dar, auch wenn sie als heiliges Tier des Mars, des Stammgottes der Römer, galt. Für die bekannte Bronzestatue der »Kapitolinischen Wölfin« mit vollen Zitzen wurde ein Datum aus dem frühen 5. Jh. v. Chr. vermutet, während eine Metallanalyse heute eine mittelalterliche Datierung nahelegt und die beiden Säuglinge erst in der Renaissance dazukamen.10 Zum ersten Mal dargestellt sind die Zwillinge auf römischen Münzen aus dem Jahre 269 v. Chr.

Abb. 4: Römische Wölfin, frühmittelalterliche Bronzefigur mit frühneuzeitlichen Zwillingen, Kapitolinische Museen Rom.

Die Königsreihe von Alba Longa ist erstmals im späten 3. Jh. v. Chr. bei Fabius Pictor zu fassen, der sich wohl auf den vorangegangenen 30

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Königszeit und Etruskerherrschaft

griechischen Schriftsteller Diokles von Peparethos bezog (Plut. Rom. 3).11 Aeneas war zum ersten Mal im 5. Jh. v. Chr. bei Hellanikos von Lesbos und Damastes von Sigeion als Gründer von Rom erwähnt worden und hat sich dann bei Vergil (Aen. 1,278 f.) endgültig als Begründer der Weltherrschaft etabliert. Auf dem Palatin wurden schon in republikanischer Zeit die Hütte des Romulus und auf dem Forum dessen Grab verehrt, während mit dem Lupercal (Wolfshöhle) und dem Ficus Ruminalis (Feigenbaum) an den Ort der Ankunft und Aufzucht der Zwillinge erinnert wurde.12

Königszeit und Etruskerherrschaft Die Römer waren ursprünglich ein Teil der Latiner, gerieten aber im späteren 7. Jh. v. Chr. unter den Einfluss der Etrusker, deren Vertreter die politische Spitze bzw. Könige stellten: Tarquinius Priscus, sein Schwiegersohn Servius Tullius (aus dem Sabinerland) und Tarquinius Superbus. Die etruskischen Städte standen ebenfalls unter der Herrschaft von Königen, wobei das Königtum jedoch schon voretruskisch war und rex eine indogermanische Bezeichnung darstellt. Die römischen Könige wurden angeblich durch einen von den Patriziern gewählten Interrex (Zwischenkönig) bestimmt, dürften aber auch anhand von religiösen Vorzeichen eingesetzt worden sein (Inauguration).13 Sie folgten somit keinem Erbkönigtum und stammten ursprünglich alle von auswärts, wobei es sich um aristokratische Kriegsherren (»condottieri/ warlords«) mit bewaffneter Gefolgschaft handelte.14 Aufgrund der göttlichen Bestimmung hatten die Könige sakrale Rechte, sodass noch zur Zeit der Republik der rex sacrorum als Opferkönig fungierte. Der König war ursprünglich aber nicht nur oberster Priester, sondern auch oberster Feldherr und Richter. Ihm waren die sog. Zweimänner für Hochverrat (duumviri perduellionis) beigeordnet, die eine gewisse selbständige Tätigkeit ausübten und auch noch zur Zeit der Republik amtierten (Liv. 1,26,5–7).15 Neben ihm gab es einen 31

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königlichen Beirat bzw. Adelsrat, aus dem dann der Senat hervorging. Dieser bestand wohl vorwiegend aus den Häuptern der führenden (»patrizischen«) Familien (gentes), die aus verschiedenen Gegenden zugezogen waren. Dabei handelte es sich um einen Reiteradel (equites), welcher die berittene Gefolgschaft des Königs verkörperte. Die frührömische Elite hatte verschiedene Standesabzeichen. Die führenden »Väter« (patres), die in der Republik den Stand der Patrizier bildeten, kennzeichneten sich durch einen Goldring (anulus aureus), einen Purpurstreifen (clavus) auf der Tunika, einen kurzen Reitermantel (trabea), Schuhwerk mit Riemen (calceus patricius) und Zierscheiben aus Edelmetall (phalerae).16 Die Insignien der etruskischen Könige wurden später von siegreichen Feldherren beim Triumphzug auf das Kapitol verwendet, nämlich die Purpurtunika, der Wagen, die Goldkrone und das (Elfenbein-)Szepter mit einem Adler.17 Auch die Amtsinsignien der römischen Magistrate sind etruskischen Ursprungs (Liv. 1,8,3). Der Amtssessel (sella curulis) leitet sich von dem königlichen Richtstuhl auf dem Wagen (currus) ab; der Purpurstreifen auf der Toga galt für »kurulische« Magistrate ab der kurulischen Aedilität – wobei letztere als Ordnungsamt allerdings erst im Jahre 367 v. Chr. eingeführt wurde (Liv. 6,42,14); die Rutenbündel (fasces) der Liktoren, welche die Obermagistrate begleiteten, verkörperten die Amtsgewalt, die mit dem Begriff imperium umrissen wurde. Die Einteilung der römischen Bürgerschaft in drei Tribus basierte auf den etruskischen Namen Ramnes, Tities, Luceres. Der große Tempel auf dem Kapitol (Iuppitertempel), der nach dem Sturz des letzten Königs im Jahre 509 v. Chr. geweiht worden sein soll (Liv. 1,55 f.; 2,8,6–8), ist ein tuskanischer Dreizellentempel; in seiner monumentalen Form wurde er aber möglicherweise erst nach den Zerstörungen durch die Gallier (387 v. Chr.) errichtet.18 Rom stand zwar unter etruskischem Einfluss und wahrte eine kulturelle Kontinuität, war aber nie etruskisch geworden. Umgekehrt sind auch in etruskischen Städten latinische Einwirkungen festzustellen, sodass insgesamt ein reger Austausch herrschte. Aufgrund der Zuwanderung zeichnete sich in Rom jedoch eine neue Führungsschicht ab, die in der Republik bestimmendes Profil gewann.

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Stadtwerdung

Abb. 5: Fundamente des Iuppitertempels auf dem Kapitol.

Stadtwerdung Die Theorie der Stadtwerdung wendet sich gegen einen einheitlichen Gründungsakt, wie ihn Livius (1,6,3 f. 8,4) schildert. Gemäß diesem hätte Romulus auf dem Palatin den Bau einer Stadt vorgenommen, der entsprechenden Gründungsriten folgte und von einer sakralen Stadtgrenze begleitet wurde (1,44,4). Dabei handelte es sich um ein etruskisches Gründungsritual, bei dem eine Ackerfurche um die Stadt gezogen wurde, die in Rom die urbs von dem ager Romanus trennte (Plut. 33

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Rom. 11). Für die Stadt wurde die Trennung in den zivilen städtischen Bereich (domi) und den militärischen außerstädtischen Bereich (militiae) konstitutiv. Der Bereich des pomerium wurde schon in der Antike von post murum (»außerhalb der Mauer«) oder ponere murum (»Mauer bauen«) abgeleitet, war aber nicht mit dem Verlauf einer Stadtmauer identisch.19 Diese wurde in Rom erst dem König Servius Tullius (Mitte 6. Jh. v. Chr.) zugeschrieben (Liv. 1,44,3), der nach Romulus generell als eine Art zweite Gründerfigur fungierte. Siedlungsspuren gibt es in Rom schon in der Bronzezeit bzw. seit dem 2. Jt. v. Chr., in erster Linie auf dem Esquilin und Kapitol. Im 10./9. Jh. v. Chr. existierten eisenzeitliche Gräber auf dem Forum und Palatin sowie Hütten auf dem Palatin und Quirinal. Ab der Mitte des 8. Jhs. v. Chr. wurden Gräberfelder auf dem Esquilin und Quirinal angelegt.20 Bestattungen innerhalb des Stadtgebietes hörten am Ende des 8. Jhs. v. Chr. auf. Im späteren 7. Jh. v. Chr. schlossen sich demnach entweder verschiedene Siedlungen auf einzelnen Hügeln am Tiber zusammen (sog. Synoikismos) oder die Siedlung auf dem Palatin dehnte sich unter den Etruskern aus. Einerseits wurde mit einer ursprünglichen Zweiteilung gerechnet, bei der sich die Römer als Latiner (auf dem Palatin) und die Sabiner (auf dem Quirinal) vereinigt haben sollen (Varr. l.l. 5,51); andererseits wurde auch schon an eine Dreiteilung gedacht, die sich an den drei Tribus Ramnes (auf dem Palatin) als Römer, Tities (auf dem Quirinal) als Sabiner (eine oskisch-umbrische Volksgruppe) und Luceres (auf dem Caelius) als Etrusker orientiert.21 Demgegenüber muss die Tribusordnung aber eher als einheitliche Neuformation im werdenden Gemeinwesen gesehen werden.22 Die geografische Lage Roms zeichnete sich durch die Küstennähe im Zentrum Italiens aus. Die Grenzlage zwischen dem etruskischen und dem latinischen Bereich barg zwar gewisse Gefahren, bot aber auch besondere Chancen. Der Ort war insofern verkehrsgünstig, als die Salzstraße (Via Salaria) von der Küste ins Landesinnere über Rom führte und sich hier eine Tiberfurt befand, durch welche die Straße zwischen Etrurien und Kampanien verlief (Plin. nat. 31,89). Mit dem Forum Boarium (Rindermarkt) besaß die Stadt einen geeigneten Handelsplatz am Tiber. Auf diesem wurden sowohl lokale Keramik als auch griechische Scherben aus dem 8. Jh. v. Chr. gefunden. Im 6. Jh. 34

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Stadtwerdung

v. Chr. kam eine Kultstätte mit einem Tempel (Mater Matuta) hinzu, die heute unter der Kirche Sant’Omobono liegt.23

Abb. 6: Forum Boarium; Hercules Victor-Tempel, um 120 v. Chr.

Dieses Forum bildete zunächst einen Umschlagsplatz für Vieh und Salz, aber kein eigentliches Wirtschaftszentrum, da der gewerbsmäßige Handel erst in späterer Zeit an Bedeutung gewann. Der Bau der ersten Tiberbrücke (Pons Sublicius) sowie die Gründung von Ostia an der Tibermündung wird König Ancus Marcius in der zweiten Hälfte des 7. Jhs. v. Chr zugeschrieben (Liv. 1,33,6. 9). Die Stadtanlage von Ostia ist in dieser Zeit aber archäologisch noch nicht fassbar. Der Ort besaß zunächst nur einen Flusshafen und wurde erst im 1. Jh. n. Chr. unter Kaiser Claudius mit einem Hafenbecken ausgestattet.24 Wichtige Schritte der Stadtwerdung erfolgten in Rom unter den etruskischen Königen. Das Kapitol diente zusammen mit der Arx (Burg) sowohl als Festung als auch als Königssitz und religiöses Zentrum. Tarquinius Priscus (Ende 7./Anfang 6. Jh. v. Chr.) errichtete 35

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am südlichen Fuß des Palatins den sog. Circus Maximus für öffentliche Veranstaltungen (Liv. 1,35,8). Das Forum war nach der Mitte des 7. Jhs. v. Chr. entwässert, aufgeschüttet und gepflastert worden.25 Somit bildete es einen öffentlichen Platz und wurde allmählich zum städtischen Zentrum. Gegen 600 v. Chr. wurde an der Stelle der späteren Regia an der Ostseite des Forums ein erster Baukomplex errichtet, der als sakraler Sitz des Königs gedient haben dürfte.26 Kurz darauf folgte ein Gebäude mit Dachziegeln im Bereich des Comitiums, möglicherweise die Curia Hostilia als Senatsgebäude, das dem dritten König, Tullus Hostilius (Mitte 7. Jh. v. Chr.), zugeschrieben wird.27 Am Anfang des 6. Jhs. v. Chr. fügte sich eine Vulkankultstätte beim sog. Lapis Niger an, wo auch das königliche Sakralrecht festgehalten wurde.28 Im Comitium sind zudem bald Ansätze eines Stufenbaus zu erkennen, auf dem später die Rednerbühne (sog. Rostra) zu liegen kam.29

Abb. 7: Circus Maximus, am Fuße des Palatin (links).

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Stadtwerdung

Servius Tullius wird für das mittlere 6. Jh. v. Chr. die Neukonzeption der Stadt (urbs) – nach Gegenden und Hügeln – in vier Teile zugeschrieben (Liv. 1,43,13; Varr. l.l. 5,45–54). Diese Vierregionenstadt hatte aber nichts mit einer Einteilung nach einem rechtwinkligen Raster oder den Himmelsrichtungen zu tun, da die Stadt allmählich gewachsen war. Vielmehr diente die Vierteilung der Administration, die sich auf vier neue, städtische Tribus stützte (Palatina, Collina, Esquilina, Suburana). Eigentliche Gründungsriten, zu denen das Ziehen einer sakralen Stadtgrenze (pomerium) gehörte, wurden möglicherweise erst jetzt durchgeführt.30 Unklar ist, inwieweit bereits eine Stadtmauer bestand, da die sog. Servianische Stadtmauer erst aus dem 4. Jh. v. Chr. stammt und im Fundament auch einige Steinblöcke aus dem 6. Jh. v. Chr. enthält. Die teilweise noch erhaltene Mauer wurde nach der Gallierkatastrophe, also dem Einfall der Kelten nach Rom, errichtet und umfasste ein ungewöhnlich großes Gebiet von 426 Hektar, was auf mindestens 20 000–30 000 Einwohner schließen lassen könnte.31 Für das 6. Jh. v. Chr. erscheint diese Zahl allerdings als zu hoch oder nur für das gesamte römische Gebiet zutreffend, auch wenn gerne immer wieder mit »La Grande Roma dei Tarquini« gerechnet wird.32 Tarquinius Priscus soll in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. schließlich mit dem Bau der Cloaca Maxima begonnen haben (Liv. 1,56,2), deren monumentale, überwölbte Gestaltung aber wiederum erst ab dem 4. Jh. v. Chr. erfolgt sein dürfte.33 Insgesamt lässt sich im 7./6. Jh. v. Chr. verfolgen, wie aus einzelnen Hüttensiedlungen eine beachtliche Stadt entstand. Im 6. Jh. v. Chr. gab es für die Oberschicht Atriumhäuser auf dem Palatin.34 Am Anfang des 5. Jhs. v. Chr. wurden etliche Tempel errichtet, darunter diejenigen für Saturn und für die Dioskuren auf dem Forum sowie derjenige für Ceres auf dem Aventin.35 Rom erhielt eine Zentrumsfunktion und bildete neue soziale Gruppen, die sich eine eigene Identität verliehen. Für das siebenhügelige Rom gab es am 11. Dezember das Septimontium als städtisches Fest der montani, die Varro (l.l. 6,24) mit denen gleichsetzt, die auf den sieben Hügeln innerhalb der Servianischen Mauer wohnten. Bei Festus (p. 458–459L s. v. Septimontium) figurieren allerdings auch andere Teilnehmer und insgesamt acht Namen, darunter die Subura, 37

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die von der Plebs bewohnte Senke zwischen den Hügeln. Das Septimontium ist daher nicht zwingend auf septem montes (»sieben Hügel«) zurückzuführen, sondern könnte auch saepti montes (»umfriedete Hügel«) innerhalb des pomerium bezeichnet haben.36

Frührömische Gesellschaft und Sozialstruktur Gemäß Livius (1,8,3–7) hatte Romulus die politischen Grundstrukturen festgelegt, welche die Königsherrschaft mit zwölf Liktoren und Amtsdienern, die Volksversammlung (concilium) sowie den Senat (consilium) aus 100 Senatoren (patres) umfassten, deren Nachkommen Patrizier (patricii) hießen. Demnach wäre er für die Scheidung von Patriziern und Plebejern verantwortlich gewesen und hätte das Patriziat als Führungsschicht festgelegt. Anschließend sei es aufgrund von Frauenmangel zum Raub der Sabinerinnen gekommen (Liv. 1,9). Wie sich der »Adel« genau ausbildete, ist unklar. Die Grabfunde sind im frühen 1. Jt. v. Chr. relativ einheitlich und deuten wenig soziale Differenzierung an. Erst im 8. Jh. v. Chr. sind reichere Bestattungen in der Art von Fürstengräbern fassbar.37 In Rom ist die Zuwanderung von Sabinern zu vermuten, die sich möglicherweise auf den Quirinal niederließen. Deren Sippen (gentes) der Fabii und Aurelii gingen dann in die Lateinisch sprechende Gemeinschaft ein. Zuletzt soll die gens Claudia im Jahre 504 v. Chr. vom Sabinerland nach Rom gekommen sein (Liv. 2,16). Eventuell bildete sie das letzte Geschlecht, das unter die Patrizier aufgenommen wurde.38 Die Patrizier waren Grundbesitzer, stellten die Reiterei und formierten sich dementsprechend als Herrenschicht. Sie waren in gentes eingeteilt, für welche sich die Zahl der Klienten (clientes) als ausschlaggebend erwies. Die Bezeichnung clientes geht auf cluere, »auf jemanden hören«, zurück. Die Klienten bildeten die bäuerliche Unterschicht und standen in einem Treueverhältnis (fides) zu ihrem patronus. Während die Klienten zu Dienstleistungen für den patronus verpflichtet waren, 38

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garantierte dieser persönlichen Schutz und stellte seinen Getreuen bei Bedarf ein Stück Land zur Verfügung.39 Somit bestand eine wirtschaftliche und privatrechtliche Abhängigkeit, die um 450 v. Chr. auch durch das Zwölftafelgesetz geregelt wurde. Die gens Claudia hatte Anfang des 5. Jhs. v. Chr. angeblich 5000 Familien in ihrer Gefolgschaft (App. reg. 12; Plut. Publ. 21); ebenso viele Klienten sollen auch die Fabier besessen haben, was allerdings in beiden Fällen übertrieben erscheint.40 Die Gruppe der Klienten ist grundsätzlich der Plebs zuzurechnen. Plebs bedeutet »Menge, Masse« und stammt von ple-/plenus: »voll, füllen«. Damit bildet sie einen Gegenpol zu den Familienclans der Patrizier. Zusammengesetzt war die Plebs aus Klienten, freien Bauern, Händlern und Gewerbetreibenden.41 Die Plebejer wurden wohl erst in der frühen Republik als eigene Gruppe rechtlich abgetrennt, als sich auch die Patrizier zu einem eigenen Stand formierten und gegenüber Neuzugängen abschlossen. Damit wurde zugleich ein Gegensatz heraufbeschworen, der erst in einem langwierigen Prozess ausgeglichen werden konnte, dem Geburtsadel aber weiterhin gewisse Privilegien zusicherte. Die Patrizier kennzeichneten sich durch Standesabzeichen und übernahmen alle politischen und religiösen Funktionen. Ausschlaggebend dafür war eine existenzielle Bedrohung von außen, verursacht durch verschiedene Bergvölker, die in die Ebene drängten – aber auch durch das benachbarte Veji, das die selbstlos kämpfenden Fabier dezimiert haben soll (Liv. 2,50; Dion. Hal. 9,22; Ov. fast. 2,195–242).42 Dennoch förderten die Auseinandersetzungen weiterhin die Etablierung einer Elite, welche die militärische Abwehr organisierte. Die Plebejer als ihre Untergebenen waren daher ebenfalls gezwungen, sich zu einigen. Sie begannen am Anfang des 5. Jhs. v. Chr., sich selbst als politische Gemeinschaft zu formieren und den Patriziern Zugeständnisse abzuringen, sodass sich daraus ein »Ständekampf« entwickelte. Unglaubwürdig ist, dass anfänglich ein Eheverbot zwischen Patriziern und Plebejern bestand, gegen das sie sich zur Wehr setzen mussten (Zwölftafelgesetz 11,1; Liv. 4,1).43 Die römische Gesellschaft kannte also einerseits eine einfache hierarchische Gliederung in eine Art Adel und Volk, das aber heterogen 39

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zusammengesetzt war. Gleichzeitig bestand eine starke horizontale Gliederung, aufbauend auf den Familien, die eine zentrale Rolle spielten, und in weitere Verbände (gentes, curiae, tribus) eingebunden waren. Die familia umfasste alle Hausgenossen, darunter auch die Sklaven. Sie bildete nicht nur eine gesellschaftliche, sondern auch eine ökonomische und kulturelle Einheit. Familienvorstand war der pater familias, der die auctoritas besaß, also unbeschränkte Macht über Ehefrau, Kinder, Sklaven und familiäre Güter (res familiaris). Bei ihm lagen demnach die Administration des Familienbesitzes (bonorum administratio), die Bewirtschaftung der Familiengüter und die Regelung der rechtlichen Geschäfte, darunter der Eintritt und Austritt aus der Familie im Falle von Heiraten.44 Die Sklaven (servi), deren Zahl zunächst bescheiden gewesen sein dürfte, waren in den Familienverband eingegliedert, stellten aber auch Objekte (res) von Kauf und Verkauf dar. Im Falle von Verarmung konnte ein römischer Familienvater sogar seine eigenen Söhne verkaufen (Zwölftafelgesetz 4,2). Bei Zahlungsunfähigkeit drohte nämlich die Schuldknechtschaft bzw. die Haft mit dem eigenen Körper (nexum), was den Übergang in den Besitz des Gläubigers bedeutete (mancipium/mancipatio; Zwölftafelgesetz 3,2. 5).45 Später gelangten insbesondere Kriegsgefangene in die Sklaverei, sodass ein eigentlicher Sklavenmarkt entstand.46 Die Familien wurden aufgrund von Blutsverwandtschaft zu Sippen (gentes) zusammengefasst. Die gentes hatten einen Gentilkult und einen Gentilnamen, der neben dem Individualnamen verwendet wurde, z. B. Q. Fabius Maximus aus der gens Fabia. Die Geschlechter waren in drei tribus und 30 curiae zusammengefasst (coviria = Männervereinigung; Liv. 1,13,6), die je einen Vorsteher (curio maximus) hatten.47 Die curia hatte sakrale Funktionen und war zugleich eine Organisationform für die Volksversammlung (comitia curiata).48 Diese bestätigte auch noch in der späteren Republik die höchsten Beamten in ihrer Amtsgewalt (lex curiata de imperio). Im Krieg bestand eine Kurienordnung, bei der jede curia zehn Reiter (decuria) und 100 Infanteristen (centuria) stellte (Liv. 1,13,8). In ihrer Gesamtheit bildeten die Kurien mit 300 Reitern und 3000 Infanteristen ursprünglich eine Legion. In der Königszeit waren die Kurien zudem in drei Personenver40

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Frührömische Gesellschaft und Sozialstruktur

bände (tribus) vereint, wobei jede Tribus zehn Kurien hatte. In der frühen Republik waren diese Verbände durch die vier städtischen Tribus (Palatina, Collina, Esquilina, Suburana) ersetzt, zu denen in der näheren Umgebung 17 ländliche Tribus traten (Liv. 2,21,7).49

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Begründung der Republik

Das Ende der römischen Königszeit bzw. der »Sturz« des Königtums wird aufgrund von Livius (1,60,3 f.) auf das Jahr 509 v. Chr. datiert. Der Geschichtsschreiber setzt das Ereignis ins Jahr 244 seit der Stadtgründung (ab urbe condita), die seit Varro (1. Jh. v. Chr.) umgerechnet auf das Jahr 753 v. Chr. festgelegt war. Aus Plinius (nat. 33,19 f.) ergibt sich zudem, dass der Aedil Flavius im Jahre 304 oder 303 v. Chr. den Concordiatempel weihte und dies 204 Jahre nach der Weihung des Iuppitertempels auf dem Kapitol erfolgte, was laut Livius (2,8,6–8) wiederum unmittelbar nach Vertreibung des Tarquinius Superbus stattgefunden habe. Demnach käme man auf das Jahr 509 oder 508 v. Chr., wie das auch schon Polybios (3,22,1 f.) im 2. Jh. v. Chr. nahelegte. Hier dürfte allerdings zugleich eine Parallelisierung mit der Vertreibung der Peisistratiden (510 v. Chr.) und der Reform des Kleisthenes (508/7 v. Chr.) in Athen vorliegen, was das Datum des »Ereignisses« wiederum infrage stellt. Grundlage für die weiteren Datierungen der antiken Autoren waren die Konsullisten (fasti), von denen aber für die Zeit vor 300 v. Chr. abweichende Versionen existierten. Am längsten waren die Fasti Capitolini, die bis zum Jahre 509 v. Chr. zurückreichten, aber erst im späteren Verlauf der Republik für die Frühzeit rekonstruiert bzw. in augusteischer Zeit abgefasst wurden.1 Da die schriftliche Überlieferung prekär war, ist im Folgenden zunächst ein Blick auf die Entstehung der römischen Geschichtsschreibung und deren Grundlagen zu werfen.

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Römische Geschichtsschreibung

Römische Geschichtsschreibung Die römische Geschichtsschreibung begann erst am Ende des 3. Jhs. v. Chr. und ist deshalb für die Frühzeit unzuverlässig. Der erste Historiker war Fabius Pictor, der eine Geschichte Roms seit den Anfängen schrieb.2 Diese war auf Griechisch verfasst und somit für ein gebildetes Publikum gedacht, wobei die lateinische Prosa in dieser Zeit generell noch wenig entwickelt war. Fabius Pictor berichtete ausführlich über die Zeitgeschichte ab dem ersten Punischen Krieg (264 v. Chr.), wusste für die älteren Epochen aber nur zu erzählen, was die mündliche Überlieferung bewahrt hatte. Diese umfasste eine heroisch ausgeschmückte Gründungsphase und war für die Folgezeit dürftig bzw. im Sinne bedeutender Familien gefärbt, wobei sie Fabius Pictor auch mit seinen eigenen Vorstellungen ergänzte. Das Geschichtswerk selbst ist zudem gar nicht erhalten, sondern nur durch die spätere Verwertung bei Livius (59 v. Chr.–17 n. Chr.) und Dionysios von Halikarnassos (ca. 54 v. Chr.–8 n. Chr.) bekannt, die vom Standpunkt der augusteischen Zeit interpretierten.3 Der römische Epiker Ennius schritt zu Beginn des 2. Jhs. v. Chr. in seinem fragmentarisch erhaltenen Gedicht Annales die sagenhafte römische »Geschichte« vom Fall Trojas bis zu Cato dem Censor (184 v. Chr.) ab.4 Mit Polybios aus Achaia erhalten wir kurz darauf zwar eine fundierte historische Darstellung, die sich aber einzig auf die Zeit von 264–146 v. Chr. bezog und nur zu einem Drittel erhalten ist. Seit der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. traten in Rom dann Lateinisch schreibende Annalisten auf. Ihre Bezeichnung leitet sich von annales ab, weil die Autoren die Ereignisse Jahr für Jahr berichteten. Dabei folgten sie ganz dem Schema des Fabius Pictor und hatten kaum ältere Überlieferungen zur Verfügung.5 Livius lieferte in seiner Geschichte (Ab urbe condita libri CXLII) in augusteischer Zeit auch für die Frühzeit plausibel erscheinende, anschauliche Darstellungen und lässt ein eigenes Urteil, aber keine kritischen Analysen erkennen. Er übte nach wie vor die Methode der annalistischen Vorgänger aus, die aus dem Erfahrungshorizont ihrer eigenen Zeit rekonstruierten, und fand aufgrund seines besseren Stils 43

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3 Begründung der Republik

Anerkennung. Der griechischsprachige Dionysios stellte die römische Geschichte von den Anfängen bis zum ersten Punischen Krieg dar und begründete Roms Aufstieg ebenfalls im Sinne der augusteischen Machtpolitik. Dennoch ist er gerade für die Zeit vom Galliersturm (387 v. Chr.) bis zum Ausbruch der Punischen Kriege eine wichtige Quelle, da insbesondere für das 3. Jh. v. Chr. Teile im Werk des Livius fehlen. Am Anfang der Aufzeichnungen ist ein von den Priestern verfasster Festkalender (fasti) anzunehmen, der die Gerichtstage (fas) bezeichnete und im weiteren Verlauf möglicherweise die Namen der römischen Beamten umfasste. Zudem hielt der Pontifex Maximus angeblich von Anfang an auf öffentlichen Tafeln einzelne Ereignisse mit religiöser Bedeutung fest (annales), wie etwa Sonnen- und Mondfinsternisse oder Getreideteuerungen (Cic. de orat. 2,52; Gell. 2,28,4 = FRH 3 F 4,1). Der Ursprung der kalendarischen Aufstellungen ist jedoch unklar. Falls Verzeichnisse aus der Frühzeit vorlagen, dürften diese im Galliersturm untergegangen sein. Eine schriftliche Form des Kalenders ist erst am Ende des 4. Jhs. v. Chr. bezeugt, als die Plebejer ins Pontifikat eindrangen und die Aufzeichnungen für einen größeren Kreis bedeutend wurden (Cic. Mur. 25; Liv. 9,46,5; Plin. nat. 33,17).6 Die pontifikalen Annalen lassen sich konkret allerdings nicht weiter als bis ins mittlere 3. Jh. v. Chr. zurückverfolgen. Zudem wurden sie schon um 125/120 v. Chr. vom Pontifex Maximus P. Mucius Scaevola zum Abschluss gebracht (Cic. de orat. 2,52), wobei sie forthin in 80 »Büchern« (annales maximi) greifbar waren (Serv. Aen. 1,373).7 Die weitere Verwendung von Pontifikalannalen und annales maximi für die Geschichtsschreibung bleibt grundsätzlich fraglich. Schon von Cato, der eine römische Geschichte von den Anfängen bis 149 v. Chr. in lateinischer Prosa verfasste, wurden die Verzeichnisse übergangen (Gell. 2,28,5 = FRH 3 F 4,1), da er darin für die »Ursprünge« Roms (origines) offenbar keine Aufschlüsse gefunden hatte. In der späten Republik trat eine Liste mit den eponymen Jahresbeamten (Konsulliste bzw. fasti) hinzu, die aber erst in augusteischer Zeit zu den fasti consulares und fasti triumphales vervollständigt wurde. Der Annalist C. Licinius Macer machte sich im 1. Jh. v. Chr. auf die Suche nach älteren Magistratsverzeichnissen, die er im Iuno-Moneta-Tempel 44

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Sturz des Königtums und Übergang zur Republik

auf Leinen gefunden haben soll (libri lintei).8 Falls diese tatsächlich existierten, dürften sie erst seit der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. geführt worden sein. Daher ergibt sich sogar der Verdacht, dass der Kalender in Form der fasti, also mit magistratischen Listen versehen, gar nicht von den Priestern verfasst wurde, sondern ein Produkt der Annalisten des 2. Jhs. v. Chr. darstellte.9 Eine zuverlässige Überlieferung über die Frühzeit lag somit nirgends vor. Die Annalverzeichnisse können auf die Geschichtsschreibung jedenfalls nur eine beschränkte Wirkung ausgeübt haben. Vielmehr dürften die Erinnerungen der Senatoren als Quelle gedient haben. Diese folgten ganz den Gesetzmäßigkeiten der oral tradition, bei der die Verhältnisse der Anfangszeit so gestaltet wurden, wie sie in der eigenen Gegenwart als ideal galten.10 Es kam zu Dramatisierungen und Beschönigungen im Sinne der prominenten Familien, die ihre glorreiche Vergangenheit ins Zentrum rückten, sowie zur Verrechtlichung ursprünglicher Zustände aus dem Erfahrungshorizont der späteren Republik.

Sturz des Königtums und Übergang zur Republik Schon die Beseitigung des letzten Königs, Tarquinius Superbus, wurde in der römischen Historiografie dramatisch ausgeschmückt (Liv. 1,57– 60): Tarquinius Superbus aus Etrurien hatte die Herrschaft gewaltsam an sich gerissen und ohne Zustimmung von Senat und Volk regiert. Als sein Sohn Sextus die tugendhafte Lucretia, die Gattin eines Patriziers, vergewaltigte und diese sich entehrt den Tod gab, habe die Familie unter Führung des L. Iunius Brutus Rache genommen und den Tyrannen aus Rom vertrieben. Brutus ließ daraufhin das Volk schwören, niemals wieder einen König zu dulden. Zudem ließ er seine eigenen Söhne henken, da sich diese verschworen hatten, die Rückkehr der Königsfamilie aus dem Exil zu betreiben. Lars Porsenna aus Clusium, der Tarquinius zu Hilfe gekommen war, sowie sein Sohn Arruns konnten sich in Rom nur noch für kurze Zeit als Herrscher halten (Liv. 2,15). 45

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3 Begründung der Republik

Die mörderische Tat des Brutus wurde in späterer Zeit immer wieder gefeiert, wenn es darum ging, Bürger gänzlich in den Dienst des Staates zu stellen und den republikanischen Geist hochzuhalten. Insbesondere die Caesarmörder Brutus und Cassius konnten mit dem legendären Vorfahren parallelisiert werden.11 Dennoch dürfte es sich bei der Vertreibung des letzten Königs eher um einen Konflikt innerhalb der gens Tarquinia als um einen politischen Richtungsstreit gehandelt haben. Die Überwindung des Königtums erfolgte kaum durch eine einmalige Tat, sondern durch allmähliches Zurückdrängen des autokratischen Königtums im Verlauf der ersten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. Dabei ging der Adel dazu über, die Aufgaben unter sich aufzuteilen.12 Das neue, jährlich wechselnde Führungsamt bleibt allerding schemenhaft. Gemäß einem »alten Gesetz« sollte der praetor maximus jährlich einen Nagel in den Iuppitertempel von 509/8 v. Chr einschlagen (Liv. 2,8,6; 7,3,5. 8; Plin. nat. 33,19 f.), sodass wohl noch keine »Konsuln« vorhanden waren. Naheliegend ist, neben dem praetor maximus noch mindestens zwei praetores minores anzunehmen,13 die alle vom Senat gewählt worden sein dürften. Für das Oberamt des Praetors kamen zunächst wohl nur Patrizier infrage. Prominente Vertreter der Plebs begannen aber, für den Zutritt zu den Ämtern zu kämpfen. Was den alten königlichen Rat bzw. Adelsrat betrifft, so wurde dieser beibehalten, auch wenn die genaue Zusammensetzung unklar ist. Jedenfalls entstand kein neues, erweitertes Gremium, das der ganzen Bürgerschaft offenstand, wie das in Athen um 508/7 v. Chr. mit dem Rat der 500 (boule) der Fall war. Senatus leitet sich von senex/senes (»Greis/e«) ab und bezeichnet damit nach wie vor einen Ältestenrat. Mit der Einführung von jährlich wechselnden Oberbeamten, die den Senat leiteten, kamen auch gewesene Beamte in den Senat, sodass wohl eine gewisse Verjüngung stattfand. Zugleich wurde die Macht der führenden Familien im Senat gebündelt. Das Gremium erlangte in der Republik zentrale politische Bedeutung und wurde zum beratenden Organ für die Magistrate, die sich kaum über den Willen des Senats hinwegsetzen konnten.14 Schon in der Königszeit war bei einem Interregnum die königliche Gewalt vorübergehend an den Senat gelangt, der sich um eine Nachfolge kümmern musste (Liv. 1,17,5 f.). In alten Zeiten war der Senat 46

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Beginn des Ständekampfes

nach Festus (p. 290L s. v. Praeteriti senatores) ein consilium publicum, zunächst des Königs, dann der Konsuln, die die Mitglieder bestimmten. Dazu gehörten angeblich ihre engsten Freunde unter den Patriziern, dann auch unter den Plebejern. Die offizielle Bezeichnung für Senatoren war schon früh patres (et) conscripti: »Väter und Zugeschriebene« (Liv. 2,1,11). Dies deutet auf die Aufnahme von Plebejern in den Senat.15 Um diese mussten die Plebejer auch nie kämpfen, sondern nur um die Besetzung der Ämter.

Beginn des Ständekampfes Ein erster Aufstand der Plebs, die sog. erste secessio plebis, wurde durch die jüngere Annalistik ins Jahr 494 v. Chr. datiert (Liv. 2,32 f.; Dion. Hal. 6,45–90). Als Tarquinius Superbus im Vorjahr gestorben war, begannen die Patrizier, die Plebejer ungerecht zu behandeln (Liv. 2,21,5 f.). Unter diesen waren einige wegen ihrer Schulden in Schuldknechtschaft geraten, mussten aber trotzdem militärische Einsätze für die Abwehr der Nachbarvölker leisten. Die Plebejer erwogen daher, den Kriegsdienst zu verweigern und forderten, das Schuldrecht abzuschwächen. Als die Volsker, Sabiner und Aequer wieder ins römische Gebiet einzufallen drohten, stellten die Patrizier zwar Verbesserungen in Aussicht, die aber nicht zum Tragen kamen. Da die Plebejer nun erneut aus der Stadt ausmarschieren sollten, zogen sie bewaffnet auf den Mons Sacer, womit sie in den militärischen Ausstand traten (Liv. 2,32,1–4). Menenius Agrippa gelang es schließlich, die Plebejer durch die Geschichte vom Magen und den Gliedern umzustimmen: Er verglich den von den Gliedern empfangenden Magen mit einem Patrizier, der zwar Nahrung von den Plebejern erhalte, diese den Zulieferern aber auch gleichmäßig zurückgebe (Liv. 2,32,8–12; Dion. Hal. 6,86). Dabei handelt es sich um eine griechische Parabel, die allerdings erst für das 4. Jh. v. Chr. überliefert ist (Xen. mem. 2,3,18; Polyaen. 3,9,2). Im Falle von 47

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Menenius Agrippa, dessen Ahnen Plebejer gewesen sein sollen (Liv. 2,32,8), erscheint sie fragwürdig. Der gelehrte Auftritt eines Aufsteigers dürfte erst nach dem Ausgleich der Stände (287 v. Chr.) erfunden worden sein und passt am ehesten in die Zeit der Gracchen, als man auf der Suche nach der Eintracht (concordia) im Staate war.16 Um eine Einigung zu erreichen und die Plebejer zum Abzug zu bewegen, gestanden die Patrizier diesen eigene, sakrosankte Beamten zu, welche Schutz gegen Übergriffe der Konsuln bieten sollten (Liv. 2,33,1–3). Mit den Volkstribunen erhielt der Ständekampf zugleich eine politische Komponente, da die Plebs ihre eigenen Vertreter erwählte (tribuni plebis), die in einem nächsten Schritt eine weitere Beteiligung an den öffentlichen Einrichtungen anstrebten und späterhin auch die Freiheit des Volkes symbolisierten. Künftig ging es nicht mehr nur um existenzielle Probleme von Plebejern, die unter Schulden und Getreidemangel litten. Führende Vertreter der Plebs strebten letztlich sowohl im Privatrecht als auch im öffentlichen und sakralen Recht eine Gleichstellung mit den Patriziern an. Demgegenüber schildert der Bericht des Livius die Plebs durchgängig als anonyme und bedrängte bäuerliche Masse und erwähnt namentlich nur gerade den Centurio M. Laetorius (Liv. 2,27,6) sowie Sicinius, der zur Abspaltung angestiftet hatte (Liv. 2,32,2. 33,2. 34,10). Ihr prominentester patrizischer Gegner war Cn. Marcius Coriolanus, der die volskische Stadt Corioli erobert hatte (Liv. 2,33,5–9). Diesen sollen die Plebejer ins Exil getrieben haben, da er kein verbilligtes Getreide abgeben und das Volkstribunat gleich wieder abschaffen wollte (Liv. 2,34,8–12). Als er sich dann mit den Volskern gegen Rom wandte, drohte ihm seine Mutter mit Selbstmord, sodass er von der Stadt abließ und als tragische Figur von seinen Kumpanen umgebracht wurde (Liv. 2,40; Dion. Hal. 8,59; Plut. Cor. 33–36. 39). Innerhalb der Plebs sind jedenfalls sowohl soziale als auch rechtliche Abstufungen anzunehmen, da sie neben freien Bauern und Handwerkern zahlreiche Mitglieder umfasste, die als Klienten in der Abhängigkeit von Patriziern standen.17 Im Zwölftafelgesetz (1,4) aus der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. erscheinen einerseits besitzlose bzw. landlose, wohl häufig verschuldete proletarii, andererseits assidui, »Ansässige«, also Leute mit Grundeigentum. Proletarius, »Kinder habend«, leitet sich 48

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von proles, »Nachkommenschaft, Sprössling«, ab. Demnach handelt es sich um Männer, deren Besitz nur aus ihren Kindern bestand.18 Andererseits umfasste das frührömische Militäraufgebot eine breite Gruppe von Fußsoldaten, die sich selbst ausrüsten mussten, sodass zahlreiche Plebejer über ein ausreichendes Vermögen verfügt haben müssen. Zudem wanderten in Rom wohl immer noch prominente Familien aus umliegenden Städten ein, die keine Aufnahme ins Patriziat fanden, sodass sie in der Plebs eine Führungsrolle einnehmen konnten. Die secessio bildete keinen Auszug des Gesamtvolkes, sondern nur der Waffenfähigen. Zu diesen zählten wohl nicht nur die Schwerbewaffneten (classis), die sich in der Art griechischer Hopliten ausrüsten konnten (sog. Phalanx),19 sondern auch die Leichtbewaffneten (infra classem). So gesehen handelte es sich nicht allein um eine Kriegsdienstverweigerung der sozial besser situierten Plebejer. Im Ständekampf zeichnete sich vielmehr eine Allianz ab, bei der sich verarmte und vermögende Plebejer zusammenschlossen. Während für die einen die wirtschaftlichen Probleme sowie die Schuldenfrage im Zentrum standen, traten die anderen für eine rechtliche und politische Besserstellung ein.20 Ein erster Erfolg bestand darin, dass das Volkstribunat eingerichtet wurde und ambitionierte Plebejer aus dieser Position als Vorsteher der plebejischen Sondergemeinde agieren konnten. Zu ihren Zielen gehörte der Zugang zu den weiteren Ämtern und Priesterschaften, also die Teilhabe an der politischen und religiösen Macht. Diese war an die Beachtung religiöser Vorzeichen bzw. die Beobachtung des Vogelfluges (Auspizien) gebunden, die den Patriziern vorbehalten war.21 Demgegenüber wollte ein größerer Teil der Plebs generellen Schutz sowie eine Erleichterung der Schuldenlast und bessere Versorgung mit Ackerland und Getreide. Ärmeren Bauern drohten bei Missernten Landzersplitterung und Landverlust, sodass sie zur Geldaufnahme gezwungen und der Gefahr des Ruins ausgesetzt waren. Um in den Kampfreihen der Armee Bestand zu haben, waren die einfacheren Plebejer auf eine gesicherte ökonomische Grundlage angewiesen. Anhand des Vertrages der Römer mit den benachbarten Hernikern könnte vermutet werden, dass im Jahre 486 v. Chr. eine Verbesserung in der Landversorgung angestrebt wurde (Liv. 2,41). Nach der militä49

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rischen Niederlage der Herniker wurden diesen zwei Drittel ihres Territoriums im Hinterland von Rom weggenommen, wovon die Hälfte den Plebejer zugeteilt werden sollte. Dazu trat eine Menge an Staatsland (ager publicus), das von Patriziern als Besitzer (possessores) in Beschlag genommen worden war. Dieses Szenario erscheint jedoch anachronistisch, da damals kaum schon so viel Staatsland vorhanden und verteilt war. Es ist vielmehr von den entsprechenden Auseinandersetzungen in der späten Republik geprägt, wie das auch bei zahlreichen anderen Schilderungen über beabsichtigte Land- und Getreideverteilungen in der frühen Republik der Fall ist.22 Im Kampf gegen die vielen Bedrängnisse hatten sich im frühen 5. Jh. v. Chr. verschiedene Gruppen von Plebejern zusammengeschlossen, sodass sich daraus ein neues, gemeinsames Selbstbewusstsein ergab. Auf der anderen Seite war auch die Führungselite gezwungen, sich als Patrizier verstärkt zu organisieren und abzugrenzen. Dennoch nahm der Ständekampf nie die Form einer Revolution an, da weder ein sozialer Umsturz noch eine Demokratisierung der politischen Strukturen angestrebt wurde. Führende Plebejer wollten vielmehr an einem laufenden Erneuerungsprozess teilhaben, bei dem sich unter republikanischen Vorzeichen staatliches Leben ausbildete und grundlegende Probleme zu bewältigen waren. Das wichtigste Ergebnis war zunächst, dass sich eine Sondergemeinde der Plebejer konstituierte. Die Plebejer erhielten Volkstribunen mit dem ius auxilii ferendi, dem Recht zur Hilfeleistung gegen die Obermagistrate, das sich mit dem Interzessionsrecht verband. Die Tribunen konnten demnach bei einem Unrecht eines Konsuls gegenüber einem Plebejer einschreiten. Verbürgt war dieses Recht durch eine lex sacrata (Liv. 2,33,3; 3,55,10):23 Die Volkstribunen seien nach einem alten Eid (vetere iure iurando), den die Plebs bei der Einrichtung dieses Amtes geschworen habe, heilig-unverletzlich (sacrosanctus), woraus sich die sacrosanctitas der Tribunen ableitete. Der Eid auf die Unantastbarkeit dürfte beim Ceres-Tempel auf dem Aventin abgelegt worden sein. Dieser Tempel soll im Jahre 493 v. Chr. als Heiligtum für die Plebs gegründet worden sein und war den Gottheiten Ceres, Liber und Libera geweiht (Dion. Hal. 6,17,2), womit er einen Gegenpart zum Tempel der kapitolinischen Trias (Iuppiter, Iuno, Minerva) dar50

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stellte. Zudem wurden plebejische Aedilen als Aufseher eingesetzt, sodass die plebejische Selbstorganisation weiteren Auftrieb erhielt.24

Abb. 8: Blick vom Aventin über das Forum Boarium auf das Kapitol und das dahinter anschließende Monumento a Vittorio Emanuele II/Altare della Patria, 1927.

Für das Jahr 471 v. Chr. berichtet Livius (2,58,1) von einer Änderung des Wahlmodus für die Volkstribunen. Diese wurden nun zum ersten Mal durch die Tributcomitien gewählt.25 Dabei stimmte die Plebs nach 21 Tribus ab, wobei es neben den vier städtischen 17 ländliche Tribus gab, die angeblich im Jahre 496 v. Chr. eingerichtet worden waren (2,21,7). Gleichzeitig wird auch eine Erhöhung der Tribunenzahl von ursprünglich zwei auf fünf vermutet, wobei dann mutmaßlich im Jahre 457 v. Chr. die Zehnzahl erreicht war (3,30,5).26 Die Versammlung der Plebejer, das concilium plebis, war also nach lokalen Tribus gegliedert, die sich von den drei ursprünglichen Tribus unterschieden. Sie traf 51

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politische und gerichtliche Beschlüsse (plebiscita), die jedoch auf Anerkennung durch die Patrizier im Senat angewiesen waren. Ein weiterer Erfolg im Ständekampf betraf die Schuldenfrage, ohne diese aber aus der Welt zu schaffen. Nachdem die verarmten Plebejer zuerst vergeblich eine Besserstellung gegenüber den Gläubigern (feneratores) gefordert hatten, wurde in der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. im neu erstellten Zwölftafelgesetz ein Höchstzinssatz festgelegt. Demzufolge sollte niemand mehr als ein Zwölftel des Kapitals an Zinsen nehmen (Tf. 8,18), womit wohl 8 1/3 % pro Jahr gemeint sind.27 Dem Wucherer (fenerator) drohte jedenfalls vierfacher Wertersatz, also eine Strafe in vierfacher Höhe der ausgeliehenen Summe. Dennoch wurde die Schuldknechtschaft nicht aufgehoben, sondern sogar gesetzlich geregelt (Tf. 3). Die Darlehensverpflichtung (nexum) bezeichnete die eigene Person als Pfand, wenn keine Rückzahlung erfolgte; dies konnte den Zwang zum Frondienst oder den Verkauf in die Sklaverei zur Folge haben.28 Dadurch bestand in der Bürgerschaft weiterhin ein Konfliktpotential. Die Schuldknechtschaft wurde in Rom erst im Jahre 326 v. Chr. abgeschafft (Liv. 8,28; MRR 1,146), als durch die Expansion in Mittelitalien auch vermehrt versklavte Kriegsgefangene in die Stadt kamen. Demgegenüber war diese Form der Haftung in Athen schon unter Solon um 600 v. Chr. beseitigt worden (Aristot. Ath. pol. 6,1; 9,1; 12,4). Der Wegfall der Schuldknechtschaft hatte dort die Voraussetzungen für die freie Entwicklung der Bürgerschaft gebildet, die ohne rechtlich abgegrenzte Führungselite auskam. In Rom sollte sich demgegenüber im Zuge der territorialen Expansion weiterhin eine hierarchische Standesordnung bewahren.

Provokationsrecht Provocatio verkörpert einen zentralen Begriff im juristischen Denken der Römer und bezeichnet das Recht des Bürgers, bei Bedrohung von 52

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Provokationsrecht

Leib oder Leben durch einen Magistraten das Volk bzw. Volksgericht anzurufen. Die Annalisten sahen in der Provokation eines der Grundrechte republikanischer Freiheit (libertas) und setzten sie daher an den Anfang der Republik. Das Provokationsrecht soll schon im Jahre 509 v. Chr. von dem volksfreundlichen Konsul P. Valerius Publicola festgehalten worden sein (Liv. 2,8,2; MRR 1,2). Das entsprechende Gesetz sollte demnach die Möglichkeit eröffnen, gegen Zwangsmaßnahmen eines Beamten Berufung an das Volk einzulegen (lex de provocatione adversus magistratus ad populum). Provocare bedeutete grundsätzlich, gegen einen magistratischen Akt das Volk anzurufen, damit die Volksversammlung in dieser Sache als schützende bzw. richterliche Instanz tätig wurde. Dabei ging es in erster Linie darum, kapitale Übergriffe von Beamten zu verhindern.29 Als in den Jahren 451/0 v. Chr. das Zwölftafelgesetz durch eine Kommission von zehn Männern (Dezemvirn) verfasst wurde, war die Möglichkeit der Provokation aufgehoben, sodass das Provokationsgesetz im Jahr danach angeblich wieder erneuert werden musste (Liv. 3,55,4 f.). Schließlich ist für die Provokation ein drittes Gesetz des Konsuls M. Valerius Maximus Corvus aus dem Jahre 300 v. Chr. überliefert (Liv. 10,9,3–6), was einige Fragen aufwirft. Bei einer Frühdatierung der gesetzlichen Bestimmung hätte die Plebs gar nicht für das Provokationsrecht kämpfen müssen, es sei denn, die späteren Gesetze hätten eine Verschärfung gebracht. Die Plebs hatte sich ja zunächst das Recht auf Appellation gegen einen patrizischen Magistraten geschaffen (ius auxilii); dieses verband sich mit der Einführung der tribunizischen Interzession, die jeden magistratischen Akt hemmen konnte. Wenn bei einer Bestrafung von Ungehorsam die Kapitalstrafe drohte, konnte sich ein Plebejer unter den Schutz der sakrosankten Tribunen stellen und mit deren Hilfe Zwangsmaßnahmen (coercitio) unterbinden. Dabei ergab sich offenbar das Bedürfnis nach einem übergeordneten Schutzmittel, das nicht nur in der Unantastbarkeit einer Person begründet war. Der Einspruch wurde vielmehr dem ganzen concilium plebis vorgetragen, sodass die Tribusversammlung einen politischen Entscheid treffen konnte.30 Eigentliche Provokationsprozesse lassen sich aber weder in der Frühzeit noch im weiteren Verlauf der Republik nachweisen. In der 53

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Überlieferung erscheinen also keine Provokationen von Plebejern gegen die magistratische Koerzition, die in einem gerichtlichen Verfahren abgehandelt wurden.31 Die Provokation wäre demnach nur ein formloser Hilferuf eines bedrängten Plebejers an die Gesamtheit der Standesgenossen und ihre Vorsteher gewesen.32 Dennoch scheint sie eine Bedrohung für die Magistrate dargestellt zu haben, da anfänglich wohl die Gefahr von Lynchjustiz bestand und nach dem Ausgleich zwischen Patriziern und Plebejern die Magistrate lieber von Anfang an den Gerichtsweg wählten, um einen Provokationsprozess zu vermeiden. Eine wirkliche Provokationsgesetzgebung ist offenbar erst anlässlich des Ständeausgleichs möglich geworden, sodass allein das dritte Provokationsgesetz von 300 v. Chr. historisch sein dürfte.33 Dieses legte wie seine vermeintlichen Vorläufer fest, dass kein Magistrat einen römischen Bürger entgegen der Provokation töten oder peitschen dürfe (Cic. rep. 2,53: »ne quis magistratus civem Romanum adversus provocationem necaret neve verberaret«). Später wurde die Züchtigung durch eine lex Porcia (von Cato? Liv. 10,9,4) oder sogar drei leges Porciae (Cic. rep. 2,54) noch verschärft. Die Provokation wurde in der Gracchenzeit des ausgehenden 2. Jhs. v. Chr. insofern wieder aktuell, als senatorische Sondergerichtshöfe Kapitalstrafen verhängten, gegen die keine Berufung an das Volk möglich war. C. Sempronius Gracchus übertrug im Jahre 123 v. Chr. durch seine lex de capite civis die Kapitalgerichtsbarkeit ausschließlich auf die Comitien, die dafür auch einen Gerichtshof ernennen konnten (MRR 1,513 f.). Dadurch ist die Provokation nicht nur neu diskutiert, sondern auch als grundlegende Errungenschaft des Volkes an den Anfang der Republik zurückprojiziert worden, sodass sie in den weiteren Auseinandersetzungen der späten Republik ein zentrales Schlagwort blieb. Unabhängig von der Provokation hatte das Zwölftafelgesetz (9,1 f.) in der Mitte des 5. Jhs. v. Chr. das plebejische Volksgericht insofern eingeschränkt, als es kapitale politische Prozesse an die Centuriatcomitien verwies. Demnach bestand damals bereits eine Volksversammlung nach dem Muster der Heeresorganisation, also nach Centurien (= Hundertschaften). Diese Versammlung war den Volkstribunen aber nicht ohne Weiteres zugänglich, da sie sich dafür auch später die Auspizien 54

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Centurien- und Tribusordnung

von den Oberbeamten verleihen lassen mussten.34 Dennoch war es nun möglich, dass politisch motivierte Kapitalklagen unter der Leitung der Volkstribunen vor die Centuriatcomitien gelangten. Hier vertraten die Volkstribunen also nicht ausschließlich die Plebejer, sondern übernahmen erstmals auch direkte Verantwortung für den Gesamtstaat.35

Centurien- und Tribusordnung Bereits in der frühen Republik sind somit drei Formen der Volksversammlung belegt: die Curiatcomitien (comitia curiata) aus personalen »Männervereinigungen«, die Tributcomitien (comitia tributa) aus regional gruppierten Tribus und die Centuriatcomitien (comitia centuriata), die aus der Heeresordnung hervorgingen. Die erste Heeresverfassung wird Romulus zugeschrieben, während die grundlegende Organisation dann unter Servius Tullius im mittleren 6. Jh. v. Chr. geschaffen worden sein soll: »Dann richtete er Klassen und Centurien ein und schuf auf der Grundlage des Census (Vermögen) die folgende für Krieg und Frieden passende Ordnung« (Liv. 1,42,5–43,8; vgl. Dion. Hal. 4,16–22). Diese umfasste: 18 Reitercenturien (= 1800 equites), dann fünf classes (mit 170 centuriae, also 17 000 Mann) Fußsoldaten (pedites), bestehend aus der: 1. classis mit 40 centuriae iuniorum (bis zum 46. Lebensjahr = letztes Dienstpflichtjahr) und 40 centuriae seniorum; 2. classis mit zehn centuriae iuniorum und zehn centuriae seniorum; 3. classis mit ebenso vielen Centurien; 4. classis mit ebenso vielen Centurien; 5. classis mit 15 centuriae iuniorum und 15 centuriae seniorum. Insgesamt ergibt dies also 188 centuriae, plus zwei centuriae Zimmerleute, zwei centuriae Bläser, eine centuria proletarii = total 193 centuriae. 55

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3 Begründung der Republik

Falls mit 100 Mann pro Centurie gerechnet wird, wies die Ordnung 19 300 Mann auf, was für die Königszeit und den Anfang der Republik unrealistisch ist. Zu dieser Form haben sich die Centurien erst im Verlauf der Zeit bzw. bis ins 3. Jh. v. Chr. hinein entwickelt, wobei eine Centurie schließlich weit mehr als 100 Mann umfasste. Die politische Ordnung hat in dieser Zeit aber mit dem Heeresaufgebot nichts mehr zu tun, da dieses dafür als ungeeignet erscheint. Demnach liegt eine Abstimmungsordnung vor, die sich aus einer frühen militärischen Ordnung entwickelt hat. Aus diesem Grund fanden die Centuriatcomitien auch stets außerhalb der Stadtgrenze (pomerium) auf dem Marsfeld statt.36 Da eine eigentliche timokratische Ordnung für die Königszeit und den Anfang der Republik kaum angenommen werden kann, ist eher von einer Dreiteilung in Reiter (equites), Schwerbewaffnete (classis) und Leichtbewaffnete (infra classem) auszugehen.37 Die militärische Ordnung umfasste demnach neben den sozial herausragenden Reitern selbstausgerüstete Fußsoldaten sowie nur leicht bewaffnete Kombattanten. Im Zentrum standen die Reiter und besitzenden Bürger der späteren ersten Klasse, welche das eigentliche Aufgebot (classis) bildeten. Die anderen waren anfänglich infra classem und konnten mit bescheidenem Gerät wie Schlingen, Schleudern und Steinen aufgeboten werden. Ursprünglich gab es wohl drei patrizische Reitercenturien, geordnet nach den drei Tribus (Tities, Ramnes, Luceres) und 30 Centurien; dann erfolgte eine Verdoppelung auf sechs Reitercenturien (Tities, Ramnes, Luceres priores und posteriores) und 60 Centurien, die in der frühen Republik vermutlich aus beiden Klassen des Fußvolkes (classis und infra classem) rekrutiert wurden. Daraus wurden dann wohl schon im frühen 4. Jh. v. Chr. zwei Legionen formiert (eine Legion zu 60 Centurien), während am Ende des 4. Jhs. v. Chr. bereits vier Legionen zu verzeichnen sind. Das Kommando lag bei den Oberbeamten, ging also im Verlauf der frühen Republik an die Konsuln über. Neben diesen fungierten pro Legion sechs vom Volk gewählte Militärtribunen (tribuni militum) als Stabsoffiziere (Liv. 7,5,8 f.), deren Zahl im Jahre 311 v. Chr. auf 16 erhöht wurde (9,30,3) und bis zum Jahre 207 v. Chr. schließlich 24 erreichte (27,36,14).38 56

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Centurien- und Tribusordnung

Für die politische Ordnung ist anzunehmen, dass im früheren 5. Jh. v. Chr. neben der classis als erste Klasse aus der Gruppe infra classem zu Abstimmungszwecken vier weitere Klassen gebildet wurden, die sich nach Ernteerträgen richteten (comitia centuriata bzw. comitiatus maximus), wobei jede centuria in ihrer Klasse eine Stimme erhielt. Dies bewirkte aber auch eine Bevorzugung der Besitzenden, denn die Ritter und die erste Klasse verfügten später über 98 Stimmen bzw. die Mehrheit der 193 Centurien und konnten somit zugleich die Wahl der Konsuln dominieren. Eine einförmige Masse, wie sie Livius schildert, ist jedenfalls nicht festzustellen. Dennoch war eine Einteilung in Vermögensklassen nach Geldansätzen erst um die Mitte des 4. Jhs. v. Chr. bzw. sogar erst nach der Einführung von geprägtem Geld am Anfang des 3. Jhs. v. Chr. möglich. Zur Zeit des 1. Jhs. v. Chr. waren für die Einteilung in die erste Klasse 100 000 Asse (= 25 000 Sesterzen), in die zweite Klasse 75 000 Asse, in die dritte Klasse 50 000 Asse, in die vierte Klasse 25 000 Asse und in die fünfte Klasse 11 000 oder 12 500 Asse vorgeschrieben.

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Ständekampf und Ständeausgleich

Der sog. Ständekampf zwischen Patriziern und Plebejern gilt als grundlegendes Element der frühen römischen Republik (509–287 v. Chr.). In der römischen Historiografie spielte er allerdings noch keine eigene Rolle und wurde erst in der Neuzeit zu einer Epoche gefasst. Der endgültige Ausgleich wurde dabei mit der lex Hortensia von 287 v. Chr. gleichgesetzt, sodass sich die Konflikte über 200 Jahre hingezogen haben sollen. Dennoch war der grundlegende Gegensatz zwischen Patriziern und Plebejern schon im Verlauf der republikanischen Zeit als konstitutives Element der Frühzeit festgelegt worden. Bei den politischen und ideologischen Auseinandersetzungen in der späten Republik erlangten die Aufstände der Plebs besondere Bedeutung. Sie wurden insgesamt als Vorlage für eine Phase des Ausgleichs bemüht und entsprechend ausgestaltet.1 Den in der Frühzeit getroffenen Entscheiden und Maßnahmen wurde dabei oft offizieller Rechtscharakter zugeschrieben. Mit der Einrichtung der plebejischen Selbstorganisation bzw. des Volktribunats im frühen 5. Jh. v. Chr. war ein Graben in der Gesellschaft offenkundig geworden. Die führenden Plebejer begannen, die politische Gleichstellung mit den »Vätern« (patres) zu suchen, welche die Ämter und die Sitze im Senat einnahmen. Während für den Senat schon früh Neuzugänge anzunehmen sind, waren die Ämter für die Plebejer immer noch verschlossen. Die Patrizier haben sich zunehmend abgeschottet und als geschlossenen Stand formiert.2 Viele Plebejer hatten weiter gegen die Verschuldung zu kämpfen und waren – angesichts von Getreideknappheit, Hungerkrisen und Seuchengefahr3 – auf Unterstützung angewiesen, um auch militärisch leistungsfähig zu bleiben. Insgesamt fand zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen ein Prozess 58

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Zwölftafelgesetz und Dezemvirat

gegenseitiger Verhandlungen und Annäherungen, aber auch der Abgrenzung statt. Dieser ging Hand in Hand mit der Formierung und Weiterentwicklung der römischen Republik.4

Zwölftafelgesetz und Dezemvirat Ein erster wichtiger Schritt für einen gesellschaftlichen Ausgleich und die Festigung des Gemeinwesens überhaupt war das Zwölftafelgesetz aus den Jahren 451 und 450 v. Chr., in denen jeweils ein Zehnmännergremium amtierte (decemviri consulari imperio legibus scribundis; MRR 1,45–47). Das für das Gesetz überlieferte Datum bleibt zweifelhaft, obwohl der Zeitrahmen durchaus stimmig erscheint. Das Gesetz stellte künftig die Quelle allen Rechts dar und blieb lange gültig, sodass es noch zu Ciceros Zeiten in den Schulen gelehrt wurde. Nachdem die ursprünglichen Tafeln im Galliersturm von 387 v. Chr. untergegangen waren, stellten Juristen wohl spätestens im 2. Jh. v. Chr. eine neue schriftliche Fassung der Gesetze her, aus denen sich Zitate erhalten haben. Diese Überlieferung ist insofern relativ zuverlässig, als sie nicht über die Annalisten lief, auch wenn spätere Ergänzungen nicht auszuschließen sind. Schriftsteller wie Cicero, Festus und Gellius bezogen sich an manchen Stellen darauf und die Juristen Gaius, Pomponius, Paulus und Ulpianus zitierten im 2./3. Jh. n. Chr. daraus. Der wesentliche Inhalt ging dann auch in die Digesten aus der Zeit des Kaisers Iustinian ein, welche die Zitate aus den juristischen Schriften in einem Lehrbuch vereinigten. Aus diesen Quellen ist ungefähr ein Drittel des Gesamtinhalts rekonstruierbar. Soweit der Originalwortlaut erhalten ist, wirkt dieser altertümlich und umfasst knappe Bedingungssätze. Die heute vorliegende Einteilung in Tafeln ist allerdings eine moderne Rekonstruktion.5 Die Tafeln 1–3 betreffen das Zivilprozessrecht, das insbesondere dem Schutz der Schuldner diente, aber auch die Rechte der Gläubiger 59

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4 Ständekampf und Ständeausgleich

sicherte. Tafel 1,1–3 besagt, dass der Kläger selbst handeln muss, wobei der Beklagte eine Erscheinungspflicht hat; bei Nichterscheinen sind Zeugen nötig, bevor der Beklagte ergriffen und auf das Forum gebracht werden kann. Gemäß Tafel 1,6–9 wird zunächst ein Verfahren (in iure) eröffnet, bei dem sich die Parteien einigen können. Ist dies nicht der Fall, muss der Praetor einen Richter (iudex; Tf. 2,1b) besorgen, der in einem nächsten Verfahren (apud iudicem) ein Urteil herbeiführt.6 Tafel 3 hält im Falle eines Schuldspruchs eine dreißigtägige Erfüllungsfrist fest, nach der die Ergreifung des Schuldners statthaft ist. Kam innerhalb von weiteren 60 Tagen und dreimaligem Erscheinen vor dem Praetor im Comitium immer noch keine Einigung bzw. Bürgschaft zustande, »sollen die Teile geschnitten werden« (Tf. 3,6). Dies bedeutet jedoch nicht die Zerstückelung des Schuldners (Gell. 20,1,48), sondern bestimmt im Falle von mehreren Gläubigern die Aufteilung des Erlöses aus dem Besitz oder Verkauf des Schuldners.7 Die Tafeln 4–7 beinhalten weiteres Privatrecht (ius civile), darunter das Familien-, Vormundschafts- und Erbrecht (Tf. 4–5) sowie das Sachen- bzw. Nachbarrecht (Tf. 6–7). Sie regeln den Verkauf bzw. die »Verpfändung« des eigenen Sohnes (Tf. 4,2) sowie die »manusfreie« Ehe, bei der die Ehefrau unter der Hausgewalt ihres Vaters verbleibt (Tf. 6,4). Bei Diebstahl wird doppelter Wertersatz in Aussicht gestellt (Tf. 6,8). Bäume, die auf benachbarte Grundstücke hinüberragen, können zurückgeschnitten werden (Tf. 7,9a), und Eicheln, die auf die angrenzenden Parzellen fallen, dürfen vom Besitzer der Bäume aufgelesen werden (Tf. 7,10). Die Tafeln 8–9 umfassen das Strafrecht bzw. öffentliches Recht (ius publicum). Sie beinhalten den Grundsatz, Gleiches mit Gleichem zu vergelten (Tf. 8,2), erlauben die Tötung im Falle von nächtlichem Diebstahl (Tf. 8,12), legen für Darlehen einen Zinssatz von 8 1/3 % fest (Tf. 8,18a), begründen ein Treueverhältnis zwischen Patronen und Klienten (Tf. 8,21) und verbieten nächtliche Zusammenrottungen (Tf. 8,26). Tafel 10 bezieht sich auf das Sakralrecht (ius sacrum) und begrenzt den Aufwand bei Begräbnissen, wobei diese außerhalb der Stadt stattfinden müssen. Die Tafeln 11–12 haben verschiedene weitere Gegenstände zum Inhalt, darunter das angebliche Eheverbot zwischen Plebejern und Patriziern (Tf. 11,1). Die beiden letzten Tafeln 60

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Zwölftafelgesetz und Dezemvirat

sollen allerdings erst im Jahre 450 v. Chr. von einem zweiten, nicht nur mit Patriziern besetzten Dezemvirat festgelegt worden sein (MRR 1,46 f.). Der Inhalt der zwölf Tafeln zeigt Überreste von Selbsthilfe, Privatrache und Vergeltung, die bis dahin an der Tagesordnung waren. Die privaten Belange wurden nun aber ins Gemeinwesen eingeordnet und dienten der Aufrechterhaltung des inneren Friedens. Durch das Prozessrecht erscheint die Stadt als eigentliche Rechtsgemeinschaft und schafft Rechtssicherheit. Das Zwölftafelgesetz bildete dennoch keine umfassende, homogene Satzung und stellte auch keine Neuordnung dar, sodass es sich vielmehr um eine Aufzeichnung des Gewohnheitsrechts handelte. Regelungen in Bezug auf eine Gerichtsverfassung und die politische Ordnung wurden ausgeklammert. Während die Rechtskenntnis bis dahin ein Privileg der patrizischen Priester gewesen war, wurde das Recht jetzt aber öffentlich. Das Gesetz kennt eine grundlegende Unterscheidung von assidui (Grundbesitzer) und proletarii (Besitzlose; Tf. 1,4), was anfänglich wohl der Einteilung in das Heeresaufgebot der Schwerbewaffneten (classis) und der Leichtbewaffneten (infra classem) entsprach. Im Weiteren wird auch zwischen Patronen und Klienten (Tf. 8,21) unterschieden, nicht aber zwischen Patriziern und Plebejern. Diese treten nur in Tafel 11,1 auf, wo das Eheverbot zwischen den beiden Gruppen erwähnt wird, was jedoch ein erst später verfasster Einschub sein dürfte.8 Die zwölf Tafeln spiegeln insgesamt eine differenzierte Gesellschaft mit einer timokratischen Ordnung wider, bei der nicht die Geburt entscheidend war. Auch wenn die sozialen Verhältnisse nicht infrage gestellt wurden, sollte Rechtsgleichheit für alle Bürger bestehen. Damit war zugleich ein wesentlicher Fortschritt im Hinblick auf die Verfestigung der Gesellschaft erreicht. Nach der Verabschiedung des Zwölftafelgesetzes erfolgte im Jahre 449 v. Chr. angeblich der zweite Aufstand der Plebejer (secessio plebis). Das zweite Dezemvirat unter der Führung des Patriziers Ap. Claudius sei nämlich nicht zurückgetreten, obwohl seine Aufgabe, die Ergänzung der ursprünglich zehn Tafeln, erledigt war. Dazu kam das tyrannische Gebaren der Zehnmänner. Es soll ein Übergriff des Ap. Claudius auf ein plebejisches Mädchen namens Verginia erfolgt sein, 61

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die an die vergewaltigte Patrizierin Lucretia am Ende der Königszeit erinnert (Liv. 3,44 f.). Daraufhin zogen sich die plebejischen Soldaten zunächst auf den Aventin, dann zusammen mit der Plebs auf den Mons Sacer zurück (Liv. 3,50,11–13. 52,3). Die Dezemvirn wurden zur Abdankung gezwungen, sodass es angeblich zur Wiedereinsetzung von Konsuln und Volkstribunen kam (Liv. 3,54,9–15; MRR 1,47–49). Die Geschichte präsentiert sich insgesamt als annalistische Ausschmückung, denn das zweite Dezemvirat folgt ganz dem Triumvirat des Octavian, Antonius und Lepidus vom Jahre 43 v. Chr. (triumviri rei publicae constituendae). Dieses war auf fünf Jahre festgelegt, trat aber ebenfalls nicht zurück.9 Zu vermuten ist zudem, dass sich hinter dem Dezemvirat eine frühe Auseinandersetzung um das Volkstribunat und dessen Gerichtsbarkeit verbirgt. Diese sollte in Kapitalfällen nicht mehr vor der plebejischen Versammlung, sondern vor den patrizischplebejischen Centuriatcomitien ausgetragen werden. Im Gegenzug hatten die Patrizier damals wohl offiziell die sacrosanctitas (Unverletzlichkeit) der Volkstribunen anzuerkennen (Liv. 3,55,6 f.).

Magistratur, Senat und leges Liciniae Sextiae Ein nächster Schritt in der Überlieferung zu den Ständekämpfen stellt die vermeintliche lex Canuleia von 445 v. Chr. dar, die auf den Volkstribunen C. Canuleius zurückgeführt wurde (Liv. 4,1). Sie soll das im Zwölftafelgesetz festgehaltene Eheverbot zwischen Patriziern und Plebejern aufgehoben haben, was einer privatrechtlichen Gleichstellung der Plebejer mit den Patriziern gleichkommt. Sowohl ein Eheverbot als auch ein diesbezüglicher Kompromiss erscheinen aber als unhistorisch, weil sich die Stände noch nicht abschließend formiert hatten und Brautvergaben generell in der Hand des Familienvorstandes lagen.10 Ein Volkstribun konnte zudem gar keine lex verabschieden, sondern nur ein plebiscitum. Auch aus formaler Sicht ist es unwahrscheinlich, dass einem plebejischen Beschluss im Hinblick auf das Eherecht allge62

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meine Verbindlichkeit verliehen wurde oder ein zusätzlicher Beschluss des Gesamtvolkes zustande kam. Für das Jahr 445 v. Chr. ist im Weiteren die Einführung von Militärtribunen, die anstelle der Konsuln amtierten, bezeugt (Liv. 4,6,8). Dabei handelte es sich angeblich um Oberkommandanten, die mit konsularischer Gewalt ausgestattet waren (tribuni militum consulare potestate). Dies soll einen Kompromiss herbeigeführt haben, um das Eindringen der Plebejer ins Konsulat zu verhindern, denn bei der Wahl von Konsulartribunen sei das Konsulat jeweils ausgefallen. Bezeugt sind solche Fälle bis zum Jahre 367 v. Chr.11 Die Existenz des Konsulats ist in dieser frühen Zeit allerdings noch gar nicht gesichert. »Konsulartribunen« dürfte daher eine spätere Bezeichnung sein und eine militärische Führungsposition umfasst haben, die auch für Plebejer zugänglich war.12 Dazu kommt, dass vom Volk für das Jahr 444 v. Chr. angeblich nur Patrizier gewählt wurden (Liv. 4,6,11). Ferner gibt es Konsulartribunen in Jahren, in denen keine Kriege geführt wurden.13 Eigentliche Militärtribunen (tribuni militum) der Plebs sind zudem erst in der Zeit um 400 v. Chr. belegt, was wohl auch der Zeitpunkt war, an dem diese Einrichtung ins Leben gerufen wurde.14 Im Zuge der Erweiterung der Armee wurde die Zahl der Truppenführer seit der zweiten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. erweitert und von den Centuriatcomitien gewählt. Für das frühe 4. Jh. v. Chr. ist daher auch die Einrichtung einer zweiten Legion anzunehmen.15 Im Jahre 409 v. Chr. sind erstmals Plebejer als Quaestoren belegt (Liv. 4,54,2 f.). Diese besaßen ein untergeordnetes Amt, das im Jahre 447 v. Chr. zur Verwaltung der Staatskasse und Kriegskasse eingerichtet worden war (Tac. ann. 11,22,4) und anfänglich auch zur Untersuchung von Straftaten diente (quaestores parricidii; MRR 1,22). Zunächst waren die Quaestoren von den Oberbeamten als Gehilfen ernannt worden. Am Ende des 5. Jhs. v. Chr. wurde offenbar die Volkswahl für Quaestoren eingeführt, deren Zahl seit dem Jahre 421 v. Chr. vier betrug (Liv. 4,43,12).16 Dabei wurde das Amt nicht nur von den Oberbeamten unabhängig, sondern auch den Plebejern zugänglich. Zudem konnten die Plebejer nach der Quaestur die Übernahme von weiteren Ämtern ins Auge fassen. 63

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In diesem Zusammenhang ist spätestens jetzt auch mit der Zulassung von Plebejern in den Senat zu rechnen, wo sie als patres conscripti bezeichnet wurden. Die Aufnahme von gewesenen Beamten wurde allerdings erst im späteren 4. Jh. v. Chr. üblich (lex Ovinia; Fest. p. 290L s. v. Praeteriti senatores). Ob die conscripti zu Beginn schon das Stimmrecht besessen hatten, ist unklar. Die patrizischen Senatoren behielten sich möglicherweise die patrum auctoritas vor, welche die nachträgliche Bestätigung von Volksbeschlüssen umfasste. Spätestens mit dem Eindringen der Plebejer ins Konsulat ab 367 v. Chr. sind Plebejer als ordentliche Senatsmitglieder akzeptiert worden. Damit waren die Plebejer nun auch an den Senatsbeschlüssen (senatus consulta) beteiligt, die immer wieder Anweisungen für die Magistrate enthielten. Die Stimmabgabe im Senat erfolgte nach einer Rangordnung, die anhand der bereits ausgeübten Ämter festgelegt wurde.17 Die patrum auctoritas wurde jedoch im Jahre 339 v. Chr. insofern eingeschränkt, als die Zustimmung zu Gesetzesvorlagen vor der Abstimmung in der Volksversammlung erfolgen musste und deren Beschlüsse nicht mehr korrigiert werden konnten (Liv. 8,12,15). Damit war im Prinzip schon der Grundstein für die Verbindlichkeit von Plebisziten gelegt, wie er dann im Jahre 287 v. Chr. durch die lex Hortensia bestätigt wurde.18 Bis zum Jahre 367 v. Chr., als die Plebejer zum Konsulat zugelassen wurden, bleibt der Titel der römischen Oberbeamten unbekannt – wobei einiges auf praetor/es hindeutet.19 Diese stellten neben militärischen Befehlshabern auch die politische Spitze dar. Sie leiteten die Centuriat- und Tributcomitien sowie die Senatssitzungen und standen zugleich der Rechtspflege vor, wobei sie die Richter für die Streitparteien einsetzten. Durch die vielen Aufgaben dürfte sich im früheren 4. Jh. v. Chr. bzw. nach dem Überfall der Gallier eine prekäre Situation abgezeichnet haben, die auch durch die Konsulartribunen kaum aufzufangen war. Im Jahre 377 v. Chr. wurden ausschließlich Patrizier als Konsulartribunen gewählt (Liv. 6,32,3) und in den Jahren 375–371 v. Chr. erscheinen überhaupt keine hohen Beamten in den Magistratsverzeichnissen (fasti). Hingegen waren C. Licinius Stolo und L. Sextius Sextinus Lateranus zehn Jahre in Folge Volkstribunen (377/6–367 64

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v. Chr.). Am Ende erreichten sie offenbar einen Kompromiss: die sog. leges Liciniae Sextiae (367 v. Chr.). Diese umfassten die Zulassung der Plebejer zum Konsulat, wobei ein Konsul Plebejer sein sollte (Liv. 6,35,5. 40,18. 42,11). Damit waren jetzt also drei Staatsbeamte mit der höchsten Amtsgewalt (imperium) ausgezeichnet: zwei Konsuln, die auch als Feldherren fungierten, und ein Praetor, der für die Rechtsprechung zuständig war. Ferner verfügten die licinisch-sextischen Gesetze eine Schuldenermäßigung und legten angeblich das Höchstmaß an Staatsland (ager publicus), das von einem Bürger bewirtschaftet werden durfte, auf 500 iugera (125 Hektar) fest (MRR 1,109). Die Hortung und Begrenzung von Staatsland erscheinen im frühen 4. Jh. v. Chr. wiederum zweifelhaft, da die römische Expansion noch in den Anfängen steckte. Die Eroberung von Veji (396 v. Chr.) hatte eine Verdoppelung des Territoriums auf 1500 bis 1600 Quadratkilometer zur Folge gehabt und dürfte einen Teil der Landbedürfnisse der kleinen Bauern abgedeckt haben.20 Erst mit dem Abschluss der Samnitenkriege um 270 v. Chr. kam es zu einer erheblichen Vermehrung des Staatslandes, die auch die Möglichkeit zur Hortung von Ländereien eröffnete. Eigentliche Landprobleme traten dann nach dem Ende der Koloniegründungen in der ersten Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. auf und dürften erst in dieser Zeit eine Obergrenze für die Okkupation von Staatsland hervorgerufen haben.21 Statt um leges handelte es sich bei den licinisch-sextischen Maßnahmen wohl um einen formlosen Kompromiss, der durch die Annalisten verrechtlicht wurde. Das Recht auf eine plebejische Konsulstelle blieb zudem zwischen 355 und 343 v. Chr. verschiedentlich ungenutzt. Trotzdem trat jetzt eine entscheidende Wende in den Ständekämpfen ein, da sich eine neue Herrschaftsschicht bilden konnte, nämlich die Nobilität, eine aus Patriziern und Plebejern gemischte Elite. Ihr gehörten die Familien mit gewesenen Konsuln an. Seit 367/6 v. Chr. amtierten ferner zwei kurulische Aedilen (Liv. 6,42,14; 7,1,1), welche die Aufsicht über Märkte und Bauten führten und sowohl aus Patriziern als auch Plebejern rekrutiert wurden.22 Im Jahre 356 v. Chr. ist der erste plebejische Diktator zu verzeichnen, der zugleich einen plebejischen magister equitum (Reiteroberst) 65

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mit einbezog (Liv. 7,17,6). Im Jahre 351 v. Chr. ist der erste plebejische Censor bezeugt (Liv. 7,22,7), im Jahre 336 v. Chr. der erste plebejische Praetor (Liv. 8,15,9), nämlich Q. Publilius Philo, der insgesamt auch viermal Konsul war. Ab 339 v. Chr. musste angeblich einer der beiden Censoren Plebejer sein (lex Publilia; Liv. 8,12,16).23 Somit waren am Ende des 4. Jhs. v. Chr. alle wichtigen Ämter Plebejern zugänglich. Dennoch gab es nur wenige Plebejer, die davon Gebrauch machten. Zudem galt, dass nur patrizische Senatoren infrage kamen, wenn bei einer Vakanz des Konsulats ein Interrex zur Abhaltung von Neuwahlen eingesetzt werden musste (Liv. 6,41,6; Cic. dom. 38). Im Jahre 342 v. Chr. wurde durch die Plebiszite des L. Genucius angeblich untersagt, Ämter innerhalb von zehn Jahren zu wiederholen oder in einem Jahr zwei Ämter auszuüben; hingegen durfte das Konsulat künftig auch von zwei Plebejern besetzt werden (Liv. 7,42). Dies scheint insofern kein dringliches Bedürfnis gewesen zu sein, als ein entsprechender Fall erst im Jahre 172 v. Chr. eintrat. Denkbar wäre für das Jahr 342 v. Chr. die Anordnung, dass ein Konsulat jeweils in plebejischer Hand sein musste.24 Im Jahre 300 v. Chr. verfügte die lex Ogulnia des Volkstribunen Cn. Ogulnius die Vermehrung der Priesterämter und die Zulassung von Plebejern zu diesen Stellen (Liv. 10,6).25 Um 254 v. Chr. ist der erste plebejische Pontifex Maximus zu verzeichnen (Liv. per. 18). Erst im Jahre 131 v. Chr. waren aber erstmals beide Censoren Plebejer (MRR 1,500). Angesichts der Schuldenprobleme war bereits im Jahre 347 v. Chr. eine Halbierung des jährlichen Zinssatzes von 8 1/3 % vorgenommen worden (Liv. 7,27,3; Tac. ann. 6,16,2). Im Jahre 326 v. Chr. hatte dann die konsularische lex Poetelia Papiria die Abschaffung der Schuldknechtschaft verfügt (Liv. 8,28; Dion. Hal. 16,5), sodass künftig nicht nur eine freiere Entwicklung der Bürgerschaft, sondern auch eine Konstanz des Militäraufgebots für die bevorstehenden Auseinandersetzungen mit den Samniten gesichert war.26 Eine politische Karriere setzte dennoch weiterhin eine beachtliche Vermögensbasis voraus. Dies war auch für den Zugang zum Senat unabdingbar. Obwohl die Ämter im Prinzip allen offenstanden, waren sie letztlich nur einer beschränkten Zahl von wohlhabenden Bürgern zugänglich.

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Als das römische Territorium im späteren 4. Jh. v. Chr. wesentlich ausgeweitet wurde, gewann auch die Censur an Bedeutung. Die lex Ovinia des Volkstribunen Ovinius von 312 v. Chr. (oder kurz davor) legte fest, dass die Senatoren von den Censoren statt von den Konsuln bestimmt werden sollten (Fest. p. 290L s. v. Praeteriti senatores), wobei im Wesentlichen auf die gewesenen Beamten zurückgegriffen wurde.27 Dadurch emanzipierte sich der Senat vom Konsulat und wurde als eigenes Beratungsgremium weiter gestärkt. Im Jahre 312 v. Chr. ist der erste bedeutende Censor zu verzeichnen, nämlich Ap. Claudius Caecus. Dieser wollte die Freigelassenen, die als ehemalige Sklaven in die Bürgerschaft aufgestiegen waren, in alle Tribus aufnehmen, um ihr Gewicht bei Abstimmungen zu erhöhen (Liv. 9,46,10 f.).28 Diese Maßnahme wurde im Jahre 304 v. Chr. aber bereits wieder geändert, sodass die Freigelassenen nur in eine der vier städtischen Tribus gelangten und in ihrer politischen Bedeutung eingeschränkt blieben (MRR 1,167 f.). Im Jahr darauf soll der Aedil Cn. Flavius auf Veranlassung von Appius Claudius das ius civile und den Festkalender (fasti) veröffentlich haben (Liv. 9,46,5; Cic. Mur. 25; Plin. nat. 33,17). Dadurch wurden die Markt- und Gerichtstage allgemein bekannt, was für das Volk mehr Transparenz und Verbindlichkeit schuf.29 Als bedeutende Bauprojekte während der Censur des Appius Claudius sind die Via Appia von Rom nach Capua sowie die Aqua Appia als erste große Fernwasserleitung zu verzeichnen (MRR 1,160). Im Jahre 300 v. Chr. wurde durch die konsularische lex Valeria de provocatione das Provokationsrecht, das angeblich schon seit Beginn der Republik bestanden hatte, verbrieft.30 Gemäß Cicero (rep. 2,53) sollte kein Magistrat einen römischen Bürger gegen die Provokation strafen oder züchtigen; d. h. jeder von einem Magistrat bedrohte Bürger konnte das Volk anrufen. Dies garantierte Schutz vor einem schrankenlosen staatlichen Zugriff. Die Provokationsgesetzgebung trug dazu bei, dass Kapitalklagen vor die Centuriatcomitien gelangten, die in diesem Fall auch von einem Volkstribunen geleitet werden konnten. Die Volksversammlung wurde dadurch in der Funktion des höchsten Gerichtshofes bestätigt. Zugleich übernahmen die Volkstribunen vermehrt Verantwortung für den Gesamtstaat, da sie künftig gerade auch Prozesse im Zusammenhang mit Hochverrat (perduellio) leiteten.31 67

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Wie erwähnt, sind die Ständekämpfe nach moderner Auffassung durch die lex Hortensia im Jahre 287 v. Chr. zu einem Abschluss gekommen. Vorangehend war die dritte secessio plebis erfolgt, der Auszug der verschuldeten Plebejer auf den Ianiculum-Hügel (Liv. per. 11). Q. Hortensius gelang es als Diktator, den Streit beizulegen. Durch seine lex erhielten die Plebiszite Gesetzeskraft, d. h. sie waren als allgemeingültige leges anerkannt und für den ganzen populus Romanus verbindlich.32 Das Volkstribunat wurde dadurch ein Teil der staatlichen Ämter und vereinfachte die Gesetzgebung auch im Sinne der Führungselite. Der erreichte Ausgleich der Interessen brachte der Republik politische Stabilität und verhinderte zugleich eine weitergehende Volksherrschaft bzw. Demokratisierung.

Versammlungsplätze Die Festlegung eines zentralen Versammlungsplatzes war eine wichtige Komponente bei der Stadtwerdung Roms und bildete eine grundlegende Voraussetzung für die Ausgestaltung des neuen republikanischen Systems. Entlang des offenen Platzes des Forum Romanum befanden sich in der Zeit um 500 v. Chr. zwei Reihen von Läden (tabernae), in denen die verschiedensten Händler untergebracht waren. Darüber hinaus war der rechteckige Platz kurz nach dem Fall der etruskischen Könige durch den Saturntempel, der den Staatsschatz beherbergte, sowie durch den Tempel der Dioskuren markiert worden; im östlichen Teil schlossen sich der Tempel der Vesta sowie die Regia an, die als Sitz des sakralen Oberhauptes (rex sacrorum) diente.33 Insgesamt bildete das frühe Forum eine Einheit politischer, ökonomischer und religiöser Einrichtungen, die für das Funktionieren der Gemeinde entscheidend waren und die das Gemeinwesen zusammenbanden. In der nordwestlichen Ecke des Forums befand sich der politische Versammlungsplatz des Comitiums mit dem dahinterliegenden Senatsgebäude (Curia). Zur Zeit der Zwölftafelgesetzgebung (1,7 f.) um 450 68

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Versammlungsplätze

v. Chr. hatte der Praetor seinen Sitz im Comitium, sodass sich hier ein neues Ensemble für die Bewahrung des staatlichen Rechts etablierte.34 Rom hatte nach dem Sturz der etruskischen Könige den Senat bewahrt und weiter ins Zentrum gerückt. Dieser setzte sich nach wie vor aus den Vertretern der führenden Familien zusammen und blieb an seinem alten Ort im nördlichen Teil des Comitiums. Die Versammlung der Bürger kam in dem begrenzten Raum des Comitiums zusammen, das nur Platz für einige hundert oder wenige tausend Leute bot, die weder Antrags- noch Rederecht besaßen; zugleich hatte die Plebs aber eine separate Organisation unter der Führung ihrer eigenen Magistrate, den Tribunen, kreiert, wobei insbesondere der Aventin zu einem Zentrum ihrer Organisation wurde.35

Abb. 9: Forum Romanum: Forumsplatz; Saturntempel (Aerarium) links hinten; Septimius-Severus-Bogen rechts hinten; Curia Iulia rechts außen, 283 n. Chr. restauriert.

Während der frühen Republik stellten die Tribunen ihre Sitze (subsellia) vor der Curia auf (Val. Max. 2,2,7; Zon. 7,15). Von hier aus 69

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konnten sie sich zwar nicht direkt in die Senatssitzungen einmischen, die getroffenen Beschlüsse aber anschließend aus Sicht der Plebs gutheißen oder ablehnen. An diesem Ort befanden sie sich späterhin auch in der Nähe des Gefängnisses (Carcer) und der Praetoren, die seit dem 3. Jh. v. Chr. von Sicherheits- und Aufsichtsbeamten (triumviri capitales) begleitet wurden. Somit hatten sie einen guten Überblick über die rechtlichen Geschäfte und waren in der Lage, Hilfe für bedrohte Bürger zu leisten.36 Kennzeichnend für Rom wurde darüber hinaus die Festlegung eines zweiten Versammlungsplatzes neben dem Comitium, nämlich des Marsfeldes, das bereits zum Gebiet außerhalb der heiligen Stadtgrenze (pomerium) und damit zum militärischen Bereich (militiae) gezählt wurde.37 Die hier tagende Volksversammlung wurde dementsprechend nach der militärisch-timokratischen Einteilung der Bürgerschaft (centuriae) abgehalten und konnte von der Aristokratie leicht dominiert werden. Anlässlich der Centuriatsreform in der zweiten Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. wurde die Centurienordnung mit der Tribusordnung verknüpft.38 Die Stimmabgabe erfolgte nicht mehr in der hergebrachten hierarchischen Abfolge der Centurien, sondern simultan in einem Gehege mit 35 Reihen (Tribus), die wohl zunächst mit Seilen, später mit Holzschranken über den Platz gezogen wurden. Somit bestand kein eigentlicher Platz für Beratungen und die Wahlen gingen ohne Reden der Kandidaten über die Bühne.39 Im Zusammenhang mit der Trennung der beiden Bereiche domi und militiae wurde die Straße über das Forum, die Via Sacra, auch für militärische Triumphzüge benutzt, mit denen die Leistungen im außenstehenden Militärbereich bildhaft in die Stadt und zum Hauptheiligtum auf dem Kapitol getragen wurden. Der Weg des Feldherrn, der einen Teil seiner Truppen und Gefangenen mitnahm, führte vom Marsfeld über das Forum Boarium und den Circus Maximus, dann um den Palatin über das Forum Romanum zum kapitolinischen Iuppitertempel, wo ein Teil der Beute geweiht und der Rest verteilt wurde.40 Dabei wurde dem Volk der militärische Erfolg Roms opulent vor Augen geführt und zugleich eine Synthese der zwei getrennten Bereiche von Krieg und Frieden vollzogen. Ab dem mittleren 3. Jh. v. Chr. fanden zudem Gladiatorenspiele auf dem Forum Einzug, die zu Ehren der 70

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herausragenden Familien aufgeführt wurden und somit auch nach Abschluss der Ständekämpfe deren Verdienste um die Gemeinschaft kommemorierten (Val. Max. 2,4,7).

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Eroberung und Organisation Italiens

Die Vereinnahmung der italischen Gebiete und deren Ressourcen durch Rom bildete die Grundlage für die Entstehung eines Weltreiches. Dies war ein langer Prozess, der wohl schon in der Königszeit unter Tarquinius Superbus im späteren 6. Jh. v. Chr. eingesetzt hatte und mit dem Ausgreifen nach Latium verbunden war. Dabei wurde das alte latinische Zentrum Alba Longa am Albaner See erobert,1 während das südliche Küstengebiet von Laurentum bis nach Tarracina später dazugekommen sein dürfte. Die hier befindlichen Städte werden im ersten Bündnisvertrag zwischen Rom und Karthago zwar als römisches Gebiet bezeichnet (Polyb. 3,22), das zu eruierende Vertragsdatum (508/7 v. Chr.) ist aber nicht gesichert. Diodor (16,69,1) datiert den Vertragsschluss erst in das Jahr 348 v. Chr., das in der Forschung des Öfteren auf das zweite römisch-punische Abkommen (Polyb. 3,24) bezogen wird.2 Die inhaltliche Nähe der beiden Verträge spräche dafür, dass der erste Vertrag kurz nach 348 v. Chr. bzw. im Zusammenhang mit dem Latinerkrieg (340–338 v. Chr.) in einigen Punkten verschärft wurde.3 Die beiden Abkommen grenzten die jeweiligen territorialen Interessensphären der Partner in Latium bzw. Libyen, Sardinien, Sizilien und Südspanien ab, boten einen gewissen Schutz vor gegenseitigen Überfällen und Raubzügen und garantierten einen geordneten Handel, bei dem Karthago immer noch ein deutlich weiteres Feld abdeckte (StV II2 121. 326). Im 5. Jh. v. Chr. hatten Rom und die Latiner harte Abwehrkämpfe gegen oskisch-sabellische Bergvölker zu führen. Dazu gehörten insbesondere die Volsker und Aequer, die in die fruchtbare Ebene drängten. Dort versuchten sie, das Machtvakuum der Etrusker in Kampanien und Latium zu füllen, nachdem diese im Jahre 474 v. Chr. eine Nie72

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derlage bei Kyme (Cumae) erlitten hatten (Pind. Pyth. 1,72–75; Diod. 11,51,1 f.). Im Kampf gegen die Besetzer soll sich der Diktator L. Quinctius Cincinnatus (458 v. Chr.) profiliert haben, der sein Amt als mustergültiger Republikaner nach getaner Arbeit wieder niederlegte (Liv. 3,26,6–29,7), ohne dass wir hier genauer hinter die Legende sehen. Den Volskern und Aequern gelang es jedoch, Antium und Velitrae (Velletri) zu überrennen, während Capua von den Oskern eingenommen wurde und sich auch Poseidonia zum oskischen Paestum wandelte.4 Rom gehörte schon früh zum Bund der latinischen Städte, wobei das für das Jahr 493 v. Chr. überlieferte Abkommen (foedus Cassianum) wohl in eine spätere Zeit zu setzen ist (Liv. 2,33,9; Dion. Hal. 6,95,2). Der Bund garantierte zwar militärischen Schutz, stellte aber auch eine Konkurrenz dar. Eine religiöse Verbindung zwischen den Latinern bestand durch gemeinsame Heiligtümer in kultischen Zentren, darunter der Larenkult von Lavinium. Dabei wurde mit dem wachsenden Einfluss Roms der Kult der Diana von Aricia vor 456 v. Chr. auf den Aventin verlegt (Dion. Hal. 10,32,4). Der Bund der latinischen Städte behauptete sich in der Folge gegen die Stämme der Umbro-Sabeller, die an die Küste vorstießen. Im 5. und frühen 4. Jh. v. Chr. wurden befestigte Städte in Form von latinischen Kolonien an den bedrohten Grenzen Latiums gegründet, die zum Schutz dieses Gebietes dienten. Dabei sorgten gerade Velitrae (Velletri; 494 v. Chr.), Norba (492 v. Chr.) und Setia (383 v. Chr.) südöstlich von Rom landeinwärts für die Absicherung gegenüber den Volksern, während Ardea (Ardes; 442 v. Chr.) sowie Circeii (393 v. Chr.; Diod. 14,102) das Küstengebiet im Süden kontrollierten.5 Die Erfolge im Abwehrkrieg gegen die Völker im Hinterland ermöglichten Rom zudem, sich geopolitisch Etrurien zuzuwenden. Im Jahre 426 v. Chr. erfolgte zunächst die Einnahme der latinischen Städte Fidenae (Liv. 4,34,1–3), danach Crustumerium im Norden von Rom.6 Der erste größere Erfolg war die Eroberung der schon zuvor bekriegten etruskischen Nachbarstadt Veji, die im Jahre 396 v. Chr. unter dem legendären Diktator M. Furius Camillus zustande kam (Liv. 5,23,1 f.). Anschließend wurden die Bewohner vertrieben oder versklavt und das Stadtgebiet vollständig dem römischen Staatsverband 73

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einverleibt. Dabei wurde der Bürgerverband von 21 auf 25 Tribus vergrößert (Liv. 6,5,8: Stellatina, Tromentina, Sabatina, Arniensis) und der ager Romanus auf ca. 1500 bis 1600 Quadratkilometer verdoppelt.7 Rom bildete nun die größte Stadt Mittelitaliens, wurde in dieser Position aber auch weiterhin bedrängt. Im Jahre 390 oder 387 v. Chr. erlitt die Stadt einen Rückschlag durch die von Norden einfallenden Gallier unter der Führung des Brennus. Diese besiegten die Römer und Latiner an der Allia, einem Nebenfluss des Tibers. Rom wurde eingenommen, geplündert und angeblich niedergebrannt bis auf das Kapitol, auf dem die legendären Gänse vor dem Angriff gewarnt haben sollen (Liv. 5,47,4). Der Abzug erfolgte schließlich gegen ein Lösegeld, dessen Übergabe in der Legende durch den herbeigeeilten Camillus aber verhindert bzw. durch ein Heer aus Caere wieder rückgängig gemacht werden konnte (Diod. 14,114–117; Strab. 5,2,3). Der Galliereinfall sollte als traumatisches Ereignis in das kollektive Gedächtnis Roms eingehen und die Angst vor den Galliern (metus Gallicus) am Leben halten. Das Datum der Allia-Schlacht (18.07.) ging als »schwarzer Tag« (dies ater) in den Kalender ein, an dem künftig alle öffentlichen Geschäfte verboten waren (Gell. 5,17,1 f.). Die Ereignisse bildeten zugleich eine Chance, bei der die Stadt rasch wieder erstarkte und entsprechend expandierte. Nun wurde auch der Bau der elf Kilometer langen Servianischen Stadtmauer vollzogen.8

Foedus Cassianum Im Anschluss an die Gallierkatastrophe könnte der Moment gekommen sein, jenes Abkommen mit den Latinern zu schließen, das inhaltlich dem foedus Cassianum entspricht. Dieses wurde von der römischen Annalistik ins Jahr 493 v. Chr. gesetzt und dem Konsul Spurius Cassius, der angeblich ein Plebejer war, zugeschrieben. Es soll die Folge eines ersten Sieges gegen die Latiner am See Regillus bei Tusculum 74

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Foedus Cassianum

gewesen sein, der mithilfe der Dioskuren errungen worden war, worauf diese auf dem Forum einen Tempel erhielten (Dion. Hal. 6,13). Von der modernen Forschung wird das Bündnis oft kurz vor 370 v. Chr. datiert, sodass der Vertrag bis zum Latinerkrieg (340–338 v. Chr.) bzw. eine Generation lang gehalten hätte. Der Inhalt des foedus umfasste nach Dionysios von Halikarnassos (6,95,2) folgende Punkte: 1. Friede soll sein zwischen den Römern und allen Latinergemeinden, solange Himmel und Erde ihren Platz behalten: Sie sollen weder Krieg gegeneinander führen, noch von anderswo Feinde herbeiholen, noch sicheren Durchzug denen gewähren, die Krieg gegen einen von ihnen führen wollen. 2. Die Römer und Latiner sollen einander im Kriegsfalle mit allen ihren Kräften beistehen, und jeder soll gleichen Anteil an der Kriegsbeute haben, die im gemeinsamen Krieg gewonnen wird. 3. Streitigkeiten über private Verträge sollen binnen zehn Tagen in der Stadt, in der sie abgeschlossen wurden, entschieden werden (StV II2 126). Somit handelte es sich um ein unbefristetes Defensivbündnis mit einer Neutralitätsbestimmung. Dieses umfasste ein Verbot des Durchzugs von feindlichen Streitkräften durch das Gebiet des einen Vertragspartners im Falle kriegerischer Verwicklungen des anderen. Der Vertrag zeigt, dass die Latiner unter sich organisiert waren und sich Rom – wohl in bedrängter Lage – mit ihnen neu arrangieren musste. Aufgrund von Festus (p. 276L s. v. Praetor) ist anzunehmen, dass im Latinerbund generell ein Wechsel des Oberbefehls zwischen den Mitgliedern vorgesehen war.9 Dies deutet darauf hin, dass die Römer zwar eine gewisse Machtstellung, aber kein Monopol erreicht hatten. Rom war vielmehr darauf erpicht, im Falle von Angriffen Hilfeleistung zu erhalten. Dies passt am besten in die Zeit, als Rom nach der Gallierkatastrophe von Latinern und Volskern bedroht wurde. Für Andreas Alföldi ist die Klausel sogar erst sinnvoll, als die Latiner nach ihrer Niederlage gegen die Römer im Jahre 338 v. Chr. versuchten, mit fremder Hilfe 75

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(Volsker, Herniker, Kelten) das römische Joch wieder abzuwerfen.10 Im Moment des Sieges dürften die Römer jedoch kaum Interesse daran gehabt haben, mit dem ehemaligen Feind gemeinsame Kriegszüge und Beuteteilung in Aussicht zu nehmen. Ein früheres Datum erscheint schon insofern plausibel, als Livius (7,12,7) im Jahre 358 v. Chr. eine Vertragserneuerung ansetzt, die in der Forschung zum Teil auch für den Ursprung des Vertrags gehalten wird.11 Im Hinblick auf die Datierung ist schließlich noch in Rechnung zu stellen, dass die Bestimmung über die Streitschlichtung ein entwickeltes Prozessrecht voraussetzt, wie es erst nach dem Zwölftafelgesetz von 451/0 v. Chr. gegeben ist. Römer und Latiner rückten dadurch privatrechtlich näher zusammen. Unsicher ist, inwieweit die Latiner forthin im Ehe- und Handelsrecht den römischen Bürgern gleichgestellt waren bzw. in Rom das commercium und conubium erhielten.12 Der Vertrag geht indes über archaische Handelsgeschäfte und Heiraten zwischen Bürgern verschiedener Latinergemeinden hinaus, die bis dahin wohl bei den jährlichen großen Zusammenkünften des Stammes ausgehandelt worden waren. Im Zuge des neuen Aufschwungs und Ausbaus der Stadt Rom nach der Gallierkatastrophe war ein geregelter Austausch mit den benachbarten Latinern besonders dringlich. Das erneuerte Bündnis mit den Latinern hat im frühen 4. Jh. v. Chr. wohl ermöglicht, weitere Kämpfe aufzunehmen, nämlich mit den Etruskern im Norden und mit den Volskern im Süden, welche von Antium (Anzio) und Anxur (Tarracina) aus die Latiner bedrohten und dort bereits auch Niederlagen einstecken mussten (Liv. 5,13,1–16,2; 6,6,4–9,3. 32,11–33,3). Zudem sollte die Einigung zwischen den Patriziern und Plebejern von 367 v. Chr. das Gemeinwesen zusätzlich stärken und die leistungsfähige Führungsschicht der Nobilität hervorbringen, welche sich in erster Linie über militärische Erfolge profilierte.13 Zunächst erfolgte im Osten der Kampf mit den Hernikern, die nach einer Niederlage im Jahre 358 v. Chr. wie die Latiner in ein neues Bundesverhältnis gerieten und Gebiete an Rom abtreten mussten (Liv. 7,15,11: Pomptina, Publilia).14 Zur selben Zeit hatten verschiedene etruskische Städte (Caere/Cerveteri, Falerii, Tarquinii/Tarquinia) eine Offensive gegen das aufstrebende Rom eingeleitet (Liv. 7,17,6–9). Im Jahre 353 v. Chr. wurde Caere aber befriedet und möglicherweise als 76

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erstes stammesfremde Gemeinwesen ohne Zerstörung in den römischen Staat integriert. Es erhielt dabei den Status einer Halbbürgergemeinde, einer civitas sine suffragio (später municipium genannt), sodass die Bewohner in Rom kein Stimmrecht hatten.15 Somit erfolgte insgesamt eine Expansion der römischen Herrschaft, durch welche Rom in der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. die Vormacht im westlichen Mittelitalien bzw. in Latium und Kampanien erreichte.16 Dadurch war es schließlich auch möglich, die Keltengefahr in den Griff zu bekommen.

Latinerkrieg und Samnitenkriege Die Latiner versuchten nach langen gemeinsamen Kämpfen, sich von der Hegemonie Roms zu befreien. Der Latinerkrieg von 340–338 v. Chr. endete mit einem römischen Sieg bei Antium (Anzio) und einer totalen Niederlage der Aufständischen. Die Schiffsschnäbel (rostra) der zerstörten Schiffe wurden in Rom an der Rednerbühne, die den Namen »Rostra« erhielt, befestigt (Liv. 8,14,12), der latinische Bund aufgelöst. Die Volsker mussten das von den Latinern übernommene Antium und Anxur abtreten und wurden in die Berge zurückgedrängt, sodass der volskische Sperrriegel zum Meer hin wieder aufgehoben war. Zudem wurde das Gebiet jetzt weiter römisch besiedelt.17 Im Jahre 338 v. Chr. wurden zunächst Antium und möglicherweise Ostia römische Bürgerkolonien (Liv. 8,14,8; 9,19,4), im Jahre 329 v. Chr. dann auch Tarracina im vormaligen Anxur (Liv. 8,21,11; Vell. 1,14,4).18 Die Souveränität der meisten latinischen Städte wurde aufgehoben und die Bevölkerung in den römischen Staatsverband integriert, wobei diese Orte als municipia eingerichtet wurden (Lanuvium, Aricia, Nomentum, Pedum; Liv. 8,14,2 f.). Eine Ausnahme davon bildeten die wenigen Städte, die Rom treu geblieben waren oder rechtzeitig zu den Römern gewechselt hatten. Tibur und Praeneste konnten als latinische Gemeinden ihre Selbständigkeit behalten, blieben aber in einem Bündnis mit Rom (sog. latinische Bundesgenossen).19 Ein Teil des 77

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eroberten Gebiets wurde also von Rom annektiert und das römische Territorium damit verdreifacht (6100 Quadratkilometer); da die Latiner Soldaten stellen mussten, wurde das Wehrpotential insgesamt verdoppelt.20 Im Jahre 338 v. Chr. war Rom nicht mehr mit den anderen Latinern gleichgestellt, sondern besaß die Hegemonie über sie. Das römische Territorium hatte damit die Grenze zu Kampanien erreicht. Insgesamt hatte nach der Mitte des 4. Jhs. v. Chr. die Unterwerfung Italiens eingesetzt, die dann bis zum Jahr 270 v. Chr. vollzogen wurde. Die entscheidenden Kämpfe konzentrieren sich auf die Zeit zwischen 326 und 272 v. Chr. Hauptfeinde waren die Samniten, weshalb auch von der Zeit der Samnitenkriege die Rede ist. Modern werden drei Kriege unterschieden (343–341 v. Chr.; 327/6–304 v. Chr.; 298–290 v. Chr.) und auch noch die Phase des Pyrrhoskrieges dazugerechnet (282–272 v. Chr.), während in der Antike die Ereignisse unter einem einzigen Krieg zusammengefasst wurden (Liv. 7,29,2).21 Unter der Führung der Samniten hatten sich die oskischen Bergstämme zu einem militärischen Bund zusammengeschlossen und suchten in der kampanischen Ebene neue Siedlungsplätze. Im Jahre 354 v. Chr. hatten die Römer mit den Samniten einen Vertrag (foedus aequum) geschlossen (Liv. 7,19,4), der den Fluss Liris als Grenze zwischen den beiden Gebieten festlegte.22 Dennoch kam es bald zu mehreren kriegerischen Konflikten, wobei die römische Überlieferung die Schuld jeweils den Samniten zuwies.23 Die erste Auseinandersetzung mit den Samniten dauerte angeblich von 343 bis 341 v. Chr., sodass sie schon vor der Besiegung der Latiner eingesetzt hätte. Capua, das Zentrum Kampaniens, hatte Rom um Hilfe gegen die Samniten gebeten und schloss sich daher offiziell Rom an (deditio: Liv. 7,29,7–31,7);24 daraufhin erhielt es im Jahre 338 v. Chr. den Status einer Halbbürgergemeinde (civitas sine suffragio: Liv. 8,14,10). Der erste Waffengang zwischen Rom und den Samniten war jedoch noch ohne große Kampfhandlungen über die Bühne gegangen, sodass der vormalige Vertrag im Jahre 341 v. Chr. offenbar erneuert werden konnte (Liv. 8,2,1–4). Rom hatte dennoch einen großen neuen Einflussbereich in Kampanien erreicht. Im Jahre 328 v. Chr. wurde im Grenzgebiet in Fregellae, das kurz zuvor von den Samniten vereinnahmt worden war, eine latinische Kolonie gegründet (Liv. 8,22,1 f.). 78

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Der zweite Krieg bzw. der »Große Samnitenkrieg« zog sich von 327/6 bis 304 v. Chr. hin. Um 327 v. Chr. war auch die Griechenstadt Neapolis (Neapel) nach einer kriegerischen Auseinandersetzung und einem Hilfegesuch gegen die Samniten in den römischen Machtbereich einbezogen worden (Liv. 8,22,7. 25,10. 26,6).25 Rom erlitt wie in früheren Kriegen anfänglich massive Niederlagen. Dies führte zur Kapitulation der beiden Konsuln in den Caudinischen Pässen, wo die Heere schmählich unter dem Joch durchgeschickt wurden (Liv. 9,6,3; Dion. Hal. 16,1,3; App. Samn. 4,5). In der Folge herrschte von 321 bis 316 v. Chr. Frieden. Rom passte sich nach diesen anfänglichen Niederlagen der Nahkampftaktik der Samniten an. Im Bergland der Apenninen hatte sich die Phalanx mit ihren langen Stoßlanzen (hasta) als ungeeignet erwiesen, sodass die Römer von den Samniten die kurze Wurflanze (pilum) und das Schwert für den Nahkampf übernahmen. Zudem gliederten sie ihre Front nach samnitischem Muster in kleine taktische Einheiten, die leicht beweglichen Manipeln, die zwei Centurien umfassten.26 Im Jahre 316 v. Chr. kam es zum Wiederausbruch der Kämpfe. Die Apuler suchten die Entlastung vom samnitischen Bund und hatten im Jahr zuvor ein Bündnis mit Rom geschlossen (Liv. 9,20). Die Samniten drangen bis nach Latium vor und brachten Saticula (50 km vor Rom) zum Abfall (Liv. 9,21 f.). Daraufhin fielen die Aurunker und Kampaner von den Römern ab. Andere zentralitalische Stämme blieben jedoch loyal und ermöglichten Rom den Zugang nach Süden. Daher konnte der Gegner jetzt auf einer zweiten Front von Apulien her angegriffen werden. Kampanien wurde zurückgewonnen und durch den Bau einer Heeresstraße (Via Appia) nach Capua abgesichert (312 v. Chr.). Es kam zur Errichtung von weiteren Festungen bzw. latinischen Kolonien an der kampanisch-samnitischen Grenze (Suessa 313 v. Chr.; Liv. 9,28,7) sowie an der apulischen Grenze (Luceria 314 v. Chr.; Liv. 9,26,1–5). Trotz der Fortschritte ging Rom im Jahre 304 v. Chr. einen unentschiedenen Frieden ein, besiegte anschließend aber die Aequer und vereinnahmte deren Territorium, worauf sich auch die anderen Sabeller bis zur Adriaküste hin Rom anschlossen.27 Der dritte Krieg gegen die Samniten dauerte von 298 bis 290 v. Chr. und wurde zum Mehrfrontenkrieg: im Süden gegen die Samni79

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Abb. 10: Roms Aufstieg in Mittelitalien bis 290 v. Chr.

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ten und Lukaner, im Norden gegen die Sabiner, Etrusker und Gallier. So gesehen war es ein italischer Krieg gegen die Übermacht Roms. Ausgelöst wurde der Krieg durch ein Hilfegesuch der Lukaner, die ebenfalls von den Samniten bedroht waren und daher auf Rom setzten (Liv. 10,11,11–12,3). Im Jahre 296 v. Chr. vereinigten sich die Samniten im umbrischen Sentinum mit den gallischen Senonen und erlitten eine empfindliche Niederlage (Polyb. 2,19,5 f.; Liv. 10,16. 25–30; Diod. 21,6,1 f.).28 Zur besseren Verteidigung veranlasste Rom den Bau von weiteren Festungen. Im Jahre 291 v. Chr. wurden 15 000 bis 20 000 Siedler nach Venusia in das Grenzdreieck zwischen Samnium, Apulien und Lukanien delegiert, um die Verbindung der gegnerischen Stämme zu verhindern (Vell. 1,14,6).29 Daher waren die militärisch bedrängten Samniten jetzt zum Frieden bereit, in dem Rom im Ganzen aber nur den Status quo erreichte. Im Jahre 290 v. Chr. wurden die Sabiner endgültig unterworfen und über Halbbürgergemeinden weitgehend in das römische Gebiet integriert (MRR 1,183 f.). In den Jahren 284 bis 280 v. Chr. spielten sich weitere Kriege gegen die Kelten und Etrusker ab. Am Anfang war es nochmals zu einem Kelteneinfall gekommen, bei dem sich der Stamm der Senonen mit den Etruskern verbündete. Diese fügten den Römern im Jahre 284 v. Chr. bei Arezzo zunächst eine vernichtende Niederlage zu und zogen Richtung Rom, wurden aber im nächsten Jahr beim Vadimonischen See endgültig geschlagen (MRR 1,188 f.). Das römische Gebiet dehnte sich nun bis an die Adria aus, sodass auch ein Korridor zum ager Gallicus bestand. Etrurien war bis zum Jahr 280 v. Chr. befriedet. In den Jahren von 282 bis 272 v. Chr. spielte sich eine letzte Phase des Samnitischen Krieges ab, zu der auch der Pyrrhoskrieg (280–275 v. Chr.) gehört. Nach dem Frieden von 291 v. Chr. hatten die Lukaner die Römer ebenfalls als Bedrohung erachtet. Hingegen setzten die griechischen Städte Unteritaliens – darunter das von den Lukanern belagerte Thurioi – ihre Hoffnungen auf Rom, außer Tarent als die mächtigste griechische Stadt. Ein Übergriff auf eine römische Flotte vor Tarent, die als territoriale Verletzung empfunden wurde, löste im Jahre 282 v. Chr. die Konfrontation aus. Zugleich fielen die Samniten

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von Rom ab und nahmen den Krieg auf (Dion. Hal. 19,5 f.; App. Samn. 7,1–9; MRR 1,190). Neben den Samniten waren auch die süditalischen Stämme der Lukaner und Bruttier im Kampf gegen Rom beteiligt. Tarent rief nun den hellenistischen König Pyrrhos von Epirus zur Hilfe (Plut. Pyrrh. 13). Dieser verfolgte Großreichspläne im Westen und erreichte im Jahre 280/79 v. Chr. hart errungene Anfangserfolge, die als Pyrrhossiege sprichwörtlich wurden.30 Eine große Abfallbewegung der römischen Bundesgenossen blieb jedoch aus, sodass Pyrrhos auswich. Auf ein griechisches Hilfegesuch hin versuchte er vergeblich, in Sizilien gegen Karthago vorzugehen. Rom hatte in diesem Zusammenhang einen Vertrag mit Karthago geschlossen, der im Falle eines Angriffs gegenseitige Hilfe in Aussicht stellte und für beide einen Separatfrieden mit Pyrrhos ausschloss (Polyb. 3,25; StV III 466).31 Pyrrhos kehrte jedenfalls in aussichtsloser Lage nach Unteritalien zurück und focht die verlustreiche Schlacht von Benevent, nach der er im Jahre 275 v. Chr. Italien verließ. Im Jahre 272 v. Chr. kapitulierte Tarent (MRR 1,197). Daraufhin kam es zur Auflösung des samnitischen Stammesverbandes. Rom hatte den Samniten als mächtigsten Rivalen die Hegemonie abgerungen und ging mit den samnitischen Stämmen Bundesgenossenschaftsverträge ein. Ihr Stammesgebiet wurde durch den Einzug eines Landstreifens quer über den Apennin zerschnitten.32 Auch die Bruttier und Lukaner gelangten unter römische Herrschaft. Im Jahre 270 v. Chr. kapitulierte schließlich Rhegion (Dion. Hal. 20,16 f.), sodass Rom an der Straße von Messina angelangt war. Die griechischen Städte Unteritaliens sahen sich gezwungen, mit Rom Bündnisse abzuschließen, durch die sie unter römische Herrschaft gelangten. Nach diesen Siegen und Bündnisschlüssen war Roms Stellung gesichert. Die Apenninenhalbinsel bildete ein geschlossenes Herrschaftsgebiet, das mit Straßen und Festungen ausgestattet wurde. Die Via Appia führte nun über Venusia und Tarent nach Brindisi, wo die Sallentiner bis 267 v. Chr. als Letzte ihre Unabhängigkeit bewahrt hatten. Im Kern des Samnitengebietes war im Jahre 268 v. Chr. die latinische Kolonie Benevent angelegt worden (Polyb. 3,90,8; Liv. per. 15; Vell. 1,14,7). Rom hatte einen großen Gebietsgewinn zu verzeichnen und befriedete nach der Niederschlagung der Picenter an der oberen Adria82

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küste, wo die Latinerkolonien Ariminum (Rimini; 268 v. Chr.) und Firmum (264 v. Chr.) angelegt wurden, auch Mittelitalien.33 Insgesamt vermehrte sich dadurch auch das verteilbare Staatsland (ager publicus auf dem ager Romanus), was soziale Konflikte entschärfte.

Bundesgenossensystem in Italien Die Vereinnahmung Italiens durch Rom wurde von Theodor Mommsen als Ausbau der »italischen Eidgenossenschaft« bzw. »Wehrgenossenschaft« beschrieben, die seither auch als »italischer Bund« oder »römisches Bundesgenossensystem« bezeichnet wurde. Dies sind insofern unglückliche Ausdrücke, als in dem Vertragsgeflecht weder ein Föderalismus noch eine Bundesversammlung vorgesehen waren, sondern die verschiedenen Gebiete einzeln an Rom gebunden wurden.34 Es entwickelte sich ein rationales Herrschaftssystem, das gewachsene Strukturen berücksichtigte und eine personenaufwendige Vereinheitlichung vermied. Da es auch die Verbindung von ehemaligen Gegnern verhindern sollte, wurde es von Renaissance-Gelehrten unter die Formel »teile und herrsche« (divide et impera) gebracht, was aber nicht dem Kern des Systems entspricht.35 Zu den Bewohnern Italiens gehörten die römischen Bürger (cives) und die Bundesgenossen (socii), die unterschiedliche Rechtsverhältnisse gegenüber Rom aufwiesen. Bei den Bürgern wurden die Vollbürger (cives) und Halbbürger (cives sine suffragio; municipia) unterschieden. Zu den Bundesgenossen zählten die Latiner (socii nominis Latini), die auch unter der Bezeichnung des alten latinischen Bundes (nomen Latinum) zusammengefasst werden. Bei den übrigen Bundesgenossen gab es einige mit einem ebenbürtigen, ausgeglichenen Vertrag (foedus aequum) und andere mit einem untergeordneten, einseitigen Vertrag (foedus iniquum).36 Zu den Vollbürgern (cives) gehörten die Bürger der Stadt Rom und Umgebung, die anfänglich in vier städtische und 17 ländliche Tribus 83

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eingeteilt waren, sowie die Bewohner von Gebieten, welche von Rom annektiert und vollständig in den römischen Staat integriert wurden. Diese wurden ebenfalls in die römische Tribusordnung eingebunden, wobei zwischen 387 und 241 v. Chr. 14 neue Landtribus entstanden, sodass die Zahl der Tribus schließlich auf 35 festgelegt war und weitere Bürger dann in die bestehenden Tribus eingewiesen wurden. Das erste Beispiel für die vollständige Integration war Veji im Jahre 396 v. Chr., in dessen Umland vier neue Tribus eingerichtet wurden.37 Kurz darauf dürfte Tusculum in Latium gefolgt sein (381 v. Chr.?; Liv. 6,26,8). Daneben gab es vom römischen Staat gegründete Bürgerkolonien mit begrenzter Selbstverwaltung (coloniae). Diese wurden seit 338 v. Chr. angelegt und bildeten zunächst Küstenbefestigungen und Seestützpunkte, darunter Ostia (338 v. Chr.), Antium (338 v. Chr.) und Tarracina (329 v. Chr.). Neben den Vollbürgern gab es die Halbbürger als Bewohner eines partiell in den römischen Staat integrierten Gebietes mit gewisser lokaler Autonomie (civitates sine suffragio bzw. später durchgehend municipia genannt). Diese waren ohne Stimmrecht, hatten aber Militärpflicht im Bürgerheer (Legionen) sowie teilweise Steuerpflicht. Es handelte sich um nahe gelegene Gebiete mit direktem Zugriff von Rom aus, nämlich die volskischen Städte Latiums sowie die Siedlungsplätze der Kampaner und Sabiner. Ein erstes Beispiel war das etruskische Caere (353 v. Chr.?), dann auch Capua (338 v. Chr.), das sich wegen der Samniten freiwillig angeschlossen hatte. Später wurde diesen Orten oft das Bürgerrecht verliehen. Der ager Romanus bildete schließlich ein geschlossenes Gebiet von Kampanien bis nach Südetrurien und nordwärts quer durch Mittelitalien bis an die Adria, das einem Sechstel von Italien entsprach. Neben den Bürgern waren in Italien auch die Bundesgenossen (socii) zu verzeichnen. Diese waren nicht ohne Weiteres in den römischen Staat integrierbar, da sie weiter von Rom entfernt lebten und außerhalb von Latium als Fremdstämmige eigene gewachsene Strukturen mitbrachten. Zu den näher gelegenen Bundesgenossen zählten die Latiner (socii nominis Latini), nämlich die nach dem Latinerkrieg im Jahre 338 v. Chr. selbständig gebliebenen Städte des aufgelösten latinischen Bundes, z. B. Tibur (Tivoli) und Praeneste (Palestrina). Dann kamen 84

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Abb. 11: Die Lage der von 387 bis 241 v. Chr. eingerichteten Landtribus.

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auch die von Rom eingerichteten oder gegründeten Kolonien latinischen Rechts (coloniae civium Latinorum) dazu, deren Bewohner später in Rom das Handelsrecht (commercium) und das Heiratsrecht (conubium) besaßen; bei Übersiedlung nach Rom konnten sie das römische Bürgerrecht erwerben, bei zeitweiligem Aufenthalt in Rom das Stimmrecht ausüben.38 Die latinischen Kolonien genossen Autonomie im Innern, waren aber zur Stellung von Truppen verpflichtet. Sie stellten militärische Außenposten in exponierter Lage dar, wie z. B. Cales im Jahre 334 v. Chr. (Liv. 8,16,13 f.; Vell. 14,1,3), Fregellae 328 v. Chr. (Liv. 8,22,1 f.), nach Besiegung der Samniten Benevent 268 v. Chr. (Polyb. 3,90,8; Liv. per. 15; Vell. 14,1,7) und Aesernia 263 v. Chr. (Liv. per. 16). Bei den übrigen Bundesgenossen (socii) wurden solche mit einem foedus aequum und solche mit einem foedus iniquum unterschieden, wobei der zweite Ausdruck nur einmal belegt ist (Liv. 35,46,10).39 Dabei handelte es sich um besiegte oder zum Anschluss bereite Stämme und Städte. Als Basis diente ein unkündbares militärisches Defensivbündnis formal selbständiger Vertragspartner (foedus), wohl vergleichbar mit dem foedus Cassianum (um 371 v. Chr.?). Wichtig wurde die Bundesgenossenschaft ab 338 v. Chr., denn für die an Rom gebundenen Gebiete bestand eine militärische Hilfeverpflichtung, bei der die Zentrale das Militärkontingent festlegte (formula togatorum). Zudem herrschte ein anderweitiges Bündnisverbot, was eine Souveränitätsbeschränkung bedeutete. Ansonsten gewährte Rom aber auch Abgabenfreiheit. Teilweise waren Bundesgenossen zur formalen Anerkennung der Oberhoheit Roms gezwungen, sodass ein einseitiges Abhängigkeitsverhältnis (foedus iniquum) bestand.40 Dieses konnte im Zweifelsfalle auch mit gewaltsamen Mitteln wie Besatzungen, Gerichtsverfahren und Geiselnahmen erzwungen werden. Neben dem ager Romanus als eigentlich römischem Staatsgebiet umfasste der ager peregrinus fünf Sechstel von Italien und stellte für Rom ein entscheidendes personelles Reservoir dar. Andererseits ergaben sich auch für die Bündnispartner wirtschaftliche Vorteile und persönliche Aufstiegschancen im römischen Militär- und Bürgerverband, sodass sich trotz der rechtlichen Unterschiede eine Gemeinschaft ausbildete. Diese blieb dennoch prekär und wurde erst im 1. Jh. v. Chr. 86

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Abb. 12: Roms Bundesgenossensystem in Italien um 200 v. Chr.

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vereinheitlicht, als den Italikern nach einem letzten Aufstand das römische Bürgerrecht verliehen wurde. Durch die Eroberung Italiens waren die römischen Bürger zu neuen Siedlungsgebieten und die Führungsschicht zu vermehrtem Reichtum gelangt. Dieser wurde auch über repräsentative Monumente und Anlagen im Zentrum der Stadt Rom zum Ausdruck gebracht. Dem Comitium als politischem Versammlungsort auf dem Forum Romanum wurde nach dem Sieg über die Latiner (338 v. Chr.) eine neue, runde Gestalt gegeben, wobei die Schnäbel der erbeuteten Schiffe (rostra) die Rednerbühne zierten (Liv. 8,14,12). Im Jahre 318 v. Chr. wurden Galerien über den Tabernen an der Längsseite des Forums errichtet (Fest. p. 120L s. v. Maeniana), und im Jahre 310 v. Chr. dekorierten goldene Schilde aus der Samnitenbeute die Tabernen (Liv. 9,40,16; 10,39,13 f. 46,4).41 Somit wurde der Platz vermehrt für politische Repräsentation benutzt und erfuhr eine architektonische Vereinheitlichung. Kurz davor waren die Lebensmittel- und Kleinhändler aus den Tabernen in das angrenzende Gebiet des späteren Macellum verwiesen worden, sodass das Forum jetzt vorwiegend für administrative Zwecke, Gerichtsverhandlungen sowie Geld- und Steuergeschäfte frei war (Liv. 9,40,16).42 Der politische Aufschwung bewirkte für Rom auch gesteigerte wirtschaftliche Bedeutung, die weit über Mittelitalien hinausging.

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Rom hat nie eine schriftliche Verfassung gekannt. Gestalt und Funktion der staatlichen Macht beruhten wesentlich auf dem Herkommen bzw. Gewohnheitsrecht (mos maiorum). Die staatlichen Formen verfestigten sich nach dem Wegfall der Könige erst allmählich, bis sie im 4. Jh. v. Chr. verbindliche Rechtsgestalt annahmen. Die leges Liciniae Sextiae von 367 v. Chr. sahen zwei Konsuln und einen Praetor vor (Liv. 6,42,11), wobei spätestens jetzt auch die Einrichtung der Censur erfolgte (MRR 1,114 f.). Anschließend fand im Rahmen der territorialen Expansion eine weitere Entwicklung der Magistraturen statt, nämlich die Vermehrung der Praetoren- und Quaestorenstellen. Zudem erfolgte die Einrichtung von Promagistraturen, die stellvertretend bzw. ergänzend zu den ordentlichen Magistraten amtierten und eine unnötige Vermehrung der dauerhaften Amtspositionen verhinderten. Kennzeichnend für die römische Republik war die Dreiteilung in Senat, Magistratur und Volksversammlung. Dies wurde auch von den Römern so wahrgenommen und in der Staatstheorie als Mischverfassung bezeichnet (Polyb. 6,3. 11; Cic. rep. 1,69). Dabei galt die politische Ordnung zugleich als Grundlage für den Ausbau und Erfolg des Imperium Romanum.

Senat Der Senat bildete die zentrale Ratsversammlung mit 300 Mitgliedern, die erst von Sulla im Jahre 82 v. Chr. auf 600 erhöht wurden.1 Er 89

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stellte einen »Ältestenrat« dar, in dem sich die Häupter der vornehmen Familien versammelten. In ihm war die Führungselite der Nobilität, bestehend aus ehemaligen Konsuln (= Konsularen), vertreten. Der Senat setzte sich in der Regel aus gewesenen Magistraten zusammen; d. h. der Eintritt erfolgte nach der Wahrnehmung eines Amtes und der Entscheidung des Censors, was seit Sulla offiziell ab der Quaestur der Fall war.2 Die Aufnahme erfolgte auf Lebenszeit und ein Ausschluss aus dem Senat war nur durch eine censorische Rüge (nota censoria) möglich.3 Der Senat stellte das Zentrum der römischen Macht dar. Er nahm zu allen wichtigen Fragen Stellung und lenkte die Außenpolitik, wozu auch der Empfang von Gesandtschaften gehörte (Polyb. 6,13). Seine Aufgaben umfassten die Aufsicht über die Staatsgelder, die Verlängerung der Magistraturen für die Provinzialverwaltung, die Besetzung der Geschworenengerichte, die Bestellung eines Interrex bei Vakanz beider Konsulate zur Durchführung der Neuwahl sowie die Überwachung der Staatsreligion. Eine seiner Hauptfunktionen war, amtierenden Amtsträgern Ratschläge zu erteilen, insbesondere bei Gesetzesvorlagen.4 Der Senat hatte aber keine Eigeninitiative, sondern bildete ein Parlament ohne Gesetzgebungsbefugnis. Die Zusammenkunft erfolgte nur auf Berufung durch einen höheren Beamten. Dieser berichtete über anstehende Probleme (relatio); dann erfolgte eine Diskussion, in deren Verlauf die Senatoren in der Reihenfolge ihres Ranges ihre Meinung sagen bzw. einen Antrag stellen durften (sententia), der dann vom Versammlungsleiter zur Abstimmung gebracht werden konnte.5 Der entsprechende Beschluss (senatus consultum) war rechtlich unverbindlich, in der Praxis aber mehr als ein Rat und eine Empfehlung. Die Autorität des Senats war durch sein soziales Gewicht und das Recht der Gewohnheit (mos maiorum) festgelegt. Ein Magistrat hatte dem Willen des Senats Folge zu leisten, denn in diesem hatte sich die politische Erfahrung und gesellschaftliche Macht der Aristokratie gesammelt. Die nobiles gaben den Ton an und konnten zuerst ihre Meinung abgeben. Widerspruch gegen die Meinungsführer gefährdete die eigene Karriere, da die Unterstützung für die weitere politische Laufbahn verloren gehen konnte.6 90

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Magistrate

Magistrate Als zweites Element der römischen Verfassung ist die Magistratur zu verzeichnen, die ihren Namen von magis (»mehr«) ableitet, also vom Stand her mehr als ein Bürger darstellt. Die Magistrate übernahmen während ihrer Amtszeit direkte Verantwortung für das Gemeinwesen. Sie hatten dementsprechend Ehrensitze im Theater, Vortritt auf der Straße und das Recht, gegrüßt zu werden.7 Die Magistratur stellte insofern ein Exekutivorgan des Senats dar, als die Beamten dafür zuständig waren, Senatsentscheide in die Tat umzusetzen. In der Regel galten für alle Magistraturen vier Prinzipien: 1. Erhebung durch Volkswahl; 2. Ehrenamtlichkeit, womit die Ämter unbesoldet waren; 3. Annuität, also Beschränkung auf ein Amtsjahr; 4. Kollegialität, sodass immer mindestens zwei Amtsträger mit gleichen Befugnissen (par potestas) und gegenseitigem Interzessionsrecht operierten. Die Ehrenamtlichkeit setzte einen gewissen Reichtum und die Zugehörigkeit zur Oberschicht voraus. Konkret mussten Kandidaten zumindest dem Ritterstand angehören und somit ein Vermögen von mindestens 400 000 Sesterzen vorweisen. Die Annuität bedeutete zudem, dass das Amtsjahr nicht kontinuiert werden durfte. Die Iteration des Konsulats war nur nach einem bestimmten zeitlichen Abstand möglich; durch die lex Villia annalis von 180 v. Chr. wurde für gewisse Magistraturen ein Mindestalter festgelegt (Liv. 40,44,1), wobei ein zweijähriges Intervall zwischen den Ämtern angenommen werden kann.8 Voraussetzung für die Aufnahme einer Ämterkarriere (cursus honorum) war im Prinzip eine zehnjährige Militärdienstzeit (Polyb. 6,19), sodass das Mindestalter bei etwa 30 Jahren lag. Während der Amtszeit war auch der Zutritt zu den Senatssitzungen gewährleistet. Spätestens nach der Amtszeit erfolgte in der Regel die Aufnahme als ständiges Mitglied in den Senat, falls der Magistrat ihm nicht bereits angehörte. Ebenfalls erst nach dem Amtsjahr bestand die Möglichkeit, zur Rechenschaft gezogen zu werden.9 Die Zahl der römischen Magistrate war stets minimal, auch wenn sie sich im Zuge der Schaffung eines Weltreiches erhöhte. Dies ermög91

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lichte, innerhalb der Nobilität überschaubare Verhältnisse zu bewahren. Hilfreich dafür war insbesondere die Einrichtung von Promagistraturen, die ihren Namen von pro magistratu (»anstelle eines Magistraten«) ableiteten. Die Amtsbefugnisse waren demnach getrennt von der Person und konnten auch auf einen anderen Bürger außerhalb der regulären Amtsinhaber übertragen werden.10 Bei den regulären Beamten wurde zwischen kurulischen und nichtkurulischen Magistraten unterschieden. Kurulische Magistrate kennzeichneten sich durch den elfenbeinbeschlagenen Amtssessel (sella curulis) und den Purpursaum an der Toga (toga praetexta). Unter diese Kategorie fielen die Censoren, Konsuln, Praetoren und kurulischen Aedilen, die zu den höheren Beamten gerechnet werden. Als Oberbeamte bezeichnet werden die Konsuln und Praetoren, aber auch die Diktatoren und Reiterführer, deren Amtsbefugnis sich in dem imperium ausdrückte:11 das umfassende Verfügungsrecht innerhalb des zugewiesenen Amtsbereiches, das die rechtlich unbeschränkte zivile und militärische Befugnis umfasste. Diese konnte nur durch das Einspruchsrecht (Interzessions-/Vetorecht) eines höhergestellten (maior potestas) oder gleichberechtigten (par potestas) Beamten oder eines Volkstribunen unwirksam gemacht werden. Das imperium beinhaltete in Rom selbst die Berufung und Leitung der Comitien (Volksversammlung) für Gesetzesabstimmungen, Gerichtsverfahren und Wahlen. Im städtischen Amtsbereich (domi), der sich innerhalb der geheiligten Stadtgrenze des pomerium (post moerum = hinter den Mauern) befand, war alles Militärische ausgeschlossen; im Amtsbereich außerhalb der Stadt (militiae) bestand ein Heeresbefehl mit unbeschränktem Koerzitionsrecht, das auch die Verhängung der Todesstrafe umfasste.12 Um dies zum Ausdruck zu bringen, traten die Amtsträger in Begleitung von Liktoren mit Rutenbündeln (fasces) auf, die außerhalb der Stadt mit Beilen versehen waren. Das imperium bezeichnet also den Inhalt einer Amtsgewalt, v. a. die militärische Gewalt, und stellt den Inbegriff des römischen Herrschaftswillens dar. Dies drückt sich zugleich in der Bezeichnung des römischen Reiches als »Imperium Romanum« aus. Die Magistraturen wurden zudem durch die potestas definiert, welche die Befugnis zu rechtswirksamen Handlungen umfasste. Dies be92

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Konsuln und Praetoren

traf insbesondere die nicht-kurulischen Beamten, darunter die Quaestoren, plebejischen Aedilen und Volkstribunen, wobei letztere mit der tribunicia potestas ausgestatten waren. Potestas bezeichnete zugleich eine Amtsgewalt in Bezug auf eine andere Amtsgewalt, d. h. sie bestimmte die Relation von Gewalten zueinander, die gleich (par potestas), kleiner (minor potestas) oder größer (maior potestas) sein konnte.13 Voraussetzung für alle Beamten war die Beachtung des Sakralrechts. Das ius sacrum verlangte vor jeder wichtigen Staatshandlung, die Meinung der Götter einzuholen (auspicia impetrativa). Dies war etwa beim Auszug in den Krieg, vor einer Schlacht, einer Senatssitzung oder Volksversammlung der Fall. Magistrate mussten sich mit dem Priesterkollegium der Auguren in Verbindung setzen, die dann gewisse Vorzeichen deuteten: die Beobachtung von Hühnern bzw. des Vogelfluges (aves aspicere = auspicium) oder die Eingeweideschau, bei der anhand von Tierinnereien die Zukunft vorausgesagt wurde. Eine Amtshandlung war nur bei positivem Ergebnis zulässig. Sofern vor oder während einer magistratischen Handlung ohne direkte Befragung ungünstige Götterzeichen (auspicia oblativa) festgestellt und dem leitenden Beamten gemeldet wurden (obnuntiatio), hatte dies ebenfalls verhindernde Wirkung.14 Dies wurde besonders in der späten Republik zu einem beliebten Mittel, um unerwünschte Anliegen zu blockieren.15

Konsuln und Praetoren An der Spitze der regulären Ämter standen die beiden Konsuln. Diese amtierten möglicherweise schon ab 449 v. Chr., eher jedoch ab 367 v. Chr. und hatten die allgemeine Staatsleitung inne. Dazu gehörten die Berufung und Leitung des Senats und der Volksversammlung sowie die Ausführung der Gesetze.16 Eine Hauptaufgabe war die Heerführung im Kriege. Das Mindestalter betrug ab 180 v. Chr. (lex Villia annalis) 43 Jahre (Cic. Phil. 5,48). 93

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Im Jahre 367/6 v. Chr. wurde das Amt des praetor urbanus geschaffen und diesem die Oberaufsicht über die Rechtsprechung zugeteilt (Liv. 6,42,11). Davor war wohl der praetor maximus Erbe der königlichen Gewalt gewesen, der dann von zwei Heerführern (praetores minores/ consules?) begleitet bzw. verdrängt wurde. Seit 242 v. Chr. gab es einen zweiten Praetor, den praetor peregrinus, der zunächst in die neu erworbenen Gebiete auf Sizilien delegiert wurde, seit der Einrichtung von Provinzen im Jahre 227 v. Chr. dann aber in Rom die Prozesse überwachte, in die Fremde involviert waren.17 Die beiden Praetoren vertraten zudem die Konsuln in deren Abwesenheit. Ihre Befugnisse umfassten die Berufung und Leitung des Senats und der Volksversammlung. Sie besaßen das imperium, das aber demjenigen der Konsuln untergeordnet war, wobei die Konsuln nur verbietend eingreifen konnten.18 Im Jahre 227 v. Chr. traten zwei Praetoren für die Verwaltung der ersten beiden Provinzen Sizilien und Sardinien/Korsika hinzu (MRR 1,229). Im Jahre 197 v. Chr. folgten zwei Praetoren für die beiden spanischen Provinzen (MRR 1,333). Somit gab es zu diesem Zeitpunkt insgesamt zwei Gerichtspraetoren und vier Provinzpraetoren. Bis zum 1. Jh. v. Chr. wurde die Anzahl der Praeturen auf acht bzw. zehn erhöht (Dio 42,51), wobei Sulla wieder alle in Rom ansiedelte. Hier waren sie für die ständigen Gerichtshöfe für Strafsachen zuständig.19 Eine Statthalterschaft konnten sie wie die Konsuln erst nach dem Amtsjahr antreten, wobei sie als Propraetoren fungierten. Ab 180 v. Chr. (lex Villia annalis) war für die Praetur ein Mindestalter von 40 Jahren vorgeschrieben.

Aedilen In Rom gab es ursprünglich zwei plebejische Aedilen (aediles plebis), ab 367 v. Chr. auch zwei kurulische Aedilen (aediles curules; Liv. 6,42,14), die sich aus Patriziern und Plebejern rekrutieren. Die Aedilen übernahmen ordnungspolitische Aufgaben, sorgten also für öffentliche 94

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Volkstribunen

Ruhe und Ordnung. Sie hatten die Aufsicht über Straßen, Märkte, Häfen, öffentliche Bauten und Tempel (aedes), unter deren Schutz Handelsgeschäfte stattfanden. Dazu kam die Überwachung der Lebensmittelversorgung (cura annonae). Für ihre Amtsführung besaßen die Aedilen Strafkompetenzen, wobei Strafprozesse vor dem plebejischen Volksgericht (concilium plebis) oder den Tributcomitien abgehalten wurden und zu Geldstrafen führen konnten (sog. Multprozesse). Wichtig war die Veranstaltung der öffentlichen Spiele, bei denen durch persönliche Investitionen Ansehen und Beliebtheit beim Volk erreicht werden konnten.20 Dies bildete eine entscheidende Voraussetzung für die weitere Ämterkarriere.

Volkstribunen Eine spezielle Magistratur übten die Volkstribunen aus. Diese waren einst als Vorsteher der plebejischen Sondergemeinde kreiert worden und als solche sakrosankt (Liv. 2,33,1; 3,55,10). Angriffe auf sie wurden von der verschworenen Plebs als Sakralverbrechen geahndet. Seit 287 v. Chr. waren die Volkstribunen jedoch in die ordentlichen Ämter integriert und übten eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Senat aus, in dem sie das Antrags- und Interzessionsrecht besaßen.21 Im Volkstribunat gab es jährlich zehn Vertreter, die seit dem Ende des Ständekampfes in der Regel selbst dem Senat angehörten. Die ursprüngliche Aufgabe der Volkstribunen verband sich mit dem Recht auf Hilfeleistung für bedrängte Plebejer gegen Übergriffe von Magistraten (ius auxilii); sie besaßen demnach das Interzessionsrecht gegen magistratische Amtshandlungen, darunter später auch Gesetzesanträge, Gerichtsverhandlungen und Senatsbeschlüsse (ius intercedendi). Den Volkstribunen stand zudem die Berufung und Leitung der plebejischen Volksversammlung (concilium plebis) für Gesetzesvorlagen und Strafprozesse zu; Kapitalprozesse hatten wohl vor den Centuriatcomitien stattzufinden.22 95

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Quaestoren Im Jahre 447 v. Chr. waren angeblich zwei quaestores urbani als Gehilfen der Obermagistrate (»Konsuln«) bzw. zur Verwaltung der Staatskasse (aerarium) einberufen worden (Tac. ann. 11,22,5). Im Jahre 421 v. Chr. kamen zwei weitere Quaestoren zur Unterstützung der Feldherren und Verwaltung der Kriegskasse dazu (Liv. 4,43,12). Im Jahre 267 v. Chr. wurden zusätzliche quaestores im Zusammenhang mit der Ausrüstung von Kriegsschiffen eingesetzt; ihre Zahl erhöhte sich aber wohl erst nach dem ersten Punischen Krieg auf acht (Liv. per. 15), als mit der Einrichtung von Provinzen den Statthaltern eigene Quaestoren mitgegeben wurden.23 Diese verwalteten in den Provinzen staatliche Gelder und übten die Marktgerichtsbarkeit aus. Zudem vertraten sie bei Bedarf den Statthalter. Die Zahl der Quaestoren wurde von Sulla schließlich auf 20 Beamte festgelegt (Tac. ann. 11,22,6).24

Censoren Das Amt der Censoren ist zwar schon für das Jahr 443 v. Chr. bezeugt (Liv. 4,8,2–7), wurde als Kollegialbehörde aber wohl erst im Jahre 367/6 v. Chr. eingerichtet.25 Durch die lex Ovinia von 312 v. Chr. oder kurz davor übernahmen die Censoren die Aufgabe, über die Neuaufnahme von Senatoren zu bestimmen (Fest. p. 290L s. v. Praeteriti senatores), sodass der Senat einer zusätzlichen Kontrolle unterstellt war.26 Die Censur stand aufgrund ihres Ansehens noch über dem Konsulat. In der Regel wurden alle fünf Jahre zwei Amtsträger für 18 Monate gewählt (Liv. 9,33). Sie stammten aus der Reihe der gewesenen Konsuln und führten die Bürgerliste, d. h. sie legten im Rahmen einer Vermögenseinschätzung der Bürger den Census fest und teilten die Bürger in die verschiedenen Gliederungseinheiten ein (Tribus, Centu96

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Außerordentliche Magistrate: Interrex, Diktator und magister equitum

rien). Zudem trafen die Censoren die Auswahl der Senatsmitglieder (lectio senatus) und der Ritter (census equitum) und führten die allgemeine Sittenaufsicht (cura morum). Eine censorische Rüge (nota censoria) führte zum Ausschluss aus dem Senat oder Ritterstand. Ferner nahmen die Censoren die Vergabe von öffentlichen Aufträgen (Gebäude, Straßenbau) und die Verpachtung bzw. Versteigerung der Steuern vor; statt selbst Steuern einzutreiben, überließ der Staat dies Privaten, die dafür im Voraus eine fixe Summe bezahlten.27

Außerordentliche Magistrate: Interrex, Diktator und magister equitum Neben den ordentlichen Magistraten gab es auch eine Reihe außerordentlicher Magistrate. Dazu gehörte der Interrex, der nur eingesetzt wurde, wenn beide Konsuln ausfielen, wie etwa im Falle von Krieg oder dem Ausbleiben von rechtsgültigen Wahlen. Der Interrex wurde von den patrizischen Senatoren aus dem Kreis der Patrizier gewählt oder gelost; er war jeweils nur fünf Tage im Amt, wobei sein erster oder zweiter Nachfolger zumeist schon die neuen Konsulwahlen abhielt.28 In Notsituationen konnte auch ein Diktator eingesetzt werden, was insbesondere bei den Kriegen in der Frühzeit der Fall gewesen war. Dabei wurde das oberste imperium einer Einzelperson übertragen. Diese wurde nicht vom Volk gewählt, sondern von einem Konsul in Absprache mit dem Senat ernannt. Der Diktator bestimmte dann seinerseits einen magister equitum (Reiteroberst) als Gehilfen.29 Die Macht des Diktators zeigte sich auch darin, dass gegen ihn weder Interzession noch Provokation zulässig waren. Das Amt musste aber nach Erledigung der Aufgaben niedergelegt werden, spätestens nach sechs Monaten. Die Diktatur wurde schon im 3. Jh. v. Chr. seltener und im zweiten Punischen Krieg zum letzten Mal besetzt – bevor dann 97

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Sulla und Caesar auf neue Weise davon Gebrauch machten, um im Gemeinwesen dauerhaft die Führung zu übernehmen.

Volksversammlung Als dritter und letzter Teil der politischen Ordnung ist die Volksversammlung in ihren verschiedenen Formen zu nennen. Sie wurde von Polybios (6,14) als das demokratische Element der römischen Verfassung betrachtet. Die Versammlung des Volkes hatte Beschlusskraft über alle ihr vorgelegten Anträge: Krieg und Frieden, Gesetze, Verträge. Sie nahm die Wahl sämtlicher Magistrate und der wichtigsten Priesterkollegien vor und führte Strafprozesse durch. Trotzdem gab es keinen demokratischen Entscheidungsprozess, da die römischen Bürger kein Antragsrecht besaßen, also nur Ja oder Nein zu einer vom leitenden Magistrat eingebrachten Vorlage sagen konnten. Bei einem Gerichtsfall gab es eine Verurteilung oder einen Freispruch, bei Wahlen die Zustimmung für einzelne Kandidaten aus einer vorgefassten Liste, die der Wahlleiter angefertigt hatte. Die Abstimmungen erfolgten nicht Mann für Mann (viritim), sondern nach Gruppen (Curien, Tribus, Centurien),30 sodass nicht die Majorität, sondern das Gruppenverhältnis den Ausschlag gab. Das Volk war zudem über Klientelbindungen von den führenden Adelsfamilien abhängig. Die Stimmabgabe war bis ans Ende des 2. Jhs. v. Chr. öffentlich, bestand also in einem unverdeckten Händeaufheben oder einem Auseinandertreten und war damit kontrollierbar. Insgesamt gab es vier verschiedene Arten der Volksversammlung. Die comitia centuriata bestanden aus 193 – nach dem Vermögen eingeteilten – Centurien. Die ersten und vornehmsten Klassen stimmten zuerst und führten häufig bereits den Entscheid herbei, da die 18 Reitercenturien zusammen mit den 80 Centurien der ersten Klasse innerhalb der 193 Centurien die absolute Mehrheit hatten. Wie sich noch zeigen wird, verschob sich dieses Gewicht durch die Reduktion von 80 auf 70 Centurien im späteren 3. Jh. v. Chr. nur unwesentlich. 98

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Volksversammlung

Die Centuriatcomitien trafen Entscheide über Krieg und Frieden, Gesetzesvorlagen und Kapitalstrafen (bei Perduellionsklagen). Sie wurden von einem Konsul oder Praetor einberufen bzw. von einem Interrex für Konsulwahlen, wenn kein Konsul im Amt war. Bei Kapitalprozessen wurde die Versammlung teilweise auch von Volkstribunen geleitet. Schließlich wurden in den Centuriatcomitien die Wahlen der Konsuln, Praetoren und Censoren vorgenommen. Versammlungsort war das Marsfeld außerhalb des pomerium, da den Centurien die militärische Formation zugrunde lag und alles Militärische aus der Stadt verbannt war.31 Die comitia tributa folgten einem territorialen bzw. regionalen Gliederungsprinzip, das sich ursprünglich an den Wohnbezirken orientierte. Diese umfassten ab 241 v. Chr. vier städtische und 31 ländliche Tribus. Mit dem weiteren Ausgreifen Roms wurden die Neubürger dann nicht mehr in neue, sondern in eine der bestehenden Tribus eingeteilt. Die Tributcomitien trafen Entscheide über Gesetzesvorlagen und nichtkapitale Verbrechen, die sich mit Geldstrafen verbanden (sog. Multstrafen). Zudem nahmen sie die Wahlen der Quaestoren, kurulischen Aedilen und niedrigen Beamten vor. Versammlungsort war das Forum Romanum, wobei später bei Wahlen auch das Marsfeld zum Zuge kam.32 Die comitia curiata waren nach Personenverbänden, die der Bürgerschaft zugrunde lagen, in 30 Curien gegliedert. In der späten Republik wurde jede curia durch einen Liktor repräsentiert. Die Curiatcomitien wurden von einem Konsul oder Praetor einberufen, um das für die Oberbeamten vorgesehene imperium zu bestätigen (lex curiata de imperio). In religiösen Angelegenheiten (Testamente, Adoptionen) wurden sie vom Pontifex Maximus einberufen. Versammlungsort war das Comitium oder das Kapitol.33 Schließlich gab es noch das concilium plebis als rein plebejische Volksversammlung. Dieses folgte wiederum den regional gegliederten Tribus, entsprechend den comitia tributa, jedoch ohne Teilnahme der Patrizier. Entschieden wurde über Gesetze, soweit sie von den Volkstribunen vorgetragen wurden. Die von der Versammlung getroffenen Beschlüsse (plebiscita) hatten ab 287 v. Chr. allgemein verbindliche Gesetzeskraft (lex Hortensia; MRR 1,185). Die plebejische Versamm99

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lung urteilte zudem über Verbrechen gegen den Staat, also politische Vergehen, bei denen eine Geldstrafe vorgesehen war. Darüber hinaus fanden hier die Wahlen der Volkstribunen und der plebejischen Aedilen statt. Versammlungsort war das Forum Romanum, später zum Teil auch das Marsfeld.34

Centurienreform Nach dem ersten Punischen Krieg wurden im Jahre 241 v. Chr. nochmals zwei neue Tribus eingerichtet (Liv. per. 19). Damit war die Gesamtzahl von 35 Tribus erreicht, die jetzt unverändert blieb. In der Folge wurde aber auch eine Neugestaltung der Centurienordnung vorgenommen, die noch vor dem zweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.) erfolgt sein muss. Neu wurden die Tribus- und Centurienordnung miteinander verbunden. Die Bürger einer Tribus, die derselben Klasse der Centurienordnung angehörten, wurden zusammengefasst und bildeten eine neue Stimmabteilung, die den Namen der Tribus trug. Diese hatte 35 Stimmeinheiten iuniores (ab 17 Jahren) und 35 Stimmeinheiten seniores (ab 46 Jahren), sodass die Zahl der angestammten Stimmeinheiten (Centurien) in der ersten Klasse also von 80 auf 70 reduziert wurde (Cic. rep. 2,39; Liv. 1,43,12 f.).35 Bei der konsequenten Weiterverfolgung dieses Prinzips für alle fünf Klassen hätten sich insgesamt 350 Stimmeinheiten plus 18 Reitercenturien plus fünf Zusatzcenturien ergeben, was offenbar vermieden werden sollte. Damit nach wie vor 193 Centurien weiterbestanden, wurden wohl jeweils mehrere Tribus zu einer Stimmcenturie zusammengefasst, wobei vor jeder Abstimmung die Zulosung der Tribus in die gleiche Centurie erfolgte. Bei Abstimmungen wurde zudem eine Centurie aus der ersten Klasse gelost, die als centuria praerogativa eine Richtlinie vorgab. Die Abgabe der ersten Stimmen lag dann bei der ersten Klasse zusammen mit zwölf centuriae equitum (Liv. 43,16,14), zu denen wohl auch die sechs angestammten suffragia 100

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Promagistrate

(»Stimmen«) der Ritter (Tities, Ramnes, Luceres priores/posteriores) zu zählen sind.36 Daraufhin folgten dann die weiteren Klassen, sodass die Ritter zusammen mit der ersten Klasse aber immer noch tonangebend blieben bzw. mit einigen Stimmen aus der zweiten Klasse die Mehrheit erzielen konnten.37 Insgesamt ging es auch hier nicht um eine Demokratisierung, da vielmehr das Übergewicht der Stadtbevölkerung zugunsten einer festen Zahl von aristokratisch kontrollierten Landtribus eingedämmt werden sollte. Die vier städtischen Tribus besaßen in jeder Klasse nur je acht Stimmen (vier bei den iuniores und vier bei den seniores), fielen also zumindest in der ersten Klasse nur mit einem Anteil von gut einem Zehntel ins Gewicht. Die Bedeutung der Landbevölkerung, die in den übrigen Tribus eingeteilt war, wurde dadurch erhöht. Damit war sichergestellt, dass alle Tribus in den Klassen vertreten waren und die führenden Leute außerhalb der Stadt eine verbreiterte Anhängerschaft rekrutieren konnten, ohne von neuen ambitionierten Anwärtern übermäßig bedrängt zu werden.38

Promagistrate Die Promagistratur ist im Folgenden noch näher zu betrachten und eröffnet bereits einen Ausblick auf das Ende der Republik. Die Promagistrate können bis zu Sulla zu den außerordentlichen Magistraten gezählt werden, obwohl sie schon zuvor immer mehr Regelmäßigkeit erlangt hatten. Seit 326 v. Chr. wurden in zunehmendem Maße die militärischen Amtsvollmachten (imperia) der Konsuln und Praetoren verlängert, damit diese über das Amtsjahr hinaus als Prokonsuln und Propraetoren die begonnenen Feldzüge zu Ende führen konnten. Der terminus technicus dafür ist die prorogatio bzw. Prorogation. Diese bezeichnet die Verlängerung des Oberbefehls – also nicht des Amtes – und zwar im Bereich militiae. Sie verfolgte das Ziel, zusätzliche Imperiumsträger neben den ordentlichen Oberbeamten zu ernennen. Das 101

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Mittel dafür waren propraetorische und prokonsularische Imperien. Damit wurde das imperium schon früh disponibel und unterstützte die territoriale Expansion Roms.39 Zur Zeit des zweiten Samnitischen Krieges (326–304 v. Chr.) und des ersten Punischen Krieges (264–241 v. Chr.) diente die Prorogation als Ersatz für die Kontinuation und Iteration. Promagistraturen wurden aber sparsam vergeben, nämlich nur ca. 20 Stück über gut 100 Jahre.40 Die Prorogation wurde auf Vorschlag des Senats vor die Volksversammlung gebracht (rogatio),41 zur Hauptsache dann aber vom Senat allein vergeben. Während des zweiten Punischen Krieges (218–201 v. Chr.) waren die außerordentlichen Imperien aufgrund der zahlreichen Kriegsschauplätze am längsten und am häufigsten, wobei auch Private prokonsularische Imperien erhielten (privati cum imperio).42 Sie konnten für Amtsträger wie P. Cornelius Scipio Africanus einen erheblichen Prestigegewinn bringen. Dies stellte für das Gleichgewicht des republikanischen Systems aber auch eine Belastung dar und trug in der späten Republik zu dessen Untergang bei. Seit dem 2. Jh. v. Chr. wurden Prokonsuln und Propraetoren zudem für administrative Aufgaben eingesetzt und erhielten einen festen Platz in der Provinzialverwaltung, um die Praetorenzahl nicht ständig erhöhen zu müssen. Gewesene Magistrate verwalteten nach dem Amtsjahr eine Provinz. Dabei kam es aber auch zu einer Verselbstständigung der außerordentlichen Kommandos bzw. zu einer Ablösung vom Senat, verbunden mit der Tendenz zu mehrjähriger Kontinuation: Marius war in der militärischen Not von 107 bis 100 v. Chr. als Konsul und Prokonsul tätig und ließ sich im Jahre 88 v. Chr. durch Volksbeschluss Sullas Kommando übertragen, was zu einem ersten militärischen Marsch auf Rom führte (MRR 2,40 f.). Pompeius erhielt dann unter Sulla als erster seit dem zweiten Punischen Krieg wieder als privatus ein imperium; im Bürgerkrieg kam es schließlich zu privaten Heereswerbungen: Im Jahre 83 v. Chr. wurden drei Legionen aus der Klientel von Pompeius’ Vater in Picenum aufgestellt und Sulla zugeführt (MRR 2,64). Durch Sullas Neuordnung vom Jahre 82/1 v. Chr. wurde die Promagistratur im Anschluss an die ordentliche Magistratur zur Regel (sog. Biennität).43 Auf jedes Konsulat und jede Praetur sollte eine 102

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Promagistrate

Promagistratur folgen. Dieser Automatismus beabsichtige auch eine verstärkte Einbindung in den staatlichen Rahmen. Andererseits reagierte die lex Pompeia von 52 v. Chr. in einem nächsten Schritt darauf, dass Caesar durch seinen unmittelbaren Abgang in die Provinz nach dem Konsulat eine Sonderstellung erreicht hatte. Das Gesetz legte ein fünfjähriges Intervall zwischen Magistratur und Promagistratur fest (Dio 40,46,2), sodass die Vergabe der Promagistraturen auch wieder an die Volksversammlung gebunden wurde. Schon zuvor hatte sich eine weitere Tendenz zur Langfristigkeit und Verselbstständigung der Kommandos abgezeichnet: Pompeius selbst hatte im Jahre 67 v. Chr. durch die lex Gabinia ein dreijähriges Kommando gegen die Seeräuber erhalten (MRR 2,144–146); Caesar hatte durch die lex Vatinia von 59 v. Chr. die Provinzen Gallia Cisalpina und Illyricum auf fünf Jahre übernommen (MRR 2,190); im Jahre 55 v. Chr. wurde das Kommando um weitere fünf Jahre verlängert (Dio 39,33,2. 36,1) – wie auch Pompeius’ spanische Provinzen im Jahre 52 v. Chr. (MRR 2,217). Dadurch wurde die Ablösung der Befehlshaber zum Problem, wie sich dann bei Caesar zeigte, der zum Schluss mit seinem Heer in Italien einmarschierte. Zur Beschränkung der anderen Imperiumsträger erließ dieser dann im Jahre 46 v. Chr. die lex Iulia de provinciis, welche die propraetorischen Imperien auf ein Jahr, die prokonsularischen Imperien auf zwei Jahre beschränkte (Cic. Phil. 1,19; Dio 43,25,3). Diese Bestimmung hielt aber nur bis zur Ermordung Caesars. Insgesamt stellten die Promagistratur und das Heer also entscheidende Machtfaktoren für den Niedergang der Republik dar. Rückblickend hatte das von der Nobilität getragene politische System funktioniert, solange sich die Magistrate an den Willen des Senats hielten und in diesem ein Konsens herrschte. In der späten Republik brachte dann die wiederholte Umgehung des Senats grundlegende Probleme mit sich. Einzelpersönlichkeiten waren aufgrund von politischer Polarisation und wachsender Klientel in den Heeresverbänden kaum noch einzubinden. Dennoch war der Hang zum Hergebrachten so groß, dass in der Krisensituation kein tragfähiges Erneuerungskonzept entwickelt wurde. Für den politischen Entscheidungsprozess lag ein erweiterter Repräsentativgedanke im stetig vergrößerten Bürgergebiet fern. Letztlich waren die stadtstaatlichen Einrichtungen unter der Do103

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minanz der Nobilität für die Verwaltung eines Weltreiches nicht mehr geeignet. Erst nach einem langjährigen Bürgerkrieg wurde die Macht unter Augustus als erstem Kaiser vereinheitlicht. Dabei stilisierte sich der princeps im Senat als primus inter pares (»Erster unter Gleichen«) und baute seine Herrschaft nach wie vor auf republikanische Formen. Er besaß ein prokonsularisches imperium und galt somit als Haupt der Armee, hatte aber auch die tribunicia potestas mit entsprechendem Antrags- und Vetorecht inne, das sämtliche politischen Handlungen ermöglichte.

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Römische Gesellschaft

Im Zentrum der römischen Gesellschaft standen die freien römischen Bürger (cives), deren Summe den populus Romanus verkörperte. Ende des 3. Jhs. v. Chr. waren ca. eine Million Bürger zu verzeichnen, ein Drittel davon (300 000–350 000) waren männliche Erwachsene, wie sich aus dem Census vor dem zweiten Punischen Krieg ergibt (Polyb. 2,24,14; Oros. 4,13,6 f.). Insgesamt ist für Italien um 225 v. Chr. mit ca. drei Millionen freien Bewohnern und ca. 300 000 Sklaven zu rechnen, sodass sich zusammen mit den Bewohnern der Gallia Cisalpina eine Summe von vier bis fünf Millionen ergibt.1 Unklar ist, ob diese Zahlen bis Augustus eher zurückgingen oder deutlich stiegen: Falls der Census von 28 v. Chr., der sich auf vier Millionen belief (Aug. RG 8), nur erwachsene männliche Bürger umfasste, wäre eine Gesamtbevölkerung von ca. zehn Millionen anzunehmen.2 Die römische Gesellschaft bildete eine Sozialhierarchie mit einer Aristokratie an der Spitze, die von der Nobilität und dem Senatorenstand eingenommen wurde. Die nobiles stellten die Führungselite innerhalb des Senatorenstandes dar. Zwischen der Führungsspitze und dem Volk stand der Ritterstand als zweithöchste Gesellschaftsschicht. Insgesamt machte die Oberschicht nur wenige Prozente der Bevölkerung aus. Die Menge des Volkes (Plebs) war zusammengesetzt aus Bauern (plebs rustica) und der städtischen Unterschicht (plebs urbana) sowie aus Freigelassenen (liberti). Außerhalb des römischen Bürgerverbandes standen die Sklaven (servi). Die Bewohner der Provinzen galten, soweit sie kein Bürgerrecht besaßen, als Fremde (peregrini). Die führende Schicht in den Landstädten bildete der Dekurionenstand, dessen Vertreter Amtsfunktionen ausübten und im städtischen Rat saßen.3 105

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Rom war im 4. Jh. v. Chr. noch ein eher rückständiger Agrarstaat, in dem der Landbesitz die wichtigste Quelle des Reichtums und sozialen Ansehens darstellte. Gegenüber dem Ackerbau und der Viehzucht spielten Handel und Handwerk nur eine begrenzte Rolle. Erst ab 269 v. Chr. wurden in Rom regelmäßig Münzen geprägt und damit weitere Voraussetzungen für einen expandierenden Handel geschaffen. Der entscheidende Aufschwung kam durch den Aufbau einer eigenen Flotte und die territorialen Eroberungen außerhalb der italischen Halbinsel im ersten Punischen Krieg (264–241 v. Chr.), die Sizilien, Sardinien und Korsika umfassten. Die Niederwerfung Karthagos im zweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.) und die Eroberung des Ostens im Gebiet von Griechenland und Makedonien (bis 167 v. Chr.) machten Rom zum beherrschenden Kapitalmarkt, in dem die Geschäfte zwischen Ost und West zusammenliefen. Dadurch steigerte sich auch der Reichtum in der Führungsschicht, der im Hinblick auf eine gewisse Standesgleichheit in verschiedenen Bereichen geregelt werden musste. Daher versuchten verschiedene Luxusgesetze bis ans Ende der Republik immer wieder, den Aufwand bei Essen, Kleidern, Reisen und Begräbnissen zu beschränken; dies sollte gleichzeitig dazu beitragen, einseitige Geschenke an das Volk bzw. Wahlwerbung durch Bestechung (ambitus) in Grenzen zu halten.4 Am Konkurrenzverhalten und Geltungsdrang der römischen Führungsschicht änderte dies freilich nicht viel.

Senatorenstand, Nobilität und Klientel Die Aristokratie wurde in der frühen Republik von den Patriziern als Geburtsadel gebildet, in deren Dienst viele Plebejer standen. In den sog. Ständekämpfen wurden der Aufstieg und die politische Gleichberechtigung der führenden Plebejer erreicht, pro forma sogar aller römischer Bürger. Dies führte zur Bildung einer neuen Elite, der Nobilität. Dieser wurde zugerechnet, wer das höchste Amt, das Konsulat, er106

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Senatorenstand, Nobilität und Klientel

reicht hatte.5 Der Ständekampf brachte also keine neue Sozialordnung, sondern den Aufstieg plebejischer Führer und die Gleichberechtigung mit dem patrizischen Adel. Wer ins Konsulat gelangte, war grundsätzlich schon Mitglied des Senats und damit auch Angehöriger des Senatorenstandes (ordo senatorius). Die Aufnahme in den Senat erfolgte seit dem ausgehenden 4. Jh. v. Chr. in der Regel über die Ausübung eines Amtes: Sobald jemand in die Ämterkarriere einstieg, was meistens über die Quaestur erfolgte, hatte er im Prinzip das Anrecht, nach dem Amtsjahr in die Senatsliste aufgenommen zu werden. Der Senatorenstand kann daher zugleich als eine Art Beamtenschicht gesehen werden.6 Aufstiegschancen boten sich auch für Mitglieder nichtsenatorischer Familien und konnten diese bis zum Konsulat führen. Wer als Erster seiner Familie das Konsulat erreichte, galt als homo novus (Neuling), wie sich in der späten Republik etwa bei Cicero zeigt. Der Zugang neuer Mitglieder war freilich begrenzt; die angestammten prominenten Familien stellten die Mehrheit der Konsuln.7 Voraussetzung für den Aufstieg war ein beträchtlicher Reichtum, da die Ämter nicht bezahlt waren. Die wirtschaftliche Basis der Aristokratie stellte stets der Grundbesitz dar. Auf diesem gab es Güter, die als Wirtschaftsbetriebe organisiert und mit einem Gutsverwalter ausgestattet waren (Villenwirtschaft). Auf dem Land besaßen die Vertreter der Oberschicht zudem Villen, die der Erholung und gegenseitigen Besuchen dienten. Aber auch in den städtischen Häusern und Villen wurden bei Empfängen und Gastmählern (cena/cenae) soziale Kontakte gepflegt. In den Empfangsräumen bewahrten die traditionsreichen Familien die Wachsbildnisse (imagines) ihrer Vorfahren auf. Diese wurden auch an Begräbnisprozessionen (pompa funebris) hoher Magistrate mitgetragen, während in den Begräbnisreden (laudatio funebris) an die großen Taten der Ahnen erinnert wurde, was den familiären Anspruch auf gesellschaftliche Vorzüge untermauerte.8 Die Führungsstellung der Elite war darüber hinaus durch die Klientel abgesichert (Dion. Hal. 2,9–11). Wohlhabende übernahmen als Patrone den Schutz über sozial und politisch Schwächere aus der einfachen römischen Bevölkerung. Diese »Klienten«, deren Bezeichnung 107

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auf cluere (»gehorchen«) zurückgeht, hatten gegenüber dem Patron bei Wahlen und Abstimmungen Gefolgschaftspflicht. Für die Patrone bestand eine Protektions- und Beistandspflicht, besonders vor Gericht. Das Zwölftafelgesetz (8,21) hatte festgelegt: »Wenn der Patron seinen Schutzbefohlenen betrügt, soll er verflucht sein (sacer esto)«. Dadurch kam eine religiöse Untermauerung des Treueverhältnisses (fides) zustande. Die Patrone trugen zudem für die Sicherung des Lebensunterhalts ihrer Klienten Verantwortung; gerade in der römischen Frühzeit war es zur Verpachtung von Boden an Kleinbauern gekommen, die vom Patron abhängig wurden. Ein solches Klientelverhältnis konnte prinzipiell vererbt werden, auch wenn dies keine allgemeine Regel darstellte.9 Es beruhte nämlich wie die Nahbeziehung der Freundschaft (amicitia) auf Freiwilligkeit, sofern es sich nicht auf das Verhältnis zwischen Freigelassenen und ihren ehemaligen Patronen oder Soldaten und ihren Feldherrn bezog.10 Teilweise gelangten aber auch die Bewohner ganzer Gebiete in die Klientel eines Patrons. Dazu gehörten die Neubürger bei der Eroberung Italiens, die bei einer »freiwilligen« Unterwerfung (deditio) zu Klienten des Feldherrn wurden, ferner Kolonien und sogar auswärtige Städte und Fürsten.11 Hier bestand freilich eine andere Qualität des Verhältnisses: Der Patron stiftete vor Ort Gebäude, Einrichtungen oder Nahrungsmittel und vertrat die Interessen dieser Gemeinden und ihrer Bewohner in Rom. Daraus ergab sich eine gewisse »Vermassung« der Klientel, welche die Lockerung der personalen Bindung, aber auch eine Politisierung der Gefolgschaft zur Folge hatte.12 Insgesamt bestanden also verschiedene Abstufungen und Intensitäten bei den Klientelverhältnissen. Seit dem Ende des 2. Jhs. v. Chr traten mit Marius sogar Heeresverbände geschlossen in die Klientel eines Feldherrn, sodass von einer militärischen Klientel die Rede ist.13 Diese bildete eine Gefahr für die Republik und später auch eine Machtgrundlage für die römischen Kaiser.

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Ritterstand

Ritterstand Die Ritter bildeten den zweithöchsten Stand und waren somit zwischen den Senatoren und dem eigentlichen Volk angesiedelt. Sie stammten aus reichen Familien, die im 1. Jh. v. Chr. wie die Senatoren ein Vermögen von 400 000 Sesterzen aufweisen mussten – während die Grenze bei den Senatoren unter Augustus auf eine Million Sesterzen festgelegt wurde (Dio 54,17,3. 26,3).14 Im Vergleich dazu verdiente ein Legionär seit Caesar und Augustus ca. 900 Sesterzen pro Jahr, sodass allein mit Arbeit kaum ein sozialer Aufstieg möglich war. Aufs Ganze gesehen bildete der Ritterstand eine Ergänzung zum Senatorenstand, denn es bestanden mehr gemeinsame Interessen als konträre Positionen. Die Ritter waren primär wirtschaftlich ausgerichtet und hatten wenig politischen Ehrgeiz, sodass sie die Ämterkarriere den Senatoren überließen. Dennoch bildeten die Ritter auch immer eine Rekrutierungsbasis für neue Senatoren.15 Die Bezeichnung equites stammt aus der frühen Heeresordnung.16 Die Reiter bildeten ursprünglich die sozial herausragende Gruppe und hatten demnach auch Senatoren umfasst, zu denen sich dann die nobiles gesellten. Die Ritter waren daher zunächst gleichzeitig die eigentlichen Landbesitzer. Ihre Absonderung als eigener Stand erfolgte erst im Zuge der Punischen Kriege im späteren 3. Jh. v. Chr., als auf die neue wirtschaftliche Stellung Roms reagiert werden musste. Im Jahre 218 v. Chr. verbot die lex Claudia de nave senatorum den Senatoren den Besitz von Handelsschiffen, die mehr als 300 Amphoren fassen konnten (Liv. 21,63,3). Dadurch wurden den Senatoren Handelsgeschäfte quasi verboten, damit sie bei ihren angestammten Werten und Investitionen auf den Landgütern blieben. An ihrer Stelle sprangen die Ritter für die übrigen wirtschaftlichen Tätigkeiten ein. Die Senatoren arbeiteten aber teilweise mit ihnen zusammen oder setzten Strohmänner ein, um von den Handelsgeschäften zu profitieren. Dennoch blieben sie bei ihrem Grundsatz des Landlebens und investierten daher zunehmend in Großgüter (latifundia bzw. Latifundien). Die Krisenzeit des zweiten Punischen Krieges war wohl auch der Moment, ab dem einem Teil der Ritter (equo publico) ein Staatspferd 109

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übergeben wurde, das nicht selbst finanziert werden musste.17 Das Pferd wurde damit zum politischen Status- und Standessymbol, während seine militärische Bedeutung verlorenging. In vorgracchischer Zeit fand also ein Wandel vom militärischen Reiter zum Ritter (equo publico und equo privato) statt. Die endgültige Abgrenzung als eigener Stand (ordo equester) erfolgte in der Gracchenzeit, als die Ritter beim Eintritt in den Senat das Staatspferd abgeben mussten (lex reddendorum equorum); neben dem Ritterpferd gab es den goldenen Ring und den schmalen Purpurstreifen (angustus clavus) als Standesabzeichen – im Gegensatz zum breiten latus clavus der Senatoren.18 Da die Ritter die Handels- und Bankgeschäfte übernommen hatten, also auch für die Beschaffung und Produktion von Waffen und Proviant zuständig waren, konnten sie im Zuge der Eroberung der Mittelmeerwelt große Gewinne erzielen. Dazu wurden oft auch Gesellschaften gebildet (societates), ausgestattet mit staatlichen Finanzaufträgen, etwa für die Verpflegung des Heeres, die Errichtung oder Wiederherstellung öffentlicher Bauten, Straßen und Brücken, für staatliche Bergwerke, Handelszölle und Steuern.19 Die Eintreibung der staatlichen Steuern erfolgte über die publicani als Steuerpächter. Die Pachten wurden in Rom durch die Censoren vergeben, und zwar nach dem Prinzip des höchsten Gebotes. Dies hatte zum Teil ein rabiates Auftreten der Steuereintreiber bei den Provinzialen zur Folge, die sich allenfalls mit geringem Erfolg beim Statthalter beschweren konnten bzw. mit Bestechungsgeldern direkt bei diesem vorstellig werden mussten.20 Dementsprechend kam es zu Korruption und Ausbeutung. Im Jahre 149 v. Chr. wurde daher ein ständiger Gerichtshof zur Rückforderung von erpressten Summen und missbräuchlichen Konfiskationen eingerichtet (quaestio de repetundis; MRR 1,459).

Plebs Die sog. Plebs machte den größten Teil des römischen Volkes (populus Romanus) aus. Insgesamt handelte es sich um einen negativ besetzten 110

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Plebs

Begriff, da die Oberschicht die politische Führung beanspruchte und nie grundsätzlich eine Demokratisierung in Erwägung gezogen wurde. Mit dieser Bezeichnung wurde in erster Linie die Masse der Stadt Rom pauschalisiert, wobei es im einfachen Volk mancherlei Abstufungen gab.21 Neben der städtischen plebs urbana existierte die weitaus größere ländliche plebs rustica, die ein besseres Image besaß. Die bäuerliche Tätigkeit als solche wurde immer hochgeschätzt, auch wenn Händler und Handwerker mehr verdienen konnten. Kleinbäuerliche Lebensformen galten als die Wiege aller Tugenden, mit denen eine Weltherrschaft erreicht worden war (Cic. S. Rosc. 46–51). Die römischen Bauern der plebs rustica hatten in der Frühzeit immer wieder Existenzschwierigkeiten, konnten dann aber im Zuge der Eroberungen ihre Bedürfnisse an Land lange Zeit stillen. Das Bauerntum erfuhr eine zahlenmäßige Stärkung sowie eine Absicherung durch Anlegung von Kolonien und Tribusgründungen, wie sie bis zum Jahre 241 v. Chr. andauerten. Die landwirtschaftliche Produktion deckte in erster Linie den Eigenbedarf. Kleinere Überschüsse konnten auf dem Wochenmarkt verkauft werden. Durchschnittlich beliefen sich die Ländereien auf zehn bis 30 Morgen (iugera), was ca. 2,5 bis 7,5 Hektar (= 25 000–75 000 qm) entspricht. Im 2. Jh. v. Chr. entwickelten sich größere Güter mit 100 bis 250 Morgen Land und ca. 15 Sklaven, wobei arbeitsintensivere Wein- und Ölpflanzungen zum Ackerbau hinzukamen (Cat. agr. 10 f.). Zugleich machte das neu entstandene Weltreich den Anbau von Getreide in Italien überflüssig. Der zweite Punische Krieg hatte Verwüstungen in Süditalien mit sich gebracht, führte dann aber auch zur Entstehung von Großgütern (Latifundien), wobei die Vertreter der reich gewordenen Oberschicht mehrere unterschiedliche Wirtschaftsbetriebe unterhielten.22 Zudem wuchs seit dem zweiten Punischen Krieg die plebs urbana stetig an, da es trotz anfänglicher Neuansiedlungen auch verarmte Bauern gab, die ihre angestammten Äcker aufgeben mussten und in die Stadt zogen.23 Dort betätigten sie sich oft als Tagelöhner für allerlei anfallende Arbeiten. Seit den Gracchen wurde in Rom staatlich subventioniertes Getreide abgegeben, das aber nur die Minimalbedürfnisse deckte (lex Sempronia frumentaria 123 v. Chr.; MRR 1,514). Zum einfachen Volk sind darüber hinaus kleinere Händler und Handwerker 111

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zu zählen, die zugleich ein Rekrutierungspotenzial für die Anhängerschaft von Politikern bildeten (plebs contionalis). Zunehmend ins Gewicht fielen in der einfachen Bevölkerung die Freigelassenen, die aus dem Status des Sklaven befreit worden waren und römisches Bürgerrecht genossen, wenn auch mit gewissen Einschränkungen.24

Sklaven und Freigelassene Die Sklaven standen außerhalb des römischen Bürgerverbandes. Sie waren juristisch gesehen eine Sache (res), hatten also keine Rechtsfähigkeit. Der Sklave sowie seine Kinder und eventuelle Besitztümer gehörten dem Herrn. Die Freilassung (manumissio) erfolgte durch den pater familias und war ein rein privatrechtliches Geschäft. Der Sklave wurde dadurch römischer Bürger, wenn auch zweiter Klasse, da der Freigelassene (libertus) in der ersten Generation zwar Rechtsfähigkeit erlangte, aber von den politischen Rechten weitgehend ausgeschlossen blieb. Ab 168 v. Chr. wurden die Freigelassenen nur noch in eine einzige Tribus (Stimmeinheit) eingeteilt, sodass sie bei einer Gesamtsumme von 35 Tribus kaum ins Gewicht fielen. Privatrechtlich blieb der Freigelassene Klient des Freilassers.25 Die Sklaverei spielte in der früheren Republik zunächst nur eine geringere Rolle, wurde aber schon durch das Zwölftafelgesetz einzelnen Regeln unterstellt (Taf. 7,12; 12,2).26 Sklaven in der Stadt Rom gingen kaum aus verschuldeten Bürgern hervor, da diese »über den Tiber« verkauft werden mussten und im Jahre 326 v. Chr. die Schuldknechtschaft generell aufgehoben wurde (Liv. 8,28,9; Dion. Hal. 16,5). Die Sklaven stammten vielmehr aus Beute- und Kriegszügen und sorgten in Gefangenschaft zwangsläufig für ihre eigene Reproduktion. Zugleich gab es für die Sklaven aber schon früh die Möglichkeit der Freilassung und Integration, sodass sie in die Klientel ihrer Patrone eintraten. Ab dem 3. Jh. v. Chr. wurden die Sklaven vorwiegend aus überseeischen Kriegsgefangenen rekrutiert, die in Massen zur Verfü112

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Familie und Ehe

gung standen. Diese wurden auf Märkten gehandelt und auch von Seeräubern an verschiedenen Orten des Mittelmeeres verkauft. Sie konnten von den Aristokraten auf ihren vergrößerten Gütern als Landarbeiter eingesetzt werden, sodass das Kleinbauerntum auch aus dieser Sicht in Bedrängnis geriet.27 Die Arbeitsbedingungen waren teilweise äußerst hart. Eine schlechte Behandlung hatten Sklaven insbesondere in den staatlichen Bergwerken zu erwarten. Sklaven übernahmen andererseits handwerkliche und technische Berufe (Töpfer, Köche, Lehrer, Ärzte) und konnten in solchen Positionen durchaus ein respektables Ansehen erlangen sowie auf ihre Freilassung hinarbeiten.28 Im Falle der Freilassung ergaben sich für den Besitzer zugleich Verpflichtungen (Klientel) und eine Freilassungssteuer von fünf Prozent des Sklavenwertes (Liv. 7,16,7), sodass sich keinesfalls jedermann Sklaven leisten konnte.29 Die Sklaverei ist damit insgesamt ein sehr heterogenes und zwiespältiges Phänomen des antiken Staates, mit allen Verwerflichkeiten, aber auch positiven Aussichten der Integration. Unzufriedenheit äußerte sich in erster Linie unter ländlichen, von auswärts stammenden Sklaven, die sich gegen Ende des 2. Jhs. v. Chr. zweimal in Sizilien und in den Jahren 73 bis 71 v. Chr. unter Spartacus in Italien erhoben, aber vernichtend geschlagen wurden.30

Familie und Ehe Die römische Familie bildete die zentrale Institution der römischen Gesellschaft. Eine familia umfasste neben dem Hausherrn, seiner Frau und den Kindern auch Freigelassene und Sklaven. Sie bildete eine weitgespannte soziale Einheit, durch den Larenkult im eigenen Heim auch eine kultische Einheit. Die römische Ehe stellte dabei kein Rechtsverhältnis, sondern eine soziale Einrichtung dar. Die Eheschließung erfolgte ohne Beteiligung von öffentlichen Institutionen und dem Segen einer Priesterschaft.31 Da sich der Staat nicht einmischte, war auch je113

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derzeit eine Auflösung möglich, was schlicht durch die Trennung des Wohnsitzes erfolgte.32 Die römische Familie bildete also einen Rechtsverband, von dem sich die staatliche Gerichtsbarkeit fernhielt.33 Beziehungen unter den Familienmitgliedern waren nicht bei einem staatlichen Gericht einklagbar. Bei Übertretungen des pater familias konnte der Staat nur über einen Beamten, den Censor, aktiv werden. Staatliche Eingriffe erfolgten also außerhalb des Privatrechts und nur, sofern es dem Censor nötig schien. Das männliche Familienoberhaupt besaß die patria potestas. Diese verkörperte die absolute rechtliche Gewalt des Familienvaters, der sowohl die Ehefrau als auch die Söhne und Töchter unterworfen waren. Sie umfasste sogar das Tötungsrecht über die Kinder. Andererseits wurde diese unbeschränkte Gewalt aber auch durch Normen und Sitten eingeengt. Der Ehemann mit Hausgewalt besaß ursprünglich die manus – als herrschende und schützende Hand – über die Ehefrau. Das Vermögen der Frau stand rechtlich dem Manne zu und benachteiligte damit die Familie der Frau. Daher wurden seit dem Ende des 3. Jhs. v. Chr. zunehmend manusfreie Ehen abgeschlossen. Dabei blieb die Frau im Besitz ihres Vermögens, wobei dieses aber ihrem Vater unterstellt war – wie schon das Zwölftafelgesetz (6,4) festgeschrieben hatte.34 Das Erbe des Familienvaters ging in der Regel zu gleichen Teilen an die Söhne und Töchter, die er verheiratete.35 Positiv gewendet konnte die Frau in der Ehe durchaus eine respektierte Stellung als Hausherrin erreichen. In der Öffentlichkeit besaß sie vielfältigen Bewegungsraum, z. B. im Theater und Zirkus, in den Bädern und bei den Gastmählern; zudem konnte sie in etlichen Bereichen auch gewerblich tätig sein.36 Dabei hatte sie freilich das Idealbild der tugendhaften Ehefrau und Mutter zu erfüllen und blieb gegenüber dem Mann rechtlich benachteiligt und politisch ausgeschlossen. Um die Stellung der Frau besser zu verstehen, soll im Folgenden auf ein paar rechtliche Grundprinzipien und »Wertbegriffe« der römischen Gesellschaft eingegangen werden.37

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Rechtliche Stellung der Frau

Rechtliche Stellung der Frau Das Prinzip der Freiheit und Gleichheit aller vor dem Recht und in der Politik, wie es in modernen Staaten postuliert wird, war dem römischen Denken grundsätzlich fremd. Dies zeigt sich nicht nur in der unterschiedlichen Stellung zwischen Mann und Frau, sondern auch in der Gliederung der Gesellschaft in die drei Kategorien: Vollbürger, Freigelassene und Sklaven; dann aber auch innerhalb der freien männlichen Bürgerschaft, die eine ständische Gliederung aufwies. Die Position des Einzelnen in diesem Gefüge wurde bestimmt durch seine Familienherkunft, Grundbesitz und Vermögen sowie durch seine Leistung im Dienst der Öffentlichkeit – wobei die Übernahme von Ämtern freilich nur männlichen Vertretern der Oberschicht möglich war. Vom römischen Bürger unterschied sich die freie römische Bürgerin schon dadurch, dass sie nicht im eigentlichen Sinne civis war, obwohl sie auch diese Bezeichnung trug; denn sie blieb grundsätzlich von jeder politischen Tätigkeit ausgeschlossen, hatte also weder passives noch aktives Wahlrecht. Im öffentlichen Recht fand die Frau keinen Platz, da ihr staatsrechtliche Funktionen abgesprochen wurden. Ihre soziale Position ergab sich aus der sozialen Stellung ihrer Familie bzw. ihres Mannes. Schon das Namensrecht macht die grundsätzliche Abhängigkeit der Tochter und Frau vom Familienoberhaupt deutlich, denn diese trug im Normalfall nicht wie der römische Bürger einen dreiteiligen Namen (mit Praenomen, Gentilicium und Cognomen), sondern übernahm nur das Gentilnomen des Gewalthabers, also meist des Vaters, den sie auch bei einer Heirat behielt: im Falle von C. Iulius Caesars Tochter also »Iulia«. Im privatrechtlichen Bereich blieb die Frau zeitlebens unter irgendeiner Art der Vormundschaft eines Mannes (tutela; Gai. inst. 1,144), hatte also keine volle Rechts- und Geschäftsfähigkeit; dies war auch der Fall, wenn sie beim Tod des Ehemannes durch emancipatio gewaltfrei (sui iuris) wurde.38 Da die römische Bürgerin nicht die vollen Rechte des männlichen civis genoss, gingen ihr sowohl die Gleichheit vor dem Gesetz als auch ein fest definierter Schutz durch das Gesetz 115

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verloren. Sie war zwar voll deliktfähig, also anklagbar, konnte jedoch nur bedingt als Klägerin auftreten. Ebenso hatte sie kein Recht auf die Getreiderationen, die seit der späten Republik an stadtrömische Bürger verbilligt oder sogar gratis abgegeben wurden. Auch aus dieser Sicht wurde also die Zugehörigkeit der Frauen zu einem Familienverband vorausgesetzt. In der Familie war die Frau dem Hausvater (pater familias) und seiner Verfügungsgewalt mit dem Recht auf Züchtigung und Verstoßung unterstellt (patria potestas), genau wie die Söhne und Töchter, die Kinder der Haussöhne und die Sklaven. Der Hausherr verwaltete ferner den ganzen Besitz und das Vermögen, das dem Familienverband gehörte und in ihn einfloss, sodass auch der mündige Sohn bis zum Tode des Vaters unter dessen vermögensrechtlicher Abhängigkeit blieb.39 Der Gedanke der ehelichen Gütergemeinschaft wurde nie aufgegriffen. Innerhalb der Oberschicht hatte die Ehe hingegen eine wichtige Funktion zur Knüpfung von politischen Beziehungen und Vergrößerung des politischen Einflusses der eigenen Familie.

Wertbegriffe Die benachteiligte Stellung der Frau in der Privatsphäre und Gesellschaft resultierte einerseits aus der grundsätzlichen Auffassung von der Inferiorität der Frau gegenüber dem Mann (infirma persona; infirmior sexus [Quint. decl. 325,7; 327,2]; levitas animi [Gai. inst. 1,144. 190]). Die unterschiedlichen Rechts- und Sozialverhalte in der römischen Gesellschaft erwuchsen andererseits aus weiteren, allgemeingültigen Normen und Tugenden, die gerade auch über die Familie vermittelt wurden. Dabei galten die Aussprüche und Taten (exempla) der Vorfahren wie deren Werte insgesamt (mos maiorum) als allgegenwärtiges Prinzip und Maßstab für das eigene Verhalten.40 In der Literatur wird der mos maiorum gerne als ein milderndes Element dargestellt, das dem strengen Rechtsverhalt, etwa der Strafgewalt des pater fami116

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Wertbegriffe

lias, gegenübertritt.41 Die Sitte der Vorfahren kann jedoch auch als Schutzmechanismus gegen mögliche Neuerungen und Veränderungen in der römischen Gesellschaft gesehen werden und verdeutlicht deren konservativen Charakter. Unter dem Oberbegriff der Tradition und Sitte traten weitere Wertbegriffe hervor, die das Handeln der Römer prägten. So sollte gerade auch im familiären Bereich die pietas wirken:42 das Bewusstsein und Einhalten von Verpflichtungen gegenüber den Eltern und der Familie. Als fides galt die Pflicht zur gegenseitigen Treue und die Anerkennung wechselseitiger Bindung, etwa im Verhältnis zwischen Patron und Freigelassenen oder zwischen Patron und seinen Klienten. Wie schon gesehen, war die Klientel ein weiteres Prinzip zur sozialen Einbindung und Unterordnung in der römischen Gesellschaft. Obwohl sich dieses selbstverständliche und teilweise erbliche Abhängigkeitsverhältnis in der Krise der späten Republik in mancher Hinsicht lockerte, so blieb darin doch stets der Gedanke einer sozialen Unterordnung unter die Autorität (auctoritas) eines angesehenen Bürgers bestehen – damit verbunden auch die Subordination unter die Nobilität und den Senatorenstand; denn diese hatten sich ja durch ihre ehrenamtlichen Leistungen (honos) in der Politik um die res publica verdient gemacht.43 Schließlich bestimmte das Prinzip der auctoritas selbst die Gliederung der eigenen Familie. Der Begriff der Freiheit (libertas) beinhaltete für den Römer nicht individuelle soziale und politische Unabhängigkeit oder normenunabhängige Aktionsfreiheit. Vielmehr markierte die libertas den Gegensatz zum Sklavendasein und umfasste ein geordnetes Leben in der freien res publica.44 Diese stellte einerseits das Gegenstück zur Königsherrschaft dar. Andererseits konnte in der res publica jeder (Mann) seinen bürgerlichen Rechten nachgehen und war daher auch bereit, sich aus Erkenntnis und freien Stücken einzuordnen. Freiheit erfuhr ihre Verwirklichung also erst in der res publica, in der das Prinzip der auctoritas allgemein akzeptiert war; es ging weder um vollkommene Rechtsgleichheit noch um politische Gleichberechtigung, sondern um Gleichheit in den bürgerlichen Grundrechten sowie vor dem Gesetz, das Schutz vor magistratischer Willkür bot.45 Da die Frau aus dem öffentlichen Bereich ausgeklammert war, blieb die umfassende Wirksamkeit der römi117

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schen libertas de facto den Männern vorbehalten und konzentrierte sich stets auf die traditionelle Ordnung. Wie bereits angedeutet, war die Gleichbehandlung aller dem römischen Rechtsgedanken fremd. Aequitas bedeutete für den Römer in erster Linie gleiche richterliche Entscheidung in gleichartigen Fällen, also allgemein die richtige Fallentscheidung.46 Den Prinzipien der griechischen Demokratie von der Gleichstellung aller männlichen Bürger und der Beseitigung von Standes- und Persönlichkeitsvorrechten standen die Römer ablehnend gegenüber. Im gleichen Sinne wurden auch die ständische Gliederung und die Sklaverei als solche nie grundsätzlich infrage gestellt. Der Begriff der humanitas (Gesittung, Bildung, Menschlichkeit) hatte seine Auswirkungen höchstens darauf, dass die Sklaverei mildere Formen annehmen sollte.47 Auf die Rechtsstellung der Frau hatte der humanitas-Gedanke – wenn überhaupt – nur wenig Auswirkung. Die Betrachtung der römischen Gesellschaftsprinzipien und Wertbegriffe trägt insgesamt zur Erklärung bei, warum die Aufhebung der untergeordneten Stellung der römischen Frau nie zu einer verbreiteten Idee oder zu einem Postulat gedeihen konnte. Denn die Unterordnung stellte eine gegebene Tradition dar, die zu der – von den Vorfahren geschaffenen – gesellschaftlichen und politischen Idealordnung gehörte – und mit der Rom ja auch zur Weltmacht emporgestiegen war. Die damit verbundene altrömische Sittlichkeit beruhte hauptsächlich auf drei Säulen bzw. Tugenden, die uns sogar als Gottheiten im Staatskult begegnen: fides, Vertrauen bzw. wechselseitige Redlichkeit;48 virtus, Mannhaftigkeit bzw. Tapferkeit und sittliche Vollkommenheit;49 pietas, Frömmigkeit bzw. das Gefühl der Verpflichtung; dazu traten gloria (Ruhm) und dignitas (Würde), die wiederum hauptsächlich auf die männlichen Bürger bezogen wurden.50 Demgegenüber wurden die Frauen vorwiegend an ihrer Tugendhaftigkeit und Dienerrolle gegenüber Ehemann und Familie gemessen.51

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Eroberung der Mittelmeerwelt und Provinzialsystem

Im Mittelmeerraum des früheren 3. Jhs. v. Chr. herrschte ein Gleichgewicht verschiedener Staaten, wobei das expandierende Rom aber zunehmend in Konflikt mit Karthago als führender Handelsmacht des Westens geriet. In der Folge kam es zu den beiden ersten Punischen Kriegen gegen die Karthager, deren Gebiet neben dem Hauptsitz in Nordafrika bedeutende Teile der Inseln Sizilien, Sardinien und Korsika umfasste und sich nach dem ersten Punischen Krieg (264–241 v. Chr.) auch weiter auf der südöstlichen Iberischen Halbinsel ausdehnte. Auf Sizilien gab es zugleich konkurrierende griechische Städte, allen voran Syrakus, mit dem Rom schon im Zuge der Eroberung Süditaliens in Kontakt gekommen war. Im Osten des Mittelmeerraumes herrschten die Nachfolgedynastien im ehemaligen Reich Alexanders des Großen, nämlich die Antigoniden in Makedonien, die Seleukiden in Syrien, Mesopotamien und Teilen Kleinasiens und die Ptolemaier in Ägypten. Diese hielten sich in Bezug auf das westliche Mittelmeer zurück, was den Aufstieg Roms weiter begünstigte. Mittlere Mächte waren Bithynien, das Königreich Pergamon und die Inselrepublik Rhodos. An diese schloss sich das griechische Mutterland an, aufgeteilt in verschiedene Bünde (Aitolischer Bund, Achaiischer Bund etc.) und Städte (Athen, Sparta etc.). Mit ihnen kam Rom im Rahmen des ersten Makedonischen Krieges (215– 205 v. Chr.) in Berührung, der sich parallel zum zweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.) abspielte. Bis zum Jahr 146 v. Chr. waren dann sowohl die Karthager als auch die Makedonen endgültig besiegt und deren Gebiete in das neu aufgebaute Provinzialsystem einbezogen. Damit hatte Rom ein ganzes Imperium errichtet und stellte künftig die dominierende Macht der antiken Welt dar. 119

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8 Eroberung der Mittelmeerwelt und Provinzialsystem

Rom und Messana Roms Herrschaftsbereich hatte sich in den Samnitenkriegen bis an die Straße von Messina ausgeweitet. Im Jahre 272 v. Chr. erfolgte die Kapitulation von Tarent (Taranto), welches Pyrrhos von Epirus zu Hilfe gerufen hatte und auch Unterstützung von Karthago erhielt, das hier möglicherweise zum ersten Mal nach Italien übergriff (Liv. per. 14; Oros. 4,3,1; Zon. 8,6). Im Jahre 270 v. Chr. kapitulierte Rhegion (Reggio Calabria), das seit 280 v. Chr. von kampanischen Söldnern belagert worden war. Diese wurden von Rom mithilfe Hierons von Syrakus besiegt, sodass die griechische Bevölkerung restituiert werden konnte und in Abhängigkeit von Rom blieb (Polyb. 1,7; Liv. per. 15).1 Als folgenreich erwies sich auf Sizilien der Konflikt um die griechische Stadt Messana (Messina), die seit ca. 288 v. Chr. von kampanischen Söldnern tyrannisiert worden war. Dabei handelte es sich um die Mamertiner (»Mars-Söhne«), die einst im Dienst das Agathokles von Syrakus gegen die Karthager gestanden hatten. Nach dem Abzug des Pyrrhos aus Sizilien (275 v. Chr.) stellte sich Hieron den Mamertinern entgegen und erlangte wohl im Jahre 269 v. Chr. am Longanos einen Sieg (Polyb. 1,9,3–8; Diod. 22,13,2–8).2 Damit Hieron seinen Sieg nicht ausnutzen konnte, legte Karthago eine Besatzung zum Schutz der Stadt nach Messana. Um diese loszuwerden, wandten sich die Mamertiner im Jahre 264 v. Chr. an Rom, dem sie die Unterwerfung (deditio) anboten (Polyb. 1,10,2; Liv. per. 16).3 Nach den vergeblichen Vermittlungsversuchen einer römischen Vorhut wurde die karthagische Besatzung schließlich von Messana vertrieben (Dio 11,43,10; Zon. 8,8 f.). Daraufhin zogen die Karthager neu gerüstet vor die Stadt, sodass Hieron nun das Bündnis mit ihnen suchte (Polyb. 1,11,6 f.; Diod. 22,13,9; 23,1,2). In der Folge kam es zu einer zweiseitigen Einkreisung Messanas durch Karthago und Syrakus, gegen die Rom militärisch einschritt. Rom sollte sich nach einem Vertrag mit Karthago aber von Sizilien fernhalten, während Karthago der Zugang nach Italien verwehrt blieb. Dabei handelte es sich um den sog. Philinos-Vertrag von 306 v. Chr. (StV III 438), der gemäß Polybios (3,26) angeblich bei dem pro-karthagischen Schriftsteller Philinos von Akragas (1,14 f.) erwähnt wur120

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Erster Punischer Krieg (264–241 v. Chr.)

de, aber eine Erfindung sei.4 Die deditio aus Messana bot jedenfalls einen guten Vorwand für Rom, als Schutzmacht seine Treue (fides) zu erweisen. Die Römer beschlossen, den »stammverwandten« Mamertinern trotz ihrer Vergehen beizustehen (Polyb. 1,10,2; Dio 11,43,6; Zon. 8,8). Dabei wandten sie sich offensichtlich nicht nur gegen Hieron, sondern drangen bewusst in das von Karthago beanspruchte Territorium vor.5 Dies wirft die Frage auf, was Rom grundsätzlich zum Übertritt nach Sizilien veranlasst haben kann. Die karthagische Ausbreitung im Mittelmeer und die Einkreisung Roms durch außenstehende Mächte waren dieselben geblieben, jedoch hatte sich Roms Stellung wesentlich geändert, indem es jetzt ganz Unteritalien beherrschte. Es lag daher nahe, Einfluss auf Sizilien zu nehmen und zumindest die Straße von Messina zu kontrollieren. Obwohl zunächst noch keine weitergehenden Kriegsziele über Messana hinaus bestanden haben dürften, gab es für römische Aristokraten auf Sizilien sowohl politische als auch wirtschaftliche Interessen.6 Als die Römer das Hilfegesuch aus Messana akzeptierten, nahmen sie offensichtlich bewusst einen Konflikt mit Karthago und Syrakus in Kauf.7 Jedoch konnten sie kaum mit einer derart großen und langen Auseinandersetzung rechnen, wie sie dann folgen sollte. Ein breit angelegter römischer Angriffskrieg gegen Karthago ist jedenfalls nicht erkennbar.8 Syrakus und Karthago nahmen nach einem vergeblichen Ultimatum an Rom, Messana aufzugeben und Sizilien zu verlassen, den angefachten Krieg auf (Zon. 8,9), der dann auf die ganze Insel übergriff. Dabei sollte Syrakus bereits im Jahre 263 v. Chr. zu den Römern wechseln, sodass sich die Gegnerschaft forthin allein gegen Karthago richtete.

Erster Punischer Krieg (264–241 v. Chr.) Rom hatte im Jahre 264 v. Chr. zwei Legionen unter dem Konsul Ap. Claudius Caudex ausgesandt, der vor Ort nochmals vergeblich den 121

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8 Eroberung der Mittelmeerwelt und Provinzialsystem

Abbruch der Belagerung von Messana verlangte und diese dann militärisch zersprengte (Polyb. 1,11 f.; Diod. 23,1). Im nächsten Jahr setzten die Römer mit vier Legionen nach Sizilien über, wo sich ihnen die meisten mit Karthago und Syrakus verbündeten Städte anschlossen. Daher schloss der bedrohte Hieron, der sich kurzfristig mit Karthago verbündet hatte, mit Rom einen Frieden und wurde römischer Bundesgenosse (Polyb. 1,16; Diod. 23,4; Zon. 8,9), während Messana den Status einer freien und verbündeten Stadt (civitas libera ac foederata) erhielt (Cic. Verr. 2,3,13; Flor. 1,18,3). Im Jahre 263 v. Chr. hatte Karthago auch Truppen an die sizilische Südküste nach Akragas (Agrigento) verlegt und die Stadt befestigt (Polyb. 1,17–19; Zon. 8,10). In der Folgezeit belagerten die Römer die Stadt und eroberten Ostsizilien, wobei sie laut Polybios (1,20,1 f.) beschlossen, die Karthager vollständig von der Insel zu vertreiben. Daraufhin begann Karthago einen Seekrieg und verwüstete einige italische Küstenstriche. Rom veranlasste den Bau einer Flotte, wobei die Schiffe nach dem Modell des punischen Fünfruderers (Pentere) konstruiert wurden. Neu waren die Enterbrücken, mit denen die Taktik des Landkampfes auf den Seekrieg übertragen wurde.9 Im Jahre 260 v. Chr. erreichten die Römer einen Seesieg bei Mylae (Milazzo) an der Nordost-Küste Siziliens, der in Rom mit einem Triumph und einer Siegessäule (columna rostrata) gefeiert wurde (Liv. per. 17,2; CIL I 2). Drei Jahre später folgte eine unentschiedene Seeschlacht bei Tyndaris (Polyb. 1,25) und im Jahre 256 v. Chr. erfochten die Römer einen Seesieg am Vorgebirge Eknomos (Ecnomus) an der mittleren Südküste Siziliens (Polyb. 1,25,8. 27 f.).10 Dies ermöglichte ihnen den Übergang nach Afrika, wo in den Jahren 256–254 v. Chr. eine Offensive eingeleitet wurde. Das römische Heer drang unter dem Konsul M. Atilius Regulus bis vor Karthago, das um Frieden bat, doch die harten Bedingungen Roms ablehnte (Dio, 11,43,22). Im Jahre 255 v. Chr. folgte die Schlacht von Tunis, die mit einem Sieg der Karthager unter dem spartanischen Söldnerführer Xanthippos sowie mithilfe der Reiterei und Elefanten endete (Polyb. 1,32–34; App. Pun. 3,11–14).11 Im selben Jahr führte ein Seesturm bei Camarina an der sizilischen Südostküste zum Untergang der römischen Schiffe, welche die gerette122

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Erster Punischer Krieg (264–241 v. Chr.)

ten Reste des römischen Heeres an Bord mitführten (MRR 1,209; Polyb. 1,36,10–37). Dies bedingte den Neubau der Flotte und hatte eine Konzentration der kriegerischen Ereignisse auf Sizilien zur Folge. Im Jahre 253 v. Chr. eroberten die Römer die Insel bis auf das im Westen gelegene Lilybaeum, Drepanum und Eryx. Die Schiffe gingen aber wiederum durch einen Sturm verloren (Polyb. 1,39,1–6; MRR 1,211). Im Jahre 250 v. Chr. erreichten die Römer mit der abermals erneuerten Flotte bei Panormus (Palermo) einen Sieg über den karthagischen Feldherrn Hasdrubal, den Sohn Hannos, wurden aber im Folgejahr bei Drepanum (Trapani) vernichtend geschlagen (Polyb. 1,40 f. 49–51; Diod. 23,21). Daraufhin wurde der Seekrieg wieder aufgegeben. Es kam zu jahrelangen zermürbenden Auseinandersetzungen mit dem Oberbefehlshaber Hamilkar Barkas, der sich zum Stellungskrieg in Sizilien entwickelte. Daher wurde der Bau einer neuen Flotte mit 200 Penteren aus Privatmitteln vorangetrieben; im Jahre 241 v. Chr. folgte schließlich der Seesieg der Römer unter C. Lutatius Catulus bei den Ägatischen Inseln vor der Westküste Siziliens (Polyb. 1,59–61; MRR 1,218). Rom hatte Karthago zum Schluss wiederum mit seinen eigenen Mitteln geschlagen. Im Frieden von 241 v. Chr. (sog. Lutatius-Vertrag; StV III 493) musste Karthago auf Sizilien, die Liparischen und Ägatischen Inseln verzichten sowie eine Kriegsentschädigung entrichten. Diese sah insgesamt 3200 Talente (= ca. 83 Tonnen Silber) in zehn Jahren vor. In der Bilanz der Römer konnte das Tyrrhenische Meer nun als mare nostrum gelten. Karthago wurde durch einen Aufstand von karthagischen Söldnern und Libyern in Afrika weiter geschwächt. Die Söldner auf Sardinien stellten zudem ein Hilfegesuch an Rom, sodass im Jahre 238 v. Chr. die Kriegserklärung der Römer an Karthago erfolgte.12 Rom erzwang die Abtretung Sardiniens und weitere 1200 Talente Kriegsentschädigung (Polyb. 1,83,11. 88,8–12; StV III 497). Ferner kam auch Korsika dazu, das bereits im Jahre 259 v. Chr. besiegt worden war (MRR 1,206), womit die Vertreibung Karthagos von den Inseln als Kriegsziel erreicht war. Es stelle sich nun das Problem, was in diesen Gebieten geschehen sollte, denn dafür gab es kein Konzept. Es ist anzunehmen, dass in Rom schon vor dem Ende des Krieges (242 v. Chr.) eine zweite Prae123

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tur geschaffen worden war, die später für die Rechtsprechung für »Fremde« zuständig wurde. Dieser Praetor inter peregrinos dürfte vorerst die Aufsicht über Sizilien übernommen haben.13 Ihm beigeordnet war offenbar ein Quaestor zum Einzug der Steuern in Lilybaeum, von wo aus künftig auch Getreide nach Rom gelangte (Cic. Verr. 2,3,12).14 Die in Italien erprobten Formen der Herrschaftsausübung waren in den neu erworbenen Gebieten insofern ungeeignet, als weniger gemeinsame Interessen bestanden und die Verpflichtungen schwieriger einzuholen waren. Im westlichen Sizilien war unter Karthago bereits ein Herrschaftsbereich bzw. »Flächenstaat« vorgegeben, an den Rom anknüpfen konnte. Im Jahre 227 v. Chr. wurden erstmals zwei Provinzen eingerichtet, wobei die eine Sizilien, die andere Sardinien und Korsika umfasste. Diese Gebiete wurden einem jährlich wechselnden Statthalter (Praetor oder Promagistrat) unterstellt, wofür jetzt zwei zusätzliche Praetorenstellen eingerichtet wurden (Liv. per. 20).15 Die Besiegten wurden tributpflichtige Untertanen des römischen Volkes. Syrakus blieb vorerst noch selbständig und hatte ein Abgabesystem, das dann auch Rom nach der Eroberung von 212 v. Chr. übernehmen konnte (Cic. Verr. 2,3,14 f.). In den Jahren 225 bis 222 v. Chr. griff Rom zudem in einem groß angelegten Krieg gegen die Kelten bis in die Po-Ebene aus, nachdem es durch einen keltischen Einmarsch in Etrurien nochmals direkt bedroht worden war. Landverteilungen an römische Bürger auf dem ager Gallicus, die von dem Volkstribunen C. Flaminius im Jahre 232 v. Chr. mithilfe der Volksversammlung durchgesetzt worden waren, hatten den Zusammenschluss und Angriff der keltischen Stämme hervorgerufen (Polyb. 2,21,7–9).16 Zum Schluss erfolgte der Sieg der Römer bei Clastidium (Casteggio) und die Eroberung von Mediolanum (Mailand) als Hauptstadt der keltischen Insubrer (Plut. Marc. 6 f.). Zur Sicherung des Gebiets wurden um 218 v. Chr. die latinischen Kolonien Placentia (Piacenza) und Cremona eingerichtet (Polyb. 3,40; Liv. per. 20; Vell. 1,14,8). Im Jahre 220 v. Chr. wurde die Via Flaminia von Rom quer durch Italien nach Ariminum (Rimini) an der Adriaküste angelegt (Liv. per. 20). Nach neuen Erhebungen der keltischen Bojer und Insubrer wurden diese in einem letzten Keltenkrieg (200–190 v. Chr.) unter124

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Zweiter Punischer Krieg (218–201 v. Chr.)

worfen und die Kolonie Bononia (Bologna) eingerichtet (Liv. 37,57,7; Vell. 1,15,2), der 183 v. Chr. noch Mutina (Modena) folgte (Liv. 39,55,7). Schon zuvor hatten die Römer im ersten Illyrischen Krieg auf das östliche Gebiet der Adria übergegriffen. Im Jahre 229/8 v. Chr. hatte die römische Flotte die illyrische Seeräuberei bekämpft, worauf die dortige Königin Teuta Tribute zahlen musste; im Jahre 219 v. Chr. gelangte im Rahmen des zweiten Illyrischen Krieges die illyrische Küste unter römische Herrschaft (Polyb. 2,9–12; 3,16. 18 f.; Dio 12,49; Eutr. 3,4; App. Ill. 6,16–8,24).17 Insgesamt erfolgte also eine Konsolidierung Roms in der Adria und in Norditalien. Dort lauerten allerdings auch weiterhin Gefahren durch die Kelten, die zudem die Stadt Massilia (Marseille) als wichtiges Verbindungsglied zu den Handelsplätzen an der spanischen Ostküste bedrohten.18

Zweiter Punischer Krieg (218–201 v. Chr.) Ein neuer Konflikt mit Karthago entbrannte in Spanien, wo Karthago nach dem ersten Punischen Krieg eine neue Herrschaft errichtete. Hamilkar Barkas eroberte Teile des südlichen und östlichen Spanien. Dabei ermögliche das Erzgebiet der Sierra Morena Karthago die Abzahlung der Schulden und die Finanzierung von Söldnern (Plin. nat. 33,96 f.; Diod. 5,38,2 f.). Im Jahre 227 v. Chr. gründete Hamilkar Barkas’ Nachfolger und Schwiegersohn Hasdrubal Carthago Nova (Cartagena; Polyb. 2,13; Diod. 25,12).19 Im Jahr darauf wurde der Iber-Vertrag abgeschlossen, der den Fluss Ebro (Iberus) als Grenze festlegte;20 diese durfte weder von Rom noch von Karthago in kriegerischer Absicht übertreten werden (StV III 503). Rom war daran gelegen, die weitere Ausbreitung Karthagos in Spanien und dessen Verbindungen zu den Kelten unter Kontrolle zu behalten.21 Die erneute Auseinandersetzung mit Karthago brach aufgrund des Städtchens Saguntum (Sagunto) aus, das südlich des Ebro und damit 125

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im Einflussbereich Karthagos lag. Rom präsentierte sich als Schutzmacht dieser Stadt, mit der zwar ein Freundschaftsverhältnis (amicitia), aber kein eigentliches Verteidigungsbündnis bestand. Dabei gerieten die Römer in einen Konflikt mit dem jungen Hannibal, dem Sohn Hamilkar Barkas’, der dem ermordeten Hasdrubal nachgefolgt war. Die römische Historiografie warf beiden Feldherren Eigenmächtigkeit und persönliches Machtstreben vor und wies ihnen die Schuld am Krieg zu (Fabius Pictor FRH 1 F 31 = Polyb. 3,8,1–8). Als Sagunt gegen die benachbarten Torbolenten als Untertanen Karthagos vorging, nahm Hannibal zunächst mit beiden diplomatische Verhandlungen auf (App. Ib. 10,38 f.).22 Da diese scheiterten, wurde die Stadt im Jahre 219 v. Chr. trotz warnender Gesandtschaften der Römer (Cic. Phil. 5,27; Liv. 21,6,8) von den Karthagern monatelang belagert und eingenommen, ohne dass die Römer aber zu Hilfe gekommen wären (Polyb. 3,15–17; Liv. 21,13 f.).23 Nach dem Fall von Sagunt gelangte eine römische Gesandtschaft nach Karthago und stellte ein Ultimatum, das wohl bewusst unzumutbar war: Als Wiedergutmachung forderte es die Auslieferung Hannibals und seiner Ratgeber, sodass es dementsprechend zurückgewiesen wurde. Ein römischer Gesandter erklärte daraufhin den Krieg und im Frühjahr 218 v. Chr. überschritt Hannibal den Ebro in Richtung Italien (Polyb. 3,35). Er beabsichtigte, die Bundesgenossen unter Freiheitsversprechen Rom abspenstig zu machen und die italische Wehrgemeinschaft aufzulösen (Polyb. 3,34. 90). Rom sollte also lediglich wieder auf sein Kernland reduziert werden, auch wenn die römische Propaganda die Zerstörung der Stadt als Ziel unterstellte (Polyb. 3,118; vgl. Liv. 22,58,3). Nach dem Rhoneübergang wählte Hannibal mit seinem Heer und Tross samt Elefanten den Weg über die Alpen, dessen Verlauf von Grenoble aus über das Mont-Cenis-Gebirge nicht genau lokalisierbar ist (Polyb. 3,50–56).24 Er wollte vermeiden, an der Küste auf die römischen Truppen unter P. Cornelius Scipio zu treffen, um in Oberitalien mit den Kelten paktieren zu können. Dort ereignete sich dann aber ein erster Reiterkampf am Ticinus (Polyb. 3,65; Liv. 21,45 f.), dem erhebliche römische Niederlagen an der Trebia (Polyb. 3,73 f.; Liv. 21,47 f. 52–56) und am Trasimenischen See folgten (Polyb. 3,82–84; Liv. 126

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22,4–7; MRR 1,238. 242).25 In dieser Notlage wurden in Rom gleich zwei Diktatoren berufen, Q. Fabius Maximus und M. Minucius Rufus (MRR 1,243). Nach dem karthagischen Weitermarsch Richtung Süden kam es im Jahre 216 v. Chr. zur Entscheidungsschlacht bei Cannae, das 50 Kilometer nördlich von Bari liegt.26 Hannibal hatte seine Truppen in der Mitte halbkreisförmig nach vorn gestaffelt und auf den Seiten verstärkt. Als die numerisch überlegenen Römer angriffen, wich die Phalanx in der Mitte bewusst zurück, sodass die römischen Truppen eingekesselt und von der stärkeren karthagischen Kavallerie abgeriegelt wurden. Dies führte zu der bisher schwersten Niederlage in der römischen Geschichte mit fast 10 000 Gefangenen und 70 000 Toten (Polyb. 3,117,3 f.). Q. Fabius Maximus, der »Zauderer« (Cunctator), betrieb weiterhin eine umstrittene Verzögerungstaktik, die den nach Apulien vorstoßenden Hannibal zermürben sollte.27 Da das karthagische Heer ebenfalls geschwächt war, konnte Hannibal seinen Sieg nicht ausnutzen und hatte auf einen Marsch nach Rom verzichtet.28 Karthagos Kriegsziele konzentrierten sich weiterhin auf die Bundesgenossen in Kampanien und Süditalien, auch wenn Hannibal bei den Samniten, Lukanern und Bruttiern nur einzelne Erfolge erreichte. Hingegen kam es zum Abfall Capuas als bedeutendster Stadt Kampaniens, die als Stützpunkt Karthagos diente und schließlich im Jahre 211 v. Chr. von Rom eingenommen wurde (Liv. 26,12–14; App. Han. 43,184–188). Um die Stadt von der römischen Belagerung zu befreien, hatte Hannibal zunächst einen erfolglosen Drohmarsch Richtung Rom angetreten (»Hannibal ad portas«), wandte sich dann aber von der Hauptstadt ab.29 Hannibal kam in Italien trotz der vorübergehenden Einnahme Tarents (213/2–209 v. Chr.) zunehmend in Bedrängnis, da der Erfolg bei den Bundesgenossen beschränkt blieb und sich die Versorgungslage als schwierig erwies. In Nordspanien erlitten die Scipionen als Heerführer im Jahre 211 v. Chr. zwar eine vernichtende Niederlage, hatten zuvor aber entscheidende Siege erreicht, die Hannibal vom Truppennachzug abschnitten und für die Römer die Wende einläuteten.30 Zudem gelang es Rom in derselben Zeit, Syrakus einzunehmen und anschließend im Kampf gegen Karthago Sizilien zurückzugewinnen (MRR 1,273 f.). Der junge P. 127

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Cornelius Scipio (Africanus) war als Nachfolger seines Vaters in der Lage, im Jahre 209 v. Chr. Carthago Nova zu erobern und in der Folge Spanien abzusichern (MRR 1,287. 299). Dennoch drang Hannibals Bruder Hasdrubal im Jahre 207 v. Chr. nochmals nach Oberitalien vor, beseitigte mit seiner Niederlage aber die letzten Hoffnungen der Karthager (MRR 1,294). Unter Scipio verlagerten die Römer den Krieg im Jahre 204 v. Chr. von Sizilien aus nach Nordafrika, wo Hannibal zwei Jahre darauf bei Zama mit seiner eigenen Zangentaktik vernichtend geschlagen wurde (MRR 1,308. 317).31 Im Jahre 201 v. Chr. wurden Karthago harte Friedensbedingungen gestellt. Diese umfassten Reparationszahlungen an Rom in der Höhe von 10 000 Talenten in 50 Jahren, die Auslieferung der Kriegsschiffe bis auf zehn Trieren, ein Verbot der Kriegsführung außerhalb Afrikas sowie die Auflage, dass ein Krieg in Afrika nur mit Erlaubnis Roms aufgenommen werden durfte; zudem wurde das Territorium der Karthager auf das Gebiet um Tunis reduziert (StV III 548). Dies bedeutete einen Wegfall aller Besitzungen und Handelsstützpunkte außerhalb des Kernlandes, sodass die Führungsrolle Karthagos im westlichen Mittelmeer zerstört wurde. Karthago war auf sein Kernland reduziert und wurde zum Freund und Bundesgenossen Roms gemacht. Im Jahre 197 v. Chr. wurden schließlich die Provinzen Hispania citerior und ulterior eingerichtet, wofür abermals zwei neue Praetorenstellen geschaffen werden mussten (Liv. 32,27,6 f. 28,2. 11; MRR 1,333).

Die Makedonischen Kriege (215–168 v. Chr.) Im Zuge des zweiten Punischen Krieges war Rom auch mit dem Osten konfrontiert worden, da Hannibal im Jahre 215 v. Chr. ein Bündnis mit Philipp V. von Makedonien geschlossen hatte (Polyb. 7,9; StV III 528). Diesem ging es darum, seine Interessen in Illyrien gegen Rom zu verteidigen. Im Jahre 211 v. Chr. schloss Rom daher mit den Aitolern ein Bündnis gegen Philipp V., was den eigentlichen Beginn der rö128

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Die Makedonischen Kriege (215–168 v. Chr.)

mischen Ostpolitik darstellte (Liv. 26,24). Als die Aitoler und Attalos I. von Pergamon gegen die Vormacht Makedoniens vorgehen wollten, boten die Römer mit einigen Kriegsschiffen aber nur wenig Unterstützung.32 Die Lasten des ersten Makedonischen Krieges (215–205 v. Chr.) hatten die römischen Verbündeten zu tragen, sodass der Konflikt noch kaum Wirkung auf Italien zeigte. Nachdem die Aitoler im Jahre 206 v. Chr. einen Sonderfrieden geschlossen hatten, sah sich auch Rom veranlasst, in Phoinike (Epirus) mit Philipp V. einen Frieden zu vereinbaren, um seine Kräfte in der Auseinandersetzung mit Karthago zu bündeln (StV III 543). Im Jahre 204 v. Chr. starb Ptolemaios IV. von Ägypten, worauf sich der Makedonenkönig Philipp V. und der Seleukidenkönig Antiochos III. zusammenschlossen, um die Außenbesitzungen Ägyptens (Zypern, Kykladen, Lykien) zu erobern und aufzuteilen. Rhodos und Pergamon, die eine Bedrohung befürchteten, wandten sich im Jahre 201 v. Chr. an Rom (Liv. 31,2,1 f.). Dieses entschloss sich jetzt zum Eingreifen, obwohl es selbst nicht unmittelbar bedroht war. Es ging in erster Linie darum, nach dem Sieg über Karthago der Gefahr einer neuen Machtbildung im Mittelmeergebiet entgegenzutreten. Der zweite Makedonische Krieg (200–197 v. Chr.) endete mit dem Sieg des T. Quinctius Flamininus bei Kynoskephalai (Thessalien), sodass die Macht Makedoniens nun deutlich eingeschränkt wurde (Polyb. 18,18–27; Liv. 33,7–10). Im Jahre 196 v. Chr. verkündete Flamininus bei den Isthmischen Spielen im Auftrag des Senats die Freiheit aller Griechenstädte, die fortan von Rom garantiert werden sollte (MRR 1,336 f.). Eine Neuordnung Griechenlands erwies sich jedoch als schwierig, da sich insbesondere die Aitoler benachteiligt fühlten. Diese eroberten im Jahre 192 v. Chr. die strategisch wichtige Stadt und makedonische Residenz Demetrias in Thessalien; zudem luden sie den Seleukidenherrscher Antiochos III. (d. Gr.) zur Landung in Griechenland ein und wählten ihn zum Strategen (Liv. 35,45,9; App. Syr. 12,46).33 Antiochos wollte das Vakuum in Griechenland füllen, ohne dabei Respekt für die Freiheit der Griechenstädte aufzubringen. Im sog. Syrischen Krieg (192–188 v. Chr.) wurde er von den Römern aber aus Griechenland und Kleinasien abgedrängt. Antiochos, der die Ägypter aus 129

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Syrien und Palästina vertrieben hatte, erlitt im Jahre 190 v. Chr. bei Magnesia am Sipylos gegen L. Cornelius Scipio eine vernichtende Niederlage (Liv. 37,38,2–44,2). Rom verkündete daraufhin im Jahre 188 v. Chr. in Apameia (Syrien) die Neuordnung Kleinasiens (Polyb. 21,43; Liv. 38,38; StV IV 626). Antiochos verlor seine kleinasiatischen Gebiete und musste eine hohe Kriegsentschädigung zahlen. Nach dem Makedonenreich wurde nun auch das Seleukidenreich deutlich eingeschränkt. Damit war das hellenistische Mächtesystem zerstört, ohne dass Rom die direkte Herrschaftsnachfolge angetreten hätte. Zudem hatte der Konsul Cn. Manlius Vulso während der Friedensverhandlungen noch einen demonstrativen Raubzug durch das Innere Kleinasiens angetreten, bei dem die Galater ausgebeutet und dezimiert wurden (MRR 1,360); mit seinem zweifelhalten Gewinn und Triumph soll auch in Rom orientalischer Luxus Einzug gehalten haben (Plin. nat. 34,14).34 In der Folge unternahm Makedonien unter Perseus, dem Sohn Philipps V., nochmals einen Einigungsversuch, der zum dritten Makedonischen Krieg (171–168 v. Chr.) führte. Dieser endete mit einer Niederlage des Perseus gegen L. Aemilius Paullus bei Pydna (Plut. Aem. 16–22), worauf Makedonien in vier Regionen aufgeteilt wurde (Liv. 45,18).35 Die Siedlungen der nordwestgriechischen Epiroten, die Perseus unterstützt hatten, wurden geplündert und ca. 150 000 Bewohner in die Sklaverei verkauft (Polyb. 30,16; Liv. 45,34). Die im Osten eroberte Beute ermöglichte es Rom sogar, die Bürger künftig von direkten Kriegssteuern (tributum) zu befreien (Plut. Aem. 38). Der Untergang von Makedonien bedeutete insgesamt einen Wendepunkt in der römischen Politik, die bis dahin auf ein Gleichgewicht der Mittelmächte gesetzt hatte. Rhodos wurde nun durch die Gründung eines römischen Freihafens auf Delos ausgebootet.36 Dennoch verzichtete Rom immer noch auf eine direkte Herrschaft im Osten, bis es im Jahre 149/8 v. Chr. zu einem neuerlichen Aufstand kam. Der kleinasiatische Grieche Andriskos, der sich als Sohn des Perseus ausgab, besiegte die makedonischen Teilstaaten und vereinigte diese unter seiner Führung. Nachdem er einem römischen Heer zunächst eine Niederlage bereitet hatte, wurde er vom Praetor Q. Caecilius Metellus geschlagen, worauf schließlich die Provinz Macedonia eingerichtet wurde (MRR 1,461. 467).37 130

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Dritter Punischer Krieg (149–146 v. Chr.)

Im Jahre 146 v. Chr. spielte sich eine Auseinandersetzung zwischen den Achaiern und Sparta ab, das seine Selbständigkeit bewahren wollte. Rom intervenierte mit Gesandten und erweckte den Zorn der Achaier, die zum Krieg schritten. Nach einem ersten Erfolg von Q. Caecilius Metellus (Macedonicus) unterwarf der römische Konsul L. Mummius den Achaiischen Bund, zerstörte Korinth und unterstellte mehrere Poleis dem römischen Provinzstatthalter von Makedonien (MRR 1,465 f.)38 – wobei Achaia aber erst im Jahre 27 v. Chr. als eigene Provinz eingerichtet wurde. Es kam zu Hinrichtungen und Deportationen von 1000 Geiseln aus Achaia, darunter der Historiker Polybios, der nach Rom gelangte und Kontakt mit L. Aemilius Paullus und P. Cornelius Scipio (Aemilianus) fand. Sparta war frei geblieben, da es auf Seiten Roms stand; es genoss innere Autonomie, war jedoch als civitas libera et foederata künftig von Rom abhängig (Strab. 8,5,5).

Dritter Punischer Krieg (149–146 v. Chr.) Der dritte Punische Krieg entfaltete sich aufgrund der Grenzstreitigkeiten Karthagos mit dem von Rom gestützten Massinissa von Numidien und endete mit dem endgültigen Untergang Karthagos. Die Stadt hatte sich nach dem zweiten Punischen Krieg überraschend schnell erholt und an die Auflagen Roms gehalten, sodass im Jahre 151 v. Chr. auch die Reparationszahlungen erledigt waren. Römische Schiedsgerichte hatten seit 168 v. Chr. aber jeweils zugunsten der Numidier entschieden, worauf die territorial eingeengten Karthager im Jahre 151/0 v. Chr. die Anhänger Massinissas aus der Stadt vertrieben und eine numidische Gesandtschaft bedrängten.39 Als Massinissa daraufhin in karthagisches Gebiet eindrang, traten ihm die Karthager entgegen, ohne vorher die Erlaubnis Roms eingeholt zu haben. Nach einer Niederlage begaben sie sich aber mittels einer deditio in die Hände der Römer, um einen weiteren Krieg zu vermeiden (Polyb. 36,3,9). 131

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Auf Drängen von M. Porcius Cato, der als Gesandter vor Ort gewesen war, hatte Rom zwischenzeitlich die Zerstörung der Stadt beschlossen. Dennoch verlangte es von den Karthagern zunächst, die Waffen auszuliefern und Geiseln zu stellen, was auch erfüllt wurde (Polyb. 36,4–6). Auf die Forderung, ihre Wohnsitze ca. 15 Kilometer von der Küste ins Binnenland zu verlegen, konnten die Karthager aber nicht eingehen (App. Pun. 81,378). Deshalb hielten die Römer den Friedensvertrag von 201 v. Chr. für gebrochen und erklärten ihnen den Krieg. Die Stadt wurde zunächst drei Jahre vergeblich belagert, bis sie P. Cornelius Scipio (im Beisein von Polybios) im Jahre 147 v. Chr. zu Wasser und zu Land einkesselte. Deshalb sahen sich die Karthager zu einer offenen Feldschlacht gezwungen, in der sie aber besiegt wurden, sodass ihre Verbündeten die Seiten wechselten. Im Jahr darauf wurde die Stadt in einem blutigen Straßenkampf erobert. Sie wurde nach der bedingungslosen Kapitulation in Brand gesteckt, der Rest der Bevölkerung, die von angeblich 500 000 auf 50 000 geschrumpft war, in die Sklaverei verkauft (App. Pun. 128,613–131,628). Im karthagischen Stammland wurde die Provinz Africa eingerichtet.40 Die Zerstörung Karthagos erfolgte gleichzeitig mit derjenigen Korinths, das als alte griechische Handelsstadt hohen Symbolwert hatte. Rom hatte endgültig die Vormacht im westlichen Mittelmeer erlangt. Es folgten die abschließende Unterwerfung Spaniens und ein weiteres Ausgreifen in den griechischen Osten.41 Im Jahre 133 v. Chr. vererbte Attalos III. von Pergamon sein Reich den Römern, sodass im Jahre 129 v. Chr. die Provinz Asia eingerichtet wurde (Strab. 13,4,2; 14,1,38; MRR 1,492).42 Damit umfasste das römische Reich die meisten Gebiete rund um das Mittelmeer und musste sich mit zunehmenden Verwaltungsaufgaben befassen.

Provinzialsystem Die 53 Jahre zwischen 220 und 168 v. Chr. (Pydna) hatten Rom die Weltherrschaft gebracht, was Polybios (1,1; 6,1) in erster Linie auf die 132

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Provinzialsystem

ausgeglichene politische Verfassung zurückführte. Ausschlaggebend waren aber auch die militärische Überlegenheit bzw. das unerschöpfliche Kriegspotenzial, das mit dem Bundesgenossensystem vorhanden war. Rom hatte bei seinen Eroberungszügen zunächst keinen einheitlichen Herrschaftsraum angestrebt. Das Provinzialsystem war kein systematisch geplantes Herrschaftsmodell. Sizilien, Sardinien und Korsika waren Rom als Folge des ersten Punischen Krieges zugefallen, dessen Ziel primär der Rückzug der Karthager in ihre Stammlande war. Nach dem Abzug der Karthager war es zwangsläufig auch um die Perpetuierung der militärischen Besetzung und die Institutionalisierung der Untertänigkeit gegenüber Rom gegangen. Daher wurde in den entlegeneren Gebieten keine Wehrgemeinschaft wie in Italien gebildet. Wo die Einrichtung einer Provinz vermeidbar war, wurde zunächst die völkerrechtliche Anbindung in Form von Verträgen (foedera) oder Freundschaftsverhältnissen (amicitiae) als Mittel der Herrschaftspolitik angewandt. Im Fokus standen die Sicherheit und die Verteidigung der einmal erreichten Positionen. Beispielhaft ist die römische Intervention in Illyrien von 229 v. Chr., die eine freiwillige deditio der griechischen Küstenstädte und die Eroberung des illyrischen Königreiches mit der »Piratenkönigin« Teuta zur Folge hatte. Daraus ergaben sich ein Friede mit den Besiegten und die Rückgabe der völkerrechtlichen Eigenständigkeit.43 Ein Freundschaftsverhältnis reichte im Prinzip, um im Kriegsfall die Neutralität zu wahren. Bei dauerhaften Problemen oder Gefährdungslagen wurden die Gebiete indes als Provinzen direkt an Rom gebunden. Wenn von einer Provinz die Rede ist, besagt dies nur, dass in dem betreffenden geografischen Raum der dorthin entsandte römische Imperiumsträger die Interessen Roms zu wahren hatte. Provincia bedeutet ursprünglich »Aufgabenbereich, den die Imperiumsträger entweder unter sich ausmachten oder der ihnen von Senat und Volk zugeteilt wurde.«44 Die Vergabe der Provinzen erfolgte in der Regel durch eine Zulosung im Senat. Die in den Provinzen angestammten politischen und sozialen Verhältnisse wurden nur geändert, wenn militärische Interessen dies erforderten. In Sizilien und anderen Provinzen wurden die unterworfenen Städte je nach ihren Verdiensten um Rom oder nach praktischen Gesichtspunkten in verbündete, freie und tribut133

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pflichtige Gemeinden eingeteilt (civitates foederatae, liberae und stipendiariae).45 Dabei blieb die lokale Selbstverwaltung bestehen, sodass die Provinzen nie vereinheitlicht wurden. Trotzdem fand eine Romanisierung und Anpassung an römische Rechts- und Verwaltungsstrukturen statt. Die Aufgaben des Statthalters waren denkbar einfach geregelt. Neben seinem eigenen Personal standen ihm nur einige wenige Helfer zur Verfügung, wozu ein Quaestor, ein Militärtribun oder Präfekt sowie ein bis vier Legaten gehörten. Die Statthalter verkörperten zunächst die Militärhoheit Roms, denn die Verwaltung war in erster Linie Militärverwaltung und überließ die Alltagsgeschäfte den Städten. Zudem stellten sie die oberste Gerichtsinstanz dar und sorgten allgemein für Ruhe und Ordnung.46 Damit besaßen sie eine Machtvollkommenheit, die auch für Willkür und Ausbeutung der Provinzialen eingesetzt wurde. Der jährliche Wechsel bildete nur ein begrenztes Gegenmittel, sodass in Rom im Jahre 149 v. Chr. ein ständiger Gerichtshof für Erpressungsklagen eingerichtet wurde (quaestio de repetundis; MRR 1,459). Da dieser anfänglich unter senatorischer Federführung stand, resultierte daraus ein nur wenig wirkungsvolles Standesgericht. Die Provinzen lieferten zugleich die Ressourcen für die Aufrechterhaltung der römischen Herrschaftszentrale und ihres Reiches. Rom unterhielt ein militärisches Regiment, für dessen Kosten die Untertanen Steuern bzw. Tribute zu leisten hatten. Dafür hatte es nicht nur Finanzbeamte zur Hand, sondern ließ Steuern auch durch Private eintreiben. Diese Steuerpächter (publicani) waren oft in Gesellschaften (societates) organisiert.47 In den Provinzen war in der Regel ein Weiterleben nach altem Recht möglich; es bot sich aber ebenso die Chance zur Integration der Provinzialen in den römischen Bürgerverband, aus der sich ein weiterer militärischer oder politischer Aufstieg ergeben konnte. Zudem kam es zu Städtegründungen, die sich mit zahlreichen Vorteilen der römischen Kultur verbanden. So gesehen ergibt sich aus den Eroberungen eine zweischneidige Bilanz, die für Rom selbst auch problematische Folgen hatte.

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Zerstörung Karthagos als Wendepunkt

Zerstörung Karthagos als Wendepunkt Die römische Historiografie machte das Jahr 146 v. Chr. zum Epochendatum. Sie betonte die Bedeutung der Ausschaltung Karthagos als langjähriger Mittelmeermacht und letztem Gegner Roms. Der Wegfall soll jedoch sowohl auf politischem als auch auf privatem Gebiet zu schlechten Sitten geführt haben. Die Zerstörung wurde als Ausgangspunkt für den Zerfall der Republik gesehen, da die fehlende äußere Bedrohung zur Verwahrlosung im Innern geführt hätte – eine Warnung, die schon der Senator P. Cornelius Scipio Nasica ausgesprochen haben soll. Dies ist erstmals bei Diodor (34/35,33) im 1. Jh. v. Chr. fassbar, der auf Poseidonios (erste Hälfte 1. Jh. v. Chr.) zurückgeht. Diodor berichtet, wie Scipio Nasica seinerzeit Cato bei der Forderung nach der Zerstörung Karthagos widersprochen hatte und wie nach der erfolgten Tat Dekadenz über Rom kam.48 Diese moralische Argumentation ist jedoch kaum authentisch, sondern kam erst nachträglich ins Spiel. Die Diskussion hatte sich ursprünglich wohl nur um die gerechte Kriegsursache (bellum iustum) gedreht. Die Geschichtsschreibung suchte seit Poseidonios aber nach einer Erklärung für die innenpolitische Entwicklung, welche seit den Gracchen (133 und 123/2 v. Chr.) »populare« – also gegen die Interessen der Senatsmehrheit gerichtete – Aktionen zur Folge hatte. Im Jahre 146 v. Chr. schien daher ein Wendepunkt gefunden. Dieser Gedanke wurde dann auch von Sallust aufgegriffen (Cat. 10; Iug. 41). Das berühmte ceterum censeo Carthaginem esse delendam (»Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss«), das Cato seinerzeit bei jeder erdenklichen Gelegenheit im Senat vorgebracht haben soll (Plut. Cat. mai. 27), ist in dieser Form jedoch kein Originalwortlaut, sondern eine Wortschöpfung des 19. Jhs. Nach der Zerstörung Karthagos plante schon C. Sempronius Gracchus (123/2 v. Chr.) an dessen Stelle eine römische Kolonie (GCG 38 f. 43), wobei aber erst Augustus über Karthago eine neue Stadt anlegte. Durch die militärischen Erfolge des expandierenden römischen Reiches war zunächst viel Reichtum nach Rom gelangt. Die Führungselite blieb gestärkt und konnte persönliche Klientelen unterhalten. Das re135

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8 Eroberung der Mittelmeerwelt und Provinzialsystem

publikanische System beruhte nach wie vor auf dem Wettbewerb der führenden Männer innerhalb der Herrschaft des Senats. Krieg war für die Senatsaristokratie eine zentrale Beschäftigung und brachte Ruhm und Einfluss. Siegreiche Feldherren profitierten zudem von der Beute, waren aber auch dazu angehalten, die in den unterworfenen griechischen Städten geraubten Güter öffentlich zugänglich zu machen (Plin. nat. 36,26). Q. Caecilius Metellus Macedonicus errichtete im Jahre 146 v. Chr. mit der nach ihm benannten Portikus auf dem Marsfeld ein feierliches Marmormonument, das mit griechischen Statuen ausgestattet war (Vell. 1,11,3–5).49

Abb. 13: Area Sacra am Largo di Torre Argentina, Marsfeld: Tempel republikanischer Zeit, 3. bis 1. Jh. v. Chr.

Schon nach dem zweiten Punischen Krieg und dem Beginn der Kontrolle über Griechenland waren an den Längsseiten des Forums und an der Seite des Comitiums repräsentative Basiliken errichtet worden: 136

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Zerstörung Karthagos als Wendepunkt

184 v. Chr. die Basilica Porcia (Liv. 39,44,7), 179 v. Chr. die Basilica Aemilia (40,51,5), 170 v. Chr. die Basilica Sempronia (44,16,10 f.), die der Anlage ihre charakteristische architektonische Gestalt verliehen. Die Basiliken dienten für verschiedene administrative Dienstleistungen und Bankgeschäfte, sodass der Handel auf dem Forum weiter gestärkt wurde.50 Da die unteren Schichten aber nur beschränkt von der Beute und den konfiszierten Ländereien profitierten, tat sich eine soziale Schere zwischen der Führungsschicht und der Plebs auf. Deren Mitglieder hatten zwar als Bürger im Heer mitgekämpft, konnten ihre Äcker zu Hause durch die erneuten Kriege in Spanien aber nicht mehr gewinnbringend bebauen und waren teilweise verarmt.

Abb. 14: Pons Aemilius über den Tiber, 174 v. Chr.

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Soziale Krise und die Gracchen

Das Auftreten der beiden Brüder Ti. und C. Sempronius Gracchus eröffnet die Epoche der späten Republik, die auch als Krisenzeit bezeichnet wird und in modernen Darstellungen meist vom Jahre 133 v. Chr. bis zum Tod Caesars (44 v. Chr.) dauert, aber auch noch die Zeit des Bürgerkrieges zwischen Antonius und Octavian umfasst. Nach seinem Sieg etablierte sich Octavian im Jahre 27 v. Chr. als Herrscher (princeps) und nahm den Augustus-Titel an, sodass ein neues Zeitalter begann. Die vorangehende späte Republik hatte zahlreiche innere Wirren und gewaltsame Auseinandersetzungen mit sich gebracht, welche die römische Herrschaft über die Mittelmeerwelt jedoch nie ernsthaft gefährdeten. Es war sogar eine weitere Ausdehnung sowohl nach Osten (Kleinasien, Syrien, Kyrenaika, Kreta, Zypern) als auch nach Westen (Gallien) erfolgt, wobei das hergebrachte Herrschaftssystem im Innern aber überstrapaziert wurde. Die Geschehnisse der ausgehenden Republik sind mit großen Namen verbunden. Neben den Gracchen ragen insbesondere Marius, Sulla, Pompeius, Crassus, Cicero und Caesar heraus. Dies deutet bereits an, dass der Konsens in der Senatorenschicht zerstört war und der Machtzuwachs einzelner Herren gefährliche Formen annahm. Diese entwickelten unterschiedliche politische Konzepte, mit denen sie zugleich ihre eigene Position abzusichern oder auszubauen versuchten. Besonders folgenreich waren die außerordentlichen Heereskommandos, mit denen eine militärische Klientel aufgebaut werden konnte. Zur Durchsetzung von politischen Zielen diente aber auch das Volkstribunat, das wiederholt für persönliche Zwecke eingesetzt wurde. Sozial gesehen verbarg sich hinter der Krise der späten Republik eine Agrarkrise, welche auch die Führungsschicht entzweite. Im zwei138

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ten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.) hatte Hannibal große Teile Süditaliens zerstört, wobei die abgefallenen Bundesgenossen weite Landstriche an Rom abtreten mussten (ca. 10 000 qkm); dadurch konnten am Anfang des 2. Jhs. v. Chr. zwischen 20 000 und 40 000 Veteranen mit Land ausgestattet und weitere Bürger in acht römischen und zwei latinischen Kolonien angesiedelt werden.1 Zugleich wurde unverteiltes Staatland (ager publicus) verpachtet und zur privaten Inbesitznahme (occupatio) freigegeben. Gegen eine kleine Abgabe konnte es von jedem genutzt werden, der kapitalkräftig genug war, um es zu bebauen. Dementsprechend erfolgte die Okkupation vorwiegend durch die Oberschicht, welche die gewonnene Beute aus dem zweiten Punischen Krieg in Landbesitz anlegen konnte.2 Die Landbedürfnisse der einfacheren Bürger hatten nach 190 v. Chr. zunächst noch in Oberitalien befriedigt werden können, dessen Gebiet kolonisatorisch erschlossen und strategisch gesichert wurde: 189 v. Chr. in Bononia (Bologna; Liv. 37,57,7–8), dann in Parma, Mutina (Modena) und 183 v. Chr. in Aquileia (Liv. 39,55,5–9). Da das Gebiet als befriedet galt, hörte aber auch in Oberitalien die kolonisatorische Tätigkeit auf. Zuletzt wurde im Jahre 177 v. Chr. Luna an der Arnomündung angelegt (Liv. 41,13,6 f.), sodass die Landverteilung wohl ins Stocken geriet.3 Gleichzeitig ist jedoch mit einer Zunahme der ländlichen Bevölkerung zu rechnen, sodass deren Existenz im Falle von Erbteilung weiter erschwert wurde.4 An der Nutzung der staatlichen Ländereien waren Kleinbauern nur schwach beteiligt. Andererseits entstanden im Rahmen der Villenwirtschaft Großgüter, die entweder durch Anbau von Wein und Oliven intensiviert oder durch großzügige Vieh- und Weidewirtschaft extensiviert wurden. Der Anbau von Getreide verfiel auch, da billiges Getreide aus Sizilien und Nordafrika importiert wurde. Dort, wo der Getreidebau durch die Weidewirtschaft abgelöst wurde, bestand ein erhöhter Bedarf an Hirten. Als Arbeitskräfte mussten vermehrt Sklaven hinzugezogen werden. Die kleinen und mittleren Bauern Italiens hatten aber kein Geld, um die neuen Betriebsformen einzuführen. Sie waren schon seit längerer Zeit immer wieder auf Kriegsplätzen abwesend, wobei ihr erneuter Ausfall während des verlustreichen Krieges in Spanien (154– 133 v. Chr.) durch die Familien kaum noch kompensiert werden konn139

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te.5 Daraus resultierte eine zunehmende Verwahrlosung der kleinen Güter und eine Proletarisierung von Kleinbauern, die zu ländlichen Lohnarbeitern wurden oder als Tagelöhner in die Stadt zogen.6 Schon im zweiten Punischen Krieg war ein Rückgang des militärischen Aufgebots zu verzeichnen gewesen, sodass die Vermögensgrenze für Waffenfähige von 11 000 auf 4000 As heruntergesetzt wurde (Liv. 1,43,7; Polyb. 6,19,2). Nach einem Wiederanstieg der Censuszahlen der römischen Bürger im 2. Jh. v. Chr. gingen diese von 164–136 v. Chr. erneut zurück.7 Da der Bestand der Bürgerschaft und des Milizheeres unmittelbar mit den Ackerböden als Lebensgrundlage zusammenhing, drängten sich nach dem Ende der Kolonisation neue Maßnahmen auf. Die Bodenfrage berührte aber ein Grundprinzip der Oberschicht, die in den Ländereien ihren Reichtum investiert hatte. Andererseits gab es Interessen, auch in der Landfrage eine gewisse Standesegalität zu erhalten. Als der Konsul C. Laelius im Jahre 140 v. Chr. einen ersten Reformvorschlag einbrachte, musste er ihn angesichts des großen Widerstandes im Senat wieder zurückziehen (Plut. T.G. 8).

Ti. Sempronius Gracchus In dieser Situation schloss sich eine Gruppe reformwilliger Senatoren zusammen und förderte die Wahl des Ti. Sempronius Gracchus zum Volkstribunen für das Jahr 133 v. Chr., sodass über dieses Amt Gesetzesanträge eingebracht werden konnten. Freilich hatte Ti. Gracchus neben Reformwillen auch persönliche Profilierungsabsichten, da er zuvor vom Senat brüskiert worden war und damit seine Karriere in Gefahr sah. Als Quaestor des Jahres 137 v. Chr. war er im Heer des Konsuls C. Hostilius Mancinus von den keltiberischen Numantinern eingeschlossen worden und hatte mit den siegreichen Belagerern einen Vertrag geschlossen, der vom Senat verworfen wurde (MRR 1,484). Als Gracchus auf dem Weg nach Numantia durch Etrurien gekommen 140

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Ti. Sempronius Gracchus

war, hatte er angeblich auch das Schlüsselerlebnis für eine Reform, da er das verödete Land gesehen habe; dazu kamen die aus der Ferne eingeführten Sklaven, welche die Felder bestellten und das Vieh weideten (Plut. T.G. 8). Ti. Gracchus war Angehöriger der mächtigen Familie der Sempronier, genauer ein Enkel des älteren Scipio Africanus und Schwager des jüngeren Scipio (Aemilianus) Africanus, stammte also aus der höchsten Nobilität. Seine Reformvorschläge waren nicht revolutionär, also nicht auf Umsturz der bestehenden sozialen Verhältnisse bedacht, sondern auf Wiederherstellung von bäuerlichen Existenzgrundlagen und der bürgerlichen Wehrkraft. Die Eigentumsverhältnisse wurden nicht angerührt, Latifundien nicht infrage gestellt. Beabsichtigt war keine Neuaufteilung des Landes, sondern nur eine Begrenzung hinsichtlich des ager publicus, ein individuelles Höchstmaß am Staatsland, das schon durch ein früheres Gesetz aus den 170er-Jahren v. Chr. auf 500 iugera (125 ha bzw. 1,25 qkm) pro Bürger festgelegt, jedoch nicht befolgt worden war (Plut. T.G. 8,1; App. b.c. 1,8,33).8 Zu diesen 500 iugera konnten gemäß Gracchus’ Vorschlag noch je 250 iugera für zwei erwachsene Söhne hinzukommen (lex agraria; vir. ill. 64,3). Der Rest sollte eingezogen und zu je 30 iugera (7,5 ha) an mittellose römische Bürger verteilt werden sowie unveräußerlich sein. Innerhalb der vorgeschriebenen Höchstgrenzen blieb das bereits besetzte Land Eigentum der aktuellen Besitzer. Ti. Gracchus brachte sein Ackergesetz trotz der Ablehnung im Senat vor das Volk, was in der politischen Landschaft Roms neu war. In der Volksversammlung soll er folgende berühmt gewordene Rede gehalten haben (Plut. T.G. 9 f.): »›Die wilden Tiere, welche in Italien hausen, haben ihre Höhle, jedes weiß, wo es sich hinlegen, wo es sich verkriechen kann – die Männer aber, die für Italien kämpfen und sterben, sie haben nichts außer Luft und Licht. Heimatlos, gehetzt irren sie mit Weib und Kind durch das Land. Die Feldherren lügen, wenn sie in der Schlacht die Soldaten aufrufen, für ihre Gräber und Heiligtümer sich zu wehren gegen den Feind, denn von all diesen Römern besitzt keiner einen Altar, den er vom Vater ererbt, keiner ein Grab, in dem seine Vorfahren ruhen, vielmehr kämpfen und sterben sie für anderer Wohlleben und Reichtum. Herren der Welt werden sie genannt und haben nicht eine Scholle Landes zu eigen.‹ Diese Worte, die einem großen Herzen und

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wahren Mitgefühl entströmten, rissen das Volk zu hoher Begeisterung hin, sodass keiner der Gegner einen Widerspruch wagte. Sie verzichteten darauf, ihm in öffentlicher Rede entgegenzutreten, wandten sich aber an den Volkstribunen Marcus Octavius …«

Der betreffende Volkstribun legte daraufhin sein Veto ein. Dabei handelte es sich um das erste bekannte kollegiale Veto gegen einen Gesetzesvorschlag. Ti. Gracchus rief in einer weiteren Rede den Auftrag eines Volkstribunen in Erinnerung, nämlich das zu tun, was das Volk wünscht, womit er propagandistisch an den Ständekampf erinnerte. Daraufhin ließ er Octavius durch die Volksversammlung absetzen, was ebenfalls einen unerhörten Akt darstellte (Plut. T.G. 10–12).9 Daraus ergab sich ein Konflikt mit der sacrosanctitas (Unverletzlichkeit) der Volkstribunen, aber auch ein Verfassungskonflikt: Das Rogationsrecht wurde mit dem Vetorecht konfrontiert, wobei die Frage des Vorrangs unklar war. Zudem ergab sich ein neues Muster für eine Politik, die mithilfe der Volksversammlung am Senat vorbei agierte. Nachdem der Widerstand des Octavius beseitigt war, wurde das Ackergesetz schließlich angenommen (Plut. T.G. 13; App. b.c. 1,12,48–54). Durch ein Zusatzgesetz wurde eine Dreimännerkommission zur Landverteilung bestimmt (tresviri agris iudicandis adsignandis; MRR 1,495). Ti. Gracchus forderte zudem, die von Attalos III. von Pergamon an Rom vererbten Reichtümer für die Landreform einzusetzen (Plut. T.G. 14). Dabei beanspruchte er eine Verfügungsgewalt, die üblicherweise beim Senat lag, da es ihm um Geld zugunsten des Volkes ging.10 Aufgrund dieser Anmaßungen drohte ihm nach Ablauf des Amtsjahres eine gerichtliche Anklage. Ti. Gracchus versuchte, sich durch eine erneute Wahl zum Volkstribunen für das Jahr 132 v. Chr. dagegen zu schützen (MRR 1,494).11 Die Kontinuation widersprach aber einem weiteren Grundprinzip der römischen Ämter. Dennoch war sie für die Volkstribunen offenbar rechtlich nicht geregelt, auch wenn Präzedenzfälle aus der frühen Republik geltend gemacht wurden. Ti. Gracchus ließ vor der Wahlveranstaltung das Kapitol durch Anhänger besetzen, um seine Gegner fernzuhalten (App. b.c. 1,15,63 f.). Der Pontifex Maximus Scipio Nasica rief das Volk zu den Waffen, worauf aufgebrachte Senatoren mit ihren Klienten die Volksversammlung stürmten. Ti. Gracchus und 142

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Ti. Sempronius Gracchus

300 seiner Anhänger wurden schließlich erschlagen und in den Tiber geworfen. Weitere Anhänger wurden im nächsten Jahr durch einen Sondergerichtshof (quaestio extraordinaria), bei dem das Provokationsrecht ausgeschlossen blieb, mit dem Tod oder Verbannung bestraft (GCG 13). Als Dreimänner zur Landverteilung waren im Jahre 133 v. Chr. Ti. Gracchus, sein Bruder C. Gracchus sowie sein Schwiegervater Ap. Claudius Pulcher auserkoren worden, wobei Tiberius nun durch P. Licinius Crassus ersetzt wurde (MRR 1,495). In den Jahren 132–129 v. Chr. wurde die Agrarreform mit Duldung des Senats zumindest eingeleitet. Tätig wurde die Kommission u. a. in den südlichen Bundesgenossengebieten Kampanien, Lukanien, Hirpinien (Samnium) und Daunien (Apulien) sowie auf dem ager Gallicus (Picenum), wo über ein Dutzend Grenzsteine gefunden wurden.12 Die Dreimänner stießen dabei aber auch auf Widerstand der italischen Bundesgenossen, die teilweise ebenfalls ager publicus in Anspruch genommen hatten und bei der Neuaufteilung nur noch begrenzt Parzellen zu erwarten hatten.13 Im Jahre 129 v. Chr. brachte Scipio Aemilianus den Senat dazu, die richterliche Gewalt der Ackerkommission aufzuheben, wodurch ihr die Entscheidungskompetenz zwischen Staats- und Privatland entzogen wurde (App. b.c. 1,19,79 f.). Somit kam die Landverteilung ins Stocken, auch wenn durch die Kommission insgesamt mehrere tausend Bürger – darunter viele Vorbesitzer – angesiedelt wurden.14 Der Census von 131/0 v. Chr. ergab jedoch nur einen Anstieg von 900 Bewaffneten. In der Zeit von 130– 125 v. Chr. erscheinen dann zwar ca. 76 000 neue Wehrfähige (Liv. per. 59 f.), die aber nicht durch die Agrarreform zu erklären sind. Um das Heer aufzufüllen war nämlich das Mindestvermögen für den Militärdienst (census) von 4000 As (Polyb. 6,19,2) auf 1500 As (Cic. rep. 2,40) gesenkt worden.15 Die Agrarreform war also ohne durchschlagenden Erfolg steckengeblieben und bot kaum Aussicht auf eine grundsätzliche Lösung der Missstände.

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C. Sempronius Gracchus Einen neuen Anlauf für eine Agrarreform nahm C. Sempronius Gracchus, der Bruder des Tiberius, als Volkstribun in den Jahren 123 und 122 v. Chr. Gaius wollte zwar den Tod seines Bruders rächen (Plut. C.G. 3), ging die anstehenden Probleme der römischen Republik aber erstmals auch grundsätzlicher an. Unklar ist, ob eine Wiederaufnahme des Ackergesetzes des Bruders geplant war, möglicherweise durch die Rückgabe der richterlichen Tätigkeit. Eher dürfte ein neues Konzept zum Tragen gekommen sein, nämlich eine Wiederaufnahme der kolonisatorischen Tätigkeit. Diese betraf Tarent, Scolacium (zwischen Crotone und Locri) und Capua, sollte aber auch außerhalb von Italien erfolgen. Im Hinblick auf einen erweiterten wirtschaftlichen Handel waren in Karthago (Iunonia) 6000 Ansiedler geplant (GCG 38 f. 43), womit das Bürgergebiet erstmals auf überseeisches Gebiet ausgeweitet worden wäre.16 Gleichzeitig wurde jetzt nicht nur die bäuerliche Bevölkerung, sondern auch die plebs urbana einbezogen, die zu einem wichtigen politischen Bündnispartner avancierte. Durch eine lex frumentaria führte Gracchus für die Bürger der Hauptstadt eine regelmäßige Getreideversorgung zu einem festen Preis ein. Die monatliche Ration betrug fünf modii (Scheffel) Weizen zu 6 1/3 As pro modius (GCG 32 f.). Dies sind ca. 45 Liter Getreide zu insgesamt 32 As, was etwa 3–10 Tageslöhnen eines Arbeiters oder Legionärs entspricht. Die vorgesehene Menge reichte knapp für ein Ehepaar und schien sachlich gut begründet. Gleichzeitig gewann Gracchus damit aber auch Anhänger für seine weiteren Reformen.17 Zum Schutz der reformfreudigen Leute brachte Gracchus eine lex de capite civis ein, welche die Kompetenz für Kapitalstrafen dem Volk bzw. einem von ihm ernannten Gerichtshof übertrug und damit im Sinne des Provokationsrechts die Willkür eines senatorischen Sondergerichts verhinderte (GCG 31 f.).18 Die Macht des Senatorenstandes sollte generell durch die Aufwertung des Ritterstandes eingedämmt werden, sodass die Ritter für C. Gracchus die zweite Zielgruppe neben der plebs urbana darstellten. Der Ritterstand hatte schon durch das 144

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C. Sempronius Gracchus

plebiscitum reddendorum equorum von ca. 129 v. Chr. vom Senatorenstand schärfer abgetrennt werden sollen, indem die Ritter beim Übertritt in den Senat das Staatspferd abtreten mussten (Cic. rep. 4,2). Zudem sollten die Ritter als Geschworene in den Repetundengerichten gefördert werden.19 Für diese Gerichtshöfe, in denen Erpressungsklagen aus den Provinzen behandelt wurden, hatte die lex Calpurnia von 149 v. Chr. anfänglich Senatoren als Richter bestimmt. Im Jahre 122 v. Chr. traten durch die lex Acilia ausschließlich Ritter an deren Stelle (CIL I2 2, 583, 16). Ferner sah C. Gracchus im Jahre 123 v. Chr. für die Ritter auch eine Erweiterung der Steuerpacht vor. Um sichere Einkünfte zu garantieren, sollten in Rom die Steuern – in Form des Zehnten (decumana) – in der Provinz Asia durch die Censoren an die publicani (sog. Staatspächter) versteigert werden (GCG 36).20 Zur Verhinderung von aristokratischen Machtspielen legte ein weiteres Gesetz fest, dass die konsularischen Provinzen schon vor den Wahlen bestimmt werden mussten (MRR 1,514).21 C. Gracchus hatte aufgrund seiner Popularität die Wiederwahl als Volkstribun für das Jahr 122 v. Chr. erreicht (Plut. C.G. 8,2). Jetzt griff er auch das Problem der Bundesgenossen auf, unter denen er sich wohl zusätzliche Anhänger erhoffte und somit zugleich bessere Aussichten auf die Agrarreform versprechen konnte. Für die Latiner war das Bürgerrecht, für die italischen Bundesgenossen das latinische Recht oder auch nur das Stimmrecht in der Volksversammlung vorgesehen (App. b.c. 1,23,99; Plut. C.G. 5. 8).22 Damit brachte Gracchus aber sowohl große Teile der Führungsschicht als auch der städtischen Plebs gegen sich auf. Die Senatoren befürchteten einen Machtzuwachs für Gracchus und die städtische Plebs wollte ihre wenigen Privilegien nicht teilen. Widerstand gab es ferner gegen eine Reform der Centuriatcomitien, die den Einfluss der Wohlhabenden verkleinern wollte (Sall. epist. 2,8). Die Abstimmung in den Centuriatcomitien sollte unabhängig von den fünf Vermögensklassen erfolgen bzw. in der Reihenfolge des Loses.23 Die neu eingebrachten Anträge scheiterten allesamt. Zudem gab es einen propagandistischen Gegenvorschlag des Volkstribunen M. Livius Drusus, der freilich nur leere Versprechungen enthielt: In Italien waren zwölf Kolonien für 36 000 Bürger vorgesehen, was in der Volksversammlung wohl angenommen, aber nie verwirk145

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licht wurde (App. b.c. 1,23,101; Plut. C.G. 9).24 Angesichts des politischen Gegenwinds wurde C. Gracchus dann für das Jahr 121 v. Chr. auch nicht mehr wiedergewählt, obwohl er am meisten Stimmen erhalten hatte (Plut. C.G. 12). Der Senat ließ die Kolonie Iunonia wieder aufheben, sodass sie erst unter Kaiser Augustus eingerichtet wurde. In Rom kam es zu Straßenkämpfen zwischen den gegnerischen Lagern. Dies rief ein erstes senatus consultum ultimum, einen »letzten Senatsbeschluss«, hervor, was ein folgenreiches Notstandsrecht des Senats begründete. Der Konsul L. Opimius erhielt unbegrenzte Vollmacht, damit der Staat keinen Schaden erleide (Cic. Cat. 1,4: »consul videret ne res publica detrimenti capiat«). C. Gracchus und zahlreiche seiner Anhänger wurden auf dem Aventin eingeschlossen und auf der anschließenden Flucht umgebracht (Plut. C.G. 16 f.).25 Die sempronischen Ackergesetze wurden in der Folge durch drei gegnerische Gesetze liquidiert (App. b.c. 1,27,121–124). Zwischen 122 und 119/8 v. Chr. wurde verteiltes Land wieder zum Verkauf zugelassen; um 119/8 v. Chr. wurden durch ein Gesetz des Volkstribunen Sp. Thorius Possessoren (Besitzer) auf dem ager publicus in ihrem Besitz bestätigt und eine Abgabe (vectigal) erhoben; im Jahre 111 v. Chr. wurden die Pächter von Abgaben befreit und das Land in ihren Privatbesitz überführt (lex agraria; CIL I2, 585).26 Das Kollegium der Dreimänner war schon im Jahre 121 v. Chr. nicht mehr ergänzt worden. Somit blieb die Landfrage weiterhin akut und begünstige später seit Marius auch den Schritt zu einer berufsmäßigen Armee, welche mittellosen Proletariern eine bessere Existenzgrundlage in Aussicht stellte. In der Bilanz ergibt sich, dass die Reformansätze der Gracchen nur teilweise verwirklicht werden konnten. Die gracchischen Aktionen haben die Möglichkeiten des Volkstribunats verdeutlicht, aber auch dessen Grenzen aufgezeigt. Obschon eine Verbesserung in der senatorischen Statthalterschaft und Provinzialpolitik beabsichtigt war, führten die Staatspächter aus dem Ritterstand bald zu weiterer Ausbeutung. Sozialpolitisch war das Getreidegesetz bedeutend, während die Landverteilung nicht mehr effektiv vorangetrieben wurde und die Kolonien nicht vollumfänglich umgesetzt wurden. Auch die Bundesgenossenfrage blieb aufgeschoben, bis der Senat angesichts der Erhebung im Bun146

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Popularen und Optimaten

desgenossenkrieg (91–88 v. Chr.) zu Konzessionen bereit war. Der Streit um die Besetzung der Gerichtshöfe zog sich bis zum Jahr 70 v. Chr. hin, in dem schließlich ein Kompromiss zwischen den konkurrierenden Gruppen gefunden werden konnte (MRR 2,127). Seit den Gracchen machte sich zudem eine Verhärtung der Politik bemerkbar. Reformbemühungen wurden immer wieder erschwert, obwohl sie dringend nötig gewesen wären. Die Initianten standen künftig oft im Verdacht, nicht nur Sachprobleme anzugehen, sondern das System verändern zu wollen. Dazu trat soziale Gleichgültigkeit in der römischen Oberschicht. Politisch bedeutend war, dass die Stellung des Senats als Leitungsorgan der Republik nicht mehr unangefochten anerkannt blieb, sodass das Gremium in eine grundsätzliche Legitimationskrise geriet.27 Zwar hatte es sich machtpolitisch vorläufig durchgesetzt, aber es war nicht mehr selbstverständlich, dass sich die Politik der römischen Republik innerhalb des Senats herausbildete. Neu wurde die Möglichkeit genutzt, mithilfe der Volksversammlung in Konkurrenz zum Senat zu treten.

Popularen und Optimaten Im Senat selbst zeichneten sich seit den Gracchen immer wieder gegensätzliche Interessengruppen ab, die sich personell aber wechselnd gestalteten. Diese waren gegenstands- bzw. situationsgebunden, nicht programmgebunden.28 Obwohl mit den Gracchen ein Konflikt über Verfassungs- und Reformfragen ausgebrochen war, ergaben sich daraus keine permanenten gegnerischen Gruppen. Das herkömmliche politische System wurde nach wie vor von allen akzeptiert. Der Senat zeigte jedoch wenig Einsicht, konstruktiv mit den neuen Herausforderungen und Reformanliegen umzugehen. Gerade in sozialen Fragen erwies er sich immer wieder als unnachgiebig und kompromisslos. Um sich gegen die Mehrheit durchzusetzen, griffen einzelne Persönlichkeiten wiederholt auf die »populare« Methode (popularis ratio/via) zu147

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rück. Dabei wurde mithilfe der Volksversammlung am Senat vorbei agiert. Zur Durchsetzung der eigenen Ziele diente weiterhin in erster Linie das Volkstribunat.29 Anhand der Gracchen bildete sich in der späten Republik ein neues Muster der Politik, das im 1. Jh. v. Chr. als »popular«, also dem Volk gefällig, bezeichnet wurde. Der Begriff »popularis« erscheint bei Cicero erstmals für das Jahr 70 v. Chr. (div. in Caec. 8) und wurde dann auch auf die vorsullanische Zeit übertragen.30 Dabei wurden Ti. und C. Gracchus zu den ersten »Popularen« und zum Vorbild späterer Popularen schlechthin, zu denen insbesondere L. Appuleius Saturninus (103/100 v. Chr.), P. Sulpicius Rufus (88 v. Chr.) und P. Clodius Pulcher (58 v. Chr.) gezählt wurden (Cic. leg. 3,20; har. resp. 41. 43 f.). Mit den beiden Brüdern war ein Beispiel für populares Handeln gegeben, das zugleich bis in die Ständekämpfe zurückprojiziert wurde. Es rief aber auch wiederholt die Opposition von anderen führenden Leuten im Senat hervor. Diese betrachteten sich als die »Guten« (boni) und wurden zuweilen als »Optimaten«, also die Besten, bezeichnet, wobei dieser Begriff aber auch auf die Gesamtheit der Senatoren Anwendung fand.31 Die Optimaten traten unter Hervorhebung des Herkommens (mos maiorum) für die traditionellen Verhältnisse und den Vorrang des Senats ein, den sie gegen die Angriffe von Popularen verteidigten.32 Diesen warfen sie vor, nicht nur die Lösung von Sachproblemen, sondern eine Veränderung des politischen Systems in Aussicht zu nehmen. Der vermeintliche Gegensatz von optimates und populares war jedoch nicht dauernd präsent und resultierte auch nicht in festen Lagern. Die programmatische Gegenüberstellung tritt erst bei Cicero (Sest. 96) auf, während Sallust für die konservativen Kreise von der »Clique der Wenigen« (factio paucorum) spricht und damit die Macht der Nobilität aus einem öffentlichkeitswirksamen Blickwinkel kritisierte.33 Bei den als Optimaten bezeichneten Senatoren handelte sich um konventionelle Kreise und Nobilitätsmitglieder, welche die Republik gegen Reformanliegen verteidigten und dabei auch einen Standesdünkel zum Ausdruck brachten. Verunsichert durch den Verlust der alten gesellschaftlichen Werte und des Zusammenhalts im Senat, beharrten sie auf dem Herkommen und dem Erfolg der republikanischen Ord148

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Popularen und Optimaten

nung. Sofern sie selbst einen Reformvorstoß vornahmen, hatte dieser zuweilen populistische Anstriche und diente in erster Linie dazu, populare Vorlagen auszustechen.34 Es war also durchaus möglich, selbst auf die populare Methode zurückzugreifen und sich wie Cicero gelegentlich als wahrer popularis zu bezeichnen (leg. agr. 2,6–19).35 Mit der Verhinderungspolitik von optimatischer Seite war der Republik jedoch nicht mehr zu helfen. Sie ermöglichte einzelnen Politikern und Feldherren vielmehr, gesellschaftliche Anliegen selbst in die Hand zu nehmen und sich persönliche Macht zu verschaffen, die in das alte System kaum mehr einzubinden war. Wie die Optimaten waren auch die Popularen keine Partei mit Parteiprogramm und eigenen Kandidaten für die politischen Ämter. Es gab zudem keine festen Inhalte, selbst wenn einzelne Anliegen wegen des Widerstandes im Senat stets neu aufgegriffen werden mussten. Ziel war immer auch, innerhalb der bestehenden Verfassung möglichst viel Macht zu erwerben. Um in der Volksversammlung die nötige Mehrheit zu gewinnen, mussten immer wieder Vergünstigungen für die Plebs und die Veteranen angeboten werden. Dazu gehörten in erster Linie Acker- und Getreidegesetze; von der popularen Propaganda vereinnahmt wurden aber auch Verbesserungen im Ablauf der Volksversammlungen, wie die Einführung von geheimen Abstimmungen (leges tabellariae).36 Nachdem diese schon bei den Wahlen (139 v. Chr.) und den Gerichten (137 v. Chr.) eingeführt worden waren, sollten sie seit 131 v. Chr. auch bei Gesetzesabstimmungen und schließlich bei Hochverratsprozessen zum Tragen kommen. Die Freiheit des Volkes sowie die Beschränkung senatorischer Übermacht, die mit Wahlmanipulation durch Geld verbunden war, gehörten zum Grundtenor popularer Politik, ohne damit aber wirklich demokratische Absichten zu verfolgen.37 Die Popularen waren nicht dauerhaft präsent, sondern traten immer nur über eine beschränkte Zeit auf. Somit blieb populare Politik eher die Ausnahme und wurde auch nicht über längere Zeit am Stück betrieben. Nach den Gracchen ist im Zusammenhang mit den Kriegen am Ende des 2. Jhs. v. Chr. nochmals ein Schub zu verzeichnen, während in den ersten beiden Jahrzehnten des 1. Jhs. v. Chr. fast keine popularen Aktionen festzustellen sind.38 Nach dem Tod Sullas (78 149

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v. Chr.) wurden sie zwar zu einem bestimmenden Teil der Politik, konnten die traditionellen Kreise und Grundfesten der römischen Republik aber nicht grundsätzlich erschüttern, denn die zentrale Position des Senats und der Führungselite der Nobilität wurde nicht infrage gestellt. Die populare Politik war jedenfalls nicht für die Desintegration der römischen Oberschicht verantwortlich, sondern stellte vielmehr ein Symptom des im Senat verlorenen Konsenses dar. Dennoch konnte die Volksversammlung auch für die Vergabe von außerordentlichen militärischen Kommandos berufen werden, um die Positionen von einzelnen ambitionierten Herren zu fördern.39 Verschiedene Feldherren und Politiker wandten die populare Methode an, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen und ihre Macht zu stärken. Auch wenn sie sich dabei im Rahmen der Verfassung bewegten, wurde das republikanische System durch ihre Aktionen zunehmend unterwandert und von Gewalttaten begleitet. Unter der Herrschaft Caesars und in den nachfolgenden Bürgerkriegen war der Gegensatz zwischen Popularen und Optimaten schließlich hinfällig.

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C. Marius galt bei den Römern als kriegerischer Haudegen, der aus einfachen Verhältnissen stammte und sich in Bescheidenheit und Sittenstrenge übte (Cic. Tusc. 2,53; Plut. Mar. 6); kritisiert wurden sein staatsmännisches Manko und seine politische Planlosigkeit (Vell. 2,11,1), die ihn zu Demagogie und fragwürdigen Verbindungen mit den Popularen getrieben haben. Als Aufsteiger (homo novus) habe sich Marius laut Sallust zeitlebens in Auseinandersetzung mit der von ihm verachteten Aristokratie befunden, in deren Umfeld er sich selbständig zu behaupten versuchte, aber auch übermäßigen Ehrgeiz entwickelte (Iug. 63 f. 85). Aufgrund seiner Herkunft vom Lande habe er laut Plutarch zwar eine strenge Erziehung durchlaufen, aber eine standesgemäße griechische Bildung abgelehnt und daher Habgier und Grausamkeit entwickelt (Mar. 2).1 In der Neuzeit wurde Marius schließlich als »der letzte große Feldherr alten Stiles« bezeichnet, der seine Fähigkeiten mehr im Dienst des Staates als für persönliche Machtziele einsetzte.2 Zudem wird er für eine Heeresreform verantwortlich gemacht, welche die Armee zunehmend professionalisierte. In der Antike blieb Marius hauptsächlich als Sieger über die Germanenstämme der Kimbern und Teutonen im Gedächtnis, die gegen Ende des 2. Jhs. v. Chr. von Südfrankreich nach Italien vorzustoßen drohten. Laut Plutarch, der in seiner Marius-Biografie diese Ereignisse genauer beschreibt, wurde er – nach Romulus und Camillus – sogar als »dritter Gründer Roms« bezeichnet (27,5). Unüblich war zudem, dass Marius siebenmal das Konsulat bekleidete, denn diese Perpetuierung des Oberamtes verletzte die Regeln der römischen Magistratur. In Anbetracht der Notlage wurde sie vom Senat aber mitgetragen und soll auch vom Volk explizit gewünscht worden sein (Plut. Mar. 14). Ma151

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rius hat sich dabei aber nicht nur militärisch profiliert, sondern in den Auseinandersetzungen der späten Republik auch einige politische Erfolge erreicht. Den Kampf mit dem neu aufgestiegenen Patrizier L. Cornelius Sulla konnte er allerdings nicht mehr zu Ende führen.

Aufstieg im Krieg Marius war ca. 158/7 v. Chr. im Dorf Cereatae bei Arpinum im Volsker-Gebiet geboren worden, was seinen ländlichen Ursprung begründete (Plut. Mar. 3). Er stammte aus dem Ritterstand und begann eine militärische und politische Karriere, bei der er schließlich als erster seiner Familie ins Konsulat und damit in die römische Nobilität gelangte. Dabei war ihm um 110 v. Chr. auch die Heirat mit Iulia, der Tante Caesars, dienlich (Plut. Mar. 6). Im Jahre 134/3 v. Chr. leistete Marius als Militärtribun Kriegsdienst unter Scipio Africanus vor Numantia im nördlichen Spanien (Plut. Mar. 3). In Rom übernahm er um 123/2 v. Chr. das Amt des Quaestors und wurde im Jahre 119 v. Chr. Volkstribun. Dabei interzedierte er zwar gegen ein populäres Getreidegesetz, beantragte selbst aber ein Gesetz, das die freie Stimmabgabe in der Volksversammlung sichern wollte (lex quae pontes fecit angustos).3 Damit setzte er die seit den 130er-Jahren v. Chr. bestehenden Bemühungen fort, die geheime Abstimmungen garantieren sollten. Bei den Versammlungen sollten die Wahlstege verschmälert werden, damit die Stimmtafeln nicht einsehbar waren und so von den Patronen nicht kontrolliert werden konnten. Als sich dagegen Opposition aus den Reihen des Senats regte, schaltete Marius diese gewaltsam aus (Cic. leg. 3,39; Plut. Mar. 4). Trotz seines entschlossenen Auftretens reichte Marius’ Gefolgschaft aber noch nicht aus, sodass er sich zweimal vergeblich um die Aedilität bewarb; im Jahre 115 v. Chr. erlangte er dann die Praetur und übernahm im nächsten Jahr die Statthalterschaft in Hispania ulterior (Plut. Mar. 5 f.). 152

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Aufstieg im Krieg

Chancen für den weiteren Aufstieg erlangte Marius durch auswärtige Kriege in Nordafrika. Im Jahre 111 v. Chr. brach der Krieg gegen den Numiderkönig Iugurtha aus, der Rom durch die Beseitigung seiner Mitregenten provoziert hatte. Im Steppenkrieg erwiesen sich die vom Senat delegierten Feldherren als wenig erfolgreich und zudem bestechlich. Da der Krieg langwierig und aussichtslos zu werden drohte, wurden vorzeitige Friedensschlüsse getroffen, was in Rom zu neuen Agitationen gegen die Nobilität führte. Die Angriffe erfolgten von popularer Seite und wurden auch von den Rittern unterstützt, sodass es zu gerichtlichen Anklagen durch die Volkstribunen kam.4 Marius wurde im Jahre 109 v. Chr. zunächst dem Konsul Q. Caecilius Metellus als Gesandter (legatus) mitgegeben, mit dem er sich aber entzweite (MRR 1,547). Das Versagen der angestammten Feldherren führte dazu, dass Marius für das Jahr 107 v. Chr. als Neuling (homo novus) zum Konsul gewählt wurde und die Kriegführung übernahm. Marius rekrutierte vor seiner Abfahrt neue Truppen und betrieb dabei auch eine scharfe Abrechnung mit seinen Gegnern. Sallust (Iug. 85,13–16) schreibt ihm eine flammende Rede zu, die folgende Aufforderung enthält: »Vergleicht nun, Mitbürger, mit jenen stolzen Herren mich, den Neuling ohne Ahnen! Was sie meist nur hören oder lesen, das habe ich erlebt oder selber ausgeführt; was sie aus Büchern wissen, das hab’ ich im Feld gelernt. Jetzt urteilt selbst, ob Taten oder Worte mehr bedeuten! Sie verachten meine bürgerliche Abstammung, ich ihre Lässigkeit; mir wirft man meinen niederen Stand vor, ihnen ihr schmachvolles Verhalten. Indes ich meine, von Geburt sind wir Menschen alle gleich, nur der Tatkräftige hat den wahren Adel.«

In den Jahren 106 bis 105 v. Chr. amtierte Marius als Prokonsul, wozu die Verlängerung seines Oberbefehls (prorogatio imperii) vorgenommen werden musste (MRR 1,554. 556 f.). Im zweiten Jahr wurde Iugurtha schließlich geschlagen und in die Flucht getrieben. Dieser ging anschließend zu seinem Schwiegervater Bocchus von Mauretanien, der ihn auslieferte – und zwar an Sulla, der Marius als Quaestor beigeordnet worden war und jetzt selbst eine Karriere aufbaute. Am 1. Januar 104 v. Chr. erfolgte ein Triumphzug in Rom (Plut. Mar. 12). Marius erhielt aufgrund dieses Erfolges ein zweites Konsulat für 104 v. Chr., was nicht nur unüblich, sondern auch gesetzeswidrig 153

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war, da im Prinzip ein zehnjähriges Intervall galt. Es ging aber darum, eine weitere anstehende militärische Aufgabe zu bewältigen. Seit 113 v. Chr. waren die Germanenstämme der Kimbern und Teutonen zusammen mit den Ambronen in Gallien eingefallen. Im Jahre 105 v. Chr. hatten sie bei Arausio (Orange) zwei römische Heere vernichtet, was die schwerste Katastrophe Roms seit Cannae (216 v. Chr.) bedeutete. Die Römer waren in Furcht vor einem Einfall der Gallier, wie er seinerzeit im Jahre 387 v. Chr. erfolgt war. Als Retter in der Not wurde Marius jetzt für die Jahre 104 bis 101 v. Chr. zum Konsul gewählt, da kein anderer General fähig schien, die Germanengefahr abzuwenden. Dies bedeutete eine unerhörte, regelwidrige Amtsführung, die dem Verbot der Kontinuation widersprach. Marius nutzte sie aber für den Ausbau seiner persönlichen Stellung und eine Heeresreform.

Heeresreform Marius hatte angeblich schon für den Iugurthinischen Krieg entgegen der herkömmlichen Praxis besitzlose römische Bürger rekrutiert, die noch unterhalb der fünf Besitzklassen eingeteilt waren. Diese wurden durch die Censoren nicht nach Vermögen geschätzt, sondern nur pro Kopf (capite censi) gezählt. Damit rief Marius aber auch den Anschein von Populismus und entsprechende Kritik hervor: »Dies geschah – so meinten manche – weil es wenig reiche Bürger gab; andre glaubten, der Konsul wolle sich beliebt machen; denn von solchen Leuten war ihm zu Ansehn und Ehren verholfen, und einem auf Macht erpichten Manne sind die Ärmsten grade am willkommensten, die ihr Besitz nicht kümmert, weil sie keinen haben, und denen alles, was Gewinn bringt, ehrenhaft erscheint« (Sall. Iug. 86,3).

Bei künftigen Aushebungen wurden nicht mehr nur Wehrpflichtige eingezogen, sondern auch freiwillige Besitzlose rekrutiert. Dies bot ihnen Gelegenheit, in der Armee Geld zu verdienen. Daraus entwickelte sich ein neuer Soldatentyp, der härter trainiert war als die bäuerlichen 154

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Heeresreform

Milizionäre und auch das Marschgepäck selbst mitschleppte (Front. strat. 4,1,7). Zudem gingen die Rekrutierten eine Bindung an den Feldherrn ein, der für Sold und Landzuweisung nach der Armeezeit zuständig war. Der Heerführer trat für Beute und die zivile Versorgung nach der Entlassung ein. Dadurch entstand eine Solidarität zwischen dem Feldherrn und den Soldaten, woraus sich eine eigene Heeresklientel entwickelte. Marius formte jedoch keine eigentliche Berufs- oder Söldnerarmee, da bis zum Ende der Republik weiterhin Ad-hoc-Rekrutierungen zustande kamen und wie bisher pro Auftrag ein Feldherr bestimmt wurde. Anstelle der Dienstpflicht der besitzenden Bürger trat aber immer mehr die inländische Werbung und willkürliche Aushebung.5 Die Heeresreform verband sich zugleich mit einer neuen Kriegsführung, die sich für den Erhalt des Weltreiches aufdrängte. Der Einsatz im Krieg war perpetuiert worden, da ständige Präsenz in entfernten und wenig befriedeten Gebieten nötig war. Dabei fiel nicht nur das Mindestvermögen (census) zur Aufnahme in die Armee weg, sondern es wurden auch vom Staat bezahlte Waffen ausgegeben. Im Weiteren hatte Marius’ Heeresreform nach der römischen Niederlage von 105 v. Chr. bei Arausio die militärische Formation und Taktik verbessert. In der Legion waren jeweils drei Manipel zu einer Kohorte zusammengefasst, die nominell 600 Mann stark war. Anstatt die Manipel in einer Linie nebeneinander treten zu lassen, wurden sie nun in drei Reihen hintereinander zu einer Kohorte formiert. Somit wurde die Legion mit insgesamt zehn beweglichen und einheitlich bewaffneten Kampftruppen ausgestattet, da auch die Germanen in kompakteren Haufen kämpften.6 Marius nutzte die Kampfpause aber nicht nur für die Schulung der Soldaten, sondern setzte diese auch für Landentwässerungen sowie den Bau von Militärstraßen und einem schiffbaren Kanal (fossa Mariana) vom Meer an die Rhone ein (Plut. Mar. 14 f.).7 Durch sein konsequentes militärisches Training und strategisches Vorgehen erreichte Marius schließlich die entscheidenden Siege. Im Jahre 102 v. Chr. wurden die Teutonen bei Aquae Sextiae (Aix-en-Provence) geschlagen und im Jahre 101 v. Chr. die Kimbern bei Vercellae (Vercelli) in Oberitalien nördlich des Po besiegt (GCG 97 f. 103 f.). 155

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Rückschläge in Rom und Italien Nach diesen Erfolgen wurde Marius für das Jahr 100 v. Chr. zum sechsten Mal zum Konsul gewählt. Er versuchte nun, mithilfe des Volkstribunen L. Appuleius Saturninus (103/100 v. Chr.) seine Veteranen mit Siedlungsland auszustatten. Vorgesehen waren nicht nur Ländereien in Afrika und Gallien, sondern auch außeritalische Kolonien in Sizilien und Griechenland (App. b.c. 1,29,130; Ps.-Aur. Vict. vir. ill. 73).8 Da dies gegen den Willen der Senatsmehrheit erfolgte, zeichnete sich eine Fortführung der gracchischen Politik ab, die diesmal aber auf einen loyalen militärischen Kommandanten gestützt war. Saturninus ließ sich in der Folge bei seinen Vorstößen aber zur gewaltsamen Vertreibung opponierender Kollegen hinreißen und bei den Konsulwahlen kam es zu einem Mord. Marius stellte sich in diesem Dilemma auf die Seite des Senats, der den Notstand (senatus consultum ultimum) ausrief. Da Saturninus in den Straßenkämpfen umkam (GCG 108 f.), war sein Programm letztlich zum Scheitern verurteilt, auch wenn es zu einigen Ansiedlungen gekommen sein dürfte.9 Der Senat war nochmals Herr der Lage, ohne diese Chance aber zur weiteren Stabilisierung zu nutzen. Marius ging vorübergehend nach Kleinasien, wo er mit Mithridates VI. von Pontos, dem künftigen Gegner Roms, in Kontakt trat (Plut. Mar. 31). Nach seiner Rückkehr erstellte er in Rom und Baiae einige Bauten und gewann in der Hauptstadt verschiedene Prozesse.10 Im Jahre 90/89 v. Chr. rehabilitierte sich Marius durch Erfolge im Bundesgenossenkrieg, der später noch zur Sprache kommt. Trotzdem wurde sein Oberbefehl nicht verlängert, sodass er sich nach einer neuen Betätigung umsehen musste.11 Daher schloss er sich mit dem Volkstribunen P. Sulpicius Rufus zusammen, um das Kommando gegen Mithridates zu erhalten, der von Pontos aus in Asia eingefallen war. Der Oberbefehl im sog. ersten Mithridatischen Krieg war bereits Sulla zugelost worden und wurde nun von Sulpicius mittels Volksbeschluss auf Marius übertragen (App. b.c. 1,56,249; Liv. per. 77; Vell. 2,18,6; Plut. Mar. 34; Sull. 8). Dies bewegte Sulla zu dem ungeheuerlichen Akt, seine bereitstehenden Truppen nach Rom zu führen 156

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M. Livius Drusus und der Bundesgenossenkrieg

und gewaltsam in die Politik einzugreifen. Marius wurde zum Staatsfeind (hostis) erklärt und geächtet, sodass er nach Nordafrika entweichen musste. Nach Sullas Abgang in den Osten entschloss er sich seinerseits, zusammen mit dem Konsul L. Cornelius Cinna Rom militärisch einzunehmen (MRR 2,46).12 Im Jahre 86 v. Chr. wurde er daraufhin zum siebten Mal Konsul, starb aber schon im Januar (App. b.c. 1,75,345 f.; Liv. per. 80; Plut. Mar. 43–46). Damit ging die außergewöhnliche Karriere eines homo novus zu Ende, der einen neuen Typ von Befehlshaber kreiert hatte. Dieser stand über Jahre im Feld und unterhielt eine Heeresklientel. Dabei ergab sich zugleich ein neues Problem, das sich mit außerordentlichen Heereskommandos und deren Verlängerung (prorogatio) verband. Im Streit mit Sulla um das Kommando gegen Mithridates hatte Marius zwar erneut mit der Volksversammlung kooperiert, deren Entscheid aber letztlich mit Gewalt umgestoßen wurde. Sullas Soldaten ließen sich im Vertrauen auf den Feldherrn und mit der Aussicht auf Beute zum Marsch auf Rom bewegen; die res publica wurde damit zum Spielball der Truppenführer und ihrer Soldatenklientel. Sulla begann zwar nach seiner Rückkehr aus dem Osten und einem neuerlichen Bürgerkrieg, die Republik mit aller Konsequenz zu restituieren, ohne dass die anstehenden Probleme dadurch aber beseitigt worden wären.

M. Livius Drusus und der Bundesgenossenkrieg M. Livius Drusus war im Gegensatz zu Marius von vornehmer Abkunft und wurde im Jahre 91 v. Chr. Volkstribun. Dabei versuchte er, verschiedene hergebrachte Probleme im Sinne des Senats zu lösen, darunter die Besetzung der Gerichtshöfe (Cic. de orat. 1,24; Liv. per. 70 f.; Flor. 2,5). Diese waren stets zwischen Senatoren- und Ritterstand umstritten geblieben, v. a. im Geschworenengerichtshof de repetundis, der seit den Gracchen mit Rittern besetzt war. Gemäß Drusus’ Kompromissvorschlag sollten 300 Ritter in den Senat aufgenommen 157

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und die Gerichtsbarkeit auf die Senatoren übertragen werden; zugleich war geplant, Korruption von Rittern an den Gerichten zu bestrafen (App. b.c. 1,35,157–161; Liv. per. 70 f.; Vell. 2,13,2; vir. ill. 66,4. 10). Um den Senat politisch zu stärken, sah Drusus also vor, die führenden Ritter zu assimilieren und dadurch die ritterliche Opposition zu neutralisieren.13 Drusus war zwar ein optimatisch gesinnter Politiker, der aber populare Programmpunkte aufgriff und diese zugunsten des Senats umzusetzen versuchte.14 Daher brachte er ein Getreidegesetz ein, das entweder eine Preisreduktion vorschlug oder die lex Sempronia frumentaria wieder aktivieren wollte (Liv. per. 71). Sein Ackergesetz sah die Verteilung des restlichen ager publicus (Staatsland) vor und beinhaltete auch den ager Campanus; in Italien und Sizilien sollten Kolonien angelegt werden (Liv. per. 71; App. b.c. 1,35,156. 36,162 f.; Ps.-Aur. Vict. vir. ill. 66,4), wie schon Drusus’ Vater im Jahre 122 v. Chr. vorgesehen hatte. Diese Maßnahmen dienten zur Verbreiterung der eigenen politischen Basis und Verabschiedung seines weiteren Gesetzesprogramms. Dennoch strebte er aber auch ernsthafte Problemlösungen an, wie die zwei eingesetzten Ackerkommissionen nahelegen (decemviri agris dandis assignandis und quinqueviri agris dandis assignandis lege Saufeia; CIL I2 1, p. 199; X 44 + p. 1003). Drusus sah zudem eine Münzverschlechterung vor, bei der durch die Beimengung unedlen Metalls nominal größere Summen erzielt wurden (Plin. nat. 33,46). Der erreichte Mehrertrag dürfte auch der Finanzierung seiner Gesetzesvorlagen gedient haben. Aufgrund der eigegangenen Kompromisse erwiesen sich diese letztlich aber als problematisch. Die Ritter wurden nur teilweise privilegiert und den Senatoren aufgrund der Erweiterung ihres Kreises sowie wegen dem Ackerund Getreidegesetz viel abverlangt. Dies rief den Widerstand einiger tribunizischer Kollegen und des Konsuls L. Marcius Philippus hervor. Als der Senat die Gesetze wieder aufhob, verzichtete Drusus als optimatisch gesinnter Volkstribun auf Gegenwehr (GCG 134 f.). Das zweite wichtige Anliegen neben den Gerichtshöfen bildete die Bundesgenossenfrage. Diese konnte wegen der wachsenden Opposition im Herbst des Jahres 91 v. Chr. aber nicht mehr gelöst werden. Vorgesehen war das Bürgerrecht für Bundesgenossen, d. h. das Bürgerrecht 158

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sollte sämtlichen italischen socii zugeteilt werden, sodass diese vollständig in den römischen Bürgerverband integriert worden wären (Liv. per. 71; Vell. 2,14,1; Flor. 2,5; App. b.c. 1,35,155). Dies war im Prinzip ein gerechtes Zugeständnis, um das bestehende System zu stabilisieren. Dennoch hat es am meisten polarisiert und war auch beim Volk, das Benachteiligungen befürchtete, unbeliebt. Der ungebrochene Widerstand löste nun heftige Unruhe bei den Bundesgenossen aus. Drusus warnte die Konsuln zwar vor dem Aufstand der socii, wurde aber aufgrund seiner Kontakte der Verschwörung verdächtigt und schließlich umgebracht (App. b.c. 36,163 f.; Ps.-Aur. Vict. vir. ill. 66,12; Plin. nat. 28,148). Damit hatte sich auch Drusus’ Reform als erfolglos erwiesen, obwohl sie von optimatischer Seite betrieben worden war. Als Folge des Scheiterns entbrannte in den Jahre 91 bis 88 v. Chr. der Bundesgenossenkrieg.15 An diesem beteiligten sich vorwiegend oskisch-sabellische Stämme, nämlich die Marser im Norden sowie die Samniten und Lukaner im Süden. Treu blieben die latinischen Kolonien, die Griechen Süditaliens, Etrurien und Umbrien. Die Italiker bildeten einen eigenen Bundesstaat mit einer Kriegsverfassung, gestützt auf einen Senat sowie zwei Konsuln.16 Hauptstadt der Bundesgenossen wurde Corfinium in Mittelitalien (120 Kilometer östlich von Rom), das den Namen Italia erhielt. Die für das Militär des Bundes geprägten Münzen zeigten den italischen Stier, der die römische Wölfin unterwirft (GCG 143 f.). Rom war nochmals grundsätzlich gefordert, sein Machtfundament in Italien zu stabilisieren. Im Jahre 90 v. Chr. ging das Kommando gegen die Marser an den Konsul P. Rutilius Lupus, dasjenige gegen die Samniten an den Konsul L. Iulius Caesar (MRR 2,25). Diesem wurde auch Sulla beigegeben, der seinerzeit unter Marius gegen Iugurtha gekämpft hatte (App. b.c. 1,41,179). Der Aufstand wurde unter großen Verlusten zurückgeschlagen und ein Kompromiss gesucht. Die konsularische lex Iulia versprach den treu gebliebenen Bundesgenossen volles Bürgerrecht (GCG 142), sodass einige Gemeinden in den Status von municipia erhoben wurden und unter Sulla eine entsprechende Anpassung ihrer Verfassungen erfuhren. Die tribunizische lex Plautia Papiria vom Jahre 89 v. Chr. ermöglichte allen Bewohnern Italiens den Erwerb des Bürger159

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rechts, sofern sie sich innerhalb von 60 Tagen beim Praetor meldeten (Cic. Arch. 4,7; Schol. Bob. p. 175St.; App. b.c. 1,53,231).17 Dadurch wurde ganz Italien bis zur Po-Ebene römisches Gebiet und blieb nun endgültig befriedet. Ein Folgeproblem war, dass die Neubürger nur auf wenige, wohl neugeschaffene Tribus aufgeteilt wurden, sodass ihr Gewicht in Abstimmungen gering gewesen wäre. P. Sulpicius Rufus wollte daher als Volkstribun des Jahres 88 v. Chr. die Neubürger – wie auch die Freigelassenen (liberti) – auf alle herkömmlichen 35 Tribus verteilen (Liv. per. 77; App. b.c. 1,55,242–56,249; Asc. p. 52St.). Dafür brauchte er Unterstützung, die er bei senatskritischen Rittern und bei Marius fand.18 Als Sulpicius dann das militärische Kommando gegen Mithridates auf Marius übertragen ließ, hatte dies Sullas Marsch auf Rom zur Folge. Die Gesetze des Sulpicius wurden unter den Augen Sullas vom Senat wieder annulliert (App. b.c. 1,59,268). Die Verteilung der Neubürger auf alle Tribus wurde allerdings unter Cinna wieder durchgebracht und schließlich auch von Sulla akzeptiert; während die Verteilung der liberti unentschieden blieb, wurde das Bundesgenossenproblem einer Lösung zugeführt.19 Die Verleihung des Bürgerrechts hatte sich als integrierender und stabilisierender Faktor erwiesen, der auch in den Provinzen zunehmend zum Zuge kam.

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L. Cornelius Sulla ist als Einzelpersönlichkeit symptomatisch für die Krise der späten Republik. Er trat an, um die anstehenden Probleme zu beheben und die traditionelle Herrschaft des Senats wiederherzustellen. Gleichzeitig passte Sulla aber selbst nicht mehr in diese Strukturen, da er zu unkonventionellen, gewalttätigen Mitteln griff und auch übersteigerte persönliche Ansprüche zum Ausdruck brachte. Dabei glaubte er an eine göttliche Sendung und Bevorzugung, die sich in seinem Beinamen »Felix« niederschlug (Plut. Sull. 34).1 Als Heerführer nach marianischem Muster war Sulla mit einer persönlichen Klientel ausgestatten. Dies ermöglichte ihm, als erstem Römer ein Heer nach Rom zu führen, um seine Ziele durchzusetzen. Erstmals kam es mittels öffentlicher Ausschreibungen (sog. Proskriptionen) zu einer systematischen Ausschaltung der politischen Gegner. Ferner wurde die Institution der Diktatur wieder aktiviert, die Sulla zum ersten Mal auf unbestimmte Zeit einnahm. Dabei initiierte er ein umfassendes Reformprogramm, das die politische Ordnung wieder stabilisieren und auch die Reichsverwaltung rationalisieren sollte. Nach der Durchführung seiner Maßnahmen ist Sulla als Republikaner aber wieder zurückgetreten – im Unterschied zum späteren Diktator Caesar, der ihn deshalb als politischen Analphabeten bezeichnete (Suet. Iul. 77).

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Laufbahn Sulla wurde im Jahre 138 v. Chr. in eine patrizische Familie geboren, deren Ruhm aber verblasst war. Mit 30 Jahren wurde er Quaestor für das Jahr 107 v. Chr. und durch Los dem Konsul Marius beigegeben (Sall. Iug. 95). Dafür sammelte Sulla in Italien eine Reiterei, die er Marius in Nordafrika zuführte. Dort entschied er die Schlacht bei Cirta gegen Iugurtha von Numidien (Sall. Iug. 101), sodass sein Kommando verlängert wurde. Er amtierte als Proquaestor 106 v. Chr. und als Propraetor 105 v. Chr., wobei er beim König von Mauretanien, Bocchus I., die Auslieferung Iugurthas erreichte (Sall. Iug. 113). In den Jahren 104 und 103 v. Chr. fungierte Sulla als Gesandter (legatus) und Militärtribun unter Marius in Gallien. Dabei nahm er Copillus, den Führer der keltischen Tectosagen, gefangen und erreichte ein Bündnis mit dem Stamm der Marser; in den Jahren 102 bis 101 v. Chr. diente er unter dem Konsul Q. Lutatius Catulus in Norditalien gegen die Kimbern, die besiegt und somit von Rom ferngehalten werden konnten (Plut. Sull. 4; Mar. 25).2 Sullas nächstes Amt war die Praetur, wobei das Datum aber unklar bleibt. Die Bewerbung erfolgte möglicherweise bereits für das Jahr 98 v. Chr., also zum frühesten Zeitpunkt bzw. mit 40 Jahren (suo anno), und dürfte dann für das Jahr 97 v. Chr. erfolgreich gewesen sein.3 Somit hatte er die Aedilität ausgelassen, sorgte aber als praetor urbanus mit Löwenspielen für die allgemein erwartete Massenunterhaltung (Plin. nat. hist. 8,53; Sen. brev. vit. 13,6). Nach der Praetur wurde Sulla wohl schon im Jahre 96 v. Chr. Propraetor in der Provinz Kilikien (MRR 2,18: 92 v. Chr.). Im Osten kämpfte er gegen die Piraten und gegen den Vormarsch von Mithridates VI. von Pontos nach Kappadokien. Dort setzte er Ariobarzanes wieder auf den kappadokischen Thron und hielt ein erstes Treffen mit den Parthern ab. Diese hatten ihre Herrschaft bis an den Euphrat ausgebreitet, sodass die Interessensphären in einem Abkommen abgegrenzt werden sollten (Liv. per. 70; Vell. 2,24,3; Plut. Sull. 5).4 Im Bundesgenossenkrieg amtierte Sulla in den Jahren 90/89 v. Chr. als Legat oder nochmals als Promagistrat; unter dem Konsul von 90 162

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Laufbahn

v. Chr., L. Iulius Caesar, versuchte er, die römische Festung Aesernia in Samnium zu befreien (Liv. per. 75; App. b.c. 1,40; Front. strat. 1,5,17). Zudem unterstützte er Marius bei seinem siegreichen Kampf gegen die Marser in Mittelitalien. Im Jahre 89 v. Chr. schwächte er die Samniten in Kampanien, wobei es zur Einnahme von Stabiae und Pompeji kam (Plin. nat. 3,70). Ferner besiegte er eine Armee der Samniten bei Nola und drang in weitere samnitische Gebiete vor (MRR 2,36).5 Diese Erfolge ermöglichten es Sulla, im Jahre 88 v. Chr. das Konsulat zu übernehmen (Diod. 37,25; Vell. 2,17; Plut. Sull. 6). Dabei erhielt er die Provinz Asia und das Kommando gegen Mithridates VI. in Kleinasien zugelost (Vell. 2,18; App. b.c. 1,55,241; Mithr. 22,83 f.). Dieser hatte den Bundesgenossenkrieg zu einer Offensive im mittleren und westlichen Kleinasien genutzt und war in die Provinz Asia eingefallen. Dort erließ er den sog. Blutbefehl von Ephesos, der weitreichende Folgen hatte: Die einheimische Bevölkerung von Kleinasien beging ein Massaker an Römern und Italikern, um ihre Erbitterung über die Steuerpacht und die wirtschaftliche Kontrolle der Händler zu rächen. Zudem schlossen sich zahlreiche Städte Griechenlands Mithridates an.6 Marius hätte den Oberbefehl zur militärischen Lösung des Konflikts ebenfalls gerne übernommen, um sich im Osten weiter zu profilieren. Daher schloss er sich mit dem Volkstribunen P. Sulpicius Rufus zusammen, der in der Volksversammlung das Kommando gegen Mithridates von Sulla auf Marius übertragen ließ. Sulla schaffte es daraufhin, seine bereits versammelten Truppen Richtung Rom in Bewegung zu setzen, da es nicht nur um seine eigenen Interessen ging, sondern für die Soldaten auch Beute verloren zu gehen drohte (App. b.c. 1,55– 57,242–253; Plut. Sull. 8 f.; Mar. 35). Dieser erste Marsch nach Rom bedeutete für die Republik einen ungeheuerlichen Vorgang, bei dem die Offiziere allerdings nicht mitmachten (App. b.c. 1,57,253). In Rom traf Sulla auf Widerstand im Volk, der aber leicht zu brechen war (Plut. Sull. 8). Da ihm auch politische Opposition entgegenstand, musste er Kompromisse eingehen, um möglichst rasch in den Osten abgehen zu können. Daher veranlasste er die Wahl des gegnerischen L. Cornelius Cinna zum Konsul 163

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11 Sulla

für das Jahr 87 v. Chr., was sich indes als folgenreich erwies. Dieser machte nämlich Sullas Maßnahmen wieder rückgängig (App. b.c. 1,73,339) und errichtete zusammen mit Marius eine eigene Herrschaft.7 Marius starb allerdings Anfang des Jahres 86 v. Chr., worauf sich Cinna bis zum Jahr 84 v. Chr. wiederholt selbst zum Konsul bestimmte. Dabei führte er ein eigenmächtiges Ausnahmeregime, vollzog jedoch auch Reformen. Die Neubürger wurden auf alle Tribus verteilt (Liv. per. 84) und die Schulden auf ein Viertel reduziert (Vell. 2,23,2). Cinna wollte zugleich Sulla neutralisieren und von Italien fernhalten. Es gelang ihm aber nicht, eine einheitliche Front gegen Sulla aufzubauen. Als er Truppen in Ancona einschiffen wollte, wurde er im Jahre 84 v. Chr. ermordet (MRR 2,60).8 In der Zeit von 87 bis 84 v. Chr. amtierte Sulla als Prokonsul im Krieg gegen Mithridates.9 Im Jahre 87 v. Chr. besetzte er Athen, das wie viele andere griechische Städte mit Mithridates kooperierte (Plut. Sull. 12–14). Im nächsten Jahr wurde die Armee des Mithridates in Griechenland bei Chaironeia und Orchomenos besiegt (Plut. Sull. 15– 21; App. Mithr. 41,156––45,176; 49,194–50,202). Anschließend folgten Verhandlungen mit Mithridates in der Troas (85 v. Chr.), worauf dieser die eroberten Gebiete räumen musste, aber als König von Pontos anerkannt blieb (Plut. Sull. 24; App. Mithr. 55 f., 222–225). Im Jahr darauf kehrte Sulla nach Griechenland zurück, wo er in Athen einen skrupellosen Raub von Kunstschätzen organisierte (Paus. 10,21,6; Lukian. Zeux. 3). Schließlich erfolgte die Rückkehr nach Italien (83 v. Chr.), nachdem Sulla die Truppen nochmals auf sich eingeschworen hatte (Plut. Sull. 27). Dort schloss sich der junge Pompeius Sulla mit einem privat ausgehobenen Heer an und wurde von diesem als Imperator begrüßt, sodass er trotz seines eigenmächtigen Handelns offizielle Anerkennung fand (Plut. Pomp. 6–8; Dio 33,107). Sulla besiegte daraufhin die Heere der beiden Konsuln sowie die verbündeten Samniten (MRR 2,63). Da jetzt beide Konsuln tot waren, wurde der princeps senatus L. Valerius Flaccus als Interrex eingesetzt (App. b.c. 1,98,459). Anstatt Konsulwahlen abzuhalten, brachte dieser in Absprache mit Sulla in der Volksversammlung einen Beschluss durch, der ihm erlaubte, einen Diktator ein164

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Maßnahmen als Diktator 82/1 v. Chr.

zusetzen (Cic. leg. agr. 3,5; leg. 1,42). Anschließend wurde Sulla eine Diktatur zugeteilt, die erstmals einen zivilen Auftrag zur Wiederherstellung der Republik beinhaltete (dictator legibus scribundis et rei publicae constituendae; Cic. Att. 9,15,2; App. b.c. 1,99,462). Zugleich entfiel die zeitliche Beschränkung auf sechs Monate, die für dieses Amt üblich war.10 Sulla hatte schon bei seiner Rückkehr nach Rom die Verfolgung der politischen Gegner aufgenommen. Nach der letzten Schlacht am Collinischen Tor vom 1. November, bei der 6000 bis 8000 Samniten umgebracht worden waren (App. b.c. 1,93,432; Plut. Sull. 29 f.), wurden durch die Proskriptionen die Namen von politischen Gegnern auf Listen veröffentlicht. Dies hatte zur Folge, dass die Betreffenden als vogelfrei galten und ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt war. Der Besitz von Sullas Gegnern wurde eingezogen und an seine Anhänger verschachert, sodass sich etliche Sullaner, darunter der spätere Triumvir M. Licinius Crassus, bereichern konnten. Mindestens 40 Senatoren und 1600 Ritter wurden getötet (App. b.c. 1,95,442; Flor. 2,9,25). Insgesamt gelangten 4700 Gegner auf die Listen (Val. Max. 9,2,1), die bis zum 1. Juni 81 v. Chr. kursierten und auch viele Unbescholtene trafen.11 Zugleich hatte Sulla mit der Durchsetzung seines Reformprogramms begonnen. Im Jahre 80 v. Chr. wurde er nochmals Konsul, bis im Jahre 79 v. Chr. sein Rücktritt und baldiger Tod erfolgten (App. b.c. 1,3,10 f.).

Maßnahmen als Diktator 82/1 v. Chr. Ein Hauptziel der sullanischen Maßnahmen lag darin, den Senat zu stärken und die Magistrate zurückzubinden. Faktisch kam es zu einer Verbreiterung der magistratischen Basis und des Senats. Die Zahl der Quaestoren wurde auf 20 erhöht (Tac. ann. 11,22) und deren Aufnahme in den Senat automatisiert.12 Der Senat wurde um 300 Mitglieder aufgestockt (App. b.c. 1,100,468; Liv. per. 89), wobei wohl haupt165

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sächlich abgestiegene Familien der Nobilität und des Senatorenstandes sowie führende ritterliche Familien berücksichtigt wurden.13 Damit erfolgte nicht nur eine gewisse Integration der Ritter, sondern auch eine Verbreiterung der Führungsschicht. Andererseits wurden die Gerichte nun wieder gänzlich den Senatoren übertragen (MRR 2,75). Zudem richtete Sulla ein umfassendes System von ständigen Geschworenengerichtshöfen ein (quaestiones perpetuae). Diese rationalisierten die Kriminalgerichtsbarkeit und sollten die Oberschicht weiterhin mittels Hochverratsverfahren (maiestas) kontrollieren. Das traditionelle Amt der Censoren wurde übergangen bzw. dessen Aufgabenbereich von Sulla selbst übernommen.14 Die Stellung der Konsuln hat Sulla insofern gestärkt, als die Position des princeps senatus, des gewichtigsten Mannes im Senat, wegfiel und die Konsuln die Leitung der inneren Staatsgeschäfte übernahmen. Zugleich wurde aber ein zehnjähriges Intervall zwischen der Ausübung derselben Magistratur eingeführt bzw. eingeschärft – falls die Bestimmung von 342 v. Chr. überhaupt noch Bestand hatte (Liv. 7,42,2; App. b.c. 1,100,466). Der zeitliche Abstand galt für alle Beamten, war aber hauptsächlich für Konsuln und Volkstribunen relevant. Die Zahl der Praetoren wurde auf acht erhöht.15 Diese mussten alle in Rom anwesend sein und waren für die Leitung der Gerichte zuständig. Das Amt der Volkstribunen mit ihrem Rogations- und Interzessionsrecht wurde eingeschränkt (Cic. Verr. 2,1,155; Liv. per. 89; App. b.c. 1,59,266). Die Vorberatung von Anträgen im Senat wurde obligatorisch, das Volksgericht abgeschafft (Cic. Verr. 1,38). Nach ihrem Amtsjahr durften die Volkstribunen keine weiteren Ämter mehr übernehmen, was ihre Stellung unattraktiv machte (App. b.c. 1,100,467).16 Sulla ging auch dazu über, die Promagistratur zu institutionalisieren. Beabsichtigt war eine möglichst automatische Abfolge von Magistratur und Promagistratur (Biennität), gerade im Hinblick auf die Verwaltung der Provinzen.17 Die Bereiche domi – militiae wurden deutlich getrennt, sodass die Beamten einen regelmäßigen Wechsel zwischen ihnen vollziehen und dadurch Italien demilitarisieren sollten. Schließlich wurde auch die Zahl der Priester erhöht, wobei diese nicht mehr gewählt, sondern wieder kooptiert wurden (Dio 37,37,1; Ps.-Asc. p. 188St.). Dies war als Maßnahme gegen Wahlbestechung (ambitus) gedacht und 166

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sollte zur Stärkung der traditionellen Elite beitragen; die Magistratswahlen wurden im gleichen Sinne von November auf Juli vorverlegt, sodass gerichtliche Verfahren bis zum Amtsantritt abgeschlossen werden konnten und kein Interregnum erfolgen musste.18 Insgesamt gab es also im Zusammenhang mit ambitus, maiestas, Kollegialität und Biennität verschärfte Kontrollen der Magistraturen, aber auch eine Stärkung der Konsuln und Praetoren. In der Praxis zeigten sich bald einige Mängel der sullanischen Maßnahmen. Die Verdoppelung des Senats brachte weder die nötige Festigung, noch konnte sie die alte Standessolidarität wiederherstellen. Die Proskriptionen hatten einen Vertrauensverlust bewirkt, sodass die Krise in der Führungsschicht nicht behoben wurde und ein Konsens weiterhin ausblieb. Das Volkstribunat war nicht die Wurzel des Übels und ließ sich nicht einfach einschränken. Die Rolle des Volkes und die Bedeutung der Klientel bzw. Veteranen wurden zu wenig berücksichtigt. Ein Heerführer konnte mittels Heeresklientel Macht erlangen, die über die angestammten Amtskategorien hinausgingen. Da keine weiteren Schutzmaßnahmen gegen Heereskommandanten vorgesehen waren, blieb ein grundlegendes Problem der Republik erhalten.19 Dies gilt auch für die soziale Notlage, obwohl Sulla das Agrarproblem auf eigene Weise in Angriff genommen hatte. 23 Legionen (App. b.c. 1,100,470; Liv. per. 89: 47 Legionen) bzw. 120 000 Soldaten (App. b.c. 1,104,489) wurden in Kolonien in Kampanien, Umbrien und Etrurien Ländereien zugeteilt, so in Pompeji, Nola und Praeneste – was eine Neuansiedlung in besiegten Orten bedeutete. Den Veteranen wurde Land zugewiesen, das den Gegnern abgenommen worden war. Dies brachte eine große wirtschaftliche Umverteilung, hatte aber auch die Verelendung von angestammten italischen Bauern zur Folge. Die Maßnahmen konnten insofern nicht greifen, als die Akzeptanz an den neuen Siedlungsorten fehlte. Die feindliche Umgebung und mangelnde örtliche Vertrautheit der ausgedienten Soldaten standen einem wirtschaftlichen Erfolg entgegen, sodass es wieder zu Landverkäufen kam. Letztlich profitierte eine kleine neue Elite, welche ihre Güter vergrößerte, wogegen die Agrarkrise und die sozialen Probleme der Republik nicht behoben wurden.20

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Ausblick Nach dem Rücktritt Sullas brach ein Kampf um dessen Maßnahmen aus, der erst im Jahre 70 v. Chr. unter den Konsuln Pompeius und Crassus zu einem Ende kam. Diese setzten einige wesentliche Änderungen in der sullanischen Verfassung durch, ohne sie jedoch grundsätzlich abzuschaffen. Es wurden nun wieder regelmäßig Censoren eingesetzt, die volle tribunicia potestas hergestellt und das senatorische Monopol in den Gerichten aufgehoben (GCG 270–273). Dies weist darauf hin, dass das uneingeschränkte Volkstribunat und die Censur unverzichtbar waren und sich die Ritter nicht einfach aus den Gerichten ausschließen ließen. Die Volkstribunen hatten vor dem Volk schon bald gegen die Einschränkungen des Amtes agitiert und waren bereits im Jahre 75 v. Chr. wieder zur Ausübung weiterer Ämter nach dem Tribunat zugelassen worden (GCG 245; MRR 2,96). In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass das Volkstribunat längst in die offizielle Ämterlaufbahn integriert war, aus der es sich nicht so leicht entfernen ließ. Das Tribunat hatte zwar einen »revolutionären« Ursprung, galt aber auch als republikanische Errungenschaft. Es war ein Bestandteil der bürgerlichen Freiheit (libertas) und ein Grundelement der gemischten Verfassung. In dieser repräsentierte es den Anteil des Volkes und konnte daher in seinen Kompetenzen nicht einfach beschnitten werden.21 Die Censoren gehörten genauso zur herkömmlichen Verfassung und trugen zur Kontrolle der römischen Aristokratie und deren standesgemäßem Verhalten bei. Wie das Tribunat ließ sich auch die Censur nicht ohne Weiteres von der republikanischen Verfassung abkoppeln. Ihr oblag die Führung der Senatorenliste, von der fehlbare Mitglieder gestrichen werden konnten. Als im Jahre 70 v. Chr. zum ersten Mal wieder Censoren eingesetzt wurden, gingen diese gegen eine beachtliche Zahl korrupter Senatoren vor. 64 Mitglieder, die unter Sulla in den Senat aufgenommen worden waren, wurden wieder von der Liste entfernt (Liv. per. 98). Sie hatten die traditionellen Erwartungen nicht erfüllt und schienen aufgrund ihrer Herkunft wenig geeignet, dem Senatorenstand seine alte Würde zu verleihen.22 168

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Ausblick

Hinsichtlich der Ritter war schon seit der Gracchenzeit deutlich geworden, dass diese nicht in den Senat aufsteigen, sondern eine unabhängige Stellung behalten wollten, um eine politische Kontrolle über die senatorische Führungselite ausüben zu können. Der Ritterstand gab sich nicht damit zufrieden, dass einige seiner führenden Vertreter im Senatorenstand assimiliert wurden. Den Rittern lag vielmehr daran, die Senatoren wieder aus den Geschworenengerichten zu drängen und selbst als Richter zu amtieren, um weiterhin eine eigenständige Position gegenüber den Senatoren aufrechtzuerhalten. Im Jahre 70 v. Chr. kam es schließlich zu dem breit akzeptierten Kompromiss, die Richterstellen gleichmäßig unter die Gruppierung der Senatoren, Ritter und Aerartribunen, die aus der obersten Censusklasse der Plebejer stammten, aufzuteilen (Cic. Phil. 1,20; Liv. per. 97; Asc. p. 61St.).23 Obwohl mit der Wiederherstellung des Tribunats, der Censur und der gemischten Geschworenenhöfe im Jahre 70 v. Chr. drei zentrale Elemente der sullanischen Verfassung entfielen, waren andere Teile noch längere Zeit in Kraft. Die von Sulla systematisch installierten Geschworenengerichte blieben in der späten Republik das zentrale Element des Gerichtswesens. Auch wenn die Volkstribunen wieder in den Besitz ihrer vollen Rechte gelangten, kam es nur noch vereinzelt zu Gerichtsverhandlungen vor der Volksversammlung. Der Großteil der Prozesse fand vor den Geschworenenhöfen statt und wurde auch von den Tribunen nicht infrage gestellt.24 Sulla hatte ein praktikables System entwickelt, das mit der Aufteilung der Richterstellen unter den führenden Gesellschaftsgruppen im Jahre 70 v. Chr. zu einem breit abgestützten Abschluss kam. Was den Senat betrifft, so wurde die Verdoppelung seiner Mitglieder zunächst nicht mehr angetastet, bis Caesar die Zahl der Senatoren am Anfang der 40er-Jahre v. Chr. nochmals erhöhte (Dio 43,27,2). Diese Erweiterung sollte jedoch weder der Stärkung der herkömmlichen Elite noch der senatorischen Standessolidarität dienen, sondern die Stellung der führenden Persönlichkeit fördern. Nach Sulla wurde die Position des princeps senatus nicht mehr automatisch durch denjenigen eingenommen, der sich die größten Verdienste um die Republik erworben hatte.25 Deshalb war der Senat nach Sulla auch in seinen ei-

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genen Reihen zunehmend mit dem Führungsanspruch von eigenmächtigen Einzelpersönlichkeiten konfrontiert. Im Hinblick auf die Praetur und das Konsulat ist nicht ganz klar, ob Sulla tatsächlich eine obligatorische und automatische Abfolge von Magistratur und Promagistratur festlegte. Unklar ist ferner, ob er zugleich die Praetoren und Konsuln auf die Stadt Rom als Amtsgebiet verpflichtete, also auf den Bereich domi reduzierte. Jedenfalls haben sich die Konsuln auch nach Sulla verschiedentlich außerhalb von Rom bzw. im Bereich militae aufgehalten und scheinen demnach nicht strikt auf die Stadt und den Zivilbereich festgelegt gewesen zu sein.26 Ferner ist festzustellen, dass die Promagistraturen auch nach Sulla oft länger als ein Jahr dauerten und entsprechende Bereicherungsmöglichkeiten boten. Die Magistrate hatten im Zusammenhang mit ihrer Amtsbewerbung hohe Kosten zu tragen und waren daran interessiert, möglichst bald eine Promagistratur zu übernehmen, um ihre Finanzen wieder auszugleichen. Dagegen hatte auch Sulla nichts unternommen. Zudem konnte seine Reglementierung der Ämterfolge nicht gewährleisten, dass es zu einer jährlichen Erneuerung an der Spitze der Regierung kam. Seine Maßnahmen reichten nicht aus, um das Streben führender Männer nach einer dauerhaften Position wirksam in Schranken zu halten.

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Pompeius

Cn. Pompeius Magnus (106–48 v. Chr.) war einer der ambitioniertesten Feldherren und Politiker in der Nachfolge Sullas, unter dem er seinen Aufstieg begonnen hatte. Dennoch bewahrte er eine unabhängige Stellung, wobei der Senat immer wieder auf ihn angewiesen war, zuletzt gerade gegen Caesar. Pompeius entwickelte römische Reichspläne in Anlehnung an Alexander den Großen und legte sich dementsprechend bereits im Jahre 81 v. Chr. den Beinamen »Magnus« zu, der ihm schon von seinen Truppen zugetragenen worden war (Plut. Mar. 13; Liv. per. 103).1 In der Folge erwarb er sich Verdienste um die Herrschaftssicherung und Reichsorganisation im Osten des Mittelmeerraumes, die ihm auch eine persönliche Machtbasis verschafften. Zur politischen Konsolidierung seiner Errungenschaften war Pompeius aber auf die Verbindung mit Caesar angewiesen, der ihn forthin überflügelte. Pompeius wurde zu Beginn des Jahres 49 v. Chr. vom Senat zwar zur militärischen Verteidigung Roms beauftragt, aber der Kampf gegen den neuen Diktator erwies sich schließlich als aussichtslos. Die Ansprüche und Wirkungsabsichten des Pompeius gehen auch aus seinem rundplastischen Porträt hervor. Dieses stellt eine Mischung aus einem tatkräftigen Kriegshelden im Stile Alexanders und einem friedlich-bescheidenen Politiker dar, der Mäßigung, Rechtschaffenheit und Versöhnung zum Ausdruck bringt. Solche Eigenschaften schrieben ihm schon Valerius Maximus (5,1,9 f.), Velleius Paterculus (2,53,3) und Plutarch (Pomp. 1) zu; obwohl ihn einige Zeitgenossen für gefährlich oder schwer einschätzbar hielten und entsprechend kritisierten (Sall. hist. 1,53; 3,88; Cat. 19; Cic. Att. 8,16,2), verkörperte er durch seine Rücksichtnahme auf das republikanische System insgesamt ein 171

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Gegenbild zu Caesar und stellte mit seiner Ordnung des Reiches auch einen Vorläufer des Augustus dar.2

Abb. 15: Porträtkopf des Pompeius, im Archäologischen Museum der WWU Münster befindlicher Gipsabguss des Originals (Ny Carlsberg Glyptotek Kopenhagen, Inv. 733).

Das Bildnis des Feldherrn und Politikers war einst auf dem Marsfeld im monumentalen Pompeius-Theater aufgestellt. Dieses war im Jahre 55 v. Chr. mit Mitteln errichtet worden, die Pompeius auf seinen Kriegszügen im Osten erworben hatte.3 Mit dieser Anlage war Pompeius in der Hauptstadt von der Tradition der provisorischen Theaterbauten aus Holz abgewichen, kombinierte den festen Zuschauerraum aber neu mit einem darüberliegenden Tempel der Venus Genetrix. Dazu kamen eine prächtige Platzanlage und ein Versammlungsgebäude des Senats, sodass dieser auch außerhalb des pomerium tagen konnte. Hier war es zudem, wo Caesar im Jahre 44 v. Chr. ermordet werden sollte. 172

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Aufstieg

Aufstieg Pompeius stammte aus einer plebejischen Familie aus Picenum, die erst seit Kurzem den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft hatte.4 Er begann seine militärische Karriere als Jugendlicher unter seinem Vater (Cos. 89 v. Chr.) im Bundesgenossenkrieg (Cic. imp. Pomp. 28; Plut. Pomp. 3). Im anschließenden Bürgerkrieg hielt er zu Sulla und distanzierte sich von Cinna, der während der Abwesenheit von Sulla als Konsul in Rom eine eigene Herrschaft errichtet hatte. Im Jahre 83 v. Chr. betrieb Pompeius eine private Heereswerbung und hob drei Legionen aus der Klientel seines Vaters in Picenum aus, die er Sulla bei dessen Rückkehr aus dem Osten zuführte (Plut. Pomp. 6; Liv. per. 85; Caes. b.afr. 22; Dio 33,107). Dieser begrüßte ihn als Imperator (Plut. Pomp. 8; Crass. 6; Diod. 39,10), was eine unerhörte Tat darstellte. Pompeius wurde unter Sulla als erster Privatmann seit dem zweiten Punischen Krieg mit einem imperium ausgestattet (privatus cum imperio) und trug in der Folge zum Sieg über die gegnerischen Heere samt den rekrutierten Bundesgenossen bei. Im Jahre 82 v. Chr. übernahm er das erste offizielle imperium als Propraetor und gewann schließlich das von Sullas Gegnern besetzte Sizilien zurück (Cic. imp. Pomp. 30; Caes. b.afr. 22; Liv. per. 89; App. b.c. 1,95 f.,440. 449; Plut. Pomp. 10 f.; Eutr. 5,8,2).5 Im Jahre 81 v. Chr. beseitigte Pompeius den militärischen Widerstand von Sullas Gegnern in Afrika (Plut. Pomp. 11 f.). Zudem verhinderte er die Werbung von Truppen, die gegen Sulla ausgehoben werden sollten. Dieser musste ihm wohl schon vor dem Jahr 79 v. Chr., in dem Sulla seinen Rücktritt verkündete, einen Triumph gewähren, wofür Pompeius im Prinzip zu jung und auch ohne entsprechendes Amt war (Plut. Pomp. 14; Ps.-Aur. Vict. vir. ill. 77,2).6 Pompeius half dann auch im Kampf gegen M. Aemilius Lepidus, der als Konsul des Jahres 78 v. Chr. die Maßnahmen Sullas rückgängig machen wollte und in Etrurien einen militärischen Marsch auf Rom plante (Plut. Pomp. 16; App. b.c. 1,107,503 f.).7 Im Jahre 77 v. Chr. erzwang Pompeius gegen den senatorischen Widerstand den Oberbefehl gegen Q. Sertorius (Plut. Pomp. 17; App. b. 173

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c. 1,108,508). Dieser war aufgrund der Verfeindung mit Sulla im Jahre 83 v. Chr. als Praetor nach Spanien abgeschoben worden und hatte dort ein unabhängiges Regime errichtet, das als ernsthafte Bedrohung aufgefasst wurde. In Spanien erlitt Pompeius als Prokonsul in den Jahren 76–75 v. Chr. aber schwere Niederlagen (Plut. Sert. 18 f. 21.; Pomp. 18 f.). Erst nach der Ermordung des Sertorius im Jahre 72 v. Chr. gelang ihm die Niederwerfung des spanischen Widerstandes und die Befriedung der spanischen Provinzen (App. b.c. 1,115,534; Ib. 101,441; Mithr. 68,286–289). In diesen konnte er im späteren Bürgerkrieg gegen Caesar auf eine eigene Klientel setzen.8 Nach der Rückkehr aus Spanien wurde Pompeius nach Süditalien ausgesandt, um den Rest eines aufständischen Sklavenheeres zu schlagen, das vom thrakischen Gladiator Spartacus angeführt wurde. Damit überflügelte er zugleich den Erfolg des offiziellen Befehlshabers M. Licinius Crassus (Plut. Pomp. 21; Crass. 11). Pompeius rang dem Senat einen zweiten Triumph ab und erlangte sogar die Genehmigung, im Jahre 70 v. Chr. zusammen mit Crassus das Konsulat zu übernehmen, ohne vorher je ein ziviles Amt ausgeübt zu haben; dafür gab er dem Censor aber auch öffentlichkeitswirksam sein Ritterpferd ab und bekräftigte somit seine Zugehörigkeit zum Senatorenstand (Plut. Pomp. 22; Crass. 12).9 Als Konsul vollzog Pompeius dann eine politische Wende, sodass es zu einer Änderung der sullanischen Ordnung kam. In Bezug auf die Besetzung der Gerichte wurde ein Kompromiss vorgenommen, bei dem anstelle der Senatoren jetzt je ein Drittel Senatoren, Ritter und Aerartribunen als vermögendste Vertreter der Plebs die Richtersitze einnahmen (Cic. Phil. 1,20; Liv. per. 97; Asc. p. 61St.).10 Die Beschränkungen des Volkstribunats wurden aufgehoben (App. b.c. 1,121,560; Cic. Verr. 1,45; Vell. 2,30,4) und die Censoren wieder in ihr Amt eingesetzt. Durch diese Maßnahmen rief Pompeius eine zusätzliche Entfremdung mit dem Senat hervor. In der Folge strebte er mithilfe von Volkstribunen weitere Kommandos an, die zum Höhepunkt seiner Karriere führen sollten.

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Neuordnung des Ostens

Neuordnung des Ostens Im Jahre 67 v. Chr. übernahm Pompeius ein Kommando gegen die Seeräuber, die zu jener Zeit das ganze Mittelmeer und den römischen Handel grundlegend gefährdeten. Ein Antrag des Volkstribunen A. Gabinius führte zu einem dreijährigen Oberbefehl über das gesamte Mittelmeer und die Küsten, wofür bis zu 20 Legionen und 500 Schiffe zur Verfügung standen (MRR 2,146). Dieser groß angelegte Auftrag wurde in nur drei Monaten erfüllt und bescherte Pompeius auch eine Klientel unter den besiegten Piraten, die in Kilikien neu angesiedelt wurden.11 Im Jahre 66 v. Chr. verschaffte der Volkstribun C. Manilius für Pompeius den Oberbefehl gegen Mithridates VI. von Pontos und Tigranes I. von Armenien, der in Syrien und Kappadokien eingefallen war (MRR 2,153. 155). Dieses Kommando war im Jahre 74 v. Chr. L. Licinius Lucullus zugeteilt worden, dem der entscheidende Durchbruch trotz eines Sieges über die beiden Herrscher im Jahre 68 v. Chr. jedoch nicht gelungen war.12 Pompeius wurde jetzt mit dem Zuspruch von Cicero (De imperio Cn. Pompei) und Caesar mit einem überaus großen Operationsgebiet sowie bedeutenden finanziellen und militärischen Mitteln ausgestattet. Auf seiner Mission gewann Pompeius im Osten die bis zum Euphrat herrschenden Parther für sich (Liv. per. 100; Dio 36,45,3) und schlug Mithridates endgültig. Auch Tigranes musste nach dem Vordringen der Römer bis ans Kaspische Meer Gebiete in Kleinasien abtreten, eine Kriegsentschädigung von 36 Millionen Denaren bezahlen und wurde Freund und Bundesgenosse Roms.13 Daraufhin unternahm Pompeius eine Neuordnung des Ostens, bei der die Provinz Pontus-Bithynia geschaffen und auch Syrien als Provinz eingerichtet wurde, was das Ende des Seleukidenreiches bedeutete. Die umliegenden Herrscher und Könige in Galatien, Kappadokien, Pontos und Armenien fungierten als Klientelfürsten und Schutzherren gegenüber den Parthern.14 Zuletzt wurde im Jahre 63 v. Chr. Iudaea eingenommen und Jerusalem erobert. Dort spielte sich ein blutiger Thronstreit zwischen Hyrkanos und seinem jüngeren Bruder Aristobulos ab, der sich im 175

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Hauptheiligtum verschanzt hatte. Dies veranlasste Pompeius, in einem maßlosen Sakrileg den Tempel zu betreten und anschließend Hyrkanos, der auf seiner Seite stand, als Hohepriester einzusetzen (Ios. ant. Iud. 14,71 f.; bell. Iud. 1,152 f.).15 Iudaea blieb Rom aber tributpflichtig und erlebte zudem neue Unruhen. Dennoch hatte Pompeius im östlichen Mittelmeerraum insgesamt viele Maßnahmen aufgegleist, die das Gebiet – auch durch Städtegründungen (Nikopolis, Pompeiopolis) – wieder stabilisierten und Rom einen bedeutenden Gebietszuwachs im Vorderen Orient bescherten. Sein Ziel war jetzt, aufgrund des von Catilina angezettelten Aufstands nach Italien abkommandiert zu werden und sich um das Konsulat zu bewerben, womit er jedoch nicht durchdrang (Schol. Bob. p. 134St.; Plut. Cic. 23; Cat. min. 26; Dio 37,43,1).

Rückkehr Als Pompeius Ende 62 v. Chr. aus dem Osten zurückkehrte, entließ er das Heer vorschriftsgemäß, ohne die Hauptstadt Rom zu bedrohen (Vell. 2,40,3; Plut. Pomp. 43; Dio 37,20,6). Damit handelte er wider Erwarten anders, als dies Sulla getan hatte, und erhielt ein Dankfest. Am 28./29. September 61 v. Chr. hielt Pompeius seinen dritten Triumph ab, der mit viel Prunk Roms Herrschaft über den Osten zum Ausdruck brachte (Vell. 2,40,3; Plin. nat. 7,98; 37,13; Plut. Pomp. 45; App. Mithr. 116,568–578; Dio 37,21).16 Dennoch blieb Pompeius isoliert, da er weitergehende Ambitionen hatte und dem Senat somit verdächtig war. Der Versuch, über ein Ackergesetz (lex agraria) des Volkstribunen L. Flavius seine Veteranen anzusiedeln, scheiterte dann auch am Widerstand des Senats (Cic. Att.1,19,4). Dieser war zudem nicht bereit, Pompeius’ im Osten eigenhändig getroffene Neuordnung global zu ratifizieren. Die folgenden Auseinandersetzungen eröffnen bereits einen Ausblick auf die letzten zwei Jahrzehnte der Republik, in denen der Feldherr vor allem auch mit Cicero und Caesar konfrontiert war. 176

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Rückkehr

Aufgrund des Widerstands im Senat schloss sich Pompeius im Jahre 60 v. Chr. mit dem Feldherr Caesar und dem Financier M. Licinius Crassus zusammen. Gemeinsam bildeten sie das sog. Erste Triumvirat, bei dem es sich um eine private Abmachung handelte (Cic. Att. 2,9,2; Dio 37,56 f.). Sie umfasste die Einigungsformel: »[…] dass nichts im Staate geschehen solle, was einem der drei missfalle« (Suet. Iul. 19,2). Caesar wurde daraufhin Konsul für das Jahr 59 v. Chr. und sorgte dafür, dass Pompeius’ Maßnahmen im Osten bestätigt wurden (Dio 38,7,5; App. b.c. 2,13,46; Plut. Pomp. 48). Ferner erließ er ein Agrargesetz, das auch Pompeius’ Veteranen berücksichtigte (MRR 2,187 f.). Schließlich heiratete Pompeius im selben Jahr Caesars Tochter Iulia, was die Verbindung der Triumvirn zunächst weiter stärkte (Plut. Pomp. 47; Caes. 5).17 Im Jahre 58 v. Chr. wurde P. Clodius Pulcher, der als Patrizier zur Plebs übergetreten war, Volkstribun. Er versuchte, mithilfe der Plebs eine unabhängige Stellung zu gewinnen und agitierte sowohl gegen den Senat als auch gegen Pompeius. Seinen optimatischen Gegner M. Tullius Cicero trieb er ins Exil, ohne dass dieser von Pompeius geschützt worden wäre (Plut. Cic. 31; Pomp. 46; Dio 38,30,1; App. b. c. 2,16,60). Im Jahre 57 v. Chr. unterstützte Pompeius jedoch Ciceros Rückkehr (Cic. Sest. 73 f.; dom. 69) und erhielt anschließend mit dessen Hilfe (Cic. dom. 16; Att. 4,1,6) sowie auf Wunsch des Volkes auf fünf Jahre prokonsularische Vollmachten für die Getreideversorgung (cura annonae). Damit sollte er die in Rom herrschende Hungerkrise beseitigen, was ihm auch gelang (Dio 39,9,3. 24,1 f.; Plut. Pomp. 49). Im Jahre 56 v. Chr. wurde der Dreibund in Luca – einer römischen Kolonie bei Pisa – erneuert. Pompeius und Crassus wurden zu Konsuln für das Jahr 55 v. Chr. gewählt (MRR 2,211). Diese verlängerten Caesars Provinzen bzw. die gallische Statthalterschaft, die er nach dem Konsulat angetreten hatte, um weitere fünf Jahre (Plut. Caes. 21; App. b.c. 2,17,63; Suet. Iul. 24). Auch sie selbst erhielten durch einen Antrag des Volkstribunen C. Trebonius Provinzen für fünf Jahre: Pompeius Spanien und Crassus Syrien (Plut. Pomp. 52; Crass. 15). Pompeius blieb aber – angeblich wegen der cura annonae – vor Rom und ließ seine Provinzen durch Legaten verwalten. 177

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Im Jahre 54 v. Chr. starb Iulia, sodass sich Pompeius’ Bindung an Caesar lockerte. Im nächsten Jahr fiel Crassus im Krieg gegen die Parther, während es in der Hauptstadt wegen der Wahlkämpfe zu Straßenschlachten sowie zu Unruhen mit Clodius kam.18 Dieser wurde am Anfang des Jahres 52 v. Chr. ermordet, worauf in Rom eine plebejische Revolte losbrach und der Notstand ausgerufen wurde (Asc. p. 38–39St.). Die Ernennung eines Diktators sollte vermieden werden, jedoch wurde Pompeius mit Unterstützung des Senats zum alleinigen Konsul (consul sine collega) gewählt, um die innere Ordnung wiederherzustellen (Liv. per. 107; Asc. p. 33–34St.; App. b.c. 2,23,84; Plut. Pomp. 54; Cat. min. 45; Dio 40,50,4).19 Caesar erreichte im selben Jahr ein Plebiszit aller zehn Volkstribunen, das ihm die Kandidatur in absentia für das Konsulat von 49 v. Chr. erlaubte, um ungehindert nach Rom zurückkehren zu können (MRR 2,236). Ein Senatsbeschluss, gestützt wohl wiederum durch ein Plebiszit, verlängerte Pompeius’ Statthalterschaft um weitere fünf Jahre (App. b.c. 2,24,92; Plut. Caes. 28), wobei dieser aber nach wie vor in der Hauptstadt benötigt wurde. Dort versäumte er es allerdings, rechtzeitig Truppen gegen Caesar zu rüsten.20

Ende Da am Ende des Jahres 50 v. Chr. Caesars Kommando ablief, wurden schon im Vorfeld dessen Ablösung in der Provinz sowie die Entlassung des Heeres gefordert. Am 1. Januar 49 v. Chr. fiel im Senat der Entscheid, der Caesar zur Rückkehr aufforderte, wogegen caesarfreundliche Volkstribunen das Veto einlegten. Am 7. Januar verhängte der Senat den Notstand (senatus consultum ultimum; Cic. fam. 16,11,2; Phil. 2,52 f.; Caes. b.c. 1,5,3; Liv. per. 109; Dio 41,3,3). Pompeius übernahm den Oberbefehl über die Truppen des Senats und organisierte in ganz Italien Aushebungen, wofür es aber zu spät war (Caes. b.c. 1,6; Cic. fam. 16,11,3; App. b.c. 2,34,134 f.; Plut. Pomp. 59–61; Caes. 33; Dio 41,3,3 f.). 178

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Ende

Caesar überschritt am 10. Januar mit seinen Truppen den Rubicon, der die Grenze zwischen Gallia Cisalpina und Italia bildete, und drang rasch nach Süden vor (Caes. b.c. 1,8. 11; Vell. 2,49,4; Suet. Caes. 32: alea iacta est). Pompeius sah sich gezwungen, Rom zu räumen und ging im März nach Griechenland, wo er die Unterstützung der Klientelfürsten und östlichen Provinzen suchte. Dabei rüstete er sowohl das Heer als auch die Flotte für die Wiedereroberung Italiens. Am Ende des Jahres 49 v. Chr. gestanden ihm die Konsuln und Senatoren in seinem Lager den Oberbefehl über sämtliche Streitkräfte in diesem Krieg zu (Lucan. 5,45–49).21 Caesar besiegte zunächst Pompeius’ Legaten in Spanien und hielt als Diktator in Rom Neuwahlen ab, sodass er für das Jahr 48 v. Chr. selbst ins Konsulat gelangte. Anschließend setzte er mit seinem Heer nach Epirus über. Pompeius wurde bei Dyrrhachion (Durrës) eingeschlossen, konnte aber ausbrechen und wich einem Gefecht mehrmals aus. Schließlich gelang es ihm, Caesars Truppen in die Flucht zu schlagen, sodass sich dieser nach Thessalien zurückzog. Am 9. August des Jahres 48 v. Chr. wurde Pompeius aber bei Pharsalos in Thessalien von Caesar vernichtend geschlagen (Caes. b.c. 3,88–99; Plut. Caes. 42–46; Pomp. 70–73). Daraufhin ergriff er die Flucht nach Ägypten zu Kleopatra VII., die von ihrem Brudergemahl Ptolemaios XIII. vertrieben worden war. Dort sollte Pompeius aber ein unrühmliches Ende finden, da er durch den Ratgeber des jungen Thronfolgers ermordet wurde (Caes. b.c. 3,104,2 f.; Vell. 2,53,2; App. b.c. 2,84 f.,354–361; Plut. Pomp. 79; Dio 42,4,4). Die letzten Truppen des Senats besiegte Caesar im Jahre 46 v. Chr. in Nordafrika.22 Rückblickend hatte Pompeius im Laufe seiner Karriere einige Stärken bewiesen, zu denen die Reichsverwaltung und militärische Organisation zählten. Seine Schwäche lag angeblich darin, dass er seine eigenen Möglichkeiten überschätzte und die Fähigkeiten seiner Gegner verkannte (Plut. Pomp. 57). Als »Magnus« hatte Pompeius zwar überzogene Ansprüche und übermäßigen Ehrgeiz, trat aber immer wieder für die traditionellen Strukturen der Republik ein. Insgesamt hatte Pompeius ein opportunistisches Verhalten entwickelt, mit dem er letztlich scheiterte. Staatsmännische Weitsicht und ein eigentliches Konzept zur Sicherung der Republik werden ihm daher gerne abge179

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sprochen.23 Dies hängt aber auch damit zusammen, dass er zum Schluss den militärischen Kampf gegen den übermächtigen Caesar verloren hatte.

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Das Volkstribunat in der späten Republik

Die Abspaltung der Plebs (secessio) von der regierenden Schicht der Patrizier (patres) zu Beginn der römischen Republik hatte zu einer eigenständigen Organisation des Volkes geführt. Tribunen wurden gewählt, um die Plebs gegen die Übergriffe der patrizischen Magistrate zu schützen. Das Hilferecht (ius auxilii), verbunden mit dem Vetorecht (ius intercessionis), bildete daher während der ganzen Republik die zentrale Aufgabe der Volkstribunen. Diese hatten auch über Nacht in der Stadt Rom anwesend zu sein (Gell. 3,2,11; 13,12,9; Dion. Hal. 8,87,6) und die Türen ihrer Häuser Tag und Nacht offen zu halten (Plut. Q.R. 81). Die Garantie der tribunizischen Schutzfunktion setzte konsequente Anwesenheit im Zentrum voraus, sodass der Wirkungskreis der Volkstribunen fast durchweg auf das Stadtgebiet und den zivilen Bereich beschränkt blieb. Obschon die Tribunen nie ein genau definiertes Aufgabengebiet erhielten, waren sie gemäß Polybios (6,15,5) verpflichtet zu tun, was dem Volk nützte. Aber die Situation änderte sich seit dem Abschluss der Ständekämpfe (287 v. Chr.), als die Plebs politische Gleichberechtigung erreichte. Entscheide der Plebs unter der Leitung ihrer Tribunen wurden jetzt als reguläre Gesetze des ganzen römischen Volkes anerkannt. Die Tribunen wurden in das politische System der römischen Republik integriert und standen weitgehend im Dienste des Senats.1 Erst in der späten Republik soll das Volkstribunat seinen aufständischen Charakter wiedererlangt haben. Die Tribunen haben sich in dieser Zeit angeblich vom Senat emanzipiert und stellten die Hauptakteure der popularen Politik dar; dabei sollen sie hauptsächlich für politische Minderheiten, speziell für die großen Feldherren, agiert haben.2 181

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Das Bild des tribunizischen Aufruhrs geht auf antike Quellen zurück, welche die Volkstribunen im 1. Jh. v. Chr. als homines seditiosi bezeichnen und verschiedene Tribunen beschuldigen, gegen die Interessen des Staates zu handeln sowie den Willen des Senats als zentrale politische Institution zu missachten. Als selbstsüchtige politische Aufrührer, die den Popularen zugerechnet werden, gelten insbesondere die beiden Gracchen (133 und 123/2 v. Chr.), L. Appuleius Saturninus (103/100 v. Chr.), P. Sulpicius Rufus (88 v. Chr.) und P. Clodius Pulcher (58 v. Chr.). Sallust bezeichnet schließlich den Konflikt zwischen dem Volk, das von aufständischen Tribunen angestachelt wird, und der Nobilität als Hauptursache für die Missstände und Krise der Republik (Iug. 30,3; hist. 1,77,14). Andererseits sieht Cicero das Volkstribunat als eine Institution, die dem Ausgleich zwischen Senat und Konsulat dient (leg. 3,16), ein prophylaktisches Mittel (temperamentum) gegen Aufruhr im Volk (leg. 3,24).3 Darüber hinaus können einige weitere Kennzeichen für die politische Rolle der Volkstribunen im republikanischen System geltend gemacht werden.4 Eine erste Aufgabe bestand in der Kontrolle der Senatsmitglieder, falls diese nicht im Sinne der Senatsmehrheit agierten. Das Tribunat diente wiederholt für die Bewältigung neuer Situationen, speziell im Zusammenhang mit außenpolitischen Aufgaben und Kriegen. Es bildete demnach ein Mittel gegen auftretende Mängel der Regierung. Eine andere Funktion des Volkstribunats, die auf seiner ursprünglichen Aufgabe der intercessio beruhte, verband sich mit der Möglichkeit, der Senatsmehrheit zu widersprechen – ein institutionalisierter Widerspruch, der als Ventil für die Opposition diente und daher am Ende die Stabilität des Systems förderte. Im Weiteren trugen die Tribunen viel zur rechtlichen Regelung des öffentlichen Lebens bei, indem sie kontroverse Themen durch die Volksversammlung zu Gesetzen erheben ließen und so Konflikte entschärften. Schließlich symbolisierten die Volkstribunen die Beteiligung des Volkes an der Regierung und hatten daher – wie Cicero schon sah – legitimierenden und stabilisierend Charakter.

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Gesetzgebung

Soziale Herkunft und politische Ausrichtung Das Volkstribunat war zwar wie jede Magistratur prinzipiell für alle Bürger offen, de facto aber nur Angehörigen des Ritter- und Senatorenstandes zugänglich. Auch in Bezug auf die späte Republik zeigt sich, dass die Volkstribunen nicht aus kleinen Verhältnissen stammten, sondern zu einem Großteil senatorischen Familien angehörten.5 Das Volkstribunat wurde nie von nichtsenatorischen, ritterlichen Familien dominiert. Zwar nahm der Anteil der Vertreter ohne prominente Vorfahren (homines novi) zu und diese spielten im Tribunat eine größere Rolle als in anderen Magistraturen. Dennoch stammten, soweit wir sehen, zwei Drittel der Tribunen aus senatorischen Familien, viele davon sogar aus konsularischen Familien. In der Regel gehörten die Tribunen auch selbst dem Senat an – spätestens seit dem Ende ihrer Amtszeit und in vielen Fällen schon zuvor, da etliche von ihnen bereits die Quaestur innegehabt hatten. Zudem war der Anteil der sog. Popularen unter den Volkstribunen relativ gering, sodass insgesamt nur wenige Vertreter gegen den Willen der Senatsmehrheit gehandelt haben.6 Populare Aktionen sind nur für ein Fünftel aller bekannter Tribunen der späten Republik überliefert. Daher sind die Volkstribunen nicht als überwiegend popular aufzufassen, sondern es ist mit einer großen Anzahl zu rechnen, die in der Regel mit der Senatsmehrheit übereinstimmte. Die Möglichkeiten, während des Amtsjahres eine unabhängige Politik zu betreiben, waren sehr beschränkt. Schließlich diente das Tribunat auch als geeignete Basis für eine weitere politische Laufbahn, die durch die politische Elite kontrolliert wurde, sodass bei ungebührlichem Verhalten das Karriereende drohte.

Gesetzgebung Was die Gesetzgebung anbelangt, werden die Volkstribunen oft als die wichtigste legislative Behörde der späten Republik aufgefasst, die zu183

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dem im Sinne des Volkes gewirkt habe.7 Zwar stammte eine große Zahl der tribunizischen Gesetzesanträge (rogationes) in der späten Republik von popularer Seite und wurde ohne Einwilligung des Senats vor das Volk gebracht; senatstreue Vorlagen waren daneben aber immer noch von Bedeutung. Einige populare Rogationen versuchten konkret, die Situation der römischen Plebs zu verbessern, indem sie die Zuweisung (Assignation) neuen Landes oder die Verteilung von billigerem Getreide für das gemeine Volk anstrebten. Zudem gab es einige Ansätze, den politischen Einfluss der Plebs zu erhöhen.8 Dafür spricht die Einführung der verdeckten Stimmabgabe durch Stimmtäfelchen (leges tabellariae), wie sie in den 130er-Jahren v. Chr. zunächst für die Wahlen sowie die meisten Kriminalfälle und Abstimmungen vorgesehen wurde und im Jahre 107 v. Chr. auch für Perduellionsklagen erfolgte.9 Es ging aber zugleich darum, die komplexer gewordenen Abhängigkeitsverhältnisse zu verbergen.10 In einem weiteren Schritt sollten Neubürger und Freigelassene nach dem Bundesgenossenkrieg in alle vorhandenen Stimmeinheiten (tribus) verteilt werden, anstatt nur in ein paar wenige, was jedoch nur für die Neubürger gelang (lex Sulpicia 88 v. Chr.; lex Manilia 67 v. Chr.).11 Diese Anträge tragen aber keine Anzeichen von Langzeitprogrammen, um die soziale Situation oder den politischen Einfluss der Plebs zu verbessern. Die Tribunen strebten nur punktuelle Veränderungen an und ließen die gesellschaftlichen und politischen Grundstrukturen unangetastet. Umfassende Reformen und programmatische Kontinuität sind auch in der popularen Politik nicht zu beobachten. Die Inhaber des Volkstribunats vertraten immer wieder wechselnde Inhalte und Positionen und versuchten, durch Auftritte an den informellen Volksversammlungen (contiones) im Vorfeld von Abstimmungen gerade auch ihre persönliche Position zu stärken.12 Innerhalb der spätrepublikanischen Gesetzgebung ist kein Sachbereich festzustellen, der ausschließlich von Volkstribunen vertreten wurde.13 Zudem gab es kaum Anträge, die von mehreren oder allen Tribunen getragen wurden. Viele Vorlagen scheiterten dementsprechend und wurden erst später durch Konsuln oder Diktatoren erfolgreich unterbreitet. M. Livius Drusus brachte als Volkstribun des Jahres 91 v. Chr. Vorschläge zur Landverteilung sowie zur Zusammensetzung 184

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Gesetzgebung

der Gerichtshöfe aus Senatoren ein, die erst Sulla umsetzen konnte.14 Aus dieser Sicht war der Senat nicht mehr auf Tribunen angewiesen, um Gesetze zu verabschieden. Die tribunizischen Anträge waren kaum in der Überzahl, sodass die Tribunen allein nicht das überragende legislative Organ der späten Republik darstellten. Die Volkstribunen konnten nicht mehr wirklich dazu beitragen, neue Situationen oder größere Konflikte durch Gesetzgebung zu lösen. Es waren mächtige Einzelpersönlichkeiten, angefangen mit Marius, die zu den Hauptnutznießern der tribunizischen Gesetzgebung wurden.15 Ihnen gelang es wiederholt, ein imperium über die Tribunen zu erhalten. Als Marius im Jahre 107 v. Chr. durch die lex Manlia das Kommando gegen Iugurtha übertragen wurde (Sall. Iug. 73,7), geschah dies das erste Mal gegen den Willen des Senats. Marius’ Beispiel folgten später Pompeius mit seinem Kommando gegen die Piraten (lex Gabinia 67 v. Chr.) und Caesar mit seinem gallischen imperium (lex Vatinia 59 v. Chr.).16 Im Weiteren versuchten die Feldherren, mithilfe der Tribunen ihre Veteranen mit Land auszustatten. Marius kooperierte in den Jahren 103 und 100 v. Chr. mit L. Appuleius Saturninus, und die berühmte lex Servilia von 63 v. Chr. versuchte, Land für die Veteranen des Pompeius zu beschaffen, wogegen sich gerade Cicero mit seinen Reden De lege agraria wandte.17 Andererseits waren die Aktionen der Tribunen aber nur Ergänzungen zu den eigenen Programmen von Pompeius und Caesar, die als Konsuln selbst Gesetzesanträge einbringen konnten.18 Caesar ging viele Probleme an, die bisher nie befriedigend gelöst worden waren. Er führte ein großes Kolonisationsprogramm durch, reduzierte in Rom aber auch die Zahl der Getreideempfänger von 320 000 auf 150 000, die er jährlich per Los nachfüllen ließ (Suet. Iul. 41,3–42,1). Aus dieser Sicht wird ein Machtproblem evident: Trotz ihrer rechtlichen Möglichkeiten waren die Volkstribunen unter den damaligen Verhältnissen nicht mehr in der Lage, sich erfolgreich durchzusetzen, sodass sie einen guten Teil ihrer angestammten politischen Bedeutung verloren. Was die Ritter (equites) betrifft, so erreichten diese zur Zeit der späten Republik mithilfe der Volkstribunen in den Gerichtshöfen beträchtlichen Einfluss. Dies gilt insbesondere für die quaestiones de repetundis, in denen Erpressung in den Provinzen seitens von Senatoren 185

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verfolgt wurden, aber auch für die quaestio maiestatis für Hochverrat, die im Jahre 103 v. Chr. von L. Appuleius Saturninus eingerichtet wurde (Cic. de orat. 2,107. 201; part. 104 f.). Die Ritter benutzten die Tribunen somit für Attacken gegen die Nobilität und zur Verbesserung der Handels- und Steuergeschäfte. Dies war etwa bei ihrer Unterstützung für die lex Sempronia von 123 v. Chr. der Fall, durch welche die Steuern der Provinz Asia – in Form des Zehnten – in Rom an publicani (Staatspächter) versteigert wurden (GCG 36; MRR 1,514), sowie bei der Unterstützung für die Vergabe der Kommandos gegen Iugurtha an Marius (106/5 v. Chr.), um dadurch den Handel in Nordafrika wieder abzusichern. Während der Kriege gegen die Kimbern und Teutonen brachten Volkstribunen im Einvernehmen mit den Rittern Anklagen gegen erfolglose und bestochene Heerführer ein, die vom Senat nicht belangt worden waren.19 Dennoch waren die Ritter weit davon entfernt, generelle Gegner der senatorischen Elite oder permanente Anhänger der Tribunen zu sein.

Gerichtliche Anklagen Zu den Kompetenzen der Volkstribunen gehörte auch die Durchführung von politischen Prozessen vor der Volksversammlung, die zur Kontrolle der Führungselite beitrugen. In Bezug auf die Rolle der Tribunen als Ankläger zeigt sich aber, dass diese im Gegensatz zur mittleren Republik mehrheitlich ohne Senatszustimmung vorgingen und Prozesse im Sinne der Senatsmehrheit nur noch selten angestrengt wurden.20 Zudem gelangten solche Comitialprozesse nach den erwähnten popularen Attacken gegen Angehörige der Nobilität am Ende des 2. Jhs. v. Chr. kaum noch zur Anwendung. Die Tribunen beteiligten sich vielmehr bei der Einrichtung permanenter Geschworenenhöfe (quaestiones perpetuae), welche die Hauptzahl der Prozesse übernahmen.21 Da das Volksgericht in der späten Republik immer mehr von festen Geschworenenhöfen ersetzt wurde, war der Senat auch in der Strafver186

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Handlungen im Senat

folgung nicht mehr auf die Tribunen angewiesen, wodurch eine wichtige Funktion der Tribunen ausgehöhlt wurde. Die quaestio maiestatis übernahm die Rechenschaftsverfahren gegen ehemalige Magistrate, womit die Tribunen eine Hauptaufgabe im Gerichtswesen abtraten. In den neuen Gerichtshöfen sind nur wenige Klagen von Tribunen bekannt.22 Diese Anklagen waren nicht mehr geeignet, die persönlichen Ambitionen von führenden Männern in die Schranken zu weisen. Die Volkstribunen konnten daher kaum noch als Kontrollorgan der senatorischen Klasse fungieren.

Handlungen im Senat Den Volkstribunen kam wie den anderen Magistraten immer wieder eine wichtige Funktion bei Senatsverhandlungen zu. Die überlieferten tribunizischen Anträge und Äußerungen im Senat machen in der späten Republik aber klar, dass diese im Gegensatz zur vorangegangenen Zeit meist ohne entsprechende Anweisung des Senats zustande kamen.23 Dennoch hielten sich die Tribunen im Normalfall an die vorgegebenen Strukturen des Senats sowie an den Vorrang der Konsuln als Sitzungsleiter. Sie griffen zur Hauptsache nur ein, wenn es um wichtige innenpolitische Entscheidungen ging, bei denen sie insbesondere im Sinne von großen Einzelnen handeln konnten. Obwohl sich einzelne Tribunen nach wie vor im Interesse der Senatsmehrheit betätigten, kam auch auf diesem Gebiet keine direkte Beauftragung durch den Senat mehr zustande. Die Möglichkeit der Verhandlung mit den Tribunen, um eine Sache vor das Volk zu bringen (agere cum tribunis, ut ad plebem ferrent), ist für die späte Republik nicht mehr belegt. Die Aktionen der Tribunen waren meist im Interesse von führenden Persönlichkeiten, ab 60 v. Chr. speziell der Triumvirn Caesar, Pompeius und Crassus. Dies trifft auch für tribunizische Interzessionen im Senat zu.24 Anlässlich der Rückberufung Ciceros aus dem Exil (58/7 v. Chr.) wurde 187

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das Veto erstmals wiederholt und über einen längeren Zeitraum benutzt, wenngleich die Tribunen angesichts der großen Gegnerschaft unter den Senatoren am Ende nachgeben mussten; im Falle der Rückberufung Caesars aus Gallien (51/50–49 v. Chr.) blockierten Volkstribunen kontinuierlich die Verhandlungen, sodass die Sache mit der Verhängung des Notstandes (senatus consultum ultimum) endete.25 Obwohl die Volkstribunen in manchen Fällen Schwierigkeiten verursachen konnten, waren sie am Ende auch mit ihren Interzessionen im Senat nicht sehr einflussreich. Vereinzelte Einsprüche im Sinne der Senatsmehrheit bildeten zudem kein Korrektiv mehr gegen die Ansprüche großer Einzelner. So konnte zwar noch eine Diktatur des Pompeius (Cic. Q. fr. 3,7,3), nicht aber dessen Wahl zum alleinigen Konsul verhindert werden und auch der Verschluss des Staatsschatzes (aerarium) vor Caesar blieb im Jahre 49 v. Chr. nur Episode (Plut. Pomp. 62; Caes. 35; App. b.c. 2,41,164; Dio 41,17,2).

Interzessionen Außerhalb der Curia konnte der Senat in der späten Republik insbesondere vom tribunizischen Veto gegen unliebsame Gesetzesanträge seitens popularer Volkstribunen profitieren.26 Solche Eingriffe waren aber oft nicht sehr erfolgreich, wie schon M. Octavius im Jahre 133 v. Chr. erfahren musste. Weil er seine Opposition gegen die lex agraria nicht aufgab, wurde er von Ti. Gracchus seines Amtes enthoben (Plut. T.G. 10–12). L. Trebellius, der im Jahre 67 v. Chr. gegen Pompeius’ Kommando gegen die Piraten opponierte, wurde auf ähnliche Weise von A. Gabinius bedroht (Asc. p. 57St.). Auch die religiöse Obstruktion (obnuntiatio) konnte das Veto kaum ersetzen.27 Die Missachtung des Vetos und die obnuntiatio verdeutlichten immerhin, dass einige populare Tribunen unrechtmäßig handelten. Dadurch war es manchmal möglich, populare Gesetze später wieder zu annullieren, wie dies 188

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Sullas Restriktionen und Ciceros Verteidigung

etwa bei der lex Titia agraria des Jahres 99 v. Chr. der Fall war (Cic. leg. 2,31; Iul. Obs. 46). Auch in der späten Republik bildete das Hilferecht für bedrohte Plebejer (ius auxilii) immer noch die zentrale Aufgabe der Volkstribunen und wurde dementsprechend sogar von Gegnern der uneingeschränkten tribunizischen Rechte akzeptiert, wie die Position von Ciceros politisch engagiertem Bruder Quintus verdeutlicht (Cic. leg. 3,22). Die überlieferten Fälle, in denen Tribunen im Interesse von Einzelpersonen einschritten, zeigen, dass zumindest Angehörige des Senatorenstandes vom Schutzrecht profitierten, insbesondere dann, wenn sie von politischen Gegnern verfolgt oder bedroht wurden.28 Dennoch muss das ius auxilii auch ein wichtiges Instrument bei Privatprozessen zwischen gewöhnlichen römischen Bürgern dargestellt haben. Entscheidungen über Appellationen wurden im Gegensatz zur mittleren Republik jedoch nicht mehr dem Senat überlassen. Vielmehr nutzten die Tribunen ihr Recht zum Einschreiten auch, ohne direkt aufgerufen worden zu sein (appellatio). Die Tribunen trafen demnach eigene Entscheidungen, ohne dem Senat den Hauptentscheid zu überlassen (rem ad senatum reicere), wie dies manchmal während der mittleren Republik der Fall gewesen war. Das ius auxilii wurde daher zu einem politischen Instrument. Infolge des wachsenden Bürgerverbandes waren die Volkstribunen als Berufungsorgan aber überfordert. Den Bedürfnissen der Bevölkerung eines Weltreiches konnten die Tribunen nicht mehr gerecht werden, sodass ihre Schutzfunktion unter dem Prinzipat der kaiserlichen Administration (consulares) übertragen wurde.

Sullas Restriktionen und Ciceros Verteidigung Die diversen Möglichkeiten der Tribunen, Gesetze einzubringen, dazwischenzutreten und Schwierigkeiten zu verursachen, wurden von konservativen Vertretern der politischen Elite kritisch verfolgt, da die189

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se die führende Rolle des Senats verteidigten. Sulla, der die Herrschaft des Senats neu zu verankern versuchte, auferlegte dem Volkstribunat zum ersten Mal Restriktionen – und zwar sowohl während seines Konsulats im Jahre 88 v. Chr. als auch während seiner Diktatur im Jahre 81 v. Chr.29 Falls tribunizische Gesetzesanträge (rogationes) überhaupt noch zugelassen waren, durften diese nur mit Zustimmung des Senats vorgebracht werden (App. b.c. 1,59,266). Zudem wurde es den Tribunen untersagt, nach ihrem Amtsjahr weitere Ämter zu bekleiden (App. b.c. 1,100,467). Mit diesen Beschränkungen wurde populare Gesetzgebung unterbunden und die Attraktivität des Volkstribunats generell ausgehöhlt. Dennoch waren die Maßnahmen wenig geeignet, die Probleme des politischen Systems zu beheben. Zudem riefen sie den Widerstand von einigen Amtsinhabern hervor, die sich erst recht als populare Politiker bzw. Verteidiger der Volksinteressen profilieren konnten.30 Das Volkstribunat wurde letztlich aber auch von anderer Seite in Schutz genommen. Cicero erweist sich in nachsullanischer Zeit als einer der Hauptverteidiger des Tribunats,31 obschon er ein prominentes Opfer des persönlichen Gebarens einiger Tribunen geworden war – in erster Linie des Clodius, der im Jahre 58 v. Chr. sein Exil herbeigeführt hatte. Aber Cicero erkannte die Unabdingbarkeit des Tribunats als Errungenschaft des Ständekampfes, das die Freiheit der Republik garantierte (leg. 3,25) und ein vorsorgliches Mittel (temperamentum) gegen wirklichen Aufruhr des Volkes darstellte (leg. 3,23 f.). Das Volkstribunat war ein Bestandteil der gemischten Verfassung und symbolisierte die Rolle des Volkes in der Regierung, ohne dem Volk wirklichen Einfluss zu geben (leg. 3,24: »tenuiores cum principibus aequari se putarent«; vgl. rep. 2,57–59); dennoch vermochte es, die anderen Magistrate einzuschränken (leg. 3,16). Cicero legte dar, dass es in der Geschichte der römischen Republik nur wenige gefährliche (perniciosi) Tribunen gegeben hatte und dass immer einige vernünftige Amtsinhaber auftraten, die gegen ihre rebellierenden Kollegen eingriffen (leg. 3,24). Die Volkstribunen konnten immer noch als Werkzeuge der Nobilität eingesetzt werden (vgl. Liv. 10,37,11: mancipia nobilium). Dabei ließ Cicero freilich außer Acht, dass das Tribunat auch die großen Kommandanten unterstützte und 190

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dass es nicht mehr geeignet war, die Ansprüche der führenden Männer zu neutralisieren.

Topografie Um die Rolle der Volkstribunen und deren Bedeutungswandel in der späten Republik zu veranschaulichen, ist ein Blick auf die Topografie des Forum Romanum als politisches Zentrum von Rom nützlich.32 Der Sitz der Tribunen befand sich beim Comitium, das vor dem Senatsgebäude (Curia Hostilia) einen kreisförmigen Versammlungsplatz umfasste. Bis zum Jahre 287 v. Chr. hatten die Tribunen ihre Sitze (subsellia) vor dem Senatsgebäude aufgestellt (Val. Max. 2,2,7; Zonar. 7,15), wodurch sie nicht in die Sitzungen eingreifen, sondern erst nach der Beschlussfassung ihre Zustimmung oder Ablehnung zum Ausdruck bringen konnten. Aber die Situation änderte sich, als die Politik der Tribunen für den ganzen Bürgerverband verbindlich wurde und deren Integration in den Senat erfolgte. Im Jahre 184 v. Chr. hatte Cato der Censor die Basilica Porcia errichtet, die den Volkstribunen als Amtsgebäude diente und diese beim Comitium räumlich endgültig etablierte. Dennoch stellten die Tribunen ihre Sitze immer noch oft draußen auf, in der Nähe der Tabula Valeria (Cic. Vat. 21; fam. 14,2,2), welche die Außenwand des Senatsgebäudes dekorierte. So nahmen die Tribunen nach wie vor einen zentralen Platz ein, an dem sie leicht zugänglich waren. Dies dürfte nicht nur eine dauerhafte Präsenz für bedrängte Bürger garantiert haben, sondern bot auch Gelegenheit, das Geschehen im Zentrum der Macht zu überwachen. Westlich des Comitiums befand sich das Gefängnis, der Carcer, in den verhaftete Personen vorübergehend eingesperrt wurden. Nirgendwo war es besser möglich, das ius auxilii wahrzunehmen und im Falle einer Einsperrung notfalls dazwischenzutreten, wie sich etwa im Jahre 59 v. Chr. zeigte: Als der Volkstribun P. Vatinius den Konsul M. Cal191

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purnius Bibulus verhaften lassen wollte, schritten seine Kollegen im Tribunat dagegen ein (Cic. Vat. 21). Andererseits war es den Volkstribunen möglich, politischen Gegnern selbst mit der Verhaftung zu drohen. Seit dem 2. Jh. v. Chr. griffen einzelne Tribunen in der Tat wieder auf dieses Mittel zurück, um damit politische Widersacher im Vorfeld eines Gerichtsverfahrens von ihrer Opposition abzubringen, die sich oft gegen Gesetzesvorlagen gerichtet hatte. Dennoch war diese Methode nur sehr beschränkt tauglich, da sie durch die Interzession von Tribunatskollegen wieder aufgehoben werden konnte.33

Abb. 16: Plan des Forum Romanum, 2./1. Jh. v. Chr.

In diesem Zusammenhang war auch die Nähe zum Tarpeischen Felsen, der hinter dem Gefängnis aufragte, von Bedeutung. Dabei handelt es sich um einen Exekutionsort, von dem während der frühen Repu192

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blik manchmal Gegner des Volkstribunats hinuntergeworfen worden waren. In der späten Republik bedrohten einige Tribunen popularer Ausrichtung ihre Feinde mit der Wiederbelebung dieser Praxis. Die Drohung wurde allerdings nur in einem Falle wahrgemacht, nämlich während des Bürgerkrieges zwischen Marius und Sulla, als P. Popillius Laenas (Volkstribun 86 v. Chr.) einen Tribunen des Vorjahres (Sex. Lucilius) beseitigte.34 Ebenfalls im Comitium, weiter südlich angesiedelt, war ursprünglich der Sitz der Praetoren als Gerichtsmagistrate (Zwölftafelgesetz 1,7).35 Bei der nahegelegenen Ehrensäule für C. Maenius (Columnia Maenia) von 338 v. Chr. hielten sich seit dem Anfang des 3. Jhs. v. Chr. die triumviri capitales als Ordnungsbeamte mit Strafkompetenzen auf. Hier war auch der Platz, wo Gläubiger ihre Schuldner zur Rechenschaft zogen (Schol. Bob. p. 128St.). Es liegt auf der Hand, dass die in der Nähe befindlichen Tribunen leicht in diese Handlungen eingreifen und dadurch Hilfe für gewöhnliche Leute bringen konnten. Aber noch wichtiger ist hier der Standortwechsel der Praetoren am Ende des 2. Jhs. v. Chr. in den südlichen Teil des Forumsplatzes. Nur zivile Fälle vor den Richtern (in iudicio) wurden noch beim Comitium abgeurteilt. Auf dem Forumsplatz übernahmen jetzt feste Gerichtshöfe (quaestiones perpetuae) das Geschäft der politischen Anklagen. Dies zeigt insgesamt, wie die Tribunen in ihrer Ecke an der Seite der Curia langsam in die Isolation gerieten. Neben der Columna Maenia befand sich am Übergang zwischen Forum und Comitium die Graecostasis, bei der sich Gesandte auswärtiger Staaten aufhielten, die den Senat aufsuchten. Wahrscheinlich handelte es sich um eine plattformartige Anlage im Anschluss an die Rostra, wenngleich die genaue Lage und Gestalt der Graecostasis unklar bleiben. Außenpolitische Geschäfte lagen traditionell in den Händen des Senats, jedoch mischten sich auch Tribunen bei Fragen von Verträgen mit auswärtigen Gebieten und dem Umgang mit Provinzialen gelegentlich in die Verhandlungen ein. Zudem nahmen sie im Hinblick auf militärische Einsätze gemeinsam mit der Volksversammlung des Öfteren Kommandovergaben vor. Der Sitz der Tribunen an der Seite des Senats bot in dieser Hinsicht eine günstige Ausgangslage, um den Verkehr mit auswärtigen Gebieten zu überwa193

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chen, auch wenn sich in diesen Geschäften kein dauerhafter Aufgabenbereich ergab. Schließlich befand sich in der Nähe des Comitiums der Tempel des Saturn, der den Staatsschatz (aerarium) beherbergte. Die Verfügungsgewalt über die Staatskasse wurde insbesondere anlässlich der Ackerund Getreidegesetze der späten Republik wieder zur Debatte gestellt. Ti. Gracchus soll im Jahre 133 v. Chr. ein Siegel an die Tempeltür gelegt haben, um das öffentliche Geld vor Verschwendung durch die Nobilität zu bewahren und dem Volk zuzuteilen (Plut. T.G. 10). Später versuchte der Volkstribun L. Caecilius Metellus im Jahre 49 v. Chr. vergeblich, Caesar an der Übernahme des aerarium zu hindern (MRR 2,259). Es gab für den Tribunen nichts mehr, was er dem Diktator hätte in den Weg legen können. Dem Forum war nach dem Sieg von Antium im Jahre 338 v. Chr. eine neue Gestalt gegeben worden, wobei die Rednertribüne mit den Schnäbeln der vernichteten Schiffe (rostra) dekoriert wurde.36 Es ist vermutet worden, dass seit dieser Zeit die contiones, d. h. die informellen Volksversammlungen zum Zweck der Information und Ankündigung weiterer Amtsgeschäfte, auf dem Forum abgehalten wurden, während die offiziellen Abstimmungsversammlungen im Comitium über die Bühne gingen.37 Die abstimmenden Einheiten (tribus) wurden dabei zur Stimmabgabe vom Forum her über zwei hölzerne Brücken (pontes) zu den Rostra hinaufgeführt, von denen sie auf der anderen Seite über Stufen ins Comitium hinunterstiegen. Gemäß Varro (r.r. 1,2,9) kam unter C. Licinius Crassus (Volkstribun 145 v. Chr.) eine bedeutende Veränderung zustande. Von ihm wird berichtet, dass er als Erster das Volk zur Abstimmung vom Comitium aufs Forum geführt hatte. Dies wurde als Körperdrehung des Tribunen auf den Rostra interpretiert, wobei sich dieser vom Senat abwandte und direkt dem Volk auf dem Forum zuwandte.38 Laut Plutarch (C.G. 5,3) war es C. Gracchus (Volkstribun 123/2 v. Chr.), der diese Praxis einführte; vielleicht war er der Erste, der aus einem einmaligen Vorkommnis eine regelmäßige Praxis machte. Diese Änderung lag wohl nicht nur im Platzmangel, sondern auch in einer propagandistischen Absicht begründet. Die Tribunen redeten jetzt nicht mehr in Richtung Senat, sondern zum Volk, was auch künftig dem Selbstver194

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Topografie

ständnis popularer Politik entsprach. Darüber hinaus zeigt sich, wie die Tribunen versuchten, ebenfalls vom Forum Gebrauch zu machen, indem sie eine größere Menge ansprachen und ihren Platz hinter dem Senatsgebäude verließen. Im Weiteren ist zu beachten, dass das Rund des Comitiums ein eng limitierter Raum von 30 bis 40 Metern Durchmesser war, sodass nur einige hundert oder wenig tausend Leute darin Platz finden konnten. Der Innenraum des Forums hatte andererseits eine Oberfläche von ungefähr 80 mal 40 Metern oder 3200 Quadratmetern. Dies ist wenig mehr als bei der athenischen Pnyx mit 2400 Quadratmetern, die etwa für 6000 Leute Platz bot. Der beschränkte Raum der römischen Versammlungsplätze ließ es einerseits nicht zu, angesichts des enorm gewachsenen Bürgerverbandes des römischen Imperiums repräsentative Versammlungen abzuhalten.39 Andererseits war es relativ leicht, den Platz durch eigene Anhänger oder Banden kontrollieren zu lassen, wie dies im letzten Jahrhundert der Republik öfters der Fall war. Der Tribun Clodius war in dieser Beziehung die Spitze des Phänomens und in der Lage, mehrere tausend Anhänger zu mobilisieren, die ihn unterstützten.40 Anlässlich von Ti. Gracchus’ letzter Versammlung im Jahre 133 v. Chr. wählte der Volkstribun den begrenzten Raum des Kapitols, den auch der Senat manchmal benutzte, und ließ ihn frühmorgens durch seine Anhänger besetzen (App. b.c. 1,15,63 f.; Plut. T.G. 17 f.). Der Senat selbst tagte manchmal auch im Tempel des Castor und Pollux auf dem Forum. Wiederum finden wir einige Tribunen, speziell Clodius, die versuchten, diesen Ort ebenfalls für politische Veranstaltungen zu nutzen. Nach Clodius’ Ermordung setzte eine entfesselte Menge sogar das alte Senatsgebäude in Brand.41 Gewalt war zu einem normalen Mittel im politischen Kampf geworden. Die Volkstribunen waren nur ein Teil davon und kämpften wie alle Vertreter der senatorischen Oberschicht um mehr politischen Einfluss. Wirkliche Gefahr drohte der Republik jedoch nicht von gegnerischen Volkstribunen, sondern von den großen Heerführern, die militärische Truppen als persönliche Gefolgschaft hatten und versuchten, eine dauerhaft dominierende Position zu erreichen. Nachdem Caesar die Macht übernommen hatte, war er nicht mehr auf Volkstribunen angewiesen, obwohl er immer noch von einigen Aktionen aus ihren 195

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13 Das Volkstribunat in der späten Republik

Reihen profitierte. Angesichts seiner überragenden politischen Position sah er sich hingegen nicht gezwungen, das Tribunat einzuschränken. Vielmehr übernahm er selbst Teile der tribunizischen Amtsgewalt (tribunicia potestas), konkret das Recht auf eine Tribunenbank (ius subselli) im Jahre 48 v. Chr. und die Unverletzlichkeit (sacrosanctitas) im Jahre 44 v. Chr., um seine neue Position zu legitimieren (Dio 42,20,3; 44,4,2). Obwohl die Volkstribunen im Verlauf der späten Republik einige spektakuläre Aktionen unternommen hatten, war ihre politische Stellung insgesamt abgewertet worden. Die Auflösung der Republik wurde nicht durch die Taten von Volkstribunen verursacht, welche die Nobilität im Sinne des Volkes bekämpften, sondern durch fehlenden Konsens innerhalb des Senats und der Führungselite. Das politische System hatte sich nie genügend verändert, um mit den Anforderungen eines ganzen Weltreiches fertig zu werden. Der Senat hatte es versäumt, die großen Probleme hinsichtlich der Versorgung des Bürgerverbandes zu lösen. Deshalb verlor das Regime seine Legitimation und ließ die Bürger einzelnen Führern folgen, die ihnen Geld und Land im Anschluss an ihren Militärdienst versprachen. Das Volkstribunat als Teil des traditionellen politischen Systems und der sozialen Elite unterlag denselben Zerfallserscheinungen wie die ganze Regierung. Weder sein Anteil in der Gesetzgebung noch seine Opposition waren stark genug, um die frühere Rolle hinsichtlich des Zusammenhalts im republikanischen System zu erfüllen.

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Cicero und Caesar

Neben Pompeius zählten Cicero und Caesar zu den bedeutendsten Akteuren in der Endphase der Republik, die in einem wechselhaften Spannungsfeld zueinander standen. Da der Zusammenhalt im Senat auseinandergebrochen war, zeigten sich ambitionierte Politiker wie Caesar bereit, ihre Anliegen auch ohne Zustimmung der Senatsmehrheit durchzusetzen und nötigenfalls gewaltsame Mittel zu ergreifen. In Anbetracht dieser eigenmächtigen Handlungsweisen war Cicero bemüht, eine möglichst breite und einheitliche Front gegen die als populares bezeichneten Gegner herzustellen. Seine Mitstreiter nannte er optimates, also die Besten, und gab damit zum Ausdruck, dass diese die wahre Fürsorge für den Staat übernahmen und das alte Senatsregime wiederherstellen wollten (Cic. Sest. 96). Cicero und Caesar verdeutlichen somit zwei Reaktionsmöglichkeiten auf die Krise der späten Republik, die von ihnen auch selbst dokumentiert wurden. Während Cicero zahlreiche philosophische Schriften, Reden und Briefe verfasste, hat Caesar seine Taten in den Werken über den Gallischen Krieg (De bello Gallico) und den Bürgerkrieg (De bello civili) festgehalten und in ein positives Licht gerückt. Theodor Mommsen sah im späteren 19. Jh. in den Popularen der späten Republik noch demokratische Vorkämpfer, die von Caesar als sogenanntem »Demokratenkönig« zum Sieg geführt wurden. Da die römische Führungsschicht über den anstehenden Problemen versagt hatte, erhielt das Wirken Caesars für Mommsen seine tiefe Berechtigung. Für Mommsen »ist Caesar der ganze und vollständige Mann […]. So wirkte und schaffte er wie nie ein Sterblicher vor und nach ihm […].« Cicero als Caesars Gegner kommt dagegen erdenklich schlecht weg: »Als Staatsmann ohne Einsicht, Ansicht und Absicht, 197

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hat er nacheinander als Demokrat, als Aristokrat und als Werkzeug der Monarchen fungiert und ist nie mehr gewesen als ein kurzsichtiger Egoist«.1 Diese Urteile wirken bis heute nach, sind aber zu Recht auch immer wieder korrigiert worden.

Abb. 17: Porträtbüste des Cicero in den Kapitolinischen Museen in Rom.

Schon die antiken Porträts von Cicero und Caesar weisen deutliche Unterschiede auf, auch wenn beide zu den üblichen Typen der spätrepublikanischen Bildnisse gehören. Während in Ciceros Bildnis philosophische Bildung und Besonnenheit zum Ausdruck kommen, sind bei den Porträts von Caesar kühl berechnende, machthaberische Züge zu erkennen.2 Die führenden Männer wollten allgemein nicht als jugend198

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liche Helden, sondern als gezeichnete Vorkämpfer fortgeschrittenen Alters gesehen werden, die sich für den Staat aufgeopfert hatten und auf Anerkennung ihrer Leistungen drängten. Bei Cicero äußerte sich dies darin, dass er als Retter der Republik gelten wollte. Caesar hingegen sollte sich im entscheidenden Moment bereit zeigen, den Bürgerkrieg zu eröffnen, um die Politik in seinem Sinne zu gestalten und in Rom eine führende Stellung aufzubauen.

Abb. 18: Porträtkopf des Caesar (aus Tusculum) im Museo di Antichità Turin.

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Jugend

M. Tullius Cicero wurde wie Pompeius im Jahre 106 v. Chr. geboren, während Caesar erst sechs Jahre später zur Welt kam. Cicero stammte wie Marius aus Arpinum, einer kleinen Landstadt 100 Kilometer östlich von Rom. Sein Vater war römischer Ritter, gehörte also dem zweithöchsten Stand der Gesellschaft an. Die Bekleidung eines staatlichen Amtes ermöglichte Leuten aus dem Ritterstand, in den Senatorenstand aufzusteigen und künftig im Senat als zentralem Regierungsorgan vertreten zu sein. Der Aufstieg eines Neulings (homo novus) wurde von alteingesessenen Familien jedoch stets mit Neid und Missgunst verfolgt und erforderte gesteigertes Durchsetzungsvermögen. Cicero entwickelte daher zeitlebens besonderen Eifer, mit dem er seinen Zeitgenossen in manchen Situationen auf die Nerven ging. Sein Vater hatte in Rom ein Haus erworben und verschaffte ihm bei prominenten Rednern und Rechtsgelehrten eine rhetorische und juristische Ausbildung. Hier lernte er die Voraussetzungen des politischen Lebens in der Hauptstadt kennen und sollte dann als Gerichtsredner seine Karriere beginnen.3 C. Iulius Caesar stammte hingegen aus einer alten Patrizierfamilie, weshalb er schon aufgrund seiner familiären Bindung mit den römischen Verhältnissen vertraut und in der Oberschicht akzeptiert war.4 Die Verbindung seiner Tante Iulia mit Marius manövrierte ihn im Bürgerkrieg der 80er-Jahre v. Chr. aber in einen Gegensatz zu Sulla, der mit seinem Heer nach Rom marschiert war, um die alte Republik wiederherzustellen. Sulla verlangte jetzt von Caesar, der im Jahre 84 v. Chr. die halbwüchsige Tochter seines politischen Rivalen Cinna geheiratet hatte, sich von seiner Frau Cornelia zu trennen (Vell. 2,41,2; Plut. Caes. 1). Da Caesar dazu nicht gewillt war, musste er zusehen, der Bedrohung durch Sulla zu entkommen. Es kam ihm daher gelegen, in den Jahren 80 bis 78 v. Chr. in die Provinz zu entweichen, um seinen Militärdienst zu leisten. Caesar begab sich zuerst in die Provinz Asia, wo er bei der Eroberung von Mytilene, das von Rom abgefallen war, zum ersten Mal sein feldherrliches Geschick unter Beweis stellte 200

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Jugend

(Suet. Iul. 2; Ps.-Aur. Vict. vir. ill. 78).5 Dies sollte auch weiterhin seine eigentliche Berufung bleiben. Nach dem Tode Sullas ging Caesar im Jahre 75 v. Chr. zum Studium nach Rhodos. Als er in dieser Zeit in die Hände der Piraten fiel, tat er sich durch kühnes Auftreten und Skrupellosigkeit hervor und ließ die Kidnapper nach seiner Befreiung kurzerhand hinrichten (Suet. Iul. 4. 74; Vell. 2,41 f.; Val. Max. 6,9,15; Plut. Caes. 1 f.).6 Nach Rom zurückgekehrt, konnte Caesar seine Ämterlaufbahn antreten. Im Jahre 73 v. Chr. erhielt er dank seiner patrizischen Herkunft als Pontifex eine besondere Stellung unter den Priestern Roms, was eine lebenslängliche Ehre bedeutete (Vell. 2,43,1). Zudem spielte die Aufsicht über religiöse Vorschriften und Vorzeichen auch für politische Ereignisse eine bedeutende Rolle, da die Priester immer wieder über die Gültigkeit von öffentlichen Amtshandlungen befinden konnten. Ganz anders gestaltete sich das erste Wirken Ciceros, der trotz eines Einsatzes von 89 v. Chr. im Bundesgenossenkrieg nicht auf militärische Profilierung drängte, sondern unter Sulla begann, in Prozessen öffentlich aufzutreten. Er sollte sich als Prozessredner einen Namen machen, um dann auf diesem Wege in die politische Laufbahn einzusteigen. Cicero musste dabei ebenfalls den Konflikt mit Sulla vermeiden, enthielt sich jedoch nicht gänzlich der Kritik an den Vergehen der Bürgerkriegszeit. Er anerkannte, dass Sulla die res publica wiederhergestellt hatte und der popularen Politik entgegengetreten war. Um einer direkten Konfrontation aus dem Weg zu gehen, trennte er Sulla zudem sorgfältig von dessen Vertrauten und Untertanen, auf welche die gewaltsame Verfolgung von politischen Gegnern abgeschoben wurde (Cic. S. Rosc. 21. 25 f. 91. 110. 130). Im Jahre 79 v. Chr. brach Cicero zu einer zweijährigen Bildungsreise nach Griechenland und Kleinasien auf, wo er berühmte Rhetoriklehrer und Philosophen aufsuchte und aus erster Hand mit griechischem Gedankengut vertraut wurde (Cic. Brut. 314–316). Nach Rom zurückgekehrt, erlangte er im Jahre 75 v. Chr. die erste Stufe der Ämterlaufbahn, die Quaestur, die sich mit Schatzmeister-Aufgaben verband, wobei er mit einem Amtsbereich im Westen Siziliens beauftragt wurde (Cic. Verr. 2,2,138. 3,182. 4,74; MRR 2,98). Dort betrieb er einen betont schonenden Umgang mit den Provinzialen, vermisste je201

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doch das politische Leben Roms, sodass er später nie mehr eine Aufgabe in der Provinzverwaltung übernehmen wollte und bis zum Jahre 51 v. Chr. auch davon verschont blieb.7

Aufstieg In den nächsten Jahren erkämpfte sich Cicero den weiteren politischen Aufstieg, wobei ihm ein Prozess des Jahres 70 v. Chr. zugute kam. Cicero, der bisher nur als Verteidiger vor Gericht aufgetreten war und es mit niemandem verderben wollte, sah sich jetzt gezwungen, erstmals eine Anklage zu übernehmen. Die guten Beziehungen, die er als Quaestor auf Sizilien geknüpft hatte, verpflichteten ihn dazu, die Sikelioten in ihrer Anklage gegen den ehemaligen Statthalter Verres zu unterstützen (In Verrem actio prima/secunda). Dieser hatte in der Provinz viel Unrecht getan und hohe Summen erpresst. Dennoch war dies für Cicero eine heikle Angelegenheit, da mit Verres gleichzeitig die senatorische Misswirtschaft in den Provinzen vor Gericht gebracht wurde. Cicero hütete sich daher davor, global Missstände der Senatsregierung anzuprangern, sondern beschuldigte nur eine kleine, korrupte Clique (pauci) innerhalb des Senatorenstandes (Verr. 1,36). Da Q. Hortensius, der bis dahin unbestritten erster Redner Roms vor Gericht gewesen war, die Verteidigung übernahm, hatte es Cicero mit einem prominenten Gegner zu tun. Seine Anklage war aber derart überzeugend, dass Hortensius schon nach der ersten Rede Ciceros auf eine Gegenrede verzichtete und Verres sich freiwillig ins Exil begab (Ps.-Asc. p. 223St.). Damit hatte es Cicero zu hohem Ansehen gebracht.8 Eigene Leistung reichte für den Aufstieg jedoch nicht aus, sodass Cicero nach seiner Aedilität von 69 v. Chr. neue Unterstützung suchte.9 Diese glaubte er in Pompeius und dessen Verbündeten zu finden. Er empfahl daher im Jahre 66 v. Chr., dass Pompeius mit dem Krieg gegen Mithridates VI., den König von Pontos in Kleinasien, betraut wur202

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Aufstieg

de, obwohl der entsprechende Vorschlag von popularer Seite vorgebracht wurde (De imperio Cn. Pompei; Plut. Pomp. 30). Zudem verteidigte Cicero C. Cornelius, der als Volkstribun des Vorjahres trotz des Vetos eines Kollegen für Pompeius das Kommando gegen die Seeräuber durchgesetzt hatte (Pro Cornelio). Cicero erhoffte sich mit diesen Aktionen, bei seinen Gegnern mehr Prestige zu erreichen und in der Öffentlichkeit auf breitere Zustimmung zu stoßen.10 Dies bedeutete jedoch keine grundsätzliche Umkehr in seinem Verhalten. Die Gefahr, in optimatischen Senatorenkreisen in Verruf zu geraten, war relativ gering, da sich die Wahl des Pompeius nach dessen erfolgreichem Piratenkrieg des Vorjahres aus strategischen Überlegungen geradezu aufdrängte. Die verbreiterte Unterstützung ermöglichte Cicero, für das Jahr 66 v. Chr. zum Praetor gewählt zu werden und im Jahre 63 v. Chr. schließlich sogar das Konsulat zu erlangen (MRR 2,152. 165 f.). Bei den Wahlvorbereitungen kam dem Neuling Cicero der Umstand zugute, dass sich seine Mitbewerber und Konkurrenten C. Antonius Hybrida und L. Sergius Catilina auf verdächtige Weise verbündet hatten und dabei angeblich von Caesar und M. Licinius Crassus unterstützt wurden (Asc. p. 64St.).11 Die Gefahr von Umsturzplänen seitens des hoch verschuldeten Catilina führte in der Folge dazu, dass sich die Mehrheit der Senatoren lieber für Cicero entschied. Diesem gelang es daher, trotz seiner ritterlichen Abstammung, die höchste Stufe in der Ämterlaufbahn zu erreichen. Rückblickend hatte Cicero bei seinen Kandidaturen jeweils die Stimmen aller Centurien auf sich vereint und bekleidete alle Ämter im erstmöglichen Jahr, das die Altersvorschriften zuließen. Auch Caesar erlangte seine Ämter jeweils im erstmöglichen Jahr. Im Jahre 69 v. Chr. amtierte er als Quaestor in Hispania ulterior, im Jahre 65 v. Chr. wurde er Aedil, 62 v. Chr. Praetor, 59 v. Chr. schließlich Konsul. Im Jahre 63 v. Chr. schaffte er sogar die Wahl zum höchsten Priester Roms, dem Pontifex Maximus (MRR 2,171), musste sich für den Wahlkampf gegen gestandene Konsulare aber auch hoch verschulden.12 Im Gegensatz zu Cicero war seine Karriere zudem von popularen Aktionen gegen die Senatsmehrheit begleitet, die er entweder selbst inszenierte oder gezielt unterstützte. Außerdem setzte er seine alte Geg203

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nerschaft gegen die Sullaner fort. Im Jahre 70 v. Chr. hatte Caesar die Wiederherstellung der vollen Rechte des Volkstribunats befürwortet, die unter Sulla eingeschränkt worden waren (Suet. Iul. 5). Damit konnte das Volkstribunat wieder dazu verwendet werden, populare Gesetzesanträge auf direktem Wege vor die Volksversammlung zu bringen. Nach dem Tod seiner Frau Cornelia (69/8 v. Chr.) und der Rückkehr aus Spanien heiratete Caesar Pompeia, eine reiche Enkelin Sullas, und setzte damit seinen Aufstieg in einem erweiterten Förderkreis fort.13 Als er im Jahre 65 v. Chr. die kurulische Aedilität erreichte, rief Caesar dennoch die Erinnerung an den Onkel und Feldherrn Marius, den ehemaligen Gegner Sullas, wach, indem er dessen Siegeszeichen wieder aufstellen ließ; gleichzeitig ließ er für das Volk aufwendige Spiele veranstalten (Suet. Iul. 10 f.; Plut. Caes. 6). Im Hinblick auf seine eigenen Ambitionen unterstützte Caesar im Jahre 63 v. Chr. dann den popularen Antrag, dass die Wahl der Priester durch eine Volksvertretung vorgenommen werden sollte (Dio 37,37,1 f.). Dies ermöglichte künftig, dass auch volksfreundlich auftretende Politiker in das altehrwürdige Priesterkollegium eingeschleust werden und bei der Deutung der Vorzeichen mitwirken konnten. Volksfreundlichkeit wollte Caesar zudem mit der Lage seiner Wohnung demonstrieren. Bis er im Jahre 63 v. Chr. Pontifex Maximus wurde und damit in das seit alters bestehende Amtsgebäude an der Via Sacra einziehen musste, wohnte er in der Subura (Suet. Iul. 46). Dabei handelte es sich um eine typische Wohngegend der Plebs, die in den Talsenken zwischen den Hügeln Roms lag – während sich die vornehmen Gegenden über die höheren Lagen der einzelnen Hügel erstreckten. Cicero erwarb im Jahre 62 v. Chr. ein Haus auf dem Palatin, wo später die Kaiserpaläste erbaut werden sollten (Cic. fam. 5,6,2; Att. 1,13,6). Er wollte sich damit auch in diesem Bereich den Sitten der Oberschicht anpassen. Außerhalb von Rom hatte er wie andere Senatoren weitere Anwesen in Formiae und Tusculum erworben und reich ausgestattet. Später kamen weitere Villen in Meeresnähe dazu (Antium, Pompeianum, Cumanum, Puteolanum), die sowohl der Ruhe und Erholung (otium cum dignitate; Cic. de or. 1,1 f.) als auch der Schriftstellerei und dem Empfang von Standesgenossen dienten.14 204

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Aufstieg

Als Konsul konnte Cicero im Jahre 63 v. Chr. seine Gegnerschaft gegen populare Politik fortsetzen. Zunächst bekämpfte er ein Gesetz, das für Kinder, deren Vorfahren unter Sulla proskribiert worden waren, wieder die vollen Bürgerrechte zurückgeben wollte (Plut. Cic. 12). Von den betreffenden Leuten befürchtete man in Senatorenkreisen Rache an der Republik, während sie für Caesar ein willkommenes Potenzial darstellten, um seinen Anhängerkreis zu vergrößern. Cicero verhinderte auch, dass C. Rabirius, der beschuldigt wurde, im Jahre 100 v. Chr. den popularen Volkstribunen L. Appuleius Saturninus ermordet zu haben, vor Gericht abgeurteilt wurde (Pro C. Rabirio perduellionis reo).15 Damit wehrte er einen neuen Angriff Caesars und seiner Verbündeten gegen die Politik der Senatsmehrheit ab. Die Verhängung des Notstandes (senatus consultum ultimum), der im Jahre 100 v. Chr. die Ermordung des Saturninus ermöglicht hatte, sollte den Senat auch in Zukunft dazu berechtigen, seine Gegner im Extremfall ohne Prozess zu beseitigen. Somit verfestigte Cicero insgesamt sein Feindbild und seinen Willen, am hergebrachten System der Republik festzuhalten. Im Jahre 63 v. Chr. war aber auch Pompeius auf dem Höhepunkt seines militärischen Erfolgs angelangt. Nachdem er im Jahre 67 v. Chr. das gesamte Mittelmeer von den Piraten befreit und im Jahr darauf in Kleinasien den König von Pontos, Mithridates VI., besiegt hatte, stand jetzt seine Rückkehr bevor und es fragte sich, wie sich der Feldherr wieder ins Gemeinwesen eingliedern würde. Caesar versuchte in dieser Situation zusammen mit Crassus, sich rechtzeitig selbst eine besondere Stellung im Gemeinwesen zu verschaffen. Die Bodenknappheit auf dem Lande und die Arbeitslosigkeit in Rom machten es erforderlich, dass für die Plebejer und insbesondere für die ausgedienten Soldaten neue Grundstücke zur Verfügung gestellt wurden. Zur Lösung der Agrarkrise sollte durch ein Ackergesetz (lex Servilia) eine Kommission mit außerordentlichen Vollmachten ins Leben gerufen werden (Plut. Cic. 12). In ihr wären in erster Linie Caesar und Crassus zum Zuge gekommen, was deren Popularität übermäßig gesteigert hätte.16 Cicero hielt als Konsul mit ganzem Können drei Reden (De lege agraria) gegen den Antrag (Cic. Att. 2,1,3) und brachte ihn schließlich 205

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zum Scheitern. Er warnte aufgrund der Kompetenzen in der Ackerkommission vor einer Bevollmächtigung einzelner ambitionierter Herren, die für den Staat zu einer unerträglichen Tyrannei sowie zu einer Umverteilung der Besitzverhältnisse führen würde. Zugleich wollte er auch Pompeius einen Dienst erweisen, da dieser von der Mitgliedschaft in der Kommission ausgeschlossen gewesen wäre. Cicero versuchte, den zurückkehrenden Pompeius generell auf den Senat zu verpflichten. Zudem verschärfte er per Gesetz die Maßnahmen gegen Wahlbestechung (ambitus), um eine erneute Wahlbewerbung seines ehemaligen Konkurrenten Catilina zu verhindern (Dio 37,29,1; MRR 2,166). Dieser hatte nämlich verkündet, er wolle sich an die Spitze aller Notleidenden (miseri) stellen.17 Als Catilina erneut unterlag, entwickelte er Putschpläne. Deren Aufdeckung wurde dann zum größten Erfolg von Ciceros Konsulat.

Catilinarische Verschwörung Cicero fand in seinem Konsulatsjahr die geeignete Gelegenheit, die Macht des Senats zu verteidigen und vorübergehend gegen die Ansprüche einzelner Führungspersönlichkeiten abzusichern. Es gelang ihm, die Verschwörung des Patriziers Catilina, der vergeblich das Konsulat verlangte, aufzudecken und unschädlich zu machen. Catilina war schon im Jahre 66 v. Chr. bei der Bewerbung um das Konsulat gescheitert und als er im Jahre 63 v. Chr. erneut durchfiel, plante er den Aufstand. Er scharte andere unzufriedene, verschuldete Angehörige der Oberschicht und Plebejer um sich (Sall. Cat. 33; App. b.c. 2,2,6 f.) und stellte diese in Etrurien und weiteren Gebieten Italiens mit Waffen bereit (Cic. Cat. 2,6; Plut. Cic. 10). Sein Ziel war aber nicht der Umsturz der Senatsregierung oder der bestehenden Sozialordnung, sondern die Beseitigung gegnerischer Senatshäupter, darunter auch Cicero, um danach selbst eine führende Rolle im Gemeinwesen einnehmen zu können.18 206

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Catilinarische Verschwörung

Angesichts dieser Gefahren ließ Cicero den Notstand verhängen, der ein radikaleres Vorgehen gegen die Catilinarier ermöglichen sollte (Sall. Cat. 36. 44; Cic. Mur. 84; Dio 37,33,3). Während in Italien Truppen gegen die Aufständischen rekrutiert wurden, ging Catilina von Rom aus zu seinen eigenen Verbänden ab. Anschließend wurde er vom Senat zum Staatsfeind (hostis) erklärt. Als es Cicero gelang, Briefe abzufangen, welche die Umsturzpläne bewiesen, wurden die fünf führenden Catilinarier in der Stadt gefangen genommen und gestanden ihre Schuld (Cic. Cat. 3,5 f. 12 f.; Sull. 33; Sall. Cat. 44–47). Am 5. Dezember wurde im Senat die Todesstrafe beschlossen (Sall. Cat. 52 f.), nachdem es Caesar mit guten Argumenten beinahe fertiggebracht hatte, die Senatoren auf eine lebenslängliche Haftstrafe umzustimmen (Plut. Cic. 21; Caes. 7). Die unterschiedlichen Standpunkte von Cicero und Caesar trafen hier besonders heftig aufeinander. Caesar bewies sein Geschick, seine eigenen Anschauungen gegenüber denjenigen des Senats Gehör zu verschaffen. Er stellte sich auf den Rechtsstandpunkt, dass kein römischer Bürger ohne Gerichtsurteil zum Tode verurteilt werden durfte, auch wenn der Senat den Notstand beschlossen hatte. Zudem stellte Caesar die lebenslängliche Haft als die schärfere Strafe dar und wies damit auch den Verdacht auf Sympathisierung mit den Catilinariern von sich.19 Dem jungen M. Porcius Cato gelang es aber, mit seiner Gegenrede den Senat wieder auf seine alte Linie zurückzuführen und den Streich Caesars zu verhindern (Plut. Cat. min. 23; Cic. 21; Caes. 8; App. b.c. 2,6,21). Der Konsul Cicero ließ daraufhin die fünf Catilinarier kurzerhand erdrosseln (Sall. Cat. 55; Vell. 2,34,4; App. b.c. 2,6,22). Die Erledigung der Catilinarischen Verschwörung wurde für ihn zu einer großen Siegesfeier. Cicero erhielt für seine Verdienste um den Staat Beifall als Retter des Vaterlandes und ein Dankfest (supplicatio; Plut. Cic. 23). Dieses wurde jetzt erstmals für eine zivile Leistung gefeiert, da Gefahr vom Gemeinwesen abgewendet worden war. Cicero war es geglückt, zum ersten Mal seit dem Bundesgenossenkrieg wieder eindrucksvoll die Stärke des Senats vorzuführen. Die Gegensätze in der Oberschicht konnten zumindest für kurze Zeit geglättet werden. Es war Cicero gelungen, auch die Ritter, die an207

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sonsten in einzelnen politischen Angelegenheiten mit dem Senat konkurrierten, auf die Sache des Senats zu verpflichten. Cicero sah seine Politik von der Eintracht im Staat (concordia ordinum) bestätigt und identifizierte sich weiter mit dem hergebrachten System.20 Die Abwehr der Catilinarischen Verschwörung wurde für ihn zu einem Schlüsselerlebnis. Mit diesem sah Cicero das Funktionieren der Republik bestätigt und glaubte daher in Zukunft stets an die Möglichkeit, die Krise beheben zu können, sofern Senatoren und Ritter geschlossen gegen populare Angriffe auftraten. Die Ereignisse hatten aber zur Folge, dass sich die Konflikte nur noch intensivierten. Schon fünf Tage nach der Verurteilung der Catilinarier meldete sich ein Volkstribun, Q. Caecilius Metellus Nepos, der von Pompeius unterstützt wurde, zu Worte. Er beschuldigte Cicero, römische Bürger ohne Gerichtsprozess hingerichtet zu haben (Cic. fam. 5,2,8).21 Dieser Punkt war in der Tat nicht unproblematisch, da die Rechtslage unter dem Notstand nicht eindeutig war. Jetzt konnten von popularer Seite die Rechte der römischen Bürger geltend gemacht und zugleich die vom Senat erworbene Stärke wieder ins Wanken gebracht werden. Gleichzeitig forderte der Volkstribun, Pompeius gegen den noch nicht gefassten Catilina und seine übrigen Gefolgsleute nach Italien zu berufen, sowie ihm die Bewerbung um das Konsulat zu ermöglichen (Schol. Bob. p. 134St.; Plut. Cic. 23; Cat. min. 26; Dio 37,43,1). Pompeius hätte dadurch eine wunschgemäße Rückkehr in die römische Politik antreten können. Pompeius’ Begehren wurden jedoch abgelehnt, da der Senat nicht mehr auf ihn angewiesen war, um die restlichen Catilinarier und ihren Anführer zu besiegen. Mit Spannung war jetzt das Verhalten des siegreichen Feldherrn zu erwarten, der zuvor zur Lösung militärischer und ordnungspolitischer Aufgaben benötigt worden war. Dieser drohte, zu einem übermäßigen Machtfaktor und gewichtigen Konkurrenten des Senats zu werden. Die Mehrheit der Senatoren erkannte im Gegensatz zu Cicero nicht in der aufrührerischen Politik des Catilina, sondern in der Macht des Pompeius wirkliche Gefahr für die Republik, wobei sich dieser aber als loyal erweisen sollte.

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Triumvirat und Ciceros Exil

Triumvirat und Ciceros Exil Für seinen weiteren Aufstieg suchte nun auch Caesar die Verbindung zu Pompeius. Mit dem Ackergesetz des Jahres 63 v. Chr., das Caesar unterstützte, sollten in erster Linie für die Veteranen des Pompeius neue Grundstücke gesichert werden. Als Pompeius Ende 62 v. Chr. aus dem Osten zurückkehrte, entließ er zur großen Erleichterung des Senats in Brindisi sein Heer und betrat Rom unbewaffnet (MRR 2,176). Auch Cicero kümmerte sich jetzt um neuen Anschluss an ihn, da er ihn für die Sache des Senats gewinnen wollte (Cic. Att. 1,19, 3 f. 7). Der Senat lehnte jedoch die Forderungen des Pompeius ab und weigerte sich, dessen Anordnungen und Verwaltungsmaßnahmen, die er auf den Feldzügen im Osten getroffen hatte, global zu ratifizieren. Pompeius versuchte daher auf anderem Wege, seine Anliegen durchzusetzen, sodass sich Ciceros Hoffnungen auf ihn als vergeblich erwiesen hatten. Anstatt sich auf die Politik des Senats zu verpflichten, schloss sich dieser jetzt dem Praetor Caesar an, der im Jahre 61 v. Chr. als Statthalter in Hispania ulterior zunächst seine ruinösen Finanzen sanierte (MRR 2,180). Zusammen mit Crassus als Geldgeber trafen Caesar und Pompeius im Folgejahr private Abmachungen, sich gegenseitig zu unterstützen (MRR 2,185). Durch dieses Bündnis, das als das Erste Triumvirat bezeichnet wird, erreichte Caesar trotz der gegnerischen Opposition aus traditionellen Kreisen das Konsulat für das Jahr 59 v. Chr. Damit bot sich ihm die Chance, die vom Senat übergangenen Probleme in Angriff zu nehmen und gleichzeitig seine eigene Stellung auszubauen. Gegen den Widerstand des Senats setzte Caesar nun ein Ackergesetz durch, das sich der Veteranen des Pompeius annahm und erste Schritte zu einer neuen Landverteilung einleitete; bei dieser erfolgte auch die Gründung von Kolonien, in denen zugleich die städtische Plebs berücksichtigt wurde (MRR 2,187 f.).22 Caesar zeigte sich jetzt zudem bereit, seine Forderungen gegen die Gesetze und das Veto der Volkstribunen durchzusetzen. Einwände, die sich aus den religiösen Vorzeichen ergaben, als sein Mitkonsul Bibulus den Himmel beobachtete, überging er. Mit der Hilfe von Pompeius’ Veteranen gelang es Caesar schließlich, 209

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das Ackergesetz durchzubringen. Gleichzeitig leitete er die nötigen Schritte zur Ratifikation von Pompeius’ Verwaltungsmaßnahmen im Osten ein (Dio 38,7,5; App. b.c. 2,13,46; Plut. Pomp. 48).23 Caesar wollte nach Ablauf seines Konsulats eine mehrjährige Statthalterschaft antreten, um sich militärischen Ruhm, Geld und eine neue Klientel zu verschaffen, aber auch, um der gerichtlichen Verfolgung zu entgehen. Der Volkstribun P. Vatinius ließ ihm auf fünf Jahre die Gallia Cisalpina in Oberitalien und Illyricum an der Adriaküste mit fünf Legionen zuteilen, die der Senat aufgrund einer Vakanz noch mit der Narbonensis ergänzte (MRR 2,190). Caesar wollte sich auswärts neue Verdienste um die res publica erwerben und damit um so mächtiger nach Rom zurückkehren. Um seine Errungenschaften zu bewahren, konnte er neben Pompeius und Crassus auch auf L. Calpurnius Piso als Konsul des Jahres 58 v. Chr. setzen, dessen Tochter Calpurnia er nach der Scheidung von Pompeia geheiratet hatte.24 Cicero war zwar im Vorfeld des Bündnisses von Caesar, Pompeius und Crassus kontaktiert worden, hatte im Jahre 60 v. Chr. den Anschluss an die drei Herren aber verweigert (Cic. Att. 2,3 f.). Es war zu erwarten, dass die Triumvirn ihre Politik nicht im Sinne der alten Republik durchführen und dabei auch zu Mitteln der Gewalt greifen würden. Cicero sah darüber hinaus, dass er in dieser Konstellation Pompeius nicht mehr beeinflussen konnte und stand daher am Anfang der 50er-Jahre v. Chr. isoliert da.25 Zudem hatte sich im Jahre 61 v. Chr. ein Vorfall ereignet, der sich für Cicero jetzt als folgenschwer erweisen sollte. Der junge Patrizier P. Claudius Pulcher, später unter dem Namen Clodius bekannt, hatte sich im Hause des Pontifex Maximus Caesar eingeschlichen, als dort das ausschließlich Frauen vorbehaltene Bona-Dea-Fest gefeiert wurde. Dabei wurde er entdeckt und wegen religiösen Frevels vor Gericht gezogen (MRR 2,180). Cicero widerlegte dort mit seiner Aussage das konstruierte Alibi des Clodius. Dieser sollte ihm das nie verzeihen, auch wenn er mittels Bestechungsgelder doch noch freigesprochen wurde.26 Clodius entwickelte jetzt hohe Ambitionen, als Volkstribun breite Anhängerschaften zu mobilisieren und umfassende populare Politik zu betreiben, die auch die Abgabe von Gratisgetreide enthielt. Caesar, der sich von Clodius Vorteile versprach, organisierte als Ponti210

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Triumvirat und Ciceros Exil

fex Maximus, dass dieser zur Plebs übertreten und sich um das Amt des Volkstribunen bewerben konnte (MRR 2,195 f.). Als Clodius im Jahre 58 v. Chr. sein Amt antrat, schritt er bald zu einer Tat, die als Attacke gegen Cicero gedacht war. Er brachte ein Gesetz in Vorschlag, das die Ächtung desjenigen vorsah, der römische Bürger ohne Gerichtsurteil tötet oder getötet hatte (MRR 2,196).27 Der Bezug auf die Ermordung der Catilinarier war dabei offenkundig. Cicero nahm die Bedrohung sofort an, zog Trauerkleider an und appellierte überall an die Bürger, ihn zu unterstützen (Plut. Cic. 30; Dio 38,14,7). Von den Triumvirn hatte er jedoch keine Hilfe zu erwarten. Diesen war es im Gegenteil recht, wenn Cicero zum Schweigen gebracht wurde, zumal er auch das Ackergesetz Caesars kritisiert hatte. Caesar und Pompeius hielten sich in der Öffentlichkeit in dieser Sache zurück. Caesar verwies darauf, dass er seinerzeit gegen die Hinrichtung der Catilinarier eingetreten war. Auch die beiden Konsuln des Jahres 58 v. Chr. schlossen sich indirekt dem Unternehmen des Clodius an und verboten den Senatoren, Trauerkleider zu tragen (Cic. Sest. 32. 52; p. red. in sen. 12. 16. 31; p. red. ad Quir. 13; Pis. 18; dom. 55. 113; Planc. 87; Dio 38,16,3).28 Der Senat erwies sich in dieser Situation als ohnmächtig. Die Gegner wurden durch persönliche Begleitmannschaften und Knüppelbanden des Clodius eingeschüchtert. Cicero verließ daher schon am Tag vor der Abstimmung über das Gesetz Rom, ohne einen Prozess abzuwarten. Seine Verbannung wurde anschließend von der Volksversammlung gesetzlich festgehalten (Dio 38,17,6). Cicero begab sich nach Makedonien, wo er sich hauptsächlich in Saloniki aufhielt, sich aber keinen Moment mit der Verbannung abfand (Dio 38,18). Caesar ging unterdessen in seine gallischen Provinzen, von wo er über die nächsten Jahre eigenmächtig das ganze Gebiet zwischen Ozean und Rhein eroberte.29 Im Senat setzte sich hingegen bereits am 1. Juni 58 v. Chr. ein Beschluss durch, der die Rückkehr Ciceros festlegen wollte. Dies wurde jedoch durch einen mit Clodius verbundenen Volkstribunen mittels Veto verhindert (Cic. Sest. 68; p. red. in sen. 3; Dio 38,30,4). Da Pompeius sein Ansehen beim Senat weiter aufbessern wollte, setzte er sich im nächsten Jahr mit dem Volkstribunen T. Annius Milo für die 211

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Rückführung Ciceros ein, wobei es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Clodius kam; als sich auch Caesar nicht mehr widersetzte, wurde noch am 4. August ein Gesetz über Ciceros Rückkehr beschlossen (Plut. Pomp. 49; Dio 39,6,1–8,3. 10,1). Dieser setzte sich im Gegenzug dafür ein, dass Pompeius ein fünfjähriges Kommando zur Getreideversorgung (cura annonae) in Rom erhielt (Cic. Att. 4,1,7; Dio 39,9,3. 24,1 f.). Cicero hielt nach seiner Rückkehr auch zwei Dankesreden an das Volk und den Senat (Post reditum ad Quirites/ad senatum), wurde aber erneut vom Neid der Senatshäupter getroffen. Zudem erneuerten Caesar, Pompeius und Crassus im April 56 v. Chr. im norditalienischen Luca ihren Bund, da sich alle drei Herren weitere militärische Oberkommandos zusichern wollten (MRR 2,211).30 Caesar musste für eine Verlängerung seiner Statthalterschaft in Gallien sorgen und auch Pompeius und Crassus wollten mehrjährige Provinzialaufträge. Der Senat zeigte sich durch die Politik der drei Herren erneut geschlagen. Für Cicero bedeutete dies eine bittere Enttäuschung (Cic. Att. 4,5 f.). Er geriet jetzt in die Abhängigkeit der Triumvirn und wagte keine Kritik mehr an ihnen, sondern propagierte in der Rede Über die konsularischen Provinzen (De provinciis consularibus) im Juni 56 v. Chr. eigens die Verlängerung von Caesars Statthalterschaft. Zunächst verteidigte er noch P. Sestius, der als Volkstribun im Jahre 57 v. Chr. mit Clodius in gewaltsame Auseinandersetzungen verwickelt gewesen war, gegen die Vorwürfe des P. Vatinius als Parteigänger der Triumvirn (Pro Sestio; In P. Vatinium testem interrogatio). Als Vatinius dann im Jahre 55 v. Chr. die Praetur unter Pompeius und Crassus bekleidet hatte, sah sich Cicero aber gezwungen, diesen gegen den Vorwurf der Korruption zu verteidigen (Cic. fam. 1,9).31 Mit seinem Stellungswechsel gab Cicero auch einige seiner alten Prinzipien preis. Anfang 55 v. Chr. stellte er fest, dass sich in seiner Generation an der Herrschaft der drei Machthaber nichts mehr ändern würde und sich die Gegner fügen sollten (Cic. fam. 1,8,2). Nachdem die Wahlen im Vorjahr bewusst verschleppt worden waren, wurden nun Pompeius und Crassus zu Konsuln erkoren (Dio 39,30 f.). Caesar, der jetzt Cicero umschmeichelte, gab diesem ein Darlehen, um ihn aus seinen finanziellen Nöten zu helfen (vgl. Cic. Att. 5,1,2; Suet. Iul. 27).32 Zudem erhoffte sich Cicero von Caesar Schutz vor Clodius, der 212

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bis zu seinem Tod in den Straßenkämpfen Anfang 52 v. Chr. weiterhin seine Banden unterhielt. Crassus hatte im Jahre 53 v. Chr. das Kommando in Syrien gegen die Parther übernommen und war bei der schmachvollen Niederlage von Carrhae zu Tode gekommen (Plut. Crass. 31; MRR 2,230). Damit war nicht nur das Triumvirat beendet, sondern auch eine Auseinandersetzung zwischen Pompeius und Caesar vorprogrammiert.

Ciceros Staatsphilosophie Cicero zog sich in der Folge zurück und widmete sich der Philosophie. Von ihr erhoffte er sich neue geistige Grundlagen und einen Ansporn für vernünftiges politisches Handeln. Sein wegweisendes Werk über die Rhetorik (De oratore) aus dem Jahre 55 v. Chr. propagierte den philosophisch geschulten Redner und Staatsmann. Zudem entwarf er in den nächsten drei Jahren in Anlehnung an Platon sein Bild vom idealen Staat (De re publica) und den für das Gemeinwesen nötigen Gesetzen (De legibus). Darin pries er die gemischte Staatsverfassung, welche Elemente der Monarchie, Aristokratie und Demokratie in sich vereinigt, wie sie in Rom im Prinzip schon verwirklicht war.33 Cicero propagierte dabei, dass »wenig durch das Volk, das meiste durch Autorität, Einrichtung und Gewohnheit des Senats« entschieden werden sollte (rep. 2,56; vgl. leg. 3,27). In Reaktion auf die Krise der späten Republik schlug er einige konkrete Korrekturen vor, um die Senatsregierung im Sinne des herkömmlichen Systems zu stärken (leg. 3,10. 28) und kam dabei auch auf die Rolle eines politischen Führers zu sprechen. Eine erste Neuerung war die Möglichkeit, einen Notstandsdiktator (magister populi) zu ernennen, der für die Beseitigung von inneren Wirren gedacht war (leg. 3,9). Dieser sollte ein Vertrauensmann des Senats sein und sein Amt höchstens sechs Monate ausüben, um danach wieder zur Tagesordnung überzugehen. Cicero hatte erkannt, dass sich 213

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die Republik nicht mehr von selbst regenerieren konnte, sondern gebildete Führungspersönlichkeiten brauchte, um die Verhältnisse wieder ins Lot zu bringen (rep. 2,52) – wie er das auch von sich selbst erwartete.34 Neben dem dictator (rep. 6,12) ist in seiner Schrift über den Staat von einem princeps die Rede (rep. 2,21; 5,8 f.), freilich ohne die Monarchie zu evozieren, gegen die sich Cicero verwehrte. Dennoch war von den führenden Herren die Rolle eines Reformers, der nach getaner Arbeit wieder zurücktritt, nicht mehr zu erwarten. Cicero überging hier die Folgen, die aus einer Sonderstellung erwachsen konnten, ließ aber auch Raum für einen Tyrannenmord offen (rep. 2,46). Eine zweite Neuerung zur Festigung der Senatsregierung zielte darauf ab, die Stellung der beiden Censoren als Sittenwächter aufzuwerten (leg. 3,7). Diese sollten ihr Amt nicht mehr wie bisher in einem Zeitraum von fünf Jahren nur 18 Monate ausüben, sondern die ganzen fünf Jahre über aktiv sein. Ihre Aufgabe sah vor, die Einhaltung der Gesetze zu überwachen sowie die Kontrolle über die Magistrate auszuüben.35 Fraglich blieb auch hier, inwiefern mit dem Amt des Censors die herkömmlichen ethischen Werte der Führungselite noch eingefordert werden konnten und den persönlichen Machtansprüchen, wie sie die Triumvirn erhoben, beizukommen war. Ein dritter Änderungsvorschlag beabsichtigte, die strikt geheime Abstimmung als Errungenschaft der späten Republik wieder rückgängig zu machen (leg. 3,10). Es sollte die Möglichkeit geschaffen werden, dass die Patrone Einblick in die Stimmabgabe ihrer Klienten nehmen konnten. Cicero wollte damit den Empfehlungen der Aristokratie wieder größere Bedeutung zukommen lassen. Er scheute sich jedoch davor, die verdeckte Stimmabgabe als Zeichen der Freiheit des römischen Volkes gänzlich abzuschaffen. Ihm schwebte ein Ausgleich zwischen der Freiheit (libertas) des Volkes und der Autorität (auctoritas) der Senatshäupter vor. Er dachte an eine Art freiwilliges Sichberatenlassen der Stimmbürger durch ihre Patrone.36 Nicht in Erwägung zog er dabei, dass zwischen den Interessen des Volkes und denen der Führungsschicht einige Diskrepanzen bestehen konnten. Dementsprechend wird in dem Reformentwurf auch keine Lösung sozialer Probleme ins Auge gefasst. Die Inangriffnahme des Agrarund Schuldenproblems betrachtete Cicero vielmehr als Störung der 214

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Gesellschaftsordnung. Armut hielt er prinzipiell als selbstverschuldet und Besitzlose als aufrührerische Elemente. In seiner Rede Pro Sestio vom Jahre 56 v. Chr. teilte Cicero die Bürgerschaft in zwei Gruppen ein: die Popularen und die Optimaten. Zu den Optimaten, den Besten, rechnete er diejenigen, »die keine Schädlinge sind, noch von Natur zum Bösen angelegt, die nicht von Raserei erfasst noch in häusliches Elend verstrickt sind« (Sest. 97) und weitet dabei den Begriff auf alle Stände aus. Im Weiteren stellt er fest: »Denn bei so vielen Staatsbürgern ist die Menge derer beträchtlich, die entweder aus Furcht vor Strafe und im Bewusstsein ihrer Vergehen auf Veränderungen und Umwälzungen des Staates aus sind oder sich aus angeborener Unvernunft an Zwietracht und Aufruhr weiden oder wegen ihrer verworrenen Vermögensverhältnisse lieber in einer allgemeinen Feuersbrunst untergehen wollen als in ihrer eigenen.« (Sest. 99)

Lösungsvorschläge für die Agrarfrage und das Schuldenproblem verbindet Cicero mit Popularitätshascherei und umstürzlerischen Absichten, wie in seinem einflussreichsten philosophischen Werk Vom pflichtgemäßen Handeln (De officiis) aus dem Jahre 44 v. Chr. besonders deutlich wird: »Leute aber, die sich als Volksfreunde (populares) ausgeben und aus diesem Grunde entweder die Agrarreform in Angriff nehmen, so dass die Besitzer von ihrem Wohnsitz vertrieben werden, oder glauben, es müssten Schuldbeträge den Schuldnern erlassen werden, erschüttern die Grundlage des Gemeinwesens« (off. 2,78).

Weiter gibt er zu bedenken: »In erster Linie aber wird einer, der das Gemeinwesen verwaltet, darauf sehen müssen, dass ein jeder seinen Besitzstand wahre und nicht durch Staatseingriff eine Schmälerung am Vermögen der Privatleute herbeigeführt werde« (off. 2,73).

Cicero wollte somit bis zum Schluss möglichst keine Veränderung an der bestehenden Sozialstruktur.

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Caesars Rückkehr und Diktatur Dass die Republik auf die Leistung von Einzelpersönlichkeiten angewiesen war, um die dringlichsten Probleme anzugehen, zeigte sich im Jahre 52 v. Chr. Als es nach der Ermordung des Clodius zu Aufruhr und Bandenkämpfen kam, bei denen das Senatsgebäude in Flammen aufging, wurde Pompeius zum alleinigen Konsul (consul sine collega) gewählt, um die Verhältnisse wieder ins Lot zu bringen (MRR 2,234).37 Vordringlich wurde jetzt auch das Problem von Caesars Ablösung aus der Provinz, da dessen Kommando Ende 50 v. Chr. auslief. Caesar wollte nach seiner Rückkehr im Jahre 49 v. Chr. unmittelbar das Konsulat antreten, wozu ihm seine Anhänger im Frühjahr 50 v. Chr. per Plebiszit eine Bewerbung in absentia ermöglichten (Cic. Att. 7,1,4; 8,3,3; Caes. b.c. 1,9,2 f. 32,2 f.; Liv. per. 107; Suet. Iul. 26,1). Es ging ihm darum, seine Sonderstellung fortführen zu können und gegen die Angriffe seiner Gegner gewappnet zu sein. Diese wollten ihn immer noch vor Gericht stellen, um ihn für seine Vergehen als Konsul zur Rechenschaft zu ziehen. Caesar hatte aber in der Zwischenzeit zahlreiche Legionen ausgehoben, ganz Gallien erobert sowie zweimal nach Britannien und Germanien übergesetzt. Seine vorzeitige Abberufung scheiterte in der Folge an der Interzession einiger getreuer Volkstribunen.38 In der Diskussion um die Neubesetzung der Provinzen setzte sich die Erkenntnis durch, dass eine Verbindung von Konsulat und anschließender Statthalterschaft, wie sie Caesar ausübte, in Zukunft verhindert werden sollte. Pompeius erließ ein Gesetz, das zwischen dem Konsulat und der Übernahme einer Provinz als Prokonsul fünf Jahre Zwischenraum vorschrieb, um Zeit für gerichtliche Rechenschaft zu gewähren (Dio 40,56,1; Caes. b.c. 1,85,9).39 Daher wurden jetzt ältere Konsulare für die Provinzverwaltung benötigt, sodass Cicero wider Willen in der Mitte des Jahres 51 v. Chr. als Prokonsul für zwölf Monate Kilikien übernehmen musste (Cic. Att. 5,15) und aus den Debatten in Rom vorübergehend entfernt war; ein militärischer Sieg über gegnerische Banden brachte ihm zwar den Imperatorentitel (Cic. Att. 216

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5,20,3) und ein Dankfest (supplicatio), aber keinen Triumph ein (MRR 2,243. 251 f.).40 Unterdessen gingen in Rom die Auseinandersetzungen um Caesars Abberufung weiter. Als dieser Mitte 50 v. Chr. eine Konsulatsbewerbung für das Jahr 48 statt 49 v. Chr. ins Auge fasste, wollte der Senat dies an die Bedingung binden, dass Caesar zuvor seine Provinzen und Heeresverbände abgab.41 Cicero wollte wie die Mehrheit der Senatoren einen Bürgerkrieg vermeiden. Pompeius gefiel sich in der Situation, dass ihn der Senat für den Fall von Caesars Einmarsch brauchte. Er distanzierte sich jetzt immer mehr von seinem ehemaligen Verbündeten, der als Kompromiss die Entlassung sämtlicher Truppen forderte, und hoffte auf eigenen Machtgewinn. Als Anfang Dezember Gerüchte vom Herannahen Caesars zirkulierten, schritt der Konsul C. Marcellus zur »Schwertübergabe« an Pompeius (Caes. b.G. 8,52,4 f.; App. b.c. 2,31,121; Plut. Pomp. 59; Dio 40,64,4. 66,2; Oros. 6,15,1).42 Der Senat beschloss am 7. Januar 49 v. Chr. schließlich den Notstand und setzte Caesar ein Ultimatum zur Entlassung seiner Truppen (Cic. fam. 16,11; Caes. b.c. 1,5,3; Liv. per. 109; Dio 41,3,3). Caesar gab daraufhin den Befehl zum Einmarsch in Italien. Cicero war klar, dass der Krieg für einen der beiden Feldherren eine überragende Machtstellung bringen musste und schwankte noch zwischen beiden hin und her (Att. 7,1,2–5). Die Auseinandersetzung mit Pompeius und seinen Anhängern zog sich über fünf Jahre hin. Um den Rücken frei zu haben, sicherte Caesar zunächst Spanien ab, wo Pompeius sieben Legionen stehen hatte.43 In Rom übernahm er für elf Tage die Diktatur, um Wahlen abzuhalten, sodass er im Jahre 48 v. Chr. das Konsulat antreten konnte (Caes. b.c. 2,21,5; Plut. Caes. 37,2; App. b.c. 2,48,196; Dio 41,36,1 f.). Danach folgte er seinem Gegner nach Griechenland, wo dieser vergeblich ein großes Heer sammelte. Nach seinem Sieg bei Pharsalos in Thessalien verfolgte Caesar Pompeius nach Ägypten, wo dieser schließlich umgebracht wurde. Damit hatte Caesars ehemaliger Weggefährte und späterer Hauptkonkurrent ein schmähliches Ende gefunden.44 Caesar geriet zunächst in unglückliche kriegerische Auseinandersetzungen, ordnete dann aber in Alexandria die ägyptischen Verhältnisse neu. Dabei setzte er Kleopatra, mit der er einen Sohn zeugte, zusam217

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men mit ihrem Bruder Ptolemaios XIV. als Herrscherin ein (Caes. b. Alex. 33,1 f.; Suet. Iul. 35,1; Plut. Caes. 49; Dio 42,44,1 f.). Im Jahre 47 v. Chr. musste sich Caesar nach Kleinasien wenden, wo am Rande des Reiches Pharnakes II. von Pontos eingefallen war und dann bei Zela vernichtend geschlagen wurde (Caes. b. Alex. 69–76; Liv. per. 113; App. b.c. 2,91,381–384; Dio 42,47; Plut. Caes. 50: veni, vidi, vici). Anschließend hatte er in Rom für Ordnung zu sorgen, da es sowohl in der hungernden Bevölkerung als auch in den neu rekrutierten Truppen zu Unruhen gekommen war. Im Jahre 46 v. Chr. übernahm Caesar wieder das Konsulat, das er auch in den beiden Folgejahren ausübte, und besiegte die Reste der Gegenpartei in Afrika und Spanien (MRR 2,293. 305).45 In den fünfeinhalb Jahren seit dem Einfall in Italien bis zu seinem Tode war Caesar nur knapp zwölf Monate in Rom. In dieser Zeit hat er jedoch viel ins Werk gesetzt. Neben der bekannten Kalenderreform war die Versorgung zahlreicher Veteranen eine seiner bedeutendsten organisatorischen Leistungen (Suet. Iul. 38,1; 40,1).46 Zudem gewährte er einen Mietnachlass (Suet. Iul. 38,2) und federte das Schuldenproblem ab (Suet. Iul. 42,2; Tac. ann. 6,16,1), reduzierte in Rom aber auch die Zahl der Getreideempfänger (Suet. Iul. 41,3); gleichzeitig begann er, die städtische Plebs, die in Rom kein genügendes Auskommen fand, in überseeischen Kolonien anzusiedeln (Suet. Iul. 42,1).47 Damit hat er zwar das Wohl der Bevölkerung in einigen Punkten besser eingelöst, als es bisher in der Republik geschehen war, hielt aber wie seine Vorgänger an den bestehenden sozialen Grundstrukturen fest.48 Caesar verwirklichte darüber hinaus einige Neuordnungen in den Provinzen, wo er nach herkömmlichem Muster die Selbstverwaltung verschiedener Gemeinden förderte und etliche Bürgerrechtsverleihungen vornahm. Dies betraf insbesondere die Transpadaner in Oberitalien und die Bewohner vom spanischen Cádiz.49 Dadurch band er Teile des Reiches besser an Rom und gewann für sich selbst vermehrte Anhängerschaft (Dio 41,36,3). In Rom hatte er schon während seines Prokonsulats in Gallien, wo er viel Gold erbeutet hatte, ein größeres Bauprogramm eingeleitet. Das Forum Romanum, auf dem sich das politische Leben Roms abspielte, begann Caesar umzugestalten bzw. für eigene Zwecke einzu218

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setzen. An der Stelle des Comitiums, auf dem politische Versammlungen stattfanden, errichtete er ab 54 v. Chr. mit dem Forum Iulium eine prächtige Platzanlage (Cic. Att. 4,16,8). Diese war nach dem Vorbild hellenistischer Tempelplätze axialsymmetrisch konzipiert und wurde vom Tempel der iulischen Stammmutter Venus Genetrix beherrscht, was die göttliche Abstammung Caesars zum Ausdruck bringen sollte.50 Das Senatsgebäude, das eben erst von Sullas Sohn Faustus, dem Schwiegersohn und Anhänger des Pompeius, erneuert worden war (52 v. Chr.), wollte Caesar im Jahre 44 v. Chr. in direktem Anschluss an sein Forum neu erbauen (Dio 44,5,1 f.).51 Anfang des Jahres war auch der Bau der neuen Rostra begonnen worden, die bis dahin das Zentrum für politische Ansprachen dargestellt hatten und forthin vermehrt für repräsentative Auftritte genutzt werden sollten (Dio 43,49,1).52

Abb. 19: Forum Romanum: Basilica Iulia in der Mitte; Rostra Caesaris zur Linken; Septimius Severus-Bogen links außen; Saturntemepel (Aerarium) rechts außen, 283 n. Chr. restauriert.

Caesar hatte somit wesentliche Schritte zu einer einheitlichen Platzgestaltung des Forum Romanum unternommen. Anstelle der Basilica Sempronia trat ab 54 v. Chr. der Neubau der Basilica Iulia, die nach 219

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Abb. 20: Forum Iulium/Caesaris, 54–46 v. Chr.; dahinter Monumento a Vittorio Emanuele II/Altare della Patria, 1927.

der Schlacht von Thapsus (46 v. Chr.) eingeweiht und später von Augustus vollendet wurde (Aug. RG 20); die Basilica Aemilia wurde im Auftrag Caesars und mit dessen Beutegeldern von L. Aemilius Paullus als Nachfahre des Erbauers erneuert (Cic. Att. 4,16,8). Auf dem Marsfeld plante der Diktator eine riesige Platzanlage, die Saepta Iulia, in der künftig zumindest dem Schein nach immer noch Volksversammlungen stattfinden sollten. Auch außerhalb Roms wurden Straßen und Häfen ausgebaut, womit überall die Tatkraft und politischen Ansprüche des Herrschers zum Ausdruck kamen.53 Hinsichtlich seiner politischen Stellung ist zunächst entscheidend, dass Caesar nach dem Sieg über Pompeius bei Pharsalos (48 v. Chr.) auf ein Jahr zum Diktator ernannt wurde (MRR 2,272). Bereits Anfang 49 v. Chr. hatte er bei der Eroberung des senatorischen Stützpunktes Corfinium mildes Verhalten (clementia) gegenüber seinen Gegnern bewiesen (Cic. Att. 9,7,C,1; App. b.c. 1,38,149 f.; Plut. Caes. 34).54 Dies trug in der Folge dazu bei, dass ihm bald ganz Italien zufiel und sich der Senat auf Caesars Ansprüche einlassen musste. Caesar empfing daher von Senat und Volk umfangreiche Vollmachten.55 220

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Abb. 21: Plan des Forum Romanum und Forum Iulium.

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Nach seinem militärischen Erfolg bei Thapsus in Nordafrika im Jahre 46 v. Chr. übernahm er mit der Aufsicht über die Sitten zensorische Aufgaben (praefectus morum: Suet. Iul. 76,1; Dio 43,14,4). Zudem wurde er zum Diktator auf zehn Jahre ernannt und konnte öffentlichkeitswirksame Triumphe über Gallien, Ägypten, Pontus und Africa abhalten, bei denen auch das Volk beschenkt wurde (MRR 2,293). Nach der Besiegung der letzten Pompeianer in Munda erhielt Caesar im Folgejahr den Titel Liberator, verschiedene Ehren sowie den Ehrentitel Imperator als Vorname (Dio 43,43,1 f. 44,1 f.) und wurde als Vater des Vaterlandes (parens patriae) bezeichnet (Cic. Phil. 13,23; Dio 44,4,4). Mitte Februar 44 v. Chr. wurde Caesar Diktator auf Lebenszeit und verfügte über mehr als 30 Legionen im ganzen Reich (MRR 2,317 f.). Damit war der Schein des Provisorischen in seiner Machtstellung zerstört. Caesar beließ zwar alle republikanischen Institutionen, beraubte sie aber ihrer Eigenständigkeit. Er beherrschte die Besetzung der Magistraturen und hatte das Recht, Patrizier zu ernennen (Suet. Iul. 41). Den Senat erweiterte er von 600 auf 900 Leute und besetzte ihn mit Mitgliedern, die ihm loyal waren (Dio 43,47,3); gleichzeitig ging er aber auch dazu über, Senatsbeschlüsse teilweise ohne Befragung des Senats eigenmächtig zu verfassen.56 Wollte Caesar die Monarchie, wie es von seinen Gegnern bereits vermutet wurde? Als ihm der Konsul M. Antonius beim Lupercalienfest des Jahres 44 v. Chr. das Diadem aufsetzen wollte, wies er diese Königsinsignien zurück (Plut. Ant. 12; Caes. 61; MRR 2,315). Caesar war sich offensichtlich bewusst, dass für ein solches Vorhaben generell die Akzeptanz fehlte.57 Demnach galt es, entsprechende Verdächtigungen zu beseitigen. Dennoch setzte er sich an die Spitze der Republik und entwertete die herkömmlichen Entscheidungsgremien. Dadurch errichtete er ein persönliches Regiment, das sowohl über seine auctoritas als auch institutionell abgesichert war und somit einer Alleinherrschaft gleichkam.58 Ein weiterführendes Konzept für die Umgestaltung der Republik oder eine neue Staatsform ist aber auch bei ihm nicht erkennbar.59 Caesar hat zwar die alte Aristokratie gegen sich aufgebracht und stark dezimiert, fand aber keine gesellschaftliche Kraft, mit der er sich 222

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Ciceros Reaktion

für eine Systemänderung hätte verbinden können.60 Die Reichsbevölkerung hatte er durch Wohltaten an sich gebunden. Die Plebs und die Veteranen waren zur Hauptsache mit den Landversorgungen, Geldgeschenken und staatlichen Getreideabgaben zufriedengestellt. Die Ritter, die vom Eintreiben der Steuern und vom Handel lebten, wollten weiterhin stabile wirtschaftliche Zustände. Ein Teil hatte auch Eingang in den caesarischen Senat gefunden und war damit ruhiggestellt. Es gab daher keine soziale Gruppe, die auf einen Umsturz der angestammten Ordnung drängte. Die Zeit für die Monarchie war noch nicht reif, selbst wenn Caesar diese gewollt hätte. Zudem war eine politische Neuorganisation Roms letztlich nicht seine Sache. Vielmehr suchte er erneut Betätigung im Krieg und plante einen Feldzug gegen die Daker und die Parther (Suet. Iul. 44,3; Aug. 8,2; App. b.c. 2,110,459 f.; Dio 43,51,1 f.).61

Ciceros Reaktion Cicero war am Anfang des Jahres 49 v. Chr. aus Kilikien nach Rom zurückgekehrt, scheiterte aber bei seinem Versuch, die bevorstehende militärische Konfrontation zu verhindern (MRR 2,251 f. 264). Er verurteilte Caesars Einfall, trat aber auch nicht für Pompeius ein.62 Da er sich zunächst nicht entschließen konnte, Pompeius in den Osten zu folgen, geriet er in den Machtbereich Caesars. Aus Sicherheitsgründen entwich er schließlich doch aus Italien, wollte aber nach Pompeius’ Niederlage bald wieder nach Rom zurückkehren. Als er im Oktober 48 v. Chr. in Brindisi eintraf, musste er auf Caesars Erlaubnis für die Rückkehr warten. So verbrachte er beinahe ein Jahr in Brindisi, um dann von Caesar freundlich begrüßt und begnadigt zu werden (Plut. Cic. 39). Da Caesar aus persönlichen Motiven einen Bürgerkrieg ausgelöst hatte, musste er sich um möglichst große Akzeptanz bemühen, sodass er seine Gegner wiederholt mit Nachsicht (clementia) behandelte und 223

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bei entsprechender Unterwerfung eine Politik der Begnadigung betrieb. Cicero akzeptierte Caesars Sieg dann auch als das kleinere Übel. Im Senat schwieg er jedoch und zog sich wieder in die Philosophie zurück. Nach dem Selbstmord von Caesars hartnäckigstem Gegner Cato im Jahre 46 v. Chr. verfasste Cicero eine Schrift über diesen, in der er die alte Republik pries und damit Caesar zu einer harschen Gegenschrift veranlasste, die aber wie ihre Vorlage verloren ist.63 Bis zu seinem Tode schrieb er auf der Grundlage von griechischem Gedankengut viele rhetorische und philosophische Werke, denen ein langes Nachleben beschert sein sollte.64 Cicero setzte nach der Niederlage der Pompeianer nochmals neue Hoffnungen in Caesar (fam. 13,68,2). Der Senat begnadigte nämlich mit Caesars Duldung den Konsular M. Claudius Marcellus, der im Jahre 51 v. Chr. auf die Abberufung des Feldherrn aus Gallien hingewirkt hatte und nach Pharsalos im Osten verblieben war. Cicero, der Caesar mit einer Lobesrede dankte (Pro M. Marcello), wurde aber erneut enttäuscht und wandte sich auch gegen dessen Pläne für einen Partherfeldzug (Cic. Att. 13,27,1. 31,3; App. b.c. 2,110,459–460).65 Als sich dann rund 60 Vertreter der alten Republik, darunter auch einige Caesarianer, zur Planung eines Attentats an Caesar zusammenschlossen, wurde Cicero aber nicht eingeweiht, obwohl er von der Notwendigkeit dieser Tat überzeugt war. Als der Diktator am 15. März 44 v. Chr. umgebracht wurde, gratulierte Cicero dem Caesarmörder L. Minucius Basilius (fam. 6,15), während er selbst vom Attentäter M. Iunius Brutus zur Wiederherstellung der Freiheit beglückwünscht wurde (Cic. Phil. 2,28. 30).66 Doch von einer Befreiung war Rom weit entfernt. Cicero billigte die Beseitigung Caesars zwar als Tyrannenmord (off. 1,26; 3,19; 3,84 f.), befürchtete aber ein Fortbestehen der »Tyrannis« (Att. 14,14,2. 4; vgl. Plut. Caes. 30). Die Stadtbevölkerung bekundete keine Begeisterung, sondern ließ an der Leichenfeier ihrem Zorn freien Lauf, sodass die Caesarmörder unter Druck kamen (Suet. Caes. 84 f.; App. b.c. 2,146,611–147,614; Plut. Ant. 14; Brut. 20; Dio 44,50). Der Senat hatte diese auf Vorschlag Ciceros straflos belassen und die Verfügungen Caesars als weiterhin gültig anerkannt.67 M. Antonius, der als Konsul und Kollege Caesars beim Attentat vorschont 224

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Octavian und Ciceros Tod

worden war, wollte nun das Erbe des Diktators antreten. Anstatt den Ausgleich zu suchen, drängte Cicero jetzt aber auf dessen Beseitigung.68 Nach dem Vorbild des Atheners Demosthenes (384–322 v. Chr.) hielt er ab September 44 v. Chr. insgesamt 14 Reden (Philippika) gegen ihn. Der Senat wollte dagegen lieber abwarten und sich mit Antonius verständigen. Als Antonius stärker gegen die Caesarmörder auftrat, riet Cicero Brutus und Cassius, in den Osten zu entweichen (Att. 15,9,1 f.), was diese dann auch taten (fam. 12,2,3; MRR 2,320f.).69

Octavian und Ciceros Tod Cicero konnte jetzt als gealterter Konsular und princeps civitatis nochmals eine bedeutende Rolle in der Politik übernehmen, entwickelte sich aber auch zum Kriegstreiber.70 Octavian, der Großneffe Caesars, der von Caesar als Erbe eingesetzt worden war und mit dessen Mitteln zum Hauptgegner des Antonius avancierte, umwarb ihn. Für Cicero war er die geringere Gefahr als Antonius, denn er meinte, den 19-Jährigen lenken zu können. Octavian, der zunächst eine Privatarmee aus den Veteranen Caesars aufgestellt hatte (Aug. RG. 1), wurde schließlich am Anfang des Jahres 43 v. Chr. vom Senat als militärischer Führer anerkannt und besiegte dann im Verband mit den Konsuln Antonius bei Mutina (Modena) (MRR 2,335 f.).71 Als sich Antonius daraufhin mit Caesars vormaligem Stellvertreter (magister equitum) M. Aemilius Lepidus, dem Statthalter von Gallia Narbonensis und Hispania citerior, verbündete, wurde er zum Staatsfeind (hostis) erklärt (MRR 2,341). Octavian wollte nun mit Cicero als Kollegen seine Stellung über das Konsulat weiter ausbauen, forderte aber auch, dass Antonius nicht mehr als Staatsfeind betrachtet werde (Dio 46,42,2; Plut. Cic. 45). Als dies abgelehnt wurde, kehrte er bewaffnet nach Rom zurück und setzte seine eigene Wahl zum Konsul durch.72 Dies öffnete den Weg, in neuer Konstellation gegen die Caesarmörder vorzugehen und sollte sich für Cicero als fatal erweisen. 225

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14 Cicero und Caesar

Anstatt die Sache des Senats zu vertreten, einigte sich Octavian mit Antonius und Lepidus in Bononia (Bologna) zum sog. Zweiten Triumvirat. Die drei Herren beschlossen, in den nächsten fünf Jahren außerordentliche Vollmachten für sich zu beanspruchen, um das Gemeinwesen zu restituieren; ihre Gegner sollten proskribiert werden, also für vogelfrei gelten (MRR 2,337 f. 357 f.). Dieser Umschwung Octavians wurde für Cicero jetzt plötzlich zu einer lebensbedrohenden Situation, da auch sein Name auf den Proskriptionslisten erschien. Allzu lange hatte er auf seinem Gut in Tusculum noch zugewartet und wurde dann am 7. Dezember 43 v. Chr. auf der Flucht ermordet, sodass er ein unrühmliches Ende fand: Sein Kopf und die abgehackten Hände wurden auf den Rostra zur Schau gestellt (Plut. Cic. 48 f.; Dio 47,8,3).73 Cicero hatte zum Schluss zwar die Gefahr, die von Octavian als späterem Augustus drohte, erkannt (ad Brut. 18,2 f.), aber im Vertrauen auf seine Einflussnahme und die Wirkungsmöglichkeiten des Senats unterschätzt.

Fazit Rückblickend ist festzustellen, dass Cicero als Neuling in der römischen Politik durch Strebsamkeit und Fleiß einen erstaunlichen Aufstieg schaffte, der ihn bis zum Konsulat führte. Er musste sich aber mit dem Neid und der Missgunst alteingesessener Senatoren auseinandersetzen. In seinem Eifer und der Besorgnis um den Staat hielt er die Republik ständig für bedroht und war auch zu einigen voreiligen Maßnahmen bereit, wie sich bei der Catilinarischen Verschwörung (63 v. Chr.), bei seinem vorzeitigen Abgang ins Exil (58 v. Chr.) und bei den Angriffen gegen Antonius (44/3 v. Chr.) zeigte. Cicero setzte seine persönliche Bedrohung jeweils mit derjenigen der Republik gleich. In dieser Hinsicht fehlte ihm die Unbekümmertheit anderer Senatoren, die von der Unerschütterlichkeit des Bestehenden überzeugt waren. Zudem sah Cicero die Gefahr für die Republik lange Zeit in der popularen Agitation anstatt in Pompeius und Caesar. 226

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Fazit

Cicero hielt sowohl Pompeius als auch Caesar immer wieder für verbesserungsfähig oder lenkbar, sodass er den Gegensatz zwischen Pompeius und dem Senat nicht recht wahrnahm und die beiden Feldherren in ihren Machtansprüchen verkannte. Der Erfolg des Jahres 63 v. Chr., die Aufdeckung der Catilinarischen Verschwörung, täuschte ihn über die unvereinbaren Gegensätze in der Republik hinweg. Die momentane Einigkeit (concordia) von Senat, Rittern und Bürgerschaft in der Bekämpfung der Catilinarier brach bald wieder auseinander und war auch in den späteren Auseinandersetzungen eine vergebliche Hoffnung (Phil. 4,12). Aus dieser Sicht hatte Cicero trotz unentwegtem Bemühen seine Handlungsmöglichkeiten in der Krise der Republik letztlich überschätzt. Cicero beschäftigte sich nie vertieft mit sozialen Problemen und ließ diesen als Symptom der Krise kaum Aufmerksamkeit zukommen.74 In diesem Punkt unterschied er sich allerdings nicht von der Mehrheit der Führungsschicht. Andererseits zeigte er sich in seiner Beschäftigung mit dem Staat denjenigen, die der Krise nur mit Passivität begegneten, in manchem überlegen. Die Reformbemühungen trugen nicht nur philosophische, sondern auch konkrete politische Züge, welche den Senat wieder stärken und die Magistrate vermehrt kontrollieren sollten. Dennoch war Ciceros Bild vom princeps, mit dem er die Republik verteidigen wollte, letztlich wenig geeignet, den Staat von der Gefahr einer Monarchie fernzuhalten. Gerade weil die Republik auf einen Staatsmann angewiesen war, der sie rettete, war für sie keine Hilfe mehr möglich. Caesar zeigte sich trotz seiner patrizischen Abstammung zeitlebens als Außenseiter im politischen System. Er war stets bemüht, durch populare Aktionen die Meinung und Politik der Senatsmehrheit zu umgehen. Konsequent hatte er den Aufstieg im römischen Staat gesucht. Als Konsul bot sich ihm die Chance, ungelöste Probleme, insbesondere in der Landversorgung, anzugehen und seine Stellung auszubauen. Für die Erhaltung seiner Würde (dignitas) war er schließlich auch zum Einsatz militärischer Mittel bereit.75 Caesar setzte sich immer wieder über Bedenken und Vorschriften hinweg, verneinte aber nicht grundsätzlich die Existenz des Senats und die Stellung der Nobilität. Deren Bestand wurde in den gewaltsamen Auseinandersetzungen allerdings erheblich 227

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ausgedünnt. Auch auf seinen Feldzügen hatte Caesar zahlreiche Opfer hinterlassen. Als Sieger im Bürgerkrieg erreichte Caesar dann einige Verbesserung in der Versorgung der Bevölkerung und in der Verwaltung des Reiches. Die gemeindestaatlichen Strukturen tastete er aber nicht an und die Institutionen des republikanischen Staates ließ er grundsätzlich bestehen, auch wenn er diese entscheidend aushöhlte. Seine Herrschaft wies in der Praxis bereits monarchische Strukturen auf, obwohl die Monarchie als Staatsform noch nicht spruchreif war.76 Dennoch war die eingeschlagene Richtung auch durch Caesars Ermordung nicht mehr rückgängig zu machen. Jedoch erst nach weiteren Jahren des Bürgerkrieges, in dem Octavian siegte und als Augustus erster Kaiser des römischen Reiches wurde, sollte die Monarchie die Republik ersetzen und Rom zu neuer Stärke verhelfen.

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Anmerkungen

1

Einleitung

1 Cic. Att. 1,18,6; 9,5,2; Q. fr. 1,2,15; p. red. ad Quir. 5; rep. 5,2; off. 2,29. 2 Nippel 1980, 160–168. 292–311. 3 B. Näf, DNP 13, 1999, 289 s. v. Athen; H. Münkler/L. Llanque, DNP 13, 1999, 722–724 s. v. Demokratie. 4 H. Münkler/L. Llanque, DNP 13, 1999, 724–726 s. v. Demokratie. 5 Für eine alternative, feingliedrigere Einteilung vgl. Flower 2010. 6 Bleicken 1995, 14–16; Oakley 2004, 20 f. 26–28 (2. Aufl. 2014, 8 f. 14– 16). 7 H. Mohnhaupt, Verfassung (I.), in: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6, hrsg. v. O. Brunner u. a., Stuttgart 1990, 835. 8 Meier 2015, 594. 696. 9 Thommen 2008, 31 f. 10 H. Mohnhaupt, Verfassung (I.), in: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6, hrsg. v. O. Brunner u. a., Stuttgart 1990, 835. 11 Nippel 1980, 11 Anm. 6; vgl. Straumann 2006, 18. 149–190, bes. 167 zu Ciceros Verfassungskonzept als Antwort auf die Krise der Republik. 12 J. Flemming, Verfassungsgeschichte, in: M. Asendorf u. a., Geschichte. Lexikon der wissenschaftlichen Grundbegriffe, Reinbek bei Hamburg 1994, 632. 13 Christ 1972, 26–49; Bengtson 1982, 4 f.; Christ 1982, 35–43; Heuss 1998, 513–516. 14 Christ 1972, 110–113; Bengtson 1982, 6; Christ 1982, 60; Rebenich 2006, 663. 668 f. 15 Meier 1980, XLIII–LIII. 149 f. 201–205. Vgl. auch Jehne 2006, 8 f.; Morstein-Marx/Rosenstein 2006, 627 f. 16 von Ungern-Sternberg 1998, 624. 17 Blösel 2015, 269, vgl. 152–154. 18 Morstein-Marx 2004; Rosillo-López 2017. 19 Hopkins 1983; Deniaux 1993; Ganter 2015.

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Anmerkungen

20 21 22 23

Badian 1972; Nicolet 1966/1974. Yakobson 1999; Jehne 2013. Flaig 1995; vgl. Flaig 2003, 110; Hölkeskamp 2004a, 85–92. Hölkeskamp 2004, 257–277; 2004a, 9–17. 93–105; 2017, 237–309. Vgl. auch Jehne 2006, 20–23; Hölkeskamp 2011, X–XXXIII; 2020, 16–18. 24 Bradley 1991; Bettini 1992; Dixon 1992; Gardner 1995. 25 J. Flemming, Sozialgeschichte, in: M. Asendorf u. a., Geschichte. Lexikon der wissenschaftlichen Grundbegriffe, Reinbek bei Hamburg 1994, 577 f.

2

Die Anfänge Roms

1 Klingner 1979, 14–16; Bengtson 1982, 11; A. Mastrocinque, DNP 5, 1998, 1153 s. v. Italia. 2 Aigner Foresti 2003, 115 f. 3 Alföldi 1977, 169. 4 Bengtson 1982, 24 f.; Cornell 1995, 41–44. 5 Farney/Bradley 2018, 321–336 (The Bruttii); 369–384 (The Lucanians); 385–418 (The Campanians); 419–446 (The Samnites); 461–472 (The Volscians and Hernicians); 499–507 (The Aequi); 509–518 (The Marsi); 543– 557 (The Sabines); 603–636 (The Umbri). 6 Cornell 1995, 69. 95 f.; Smith 1996, 79 f. 182; Grandazzi 2019, 92–94. 7 Carandini/Cappelli 2000, 31 f. (de Simone). 8 Vgl. dagegen Alföldi 1977, 218–225; Poucet 1985, 146–149. 9 Wiseman 1995, 107–110; Raaflaub 2006, 127; Bradley 2020, 85. 94. 10 Sommer 2013, XVII–XIX; Bradley 2020, 95–97. 11 Bringmann 2017, 158 f. 12 Kolb 1995, 53; Wiseman 1995, 86–88; Raaflaub 2006, 125; Lomas 2019, 62. 13 Linke 1995, 50 f. 101–103. 14 Cornell 1995, 143–145; Blösel 2015, 29; Armstrong 2016, 51. 61. 70. 85 f.; Walter 2016, 28–30. 40. 15 Linke 1995, 55. 16 Alföldy 2011, 23. 17 Bonfante Warren 1970, 58–61; Versnel 1970, 72–84. 92. 18 Kolb 1995, 91–96; Blösel 2015, 25 f. 19 Cornell 1995, 203; Kolb 1995, 56–58. 75 f. 20 Holloway 1994, 20–36; Kolb 1995, 33–37; Forsythe 2005, 85; Sommer 2013, 65; Lomas 2019, 53 f.; Ziółkowski 2019, 231–235. 21 Poucet 1985, 102 f.; Cornell 1995, 29 f. 75–77. 114; Ziółkowski 2019, 235–240.

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3 Begründung der Republik

22 Welwei 2008. 23 Coarelli 1992, 208; Holloway 1994, 68–80; Kolb 1995, 84–91; Forsythe 2005, 90; Bradley 2020, 161–166. 24 Poucet 1985, 152–155; Kolb 1995, 521 f. 25 Coarelli 1981, 52; Ampolo 1982, 322; Carandini/Cappelli 2000, 71 (Carafa). 26 Cornell 1995, 239–241; Freyberger 2009, 23 f.; Lomas 2019, 120–122. 27 Coarelli 1986, 122. 129. 140–142; Cornell 1995, 94; Freyberger 2009, 27– 29. 28 Ampolo 1982, 322 f.; Cornell 1995, 94 f.; Freyberger 2009, 14–18. 29 Coarelli 1986, 119–134; Freyberger 2009, 29. 30 Cornell 1995, 202 f.; Momigliano 1998, 168 f. 31 Bunse 1998, 31 f.; Raaflaub 2006, 137; vgl. Kolb 1995, 97–101. 145. Zur »archaischen« Stadtmauer zuletzt Ziółkowski 2019, 11 f. 27–39. 257. 261; Bardley 2020, 174–176. 32 Cristofani 1990; kritisch dazu Kuhoff 1995, bes. 88 f. 33 Kolb 1995, 88. 97; Blösel 2015, 26; vgl. dagegen Grandazzi 2019, 141– 143. 34 Cornell 1995, 96 f.; Wiseman 2008, 271–292; Grandazzi 2019, 138–141. 35 Cornell 1995, 108 f. 263 f. 266. 36 Kolb 1995, 49. 65; vgl. dagegen Ziółkowski 2019, 41–60. 37 Cornell 1995, 81–86; Aigner Foresti 2003, 30. 34 f.; Lomas 2019, 73–79. 38 Cornell 1995, 173–179, vgl. 75–77; Smith 2006, 170 f. 39 Bleicken 1995, 24–30. 275 f.; Alföldy 2011, 25 f. 40 Welwei 2001, 225 f. 41 Bleicken 2004, 21; Alföldy 2011, 24–26. 42 Möller 2020, 33–45. 43 Forsythe 2005, 225–230; Blösel 2015, 46. 44 Alföldy 2011, 19 f.; vgl. Welwei 2001, 228. 45 Alföldy 2011, 26 f. 46 Bleicken 1995, 19 f.; Alföldy 2011, 56 f. 75–79. 47 Mitchell 1990, 6 f.; Linke 1998, 56–61; Smith 2000, 186–192. 216. 48 Bleicken 1995, 121. 194. 49 Linke 1998, 123 f.; Rieger 2007, 283–285. 321–324.

3

Begründung der Republik

1 Walter 2004, 201 f.; Rüpke 2015, 72 f. 75–77. 2 Beck/Walter 2001, 55–136; Mehl 2001, 44–49; Sandberg/Smith 2018, 39– 48 (Rich).

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20.7.21 S. 232

Anmerkungen

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38

Mehl 2001, 89–97. 100–103; Eigler 2003, 275 f. 284 f. (Luraghi). Eigler 2003, 93–114 (Gildenhard); Sandberg/Smith 2018, 33–39 (Rich). Forsythe 2005, 60–64. Walter 2004, 200 f. Eigler 2003, 26–28 (Gotter/Luraghi/Walter); Sandberg/Smith 2018, 19–28 (Rich). Frier 1979, 155–159. Rüpke 1995, 185. 201 f.; Rüpke 1997, bes. 61 (Mora). von Ungern-Sternberg 1988; Forsythe 2005, 74–77. Christ 2000, 391; Welwei 2001, 130–132. Bleicken 2004, 16 f. Linke 1995, 138; Bunse 1998, 44–61. 155–173. 213–216. Bleicken 1995, 91–95; Walter 2017, 53 f. Alföldy 2011, 24. 41. Hillgruber 1996, 54–56. Bleicken 2004, 21; Alföldy 2011, 24–26. Alföldy 2011, 33. Cornell 1995, 183–186. Alföldy 2011, 30. Bleicken 2004, 25, vgl. 27. Flach 1994, 83–85; Cornell 1995, 271. Lanfranchi 2015, 257–281. Cornell 1995, 263–265; Alföldy 2011, 31; Becker 2017, 40–44. 66–87. 136–139. 276–278. Cels-Saint-Hilaire 1995, 142–148. 200; Lanfranchi 2015, 281–308. Lanfranchi 2015, 66–78. Flach 1994, 180. Flach 1994, 117. 124–127. Walter 2017, 190. Martin 1970, 80 f. 85 f. Bleicken 1959, 332–345; Martin 1970, 76; vgl. aber Kuznetsova 2017 zur Provokation gegen das Urteil der duumviri perduellionis. Martin 1970, 74. Magedelain 1990, 570 f. 573 f.; Jehne 2002, 58 f. 62 f. 68 f. Thommen 1989, 149. Bleicken 1959, 359 f. Bleicken 1995, 120–122. Cornell 1995, 184 f.; Bleicken 2004, 23. 128 f.; Blösel 2015, 24 f.; vgl. Armstrong 2016, 74–86. Bunse 1998, 174–177.

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4 Ständekampf und Ständeausgleich

4

Ständekampf und Ständeausgleich

1 von Ungern-Sternberg 1990; Walter 2017, 181 f. 187 f. 192; vgl. auch Mitchell 1990, 221–228; Raaflaub 2005, 185–188. 2 Armstrong 2016, 207–209. 3 Kolb, 1995, 135–139; vgl. von Ungern-Sternberg 2006. 4 Bleicken 2004, 22–28; Raaflaub 2005, 4. 5 Düll 1995, 10–13; Humbert 2018, 2–20. 6 Flach 1994, 35 f. 121 f.; Humbert 2018, 89–94. 7 Flach 1994, 126 f.; Flach 2004, 193–195; Bringmann 2017, 31 f.; Humbert 2018, 138–141. 8 Flach 2004, 222–226. 9 von Ungern-Sternberg 2005; Forsythe 2005, 222–225. 10 Flach 2004, 223 f.; Forsythe 2005, 225–230; Blösel 2015, 46; Walter 2017, 175 mit Anm. 14. 11 Cornell 1995, 336; Bunse 1998, 82–86; Forsythe 2005, 238 f. 12 Mitchell 1990, 140 f.; Bunse 1998, 214 f.: »militärische Unterbefehlshaber, d. h. Legionsoffiziere«. 13 Blösel 2015, 35; Armstrong 2016, 193 f. 14 Bunse 1998, 215, vgl. 196. 15 Bunse 1998, 193–195. 16 Kunkel/Wittmann 1995, 510–515; Walter 2017, 46 f. 17 Bleicken 1995, 88–90; Walter 2017, 52. 186 f. 18 Oakley 2004, 18–21 (2. Aufl. 2014, 6–9); Hölkeskamp 2020, 178–181. 19 Bunse 1998, 44–61. 213–215. 20 Cornell 1995, 320; Blösel 2015, 53. 21 Thommen 1989, 42 f.; anders Cornell 1995, 329. 22 Becker 2017, 115–136. 23 Elster 2003, 43 f. 48 f. 24 Elster 2003, 40–43; Blösel 2015, 57. 25 Elster 2003, 103–106. 26 Elster 2003, 63–71. 27 Elster 2003, 84–89; Grossmann 2009, 8–11; Hölkeskamp 2011, 142–147. 247 f.; Hölkeskamp 2020, 183–185. 28 Humm 2005, 418 f. 29 Humm 2005, 444–451. 474–480. 30 Jehne 2002, 62 f. 68 f. 31 Bleicken 1968, 120–125. 32 Elster 2003, 121–125; Hölkeskamp 2004, 53–81; Hölkeskamp 2011, 163– 168; vgl. dagegen Mitchell 1990, 228–235. 33 Richardson 1992, 328 f.; Cornell 1995, 108 f. 239–241. 266; Kolb 1995, 81–84. 119–121; Steinby IV/1999, 189–192 (Scott).

233

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 234

Anmerkungen

34 Coarelli 1992, 142–149; Steinby I/1993, 309–314 (Coarelli); II/1995, 325 f. (Purcell). 35 Thommen 1995, 358. 364. 367 f. 36 Thommen 1995, 360 f. 37 Bleicken 1995, 69. 38 Taylor 1966, 87–99; Mouritsen 2017, 42–44. 39 Taylor 1966, 47–55. 40 Künzl 1988, 30–44; Flaig 2003, 32–48; Hölkeskamp 2006, 260–263; Beard 2007, 92–105; Blösel 2015, 81 f.; Popkin 2016, 24–45.

5

Eroberung und Organisation Italiens

1 Vgl. Alföldi 1977, 218–225 gegen eine »Zerstörung« im Jahr 665 v. Chr. (Liv. 1,29; Dion. Hal. 3,31,3–6). 2 Scardigli 1991, 30–33; Blösel 2015, 48; Bringmann 2017, 39 f.; Frühdatierung bei Cornell 1995, 210–214; Zimmermann 2005, 5 f. 3 Alföldi 1977, 310–314; Bringmann 2017, 40 f. 4 Cornell 1995, 346 f.; vgl. Alföldi 1977, 330. 5 Cornell 1995, 303 f.; Blösel 2015, 51; Terrenato 2019, 112–119. 6 Alföldi 1977, 128; Bringmann 2017, 35. 7 Cornell 1995, 320; Blösel 2015, 53. 8 Cornell 1995, 198 f. 9 Alföldi 1977, 114 f.; anders Cornell 1995, 299. 10 Alföldi 1977, 110–116. 11 Bringmann 2017, 37 f. 12 Galsterer 1976, 86; Alföldi 1977, 38–40; Kremer 2006, 9–15. 27–30; Bispham 2007, 74 f.; Hölkeskamp u. a. 2019, 135 f. (Bourdin); kritisch Coşkun 2009, 34–47; 2016, 559 f. 13 Bleicken 1995, 14 f. 14 Cornell 1995, 324; Blösel 2015, 65. 15 Hantos 1983, 81–121: »Teilintegrative direkte Herrschaft (Typus Caere)«; vgl. Humbert 1978, 164 f. 405–415; Salmon 1982, 161–164; Jehne/Pfeilschifter 2006, 55 f. (Humm); Terrenato 2019, 119–126. 16 Hölkeskamp 2011, 244 f. 252. 17 Bringmann 2017, 42 f. 18 Salmon 1969, 75 f.; Kremer 2006, 103–106. 19 Galsterer 1976, 87; Lomas 2014, 238 f. 20 Bleicken 2004, 20. 21 Heuss 1998, 46–48; Bleicken 2004, 32; Grossmann 2009, 25 f.

234

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 235

6 Politische Institutionen

22 Salmon 1969, 187–193. 23 Grossmann 2009, 19 f. 175. 24 Salmon 1967, 197: socii; Auliard 2006, 206 f.; Terrenato 2019, 127 f.; vgl. Hoyos 2013, 28 (Stone): Beginn des römischen Imperialismus. 25 Salmon 1967, 218 f.; Grossmann 2009, 28–40; Bringmann 2017, 42 f. 26 Salmon 1967, 101. 105–107; Blösel 2015, 68 f. 27 Heftner 1997, 21. 28 Blösel 2015, 73 f. 29 Cornell 1995, 381; Bleicken 2004, 34. 30 Heftner 1997, 26–31; Bleicken 2004, 35 f. 31 Scardigli 1991, 163–191; Zimmermann 2005, 15–18; Blösel 2015, 75 f. 32 Heftner 1997, 43; Roselaar 2010, 48 f. 313 f. 33 Heftner 1997, 44. 34 Heftner 1997, 95–102; Patterson 2006, 607–610. 35 Vogt 1960; vgl. Bleicken 204, 38. 36 Bleicken 1995, 236 f.; Bleicken 2004, 38–40. 37 Hantos 1983, 11–49: »Territorialintegrative direkte Herrschaft (Typus Veii)«. 38 Dahlheim 1968, 122 f. Anm. 30; Galsterer 1976, 90–97; Hantos 1983, 122–149: »Territorialintegrative indirekte Herrschaft (Typus Cales)«; Coşkun 2009, 107–113. 124–128. 39 Hantos 1983, 150–181: »Teilintegrative indirekte Herrschaft (Typus Socii)«, bes. 158–167. 40 Dahlheim 1968, 69. 41 Coarelli 1992, 142 f. 42 Richardson 1992, 170; Hölscher 2006, 112; Russell 2016, 79–81.

6 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Politische Institutionen Hantos 1988, 47; Bleicken 1995, 85 f.; Walter 2017, 51 f. Hantos 1988, 24; Bleicken 1995, 86. Bleicken 1995, 65 f.; Kunkel/Wittmann 1995, 406. 409; Walter 2017, 48. Bleicken 1995, 91–94; North 2006, 266 f.; Rainer 2006, 135–139; Giovannini 2015, 78 f.; Walter 2017, 53 f. Bonnefond-Coudry 1989, 472–554; Bleicken 1995, 88–90; Ryan 1998, 72– 87. 258–276; Walter 2017, 52 f. Bleicken 1995, 88–91. 94. L. de Libero, DNP 7, 1999, 681 s. v. Magistratus. Bleicken 1995, 62 f.; skeptisch Kunkel/Wittmann 1995, 46. Kunkel/Wittmann 1995, 265 f.

235

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 236

Anmerkungen

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39

Bleicken 1995, 97. 116–118. 135. Kunkel/Wittmann 1995, 4. 294; Rainer 2006, 51–53. Bleicken 1995, 98. 152 f.; Kunkel/Wittmann 1995, 22–24. Bleicken 1995, 98. 103 f. Bleicken 1995, 98 f. 173 f. 177; Kunkel/Wittmann 1995, 28–37; Walter 2017, 26. de Libero 1992, 56–68; Giovannini 2015, 89 f.; Görne 2020, 49–55. 222– 229. Rainer 2006, 72; Pina Polo 2011, 99–121. 192–207; Giovannini 2015, 77– 84; Walter 2017, 32 f. Brennan 2000, 85–89. 95–97; Blösel 2015, 97 f.; vgl. Kunkel/Wittmann 1995, 296 f.; Stewart 1998, 182–195. Bleicken 1995, 106 f.; Kunkel/Wittmann 1995, 186–191. Hantos 1988, 155 f.; Walter 2017, 38. Bleicken 1995, 107 f.; Kunkel/Wittmann 1995, 507 f.; Rainer 2006, 93– 96; Giovannini 2015, 59–62; Becker 2017, 40–44. 62–87. 120–123. 136– 139. 167–228. 251–257; Walter 2017, 44 f. Bleicken 1968, 83–94; Kunkel/Wittmann 1995, 592–626. 628 f. 637 f.; Kuhnert 2013, 133–149. Bleicken 1968, 108 f.; Bleicken 1995, 108 f.; Kunkel/Wittmann 1995, 630– 637. Kunkel/Wittmann 1995, 513; Pina Polo/Díaz Fernández 2019, 25–43. Hantos 1988, 29; Bleicken 1995, 108; Kunkel/Wittmann 1995, 513 f. 708; Walter 2017, 46 f. Bunse 2001; Walter 2017, 48 f.; vgl. Kunkel/Wittmann 1995, 391–398. Grossmann 2009, 8–11; Hölkeskamp 2011, 142–147. 247; Giovannini 2015, 57 f.; Walter 2017, 48. Bleicken 1995, 73–75. 83. 111 f.; Giovannini 2015, 59; Kunkel/Wittmann 1995, 397. Bleicken 1995, 115 f.; Kunkel/Wittmann 1995, 276–283; Rainer 2006, 82– 84. Bleicken 1995, 112–114; Rainer 2006, 81; vgl. Pina Polo 2011, 188–191. Taylor 1966, 3. 58–106; Staveley 1972, 121–132; Bleicken 1995, 120–124; North 2006, 260–262. Bleicken 1995, 120–122; Mouritsen 2001, 26; Giovannini 2015, 37–40; Walter 2017, 59 f. Bleicken 1995, 122–124; Giovannini 2015, 40–43. Taylor 1966, 3–5; Bleicken 1995, 121; Giovannini 2015, 43 f. Taylor 1966, 40 f. 47. 60; Bleicken 1995, 120. 123. Hackl 1972, 139 f.; Mouritsen 2017, 42–44. Stemmler 1997, 220. 228. Taylor 1966, 87–99, bes. 96 f.; Meyer 1975, 88–91; Ryan 2001, 402 f. Hackl 1972, 161 f. Kloft 1978, 446 f.; Kuhnert 2013, 164–169.

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Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 237

7 Römische Gesellschaft

40 Kloft 1977, 19–26, bes. 23; Kloft 1978, 447–449; Bellomo 2019, 47–59. 104–113. 234. 41 Kloft 1977, 11–13; Hölkeskamp 2011, 147–150 zur Beteiligung der Volkstribunen. 42 Kloft 1977, 27–35; Kloft 1978, 449–451; Bellomo 2019, 150–154. 168– 170. 195–202. 234 f. 43 Hantos 1988, 96 f. 104 f. 111; Giovannini 2015, 72.

7 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25

Römische Gesellschaft Brunt 1971, 60. 121; Dumont 1987, 71–76; de Ligt 2012, 71 f. Morley 2006, 321; de Ligt 2006, 601 f. Alföldy 2011, 169–175 (zur Kaiserzeit). Baltrusch 1989, 40–69. 77–100; Zanda 2011, 49–60. 69–71; Blösel 2015, 143. Bleicken 1995, 45 f.; Goldmann 2002, 49. 65 f.; Alföldy 2011, 49 f. 64. Bleicken 1995, 51 f. 85–87. Burckhardt 1990, 87. Blösel 2000, 37–46; Flaig 2003, 49–68; Flower 2006; Blösel 2015, 85 f.; Walter 2017, 18 f. 73 f. Bleicken 1995, 33; Ganter 2015, 114 f. 136 f. Ganter 2015, 3 f. 6 f. 70–73. Badian 1958, 154–167; vgl. 252–284 zu Pompeius. Bleicken 1995, 29–33; Deniaux 2006, 410–412. Bleicken 1995, 39–41. 197. Alföldy 2011, 65. 151. Burckhardt 1990, 98 f. Stemmler 1997, 27–34. Stemmler 1997, 57–62. 225 f. Bleicken 1995, 76 f.; Alföldy 2011, 69. Bleicken 1995, 73 f.; Badian 1997, 85–106. Schulz 1997, 200–214. Brunt 1976, 297–307; Nippel 1988, 113 f. 135 f.; Nippel 1995, 60. 76 f.; Courrier 2014, 1–4. 493–497. Alföldy 2011, 65–67; Bringmann 2017, 188–191. Alföldy 2011, 79–84; vgl. aber de Ligt 2006, 599–603: Zuwachs der ländlichen Bevölkerung; Bringmann 2017, 191–198. Treggiari 1969, 37–68; Alföldy 2011, 56. 71; Mouritsen 2011, 76 f. Treggiari 1969, 68–81; Bleicken 1995, 21; Schumacher 2001, 291; Mouritsen 2011, 36–38.

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Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 238

Anmerkungen

26 Bradley 1994, 16–19. 27 Bleicken 1995, 19 f. 57 f.; Alföldy 2011, 56 f. 75–79; vgl. Bradley 1994, 58–61; Schumacher 2001, 91 f. 95–101. 28 Bradley 1994, 61–66; Schumacher 2001, 119–121. 162 f. 172–174; vgl. Dumont 1987, 124 f. 29 Bradley 1994, 155 f.; Alföldy 2011, 56. 30 Bradley 1989, 49–101; Bleicken 2004, 66. 31 Dixon 1992, 61 f.; Dahlheim 2003, 221 f. 32 Dixon 1992, 45; Gardner 1995, 85; vgl. auch Rawson 1986, 32–37; Bradley 1991, 6–8. 129 f. 33 Kaser 1971, 23. 34 Kreck 1975, 31; von Hesberg-Tonn 1983, 32 f. 35 Gardner 1995, 166 f.; Höbenreich/Rizzelli 2003, 28 f. 36 Gardner 1995, 239–251. 37 Vgl. Haltenhoff u. a. 2005, 23. 45 f. (Rebenich); 180–182 (Keller) zum Problem des Terminus »Wertbegriffe«. 38 Kreck 1975, 9–11; 24–30 zum Rückgang der tutela; von Hesberg-Tonn 1983, 31. 47–58; Rawson 2006, 332. 39 von Hesberg-Tonn 1983, 22 f.; Bleicken 1995, 44; Alföldy 2011, 20. 40 Blösel 2000, 46–53; Hölkeskamp 2004, 24–26. 53–56; vgl. Braun u. a. 2000, 321 f. (Bettini); Höbenreich/Rizzelli 2003, 65 f. 41 Kreck 1975, 7. 42 Oppermann 1974, 242–246 (Liegle); Bettini 1992, 19–21; Thome 2000/I, 131 f.; 2000/II, 29–42. 43 Oppermann 1974, 446–467 (Drexler); Pignatelli 2008, 21–27. 83–91. 44 Oppermann 1974, 136–150 (Kloesel); Arena 2012, 14–16. 45–72; Pignatelli 2008, 105–115. 45 Wirszubski 1967, 14–16, vgl. 65–69; Bleicken 1972, 28–34. 56 f.; Raaflaub 1984, 547 f. 46 Kaser 1971, 194 f.; G. Schiemann, DNP 1, 1996, 188 s. v. Aequitas; Thome 2000/I, 128. 47 Thome 2000/I, 20–23. 48 Pignatelli 2008, 35–47. 49 Oppermann 1974, 370–375 (Curtius); Thome 2000/I, 128; McDonnell 2006, 2 f.; Rosenstein 2006, 366 f. 50 Braun u. a. 2000, 23–26 (Haltenhoff); Pignatelli 2008, 29–33. 65–73. 51 Fower 2004, 157 f. (Culham).

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Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 239

8 Eroberung der Mittelmeerwelt und Provinzialsystem

8

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

24 25 26 27 28 29

Eroberung der Mittelmeerwelt und Provinzialsystem Manz 2017, 172 f. Manz 2017, 157–160. 173; Sommer 2021, 82 f. Hoyos 1998, 47–66; Manz 2017, 173 f. 179–182; Sommer 2021, 82–84. Zimmermann 2005; 12–14: Vertrag historisch; Manz 2017, 135–139: unhistorisch; vgl. Sommer 2021, 72–75. Zimmermann 2005, 20–26; Manz 2017, 182–184. Huss 1985, 220–222; Zimmermann 2005, 27 f.; Manz 2017, 185 f. Hampl 1972, 423; Harris 1979, 182–190; Hoyos 1998, 53–57; Manz 2017, 184. Bleckmann 2002, 56–63. 110–112; Zimmermann 2005, 24 f.; vgl. auch Gesche 1981, 87–100. Lazenby 1996, 61–80; Manz 2017, 195–204. Huss 1985, 222–234; Lazenby 1996, 81–96. Huss 1985, 234–237; Lazenby 1996, 97–110. Hoyos 1998, 132–140; Manz 2017, 258 f. Brennan 2000, 85–89; Blösel 2015, 97 f.; vgl. Kunkel/Wittmann 1995, 296 f.; Hoyos 2013, 61 (Prag). Kunkel/Wittmann 1995, 338; vgl. Dahlheim 1977, 30–35; Brennan 2000, 88. 139. Brennan 2000, 93. Blösel 2015, 99 f.; vgl. Dreyer 2006, 41–43. Gruen 1984, 359–373; Bleicken 2004, 44; Sommer 2021, 135 f. Y. Lafond, DNP 7, 1999, 985 f. s. v. Massilia. Huss 1985, 269–276; Hoyos 2011, 214–216; Manz 2017, 263–265; Sommer 2021, 142. Vgl. dagegen Barceló 2007, 27–29. Hoyos 1998, 154–173; Manz 2017, 303–321. Manz 2017, 338. Hampl 1972, 429–436; Huss 1985, 281–293; Hoyos 1998, 174–195. 219– 232; Hoyos 2011, 230–233 (Beck); Lazenby 2014, 265–268; Manz 2017, 364–366. Huss 1985, 302–206; Seibert 1993, 106–110; Blösel 2015, 103; Manz 2017, 386–390. Lazenby 1978, 52 f. 55–58. 62–65; Seibert 1993, 116–118. 126–129. 152– 156; Sommer 2021, 163–167. Lazenby 1978, 77–85; Seibert 1983, 191–198; Sommer 2021, 178–181. Dreyer 2006, 44–50. Lazenby 1978, 85 f.; Seibert 1993, 198–204. Lazenby 1978, 121–123; Seibert 1983, 304–314.

239

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 240

Anmerkungen

30 Richardson 1986, 39 f. 31 Lazenby 1978, 193–232; MacDonald 2015, 198–217; Manz 2017, 631– 697; vgl. Dreyer 2006, 52–54; Sommer 2021, 203–209. 32 Heftner 1997, 296–299; Eckstein 2008, 88–91. 33 Pfeilschifter 2005, 255–262. 278–302; Dreyer 2006, 56 f. 109 f.; Eckstein 2008, 325–327. 34 Bleicken 2004, 51 f.; Blösel 2015, 125. 141 f. 35 Dahlheim 1977, 117–123; Gruen 1984, 408–419. 505–514; Heftner 1997, 373–381, bes. 379; Eckstein 2008, 379–381; Rosenstein 2012, 218–222. 36 Blösel 2015, 128. 37 Morstein Kallet-Marx 1995, 11–16; Heftner 1997, 415 f.; Rosenstein 2012, 229–233. 38 Dahlheim 1977, 123–130. 39 Manz 2017, 749–753. 771. 794–797; Sommer 2021, 229–231. 40 Dahlheim 1977, 135–137; Huss 1985, 443–457; Hoyos 2011, 430–445, bes. 443 (Le Bohec); Manz 2017, 807–830; Sommer 2021, 253–261. 41 Dahlheim 1977, 77–83; zu Spanien: Simon 1962; Richardson 1986, 126– 132. 140–149; Gruen 2014. 42 Gruen 1984, 592–608; Morstein Kallet-Marx 1995, 97–122. 43 Dahlheim 1977, 53 f. 44 Dahlheim 1977, 74; vgl. Schulz 1997, 55–61; Hoyos 2013, 43–45 (Edwell) zum Verhältnis provicia–imperium. 45 Dahlheim 1977, 174–190. 46 Dahlheim 1977, 65; Richardson 1994, 580–584. 589–591; Kunkel/Wittmann 1995, 354–365; Schulz 1997, 103–105. 200–214; Schulz 2000, 481–483. 47 Richardson 1994, 584 f.; Badian 1997, 85–106. 48 Hackl 1980. 49 Richardson 1992, 315; Steinby IV/1999, 130–132 (Viscogliosi). 50 Richardson 1992, 172; Steinby II/1995, 330. 333 f. (Purcell).

9

Soziale Krise und die Gracchen

1 de Ligt 2012, 151–153; Bringmann 2017, 188–192. 2 Linke 2005, 11 f.; Bringmann 2017, 197 f. 3 Bengtson 1982, 140; Linke 2005, 10; Christ 2013, 19–21; Kay 2014, 166– 168. 4 Rosenstein 2004, 167–169; Linke 2005, 11; de Ligt 2006, 599–603. 5 Linke 2005, 10; Steel 2013, 10–15; Kay 2014, 170. 177; Bringmann 2017, 196–201; vgl. Simon 1962, 20–30. 42–44. 56–58. 92–97. 108–114. 145– 149 zu Spanien.

240

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 241

9 Soziale Krise und die Gracchen

6 Alföldy 2011, 79–84; Christ 2013, 117–120; Schneider 2017, 18–27. 7 de Ligt 2012, 136; Kay 2014, 174; Schneider 2017, 42 f. 8 Bernstein 1978, 124–126; Stockton 1979, 46–48. 208–211; Schubert 1996, 116–118; Balbo 2013, 73–83; Elster 2020, 3–13. 9 Stockton 1979, 60–67; Balbo 2013, 49–57; Thommen 2017, 63 f.; Barca 2019, 89–91. 10 Stockton 1979, 67–69; Balbo 2013, 60–62; Barca 2019, 104 f.; Elster 2020, 19–22. 11 Bernstein 1978, 214 f.; Stockton 1979, 72–77; Balbo 2013, 63–66; Barca 2019, 106–109. 12 Molthagen 1973, 432–439; Roselaar 2010, 252 f.; Balbo 2013, 98 f.; Maschek 2018, 146 f. 13 Roselaar 2010, 243–251; 2019, 156–159; 2019a, 204–211. 14 Molthagen 1973, 446 und Bringmann 2003, 47: ca. 3000 Siedler; Schubert 1996, 121 und Roselaar 2010, 254: ca. 15 000 Siedler. 15 Molthagen 1973, 439–446; Balbo 2013, 21 f. 27. 16 Stockton 1979, 131–137; Thommen 1989, 44–46. 53; Elster 2020, 84–95. 17 Stockton 1979, 126–129; von Ungern-Sternberg 1991, 22–24; Elster 2020, 65–70. 18 Stockton 1979, 117–121; Thommen 1989, 119. 121. 158 f.; Barca 2019, 189–191; Elster 2020, 54–58. 19 Stockton 1979, 138–153; Thommen 1989, 117 f. 20 Badian 1958, 184 f.; Stockton 1979, 153–156; Perelli 1993, 202–208; Badian 1997, 75; Daubner 2003, 220–227; Kay 2014, 75–83; Elster 2020, 76–80. 21 Stockton 1979, 129–131; Linke 2005, 56; Rafferty 2019, 49 f.; Elster 2020, 100–104. 22 Stockton 1979, 156–159; Mouritsen 2006, 425: Stimmrecht für cives sine suffragio; Elster 2020, 126–132. 23 Stockton 1979, 159–161; Thommen 1989, 83–85; Elster 2020, 124–126. 24 Burckhardt 1988, 262–265; Thommen 1989, 45 f. 53; Heftner 2006, 73– 75; Barca 2019, 199–201; Elster 2020, 134–136. 25 von Ungern-Sternberg 1970, 55–67; Buongiorno 2020, 76 f. (Carsana). 26 Meister 1974; de Ligt 2001, bes. 134 f.; Elster 2020, 149 f. 159–162. 184– 192. 27 von Ungern-Sternberg 1998, 624. 28 Meier 1965, 563 f.; Bleicken 1995, 192 f. 29 Martin 1965, 213 f.; Thommen 1989, 140–147. 30 Martin 1965, 5. 20 f. 31 Strasburger 1939, 773; Tiersch 2018, 62 f. 32 Strasburger 1939, 774 f.; Tiersch 2018, 67 f. 33 Martin 1965, 41. 216. 222; Robb 2010, 114–116; Mouritsen 2017, 112– 126; Walter 2017, 79. 220 f. 34 Burckhardt 1988, 268–272; Thommen 2008, 35.

241

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 242

Anmerkungen

35 Vanderbroeck 1987, 180 f. 36 Martin 1965, 210–213; Meier 1965, 602. 608–610; Mouritsen 2001, 68 f.; Tiersch 2018, 45 f. 37 Martin 1965, 125–129; Thommen 1989, 82 f. 85; Mackie 1992, 61–65; Robb 2013, 4912 f. 38 Meier 1965, 587. 612; Doblhofer 1990, 35–103. 39 Thommen 1989, 96–102.

10

Marius

1 Werner 1995, 92 f. 352 f.; Thommen 2000, 187; Labitzke 2013, 18. 2 Kromayer/Veith 1928, 463. 3 Evans 1994, 94–101; Lundgreen 2009, 47. 63 f.; Santangelo 2016, 18 f.; Elster 2020, 157–159. 4 Meier 1980, 135–138; Thommen 1989, 149–151. 155 f.; Christ 2013, 153 f.; Schneider 2017, 85–90. 5 Harmand 1967, 245–262; Gabba 1976, 20–37. 6 Kromayer/Veith 1928, 376–378. 387 f.; Carney 1970, 31–34; Christ 2000, 158; Bleicken 2004, 67 f. 212 f.; Linke 2005, 72. 7 Schur 1942, 74; van Ooteghem 1963, 190–195; Labitzke 2013, 125 f. 8 Erdmann 1972, 104–109; Cavaggioni 1998, 39–47. 101–115; Labitzke 2013, 163; Elster 2020, 242–245. 250–260. 9 Brunt 1988, 278–280. 10 van Ooteghem 1964, 254–277; Carney 1970, 45–50; Evans 1994, 127– 131. 11 Evans 1994, 131 f. 12 Erdmann 1972, 89–92. 13 Hackl 1987, 118–120; Elster 2020, 309–315. 14 Gabba 1976, 131–141; Burckhardt 1988, 256–267. 15 Gabba 1994, 114–126; Christ 2000, 179–182; Heftner 2006, 122–134; Dart 2014, 99–104. 117–123. 125–147. 149–170. 16 Christ 2010, 180; Dart 2014, 106–113; Bradley 2019, 172–178. 182–184. 17 Elster 2020, 324–328. 344–347. 18 Meier 1980, 83. 217–221; Elster 2020, 357–360. 19 Thommen 1989, 78–81.

242

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 243

11 Sulla

11

Sulla

1 Behr 1993, 144–170, vgl. 102–113; Christ 2002, 207; Fündling 2010, 133 f. 2 Keaveney 1982, 32–34; Hinard 1985, 42–46; Christ 2002, 67 f.; Fündling 2010, 38–40. 3 Badian 1970, 9 f.; Christ 2002, 72 f. 4 Keaveney 1982, 37–40; Hinard 1985, 48–51; Christ 2002, 73 f.; Fündling 2010, 47–49. 5 Keaveney 1982, 48–52; Hinard 1985, 54–57; Christ 2002, 75–77; Fündling 2010, 56 f. 6 Heftner 2006, 164–166; Christ 2013, 200–202. 7 Badian 1970, 16–19; Katz 1976, 521–523; Seager 1994, 173–187; Lovano 2002, 32. 53–77. 8 Keaveney 1982, 121–123; Hinard 1985, 155 f.; Christ 2002, 102 f.; Fündling 2010, 97 f. 9 Keaveney 1982, 78–109; Hinard 1985, 84–133; Christ 2002, 83–97; Fündling 2010, 78–94. 10 Keaveney 1982, 160–162; Hinard 1985, 223–226; Christ 2002, 122 f.; Fündling 2010, 121 f. 11 Keaveney 1982, 150. 155; Christ 2002, 113–116; Linke 2005, 128 f.; Fündling 2010, 119 f.; Telford 2014, 185–192. 12 Hantos 1988, 24. 29; Walter 2017, 46 f.; Elster 2020, 433–435. 13 Badian 1970, 24 f.; Hantos 1988, 47–50; Elster 2020, 485–487. 14 Hantos 1988, 24; Hurlet 1993, 158; Bringmann 2017, 277 f.; Walter 2017, 38; Karataş 2019, 109 f. 115–117. 15 Hantos 1988, 64. 97; Brennan 2000, 389–392; Elster 2020, 432 f. 16 Thommen 2017, 549–553; Elster 2020, 410–416. 17 Hantos 1988, 102–113. 163; Linke 2005, 133 f. 18 Hantos 1988, 65 f. 124 f. 19 Thommen 2006, 9 f. 20 Linke 2005, 130; Fündling 2010, 132 f.; Christ 2013, 216 f.; Bringmann 2017, 267. 270 f.; Schneider 2017, 127. 140; Maschek 2020, 44–49. 21 Thommen 2006, 6 f. 22 Hantos 1988, 66 f.; Thommen 2006, 7. 23 Christ 2002, 146; Thommen 2006, 5–7; Blösel 2015, 211; Karataş 2019, 121–128. 189 f. 24 Thommen 2006, 8. 25 Kunkel/Wittmann 1995, 314 mit Anm. 61. 26 Giovannini 1983, 83–90; Brennan 2000, 394–396.

243

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 244

Anmerkungen

12

Pompeius

1 Greenhalgh 1980, 27; Christ 2002, 35. 2 Seager 1979, 185–189; Wirth 1984, 578–580; Baltrusch 2004, 179 f. 182 f.; Christ 2004, 168–209. 3 Balrtrusch 2004, 82 f.; Albers 2013, 87–92; Jacobs/Conlin 2014, 71–80. 4 Gelzer 1984, 30; Baltrusch 2004, 18 f. 5 Greenhalgh 1980, 22; Gelzer 1984, 39 f.; Girardet 2001, 162–165; Christ 2004, 32 f. 6 Heftner 1995, 122–126. 325–334; Southern 2002, 37 f.; Baltrusch 2004, 19 f. 7 Gelzer 1984, 40–42. 44 f.; Baltrusch 2004, 20 f. 8 Gelzer 1984, 46–53; Baltrusch 2004, 21 f.; Christ 2004, 41–49. 9 Greenhalgh 1980, 68 f.; Gelzer 1984, 62 f.; Dahlheim 2000, 230; Christ 2004, 53. 10 Gelzer 1984, 63; Christ 2004, 53 f.; Blösel 2015, 211; Morrell 2017, 39 f. 11 Gelzer 1984, 69–72; Baltrusch 2004, 31 f.; Christ 2004, 56–65. 12 Dahlheim 2000, 235 f. 13 Gelzer 1984, 80; Baltrusch 2004, 32 f.; Christ 2004, 74. 14 Greenhalgh 1980, 147–167; Baltrusch 2004, 33 f. 36–39; Christ 2004, 79– 86. 15 Greenhalgh 1980, 143–145; Gelzer 1984, 95; Christ 2004, 87–93. 16 Greenhalgh 1980, 168–175; Gelzer 1984, 108 f.; Dahlheim 2000, 239; Baltrusch 2004, 49 f.; Christ 2004, 101 f. 17 Dahlheim 2000, 241–243. 18 Lintott 1968, 214 f.; Vanderbroeck 1987, 262; Baltrusch 2004, 84–86; Christ 2013, 352. 19 Greenhalgh 1981, 75–80; Gelzer 1984, 149; Dahlheim 2000, 244; Christ 2004, 126–130. 20 Gelzer 1984, 153; Christ 2004, 138. 21 Girardet 2001, 204–206. 22 Dahlheim 2000, 247–249; Baltrusch 2004, 116–118. 23 Gelzer 1984, 205; Southern 2002, 143–148; Christ 2004, 55.

13

Das Volkstribunat in der späten Republik

1 Bleicken 1968, bes. 1. 46–63. 150–153. 2 Martin 1965, bes. 213 f.; Vanderbroeck 1987, 35 f. 42 f.; Schneider 2017, 51–56.

244

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 245

13 Das Volkstribunat in der späten Republik

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41

Thommen 1988, bes. 367; Yakobson 2006, 388–392. Bleicken 1981; vgl. Yakobson 2006, 385; Meier 2015, 675–681. Thommen 1989, 22–24. Thommen 1989, 24 f. Martin 1965, 66 f. 213 f.; Sandberg 2001, 53–58. 146; Elster 2020, Xf. Yakobson 2006, 387. Thommen 1989, 82 f. 85. Jehne 1993, 604–607. 613; Lundgren 2009, 36. 53 f. 56 f. Thommen 1989, 79–81; Elster 2020, 357–360. Thommen 1989, 171–179; Morstein-Marx 2004, 38–42; Russell 2012, 102 f. 108 f. 114; vgl. Mouritsen 2001, 38–62. Thommen 1989, 128 f. Hackl 1987, 118–120. 124–126; Burckhardt 1988, 256–267, bes. 266. Thommen 1989, 140–147. Thommen 1989, 100 f. Thommen 1989, 53–55. Sandberg 2001, 61–63. 79–81. 104. Thommen 1989, 151. 155 f. Thommen 1989, 147–158. 167 f. Thommen 1989, 109–119. Thommen 1989, 162–167. Thommen 1989, 193–205. Thommen 1989, 207–216. Thommen 1989, 212. 214 f. Thommen 1989, 216–222. Thommen 1989, 241–248; Görne 2020, 224 f. 246 f. Thommen 1989, 233–241. Thommen 2006, 3. 6 f.; Thommen 2017, 546–554. Martin 1965, 7–19; Thommen 2017, 554–560. Thommen 1988, 357–375. Thommen 1995, 360–365; Döbler 1999, 22–62. Thommen 1989, 189–191; vgl. Döbler 1999, 40 f. Thommen 1989, 187 f. Coarelli 1992, 22–27; Döbler 1999, 40. Taylor 1966, 21–23; Coarelli 1992, 21. Taylor 1966, 25. 108. 113; Hölkeskamp 2004, 161 f.; Hölkeskamp 2017, 166–173. Taylor 1966, 23–25; Coarelli 1992, 158; Döbler 1999, 138 f.; Russell 2016, 66. Mouritsen 2001, 18–25: max. 4000–5000 im Comitium; max. 15 000– 20 000 auf dem Forum; Yakobson 2006, 395. Benner 1987, 63–83; Tatum 1999, 114–116. 142–148; Sampson 2019, 119 f. Vanderbroeck 1989, 263 f.

245

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 246

Anmerkungen

14

Cicero und Caesar

1 Mommsen 1875, 465. 468. 569. 619. 2 Radke 1968, 10–20 (Budde); Stevenson 2015, 2–4. 3 Gelzer 1969, 2–4; Mitchell 1991, 1 f.; Fuhrmann 2011, 23; Narducci 2012, 11–14. 4 Meier 1982, 76–81; Dahlheim 2005, 64–68. 5 Gelzer 1960, 9 f.; Dahlheim 2005, 72 f.; Will 2009, 35. 6 Gelzer 1960, 21; Gesche 1976, 20 f.; Meier 1982, 141; Dahlheim 2005, 74; Will 2009, 38–40. 7 Gelzer 1969, 23–26. 29; Jehne 2000, 253 f. 8 Gelzer 1969, 36–45; Tempest 2011, 45–58. 9 Gelzer 1969, 51–53; Spielvogel 1993, 31–34. 175; Fuhrmann 2011, 77– 79. 10 Gelzer 1969, 62–66; Bringmann 2010, 80 f. 11 Gruen 1974, 138; Bringmann 2010, 82. 12 Gelzer 1960, 42; Meier 1982, 205 f.; Dahlheim 2005, 90. 13 Gelzer 1960, 29; Stevenson 2015, 58. 14 Pina Polo 2011, 56 f.; Schuller 2013, 42. 47 f. 83. 90. 99. 159. 15 Gelzer 1969, 76–79; Bringmann 2010, 88–90; Fuhrmann 2011, 97 f.; Schuller 2013, 61 f. 16 Gelzer 1969, 71–74; Bringmann 2017, 302 f. 17 Radke 1968, 97 (Meier); Bringmann 2010, 90; Stroh 2013, 36. 18 Gelzer 1969, 81 f.; Meier 1982, 212 f.; von Ungern-Sternberg 1997, 86 f. 19 Gelzer 1969, 98; Meier 1982, 217–220; Drummond 1995, 36; von UngernSternberg 1997, 93. 20 Radke 1968, 106 (Meier); Gelzer 1969, 100 f.; Giebel 1977, 46 f.; Gotter 1996, 110–113. 21 Gelzer 1969, 102–106; Mitchell 1991, 65–73. 22 Gruen 1974, 397–404; Galsterer 2000, 323; Schneider 2017, 192–195. 23 Gelzer 1960, 64–68; Meier 1982, 259–266. 24 Gelzer 1960, 72 mit Anm. 62; Dahlheim 2005, 97. 25 Gelzer 1969, 120 f.; Mitchell 1991, 96 f.; Spielvogel 1993, 60 f. 26 Gelzer 1969, 110–113; Tatum 1999, 62–86, bes. 83 f. 27 Gelzer 1969, 135–139; Tatum 1999, 151–156. 28 Meier 1982, 280 f.; Mitchell 1991, 133–138. 29 Gelzer 1960, 92–105; Meier 1982, 288–309; Dahlheim 2005, 97–115; Will 2009, 95–124; Elbern 2018, 37–55. 30 Gelzer 1960, 110 f.; Meier 1982, 330–332. 31 Gelzer 1969, 195–197; Mitchell 1991, 187; Bringmann 2010, 148–150. 32 Pina Polo 2011, 60; Schuller 2013, 119 mit Anm. 15. 33 Mitchell 1991, 51–53; Ottmann 2002, 102. 104; Meyer 2006, 121–125; Narducci 2012, 205–209.

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20.7.21 S. 247

14 Cicero und Caesar

34 Riemer 2001, 63–66; Schuller 2013, 103–105; Stroh 2013, 62 f. 35 Mitchell 1991, 60 f.; Lehmann 1980, 29–35; Meyer 2006, 168–171; Samotta 2009, 385–388. 36 Lehmann 1980, 46–49; Mitchell 1991, 62; Lundgreen 2009, 58–67; Samotta 2009, 332–340. 37 Baltrusch 2004, 85 f.; Stevenson 2015, 112–116. 38 Gelzer 1960, 159 f. 163–165; Raaflaub 1974, 25–33; Fuhrmann 2011, 135 f. 39 Morrell 2017, 214–236; Rafferty 2019, 133–151. 153. 40 Gelzer 1960, 225–242; Mitchell 1991, 203–205. 218–236. 41 Girardet 2017, 127–135. 42 Girardet 2001, 201 f.; Dahlheim 2005, 132–134. 43 Gelzer 1960, 194–201; Meier 1982, 458–461. 44 Gelzer 1960, 202–227; Meier 1982, 474–483; Dahlheim 2005, 166 f. 45 Gelzer 1960, 244–251; Meier 1982, 500–508. 46 Gelzer 1960, 262; Meier 1982, 549–551; Keppie 1983, 15 f. 49–58; Jehne 1987, 343–347; Dahlheim 2005, 190–193; Will 2009, 168–171. 47 Stevenson 2015, 143–145; Bringmann 2017, 362–366. 48 Dahlheim 2005, 184–189; Stevenson 2015, 170. 49 Jehne 1987, 153–162; Galsterer 2000, 322 f.; Bringmann 2017, 354. 50 Richardson 1992, 165–167. 51 Richardson 1992, 103 f. 52 Zanker 1972, 7 f.; Richardson 1992, 335–337. 53 Meier 1982, 551–554; Jehne 1987, 340 mit Anm. 30; Albers 2013, 92–96. 54 Gesche 1976, 138–141; Meier 1982, 446–452; Dahlheim 2005, 153 f.; Elbern 2008, 71; vgl. aber Alföldi 1985, 184–187. 55 Jehne 2015, 101 f.; Stevenson 2015, 145–151. 56 Gelzer 1960, 269 f.; Jehne 1987, 392–406; Bringmann 2017, 357. 360– 362. 57 Elbern 2008, 91 f.; Will 2009, 174–176; Jehne 2015, 105–107; Bringmann 2017, 370. 58 Jehne 1987, 186–190. 364–371. 447–453. 59 Strasburger 1968, 49–53; Stevenson 2015, 170. 60 Meier 1980, 23. 27. 98 f.; Meier 1982, 30. 515: Caesar erreichte nur »Macht in den Verhältnissen«, nicht »Macht über die Verhältnisse«. 61 Dahlheim 2005, 182 f. 219–221. 62 Gelzer 1969, 243–245; Schuller 2013, 142–146; vgl. Strasburger 1969, 53. 63 Bringmann 2010, 225–227; Pina Polo 2010, 298. 64 Narducci 2012, 245–281; Stroh 2013, 83–107. 65 Gelzer 1969, 278–281; Stroh 2013, 77 f.; vgl. Strasburger 1969, 62 f. 66 Gelzer 1969, 325 f.; vgl. Alföldi 1985, 192; Bringmann 2017, 372–374. 67 Baltrusch 2004, 170 f.; Bringmann 2017, 377–379. 68 Gelzer 1969, 326 f.; Schuller 2013, 208–210. 69 Schuller 2013, 193 f.; Bringmann 2017, 380–390.

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Anmerkungen

70 Giebel 1977, 121. 129; Habicht 1990, 102. 71 Michtchell 1991, 293–295. 315 f.; Jehne 2000, 265–267. 72 Gotter 1996, 190 f.; Bringmann 2010, 280–282; Pina Polo 2010, 342 f.; Fuhrmann 2011, 303 f. 73 Bringmann 2010, 282 f.; Pina Polo 2010, 343–346; Fuhrmann 2011, 304– 306. 74 Bernett 1995, 262 f.; Samotta 2009, 307 f.; vgl. dagegen Spielvogel 1993, 177–178. 75 Raaflaub 1974, 149–152. 327; vgl. dagegen Meier 2014, 28–32. 65 f. 76 Jehne 1987, 448; Meier 2014, 38. 51. 71.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

Quellensammlungen CIL: Corpus Inscriptionum Latinarum GCG: A. H. J. Greenidge – A. M. Clay, Sources for Roman History 133–70 B.C., 2. Aufl., Oxford 1966 MRR 1/2/3: T. R. S. Broughton, The Magistrates of the Roman Republic, Bd. 1 (1951), Bd. 2 (1952), Bd. 3 (1986), New York 1951–1986 StV II2: H. Bengtson, Die Staatsverträge des Altertums, Bd. 2: Die Verträge der griechisch-römischen Welt von 700 bis 338 v. Chr., 2. Aufl., München 1975 StV III: H. H. Schmitt, Die Staatsverträge des Altertums, Bd. 3: Die Verträge der griechisch-römischen Welt von 338 bis 200 v. Chr., München 1969 StV IV: R. M. Errington, Die Staatsverträge des Altertums, Bd. 4: Die Verträge der griechisch-römischen Welt von ca. 200 v. Chr. bis zum Beginn der Kaiserzeit, München 2020

Antike Autoren Appian (App.), Bellum civile (b.c.), Hannibalica (Hann.), Iberika (Ib.), Illyrica (Ill.), Mithridateios (Mithr.), Punica (Pun.), Regia (reg.), Samnitika (Samn.), Syriaca (Syr.) Asconius (Asc.), Orationum Ciceronis sex enarratio Augustus (Aug.), Res gestae (RG) Caesar (Caes.), Bellum Africum (b.afr.), Bellum Alexandrinum (b.Alex.), De bello civili (civ.), De bello Gallico (b.G.) Cassius Dio (Dio), Historia Romana Cato (Cat.), De agricultura (agr.)

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Literatur- und Quellenverzeichnis

Cicero (Cic.), Actiones in Verrem (Verr.), Brutus (Brut.), De domo sua (dom.), De haruspicum responso (har. resp.), De imperio Cn. Pompei (imp. Pomp.), De lege agraria (leg. agr.), De legibus (leg.), De officiis (off.), De oratore (de orat.), De re publica (rep.), Divinatio in Q. Caecilium (div. in Caec.), Epistulae ad Atticum (Att.), Epistulae ad familiares (fam.), Epistulae ad Quintum fratrem (Q. fr.), In Catilinam (Cat.), In L. Pisonem (Pis.), In P. Vatinium testem interrogatio (Vat.), Oratio post reditum ad Quirites (p. red. ad Quir.), Oratio post reditum in senatu (p. red. in sen.), Partitiones oratiae (part.), Philippica/In M. Antonium orationes Philippicae (Phil.), Pro Archia poeta (Arch.), Pro Cn. Plancio (Planc.), Pro L. Murena (Mur.), Pro P. Sulla (Sull.), Pro Sestio (Sest.), Pro Sex. Roscio Amerino (S. Rosc.), Tusculanae disputationes (Tusc.) Diodor (Diod.), Bibliotheke Dionysios von Halikarnassos (Dion. Hal.), Antiquitates Romanae Eutropius (Eutr.), Breviarium ab urbe condita Festus (Fest.), De verborum significatu quae supersunt cum Pauli epitome Florus (Flor.), Epitoma de Tito Livio Frontius (Front.), Strategemata (strat.) Gaius (Gai.), Institutiones (Inst.) Gellius (Gell.), Noctes Atticae Herodot (Hdt.), Historiae Iulius Obsequens (Iul. Obs.), Liber prodigiorum Josephus (Ios.), Antiquitates Iudaicae (ant. Iud.), De bello Iudaico (bell. Iud.) Livius (Liv.), Ab urbe condita (Liv.), Periochae (per.) Lucanus (Lucan.), Bellum civile Lukianos (Lukian.), Zeuxis (Zeux.) Orosius (Oros.), Historiae adversus paganos Ovid (Ov.), Fasti (fast.) Pausanias (Paus.), Perihegesis Pindar (Pind.), Pythia (Pyth.) Plinius d. Ae. (Plin.), Naturalis historia (nat.) Plutarch (Plut.), Aemilius Paullus (Aem.), Antonius (Ant.), Brutus (Brut.), Caesar (Caes.), Cato maior (Cat. mai.), Cato minor (Cat. min.), Cicero (Cic.), Coriolanus (Cor.), Crassus (Crass.), Gaius Gracchus (C.G.), Marcellus (Marc.), Marius (Mar.), Pompeius (Pomp.), Pyrrhos (Pyrr.), Quaestiones Romanae (Q.R.), Romulus (Rom.), Sertorius (Sert.), Sulla (Sull.), Tiberius Gracchus (T.G.) Polybios (Polyb.), Historiae Pseudo-Asconius (Ps.-Asc.), Scholia Sangallensia Ciceronis quattuor in Verrem orationum primarum Pseudo-Aurelius Victor (Ps.-Aur. Vict.), De viris illustribus urbis Romae (vir. ill.) Quintilian (Quint.), Declamationes minores (decl.)

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Literatur

Sallust (Sall.), Bellum Iugurthinum (Iug.), Catilinae coniuratio (Cat.), Epistulae ad Caesarem (epist.), Historiae (Hist.) Scholia Bobiensia (Schol. Bob.), Ciceronis duodecim orationum Seneca (Sen.), De brevitate vitae (brev. vit.) Servius (Serv.), Commentarius in Vergilii Aeneida (Aen.) Strabon (Strab.), Geographika Sueton (Suet.), Divus Augustus (Aug.), Divus Claudius (Claud.), Divus Iulius (Iul.) Tacitus (Tac.), Annales (ann.) Valerius Maximus (Val. Max.), Facta et dicta memorabilia Varro (Varr.), De lingua Latina (l.l.), Res rusticae (r.r.) Velleius Paterculus (Vell.), Historia Romana Vergil (Verg.), Aeneis (Aen.) Xenophon (Xen.), Memorabilia (mem.) Zonaras (Zon.), Epitome historiarum

Literatur 1

Einleitung

G. Alföldy, Römische Sozialgeschichte, Wiesbaden 1975 (4. Aufl., Stuttgart 2011). E. Badian, Foreign Clientelae (264–70 B.C.), Oxford 1958 (ND 1984). E. Badian, Publicans and Sinners. Private Enterprise in the Service of the Roman Republic, Oxford 1972 (2. Aufl., Ithaca/London 1983) (dt.: Zöllner und Sünder. Unternehmer im Dienste der römischen Republik, Darmstadt 1997). H. Bengtson, Grundriss der römischen Geschichte, mit Quellenkunde, Bd. 1: Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr., HbAW III.5, 3. Aufl., München 1982, 1–10. M. Bettini, Familie und Verwandtschaft im antiken Rom, Frankfurt a. M./New York 1992. J. Bleicken, Lex publica. Gesetz und Recht in der römischen Republik, Berlin/ New York 1975. J. Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik, 7. Aufl., Paderborn 1995 (ND 2008). W. Blösel, Die römische Republik. Forum und Expansion, München 2015. K. R. Bradley, Discovering the Roman Family. Studies in Roman Social History, New York/Oxford 1991.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

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20.7.21 S. 253

Literatur

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Literatur- und Quellenverzeichnis

sein – Zeitalter der Gracchen – Krise der Republik, BzA 236, München/Leipzig 2006, 390–404). P. Veyne, Brot und Spiele. Gesellschaftliche Macht und politische Herrschaft in der Antike, Frankfurt a. M. 1988 (frz.: Le pain et le cirque. Sociologie historique d’un pluralisme politique, Paris 1976). U. Walter, Politische Ordnung in der römischen Republik, Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike 6, Berlin/Boston 2017. A. Yakobson, Elections and Electioneering in Rome. A Study in the Political System of the Late Republic, Historia Einzelschriften 128, Stuttgart 1999.

2

Die Anfänge Roms

L. Aigner Foresti, Die Etrusker und das frühe Rom, Darmstadt 2003 (2. Aufl. 2009). A. Alföldi, Das frühe Rom und die Latiner, Darmstadt 1977 (engl.: Early Rome and the Latins, Ann Arbor 1965). G. Alföldy, Römische Sozialgeschichte, 4. Aufl., Stuttgart 2011. C. Ampolo, Die endgültige Stadtwerdung Roms im 7. und 6. Jh. v. Chr. Wann entstand die civitas?, in: Palast und Hütte. Beiträge zum Bauen und Wohnen im Altertum von Archäologen, Vor- und Frühgeschichtlern, hrsg. v. D. Papenfuss/V. M. Strocka, Mainz a. Rh. 1982, 319–324. J. Armstrong, War and Society in Early Rome. From Warlords to Generals, Cambridge 2016. H. Bengtson, Grundriss der römischen Geschichte, mit Quellenkunde, Bd. 1: Republik und Kaiserzeit bis 284 n. Chr., HbAW III.5, 3. Aufl., München 1982. J. Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik, 7. Aufl., Paderborn 1995 (ND 2009). W. Blösel, Die römische Republik. Forum und Expansion, München 2015. L. Bonfante Warren, Roman Triumphs and Etruscan Kings: The Changing Face of the Triumph, JRS 60, 1970, 49–96. G. Bradley, Early Rome to 290 BC. The Beginnings of the City and the Rise of the Republic, Edinburgh 2020. K. Bringmann, Geschichte der römischen Republik. Von den Anfängen bis Augustus, 3. Aufl., München 2017. R. Bunse, Das römische Oberamt in der frühen Republik und das Problem der »Konsulartribunen«, BAC 31, Trier 1998. A. Carandini/R. Cappelli (Hrsg.), ROMA. Romolo, Remo e la formazione dellà città, Ausst.-Kat. Rom 2000. F. Coarelli, Rom. Ein archäologischer Führer, Freiburg u. a. 1981. F. Coarelli, Il Foro Romano. Periodo arcaico, Rom 1986 (3. Aufl. 1992). F. Coarelli, Il Foro Boario. Dalle origini alla fine della Repubblica, 2. Aufl., Rom 1992.

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20.7.21 S. 255

Literatur

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255

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 256

Literatur- und Quellenverzeichnis

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3

Begründung der Republik

J. Armstrong, War and Society in Early Rome. From Warlords to Generals, Cambridge 2016. H. Beck/U. Walter (Hrsg.), Die frühen römischen Historiker, Bd. 1: Von Fabius Pictor bis Cn. Gellius, Darmstadt 2001. M. Becker, »Suntoque aediles curatores urbis…«. Die Entwicklung der stadtrömischen Aedilität in republikanischer Zeit, FHA 50, Stuttgart 2017. J. Bleicken, Ursprung und Bedeutung der Provocation, ZRG 76, 1959, 324– 377. J. Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik, 7. Aufl., Paderborn 1995 (ND 2008). J. Bleicken, Geschichte der römischen Republik, Oldenbourg Grundriss der Geschichte 2, 6. Aufl., München 2004. R. Bunse, Das römische Oberamt in der frühen Republik und das Problem der »Konsulartribunen«, BAC 31, Trier 1998.

256

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 257

Literatur

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257

Thommen, Römische Republik

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Literatur- und Quellenverzeichnis

J. von Ungern-Sternberg, Überlegungen zur frühen römischen Überlieferung im Lichte der Oral-Tradition-Forschung, in: Vergangenheit in mündlicher Überlieferung, hrsg. v. J. von Ungern-Sternberg/Hj. Reinau, Colloquium Rauricum 1, Stuttgart 1988, 237–265 (= in: ders., Römische Studien. Geschichtsbewusstsein – Zeitalter der Gracchen – Krise der Republik, BzA 232, München/Leipzig 2006, 1–29). U. Walter, Memoria und res publica. Zur Geschichtskultur im republikanischen Rom, Frankfurt a. M. 2004. U. Walter, Politische Ordnung in der römischen Republik, Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike 6, Berlin/Boston 2017. K.-W. Welwei, Lucius Iunius Brutus: Zur Ausgestaltung und politischen Wirkung einer Legende, Gymnasium 108, 2001, 123–135. T. P. Wiseman, The Origins of Roman Historiography, in: ders., Historiography and Imagination. Eight Essays on Roman Culture, Exeter 1994, 1–22.

4

Ständekampf und Ständeausgleich

J. Armstrong, War and Society in Early Rome. From Warlords to Generals, Cambridge 2016. M. Beard, The Roman Triumph, Cambridge, Mass./London 2007. M. Becker, »Suntoque aediles curatores urbis…«. Die Entwicklung der stadtrömischen Aedilität in republikanischer Zeit, FHA 50, Stuttgart 2017. J. Bleicken, Das Volkstribunat der klassischen Republik. Studien zu seiner Entwicklung zwischen 287 und 133 v. Chr., Zetemata 13, 2. Aufl., München 1968. J. Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik, 7. Aufl., Paderborn 1995 (ND 2008). J. Bleicken, Geschichte der römischen Republik, Oldenbourg Grundriss der Geschichte 2, 6. Aufl., München 2004. W. Blösel, Die römische Republik. Forum und Expansion, München 2015. R. Bunse, Das römische Oberamt in der frühen Republik und das Problem der »Konsulartribunen«, BAC 31, Trier 1998. F. Coarelli, Il Foro Romano. Periodo repubblicano e augusteo, 2. Aufl., Rom 1992. T. J. Cornell, The Beginnings of Rome. Italy and Rome from the Bronze Age to the Punic Wars (c. 1000–264 BC), London/New York 1995. R. Düll, Das Zwölftafelgesetz. Texte, Übersetzungen und Erläuterungen, 7. Aufl., Zürich 1995. M. Elster, Die Gesetze der mittleren römischen Republik. Text und Kommentar, Darmstadt 2003. D. Flach, Die Gesetze der frühen römischen Republik. Text und Kommentar, Darmstadt 1994.

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Thommen, Römische Republik

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Literatur

D. Flach, Das Zwölftafelgesetz. Leges XII tabularum, Texte zur Forschung 83, Darmstadt 2004. E. Flaig, Ritualisierte Politik. Zeichen, Gesten und Herrschaft im Alten Rom, Historische Semantik 1, Göttingen 2003. G. Forsythe, A Critical History of Early Rome. From Prehistory to the First Punic War, Berkeley u. a. 2005. L. Grossmann, Roms Samnitenkriege. Historische und historiographische Untersuchungen zu den Jahren 327–290 v. Chr., Düsseldorf 2009. K.-J. Hölkeskamp, Der Triumph – »erinnere Dich, dass Du ein Mensch bist«, in: Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt, hrsg. v. E. Stein-Hölkeskamp/K.-J. Hölkeskamp, München 2006, 258–276. 745–747. K.-J. Hölkeskamp, Die Entstehung der Nobilität. Studien zur sozialen und politischen Geschichte der Römischen Republik im 4. Jh. v. Chr., 2. Aufl., Stuttgart 2011. K.-J. Hölkeskamp, Leges Publilia et Maenia de patrum auctoritate – Positionen und Perspektiven, in: L’auctoritas. Une notion constitutive de la culture politique, hrsg. v. J.-M. David/F. Hurlet, Bordeaux 2020, 171–186. M. Humbert, La loi des XII Tables. Édition et commentaire, Rom 2018. M. Humm, Appius Claudius Caecus. La République accomplie, Bibliothèque des Écoles françaises d’Athènes et de Rome 322, Rom 2005. M. Jehne, Die Geltung der Provocation und die Konstruktion der römischen Republik als Freiheitsgemeinschaft, in: Geltungsgeschichten. Über die Stabilisierung und Legitimierung institutioneller Ordnungen, hrsg. v. G. Melville/ H. Vorländer, Köln 2002, 55–74. F. Kolb, Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike, München 1995 (2. Aufl. 2002). E. Künzl, Der römische Triumph. Siegesfeiern im antiken Rom, München 1988. W. Kunkel/R. Wittmann, Staatsordnung und Staatspraxis der römischen Republik, 2. Abschnitt: Die Magistratur, HbAW X.3.2.2, München 1995. R. E. Mitchell, Patricians and Plebeians. The Origin of the Roman State, Ithaca/London 1990. H. Mouritsen, Politics in the Roman Republic, Cambridge 2017. S. P. Oakley, The Early Republic, in: The Roman Republic, hrsg. v. H. I. Flower, Cambridge 2004, 15–30 (2. Aufl. 2014). M. L. Popkin, The Architecture of the Roman Triumph. Monuments, Memory, and Identity, Cambridge 2016. K. A. Raaflaub, From Protection and Defense to Offense and Participation: Stages in the Conflict of the Orders, in: Social Struggles in Archaic Rome. New Perspectives on the Conflict of the Orders, 2. Aufl., Malden, MA 2005, 185–222. E. M. Steinby (Hrsg.), Lexicon Topographicum Urbis Romae, 6 Bde., Rom 1993–2000. L. R. Taylor, Roman Voting Assemblies. From the Hannibalic War to the Dictatorship of Caesar, Ann Arbor 1966 (ND 1990).

259

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 260

Literatur- und Quellenverzeichnis

L. Thommen, Das Volkstribunat der späten römischen Republik, Historia Einzelschriften 59, Stuttgart 1989. L. Thommen, Les lieux de la plèbe et de ses tribuns dans la Rome républicaine, Klio 77, 1995, 358–370. J. von Ungern-Sternberg, Die Wahrnehmung des ›Ständekampfes‹ in der römischen Geschichtsschreibung, in: Staat und Staatlichkeit in der frühen römischen Republik, hrsg. v. W. Eder, Stuttgart 1990, 92–102 (= in: ders., Römische Studien. Geschichtsbewusstsein – Zeitalter der Gracchen – Krise der Republik, BzA 232, München/Leipzig 2006, 170–180). J. von Ungern-Sternberg, The Formation of the »Annalistic Tradition«: The Example of the Decemvirate, in: Social Struggles in Archaic Rome. New Perspectives on the Conflict of the Orders, hrsg. v. K. A. Raaflaub, 2. Aufl., Malden, MA 2005, 75–97 (dt.: Das Dezemvirat im Spiegel der römischen Überlieferung, in: ders., Römische Studien. Geschichtsbewusstsein – Zeitalter der Gracchen – Krise der Republik, BzA 232, München/Leipzig 2006, 75– 99). J. von Ungern-Sternberg, Hungersnöte und ihre Bewältigung im Rom des 5. Jhs v. Chr. Eine Studie zur mündlichen Überlieferung, in: ders., Römische Studien. Geschichtsbewusstsein – Zeitalter der Gracchen – Krise der Republik, BzA 232, München/Leipzig 2006, 100–112. U. Walter, Patrizier und Plebeier in der römischen Historiographie, MH 74, 2017, 172–199.

5

Eroberung und Organisation Italiens

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260

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 261

Literatur

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261

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 262

Literatur- und Quellenverzeichnis

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6

Politische Institutionen

M. Becker, »Suntoque aediles curatores urbis…«. Die Entwicklung der stadtrömischen Aedilität in republikanischer Zeit, FHA 50, Stuttgart 2017. M. Bellomo, Il comando militare a Roma nell’età delle guerre puniche (264– 201 a. C.), Historia Einzelschriften 260, Stuttgart 2019. J. Bleicken, Das Volkstribunat der klassischen Republik. Studien zu seiner Entwicklung zwischen 287 und 133 v. Chr., Zetemata 13, 2. Aufl., München 1968. J. Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik, 7. Aufl., Paderborn 1995 (ND 2008). W. Blösel, Die römische Republik. Forum und Expansion, München 2015. M. Bonnefond-Coudry, Le Sénat de la République romaine de la guerre d’Hannibal à Auguste: pratiques délibératives et prise de décision, Bibliothèque des Écoles françaises d’Athènes et de Rome 273, Rom 1989. T. C. Brennan, The Praetorship in the Roman Republic, 2 Bde., Oxford 2000. R. Bunse, Die frühe Zensur und die Entstehung der Kollegialität, Historia 50, 2001, 145–162. L. de Libero, Obstruktion. Politische Praktiken im Senat und in der Volksversammlung der ausgehenden Römischen Republik (70–49 v. Chr.), Hermes Einzelschriften 59, Stuttgart 1992. A. Giovannini, Les institutions de la République romaine des origines à la mort d’Auguste, Schweizerische Beiträge zur Altertumswissenschaft 42, Basel 2015 (ND 2018). F. Görne, Die Obstruktionen in der Römischen Republik, Historia Einzelschriften 264, Stuttgart 2020. L. Grossmann, Roms Samnitenkriege. Historische und historiographische Untersuchungen zu den Jahren 327–290 v. Chr., Düsseldorf 2009. U. Hackl, Das Ende der römischen Tribusgründungen, Chiron 2, 1972, 135– 170. Th. Hantos, Res publica constituta. Die Verfassung des Dictators Sulla, Hermes Einzelschriften 50, Stuttgart 1988.

262

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 263

Literatur

K.-J. Hölkeskamp, Die Entstehung der Nobilität. Studien zur sozialen und politischen Geschichte der Römischen Republik im 4. Jh. v. Chr., 2. Aufl., Stuttgart 2011. M. Jehne, Politische Partizipation in der römischen Republik, in: Politische Partizipation. Idee und Wirklichkeit von der Antike bis zur Gegenwart, hrsg. v. J. von Ungern-Sternberg/Hj. Reinau, Colloquium Rauricum 13, Berlin/Boston 2013, 103–144. H. Kloft, Prorogation und außerordentliche Imperien 326–81 v. Chr. Untersuchungen zur Verfassung der römischen Republik, Meisenheim a. G. 1977. H. Kloft, RE Suppl. 15, 1978, 444–463 s. v. Prorogatio. A. Kuhnert, Der römische Senat im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr. Entscheidung, Konflikt und Konsens – Zum Verhältnis von Senat und Senator, Jena 2013. W. Kunkel/R. Wittmann, Staatsordnung und Staatspraxis der römischen Republik, 2. Abschnitt: Die Magistratur, HbAW X.3.2.2, München 1995. E. Meyer, Römischer Staat und Staatsgedanke, 4. Aufl., Zürich/München 1975. H. Mouritsen, Plebs and Politics in the Late Republic, Cambridge 2001. H. Mouritsen, Politics in the Roman Republic, Cambridge 2017. J. A. North, The Constitution of the Roman Republic, in: A Companion to the Roman Republic, hrsg. v. N. Rosenstein/R. Morstein-Marx, Malden, MA 2006, 256–277. F. Pina Polo, The Consul at Rome. The Civil Functions of the Consuls in the Roman Republic, Cambridge 2011. F. Pina Polo/A. Díaz Fernández, The Quaestorship in the Roman Republic, Klio Beiheft 31, Berlin/Boston 2019. J. M. Rainer, Römisches Staatsrecht. Republik und Prinzipat, Darmstadt 2006. F. X. Ryan, Rank and Participation in the Roman Senate, Stuttgart 1998. F. Ryan, Knappe Mehrheiten bei der Wahl zum Konsul, Klio 83/2, 2001, 402– 424. K. Sandberg, Magistrates and Assemblies. A Study of Legislative Practice in Republican Rome, Acta Instituti Romani Finlandiae 24, Rom 2001. E. S. Staveley, Greek and Roman Voting Elections, London 1972 (ND 1982). M. Stemmler, Eques Romanus – Reiter und Ritter. Begriffsgeschichtliche Untersuchungen zu den Entstehungsbedingungen einer römischen Adelskategorie im Heer und in den comitia centuriata, Prismata 8, Frankfurt a. M. 1997. R. Stewart, Public Office in Early Rome. Ritual Procedure and Political Practice, Ann Arbor 1998. L. R. Taylor, Roman Voting Assemblies. From the Hannibalic War to the Dictatorship of Caesar, Ann Arbor 1966 (ND 1990). U. Walter, Politische Ordnung in der römischen Republik, Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike 6, Berlin/Boston 2017. A. Yakobson, Elections and Electioneering in Rome. A Study in the Political System of the Late Republic, Historia Einzelschriften 128, Stuttgart 1999.

263

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 264

Literatur- und Quellenverzeichnis

7

Römische Gesellschaft

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Literatur

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273

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 274

Literatur- und Quellenverzeichnis

12

Pompeius

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13

Das Volkstribunat in der späten Republik

H. Benner, Die Politik des P. Clodius Pulcher. Untersuchungen zur Denaturierung des Clientelwesens in der ausgehenden römischen Republik, Historia Einzelschriften 50, Stuttgart 1987. J. Bleicken, Das Volkstribunat der klassischen Republik. Studien zu seiner Entwicklung zwischen 287 und 133 v. Chr., Zetemata 13, 2. Aufl., München 1968. J. Bleicken, Das römische Volkstribunat. Versuch einer Analyse seiner politischen Funktion in republikanischer Zeit, Chiron 11, 1981, 87–108.

274

Thommen, Römische Republik

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Literatur

L. A. Burckhardt, Politische Strategien der Optimaten in der späten römischen Republik, Historia Einzelschriften 57, Stuttgart 1988. F. Coarelli, Il Foro Romano, Bd. 2: Periodo repubblicano e augusteo, 2. Aufl., Rom 1992. Ch. Döbler, Politische Agitation und Öffentlichkeit in der späten Republik, Frankfurt a. M. 1999. M. Elster, Die Gesetze der späten römischen Republik. Von den Gracchen bis Sulla (133–80 v. Chr.), Göttingen 2020. F. Görne, Die Obstruktionen in der Römischen Republik, Historia Einzelschriften 264, Stuttgart 2020. U. Hackl, Die Bedeutung der popularen Methode von den Gracchen bis Sulla im Spiegel der Gesetzgebung des jüngeren Livius Drusus, Volkstribun 91 v. Chr., Gymnasium 94, 1987, 109–127. K.-J. Hölkeskamp, Capitol, Comitium und Forum: öffentliche Räume, sakrale Topographie und Erinnerungslandschaften, in: ders., Senatus populusque Romanus. Die politische Kultur der Republik – Dimensionen und Deutungen, Stuttgart 2004, 137–168. K.-J. Hölkeskamp, Libera res publica. Die politische Kultur des antiken Rom – Positionen und Perspektiven, Stuttgart 2017. M. Jehne, Geheime Abstimmung und Bindungswesen in der Römischen Republik, HZ 257, 1993, 593–613. E. J. Kondratieff, Popular Power in Action: Tribunes of the Plebs in the Later Republic, Diss. Pennsylvania 2003. Ch. Lundgreen, Geheim(nisvoll)e Abstimmung in Rom. Die leges tabellariae und ihre Konsequenzen für die Comitien und die res publica, Historia 58, 2009, 36–90. J. Martin, Die Popularen in der Geschichte der Späten Republik, Diss. Freiburg i. Br. 1965 (= in: ders., Bedingungen menschlichen Handelns in der Antike. Gesammelte Beiträge zur Historischen Anthropologie, hrsg. v. W. Schmitz, Stuttgart 2009, 25–195). Ch. Meier, Die Ordnung der Römischen Republik, HZ 300/3, 2015, 593–697. R. Morstein-Marx, Mass Oratory and Political Power in the Late Roman Republic, Cambridge 2004. H. Mouritsen, Plebs and Politics in the Late Roman Republic, Cambridge 2001. A. Russell, Speech, Competition, and Collaboration: Tribunician Politics and the Development of Popular Ideology, in: Community and Communication. Oratory and Politics in Republican Rome, hrsg. v. C. Steel/H. van der Blom, Oxford 2013, 101–115. A. Russell, Politics of Public Space in Republican Rome, Cambridge 2016. G. C. Sampson, Rome, Blood and Power. Reform, Murder and Popular Politics in the Late Republic 70–27 BC, Yorkshire/Philadelphia 2019. K. Sandberg, Magistrates and Assemblies. A Study of Legislative Practice in Republican Rome, Acta Instituti Romani Finlandiae 24, Rom 2001.

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Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 276

Literatur- und Quellenverzeichnis

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Cicero und Caesar

J. Albers, Campus Martius. Die urbane Entwicklung des Marsfeldes von der Republik bis zur mittleren Kaiserzeit, Studien zur Antiken Stadt 11, Wiesbaden 2013. A. Alföldi, Caesar in 44 v. Chr., Bd. 1: Studien zu Caesars Monarchie und ihren Wurzeln, Antiquitas Reihe 3/16, Bonn 1985. E. Baltrusch, Caesar und Pompeius, Darmstadt 2004 (3. Aufl. 2011). E. Baltrusch (Hrsg.), Caesar, Darmstadt 2007. M. Bernett, Causarum cognitio. Ciceros Analysen zur politischen Krise der späten römischen Republik, Palingenesia 51, Stuttgart 1995. K. Bringmann, Cicero, Darmstadt 2010. K. Bringmann, Geschichte der römischen Republik. Von den Anfängen bis Augustus, 3. Aufl., München 2017. W. Dahlheim, Julius Caesar. Die Ehre des Kriegers und die Natur des Staates, Paderborn 2005 (3. Aufl. 2011). A. Drummond, Law, Politics and Power. Sallust and the Execution of the Catilinarian Conspirators, Historia Einzelschriften 93, Stuttgart 1995.

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Literatur

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Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 278

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Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 279

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 2: Karte: Maximilian Dörrbecker, CC BY-SA 3.0 . . . . . . . Abb. 3: Karte: P. Palm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 4: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 5: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 6: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 7: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 8: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 9: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 10: Karte: P. Palm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 11: Karte: P. Palm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 12: Karte: P. Palm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 13: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 14: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 15: Foto: Archäologisches Museum der WWU Münster / Robert Dylka . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 16: Karte: Hpflanzer, CC BY-SA 3.0 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 17: Foto: José Luiz Bernardes Ribeiro, CC BY-SA 4.0 . . . . Abb. 18: Foto: Ángel M. Felicísimo, CC BY 2.0 . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 19: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 20: Foto: L. Thommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Abb. 21: Karte: P. Palm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11 26 27 30 33 35 36 51 69 80 85 87 136 137 172 192 198 199 219 220 221

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Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 280

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 281

Register

A Aedilität/Aedilen 32, 42, 51, 65, 67, 92–95, 99 f., 152, 162, 202–204 M. Aemilius Lepidus 62, 225 f. L. Aemilius Paullus 130 f., 220 Aeneas 28 f., 31 Aequer 25, 47, 72 f., 79 aerarium 69, 96, 188, 194, 219 Aesernia 86, 163 ager Gallicus 24, 81, 124, 143 ager publicus 50, 65, 83, 139, 141, 143, 146, 158 Ägypten 119, 129, 179, 217, 222 Aitolien/Aitoler 119, 128 f. Akragas (Agrigento) 120, 122 Alba Longa 28–30, 72 ambitus 106, 166 f., 206 Ancus Marcius 35 Annalen (annales)/Annalisten 43– 45, 47, 53, 59, 62, 65, 74 T. Annius Milo 211 Antiochos III. 129 f. Antium (Anzio) 73, 76 f., 84, 194, 204 M. Antonius 62, 138, 222, 224– 226 Anxur (Tarracina) 72, 76 f., 84 L. Appuleius Saturninus 148, 156, 182, 185 f., 205 Apulien/Apuler 79, 81, 127, 143 Aricia 28, 73, 77 Ariminum (Rimini) 83, 124

Attalos I. von Pergamon 129 Attalos III. von Pergamon 132, 142 Augustus 10, 12 f., 104 f., 109, 135, 138, 146, 172, 220, 226, 228 Auspizien (auspicia) 49, 54, 93 Aventin 28, 37, 50 f., 62, 69, 73, 146

B Beneventum (Benevent) 82, 86 Bocchus I. von Mauretanien 153, 162 Bononia (Bologna) 24, 125, 139, 226 Bruttier 25, 82, 127 Bundesgenossen (socii) 77, 82–84, 86, 122, 126–128, 133, 139, 143, 145 f., 158–160, 162 f., 173, 175, 184, 201, 207

C Q. Caecilius Metellus Macedonicus 130, 136 Caelius 34 Caere (Cerveteri) 28, 74, 76, 84 Cannae 127, 154 Capua 25, 67, 73, 78 f., 84, 127, 144 Censur/Censor 66 f., 89 f., 92, 96 f., 99, 110, 114, 145, 154, 166, 168 f., 174, 214

281

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 282

Register

Census 55, 96, 105, 140, 143, 169 centuria/centuriae 40, 57, 70, 100 Circus Maximus 36, 70 civitas sine suffragio 77 f., 81, 83 f. classis 49, 55–57, 61 Ap. Claudius Caecus 67 M. Claudius Marcellus 224 Cloaca Maxima 37 P. Clodius Pulcher 148, 177, 182, 210 comitia centuriata 54–57, 62 f., 67, 95, 98 f., 145 comitia curiata 40, 55, 99 comitia tributa 51, 55, 64, 95, 99 Comitium 36, 60, 68–70, 88, 99, 136, 191, 193–195, 219 commercium 76, 86 concilium plebis 51, 53, 95, 99 contio/contiones 184, 194 conubium 76, 86 Corfinium 159, 220 C. Cornelius 203 L. Cornelius Cinna 157, 163 f., 173, 200 P. Cornelius Scipio 126 P. Cornelius Scipio Aemilianus Africanus 131 f., 141, 143, 152 P. Cornelius Scipio Africanus 102, 128, 141 L. Cornelius Scipio Asiagenes 130 P. Cornelius Scipio Nasica 135, 142 L. Cornelius Sulla 89 f., 94, 96, 101 f., 138, 149, 152 f., 156 f., 159–171, 173 f., 176, 185, 190, 193, 200 f., 204 f., 219 Curia (Hostilia) 36, 68 f., 188, 191, 193 curia/curiae 40, 99

D Dekurionen 105 Dezemvirat (decemviri) 53, 61 f. Diktatur/Diktator 12, 16, 65, 68, 73, 92, 97, 127, 161, 164, 171,

282

178 f., 184, 188, 190, 194, 217, 220, 222, 224 f. Dionysios von Halikarnassos 43 f., 75 Drepanum (Trapani) 123 duumviri perduellionis 31, 232

E Ehe 39 f., 60–62, 76, 113–116, 118 Ephesos 163 Esquilin 34 Etrurien/Etrusker 9, 12, 24 f., 28 f., 31–35, 45, 68 f., 72 f., 76, 81, 84, 124, 140, 159, 167, 173, 206

F Fabius Pictor 30, 43, 126 Q. Fabius Maximus 127 Familie (familia) 21, 39 f., 46, 49, 62, 65, 69, 71, 90, 98, 107, 109, 113–118, 139, 141, 166, 183, 200 fasces 32, 92 fasti 42, 44 f., 64, 67 L. Flavius 176 foedus Cassianum 73 f., 86 Forum Boarium 11, 28, 34 f., 51, 70 Forum Romanum 68–70, 88, 99 f., 191 f., 218 f., 221 Fregellae 78, 86 Freigelassene (liberti) 20, 67, 105, 108, 112 f., 115, 117, 160, 184 M. Furius Camillus 73 f., 151

G A. Gabinius 175, 188 Gallia Cisalpina 24, 103, 105, 179, 210 Gallier 32, 37, 44, 59, 64, 74–76, 81, 138, 154, 156, 162, 177, 185, 188, 211 f., 216, 218, 222, 224

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 283

Register

Griechenland/Griechen 15, 24–26, 28 f., 34, 43 f., 47, 49, 79, 81 f., 106, 118–120, 129 f., 132 f., 136, 151, 156, 159, 163 f., 179, 201, 217, 224

H Hamilkar Barkas 123, 125 f. Hannibal 126–128, 139 Hasdrubal 123, 125 f., 128 Herniker 49 f., 76 Hieron von Syrakus 25, 120–122 homo novus 107, 151, 153, 157, 200

I Illyrien/Illyricum 103, 125, 128, 133, 210 imperium 17, 32, 65, 92, 94, 97, 99, 101–104, 133, 173, 185, 240 infra classem 49, 56 f., 61 Insubrer 124 Interregnum 46, 167 Interrex 31, 66, 90, 97, 99, 164 Italiker 19, 88, 159, 163 Iudaea 175 f. Iugurtha von Numidien 162, 185 f. C. Iulius Caesar 9 f., 12 f., 17, 46, 98, 103, 115, 150, 152, 161, 169, 171 f., 174–180, 185, 187 f., 194 f., 197–201, 203–205, 207, 209–213, 216–220, 222–228, 247 L. Iunius Brutus 45 f. M. Iunius Brutus 46, 224 f. ius auxilii 50, 53, 95, 181, 189, 191

K Kampanien/Kampaner 25, 34, 72, 77–79, 84, 120, 127, 143, 163, 167

Kapitol 32–35, 42, 50 f., 70, 74, 99, 142, 195 Kappadokien 162, 175 Karthago/Karthager 9, 25, 28, 72, 82, 106, 119–129, 131–133, 135, 144 Kelten 24, 37, 76 f., 81, 124–126, 162 Kilikien 162, 175, 216, 223 Klientel/Klienten 13, 18, 20, 38 f., 48, 60 f., 98, 102 f., 107 f., 112 f., 117, 135, 138, 142, 155, 157, 161, 167, 173–175, 179, 210, 214 Konsulat/Konsul 30, 47 f., 50, 53, 56 f., 62–67, 74, 79, 89–94, 96 f., 99, 101–103, 106 f., 121 f., 130 f., 140, 145 f., 151–154, 156–159, 162–168, 170, 173 f., 176–179, 182–185, 187 f., 190 f., 203, 205– 212, 216–218, 222, 224–227 Korinth 131 f. Korsika 25, 94, 106, 119, 123 f., 133 Kyme (Cumae) 25 f., 73

L Latiner 9, 13, 25, 28, 31 f., 34, 72– 79, 82–84, 86, 88, 124, 139, 145, 159 Latium 25, 28 f., 72 f., 77, 79, 84 Lavinium 28, 73 leges Liciniae Sextiae 65, 89 Legion 19, 40, 56, 63, 84, 102, 109, 121 f., 144, 155, 167, 173, 175, 210, 216 f., 222, 233 lex Claudia de nave senatorum 109 lex Hortensia 58, 64, 68, 99 lex Ogulnia 66 lex Ovinia 64, 67, 96 lex Plautia Papiria 159 lex Villia annalis 91, 93 f. libertas 53, 117 f., 168, 214 M. Licinius Crassus 138, 165, 168, 174, 177 f., 187, 203, 205, 209 f., 212 f.

283

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 284

Register

Liktoren 25, 32, 38, 92, 99 Lilybaeum 123 f. Livius 10, 16, 33, 38, 42–44, 48, 51, 57, 76 M. Livius Drusus (d.Ae.) 145 M. Livius Drusus (d.J.) 157, 184 Lukanien/Lukaner 25, 81 f., 127, 143, 159 C. Lutatius Catulus 123

O Obnuntiation (obnuntiatio) 93, 188 Octavian 12, 62, 138, 225 f., 228 Optimaten (optimates) 15, 18, 148– 150, 158 f., 177, 197, 203, 215 Ostia 35, 77, 84

P M magister equitum 65, 97, 225 Makedonien/Makedonen 13, 28, 106, 119, 128–131, 211 Mamertiner 120 f. C. Manilius 175 Cn. Manlius Vulso 130 Cn. Marcius Coriolanus 48 C. Marius 151–157, 159 f., 162– 164, 185 f., 193, 200, 204 Marser 25, 159, 162 f. Marsfeld 56, 70, 99 f., 136, 172, 220 Massinissa von Numidien 131 Menenius Agrippa 47 f. Messana (Messina) 120–122 Mithridates VI. von Pontos 156 f., 160, 162–164, 175, 202, 205 Mons Sacer 47, 62 mos maiorum 14, 89 f., 116, 148 municipium/municipia 77, 83 f., 159 Mutina (Modena) 125, 139, 225

N Neapolis (Neapel) 28, 79 Nobilität/nobiles 10, 12 f., 18 f., 65, 76, 90, 92, 103–106, 109, 117, 141, 148, 150, 152 f., 166, 182, 186, 190, 194, 196, 227 Numantia 140, 152 Numidien 131, 162

284

Palatin 11, 28 f., 31, 33 f., 36 f., 70, 204 Parther 162, 175, 178, 213, 223 f. Patrizier 12, 14, 31 f., 38 f., 45–50, 52, 54, 58, 60–65, 76, 94, 97, 99, 106, 152, 162, 177, 181, 200, 206, 210, 222 Pergamon 119, 129, 132, 142 Perseus 130 Pharnakes II. von Pontos 218 Philipp V. von Makedonien 128 f. Piraten/Seeräuber 103, 113, 125, 133, 162, 175, 185, 188, 201, 203, 205 Plebejer 12, 14, 38 f., 44, 47–55, 58, 60–66, 68, 74, 76, 93–95, 99 f., 106 f., 169, 173, 178, 189, 205 f. Plebs 20, 38 f., 46–51, 53, 58, 62 f., 69 f., 95, 105, 110–112, 137, 144 f., 149, 174, 177, 181, 184, 204, 209, 211, 218, 223 Plutarch 16, 151, 171, 194 Polybios 14, 17, 42 f., 98, 120, 122, 131 f., 181 pomerium 34, 37 f., 56, 70, 92, 99, 172 Cn. Pompeius Magnus 9, 102 f., 138, 164, 168, 171–179, 185, 187 f., 197, 200, 202 f., 205 f., 208–213, 216 f., 219 f., 223, 226 f., 237 Pompeji 163, 167

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 285

Register

Pontifex Maximus 44, 66, 99, 142, 203 f., 210 f. Popularen (populares) 18, 135, 147–151, 153, 158, 181–184, 186, 188, 190, 193, 195, 197, 201, 203–205, 208, 210, 215, 226 f. M. Porcius Cato (d.Ae.) 43 f., 54, 132, 135, 191 M. Porcius Cato (d.J.) 207, 224 Poseidonia (Paestum) 24, 28, 73 potestas 17, 91–93, 104, 114, 116, 168, 196 Praeneste (Palestrina) 77, 84, 167 Praetur/Praetor 25, 46, 60, 64–66, 69 f., 89, 92, 94, 99, 101 f., 123 f., 128, 130, 152, 160, 162, 166 f., 170, 174, 193, 203, 209, 212 princeps senatus 164, 166, 169 proletarius/proletarii 48, 55, 61, 140, 146 Promagistratur/Promagistrate 89, 92, 101–103, 124, 162, 166, 170 Prorogation (prorogatio) 101 f., 153, 157 Proskriptionen 161, 165, 167, 226 provincia 133 Provokation (provocatio) 52–54, 67, 97, 143 f., 232 publicani 20, 110, 134, 145, 186 Punier 9, 13, 72, 102, 106, 111, 119, 122, 128, 131, 133, 139 Pyrrhos von Epirus 78, 81 f., 120

Q quaestio de repetundis 110, 134, 157, 185 Quaestur/Quaestor 63, 89 f., 93, 96, 99, 107, 124, 134, 140, 152 f., 162, 165, 183, 201–203 T. Quinctius Flamininus 129 Quirinal 34, 38

R C. Rabirius 205 Regia 36, 68 rex sacrorum 31, 68 Rhegion (Reggio Calabria) 28, 82, 120 Rhodos 119, 129 f., 201 Ritter (equites)/Ritterstand 20, 57, 91, 97, 101, 105, 109 f., 144–146, 152 f., 157 f., 160, 165 f., 168 f., 174, 183, 185 f., 200, 203, 207 f., 223, 227 Romulus 28–31, 33 f., 38, 55, 151 Rostra 36, 77, 88, 193 f., 219, 226

S Sabiner 25, 31, 34, 38, 47, 81, 84 sacrosanctitas 50, 62, 142, 196 Saguntum (Sagunto) 125 f. Sallust 135, 148, 151, 153, 182 Samniten 13, 24 f., 65 f., 78 f., 81 f., 84, 86, 88, 120, 127, 159, 163– 165 Sardinien 25, 72, 94, 106, 119, 123 f., 133 Schuldknechtschaft (nexum) 40, 47, 52, 66, 112 secessio plebis 47, 61, 68 Seleukiden 13, 119, 129 f., 175 sella curulis 32, 92 C. Sempronius Gracchus 54, 135, 138, 143–146, 148, 194 Ti. Sempronius Gracchus 13, 138, 140–144, 148, 188, 194 f. Senat/Senatoren 9, 17, 19 f., 32, 36, 38, 45–47, 52, 54, 58, 64, 66–70, 89–91, 93–97, 102–105, 107, 109 f., 117, 129, 133–136, 138, 140–153, 156–161, 165–169, 171–174, 176–179, 181–191, 193–197, 200, 202–214, 216 f., 219 f., 222–227

285

Thommen, Römische Republik

20.7.21 S. 286

Register

senatus consulta 64, 95, 178, 222 senatus consultum ultimum 146, 156, 178, 188, 205 L. Sergius Catilina 176, 203, 206– 208, 226 f. Q. Sertorius 173 f. Servius Tullius 31, 34, 37, 55 P. Sestius 212 Sizilien 25, 28, 72, 82, 94, 106, 113, 119–124, 127 f., 133, 139, 156, 158, 173, 201 f. Sklaven (servi) 20, 40, 67, 105, 111–113, 115–118, 130, 132, 139, 141, 174 Spanien 72, 125, 127 f., 132, 137, 139, 152, 174, 177, 179, 204, 217 f., 240 Ständekampf 12 f., 39, 48–50, 52, 95, 107, 142, 190 Subura 37, 204 P. Sulpicius Rufus 148, 156, 160, 163, 182 Syrakus 25, 119–122, 124, 127 Syrien 119, 130, 138, 175, 177, 213

T Taras (Tarent) 28, 81 f., 120, 127, 144 Tarquinii (Tarquinia) 28, 76 Tarquinius Priscus 31, 35, 37 Tarquinius Superbus 31, 42, 45, 47, 72 Teuta 125, 133 Thurioi 81 Tibur (Tivoli) 77, 84 Tigranes I. von Armenien 175 C. Trebonius 177 tribuni militum 56, 63, 134, 152, 162 Tribus 32, 34, 37, 40 f., 51, 53, 55 f., 67, 70, 74, 83–85, 96, 98– 101, 111 f., 160, 164, 184, 194

286

Triumph 32, 44, 70, 122, 130, 153, 173 f., 176, 217, 222 Triumvirat (triumviri) 12, 62, 177, 209, 213, 226 triumviri capitales 70, 193 M. Tullius Cicero 10, 14 f., 59, 67, 107, 138, 148 f., 175–177, 182, 185, 187, 189 f., 197–217, 224– 227, 229 Tullus Hostilius 29, 36 Tusculum 74, 84, 199, 204, 226

U Umbrien/Umbrer 25, 34, 81, 159, 167

V Varro 29, 37, 42, 194 P. Vatinius 191, 210, 212 Veji 39, 65, 73, 84 Velitrae (Velletri) 73 Venusia 81 f. Vergil 28, 31 C. Verres 202 Via Appia 67, 79, 82 Via Flaminia 124 Via Sacra 70, 204 Via Salaria 34 Volkstribunen 11, 48–51, 54 f., 62, 64, 66–68, 92 f., 95, 99 f., 124, 138, 140, 142, 144–146, 148, 152 f., 156–158, 160, 163, 166– 169, 174–178, 181–196, 203– 205, 208–212, 216, 237 Volsker 25, 47 f., 72 f., 75–77, 152

Z Zwölftafelgesetz 39 f., 48, 52–54, 59, 61 f., 68, 76, 108, 112, 114, 193