Die iranische Moderne im Exil 9783112400494, 9783879971084

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Die iranische Moderne im Exil
 9783112400494, 9783879971084

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Die iranische Moderne im Exil Bibliographie der Zeitschrift Käve, Berlin 1916-1922 von

Tim Epkenhans

Islamwissenschaftliche Quellen und Texte aus deutschen Bibliotheken.

begründet von Klaus Schwarz herausgegeben von Gerd Winkelhane

KLAUS SCHWARZ VERLAG • BERLIN

Islamwissenschaftliche Quellen und Texte aus deutschen Bibliotheken.

BAND 9

Tim Epkenhans Die iranische Moderne im Exil Bibliographie der Zeitschrift Käve, Berlin 1916-1922

K S

KLAUS SCHWARZ VERLAG • BERLIN • 2000

Die Deutsche Bibliothek - CI P-Einheitsaufnähme Epkenhans, Tim: Die iranische Moderne im Exil : Bibliographie der Zeitschrift Käve, Berlin 1916 - 1922 / von Tim Epkenhans. - Berlin : Schwarz, 2000 (Islamwissenschaftliche Quellen und Texte aus deutschen Bibliotheken ; Bd. 9) ISBN 3-87997-108-0

Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Werk oder einzelne Teile daraus nachzudrucken oder zu vervielfältigen. © Gerd Winkelhane, Berlin 2000. Klaus Schwarz Verlag GmbH, Postfach 41 02 40, D-12112 Berlin ISBN 3-87997-108-0 Druck: Offsetdruckerei Gerhard Weinert GmbH, D-12099 Berlin

FÜR MARGRET

I

Vorbemerkung Man sollte so leben, dass man zu einer Form von Fiktion wird. Ein Fakt zu sein, heißt gescheitert zu sein. Oscar Wilde

Dieser Text basiert auf meiner im Februar 1999 an der Universität Bamberg eingereichten Magisterarbeit Die

persische

Exilzeitschrift

Käve

(1916-1922).

Auf dem Weg zur

Veröffentlichung erfuhr der nun vorliegende Text einige grundlegende Veränderungen, die das Ergebnis eines intensiven wie anregenden Kommunikationsprozesses mit meinem Betreuer Prof. Dr. Bert G. Fragner sind. Für die in jeder Hinsicht außergewöhnliche Atmosphäre, in der ich studieren und diese Arbeit anfertigen konnte, möchte ich mich herzlich bei ihm bedanken. Mein Dank gilt zudem Frau Prof. Dr. Rotraud Wielandt, der Zweitgutachterin meiner Arbeit, für ihre konstruktive Kritik und Anregungen sowie Prof. Dr. Reinhard Schulze für seine inspirierenden Einsichten in ein weites Feld. Der Deutsche Akademische

Auslandsdienst

{DAAD) ermöglichte mir mit zwei großzügigen

Stipendien ein Semester in Kairo und ein Jahr in Teheran zu studieren. Die dort gemachten Erfahrungen möchte ich nicht missen. Meine tiefe Verbundenheit gilt «meinen) Bamberger scientific Community (die in der Tat weit über das kollegiale Feld hinaus geht): Oliver Bast (mittlerweile Manchester), Faramarz Behzad, Rosi Braun, Andreas Drechsler, Ralf Elger, Michael Friedrich, Roxane HaagHiguchi, Angela Parvanta, Anja Pistor-Hatam (mittlerweile Kiel), Maurus Reinkowski, Ines Weinrich, Christoph Werner sowie Stefan Winkler (mittlerweile Aleppo). Layla, Behnam, Natalie, Weyland, Hendrike, Susanne, Thomas, Tina und Hilmar für ihre Freundschaft, Geduld und Zuneigung - you make it real!

Bamberg, im August 2000

II

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis

IV

Glossar

V

I. Einleitung

1

1.1 Die Zeitschrift Käve

1

1.2 Forschungsstand

4

1.3 Struktur der Arbeit

9

1.4 Anmerkung zur Transkription

11

II. Käve als Exilzeitschrift

12

II. 1 Die Persienpolitik des Deutschen Reiches 1872-1922 II. 1.1 Die deutsche Persienpolitik bis 1914 II. 1.2 Ex Oriente lux? Deutsche Kriegspläne im Orient II. 1.2.1 Das Memorandum Max von Oppenheims II. 1.3 Die Nachrichtenstelle für den Orient (NfdO) II. 1.4 Das Persische Comité II. 1.5 Das deutsche Engagement in Persien bis 1918 II. 1.6 Neuorientierung der deutschen Politik nach 1918

12 12 14 18 22 24 28 30

11.2 Die Gründung der Zeitschrift Käve 11.2.1 Die Redaktion von Käve 11.2.1.1 Seyyed Hasan Taqïzâde 11.2.1.2 Seyyed Mohammad 'All öamälzäde

31 34 34 40

11.3 Krieg und Frieden II. 3.1 Die «Alte Folge» ( 1916-1918) 11.3.2 Neuorientierung (1918-1920) 11.3.3 Die «Neue Folge» (1920-1922)

42 42 45 47

III. Organisatorische Aspekte

48

III. 1 Erscheinungsweise

48

III. 2 Verlag und Redaktion

51

III. 3 Druck

54

III.4 Format & Layout

56

III III. 5 Auflage

57

111.6 Betriebswirtschaftliche Aspekte III. 6.1 Preisgestaltung 111.6.2 Finanzierung und Distribution der Alten Folge 111.6.3 Finanzierung und Distribution der Neuen Folge 111.6.4 Finanzielle Situation der Exilgemeinde

58 58 59 60 64

111.7 Zensur

65

III. 8 Rezeption

67

IV. Formen und Inhalte journalistischen Ausdrucks in Käve

72

IV. 1 Nachrichten IV. 1.1 Nachrichten in der Alten Folge (1916-1919) IV. 1.2 Nachrichten in der Neuen Folge (1920-1922)

74 74 75

IV.2 Propaganda in der Alten Folge IV.2.1 Der Krieg als «Schicksal Persiens» IV.2.2 Die Provisorische Regierung IV.2.3 «Problemfall» Osmanische Reich

76 76 80 83

IV.3 Die «iranische Moderne im Exil»: Leitartikel in der Neuen Folge IV.3.1 Ein «positives» Gegenmodell? IV.3.1.1 Die drei «Manifeste» IV.3.1.2 Das Vorwort zur Neuen Folge von Käve IV.3.1.3 Das Vorwort zum 2. Jahrgang der Neuen Folge IV. 3.1.4 «Grundlegende und dringende Reformen» IV.3.2 Beispiel: Die körperliche Ertüchtigung

87 88 91 92 93 96 98

IV.4 Resümee

103

V. Literaturverzeichnis

105

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

137

VI. 1 Alte Folge

138

VI. 2 Neue Folge

167

VI. 3 Register

204

IV

Abkürzungsverzeichnis AA

Auswärtiges Amt

AA-PA

Auswärtiges Amt-Politisches Archiv (Bonn), Aktensignatur

AF

Alte Folge (von Käve)

CHIr

Cambridge History of Iran

EI2

Encyclopaedia Islamica

Elr

Encyclopaedia Iranica

h.q.

hegriqamari(islamisches Mondjahr)

IJMES

International Journal of Middle East Studies

NF

Neue Folge (von Käve)

NfdO

Nachrichtenstelle für den Orient

OH

Oberkommando des Heeres

RM

Reichsmark

s

samsi (Sonnenjahr des iranischen Kaldenders)

ss

sahansähi (kaiserliche Zeitrechnung in Iran 1975)

WZKM

Wiener Zeitung zur Kunde des Morgenlandes

ZDMG

Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

V

Glossar 'ämme - (arab./pers.) zumeist pejorativer Begriff für das «gemeine Volk». angoman-e ffesärat - (pers.) iran. Kommission zur Feststellung der während des Ersten Weltkrieges entstandenen Schäden. äzädi-

(pers.) Freiheit, häufig verbunden mit talab (fordernd) oder hväh (wünschend).

doulat - (arab./pers.) Staat. esteqläl - (arab./pers.) Unabhängigkeit. farangi-mä'ab - (pers.) Bezeichnung für europäisierte Iraner. Begriff kann j e nach Kontext in Käve sowohl negativ als auch positiv besetzt sein. farhang - (pers.) Kultur. öangali - (pers.) von gangal (Wald), Name einer separatistischen Bewegung unter der Führung von Mlrzä Kücek $än in GTlän und Mäzanderän zwischen 1919 und 1921. gihäd - (arab./pers.: gehäd) «das sich Abmühen» (auf dem Wege Gottes), im mystischen Sinne die «innere Läuterung»; im politisch-rechtlichen Kontext der «Gerechte Krieg». ffän Välede - (arab./pers.) Name eines Stadtteils von Istanbul, in dem zur Jahrhundertwende eine große persische Exilgemeinde lebte. In Käve auch Bezeichnung für ein durch Neologismen entstelltes Persisch. Komite-ye deja'-e melli - (pers.) Nationales Verteidigungskomitee, bildete sich nach dem Auszug demokratischer und nationalistischer Abgeordneter aus Teheran im Dezember 1915. Später entwickelte sich daraus die Provisorische Regierung unter Nezäm as-Saltane. magles - (arab./pers.) Parlament. masrüte (arab./pers.) auch masrütiyyat, Verfassungsbewegung zwischen 1905-1911. mellat, melli-

Bezeichnung

für

die

iranische

(arab./pers.) Nation, Volk.

'olamä - (arab./pers.) Plural von 'älern (Gelehrter), bezeichnet vor allem Gelehrte der islamischen Wissenstraditionen, insbesondere im Bereich der Theologie. qänün - (arab./pers.) Gesetz, qänün-e asäsi entspricht dem Begriff «Grundgesetz». rouze-lfvän - (pers.) «Passionssänger» der Martyriumsgeschichte Hoseyns, in Käve negativ besetzt. siyäsat - (arab./pers.) Politik.

VI

siyäsatci-

(pers.) «Berufspolitiker» (in Käve negativ besetzt).

ta'lim-e 'omümi- (arab./pers.) Volksbildung. tamaddon - (arab./pers.) Zivilisation. tarbiyat - (arab./pers.) Erziehung. varzes-e badani- (pers.) körperliche Ertüchtigung. vatan - (arab./pers.) Heimat. vatan-parasti - (pers.) Patriotismus. vatanci- (pers.) «Berufspatriot» (in Käve negativ besetzt). zabän - (pers.) Sprache.

I.

1

Einleitung

I. Einleitung Z u den wichtigsten und umfangreichsten Quellen für die politische und ideengeschichtliche Entwicklung Irans im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zählen Zeitungen und Zeitschriften. Aufgrund der teilweise unzureichenden archivarischen Erfassung und des erheblichen Umfangs dieser Quellengattung gestaltet sich die Auswertung von periodischer Presse teilweise problematisch. Die vorliegende Studie möchte daher ein Beispiel vorgeben, w i e diese Auswertung durch die Anlage von Titelverzeichnissen bzw. Bibliographien von verschiedenen Periodika erleichtert werden kann. A l s Vorbild für diese Arbeit dient die von Hans Seidel begründete und von der Akademie der Künste zu Berlin herausgegebene Serie einer Zeitschrift,

Bibliographie

die sich der bibliographischen Erfassung deutschsprachiger Exilzeitung wäh-

rend der nationalsozialistischen Diktatur widmet. 1 Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die persischsprachige Exilzeitschrift Käve nach einem integrierten Muster systematisch und quellenkritisch zu erfassen. Im Rahmen dieses Musters werden formale Aspekte (Chronologie, Distribution, Publizität, Zensur und Finanzierung), die personelle Zusammensetzung der Redaktionen und der Inhalt der Zeitschrift kommentiert zusammengefasst und herausgearbeitet. Ein ausführliches, analytisches Register soll einen gezielten und effektiven Umgang mit der umfangreichen Zeitschrift ermöglichen und inhaltliche w i e formale Entwicklungslinien aufzeigen. Die Zielsetzung der Arbeit bedingt, dass das Thema der «iranischen Moderne im Exil» in diesem Kontext analytisch zunächst nur skizziert werden kann. Die Zeitschrift Käve bietet in diesem Zusammenhang einen aus mehreren Gründen günstigen Ausgangspunkt. Zum einen liegt Käve bereits seit 1978 in einem vollständigen faksimilierten Nachdruck vor, zum anderen sind die betreffenden, umfangreichen Komplementärquellen relativ unproblematisch zu erschließen, so dass eine weitgehende Erarbeitung der organisatorischen und redaktionellen Hintergründe möglich war.

I.i Die Zeitschrift Käve In dem ersten Zyklus des Sähnäme über die mythologische Dynastie der PTsdädiyän erzählt Ferdousl, wie Persien während der Herrschaft von Sah Gamsid, dem vierten Herrscher der Dynastie, durch den dämonischen Zahhäk erobert wird, der öamsld tötet und das Land in Chaos und Finsterais stürzt. Ein verschollen geglaubter Sohn öamslds, Faridün, entschließt

' Vgl. z.B. RIEDEL, Volker: Orient. Haifa ¡942-1943;

Berlin (Ost) 1973.

2

I. Einleitung

sich, den Tod seines Vaters zu rächen, und verbündet sich mit dem aus Isfahan stammenden Schmied Käve, dessen Sohn zuvor den Opferritualen Zahhäks zum Opfer gefallen war. Unter dem Banner Käveyäni mobilisieren Käve und Faridün die persische Bevölkerung und begehren gegen den Usurpator auf. Sie besiegen Zahhäk und befreien Persien von der Unterdrückung.2 Nach dem mythologischen Helden Käve benannte die Redaktion ihre Zeitschrift.

Seit Beginn des persischen Pressewesens zu Beginn des 19. Jahrhunderts trugen die entsprechenden Periodika relativ unverfängliche Namen, etwa Kägaz-e atfbär (Nachrichtenblatt) oder Vaqäye'-e ettefaqiyye (Vorgefallene Ereignisse). Mit der Diversifizierung des Pressewesens und der Etablierung zum Teil privater Exilperiodika änderten sich auch die Titel. Mirzä Malkom 0än gab seiner in London erschienenen Zeitschrift den programmatischen Titel Qänün (Gesetz), und Seyyed Gamal ad-D!n al-Hosaynl Käsäni Mo'ayyed al-Esläm nannte die in Kalkutta veröffentlichte Zeitung nach einem Koranvers (3, 103) Habl al-matin (Das feste Band). Auch die Redakteure der pro-konstitutionalistischen Zeitschrift Sür-e Esräfil (Esräfils Posaune) bedienten sich in der Titelwahl eines religiösen Motivs. Nur kündigte der Todesengel (Esräfil) nicht etwa den Jüngsten Tag an, sondern die Parolen der Französischen Revolution: Freiheit (horriyat), Gleichheit (mosävät) und Brüderlichkeit (offowat).3 Der Held Käve stand bereits vor der Gründung der Zeitschrift für die nationale Erweckung Irans, etwa in den während der persischen Verfassungsrevolution verfassten Gedichten von Abü'l-Qäsem Qazvlnl 'Äref.4 Allerdings bezogen sich die Redakteure der Käve in ihrer Titelwahl erstmals in der Geschichte der persischen Presse auf die vorislamische persische Mythologie. Die Veröffentlichung von Käve geschah in zwei Folgen. Die Alte Folge (doure-ye qadim, 1916-1919) stand vor allem im Zeichen der Kontrolle durch die Nachrichtenstelle für den Orient (NfdO) des Auswärtige Amtes (AA), die die Publikation auf Anregung der iranischen Exilgemeinde in Berlin für Propagandazwecke im Rahmen der Orientpolitik des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg gegründet hatte. Als Redakteure und Autoren zog die NfdO iranische Exilanten heran, die 1915 zur Mitwirkung in einem persischen Exilkomitee angeworben worden waren. Die Zeitschrift Käve hatte in Form einer Neuen Folge (doure-ye gadid, ' Vgl. die V. Sage: FERDOSI: Ferdosi's Königsbuch (Schahname) - übersetzt von Friedrich Rückerl; Bd.i, Berlin 1890. Das Banner Käveyäni ist u.a. auf einem Mosaik in Pompeji und auf dem Revers von Münzen aus der Diadochenzeit abgebildet. Vgl. Oskar Mann: „Käve va daraß-e Käveyäni"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 1 (24.1.1916), S. 3-4 und CHRISTENSEN, Arthur: „Smeden Käväh og det gamle Persiske Rigsbanner"; in: Historisk-fllologiske Meddelelser II, 7 (1919), S- 1-26. 3 Vgl. das Titelbild der Sür-e Esräfil (Dourän-e kämel; Tehrän 1361s (1982)). * Etwa in dem Gedicht Zende bäd! Vgl. ÄRIYANPÜR, Yahyä: Az Sabä tä Ntmä - tärUj-e 150 säl adab-e Färsi; 2 Bde., Tehrän 2535SS (1975/76), hier: Bd. 2, S. i49f.

I. Einleitung

3

1920-1922) auch nach Kriegsende Bestand. In dieser Neuen Folge lag die redaktionelle Verantwortung ausschließlich bei der iranischen Redaktion, die sich nun in der Zeitschrift literarischen und wissenschaftlichen Themen widmete und ein weitreichendes Programm zur Modernisierung der persischen Gesellschaft entwarf. Die Redaktion von Käve war nicht der einzige Personenkreis - wie der Titel der vorliegenden Arbeit vielleicht suggerieren mag - , der ein modernistisches Projekt verfolgte. Etwa zeitgleich artikulierten Literaten wie 'Esql, Raf at oder Lahüti in Istanbul die Notwendigkeit von Reformen5 und in Baku hatten sich Intellektuelle und politische Aktivisten, wie etwa Mohammad Amin Rasülzäde oder Haydar {Jan 'Amü Ugli, sozialistischen und bolschewistischen Ideen bezüglich einer Modernisierung der iranischen Gesellschaft zugewandt.6 Sogar innerhalb der iranischen Exilgemeinde in Berlin existierten teilweise bittere Konflikte darüber, welche Reformen eingeleitet und wie diese durchgesetzt werden sollten.7 Auch stellten sich die Redakteure von Käve nachdrücklich in eine Tradition modernistischer iranischer Publizisten und Intellektueller. Diese Traditionskette hat sich mittlerweile fest im akademischen Diskurs über die iranische Moderne etabliert und verweist in der Regel auf eine quasi «zwangsläufige» Abfolge von Personen wie etwa (Abbäs Mirzä, Amlr Kablr, MIrzä Fath'ali A^ündzäde, ! Abd ar-Rahmän Tälebov TabrizT, Mirzä Malkom yän oder öamäl ad-DTn al-Afgäni. Sicherlich orientierten sich die Redakteure von Käve an dem Wirken dieser Personen, allerdings stellt sich die Frage, inwieweit sie eine Form des inventing traditions8 betrieben, ob sie eigene Ansätze entwickelten oder andere, vor allem europäische, zeitgenössische Einflüsse aufnahmen. So ist etwa MIrzä Malkom Ijäns Zeitschrift Qänün in einem anderen historischen Kontext zu verorten als Käve, was die großen Differenzen in der inhaltlichen Ausrichtung der Zeitschriften erklären könnte. Allerdings könnte dies auch bedeuten, dass sich die Redakteure von Käve weniger an den politischen Ideen Mirzä Malkom Ijäns orientierten, sondern mehr

5

Vgl. KARIMI-HAKKAK, Ahmad: Recasting Persian Poetry. Scenarios of Poetic Modernity in Iran; Salt Lake City 1996, S. 203-209. 6 Vgl. ABRAHAM IAN, Ervand: Iran between two Revolutions; Princeton 1983, S. I03F. und SHEIKHOLESLAMI, A. Reza und Dunning WILSON: „The Memories of Haydar Khan lAmü Ughlü"; in: Iranian Studies 6 (1973), S. 21-

5i-

' Diese Konflikte blieb häufig unausgesprochen. Meine Annahmen beruhen auf einen) Abgleich mit den Inhalten der Zeitschrift Käve und dem Tagebuch Vahid al-Molks aus seiner Zeit in Berlin. Vahid al-Molk war nie in die redaktionelle Arbeit von Käve eingebunden und wurde von den führenden Personen der iranischen Exilanten systematisch ignoriert. Vgl. SAYBANI, 'Abd al-Hoseyn (Vahid al-Molk): (fäterät-e mohägerat. Az doulat-e movvaqat-e Kermänsäh tä komite-ye melliyün-e Berlan; Tehran 1378s (1999), hier v.a. S. 537-543. 8 HOBSBAWM, Eric: „Introduction: Inventing Traditions"; in: HOBSBAWM, Eric und Terence RANOER (Hgg): The Invention of Tradition; Cambridge 1983, S. 1-14.

4

I.

Einleitung

an der Person, oder genauer: dem Habitus 9 , des unabhängigen Intellektuellen und Publizisten. Insgesamt scheint das publizistische Wirken der Berliner Exilanten - wenn auch modifiziert einen beträchtlichen Einfluss auf die iranische Modernisierungsdebatte bis in die heutige Zeit gehabt zu haben. 10 Meine Überlegungen zu diesen beiden Feldern, d.h. der Tradition, in die sich die Redakteure von Käve stellten bzw. die sie in Abgrenzung zu ihren eigenen Ideen «konstruierten», und dem Einfluss, den sie auf die folgende Debatte in Iran hatten, seien im Rahmen dieser Arbeit vorerst nur als Anregungen zu verstehen. Eine ausführliche Darstellung dieses Komplexes ist zur Zeit in Arbeit und folgt in einer späteren Veröffentlichung.

Die Veröffentlichung der Zeitschrift Käve fiel in die Zeit zwischen der persischen Verfassungsrevolution ( 1 9 0 6 - 1 9 1 1 ) und dem coup d'état Rezä Çàns (1921). Die einschlägige Forschungsliteratur beschreibt diese Dekade ( 1 9 1 1 - 1 9 2 1 ) in der Regel als eine Zeit der Desintegration, in der „political chaos, social disorder, economic poverty, national désintégration, parliamentary factionalism and imperialist intervention"" die territoriale Integrität und Unabhängigkeit Irans gefährdeten. Den verschiedenen Facetten der persischen Verfassungsrevolution - von der Rolle der 'olamä und des Bazars über die säkularen Intellektuellen bis hin zu den ausländischen Mächten - widmet sich eine Reihe ausfuhrlicher Studien. 12 Der folgenden Dekade kommt zumeist lediglich der Charakter eines Epilogs zu 1 3 , während der coup

d'état

Rezä Çâns im Februar 1921 als eine historische Zäsur und Beginn einer nachhaltigen autokratischen Modernisierung Persiens erkannt wird. 1 4

1.2 Forschungsstand Die Beschäftigung mit persischsprachiger Presse hat sich vor allem in den vergangenen Jahren, nicht zuletzt durch das Engagement iranischer Wissenschaftler, stark intensiviert. Das

Vgl. BOURDIEU, Pierre: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft; Frankfurt/M.3 1999, S. 104-114. Vgl. etwa die Darstellung der Person Taqlzädes nach der Islamischen Revolution: BEHNÄM, öamsld: Iränihä va andise-ye tagaddod; Tehran 1375s (1997), S. 103-112 oder VAHED-E TAHQIQAT-E MO'ASSASE-YE FARHANGIYE QADR-E VELÄYAT: Tärii}-e tahägom-e farhangi-ye garb. Naqs-e rousanfekrän-e väbaste (4) Seyyed Hasan Taqfcäde; Tehran 1376s (1997). " KATOUZIAN, Homa: The Political Economy of Iran; London 1981, S. 65. " Vgl. etwa: ÀDAMIYYAT, Faridün: Ide'ülüzi-ye nahzat-e masrütiyyat-e Iran; 2 Bde., Tehran 2535ÌSS und o.J.; AFARY, Janet: The Iranian Constitutional Revolution, 1906-1911; New York 1996; BAY AT, Mangol: Iran 's first Revolution; Oxford/New York 1991; BROWNE, Edward G.: The Persian Revolution 1905-1909; Washington 1995; zahlreiche Aufsätze von N. KEDDIE (vgl. Literaturverzeichnis) und MARTIN, Vanessa: Islam and Modernism; London 1989. '' Vgl. etwa: KEDDIE, Nikki: „Iran under the later Qägärs, 1848-1922"; in: CHIr, Bd. VII, S. 174-212. 14 Vgl. etwa: ABRAHAMIAN, TWO Revolutions, S. 118-168; AVERY, Peter: Modern Iran; London 1965; BANANI, Amin: The Modernization of Iran, 1921-1941; Stanford (Calif.) 1961; HAMBLY, Gavin R.G.: „The Pahlavl Autocracy: Riza Shäh, 1921-1941"; in: CHIr, Bd. VII, S. 213-243; KATOUZIAN, Political Economy, S. 75-140 oder LENCZOWSKI, George (Hg): Iran under the Pahlavis; Stanford 1978.

5

5

I. Einleitung

Werk von Sadr Hääeml 15 beinhaltet zwar nach wie vor die vollständigste Übersicht über die persischsprachige Presse bis 1941, aber mittlerweile liegen einige - auch im analytischen Bereich fundierte - Titel vor, die auf einen kritischen und ergiebigen Umgang mit dem Medium hoffen lassen.' 6 In Bezug auf Käve geben die literatur- und pressegeschichtlichen Übersichtswerke von Bozorg Alavi 1 7 , Yahyä Äriyanpür' 8 , Peter Avery' 9 , E.G. Browne 20 , Jan Rypka 2 1 , Mohammad Sadr Hääemi22 und MohTt Tabätabät 13 in der Regel nur die Rahmendaten der Veröffentlichung und einige wenige inhaltliche Aspekte wieder. Übereinstimmend verweisen diese Autoren auf die außergewöhnliche Druckqualität. So handle es sich bei Käve um ein „serious and beautiful printed jouraalistic enterprise of an Iranian intellectual «diaspora»" 24 , die in der Alten Folge im wesentlichen ein Propagandaorgan gewesen war, sich in der Neuen Folge literarischen Themen widmete und für eine Europäisierung Persiens eingetreten ist - wobei sich die Darstellung des Modernisierungskonzeptes in Käve meist auf eine knappe Vorstellung des programmatischen Vorwortes zur Neuen Folge beschränkt.25 Lediglich zwei Studien befassen sich etwas ausführlicher mit der Zeitschrift. Mit der unveröffentlichten Dissertation von Gholamreza Vatandoust liegt eine Darstellung über die Neue Folge von Käve vor. 26 Diese Untersuchung hat vor allem deskriptiven Charakter und berücksichtigt nicht deutsche Komplementärquellen. Auch lagen dem Autor nicht alle Nummern der Zeitschrift vor, und die Zuordnung der Autorenschaft der Artikel in Käve, die Vatandoust in seiner Arbeit vornimmt, ist meines Erachtens äußerst problematisch. Zudem ist eine apologetische Haltung gegenüber der Person des Herausgebers von Käve nicht von der Hand zu weisen. Ahmad Mahrad berücksichtigt in seiner Studie über die Penetration des persischen Pressewesens neben einer Reihe von anderen Periodika auch die Zeitschrift Käve. Im Gegensatz zur

15 SADR HASEMI, Mohammad: Tärüj-e garäyed va magallät-e Iran; 4 Bde., Esfahän 1364s (1985/86), Reprint: Tehran 1944. , 6 V g l . z.B.: MOHSEYNIYÄN-RÄD, Mehdi: Enqeläb, matbü'ät va arzeshä (moqäyese-ye enqeläb-e eslämi va masrütiyyat); Tehran 1375S (1997). PARVIN, Näser ad-Din: Tänfj-e rüznäme-negärl-ye Iräniyän va digarPärstnevisän. Peydäyes; Tehran 1377s (1998). QÄSEML, Seyyed Fand: Cakide-ye matbü'ät-e Irän 1 fahd-e Näseri); Tehran 1378s (1999). 17

ALAVI, Bozorg: Geschichte

und Entwicklung der modernen persischen Literatur, Berlin 1964, S. 171fr

ÄRIYÄNPÜR, Az Sabä tä Nimä, Bd. 2, S. 232fr 19 AVERY, Peter: „Printing, the Press and Literature in Modern Iran"; in: CHIr, Bd. VII (1991), S. 815-869; hier: S. 842 und S. 846f. BROWNE, Edward G.: A Literary History of Persia; Bd. 4, Cambridge 1930, S. 483-487. 21 RYPKA, Jan: Iranische Literaturgeschichte; Leipzig 1959, S. 35IF. und 369ff. " SADR HASEMI, Tärib; Bd. 4, S. 125-131. 33 TABAJABA'I, Mohit: Tärifj-e tahlUi-ye matbü'ät-e Irän; Tehran 1375s (1996), S. 203-205. A* AVERY, Printing, S. 846. 25 Vgl. ÄRIYANPÜR, AS Sabä tä Nimä, Bd.2, S. 232; AVERY, Printing, S. 846; BROWNE, Literary History, S. 486. 26 VATANDOUST, Gholamreza: Sayyid Hasan Taqizadah and KAVE: Modernism in Post-Constitutional Iran (1916-1922); unveröffentlichte Ph.D., University of Washington 1977. 18

6

I.

Einleitung

Dissertation von Vatandoust basiert seine Untersuchung ausschließlich auf deutschem A r chivmaterial. 27 D a Mahrad den Inhalt der Zeitschrift und die ergänzenden Komplementärquellen nicht berücksichtigt, ergibt sich insgesamt ein unvollständiges und in bestimmten Aspekten falsches Bild von der Arbeit der Redaktion und ihrer Publikation.

Der Orientpolitik des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg widmen sich mittlerweile zahlreiche Publikationen. Eine ausführliche Darstellung der Tätigkeit der Nachrichtenstelle

fiir

den Orient steht bisher jedoch noch aus, allerdings liegen Studien zu Teilaspekten ihrer Tätigkeit vor. 28 Die Werke von Oliver Bast und Ulrich Gehrke thematisieren vor allem die diplomatischen und militärischen Ereignisse in Iran, zudem liegen einige Memoiren von beteiligten Personen vor. 2 ' Allerdings ist zu konstatieren, dass die Erschließung der während dieser Zeit in Berlin entstandenen Schriften in orientalischen Sprachen (v.a. Arabisch, Persisch und Türkisch) bisher kaum erfolgt ist. 30

Exilzeitungen und Zeitschriften spielten in der Entwicklung der persischsprachigen Presse eine außerordentlich große Rolle. Aufgrund der strengen Zensurbestimmungen in Iran erschienen die kritischen und reformorientierten Publikationen in der Regel im Ausland. So gehörten zu den renommiertesten Zeitungen in der Zeit vor der persischen Verfassungsrevolution die in London von MTrzä Malkom y ä n herausgegebene Zeitschrift Qänün (1890-1898), die in Kairo bzw. Alexandria erschienenen Hekmat (1892 bis ca. 1912) und Sorayyä (1898-

MAHRAD, Ahmad: Die deutsche Pénétration pacifique des iranischen Pressewesens 1909-1936; Frankfurt/M. 1983. 38 Eine knappe Zusammenfassung bietet: KRÖGER, Martin: „Revolution als Programm. Ziele und Realität deutscher Orientpolitik im Ersten Weltkrieg"; in: MICHALKA, Wolfgang (Hg): Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse; München/Zürich 1994, S.366-391. Siehe zudem: BIHL, Wolfgang: Die Kaukasus-Politik der Mittelmächte. Teil 2: Die Zeit der versuchten kaukasischen Staatlichkeit (1917-1918)', Wien/Köln/Weimar 1992; BIHL, Wolfgang: Die Kaukasus-Politik der Mittelmächte. Teil 1 : Ihre Basis in der Orient-Politik und ihre Aktionen 1914-1917; Wien/Köln/Graz 1975; HÖPP, Gerhard: Muslime in der Mark. Als Kriegsgefangene und Internierte in Wansdorf und Zossen, 1914-1924; Berlin 1997; HÖPP, Gerhard: Arabische und islamische Periodika in Berlin und Brandenburg; Berlin 1994; MAHRAD, Ahmad: Die deutsch-persischen Beziehungen von 1918-1933; Bern 1979; MÜLLER, Herbert L.: Islam, gihäd („Heiliger Krieg") und Deutsches Reich - Ein Nachspiel zur wilhelminischen Weltpolitik im Maghreb 1914-1918; Frankfurt/M. u.a. 1991. Vgl. BAST, Oliver (Hg): La Perse et la Grande Guerre; Paris/Teheran voraussichtlich Herbst 2000; BAST, Oliver: Les Allemands en Perse pendant la Première Guerre Mondiale; Paris 1997; GEHRKE, Ulrich: Persien in der Deutschen Orientpolitik während des Ersten Weltkrieges; 2 Bde., Stuttgart 1961. Eine Auswahl der Memoiren: BLÜCHER, Wipert von: Zeitwende in Iran: Erlebnisse und Beobachtungen; Biberach an der Riss 1949; HENTIG, Werner Otto von: Ins verschlossene Land: Ein Kampf mit Mensch und Meile; Potsdam 1943; LITTEN, Wilhelm: Persische Flitterwochen; Berlin 1925; NADOLNY, Rudolf: Mein Beitrag; Wiesbaden 1955; NIEDERMAYER, Oskar Ritter von: Im Weltkrieg vor den Toren Indiens; Berlin 1942; SCHABINGER VON SCHOWINGEN, Karl Friedrich (Hg): Weltgeschichtliche Mosaiksplitter; Baden-Baden 1967. 30 Eine Edition und Obersetzung verschiedener Flugblätter der NfdO ist eine der wenigen Ausnahmen: HAGEN, Gottfried: Die Türkei im Ersten Weltkrieg. Flugblätter in arabischer, persischer und osmanisch-türkischer Sprache aus einer Sammlung der Universitätsbibliothek Heidelberg; Frankfurt/M. 1990. 17

I.

7

Einleitung

1903), die in Istanbul veröffentlichte Zeitung Alftar (1876-1896) und Habl al-matln

(1893-

1931) in Kalkutta. 3 ' Auch die vielleicht bedeutendste Zeitschrift während der Verfassungsrevolution, Sür-e Esräfil,

erschien nach der Auflösung des Parlaments durch Mohammad ' A l l

(1908) für kurze Zeit im Schweizer Exil. Nach dem Selbstverständnis der Redaktion war Käve eine wissenschaftliche ('elmt), literarische (adabt) und historische (tärfyi) Zeitung (rüznäme). 32 Meines Erachtens ist die Bezeichnung «Zeitung» für Käve nicht ganz zutreffend. Generell unterscheidet die Zeitungswissenschaft im Bereich der periodischen Presse zwischen Zeitungen und Zeitschriften. Während die Zeitung terminologisch präzise bestimmt ist und die Merkmale Aktualität, Periodizität, Publizität (d.h. der öffentliche Zugang) und Universalität aufweisen muss, so werden diese „ D i mensionen (...) von Zeitschriften nur teilweise und mit sehr unterschiedlicher Differenzierung erreicht." 33 Daher entspricht Käve typologisch eher einer Zeitschrift. Allerdings sollte in diesem Zusammenhang daraufhin gewiesen werden, dass die Übertragung von Konzepten der westlichen Zeitungswissenschaft auf das persische Pressewesen nicht unproblematisch ist. Zwar lassen sich in Bezug auf die Funktion und Entstehung von Presse durchaus strukturelle Analogien (mit teilweise großer zeitlicher Differenz) erkennen, jedoch erlaubt die Quellenlage in vielen Fällen keine präzisen Angaben, etwa in Bezug auf Rezeption, Distribution, A u f l a g e etc.

Betrachtet man die konzeptionelle und inhaltliche Ausrichtung von Käve in der Neuen Folge (und mit Einschränkungen in der Alten Folge), drängt sich der Vergleich mit den «literarischen Zeitschriften» im Europa des späten 19. Jahrhunderts auf. Die literarischen Zeitschriften bzw. Streitschriften genossen vor allem nach dem «Sieg des Naturalismus» eine große Popularität in Deutschland und stellten die Idealform einer gruppeneigenen Zeitschrift dar. 34 In der Regel orientierten sich die literarischen Zeitschriften an naturalistischen französischen Vorbildern (z.B. La Laterne) und waren Teil der «aggressiven Tendenzliteratur». In einem polemisch-satirischen Stil verfolgten sie eine «Verfeindung» mit anderen Meinungsträgern. 35 So verkündeten die Herausgeber der «kulturellen Rundschauzeitschrift» Die

Gesellschaft

(1885-1902) folgende Zielsetzungen:

31 Vgl. die Einträge bei: SADR HASEMI, Tärifr; LUESING, Anja: „The Iranian Community in Cairo at the tum of the Century"; in: ZARCONE, Th. und F. ZARINEBAF-SHAHR (Hgg): Les Iraniens d'Istanbul; Paris/Teheran/Istanbul 1993, S. 193-201 oder AVERY, Printing, S. 815-869. v Vgl. Taqizäde: „Doure-ye gadid"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 1 (22.1.1920), S. 1-2, hier: S. 1. 33 BOHRMANN, Hans und Wilbert UBBENS (Hgg): Zeitungswörterbuch; Berlin 1994, S. 290. 34 SCHLAWE, Fritz: Literarische Zeitschriften, 1885-1910-, Stuttgart 1961, S. if. 35 ROHNER, Ludwig: Die literarische Streitschrift; Wiesbaden 1987, S. 10.

8

1. Einleitung „Das Programm der Zeitschrift [Die Gesellschaft], wiederholt mit Emphase verkündet, richtet sich im Sinne des zeitgenössischen Kampfes der Jungen gegen das Alte: gegen die Verflachung und Verfälschung des Geisteswesen, gegen (...) [den] journalistischen Industrialismus, gegen den verlogenen Idealismus des Philistertums, im Dienste einer resolut realistischen Weltauffassung." 36

Obwohl die Redakteure von Käve mit Vertretern des europäischen Naturalismus, vor allem Georg Brandes, Kontakt hatten, ist nicht eindeutig nachvollziehbar, inwieweit sie europäische literarische Zeitschriften rezipiert hatten. Allerdings besteht meines Erachtens eine interessante Strukturanalogie. Jürgen Habermas bezeichnet die literarischen Zeitschriften im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts als «Schlüsselphänomen» für die Verbreitung einer politischen, bürgerlichen Öffentlichkeit. 37 Mit der Zeitschrift Käve konstituierten die Redakteure eine Form der literarischen Öffentlichkeit, in der sie gesellschaftspolitische und kulturelle Themen diskutierten.

Die Zeitschrift Käve markiert eine Zäsur in der Entwicklung der persischen Presse. A l s erste renommierte Exilzeitschrift nach der persischen Verfassungsrevolution, ja als erstes persisches Periodikum überhaupt, verzichteten die Redakteure nahezu gänzlich auf die Betonung der Vereinbarkeit ihrer politischen und kulturellen Modernisierungskonzepte mit islamischen Prinzipien. Gerade dieser Diskussion widmeten die bereits genannten, zuvor erschienenen Zeitungen und Zeitschriften umfangreiche Erörterungen.' 8 Anstelle eines Verweises auf die «Islamizität» ihrer Vorstellungen versuchten die Redakteure von Käve, ihre Konzepte vor allem als vernünftig und rational zu legitimieren. Religion an sich interpretierten sie nicht als unüberwindliches Hindernis, sondern den religiösen Fanatismus und das konservative religiöse Establishment. Diese inhaltliche Ausrichtung verdankte die Zeitschrift Käve ihren beiden prominenten Redakteuren, die zu den eminenten Persönlichkeiten des politischen und kulturellen Lebens im Iran des 20. Jahrhunderts zählen: Seyyed Hasan Taqlzäde (1878-1970) und Seyyed Mohammad 'All öamälzäde (1892-1997). Während die Herausgeber und Autoren der zuvor in Istanbul, Kairo oder Kalkutta erschienenen Periodika vor allem Kaufleute und andere «concerned individuals» und keine Staatsmänner oder Intellektuelle waren 39 , gehörte Taqlzäde bereits vor der Veröffentlichung von Käve zum politischen Establishment seiner Zeit. Als prominenter säkularer, radikal-demokratischer Politiker, Abgeordneter in der ersten und zweiten Legislaturperiode des persischen Parlaments und Führer der Demokratischen

Frakti-

Zitiert nach: SCHLAWE, Zeitschriften, S. 18. V g l . HABERMAS, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit; Frankfurt/M. 1990, S. l o s f f . 38 V g l . etwa Qänün, Nr. 9 (o.D.), S. 2f. Für Ahtar siehe: PISTOR-HATAM, Anja: Iran und die Reformbewegung Osmanischen Reich; Berlin 1992, S. 198. 39 Ich verdanke diesen Hinweis Frau Prof. Dr. Anja Pistor-Hatam. 36 37

im

1.

Einleitung

9

on (1910) hatte er die persische Verfassungsrevolution maßgeblich mitgestaltet und große Popularität über die politischen Kreise hinaus erworben. Eine Ausnahme stellt eventuell Mirzä Malkom ^än und sein Ein-Mann-Projekt Qänün dar. In seiner Funktion als ehemaliger persischer Gesandter in London entbehrten seine Auseinandersetzung mit Näser ad-DIn Schah und sein Eintreten für eine Verfassung nicht einer gewissen Brisanz, so dass er zu einem der prominentesten iranischen Publizisten in den Jahren vor der Verfassungsrevolution avancierte. Ein Vergleich zwischen Qänün und Käve zeigt jedoch, dass es einige signifikante Unterschiede gibt. Im Gegensatz zu Mirzä Malkom y ä n gelang es Taqlzäde, seine politische Karriere auch nach Einstellung von Käve 1922 und seiner Rückkehr nach Iran fortzusetzen und bis 1969 eine Reihe wichtiger Positionen in Kultur und Politik zu übernehmen. 40 A u c h verfügte Qänün nicht über den universalen inhaltlichen Charakter von Käve. Diese Universalität verdankt die Zeitschrift u.a. ihrem Redakteur öamälzäde, der eine ähnlich große Zahl von Beiträgen wie Taqlzäde für Käve verfasste. öamälzäde, Sohn des prominenten konstitutionellen Geistlichen ö a m ä l ad-DIn V ä ' e z - e Esfahänl, gehörte einer Generation von persischen Exilanten an, die die Verfassungsrevolution zwar nicht mitgestaltet, aber miterlebt hatten, öamälzäde sollte nach der Veröffentlichung von Käve als «Vater der persischen Kurzgeschichte» in die Literaturgeschichte eingehen.

I.3 Struktur der Arbeit Bei der iranischen Exilgemeinde in Berlin, aus der sich die Redakteure von Käve rekrutierten, handelte es sich keineswegs um eine über Jahrzehnte gewachsene Gruppe von Personen. Ihre Genese war vielmehr bedingt durch die Ereignisse im Vorlauf und während des Ersten Weltkrieges. Der Darstellung dieser Begebenheiten widmet sich das zweite Kapitel. Nach einer kurzen Übersicht über die deutsche Persienpolitik im Ersten Weltkrieg und der Vorstellung der relevanten Institutionen erfolgt eine Zusammenfassung der Interessen und Hintergründe, die zur Gründung der Zeitschrift Käve führten. Auch die beiden maßgeblichen Redakteure der Zeitschrift, Taqlzäde und öamälzäde, werden hier in einer biographischen Skizze vorgestellt. Das Kapitel schließt mit einer kurzen Darstellung der Entwicklung von Käve zwischen 1916 und 1922.

Vgl. A l g a r , Hamid: Mirza Malkum Khan. A Study in the History of Iranian Modernism; Berkeley 1973. Mirzä Malkom y ä n wurde allerdings 1898 zum Gesandten in Rom ernannt, wo er 1908 starb.

10

I. Einleitung

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den organisatorischen Aspekten von Käve. Neben der Erscheinungsweise, Druck, Distribution und Finanzierung, werden hier - soweit dies die Quellenlage erlaubt - auch die Probleme Zensur und Rezeption thematisiert. Der vierte Teil bemüht sich um eine Einordnung der Zeitschrift in Kategorien der Publizistik und stellt Formen und Inhalte journalistischen Ausdrucks in Käve vor. In diesem Zusammenhang werden u.a. die kontroversen Leitartikel in der Neuen Folge angesprochen, in denen die Redakteure zum einen eine umfangreiche Agenda zur Modernisierung der iranischen Gesellschaften vorstellten, zum anderen mit den sozialen, kulturellen und politischen Begebenheiten in Iran scharf ins Gericht gingen. Neben einer Zusammenfassung der von der Redaktion entworfenen Reformagenda möchte ich in diesem letzten Abschnitt einige Interpretationsansätze vorstellen, wie diese Texte analysiert werden könnten. Bisher stellen die wenigen Beiträge in der Sekundärliteratur die Modernisierungskonzepte in den Kontext des Nationalismus der Redakteure von Käve. Diese Annahme ist zwar durchaus berechtigt, jedoch vergibt sie weitere Interpretationsansätze. Betrachtet man die Reformagenda in Käve, so fällt auf, dass diese vor allem auf die gesellschaftliche und charakterliche Disziplinierung der iranischen Bevölkerung abzielte. Meines Erachtens nach bieten die Interpretationen Max Webers und Michel Foucaults, nach der die gesellschaftliche Modernisierung «Disziplinargeseilschaften» hervorgebracht hat, interessante Ansätze für die Analyse der Modernisierungskonzept in Käve.*1 Nach dem Literaturverzeichnis folgt das abschließende sechste Kapitel, welches das bereits eingangs erwähnte Titelverzeichnis von Käve umfasst. Der Aufbau der Bibliographie orientiert sich weitgehend an der bereits genannten Serie Bibliographie

einer Zeitschrift.

Aller-

dings habe ich mich im Rahmen dieser Arbeit für einige grundlegende Modifikationen entschieden: Zum einen beschränkt sich die Bibliographie von Käve nicht auf formale Kriterien, wie etwa Erscheinungsweise, Druck, Layout sowie einem Titelverzeichnis der in Käve erschienen Artikel, sondern versucht auch die Entstehungsgeschichte der Zeitschrift zu rekonstruieren. Zum anderen ist das Titelverzeichnis, d.h. die Bibliographie, weitaus ausführlicher als in der von Seidel herausgegebenen Serie. Eine weitere, wichtige Modifikation besteht zudem in der Anlage eines ausführlichen analytischen Registers, dass mit den Inhalten der verschiedenen Beiträge in Käve korrespondiert und das Auffinden bestimmter Themen wesentlich erleichtert.

Vgl. FOUCAULT, Michel: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefägnisses; Frankfurt/M. 1994, S. 173294 und WEBER, Max: Wirtschaft und Gesellschaff, Tübingen5 1972, S. 6&-]f.

41

1.

11

Einleitung

I.4 Anmerkungen zur Transkription Die Transkription richtet sich nach den Vorgaben der Deutschen schaft. Die Wiedergabe der Kurzvokale erfolgt mit a, e und

0.42

Morgenländischen

Gesell-

In den Zitaten aus Dokumen-

ten des Auswärtigen Amtes Bonn (d.h. die Archivsignatur mit der A n g a b e des Verfassers und Empfangers sowie der Eigennamen) erfolgt keine Übertragung in die korrekte Transkription, sondern die Wiedergabe des Originals.

" DEUTSCHE MORGENLÄNDISCHE GESELLSCHAFT: Die Transliteration der arabischen Schrift in ihrer Anwendung auf die Hauptliteratursprachen der islamischen Welt; Leipzig 1935.

II. Käve als Exilzeitschrift

12

11. Käve als Exilzeitschrift II. 1 Die Persienpolitik des Deutschen Reiches 1872-1922 II. 1 . 1 Die deutsche Persienpolitik bis 1 9 1 4 Im Zeitalter des Imperialismus war es Näser ad-DIn Schah (reg. 1848-1896) gelungen, die territoriale Integrität Persiens durch geschicktes Taktieren zwischen den rivalisierenden Großmächten Großbritannien und Russland aufrechtzuerhalten. Um einen größeren außenpolitischen Handlungsspielraum zu erlangen und eine Balance zwischen dem Einfluss Großbritanniens und Russlands zu etablieren, versuchten der Schah und seine Berater eine dritte Macht in die «Persische Frage» einzubeziehen. Frankreich und die USA galten zunächst als vielversprechende Kandidaten, aber bereits 1857 erfolgte im Rahmen eines bilateralen Abkommens eine Annäherung an Preußen. Allerdings schätzen die persischen Diplomaten das geeinigte Deutsche Reich erst nach 1872 als veritable europäische Großmacht ein, die das britisch-russische Monopol der Einflussnahme auf die iranische Politik durchbrechen hätte können.

Im Mai 1873 empfingen Otto von Bismarck und Wilhelm I. Näser ad-DIn Schah im Rahmen seiner ersten Europareise mit aufwendigem Zeremoniell in Berlin. Die folgenden Konsultationen zwischen der persischen Delegation und den deutschen Gastgebern resultierten in einem - für die iranische Seite insgesamt enttäuschenden - Vertrag, der aber den Weg für weitere Verhandlungen ebnete, die 1885 zur Etablierung offizieller diplomatischer Beziehungen und zur Einstellung pensionierter preußischer Offiziere in die Dienste des Schahs führten. Die Bemühungen der persischen Delegation in Kooperation mit Baron Reuter und dem persischen Gesandten in London, MIrzä Malkom IJän, deutschen Banken die umfangreiche ReuterKonzession anzubieten, scheiterten, da Bismarck unter keinen Umständen die damals guten Beziehungen (Dreikaiserbündnis) zu Russland gefährden wollte. Bereits Großbritannien hatte es abgelehnt, die Realisierung der Reuter-Konzession nach vehementen russischen Interventionen zu finanzieren.1

1 Vgl. AMANAT, Abbas: Pivot of the Universe. Nasir al-Din Shah Qajar and the Iranian Monarchy, 1831-1896; London/New York 1997, S. 282-292 sowie S. 416-423 und MARTIN, Bradford G.: German-Persian Diplomatic Relations 1873-1912; 's-Gravenhage 1959, passim.

II. Käve als Exilzeitschrift

13

Zwar verfolgte Bismarck die politischen Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten mit großer Aufmerksamkeit, einem nachhaltigen Engagement des Deutschen Reiches in Persien stand er allerdings äußerst ablehnend gegenüber, schien ihn doch der zunehmende Antagonismus zwischen Großbritannien und Russland um Afghanistan und Persien in seiner „wohlkalkulierten Strategie der Ablenkung der Spannungen zwischen den Großmächten an der Peripherie"2 bestätigt zu haben. Ein Engagement des Deutschen Reiches in der Peripherie wäre unter Bismarcks Prämissen der Kontinentalorientierung nur insoweit vorteilhaft gewesen, als es für das Deutsche Reich positive Rückwirkungen auf das europäische Mächtesystem gehabt hätte. In Anbetracht der politischen Konstellationen zu diesem Zeitpunkt erwartete Bismarck eine weitere Verschlechterung der russisch-britischen Beziehungen - eine für die deutsche Position aus Bismarcks Sicht durchaus positive Entwicklung. Obwohl verschiedene politische pressure groups nachdrücklich ein verstärktes Engagement des Deutschen Reiches im Nahen und Mittleren Osten - so auch in Iran - einforderten, weigerte sich Bismarck, diesen Forderungen nachzugeben.3 Aus diesem Grund gelang es Näser ad-DIn Schah auch im Rahmen seines zweiten Deutschlandbesuches 1889 nicht, das Interesse der deutschen Reichsleitung im intendierten Sinne zu wecken.

Mit Bismarcks Entlassung 1890 und der Inaugurierung der «Weltpolitik» durch den neuen Reichskanzler von Bülow 1897 erfolgten einige grundsätzliche Veränderungen in den außenpolitischen Konzeptionen des Deutschen Reiches. Dennoch entwickelten sich die wirtschaftlichen und diplomatischen Beziehungen zu Persien nur zögerlich. Zwar expandierte der bilaterale Handel beträchtlich, die Dresdner Bank eröffnete eine Zweigstelle in Teheran und deutsche Waffen spielten in der Verfassungsrevolution 1905/6 eine erhebliche Rolle. Aber im Vergleich zu Irans Handel mit Russland und Großbritannien (inklusive Indien) war die deutsche Position marginal. Auch vice versa nahm Iran nie die Position etwa des Osmanischen Reiches ein, das zu Deutschlands wichtigstem Partner im Nahen Osten und zu einem der wesentlichen Objekte deutscher Weltpolitik avancierte. Mithin ergab sich durch die vom Deutschen Reich inszenierte Krisen (etwa die Marokko) eine eingeschränkte Wahrnehmung Irans in der Öffentlichkeit.4

2

MOMMSEN, Wolfgang J.: Der autoritäre Nationalstaat. Verfassung, Gesellschaft und Kultur im deutschen Kaiserreich; Frankfurt/M. 1990, S. 145. 3 Etwa Paul DEHN, prominenter Agitator des konservativ-nationalistischen Alldeutschen Verbandes, forderte auch in Persien drastische Maßnahmen, um die wirtschaftliche Position des Deutschen Reiches zu verbessern: „Deutschland und Persien"; in: Deutsche Kolonialzeitung 2 (1885), S. 8-10 und S. 46-48. 4 MOMMSEN, Nationalstaat, S. 168.

14

IL Käve als

Exilzeitschrift

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die wirtschaftliche Präsenz des Deutschen Reiches auf dem Weltmarkt, sein extensives Flottenbauprogramm und das Insistieren seiner Politiker auf das Recht eines «Platzes an der Sonne» zu einer Serie diplomatischer Einigungen unter Deutschlands europäischen Rivalen. 1904 legten Frankreich und Großbritannien mit der Entente cordiale ihre kolonialen Differenzen bei. Drei Jahre später einigten sich Großbritannien und Russland in dem Anglo-Russain

Agreement auf ihre jeweiligen Einflusssphären in Persien

und Afghanistan - freilich ohne die betroffenen Regierungen zu konsultieren. Somit war der von deutscher Seite als unüberbrückbar eingeschätzte britisch-russische Antagonismus aufgehoben und es wurde offensichtlich, dass Bismarcks Sorge einer Isolierung des Deutschen Reiches in Europa Realität geworden war. Doch nicht nur die Isolation Deutschlands wuchs, zusätzlich entstanden weitere Konflikte zwischen Deutschland und Frankreich

(Marokko),

Großbritannien (Anatolisches Eisenbahnprojekt) und Russland (Einfluss im Osmanischen Reich). Einige dieser Konflikte, etwa die Marokko-Krisen von 1905/6 und 1 9 1 1 , drohten zudem zu einem ausgewachsenem militärischen Konflikt zu eskalieren. Unter diesen Eindrücken erwarteten die deutschen Politiker und Militärs, dass der Nahe Osten im Falle eines umfassenden militärischen Konfliktes zu einem Kriegsschauplatz werden würde. 5

II. 1.2 Ex Oriente lux? Deutsche Kriegspläne im Orient Der Generalstab und das Auswärtige A m t hatten bereits vor Ausbruch des Krieges Pläne für militärische Kampagnen und geheimdienstliche Insurrektionen im Orient erstellen lassen. Insbesondere Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes entwickelten ein umfangreiches «Revolutionierungsprogramm», das die Destabilisierung des imperialen Rückraumes Großbritanniens, Frankreichs und Russland intendierte. Neben militärischen Maßnahmen sollte vor allem eine umfangreiche Propagandatätigkeit entfaltet werden, die letztendlich die Kolonialvölker zu einer Rebellion gegen die jeweiligen Kolonialmächte bewegen sollte. Der Nahe und Mittlere Osten inklusive Indien nahm in diesem Revolutionierungsprogramm eine zentrale Rolle ein, allerdings bezogen die deutschen Militärs und Diplomaten auch Irland, Polen und das Baltikum in ihre weitreichenden Pläne ein. Das Auswärtige Amt und der Stellvertretende Generalstab des Feldheeres übertrugen die Verantwortung für die Durchführung des Programms im Orient dem Legationsrat im A A Otto von Wesendonk und Hauptmann Rudolf Nadolny, der

5 Vgl.: K r ö g e r , Revolution, S. 366f.; Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1866-1918. Band II. Machtstaat vor der Demokratie; München 1992, S. 426-470 und S. 621-698.

15

IL Käve als Exilzeitschrift

zu diesem Zeitpunkt der Chef der Politischen Sektion des Stellvertretenden Generalstabs war.6

Die Diskussion der strategischen Optionen im Nahen und Mittleren Osten im Vorfeld des Krieges erweckt den Eindruck, dass Karl Mays phantasievollen, romantisierenden Beschreibungen des Orients offenbar nicht nur seine begeisterte Leserschaft gefunden, sondern auch die deutsche militärische und zivile Reichsleitung in ihren Vorstellungen inspiriert hatten.7 Friedrich Rosen, Orientalist und während der Weimarer Republik vorübergehend Außenminister, beurteilte die deutsche Orientpolitik während des Ersten Weltkrieges retrospektiv als „Wahnvorstellungen": „So wie Voltaire als der Vater der französischen Revolution angesehen wird, so konnte man Karl May als den Vater unserer Orientpolitik dieser Zeit betrachten." Was die Kenntnisse der deutschen Diplomaten und Militärs betraf, so war Karl May „wohl [die] einzige Quelle (...) über dem Ganzen schwebte doch der Geist der Romantik." 8

Die zwei konstituierenden Momente in der Wahrnehmung des «Orients» durch die deutsche Reichsleitung waren zum einen der Panislamismus und zum anderen der «Heilige Krieg» verknüpft

mit

der

Auffassung,

dass

«die»

Muslime

ohnehin

aufgrund

ihrer

Religionszugehörigkeit einem potentiellen Fanatismus unterworfen wären. Nicht zuletzt Kaiser Wilhelm II. hatte die Idee einer Mobilisierung der panislamischen Bewegung für die Ziele

des

Deutschen

Reiches

aufgegriffen, und zeigte

sich

von

dem

vermeintlich

revolutionären Potential «des Islams» begeistert. Im Rahmen seiner pompösen Levantereise 1898 hatte der Kaiser bereits den Grundstein für eine Legendebildung gelegt, die eine besonders

enge,

angeblich

auf den Propheten

Muhammad

und

Karl

dem

Großen

zurückgehende, innige deutsch-muslimische Freundschaft suggerieren sollte. Seine Tischrede vom 8. November 1898 in Damaskus, in der er sich dem osmanischen Sultan und den 300 Mio. Muslimen als Freund und Beschützer empfahl, markierte in diesem Zusammenhang einen verbalen Höhepunkt.9

Die Sektion Politik des Generalstabes war für die Koordination aller „Unternehmungen im Auslande, die der Unterstützung unserer Kriegsführung dienten" verantwortlich (NADOLNY, Beitrag, S. 40). Vgl. auch FISCHER, Fritz: Griff nach der Wellmacht; München 1961, S. 111 ff. 7 Vor allem der sechsbändige Orientzyklus von Karl May hatte erheblichen Einfluss auf das Image des Orients in der deutschen Bevölkerung. Mays tiefe Überzeugung von der Überlegenheit des weißen Mannes besonders in religiösen wie moralischen Fragen findet man in einer Vielzahl anderer Publikationen dieser Zeit. Vgl. BERMANN, Nina: Orientalismus, Kolonialismus und Moderne; Stuttgart 1996, S. 41-164. ROSEN, Friedrich: Aus einem diplomatischen Wanderleben; Bd. 3-4, Wiesbaden 1959, S. 54F. 9 Vgl. JOHANN, Ernst (Hg): Reden des Kaisers. Ansprachen, Predigten und Trinksprüche Wilhelms II.; München 1 9 7 7 , S. 8 1 . 6

16

II. Käve als Exilzeitschrift

Auch unter journalistischen Kreisen hatte die Diskussion um den Heiligen Krieg und die Mobilisierung des panislamischen Moments ihren Niederschlag gefunden, so dass bei Kriegsausbruch nahezu eine Islamhysterie in der deutschen Öffentlichkeit zu konstatieren ist, die ein Klima der Erwartung von Aufständen in der islamischen Welt erzeugt hatte, das jedoch in keiner Relation zu den Realitäten stand.10 Nicht selten enthielten diese Schriften eine paradoxe, teils widersprüchliche, von großer Unkenntnis geprägte Melange aus pathetischem Wunschdenken und Realismus. So sieht etwa Gottfried Galli im Panislamismus ein Pendant zum «Deutschtum», befürchtet aber gleichzeitig, dass der «Deutsche Heilige Krieg» durch die Verbindung mit dem islamischen gihäd, „der seit Urväter Zeiten gefürchteten Geißel der Christenheit", in seiner Heiligkeit und Reinheit gefährdet sein könnte. Zumal dadurch die deutsche Kritik an der ,,schmachvolle[n] Inkampfstellung von Japanern, Indern, Marokkanern, Senegalesen, Turkos und Farbigen aller Schattierungen"11 durch die Entente relativiert werde. Mithin sei aber das Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und der islamischen Welt für letztere eine Form der Läuterung: „Mit vollem Bewußtsein will er [der Islam] an der deutschen Kultur genesen."12 Verschiedenen Regierungsstellen - etwa dem AA - war diese Form der Anbiederung überhaupt nicht recht und man forderte eine deutliche Mäßigung sowie die Zensur ähnlicher Schriften, da sie die Auslandspropaganda teilweise konterkarierten.13

Auch Vertreter der Orientalistik hielten sich mit einschlägigen Ausführungen nicht zurück.14 Allerdings meldeten sich hier bereits frühzeitig Kritiker, etwa Martin Hartmann, zu Wort, die vor überzogenen Erwartungen warnten: „Es sei hiermit gewarnt, durch Erregung des religiösen Fanatismus Unruhen herbeizuführen. Gegen einen solchen Versuch würden alle Kulturstaaten einmütig zusammenstehen (...). Islam ist eine Religion von Haß und Krieg. Es darf nicht das herrschende Prinzip in einer Nation der zivilisierten Welt werden."15

10 Eine Auswahl dieser Schriften mag hier genügen: GALLI, Gottfried: Dschihad. Der Heilige Krieg des Islams und seine Bedeutung im Weltkriege unter besonderer Berücksichtigung der Interessen Deutschlands; Freiburg i. Br. 1 9 1 5 ; GROTHE, H.: Deutschland, die Türkei und der Islam. Ein Beitrag zu den Grundlinien der deutschen Weltpolitik im islamischen Orient; Leipzig 1914; HETTNER, A.: Die Ziele unserer Weltpolitik; Stuttgart/Berlin 1 9 1 5 ; SPRINGMANN, Thomas: Deutschland und der Orient: Das Kolonialreich der Zukunft auf geistigem und materiellen Gebiet; Berlin 1 9 1 5 . 11 GALLI, Dschihad, S. 5. 12 Ibid., S. 16. 13 Vgl. MÜLLER, Islam, S. 180. Die Auslandspropaganda bemühte sich vor allem um eine negative Darstellung des Einsatzes von Kolonialtruppen seitens der Entente am westlichen Kriegsschauplatz (vgl. KESTLER, S.: Die deutsche Auslandspropaganda-, Frankfurt 1994, S. 30iff). 14 Vgl. etwa: BECKER, Carl Heinrich: Deutschland und der Islam Der Deutsche Krieg: Politische Flugschriften herausgegeben von E. Jäckh (Heft 3 ); Stuttgart/Berlin 1914; MITTWOCH, Eugen: Deutschland, die Türkei und der Heilige Krieg; Berlin 1 9 1 4 . 15 Vgl. HARTMANN, Martin: „Das Ultimatum des Panislamismus"; in: Das freie Wort 11 ( 1 9 1 1 ) , S. 605-610, Zitat: S. 606).

II. Käve als Exilzeitschrift

17

An der Aussage Hartmanns wird deutlich, dass es ihm keineswegs um eine Relativierung des Fanatismus-Topos ging: Die Gebiete der islamischen Welt gehörten auch seiner Meinung nach weder zu den «Kulturstaaten», noch zur «zivilisierten Welt». Nach Ausrufung des gihäd durch den osmanischen Sultan im November 1914 erfasste diese Debatte auch im Ausland befindliche Fachvertreter, etwa den niederländischen Orientalisten Snouk Hurgronje, der sich in einem teils polemischen Artikel mit dem Titel Heilige Oorlog made in Germany mit der deutschen Orientpolitik auseinander setzte.'6 Insgesamt ist zu konstatieren, dass sich deutsche Orientalisten nur allzu bereitwillig in die Dienste des AA bzw. der NfdO begaben. Ob dies letztendlich aus obrigkeitsstaatlicher Loyalität geschah, oder ob Gelehrte wie Carl Heinrich Becker, Eugen Mittwoch oder Oskar Mann versuchten, der Orientalistik ein praktisches Anwendungsgebiet zuzuweisen, soll hier nicht erläutert werden.17 Während der Juli-Krise am Vorabend des Ersten Weltkrieges konkretisierten sich des Kaisers Phantasien vom islamischen Fanatismus, als er forderte, dass man die „ganze muslimische Welt gegen dieses verhaßte, verlogene, gewissenlose Krämervolk [Großbritannien] zum wilden Aufstande entflammen'"8 solle. Den orientalischen Träumen der deutschen Strategen kam der Max von Oppenheim entgegen, der zwischen 1896 und 1910 als kaiserlicher Ministerresident für das Auswärtige Amt in Alexandria nachrichtendienstlichen Tätigkeiten nachgegangen war. 1910 hatte er den Dienst quittiert, kehrte aber Anfang August 1914 zur Bearbeitung der die islamischen Welt betreffenden Angelegenheiten in das AA zurück und legte im Oktober eine 136 Seiten umfassende Denkschrift mit dem Titel „Die Revolutionierung der islamischen Gebiete unserer Feinde" vor.19

16

Vgl. HEINE, Peter: „C. Snouk Hurgronje versus C. H. Becker"; in: Die Welt des Islams 23-24 (1984), S. 378-

387.

17 Vgl. dazu: Ibid., S. 378 und HANISCH, Ludmila: „Gelehrtenselbstverständnis, wissenschaftliche Rationalität und politische Emotionen"; in: Die Welt des Islams 32 (1992), S. 1 1 5 - 1 1 7 sowie HANISCH, Ludmila: Islamkunde und Islamwissenschaft im Deutschen Kaiserreich. Der Briefwechsel zwischen Carl Heinrich Becker und Martin Hartmann (1900-1918); Leiden 1992. Wilhelm II. zitiert nach: BIHL, Kaukasuspolitik der Teil 1, S. 40. 19 Zur Biographie des Max von Oppenheim siehe: STÜRMER, Michael, Gabriele TEICHMANN und Wilhelm TREUE: Wägen und Wagen. Sal. Oppenheim jr. & Cie. Geschichte einer Bank und einer Familie; München/Zürich 1984, S. 264-269. Die Denkschrift findet sich im Politischen Archiv des AA: AA-PA, R 20938. Bereits anlässlich der Orientreise Wilhelms II. hatte Oppenheim 1898 eine Denkschrift über die Möglichkeiten der Mobilisierung der panislamischen Bewegung vorgelegt, die den Kaiser zu seinen Äußerungen in Damaskus inspiriert hatten (vgl. FISCHER, Weltmacht, S.i 11).

18

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II. 1.2. i Das Memorandum Max von Oppenheims Die Signifikanz des Dokuments sollte angesichts der Flut von Memoranden und weitschweifenden Skizzen über die Kriegsziele des Deutschen Reiches, die während der anfänglichen Rriegsbegeisterung in den verschiedenen zivilen wie militärischen Institutionen kursierten, nicht überbewertet werden. Allerdings hatte der damalige zweite Staatssekretär im A A , von Kühlmann (und später Nachfolger von Jagow), das Dokument einer Reihe von hochrangigen Diplomaten und Militärs im Generalstab einschließlich dem Kaiser vorgelegt.

Oppenheim leitet sein Memorandum mit einigen generellen Bemerkungen über die zu erreichenden Ziele ein: i . Das A A müsse umfangreiche Propagandakampagnen unter der muslimischen Bevölkerung des Nahen Ostens, Indiens und der neutralen Länder einleiten. Das Propagandamaterial solle über die deutschen Botschaften bzw. Gesandtschaften verdeckt ausgegeben bzw. in der Presse lanciert werden und unmittelbar zur „Revolte gegen unsere Feinde" 20 aufrufen. 2. Das Osmanische Reich sei aufzufordern, militärisch gegen Russland im Kaukasus und gegen die Briten in Ägypten vorzugehen. Das Osmanische Reich und speziell der „Nimbus des Sultan Chalifa" 2 1 spielen eine zentrale Rolle in den Plänen Oppenheims, da er sich von der Proklamation des «Heiligen Krieges» (gihäd) durch den Sultan eine weitreichende Reaktion unter der muslimischen Bevölkerung des Nahen Ostens verspricht. Tatsächlich rief Mehmet V. am n . November 1914 - unmittelbar nach dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches - zum gihäd gegen die Alliierten auf. Die erhoffte Reaktion unter den Muslimen blieb jedoch weitgehend aus. Auch solle Istanbul zum Zentrum panislamischer Propaganda werden. Allerdings ist Oppenheim skeptisch, inwieweit die jungtürkischen Offiziere eine derartige Propaganda ausüben können, verfolgen sie doch eigene Vorstellung von einer neuen Türkei. Aus diesem Grund fordert Oppenheim, dass einige deutsche «Herren», die mit dem Komplex vertraut waren, den türkischen Stellen «unterstützend» bei Seite zu stehen und zwar „in einer Weise, daß die Türken glauben, es stehe ihnen nur ein freundlicher Berater zur Seite (...) und sie sich als die eigentlichen Macher betrachten und ausgeben können." 22 Doch auch die tatkräftige Unterstützung dieser «deutschen Herren» konnte die Realitäten nicht überwinden. Die Idee der islamischen Einheit, die theoretisch im Konzept der islamischen Gemeinschaft (umma) eine adäquate Bezugsgröße hatte, blieb auf kleine intellektuelle

20

A A - P A , R 20938, S. 1.

21

Ibid., S. 7.

22

Ibid., S. 8.

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Kreise beschränkt. Abgesehen von der mangelnden Massenbasis überwogen nationalistische Partikularinteressen gegenüber überstaatlichen, abstrakten Loyalitäten. 33

Neben diesen Vorhaben skizziert Oppenheim die Einrichtung eines Übersetzungsbüros, in dem deutsche Wissenschaftler aus den orientalistischen Disziplinen in Zusammenarbeit mit muttersprachlichen Lektoren für „die Psyche des Orientalen angepaßte wahrheitsgetreue Kriegsberichte" 2 4 abfassen sollen. Aus diesem Übersetzungsbüro entwickelte sich schließlich die Nachrichtenstelle

fiir

den Orient (NfdO), die während des Krieges zu einer der zentralen

Institutionen der deutschen Orientpolitik avancierte (s.u.).

Iran spielte während des Ersten Weltkrieges für den Generalstab und auch das A A eine periphere Rolle. Dieser Umstand spiegelt sich auch in dem Memorandum Oppenheims wider, der sich - auch aus Unkenntnis der Situation in Iran - auf die arabischen Regionen und Indien konzentriert. Die folgenden Vorhaben wurden zwar ansatzweise realisiert, aber ihre Durchführung basierte mehr auf dem persönlichen Enthusiasmus und Engagement der beteiligten Personen, als auf einer kohärenten, abgestimmten «Orient»-Strategie der deutschen Reichsleitung. Es waren letztendlich vor allem die Mitarbeiter der Nachrichtenstelle

fiir

den

Orient

(NfdO) und die an den Insurrektionen beteiligten Militärs und Diplomaten, die ihren Unternehmungen eine entscheidende Bedeutung unterstellten. Die hier erwähnten Vorhaben w i e auch die folgenden Angaben über die Intentionen, die mit der Gründung des Persischen

Ko-

mitees und der Zeitschrift Käve verfolgt wurden, geben aus diesem Grund nicht «die» Orientpolitik des Deutschen Reiches wieder, sondern in erster Linie Vorstellungen, die Mitglieder des A A und der N f d O erörterten. Mithin orientierte sich der Generalstab, der ab August 1 9 1 6 unter Hindenburg und Ludendorff einen bestimmenden innenpolitischen Machtfaktor darstellte, weniger an den Eingaben des A A , sondern an der konkreten politischen und militärischen Situation. Ein Kriegseintritt Persiens - verbunden mit Forderungen bzw. Garantien nach militärischer und finanzieller Hilfe - lag aufgrund der hoffnungslos überdehnten Kommunikations- und Transportwege sowie Konflikten mit dem Osmanischen Reich weitgehend außerhalb des Interesses der militärischen Reichsleitung. 35 Insgesamt bieten die Bemühungen von Vertretern des Deutschen Reiches gerade in Persien ein konfuses Bild, denn es traten nicht nur Konflikte mit den türkischen und persischen Stellen auf, sondern auch unter den deutschen

33 34 35

Vgl. PETERS, Rudolph: Islam and Colonialism; Paris 1979, S. 90-94. AA-PA, R 20938, S. 13. Vgl. Gehrke, Persien, Bd.i, S. 258.

20

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Diplomaten und Militärs ergaben sich schwerwiegende Meinungsverschiedenheiten, Kompetenzstreitigkeiten und persönliche Differenzen. 26

Oppenheim konzentriert sich in seiner Denkschrift im wesentlichen auf die Revolutionierung Indiens und Ägyptens, während er Iran vor allem als Etappe und Durchgangsgebiet sieht, von dem aus auf dem Landweg Afghanistan und Indien erreicht werden solle. „Es wäre zu beglückwünschen", so Oppenheim, „wenn die Türkei mit Persien und zwar sowohl mit der persischen Regierung, als auch mit den persischen Stämmen Abmachungen zu einer gemeinsamen Aktion gegen Russland - übrigens wie gegen England - treffen würde." 27 In Verkennung der Realitäten schätzt Oppenheim die Stärke der persischen Armee auf 80.000-100.000 Mann und 150.000 Stammeskrieger, wenn auch die persische Bevölkerung an sich in den letzten Jahren „verweichlicht und (...) durch innere Unruhe durchwühlt"28 sei.

Wie ein großer Teil seiner Fachkollegen antizipiert auch Oppenheim gewisse Abstufungen in der «Zivilisiertheit» islamischer Völker des Orients und was Persien betrifft, so unterscheidet er zwischen den „eigentlichen Perserfn]" in den Städten und den „volkreichen Stämmen" 29 . Gleichzeitig identifiziert er einen besonders intensiven religiösen Fanatismus als eine der bestimmenden kulturellen Dispositionen «der Perser».30 Während man das militärische Potential der Stammesverbände zwar durchaus zu mobilisieren gedenkt, sind es doch jene «eigentlichen Perser», denen die politische und propagandistische Aufgabe in den Plänen Oppenheims zukommt. So unterstellt Oppenheim ihnen, dass sie nur auf türkische Unterstützung warten und auch - im Rahmen eines orientalischen Dreibundes mit dem Osmanischen Reich und Afghanistan - eine „türkische Hegemonie gern anerkennen"31. Als „Zentrale des Schiismus, durch seine regsamen Kaufleute, seine Zeitungen etc."32 sei Persien zudem geradezu prädestiniert, nachhaltigen Einfluss auf Afghanistan und die islamischen Gebiete Russlands auszuüben.

26

V g l . GEHRKE, Persien,

B d . 1 , S . 326F.; MÜLLER, Islam,

S . 4 1 4 o d e r N A D O L N Y , Beitrag,

S. 50.

AA-PA, R 20938, S. 56. Ibid. Tatsächlich stellte die von russischen Offizieren geführte Kosakenbrigade bei Kriegsausbruch die einzige organisierte militärische Formation in Iran dar. Ihre Mannschaftsstärke belief sich etwa auf 2.000 Mann. Die Gendarmerie hatte v.a. polizeilichen Charakter, umfasste ca. 8.000 Mann und unterstand schwedischen Offizieren. Teile der Gendarmerie konnten vorübergehend zu einer Kooperation mit den Mittelmächten bewegt werden. Das militärische Potential der tribalen Gruppen in Iran war höchst unterschiedlich und - wie verschiedene deutsche Agenten (Waßmuß, Kanitz-Podangen) erfahren mussten - schwer zu mobilisieren. Vgl. CRONIN, Stephanie: The Army and the Crealion ofthe Pahlavi State in [ran; London/New York 1997, S. i7ff. 27

u n d N A D O L N Y , Beitrag, 29 30 31 32

AA-PA, Ibid., S. Ibid., S. Ibid., S.

S. 44.

R 20938, S. 60. 61. 60. 58.

21

II. Käve als Exilzeitschrift

Offenbar traute Oppenheim weder seinen eigenen Visionen, noch den türkischen Verbündeten, denn einige Zeilen später fordert er, dass „alles aufzubieten [ist], um ein türkisches A b kommen zustande zu bringen, das den Persern die Furcht vor einem türkischen Einfall nimmt" 33 - eine Befürchtung, die eher den Realitäten entsprach.

Sein Nachfolger in der Nachrichtenstelle fiir den Orient, Konsul Schabinger, findet eindeutige Worte, um die deutschen Prioritäten im Orient zu definieren: Wenn es dennoch nicht gelinge, so Schabinger, Persien zum Eintritt in den Krieg auf Seiten der Mittelmächte zu bewegen und damit zu „einem lebensfähigen Staate umzubilden", dann böte sich letztendlich die Möglichkeit, der Türkei „irgendwelche territoriale Genugtuung" auf Kosten Persiens zu gewähren, denn „es ist natürlicher, dass die Türkei die quasi türkische Provinz Asserbaidschan schluckt, als dass sie irgendwie strittige kaukasische Gebiete oder gar bulgarische Gebiete zum Nachteil der Kaukasier beziehungsweise des Bundes beansprucht."34

Obwohl das Deutsche Reich im Namen seiner zivilen und militärischen Vertreter wiederholt Garantien für die Unabhängigkeit und territoriale Integrität Persiens gegenüber den Berliner Exilanten, der Provisorischen

Regierung und den verschiedenen Regierungen in Teheran in

Aussicht gestellt hatte, nahm Iran im Rahmen der deutschen militärischen und politischen Erwägungen nie eine Position ein, die zur einer konsequenten Durchsetzung dieser Angebote hätte fuhren können. Allerdings waren deutsche Militärs und Diplomaten teilweise erfolgreich, iranische Politiker sowohl in Berlin als auch in Iran von ihrer Unterstützung der Souveränität Irans zu überzeugen. Offiziere, wie etwa Nadolny, intervenierten nachdrücklich gegen militärische Aktionen der Türkei, die dieses in Frage gestellt hätten. Insgesamt verhinderte die diplomatische wie militärische Entwicklung eine Situation, in der die deutschen Militärs und Diplomaten eine eindeutige Stellungnahme zugunsten oder Ungunsten Irans hätten beziehen müssen.

Als konkrete Vorschlägen unterbreitet Oppenheim die Anwerbung der schwedischen Offiziere der persischen Gendarmerie, den Ausbau der deutschen Konsulate und Gesandtschaften (als Vorbereitung einer Etappe für die folgenden militärischen Expeditionen), die Kontaktaufnahme zu schiitischen Geistlichen, die Zerstörung der britischen Telegraphenleitungen in Persien und letztendlich ein mit der deutschen Reichsmarine abgestimmtes Vorgehen gegen

33 34

Ibid., S. 62. SCHAB INGER, Mosaiksplitter, S. 139.

22

II. Käve als Exilzeitschrift

die Ölförderungseinrichtungen der Anglo Persian Oil Company (APOC) am Persischen Golf. Auch die Fa. Wönckhaus (Hamburg), die beträchtliche Handelsinteressen in Iran verfolgte, hatte sich angeboten, die Insurrektionen personell zu unterstützen.35 In Anlehnung an das im Oktober 1914 bereits eingerichteten Indischen Comités erklärt Oppenheim zudem die Absicht, iranische Emigranten in Europa anzuwerben, v.a. da er den persischen Gesandten in Berlin, den Armenier Hovhannes Çân Massehiyänz Mosä'ed as-Saltane, für die intendierte Propaganda als ungeeignet befindet.'6

Einige der Anregungen Oppenheims wurden tatsächlich mehr oder weniger erfolgreich in die Tat umgesetzt.37 Die Anwerbung iranischer Emigranten sollte sich mittelfristig als folgenreich erweisen, da diese sich nicht fur die Verbreitung deutscher Kriegspropaganda engagierten, sondern die insgesamt finanziell wie sozial günstige Zeit des Exils in Berlin nutzten, um über die Zukunft Irans kontrovers und facettenreich zu diskutieren. Insgesamt jedoch spiegelt das Memorandum Oppenheims eine große Unkenntnis der realen Situation in Iran wider, so dass Ulrich Gehrke urteilt: „Deutschland war weder auf eine Kriegführung im Orient noch auf eine militärpolitische Betätigung in Persien vorbereitet."38

II. 1.3 Die Nachrichtenstelle für den Orient (NfdO) Die NfdO, zunächst von Oppenheim als «Übersetzungs- und Nachrichtenstelle für den Orient» konzipiert, war formell dem AA unterstellt und „das zentrale zivile Instrument der deutschen Orientpolitik im Weltkrieg"39. Intern war die NfdO wie eine Kollegialbehörde organisiert, so dass sie weniger einem „Amt als einer Fakultät glich"40. Die Analogien zu einer Universitätsfakultät ergaben sich nicht zuletzt durch den Umstand, dass sich ein Großteil der Mitarbeiter der NfdO vor allem aus Vertretern der orientalischen Disziplinen verschiedener deutscher Universitäten rekrutierte, so etwa Prof. Eugen Mittwoch, Prof. Oskar Mann und Prof. Friedrich Sarre. Das AA stellte für die Tätigkeiten in der NfdO Verwaltungspersonal frei, zudem engagierten sich eine Reihe von Privatpersonen, die zum Teil über Erfahrungen im Orient verfügten, in der NfdO. Insgesamt beschäftigte das AA (um 1915) 15 deutsche, festangestellte Mitarbeiter, 20 Ausländer und 1 1 Gelegenheitsübersetzer.

35 36 37 38 39 40

Vgl. AA-PA, R 20938, S. 62-65. Vgl. Ibid., S. 61 und 90. Mosä'ed as-Saltane wurde Anfang 1916 durch Hoseynqoli yän Nawäb abgelöst. Vgl. GEHRKE, Persien, Bd. 1, passim. GEHRKE, Persien, Bd. 1, S. 66. KRÖGER, Revolution, S. 366. SCHAB INGER, Mosaiksteine,

S. 1 1 5 .

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23

Offenbar vertraute Oppenheim mehr auf den Enthusiasmus seiner Mitarbeiter, als auf bürokratische Strukturen und Hierarchien, disziplinierend wirkte allenfalls die drohende Freigabe zum Militärdienst durch das A A . 4 ' Aufgrund der fehlenden Statuten und deutlich definierten Kompetenzen der NfdO lag es „schon in der Natur eines derartigen Unternehmens, daß es sich allmählich schwammartig mit allen möglichen Aufgaben und Lasten vollsog" - da zudem die Budgetbewilligung durch das A A mit monatlich 5.000 R M mehr als bescheiden ausgefallen war, sah sich Oppenheim genötigt, „großzügige Mittel seines eigenen Vermögens in das Unternehmen" 42 zu investieren. Die fehlende Richtlinienkompetenz einer übergeordneten Behörde führte allerdings dazu, dass sich für die Mitarbeiter erhebliche Freiräume ergaben und die N f d O den „Charakter eines Provisoriums" 43 nie verlor. Die akademischen Mitarbeiter sahen hier eine Chance, ihr theoretisches Wissen in eine politische Praxis umzusetzen, um somit auch die politische und ökonomische Notwendigkeit bzw. Existenzberechtigung der Orientalistik herauszustellen. 44 Die Konsequenz aus den unzureichenden Strukturen und den individuellen Freiräumen bestand letztendlich darin, dass es während des Krieges zu keiner stringenten, koordinierten «Orientpolitik» im intendierten Sinne kam - im Gegenteil, häufig obstruierten persönliche Eitelkeiten die Aktionen selbst innerhalb der Referate. 45

Oppenheim leitete die NfdO bis April 1915, dann übernahm Konsul Schabinger ihre Leitung. Als dieser im Februar 1916 nach Jerusalem abberufen wurde, bestimmte das A A Professor Mittwoch zum Leiter der NfdO, sein Dienstverhältnis dauerte bis zum Ende des Krieges und der Auflösung der NfdO.

Das Aufgabengebiet der NfdO umfasste (1) die unmittelbare Propaganda im Nahen und Mittleren Osten, (2) Pflege persönlicher Beziehungen zu «Orientalen» im Deutschen Reich und im neutralen Ausland sowie die Kontrolle und Leitung ihrer politischen Aktivitäten, (3) Anlegung eines Zeitungs- und Personalarchivs, (4) Verfolgung der Ereignisse im Orient, (5) Erstellung einer Bibliographie der orientalischen Presse, (6) Übersetzung wichtiger Dokumente, (7) Zensur von Publikationen der NfdO, (8) Zensur von Korrespondenz in orientalischen Sprachen für den Generalstab, das A A und die militärischen Zensurstellen und (9) Kontrolle und Zensur der Korrespondenz der muslimischen Kriegsgefangenen. Die N f d O gab zudem

Vgl. A A - P A , R 19114, A 17208 Mittwoch an A A (25.5.1917). SCHABINGER, Mosaiksteine, S. 125. 4 3 MÜLLER, Islam, S. 213. 4 4 Vgl. KAMPFFMEYER, Georg: „Das Seminar für Orientalische Sprachen zu Berlin"; in: Welt des Islams, Bd. VIII (1923), S. 4-14 und HEINE, Becker versus Hurgronje, S. 378. 4 5 Vgl. MÜLLER, Islam, S. 414.

41

42

24

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ein Korrespondenzblatt

Exilzeitschrift

heraus, das 1 9 1 7 in Der Neue Orient umbenannt wurde. Hierbei han-

delte es sich um eine orientalistische Zeitschrift, die bis 1924 regelmäßig erschien. Nach Ende des Krieges wurde die N f d O aufgelöst, da das A A allerdings weiterhin an einer aktiven Orientpolitik interessiert war, überführte man Personal und Mittel in das neu gegründete Deutsche Orientinstitut

(DOI), wobei das A A wiederum Eugen Mittwoch dessen Leitung übertrug.

Insgesamt ist das statistische Datenmaterial zu den Publikationen der N f d O lückenhaft, aber die Angaben Konsul Schabingers geben eine Einsicht in die umfangreiche Tätigkeit der NfdO. So publizierte die N f d O allein zwischen Mai und Dezember 1915 5.266 verschiedene Zeitschriften und Zeitungen mit einer A u f l a g e zwischen 2.500 und 26.000 Exemplaren. Diese Publikationen wurden in neun europäischen und elf asiatischen bzw. afrikanischen Sprachen veröffentlicht, wobei die Gesamtzahl der gedruckten Exemplare ca. 2,5 Mio. betrug. A b g e s e hen von den Publikationen zensierten Mitarbeiter der N f d O in dem genannten Zeitraum 1 . 1 1 8 private und offizielle Briefe in verschiedenen Fremdsprachen. 46

II. 1.4 Das Persische Comité Das A A und die N f d O hatten unmittelbar nach Ausbruch des Krieges die Gründung einer Reihe von Exilkomitees initiiert, in denen Exilanten verschiedener Nationen (Inder, Russen, Ägypter, Iren usw.) unter der Aufsicht des A A pro-deutsche Propagandaaktivitäten entfalten sollten. Gemäß Oppenheims Diktum, dass Geld keine Rolle spielen dürfe, finanzierte das A A - gemessen an dem damaligen Durchschnittseinkommen - einen großzügigen Lebensunterhalt, stellte Büros und Bibliotheken bereit und garantierte die Ausstellung diplomatischer Reisedokumente, da das A A von den Emigranten erwartete, mit anderen Exilantengruppen im europäischen Raum Kontakt zu pflegen.

Nadolny und Wesendonk waren verantwortlich für die iranischen Exilanten, von denen Taqïzäde bereits zur Jahreswende 1914/15 in Berlin eingetroffen war. Zunächst beabsichtigte W e sendonk, die iranischen Exilanten in das bereits 1914 etablierte Indische Comité zu integrieren, da die Revolutionierung Indiens vorerst Priorität genoss und Iran lediglich als Durchmarschgebiet dienen sollte. 47 Allerdings stand Taqizäde dem Vorhaben der N f d O ablehnend

46

SCHAB INGER, Mosaiksteine,

S. 141.

AA-PA, R 20938, S. 90 und SAREEN, Tilak Raj: Colonial India; New Delhi 1990, S. 123-135 und OESTERHELD, Joachim: „Zum Spektrum der indischen Präsenz in Deutschland von Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts"; in: HÖPP, Gerhard (Hg): Fremde Erfahrungen. Asiaten und Afrikaner in Deutschland, Österreich und der Schweiz bis 1945; Berlin 1996, S. 331-346. Bezüglich anderer Exilkomitees vgl. WILLIAMS, Robert C.:

47

II. Käve als

25

Exilzeitschrift

gegenüber und forderte nachdrücklich die Einrichtung eines eigenständigen Persischen tés. Offenbar befürchtete er, dass im Falle einer Inkorporation in das Indische

Comi-

Comité nicht

nur die Belange Irans, sondern auch seine eigene Position marginalisiert werden könnten. 48 Nach eingehenden Unterredungen stimmten Nadolny und Wesendonk im Februar 1915 der Einrichtung eines solchen Komitees schließlich zu, wobei sich die vornehmliche Intention des A A aus den bereits Ende 1914 aufgetretenen Konfliktmomenten zwischen den deutschen und türkischen Stellen über das Vorgehen in Iran ergeben hatte. Diese Konflikte entwickelten sich infolge des türkischen Bemühens, das Deutsche Reich weitgehend aus den persischen A n g e legenheiten auszuschließen, um so eigene Interessen zu verfolgen (etwa eine Annexion von Teilen Äzarbäygäns). Die Gründung des Persischen

Komitees

war somit auch eine „ M a ß -

nahme zur Unterstützung einer selbständigen, von den Türken unabhängigen deutschen Persienpolitik" 49 .

Im M ä r z 1915 legten Taqïzâde und der persische Gesandte in Berlin, HoseyqolT IJän Navväb, zusammen mit einer Reihe weiterer Exilanten, die mittlerweile in Berlin eingetroffen waren 50 , Wesendonk einen ersten Programmentwurf vor, in dessen Präambel sie vier Punkte betonen und sich im Namen des Persischen

Comités verpflichten: 5 '

„pour créer un lien d'alliance permanente entre les patriotes et les éléments révolutionnaires de la Perse d'une part et l'Empire allemand d'autre part. ( . . . ) pour l'accomplissement du but mentionné ci dessus la Ligue se propose : i e . L a création d'union générale, englobant tous les éléments patriotiques de la Perse, et les sources des forces actives et des influences morales, politiques et spirituelles du pays, autrement dit, la création d'une Perse unie et forte sera la base essentielle sur laquelle notre programme est fondé. 2 e . Après avoir réalisé cette union y rallier les pouvoirs légaux du pays, e.à.d.S.M. le Chah, le Medjlisse et le gouvernement. 3 e . L e gouvernement et la nation travailleront alors d'un commun accord, à augmenter les forces militaires du pays, à se rapprocher des Puissances de la Triple-Alliance actuelle et obtenir d'eux, par la voie officielle, les secours nécessaires. 4*. L e gouvernement entrera immédiatement, avec l'appui de la nation persane, à la Triplice, d'une manière effective, et travaillera, de toutes ses forces, à libère la Perse et à se

Culture in Exile. Russian Emigrés in Germany 1881-1941; London 1972, S. 55-62. Vgl. TAQIZÂDE, Seyyed Hasan: Zendegï-ye tûfinï fljäterät-e Seyyed Hasan Taqïzâde begûses: Irag Aßär); Tehrän 1372s (1992/3), S. 184. 49 GEHRKE, Persien, Bd.i, S. 88. 5 ° Laut ûamâlzâde übte die NfdO keinen Einfluss auf die Gestaltung des Programms aus (vgl. RE2AVI, Lahfe'i, S. 33). Zu den weiteren Exilanten gehörten zu diesem Zeitpunkt: Esmâll Amïr yïzï, ôanîzâde, Mohammad 'All yän Tarbiyat, Käzemzäde Iränsahr, Pur Dävüd und Mohammad Qazvïnï. 5 1 Vgl. auch: ITSCHERENSKA, Ilse: „Das Programm des Berliner Persischen Komitees vom März 1915. Exiliraner im Spannungsfeld zwischen nationalen Interessen und internationalen Gegebenheiten"; in: Asien, Afrika, Lateinamerika 5 (1999), S. 461-476. 48

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venger de FAngleterre et de la Russie qui sont les ennemis historiques de la Perse, de l'Islam et des amis de ces derniers."52 Zur führenden Persönlichkeit des Persischen Komitees avancierte Taqizäde, der Ende 1914 mit dem deutschen Generalkonsul Falcke in New York Kontakt aufgenommen hatte.53 Falcke, ein mit den Alldeutschen sympathisierender Deutschamerikaner, stand wiederum in enger Verbindung zu Nadolny und Oppenheim und war u.a. für die deutschen Aktionen gegen Irland verantwortlich. Offenbar hatte die NfdO ihre Vertreter im Ausland aufgefordert, nach geeigneten Kandidaten für eine Mitarbeit zu suchen.54 Warum die Wahl ausgerechnet auf Taqizäde fiel, ist aus den Dokumenten des AA nicht eindeutig zu ermitteln. Offenbar war Taqizäde verschiedenen Stellen im AA bereits während der Verfassungsrevolution aufgefallen, auch scheint er während seiner Zeit in Istanbul Kontakte zur dortigen deutschen Gesandtschaft unterhalten zu haben.55 Nadolny und Wesendonk zögerten zunächst, die Leitung des Komitees Taqizäde anzuvertrauen, da man in erster Linie Persönlichkeiten anwerben wollte, die höhere Regierungsämter inne hatten. Zwar war Taqizäde Abgeordneter des persischen Parlaments, befand sich allerdings bereits seit 1910 im unfreiwilligen Exil. Seine Konflikte mit den konservativen 'olamä sowie sein vehementer Säkularismus und Konstitutionalismus schienen ihn für die deutsche Propagierung eines gihäd bzw. für die gesamte islamische Ausrichtung der Propaganda weitgehend zu disqualifizieren. Zumal eine deutsch-türkische Delegation im Frühjahr 1915 ausgerechnet von Ayatollah Mohammad Hoseyn Mäzandarän! in Kerbala eine fatvä erbeten hatte, die auch die schiitischen Muslime zum gihäd gegen die Entente verpflichten sollte.56 Eben dieser Ayatollah Mäzanderänl hatte Taqizäde 1910 auf Bitten konservativer Abgeordneter im iranischen Parlament per fatvä der «Ketzerei» (zandaqe) und «Apostasie» (redde) für schuldig befunden!57 Aus diesem Grund ist es kaum erstaunlich, dass man sich im Frühjahr 1916 um ein weiteres Rechtsgutachten von Äyatolläh Seyyed Mostafa an-Nagafi al-Käsänl bemühte, welches auch in Käve veröffentlicht werden konnte.58

51

AA-PA, R 19016, A 8322/15, Anlage zur Aktennotiz von Wesendonk (7.3.1915). Offensichtlich scheint der Kontakt zu Falcke durch die Vermittlung von MIrzä Rezä y ä n Afsär und 'All Qoll yän Nabïl ad-Doule entstanden zu sein. Vgl. SEPEHR, Ahmad 'Ali: Irän dar gang-e bozorg; o.O. 1336s (1956/57), S. 55 und TAQIZÄDE, Zendegi, S. i 8 i f . 54 Vgl. FISCHER, Wellmacht, S. 1 1 6 . 55 Vgl. A A , R 1 9 1 1 9 , A 14687, Quandt an A A (20.9.1909). 56 Vgl. ENDE, W.: „Iraq in World War I"; in: PETERS, Rudolph (Hg): Proceedings of the Ninth Congress of the union Européenne des Arabisants et Islamisants; Leiden 1981, S. 57-71. 57 Vgl. AFSàR, IraJ (Hg): Ouràq-e tâzayâb-e masrütiyyat va naqs-e Taqizäde; Tehran 1359s (1980), S. 23OF. s8 Vgl. „Fatvä"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 3 (29.2.1916), S. 3. 53

27

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Mithin war man im A A zu diesem Zeitpunkt bereits skeptisch, was die deutsche Werbung um den «Heiligen Krieg» und eine panislamische Erhebung betraf. 59 Die teilweise extrem islamfreundlichen Reaktionen unter deutschen Journalisten, Akademikern und Offizieren wurde zunehmend als kontraproduktiv empfunden, denn „laue Muslime mit kosmopolitischer, besonders französischer Bildung dürften vor der deutschen Kriecherei nicht besonders Hochachtung haben." 60 Augenscheinlich hielt man Taqlzäde für einen solch «lauen Muslim»: Der Diplomat Wipert von Blücher charakterisiert dementsprechend die iranischen Exilanten als „ordnungsliebende, loyale Bourgeois (...), die sich stets durch Sachlichkeit, politisches Urteilsvermögen und Zielstrebigkeit ausgezeichnet hatten." 6 ' Den antizipierten religiösen Fanatismus jedenfalls wiesen die iranischen Exilanten nicht als kulturelle Disposition auf.

Die publizistischen Aktivitäten der Mitglieder des Persischen

Komitees beschränkten sich

nicht nur auf Käve. So druckte und verteilte die NfdO persischsprachige Flugblätter und Schriften, etwa nationalistische, pro-deutsche Gedichte von Pür Dävüd. 62 Des weiteren entstanden auch umfangreichere Schriften, die über die unmittelbare Propaganda hinausreichten. Taqlzädes - allerdings anonym veröffentlichtes - deutschsprachiges Pamphlet Persien

und

der europäische Krieg (Berlin 1915) ist zwar in wesentlichen Punkten eine Propagandaschrift, die sich gegen die Neutralität Irans im Krieg ausspricht, bemerkenswert an dieser Schrift sind allerdings zum einen die kritischen Untertöne bezüglich der Ziele des Osmanischen Reiches und zum anderen die polemische Auseinandersetzung mit dem politischen Establishment in Teheran. 6 ' Auch gewann das A A den dänischen Literaturkritiker und prominenten Vertreter des literarischen Naturalismus, Georg Brandes, die britische Politik gegenüber Iran nachdrücklich zu verurteilen. 64 Die vielleicht interessanteste Publikation aus dieser Zeit entstammt allerdings der Feder von Mohammad 'All öamälzäde. Unter dem Titel Gang-e säygän (Der unermessliche

Schatz)

5 9 V g l . etwa NADOLNY, Beitrag, S. 42. Auch in den muslimischen Gefangenenlagern bei Zossen und Wilnsdorf hatte das A A die Werbung um den gihäd 1916 ausgesetzt (vgl. Höpp, Gerhard: Muslime in der Mark; Berlin 1997, S. 87). 0 Schabinger, zitiert nach: MOLLER, Islam, S. 180. 1 BLÜCHER, Zeitwende im Iran, S. 135. 6 2 V g l . HAGEN, Türkei, S.157. 6 3 [Taqlzäde] ANONYM: Persien und der europäische Krieg', Berlin 1915, S. 6 und S. 29-36. Die Schrift wurde später ins Französische und Englische übersetzt und in den neutralen Staaten verbreitet. 6 4 Im November 1915 hatte Konsul Wustrow zahlreiche, teilweise geheime Dokumente aus dem britischen Konsulat in Siräz entwendet, die die NfdO als Englische Dokumente zur Erdrosselung Persiens (Berlin: Verlag „Der Neue Orient", 1917) herausgab. Georg Brandes verfasste auf Grundlage dieser Dokumente einen Artikel, der u.a. in Käve (AF, 1. Jg., Nr. 11 (15.8.1916)) veröffentlicht wurde. Zur deutschen Version siehe: BRANDES, Georg: „Das Verbrechen Englands und Russlands an Persien"; in: Das junge Europa IX, 6-7 (1917), S. 41-55.

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Exilzeitschrift

fasst er - ohne propagandistische Untertöne - die wirtschaftliche Situation Irans von 1890 bis 1914 zusammen und belegt seine Ausführungen mit umfangreichen Statistiken und Karten.

II. 1.5 Das deutsche Engagement in Persien bis 1918 Die folgende Zusammenfassung des deutschen Engagements in Iran beschränkt sich auf einen kursorischen Überblick, für eine ausführliche Darstellung sei auf die einschlägige Sekundärliteratur verwiesen. 6 5 Nach anfänglichen aber vergeblichen Bemühungen, Iran zu einem Kriegseintritt zu bewegen, verfolgten deutsche Diplomaten und Militärs im Laufe des Jahres 1915 eine Doppelstrategie. A u f der einen Seite sollten durch militärische Insurrektionen (etwa die Afghanistan-Expedition) und subversive Unternehmungen (Waßmuß) britische und russische Aktivitäten behindert werden, auf der anderen Seite führte die deutsche Gesandtschaft mit ' A y n ad-Doule und Mostoufi al-Mamälek Verhandlungen über ein Bündnis. Militärische Drohgebärden der Russen führten schließlich zum Abbruch der Gespräche und zum A u s z u g der mit den Mittelmächten sympathisierenden Abgeordneten zunächst nach Qotn, später nach Kermanschah. 66 Diese Abgeordneten bildeten mit massiver deutscher finanzieller Unterstützung unter Nezäm as-Saltane im Dezember 1915 ein Nationales

Verteidigungskomitee

te-ye deja'-e melli) aus dem sich im Februar 1916 die Provisorische

Regierung

(Komi-

bildete. Die

tiefen Konflikte, die in der Folgezeit zwischen den verschiedenen im iranischen Grenzgebiet agierenden Gruppen zu Tage traten (deutsche Militärs und Diplomaten, türkische Offiziere und Truppen, von deutscher Seite angeworbene Stammesverbände und schließlich die verschiedenen Fraktionen innerhalb der Provisorischen

Regierung),

bedingten, dass kaum orga-

nisierter Widerstand gegen die russischen und britischen Aktionen erfolgte. A m 26. Februar 1917 kam es schließlich zu Auflösung der Provisorischen

Regierung und der deutschen Ge-

sandtschaft in Iran. 67 A u c h die Beziehungen zwischen der Provisorischen Persischen

Regierung und dem

Komitee in Berlin waren von schwerwiegenden Differenzen geprägt (vgl. IV.2.2).

Zur Jahreswende 1917/18 kam es zu einer erneuten Intensivierung der Aktivitäten seitens des A A in Iran. Infolge der Revolution in Russland boten sich nun, so etwa Wesendonk, für das Deutsche Reich neue Möglichkeiten der politischen Einflussnahme auf Iran und Zentral-

Vgl. BAST, Allemands, passim; GEHRKE, Persien, Bd. 1, passim; NADOLNY, Beitrag, S. 42-54. Zudem: ETTEHADIYYE, Mansüre (Nezäm Mäfi): Ahzäb-e siyäsi dar magles-e sevvom (1333-1334 h.q.y, Tehran 1371s (1992/93); SEPEHR, trän dar gang, passim. 6 Vgl. GEHRKE, Persien, Bd. 1, S. 165fr.; LUSTIG, Michael Jennigs: The Muhajarat and the provosional Government in Kirmansah 1915-1917; unveröffentlichte Ph.D. Dissertation, New York University 1987. 67 Vgl. NADOLNY, Beitrag, S. 52f. 65

II. Käve als Exilzeitschrift

29

asien.68 Die folgenden, weitschweifenden Planspiele verdeutlichen, wie resistent einige Mitarbeiter der NfdO gegen eine Einsicht aus den Erfahrungen der vergangenen drei Jahre waren und mit welcher Ignoranz sie Realitäten ausblendeten: Wiederum sollte die persische Gendarmerie unter schwedisches (und damit deutschfreundliches) Kommando unterstellt, die (in Realität nicht existenten) persischen Truppen reorganisiert und eine Truppe von Freiwilligen rekrutiert werden. Auch die Mobilisierung von tribalen Gruppierungen wurde erneut ernsthaft in Erwägung gezogen.®9

In Berlin hatten mittlerweile eine Reihe von Personen, die auf verschiedene Weise in die iranischen Angelegenheiten involviert waren, auf Initiative Konsul Littens am 29. Januar 1918 die Deutsch-Persische Gesellschaft (DPG) gegründet, die als politischer, kultureller und vor allem wirtschaftlicher Interessenverband bis 1934 die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Iran fordern sollte.70 Auch die Propaganda seitens der NfdO - durch eigene Publikationen wie Käve, aber auch durch Subventionierung bzw. Kauf von bestimmten Presseorganen - sollte intensiviert werden. Während Käve im 2. Jg. (1917) nur sporadisch in sechs Nummern zwischen Februar und September erschienen war, veröffentlichte die Redaktion 1918 trotz widriger Umstände neun Nummern. Anfang Juli 1918 eroberten türkische Truppen Tabriz, ein Ereignis, was unter den iranischen Exilanten um Taqlzäde große Besorgnis hervorrief 7 ', von den deutschen Stellen allerdings als Erweiterung des Handlungsspielraumes bagatellisiert wurde - zumal sich so die Gelegenheit ergab, das Konsulat in Tabriz wieder zu eröffnen. 71 Nach der Verschärfung der militärischen Krise an der Westfront im August 1918 blieben weitere Initiativen aus.

Vgl. BAUMGART, Winfried: Die deutsche Ostpolitik im Sommer 1918; Wien/München 1966, S. 180. Auch war in der inhaltlichen Ausrichtung der Propaganda ein Paradigmenwechsel eingetreten. Während bis 1 9 1 6 um den gihäd und mit panislamischen Motiven geworben wurde, betonte man nun sozialistische Aspekte - die werktätigen Muslime (vgl. HöPP, Muslime in der Mark, S. 88). Für Käve ist dieser Paradigmenwechsel nur bedingt zu konstatieren. 6 9 Vgl. MAHRAD, Ahmad: „Iranische Offiziere im Solde fremder Mächte am Beispiel der Verbindung von Iranern zum Deutschen Reich in den Jahres 1 9 1 8 - 1 9 1 9 " ; in: Jahrbuch des Verbandes Iranischer Akademiker in der BRD und Berlin-West, 1 Jg., Heft 1 ( 1 9 8 1 ) , S. 23fr. 7 0 Vgl. „Angoman-e Älmän va Iran"; in: Käve, AF, 3 . Jg., Nr. 2 5 ( 1 5 . 2 . 1 9 1 8 ) , S. 1 0 - 1 1 . 7 1 Vgl. etwa den - unter den Umständen der Zensur - sehr kritischen Artikel „Hokm az rou-ye tagrobe"; in: Käve, AF, 3 . Jg., Nr. 33 ( 1 5 . 1 1 . 1 9 1 8 ) , S. 1-5. 7 2 Vgl. LITTEN, Flitterwochen, S. 404. Die Aufgabe sollte Konsul Wustrow übernehmen, der bereits im August 1 9 1 8 in Tabriz eintraf. Wustrow wurde 1920 in Tabriz ermordet. Zu dem Komplex der deutsch-türkischen Beziehungen während des Krieges siehe: WALLACH, Jehuda L.: Anatomie einer Militärhilfe. Die preußischdeutschen Militärmissionen in der Türkei 1835-1939; Düsseldorf 1 9 7 6 , S. 1 6 5 - 2 4 9 . 68

30

IL Käve als

Exilzeitschrift

II. 1.6 Neuorientierung der deutschen Politik nach 1918 Der Ausgang des Ersten Weltkrieges hatte für Iran tiefgreifende Konsequenzen. A n der Nordgrenze waren im Kaukasus neue Republiken entstanden, das Osmanische Reich war militärisch marginalisiert und der «Ausfall» Russlands als Gegengewicht zu Großbritannien bedingte, dass die Briten ihren Einfluss in Iran quasi monopolisieren konnten. 73 Infolge der Niederlage und den Friedensverhandlungen von Versailles war die deutsche Außenpolitik zwischen 1919 und 1923, d.h. bis zum Kabinett der großen Koalition unter Gustav Stresemann, mehr auf das Reagieren beschränkt: „von einer konsequenten, eindeutigen Linie der deutschen A u ßenpolitik [konnte] 1919 bis 1923 keine Rede sein." 74 Mithin diktierten die Siegermächte die Rahmenbedingungen und den Handlungsspielraum Deutschlands in dieser Zeit.

Im Februar 1919 fasst Legationsrat von Bergen in einem kurzen Schreiben an den Geschäftsträger in Teheran, Rudolf Sommer, die Situation folgendermaßen zusammen: „ W i r legen nach w i e vor auf wirtschaftliche Betätigung in Persien größten Wert und müssen daher verhindern, daß der Markt von irgendeiner Seite monopolisiert wird. (...) Politisch können wir Persien bei der gegenwärtigen Sachlage wenig helfen. Gegen Eingriffe fremder Mächte muß sich die Regierung auf Selbstbestimmungsrecht der V ö l k e r stützen und etwaige Beschwerden in die amerikanische und neutrale Presse bringen. A u f kulturellem Gebiet pflegen wir weiter die während des Krieges geknüpften Beziehungen: 20 junge Perser werden auf unsere Kosten in deutschen Schulen unterrichtet, der unter Taqizadeh stehende Beirat überwacht ihre Ausbildung. Das persische Komitee gibt den Kaveh weiter heraus." 75 Die Verbindung zu Sommer in Teheran war nur unter großen Schwierigkeiten möglich, aber die Wiederaufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen scheiterte vorerst gänzlich, als das iranische Außenministerium 1919 auf Druck der britischen Gesandtschaft in Teheran eine «Schwarze Liste» herausgab, in der einer Reihe von Deutschen, Österreichern, Schweden und Personen umstrittener Staatsangehörigkeit die Einreise nach Persien für die Dauer von zehn Jahren verweigert wurde. 7 6 Mit der weiteren Finanzierung der iranischen Exilanten in Berlin ergab sich für das A A eine Möglichkeit, die ausgesetzten Beziehungen mit Iran informell aufrechtzuerhalten. Offiziell

Bezüglich den deutsch-iranischen Beziehungen nach 1918 siehe: HIRSCHFELD, Yair P.: Deutschland und Iran im Spielfeld der Mächte. Internationale Beziehungen unter Reza Schah ¡921-1941.; Düsseldorf 1980 und ZÜRRER, Werner: Persien zwischen England und Rußland, 1918-1925. Großmachteinflüsse und nationaler Wiederaufstieg am Beispiel des Iran; Bern 1978. 74 KRÜGER, Peter: Die Außenpolitik von Weimar; Darmstadt 1993, S. 78. 75 Wirklicher Legationsrat von Bergen an den Geschäftsträger in Teheran Sommer (8.2.1919); ^ AUSWÄRTIGES AMT: Akten zur auswärtigen Politik 1918-1945, Serie A: 1918-1925; Bd. V, Wiesbaden 1985fr., S. 234. 7 6 Vgl. LITTEN, Wilhelm: „Die persische Neutralität: Betrachtungen zur persischen schwarzen Liste"; in: Der Neue Orient 12 (1919), S. 87-95. 71

II. Käve als

31

Exilzeitschrift

gab das A A allerdings an den deutschen Vertreter in Teheran, Sommer, die Direktive, dass die politische Lage in Europa es „uns zur Pflicht [macht], jede Äußerung oder Handlung zu vermeiden, die uns in einen Gegensatz zu den Westmächten bringen könnte." 7 7 Seine Tätigkeit in Teheran sollte sich lediglich auf die Berichterstattung beschränken, weitere Initiative hatten zu unterbleiben. Nach dem Staatsstreich Rezä Qäns im Februar 1921 annullierte die iranische Regierung die «Schwarze Liste» im August 1921. Parallel zu den den deutschsowjetischen Verhandlungen, die zum Rapallovertrag führen sollten, erfolgten im Winter 1921 schließlich weitere, vorsichtige deutsche Initiativen, die vor allem das wirtschaftliche Engagement in Iran fördern sollten. Da von britischer Seite diese Aktivitäten jedoch mit großem Vorbehalt betrachtet wurden, agierte das A A zurückhaltend, so dass erst ab etwa 1923 eine signifikante Ausweitung des bilateralen Handels festzustellen ist. 78

II.2 Die Gründung der Zeitschrift Käve Seit März 1915 hatte das A A erfolglos versucht, durch Mitglieder des Persischen öamälzäde und Pür Dävüd, die persischsprachige Zeitung Rastaffiz (Erhebung)

Komitees,

in Bagdad zu

etablieren. Parallel versorgte die N f d O seit April 1915 die in Istanbul veröffentlichte persischsprachige Zeitung ffävar mit entsprechendem Propagandamaterial und ab Sommer 1915 finanzierte die deutsche und österreichisch-ungarische Botschaft die Publikation. 79 Da sich die Koordination dieser Aktivitäten als zunehmend problematisch erwies und die türkischen Stellen nicht nur Mitspracherecht einforderten, sondern die Arbeit der Redaktion w i e die Verbreitung der Publikationen obstruierten, entschloss sich die NfdO, die Persienpropaganda in Berlin und mit dem Persischen

Komitee zu konzentrieren. Denn während die deutschen Militärs

und Diplomaten in Persien für eine Revolutionierung (etwa durch die Gründung des Nationalen Verteidigungskomitees

und die Mobilisierung von Stammesverbänden) votierten und a-

gierten, so befürwortete das A A in Berlin - im Hinblick auf die militärpolitischen Konsequenzen für das Verhältnis zum Osmanischen Reich - einen auf Ausgleich bedachten Kurs, d.h. diplomatische Initiativen, die Anerkennung der persischen Neutralität und Unterhandlungen mit der Regierung in Teheran. Die Arbeit des Persischen

Komitees

verlief in diesem Zu-

7 7 L88 / LO14 920-21; Haimhausen an Sommer, 11.12.1921, in: AUSWÄRTIGES AMT, Akten zur auswärtigen Politik, Bd. V, S. 218. Sommer erstattete dem A A regelmäßig Bericht (vgl. R 19151 Berichterstattung der in Persien zurückgelassenen deutschen Vertreter). 7 8 Vgl. HIRSCHFELD, Deutschland und Iran, S. 28-53. 7 9 Vgl. MAHRAD, Presse, S. 33fr. Der Herausgeber von ffävar war Hasan Tabrizi, der mit Mohammad "All yän Tarbiyat zusammenarbeitete. Die Angaben in der Anthologie von Häsemi über diese Zeitschrift sind allerdings sehr lückenhaft (vgl. HASEMI, Tarif}, Bd.i, S. 242).

32

II. Käve als

sammenhang offenbar wenig

Exilzeitschrift

zufriedenstellend, da sich Taqizäde zunächst für einen

Kriegseintritt Irans einsetzte.80

Die Initiative zur Gründung einer persischen Zeitschrift ging letztlich von Taqizäde aus, der bereits im Rahmen früherer Auslandsaufenthalte erwogen hatte, eine persischsprachige Publikation im Ausland zu veröffentlichen. Die NfdO nahm diese Initiative begeistert auf, bestand nun doch die Möglichkeit, die Propaganda durch das Persische Komitee zu bündeln, ohne dass türkische Behörden intervenieren bzw. deutsche Militärs oder Diplomaten, die in Persien zu eigenmächtigen Aktionen neigten, die Tätigkeit der NfdO konterkarieren konnten.

Im Dezember 1915 trat Oskar Mann, Professor am Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin und leitender Mitarbeiter in der NfdO, an das A A heran und empfahl, „für die Zwecke unserer Propaganda eine in regelmäßigen Zeitabständen erscheinende Zeitung in persischer Sprache zu veröffentlichen". Zur Konzeption einer solchen Zeitschrift unterbreitet Mann dem A A folgende Vorschläge: „Die Zeitschrift soll in jedem Monat zweimal in der Stärke von 4-8 Seiten in Zeitungsformat erscheinen. Eine jede Nummer soll enthalten: 1. einen oder mehrere von den Persern verfassten Leitartikel über die politische Lage in Persien, besonders im Hinblick auf das Verhältnis Persiens zu den kriegführenden Mächtegruppen. Dieser Artikel müsste der Zensurierung des Auswärtigen Amtes unterliegen, welchem eine Inhaltsangabe oder eine Übersetzung des Artikels durch den Unterzeichneten vorgelegt werden würde. 2. eine mit Hülfe der Nachrichtenstelle für den Orient abgefasste kurze Übersicht über die militärische Lage der Zentralmächte. Auch die wirtschaftliche Lage wird, zum Teil abwechselnd mit der militärischen, beleuchtet werden. Die deutsch abgefassten Artikel werden ins Persische übersetzt. 3. kleinere Nachrichten; insbesondere Richtigstellungen der Falschmeldungen unserer Feinde über die Gesamtlage oder einzelne Vorgänge in Deutschland oder auf dem Kriegsschauplatze. Hier soll auch über Falschmeldungen der uns feindlichen Presse über innerpersische Vorgänge gesprochen werden, die zum Zwecke der Beeinflussung der öffentlichen Meinung die wirklichen Zustände verschleiern." 8 ' Auch stellt er ein Weiterbestehen der Zeitschrift nach dem Krieg bereits in Aussicht, „da das Unternehmen für unseren Handel und unsere Industrie von Bedeutung" werden könne, zumal

80 GEHRKE, Persien, B d . i , S. 231. Inwieweit Taqizäde tatsächlich für einen aktiven Kriegseintritt Irans votierte, ist nicht eindeutig zu ermitteln. Zwar setzte er sich nachdrücklich für ein deutsch-iranisches Bündnis ein (etwa in der Schrift Persien und der europäische Krieg), war aber offenbar skeptisch, was das militärische Potential Irans betraf. 1 A A - P A , R 19113, A 36563, Oskar Mann an A A (17.12.1915). Maschinenschriftliches Schreiben von 4 Seiten, hier: S. 1.

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33

sich so ein Forum ergebe, das „über die Leistungen unserer technischen Anlagen, unserer Industrien u.s.w."*3 berichten könne. In einer handschriftlichen Randnotiz merkt Wesendonk an, dass die „Herausgabe einer persischen Presse durch die N.f.d.O. (...) bemerkenswert" sei, „zumal die Perser einen festen Kreis von etwa 1.500 Interessenten bereits besitzen""3. Inwieweit die Einschätzung des Persischen Komitees realistisch war, ist anhand der Quellen leider nicht nachvollziehbar. Da die Zeitschrift aber in der Folgezeit gravierende Absatzprobleme haben sollte, liegt die Vermutung nahe, dass die Angabe von 1.500 Interessenten eher der Wunschvorstellung TaqTzädes entsprungen war, um bei der NfdO Gehör und finanzielle Mittel zu finden.84

Ob das Persische Komitee in seiner Eingabe an die NfdO bereits konkrete Vorschläge zur inhaltlichen Ausrichtung der Zeitschrift über die unmittelbare Propaganda hinaus machte, ist aus den Quellen des A A nicht ersichtlich. Auf jeden Fall erhob die NfdO keinen Einspruch gegen die Namensgebung «Käve», die dezidiert auf die vorislamische persische Mythologie Bezug nimmt. Auch der Name des (allerdings vorerst nur nominell existierenden) Verlages Käveyäni verweist auf die persische Mythologie, d.h. auf das legendäre Banner Käves, daraß-e Käveyäni (wobei kävi nicht dem Namen Käve entlehnt ist, sondern dem mittelpersischen Wort für «König, Prinz»), das bei der Schlacht von al-Qädisiyya in die Hände der islamischen Eroberer gefallen sein soll.85 In diesem Umstand ist allerdings nicht unbedingt ein Widerspruch zu der islamischen Ausrichtung der deutschen Orientpropaganda zu sehen, da das Bild des alten achämenidischen oder sasanidischen Reiches durch die Übersetzungen des persischen «Nationalepos» Sähnäme von Friedrich Rückert nicht nur unter Fachvertretern präsent war. Letztendlich bediente sich auch die deutsche Propaganda freimütig mythologisch-germanischer Motive, so dass die Symbolik von Käve vertrauten Vorstellungen entsprach. Die mangelnde Resonanz auf die Proklamation des gihäd im November 1914 hatte bis 1916 auch zu einer Desillusionierung unter den Mitgliedern der NfdO geführt, so dass die Mobilisierung nationalistischer Ressentiments als eine durchaus erfolgversprechende Alternative erschien.

Ibid., S. 2. Ibid., S. 1. 84 Leider lassen sich aus den Dokumenten keinerlei zuverlässige Angaben zur Abonnentenanzahl entnehmen. Lediglich im Mai 1920 verwies Taqizäde auf 70 zahlende Abonnenten in Europa, den USA, Syrien und Ägypten. A A - P A , R 19115, Redaktion der Kaweh an A A (20.5.1920). 82 83

85

Vgl. CHRISTENSEN, Artur: L'Empire des Sassanids; Kopenhagen 1907, S. 62.

34

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II.2. i Die Redaktion von Käve Die Redaktion von Käve bestand aus einem relativ begrenzten Kreis von Personen (vgl. III.2). Zwar waren in der Alten Folge auch die Mitglieder des Persischen Komittees in die redaktionelle Arbeit (Übersetzungen, Redigieren etc.) eingebunden, die zentrale Persönlichkeit sowohl der Redaktion als auch des Persischen Komitees war TaqTzäde, der zudem die meisten Artikel für die Zeitschrift verfasste und ab 1920 die redaktionelle Verantwortung übernahm. Ähnlich produktiv war öamälzäde, der die inhaltliche Ausrichtung der Neuen Folge wesentlich mitbestimmte. Die nachstehenden biographischen Skizzen beschränkt sich daher auf diese beiden Personen. 86 11.2.1.1

Seyyed Hasan Taqizäde

Taqlzäde wurde am 27.9.1878 in Tabriz geboren. Sein Vater, Seyyed Taql Ordübädl (geb. um 1835), stammte aus dem russischen Teil Äzarbäygäns und ließ sich Anfang der siebziger Jahre in Tabriz nieder, wo er Vorbeter (pisnamäz) der Hägg Safar 'Ali Moschee im Tabrizer Bazar wurde. 87 Taqlzäde durchlief in seiner Jugend eine traditionelle Ausbildung in einem maktab und entwickelte frühzeitig ein reges Interesse für europäische Sprachen (zunächst Französisch, später Englisch) sowie Naturwissenschaften. Diese Interessen verfolgte er ohne Wissen seines Vaters mit einigen gleichgesinnten Freunden, u.a. MIrzä Mohammad 'All JJän Tarbiyat, autodidaktisch und an der amerikanischen Missionsschule in Tabriz. Erst nach dem Tod seines Vaters 1896 konnte er seine diesbezügliche Ausbildung ungehindert fortsetzen. 88 In diesem Jahr wurde TaqTzäde Physiklehrer am Dar al-fonün in Tabriz und gründete mit Tarbiyat, Seyyed Mohammad Sabestari und MIrzä Seyyed Hoseyn £Jän c Adälat eine Buchhandlung mit angeschlossenem Verlag unter dem Namen Tarbiyat (Erziehung). Laut Taqizädes autobiographischen Angaben setzte im Rahmen dieser Gruppe die Rezeption französischer Literatur und persischer Exilpublikationen, vor allem der Zeitungen Qänün, Afytar und Habl al-matin, ein.8® Taqlzäde veröffentlichte 1903 eine Zeitschrift mit dem Titel Gangine-ye fonün (Der Schatz der Wissenschaften) und übersetzte neben einer Reihe von literarischen und wissenschaftlichen Beiträgen Tausend Meilen unter dem Meer von Jules Verne. 90 Repressalien seitens des

86 Die weiteren Redaktionsmitglieder sind in III.2 aufgeführt. Für biographische Daten siehe die Einträge in: BÄMDÄD, Mehdl: Tärih-e regäl-e Irän; 6 Bde., 4. Ausgabe, Tehrän 1371s (1992/93). 8 7 Vgl. TAQIZÄDE, Zendegl, S. 9-20. 88 Vgl. Ibid., S. 21. 8 9 Ibid., S. 24. 9 0 Ibid., S. 35f.

II. Käve als

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qägärischen Thronfolgers Mohammad 'All und der konservativen 'olamä unterbanden schließlich weitere Aktivitäten der Gruppe, so dass Taqlzäde 1904 Persien verließ und sich etwa ein Jahr im Kaukasus sowie in Istanbul, Kairo, Alexandria und Beirut aufhielt. Im Oktober 1905 kehrte er schließlich nach einem kurzen Aufenthalt in Beirut nach Tabriz zurück. Dort hielt er sich bis September 1906 auf. Nachdem Mozaffer ad-DIn Schah der Einrichtung eines Parlaments (magies) zugestimmt hatte, reiste er nach Teheran, w o er kurz nach der Eröffnung des Parlaments (7.10.1906) eintraf. Zunächst wohnte er den Sitzungen des Parlaments inoffiziell bei, doch am 7.12.1906 erhielt Taqlzäde die Mitteilung, dass er von den Händlern in Tabriz zum Abgeordneten gewählt worden war. Taqlzäde - mit 28 Jahren einer der jüngsten A b g e ordneten des Parlaments - zählte zu den demokratisch-radikalen Vertretern und erlangte nach kurzer Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad.

Während der ersten Legislaturperiode arbeitete Taqlzäde gelegentlich an der wichtigsten konstitutionellen Zeitschrift Sür-e Esräfil mit und formulierte zusammen mit dem

angoman-e

Tabriz, einer Art Regionalparlament, das Supplement zu der im Dezember 1906 gewährten Verfassung. A l s nach dem coup d'état Mohammad ( A l î Schahs das Parlament gewaltsam aufgelöst und die Verfassung suspendiert worden war, flüchtete Taqlzäde in die britische Gesandtschaft, während andere prominente Konstitutionalisten, z.B. Malek al-Motakallemin, hingerichtet oder ermordet wurden. Nach Verhandlungen zwischen der Gesandtschaft und dem H o f wurde Taqlzäde für 18 Monate exiliert, worauf er über Bandar-e Anzal! Persien in Richtung des russischen Baku verließ. 91 Dort trat er in Kontakt mit Vertretern der organisierten persischen Gemeinde, die ihm finanzielle Unterstützung anboten und nahe legten, in Europa für die konstitutionalistische Bewegung in Persien zu werben. Taqlzäde reiste daraufhin über Tiflis nach Paris. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris lud Edward G. Browne Taqlzäde nach Cambridge ein, w o er unter der Ägide Brownes und des britischen liberalen A b g e ordneten H. Lynch ein persisches Exilkomitee (Persia Comittee) mit 12 weiteren konstitutionellen Exilanten gründete. 92

Inzwischen hatte sich in Persien der Widerstand gegen die Suspendierung des Parlaments formiert und organisiert, wobei Tabriz zum Ausgangspunkt und Zentrum dieser Widerstandsbewegung wurde. Taqlzäde entschloss sich im Herbst 1908 zur Rückkehr nach Persien und erreichte im Winter 1908/9 das von royalistischen Truppen belagerte Tabriz. Kurz nach seiner

91

Ibid., S . 73-84.

92

Ibid., S. 92-105. V g l . auch: BONAKDARIAN, Mansour: „Iranian Constitutional E x i l e s and British Foreign-

P o l i c y Dissenters, 1908-9"; in: IJMES27

(1995), S. 1 7 5 - 1 9 1 .

36

II. Käve als Exilzeitschrift

Ankunft gelang es den royalistischen Verbänden von 'Ayn ad-Doule, die Stadt vollständig einzuschließen, als sich mit dem Aufstand des Bafotiyärf Stammes in Isfahan und aufgrund der militärischen Erfolgen der mogähedin in GTlän das Blatt zugunsten der Konstitutionalisten wendete. Die Aufhebung der Blockade von Tabriz erfolgte schließlich durch Intervention russischer Truppen, die die Stadt Ende April 1909 besetzten.93 Am 16. Juli 1909 marschierten die konstitutionalistischen Verbänden aus Rascht und Isfahan in Teheran ein, worauf Mohammad 'All seinen Thronverzicht zugunsten seines zwölfjährigen Sohnes Ahmad erklärte und Persien verließ. Taqizäde, nun ebenfalls in Teheran, war eine der einflussreichsten Persönlichkeiten des Komite-ye modire (oder ha/al-e modlre-ye movaqqati), das im August 1909 zusammentrat und dessen etwa 20 Mitglieder die Restauration der konstitutionellen Verfassung einleiteten sowie ein Militärtribunal einrichteten, das eine Reihe von prominenten Antikonstitutionalisten, u.a. den konservativen Geistlichen Sey|} Fazlalläh Nüri, zum Tode verurteilte.94

In den Wahlen zur zweiten Legislaturperiode des Parlaments wurde Taqizäde erneut zum Vertreter von Tabriz gewählt. Das Parlament trat zu seiner konstituierenden Sitzung am 15. November 1909 zusammen. Während sich in der ersten Legislaturperiode des magles (19068) keine klaren Fraktionen gebildet hatten, so prägte der Konflikt zwischen der demokratischen Fraktion (ferqe-ye demokrät-e Irän) und einer Koalitionsfraktion unter Führung der Moderaten (e'tedäliyün) die zweite Legislaturperiode.95 Die Demokraten setzten sich nachdrücklich für eine Säkularisierung und Liberalisierung, die Zentralisierung der Macht sowie eine großangelegte Landreform ein. Eine Reihe von Mitgliedern der demokratischen Fraktion, die Taqizäde bis Juli 1910 anführte, fanden sich auch später in Berlin ein, so etwa Hoseynqol! y ä n Nawäb, Tarbiyat und Vahid al-Molk SaybänT.96 Die moderate Fraktion im magles repräsentierte vor allem Seyyed 'Abdallah Behbehäni, der sich bereits in der ersten Legislaturperiode als konstitutionalistischer Geistlicher einen Namen gemacht hatte, nun aber eine konservativere Linie vertrat. Die Moderaten, im Parlament vor allem durch tribale {Jans, landbesitzende Notabein und islamischen Geistliche vertreten, bezeichneten sich als eine sozial moderate Fraktion und es gelang ihnen, nicht nur unter den

Taqizäde hatte allerdings versucht, die Intervention ausländischer Truppen zu verhindern und auf einen Ausgleich mit dem Schah gedrängt (vgl. TaqIzäde, Zendegi; S. 126). 9 4 Ibid., S. 149 und A f a r y , Revolution, S. 2s8f. 95 Vgl. (Taqizäde): „Doure-ye gadid-e masrütiyyat dar Irän 4"; in: Käve, AF, 3. Jg., Nr. 29&30 (15.7.1918), S. 1-12, hier: S. 6. 9 6 Vgl. A f a r y , Revolution, S. 264^ Unter den demokratischen und sozialdemokratischen Konstitutionalisten kam es im Laufe des Jahres 1910 zu zahlreichen Konflikten, wobei Taqizäde mit den sozialdemokratischen Tendenzen sympathisierte und rege Kontakte mit den iranischen Sozialdemokraten in Baku unterhielt.

93

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37

konservativen Kreisen Zustimmung zu finden, sondern auch unter prominenten, liberalen Konstitutionalisten, die sich von TaqTzäde aus persönlichen und politischen Gründen abgewendet hatten.97 Die Rivalität zwischen den Moderaten und Demokraten führte in der zweiten Legislaturperiode trotz vielversprechendem Beginn schnell zu einem Stillstand der Reformagenda. Während die anhaltende russische Militärpräsenz in Äzarbäygän und die eklatanten Finanzprobleme ohnehin die Arbeit des Parlaments belasteten, verschärfte sich der Konflikt zwischen TaqTzäde und den Konservativen im Sommer 1910 nach der Ermordung zweier Esmälllten in Qoräsän. TaqTzäde forderte auf Basis von §8 des Supplements zur Verfassung (rechtliche Gleichstellung aller männlichen Bürger gleich welcher Religion oder Ethnie) die Strafverfolgung der Täter. Diesen Vorfall nutzten die Moderaten unter der Führung Behbehänls aus, um TaqTzäde zunächst für drei Monate aus dem Parlament auszuschließen und eine fatvä gegen ihn zu erwirken, die ihn der «Apostasie» beschuldigte.98 Die Situation eskalierte endgültig, als BehbehänT am 15. Juli 1910 einem Attentat von Mitgliedern der mogähedin zum Opfer fiel. Obwohl TaqTzäde vermutlich weder Auftraggeber des Anschlages war, noch von den Plänen wusste, gelang es seinen Gegnern dennoch, die öffentliche Meinung gegen ihn zu mobilisieren.99 In einer geheimen Sitzung des magles votierte die Mehrheit der Abgeordneten für einen Ausschluss TaqTzädes, dessen Position in Teheran unhaltbar wurde, so dass er über Tabriz nach Istanbul flüchtete.

Die ersten Jahre des zweiten Exils, 1910-1914, waren für TaqTzäde eine Zeit der Desillusionierung. Seine Radikalität und die zweifelhafte Rolle bei der Ermordung BehbehänTs hatten ihn in den Augen moderater Konstitutionalisten im Ausland diskreditiert. Nach etwa 18 Monaten in Istanbul reiste er 1912 über Paris nach London. Dort arbeitete er für einige Zeit im Britischen Museum, verließ dann im Mai 1913 Großbritannien mit Ziel New York, wo er im Juni eintraf. TaqTzäde hielt mit dem persischen Konsulat in New York Kontakt und seine politische bzw. publizistische Tätigkeit beschränkte sich auf die Veröffentlichung von insgesamt fünf Artikeln für die Revue du Monde Musulman, während er seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht als Buchhalter in einer Handelsgesellschaft verdiente - einen Posten der er offenbar nur auf Intervention der persischen Gesandtschaft erhalten hatte. Seine finanzielle Situation verschärfte sich offenbar nach Ausbruch des Krieges, so dass das Angebot des A A

97

98 99

I b i d . , S . 272T".

V g l . AFSÄR, Ouräq, S . 2 0 7 - 2 1 7 . Vgl. S A F Ä ' I , Ebrählm: Rahbarän-e

masrüte; 2 Bde.,

Tehrän 1 3 6 3 5 ( 1 9 8 4 / 1 9 8 5 ) , hier: Bd. 2 , S . 258FF.

38

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für Taqizäde nicht nur die Möglichkeit eröffnete, wieder politisch aktiv zu werden, sondern ihn aus einer finanziell wenig zufriedenstellenden Situation befreite. 100

Taqizäde reiste zur Jahreswende 1914/15 über Holland nach Deutschland und erreichte im Januar 1915 Berlin. Da er dort zu diesem Zeitpunkt der einzige eminente persische Exilant war, lag in seinem Aufgabenbereich die Anwerbung weiterer Iraner für die Tätigkeit im Persischen Komitee. Ein strenges Auswahlverfahren ermöglichte Taqizäde, nur ihm genehme Personen eine Einreise nach Deutschland zu ermöglichen und seinen Einfluss quasi zu monopolisieren. 101 In den sieben Jahren seines Aufenthaltes in Berlin widmete er sich vor allem der Herausgabe der Zeitschrift Käve, initiierte und kontrollierte den Beirat zur Ausbildung

persi-

scher Schüler in Deutschland und vertrat Persien bei dem Internationalen Sozialistenkongress in Stockholm (1917). Lediglich seine Teilnahme an den Friedensverhandlungen von Versailles wurde von Briten und Franzosen unterbunden. Vor allem seine publizistische Präsenz durch Käve eröffnete ihm schließlich die Möglichkeit, in das offizielle politische Geschehen zurückzukehren. 1921 war Taqizäde eine Zeitlang als Nachfolger des erkrankten persischen Gesandten HoseynqoII y ä n N a w ä b in Berlin im Gespräch. Als sich Ende 1921 das finanzielle Aus für die Zeitschrift und das Persische Komitee abzeichnete, hatte Taqizäde bereits das Angebot angenommen, eine persische Delegation nach Moskau anzuführen, die weitere Konditionen des russisch-persischen Vertrages aushandeln sollte. Nachdem die langwierigen Unterhandlungen in Moskau abgeschlossen waren, kehrte Taqizäde 1924 über Berlin schließlich nach 14 Jahren des Exils nach Persien zurück, wo man ihn bereits in seiner Abwesenheit zum Abgeordneten in den 5. magles gewählt hatte.

Taqizäde stand insgesamt in einem ambivalenten Verhältnis zum Regime Rezä IJäns. Mit vier weiteren Abgeordneten des Parlaments votierte er zwar gegen die Absetzung der Qägärendynastie und der Etablierung der Pahlavls, übernahm allerdings gleichzeitig verschiedene hochrangige Positionen in Verwaltung und Regierung, u.a. war er Gouverneur der Provinz IJoräsän (1928), Sondergesandter in London (1930), dann Infrastrukturminister (1930) und schließlich Finanzminister (1931-33). In dieser Funktion unterzeichnete er 1933 die neue /iPOC-Konzession. Nach der Unterzeichnung der neuen /IPOC-Konzession und einer kurzen

1 0 0 Vgl. TAQIZADE, Zendegl, S. 176-181. Taqizäde stand im Juni 1914 mit der Sydney Ross Company (New York) in Verbindung, die ihn als Agenten in die Türkei schicken wollte - für ein monatliches Gehalt von $160, befristet auf ein Jahr, mit der Aussicht auf eine Dauerbeschäftigung (vgl. Ibid., S. 887f.). 1 0 1 Vgl. REZAVI, Mas'üd (Hg): Lahzel va sohanl (didär bä Seyyed Mohammad 'All öamälzäde); Tehran 1373s (1993/94), S. 37f.

II. Käve als Exilzeitschrift

39

Zeit als Gesandter in Paris, ereilte Taqlzäde ein ähnliches Schicksal wie einer Reihe von gleichgesinnten, mehr oder weniger kritischen Politikern in der Zeit Rezä Schahs, d.h. er fiel in Ungnade. Aus dem Staatsdienst entlassen, folgte er allerdings nicht der Aufforderung, in den Iran zurückzukehren, was vermutlich seine Inhaftierung oder sogar Ermordung bedeutet hätte, sondern wechselte nach London, wo er bis 1940 orientalische Sprachen und Iranistik unterrichtete.103 In jenem Jahr ernannte man ihn schließlich zum iranischen Gesandten in London. Nach der alliierten Besetzung Irans und der Absetzung Rezä Schahs 1941 votierte das britische Foreign Office eine Zeitlang für eine Rückkehr Taqlzädes in den Iran, wo er als Premierminister die Regierungsbildung übernehmen sollte.103 Allerdings verzichtete Taqlzäde in der folgenden Zeit auf die mehrfach angebotene Übernahme hoher politischer Ämter in der Regierung. Nach dem Zweiten Weltkrieg vertrat Taqlzäde Iran in der UNO und kehrte 1948 schließlich nach Teheran zurück. 1950 wurde er zum Abgeordneten des Ältesten Senats (magles-e send) ernannt, dessen Vorsitz er nominell von 1951 bis 1959 inne hatte.104 Taqizäde hatte sich mit Mohammad Rezä Schah offenbar weitgehend arrangiert, aber in dem politischen Establishment nach dem Militärputsch gegen Mosaddeq 1953, der eine bemerkenswerte Zeit der politischen und intellektuellen Freiheit im Iran beendete, war für einen „local hero"105 wie Taqlzäde kein Platz mehr. Allerdings verfugte er durch seine politischen und kulturellen Tätigkeiten - er war Professor an der Universität Teheran und hoher Funktionär einflussreicher staatlicher Kultureinrichtungen - über ein weitgefächertes Netzwerk von Schülern, die er maßgeblich beeinflusst hatte. Taqizäde starb im Alter von 91 Jahren am 27.1.1970 in Teheran.

1 0 2 Vgl. KATOUZIAN, Political Economy, S. 109 und ELWELL-SUTTON, L.P.: Persian Oil; London 1955, S. 73. Taqlzäde nahm 1949 in einer Sitzung des Parlaments Stellung zu diesem Vertrag: „I personally never agreed with the extension of the concession, nor did the others concerned; if there were any faults or errors, they were not to be blamed on the unfortunate instruments, but on the master himself [Rezä Schah]". 1 0 3 Vgl. HODGKIN, E.C. (Hg): Letters from Tehran. Reader Bullard - A British Ambassador in World War II Persia; London/New York 1991, S. 90, 115 und 124. 104 Mosaddeq löste den Senat bereits im Oktober 1950 auf, worauf Taqizäde von seinen Ämtern zurücktrat und in die U S A ging, um dort an der Columbia University eine Professur anzunehmen. 1 0 5 ZONIS, Marvin: The Political Elite of Iran; Pnnccton 1971, S. 180.

40

II. Käve als Exilzeitschrift

II.2.1.2 Seyyed Mohammad CA1I öamälzäde Seyyed Mohammad CA1I öamälzäde wurde am 12.1.1892 als Sohn des prominenten, liberalen Konstitutionalisten und Geistlichen Seyyed öamäl ad-DIn Vä'ez-e Esfahänl Sadr alMohaqqeqln (1871-1908) in Isfahan geboren.106 öamälzädes Jugendjahre in Isfahan waren geprägt durch das traditionelle Milieu der Stadt und mehr noch durch die Person seines liberalen Vaters.107 öamäl ad-D!n Vä'ez hatte sich bereits früh an der Seite von Malek al-Motakallemln für eine Liberalisierung Persiens eingesetzt, u.a. war er einer der Autoren der anonym erschienenen Satire fjväb-e haqlqi (Der wahre Traum). Zudem verfasste er eine Streitschrift gegen den Erwerb europäischer Güter mit dem Titel Lebäs va taqvä (Kleidung und Frömmigkeit) und verschiedene Beiträge für die von 'All Akbar Dehfcodä und Mlrzä öahänglr IJän herausgegebene Zeitschrift Sür-e Esräfil. Er avancierte in der ersten Periode der Verfassungsrevolution (1905/6-1908) zu einem der prominentesten und aktivsten Redner der masrütiyyat Bewegung. Obwohl öamäl ad-DIn Vä'ez kein Abgeordneter des magles war, nahm er offenbar regelmäßig an Sitzungen und Besprechungen der Abgeordneten teil. Sein Sohn begleitete ihn im Alter von 14 Jahren 1906 nach Teheran und hatte Gelegenheit, Sitzungen des Parlaments und verschiedener Fraktionen zu beobach. 108 ten. Nach dem Attentatsversuch auf Mohammad 'Ali Schah im Februar 1908 erkannte öamäl adDIn Vä'ez, dass der Konflikt zwischen Schah und magles, d.h. vor allem den liberalen Konstitutionalisten, zu eskalieren drohte. Aus Sicherheitsgründen und in dem Bemühen, seinem Sohn eine höhere Ausbildung nach europäischem Vorbild angedeihen zu lassen, schickte er seinen Sohn im Frühjahr 1908 in den Libanon, wo er an einem Lazaristen Lyzeum in 'Ayn Türa, einem Dorf im öabal Lubnän, seine Schulbildung fortsetzte.109 Kurz nach öamälzädes

106 Wertvolle Angaben über die Biographie und das Werk öamälzädes finden sich in: ENGELHART, Christian: Mohammad Ali Djamalzadeh. Schöpfer der modernen persischen Novellenliteratur, seine Pionierleistung, seine Entwicklung, sein Denken; unveröffentlichte Dissertation, Universität Wien 1996. Siehe zudem: DEHBASI, 'Ali (Hg): Yäd-e Mohammad'Ali öamälzäde; Tehrän 1377s (1999). Die Familie Sadr stammt aus dem Libanon, der prominente „Imäm" Müsä as-Sadr, der 1959 geistliches Oberhaupt der Schiiten im Libanon wurde, war ein Cousin öamälzädes (vgl. HALM, H.: Die Schia; Darmstadt 1988, S. i68f. und REZAVI,Lahze'i, S. 21). 107 Vgl. JAMALZÄDEH, Sayyed Mohammad Ali: Isfahan is Half the World. Memories of a Persian Boyhood; trans. by W. L. HESTON; Princeton 1983. 10 In seinen Erinnerungen erwähnt öamälzäde u.a. verschiedene Sitzungen mit Behbehäni, Taqlzäde und TabätabäT, die im Frühjahr 1908 stattgefunden haben müssen (vgl. ÖAMÄLZÄDE, S. Mohammad 'Ali: „Taqlzäde be qalam-e öamälzäde"; in: Rähnemä-ye ketäb 13 (1349S/1970), S. 165-188, hier: S. i66f.). 109 Vgl. ÖAMÄLZÄDE, Seyyed Mohammad 'Ali: Gozide-ye äsär-e Mohammad 'Ali öamälzäde; Tehrän 1373s (1993/94), S. 4°f-

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II. Käve als Exilzeitschrift

Ankunft im Libanon erreichte ihn die Nachricht, dass sein Vater nach dem coup d'état Mohammad ' A l i Schahs am 23. Juni 1908 im Gefängnis von Borü|erd ermordet worden war.

1910 kam öamälzäde über Ägypten nach Europa, wo er zunächst in Lausanne, dann ab November 1910 in Dijon Rechtswissenschaft studierte. Im November 1914 beendete er sein Studium, heiratete seine erste Frau Josephine und ging nach Paris. 110 Dort erreichte ihn Anfang 1915 im Namen Taqizädes die Einladung zur Mitwirkung im Persischen Komitee, worauf er im Januar 1915 über die neutrale Schweiz Berlin erreichte. 111 Ende März 1915 reiste er im Rahmen einer Mission über Istanbul nach Bagdad. Zunächst übernahm er in Istanbul die Leitung der Zweigstelle des Persischen Komitees und versuchte, mit der relativ großen persischen Gemeinde Kontakte zu knüpfen. 112 In Bagdad gab er zusammen mit Pur Dävüd die Zeitung Rastaißz heraus und berichtete Taqlzäde abseits der offiziellen Depeschen über die militärische

Situation

und

Kermanschah unter Nezäm

die

internen

as-Saltane. 113

Konflikte

der Provisorischen

Regierung

in

öamälzäde hielt sich 16 Monate im Irak und dem

Grenzgebiet zu Persien auf. Mit dem Vorrücken russischer Truppen im Norden des Landes und der Intensivierung der britischen Aktivitäten am Persischen Golf wurde die Stellung der Provisorischen

Regierung, der Mitglieder des Komitees sowie der deutschen und türkischen

Militärs und Diplomaten unhaltbar, öamälzäde kehrte schließlich im August 1916 unter großen Schwierigkeiten und Entbehrungen nach Berlin zurück. 114

Nach seiner Rückkehr arbeitete er in Berlin aktiv an Käve mit und war bis 1931 an der dortigen persischen Gesandtschaft für die Betreuung der persischen Studenten in Deutschland zuständig. Nach Konflikten mit den leitenden Funktionären der Gesandtschaft, verließ Öamälzäde Deutschland und zog nach Genf, wo er bis 1956 am Internationalen Arbeitsamt der U N tätig war. 1 1 5

1 1 0 Wie öamälzäde das Studium und seinen Aufenthalt in Frankreich finanzierte, ist weder aus der Sekundärnoch der Primärliteratur ersichtlich. Er selbst schildert seine Zeit in Frankreich als finanziell problematisch, offenbar wurde er für die Zeit des Studiums von „autorités iraniennes" finanziert (BALAY, Christophe und CUYPERS, Michel: Aux Sources de la Nouvelle Persane; Paris 1983, S. 112). In Paris fehlte jedoch jegliche finanzielle Unterstützung (vgl.: REZAVI, Lahzel, S. 28). 111 112 113

V g l . ÖAMÄLZÄDE, Taqlzäde be-qalam-e öamälzäde, S. 169ff. Vgl. GEHRKE, Persien, B d . i , S. 133. Vgl. ÖAMÄLZÄDE, Mohammad 'Ali: „Seyyed Mohammad "All öamälzäde be-qalam-e [jvod-as"; in: Rähnemä-

yeketäb

1 9 ( 1 3 5 5 S / 1 9 7 6 ) , S . 1 4 6 - 1 8 6 , hier: S . 1 5 7 - 1 6 3 .

Ibid., S. iÖ3ff. und ÖAMÄLZÄDE, Seyyed Mohammad 'Ali: „Yädgärhä-yeT az rüzgär-e gaväni-ye öamälzäde (mohafel-e adabï-ye Iräniyän dar Berlan)"; in: Rähnemä-ye ketäb 16 (1352S/1973/74), S. 415-424 und S. 622114

6 4 5 . , h i e r : S . 622FR. 1,5

Vgl. RE2AVI, Lahze^i, S. 8ff.

42

II. Käve als

Exilzeitschrift

Obwohl öamälzäde nur selten und für kurze Zeit in den Iran zurückkehrte, war er eine der prägendsten Persönlichkeiten in der Herausbildung der modernen persischen Prosa. Ein Großteil der jüngeren Schriftsteller, etwa öaläl Äl-e Ahmad oder Sädeq Hedäyat, orientierten sich (positiv oder negativ) an öamälzädes in Berlin veröffentlichtem Yaki büd va yaki nabüd (Es war einmal), dessen Vorwort (dibäce) als das „«Manifest» der neuen literarischen Schule"" 6 gilt. Seine vielseitige Arbeit als Schriftsteller und Übersetzer kann hier nur angedeutet werden: Nach Yaki büd va yaki nabüd und dem Sachbuch Gang-e säygän (Der unermessliche

Schatz,

Berlin 1919) veröffentlichte er bis 1941 keine weiteren literarischen oder wissenschaftlichen Beiträge. Mit den Qesse-ye qessehä yä qesäs al-'olamä va nevisandehä-ye än (Die

Geschichte

der Geschichten oder die Geschichte der Geistlichen und ihrer Autoren, 1941) begann seine eigentlich produktive Zeit. 1978 erschien sein letztes Werk unter dem Titel Qesse-ye mä besar rasid (Meine Geschichte ist beendet). Neben den zahlreichen eigenen Werken übersetze er u.a. F. Schillers Don Carlos und Wilhelm Teil, J. B. Moliers L 'avare sowie H. Ibsens En folkefiende.'11

öamälzäde starb im November 1997 in Genf.

II.3 Krieg und Frieden II.3.1 Die «Alte Folge» (1916-1918) In einem Nachruf auf Taqlzäde beschreibt öamälzäde 1970 die Mitarbeit im Persischen

Ko-

mitee und an Käve während des Krieges als eine „patriotische wie nationale Tat (kär-e vatarii va melli) und [als] den Kampf gegen die Feinde Persiens, Russland und Großbritannien'" 18 . Taqlzäde äußert sich retrospektiv meines Wissens lediglich in einem Vortrag in der Universität Tabriz über sein Engagement während des Ersten Weltkrieges. In der posthum, auf Grundlage von Tonbandaufnahmen zusammengestellten Autobiographie beschränkt sich die Darstellung seiner Aktivitäten in Berlin auf einige wenige Seiten, die Veröffentlichung von Käve wird lediglich mit einem Satz (!) erwähnt." 9 Taqlzäde betont in beiden Fällen, dass Vertreter des Deutschen Reiches ihn angesprochen hätten, um ihm die „Betreuung muslimischer Kriegsgefangener (ersäd-e asrä-ye moslemin dar Almän)" anzuvertrauen. Dies sei allerdings ÄRIYÄNPÜR, AZ Sabä tä Nima, Bd. 2, S. 279. Für eine Übersicht siehe: GREEN, John: Iranian Short Story. A Bio-Bibliographie Survey; Washington 1989, S. 110-115. 11 ÖAMÄLZÄDE, Taqlzäde be-qalam, S. 169. 1 1 9 TAQIZÄDE, Seyyed Hasan: „Komite-ye melliyün-e Iränl dar Berlin"; in: Nasriye-ye däneskäde-ye adabiyät-e Tabriz 6 (13335/1954), S. 435-447 und TAQIZÄDE, Zendegi, S. 181-188. 116 117

43

II. Käve als Exilzeitschrift

lediglich ein „Vorwand (bahäne)" gewesen und seine eigentliche Aufgabe habe in der Mitwirkung im Indischen Komitee bestanden. A u f seine Initiative hin hätte das A A dann der Bildung eines Persischen Komitees zugestimmt. 130 Allerdings stellt Taqlzäde in seiner Autobiographie fest, dass „wir große Anhänger Deutschlands (Jarafdarän-e Älmän) und gegen Russland und Großbritannien waren" und das Deutsche Reich damals „als den Propheten David" (mesl-e peygambar, hazrat-e Dävüd) erkannten, der die Rettung (negät) für Iran bringe. 121

Das Deutsche Reich präsentierte sich den Iranern als ein veritabler Verbündeter ohne unmittelbare annexionistische Interessen in Persien. Mithin schienen die iranischen Exilanten überzeugt zu sein, dass Deutschland den Krieg nicht verlieren könne, zumal die anfanglichen militärischen Erfolge die baldige Erzwingung eines Friedensschlusses zugunsten Deutschlands wahrscheinlich erscheinen ließen." 2 Die daraus folgende Neuordnung der geopolitischen Konstellationen nährte die Hoffnung der Gruppe um Taqlzäde, die territoriale Integrität und Unabhängigkeit Persiens mit Unterstützung des siegreichen Deutschlands sichern zu können. Die vermeintliche bismarcksche «Saturierung» des Deutschen Reiches bestimmte auch die Selbstdarstellung der auswärtigen Politik in der Vorkriegszeit - die Forderung einer «Politik der offenen Tür» ersetzte direkte koloniale oder imperialistische Aspirationen. So sahen die Mitglieder des Persischen Komitees das Deutsche Reich als eine europäische Großmacht, die sich „pour la justice internationale" einsetzte, gegen „l'agresseur des peuples orientaux et musulmans" kämpfte und als „l'ennemi de la colonisation exploitive" 123 und Garant einer persischen Unabhängigkeit nach Kriegsende auftrat - zumindest der Friedensvertrag von BrestLitowsk schien dies zu bestätigen. Auch wenn die iranischen Exilanten ihre Äußerungen bewusst an die deutschen Erwartungen angepasst haben sollten - etwa in der Absicht, weitere finanzielle

Mittel zu erhalten

gingen sie offenbar von einer wohlwollenden Grundhaltung

des Deutschen Reiches gegenüber der Souveränität Irans aus und kalkulierten mit einem für Deutschland positiven Ausgang des Krieges. 124

120

TAQIZADE, Komite,

121

TAQIZADE, Zendegi,

S . 436.

122

V g l . e t w a : Ibid. und VAHID AL-MOLK, fjäterät,

123

P r o g r a m m des Persischen K o m i t e e s zitiert nach: GEHRKE, Persien,

124

V g l . FISCHER, Weltmacht,

S. 1 8 1 . S. 163, 195^, 2 1 9 .

S. 16-31 und MARTIN, Diplomatie

Bd.2, S. 312.

Relations,

S . i 0 7 f f . In Käve w i r d e b e n f a l l s die

„ S e l b s t l o s i g k e i t " (fedäkärT) des D e u t s c h e n R e i c h e s betont ( v g l . (QazvinT): „ V a z i f e - y e e m r ü z " ; in: Käve,

A F , 1.

Jg., N r . 2 ( 8 . 2 . 1 9 1 6 ) , S . 3-4, hier: S . 4.). W a n n die iranischen Exilanten erahnten, dass der A u s g a n g des K r i e g e s nicht z u g u n s t e n d e s D e u t s c h e n R e i c h e s verlaufen würde, ist aus den Q u e l l e n nur mit V o r b e h a l t z u entnehmen. V a h i d a l - M o l k äußert in seinen tagebuchartigen Erinnerungen ab 1 9 1 7 erste Z w e i f e l , die allerdings durch die R e v o l u t i o n in Russland und die f o l g e n d e n Verhandlungen von B r e s t - L i t o w s k w i e d e r in der Hintergrund treten. D a s K r i e g s e n d e k a m für ihn o f f e n b a r relativ überraschend (vgl. VAHID AL MOLK, tfäterät, S . 394, 4 1 1 , 5 1 7 ) .

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Mithin ergaben sich für Taqlzäde kaum relevante Alternativen zu einer Kooperation mit dem Deutschen Reich. Jegliche Annäherung an das zaristische Russland schloss Taqlzäde aufgrund der historischen Ereignisse kategorisch aus, auch teilte er die vehementen antirussischen Ressentiments seines britischen Protégés E. G. Browne. Ohnehin sahen die Russen in Taqlzäde einen ihrer schärfsten Widersacher. 125 Dass Taqïzâde nicht, wie bereits 1908, mit britischen Stellen bzw. E.G. Browne zusammenarbeitete, dürfte durch folgende Umstände bedingt sein: Zum einen hatte Taqlzäde, dessen Einstellung gegenüber Großbritannien als äußert ambivalent beschrieben werden kann, die britische Politik mehrfach heftigst kritisiert. Zum anderen war sein politischer Einfluss in Iran nach der Ermordung Behbehänis 1910, seiner überstürzten Flucht aus Teheran und der langen Zeit des Exils für das Foreign Office kaum einzuschätzen. Parallel wurden nach 1910 Differenzen

zwischen Taqlzäde und E.G. Browne evident. Letzterer kritisierte vor

allem

„Taqizäda's fall from favour amongst the Iranians settled in Istanbul (...) for which his own extremism and imprudent attacks on the moderates should be blamed'V 2 6 Gleichzeitig befürchtete Taqïzâde nicht unberechtigt, dass Großbritannien keineswegs an einer vollständigen Souveränität Irans interessiert war, zumal sich Russen und Briten 1915 im

Constantinopel

Agreement über eine Aufteilung Persiens geeinigt hatten. Gleichzeitig hätte ihn eine Kooperation mit Großbritannien in den Augen vieler Nationalisten in Iran diskreditiert. Auch ist bei allen Mitgliedern des Persischen Komitees das finanzielle Moment nicht zu unterschätzen. Taqïzâde gibt in seiner Autobiographie an, dass die Zeit des Exils in den U S A finanziell äußerst angespannt war, so dass das Angebot des A A für ihn eine finanzielle Absicherung fur die kommenden Jahre in einer politischen Tätigkeit bedeutete - ähnliches berichtet auch öamälzäde. 1 2 7 Folgt man Taqïzâdes autobiographischen Angaben, so hatten ihn die persischen Exilzeitschriften Qänün, Habl al-matin, Ahtar und Sorayyä in seiner eigenen Politisierung maßgeblich beeinflusst. 128 1903 hatte er zusammen mit Mohammad c Alï Tarbiyat und K'tesäm al-Molk eine Zeitschrift mit dem Titel Gangine-ye fonün gegründet. Im Rahmen seiner Reise nach Istanbul, Ägypten und Beirut hatte er Kontakte mit Redakteuren der Zeitungen Afftar, Cehre-nemä und Hekmat geknüpft und selbst die Gründung eines eigenen Peri-

1 2 5 Vgl. GURNEY, John: „E.G. Browne and the Iranian Community in Istanbul"; in ZARCONE/ZARINEBAFSHAHR, Les Iraniens, S. 149-175, hier: S. 171 und AFSAR, Ouräq, S. 369-386. GURNEY, Browne, S. 170. Allerdings setzte sich die Korrespondenz zwischen Browne und Taqlzäde bis November 1913 ungebrochen fort (vgl. AFSAR, Irag und 'Abbäs ZARIYAB (Hgg): Nämehä-ye Edvärd Brävn be Seyyed Hasan Taqlzäde; Tehrän 13715(1991/92), S. 26-100. 1 2 7 V g l . REZAVI, Lahze1, S. 27 und 36. Gamälzäde erzählt in diesem Interview die Anekdote, dass Taqlzäde aus finanzieller Not als Lastenträger im Hafen von New York arbeiten wollte, diesen Job aber nicht antreten konnte, da er sich die gewerkschaftliche vorgeschriebene Kleidung nicht leisten konnte. 128

V g l . TAQIZADE, Zendegi, S. 26f.

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odikums erwogen und während der Verfassungsrevolution einige Beiträge für Sür-e

Esräfil

verfasst. Mit der Gründung der Zeitschrift Käve realisierte TaqTzäde ein lang gehegtes Vorhaben, das im wesentlichen durch die finanzielle Unterstützung des A A ermöglicht wurde. Z w a r gelang der Redaktion um TaqTzäde bereits in der Alten Folge von Käve eigene Vorstellungen zu artikulieren, weitgehende Kontrolle erlangte er allerdings erst in der Neuen Folge, in der er zum alleinigen verantwortlichen Redakteur avancierte und somit die inhaltliche Ausrichtung

der Zeitschrift nach seinen Vorstellungen gestalten konnte. Die Publikation einer

¿•^/¿Zeitschrift stellte für TaqTzäde in diesem Zeitraum praktisch die einzige Möglichkeit dar, seine Person und damit seine Ansichten in die politische Debatte in Iran und unter den im Ausland ansässigen Iranern einzubringen, ohne unmittelbaren Repressalien ausgesetzt zu werden.

II.3.1 Neuorientierung (1918-1920) Im Laufe des Jahres 1919 kam die Arbeit der Redaktion von Käve weitgehend zum Erliegen. Eine Reihe von wichtigen Mitarbeitern, u.a. Mohammad QazvTnT, verließen Deutschland unmittelbar nach Ende des Krieges. Die N f d O war aufgelöst worden, da man jedoch das deutsche Engagement im Orient nicht gänzlich aussetzen wollte, überführte man Personal und finanzielle Mittel in das neu gegründete Deutsche Komitee

Orient Institut (DOI). A u c h das

Persische

hatte über den Krieg hinaus Bestand, wobei sich sein Arbeitsbereich nun auf die

Betreuung der persischen Schüler in Deutschland und die Herausgabe von Käve beschränkte. Da die offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Persien unterbrochen waren und die persische Regierung auf britischen Druck einer Reihe deutscher Staatsbürger die Einreise nach Persien verweigert hatte, erhoffte man sich, über das Persische

Komitee und Käve weiterhin

einen gewissen Einfluss ausüben zu können. Aufgrund der regen Rezeption durch persische Studenten in der Schweiz „kann kein Zweifel sein", so ein Mitarbeiter des DOI, „dass die Weiterführung der K a w e h für uns von grösstem Wert sein würde." Zumal die Möglichkeit bestehe, die jungen Studenten, die vornehmlich aus den ersten Familien Persiens kämen und später einflussreiche Stellen einnehmen würden, „in einem uns erwünschten Sinne beeinflussen und im besten Sinne eine kulturpolitische Propaganda'" 2 9 aufrechterhalten zu können.

Im September 1919 stellte die Reichsfinanzverwaltung die weitere Finanzierung von Käve und des Persischen Komitees ein, und die Büros der Redaktion wurden geschlossen. Ebenfalls im September 1919 teilte Käzemzäde Iränsahr dem A A mit, dass seiner Meinung nach „eine

129

AA-PA, R 19115, A 29855, Haas (DOI) an AA (18.11.1919).

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politische Zeitschrift wie Kave wegen der heutigen Zustände nicht mehr einen bedeutenden Einfluß und Absatz in Persien haben wird" und kündigte die Gründung einer eigenen „wissenschaftlichen, literarischen und wirtschaftlichen Zeitschrift'"30 an. Für diese neue Zeitschrift erbat Käzemzäde um finanzielle Unterstützung und die Weiternutzung der Redaktionsräume und Materialien von Käve vom AA. Auch Taqizäde schien zu diesem Zeitpunkt kein unmittelbares Interesse an einer Fortsetzung von Käve gehabt zu haben, da er gegen die Anfrage Käzemzädes keine Einwände erhob.131

Die Niederlage des Deutschen Reiches hatte Taqizäde in eine unangenehme Situation gebracht. Die Kooperation mit dem AA und Agitation gegen die Entente sowie seine Verbindung zur Provisorischen Regierung hatten sich als strategischer Fehler herausgestellt'32, so dass seine Bemühungen, an der Friedenskonferenz in Versailles teilzunehmen, von Briten und Franzosen obstruiert wurden.'33 Eine Rückkehr nach Iran schloss Taqizäde zu diesem Zeitpunkt ebenfalls aus, da er Repressalien von Seiten derjenigen befürchtete, gegen die er in der Alten Folge polemisiert hatte.'34 Obwohl ihn die Unruhen im Deutschen Reich 1918/19 zutiefst verunsichert hatten, erwog Taqizäde im Dezember offenbar doch eine Weiterführung Käves - aus Ermangelung anderer Alternativen.'35 Seiner Bitte um eine Weiterführung waren bereits Verhandlungen zwischen dem DOI und dem AA vorausgegangen und in einem «Friedensprogramm» wurde schließlich festgestellt, dass in der Herausgabe von Käve „eine der hauptsächlichen Aufgaben des pers. Komittees'"36 liege. Nach Genehmigung durch die Abteilung A des AA im Dezember 1919 wurde ein Vertrag zwischen dem DOI und Leszczynski aufgesetzt, der zunächst für ein Jahr die Weiterführung von Käve gewährleisten sollte.'37

130

AA-PA, R 1 9 1 1 5 , A 24960, Kazemzadeh an Blücher (AA) (19.9.1919). AA-PA, R 1 9 1 1 5 , A 26623, Taqizadeh an AA (8.10.1919). Käzemzäde Iränsahr sollte seine Pläne 1922 realisieren und die Zeitschrift Iränsahr in Berlin gründen, die sich teilweise an Käve orientierte. 132 Vgl. KATOUZLAN, Political Economy, S. 66. 133 Vgl. AA-PA, R 19085, A 7366, Telegramm von Rosen (Haag) an AA (10.3.1919). Rosen bittet das AA, eine Einreiseerlaubnis für Taqizäde nach Paris zu erwirken. Diese wurde offenbar nicht erteilt, so dass Taqizäde lediglich im April 1919 eine Denkschrift mit dem Titel Memorandum on Persia's Wishes and her Aspirations addressed to the Peace Conference of Paris veröffentlichte. Ob die persische Delegation Taqizäde überhaupt akzeptiert hätte, ist zudem fraglich. 134 Vgl. etwa: AA-PA, R 19085, IV Ps. 725, Bericht Wilhelm Littens (17.7.1920). Laut dieser Notiz bat Taqizäde mehrmals das AA, über Rudolf Sommer Informationen über die Reaktion seiner „Feinde" auf eine eventuelle Rückkehr nach Iran einzuholen. 135 Vgl. die lebhaften Schilderungen öamälzädes in: REZAVI, Lahze'i, S. 28f. 136 AA-PA, R 19085, A 7366, Notiz von Mittwoch. 137 AA-PA, R 1 9 1 1 5 , A 29555, Aktennotiz der Abteilung A (19.12.1919) und A 248, Vertragsdokument zwischen dem DOI und Leszczynski (5.1.1920). 131

II. Käve als Exilzeitschrift

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II.3.2 Die «Neue Folge» von Käve Die Redaktion von Käve, speziell Taqlzäde, versuchte sich in dem Vorwort zur Neuen Folge der Zeitschrift deutlich von den nun mit Alte Folge (doure-ye qadtm) bezeichneten Jahrgängen zu distanzieren. Die alte Käve sei ein „Auswuchs des Krieges (zäyed-e gang)" gewesen, deren vornehmliches Ziel die „geistige Stärkung (taqviyat-e ma'navi) der persischen Nationalisten (vatanparastän-e Irärt)" gewesen sei. Doch der Gang der Weltgeschichte, vor allem der Zusammenbruch des Deutschen Reiches und die Oktoberrevolution in Russland, hätte einen „grundlegenden Wandel in der europäischen Politik (tabdil-e asäsl dar siyäsat-e masreqzamin)" herbeigeführt, der auch die Situation Persiens verändert hätte. Nun sei Großbritannien die einzige europäische Macht in Persien und Zentralasien. Mit dieser Nummer beginne, so Taqlzäde, eine „Friedensfolge (doure-ye solh)", die mit der vorherigen Käve keine Verbindung mehr habe. Die Neue Folge werde vor allem „wissenschaftliche, literarische und historische Artikel" 138 enthalten. Tatsächlich nahmen die Beiträge über Literatur und Geschichte sowohl an Zahl als auch Umfang in der Neuen Folge deutlich zu, während der Komplex der Kriegsberichterstattung aus naheliegenden Gründen nicht mehr erschien und auch die Zahl der aktuellen Meldungen aus Persien deutlich abnahm.

138

Taqlzäde: „Doure-ye gadid"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 1 (22.1.1920), S. 1-2, hier: S. 1.

48

III. Organisatorische

Aspekte

III. Organisatorische Aspekte III. i Erscheinungsweise Die Zeitschrift Käve erschien in zwei Folgen, der «Alten Folge » (doure-ye qadlni) von 19161919 und der «Neue Folge» (doure-ye gadld) von 1920 bis 1922. Die Alte Folge begann mit der ersten Nummer am 24. Januar 1916 und endete mit der 35. Nummer des 4. Jahrgang am 15. August 1919, wobei insgesamt sechs Ausgaben der Zeitschrift als Doppelnummern erschienen sind. Die Neue Folge, die am 22. Januar 1920 mit der ersten Nummer des 5. Jahrgang begann, umfasste 24 reguläre Nummern (mit einer Doppelnummer) und wurde mit einer Sonderausgabe am 30. März 1922 eingestellt. Bezüglich der angegebenen Erscheinungstermine ist anzumerken, dass diese nicht zwangsläufig dem tatsächlichen Datum der Ausgabe der Zeitschrift entsprechen. Da die NfdO den Inhalt von Käve verschiedenen Stellen zur Zensur vorlegte, ergaben sich vor allem in der Alten Folge erhebliche zeitliche Abstände zwischen dem angegebenen und dem tatsächlichen Erscheinungstermin.

Wie aus der folgenden Übersicht (Tabelle 1) zu ersehen ist, weist die Alte Folge eine geringere Periodizität als die Neue Folge auf. In der A F erschienen im ersten Jahrgang (1916) insgesamt 16 Nummern von Käve. Während die ersten vier Nummern, wie von der Redaktion und der NfdO vorgesehen, alle zwei Wochen veröffentlicht wurden, so markieren die Nummern 5&6 bzw. 7&8 als Doppelnummern den Übergang Käves zu einer Monatszeitschrift. Vor allem finanzielle Gründe veranlassten die NfdO zu diesem Schritt.1 Vor dem Hintergrund der erneuten Intensivierung des deutschen Engagements in Iran im Herbst 1916 erschienen in kurzem Abstand die Nummern 14 bis 16. Im zweiten Jahrgang (1917) veröffentlichte die Redaktion lediglich sechs Nummern von Käve. Vermutlich hatte das A A aufgrund der Konflikte zwischen dem Persischen

Komitee, der Provisorischen

Regierung und dem Osmanischen

Reich zur Zurückhaltung gemahnt. Mithin ergab sich durch die wenig erfolgreich verlaufenden Operationen zwischen 1916 und 1917 ein schwindendes Interesse an Iran.2 Die Oktoberrevolution in Russland und die damit verbundenen Hoffnungen bewegten die Redaktion und NfdO, die Zeitschrift bis Juli 1918 monatlich regelmäßig erscheinen zu lassen (mit Ausnahme der Juliausgabe). Bis Kriegsende erschien noch eine Doppelnummer (Nr.

1 2

Vgl. AA-PA, R 19113, A 5807/16, Handschrfll. Notiz von Mittwoch (3.3.1916). Vgl. GEHRKE, Persien, Bd.i, S. 298-310.

49

III. Organisatorische Aspekte

31&33), Nr. 33 erschien vier Tage nach Bekanntgabe des Waffenstillstandes am 15. November 1918, so dass der dritte Jahrgang von Käve insgesamt 7 Nummern umfasst. Der vierte Jahrgang von Käve (1919) war geprägt durch die Nachkriegsunruhen in Deutschland, der Abwanderung eines Teiles der Redaktion (u.a. Mohammad QazvinI) und Umstrukturierungen im AA, die eine weitgehende Einschränkung der finanziellen Unterstützung zur Folge hatte. Lediglich im März und August 1919 gelang es der Redaktion, jeweils eine Nummer zu veröffentlichen. Im Dezember 1919 einigten sich die Nachfolgeorganisation der NfdO, das Deutsche Orient Institut (DOI), und das AA auf eine Weiterfinanzierung von Käve, die dann in der Neuen Folge über zwei Jahre regelmäßig monatlich veröffentlicht wurde (mit Ausnahme von Nr. 4&5, die als Doppelnummer im Mai 1920 erschien). Anzumerken ist, dass der erste Jahrgang der Neuen Folge (1920) als fünfter Jahrgang in Kontinuität zur Alten Folge gezählt wurde - auch erfolgte neben der Einzelzählung der Nummern während des Jahrganges auch eine Gesamtzählung seit der ersten Nummer von Käve. Dies änderte sich mit der ersten Nummer der Neuen Folge im zweiten Jahrgang (1921). Ende 1921 waren die Finanzmittel, die der Redaktion von Seiten des AA bewilligt worden waren, aufgebraucht. Zudem berief die iranische Regierung Taqlzäde zur Jahreswende 1922 in die Delegation für die weiteren Verhandlungen des persisch-russischen Vertrages nach Moskau, so dass die Zeitschrift im März 1922 mit einer Sondernummer eingestellt wurde.

Tabelle 1 Erscheinungsweise der Zeitschrift Käve

Jg. 1 AI-

Nr. 1

2 3 4 5&6 7&8 9

10 11 12 13 14

15 16 17

Dalum 24. Januar 8. Februar 29. Februar 14. März 18. April 16. Mai 15. Juni 15. Juli 15. August 15. September 15. Oktober 15. November 1. Dezember 15. Dezember 1. Januar

1916 1916 1916 1916 1916

Jahr

Seiten

1916

BibliographieNummern

8 8 4 8

1-7 8-17

10 10

1916 1916 1916 1916 1916 1916 1916 1916 1916 1917

1917

8 8 8 8 8 8 8 8 8

18-24 25-33

34-38

39-44 45-48 49-53

54-61 62-67 68-70 71-74 75-79

80-85 86-94

50 2. AF

3. AF

III. Organisatorische Aspekte 18&19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29&30 31&32 33

4. AF

34 35

5. N F

1(36) 2(37) 3(38) 4&5 (39&40) 6(41) 7(42) 8(43) 9(44) 10 (45) 11(46) 12 (47)

2. NF

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

NF

Sonderausgabe

15. Februar 15. April 15. Juni 15. August 15. September 15. Januar 15. Februar 15. März 14. April 15. Mai 15. Juli 15. Oktober 15. November

1917 1917 1917 1917 1917 1918 1918 1918 1918 1918 1918 1918 1918

1917

1. März 1919 15. August 1919

1919

8 8

173-177 178-183

1920

16 12 12 28

184-189 190-198 199-204 205-212

8 12 16

213-218 219-224 225-229 230-231 232-238 239-241 242-247

1918 1918

22. Januar 21. Februar 21. März 21. Mai

1920 1920 1920 1920

18. Juni 17. Juli 16. August 15. September 15. Oktober 13. November 13. Dezember

1920 1920 1920 1920 1920 1920 1920

11. Januar 10. Februar 11. März 10. April 9. Mai 8. Juni 7. Juli 6. August 4. September 3. Oktober 2. November 1. Dezember

1921 1921 1921 1921 1921 1921 1921 1921 1921 1921 1921 1921

1921

30. März 1922

1922

16 8 8 8 8 8 14 8 12 8 16 18 10

4 16+2 12+2 12+2

95-99 100-108 109-113 114-117 118-121 122-127 128-137 138-146 147-153 154-158 159-163 164-168 169-172

16+4 16+4 16+4 16+4 16+4 16+4 16+4 20+4 12+4 16+4 16+4 32+4

248-253 254-261 262-267 268-278 279-285 286-293 294-300 301-309 310-316 317-322 323-328

2+4+4

334-336

329-333

III. Organisatorische Aspekte

51

III.2 Verlag und Redaktion Die Zeitschrift Käve bzw. die Redaktion verfügte über keinen unabhängigen Verlag im gewerblich-rechtlichen Sinne. Die von der Redaktion in der Regel auf der letzten Seite der Zeitschrift angegebene Druckerei Käveyäni (cäphätie), die auch die weiteren Publikationen der Exilgemeinde «verlegte», existierte bis März 1921 lediglich nominell, um den Publikationen der Exilgemeinde einen von deutschen Behörden unabhängigen Charakter zu geben.3 Mithin hatte die NfdO die Einrichtung einer eigenen Druckerei - und bis 1918 auch einer eigenen Typographieeinrichtung - konsequent abgelehnt, da man die Kontrolle über die persischsprachigen Publikationen nicht aus der Hand geben wollte (vgl. III. 3). Der Druck erfolgte in der Reichsdruckerei in Berlin. Größtenteils fremdfinanziert bestand offensichtlich niemals die Notwendigkeit, die Zeitschrift gewerblich einzutragen bzw. zu organisieren.

Anders verhält es sich mit den presserechtlichen Gegebenheiten. In ihrem anfänglichen Enthusiasmus hatten die Mitarbeiter der NfdO nicht beachtet, dass auch die Publikationen des A A dem Reichspressegesetz vom 7. Mai 1875 unterlagen, welches besondere gesetzliche Bestimmungen für Zeiten der Kriegsgefahr, des Krieges und des erklärten Belagerungszustandes enthielt und bestimmte Verfassungsartikel außer Kraft setzte.4 In den ersten Kriegsjahren herrschte über den Grad der Pressekontrolle durch die militärischen Behörden eine hohe Rechtsunsicherheit. Vielleicht hatte es die NfdO aus diesem Grund versäumt, eine Genehmigung von Seiten des Oberkommandos einzuholen, das vom Erscheinen Käves erst durch die deutsche Presse erfuhr und gegen die Auslassung des offiziellen Weges beim A A Protest einlegte. Die Genehmigung der Zeitschrift nach §30 des o.g. Presserechts erfolgte dann nach einiger Verzögerung am 24. März 1916.5 Mit dieser offiziellen Genehmigung und der Unterstellung der Redaktion unter das Reichspressegesetz wurde nicht nur der rechtliche Rahmen definiert, sondern auch die Zensur, Suspendierung und das eventuelle Verbot der Zeitschrift sanktioniert (vgl. III.7). Dieser rechtliche Rahmen galt offenbar nur bis 1918. Für den Zeitraum zwischen 1919 und 1922 liegen mir keine Informationen vor, die auf etwaige presserechtliche Einschränkungen hinweisen.

Vgl. Arjomand, Kamran: „Die Buch- und Kunstdruckerei Kaviani und die iranischen Intellektuellen in Berlin um die Zeit des Ersten Weltkrieges"; in: HöPP, Gerhard: Fremde Erfahrungen. Asiaten und Afrikaner in Deutschland, Österreich und der Schweiz bis 1945; Berlin 1996, S. 169-185, hier: S. 172. 4 Vgl. KOSZYK, Kurt: Deutsche Pressepolitik im Ersten Weltkrieg; Düsseldorf 1968, S. 20-24 und AA-PA, R 19113, A36563 Mann an AA (18.12.1915), S. 3. 5 Vgl. AA-PA, R 19113, A 6925, OK in den Mahren an Redaktion derKaweh(i5_3.i9i6) undR 19114, A 7728, OKH an A A (24.3.1916). 3

52

III. Organisatorische Aspekte

In Zusammenhang mit presserechtlichen Aspekten stellt sich letztendlich auch die Frage der redaktionellen Verantwortung. In keiner Nummer von Käve findet sich ein Impressum, das über die redaktionelle Verantwortung Auskunft geben könnte. Da die Mitglieder der Redaktion ihre Artikel in der Regel nicht namentlich kennzeichneten, ergeben sich bei der Identifikation der Verfasser einige Probleme. Taqlzäde und öamälzäde unterzeichneten einige ihrer Beiträge mit ihrem eigenen Namen, bei anderen Artikeln gebrauchten sie Pseudonyme. 6 Aufgrund der vehementen Reaktionen auf verschiedene Artikel in Käve und anderen Publikationen der Exilgemeinde (etwa der Kurzgeschichtensammlung Yaki büd va yaki nabüd), versuchte die Redaktion ihre Mitglieder durch Anonymität zu schützen.7 Die Redaktion war sich der Problematik der fehlenden Kennzeichnung von Artikeln durchaus bewusst und kündigte daher in der letzten Nummer der Alten Folge an, dass alle Artikel mit literarischem, wissenschaftlichem

oder

kulturellem

Inhalt

zukünftig

unterzeichnet

werden

würden.

Allerdings setzten weder Taqlzäde noch öamälzäde diese Ankündigung konsequent um.8 Im Vorwort zur Neuen Folge gibt Taqlzäde dann jedoch ausdrücklich bekannt, dass die redaktionelle Verantwortung der Zeitschrift Käve von nun an ausschließlich bei ihm liege. 9 Anhand der Komplementärquellen, d.h. der Autobiographie Taqizädes und Erinnerungen von öamälzäde, konnte in einigen Fällen der Autor identifiziert werden.10

Die Arbeitsräume der Redaktion waren in einem Privathaus in der Leibnitzstraße 64 in Berlin Charlottenburg untergebracht, im dem auch die Privatwohnungen von öamälzäde und QazvTni waren. A b Januar 1921 verfügte die Redaktion auch über eine eigene Telegraphieadresse (Rouznakaveh Berlin).1'

Die zentrale Persönlichkeit der Redaktion war zweifellos Taqlzäde, der in der Neuen Folge nicht nur die redaktionelle Verantwortung übernahm, sondern auch der produktivste Autor der Zeitschrift war. Neben seiner umfangreichen Artikelserie über die Entstehung des Sähnämes, die weitgehend auf europäischer Sekundärliteratur beruht und speziell in Bezug auf die wis-

Taqlzäde gebrauchte das Pseudonym mohassel (Schüler) und öamälzäde den persischen Eigennamen äähro(i. Als Mahnung dürfte der Redaktion um Taqlzäde das Schicksal der Redaktion der konstitutionellen Zeitschrift Sür-e Esräfil gedient haben (vgl. SOUROUDI, Sorour: „Sur-i Esrafil, 1907-1908: Social and Political Ideology"; in: Middle Eastern Studies 24 (1988), S. 230-248). Vgl. die Einleitung zu einem Leserbrief von Mohammad Qazvini in: "Räge 1 be-maqäle-ye rasm al-fyatt"; in: Käve, AF, 4. Jg., Nr. 35 (1.3.1919), S. 8. 9 Vgl. Taqizäde: „Doure-ye gadld"; in: Käve, NF, 5 Jg., Nr. 1 (22.1.1920), S. 2: „Mas'üliyyat-e edäre va hamcenln mondaregät-e rüznäme-ye gadid-e Käve min ba'd az goz va koll monhaseran bä nev!sande-ye In sotür fovähad büd. Seyyed Hasan Taqizäde." 6

7

10

Vgl. DJAMALZADEH, Taqizadeh, tel que, S. i5ff. und TAQIZÄDE, Zendegl, S. 496-505.

" Vgl. RE2AVI, Lahzel, S. 33.

III. Organisatorische

Aspekte

53

senschaftliche Methode beträchtlichen Einfluss auf die folgende iranische Literaturwissenschaft und Philologie hatte 11 , ist vor allem auf seine Leitartikel Nokät [va molähazät

oder

fyiyälät] zu verweisen, die aufgrund ihres polemischen Gehaltes vehemente Reaktionen provozierten. Der zweite wichtige Autor der Zeitschrift war öamälzäde, der nach seiner Auslandsmission im Juli 1916 zur Redaktion stieß und in der Folgezeit aktiv an Käve mitarbeitete. In der Alten Folge gehörten der persische Dichter Ebrähim Pür Dävüd (Berlin, später Erlangen), der Literaturwissenschaftler Mohammad Qazvlnl (Berlin, später Cambridge) und der Sekretär der persischen Gesandtschaft in Berlin, 'Abbäs A'zam as-Saltäne, zum engeren Kreis der Redaktion. Leider geht weder aus den Akten des AA, noch aus den autobiographischen Berichten öamälzädes hervor, wie die redaktionelle Arbeit organisiert war. In der Alten Folge gab die NfdO die Inhalte, insbesondere die regelmäßigen Kriegsberichte, vor, so dass die individuellen inhaltlichen Dispositionen der Redaktion relativ beschränkt waren. In der Neuen Folge existierten offenbar keinerlei Auflagen. Die weiteren Autoren rekrutierten sich aus dem weiteren Kreis der iranischen Exilgemeinde in Berlin, obwohl Taqlzäde einige Personen konsequent ausschloss, etwa Vahid al-Molk Saybänl.' 3

Artikel und andere Beiträge für Käve verfassten 'Abbäs Eqbäl Ästiyän! (NF, Teheran), Edward G. Browne (NF, Cambridge), Dr. 'Ali {jän TabrizI (NF, Genf), Rezä Tarbiyat (NF, Istanbul), Josephine öamälzäde (NF, Berlin), Abü'l-Hasan Haklm! (AF, Berlin), Mohammad C

A1T Zakä' al-Molk Forügi (NF, Teheran, Paris), Mohammad Taqi Soltänzäde-ye Pasiyän (AF,

Berlin), Mahmüd A ß ä r (AF, Bern), Georg Brandes (AF, Kopenhagen), Oskar Mann (AF, Berlin/NfdO), Wilhelm Geiger (AF, Berlin) und Eugen Mittwoch (AF, Berlin/NfdO). Neben diesen Autoren wurden Texte von Oskar Ritter von Niedermayer (AF, Berlin), Bernadin du Saint-Pierre (NF, Café de Surat) und Arthur Christensen (NF) übernommen. Auch erreichte die Redaktion einige Leserbriefe, deren Verfasser dem nachstehenden Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve entnommen werden können.

Vgl. etwa ÄRIYANPÜR, AZ Sabä tä Nimä, Bd. 2, S. 232t Die Differenzen zwischen Taqlzäde und VahJd al-Molk blieben weitgehend unausgesprochen. Zwar unterzeichneten beide das im Rahmen des Sozialistenkongresses vorgelegte Memorandum, in seinem umfangreichen Tagebuch, dass während seines fünfjährigen Aufenthaltes in Berlin entstanden ist, erwähnt Vahid al-Molk weder Käve noch Taqlzäde mit einem einzigen Wort. Vgl. VAHID AL-MOLK: (fälerät-e mohägerat, passim. 12

13

54

III. Organisatorische

Aspekte

III.3 Druck Die Redaktion von Käve gab als Druckort bis Mai 1921 die Druckerei Käveyäni

(cäphäne-ye

Käveyäni) an, offensichtlich um die Unabhängigkeit der Publikation von deutschen Behörden zu suggerieren. Diese Druckerei existierte bis 1920 nur nominell, tatsächlich war die Reichsdruckerei in Berlin sowohl für den Satz (bis 1918) als auch den Druck der Zeitschrift (bis September 1921) verantwortlich.' 4 Von der Redaktion wurde die Reichsdruckerei nur zwischen Mai und September 1921 offiziell als Druckerei von Käve aufgeführt. Den Druck der letzten Nummern übernahm nun die als GmbH eingetragenen Druckerei „Kaviani" in BerlinCharlottenburg.

Der Druck selbst erfolgte typographisch mit einer Schrifttype, die auch für arabischsprachige Publikationen der NfdO verwendet wurde. Vor allem das Redigieren der Artikel gestaltete sich als ausgesprochen aufwendig, da die Redaktion bis 1918 über keine eigene Setzerei verfügte und in der Reichsdruckerei in Berlin keine entsprechend ausgebildeten Setzer arbeiteten. So musste die Redaktion alle Artikel handschriftlich skizzieren und die einzelnen Kennumern der arabischen Typen für den Setzer angeben. Die Redaktion korrigierte und redigierte die Artikel anhand der ersten Druckfahnen aus der Reichsdruckerei - ein Vorgang, der unter Umständen mehrere Male wiederholt werden musste.' 5 Der hohe Standard der Druckqualität etwa im Vergleich zu früheren Periodika wie Sür-e Esräfil oder Qänün - ist vor allem auf den persönlichen Einsatz Taqizädes zurückzuführen, der die Redaktionsmitglieder zu sorgfältigem Korrekturlesen anhielt und gegenüber dem A A seine Forderungen nach hochwertigem Papier und Schrifttypen durchsetzte.' 6 Auch bemühte sich TaqTzäde bereits seit Juli 1916 um die Einrichtung einer eigenen Druckerei und die Bereitstellung einer eigenen Stereotypieeinrichtung, die das Redigieren erleichtern sollte. 17 Das A A bat um Stellungnahme seitens der NfdO in dieser Angelegenheit. Mittwoch lehnte das Ansinnen Taqizädes zum einen mit dem Verweis auf die mangelnde Rentabilität einer eigenen Druckerei ab.

' 4 Vgl. etwa: AA-PA, R 19113, A 36563, Mann an A A (17.12.1915). Auch ÖAMÄLZÄDF (Taqizäde be-qalam, S. 225) gibt an, dass Käve in der Reichdruckerei in Berlin gedruckt wurde. Dies bedeutet jedoch nicht, dass der Druckvorgang zwangsläufig in der Reichsdruckerei ausgeführt wurde. Im Namen der Reichsdrackerei oder des DOI wurden die Aufträge zum Druck von Käve teilweise an private Druckereien weitergegeben (vgl. AA-PA, R 19115, A 29855, Leszczynski an Seiler (27.11.1919), Durchschläge dem Schreiben beigefügt. 15 Vgl. ÖamAlzAde, Taqizäde be-qalam, S. 180. Offenbar musste die Redaktion nicht nur die Typennummem angeben, sondern den gesamten Text unverbunden niederschreiben (siehe: AA-PA, R 19115, A29855, Leszczynski an Seiler (27.11.1919), S. 2). 1 17

Vgl. z.B. A A - P A , R 19115, A 29855, Leszczynski an Seiler (27.11.1919), S. 2. Vgl. A A - P A , R 19114, A 17968, Taqizadeh an A A (7.7.1916).

III. Organisatorische

Aspekte

55

Aber „auch eine andere Erwägung", so Mittwoch in seiner Expertise, „spricht unseres Erachtens gegen die Anschaffung einer Druckerei. Wie die Dinge jetzt liegen, haben wir die Kontrolle über alle Druckerzeugnisse der Perser. Wenn sie ihre eigene Druckerei haben, läßt sich eine derartige Kontrolle nur schwer ausüben und wir wären keineswegs sicher, daß sie nicht auf eigene Faust Aufsätze und Broschüren drucken.'" 8 Die Anschaffung einer Setzerei verzögerte sich, da die notwenigen Materialien der Kriegsbewirtschaftung unterworfen waren, so dass erst im Oktober 1918, kurz vor Kriegsende, das A A und die Metall-Vermittlungsstelle in Leipzig ihr Einverständnis erklärten. 19 Dies vereinfachte die Drucklegung der Zeitschrift erheblich, da nun der Satz aber auch die Korrektur von Mitgliedern der Redaktion persönlich ausgeführt werden konnte. Mit Beginn der Neuen Folge stellte die Nachfolgeorganisation der NfdO, das DOI, der Redaktion einen ihrer ehemaligen Mitarbeiter, Leszczynski, als Schriftleiter und Setzer zur Seite, so dass von einer Arbeitsteilung zwischen Redaktion und Satz auszugehen ist.20

Die letzten Ausgaben von Käve druckte die Buch- und Kunstdruckerei «Kaviani» in Berlin. In der dritten Nummer des 2. Jg. der Neuen Folge erscheint zum ersten Mal ein Inserat der Buchund Kunstdruckerei

«Kaviani» in Berlin-Charlottenburg (Leibnitzstraße 43), unweit der Re-

daktionsbüros. Die Angaben über diese Druckerei sind leider recht unvollständig, aber offenbar meldeten iranische Privatpersonen 1921 eine gleichnamige GmbH in Berlin an. 21 Außer dem besagten Druck der letzten Nummern von Käve war die Firma ansonsten sowohl von der Redaktion als auch deutschen Behörden unabhängig. 32 In der Sondernummer (März 1922) schaltete Käveyäni eine ganzseitige Anzeige und warb für fünf Titel: ein Sammelband von drei Theaterstücken, die angeblich aus der Feder Mirzä Malkom ^äns stammten 23 , ein arabisches Geschichtswerk von Hamze-ye EsfahänT, eine Qur'än Ausgabe, ein Lehrbuch für das

A A - P A , R 19114, Mittwoch an A A (17.7.1916). Vgl. A A - P A , R 19115, A 36300, Taqizadehan A A (28.8.1918) und A 41688, Metall-Vermittlungsstelle Leipzig an A A (6.10.1918). 2 0 A A - P A , R 19115, A 248, Vertrag zwischen dem DOI und Leszczynski (5.1.1920). 18 19

E.G. BROWNE (Literary, Bd. IV, S. 490) gibt Mirzä 'Abd as-§akür als Eigentümer von Käveyäni an, YONAN und NIRUMAND (Iraner in Berlin, S. 80) hingegen den türkischen Exilanten Ilias Bragon Bey. Vgl. auch ARJOMAND, Kaviani, S. i76f. Ob Käveyäni hingegen über eigene Druckmaschinen verfügte, konnte nicht ermittelt werden. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten in einer Zeit wirtschaftlicher Depression ist davon auszugehen, dass die Druckerei zunächst nur den Satz der verschiedenen Publikationen anfertigte und den eigentlichen Druck als Auftrag weitergab. 2 2 In der Sondernummer von Käve (März 1922) verweist die Leitung der Druckerei unter dem Eindruck der Einstellung der Zeitschrift ausdrücklich daraufhin, dass keine Verbindung zur Redaktion von Käve bestehe. 2 3 Diese Komödien wurden 1933 ins Französische übersetzt: MALKOM KHAN: Les Comédies âe Malkom Khan. Les mésaventures d'AchrafKhan Zaman Khan ou le gouverneur modèle Les tribulations de Chah Qoulî Mîrzâ; Liége/Paris 1933. ALGAR (Malkum Khan, S. 264fr.) ordnet die Theaterstücke allerdings Mirzä Äqä Tabrizï zu. 21

56

III Organisatorische

Aspekte

Saiteninstrument Tär von 'AlTnaql IJän VazTri24 sowie ein deutsch-persisches Wörterbuch von MIrzä Rezä Hau Tarbiyat. Zudem bot die Druckerei einen Taschen- und Wandkalender für das Jahr 1302s (1923/24) an. A u f die vermutlich nur nominelle Existenz von Käveyäni vor 1921 weist der Umstand hin, dass die Publikationen, die während des Krieges angeblich von Käveyäni verlegt worden sind (etwa üamälzädes Gang-e säygän) in dem Verlagsprogramm von 1922 nicht aufgeführt sind. Käveyäni existierte offenbar bis 1925 und war zumindest zeitweise auch für den Druck der Zeitschrift Iränsahr verantwortlich, auch scheinen weitere Publikationen von der wachsenden iranischen Exilgemeinde in Berlin in den frühen zwanziger Jahres dort verlegt worden zu sein.25

III.4 Format & Layout Die Zeitschrift Käve wurde auf hochwertigem Zeitungspapier mit dem Format 37,5x26cm gedruckt. 26 Das graphische Layout änderte sich in den sechs Jahren nur einmal geringfügig zu Beginn des 2. Jahrgangs der Neuen Folge. Die Titelseite besteht in dem oberen Drittel aus dem Titelbild, das in Anlehnung an das Sähnäme die Sammlung der freiheitsbewussten Iraner unter dem Banner des Helden Käve zeigt. 27 Unterhalb des Titelbilds schließt die Dachzeile mit dem Titel Käve in der Mitte. Seitlich des Titels befinden sich rechts die Adresse der Redaktion und links die Preisangabe. Unter der Dachzeile folgt eine weitere Leiste, in der das Erscheinungsdatum nach dem gregorianischen, islamischen (hegri qamari) und dem iranischen Sonnenkalender Yazdegerd

(hegri

samsi) aufgeführt ist. In der unteren Hälfte des Titelblatts beginnt in der Regel der Leitartikel. In keiner Ausgabe erfolgt die Angabe eines Impressums oder Inhaltsverzeichnisses. Anfang 1921 ändert sich das Layout. Zum einen bekommt die Zeitschrift einen Mantel, der das bereits beschriebene Titelbild zeigt, nun aber in der unteren Hälfte einen, bis zur Einstellung Käves unveränderten, Text über die inhaltliche Zielsetzung der Zeitschrift enthält. Die Redaktionsadresse erscheint in der Fußleiste des Titelblatts. A u f der Innenseite des Mantels finden sich

24

Zu 'Allnaqi Hän Vaziri siehe: yÄLEQl, Rüholläh: Sargozast-e müsiqi-ye Irän; Bd. 2, Tehrän 1335s (1956).

Vgl. ARJOMAND, Kaviani, S. 178fr Auch druckte Käveyäni verschiedene arabischsprachige Exilperiodika im Zeitraum zwischen 1922 und 1924, u.a. al-Hamäma, Liwa-el-Istam, Äzädt-ye sarg oder die Moslemische Revue, v^l. HöPP, Periodika, passim. 2 Die einzelnen Bögen von Käve entsprachen dem „Rheinischen Format" (37,5x53 cm), dieses Großformat wurde im Faltwerk auf die o.a. Größe verkleinert (vgl. DOVIFAT, Zeitungslehre, Bd. 2, S. ioof.). 2 7 Vgl.: MANN, Oskar: „Käve va darafs-e Käveyäni"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 1 (24.1.1916), S. 3-4 und CHRISTENSEN, Smeden Käväh, S. 1-26. Das Titelbild ist ein lithographischer Druck, signiert von H. Richter.

25

III. Organisatorische Aspekte

57

Rubriken, z.B. bezüglich der Vertretungen von Käve, Corrigenda etc. Eine verkleinerte Darstellung des Titelblattes nimmt das oberste Viertel der ersten Seite ein.

Die einzelnen Nummern umfassen sowohl in der Alten als auch der Neuen Folge 4 bis 32 Seiten, die Doppelnummern in der Regel 16 bis 32 Seiten. Die einzelnen Artikel werden mit abgesetzten Überschriften, die einen größeren Schriftgrad aufweisen, betitelt. Untertitel erscheinen inversiv oder abgesetzt. In wenigen Fällen ist die Überschrift in nasta'liq gesetzt. Der Satz des Textes erfolgt zweispaltig, in einigen Ausnahmen auch in durchgehendem Blocksatz. Hervorhebungen im Text werden entweder durch einen größeren Schriftsatz, Unterstreichungen (einfache und doppelte), die Setzung eines (!) bzw. von « », oder durch die Verwendung von nasta'liq kenntlich gemacht. Diakritische Zeichen werden vor allem bei arabischen Ausdrücken häufig verwendet, ebenso werden orthographische Besonderheiten herausgestellt und gebrochene arabische Plurale gesondert erklärt. Auffällig ist die regelmäßige Verwendung von Fußnoten, in denen die Quellen angegeben oder bestimmte Ausdrücke definiert werden. Das strenge Layout wird gelegentlich durch Graphiken, Karten oder Tabellen aufgelockert. In dem Artikel Eugen Mittwochs über den persischen Maler Rezä-ye 'AbbäsT finden sich Fotoreproduktionen von fünf seiner Werke.38

III.5 Auflage Die Auflage von Käve in der Alten Folge erreichte laut Akten des A A 3.000 Exemplare.29 Ob diese Druckauflage tatsächlich realisiert bzw. verändert wurde, geht allerdings aus den folgenden Dokumenten nicht hervor. Ohnehin ist es unmöglich, verlässliche Angaben zur Vertriebs- bzw. Leseauflage zu machen. Generell geht die Zeitungswissenschaft für das Deutsche Reich vor dem Ersten Weltkrieg von einem Verhältnis zwischen Vertriebs- und Leseauflage von 1:3 aus, d.h. durchschnittlich hatte ein vertriebenes Exemplar einer Zeitung drei Leser, wobei das statistische Datenmaterial eine weitaus differenzierte Aufschlüsselung zulässt. Die Daten für die Rezeption von Käve lassen solche Angaben nicht zu.

28 Vgl. MITTWOCH, Eugen: „Rezä-ye 'Abbäsi. Naqqäs-e Iräni . „ ; in: Käve, AF, 2. Jg., Nr. 23 (15.9.1917), S. 5-8. 29

Vgl. A A - P A , R.19113, A 36563, Mann an A A (17.12.1915), S 3.

58

III. Organisatorische

Aspekte

Für die Neue Folge von Käve plante die Redaktion und das DOI eine Druckauflage von 2.000 Exemplaren. 30 Auch für die Neue Folge ist nicht zu ermitteln, ob diese Auflage tatsächlich realisiert bzw. der Nachfrage angepasst wurde. Lediglich im Mai 1920 findet sich in den Dokumenten ein Schreiben der Redaktion, in dem sie auf 70 zahlende Abonnenten in Europa, den U S A , Syrien und Ägypten verweist. 3 ' Da die Redaktion die Veröffentlichung u.a. auch aufgrund der mangelnden Nachfrage einstellte, ist zu vermuten, dass die Druckauflage 2.000 Exemplare nicht erreichte.

III.6 Betriebswirtschaftliche Aspekte III.6.1 Preisgestaltung Ein Jahresabonnement der Alten Folge von Käve kostete 1 tümän in Persien und 5 französische Francs in Europa. Dieser Preis hatte offensichtlich eher symbolischen Charakter, da die N f d O Käve als Propagandamedium einsetzte und somit kostenlos an ausgewählte Stellen verteilte (vgl. III.6.2). Mit der Neuen Folge und der nun geringer ausfallenden finanziellen Unterstützung wurde der Preis für ein Jahresabonnement zum 22.1.1920 auf 2 tümän bzw. 40 R M oder 20 frz. Franc festgesetzt. Die Nachkriegsinflation und die damit verbundenen steigenden Produktionskosten veranlassten die Redaktion, bereits ab der 8. Nummer (August 1920) den Preis auf 3 tümän, 60 R M oder ein britisches Pfund anzuheben. Die Angabe des Preises in frz. Francs erfolgte nun nicht mehr. Mit der ersten Nummer der Neuen Folge im 2. Jg. (Januar 1921) wurde der Abonnementpreis auf 3 1/2 tümän bzw. 100 R M oder ein britisches Pfund erneut der Inflation angepasst. Eine letzte Änderung der Preisgestaltung erfolgte mit der 5. Nummer des 2. Jg. (Mai 1921), in der die Redaktion mitteilte, aufgrund des Preisverfalls der persischen Währung gegenüber dem britischen Pfund keine tümän mehr annehmen zu können. 32 Leider ist jedoch nicht zu ermitteln, inwieweit Einnahmen aus dem Verkauf der Zeitschrift zur Finanzierung der Unternehmung beitrugen.

Vgl. AA-PA, R 19115, A 29855, Lezczynski an Konsul Seiler (27.11.1919), S. lf. Vgl. AA-PA, R 19115, Redaktion der Kaweh an A A (20.5.1920). Später beschwert sich die Redaktion über die unregelmäßige Zustellung von Käve in Iran und gibt an, dass in Kermänsäh nur 33 Exemplare einer Nummer von Käve eingetroffen wären (vgl. „bl-nazml"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 9 (4.9.1921), S. II). Leider ist nicht vermerkt, wie viele Exemplare tatsächlich für Kermänsäh bestimmt waren. 32 Die persische Währung tümän bzw. qerärt (1 tümän = 10 qerän) basierte auf dem Silberstandart und hatte in der Vorkriegszeit stark an Wert verloren (1913 £1 = 55 qerän), aufgrund der relativen Silberknappheit nach dem Krieg erholte sich der tümän zunächst (1919 £1 = 25 qerän), verlor dann aber wieder an Wert (vgl. IssAWI, Charles: „European Economic Penetration, 1872-1921"; in: CHIr, Bd. VII, S. 590-607, hier: S. 602). 30 31

III. Organisatorische Aspekte

59

111.6.2 Finanzierung und Distribution der Alten Folge ( 1 9 1 6 - 1 9 1 9 ) Die Auflagenstärke Käves erreichte in der Alten Folge nominell 3.000 Exemplare, von denen 1.500 durch die Redaktion verteilt werden sollten, 1.000 Exemplare standen dem AA und 500 der NfdO zur Verfügung. Den Druck übernahm während der Alten Folge die Reichsdruckerei in Berlin, wobei Oskar Mann die Kosten der Drucklegung (inklusive Satz) für eine Nummer von vier Seiten Umfang in dem Kostenvoranschlag auf 240 RM, bei einer Nummer von acht Seiten auf 480 RM bezifferte. Allerdings kam das AA exklusiv für die Lebenshaltungskosten der Mitglieder der Redaktion bzw. des Persischen Komitees auf, und die hier angegebenen Kosten beziehen sich ausschließlich auf die Herstellung (ohne Vertrieb) der Zeitung.33 Die Finanzierung der Alten Folge von Käve übernahm das AA (Abteilung A).

Der ausgeschriebene Verkaufspreis in der Alten Folge (1 tümän respektive 5 frz. Franc) hatte im wesentlichen symbolischen Charakter, da ein Teil der Auflage kostenlos ausgegeben wurde. Generell finden sich keine Angaben über Einkünfte aus dem Verkauf der Zeitschrift.34 Das AA bestimmte Stockholm, Bern, Zürich, Genf, Haag, Budapest, Istanbul, Adana, Aleppo, Bagdad, Damaskus, Trabzon, Erzurum, Mosul, Kermanschah, Schiraz und Isfahan als Verteilerstellen für die Zeitschrift, die durch den diplomatischen Kurierdienst versorgt werden sollten.35 Zumindest in Istanbul wurden die Abonnenten von Käve individuell und auf postalischem Weg beliefert, wie 200 Adressenetiketten in den Dokumenten des AA belegen.36 Die Verbreitung von Käve in der Schweiz und anderen neutralen europäischen Staaten verlief weitgehend reibungslos und relativ erfolgreich.37 Türkische Stellen behinderten die Verteilung von Käve im Osmanischen Reich zwar bereits im April 1916, allerdings unterbanden sie die Distribution nicht gänzlich. Die Verbreitung der Zeitschrift in Persien erfolgte ab Juni 1916 offenbar nur noch sporadisch.38 Über die neutralen Staaten gelangten einige Exemplare

33

Vgl. AA-PA, R 1 9 1 1 3 , A 36563, Mann an AA (17.12.1915), S 3. Vgl. AA-PA, R 1 9 1 1 5 , A 53221, Handschrftl. Notiz (4.10.1918). Diese Annahme wird auch gestützt durch die Angaben von Lezczynski in einem Brief an Konsul Seiler (R 1 9 1 1 5 , A 29855, 27.11.1919), in dem für die Neue Folge von Käve auch die Einfuhrung von Annoncen und Abonnementpreisen erwogen wird. 35 Vgl. AA-PA, R 1 9 1 1 3 , A 2288, Handschrftl. Notiz von Schabinger (25.1.1916). 36 Vgl. AA-PA, R 1 9 1 1 4 , A 9274, Hedayat an AA (9.4.1916). In einer kurzen handschrftl. Notiz beschwert sich Hedäyat über die außerordentlichen Probleme bei der Lieferung der Zeitschrift in die Türkei. Die gummierten, selbstklebenden Adressenetiketten sind in persischer Schrift bedruckt. 37 Vgl. AA-PA 1 9 1 1 3 , A 4278, Kühlmann (Haag) an AA (15.2.1916). 38 Vgl. AA-PA, R 1 9 1 1 4 , A 14852, Zimmermann an Gesandtschaft in Constantinopel (7.6.1916) und A 2186, Nadolny an AA (24.1.1917). 34

60

III. Organisatorische

Aspekte

Käves auch nach Großbritannien und Frankreich, allerdings lässt sich die Zahl der Exemplare nicht eindeutig bestimmen. 39

III.6.3 Finanzierung und Distribution der Neuen Folge (1920-1922) Die Reichsfinanzverwaltung, die die Finanzierung des Persischen Komitees und der Zeitschrift Käve nach Ende des Krieges bewilligt hatte, setzte zum 1.10.1919 weitere Zahlungen aus. 40 Aufgrund der positiven Rezeption von Käve unter den persischen Exilanten im europäischen Ausland empfahl das DOI dem A A jedoch, die Zeitschrift im Rahmen eines «Friedensprogramms» fortzusetzen. Einen ersten Kostenvoranschlag reichte Léon Leszczynski dem A A Ende November 1919 ein, nicht ohne eigenes Interesse, denn er empfahl sich nachdrücklich als Setzer für Käve. Während die Reichsdruckerei für eine Nummer der Zeitschrift mit einer A u f l a g e von 2.000 Exemplaren 3.500 R M verlangte, so veranschlagte Leszczynski 1.750 RM. Diese Summe ergab sich aus dem Honorar Leszczynskis fur den Satz (800 RM), dem Druck durch die private Gutenberg-Druckerei (Berlin-Charlottenburg) (850 R M ) und weiteren Kosten für Büromaterialien (100 R M ) . 4 ' Ob die Gutenberg-Druckerei tatsächlich mit dem Druck von Käve beauftragt wurde, geht aus den weiteren Akten des A A nicht hervor, Leszczynski hingegen gelang es, das A A von seiner Person zu überzeugen. Ende November 1919 handelte das Persische

Komitee zusammen mit dem A A und dem D O I

die Finanzierungsmodalitäten aus. Taqïzâde bot im Namen des Persischen

Komitees

eine Ei-

genbeteiligung von 6.000 R M jährlich an, das DOI bewilligte eine Subventionierung von 3.000 R M pro Jahr und als privater Geldgeber finanzierte die Fa. Robert Wönckhaus & Co. (Hamburg) 42 mit 8.000 R M die weitere Herstellung der Zeitschrift für ein Jahr. Allerdings schränkte Taqïzâde ein, dass das Komitee erst im Laufe des Jahres den Betrag von 6.000 R M

So bat Taqlzäde das A A , die persische Gesandtschaft in London möge doch bitte Exemplare von Käve an E.G. Browne weiterleiten (AA-PA, R 19114, A 19338, Handschrftl. Notiz von Hülsen (21.7.1916)). Die Verteilung von Käve wie auch anderer Propagandaschriften der NfdO erfolgte zum Teil auf abenteuerliche Weise (UBoote, neutrale Schiffe usw.) auch in den Fernen Orient und nach Lateinamerika (vgl. BIHL, Kaukasus-Politik. 39

Teil 2, S. 109). 40

Vgl. AA-PA, R 19115, A 29855, Aktennotiz von Kühlmann (10.12.1919). •

Vgl. AA-PA, R 19115, A 29855, Leszczynski an Seiler (27.11.1919), S. 2. Die Handelsgesellschaft Wönckhaus & Co. war nicht nur wirtschaftlich in Persien engagiert, sondern bot sich vor Ausbruch des Krieges an, bestimmte Insurrektionen im Süden des Landes zu übernehmen (vgl. AA-PA, R 20938, S. 65). 41

42

III. Organisatorische

61

Aspekte

realisieren könne. 43 Mitte Dezember 1919 genehmigte das A A die Weiterfuhrung von Käve und den vorgelegten Finanzierungsplan. 44

Die Finanzierung des Persischen

Komitees (und damit der privaten Lebenshaltungskosten

seiner Mitglieder) bewilligte das A A gesondert für den Zeitraum vom 1.10.1919 bis zum 1.10.1922 und stellte dem DOI für diese Zwecke 180.000 R M zur Verfügung, die in monatlichen Raten von 5.000 R M ausgezahlt werden sollten. Doch die Wirtschafts- und Finanzkrise der Nachkriegszeit führten dazu, dass die Finanzierungsmodalitäten bereits im Mai 1920 obsolet waren. Allein für das laufende Jahr (1920), so Taqlzäde in einem Schreiben an das A A , benötige die Redaktion weitere 60.000 RM, es bestehe aber weiterhin die Hoffnung, dass für 1921 eine neue Regelung gefunden würde. In einem Gutachten schloss der Leiter des DOI, Eugen Mittwoch, eine Bewilligung von zusätzlichen Finanzmitteln aus, erklärte aber, dass der „Weiterbestand des Persischen Komitees (...) ohne die persische Zeitschrift Kaveh keinen rechten Sinn" hätte. Aus diesem Grund entschlossen sich das A A und das DOI, aus dem Fond, der für das Persische Komitee bereitgestellt worden war, die weitere Finanzierung von Käve zu bestreiten, mit der Konsequenz, dass die Mittel für das Persische Komitee nicht „bis zum 1. Oktober 1922 laufen, sondern entsprechend früher ihr Ende erreichen würden." 45 Die Redaktion bemühte sich in der Neuen Folge, private Geldgeber zu finden. Taqlzäde hoffte offenbar, so die anvisierten 6.000 R M Eigenbeteiligung des Persischen Komitees realisieren zu können. In einem Aufruf vom Juli 1920 bittet die Redaktion zehn vermögende Privatpersonen, jeweils 200 tümän für die Weiterführung von Käve bereitzustellen. 46 In diesem Aufruf gibt die Redaktion ebenfalls bekannt, dass sich die Veröffentlichung der Zeitschrift nur bei 3.000 bis 4.000 zahlenden Abonnenten rentieren würde - eine Zahl, die nicht annähernd erreicht wurde. Die Bitten um finanzielle Unterstützung stießen auf verhaltene Resonanz. Bis Ende 1921 hatten einige im Ausland ansässige Iraner der Redaktion etwa £300 (etwa 600 tümän) angeboten, was keinesfalls für die immens angestiegenen Kosten für Papier, Druck, Lebenshaltung und Mieten ausreichte. 47 Zwar bot Vossüq ad-Doüle der Redaktion im Sommer 1921 die Summe von 1.000 tümän an, wobei sein Interesse, wie der in Teheran zurückgelassene deutsche Ver-

43

V g l . A A - P A , R 1 9 1 1 5 , A 29855, L e s z c z y n s k i an Seiler, A u f z e i c h n u n g e n v o n B l ü c h e r und handschrftl.

S c h r e i b e n (in Persisch) v o n T a q i z a d e h ( 2 7 . 1 1 . 1 9 1 9 ) . 44

V g l . A A - P A , R 19115, A 29555, Aktennotiz Abteilung A (19.12.1919).

45

Zitiert nach: MAHRAD, Presse,

46

V g l . „ E s t e m d ä d " ; in: Käve, N F , 5. Jg., Nr. 7 ( 1 7 . 7 . 1 9 2 0 ) , S. 1-2.

47

T a q l z ä d e b e z i f f e r t die monatlichen Kosten im September 1921 mit 15.000 R M ( v g l . : „ A h t ä r - e m o h e m m " , in:

S. 63.

Käve, N F , 2. Jg., Nr. 9 ( 4 . 9 . 1 9 2 1 ) , III).

62

III. Organisatorische Aspekte

treter Rudolf Sommer vermutlich korrekt kommentierte, „weniger einem Interesse an der Sache selbst, als dem Wunsche entsprungen [war], den seines Einflusses halber gefürchteten Nationalisten [Taqizäde] solange wie möglich von Persien fernzuhalten."48 Dieser wies - ohne Vossüq ad-Doule namentlich zu nennen - sämtliche Angebote von den asräf (Notabein) und Beamten des Staates (ma'mürin-e doulat) in Käve kategorisch zurück und betonte, dass die Redaktion lediglich von vorzugsweise im Ausland ansässigen Privatpersonen Zuwendungen akzeptiere. Gleichzeitig betonte er, dass die Redaktion nicht etwa um Schenkungen oder Kredite bitten würde, sondern dass die Geldgeber als Gegenleistung an einer Form von Verlagsgenossenschaft Käve beteiligt würden.49 In der zweiten Nummer des 2. Jahrgangs der Neuen Folge kündigte die Redaktion zudem die Möglichkeit an, Annoncen in der Zeitschrift zu schalten. Bereits während des 5. Jahrgangs der Neuen Folge hatten das Handelsgeschäft Persepolis und die Buchhandlung Iranschähr (beide in Berlin) Werbeanzeigen geschaltet, im Laufe des 2. Jahrgangs der Neuen Folge fanden sich mit der Fa. Wönckhaus & Co. sowie der Buch- und Kunstdruckerei Käveyäni, dem Architekturatelier Behzäd weitere Inserenten ein. Somit hatte jede Nummer von Käve im 2. Jg. der NF einen Werbeanteil von ca. 3/4 - 1 Seite. Die Kosten für die Schaltung von Inseraten veröffentlichte die Redaktion allerdings erst im August 1921:

Tabelle 2 50 Preise für Inserate in Käve

Grüße des Inserats

tiir eine Nummer

Quartal (drei Nummern)

Halbes Jahr (sechs Nummern) 18 Pfund Sterling 40 Pfund Sterling 60 Pfund Sterling

Ganzes Jahr (zwölf Nummern) 100 Pfund Sterling 9 Pfund Sterling 20 Pfund Sterling 30 Pfund Sterling 50 Pfund Sterling

eine Spalte (27x10 cm) eine halbe Spalte (14,5x10 cm) eine drittel Spalte 4 Pfund, 17 Shil- 13 Pfund, 7 Shil- 20 Pfund Sterling 33 Pfund, 7 Shil(9x10 cm) ing ing ing eine viertel Spal- 4 Pfund, 10 Shi- 10 Pfund Sterling 15 Pfund Sterling 25 Pfund Sterling ling te (6,5x10 cm) 7,5 Pfund eine achtel Spalte 2 Pfund, 5 Shil5 Pfund 12,5 Pfund (3,5x10 cm) ing eine Zeile 9 Shiling 1 Pfund Sterling 1,5 Pfund 2,5 Pfund (7mmxio cm) 48 49 50

A A - P A , R 1 9 1 5 1 , Ber. 570, Sommer an A A ( 2 8 . 1 1 . 1 9 2 1 ) . Vgl. „Touzih"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 6 (8.6.1921), III. Vgl. „Qeymat-e e'län dar Käve"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 8 (6.8.1921), S. IV.

III. Organisatorische

63

Aspekte

Inwieweit sich die Zeitschrift in der Neuen Folge anteilmäßig durch den Verkaufspreis und Inserate finanzieren konnte, ist nicht belegbar. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Finanzierung keineswegs betriebswirtschaftlichen Prämissen folgte, die für die betreffenden Zeit von einer paritätischen Finanzierung durch Werbung und Verkaufserlös ausgeht. 51 Generell ist zu konstatieren, dass es sich bei Käve aufgrund der relativ geringen Abonnentenzahl um eine hochsubventionierte Unternehmung handelte, die ohne die Fremdfinanzierung durch das A A und einige wenige interessierte Leser keinesfalls über die Dauer von fünf Jahren hätte erscheinen können.

Das Distributionsnetz von Käve differenzierte sich in der Neuen Folge aus. In Iran, der Türkei, Indien, Großbritannien und Ägypten gelang es der Redaktion Privatpersonen, z.B. Kaufleute oder Buchhändler, zu gewinnen, die als Kontaktstellen für potentielle Abonnenten dienten, d.h. sie nahmen Bestellungen an, verteilten die einzelnen Nummern und sammelten die ausstehenden Gelder ein, die sie auf ein Konto in Großbritannien überweisen sollten. In der 6. Nummer des 5. Jg. (NF) erscheint erstmals ein Verzeichnis der vokalä-ye «Käve» (Vertreter von Käve): In Teheran konnte die Zeitschrift insgesamt bei sechs Stellen erworben werden: Hägg Mirzä Y a h y ä Doulatäbädl (in der ffiyäbän-e Barq), Seyyed 'Abd ar-Rahim £JälJ)älT (Ketäbffäne-ye fjalhäli),

Mirzä Mohammad Hoseyn Sadarh'I (im Sarä-ye Amir), S e y y e d ' A b d ar-

Rahlm Kasan! (ebenfalls Sarä-ye Amir), Hoseyn Ä q ä Parvlz ( ö o n b - e Tekkiye-ye doulatt) und HäggT Rezä Ä q ä öouräbcl (keine Adresse angegeben). In Isfahan fanden sich mit A m i n at-Toggär und dem Apotheker Mirzä Golämrezä zwei V e r treter, in Kermanschah mit dem Handelshaus (tegärathäne) von Mir Sadr Mir ' A b d al-Bäql ein Vertreter der Zeitschrift. Für SIstän ist mit ' A b ä Sa c ll y an Qägär ebenfalls ein Vertreter verzeichnet. Tabriz hatte drei Vertreter: KetäbJ}äne-ye Äzarbäygän,

HäggT Mohammad ' A l i

BädämCT und HäggT Mohammad Ä q ä Sarräfzäde, während in Maschhad die Bücherei Sarqi Ausgaben der Zeitschrift anbot. Außerhalb Irans gibt die Redaktion in dieser Ausgabe Istanbul (HäggT Hoseynqoll), Bombay (Handelsgesellschaft von Ä q ä Mohammad Taqi Afsär) und Kairo (Handelsgesellschaft Hägg Mohammad Rafi' MeskI) a n . 5 2 In einer späteren Nummer von Käve gab die Redaktion für den Zahlungsverkehr die Handelsgesellschaft „ M e s s " Hadji

51 52

Vgl. DOVIFAT, Zeitungslehre, Bd. 2, S. 139. Vgl. „Vokalä-ye Käve"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 6 (18.6.1920), S. 8.

64

III. Organisatorische

Aspekte

Ali Akbar & Sons L td , 109 Portland Street, Manchester (England)" an, die die Zeitschrift offenbar auch nach Fernost verschickten. 53 Die Versendung von Käve nach Persien und die Korrespondenz mit den dortigen Vertretungen gestaltete sich äußerst problematisch, da der Kontakt häufig für lange Zeit unterbrochen war. Zudem konfiszierten verschiedene Postämter die Sendungen oder veräußerten sie privat, und die Zahlungsmoral sowohl der Abonnenten als auch der Vertreter scheint nicht sehr hoch gewesen zu sein. 54 Allerdings antworteten Äqä Mohammad Taqi Afsär (Vertreter in Bombay) mit der Summe von £100 Sterling und die Vertreter in Manchester, HäggT CA1I Akbar, £50 Sterling auf die Bitte um finanzielle Unterstützung von Seiten der Redaktion. 55 Über den generellen Verbreitungsgrad von Käve können nur unzureichende Angaben gemacht werden. Die Distributionsschwerpunkte dürften Europa, Istanbul und Iran gewesen sein, allerdings finden sich in der Zeitschrift auch Reaktionen von Personen in Fernost und Indien (Bombay, Schanghai und Hongkong). 56

III.6.4 Finanzielle Situation der Exilgemeinde Einen wichtigen Aspekt zur Bestimmung der Lebensbedingungen der iranischen Exilanten stellt ihre ökonomische Situation dar. öamälzäde gibt an, dass die Mitglieder des Persischen Komitees monatlich 400 RM Gehalt, Taqlzäde als Leiter 600 RM erhalten hätten. 57 Gemessen an der preußischen bzw. reichsdeutschen Beamtenbesoldung war dies ein beachtliches Gehalt, das einem höheren Dienstgrad entsprach und weit über dem durchschnittlichen pro Kopf Einkommen der deutschen Bevölkerung lag (1913: 65 RM pro Monat für Berlin). 58 Nun fiel die Tätigkeit des Persischen Komitees und der Redaktion von Käve in die Zeit der Inflation der unmittelbaren Kriegs- und Nachkriegszeit. Allein zwischen 1915 und November 1918 stiegen die Kosten für den Lebensunterhalt (vor allem Lebensmittel) um das Vierfache und zwischen 1919 und 1922 nahm das Ausmaß der Inflation groteske Züge an. Aus den Dokumenten des AA und den Angaben öamälzädes ist nicht zu entnehmen, ob die finanzielle Vergütung der

53

Vgl. „Matäleb rage" be-edäre"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 8 (16.8.1920), S. lof. Vgl. z.B. „Egtesäs-e post(iänehä-ye veläyät dar Iran"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 2 (10.2.1921), Mantel. Die Redaktion beschwert sich über das Verhalten der Postdirektion in Kermanschah und fordert in zwei offenen Briefen verschiedene Vertretungen Käves auf, ausstehende Beträge zu begleichen (vgl. „Mokätebät-e edäre"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 11 (2.11.1921), S. III). 55 Vgl. „Agäbat-e estemdäd"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 10 (15.10.1920), S. 16. 54

56

Vgl. „Tasakkor"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 2 (10.2.1921), S. III; „Tasakkor"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 4 (10.4.1921), S. II und (Taqlzäde): „Rage 1 be-taqvim-e Iräni"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 9 (4.9.1921), S. 12. 57 Vgl. RE2AV1, Lahzel, S. 33. Taqlzäde gibt an, er hätte sogar 1.000 RM monatlich bekommen (vgl. TAQIZÄDE, Zendegi, S. 146). 58 Vgl. WINTER, Jay und Jean-Louis ROBERT (Hgg): Capital Cities at war. Paris, London, Berlin 1914-1919; Cambridge 1997, S. 24iff.

III. Organisatorische Aspekte

65

iranischen Exilanten der Inflation angepasst wurde. Ab Oktober 1919 zahlte das DOI monatlich 5.000 RM an das Persische Komitee und damit an die Redaktion von Käve. Diese Mittel (insgesamt 180.000 RM) garantierte das A A für drei Jahre. 1919/20 war das Persische Komitee auf etwa vier bis fünf Personen beschränkt, die aus der Tätigkeit im Komitee ihren Lebensunterhalt bezogen. Somit ist bis etwa 1920 zu konstatieren, dass angesichts ihres überdurchschnittlichen Gehaltes die wirtschaftliche Situation der persischen Exilanten im Vergleich etwa zu Beamten im mittleren Dienst, die durch die Inflation zudem einen Großteil ihres Geldvermögens verloren hatten, relativ günstig ausfiel.59 Auch scheinen die persischen Exilanten von den eklatanten Versorgungsengpässen der Jahre 1917/18 nicht unmittelbar betroffen gewesen zu sein, da das A A bemüht war, die Lebensbedingungen der ausländischen Mitarbeiter über die finanziellen Leistungen hinaus auf einem hohen Niveau zu halten.60

Ab Mai 1920 wurde angesichts der fortschreitenden Inflation jedoch deutlich, dass die bewilligten Finanzmittel weder für die Herstellung von Käve, noch für den Unterhalt des Persischen Komitees für den Zeitraum von drei Jahren ausreichen würden. Da das A A die Bewilligung zusätzlicher Mittel ablehnte, sah sich das Persische Komitee genötigt, aus den monatlichen Zuwendungen für das Komitee auch einen Teil der Produktionskosten für Käve zu bestreiten, so dass die Summe von 180.000 RM nicht erst - wie geplant - im Oktober 1922 aufgebraucht war, sondern bereits Ende 1921. Die relativ großzügigen Finanzierungsmodalitäten sicherten den iranischen Exilanten bis 1921 allerdings insgesamt ideale sozioökonomische Rahmenbedingungen.

III.7 Zensur Alle Publikationen und auch die private Korrespondenz der ausländischen Mitarbeiter unterlagen der Zensur der NfdO. Oskar Mann verwies in seiner Vorlage zur Gründung einer persischen Zeitschrift bereits im Dezember 1915 auf die Notwendigkeit einer Zensur der Artikel durch das A A und erklärte seine Bereitschaft, als Übersetzer tätig zu werden.6' Mit der Unstellung der Zeitschrift unter das Pressegesetz (vgl. III.2) war zwar ein rechtlicher Rahmen

59

Allerdings verlor auch Taqizäde seine finanziellen Rücklagen (vgl. TaqIzADE, Zendegi, S. 146).

60

Vgl. W i n t e r , Capital Cilies, S. I59f. und AA-PA, R 19115, A 29855, Leszczynski an Seiler (27.11.1919), S.

Vgl. A A - P A , R 19113, A 36563, Oskar Mann an A A (17.12.1915), S. 1. Auch der damalige Leiter der NfdO, Schabinger, verweist in seinen Erinnerungen auf die umfangreiche Zensur von Korrespondenz. So zensierte die NfdO allein zwischen Mai und Dezember 1915 1.118 Briefen (vgl. S c h a b i n o e r , Mosaiksteine, S. 141).

66

III. Organisatorische

Aspekte

vorgegeben, allerdings ergaben sich aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten zahlreiche Grauzonen, in denen auch die Redaktion von Käve arbeitete. Formell war die Redaktion zwar der NfdO (und damit dem A A ) unterstellt, da sich die definitiven Zensurrichtlinien jedoch auf die militärische Berichterstattung beschränkten, deren Abfassung ohnehin nicht in den Händen der Redaktion lag, ergaben sich einige Freiräume für die Autoren.

Aus den Dokumenten des Politischen Archivs des A A ist ersichtlich, dass Oskar Mann und später Sebastian Beck die verschiedenen Nummern von Käve bis Anfang 1918 (AF, 2. Jg., Nr. 24) partiell .übersetzten. Die handschriftlichen Übersetzungen wurden übergeordneten Stellen im A A , dem Generalstab (Sektion Politik), der Gesandtschaft in Istanbul und dem Geschäftsträger in Kermänsäh vorgelegt und von diesen zensiert. Auch das Imprimatur lag nicht bei der NfdO, sondern bei den genannten Institutionen. Die erste Nummer von Käve wurde als „mit Abänderungen unbedenklich" 62 eingeschätzt, aber nach Vorlage der zweiten Nummer erfolgte im Februar 1916 eine „eingehende Besprechung" 63 zwischen Taqizäde und Nadolny, in der noch bestehende Differenzen beseitigt wurden. So verlangte Nadolny von Taqizäde, auf jegliche Form von Versprechungen, Garantien oder konkreten Angaben bezüglich eines deutsch-persischen Bündnisses zu verzichten. Das Gespräch schien auch die Parameter einer Selbstzensur abgesteckt zu haben, denn es ist bemerkenswert, dass in der Folgezeit insgesamt nur wenige Artikel bzw. Abschnitte der Zensur des A A zum Opfer fielen.

Eindeutig rekonstruierbar sind folgende Zensurmaßnahmen des A A : Eine positive Würdigung der Französischen Revolution fiel in dem Artikel von Georg Brandes (Die Situation

Persiens

aus der Sicht eines Unbeteiligten6*) der Zensur zum Opfer, der Bericht über den «Ehrensold» in der britischen Armee wurde nicht veröffentlicht und aus Rücksichtnahme auf das Osmanischen Reich nahm man einen Artikel aus der Nr. 15 heraus, um eine von Mohammad QazvinI (positiv) kommentierte Rede des türkischen Sultans zu veröffentlichen. 65 Im wesentlichen scheinen sich A A und NfdO auf «Ratschläge» und Kommentare an die Redaktion beschränkt

62 A A - P A , R 19113, A 3185, Aktennotiz von Nadolny an Schabinger. A A - P A , R 19113, A 4559, Aktennotiz von Nadolny (18.2.1916). 64 BRANDES, Georg: „Hälat-e Iran az noqte-ye nazar-e yak bi-taraf"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 11 (15.8.1916), S. 1-2. Zur Zensur siehe: A A - P A , R 19114, A 21366, Mann an A A (ohne Datum), Übersetzung von Käve Nr. 11. 6 5 Vgl. MAHRAD, Presse, S. 50. Mahrad gibt an, die Thronrede des Sultans sei in Nr. 14 veröffentlicht worden. Die Rede erschien allerdings erst in Nr. 1 5 ( A F , i . J g . , N r . 15(1.12.1916): „Navid-e soltäni", S. 1-2). Auch wird nicht der Text der Rede abgedruckt, sondern eine von Mohammad Qazvini kommentierte Zusammenfassung. 63

III. Organisatorische Aspekte

67

zu haben, so empfahl Nadolny im Juni 1916 Eugen Mittwoch, die Redaktion anzuweisen, „die jetzige persische Regierung [Kabinett Sepahsälär] nicht allzu sehr anzugreifen"66. Ab Nr. 25 der AF (15.2.1918) änderten sich offenbar die Modalitäten der Zensur, da die NfdO nun keine ausführlichen Übersetzungen der Artikel mehr angefertigten ließ, sondern die Redaktion von Käve der NfdO lediglich eine von öamälzäde erstellte französische Zusammenfassung des Inhalts vorlegte. Diese ebenfalls handschriftliche Übersetzungen tragen keinerlei Hinweise auf eine etwaige Zensur.67 Dies erlaubte Taqlzäde im November 1918 einen überraschend kritischen Artikel über das türkische Vorgehen in Äzarbäygän in Käve veröffentlichen zu können.

Neben der Zeitschrift Käve unterlag auch die Privatkorrespondenz der Mitglieder des Persischen Komitees der Zensur. Die Mitglieder der NfdO, Oskar Mann, Eugen Mittwoch und Sebastian Beck, werteten diese Korrespondenz aus und fertigten von einer begrenzten Zahl von Briefen Übersetzungen an. Bei einem Großteil dieser Dokumente handelt es sich um Briefe, in denen die Vertreter des Persischen Komitees in Istanbul und im persischen Grenzraum die Stimmungslage wiedergeben und sich über die türkischen Repressalien bzw. die Konflikte mit der Provisorischen Regierung bei Taqlzäde beschweren. Den weitaus größeren Teil der Korrespondenz schätzte die NfdO als privat ein und gab lediglich Absender und Empfänger der Briefe an.68

Eine Zensur der Neuen Folge fand nicht statt, allerdings hatte das A A (bzw. das DOI) durch die Finanzierung von Käve erheblichen Einfluss auf die Arbeit der Redaktion, auch war mit dem Setzer und Schriftleiter Leszczynski weiterhin ein Mitarbeiter des A A an der Erstellung der Zeitschrift beteiligt. Gemessen an der strengen und häufig willkürlichen Zensur in Persien genoss die Redaktion in Deutschland erhebliche Freiheiten.

III.8 Rezeption Eine Rekonstruktion der Rezeption der Zeitschrift Käve wäre in Hinblick auf ihre Signifikanz und Repräsentativität sehr wünschenswert, ist allerdings angesichts der dürftigen Quellenlage - wie leider im Falle vieler Periodika dieser Zeit - nur mit großen Einschränkungen möglich.

66 67 68

AA-PA, R 19114, A 15290, Nadolny an Mittwoch (16.6.1916). Vgl. AA-PA, R 19115, A 2112, Sebastian Beck an A A (15.1.1918). Siehe z.B.: AA-PA, R 38620, Mann an A A (19.11.1917).

68

III. Organisatorische

Aspekte

Zwar wird der Zeitschrift in der einschlägigen Sekundärliteratur eine bedeutende Stellung in der persischen Pressegeschichte eingeräumt, aber diese Angaben beziehen sich in erster Linie auf die außergewöhnliche Druckqualität und den modernen wissenschaftlich-literarischen Charakter von Käve.69 Bedingt durch die deutliche Parteinahme für das Deutsche Reich und den Umstand, dass es sich um eine im Exil herausgegebene Publikation handelte, ist Käve eine gewisse Künstlichkeit nicht abzusprechen. Allerdings waren Exilzeitungen, wie etwa Qänün, Alftar oder Habl al-matin, bekannte Phänomene in der persischen Presselandschaft, wobei der Zeitschrift Käve aufgrund ihrer prominenten Redakteure eine gewisse Sonderstellung zuzuschreiben ist. Zudem ist bei einer Analyse der Rezeption von Käve zu beachten, dass Taqlzädes politische und wissenschaftliche Karriere erst nach 1922 ihren Zenit erreichen sollte. Eine Reihe von Untersuchungen betrachten allerdings seine Äußerungen in Käve gelegentlich aus der Perspektive dieses späteren politischen und kulturellen Wirkens Taqlzädes. 7 "

Die Quellen zur Rezeption von Käve setzen sich aus den Dokumenten des A A , verschiedenen Artikeln in der Zeitschrift (Leserbriefe und vereinzelte Artikel) selbst und den Komplementärquellen zusammen. Eine erste Reaktion auf die Veröffentlichung erreichte die N f d O bereits im Februar 1916, als der deutsche Gesandte in Den Haag von der guten Aufnahme Käves unter der dortigen persischen Exilgemeinde berichtete und dem A A eine langfristige Konzeption der Zeitschrift anriet. 71 Im April 1916 hatten bereits die in Paris ansässigen Iraner von ihrem Erscheinen Nachricht erhalten und forderten über die Schweiz Exemplare an. 72 W i e bereits erwähnt, schränkten die türkischen Behörden auf Veranlassung Nezäm as-Saltanes die Verbreitung von Käve im Osmanischen Reich im Sommer 1917 ein, die Freigabe erfolgte im Oktober des selben Jahres. Im November 1917 beklagten in Istanbul ansässige Iraner, dass Käve als persischsprachiges Periodikum nur auf wenig Resonanz stoße. 73 Im Mai 1918 hingegen berichtete die deutsche Gesandtschaft in Bern, dass unter der persischen Gemeinde in der Schweiz das „Interesse für Kaweh sehr gross" 7 4 sei. Diese positive Rezeption der Zeitschrift

Vgl. etwa: ÄRYANPÜR, Az Sabä tä Nimä, Bd. 2, S. 231fr.; BROWNE, Literary History, S. 483 oder TABATABÄ'I, matbü'ät, S. 205. 7 0 Vgl. etwa: VATANDOUST, Taqizadeh, S. XI und S. 2 2 5 f r . oder PAIDAR, Parvin: Women and the political process in twentieth-century lran\ Cambridge 1995, S. 98ff. Paidar interpretiert Taqlzädes Äußerungen zur Emanzipation der Frauen in Käve unter dem Eindruck seiner Reden aus den vierziger und fünfziger Jahren. 7 1 Vgl. AA-PA, R 19113, A 4559 Kühlmann (Haag) an A A (15.2.1916). 7 2 Vgl. AA-PA, R 19114, A 10388, Wesendonk an Mittwoch (21.4.1916). 7 3 Vgl. AA-PA, R 19114, A 38620, Mann an A A (19.11.1917). 74 AA-PA, R 19114, A 16071, Gesandtschaft Bern an A A (14.5.1918). 69

III. Organisatorische Aspekte

69

in der Schweiz war 1919 vermutlich einer der Gründe, die das A A veranlassten, für eine Weiterführung der Zeitschrift zu votieren. In Käve selbst finden sich in der Alten Folge nur sehr wenige Hinweise auf ihre Rezeption. Mehr anekdotischen Charakter hat die Meldung der Redaktion, dass die britische Satirezeitschrift The Punch die Zeitschrift als deutsche Bulldogge dargestellt habe.7S In der 22. Nummer von Käve erscheint der erste Leserbrief von dem in Paris ansässigen Sälär as-Saltane Qägär, einem Sohn Näser ad-DIn Schahs, der sich gegen die Vorwürfe der Redaktion verwehrt, die Notabein, vor allem die Angehörigen der qägärisehen Familie, wären keine Patrioten (vatan-düst). In einer polemischen Antwort macht Taqizäde deutlich, dass die Redaktion „mit jenen, deren Ansichten mit den Populisten ('ämme-parast) und Notabein (asräf) sympathisieren, nichts zu tun hat".76 Dieser kurze Leserbrief stellt die einzige konkrete, publizierte Reaktion eines Lesers auf die Zeitschrift in der Alten Folge dar. Ob es weitere Leserbriefe gab, die die Redaktion nicht veröffentlichte, ist nicht bekannt. Der scharfe, polemische Unterton, mit dem Taqizäde die Ausführungen Sälär as-Saltanes kommentiert, unterstreicht, dass es ihm weniger um eine sachliche Auseinandersetzung ging, sondern ausschließlich um die Darstellung der von ihm definierten «Wahrheit». Dieser Umgang verhinderte vermutlich eine weitere offene Auseinandersetzung durch das Medium des Leserbriefes in der Zeitschrift Zwar wurden noch zwei weitere Artikel als Leserbriefe ausgegeben, diese kamen allerdings aus dem Dunstkreis der Redaktion.77 Angesichts der hier zusammengefassten Quellen lässt sich lediglich anmerken, dass Käve in der Alten Folge unter den in Europa ansässigen Iranern auf eine gewisse Resonanz stieß, diese allerdings weder qualitativ (d.h. welche Inhalte fanden Zuspruch, welche nicht) noch quantitativ (d.h. wie viele Exemplare wurden überhaupt abgesetzt, wie groß war der Rezepientenkreis) annähernd zu bestimmen ist.

Leider ist die Quellenlage für die Neue Folge ebenfalls ungünstig, so dass sich etwa die Rezeption der Leser auf die in Käve vorgestellten Modernisierungskonzepte nicht ermitteln lässt. Die polemischen Artikel Taqlzädes - vor allem gegen die 'olamä - hingegen provozierten heftige Redaktionen in Iran.

75 76 77

Vgl. „Latife"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 4 (14.3.1916), S. 8. (Taqizäde): "Maktüb"; in: Käve, AF, 2. Jg., Nr. 22 (15.8.1917), S. 7-8. Vgl. etwa: Qazvini: „Rage' be-maqäle-ye rasm al-batt"; in: Käve, AF, 4. Jg., Nr. 34 (1.3.1919), S. 8.

70

III. Organisatorische

Aspekte

In den Dokumenten des A A finden sich zwei Berichte des in Teheran zurückgelassenen deutschen Vertreters Rudolf Sommer, die darüber Auskunft geben.' 8 So meldete er im April 1920, dass verschiedene Artikel „hier [d.h. in Teheran] böses Blute gemacht [haben] und (...) zur Stimmungsmache gegen den Verfasser ausgenutzt" 79 würden. Offensichtlich sah Sommer diese Empörung als durchaus konstruktiv für die deutsche Position im Iran, denn er bat das A A um eine regelmäßige Zustellung der Zeitschrift an die deutsche Gesandtschaft. Doch gegen Ende des Jahres 1920 schätzte Sommer die provokativen Beiträge in Käve zunehmend als ein Problem für die deutsch-persischen Beziehungen ein. 150 führende Politiker unter der Führung von Ayatollah SiräzT seien, so Sommer, mit der Forderung an die Öffentlichkeit getreten, Taqlzäde aufgrund seiner Ausführungen und kritischen Aufsätze zu einem Ungläubigen zu erklären. "Taghizadeh und seine politische und schriftstellerische Tätigkeit sonst hocheinschätzende Nationalisten haben mich [Sommer] wiederholt darauf aufmerksam gemacht, wie abträglich ihrer Sache solche Kritik sei. Nicht nur, dass sie gegen Taghizadeh und die seine politischen Ansichten teilenden Nationalisten ausgeschlachtet würden, dienten sie als Angriffspakt gegen Deutschland, dem Erscheinungslande des 'Kaveh'." 8 " Die Beschwerden erreichten über das A A auch Taqizäde. Eventuell verzichtete er daraufhin auf eine weitere Berichterstattung über die politische Situation in Persien, allerdings setzte er seine scharfe Polemik gegen die 'olamä und das politische Establishment weiter fort. Einen bedeutenden Fürsprecher fand die Redaktion allerdings in E. G. Browne, der den während des Krieges unterbrochenen Briefverkehr mit Taqizäde wieder aufnahm. In einer Reihe von Briefen berichtet er, dass er von der Zeitschrift sehr beeindruckt sei: „Ich ziehe aus Beiträgen in Käve großen Nutzen und wahrlich, zur Zeit existiert keine persische Zeitschrift dieser Qualität." 81 Browne lobte vor allem den wissenschaftlichen Charakter der Zeitschrift und die in ihr erschienenen Beiträge zur persischen Literatur. Zu den politischen Artikeln Taqizädes und öamälzädes äußert er sich allerdings nicht. In den Artikeln selbst finden sich nur sehr selten Hinweise auf die Reaktion von Lesern. A u f die Bitte um finanzielle Unterstützung antworteten vor allem persische Händler aus Bombay und Großbritannien. Einer der wenigen Leserbriefe, den die Redaktion veröffentlichte, stammte von dem in Bandar-e 'Abbäs lebenden Mohammad 'All JJän Sadid as-Saltane, der

Seit 1916 hielt sich kein offizieller deutscher Gesandter in Teheran auf. Auch nach dem Krieg gestaltete sich die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen bis 1922 als sehr problematisch. Die umfangreichen Berichte Sommers (AA-PA, R 19151) an das A A befanden sich bei meiner Einsicht in das Archiv im Oktober 1998 teilweise in einem sehr schlechten Zustand, so dass eventuell weitere Informationen nicht mehr einsehbar sind. 7 9 AA-PA, R 19151, Ber. Nr. 98, Sommer an A A (5.4.1920). 8 0 Ibid., Ber. Nr. 570, Sommer an A A (28.11.1920). 8 1 AFSAR/ZARIYÄB, Nämehä, S. 107. Vgl. auch S. 101-105 und S. I 14. 78

III Organisatorische Aspekte

71

einige Dokumente öamäl ad-DIn al-Afgänis aus dem Nachlass seines Vaters nach Berlin verschickte.82 Zwei weitere Leserbriefe, die Vorschläge zur Übersetzung bestimmter europäischer Ausdrücke ins Persische enthalten, kamen unmittelbar aus dem Umkreis der Redaktion in Berlin.*3 Offensichtlich entnahmen einige Zeitungen und Zeitschriften in Teheran Beiträge aus Käve, ohne zuvor um Erlaubnis ersucht zu haben, so dass die Redaktion im September 1921 den Schutz der Autorenrechte einforderte und eine detaillierte Anweisung gab, wie die entsprechenden Artikel zu zitieren seien.84 Welche Beiträge aus Käve die iranische Presse jedoch zitierte, erwähnt die Redaktion nicht.

Aus den spärlichen Angaben lässt sich nur vorsichtig ein Fazit ziehen. Unter den konservativen Politikern und 'olamä in Persien stießen die säkularen Ideen der Redaktion erwartungsgemäß auf heftigen Widerstand, während säkular ausgerichtete Händler, Intellektuelle und Politiker die Inhalte Käves offenbar schätzten. Ihre Zahl dürfte allerdings aufgrund des mangelnden finanziellen Erfolges nicht besonders hoch gewesen sein.

81 Vgl. Sadid as-Saltane: „Takmeie rage' be-äarh-e täriji-e zendegl-ye Seyyed öamäl ad-DIn Asadäbädi ma'rüf be-Afgäni"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 9 (4.9.1921), S. 1 0 - 1 2 . 83 Vgl. Wilhelm Litten und Mohammad "All Zakä' al-Molk: „öaväb-e esteftä"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 2 £ 1 0 . 2 . 1 9 2 1 ) , S. 3-5. 4 Vgl. „Mosämahe dar ra'äyat-e haqq-e ta'lif"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 9 (4.9.1921), Mantel.

72

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

IV. Formen und Inhalte journalistischen Ausdrucks in Käve Die Übertragung idealtypischer Konzepte der Journalistik auf die persische Presse ist bis etwa 1930 aufgrund der unzureichenden Quellen problematisch. Dennoch möchte ich im folgenden einige Bemerkungen zu der typologischen Einordnung von Käve sowie zu den Formen des journalistischen Ausdrucks in der Zeitschrift machen. Wie bereits eingangs dargelegt, entspricht Käve typologisch der Kategorie einer Zeitschrift', die in einigen Aspekten Parallelen zu den literarischen, gruppeneigenen Zeitschriften im europäischen Kontext aufweist. 2 Folgt man Otto Groths Typologie von Zeitschriften, handelt es sich bei Käve um eine selektive (spezialisierte) - beschränkt aktuelle Zeitschrift. 3 Da der Kontakt mit Iran vor allem zwischen 1916 und 1920 nur sporadisch aufrecht erhalten werden konnte und Postsendungen teilweise bis zu drei Monaten benötigten, waren die in Käve veröffentlichten Meldungen eingeschränkt aktuell. Der selektive Charakter ergibt sich aus dem Themenspektrum von Käve, das in beiden Folgen die unmittelbaren Interessen der Herausgeber bzw. die Auflagen, die von übergeordneter Stelle ( A A oder NfdO) vorgegeben wurden, reflektiert. In der Alten Folge war dies u.a. die positive Darstellung des Kriegsverlaufes für das Deutsche Reich und eine gegen Russland und Großbritannien gerichtete Agitation in Iran und unter den iranischen Exilgemeinden im europäischen Ausland. Die Neue Folge von Käve hingegen konzentriert sich im wesentlichen auf die Erörterung inneriranischer sozialer, kultureller und politischer Probleme. D.h. die Redakteure verstanden ihre Publikation nicht als ein universelles Medium der Nachrichtenvermittlung, sondern als «Literatur-» bzw. «Kulturzeitschrift». In dialektischer Manier stellen die Autoren die ihrer Meinung nach desolate gesellschaftliche Situation in Iran einer modernistischen Reformagenda gegenüber, mit der eben diese Situation überwunden werden sollte. Die Autoren von Käve, d.h. vor allem Taqlzäde und öamälzäde, verfolgten somit eine Doppelstrategie: Zum einen verurteilen sie in polemischen und teilweise aggressiven Artikeln die Gruppen, die sie als verantwortlich für die Situation in Iran befinden, zum anderen verkünden sie mit Emphase verschiedene Reformprojekte, die sie als «richtig» und «vernünftig» einschätzen. Diese Ausrichtung hatte erheblichen Einfluss auf die in Käve verwendeten Textgat-

1

V g l . BOHRMANN/UBBENS, Zeitungswörterbuch,

2

Vgl. SCHLAWE, Literarische Zeitschriften, S. lf. Vgl. GROTH, Otto: Die unerkannte Kulturmacht; Bd. 1, Berlin i960, S. 441.

3

S. 290.

IV. Formen und Inhalte journalistischen

73

Ausdrucks in Käve

tungen, so dass man die Zeitschrift in Analogie zu den europäischen literarischen Zeitschriften zur «aggressiven Tendenzliteratur» zählen kann. 4 Die Journalistik unterscheidet idealtypisch drei Textgattungen: ( 1 ) Die referierende (Nachrichten, Berichte etc.), (2) die interpretierende (Reportage, Feuilleton etc.) und (3) die kommentierende Textgattung (Kommentar, Leitartikel

etc.). 5

Viele

Beiträge in Käve

sind jedoch

deutlich

als

propagandistisch-

appellbetont einzustufen, die als eigenständige Textgattung in der heutigen Journalistik nicht explizit erwähnt wird. Otto Groth (1962) unterscheidet vier Kategorien schriftstellerischer Tätigkeit im Journalismus: „ 1 . Unterrichtung im engeren Sinne oder Information, 2. Führung und Werbung (Propaganda), 3. theoretische und praktische Belehrung und Beratung, 4. Erholung und Unterhaltung, Erhebung und Erbauung." 6 Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, dass diese Kategorien idealtypisch sind und sich häufig vermischen. Hanns Buchli definiert Propaganda als eine „Beeinflussung des Menschen mit dem Ziele der Anerkennung einer subjektiven Wahrheit (...), gleich, ob auf dem Gebiete der Religion und Weltanschauung, der Politik, im Geltungskampf sozialer oder humanitärer Ziele" 7 . Folgt man dieser

Definition,

enthält

der

überwiegende

Teil

der

Beiträge

in

Käve

propa-

gandistische/appellbetonte Elemente, wobei die Zielsetzung der Autoren unterschiedlich ist und von der Propagierung politischer Forderungen bis hin zu didaktischen Anliegen reichen kann. Die genannten Gattungen findet man auch in Käve. Jedoch ist die Zeitschrift nicht in spezifische Rubriken (etwa Meldungen, Feuilleton usw.) aufgeteilt und in der Regel vermischen sich diese Gattungen in den einzelnen Beiträgen, insbesondere gilt dies für referierende Texte, die zahlreiche kommentierende Elemente enthalten. Eine Ausnahme stellen in diesem Kontext die interpretierenden Texte, etwa Reportagen und Feuilleton, dar. In diesen Fällen, etwa in der umfangreichen Serie von Taqlzäde über das Sähnäme oder öamälzädes Ausfuhrungen über das deutsche Bildungssystem, verzichten die Autoren weitgehend auf Kommentare. Die folgende Einteilung und Vorstellung einiger ausgewählter Beiträge in Käve spiegelt den hybriden Charakter der Texte wider.

4 5

Vgl. ROHNER, Liierarische Streitschrift, S. loff. Vgl. etwa: ROLOFF, Eckart Klaus: Journalistische

Textgattungen-, München 1982.

GROTH, Otto: Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft (Periodik). 4: Das Werden des Werkes/2; Berlin 1962, S. 296. 7

BUCHLI, Hanns: 6000 Jahre Werbung; Berlin 1962, Bd. 1, S. 38. Siehe auch: SCHÜTTE, Manfred:

Werbung und totalitäre Propaganda; Düsseldorf/Wien 1968, S. 10-18.

Politische

74

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

IV. i Nachrichten IV. 1.1 Nachrichten in Alten Folge: Kriegsberichterstattung Die Funktion von Käve als Propagandaorgan der NfdO während des Ersten Weltkrieges hatte unmittelbaren Einfluss auf die Form der Berichterstattung über aktuelle Ereignisse in Europa bzw. Iran. Die wichtigste Aufgabe von Käve in der Alten Folge bestand in der für das Deutsche Reich positiven Darstellung des Kriegsverlaufes und in der propagandistischen Unterstützung der militärisch-diplomatischen Aktivitäten der Mittelmächte in Iran. So befassen sich allein 62 Artikel mit dem Kriegsgeschehen in Europa und 33 Artikel mit den militärischen Ereignissen in Persien und Mesopotamien. Ein Großteil der Propaganda für die Mittelmächte erfolgt in Artikeln, die mit Nazari be-ouiä'-e gang (Ein Blick auf die Situation des Krieges), mit Väqe'ät-e äfyire-ye gang-e Farangestän (Die letzten Kriegsereignisse Ahbär-e Irän (Nachrichten

in Europa) bzw.

aus Iran), oder aber mit konkreten Ereignissen, z.B.

Rüshä dar Irän (Russische Niederlage in Persien), betitelt

sind.8

Sekast-e

Die Kriegsberichterstattung

über die Ereignisse in Europa beschränkt sich weitgehend auf die Übersetzung von offiziellen Meldungen, die von der NfdO bzw. den ihr übergeordneten Behörden freigegeben wurden. Die Möglichkeiten der Redaktion unabhängige Informationen, etwa aus der Presse der neutralen Staaten oder durch Berichte von im Ausland lebenden Iranern, zu erhalten, war aufgrund der Zensur, die auch die Privatkorrespondenz betraf (vgl. III.7), äußerst begrenzt. Da Käve auch für die Verbreitung im europäischen neutralen wie feindlichen Ausland konzipiert war, erscheinen eine Reihe von Dementis zu Darstellungen in der britischen, französischen und neutralen Presse. 9 Die von der NfdO freigegebenen Meldungen spiegeln erwartungsgemäß ein für die Mittelmächte positives Bild der militärischen und politischen Entwicklung wider. Militärische Erfolge, vor allem im Bereich der Ostfront, werden ausführlich geschildert, während die komplexe militärische Situation der Westfront zurückhaltender kommentiert wird. Die Verluste der Alliierten (Tote, Verwundete, Gefangene und erbeutete Waffen) werden regelmäßig in detaillierten Tabellen wiedergegeben, während die Verluste der Mittelmächte erst nach Ende des Krieges aufgeführt werden. 10 Interessant ist die Diskussion um den verschärften U-Boot-Krieg des Deutschen Reiches, der im Februar 1917 zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit den U S A führte. Die legalistische Argumentation der deutschen Stel-

Die verschiedenen Titel der Beiträge/Meldungen zeigen, dass die Redaktion von Käve auf eine Einteilung in redaktionelle Sparten verzichtete. Auch die Anordnung der Beiträge in einer Nummer erfolgte, wie dem nachstehenden Titelverzeichnis zu entnehmen ist, weitgehend willkürlich. 9 Vgl. etwa: „Dorüg-e sarih"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 7&8 (16.5.1916), S. 9-10. 10 Vgl.: „Talafät-e Älmän dar moddat-e gang"; in: Käve, AF, 4. Jg., Nr. 35 (15.8.1919), S. 8.

8

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

75

len richtet sich in diesem Kontext vor allem an die neutralen Staaten." Obwohl diese Meldungen als Nachrichten deklariert werden und formal auch dieser Kategorie entsprechen (so verzichteten die Redakteure auf eine allzu pathetische Wortwahl), erinnern sie aufgrund unzureichender Objektivität und der Auslassung «negativer» Ereignisse eher an Formen der Propaganda. Da die spezifisch deutsche Propaganda im Kontext der vorliegenden Untersuchung von nachrangigem Interesse ist, verweise ich im folgenden Abschnitt (IV. 2) auf appellbetonte, propagandistische Texte, die unmittelbar an ein iranisches Publikum gerichtet sind.

IV. 1.2 Nachrichten in der Neuen Folge In der Neuen Folge von Käve erfolgt keine regelmäßige Berichterstattung über aktuelle Ereignisse in Europa. Meldungen aus Iran erscheinen im ersten Jahrgang der Neuen Folge (1920) zunächst regelmäßig und ausführlich, wobei die Redaktion eng mit den Mitteilungen der Deutsch-Persischen sellschaft,

Gesellschaft

zusammenarbeitete. 11

Deutsch-Persischen

Gesellschaft

e.V., dem Korrespondenzblatt der gleichnamigen Ge-

Soweit diese Nachrichten keine unmittelbaren Interessen der bzw. der Redaktion betrafen, ist ihre Wiedergabe weitge-

hend objektiv. Auch Ereignisse, die Taqlzäde mit Beunruhigung verfolgte - etwa die Gründung der verschiedenen Kaukasusrepubliken - werden in den Nachrichten zunächst unkommentiert vermeldet, in dem Leitartikel der folgenden Nummer von Taqlzäde aber scharf kritisiert.' 3 Hinsichtlich der Berichterstattung über die britischen Aktivitäten in Iran lässt sich ein ähnliches Muster konstatieren, d.h. Beiträge, die mit Die Situation Irans (ouzä'-e Irän) betitelt sind, vermitteln die Meldungen objektiv, in einem begleitenden Artikel hingegen äußert einer der Autoren seine Vorbehalte bzw. Kritik an diesem Vorgehen. Ob es sich dabei um eine gezielte Trennung von objektiver Nachricht und subjektiver Bewertung handelt, ist nicht zu ermitteln, zumal die Redaktion ihre Berichterstattung über Ereignisse in Iran bereits im Oktober 1920 gänzlich einstellte und im 2. Jahrgang der Neuen Folge keine aktuellen Nachrichten aus Iran veröffentlichte. Über die Beweggründe lässt sich leider nur spekulieren. Die Beiträge in der Neuen Folge hatten im Sommer 1920 heftige Reaktionen in geistlichen sowie politischen Kreisen ausgelöst (vgl. III.8), so dass sich Taqlzäde unter Umständen dazu entschied, seine

" Vgl. z.B. „öang-e bahri"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 4 (14.3.1916), S. 7; „Mas'ale-ye Bärälüng"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 12 (15.9.1916), S. 6f. und (öamälzäde): „öang-e zir-e dariyä"; in: Käve, AF, 2. Jg., Nr. 20 (15.4.1917), S . 4 f . Vgl. „Ouzä'-e Iran"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 2 (21.2.1920), S. 9-12. 1 3 Vgl. (öamälzäde): „Ouzä'-e Irän"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 7 (17.7.1920), S. 8-11 und (Taqlzäde): „Nokät va molähazät"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 8 (16.8.1920), S. 1-3.

76

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

Kritik aus dem unmittelbaren ereignispolitischen Kontext zu lösen und zu generalisieren. 14 Auch betont er im Vorwort zum zweiten Jahrgang der Neuen Folge (Januar 1921), dass er kein Interesse an einer „Einmischung in die aktuellen politischen Angelegenheiten in Iran (modäfyele dar omür-e siyäsi-ye gäriye-ye mamlakat-e Irän)" habe. Vielmehr wolle man verständlich machen, dass es „sehr grundsätzliche und lebenswichtige Themen {tfeyli omür-e asäsi-ye hayäti)" gibt, die „weitaus wichtiger sind als politische oder staatliche Reformen (mohemmtar az eslähät-e siyäsi va doulati)'"5.

IV.2 Propaganda in der Alten Folge IV.2.1 Der Krieg als «Schicksal Persiens» Die Haltung der Redaktion zum Krieg änderte sich während der Alten Folge von Käve grundsätzlich. In den ersten Nummern der Zeitschrift erscheint der Krieg noch als das vielzitierte «reinigende Gewitter». Die Redaktion fordert die nationale militärische Erhebung Persiens und den Kampf gegen die Feinde des iranischen Volkes, Russland und Großbritannien. Allerdings sollte sich die Haltung der Redaktion nach dem Scheitern der deutsch-türkischen Aktionen in Iran sowie unter dem Eindruck der zunehmenden Konflikte mit der Regierung

Provisorischen

und letztendlich auch den sich abzeichnenden Friedensbemühungen (Wilsons

«Frieden ohne Sieg» Rede im Januar 1917) ändern. Die Darstellung der vor allem für ein iranisches Publikum bestimmten Propaganda in frühen Artikeln erfolgt hier am Beispiel des Aufrufes der Redaktion in der ersten Nummer der Zeitschrift. Während Stil und appellatorischer Charakter auch in den zukünftigen Artikeln in Käve ein ähnliches Muster annehmen, so stellt die deutliche Verknüpfung von Motiven der vorislamischen persischen Mythologie (etwa aus dem Sähnäme: deraß-e

käveyäni, Faridün, Käve) mit religiös-islamischen Topoi

(gehäd, din-e esläm, kesvar-e mosalmän, ohowat-e mo'menin) eine Ausnahme dar. Bei späteren Appellen, etwa hinsichtlich der Forderung nach einer gesellschaftlichen Modernisierung, verzichten die Redakteure in der Regel auf die Verwendung mythologischer Motive, während religiöse Topoi in den polemischen Angriffen auf das religiöse Establishment grundsätzlich negativ besetzt sind.

14 In dem ersten Jahrgang der Neuen Folge bindet Taqlzäde aktuelle Ereignisse in Iran noch in seine Leitartikel ein und entwickelt daraus seine polemischen Angriffe (vgl. etwa: (Taqizäde): „Molähazät"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 4&5 (21.5.1920), S. 1-3). Die Inhalte und Anliegen seiner Leitartikel im zweiten Jahrgang hingegen sind genereller Natur. 1 5 (Taqizäde): „Dibäce-ye säl-e dowom-e Käve"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 1 (11.1.1921), S. 1-4, hier: S. 1.

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

77

„Jeder, der den Faridun wünscht, von Dhohhak's Band sich geschieden wünscht'" 6 . Mit diesem Zitat aus Ferdousis Sähnäme eröffnet Taqizäde im Namen der Redaktion die erste Nummer der Zeitschrift Käve.11

Man befände sich, so fährt er fort, in einer außergewöhnlichen

Zeit, deren Folgen man erst später erfassen könne. Dieser Krieg, jener „schreckliche Sturm aus Feuer und Blut ( t ü ß n - e mohib-e ätes va ffün)'\ sei nicht nur eines der größten revolutionären Ereignisse der Welt, sondern er entscheide über „das Sein und Nichtsein (baqä' va fanä)" und das „Schicksal der Länder der Welt (sarnevest-e mamälek-e donyä)". In der Ästhetisierung durch die Naturmetaphorik (der Krieg als unausweichliches Naturereignis) und der gleichzeitigen Stilisierung des Krieges zu einem kathartischen Moment orientierte sich die Redaktion an der zeitgenössischen Propagandadarstellung in Europa, man denke nur an die Stahlgewitter Ernst Jüngers.

„Das Blutbad unter Menschen, die Zerstörung von Ländern und Divisionen, die Verschwendung von Gold und Silber, wofür geschieht dies? Für das Recht der Existenz und ein würdevolles Leben, für den Schutz der nationalen Rechte und für den Ruhm und Stolz der Nation.'" 8 Dieses seien die „heiligen Überzeugungen ('aqäyed-e moqaddase), die eine Gruppe von Iranern in diesen Tagen der Erhebung der Nationen (rastahiz-e melal) in Berlin zusammengeführt" hätten. Doch die bedeutenden politischen Persönlichkeiten des Landes würden die heutige, wichtige Gelegenheit nicht erkennen. Obwohl der Feind bereits im „Herzen des Landes (dar qalb-e mamlakat) stehe, so hindere die abscheuliche Eigenschaft von Schwäche, Verrat, Feigheit und Niedertracht die Staatsmänner '" 9 etwas zu unternehmen. Es sei nun „unsere Pflicht (taklif-e mä-st), nicht weiter tatenlos zu bleiben, sondern für die Erweckung unserer Landsleute (bidär sähtan-e ... hamvatanän-e ¡}vod) die Stimme zu erheben". Russland und Großbritannien würden, so Taqizäde, in diesem Krieg „weder Gnade (rahm) noch Respekt (ehteräm) gegenüber Persien zeigen", und wer glaube, man könne die „Unabhängigkeit Irans {esteqläl-e Iran)" durch einen Sieg der Entente erreichen, der „entbehre jeglichen politischen Verstandes (mahrüm az 'aql-e siyäst)".20 Der Krieg sei die „letzte Gelegenheit (äherin forsat) für Persien und unser Schicksal (sar-nevest-e mä) hängt nun von dem Ausgang des Krieges ab und unser Anliegen ist die Rache an dem Feind (enteqäm az dosman), denn auch die Würde

16 17 18 19 20

Zitiert nach: FlRDOSI, Schahname, Sage I-XIII, Vers 235^, S. 47. Redaktion Käve: „ Ä g ä z " , in: Käve, A F , 1. Jg., Nr.i (24.1.16), S. 1-3, hier: S. 1. Ibid. Ibid., S.2. Ibid.

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IV. Formen und Inhalte journalistischen Ausdrucks in Käve

des Individuums und der Nation ('ezzat-e sahs va mellat) basiert auf der Rache." 21 Zudem sei es für einen „muslimischen Staat (doulat-e mosalmäri)" beschämend, wenn es sich in „die ewige Gefangenschaft der Feinde seiner eigenen Religion (asärat-e abadi-ye dosmanän-e dine fyvod)"™ begebe. Taqlzäde vermischt in seinem Appell islamische und vor-islamische, mythologische Motive. Sein abschließender Aufruf, eine leidenschaftliche Bewegung (gonbes-e por-sour) solle sich nun unter dem Banner Käveyäni versammeln, um gegen den russischen A2ad 33 zu kämpfen, zeigt dies recht deutlich: Der «heilige Krieg» ist vor allem ein «nationaler» (gehäd-e vatani) und gebraucht werde kein muslimischer Held (etwa 'Ali oder Hoseyn), sondern ein Faridün.24

Dieser erste Leitartikel in Käve ist in verschiedener Hinsicht interessant. Zum einen stellt dieser Beitrag den deutlichsten Aufruf zu einem militärischen Vorgehen gegen Russland und Großbritannien dar, zum anderen zeigt er, dass die Redaktion in Person von Taqlzäde ein relativ eigenständiges Konzept in die von den deutschen Stellen antizipierte Propaganda zugunsten der Mittelmächte einbrachte. Nicht eine «islamische Einheit» oder der Aufruf zum gehäd stehen im Mittelpunkt seines Appells - nicht einmal die Kooperation mit dem Deutschen Reich oder der Türkei - , sondern die Mobilisierung des persischen Nationalstolzes, die für die Redaktion nicht durch die jüngere Geschichte Persiens erfolgen kann, sondern durch die mythologischen Teile des «Nationalepos» Sähnäme. Doch die Symbole aus der vorislamischen Geschichte finden lediglich in diesem Beitrag Verwendung. In den folgenden Artikeln verzichtet die Redaktion um Taqlzäde weitgehend auf eine weitere Stilisierung der vorislamischen Zeit zu einer «Heilsgeschichte» und verlangt vielmehr einen kritischen, wissenschaftlichen Umgang mit den entsprechenden Quellen.25 Schon in der zweiten Nummer von Käve (8.2.1916) beginnt die Redaktion mit der Konstruktion einer «negativen» Realität, d.h. einer teils polemische Überzeichnung der katastrophalen Situation Persiens. Wobei Taqlzäde feststellt, dass Iran etwa seit Beginn des 19. Jahrhunderts ein „geschichtsloses Land (kesvar-e bitäriffi)" sei, von dem keine historische Initiative mehr ausgehe. Eine „spezielle Nachlässigkeit (gaflat-e mahsüsi)" hätte sich in Iran ausgebreitet. Während das Volk von dem „Fortschritt der Welt (taraqqiyät-e donyä)" und den „Vorstellungen der Feinde Q}iyälät-e dos-

Ibid. Taqlzäde «autorisiert» seine Ausführungen mit einem Koranvers (Sure III, 4: "Gott ist mächtig. Er lässt (die Sünder) seine Rache fühlen." Zitiert nach Rudi PARET: Der Koran. Übersetzung; Stuttgart/Köln 1993.). 2 2 Ibid., S. 2. 23 Azad, so wird in einer Fußnote des Artikels angegeben, ist das mittelpersische Wort für das arabisierte tahhäk. 21

24 25

Ibid., S. 3. V g l . (Taqlzäde): „Nokät va molhäzät"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 2 (10.2.1921), S. 1-3, hier: S. 3.

IV. Formen und Inhalte journalistischen

manän)"

Ausdrucks in Käve

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nichts erfuhr, verlieh der Schah zahlreiche „Titel (laqab), verteilte Geschenke

(piskas) für die Notabein und «Lohn» für Bittgebete («hoqüq»-e do'ä-güyt), befehligte Generale ohne Regimenter (sartipän-e bi-foug) und versteigerte Staatsämter (edärät-e doulati mozäyade)."26

be-

Kurz: In den modernen europäischen Geschichtswerken finde sich kein Hin-

weis auf die Herrschaft der Qägären in Persien, sondern nur „Verfall und Untergang (enhetät va enqeräs)".

In dem Zeitalter, w o Napoleon die halbe Welt erobert hat, Frankreich und

Großbritannien gemeinsam auf der Krim gegen Russland gekämpft haben und Griechenland, Serbien sowie andere namenlose Völker des Mittleren und Fernen Ostens zu veritablen Nationen aufgestiegen sind, hätte sich „Iran dem zärtlichen Schlaf, Titelverkauf und Ausschweifungen hingegeben (Iran masgül-e }}väb-e näz va laqab forüsi va fyvosgozaräni)"*1. Der von Taqizäde zu Beginn des 19. Jahrhunderts angesetzte Niedergang und Verlust der historischen Dynamik weist erstaunliche Parallelen zu den Auffassungen der europäischen Asienwissenschaft auf, mit der er weitgehend vertraut war. Auch die europäischen Orientalisten und A sienreisenden unterstellten «dem» Orient seit etwa 1830 den Verlust des «Elementarhistorischen» und seiner historischen Dynamik. 2 8

In der Alten Folge von Käve lastet die Redaktion die Verantwortung für die Rückständigkeit Irans sowohl den ausländischen Feinden (dosmanän-e fyäregt) Irans als auch den von ihnen bestochenen qägärischen Notabein an, die eine „Erneuerung (tagaddod) und eine Reform der Staatsangelegenheiten Irans (esläh-e omür-e doulati-ye Irän)" nach der Verfassungsrevolution verhindert hätten. 29 In der Neuen Folge bietet die Redaktion ein differenziertes Bild: Die ausländischen Mächte treten in den Hintergrund und inneriranische Gruppen, 'olamä, «Berufspolitiken) (siyäsatciyän) und Notabein, werden für die verfahrene Situation verantwortlich gemacht.

Die Darstellung des Weltkrieges in der Zeitschrift Käve nach 1918 zeigt, dass die Redaktion dem Schrecken des Krieges, jener «Urkatastrophe» (George Kennan) des 20. Jahrhundert, relativ gleichgültig und distanziert gegenüberstand. Während das Pathos, das in dem einleitenden Artikel der ersten Nummer von Käve noch evident ist, bereits im Sommer 1916 weit-

(Taqizäde): „Rüzhä-ye täri(jl-ye Irän"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 2 (8.2.1916), S. 1-3, hier: S. 1. Ibid., S. 2. 2 Vgl. Osterhammel, Jürgen: Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert; München 1998, S. 235-307. Taqizäde stellte zusammen mit Wilhelm Litten eine umfangreiche Persische Bibliographie (Berlin/Leipzig 1920) zusammen, die die maßgeblichen wissenschaftlichen Werke der Zeit umfasst. 2 9 (Taqizäde): „yoläse-ye vaqäye'-e Irän dar säl-e gozaste"; in Käve, AF, 2. Jg., Nr. 18&19 (15.2.1917), S. 8-13. 26 27

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IV. Formen und Inhalte journalistischen Ausdrucks in Käve

gehend verschwunden ist, so thematisieren spätere Artikel lediglich die demütigende Niederlage des Deutschen Reiches oder die enormen Kosten des Krieges.30 Der einzige Artikel, der den Krieg als eine „Zeit der Barbarei ('ahd-e vahsigari)" und als „Mord an einer Gesellschaft {qatl-e egtemä'i)" bezeichnet, wurde von öamälzäde verfasst, der im wesentlichen auf die pazifistische und utopistische französische Nachkriegsliteratur verweist.3' Taqizäde und die Mitglieder der Redaktion von Käve standen nach dem Krieg wider Erwarten nicht auf Seiten der siegreichen Partei, die nun die «persische Frage» nach Vorstellungen des Persischen Komitees löste, sondern die Niederlage des Deutschen Reiches hatte auch Taqizäde jeglicher Einflussnahme auf die folgenden Friedenskonferenzen beraubt. Zudem war Großbritannien nach dem Ausfall Russlands zur beherrschenden Macht in Persien avanciert. Somit galt für die Redaktion in der Neuen Folge, sich mit der neuen Situation zu arrangieren und ihr Engagement zugunsten der Mittelmächte, ja überhaupt ihre Rolle im Ersten Weltkrieg, zu marginalisieren bzw. gänzlich zu verschweigen.

I V . 2 . 2 Die Provisorische Regierung Die Beziehung zwischen den in Berlin ansässigen Exilanten um Taqizäde und dem im November 1915 gegründeten Nationalen Verteidigungskomitee (Komite-ye dejä'-e mellt), das im Februar 1916 als Provisorische Regierung unter Nezäm as-Saltane offiziösen Charakter erhielt, erwies sich bereits ab Frühjahr 1916 als äußerst problematisch. Die Redaktion setzte, wie in frühen Beiträgen in Käve nachzulesen ist, zunächst durchaus Hoffnungen in dieses Komitee. Nezäm as-Saltane wird als bedeutende Persönlichkeit dargestellt, die ein „Lager zur Rettung Persiens (ordü-ye negät-e Irän)" in Qom gebildet hat.31 Die „iranische Rasse (nezäde Iräni)" müsse nun zeigen, dass die Befehlshaber in Teheran nicht die „wahren Vertreter (namäyandegän-e haqiqi)" des Landes sind, sondern die persischen Nationalisten, die sich nun um Nezäm as-Saltane versammelt hätten.33 Man solle sich an der „Selbstlosigkeit der Deutschen und ihrer Geringschätzung gegenüber dem Tod (gänfesäni-ye Älmäni va haqir somardan-e vey marg rä)" ein Beispiel nehmen und sich ebenfalls der nationalen Rettung annehmen.34 Die Hoffnungen seitens der Redaktion wurden jedoch schon recht bald enttäuscht. Im Frühjahr 1916 waren zwischen den moderaten und demokratischen Vertretern der Provisorischen 30

Vgl. etwa (öamälzäde): ,,'Ahd-näme-ye solh"; in: Käve, AF, 4. Jg., Nr. 35 (15.8.1919), S. 6-8 oder „Sanginiye mäliyät dar mamälek-e dä|jel dar gang"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 10 (15.10.1920), S. 8. 31 (öamälzäde): „Qatl-e egtemä'i"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 2 (21.2.1920), S. 2-3. 32 Vgl.: „Farmänfarmäl-ye ordü-ye melll"; in: Käve, AF, 1. Jg., Nr. 1 (24.1.1916), S. 8. 33 (Taqizäde), Rüzhä, (Nr. 2), S. 1-3. 34 Ibid.

IV. Formen und Inhalte journalistischen Regierung

Ausdrucks in Käve

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Konflikte aufgetreten, die nach einem Attentatsversuch auf Nezäm as-Saltane

eskalierten. Da die deutsche finanzielle und militärische Unterstützung weit hinter den Erwartungen der Provisorischen Regierung zurückgeblieben war und um sich von seinen demokratischen Widersachern zu befreien, kooperierte Nezäm as-Saltane zunehmend mit den türkischen Stellen. Die nach Bagdad und Persien entsandten Mitglieder des Persischen

Komitees,

denen Nezäm as-Saltane aufgrund ihrer Sympathien gegenüber der demokratischen Fraktion und dem Deutschen Reich misstraute, wurden unter türkische Polizeiaufsicht gestellt und zahlreichen Repressalien ausgesetzt.35 Im März 1916 schrieb Käzemzäde an TaqTzäde, dass Nezäm as-Saltane sicherlich „verdienstvolle Eigenschaften" besäße, seine „grenzenlose Habsucht, übertriebener Stolz und maßloser Eigensinn" verhinderen jedoch die Bildung einer stabilen Regierung, in der auch demokratische Abgeordnete vertreten seien. Zudem behandle er die „Anhänger unserer Sache hinfahrender und schlimmer als es unter dem despotischen Regime üblich"' 6 gewesen sei.

Ende Mai 1916 bestätigten sich Gerüchte über eine geheime Vereinbarung zwischen Nezäm as-Saltane und Enver Pascha, in der letzterer zwar eine Unabhängigkeit Persiens garantierte, allerdings die Provinz Äzarbäygän ausdrücklich aus dieser Vereinbarung ausschloss. 37 Nach der Einnahme von Küt al-'Amära und dem Tod des deutschen Feldmarschalls von der Goltz im April 1916 forderte Enver Pascha nun den türkischen Führungsanspruch über die Operationen in Iran ein. Gegenüber Nezäm as-Saltane betonte er zwar weiterhin gemeinsame Interessen und stellte die Möglichkeit eines islamischen Dreibundes (Osmanisches Reich, Persien und Afghanistan) in Aussicht, unter den türkischen Offizieren kursierten allerdings bereits weitschweifende pantürkische Pläne, die weder den deutschen Militärs und Diplomaten noch den Mitgliedern des Persischen Komitees vor Ort verborgen blieben. 38 Diese Ereignisse führten schließlich zu einer Spaltung des iranischen Lagers. Während Nezäm as-Saltane eng mit den türkischen Stellen kooperierte und oppositionelle Tendenzen rigoros unterdrückte, betrachtete das Persische

Komitee in Berlin die Entwicklung im persischen Grenzraum mit

wachsender Besorgnis. Als Nezäm as-Saltane im Mai 1916 versuchte, mit Vahid al-Molk Saybäni einen eigenen Vertrauten in Berlin zu etablieren, um so das Persische Komitee und damit TaqTzäde zu umgehen und direkt mit dem A A über weitere finanzielle und politische

Vgl. A A - P A , R 19114, A 21366, Brief Pür-i Däüd [PürDävüd] anTaqizadeh(io.8.i9i6). Indem vierseitigen Schreiben, das von Oskar Mann übersetzt wurde, beklagt sich Pür Dävüd bitter über die Repressalien seitens der türkischen aber auch der persischen Stellen in Bagdad. 3 6 Zitiert nach: GEHRKE, Persien, Bd.2, S. 366f. 3 7 Vgl. LUSTIG, Mohajarat, S. 262ff. 3 8 Vgl. GEHRKE, Persien, Bd.i, S. 253-256. 35

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Ausdrucks in Käve

Unterstützung zu verhandeln, musste Vahld al-Molk erleben, wie sehr Taqizäde inzwischen seine Position in Berlin gefestigt hatte. Nicht nur, dass die iranische Exilgemeinde den Gesandten Nezäm as-Saltanes systematisch ignorierte (Hoseynqoll y ä n N a w ä b empfing Vahld al-Molk erst drei Wochen nach dessen Ankunft in Berlin, zudem erfolgten keine Einladungen zu den zahlreichen Festlichkeiten), auch Vertreter des A A weigerten sich, Vahld al-Molk zu empfangen. 39 Die Obstruktionen auf Initiative Taqizädes führten schließlich zu dem Scheitern der Mission von Vahld al-Molk, der resignierte und bis 1919 weitgehend zurückgezogen in Berlin blieb. Allerdings vermied die Redaktion - auch im Interesse des A A - eine offene Konfrontation mit Nezäm as-Saltane und verzichtete auf dezidiert kritische Äußerungen in Käve. Während die Angriffe gegen die Regierung in Teheran und ihrer „Neigung zu einer freundschaftlichen Politik gegenüber Russland und Großbritannien"40 anhielt, so beschränken sich die Berichte über die Provisorische

Regierung auf einige wenige unkommentierte Meldungen, etwa über

vermeintliche militärische Erfolge oder einen Kabinettswechsel. Ein letzter Aufruf Nezäm asSaltanes an das persische Volk im April 1917 erscheint dezent und verhalten kommentiert. 41 Doch dürften nicht nur die Konflikte Taqizäde bewogen haben, sich von der

Provisorischen

Regierung zu distanzieren, denn bereits im Herbst 1916 war absehbar, dass weder die militärischen Kräfte der Mittelmächte und ihres türkischen Verbündeten noch die Mobilisierung der Stammesverbände ausreichen würden, um die alliierten Truppen in Persien zu besiegen oder gar Teheran zu besetzen. Zudem hatte die Etablierung einer von den Mittelmächten protegierten Gegenregierung zu einem verstärkten militärischen Engagement der Alliierten in Persien geführt und ihnen einen Freibrief für die Verletzung der persischen Neutralität (proklamiert durch Ahmad Schah im November 1914) in die Hände gespielt.

Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden persischen Fraktionen verschärften sich im Juni 1917, als auf Veranlassung Nezäm as-Saltanes, der inzwischen in Istanbul unter türkischer Patronage lebte, die Verteilung von Käve im Osmanischen Reich verboten wurde, „angeblich weil das Titelbild einen Vorgang aus der altpersischen, nicht aus der islamischen Geschichte darstelle". Dieser Vorwurf sei allerdings nur ein Vorwand, mit dem Nezäm asSaltane und seine Anhänger „gegen Taqizäde (...) intrigieren" 42 würden. Im November 1917

39 40 41 42

Vgl. VAHID AL-MOLK, tfäterät, S. 156-233. (Taqizäde), Uoläse, (Nr. 18&19X S. 10. Vgl. Nezäm as-Saltane: „Bayän-näme "; in: Käve, 2. Jg., Nr. 20 (14.5.1917), S. 6. AA-PA, R 19114, A 20144, Wesendonk an A A (20.6.1917).

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Ausdrucks in Käve

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gab Taqlzäde vor, einen Ausgleich zwischen den „beiden Parteien der «Flüchtlinge»" 43 erreichen zu wollen und schlug ein Treffen mit Vertretern Nezäm as-Saltanes in der Schweiz vor (Taqlzäde lehnte es vehement ab, nach Istanbul oder nach Kermanschah zu reisen). Gleichzeitig bat er aber das A A , dass „die Entsendung von Vertrauensleuten von Nezam [nach Berlin] verhindert werden möge." 44 Taqlzäde befürchtete, dass mit dem Eintreffen weiterer Exilanten, die zudem als Anhänger Nezäm as-Saltanes galten, seine eigene Stellung untergraben und „Berlin, wie es bislang Stanbul war, zum Tummelplatz persischen Ränkespiels" 45 werden würde. Taqlzäde war auch nach dem Krieg peinlich darauf bedacht, dass die Vergabe von Einreisegenehmigungen und die Auswahl von geeigneten persischen Schülern ausschließlich in seinen Händen lag. Diese Kontrolle konnte er vor allem aufgrund seiner guten Kontakte zum A A und seiner gesellschaftlichen Position als Vorsitzender des Beirates zur Ausbildung Schüler in Deutschland sowie der Deutsch-Persischen

persischer

Gesellschaft ausüben.46

IV.2.3 «Problemfall» Osmanisches Reich Ein während des Krieges virulentes Problem ergab sich für die Redaktion aus der Berichterstattung über das Osmanische Reich. Da die Orientpolitik des Deutschen Reiches während des Krieges auf der Kooperation mit dem Osmanischen Reich basierte, hatte die N f d O auf die Sensibilitäten der türkischen Machthaber Rücksicht zu nehmen. Eine offene Kritik, wie sie in der Neuen Folge von Käve mehrfach geäußert wird, konnte unter diesen Prämissen nicht erfolgen. A l s bereits 1915 erste Konflikte die deutsch-türkische Zusammenarbeit beeinträchtigten, wurde auch den verantwortlichen deutschen Stellen deutlich, dass „die jungtürkisehen Machthaber (...) die persische Frage ganz anders als wir und die Zeitung 'Kahwe' [beurteilen], Sie wollen kein unabhängiges, sondern ein türkisches Persien." 47 So zeichnete sich nach den Worten eines deutschen Offiziers ab, dass „der alte sunnitisch-schiitische Gegensatz (...) keineswegs überbrückt" 48 sei und die - in Oppenheims Diktion - «eigentlichen Perser» keineswegs gewillt waren, eine türkische Hegemonie anzuerkennen, zumal durch die Aktivitäten der Offiziere um Enver Pascha nach der arabischen Sezession vom Osmanischen Reich deren

43 44 45 46 47 48

A A - P A , R 19115, A 40019, Taqizadeh an A A (29.11.1917). A A - P A , R 19119, A 39126, Bernsdorffan A A (23.11.1917). A A - P A , R 19115, A 38620, Mann an A A (19.11.1917). Vgl. A A - P A , R 19115, A 40019, Taqizadeh an A A (29.11.1917). AA-PA, R 19113, A4599, Notiz (4.5.1916). A A - P A , R 19015, A 18865, Frhr. von der Osten-Sacken an Ill.b. Ost/Generalstab des Feldheeres (17.7.1916).

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Ausdrucks in Käve

pantürkischen Absichten evident wurden. 49 Weitaus offener gibt sich Taqlzäde in seiner Schrift Persien und der europäische Krieg: „Die aus dem Gefühl der Ohnmacht heraus gehegte Hoffnung, die in den Köpfen'einer Anzahl Perser lebt, dass nämlich der Schutz der Unabhängigkeit bei einer siegreichen Türkei in besten Händen sei, ist ebenso hinfällig wie die Erwartung, dass die deutsche Regierung die Türken vor einer Verletzung Persiens abhalten wird." 50 Unter dem Eindruck der Annäherung zwischen Enver Pascha und Nezäm as-Saltane im Mai 1916, sieht sich Taqlzäde in der folgenden Septemberausgabe veranlasst, eine „Interessenallianz zwischen Persien und dem Osmanischen Reich" 51 zu beschwören. Dieser Artikel war vermutlich mit Nadolnys Vertragsangebot an Nezäm as-Saltane abgestimmt, mit dem das Persische Komitee und das A A die Initiative in Persien zurückzugewinnen hofften. 53 Da die türkischen Behörden im Sommer 1917 eine weitere Verteilung von Käve im Osmanischen Reich untersagt hatten, versuchte Taqlzäde offenbar durch diese nachdrückliche Bekundung der gemeinsamen Interessen, die türkischen Vorbehalte gegenüber ihm und der Zeitschrift aus dem Weg zur räumen. Tatsächlich erfolgte die Freigabe der Zeitschrift - außer Nr. 19 (AF, 2. Jg.) - auf Druck der deutschen Botschaft in Istanbul bereits im September 1917. 53

In seinem Artikel begrüßt Taqlzäde zunächst das türkische Vorrücken in Persien als eine Rettung (negät). In einem weitgefassten historischen Überblick stellt Taqlzäde das Osmanische Reich und Persien als „zwei Zweige eines großen, alten Baumes (do säfye-ye yak deralft-e bozorg-e qadim)" dar, die auf den „islamischen Grundsätzen sowie der Brüderlichkeit der Gläubigen (asäs-e eslämi va ofjowat-e mo'menin)" beruhen und beide gleichberechtigte Erben des 'abbäsldischen Kalifats seien. 54 Aber mit der russischen Expansion in Zentralasien und der europäischen im Balkan sei deutlich geworden, dass sich die islamische Welt im „Niedergang (enhetät)" befände, wobei die „allgemeine Unwissenheit und Fanatismus {gahälat va ta'assob-e'omümi)"

nach der mongoli-

schen Eroberung diesen Niedergang beschleunigt hätten. Zwar hätten Herrscher, wie z.B. Näder Schah, immer die Notwendigkeit einer politischen Einheit und Überwindung der konfessionellen Gegensätze erkannt, doch die „persischen Passionssänger (rouie-fyvänhä-ye Iräri)

Vgl. WALLACH, Anatomie, S. 165-249 [TaqTzäde] ANONYM, Persien und der europäische Krieg, S. 6. 5 1 (Taqlzäde): „Etteftäd-e manäfi-ye än va 'Osmän"; in: Käve, 1. Jg., Nr. 12 (15.9.1916), S. 1-4. 5 2 Vgl. GEHRKE, Persien, Bd.i, S. 258-261. 5 3 AA-PA, R 19115, A 32894, Handschrftl. Notiz (5.10.1917) und A 33625, Persisches Komitee an A A (10.10.1917). Nr. 19 wurde aufgrund der Kriegsberichterstattung aus Persien untersagt (vgl. AA-PA, R 19115, A 38620, Brief von Muhammad 'Ali Klub an Taqizadeh (8.11.1917), S. 2). 5 4 (Taqlzäde), Ettehäd-e manäfi, (Nr. 12), S. 1.

49

50

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85

und anatolischen Muftis (moftlyän-e Änätüli)" hätten eine Annäherung zwischen beiden Staaten verhindert. Mittlerweile sei deutlich geworden, dass die einzige Rettung in der „Einheit der Muslime und der islamischen Staaten sowie der Annahme einer neuen Zivilisation (affz-e tamaddon-e gadid)"55 liege. Indem er ausgerechnet Teile der 'olamä für das Scheitern einer islamischen Einheit verantwortlich macht und suggeriert, dass die Überwindung der konfessionellen Teilung als eigentlichem Ziel dieser Einheit keineswegs von der islamischen Geistlichkeit geteilt wird, verdeutlicht Taqlzäde, dass nur die säkularen Politiker befähigt sind, eine Einheit islamischer Staaten zu erschaffen. Mithin hat seine Vorstellung einer islamischen Einheit ausschließlich politischen Charakter hat und stellt die Souveränität der einzelnen Staaten keineswegs zur Disposition. Gleichzeitig gelingt es ihm mit dem Verweis auf die «Annahme einer neuen Zivilisation» sein zentrales Thema (vor allem in der Neuen Folge) vorzubringen: Die grundlegende Reform der moralisch-gesellschaftlichen Begebenheiten in Iran.56

In dem folgenden Abschnitt über das in Europa bekannt gewordenen Phänomen «Päneslämizm» konkretisiert er seine Vorstellungen: Der Panislamismus, so Taqlzäde, hätte seine wissenschaftliche Basis vor allem durch öamäl ad-DIn al-Afgänl erhalten. Auf dieser Grundlage basierend, hätten sich diverse Vorstellungen herausgebildet: Von der Idee einer „religiösen Einheit (ettehäd-e dini)", die die konfessionellen Unterschiede überbrücken sollte, bis hin zu der Vorstellung, man müsse das Kalifat in Form eines „großen islamischen Staates"57 wiederbeleben. Doch gerade letztere Vorstellung sei sehr „gefährlich (hatarnäk)" und hätte zu jenem autokratischen Panislamismus geführt, unter dessen Banner „Soltän Soleymän für die Schaffung der islamischen Einheit Tabriz angriff und mit seinem Heer in Persien einfiel."58 Auch die Führer des Osmanischen Reiches und Persiens, Enver Pascha und Nezäm asSaltane, hätten die Gefahr dieser Art einer islamischen Einheit erkannt und plädieren für eine „politische Einheit (ettehäd-e siyäsi) unter den islamischen Staaten". Vorbild für solch eine funktionierende Einheit sei der Zweibund zwischen Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich. Mit der Unterstellung, auch die türkischen Machthaber seien an der Souveränität Irans (und damit an seiner territorialen Integrität), interessiert, kommt Taqlzäde beruhigt zu dem Schluss, dass das Vorrücken des türkischen Heeres eine Rettung für Persien sei und ,jeder 55

Ibid., S. 2. Unter Annahme einer neuen Zivilisation versteht Taqizäde in erster Linie die Übernahme der aufgeklärten, säkularen Kultur Europas. So fordert er unmissverständlich im Vorwort zur Neuen Folge: „Iran muss äußerlich wie innerlich, materiell wie geistig europäisiert werden." (Taqizäde: „Doure-ye gadid"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. l (22.1.1920), S. 1-2, hier: S. 2). Auch wenn dieser Slogan die Komplexität der modernistischen Konzepte in Käve stark verkürzt, spiegelt er eine Art Quintessenz wider. 57 (Taqlzäde), Ettehäd-e manäfi, (Nr. 12), S. 1. 58 Ibid. 56

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IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

Ort, an dem dieses Heer siegt und den es erobert, tatsächlich wieder zu persischem Boden wird." 59

TaqTzäde bewegt sich in seinem Artikel weitgehend in den von der NfdO vorgegebenen Grenzen und nimmt Rücksicht auf die Sensibilitäten der türkischen Machthaber, gibt allerdings warnend zu bedenken, dass nur ein Bund unabhängiger Staaten wirtschaftliche und politische Vorteile böte. 60 Doch seine publizistischen Äußerungen geben nur die entschärfte, diplomatische Version seiner Bedenken wieder, denn zur selben Zeit waren Taqlzäde und der Gesandte HoseynqolT g ä n N a w ä b hinsichtlich der türkischen Plänen im Nordwesten Irans äußerst besorgt: „Was sehr wichtig ist", so Taqlzäde im Oktober 1917, „ist die Tatsache, daß die einflußreichen Perser nicht wollen, daß die Türken in Persien Einfluß gewinnen. Sie sagen, wir helfen gem den Deutschen und wollen von den Deutschen unterstützt werden, nicht von den Türken, die selbst unter deutschem Schutz stehen." 61 Die persischen Exilanten in Berlin sahen sich somit genötigt, auf der einen Seite (im Rahmen von Käve) möglichst den offiziellen Verlautbarungen der osmanischen Machthaber zu entsprechen und diese nachdrücklich zu billigen, um so nicht in einen Konflikt mit dem einzigen Verbündeten des Deutschen Reiches im Nahen Osten zu geraten. A u f der anderen Seite betonten sie gegenüber dem A A , dass sie weder die Annäherung zwischen Nezäm as-Saltane und Enver Pascha, noch etwaige territoriale Annexionen akzeptieren würden. Dass die Befürchtungen des Persischen

Komitees

Diplomaten im Osmanischen

Reich. 62

Die Aktivitäten des Persischen

durchaus gerechtfertigt waren, bestätigten deutsche

Komitees und der Redaktion von Käve hatten sich relativ

schnell als ein unkalkulierbares Vabanquespiel herausgestellt. Im Falle eines Sieges der Mittelmächte hätte das Osmanische Reich territoriale Ansprüche geltend gemacht, im Falle einer Niederlage der Mittelmächte hätten die Alliierten mit Verweis auf die feindliche Provisorische Regierung eine militärische Besetzung Irans legitimieren können. So blieb der Redaktion um Taqlzäde nach anfänglichem Enthusiasmus nur die vorsichtige Distanzierung von beiden

» Ibid. Vgl. auch die Thronrede des Sultans in: (Qazvînî): ,,Navîd-e soltânî"; in: Kâve, AF, 1. Jg., Nr. 15 (1.12.1916),

S. 1-2 und Gehrke, Persien, Bd.i, S. 254. 1 AA-PA, R 19055, A 33625, Taqizadeh an A A (11.10.1917) und A 29481, Handschrftl. Notiz (6.9.1917). Vgl. auch A 43602, Taqizadeh an Talaat Pascha (27.12.1917) (Forderung nach „l'indépendance complète de la Perse"), A 10164, Handschriftl. Notiz (März 1918) (Besorgnis unter der iranischen Exilgemeinde wegen „besonderer Pläne" der Türken in Iran) und A 12305, Redaktion Kaweh an A A (20.3.1918) (vierseitige Erklärung der Redaktion zur dem iranisch-türkischen Grenzverlauf). 2 Vgl. AA-PA, R 19055, A 9503, Telegramm von Wustrow an A A (27.2.1918) und A 10164, Handschrftl. Notiz (März 1918). Vgl. auch N a d o l n y , Beitrag, S. 50.

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87

Parteien übrig. Bereits Anfang 1917 finden sich keinerlei Angaben über das Schicksal der Mitglieder der inzwischen aufgelösten Provisorischen Regierung mehr in Käve. Aus dem ungewollten Verbündeten Osmanisches Reich wird nach 1918 gar die größte aller Gefahren für die territoriale Integrität Irans.63

IV.3 Die «iranische Moderne im Exil»: Leitartikel in der Neuen Folge Der Leitartikel ist eine der interessantesten Textformen in Käve. Dies gilt insbesondere für die Neue Folge der Zeitschrift, in der jede Nummer mit einem teils sehr umfangreichen Artikel Taqlzädes eingeleitet wird.64 Inhaltlich erörtert Taqfzäde zwei Themenkomplexe in diesen Texten. Der überwiegende Teil beschreibt polemisch überzeichnet die vermeintlich desolate kulturelle, soziale und politische Situation Irans, während Taqizäde in drei, an exponierter Stelle erschienenen Beiträgen jeweils eine Reformagenda skizziert. Um einen Einblick in die Textstrategien der Redakteure zu erhalten, bietet sich meines Erachtens die Möglichkeit, anhand von Satire- und Polemiktheorien textanalytisch zu arbeiten. Folgt man diesen Theorien, so besteht Satire aus „literary strategies for gaining moral, social, religious, or political ascendancy"65. Der Satiriker sieht sich in einer notwendigen sozialen «Mission» und befindet den satirischen Angriff als «allgemein nützlich» bzw. sozial intendiert, d.h. „daß der Rezipient eines satirischen Textes erstens dessen Modellcharakter für gesellschaftliche Strukturen erkennen und dann zweitens akzeptieren können soll, um die Wahrnehmung von Textstrukturen auf seine eigene (Wirklichkeit) zu übertragen und ihr das normvermittelnde gegenüberzusetzen."66 Teilweise sind diese Textstrategien in den folgenden Beispielen ansatzweise nachzuvollziehen, im Rahmen der vorliegenden Studie jedoch zunächst als Anregung zu verstehen. Satire und Polemik sind im Kontext der persischsprachigen Presse mithin kein originelles Feature von Käve. Vermutlich war den Redakteuren 'Ali Akbar DehJjodäs Glosse Carand-parand in Sür-e Esräfil ein lebendiges Vorbild.6' Auch findet man bereits in MTrzä Malkom Häns

63

Vgl. etwa: Taqizäde, Doure-ye gadid, S. 1-2 und (öamälzäde): „Fallag-e seqqi"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 12 ^13.12.1920), S. 1-2. 4 Die betreffenden Artikel tragen als Titel in der Regel eine Kombination aus den folgenden Begriffen: (fiyälät ^Vorstellungen), Nokät (Beobachtungen) oder Molahäzät (Überlegungen). 5 SNYDER, John: Prospects of Power. Tragedy, Satire, the Essay, and the Theory of Genre-,Lexington (Kentucky) 1991, S. 97. SCHWIND, Klaus: Satire in funktionalen Kontexten; Tübingen 1988, S. 71. 67 Vgl. BALAY/CUYPERS, AUX Sources; S. 51-106.

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Ausdrucks

in Käve

Qänün satirische und polemische Elemente. 68 Im folgenden werden die drei bereits genannten Artikel Taqlzädes vorgestellt, die einen Einblick in das Modernisierungskonzept der Redaktion geben.

IV.3.1 Ein «positives» Gegenmodell? Normative Entwürfe für die Modernisierung der iranischen Gesellschaft Betrachtet man die in Käve geäußerten Modernisierungskonzepte, fällt auf, dass ein Großteil der angesprochenen Aspekte nicht technologische oder politische Reformen betreffen, sondern die moralische Verfassung der Gesellschaft: ihre Disziplinierung. Der B e g r i f f der «Modernisierung» kennzeichnet seit den fünfziger Jahren einen theoretischen Ansatz, der die Ideen M a x Webers zum Rationalisierungsprozess aufnahm, „aber mit den Mitteln des sozialwissenschaftlichen Funktionalismus"6® modifizierte. Diese Theorie beschreibt die Modernisierung von Gesellschaften und Staaten als eine Reihe von kumulativen und sich wechselseitig verstärkenden Prozessen: Mobilisierung von Ressourcen und Kapital, Industrialisierung und Steigerung der Produktivität, Durchsetzung politischer Zentralgewalten und Ausbildung nationaler Identitäten, Ausdehnung politischer Partizipationsrechte, Urbanisierung, Säkularisierung von Werten und Normen sowie der Institutionalisierung formaler Schulbildung. 7 0 Das von der Redaktion von Käve in der Neuen Folge entworfene Modemisierungskonzept lässt sich anhand dieser Prozesse durchaus beschreiben. Allerdings führt die Stilisierung der „Moderne (...) zu einem raumzeitlich neutralisierten Muster für soziale Entwicklungsprozesse überhaupt" 71 meines Erachtens zu einem relativ positivistischen, deskriptiven Umgang mit dem Phänomen der gesellschaftlichen und sozialen Modernisierung. Hinsichtlich der Analyse der in Käve vertretenen Modernisierungskonzepte möchte ich in dem folgenden Abschnitt einige Anregungen für eine differenzierte Interpretation anbieten. 71

Modernisierung heißt für die Redaktion von Käve zunächst einmal eine konsequente Europäisierung. Westlich-europäische Institutionen haben für Taqlzäde essentiellen Charakter, sie manifestieren quasi physisch das moderne Europa. Ziel einer Modernisierung soll der Fort-

68 69 70 71

Vgl. etwa: Qänün, Nr. 7, o.D., S. 1-2. HABERMAS, Jürgen: Der philosophische Diskurs der Moderne; Frankfurt 1994, S. 10. Vgl. etwa BLACK, Cyril E.: The Dynamics of Modernizalion; New York 1967, S. 9-26. HABERMAS, Diskurs der Moderne, S. 10.

Dieser Ansatz beruht teilweise auf folgenden Untersuchungen: COLE, Juan: „Marking Boundaries, Marking Time: The Iranian Past and the Construction of the Seif by Qajar Thinkers"; in: Iranian Studies 29 (1996), S. 3556 und MITCHELL, Timothy: Colonising Egypt; Cambridge 1988. 72

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schritt der Zivilisation (taraqqi-ye tamaddon) in Iran sein, der Anschluss an die technologischen und sozialen Errungenschaften der westlichen Gesellschaften mit der Intention, Staat und Gesellschaft zu emanzipieren und säkularisieren, so dass das Land Teil der zivilisierten (motamadderi) Welt werde. Denn nur wenn man Anschluss an jenen Fortschritt fände, würden Großbritannien und Russland ihre imperialistische Politik gegen Iran einstellen, und das Land könne seine vollständige Unabhängigkeit (esteqläl-e kämet) und Souveränität erlangen. 73 Wissenschaft ('elm oder pl. 'olüm), Zivilisation (tamaddon) und Fortschritt (taraqqi) stellen für Taqlzäde universelle Phänomene der menschlichen Gesellschaft dar. „Die Aufnahme (af)z) und Entlehnung (eqtebäs) von Wissenschaften und Grundlagen der Zivilisation (...) fremder Völker" 7 4 sei bei der „Formung eines Volkes (taskilät-e qoumf)" in der Geschichte immer erfolgt. Diese Adaptionsfähigkeit der Menschheit erlaube erst einen Fortschritt und eine „Vollendung der menschlichen Eigenschaften (takämol-e sejat-e ensänif'.

Die gesamte antike

Geschichte, der Aufstieg neuer Zivilisationen, wäre ohne diese Adaption nicht erfolgt, denn sie sei der „Kern des Fortschritts (toffm-e taraqqi)".75

Was nun Iran beträfe, so führe dort der

Versuch, Aspekte der europäischen Kultur aufzunehmen, nicht zu dem erhofften Fortschritt, sondern zu einer „Verunstaltung (mash)". Die Unwissenheit des Volkes und vor allem die „über «Gottesgaben» verfügenden Kräfte (qowe-ye 'olamä, verhinderten eine korrekte Adaption.

76

motasarrefe-ye

«tfodädädi»)",

also die

Das persische Volk durch eine säkulare Erzie-

hung und Bildung (tarbiyat va ta'lim) auf eine erfolgreiche Übernahme der europäischen Zivilisation vorzubereiten, ist ein bestimmendes Thema in Käve. Unter Wissenschaft verstehen die Redakteure eigentlich Wissenschaftlichkeit, eine geistige Haltung und ein Medium, um durch rationales und autonomes Denken Fortschritt zu erreichen. Die Reduktion von Modernität auf die bedingungslose Aneignung der europäischen Zivilisation wird im Laufe der Neuen Folge mehr und mehr zurückgenommen und weicht einer differenzierten Vorstellung von Modernisierung.

Da die Redakteure der Zeitschrift glühende Nationalisten waren, liegt die Interpretation nahe, dass die in Käve vertretenen Ansichten hinsichtlich einer Modernisierung im großen und ganzen unter dem Banner des Nationalismus ihrer Autoren standen, die die vorislamische Ge-

73

Diese Vorstellungen finden sich in mehreren Beiträgen in Käve. Vgl. z.B. (Gamälzäde), Fallag-e seqql, S. 1-2 und (Taqlzäde): „Nokät va molähazät"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 4 (10.4.1921), S. 1-6. 74 (Taqlzäde): „Molähazät"; in: Käve, NF, 5. Jg., Nr. 4&5 (21.4.1920), S. 1-3, hier: S. 1. "Ibid. 76 Ibid.

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schichte als vorgestellte Idealverfassung der iranischen Gesellschaft propagierten. 77 Unbestritten: Taqlzäde und öamälzäde waren Nationalisten. Doch folgt man Benedict Anderson in seiner Studie Die Erfindung der Nation, so steht „der «politischen» Macht des Nationalismus (...) seine philosophische Armut oder gar Widersprüchlichkeit gegenüber. Mit anderen Worten: anders als andere Ismen hat der Nationalismus nie große Denker hervorgebracht" 78 . Der Nationalismus als Ausgangspunkt für eine Interpretation und Analyse der Modernisierungskonzepte in Käve hat sicherlich seine Berechtigung. Allerdings stilisieren die Redakteure von Käve die vorislamische persische Gesellschaft keinesfalls zu einem erstrebenswerten Ideal. Im Gegenteil, vor allem Taqlzäde kritisiert in seinen Beiträgen gerade jene, die dieses versuchen. Auch die Konstruktion einer spezifisch iranischen Identität, eines Iranertums (Iräniyyat), steht nicht im Interesse TaqTzädes und öamälzädes, sondern die gesellschaftliche und moralische Erneuerung nach europäischem Muster. Identität konstituiert sich ihrer Meinung nach aus der gemeinsamen Sprache, nicht aus einer verfälschten vorislamischen «Heilsgeschichte».

Meines Erachtens könnte man die Zeitschrift Käve als die Institution eines Modernisierungsdiskurses im Sinne Foucaults beschreiben. 79 Taqlzäde und öamälzäde, die diesen Diskurs führten, begriffen sich als Mitglieder der intellektuellen Elite Irans, und als solche sahen sie sich in einer «Mission», mit dem Ziel, die persische Gesellschaft grundlegend zu modernisieren und reformieren - es ging ihnen um die kulturelle und gesellschaftliche «Hegemonie» ihrer Konzepte. 80 Industrialisierung, die Schaffung einer konvertiblen Währung oder die Durchführung einer Agrarreform erwähnen Taqlzäde und öamälzäde zwar als notwendige Reformen, allerdings konzentrieren sie sich vor allem auf die Veränderung des «Volkscharakters», auf seine Disziplinierung. Beeinflusst vom wissenschaftlichen Positivismus eines Auguste Comte oder Herbert Spencer sowie dem literarischen Naturalismus eines Emile Zola, glaubten Taqlzäde und öamälzäde die moralische Beschaffenheit und Ansichten des «gemeinen Volkes» ('ämme) quasi mechanisch gestalten zu können. 81 Fortschritt könne ihrer Meinung nach vor

Vgl. etwa: ALAVI, Entwicklung und Geschichte, S. 171. ANDERSON, Benedict: Die Erfindung der Nation; Frankfurt/M. 1993, S. 15. 7 9 Vgl. FOUCAULT, Michel: Die Ordnung des Diskurses; Frankfurt/M. 1994, S. 11. Die elitistische Eigensicht TaqTzädes kommt in zahlreichen seiner Beiträge zum Ausdruck (vgl. z.B. (Taqlzäde): „Nokät va molähazät"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 2 (10.2.1921), S. 1-3). Das Konzept der Hegemonie ist entlehnt aus: GRAMSCI, Antonio: Zu Politik, Geschichte und Kultur, Leipzig 1980, S. 228ff. 1 Die Einflüsse von Herbert SPENCER (v.a. das von Muhammad Abdüh ins Arabische übersetzte Education: Intellectual, Moral, and Physical; London 1861) auf das Konzept von «Volksbildung» (ta'ltm-e'omümi), das die Redaktion vertrat, sind offensichtlich, wenn auch auf Basis von Quellen nicht eindeutig belegbar. Im Vorwort zu öamälzädes Yakibüd vayakibüd finden sich starke naturalistische Einflüsse, die an Emile Zolas Forderungen in Der Experimentairoman erinnern - zumal öamälzäde später zahlreiche Romane des Naturalismus ins Persische 77

78

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allem durch die geistige (Schulbildung, Opium- und Alkoholabstinenz, sexuelle Enthaltsamkeit) und körperliche (Sport) Disziplinierung erreicht werden. In dieser Disziplinierung, dem „Auftreten elementarer Machttechniken" 82 , meint Foucault die innere Verwandtschaft von Humanismus und Terror erkennen zu können. Noch vor Foucault befürchtete Max Weber, dass mit der fortschreitenden Sozialdisziplinierung ein Verlust der Kreativität, Leidenschaft und des individuell differenzierten Handelns einhergeht.83

Taqizäde und öamälzäde sahen in einer Disziplinierung die Möglichkeit der Emanzipation des «gemeinen Volkes», ohne die möglichen Implikationen, vor denen Weber oder Foucault warnten, erkennen zu können oder zu wollen. Kritik an der Moderne, wie sie in Europa unter dem Eindruck der Schrecken des Ersten Weltkrieges deutlicher formuliert wurde, konnte nicht im Interesse der Redaktion liegen, wollte man doch eben jene, in Europa materiell und kulturell manifestierte Moderne auch in Iran implementieren. In diesem Zusammenhang stellt sich meines Erachtens die Frage, inwieweit einige der «aufgeklärten» iranischen Intellektuellen, die (wie Taqizäde) mit großem Engagement in der Verfassungsrevolution gekämpft hatten, in den 20er und 30er Jahren zu autokratischen Nationalisten und Modernisten avancierten und somit der despotischen politischen Entwicklung Irans im 20. Jahrhundert Vorschub leisteten.84 IV.3.1.1 Die drei «Manifeste» Die wichtigsten Beiträge hinsichtlich der Modernisierungskonzepte in der Neuen Folge von Käve befinden sich in drei Leitartikeln von Taqizäde, die an programmatische Manifeste erinnern. Sie umschließen die Neue Folge wie einen Rahmen und geben Aufschluss über die Entwicklung des Modernisierungskonzeptes: Die Einleitung zur Neuen Folge von Käve, das Vorwort zum zweiten Jahrgang der Neuen Folge und der erste Leitartikel in der letzten offiziellen Nummer der Zeitschrift (Dezember 1921). Gemeinsam ist diesen drei Beiträgen, dass sie nummerierte Aufzählungen über bestimmte Reformen enthalten und alle in Käve erörterten Modernisierungsaspekte beinhalten.

übersetzte. 82

FOUCAULT, Überwachen,

83

V g l . WEBER, Wirtschaft

S. 281.

84

V g l . etwa T a q ï z â d e s Leitartikel „ N o k ä t v a molähazät"; in: Käve, N F , 2. Jg., Nr. 9 ( 4 . 9 . 1 9 2 1 ) , S. 1 - 7 . In sei-

und Gesellschaft,

S. 687.

nem B e i t r a g konstatiert Taqizäde, dass Iran aufgrund seiner sozialen und kulturellen B e g e b e n h e i t e n für eine demokratische Staatsform noch nicht geeignet sei. D i e ideale Regierungsform sei daher ein aufgeklärter A b s o l u tismus (despotisme éclairé).

V g l . auch die Überlegungen in: FRAGNER, Bert G . : „ W o r l d W a r I as a T u r n i n g Point

in Iranian History"; in: BAST, O l i v e r (Hg): La Perse et la Grande Guerre; Paris/Teheran 2000.

92

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Ausdrucks in Käve

IV.3.1.2 Das Vorwort zur Neuen Folge von Käve Das erste Manifest in der Neuen Folge von Käve steht noch unter dem Eindruck der Distanzierung zur Alten Folge (vgl. II.3.1). Nun wolle man sich, so Taqlzäde, vor allem der „Verbreitung der europäischen Zivilisation (tarvig-e tamaddon-e Orüpä), dem „ K a m p f gegen den Fanatismus (gehäd bar zedd-e ta'assob), dem Schutz der nationalen Einheit Persiens (hefz-e (...) vahdat-e melli-ye Iran) und der Bewahrung der Reinheit der persischen Sprache und Literatur (päkizigi-ye (...) zabän va adäbiyyät-eJarst)" widmen. 85 Taqlzäde zeichnet ein metaphorisches Bild von der desolaten Situation in Persien. V o r dem Krieg sei das Land von einer „schweren Krankheit (marz-e hädd) wie der Pest (ta'ün)" befallen gewesen, die sich nun zu einer „chronischen (mozmen) wie Krebs (saratän)" entwickelt habe. Für die Heilung dieser chronischen Krankheit bedürfe es nun der „Enthaltsamkeit (parhiz), ständiger Aufmerksamkeit (moväzebat-e dä'emV), Vernunft ('aql) und Gradlinigkeit (esteqämat)". Und Käve sei genau dieses „Heilmittel ('eläg)". In der Alten Folge, w o man noch eine schwere Krankheit bekämpft habe, seien große Erregung, Gewalt und Leidenschaft legitim gewesen. Nun aber werde ein erfolgreicher Heilungsprozess nur durch den „beständigen, ruhigen, geistigen Kampf {mobäreze-ye ma'navi-ye dä'emt)" möglich. 86 Auch die außenpolitische Situation hätte sich für Persien nach Ende des Krieges grundlegend geändert. Das Osmanische Reich und zaristische Russland, die die „größten und schlimmsten aller Gefahren (bozorgtarin va badtarin koll-e Ifatarhä) für die Einheit der Nation (vahdat-e mellt), Zivilisation und Unabhängigkeit des Landes" dargestellt hätten, seien nun keine Bedrohung mehr. Der Ausfall Russlands hätte dazu geführt, dass Großbritannien zur einflussreichsten Macht in Persien avanciert sei. Die von Großbritannien ausgehende Gefahr liege allerdings nicht nur in seinem militärischen Potential, sondern vor allem in der Fortschrittlichkeit in den Bereichen „der Wissenschaft ('elm), der Vernunft {'aql), der List (hile) und vor allem der Technologie (fann)". Der britische Einfluss auf Iran wirke wie eine „Krankheit (marz)", an deren Ende die „wirtschaftliche Gefangenschaft stehe (asiri-ye eqtesädi)".

Militä-

risch könne man sich nicht gegen England wehren, die einzigen „Mittel der Rettung (vasile-ye negät) seien Wissenschaft und Wissen ('elm va ma'refat)". Aus diesem Grund sollten alle „wahren Patrioten (vatanparastän-e haqiqi)" bei der Durchsetzung der folgenden Punkte mithelfen. "1. Die bedingungslose Aufnahme (ahz) und Verbreitung (tarvig) der europäischen Zivilisation ohne Wenn und Aber sowie die absolute Selbstaufgabe gegenüber Europa, die 85 86

Taqlzäde, Doure-ye gadid. S. lf. Ibid., S. 2.

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Annahme der Umgangsformen (ädäb\ der Gewohnheiten Cädäf). Grundlagen, der [administrativen] Ordnung (rosüm va tartîb). der Wissenschaften Colüm). der Industrie und der Lebens[art] sowie der gesamten europäischen Verhältnisse (koll-e ouzä'-e Farangestän) ohne Ausnahme (außer der Sprache) (eoz az zabän). Zudem die Zurückweisung aller Arten von Selbstzufriedenheit und sinnloser Taten, aus denen eine falsche Bedeutung von Patriotismus hervorgeht und die man als «verlogenen Patriotismus» (vatanparasti-ye käztb) bezeichnen kann. 2. Große Sorgfalt im der Bewahrung (hefz) der persischen Sprache und Literatur sowie ihres Fortschrittes, ihrer Verbreitung und Stärkung. 3. Die Verbreitung der europäischen Wissenschaften und die Durchführung der Gründung von Schulen und die Festigung der Ausbildung." 87 TaqTzädes Betonung der Bewahrung der Sprache ist durch den Umstand bedingt, dass die Sprachgemeinschaft neben der Rasse als die konkreteste Vorstellung gilt, die es ermöglicht, ein «Volk» als eine „absolut autonome Einheit vorzustellen (...), da sie die Individuen mit einem Ursprung verknüpft, der jederzeit aktualisiert werden kann" 88 . Da TaqTzäde jegliche rassistische Konzepte zur Vorstellung einer Nation zurückweist und zudem eine umfassende Europäisierung fordert, konstituiert sich in der Sprache „le dernier refuge de l'identité face à l'européanisation totale." 89 Der Aufbau von Schulen und die Verbreitung der Bildung steht hier nach der Forderung einer Europäisierung und noch nicht in der für die folgenden Nummern der Zeitschrift typischen Bezeichnung «Volksbildung» (ta'llm-e 'omûmî). Das erste Manifest steht am Anfang eines Entwicklungsprozesses, in dem Taqlzäde und öamälzäde ihr Konzept einer Modernisierung ausdifferenzieren. Zwar fordern sie in den entsprechenden Artikel weiterhin die Übernahme der europäischen Zivilisation, allerdings wird diese Forderung nicht mehr mit jener Emphase vorgetragen, mit der Taqlzäde das Vorwort zur Neuen Folge von Käve schließt: „Persien muss äußerlich wie innerlich, materiell wie geistig europäisiert werden!" 90

IV.3.1.3 Das Vorwort zum 2. Jahrgang der Neuen Folge Wie sehr die Redaktion ihre Modemisierungskonzepte ausdifferenzierte, zeigt das Vorwort zum 1. Jahrgang der Neuen Folge. Taqlzäde eröffnet seinen Beitrag, in dem er seine Ziele, aber vor allem seine Gegner ungewöhnlich deutlich bezeichnet. Man führe eine Krieg (gang) gegen die verwerflichen Ansichten der Konservativen (kohn-parastän) und Kurzsichtigen (kag-biyän), die ,jede Art von Reformen ersticken wollen und alle möglichen Mittel einsetzen, um zu verhindern, dass der Verstand und die Herzen des einfachen Volkes erleuchtet

Ibid. A l l e Hervorhebungen (Unterstreichungen) und Markierungen («») sind dem Originaltext entnommen. BALIBAR, Etienne und Immanuel WALLERSTEIN: Rasse Klasse Nation. Ambivalente Identitäten; Hamburg 1990, S. 119. 9 DIGARD/HOURCADE/RICHARD, L 'Iran, S. 346. 9 0 Taqlzäde, Doure-ye gadld, S. 2. 87

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werden (rousan namüdan)"91. Den Verehrern der Finsternis ('äseqän-e tärik) soll mit der Zeitschrift Käve ein - wenn auch schwaches und zitterndes - Licht (ceräg-e ia'if va larzäni) gegenüberstehen. Mit dieser Lichtsymbolik stellt Taqizäde die Fronten klar. Nicht die ausländischen Mächte behindern den Fortschritt, sondern eine innerpersische Opposition aus Konservativen und Traditionalisten. Nur wenn es gelänge, unter dem Volk Enthusiasmus (souq) und einen ernsthaften Wunsch (meyl-e geddt) nach Veränderungen zu wecken, könne das Land tatsächlich den Anschluss an Europa finden.92 Die «Berufspolitiken) (siyäsatciyän) hingegen würden sich mehr für politische Spielereien (siyäsat-bäzi) interessieren. Die Redaktion von Käve wolle aber gegen die Unwissenheit (gahl), das allgemein verbreitete Analphabetentum (bl-savädt) und die Rechtlosigkeit der Frauen in Persien kämpfen. Taqizäde fasst seine Vorstellungen in einem 23 Punkte umfassenden «Programm» zusammen, zu dessen Beachtung er die persischen Politiker anmahnt: " 1 . Die Volksbildung (ta'lim-e 'omümi) und große Anstrengung für ihre Verbreitung. 2. Die Veröffentlichung (nasr) nützlicher Bücher (kotob-e moftd) und die Übersetzung europäischer Werke sowie deren Publikation. 3. Die Aneignung der Grundlagen, Gewohnheiten und Säulen der europäischen Zivilisation sowie ihre bedingungslose Annahme. 4. Die außerordentliche Verbreitung aller Arten von körperlicher Ertüchtigung (varzes-e badant) nach europäischem Muster (be-tartib-e Orüpät). 5. Bewahrung der nationalen Einheit Persiens. 6. Schutz der nationalen Sprache, i.e. das Persische, vor Entstellungen (az fesäd). 7. Erklärung eines gnadenlosen Kampfes gegen Opium. Haschisch und Alkohol. 8. Der Kampf gegen den unwissenden Fanatismus und für die völlige rechtliche Gleichstellung von Angehörigen der verschiedenen Konfessionsgruppen (mosävät-e täme-ye hoqüq-e peyravän-e mazäheb-e moJjtalef). 9. Der Kampf gegen die allgemein verbreiteten Krankheiten, speziell gegen Malaria, Geschlechtskrankheiten, TBC, Typhus, Masern und die Kinderkrankheiten. 10. Bewahrung der Unabhängigkeit Persiens. 1 1 . Die [wirtschaftliche] Wiederbelebung des Landes nach europäischem Muster und speziell die Einführung von Maschinen. 12. Die Freiheit der Frau (äzädi-ye zanän), [ihre] Erziehung und Ausbildung sowie die Gewährung und Inkraftsetzung ihrer Rechte. 13. Der vehemente Kampf gegen die Verlogenheit. 14. Ernsthaftigkeit und Sorgfalt in der Ausrottung der abscheulichen Eigenschaften wie der Intrige und «Diplomatie», die zuletzt unglücklicherweise unter dieser Überschrift in Iran verbreitet und beliebt wurden. 15. Die Zerstörung der widerlichen Gewohnheit der Sodomie ('esq-e geyr tabrPY), die seit frühster Zeit eine der verwerflichsten und niederträchtigsten Handlungen unseres Volkes und ein wesentliches Hindernis der Zivilisation ist.

91

(Taqizäde): „Dibäce-ye säl-e dowom-e Käve"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 1 ( 1 1 . 1 . 1 9 2 1 ) , S. 1-4, hier: S. 1. Ibid., S. 3 . Unter «Sodomie» verstanden die Redakteure (wie in frz. oder dt. Komplementärquellen nachzulesen ist) alle Formen abnormen Sexualverhaltens, vor allem Homosexualität.

92

93

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16. Der Kampf gegen den Witz (süfrt), die Satire (hazl), die Übertreibung, das dichterische, dumme Geschwätz und die Geschwätzigkeit und [für] das Bestreben, einen ernsthaften Charakter (f)eslat-e geddi) unter der Bevölkerung zu erzeugen. 17. Die Wiederbelebung der lobenswerten, alten nationalen Traditionen und Grundlagen Persiens."94 Dies seien lediglich die dringendsten Angelegenheiten, die für die nationale Rettung (negät-e mellt) erörtert werden müssten. Zudem seien folgende sechs Punkte hinzuzufügen: " 1 . [18.] Die Sesshaftmachung (tahte-qäpü kardan) und Entwaffnung der Nomaden. 2. [19.] Die Unterwerfung der [StraßenJRäuber und die Ausrottung des Diebstahls sowie der öffentlichen und offiziellen Diebe, ohne aus ihnen einen politischen oder staatlichen Nutzen zu ziehen. 3. [20.] Freiheit und politische Gleichheit (Demokratie) - die Besserung der Situation der Bauern auf dem Wege ihrer Ausbildung, der Anschaffung von landwirtschaftlichen Maschinen, des Aufbaus landwirtschaftlicher [Genossenschafts]Banken in den Dörfern und die Sicherung ihrer Bodenrechte. 4. [21.] Die Schaffung und Vollstreckung eines Strafrechts im Land für Verbrecher, speziell Angestellte des öffentlichen Dienstes [, die straffällig geworden sind]. 5. [22.] Der Kampf gegen die Schmarotzer und die «Förderen) von Intrigen (...). 6. [23.] Schließlich die Ausdehnung der Amtszeit der Regierung und die Vermehrung ihrer Macht sowie die Schaffung von Sicherheit im Land, was eines der wichtigsten Bedingungen für das bisher gesagte ist."95 Die hier geäußerten Vorschläge lassen sich in die Kategorien gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Reformansätze einteilen. Während wirtschaftliche Reformen lediglich in Punkt 1 1 (Industrialisierung) und Punkt 20 (Agrarreform) angesprochen werden, handelt Taqizäde politische Reformen in den Punkten 10 (Unabhängigkeit des Landes), 20 (Demokratie), 22 (Einschränkung des politischen Establishments) und 23 (Schaffung einer stabilen Zentralregierung) ab. Den weitaus größten Raum nehmen die Forderungen nach gesellschaftlichen Reformen ein, die sich wiederum in drei Kategorien unterteilen lassen: Den Forderungen nach der Übernahme europäischer Modelle, d.h. die Volksbildung, die Übersetzung europäischer Literatur, die Annahme der europäischen Zivilisation und des Sports. Die zweite Gruppe umfasst Forderungen nach rechtlicher und sozialer Gleichstellung von Frauen (Punkt 12) und religiösen Minderheiten (Punkt 8). In der dritten, umfangreichsten Gruppe fordert Taqizäde eine weitgehende charakterliche und gesellschaftliche Disziplinierung des Volkes. Der Missbrauch von Alkohol und Opium müsse unterbunden werden, ebenso die Sodomie und Volkskrankheiten. Die Forderung nach einer Bekämpfung von Witz und Satire (Punkt 16) durch die Erzeugung eines ernsthaften Charakters (heslat-e geddt) unter der Bevölkerung verdeutlicht die diszipli-

94 95

Ibid., S. 2: Ibid., S. 2f.:

96

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

narische Ausrichtung seines Modernisierungskonzeptes: Eine moderne Bevölkerung hat ernst zu sein. Witz und Satire bilden somit implizit ebenfalls negativ besetzte Entsprechungen zu dem religiösen Fanatismus (ta'assobät-e mazhabi) und den Erzählungen vom Märtyrertod der schiitischen Imame (rouze). Die Sesshaftmachung von Nomaden und die rücksichtslose Vollstreckung eines Strafrechts sind Reformansätze, die auch den Bereich der Politik tangieren, aber ebenfalls disziplinarischen Charakter haben. Die Forderung nach Freiheit (äzädi) und politischer Gleichberechtigung (mosävät-e siyäsi) bzw. Demokratie (demükräsi), denen er nicht einmal einen eigenen Paragraphen einräumt, stehen an wenig exponierter Stellung in Taqizädes Skala.

Das Vorwort zum 2. Jahrgang von Käve stellt den umfangreichsten Katalog von Modernisierungskonzepten dar. In weiteren Beiträgen der Neuen Folge konkretisieren Taqlzäde und ö a mälzäde allerdings nur bestimmte Reformansätze, wie etwa die Emanzipation der Frau, den Aufbau eines Schulsystems oder die Schaffung einer Zentralregierung. Das Interesse an wirtschaftlichen Aspekten beschränkt sich auf Erläuterungen zum Währungssystem und der Funktion des Kreditwesens.®6 Das weite Feld der gesellschaftlichen Disziplinierung handeln Taqlzäde und öamälzäde in teilweise sehr polemischen Beiträgen ab, die nicht selten autobiographische Züge enthalten. Allerdings bieten diese Artikel in der Regel keine normativen Entwürfe, sondern eine äußerst scharfe Kritik an den 'olamä und «Berufspolitikern» in Teheran. 97

IV.3.1.4 «Grundlegende und dringende Reformen» In der letzten regulären Nummer von Käve im Dezember 1921 äußert sich Taqlzäde abschließend zu den grundlegenden und dringenden Maßnahmen, die für den „Fortschritt, die Zivilisation und die grundlegende Reform Persiens"9® unbedingt notwendig seien. In den Mittelpunkt seiner Betrachtung stellt er drei wesentliche Reformen: Die „moralische Reform (esläh-e affläqt)", die „Reform der staatlichen Administration (esläh-e edäre-ye doulatf)" und schließlich die „Einstellung ausländischer Berater (estehdäm-e mostasär-e häregV)". Das „Schicksal Irans (sar-nevest-e Irän)" sei allein abhängig von dem „Verständnis (sar-reste)" für die grundlegenden Reformen und der Schaffung einer „Renaissance der Zivilisation (nahzat-e tamaddon)".99 Im Gegensatz zu den früheren Manifesten fasst Taqlzäde unter der

Vgl. A'zam as-Saltane: „Pülhä-ye asäsl va meqiyäshä-ye mojjtalef"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 6 (8.6.1921), S. 10-13. 9 7 Vgl. (Taqlzäde): „Nokät va molähazät"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 9 (4.9.1921), S. 1-7. 9 8 (Taqlzäde): „Eslähät-e asäsl va eslähät-e fouri"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 12 (1.12.1921), S. 1-6, hier: S. 1. 9 9 Ibid., S. 2. 96

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

97

Überschrift „Die primären Pflichten (vägebät-e awaliyye)" seine Vorstellung über verschiedene Reformen etwas detaillierter zusammen. In der plastischen Illustration seiner Ausführungen greift er auf die Metapher zurück, welche ein wichtiges Stilelement in den Artikeln der Käve darstellt. Unter der Vorgabe des morä'ät-e nazir (d.h. die Bilder einer Metapher müssen aus der selben Sphäre stammen) beschreibt er Iran als ein „Gebäude ('emärat)", dessen Dach und Wände durch Fäulnis derart desolat seien, dass „wir und unsere kleinen, schwachen Kinder gezwungen sind, unter freiem Himmel zu übernachten'" 00 . Zwar bilde das persische Volk, in Taqlzädes Bild die kleinen Rinder, ein geeignetes Fundament für einen Hausbau, um aber ein schützendes Gebäude zu errichten, sei die „Volksbildung der Nation, die außerordentliche Verbreitung der körperlichen Ertüchtigung und dann der Schutz der nationalen Einheit und der flammende Kampf gegen körperliche Krankheiten und gesellschaftliche Laster, wie dem Opium- und Alkoholmissbrauch sowie der Syphilis'" 01 unbedingt notwendig. Doch die Volksbildung stelle nur einen Grundstein dar. Parallel müssten Hochschulen eingerichtet und persische Studenten in das Ausland entsendet werden, so dass neue Architekten (me'märän-e täze) und nicht mehr die «nationalistischen Egoisten» das neue Haus errichten. Leider (badbafftäne) gebe es z.Z. in Persien keine fähigen Architekten und Handwerksmeister, die „die staatliche Verwaltung reparieren, reformieren und regulieren" könnten, so dass nur die sofortige Anwerbung europäischer Berater weiterführe.

Ein letzter Punkt, den Taqlzäde seit Anfang 1921 wiederholt anspricht, ist die Notwendigkeit der „Stärkung der Zentralregierung (taqviyat-e doulat-e markazt)" und die „Schaffung beständiger innerer Sicherheit (igäd-e amniyyat-e mohkam-e dä'eme)", damit das Land „Ruhe (sokün) und inneren Frieden (farägat-e bält)" finde.102 Die Verantwortung, so fährt Taqlzäde fort, läge in erster Linie bei dem Parlament, das jedoch von zu vielen «Berufspolitikern» 103 beherrscht sei, die sich vor allem „politischem Geschwätz, der Gründung von Parteien, der islamischen Einheit, der politischen Revolution, der Modernisierungsspielerei (tagaddod-bäzi), der Koketterie mit bolschewistischen und menschewikischen Doktrinen (soyü'-e maslak-e bälseviki va menseviki), der Vielzahl von Zeitungen, den nationalistischen Gedichten, der Aufstachelung der Ansichten des gemeinen Volkes (heygän-e aßiär-e 'ämme) und den nationalistischen Zurschaustellungen" widmen, die „keinerlei Nutzen für die Rettung und die Zivilisation Persiens'" 04 hätten.

100

Ibid.

101

Ibid., s. 3.

10J

Ibid., s. 4.

103

T a q l z ä d e v e r w e n d e t z w e i unterschiedliche B e g r i f f e für «Politiker». D i e p o s i t i v e ( E i g e n ) b e z e i c h n u n g lautet

siyäsi oder siyäsat-madär, 104

Ibid., S . 6.

die negative siyäsatcl,

«Berufspolitiken).

98

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

Das letzte Manifest TaqTzädes beschränkt sich auf die seiner Meinung nach dringlichsten Modernisierungsansätze: Die moralischen und politisch-administrativen Reformen. Der Komplex des moralischen Fortschritts ist insgesamt das beständigste Thema in der Diskussion um eine Modernisierung der persischen Gesellschaft. Was Taqîzâde und öamälzäde unter moralischer Lebensführung verstehen, wird in dem folgenden Beispiel zur körperlichen Ertüchtigung angesprochen. Das zunehmende Interesse TaqTzädes an politischen und administrativen Reformen ist vermutlich im Kontext seiner Rückkehr in das politische Leben Persiens zu sehen, die sich bereits ab Sommer 1921 abzeichnete. 105 Mit seinen Forderungen nach einer starken Zentralregierung und einem despotisme éclairé lief er vermutlich konform mit dem neuen starken Mann in Iran, Rezä Çân. 1 0 6

IV.3.2 Beispiel: Die körperliche Ertüchtigung Einige der vorstehenden Modernisierungsaspekte erläutern Taqîzâde und öamälzäde in gesonderten Artikeln, etwa die Emanzipation der Frau oder die Volksbildung. Abschließend möchte ich anhand des Beispiels der körperlichen Ertüchtigung (varzes-e badani) einen einzelnen Aspekt detaillierter vorstellen. A b Mitte des 19. Jahrhunderts vollzog sich in Europa, zum Teil bedingt durch Institutionalisierung des formalen Schulwesens, eine der „großen Umwälzungen der modernen Lebensund Erfahrungswelt'" 07 - der Aufstieg der organisierten sportlichen Betätigung. Bereits in der Zeit der napoleonischen Kriege hatte «Turnvater» Jahn 1811 die Berliner

Turngesellschaft

gegründet, die „mit einer Ideologiemixtur von Körperertüchtigung, Charakterschulung und nationaler Zielrichtung versehen'" 08 war. In der Phase der Restauration suspendiert, erfolgte der rasante Aufstieg des Vereinswesens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei die öffentliche Außenwirkung der Turner in Deutschland ein „mobilisierendes Vorbild im nationalpädagogischen Sinne'" 09 vorgab. Mit der Industriellen Revolution und den damit einhergehenden sozialen Verlagerungen breiteten sich, ausgehend von Großbritannien, die neuen Wettkampf- und Teamsportarten (Leichtathletik und Rasenspiele) in Europa aus und veränderten der Charakter des Sports. Während in den Turnvereinen noch Zucht und Ordnung dominierten, ergänzten die neuen

1 0 5 Vgl. A A - P A , R 19085, IV Ps.725, Bericht Littens vom 17.7.1920; R 78155, Notiz zu Ps 659, Sommer an A A (12.5.1921). 10 107 108 109

Vgl. (Taqlzäde): „Nokät va molähazät"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 9 (4.9.1921), S. 1-7. NIPPERDEY, Deutsche Geschichte, Bd.i, S. 171. SCHULZE, Hagen: Staat und Nation in der europäischen Geschichte; München 1994, S. 204. Ibid.

IV. Formen und Inhalte journalistischen

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Ausdrucks in Käve

Sportarten Aspekte w i e Wettbewerb und Leistung. 1 1 0 Die Entstehung des modernen Sports stand im Kontext des Wandels „von der geometrischen, an gebundenen Formen orientierten Konfigurationen des Barock zur an Leistung, Spannung und Geschwindigkeit ausgerichteten Industriegesellschaft" 1 1 1 . Sportliche Ertüchtigung, kreiert nach dem Vorbild der Militärschulen des 18. Jahrhunderts, in denen körperlicher Drill als Maßnahme der Disziplinierung eingeführt worden war, hielt im Deutschen Reich ab etwa 1890 Einzug in den schulischen Lehrplan. V o r allem das Bürgertum hatte die körperliche Selbstkontrolle, die „Beherrschung und Modellierung des Körpers" in sein Nonnsystem integriert, und „indem das Bürgertum den zum «Körper» gewordenen Leib zu seinem Kampfgefährten um soziale Verortung auserkoren hat, gibt es ihm inneren w i e äußeren Halt: Die «Erziehung und Übung des Leibes»." 1 1 2 V o r allem in den neuen Sportarten galt der vom Sportsgeist beseelte britische Gentleman

als Ide-

al."3

Die folgenden Aussagen Taqlzädes über die körperliche Ertüchtigung zeigen, dass er die Entwicklung des modernen Sports in Europa intensiv rezipiert hatte. Der militärische bzw. patriotische Charakter des sportlichen Wettkampfes steht nicht unmittelbar im Zentrum seines Interesses, sondern vielmehr der pädagogisch-disziplinierende - die sog. Charakterschulung. Taqlzäde bringt die Notwenigkeit der Verbreitung und Institutionalisierung von sportlicher Ertüchtigung (varzes-e badant) in Iran erstmals mit dem Vorwort zum 2. Jahrgang der Neuen Folge in die Diskussion ein. Neben der Volksbildung, der Übersetzung und Verbreitung europäischer Bücher und der Aneignung der europäischen Zivilisation fordert er als vierten Punkt die „außergewöhnliche Verbreitung aller Arten von körperlicher Ertüchtigung nach europäischem Muster" 1 1 4 . Taqlzäde konkretisiert sein Verständnis von körperlicher Ertüchtigung und ihrem Nutzen für eine Nation in dem Leitartikel der Juni-Nummer 1921. Das „wichtigste Geheimnis (mohemmtarin asrär) der Zivilisation und eines der Gründe des nationalen Fortschritts, der Rettung und Unabhängigkeit ist die körperliche

Ertüchtigung und einige Arten von Spielen, die mit dieser

1 1 0 Vgl.: EISENBERG. Christiane: «English Sports» und Deutsche Bürger. Eine Gesellschaftsgeschichte 1939; Paderborn 1999. 111

1800-

EHALT, C h . und Otmar WEISS: „Sport als kulturelles und gesellschaftliches Gebilde"; in: EHALT, C h . und

Otmar WEISS (Hgg): Sport - zwischen Disziplinierung und neuen sozialen Bewegungen; Wien/Köln/Weimar 1993, S. 9-13. hier: S. 9. 1 1 2 EDER, Frans X.: „Von der Geschichte des Körpers und den «Übungen des Leibes» in der Moderne"; in: EHALT/WEISS, Sport, S. 45-54, hier: S. 47. 1 1 3 Vgl. ELIAS, Norbert: „Die Genese des Sports als soziologisches Problem"; in: ELIAS, Norbert und Eric DUNNING: Sport im Zivilisationsprozeß; Münster o.J., S 9-46 und EISENBERG, English Sports, passim. 1 1 4 (Taqizäde), Dibace-ye säl-e dovvom, S. 2.

100

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Ausdrucks in Käve

zusammenhängen." 115 Doch körperliche Ertüchtigung sei nicht nur ein Geheimnis, sondern zugleich eine „Philosophie des Fortschritts {falsafe-ye taraqqi)" und fördere die „moralische Sittsamkeit ('effat-e ahläqt) und den Eifer (geddiyat)" einer Nation. 1 ' 6 Taqlzäde unterscheidet zwei Arten der körperlichen Ertüchtigung: Zum einen fasst er unter varzes-e zürffäne, benannt nach der traditionellen persischen Sportstätte, alle gymnastischen Sportarten (zimnästik) zusammen, während für ihn die anvä'-e bäzlhä (Arten von Spielen) den europäischen Begriff des «sports» (espürt) wiedergeben. 117 Gerade letzterem widmet Taqlzäde seine besondere Aufmerksamkeit, denn Hand- und speziell Fußball (tüp-bäzi bä dast va maffsüsan bä pä), Pferderennen (asb-saväri), Bootsregatta (qäyeq-räni), Fischen und Jagen (sekär-e dariyä va küh), Fechten (samsir-bäzt) sowie Skilaufen (barf-bäzf) seien integrale Bestandteile des Lebens in Europa und ständen im Kontext des „Geistes des Fortschritts der Nationen (rüh-e taraqqi-ye melal)". Besonders angetan zeigt sich Taqlzäde vom britischen Fußball, in dem „das Geheimnis (serr) der Größe, Kraft, Macht, des Fortschritts sowie der nationalen britischen Charakteristika (sejat-e englisi)"118

läge.

Dass es ihm jedoch nicht etwa nur um Sport an sich ging, sondern dieser eine bestimmte didaktische Funktion übernehmen soll, erläutert er im folgenden. Sportliche Ertüchtigung bereite auf den „Wettkampf (mobäreze) mit den allgemeinen, natürlichen, moralischen und internationalen Gefahren" vor, verhindere „körperliche und geistige Krankheiten und stärke Nerven (a'säb) wie Körper". 1 1 9 Denn, so Taqlzäde weiter, sollte die körperliche Ertüchtigung unter einer „Generation (nasl) eines Volkes Verbreitung finden, dann werde diese von Intrigen (daslse-kär), Verlogenheit (dorüg-gül), Diebstahl (dozdt) und Betrug (f/od'e)" ablassen. 120 Diese Jugend werde zu «gentlemen» sowie „dem grundlegenden Fundament (päye-ye asäst) und der Wirbelsäule der Nation (sotün-e ostoJ}än-e ...

mellat)."'2i

Gerade der moralisch-disziplinierende Charakter, den Taqlzäde der sportlichen Ertüchtigung beimisst, bestimmt die weitere Argumentation in Käve zu diesem Thema. Eine Jugend, die im Sinne eines Sportsgeistes aufgewachsen sei, werde „eine feste, bindende und reine Moral

(Taqizäde): „yiyälät"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 6 (8.6.1921), S. 1-4, hier: S. 1. 116 T..J Ibid. 1 1 7 Ibid., S. 2. Diese Unterscheidung hat Taqlzäde vermutlich aus dem englischen Kontext übernommen, wo „sports" ebenfalls für Wettkampfsportarten stand (vgl. HOBSBAWM, Eric: The Age of Empire; New York 1989, S 181.). 11 (Taqizäde), lliyäläl, S. 1. 1 , 9 Ibid. 1 2 0 Ibid. 1 2 1 Ibid. 115

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Ausdrucks in Käve

101

(affläq-e satyt va matin va päk) haben, der unser unglückliches Land mehr als alles andere bedarf'. Diese Generation werde zu Trägern eines «idéal» (Imän). 122 V o r allem aber werde sie fleißig sein und v o m Missbrauch des Alkohols (alkol) und Opiums (väfür), die zu den größten Übeln in Iran zählten, absehen. In der Blütezeit des antiken Persien seien die traditionellen Sportarten (Polo, Bogenschießen) sehr verbreitet gewesen, und der Untergang des persischen Reiches, so TaqTzäde, sei eine Folge der Opiumsucht von Darius III. und seiner Nachfolger gewesen. 1 2 3 Mithin hätte das deutsche V o l k die Niederlage nach dem Krieg vor allem aufgrund seiner Tradition der körperlichen Ertüchtigung, die eine innere deutsche Vorstellungen (J}iyälät-e bätenl-ye Älmäm) sei, überwunden. Interessant ist, dass TaqTzäde allerdings den Komplex der Olympischen Spiele mit keinem Wort erwähnt. Dieser Umstand ist insofern bemerkenswert, da die Olympiabewerber im Hinblick auf die Olympischen Spiele - sicherlich nicht im Sinne Pierre de Coubertins - den Sport zu einem national-integrativen Prestigeobjekt machten und den von Taqlzäde als so wichtig befundenen Wettkampf zwischen den Nationen öffentlich austrugen. Vermutlich vermied TaqTzäde eine Erwähnung der Olympischen Spiele, da die Spiele 1920 in Antwerpen und 1924 in Paris ohne deutsche Beteiligung stattfanden. Zudem hatte sich der Deutsche sausschuß für die Olympischen

Reich-

Spiele unter dem Eindruck des „deutsch-exklusiven Gemein-

schaftsdenkens der Turner'" 2 4 in Deutscher

Reichsausschuß

för

Leibesübungen

umbenannt.

A n Stelle der internationalistischen Olympischen Spiele sollten die nationalen «Deutschen Kampfspiele» treten.

TaqTzäde spricht zwar den traditionellen persischen Sportarten, die vor allem im zürffäne ausgeübt werden, durchaus eine positive Rolle zu, ein „Feuertempel der Hoffnung" (äteskade-ye omid) sei allerdings ein modemer Sportverein (mahfel-e varzes), der unlängst in Schiraz gegründet worden sei und europäische Sportarten anböte. 125 TaqTzädes Wortwahl ist in diesem Kontext durchaus bestechend und verweist auf die Technik der Überzeichnung, die polemischen Texten eigen ist: In dem positiven Gegenmodell wird sportliche Ertüchtigung zu einem «Geheimnis der Zivilisation», j a zu einer Art «Religion» (imän), stilisiert. Betrunkene und

1 2 2 Ibid. Taqlzäde übersetzt den Ausdruck „Imän", der eigentlich für «Religion, Glaube» steht, in einer Fußnote mit „idéal". 1 2 3 Ibid., S. 3. 1 2 4 GEYER, Horst: Olympische Spiele 1896-1996. Ein deutsches Politikum; Münster 1996, S. 21. 1 2 5 (Taqlzäde), jjiyälät, S. 2.

102

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks in Käve

von Opiaten betäubte Regierungsbeamte (ma'mürin-e doulati), deren Büros aus «Respekt» («ehteräm») geschlossen werden, stehen hingegen für die negative Realität in Iran." 6 Die Kontrastierung Sport - Opiate (und später Geschlechtskrankheiten) in Verbindung mit der Notwendigkeit der Verbreitung der Volksbildung wiederholt Taqlzäde in den letzten zwei Nummern von Käve nachdrücklich. Die wichtigsten Reformen seien die Durchsetzung der „Volksbildung der Nation und der Verbreitung der körperlichen Ertüchtigung"" 7 . Bildung und Sport hätten unmittelbar Einfluss auf die Moral einer Nation, wobei die Moral wiederum eine „außerordentliche Rolle für den gesellschaftlichen Fortschritt" einnehme und sich „moralische Reformen aus der Verbreitung der körperlichen Ertüchtigung" ergäben. 128 Sie konstituieren die disziplinarischen Instrumentarien, die einen Fortschritt der Moral im Sinne des Autors herbeiführen sollen. Taqlzädes Vorstellung von Moral in Bezug auf die körperliche Ertüchtigung wird positiv durch «Wettkampf» (mobäreze), der abstrakten Vorstellung eines «gentlemen» und der vagen Evozierung eines «idéal» definiert. Was Taqlzäde tatsächlich unter «idéal» bzw. einer „wahren Moral (ahläq-e haqiqi)" versteht, wird allerdings erst in der Synthese eines Großteils seiner Artikel deutlich: Es ist die Arbeitsamkeit, das regulierte, strebsame Leben. Ziel der charakterlichen Formung war, die durch Opium- und Alkoholkonsum induzierte «Nachlässigkeit» (gaflat) und «Faulheit» (tanbali) abzustreifen und das Individuum zu einem produktiven Teil der Gesellschaft zu machen. In der Darstellung der berühmtesten Personen des Okzidents und Orients wird diese Moralvorstellung nur allzu deutlich. 129 Alle vorgestellten Personen stellen spezifische «Idealtypen» dar, wobei sich weder Taqlzäde noch öamälzäde explizit auf die inhaltlichen Aspekte des Lebenswerkes dieser Personen konzentrieren, sondern deren unermüdliche Leistungsbereitschaft und Fleiß betonen. Die Disziplinierung hatte nicht nur ordnenden und systematisierenden Charakter, sondern auch den der ökonomischen Rentabilität. Das Individuum sollte zu einem produktiven Teil der Gesellschaft gemacht werden. 130 Die Schilderungen öamälzädes über die Arbeit in der Redaktion von Käve lassen den Schluss zu, dass Taqlzäde sich selbst dieser methodischen Lebensführung unterworfen hatte. 131 So stellt lbid-

(Taqlzäde), Eslähät-e asäsi, S. 3. (Taqlzäde): „Nokät va molähazät"; in: Käve, NF, 2. Jg., Nr. 12 (Ende Dezember), S. 6-10, hier: S. 6. 1 2 9 In der Serie „Die Berühmtesten Persönlichkeiten des Orients und Okzidents" stellen TaqTzäde und öamälzäde öamäl ad-Din al-Afgänl (Käve, NF, 2. Jg., Nr. 3 (11.3.1921), S. 5-11), Peter Alexiewitch Krapotkin (Käve, NF, 2. Jg., Nr. 4 (10.4.1921), S. 9-11), Seyyed Ahmad y ä n (Käve, NF, 2. Jg., Nr. 6 (8.6.1921), S. 4-6), Karl Marx (Käve, NF, 2. Jg., Nr. 7 (7.7.1921), S. 4-7) und Martin Luther (Käve, NF, 2. Jg., Nr. 10 (3.10.1921), S. 5-9) vor. 127 12

Vgl. FOUCAULT, Überwachen, S. 279. Vgl. RE2ÄVI, Lahzel, S. 28. In diesem Zusammenhang wäre in einer ausfiihrlicheren Studie zu erörtern, inwieweit sich Taqlzäde einen bestimmten Habitus (im Sinne Bourdieus) aneignete (z.B. Kleidung, Literaturge130 131

IV. Formen und Inhalte journalistischen

103

Ausdrucks in Käve

auch ö a m ä l z ä d e rückblickend fest, dass sich Taqîzâde hauptsächlich um die „problèmes de caractère social ou culturel, ayant directement trait aux conditions et modalités du bonheur et du relèvement physique et moral de nos compatriotes'" 32 sorgte.

Die Vorstellung, dass man die moralische Beschaffenheit und die Ansichten des «gemeinen Volkes» quasi mechanisch gestalten könne, bestimmte auch den wissenschaftlichen Positivismus b z w . den literarischen Naturalismus. Emile Zola sah sich und seine naturalistischen Kollegen in seinem Roman expérimental als „experimentelle Sittenbildner,

indem sie experi-

mentell zeigen, w i e sich eine Leidenschaft in einem sozialen Milieu verhält. A n dem Tage, an dem wir den Mechanismus der Leidenschaft besitzen, wird man sie behandeln und ableiten oder doch so unschädlich w i e möglich machen können.'" 3 3

IV.4 Resümee Die hier vorgestellte Reformagenda der Redaktion von Käve konnte nur in einer bescheidenen Auswahl skizziert werden. Neben der körperlichen Ertüchtigung thematisieren Taqlzäde und öamälzäde eine Reihe von weiteren interessanten Aspekten: Die Emanzipation der Frau, die Reform der persischen Hochsprache, Säkularisation, Wirtschaftsreformen, eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der iranischen Geschichte und nicht zuletzt politische und administrative Reformen. Inwieweit diese Aspekte ebenfalls unter der Fragestellung der Sozialdisziplinierung analysiert werden können, bleibt einer ausführlicheren Untersuchung vorbehalten. Dies betrifft auch die Fragestellung, ob sich - w i e angedeutet - der radikal-liberalistische Verfechter der Verfassungsrevolution Taqlzäde in den frühen zwanziger Jahren zu einem autokratisch-nationalistischen Modernisierer gewandelt hatte, der aus Staatsraison heraus seine früheren Ideale verwarf. Die Attraktivität autokratisch-totalitärer Ideologien sowohl unter rechten w i e linken Intellektuellen in Ost- und Mitteleuropa, aber auch in außereuropäischen Staaten w i e China oder der Türkei in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert

schmack etc.). Zumal neben den umfangreichen schriftlichen Quellen auch fotographisches Material vorhanden ist. 1 3 2 DJAMALZADEH, Taqizadeh, tel gue, S. 7. 1 3 3 ZOLA, Emile: Der Experimentairoman; Leipzig 1904; zitiert nach: BRAUNECK, Manfred und Christine MÜL-

LER (Hgg): Manifeste und Dokumente zur deutschen Literatur 1880-1900; Stuttgart 1987, S. 92.

104

IV. Formen und Inhalte journalistischen

Ausdrucks

in Käve

verweist unter Umständen auf ein strukturell analoges Phänomen, das auch für iranische Intellektuelle w i e Taqizäde zu konstatieren ist.' 34 Weitere - meines Erachtens - interessante Komplexe seien abschließend noch angedeutet: Zum einen, w i e verhält es sich mit dem «Erbe» des publizistischen Wirkens der iranischen Exilgemeinde um Taqizäde, d.h. wer griff ihre Konzepte und Ideen bezüglich einer gesellschaftlichen Modernisierung Irans auf und inwieweit wurden diese modifiziert? Z u m anderen, inwieweit waren Taqizäde oder öamälzäde bestimmten kulturellen und sozialen Dispositionen unterworfen, die ihren Habitus und ihre Ideen beeinflussten?

Über ein halbes Jahrhundert nach der Veröffentlichung von Käve, als eine heterogene Opposition aus kommunistischen, linken, konservativ-nationalistischen

und

religiös-motivierten

Gruppen die Pahlavi Dynastie stürzte und sich für die damaligen Beobachter überraschend eine islamische Republik etablierte, war für die Intellektuellen dieser Zeit der mythische K ä v e kein Freiheitsheld mehr, sondern, so der iranische Dichter Ahmad Samlü, „a toiling man unconscious o f his class Situation" und Führer eines „reactionary movement (...) in the Service o f an aristocracy severely wounded and deprived o f its Privileges by Zahhak'" 3 5 . Die Symbole blieben, der Sinngehalt veränderte sich.

134 Vgl.: ARENDT, Hannah: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. Antisemitismus, Imperialismus, totale Herrschaft; München 1996; FRAGNER, Turning Point, passim und OSTERHAMMEL, Jürgen: „Die erste chinesische Kulturrevolution. Intellektuelle in der Neuorientierung (1915-1924)"; in: OSTERHAMMEL, Jürgen (Hg): Asien in der Neuzeit 1500-1950; Frankfurt/M. 1994, S. 125-142. 135 KARIMI-HAKKAK, Ahmad: „Revolutionary Posturing: Iranian Writers and the Iranian Revolution of 1979"; in: IJMES 23 (1991), S. 507-531, hier: S. 527.

V.

105

Literaturverzeichnis

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V . 2 Veröffentlichte Quellen V.2.1

Quellen,

Editionen

und

zeitgenössische

Publikationen

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¿Iii

[B] Lächerliche Lügen der alliierten Presse [über die Kriegsgefangenenlager und die Behandlung von Kriegsgefangenen in Deutschland. Widersprüchlicher Bericht über Gräueltaten türkischer Truppen gegen die armenische Bevölkerung in der alliierten Presse, die an dieser Stelle nicht eindeutig zurückgewiesen werden. Angebliche Unruhen in Deutschland werden als alliierte Propaganda zurückgewiesen] 27

j\ji

Oljt\

[B] Die Kosaken Persiens [Polemik gegen die Kosakenbrigade in Persien und ihre Rolle während der Verfassungsrevolution und im Krieg. Die Kosakenbrigade sei immer ein «Werkzeug» der Feinde Irans, d.h. der Russen, gewesenl 28

dljjl l i ' j j j

J j - j - Oljjl jü>-1

[B] Nachrichten aus Iran - Wechsel des Kabinetts [Militärische Situation; persische Gendarmerie auf Seiten der Mittelmächte; Rückzug auf türkisches Territorium und Vorstellung des Kabinetts von Sepahsälär, das dem britisch-russischen Einfluss willfährig ergeben sei] 29

jjljJ

- i

¡1 y

jJ ¿Uli

tfl^ijJLj

S.7

[B] Das letzte Vorrücken der Deutschen in Frankreich - Die Eroberung von Durazzo [Die Kämpfe um Verdun und die Eroberung der Hafenstadt Durazzo in Albanien]

" Darstellung der Iraner als ein «klassisches, kriegerisches Volk,» das allerdings seit Näder §äh Afsär den Anschluss an die moderne Militärtechnologie verpasst habe. Nicht mangelnde Tapferkeit sei für die militärischen Probleme Nezäm as-Saltanes und des Nationalen Lagers verantwortlich, sondern die Rückständigkeit im militärische Bereich und in der Ausbildung von Offizieren. Die Notwendigkeit des Aufbaus eines Heeres nach europäischem Muster sowie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht sei durch die Ereignisse der letzten Monate offensichtlich geworden. Angesichts der Spaltung des Parlaments im November 1 9 1 5 kommt Taqizäde zu dem Schluss, dass wenn die Hauptstadt eines Reiches von fremden Truppen bedroht wird, es durchaus legitim ist, eine andere Stadt zum Sitz der Regierung zu erklären. Tatsächlich verfolgten das Nationale Lager und das Persische Komitee in Berlin ebensolche Pläne mit Isfahan. Die militärische Situation, die mangelnde Resonanz unter der iranischen Bevölkerung und Ahmad Schahs Weigerung Teheran zu verlassen, obstruierten diese Pläne.

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

143

S.7

3° [B] Der Seekrieg [Ankündigung des verschärften U-Boot-Krieges durch das Deutsche Reich am 29.2.]

S. 7-8

31 [B] Versenkung einiger [alliierter] Schiffe [durch die deutsche Marmel 32

^ J

33

•i.ij.1

S. 8

[F] Vaterländische kurdische Gedichte 11 S. 8

[B] Anekdote [Erwähnung von Käve in der britischen Satirezeitschrift The Punch, die Käve als deutsche Dogge dargestellt hat| S. 8 [R1 Corrigenda AF 1/5&6 (18.4.1916) 10 Seiten

jjjji

34

(Taqizäde)

S. 1-4

Prof. Dr. W. Geiger

S. 4-5

Abü'lHasan Hakimi Pseud.:

S. 5-9

[F] Das iranische Neujahrsfest [Angaben über die historischen Belegel' 3 35

jjj y [F] Neujahr [Betrachtungen zum persischen Neujahrsfest Nourüz]

36

U Oli-j^-ß Olub — O ¡ j i j S J ^tjjllj ijJaj Oljjl

tfbj

[B] Ein Blick auf die Geschichte und eine mahnende Lektion - Die Geschichte Georgiens oder die Zukunft Persiens [die russische Besetzung Georgiens] 37 [B] Sie dienen nicht - warum Verrat?'4

iUj Jtf-ji, Mahmüd Afsär

S. 10

" Vier kurze, pro-deutsche Gedichte, die zuerst in der in Bagdad von öamälzäde und Pur Dävüd herausgegebenen Zeitschrift Raslahiz veröffentlicht wurden. 13 Taqizäde verfasste in den folgenden Jahren zahlreiche Beiträge über die verschiedenen, in Iran verwendeten Kalendersysteme. Vgl. TAQIZADEH, S. H.: „Various eras and calendars used in the countries of Islam"; in: BSOS X / i , S. 1 0 8 - 1 1 7 oder den von ihm verfassten Eintrag D J A L Ä L l (Ta'rikh-i Dialält) in der El'. ' 4 Der Leserbrief von Mahmüd Afsär richtet sich gegen verschiedene Zeitungen in Teheran, die die Entente

unterstützen (er bezeichnet sie als vatan-forüsari), u.a. Ettelä'ät, 'Asr-e gadtd und Hab] al-malin (die allerdings nicht zu verwechseln ist mit der gleichnamigen Zeitung in Kalkutta). Deren Forderung nach der Aufrechterhaltung der persischen Neutralität sei, so Afsär, eine Farce, da diese durch die Intervention der britischen und russischen Truppen bereits obsolet geworden sei.

144

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

38

AF 1/7&8 (16.5.1916) 10 Seiten

39

S. 10

(-«¡¿Iii [B] Lächerliche Lügen [Gegendarstellung zu Kriegsberichten in der schweizerischen wie französischen Presse über die unzureichende Lebensmittelversorgung in Deutschland] jUai-l \j Oll—jJ Jp 1jüil — O J * j t j i j j i j l i tíJéj

Haklmi

S. 1-6

[B] Ein Blick auf die Geschichte und eine mahnende Lektion - Der Niedergang Polens oder eine Warnung an die Iraner15 40

41

S. 6-8 [T] Vorlage [Telegramm von in Deutschland ansässigen Exilrussen an Wilson. Später verfassten Taqlzäde und Vahld al-Molk ein ähnlich lautendes Telegramm an Wilson, siehe Nr. 96I J > i ß ¡LU J>j*>t> i51uLii [B] Das bedauernswerte Schicksal von Graf Kanitz' 6

42

tjUall OjS" -tjÜJ

S. 8-9

[B] Die Niederlage bei Küt al-'Amära [der britischen Truppen am 29.4.16] 43

Ctr* t [B] Offensichtliche Lüge [in der britischen Presse, demnach hätte 'All JJän Lorestäni mehrere führende Mitglieder des Nationalen Lagers arretiert und der Regierung in Teheran übergeben. Tatsächlich, so das Dementi der Redaktion, hätten alle genannten Personen Qasr-e Sirin erreicht]

S. 910

44

oUlJ JilS" J j J j r

S. 10

[B] Vollständige Liste der Verluste [d.h. der versenkten Handelschiffe der Entente und der neutralen Staaten]

15 Anhand der Geschichte Polens wird in diesem Artikel behauptet, dass sich die Alliierten - entgegen ihrer wiederholten Versicherungen - keineswegs für die Rechte der kleinen Nationen einsetzen. Die Unabhängigkeit Polens sei ausschließlich auf das selbstlose Verhalten der Mittelmächte zurückzuführen und die Iraner sollten nun nicht mehr zögern, das Deutsche Reich als einen geeigneten Verbündeten zur Durchsetzung der eigenen Souveränität anzuerkennen. 16 Georg Graf von Kanitz-Podangen, Militärattache an der Deutschen Botschaft in Teheran, trieb im Laufe des Jahres 1 9 1 5 eigenmächtig und ohne ausreichende Kenntnis der Verhältnisse in Iran die Revolutionierung der Stammesverbände voran. Nach dem Scheitern seiner Bemühungen im Laufe der russischen Offensive zu Beginn des Jahres 1 9 1 6 beging Kanitz vermutlich am 15./16. Januar Selbstmord.

145

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

A F 1/9 (15.6.1916) 8 Seiten

45

JlJUjI

(Taqizäde)

S. 1-2

HakTmT

S. 2-7

[E] Ablehnung' 7 46

«U^J Q id.lSjA —

£

j

J

ü

J

[B] Ein Blick auf die Geschichte und eine mahnende Lektion - Das Schicksal Finnlands [Der Artikel orientiert sich an Nr. 39, nur dass hier das Beispiel Finnland ist] 47

ä»jj

48

£jj

S. 7-8

TB1 Verdun S. 8

jLül

[B] Konzession für Erdölfelder [Bericht über die russischen Forderungen nach umfangreichen Konzessionen für die Erdölvorkommen im Norden Irans (Gllän, Äzarbäygän und Mäzanderän). Mit den britischen Konzessionen am Persischen Golf würden alle wichtigen Ressourcen des Landes in den Händen fremder Staaten liegen] A F 1/10 (15.7.1916) 8 Seiten

49

S. 1-5

O X i 31 Juu £ j i

[B] Erleichterung nach den Anstrengungen [Eroberung Kermanschahs am 1.7.1916 durch türkische Truppen] 5°

* j-»?*

[B] Wenn eine Nation gefangengenommen wird [Abhandlung über die negativen Folgen des Kolonialismus, dargestellt am Beispiel Indiens. Zwar bewirke der Kolonialismus technologischen Fortschritt, die indigene Bevölkerung einer Kolonie könne aber weder an diesem Fortschritt noch an der damit verbundenen wirtschaftlichen Prosperität partizipieren. Nur eine unabhängiges Land, wie etwa Japan, könne sich grundlegend entwickeln]

öamälzäde Pseud.:

S. 5-7

17 Der arabische Begriff ertedäd enthält die religiöse Konnotation «Apostasie» (irtidäd 'an isiàm). Taqizäde beklagt in diesem Artikel, dass konservative 'olamä den Vorwurf der Apostasie gegen all diejenigen aussprechen würden, die aus dem Schlaf der Unwissenheit Q)väb-e gehälat) erwacht seien. In der politischen Diskussion würden nun alle offenherzigen Patrioten (vatanparastän-e rousan-det) der beifat (gesetzeswidrigen Neuerung) angeklagt und dem Vorwurf der politischen Apostasie (erledäd-e siyäsT) ausgesetzt. Taqizäde bekennt ausdrücklich, ebenfalls zu diesen «Apostaten» zu gehören und übt gleichzeitig scharfe Kritik an verschiedenen Angehörigen der Qägärenfamilie, u.a. Nosrat ad-Doule und Farmänfarmä, die nur durch russische und britische Protektion in ihre Ämter und Funktionen gekommen seien.

146

VI. Titelverzeichnis

der Zeitschrift

S. 7-8

ijt ji-. j i > T

51

Käve

[F] D i e letzte Reise des L o r d Kitchner'8 52

S. 8

J i j i i JJ V J J [ B ] R u s s i s c h e N i e d e r l a g e in P e r s i e n [bei d e n A n g r i f f e n a u f Qasr-e Sirini

S. 8

OUiT i j y « J l c m J i S j y u t

53 [B]

Die

Fahrt

eines

deutschen

U-Bootes

nach A m e r i k a [Bericht über den Einsatz v o n U - B o o t e n als B l o c k a d e b r e c h e r in der H a n delsmarine! AF

1/11

54

(15.8.1916)

Prof. G e o r g

i j j l u LSO j i i ) Älaii j l Oljjl c J b [E] D i e Situation Persiens aus der Sicht ei-

8 Seiten

S. 1-2

Brandes

nes Unbeteiligten19 Argomand

55

S. 2-3

[ B ] Fest des Fastenbrechens [bei den m u s limischen

Kriegsgefangenen

im

Deutschen

Reichl10 56

(3j-i

jAI f y j ß j l ^ i L )

58

L)U>- ^ä -UJU JJJUJ ¿AT I_ J r OLSJ

S. 4-6

[ M ] In m e m o r i a m A s r a f Z ä d e "

[B]

Verleihung

des

Eisernen

S. 6 Kreuzes

an

Major Mohammad Taq! y ä n "

18 Übersetzung eines Schmähgedichtes von Rupert Liebmann. Der britische Kriegsminister Lord Kitchener kam am 5.6.1916 bei dem Untergang des Kreuzers Hampshire vor den Orkney-Inseln ums Leben. ' s Taqlzäde hatte den dänischen Literaturhistoriker und Kritiker Prof. Brandes 1916 in Kopenhagen aufgesucht und ihm die Englischen Dokumente zur Erdrosselung Persiens (s.u.) übergeben, die Brandes in einem Artikel für dänische Tageszeitungen verwertete. Brandes zählte zu den wichtigsten Vertretern des Naturalismus und hatte Ende des 19. Jh. - vom A A finanziell unterstützt - als Exilant in Berlin gelebt. Vermutlich hatte das A A den Kontakt zwischen ihm und der Redaktion von Käve arrangiert.

Sowohl die orientalischen als auch die deutschen Mitglieder der NfdO waren mit der Betreuung der muslimischen Kriegsgefangenen betraut, die in einem Lager bei Zossen-Wünsdorf zusammengelegt worden waren (vgl. HÖPP, Gerhard: Muslime in der Mark; Berlin 1997).

30

" MIrzä Mahmüd Hän Asraf Zäde, Konstitutionalist und Mitglied des Persischen Komitees, wurde im August 1915 in der Nähe von Kermanschah in einem Gefecht mit russischen Truppen getötet. Asraf Zäde befand sich nach der Auflösung der magles durch Mohammad 'Ali Sah 1908 zusammen mit Taqlzäde im Exil in Paris. ™ Mohammad Taql y ä n Soltänzäde war Offizier im Dienste der Provisorischen Regierung und kam später nach Deutschland, wo er auf Vermittlung Taqizädes eine Ausbildung zum Piloten durchlaufen sollte, die er aber nach kurzer Zeit abbrach. 1920 kehrte er nach Persien zurück und wurde mit der Reorganisation der Gendarmerie in Maschhad betraut. Zwar begrüßte er den Coup d'etat von 1921, als Tabätabäl jedoch entlassen wurde, kam es zu Konflikten mit Teheran, die durch Unruhen von Stammesverbänden in Horäsän verschärft wurden. Im Oktober 1921 wurde Taql y ä n in einem Gefecht mit kurdischen Stammesreitem tödlich verwundet (vgl. CRONIN, Creation, S. 95-103). 1927 gab Käzemzäde Iränsahr eine Gedenkschrift in Berlin heraus: PUBLI-

VI. Titelverzeichnis

der Zeitschrift

59

¿»Uff

S. 8

[T] Beileidstelegramm seiner Majestät A hmad Schah [zum Tode Kaiser Franz Josephs] 79

JI>T [B] Letzte Meldung [Eroberung von Bukarest durch deutsche Truppen]

a

® Eine von Mohammad Qazvlni kommentierte und zusammengefasste Rede des türkischen Sultans zur Eröffnung der Parlaments am 18. Moharram 1335 hq (13.11.1916). In dieser Rede bekräftigte der Sultan, dass die territoriale Integrität Persiens durch das Osmanische Reich nicht in Frage gestellt werden wird. Im Gegensatz zu Taqlzädes früherem Artikel (Nr. 62) bringt Qazvlni in seinem Beitrag wieder eine panislamische Note ein, d.h. das Osmanische Reich würde nicht nur für sich allein kämpfen, sondern für die Freiheit und die Rettung des Islam (äzädi va negät-e esläm) und Istanbul wäre nun das Zentrum der islamischen Welt. 30 Der Artikel schließt mit einem kurzen Gedicht von Byron, in dem er die Unabhängigkeit und Freiheit für alle Nationen fordert. In den folgenden zwei Teilen der Artikelserie beschäftigt sich Camälzäde v.a. mit dem langjährigen Widerstand, den die Naqsbandiyya unter Seyft Sämel gegen die russische Eroberung leistete (vgl. KNYSH, A : „ S H Ä M I L " ; in: E P ) . 3

' Mirzä Solaymän Hän war der Führer der Demokraten während der Zeit des Ersten Weltkrieges in Persien und im Kabinett von Mostoufl al-Mamälek Innen- und Kriegsminister, später prominentes Mitglied der Tüde Partei. Im Februar 1918 wurde er im britischen Konsulat in Tabriz festgenommen (vgl. Nr. 138).

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

A F 1/16

151

( M . Öa-

80

(15.12.1916)

[ B ] A u c h Rumänien

8 Seiten 81

J

c - j l i . - (fj j

S j i j

(¿«¿Ii jJf/e -

V j j

C

J

^

i



S. 1 - 2

mälzäde)

31

¿ijls. tijüi

J>. jläiS J L »

1

J * 1 - 1 ¿ 5 a JJi/* ~~

(Haklmi)

S. 3 - 7

Jijar JU

*" J'

[ B ] Eine Blick auf die Geschichte und eine mahnende Lektion (2. Teil) -

Widerstand

und der Krieg der Völker des Kaukasus gegen Russland - Der Aufstand von Qäzl M o l la Mohammad -

Der Aufstand von Seyfc

äämel und sein 25jähriger Widerstand 82

s ß

S. 7 - 8

i )

[ B ] Lord Gerry [Entlassung des britischen Außenministers nach dem Amtsantritt der Regierung Lloyd George am 1 0 . 1 2 . I 83

*!L< J> OUJJ [ B ] Die Verluste von zwei Jahren Seekrieg [der Alliierten!

84

S. 8 [ B ] Dementi [bzw. Bestätigung einer früheren Richtigstellung, vgl. Nr. 7 3 ] S. 8

85 [T] Bericht»

33 Die Eroberung Rumäniens durch die Deutschen wird in diesem Artikel als Befreiung interpretiert, denn nur das Deutsche Reich sei ein Garant für die tatsächliche Unabhängigkeit der kleinen Nationen (melal-e kücek), während die Entente durch ihre Intrigen (dasäyes) diese kleinen Nationen nur in eine stärkere Abhängigkeit zwingen wolle. " Glückwunschtelegramm der Exilrussen in Berlin an die neue polnische Regierung (vgl. Nr. 40). Diese kurzen Telegramme bzw. Briefe stellen einen Teil der Inszenierung des Auswärtigen Amtes dar, die zum einen eine Interessenallianz aller in Deutschland versammelten Exilgruppen suggerieren (die so nicht existierte) und zum anderen die Selbstlosigkeit des Deutschen Reiches bei der Verteidigung der Interessen der sog. kleinen Nationen unterstreichen sollte.

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

152

A F 1/17

86

(1.1.1917) 8 Seiten

M. Öa-

J>ja» ^JJ ¿ J j l [ E ] E r s t e Schritte in R i c h t u n g Frieden 3 ' 1

87

"UÜj j*J3 — ({J-i j & i jlS"

«"• J

-i-i

[B1 Die 6. Anleihe der deutschen Regierung 102

t ^ j *

JÍj ^ ^ 4

[B] Der Krieg unter Wasser ' 103

S-5

- u i M j j T j J b j j j i IJÄ j l j » l^JUJT

[B] Die Deutschen haben 1.000 Flugzeuge abgeschossen 104

Lt ¿ L u í

[B] Geheime Dokumente [ein Brief Sir Walter Townleys aus dem britischen Konsulat in Sïrâz vom 7.4.1915, vgl. Nr. 106I 105

(M. Öamälzäde)

S. 5-6

S. 6-7

4 J J L J I ^Uü i f l i T Î M OLi

[T] Mitteilungsschreiben von Nezäm asSaltane [Aufruf an das persische Volkl 41 106

S.7

. ù y j i 1 Cr* [B] Das Fest der in Berlin ansässigen Iraner [am 8.2.1918, mit Beteiligung zahlreicher deutscher Offizieller] 136 Jjj '»jlîji } OUJtj [E] Die besten europäischen Veröffentlichungen über Persien5

56

(Taqizäde)

S. 1112

(M. Öamälzäde)

S. 1214

Mit diesem Artikel beginnt eine mehrteilige Serie von knappen Rezensionen europäischer orientalistischer Werke. In dieser Einführung beschreibt öamälzäde den Entwicklungsgang der europäischen Orientalistik, wobei er u.a. einen engen Zusammenhang mit den imperialistischen Interessen Europas konstatiert. In den folgenden Beiträgen werden einige Werke vorgestellt, wobei in der Regel lediglich eine Kurzbiographie des Verfassers und eine Übersicht des Inhaltes zusammengefasst wird. Eine kritische Rezension erfolgt nicht.

VI. Titelverzeichnis

137

der Zeitschrift

"oiSiiA

159

Käve

M. Öa-

ji j a

[ B ] A u s z u g aus „ D e r g r o ß e S c h a t z " [ T e i l 2: iranische

Außenhandelsbilanz

der

mälzäde

Jahre

1913/14I AF3/26

138

(Taqizäde)

S. 1 - 2

(M. Öa-

S. 2 - 3

(15.3.1918) [E] D a s W e s e n Englands57

8 Seiten 139

j y / y

mälzäde)

[B] Die neu geschaffene Ukraine5' 140

ciljjl

(Taqizäde)

JJJJ-

S. 3 - 4

[ B ] D i e n e u e P e r i o d e der V e r f a s s u n g s b e w e g u n g in P e r s i e n 2 5 9 141

Oljjl i y l U f r l

S.4-5

jU

[ B ] E i n k u r z e r B l i c k a u f die a k t u e l l e Situation P e r s i e n s [Kabinett v o n ' A y n a d - D o u l e d u r c h interne K o n f l i k t e gespalten; Rücktritt v o n ' A y n a d - D o u l e und R e g i e r u n g s b i l d u n g unter M o s t o u f i a l - M a m ä l e k ;

Plünderungen

russischer Truppen im Norden; Hungersnot in Iran; erneutes V e r b o t d e r Z e i t u n g

Ra'd;

Briten planen Eisenbahn im Süden

Irans;

D e m o k r a t i s c h e Partei legt interne D i f f e r e n zen bei] 142

S. 5 - 6

0.Cjy [ B ] R e s ü m e e der K r i e g s e r e i g n i s s e in E u r o p a [Unterzeichnung

des F r i e d e n s v e r t r a g s

von

Brest-Litowsk] 143

OUiT j 3 ^ I j j l ¿ - L e w

S. 6 - 7

[ B ] P e r s i s c h e Studenten in D e u t s c h l a n d [ B i l d u n g d e s Beirats zur Ausbildung persischer Schüler in Deutschland"]

Nach dem «Ausfall» Russlands sei Großbritannien nun die einzige ausländische Macht in Iran und durch seine rücksichtslose Politik gleichsam an die Stelle des zaristischen Russlands getreten. Die Intrigen der Briten, so Taqizäde, hätten nun dazu geführt, dass Soleymän MIrzä, der im Februar mit dem britischen Konsul Kennion in Schiraz zu Verhandlungen zusammentraf, überraschend festgenommen wurde (vgl. auch ZÜRRER, Persien, S. 37ff.). 58 Im Rahmen der Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk erzwangen die Mittelmächte die Anerkennung Finnlands und der Ukraine als selbstständige Staaten. 59 Der zweite Teil der Serie behandelt die erste Legislaturperiode bis 1908, u.a. werden wichtige Gesetzesvorlagen erwähnt und die außerordentliche Pressefreiheit hervorgehoben. 60 Die Verbreitung der Volksbildung (ta'lim-e 'omümi) war eines der wichtigsten Anliegen in der Reformagenda der Redaktion von Käve. Taqizäde und öamälzäde setzten sich nachdrücklich für das Auslandsstudium begabter iranischer Schüler bzw. Studenten an deutschen Schulen und Universitäten ein. Das A A erklärte sich 1918 bereit, ein Austauschprogramm teilweise zu finanzieren, weitere Finanzmittel sollten von den Eltern der Schüler und dem iranischen Staat beigesteuert werden. Der Beirat, der das Programm koordinierte und beaufsichtigte, setzte sich aus sieben deutschen und vier iranischen Vertretern (u.a. Taqizäde und öamälzäde) zusammen. Im April 1918 hielten sich bereits 18 Schüler und Studenten in Deutschland auf, die der Beirat be57

160

VI. Titelverzeichnis

144

Oly\ '»jbjJ I f ^ j j

der Zeitschrift

(M. Öa-

Obütj J i j m

[Re] D i e besten europäischen V e r ö f f e n t l i -

Käve

S. 7 - 8

mälzäde)

c h u n g e n über Persien [Teil 2: W e r k e antiker Historikerl 145

j jujU —

C^yi — V Liljjl tfl

^-Ij i_Jlk«

— jlj

S.1524

Arthur Christensen

S. 2426

OVj»r — jl (^«Uj jl jl

> M - .yJLn

[F] Die berühmtesten Dichter Irans 3 - Die Persönlichkeit von Daqlqi - Die Geschichte seiner Zeit - Einzelheiten über ihn - Quellen zu Daqiq! - Seine überlieferten Gedichte 210

(rt-tf (j-'J^ j^J tSjkt J^ [F] Pahlavi-Gedichte und alt-persische Gedichte [Der dänische Orientalist verfasste diesen Artikel (laut Redaktion) exklusiv auf Persisch für Käve1

211

OUJT j i Jijäi ¿ f l j w [B] Persische Studenten in Deutschland [Rechenschaftsbericht des Vereins: 20 Schüler werden betreut; die Ausbildung kostet zwischen 8.000 und 12.000 RM; Bitte um weitere finanzielle Unterstützungl

212

(Taqizäde)

Üljjl [B] Die Situation in Persien [Friedensschluss zwischen der (Janga/i-Bewegung und der Regierung in Teheran; Gründung von Mädchenschulen in Teheran; britischer Schatzkanzler Armitage-Smith auf dem Weg nach Iran; Ahmad Schah in Cannes; Gen. Dickensen in Teheran zur Neustrukturierung der iranischen Armee; Automobilverkehr zwischen Teheran und Kermanschah; Sir Percy Cox wird als britischer Gesandter von Norman abgelöst; britische Planungen für eine Eisenbahnlinie!

S. 2627

S. 2728

S. 28 [R] Erklärung [Ankündigung einer weiteren Folge von Raväbet-e Rüs va Irän in einer der kommenden Nummeml Werbung \Persepolis\

S. 28

VI. Titelverzeichnis

N F 5/6 ( 4 1 ) (18.6.1920) 8 Seiten

der Zeitschrift

213

Käve

173

— ,1-7 ••» jjrfjfc t f l p j T U- I^Jljjl j j l ) (¿»

OÜu-^Jl ^ j»

(Taqizäde)

S. 1-3

(Taqizäde und M. öamälzäde)

S. 3-6

ZozI i j ä n o m (Josephine öamälzäde)

S. 6 - 7

[E] Überlegungen (Was für seltsame M e n schen diese Perser d o c h sind - D e r N u t z e n , in e i n e m W i s s e n s c h a f t s g e b i e t b e w a n d e r t z u sein)15 214

( j j i j [B]

Das

Nacht -

- jjj j Zwiegespräch

zwischen

Tag

Geographie (im Okzident und

und im

Orient) [Ausführungen zu den Zeitzonen der Welt; A b m e s s u n g und Alter der Erde; Inseln i m Chinesischen M e e r und Grönland. W ä h rend die europäische Literatur exakte A n g a b e n vermittle, seien die orientalischen Q u e l len weitgehend spekulativ] 215

i)Uj C—ijj [E] D i e

— ^ U a r ' s>5l5îl (j-il-il Grundlagen der

gesellschaftlichen

Revolution - die Bildung der Frauen'6 216

d l j A j £Jrl j

S. 8

C—1

[ R e l D i e Persische

Bibliographie''' S. 8

217 [ R ] D i e V e r t r e t e r v o n Käve rik

werden

die Adressen

und Modalitäten

b o n n e m e n t v o n Käve 218

[In d i e s e r R u b -

in d e n k o m m e n d e n

Nummern für das

A-

angegeben] S. 8

^ - ¿ j j j jUw-1 [R] M e l d u n g und Erklärung

[Preiserhöhung

aufgrund gestiegener Papier- und D r u c k k o s ten; A b r e c h n u n g nur noch nach P f u n d Sterling!

15 Scharfe Polemik gegen eine oberflächliche Aneignung der europäischen Kultur durch die „frankophile" (farang-mä'ab) Jugend Irans, die lediglich Slogans ohne jede Bedeutung von sich geben würden. Aber auch die Tendenz des „einfachen Volkes" (•ämme) auf Zureden der konservativen 'olamä, Randgruppen zu stigmatisieren, greift Taqizäde an. Zudem Kritik an den Politikern aufgrund ihrer Nachlässigkeit gegenüber der körperlichen Ertüchtigung (varzes-e badani, «espürt») und der Volksbildung. Gleichzeitig sei es wünschenswert, dass es in Persien für die verschiedenen Wissensgebiete Spezialisten gebe. 16 Die französische Ehefrau von öamälzäde, Josephine, hebt in ihrem Beitrag die Bedeutung der Emanzipation für den Fortschritt der gesamten Gesellschaft hervor. Allerdings interpretiert sie die Emanzipation in erster Linie nicht als Ausdruck individueller Freiheit, sondern als Übernahme gesellschaftlicher Pflichten ( t a k l i ß t ) . Zudem gibt sie einen Überblick über die Emanzipation der Frau in Europa und endet mit einer Vorstellung von August BEBELS Abhandlung Die Frau und der Sozialismus. 17 Vorstellung der von Wilhelm Litten und Taqizäde zusammengestellten Persischen Bibliographie, die 1920 in Berlin erschien. Die Bibliographie führt vor allem historische Werke europäischer Autoren und Quelleneditionen auf. Eine erneute Veröffentlichung der Bibliographie findet sich in: AFSHAR, Iraj (Hg): Opera Minora - S.H. Taqizädeh's Artides and Essays. Vol. VI: Iranian Studies (in European Languages); Tehran 1978.

174

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

S. 8 Entschuldigung [Aufgrund wichtiger anderer Artikel und der begrenzten Seitenzahl mussten die Nachrichten aus dem Iran entfalle^ NF 5/7 (42) (17.7.1920) 12 Seiten

219

jLUs-ii [B] Bitte um Beistand'8

220

(jjjA» ¿11X4 j J j U

O l k o k J 01S0

Redaktion Käve

S. 1-2

Taqizäde

S. 2-3

(Taqizäde und M. öamälzäde)

S.4

(Taqizäde)

S. 5-8

[E] Überlegungen und Betrachtungen (Der Ruin des Verschwenders und die Niederlage des Hochmütigen)1' 221

jjf jßj) — jvwli

iLlli

LSOU

[F] Das Kriterium des Geschmacks (Hochsprachliche Gedichte - volkstümliche Gedichte)" 222

^ j l i Ol.j ijjs jltf[F] Die vier Perioden der persischen Sprache2'

' 8 Die Redaktion von Käve bittet finanziell begüterte Personen, die Interesse an einer Weiterfiihrung von Käve haben, der Redaktion als Darlehen je 200 tümän zur Verfügung zu stellen. Käve sei sowohl mit Lob als auch scharfer Kritik aufgenommen worden, aber die Redaktion habe beschlossen, weiterhin gegen den Fanatismus, die Unwissenheit und den verlogenen Patriotismus und fiir die Verbreitung von Patriotismus im europäischen Sinn in Iran zu kämpfen. Leider seien die Druck- und Lebenshaltungskosten in Berlin nach dem Krieg erheblich gestiegen, so dass sich die Zeitschrift nur mit 3.000 - 4.000 zahlenden Abonnenten rentieren würde. Allerdings wolle man keine Zuwendungen aus dem Umkreis der konservativen Politiker und des Hofes annehmen. 19 In diesem Editorial polemisiert Taqlzäde gegen den seiner Ansicht nach maßlosen „Hochmut (gorür)" und die „Selbstzufriedenheit QfvodpasandT)", die sowohl unter den Berufspolitikern (siyäsatciyän)" als auch unter den „Passionssängem {rouze-fyvänhä)" der Hauptstadt verbreitet seien. Unter Missachtung der Realität würden diese Gruppen dem gemeinen Volk einreden, die Iraner seien die „Krönung der Schöpfung (asraf-e majjlüqät)" und würden auf eine mehr als sechstausendjährige Geschichte zurückblicken, die allen anderen Nationen der Welt überlegen sei. Dies, so Taqizäde, gehöre zu der „politischen Spielerei (siyäsatgari)" der „Berufspatrioten (vatanci)" in Teheran und sei als „Verrat (genäyat)" an der iranischen Nation zu werten. Ahnlich wie in zuvor erschienenen Beiträgen zur zeitgenössischen persischen Dichtung stellen Taqizäde und öamälzäde hier zwei Auszüge „hochsprachlicher Gedichte (se'r-e fasih)" von Malek aü-So'arä Bahär und Adib al-Mamälek einem „volkstümlich-religiösen Gedicht (se'r-e karbalal)" aus der Zeitschrift 'Ebrat-e montabä'eye Karbalä (Das angenehme Mysterium von Kerbalä) gegenüber. Letzteres sei nichts anderes als ein „freches Gedicht" (manzüme-ye lüs) eines der patriotischen Spielerei verfallenen religiösen Studenten und habe keinen literarischen Wert. 11 Taqizäde konstatiert vier Perioden in der Entwicklung der persischen Sprache: Die erste Periode umfasst die Zeit der Samänlden und öaznäviden, in der (z.B. mit dem Sähnäme) bedeutende Werke der persischen Literatur geschaffen wurden. Sie endet mit dem Mongoleneinfall, der einen Niedergang der persischen Sprache einleitete (2. Periode). Die dritte Periode, v.a. das 19. Jh., stellt eine Renaissance dar, während die vierte, zeitgenössische Periode von der zunehmende Entstellung des Persischen durch den Gebrauch europäischer und türkischer Termini gekennzeichnet ist. Nur wenige Publikationen hätten in dieser Zeit das hochsprachliche Persisch (zabän-e fasthi) bewahrt, so etwa Sür-e Esräfil und 'Asr-e gadid, als deren Nachfolger Käve sich verstehe. 10

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

223

175

Oljjl [B] Die Situation in Persien [Bolschewistische Separatisten an der Küste des Kaspischen Meeres; neue Nachbarstaaten Irans; Ermordung des Konsul Wustrow in Tabriz]

(M. Gamälzäde)

S. 811

S. 1112

224 [Re] Bücher [Vorstellung von Wilhelm LITTEN: Persien: Von der „Pénétration pacifique" zum Protektorat', Berlin/Leipzig 1920!

S. 12

"»j(f " OljLisil Ü_Li [R1 Veröffentlichungen des Verlages Käve

S. 12

irtUi Werbung [für die Orientalische buchhandlung Iranschähr] NF 5/8 (43) (16.8.1920) 16 Seiten

225

¿rfLi -

J i * J fljP

VerlagsOlSj

(Taqizäde)

S. 1-3

Gamälzäde

S- 3-5

(Taqizäde)

S. 510

CjjSö- - UJji C j H j *j «jU iSj 1À» |»-ol - f ( Ù I ¡ U j X » J Ijilj»- "UiJJ - u-JJ ÜJU [F] Der Geschmack der Übersetzung [Vergleich zweier aus dem Arabischen übersetzten Korankommentare (tafsir). Der erste tafsir ist aus dem 9. Jh., während der zweite

Ende des 19. Jh. übersetzt wurde. Letzterer dient als Beispiel für künstlich-arabisiertes Persischl NF 5/10 (45) (15.10.1920) 16+2 Seiten

232

j» j nß -

j ^ j ) ^Jlflj- j Olli»-*»

(Taqîzâde)

S. 1-4

(liljT J (_,. ,-••»!•« - c - j l j ä OUjJu j j j

[E] Überlegungen und Phantasien (Der richtige und der falsche Weg - Weinen ist ein Medikament gegen jede unheilbare Krankheit - Der Polizeioffizier und der Agent) 14 233

...JJÄOJWI

Gamälzäde

S. 4-8

[F] Die Ordnung des arabischen Alphabetes nach seinem Zahlenwert [öamälzäde weist die in verschiedenen arabischen und persischen Publikationen geäußerte Theorie zurück, nach der die Ordnung des arabischen Alphabets göttlichen Ursprungs sei. Vielmehr sei diese Ordnung durch die sprachgeschichtliche Entwicklung bedingt] 234

«biul

235

vjLar j i JWi tSüU> j i oUl«

S. 8

[T1 Bitte um einen Rat'5 S. 8-9

[B] Die Steuerlast der Staaten während des Krieges [in Italien, Deutschland Großbritannien, Frankreich und den USA, Problem der Inflation]

Plän (oder: pälän) bedeutet im Persischen «Sattel, Packsattel», in der Verwendung mit dem Adjektiv kag (schief, krumm) ergibt sich allerdings, wie in dem o.g. Artikel intendiert, die Bedeutung, dass Jemand vom rechten Weg abkommt" (pälän-as kag ast). Der Artikel wendet sich vor allem gegen die religiöse Ausbildung und den negativen Einfluss der konservativen 'olamä auf das gemeine Volk, das absichtlich von ihnen in Unwissenheit und Fanatismus belassen wird. Neben den 'olamä macht Taqîzâde die hohen Regierungsvertreter bzw. den qägärischen Adel und die Berufspolitiker für die desolate Situation Irans verantwortlich, da sie jede wichtige Entscheidung Gott überlassen, während im fortschrittlichen Europa Entscheidungen aufgrund von Rationalität und Wissenschaft erfolgten. Interessant ist dieser Beitrag auch aufgrund Taqîzâdes autobiographischer Anekdoten, deren Authentizität allerdings nicht erwiesen ist. Die Redaktion bittet in diesem Artikel keineswegs um ein Rechtsgutachten (fatvä), sondern um eine Stellungnahme persischer Gelehrter hinsichtlich der Übersetzung einiger frz. Ausdrücke ins Persische, so z.B. génie, abstrait, concret, intéressant, organe, énergie, initiatif, idéal oder idéaliste. Eine Antwort auf diese Bitte erscheint in Artikel Nr. 256. 54

178

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

236

(rtjij jLp\ »Iii« - ^ j j j - Oljjl jyJJ - J - üti-ilj j i>T ^

j>-U j

J«A jjtLi*

TaqTzäde

S. 914

(M. Gamälzäde)

S. 1416

¿¡jJJ j i JU Oli-b

[F] Die berühmtesten Dichters Irans - Ferdousl - Die ursprünglichen und alten Redaktionen des Sähnäme - Zusammenstellung der alten Geschichten und des Nationalepos - Zusammenstellung des Nationalepos in der heutigen Form und seine schriftlichen Quellen [TaqTzädes Ausführungen basieren v.a. auf den Arbeiten Nöldekes] 237

Oljil £_U>JIJ if JAJ [B] Ein Blick auf die Situation Persiens [Klage über die Unbeständigkeit der persischen Regierung. Russische Revolutionäre und osmanische «Fanatiker» im Norden Irans; danga/f-Bewegung ruft mit Unterstützung russischer Truppen eine sowjetische Republik aus; Mirzä Küöek £Jän löst die Verbindung mit den Russen; britische Truppen und Kosakenbrigade gehen gemeinsam gegen bolschewistische Truppen in Gllän vor; Situation in den Kaukasusrepubliken; Resümee der internationalen Politik; mangelnde Bereitschaft der europäischen Staaten, Iran Anleihen zu gebenl

S. 16

238 [R] Antworten auf die Bitte um Finanzhilfe [Mohammad Taqi Afsär (Bombay) überlässt der Redaktion £100, die Fa. Hägg 'All Akbar Siräzi & Sons V (Manchester) £50. Beide Geldgeber vertreiben auch Käve 1

I [R1 Anhang zur 10. Nummer (NF) von Käve "tOljUWt

ii Li

[R] Die Veröffentlichungen des Verlages Käve

II

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

(46) (13.11.1920) 12+2 Seiten

N F 5/11

239

CIT -

179

OIJII

JJJ)

OISJ

(Taqizäde)

S. 1-4

Gamälzäde

S. 4-7

Taqizäde

S. 712

[E] Überlegungen und Betrachtungen (Das größte Unglück Persiens - Des Unglücks Kern) 16 240

ILLIÜU

JL OÜ ¡SJ

[F] Ein Brief aus der Zeit der Sasaniden [Das Kärnäme-ye Ardasir Bäbkän und die liturgischen Briefe Tannasars (auf Basis von NÖLDEKE, Päpakän,

T.:

Geschichte

Göttingen

1878

des und

Artachsir-i DARMSTE-

TER: „Lettre de tansar au Roi de Tabaristan"; in: Journal Asiatique, Serie 9, Tom 31 241

TFL» ¿>L*LII — Y ^J^t

je*



IJL^I TFLJI- -

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TILA «UJFJJ -

-

ijjLy lJiß\

[F] Die alten Redaktionen und ursprünglichen Quellen des Sähnäme 2 - PahlavT, arabische und persische Sähnämes - Das «Herrenbuch» ((fodä-ye näme) - Die Reihenfolge der persischen Könige - Das Sähnäme Arabische Übersetzungen und Berichtigungen 4jlS" \ \ SjU-i ¡u-w>

I

TRI Anhang zur Nummer 11 von Käve "»j\S~" OLJLISIL ÄLJLi

II

[R] Die Veröffentlichungen des Verlages Käve CJSAI

II

Werbung \Persepolis]

Im ersten Teil seines polemischen Editoriais beschreibt Taqizäde ausführlich das gesellschaftliche Unglück, in dem Iran sich befinde: unzureichende Ausbildung, demütigende Situation der Frau, allgemein verbreiteter Alkohol- und Opiummissbrauch, Homosexualität und Sodomie, moralischer Niedergang der städtischen Oberschicht sowie parasitäre Politiker - die Wurzel allen Übels jedoch sei die hohe Analphabetenquote. Ein gleichwertiges Problem stelle zudem die Abwanderung der intellektuellen Elite dar. Taqizäde überträgt die Ergebnisse einer Feldstudie Darwins über eine Bienenart auf den Kanarischen Inseln auf Iran: Wenn die (intellektuell) Befähigten das Land verlassen, werden in einigen Generationen nur noch einfältige Menschen in Iran leben.

76

180

NF 5/12 ( 4 7 )

VI. Titelverzeichnis

242

(13.12.1920)

ùUj ufrUa-l cJl»- jl^

- ( j ü gl*

[E] Die unglückliche Paralyse - die demütigende soziale Situation der Frauen17

12+2 Seiten 243

ûbjifUiiUf ¿ i j f j j i

244

•.Olj ¿3Ii- u-ljti J

der Zeitschrift

Käve

(M. Gamälzäde)

S. 1 - 2

Pür Dävüd

S.3

(Taqïzâde)

S- 3-5

(M. Gamälzäde)

S. 5-7

Taqïzâde

S. 7 -

fFl Die größte Sünde im Namen des Herrn'* u-ijlj

[F] Ursprung der persischen Hochsprache und das Persisch des ffän Välede [Persisch als Hochsprache; Osmanisch als Gegenbeispiel und die negativen Auswirkungen, die es auf das heutige Persisch hat| 245

gijki

[R1 Schach 246

19

— -L«LJ*JU>- — r OT J L e l JW J L»li ,^-ljli

ji J j ^ j l » f A " j

ifliiA

tfU ^LäLI, - jlT ¿¡I

[F] Die persischen Redaktionen des Sähnäme - Ferdousl und seine Vorgänger an diesem Werk - Persische Sähnämes in Prosa und Poesie vor Ferdousl tS"l jLi>\ CjL_Jy

III

fR] Richtlinien für das Abonnement IV Werbung [für das Handelsunternehmen Robert Wönckhaus & Co. (Hamburg); Veröffentlichungen des Verlages Käve und Persepolis] "ijlS"" OljLisil U Li

IV

[R] Die Veröffentlichungen des Verlages Käve ojis" «OL* ji^» i j j i

IV

[R] Der vierte Jahrgang von Käve [Angebot von alten Nummern der Zeitschrift! NF 2/2 (10.2.1921) 2+16+2 Seiten

...ijir i,uj_,_>

Titel

[R] Die Zeitschrift Käve... II fR] Vertretungen der Zeitschrift Käve Uli

II

[R] Anfrage [der Redaktion nach Exemplaren bzw. Remittenden der Alten und Neuen Folge von Käve, für die es zahlreiche Interessenten gäbe] Inhaltlich basiert der Beitrag Taqizädes weitgehend auf europäischer Literatur. Interessant ist allerdings die knappe Einleitung des Artikels, die die Kritik an der Wissenschaft im Orient relativiert. Man sei sich durchaus bewusst, so Taqizäde, dass gerade im Bereich der Astronomie, Geschichtsschreibung und Medizin der Orient dem Okzident im Mittelalter weit überlegen war (als Beispiele nennt er BlrünJ und Ibn yäldün). Während Europa sich aus jedoch dem mittelalterlichen Denken gelöst habe, sei der Orient heute noch in ihm gefangen.

31

VI. Titelverzeichnis

der Zeitschrift

183

Käve

Oljjl j» ajlS" o i j L i d l

II

j

[R] Preisliste für die V e r ö f f e n t l i c h u n g e n des V e r l a g e s Käve in Persien II [R]

Entschuldigung

Sähnäme

[Serie

über

das

kann in dieser N u m m e r nicht w e i -

tergeführt w e r d e n l 254

II

Oljjl jJ O b / i j i f l p l M ^ j ^ L t i i l [ B ] Unruhe in den Provinzpostämtern Irans [Postverwaltung

von

Kermanschah

hält

A u s g a b e n v o n Käve zurück (nur 33 E x e m p lare w u r d e n an die E m p f ä n g e r zugestellt). A u c h in Isfahan erfolgte k e i n e Zustellung, Kritik, dass das iranische Postrecht

nicht

durchgesetzt w i r d ! II

« j l f j j CJ^PI [R] W e r b u n g in Käve

[ A n k ü n d i g u n g , dass

d i e Redaktion W e r b e a n z e i g e n annimmt! II [R] C o r r i g e n d a 255

¿Ijjl ¿¡j\J f-Ü — (¿\jj ¿>Xi j»j) Ollw-'jU j OtSü

(Taqizäde)

S. 1 - 3

W . Litten und Z a k ä ' al" Molk

S- 3 - 5

(HjjS' 0 j j j tAt-j [E] Ü b e r l e g u n g e n und Betrachtungen ( D a s G e g e n m i t t e l wird vergiftet - D i e alten Z e i ten der G e s c h i c h t e Persiens und die Z a h l der T r u p p e n bei Karbalä) 3 3 256

»tiöul 4JIyr [ L ] D i e A n t w o r t a u f die Bitte u m R a t "

Dieses Editorial stellt die heftigste Polemik gegen die konservativen 'olamä dar, die als fanatische, unwissende Opiuraraucher dargestellt und für die heutige Situation Irans verantwortlich gemacht werden. Als «Ideal» wird ihnen der intelligente Mensch ohne die Fesseln der Religion gegenübergestellt. Im zweiten Teil des Artikels kritisiert Taqizäde die zeitgenössische persische Historiographie, die aus übertriebenen Nationalismus eine ununterbrochene 6ooojährige monarchische Tradition in Iran konstruiert. Der Hang zur maßlosen Übertreibung hätte auch Auswirkungen auf alle offiziellen Publikationen (etwa Bevölkerungsstatistiken) in Iran. Abschließend spottet Taqizäde über die (seiner Meinung nach übertriebene) Feststellung der fjesäratKommission (vgl. Nr. 197), nach der Iran im Ersten Weltkrieg 300.000 Tote zu beklagen hätte und materielle Schäden im Wert von 10 Mrd. frz. Franc entstanden wären. 34 Zwei Leserbriefe mit Vorschlägen zur Übersetzung bestimmter Ausdrücke (vgl. Nr. 234) ins Persische. Wilhelm Litten berichtet über die deutsche Sprachreform, u.a. das Verdeutschungs-Wörterbuch von Otto SARRAZIN (Berlin 1918). Mirzä Mohammad 'Ali Zakä al-Molk (Minister in verschiedenen Kabinetten und Mitglied der iranischen Delegation zu den Friedensverhandlungen in Versailles) schließt sich der Kritik der Redaktion an und bedauert die Entstellung des Persischen durch die Übernahme frz. Begriffe. 35

184

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

257

j j i Skj* - jj> >/

Gamälzäde

S. 5-8

Gamälzäde

S. 811

'Abbäs _ Eqbäl ÄStiyän!"

S. 1116

[B] Der Berg des Lichts - das Meer des Lichts [Zwei Juwelen, die zu den britischen und persischen Kronjuwelen gehören, generelle Abhandlung über bedeutende Edelsteine] 258 [F/Re] Teheran [Geographische Lage, Vorstellung europäischer Reiseberichte] 259

i j j J j*Ä — Oljjt ^ j j y t i

jfcLi J j l — - «i)b,.....i jyjU»



jl JA( Obj j-ijli if

1J^ej >UM

[F] Alte Gedichte Persiens - Gedichte aus sasanidischer Zeit - Der erste persischsprachige Dichter nach der islamischen Eroberung - Das Werk Täriff-e Sistän - Mohammad b. Vasif Sagaz! III

iS\jii>\ ÖJLJjj TRI Richtlinien für das Abonnement 260

III

jSLJJ [R] Danksagung [Unterstützung durch drei Personen: Eine anonyme Spende über £50 von einem Kaufmann aus Bombay; Amin at-Toggär Esfahäni £52 (vermutlich Istanbul) und von Nosrat ad-Doule £70 ebenfalls aus Bombay]

261

III

ufTK jl CJlPl [B] Unterstützung für die Studenten [Bitte um weitere Unterstützung]

persischen finanzielle

til^-ijU-i

III

[R] Individuelle Belieferung [an Abonnenten] «jlS* ii^y.

¿rlj

III

[R] Die Vertretungen von Käve o^e-i

IV

Werbung [Wönckhaus & Co., Persepolis1 "•jis"" Oljliäil il I. .1

IV

[R] Die Veröffentlichungen des Verlages Käve 'Abbäs Eqbäl Ästiyäni war Lehrer an der Teheraner technischen Hochschule, dem Dar al-fonün. Nach der Gründung der Universität Teheran 1935 wurde er dort Professor. Er publizierte verschiedene Schriften zur Geschichte der persischen Literatur. 3S

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve «jir

185 IV

j i ^ JJJJ

[ R ] Der vierte Jahrgang von Käve

[Angebot

von alten Nummern der Zeitschrift] N F 2/3 (11.3.1921) 2 + 1 6 + 2 Seiten

Titel

...ojlT U i j j j [ R ] Die Zeitschrift

Käve

- O U g u J - ojlT j j

II

- »jlS* s y f j

«jlS" [F] Das Neujahrsfest und der iranische Kalender

272

*j\J>j/ut Jl^iJLj [Ml Ein Vorschlag ohne Eigennutz40

273

JJ jS") T

j J

d l o y jjkli.•

[B] Die berühmtesten Personen des Orients und Okzidents, Teil 2 (Pyotr Alexiyewitsch Kropotkin) [Sympathisierende Biographie des russischen Revolutionärs und Verfassers von Der Anarchismus] 274

L»ljtor |»it - OUl ¿lisil ^ f j» —

JLIJT — Lii

-

jjj j

ijbU

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[B] Das Zwiegespräch zwischen Tag und Nacht - Etymologie - Die Geographie und das Wissen um die Völker und Wunder der Erde - Die Niagarafälle - Das Volk der Eskimos - öäbalaq und Gäbars [mythologische Städte im äußersten Osten der Welt, u.a. erwähnt in der Täriff-e Tabari\

Taqlzäde stellt in diesem Leitartikel fest, dass alle gutgemeinten Reformversuche - von der Einrichtung eines Parlaments bis zur Annullierung von Konzessionen - zum Scheitern verurteilt seien, wenn nicht zuerst die Volksbildung - das wahre Fundament für den Fortschritt der Nation - vorhanden ist. Japan wird als Idealmodell einer solchen Entwicklung vorgestellt. Zudem spricht aus diesem Artikel ein deutliches Elitenbewusstsein Taqlzädes, der die Initiierung von Reformen und ihre Durchführung nur auf eine kleine Gruppe von wahren Politikern beschränkt sehen möchte. Auch findet sich in diesem Beitrag eine etwas detailliertere Vorstellung, wie verschiedenen Reformprojekte finanziert werden könnten. 40 Taqlzäde fordert in diesem Artikel, dass in Iran anstatt des ungenauen islamischen Mondjahres das iranische Sonnenjahr eingeführt werden solle. Das Jahr 1921 solle nach diesem neuen Kalender das Jahr 1300 nach der higra sein. Tatsächlich trat dieser Kalender in Iran 1925 offiziell in Kraft. Zudem fordert er die Zählung der Monate nach dem iranischen System (tartib-e galäli), die unter Maleksäh Selgüql im 11. Jahrhundert eingeführt wurde, anstatt der Zählung nach den mongolischen Tierkreiszeichen (vgl. TAQIZADEH, S.H.: „DJAL Ä L l " ; in EI*.

39

188

VI. Titelverzeichnis

275

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(JlJÜ j T [F] Die berühmtesten Dichter Persiens Ferdousl - Sein Leben und seine Zeugnisse - Name, Konye (Beiname), Abkunft und Heimat Ferdousis - Sein Rang, seine Kunst, Grundlage und finanzielle Basis - Die Geschichte der Abfassung des Sähnäme - Die Zeit der Reisen Ferdousis - Die zweite Fassung des Sähnäme und seine Zusammenstellung III

322 [R] Wichtige Meldung [vgl. Nr. 315, nochmals der dringende Aufruf an die Vertreter von Käve, die Zahl der Abonnenten an die Redaktion zu telegraphieren, da sonst die Zeitschrift 1922 eingestellt werdel

IV Werbung [Persepolis, Wönckhaus & Co.] tjlS" j j 0 ^ 1

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[R1 Preis für Werbung in Käve "•jlS"" OljLiiil

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[R] Die Veröffentlichungen des Verlages Käve

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VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

NF 2/11 (2.11.1921) 2+16+2 Seiten

199

Titel

...ijtruijjj [R] Die Zeitschrift Käve... - O b i J h a ) - S\yil

323

[R] Die Vertretungen von Käve - Richtlinien für das Abonnement - Corrigenda - Bitte 1 j» j j j fU — O&T-S» J OlSj ^ y*



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(TaqTzäde)

S. 1-6

(M. Gamälzäde)

S. 7-9

(M. Gamälzäde)

S. 911

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(.üjJL* JLoli Jejt cJT J»- jjJiAbu [E] Überlegungen und Betrachtungen - Die Quadratur des Kreises (Wo zählt der Machtentzug als Unterdrückung? - Die religiöse Zeitung - Gerechtigkeit im hohen Alter - Der Begriff «Recht» und das nichtige Ziel - Wo Gotteskämpfer zum Werkzeug verdorbener Interessen werden)57 324

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[F] Tausend und eine Nacht [Editionen und europäische Übersetzungen! 325

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OT ^B J ¡JJJUI OUUÜ — (¿JÜW [F/Re] Hadiye-ye ashäb (Von Sa'dT bis Nezämi 'ArüzT) - Die Reisen Sa'dis - Die Zusammenstellungen von Sa'di und ihre Drucklegung [Vorstellung der Essai sur le Poete Sadi von Henri Masse (Paris 1919)1 326

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S. 12

[B] Die Situation der Postämter in Persien [Vorstellung zweier Publikationen über die Geschichte des Postwesens in Iran, die die zentrale Postverwaltung der Redaktion zugesandt hat]

57

Mit diesem bemerkenswert autobiographisch eingefärbten Artikel vollzieht TaqTzäde einen Kurswechsel: Während in den früheren Nummern von Käve das politische Establishment in Teheran einer scharfen Polemik ausgesetzt war, nimmt er diese Kritik nun deutlich zurück. So seien die Amtsträger in Teheran nicht unmittelbar für die desolate politische Situation verantwortlich, diese liege vielmehr in den Intrigen der 'olamä und rouze-fyvänhä begründet. Im ersten Teil des Artikels räsoniert Taqizäde über die Doppelmoral in Iran und führt als Beispiel seine eigene Person und Familie an.

VI. Titelverzeichnis der Zeitschrift Käve

200

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