Die k. u. k. Donauflottille im Ersten Weltkrieg: Karl Wettstein, Offizier und Schiffsreeder [1 ed.] 9783205201243, 9783205207887

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Die k. u. k. Donauflottille im Ersten Weltkrieg: Karl Wettstein, Offizier und Schiffsreeder [1 ed.]
 9783205201243, 9783205207887

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Linienschiffsleutnant Karl Wettstein.

Hubertus Schumacher

Die k. u. k. Donauflottille im Ersten Weltkrieg Karl Wettstein, Offizier und Schiffsreeder

Böhlau Verlag Wien Köln Weimar

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildungen : Maximilian v. Poosch-Gablenz, Die Donaumonitore »Körös« und SMS »Leitha« im Kampf vor Belgrad, Oktober 1915, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. © 2018 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Korrektorat : Alexander Riha, Wien Einbandgestaltung : Michael Haderer, Wien Satz : Michael Rauscher, Wien

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-20124-3

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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1. Die wirtschaftliche und militärische Bedeutung der Donau für Österreich-Ungarn.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2. Die Donaumonitore . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Der Begriff des Monitors.. . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Entwicklung der Donauflottille Österreich-Ungarns . . . . 2.3 Bedeutung und Ansehen der Donauflottille. . . . . . . . . 2.4 Monitore in technischer Hinsicht . . . . . . . . . . . . . 2.5 Kommando und Kommandanten der k. u. k. Donauflottille .

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3. Ein junger Mann entscheidet sich für die Marine . 3.1 Die Jahre der Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Bei Kriegsausbruch auf dem Donaumonitor Körös. . . . . . 3.3 Eintragungen in der Qualifikationsliste. . . . . . . . . . .

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4. »Ave Petar, monitori te salutant« . . . 4.1 Die Donauflottille vor Belgrad . . . . . . . . 4.2 Der Dampfer Alkotmány wird beschossen . . 4.3 Monitore zum Schutz der Zivilbevölkerung..

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5. Tag und Nacht unter Feuer.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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6. Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad.. 6.1 Die Gründe für den Durchbruch. . . . . . . . . . . . . 6.2 Einfahrt in die verminte Save . . . . . . . . . . . . . . 6.3 Feuer auf die Eisenbahnbrücke. . . . . . . . . . . . . . 6.4 Die Reaktion  : Belgrad verstärkt seine Artillerie. . . . . .

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7. Zwei Marineoffiziere nehmen an Land Gefangene . . . . . . . . . . .

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8. Der Untergang der Temes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.1 S.M.S. Temes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8.2 Russland ante portas. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

9. 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.6 9.7

Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland Karl Wettstein kommt auf den Monitor Temes II . . . . . . . . . . . . . . . . . Gescheiterte Munitionstransporte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein »Scheinmonitor« wird beschossen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kriegsgerät und Munition für Bulgarien und die Türkei . . . . . . . . . . . . . Die Versenkung des Patrouillenbootes c . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Donauflottille versorgt das Hinterland mit Getreide . . . . . . . . . . . . . Spannungen an der unteren Donau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

10. Die Einnahme von Belgrad . . 10.1 Der verlustreiche Übergang . . . . . 10.2 Die bedrängten Landungstruppen . . 10.3 Das Eingreifen der Monitore . . . . 10.4 Vor Belgrad »fast gesunken«. . . . . 10.5 Berichte, Presse und Militärliteratur .

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. 97 97 98 102 103 109 110 111 113 113 118 119 128 133

11. Die Spitalschiffe.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 12. Die freiwillige Pflegerin Amelia Rodinis. . . . . . . . . . . . . . . . . 141

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13. 1916 – Krieg mit Rumänien . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1 Ein Torpedo als Kriegserklärung. . . . . . . . . . . . . . . . . 13.2 Monitore verhindern rumänischen Donauübergang bei Rahovo. . 13.3 Linienschiffsleutnant Hermann Bublay.. . . . . . . . . . . . . 13.4 Der »Handstreich« am Belene-Kanal . . . . . . . . . . . . . . 13.5 Der Minenkrieg.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.6 Ankerplätze in Rumänien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.7 Der Donauübergang bei Sistow . . . . . . . . . . . . . . . . .

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14. Das Jahr 1917 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14.1 Champagnergelage, Minen und Fliegerangriffe.. . . . . 14.2 Die alte Temes wieder im Einsatz – Temes II wird Bosna . 14.3 Karl Wettstein »versucht etwas Ungarisch« . . . . . . . .

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15. Die Aktionen 1918 . . . . . . . . . . . . . . 15.1 Donau bis zur Mündung freigemacht . . . . . . . 15.2 Im Schwarzen Meer und in südrussischen Flüssen . 15.3 Die Deckung des Rückzugs . . . . . . . . . . . . 15.4 Auf den Zerstörer Meteor . . . . . . . . . . . . .

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Inhalt

16. Abschließende Betrachtung und Bewertung . . . . . . . . . . . . . . 219 17. Marineure nach dem Krieg . . 17.1 Olaf Richard Wulff nach dem Krieg . 17.2 Karl Wettstein nach dem Krieg.. . . 17.3 Die Jahre in Ägypten . . . . . . . . 17.4 Zurück in Österreich . . . . . . . .

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Literaturnachweise.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Bücher und andere Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 243 Artikel in Tages- und Wochenzeitungen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 250 Personenverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259

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Vorwort

»Ave Petar, monitori te salutant!« Mit diesem dem serbischen König Petar zugedachten Ruf lösten die Offiziere der k. u. k. Donauflottille den Beschuss Belgrads im Juli 1914 aus. Es waren die ersten Schüsse im Ersten Weltkrieg. Im Laufe des Krieges kämpfte die Donauflottille aber nicht nur vor Belgrad, sondern auch auf der Save und an der unteren Donau, meist Seite an Seite mit dem österreichischungarischen und deutschen Landheer. Drei große Donau- und Saveübergänge der verbündeten Landtruppen mussten unter größten Schwierigkeiten gesichert werden. Die Reichsgrenze war gegen Südosten hin abzusichern. Es war der Kampf der k. u. k. Donauflottille mit Serbien, Rumänien und der immer näherkommenden russischen »Dampfwalze« um die Vorherrschaft auf der Save und der unteren Donau. Tausende österreichisch-ungarische und deutsche Soldaten konnten nur mit Hilfe der Donauflottille noch rechtzeitig über den reißenden Fluss in Sicherheit gebracht werden. Die Flusskriegsschiffe der k. u. k. Donauflottille  – Monitore genannt – und ihre Begleitschiffe führten tausende Kranke und Verwundete in das sichere Hinterland, oft dem feindlichen Feuer und schwerer Artillerie ausgesetzt. Die Donaumonitore standen denn auch Tag und Nacht im Kanonenhagel serbischer Geschütze und manövrierten am Abgrund der russischen Minenfelder. Der Schutz der Donau als Transportweg für die lebenswichtige Lieferung von Getreide und anderen Lebensmitteln für die hungernde Bevölkerung Wiens zeichnet die Tätigkeit der k. u. k. Donauflottille für zivile Zwecke aus. Gegen Ende des Krieges führte eine wagemutige Expedition die Donaumonitore in das Schwarze Meer bis nach Odessa und tief in die russischen Flüsse. Heute kaum mehr vorstellbare, versunkene Kapitel des Ersten Weltkriegs. Der Großvater des Verfassers, Karl Wettstein, war Offizier der Donauflottille auf den Monitoren Körös und Temes II (Bosna). Er hinterließ eine Vielzahl authentisch beschrifteter Fotografien der k. u. k. Donauflottille, ein unveröffentlichtes Vortragsmanuskript über die Ereignisse auf Donau und Save und – last but not least – die »mündliche Überlieferung« eines altösterreichischen Offiziers. Mit dem Zusammenbruch der Monarchie musste er sich, so wie viele Offiziere und Mannschaftsangehörige der ehemaligen k. u. k. Marine, beruflich neu orientieren – das Meer und eine Flussflottille gab es für Österreich nicht mehr. Wettsteins Weg führte ins ferne Ausland, nach Ägypten. Gelernt ist gelernt  : Er baute sich dort eine kleine Flottille von Transportschiffen am Nil auf und beschritt bis zum Zweiten Weltkrieg einen erfolgreichen Weg als Schiffsreeder. Vor diesem familiengeschichtlichen Hintergrund sah sich der Verfasser veranlasst, ein eher stiefmütterlich behandeltes Kapitel des Ersten Weltkriegs und der österreichischen Geschichte näher zu beleuchten, dies 9

Vorwort

anhand der Hinterlassenschaft eines Marineoffiziers, dessen Weg nach dem Krieg nicht untypisch für so manchen österreichischen Marineur war. Die hier abgebildeten Fotos zeigen nicht nur Schiffe und Kriegsgerät, sondern auch das Leben der Besatzung auf den Schiffen und an Land. Dem Verfasser kam es denn auch darauf an, möglichst viele Namen des ehemaligen Offizierskorps der Donaumonitore zu nennen. Diese Personen sollen hier mit Bild und Namen »zu Wort kommen«. Denn »It is personalities, not principles, that move the age« (Oscar Wilde). Eine späte Erinnerung an österreichische Persönlichkeiten einer untergegangenen Epoche. Dem Doyen der österreichischen Marinegeschichte, Herrn Georg Pawlik, danke ich vielmals für die sehr freundliche Hilfe und Überlassung diverser Fotos. Ebenso danke ich auch dem Präsidenten des KMA-K.u.K. Kriegsmarine-Archivs, Herrn Oliver Trulei, für wertvolle Hinweise. Herzlichen Dank schulde ich auch Herrn Dr. Gerhard Stadler, der mich im Zuge der von ihm geleiteten rot-weiß-rot-historischen Reisen zu dieser Arbeit ermuntert und mir immer wieder wichtige Tipps gegeben hat. Univ.-Prof. Dr. Hubertus Schumacher Innsbruck, Herbst 2018

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1. Die wirtschaftliche und militärische Bedeutung der Donau für Österreich-Ungarn Die Donau verbindet mit ihrem 2.857 km langen Lauf Mitteleuropa in einer Art West-Ost-Achse mit der östlichen Grenze des Erdteils und den Randstaaten des Schwarzen Meeres.1 Unter den europäischen Flüssen wird sie nur von der Wolga übertroffen. Wer die Donau bereist, muss die Uhr zweimal um eine Stunde vorstellen.2 In der österreichischen Geschichte war die Donau eine Art Lebensnerv des Staates,3 weil sie immer einen wesentlichen Bestandteil der wirtschaftlichen und politischen Beziehungen der angrenzenden Staaten darstellte. Jüngst hat Thorpe die Bedeutung der Donau bildlich beschrieben  :4 Was die Donau zu Europa beigetragen hat, ist, dass sie einen Weg eingekerbt oder eine Spur gelegt hat, auf denen die Menschen westwärts nachkommen konnten, wurde doch Europa von Osten her bevölkert. Aber, schon seit jeher war die Donau auch eine Trennungslinie zwischen den alten Kulturbereichen des Südens und jenen des Nordens Europas.5 Für die an die Donau angrenzenden Mächte ging es immer um die Beherrschung des Stromes und des gegenüberliegenden Ufers, um die Festsetzung des Gegners zu verhindern.6 Mit dieser strategischen Zielsetzung bauten schon die Römer ihre Stellungen zur Verteidigung der Nordgrenze ihres Imperiums an der Donau mit außergewöhnlicher Gründlichkeit aus.7 Die vielen am Strom liegenden ehemaligen Festungen wie Passau, Linz, Komárom, Peterwardein, Belgrad, Nikopol, Rustschuk, Silistria und Braila legen ein beredtes Zeugnis von der militärischen Bedeutung der Donau ab.8 Die Donau sicherte ihnen einerseits die Außengrenze und anderseits den Zugang zu den Balkanpässen.9 Ihre Kriegsflottillen befuhren den Fluss unter den Admirälen Cornelius und Flavius, zur Zeit des römischen Kaiserreiches war die Donau ein integrierender Bestandteil des »limes romanus«.10 Trajan  1 Hassinger in Donaukommission (Hg.), Die Donau 3  ; Wallisch, Flagge 76  ; Pawlik/Christ/Winkler, Donau­ flottille 6.  2 Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 6.  3 Gogg, Kriegsmarine 9.  4 Thorpe, Donau 12.  5 Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 99  ; Wallisch, Flagge 76.  6 Handel-Mazzetti, Flußflottillen auf der Donau, Köhlers Flottenkalender 1980, 201.  7 Handel-Mazzetti, Flußflottillen auf der Donau, Köhlers Flottenkalender 1980, 201  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 180  ; Wallisch, Flagge 77.  8 Aichelburg, Kriegsschiffe 1.  9 Calic, Südosteuropa 25, 66  ; vgl auch Hajnal, The Danube 109. 10 Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 99.

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Die wirtschaftliche und militärische Bedeutung der Donau für Österreich-Ungarn

befehligte 125 leichte, mit 2 Ruderreihen versehene Kriegsschiffe (Liburnen), 100 kleine Kriegsfahrzeuge und über 100 Begleitschiffe auf dem Strom als Grenzwache gegen die in vielen Gefechten einbrechenden Ostvölker.11 Später kämpfte Karl der Große mit einer fränkischen Donauflottille gegen die Avaren.12 In der Literatur wurde die Donau sogar als »Mutter aller Flussflottillen« bezeichnet.13 Die Geschichte der österreichisch-ungarischen Donauflottille geht bis in das 15. Jahrhundert zurück.14 Die Ungarn belagerten 1440 mit ihrer Donauflottille Belgrad. Als 1485 Wien durch einen Land- und Flussangriff der Ungarn fiel, befand sich die ungarische Donauflottille unter Mathias Corvinus mit 330 Schiffen und 12.600 Mann auf dem Höhepunkt ihrer Macht.15 Doch schon am 12.7.1526 erstürmten die Türken Peterwardein mit der Folge, dass die Donau bis Budapest unter türkische Oberhoheit geriet.16 1529 fiel sogar das »Alte Arsenal« vor den Mauern Wiens im »Unteren Werd« (auf einer durch zwei Donauarme gebildeten Insel), das der Donau­ flottille für Bau und Reparatur der Schiffe diente, den Türken in die Hände.17 Für 150 Jahre wehte nur mehr der Halbmond auf den Schiffen der Donau, die einst so stolze Donauflottille war in Flammen aufgegangen.18 Die folgenden Jahrhunderte waren denn auch von erbitterten Kämpfen gegen die Türken gekennzeichnet. Erst unter Prinz Eugen sollte sich eine Donauflottille des Kaisers entwickeln (näher unten 2.2). 11 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 3. 12 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 3  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 180  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 60  ; vgl auch Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 46. 13 Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkrieg, Danzers Armee-Zeitung Nr 43 vom 26.10.1934, 6. 14 N.N., Die Donauflottillen, Streffleurs Militärblatt vom 20.6.1914, 38 ff  ; zur Entwicklungsgeschichte der Monitore auch Schmidtke, Völkerringen 24  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 60 ff  ; Aichelburg, Kriegsschiffe 27  ; Konstam, Gunboats 4 ff  ; Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 142  ; Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 46. – Aus der ungarischen Literatur vgl Csonkaréti, Hadihajók a Dunán (1980). 15 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 6. 16 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 6  ; Schmidtke, Völkerringen 24  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 60  ; Handel-Mazzetti, Flußflottillen auf der Donau, Köhlers Flottenkalender 1980, 202 f. 17 Urrisk-Obertyński, Wien III 365. 18 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 6.

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Die wirtschaftliche und militärische Bedeutung der Donau für Österreich-Ungarn

Die militärische Funktion dieses nach der Wolga längsten und mächtigsten Stroms in Europa hat in der Geschichte eine lange Tradition. Im Kriegsfall war die Donau strategisch ein mächtiges Grenzhindernis, das die k. u. k. Monarchie von ihren südöstlichen Anrainern trennte.19 Damit spielte sie für alle den Südosten des Reiches betreffenden militärischen Überlegungen eine höchst bedeutsame strategische Rolle.20 Denn Flussläufe sind häufig »mitkausal« für den Ausgang bewaffneter Auseinandersetzungen. Daher übten die Planung und Durchführung von Flussübergängen in der Geschichte kriegerischer Auseinandersetzungen meist auch einen wichtigen Einfluss auf die Entscheidungen der Heerführer aus. Nicht anders für die Habsburgermonarchie zu Beginn des 20. Jahrhunderts  : Man war sich darüber bewusst, dass die Serben die Donau jederzeit blockieren konnten, hatten sie doch mit Belgrad und Smederevo (46 km südöstlich von Belgrad an der Mündung der Jezava in die Donau) schwer einnehmbare Festungen. Auch hatte der österreichisch-ungarische Generalstab spätestens seit der Annexionskrise von 1908 vorhergesehen, dass sich der Donauraum im Fall von Kampfhandlungen zu einem ständigen Kriegsschauplatz entwickeln würde.21 Es waren daher Schiffe für die Verteidigung der Grenzen und zur dauernden Freihaltung des Flusses von allfälligen Hindernissen erforderlich. Einer der Hauptgründe der Verteidigungsbereitschaft an der Donau lag auch darin, dass sie für Österreich-Ungarn verkehrstechnisch eine der Hauptadern der Güterbeförderung war. Schon seit dem 16. Jahrhundert hatten sich Donauhäfen wie Braila, Semendria, Nicopol und Rustschuk immer mehr als zentrale Warenumschlagplätze behauptet.22 Daher kann die wirtschaftliche Bedeutung der Handelsschifffahrt auf der Donau nicht überschätzt werden  : Rund 1.300 Schiffe der DDSG und ca 400 Schiffe der mit der österreichischen DDSG in hartem Wettbewerb stehenden »Königl. Ungarischen Fluß- und Seeschifffahrts AG« beförderten eine Vielzahl von Waren nach Rumänien und in die Oststaaten.23 Der Schutz dieser Handelsmarine war also ein gewichtiges Anliegen, denn die Donau gewährleistete den österreichischen Unternehmen den Export in den Osten. Jede größere Auseinandersetzung auf der Donau hätte diesen Exportmarkt gefährdet. Dieser »Lebensnerv« eines Großstaates erforderte daher Schutz und effektive Verteidigung. Diese wahrzunehmen war Aufgabe der k. u. k. Donauflottille. 19 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 61  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 9  ; vgl Klauhs, Donaumotorschifffahrtsgesellschaftskapitän, Die Presse vom 15./16.10.2016, R4. 20 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 9  ; vgl jüngst Klauhs, Donaumotorschifffahrtsgesellschaftskapitän, Die Presse vom 15./16.10.2016, R4. 21 Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 122. 22 Calic, Südosteuropa 133. 23 Vgl Meyers Konversationslexikon6 (1903 ff) V 109 und XIX 905, unter den Stichworten »Donau-Verkehr« und »Ungarn-Verkehrsanstalten« und Czeike, Wien-Lexikon II (1993) 67.

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Die wirtschaftliche und militärische Bedeutung der Donau für Österreich-Ungarn

Schon im Pariser Frieden, der 1856 den Krimkrieg beendete, war die Donau zum internationalen Schifffahrtsweg deklariert und eine europäische Donaukommission damit beauftragt worden, das Mündungsgebiet auszubauen und für den Gütertransport zu erschließen.24 Kaiser Franz Joseph I. musste von dieser Lösung, zumal sie auch die obere Donau betraf, erst von seinen Bevollmächtigten und dem Minister Ferdinand Graf Buol-Schauenstein durch mehrere Eingaben überzeugt werden.25 Als ein Ergebnis des die Balkankrise beendenden, zwischen den europäischen Großmächten geschlossenen Berliner Vertrags 187826 wurde die Donau auf der Strecke vom »Eisernen Tor« bis zur Mündung ins Schwarze Meer  – die sog »untere Donau« – für Handelsschiffe internationalisiert.27 Art. 52 dieses Vertrags28 beinhaltete die Vereinbarung, dass alle Festungen und Fortifikationen vom Eisernen Tor bis zur Mündung zu schleifen sind und neue nicht errichtet werden dürfen.29 Auch das Befahren der unteren Donau mit Kriegsschiffen wurde verboten. Die Anrainerstaaten setzten sich allerdings im Krieg darüber hinweg. Gerade die »untere Donau« spielte in der Geschichte der k. u. k. Donauflottille eine bedeutende Rolle, insbesondere ab dem Zeitpunkt des Eintritts Rumäniens in den Ersten Weltkrieg auf Seite der Alliierten im August 1916. Die Länge der unteren Donau bis zu den Mündungen in das Schwarze Meer beträgt 954 km, sohin rund ein Drittel der Gesamtstromlänge von 2.857 km.30 Rumänien besaß zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs das Nordufer bis zur Dobrudscha-Grenze, von hier aus beide Ufer bis Galatz (Galați), von dort an gehörte das linke Ufer Russland, während sich das Südufer Serbien bis zur Einmündung des Timok und Bulgarien bis zur Dobrudscha-Grenze teilten.31 Aus einigen Bestimmungen32 des Berliner Vertrags 1878 zugunsten Öster24 Eingehend zur Entwicklung dieses Vertrags Hajnal, The Danube 69 ff  ; weiters Calic, Südosteuropa 389  ; Pichler, Donaukommission 5. 25 Siehe Hajnal, The Danube 74 ff, 77. 26 Vertrag zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Italien, Russland und der Türkei. 27 Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 142. 28 »Art 52. Um die Sicherheiten zu verstärken, welche für die als im europäischen Interesse liegend anerkannte Freiheit der Schiffahrt auf der Donau bestellt sind, bestimmen die Hohen vertragschließenden Theile, daß alle Festungen und Befestigungen, welche sich an dem Laufe des Flusses von dem Eisernen Thore ab bis zu seinen Mündungen befinden, geschleift und neue nicht angelegt werden sollen. Kein Kriegsschiff darf die Donau abwärts des Eisernen Thores befahren mit Ausnahme der leichten, für die Flußpolizei und den Zolldienst bestimmten Fahrzeuge. Die Stationsschiffe der Mächte an den Donaumündungen dürfen jedoch bis nach Galatz hinaufgehen.« 29 Siehe auch Weichs-Glon, Ein Korridor zum Schwarzen Meer! Die Flagge 1917 Nr 5, 101. 30 Regele, Kampf 13  ; zum Messpunkt der Donau bei km 0 in Sulina vgl Thorpe, Donau 44. 31 Regele, Kampf 13. 32 Vgl auch »Art 57  : Die Ausführung derjenigen Arbeiten, welche bestimmt sind, die durch das Eiserne Thor und die Stromschnellen der Schiffahrt bereiteten Hindernisse zu beseitigen, wird Oesterreich-Un-

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Die wirtschaftliche und militärische Bedeutung der Donau für Österreich-Ungarn

reich-Ungarns wurde in der Literatur eine dominante Stellung der Habsburgermonarchie auf der Donau gefolgert. So etwa Alan Palmer, der ausführt  : Austria-Hungary also secured the sole right to keep clear the lower waters of the Danube, thus ensuring the ready movements of barges and river boats down the great waterway.33

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden in den Jahren 1919 bis 1920 in den Friedensverträgen von Versailles,34 St. Germain,35 Neuilly36 und Trianon37 die Internationalisierung der Donau proklamiert und für diesen Fluss die Zuständigkeit zweier Kommissionen festgelegt.38 Von nun an war die schon 1856 eingesetzte europäische Donaukommission an den Mündungen des Flusses und das an ihren Zuständigkeitsbereich anschließende internationale Flussnetz unter die Zuständigkeit und die Verwaltung der Internationalen Donaukommission (IDK) gestellt.39 Heute wird die Schiffsverbindung zwischen Wien und Belgrad als bedeutsame – und ausbaufähige  – Vernetzung europäischer Städte im Interesse von Wirtschaft, Tourismus und Stärkung des Donauraumes angesehen.40 Die Donau ist heute nicht mehr trennendes, sondern verbindendes Glied der 14 Anrainerstaaten und daher umso mehr Sinnbild moderner europäischer Zusammengehörigkeit.41

garn anvertraut. Die Uferstaaten an dieser Strecke des Flusses werden alle Erleichterungen gewähren, welche im Interesse der Arbeiten in Anspruch genommen werden sollten.« 33 Palmer, Twilight of the Habsburgs 209. 34 Art 331. 35 Art 291. 36 Art 219. 37 Art 275. 38 Baule in Donaukommission 9. 39 Baule in Donaukommission 9  ; vgl Schmidtke, Völkerringen 25. 40 Vgl Vasari, Per Schiff von Wien nach Belgrad, Wiener Zeitung vom 10.11.2016, 19. 41 Vgl etwa Busek, Die Donau ist unsere versäumte Chance, Der Standard vom 26./27.8.2017, 38.

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2. Die Donaumonitore

2.1 Der Begriff des Monitors »Monitore« waren stark gepanzerte, dampfbetriebene Flusskampfschiffe mit Schraubenantrieb, geringem Tiefgang und relativ hohen Turmgeschützen. Sie wurden aufgrund der Erfahrungen, die man im amerikanischen Sezessionskrieg in den Jahren 1864–1866 mit den von den Nordstaaten eingesetzten »Monitoren« gemacht hatte, in der österreichisch-ungarischen Monarchie nachgebaut.1 Der Name des Turmschiffs »Monitor« (Mahner),2 das der schwedische Ingenieur John Ericson 1862 für die amerikanischen Nordstaaten geschaffen hatte, entwickelte sich nun zur Gattungsbezeichnung für kleine, flachgehende Panzerschiffe mit (meist) zwei Turmgeschützen (»twin-turretted monitors«).3 Der Schiffsbauingenieur Josef Ritter von Romako entwarf schließlich ein für die mehrfach im Jahr fluktuierenden Wasserverhältnisse der Donau geeignetes Kampfschiff mit nur einem Meter Tiefgang, entsprechender Geschwindigkeit, Panzerung und starker Bewaffnung.4 Seine Idee war es, das Deck gewölbt nach Art eines Schildkrötenpanzers zu gestalten, sodass in der Mitte des Schiffs genügend Platz für Kessel und Maschinen blieb.5 1861 bis 1865 stellte die österreichische Kriegsmarine zunächst eine Donauflottille auf, von 1871 bis 1918 war es dann die österreichisch-ungarische Donauflottille.6 1912 fand die Abfahrt der ersten österreichisch-ungarischen Donauflottille nach Semlin (Zemun) statt, was 1914 in der Presse sogar als »geschichtlicher Gedenktag« erwähnt wurde.7

1 Vgl nur Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 9 f  ; Sondhaus, Naval Policy 43. 2 Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 46. 3 Wallisch, Flagge 182  ; Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 9  ; Pawlik/Baumgartner, Österreichs Marine und Küste auf alten Postkarten2 82  ; Sondhaus, Naval Policy 43  ; N.N., Monitoren, Die Flagge Nr 12, 1915, 194  ; Sz. E., Die abenteuerliche Geschichte der Monitoren-Schiffe, Ungarn-Panorama 5/1997, 30  ; Margitay-Becht, River monitors in Hungarian history, The Hungarian Observer 1/1997. 4 Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 46  ; vgl Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 7. – Zu Josef Romako siehe Sondhaus, Naval Policy 44 ff, 87  ; Margitay-Becht, River monitors in Hungarian history, The Hungarian Observer 1/1997  ; https://en.wikipedia.org/wiki/ Josef_von_Romako (3.6.2018). 5 Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 46. 6 Regele, Kampf 222  ; zu diesem Abschnitt der Geschichte vgl N.N., Die Donauflottillen, Streffleurs Militärblatt vom 20.6.1914, 41  ; Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine  – Gestern, Heute 4/1975, 50. 7 N.N., Geschichtliche Gedenktage, Znaimer Wochenblatt Nr 95 vom 21.11.1914, 8.

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Die Donaumonitore

Bereits während der Okkupation Bosniens im Jahr 1878 wurden die ältesten, schon 1871 in Budapest vom Stapel gelaufenen Monitore Leitha und Maros eingesetzt, ua um den Übergang von Truppen über die Save zu decken.8 Diese Monitore wurden 1894 in Linz umgebaut und modernisiert.9 Sie waren die ersten Zweischraubenschiffe der Monarchie10 und die ältesten Schiffe, die am Weltkrieg teilnahmen.11 Industrie- und Kriegshistoriker behaupten übereinstimmend, dass diese beiden Schiffe Weltniveau hatten und in internationaler Kooperation entstanden seien,12 nämlich nach den Plänen eines österreichischen Ingenieurs in einer ungarischen Werft, mit einem Geschützturm aus den tschechischen Škoda-Werken, der nach einer Idee des britischen Offiziers Cowper Phipps Coles gebaut wurde und deutsche Munition feuerte. Eine frühe Gemeinschaftskonstruktion von Unternehmen aus mehreren europäischen Staaten. Auf der Wiener Weltausstellung 1873 galt der Monitor Maros als sensationelle Spitzenleistung der ungarischen Industrie.13

2.2 Entwicklung der Donauflottille Österreich-Ungarns 1683 hatten die Türken die österreichischen Donauschiffe teils vernichtet, teils lagen sie in den belagerten Donaustädten Wien, Raab und Komorn eingeschlossen vor Anker.14 Die zweite Belagerung Wiens durch die Türken war der Wendepunkt von einem defensiven Einsatz der Flussflottille zu einem offensiven Vorgehen mit dem Ziel der Zurückdrängung der Türken.15 Als die Angriffskraft der Türken erlahmte und die kaiserlichen Heere erfolgreich gegen Osten vordrangen, war es der Türkenbesieger Prinz Eugen, der nun die Donauflottille zu einer mächtigen Angriffswaffe ausbauen ließ.16 Die kaiserliche Flotte bestand aus Tschaiken und Kanonenbarken

 8 Vgl Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waf­fen 1930, 60  ; Gogg, Kriegsmarine 11, 18  ; Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 50  ; Aichelburg, Kriegsschiffe 28  ; Hauke, Donaureise 16  ; Prasky, Donaumonitoren 19.  9 Aichelburg, Kriegsschiffe 28. 10 Prasky, Donaumonitoren 10. 11 Wallisch, Flagge 163. 12 Margitay-Becht, River monitors in Hungarian history, The Hungarian Observer 1/1997  ; Sz. E., Die abenteuerliche Geschichte der Monitoren-Schiffe, Ungarn-Panorama 5/1997, 30. 13 Margitay-Becht, River monitors in Hungarian history, The Hungarian Observer 1/1997  ; Sz. E., Die abenteuerliche Geschichte der Monitoren-Schiffe, Ungarn-Panorama 5/1997, 30. 14 Wallisch, Flagge 20. 15 Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 45. 16 Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 99  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 180  ; derselbe, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 45  ; Wallisch, Flagge 22.

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Entwicklung der Donauflottille Österreich-Ungarns

und war ein massives Gegengewicht zur osmanischen Flussstreitkraft.17 Tschaiken waren in der Levante von Türken gebrauchte Schiffe mit hohem Mast und Mastkorb, Bugspriet18 und kleinem Vormast.19 Barken waren mit zwei bis drei Masten und zwei bis drei dreieckigen Segeln ausgestattete Transportschiffe.20 Die größten Schiffe waren mit 20 großen und 20 kleinen Geschützen armiert und, wenngleich schwerfällig, so doch in ihrer Kampfkraft den türkischen Schiffen bedeutend überlegen.21 Prinz Eugen ließ sie über die Donau streifen,22 setzte sie gegen die Türken und schließlich 1717 erfolgreich zur Eroberung der Festung Belgrad ein.23 Belgrad galt damals aufgrund seiner durch Save und Donau umflossenen Lage als uneinnehmbar.24 Die Flottille verzeichnete damit schon im 18. Jahrhundert einen ersten und wichtigen Erfolg  : Im Friedensschluss von Passarowitz 1718 wurden Adria und Donau für den internationalen Warenverkehr geöffnet, der österreichische Kaiser räumte Händlern aus der Türkei und dem Orient geschäftliche Privilegien ein, österreichische Staatsbürger konnten im Gegenzug ungehindert auf dem Boden des Osma­nischen Reiches Handel treiben.25 Sie schafften denn auch Schiffe und Lager für den Transport auf der Donau an und gründeten entlang der Donau Handelsagenturen.26 So ermöglichte der Friedensvertrag Handel und Wandel im Donauraum. Der Krieg Kaiser Josephs II. gegen die Osmanen führte zum Ausbau der Donau­ flottille, die nun bereits mit Geschützen ausgestattet war.27 Dampfschiffe gab es auf der Donau seit 1818.28 Im Gefolge des Revolutionsjahres 1848 entstand eine Kriegs17 Ortner in Viribus Unitis, Heeresgeschichtliches Museum, Jahresbericht 2010, 101. 18 Der »Bugspriet« ist eine fest mit dem Rumpf eines Segelschiffes verbundene, über den Vorsteven bzw das Galion hinausragende starke Spiere, die das Vorstag zum Abstützen des Fockmastes trägt  : https:// de.wikipedia.org/wiki/Bugspriet (3.6.2018). 19 Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 46  ; Horvath/Zimmermann, Österreich maritim 72  ; Ortner in Viribus Unitis, Heeresgeschichtliches Museum, Jahresbericht 2010, 101. 20 Horvath/Zimmermann, Österreich maritim 72. 21 Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 45. 22 Vgl Regele, Kampf 7, 213  ; Schmidtke, Völkerringen 24  ; Handel-Mazzetti, Flußflottillen auf der Donau, Köhlers Flottenkalender 1980, 206, 208  ; Aichelburg, Kriegsschiffe 16 ff, 23 f. 23 Meynert, Geschichte Oesterreichs 365 ff  ; Schauman/Schubert, Krieg 24 f  ; vgl auch B., Eugenius vor Belgerad, Reichspost vom 29.7.1914 Nr 352, 2  ; N.N., Wie Prinz Eugen Stadt und Festung Belgerad nahm, Neuigkeits-Welt- Blatt Nr 186 vom 16.8.1914, 10. 24 Herm, Glanz und Niedergang des Hauses Habsburg4 100. 25 Heppner, Ein Wendepunkt für Österreich. Sozialsystem bei Hof war vorbildlich. Worum ging es im Vertrag von Passarowitz  ? Überlegungen zum Umgang mit der österreichischen Geschichte des 18. Jahrhunderts, Wiener Zeitung 3.1.2009  ; Calic, Südosteuropa 190 f. 26 Calic, Südosteuropa 198. 27 Fichtenbauer/Ortner, Geschichte 15  ; Pawlik/Baumgartner, Österreichs Marine und Küste auf alten Postkarten2 82. 28 Horvath/Zimmermann, Österreich maritim 129.

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Die Donaumonitore

dampferflotte, deren Stützpunkt Budapest war.29 Seit Ende der Siebziger-Jahre des 19. Jahrhunderts eröffnete die Schifffahrt auf der Donau Österreich-Ungarn die Chance, der – auch außenpolitisch – anvisierten wirtschaftlichen Vormacht auf dem westlichen Balkan näher zu kommen.30 Große militärische Bedeutung sollte der Donauflottille im Ersten Weltkrieg zukommen  : Schon Jahre vor Ausbruch des Krieges wurden genaue Berechnungen über die Transportkapazitäten der Generalstabsplanung zugrunde gelegt.31 Die gegenüber den Bahntransporten hohe Beförderungskapazität sollte es der Monarchie ermöglichen, relativ große geschlossene Verbände talwärts in der Hauptmarschrichtung gegen Serbien zu verschieben.32 Während noch in den Sechziger-Jahren des 19. Jahrhunderts die ­Meinungen in der Doppelmonarchie über den Wert einer militärischen Flussflottille weit aus­ei­ nan­dergingen,33 wurde zur Jahrhundertwende die Erkenntnis der strategischen Bedeutung dieser kleinen Kriegsschiffe für die Sicherung der Donau und Reichsgrenze, insbesondere bei Unterstützung der Landstreitkräfte, immer deutlicher. Dies löste die Forderung nach der Verstärkung der Flottille durch neue Schiffe und einem wirksamen Ausbau ihrer Artillerie aus.34 Besonders aus ungarischer Sicht war eine Erhöhung der Anzahl der Donaumonitore ein wichtiges Anliegen unter dem Aspekt der ungarischen Landesverteidigung, da sie durch den Schutz der südlichen Grenzen Ungarns eine bedeutende Aufgabe erfüllte.35 In Fachkreisen wurde immer wieder verlangt, bei massiven Kampfeinsätzen die Feuerleitung in die Hände eines Artillerieoffiziers zu geben.36 Schließlich fand die wachsende Einsicht über die Bedeutung der Donaumonitore ihren spürbaren Niederschlag auch in der Haltung der Marinekommandanten  : Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde unter den Marinekommandanten Daublebsky von Sterneck37 (1883–1897) und Spaun38 (1897– 1904) die Flottille erweitert  : Daublebsky von Sterneck, bekannt als Linienschiffskapi29 Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 7. 30 Canis, Großmacht 111  ; Gross, Doppeladler im Todes-Schatten, FAZ Nr 262 vom 9.11.2016, 6. 31 Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 122. 32 Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 122. 33 Prasky, Donaumonitoren 9. 34 Hiezu N.N., Unsere Donauflottille, ihre Bedeutung und eventuelle Entwicklung, Danzers Armee-Zeitung Nr 36 vom 3.9.1903, 3 ff. 35 N.N., Vortrag über die österreichisch-ungarische Kriegsmarine, Pester Lloyd vom 13.10.1912, 8. 36 N.N., Unsere Donauflottille, ihre Bedeutung und eventuelle Entwicklung, Danzers Armee-Zeitung Nr 36 vom 3.9.1903, 4 f. 37 Zu ihm Sondhaus, Naval Policy 123 ff (eingehend)  ; vgl weiters Bayer von Bayersburg, Admirale 47  ; Steyskal, Seeschlacht 49 ff. 38 Zu Spaun siehe Sondhaus, Naval Policy 142 ff (eingehend)  ; vgl auch Sokol in Bundesministerium für Heerwesen, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1926, 694  ; Bayer von Bayersburg, Admirale 167  ; Vego, Der Beginn des Rüstungswettlaufes zur See zwischen Österreich-Ungarn und Italien,

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Entwicklung der Donauflottille Österreich-Ungarns

Abb. 1  : Donaumonitor Temes in Budapest  ; im Hintergrund die Elisabethbrücke, Sammlung Pawlik.

tän, der in der Schlacht bei Lissa das Flaggschiff Erherzog Ferdinand Max führte und das mächtige Panzerschiff Rè d’Italia mit einem Rammstoß zum Sinken brachte,39 ergänzte die Flotte durch die etwas größeren Monitore Szamos und Körös.40 Spaun wiederum erweiterte die Flottille durch die Monitore Temes und Bodrog und mehrere Patrouillenboote,41 die zum Teil von der englischen Schiffbauanstalt Narrow hergestellt wurden.42 Die Temes sollte eines der legendären Schiffe der Donauflottille werden, die Körös war einer der häufig kampferprobten Monitore. Nach dem 1904/05, Marine – Gestern, Heute 1982, 55  ; Pawlik, Aus der Geschichte der österreichischen Kriegsmarine, Marine – Gestern, Heute 1983, 29. 39 Vgl Dell’Adami v. Tarczal, Aus meinen Erinnerungen, Die Flagge 1916 Nr 7/8, 88  ; Wallisch, Flagge 144 f (Bildbeschreibung)  ; Bayer von Bayersburg, Admirale 48  ; Steyskal, Seeschlacht 49 ff. 40 Siehe dazu die Absichtserklärungen Sternecks zur Neuanschaffung von Monitoren und Patrouillenbooten im Bericht über den Marine-Auschuß der ungarischen Delegation, Neue Freie Presse Nr 10106 vom 12.10.1892, 2. 41 Hiezu Sokol, Seemacht 326  ; Greger, Warships 145 ff  ; Aichelburg, Kriegsschiffe 28  ; Sondhaus, Naval Policy 152  ; Prasky, Donaumonitoren 24. 42 N.N., Englische Patrouillenboote für die österreichisch-ungarische Donauflottille, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 6 vom 9.1.1908, 6.

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Die Donaumonitore

Abb. 2  : Donaumonitor Temes II (Bosna), dahinter Monitor Sava vor Rustschuk, Sammlung Pawlik.

Untergang der Temes im Oktober 1914 aufgrund eines Minenkontakts stellte man als Ersatz einen neuen und stärkeren Monitor, die Temes II in Dienst. Dieses Schiff wurde nach der Hebung der alten Temes in Bosna umgetauft, weil der »legendäre« Name (nur) dem gehobenen und 1917 wieder in Dienst gestellten Schiff zukommem sollte. Nach seiner Tätigkeit auf dem Monitor Körös von Kriegsbeginn bis Mitte 1915 sollte Temes II (Bosna) Karl Wettsteins »Heimat« auf Donau und Save werden. Während des Krieges wurde die Donauflottille schließlich durch die Monitore Enns, Inn, Sava und Bosna verstärkt.43 Benannt wurden die Monitore nach Flüssen in der k. u. k. Monarchie. Acht Patrouillenboote und zehn armierte Dampfer standen den Monitoren zur Seite.44 Patrouillenboote dienten der Unterstützung der Monitore und zur Aufklärung bedrohlicher Situationen.45 Sie waren schnellfahrende, nur mit leichter Artillerie und Maschinengewehren bestückte Aufklärungsschiffe, die nur an ihren 43 Aichelburg, Kriegsschiffe 28  ; Prasky, Donaumonitoren 36, 43 und 48. 44 Hauke, Donaureise 16  ; Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 46. 45 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 61. – Zu technischen Einzelheiten Greger, Warships 145 ff.

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Entwicklung der Donauflottille Österreich-Ungarns

Abb. 3  : Der armierte Dampfer Vág.

wichtigsten Teilen gegen Gewehrfeuer gepanzert waren.46 Englische Offiziere beurteilten sie als respekteinflössend, aber untauglich in der Nacht und mit bloß geringem Sichtfeld vom Geschützturm aus.47 Weitere Unterstützung wurde den Schiffen durch Minenfahrzeuge mit einem »Minenrechen« (Minenfänger) zur Räumung der Wasserstraßen Donau und Save zuteil. Bei den armierten Dampfern, so zB beim Behelfspanzerschiff Vág,48 handelte es sich um von der Kriegsmarine bei der DDSG angekaufte,49 artilleristisch und mit Maschinengewehren ausgerüstete »Hilfskampfeinheiten«, die dem Kommando der Donauflottille unterstellt und deren Kapitäne und Maschinisten zu Beginn des Krieges noch dem Zivilstand entnommen waren.50 Der armierte Dampfer Vág, den Karl 46 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 7  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 61. 47 Fryer, Royal Navy 15. 48 Näher zu diesem Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 122 f  ; Winkler, Die armierten Dampfer der k. u. k. Donauflottille, Marine – Gestern, Heute 1983, 17. 49 Vgl Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 122 f. 50 Darüber, ob die armierten Dampfer in die Donauflottille »integriert« waren und insbesondere über die erforderliche Kostentragung für die Armierung ergaben sich aber Meinungsverschiedenheiten zwi-

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Die Donaumonitore

Abb. 4  : Heck des Monitors Temes II (Bosna), Sammlung Pawlik.

Wettstein 1916 kurzfristig kommandierte, hatte eine Länge von 54 m, 227 t, und eine Bewaffnung von zwei 7-cm-L/30-Kanonen sowie zwei 47-mm-Schnellfeuerkanonen.51 1916 wurde für die Bequartierung des Donauflottillenkommandos der Dampfer Hebe der DDSG bestimmt und zu diesem Zweck die Radiostation des Monitors Inn auf das Schiff Hebe übertragen.52 Während des Krieges wurde die Flottille laufend erweitert.53 Zur Donauflottille gehörten auch die sog »Spitalschiffe«  :54 Ursprünglich war das Marinesanitätswesen nur für Verwundete und Kranke der schwimmenden Einheischen dem Kriegsministerium und dem Flottenkommando, vgl den Notenwechsel vom 22.7.1915 und 4.8.1915 in KA 1915, VIII 1/3, OK/MS 5388, Karton 393. 51 Vgl Schauman/Schubert, Krieg 80  ; siehe auch Khuepach, Schiffe und Fahrzeuge der österreichischen Kriegsmarine, Danzers Armee-Zeitung Nr 2 vom 14.1.1938, 6. 52 Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 126 (Bilder 111, 126)  ; k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, I-3/3, OK/MS 289, Karton 418. 53 Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 142  ; vgl auch Pommer/Várfàlvi, Die k. u. k. Kriegsmarine »auf dem Strom«, Köhlers Flottenkalender 1980, 209. 54 Zur historischen Entwicklung des Marinesanitätswesens Pawlik, Die Spitalschiffe der Donauflottille 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 4/1976  ; Csikós/Baumgartner, Spitalschiffe und Spitalkähne auf der Donau 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 1982, 10  ; Mayer/Winkler, Donauwellen 177 f.

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Entwicklung der Donauflottille Österreich-Ungarns

Abb. 5  : Spitalschiff Erzherzog Franz Ferdinand, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

ten vorgesehen, doch stellte sich schon in den ersten Tagen des Serbienfeldzugs heraus, dass die sanitären Anlagen vor allem von den längs der Flüsse kämpfenden Truppen in Anspruch genommen wurden.55 Die Donauflottille hatte bei der DDSG vertraglich sichergestellte Schleppschiffe, die sonst zum Warentransport dienten, in schwimmende Spitäler so umbauen lassen, dass jedes der Fahrzeuge mit der üblichen Spitalseinrichtung, den erforderlichen Kranken- und Operationsräumen, mit Küche, Apotheke, Wohnräumen für Ärzte und Sanitätspersonal etc versehen wurde.56 Der rangälteste Militärarzt hatte das Kommando über das Schiff. Die derart geschaffenen selbstständigen Spitaleinheiten konnten 100–120 liegende und 10–20 sitzende Verwundete aufnehmen.57 Die Spitalschiffe Kulpa, Traisen und das später an die Stelle von Kulpa getretene Schiff Erzherzog Franz Ferdinand dienten gemeinsam mit bis zu 13 Schleppkähnen als Spitalschiffe und versorgten von 1914 bis zum Ende des Kriegs insgesamt 76.725 Patienten, unter denen sich 8.284 Angehörige feindlicher Nationen, 19.185 deutsche und 49.256 österreichische und ungarische Soldaten befanden.58 55 Pawlik, Die Spitalschiffe der Donauflottille 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 4/1976. 56 Péchy/Guttenberg, Die k. u. k. Flußspitalschiffe im Weltkriege, Mitteilungen aus dem Eisenbahn- und Schifffahrtswesen 1918, 19. 57 Péchy/Guttenberg, Die k. u. k. Flußspitalschiffe im Weltkriege, Mitteilungen aus dem Eisenbahn- und Schifffahrtswesen 1918, 19. 58 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 218  ; Martiny, Bilddokumente2 51  ; Döbrentei in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 218  ; Pawlik, Die Spitalschiffe der Donauflottille 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 4/1976  ; Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 122.

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Die Donaumonitore

Ein gröberes hygienisches Problem für die Mannschaften der Donaumonitore war offensichtlich die »Verlausung«  : So teilte das Donauflottillenkommando mit Telegramm vom 26.3.1916 dem k. u. k. Kriegsministerium mit, dass auf dem Monitor Sava eine »Verlausung« der Mannschaft konstatiert worden sei und deshalb diese »zur gründlichen Desinfektion bei Rahovo isoliert« zu bleiben hat.59 Dem Problem wollte man durch entsprechende Einrichtungen Herr werden  : 1917 wurde über Antrag des ständigen Kommandanten der Spitalfahrzeuge, des k. u. k. Marinestabsarztes Dr. v. Péchy, ein Schleppkahn der DDSG als »Bade- und Desinfektionsschiff« mit einem modernen »Dampfdesinfektor« eingerichtet, sodass täglich bis zu 1.500 Mann entlaust werden konnten.60

2.3 Bedeutung und Ansehen der Donauflottille Die Donauflottille war ein integrierender Bestandteil der k. u. k. Kriegsmarine, die ihre aus der ganzen Monarchie rekrutierten Bemannungen von der Marine zugewiesen erhielt.61 Ihre Aufgabe und Bedeutung erlangte sie vor allem im Ersten Weltkrieg. Die Donauflottille operierte nicht unabhängig, sondern unterstand den Vorgaben der k. u. k. Armee.62 Daher ist ihr teilweise angriffsweises Vorgehen vor dem Hintergrund der Befehlslage der k. u. k. Armee zu sehen. Sie assistierte dem österreichisch-ungarischen Landheer, unterstützte dessen Operationen längs der Flüsse, gab Deckung vor Artilleriebeschuss, zog diesen auf sich und ermöglichte die Überschiffung der Landtruppen bei Flussübergängen.63 Die Flussverteidigung der Donauflottille wurde vor allem im Verlauf des rumänischen Feldzugs 1916 bei Flamanda und Sistow entscheidend.64 Der Standardautor zur Donauflottille, Kapitän Olaf Richard Wulff, formulierte die wesentlichen Aufgaben der Donauflottille wie folgt  : den Übergang des Feindes über die Donau zu verhindern oder zumindest zu stören, Flussübergänge des eigenen Heeres zu ermöglichen, feindliche Flottillen zu bekämpfen, die Hauptartillerie an den Feind heranzubringen, dessen Truppen, Feldartillerie und Kampfschiffe zu 59 K. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, I-3/3, OK/MS 1908, Karton 418  ; vgl auch Péchy/ Guttenberg, Die k. u. k. Flußspitalschiffe im Weltkriege, Mitteilungen aus dem Eisenbahn- und Schiffahrtswesen 1918, 20. 60 Péchy/Guttenberg, Die k. u. k. Flußspitalschiffe im Weltkriege, Mitteilungen aus dem Eisenbahn- und Schiffahrtswesen 1918, 20  ; Pawlik, Die Spitalschiffe der Donauflottille 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 4/1976  ; Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 122. 61 Wulff, Die k. u. k. Kriegsmarine außerhalb der Adria, in Sokol, Österreich-Ungarns Seekrieg 739. 62 Fryer, Royal Navy 15. 63 Vgl etwa Heydel, Entstehung und Erfahrungen der deutschen Donauflottille, Marine-Rundschau 1953, 176 (aus deutscher Sicht)  ; Fryer, Royal Navy 15 f. 64 Regele, Kampf 8 f, 177, 191 f.

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Bedeutung und Ansehen der Donauflottille

bekämpfen und bei überlegener feindlicher Artillerie durch Überraschung störend einzugreifen, um die feindliche Artillerie für bestimmte Zeit zu binden.65 Große Bedeutung kam der Donau auch als Nachschub- und Verbindungslinie zu.66 Die Flottille hatte ua auch die Aufgabe, den Schutz der Donau als Transportweg zu gewährleisten. Hier ging es wesentlich um die Lieferung von Getreide und anderen Lebensmitteln für die hungernde Bevölkerung von Wien67 sowie um Verwundetentransporte stromaufwärts und die Beförderung von Kriegsmaterial stromabwärts, aber auch um den Nachschub von Kriegsmaterial.68 Der Getreideabschub aus Rumänien erreichte denn auch in den Jahren 1916 und 1917 mehr als 500.000 Tonnen.69 Für diese Ziele kämpfte die k.u. k. Donauflottille von Beginn des Krieges an fast täglich bei Tag und Nacht, oft unter schwierigsten und plötzlich wechselnden Wasserstandsverhältnissen70 und in minenverseuchten Flussläufen, stets als erste von der serbischen Artillerie ins Ziel genommen.71 Ihr Kampfeinsatz richtete sich vor allem gegen Artilleriestellungen, Maschinengewehr- und befestigte Stellungen, Infanterie, Kavallerie und sogar gegen Flugzeuge, sowie sehr weitgehend gegen Flusskampfmittel, wie armierte Fahrzeuge, Torpedo-Lancierstationen, Treibminen, Minensperren72 und Balkenbarrikaden.73 In der Bevölkerung war die Donauflottille hoch angesehen  : Anlässlich eines Besuchs der damals vorhandenen sechs Kriegsschiffe in Wien im Jahr 1901 sammelten sich auf der Reichsbrücke und den beiden Ufern bis zur Nordbahnbrücke tausende

65 So Wulff, Donauflottille 4  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 11  ; Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 6. 66 N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 14.8.1925, 4 f (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay). 67 Eingehend zur Hungerkatastrophe Haider, Wien 1918, 107 ff. 68 Prasky, Donaumonitoren 5  ; vgl auch Döbrentei in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 190  ; Gogg, Kriegsmarine 13  ; Keil, Unterseeboot und Schiffsraum, Neue Freie Presse Nr 19252 vom 31.3.1918, 7  ; zu den Folgen der Seeblockade für die Mittelmächte siehe Handel-Mazzetti, Einfluss der Seemacht auf den Großen Krieg, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1934, 551, 556 f. 69 N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 14.8.1925, 5 (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay)  ; mehr dagegen gibt an N.N., Mit den Monitoren auf der Balkanstraße von Belgrad bis Sulina, Die Vedette. Beilage zum Fremden-Blatt Nr 1885 vom 5.7.1918, 15 (»Jänner bis September 1916 2 ¼ Millionen Tonnen, im Jahre 1917 ein Mehrfaches davon«). 70 Regenauer, Der Übergang über Donau und Save im Oktober 1915, Deutscher Offizier-Bund 1925 Nr 33, 1101. 71 N.N., Der Seekrieg, Danzers Armee-Zeitung Nr 45/46 vom 19.11.1914, 5. 72 Verankerte, am Flussgrund unsichtbar ausgelegte Berührungs-(Stoss- bzw Kontakt-)Minen  : Regele, Kampf 220. 73 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 237  ; Schmidtke, Völkerringen 40 ff  ; Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 142.

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Die Donaumonitore

Abb. 6  : Monitor Körös, in Friedenszeiten weiß, Sammlung Pawlik.

Neugierige, um einmal »wirkliche Kriegsschiffe« zu sehen. Ein Zeitungsbericht74 schilderte das Ereignis  : Um 3 Uhr waren auf allen möglichen Verkehrsmitteln – auch Automobile waren darunter – so viele Leute gekommen, dass die beiden Fußsteige der Reichsbrücke dicht besetzt waren. Da geriethen einige Spätlinge auf den Einfall, mit der zwischen Kagran und dem Erzherzog Karlplatz verkehrenden elektrischen Straßenbahn auf der Reichsbrücke hin- und herzufahren, so dass deren Waggons gut besetzt waren. Unter der Brücke, auf der Leopoldstädter Seite, gab es am Nachmittag ein Gedränge, das zeitweilig zu regelrechten Kämpfen um die dortigen kühlen und schattigen Plätze ausartete.

Den Jubel der Anwesenden, als die vier – in Friedenszeiten weißgestrichenen – Monitore Szamos, Körös, Maros und Leitha in Sicht kamen, schildert dieser Zeitungsbericht wie folgt weiter  : 74 N.N., Die Donauflottille in Wien, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 187 vom 17.8.1901, 4, 13  ; vgl auch Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 8.

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Bedeutung und Ansehen der Donauflottille

Längs der ganzen Reichsbrücke und von beiden Ufern der Donau ertönten in diesem Augenblick tausendstimmige Hoch- und Hurrarufe, die Damen winkten mit den Taschentüchern, und die Kapelle im Restaurationsgarten beim Donaubad intonierte einen flotten Marsch. Der Kapitän und seine Offiziere schwenkten die Kappen, und die Matrosen lüfteten die weißen Mützen zum Gruße.

Die auch von Kreisen des Herrscherhauses der k. u. k. Donauflottille zuerkannte Wertschätzung zeigte sich ua an folgenden Ereignissen  : Zur Millenniumsfeier aus Anlass der ungarischen Landnahme in Budapest 1896, an der sich die österreichisch-ungarische Wehrmacht zur See mit einem eigenen Pavillon und zahlreichen Ausstellungsgruppen beteiligte, lagen die Einheiten der Donauflottille und das Torpedoboot 1 im Budapester Hafen zur freien Besichtigung. Kaiser Franz Joseph I. inspizierte aus diesem Anlass den Monitor Szamos, ein Patrouillenboot und das Torpedoboot 1 der in Budapest verankerten Donauflottille.75 Der Monitor Körös und das Torpedoboot 1 begleiteten anschließend den Monarchen nach Orsowa (Orșova) zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zur Eröffnung des am serbischen Ufer entlang führenden Eisernen-Tor-Kanals.76 Am 27.9.1896 nahm der Donaumonitor Körös bei der Eröffnung des Schifffahrtskanals durch das Eiserne Tor teil. Die späteren Kriegsgegner sollten ein letztes Mal friedlich miteinander auf die Eröffnung des neuen Flusswegs anstoßen  : Kaiser Franz Joseph, der rumänische König Carol I. und der serbische König Alexander waren zur Eröffnung anwesend. Die drei Monarchen standen an Bord des Schiffes I. Ferencz Jozsef, das der Ungarischen Flussund Seeschifffahrts AG gehörte, gefolgt im Konvoi vom Monitor Körös und einem Torpedoboot.77 Die Fahrt dauerte von 10.30 bis 15.00 auf dem neuen Schifffahrtskanal und die Körös antwortete zweimal auf die Salutschüsse serbischer und rumänischer Batterien.78 Das Neue Wiener Tagblatt schrieb zur Eröffnung des Eisernen-TorKanals  : »Und in Hinkunft durchfahren der Kaufmann und der Reisende die Strecke zwischen Orsova und Turn Severin ohne Furcht.«79 Es kam bekanntlich anders. Auch der der Marine sehr zugetane80 Thronfolger Franz Ferdinand, der seit 1912 auf die Organisation der Marine starken Einfluss nahm,81 war speziell an der Stra75 Sokol, Johannes von Liechtenstein 44  ; Khuepach, Schiffe und Fahrzeuge der österreichischen Kriegsmarine, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 16.8.1935, 6. 76 Sokol, Johannes von Liechtenstein 44  ; Trautsamwieser, Kaiserjacht 51  ; vgl auch Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, Die Donau 71. – Zu diesem gesellschaftlichen Ereignis auch Binder in Grössing/Funk/ Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 106. 77 Trautsamwieser, Kaiserjacht 51. 78 Zu dieser Parade Trautsamwieser, Kaiserjacht 51 ff. 79 Vgl Trautsamwieser, Kaiserjacht 55. 80 Vgl Hannig, Franz Ferdinand 41, 90 f. 81 Wagner, Die obersten Behörden 87, 89 ff.

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Die Donaumonitore

tegie der Donauflottille interessiert  : Vom 8.9.–11.9.1899 leitete der Thronfolger ein Manöver südöstlich von Budapest in Tass von Bord des Monitors Leitha aus  : Dieser sowie der Monitor Maros und ein Torpedoboot bildeten die »Nordpartei«, die Monitore Szamos und Körös und ein Patrouillenboot die Südpartei.82 Es kämpfte also die »ältere« Gruppe der Donaumonitore gegen die »jüngere«  : Die Schiffsgruppe der Nordpartei griff jene der Südpartei nächst Dunapentele83 an und versuchte sie zu rammen. Wie lebensnah diese Versuche tatsächlich unternommen wurden, ist nicht überliefert, von einem Untergang eines der Monitore ist jedenfalls nichts bekannt.

2.4 Monitore in technischer Hinsicht »Monitore« waren stark gepanzerte, dampfbetriebene Flusskampfschiffe mit geringem Tiefgang und relativ hohen Turmgeschützen.84 Admiral Koudelka,85 der Kommandant des Seebezirkskommandos Triest,86 definierte den Monitor als »ein nur wenig über das Wasserniveau ragendes Thurmpanzerschiff.«87 Der Monitor hatte eine Länge von 54 Metern und eine Breite von 9,5 Metern. Der geringe Tiefgang von höchstens 1,3 m hatte seinen Grund darin, dass die Monitore auf der Save und der Theiss eingesetzt werden sollten.88 Die Schiffe mussten in Flachwässern gesteuert werden können, wo Schiffe mit derselben Wasserverdrängung, aber mit üblichem Design auf Grund gelaufen wären. Darüber hinaus waren die Motoren so stark und die Kessel entsprechend groß zu bauen, dass selbst die stärkste Strömung – so etwa beim Eisernen-Tor-Kanal – sicher bewältigt werden konnte. Temes und Bodrog konnten eine maximale Geschwindigkeit von 24 km/h erreichen.89 Die Geschütze mussten überdies der feindlichen Artillerie überlegen sein, der Schutzmantel musste dick genug und an der richtigen Stelle angebracht sein, um dieser widerstehen können.90 82 Aichelburg, Franz Ferdinand I 1008  ; N.N., Die Manöver des IV. Corps, Deutsches Volksblatt Nr 3842 vom 12.9.1899, 4  ; N.N., Militärisches, Das Vaterland Nr 251 vom 12.9.1899, 6  ; zum Verhältnis des Thronfolgers Franz Ferdinand zur Marine Steinrück, Franz Ferdinand und die Kriegsmarine, Neues Wiener Tagblatt 1924, 11. 83 Bis 1951, bis 1961 Sztálinváros, nunmehr Dunaúváros, vgl Thorpe, Donau 32. 84 Zu technischen Einzelheiten der Monitore ist auf die hervorragend recherchierte Publikation von Prasky, Die Donaumonitoren Österreich-Ungarns (2004) hinzuweisen  ; weiters N.N., Monitoren, Die Flagge 1915 Nr 12, 194  ; Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 9. 85 Koudelka, Kriegsmarine 497. 86 Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 37. 87 Vgl auch Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 142. 88 N.N., Der Ausbau unserer Donauflottille, Reichspost Nr 251 vom 31.5.1914, 11. 89 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 10. 90 Fryer, Royal Navy 13 f.

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Monitore in technischer Hinsicht

Es ging den Konstrukteuren überdies auch darum, dass dem aus relativer Nähe vom Flussufer aus attackierenden Feind möglichst wenig an Ziel geboten werden sollte.91 Auch eine Steigerung der Panzerdimensionen war deshalb untunlich.92 Die Donaumonitore waren mit zwei bis vier 12-cm-L/40-Geschützen und ein bis drei überhöht aufgebauten 7-cm-L/42-Schnellfeuerkanonen bewaffnet.93 Das 12-cm-L/45-Doppel-Turmgeschütz war ein Präzisionsgeschütz, das zu Beginn des Kriegs der Landartillerie des Gegners noch weitaus überlegen war.94 Die Panzerung des Geschützturms von Temes II (Bosna) war vorne 75 mm, seitlich 50 mm und hinten 40 mm dick.95 Während des Kriegs kamen noch Flugzeugabwehrgeschütze hinzu.96 Überdies waren zwei Maschinengewehre für die Besatzung vorhanden.97 Der stärkste Monitor Bosna (die vormalige Temes II) war mit sechs Maschinengewehren in den Türmen ausgestattet.98 Die Sicherung des Donaumonitors bestand aus einer starken Panzerung (Gürtel 50 mm, Deck 19 mm und Kommandoturm), die zunächst jedes Geschoß der Feldartillerie des Gegners abwies. Der Schiffsrumpf der Monitore hatte nur geringen Freibord und als Schutz gegen flach einfallende Landartilleriegeschoße ein schildkrötenartig gewölbtes Panzerdeck.99 Nach Aufrüstung der Artillerie des Feindes auf 14-cm-Kaliber war die Artillerie-Überlegenheit der Donaumonitore nicht mehr gegeben.100 Insbesondere im Verlauf vielfältiger Kampfhandlungen gegen stark geschützte Landziele zeigte sich, dass die 12-cm-Geschütze der Monitore nicht ausreichend waren.101 Daher wurde bereits 1915 mit Planungen begonnen, die nicht mehr entsprechenden  – ältesten  – Monitore Maros und Leitha durch zwei neue Monitore zu ersetzen. Die kriegsbedingt schlechte Material­lage 91 Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 9. 92 N.N., Der Ausbau unserer Donauflottille, Reichspost Nr 251 vom 31.5.1914, 11. 93 Näher Prasky, Donaumonitoren 13, 20 ff, 24 ff, 36 ff, 42 ff, 48 ff  ; vgl auch Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 260  ; Martiny, Bilddokumente2 30 (zu Bosna)  ; Greger, Warships 138 ff  ; Bilzer, S.M. Monitor Temes, Marine – Gestern, Heute 1977, 24  ; Pommer/Várfàlvi, Die k. u. k. Kriegsmarine »auf dem Strom«, Köhlers Flottenkalender 1980, 209  ; Aichelburg, Kriegsschiffe 28  ; Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 44  ; Halpern, Naval History 261 f. – Zur Ausrüstung der Temes nach neuerlicher Indienststellung am 23.4.1917 siehe Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 54. 94 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 243 f. 95 Prasky, Donaumonitoren 215. 96 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 244. 97 Vgl Pommer/Várfàlvi, Die k. u. k. Kriegsmarine »auf dem Strom«, Köhlers Flottenkalender 1980, 209. 98 Zu technischen Daten und Lebenslauf Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 90  ; vgl die Zeichnung dieses Schiffs bei Glazar, k. u. k. Marinebilder 18 f. 99 Prasky, Modell des Donaumonitors SMS Temes, Marine – Gestern, Heute 1/1977, 13  ; Bilzer, S.M. Monitor Temes, Marine – Gestern, Heute 1977, 24. 100 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 244. 101 Schrott, Monitor-Projekte für die österreichisch-ungarische k. u. k. Marine aus den Jahren 1915–1917, Schiff und Zeit 4/1995, 18.

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Die Donaumonitore

führte allerdings zu einem schleppenden Baufortschritt, sodass die beiden Monitore nicht mehr vor Kriegsende vom Stapel liefen.102 Nicht geschützt waren die Schiffe gegen Minen und Torpedos.103 Die Torpedowaffe war bei Kriegsausbruch allerdings noch relativ jung, zumal sie in Deutschland erst seit dem Jahr 1879, in England von Whitehead freilich schon seit 1872 entwickelt wurde.104 Zu Beginn des Ersten Weltkriegs verfügte die Monarchie über sechs Monitore, weitere vier Monitore sollten noch während des Krieges dazukommen. Zwei weitere Monitore befanden sich im Planungsstadium, wurden aber nicht mehr in Auftrag gegeben. An Baukosten veranschlagte man für einen Monitor einen Preis von 2.400.000 Kronen.105

2.5 Kommando und Kommandanten der k. u. k. Donauflottille Formell unterstand die Donauflottille dem Marinekommandanten, bei Truppenmanövern und während des Krieges wurde sie aber immer als korpsunmittelbare Waffe zur Unterstützung der Landtruppen eingesetzt.106 Diesfalls unterstand sie jenen Heeresstellen, die im jeweiligen Operationsgebiet den Befehl führten. Seit Herbst 1915 bis in die zweite Hälfte 1918 (mit Ausnahme der ersten acht Monate des Jahres 1916)107 war sie dem deutschen Oberkommando des Generalfeldmarschalls Mackensen (1849–1945) und später dem Armeeoberkommando unterstellt.108 Die in der Ukraine tätige Abteilung der Donaumonitore unterstand dem dortigen k. u. k. Armeekommando.109 Die Kommandanten der Donauflottille wechselten während des Kriegs mehrmals  :110 Vom 28.7.1914–15.9.1914 war es Fregattenkapitän Friedrich Grund111, 102 Schrott, Monitor-Projekte für die österreichisch-ungarische k. u. k. Marine aus den Jahren 1915–1917, Schiff und Zeit 4/1995, 19. 103 Prasky, Modell des Donaumonitors SMS Temes, Marine – Gestern, Heute 1/1977, 13. 104 Busch, Die Torpedowaffe im Kriege und heute, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1938, 74, 77. 105 N.N., Der Ausbau unserer Donauflottille, Reichspost Nr 251 vom 31.5.1914, 11. 106 Mayer, Die k. u. k. Kriegsmarine 1912–1914 unter dem Kommando von Admiral Anton Haus (Fortsetzung), Die Flagge 1980/4, 3. 107 Winterhalder, Kriegsmarine 68  ; vgl hiezu das Telegramm des Armeeoberkommandos vom 13.8.1916, k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, OK/MS 4832, I-3/3, Karton 418. 108 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 233  ; Schmidtke, Völkerringen 43. 109 Winterhalder, Kriegsmarine 68. 110 Siehe Winterhalder, Kriegsmarine 50  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 249  ; Schmidtke, Völkerringen Anlage I  ; Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 19  ; Margitay-Becht, Tank a Dunán 197. – Die Datierungen und Namen werden in der Literatur teilweise unterschiedlich angegeben  : Vgl etwa Sokol, Seekrieg II 739 FN 451. 111 Zu ihm als Leiter des Seeaspirantenkurses vgl auch Strauss, Handel-Mazzetti 45, 53.

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Kommando und Kommandanten der k. u. k. Donauflottille

der in der Folge mit einem Kommando zur See betraut wurde.112 Kurzfristig, vom 19.9.1914 bis 1.10.1914, war Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff113 Kommandant der Donauflottille. Das zeitlich längste Kommando hatte Linienschiffskapitän Karl Lucich114 vom 2.10.1914 bis 3.12.1917 inne. Schon am 10.11.1914 wurde Lucich mit dem Orden der Eisernen Krone 3. Klasse ausgezeichnet.115 In Anerkennung seiner Dienste wurde Lucich 1918 zum Kontreadmiral ernannt.116 Vom 3.12.1917 bis 17.6.1918 war Kontreadmiral Viktor Wickerhauser Kommandant der Donauflot­ tille.117 Ab 17.6.1918 hatte schließlich Linienschiffskapitän Marius Ratkovic und ab 3.11.1918 bis 6.11.1918 wieder Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff das Donauflottillenkommando inne.118 Olaf Richard Wulff war überdies seit 15.6.1916 auch Monitordivisionskommandant und gleichzeitig Schiffskommandant auf dem Monitor Temes II, der 1917 in Bosna umbenannt wurde.119 Als Stabschef war zunächst Korvettenkapitän Max Ritter von Förster und seit 1917 Linienschiffsleutnant Heinrich Freiherr von Levetzow tätig.120 Olaf Richard Wulff schrieb zwei Standardwerke über die Donauflottille, eines noch während des Krieges, ein anderes – sehr ähnliches, aber erweitertes – erschien 1934.121 Diese Bücher sind unverzichtbare Grundlage für die Kenntnis einer Vielzahl von Fakten der Geschehnisse auf Donau und Save.122

112 Vgl Wulff, Donauflottille 55, 60  ; Winterhalder, Kriegsmarine 50  ; N.N., Nachrichten aus Oberösterreich und Salzburg, Linzer Tages-Post Nr 189 vom 17.8.1913, 4. 113 Zur Person Wulff siehe Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 357 ff  ; Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 56 ff. 114 Zu Lucich eingehend Trulei, Abgelehnt 110. 115 Trulei, Abgelehnt 110. Lucich wurde 1915 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens mit der Kriegsdekoration in Anerkennung erfolgreichen Verhaltens vor dem Feinde verliehen  : N.N., Personalverordnungsblatt für die k. u. k. Kriegsmarine, Pester Lloyd Nr 331 vom 28.11.1915, 2. 116 Prasky, Donaumonitoren 186. 117 Winterhalder, Kriegsmarine 50. 118 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 257  ; Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 19. 119 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 249  ; Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 19. 120 Pawlik/Christ/Winkler, Donauflottille 19. 121 Zu diesem Buch Jirouschek, Österreich-Ungarns Wikingfahrer, Neues Wiener Journal Nr 14.702 vom 25.10.1934, 13. 122 Vgl die Buchbesprechung von Handel-Mazzetti, »Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkrieg«, Danzers Armee-Zeitung Nr 43 vom 26.10.1934, 6  ; krit zu Wulff Fryer, Royal Navy 12 f.

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3. Ein junger Mann entscheidet sich für die Marine

3.1 Die Jahre der Ausbildung In diesem Buch wird auf einen Offizier der k. u. k. Kriegsmarine und sein in den Sechziger-Jahren des vergangenen Jahrhunderts über die ehemalige k. u. k. Donau­ flottille verfasstes Manuskript häufig Bezug genommen. Karl Wettstein, dessen beruflicher Werdegang ihn in der Kriegsmarine zunächst auf die Donauflottille und 1918 auf einen Zerstörer der k. u. k. Seeflotte führte, machte nach dem Krieg das ferne Ägypten zu seiner Heimat. Er wird in diesem Buch immer wieder aus der Historie der Donauflottille mit seinen Aufzeichnungen, seinen Fotos und seiner mündlichen Überlieferung an den Verfasser hervortreten. Denn sein Lebensweg ist nicht untypisch für viele Offiziere der ehemaligen Kriegsmarine, die nach dem Ende der Habsburgermonarchie neue Wege  – häufig in das Ausland  – gehen mussten. Karl Wettstein war von seinem Beruf als Marineoffizier in vielen persönlichen Eigenschaften bis in sein hohes Alter geprägt. Seine Erzählungen und sein Manuskript begleiten dieses Buch. Karl Wettstein wurde am 18.6.1891 in Wien geboren und am 5.7.1891 römisch-katholisch getauft. Sein Vater, Karl Wettstein sen, war seit 1874 als k. u. k. Linienschiffsleutnant zur See gefahren und nach Beginn des Ersten Weltkriegs wieder in den Dienst der Marine getreten  : Er nahm an der 1884 von Pola ausgehenden Weltumsegelung auf der berühmten S.M. Korvette Saïda teil,1 2 auf der er dem Kommandanten Fregattenkapitän Heinrich Fayenz als Linienschiffsfähnrich zugeteilt war.3 Seit 1895 war er in der Präsidialkanzlei der Marinesektion im Kriegsministerium tätig.4 1910 wurde er in den Ruhestand versetzt, rückte jedoch am 2.8.1914 »zur Ergän1 Zur Reise der Saida siehe K. u. k. Marine-technisches Comité (Hg.), Transoceanische Reise S.M. Corvette »Saida« in den Jahren 1884–1886  ; Bundeministerium für Landesverteidigung, Militärwissenschaftliche Abteilung, Der Anteil der österreichischen Kriegsmarine an der Erschließung fremder Erdteile (oD) 12  ; Sondhaus, Naval Policy 139. – Erinnerungen an amüsante Ereignisse bei Thayer, Unter Generalen und Admiralen. Aus Altösterreichs Segelschiffszeit, Neues Wiener Tagblatt (Wochenausgabe) Nr 21 vom 21.5.1938, 9. 2 Der Name Saïda geht zurück auf die Beschießung der Festung »Le Chateau de la Mer« in Saida (Sidon) während der Orientkrise im Jahre 1840 durch die alliierte Europäische Flotte. 3 K. u. k. Marine-technisches Comité (Hg.), Transoceanische Reise S.M.Corvette »Saida« in den Jahren 1884–1886, 83. 4 Siehe zu den Gliederungen des Marineoberkommandos ab 1895 Wagner, Die obersten Behörden, Anhang II Nr 10 ff.

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Ein junger Mann entscheidet sich für die Marine

Abb. 7  : Karl Wettsteins Eltern Linienschiffsleutnant Karl Wettstein sen, und Sofie Wettstein, geb Knapp. Abb. 8  : Korvette Saïda.

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Die Jahre der Ausbildung

Abb. 9–11  : Karl Wettstein in Jugendjahren.

zung auf den Kriegsstand« wieder ein und war bis zu seinem Tod am 19.1.1918 im Chiffrierbüro tätig. Eine Vielzahl der dechiffrierten Telegramme der Donau­ flottille an das k. u. k. Kriegsministerium/ Marinesektion trägt seine Unterschrift. Karl Wettsteins Mutter, Sophie Wettstein, geborene Knapp, entstammte einer angesehenen Kaufmannsfamilie in Schwaz/Tirol. Karl Wettstein ist ein Verwandter des in Trins/Tirol bestatteten Botanikers Wettstein, dessen Porträt einst die 50-Schilling-Banknote zierte.5 Karl Wettstein besuchte das k.k. Staats-­ Gymnasium im XIX. Wiener Gemeindebezirk. Er begann seine Gymnasialstudien im Schuljahr 1902/03 und beendete die achte Klasse und die Reifeprüfung mit »vor5 Buzas, Senior der Marineoffiziere 90 Jahre, Tiroler Tageszeitung Nr 284 vom 9.12.1981, 7.

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Ein junger Mann entscheidet sich für die Marine

Abb. 12  : Panzerkreuzer St. Georg, 1912.

Abb. 13  : Schlachtschiff Tegetthoff, 1913.

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Die Jahre der Ausbildung

Abb. 14  : Torpedodepotschiff Gäa, 1914.

züglichem« Erfolg. Am 9.7.1910 wurde er zum Besuch einer Universität für »reif mit Auszeichnung« befunden. Der Maturant inskribierte sich für das Wintersemester 1910/11 und das Sommersemester 1911 als ordentlicher Hörer an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Der familiäre Bezug zu Tirol war durch seine Mutter gegeben. Nach seinen Erzählungen besuchte er aber auch einige Vorlesungen an der Wiener Universität. Freilich  : Die k. u. k. Kriegsmarine übte auf ihn die größere Anziehungskraft als das Studium der Rechte aus. Der Beruf des Vaters dürfte den Entschluss des Sohnes gefördert haben  : Karl Wettstein schlug den Weg des Offiziers der Kriegsmarine ein. Am 1.9.1911 trat er als Seeaspirant in die k. u. k. Kriegsmarine ein. Wettsteins Haltung gegenüber der akademischen Ausbildung war nicht geringschätzig, aber etwas »zurückhaltend«, zumal er immer betonte, wie wichtig in seinen Augen praktische Fähigkeiten und eine entsprechende Ausbildung ist. Für seine unternehmerische Tätigkeit nach dem ersten Weltkrieg benötigte er kein Studium, was er immer wieder erwähnte. Wettstein begann seine Marinelaufbahn 1911 im Hauptkriegshafen Pola,6 wo er ua 12 Monate lang als Seeaspirant auf dem Artillerieschulschiff Adria ausgebildet

6 Zu Pola und seiner mit der österreichischen Seemacht eng verbundene Geschichte siehe den historischen Reiseführer von Donko, Pola/Pula (2015), das Album von Winkler, Pola (2001) sowie Mayer/ Winkler, Als die Adria österreichisch war 22 ff.

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Ein junger Mann entscheidet sich für die Marine

Abb. 15  : Schlachtschiffdivision.

Abb. 16  : Marinekasino Pola.

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Bei Kriegsausbruch auf dem Donaumonitor Körös

Abb. 17  : Stapellauf S.M.S. Radetzky, Triest.

wurde.7 Auf diesem Schiff, das bis 1908 noch Radetzky hieß, wurden die Artilleriekurse für Offiziere abgehalten. Die Seekadetten- und Offiziersprüfung legte er mit Auszeichnung ab und wurde zunächst zum Fregattenleutnant ernannt. 1912 fand er auf dem Panzerkreuzer8 St. Georg, 1913 auf den Schlachtschiffen Tegetthoff und Árpád, auf dem Kasemattschiff Custoza, wiederum auf St.Georg, dem Torpedodepotschiff Gäa und dem Rapidkreuzer Admiral Spaun Verwendung.9 Seine Qualifikationslisten wiesen ua das Kalkül »sehr begabt« und »sehr eifrig mit bestem Erfolg« aus. Bis 1918 sollte er schließlich Offizier in der k. u. k. Kriegsmarine bleiben.

3.2 Bei Kriegsausbruch auf dem Donaumonitor Körös Seit Mitte Juli 1914 wurden auch bei der Donauflottille vermehrt Kriegsvorbereitungen getroffen und am 23.07.1914, dem Tag der Übergabe des Ultimatums an Serbien, hieß es  : »Gesamte Donauflottille in Dienst stellen … Keine Verlautbarung.«10 Karl Wettstein, der seit Anfang 1914 auf den Schiffen Custoza, Mars und Gäa seinen Dienst verrichtete, wurde nun auf den Donaumonitor Körös kommandiert, wo er bis Juni 1915 bleiben sollte. Nach seinen Erzählungen erhielt er die Einberufung auf die Körös während eines beschwingten Abends in einem Marine-Casino. Die Überra 7 Buzas, Senior der Marineoffiziere 90 Jahre, Tiroler Tageszeitung Nr 284 vom 9.12.1981, 7.   8 Zu diesem näher Freivogel, Kreuzer 151 ff.   9 Zu den einzelnen Schiffsgattungen jüngst Donko, Kriegsmarine 43 ff. 10 Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 145.

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Ein junger Mann entscheidet sich für die Marine

Abb. 18  : Monitor Körös in Budapest 1904. Das Schiff wird durch sog »Schorbäume« vom Ufer entfernt gehalten, Sammlung Pawlik.

Abb. 19  : Monitor Körös mit Minenrechen, Sammlung Pawlik.

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Bei Kriegsausbruch auf dem Donaumonitor Körös

Abb. 20  : Die Donauflottille in Budapest auf der Fahrt nach Belgrad, Sammlung Pawlik.

Abb. 21: Monitorflotte auf der Donau, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

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Ein junger Mann entscheidet sich für die Marine

schung sei nicht groß gewesen, man hatte mit dem Einsatz auf der Donau gerechnet. Die Körös lief bereits einen Tag später, am 24.7.1914, mit der Donauflottille von Budapest in Richtung Belgrad aus.

3.3 Eintragungen in der Qualifikationsliste Die Eintragungen in Karl Wettsteins »Qualifikationsliste« – eine Art »Dienstzeugnis« durch den militärischen Vorgesetzten – lassen die Freude des jungen Marineoffiziers an seinem Beruf erahnen. Die Qualifikationslisten für 1914 bis 1917 geben seine dienstlichen Verwendungen mit »Manöver-, Navigations-, Radio- und Wachoffizier« an, ab 1916 wird er als »Kommandant des Geschützturmes« auf S.M.S. Temes II bzw Bosna geführt. Ua werden ihm »vorzügliche Kenntnisse der Donau und Save« und »große Geschicklichkeit im Schießen mit der 12 cm« Kanone L/40 attestiert. Er sei ein »vorzüglicher Schütze«, habe »sehr gute Kenntnisse in der Stromschifffahrt« und »manövriert sehr geschickt und ruhig«. Das »Benehmen vor dem Feind« wurde als »tapfer, ruhig, kaltblütig, unerschrocken« beschrieben. Erwähnt wird ua die »Rekognoszierung« (Erkundungsfahrt) der Savebrücke bei Belgrad »unter den schwierigsten Verhältnissen«. Manche dieser Eintragungen sind gleichsam Indizien für sein Leben nach der Marine  : Unter der Rubrik »Besondere Geschicklichkeiten« führt die Qualifikationsliste »Guter Zeichner« und »besonders technisch sehr begabt« an. Gerade diese Fähigkeiten sollten dem jungen Marineur später in Ägypten beim Entwurf und Bau seiner Transportschiffe zugutekommen. Auch als betagter Herr vermochte er sein Talent im Zeichnen und Malen zur Freude seiner Familie immer wieder unter Beweis zu stellen. Die »Qualifikationslisten« gingen auch auf persönliche Eigenschaften und den Charakter der Offiziere ein. Manche Beschreibungen und Qualifikationen der Offiziere mögen gerade in dieser Frage vielleicht häufig wiederholte Floskeln gewesen sein, manches aber wird wohl auch Rückschlüsse auf Charaktereigenschaften des Offiziers zugelassen haben. Die Donauflottille attestierte Karl Wettstein unter der Rubrik »Eigenschaften des Charakters, Geistes und Gemütes«, dass er den Untergebenen gegenüber »angemessen streng und wohlwollend« sei, sein Charakter »offen und ernst«, seine Persönlichkeit »sehr begabt und gesellig mit sehr guten Umgangsformen« sei. Ein »sehr pflichtgetreuer, sehr empfehlenswerter Seeoffizier«.

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Eintragungen in der Qualifikationsliste

Abb. 22  : Bordhund »Bummi« auf der Geschützkuppel. Abb. 23  : Fregattenleutnant Karl Wettstein mit »Bordmaskottchen«.

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Abb. 24  : Marinekarte, obere Donau von Újvidék bis Belgrad, Österreichisches Staatsarchiv.

4. »Ave Petar, monitori te salutant«

4.1 Die Donauflottille vor Belgrad Die Monitore waren in Serbien keine Unbekannten und schon oft der Stein öffentlichen Anstoßes gewesen  : Die Manöver der Flottille an der Donau in der Nähe von Belgrad führten schon lange vor Kriegsausbruch wiederholt zu serbischen Protesten.1 Vor allem die Nachtübungen der Donauflottille waren den Serben ein Dorn im Auge. Die serbischen Blätter forderten die Regierung auf, dem Ganzen ein Ende zu machen »da sonst das Volk selbst die Dreistigkeit der Monitore strafen werde.«2 Bereits 1912/1913 hatte Serbien in Belgrad und auf dem rechten Saveufer schwere

1 N.N., Die Übungen der Donauflottille. Serbische Proteste, Neues Wiener Journal Nr 5716 vom 19.9.1909, 15  ; vgl auch N.N., Unterredung mit einem Serben, Linzer Volksblatt Nr 234 vom 11.10.1908, 1. 2 N.N., Serbische Preßangriffe, Reichspost Nr 584 vom 17.12.1912, 3.

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»Ave Petar, monitori te salutant«

Batterien errichtet, die im Kriegsfall die Monitore beschießen und deren Einlaufen in die Save verhindern sollten.3 Am 23.7.1914 wurde die gesamte k. u. k. Donauflottille mobilisiert, also um acht Tage früher, als die allgemeine Mobilmachung aller österreichisch-ungarischen Streitkräfte erfolgte.4 Die Donauflottille war zu diesem Zeitpunkt in drei Gruppen eingeteilt  : Das Gros der Donaumonitore (Temes, Bodrog, Szamos und Körös) war am Tag der Kriegserklärung Österreichs an Serbien (28.7.1914) auf der Donau an der Reichsgrenze bei Semlin (Zemun) nördlich der Semliner Landspitze, verdeckt gegen die Sicht von Belgrad aus, versammelt. In Brod an der Save waren zwei Monitore älteren Typs (Maros und Leitha) und das Spitalschiff Traisen situiert, in der Patrouillenbootstation bei Pančevo in der Nähe der Mündung der Temesch in die Donau standen die Patrouillenboote d und g.5 Der Kommandant der 14. Infanteriebrigade, Oberst Emil von Baumgartner, setzte nach der Information über die Kriegserklärung am Abend des 28.7.1914 eine kurze Besprechung an, bei der die Vorhaben für den 29.7.1914 festgelegt wurden.6 Es sollten drei Monitore knapp nach Mitternacht auslaufen und die Sicherung der Savebrücke von Semlin nach Belgrad übernehmen. Das Weitere musste sich ergeben.7 Die Besprechung endete eine Stunde vor Mitternacht, Monitore und Patrouillenboote machten sich nun gefechtsbereit.8 Wie dieser Befehl vom Kommandanten der Flottille verstanden wurde, könnte fraglich sein  : Olaf Richard Wulff berichtet in seinem Standardwerk,9 es seien »befehlsgemäß die Befestigungsarbeiten am serbischen Brückenkopf der Zemun-Belgrader Eisenbahnbrücke und am Topčider, dann anschließend bei Tag die feindliche Radiostation und die Besatzung der unteren Festung Kalimegdan beschossen« worden. Ob er damit im Ergebnis einräumt, dass nur der Brückenkopf und der Topčider, eine südlich der Donau und östlich der Save gelegene Parkanlage im Belgrader Stadtteil Savski Venac,10 zu beschießen war, oder  3 N.N., Die österreichische Donauflottille, Salzburger Volksblatt Nr 168 vom 28.7.1914, 8.  4 Gogg, Kriegsmarine 19  ; Sondhaus, Naval Policy 246.   5 Zu den Positionen der Donauflottille am Tag der Kriegserklärung Wulff in Sokol 739  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 13, 31  ; Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 11  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 99  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 181  ; Schmidtke, Völkerringen 32  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 61  ; Kerchnawe in Ehrenbuch der Artillerie 272  ; Halpern, Naval History 262  ; Schauman/Schubert, Krieg 38  ; Prasky, Donaumonitoren 66  ; siehe auch O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19.  6 Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 146.  7 Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 146.  8 Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 146.   9 Die österreichisch-ungarische Donauflottille 32. 10 Https  ://de.wikipedia.org/wiki/Top%C4%8Dider (3.6.2018).

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Die Donauflottille vor Belgrad

Abb. 25  : August von Ramberg, Monitore vor Belgrad, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

ob auch die weiteren von ihm als »anschließend bei Tag« erwähnten Aktionen vom Befehl gedeckt waren, ist eine Frage der Interpretation dieses Satzes. Tatsache ist, dass sich der Beschuss der Monitore nicht auf den Brückenkopf beschränkte. Unter dem Kommando von Fregattenkapitän Friedrich Grund traten dem Befehl entsprechend die Monitore Temes, Bodrog und Szamos kurz nach 2 Uhr des 29.7.1914 zum ersten Mal im Krieg in Aktion und näherten sich auf der Donau talwärts kommend Belgrad. Noch bevor die Schiffe in Stellung waren, hatten die Serben begonnen, das erste Feld der Brücke Semlin-Belgrad auf Belgrader Seite der Save zu sprengen. Eine verteidigungsweise Aktion, da sie die Brücke nicht den österreichisch-ungarischen Streitkräften überlassen wollten.11 Die Schilderungen darüber, was dann geschah, gehen allerdings auseinander  : Die österreichischen amtlichen Mitteilungen bemühten sich, die Einhaltung des Völkerrechts durch die Artillerie, sowohl jener von Land als auch jener der Monitore, hervorzuheben, zumal nur auf die kämpfende serbische Truppe, nicht aber auf die offene Stadt Belgrad geschossen worden sei.12 »Kein Bombardement der offenen 11 Vgl Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 146. 12 ZB N.N., Der Krieg mit Serbien, Arbeiter Zeitung Nr 210 vom 1.8.1914, 3  ; N.N., Der Krieg mit Serbien, Böhmerwald Volksbote Nr 33 vom 2.8.1914, 2.

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»Ave Petar, monitori te salutant«

Abb. 26  : Österreichisch-ungarische Landbatterien und k. u. k. Donaumontore verhindern die völlige Zerstörung der Save-Brücke bei Belgrad durch die Serben, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Stadt Belgrad« titelte zB die Reichspost13 zu einer amtlichen Verlautbarung, nach der lediglich auf kämpfende Truppen geschossen worden sei, die sich einzelner Häuser als Feuerstellung bedienten. Ein Bericht vom Vortag sei von der Presse irrigerweise dahin ausgelegt worden, dass es sich um ein Bombardement der offenen Stadt gehandelt habe. Nach einem Augenzeugenbericht des Spezial-Korrespondenten des »Berliner Tagblattes« seien die schwarzen Festungsmauern des Kalimegdan zerschossen worden, jedoch die Stadt selbst vollkommen unversehrt geblieben.14 Die hier gezeigten Abbildungen der Zerstörungen sprechen allerdings eine andere Sprache, wobei festzuhalten ist, dass auch die gegenüber Belgrad in und um Semlin situierte Landartillerie auf Belgrad geschossen hat. Die Schüsse seien nicht ohne Anlass abgegeben worden  : In den amtlichen Mitteilungen wurde von einer »Antwort« auf die von den Serben begonnene Sprengung der Semlin-Belgrader Eisenbahnbrücke, 13 N.N., Kein Bombardement der offenen Stadt Belgrad, Reichspost Nr 359 vom 1.8.1914, 5  ; so auch N.N., Amtliche Mitteilungen vom Kriegsschauplatze. Die gestrigen Vortruppengefechte, Pester Lloyd Nr 181 vom 1.8.1914, 3. 14 N.N., Unsere Donaumonitore an der Arbeit. Die Stadt Belgrad geschont, die Festung in Trümmern, Die Neue Zeitung Nr 209 vom 1.8.1914, 2  ; N.N., Bombardement Belgrads, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 173 vom 1.8.1914, 2.

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Die Donauflottille vor Belgrad

Abb. 27  : Belgrad, alte Festung nach der Beschießung, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

die auf dem Berliner Kongress 1878 für neutral erklärt wurde, berichtet.15 Dabei seien die vier Steinpfeiler intakt geblieben und lediglich das erste Brückenfeld auf serbischer Seite sei eingestürzt.16 Die Brücke sei aber für die Infanterie passierbar geblieben.17 Überdies seien Schüsse auf serbische Stellungen in der Parkanlage Topčider und anschließend bei Tag auf die serbische Radiostation und auf die vor Belgrad liegende Festung Kalimegdan abgegeben worden.18 Nach Erzählungen von 15 Vgl N.N., Amtliche Mitteilungen vom Kriegsschauplatze, Pester Lloyd Nr 180 vom 31.07.1914, 1  ; N.N., Die Kämpfe um die Savebrücke, Neues Wiener Tagblatt Nr 209 vom 31.7.1914, 3  ; N.N., Die Beschießung Belgrads, Linzer Tages-Post Nr 166 vom 1.8.1914, 2  ; N.N., Die Beschießung Belgrads, Tages-Post Nr 166 vom 1.8.1914, 2 f  ; N.N., Der Krieg mit Serbien, Böhmerwald Volksbote Nr 33 vom 2.8.1914, 2  ; N.N., Der Kampf bei Semlin, Grazer Tagblatt Nr 194 vom 2.8.1914, 23. 16 Adam, Die Beschiessung von Belgrad, Der erste ausführliche Bericht (Schluß), Bukowinaer Nachrichten Nr 7196 vom 9.8.1914, 2. 17 N.N., Politische Wochenschau, Ybbser Zeitung Nr 32 vom 9.8.1914, 2. 18 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 14  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 32  ; ­Winterhalder, Kriegsmarine 50 f  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 100  ; derselbe, Die öster­ reichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 181  ; Sokol, Johannes von Liechtenstein 94  ; Prasky, Donaumonitoren 67  ; Fryer, Royal Navy 1 f  ; Halpern, Naval History 261  ; Sondhaus, Naval Policy 246  ; Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 146 f  ; Kubalek, S.M.S. Bodrog – die ersten Schüsse auf Belgrad. Ein Glasplattennegativ erzählt, Österreich Maritim 2014, 21  ; vgl auch Hamann, Weltkrieg 89  ;

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»Ave Petar, monitori te salutant«

Karl Wettstein begleiteten die Offiziere der Monitore den Beschuss des Kalimegdan mit dem Ruf der römischen Gladiatoren vor ihrem Kampf in der Arena,19 in Abwandlung auf die Monitore und den serbischen König Petar  : »Ave Petar, monitori te salutant«.20 Der serbische König Petar hielt sich zu diesem Zeitpunkt freilich nicht mehr in Belgrad auf. In der österreichischen Presse fanden die Aktionen der Monitore vor Belgrad reichen und meist beifälligen Widerhall.21 Nach einer amtlich genehmigten Veröffentlichung sei zunächst von der Belgrader Festung aus das Schleppschiff Inn beschossen worden, worauf der Donaumonitor Temes herangesteuert sei und das Feuer gegen serbische Stellungen eröffnet habe.22 Wiederum andere Meldungen23 berichteten von einem nach längerer Ruhe in der Nacht beginnenden Maschinengewehrfeuer von der Belgrader Seite, worauf die Monitore die Stadt beschossen hätten. Erste Berichte über eine Einnahme von Belgrad mussten allerdings sehr bald dementiert werden.24 Freilich  : Nicht nur nach serbischen Berichten wurde mehr oder weniger ungezielt auf das verdunkelte Belgrad geschossen.25 Der Sonderberichterstatter des »Daily Chronicle« in Semlin telegraphierte über den Beschuss dreier Monitore seinem Blatt,26 dass diese auf der österreichischen Seite des Zusammenflusses zwischen der Donau und Save Aufstellung genommen hätten und ihre Geschütze gegen die Kasernen von Belgrad richteten. Dabei seien aber keine besonderen Versuche gemacht worden, die anderen Gebäude der Hauptstadt zu schonen, denn man habe weiters Adam, Die Beschiessung von Belgrad. Der erste ausführliche Bericht, Bukowinaer Nachrichten Nr 7194 vom 7.8.1914, 2  ; Schulz, Die Donau als Kriegsstraße, Salzburger Wacht Nr 264 vom 20.11.1914, 3. 19 »Ave Caesar, morituri te salutant«  : »Heil dir, Caesar, die Todgeweihten grüßen dich!« 20 Erzählung von Karl Wettstein dem Verfasser gegenüber  ; vgl auch Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 32  ; Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 146 f. 21 Vgl nur N.N., Sprengung der Brücke zwischen Belgrad und Semlin, Neue Freie Presse Nr 17933 vom 29.07.1914, 1  ; N.N., Der Kampf um Belgrad, Mährisch-Schlesische Presse Nr 63 vom 8.8.1914, 7  ; N.N., Beschießung der Festung Belgrad, Wiener Bilder Nr 33 vom 16.8.1914, 11 (mit Aufnahme des Monitors Körös auf Seite 12)  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. 22 N.N., Der Krieg mit Serbien, Arbeiter Zeitung Nr 210 vom 1.8.1914, 3  ; N.N., Die ersten Kämpfe vor Belgrad, Grazer Tagblatt Nr 194 vom 2.8.1914, 4. 23 N.N., Der Krieg, Neues Wiener Tagblatt Nr 209 vom 31.7.1914, 2. 24 So etwa N.N., Falsche Nachrichten über die Einnahme Belgrads, Pester Lloyd Nr 179 vom 30.07.1914, 2. 25 Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg, weist in FN 337 darauf hin, dass der zeitweilige Kommandant der Donauflottille und Autor Olaf Richard Wulff den 29.07.1914 in seiner Geschichte übergehe. Dies trifft teilweise zu  : Wulff erwähnt die Vorkommnisse des 29.7.1914 disloziert in seinem Buch »Österreich-Ungarns Donauflottille in den Kriegsjahren 1914–1916« (1918) auf Seite 50 oben, aber erstaunlicherweise nicht bei den Ereignissen auf der Save Seite 17, und in seinem 1934 erschienen Buch »Die österreichischungarische Donauflottille im Weltkriege 1914–18« (ebenso disloziert) auf Seite 32 oben (hier aber ohne Datumsangabe im Text), und überhaupt nicht auf Seite 17 bei den Ereignissen auf der Save. 26 N.N., Die Beschießung von Belgrad, Deutsches Volksblatt Nr 9184 vom 31.7.1914, 2.

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Die Donauflottille vor Belgrad

Abb. 28–30  : Belgrad, nach der Beschießung, 1914.

vom österreichischen Ufer aus deutlich sehen können, wie überall in Belgrad die Geschosse einschlugen und es an mehreren Stellen in Belgrad zu brennen begonnen habe. Ein Kriegsberichterstatter schrieb, dass die Geschütze der Monitore tagsüber und auch nachts ununterbrochen gedonnert hätten, man habe vom Saveufer aus sehen können, wie große Gebäude und starke Mauern eingestürzt seien, der Beschuss habe in Belgrad Panik verursacht.27 Rauchensteiner schreibt in seinem Werk über den Ersten Weltkrieg, dass mehr oder weniger ungezielt gegen die verdunkelte serbische Hauptstadt Granaten abgefeuert wurden, irgendwohin Richtung Südosten, so als ob nur einmal ein paar Artilleriegeschosse einschlagen sollten.28 Auch nach außen hin, etwa für die Wiener Kriegspolitik und die russischen Reaktionen, war diese Aktion der Donauflottille eine »Beschießung Belgrads«.29

27 Baer, Der Völkerkrieg III (1917) 17. 28 Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 147. 29 Vgl etwa Kronenbitter, »Krieg im Frieden« 497 f.

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»Ave Petar, monitori te salutant«

Nicht geklärt ist, von welchem der drei Schiffe die ersten Schüsse abgegeben wurden, höchstwahrscheinlich aber vom Monitor Bodrog.30 Dass angeblich sogar die nationale Zusammensetzung der Besatzungen auf den Monitoren eine eigenartige, heute nicht mehr nachvollziehbare Rolle gespielt habe, berichtete die Neue Freie Presse  :31 »Damit die Kroaten auch zu ihrem Rechte kommen« hieß es, feuerte ein kroatischer Geschützvormeister den ersten Schuss ab. Freilich, insgesamt bleibt der Beschuss Belgrads im Juli 1914, vor allem die Kriterien der Auswahl der Ziele, im Dunkeln. Vor dem Hintergrund des Befehls Oberst Baumgartners, die Eisenbahnbrücke Semlin-Belgrad »zu sichern«, bleibt dieser Angriff militärisch fragwürdig und offensichtlich überschießend.

4.2 Der Dampfer Alkotmány wird beschossen Am 30.7.1914 fuhr der Dampfer Alkotmány, bestückt mit einem Minenfanggeschirr, in die Save ein. Er führte einen Konvoi von vier Dampfern mit angehängten Schleppen an. Es sollten Nachschubgüter und Brückenpontons zur Save-Armee transportiert werden.32 Als sich das Schiff der Brücke näherte wurde es mit einem Hagel an Geschoßen aus Gewehren und Maschinengewehren empfangen.33 Der ungeschützt auf der Kommandobrücke stehende Kapitän Karl Ebeling und der erste Steuermann Michael Gramsperger fielen sofort den Schüssen vom serbischen Ufer zum Opfer, weitere Besatzungsmitglieder wurden schwer verwundet.34 Daraufhin wurde das Feuer von österreichischen Truppen, Batterien und auch von den Monitoren erwidert.35 Dem 2. Steuermann Ignaz Koczor und dem Matrosen Matteo Banic – beide auch ernsthaft verwundet – gelang es mit letzten Kräften, den Dampfer an das österreichische Ufer zu wenden und nach Semlin in Sicherheit zu steuern.36 Diese Aktion wurde mit der silbernen Tapferkeitsmedaille erster Klasse anerkannt. Prasky hat zu diesen ersten Todesopfern unter den im Dienste der Heeresverwaltung stehenden Angestellten der I. k.k. privilegierten Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft darauf hingewiesen, dass der Stab offensichtlich falsche Vorstellungen von der Flusskriegs30 Prasky, Relikte aus unserer Vergangenheit. Donaumonitor Bodrog, Österreich Maritim 2015, 17  ; vgl auch Adelt, Die »fliegenden Teufel«, Die Neue Zeitung Nr 330 vom 30.11.1914, 2  ; Kubalek, S.M.S. Bodrog – die ersten Schüsse auf Belgrad. Ein Glasplattennegativ erzählt, Österreich Maritim 2014, 21. 31 N.N., Die Sprengung der Brücke zwischen Belgrad und Semlin. Begeisterte Aufnahme der Kriegserklärung auf den Monitoren, Neue Freie Presse Nr 17934 vom 30.07.1914, 2. 32 Prasky, Donaumonitoren 67. 33 Prasky, Donaumonitoren 67. 34 Kerchnawe in Ehrenbuch unserer Artillerie 273  ; Prasky, Donaumonitoren 67. 35 Kerchnawe in Ehrenbuch unserer Artillerie 274. 36 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 32  ; Prasky, Donaumonitoren 67.

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Der Dampfer Alkotmány wird beschossen

Abb. 31  : Donaumonitor Körös mit Fregattenleutnant Alfred Renger, Fregattenleutnant Karl Wettstein, Linienschiffsleutnant Josef Meusburger und Marineartillerieingenieur Wladimir Haak (von links).

führung hatte  : Einen Panzerschutz für die frei stehenden Geschützbedienungen hielt man offensichtlich nicht für erforderlich.37 Wie die Aktionen der Monitore in Serbien eingeschätzt wurden, geht aus einer im Verlag »Straže« erschienenen Flugschrift »Monitor in Wort und Bild«, die nach der Eroberung von Belgrad aufgefunden wurde,38 eindrucksvoll hervor  :39 Der österreichisch-serbische Krieg fing zwischen dem 15. und 16. Juli 1914, 11 Uhr nachts (serbischer Kalender), und zwar aus Geschützen der Monitoren der österreichischen Donau­flottille an, deren Schüsse Ansiedlungen Belgrads trafen. Das kleine Zeug haben wir am Anfange des Krieges ausgelacht und damit Witze getrieben. Aber bald haben wir eingesehen, daß uns der Monitor mit seinem Zynismus und seiner frechen Haltung empfindlichen Schaden zufügte. Während des ganzen Krieges stört er unseren Handel und unsere ruhige Arbeit. Wenn man über die Straße oder in ein Kaffeehaus geht, sieht man immer zwei oder drei Leute beisammenstehen, die über das obligate Thema ›Monitor‹ sprechen. Wo immer auch gesprochen wird, kann der Zuhörer verschiedene Versionen über die Monitoren hören. Einige sagen, es gebe deren 20, andere behaupten, es seien bereits 22 Monitoren gesunken und daß noch 10 bestehen. Darüber gerieten selbst die besten Freunde in Streit. Die Aufmerksamkeit wurde nicht weniger auch bei den Bewohnern des Landesinneren angefacht, die von den Monitoren nur aus den märchenhaften Erzählungen 37 Prasky, Donaumonitoren 67. 38 Martiny, Bilddokumente2 30. 39 Zitiert nach Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 50.

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»Ave Petar, monitori te salutant«

der Flüchtlinge erfahren. Letztere sagen, daß die Monitoren wie Schwäne auftauchen, und dort erscheinen, wo man sie am wenigsten erwartet. Wenn sie an die Oberfläche kommen, dann vernichten, zerstören, morden und töten sie, was immer sie auch sehen. Es ist kein Wunder, daß sich so viele aus dem Landesinneren dafür interessieren, aber es ist kaum glaublich, daß neun Zehntel der Belgrader während der ganzen Kriegszeit nicht einmal von weitem das Wunder gesehen haben und noch weniger dessen innere Einrichtung und Armierung kennen.

Der Bericht einer Zeitung, nach dem sich die Offiziere der Monitore jeden Morgen nach der Beschießung des Kalimegdan das Zeitunglesen und ihr obligates Gabelfrühstück im Cafe »Venezia« in Semlin nicht entgehen ließen,40 schildert die Situation vor Belgrad wohl etwas zu entspannt. Manche Einheiten hatten mit der serbischen Gegenwehr alle Hände voll zu tun. Am 4.8.1914 feuerten serbische Geschütze auf den Monitor Körös (Kommandant Linienschiffsleutnant Josef Meusburger) eine Kanonade ab  : Der kampferprobte Monitor hatte sich dem feindlichen Ufer auf 1.800 m genähert, um die serbische Artillerie zum Verraten ihrer Positionen zu veranlassen. Dieses Vorhaben war auch teilweise gelungen,41 das Schiff wurde nun aber von einer Schnellfeuerbatterie aus den Belgrader Festungswerken mit sechs Volltreffern und mehreren Schrappnells eingedeckt, doch kam die Besatzung ohne Schaden davon.42

4.3 Monitore zum Schutz der Zivilbevölkerung Im September 1914 war auch die Zivilbevölkerung mehrmals konkret bedroht  : In der Nacht vom 7. auf den 8.9.1914 versuchten serbische Truppen bei Semlin den Übergang, der aber durch wirksame Beschießung des Brückenkopfes durch die Monitore Temes (Linienschiffsleutnant Johann Vok-Collins), Szamos (Linienschiffsleutnant Eduard Kankovszky) und Bodrog (Linienschiffsleutnant Paul Ekl) erfolgreich abgewehrt werden konnte.43 Trotz des serbischen Rückzugs bedrohten auch Freischärlerbanden die friedliche Bevölkerung.44 Diese floh in Scharen vor den als

40 N.N., Aus dem Kriegspressequartier, Grazer Volksblatt Nr 627 vom 23.11.1914, 1. 41 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 33. 42 Kuffner, Die Kriegsereignisse, Feldblatt Nr IX vom 6.8.1914, 2  ; N.N., Österreichische Land-Zeitung Nr 33 vom 15.8.1914, 2  ; N.N., Der Artilleriekampf bei Belgrad (Linzer) Tages-Post Nr 172 vom 7.8.1914, 2  ; vgl auch die Schilderung von Frobenius, Vor Belgrad, Die Neue Zeitung Nr 322 vom 22.11.1914, 3. 43 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 34  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 183. 44 Wulff, Donauflottille 55.

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Monitore zum Schutz der Zivilbevölkerung

Abb. 32  : Postkarte von Karl Wettstein an seinen Bruder Fritz, September 1914. Abb. 33  : Banovce 1914, nordwestlich von Belgrad an der Donau, heute Novi Banovci.

äußerst brutal bekannten sog »Komitadschibanden«45 auf Dampfer mit Schleppen, die zu Überschiffungszwecken bereit standen.46 Die Donauflottille unterstützte wirksam diese Flucht der Zivilbevölkerung und begleitete schützend die Dampffähren mit den Flüchtlingen stromaufwärts nach Banovce.47 Diese Aktion ging aber offensichtlich nicht ohne Gefecht und Beschädigungen des Monitors Körös über die Bühne  : Fregattenleutnant Karl Wettstein schreibt am 20.09.1914 an seinen Bruder Fritz Wettstein  :

45 Wulff, Donauflottille 55. 46 Wulff, Donauflottille 55. 47 Wulff, Donauflottille 54, 59.

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»Ave Petar, monitori te salutant«

Abb. 34  : Monitor Körös in Reparatur im Dock in Budapest, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Abb. 35  : Fregattenleutnant Alfred Renger und Fregattenleutnant Karl Wettstein, 1915.

Bin hier in Budapest in Reparatur. Wir waren am 12. wieder bei Banovce48 im Gefecht und haben die Serben hinausgehaut.49

Infolge des kurzfristig notwendig gewordenen Abzugs österreichisch-ungarischer Truppen an die russische Front war ein Truppenübergang an der Donau nicht mehr möglich. Es gelang serbischen Einheiten, die Save zu überschreiten und mit dem Bau einer Floßbrücke über die Save für die Heranführung weiterer Verstärkungen

48 Donauaufwärts von Zemun (Semlin), Serbien. 49 Zu den Gefechten der Donauflottille im September 1914 siehe näher Wulff, Donauflottille 54  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 19 f.

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Monitore zum Schutz der Zivilbevölkerung

zu beginnen. Nun war plötzlich vor Belgrad die Stadt Semlin bedroht.50 Für die Vorbereitungen des bei Schabatz (Šabac) geplanten Angriffs der Gruppe des Feldmarschalleutnants von Lütgendorf und eines kombinierten Korps unter Feldmarschalleutnant Alfred Krauß bedeutete der drohende serbische Einfall eine nicht unbedeutende Gefahr.51 Am 10.9.1914 wurde daher die Alte Eisenbahnbrücke von Semlin nach Belgrad auf österreichischer Seite gesprengt.52 Die österreichisch-ungarischen Truppen mussten kurzfristig nach der Einnahme von Belgrad Anfang Dezember 1914 die Stadt aufgrund einer serbischen Gegenoffensive wieder räumen. Seit damals war eine der Hauptaufgaben der Donauflottille, Bewegungen an der Donau zu beobachten und insbesondere die Verminung des Flusses zu verhindern.

50 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 357. 51 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 357. 52 Wulff, Donauflottille 53  ; Prasky, Donaumonitoren 69  ; vgl auch Thorpe, Donau 209  ; diese Brücke wurde nach dem Krieg kurzfristig durch ein Provisorium wieder ersetzt  : N.N. in Donaukommission (Hg.), Jugoslawien 6  ; siehe auch das Bild in Margitay-Becht, Tank a Dunán 231.

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5. Tag und Nacht unter Feuer

Schon in den ersten Monaten des Weltkriegs entwickelte sich die Donauflottille zu einem entscheidenden Glied im Gefüge der Südarmee.1 Ihre vorwiegende Verwendung sollte sich immer mehr zu einer artilleristischen Unterstützung der Landstreitkräfte entwickeln.2 Die Monitore hatten mehrere Volltreffer aus schweren Geschützen erlitten, blieben aber voll manövrierfähig und setzten von Banovce aus die Bergfahrt bis Schabatz (Šabac) fort, wo sich der Schiffsverband bei Klenak mit der seit 30.7.1914 fast täglich im Kampf mit serbischen Geschützen stehenden SaveMonitorgruppe (Maros, Leitha und Patrouillenboot h) zu deren Entlastung vereinigten.3 Die Monitore waren jetzt in operativer Hinsicht dem II. Armeekommando unterstellt, das die jeweils umkämpften Flussabschnitte für ihren Einsatz bestimmte. Die im Feuer stehenden Landtruppen legten größten Wert auf die Unterstützung der Flottille  : Verschiedenste Truppenverbände ersuchten oft gleichzeitig um Hilfestellung, sodass die Monitorkommandanten im Einzelfall entscheiden mussten, wo ihre Unterstützung am wirksamsten geleistet werden konnte.4 Sie griffen daher häufig in den offen ausgebrochenen Kampf zwischen den k. u. k. Landtruppen und den serbischen Verbänden ein. Die Save-Monitorgruppe stand bei der Sicherung der an das Saveufer lehnenden eigenen Truppen täglich, oft auch nach Einbruch der Dunkelheit, unter ständigem serbischem Beschuss.5 Am 7.8.1914 wurde ein Schusswechsel zwischen einem Patrouillenboot der Donauflottille und serbischen Kräften nahe der Drinamündung gemeldet, nachdem angeblich ein »tollkühner Unteroffizier« des Patrouillenboots mit 3 kg Ekrasit an Land geschwommen war und dieses bei einem Brückenkopf zur Explosion gebracht hatte.6 1 Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 100. 2 Halpern, Naval History 262. 3 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 359  ; Prasky, Donaumonitoren 74  ; vgl auch O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. 4 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 17 f. 5 Zu dieser bedrängten Situation an der Save siehe die Abendrapporte der Savemonitorgruppe (Linienschiffsleutnant Karl Rodinis) vom 13., 14.,16. und 17.8.1914, KA 1914, VIII-1/1, 4338, 4460/OK, Karton 368  ; Bericht von Linienschiffsleutnant Gregor Markó in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflot­ tille 41, weiters auch 25  ; Wulff, Donauflottille 62  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 100  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 99  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19  ; vgl auch Adelt, Die »fliegenden Teufel«, Die Neue Zeitung Nr 330 vom 30.11.1914, 2. 6 N.N., Ein englischer Kreuzer gesunken, Bukowinaer Post vom 9.8.1914, 1  ; N.N., Der europäische Krieg, Bregenzer/Vorarlberger Tagblatt Nr 184 vom 14.8.1914, 1.

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Tag und Nacht unter Feuer

Abb. 36–37  : Landheer an der Save, 1914.

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Tag und Nacht unter Feuer

Abb. 38  : Monitore auf der Save, 1914.

Am 12.8.1914 kam es zu einem massiven Artilleriekampf bei Schabatz (Šabac) an der Save. Die beiden Monitore Maros und Leitha unterstützten durch Geschützfeuer die an Land operierende Infanterie bei der Besetzung der Drenovac-Insel und bei der Erstürmung von Schabatz, indem sie die stromabwärts liegenden Höhen von Mišar unter Feuer nahmen. Diese Artilleriegefechte dauerten bis zum 23.8.1914.7 Die Hauptlast der – wegen des geringen Wasserstandes der Save erschwerten – Kämpfe der ersten Wochen hatten die uralten Monitore der Save-Gruppe Maros (Linienschiffsleutnant Karl Rodinis) und Leitha (Linienschiffsleutnant Karl Topil) zu tragen, die schon 36 Jahre zuvor den Übergang der k. u. k. Truppen über die Save an fast derselben Stelle gedeckt hatten.8 Sie kämpften wacker den vorrückenden k. u. k. Truppen der 7. Infanteriedivision den Weg frei und, als am 24.8.1914 Schabatz wieder geräumt werden musste, deckten sie Rückzug und Rücküberschiffung der österreichisch-ungarischen Truppen, indem sie das Feuer der präzisen serbischen Batterien auf sich zogen.9 Wiederholt im Feuer stand bei Schabatz auch das Spital7 Wulff, Donauflottille 21  ; Prasky, Donaumonitoren 68  ; vgl auch Abendrapporte der Savemonitorgruppe (Linienschiffsleutnant Karl Rodinis) vom 13., 14., 16. und 17.8.1914, KA 1914, VIII-1/1, 4338, 4460/OK, Karton 368  ; Kerchnawe in Ehrenbuch unserer Artillerie 277. 8 O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19  ; vgl auch Winterhalder, Kriegsmarine 51. 9 Reden, Die Donaumonitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 325 vom 24.11.1914, 8  ; Steinrück, Die österrei-

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Tag und Nacht unter Feuer

Abb. 39  : Monitor Maros während eines Gefechts bei Schabatz (Šabac), August 1914, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

schiff Traisen mit der freiwilligen Pflegerin Amelia Rodinis an Bord (näher zu ihr unten 12). Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht Wunder, dass die Monitore sehr rasch bei den Landtruppen beliebt geworden waren und von allen Seiten Ansuchen um ihre Unterstützung kamen.10 Am 15. und 16.8.1914 beschossen die Monitore das Fabriksviertel Belgrads, im Speziellen das dort befindliche Schlachthaus.11 Nach einigen Schüssen musste der Monitor Körös wegen Havarien am achteren Turmgeschütz das Feuer infolge starker

chisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 12  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 182  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. 10 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 12. 11 Bericht des Linienschiffsleutnants Eduard Kankovszky (Monitor Szamos) vom 15.8.1914, KA 1914, VIII1/1, 4402/OK, Karton 368  ; Bericht des Donauflottillenkommandos vom 16.8.1914, KA 1914, VIII-1/1, 4402/OK, Karton 368.

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Tag und Nacht unter Feuer

Gasausströmung – eine Stichflamme war bis zur Turmtüre gelangt – einstellen und zum Ankerplatz zurückkehren.12 Alle Operationen der Flottille waren im Herbst 1914 von einem natürlichen Hindernis bedroht  : dem außergewöhnlich niedrigen Wasserstand der Save. Aus diesem Grund konnte die Savestrecke zwischen Rača und Kupinovo von den k. u. k. Schiffen nicht mehr gesichert werden. Die Serben nutzten diese Situation und gingen in diesem Abschnitt ohne Behinderung durch die Flottille mit Kriegsbrücken über die Save, konnten aber durch die 29. Infanteriedivision wieder auf das rechte Saveufer zurückgedrängt werden.13 Im September 1914 wurde aus diesem Grund Fregattenleutnant Freiherr von Doblhoff mit einem Flussingenieur und zwei Furtlotsen in zwei Motorbooten entsendet und mit dem »Ausstecken« der Račafurt und dem Bezeichnen der neuen Sandbänke beauftragt.14 Die darauf folgende Passage der Monitore gelang allerdings nicht ganz ohne Grundberührung.15

12 Bericht des Donauflottillenkommandos vom 16.8.1914, KA 1914, VIII-1/1, 4402/OK, Karton 368. 13 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 19. 14 Siehe Bericht Linienschiffsleutnant Karl Rodinis vom 6.10.1914, KA 1914, VIII-1/1, 5693/OK, Karton 368. 15 Bericht Linienschiffsleutnant Karl Rodinis vom 6.10.1914, KA 1914, VIII-1/1, 5693/OK, Karton 368.

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6. Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

6.1 Die Gründe für den Durchbruch Anfang September 1914 begannen die Serben entlang einer etwa 130 km langen Linie ihrer Nordgrenze eine Offensive über Donau und Save gegen das Banat und Syrmien durch einen an fünf Stellen gleichzeitig bewirkten Übergang, im Osten bei Pančevo über die Donau, im Westen bei Belgrad, Zabrez, Skela über die Save, schwerpunktmäßig noch weiter nordwestlich bei Syrmisch-Mitrowitz (Sremska Mitrovica).1 Plötzlich waren nun Donau und Save zur Front an der Grenze zu einem Kriegsgegner geworden. Die überstürzt an die russische Front abkommandierten, zunächst für den serbischen Kriegsschauplatz vorgesehenen Truppen ließen der Donauflottille die Beherrschung der Donau/Theiß-Grenze allein über, was nicht nur ein schwer lösbares Problem, sondern zu einer wörtlich zu nehmenden Feuerprobe wurde.2 Dabei kam den Donaustreitkräften in erster Linie die Aufgabe zu, den serbischen Gegner durch Einzelaktionen an der Donau zu binden und ihm möglichst viel Schaden zuzufügen.3 Noch am 22.9.1914 um 16  :15 Uhr überbrachte ein Offizier der Donauflottille als Parlamentär auf dem Patrouillenboot b eine Proklamation des Generalmajors Ferdinand von Goglia nach Belgrad, um den Festungskommandanten zur Übergabe der Stadt zu bewegen  : Dies wurde abgelehnt und die Stadt Semlin (Zemun) sowie die Monitore Temes und Bodrog von der Belgrader Festung Kalimegdan aus mit Granaten beschossen, wobei diese das Feuer zunächst nicht erwiderten.4 Nach einem Telegramm des Donauflottillenkommandos wurde allerdings um 17  :30 Uhr der Monitor Szamos zur Erwiderung »detachiert« (entsendet).5 Um 19  :10 Uhr begann dann das Bombardement der feindlichen Stellungen unter Mitwirkung der Donauflottille.6

1 Reden, Die Operationen der Save-Flottille, Prager Tagblatt Nr 328 vom 28.11.1914, 2. 2 Reden, Über die Verwendung unserer Donaumonitore, Innsbrucker Nachrichten Nr 390 vom 25.11.1914, 3. 3 Schmidtke, Völkerringen 33. 4 Telegramm des Donauflottillenkommandos vom 22.9.1914, KA 1914, VIII-1/1, 5268/OK, Karton 368  ; Schulz, Die Donau als Kriegsstraße, Salzburger Wacht Nr 264 vom 20.11.1914, 3  ; Wulff, Donauflottille 58. 5 Telegramm des Donauflottillenkommandos vom 22.9.1914, KA 1914, VIII-1/1, 5248/OK, Karton 368. 6 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 39.

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Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

Mittlerweile war es den Serben aber südwestlich von Belgrad gelungen, die Save zu überschreiten und neuerlich Semlin zu bedrohen.7 Wiederum war die Bevölkerung angesichts der Bedrohung durch Komitadschibanden und wilde Gerüchte in Panik versetzt und floh in Scharen auf die der Heeresverwaltung gehörigen Dampffähren.8 Die Donauflottille griff helfend ein und begleitete die Dampffähren sicher mit den Flüchtlingen auf der Donau neuerlich nach Banovce.9 Diese gefährliche Entwicklung war der Grund für den vom Armeegruppenkommando Syrmien-Banat am 28.9.1914 an die Donauflottille ergangenen Befehl, den Weiterbau einer südwestlich von Belgrad von den Serben begonnenen Floßbrücke zu verhindern oder zumindest zu stören und die Angriffshandlungen der eigenen Truppen gegen den Brückenkopf durch das Feuer der Monitore zu unterstützen.10 Damit verschob sich nun der Schwerpunkt des Einsatzes der ganzen Donauflottille an die Save, weil die hier zuständige Save-Monitorgruppe für die zu erwartenden Kämpfe dringend Verstärkung durch Monitore an der Donau benötigte.11

6.2 Einfahrt in die verminte Save Am 28.9.1914 ließ der interimistische Kommandant der Donauflottille, Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff, gegen 18.30 Uhr von Banovce aus die unter dem Namen »Durchbruch bei Belgrad« bekannt gewordene waghalsige Aktion der Monitore beginnen. Die Monitore Temes, Körös, das Patrouillenboot b und der Minenräumer Andor sollten unmittelbar vor Belgrad von der Donau in die Save einfahren.12 Diese Aktion wurde in ihrer Durchführbarkeit anfänglich bezweifelt. Karl Wettstein nennt sie in seinem Manuskript »Durchbruch des Donauflottillenkommandos bei Belgrad«, wohl im Hinblick darauf, dass der provisorische Flottillenkommandant Wulff persönlich auf Temes die Führung des Konvois übernommen hatte. Wulff hatte die Aktion so geplant, dass die Schiffe im Kielwasser des unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Hermann Bublay stehenden Minenräumers Andor, der mit ausgefahrenem Minen-Fanggeschirr voranfuhr, in die Savemündung vor Belgrad einbiegen sollten.13 Mit Ausfällen wurde von Anfang an gerechnet  : Der hinterher  7 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 357.  8 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 40.  9 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 40. 10 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 358  ; Halpern, Naval History 263. 11 Hiezu und zu den strategischen Hintergründen näher Reden, Die Operationen der Save-Flottille, Prager Tagblatt Nr 328 vom 28.11.1914, 2 f. 12 Ausführlich Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 40 ff. 13 Zu den Vorbereitungen vgl auch Telegramm der Donauflottille vom 24.9.1914, KA 1914, VIII-1/1, 5285/ OK, Karton 368.

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Einfahrt in die verminte Save

Abb. 40  : Donaumonitor Temes in Fahrt, dahinter das Schwesterschiff Bodrog, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Abb. 41  : Monitor Maros mit Minenschutzvorrichtung, Jänner 1915, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

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Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

fahrende Monitor Szamos war denn auch dazu bestimmt, die Besatzung der Andor zu retten, sollte der Dampfer auf eine Mine auffahren.14 Das Vorhaben war hochriskant, stand doch die Savemündung im direkten Schussfeld der bei Belgrad und auf den umliegenden Höhen situierten schweren serbischen Geschütze und Feldkanonenbatterien, den allernächsten Gegnern der Monitore.15 Überdies dominierte fast überall das serbische Ufer jenes von Österreich-Ungarn, sodass die Monitore die geschickt maskierten Geschützstellungen auch von ihrem Krähennest aus nicht einsehen konnten  : Dies bedeutete freilich schweres Feuer des Gegners auf kürzeste Distanz.16 Die Serben hatten überdies gegenüber Belgrad bei Semlin am anderen Ende der Eisenbahnbrücke einen riesigen Scheinwerfer eingerichtet, dessen Lichtgarbe den Strom über mehrere Kilometer so ausleuchtete, dass man noch Zeitung lesen konnte.17 Ein unbemerktes Einfahren in die Save war also von vornherein unmöglich. Um 18  :30 Uhr setzte sich der Schiffszug von Banovce aus in Bewegung. Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff, von dem der Ausspruch stammt, dass »die großen Ereignisse immer unerwartet kommen«,18 wollte an diesem Tag allerdings nichts dem Zufall überlassen und hatte alles bis ins Letzte geplant  : Nach Einbruch der Dunkelheit übernahm er mit dem Monitor Temes die Führung der in die Save einfahrenden Schiffe  : Bildhaft schilderte ein Artikel in der »Reichspost«19 die Spannung vor dem Durchbruch  : Nacht über der Donau. Septembernebel geistern in den Uferbüschen, auf die bewegte Flut gießt der Mond ein zitterndes, milchiges Licht aus. Abenteuerlich wie das Gespensterschiff des Holländers, laut- und rauchlos gleiten die Monitore eines Teiles unserer Donauflottille uferentlang, geführt von Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff, der einen ebenso kühnen wie gefahrvollen Plan auszuführen sich anschickt  : Den jähen Einbruch der Flottille in die Save. Es gilt, die neuen Offensivbewegungen unserer Truppen von hier aus zu unterstützen.

Nun erlebte Karl Wettstein auf dem unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Gregor Markó stehenden Monitor Körös20 seine Feuertaufe  : Die ­Gefechtsgruppe fuhr direkt in heftigstes serbisches Gewehr- und Artilleriefeuer vom Belgrader Festungs14 Siehe Bericht Wulff in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; Prasky, Donaumonitoren 72. 15 Halpern, Naval History 262  ; vgl Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 58. 16 Reden, Die Donaumonitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 325 vom 24.11.1914, 9  ; N.N., Die Donaumonitore, Deutsches Nordmährerblatt Nr 163 vom 3.12.1914, 4. 17 Vgl Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; Reden, Die Donaumonitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 325 vom 24.11.1914, 9  ; N.N., Eroberung von Belgrad 28. 18 Brief der Witwe Olaf Richard Wulffs vom 24.8.1955 an Karl Wettstein. 19 N.N., Die Temes, der Serbenschreck an der Save. Aus der Kriegsgeschichte unserer Donaumonitore, Reichspost Nr 506 vom 27.10.1915, 10. 20 Vgl dazu Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368.

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Feuer auf die Eisenbahnbrücke

werk Kalimegdan. Die Mündung der Save in die Donau und noch höher hinauf war durch serbische Minen gesperrt. Mit Volldampf ging es durch die Minensperre in den Savearm nördlich der Zigeunerinsel und hin zur Floßbrücke im Südwesten vor Belgrad.21 Das schwere serbische Feuer wurde von den Monitoren zunächst nicht erwidert, um die eigene Position nicht durch das Mündungsfeuer zu markieren.22 Für den Gegner waren aber die Umrisse der Monitoren erkennbar. Der Kommandant Olaf Richard Wulff schilderte später einem Kriegsberichterstatter, beim Erscheinen der Donauflottille seien alle Festungsgeschütze Belgrads voll in Tätigkeit getreten, ebenso seien die auf den umliegenden Höhen eingegrabenen Batterien auf die k. u. k. Monitore gerichtet gewesen.23

6.3 Feuer auf die Eisenbahnbrücke Die waghalsige Aktion sollte tatsächlich gelingen  : Kurz vor 20 Uhr ließ Wulff Feuer aus allen Rohren der Monitore gegen die Eisenbahnbrücke Zemun-Belgrad und deren Brückenköpfe am serbischen Ufer eröffnen. Die im Bau befindliche Brücke wie auch alle Überschiffungsmittel der Serben im slawonischen Savearm bei der Zigeunerinsel wurden zerstört.24 Der Übergang der Serben über die Donau bei Belgrad war durch diese Aktion der Monitore vereitelt worden.25 Die Temes erhielt mehrere Treffer, darunter einen 12-cm-Volltreffer im Aufbau. Auf diesem Monitor waren ein Toter, zwei Schwerverletzte und sieben Leichtverwundete zu beklagen.26 Der Monitor Körös war von einer 12-cm-Granate auf der Plattform des achteren 7-cmGeschützes getroffen worden, ohne jemanden zu verletzen.27 Alle Schiffe blieben 21 Wulff in Sokol 739 f  ; vgl denselben, Donauflottille 59 ff  ; denselben, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 20  ; Bericht der Linienschiffsleutnante Gregor Markó und Hermann Bublay in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 41 f  ; Schmidtke, Völkerringen 36  ; Hofmann/Hubka, MilitärMaria-Theresien-Orden 358 f  ; Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 144  ; Mayer/Winkler, Donauwellen 168  ; Sokol, Johannes von Liechtenstein 94 f  ; aus den Zeitungsberichten zB N.N., Die Donaumonitore, Deutsches Nordmährerblatt Nr 163 vom 3.12.1914, 5. 22 Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; Wulff, Donau­ flottille 60  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 41 (Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó)  ; Prasky, Donaumonitoren 74. 23 Oplatka, Auf der Fahrt nach dem südlichen Kriegsschauplatz, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 270 vom 24.11.1914, 6 (7)  ; vgl auch Bericht Wulff in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368. 24 Bericht Wulff in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; Wulff, Donauflottille 60  ; Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 358  ; Halpern, Naval History 263. 25 Regele, Kampf 191 f. 26 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 41  ; Prasky, Donaumonitoren 74. 27 Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 41 f.

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Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

Abb. 42  : Luftaufnahme von Belgrad mit Save und Donau, Eisenbahnbrücke über die Save, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

gefechtsfähig.28 Karl Wettstein erinnerte sich noch zu seinem 90igsten Geburtstag an diese Aktion mit den Worten  : »Die Serben waren unangenehme Gegner«.29 Am 30.09.1914 rückten die k. u. k. Truppen in Semlin ein. Die in Panik geflüchtete Zivilbevölkerung konnte nun in die Stadt zurückkehren. Die Monitore nahmen wieder ihren dort gelegenen Standort ein. Dieses Ergebnis war nicht nur von strategisch-militärischer Bedeutung, sondern führte vor allem zu einer großen Erleichterung der Zivilbevölkerung von Semlin. Überdies führte der Durchbruch bei Belgrad zu einer bis dahin nicht dagewesenen »Publicity« der Donauflottille  : Zeitungen berichteten über die gelungene Aktion der »überaus schneidigen Donauflottille«.30 »Die ›Temes‹ voran, auf ihren Kopf und Arm kann man blind vertrauen!« jubelte die Reichspost.31 Berichtet wurde auch 28 Bericht Wulff in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; Wulff, Donauflottille 60 f  ; derselbe, Die österreichischungarische Donauflottille 40 f. 29 Buzas, Senior der Marineoffiziere 90 Jahre, Tiroler Tageszeitung Nr 284 vom 9.12.1981, 7. 30 Minarelli-Fitzgerald, Unsere momentane Kriegslage, Neue Freie Presse Nr 18063 vom 6.12.1914, 5. 31 N.N., »Die ›Temes‹, der Serbenschreck an der Save. Aus der Kriegsgeschichte unserer Donaumonitore«, Reichspost Nr 506 vom 27.10.1915, 10.

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Feuer auf die Eisenbahnbrücke

Abb. 43  : Linienschiffsarzt Dr. Theophil Spargnapane auf dem Spitalschiff Kulpa, Sammlung Pawlik. Abb. 44  : Ausschiffung von Verwundeten aus dem Spitalschiff Kulpa, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

von den »kühnen Raids bzw von einem »Husarenstück« der Temes,32 von den »fliegenden Teufeln«, denen es »trotz der serbischen Minensperre und der Wachsamkeit der serbischen Festungsartillerie in Belgrad gelungen war, aus der Donau in die Save einzudringen«.33 Die Berichterstattung der österreichischen Zeitungen war allerdings höchst einseitig, zumal von den Personenschäden nichts erwähnt wurde.34 Nicht übersehen werden dürfen die Leistungen der Spitalschiffe  : Während der ganzen Dauer der Aktionen vor Belgrad leistete das Spitalschiff Kulpa unter dem Kommando von Linienschiffsarzt Dr. Theophil Spargnapane nicht nur der Donauflottille, sondern auch dem Landheer unverzichtbare Dienste, indem es hunderte Verwundete in ärztliche Behandlung übernahm oder in die Spitäler des Hinterlandes überführte.35 Welchen Eindruck die Einfahrt der Monitore von der Donau in die Save auf den Kriegsgegner hinterließ, zeigt die Schilderung des serbischen Generalstabswerks.36 Der Festungskommandant von Belgrad beschrieb die Aktion der Monitore so  : 32 N.N., Die Serben auf der Flucht. – Eine große Schlacht in Polen, Vorarlberger Volksblatt Nr 266 vom 20.11.1914, 1. 33 N.N., Die Serben auf der Flucht. – Eine große Schlacht in Polen, Vorarlberger Volksblatt Nr 266 vom 20.11.1914, 1  ; N.N., Die »fliegenden Teufel« auf der Donau. Die Grenzwacht unserer Blaujacken, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 47 vom 27.2.1915, 8. 34 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 41  ; Prasky, Donaumonitoren 74. 35 Wulff, Donauflottille 63  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 44. 36 Abgedruckt bei Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 43 und Martiny, Bilddokumente2

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Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

Ich hatte die Absicht, meine überschifften Truppen mit noch einem Bataillon zu verstärken, so daß ich am Morgen des 2.10. dort 6 Bataillone vereint habe. Diesen ganzen Plan vereitelte das Erscheinen der Monitoren um 20 Uhr. Die drei Monitoren, von denen der größte auch einen Schlepp hatte, liefen in die Save ein und schossen wie rasend nach allen Seiten. Unsere gesamte Artillerie beschoß sie, doch ohne Erfolg. Einer von ihnen blieb unterhalb der Savebrücke und zwei fuhren in den Savearm zwischen die Ostrovo Ciganlija und das feindliche Ufer, gerade, als wir die Brücke bauten. Durch das Maschinengewehr- und Schrapnellfeuer wurden alle an der Brücke arbeitenden Leute vertrieben und das bereits Gebaute zerstört. Da ich (Anm  : der Festungskommandant von Belgrad) nun sah, daß ich meinen überschifften Truppen keine Verstärkung zuführen kann, speziell aber keine Artillerie, und weil wegen der Monitoren auch die Brücke bei Tagesanbruch nicht fertiggestellt werden konnte, habe ich zur Vermeidung einer Katastrophe befohlen, daß meine auf das linke Saveufer übersetzten Truppen auf das rechte Ufer zurückgehen.

Zeitungen berichteten, die Serben hätten nach dieser Aktion der Donauflottille den Namen »fliegende Teufel« gegeben.37 Der serbische Exkronprinz Georg soll den »fliegenden Teufeln« sogar den Untergang geschworen haben.38 Überdies wurde auf den Kopf jedes Matrosen ein Preis von 50 und auf den Kopf jedes Offiziers der Donauflottille ein solcher von 1.000 Dinars ausgesetzt.39 Dem provisorischen Kommandanten der Donauflottille, Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff wurde für diesen spektakulären Durchbruch zunächst der Orden der eisernen Krone dritter Klasse mit der Kriegsdekoration verliehen.40 Später wurde ihm das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens zuerkannt.41 Dieser von Kaiserin Maria Theresia anlässlich des österreichischen Sieges über die preußi-

33  ; Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 44, 50 f (leicht abweichend)  ; siehe auch die Schilderung bei Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 358 f. 37 N.N., Die Erfolge unserer Monitore, Deutsches Nordmährerblatt Nr 149 vom 19.11.1914, 2  ; N.N., FZM. Oskar Potiorek, Neues Wiener Tagblatt Nr 328 vom 27.11.1914, 3  ; N.N., Die »fliegenden Teufel« auf der Donau, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 47 vom 27.2.1915, 8. 38 Reden, Die Donaumonitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 325 vom 24.11.1914, 9  ; N.N., Die Donaumonitore, Deutsches Nordmährerblatt Nr 163 vom 3.12.1914, 5. 39 Oplatka, Auf der Fahrt nach dem südlichen Kriegsschauplatz, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 270 vom 24.11.1914, 7  ; Adelt, Die »fliegenden Teufel«, Die Neue Zeitung Nr 330 vom 30.11.1914, 2  ; N.N., Die Erfolge unserer Monitore, Deutsches Nordmährerblatt Nr 149 vom 19.11.1914, 2. 40 Vgl Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 43  ; N.N., Tagesbericht. Auszeichnungen für unsere Donauflottille, Reichspost Nr 544 vom 14.11.1914, 16  ; N.N., Auszeichnungen für unsere Donauflot­ tille, Pester Lloyd Nr 280 vom 15.11.1914, 3. 41 Siehe dazu die Begründung des 7. Ordenskapitels des Weltkriegs bei Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 43  ; vgl auch Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 357  ; Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 144.

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Feuer auf die Eisenbahnbrücke

Abb. 45  : Minenfänger Andor. Abb. 46  : Minendampfer Balaton.

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Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

Abb. 47  : Die Besatzung des Monitors Körös  : Zweite Reihe von links  : Fregattenleutnant Alfred Renger, Linienschiffsleutnant Karl Rodinis und Fregattenleutnant Karl Wettstein (zum Zeitpunkt des Durchbruchs der Minensperre bei Belgrad am 28.9.1914 war noch nicht der hier abgebildete Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, sondern Linienschiffsleutnant Gregor Markó Kommandant des Monitors Körös.)

schen Truppen bei Kolin42 gestiftete Orden war ohne Rücksicht auf Rang, Religion, Nationalität oder Abkunft nur für eine »kühn ausgeführte Tat, welche ohne Gefahr der Verantwortung hätte unterlassen werden können«, zu verleihen.43 Für Fregattenleutnant Karl Wettstein und die tapfere Besatzung der Körös unter Linienschiffsleutnant Gregor Markó  – für ihn der erste Tag als Kommandant auf dem Monitor Körös – war die Aktion damit noch nicht überstanden  : Sie mussten am 29.9.1914 die Fahrt saveaufwärts fortsetzen, weil der Minenräumer Andor nicht eingetroffen war und das Schiff samt Bemannung geborgen werden musste.44 Im ständigen Feuer serbischer Geschütze fuhr Körös nun die Save aufwärts und er42 Am 18.6.1757 während des Siebenjährigen Kriegs. 43 K. und K. Kriegsarchiv, Ehrenbuch I 1  ; vgl Urrisk-Obertyński, Wien III 225. 44 Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; Wulff, Donauflottille 24 f  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 41  ; Hofmann/Hubka, MilitärMaria-Theresien-Orden 359.

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Feuer auf die Eisenbahnbrücke

Abb. 48  : Bordleben  : Heizer Surjȁn auf dem Donaumonitor Körös.

Abb. 49  : Bordleben  : Auch der Marineartillerieingenieur Wladimir Haak musste gelegentlich ruhen.

Abb. 50  : Füllen der MG-Gurte auf Körös, Treffer in der Ventilationshaube und im Maschinengewehrturm zu sehen.

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Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

Abb. 51  : Treffer in der Ventilationshaube und im Maschinengewehrturm des Monitors Körös, Sammlung Pawlik. Abb. 52  : Bordleben  : Wäschewaschen.

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Feuer auf die Eisenbahnbrücke

Abb. 53  : Bordleben  : Morgentoilette. Abb. 54  : Bordleben. Abb. 55  : »Alle Mann schaffen«.

hielt einen Volltreffer am vorderen Geschützturm.45 Endlich konnte der havarierte Dampfer Andor in einem Savearm bei Progar gesichtet werden und musste dort aus schwerem feindlichen Feuer herausgekämpft werden.46 Nun erlitt auch die Mannschaft der Körös Verluste  : Es waren ein Toter, drei Schwer- und zwei Leichtverletzte zu beklagen.47 45 Siehe den Bericht von Linienschiffsleutnant Gregor Markó in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; abgedruckt bei Wulff, Donauflottille 25 ff (26)  ; demselben, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 41. 46 Wulff, Donauflottille 24 ff  ; Schmidtke, Völkerringen 36. 47 Bericht Linienschiffsleutnant Gregor Markó in KA 1914, VIII-1/1, 5580/OK, Karton 368  ; abgedruckt bei Wulff, Donauflottille 28  ; demselben, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 41 f.

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Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

6.4 Die Reaktion  : Belgrad verstärkt seine Artillerie Die ganze Aktion hatte die Serben offensichtlich sehr beeindruckt, sie wussten nicht, wie der »beweglichen« Artillerie der Monitore, die sich nicht mit Pferdefuhrwerken über schwierige Landwege aufhalten musste, beizukommen war.48 Was der britische Minister in Athen, Sir Francis Elliott am 13.10.1914 an das Foreign Office in London telegraphierte, zeigt deutlich, dass die serbische Seite zu diesem Zeitpunkt auf die Donaumonitore noch keine Antwort wusste und deshalb Unterstützung suchten  : Servian Government do not know how to deal with Austrian monitors on the Danube and have asked Greek Government to lend officers of British Naval Mission. Greek Government have no objection, but owing to their neutrality officers must apply for leave. They would act in Servia as British Naval Officers. Subject to approval of His Majesty’s Government, Commander Cardale is ready to start at once, and Admiral Kerr to go up for a few days to view the situation and give advice. If necessary, could torpedoes and dropping gear or torpedo tubes be supplied from Malta  ?49

Commander Hubert S. Cardale traf am 30.10.1914 in Belgrad ein. Es begann die 15 Monate andauernde Anwesenheit der englischen Berater am Balkan.50 Seine Aufgabe in Serbien war es, die für die Verteidigung Belgrads zuständigen Kommandanten darin zu unterrichten, wie der von den Donaumonitoren ausgehenden Gefahr am effektivsten begegnet werden könnte.51 Gemeinsam mit dem russischen Kommandanten Volkovitsky und dem französischen Lieutenant de Vaisseau Edouard Picot wurden Pläne entworfen, um endlich den lästigen Donaumonitoren »Herr zu werden«  : Minenfelder erschienen dem Trio nicht ausreichend, man plante eine Kombination von diesen mit panzerbrechenden Geschoßen, Torpedo-Lancierstationen, dem Einsatz eines französischen 14-cm- und zweier russischer 15-cm-Geschütze, die von Nisch (Niš) an die Donau und Save heranzuschaffen waren, sowie von acht Stück englischen und zwei Stück französischen beweglichen 4,7-cm-Geschützen.52 Nicht alles wurde geliefert  : Insbesondere panzerbrechende Munition schien der englischen Admiralität nicht notwendig zu sein.53 Im Februar 1915 folgte auf Cardale Admiral Troubridge, der noch Ende 1914 vor einem englischen Kriegsgericht angeklagt (und später freigesprochen) wurde, die deutschen Kriegsschiffe Goeben und 48 Halpern, Naval History 263. 49 Nach Fryer, Royal Navy 1. 50 Fryer, Royal Navy 1. 51 Fryer, Royal Navy 25. 52 Fryer, Royal Navy 25. 53 Fryer, Royal Navy 61.

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Die Reaktion  : Belgrad verstärkt seine Artillerie

Abb. 56  : Gefischte russische Mine, Sammlung Pawlik.

Breslau am 7.8.1914 in aussichtsreicher Position nicht angegriffen zu haben.54 Seine Hauptaufgabe sollte die Unterbrechung der Lieferungen von Kriegsmaterial für die Türkei über die Donau sein.55 Nun zeigte sich ein zunächst unerwarteter Nachteil für die Donauflottille aufgrund der erfolgreichen Kampagne der Monitore  : Serbien rüstete seine Artillerie spürbar auf, was der Donauflottille die weiteren Auseinandersetzungen erheblich erschweren sollte. Die serbische Artillerie wurde durch – teils schwere – russische, französische und englische Artillerie massiv verstärkt.56 Scheinwerfer wurden eingebaut, Minensperren ausgelegt und Torpedolancierstellen an der Donau eingerichtet. Hinzu kam die Bereitstellung von Torpedo- und Motorbooten sowie von Flugzeugen.57 Die serbischen Verteidigungsanlagen standen unter englischer Oberleitung.58 Rund um Belgrad waren schwere französische Geschütze gut versteckt

54 Eingehend zu dieser Causa Fryer, Royal Navy 44 ff  ; zu seiner Tätigkeit nach Kriegsende in Belgrad siehe Kemp, Royal Navy 11 f  ; Prasky, Donaumonitoren 77. 55 Fryer, Royal Navy 54 f. 56 Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 12  ; Halpern, Naval History 263  ; Fryer, Royal Navy 19 ff. 57 Schmidtke, Völkerringen 40  ; Fryer, Royal Navy 25 ff, 33 ff. 58 Winterhalder, Kriegsmarine 53  ; Fryer, Royal Navy 33 ff.

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Der Durchbruch der Minensperre bei Belgrad

Abb. 57  : Russische Mine im Fanggeschirr eines Monitors, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

aufgestellt, gegen die nur die schwere Artillerie der Bodentruppen gute Chancen hatte.59 Aber auch die »Infiltration« russischer Waffen, vor allem russischer Minen, hatte begonnen. Unterhalb des Eisernen Tores waren regelmäßig armierte russische Dampfer anzutreffen, die zur Sicherung der serbischen Donau und zur Auslegung von Minen- und Balkensperren eingesetzt wurden.60 So berichtete am 4.10.1914 der Militärattaché aus Bukarest, dass russische Pioniere, die wahrscheinlich mit dem Zug vom Roten Kreuz gekommen seien, zwischen Orsowa (Orșova) und Kladovo Minen legen.61 Allerdings gelang es den Besatzungen der Donaumonitore immer wieder – sehr zum Erstaunen ua der britischen Berater –, die Donau innerhalb kürzester Zeit von russischen Minenfeldern zu räumen.62

59 Halpern, Naval History 266. 60 Schmidtke, Völkerringen 40  ; vgl auch Winterhalder, Kriegsmarine 68  ; N.N., Die Flagge 1915 Nr 2/3, 52. 61 KA 1914, VIII–1/1 OK/MS 5547, Karton 368. 62 Fryer, Royal Navy 36.

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7. Zwei Marineoffiziere nehmen an Land Gefangene Ende September 1914 fuhren die Monitore Temes, Körös und das Patrouillenboot b unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff die Save aufwärts bis Jarak, um an der zweiten Offensive des Generals Oskar Potiorek gegen Serbien teilzunehmen. Die Monitore standen in engstem Kontakt mit der am Rande des Flusses operierenden k. u. k. Infanterie und setzten ihre Feuertätigkeit gegen serbische Stellungen so ein, dass die Schiffe ca 400 Schritte vor der eigenen Infanterielinie dieser den erforderlichen Feuerschutz gaben.1 Angesichts der kritischen Nähe der eigenen Infanterie, die von den Monitoren immer wieder »überschossen« werden musste, bedienten stets die Offiziere der Monitore selbst die Geschütze und »erzielten glänzende Resultate«.2 Bei Misar (Mišar) an der Save kämpften die beiden ältesten Monitore Maros und Leitha trotz ihres erheblichen Alters (Stapellauf des Monitors Maros 1871, des Monitors Leitha 1894) so intensiv, dass am 3.10.1914 sämtliche Geschütze des Monitors Leitha außer Gefecht gesetzt waren und ein Treffer im Unterteil des Kommandoturmes alle Insassen tötete.3 Das Boot – Kommandant Linienschiffsleutnant Karl Topil – war gefechtsunfähig und musste nach slawonisch Mitrowitz ins Dock abkommandiert werden.4 Erst jetzt zog sich die Leitha zurück, die Mannschaft des Monitors Maros kämpfte verbissen weiter.5 Vom 5.10. bis 6.10.1914 führte Temes eine scharfe Rekognoszierung auf der Save von Klenak nach Belgrad und zurück bis Jarak durch. Dabei musste der Monitor einen sehr heftigen Artilleriekampf führen und erhielt fünf Treffer, die einen Mann schwer und einen Mann leicht verletzten.6 Am 1.11.1914 hatten die Serben Schabatz (Šabac) an der Save wieder besetzt und massierten dort sehr starke Artillerie. Es entwickelte sich neuerlich ein Artillerieduell mit den Monitoren. Die Serben mussten infolge des heftigen Beschusses der Monitore bald die Stadt verlassen und in der Nacht zum 2.11.1914 wurde Schabatz durch österreichische Infanterie besetzt.7 1 Reden, Die Operationen der Save-Flottille, Prager Tagblatt Nr 328 vom 28.11.1914, 3. 2 Reden, Die Operationen der Save-Flottille, Prager Tagblatt Nr 328 vom 28.11.1914, 3. 3 Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 183  ; Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 12  ; Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 48.0. 4 Wulff, Donauflottille 28. 5 Martiny, Bilddokumente2 31. 6 KA 1914, VIII-1/1 5574/OK, Karton 368. 7 Reden, Die Operationen der Save-Flottille, Prager Tagblatt Nr 328 vom 28.11.1914, 3  ; Baer, Der Völkerkrieg III (1917) 13.

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Zwei Marineoffiziere nehmen an Land Gefangene

Abb. 58  : Schabatz (Šabac) 1914  : Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, Frau Amelia Rodinis, Linienschiffsleutnant Erich Freiherr von Doblhoff und Linienschiffsleutnant Hermann Bublay (von links).

Die Serben waren mittlerweile Richtung Südosten von Schabatz abgerückt. Am 6.11.1914 kam es zu heftigem Artilleriebeschuss der Monitore durch gut versteckte serbische Stellungen auf den südlich der Stadt Schabatz liegenden Mišarhöhen, verstärkt durch die von den Serben herangeführten französischen 12-cm-Batterien. Sie wurden von den Monitoren unter schweren Beschuss genommen.8 Der darauffolgende Angriff, der durch das Feuer der Monitore eingeleitet wurde, führte dazu, dass sich die Serben zur nächsten Deckung in der Nähe des Saveufers, in dort gelegene »Uferschanzen« begaben. Sie fanden so, obwohl dadurch unmittelbar am Feind, vermeintlich bessere Deckung, als auf den Höhen. Aufgrund des nun gegen die Schanzen gerichteten Granatfeuers der Monitore warfen die Serben die Gewehre über die Deckung heraus. Es kam nun zu einer grotesken Gefangennahme feindlicher Landabteilungen durch Offiziere eines k. u. k. Kriegsschiffs, des Monitors Körös, die in der militärhistorischen Literatur als beispiellos bezeichnet wurde.9 Der Kriegsberichterstatter Kurt von Reden10 schildert das folgende, für den Fregattenleutnant Karl Wettstein wohl nicht ungefährliche Kommando  :  8 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 26  ; Prasky, Donaumonitoren 74  ; vgl Schmidtke, Völkerringen 37 f  ; N.N., Die Schlacht zwischen Schabatz und Krupanj, Neue Freie Presse Nr 18037 vom 10.11.1914, 5.  9 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 100  ; vgl auch Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 26. 10 Reden, Die Operationen der Save-Flottille, Prager Tagblatt Nr 328 vom 28.11.1914, 3  ; derselbe, Innsbrucker Nachrichten Nr 396 vom 28.11.1914, 17  ; leicht abweichende Schilderungen bei Wulff, Die ös-

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Zwei Marineoffiziere nehmen an Land Gefangene

Kommandant Vok11 rief ihnen daher serbisch durch das Megafon zu  : ›Wenn Ihr herauskommt, wird nicht weitergeschossen!‹ Hierauf wurden die Leute vom Patrouillenboot und einigen Zillen durch Fregattenleutnant Wettstein geholt, und auf die Maros, die weiter ab war, überschifft, um die eigenen dort kämpfenden Jäger nicht mit diesen Gefangenen zu belasten. Es wurden so zwei Offiziere und 82 Mann gefangen  ; erstere waren sehr gedrückt und schweigsam, während die Mannschaft ununterbrochen salutierte und Eljen12 rief, wahrscheinlich um gut behandelt zu werden.

Der Kriegsberichterstatter Roda Roda13 ergänzt diese Schilderung dahin, dass sich die Fregattenleutnante Wettstein und Taschler im Patrouillenboot an Land bringen ließen und die Serben aufforderten, Gewehre und Handbomben abzuliefern. Sie nahmen auch das Telefon des feindlichen Schussbeobachters mit. Von den Serben wurden 47 Mann auf die Maros gebracht. Der Rest, 4 Offiziere und 97 Mann, wurde mit dem Patrouillenboot b an österreichisches Ufer gebracht und dem kroatischen Landsturm übergeben. Dass Karl Wettstein einmal über 100 bis an die Zähne bewaffnete Serben vom Land auf ein Schiff der Donauflottille überstellen sollte  – so hatte sich der junge Fregattenleutnant den Dienst auf einem Schiff wohl nicht vorgestellt. Im November 1914 kam es zu einer über mehrere Tage ununterbrochenen Beschießung der Belgrader Festungswerke durch die Donaumonitore im Verein mit der auf den Semliner Höhen positionierten österreichischen Artillerie.14 Als am 2.12.1914 die k. u. k. Truppen kampflos in Belgrad einzogen, fanden sich noch am selben Tag alle Einheiten der Donauflottille vor Belgrad ein und ankerten unter der Festung Kalimegdan.15 Der Gegner hatte das Südufer der Save aufgegeben. Mittlerweile standen die k. u. k. Truppen in Serbien allerdings unter schwerem Druck.16 Den Donaumonitoren fiel daher vom 10.12. bis 15.12.1914 die Aufgabe zu, den Rückzug der eigenen Truppen über die Donau unterhalb von Belgrad bei terreichisch-ungarische Donauflottille 26 (Bericht des Linienschiffleutnants Karl Rodinis, der allerdings mit dem Monitor Maros weiter ab war)  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 100. 11 Linienschiffsleutnant Johann Vok-Collins, Kommandant der Körös vom 1.10.1914–19.1.1915. 12 Eljen (ungarisch)  : Lebe hoch! Es lebe! 13 Roda Roda, Menschliches im Felde, Neue Freie Presse Nr 18065 vom 8.12.1914, 5. 14 N.N., Die Beschießung der Festung Belgrad (Korrespondentenbericht), Pester Lloyd Nr 282 vom 17.11.1914, 1  ; zu dieser Kriegsphase, in der die Donauflottille das Landheer speziell an der Save unterstützte, siehe auch N.N., Unsere Offensivoperationen in Serbien, Neue Freie Presse Nr 18042 vom 15.11.1914, 6. 15 Wulff, Donauflottille 66  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 29. 16 Dies kommt auch im Schreiben des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza an Kaiser Franz Joseph I. vom 15.12.1914 (in Wertheimer, Graf Stefan Tisza, Briefe I 123 f) deutlich zum Ausdruck  : »Waren wir gezwungen, Šabac und Belgrad zu räumen, so scheint es zweifelhaft, ob wir einem weiteren serbischen

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Zwei Marineoffiziere nehmen an Land Gefangene

Abb. 59  : Monitor Körös in Újvidék (Novi Sad), Sammlung Pawlik.

Pancsova und über die Save bei Schabatz und Belgrad zu decken.17 Weiter südlich auf der Donau bei Grocka, heute ein Vorstadtbezirk von Belgrad, verhinderte die Donauflottille das Nachdrängen serbischer Truppen und begleitete die österreichischen Truppen nahe Belgrad über Vinča nach Višnjica, wo am 15.12.1914 unter Deckung der Monitore Enns, Bodrog und Körös deren Überschiffung stattfand.18 Als die Dampffähren allein zur Überschiffung der eigenen Truppen nicht reichten, brachten die Donaumonitore auch die Nachhuten – hunderte Soldaten versprengter Truppen – in Sicherheit und retteten sie so vor deren Gefangennahme.19 Spät, aber doch, begann nun vor Eintritt der Vereisung der Donau der Rückzug der Flottille nach Peterwardein und Budapest.20 Angriff auch in der Linie India-Mitrovica erfolgreich Widerstand leisten und das Banat vor serbischen Streifzügen beschützen können.« 17 Winterhalder, Kriegsmarine 52  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 240  ; Schmidtke, Völkerringen 38  ; Wallisch, Flagge 258. 18 Schmidtke, Völkerringen 38. 19 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 100  ; Wulff, Donauflottille 67 f  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 46, 240  ; vgl Mayer/ Winkler, Donauwellen 168. 20 Wettstein-Manuskript 3  ; vgl Winterhalder, Kriegsmarine 52 f  ; N.N., Die Kämpfe auf der Donau und der Save, Die Flagge 1915 Nr 1, 15.

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Zwei Marineoffiziere nehmen an Land Gefangene

Abb. 60  : Monitor Körös in Újvidék (Novi Sad), aufgenommen von einem Monitor des Typs Bodrog, Sammlung Pawlik.

Abb. 61  : Fregattenleutnantn Karl Wettstein (stehend), rechts sitzend Linienschiffsleutnant Alfred Renger, Peterwardein 1915.

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8. Der Untergang der Temes

8.1 S.M.S. Temes Eine besondere Stellung in der Geschichte der Donauflottille nimmt der Monitor Temes1 ein  : Am 26.3.1904 vom Stapel gelaufen und am 15.5.1905 in Dienst gestellt, war dieser Monitor das Führungsschiff der Donauflottille und nahm an der Beschießung Belgrads Ende Juli 1914 teil. Die Temes wurde allgemein als »legendäres« Schiff bezeichnet. Schon die während des Krieges erschienenen Zeitungsberichte schilderten das Schiff und seine Führung in eindrucksvollen, wenngleich heute nicht mehr ganz nachvollziehbaren Worten. So berichtete etwa die Reichspost im Jahre 19152 in einer damals nicht als übertrieben anmutenden Sprache über diesen Monitor  : Tag um Tag setzte es den Feinden zu, wenn die Nacht sank, verwandelte es sich in einen abenteuerlichen Schatten, unangreifbar auf- und niederhuschend, und am frühen Morgen blitzten seine Geschütze schon wieder in die gedeckten Serbenstellungen hinüber, Pontons versenkend, Brückenmaterial zerschießend, die Uferdeckungen der Infanterie zerwühlend. Eine Nussschale im Vergleich zu unseren Großkampfschiffen, barg der Körper dieses Schiffes doch eine so herrliche Fülle von Bravour, Geist, Pflichttreue und romantischem Wagemut, daß sein Gedächtnis erst mit dem letzten Heldenlied dieses Krieges verklingen wird.

Der 23.10.1914 sollte freilich für immer als schwarzer Tag in die Geschichte der Donauflottille eingehen  : Der Monitor Temes, das Flaggenschiff der Donauflottille, geriet gegen 2  :45 Uhr morgens bei der Save-Insel Grabovci, ca 7 km unterhalb von Schabatz (Šabac), auf eine russische Elektrokontaktmine.3 Der Minenkontakt führte zur Explosion der Munitionskammer und zum Untergang des Monitors.4 1 Zur Geschichte des Monitors Temes siehe auch N.N., Die Temes, der Serbenschreck an der Save. Aus der Kriegsgeschichte unserer Donaumonitore«, Reichspost Nr 506 vom 27.10.1915, 10  ; N.N., Das hohe Lied von S.M.S. Temes, Deutsches Nordmährerblatt Nr 304 vom 2.11.1915, 2. 2 N.N., Die Temes, der Serbenschreck an der Save. Aus der Kriegsgeschichte unserer Donaumonitore, Reichspost Nr 506 vom 27.10.1915, 10. 3 Zur Funktionsweise der russischen elektromechanischen Minen siehe N.N., Einiges über Seeminen, Die Flagge 1915 Nr. 1, 25. 4 Vgl hiezu die Berichte N.N., Einzelheiten über den Untergang der Temes, Grazer Volksblatt Nr 555 vom 26.10.1914, 1  ; N.N., Wie der Donaumonitor Temes sank, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 246 vom 27.10.1914, 11  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 22  ; N.N., Unsere Donaumonitoren, Die Flagge 1915 Nr 2/3, 55  ; siehe auch Regele, Kampf 220  ; Martiny, Bilddokumente2 36  ; Mayer/Winkler, Donauwellen 104, 106  ; Bilzer, S.M. Monitor Temes, Marine – Gestern, Heute 1977, 24  ; Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 281.

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Der Untergang der Temes

Abb. 62  : Der am 23.10.1914 infolge Minenkontakts gesunkene Monitor Temes.

31 Mann fielen der Explosion zum Opfer, 1 Offizier und 9 Mann waren verwundet.5 Der einzige Überlebende aus der Munitionskammer verlor den Verstand.6 Die Rettung der Offiziere war dem Umstand zu verdanken, dass sich diese im Zeitpunkt der Explosion auf der Kommandobrücke befanden, die intakt blieb. Das Patrouillenboot b – Kommando Linienschiffsleutnant Guido Taschler – konnte die überlebende Mannschaft unter dem Beschuss serbischer Einheiten an Land bringen.7 Der Untergang dieses Donaumonitors sorgte für Schlagzeilen in der Monarchie,8 wobei die Berichte in den Zeitungen den Hergang durchaus unterschiedlich schilderten.9 Weitgehende Übereinstimmung bestand aber darin, dass das Schiff nach dramatischen Rettungsversuchen (Auspumpen des Wassers aus dem Schiffskörper) 5 Wulff, Donauflottille 35. 6 Mayer/Winkler, Donauwellen 106. 7 N.N., Einzelheiten über den Untergang der Temes, Grazer Volksblatt Nr 555 vom 26.10.1914, 1  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 22 f. 8 Mayer/Winkler, Donauwellen 104. 9 Siehe dazu die teilweise voneinander abweichenden Zeitungsberichte  : N.N., Der Untergang des Monitors Temes. Von einem Marinefachmann, Neue Freie Presse Nr 18020 vom 24.10.1914, 5  ; Seeliger, Fortschreitende Kämpfe, Neues Wiener Tagblatt Nr 294 vom 24.10.1914, 2  ; N.N., Wie der Donaumonitor Temes sank, Neues Wiener Journal Nr 7544 vom 26.10.1914, 1  ; N.N., Einzelheiten über den Untergang der Temes, Grazer Volksblatt Nr 555 vom 26.10.1914, 1  ; N.N., Wie der Donaumonitor Temes sank, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 246 vom 27.10.1914, 11  ; N.N., Unser Donaumonitor Temes, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 248 vom 29.10.1914, 7  ; N.N., Die Lage zur See. Der Untergang der Temes, Salzburger Wacht Nr 246 vom 30.10.1914, 2  ; N.N., Die Flagge 1915 Nr 2/3, 55 (genaue Schilderung des Hergangs).

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S.M.S. Temes

Abb. 63  : Grab der Gefallenen der Temes, Grabovci 1914.

in dem vom Ufer aus eröffneten feindlichen Feuer aufgegeben werden musste. Es ging nur mehr um die Bergung der Bemannung, die durch das Patrouillenboot b durch ein umsichtig durchgeführtes Manöver unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Guido Taschler erfolgte.10 Nach einem Zeitungsbericht soll allerdings ein überlebender, aber verletzter Matrose noch Tage später aus einer am Vorderschiff befindlichen Luke gekrochen sein. Er sei zunächst im Unklaren darüber gewesen, welches Ufer das serbische und welches das ungarische sei. Nachdem ihm aber unter Zurufen eine ungarischen Honvedmütze auf einem Gewehr hochgehalten wurde, sei er zunächst zwar immer noch unschlüssig, dann aber doch in die »richtige Richtung« geschwommen.11 In Serbien wurde der Versenkung des Flaggschiffs Temes große Bedeutung zugemessen. Belgrad befand sich in Feststimmung  : Nach Bekanntwerden des Untergangs wurde die Stadt beflaggt und die Glocken läuteten.12 Noch am selben Tag

10 Vgl N.N., Einzelheiten über den Untergang der Temes, Grazer Volksblatt Nr 555 vom 26.10.1914, 1  ; N.N., Der Untergang der Temes, Salzburger Chronik Nr 246 vom 28.10.1914, 7  ; N.N., Die Lage zur See. Der Untergang der Temes, Salzburger Wacht Nr 246 vom 30.10.1914, 2  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 22 f. 11 Nagy, Am Ufer der Save, Die Neue Zeitung Nr 302 vom 2.11.1914, 2. 12 Reden, Über die Verwendung unserer Donaumonitore, Innsbrucker Nachrichten Nr 390 vom 25.11.1914, 3  ; Wulff, Donauflottille 36  ; Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 12  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19.

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Der Untergang der Temes

traf  – ein Zufall  – in Semlin der neue und stärkere Monitor Enns ein, sodass die Gefechtskraft der Donauflottille unversehrt blieb.13 Erst im Jahr 1916 wurde das in 4 m Tiefe liegende Wrack der Temes gehoben, in Budapest repariert, umgebaut und neu bewaffnet.14 Bevor man Ende Juni 1916 an die schwierige Hebung gehen konnte, musste man 760 m3 Flusssand, der durch das Leck in das Innere des Schiffes gespült worden war und es fast ganz ausfüllte, entfernen.15 Der Monitor Temes wurde schließlich am 27.6.1916 gehoben und zwischen Ketten zweier Schleppen gehievt.16 Am 17.8.1916 traf das gehobene Schiff unter lebhaften Ovationen der Militär- und Zivilbehörden in Budapest ein.17 Von der Kettenbrücke wurde ein Lorbeerkranz auf das gehobene Schiff hinabgelassen und in diesem Augenblick 21 Salutschüsse gelöst. 18 Auf die Mannschaft der Temes wartete in Budapest ein festlicher Empfang. In der Folge wurde Temes in die Schiffswerft Danubius zur Wiederherstellung geschleppt.19 Ab Juni 1917 stand die alte Temes wieder im Dienst.20 Um dem alten Schiff den ehrwürdigen Namen zu belassen, wurde das Schiff Temes II nun in Bosna umbenannt. Nach dem Krieg war die Temes ab dem Jahr 1920 zuerst in jugoslawischen, dann in rumänischen und später in sowjetischen Diensten und wurde schließlich im Jahr 1955 von der Sowjetunion (UdSSR) verschrottet.21

8.2 Russland ante portas Der Untergang der Temes war nicht zuletzt ein deutliches Zeichen dafür, dass mittlerweile russische Kräfte und russisches Minenmaterial in den Donau- und Save­ raum eingeschleust worden war  : Die Russen etablierten bald nach Beginn des Weltkriegs ein eigenes Expeditionskommando unter der Führung eines erfahrenen Schiffskapitäns, ausgestattet mit Minenspezialisten, einem Verteidigungskommando für das Eiserne Tor und einer Abteilung, die für den Transport und den Schutz des 13 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 13. 14 Vgl Prasky, Donaumonitoren 94 ff. 15 Schauman/Schubert, Krieg 80  ; vgl auch H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 50. 16 Wulff, Donauflottille 154 f  ; Schauman/Schubert, Krieg 80. 17 Siehe dazu das Bild bei Martiny, Bilddokumente2 36  ; vgl N.N., Der Empfang der Temes in Budapest, Neue Freie Presse Nr 18674 vom 17.8.1915, 3. 18 N.N., Tagesneuigkeiten, Pester Lloyd Nr 225 vom 14.8.1916, 11. 19 Wulff, Donauflottille 167 f. 20 Vgl Mayer/Winkler, Donauwellen 109, 168  ; Schauman/Schubert, Krieg 81. 21 Kubalek, S.M.S. Bodrog  – die ersten Schüsse auf Belgrad. Ein Glasplattennegativ erzählt, Österreich Maritim 2014, 21.

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Russland ante portas

Nachschubs bestimmt war.22 Bereits im September 1914 wurde eine Delegation von 70 Leuten unter der Leitung des Leutnants Volkovitsky nach Serbien geschickt, die Minen, Torpedos und Sprengstoff lieferte und sowohl in der Donau als auch in der Save verlegte.23 Die Donauflottille musste nun die gefährliche Arbeit der Minensuche im Fahrwasser angehen.24 Bis Dezember 1914 wurde auch eine stattliche Anzahl von russischen und französischen Minen aufgefunden und unschädlich gemacht.25 Serbien hatte schon zu dieser Zeit laufend große Transporte an Kriegsmaterial auf der Donau von Russland erhalten. Da die Donau ab der österreichisch-ungarischen Grenze internationales Gewässer war, konnten die Monitore die russischen Transporte nicht anhalten. Russland verfügte mit dem Hafen von Reni im Donaudelta (heute Ukraine), der mit dem russischen Eisenbahnnetz verbunden war, auch über eine für Schiffslieferungen zu den serbischen Donauhäfen Prahovo und Radujevac taugliche Basis.26 Diese beiden Städte lagen unterhalb des Eisernen Tores und waren damit vor österreichisch-ungarischen Angriffen geschützt.27 Die Verladung des Flusskampfmaterials erfolgte in Reni, an der Mündung des Pruth in die Donau, sohin auf russischem Gebiet, die Ausladung oft in Kladovo am serbischen Ufer.28 Diesen Weg nahmen auch die massenhaften russischen Seeminen, von denen eine dem Monitor Temes zum Verhängnis wurde. Das russische Minenmaterial sperrte überdies die Flüsse Save und Donau in verschiedenen Abschnitten für den Schiffsverkehr.29 Das Jahr 1914 war für die Donauflottille erfolgreich abgeschlossen worden. Im Februar 1915 beauftragte das Armeeoberkommando das Kommando der Balkanstreitkräfte damit, dem Kommando der Donauflottille für die bisherige Initiative, aufopferungsvolle und von besten Erfolgen begleitete mitwirkende Tätigkeit im Verband der Balkanstreitkräfte die vollste Anerkennung und den besonderen Dank des Armeeoberkommandos zum Ausdruck zu bringen.30 Die Monitorflotte sollte 1915 durch die neu in Dienst gestellten Schiffe Sava, Inn und Temes II sowie vier neue Patrouillenboote wesentlich verstärkt werden.31 22 Halpern, Naval History 263. 23 Fryer, Royal Navy 19. 24 Wettstein-Manuskript 3. 25 Wettstein-Manuskript 3. 26 Halpern, Naval History 263. 27 Halpern, Naval History 263. 28 Fryer, Royal Navy 88. 29 Reden, Die Donaumonitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 325 vom 24.11.1914, 9. 30 N.N., Anerkennung des Armeeoberkommandos für die Donaumonitoren, Neue Freie Presse Nr 18144 vom 26.2.1915, 4. 31 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 101.

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Der Untergang der Temes

Abb. 64  : Gesprengte Eisenbahnbrücke Semlin – Belgrad, 1915.

Die Serben erwarteten nicht ohne Grund weitere Operationen der Donauflottille auf der Save und versuchten daher den Monitoren den Weg auf der Save gänzlich zu versperren. Am 27.12.1914 sprengten sie die Eisenbahnbrücke Semlin – Belgrad so »gründlich«, dass die Brückenglieder von Brückenpfeilern bis auf den Savegrund in den Fluß hingen, sodass bei normalem Wasserstand die Passage unmöglich war.32

32 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 49.

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Russland ante portas

Abb. 65–66  : Zigarettendose als Präsent der Kommandanten des Monitors Körös an die Mannschaft, mit an der Innenseite eingravierten Unterschriften.

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9. Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland 9.1 Karl Wettstein kommt auf den Monitor Temes II Ab der zweiten Hälfte des Jahres 1915 war für den jungen Marineoffizier ein Standortwechsel angesagt  : Karl Wettstein wurde Geschützturmkommandant auf dem neu – am 9.7.1915 in Dienst gestellten - Monitor Temes II.1 Fortan blieb er auf diesem Monitor, der am 9.5.1917 in Bosna2 umgetauft wurde.3 Kurzfristig – vom 21.1.1916 bis 24.2.1916  – war Karl Wettstein als Kommandant des armierten Dampfers Vág eingesetzt.4 Der Monitor Temes II war der Nachfolger des am 23.10.1914 infolge eines Minenkontakts in der Save gesunkenen Monitors Temes. Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff hatte mit 29.6.1915 das Kommando auf der Temes II übernommen.5 Wulff war ein sehr erfahrener und in vielen Fächern des Marinedienstes ausgebildeter Offizier.6 Der Verfasser hat aus den Erzählungen und Bemerkungen seines Großvaters insgesamt den Eindruck gewonnen, dass Olaf Richard Wulff für ihn immer der Flottillenkommandant war und er von ihm immer mit größter Akzeptanz sprach.7 Der Monitor Temes II war ein echt »ungarisches« Schiff, kamen doch sowohl die Besatzung überwiegend als auch ihr Kommandant Olaf Richard Wulff aus Ungarn. Dementsprechend war auch die Folklore und das Bordleben  : Häufig erklang eine ungarische Bordkapelle, in der das ungarische Zymbal eine herausragende Rolle spielte.8

1 Vgl Kriegsministerium, Marinesektion (Hg.), Kriegseinteilungsliste der k. u. k. Kriegsmarine II. Auflage. Richtiggestellt bis 25. September 1915 (1915) 71. 2 Vgl die Zeichnung dieses Schiffs bei Glazar, k. u. k. Marinebilder (1972) 18 f. 3 Kriegsministerium, Marinesektion (Hg.), Kriegseinteilungsliste der k. u. k. Kriegsmarine III. Auflage. Richtiggestellt bis 6. November 1916 (1916) 87  ; Kriegsministerium, Marinesektion (Hg.), Kriegseinteilungsliste der k. u. k. Kriegsmarine IV. Auflage. Richtiggestellt bis 11. August 1917 (1917) »Donauflottille«. 4 Wulff, Donauflottille 269  ; Khuepach, Schiffe und Fahrzeuge der österreichischen Kriegsmarine, Danzers Armee-Zeitung Nr 2 vom 14.1.1938, 6  ; vgl Schmidtke, Völkerringen 166. 5 Siehe Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 250. 6 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 357  ; Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 57. 7 Vgl dazu die Schilderung des Ansehens der Person Wulff durch Linienschiffsleutnant Bublay bei Trulei, Ablehnung 118. 8 Herezeg, Vom Balkankriegsschauplatz. Der Krieg mit Rumänien. S.M. Monitoren, Pester Lloyd Nr 290 vom 18.10.1916, 5.

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Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland

9.2 Gescheiterte Munitionstransporte Schon im Winter 1914/15 benötigte die militärisch schwächelnde Türkei dringend Munition für die Kämpfe gegen englisch-französische Kräfte an den Dardanellen.9 Dieses Defizit an Munitionsbeständen hatte für die Mittelmächte ein nicht geringes Bedrohungspotential in sich  : Sollte nämlich der Widerstand der Türkei infolge des bedenklichen Munitionsmangels, der sich als Folge der wochenlangen Angriffe der Engländer und Franzosen auf Gallipoli gezeigt hatte,10 zusammenbrechen, dann war mit ­einem Übertritt Rumäniens zur Entente zu rechnen.11 In der Militärliteratur werden die Dringlichkeit der Lebensmittelversorgung über die Donau für das Hinterland (dazu unten 9.6) und die Notwendigkeit von Munitionssendungen an die verbündete Türkei12 als die wichtigsten Beweggründe für den Herbstfeldzug 1915 gegen Serbien genannt.13 Damit Abb. 67  : Bulgarischer war eine weitere – neue – Funktion der DonaumoniWachposten. tore vorbereitet, nämlich die des Geleitschutzes für Munitionstransporte zugunsten des Halbmondes bis zur Mündung der Donau in das Schwarze Meer.14 Die neue Aufgabenstellung, der immer mehr bedrängten Türkei Munition zu­ zu­führen,15 war ein gefährliches Unterfangen für die Flottille, kontrollierten doch die Serben rund 330 km des rechten Donauufers von Belgrad bis zur bulgarischen

 9 Vgl Broucek, Ein österreichischer General gegen Hitler 260 f  ; Wolters, Donauübergang 9 f  ; Höbelt, »Stehen oder Fallen  ?« 46. 10 Hiezu Liman von Sanders in Dickhut-Harrach, Im Felde unbesiegt 119. 11 Bose, Flußübergänge 9  ; zur Bedeutung von Gallipoli siehe auch Liman von Sanders in Dickhut-Harrach, Im Felde unbesiegt 116. 12 Hiezu Wolters, Donauübergang 9 f  ; Höbelt, »Stehen oder Fallen  ?« 46. 13 Döbrentei in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 200  ; siehe auch Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 142  ; Bose, Flußübergänge 9  ; N.N., Die Landung in Saloniki, Die Flagge 1915 Nr 12, 199. 14 Siehe auch Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 101  ; Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 371  ; Gogg, Kriegsmarine 13  ; Lein in Haider-Wilson/Graf, Orient & Okzident 271 ff. 15 Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 100. Eingehend zur Militärhilfe Lein in Haider-Wilson/Graf, Orient & Okzident 271 ff.

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Gescheiterte Munitionstransporte

Abb. 68  : Wrack des Dampfers Belgrad, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Grenze.16 Nach dem Wettstein-Manuskript scheiterte die Munitionszufuhr für die bereits bedrängte Türkei aufgrund der stattlichen Anzahl von russischen und französischen Minen und der Torpedobatterien bei Belgrad.17 Tatsächlich sollte ein erster Versuch mit dem Dampfer Trinitas (Fregattenleutnant Friedrich Fikerment18) mit zwei Schleppen und unter dem Geleit des Monitors Bodrog und des Patrouillenboots b scheitern, weil die Donau durch Minen und Balkenbarrikaden gesperrt war. Tragisch endete ein weiterer Versuch  : Im Frühjahr 1915 sollte der Dampfer Belgrad (Linienschiffsleutnant Viktor Böszl) mit Munition bis an die bulgarische Grenze fahren. Geladen waren ua 20 Wagonladungen Minen, die in den Dardanellen eingesetzt werden sollten.19 Auch dieses Vorhaben scheiterte  : Linienschiffsleutnant Viktor Böszl führte am 30.3.1915 nachts den Dampfer mit einer freiwilligen Mannschaft donauabwärts. Der Dampfer wurde zunächst in der Nähe von Vinča durch eine russische Mine bewegungslos, in der Folge von serbischen Landbatterien bei Ritopek in Brand geschossen und flog schließlich in die Luft.20 Linienschiffsleutnant Viktor Böszl und Kapitän Heinrich Kring von der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft (DDSG) fanden mit anderen Getreuen den Tod, nur acht überlebende Matrosen 16 Halpern, Naval History 267. 17 Wettstein-Manuskript 3  ; hievon berichtet auch Wallisch, Flagge 258. 18 Zu den Abenteuern des Fritz Fikerment nach dem Krieg als Kapitän einer amerikanischen Schiffsgesellschaft auf dem oberen Yantsekiang siehe Dittrich, Heldentat eines einstigen Seeoffiziers, Danzers Armee-Zeitung Nr 17 vom 26.4.1929, 5. 19 Fryer, Royal Navy 90. 20 Steinrück, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 15  ; Fryer, Royal Navy 90.

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Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland

Abb. 69–70  : Flugfeld Neusatz (Újvidék) mit Doppeldeckern.

erreichten das ungarische Ufer.21 Bis zur Räumung der Donau von Minen sollte kein weiterer Transportversuch mehr erfolgen.22 Neusatz (Újvidék, Novi Sad) verfügte über ein Flugfeld, von dem aus ua Aufklärungsflüge für die Donauflottille unternommen wurden. Aufgrund eines Rekognoszierungsfluges23 mit Fregattenleutnant Karl Wettstein konnten neue Kanäle im Fa21 Wettstein-Manuskript 3  ; Winterhalder, Kriegsmarine 53  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 100  ; Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 12. 22 Halpern, Naval History 266 f. 23 Zur Bedeutung der Aufklärungsflüge im Ersten Weltkrieg allgemein vgl Gogg, Kriegsmarine 13  ; Castan, Der Rote Baron 57 f  ; Blasi/Tötschinger, Luftfahrttruppen 23, 26.

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Gescheiterte Munitionstransporte

Abb. 71  : Belgrader Torpedo-Lancierstation, 1915.

Abb. 72  : Luftbild der Belgrader Festung Kalimegdan, 1915.

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Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland

briksgelände von Belgrad und oberhalb der Insel Vinča festgestellt werden, die von den Serben zu Zwecken der Lancierung von Torpedos hergestellt wurden.24 Dies war wohl (auch) ein Resultat der Einschläusung des russischen Kommandanten Volkovitsky und seiner Truppe, die mit der Verminung und Herstellung von TorpedoLancierstationen an Donau und Save vor Belgrad beauftragt waren.25 Der oberhalb der Insel Vinča festgestellte Kanal befand sich in der Nähe jener Stelle, an der der Dampfer Belgrad explodierte.

9.3 Ein »Scheinmonitor« wird beschossen Die englischen Berater der Serben versuchten, dem für die Stadt Belgrad nach wie vor bestehenden Problem »Donauflottille« mit Hilfe eines Motorbootes, von dem Torpedos lanciert werden konnten, Herr zu werden.26 Nach großen logistischen Anstrengungen – das Boot musste erst mühsam mit der Eisenbahn herangeschafft und dann mit einem speziellen Kran in das Wasser gehievt werden  – wurde nun unter dem Kommando des englischen Lieutenants Charles Lester Kerr ein nächtlicher Angriff auf die bei Semlin (Zemun) ankernden Monitore geplant. Der englische Kommandant in Belgrad, Rear Admiral Ernest Charles Troubridge, und serbische Offiziere positionierten sich auf exponierten Stellen bei Belgrad, um die Aktion zumindest aus der Entfernung miterleben zu können. In der Nacht zum 23.4.1915 sollte es soweit sein  : Das englische Torpedos mit sich führende, geräuschlose Motorboot näherte sich dem Ankerplatz vor Semlin. Kerr vermeinte, in der Dunkelheit einen Monitor zu erkennen und gab Befehl, ein Torpedo auf dieses Schiff abzuschießen. Nach seinem Bericht kam es kurz danach zu einer weithin hör- und sichtbaren Explosion, die  – so Kerr – zum Untergang des Monitors Körös geführt habe. Er berichtete weiter, am nächsten Morgen sei ein Monitor weniger vor Anker gelegen und ein anderer Monitor habe eine schwarze Fahne gehisst gehabt. Da war freilich der Wunsch der Vater des Gedankens  : Der Monitor Körös war bloß vermeintlich angegriffen und getroffen worden. Das Geschoss war in Richtung eines sog »Scheinmonitors« abgegangen, ein aus Balken und Brettern gebautes, mit Segelleinwand überzogenes und angestrichenes »Schiff«, das zur Irreführung des Feindes diente und bei Nacht im Schussbereich der gegnerischen Batterien verankert wurde.27 Ein paar Freiwillige sorgten für die Rauchentwicklung aus dem Kamin.28 Karl Wettstein vermerkt in seinem Manuskript, der 24 KA 1915, VIII-1/3, 2468/OK, Karton 393. 25 Vgl Steinrück, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 15  ; Fryer, Royal Navy 27. 26 Zum Vorfall eingehend Fryer, Royal Navy 95 ff. 27 Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13. 28 Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13.

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Kriegsgerät und Munition für Bulgarien und die Türkei

Scheinmonitor sei dort ­platziert worden, »um serbische Batterien zu demaskieren«,29 was mit der vielfach berichteten hervorragenden Tarnung bzw »Maskierung« der serbischen Geschütze übereinstimmt. Die »Holzscheibe« vermochte den englischen Kommandanten tatsächlich zu täuschen. Nach einer Skizze von Linienschiffsleutnant Karl Rodinis,30 des Kommandanten des Monitors Körös, erwischte das Geschoß aber auch den »Scheinmonitor« nicht, sondern zerschellte am rechten Lehmufer der Donau.31 Die ganze Aktion führte nicht nur zu einer Legende über die angebliche Versenkung des Monitors Körös. Es kam vielmehr sogar zu einer Zuerkennung von Medaillen und Prisengeld an den englischen Kommandanten Kerr.32 Der Monitor Körös wurde in Wahrheit nie versenkt. »Fake News« an der Donau.

9.4 Kriegsgerät und Munition für Bulgarien und die Türkei

Abb. 73  : Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, 1915.

Bis Herbst 1915 hatte sich die Donauflottille auf die Gefährdungen der Munitionstransporte eingestellt. Am 6.9.1915 wurde zwischen Österreich-Ungarn, dem Deutschen Reich und Bulgarien in Pless eine Militärkonvention unterzeichnet, die den Kriegseintritt Bulgariens vorbereitete. In ihrem Artikel 11 verpflichtete sich Bulgarien, den Durchgangsverkehr von Material und Truppen Deutschlands und Österreich-Ungarns von und nach der Türkei zu gestatten, sobald der Weg über Serbien oder die Donau oder Rumänien geöffnet sein werde. Diesem Vertrag trat die Türkei am 14.9.1915 bei. Rumänien hatte allerdings die untere Donau bei Tutrakan, sowie zwischen Galatz (Galați) und der Pruthmündung durch Minen gesperrt  : Dieses Minenfeld war ohne jedes Aviso sogar auf jene Gewässer gelegt worden, die der Verwaltung der europäischen Donaukommission unterstellt waren.33 Noch vor der 29 Wettstein-Manuskript 3. 30 Abgebildet bei Fryer, Royal Navy 109. 31 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 56 f  ; Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13  ; Fryer, Royal Navy 100  ; vgl Halpern, Naval History 271. 32 Winterhalder, Kriegsmarine 53  ; vgl auch Halpern, Naval History 271. 33 Vgl Schreiben des Generalkonsuls Fellner vom 16.12.1915 an den Außenminister Baron Burian, KA 1916, MS/OK 1916, I 3/1–3/2, Karton 418.

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Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland

Abb. 74  : Munitionstransport nach Bulgarien, 1915. Abb. 75  : Munitionstransport in den Stromschnellen des »Greben«, 1915.

winterbedingten Einstellung der Schifffahrt musste also der Fahrweg auf der Donau und deren Ankerplätze und Winterhäfen von allen Hindernissen freigemacht, insbesondere von Minen befreit sein.34 Die Minenabteilung der Donauflottille begann nun mit der gefährlichen Minenräumung. Karl Wettstein vermerkt in seinem Manuskript für Oktober 1915 »Räumung der Minen bei Eisernem Tor«.35 Binnen kurzer Zeit hatte die Flottille unter der Leitung von Linienschiffsleutnant Georg Ritter von Zwierkowski (zu diesem näher unten 13.5) nicht nur die Minen beim Eisernen Tor an der Grenze zwischen Serbien und Rumänien, sondern alle noch übrigen Minensperren unterhalb des Eisernen Tores beseitigt, sodass der zunächst unterbrochene 34 Vgl das Schreiben des k. u. k. Außenministers vom 01.11.1915, KA 1915 VIII-1/2, 7710 Karton 393. 35 Vgl auch Amtliche Verlautbarung vom 11.10.1915, Neues Wiener Journal Nr 7891 vom 11.10.1915, 1  : »Die Donauflottille hob eine Anzahl von Fluß- und russischen Seeminen.«

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Kriegsgerät und Munition für Bulgarien und die Türkei

Abb. 76  : Monitor Temes II im »Kazan« am »Eisernen Tor«, 1915. Abb. 77  : Talfahrt durchs »Eiserne Tor«, 1915.

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Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland

Abb. 78  : Armierte Dampfer auf der Fahrt donauabwärts (rechts vorne der Dampfer Samson), Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Schiffsverkehr mit Bulgarien wieder ermöglicht wurde und den Munitionstransporten nichts mehr im Wege stand.36 Für den 26.10.1915 hält Wettstein in seinem Manuskript fest  : »Erster Munitionstransport für Bulgarien und die Türkei ab«.37 Ein Telegramm des Donauflottillenkommandos vom 3.11.1915 bestätigt  : »Zweiter Munitionstransport anstandslos in Lom eingetroffen.«38 Am 3.11.1915 teilte das Donauflottillenkommando dem Kriegsministerium mit, dass Zar Ferdinand I. von Bulgarien nach Lom gekommen sei, die L ­ adestation persönlich in Augenschein genommen und den Monitor Sava (Fregattenkapitän Charles Masjon) eineinhalb Stunden im Detail besichtigt habe. »Beim Abgehen von Bord …

36 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 370 f  ; Halpern, Naval History 274. 37 Zu den Munitionstransporten für die Türkei vgl auch Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donau­ flottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 55  ; Winterhalder, Kriegsmarine 55  ; H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine  – Gestern, Heute 4/1975, 50. 38 KA 1915, VIII-1/2, 7706/OK, Karton 393  ; siehe auch die Darstellung des Kommandanten des Monitors Inn, Linienschiffsleutnant Lothar Leschanowsky und eines Zeugen bei Truley, Abgelehnt 98 f.

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Kriegsgerät und Munition für Bulgarien und die Türkei

Abb. 79  : Armierter Dampfer Samson in Budapest, 1915. Abb. 80  : Zar Ferdinand I. von Bulgarien auf dem Monitor Sava, 1915.

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Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland

Abb. 81  : Kronprinz Boris begrüßt den 2. Munitionstransport, 1915. Abb. 82  : Enver Pascha, der Kriegsminister des Osmanischen Reichs, besucht die Donauflottille auf dem Monitor Enns in Braila, 1916.

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Die Versenkung des Patrouillenbootes c

(habe er) seinem Dank und seiner Freude Ausdruck« gegeben.39 Am 12.11.1915 wurden auf Befehl des Armeeoberkommandos (AOK) mehrere Donaumonitore nach Rustschuk (Russe) in Bulgarien mit dem Befehl verlegt, die ersten Maßnahmen zur Verteidigung der bulgarisch-rumänischen Donaugrenze sowie Vorsorgen gegen Überfälle auf die Munitionstransporte vom Fluss aus im Einvernehmen mit den bulgarischen Behörden zu treffen, wofür die Monitore Temes II, Bodrog und Leitha zuständig sein sollten.40 An den Munitionstransporten für Bulgarien und die Türkei war auch der Monitor Temes II mit Karl Wettstein an Bord beteiligt. Aus seiner Qualifikationsliste ergibt sich  : Korridor Munitionstransport für Bulgarien und Türkei und Wachdienst vor Rustschuk vom 6/11–19.12.

Die Donauflottille lieferte der Türkei sogar schwere Škoda-Mörser, die in der Schlacht von Gallipoli gegen die Engländer eingesetzt wurden.41 Für Bulgarien waren die Munitionstransporte von existenzieller Bedeutung, was durch die Besuche des bulgarischen Königs Ferdinand I. und des Thronfolgers Boris III. auf der Donau­ flottille unterstrichen wurde.

9.5 Die Versenkung des Patrouillenbootes c Die Donauflottille empfand die allnächtliche serbische »Festbeleuchtung« der Donau als störend, weil sie ihre nächtlichen Flussbewegungen behinderte. Am 15.5.1915 eröffnete daher der Monitor Inn (Linienschiffsleutnant Lothar Leschanowsky) und das begleitende Patrouillenboot c (Fregattenleutnant Michael Zangel) von der Donau aus das Feuer auf einen Suchscheinwerfer auf der Belgrader Festung Kalimegdan. Ein russisches Geschütz erwiderte den Beschuss und traf das Boot aus einer Entfernung von ca 1.200 Metern.42 Das Geschoß führte zur Explosion des Tanks, ein Feuer brach aus, das Boot war manövrierunfähig und trieb steuerlos gegen das Ufer der Kozara-Insel, wo es schließlich anlandete. Ein Hagel an serbischen Geschoßen ging auf das brennende und daher gut sichtbare Schiff nieder, dessen Besatzung unter Fregattenleutnant Michael Zangel fieberhaft versuchte, das ausgebrochene Feuer 39 Zu diesem Besuch siehe auch Schmidtke, Völkerringen 55. 40 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 77. 41 Baer, Der Völkerkrieg VII (1917) 269. 42 Fryer, Royal Navy 80  ; vgl auch Bilzer, Das Schicksal der Patrouillenboote c und d, Marine – Gestern, Heute 4/1977, 110.

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Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland

zu löschen. Der Monitor Inn steuerte heran und zog den Beschuss auf sich, um das Patrouillenboot zu entlasten. Er feuerte trotz heftigen Beschusses ohne Unterlass auf die Festung und den Scheinwerfer, bis die ganze Mannschaft das Wrack des Patrouillenbootes c verlassen konnte. Laut englischer Darstellung handelte es sich um zwei, nach französischer Darstellung um drei im Kampf stehende Monitore.43 Kurz darauf erschien ein unter dem Kommando von Fregattenleutnant Erich Freiherr von Doblhoff stehendes Pioniermotorboot und nahm das brennende Patrouillenboot in Schlepp, um es hinter die Insel in Sicherheit zu bringen.44 Fregattenleutnant Michael Zangel blieb mit einigen Freiwilligen noch an Bord des brennenden Wracks, um die wichtigsten Gegenstände zu bergen.45 Fregattenleutnant von Doblhoff nahm die Verwundeten und deren Träger an Bord, brachte sie in Sicherheit, kehrte nochmals zu dem mittlerweile neuerlich von Granaten beschossenen Patrouillenboot c zurück und brachte den KommanAbb. 83  : Das Patrouillenboot c. danten und seine Helfer in Sicherheit. Der Monitor Inn steuerte ohne nachgewiesene Schäden wieder donauaufwärts, das Patrouillenboot c war aber gesunken.46

9.6 Die Donauflottille versorgt das Hinterland mit Getreide Die Lebensmittelvorräte der Mittelmächte hatten sich schon bald nach Beginn des Weltkriegs, nachdem die galizische Ernte infolge der Kriegsereignisse ausgefallen war, ihrem Ende zugeneigt.47 Die Ernteerträge an Roggen und Weizen lagen 1915 um 50% niedriger als im Vorjahr, in dem die Ernten bereits schlecht gewesen waren.48 1916 und 1917 sollten die Erträge sogar auf 44% bzw 40% im Verhältnis zu 1914 sinken.49 Gegen Ende 1915 erwies sich die Versorgung der Bevölkerung in 43 Fryer, Royal Navy 82 f. 44 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 58. 45 Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13. 46 Zu diesem Vorfall Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 58 f  ; Fryer, Royal Navy 80 f, 82. 47 Vgl Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 211 f  ; Höbelt, »Stehen oder Fallen  ?« 36  ; Judson, Habsburg 510. 48 Judson, Habsburg 510. 49 Judson, Habsburg 510.

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Spannungen an der unteren Donau

Österreich und in Deutschland mit Getreide über den Donauweg als eine der letzten Möglichkeiten, eine Hungersnot zu verhindern. Die Nahrungsmittel reichten nicht einmal mehr bis zur Ernte 1916, das Minus konnte nur durch Importe aus Rumänien, wo es Ernteüberschüsse gab, ausgeglichen werden. Im April 1915 wurden in Wien und Prag Bezugskarten zum Erwerb genau festgesetzter Rationen bestimmter Lebensmittel eingeführt.50 Im Dezember 1915 kam es schließlich zu einem Lieferabkommen mit Rumänien, das im ersten Halbjahr 1916 zur Gänze die Belieferung der österreichischen Reichshälfte sicherzustellen hatte.51 Nun war es eine der wesentlichen Aufgaben der Donauflottille, noch so schnell wie möglich vor dem Eisgang den Weg auf der unteren Donau für die Getreideeinfuhr intensiv auszunützen. Die Zeit drängte auch aus einem anderen Grund  : Am 5.10.1915 hatte die Landung französischer und englischer Truppen in Saloniki begonnen.52 Bis Mitte November 1915 war bereits die Landung von etwa 150.000 Franzosen und Engländern erfolgt, wobei zum Ende des Jahres mit einer Anlandung von bis zu 300.000 Soldaten gerechnet wurde. Die Haltung des an sich neutralen Griechenlands war zu diesem Zeitpunkt noch unklar.53 Dennoch  : Mit den Getreidelieferungen aus Rumänien begann die Donauflottille noch im Dezember 1915. In den Jahren 1916 und 1917 erreichte der Getreideabschub aus Rumänien für die hungernde Bevölkerung im Hinterland mehr als 500.000 Tonnen.54

9.7 Spannungen an der unteren Donau Ende 1915 informierten in Rumänien eingesetzte Vertrauensleute das österreichische Marinekommando von einer an der unteren Donau beobachtbaren Infiltration russischer Kräfte. Ua wurden mit Hilfe Rumäniens55 bewaffnete russische Dampfer in rumänischen Häfen beherbergt, teilweise auch unter die Aufsicht der rumänischen Donauflotte mit rumänischer Flagge gestellt,56 um zu geeigneten Zeitpunkten 50 Judson, Habsburg 512  ; zur Hungersituation vgl auch Walterskirchen, Vaterland 63 ff. 51 Höbelt, »Stehen oder Fallen  ?« 53, vgl auch 73  ; Winterhalder, Kriegsmarine 56. 52 Baer, Der Völkerkrieg VIII (1917) 61. 53 N.N., Die Landung in Saloniki, Die Flagge 1915 Nr 12, 198. 54 N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 14.8.1925, 5 (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay)  ; mehr dagegen gibt an N.N., Mit den Monitoren auf der Balkanstraße von Belgrad bis Sulina, Die Vedette (Beilage zum Fremden-Blatt Nr 179 vom 5.7.1918) Nr 1885 vom 5.7.1918, 3 (»Jänner bis September 1916 2 ¼ Millionen Tonnen, im Jahre 1917 ein Mehrfaches davon«). 55 Vgl KA 1915, OK/MS, VIII-1/3, 7469, 7597, 7636, 7681, 7748, 7757, 7771, 7837, 7856, 7930, Karton 394  ; auch Nauticus, Ein Erfolg unserer Donauflottille, Neue Freie Presse Nr 18719 vom 1.10.1916, 8  ; Winterhalder, Kriegsmarine 68. 56 N.N., Die internierten russischen Schiffe in Rumänien, Prager Tagblatt Nr 315 vom 14.11.1915, 2  ; N.N., Die militärische Ausnützung der Donauverbindung, Reichspost Nr 537 vom 14.11.1915, 5.

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Munition für Bulgarien und die Türkei, Getreide für das Hinterland

donauaufwärts gegen Österreich-Ungarn eingesetzt zu werden. Allerdings zogen sich diese Fahrzeuge nach den ersten Eindrücken von der Donauflottille meist weiter in Richtung Unterlauf der Donau zurück.57 Nicht zuletzt deshalb entstanden mit Rumänien schon im November 1915 massive Spannungen  : Rumänien war der Ansicht, dass im Bereich der von seiner Regierung sog »rumänischen Donau« das Ufer durch österreichische Donauschiffe nicht näher als bis zu 100 Meter angefahren werden dürfe. Diese Rechtsansicht hielt Feldmarschall Conrad von Hötzendorf für unrichtig, da der zur See anerkannte militärische Begriff des »Territorialgewässers« an der unteren Donau nicht existiere und dort aufgrund der Internationalität des Fahrwassers die völlig unbehinderte freie Schifffahrt gelte.58 Daher wurden auch weiterhin insbesondere die Munitionstransporte für Abb. 84  : Linienschiffskapitän Bulgarien und die Türkei fortgesetzt. Doch wollte Karl Lucich, Kommandant der k. u. k. Donauflottille, 1917. man in der höchst angespannten Situation Rumänien offensichtlich auf keinen Fall provozieren und hielt im Folgenden die 100 Meter ein, drohte doch der rumänische Ministerpräsident Brătianu ausdrücklich mit dem Beschuss der Donauflottille, sollte ein Schiff in die »rumänische Donau« eindringen.59 Am 3. Dezember 1915 fanden sich schließlich alle in der unteren Donau befindlichen Monitoren unter dem Kommando des Linienschiffskapitäns Karl Lucich60 im Hafen von Rustschuk ein.61 Für den Fall möglicher Auseinandersetzungen mit Rumänien stand man damit vor der wichtigsten Grenzstadt zu Rumänien und sogar in relativer Nähe zu Bukarest. Karl Wettstein fand sich dort auf dem unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff stehenden Monitor Temes  II ein.

57 Nauticus, Ein Erfolg unserer Donauflottille, Neue Freie Presse Nr 18719 vom 1.10.1916, 8. 58 Schreiben Feldmarschall Conrad von Hötzendorf vom 24.11.1915 KA 1915, VIII-1/2, 8203/OK, 8189/ OK, Karton 393. 59 Vgl hiezu das Schreiben von Feldmarschall Conrad von Hötzendorf vom 24.11.1915 und das Telegramm des österreichischen Gesandten in Bukarest vom 26.11.1915, KA 1915, VIII-1/2, 8203/OK, 8189/OK, Karton 393. 60 Näher zu ihm Trulei, Ablehnung 110 f. 61 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 78.

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10. Die Einnahme von Belgrad

10.1 Der verlustreiche Übergang Historisch war die Donauflottille bereits 1789 bei der Eroberung Belgrads durch Feldmarschall Ernst Gideon Laudon beteiligt.1 Ein Szenario, in dem die Donau­ flottille wieder eine entscheidende Rolle vor Belgrad spielen sollte, wurde schon vor dem Krieg in diversen Zeitungspublikationen skizziert und war offensichtlich auf Seite Serbiens später ein Mitgrund dafür, die Hauptstadt in das Landesinnere nach Nisch (Niš) bzw Kragujevac zu verlegen.2 Diesmal sollten es die Armeen der Mittelmächte unter Generalfeldmarschall Mackensen sein, die sich Ende September 1915 in bedrohlich großer Zahl vor Belgrad versammelten.3 Die Mittelmächte hatten im Herbst 1915 eine neue Offensive gegen Serbien beschlossen. Mackensen war beauftragt, die serbische Armee entscheidend zu schlagen und die Verbindung zwischen Ungarn und Bulgarien (Türkei) zu öffnen.4 Unter ihm stand die k. u. k. 3. Armee, Kommandant General der Infanterie Hermann Kövess von Kövessháza, bestehend aus zwei österreichisch–ungarischen und einem deutschen Korps, der im Banat versammelten deutschen 11. Armee (General der Artillerie Kurt von Gallwitz), die aus drei Korps und einer selbstständigen Infanteriedivision mit vielen österreichischungarischen Zuteilungen bestand und der an der serbisch-bulgarischen Grenze aufmarschierenden bulgarischen Armee (vier Infanteriedivisionen).5 Für einen Übergang über die Donau bei Belgrad waren die natürlichen Fluss- und Landverhältnisse äußerst ungünstig.6 Die Flussverhältnisse schon deshalb, weil die möglichst knapp zu haltende Dauer der Überschiffung der Truppen maßgeblich von den häufig wechselnden Wasserstands- und Strömungsverhältnissen abhing.7 Bel1 Siehe Janko, Die Eroberung Belgrads im Jahre 1789 durch den kaiserlichen Feldmarschall Gideon Ernst Baron Laudon, Österreichische militärische Zeitschrift 1868 III 23. 2 Hesse-Wartegg, Die neue Hauptstadt von Serbien, Deutsches Volksblatt Nr 7245 vom 3.3.1909, 1  ; N.N., Schutzkompagnie oder Ehrenkompagnie  ? Zur Flucht Suleiman Paschas, Neues Wiener Journal Nr 5355 vom 18.9.1908, 1  ; N.N., Verlegung der Hauptstadt, Arbeiter Zeitung Nr 280 vom 11.10.1908, 5. 3 Prasky, Donaumonitoren 85. 4 N.N., Die Eroberung von Belgrad im Oktober 1915, in Bundesministerium für Heerwesen (Hg.), Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1926, 506  ; Halpern, Naval History 271. 5 Vgl Wolters, Donauübergang 13 ff  ; N.N., Die Eroberung von Belgrad im Oktober 1915, Bundesministerium für Heerwesen (Hg.), Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1926, 506  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 101. 6 Hierzu näher N.N., Die Eroberung von Belgrad im Oktober 1915, Bundesministerium für Heerwesen (Hg.), Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1926, 506 f  ; Bose, Flußübergänge 14 f, 41. 7 N.N., Eroberung von Belgrad 13.

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Die Einnahme von Belgrad

grad war überdies nicht nur ein stark befestigtes, sondern schon aufgrund seiner natürlichen Lage gut zu verteidigendes Bollwerk.8 Die Donau war bei Belgrad an der engsten Stelle 600 m, die Save 300–500 m breit,9 wobei das noch vom B ­ ergland geprägte serbische Ufer höher10 als das nördliche Ufer liegt und die hohen Festungsmauern des Kalimegdan11 teilweise bis an das Wasser reichten. Längs des Ufers befand sich ein Eisenbahndamm, also ideal für die Verteidigung. Abwärts des Kaligmedan war das Ufer zwar flacher, aber stark versumpft und im östlichen Teil mit Gebüsch bewachsen.12 Von den Höhen aus konnten die serbischen Verteidiger jede Bewegung am anderen Ufer beobachten und damit jeden Übergangsversuch von dort effektvoll mit ihrer Artillerie bekämpfen.13 Aber Belgrad war nicht nur eine gut ausgebaute Festung  : Mittlerweile war es auch nach den ersten Erfahrungen mit den Monitoren von den Ententemächten mit moderner schwerer, vor allem französischer Artillerie gut ausgerüstet worden, um die Donau abriegeln zu können.14 Die ganze Donau- und Savefront war in eine zusammenhängende Befestigungslinie verwandelt worden. Engländer und Franzosen hatten den Serben zahlreiche schwere Schiffsgeschütze zur Verfügung gestellt, mit denen sie in der Lage waren, auch die Panzerung der Donaumonitore zu durchbrechen.15 Das sollte sich im bevorstehenden Artilleriekampf vor Belgrad erweisen. Die Batterien auf den Anhöhen standen unter dem Befehl englischer Offiziere.16 Darüber hinaus erschwerten ausgedehnte, meist russische Minenfelder den Monitoren die Unterstützung und Übersetzung der Truppen.17 Nicht nur die Nordränder der beiden in der Save liegenden, zäh verteidigten Zigeunerinseln, deren Wegnahme die deutschen Truppen zu bewältigen hatten,18 waren mit durchgehenden Verschanzungen und Drahthindernissen versehen. Es befanden sich auch am südlichen Saveufer,  8 N.N., Eroberung von Belgrad 3  ; Schmidtke, Völkerringen 44  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 101 f.  9 N.N., Eroberung von Belgrad 7. 10 Vgl Regenauer, Der Übergang über Donau und Save im Oktober 1915, Deutscher Offizier-Bund Jahrgang 1925 Nr 33, 1101  ; Erste Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, Die Donau 67. 11 Historisch zur Festung Kalimegdan vgl Hauke, Donaureise 120. 12 N.N., Eroberung von Belgrad 8. 13 N.N., Eroberung von Belgrad 7. 14 Prasky, Donaumonitoren 86  ; vgl Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 51. 15 N.N., Unsere Donauflottille im Kampf gegen Serbien, Neue Freie Presse Nr 18371 vom 13.10.1915, 5  ; Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 51  ; Halpern, Naval History 265. 16 N.N., Der siegreiche Einmarsch der Verbündeten in Serbien, Neue Freie Presse Nr 18371 vom 13.10.1915, 5. 17 Winterhalder, Kriegsmarine 54. 18 N.N., Eroberung von Belgrad 3.

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Der verlustreiche Übergang

Abb. 85  : Savemündung bei Belgrad, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

vor allem an der Bahnlinie zwischen dem Getreide-Magazin und dem Bahnhof von Belgrad, stark besetzte Stellungen.19 Man konnte am Vorabend des Übergangs mindestens zehn Geschütze, darunter einige mittleren Ausmaßes, zählen.20 Die Flottille war mittlerweile durch die neuen Monitore Temes II (Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff), auf dem sich zu diesem Zeitpunkt Fregattenleutnant Karl Wettstein als Geschützturmkommandant befand, und Sava, mit dem Divisionskommandanten Korvettenkapitän Charles Masjon,21 wesentlich verstärkt worden.22 Vor dem minutiös geplanten Truppenübergang mussten die Verhältnisse im Umfeld der ausgewählten Flussübergänge genau geprüft und die Bewegungen des Gegners observiert werden. Die generalstabsmäßigen Vorbereitungen liefen seit Tagen. Insbesondere mussten gefährliche Rekognoszierungen der Flussläufe zur Feststellung von Minenverlegungen vorgenommen werden. Karl Wettstein hatte laut 19 Bose, Flußübergänge 24. 20 Bose, Flußübergänge 26. 21 Zu ihm Trulei, Abgelehnt 124. 22 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 63.

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Die Einnahme von Belgrad

Eintragung in seiner Qualifikationsliste »unter den schwierigsten Verhältnissen eine Rekognoszierung der Save-Brücke bei Belgrad mit bestem Ergebnis durchgeführt 29/9–6/10«.23 Die Flottille musste aber auch noch rechtzeitig – unmittelbar vor dem Beginn der Überschiffung  – eine Anzahl von russischen Fluss- und Seeminen heben.24 Auch diese gefährliche Aktion leitete der aus dem Ruhestand zurückgeholte Linienschiffsleutnant Georg Ritter von Zwierkowski (näher zu ihm unten 13.5). Der Übergang war auf der Seite Serbiens schon längere Zeit erwartet worden  : Die Bevölkerung der Hauptstadt Belgrad war rechtzeitig weitgehend in das Landesinnere geflüchtet – eine verzweifelte Flucht vor Deutschen und Österreichern, die sogar in der Romanliteratur ihren bedrückenden Niederschlag fand.25 Die für die Erstürmung Belgrads bestimmten Streitkräfte waren die k. u. k. 59. Infanterietruppendivision und das deutsche 22. Reservekorps.26 Generalfeldmarschall Mackensen hatte den Übergang und die Erstürmung Belgrads bis ins Detail geplant.27 Allein, es sollte anders als in seiner Planung kommen  : Die Überschiffung der verbündeten Infanterietruppen mit Ruderbooten und Dampfbarkassen über Save und Donau28 begann am 7.10.1915.29 Um 2  :30 Uhr früh setzte unter dem Trommelfeuer schwerer österreichischer Artillerie der Übergang der Truppen ein.30 Es war nun die gefährliche Aufgabe der Pioniere, die Überschiffung und die Herstellung von Übergängen durchzuführen.31 14 armierte Motorboote des deutschen Kaiserlichen Motorbootkorps32 (zu Beginn des Krieges als »Freiwilliges Motorbootkorps« aufgestellt) unterstützten die Überschiffung der verbündeten Truppen. Das Flottenkommando hatte überdies 250 donaukundige Matrosen als Ruderer für die Übersetzung beigestellt.33 Beim Übergang über die Save wurde zunächst die von serbischen Kämpfern besetzte, nördlich von Belgrad liegende große und kleine Zi23 Qualifikationsgrundbuchsheft »Kriegskampagne – Leistungen und Verdienste vor dem Feinde«, 1915. 24 N.N., Weiteres siegreiches Vordringen in Serbien, Neues Wiener Journal Nr 7891 vom 11.10.1915, 1  ; N.N., Der Anteil unserer Donauflottille an den Balkankämpfen, Deutsches Nordmährerblatt Nr 287 vom 16.10.1915, 2  ; N.N., Eroberung von Belgrad 31 f. 25 Gesemann, Die Flucht. Aus einem serbischen Tagebuch 1915 und 1916 (1935). 26 N.N., Eroberung von Belgrad 13  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 185 f. 27 Lichal, Erstürmung Belgrads unter Mackensen, 84er Zeitung Nr 2, April 1937, 1 f. 28 Hiezu eingehend Bose, Flußübergänge 15 ff  ; Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 482. 29 Regenauer, Der Übergang über Donau und Save im Oktober 1915, Deutscher Offizier-Bund 1925 Nr 33, 1102  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 63. 30 Zur Artillerieunterstützung vgl N.N., Die Erstürmung Belgrads. Von einem Mitkämpfer, Reichspost Nr 496 vom 21.10.1915, 3. 31 Kirchlehner, Der Stand der militärischen Ereignisse, Reichspost Nr 479 vom 11.10.1915, 1. 32 Halpern, Naval History 272  ; zu diesem vgl auch Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 140 f. 33 Winterhalder, Kriegsmarine 54.

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Der verlustreiche Übergang

Abb. 86  : »Kossava« auf der Donau, 1915.

geunerinsel genommen und als Stützpunkt für den weiteren Übergang mittels Pontons bis an das serbische Ufer genutzt.34 Allerdings waren zu wenig Pontons für ein rasches Übersetzen vorhanden, sie reichten nicht einmal für zwei Kompanien.35 Die einsetzende »Kossava« – ein gefürchteter Südoststurm, der zu starkem Wellenschlag an Donau und Save führt36 – behinderte obendrein den Übergang. Nun rächte sich, dass man den Übergang offensichtlich ohne Rücksicht auf die bedauernswerten Soldaten der »Vorhut« geplant hatte  : Auf die ersten überfüllten und gebrechlichen Fahrzeuge ging ein mörderisches Feuer des Gegners los. Ein Teil der Pontons war auf der durch die Brände in Belgrad taghell beleuchteten Donau von der serbischen Artillerie stark unter Feuer genommen worden, als sie vor der Festung Kalimegdan als einfach zu erfassende Ziele gleichsam »vorbeidefilierten«.37 Viele Boote der ersten Überschiffungsstaffel wurden schon vor ihrem Anlegen durch Feuer, Handgranaten aber auch durch Minen versenkt und die Mannschaft außer Kampf gesetzt.38 Andere entkamen nur um Haaresbreite den in den Fluss einschlagenden Granaten. Schwere Verluste der deutschen wie auch der österreichisch-un34 Regenauer, Der Übergang über Donau und Save im Oktober 1915, Deutscher Offizier-Bund 1925 Nr 33, 1101 f. 35 Lichal, Erstürmung Belgrads unter Mackensen, 84er Zeitung Nr 2, April 1937, 1 f. 36 Regenauer, Der Übergang über Donau und Save im Oktober 1915, Deutscher Offizier-Bund 1925 Nr 33, 1101. 37 Lichal, Erstürmung Belgrads unter Mackensen, 84er Zeitung Nr 2, April 1937, 2  ; Konopicky, Gedenken an die Eroberung von Belgrad, Danzers Armee-Zeitung Nr 40 vom 4.10.1935, 2. 38 Lichal, Erstürmung Belgrads unter Mackensen, 84er Zeitung Nr 2, April 1937, 2  ; Konopicky, Gedenken

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Die Einnahme von Belgrad

garischen Infanterie waren die Folge.39 Bis 4 Uhr früh hatten allerdings bereits vier Bataillone die Donau überschritten. Sie konnten sich aber nur bis zum Eisenbahndamm vorarbeiten, wo sie wenige Meter vom Feind entfernt liegen bleiben mussten.40

10.2 Die bedrängten Landungstruppen Für die gelandeten Truppen entwickelte sich der Einsatz vor Belgrad dramatisch  : Beim Aussteigen aus den Booten drohte das Versinken im Schlamm.41 Wer schon festen Boden unter sich hatte, musste sich in dem wilden Feuerkampf sofort hinwerfen und versuchen, sich seitlich weiterzuschieben, vorzuspringen, um nur irgendeine Deckung zu finden.42 Zur Deckung der angelandeten Truppen belegte die Artillerie der Verbündeten die ersten Uferstellungen der Serben mit Sperrfeuer.43 Schließlich gelang es den vier k. u. k. Bataillonen, sich unterhalb des Kalimegdan einzugraben und dann bis zum Eisenbahndamm vorzuarbeiten, wo sie aber in fürchterliches Abwehrfeuer gerieten.44 Die hochmotivierten Serben leisteten verzweifelten Widerstand. Es war aufgrund der heftigen Abwehr der Serben nicht wie beabsichtigt gelungen, am ersten Tag größere Infanterieverbände an das südliche Saveufer zu bringen. Die überschifften Truppen lagen nun am serbischen Ufer meist nur wenige Meter von den überhöhten serbischen Stellungen entfernt vor dem Bahndamm eingegraben. Sie wurden nicht nur von der Artillerie, sondern aus nahegelegenen Häusern von serbischen Truppen und Komitadschis (Freischärlern) beschossen. Aus serbischen Stellungen hagelte es Handgranaten.45 Ein Vorkommen war nicht möglich. Der schwere, fast aussichtslose Kampf dauerte den ganzen Tag und wurde am nächsten Tag fortgesetzt.46

an die Eroberung von Belgrad, Danzers Armee-Zeitung Nr 40 vom 4.10.1935, 2  ; N.N., Eroberung von Belgrad 45. 39 Näher Regenauer, Der Übergang über Donau und Save im Oktober 1915, Deutscher Offizier-Bund 1925 Nr 33, 1102  ; N.N., Eroberung von Belgrad 32 ff  ; Konopicky, Gedenken an die Eroberung von Belgrad, Danzers Armee-Zeitung Nr 40 vom 4.10.1935, 2  ; Heß, Vor zwanzig Jahren – Belgrad! Erinnerung an die Meisterleistung der Pioniere im Jahre 1915, Danzers Armee-Zeitung Nr 40 vom 4.10.1935, 2 f  ; Lichal, Die Belgrad-Gedenkfeier, 84er Zeitung, Nr 1, 1941, 2. 40 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 65. 41 Wolters, Donauübergang 56. 42 Bose, Flußübergänge 28. 43 Wolters, Donauübergang 56. 44 O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. 45 Wolters, Donauübergang 57. 46 O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19.

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Das Eingreifen der Monitore

Doch auch im Rücken der schwer kämpfenden Infanterie drohte Gefahr vom Hochwasser führenden und ständig ansteigenden Strom.47 Am Morgen des 8.10.1915 standen die österreichisch-ungarischen Truppen am serbischen Ufer bereits knietief im Wasser der Donau.48 An Angriff war in dieser höchst prekären Lage nicht zu denken, die eigene Verteidigung gegen den serbischen Feuersturm kaum mehr möglich. Der Mangel an Munition wurde für die verbündeten Truppen von Stunde zu Stunde bedrohlicher.49 Die Lage der österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen – 2.500  Mann standen in einer 4.000  Schritt langen, kaum befestigten Stellung und ohne wirksame Artillerieunterstützung einem gut gedeckten, weit stärkeren Gegner gegenüber50  – war nahezu unhaltbar. Hätte der serbische Gegner zu diesem Zeitpunkt seine Truppen zu einem Gegenstoß konzentriert, wäre das Schicksal der Landungstruppen besiegelt gewesen.51

10.3 Das Eingreifen der Monitore Das Bild änderte sich mit dem Auftauchen der k. u. k. Monitore, die der Infanterie nun Hilfe in ärgster Bedrängnis brachten. Dieses Eingreifen der Donaumonitore am 8.10.1915 war für die Rettung der Landungstruppen entscheidend.52 Die k. u. k. Donauflottille stellte sich bedingungslos in den Dienst der schwer kämpfenden Landungstruppen.53 Die ihr gestellte Aufgabe, den gelandeten Truppen in ihrer kritischen Lage jede Unterstützung zu gewähren, wurde dabei ohne Rücksicht auf eigene Verluste angegangen.54 Die Monitore fuhren aus allen Rohren feuernd frontal auf das serbische Ufer zu und zogen als »Zielscheibe« das Feuer der serbischen Artille47 Von dieser Gefahr wurde immer wieder berichtet  : N.N., Eroberung von Belgrad 11, 49  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 102  ; Martiny, Bilddokumente2 27  ; N.N., Die Eroberung von Belgrad im Oktober 1915, Bundesministerium für Heerwesen (Hg.), Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1926, 517  ; Konopicky, Gedenken an die Eroberung von Belgrad, Danzers Armee-Zeitung Nr 40, 4.10.1935, 2  ; vgl auch den Bericht von N.N., Armeeoberkommandant Feldmarschall Erzherzog Friedrich in Belgrad, Neue Freie Presse Nr 18382 vom 24.10.1915, 8. 48 N.N., Eroberung von Belgrad 49. 49 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 16. 50 N.N., Eroberung von Belgrad 44. 51 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 16. 52 Knaus, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1935, 645. 53 Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 51. 54 Prasky, Donaumonitoren 85  ; vgl auch Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 102  ; Sondhaus, Naval Policy 283.

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Die Einnahme von Belgrad

rie auf sich, um die verzweifelt kämpfende Infanterie zu entlasten.55 Seit den frühen Morgenstunden unterstützten die Monitore im Feuerhagel der serbischen Artillerie stehend unablässig den Kampf der deutschen56 und österreichisch-ungarischen Truppen und ermöglichten die Bildung erster Brückenköpfe.57 Ein Telegramm des Donauflottillenkommandos an die Marinesektion im Kriegsministerium berichtete, dass seit 6  :30 Uhr Monitorgruppen die Geschützstellungen östlich des Kalimegdan beschießen.58 Die Monitore Temes II (Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff), Enns (Linienschiffsleutnant Karl Topil) und Inn (Linienschiffsleutnant Lothar Leschanowsky) waren gruppenweise zum linken Flügel der gelandeten Truppen hin dirigiert worden und feuerten ohne Unterlass auf die feindlichen Stellungen am Vračar und Kalimegdan. Der Vračar ist eines der höchsten Plateaus im Zentrum von Belgrad, auf dem sich heute der Tempel des Hl Sava, die serbische Nationalbibliothek und ein Park befinden. Die Monitore standen nun allerdings unter schwerem Artilleriefeuer der Gegenseite, an dem sich nicht nur schwere serbische sondern auch französische Batterien mit französischen Bedienungsmannschaften59 auf der Anhöhe des Vračar beteiligten.60 Die Monitore beantworteten den Beschuss mit ihrer Schiffsartillerie und hielten die gefährlichsten, durch französische und englische Geschütze verstärkten serbischen Batterien nieder. So konnten sie die schwer bedrängten Landungstruppen schützen.61 Der Monitor Temes II brachte eine gefährliche Batterie auf dem »Vračar« durch drei Lagen aus dem Doppelturm zum Schweigen.62 Temes II gelang es sogar, mit seiner Radiostation der eigenen Artillerie über 55 Blasich in Woinovich/Hoen/Veltzé, Die Geschichte des Weltkrieges II 480  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Marine-Rundschau 1925, 180  ; derselbe, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 51  ; derselbe, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 100  ; vgl Martiny, Bilddokumente2 39  ; N.N., Der siegreiche Einmarsch der Verbündeten in Serbien, Neue Freie Presse Nr 18371 vom 13.10.1915, 5. 56 Zum Übergang der deutschen Truppen eingehend Wolters, Donauübergang 54 ff  ; Baer, Der Völkerkrieg VIII (1917) 73 ff. 57 Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 100  ; derselbe, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 52  ; Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 483. 58 KA 1915 VIII-1/2 7060 O.K. Karton 393. 59 Baer, Der Völkerkrieg VIII (1917) 80. 60 Baer, Der Völkerkrieg VIII (1917) 79  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 66  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 102  ; Prasky, Donaumonitoren 88  ; vgl auch Martiny, Bilddokumente2 39  ; Ratzenhofer, Das lehrreichste Kapitel der Weltkriegsgeschichte. Die Niederwerfung Serbiens, Reichspost Nr 170 vom 19.6.1932, 16. 61 Martiny, Bilddokumente2 27  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19  ; vgl Kirchlehner, Wie Belgrad genommen wurde, Reichspost Nummer 497 vom 21.10.1915, 2  ; Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 51  ; N.N., Die Eroberung von Belgrad im Oktober 1915, in Bundesministerium für Heerwesen (Hg.), Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1926, 516. 62 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 66  ; vgl auch Prasky, Donaumonitoren 89.

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Das Eingreifen der Monitore

Abb. 87  : Festungsplan Belgrad.

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Die Einnahme von Belgrad

Abb. 88  : Plan von Beograd.

die Aufstellung der französischen Marinebatterien Daten abzugeben, sodass diese mit einem Volltreffer zurückgedrängt werden konnten.63 Die Monitore Körös (Linienschiffsleutnant Karl Rodinis) und Leitha (Linienschiffsleutnant Karl Schubert) verteidigten höchst wirksam die bereits überschifften Truppen unmittelbar vom Ufer bis zum erfolgreichen Sturm auf die Festung Kalimegdan, indem sie die in der Nähe des Bahndamms befindlichen Häuser mit verblüffender Präzision beschossen.64 Der ehemalige Generalstabschef der 3. Armee berichtete über den Einsatz des Monitors Körös, dass es endlich am Nachmittag des 8.10.1915 gelungen war, das Feuer des Monitors auf eine Häuserreihe zu dirigieren, aus der die Infanterie besonders stark bedrängt wurde  : 63 N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 14.8.1925, 4 (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay). 64 Wulff in Sokol 740  ; N.N., Eroberung von Belgrad 53  ; zur Beschießung durch den Monitor Körös siehe die Augenzeugenberichte bei Trulei, Ablehnung 112 ff  ; vgl auch die Abbildungen auf Postkarten bei Pawlik/Baumgartner, Österreichs Marine und Küste auf alten Postkarten2, 87.

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Das Eingreifen der Monitore

Abb. 89  : Alexander Kircher, Monitore vor Belgrad, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Schuß auf Schuß saß. Solcher Wirkung vermochte der Feind nicht mehr zu widerstehen  ; fluchtartig stürzte er zurück.65

Den mit »drahtloser Telegraphie« ausgerüsteten Monitoren wurde ihr Ziel von den am Ufer befindlichen Truppen, teilweise sogar auf optischen Weg mit Licht- und Flaggensignalen bezeichnet.66 Den ganzen Tag über tobte der Kampf der Artillerie der Serben gegen die Schiffsartillerie der Donaumonitore. Die beiden Monitore Temes II und Enns feuerten bis zum Einbruch der Dunkelheit auf die serbischen Batterien am Vračar und Kalimegdan und wurden dabei selbst schwer beschädigt.67 Schliesslich gelang es den Schif65 Konopicky, Gedenken an die Eroberung von Belgrad, Danzers Armee-Zeitung Nr 40, 4.10.1935, 2  ; siehe auch Baer, Der Völkerkrieg VIII (1917) 79. 66 Baer, Der Völkerkrieg VIII (1917) 79  ; Regenauer, Der Übergang über Donau und Save im Oktober 1915, Deutscher Offizier-Bund 1925 Nr 33, 1102  ; Karrer, Die Belgrad-Gedenkfeier, 84er Zeitung Nr 1, Jänner 1941, 3  ; N.N., Eroberung von Belgrad 52 f. 67 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 102.

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Die Einnahme von Belgrad

Abb. 90  : »Unsere Donauflottille im Kampf gegen Serbien«, Titelseite Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 236 vom 14.10.1915.

fen, die serbische Artillerie auch auf dem Kalimegdan zum Schweigen zu bringen. Das war nicht selbstverständlich, standen doch die 14,5-cm-Schiffsgeschütze der Monitore den vernichtend starken 30,5-cm-Mörsern der Serben gegenüber.68 Dieses Eingreifen der Monitore sollte das Blatt wenden. Wenngleich die Schiffe den ganzen Tag unter konzentrisch schwerem Feuer der serbischen Artillerie standen, wurde nun die Entlastung der bedrängten Infanterie durch die Monitore deut68 Wettstein-Manuskript 4.

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Das Eingreifen der Monitore

Abb. 91  : Oskar Laske, Barrikadenkampf in Belgrad am 9. Oktober 1915, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

lich spürbar. Die Militärliteratur berichtet sogar von einem die Landungstruppen psychologisch aufrichtendem Eingreifen der Schiffe.69 Die Mannschaften hätten jeden Volltreffer der Monitore mit »Hurra« und Kappenschwenken begrüßt und mit dem Sturm auf die Festung begonnen.70 Neben dem Schutz der Überschiffung der restlichen Truppen unterstützten die Monitore die bereits übergesetzten Abteilungen bei ihrem Vordringen nach Belgrad durch ihre Artillerie.71 Für die Bodentruppen war die Einnahme der Stadt in den 69 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 18  ; N.N., Eroberung von Belgrad 52  ; Wallisch, Flagge 259  ; Heissenberger, Marine-Rundschau, Danzers Armee-Zeitung Nr 3 vom 17.1.1936, 6. 70 N.N., Eroberung von Belgrad 53. 71 Mayer/Winkler, Donauwellen 168  ; aus der Presse  : N.N., Belgrad erstürmt, Znaimer Tagblatt Nr 233 vom 12.10.1915, 1 f  ; N.N., Der Weltkrieg auf dem Balkan, Pester Lloyd Nr 296 vom 24.10.1915, 7.

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Die Einnahme von Belgrad

Abb. 92  : Im Panzerturm eines Monitors, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Abb. 93  : Laden eines Panzergeschützes auf dem Monitor Bodrog, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Straßen freilich alles andere als ein Spaziergang. Ihnen begegnete heftiges Maschinengewehrfeuer aus den Häusern. Häuserzeile um Häuserzeile musste in schweren Straßenkämpfen erobert werden, zumal sich die Serben mit größter Tapferkeit und Motivation wehrten.72 Die Monitore Körös und Leitha nahmen denn auch weiterhin diese Ziele mit ihrer Artillerie unter Feuer, was auf die Truppen eine motivierende Wirkung ausübte.73 Die Artillerie der Monitore bahnte so den Truppen den Weg 72 Karrer, Die Belgrad-Gedenkfeier, 84er Zeitung Nr 1 Jänner 1941, 3  ; vgl Baer, Der Völkerkrieg VIII (1917) 61. 73 Martiny, Bilddokumente2 41.

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Das Eingreifen der Monitore

durch die verbarrikadierten und schwer mit Maschinengewehren verteidigten Straßen Belgrads.74 Um 9 Uhr abends war der schwere Artilleriekampf vorbei. Das Donauflottillenkommando meldete am 8.10.1915 telegraphisch an das Kriegsministerium  :75 Seit Tagesanbruch stehen die Monitorgruppen bis Einbruch der Dunkelheit gruppenweise in Aktion vor Belgrad  : Maros 1 Volltreffer und Benzinbrand 2 Tote 1 schwer verwundet 1 vermisst  ; Schiff aktions­ fähig. Temes Volltreffer Flachbahngeschütz Topcider Panzerdeck durchschlagen, Mannschaftsraum und Steueranlage zerstört  ; Leck Schiffsboden 6 Totalverlust 9 schwer verwundet  ; Schiff nicht aktionsfähig. Enns Volltreffer, Leck, Näheres noch unbekannt.

Der Heeresbericht stellte zu diesen Aktionen der Donaumonitore fest  :76 Wenn es ihnen auch nicht gelang, die feindlichen Geschütze zum Schweigen zu bringen, so erzielten sie nichtsdestoweniger einen vollen Erfolg dadurch, daß sie das feindliche Feuer von der Infanterie auf sich zogen. Trotzdem sie von der serbischen Artillerie konzentrisch unter schweres Feuer genommen wurden, harrten sie, um der Infanterie Luft zu machen, in aufopferndster Weise in dem ungleichen Kampfe bis zum Abend aus. … Dieser heroische Kampf der Donauflottille, die sich dem Feinde sozusagen als Zielscheibe anbot, um der Infanterie das Ausharren zu erleichtern, die überdies möglicherweise durch diesen Kampf die serbische Infanterie vor dem entscheidenden Ansturm gegen die eigenen Stellungen zurückhielt, trug nicht wenig dazu bei, daß die kritischen Stunden von den gelandeten Truppen glücklich und guten Mutes überwunden wurden.

Fregattenleutnant Karl Wettstein war in den Gefechten vor Belgrad auf Temes II als Geschützturmkommandant eingesetzt  : Für den 7. und 8.10.1915 ist in der Qualifikationsliste eingetragen  : 7/10, 8/10 Geschützturmkommandant in den Gefechten vor Belgrad. 7/10 feindl. Batterie am Vračar zum Schweigen gebracht. Für tapferes Verhalten vor dem Feinde mit dem (unleserlich) ausgezeichnet.

74 Martiny, Bilddokumente2 27. 75 KA 1915, Karton 393 VIII-1/2 7089/OK. 76 N.N., Eroberung von Belgrad 44, 51 f  ; Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 17.

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Die Einnahme von Belgrad

10.4 Vor Belgrad »fast gesunken« Das schwere Artillerieduell hatte die Monitore massiv in Mitleidenschaft gezogen  : Ein Treffer schlug den Monitor Enns unter Wasser im Vorschiffbereich leck, doch wurden keine Personen in Mitleidenschaft gezogen.77 Speziell der Monitor Temes II, der das Abschleppen der leck geschossenen und schon sinkenden Enns durch den armierten Dampfer Álmos78 (Linienschiffskapitän Rudolf von Pajér) deckte und das Artilleriefeuer auf sich lenkte, geriet in schweres Feuer einer französischen Batterie auf dem Topčider.79 Dabei wurde Temes II direkt in den achteren Mannschaftsraum getroffen.80 Die Granate explodierte in der Nähe des rückwärtigen Kommandostandes, tötete sechs und verwundete neun Mann. Die Situation an Bord war dramatisch  : Der im Kommandostand befindliche 1. Offizier, Fregattenleutnant Guido Taschler, wurde versengt.81 Ihm gelang es aber trotz seiner Brandwunden die Panzerlukendeckel des getroffenen Mannschaftsraumes selbst zu öffnen, sodass die Mannschaften aus dem mit Rauch und Dampf gefüllten Panzerstand auf Deck gelangen konnten.82 Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff musste das schwer getroffene Schiff – durch Sprengteile wurde sogar der Schiffsboden und die Wand zur Munitionskammer durchschlagen – mit letzter Kraft der noch laufenden Maschinen so rasch wie möglich aus dem serbischen Feuerbereich an Land setzen, um den Brand zu dämpfen und das Leck zu stopfen, während in nächster Nähe die serbischen Granaten einschlugen.83 Das Kommando der Donauflottille musste daher auf den Monitor Sava (Linienschiffsleutnant Josef Meusburger) überschifft werden.84 Aufgrund dieser schweren Havarie85 mussten die Schiffe dringend ins Dock nach Budapest.86 Temes II wurde durch den armierten Dampfer Samson (Linienschiffsleutnant Ferdinand Schramm), Enns durch den armierten Dampfer Álmos (Linienschiffskapitän 77 Telegramm Donauflottillenkommando vom 9.10.1915, KA 1915, VIII-1/2, 7110/OK, Karton 393  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 67. 78 Zu diesem näher H. Winkler, Die armierten Dampfer der k. u. k. Donauflottille, Marine – Gestern, Heute 1983, 16. 79 Eine südlich der Donau und östlich der Save gelegene Parkanlage in Belgrad im Stadtteil Savski Venac. 80 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 17  ; Halpern, Naval History 273  ; mit Bildern Prasky, Donaumonitoren 91. 81 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 68. 82 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 68. 83 Prasky, Donaumonitoren 91  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 68. 84 Telegramm Donauflottillenkommando vom 9.10.1915, KA 1915, VIII-1/2, 7110/OK, Karton 393. 85 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 102. 86 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 18  ; Csikós, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 1/1976, 7.

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Vor Belgrad »fast gesunken«

Abb. 94  : Der sinkende Monitor Temes vor Belgrad, Heeresgeschichtliches Museum, 1915, Wien.

Rudolf von Pajér) aus dem Gefecht geschleppt, beide im sinkenden Zustand.87 Karl Wettstein erklärte dem Verfasser dieser Zeilen mehrfach, sie seien »vor Belgrad fast gesunken«. Er sei deshalb unverletzt geblieben, weil er sich im Geschützstand befand. Die Körös, unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, erhielt durch einen Weitschuss einen Treffer größeren Kalibers durch den Kamin, der aber keinen Schaden verursachte.88 Der Monitor Maros (Linienschiffsleutnant Hermann Bublay) erhielt aus einer Stellung am Vračar einen Volltreffer in den Aufbau, der die dortige Bemannung teils tötete, teils schwer verwundete und einen Benzinbrand hervorrief.89 Das Schiff konnte sich, wiewohl kampfunfähig geworden, doch noch nach Semlin zurückziehen.90

87 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 68 f  ; N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 14.8.1925, 4 (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay). 88 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 17  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 66  ; Prasky, Donaumonitoren 88. 89 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 67  ; N.N., Eroberung von Belgrad 51  ; Csikós, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 1/1976, 7  ; Prasky, Donaumonitoren 89. 90 Prasky, Donaumonitoren 89.

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Die Einnahme von Belgrad

Abb. 95  : Monitor Enns  : Treffer unter Wasser, 1915. Abb. 96  : Monitor Enns  : Leck von innen, 1915. Abb. 97  : Monitor Enns am 8.10.1915  : Wassereinbruch vor Belgrad.

In den Morgenstunden des 9. Oktober 1915 fiel Belgrad unter dem konzentrischen Angriff österreichischer und der bei der Zigeunerinsel übergegangenen deutschen Truppen.91 Zwischen 9.10. und 14.10.1915 wurden von österreichischen Pionieren mehrere Kriegsbrücken über die Save und Donau gebaut.92 Insgesamt war der Übergang und die Einnahme der Stadt äußerst verlustreich  : Mehrere hundert Mann und dutzende Offiziere der Infanterie fielen der schwierigen Aktion zum Opfer.93 Der den Soldatentod verherrlichende Vers aus dem Österreichischen Reiterlied von 91 Wulff, Donauflottille 113  ; Schmidtke, Völkerringen 47. 92 Rodic, Tätigkeit der Pioniere bei und nach der Eroberung von Belgrad 1915, Streffleurs Militärblatt Nr 12 vom 23.3.1918, 1. 93 Bose, Flußübergänge 41 FN 1.

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Vor Belgrad »fast gesunken«

Abb. 98  : Serbisches Geschütz am Kalimgedgan, obere Reihe Mitte  : Linienschiffsleutnant Karl Rodinis  ; links neben ihm vermutlich Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff  ; untere Reihe links Linienschiffsleutnant Paul Ekl.

Hugo Zuckermann94 »Seh’ ich nur uns’re Fahnen wehen auf Belgerad« war wohl nicht ihr letzter Wunsch. Im Zuge der Einnahme von Belgrad fielen den k. u. k. Truppen 9 Schiffsgeschütze, 26 Feldgeschützrohre, ein Scheinwerfer, zahlreiche Gewehre, viel Munition und anderes Kriegsmaterial in die Hand, was die Zeitungen der Monarchie in allen Einzelheiten berichteten.95 Am Morgen des 9.10.1915 verließen schließlich die Monitore Temes II und Enns im Schlepp der armierten Dampfer Samson und Álmos Semlin, um in der Werft in Budapest gedockt und wieder hergestellt zu werden.96

94 Vertont von Franz Lehar. 95 Vgl Oberste Heeresleitung, Meldung des österreichisch-ungarischen Generalstabes vom 11.10.1915, Neue Freie Presse Nr 18370 vom 12.10.1915, 1  ; N.N., Der Rückzug der Serben. Blutige Straßenkämpfe in Belgrad, Neues Wiener Journal Nr 7891 vom 11.10.1915, 1  ; N.N., Die Beute durch den Fall Belgrads, Grazer Mittags-Zeitung (Sonder-Ausgabe) vom 11.10.1915, 1  ; N.N., Letzte Nachrichten, Znaimer Tagblatt Nr 233 vom 12.10.1915, 3  ; N.N., Die Serben südlich Belgrad geworfen, Prager Abendblatt Nr 235 vom 12.10.1915, 2  ; N.N., Bericht unseres Generalstabes, Sport und Salon vom 16.10.1915, 8. 96 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 72  ; N.N., Eroberung von Belgrad 51.

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Die Einnahme von Belgrad

Abb. 99–101  : Zerstörungen in Belgrad, 1915. Abb. 102  : Donaubrücke bei Belgrad, 1915, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Abb. 103  : Erobertes serbisches Geschütz in einem gedeckten Geschützstand bei Belgrad, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Abb. 104  : Österreichisch-ungarische Soldaten auf Wache am Kalimegdan, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

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Berichte, Presse und Militärliteratur

Abb. 105  : Frachtschlepper und zerstörte Gebäude am Donauufer bei Belgrad, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Abb. 106  : Monitor Temes II im Schwimmdock in Budapest zur Reparatur, 1915. Abb. 107–108  : Bootsaugen des Monitors Temes II.

10.5 Berichte, Presse und Militärliteratur Aus dem Kriegspressequartier wurde - ohne den hohen Blutzoll der eigenen Truppen auch nur zu erwähnen - gemeldet  :97

97 N.N., Fürchterliches Toben des Kampfes in den Straßen Belgrads, Grazer Mittags-Zeitung Nr 242 vom 11.10.1915, 1.

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Die Einnahme von Belgrad

Der Löwenanteil an der Eroberung Belgrads gebührt unseren braven Pionieren und der Donauflottille. Drei Tage und vier Nächte arbeiteten die technischen Truppen. Bei der Übersetzung der Save wurden die Kähne mit der Mannschaft vorwärts gerudert. Unter dem Schutze unserer Geschütze vollzog sich die Überschiffung. Die Serben versuchten die Übersetzung durch Feuer zu vereiteln, welches jedoch zum Schweigen gebracht wurde. Bei den Straßenkämpfen ging es dann Mann gegen Mann mit Bajonett und Kolben. Es war ein fürchterliches Toben in der von der Zivilbevölkerung verlassenen Stadt. Jeder Fußbreit wurde vom Feinde hartnäckig verteidigt, bis er sich dann gruppenweise in die Vorstadt zurückzog.

Amtlich wurde am 10.10.1915 vom Generalstab verlautbart  :98 Mit warmer Anerkennung gedenken die Führer und Truppen nach Ueberwindung der großen Stromlinie in ihren Berichten der unermüdlichen, heldenhaften Tätigkeit unserer braven Pioniere und der aufopfernden Mitwirkung der Donauflottille.

Die Zeitungen der Monarchie berichteten überschwänglich zum Anteil der Do­nau­ flot­tille bei der Eroberung Belgrads. Hier seien nur drei der Zeitungsberichte hervorgehoben  : Hochverdient um die Eroberung Belgrads hat sich unsere Donauflottille gemacht. Schon in den Oktoberkämpfen des Vorjahres hat sie Wunderbares geleistet.99 In lobenden Worten gedenkt einer unserer letzten Generalstabsberichte der aufopfernden Mitwirkung der Donauflottille bei der Ueberschreitung der Donau durch die Truppen der Verbündeten. Die Monitore hatten hiebei ein schweres Stück Arbeit zu verrichten. Sie mussten in dem verseuchten Wasser hin und her fahren, die serbischen Befestigungen beschießen und das Feuer der feindlichen Batterien dort, wo die Pioniere die Brücken schlugen oder wo Truppen in Pontons überführt wurden, auf sich lenken, um die Arbeiten und den Uebergang der Truppen vor Gefährdung möglichst zu schützen.100

 98 Baer, Der Völkerkrieg VIII (1917) 75  ; N.N., Fürchterliches Toben des Kampfes in den Straßen Belgrads, Grazer Mittags-Zeitung Nr 242 vom 11.10.1915, 2  ; N.N., Unser Krieg auf dem Balkan, Deutsches Nordmährerblatt Nr 282 vom 11.10.1915, 1  ; N.N., Südöstlicher Kriegsschauplatz, Znaimer Tagblatt Nr 233 vom 12.10.1915, 1 f  ; vgl auch N.N., Der siegreiche Einmarsch der Verbündeten in Serbien, Neue Freie Presse Nr 18371 vom 13.10.1915, 5.  99 N.N., Der Anteil unserer Donauflottille an den Balkankämpfen, Deutsches Nordmährerblatt Nr 287 vom 16.10.1915, 3. 100 N.N., Unserer Donauflottille im Kampf gegen Serbien, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 236 vom 14.10.1915, 6.

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Berichte, Presse und Militärliteratur

Die Neue Freie Presse101 berichtete in der Folge resümierend von den schweren Kämpfen der Armee Kövess, die bei Belgrad und südwestlich davon mit deutschen und österreichisch-ungarischen Heeresteilen eingebrochen war, bis es ihr dank der aufopfernden Unterstützung seitens unserer Donauflottille gelungen war, die Stadt und Festung endgültig in ihren Besitz zu bekommen.

Der ungarische Generalmajor Emerich von Suhay schrieb in einer Fachzeitschrift  :102 Über jedes Lob erhaben, halfen in dieser verzweifelten Situation die Monitore. Die Schiffe griffen in den Kampf ein, zeigten sich und zogen auf diese Art das Feuer der feindlichen Artillerie auf sich und ermöglichten auf diese Art der Infanterie das Ausharren.

Linienschiffsleutnant Olaf Richard Wulff, der beim Übergang nach Belgrad den Monitor Temes II kommandierte, schrieb im Rückblick auf diese Aktion  :103 Dagegen war die erfolgreiche Tätigkeit der Monitoren ›Körös‹ und ›Leitha‹ ein klassisches Beispiel für das Zusammenwirken der Flussstreitkräfte mit den Landtruppen. Diesen Monitoren gelang es, sich im Feuerlee der feindlichen Batterien derart dem Ufer unter Fort Kalimedan zu nähern, dass sie mit dem am Vorabende überschifften, nach dem Eingraben am Eisenbahndamme in eine verzweifelte Lage geratenen Bataillon in unmittelbare Verbindung treten konnten. Die Lage des Bataillons war umso gefährlicher, als der ständig steigende Fluss es mit Überschwemmung bedrohte. Dann kämpften die Monitoren, nach den Angaben der überschifften Truppen, die gefährlichsten Batterien und eingebauten Maschinengewehrstellungen nieder und ermöglichten hierdurch nicht nur das Ausharren dieser Truppen, sondern unterstützten auch den anschließenden Sturmangriff bis zum vollen Erfolge, der Einnahme der Festung Kalimegdan.

101 N.N., Die gegenwärtige Situation des großen Krieges. Wochenübersicht, Neue Freie Presse Nr 18375 vom 17.10.1915, 4  ; siehe auch N.N., Armeeoberkommandant Feldmarschall Erzherzog Friedrich in Belgrad, Neue Freie Presse Nr 18382 vom 24.10.1915, 8. 102 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 102. 103 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 238 f.

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11. Die Spitalschiffe

Die schweren Kämpfe forderten Tote und Verwundete. Die Donauflottille war von Beginn des Krieges an mit sog »Spitalschiffen« ausgestattet. Sehr bald zeigte sich aber im Serbienfeldzug, dass das Marinesanitätswesen der k. u. k. Donauflottille nicht nur von den Verwundeten und Kranken der Marine, sondern vor allem von den längs der Flüsse kämpfenden Truppen in Anspruch genommen werden musste.1 Daher wurde schon im Juli 1914 der DDSG-Radzugdampfer Traisen in Slawonisch-Brod repariert, zum Spitalschiff umgebaut und auf der Save in Dienst gestellt. Die Traisen wurde 1916 durch die Kulpa ersetzt.2 Der DDSG-Lokal-Radpassagierdampfer Kulpa erwies sich allerdings während des Krieges gegen Rumänien als zu klein und wurde im März 1917 gegen den DDSG-Passagierdampfer Erzherzog Franz Ferdinand, der eine Belagsfähigkeit für 120 Verwundete hatte, eingetauscht.3 Die Bedeutung der Spitalschiffe war auch beträchtlich  : Allein auf der Traisen wurden während der Kämpfe auf der Save 1914 ca 40.000  Verwundete ärztlich versorgt.4 Die Heilungschancen erwiesen sich im Fall des Transports mit den Spitalschiffen ungleich größer als mit anderen Krankentransportmitteln.5 Zur einheitlichen Verwendung und Verwaltung des Spitalschiffsparks wurde das »Kommando der k. u. k. Spitalfahrzeuge« mit einem zentralen Standort an der unteren Donau geschaffen und zu dessen Führung der Marinestabsarzt Dr. Heinrich Péchy von Péchaujfalú betraut.6 Überhaupt waren die Pflege- und Sanitätsdienste der Ärzte und des Pflegepersonals der Donauflottille beeindruckend  :7 9.000 Schutzimpfungen an bulgarischen Soldaten, umfassende Erste Hilfe bei Verwundeten und deren ärztliche Versorgung wurden von den im Verband der Donauflottille dienenden Ärzten Dr. Stephan Got­ hard von Herény, Dr. Elemér von Mihalkovics, Dr. Theophil Spargnapane, Dr. Ábris Barcsai, Dr. Kamillo Farkas und Dr. Konrad Freiherr von Braun teilweise auf den Spitalschiffen Kulpa und Traisen, teilweise auf den Monitoren selbst, auch während der Gefechte, geleistet. Dem Chefarzt der Donauflottille Dr. Theophil Spargnapane wurde 1915 vom Kaiser »in Anerkennung aufopferungsvoller Dienstleistung vor dem Pawlik, Die Spitalschiffe der Donauflottille 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 4/1976. K. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, I-3/3, OK/MS 289, Karton 418. Pawlik, Die Spitalschiffe der Donauflottille 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 4/1976. Pawlik, Die Spitalschiffe der Donauflottille 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 4/1976. Péchy/Guttenberg, Die k. u. k. Flußspitalschiffe im Weltkriege, Mitteilungen aus dem Eisenbahn- und Schiffahrtswesen im Weltkrieg 1918, 19 f. 6 Péchy/Guttenberg, Die k. u. k. Flußspitalschiffe im Weltkriege, Mitteilungen aus dem Eisenbahn- und Schiffahrtswesen im Weltkrieg 1918, 20. 7 Hiezu Wulff, Donauflottille 150 ff.

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Die Spitalschiffe

Abb. 109  : Einschiffen von Verwundeten in Giurgiu auf dem Spitalschiff Kulpa, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Abb. 110  : Verwundete deutsche Soldaten verlassen ein Donauschiff, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

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Die Spitalschiffe

Abb. 111  : Spitalschiff Erzherzog Franz Ferdinand vor Braila, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Abb. 112  : Orthodoxer Gottesdienst auf einem Spitalschiff, Sammlung Pawlik.

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Die Spitalschiffe

Abb. 113  : Armierter Dampfer bei Semlin, dahinter Spitalschiff Traisen, 1915, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Feinde« das Ritterkreuz des Franz-Josef-Ordens am Bande des Militärverdienst­ kreuzes verliehen.8 Diese Auszeichnung erhielt auch Dr. Ábris Barcsai in Anerkennung tapferen und aufopferungsvollen Verhaltens vor dem Feinde.9

8 N.N., Aus dem Personalverordnungsblatt Nr. 26 für die k. u. k. Kriegsmarine, Neue Freie Presse Nr 18265 vom 29.6.1915, 22. 9 N.N., Auszeichnungen für Verdienste im Kriege, Pester Lloyd Nr 38 vom 7.2.1915, 8.

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12. Die freiwillige Pflegerin Amelia Rodinis

An Bord des Spitalschiffs Traisen1 wurden unter der ärztlichen Leitung von Linienschiffsarzt Dr. Ábris Barcsai während der Feldzüge gegen Serbien 40.000 (!) Verwundete und Kranke versorgt und für den Weitertransport in das Hinterland vorbereitet.2 Auf diesem Spitalschiff war Amelia Rodinis, geb Topic-Pitt von Tapovo, seit 10.5.1914 Ehegattin des Kommandanten des Monitors Körös, Linienschiffsleutnant Karl Rodinis,3 höchst verdienstvoll tätig. Sie hatte sich bereits im Juli 1914 auf dem Spitalschiff eingeschifft und war mit diesem auch während der oben dargestellten Gefechte bei Schabatz im Herbst 19144 wiederholt in feindliches Feuer geraten.5 Während dieser Kämpfe war das Spitalschiff Traisen in ständigem Einsatz und transportierte Verwundete von Schabatz nach dem am Nordufer der Save gegenüberliegenden Klenak.6 Die Gefahr auf den weder bewaffneten noch gepanzerten Spital­ schiffen war für die Besatzung groß, weil sie ungeachtet ihrer Rot-Kreuz-Flagge häufig feindlichem Beschuss ausgesetzt waren.7 Olaf Richard Wulff 8 führt aus, dass die Serben auf die Abzeichen der Genfer Konvention keine Rücksicht nahmen und jedes Fahrzeug beschossen. Der Einsatz auf den Spitalschiffen war aber auch aufgrund der Verminung der Flüsse gefährlich. Die Traisen hatte denn auch zum Schutz einen Minenrechen montiert.9 Amelia Rodinis führte ungeachtet aller Gefährdungen ihre Hilfstätigkeit unbeirrt fort. Eine außergewöhnliche Frau! 1 Zu diesem aus technischer Sicht Csikós/Baumgartner, Spitalschiffe und Spitalkähne auf der Donau 1914– 1918, Marine – Gestern, Heute 1982, 10. 2 Csikós/Baumgartner, Spitalschiffe und Spitalkähne auf der Donau 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 1982, 10  ; vgl auch Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 210. 3 Zu ihm Trulei, Abgelehnt 116. 4 Vgl Abendrapport der Savemonitorgruppe (Linienschiffsleutnant Karl Rodinis) vom 21.8.1914, KA 1914, VIII-1/1, 4525/OK, Karton 368  : »Traisen zur Übernahme von Verwundeten nach Šabac«  ; Abendrapport der Savemonitorgruppe vom 20.8.1914, KA 1914, VIII-1/1, 4460/OK, Karton 368. 5 Wulff, Donauflottille 21  ; Hatschek, Von der »wehrhaften« Frau zum weiblichen Rekruten  – Entwicklungshistorische Perspektiven der österreichischen Soldatinnen (Dissertation Universität Wien, 2009). – Zu Amelia Rodinis siehe auch Mayer/Winkler, Donauwellen 178. 6 Abendrapporte der Savemonitorgruppe (Linienschiffsleutnant Karl Rodinis) vom 16. und 21.8.1914, KA 1914, VIII-1/1, 4338, 4525/OK, Karton 368. 7 Siehe Prikowitsch, Signal-Flaggen der k. und k. Kriegs-Marine, FMTS Forum Wien 1/1998  ; Martiny, Bilddokumente2 51. 8 Wulff, Donauflottille 21. 9 Vgl etwa das Bild bei Csikós/Baumgartner, Spitalschiffe und Spitalkähne auf der Donau 1914–1918, Marine – Gestern, Heute 1982, 12.

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Die freiwillige Pflegerin Amelia Rodinis

Der bekannte österreichische Schriftsteller und Publizist Roda Roda schrieb über Amelia Rodinis in der »Neuen Freien Presse«  :10 Die Gattin des Schiffsleutnants Rodinis, Kommandanten des Monitors ›Maros‹, Frau Amalia, geborene Topic, hat jüngst das goldene Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille erhalten. Sie ist als freiwillige Pflegerin an Bord des Krankentransportschiffes ›Traisen‹ im Verband der Save Monitorgruppe tätig. Anfang August war die ›Traisen‹ vor Raca vertäut. In der Nacht vom 8. auf den 9. wurden Verwundete vom Land geholt. Es musste ganz still und heimlich geschehen. Zufällig stieß ein Sanitätsmann mit der Feldtrage an die Sirene. Die Sirene heulte auf und verriet den Serben dadurch die Anwesenheit eines Schiffes. Es wurde sofort mit Schrappnells überschüttet. Am 11. steuerte man mit den Monitoren hinab nach Schabatz durch heftiges Feuer. Auf dieser Fahrt nahm man Verwundete von der ›Maros‹ auf. Bei Schabatz geriet die ›Traisen‹ wiederholt unter Schrappnells. Das Umladen der Verwundeten, sogar die chirurgischen Eingriffe an ihnen mussten vorgenommen werden, während die serbischen Geschosse das Deck bestrichen und in die Bordwände einschlugen. Frau Rodinis war immer auf Deck, betreute ihre Patienten, wechselte die Verbände – im Maschinengewehr- und Geschützfeuer der Serben, das die Schutzplachen auf Deck zerriss. Die tapfere Frau ist auch noch auf andere Weise vom Krieg in Mitleidenschaft gezogen worden  : Am 2. November wurde ihr Vater, der Bürgermeister von Lissa, nebst zwei anderen angesehenen Einwohnern der Insel von den Franzosen als Geisel weggeschleppt, als er sich weigerte, die der Insel auferlegte Kontribution von 50.000 Kronen zu sammeln.11 Er ist später in Marseille wieder freigelassen worden und hat aus Mailand seine Familie verständigt, dass er sich wohl befinde.

Amelia Rodinis wurde für ihren Mut und Einsatz mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tapferkeitsmedaille und dem Ehrenzeichen vom Roten Kreuz 2. Klasse mit der Kriegsdekoration ausgezeichnet.12 Wohl eine ganz besondere Auszeichnung für eine Frau in der damaligen Zeit.13 1917 verlieh auch noch das Oberkommando Mackensen der Oberschwester Amelia Rodinis »in Anerkennung hingebender und erfolgreicher Tätigkeit in der Krankenpflege« die königlich preußische Rote-Kreuz-Medaille 3. Klasse.14 10 Roda Roda, Menschliches im Felde, Neue Freie Presse Nr 18065 vom 8.12.1914, 5. 11 Zu Seraphin Topic siehe auch Sokol, Österreich-Ungarns Seekrieg 1914–18, 124 ff. 12 Hatschek, Von der »wehrhaften« Frau 89  ; vgl auch Wulff, Donauflottille 21  ; Mayer/Winkler, Donauwellen 178. 13 Von der Verleihung des »Kaiserin-Elisabeth-Ordens« an die im Ersten Weltkrieg in Russland höchst verdienstvoll als Rotkreuz-Schwester tätige Nora Gräfin Kinsky berichtet die Romanbiographie von Monika Czernin, Ich habe zu kurz gelebt 378. 14 Tagesbefehl des Donauflottillenkommandos Nr 77 vom 9.11.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 5385, Karton 446.

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Die freiwillige Pflegerin Amelia Rodinis

Abb. 114  : Amelia Rodinis.

Abb. 115  : Amelia Rodinis, 1914.

Abb. 116  : Amelia Rodinis, 1915. Abb. 117  : Amelia Rodinis und Linienschiffsleutnant Alfred Renger, Peterwardein 1915.

Fregattenleutnant Karl Wettstein verband mit dem Ehepaar Rodinis eine enge Freundschaft. 143

Die freiwillige Pflegerin Amelia Rodinis

Ab. 118  : Von links  : Linienschiffsleutnant Alfred Renger, Fregattenleutnant Karl Wettstein, Amelia Rodinis, Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, Peterwardein 1915.

Abb. 119  : Von links  : Amelia Rodinis, Oberstleutnant im Generalstab Brendl, Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, Fregattenleutnant Karl Wettstein, auf dem Monitor Körös, Peterwardein 1915.

Abb. 120  : Von links  : Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, Amelia Rodinis, Oberstleutnant im Generalstab Brendl, Peterwardein 1915.

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Die freiwillige Pflegerin Amelia Rodinis

Abb. 121  : Von links  : Oberstleutnant im Generalstab Brendl, Fregattenleutnant Karl Wettstein, Amelia Rodinis, Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, Linienschiffsleutnant Alfred Renger, 1915.

Abb. 122  : Von links  : Linienschiffsleutnant Karl Rodinis, Amelia Rodinis, Fregattenleutnant Karl Wettstein (mit Gitarre), 1915.

Abb. 123  : Fregattenleutnant Karl Wettstein und Amelia Rodinis, Semlin 1914.

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13. 1916 – Krieg mit Rumänien

13.1 Ein Torpedo als Kriegserklärung Das zunächst eher ruhig beginnende Jahr 1916 konnte über die sich anbahnenden Gefahren an der unteren Donau nicht hinwegtäuschen. Die Donauflottille musste wegen des zu erwartenden Anschlusses Rumäniens an die Entente gut geschützte Ankerplätze finden, ausbauen und die Rückendeckung für Bulgarien organisieren.1 Die Flottille hatte durch Aufklärung und Rekognoszierung der unteren Donau hervorragende und detaillierte Kenntnisse über die rumänischen Barrikaden, Minenfelder, Verschanzungen und Artilleriestellungen erlangt.2 Schon in der ersten Jahreshälfte 1916 wurde geprüft, ob die operative Donauflottille auch im Kriegsfall mit Rumänien auf der unteren Donau verbleiben oder – noch rechtzeitig – über das Eiserne Tor in die mittlere Donau verlegt werden sollte. Eine vorzeitige Zurückziehung der Flottille wäre aber als Eingeständnis einer tatsächlich nicht vorhandenen Schwäche angesehen worden. Das Donauflottillenkommando plädierte daher dem AOK gegenüber für den Verbleib an der unteren Donau, wobei die sofortige Schaffung einer Operationsbasis mit Ressourcenstation gefordert wurde.3 Darüber hinaus war absehbar, dass die bei Eintritt des Sommer-Niederwassers notwendige Bezeichnung der Fahrrinne an der rumänisch-bulgarischen Donau von Rumänien nicht mehr vorgenommen wird, um die Getreideeinfuhr nach Österreich zu behindern. Eine weitere Aufgabe sollte damit auf die Donauflottille zukommen.4 Neue Stehplätze mussten denn auch eingenommen werden, die bei jedem Wasser­ stand als Ankerplätze entsprachen und für kurze Aufenthalte vor feindlichem Feuer geschützt waren.5 Zu diesem Zweck geeignet erschien der von Natur aus besonders geschützte Belene-Kanal stromaufwärts von Sistow. Man fand hier hinter der Persina-Insel relativ sichere Ankerplätze, geschützt vor einem Artilleriebeschuss von der rumänischen Uferseite, als einen »Schlupfwinkel« für die Donauflottille.6 Der 1 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 80. 2 Barrett, Prelude 133. 3 Schreiben des Donauflottillenkommandos (Linienschiffskapitän Karl Lucich) an das AOK vom 4.4.1916, KA 1916, OK/MS 2271, I-3/3, Karton 418. 4 Vgl das Schreiben der k. u. k. Zentraltransportleitung vom 22.3.1916 an das k. u. k. Kriegsministerium – Marinesektion, KA 1916, OK/MS 1853, I-3/3, Karton 418. 5 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 80  ; vgl Kerchnawe, Vor der Entscheidung im Osten. Der Feldzug gegen Rumänien und die letzte Offensive des Zarenheeres, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1935, 143. 6 Schaumann/Schubert, Krieg 66.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 124  : Monitor Temes II vor Rustschuk, 1916.

Abb. 125  : Monitorflottille vor Rustschuk, 1916.

Kanal verfügte darüber hinaus über gute Anbindungen durch eine Schmalspurbahn an das Eisenbahnnetz, sodass die Flottille dort die Operationsbasis aus­baute.7 Feldmarschall Conrad von Hötzendorf dirigierte die Donauflottille schon drei Wochen vor der Kriegserklärung Rumäniens im August 1916 in diesen geschützten Donauarm.8 Der Belene-Kanal sollte nun die Operationsbasis für die kommenden Aktio­nen der Flottille sein. Dort wurden auch Munition, Naphta, Kohlen, Proviant, Scheinwerfer etc gelagert.9 7 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 80, 243  ; Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 830  ; Halpern, Naval History 275. 8 Kerchnawe, Vor der Entscheidung im Osten. Der Feldzug gegen Rumänien und die letzte Offensive des Zarenheeres, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1935, 143. 9 Wettstein-Manuskript 4.

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Ein Torpedo als Kriegserklärung

Abb. 126  : Rustschuk, Moschee, 1916. Abb. 127  : Fregattenleutnant Karl Wettstein mit Bordfuchs, Rustschuk 1916. Abb. 128  : Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff, auf Temes II (später Bosna), 1916.

In der zweiten Jahreshälfte waren die Spannungen mit Rumänien unübersehbar. Rumänien behauptete nunmehr seine Territorialhoheit über einen Bereich von 400– 500 m vom rumänischen Donauufer aus gesehen und behinderte damit die existentiell notwendige Minensuche durch die Donauflottille.10 Der zu diesem Verhalten Rumäniens von österreichischen Marineoffizieren vertretene Standpunkt entbehrte 10 Schreiben des Donauflottillenkommandos (Linienschiffskapitän Karl Lucich) an das AOK vom 12.6. 1916, KA 1916, OK/MS 1853, I-3/3, Karton 418.

149

1916 – Krieg mit Rumänien

nicht einer gewissen Logik  : Wenn Rumänien als »Neutraler« das Minenlegen in diesen Gewässern duldet, müsse es genauso neutral das Minenfischen dulden.11 Diese Spannungen führten auch dazu, dass ab 13.8.1916 die Donauflottille operativ dem Oberkommando der deutschen Heeresgruppe Mackensen unterstellt wurde.12 In der Donauflottille herrschte Hochspannung   : Man erwartete jeden Tag den Kriegseintritt Rumäniens an der Seite der Alliierten.13 In einem künftiAbb. 129  : Korvettenkapitän Olaf Richard gen Krieg gegen Rumänien sollten die Wulff mit Bordhund »Stricki«. Donaumonitore zur Stelle sein, um die Donau von Süden her zu forcieren.14 Wiewohl Rumänien aufgrund eines Bündnisvertrags aus dem Jahr 1883 noch an Deutschland und Österreich-Ungarn gebunden war, erklärte es am 27.8.1916 den Mittelmächten unvermittelt den Krieg. Freilich  : Die Donaumonitore erlebten diese Kriegserklärung Rumäniens noch vor Eintreffen der Nachricht erst einmal durch einen Torpedoangriff um 21  : 30 Uhr auf einen Kohlen- und Benzinschlepp vor Rustschuk.15 Der Schlepp explodierte mit einer ungeheuren Detonation und brach in der Mitte auseinander. Höchstwahrscheinlich hatte dieser Angriff dem Flaggschiff Temes II, auf dem sich Olaf Richard Wulff und Karl Wettstein befanden, gegolten.16 Zuerst vermuteten die Besatzungen der Monitore eine Selbstentzündung durch unvor11 Vertrauliche Mitteilung des Korvettenkapitäns Karl Mysz vom 23.5.1916, KA 1916, OK/MS 3194, X-13/1, Karton 437. 12 Vgl hiezu das Telegramm des Armeeoberkommandos vom 13.8.1916, KA, 1916, OK/MS 4832, I-3/3, Karton 418  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 81  ; Halpern, Naval History 275. 13 Herezeg, Vom Balkankriegsschauplatz. Der Krieg mit Rumänien. S.M. Monitoren, Pester Lloyd Nr 290 vom 18.10.1916, 5  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 142. 14 N.N., Die Donauflottille im Feldzuge gegen Rumänien, Neue Freie Presse Nr 18793 vom 14.12.1916, 6. 15 Vgl die Schilderung bei Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 143  ; Prasky, Donaumonitoren 100 f. 16 Kerchnawe, Die Zerstörung der rumänischen Kriegsbrücken bei Rjahowa durch die k. u. k. Donauflot­ tille, Danzers Armee-Zeitung Nr 17 vom 27.4.1928, 4 (Vortragsbericht)  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 82  ; Martiny, Bilddokumente2 44  ; Halpern, Naval History 277  ; vgl auch N.N., Der Krieg gegen Rumänien, Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung) Nr 225 vom 2.10.1916, 7  ; H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 51  ; Csikós, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 1/1976, 7.

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Ein Torpedo als Kriegserklärung

Abb. 130  : Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff, Linienschiffsleutnant Ferdinand Schramm, in der Mitte Schramm jun.

Abb. 131  : Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff auf dem Monitor Temes II (Bosna).

sichtiges Hantieren der Besatzung auf dem Schlepp in der Nähe des Benzins. Doch eine Stunde später kam die Depesche des AOK, dass Rumänien um 21  :00 Uhr der Monarchie den Krieg erklärt hat.17 Aus rumänischer Sicht wurde berichtet, es sei ein Angriff auf die vor Rustschuk liegenden Monitore Bodrog, Körös und Szamos geplant gewesen.18 Das rumänische Oberkommando war der Ansicht, die Schiffsübermacht nur durch die Initiative auf der Donau im Überraschungsangriff an sich reißen zu

17 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 82 f  ; Schaumann/Schubert, Krieg 68. 18 Alexandrescu, Kämpfe der rumänischen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg, Marine-Rundschau 7/1980, 395.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 132  : Beschießung von Turnu-Măgurele, 1916.

können.19 Ein Teil der Monitordivision musste nun Rustschuk und sogar die – seit August unter direktem Befehl des Kriegsministeriums stehende20  – Marineetappe in Orsowa21 verlassen und unter Beschuss der rumänischen Uferwachen den schon ausgebauten Belene-Kanal ansteuern. Korvettenkapitän Wulff wollte freilich nicht passiv auf den Beschuss durch die schwere rumänische Artillerie warten und entschied sich für ein offensives Vorgehen  : Schon am nächsten Morgen stand die – zunächst vor Rustschuk zurückgebliebene – 2. Monitordivision (Bodrog, Körös, Szamos und Leitha mit fünf Patrouillenbooten) vor Giurgiu und legte die militärischen Objekte der Stadt in Trümmer  :22 Das Feuer wurde gegen den Ölverladehafen,23 die Petroleumraffinerie,24 den Bahn­ 19 Alexandrescu, Kämpfe der rumänischen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg, Marine-Rundschau 7/1980, 395. 20 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 81. 21 Hiezu Telegramm des Korvettenkapitäns Kotan vom 27.8.1916, KA 1916, OK/MS 5130, I-3/3, Karton 418. 22 Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 194  ; H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 51  ; Halpern, Naval History 277. 23 N.N., Die Donauflottille in den ersten Tagen des Krieges mit Rumänien, Reichspost Nr 45 vom 2.10.1916, 2. 24 Geyer, Erfolgreiche Aktionen der Donauflottille gegen Rumänien, Pester Lloyd Nr 241 vom 30.8.1916, 4.

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Ein Torpedo als Kriegserklärung

Abb. 133  : Versenkte Schlepps vor Turnu-Măgurele, 1916. Abb. 134  : Versenkte Schlepps vor Giurgiu, 1916. Abb. 135  : Beschossene Hafenbauten TurnuMăgurele, 1916.

hof,25 die Schiffswerft,26 den Erdölbehälter27 und die Ufermagazine28 eröffnet. Die Monitore versenkten auch einen Teil der rumänischen Schleppschiffe29 und auf der Rückfahrt zum Belene-Kanal noch zwei rumänische Patrouillenboote und den als Minenleger eingerichteten rumänischen Dampfer Rosario.30 Die Stadt Giurgiu

25 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 143  ; Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13  ; Schaumann/Schubert, Krieg 68. 26 Hauke, Donaureise 135. 27 Schmidtke, Völkerringen 64  ; Prasky, Donaumonitoren 101  ; Schaumann/Schubert, Krieg 68  ; H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 51  ; Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 195  ; N.N., Nachrichten aus den Hauptquartieren, Feldblatt Nr 669 vom 30.8.1916, 1  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. - Siehe hiezu auch die Abbildung bei Martiny, Bilddokumente2 44 f. 28 Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13  ; Schaumann/Schubert, Krieg 68  ; N.N., Die Donauflottille in den ersten Tagen des Krieges mit Rumänien, Reichspost Nr 45 vom 2.10.1916, 2. 29 Wulff, Donauflottille 178  ; Kerchnawe, Die Zerstörung der rumänischen Kriegsbrücken bei Rjahowa durch die k. u. k. Donauflottille, Danzers Armee-Zeitung Nr 17 vom 27.4.1928, 4 (Vortragsbericht)  ; Schaumann/Schubert, Krieg 68. 30 Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13  ; H. Winkler, Panzerschiffe

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 136  : Brennende Naphtatanks in Giurgiu nach der Beschießung durch die 2. Monitorgruppe der k. u. k. Donauflottille, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

selbst wurde nicht angegriffen.31 Der armierte Dampfer Álmos (Korvetten­kapitän Julius Strudthoff 32) zerstörte durch Feuer mehrere militärische Anlagen in Turn Severin und eine Eisenbahnbrücke,33 was im Generalstabsbericht vom 29.8.1916 an die Spitze gestellt wurde.34 Dieser Beschuss durch den Dampfer Álmos ermöglichte nun die ungehinderte Abfahrt von 58 Getreideschleppern und weiteren Schiffen stromaufwärts.35 Der Monitor Temes II fuhr am 29.8.1916 mit dem Monitor Enns, dem Patrouillenboot Barsch und dem deutschen Flusskanonenboot Weichsel (Kaund Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 51  ; Halpern, Naval History 277  ; N.N., Die Donauflottille in den ersten Tagen des Krieges mit Rumänien, Reichspost Nr 45 vom 2.10.1916, 2. 31 Wulff, Donauflottille 178  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 143. 32 Ein Nachkomme des Begründers der Maschinenfabrik Stabilimento Tecnico Triestino in Triest  : vgl Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 235  ; Sondhaus, Naval Policy 5  ; zu Julius Ritter von Strudthoff als Kadett auf der Korvette Fasana siehe Pawlik, Im Taifun beinahe gekentert (2002) 23 ff. 33 N.N., Erfolgreiche Aktionen der Donauflottille gegen Rumänien, Grazer Tagblatt Nr 240 vom 30.8.1916, 11  ; Geyer, Erfolgreiche Aktionen der Donauflottille gegen Rumänien, Pester Lloyd Nr 241 vom 30.8.1916, 4  ; N.N., Die Ereignisse auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 204. 34 Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 194. 35 Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 195.

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Ein Torpedo als Kriegserklärung

pitän Ernst von Dücker) vor Turnu Măgurele auf, geriet allerdings in scharfen Beschuss rumänischer Uferwachen. Dieser konnte aber durch Beschießung von Eisenbahn- und Hafenanlagen, Batteriestellungen und Schützengräben abgewehrt werden.36 Ausdrücklich verweist Korvettenkapitän Wulff in seinem Bericht darauf, dass die Städte beim Beschuss geschont wurden.37 Im September 1916 kam es zu häufigen Angriffen aus rumänischen Stellungen gegen die Donaumonitore und zu Kämpfen mit Batterien der rumänischen Donaustellungen, die jedoch ohne Beschädigungen überstanden wurden.38 Am 29.9.1916 drangen mehrere Monitore unter Führung von Linienschiffsleutnant Lothar Leschanowsky in das mit Verteidigungsanlagen geschützte innere Hafenbecken von Corabia, wohin sich eine Reihe russischer Donaufahrzeuge mit anderen Dampfern und Schleppern geflüchtet hatten.39 Die Donauflottille versenkte mehrere russische Dampfer, andere Kriegsfahrzeuge und insbesondere Minenleger und Minenräumer.40 Neun von den Rumänen seinerzeit weggenommene, zum Teil voll beladene österreichisch-ungarische Schleppen wurden zurückerobert und weggeführt.41 Ua schleppte der Dampfer Una (Linienschiffsleutnant Otto von Metzger) im Dezember 1916 den erbeuteten russischen Schraubendampfer Nikolaus, der nach einigen Reparaturen für Etappendienste bestens geeignet war, bergwärts nach Budapest.42 Wettstein schreibt in seinem Manuskript von »vollen Schleppen« mit Mais und Benzin etc, die erbeutet werden konnten.43 Die beteiligten Schiffe vereinigten sich wieder an ihrer Operationsbasis im Belene-Kanal.

36 Wulff, Donauflottille 185  ; N.N., Der Krieg gegen Rumänien, Wiener Abendpost (Beilage zur Wiener Zeitung) Nr 225 vom 2.10.1916, 8  ; Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 195  ; N.N., Die Ereignisse auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 204  ; N.N., Die Kriegsereignisse, Linzer Volksblatt Nr 210 vom 1.9.1916, 1  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 144. 37 Wulff, Donauflottille 186. 38 Wulff, Donauflottille 188  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. 39 Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 195 f  ; Halpern, Naval History 278  ; siehe auch die Darstellungen von Linienschiffsleutnant Lothar Leschanowsky und Linienschiffsleutnant Hermann Bublay bei Truley, Abgelehnt 99. 40 Vgl Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 196  ; Winterhalder, Kriegsmarine 58  ; Halpern, Naval History 278  ; N.N., Der rumänische Hafen von Corabia, Wiener Bilder Nr 42 vom 15.10.1916, 6. 41 Nauticus, Ein Erfolg unserer Donauflottille, Neue Freie Presse Nr 18719 vom 1.10.1916, 8  ; Ludendorff, Bericht, Deutsche Presse Nr 226 vom 3.10.1916, 2  ; Halpern, Naval History 278. 42 Bericht des Flottillenkommandanten Linienschiffskapitän Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175 und 672, jeweils Karton 446. 43 Wettstein-Manuskript 5.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 137  : Marinekarte mit Abschnitt von Orsova über Rahova bis Turnu Magurele, Österreichisches Staatsarchiv.

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1916 – Krieg mit Rumänien

13.2 Monitore verhindern rumänischen Donauübergang bei Rahovo Die Donau bildete die Grenze zwischen Bulgarien und Rumänien. Die Donauflottille hatte den Auftrag, diese ca 500 km lange Flussgrenze zu sichern.44 Rumänien beabsichtigte, seine in der Dobrudscha höchst bedrängten Truppen durch mehrere Divisionen der 3. Armee zu entlasten.45 Zur Übersetzung der Donau bauten die Rumänen Anfang Oktober 1916 bei Rahovo (zwischen Rustschuk und Tutrakan) eine Pontonbrücke mit dem Ziel, die in der Dobrudscha kämpfende Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Mackensen, bestehend aus bulgarischen, deutschen, türkischen und österreichischen Truppen, im Rücken anzugreifen und die dort hart bedrängte rumänische Armee zu unterstützen.46 Der rumänische General Averescu hatte Flamanda-Rahovo als Ort der Donauüberschreitung ausgesucht.47 Am 1.10.1916 kam nun der lange erwartete rumänische Offensivvorstoß  : Bis zum Abend dieses Tages überschritten eineinhalb rumänische Divisionen (10. und 21. rumänische Division) den Strom und brachen auf eine Tiefe von 8 km mit einer Breite von 16 km auf bulgarischen Boden ein.48 Zwei weitere Divisionen standen zum Übergang über die Donau bereit.49 Die rumänische Seite war der Ansicht, die k. u. k. Donauflottille durch Minen und einige Batterien vom Auslaufen aus dem Belene-Kanal abhalten zu können. Tatsächlich sollte aber die Donauflottille das rumänische Vorhaben vereiteln.50 Die im Belene-Kanal vor Anker liegenden Donaumonitore erhielten am 1.10.1916 vom deutschen General von der Goltz einen Befehl, der eine strategisch höchst bedeutsame Aktion der Donauflottille einleiten sollte  : Mit entsprechenden Schiffseinheiten vorstoßen und den Brückenschlag vereiteln.51

Nach dem Bericht französischer Beobachter im rumänischen Heer wurde die Ponton­brücke zunächst am 1.10.1916 durch deutsche Flugzeuge ernsthaft beschä44 Martiny, Bilddokumente2 27 FN 2  ; Winterhalder, Kriegsmarine 55. 45 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 88. 46 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 833  ; Martiny, Bilddokumente2 27  ; Prasky, Donaumonitoren 104. 47 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 145. 48 Wettstein-Manuskript 5  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 146. 49 Wettstein-Manuskript 5. 50 Kißling, Der mißglückte Donauübergang bei Flamanda, Österreichische Wehrzeitung 1924/36, 3. 51 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 146  ; N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 14.8.1925, 4 (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay).

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digt.52 Am 2.10.1916 griff nun die Donauflottille die bereits fertiggestellte Brücke und die Uferbatterien an.53 Dabei stand sie unter dem gefährlichen Feuer schwerer und ungleich stärkerer rumänischer Artillerie, die den Auftrag hatte, die angreifen­ den Monitore mit Sperrfeuer auf Distanz zu halten.54 Die nur schlagwortartige Beschreibung dieser Aktion der Monitore und der rumänischen Gegenwehr im Wettstein-Manuskript lässt die Dramatik erahnen  : Regen und Sturm, 2 Patrouillenboote – Barsch und Viza – steuerten drauf los, trotz Minengefahr. 4 feindliche Batterien inzwischen am Ufer aufgestellt, dann Monitore im Feuer.

Linienschiffsleutnant Hermann Bublay war an dieser Aktion erfolgreich beteiligt  : Er führte trotz heftigen Artilleriebeschusses durch gut gedeckte rumänische Uferbatterien mit dem Patrouillenboot Viza55 einen vollbeladenen Schlepp und zwölf Treibminen in voller Fahrt so nahe – nach seinen eigenen Angaben auf 100 m56 – an die Brücke heran, dass diese zunächst zum Teil zerstört wurde. Die Rumänen wollten allerdings die Brücke um jeden Preis erhalten. Sie beschossen die beiden Boote von allen Seiten, Viza und Barsch (Linienschiffsleutnant Guido Taschler) feuerten aus allen Rohren zurück.57 Die sich immer mehr verstärkende feindliche Artillerie erzielte auf den beiden Booten Viza und Barsch Volltreffer, wobei ein Einschlag in den Handsteuerraum des Barsch drei Tote und fünf Verwundete kostete.58

52 Halpern, Naval History 279 f  ; Barrett, Prelude 137. 53 Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 196 f  ; Kißling, Der mißglückte Donauübergang bei Flamanda, Österreichische Wehrzeitung 1924 Nr 36, 3  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 165  ; Schmidtke, Völkerringen 75 f  ; Gogg, Kriegsmarine 22  ; H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 50. 54 Martiny, Bilddokumente2 46  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 102  ; Herezeg, Vom Balkankriegsschauplatz. Der Krieg mit Rumänien. S.M. Monitoren, Pester Lloyd Nr 290 vom 18.10.1916, 5  ; Wallisch, Flagge 265  ; N.N., Der rumänische Hafen von Corabia, Wiener Bilder Nr 42 vom 15.10.1916, 7  ; aus rumänischer Sicht Alexandrescu, Kämpfe der rumänischen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg, Marine-Rundschau 7/1980, 398. 55 Zu diesem und zur »Wels-Klasse« der Patrouillenboote aus technischer Sicht Greger, Warships 144 ff. 56 Die Angaben über das Ausmaß der Annäherung differieren  : vgl Kerchnawe, Die Zerstörung der rumänischen Kriegsbrücken bei Rjahowo durch die k. u. k. Donauflottille, Danzers Armee-Zeitung Nr 17 vom 27.4.1928, 4 (Bericht über den Vortrag von Korvettenkapitän Hermann Bublay)  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 165  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 89, 240  ; Barrett, Prelude 139  ; Regele, Kampf 78. 57 Schaumann/Schubert, Krieg 71  ; N.N., Donauübergänge in der Gegenwart und Vergangenheit, Freiheit Nr 42 vom 14.10.1916, 1 f. 58 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 89 f  ; Barrett, Prelude 139.

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Abb. 138  : Patrouillenboot Barsch nach dem Gefecht vom 2.10.1916.

Abb. 139  : Linienschiffsleutnant Hermann Bublay, Kommandant des Patrouillenboots Viza, 1917.

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Monitore verhindern rumänischen Donauübergang bei Rahovo

Nachdem die Patrouillenboote für so schweres Abwehrfeuer der Rumänen nicht ausreichend gepanzert waren, drehten sie nach rund 30 Treffern ab, Linienschiffsleutnant Hermann Bublay trat den Rückzug aber erst nach Verschießen der ganzen Munition an.59 Die Patrouillenboote überließen nun den Schauplatz den beiden Monitoren Bodrog (Linienschiffsleutnant Kosimus Böhm) und Körös (Linienschiffsleutnant Karl Rodinis). Man huldigte strategisch offensichtlich noch dem mitunter kritisierten »système des petits paquets«, also einem Vorgehen in kleinen Einheiten.60 Die Rumänen führten nun alle verfügbaren leichten und schweren Waffen heran.61 Die Monitore wechselten ständig ihre Positionen, um der Artillerie kein festes Ziel zu geben. Auf diese beiden Monitore konzentrierte sich nun ein entsetzlicher rumänischer Feuerhagel.62 Schließlich stand der Monitor Körös allein über fünf Stunden ununterbrochen im Einsatz und erhielt zwölf Volltreffer,63 der Monitor Bodrog fünf Volltreffer, welche die Geschütztürme und die Elektroanlage außer Betrieb setzten.64 Einer der Artillerietreffer zerfetzte die Hauptdampfleitung des Monitors Körös.65 Das Schiff driftete steuerlos, durch ausströmenden Dampf jeder Aussicht auf den Fluss und die Ufer beraubt, in Richtung rumänisches Ufer. Im letzten Moment konnte das Leck gedichtet und ein Auflaufen verhindert werden.66 Unter schwierigsten Bedingungen wurde das Schiff nach Einbruch der Dunkelheit nach Lelek in Sicherheit gebracht.67 Dieser Angriff auf die Kriegsbrücke zeigte schon am ersten Tage erhebliche Erfolge. Die Brücke war nicht zerstört, aber so zerschossen, dass es längerer Zeit bedurfte, um sie wieder benutzbar zu machen. Schon um 11 Uhr vormittags des 2.10.1916 musste General Averescu den rumänischen Übergang abbrechen lassen.68 59 Winterhalder, Kriegsmarine 59  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 165  ; Prasky, Donaumonitoren 105. 60 Kritik an dieser Vorgangsweise in einer vertraulichen Eingabe des Korvettenkapitäns Karl Mysz (zugeteilt als Verbindungsoffizier beim k. u. k. Militärattaché in Sofia) vom 14.10.1916, k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, X-13/1, OK/MS 6084, Karton 437. 61 Barrett, Prelude 139. 62 Halpern, Naval History 280  ; Barrett, Prelude 139  ; N.N., Der Krieg mit Rumänien, Freiheit Nr 42 vom 14.10.1916, 2. 63 Martiny, Bilddokumente2 49  ; Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13  ; vgl Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 102  ; aus rumänischer Sicht Alexandrescu, Kämpfe der rumänischen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg, Marine-Rundschau 7/1980, 398. 64 Barrett, Prelude 140  ; Seidl, Die gehaßten Monitoren, Neues Wiener Tagblatt Nr 49 vom 7.12.1935, 13  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19.  – Vgl auch die Bilder der Beschädigungen an der Körös, Die Flagge 1917 Nr 1, 6, 8, 10, 17. 65 Schaumann/Schubert, Krieg 72. 66 Schaumann/Schubert, Krieg 72. 67 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 90  ; Halpern, Naval History 280  ; Barrett, Prelude 140. 68 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 166.

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Abb. 140  : Von links  : Linienschiffsleutnant Kosimus Böhm, Fregattenleutnant Friedrich Fikerment, Linienschiffsarzt Dr. Stephan Gothard von Herény. Abb. 141  : Beschädigter Schornstein des Donaumonitors Körös nach dem Gefecht von Rahovo, Sammlung Pawlik.

Am 3.10.1916 wurden die beschädigten Monitore durch Temes II, Enns, Szamos und Leitha ersetzt. Nach Ausbesserungen der Brücke durch rumänische Pioniere waren es nun die von Korvettenkapitän Wulff auf Temes II geführten Donaumonitore, die durch Treibminen und treibende Schleppe (stromaufwärts herabgelassene schwere Schwimmkörper)69 die Brücke mit Hilfe der Strömung entzwei rissen.70 Am 4.10.1916 gelang es der Monitorgruppe trotz gegnerischen Sperrfeuers die rumänische Kriegsbrücke durch Artilleriefeuer endgültig zu zerstören.71 Der offensive 69 Vgl Regele, Kampf 217. 70 Vgl Regele, Kampf 81, 217  ; Winterhalder, Kriegsmarine 60  ; Martiny, Bilddokumente2 49  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. 71 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 833  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 166  ; vgl Wulff, Donauflottille 193 ff  ; Kißling, Der mißglückte Donauübergang bei Flamanda, Österreichische Wehrzeitung 1924 Nr 36, 3  ; Martiny, Bilddokumente2 46  ; Mayer/Winkler, Donauwellen 168  ; aus den Zeitungsberichten siehe N.N., Die Ruhmestaten der Donauflottille, Neues Wiener Journal Nr 8241 vom 8.10.1916, 1.

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Abb. 142  : Aussschiffen der ausgeschossenen Patronenhülsen auf dem Monitor Körös nach dem Gefecht von Rahovo, 2.10.1916, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Übergang der Rumänen über die Donau war damit endgültig gescheitert. Die bereits übergegangenen Truppen der 3. Armee Rumäniens waren abgeschnitten und mussten sich ergeben.72 72 Prasky, Donaumonitoren 106  ; vgl Schloß, Die Kämpfe unserer Monitoren auf der Donau, Die Flagge 1916 Nr 12, 197  ; Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 51.

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Das Ergebnis dieses Einsatzes der Donaumonitore war für die Landstreitkräfte der Mittelmächte von außerordentlicher strategischer Bedeutung  :73 Durch die Zerstörung der rumänischen Brücke bei Rahovo konnte der rumänische Truppennachschub von fünf Divisionen unterbunden und die Bedrohung österreichischungarischer Truppen in der Dobrudscha durch einen Zweifrontenkampf verhindert werden.74 Die Donaumonitore vereitelten so überdies auch den Rückzug der bereits an das bulgarische Ufer überschifften rumänischen Truppen (1 ½ Divisionen),75 die sich schließlich ergeben mussten.76 Weiters blieb die rumänische Artillerie im Kampf mit den Monitoren gebunden. Karl Wettstein, in dessen Qualifikationsgrundbuchheft die Ereignisse von 2.10. bis 8.10.1916 bei Rahovo-Giurgiu unter »Leistungen und Verdienste vor dem Feinde« angeführt werden, schreibt in seinem Manuskript  : »1 ½ Divisionen von den Bulgaren gefangen«. Die relativ starke und der österreichisch-ungarischen an sich überlegene rumänische Donauflottille77 zeigte sich auch aus diesem Anlass nicht  : Sie bestand aus vier gut gerüsteten Monitoren, elf Donaubooten und zahlreichen armierten russischen Dampfern. Nach den Vereinbarungen im Bündnisvertrag Rumäniens mit der Entente vom 17.8.1916 hatte die russische Kriegsflotte mit ihr in der unteren Donau sogar mitzukämpfen.78 Dennoch konnte sich die rumänische Donauflottille nicht zu einer offenen Auseinandersetzung mit der k. u. k. Donauflottille durchringen. Sie hatte sich bald nach Kriegsbeginn in die Gegend von Galatz (Galati) in die untere Donau zurückgezogen79 und verblieb dort, gesichert gegen jeden Angriff durch eine ausgedehnte Minensperre, bis weit oberhalb von ­Braila.80 Aber auch österreichisch73 Im Einzelnen Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 92 f  ; allgemein zum Beitrag der Do­ nau­flottille im Krieg gegen Rumänien Fabius, Der Anteil Oesterreich-Ungarns am Feldzuge gegen Rumänien, Neue Freie Presse Nr 19230 vom 8.3.1918, 5. 74 Siehe dazu die Lageskizze der Situation am 1.10.1916 bei Martiny, Bilddokumente2 46. 75 Fabius, Der Einfluß der Donaulinie auf die Operationen im rumänischen Feldzuge, Neue Freie Presse Nr 18800 vom 21.12.1916, 7. 76 Hiezu Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 239  ; Wallisch, Flagge 265  ; Gogg, Kriegsmarine 22  ; Mayer/Winkler, Donauwellen 168  ; vgl auch N.N., Die rumänische Niederlage an der Donau, Neue Freie Presse Nr 18723 vom 5.10.1916, 1  ; N.N., Die vernichtende rumänische Niederlage beim Donauübergange, Salzburger Chronik für Stadt und Land Nr 229, 7.10.1916, 5. 77 Zu deren Stärke vgl N.N., Die rumänische Armee, Prager Tagblatt Nr 189 vom 12.7.1913, 2. 78 Regele, Kampf 46  ; vgl auch H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 50. 79 So der Flottillenkommandant Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 672, Karton 446  ; vgl auch Kerchnawe, Die Rolle Belgrads im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 14, 4.4.1924, 4  ; Alexandrescu, Kämpfe der rumänischen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg, Marine-Rundschau 7/1980, 397, der von einem »schlicht defensiven Charakter« der rumänischen Kriegsmarine spricht. 80 Winterhalder, Kriegsmarine 58 (vgl das Zitat bei Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 87)  ;

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ungarische Flusssperren an der unteren Donau hielten die rumänische Flottille 1916 dauernd von Angriffen auf die Donauflottille ab.81 Gegen Ende des Kriegs gab es zwei Theorien  :82 Entweder konnte sich die rumänische Flottille von ihren eigenen Hindernissen (Minen, Ketten etc) nicht mehr befreien und war aus diesem Grund nicht in der Lage, bergauf zu fahren. Diese Meinung war bei der Räumung der Hindernisse durch die österreichisch-ungarische Donauflottille im März 1918 aufgekommen. Oder es handelte sich schlicht um einen Mangel an Kohle. Beide Theorien sind nicht bestätigt. Die Rumänen hatten allerdings den k. u. k. Donaumonitoren durch eine Minensperre den Rückweg in den Belene-Kanal zu verlegen versucht.83 Wettstein weist drauf hin, dass 2/3 der östlichen Belene-Kanaleinfahrt »inzwischen von Minen verlegt worden« waren. Im Räumen der Minenfelder war die Donauflottille freilich schon erfahren, sodass ihren Pionieren diese »Sperre« nichts mehr anhaben konnte. Diese erfolgreiche Aktion der Donauflottille führte Abb. 143  : Rumänische zu mehrfachen Anerkennungsdepeschen, ua auch des Treibmine. Armeeoberkommandanten Erzherzog Friedrich, die bei allen Beteiligten der Flottille in der Qualifikationsliste eingetragen wurde  :84 Ich spreche dem Flottillenkommandanten, den ihm unterstehenden Kommandanten, Stäben und Mannschaften der k. u. k. Donauflottille und der Landgruppe, welche an den in den Tagen von 2. bis 8. Oktober 1916 unternommenen Aktionen zur Verhinderung des Überganges rumänischer Truppen über die untere Donau und zur Vereitlung der hiermit beabsichtigten Bedrohung der Operation unserer verbündeten Heere in der Dobrudscha teilgenommen, die ihnen gestellten, ungeheuer schwierigen Aufgaben in aufreibender, die unausgesetzte höchste Anspannung aller geistigen und physischen Kräfte bedingender ArN.N., Die rumänische Flotte im Kriege, Reichspost Nr 158 vom 7.4.1918, 4  ; O.N., Die k. u. k. Do­nau­flot­ tille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. 81 Regele, Kampf 220 f, der auch eine Übersicht der wichtigsten Flusssperren an der unteren Donau gibt (224 f)  ; vgl auch N.N., Die Donauflottille im Feldzug gegen Rumänien, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 286 vom 15.12.1916, 5. 82 N.N., Warum die rumänische Donauflottille untätig blieb, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 79 vom 7.4.1918, 3. 83 Schaumann/Schubert, Krieg 72 f. 84 Das Telegramm des Feldmarschalls Erzherzog Friedrich ist abgedruckt bei Wulff, Donauflottille 208 f  ; siehe auch N.N., Unsere Donaumonitore, Wiener Bilder Nr 42 vom 15.10.1916, 8.

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Abb. 144  : Erzherzog Franz Karl an Bord des Monitors Körös nach dem Gefecht von Rahovo, Oktober 1916, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Abb. 145  : Begrüßung der aus den Gefechten von Rahovo heimkehrenden Einheiten in Belene, 8.10.1916.

beit glänzend gelöst und durch diese neuen Ruhmestaten die Grundlage für die späteren großen Erfolge in der Dobrudscha geschaffen haben, meinen Dank sowie meine uneingeschränkte Anerkennung aus.

Auch in bulgarischen Medien führte die Aktion der Donauflottille zu positiven Meldungen  : Der halbamtliche »Mir« veröffentlichte das folgende Kommuniqué  :85 In den Kreisen unserer Gesellschaft ist man tief gerührt über die wertvolle Hilfe, die uns die österreichisch-ungarischen Monitore auf der Donau gegen die Rumänen geleistet haben. Mit großem Risiko für sich selbst, ausgesetzt dem stärksten Artilleriefeuer vom ru85 N.N., Unsere Donauflottille, Reichspost Nr 489 vom 20. Oktober 1916, 3.

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Linienschiffsleutnant Hermann Bublay

mänischen Ufer, ist es den Monitoren gelungen, die von den Rumänen erbaute Brücke zu zerstören und die über die Donau übersetzten rumänischen Truppen von jeder Hilfe abzuschneiden. Wie wertvoll diese Hilfe war, können wir nach der Bedeutung beurteilen, die in den Ententekreisen der Übersetzung der Donau durch bedeutende rumänische Kräfte beigemessen worden ist.

13.3 Linienschiffsleutnant Hermann Bublay Nach Meinung vieler Offiziere hatte zu diesem Erfolg maßgeblich die unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Hermann Bublay stehende Patrouillenbootsgruppe beigetragen.86 Linienschiffsleutnant Bublay hatte erst nach Kriegsende und nach mehrfacher Aufforderung durch seine Kameraden ein Ansuchen um Verleihung des MilitärMaria-Theresien-Ordens gestellt. Trulei87 hat diese Eingaben aus den Akten recherchiert und in seinem 2015 erschienenen Buch »Abgelehnt! Die erfolglosen Ansuchen von k. (u.) k. Marineoffizieren um den Militär-Maria-Theresien-Orden 1789–1931« publiziert. Auszugsweise sei hier die Eingabe des Kommandanten Olaf Richard Wulff,88 der für seinen Durchbruch der Minensperre bei Belgrad 1914 selbst Träger dieses Ordens war, zitiert, zumal diese zeugenschaftlichen Aussagen für die Beurteilung des Einsatzes bei der Brücke von Rahovo von Bedeutung sind  : Bublay hätte nach der Feststellung des freien Fahrwassers und der Lage der Brücke umkehren und Meldung erstatten können. Sein Entschluss, die Brücke selbst im größten feindlichen Feuer anzugreifen und durch Annäherung auf kleinste Entfernung die Wirksamkeit seiner leichten Geschütze zu erhöhen, beruhte ganz auf eigener Initiative und wurde mit einen seltenen Schneid durchgeführt und nicht früher beendet, als er nicht hierzu durch Munitionsmangel gezwungen war und beide Patrouillenboote Viza und Barsch Artillerie Volltreffer erhalten hatten. … Ich halte diese Tat für absolut ordenswürdig und habe auch Bublay wiederholt aufgefordert, sein Gesuch darum einzureichen.

Dass Hermann Bublay seinerseits erst viele Jahre später und nur über mehrfache Aufforderung seiner ehemaligen Marinekameraden den Antrag beim Ordenskapitel 86 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 240  ; Kerchnawe, Die Zerstörung der rumänischen Kriegsbrücken bei Rjahowa durch die k. u. k. Donauflottille, Danzers Armee-Zeitung Nr 17 vom 27.4.1928, 4 (Bericht über den Vortrag von Korvettenkapitän Hermann Bublay)  ; Regele, Kampf 78  ; Martiny, Bilddokumente2 46. 87 Abgelehnt 117 ff. 88 Trulei, Abgelehnt 121.

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einreichte, spricht für seine – auch von Marineuren bestätigte89 – Bescheidenheit. Das Ordenskapitel90 war allerdings anderer Meinung und lehnte das Ansuchen ab. Dass das Kapitel ausschließlich mit Offizieren der Landstreitkräfte besetzt war, mag vielleicht ein Grund für die Zurückhaltung bei der Ordensvergabe an Angehörige der k. u. k. Kriegsmarine gewesen sein.

13.4 Der »Handstreich« am Belene-Kanal Nachdem am 2.9.1916 an der unteren Donau ein rumänisches Patrouillenboot versenkt wurde,91 nahm die Donauflottille ab 10.9.1916 keine weiteren Operationen mehr vor, sondern eine abwartende Haltung ein.92 Die rumänische Seite versuchte allerdings mit allen Mitteln, die Flottille im Belene-Kanal oder (und insbesondere) bei der Ein- und Ausfahrt vom bzw zum Kanal zu behindern. Sie hatte mittlerweile Uferposten und Artilleriesperren eingerichtet, um die österreichische MonitorFlotte in diesem Bereich zu beschießen, die Donau zu sperren und die Monitore zu vernichten.93 In Fantanele – nördlich der Donau – wurden sieben leichte und drei schwere Geschützbatterien eingerichtet.94 Nachdem sich Rumänien entschlossen hatte, die Donau bei Rahovo zu überqueren, kamen weitere Batterien hinzu.95 Der Ostteil des Kanals von Belene lag im Feuerbereich gegenüber den bei Simnitza (Zimnicea), der südlichsten Stadt Rumäniens, errichteten schweren rumänischen Batterien. Mehrere Geschützkämpfe zwischen diesen und den Monitorgruppen führten jedoch zu keinen Schäden.96 Die rumänischen Batterien wurden durch gegenüberliegende 42-er-Batterien in Schach gehalten.97 Im September 1916 flogen beinahe täglich feindliche Flieger die Umgebung des Belene-Kanals ab und warfen Bomben ab. Sie mussten allerdings aufgrund des präzisen Beschusses durch die Monitore 89 Hiezu das Schreiben des Präsidenten des Marineverbandes, Linienschifftskapitän Bruno Dittrich, an Hermann Bublay vom 13.1.1930, abgedruckt bei Trulei, Abgelehnt 120  ; zu Bublay siehe auch die Vorkommnisse rund um das Patrouillenboot d bei Bilzer, Das Schicksal der Patrouillenboote c und d, Marine – Gestern, Heute 4/1977, 110. 90 Zu Geschichte und Sitz der Ordenskanzlei in Wien I, Minoritenplatz 3, siehe Urrisk-Obertyński, Wien III 225. 91 N.N., Die Berichte der verbündeten Generalstäbe, Neue Freie Presse Nr 18691 vom 3.9.1916, 1. 92 Wulff, Donauflottille 187. 93 Regele, Kampf 70 f. 94 Barrett, Prelude 134. 95 Barrett, Prelude 134. 96 Vertrauliche Mitteilung des Korvettenkapitäns Karl Mysz vom 27.8.1916, k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, X-13/1, OK/MS 5530, Karton 437  ; Winterhalder, Kriegsmarine 58. 97 Vertrauliche Mitteilung des Korvettenkapitäns Karl Mysz vom 27.8.1916, k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, X-13/1, OK/MS 5530, Karton 437.

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Der »Handstreich« am Belene-Kanal

Abb. 146  : Beschießung des Belene-Kanals, September 1916, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

immer wieder abdrehen.98 In der russischen Literatur zur Bedeutung der Marine im Ersten Weltkrieg wird auch ausgeführt, dass in Rumänien für die kombinierten Aktionen von Landheer und Marine die Bedeutung der Luftwaffe massiv angestiegen war.99 Symptomatisch  : Für 1916 weist Wettsteins Qualifikationsliste unter anderem die Eintragung »Wiederholt Fliegerabwehr« auf. Die Monitore wurden bereits bei ihrer Fahrt zur rumänischen Pontonbrücke bei Rahovo von der gegenüber der Ost-Ausfahrt des Belene-Kanals gelegenen, dicht mit Büschen und Bäumen bewachsenen Insel Cinghinarele durch rumänische Artillerie heftig beschossen.100 Auf dieser Insel waren rumänische und französische Geschütze aufgestellt, um ein mit 22 Flussminen befülltes rumänisches Minenfeld in der Fahrrinne nächst dem rechten Donauufer zu schützen, mit dem Ziel, die Donaumonitoren zu vernichten.101 Das Wettstein-Manuskript spricht von einer Verlegung von 2/3 der Osteinfahrt des Belene-Kanals durch Minen.102 Die Insel gewährte eine äußerst günstige Einsicht auf die Kanaleinfahrt. Tatsächlich war unter diesen Umständen ein Ausfahren aus dem Belene-Kanal nur dann gefahrlos möglich, wenn die Insel Cinghinarele  98 Wulff, Donauflottille 187, 210  ; Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 830 f.  99 Grechanyuk/Lyakhovich/Shlomin in Pavlovich, The Fleet 392. 100 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 833  ; Barrett, Prelude 143. 101 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 833  ; Regele, Kampf 85 ff  ; Martiny, Bilddokumente2 46  ; Barrett, Prelude 134  ; O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19. 102 Wettstein-Manuskript 5.

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1916 – Krieg mit Rumänien

beherrscht wurde.103 Generalfeldmarschall Mackensen sah daher die Eroberung der Insel – schon im Hinblick auf die Vorbereitung und Durchführung des Donauübergangs der Verbündeten – als unbedingt notwendig an.104 Nach mehrtägigen Vorbereitungen des Übergangs konnte am 8.10.1916 eine österreichisch-ungarische Pioniergruppe unter dem Kommando von Oberleutnant Oskar Regele gemeinsam mit einer deutschen Landsturminfanteriekompanie die Insel mit Unterstützung der Monitore Inn (Linienschiffsleutnant Lothar Leschanowsky105) und Sava106 (Linienschiffsleutnant Armin von Bausznern), des Patrouillenboots Compó (Fregattenleutnant Emil Domainko) und des deutschen Panzerboots Weichsel (Kapitän Ernst von Dücker) sowie des Minenräumers Balaton (Linienschiffsleutnant Demeter Rudmann) erobern.107 Nach rumänischen Angaben108 standen eine Abteilung von 238 rumänischen Matrosen, Infanteristen und Artilleristen einem Gegner gegenüber, der ca 5.000 (!) Mann eingesetzt habe. Mehr als die Hälfte der rumänischen Abteilung sei dabei gefallen. In Österreich wurde die Aktion allgemein als »kühner Handstreich der Donauflot­ tille« bezeichnet.109 Die Berichte über das Ergebnis dieser Aktion gehen allerdings weit auseinander  : Im Wettstein-Manuskript findet sich der Hinweis auf 130 Gefangene, 4 Stück erbeutete 8,7-cm-Geschütze und auf die – nunmehr mögliche – Räumung der Donau von den verlegten Minen.110 In der Literatur finden sich Angaben über 172 Gefangene und 6 erbeutete Geschütze.111

103 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 832. 104 Regele, Kampf 89  ; vgl auch Heissenberger, Marine-Rundschau, Danzers Armee-Zeitung Nr 3 vom 17.1.1936, 6. 105 Näher zu ihm Trulei, Abgelehnt 104 f  ; Eggenberger, U-Boot-Kommandanten 69. 106 Http  ://www.heeresgeschichten.at/marine/donau/monitore/sava/sava1.htm (3.6.2018). 107 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 833  ; N.N., Ein Handstreich unserer Donauflottille, Reichspost Nr 188 vom 24.4.1917, 7  ; Kerchnawe, Der Donauübergang der Verbündeten bei Swistow am 23. und 24. November 1916, Danzers Armee-Zeitung Nr 14 vom 6.4.1928, 4  ; Halpern, Naval History 282. 108 Alexandrescu, Kämpfe der rumänischen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg, Marine-Rundschau 7/1980, 398. 109 Vgl N.N., Die Rumänen bei Kronstadt geschlagen, Prager Tagblatt Nr 281 vom 10.10.1916, 1  ; N.N., Ein kühner Handstreich unserer Donauflottille, Grazer Mittags-Zeitung Nr 250 vom 20.10.1916, 1  ; Herezeg, Vom Balkankriegsschauplatz. Der Krieg mit Rumänien. S.M. Monitoren, Pester Lloyd Nr 290 vom 18.10.1916, 5. 110 Ähnlich auch Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 94. 111 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 833.

170

Der »Handstreich« am Belene-Kanal

Abb. 147  : Relingsalut, Oktober 1916. Abb. 148  : Bei Cinghinarele gemachte rumänische Gefangene, 1916. Abb. 149  : Handstreich auf Norwesteinfahrt Belene, 1916. Abb. 150  : Der Kommandant des armierten Dampfers Helene, Korvettenkapitän Max von Förster, im Gespräch mit General Graf von der Goltz nach der Wegnahme der Insel Cinghinarele bei Zimnicea. Im Hintergrund rumänische Gefangene, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Abb. 151  : Erbeutete Feldgeschütze auf der Insel Cinghinarele, Oktober 1916. Abb. 152  : Feldmesse, Kanal von Belene, 1916. Abb. 153  : Pioniere, Kanal von Belene, 1916.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 154  : Feldbäckerei, Kanal von Belene, 1916. Abb. 155–156  : Rahovo, 1916.

Olaf Richard Wulff beschreibt die Freude der Mannschaften über die gelungene Aktion  :112 Am Nachmittage des 8. Oktober liefen die 1. und die 4. Monitorgruppe unter Vorausfahrt der beiden Vedettengruppen wieder in den Belene-Kanal ein, von den anderen Schiffsbemannungen mit begeisterten Hurrarufen begrüßt.

13.5 Der Minenkrieg 13.5.1 Schiffbarmachung der unteren Donau

Rumänien sperrte noch vor seiner Kriegserklärung an die Mittelmächte die ­Donau aufwärts beim Eisernen Tor durch eine Minenanlage und die untere Donau bei Kalimok durch ein gewaltiges, aus Barrikaden, Panzertürmen und 260 sichtbar auf-

112 Die österreichisch-ungarische Donauflottille 94.

172

Der Minenkrieg

schwimmende Minen113 bestehendes Flusshindernis.114 Die Donauflottille war dadurch von ihren Heimathäfen abgeschnitten.115 Die umgehende Räumung und Schiffbarmachung gewann im Hinblick auf die im nahenden Winter drohende Eisgefahr, die erforderlichen Reparaturen und Überholungen an den Schiffen sowie die Neuorganisation des gesamten Nachschubes auf der sich ab Budapest mit ca 1.800 km erstreckenden Etappenlinie entscheidende Bedeutung.116 Rekognoszierungsfahrten und die gefährliche Minensuche standen daher wieder auf der Tagesordnung.117 Wenngleich es der Flottille gelang, die Donauhäfen Rumäniens zu besetzen, hatte Russland im 4. Quartal 1916 bereits mit der Verminung des Mündungsbereichs der Donau in das Schwarze Meer begonnen.118 Laufend wurden Minenfelder unterhalb des Eisernen Tores gemeldet. Die Aufklärung dieser Gefahren war für die Donauschifffahrt von essentieller Bedeutung. Im Zusammenhang mit der Minenhebung an Donau und Save ist eine hervorstechende Persönlichkeit der Donauflottille zu nennen  : Linienschiffsleutnant Georg Ritter von Zwierkowski, der Sproß eines uralten polnischen Adelsgeschlechtes,119 war die zentrale Persönlichkeit der Minenräumung. Wegen seiner angegriffenen Gesundheit war er 1912 in den Ruhestand versetzt worden. Der in der Torpedowaffe ausgebildete Linienschiffsleutnant Zwierkowski war aber schon in den ersten Kriegstagen 1914 freiwillig, zunächst bei einem Ulanenregiment, wieder eingerückt.120 Ende 1914 wurde er Kommandant der Flußminenabteilung auf Donau und Save. Die gefährliche Minenräumung war bereits 1915 eine der vordringlichsten Aufgaben der Donauflottille.121 Bereits am 27.10.1915 hatte er den Befehl zur Schaffung einer für Munitionsschleppzüge geeigneten Fahrrine an der unteren Donau erhalten. Am 28.10.1915 lief er an der Spitze der Flußminenabteilung aus und steuerte als erster die »Minensucher« der Donauflottille durch den bis dahin über 12 km als 113 Wettstein-Manuskript 6  ; vgl auch N.N., Aus großer Zeit, Deutsche Kriegszeitung 1917 Nr 4 vom 28.1.1917, 2. 114 Siehe die Skizze bei Wulff, Donauflottille 213  ; Winterhalder, Kriegsmarine 58  ; Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 371  ; Martiny, Bilddokumente2 45. 115 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 144. 116 Bericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446. 117 Wulff, Donauflottille 207 f  ; Martiny, Bilddokumente2 51. 118 Grechanyuk/Lyakhovich/Shlomin in Pavlovich, The Fleet 391. 119 Zu Zwierkowski näher Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 369 ff  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 177  ; Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 62 ff. 120 Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 64  ; Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 369. 121 Vgl die Telegramme des Donauflottillenkommandos vom 13.10.1915 und 24.10.1915, KA VIII-1/2, 7195/OK und 7462, Karton 393  ; H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine  – Gestern, Heute 4/1975, 50.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 157  : Monitor Bodrog im Eis, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

unpassierbar erklärten Kanal vom Eisernen Tor, wobei zunächst nur sichtbare Hindernisse von Pionieren entfernt worden waren.122 1916 war es nun wieder soweit  : Der am 1.5.1916 zum Korvettenkapitän beförderte Zwierkowski erhielt am 11.12.1916 vor Rustschuk liegend den Befehl, den Flussweg bis Oltenitza (Oltenița)  – gegenüber von Tutrakan  – umgehend freizumachen.123 Korvettenkapitän Zwierkowski ging mit unglaublichem Einsatz bei der Räumung der minenverseuchten Donau vor  : Noch am selben Tag lief er mit der ganzen Flussminenabteilung der Donauflottille, ua mit dem armierten Dampfer Balaton (Linienschiffsleutnant Demeter Rudmann124) und dem Motorschlepp Tulln (Fregattenleutnant Karl Paulin) aus.125 Die Gruppe arbeitete sich im dichten Nebel stromabwärts vor und kam am 12.12.1916 vor der »Kalimok-Sperre« an. Die dort an 122 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 370. 123 Bericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446  ; Hofmann/Hubka, Militär-Maria-TheresienOrden 371. 124 Rudmann war der »Minenoffizier« der Flottille und Erfinder der Flut-und-Ebbe-Mine  : Bayer von Bayersburg, Admirale 201. 125 Winterhalder, Kriegsmarine 53  ; Wulff, Donauflottille 219  ; vgl Regele, Kampf 70.

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Der Minenkrieg

Abb. 158  : Monitor Körös beschießt Greaca (nahe der Kalimoksperre), Dezember 1916, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

der Wasseroberfläche sichtbaren (vor allem russischen) Minen wurden abgeschossen oder abgesprengt, jene, die in den Suchgeschirren der Schiffe hingen, in seichtes Wasser gezogen und deaktiviert.126 Einige Tage später stieß die Abteilung bei km 378 (unmittelbar vor Silistria) auf neue feindliche Minenlinien.127 Am 27.12.1916 räumte die Flottille überdies ein mit einer Balken- und Fassbarrikade verstärktes Hindernis bei km 309 vor Cernavoda.128 Das Oberkommando drängte  : »Räumung Minen mit allen Mitteln beschleunigen, täglich 6 h abends Fortschritt melden«.129 Binnen Tagesfrist konnten die unermüdlichen Minensucher jede dieser Sperren beseitigen. Bereits am 30.12.1916 meldete Korvettenkapitän Zwierkowski nach Heben, Sprengen und Fischen von 130 Minen aus dem Fluss die erfolgte Durchführung des Auftrags, die Donau von feindlichen Sperren und Minen130 bis Hirsova (Hârșova) bzw Giurgeni, das waren 257 km (!) des unteren Donaulaufs, unter ungünstigsten 126 Bericht Korvettenkapitän Zwierkowski in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 110. 127 Bericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446  ; Bericht Korvettenkapitän Zwierkowski in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 112. 128 Bericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446. 129 Bericht Korvettenkapitän Zwierkowski in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 110. 130 Martiny, Bilddokumente2 28, 51  ; Überblick über die eingesetzten Barrikaden- und Minensperren bei Schmidtke, Völkerringen 41 f.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 159  : Lelek, russische Kontaktminen, 1916.

Abb. 160  : Russische Beobachtungsminen, 1916.

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Der Minenkrieg

Abb. 161  : Mineure bei der Arbeit, 1916.

Abb. 162  : Rumänische Minen.

Wetterverhältnissen (Nebel, Winterstürme und Eistreiben) von Minen geräumt zu haben.131 Nun konnte die Donau mit einer ausreichend breiten Fahrrinne wieder bis Braila der freien Schifffahrt übergeben werden.132 Mit Rücksicht auf die dringend erforderliche Herstellung einer direkten Verbindung der Kampffront mit dem Hinterland war diese Leistung auch strategisch enorm wichtig.133 Ua für diese Leistungen erhielt Zwierkowski den Maria-Theresien-Orden.134 13.5.2 Würdigung

Die Leistungen der Donauflottille im Zusammenhang mit der Räumung der Donau von Minen wurden in der Öffentlichkeit kaum gewürdigt.135 Dabei konnten die feindlichen Minen nur durch den vollen Einsatz mühseliger und lebensgefährlicher Arbeit der Besatzungen weggeräumt werden. Die Freimachung der Donau von Minen war keinesfalls allein für das Befahren der Donau durch Kriegsschiffe, sondern 131 Siehe den Bericht von Korvettenkapitän Zwierkowski in Wulff, Die österreichisch-ungarische Do­nau­ flot­tille 110 ff  ; Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 66 (mit unrichtiger Jahresangabe 1917)  ; Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 145. 132 Vgl Bericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446  ; Martiny, Bilddokumente2 51  ; HandelMazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 102  ; Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 372  ; Wallisch, Flagge 265. 133 Bericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446. 134 Hofmann/Hubka, Militär-Maria-Theresien-Orden 371 ff  ; Martiny, Bilddokumente2 51 FN 1  ; Wallisch, Flagge 265  ; vgl Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 66 (mit anderen Daten). 135 Informativ dazu die vertrauliche Eingabe des beim k. u. k. Militärattache als Verbindungsoffizier in Sofia zugeteilten Korvettenkapitäns Karl Mysz vom 14.10.1916, k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, 1916, KA 1916, X-13/1, OK/MS 6084, Karton 437.

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1916 – Krieg mit Rumänien

auch – und insbesondere – für die Offenhaltung dieses Flusswegs für den Transport von Gütern, vor allem von Nahrungsmitteln für das Hinterland, erforderlich.

13.6 Ankerplätze in Rumänien Die Donauflottille benötigte dringend die von Rumänien vernachlässigte Werft in Turn Severin136 als Reparaturstelle und nahm daher die große Werftanlage in Beschlag. Dort entwickelte sich nicht nur ein Zentrum für eine Vielzahl an Reparaturen und Instandsetzungen,137 sondern auch ein Mittelpunkt für den Personen- und Frachtverkehr. Die mit den Einsätzen der Flottille an der unteren Donau gestiegene Bedeutung der Spitalschiffe veranlasste die Zentraltransportleitung zur Aufstellung einer »Materialnachschubstelle für k. u. k. Spitalfahrzeuge« in Turn Severin. Es wurde ein Proviant- und Sanitätsmaterialdepot und eine Dampfwaschanstalt eingerichtet.138 Der Anlegeplatz vor Turn Severin entwickelte sich zu einem zentralen Anker- und Organisationsplatz der k. u. k. Donauflottille. Allerdings gab es Reibungen mit den deutschen Einheiten  : Bezeichnend für diese ist ein Telegramm des Donauflottillenkommandos vom 6.12.1916 an das k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion  :139 Nach Meldung Temes Erhöhung Wachdetachements Turnseverin auf 100 Mann dringendst erforderlich, ansonst alles weggeschleppt wird. Stadt unter deutschem Kommando. Werftmaschinen in Waggons verschleppt stehen bei Prunisori, wo 5 Mann zum Schutz von ›Temes‹ zurückgelassen. Deutsche nehmen alles. Eigene Organe schwach.

In einem Zusatzvertrag zum Friedensvertrag mit Rumänien vom Mai 1918 wurde die Werft Österreich-Ungarn pachtweise auf 30 Jahre für einen symbolischen Zins von 1000 Lei pro Jahr überlassen. Pachtgegenständlich waren alle Anlagen, das Donauufer samt vorliegendem Gewässer von der ungarisch-rumänischen Grenze bis zur Werft samt dem Hinterland dieser Donauuferstrecke bis zur Eisenbahn Orsova – Turn Severin.140 136 Historisch zur Stadt vgl Hauke, Donaureise 129. 137 Vgl Missionsbericht des Kommandanten der I. Monitordivision Olaf Richard Wulff vom 4.12.1916, k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, X-13/2, OK/MS 7260, Karton 437  ; näher hiezu Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 236  ; siehe auch N.N., »Die Rede des Grafen Czernin«, Neue Freie Presse Nr 19254 vom 3.4.1918, 2. 138 Näher Péchy/Guttenberg, Die k. u. k. Flußspitalschiffe im Weltkriege, Mitteilungen aus dem Eisenbahnund Schifffahrtswesen 1918, 19 f. 139 K. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, OK/MS 7014, Karton 437. 140 Siehe Vertragsbestimmungen in N.N., Weitere wirtschaftliche Vereinbarungen mit Rumänien, Pester

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Ankerplätze in Rumänien

Abb. 163  : Ankerplatz der Donauflottille in Turn Severin, 1916. Im Bild die Monitore Temes II und Álmos.

Abb. 164  : Werft von Turn-Severin, 1916.

Lloyd Nr 118 vom 19.5.1918, 17  ; N.N., »Die Rede des Grafen Czernin«, Neue Freie Presse Nr 19254 vom 3.4.1918, 2  ; N.N., Die wirtschaftlichen Zusatzverträge mit Rumänien, Reichspost Nr 227 vom 19.5.1918, 3  ; Basch-Ritter, Österreich auf allen Meeren 145.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 165  : Rumänische Flüchtlinge in Turn-Severin, 1916.

Abb. 166  : Trauermesse für den verstorbenen Kaiser in Turn Severin, 2.12.1916.

Das in Bulgarien gelegene Rustschuk (Russe) war ebenso ein wichtiger Ankerplatz der Flottille bei ihrer Überwachung der unteren Donau. Rustschuk entwickelte sich zum Haupthafen der für Grenz- und Wachdienste eingesetzten Schiffe der Donau­ 180

Ankerplätze in Rumänien

Abb. 167  : Vereinigte Donauflottille vor Rustschuk, 1916. Abb. 168  : Ehrenkompagnie S.M.S. Temes II, Rustschuk 1916. Abb. 169–170  : Fronleichnam in Rustschuk, 1916.

flottille.141 Rekognoszierungsfahrten und taktische Übungen waren an der Tagesordnung. Dort entstand auch eine Art Marine-Gesellschaftsleben  : Ruderregatten wurden veranstaltet,142 Teile der Besatzung der Donauflottille nahmen an der Fron141 Steinrück, Die österreichisch-ungarische Donauflottille im Weltkriege, Militärwissenschaftliche und technische Mitteilungen 1922, 56. 142 Für 1917 wurde Fregattenleutnant Karl Wettstein die Leitung der Regatta übertragen  : Tagesbefehl des

181

1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 171  : Fregattenleutnant Karl Wettstein, Rustschuk 1916. Abb. 172  : Ruderregatta vor Rustschuk, im Hintergrund die Monitore Temes II, Inn und Bodrog, 1916.

leichnamsprozession 1916 teil. Sogar ein Geleitsspalier wurde aus den Sanitäts- und Telegraphen-Mannschaften gebildet.143 Auch Ehrungen wurden in Rustschuk vorgenommen  : Am 15.11.1916 besuchte der Oberkommandierende über die deutschen, österreichisch-ungarischen und bulgarischen Einheiten, Generalfeldmarschall von Mackensen, die Donauflottille  : Dem Kommandanten der Donauflottille Linienschiffskapitän Karl Lucich und den beiden Monitordivisionskommandanten Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff und Fregattenkapitän Charles Masjon wurde vom Deutschen Kaiser das Eiserne Kreuz I. Klasse überreicht. Mackensen hielt an Bord des Monitors Temes II eine die Leistungen der Donauflottille höchst anerkennende Ansprache, die vom Donauflottillenkommandanten erwidert wurde.144 Von Rustschuk aus wurden schließlich auch wesentliche Vorbereitungen für den Übergang der österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen über die Donau bei Sistow geleitet. Der Tag dieses großen Ereignisses rückte näher.

Donauflottillenkommandos Nr 48 vom 7.8.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 4616, Karton 446. 143 Vertrauliche Mitteilung Korvettenkapitän Karl Mysz vom 3.7.1916, k. u. k. Kriegsministerium, Marinesektion, KA 1916, X-13/1, OK/MS 4072, Karton 437. 144 Zu diesem Besuch siehe Wulff, Donauflottille 218, und die Abbildung Nr 237 auf Seite 221.

182

Der Donauübergang bei Sistow

Abb. 173  : Die Sieger der Regatta auf dem Monitor Temes II, Rustschuk 1916.

Abb. 174  : Generalfeldmarschall von Mackensen auf dem Monitor Temes II bei der Verteilung des »Eisernen Kreuzes« an den Stab der Donauflottille, Rustschuk 1916.

13.7 Der Donauübergang bei Sistow Einer der wichtigsten Übergänge der deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen über die Donau war der Übergang 7 km westlich von Sistow bei Belen, den die Donauflottille ermöglichte und der in der Folge für die Niederlage Rumäniens mitbestimmend war.145 Umfangreiche technische Vorbereitungen waren für den geplanten Übergang erforderlich  : Angefangen von einer aufwändigen, aber notwendigen Verbesserung des Wegenetzes rund um Sistow, mussten die zum Übergang bestimmten Verbände her145 Siehe Regele, Gericht 50  ; Prasky, Donaumonitoren 107.

183

1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 175  : »Herbertbrücke«.

anbefördert und Ausladeeinrichtungen auf den Bahnhöfen der Umgebung geschaffen werden, da auch schwerstes Geschütz mit der Bahn befördert wurde.146 Dann musste sorgfältig die Fernsprech- und Telegraphenverbindung zum nördlichen Donauufer durch eine Flusskabel-Leitung über die Insel Cinghinarele zum gegenüberliegenden Ufer gelegt und das erforderliche Material von der Donauflottille herangeschafft werden.147 Die Pionier- und Flottillenkräfte waren zeitgerecht bereitgestellt worden.148 Schließlich war das schwere Material für die nach ihrem Erfinder benannte »Herbertbrücke«, das in Belene gut versteckt und maskiert bereitgelegt war,149 von Schleppschiffen an die Brückenstellen zwischen Sistow und den Zollhäusern bei Zimnicea zu befördern. Die Breite des Stromes – man rechnete mit einer Brückenlänge von 1.000 bis 1.100 m – und die Masse der zu übersetzenden Infanterie verlangten eine beträchtliche Anzahl von Pontons, größeren Schiffen und Dampffähren.150 Darüber hinaus wurden umfangreiche Vorbereitungen durch Straßenbauten, Ausbau des Bahnnetzes, Verstärkung der Brücken und Heranführung schwerer und schwerster Artillerie vorgenommen, um den Übersetzungstruppen wirksamen Schutz zu gewährleisten.151 Die Vorbereitungen für den Brückenbau sollten dem Gegner verborgen bleiben, da andernfalls mit Angriffen seiner Monitore, zumindest aber mit Artillerieangrif146 147 148 149 150 151

184

Bose, Flußübergänge 54 f. Bose, Flußübergänge 55. Regele, Gericht 50. Barrett, Prelude 255. Bose, Flußübergänge 55. Bose, Flußübergänge 50  ; Regele, Kampf 114 f.

Der Donauübergang bei Sistow

fen zu rechnen war.152 Der beste Schutz wurde in der offensiven Verwendung der Donauflottille und der deutschen Motorbootflottille gesehen  : Die Donauflottille hatte schon seit geraumer Zeit die Donau unterhalb von Rustschuk durch Minen gesperrt, sodass den im Raum östlich davon befindlichen rumänischen Monitoren erhebliche Hindernisse für Unternehmungen oberhalb von Rustschuk entgegenstanden.153 Insgesamt sorgte die Donauflottille für unbedingte Beherrschung des Donau-Stromgebiets und hielt die feindliche Uferbesatzung beiderseits von Sistow und Belene wirksam nieder.154 Für den Fall, dass die Batterien des Gegners vom Ufer aus den Übergang über die Donau stören sollten, war man der Meinung, dass die Geschütze der Donauflottille dies sofort abzuwehren in der Lage sind.155 Gemeinsam mit der deutschen Motorbootflottille wurde die »Herbertbrücke« über die Donau gebaut.156 Eine gewaltige Pionierleistung unter erschwerten Bedingungen aufgrund des eingetretenen Nebels und Hochwassers.157 Am 23.11.1916 war es um 6 Uhr in der Früh soweit  : Die 927 m (!) lange und aus 37  Gliedern bestehende Brücke war in 23 Stunden über die Donau geschlagen.158 Eine zunächst ins Auge gefasste Verschiebung des Unternehmens wurde vom Generalkommando abgelehnt, da sich der Nebel jeden Moment heben konnte und die beladenen Pontons dem Gegner eine »glänzendes Ziel« hätten bieten können.159 Nun stand also der gefährliche Übergang unmittelbar bevor, die Ungeduld der Beteiligten stieg ins Maßlose. Unabsehbare Kolonnen von Menschen, Material, Artillerie und Pferden, alle auf ihren im Voraus bestimmten Punkten konzentriert, warteten auf den Marschbefehl.160 Die k. u. k. Monitore kreuzten bereits westlich und östlich der Brücke, alle mit abgeblendeten Lichtern und mit unablässigem Blick auf die rumänische Seite, um einen allfälligen Angriff sofort zurückschlagen zu können. Nur 152 Bose, Flußübergänge 56, 61. 153 Bose, Flußübergänge 57. 154 Bose, Flußübergänge 57  ; vgl Keil, Unterseeboot und Schiffsraum, Neue Freie Presse Nr 19252 vom 31.3.1918, 7. 155 Bose, Flußübergänge 58. 156 Prasky, Donaumonitoren 108  ; vgl Wulff, Donauflottille 225 ff  ; siehe hiezu den Film »Mackensens Donauübergang 1916« http://www.filmportal.de/video/mackensens-donauuebergang (3.6.2018). 157 Generalstabsbericht, Sonderausgabe der Grazer Mittags-Zeitung vom 26.11.1916, 1  ; Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 839 ff  ; Regele, Kampf 117 ff  ; Prasky, Donaumonitoren 108  ; N.N., Die Pioniere von Sistovo, Laibacher Zeitung Nr 297 vom 29.12.1916, 1. 158 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 847. 159 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 844. 160 Gute Schilderung der Situation vor dem Übergang bei N.N., Der Donauübergang Mackensens bei Svistov, Neue Warte am Inn Nr 50 vom 8.12.1916, 6.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 176  : Monitore Bodrog, Leitha und Körös beschießen Prundu (Giurgiu) beim Vorgehen der Donauarmee, November 1916, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

das stille Murmeln und vorsichtige Bewegen konnte die riesige Menschenmenge erahnen lassen, die sich nun auf stille Zeichen ihrer Kommandanten langsam näher an den Strom heranschob.161 Alle warteten auf den Übergangsbefehl, die ungeheure nervliche Spannung war spürbar. Der Monitor Temes II mit dem Donau­ flottillenkommandanten Lucich, Kapitän Wulff und Fregattenleutnant Karl Wettstein an Bord162 hatte zur Leitung des Unternehmens bereits den Posten in der Mitte des Aktionsraums auf der Donau eingenommen.163 Der Flussübergang stand unter der taktischen Leitung des deutschen Abschnittskommandeurs Generalmajor von der Goltz und unter der technischen Leitung des Pioniergruppenkommandanten Oberst Ignaz Mjk.164 Generalfeldmarschall Mackensen war persönlich vor Ort.165

161 N.N., Der Donauübergang Mackensens bei Svistov, Neue Warte am Inn Nr 50 vom 8.12.1916, 6. 162 In Wettsteins Qualifikationsliste wird der »23.11. Übergang bei Sistow« unter der Rubrik »Leistungen und Verdienste vor dem Feinde« angeführt. 163 Vgl das Gemälde von Willi Stöwer, abgedruckt bei Prasky, Donaumonitoren 109  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 102  ; Prasky, Donaumonitoren 107  ; siehe auch K.B., Neue Fortschritte in Rumänien. Erfolge unserer Donauflottille, Prager Tagblatt Nr 329 vom 27.11.1916, 1. 164 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 842  ; Schmidtke, Völkerringen 80  ; Bose, Flußübergänge 55. 165 N.N., Der Donauübergang Mackensens bei Svistov, Neue Warte am Inn Nr 50 vom 8.12.1916, 6.

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Der Donauübergang bei Sistow

Nun begann ein historischer Flussübergang  : Den Anfang machte ein Motorbootkonvoi mit einem bayerischen Jägerbataillon, der noch in der Dunkelheit an der Nordseite des Stroms anlanden konnte.166 Rastlos fuhren die Motorboote mit angehängten voll besetzten Überschiffungsgliedern in den Strom, innerhalb kurzer Zeit war die Donau von Dampffähren, Motorbooten, Pontons, Schleppen im dichtesten Nebel übersäht.167 Sehr bald startete der Gegner Artillerie- und Gewehrfeuer, das sich aber infolge des Nebels im Wasser verlor.168 Einzelne Maschinengewehrstellungen wurden, nachdem sich der Nebel lichtete, durch die Geschütze der Monitore zum Schweigen gebracht.169 Mit vollem Einsatz ihrer Kräfte und trotz praktisch völlig fehlender Sicht ermöglichte die Donauflottille den Übergang tausender Soldaten der Donauarmee bei Sistow  :170 Die Flottille unterstützte die zunächst mit Dampffähren auf Pontons und mit Ruderbooten an das rumänische Ufer übersetzenden Truppenteile mit Artillerie- und MG-Feuer und deckte die Flanken in Ost und West an den Ufern und zu Wasser.171 Auch der Landungsbereich war durch die Monitore abgesichert. Binnen 4 ½ Stunden überquerten mehr als 12.218 Mann die Donau.172 Die Reste der übergesetzten Divisionen, die Reiterei, die Masse der Artillerie und zwei weitere Divisionen wechselten das Ufer vom 25. bis 26. 11. 1916 sicher über die Brücke.173 Das Spitalschiff Kulpa (Linienschiffsarzt Dr. Ábris Barcsai) hatte während der ganzen Übergangsaktion hervorragende Dienste geleistet  :174 Es waren über 3.000  Verwundete der verbündeten Truppen überführt und mit Erster Hilfe versorgt worden.175 Karl Wettstein hebt in seinem Vortragsmanuskript176 das »k. u. k. Marine-Ruderdetachement« unter der Leitung von Linienschiffsleutnant Božidar Mazuranić her166 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 839  ; vgl Barrett, Prelude 257. 167 Siehe das bei Prasky, Donaumonitoren 109 abgedruckte, eindrucksvolle Gemälde von Willi Stöwer, das den Donauübergang bei Sistov zeigt  ; N.N., Die Pioniere von Sistovo, Laibacher Zeitung Nr 297 vom 29.12.1916, 1. 168 Barrett, Prelude 257. 169 N.N., Die Donauflottille im Feldzuge gegen Rumänien, Neue Freie Presse Nr 18793 vom 14.12.1916, 6  ; Fabius, Der Anteil Oesterreich-Ungarns am Feldzuge gegen Rumänien, Neue Freie Presse Nr 18800 vom 21.12.1916, 7. 170 Zu den Plänen und Vorbereitungen Regele, Kampf 99 ff. 171 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 102  ; Prasky, Donaumonitoren 107  ; vgl Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 168. 172 Regele, Kampf 135. 173 Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 847  ; Regele, Kampf 150. 174 Siehe auch den Film »Mackensens Donauübergang 1916« http://www.filmportal.de/video/mackensens-donauuebergang (3.6.2018). 175 Wulff, Donauflottille 230  ; vgl auch 63  ; Schmidtke, Völkerringen 88. 176 Wettstein-Manuskript 6.

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1916 – Krieg mit Rumänien

vor.177 Diese aus 300 Matrosen bestehende Abteilung unterstützte höchst wirksam den Übergang der Bataillone über die Donau. Probleme gab es nur mit einzelnen, aus dem Bergland stammenden und des Schwimmens nicht mächtigen bulgarischen Truppen, die sich weigerten, in die Boote zu gehen.178 Die martialische Musik ihrer Bands bestärkte sie dann aber doch, die Boote zu besteigen.179 Einige Monitore schlossen den Übergangsraum durch Flusssperren180 ab und übernahmen gemeinsam mit dem deutschen Flusskanonenboot Weichsel (Kapitän Ernst von Dücker) den Schutz der Pontonbrücke und der Motorboote.181 Andere wirkten gemeinsam mit Patrouillenbooten an der Luftabwehr mit und waren für die Abwehr allenfalls angreifender feindlicher Kriegsschiffe bereitgestellt.182 Die Brücke selbst musste vor Treibminen geschützt werden. Diese Aufgabe wurde von der Flussminenabteilung mit den Schiffen Balaton (Linienschiffsleutnant Demeter Rudmann) und Helene (Korvettenleutnant Egon Quirini) übernommen.183 Nicht alles ging reibungslos vorüber  : Mehrere Dampffähren fuhren im Bereich des Belene-Kanals fest und mussten von ortskundigen Offizieren der Donauflottille, zum Teil auch mit Hilfe des Bergungsdampfers Samson, freigemacht und an die Ausladestellen gelotst werden.184 Die für den Gegner völlig überraschend begonnene Aktion185 verlief insgesamt erfolgreich  : Am Abend des 23.11.1916 standen 17 Bataillone und 3 Batterien am Nordufer auf rumänischem Boden, am 24.11.1916 folgten weitere 20 Bataillone der bulgarischen 1. Division und etwa 20 deutsche, österreichisch-ungarische und bulgarische Batterien.186 Dem auf dem Vormarsch befindlichen Landheer gewährte die Flottille nun Flankensicherung bei Giurgiu und Artillerieunterstützung bei Flamanda, Rustschuk, Casciorale und Oltenitza.187 Die Fliegerabwehr übernahmen die Monitore, weil deren Besatzungen im Luftabwehrschießen besonders gut ausgebildet waren.188 Das Ergebnis war bestimmend für die Gesamtkriegslage.189 177 So auch Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 101  ; Gredler-Oxenbauer, Der Flußübergang bei Sistov am 23. November 1916, Mitteilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesenes 1917, 842. 178 Bose, Flußübergänge 53 f, 65. 179 Barrett, Prelude 257. 180 Eine Übersicht über die wichtigsten Flusssperren an der unteren Donau gibt Regele, Kampf 224 f. 181 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 101. 182 Regele, Kampf 120, 130, 149. 183 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 101. 184 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 102. 185 Siehe dazu auch den Film »Mackensens Donauübergang 1916« http://www.filmportal.de/video/mackensens-donauuebergang (3.6.2018). 186 Knaus, Über Flußübergänge im Weltkriege, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1935, 646. 187 Wulff, Donauflottille 238  ; Mayer/Winkler, Donauwellen 169. 188 Regele, Kampf 117. 189 Regele, Kampf 160 f.

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Der Donauübergang bei Sistow

Abb. 177  : Die Monitore Körös und Bodrog beleuchten die Übergangsstelle bei Zimnicea, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Die Überschreitung der Donau bei Sistow wurde in der militärwissenschaftlichen Literatur als Musterbeispiel einer meisterhaft vorbereiteten und ebenso durchgeführten Forcierung eines mächtigen Stromhindernisses durch österreichisch-ungarische Pioniere mit Unterstützung der Donauflottille beschrieben.190 Vor allem wurde auf die ausgezeichnet geführte und kämpfende Donauflottille hingewiesen.191 Generalfeldmarschall Mackensen meldete Kaiser Karl I. als obersten Kriegsherren des österreichisch-ungarischen Heeres, dass ihm der Donauübergang bei SistowZimnicea »unter der tatkräftigen Mithilfe der ö.-u. Pioniere und Donauflottille« geglückt sei.192 190 Kerchnawe, Der Abschluss des Kriegsjahres 1916, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1935, 455 f  ; siehe auch N.N., Der Donauübergang Mackensens, Reichspost Nr 550 vom 25.11.1916, 7  ; N.N., Die Pioniere von Sistovo, Laibacher Zeitung Nr 297 vom 29.12.1916, 1. 191 Knaus, Über Flußübergänge im Weltkriege, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1935, 646  ; N.N., Die Pioniere von Sistovo, Laibacher Zeitung Nr 297 vom 29.12.1916, 1. 192 Regele, Kampf 162  ; vgl auch N.N., Fühlungnahme der Armee Falkenhayns mit den über die Donau

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 178  : K.u.k. Monitore der Donauflottille und Pontonbrücke bei Giurgiu, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

Mit diesem Übergang war das Schicksal des Feldzuges in der Walachei entschieden, die Rumänen räumten die Landeshauptstadt Bukarest.193 Nach dem Übergang bei Sistow war die Donauflottille zunächst mit der Räumung des Fahrwassers donauaufwärts von Sistow von diversen Hindernissen (Schiffs­wracks, Ketten- und Balkensperren, Minen, Torpedobatterien etc) beschäftigt. Entlang der Donau kam es laufend zu Kampfhandlungen  : Die Donauflottille unterstützte eigene und verbündete Truppen, so zwei bulgarische Divisionen bei Rustschuk.194 Schon am 27.11.1916 kam es wieder zu Gefechten bei der Einnahme gegangenen Truppen Mackensens, Oesterreichische Volks-Zeitung Nr 329 vom 27.11.1916, 1  ; N.N., Der Ort des jüngsten Donauüberganges, Grazer Tagblatt Nr 329 vom 27.11.1916, 2 (historisch)  ; N.N., Die Donauflottille im Feldzuge gegen Rumänien, Neue Freie Presse Nr 18793 vom 14.12.1916, 6. 193 Kerchnawe, Der Abschluss des Kriegsjahres 1916, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1935, 456  ; Sondhaus, Naval Policy 289  ; siehe auch in N.N., Aus großer Zeit, Deutsche Kriegszeitung 1917 Nr 4 vom 28.1.1917, 1. 194 Schaumann/Schubert, Krieg 76.

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Der Donauübergang bei Sistow

Abb. 179  : »Herbertbrücke« von Rustschuk nach Giurgiu, 1916.

von Giurgiu und dort zum Einbau einer weiteren Kriegsbrücke.195 Korvettenkapitän Wulff führte am 29.11.1916 die 1. Monitorgruppe durch die Sperre von Simianu nach Turn Severin und nahm die Schiffswerft in Beschlag.196 Die 2. Monitorgruppe leitete in Corabia die Bergung des von den Russen zurückgelassenen Schiffsparks ein. Zu beklagen war, dass am 4.12.1916 im Zuge dieser Aktion ein Mann des Monitors Maros (Linienschiffsleutnant Günther Kropsch) und der Marinearztaspirant Gradziel, die in einer Apotheke in Corabia dringend benötigte Medikamente aufzutreiben versuchten, im Zuge eines rumänischen Gegenstoßes getötet wurden.197 Wegen dieser Ereignisse besetzten die Monitore kurz darauf Corabia mit Marinelandungsdetachements, nachdem Kapitän Wulff auf Temes II erfolglos versucht hatte, die Rumänen zu einer freiwilligen Übergabe zu bewegen, und vernichteten eine dort befindliche russische Flußminenabteilung samt Schiffspark.198 Am 29.12.1916199 besuchte Kaiser Karl I. die nach Budapest in den Winterstand gefahrenen Schiffe und zeichnete Stab und Personen der Mannschaft aus.200 Der Bericht des Donauflottillenkommandanten Linienschiffskapitän Karl Lucich an die Marinesektion beim Kriegsministerium201 schilderte das in überschwänglichen Worten  :

Wulff, Donauflottille 234. Wettstein-Manuskript 6  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 104. Schaumann/Schubert, Krieg 77  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 106 f. Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 107  ; Schaumann/Schubert, Krieg 77. Wettsteins handschriftliche Datierung der Fotos mit »1917« dürfte nicht richtig sein  ; vgl auch die Datierung mit »1916« bei Wulff, Donauflottille 256 sowie den Bericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446. 200 Wulff, Donauflottille 256  ; sieh auch den N.N., Tagesbericht, Besichtigung der Donaumonitore durch den König, Reichspost Nr 604 vom 29.12.1916, 5. 201 Bericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich an das k. und k. Kriegsministerium, Marinesektion, vom 2.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446.

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1916 – Krieg mit Rumänien

Abb. 180–182  : Kaiser Karl I. besichtigt die Monitore in Budapest, 1916.

Ein hohes Freudenfest und ein Tag unvergänglicher Erinnerung war den vier Monitoren dieser detachierten Gruppen durch die Besichtigung derselben am 29. v. Mts. durch Seine kaiserliche und königliche Apostolische Majestät beschert. S.M. Schiffe Inn, Sava, Szamos und Leitha hatten zu diesem Zweck unterhalb der Margareten-Brücke Aufstellung genommen. Seine Majestät mit Gefolge erschien um halb-8 Uhr morgens und wurde vom Kommandanten des Marinedetachements und dem Kommandanten S.M. Schiffes Inn empfangen. Nachdem sämtliche Stabspersonen huldvollst durch Ansprachen ausgezeichnet waren und nach einer Besichtigung S.M. Schiffes Inn beglückte Seine kaiserliche und königliche Apostolische Majestät die am Lande angetretenen dekorierten Mannschaften einzeln durch Allerhöchst anerkennende und aneifernde Worte. Die Besichtigung währte mehr als eine Stunde und wird allen, die das Glück genossen, ihren Allerhöchsten Kriegsherrn in ihrer Mitte zu sehen ein dauernder Ansporn zu weiterer Pflichterfüllung, die höchste Belohnung ihrer bisherigen Tätigkeit bleiben.

Eine Ironie des Schicksals  : Ausgerechnet der Monitor Inn sollte wenige Monate später durch einen Minenkontakt in der Donau sinken und mehrere Besatzungsmitglieder in den Tod reißen.

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14. Das Jahr 1917

14.1 Champagnergelage, Minen und Fliegerangriffe Zu Beginn des Jahres 1917 standen die Kampfeinheiten der Donauflottille im Winterstand in Turn Severin und in Budapest, während die Flussminenabteilung unter Ritter von Zwierkowski unermüdlich und nur von den armierten Dampfern Helene und Vág geschützt den Donauweg räumte.1 Die Donau war für die Schifffahrt bis unter Giurgeni frei.2 Das Oberkommando Mackensen rechnete schon Anfang Jänner 1917 damit, dass »das Bedürfnis nach Kampfeinheiten der Donauflottille … jeden Augenblick eintreten (kann)«.3 Rumänische und russische Einheiten hatten bei Isaccea eine Minensperre ausgebracht, um die Benützung des Kilia-Armes und die Einfahrt in das Schwarze Meer zu verhindern.4 Diese Minen wurden durch Beschuss und Absprengung deaktiviert und geborgen.5 In Braila errichtete nun die Donauflottille unter ständigen Fliegerangriffen im Jänner 1917 eine eigene Minensperre  :6 Bei der Insel Isaccea wurde die Donau über die ganze Bereite mit Kontaktminen verlegt,

Abb. 183  : Prosit Neujahr 1917!

1 Siehe dazu das Schreiben des Donauflottillenkommandanten Karl Lucich vom 18.12.1916 an das k. und k. Kommando der Flußminenabteilung KA 1917, V-1/3, OK/MS 175, Karton 446  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 115. 2 Vorfallenheitsbericht des Fregattenkapitäns Masjon vom 17.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 435, Karton 446  ; Schaumann/Schubert, Krieg 79. 3 Telegramm Mackensen an das Donauflottillenkommando Turn Severin vom 3.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 435, Karton 446. 4 Wettstein-Manuskript 6  ; siehe auch das Schreiben der Flussminenabteilung der k. u. k. Donauflottille (Korvettenkapitän Zwierkowski) an das Donauflottillenkommando vom 25.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/ MS 672, Karton 446. 5 Schreiben der Flussminenabteilung der k. u. k. Donauflottille (Korvettenkapitän Zwierkowski) an das Donauflottillenkommando vom 25.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 672, Karton 446. 6 Wettstein-Manuskript 6  ; Schreiben der Flussminenabteilung der k. u. k. Donauflottille (Korvettenkapitän Zwierkowski) an das Donauflottillenkommando vom 25.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 672, Karton 446  ; zu den Fliegerangriffen siehe auch Vorfallenheitsbericht des Flottillenkommandanten Karl Lucich vom 2.2.1917, KA1917, V-1/3, OK/MS 672, Karton 446.

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Das Jahr 1917

Abb. 184  : Fregatten­leut­ nant Karl Wettstein, 1917.

wobei während dieser Arbeiten nachts ein feindlicher Monitor stromaufwärts durchbrechen konnte und sich mit der Batterie der Minenabteilung ein heftiges Artilleriegefecht lieferte. Fregattenleutnant Ladislaus Bartha von Dalnokfalva und der Oberstabsminenmeister Anton Laura wurden für diese Durchführung ausdrücklich belobigt.7 In den letzten Jännertagen 1917 entfernte die Flussminenabteilung 82 feindliche Minen und legte 72 eigene Minen aus.8 Der Monitor Temes II lag in Turn Severin und machte sich im März 1917  – noch bei gefährlichem Eisgang – mit den anderen Schiffen des Verbandes in Richtung Braila auf.9 Der Fasching des Jahres 1917 dürfte für den Stab der Flottille nicht allzu triste verlaufen sein  : Ein strenger Erlass der Marinesektion vom 21.2.191710 forderte alle Stabspersonen auf,

daß in öffentlichen Lokalen keine opulenten Gastmähler und Champagnergelage abgehalten werden, auch ist der Verkehr mit Damen zweifelhaften Rufes in der Öffentlichkeit zu unterlassen.

Das erste Halbjahr 1917 war im Übrigen durch Fliegerangriffe, den Kampf gegen Minen und Gefechte mit rumänischer Artillerie und rumänischen Monitoren gekennzeichnet.11 Bemerkenswert ist, dass die Fliegerangriffe keine nennenswerten Schäden an der Flottille ausrichten konnten und die präzise Geschützabwehr der Monitore letztlich zum Umfliegen des Schussbereichs durch die feindlichen Flieger führte.12

7 Vorfallenheitsbericht Fregattenkapitän Charles Masjon vom 17.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 435, Karton 446  ; Bericht über die Mission nach Isaccea von Fregattenleutnant Ladislaus Bartha von Dalnokfalva vom 16.1.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 672, Karton 446. 8 Schreiben der Flussminenabteilung der k. u. k. Donauflottille (Korvettenkapitän Zwierkowski) an das Donauflottillenkommando vom 2.2.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 672, Karton 446. 9 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 118. 10 Mitgeteilt mit Reservatbefehl Nr 5 des Donauflottillenkommandos vom 3.3.1917, KA 1917, V-1/3, OK/ MS 1444, Karton 446. 11 Vgl Vorfallenheitsbericht des Donauflottillenkommandos vom 2.5.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 2475, Karton 446  ; Bericht des Donauflottillienkommandanten Karl Lucich vom 1.6.1917, KA 1917, V-1/3, OK/ MS 3126, Karton 446  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 119 ff. 12 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 118 f.

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Die alte Temes wieder im Einsatz

Abb. 185  : Von links  : Fregattenleutnant Karl Wettstein, Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff, schwedischer Marineoffizier Dagitani, Linienschiffsleutnant Armin von Bausznern auf einem Donaumonitor in Braila, 1917.

14.2 Die alte Temes wieder im Einsatz – Temes II wird Bosna Am 9.5.1917 wurde der Monitor Temes II in Bosna13 umgetauft, weil die 1916 aus der Save gehobene Temes, die ihren ruhmreichen alten Namen behalten sollte, wieder in Dienst gestellt werden konnte.14 Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff und Karl Wettstein verblieben auf der Bosna,15 die alte Temes stand nun unter dem Kommando von Ritter von Zwierkowski.16 Mit Fregattenleutnant Karl Wettstein blieben auf der Bosna Fregattenleutnant Ludwig von Illés und Fregattenleutnant Ludwig Müller. Nur geringe Gefechtstätigkeit zeichnete das erste Halbjahr 1917 aus  : Im Wesentlichen beschränkte sie sich auf kurze Artillerieduelle, vereinzelte Beschießungen der Wachfahrzeuge durch den Gegner, Abschreckung feindlicher Fahrzeuge durch Treibminen sowie die übliche Fliegererkundung und deren Abwehr.17 Ab Juli 1917 beschoss 13 14 15 16 17

Vgl die Zeichnung dieses Schiffs bei Glazar, K. u. k. Marinebilder 18 f. Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 120  ; Schauman/Schubert, Krieg 81. Eintrag in Karl Wettsteins Qualifikationsliste 1917 unter »Dienstliche Verwendung«. Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 257. Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 123 f, 126.

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Das Jahr 1917

Abb. 186  : Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff auf dem Monitor Bosna.

Abb. 187  : Messe an Bord des Monitors Bosna am 17.8.1917, Braila 1917, Sammlung Pawlik.

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Die alte Temes wieder im Einsatz

Abb. 188  : Die Yacht Zsofia hercegnö.

die rumänische Artillerie einzelne Frontabschnitte an der Donau, wobei sich ab 22.7.1917 das Feuer zu großer Heftigkeit über Tag und Nacht steigerte, sodass ein allgemeiner Infanterieangriff erwartet wurde, der dann aber doch unterblieb.18 1917 machten der Donauflottille zahlreiche Malariafälle mit hoher Intensität zu schaffen. Lang andauernde Krankenstände und ruhrartige Darmerkrankungen mit chronischem Charakter waren an der Tagesordnung. Die andauernde tropische Hitze im Sommer 1917 und die Mücken- und Gelsenplage brachten den Besatzungen der Monitore Schlaflosigkeit und Ermattungszustände.19 Im August 1917 musste die gesamte Bemannung der Donauflottille gegen Typhus geimpft werden.20 Im September 1917 ließ die Hitze endlich nach und es besserte sich der Gesundheitszustand der Bemannungen.21 Doch der Minenkrieg auf der Donau forderte abermals Opfer  : Kaiser Wilhelm II. besuchte, auf der Yacht Zsofia hercegnö die Donau abwärts fahrend seine Truppen, sodass auch die österreichischen Monitore nach Cernavoda beordert wurden, um dort dem Deutschen Kaiser die Ehrenbezeigung zu leisten.22 Auf der Rückreise von Cernavoda nach Braila am 22.9.1917 war die Donau von dichtem Nebel bedeckt. Die Monitoreinheit fuhr deshalb in Abständen von je 1.000 m voneinander. Der Monitor Inn hatte wegen eines havarierten Lastkahns, der Hilfe-Signale im Nebel aus18 Bericht des Donauflottillienkommandanten Karl Lucich vom 1.8.1917, KA 1917, V-1/3, 4386 OK/MS, Karton 446. 19 Bericht Donauflottillenkommandant Karl Lucich vom 1.8.1917, KA 1917, V-1/3, 4386 OK/MS, Karton 446. 20 Tagesbefehl des Donauflottillenkommandos Nr 47 vom 3.8.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 4616, Karton 446. 21 Bericht Olaf Richard Wulff vom 1.10.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 5385, Karton 446. 22 Schauman/Schubert, Krieg 81.

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Das Jahr 1917

Abb. 189  : Korvettenkapitän Max Ritter von Förster, Stabschef der k. u. k. Donauflottille. Abb. 190  : Maximilian v. PooschGablenz, Der Donaumonitor Inn vor Orsova, 1915, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

strahlte, gewendet und fuhr zur Hilfeleistung an die Unfallstelle.23 Um 11  : 45 Uhr des 22.9.1917 kollidierte die Inn ca 14  km stromaufwärts von Braila entfernt mit einer Treibmine. An Bord war auch der Stabschef der Donauflottille Korvettenkapitän Max Ritter von Förster. Die Explosion führte zu einer steil aufsteigenden Wassersäule, die höher als der Mast des Monitors war. Das Vordeck und das gepanzerte Deck gingen sofort unter Wasser.24 Die Inn sank binnen weniger Minuten auf eine Tiefe von 10 m.25 Die gesamte Bemannung konnte sich auf Befehl »Schiff verlassen« noch retten, der Stabschef der Donauflottille, Korvettenkapitän Max Ritter von Förster und ein Telegraphist kamen allerdings im Schiffsrumpf um.26 23 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 124. 24 Craciunoiu, Marina Romana 1/1990, 10  : http://www.navy.ro/media/revista_mr/numere/rmr01.pdf (3.6. 2018). 25 Zum Untergang des Monitors Inn siehe Craciunoiu, Marina Romana 1/1990, 10  : http://www.navy.ro/ media/revista_mr/numere/rmr01.pdf (3.6.2018)  ; Schauman/Schubert, Krieg 82 f. 26 Zu diesem Vorfall N.N., Die Ereignisse auf der Donau, Die Flagge 1917 Nr 12, 278  ; Wulff, Die österrei-

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Die alte Temes wieder im Einsatz

Abb. 191  : Besatzung des Monitors Inn, 1916, Sammlung Pawlik.

Abb. 192  : Monitordivision passiert die Cernavoda-Brücke, Sammlung Pawlik.

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Das Jahr 1917

Abb. 193  : Fregattenleutnant Karl Wettstein, Cernavoda, 1917.

Abb. 194  : Von links  : Fregattenleutnant Ludwig Müller, Fregattenleutnant Karl Wettstein, Fregattenleutnant Ludwig von Illés, 1917.

Rund um diesen Vorfall ranken sich Gerüchte, nach denen das eigentliche Ziel der Sperrminen der Deutsche Kaiser Wilhelm II. gewesen sei, der sich mit Zar Ferdinand I. von Bulgarien in Braila treffen wollte.27 Glaubwürdiger erscheint die folgende Darstellung  : Nach den Memoiren des rumänischen Generals Cristescu habe es sich um eine Aktion des rumänischen Geheimdienstes gegen eine österreichischungarische Marineeinheit mit dem Ziel gehandelt, die Gespräche zwischen Kaiser Wilhelm II. und dem Zaren Ferdinand I. von Bulgarien zu diskreditieren.28 Dieses Treffen sollte nämlich ein stärkeres Engagement Bulgariens im Krieg bewirken und

chisch-ungarische Donauflottille 124 f  ; H. Winkler, S.M. Monitoren Enns und Inn, Marine – Gestern, Heute 1982, 61  ; Schauman/Schubert, Krieg 82 f  ; vgl weiters die Kondolenz von Generalfeldmarschall Mackensen und des Offizierskorps des Heeresgruppenkommandos 26.9.1917, KA 1917, V-1/3, OK/MS 5385, Karton 446. 27 Hiezu näher Prasky, Donaumonitoren 112 ff. 28 Craciunoiu, Marina Romana 1/1990, 10  : http://www.navy.ro/media/revista_mr/numere/rmr01.pdf (3.6. 2018).

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Karl Wettstein »versucht etwas Ungarisch«

der bulgarischen Seite rumänische Gebiete in Aussicht stellen.29 Aus rumänischen Quellen30 ist zu entnehmen, dass der Geheimdienst an dieser Aktion beteiligt gewesen sei  : Agenten des speziellen Service für die Sicherheit des Donaudeltas des nach Iasi evakuierten großen Hauptquartiers der rumänischen Armee hatten über ihre deutschen Kontakte von den geplanten deutsch-bulgarischen Gesprächen erfahren.31 Da die genauen Daten des geplanten Besuchs unbekannt waren, entwarfen sie einen Angriffsplan auf die begleitenden Kriegsschiffe, um eine mögliche Interpretation eines Angriffs auf die Yacht Zsofia hercegnö als Staatsterrorismus zu vermeiden. Der Monitor Inn wurde am 19.11.1917 gehoben, nach Budapest geschleppt und in der dortigen Werft wiederhergestellt.32

14.3 Karl Wettstein »versucht etwas Ungarisch« Mitten in den Kriegsjahren sollte dem jungen Marineoffizier Karl Wettstein eine für das spätere Leben bleibende Begegnung widerfahren  : Der Heimathafen der Donauflottille war Budapest. Üblicherweise ankerten die Donaumonitore vor dem Burggarten-Quai.33 Karl Wettstein begegnete bei einem dieser Aufenthalte der Monitorflotte in Budapest – sie war gerade im Winterstand zur Reparatur und Instandsetzung34 – der ungarischen Baronesse Constance Sidonie Vojnits von Bajsai. Nach »familiärer Überlieferung« lernten sie sich auf einem großen Eislaufplatz in Buda­ pest kennen  : Karl Wettstein sei ein grandioser Eisläufer gewesen, der an einem schönen Wintertag plötzlich um sie und ihre Schwester »herumtanzte«. Offensichtlich konnte er den beiden Damen damit auch imponieren. Constance und Karl lernten sich kennen, schätzen und lieben. Beim Auslaufen der Donauflottille aus Budapest wusste er, dass »sie« von einer der Donaubrücken »ihm« mit einem Taschentuch zuwinken werde. Nicht von ungefähr kommt daher die Eintragung in Wettsteins Qualifikationsliste für das Jahr 1917 unter der Rubrik »Sprachkenntnisse«  : »Versucht etwas ungarisch«.

29 Craciunoiu, Marina Romana 1/1990, 10  : http://www.navy.ro/media/revista_mr/numere/rmr01.pdf (3.6. 2018). 30 Craciunoiu, Marina Romana 1/1990, 10  : http://www.navy.ro/media/revista_mr/numere/rmr01.pdf (3.6. 2018). 31 Craciunoiu, Marina Romana 1/1990, 10  : http://www.navy.ro/media/revista_mr/numere/rmr01.pdf (3.6. 2018). 32 Döbrentei in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 217 f  ; Martiny, Bilddokumente2 53  ; H. Winkler, S.M. Monitoren Enns und Inn, Marine – Gestern, Heute 1982, 60. 33 N.N., Lokal-Nachrichten, Pester Lloyd Nr 217 vom 7.9.1899, 8. 34 Vgl Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 49.

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Das Jahr 1917

Abb. 195  : Baronesse Constance Sidonie Vojnits von Bajsa in ungarischer Tracht (aus Mezökövesd) als »Kranzljungfer«. Abb. 196  : Fregattenleutnant Karl Wettstein in Budapest, 1917. Abb. 197  : Baronesse Constance Sidonie Vojnits von Bajsa bei der Krönung Kaiser Karls I. zum ungarischen König Karl IV., Dezember 1916. Abb. 198  : Baronesse Constance Sidonie Vojnits von Bajsa.

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15. Die Aktionen 1918

15.1 Donau bis zur Mündung freigemacht Die Donauflottille hatte zunächst im März 1918 die Aufgabe, in der Donau von Braila stromabwärts bis Sulina und anschließend auch im Schwarzen Meer1 Minenräumungsarbeiten vorzunehmen, um die Schifffahrt zu sichern.2 Die Donau war hier voll von Minen der Rumänen und Russen. Bereits am 17.3.1918 hatte die Flussminenabteilung – wieder unter der Leitung von Ritter von Zwierkowski – die Donau von Minen geräumt und es konnte daher die Schifffahrt – nach harter und gefährlicher Arbeit  – wieder eröffnet werden.3 Karl Wettstein schreibt in seinem Manuskript4 unter dem Datum 17.3.1918  : »Bis Sulinamündung geräumt. Donau offen. Die Donau bis zur Mündung beherrscht«.5 Was dieser gefährliche Einsatz der Donauflottille für die Versorgung der hungernden Bevölkerung in Wien bedeutete, bringt ein Artikel im Neuigkeits-Welt-Blatt6 zum Ausdruck  : Die Gemeinde Wien besitzt keinen eisernen Vorrat an Brot- und Mahlfrüchten und wartet mit Sehnsucht auf die Zufuhren aus Rumänien und der Ukraine, die die Überschüsse ihrer landwirtschaftlichen Erzeugung von Lebensmitteln an uns abgeben sollen. Hocherfreulich ist da, dass nach heutigen Meldungen die untere Donau frei und der Wasserweg nach der Ukraine wieder schiffbar geworden ist. Der Hauptstrom und die große Lebensader unserer Donaumonarchie ist seit zwei Tagen bis zur Sulinamündung, dem eigentlichen Schifffahrtskanal dortselbst im großen Donaudelta, von der Minengefahr befreit. Auch das letzte Stück der mächtigen Wasserstraße nach dem Schwarzen Meere konnte jetzt durch unsere wackere Donauflottille von diesen gefährlichen Schifffahrtshindernissen gesäubert werden, so dass nunmehr die ganze Donaustrecke für den Abtransport zunächst der in Sulina selbst aufgestapelten Getreidevorräte und sodann zur Einfuhr der ukrainischen Bodenerzeugnisse nach Mitteleuropa ungehemmt benützt werden kann. 1 Näher hiezu Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 144 ff. 2 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 135 f  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 169. 3 Wettstein-Manuskript 6  ; H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine  – Gestern, Heute 4/1975, 51. 4 Wettstein-Manuskript 6 f. 5 Vgl dazu auch N.N., Mit den Monitoren auf der Balkanstraße von Belgrad bis Sulina, Die Vedette. Beilage zum Fremden-Blatt Nr 1885 vom 5.7.1918, 14. 6 N.N., Die große Tagessorge und die Freilegung des Donauverkehrs, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 45 vom 22.3.1918, 2.

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Abb. 199  : Marinekarte, untere Donau, Österreichisches Staatsarchiv.

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Die Aktionen 1918

Die Donauflottille war nun nach vierjährigem Krieg bei der Sulinamündung, und damit zum ersten Mal an der offenen See angekommen, was symbolisch für die Herrschaft der k. u. k. Donauflottille über den gesamten Strom bis zum Meer angesehen wurde.7 Vizeadmiral Franz von Keil beschrieb in einem im März 1918 in der Neuen Freien Presse erschienenen Artikel8 die Tätigkeit der Donauflottille in dieser Kriegsphase mit den folgenden Worten  :

Abb. 200  : Fregattenleutnant Karl Wettstein bei Tichilești, nahe Isaccea.

Die Donauflottille hat sehr viel zur Niederkämpfung Serbiens und Rumäniens beigetragen, sie hat die Donau beherrscht und uns große Truppenmengen erspart. Jetzt bahnt sie in harter, unentwegt schwerer, gefahrvoller Arbeit, die nur ein Fachmann voll einzuschätzen in der Lage ist, den Weg für die Rohstoffe und Lebensmittel aus der Ukraine durch Befreiung des Fahrwassers von Minen und sonstiger Schifffahrtshindernisse und wirkt an den Transporten durch Schleppen mit.

15.2 Im Schwarzen Meer und in südrussischen Flüssen Frühjahr 1918 – den Monitoren sollte nun eine Aufgabe zuteilwerden, mit der wohl niemand gerechnet hatte. Im März 1918 wurde Odessa durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen eingenommen.9 Die österreichische Marineluftwaffe hatte umgehend eine Seeflugstation in Odessa eingerichtet, jedoch sind über die Einsätze der Seeflieger und das weitere Schicksal dieser Station keine Unterlagen mehr vorhanden.10 Auf Antrag des Flottillenkommandos entschloss sich das Armeeoberkommando, eine Monitordivision über das Schwarze Meer nach Odessa, Cherson und Nikolajew zu entsenden. Die Operationen der Donaumonitore sollten sich damit in das Schwarze Meer bis Odessa und bis in benachbarte Gebiete Südrusslands erstrecken, wo sie den Vormarsch deutscher und österreichisch-ungarischer Truppen gegen die in Auflösung befindliche russische Armee zu unterstützen hatten.11 Im April 1918 wurde die »k. u. k. Flottillenabteilung im Schwarzen Meer und  7 Wettstein-Manuskript 7  ; vgl Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 136 f  ; Handel-Mazzetti, Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine 102  ; Martiny, Bilddokumente2 51.  8 Keil, Unterseeboot und Schiffsraum, Neue Freie Presse Nr 19252 vom 31.3.1918, 7.  9 Lohmann, Vor 20 Jahren – Gedenkkalender, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1938, 13. 10 Schupita, Seeflieger 223 f  ; Sondhaus, Naval Policy 331. 11 Aichelburg, Kriegsschiffe auf der Donau 28.

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Im Schwarzen Meer und in südrussischen Flüssen

auf den ukrainischen Flüssen« aus Einheiten der Donauflottille gebildet12 und dem in Odessa stationierten k. u. k. Armeekommando unter Feldmarschall von BöhmErmolli unterstellt.13 Es war freilich ein äußerst gewagtes Unternehmen, die bloß 1,3 bis 1,7 m tauchenden Monitore in das stürmische Schwarze Meer zu senden.14 Sie waren für die Seefahrt aufgrund ihres geringen Tiefgangs von vornherein nicht geeignet und bei schwerer See gefährdet.15 Es erfolgten daher technische Adaptierungen, ua wurde das Freibord erhöht und der Kühlwasserkreislauf der Maschinen seewassertauglich gemacht.16 Und siehe da, die Monitore befuhren anstandslos das Schwarze Meer und die Flüsse der Ukraine. Die neu gegründete »Flottillenabteilung Wulff«,17 benannt nach dem Monitordivisionskommandanten Olaf Richard Wulff und bestehend aus den Monitoren Bosna, Bodrog, Körös und Szamos, ging nach kurzer Zeit in Odessa vor Anker.18 Die Aufgabe der »Flottillenabteilung Wulff« war vor allem der Transport von Getreide aus der Ukraine und von Kohle, Erdöl und Hanf aus Südrussland in die Länder der Mittelmächte, wo an diesen Rohstoffen Not herrschte.19 Von Odessa aus übernahm die Donauflottille zunächst den Schutz des Transports des lebenswichtigen Getreides aus der Ukraine für die hungernde Bevölkerung von Wien.20 Die lebensnotwendigen Transporte in die Heimat konnten schließlich erfolgreich durchgeführt werden. Die »Expedition« der Donauflottille machte dabei aber nicht Halt  : Am 8.4.1918 war die »Flottillenabteilung Wulff« sogar in die ukrainischen Flüsse Dnjepr, Dnjestr und Bug entsandt worden, um die dortigen Besatzungstruppen zu unterstützen.21 Das Pat12 Gogg, Kriegsmarine 23. 13 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 233. 14 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 170. 15 Vgl Sondhaus, Naval Policy 43. 16 Kubalek, S.M.S. Bodrog  – die ersten Schüsse auf Belgrad. Ein Glasplattennegativ erzählt, Österreich Maritim 2014, 22. 17 Vgl Schaumann/Schubert, Krieg 90. 18 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 155  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 170  ; Handel-Mazzetti, Die Donauflottille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 53. – Siehe dazu auch die Aufnahmen bei Margitay-Becht, Tank a Dunán 260 f. 19 Martiny, Bilddokumente2 28  ; Gogg, Kriegsmarine 13  ; Wallisch, Flagge 265  ; Sondhaus, Naval Policy 314, 332  ; vgl auch Sokol, Johannes von Liechtenstein 44  ; Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 58 f  ; Keil, Unterseeboot und Schiffsraum, Neue Freie Presse Nr 19252 vom 31.3.1918, 7  ; N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 14.8.1925, 5 (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay). 20 Keil, Unterseeboot und Schiffsraum, Neue Freie Presse Nr 19252 vom 31.3.1918, 7  ; Marineverband Wien, Lichtbildersammlung des Österreichischen Flottenvereins2 Bd 8, 55  ; vgl Wulff, Die österreichischungarische Donauflottille 156 f, 241. 21 Halpern, Naval History 284  ; N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33

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Die Aktionen 1918

Abb. 201  : Fregattenleutnant Karl Wettstein zu Pferd, ca. 1917. Abb. 202  : Der Monitor Körös am 14.4.1918 in Odessa (Flottillenabteilung Wulff ), Sammlung Pawlik. Abb. 203  : Hafen von Odessa  : Österreichisch-ungarisches Schiffsstationskommando auf einem russischen Dampfer, Heeresgeschichtliches Museum, Wien. Abb. 204  : Patrouillenboote Wels und Barsch im Hafen von Odessa, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

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Die Deckung des Rückzugs

rouillenboot Barsch versuchte stromaufwärts über die Stromschnellen des Dnjepr das beinahe in der Mitte der Ukraine liegende Jekaterinoslaw (Dnipro) zu erreichen.22 Der Monitor Körös gelangte auf dem Bug bis nach Nikolajew.23 Am 19.4.1918 unternahm der Monitor Szamos eine Fahrt auf dem Dnjepr bis Cherson, wo er am 22.4.1918 das Donau-Seilzugschiff Vascapu fand, welches die Russen vom Eisernen Tor verschleppt hatten.24 Am 12.5.1918 erfolgte die Abfahrt nach Cherson, wo »viele armierte Seeschiffe erbeutet« wurden.25 Karl Wettstein schreibt in seinem Manuskript von »verworrenen Verhältnissen«, »Chaos und Bürgerkrieg« in der Ukraine. Die Anwesenheit der »Flottillenabteilung Wulff« war aber offensichtlich zumindest ein Mitgrund dafür, dass jede Bewegung der revolutionär gestimmten Bevölkerung unterblieb.26

15.3 Die Deckung des Rückzugs Der Zusammenbruch der bulgarischen Front machte es im September 1918 notwendig, sämtliche Einheiten der k. u. k. Donauflottille wieder auf die Donau zu verlegen.27 Am 5.9.1918 kam der Befehl des Armeeoberkommandos, »alle Einheiten nach Braila bis 10.9.«28 Befehlsgemäß hatten sich bis 10.9.1916 alle Schiffe dort eingefunden.29 Nun drohte allerdings Gefahr für österreichisch-ungarische und deutsche Truppen  : Die unter französischer Führung stehende Saloniki-Armee der Entente war Mitte September durch die bulgarische Front durchgebrochen. Angesichts des massiven Drucks der Entente-Truppen aus dem Süden musste die Donauflottille zuvom 14.8.1925, 5 (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay)  ; vgl die Bilder »Auslaufen der Flottille Wulff aus dem Donaudelta« am12.4.1918, sowie Bodrog und Körös in Odessa bei Mayer/ Winkler, Donauwellen 188 ff. 22 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 158  ; vgl auch Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 170  ; Handel-Mazzetti, Einfluss der Seemacht auf den Großen Krieg, Militärwissenschaftliche Mitteilungen 1934, 565  ; denselben, Die Do­ nau­flot­tille, Jahrbuch der deutschen Kriegsmarine 1939, 53  ; Martiny, Bilddokumente2 29. 23 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 170. 24 H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 51  ; vgl Khuepach, Schiffe und Fahrzeuge der österreichischen Kriegsmarine, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 16.8. 1935, 6. 25 Wettstein-Manuskript 7. 26 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 241  ; vgl auch Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 170  ; Schaumann/Schubert, Krieg 92. 27 H. Winkler, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 51. 28 Wettstein-Manuskript 7. 29 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 171.

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Die Aktionen 1918

Abb. 205  : Generalfeldmarschall von Mackensen auf dem Monitor Temes, Sulinakanal, Heeresgeschichtliches Museum, Wien.

nächst ihre Basis stromaufwärts verlegen, um der Gefahr des Abgeschnittenwerdens vorzubeugen.30 Unverzüglich mussten aber auch alle Vorbereitungen für den Übergang deutscher Truppen über die Donau getroffen werden. Bulgarien kapitulierte am 30.9.1918, Zar Ferdinand I. wurde gestürzt, sodass für die Donauflottille neben der rumänischen Flotte nun auch die bulgarische zu einem potentiellen Gegner werden konnte. Der letzte Akt der Donauflottille hatte begonnen  : Es waren nicht nur die eigenen Schiffe und der Übergang deutscher Truppen über die Donau, sondern auch der Rückzug der Armeen aus Südrussland und der Ukraine der Donau entlang zurück in das zerfallende Reich zu sichern.31 Vom 13. bis 15.10.1918 wurden zunächst die zurückflutenden deutschen Truppen von Rustschuk über die Donau nach Giurgiu und in Lom-Palanka überstellt.32 Die Donauflottille unterstützte mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die Überschiffung der deutschen Truppen, was von der deutschen Generalität wiederholt anerkannt wurde.33 Mittlerweile waren bereits mehrere Monitore, Patrouillenboote und Dampfer durch dislozierte Standorte bei Sulina, Reni und Braila und eine große Zahl von Schiffen der DonauDampfschiffahrts-Gesellschaft auf der unteren Donau34 der konkreten Gefahr des

30 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 175  ; Schmidtke, Völkerringen 136  ; Gogg, Kriegsmarine 24  ; vgl auch Martiny, Bilddokumente2 29. 31 Martiny, Bilddokumente2 29  ; Sondhaus, Naval Policy 340. 32 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 176  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 212  ; Halpern, Naval History 285. 33 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 176  ; Martiny, Bilddokumente2 56. 34 Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 123.

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Die Deckung des Rückzugs

Abgeschnittenwerdens ausgesetzt. Es musste allzu bald mit dem Eintreffen französischer Truppen an der Donau gerechnet werden.35 Am 17.10.1918 war die Überschiffung deutscher Truppen schließlich beendet. Zum großen Bedauern der Flottille musste an diesem Tag der Kommandant der Temes, der erfahrene, erfolgreiche und allseits beliebte Linienschiffsleutnant Georg Ritter von Zwierkowski das Kommando an Hans Lang von Waldthurm übergeben, weil er als Delegierter zu den Waffenstillstandsverhandlungen nach Italien beordert ­wurde.36 Die Schiffe blieben auf Bitte des Generalfeldmarschalls Mackensen weiterhin auf ihrem Posten zur Beobachtung der unteren Donaustrecke. Bereits an diesem Tag erreichten die Franzosen die Donau und beschossen – wie befürchtet – mit schwerer Artillerie die Monitore und Handelsfahrzeuge.37 Granaten schlugen auf den Schiffen ein, die Monitore fuhren aus allen Rohren feuernd weiter bergwärts in Richtung Heimat.38 Erst am 19.10.1918 kam endlich vom Oberkommando Mackensen die Genehmigung zur Einberufung der noch in Sulina an der Donaumündung verbliebenen Monitorgruppe, bestehend aus dem Monitor Sava (Linienschiffsleutnant Armin von Bausznern), dem Patrouillenboot Barsch (Linienschiffsleutnant Guido Taschler) und dem ungeschützten Dampfer Una (Linienschiffsleutnant Karl Paulin). Für diese Monitorgruppe sollte es ein »Spießrutenlauf« durch die mittlerweile verstärkte französische Uferartillerie werden. Die Rückfahrt der kleinen Monitorgruppe unter dem Kommando von Linienschiffsleutnant Demeter Rudmann stand unter heftigem Beschuss französischer Einheiten, die mit der Artillerie der Monitore und der Patrouillenboote kräftig erwidert wurde.39 Die Gruppe erhielt einige Treffer, von denen zwei für den Dampfer Una hätten gefährlich werden können, aber knapp an den vitalen Schiffsteilen vorbeigingen.40 Am 20.10.1918 musste aufgrund der bedrohlichen Kriegslage die Rückverlegung des gesamten Trains von Gruja nach Turn Severin erfolgen, womit die Verbindung mit den eigenen Truppen in Serbien wiederhergestellt war.41 Einzelne Schiffsbergungen konnten noch durchgeführt werden. So konnte der Monitor Enns (Linienschiffsleutnant Hermann Bublay) bei Lom-Palanka erfolgreich gegen heftigen französischen Beschuss kämpfend noch drei Schiffe »remorkieren« (ins Schlepptau nehmen).42 35 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 174, 177. 36 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 177. 37 Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 212  ; Schaumann/Schubert, Krieg 101  ; vgl Halpern, Naval History 285. 38 Schaumann/Schubert, Krieg 101. 39 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 182  ; Schaumann/Schubert, Krieg100  ; Halpern, Naval History 285 f. 40 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 182. 41 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 180, 183. 42 Döbrentei in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 227.

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Die Aktionen 1918

Das untergehende österreichisch-ungarische Reich stellte nun den Donaumonitoren ihre letzte Aufgabe  : der Übergang verbündeter Truppen aus Serbien. Ab 28.10. 1918 wurde der Rückzug der eigenen Truppen aus Serbien an mehreren Stellen (Semendria, Pancsova, Belgrad und an drei Stellen an der Save) erfolgreich durch die Monitore gedeckt.43 Man hatte sich rechtzeitig vom Feind losgelöst, sodass die Truppenüberschiffungen von feindlicher Einwirkung verschont blieben.44 Die Überschiffung wurde mit allen Mitteln unterstützt und konnte im Morgengrauen des 1.11.1918 beendet werden. Allerdings lief während der Aktion am 28.10.1918 der Monitor Bodrog in der Nacht und bei starkem Nebel auf eine Sandbank gegenüber Visnica (Višnjica) nahe Belgrad auf und sank.45 Die zur Hilfe eingesetzten Schiffe Vulkan und Donau sanken in schwerem feindlichem Feuer, sodass die Bodrog nicht mehr gerettet werden konnte.46 Die Bodrog wehrte sich noch den ganzen Tag über, seine Geschütze feuerten unablässig auf vermutete serbische Stellungen, die Mannschaft ging erst in der Nacht von Bord, watete bis Pancsova und erreichte mit der Eisenbahn Budapest.47 Die Donauflottille hatte nicht nur die ersten Schüsse im Weltkrieg, sondern auch die letzten abgegeben.48 Die Flotte zog sich nach Peterwardein zurück. Der Monitor Bodrog fiel in serbische Hände und wurde 1920 dem SHSKönigreich zugesprochen.49 Der Rumpf dieses Donaumonitors wurde im September 2015 infolge Hochwassers in der Nähe von Belgrad an Land geschwemmt.50 Die Mannschaften auf den Monitoren waren verschiedenster Nationalitäten.51 Die schon seit Februar bis Oktober 1918 auf den großen Schiffen um sich greifenden Meutereien52 43 Martiny, Bilddokumente2 29  ; Gogg, Kriegsmarine 24. 44 Döbrentei in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 229. 45 Wettstein-Manuskript 7  ; Kubalek, S.M.S. Bodrog – die ersten Schüsse auf Belgrad. Ein Glasplattennegativ erzählt, Österreich Maritim 2014, 22  ; H. Winkler, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 4/1975, 51. 46 Martiny, Bilddokumente2 58  ; Suhay, Die Rolle der Donau im Weltkriege, Schweizerische Monatschrift für Offiziere aller Waffen 1930, 212  ; Gogg, Kriegsmarine 24. 47 Schaumann/Schubert, Krieg 104. 48 Sondhaus, Naval Policy 355. 49 Kemp, Royal Navy 13, 46  ; vgl Kubalek, S.M.S. Bodrog – die ersten Schüsse auf Belgrad. Ein Glasplattennegativ erzählt, Österreich Maritim 2014, 21  ; Prasky, Relikte aus unserer Vergangenheit. Donaumonitor Bodrog, Österreich Maritim Nr 58, März 2015, 16. 50 Tögel, Neue Situation des historischen Rumpfes des Monitors S.M.S. Bodrog/Sava, Österreich Maritim, Ausgabe OEM 61, Jänner 2016  ; vgl auch Prasky, Relikte aus unserer Vergangenheit. Donaumonitor Bodrog, Österreich Maritim Nr 58, 2015, 16. 51 Allgemein zu den Nationalitäten-Verhältnissen der k. u. k. Marine siehe Hickmann, Nationalitäten-Verhältnisse im Mannschaftsstande der k. u. k. gemeinsamen Armee (1903). 52 Vgl Kerchnawe, Zusammenbruch 113  ; Winterhalder, Kriegsmarine 49  ; Handel-Mazzetti, Das Ende der k. u. k. Flotte, Marine-Rundschau 1933, 481  ; Bayer von Bayersburg in Baumgartner, Kriegstagebuch 1914–1918, Österreichische Militärgeschichte 1995 – Folge 3, Umsturzjahr 1918, 54  ; Jung in Baumgartner, Kriegstagebuch 1914–1918, Österreichische Militärgeschichte 1995  – Folge 3, Umsturzjahr 1918,

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Die Deckung des Rückzugs

setzten sich auf der Donauflottille nicht fort.53 Eine Begründung dafür lag darin, dass die Besatzungen kleinerer und fortlaufend mit gefahrvollen und daher anregenden Aufgaben beschäftigten Schiffseinheiten den zersetzenden Einflüssen der Eintönigkeit ihres Lebens nicht so leicht zugänglich waren, wie die zur Untätigkeit verurteilten Besatzungen der großen Schiffe.54 Dies obwohl die südslawischen Parteien beider Reichshälften bereits am 6.10.1918 einen erweiterten Nationalausschuss gegründet hatten, der die Vereinigung aller Slowenen, Kroaten und Serben in einem nationalen, freien und unabhängigen Staat forderte.55 Am 23.10.1918 war das Küstengebiet bereits in Besitz der Südslawen, am 29.10.1918 löste der kroatische Landtag in Agram alle Verbindungen zur Monarchie.56 Wenngleich viele Matrosen der neu gegründeten jugoslawischen Nationalität angehörten, verrichteten sie bis zum Schluss ihren Dienst loyal und deckten in musterhafter Disziplin den Rückzug aus Rumänien und die letzten Truppenüberschiffungen aus Serbien, obwohl das alte Vaterland schon zerfallen war.57 Bei Vukovar und Peterwardein wurden die Jugoslawen ausgeschifft, die Österreicher und Tschechen fuhren auf zwei Dampfern in die Heimat.58 Am 31.10.1918 übergab der letzte Flottenkommandant Konteradmiral Horthy de Nagybánya auf Befehl von Kaiser Karl I. die k. u. k. Flotte in der Adria in Pola und am 1.11.1918 in der Bocche dem Nationalrat des neu entstehenden Staates der Südslawen.59 Mit inbegriffen war zunächst auch die Donauflottille, die erst über Vorstellung des Heeresgruppenkommandos Kövess einige Stunden später dem ungarischen Staat übergeben wurde.60 Die allerhöchste Anordnung, soweit sie die Donauflottille betraf, lautete wie folgt  : »An das Donauflottillenkommando geht überdies der Auftrag der Übergabe der Donauflottille an die königlich ungarische Regierung, im gleichen Sinne vorzugehen und demnächst entsprechend die nicht ungarischen Mann-

68 ff  ; Sieche, Zeittafel der Vorgänge rund um die Auflösung und Übergabe der k. u. k. Kriegsmarine 1918–1923, Marine – Gestern, Heute 1985, 129 ff  ; Haider, Wien 1918, 34 f  ; Walterskirchen, Vaterland 136. 53 Winterhalder, Kriegsmarine 72. 54 Winterhalder, Kriegsmarine 72  ; Handel-Mazzetti, Das Ende der k. u. k. Flotte, Marine-Rundschau 1933, 482  ; vgl auch Leitner, Wiener Zeitung vom 27./28.1.2018, 36. 55 Presslaber, Zusammenbruch 125. 56 Presslaber, Zusammenbruch 125 f. 57 Martiny, Bilddokumente2 29, 59  ; zu dieser Loyalität der DDSG-Besatzungen siehe Binder in Grössing/ Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 123. 58 Wettstein-Manuskript 7. 59 Rauchensteiner, Unter Beobachtung 17  ; vgl auch Aichelburg, Zeitreise Österreich, Sonderheft 2014, 40  ; Donko, Pola/Pula 84 f  ; Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 59  ; Sieche, Zeittafel der Vorgänge rund um die Auflösung und Übergabe der k. u. k. Kriegsmarine 1918 -1923, Marine – Gestern, Heute 1985, 131  ; Csikós, Panzerschiffe und Monitore auf der Donau, Marine – Gestern, Heute 1/1976, 7. 60 Sieche, Zeittafel der Vorgänge rund um die Auflösung und Übergabe der k. u. k. Kriegsmarine 1918– 1923, Marine – Gestern, Heute 1985, 131  ; Sondhaus, Naval Policy 355.

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Die Aktionen 1918

Abb. 206  : S.M.S. Hebe, Kommandoschiff der Donauflottile.

schaften zu entlassen.« Diese Anordnung löste bei den deutsch-österreichischen Berufsoffizieren tiefe Niedergeschlagenheit aus.61 Am 2.11.1918 sammelten sich bei Peterwardein (Újvidék) alle Einheiten der k. u. k. Donauflottille zum letzten Rückzug nach Budapest.62 Die Verabschiedung der slawischen Mannschaften von ihren Kameraden aus anderen Nationen war herzlich.63 Der Seemannsberuf wirkte offensichtlich besonders stark auf das Zusammengehörigkeitsgefühl, ohne Rücksicht auf Adel und Reichtum.64 Vielleicht war diese Herzlichkeit selbst nach Auseinanderfallen der Nationen auch ein Indiz für die jüngst von Pieter M. Judson aufgestellte These, dass das Habsburgerreich nationenübergreifend für sehr viele Menschen mehr bedeutete, als dies heute meist angenommen wird.65 Am 6.11.1918 lief die Donauflottille in musterhafter Ordnung unter Führung von Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff in Budapest ein, der österreichische Besatzungsteil ging weiter nach Wien.66 Der Donauflottillenkommandant Marius Ratkovic übergab den Befehl an den Kommandanten der 1. Monitordivision Olaf Richard Wulff.67 Dieser übergab die vollkommen intakte Donauflottille der unga-

61 Sieche, Zeittafel der Vorgänge rund um die Auflösung und Übergabe der k. u. k. Kriegsmarine 1918– 1923, Marine – Gestern, Heute 1985, 132. 62 Gogg, Kriegsmarine 24  ; Sondhaus, Naval Policy 355. 63 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 247. 64 Vgl Kasperowski, Aus Mitgliederkreisen, Marine-Verband, Vereinsmitteilungen Nr 40 vom September 1969, 4. 65 Judson, Habsburg 27  ; ähnlicher Gedanke (»dynastischer Patriotismus«) bei Westphalen in Siegert, Adel in Österreich 260. 66 Wallisch, Flagge 300  ; Gogg, Kriegsmarine 24. 67 Sondhaus, Naval Policy 355.

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Auf den Zerstörer Meteor

rischen Regierung.68 Die österreichischen Besatzungsmitglieder der Flottille, das Flottillenkommando und der letzte Oberkommandant der k. u. k. Armee Feldmarschall Kövess von Kövessháza69 mit 200 Mann seines Stabes kamen in den Abendstunden des 9.11.1918 auf den unter der Kriegsflagge fahrenden Schiffen Hebe und Erzherzog Franz Ferdinand in Wien an. Die Tätigkeit der Donauflottille im Ersten Weltkrieg hatte ihr Ende gefunden.

15.4 Auf den Zerstörer Meteor Den Abschied von der k. u. k. Kriegsmarine erlebte Karl Wettstein nicht mehr bei der Donauflottille  : Er war noch 1918 auf den Zerstörer Meteor70 beordert worden.71 Der Abschied von der Donauflottille fiel ihm nach eigenen Aussagen nicht leicht, sie war zu seiner zweiten Heimat geworden. Der Zerstörer Meteor72 war der lokalen Verteidigung der Station Pola zugewiesen und führte bis Kriegsende Kreuzungen im Sperrgebiet und Konvoifahrten durch.73 Eine der Hauptaufgaben der Torpedoflottille74 war der allnächtliche Begleitdienst von Transporten, vor allem auf der Linie Fiume – Castelnuovo – Durazzo, zumal von den Dampfertransporten die ganze Versorgung der albanischen Front und teilweise auch des Golfes von Cattaro abhing.75 Dem Verfasser ist über diese Zeit nur eine Geschichte seines Großvaters erinnerlich, nach der dieser Zeuge des Untergangs des 1915 in Dienst gestellten k. u. k. Schlachtschiffs Szent István am 10.6.1918 wurde. Nach – insoweit allerdings nicht mehr ganz sicheren Erinnerung des Verfassers  – erzählte Karl Wettstein, den Untergang von einem Begleitschiff aus gesehen zu haben. Sicher erinnerlich ist seine Erzählung darin, dass viele Besatzungsmitglieder deshalb gerettet wurden, »weil der

68 Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 59. 69 Eingehend zu ihm Reichlin-Meldegg, Des Kaisers Prinz Eugen  ? Feldmarschall Hermann Baron Kövess v. Kövessháza. Der letzte Oberkommandant der k.u.k.-Armee im Ersten Weltkrieg (2010). 70 Zum Zerstörer Meteor und den Torpedofahrzeugen siehe Gogg, Kriegsmarine 61, 138 (jeweils Nr 344)  ; Bilzer, Torpedoschiffe 43 ff  ; Greger, Warships 36 ff. 71 Kriegsministerium, Marinesektion (Hg.), Kriegseinteilungsliste der k. u. k. Kriegsmarine V. Auflage. Richtiggestellt bis 26. August 1918 (1918) 62  ; Buzas, Senior der Marineoffiziere 90 Jahre. Carl Wettstein erzählt – Vom Monitor auf den Zerstörer und dann Reeder in Ägypten, Tiroler Tageszeitung Nr 284 vom 9.12.1981, 7. 72 Meteor wurde auch als Torpedofahrzeug klassifiziert  : Greger, Warships 37. 73 Bilzer, Torpedoschiffe 50. 74 Zum Torpedokrieg der U-Boot-Waffe der k. u. k. Marine eingehend Trulei, Torpedo los! 75 Heyssler, Österreichische Wehrzeitung Nr 41 vom 12.10.1934, 6. Zu den Aufgaben der Torpedofahrzeuge in der südlichen Adria siehe auch Bayer, Abschied von Johannes Prinz Liechtenstein, Die Presse Nr 3354 vom 10.9.1959.

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Die Aktionen 1918

Abb. 207–208  : Fregattenleutnant Karl Wettstein auf dem Zerstörer Meteor (ganz rechts), 1918.

Abb. 209–210  : Torpedolancierübungen, Pola 1918.

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Auf den Zerstörer Meteor

Kapitän Seitz rechtzeitig antreten ließ«.76 Die schlimmsten Verletzungen der geretteten Mannschaftsangehörigen seien tiefe Schnittverletzungen gewesen, die sie sich beim Herunterrutschen über den Schiffskörper während der Krängung bzw nach dem Kentern durch die am unteren Schiffsrumpf haftenden scharfkantigen Muscheln zugezogen hatten.77 Karl Wettstein war Träger diverser Dekorationen für seine Tätigkeit auf der Do­nau­flot­tille,78 darunter das vom Deutschen Kaiser verliehene Eiserne Kreuz 2. Klasse (1916),79 zweimal die Silberne Militärverdienstmedaille am Bande des Militärverdienstkreuzes mit Schwert (1917) sowie das »Karl Truppenkreuz« (1917).80 Sein Geschützturmkommando in den Gefechten vor Belgrad 1915, sowie 1916 bei Rahovo, Belene, beim Übergang von Sistow und bei den Aktionen bei Turn Severin und Corabia sowie die »wiederholte Fliegerabwehr« werden in der Qualifikationsliste angeführt.

76 Zu Seitz von Treffen siehe Trulei, Abgelehnt 96. 77 So auch Sokol, Johannes von Liechtenstein 136  ; siehe dazu auch die Schilderung des Maschinenbetriebsleiters Karl Mohl (Seite 12 f)  : http://wk1.staatsarchiv.at/seekrieg/vortrag-karl-mohl-ueber-untergangszent-istvan/#/  ?a=artefactgroup490 (3.6.2018). 78 Vgl auch Rangliste der k. u. k. Kriegsmarine 33. 79 N.N., Kriegsauszeichnungen in der Marine, Grazer Tagblatt Nr 334 vom 2.12.1916, 18. 80 Tagesbefehl des Donauflottillenkommandos Nr 51 vom 16.8.1917, V-1/3, OK/MS 3910, Karton 446 KA  ; vgl auch Rangliste der k.u.k. Kriegsmarine. Richtiggestellt bis 27. Juli 1918 (1918) 33.

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16. Abschließende Betrachtung und Bewertung

Zusammenfassend ist festzuhalten  : Die k. u. k. Donauflottille war militärisch ein wichtiger Rückhalt der k. u. k. Truppen und jener der Verbündeten, vor allem bei unzähligen Gefechten zur Unterstützung der an die Donau und Save lehnenden Landtruppen und deren Übergänge über die Flüsse.1 Von den Donauüberschreitungen eigener Truppen sind jene bei Belgrad 1915 und bei Sistow 1916 hervorzuheben.2 Die Deckung der am 8.10.1915 vor Belgrad in eine verzweifelte Lage geratenen überschifften Truppen durch die Monitore war für diese wohl rettende »Hilfe in letzter Minute« und für die Flottille aufgrund des schweren Artilleriebeschusses der Serben eine gefährliche Aktion. Die Monitore Temes II und Enns wurden dabei von französischer Artillerie auf dem Topčider3 außer Gefecht gesetzt und waren schon im Sinken begriffen. Durch die Zerstörung der Brücke bei Rahovo im Oktober 1916 konnte ein gefährlicher Stoß der rumänischen Streitkräfte in den Rücken der in der Dobrudscha kämpfenden Mackensen-Streitmacht verhindert werden.4 Die Spezialeinheiten der Donauflottille, die laufend mit der gefährlichen Minenräumung befasst waren, sicherten die freie Flussschifffahrt auf Donau und Save.5 Die Deckung der rückflutenden Truppen beim Rückzug und beim Übergang über die Flüsse 1914 und 1918 ist als eine viele Soldaten rettende Leistung der k. u. k. Donauflottille hervorzuheben.6 Der Schutz der Transporte lebenswichtiger Güter für die eigene Bevölkerung wie Getreide, Holz, Kohle und Erdöl ist ein bedeutender Verdienst ihrer zivilen Leistungen.7 Nicht hoch genug können die Leistungen der Donauflottille und ihrer Spitalschiffe für Kranke und Verwundete eingeschätzt werden  : Die Monitore und ihre Begleitschiffe führten 76.725 Kranke und Verwundete in das sichere Hinterland. Darunter befanden sich 8.284 Angehörige feindlicher Nationen, 19.185 deutsche

1 Vgl Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 65  ; Heydel, Entstehung und Erfahrungen der deutschen Do­nau­ flot­tille, Marine-Rundschau 1953, 176  ; vgl Csikós, Der Minenkrieg auf der Donau, Marine Rundschau 8/1975, 465. 2 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 238  ; Winterhalder, Kriegsmarine 79. 3 Zu den französischen Geschützen auf dem Topčider siehe Halpern, Naval History 265 f  ; Fryer, Royal Navy 15 f. 4 Vgl Winterhalder, Kriegsmarine 79. 5 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 238, 241  ; Winterhalder, Kriegsmarine 79. 6 Hiezu Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 240. 7 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 241  ; vgl Leidinger/Moritz/Moser/Dornik, Habsburgs schmutziger Krieg 179.

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Abschließende Betrachtung und Bewertung

und 49.256 österreichische und ungarische Soldaten.8 Die Spitalschiffe waren oft ungeschützt dem feindlichen Feuer ausgesetzt. Die Worte des letzten Maria-Theresien-Ritters Baron Gottfried von Banfield,9 dass die Flotte des alten Österreichs »nicht dem Angriff, sondern der Verteidigung« diente,10 kann allerdings für die Donauflottille nicht gelten. Vor allem im serbischen Feldzug hatte die Donau­ flottille offensiven Charakter.11 Dies gilt insbesondere für die beiden Angriffe auf Belgrad 1914 und 1915. Der erste dieser Angriffe ist überdies im Hinblick auf den begrenzten Befehl, eine Sicherung der Brücke SemlinBelgrad vorzunehmen, auch militärisch fragwürdig geblieben. Aus dem Kampf auf der Donau hatte man die notwendigen Lehren gezogen   : Die Donaukonvention,12 Abb. 211  : Heck des der Österreich 1960 beigetreten ist13 und die heute als Monitors Bosna. eigene Regelungsebene neben anderen völker- und europarechtlichen Normebenen der Binnenschifffahrt angesehen wird,14 verbietet in ihrem Art  30 Kriegsschiffen aller Nichtdonaustaaten die Befahrung der Donau.15 Kriegsschiffe der Donaustaaten dürfen die Donau außerhalb der Grenzen des Staates, dessen Flagge sie führen, nur nach vorher eingeholtem Einverständnis mit den »betreffenden Donaustaaten« befahren. Nie wieder sollte es an der Donau Kämpfe geben. Wäre die Donaukonvention nicht in Kraft gewesen, wären die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Serbien und Kroatien zu Beginn der NeunzigerJahre des vergangenen Jahrhunderts wohl auch auf der Donau ausgetragen worden.

 8 Döbrentei in Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 218  ; Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 241  ; Binder in Grössing/Funk/Sauer/Binder, Rot-Weiss-Rot auf blauen Wellen 122.  9 Vgl Banfield, Der Adler von Triest  : Der letzte Maria-Theresien-Ritter erzählt sein Leben (1984)  ; UrriskObertyński, Wien III 225. 10 Oberleitner, »Nie vergessen, was mir Altösterreich gab …«. Das zweite Leben des Barons von Banfield, Die Presse vom 17.10.1978, 10. 11 Wulff, Die österreichisch-ungarische Donauflottille 234. 12 Konvention über die Regelung der Schiffahrt auf der Donau vom 18. August 1948, BGBl Nr 40/1960 idF des Zusatzprotokolls vom 26. März 1998, BGBl III Nr 188/1999. 13 Zu den Gründen Österreichs, der Donaukommission beizutreten, siehe Pichler, Donaukommission 57 ff. 14 Regner in Buffard, Isabelle/Crawford, James/Pellet, Alain/Wittich, Stephan, Festschrift in Honour of Gerhard Hafner 1031. 15 Vgl auch Pichler, Donaukommission 25, zu Art 30 der Belgrader Konvention 1948.

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17. Marineure nach dem Krieg

17.1 Olaf Richard Wulff nach dem Krieg Zahlreiche Angehörige der alten k. u. k. Donauflottille fanden in der nach dem Krieg gegründeten »kgl ungarischen Stromwache« ihre neue Heimat.1 Olaf Richard Wulff übernahm das Kommando über die Flottille im Namen der ungarischen Regierung bis 1933 und bekleidete den Rang eines Vizeadmirals.2 In seiner Pension organisierte er die Internationale Donaukommission.3 Während des Zweiten Weltkriegs war Wulff Präsident des Rates für Hafenangelegenheiten von Ungarn. Mit der kommunistischen Machtübernahme in Ungarn emigrierte er nach Costa Rica und widmete sich im Kanton Osa der Provinz Puntarenas dem Anbau von Ananas und Kaffee.4 Er verstarb dort 1955 und wurde in dem Ort Volcán, Kanton Buenos Aires, Provinz Puntarenas bestattet.5 Korvettenkapitän Olaf Richard Wulff hatte noch während des Krieges seine erste eingehende Dokumentation der Donauflottille in den Kriegsjahren 1914–1916 geschrieben. Ein Exemplar übergab er Karl Wettstein mit folgender handschriftlicher Widmung  : Herrn Fregattenleutnant Karl Wettstein Art. Off. und G. T. O. Bosna (Temes) Zur freundlichen Erinnerung an heisse Kämpfe und schöne Erfolge mit bestem Dank für tapfere Unterstützung 27/VII. 1918 Wulff Kapitän

Heydel, Entstehung und Erfahrungen der deutschen Donauflottille, Marine-Rundschau 1953, 176. Sondhaus, Naval Policy 355, 370. Sondhaus, Naval Policy 370. Http  ://www.nacion.com/revista-dominical/la-busqueda-del-heroe-perdido/YMKFPWT5D5CPLM53OEWAJAT6QI/story/ (11.6.2018). 5 Http  ://www.nacion.com/revista-dominical/la-busqueda-del-heroe-perdido/YMKFPWT5D5CPLM53OEWAJAT6QI/story/ (11.6.2018)  ; Sondhaus, Naval Policy 370.

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Marineure nach dem Krieg

Abb. 212  : Handschriftliche Widmung von Olaf Richard Wulff für Karl Wettstein, 1918.

1934 publizierte Olaf Richard Wulff bei Braumüller das Buch »Die österreichischungarische Donauflottille im Weltkriege 1914–18«.6 Ein Exemplar überreichte Wulff Karl Wettstein mit der folgenden handschriftlichen Widmung  : L.S.Lt. Karl Wettstein Seinem tapfersten Schiffsoffizier und dem besten Schützen der gew. Donauflottille Zur freundlichen Erinnerung an ein gemeinsames Wirken mit kameradschaftlichen Grüßen Olaf Wulff

Nach dem Tod von Olaf Richard Wulff schrieb dessen Witwe am 24.8.1955 aus Costa Rica an Karl Wettstein und seine Frau ua  :

6 Zur Entstehung des Buches und den Bedingungen des Verlags siehe Dittrich, Danzers Armee-Zeitung Nr 15 vom 13.4.1934, 6.

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Karl Wettstein nach dem Krieg

Abb. 213  : Handschriftliche Widmung von Olaf Richard Wulff für Karl Wettstein, vermutl 1934/35.

Für Eure so lb. warmen Worte der Anteilnahme an meinem so tiefen Leid danke ich Euch von ganzem Herzen!  – Charley, der immer ein grosser Liebling von meinem Olaf war, wurde nie anders erwähnt› als mein bester Offizier auf der Flottille.

17.2 Karl Wettstein nach dem Krieg Karl Wettstein und Baronesse Constance Sidonie Vojnits von Bajsa heirateten am 11.5.1919, in Balatonfüred, Ungarn. Wettstein heiratete in eine angesehene ungarische Familie  : Der Brautvater, Baron Sándor Vojnits von Bajsa, war Mitglied des ungarischen Herrenhauses und Vizepräsident der Partei der »Nationalen Arbeit«. Dies war die Partei des ungarischen Ministerpräsidenten Tisza.7 Sándor Vojnits wurde am 7 Zu diesem eingehend Vermes, István Tisza (1985)  ; Maruzsa, István Tisza 1917–1918. Weder Regierung noch Opposition, in Heeresgeschichtliches Museum Wien (Hg.), Der Erste Weltkrieg und der Vielvölkerstaat, Symposium 4. November 2011 (2012) 179  ; vgl auch Feigl (Hg.), Kaiser Karl. Persönliche Auf-

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Marineure nach dem Krieg

17.8.1865 in der alten Heimat der Vojnits, der Bácska, in Szabadka (Subotica), heute Serbien, geboren. Der Titel eines Barons wurde ihm in Wien, am 4.1.1911 verliehen, 1917 wurde er zum Geheimrat ernannt. Die Familie Vojnits hatte sich schon in den Türkenkriegen ausgezeichnet, was im Familienwappen durch einen Türkenkopf und zwei Halbmonde zum Ausdruck kam. Sándor Vojnits war in Ungarn eine bekannte Persönlichkeit des politischen und öffentlichen Lebens  : Er war einer der Berater im engsten Kreis des Ministerpräsidenten Graf István Tisza.8 Erwähnenswert ist dessen leidenschaftliche Ablehnung des Krieges gegen Serbien.9 Im Gemeinsamen Ministerrat vom 7.7.1914 war Tisza der Einzige, der – wohl auch aufgrund des Interesses an der Aufrechterhaltung der Sonderstellung Ungarns10 – vehement gegen den Krieg gegen Serbien opponierte.11 Tisza traf an diesem Tag in Wien den österreichischen Gesandten in Serbien, Baron Wladimir Giesl von Gieslingen. Ihm gegenüber erklärte er, dass er die harte Linie seiner Kollegen ablehne und jede kriegerische Aktion und Zerstörung der Souveränität Serbiens ablehne. Sollte dies eintreten, müsse sich Franz Joseph einen neuen Ministerpräsidenten für Ungarn suchen. Zwischen 9. und 14.7.1914 setzte Tisza dem Kriegskurs in Wien keinen Widerstand mehr entgegen.12 Während des Krieges gründete Sándor Vojnits im Auftrag des Ministerpräsidenten Tisza ein Militärhospital für 100 Kranke. Gemeinsam mit Gräfin Istvánné Tisza leitete Sándor Vojnits diese Institution. In diesem Spital waren auch  – wie es der weiblichen Philanthropie als typisches Verhaltensmuster der europäischen Aristo­ kratie entsprach13  – Damen der Budapester Gesellschaft und auch seine beiden Töchter Constance und Margit Vojnits als Pflegerinnen tätig.14 Ua war Sándor Vojnits auch Mitglied des Direktoriums des Budapester Trabrenn-Vereines.15 zeichnungen, Zeugnisse und Dokumente2 (1987) 226 f, 295 f  ; Erényi, Graf Stefan Tisza Ein Staatsmann und Märtyrer (1935).   8 Hiezu und zum Folgenden »Vojnits Sándor Báró« in Magyar Országgyülési Almanach 1931–1936, 467  : http://mpgy.ogyk.hu/mpgy/alm/al931_36/467.htm (3.6.2018).   9 Zur Haltung Tiszas zum Kriegsbeginn Fraknói, Die ungarische Regierung und die Entstehung des Weltkrieges 14 ff, 19 ff  ; Wertheimer, Graf Stefan Tisza, Briefe I 26 ff, 37 f  ; Haffner, Todsünden 26  ; Deák, Beyond Nationalism 75  ; Hannig, Franz Ferdinand 226 ff  ; Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 94, 102 f  ; Mazohl in Winkelbauer, Geschichte Österreichs 442. 10 Canis, Großmacht 463  ; vgl auch Hamann, Weltkrieg 20  ; Kronenbitter, »Krieg im Frieden« 468. 11 Eingehend Vermes, István Tisza 221 ff  ; vgl weiter Fraknói, Die ungarische Regierung und die Entstehung des Weltkrieges 19 ff  ; Kronenbitter, »Krieg im Frieden« 468 ff  ; Rauchensteiner, Der Erste Weltkrieg 102  ; Mazohl in Winkelbauer, Geschichte Österreichs 442  ; Vocelka, Franz Joseph I. 348  ; Canis, Großmacht 462. 12 Kronenbitter, »Krieg im Frieden« 472. 13 Jüngst Raptis, Harrach 277 ff. 14 Vgl N.N., Das Spital der Nationalen Arbeitspartei in Budapest, Das interessante Blatt Nr 45 vom 5. November 1914, 5 und Bilder 2. 15 Siehe N.N., Traben, Sport und Salon vom 17.3.1918, 15.

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Karl Wettstein nach dem Krieg

Abb. 214  : Karl und Constance Wettstein, just married, 1919.

Abb. 215  : Baron Sándor Vojnits von Bajsa in ungarischer Magnatentracht.

Tiszas Innenpolitik wurde ua mit dem Degen gemacht. Tisza duellierte sich wiederholt mit seinen politischen Widersachern.16 Sándor Vojnits, ein ausgezeichneter Degenfechter, sekundierte Tisza bei dessen Degenduellen gegen Graf Mihály Károlyi, Graf Aladár Széchényi, Markgraf György Pallavicini und gegen István Rakovszky und agierte auch als Duellleiter.17 Die Neue Freie Presse berichtete über das Duell gegen Pallavicini und Sándor Vojnits als Sekundant Tiszas  :18 Ueber das Duell zwischen dem Ministerpräsidenten Grafen Stephan Tisza und dem Markgrafen Pallavicini werden noch folgende Einzelheiten bekannt  : Bis gestern Abend halb zwölf Uhr bestand die Möglichkeit einer friedlichen Erledigung der Ehrenaffäre noch immer. Die Sekundanten beider Parteien hatten den ehrlichsten Willen, das Duell zu verhindern, da sie der Ueberzeugung waren, daß sich die Sache auch durch ein Protokoll in allen Formen der

16 Vgl N.N., Die Duellattentate gegen Stephan Tisza, Neues Wiener Journal Nr 6901 vom 9.1.1913, 1, 3. 17 N.N., Das zweite Duell des Grafen Tisza, Neues Wiener Journal Nr 6901 vom 9.1.1913, 3. 18 N.N., Das Duell Tisza – Pallavicini, Neue Freie Presse Nr 17599 vom 21.8.1913, 6 f  ; zum Duell Tisza gegen Károlyi siehe N.N., Duell Graf Stefan Tisza – Graf Michael Károlyi, Pester Lloyd Nr 3 vom 3.1.1913, 4  ; gegen Rakovszky siehe N.N., Das Duell Tisza – Rakovsky, Pester Lloyd Nr 118 vom 20.5.1914, 8 f.

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Marineure nach dem Krieg

Ritterlichkeit werde austragen lassen. Trotz dieser guten Absicht konnte man sich jedoch über die Form einer abzugebenden und von beiden Parteien zu unterzeichnenden Erklärung nicht einigen. Die Friedensversuche wurden auf verschiedenen Grundlagen geleitet, jedoch erklärten die verhandelnden Parteien, daß man eine beide Teile vollständig befriedigende Einigung nicht erzielen könne. Um halb 12 Uhr, als das Duell unvermeidlich erschien, legte Handelsminister Baron Harkanyi die Vertretung Tiszas zurück, weil er einem jüngeren und im Fechten erfahreneren Sekundanten Platz machen wollte. Für ihn sprang Baron Alexander Vojnits ein, der dann später als Duelleiter fungierte. Hierauf wurden die Bedingungen in der bekannten Weise festgesetzt. Bezüglich der Verwundungen wird berichtet, daß beide Kämpfer am Kopfe eine Wunde in der Länge von drei Zentimeter erlitten haben.

1917 wurde Sándor Vojnits in Anerkennung seiner auf dem Gebiet des öffentlichen Lebens hervorragenden und erfolgreichen Tätigkeiten die Würde eines »Geheimen Rates Seiner Majestät« verliehen.19 Die Ernennung zum Geheimen Rat war die höchste Auszeichnung, die der Kaiser vergeben konnte.20 Im März 1917 wurde Baron Sándor Vojnits gemeinsam mit dem ungarischen Ministerpräsidenten István Tisza von Kaiser Karl I. zu einer besonderen Audienz in der Hofburg in Budapest empfangen.21 Wettsteins Verhältnis zu seinem Schwiegervater kann nach familiärer Überlieferung als »unterkühlt« bezeichnet werden. Die Hochzeit einer seiner beiden Töchter mit dem österreichischen Linienschiffsleutnant der Donauflottille dürfte nicht ganz den Vorstellungen des ungarischen Magnaten entsprochen haben, hatte er doch seine Töchter (und später sogar seine Enkelin) eindringlich darauf hingewiesen, vor jedem Rendevouz mit einem Verehrer immer »zuerst einen Blick in das Grundbuch« zu werfen. Eine solche »bücherliche Einschau« hatte die junge Baronesse Constance allerdings unterlassen – sie hätte auch keinen Eintrag auf den Linienschiffsleutnant gefunden. Sándor Vojnits ist am 21.2.1948 in Budapest gestorben.

17.3 Die Jahre in Ägypten Mit dem Zusammenbruch der Monarchie mussten sich die ehemaligen Angehörigen der Kriegsmarine beruflich neu orientieren. Marineure waren in dem zu einem Binnenland geschrumpften Österreich nicht mehr gefragt.22 Für sie und ihre Fami19 N.N., Gesellschaft, Wiener Salonblatt Nr 26 vom 29.6.1917, 4 f (ANNO-Suche 5 f)  ; N.N., Aristokratie und Gesellschaft, Sport und Salon Nr 27 vom 1.7.1917, 8  ; vgl Handbuch des Allerhöchsten Hofes und des Hofstaates seiner K. und K. Apostolischen Majestät für 1918, Hauptteil 544. 20 Raptis, Harrach 286. 21 N.N., Aus unserem Kaiserhause, Sport und Salon Nr 12 vom 18.3.1917, 3. 22 Vgl Banfield, Der Adler von Triest 122.

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Die Jahre in Ägypten

lien war die Heimat Pola und Cattaro, Istrien und Dalmatien ein »verlorenes Paradies«.23 Auch die Offiziere und Mannschaften der Donauflottille, die nun keine »Reichsgrenze« mit Schiffen auf der Donau zu verteidigen hatten, mussten dem Prinzip »auf zu neuen Ufern« folgend entweder im neuen Kleinstaat Österreich, in den Nachfolgestaaten oder im fernen Ausland den Unterhalt für sich und ihre Familie erarbeiten. Die meisten waren 1918 noch zu jung, um etwa in einen »wohlverdienten Ruhestand« zu treten.24 Sie mussten sich – häufig im Ausland – eine neue Existenz suchen.25 Treffend wies Peter zu Stolberg-Stolberg in seinem Nachwort zu Hans Sokols Buch über Johannes von Liechtenstein26 darauf hin, dass nach dem Ersten Weltkrieg viele tausend ehemalige Marineoffiziere vor dem Nichts standen und oft in Armut, mitunter sogar tragisch endeten. Es Abb. 216  : Karl Wettstein in Tirol, bei gab aber auch namhafte Ausnahmen,27 eine Nassereith 1919. davon ist Karl Wettstein, dessen Weg zwar erfolgreich, allerdings sehr steinig war  : Aber der Reihe nach  : Nach Kriegsende ging Karl Wettstein zunächst nach ­Tirol und wurde Geschäftsführer in der einem Verwandten gehörigen Spinnerei, Weber- und Färberei in dem kleinen Ort Nassereith nahe der deutschen Grenze. 1922 kam dort seine Tochter Margarethe »Daisy« auf die Welt. Eines Tages berichtete ihm ein Freund aus vergangenen Marinetagen, in Ägypten würde man dringend Transportschiffe auf dem Nil benötigen. Das war für den Marineur eine mögliche Geschäftsidee  : Wettstein war mit Flussschiffen und ihrer Technik bestens vertraut und erblickte darin eine Chance, der wirtschaftlichen Tristesse in Österreich zu entkommen und in Ägypten ein Unternehmen aufzubauen. Freilich war das ein Schritt 23 Furlani/Wandruszka, Österreich und Italien1 243  ; Furlani/Wandruszka/Guiotto/Malfèr, Österreich und Italien2 179. 24 Sondhaus, Naval Policy of Austria-Hungary 372. 25 Vgl Rauchensteiner, Unter Beobachtung 83 (zum »Wirtschaftsverband der nichtaktiven Offiziere und Gleichgestellten«)  ; informativ die Interviews mit Peter Handel-Mazzetti http://handelmazzetti.com/ handel-mazzetti/  ?tag=frh-dr-peter-handel-mazzetti (3.6.2018)  ; siehe auch Dittrich, Der Beamte 1936, 1. 26 Sokol, Johannes von Liechtenstein 161. 27 Dittrich, Der Beamte 1936, 1.

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Abb. 217  : Firmenschild CH. Wettstein, deutsch und arabisch.

in eine höchst ungewisse Zukunft. Seine Frau war dem arabischen Abenteuer gegenüber sehr zurückhaltend eingestellt und blieb daher zunächst mit der gemeinsamen Tochter in Ungarn. Dennoch  : Im Jänner 1928 brach Karl Wettstein seine Zelte in Tirol ab und ging nach Ägypten, wo er zunächst in der Nile Motor Co. tätig war.28 Schon 1929 gründete er in Alexandrien eine eigene Flusstransportgesellschaft, die »Charles Wettstein Transports Fluviaux, Alexandrie«.29 Das Unternehmen florierte und Wettstein beschäftigte in den folgenden Jahren bis zu 3.000 Araber. In einem Interview 1981 mit der Tiroler Tageszeitung30 führte Wettstein aus  : Meine Reederei hat bestens funktioniert, denn ich bezahlte meine Leute gut und war einer der wenigen Unternehmer im Lande König Fuads, auf dessen Wort die Mitarbeiter bauen konnten.

Gewisse Parallelen zum Nachkriegs-Lebensweg des U-Bootkommandanten Georg Ritter von Trapp31 sind unverkennbar  : Dieser gründete 1920 die »Vega«–ReedereiHamburg/Greifswald mit einer kleinen Schonerflotte und 1921 die Rhein-DonauExpreß-Schifffahrts-A.G.32 Constance Wettstein blieb mit der gemeinsamen Tochter zunächst bei ihrer Familie in Ungarn. Nachdem Wettstein in Ägypten beruflich »Fuß gefasst« hatte, wagte sie den Schritt und reiste nach Alexandria  : »Zur Begrüßung« der Familie hatte sich 28 Vgl Agstner, Generalkonsulat 258. 29 Bestätigung des Bundeskanzleramts, Auswärtige Angelegenheiten, vom 6.5.1946 Zl 116.818 – Pers/46  ; Agstner, Handbuch 452. 30 Buzas, Senior der Marineoffiziere 90 Jahre, Tiroler Tageszeitung Nr 284 vom 9.12.1981, 7. 31 Zu Georg Ritter von Trapp vgl Eggenberger, U-Boot-Kommandanten 103  ; Strauss, Georg Ritter von Trapp (2017). 32 Mayer/Winkler, Als die Schiffe tauchen lernten 159.

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Abb. 218–222  : Transportschiffe Karl Wettsteins in Ägypten.

Wettstein – nie um einen Spaß verlegen – am Hafen mit Pkw-Reifen als Michelin-Männchen »verkleidet«. Zum großen Gaudium seiner Tochter, aber sehr zum Ärger seiner Frau, die für diese Begrüßungs-Eskapade wenig Verständnis aufzubringen vermochte. Sie weigerte sich, das Schiff zu verlassen, bevor nicht der letzte Michelin-Reifen abgelegt war. Die Arbeit Wettsteins in Ägypten war hart. Mit den Worten seiner Tochter  : Er erarbeitete sich seinen Wohlstand buchstäblich »im Schweiße seines Angesichts«. Schon von Anfang an studierte Wettstein in den Nächten nach der Arbeit intensiv Englisch und Französisch, denn ohne Sprachenkenntnis war im Land des Königs Faruk nicht zu bestehen. Englisch beherrschte er bis ins hohe Alter hervorragend und las wöchentlich das Time Magazine. Die Schiffsmotoren für seine Nilflotte wurden auf Kredit aus 229

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Abb. 223  : Von links  : Karl Wettstein, Tochter Margarethe und Gattin Constance, Cairo, ca 1935. Abb. 224  : Karl Wettstein mit Tochter Margarethe in Ägypten, 1936.

England bestellt. Für die Kredite gingen er und seine Frau hohe Bürgschaften ein. Wettstein baute auf die Zukunft, er war »Unternehmer« im wahrsten Sinn des Wortes. Freilich  : Seine Gegnerschaft im Lande der Pharaonen war groß. Nicht nur die Behörden, sondern auch die Konkurrenten legten ihm zahlreiche Steine in den Weg. Eines Morgens musste Wettstein seine Schiffe »suchen gehen«, die Konkurrenten hatten die im Hafen vertäuten Schiffe losgebunden, die nun frei im Hafenbecken und im Nil schwammen. Nur der Hilfe seiner treuen Leute war es zu verdanken, dass die Schiffe ohne großen Schaden wieder festgemacht werden konnten. Die ägyptische Bürokratie machte freilich auch einem anderen Altösterreicher Probleme  : Der mit neun bestätigten und elf unbestätigten Luftsiegen berühmteste k. u. k. Marineflieger und letzte Ritter des Militär-Maria-Theresien-Ordens33 Baron 33 Vgl Egger, Pinien, Sand und letzte Ritter, Die Furche Nr 24 vom 14.6.1958  ; Adolph-Auffenberg-Komarow, Gottfried v. Banfield, Neue Front Nr 8 vom 20.2.1971, 12.

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Abb. 225  : Karl Wettstein mit Tochter Margarethe und Gattin Constance in Tura, Ägypten. Abb. 226  : Karl Wettstein mit Tochter Margarethe in Tura, Ägypten.

Gottfried von Banfield lebte seit 1925 in Triest als Direktor der Schifffahrtsgesellschaft »D. Tripcovich & Ci«34 seines Schwiegervaters. Banfield genoss als Bergereeder internationalen Ruf.35 Er berichtet in seinem 1986 erschienenen Buch »Der Adler von Triest«36 über ein Treffen mit seinem Marinekameraden Karl Wettstein in Ägypten. Banfields Bergereederei war beauftragt worden, das im Oktober 1935 im Vorhafen von Alexandria gesunkene Turbopassagierschiff »Ausonia« zu heben.37 Dabei stieß Banfield auf die Hürden der ägyptischen Bürokratie  : Mittlerweile waren auch die Vertreter des Lloyd Triestino und der Versicherungsgesellschaft in Alexandria eingetroffen. Aber wir konnten noch nicht an Bord des Wracks gehen. Zum Glück gab es in der Stadt einen alten Kameraden, Kapitän Karl Wettstein, der schon mehr als 20 Jahre in Ägypten lebte und mit den Verhältnissen, vor allem ihren orientalischen Eigentümlichkeiten und Winkelzügen, bestens vertraut war. Ihn bat ich, mir die Kontakte zum Hafendirektor zu verschaffen. […] 34 D. Tripcovich & Ci. Societá di Navigazione Rimorchi e Salvataggi per Azioni, Trieste. 35 Vgl Egger, Pinien, Sand und letzte Ritter, Die Furche Nr 24 vom 14.6.1958. 36 Banfield, Der Adler von Triest 131, 133. 37 Vgl Banfield, Der Adler von Triest 130.

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Am 18. November war die Ausonia wieder seetüchtig. Doch Freund Wettstein teilte mir vertraulich mit, dass die ägyptischen Hafenbehörden die Auslaufgenehmigung verweigern und das Schiff beschlagnahmen wollten.

Gottfried Banfield wird aus dieser Mitteilung seines Freundes Karl Wettstein wohl die richtigen Folgerungen gezogen haben. Freundschaften der alten Marineure waren eben unverbrüchlich. In den 1950iger-Jahren trafen sich Wettstein und Banfield wiederholt in Kairo, Tura, Triest, Venedig und Innsbruck. 1956/57 räumte Banfield den Suezkanal von den dort 1956 im Zuge der sog »Suezkrise« versenkten Schiffen. Wettstein stand seinem alten Freund auch bei diesem großen Unterfangen in Ägypten zur Seite. Abb. 227  : Karl Wettstein, Ägypten 1960. Wenngleich räumlich und zeitlich so weit entfernt vom alten Österreich-Ungarn nahm Banfield emotional großen Anteil am Ungarn-Aufstand 1956. In seinem Brief vom 28.10.1956 an die gebürtige Ungarin Constance Wettstein drückte er dies eindrucksvoll aus  : Mit Herzklopfen habe ich die letzten vier Tage den Kampf, welchen in so heldenhafter Weise Ihr ungarisches Volk gegen das Tyrannensystem der Bolschewiken aufgenommen hat, verfolgt. Der Sieg welchen die Ungarn mit unsagbaren Opfern davongetragen haben, wird für alle Zeiten der Stolz Ihrer Nation sein und gestatten Sie mir, daß ich Ihnen als große Patriotin meine tief empfundenen Glückwünsche übermittle. Möge Gott Ihrem Volke immer beistehen und helfen ein freies demokratisches Ungarn entstehen zu lassen. Sie wissen wie sehr ich stets als alter k. u. k. am Wohlergehen Ihres geliebten Landes teilnehme.

Karl Wettstein konnte sich mit seiner kaufmännischen Tätigkeit als Reeder und Schiffstransporteur auf dem Nil nicht nur Wohlstand, sondern auch hohes Ansehen erwerben. Dies zeigte sich darin, dass man ihn zum maritimen Sachverständigen des Ägyptischen Tribunal mixte38 in Alexandrien berief.39 Dabei handelte es sich 38 Zu diesen Brinton, The Mixed Courts of Egypt (1968). 39 Agstner, Handbuch 452.

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Abb. 228  : Stapellauf des Turbinen-Passagierschiffes Raffaello in der Reederei Tripcovich, Triest 1963. Abb. 229  : Baron Gottfried von Banfield, Wien 6.10.1973, nach einer Messe für die gefallenen k. u. k. Offiziere. Abb. 230  : Baron Gottfried von Banfield, 1959, auf seiner »Adria«.

nicht um ein Ehrenamt, sondern um richterliche Tätigkeit im Sinne des Wortes. Das in Kairo, Alexandria und Mansourah eingerichtete und bis 1949 bestehende Tribunal Mixte40 war das Ergebnis internationaler Kooperation Ägyptens mit anderen Staaten  : Seine Zuständigkeit erfasste alle zivil- und handelsrechtlichen Streitigkeiten zwischen Ausländern und Ägyptern, Ausländern verschiedener Staaten und  – soweit es Grund und Boden betraf  – auch Streitigkeiten zwischen Ausländern überhaupt.41 Die Richter wurden vom Gouverneur (Khedive) aus führenden ägyptischen (ein Drittel) und ausländischen Kandidaten 40 Eingehend Brinton, The Mixed Courts of Egypt (1968)  ; vgl https://de.wikipedia.org/wiki/Gemischte_ Gerichtsh%C3%B6fe_in_%C3%84gypten (3.6.2018)  ; http://archive.aramcoworld.com/issue/197005/ jasper.yeates.brinton-an.american.judge.in.egypt.htm (3.6.2018). 41 Zu den Kompetenzen der Mixed Courts siehe Brinton, The Mixed Courts of Egypt 60 ff  ; vgl auch Art 25 ff Revised Charter of the Mixed Courts 1937, abgedruckt in Brinton, The Mixed Courts of Egypt 269 (273 ff). Http  ://archive.aramcoworld.com/issue/197005/jasper.yeates.brinton-an.american.judge. in.egypt.htm (3.6.2018).

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(zwei Drittel) ernannt.42 Wettstein konnte in verschiedenen Verfahren vor allem seine Expertise im Schiffs- und Seewesen einbringen. Nur vier Österreicher und Ungarn waren in den Appelationsgerichten, elf Personen waren in den District Courts der Mixed Courts tätig.43 Die in Alexandrien auch nach dem Unter­ gang der Habsburgermonarchie noch verbliebene namhafte österreichische ­Kolonie machte eine konsularische Betreuung notwendig.44 Der Honorargeneralkonsul Dr.  Walter Stross war mit seiner Tochter Laura am 27.8.1937 in der Nähe von Porto Bardia in der Cyrenaica bei einem Autounfall ums Leben gekommen.45 Nach einigen Monaten wurde Karl Wettstein, der Dr. Stross persönlich gut kannte, vom damaligen Bundeskanzler Dr. Schuschnigg zum österreichischen Honorargeneralkonsul und Leiter des österreichischen Konsulates in Alexandrien ernannt.46 Karl Wettstein unterfertigte die Angelobungsurkunde und den Bestellungsvertrag am 5.3.1938, der österreichische Gesandte in Kairo, Dr. Felix OrsiniAbb. 231  : Karl Wettstein Neujahr 1931 in Alexandria. Rosenberg47 unterschrieb am 12.3.1938 und berichtete hierüber dem Bundeskanzleramt  – Auswärtige Angelegenheiten.48 Dieser Bericht sollte aber aufgrund des unmittelbar folgenden »Anschlusses« Österreichs an das Deutsche Reich keinerlei Auswirkungen mehr haben.49 Damit endete vorerst für 25 Jahre die konsularische Präsenz Ös-

42 Hhttps://en.wikipedia.org/wiki/Mixed_Courts_of_Egypt#cite_ref-1 (3.6.2018). 43 Vgl Brinton, The Mixed Courts of Egypt 231. 44 Agstner, Generalkonsulat 217. 45 Agstner, Generalkonsulat 217  ; zu Ludwig Stross, dem österreichischen Vertreter in Djedda, vgl Agstner, Von Kaisern, Konsuln und Kaufleuten II 30. 46 Schreiben vom 9.2.1938, Z. 137.860  – I3 pers/38  ; hiezu auch Agstner, Generalkonsulat 217  ; Agstner, Handbuch 452. 47 Zu diesem Agstner, Handbuch 61. 48 Agstner, Generalkonsulat 217  ; vgl denselben, Handbuch 138. 49 Agstner, Generalkonsulat 217  ; vgl Schreiben der Deutschen Gesandtschaft in Kairo vom 23.3.1938.

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Die Jahre in Ägypten

Abb. 232  : Von rechts  : Max Schmidheiny, Frau Schmidheiny, Karl Wettstein.

terreichs in Alexandrien.50 Das Bundeskanzleramt  – Auswärtige Angelegenheiten bestätigte mit Schreiben vom 6.5.1946, dass »Linienschiffsleutnant a.D. Karl Wettstein bis zur Besetzung Österreichs durch das Deutsche Reich österreichischer Honorargeneralkonsul in Alexandrien war«.51 Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde Karl Wettstein automatisch deutscher Staatsbürger und als solcher am 3.9.1939 von den Engländern sechs Jahre lang in einer Wüstenfestung bei Kairo interniert.52 Sein Vermögen, die Villa in Alexandrien und seine Schiffe wurden sequestriert. Erst am 17.12.1945 wurde er aus der Internierung entlassen. Nun zeigte sich seine Beliebtheit bei den einheimischen Mitarbeitern  : Sein Diener Ali hatte alle Kleider und restlichen Wertsachen in Verwahrung genommen und gab sie ihm bis auf die kleinste Kleinigkeit zurück.53 Drei Jahre später wurden Wettstein seine Villa und seine Schiffe in erbärmlich herabgekommenen Zustand zurückgegeben. Der Wiederaufbau der Transportschiffsflotte war nicht mehr möglich.

50 Agstner, Generalkonsulat 217. 51 Bestätigung vom 6.5.1946 Zl 116.818 – Pers/46. 52 Buzas, Senior der Marineoffiziere 90 Jahre, Tiroler Tageszeitung Nr 284 vom 9.12.1981, 7  ; siehe auch Agstner, Generalkonsulat 217. 53 Buzas, Senior der Marineoffiziere 90 Jahre, Tiroler Tageszeitung Nr 284 vom 9.12.1981, 7.

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Marineure nach dem Krieg

Die politischen Ereignisse hatten Wettstein die mit großem Fleiß und Mühen aufgebauten Lebensgrundlagen entzogen. Freilich, von »Aufgeben« keine Spur  : Von 1947 bis 1957 leitete er die Nilflotte der Société Egyptienne de Ciment Portland Tourah – Le Caire in Tura und war als deren maritimer Experte tätig. Außerdem war er für die Sackfabrik der A.G. für Montanbedarf, Vaduz, Branche d’Egypte, tätig, ebenfalls in Tura. Schließlich stieg Wettstein in leitende Positionen des Schweizer Schmidheiny-Konzerns auf. Der ägyptische König Faruk I. wurde 1952 durch einen Militärputsch gestürzt. Nun zogen dunkle Wolken für die in Ägypten tätigen Westeuropäer auf. Wie es Karl Wettstein erzählte  : Der 1954 an die Macht gekommene Militär Gamal Abdel Nasser – seit 1956 ägyptischer Präsident  – stellte die Westeuropäer, auch und insbesondere die europäischen Investoren in Ägypten, vor die Wahl, entweder unter Hinterlassung ihres Vermögens und der Investitionen zu gehen oder »zu seinen Bedingungen« in Ägypten zu bleiben. Letzteres bedeutete allerdings ebenso die Verstaatlichung der industriellen Investitionen. Nassers Abb. 233  : Karl Wettstein und Gattin unverhohlene Drohungen veranlassten viele Constance, ca 1960. Westeuropäer dazu, das Land der Pharaonen endgültig zu verlassen. Der durch diese Politik verursachte wirtschaftliche Schaden warf das Land erwartungsgemäß weit zurück. Auch Karl Wettstein, der nun noch einmal in seinem Leben die Zelte abbrechen musste, kehrte 1958 nach Österreich zurück. Und Nasser »hielt Wort«  : 1961 wurde mit vielen anderen ausländischen (aber auch ägyptischen) Unternehmen sowohl die Société Egyptienne de Ciment Portland Tourah – Le Caire in Tura als auch die AG für Montanbedarf, Vaduz, Branche d’ Egypte nationalisiert.54

54 Vgl dazu etwa N.N., Egypt to compensate owners of seized property, Lloyd’s List & Shipping Gazette vom 30.3.1964.

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Zurück in Österreich

17.4 Zurück in Österreich Karl Wettstein verlebte mit seiner Familie eine ruhige und zufriedene Pension in seinem Haus in Innsbruck, Kaiserjägerstraße 18. Überall, wo er in der Öffentlichkeit erschien, wurde er als »Herr Kapitän« begrüßt. Der k. u. k. Kriegsmarine blieb er bis zuletzt eng verbunden. Regelmäßig besuchte Wettstein bis in sein hohes Alter die Marinetreffen, ua auch in Graz, was im fortgeschrittenen Alter nicht immer einfach – für ihn aber selbstverständlich und für die Familie kein Problem war. Das Andenken an die Marine bewahrte er in Ehren. Rambergs Marinebilder zierten die Räume seiner Wohnung. So manches »Seemannsgarn« konnte man im Familienkreis hören. Und immer wieder erwähnte er die Namen seiner engsten Marinekameraden Wulff, Rodinis, Banfield,55 Korparić,56 Pachta-Rayhofen,57 Rigele,58 Doblhoff,59 Odelga,60 Sokol61 ua. Vor allem mit Banfield verband Wettstein seit den gemeinsamen Tagen an der Marineakademie62 eine herzliche Freundschaft  – bis ins hohe Alter. Banfield korrespondierte regelmäßig mit Karl Wettstein, seiner Frau Constance und auch mit seiner Tochter Margarethe Schumacher. Als sich Wettstein und Banfield im Sommer 1962 zu einem Wiedersehen in Innsbruck trafen, konnte der Verfasser dieser Zeilen 55 Zu Gottfried Freiherr von Banfield siehe ua Lerch, Salzburger Volksblatt Nr 228 vom 6.10.1917, 2  ; Bayer v. Bayersburg in Baumgartner, Kriegstagebuch 1914–1918, Österreichische Militärgeschichte Folge 1995, Folge 3, Umsturzjahr 1918, 35, 55  ; Blasi/Tötschinger, Luftfahrttruppen 36  ; Bayer v. Bayersburg, Vereinsmitteilungen des Marine-Verbands Nr 42, März 1970, 2 f  ; N.N., Der Adler von Triest, Bundesheer Illustrierte 3/1962. Zu den von ihm geflogenen »Apparaten« siehe auch Schupita, Seeflieger 44, 47. 56 Zu Andreas Korparić vgl Eggenberger, U-Boot-Kommandanten 64  ; Strauss, Handel-Mazzetti 43. 57 Zu Friedrich Graf Pachta-Rayhofen vgl auch Strauss, Handel-Mazzetti 43  ; Nachruf auf Pachta-Rayhofen, Marine-Verband Nr 2/76 vom April/Mai 1976, 3. 58 Zu Hermann Rigele siehe Bayer von Bayersburg, Kriegsflagge 100  ; zu dessen verantwortungsvoller Funktion in den letzten Tagen der k. u. k. Marine siehe Strauss, Handel-Mazzetti 206  ; vgl zu Hermann von Rigele weiters Eggenberger, U-Boot-Kommandanten 84  ; Strauss, Handel-Mazzetti 201 f. 59 Zu Erich Freiherr von Doblhoff und seinem Einsatz bei der Rettung der Besatzung des von serbischer Landartillerie in Brand geschossenen Patrouillenboots c am 15.5.1915 siehe Wulff, Die österreichischungarische Donauflottille 58  ; Martiny, Bilddokumente2 34  ; Gogg, Kriegsmarine 20  ; vgl auch Fryer, Royal Navy 80 f. 60 Friedrich Freiherr von Odelga (geb 21.2.1891 in Graz, gest 9.6.1967 in St. Wolfgang bei Judenburg) wurde am 16.6.1910 in Fiume zum Seekadetten ausgemustert. Zahlreiche Einschiffungen auf österreichischungarischen Kriegsschiffen, darunter S.M.S. Erzherzog Friedrich, Radetzky und Custozza. Während des Ersten Weltkriegs Zuteilungen als Torpedo-Offizier auf SMS Panther und Torpedoboot 77 bei verschiedenen Vorstößen gegen die bei Lissa operierenden Einheiten der französichen Flotte. Schließlich auf dem Unterseebot U 21, das von den Standorten Bocche di Cattaro und Durazzo viele Aktionenen in der Südadria durchführte. Nach dem Krieg war er als Apotheker tätig (Odelga, Familienchronik der Freiherren von Odelga, 31 f). Ich danke Dr. Meinhard Odelga für den Einblick in die Odelga-Familienchronik. 61 Hans Hugo Sokol, Linienschiffsleutnant, Verfasser mehrerer Bücher zur k. u. k. Marine (siehe Literaturverzeichnis). 62 Zu dieser historisch Salcher, Geschichte der k. u. k. Marine-Akademie (1902).

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Marineure nach dem Krieg

Abb. 234  : Einladung zum Vortrag Karl Wettsteins in Innsbruck über die k. u. k. Donauflottille im Ersten Weltkrieg.

den »Adler von Triest« persönlich kennenlernen. Ein Grandseigneur der alten Seemacht! In den Sechziger-Jahren hielt Wettstein einen Vortrag über die Donauflottille im »Ambassador-Club« in Innsbruck. Das von ihm verwendete Manuskript ist Grundlage dieses Buchs. Karl Wettstein war bis zu seinem Tod eine erstaunliche körperliche, vor allem aber geistige Frische und Gesundheit gegönnt. Als zu Beginn der Achtziger-Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein schweres Gewitter über Innsbruck niederging, kam es auch zu einer kleinen »Überschwemmung« in der Wohnung des alten Seemanns. Das konnte den bald 90-jährigen Kapitän der k. u. k. Donauflottille nicht aus der Ruhe bringen. Er beteiligte sich lebhaft mit »Kommandos« an die helfende Familie und gab zur Erheiterung aller einen – wohl abgewandelten – Seemannsspruch zum Besten  : Schöpfet nur weiter, Gott ist unser Begleiter, er verlässt uns nicht, und wenn der Mastbaum bricht! 238

Zurück in Österreich

Abb. 235  : Karl Wettstein und der Verfasser, 1980.

Abb. 236  : Grab Karl Wettstein, Innsbrucker Westfriedhof, beim Nordeingang.

Als im Mai 1982 das Vereinigte Königreich den Falklandkrieg gegen Argentinien führte, wurde im österreichischen Fernsehen über die Versenkung des argentinischen Kreuzers »General Belgrano« berichtet. Der mittlerweile über 90-jährige Marineur äußerte bass erstaunt anlässlich der ersten Meldung im Fernsehen zum Verfasser dieser Zeilen  : »Ja fahren die ohne Begleitschutz  ?« Tage später wurde gemeldet, dass das Schiff im Angriffszeitpunkt tatsächlich ohne wirksamen Begleitschutz unterwegs war.63 Karl Wettstein verstarb am 24.5.1983 im Kreis seiner Lieben. Sein Grab findet sich am Innsbrucker Westfriedhof, Nordeingang, zweites Grab rechts.

63 »The two escort ships were unaware of what was happening to General Belgrano, as they were out of touch with her in the gloom and had not seen the distress rockets or lamp signals«  : https://en.wikipedia.org/wiki/ARA_General_Belgrano#cite_ ref-Middlebrook_2009_p113_20-0 (3.6.2018) bei FN 19, unter Berufung auf Middlebrook, Argentine Fight for the Falklands 113.

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Marineure nach dem Krieg

Gottfried Banfield würdigte seinen Freund Karl Wettstein mit dem folgenden Kondolenzbrief an dessen Tochter Margarethe Schumacher  :

Abb. 237  : Kondolenzbrief von Baron Gottfried Banfield, 30.5.1983, anlässlich des Todes von Karl Wettstein.

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Zurück in Österreich

Abb. 238  : Der Verfasser auf dem mit EU-Mitteln restaurierten Monitor Leitha in Budapest, Foto Dr. Gerhard Stadler.

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Literaturnachweise

Bücher und andere Literatur Agstner, Rudolf, Von k.k. Konsularagentie zum Österreichischen Generalkonsulat, Österreich(Ungarn) und Alexandrien 1763–1993, Schriften des Österreichischen Kulturinstituts Kairo, Band 7 (1993) Agstner, Rudolf, Von Kaisern, Konsuln und Kaufleuten II (2012) Agstner, Rudolf, Handbuch des Österreichischen Auswärtigen Dienstes I (2015) Aichelburg, Wladimir, Kriegsschiffe auf der Donau, Militärhistorische Schriftenreihe Heft 37 (1978), hg. vom Heeresgeschichtlichen Museum (Militärwissenschaftliches Institut) Aichelburg, Wladimir, Die k. u. k. Marine im Weltkrieg, Zeitreise Österreich, Sonderausgabe 2014, 36 ff Aichelburg, Wladimir, Franz Ferdinand I (2014) Anonymus, Unsere Donauflottille, ihre Bedeutung und eventuelle Entwicklung, Danzers Armee-Zeitung Nr 36 vom 3.9.1903, 1 Alexandrescu, Vasile, Kämpfe der rumänischen Kriegsmarine im Ersten Weltkrieg, MarineRundschau 7/1980, 394 Baer, C.H. (Hg.), Der Völkerkrieg III, VII, VIII (1917) Banfield, Gottfried, Der Adler von Triest  : Der letzte Maria-Theresien-Ritter erzählt sein Leben3 (1986) Barrett, Michael B., Prelude to Blitzkrieg. The 1916 Austro-German Campaign in Romania (2013) Basch-Ritter, Renate, Österreich auf allen Meeren, Geschichte der k.(u).k. Kriegsmarine von 1382 bis 1918 (1987) Sonderausgabe 1995 Baule, N., Internationale Donaukommission, in Donaukommission (Hg.), Die Donau. Ihre wirtschaftliche und kulturelle Mission in Mittel- und Osteuropa (1932) 9 Bayer von Bayersburg, Heinrich, Kriegstagebuch 1914–1918, in Baumgartner, Lothar (Hg.), Kriegstagebuch 1914–1918, Österreichische Militärgeschichte Folge 1995, Folge 3, Umsturzjahr 1918, 5 Bayer von Bayersburg, Heinrich, Unter der k. u. k. Kriegsflagge 1914–1918 (1959) Bayer von Bayersburg, Heinrich, Österreichs Admirale und bedeutende Persönlichkeiten der k. u. k. Kriegsmarine 1867–1918 (1962) Bilzer, Franz, S.M. Monitor Temes, Marine – Gestern, Heute 1977, 24 Bilzer, Franz, Das Schicksal der Patrouillenboote c und d, Marine – Gestern, Heute 4/1977, 110 Bilzer, Franz, Die Torpedoschiffe und Zerstörer der k. u. k. Kriegsmarine 1867–1918 (1990) Blasi, Walter/Tötschinger, Bernhard, Die k. u. k. Luftfahrttruppen (2017) Blasich, Der Feldzug gegen Serbien 1915/16, in Woinovich/Hoen/Veltzé (Hg.), Die Geschichte des Weltkrieges II (1919) 457 ff Bose, Thilo von, Flußübergänge im Weltkriege. Dargestellt am Übergang des 22. Reserve243

Literaturnachweise

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Artikel in Tages- und Wochenzeitungen Genannte Verfasser Adam, A., Die Beschiessung von Belgrad. Der erste ausführliche Bericht, Bukowinaer Nachrichten Nr 7194 vom 7.8.1914, 2 Adam, A., Die Beschiessung von Belgrad, Der erste ausführliche Bericht (Schluß), Bukowinaer Nachrichten Nr 7196 vom 9.8.1914, 2 250

Artikel in Tages- und Wochenzeitungen

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Literaturnachweise

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Literaturnachweise

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Artikel in Tages- und Wochenzeitungen

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Literaturnachweise

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N.N., Die Donauflottille im Feldzuge gegen Rumänien, Neue Freie Presse Nr 18793 vom 14.12.1916, 6 N.N., Die Donauflottille im Feldzug gegen Rumänien, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 286 vom 15.12.1916, 4 N.N., Tagesbericht, Besichtigung der Donaumonitore durch den König, Reichspost Nr 604 vom 29.12.1916, 5 N.N., Die Pioniere von Sistovo, Laibacher Zeitung Nr 297 vom 29.12.1916, 1 N.N., Die Eroberung von Belgrad 1915. 8. Beiheft zu Streffleurs Militärblatt. Mit Genehmigung des k. u. k. Armee-Oberkommandos (1917) N.N., Auszeichnungen für Verdienste im Kriege, Fremden-Blatt Nr 18 vom 20.1.1917, 28 N.N., Aus großer Zeit, Deutsche Kriegszeitung 1917, Nr 4 vom 28.1.1917, 1 N.N., Aus unserem Kaiserhause, Sport und Salon Nr 12 vom 18.3.1917, 3 N.N., Ein Handstreich unserer Donauflottille, Reichspost Nr 188 vom 24.4.1917, 7 N.N., Gesellschaft, Wiener Salonblatt Nr 26 vom 29.6.1917, 4 (ANNO-Suche  : 5) N.N., Aristokratie und Gesellschaft, Sport und Salon Nr 27 vom 1.7.1917, 8 N.N., Die Ereignisse auf der Donau, Die Flagge 1917 Nr 12, 278 N.N., Traben, Sport und Salon Nr 11 vom 17.3.1918, 15 N.N., Die große Tagessorge und die Freilegung des Donauverkehrs, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 45 vom 22.3.1918, 2 N.N., »Die Rede des Grafen Czernin«, Neue Freie Presse Nr 19254 vom 3.4.1918, 2 N.N., Die rumänische Flotte im Kriege, Reichspost Nr 158 vom 7.4.1918, 4 N.N., Warum die rumänische Donauflottille untätig blieb, Neuigkeits-Welt-Blatt Nr 79 vom 7.4.1918, 3 N.N., Weitere wirtschaftliche Vereinbarungen mit Rumänien, Pester Lloyd Nr 118 vom 19.5.1918, 17 N.N., Die wirtschaftlichen Zusatzverträge mit Rumänien, Reichspost Nr 227 vom 19.5.1918, 3 N.N., Mit den Monitoren auf der Balkanstraße von Belgrad bis Sulina, Die Vedette (Beilage zum Fremden-Blatt Nr 179 vom 5.7.1918) Nr 1885 vom 5.7.1918, 2 N.N., Die Rolle der Donau im Weltkriege, Danzers Armee-Zeitung Nr 33 vom 14.8.1925, 4 (Bericht über einen Vortrag von Generalstabsoberst Suhay) O.N., Die k. u. k. Donauflottille im Weltkriege, Reichspost Nr 225 vom 15.8.1936, 19 N.N., Der Adler von Triest, Bundesheer Illustrierte 3/1962 N.N., Egypt to compensate owners of seized property, Lloyd’s List & Shipping Gazette 30.3.1964

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Personenverzeichnis Alexander, serbischer König 29 Averescu, Alexandru, rumänischer General 158, 161 Banfield, Gottfried, k. u. k. Seeoffizier und Marine­flieger 220, 230 ff, 237, 240 Banic, Matteo, Matrose auf dem Dampfer Alkotmány 54 Barcsai, Ábris Dr., Linienschiffsarzt 137, 140 f, 187 Bartha von Dalnokfalva, Ladislaus, k. u. k. Seeoffizier 194 Baumgartner, Emil, Feldmarschalleutnant, Kommandant der 14. Infanteriebrigade 48, 54 Bausznern, Armin, k. u. k. Seeoffizier 170, 195, 211 Böhm, Kosimus, k. u. k. Seeoffizier 161 f Böhm-Ermolli, Eduard, Feldmarschall der k. u. k. Armee 207 Boris III, Kronprinz von Bulgarien 109 Böszl, Viktor, k. u. k. Seeoffizier 99 Brătianu, Ion I. C., rumänischer Ministerpräsident 112 Braun, Konrad Dr., Linienschiffsarzt 137 Brendl, N., Oberstleutnant im Generalstab 144 f Bublay, Hermann, k. u. k. Seeoffizier 68, 84, 129, 159 ff, 167 f, 211 Buol-Schauenstein, Ferdinand, Minister 14 Cardale, Hubert S., britischer Berater Serbiens 80 Carol I., König von Rumänien 29 Conrad-Hötzendorf, Franz, k. u. k. Generalstabschef, Feldmarschall 112, 148 Coles, Cowper Phipps, britischer Offizier 18 Cristescu, Constantin, rumänischer General 200 Dagitani, N., schwedischer Marineoffizier 195 Daublebsky von Sterneck zu Ehrenstein, Maximilian, Admiral und Kommandant der österreichisch-ungarischen Marine 20 Doblhoff, Erich, k. u. k. Seeoffizier 65, 84, 110, 237 Domainko, Emil, k. u. k. Seeoffizier 170 Dücker, Ernst, deutscher Kapitän 155, 170, 188

Ebeling, Karl, k. u. k. Seeoffizier, Kommandant des Dampfers Alkotmány 54 Ekl, Paul, k. u. k. Seeoffizier 56, 131 Elliott, Francis, britischer Minister 80 Enver, Pascha, osmanischer Kriegsminister 108 Ericson, John, schwedischer Ingenieur 17 Eugen, Prinz von Savoyen, kaiserlicher Feldmarschall 12, 18 f Farkas, Kamillo Dr., Linienschiffsarzt 137 Faruk I., König von Ägypten 236 Fayenz, Heinrich, k. u. k. Seeoffizier 35 Ferdinand Max, Erzherzog, Bruder des Kaisers Franz Joseph 21 Ferdinand I., bis 1918 König (Zar) von Bulgarien 106, 109, 200, 210 Fikerment, Friedrich, k. u. k. Seeoffizier 99, 162 Förster, Max Richard, k. u. k. Seeoffizier, Stabschef der Donauflottille 33, 171, 198 Franz Ferdinand, Erzherzog, österreichisch-ungarischer Thronfolger 29, 30 FN 82 Franz Joseph I., Kaiser von Österreich, König von Ungarn etc. 14, 29, 224 Franz Karl, Erzherzog 166 Friedrich, Erzherzog, k. u. k. Feldmarschall, Armeeoberkommandant 165 Gallwitz, Kurt, deutscher General der Artillerie 113 Georg, serbischer Kronprinz 74 Giesl von Gieslingen, Wladimir, k. u.k. Diplomat 224 Goglia, Ferdinand, österreichisch-ungarischer Feldzeugmeister, Generalartillerieinspektor 67 Goltz, Rüdiger, deutscher Generalmajor 158, 171, 186 Gothárd von Herény, Stephan, Linienschiffsarzt 137, 162 Gradziel, N., Marinearztaspirant 191 Gramsperger, Michael, Steuermann auf dem Dampfer Alkotmány 54 Grund, Friedrich, k. u. k. Seeoffizier, Kommandant der k. u. k. Donauflottille 32, 49

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Personenverzeichnis

Haak, Wladimir, Marineartillerieingenieur 55, 77 Horthy de Nagybánya, Miklos, k. u. k. Kontre­ admiral, letzter Flottenkommandant der k. u. k. Kriegsmarine, ab 1920 Reichsverweser von Ungarn 213 Illés, Ludwig, k. u. k. Seeoffizier 195, 200 Joseph II, römisch-deutscher Kaiser 19 Judson, Pieter M., US-amerikanischer Universitätslehrer und Buchautor 214 Kankovszky, Eduard, k. u. k. Seeoffizier 56 Karl der Große, König des Fränkischen Reichs 768 bis 814 12 Karl I., letzter Kaiser von Österreich, als Karl IV. zugleich König von Ungarn und Kroatien 189, 191 f, 213, 226 Károlyi, Mihály, ungarischer Politiker und erster ungarischer Ministerpräsident nach dem Ende der Monarchie 225 Keil, Franz, k. u. k. Seeoffizier, Vizeadmiral 206 Kerr, Charles Lester, britischer Lieutenant 80, 102 f Koczor, Ignaz, 2. Steuermann auf dem Dampfer Alkotmány 54 Korparić, Andreas, k. u. k. Seeoffizier 237 Koudelka, Alfred, k. u. k. Seeoffizier, Vizeadmiral, Seebezirkskommandant von Triest 30 Kövess von Kövessháza, Hermann, österreichisch-­ ungarischer Feldmarschall 113, 135, 213, 215 Krauß, Alfred, k. u. k. General der Infanterie 59 Kring, Heinrich, Kapitän der DDSG 99 Kropsch, Günther, k. u. k. Seeoffizier 191 Lang von Waldthurm, Hans, k. u. k. Seeoffizier 211 Laudon, Ernst Gideon, österreichischer Feldherr 113 Laura, Anton, Oberstabsminenmeister 194 Leschanowsky, Lothar, k. u. k. Seeoffizier 109, 120, 155, 170 Levetzow, Heinrich, k. u. k. Seeoffizier, Stabschef der k. u. k. Donauflottille 33 Liechtenstein, Johannes, Prinz von und zu, k. u. k. Seeoffizier 227 Lucich, Karl, k. u. k. Seeoffizier, Kommandant der k. u. k. Donauflottille 33, 112, 182, 186, 191

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Lütgendorf, Kasimir, österreichich-ungarischer Feldmarschallleutnant 59 Mackensen, August, preußischer Generalfeldmarschall 32, 113, 116, 142, 150, 158, 170, 182 f, 186, 189, 193, 210 f, 219 Markó, Gregor, k. u. k. Seeoffizier 70, 76 Masjon, Charles, k. u. k. Seeoffizier 106, 115, 182 Mathias Corvinus, König von Ungarn und Kroatien im 15. Jahrhundert 12 Mazuranić, Božidar, k. u. k. Seeoffizier 187 Metzger, Otto, k. u. k. Seeoffizier 155 Meusburger, Josef, k. u. k. Seeoffizier 55 f, 128 Mihalkovics, Elemér Dr., Linienschiffsarzt 137 Mjk, Ignaz, Oberst, Pioniergruppenkommandant 186 Müller, Ludwig, k. u. k. Seeoffizier 195, 200 Nasser, Gamal Abdel, ägyptischer Staatspräsident 236 Odelga, Friedrich, k. u. k. Seeoffizier 237 Orsini-Rosenberg, Felix Dr., österreichischer Gesandter in Kairo 234 Pachta-Rayhofen, Friedrich, k. u. k. Seeoffizier 237 Pajér, Rudolf, k. u. k. Seeoffizier 128 f Pallavicini, György, Markgraf, ungarischer Politiker 225 Palmer, Alan, britischer Autor 15 Paulin, Karl, k. u. k. Seeoffizier 174, 211 Pawlik, Georg, Marineautor 10 Péchy von Péchaujfalú, Heinrich Dr., Marinestabsarzt 26, 137 Petar, König der Serben 9, 47, 52 Picot, Edouard, französischer Lieutenant de Vaisseau 80 Potiorek, Oskar, Feldzeugmeister, Oberkommandierender der Balkanstreitkräfte ÖsterreichUngarns 83 Prasky, Friedrich, österreichischer Marineschriftsteller 54 Quirini, Egon, k. u. k. Seeoffizier 188 Rakovszky, István, ungarischer Politiker 225

Personenverzeichnis

Ramberg, August, österreichischer Marinemaler 237 Ratkovic, Marius, k. u. k. Seeoffizier, Kommandant der k. u. k. Donauflottille 33, 214 Reden, Kurt, Kriegsberichterstatter 84 Regele, Oskar, Oberleutnant der Pioniere 170 Renger, Alfred, k. u. k. Seeoffizier 55, 58, 76, 87, 95, 143 ff Rigele, Hermann, k. u. k. Seeoffizier 237 Roda Roda, Alexander, österreichischer Publizist, Kriegsberichterstatter und Schriftsteller 85, 142 Rodinis, Amelia, freiwillige Pflegerin 64, 84, 141 ff Rodinis, Karl, k. u. k. Seeoffizier 63, 76, 84, 95, 103, 122, 129, 131, 141, 144 f, 161, 237 Romako, Josef, Schiffsbauingenieur 17 Rudmann, Demeter, k. u. k. Seeoffizier 170, 174, 188, 211

Tisza, István, Ministerpräsident Ungarns 1903 bis 1905 und 1913 bis 1917 223 f, 225 f Tisza, Istvánné, Gattin des István Tisza 224 Topil, Karl, k. u. k. Seeoffizier 63, 83, 120 Trajan, römischer Kaiser von 98 bis 117 11 Trapp, Georg, k. u. k. Seeoffizier 228 Troubridge, Ernest Charles, britischer Kontre­ admiral 80, 102 Vojnits von Bajsa, Constance Sidonie 201 f, 223 ff, 226 Vojnits von Bajsa, Margit 224 Vojnits von Bajsa, Sándor, ungarischer Politiker 223 f, 225 f Volkovitsky, N., russischer Kommandant 80, 93, 102 Vok-Collins, Johann, k. u. k. Seeoffizier 56, 85

Schmidheiny, Max, Schweizer Industrieller, Politiker und Gründer der Max SchmidheinyStiftung 235 Schramm, Ferdinand, k. u. k. Seeoffizier 128, 151 Schubert, Karl, k. u. k. Seeoffizier 122 Schumacher, Margarethe, Tochter des Karl Wettstein 227, 237, 240 Schuschnigg, Kurt, Bundeskanzler 234 Seitz von Treffen, Heinrich, Kontreadmiral 217 Sokol, Hans Hugo, k. u. k. Seeoffizier 237 Spargnapane, Theophil Dr., Marinestabsarzt 73, 137 Spaun, Hermann, k. u. k. österreichisch-ungarischer Admiral und Marinekommandant 20 Stolberg zu Stolberg, Peter, Autor 227 Stross, Laura, Tochter des Dr. Walter Stross 234 Stross, Walter Dr., österreichischer Honorargeneralkonsul in Alexandria 234 Strudthoff, Julius, k. u. k. Seeoffizier 154 Surjȁn, N., Heizer auf dem Monitor Körös 77 Széchényi, Aladár, ungarischer Politiker 225

Wettstein, Constance Sidonie 228, 230, 232, 237 Wettstein, Fritz 57 Wettstein, Karl, k. u. k. Seeoffizier 9, 23 f, 35 ff, 41 ff, 52, 55, 57 f, 68, 70, 72, 76, 84 f, 87, 95, 97, 99, 102, 104, 106, 112, 115, 127, 129, 143 ff, 149 f, 155, 159, 164 f, 169 f, 181 FN 142, 182, 186 f, 194 f, 200 ff, 203, 206, 208 f, 215 ff, 221 ff, 225 f, 227 ff, 230 ff, 232 ff, 234 ff, 236 ff, 237 ff Wettstein, Karl sen, k. u. k. Seeoffizier 35 f Wettstein, Margarethe 230 f Wettstein, Sophie, geb Knapp 36 f Whitehead, Robert, britischer Torpedo-Kon­struk­ teur 32 Wickerhauser, Viktor, Kontreadmiral, Kommandant der k. u. k. Donauflottille 33 Wilde, Oscar, irischer Schriftsteller 10 Wilhelm II, letzter Deutscher Kaiser und König von Preußen 197, 200 Wulff, Olaf Richard, k. u. k. Seeoffizier, Kommandant der k. u. k. Donauflottille 26, 33, 48, 52 FN 25, 68 ff, 71, 74, 83, 97, 112, 115, 120, 128, 131, 135, 141, 149 ff, 152, 155, 162, 167, 172, 182, 186, 191, 195 f, 207, 209, 214, 221 ff, 237

Taschler, Guido, k. u. k. Seeoffizier 85, 90 f, 128, 159 Thorpe, Nick, Buchautor 11

Zangel, Michael, k. u. k. Seeoffizier 109 f Zwierkowski, Georg, k. u. k. Seeoffizier 104, 116, 173 ff, 193, 195, 203, 211

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RAUCHENSTEINERS STANDARDWERK ZUM ERSTEN WELTKRIEG FESSELT BIS ZUR LETZTEN SEITE

Manfried Rauchensteiner Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914–1918 2013. 1.222 Seiten mit 32 s/w-Abb. und 2 Karten, gebunden € 45,– D | 47,– A ISBN 978-3-205-78283-4 Nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand in Sarajevo stand fest, dass es Krieg geben würde. Kaiser Franz Joseph wollte es und in Wien rechnete man durchaus mit der Möglichkeit eines großen Kriegs. Wie der Krieg entfesselt wurde und bereits Wochen später Österreich-Ungarn nur deshalb nicht zur Aufgabe gezwungen war, weil es immer wieder deutsche Truppenhilfe bekam, hat bis heute nichts an Dramatik verloren. Zwei Monate vor seinem Tod verzichtete der österreichische Kaiser auf einen Teil seiner Souveränität und willigte in eine gemeinsame oberste Kriegsleitung unter der Führung des deutschen Kaisers ein. Der Nachfolger Franz Josephs, Kaiser Karl, konnte das nie mehr rückgängig machen. Auch ein Teil der Völker Österreich-Ungarns fürchtete die deutsche Dominanz. Schließlich konnten nicht einmal die militärischen Erfolge 1917 den Zerfall der Habsburgermonarchie verhindern. Das Buch beruht auf jahrzehntelangen Forschungen und bleibt bis zur letzten Seite fesselnd, obwohl man das Ende kennt. Viele Zusammenhänge werden aber erst jetzt klar. Rauchensteiner sieht den Ersten Weltkrieg als Zeitenwende. Ob er die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts war, muss der Leser entscheiden.

DIE WIENER REVOLUTION 1918/19 ALS GESELLSCHAFTSGESCHICHTE IM SPIEGEL DER LITERATUR

Norbert Christian Wolf Revolution in Wien Die literarische Intelligenz im politischen Umbruch 1918/19 2015. 364 Seiten mit 12 s/w-Abb., gebunden € 29,– D | 30,– A ISBN 978-3-205-20077-2

Im Herbst 1918 beteiligten sich in Wien bekannte Literaten in herausgehobener Position an den politischen Aktivitäten, die zum Ende der habsburgischen Herrschaft sowie zur Ausrufung der Republik (Deutsch-)Österreich führten. Ähnlich wie ihre Münchner Kollegen engagierten sie sich für eine soziale Revolution. Zum ersten Mal seit 1848 standen Autoren wieder selbst im Zentrum des historischen Geschehens.