Die Hundertjährige Republik. Sociale und politische Zustände in den Vereinigten Staaten Amerika's

Table of contents :
mit einer Einleitung von Friedrich von Hellwald

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DIE

HUNDERTJAHRIGE REPUBLIK. SOCIALB UN

POLITISCHE ZUSTANDB IN

DEN

VEREINI&TEN STAATEN NORDAMERIKA'S. VON

JOHN

H.

BECKER,

MIT EINLEITUNG VON

FRIEDRICH VON HELLWALD.

AUGSBURG &

LAM PART

1876

COM

P.

Rechte vorbehalten.

5-7 ?

3*

Bancroft Librarf

Inhalt. Seite.

Einleitung von

FriedrichvonHellwald

Vorwort des Verfassers

.

.

Arbeit

der

I

XLI

.

.

Die gegenwartigen Arbeitsverhaltnisse in

Die Unbestandigkeit des'Lohnes

.

den Yereinigten Staaten

1

und das vergleichsweise Sinken 14

Die materiellen Zustande und die Ursachen der Verschlechterung

24

Die Corruption

63

'

.

.

\.

.

.

s

.

....

Die Ausbeutung des Volkes durch die Ringwirthschaft

106

Die politischen Zustande im Siiden

122

Entwickelung der socialen Yerhaltnisse im Siiden

135

Negersitten und Weisse in den Siidstaaten

150

Ein Neger - Meeting

163

Die Zustande in Texas, Arkansas und Louisiana

170

Der Wahlmechantsmus

.

.

Die Wirkungen der Partei - Organisation Die Irlander

".....

'

Yerbrecherthum und Rechtspflege ^Die

Steigerung der hauslichen Bediirfnisse

193

211

228 233

und Lebensanspriiche

Die Er?iehung der Kinder in Haus und Schule

.

.

.

.

,

.

.

247 266

Scite.

Das

eheliche

Leben und

die gegenseitige Stellung der Geschlechter

Die Temperanz-Bewegung und das religiose Leben in Amerika

.

275 284

Die Ursachen der Corruption

300

Die ethnischen Verhaltnisse

304

Der miihelose Vermogens Erwerb und -

seine

Wirkungen

....

Die Folgen des Gleichheitsprincips

Die Unertraglichkeit der herrschenden Eigenthumsverbaltnisse

Muthmassungen uber

die

Zukunft

329

340 :

.

352 362

Einleitung,

Vor Jahren hat Pariser Professor

es

dem

einem erhitzten Kopfe,

Eduard Laboulaye,

der seither auch

politische Rolle in seinera Yaterlande spielt, gefallen, in einem vielgelesenen Buche ,,Paris in Amerika,"

eine

nordamerikanische und gallische Culturverhaltnisse einander gegeniiber zu stellen, wobei erstere in dem strahlenden Glanze

des

Lichtes

der

Freiheit,

letztere

hin-

Wenn

gegen in nachtliches Dunkel gehiillt erscheinen. ein Franzose nicht ausschliesslich fiir die eigene Heimath sich begeistert, so sind es gewiss die Yereinigten Staaaus manten, fur die er zunachst in's Feuer geht, cherlei Griinden, worunter der Mangel an gesunder

Kritik nicht die letzte Stelle einnimmt. 1st,

Licht

Beklagenswerther

welchem alles Laboulaye'sche Buch, auf amierikanisener und alles Dunkel auf euro-

dass

das

in

Seite zu finden, auch in Deutschland, wohin durch Uebersetzungen rasch gelangte, zahlreiche Anhanger gewann, so dass es zeitlang wenigstens Mode ward, die Yorzuglichkeit der transatlantischen Republik nach jeder Richtung zu betonen. Wer irgendwie auf und Sinn Bildung aufgeklarten Anspruch erheben wollte, durfte nicht den leisesten Zweifel hegen, dass das junge

paischer es

u

Amerika dem

a

Europa ,altersschwachen in jeglicher Hinsicht, besonders aber in politischen und wirthschaftlichen Institutionen weitaus tiberlegen sei und dasselbe in Balde iiberfhigelt haben werde. So redete ,,aufstrebende

7

II

man

sich in erne eigenartige Bewundenmg des nordamerikanischen Staatswesens hinein und fand ein merkdie heimatlichen Einrichwiirdiges Yergniigen daran den in Staub zu ziehen, sobald es sich um einen tungen ,

mit_ den

amerikanischen handelte. Die grosse, raumliche Entfernung, welche uns vom westlichen Continente trennt, trug trotz der mannigfachen und engen Beriihrungen, welche zumal zwischen Deutschland und den Yereinigten Staaten bestanden, wesentlich dazu bei, den Blick zu triiben und Yon den jenseitigen Zustanden unserer Phantasie ein Bild vorzugaukeln, welches in Wirklichkeit niemals Fleisch und Blut beYergleich

derselben

So

sessen.

nahm

sich

aus

der

Ferae

die

endliche

Niederwerfung des Siidens nach yierjahrigem, hartnackigen Kampfe als eine gewaltige Heldenthat aus, deren segensvolle Folgen fiir das jugendliche transoceanische Gemeinwesen natiirlich liber jeder Anfechtung erhaben standen. Deutsche, welche wahrend ihres Aufenthaltes in Nordamerika sich driiben zu einer politischen Bedeutung auf-

geschwungen, kehrten zuriick und liessen es sich angelegen sein, durch Wort und Schrift die hohe Meinung zu befestigen und zu vermehren, die sich yon Amerika ohnedies bei ihren Landsleuten festgesetzt hatte. Nahm

man nun giiltig

ob

vollends gar ein amerikanisches Blatt, gleichein englisches oder deutsches, zur Hand, so t

konnte man, und kann es noch bis zur Stunde, in jeder Spalte der wohlduftensten Selbstberaucherung begegnen, die es als selbstverstandlich ansieht, dass nur Amerika

Land

der wahren Freiheit, der wahren Aufklarung u ein ,,menschenwiirdiges Dasein moglich, welchem sei, wahrend sie die europaische Menschheit, diese elenden

das

in

Fiirstenknechte, hochstens ob ihrer ungliicklichen eines mitleidigen Achselzuckens werth erachtet.

--

Lage

1871 haben Ergebnisse der Jahre 1870 in Deutschland wenigstens zum Theile gliicklicherweise einen Umschwung in der Anschauung amerikanischer Dinge hervorgebracht. Die innere Geschichte der Republik Die

Ill

dem jiingst abgelaufenen Decennium war gleichfalls darnach angethan, um selbst dem Blodesten die Augen iiber die Thatsache zu offnen, dass in den Yereinigten Staaten alle Mangel, woran Europa krankt und noch viele andere, woran Europa nicht krankt, zu Hause, dass das amerikanische Yolk wie jedes andere nebst vielen guten, treff lichen auch schlimme, einer gesunden Cultur-

in

entwickelung nachtheilige Eigenschaften besitze, dass es weder in moralisch-sittlicher noch in intellectueller Beziehung die Culturnationen Europa's iiberrage, dass mit die Gesittung jenseits des grossen Wassers unserigon nicht bios nicht iiberlegen sei, sondern, wie es auch in Anbetracht des culturhistorischen Alters

Einem Worte der

der amerikanischen Freistaaten ganz natiirlich

1st,

Alles

Allem genommen noch unendlich viel vom ,,altersschwachen" Europa zu lernen habe. Allerdings hat Mannern niemals an in Deutschland es gefehlt, welche unberauscht von Laboulaye'schen Lobeshymnen, nuchternen Blickes die amerikanisehen Zustande priiften und

in

Einsicht dieses Thatbestandes gekommen Zu dieser doch die Menge horte nicht auf sie. waren, Schreiber der wohl auch kleinen Phalanx darf sich dieser Zeilen rechnen, der seit einer Reihe von Jahren zur

klaren

bestrebt gewesen

tiber

ist,

die

socialen

und

politischen

den Yereinigten Staaten Licht zu versoweit seine eigenen Krafte und Kenntnisse breiten, Es bedarf wohl kaum fur irgendwem, dies gestatteten. der mit der landlaufigen Sinnesart in Nordamerika ver-

Yerhaltnisse

traut,

der

Yersuch

in

besonderen Yersicherung, dass jeder solcher Krebsschaden der yielbestaunten Republik

die

bloszulegen, in helle

das

Amerika

Entriistung

ewige

selbst hochliches

hervorrief.

Selbstlob

,

iiber

Missfallen, ja

Denn Niemand das

wir

durch im Deutschen ist

Spriichwort besitzen, mehr in Bewunseiner selbst derung gewiegt und gelullt, Niemand gegen a den leisesten Tadel empfindsamer, als der ,freisinnige

ein

trefFendes

7

Amerikaner,

sei

er

nun

englischer, deutscher oder son-

IV Nicht im mindesten war ich demnach iiberrascht, als ich nach einem Aufsatze fiber die grossartigen Leistungen, zugleich aber auch iiber die Unbildung und Unwissenheit der nordamerikanischen Presse im Allgemeinen und der deutsch-amerikanischen insbestiger

Abkunft.

sondere,

aus

Ecken und Enden der Union

alien

Zei-

tungen mit vehementen personlichen Ausfallen gegen mich erhielt, worin mir Mittel zur Abhilfe fur ,,Dummheit"

in

jenem auserlesenen welcher

wurden,

,

feinen

die jenseitige

Style angeboten Journalistik charakte-

risirt.

mich spater mit dem Buches zusammen, welches ich hiermit dem warmen Studium der deutschen Lesewelt empfohlen haben mochte. Auch amerikanischen Lesern konnte es nicht schaden, von dessen Inhalte Notiz zu nehmen. Ein siebzehnjahriger Aufenthalt des Ein glucklicher Zufall des

Yerfasser

Yerfassers

in

Kenntniss von

ftthrte

vorliegenden

alien

Theilen

der

Land und Leuten,

Union,

seine

genaue

sein Einblick in das

Getriebe der politischen Staatsmaschine gepaart mit einer scharfen Beobachtungsgabe und einer eiseskalten Ruhe

und Nuchternheit, sowohl in der Darstellung wie im Urtheile, wodurch allein Unparteilichkeit zu erreichen mich ihn sogleich fur vorzugsweise berufen erLandsleuten iiber amerikanische Dinge kennen, reinen Wein einzuschenken. Das im Jahre 1876 zu feiernde hundertjahrige Bestehen der nordamerikanischen ist,

liessen

seinen

Republik und die Yeranstaltung einer Weltausstellung in Philadelphia, wobei voraussichtlich des Lobes liber Amerika kein Ende sein wird, liessen es mir wunschenswerth erscheinen, dass gerade um diese Zeit auch eine unerschrockene mannhafte Stimme sich vernehmen lasse und ftir die Wahrheit eintrete, welche zu vernehmen Europa ein unanfechtbares Anrecht hat. Auf rneinenWunsch, auf meine Bitte unterzog sich Herr Becker demnach der Ausarbeitung des vorliegenden Buches, in dem so zu sagen keine Zeile aus einer anderen Quelle als aus

jener der personlichen Erfahrung des Autors geschopft Ein solches Buch diirfte ich wohl mit Recht als ist. die beste und biindigste Rechtfertigung meiner seit lange unverhohlen ausgedriickten Ansichten gegeniiber den bauerischen Angriffen der deutsch-amerikanischen Presse betrachten. Das Gemalde, welches bier entrollt wird, wirkt freilich ungemein erniichternd gegeniiber den optimistischen Schonfarbereien, wie sie amerikanischer Seits beliebt sind es stimmt daher nur wenig zu den Schliissen, welche kiirzlich Dr. Eduard Young, der Chef des statistischen Bureaus zu Washington, in seinem dickleibigen Buche iiber Arbeit in Europa und Amerika ziehen zu ;

meint.

diirfen

Erhebungen

in

Ueber den Werth der statistisehen Amerika ertheilt aber Herr Becker den

Aufschluss, welcher iibrigens fur eingeweihte europaische Forscher langst kein Geheimniss mehr war. Jeder verniinftig und billig Denkende wird mir daher

nothigen

beistimmen,

wenn wer

ich

kurz und trocken sage und ver-

Utopien iiber die amerikanische Superioritat noch glaubhaft an den Mann bringen will, in erster Linie und vor allem Anderen die Yerpflichtung habe, das Becker'sche Buch Punkt fur Punkt zu widerlegen. Hie Rholange,

dass,

Me

fiirderhin

Wer

die alten

vermag oder nicht will, der fordere nicht von uns, dass wir und mit uns alle Jene, welche sich fin- Amerika interessiren, ihre Meinung anders gestalten, als dies auf Grund der hier niederduSj

salta!

dies nicht

gelegten Beobachtungen moglich ist. Die Absicht weder des geehrten Yerfassers noch die kleinern

geht iibrigens darauf aus, muthwillig zu veroder herabzusetzen was wirklich Anerkennung

verdient.

Yielmehr sind wir die Ersten, bereitwillig zu

meinige

bewundern und zu loben, was uns jenseits des Oceans der Bewunderung und des Lobes werth erscheint. Wenn nun die Summe des Riihmlichen in Amerika uns weitaus geringer als den Meisten bediinkt, so mochte ich doch den freundlichen Leser vor dem Missverstandnisse

VI

warn en,

als

ob wir principielle Gegner der amerikanischen Ein Werk, welches sich zum Ziele

Institutionen waren.

uberspannte Begriffe auf ihr richtiges Maass zuriickzufuhren, muss naturgemass fast ausschliesslich jene Punkte zur Sprache bringen, an welchen die bisherige setzt

Ueberschatzung sich hauptsachlich geltend macht; wenig oder gar nicht konnen dagegen jene Momente in Betracht kommen, deren Auffassung keiner einschrankenden Modification bedarf. So wird ein Buch, wie das hier gebotene, immer einen Charakter tragen, welcher YOU den Gegnern als ein feindseliger denuncirt werden kann, wahrend in Wirklichkeit durchaus nichts Anderes als eine wahrheitsgemasse Richtigstellung der Thatsachen So z. B. wird wiederholt dargethan, beabsichtigt ist. dass die republikanische Regierungsform keineswegs, wie die Amerikaner sich einbilden und in beschrankter Ein-

genommenheit behaupten, ein namhafter Fortschritt gegen die in Europa herrschende Monarchie sei, was unkritische und unklare Kopfe auch diesseits des Oceans gedankenlos nachbeten, sondern an sich weder besser noch schlechter, weder hoher noch tiefer stehe als diese. Indem aber der Nimbus zerstort wird, zerstort werden muss, welcher die ,,Republik" noch in den Augen der glaubigen Menge umstrahlt und als begehrenswerthes Ziel erscheinen lasst, soil obwohl der keineswegs, Schein fast unvermeidlich

ist,

die

Meinung erweckt wer-

den, als ob etwa umgekehrt monarchischen Formen an sich vor republikanischen der Yorzug zu geben ware.

Die Sphattenseiten treten von selbst und naturgemass den nachstehenden Untersuchungen in den Yordergrund, der Lichtseiten kann keine oder nur beilaufige

in

Damit werden jedoch, dies betone ich ausdrticklich, diese Lichtseiten weder verkleinert

Erwahnung geschehen.

noch etwa gar gelaugnet. Eigentlich konnte ich hier meine einleitenden Betrachtungen schliessen, zumal der geneigte Leser in der, dieser Einleitung folgenden Yorrede des Yerfassers in

VII

an den vielgenannten ExTendenz des Buches geniigend entwickelt finden wird, wenn ich nicht ira Nachstehenden noch einige Punkte erortern mochte, die, weil sie der Autor in seinem Buche unberiihrt gelassen hat, dasselbe

Form

in

offenen

eines

Briefes

Carl Schurz

senator

gewisser

geeignet

die

zu

Hinsicht

erscheinen.

Der

und

das

Presse amerika.

die

vervollstandigen, zu erganzen erste dieser Punkte betrifft

Deutschthum

Nord-

in

Die Yereinigten Staaten sind sicherlich das Land, Hier die meisten Zeitungen existiren. schrieb zwar im Jahre 1671 der Gouverneur der ersten

wo gegenwartig

,,Gott sei Dank englischen Niederlassung Folgendes: wir haben bei uns weder eine Freischule noch eine ,

auch der denn wird, dergleichen Unterricht hat die Ketzerei, die Secten und den Ungehorsam zur "Welt gebracht, und die Buchdruckerkunst alle diese Uebel und ausserdem noch die Angriffe auf die Regierungen fortgepflanzt und verbreitet." SeinWunsch hierin hat sich nicht erfullt, denn am 21. Dezember 1719 ward die erste Nummer der ,, Boston Gazette" und am 22. December desselben Jahres zu Philadelphia die dass in hundert Jahren

Druckerei und ich hofFe,

noch nicht

existiren

hier

erste des ,,American weekly Mercury" ausgegeben, nachdem ein gewisser John Campbell, der Postmeister zu

Boston, (

mit

den

,,Boston

19) vorgegangen war,

Folio,

nahme war.

dann (seit

und Mai 1715)

in Quart 2.

Den Namen

News-Letter einem Blatte, zuletzt

in

4'

bereits

das

1704

zuerst

in

aus Mangel an Ab-

Octav

gedruckt worden mit alien

einer wirklichen Zeitung

Eigenschaften derselben verdienen aber erst der von James Franklin zu Boston (den 17. Juli 1721) gegriindete

,,Courier

von Neuengland" und

seines

jtingeren

Bruders Benjamin ,,Zeitung von Pennsylvanien' (1729). Im Jahre 1740 gab es schon in Amerika 14 Journale, 4

davon kamen 5 zu Boston und 2 zu New- York heraus und (seit 1739) eins in deutscher Sprache in German-

VIII

Der Krieg gegen den Mutterbeforderte nothwendigerweise das Auf-

town

in Pennsylvanien.

staat

England

bliihen der politischen Zeitungen, weil sie natiirlich als Parteiorgane dienten, und so 1st ihreZahl denn bis auf

1775 gab es den heutigen Tag jedes Jahr gestiegen. 37 in den Yereinigten Staaten nur Zeitungen, mit Ausnahme des ,, Advertiser" zu Philadelphia, der dreimal die "Woche erschien, sammtlich bios Wochenblatter, 1800 zahlte man deren schon 200, 1810 359, 1823 600, 1840 1631, 1850 2800, 1858 3754 und jetzt die Zahl 4000 voll geworden, von denen fast 460

ist

taglich erscheinen.

In Frankreieh kommt auf je 22,500 Einwohner eine Zeitung, in England auf 16,500, in Preussen auf 25,700, in Oesterreich auf 104,000, in den Yereinig-

kaum 7000 Einwohner eine. Und noch zu beriieksichtigen, dass die Blatter in Amerika der hoheren Herstellungskosten wegen eine viel grossere Auflage haben miissen, um bestehen zu in minder giinstig als anderen Landern. Nicht konnen, ten Staaten aber auf

dabei

ist

fiir dieZukunft, wenn man beriickB. in den 40 Jahren vor 1866 die

sind die Aussichten

dass

sichtigt,

z.

Zeitungen in Amerika sich um 370 Proc. gesteigert hat, in Frankreieh um 234, in England um 252, in Oesterreich um 356 und in Preussen um 143

Zahl

der

Pro cent.

Was nun betrifft,

so

die Leistungen der amerikanischen Presse sich dieselbe durch einen staunens-

zeichnet

werthen

Unternehmungsgeist vor jener aller anderen Lander, sogar Englands, geschweige denn Deutschlands

auf

das

Yortheilhafteste

schreibtHerr Becker,

aus.

,,findet

man

,,In

letzterem

Lande"

die ISTachrichten hochst

nach Yerlauf mehrerer den Zeitungen. Wenn eine in Amerika die Nachricht Zeitung gleichwich tiger Ereig-

wichtiger

Ereignisse

Tage bruchstuckweise

oft

erst

in

nicht in ebensovielen Stunden, nachdem sie sich zugetragen, und in beinahe vollstandigen telegraphischen

nisse

IX brachte, wiirde das Publikum glauben, sie befinde sich in totalem Bankerott, der es ihr unmoglich Binnen mache, telegraphische Depeschen zu bezahlen.

Bericliten

Kurzem

Ansehen und

wiirde sie ihr

ihr

Lesepublikum denn letzteies verlangt von seiner Zeitung, dass sie ihm stets das Neueste vorlege. So wurde von der Schlacht bei Sedan, die z. B. die Nachricht doch gewiss fiirDeutschland wichtiger, als fiir Amerika von der,, New- York Tribune" am Morgen nach der Schlacht in einem ausgedehnten, spaltenlangen telegraphischen eine vollkommene der Beschreibung der BeBerichte, total

verlieren,

7

gebenheiten auf

dem Schlachtfelde

lieferte,

veroffentlicht,

wahrend am namlichen Tage das Publikum Berlins von seinen Zeitungen mit einem Telegramme von einem Der ,,New-York Dutzend Worten abgespeist wurde. Herald" schickte auf seine Kosten und nur zu dem Zwecke, um sich Ansehen und damit seiner Zeitung eine weitere Yerbreitung und schliesslichen erhohten Gewinn zu verschaffen, den jetzt bekannt gewordenen Stanley in das Herz von Afrika, um den todtgeglaubten Livingstone aufzusuchen, was ihm auch gelang. Gegenwartig

befindet

sich

Stanley

auf

einer

zweiten

Ent-

Welttheile, deren Kosten vom ,,New-York Herald" und ,,London Telegraph" gemeinsam

deckungsreise in jenem

getragen werden.

Derselbe

New- York Herald," dessen

Lesepublikum zum

grossen Theile im keltisch-katholischen Elemente der Bevolkerung zu suchen, und der desshalb

den Ultramontanen liebaugelt, brachte im Herbste 1874, als der Arnim Fall in Berlin in Yoruntersuchung verhandelt wurde, iiber die Yerhandlung des vorhergehenden Tages einmal ein drei Spalten langes Telegrajnm in deutscher Sprache, natiirlich mit beigegebener englischer Uebersetzung. Aehnliche Falle lassen sich von jeder angesehenen Zeitung berichten, und es unterliegt keinem Zweifel, dass die Manier, deren verschiedene deutsche Zeitungen schon dann und wann sich bedient haben, namlich Ausztige aus den telegramit

n

phischen

Berichten

Yorgange

in

New- Yorker

der

Europa

sich

wieder

iiber

Zeitungen

hieher

telegraphiren

zu lassen, wenn dieselbe zurRegel erhoben wiirde, eine der Yerbreitung wichtiger grossere Schnelligkeit in Nachrichten unter das Publikum erzeugen wiirde, als die jetzt bestehende ist."

Dagegen steht, unseres Dafurhaltens, die innere Einrichtung der amerikanischen Zeitungsblatter jener der Journale des Continents bedeutend nach. Abgesehen namlich von ihrem zum Lesen hochst unbeque-

men Riesenformat

sind nicht wie

z.

B. in der ,,Times"

Gegenstande geschieden und haben in jeihren sieh stets gleichbleibendenPlatz, sonsteht unter einander; der eigentliche Leit-

die einzelnen

derNummer dern Alles artikel ist

immer sehr kurz und

phen womoglich noch sich

Mitte

iiberall

Annoncen

und am Ende.

kiirzer,

die

und

zerstreut,

Nachdem

Blatter diese Schilderung, welche Theile der amerikanischen Presse

nachsten Paragradazwischen finden

am

Anfange,

in

der

deutschamerikanische

von dem

englischen auf sich bezogen und mich desshalb der tiefen Unwissenheit ziehen, so erlaube ich mir um jeder etwaigen falschlichen Untergilt,

durch nachstehende Tabelle dem von Leser der Einrichtung und Anordnung geneigten einer amerikanischen Zeitung einen Begriff zu geben. Yor mir liegt eine kleine Auswahl folgender Blatter:

stellung vorzubeugen

The World," (New- York), ,,TheNew-YorkHerald," NewYork Daily Tribune," Sacramento Daily Record-Union,^ National Republican" (Washington), " ,,The Daily Examiner (San ferner an deutschamerikanischen Journalen:

,,TheChicagoTimes,"

New-Haven Daily Palladium, " Francisco);

(Los Angeles), ,,West Branch (Williamsport), ,,California Journal" (San

die ,,Stidcalifornische Post"

Beobachter,"

Francisco), ,,Treffdusia"( Washington), ,,Schnedderedengg," (New- York), der ,,Freidenker" (Milwaukee) und w Was-

hingtoner Journal", welches Letztere hier zum Muster dienen soil. Der geneigte Leser denke sich einen Bo-

XI gen von

86

Centimeter

Lange und

57,5

Centimeter

Breite einfach gefaltet, so dass daraus vier Seiten entstehen; jede dieser Seiten (yon 57,5 Centimeter Hohe

und 43

Centimeter

Breite)

ist

in

parallele Spalten (die bei alien Zeitungen gleich)

etwa folgendes Bild: Washingtoner Journal, i- SeiteSamstag, 8. Mai 1875.

sieben ist

gleichbreite natiirlich nicht

eingetheilt

und gewahren

Zahl derselben

XII Zweifelsohne wird die hier mitgetheilte Anordnung, welche noch als ein Muster von Einfachheit gelten kann, einem an die logisehe Ordnung unserer europaischen Journale gewohnten Leser complicirt und confus genug

Ein Wiener

Yorkommen.

Correspondent der

,,Siidcali-

fornischen Post" ergeht sich in einen Lobeserguss iiber die musterhafte Anordnung der Anzeigen in den ame-

rikanischen Blattern, die Uebersichtlichkeit ist aber wohl nur fur die mit ihrem Journale schon vertrauten Leser

Druck und Papier sind

vorhanden.

und sogar

in der

Regel gut Beides

die kleine Druekschrift ist gut lesbar;

jedoch hauptsachlich nur yon den bedeutenderen Zeitungen und diesen wieder stehen die grossen europaischen Blatter Englands, Frankreich und selbst Deutschlands, namentlich aber Oesterreichs wohl in keiner Weise nach. Eine Nummer der ,,Neuen freien Presse" steht gilt

dem ,,Newyork Herald" Papier

noch

oder

der

Tribune" weder

an

in Reinheit des Satzes nach, ja liest sich

wegen der gefalligeren Grosse der Typen selbst angenehmer als jene. Das erste deutsche Blatt, welches in Amerika u zu Reading erschien, war der 1797 gegrtindete ,,Adler (Pennsylvanien), d'ann folgte

in

demselben

Staate

die

Morgenrothe" zuHarrisburg 1799, der ,,Morgenstern" zu Lebanon 1806, der ,,Unabhangige Republikaner" in Northhampton seit 1810, der ,,Pennsylvanische Beobachter" in Lebanon seit 1817 etc. Erst in den dreissiger Jahren aber fing die deutsche Presse in Amerika an, Ausdehw

zu gewinnen. Yiele Blatter jener Periode sind wieder eingegangen, angeblich nicht aus Mangel an geistigen Kraften, sondern weil die Leserzahl, die deutsche Bevolkerung noch zu klein war. Bewunderer

nung aber

Presse behaupten, die ,,Schnellpost," ,,die alte neue "Welt," ,,Pittsburger Adler," w das "Westland" seien Blatter gewesen, die keine deutsch-amerikanische Zeitschrift der Gegenwart an geistigem Gehalte dieser

und

die

erreichte,

was

allerdings

nach den Proben,

die wir liefern

XIII

Gegenwerden, noch kein besonderes Compliment 1st. der der haben Stiden wartig Westen, (die ehemaligen Sklavenstaaten) und die eigentlich alten Neuenglandstaaten mit der compacten englisch redenden Bevoldie

kerung Blatter

;

Yerhaltnissmassig

im Westen und Siiden

geringste ist

die

Zahl deutscher

Erscheinung der-

selben verhaltnissmassig neu, in Alabama und Arkansas seit 1870, in Oregon seit 1865, in Siidcarolina seit

1860

Ausser den politischen und Unterhaltungs30 kirchliche Organe, 1 Schulzeitung, 2 4 landwirthschaftliche musikalische Turnzeitung, etc.

blattern bestehen 1

,

Wenn man die Fiille deutHandelszeitungen. schen Lebens und deutscher Intelligenz betrachtet, welche noch vor Kurzem nach den Yereinigten Staaten abfloss, und 3

(1872:

115,000

diesen Zustand

deutsche Einwanderer),

so

kann man

der deutschen Presse nur senr klaglich

Ausnahme yielleicnt einiger New-Yorker B. der Handelszeitung, reprasentirt sie nach Blatter, Aussen gar nichfc. So sind trotz der Menge und Ttichtigkeit der deutschen Aerzte in Amerika alle medicinifinden.

Mit

z.

schen Zeitschriften englisch und ein Yersuch, eine deutsche Zeitschrift zu griinden (durch Dr. W. Keller und Dr. H. Tiedemann 1850) ist gescheitert. Auch alle naturwissenschaftlichen Yereinsschriften sind ausschliesslich englisch verfasst und in ihnen hat das Deutsche noch nicht einmal Gleichberechtigung erlangt, wie in den

russischen,

skandinayischen und hollandischen Yeroffent-

lichungen der Art. Diess ist allerdings sehr erklarlich, wenn man den niedrigen Standpunkt in Betracht zieht, den die deutsche Presse Amerika's mit wenigen ehrenvollen Ausnahmen

Wie

aber zuweilen unter den Gefrierpunkt aller Bildung sinken kann, davon gibt auch das klaglichste Winkelblattchen in Deutschland keine behauptet.

tief

sie

So erscheint in Olney, im Westen der Yereinigten Der BeobachStaaten, eine Zeitung unter dem Namen welche eine ihrer Nummern mit folgendem Leitarter,"

Idee.

XIV geschmiickt hat: ,,Eintritt in den politischen "WahlMit nachster Nummer treten wir in den pokampf. Die Fragen der Delitischen Kampf der Demokratie. tikel

-

-

mokraten

sind

die

Fragen,

die eines jeden Burgers in

Amerika am Herzen liegt, ausgenommen die Bondholders oder eine Art Zwingherren. Demokratische ReGebot in Ausfuhrung zu construction meint, das grosse bringen,

namlich: "Wir

selbst!"

,,Liebe

wollen

deinen

Nachsten

dich

als

Briider mit

unsere

geschlagene Barmherzigkeit entgegen gehen um Frieden dem Lande Die finanz Frage allerlei Yolkes Botschaft zu erhalten. 1st auch sehr nothwendig, welches ein jeder aussprechen muss, der taglich mit Angst und Kummer sein Leben zubringt, um sein Brod oder sogar sein Salz zu erwer;

ben.

Wenn man

den jetzigen Zustand unseres Landes

muss man beinahe in SchweissIn diesem Monat hat sich die Nationalfieber gerathen. schuld vermehrt um eine Kleinigkeit von 53,000,000 Doll. Muss nicht ein Jeder mit Erstaunen auf die Zahl Die Politik blicken, die wir Armen bezahlen mtissen. ist noch nie von so grosser Wichtigkeit gewesen, wie in diesem Augenblicke; darum lasst uns alien Ernst daran wenden. Denn was soil das werden!" Ja freiwas soil das lich, werden, du Armer! ftigte mit Recht in Betracht

die

zieht,

,,Kolnische

so

Zeitung"

hinzu,

der

wir

diese

Notiz

entnehmen.

Der

in Cincinnati erscheinende ,,Yolksfreund" brachte

noch folgende Probe der Freiheit,

mit welcher manche

deutsch-amerikanische Blatter die deutsche Sprache behandeln haben ein neues deutsches Blatt vor w Wir :

uns

liegen,

erscheint

das irgendwo im Hinterwalde von Illinois sich zwar nicht durch seinen Witz, wohl

und

aber durch seine schone Sprache auszeichnet. Stelle des Blattes zeigt der Redacteur den

An Tod

einer

des

benachbarten englischen Blattes an Herausgebers und bricht dabei in das folgende riihrende Klagelied aus, das wir wortlich und buchstablich abdrucken: ^ eines

XV traurigem Herzen geben wir die Nachricht unseres geschiedenen Freundes. Sein junges, bltihendes Leben musste auch dem prophezeienden Togesverkiindiger (Aus-

zehrung) Raum geben, und seine kraftige Feder, die theuern Principien, sein vielbeliebtes Blatt, ,,muss trau-

Ja wohl, man ,,muss trauern." Sag an, o Unglticklicher, was hat dir die arme deutsche Sprache geHier ist than, dass da sie so schandlich misshandelst ? noch ein kostlicher Brocken aus der Localspalte ,,UnFriedrich Jaggi, Sohn des Herrn Christian Jaggi, fall. sen., treibte heute ein Gesparin von seines Yaters Ziegelbrennerei, indem die Esel ihm durchgingen und seinen ern."

:

Arm

wahrscheinlich zerbrach."

Es

liegt die

Yermuthung

nahe, dass einer der Esel, die selbiger Christian treibte," sich in die Druckerei des Blattes verirrt und sich des

Eedactionsstuhles bemachtigt habe." So sehen die allerdings sehr ,,bescheidenen"

Tra-

ger der Intelligenz, die Manner aus, denen die Erhaltung der deutschen Sprache in der fernen Wildniss ob-

Karl Russ eine Lanze einlegen zu miissen glaubte. *) Dass alle diese kleinen Tagesblatter es niemals der Mtihe werth halten, den Namen eines Yerfassers anzugeben und lustig darauf los nachdrucken, versucht auch Karl Russ nicht zu beschonigen. Ob es sehr fiir die staatsmannische Begabung dieser deutschen fiir

liegt,

welche

Blatter spreche, dass sie meist der friiheren republikanischen Partei angehorten, wollen wir einstweilen dahin Was uns sonst Herr Karl Russ gestellt sein lassen. diese

iiber

deutsche

sehr erbaulich

;

Journalistik mittheilt, klingt nicht er zahlt die wichtigsten deutschen Jour-

und beginnt mit der New- Yorker StaatszeiAbsatz 16 tung," 17,000 Exemplare, die mit der deutschen Muttersprache ebenfalls auf gespanntem Fusse lebt. Yon wahrhafter Bedeutung und auch trefflich auf

nale

j

)

Deutsche Zeitschriften in Nordamerika.

Literatur des Auslandes

1870

Nr.

7.)

(Magazin fur die

XVI redigirt

ist

New- Yorker

das

Belletristische

Journal."

Yon. den Auflage betragt 135,000 Exemplare. meisten iibrigen -Slattern raumt Herr Russ ein, dass sie Seine

sehr nachlassig redigirt seien.

Manche von den in Amerika erscheinenden deutschen Zeitungen haben ein recht kurzes Dasein, obwohl von Seiten der Herausgeber die grosste Anstrengung und den Lesern das Abonnement sehr leicht gemacht wird.

Doeh

dieser Umstand im Allgemeinen ohne denn wird heute eine deutsche Zeitung in Bedeutung, einem Stadtchen zu Grabe getragen, so wird schon morgen in einem anderen Stadtchen eine andere geboren und so geht diess hin und her. oft

ist

Wie man auf die kleineren deutschen Zeitungen abonniren kann, zeigen die nachstehenden Abonne-

ments-Einladungen

Wir nehmen

:

zu 50 Cts. den Btiden Freunde sehel, Bezahlung ,,Herold" an. kommt ungenirt und abonnirt. Die Redaction. gute Kartoffeln, fur

als

(Nord-Jowa Herold.)

Holz Es wird kalt und wir brauchen Holz. Gutes hartes Holz nehmen wir als Bezahlung fur unsere Zei(Wise. Telegraph,) tung an. Es geht doch nichts iiber gutmuthige Seelen. Gestern Morgen machte zuerst ein Fasschen von Loschers Brauerei sein Erscheinen in der Officin. Herr SchifFmann war der Menschenfreund der es sandte. Moge sein guter Stern nie untergehen! Herr Bucher, der !

,

dachte, der Mensch lebt nicht bios vom Trinken. tiberraschte uns mit verschiedenen Specimens seiner bekannzierte ein delicates

und von Zinn und

Ihrigs Backerei Lunchtisch. Dank unseren Roggenbrod

ten Wurstfabrication

den freundlichen Gebern!

Wo

solche Krafte bildend walten,

Da mag

sich Gutes

wohl

gestalten.

(Wise. Telegraph.)

XVII

Wir nehmen auch Speck zum Sauerkraut und Lebensmittel

dere

YOD

an-

denen die Greenbacks

Solchen,

zu kurz gewachsen sind. Kommt deutsche Freunde und besucht ims (P er Deutsche in Ohio.) ) Die Billigkeit erfordert indess zu sagen, dass es um den Gehalt der englischen Journalistik in der grossen Republik um kein Haar besser bestellt ist, die Deutschen von ihren englischen Collegen also kaum etwas lernen konnen. Hier sind freilich Missstande anderer Art man siindigt nicht gegen die Sprache, sondern den feinen Ton, den Anstand, die Moral. Wenn irgendl

!

;

wo, so ist in Amerika das Zeifungswesen ein ,,Geschaft" und kein Mittel ist schlecht genug, wenn es nur die Tasche des Redacteurs zu ftillen vermag. Ein Beispiel soil an Stelle vieler zeigen, wie man im biederen Yankeestaate den Segen des freien Wortes zu Xutz und Frommen des Yolkes ausztmiitzen versteht. Der in Phila-

erscheinende Ledger," das zweitverbreitetste amerikanischen Blatter (der Morning Herald" in

delphia aller

New- York lasslich

der

ist

der

erste),

stets

fur

ungemein ver-

und ehrenhaft

Chiffre

tion

das

immer

,.A" als

gegolten, brachte seinerzeit mit seines wohlbekannten, von der Redacdas non plus ultra aller Yertrauens-

wurdigkeit ausgeschrieenen Correspondenten aus Washington einen Bericht iiber Fragen, die President Johnson angeblich beziiglich

dem Attorney-General vorgelegt haben soil, Yerhaltnisses zum Congress. Binnen

seines

wenigen Stunden war die betreffende Nachricht durch ganze Union mit Hilfe des electrischen Telegraphen bis nach Canada und Europa geflogen (nur der ameridie

kanische Siiden bekam

sie

nicht,

Kabelstorung eingetreten war). einen

Staatsstreich

sich leicht errathen,

da zufalligerweise eine Die Wirkung dieser auf

deutlich ein

hinzielenden Fragen lasst enormes Steigen des Goldes an

Frankfurter Zeitung" ) Nach der deutsche Presse in Nordamerika). l

1870.

(C.

A. K.

Ill

Die

XVIII Borsen

alien

Union

der

trat

Heute

ein.

1st

nun con-

ziemlich durch statirt, dass diese ganze Nachricht, die so alle Zeitungen des Erdkreises geflogen ist, einer nieder-

Speculation von Goldspeculanten ihr Entsteverdankte An der ganzen Geschichte war kein

trachtigen

hen wahres Wort, nie

angerichtete

dem Attorney-General u.

s.

w.

Der einmal mehr gut-

leider nicht

!

Diess

dem

der President hat

Fragen vorgelegt Schaden liess sich

derartige

machen

!

ist

doch gewiss eine welches der

Urtheile,

Witt Talmadge

die

liber

trefFliche Illustration

zu

amerikanische Geistliche Dr. Bedeutung der Presse fallte:

,,Ich erklare, dass ich die Zeitungen fur die grossartigen Werkzeuge ansehe, durch welche das Evangelium ge-

predigt, Unwissenheit verbannt, Unterdrlickung abgesetzt, Yerbrechen ausgerottet, die Welt gehoben, der Himmel

und Gott lobgepriesen wird. Druckerpresse hore ich die Stimme

erfreut

Im

Gerassel der

des

allmachtigen

Gottes, die alien todten Nationen der Erde verktindigt: ,,Lazarus, stehe auf!" und der zurtickweichenden Bran-

werde Licht! u Es verziickte Schwarmer diese

dung der Finsterniss: moglich,

Worte es

dass darin

der

zu

noch ziemlich

Davon

gibt

,,Es

horen

vermeinte,

wohl schonen

ist

indessen aber bleibt

finster.

eben

der Ton, der in amerikanischen

Blattern angeschlagen zu werden pflegt, den handgreiflichsten Beweis. Besonders fein und anstandig ist der Ton der nordamerikanischen Presse im allgemeinen liberhaupt nicht;

als

es

sich aber

um

die letzte Prasi-

dentschaftswahl handelte, leistete sie an massiver Grbdas Menschenmogiiche. Man lasst an den Geg-

heit

Ein Grant-Blatt, gutes Haar. hatte gesagt, dass Greeley, als Washington Chronicle," er erklarte, wahrend der Campagne von der Redaction der Tribune" fernbleiben zu wollen, sich schame ein

nern

auch

nicht

ein

Buchdrucker zu sein. Das nimmt die ,,Tribune" iibel, sie erklart den Menschen, welcher so etwas behauptet,

XIX fiir

merkwtirdigsten und wundervollsten Esel. Ohren, hat, bringen offenbar die Gerber in Yersuwelche Material suchen, um lederne Medaillen

den

wie

er

sie

chnng, fiir

der

Grant-Partei

die

pragen."

Ein Grant-Blatt,

,,Herr

Greeley tragt unter alten Flachkopf, und

schreibt:

,,Phonix,"

zerkrempelten Hut

seinem

Herz

sein

zu

Tribune"

so

ist

dick

einen

wie ein Scheffelmaass.

riihmt yon sich,

dass

sie

"

politische

Die

Angele-

genheiten .,gewissenhaft und in durchaus delicater Weise" erortere

in's

!

Solche Beispiele eleganter Schreibweise lassen sich Unzahlige vermehren. Als Muster lasseu wir eine

dem zu Kentucky erscheinenden Crescent" welche vor mehreren Jahren in eben diesem folgen Blatte zu lesen war. Dieses Blatt schrieb iiber den gewesenen Bundesgeneral Brentiss Folgendes ,,Zu Kairo in Illinois vegetirt gegenwartig ein Mensch, Namens Brenaus

Stelle

,

:

der

die

Truppen commandirt; ein niedertrachtig Hund, ein verratherischer Schurke, ein notorischer Dieb, der fiinf Jahre im Zellengefangniss gesessen und seine Haut mit Branntwein aus Cincinnati ausSeine gefiillt hat, den er aus Oeconomie fassweise sauft. tiss,

ekelhafter

mit

Krieger, will,

sind

denen

Lincoln

sabelbeinige,

den

Stiden

unterdriicken

holzbeschuhte, nach Sauerkraut Bastarde, Schufte und Kehl-

riechende, wurstgestopfte ab Schneider."

Auch die ,,Weserzeitung" liess sich einmal von ihrem New-Yorker Correspondenten schreiben Die deutsche Sprache ist, Gott sei es geklagt reich genug an Schimpfwortern aber an die besondere Abart der englischen, die im amerikanischen Yankeelande gilt, reicht sie doch nicht hinan. Wenn eine Zeitung in Alabama den General Sheridan, unseren amerikanischen Murat, :

,

als

ein

w

zeichnet,

karren, in einer

Exemplar des Genus Mensch" beseinem angeborenen Beruf, Dreck zu

verhutzeltes

der untreu,

Soldat

Armee von

wenn auch nur Feiglingen und Spitzbuben

geworden und,

lausigen

hohem Range gestiegen" solche Probe genugen. In diesem Tone bleibt

zu

sei,

die

so

mochte wohl eine

demokratische

Presse

republikanischen zurlick, wie nachsteKarl Schurz (1866 Chefrehendes Beispiel beweist. dacteur der in Detroit erscheinenden ,,Post u ) hatte von der Thatsache Notiz genommen, dass das letzte amerikanische Nationalfest (4. Juli) im Siiden nur von den der

nicht hinter

gefeiert worden Fayetteville in Kentucky

Negern

lich ger,

ger

wie folgt:

sei.

Darauf

erwidert

der

zu

Observer" wort,,Was geht das dich an, du plattkopfierscheinende

lappohriger, biersaufender, knoblauchfressender, NeWas weisst du Ztichtling?

anbetender deutscher

denn tiberhaupt vom Siiden und vom 4. Juli? Wir haben unser Yaterland geliebt und den Jahrestag seiner Unabhangigkeit stets auf angemessene Weise gefeiert, bis es von mehreren Millionen auslandischer Spitzbuben und Kehlabschneidern wie du uberschwemmt ward, deren Stimmen von nordischen Demagogen fur eine Maass Lagerbier per Stuck aufgekauft wurden." Eine wahre Perle feinen Geschmacks ist aber folgende Redeblume, die wir in einem amerikanischen Blatte lasen dieses brachte nachstehenden Yergleich Gltick ,,Das gleicht einem Schweine, dessen Schwanz ,

,

:

;

beschmiert und schliipfrig ist. Yiele aber Wenige konnen es festhalten."

Wie

es

greifen

danach,

mit der Bildung der amerikanischen Yolkslehren die angefuhrten Beispiele ist,

aufklarer beschaffen

Kein Wunder, wr enn die Yankeejournalisten auch im Publikum keiner besonderen Achtung er-

zur Geniige. sich

freuen.

uns

so

Was

in dieser Hinsicht in

gerne

als

Muster

dem

transatlantischen,

gepriesenen

moglich ist, zeigt nachstehender, Karl Schurz entnommener Beitrag:

einem

Wunderlande Schreiben von

,,Der Staatssecretar

von Missouri, Herr Rodmann, kam eines schonen Tages in das Redactionsbureau meines Blattes und versetzte wegen eines Artikels dem Hilfsredacteur Herrn Schirach

XXI ohne weitere Praliminarien etliche Faustschlage in's GeHerr Schirach, in der Metropole des Westens sicht. noch ein Neuling und unbekannt mit den Landessitten, wusste diese Demonstration anfangs nur ungeniigend zu wlirdigen; er ergriff dann aber ein Schiireisen und bearbeitete erfolgreich das Antlitz des Herrn Staatssecretars, das sicli bald rothlich farbte, bis zu meiner Ankunft Die beiden Herdie endlich den Frieden herbeifiihrte. 7

ren gaben sich schliesslich die Hande und schieden mit " der grossten gegenseitigen Hochachtung. Ein Ebenso characteristisch ist Nachstehendes. amerikanisches Journal sucht auf

dem Wege

der offent-

folgender Weise: Anzeige starkem von suchen einen Mann Muskelbau, wel,,"Wir cher sich vor nichts scheut, namentlich nicht fiirchtet, Derselbe Messerstiche zu geben oder zu empfangen. hatte sich selbst sein Pferd, seinen Revolver und sein Und eine neue Zeitung in Bowiemesser zu besorgen."

einen

lichen

Boise City

gender

Idaho

,

Weise

Demokratisch

ein:

,,Gruss!

Capital

Wir haben

eine Zeitung

Chronicle."

Principien:

Zweck: Begriindung Office: Mainstreet, etwa 300 Yards

bis iiber die

unserer Existenz.

in

fuhrte sich beim Publicum in fol-

,

Name:

gegriindet.

Mitarbeiter

Ohren.

dem Overland-Hotel. Und wir wollen das Blatt Schwung bringen oder untergehen." Was nun das Letztere, namlich das ,,Inschwung-

hinter in

bringen"

betrifft,

andeuteten,

so verstehen dies

,

wie wir schon oben

die amerikanischen Blatter allerdings

ausge-

Kein Mittel wird hiezu unversucht gelassen und das Reporterwesen hat in der Union vielleicht seine zeichnet.

hochste Entwickelung erreicht.

Wie

ausgezeichnet in ihrer Art man in europaischen Journalistenkreisen die amerikanischen Zeitungsreporter halt, dafiir liefert folgende in Deutschland circulirende Anecdote einen Beleg. Bei der Leichenfeier des General Baker, welche in dem Weissen Hause zu 1

Washington

celebrirt

ward,

kletterte

der.

Correspondent

XXII eines

New-Yorker

Blattes,

der keine Eintrittskarte mehr

den Schornstein und gelangte auf diese Weise zuletzt in den grossen Tr#uersaal, und zwar dicht hinter den Geistlichen. Wahrend der Geistliche das Gebet fur den Todten sprach, bemerkte unser erhalten

konnte,

durch

im Hute desselben. Diese war das Werk eines AugenNachdem der Geistliche das Gebet beendet und blicks. die Predigt beginnen wollte, sab er nach derselben in Er musste nun, fand sie nicbt. seinen Hut und wohl oder iibel, aus dem Kopfe zu sprecben suchen,

Reporter

ergreifen

eine

Rolle Papier

und damit

fliehen,

bielt jedocb eine sehr schlechte Predigt zura der Staatswiirdentrager, welche gegenErstaunen grossen

that

es,

wartig waren. Wie gross aber war sein Erstaunen, als er am anderen Morgen seine Predigt, wie er sie geschrieben, nicht wie er sie gebalten, vom -Anfang bis

zum Ende gedruckt

New- York Herald" fand. im nehmen es die Journalberichterstatter mit der Wahrheit nicht immer auf das genaueste, wie aus einer anderen Geschichte hervorgeht, welche nicht mehr Natiirlich

in das Gebiet der Anecdote gehoren General Lee hatte sich bei seinem letzten Besuche in Washington von vorne herein jedwedes Gesprach mit Zeitungscorrespondenten verbeten, weil diese die un-

so wie die vorige

soil.

angenehme

Gewohnheit

haben,

jedes Wort in ihren brachte das Meisterstiick

Blattern zu reproduciren. Lee fertig, zwei Tage lang hielt er seine Thlire gegen genannte Herren verschlossen. Aber er kannte sie schlecht; sie

fiihlten

dritten

aber nicht geschlagen und am alle Zeitungen zu des Generals

sich gebeugt,

Tage brachten

Ueberraschung ,,Gesprache mit General Lee." Das Hochste leistet aber sicherlich der -zwischen Louisville und New-Orleans verkehrende Dampfer Rich-

mond," Light"

auf

an diesem, Blatte,

dem

erscheint.

eine

die

Richmond Head zw^ei

Setzer sind

einzig in seiner Art dastehenden 4 Mai wahrend jeder Fahrt heraus-

sicherlich

welches 3

Zeitung,

Ein Redacteur und

XXIII

Yorkommnisse des Stromlebens beund anderen spricht, Geschaftsleuten yielfach zur Yerbreitung von Annoncen

kommt,

besehaftigt,

aber von Hotelwirthen

ausserdem

benutzt wird.

Es ist,

verziehen

weniger

Darnach

selbst.

dass nichts verletzender

eine alte Wahrheit,

1st

nichts

Thatsachen,

erklart

zum

ich sie

als

sich

dass

leicht,

ersten

Wahrheit

die

als

wird,

Male

die

obigen

offentlich be-

sprach, die betrefFenden Kreise jenseits des atlantischen

Oceans auf das Schmerzlichste beriihrten. Wenigstens erhoben mehrere Blatter der Yereinigten Staaten daruber ein klagliches Geheul, welches immerhin belustigend ist und ich meinen Lesern um so weniger daher genug

Art und Weise der von den deutschamerikanischen Journalisten begonnenen Polemik beredter denn alle Schilderungen die dortigen Zustande

vorenthalten

als

will,

die

Es mit kleinen Falschungen

charakterisirt.

genau nehmend

nicht allzu

ohne auch nur begntigten eines der obigen Beispiele als unecht zu widerlegen, einfach zu sagen, meine Darstetlung sei nicht wahr, und kleideten diess in nachstehende ebenso zierliche als von feinster Bildung zeugende Form, die ich dem mir giitigst unter Kreuzband zugesandten ,,Schnedderedengg" vom 20. Juni 1874, einem vermuthlich humoristisch sein wollenden Blatte entnehme ^Abhilfe fiir Unwissende. Friedrich Hellwald, Redacteur des in Stuttgart erscheinenden Ausland bezeichnet die deutschsich

sie

,

,

,

:

amerikanische

Presse

als

ganz jammerliche, ein-

,,eine

und

Es geht ihm wie den meisten faltige geistlose." der Literaten in Deutschland, welche mehr von dem Manne im Monde wissen, als von den Deutschen in den Yereinigten

Staaten.

Mannes

sollten

abzuhelfen, deutsch-amerikanischer

und zwar

gratis,

arm, doch zu

zugeben

,

um

da

filzig

sich

Um

der

Unkenntniss dieses

ihm verschiedene Exemplare

Zeitungen

zugeschickt

werden,

wenn

nicht zu

er wahrscheinlich,

sein mochte, von seiner

ein

Paar Kreuzer aus-

Ignoranz

zu

kuriren.

XXIV u wird damit den Anfang machen. ,,Schnedderedengg AVer von den Herren Collegen thut mit?" Und wirklich, es fanden sich ein Paar Gutmiithige,

die mitthaten und mir ihre Journale, natiirlich gratis, einsandten, woraus ich zu meiner grossen Erheiterung ersah, dass obige Hoflichkeit in fast wortlich identiscber

Fassung in dem zu Williamsport erscheinenden ..AYest Brancb Beobachter" vom 10. Juni erschienen war, wor.,Schnedderedengg" wahrscheinlich geschopft, obne Quellenangabe. Das von einem Werner Koch berausgegebene Washingtoner Journal" vom 6. Juni 1874 macbt die ebenso geistreicbe als anstandige aus

sie

nattirlicb

iiber

Bemerkung

meinen Artikel,

derselbe

zeige

,,eine

grenzenlose Dummheit und Unwissenheit iiber die arnerikanische Presse." Ich glaube nicht, dass ich es nothig babe, diesen Auslassungen auch nur ein Jota binzuzufugen, und dem Publikum es getrost iiberlassen kann, sich iiber den in den Unionsstaaten iiblichen feinen Ton

und das dadurch

charakterisirte Bildungsniveau ein unbefangenes Urtheil seibst zu bilden. Soweit die Presse. Das deutsche ,,Wasbington Journal" bringt aber in der namlichen Nummer nocb

anderen Artikel betitelt Corruption und Purification," worin der deutschen Presse der Rath ertheilt wird, vor ibrer eigenen Thiire zunachst den Schmutz wegzufegen und die Republik gewissermassen gegen den r Yorwurf der Corruption in Schutz genommen wird. A\ as nun den ersten Punkt anbelangt, so verhehle ich mir keineswegs die tiefen Schatten der europaischen Presse und kann daher der Ansicht des Washingtoner Gegners einen

im Allgemeinen beistiinmen. Dagegen vermag ich-es in anderen Punkten nicht, zumal wenn er sich in der That verwundert, dass die Corruption in Amerika nicht noch grossere Dimensionen

angenommen wenn er die allein

der

habe, als sie in der Wirklichkeit aufweist,

geringere Corruption in

geringeren

Betheiligung

Europa der

einzig

und

Yolker an der

XXV Politik zuschreibt, wenn er erklart, dass, um die vollige republikanische Freiheit zu geniessen, er gerne die politische

Corruption Amerika's

den Kauf nehme und

in

Republik vor der Monarchie erblickt, dass jede Corruption von den Argusaugen der freien Presse an's Tageslicht gezogen werde. Man konnte in aller Bescheidenheit darauf erwidern, dass

die

um

sei,

den

darin

schliesslich

Yorzug

Amerika gerade gross genug staunen, dass sie nicht noch

in

Corruption nicht dariiber

der

zu

grosser sei; dass aus der Ansicht, die geringere Betheiligung am politischen Leben sei Schuld an der geringeren

Corruption,

mit

die Corruption

der

tischen 'Freiheit

im Munde

Consequenz die gefahrliche wachse mit der polider man doch stets von Yolker,

logischer

Lehre hervorgehe,

sie sei ein ,,sittlichender" Factor; dass solchem Falle in der That dann rein Geschmacksache sei, ob man, um die voile republikanische Freiheit zu geniessen, die Corruption mit in den Kauf, oder umgekehrt, die Unfreiheit in den Kauf nehmen wolle,

es

fiihrt,

in

um

die

und

Ehrlichkeit

die biirgerlichen

Tugenden des

Yolkes zu geniessen; endlich dass die ,,freie" Presse Amerika's ihre Yerdienste um die Purification denn doch etwas iiberschatzen konnte, da bekanntlich die Corruption gerade durch die Presse, namlich durch einen Theil derselben,

der

sich

gleichfalls

und ermoglicht ward und wird, schen freien" und ,,unfreien" alle

sehr

geschaftsmassig

die

nennt,

gefordert Unterscheidung zwi-

,,frei"

Blattern, die ja doch betrieben werden, eine sehr

subjective sei; dass es auch monarchische Staaten gebe, wo die Pressfreiheit sich an die hochsten Wiirdentrager

wagen darf (England, Holland, Belgien) und schliesslich immer noch die Frage offen bleibt, ob es denn ein Yortheil sei, sich erst ein Bein abschlagen, um es sich dann wieder sie

schlage. Alles dieses

lassen, worauf doch allein die Presse heile die Wunden,

zu

einrichten

Phrase hinauslauft,

und noch

viel

die die

mehr konnte man gegen IV

XXVI einwenden ich will hier nur den Irrthum zu zerstreuen, Europa iiber die Republik der Wenn die deutsche Yereinigten Staaten lustig machen. Presse bei uns endlich zur Besinmmg kommt und liber die wahren Zustande in Amerika ein fur den jungen das

"Washingtoner

Blatt

;

um

die Gelegenheit beniitzen, als wolle man sich in

immer giinstiges Licht verbreitet, wohl nur, wie ich Eingangs dieser

Freistaat nicht schieht diess

so geEinlei-

tung auseinandersetzte, als Reaction gegen ein lange bei uns ausgeiibtes System, wonach die Yereinigten Staaten und ihre republikanisch - demokratischen Einrichtungen als nachahmenswerthes Muster gepriesen und in den Himmel erhoben warden. Niemand hegt wohl den das amerikanische Wunsch, System driiben geandert zu sehen, denn wenn nur die Amerikaner selbst damit zufrieden sind, geht es schliesslich Andere nichts an; erlaubt wird es aber wohl sein, das zur Annahme so

warm empfohlene System genauer zu auch richtig bewahre. Und

denn die

Dinge

in

Europa

besser,

priifen,

ob es sich

nicht so sehr, dass sondern dass sie nicht

schlechter seien, als in Amerika, dass wir keine Ursache haben, uns nach amerikanischen Institutionen zu sehnen,

das

ging

und geht noch

Priifung hervor.

Und

wohl auch Deutsche,

in alien Punkten aus dieser zu solcher Ansicht bekennen sich

die jenseits

des Weltmeeres ihren

haben, wie das Urtheil des Herrn Becker beweist, welches der Leser auf S. 65 dieses Buches finden wird. Als ich diese Worte zum ersten Male im ,,Ausland" abdruckte, wussten die amerikanischen Zeitungen Herrn Becker keinen anderen "Wohnsitz

aufgeschlagen

Rath zu geben, als den, riickzuwandern, was er vorlauauch gethan hat. Jedenfalls liefert unser Gewahrs : mann den Beweis, dass solche Ansichten auch im freien Amerika selbst reifen konnen und zwar bei Jemandem, wo von ,,Unwissenheit' keine Rede sein kann. Was Herr Becker iiber das amerikanische Erziehungswesen

%

c

sagt,

das gewisse Kreise nicht genug lobhudeln konnen,

XXVII stimmt wenigstens haarscharf mit der Rede uberein, welche Professor White von der Cornell-Universitat vor Dieser Gelehrte stellt die einiger Zeit gehalten hat. amerikanischen hoheren Bildungsanstalten tief unter die deutschen und zeigte, dass die gesammte amerikanische

Erziehung und Bildung auf nichts Anderes gerichtet sei, als auf Reichthum, Geld und Gewinn. Im Zusammenliang hiermit bewies er durch die Statistik die interes-

dass in den offentlichen Korpern, Gesetzgebungen und Aemtern die Zahl der literarisch gebildeten Manner von Jahr zu Jahr in auffallender Abnahme und gleichzeitig die offentliche Corruption in abschreckender Zunahme sei. sante

Thatsache,

vom

19. Juni 1874).

In neuester Ansicht zu begriinden versucht, dass diese traurigen Yerhaltnisse Amerika's von der Zunahme des deutschen Elementes herrtihren. Einer solchen Meinung ist sicherlich auf das Entschie-

(Allgemeine Zeitung

Zeit

haben franzosische Blatter

die

denste entgegenzutreten, bemerken will ich nur, dass die

Deutschen Waffe in

selbst

es

sind,

welche den Franzosen diese

die Hand driicken, indem sie sich gerne als vermoge seiner Bildung leitende, herrschende, einflussreichste Element darstellen lassen, obgleich sie es in der That noch nicht sind; dass die durchschnittliche Bildung auch des Deutschthums in den Yereinigten Staaten eiue noch massige sei, ist auch eingestanden in jenen literarischen Erorterungen, welche Herr E. Stei-

das

ger

in

Newyork seinem Prospecte

iiber

das beabsich-

Arrangement popularwissenschaftlicher Yortrage Solche Thatsachen kann man wohl in niichternem Tone besprechen, ohne desshalb in den Yerdacht tigte

beilegte.

einer feindseligen

Stimmung gegen das Deutsch-Ameri-

kanerthum zu gerathen. eine solche in

Ich glaube auch kaum, dass Deutschland existire, wohl aber dass es ;

um

Abneigung gegen die von dem verbrtiderten deutschen Elemente Amerika's mit Yorliebe vertretenen Principien handelt, deren Nachahmung und Yerbreitung sich

eine

XXVIII Angesichts

der

Amerika

in

damit

erzielten

Resultate

allerdings kaum erstrebenswerth scheint. Die Deutschen in Amerika nehmen es sehr libel, wenn man in Deutsch-

land sagt,

Wahrheit iiber die amerikanischen Zustande dies kann sie nicht verwundern, wenn sie auf die Urtheile im eigenen Lande horen wollten. die

allein

nur So sagt z. B. ein bedeutendes, sehr gemassigtes Blatt Newyorks, die TJrsachen des Ueberhandnehmens graulicher Yerbrechen seien zu suchen in dem allgemeinen

sittlichen Yerfall,

scheu,

der

in

zunehmenden Arbeits-

dem Yerbrechen

die so Yiele

in die

Arme

treibt,

Trunksucht, die man durch unverniinftige Bekampfung nur steigert, in der ein Proletarierthum schafin

der

fenden und vermehrenden wirthschaftlichen Entwickelung des Landes, in der Demoralisation des Familienlebens und der Yerschlechterung der Erziehung durch die

Krankheiten

Die

der

Zeit,

in

der Yerwahrlosung

von

und

Justiz durch die politische Corruption u. s. w. Heilung des tiefsitzenden Uebels sei nur mittelst

Polizei

grosser politischer und socialer Umwalzungen zu hoffen.

Ein amerikanischer Diplomat liess sich vor einigen Jahren in einer Tischrede dahin ver nehmen, dass man die

Yereinigten

Staaten

als

die

dritte deutsche

Gross-

macht bezeichnen konne, und es fehlt nicht an Leuten, die diesem Ausspruch einen ernsten Hintergrund beizuWir halten diess fur eine eitle messen geneigt sind. Prahlerei. Unter den gegenwartigen driiben herrschenden Verhaltnissen miissten die Deutschen die Ehre entschieden ablehnen, die Yereinigten Staaten unter die deutschen Grossmachte zu zahlen; dazu miisste das deutsche Element factisch das iiberwiegende werden, was Manchen freilich

bloss

jedoch

liegt

l

)

nur der

als

eine

Irrthum.

Frage der Zeit gilt. Darin In Amerika geht vor

Newyorker Staatszeitung vom 23. Janner 1873.

XXIX unseren Augen so zu sagen physisch und moralisch ein Umartungsprocess vor sich, es bildet sich eine neue Race. Alle Beobachter stimmen darin iiberein, dass der Nordamerikaner in seiner ganzen aussern Erschei-

nung sich von seinen keltisch-germanischen Briidern in Europa in auffallender Weise unterscheide und sich mehr und mehr dem indianischen Typus nahere. Der Typus des Angelsachsen hat bereits eine bestimmte Yeranderung erlitten, welche ihn dem Eingebornen ver2

Auch an andern europaischen Einwanderern ) hat eine Yeranderung an Farbe und Gresichtsztigen stattgefunden. Selbst Carl Yogt will glauben, dass aus dem Chaos der in Amerika vor sich gehenden Racenmischungen ahnlicht.

eine neue Art in der Bildung begriffen ist. Und das von den englischen Einwanderern Gresagte gilt auch von den Deutschen in Amerika. Der Behauptung C. Yogis,

wonach Typus

die deutschen Familien

selbst die Ziige ihres Stammes beibehalten, 3 ) Zeugniss Dr. Schiitz's entgegen, wonach die

rein,

das

steht

Pennsylvanien ihren

in

Deutschen in Pennsylvanien von ihren zunickgebliebenen Landsleuten ebenso verschieden sind, wie der Yankee vom Englander. Dazu kommt noch, dass die Deutschen in Amerika in uberraschend kurzer Frist geistig und sprachlich in dem dtirch das irische Blut verschlechterten Yankeetypus aufgehen, so zu sagen aufgeschliirft werden. Der rapide Yerfall der deutschen Sprache in

Amerika

ist

iibrigens

nicht naher darauf

so allgemein

zuruckzukommen

bekannt,

dass hier

ist.

Yon der nach den Angaben des letzten allgemeinen Census vom Jahre 1870 vorhandenen Gesammtbevolkerung pr. 38 % Millionen sind 32,989,437, rund 33 Millionen Eingeborne und 5,566,564 o'der rund 5 /a l

2 )

p.

Carpenter, Varieties of Mankind.

(Todds Cyclop, of Anat.

1330.) 3

)

236

C.

237.

Vogt,

Vorlesungen

iiber

den Menschen.

II.

Bd.

S.

XXX Eingewanderte oder gerade einer unter je 7. Amerika Geborenen sind Yater und Mutter von 9,734,845 Kindern Auslander, 10,521,233 haben einen Auslander zum Yater und eine Amerikanerin zur Mutter und 10,105,626 haben eine auslandische Mutter Nur 3 Millionen und einen amerikanischen Yater. deren beide Eltern ebenfalls in Amerikaner gibt es Die Einwanderer Amerika geboren worden sind. in den sich dicht Handelsplatzen, grossen gruppiren den Eabriks- und Bergwerksbezirken im Osten, folgen den Haupteisenbahnlinien durch die Binnenstaaten und Millionen

Yon den

in

,

verbreiten

sich

ziemlich

gleichmassig uber die dichtbe-

volkerten Theile des Westens, lieben jedoch augenscheinNahe grosser Seen oder Flu'sse. Sie lieben es

lich die

Gebirgsgegenden anzusiedeln und ziehen vor. Nach den Iren, die 1,858,827 Mann in den Yereinigten Staaten stark sind, haben die Deutschen unter den fremden Nationen in Amerika die Sie sind grosste Anzahl, namlich 1,690,410 Seel en. nicht,

in

sich

W alder den Prairien

hauptsachlich

in

der Stadt, nicht

dem

Staate

Newyork

und dem mittleren New-Jersey zu finden und haben in ganz auffallender Weise die neuenglischen Staaten mit

Ausnahme

des westlichen Connecticuts vermieden. der Deutschen

Die

befinden sich zwi-

Hauptniederlassungen schen dem Delaware und Susquehanna in Pennsylvanien auf beiden Seiten des Ohio urn Cincinnati herum, dem Michigansee entlang, auf dem westlichen Ufer des MisLouis sissippi in der Nahe von Dubuque, rings um St. Die Englander, 550,904 Mann stark wohnen grossentheils in NewWalliser 74,533 york, Boston, Philadelphia und in den Eisen- und Koh-

und und

in

Missouri.

die

lendistricten.

Eine

der Censusbericht

interessante tiber

die

Zusammenstellung gibt

Beschaftigung der Ameriin der Union. Yon

kaner, Deutschen und Irlander

den 5 Millionen Ackerbauern sind nur 250,000 Deutsche und 138,000 Iren. Unter 1 Million Dienstboten befinden sich 42,000 Deutsche und 120,000 Iren, wah-

XXXI rend drei Yiertel des Restes wohl Neger ausmachen. In Handel und Spedition sind 862,000 Personen beschaftigt, davon 112,600 Deutsche und 119,000 Iren. Unter 43,000 Geistlichen gibt es nur 2745 Deutsche

und etwa 1700 Iren. Journalisten werden 5286 ge314 davon zahlfc, Deutsche, 174 Iren von Geburt. Yon Lehrern sind nur 3000 deutsch und gar nur 120,000 2000 irisch; dagegen finden sich unter 6500 Musikern 2400 Deutsche und 351 Iren. Unter 35,000 Wirthen gibt es 11,000 Deutsche und nur 4000 Iren; unter 14,000 Barkeepers (Buffetkellner) 3500 Deutsche, 1259 Iren. Handlungsdiener werden 229,000 gezahlt, darunter 16,000 Deutsche, 900 Iren. Unter 70,000 Wascherinnen befinden sich 2700 Deutsche und 11,500 Irinnen. Die Iren stellen 229,000 und die Deutschen 96,000 zu dem 1 Million starken Contingente der Tageund resp. 37,000 und 7800 zu den 154,000

lohner

Eisenbahnarbeitern.

Wir konnen die vorstehenden

leider nicht

insgesammt indess nur mit einer aufzunehmen sind, denn so wie der

Yorsicht

gewissen Schwindel und

umhin zu bemerken, dass

Ziffern

Corruption fast alle Spharen des den Yereinigten Staaten angefressen

die

Geschaftslebens in

haben, so nistet sich der wissenschaftliche Schwindel, namlich die Oberflachlichkeit, wie es scheint, in manchen transoceanischen Leistungen ein, welche einen wissen-

Werth beanspruchen.

schaftlichen

einen Wissenszweig

Gewissenhaftigkeit sicherlich von der statistische

Bureau

die

fiir

irgend

Genauigkeit und non qua sind, so gilt dies Nun hat seit jeher das

allerstrengste

conditio sine Statistik.

in

Wenn

Washington,

die einzige authenti-

sche Quelle fiir unsere Ziffern tiber Nordamerika, nach einem treffenden Ausspruch der ,,Kolnischen Zeitung"

(1868)

,,sich

bekanntlich

durch besondere Zuverlassig-

keit nicht ausgezeichnet," aber Aehnliches wie der Scandal der letzten Yolkszahlung fur 1870 scheint noch nicht

xxxn Es wird uns aus Boston geund Lfiderlichkeit der sehrieben, mit der Yollziehung des Census beauftragten Beamvorgekommen zu dass

sein.

Schleuderei

die

ten geradezu beispiellos gewesen sei, dass dieselben sich in vielen Fallen gar nicht die Mlihe einer eigenen Zah-

sondern

lung gaben, fiir

annahernden

mit

Familien

einzelne

Schatzungen

u.

Hauser, dgl. begniigten, ja unsaubere Strasse in den grosseren Stadten Wir unterdriicken nicht einmal betreten haben sollen. die Auslassungen tiber die Art und Weise, wie einige dieser Herren, die durch solches Gebahren ersparte Zeit verwendet haben; unleugbar steht fest, dass sogleich nach der Veroffentlichung des Census die grossten FehDiese Thatsache ler und Irrthumer entdeckt wurden.

manche

konnte

so

wenig

vertuscht

werden,

dass

endlich

die

und

einflussreicheren Zeitungen auf eine Revision drangen, die die Regierung denn auch bewilligen So ist denn auch die seither bekannt gewormusste.

besseren

dene

revidirte

ZifFer

von

38,555,983

Kopfen

*)

nicht

jeden Zweifel erhaben; wir wollen indess annehmen, dass sie der Wirklichkeit ziemlich nahe kommen. liber

umfasst 33,586,989 Weisse, 4,880,009 Farbige, worunter sowohl Neger als Mischlinge zu verstehen sind, 25,731 Indianer und 63,254 Chinesen. Die Letzteren entfallen hauptsachlich auf Californien, dessen chinesische Bevolkerung in den letzten zehn Jahren um Sie

14,347

l

)

gestiegen

Diese

wanderung cntnommen.

in

Ziffer

ist.

ist

Was

dem

die

officiellen

Indianerbevolkerung

,,Bericht

uber die Ein-

die

In

Vereinigten Staaten," Washington 1872, 8., einem Aufsatze der amerikanischen Zeitschrift :

Atlantic Monthly vom October 1ST 3, der wohl die neueste officielle Ziffer am so mehr beniitzen konnte, als sein Autor der Leiter

des Census sclbst

ist,

ist

diese mit 38,558,371

angegeben.

Eine

(K. L.) Correspondenz des ,,Schwabischen Merkur" aus Newyork, dat. 15. Marz 1873, setzt aber dieselbe gar nur mit 38,115,641

Seelen an.

XXXIII

Stamme

welche geschatzt werden, sowie mehrere feindliche in Indianerstamme diesem Ausweise mit anderen Worten nicht mit eingeschlossen iiber die Zahl der Indianer in den Staaten Yereinigten sind die Angaben des Census ungeniigend und unso angeht, auf 75,000

sind

die

in

Alaska,

Mann

,

;

brauchbar.

Die Ziffern des Census von 1870 geben uns aber noch Anlass zu einer weitergehenden Betrachtung. Wir kennen namlich genug Leute diesseits des grossen Was-

welche in

sers,

unerschiitterlichen Bewunderung und durchdrungen von der Ueber-

ihrer

des Amerikanerthums

mit siegesgewisser zeugung seiner kiinftigen Grosse Miene darauf hinweisen, dass kein Jahrhundert verstreichen werde, ehe die machtige Yankeerepublik an Einwohnerzahl dem himmlischen Reiche der blumigen Mitte Sie meinen gleich komme oder dasselbe gar iibertrefFe. ,

einen es

Trumpf auszuspielen, wenn sie wissenschaftlicher Beobachtungen

besonderen

ganz

Resultat

ein

als

und darauf beruhender Berechnung

dass

darstellen,

um

zwanzigsten Jahrhunderts die UnionsStaaten 330,846,389 oder gar 497,246,365, also rund 500 Millionen Menschen zahlen werden. Bescheidenere Seelen begniigten sich bis an's Ende unseres jetzigen Jahrhunderts zu blicken, um fur das Jahr 1900 eine 100 Millionen vorauszusagen. Bevolkerungsziffer von Es verlohnt sich also wohl der Muhe, den wissendie

Mitte

des

-

schaftlichen

wenig

zu

Werth

dieser

untersuchen, und

kiihnen

wir

Weissagungen dtirfen

uns

um

ein so

ungescheuter daran wagen, als wir dabei eine durchaus die Arbeit eines unverfangliche Grundlage, Francis A. Walker, seltsamerAmerikaners, besitzen. weise zugleich der Leiter des misslungenen letzten Census, ist die rara avis, welche dem Grossenwahnsinn vor

seiner

den

Landsleute

gegeniiber

Mund nimmt und

einmal

kein

Blatt

den mit angebiich wissen-

V

XXXIV schaftliclien

Forschungen getriebenen Schwindel unver-

holen blosslegt.

*)

Die hundert Millionen des Jahres 1900 spuken in den Kopfen europaischer nicht allein namlich Wort denen der Laboulaye'schen Schwarmer, jedes zum Evangelium wird, diese beten Phantasmagorien vielmehr nur glaubig nach, was die amerikanische EitelBedenklicher ist es aber keit sich selber vorschwatzt. jedenfalls, vom wissenschaftlichen Standpunkte aus, dass die Quelle dieser Truggebilde zum Theile in den offi-

Censusberichten der Yereinigten Staaten zu suchen Zukunftseinmal welche mehr denn solche 1st, berechmmgen bis auf ein Menschenbruchtheil genau Die bekannteste (100, 355, 801, d !) anzustellen wagten. ciellen

ahnlichen

arithmetischen Prophezeiungen ist inElkanah Watson, der 1815 die zehnjene bis ^1900 vorausjahrigen Censusziffern von 1820 aller

des

dess

bestimmte.

Im Jahre des

Leiter

1854

siebenten

unternahm Census,

dann De Bow,

dem schon

der

eine sicherere

Grundlage zu Gebote stand, das Gleiche fur die noch 1900. Wir stellen fehlenden Yolkszahlungen von I860 ihre Ziffern mit jenen der effeetiven Censusergebnisse in nachstehender Tabelle zusammen

j

)

Monthly.

Francis A. Walker. Octobre 1873. S.

:

Our population

487495.)

in

1900.

(Atlantic

XXXV CO

II -

XXXVI Aus der Betrachtung dieser Ziffernreihen geht zunachst hervor, dass Watson's Berechnungen sich wahd. i. rend toller fiinf Censusperioden fiinfzig Jahre in Uebereinstimwunderbarer ein Procent auf bis lang die Ziffer wir dass erwagen, mung befinden. Wenn ,

wenn die Nullidenn wahrscheinlich mehr war, 1832, der Session vorangegangen ware; wenn wir bedenken, 47 die dass ohne den Misswachs der Kartoffeln 1846 Ziffer fur 1850 falsch gewesen, dass endlich ohne der 1840

fur

nicht moglieh gewesen ware,

wie

fication

es

ganz von inneren Ursachen abhangigen grossartigen fremden, besonders deutschen Einwanderung in den urn ftinfziger Jahren (18501854) die Ziffer fiir I860 mehr denn eine Million zu hoch gewesen ware, so

werden wir sicherlich keine allzugrosse- Meinung von die Watson's statistischen Weissagungen gewinnen ,

iibrigens

eingestandenermassen

nahme beruhen,

auf

der

An-

einfachen

anfangliche Steigerung der ungeschwachten Verhaltnissen un-

dass

die

Bevolkerungszahl in Watson wettete neununterbrochen fortdauern wiirde. in mal auf Roth und ftinfmal kam wirklich Roth Zum sechsten Mai der That ein wunderbares Gluck. Der Census von 1870 ist um aber kam Roth nicht. -

3,770,061 geringer als der Yoranschlag Watson's und gar um 4,255,355 geringer als jener De Bow's ausgefallen.

Da 38

l

/2

es gewiss Angesichts einer Bevolkerung von Millionen 1870 im hochsten Grade irrationell

an 100 Millionen fiir 1900 zu glauben, so stehen nach Herrn Walker der Speculation noch zwei Wege, zwei Annahmen offen. Man kann namlich voraussetzen, dass die Ursachen des jetzigen Zuriickbleibens der Bevolkerungsziffer ausnahmsweise gewesen seien, welche nicht allein sich in ihren Wirkungen erschopft, sondern auch deren Wiedereintritt im Laufe dieses ware,

Jahrhunderts im hochsten Grade unwahrscheinlich ist; diesem Falle hatte man bloss das einmalige, sich

in

XXXYII Es ist ergebende Minus in Betracht zu ziehen. aber andererseits auch die Annahme statthaft, dass die

jetzt

Ursachen des gegenwartigen Minus fort bestehen und auch in Zukunft eine grossere oder geringere Wirkung Dann miissten auch diese fiir hervorbringen werden. die drei nachsten Decaden beriicksichtigt werden.

Wenden

Nimmt uns dem ersteren Falle zu. man als Durchschnitt des Minus der effectiven Bevolkerung im Jahre 1870 und den Yoranschlagen von Watson und J)e Bow rund 4 Milionen an, so ist es klar,

wir

um

dass es nicht gentigt,

Yoranschlag fehlenden

fiir

vier

diese Tier Millionen den

1900 zu

reduciren, da ja diese jetzt an der Beschaifung der Ge-

Millionen

~

sammtsumme

im Jahre 1900 hatten Theil nehmen sollen. Ueber Lebensdauer und Productivity dieser fehlenden vier Millionen Menschen lassen sich nun unDenkt man sich aber moglich Berechnungen anstellen. den Abgang dieser vier Millionen an alle Altersclassen proportionell vertheilt, so wachst derselbe einer einfachen Regel de Tri zufolge auf zehn Millionen im Jahre 1900 an. Statt 100 Millionen nur mehr 90. Wiirde. das Minus nur die Greise oder die Kinder unter fiinf Jahre getroffen haben so ware der Yerlust kein so ,

am

schlimmsten dagegen, wenn die Altersclasse von 20 40 Jahren das -jetzige Minus zu tragen hatte; in diesem Falle hatten drei Generationen unter den Ursachen zu leiden, welche die Bevolkerung von erheblicher

1870

;

decimirten.

Es handelt

sich nunmehr darum zu untersuchen, ob diese Ursachen wirklich solche waren, derer Wiederkehr nicht 'zu erwarten steht und ob ihre Wirkungen

auch

vollkommen

diirfen -schrittes

wir

erschopft

gewartigen,

im Decenium

sofort

I860

Secessionskrieg bezeichnen Sache indessen naher.

zu

sind.

Selbstverstandlich

Ursache des Riick1870 den unheilvollen

als

horen.

Priifen

wir die

XXXVIII Der officielle Censusbericht pro 1870 vom 21. November 1871 stellt sammtliche Verluste des Burgerkrieges in ihrem weitesten Umfange zusammen und bemit

Darin sind nicht nur die directen Verluste im Kriege, namlich Gefallene, an Wunden und Krankheiten Verstorbene, sondern auch der indirecte Ausfall in der Einwandererzahl und, man merke wohl, das durch die Sklavenemancipation zifFert

sie

1,765,000

Kopfen.

verursachte Zuriickbleiben des farbigen Elements inbegriffen. Nun kommt freilich iioch als nachtragliche

Folge des Krieges Geburten hinzu.

dieses

Minus sehr

Diess

wiirde

also

diirfen

immer noch

die

auf

drei

Yiertelmillionen.

Gresammtverluste 2

1

/2

in

V2

Million,

der en

weise anderen Ursachen als

dem

Folge

des

Millionen erhohen, hatte geringer

Bevolkerungszahl 1870 Es die Voranschlage.

als 1

reichlich

Maximum von

Krieges auf ein um welche die sein

Yerminderung in der Herr Walker berechnet

die

der

Ziffer

eriibrigen also

Abgang nothwendigerSecessionskriege zuge-

Herr Walker unternimmt es und auch Anderen die Augen dariiber zu ofFnen, dass diese Ursachen andauernde, ja solche sind, die in der nachsten Zukunft mit noch ver-

werden muss. semen Landsleuten nun, schrieben

War es Kraft sich geltend machen werden. schon von Watson kuhn, nach dem dritten Census eine Regel fur die Zukunft aufstellen zu woilen, so war es von De Bow, der nach dem siebenten Census schrieb, noch verwegener, den bisherigen Fortgang auch fur die Zukunft zu behaupten. Gerade das langjahrige Zustarkter

trefFen

ment

der fur

,

Watson'schen Progression war nicht gegen eine demnachst

ein

Argu-

eintretende

Wendung.

Und

diese

Wendung

ist

gekommen

;

sie

kam,

als

das Yolk der Yereinigten Staaten anfing, sich vom Feldbau zur Fabrikindustrie zu wenden, vom Lande in die Stadt zu ziehen, in prachtigen HauJe sern zu wohnen und fremden Sitten nachzuhangen.

XXXIX mehr

die

bodenbebauender Beschaftigung an die

Linie

westgrossen Heideflachen heranzieht, je mehr die alten lichen Staaten sich dem Handel und der Industrie zu-

wenden, je mehr die Handels- und Industrie-Emporien des Ostens sich verdichten, je mehr das Streben nach

und

fashion

Ceremoniel

socialen

der

sich

gesammten

Bevolkerung bemachtigt, je mehr Nahrung, Kleidung und Lebensweise kunstliche werden je mehr das abKinder scheuliche amerikanische Laster des boarding zu wahrer Last, Yerlegenheit (encumbrances} macht, je mehr die Entwurzelung der alten ehrbaren Institutionen der Familie sich yon Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf erstreckt, desto weniger kann es einem Zweifel unterden liegen, meint der verniinftige Amerikaner, dass wir Procentsatz der amerikanischen Bevolkerung in Zukunft von Decennium zu Decenium sink en sehen werden. ,

Die Ursachen

und

erst

Irierzu

nicht beachteten

bisher

in

liegen

Kurzem wirksam gewordenen

seit

socialen

Tendenzen des nationalen Lebens. Unter solchen Umstanden liegt auch nur eine annahernde Berechnung des Bevolkerungsstandes von 1900 ganz ausser dem Bereiche der Moglichkeit, Herr Walker ist aber ofFenbar der Meinung, dass sich die grosse Re-

Kraften und

publik gliicklich schatzen darf, wenn auf siebzig Millionen Kopfe bringt.

Darauf die

sie

es bis

dahin

also reduciren sich bei niichterner Priifung

300 Millionen des kommenden 100 Millionen am Abende des jetzi-

grosssprecherischen

Jahrhunderts,

die

Obwohl bekanntlich

gen.

menge steht

Leroy

eine

Yerdoppelung der Yolksj

66 Jahren zu erwarten, ) so doch ein sehr besonnener Schriftsteller, Anatole in Russland erst in

-

Studie

Beaulieu iiber

*)

2 )

,

dem

wir

eine

gediegene

griindliche

Russland verdanken, 2 ) nicht an, fur dieses

M. Block.

L'Europe

pol.

Anatole Leroy Beaulieu.

vue des deux Mondes voin October 1873.)

15,

et

La

soc.

Russie

S. et

30. les

Russes.

(Re-

August, 15. September und 15.

XL schon in zwanzig Jahren nach sehr massigen Schatzungen eine Bevolkerung von 100 Millionen zu prognoIn der Mitte des nachsten Jahrhunderts diirfte sticiren. Russland Alles gestattet diess zu glauben

130150

Millionen

Einwohner,

davon neun Zehntel

auf seinem europaischen Grebiete zahlen, 3 ) welches sich zu jenem der Yereinigten Staaten wie 88,298 zu 142,725 Die an Flageographischen Quadratmeilen verhalt. '')

chenraum etwa anderthalb Mai so grossen, ihres raschen Populationswachsthumes wegen sprichwortlich gewordenen Yereinigten Staaten werden also beim Erwachen des neuen Jahrhunderts nicht einmal die Yolksmenge von Russland erreicht, geschweige denn fiinfzig Jahre spater das Reich der Mitte iibertrofFen haben.

Cannstatt, im Januar 1876. Fried-i-ich.

3

)

S.

A.

a.

O.

von Hellwald.

Revue des deux Mondes.

15.

August 1873.

772.

4 ) DIesen Ziffern sind jene der Hiibner'schen ,,Statistisc"hen Fur die Vereinigten StaaTabellen" fur 1873 zu Grunde gelegt. ten geben sie 169,883 geographische Quadratmeilen, wovon wir Alaska mit 27,158 (nach Behm. Geogr. Jahrb. III. Bd. S. 79) als hier nicht in Betracht kommend, abgezogen haben.

o r -W o r t,

An den Ehrenwerthen

Karl Schurz, Ex-Senator der Vercinigtcn Staaten von Nordaraerika.

Werthgeschatzter Herr! ,,,,Tnnige

Beziehungen freundschaftlicher Sympathie zwi-

schen Deutschland und Amerika zu fordern, erscheint mir in staatsmannischer Beziehung als gesunde Politik und 1st mir

einem Amerikaner von deutscher Geburt ein Herzenswunsch, Alles, was in irgend einer Weise einen Schatten auf diese internationals Freundschaft werfen kb'nnte, hat mich immer mit

als

und

schmerzlicher Sorge

erfullt.

Ich

nehme nicht Bezug auf

die

Moglichkeit eines grossen Interessenzwiespaltes zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland; denn, wohin immer das

Auge auch blicken mag, kann

es in beiden

Landern keine In-

teressen entdecken, die irgendwie in einen feindlichen Gegensatz gebracht werden konnten. Vielmehr denke ich dabei an

Vorurtheil, das die eine Nation in den Augen der andern herabsetzen konnte in Folge von verzerrten Aufein

fassungen und einseitigen Kritiken!"" Das Vorstehende, nach einem vorliegenden Berichte (der Tribune) bei Gelegenheit des zu Ihren Ehren am

New -York

8. Juni 1875 abgehaltenen Festmahles von Ihnen geaussert, wird gewiss den verdienten Beifall des gebildeten Publikums und jedes denkenden Menschen beider erwahnten Lander linden. Nicht nur ist es hochst unbillig. wenn Jemand seine Ansichten

VI

XLII Land oder Volk auf Grund soldier ,,Vorurtheile" biles liegt auch im Interesse beider betroffenen det, Nationen, dass ,,verzerrte Auffassungen und einseitige Kritiken"

iiber ein

sondern

Licht der Wahrheit gestellt werden. Und thut, gleichviel ob er als Staatsmann, wie Sie, offentlichen Leben naher steht oder nicht, erwirbt sich

gebiihrend in

das

wer immer das

dem

einen gerechten Anspruch auf die Dankbarkeit der also belehrten Volker.

Nun

,,das

Ansehen

unzweifelhaft wahr, dass amerikanische Volk in der jtingsten Zeit Etwas an

ist es

in der offentlichen

" Meinung Europa's verloren hat."

Und wenn

dieser Verlust, wie Sie behaupten, nur in Folge u von ,,Vorurtheilen eingetreten ist, so ware es sicherlich nicht

unangemessen, wenn Sie dieser Behauptung den gebiihrenden Nachdruck dadurch verleihen wollten, dass Sie durch einfachen Hinweis auf unbestreitbare Thatsachen, welche den ,,verzerrten Auffassungen und einseitigen Kritiken" widersprechen, deren Halten Sie es Nichtigkeit aufs Klarste an's Licht ziehen. desshalb dem Schreiber dieses zu Gute, wenn er sein Erstaunen dariiber ausdriickt, dass die nachfolgenden Stellen Ihrer Rede, die darauf berechnet scheinen, derartige Vorurtheile anzugreisich weniger mit der Erwahnung unwiderlegbarer That-

fen,

sachen befassen, als vielmehr Behauptungen gleichsam als anerkannte Wahrheiten aussprechen, die, weit davon entfernt, sogar in

Amerika noch Ursache hitziger Parteistreitigkeiten und Ge-

genstand zweifelhafter Experimente sind. Solche Behauptungen, die auf der Rednerbuhne vor einer Versammlung der Partei ausgesprochen, wohl mit Beifall begrusst werden wiirden, sind, nach der Ansicht des Schreibers, ganz und gar nicht geeignet,

Meinungen des denkenden europaischen Publikums zu beHerr dass Sie oder umzugestalten es sei denn durch unanfechtim Stande war deren Schurz, Richtigkeit en, Um Ihnen bare Beweise iiber alien Zweifel zu erheben. die

einflussen

,

,

,

Gelegenheit zu bieten, das zu thun, nimmt der Unterzeichnete sich die Freiheit, in Eolgendem verschiedene Stellen Ihrer

Rede hervorzuheben

!

Vorerst erlaubt er sich noch, Ihre Aufmerksamkeit auf der die, Eingangs erwahnten, nachstfolgende Stelle Ihrer Rede zu lenken, die also lautet:

XLTII Verschwinden jenes Gefuhls, das in so ubermachWeise eine auf Grund bemerkenswerther Errungenschaf-

,,,,Das

tiger

ten plotzlich erzwungene Bewunderung zur Folge hat; finanzielle Unternehmungen unsolider Natur, die in Amerika in Scene gesetzt und hier hochlichst gepriesen

wurden und die mehr oder minder Unheil nach sich zogen; oder die Kenntniss der Corruption und der Betriigereien unseres 6'ffentlichen Lebens ."" mein wenn Sie zugeben, dass dies ThatNun, Herr, .

sacheu

sind,

hinreichen,

Volk

.

.

glauben Sie nicht, dass solche Thatsachen allein an Achtung, die das amerikanische

die Einbusse

Meinung Euronur zu sondern erklaren, pa's erlitten, sogar zu rechtOder mochten Sie dass das denkende behaupten, fertigen? Publikum solchen Thatsachen europaische gegeniiber die in der jiingsten Zeit vor der offentlichen

nicht

Augen verschliessen und denselben keinen

Einfluss

auf sein

Zur letzteren Auffassung scheinen Urtheil gestatten Stellen Ihrer Rede zu berechtigen, worin Sie die folgenden solle?

sich

des

Nation

weiteren zugefiigtes

als iiber ein der amerikanischen Unrecht beklagen, dass Europa von den

dariiber

Enthiillungen amtlicher Betriigereien und Spitzbiibereien, die, wie Sie wohl nicht bestreiten werden, in letzter Zeit unge-

Nun verlanwohnlich zahlreich vorgekommen, Notiz nehme gen Sie etwa, dass das Publikum Europa's sich die Augen verbinde und die Ohren verstopfe, um von den amerikanischen Skandalen nichts zu gewahren? Aber Sie behaupten, dass, indem das Publikum diese Enthiillungen bemerkt, dasselbe nur die Schattenlinien der amerikanischen Zustande beobachte, ohne die Li'chtseiten in Betracht zu ziehen? Bitte, worauf stiitzt sich diese Behauptung? Sprachen Sie nicht eben vorher von einer ,,Bewunderung" und von dem ,,hochlichst gepriesen werden" amerikanischer Zustande? Nun, gehort das zu den Schatten- oder zu den Lichtseiten des Gemaldes? Verlangen Sie von dem un!

parteiischen

Beobachter,

dass

er

sich

ein richtiges Bild da-

durch mache, dass er nur die Lichtseiten in Erwagung ziehe, die zugehorigen Schatten aber unbeachtet lasse? Zur Verstarkung dieser Ihrer Stellung aber treten Sie

mit einer Behauptung hervor, die nahere Beleuchtung verdient,

XLIV da

sie die seltene Eigenschaft besitzt, zugleich einzig in ihrer Art und doppelsinnig zu sein. Sie sagen:

Corruption, die im Verborgenen wukann eine todtliche Krankheit sein!"" chert, Erlauben Sie mir, Herr Schurz, diese Ihre Behauptung als ganz und gar unrichtig hinzustellen und Sie zum thatsachlichen Beweise derselben aufzufordern Weit davon entfernt, ,,,,Nur

!

dass

im Geheimen wuchernde

minder zu jeder Zeit und

tiberall

Corruption (die mehr oder existirt und deren vollstan-

dige Unterdriickung eine einfache Unmoglichkeit!) eine todtli-

che Krankheit

wenn

sei,

wird Corruption erst dann zu einer solchen,

und unverschamt

frech

sie

sich nicht

mehr

scheut, ihr

vom Laster

zerfressenes Angesicht im vollen Lichte des Tages zu enthiillen, wenn sie der offentlichen Meinung keck die Spitze bietet, sie einschiichtert und zu ihrenGunsten dienstbar macht!

wie Sie zuzugeben scheinen, in denVereinigStaaten der Fall, so behaupte ich, dass dann die VereiUnd ich ware sehr nigten Staaten todtkrank darniederliegen

1st das Letztere,

ten

!

neugierig zu erfahren, mit welchen geschichtlichen Beweisen Sie Ihre kiihne Behauptung, dass nur im Verborgenen

wuchernde Corruption, wahr wird, eine gedenken

!

?

von der kein Mensch etwas getodtliche Krankheit sein ko'nne, zu bewahrheiten

!

kann den Doppelsinn, der in dieser Phrase, in den nachfolgenden Stellen Ihrer Rede liegt, mit Verbindung nicht mit Stillschweigen iibergehen. Denn dieselbe enthillt

Aber

ich

mehr und nichts weniger, als eine versteckte Andeutung, dass Corruption, die in den Vereinigten Staaten offen vom Tageslicht beleuchtet werde, in Europa und speciell in Deutschnichts

das gleich darauf namhaft gemacht wird, im Verborgenen als eine todtliche Krankheit wuchere! Nun,

land,

Herr Schurz, wenn, wie Sie damit andeuten, Sie davon unterrichtet sein sollten, dass in Deutschland und in andern Landern eine Corruption, die mit der in den Vereinigten Staaten bestehenden vergleichbar ist, im Verborgenen wuchere. so mochte es angemessen erscheinen, dem Publikum eine solche hochst wichtige Entdeckung nicht vorzuenthalten Ueberdies wiirden Sie schon um deswillen gut thun, der Welt die Griinde !

vorzulegen, die Sie zu einer solchen Behauptung bewegen, weil

XLV dieselbe im Unterlassungsfalle als eine blosse Unterstellung aufgefasst werden kounte. Nachdem Sie auf diese Weise reclit kraftig Einspruch dagegen erhoben haben, dass irgend ein denkender Mensch,

der sich ein wahres Bild der Zustande in den Vereinigten Staaten zusammenztistellen versucht, den dort zu bemerkenden Schatten in dasselbe hineintrage, gehen Sie sogleich da-

Aufmerksamkeit auf die Lichtseiten dieser ZuEs ist das eben nichts Neues, da es seit Jahren langen allgemeiner Brauch bei alien Jenen war, deren gliihende Beschreibungen die Bewunderung, von der Sie eben rauf

iiber,

die

stande zu lenken.

sprachen, erzwungen haben. Und ebensowenig ist es tadelswerth wenn Jemand die Lichtseiten eines Gemeinwesens, dem er als Burger angehort, mit Vorliebe herauskehrt. Nur muss auf wenn es Publikum denkendes Eindruck machen ein dies, soil,

in der

Weise geschehen,

dass

anerkannte Thatsachen zu

diesem Zwecke herbeigezogen werden. Leider

ist

es wahr, dass

Sie dieses unentbehrliche Erforderniss schleunigst ausser Acht liessen. Nachdem Sie demselben in einem Falle gerecht

namlich, indem Sie von dem ,,Unternehmungsund der uniiberwindlichen (?) Energie" sprachen, die die Wildnisse eines ganzen Continents tiberwunden (es ware

geworden, geiste

richtiger gewesen, zu sagen: iiberlaufen) hat, ergehen Sie sich in Behauptungen, von der schon oben erwahnten Art, zwar vollkommen fur eine Versammlung Hirer Parteifreunde geeignet, in einer

Versammlung denkender, unparteiischer Manner aber

schwerlich

am

Platze.

Sie sagen

z.

B.

:

Volk verstand Gesetze zu machen, die den Bevieler verschiedener Nationalitaten vollkommen eut-

,,Dieses diirfnissen

sprachen."

Nun das ,,vollkommen Entsprechende" T

dieser Gesetze ist

gerade Gegenstand des Experimentes, dessen Ausfall mindestens zweifelhaft ist! Und ferner ist es eine Thatsache, dass, weit davon entfernt, Gesetze den Bediirfnissen vieler verschiedener

man in Amerika nicht nur nicht daran gedacht hat, dies zu thun, sondern man sogar ein Princip als einzig massgebend beobachtet hat, welches eine solche Dieses Princip, welches zu Anpassung geradezu verbietet!

Nationalitaten anzupassen,

vertheidigen Sie sich ganz

besonders zur

Aufgabe gemacht,

XLVI behauptet ohne Weiteres, dass eine Anerkennung der ,,Verschiedenheiten" der Nationalitaten durch das Gesetz nicht nur ungehorig, sondern sogar ein Verbrechen gegen die Menschheit, gegen die ,,Freiheit, Gleichheit und Briiderlichkeit" und gegen die ,,Humanitat" sei, und dass anstatt solche Gesetze zu maclien, es vielmehr die Pflicht jedes Menschen sei, etwa bestehende

Gesetze solcher Art hinwegzuraumen

,

und

die

,,ganzliche

gesetzliche Gleichheit aller Menschen ohne Ruck sic ht auf Race, Nationalitat und vorherige Lage derselben" herzustellen. Es m5chte also scheinen, dass Hire obige Behauptung mit den Thatsachen ganz und gar im Widerspruche sich befindet! Eine ahnliche Behauptung, jedes Beweises ermangelnd, stellen Sie auf,

wenn

Sie sagen: hat bei der Losung politischer und socialer ,,DiesesVolk

Fragen Erfolge gehabt

Was den sind?

sind das

Etwa

.

.

!"

Fragen, die so erfolgreich gelost wor-

fiir

die

Indianerfrage ?

Oder die Negerfrage,

von der sich allerdings manche Leute einbilden, dass sie geGlauben Sie wirldich, dass diese .Losung ein Erfolg lost sei?

gewesen ? zu zeigen, diese

Wenn

Sie das thun, ware es nicht gut der Welt worin die Vortheile, die das gemeine Wohl durch

Losung davongetragen,

eigentlich bestehen?

Sie fahren fort: ,,Dieses Volk opferte freiwillig fiir den Bestand der Gesammtnation und fiir die Ideen der Freiheit aller Menschen mit der vollkommenen Willfahrigkeit der wahren Vaterlandsliebe das Blut seiner Sohne, und es schiittetc den Reichthum, der mit bitterer Miihe gewonnen war, in einem

"

endlosen Strome aus

.

.

Sehr hiibsch gesagt, und sicher, den Beifall ihrer ParteiAber erlauben Sie eiuem unparteiischen Menschen die Frage: Wer waren eigentlich die menschlichen

freunde zu gewinnen

!

Briider, deren Freiheit mit so grossen Opfern errungen

ward

Waren

haben

es

die eigenen

Sohne des Volkes?

Vielleicht

?

sogar Sie davon gehort, dass es eine Partei gibt, deren Zahl in den Vereinigten Staaten durchaus nicht unbetrachtlich ist,

da behauptet, dass man die Freiheit nur fiir den Neger gewonnen, und dies auf Kosten der Freiheit, des Wohl-

und

die

XLVII standes und des Gliickes einer dreifachen Anzahl, endlich auf Kosten des Lebens des vierten Theils der Anzahl weisser

Menschen geschehen

sei:

Urn diese Verlaumdung

zu wider-

legen, wollen Sie nicht die Giite haben nachzuweisen, was die e i s s e n des Landes durch i h r e Opfer gewonneri haben ?

W

Oder glauben Sie zufallen sollten,

nicht, dass gerechter

die

die Opfer

Weise Vortheile denen

brachten?

Dies sind hochst

interessante Fragen, deren Beantwortung das denkende Publikum Ihnen dankend in seiner Achtung vergelten wiirde. Worin

bestehen und wie gross sind die bestimmten Vortheile, die das Menschengeschlecht diesen Opfern zu verdanken hat?

Was

die ,,Vaterlandsliebe" betrifft, so erlaube ich mir zu bemerken, dass Sie meines Wissens der erste Staatsmann sind, der auf einen

Burgerkrieg als auf eine Bethatigung von Bis jetzt sind alle Geschichtsschreiber,

Vaterlandsliebe blickt.

Staatsmanner und Philosophen dariiber einig gewesen, dass und fur sich den biindigsten Beweis

ein solches Ereigniss an liefere,

mus

in

dass Vaterlandsliebe von Parteigeist und Localpatriotisden Hintergrund gedrangt worden. Wenn diejenigen,

fiir Erhaltung des Gesammtvaterlandes schlugen, Sohne des Landes waren, so waren diejenigen, die sich fiir die Tren-

die sich

nung schlugen, gewiss nicht weniger (thatsachlich sogar in Verhaltniss, da sich unter Ersteren viele, unter den Letzteren beinahe gar keine Fremden befanden) ,,S6hne des Landes!" Aber der Gegenstand der ,,Vaterlandsliebe" ist iiberhaupt

we it grosserem

der Art,

dass ich Sie dariiber

um

Aufklarung angehen muss.

An

einer ganzen Anzahl Stellen Ihrer Eede ru'hmen Sie dieses Gefiihl! Sie sprechen von dem grossen nationalen Geiste

Deutschlands, und von den Schlagen die derselbe gefiihrt hat, von der Grosse Deutschlands, von Ihrem ,,alten" und von Ihrem ,,neuen" Vaterlande!" Alles das setzt mich in Erstaunen! Denn sind Sie nicht ganz derselbe Mann, den ich so oft in bewegter Sprache iiber die Gleichheit und Briiderlichkeit aller Menschen, und iiber die Pflicht, diese ,,alle Menschen" gleicherweise zu lieben, habe sich ergehen horen ? Wie stimmt erkliiren Sie mir, die

gleiche Lie be zu alien

Menschen

mit dern Vorzuge iiberein, den Sie vermittelst des Gefuhles der Vaterlandsliebe und der Nationalitat einem, oder in Ihrem

XL VIII Falle,

zweien bestimmten Landern und Volkern in Ihrem, alle 1st nicht in Liebe umfassenden Busen einraumen ?

Menschen

Erde Oder vielmehr die ganze Welt gleicherweise Sind nicht alle Menschen Ihre Brttder und Weltmitbiirger? Wie konnen Sie es mit Ihrem Gewissen verdie ganze

Ihr Vaterland?

einbaren, sich iiber die Schlage zu freueii, die Ihre deutschen Briider ausgetheilt, und die Ihre gleichgeliebten menschlichen Briider,

die franzosischen Weltbiirger,

das sind

fiir

davongetragen ? Alles den Unterzeichneten geradezu Rathsel, fiir deren erfolgreiche Losung er Ihnen, Herr Schurz, gernDank schulden wiirde! Er ist iibrigens iiberzeugt, dass es einem Staats-

manne und

Socialpolitiker Ihres Ranges ein Leichtes sein wird, nicht nur das Geheimniss dieses Rathsels, sondern alle hier

geausserten Bedenken vollstandig in einer Weise aufzuklaren, die keinen weiteren Ein wand zulasst! Bereits seit

einer Eeihe von Jahren

hat

sich

bei

dem

Ueberzeugung festgesetzt, welcher Sie in der Eingangs erwahnten Stelle Ausdruck gaben. namlich: dass verzerrte Auffassungen und einseitige Kritiken amerikanischer Verfasser

die,

- so zu der vergangenen Zeit, sagen, modern waren, berichtigt zu werden verdienten. Denn das Interesse der amerikanischen Nation, die allgemach ihre Kinder-

Zustiinde,

die

in

schuhe ausgetreten und zur vollen Grosse des

reiferen Alters

herangewachsen war, einer Grosse, die die voile Unabhangigkeit der Bevolkerung der Vereinigten Staaten gegeniiber irgend welchen, etwa versuchten, Eingriffen und Einmischungen fremder Machte unbedingt sicher stellte, verlangt, dass diese Nation endlich aus ihrer bisher

eingenommenen Ausnahmestellung

heraustrete und kiinftighin ihr Ansehen nicht mehr wie bislang zum grossen Theil auf blosse Annahmen und Versprechungen, sondern vielmehr, gerade wie das aller andern Volker,

nur auf thatsachliche Leistungen und ihre wirkliche, sehr beUm einen seinen deutende griindet. Leistungsfahigkeit zur richtigen schwachen Kraften entsprechenden Beitrag '

Wiirdigung nicht der eingebildeten, sondern der thatsachlichen Verhiiltnisse in der amerikanischen Republik zu liefern, verfasste der Unterzeichnete das Werk, dem dieser Brief als

Vorwort

dient.

Wahrend

dies

der

eigentliche

Beweggrund

ist,

gaben

XLIX mehrere Nebenursachen denAnstoss zur dermaligen Ausftihrung dieser Absicht. Einer davon mag in einer, auf verzerrter beruhenden der Verhaltnisse Auffassuug einseitigen Schilderung der Republik der Vereinigten Staaten gesucht werden, die in der Culturgeschichte des Herrn G. F r i e d r. K o 1 b zu finden ist.

Dieses

Werk kam dem

Verfasser unter die Augen, als er

die Langweile und Schmerzen eines hartniickigen Rheumatismus, den er sich als patriotischer

im Winter 1873 auf 1874

sich

Freiwilliger im Kampfe fiir das Menschenrecht der ,,schwarzen Briider" zugezogen, zu vertreiben suchte.

Das Studium der obigen Culturgeschichte, die er als von einem beriihmten Statistiker, vermuthlich also eineni Manne der trockenen Thatsachen und nicht der lebendigen Phrase verfasst, mit grossen Erwartungen in die Hand nahm, bereitete

ihm

leider eine

die ersten sieben bis

dass es

dem Autor

nicht

darum zu thun war,

Denn schon zur

Gentige, die Geschichts-

zu bereichern, sondern dass dieser Herr vielmehr hatte, das Urtheil der Le-

wissenschaft die klar zu

vollstandige Enttauschung. acht Lieferungen zeigten

Tage tretende Absicht

ser von vornherein

zu bestimmen,

natiirlich

zu Gunsten der

Ansichten, die er privatim fur die richtigen hielt. Kurz heraus zu sagen: Sein Werk war nicht, wie es zu sein vorgab, ein wissenschaftliches,

das als solches mit individuellen Ansichten

und Glaubensartikeln thatsachlichen ter

nichts weiter zu thun hat als von ihrem

Vorkommen Notiz zu nehmen, sondern

dem Deckmantel der Wissenschaft

eine un-

abgefasste Vertheidi-

gungsschrift gewisser Doktrinen, die von Herrn Kolb und der Partei, der auch Sie Herr Schurz angehoren, Principien

genannt werden. Den Glauben, den der Culturgeschichtsschreiber Herr Kolb in seinem Werke verfocht, konnte man ungefahr in folgenden

Worten zusammenfassen

:

,,Dass die sogenannte Freiheit das grosste Gliick fur das Menschengeschlecht sei, und in Vergleich mit ihr jedes andere

Element des Gliickes gar keine Beachtung verdiene, ja dass eigentlich die Freiheit allein schon an und fiir sich Gliick. Ferner dass diese Freiheit nur unter der sogenannten republikanischen Regierungsform gedeihen konne; demnach nur Nationen unter republikanischen Regierungsformen gliicklich sein konnten, alle anderen Volker ungliicklich und elend sein nuiss-

VII

und die republikanische Regierungsform, die eigentliche

ten,,

Form

der Freiheit, die unfehlbare Eigenschaft besitze, jedes sie annahme, glucklich zu machen." das Volk, Urn diesen Glaubenssatz zu beweisen, lag ihm uatiirlich die Aufgabe ob, zu zeigen, dass alle republikanischen Volker

dagegen im Elende gediese Aufgabe auf sehr einfache Weise, die fur den Verfasser dieses den Vorzug der Neuheit nicht

im

Gliicke, alle nicht-republikanischen

lebt hatten.

Er

loste

besass, da er sie in den

Reden amerikanischerParteiversamm-

lungen und in den Artikeln der Parteizeitungen bereits bis zum Ueberdruss studirt hatte. Diese Weise bestand namlich darin, in den Schilderungen ehemaliger und gegenwartiger Republiken regelmassig zu unterlassen, die Schattenseiten der Zustande hervorzuheben, dagegen in den Schilderungen nichtrepublikanischer Staaten und Volker die umgekehrte Taktik zu befolgen, namlich die Schattenseiten in den Vordergrund

und

alle

Lichtseiten in den

kaum wahrnehmbaren Hintergrund

zu riicken. keit

Auf diese geistreiche Weise mag er denn auch die Richtigseines Glaubensatzes zur Befriedigung seiner glaubigen

Parteigenossen bewiesen haben. Aber nicht zur Befriedigung des Unterzeichneten Dieser sah sich veranlasst ein Paar Stun!

den der Abfassung einer kurzen Kritik zu widmen, worin Eine Satzperiode geniigte um auf die in den Vereinigten Staaten offen zu Tage liegenden Schattenseiten hinzuweisen und damit das lichtglanzende Gemalde

des Herrn

Kolb

zu berich-

tigen.

Dieser Satz nun, der getrennt von

im ,,Ausland"

veroffentlicht

wurde,

dem Reste der

Kritik,

und der auf Seite 65 des

vorliegenden Werkes zu finden, gab einigen deutschen Zeitungen Amerika's Grund den Verfasser anzugreifen, weil (umlhre Worte, Herr Schurz, zu gebrauchen) ,,wenn ein Bild entworfen wird, in dem das Licht ausgelassen, so wird,

wenn auch jede

sich richtig sein mag, falscher sein!" fiir

einzelne Schattenlinie an

und

der Gesammteindruck ein ganzlich

Die Bemerkung, an und fiir sich vollkommen wahr, passte deswillen nicht auf den Verfasser, weil derselbe durchaus nicht die Absicht hatte, ein vollstandiges Bild der Zustande eben

um

LI der Vereinigten Staaten zu liefern, sondern nur die Kolb'schen

Schildenragen (P. 477, 700, 701, Band

II.)

gebuhrend vervoll-

standigen wollte.

Die in dieser Episode geschilderte Erfahrung fassers ist der Grund,

warum

er,

als er Sie in Ihrer

des

Ver-

Eingangs

erwahnten Rede gegen ,,verzerrte Auffassungen" und ,,einseitige Kritiken" zu Felde zielien sah, auf die Vermuthung kam es

denjenigen Kritiken, die Sie dabei im die ehrliche Absicht unterliegen, eine friiher be-

mochte wohl auch

Auge gehabt,

standene, nur rosig gefarbte Auffassung der Zustande in den Vereinigten Staaten wahrheitsgemass zu erganzen. Seit einem halben Jahrhundert oder sogar schon langer hat die Partei, der Sie angehoren, es sich zur regelmassigen Aufgabe gemacht, die Vorstellung zu verbreiten, dass in der amerikanischen Republik die vollkommene Losung der socialen Frage nicht nur

sondern bereits verwirklicht,

Verfassung und Regierungsform Republik gewissermassen der endlich der Stein Weisen; endlich Armuth, Elend und aufgefundene es in den wie Leid, europaischen Staaten unzweifelhaft immer gefunden,

die

dieser

bestanden und besteht, in der grossen Republik unmoglich sei, da man, wenn dieselben drohend herannahen sollten, eben gar Nichts weiter zu thun hatte, als ihnen den besagten Stein der

auf welchem die Menschen das gleiche

Weisen,

,,dass alle

feierliche nattirliche

zu lesen: Recht auf Freiheit

Inschrift

und auf Gliick besassen," entgegenzuhalten, welch' billige und miih close Procedur vollkommen geniigen wtirde, jene unliebsamen und ungebetenen Gaste vom Betreten des Gebietes der Vereinigten Staaten zuruckzuhalten u. s. w. Es ist eine der dringendsten Nothwendigkeiten der Ge-

genwart geworden, dieses verzerrte, einseitigeund vorurtheilsGemalde zu berichtigen oder zu beseitigen. Denn die Zeit naht nicht nur, sondern ist hereingebrochen, in welcher

volle

der besagte Stein der Weisen vollauf Gelegenheit hatte, seine gliickerhaltende und gliickspendende Kraft zu beweisen, wenn er sie besasse.

Gegenwartig sieht es gerade so aus,

als

ob

dieser unvergleichlichste aller Edelsteine ein recht gewohnlicher Kieselstein ware! -

Die Berichtigung dieses Zerrbildes ist nicht nur im Inder Massen der europaischen Bevolkerung geboten,

teresse

LII welche, well man dasselbe ihnen bestandig vor Augen hielt, sogar mit solchen Zustanden und Uebeln unzufrieden waren, deren Beseitigung innerhalb der menschlichen Gesellschaft einfach erne Unmoglichkeit sondern ebensowohl im Interesse der ;

grossen Masse der Bevolkerung der Vereinigten Staaten selbst. Denn die Letztere 1st durch den ihr eingeimpften Glauben

an die unbedingte Wahrheit dieses Trugbildes zur Ueberzeugung gebracht worden, dass alle Uebel der menschlichen Gesellschaft in der grossen Republik ganzlich und fiir immer beseidass demnach weiter gar nichts zu thun tigt worden seien;

um

den Segnungen derFreiheit zu schwelgen, Nichtsthun des blossen Genusses besagter Segnungen hinzugeben. Im festen Vertrauen darauf warfen sich die Amerikaner in den Schatten des glorreichen Freiheitsbaumes, und erwarteten, dass ihnen wahrend sie angenehm traumten, die siissen Fruchte von selbst in den offenen Mund fallen mochten. Da begannen sie vor Kurzem auf einmal zu spiiren, dass die gliihende Sonne ganz unertraglich ihre versengenden Strahlen iiber sie ergiesse. Erstaunt rieben sie sich die Augen, blicken in die Hohe, und sehen so gut es eben im blendenden Sonnenlichte geht, -- was? Nichts Anderes als dass der dichtbelaubte, griinende, bluhende und fruchttragende Baum der Freiheit, unter dessen Schatten sie sich zum Genusse des ewigen Friedens und der anderen Fruchte der Freiheit niedergelegt, wie ein verdorrtes Besenreis seine Zweige in die Luft streckt und iiber und iiber von unzahlbaren gefrassigen Insektibrig bliebe, als sich

ten, ist,

eben

in

dem

siissen

Raupen, Bohrwurmern und sonstigen Schmarotzern bedeckt die auf s Eifrigste sogar die Holzsubstanz der trockenen

Zweige und des Stammes selbst verzehren! Nun, der Schreiber dieses bekennt sich ohne Umschweife zu der Ansicht, dass wenn dieses Volk nicht den unbedingten Glauben an die innere Vortrefflichkeit und die unverwiistliche Kraft des wohl,

Baumes der

allerdings

Freiheit gehegt hatte,

es

diesen recht

mit

etwas Aufmerksamkeit, unangenehmer bis heute in recht gutem, bluhendem und

Miihe und Arbeit, fruchttragendem Zustande hatte erhalten konnen. ferner die Ansicht, dass schatzten Freiheitsbaum es allerhochste Zeit sei,

wenn

dieses Volk seinen

Und so

er hat

hochgeheute iiberhaupt noch erhalten will, mit Aufbietung aller Krafte nicht nur

LIII

die sich mastenden Schmarotzer, sondern,

was

viel schwieriger,

deren Eier und junge Brut zu vernichtenl

Dass einsichtsvolle Amerikaner selbst die Gefahr, die drohend vor ihnen steht, zu bemerken anfangen, zeigt unter anderem, der im Text des Buches (Seite 8185 gegebene einleitende Abschnitt einer

Brochure, die deren Verfasser einige

Monate nach der Episode mit der sogenannten Culturgeschichte des Herrn Kolb dem Schreiber dieses zusandte. Die in diesem Abschnitte gegebene Schilderung amerikanischer Zustande, in ihren einzelnen Ziigen unbestreitbar richtig, gibt em viel wahreres Bild der grossen Republik, als das (oben angedeutete) 1st, welches die glaubigen Bekenner der sogenannten ,,Princi-

pien" zu verbreiten belieben. Nur kann Schreiber dieses mit dem Verfasser desselben nicht in dem Glauben ubereinstimmen, dass eine blosse Veranderung des Wahlmodus, die jener vorschlagt,

geniige,

seitigen.

Er

vorhandenen Schaden und Uebel zu beschon seit einer Reihe von Jahren zur

die

ist leider

Ueberzeugung gelangt, dass die ,,Ursachen der Corruption" keine oberflachlichen, sondern sehr tiefliegende und die Wurzeln des Freiheitsbaumes, die sogenannten ,,Principien," welche bei der Gruridung von Staatsgebauden im Gebrauche sind, selbst die junge Brut der Schmarotzer hegen und grossziehen, deren gefrassige Thatigkeit die Friichte der Freiheit vernichtet!

heut als maassgebende Richtschnur

In diesem Sinne versuchte der Schreiber schon im

mer 1874

Som-

Ansicht liber die ,,Ursachen der Corruption" in einigen kurzen Zeitungsartikeln darzulegen, fand aber- bei dem Versuche, dass der Gegenstand eine viel ausgedehntere seine

Behandlung erfordere,

Zu im

gleicher Zeit freien

einer

als

sah er

im Raume einiger Zeitungsartikel. ein, es werde sogar unmoglich sein,

Amerika auch nur eine

solchen,

Zeitschrift

dem allgemeinen Vorurtheil

zu finden, die

schnurstracks in's

Gesicht schlagenden Auffassung ihre Spalten offnen mochte. Dies bewog ihn, seine Auffassung der Zustande in dem

Werke zusammenzustellen, in welcher Gestalt er dem Urtheile des denkenden Publikums unterbreitet,

vorliegenden sie

wobei er bemerkt, dass die Abfassung des Buches in den Winter 1874 auf 1875 fallt, auf welche Periode sich auch die hier

mitgetheilten

Schilderungen beziehen.

Veranderungen,

LIV die

sich

seither,

jedoch nur

in

ganz

unwesentlichen

De-

ergaben, konnten leider keine Beriicksichtigung mehr finden. Dass die grosse Mehrheit allenthalben und namentlich in den

tails

Vereinigten Staaten seine Auseinandersetzung nicht mit Wohlaufnehmen wird, ist leider eine unvermeidliche Ge-

gefallen

Denn

wissheit.

urn

der Wahrheit

zum

Siege zu verhelfen,

ist es

unumgangltch nothig, die der menschlichen Eitelkeit so ungemein schmeichelnden Wahngebilde unbarmlierzig zu zerreissen und durch die Auffassung zu ersetzen, dass der Mensch eben ganz und gar weiter nichts ist, als ein mit einer iiberlegenen Gehirnentwickelung begabtes Geschopf, welches in aller und jeder Beziehung den geraeinen Naturgesetzen unterworfen ist !

Wahrend demnach

die grosse Masse den Ansichten des Verfassers Sympathie zu schenken vorlaufig nicht geneigt sein diirfte, gibt es in den Vereinigten Staaten eine andere Classe,

deren active Feindschaft gegen die in diesem Werke dargeEs sind das diejenigen legte Auffassung zu erwarten steht.

unternehmenden Leute, die es fiir die patriotische Pflicht jedes Vereinigten-Staaten Burgers erklaren, dem Auslande nur rosiggefarbte Bilder vorzulegen und die Schattenseiten sorgfaltig zu verbergen, weil man hore und staune liber den Begriff von Ehrlichkeit, die sich in dieser Forderung ausspricht sonst der Credit der Vereinigten Staaten sinken roochte. Diese Leute verlangen alien Ernstes, dass ein Jeder gewissermaassen als Hochverrather erklart werde, der sich nicht dazu versteht, den Europaern eine einseitige Auffassung der Verhaltnisse beizubringen und jene damit in Stand zu setzen, die speculativen Credit- Geschafte, derien sie schon seit Jahren obliegen, auch

fernerhin erfolgreich fortzusetzen Der Verfasser ist iibrigens

!

uberzeugt,

dass

Sie,

Herr

Schurz, von den Beweggrlinden dieser Classe nicht beriihrt werden. Wenn Sie dennoch gegen die.Darlegung der Schatlenseiten der Vereinigten-Staaten-Zustande protestiren, so glaubt als er, dass der Grund nur darin zu suchen, dass es Ihnen,

Verfechter der ,,Principien" unangenehm ist, wenn Mangel und Uebel da entdeckt werden, wo den Versprechungen der ,,Prin-

Nun gestatten cipien" gemass keine zu finden sein sollten. es dem dieses Werkes dass Verfasser Sie mir, Ihnen zu sagen,

LV grade so angenehm ware, als es Itmen und alien Glaubigen dieser ,,Principien" nur sein kann, wenn deren vollstandige Richtigkeit als iiber alien Zweifel erhaben bewiesen wiirde.

Denn

er lebt gerade so gern in einer Welt, aus der alle Uebel durch blosse Proclamirung des Grundsatzes: Freibeit, Bildung

und Woblstand fiir Alle," hinweggescbafft werden konnten, als Sie, und bedauert auf s Lebhafteste, dass diese wirklicb bestebende Welt so ungemuthlicher Natur 1st, dass Uebel, Elend und Leid aller Art unter den Menschen eben nur durch fortgesetzte, angestrengte und sehr unangenehme Thatigkeit der Arbeit und des Kampfes nicht iiberwunden, sondern nur einigermassen in Schranken gebalten werden konnen. Er wiirde demnach unbeschreiblich gliicklicb und Ihnen zu ungemessenem Danke verpflichtet sein, wenn Sie ihm beweisen konnten, dass

Werke niedergelegten Ansichten, der den Versprecbungen Ihrer ,,Principien" widerspricbt, lediglich auf Missverstandniss und verzerrten Auffassungen beruhe. In der HoiFnung, dass Ihnen dies vollstandig gelingen werde,

der Theil seiner in diesern

empfiehlt sich Ihnen zur Belehrung

Im

und Bekehrung!

Juli 1875.

Verfassei*.

Die

g-egreiTN

Urtigen Arbeitsyerha'ltiiisse in deii Tereinigten Staateii.

Seit einiger Zeit zeigt sich in

dcm Personenverkehr zwischen

verschiedenen Hiifen Europa's, besonders Deutschlarids und Englands, und der Yereinigten Staaten Amerika's die auffallendc und bisher noch nie dagewesene Erscheinung, dass die Anzahl der von Amerika nach Europa reisenden Passagiere betrachtlich

den

grosser

ist,

gelobten

als jener,

Lande

die den entgegengesetzten

jenseits

dcs

Oceans

nach dem Die grossen

Weg

einschlagen.

Schaaren der europiiischen Auswanderer, denen gegeniiber die geringe Anzahl der von Amerika riickkehrenden Reisenden gar nicht in Betraobt kam, sind auifallend klein geworden> und obwohl die

Zahl der Letzteren

bedeutend

die Beforderungsgesellschaften , Ersteren die Gewinnste abwarf ,

zugenoramen hat, klagen dennoch denen hauptsachlich die Menge der die sie in den letzten zehn Jahren in

Stand setzten, die Anzahl ihrer grossen Damp fer zu verdreifachen, liber sehr, sehr flaue Zeiten. Bios die von Bremen aus fahrende Gesellschaft des ,.Xorddeutschen Lloyd" hat seit dem Herbste 1874 die Anzahl ihrer Fahrten so verringert, dass ungefahr 14 ihrer grossen Dampfschiffe an, den Werften Bremerhafen's unthatig liegen, und sogar die beschrankte Anzahl derer, die noch den Yerkehr vermitteln, fahren von Bremen nach New-York mit sehr schwacher Passagierliste. Fragt man nach dem Grunde dieser ganzlich ungewohnten Erscheinung, so hort man einstimmig von alien Seiten den Ruf: ^Schlechte Zeiten in Amerika!"

Amerika?"

fragt verwundert Mancher, Geschichten von dem unersehb'pflichen Reichthume des neuen Eldorado's in den Ohren klingen. dem Lande, das wie der n Schlechte Zeiten in Amerika", Schulmeister den Kleinen lehrt, so gross ist, als beinahe ganz das von Fruchtbarkeit strotzt Europa zusammengeriommen, in dem Millionen und aber Millionen Acker unbebauten Landes nur des Pfluges warten, um reiche Ernten zu gcben, und in dem das wirkliche echte Gold und Silber, woraus man Dukaten,

dcm

,,Schlechte Zeiten in die wunderbaren

all'

Tlialer.stiicke

kann,

und

wenn man

Erdboden

in

alles

und Silbergeld machen lassen und in die Miinze bringt, im

sonstige Gold-

es nur ausgrabt

Masse zu finden

ist!!

1

Ja, lieber Leser, so unglaublich es auch erscheinen mag, es sind wirklich schlechte Zeiten in Amerika! Es ist wirklich wahr,

dem

Lande die Geschaftsleute allenthalben der und Bangen entgegensehen ob ungewiss sie ihnen Gelegenheit bieten werde genug zu verdienen den drohenden Bankerott abzuwehren, wirldich wahr, dass die Fadass

in

reichen

Zukunft mit Sorgen

,

,

,

,

ganzlich oder theilweise stille stehen, da?s das Geklapper der Miihlen und der Klang der Hammer in den Eisenwerken verstummt ist, dass die schlanken Schornsteine, deren dicke Rauchwolken sonst die Umgegend in Schatten hiillten, dastehen, wie hohe Saulen, die von vergangener Pracht Zeugniss dass in alien Stadten und Fabriksdistrikten Tausende ablegen, und Zehntausende von Arbeitern miissig sind, und sich umsonst nach Beschaftigung und Verdienst umschauen! Ja, es ist wahr,

briken allerorts

dass

ihnen

und Noth

Hunger

demselben Amerika und

Westens

Korn

zu

in's

derselben

Gesicht Zeit,

starren, als

der

wahr Bauer

in

des

weil Feuerungsmaterial verbrennt, sind und er schlechte Zeiten es nicht verkaufen kanri und deshalb auch nicht Geld genug iibrig hat, um Holz und Kohlen fur das Feuer auf seinem Heerde anzukaufen! sein

als

Schlechte Zeiten in Amerika!"

New-York

gegenwartig

ausser Arbeit

90,000 Menschen sind in und der Winter steht voi-

der Thiire, sagt der New- York Herald", die verbreitetste Zeitung der Weltstadt am Hudsonflusse Anfangs November 1874. ,,Wir brauchen keine weiteren Arbeiter hier", schreibt der Superintendent der Chicago Hiilfs- und Unterstiitzungs-Gesellschaft, Trues dell, nach dem zweiten grossen Brande vom 14. Juli 1874, ,,-wir haben mehr als genug Leute, um alle etwa nb'thig werdende Arbeit zu thun. Es sind gegenwartig in der Mitte des Sommers, jener Periode, welche die meiste Beschaftigung zu bieten pflegt, 20,000 Menschen ohne Arbeit, wo von die Mehrheit wahrend des ganzen letzten

oder Fruhjahres wenig oder gar nichts verdient hat, und wir strengen uns aufs Aeusserste an, um so Vieler von ihnen, damit wir im Stande seien, uns als nur moglich, loszuwerden, den nachsten Winter (1874 1875) durchzuschlagen, wenn andere Tausende die jetzt auf kurze Zeit beschaftigt sind uns um Hiilfe anzuflehen gezwungen sein werden!" So sieht es in New-York und Chicago aus, den beiden Stadten, die sich durch Ausdehnung Analien des Handelsverkehrs und Unternehmungsgeist vor Uud das Gleiche wird von alien Ecken und deren auszeichnen. Enden des Landes berichtet. ,,120,000 Fabrikarbeiter in den Baumwollenfabriken Neuenglands, der grossen Fabrikgegencl der wurden schon Anfangs Oktober 1874 auf Yereinigten Staateri "Winters

,

,

,

2

ihrer bisherigen Arbeitszeit beschrankt, weil die Fabrikbesitzer Ihr durchschnittlicher Lohn ihre Waaren nicht absetzen konnten. /

3

Durch die war bisher ungefahr 8 Dollars 75 Cents die Woche. Einschrankung wird sich ihr Verdienst wahrend des Winters auf

Woche

ungefiihr 6 Dollars die

stellen."

Von den

sammtlichen Eisenhammern Pennsylvanien's des stehen mehr Sitzes der Eisenindustrie in den Vereinigten Staaten als die Halfte ganz still, und der Rest arbeitet nur auf halbe oder ,

,

dreiviertel Zeit.

Eine der sprechendsten Notizen aber ist die folgende, wir wortlich dem New- Yorker Herald" entnehmen: r ,,Die

christliche

die

Manner-Verbriiderung den 14. November 1874.

New-York,

An

den Herausgeber des Herald!" ein nummerirtes Yerzeichniss von anstandigen Mannern, die Willens sind, wahrend des Winters fUr sehr geringen Lohn zu arbeiten, und ebenso einer gross en Anzahl von Mannern, die den Winter liber nur fur ihre Kost arbeiten wo Hen. Man wende sich an

Wir haben

a "

John Dooly, Nr. 134 Bowery. Gegen Mitte NoA ember 1874 stellten die Schiffslader NewYorks die Arbeit ein, weil die sammtlichen grossen, trarisatlantischen Dampferlinien sich vereinigt hatten, urn ihren Lohn auf 2 ungefahr / 3 des friiheren herabzusetzen. Sie erhielten fiir Arbeit r

am Tage

vorher 40 Cents die Stunde, und sollte der Lohn fur 30 Cents die Stunde herabgesetzt werden. Die Compagnien mietheten von der grossen Anzahl unbeschaftigt um herliegender Arbeiter ohne Schwierigkeit so viele, als sie benothigten, und die Arbeitseinstellung hatte sonach nur den Erfolg, die sich daran betheiligenden Arbeiter beschaftigungslos auf die diese Arbeit auf

Strasse zu treiben, wie dies das Resultat beinahe aller der zahlreichen Strikes im Laufe des letzten Jahres war.

Aber, ist

wird mir hier eingeworfen,

ja ein ganz ausgezeichneter

Lohn!

30

Und

Cents

die

Stunde

irgend Jemand,

der

gut Rechnen gelernt hat, giebt sich sogleich die Miihe, mir vorzurechnen, dass 30 Cents die Stunde 3 Dollars den Tag, 18 Dollars die

Woche und genau 936

ein

ganz prachtiges Einkommen

sich der

Lohn

in

Amerika

Dollars im Jahre nicht

sei

!

ergaben,

Gemach

zusammen!

einfachen Grunde nicht, weil der Schiffslader

!

So

Und zwar z.

was doch

schuell

aus

zahlt

dem

B. eben nur danii

und wann, wenn gerade ein Schiff seine Ladung an der betreffenden Werfte loscht oder einnimmt, mehrere Stunden lang beschaftigt nach jeder solchen Beschaftigung muss er mitunter Tagelang, ist; ja will ihm das Gluck nicht wohl, vielleicht eine Woche lang auf die nachste Gelegenheit, wieder so und so viele Stunden Arbeit zu thun, warten; bestaudige Arbeit, die ubrigens in diesem Geschafte schon ihrer ausserordentlichen Harte halber beinahe un-

moglich ist, kcnnt er also gar nicht, und fiir ihn hat folgerecht der Tag O nicht 10 und die Woche niclit 60 Arbeitsstundcn u. s. w., sondern Letztere nur gerade so vicl, als er gliicldich genug gewesen, zu erhaschen, Thatsachlich stellte sicli der durchschnittliche Verdienet dieser Leute auf ungefahr 15 Dollars die Woche, und wird durch die Preisherabsetzung wohl auf 11 bis 12 Dollars *

,

man nun

in Betracht, dass

verringert.

Zieht

Mann von

ausserordentlicher

Kbrperkraft und

der Schiffslader ein

Gewandtheit

sein

muss, der vielleicht in ciner Stuiide, die er nach amerikanischem Gebrauche bei der Arbeit verbringt, reichlich so viel wirkliche, mit der grosstcn Korperanstrengung verbundene Arbeit liefern

muss

Taglohner in einem gemiithlichen Bauerndorfe Deutschund der, um iiberhaupt im einem ganzen Jahre, Stande zu .sein, diese Arbeit zu leisten, sich von der kraftigsten da und entsprechend kostspieligen Fleischnahrung nahren muss auch nur er bei einfachen Kartoffeln nicht im Stande ware, 5 Minuten lang bei derselben auszuharren, so schwindet die betrachtlich erscheinende Hohe seines Einkommens schon bedeutend. Noch mehr aber schrumpft sie (verglichen mit ihrem Werthe in wenn man bedenkt, einer Landgegcnd Deutschlands) zusamraen als der

,

lands

in

,

,

dass in Amerika im Allgemeinen viele, in der Grossstadt NewYork aber alle Lebcnsbedurfnis^e zu sehr theueren Preisen ge-

kauft werden miissen.

Dieser Unterschied

zwischen

dem Einkaufswerthe

des

Umstand, der bei einem Vergleiche zwischen den Vereinigten Staaten- und Europa gewb'lmlich von Allen denen die nicht seine Tragweite aus eigener Anschauung kennen gelernt Es ist iibrigens flir haben, ganzlich ausser Acht gelassen wird, Geldes

ist

ein

,

warum

so

viele Artikel in den Vereinigten Staaten theuerer sein sollten, in Europa; besonders wenn dieselben, wie alle Brodstoffe

als

den Uneingeweihten schwer,

die Griinde

einzusehen,

und

iiberhaupt wirkliche Lebensmittel, Gegenstande des Ausfuhrhandels sind und in Europa natiirlich zu ebenso billigem Preise verkauft als die daselbst produzirten. werden Ein Englander der die ,

,

Vereinigten Staaten bereiste, die

einem Briefe, Schlachthauser und der

driickt sich in

dessen

Gegenstand Viehhof Chicago's sind, folgendermassen aus: ,,"Was dem Fremden der die Viehhofe dieser Stadt (Chicago's) besucht, zuerst der unerklarliche Unterschied auffallt ist der zwischen den Kosten des Lebensunterhaltes und den Preisen der nothwcnEin durchschnittliches digen Lebensmittel in Amerika besteht. Stiick Riridvieh kann hier fur 25 Dollars gekauft werden, wahrend es in England nicht wenigei als 90 100 Dollars kosten wiirde. Ein Schwein ist fiir ungefahr 9 10 Dollars zu haben, oder im Kleinverkauf zu 8 bis 9 Cents das Pfund was nur ein Drittel grossartigen

,

,

,

,

riesigc

des englischen Preises ist. Dasselbe gilt von Broclstoffen und Geimiscn. Trotz alledem kostet das Leben hier drei- oder viermal so

in England.

als

viel,

Es muss

ganze EinLandes ein Aber auszueine viel leichtere und passendere fiir den Fremden!" offenbar in

die

richtung der ge sells chaftlichen Verhaltnisse dieses schneidender Grundfehler sich eingeschlichen haben.

worm

finden,

Aufgabe

dieser besteht, ist

den Amerikaner,

ftir

als

Abgesehen davon, dass unser Englander den Unterschied um ein Betrachtliches vergrossert, sind seine Bemerkungen vollkommen

um dieselben riclitig und bei irgend welchen Lohnangaben muss ihrem waliren Werthe gemass zu schatzen, nie ausser Augen gelassen werden, dass im Einkaufe von Waaren, Lebensmitteln und alien sonstigen Lebensbedurfnissen der Dollar in Amerika nicht viel weiter langt als etwa der rheinische oder suddeutsche Gulden in Deutschland. Die folgende Tabelle zeigt einige Preise der wichtigsten Lebensbediirfnisse und giebt dadurch jedem Einzelnen Gelcgenheit sie mit den Preisen derselben Artikel in seiner Heimath zu vergleichen. Es ist dabei zu bemerken, dass in den Ackerbaudistrikten des Westens die Preise der Nahrungsmittel, ,

,

,

,

als Fleisch, Mehl u. s. w., besonders wenn dieselben so viel als zwar billiger sind , als inoglich aus erster Hand gekauft werden hier angegeben, dass hingegen die Preise sammtlicher erdenklichen ,

Fabrikate in diesen als

die

hier

Gegenden

bemerkten.

um

Es

ein

Bedeutendes theuerer im Kleinverkaufe

sind,

im

kostete

Jahre 1872: In Boston.

Das Fass Mehl Das Pfimd Kindfleisch dto.

Schweinefleisch

Das Bushel Kartoffeln Das Dutzend Eier Das Pfimd Thee Kaffee

dto.

Das Pfd. Zucker (br. Mclasse) Die Tonne Kohlen Miethe Miethe

fur

pr.

England.

9.50

12.00

8.72

.18

.20

.25

.10

.12

.18

1.05

1.00

1.35

.30

.30

.26

.63

.75

.81

.40

.45

.36

.9

l

/2

8.50

.11

10.

9

4.08

klcine Familie)

4.96

1.85

1.32

6.58

3.12

1.82

6.00

5.25

4.25

3.25 k

Woche (Raumlich-

keiten fur grossere Familie besserer Art)

Herberge (Kost-

u.

Schlafstelle

fur einen einzelnen Arbeiter) u. Schlafstelle

Herberge (Kostfur ein

In Manchester

Woche (Raumlich-

pr.

keiten

In kleinen Stadten in Massachusetts.

Frauenzimmer

Aus diesem Vergleiche

der sich sowohl ftir die Vcreinigtcn England auf Fabrikdistrikte bezieht geht hervor, dass eigentliche Lebensmittel im Einkaufe von den Handlern ini Ganzen und Grossen nicht theuerer sind als in England. Dagegen 1st Miethe in den grossen Stadten der Vereinigten Staaten bedeutend theuerer als in Europa. Ebenso Kleidungsstiicke, deren Preis sich zu jenem in London stellt, wie ungefahr 100 Es 40. giebt allerdings in Amerika auch billige Kleidungsstiicke, aber dieselben sind aus sogenanntem Shoddy" hergestellt einem Ma-

Staaten als

,

fiir

,

,

:

,

welches durch nochmalige Ueberarbeitung schon gebrauchter Zeugstoffe gewonncn wird, und nach einem Gebrauche von nur wenigen Wochen sich unaufhaltsam in seine Bestandtheile auflost. Ebenso ist der Preis aller andercn Fabrikate mindeste/is terial,

doppelt so theuer, als in Europa. Die in der obigen Tabelle angefiihrten Preise von Lebensmitteln beziehen sich auf die Fabrikgegenclen von Massachusetts. In diesen Gegenden stellten sich die Lb'hne der Arbeiter in den die, wie wir weiter oben bemerkt haben, durch gemeinsamen Beschluss der Fabrikanten fiir den Winter 1874 1875 und zwar schon vom Oktober an, auf 2 der vollen Arbeitszeit beschrankt wurden, bei voller Arbeits/3 zeit auf 3 Dollars bis 8 Dollars 75 Cents die Woche, wahrend nur einige wenige, hauptsachlich geschickte Handwerker z. B. Maschinisten 15 Dollars die Woche verdienten. Kann hieraus ungefahr auf die Lage der arbeitenden Klassen in den Neuenglandstaaten in denen die Fabrikation von Baumwollen- und Schuhwaaren ihren Hauptsitz hat, geschlosseii werden, so wird die nachfolgende Schilderung eines Correspondenten des New-Yorker Herald" aus der Kohlenbergwerksgegend Pennsylvaniens die Lage der arbeitenden Klasse dort bezeichnen. Pennder ist der und Kohlensylvanien Hauptsitz Eisenproduktion der Union. In Folge der Einstellung beinahe sammtlicher Eisenbahii7 bauten im esten liegt die Eisenindustrie fast ganzlich darnieder, und iiber die Halfte aller Hochofen haben ihre Feuer geloscht. Die Riickwirkung dieser Umstande wird folgendermaassen be-

Baumwollenmuhlen

erst

,

kiirzlich

,

,

W

schrieben

:

letzten Paar Wochen waren voll der schrecklichsten Manner, Weiber und Jiinglinge haben sich zu Privatstreitigkeiten und offenen Krawallen hinreissen lassen; Leute sind Derartiges geht erschossen, erstochen und gekreuzigt worden. r Die

Auftritte;

nicht aus einer nur

den Augenblick schwierigen Lage hervor, vielmehr das Resultat einer langen Reihe von wirklichen oder eingebildeten Krankungen und sie '

diese Excesse

entweder

kommen

fiir

sind

,

unfehlbar jedesmal dann

des Volkes durch den Glauben,

zum Ausbruch, wenn dass

sie

die

Massen wer-

unbillig behandelt

den, zur Wuth gcreizt und durch die Qualen des Hungers zu wahnsinnigen Ausbriichen getrieben werden, Nimmt sich nun Jemand die Miihe, die Griinde der schwierigen Lage, die hier so findet er, dass ihre Wurgegenwartig existirt, aufzustobern und diese Gewaltscenen und Mordthaten zeln \veit zuriickgehen das natiirliche Ergebniss bestehender Uebel sind die sich im Laufe langerer Jahre eingenistet haben. n Das Thai des Lackawannock-Flusses enthalt eine zu grosse, von den Kohlenbergwerkcn sich ernahrende Bevb'lkerung. Es gleicht einem kleinen Landchen, welches, ganzlich von jedemVer,

3

,

stiindlich mehr verzehrt als ja dann nur eine nothwendige Folge, dass Einige verhungern miissen, und dass, wenn sich Alle auf das Brod stiirzen, das im besten Falle nur die Halfte von ihnen Viele hinfallen und erbarmungslos siittigen kann ja sogar mit cinem Gefiihle befriedigter Rachsucht, unter den Fiissen der Anderen zertreten werden. Wenn alle Bergwerke im Thale des Wyoming und des Lackawannock in vollster Thatigkeit sich befanden wiirden sie kaum im Stande sein die Leute zu bedie um sie herum wohnen halt man nun fest dass schaftigen viele Bergwerke gar nicht bearbeitet werden, und alle anderen, mit einer einzigen Ausnahme nur einen Theil der Zeit arbeiten, so kann man sich einen schwachen Begriff von der ungeheuren Anzahl miissig bleibender Manner bilden. ,,Wahrend ich auf dem Wege hierher war, hielt ich mich an mehreren Platzen auf, und meine Erkundigungen ergaben, dass iiber 8000 in den Wyoming- und Laekawannock-Thalern unbe-

kehre

abgesclmitten

Es

es hervorbringt.

,

taglich,

ist

,

,

,

,

;

,

,

,

Es ntitzt nichts hier die Augen zu schliessen, Diese 8000 Mann miissen gefiittert werden, oder ein Hungriger kennt keine Gesetze. Wenn diese 8000 nicht so es ist dass Tumulte, irgendwie Arbeit erhalten, sicher, Schandthaten und Blutvergiessen den ganzen Winter fortdauern schaftigt sind.

Thatsache

,

ist:

:

werden; und zwar nicht die verhaltnissmassig unbedeutenden AusPaar Wochen, sondern ein Aufruhr, der die ganzen Wyoming- und Lackawannock-Gegenden umfassen wird und den zu unterdriicken fur die gesammte Militarmacht des Staates

briiche der letzten

,

(Pennsylvanien) eine schwierige Aufgabe sein verrichtete

der

diirfte.

mitternachtliche Meuchelmorder

seine

Gegenwartig

im Dunkel

verborgene Arbeit. Armuth und Hunger haben ihn in einen Teufel verwandelt. Im besten Falle sind sie Menschen mit niedrigen Instinkten mehr Thieren Elend als menschlichen Wesen ahnlich starrt ihnen in das Angesicht, und vor ihnen steht der lange, kalte und schaurige Winter. Ich bin mir bewusst, die Lage der Dinge von einer neuen Seite zu betrachten aber uberzeugt , dass ,

;

,

,

meine Ansicht die richtige

ist.

Jn Kiirze sind die Verhaltnisse folgende

:

Mann sincl miissig; sie haben nicht genug Geld urn Wohnplatzen zu leben und keines um von dort fortzugehen; viele von ihnen sind arm, viele ganz und gar ohne Mittel. Was konnen sie anfangen? Ich schreibe alle Mord- und Schand,,8000

in ihren

,

thaten dieser Thatsache zu. finclet ,

da findet

man auch

,

Wo

man die grosste Arbeitsthatigkeit die friedlichsten Verhaltnisse.

,,Eine der grossten Kohlengewerkschafteii in der Nachbarschaft Delaware und Hudson" Compagnie. Sechzehn ist die sogenannte

Meilen von hier ist die Stadt Carbondale (d. h. Kohlenthal), die mit ihren Umgebungen 12000 Einwohner zahlt. Ich war dort

und habe

die

Lage der Dinge grlindlich imtersucht. Die Gruben sind an jedem Hiigel zwischen Carbondale und

der Gesellschaft

Plymouth zu findcn. Die Gesellschaft hat den crsteren Platz geund zu dem gemacht was er ist. Eine Besichtigung der

griindet

,

ausgedehnten Besitzungen dieser Gesellschaft zeigt, dass sie sich beinahe iiber das ganze Gebiet der zwei Thaler hinausdehnen. Die Bergleute dieser Gesellschaft arbeiten nur auf ,,ein Viertel Zeit." Von den 12000 Seelen, die in der Nachbarschaft wohnen, sind nur 1500 beschaftigt, und diese sogar nur mit UnterbrechunIch habe eben eine Rundreise durch alle Ortschaften welche gen. diese Gesellschaft aufgebaut hat, vollendet. Ich habe Archibald, und Nanticoke besucht. Oliphant, Providence, Pittstown, Plymouth Jeder von diesen Orten war vor der Krisis ein lebhafter, geunternehmender Platz mit schmucken Laden, schaftiger und Schulen und Kirchen ausgestattet. Hire Blirger waren beschaftigt, ihre Laden mit Allem wohl versehen ihre Schulen gut besucht und die Kirchen gefiillt. Jetzt stehen die Ladenbesitzer am Rande des Bankerotts viele von ihnen haben schon ihre Thliren geihre Schulen sind in grossem Maasse verlassen und schlossen, r Manner und sogar die Kirchen stehen leer. eiber, betrunken und ohne Scheu vor dem Gesetz, sind auf jeder Strasse zu sehen, ;

,

W

und ausweichend, und ein rohes ,,der Teu(hangdog) Aussehen stiert aus ihren Gesichtern. Von Natur sind sie beweglichen Temperaments und Heben Scherz, und Vergniigen; jetzt aber ist ihnen unschuldige Unterhaltung in jeder Gestalt abgeschnitten sie haben nichts zu thun und sind bereit, auf jede Schandthaten und Verbrechen einzugehen. Sie sind nur selten daheim, denn das ,,Heim" ist fur sie ein Platz, in dem ihre Unthatigkeit ihnen vor Augen steht, und sie iiber ihre Armuth und ihr Elend griibeln miissen. j,Ich habe friiher einmal gesagt, dass Scranton eine scheme Stadt sei, und schon ist sie in der That; aber Scranton ist jetzt nicht was es vor ein Paar Jahren war. Neulich wurden dort, wahrend einer Nacht 3 Mordthaten begangen, und Hunderte von Mannern und Weibern kann man in den Strassen miissigen

ihre Blicke sind finster fel

hoi's"

,

,

,

9

Die

selien.

herumlungern

,.

Lackawannock und West-

Delaware,

1st die Scranton hauptsachlich Kohlengesellschaft" es, Hire Gruben drangen sich an den Seiten Nahrung gibt.

liche

.

meilenweiter

in

der

Berge Anzahl ihrer Bergleute

aber

Umgebung;

eine

grosse

Andere arbeiten auf dreiviertel, andere auf halbe, und noch Andere nur auf viertel im Ganzen nur genug Zeit um die Maschinen laufend zu erEs sind auch noch Privatgrubenbesitzer hier, deren halten. sind

,

,

,

Arbeiter in

unbeschaftigt

sich

dem

derselben

in

Verkehrskreise

Es

befinden.

Lage

einen

dieser

gibt

also

Hunderte

Stadt,

hier,

nein

,

Tausende von Mcnschen miissig,

ohne jegliche Mittel, ihr tagliches Brod zu kaufen. Und um ihre Lage noch mehr zu verschlechtern, haben die Backer den Preis des Mehles erhb'ht, und der Fleischer verlangt 20 Cents ftir das Pfund Rindfleisch. Wie

Gegend mehr Leute,

ich friiher bemerkte,

enthalt

diese

ernahren

kann.

Jahren

schon

gewesen.

Man

Seit

1st

sie

wirft natiirlich die Frage auf, warum nicht ein und dem bekannten Gegend verlassen

Theil dieser Leute diese

Rathe

als

Bevolkerung zu gross

die

,

Herrn Greeley dem Westen" ,,Geht nach Folge Die Antwort lautet: sie konnen nicht! Und was sie

des

leisten?

daran hindert

,

ist

der

Umstand

die jetzt miissig sind

Leute, denen

,

dass

grosse Mehrheit

eine

und hungern,

der

die Htitten besitzt, in

sie wohnen Andere besitzen sie zur Halfte, und wieder Andere haben einen noch kleineren Bruchtheil des Kaufgeldes bezahlt. Ein Mann mit freiem Besitzthume kann dasselbe in der gegenwartigen kritischen Lage nicht los werden, und cbensowenig kann der Theileigenthiimer seinen Antheil verkaufen, nicht einmal mit grossem Verluste. Jedermann besitzt Frau und Kinder. Er wiirde lieber sterben als sein Haus in Stich lassen, das er nach langen Jahren der Arbeit und des Sparens ganz oder zum Theile sie erworben hat. Die Leute miissen also dableiben, und ;

,

wollen leben! Ich habe versucht eine getreue Schilderung von der Lage der ungeheuren Anzahl Menschen zu geben die in diesen zwei Thalern ,

,

unbeschaftigt sind und ihre Zeit mit nichts Anderem verbringen miissen als sich iiber ihre Armuth zu kummern und aufriihrerisch ,

,

und verzweifelt

Krawalle stehen auf ihrem Elend zu werden. der Tagesordnung die in den Gruben und die w enigen Leute arbeiten sind gezwungen bis an die Zahne bewaffnet nach und von der Arbeit zu gehen. Mordthaten sind haufig, und Diebstahl und thatliche Angriffe kommen jede Stunde vor. Es ist keine Aussicht auf Arbeit, und der lange Winter fangt eben erst an. Kein Zweifel, dass diese ganze Gegend hart am Rande ernes Aufin

r

,

,

,

,

ruhrs steht, wie er in diesem Lande nie gesehen

worden

Aufruhrs, dem nur das gauze Land zuvorkommcn kann. 2

ist,

ernes

Obwohl

10 der Augenblick des Schreckens noch nicht eingetreten, wird derselbe doch siclierlicli kommen, und dann wird cin Schrei unter-

durch nagenden Hunger verursacht, aus dieser driickten Leidens Gegend erklingen und Brod verlangen, und wenn dieser Schrei keine Hiilfe bringtj werden 8000 menschliche Wesen angetrieben von ihren zitternden Weibern und hungrigen Kindern, das Messer, die Pistole oder den Knuppel oder irgendeine Waffe in die Hand nehmen und ihre Nahrung den biirgerlichen Gesetzen trotzend und ohne Scheu vor dem Opfer menschlicher Leben suclien. Dieser Ausgang ist unvermeidlich er muss eintr.eten diese grosse Bevolkerung kann ohne Unterstiitzung nicht den Winter iiberleben. ,

,

,

,

,

Die Thatsache offeiibart sich bereits jetzt durch die thatlichen Angriffe und Mordthaten, die schon vorgekommen sind. diesem Briefe habe ich nur die allgemeine Lage der w ln beschrieben. Ich hebe mir die Einzelheiten fur ein anderDinge mal auf. Ich bin in den Hiitten der Bergleute gewesen, die Wenige besuchen, die nicht gezwungen sind, es zu thun, und die Jeder gern

so schnell als moglich verlasst.

Ich

bin auf

dem

Shanty Hugel gewesen (mit dem Ausdruckc Shanty bezeichnet man in Amerika eine Art Wohnung, wofiir der Ausdruck ,,Hutte" noch zu gut ware; man konnte es etwa mit r plundrige Bude" iibersetzen),

der

ein abgesonderter Distrikt,

ungefahr eine Stein-

wo

Tausende von Grubenarbeitern ihr erbannliches Obdach haben, wo Hunderte keine Arbeit finden kb'nnen, und wo man Falle von Armuth und Elend sehen kann, die sogar das Herz desjenigen erweichen wiirden, der mit der vollen Erwartung hinkame Noth und Entbehrung in ihren wurfsweite von Scranton entfernt

liegt

,

,

starksten

Formen

dort zu finden."

Ich habe die vorhergehende ausgedehnte Beschreibung um weil sie, obwohl ein wenig, aber nur ,

deswillen wiedergegeben

,

unbedeutend iibertreibend dennoch die Lage der arbeitenden Klassen in alien grossen Mittelpunkten des Handcls und der Industrie in treffender Weise schildert. Thatsache ist iibrigens, dass in den Bergwerksregionen Pennsylvaniens der Ruckschlag von der vorhergehenden Periode der spekulativen Bliithe der Eisenindustric bis zur gegenwartigen beinahe vollstandigen Stockung derselbcn ,

,

ganz besonders stark ist, und die dortigen Grubenarbeiter, meistens Iiiander oder ,,Welsche" (Leute aus dem Konigreich Wales) zu Gewaltthaten eben so leicht aufgelegt sind, wie sie in giinstigen Zeiten noch viel weniger sich der Sparsamkeit befleissigen, als sogar die Bevolkerung Amerika's es durchschnittlich thut. In den Eisen- und Kupferbergwerks -Gegenden am Lake Nach einer Superior (Obern See) walten ahnliche Verhaltnisse. langeren Arbeitseinstellung sahen schon im Friilijahre 1874 die mit dem herabgesetzten dortigen Grubenarbeiter sich gozwungen ,

11

Lohne

von

Dollar 35 Cents

1

per

Tag

vorlieb zu

nehmen und

finden sogar bei diescm Lohne nur zum Theile Beschaftigung. Allein in Folge der Einstellung der Eisenbahnbauten , deren Wiederaufnahme in irgend welchem bedeutenden Maassstabe nicht

sobald zu erwarten steht, da die Speknlation dem Bediirfniss weit vorausgeeilt war, sind ganze Arbeiterheere brodlos geworden. Ihre beziffert sich aber sowohl in den Arizahl ist schwer abzuschatzen ,

Staaten

des Westens,

vor sich gingen

Riickwirkung der Einstellung dieser Bauten allenthalben auf Zehntausende und aber Zehntausende,

versplirten,

und von

als ,

die

die

distrikten,

denen diese Eisenbahnbauten meistens auch in den Eisen- und Kohlenbergwerksin

den

in

diirfte

ganzen Vereinigten Staaten

einer Y-iertel Million

,

wenn

nicht

mehr 5

zahl Arbeiter ist nun darauf angewiesen ihr Brod zu suchen, und die raeistens

sicher

erreichen

;

die Ziffer

diese

An-

mit anderer Beschaftigung iiberschiissige Arbeiterbevolkerung der grossen Stadte zu vermehren. In Chicago, wo 1872 der Lohn fur Maurer 5 bis 6, fur Zimmerleute 4 und fur Handlanger 2 2 bis 2 3 / 4 Dollars per Tag betrug, war derselbe im Sommer 1874 nach einem beinahe 2 1/2 garizlich beschaftigungslosen Winter fur Maurer auf 2 bis l Dollars, fur Zimmerleute auf l /2 bis 2 und fur Handlanger auf 1 bis l i / Dabei war im Jahre 1872 beinahe Dollars gesunken. 4 ,

l

/

bestandige Beschaftigung fur diese Handworker vorhanden, wahrend sie im Jahre 1874 oft wochenlang miissig gehen mussten, ehe

sie

arbeiten.

wieder

Gelegenheit

Allerdings

waren

erhielten in

,

Chicago Aber auch

Lohne ausnahmsweise hoch.

ein

im in

Wochen zu Jahre 1872 die anderen Stadten ist Paar

ahnliche Reduktion eingetreten, und nur in einzelnen Fallen haben besonders stark organisirte Unions (Gewerksvereine) sich eine

dem Herabsetzen des Lohnes bis neuerdings widersetzt, Aber der Erfolg der Unions hangt gerade vom Ausschlusse aller, nicht zu ihnen gehorigen fremden Arbeitern und Handwerkern ab und z. B. auch dem fremden Einden gleichen Lohn zu verdienen. wanderer die Gelegenheit ab Er ^muss ausserhalb der Unions Beschaftigung fur viel gerinund sol>ald eine geniigende Anzahl soldier gcren Lohn such en Leute da ist, w ird es den Arbeitgebern durch die Verwendung der Letzteren eben moglich, den Widerstand der Unions und den bisher von ihnen behaupteten Preis zu brechen. Ira Allgemeinen lasst sich nach einer sorgfaltigen Uebersicht der Gesammtverhaltnisse behaupten, dass seit der im Herbste 1873

schneidet deshalb alien diesen, also ,

,

T

eingetretenen Krisis (bis Ende 1874) der Lohn der gesammten arbeitenden Klassen durchschnittlich im Verhaltniss von 10 zu 6 gcfallen

ist,

\vahrend

zu

gleicher Zeit sich eine Klasse ganzlich und die Anzahl der nur

Beschaftigungsloser herausgebildet hat,

12 Beschaftigten in's Ungeheure gcstiegen ist, so dass \vohl nur eine ausnahmsweise giinstig gestcllte Minderheit

theilwcisc

heute

noch voller, bestandiger Beschaftigung erfreut. Wir schliessen die in diesem Abschnitte gegebene Schilderung mit der Wiedergabe des folgenden Artikels clcr New-Yorker Trieiner der einflussreichsten imd am besten redigirtcn Zeibune tungen des Landes ,,Zur gegenwartigen Zeit (November 1874) haben die Kaufleute, die Fabrikanten und die Landbevolkerung der Vereinigten sich

,

:

Staaten einen harten Kampf zu kampfen, um sich zu behaupten, die aus einem Sie miissen sich zur Wehr setzen gegen die Uebel Missbraucbe des Kredits und aus thoricht verwegener Spekulatioii ,

Sie sind in Gefahr von der Entsittlicbung, hervorgegangen sind. und die das unehiiiche Papierdie der Krieg hervorgebracbt hat und Steuern iiberwaltigt zu wervon Schulden von geld steigert, den. Was konnten sie gewinnen wenn sie ihre Augen schlossen, Angesichts der Gefahren, die sie umgeben? Sie sind in Feindesdes Feindes Starke in Erfahrung zu land und es ist ihre Sache Die Politik des ,,Puffens" (Lobpreisens) und falscher bringen. die vor zwei oder drei Jahren so gute Dienste Vorspiegelungen in diesen Zeiten nicht mehr. Seinerzeit war dieleistete genligt selbe ein Fluch fur das Land gegenwartig ist sie eine Beleidigung. Die Wahrheit ist immer heilsam, und am meisten dann, wenn ein Land gleichsam als wenn es unter einer Schneedecke verborgen lage, mit den Ruinen lugncrischer und betriigerischer Die Wahrheit aussprechen, Unternehmungen iiberall bedeckt ist. Wahrheit ist die Arznei, die wir brauchen. ist nicht krakehlen. ,

,

,

,

,

,

,

Konnte

die quacksalbernde Liige immer erfolgreich sein fortwahrend in schlechtere Lage gerathen.

,

so wiirde

Und mit zu Krankheit leben tausendmal wiirde behaftet, jeder moglichen schlimmer sein, als selbst der Tod. ,,Dem oberflachlichen Beobachter scheint es unerklarlich dass Ackerbau, Handel, Fabriks- oder Verkehrswesen alle auf einmal krank darniederliegen sollten, und anscheinend keine Anzeichen Grosse Krafte sind jeeiner Wiederherstellung vorhanden sind. doch an der Arbeit um eine grosse Veranderung hervorzubringcn. Der Fortschritt zum Bessern ist durchaus nicht weniger wirksam, das

Land

,

,

,

weil

er

sich

nicht

augenblicklich und auf der Oberflache zeigt. ist nur das Maas des Krankheitszustandes.

Das gegenwartige Leiden

nur die Grosse des Uebels in .der Anlage von 300 in Eisenbahncn wahrend der letzten 3 oder 4 Man Jahre, die dem ausgegebenen Capital keine Zinsen zahlen. vcrgegenwartige sich das niichste Glied in der Kette, die Eiseri-

Man

liberlege

Millionen Dollars

die angelegt wurden, die errichtet, und die Bergwerke, das Material fur dicse Eisenbahncn zu beschaffen und die jetzt

werke,

um

13

Man clenke an die Ortschaften und darniederliegcn. Stadtc, die sich bei dem Bau dieser Eisenbahnen mit Schulden Man erinnere sich der Borsenspieler, die ehedem beladen haben. insgcsammt

den Ehrensitz an Tafeln eingenommen ,,Krakler's

(Croaker)" nicbt

wir mehr?

1st

gehb'rt

an den en die Stimme des wurde. Aber was brauchen ,

nicht klar, dass eine solche

es

Verscbwendung der

erzeugenden Krafte ein solches weites Abweichen von der wahren Bahn des Gewerbfleisses eine solcbe Entsittlichung in alien ,

,

Klassen der Gesellschaft, nicbt in einem Tage wieder gut gemacbt werden kann ? Gelien wir etwa heute zu Bette in der sichern Erwartung, dass wir des Morgens ohne irgend welcbe Spuren unserer langen Schlemmerei aufwacben werden? 1st ein Jeder ein ,,Krakler", der sich weigert, dies zu glauben ? Wir haben es als unsere Pflicht betrachtet, die wahre Lage der Dinge zu studiren und dariiber Bericht abzustatten, die voile Starke des Feindes zu erkunden, die Schwache unserer Posten kennen zu lernen, und die Stellungen zu bezeichnen, welche nicht vertheidigt werden konnen.. Vielleicht haben wir den Spekulanten damit keinen Gefallen gethan, und den Muth der Ueberhoffnungsvollen abgekiihlt. Aber wir haben die Uebel nicht iibertrieben und in keinen stark eren Farben, als denen der Wirklichkeit dargestellt. In jedem Zweige, der sich mit dem Kaufe und Verkaufe oder mit der Erzeugung von Waaren beschaftigt ist ein Stillstand Wir stehen wieder da wo wir vor zwei oder drei eingetreten. Jahren standen. Beinahe Jedermann hat beschlossen oder ist gezwungen worden, weniger von den Waaren von deren Fabrikation oder Verkauf sein Nachbar leben muss, zu kaufen oder zu gebrauchen. In Folge dessen scheint eine allgemeine Ueberproduktion sogar betreffs der nothwendigsten Lebensbediirfnisse vorzuwalten. Dieser Zustand der Dinge ist seiner Natur gemass nur temporar. Aber man gewinnt nichts dadurch, dass man seine Starke oder Dauer unterschatzt. Das Beste ist es die Erstere richtig aufzufassen und die Zweite geduldig abzuwarten. Wir gleichen einem ,

,

,

,

Scbiffe,

sinn

,

das von Eisbergen

wenn Jemand

umgeben

,

und

es

ist

geradezu

Wahn-

vorgibt, er sehe nur klares Fahrwasser. Jeder

hat sein eigenes Geschaft, in dem er entweder unkluge begangen hat oder nicht. Aber ob das Eine oder das Andcre der Fall, er selbst versteht sein eigenes Geschaft besser, als sonst Jemand, und er selbst muss es so sorgsam leiten als

Einzelne Streiche

er kann.

Die

W iederherstellung

,

T

eines gesunden

Tones

in der

Ge-

schaftswelt hangt von der Klugheit, Geduld, Sparsamkeit und den anderen Tugenden der Einzelnen ab. Lasst uns also diese Tugenden

und das Resultat kann nicht zweifelhaft sein. Kiihle Beobachter haben die Folgen der entgegengesetzten Laster schon lange vorausgesehen. Wir haben das Vertrauen in den Charakter unserer

iiben,

14

Die Welt geht noch nicht ihrem Geschaftsleute nicht verloren. Ende entgegen, well Spekulanten schlieslich aufgeweckt und einen Auch ist die Begriff von ihren Thorheiten bekommen haben. Aussicht nicht so hoffnungslos dass die Wahrhcit geleugnet werden miisse. Es ist aber nothwendig, andere Arbeit zu thun, als fortwahrend iiber die n Krakler" zu schimpfen. Es hat keinen ,

wenn man Neptun

Einfluss auf das Wetter,

jenigen, ein Schiff

die sich

verloren

im

alten

hatten,

Rom

verflucht

,

und die-

beschaftigten, wenn "sie dadurch nicht ihr Ansehen

hiermit

erhohten

als Kaufleute."

Die UnbcstSndigkeit der Arbeit und das yerg-leichsweise Sinken des Lohnes.

Obschon die im vorgehenden Abschnitte gegebenen Schilwohl geniigen Jedermann davon zu iiberzeugen, dass w irklich .,schlechte Zeiten in Amerika" s.ind, ist es dennoch interessant, die Ansichten von Arbeitern selbst iiber diesen Gegenstand zu vernehmen. Letztere haben vor dem Verfasser voraus, dass sie die Erwerbsverhaltnisse sowohl in Europa (England) als auch in den Vereinigten Staaten kennen wahrend Schreiber dieses zwar die Verhaltnisse in den Vereinigten Staaten griindlich zu kennen glaubt, aber nicht in gleicher Weise in jenen Europa's bewandert ist, welches er schon in jugendlichem Alter verlassen hat. Von meinen Gewahrsleuten alle beide altenglische Handderungen

,

r

,

,

werker, schreibt der Eine: einem Dollar in Chicago komme ich nicht weiter, ,,Mit als mit 33 Cents (!/ 3 Dollar in Yorkshire), wenn ich Miethe bezahlen oder Kl eider und Lebensmittel einkaufen soil. Der Arbeiter in Yorkshire kauft von Amerika dahin verschifftes Mehl, Kiise, gepokeltes Schweinefleisch dort fiir denselben Betrag in Geld, den er fiir diese Artikel in Chicago bezahlen muss. Er kauft amerikanische Nab- und Mahmaschinen in England fiir den halben Preis fiir den dieselben in den Vereinigten Staaten zu haben sind. '

,

Was

die

Lohne

betrifft,

so vergleichen sich dieselben,

wie

folgt

:

15

Im

Jalire

1872

erhielten

Amerika

in

in

der Eisengiesser 2 Doll. 50 Cent. bis 3 25 , 2 50 der Schmied bis 3 25 2 50 der Maschinist 25 bis 3 25 der Zimmermann 2

England

5 shilling 6 pence

,

5

,,6

5

3

=

,

,

ist

5

zu bemerken,

6

dass

45

1

45

=1 =

,

w Hierbei

1 Doll.

38

45

1

die Arbeitszeit

Ct.

in

Chicago 10 Stunden im Tage betrug, in Yorkshire (England) aber nur 9 Stunden. Hausmiethe ist siebenmal so theuer, als in Yorkshire, und meine Wolmung kostet mich, im Voraus bezahlt achtzehn Dollars im Monat. In Yorkshire kann ich dieselben Raumlichkeiten 2 Dollar 75 Cents miethen. fiir 11 Schilling 5 Pence Die Wohnungen in Yorkshire haben Oefen und Ileerde; in Amerika ist der Miether gezwungen sich seine eigenen Koch- und Stubendie ihm zusammen ungefahr 40 Dollars kosten. ofen zu kaufen Rindfleisch kostet 18 Cents dasPfund, in Yorkshire 20 Cents 60 Pfennige ungefahr 15 Cents das Pfund). (in Berlin 1875 ,

=

,

,

in England ist vom Mastvieh, jenes in Chicago beinahe wilden Texasvieh das einen bei \veitem geringeren Nahrungswerth besitzt. Milch 7, in Yorkshire 6 Cents das Quart und das Yorkshire Quart ist um ungefahr ein Drittel grosser, als das amerikanische. Das Glas Bier in Amerika 5 Cents in England 2 Cents und ist das Letztere bedeutend grosser. Zucker

Aber das Fleisch

vom

,

,

,

13 Cents in Amerika, 11 Cents in England. Thee England nur 84 Cents.

1

Dollar 25 Cents,

in

im Allgemeinen 3

,,Kleider sind

bis

4mal so theuer,

als

in

England. w lrdenes Geschirr ebenfalls. Ein Paar Stiefel, das in Chicago 11 Dollars kostet, ist in Yorkshire fiir 4 Dollar 50 Cents zu haben. Einen Hut, der mich in England 25 Cents neu gekostet wofiir ich 1 Dollar hatte, liess ich hier waschen und pressen, 25 Cents bezahlen musste. Gas kostet hier 4 Dollars 25 Cents das 1000 Kubikfuss in England 90 Cents. Haarschneiden 25 Cents Rasiren 15 Cents hier gegen 2 Cents hier, in England 4 Cents. ,

in 1

England.

Streichhb'lzer

Cents

5

die

Schachtel

,

in

England

Cent.

Hier in ,,Das Klima ist in England gemassigt und feucht. Chicago ist es haufigem und plotzlichem Wechsel unterworfen. Die Hitze im Sommer ist driickend die Kalte im Winter schneidend. ,,Was endlich das Handwerk betrifft, so habe ich in England bestandige Beschaftigung wahrend der letzten 3 Jahre zu ,

,

9 Stunden

im Tag,

wahrend

ich

hier

10 Stunden im Tag ar-

16

muss

beiten

muss

,

und sehr unregelmassig beschaftigt bin. Im Winter still liegen im Sommcr kommt es haufig

ich beinahe ganz

,

dass man 2 oder 3 Tage, vor, Arbeit einhalten muss.

ja

mitunter

eine

Woche

in der

es in England gesellschaftliche und unterhaltende ist bier derartiges gar nicbt vorlianden. Ebensogiebt , wenig existiren Arbeits- und TJnterstiitzungsgenossenschaften. Was endlich die offentlichen Unterhaltungen anbetrifft so sind dieselbcn

,,Wahrend

Vereine

,

und dabei so erbarmlich, dass ihrem Besuche gar nicbt zu finden

sehr theuer,

ein

gniigen in

ist."

wirkliches Yer-

Ein anderer Englander scbreibt folgendermaassen namlich ,,In England arbeiten wir 51 Stunden die Woche, 9 Stunden jeden Tag, und am Sonnabend (oder Samstag) nur 6 Stunden des Vormittags. Hier in Amerika miissen wir 60 Stunden die Woche arbeiten. In England erhalten wir unseren Lohn :

Hier bezahlt jeden Samstag regelmassig ausbezahlt, von Zeit zu Zeit, wie es ihm grade passt. Wird in Arbeiter entlassen, so ist der Arbeitgeber gesetzlich ihm seinen Lohn auf der Stelle voll auszuzahlen

der Meister

England

,

Amerika

ein

verpfliqhtet, wahrend in

Beziehung die grosste Willkiir herrscht, und der entlafesene Arbeiter oft wochenlang dem ihm schuldigen Lohn die nachlaufen muss, und schliesslich noch gezwungen ist, Gesetze in Anspruch zu nehmen. In letzterem Falle mag er nach Verlauf von mehreren Monaten sein Geld erhalten wenn er sein Recht ganz unzweifelhaft und ohne Fehler in der Form nachweisen kann, doch muss er, bis er zu diesem Ziele gelangt, so bedeutende in

dieser

,

Auslagen fur Prozesskosten machen, dass es sich bei geringen Summen gar nicht bezahlt klagbar zu werden. In England dagegen ,

werden dem Arbeiter die Prozesskosten ersetzt. ,,Gute Handwerker werden in Amerika nicht gewiirdigt, da beinahe

uberall

nur auf die

gelieferte

Qualitat der Arbeit dagegen keine dessen entartet alle Handwerksarbeit

Menge gesehen wird,

Achtung

geniesst.

In

die

Folge

wird zur reinen Schundarbeit, und der Pfuscher, der letztere liefert, ist grade so gut angesehen, als der beste Handwerker!" So weit meine Gewahrsmanner. Zu ihren Angaben habe ,

bemerken, dass der Erste der Beiden die Lage der Dinge zu Ungunsten Amerika's wohl etwas iibertreibt. Es ist Thatsache, dass Lebensmittel, wenn sie im moglichst natiirlichen Zustande von den Produzenten eingekauft werden, wenigstens im Westen ich zu

der Vereinigten Staaten entschieden billiger sind, als in Europa. Sobald aber dieselben Lebensmittel, wie es in grosscn Stadtcn erst aus dritter oder vierter Hand in die des Consuallgemein ,

menten libergehen, weil aus

spater

zu

sind

sie

allerdings

beriihrenden

theuerer, der

Ursachen,

als in Europa, Aufschlag eines

17 als hiiben. jeden Zwischenhandlers driiben viel bedeutender 1st, Ebenso ist ein Vergleich der Miethspreise in einer Stadt wie Chicago mit denen eines Distriktes wie Yorkshire nicht ganz zutreffend, und es miisste Chicago mindestens mit einer ebenbiirtigen

\vie etwa Liverpool oder Hamburg verglichen werden, Falle sich dann allerdings noch ein kleiner Unterschied in den Miethspreisen zu Gunsten der Letzteren herausstellen wiirde.

Grossstadt

in

,

wclchem

Meiner Erfahrung nach,

stehen

Was

endlich

satze betrifft

die Miethspreise gleicher Raumin Chicago ungefahr gleich.

London denen

lichkeiten in Berlin oder die

in

dem

ersten Briefe angegebenen LohnBemerkung dass dieselben

so erinnere ich an meine

,

dem Eintreten

um

,

ungefahr 40 Prozent gesunken sind, wahrend die Waarenpreise bis Ende 1874 noch keine entsprechende Verringerung zeigten. seit

der

Krisis

durchschnittlich

Die meiste Aufmerksamkeit verdient in den obigen Briefen in dem von der Unbestandigkeit der Beschaftiin Amerika die Rede ist. Diese Unbestandigkeit ist nicht nur gung in der vollen in den Briefen angegebenen Ausdehnung vorhanden, Und sondern wird meiner Erfahrung nach, noch weit unterschatzt. sie erstreckt sich mehr oder minder auf alle Beschaftigungszweige. aber der Punkt

,

,

In Amerika ist eben jede Spur einer anderen Verbindung zwischen Arbeitgeber und Arbeiter geschwunden, als derjenigen, die dem einzigen Geschafte des Ankaufes der Arbeitsleistung des Letzteren durch Ersteren entspringt Der Arbeitgeber, der einen Mann beschaftigt, kiimmert sich in keiner Weise um dessen Umstande, Charakter und Stellung, sondern einzig und allein um den Betrag Arbeit, den derselbe oder vielmehr seine r Hande" (schon der Sprachgebrauch zeigt in der hand an Stelle des Wortes Arbeiter"

Anwendung diese

des

Wortes

Auffassung

auf's

scharfste an) in der zu bezahlendeii Arbeitszeit liefern. Daher wird in alien Verhaltnissen der Arbeiter, so bald kein weiterer Bedarf

nach seiner Arbeitsleistung besteht, sofort und ohne die geringste vorhergehende Warming entlassen. Irgend ein festes Verhaltniss auf Kundigung besteht nicht wiirde ubrigens auch schon um deswillen vollkommen werthlos sein, weil es dem, etwa unter einem auf eine ,

gewisse Zeit abgeschlossenen Vertrage

,

arbeitenden freien Burger als

Manne jederzeit freisteht ein solches Verhaltniss abzubrechen. Von diesem Rechte wird er natiirlich immer dann Gebrauch machen wenn der Bruch des Vertrages fur inn vortheilhaft ist. Da untcr solchen Umstanden dem Arbeitgeber ein derartiger ,,freiem"

,

,

Vertrag niemals etwas niitzen kann verantwortlichen Arbeiter nicht zu z.

B, der

Lohn

steigt,

so

ist

,

dadurch seinen un-

indem

er

halten

im Stande

beinahe

die

letzte

wenn ist, aller auf

Spur

Zeit abgeschlossenen Arbeitsvertrage verschwunden.

3

18

Die Anwendung dieses Grundsatzes der persbnlichen Freiheit hat jetzt bereits die Folge gehabt, dass ein 'regehnassiges ,,Erlernen" eines Handwerkes oder sonstigen Geschaftes nur noch wahrend die ungeheure in hb'chst seltenen Fallen stattfindet, Mehrzahl der heranwachsenden Jugend einen Beschaftigungszweig sondern diese oder jene Kenntniss nicht irgendeines erlernt,

im Handwerk gebrauchliche Handgriffe wie der amerikanische Sprachgebrauch gelegentlich ,,aufpickt" diesen Prozess hb'chst passend bezeichnet. Dass ein solches ,.Aufoder

Geschaftes

einige

picken" der in einem Geschaftszweige nbthigen Geschicklichkeit und Kenntnisse nur hochst selten in ihrem Berufe tiichtige Handwerker oder Geschaftsleute hervorbringt, wahrend die weitaus grb'sste Mehrzahl sich zu Pfuschern entwickelt, liegt auf der Hand. Und eine weitere Folge ist, dass die Unmasse der in jedem Geschaft

vorhandenen Pfuscher, will sie die Konkurrenz gegen die in clem Berufe wirklich Gelibten bestehen, gezwungen ist, den Preis ihrer Pfuschartikel so niedrig zu stellen, dass gute

betreffenden

Arbeit

nur

fiir

schlechterdings nicht geliefert werden kann; der wirklichen sie das meistentheils in

denselben

dadurch

vermogen

Schatzung der

Waare

unerfahrene grosse Publikum zur

Abnahme

ihrer Artikel zu verleiten.

Die weitere Entwickelung dieses der freien Arbeit naturgemass entspringenden Prozesses, der ubrigens nicht nur in Amerika, sondern ebenso, nur langsamer, sich in alien anderen civilisirten Landern vollzieht, verdriingt in jedem Berufe wirklich gute und gediegene Arbeit durch untergeordnete Schleuderarbeit, namentlich durch solche die sich das aussere Ansehen der werth,

vollen Arbeit zu geben versteht.

Und

die

Entwickelung der Kon-

kurrenz bringt es welter mit sich, dass unter solchen Umstanden Muhe und Scharfsinn in einem Geschafte nicht sowohl zu dem Zwecke aufgeboten werden, gute Arbeit zu liefern, sondern sich vielmehr auschliesslich darauf richten, der so billig als moglich hergestellten Pfuscharbeit durch Aufputz den Anschein guter Arbeit zu geben , und ihr dadurch sowie durch moglichst ausgedehntes

Anpreisen (,,Puffen") den nothigen Absatz zu verschaffen. Hierauf beruht die ungehenre Ausdehmmg des Anzeigewesens das iiberall immer mehr und mehr uberhand nimmt in Amerika aber geradezu Ein uberwuchert. guter" Geschaftsmann ist gegenwiirtig nicht mehr jener, der gute Arbeit oder Waare zu liefern und zu erzeugen versteht', sondern der gewandt und geriebeu (smart) genug ist, irgendwelche Arbeit an den zahlenden Kaufer zu bringen. Der ,

,

Pfuscher, englischer

der

ist nicht ,,los" hat, nur, wie unser wie der ,,gerade so angesehen, sagt, sondern steht bedeutend hb'her imWerth, und

Letzteres

Gewahrsmann

gute Handwerker", es gibt in den Vereinigten

Staaten

und

vielleicht

auch

schon

19 and erw arts

,

und

einzig

mehr allein

einen

als

reichen

durcli geschickte

Mann,

der

sein

Vermogen

r Anpreisung und theueren \ er-

kauf beinahe ganzlich werthloser, hochst billig erzeugter Artikel gemacht hat; hierher gehoren z. B. die Fabrikanten einer Unzahl von Patentmeclizmen, die alle Uebel, an denen zu leiden das unfehlbar kuriren Menschengeschlecht nur im Stande sein mag Unter solchen Umstanden 1st die Idee, dass der Veru. s. w. kaufswerth eines Gegenstandes in einem gewissen geraden Verhaltnisse zu seinem Arbeitwerthe stehen miisse, bei den ,,GeschaftsAls Endresultat des Systems der leuten" ganzlich geschwunden, freien Konkurrenz ergiebt sich aus der hier auseinandergesetzten dass die ArVerbindung von Ursache und Wirkung schliesslich beit an sich als das unwesentlichere Element verachtet wird, wahrend man den Vertrieb der produzirten Waare als die wesentliche Kunst ansieht. Der Schlussstein dieses Systems ist dann die Ver,

,

achtung des Arbeiters selbst, wie sie heutigen Tages in alien rein ackerbautreibenden Gegenden der Vereinigten Staaten in dem Maasse Platz gegriffen hat, dass die ganze dort aufwachsende Jugend Arbeit als eine Entwiirdigung betrachtet, und sich was sie mit der geradezu weigert, sich zu dem herabzulassen nicht

,

Verachtung menial labor zu nennen beliebt, d. h. zur wirklich mit den Hanclen anzupackenden und zu produzirenden Arbeit. Und ich stehe nicht an zu behaupten, dass diese Abneigung beinahe des ganzen eingeborenen Elementes gegen das Ergreifen soltiefsten

dier Beschaftigungszweige, die wirkliche Arbeit erfordern, einer der Hauptgriinde des Uebels ist, an clem die Vereinigten Staaten

gegen\vartig krank darniederliegen.

Dieses Uebel gewinnt dadurch immer grossere Ausdehnung, dass sein nachstes Ergebniss die Erzeugung eines in der Gegenwart schon vollkommcn sichtbar zu Tage tretenden Kastengeistes der das im ,,Land" (d. h. in Amerika) geborene BevolkerungsElement von aller Handarbeit auszuschliessen 'droht, und dieselbe einzig und allein cils die Bestimmung der eingewanderten Foreigners ist,

d.

i.

Fremden

ansieht

,

wahrend

die

einzige

des

Stellung im Leben in dem besteht, was occupation noble Beschaftigung" zu nennen pflegt.

wiirdige

Eingeborenen

man

genteel

Ein ahnlicher Kastengeist besteht nun zwar auch in Europa, hat aber daselbst, soweit er nicht durch die abgelebten, tragen Ueberreste des ehemaligen Feudaladel-Systems erzeugt ist, eine wesentlich andere Basis, namlich die durch ,,Bildung" (allerdings muss diese in vorgeschriebener

und Aemter

Weise

n

deren

auszufiillen,

schulgerecht" sein) solche Stellungen Beschaftigungskreis wesentlich in

Diese Basis ist jedoch in Amerika Leistungen besteht. durchaus nicht vorhanden und zwar um deswillen nicht weil die

geistigen

,

,

20 oben geschilderte Verachtung der Arbeit

sich nicht allein auf die

physische Arbeit erstreckt, sondern ebensowohl, ja sogar noch weit mehr auf die geistige, denn bei den Produkten der physischen Arbeit ist das grosse Publikum immer noch besser im Stande, den Werth der gelieferten, und ware es auch nur anscheinend

gute Schleuderarbeit, einigermassen zu schatzen, als bei den ProIst namlich auch jeder andere Maasstab des dukten des Geistes. Vergleiches abhanden gekommen so bleibt doch der fiir das Auge ,

wahrnehmbare der Quantltat und des ausseren Anscheines iibrig. Zur \Verthschatzung geistiger Arbeitsleistungen aber ist das Verstehen derselben unerlasslich und es kann daher von dem grossen Publikum nur jene geistige Arbeit wirklich geschatzt wer-

jederzeit

,

den die sich nicht fiber dessen Bildungsgrad erhebt. Geistige Arbeit hat indess das Eigenthiimliche dass, sollen ihre Produkte das sich unbedingt iiber sie uberhaupt einen Werth haben, Bildungs-Niveau des grossen Haufens erheben mlissen; deshalb ,

,

kann geistige Arbeit an sich vom Publikum nie ihrem wahreii Werthe gemass gewiirdigt werden, und es geht hieraus folgerichtig die in Amerika schliesslich ubliche Werthschatzung geistiger Arbeit hervor, die jener der physischen rollkommen entspricht: sie ist namlich nicht eine Wlirdigung der Arbeit an und fur sich, sondern nur ihres ^Vertriebes." Der geistige Arbeiter an sich wird demnach ebenso verachtet \vie der physische Arbeiter an sich, oder noch mehr, wegen des \veiterenUnterschiedes zwischen geistiger und physischer Arbeit \vonach die Produkte der Letzteren einen der von Anderen eben nur durch Eigenthumswerth reprasentiren wirklichen Kauf erworben werden kann. Das Produkt der geistigen Arbeit dagegen ist kein korperlich begrenztes Ding und kann deshalb auch nicht als solches besessen werden. Sucht nun der geistige Arbeiter das Resultat seiner Arbeit zn verwerthen, so kann er dies natiirlich nur thun wenn er es zum Kaufc anbietet d. h. es zeigt und erklart. Hat er dies aber gethan so ist der praktische Mann, der als richtiger gut er Geschaftsmann" kein Geld fiir das ausgiebt, w as er umsonst haben kann oder vielmehr schon erhalten hat, ,

'

,

,

,

,

,

,

,,

r

,

so einfaltig, dem geistigen Arbeiter das Ergebniss seiner geistigen Arbeit zu bezahlen. Er behalt es einfach im Kopf, erspart sein Geld , geht hin , lasst die Anwendung auf seinen

natiirlich nicht

Namen war, geistig

lacht den Tropf aus, der so dumm ,.patentiren" und die Idee seiner gediegenen, neuen, wunderbaren Erfmdung

Im besten Falle, wenn der Geschaftsder betreffende ,,Gelehrte" sei vielleicht doch denkt, mit denen sich ein noch andere Dinge auszuhecken

auszuarbeiten.

mann namlich

im Stande Geschaft machen ,

halten^will, Arbeiter,

,

liesse,

gibt

er

und

ihm,

er sich ihn also soviel

ihm eben

fiir

die

Zukunft

beliebt.

gezwungen das Dargebotene. anzunehmen,

Der da

warm

geistige er im

21 ist gerade lauft, gar nichts zu erhalten, imgiinstiger gestellt als der physische Arbeiter, der, der gebotene Preis nicht behagt, einfach sein Arbeits-

Weigenmgsfalle Gefahr

um

so

viel

\venn ihm produkt aus

den

Handen

Anderen anbietet, bis

er"

des

Kaufers

imd es solange oder doch den besten

nimmt,

einen zusagenden,

Preis dafur erhalt.

Es Arbeit

ist

also

\vesentlich

Preise an den

betreffs

die

Mann

der

zu bringen,

geistiger wie phyaischer dieselben zu moglichst hohem In dieser die gewiirdigt wird.

Hesultate

Fertigkeit,

wahre Wesen der genteel occupation des Eirgeden Vereinigten Staaten allgemach als die eirizige Und der gewinnreicbe bornen wiirdig geltende Beschaftigung. fiir welche man den SprachBetrieb dieser Beschaftigung ist es Geldraachens " erfunden hat. ausdruck des

Fertigkeit

das

bestelit

in

,

,

Der hier beschriebene Prozess geht seit langer Zeit in immer beschleunigterem Maasse vor sich. Seine natiirlicbe Folge war eine fortwahrend steigende, beute gerade in's Ungeheuere angewacbsene Vermehrung der Zahl derer, die von den angeblich genteelen Berufszweigen leben wollten. Zwei weitere Consequenzen ergeben sich daraus

:

Erstens stieg in alien hierher gehorigen Beschaftigungszweigen e class schon seit lange die >y genteelen' Beschaftigurigszweige nur in jenen wenigen Fallen entsprechend die

Konkurrenz derart,

wo es vereinzelten Individuen gelingt, entweder durch ganz besondere Energie und Talent gepaart mit Gliick oder durch einflussreiche Verbindungen die Aufmerksamkeit der grosseii Masse auf sich zu ziehen, in welchem Falle sie allerdings im Stande sind, aus ihrem beriihmten, vielleicht auch beriichtigten Namen Geld zu machen. In alien gewohnlichen Stellungen aber, zu deren Ausfullung man einen bekannten oder beriihmten Namen nicht braucht, werden in Folge des erschrecklichen Ueberschusses in den an Stellmsuchern die Facher der genteel occupation bezahlt werclen

,

Yercinigten Staaten viel weniger gut bezahlt, als die entsprechenden deren und Leute von europaischer Geburt Posten in Europa ,

,

Bildung und Erziehung sie auf diese Facher hinweist, haben, dasich ihnen als Foreigners nur eine ausserst geringe Moglichkeit darbietet, die enormen Schwierigkeiten im Schaffen eines Nameus zu iiberwinden von alien Einwanderern unz\veifelhaft die allerschlechtesten Aussichten. Es ist denn auch wohl bekannt, dass weitaus die Mehrzahl von ihnen zunachst in das Gewerbe der Barkeepers, Schenkkellner, hineingerath um spater entweder als ,

,

Kneipenwirthe und Wiukelpolitiker mit ganzlicher Aufopferung aller sogenannten Ehrbegriffc und Anspriiche eines gebildeten Geistes sich durchzuschlagen und eine Rolle zu spielen, oder auch

22

um

als ganzlich verbummelte Subjekte schliesslich an den Folgen der Trunkenheit, worin sie ihre getliuschten Hoffnungen zu ersaufen versuchen unterzugehen. Die zweite Folge der fortwahrenden Vermehrung dieser ,

Menschenklasse

Anw achsen T

ist

die Last

dass im gleichen Verhaltniss zu ihrem die, ihrer Ernahrung schwerer und schwerer auf

das arbeitende Yolk driickt. In der That

der iuuner verzweifelter

ist

gestaltende Kampf urn's Dasein, der sowohl unter den sich zur genteel occupation drangenden Hunderttauscnden wiithet, als auch von ihrer Gesammtheit gegen das noch wirklich arsich

beitende

Volk gefuhrt wird,

die

eigentliche

Grundursache

der

verschiedene Phasen sowohl in

deren

allgemeinen Demoralisation, der Corruption der Politik und des gesammten Regierungssystems als in der immer bodenloser, betrugerischer und (aus gesteigerter

Desperation) verwegener werdenden Geschaftsspekulation der Privaten sich' offenbaren. Wenn Jedermann auf alle und jede Weise versucht, nicht von den Erzeugnissen seiner (verachteten menial) Arbeit sich zu ernahren, sondern auf Kosten aller Anderen by his Gentleman" flott zu leben, wits^ ,,von seiner Gescheidtheit" als

miissen natiirlich schliesslich jene, welche die Umstande zwingen, die Zeche wirkliche Arbeit zu thun die, leider unentbehrliche bezahlen. ,

,

So kann bei dem Vorwalten dieser Geistesrichtung die fortw^ahrende Yerschlechterung der Lage des wirklich arbeitenden Yolkes nicht Wunder nehmen. Dass diese Yerschlechterung nicht. erst neuerdings eingetreten, sondern schon seit langerer Zeit allmalig vor sich ging, wenn sie auch erst nach dem Platzen der Seifenblase

der

auf

recht offenbar wurde,

die Spitze getriebenen

wilden Spekulation so

Well

in seinen statistischen

hat David A.

Angaben schon vor Jahren nachgewiesen. Wir entnehmen ihm nur das folgende Beispiel, indem er durch Gegeneinanderstellung der Kosten des Lebensunterhaltes einer Handwerkerfamilie in den Jahren 1860 und 1870, und durch Vergleich dieser Kosten mit dem Yerdienste des Mannes in denselben Jahren die sich ergebende Verschlechterung ihrer Lage nach\veist. Jahrlicher Yerbrauch einer Familie von 2 Erwachsenen und 2 Kindern, und die Kosten desselben in der Stadt New-York; Ouantitat

VerkaUISartlkel:

im Jahre:

Preis 1860. Im Jahre: Einzeln:

Cents

Rindfleisch

Hammelfleisch Gep. Rindfleisch Butter Reis Milch

250 Pfd. 100 100 70 50 200 Qu.

10'|

9 7'|,

18 6

5

Doll. Cents

Preis 1870. Einzeln: Im Jahre:

Cents

.

Doll. Cts.

9.

20 15

7.50

12

50.15.12.-

1260 3.10.-

30

21.

10 10

20,

25.62'|,

5.-

23

Verkaufsartikel:

24 Anzalil Arbcitstage verlieren liberdies auch wohl und demgemass kostspieligerer Nahrung bediirfen. Ein kleiner, wirklicher Unterschied stellt sich im Grossen und Ganzcn nur zu Gunsten jener Handwerke heraus, deren Betreibung eine eine

grosse

,

kraftigerer

bedeutende Korperkraft erfordert, angesehen werden.

Es

oder

die als

weniger

r genteel*'

noch besonders zu bemerken, dass ein Jahr, in dera noch Jedermann, der von schlechten Zeiten gesprochen hatte, als Thor veiiacht worden ware. Seit 1870 hat die vergleichweise Yerbis endlich die schlechterung immer mehr und mehr zugenommen eintretende Krisis die Hulle, worunter dieser Zustand so lange sich verbarg, und das Wesenlose des eingebildeten, hinweg, papiernen Reichthums an's Licht zog. Schliesslich ist noch zu erwahnen, dass die hier nachgewiesene Preissteigerung hauptsachlich nur die eigentlichen Nahrungsmittel betrifft, in denen sie noch unverhaltnissmassig gering war. Die Preissteigerung dieser 10 Jahre in alien sonstigen Bedurfnissen ist geradezu enorm, betragt wohl nie weniger als 100 Prozent, und steigt sehr oft bis zu 250 Prozent des Preises, den gleiche Artikel im Jahre I860 kosteten. sie

ist

das Jahr

bei dieser Tabelle

1870 zum Vergleiche wahlt,

,

Die materiellen /ustandc uud die Ursacheii der Verschlechteruiig

1

Dass

seit

einer

Reihe

.

von Jahreii eine immer zunehmende

Verschlechterung in der Lage der arbeitenden Klassen sowohl, als Geschaftsaller deren Wohlbefinden abhangigen kleinen von dann auch der grossen Klasse der Ackerbauer vor sich leute, Yon gegangen, haben wir im vorhergehenden Abschnitte gezeigt. ist es nun, die materiellen Griinde dieser Erscheinung kennen zu lernen, namentlich in Erfahrung zu bringen, ob dieselben nur von voriibergeheiidem oder von dauerndem Ein-

grosstem Interesse

flusse

und ob, ware Letzteres der Fall,

sie ihre

Wirkung

in

Zukunft

Denn an und fiir sich waren die vergrossern werden. augenblicklich schlechten Zeiten wohl durchaus kein geniigender Grund, warum Klassen der Bevolkerung, die friiher ihre Lage

noch

durch Auswanderung nach den

Yereinigten Staaten

in der

Regel

25 bedeutend verbesserten, behalten und zu seiner

aucli fernerhin dieses Mittel

niclit

Anwendung

schreiten

im Auge

sobald

sollten,

die

gegenwiirtige Stockung im Arbeitsmarkte soweit aufgehoben ist, um ihnen die zur Erwerbung ihres Lebensunterhaltes unbcdingt nothige Beschaftigung zu gewahrleisten. Ist

Griinde

die

dagcgen

eingetreten

,

Verschlechterung in Folge nachhaltiger wiirde ein Entschluss zur Auswanderung

so

nur unter Beobaclitung

der

grossten Yorsiclit

fiir

Solche rathsam

etwa an vorausgegangenen und von gliicklichem erscheinen, Erfolge begiinstigten Verwandten einen Biickhalt besitzen, oder denen sonstige, und Wcge aussergewohnlich giinstige Mittel zu Gebote stehen, den gewiinschten Erfolg im fremden Lande zu die

erringen.

Eine dauerndc Verschlecliterung konnte sowohl in Folge des Erloschens seither bestandener, aussergewohnlich giinstiger, wie auch in Folge des Eintretens neuerdings sich herausbildender ungiinstiger

ob

Umstande

Ob

entstehen.

eine

und welche

dieser beiden,

beiden Ursachen

zugleich an den gegenwartig sich oftenbarenden Zustanden Schuld tragen das zu untersuchen soil

oder

alle

,

,

unsere Aufgabe sein. Zwei Griinde waren

es hauptsachlich die von jeher als und die Empfehlung der grossen Republik augefiihrt wurden Auswanderung anlockten: des Larides dessen natiirliche 1.) die weite Ausdelmung und dessen Grund und Boden nur Hilfsquellen unbeniitzt dalagen aufgenommen und bekannt zu werden brauchte, um einen reich,

,

,

,

lichen Ertrag zu liefern 2.)

die Vortheile

;

des

einfachen,

billigen

und

,,freien"

Re-

gierungssystems.

Wir werden uns zuerst init dem ersten dieser beiden Vorzu befassen haben. Es ist wabr dass nach dem Gesctze der Vereinigten Staaten ein Jeder das Recht hat, 160 Acker Regierungsland gegen Zahlung von Einschreibgebiihren in Besitz zu nehmen und sobald er nur fiinf Jahre lang wirklich auf diesem Lande gesessen und es bcbaut hat einen vollstandigen freien Besitztitel erhalt. So sagt das ziige

,

,

,

Gesetz, und es statte"-Gesetz

ist

unbestreitbar

,

dass unter diesem,

dem

w

Heim-

und unter dem ihm vorhergehenden sogenannten squatter law ,,Ansiedler "-Gesetz, das ihm im Wesentlichen gleich war, Tausende und Hunderttausende von den Farmen Besitz er,

In der auf denen sie zu \vohlhabenden Leuten geworden. grosste Theil des Landes in den heute sogenannten ,,westlichen" Staaten ist seit ungefahr dreissig oder hochstens vierzig Jahren auf diese Weise in die Hande von Privateigenthiimern iibergegangen von denen ein sehr grosser Theil eingegrifFen,

That,

der

,

4

26

wanderte Btirger und namentlich Deutsche sind. Aber es ist ebenso wahr dass das Regierungsland in den westlichen Staaten Ohio, Indiana Illinois Wisconsin bis auf verschwindend Michigan ,

,

,

kleine

,

Ausnahmen,

die ausschliesslich aus werthlosen

Sumpf- oder

Berglandereien bestehen, vollstandig vcrgriffen ist, und class der Ansiedler, der heutigen Tages noch von den Bedingungen des obigen Gesetzes Gebrauch zu machen wimscht, in den Staaten des fernen Westens, \vie Kansas, Nebraska und Minnesota, oder

gar in den Staaten am Stillen Meere wie Californien und Oregon oder in den allerdings noch an Grosse und Meilenzahl ihres Ge-

von

bietes sehr ausgedehnten zwischen diesen beiden Gruppen Staaten liegenden Tcrritorien der Vereinigten Staaten sich ,

eine

Heimath suchen muss.

Nun sagt allerdings der letzte Census der Vereinigten Staaten, dass daselbst noch ungefahr 900 Millionen Acker Regierungsland zu haben sind und der mit der Beschaffenheit und dem ,

Charakter

iiicht Vertraute schliesst hieraus, dieser Schluss ist sogar unter der grossen Masse der Bevolkerung in den ostlichen Staaten der nordamerikanischen Republik ganz

dieser

Gegenden

Strecke Landes noch auf lange Jahre Ansiedler die Mb'glichkeit der Erwerbung jedem einer Heimstatte zu gewahren. Dieser Glaube ist allerdings vollkommen ja sogar nur zu begrundet und zwar aus der sehr triftigen dass

allgemein,

diese

geniigen werde,

,

,

Ursache, weil in diesen 900 Millionen Acker Landes Millionen und aber Millionen von Viertelssektionen (160 Acker enthaltende eine Sektion Land ist eine englische Meile im Geviert Stiicke, und enthalt 640 Acker Land) mit einbegriffen sind, die in Besitz zu nehmen auch noch nach sehr langen Jahren Niemand einfallen wird. Demi der Mann, der versuchen wiirde, auf seiner begehrten Heimstatte die zur Erwerbung des Besitztitels nothigen ftinf Jahre zuzubringen, mlisste namlich in dieser Zeit oder vielmehr in den ersten Paar Wochen nachclem ihm die mitgebrachten Lebensmittel ,

ausgegangen, einfach verhungern; das Land selbst ist kaum fahig, Prairiehunden Prairiewolfen und Klapperschlangen eine kiimmerliche Nahrung zu bieten (wenn diese Thiere sich mit sehr sparsamen Rationen begniigen sollten), geschweige denn geeignet die dem Menschen erforderlichen Nahrungsmittol zu erzeugen. Urn bin ich gez wungen, diese biindige Behauptung zu bewahrheiten eine allgemeine Beschreibung der ausgedehnten Gegenden zu liefern, wo rin diese so und so viele hundert Millionen Ackerland liegen, die noch fur Jeden, der verwegen genug ist, sie in Besitz zu nehmen, zu haben sind. Die ganze ausgedehnte Region zwischen dem Missouri im Osten da, wo derselbe die Westgrenze der Staaten Jowa und Missouri bildet, und der Sierra Nevada, der Ostgrenze des Staates ,

,

,

,

27 Californien im Westen, ein Gebiet, das in der Richtung von in der Richtung von Norden Osten nach Westen ungefahr 350 nach Siiden mindestens 200 geographische Meilen misst, also einen Flacheninhalt von ungeflihr 70,000 geographischen Quadratmeilen (gleich dem Siebenfachen des jetzigen im Jahre 1874 bestehenden deutschen Reiches) hat, tragt im Allgemeinen den Charakter eines von vielfachen, sich meist von Norden nach Siiden durch dasselbe hinziehenden Gebirgsketten, den sogenannten Felsengebirgen (Rocky ,

Mountains) unterbrochenen, bctumlosen und diirren Steppenlandes. Dieses Steppenland erhebt sich von Osten und Siidosten, wo der die fruchtbaren Gegenden des jetzigen IndianerMissouri-Fluss ,

Territoriums und des Staates Texas seine Grenzen bilden, in allDieser Theil \vird die Plains miiliger regelmassiger Ansteigung.

und Ebenen genannt, weil der Boden hier oft so eben daliegt, wie eine Tischplatte und nur von dem vollkommen runden Kreise des fernen Horizontes bis zu wclchem weder Baum noch Strauch ,

,

sich

dem Auge

zeigt

,

begrenzt wird.

Im Westen

,

dort

wo

sich

die ersten Ketten der Felsengebirge aus diesen Ebenen emporheben, ist die Hohe dieser Letzteren schon bis auf 6000 Fuss iiber den

Sowohl Denver, die Hauptstadt des Meeresspiegcl gestiegen. Territoriums Colorado, als Cheyenne, die Stadt an der UeberlandEisenbahn am Fusse der Black Hills ,,Schwarzen Berge", liegen beide auf mehr als 6000 Fuss Seehohe. In seiner ganzen westlichen Halfte bis zur Sierra Nevada tragt das Land den allgemeinen Charakter einer von vielfachen Gebirgsziigen unterbrochenen Hochebene, die von 4000 Fuss im Thale des grossen Salzsee's bis zu 7000 Fuss auf den Laramie-Ebenen und in der Gegend von Santa Fe, der Hauptstadt New-Mexico's und der iiltesten Stadt im Ge-

Auch diese Gegend biete der Vereinigten Staaten, sich erhebt. behalt denselben Charakter eines baum- und strauchlosen , wiisten der sich in manchen Theilen Steppenlandes bei, und nur dann und Wiiste steigert, Fluss ein ein oder durch die Gebirgswo Bach zufalliger wann, ketten die es begrenzen besonders gut gegen die verheerende Gewalt der Winde geschiitztes Thai beriesclt, irgendwelche BaumIn diesem ganzen ungeheurcn Geoder Strauchvegetation zeigt. biete finden die atmospharischen Niederschlage in so unbedeutender Menge statt, dass gleich viel was seine sonstigen klimatischen und

und bis

diirren

zur

vollkommenen

,

,

Bodeiibedingimgen sein mogen, schon aus von Ackerbau nur da die Rede sein kann, Biiche Gelegenheit zur Berieselung geboten

Bache sind,

da

ihre

diesem Grunde allein T durch Fliisse und

WO

ist.

Aber die

Fliisse

sehr

und

geringen Bezugsquellen hoheren Ketten der Felsengebirge, iiberaus selten und leiclen durchaus nicht an iibergrossem Wasserreichthum. Sie werden erst im hochsten Norden dieses Gebietes

Schneeniederschlage

einzigen

auf den

28

wo

hh'ufiger, cler

das theilwcise dem hoheren Breitengrade, theihveise des Landes entpringende kalterc Klima

senkrechten Erhb'hung

aber Ursache ilircs haufigeren Erscheinens ist znglcich durch seine grossere Strenge jeden Ackerbau unmb'glich macht. In diesem ganzen grossen Gebiete ist Ackerbau demnach nur in die

,

jenem Theile des Siidens mbglich tier

seltenen Fliisse

zur

,

wo

Berieselung

die

einer

sparsame Wassermenge beschrankten Strecke

Landes sich verwenden lasst. So haben z. B. die Mormonen in Utah im Thale des grossen Salzsee's, das niedriger liegt als das umgebende Land, die geschiitzten Thaler der Kultivation zugangAuf die namliche Weise zieht die sparsame Belich gemacht. vblkerung von New-Mexico die wenigen Ackerbauprodukle deren nncl haben schon vor der Entdeckung Ainerika's die sie bedarf, sogenannten Pueblo (d. h. in Ortschaften wohnenden) Tndianer wie es ihre Neu-Mexiko's und Arizona's den Boden kultivirt ,

,

Nachkommen z. Moquis am Colorado

iibrig gebliebenen

B.

die

Pima's

am Rio

Gila in

Chiquito, die Navajoes u. s. w. Arizona, die noch heutigen Tages im beschrankten Maasse thun. Aber was auf solche Weise kultivirt wird, sincl eben nur diirren und w listen Steppe, spurliche Oasen in der ausgedehnten und die Wassermenge reicht nicht hin, die Zahl dieser Oasen oder ,

ihre Gebietsausdehnung wesentlich zu vergrb'ssern.

Ein interessantes

Beispiel hiervon liefert ein klirzlich zum Gegenstande ernes wahrscheinlich jetzt noch in der Schwebe befmdlichcn Streites gewor-

dener Fall.

Im Jahre

1869

griindete

cine

in

den Neuengland-

aus eingeborenen puritanischen Amerikanern bestehende Gesellschaft die Kolonie Greeley in -einer geschiitzten Lage an der Yerbindungseisenbahn zwischen Cheyenne und Denver staaten

auschliesslich

am Fusse

Sie Icgtcn des b'stlichen Abhanges der P^elsengebirge. Berieselungskanale an bezogen das Wasser hierzu aus einem Caclie de la poudre genannten Bache, und gediehen so gut, als sich erwartcn liess. Einige Jahre darauf nun liessen sich anderc Ansiedler in dem Thale desselben Baches mehrerc Meilen aufwiirts ,

Auch sie legten natiirlich BeriesehmgskanaMe an, um ihr Land zu bewassern. Was geschah? Das zur Berieselung der Felder der Kolonie Greeley nothige Wasser blieb aus, die Be-

.nieder.

rieselungskanale lagen trocken, und die Feldfruchte verdorrtcn, wcil die neuc Kolonie die beschrankte Wassermenge des Baches

zur Berieselung ihrer Felder verbraucht hatte.

Der Uebergang von dem

,,Prairie"- d. h. grasreicheri

Ebenen-

Charakter der nordwestlichen Staaten (Illinois und Jowa bcsonclers) in den Steppencharakter dieser Gegend ist ein allmaliger und es muss der Erfahrung iiberlassen bleiben, die Grenze festztisetzen, an welcher der nutzbringende Ackerbau unmbglich. Meine personliche Kenntniss dieser Gegenden fiihrt mich zu der Ansicht,

29 wesentlich fortschreitende Welle der Ansiedlung diesc im ganzen Nordwesten der Vereinigten Staaten (in den Staaten Minnesota Nebraska und Kansas) be re its seit mehreren Jahren erreicht hat, ja dass dieselbe von Tausenden von da?p

die

Grcnze

,

Ansiedlern sclion iiberschritten

ist.

Diese Ueberschreitung racht sich

und schwerer an den Betreffenden, als die trockenen Steppengegenden von einem anderen Uebel regelmassig wenn auch

urn so schneller

,

mit perioclischen Unterbrecliungen heimgesncht werden, das den Ackerbau sogar an den ausnahmsweise giinstiger gelegenen Stellen sehr prekar macht, indem es die Ernten jederzeit mit der Wahrscheinlichkeit ganzlicher Vernichtung bedroht. Dieses Uebel sind die Heuschr ecken, die diese Steppen in gewissen Jahren in dichten Wolken durchzichen und mitunter vom Winde sogar weit in die immer feuchteren Ackerbaugegenden hineingetragen werden. ihre Schwarme sich niederlassen fressen sie Alles, was nur griinen mag, in der kurzen Zeit von wenigen Stunden bis auf den Stumpf kahl ab. Die unzahlbarcn Schwarme dieser Thiere bedecken ,

Wo

,

1863 als Ausdehnung und sowohl Gegend von Omaha am Missouriflusse bis zum Ihre Yerheerungen sirid 1874 grossen Salzsee davon erfiillt. wieder so bedeutend gewesen, dass in Minnesota, Kansas, Nebraska uncl sogar in Jowa viele Tausende ihre ganzen Ernteaussichten zerstb'rt sahen, in die bitterste Nqth geriethen, und die Staatsbehorden gezwungen waren, sich ihrer anzunehmen und Aufrufe zu ihrer allgemcine Unterstiitzung an das Volk zu richten. Allcin in dem Staate Kansas, der eine Bevolkcrung von ungefahr 500,000 Einwohnern hat, betrng die Anzahl der Personen, die 1875 Unteraus diesem Grunde wahrend des Winters 1874 das

Land

in

ungeheurer

1869 fand ich

die

stiitzung erhielten, nach amtlichen Berichtcn nicht weniger als 32,614 und mbchte im ganzen Westen sich wohl mit 60,000 bis 70,000 Menschen beziffern. Um das Elend, dem diese Leute preisgegeben gehb'rig zu muss man \\issen, was es heisst, cin solches neues wiirdigcn ,

,

Land zu besiedeln namcntlich in diesen Wahrend der letzten Jahre, besonders ,

fernen westlichen Gegenden. Yollendung der Ueber-

seit

land-Eisenbahn und verschiedener anderer Bahnen im Staate Kansas Nebraska, schob sich die Grenze der Ansiedelungen sehr sclmcll nach Westen, und Einzelne der neuen Ansiedler sind bis iiber 200 Meilen westlich vom Missouri vorgedrungeri. Damit sind sie wohl schon iiber jene Grenze hinausgelangt bis zu welcher die naturlichen Niederschlage einen gesicherten Ackerbau ohne Berieselung erlauben. Allerdings kann man sogar noch welter westlich ofters gereiftes Welschkorn sehen, aber stets nur in feuchten Jahren wie im Durchschnitt nur Eins von Dreieii ist. In dieser Gegend findet sich, wie schon mitgetheilt, Holz

und

,

,

30

am Rande

nur

der Fliisse;

Bauholz

ist

,

besitzt das grosse Uebel, als

deshalb

ist

und sehr theuer. Beinahe das einzige und dieses Cottonwood eine Art Weide

selten

Bauholz

dass es

ausserordentlich

Holz obzwar sehr zahe, \venn zu Brettern und Bohlen ,

vorhandene

,

,

d. h. es verzieht sich auf wirft, welche die urspriinglichen Linien des noch errathen lasst. Man ist daher ge-

sich

verwendet,

kaum

glaubliche Weise, betreffenden Brettes nur

es noch ganz griin zu verwenden und zu befestigen, die Beibelialtung der erforderten Gestalt soviel als moglich zu Von diesem Material sind meistentheils die Hauser erzwingen.

zwungen,

um

gebaut,

und zwar

weniger

Balken-

der Art, als

dass auf ein sehr diinnes, die Bretter

Stangengeriist

leichtes,

von oben nach

unten aufgenagelt und die Fugen mit 2 Zoll breiten, diinnen Das Dach wird mit Schindeln gedeckt. Latten iiberdeckt werden. Sobald das Holz zu trockneii anfangt, verzieht es sich mit solcher Gewalt, dass es haufig sogar die Nagel ausreisst und alle Fugen so dass der Wind ungehindert hindurchpfeifen giebt hiergegen kein anderes Mittel, als die Fugen von Zeit zu Zeit mit Lehm , oder, da dieser binnen Kurzem gewohn-

\veit .offen stehen

kann. lich

,

Es

wieder

abfallt

,

mit alten

Meistens befindet und das Bett ist unter

sich

Lumpen und

,

und

eine Leiter fiihrt. Der muss das Haus erwarmen als das Cottonwood und Was es heisst, im Winter

demDache, wohin

der Kochofen einzige vorhandene Ofen man besitzt weiter kein Brennmaterial

dann

dergleichen zu verstopfen. in solchcn Hausern,

Raum

nur Ein

wann etwas Ulmenholz.

W

;

,

T

ind mit einer in Europa ganz wohnen in dem der kalte unbekannten Macht diese Ebenen im buchstablichen Sinne des T ortes fegt, d. h. Alles nieder wirft und vor sich hertreibt, was

hier zu

,

W

nicht ganz besonders fest ist, vermag nur der zu beurtheilen der Ira die Gewalt eines Sturmes auf den Steppen kennen gelernt. Herbste 1867 sah ich, wie der Wind einen Haufen gepresster von denen Heuballen auseinanderjagte und die einzelnen Ballen ,

,

jeder bei einem Inhalt von ungefahr 6 Kubikfuss und rechtwinklig eckiger Form ein Gewicht von 250 bis 300 Pfund hatte, mit einer Schnelligkeit vor sich hertrieb, dass ein Rennpferd denselben

zu folgen vermocht hatte. Ebendaselbst hatte ich im Winter 1868 das Vergniigen, bei jedem Schneesturme in dem Schlafzimmer unseres Hauses von dem feinen, alle Ritzen und Fugen durchdringenden, mehlartigen Schnee dieser Gegend beim Erwaclien in der Hohe von mehreren Zoll bis zu anderthalb Fuss

kaum 1867

einem Falle) Alles, die Betten selbst naturlich nicht ausgeZieht man nun in Erwagung dass schlossen, bedeckt zu scheu. unser Haus von Brettern erbaut war, die auf der Union Pacific(in

,

Eisenbahn von Chicago, 1000 englische Meilen weit hergebracht waren, und sich nicht verziehen, wie das grime Cottonholz, so

31

wie eg die ein Haus wohnlich gewohnlich besitzen und warm zu erhalten. Ausgenommen an ganz ruhigen schonen Wintertagen 1st hierzu die fortwahrende angestrengte Arbeit ernes Mannes erforderlich. Und wenn den in der Regel klaren Tagen die Xacht folgt, tritt sogleich cine solche durehdringende Kalte ein dass sowohl Mensch als Vieh deren Zunahme in dem Maasse, von .Augenblick zu als die Soime sich dem Horizonte nahert, u und ein Nebel von feinen, unsichtbaren, im Augenblick ,,fuhlt Xu geformten Eisnadeln herniederfallt. Ein gehoriger Vorrath von Buffelfellen und Decken ist nothig, um den Menschen gegen die Alles durehdringende Kalte der klaren Nachte zu schiitzen.

man

kann

beurtheilen

,

was

es

heisst

,

,

auf den Ebenen

ersten Ansiedler

,

,

,

,

Theils Billigkeit

um warmer

zu

sitzen,

schlagen Viele ihre

halber

auch der grosseren Wohnstatte in einem

theils

erste

sogenannten Dug-out auf. Ein Dug-out (von todig , graben, ausgegraben) wird gewohnlich an der Sonnenseite einer Erhohung oder eines Abhanges angelegt, indem man in denselben hineingrabt und einen ebenen Platz herstellt, dessen Hinter- und Seitenwande

Boden (vorn etwa 6, hinten vielleicht 10 Fuss hoch) Vorn wird eine Wand von Stangen und Brettern hergedas man stellt und von demselben Material das Dach gemacht mit der ausgeworfenen Erde ein bis zwei Fuss dick uberdeckt. der naturliche sind.

,

,

In der hinteren

Wand

wird

ein ,,Feuerplatz" angelegt.

Ein sol-

entschieden das am biUigsten mit der wenigsten Mlihe und was besonders in Gewicht fallt, dem geringsten Aufwande an Material herzustellende Winterquartier und wird von

cher Dug-out

ist

,

den cliese Gegenden durchstreifenden einzelnen Jagern und Goldsuchern jedem Anderen vorgezogen. Auch um deswillen, weil in richtiger Lage, der sich bios ungefahr 2 Fuss das allgemeine Niveau des Landes erhebt, und oft nur an der aufsteigenden Rauchsaule uberhaupt wT ahrnehmbar ist, wenn er an jeder Wand mit einer Schiessscharte versehen und von 2, 3 oder 4 Mann in solcher Zahl wohnen diese Jager gewohnlich zusammen eine selbst einem grossen Indianervertheidigt wird

ein

Dug-out

iiber

,

,

,

haufen gegeniiber beinahe uniiberwindliche Festung

Wo

hierzu

geeigneter, sich dicht der erste Ansiedler sein

bildet.

verfilzender

Rasen vor-

Haus auch von diesem Material. Eiri solches Haus ist schnell und billig herzustellen, warm im Winter und schutzt gegen den Wind. Es ist allerdings

handen,

baut

nicht leicht es reinzuhalten, denn von den an der inneren Seite der Wande trocknenden Rasenstuckeu lost sich fortwahrend die

anhaftende Erde als Staub ab, steht aber trotz alledem durchschnittlich zehn Jahre lang und eine Ausfiitterung der Wande im Innerii schiitzt die

Raume gegen den

grobsten Schmutz und giebt,

32 \venn sie, wie es oft geschieht, mit Papier-Tapeten beklebt 1st, denselben sogar ein ganz gutes Ansehen. Der neue Ansiedler in solclien Gcgenden liat sogar \vcnn geniigender Proviant im Hause, im Winter vollauf zu thun, um Dcnn die Paar Biiume, die nur Brennmaterial herbeizuscliaffcn. dern Wasserlaufe seiner Nachbarschaft gestandcn vielleicht an haben, sind schnell verbraucht,' und er muss bald meilenweit dcm ,

unentbehrlichen^Holze nachgehen, es fallen und nach Haus schlepIm Hause wird es dann niclit nur zur Belieizung verwcndct,

pen.

sondern

um

auch,

der kleine

Bach

Brunnen sind

ist

niclit

das nothige Wasser herbeizuschaffeii. Demi meistens bis auf den Grund zugefroren, und vorlianden da ihre Anlage mitunter selir vielc ,

Arbeit erfordert. Ich erinnere micli eines Falles, dass ein Mann mit einer wahrliaft eisernen Au sdauer durcli theilweisen Felsgrund er elic nicht weniger als 140 Fuss den Schacht hinuntertrieb ,

Wasser

den ersten Jahren aber kann hiervon gar nicht die Rede sein, und man ist in der kalten Winterzeit bemussigt, das nothige Wasser durch Schnielzen von Schnee oder Eis sich zu verschaffen. mit denen der AnSind die geschilderten Schwierigkeiten siedler in einem neuen Lande, wie es die westlichen Ebenen sind, zu kampfen hat, schon so gross, dass sich die Bevolkerung von Gegenden, die seit langer Zeit kultivirt sind, nur sehr schwer eine Vorstellung davon zu bilden im Stande sein diirfte, so die dieser Leute sie Noth alle wenn iibersteigt sogar Begriffe, erreiclite.

In

,

der Nahrungsmittel entbehren.

Namentlich in den letzten zwei Jahren ist die Zahl der neuen Ansiedler eine ungewb'hnlich grosse. Tausende von Leuten aus den Stadten und dem Osten rafften unter dem Drucke der sich fortwahrend verschlechternden Zeiten ihr Weniges zusammen und gingen auf die Ebenen hinaus, sich dort eine Heimstiitte zu griinden.

Ihre Mittel reichten vielleicht gerade aus, um sich ein ges.childerten Sorte zu erbauen, ein Fuhrwerk nebst

Hauschen der

den unentbehrlichsten Ackergerathen zu beschaffen und einen Theil Landes zu bestellen. Schon das Jahr 1873 zeichnete sich nicht durch eine aussergewohnliche Feuchtigkeit aus, und ihre Ernte war deshalb nicht eben reichlich. Im Jahre 1874 aber bestellten sie ihr Land auf's Neue. Als die Anpflanzungen so weit gediehen waren, dass das Getreide schon Aehren trieb und die Ernte binnen Kurzem bevorzustehen schien verdunkelten auf einmal die heranziehenden Wolkeii der Heuschrecken die Sonne. In unzahlbaren Myriaden Helen sie auf Alles nieder, was da griinte ihres

,

und

in zwei, hb'chstens drei Tagen war jederHalm, jedes verschwunden, das an den Sommer erinnerte, und dem Aussehen der Felder nach schien der Winter uimiittelbar vor der

Blatt

bliihte,

33 All' ihre Miihe und Armen. buchstablichcn Shine des Wortes Denn sic besassen starrtc dcr Hungcrtod ihnen in*a Angcsicht. Lander in Vorrathe iiltcre solchen wie aufgestapeltc Fallen, niclit, mit dcnen sie sicli bchclfcn konnteiij und Hire friiliercr Jahre,

Thiire.

Arbeit

Vcrzwciflung

war

vcrloren,

ergriff

und

die

ini

wenigcn Geldmittel waren langst erschopft.

Ganzlich hilflos salien

sich aussclilicsslich auf die Unterstutzungcn ihnen zuflicssen mochtcn. sie

angcwiescn

,

die

Der Aufruf zur Hilfe blieb allcrdings nicht ohne Erfolg, die einlaufcndcn Untcrstutzungen in Geld, Proviant, Klcidern Denn es muss s. w. rcichtcn \volil aus, das Leben zu fristen.

und u.

Lob gespendet werden dass Gelegenheiten stets offene.Hande hat, und in der Art, \vomit sie nicht nur reichlich, sondern, was beinahe noch wichtiger, schncll und ohne Zogern gibt, was sie nur cutbehren kann, unter alien Volkern uncrreicht dasteht, mancher der amerikanischen Bevolkerung das sie

bei

,

dcrartigen

civilisirten

Nation zum Muster.

in

von dem

erst

Ein Fall, wie die Hungersnoth nach monatelangem Leiden und

Ostpreussen der Betreffenden auf die bedachtlichste Weise iibcrhaupt Xotiz genommen wurde, und in dem die Hilfe erst dann zur Ver,

Hunger

thcilung gelangte nachdem die Sache in alien Instanzen von alien Seiten gehorig gepriift war, damit nur ja nicht ein Paar Kreuzer ,

Jemand

der dieselben nicht durch cine entsprechende zufielen Portion Hungerleiden verdient hatte, ist in Amerika vorlaufig noch nicht denkbar. wenigstens

Aber

,

wenn

die betroffencn

die amerikanische

auch

Liberalitat

60,000 oder 70,000'Menschen vor

ausreicht,

dem wirklichcn

Hungcrtode zu schiitzen, so kann sie doch die Ursachen der Noth Denn dasnicht beseitigen, und ihrer Wiederkehr vorbeugen. selbe, was in dicsem Jahre geschehen, kann in irgend einem folgcndcn Jahre sich wicdcrholen, und die Ernte in diesen Gegenden der die Heuschreckenschwarme hiingt lediglich von dem Zufalle ab bald hierher, bald dorthin treibt, und sie das eine Jahr in nur geringer Zahl, das andere in ungeheucren Schw armen erscheinen liisst. Man kann also kiihnlich bchaupten, dass der Mehrzahl dicser Leute kaum etwas Bcsscres iibrig bleibc, als ihre erwarteten Hcimstatten wieder aufzugeben und in die altcren Ansiedlimgen zuriickzukehren. Und im Lichte der gemachten Erfahrungen dtirftc die Aussicht, sich auf den Ebenen des fernen Westens Heimstattcn zu griinden, in Zukunft wohl nur Wenigcn noch ver,

r

lockend dunkcn.

Man

darf

iibrigens

hieraus

nicht

schliesscn,

dass

dieses

ganze tingeheucrc Gebiet vollkommen wcrthlos sei. Grosse Strecken desselben eignen sich vielmehr vortreiflich zu ciner ausgedelinten Yiehzucht, wie dieselbe heutigen Tages schon im Staate Texas, in 5

34 den Pampas der

La

Plata Staaten

oder

in

den

Kirgisensteppen

Aber diese Viehzucht muss nothwenclig eine nomadische sein, und die Heerdcn miissen im Wesentlicheii die Ziige der gegenwartig dort noch sich erhaltenden Biiffel, die noch vor wenigen Jahren in Heerden von Zehntausenden liber die Ebenen betrieben wird.

wanderten wiederholen. Ehe dies aber moglich sein wird miissen nur die wilden Indianer ganzlich ausgerottet und geziihmt sein, sondern es muss auch betreffs dieser Landstrecken eine eigene Gesetzgebung geschaffen werden, die die Rechte der Heerdeneigenthiimer feststellt, woriiber jedenfalls noch geraume Zeit vergehen Bis dahin sind diese ausgedehnten Gegenden mit Ausnahme wird. der zerstrcuten Bergwerksansiedlungen oder der wenigen ackerbautreibenden Oasen, deren hauptsachlichsten die durch ihren besonderen religiosen Gesellschaftsverband zusammengehaltenen An,

,

nicht

,

Monnonen sind, praktisch vollkommen werthlos. Die Gegenden an der Kiiste des Stillen Oceans habe ich in dieser Beschreibung nicht erwahnt. Betreffs ihrer bemerke ich siedlungen der

Weitem nicht so gross ist, als angenommen wird, indem der eben geschilderte wiiste Steppencharakter des Landes sich bis zur Sierra Nevada (und ihrer Fortsetzung im Staate Oregon und im Territorium WashingEs bleibt also nur ein langgestreckter, ton) unverandert erhalt. im Durchschnitt ungefahr 30 geographische Meilen breiter Kiistenstrich zur Besiedelung iibrig. Aber sogar in der Siidhalfte dieses d. h. in dem ganzen Theile des Staates CaliforKiistenstriches nien, der siidlich von der Hauptstadt Sacramento oder von der zuerst,

dass ihre Ausdehnung bei

gewb'hnlich

,

Bucht von San Francisco liegt, setzt sich die grosse Trockenheit dem Maasse fort, dass die Regemnasse oft in zwei bis drei aufeinanderfolgenden Jahren nicht bedeutend genug ist, urn irgend

in

Wahrend meiner Anw esenheit in .Ernte hervorzubringen. Californien verdorrte in jedem der drei aufeinanderfolgenden Jahre r

eine

1869, 1870 und 1871 die Saat in diesem Distrikte, und die Bauern hatten Miihe, Arbeit und Aussaat verloren. Um sichere Ernten zu erzielen muss demnach auch hier zur Berieselung geDie wenigen Strecken aber, die zur Berieselung griffen werden. geeignet sind sammt und senders schon in die Hande von Privateigenthiimern iibergegangen, und miissen von ihnen fiir sehr theuren Preis erworben werden. Dasselbe ist mit den guten Landereien des sehr gebirgigen nordlichen Californien's und des Staates Oregon ,

,

der Fall, die sonst in klimatischer Beziehung sehr zu empfehlen sind. Es bleibt dem Ansiedler also nur noch das im hochsten Nor-

den gelegene Territorium Washington iibrig. Dieses leidet wieder an ubermassigem Regen und ist mit so dichtem Urwalde bestanden, dass dessen Ausrodung sich wohl kaum lohnen mochte, namentlich, da der Boden eher sandig, als reich genanut zu werden verdient.

35

Im Ucbrigcn wird

in

Folgc von Umstanden, die ich gleich

welter erklaren werde, alles daselbst imd an anderen Orten noch befindliche, brauchbare Regierungsland binnen Kurzem vollstandig so dass wir als Endresultat dieser Auseinandervcrgriffen sein, setzung kurz und biindig erklaren kb'nnen dass in den Vereinigten Staaten gegenwartig (im Winter 1874 1875) kein Ackerland ,

mehr existirt, das dem Einwanderer oder Ansiedler zur Besitznahme nach dem Heim st attegesetz offen stande und zum Anbau geeignet ware. Wenn namlich hier und da noch etliche Strecken solchen Landes gefunden werden sollten, so haben der Kongress und die die seit imRegierung durch die grossartigen Landschenkungen zehn an Jahren gefiihr Eisenbahngesellschaften gemacht wurden, dafiir gesorgt, dass dasselbe nicht mehr in die Hande gemeiner Ansiedler fallen konne. Diese Schenkungen beziffern sich auf un300 Millionen gefahr Acker, d. h. auf einen Flachenraum, mehr als doppelt so gross, wie das gegenwartige deutsche Reich. Als Vorwand gait, das Land zu r ent\vickeln", und den Bau von Eisenbahnen zu befordern; aber man mochte wohl das Richtige ,

wenn man

trcffen,

als

die

wahren Griinde

dieser

Schenkungen

zweie ansieht, namlich erstens: vor Thorschluss den Rest alles noch aufzufindenden gut en Landes in die Hande von Spekulanten zu spielen, die die vertrauten Freunde der Mitglieder der Regierung und des Kongresses, und jedenfalls nach Kraften erkenntlich sind. Zu diesem Zwecbe ward vielen dieser Landschenkungen die Klausel beigefugt,

w issen r

wenn

dass die betreffenden Gesellschaften in ge-

Fallen, z. B. wenn schon Ansiedler auf dem Lande, oder zwei sich durchschneidende Bahnen dasselbe Land bean-

spruchen miissten, und innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen eine ausreichende Quantitat nicht vorhanden sei, das Recht haben sollten, die ihhen geschenkte Anzahl Acker durch Aufnahme irgend eines Stiickes Regierungslandes vollzahlig zu machen, Da

beliebigen

vorhandenen Stiicke guteu Landes bei Weitem nicht ausreichen, auch nur einen Theil der Landschenkungen zu befriccligen ^so erstreckt sich weitaus der grossere Antheil derselben auf vollkommen werthloses Terrain. Und als Grund der Verschenkung dieses Landes an die vertrauten Freunde und Eisenbahnspekulanten kann nur der angesehen werden; dass es einer Eisenaber

alle

,

Acker Land besitzt (naturlich ausgezeichneter Weizenboden", wie der an der nordlichen Pacific-Eisenbahn der nur der einen Unbequemlichkeit ausgesetzt ist, ungefahr zehn Monate im Jahre Winter, und was f iir einen zu haben) sehr viel leichter wird auf Grund solcher ausgezeichneten Sicherheit ihre Aktien auf dem Geldmarkte zu verwerthen, da die Mehrheit der Kaufer eben keine Idee da von

bahnkompagnie, die so und so

viele Millionen

alles guter

,

,

,

36 dass so manclie Million Acker des betreffenden Landes nicht einmal flinf Thaler wirklichen Werth darstellt. Sie erfahren wenn die betreffende landerreiche EisenLetzteres vielmehr erst, bahn wegen unterlassener Zinsenzahlung endlich zum Banker ott ge-

hat,

drangt und

Das erloschen

b'ffentlich

versteigert wird. kann also

Heimstattegesetz

werden.

betrachtet

Jecler,

Vereinigtcn Staaten auswandern will

,

fiiglich

der

jetzt

thatsachlich

als

nach

noch

mit der Absicht

,

den

sich da-

Landeigenthum zu erwerben, kann sich sogleich mit dem Geclanken vertraut machen, dass er jedenFuss, den er zu bcsitzen Und zwar durchaus nicht zu sehr billigen wiinscht, kaufen muss. Es werden allerdings ungeheuere Strecken Landes in den Preisen. man schon besiedelten Staaten zum Verkauf feilgehalten ja, konnte sogar behaupten, dass in gewissem Sinne beinahe alles Land kauflich sei, denn bei clem Spekulationsgeiste der Bevolkerung ist kaum Einer aus Tausenden zu find en der bei elnem ihm annehmbar diinkenden Gebot nicht auf der Stelle bereit ware, selbst

,

,

wie es steht und liegt dem Kaufer j?u tiberEigenthum hat das Eigenthiimliche, die Aber ganze Landspekulation geben. dass derjenige Werth, der sich erst durch langjahrige Entwickelung der Gegend herausstellt, schon im Voraus, und zwar in dem Ictztcn als ob die Entwickelung der Grade beansprucht wird zwanzig Jahren sich in clem gleichen Zeitraume in der Zuktmft Der Landverkaufer wird seinem regelmassig wiederholen miisste. dass sein zu verKunden mit der ernstesten Miene versichern sein

,

,

,

,

kaufendes Stiick Land vor 10 oder 15 Jahren in der Wildm'ss dass jetzt die lag, als er es zu l'/ 4 Dollars den Acker kaufte;

Gegend so und so viele Einwohner hatte, gerade zwanzig-, fiinfzig-, hundert- oder tausendmal soviel, als damals; dass der Fortschritt und die Zunahme der Bevolkerung nur noch die nachsten zwanzig Jahre in demselben Maasse vor sich zu gehen brauchte, um aus dem jetzigen Stadtchen eine Weltstadt zu machen, die London weit hinter sich lassen und wahrscheinlich der Mittelpunht des Weltalls sein wtirde und dass in Anbetracht dieser sicheren Zukunft sein per Acker erworbcnes Land gegeirwlirtig nur per zu so und so viel Dollars per Fuss zu verkaufen Quaclratfuss Und da es genug Leute gibt, die nicht Scharfsinn genug sei. besitzen, um zu bemerken, dass das Verhaltniss der Vermehrung der Bevolkerung, welches die erste Besiedelung eines Landstriches ergab, eben ein ganz aussergewohnliches ist, das bei der ferneren ,

Verdichtung ganz und gar ferner

der

nicht

zukiinftige Fortschritt

eingehalten werden kann; class des Landes eben nur durch die

wirklichen Ansiedler erzeugt werden muss und dass, bezahlte, welcher der zukunftigen Entwickelung entsprechen mochte einfach das Arbeitsverdienst der bevorstehenden

Arbeit der

,

wer den Preis

,

37 Jahrc gegenwartig den Spckulanten schenkt, so gelingt es Letzteren zusclten, das Land zu einem von seinem eingebildeten kiinftigen \Yerthe wesentlich beeinflussten Preise zu verkaufen. Eine \veitere Fo]ge 1st, dass im Allgemeinen der Prcis des Landes in den Vereinigtcn Staaten ein ziemlich hoher, und allcnthalben grosse Strecken Landes zu finden sind, welche von Spekulanten gehalten werden, bis die durch die Arbeit ihrer Nachbarn erzeugte allgcmeine Preissteigerung der Bodenwerthe auch ihreni Stiicke Land, fiir dessen Entwicklung sie nicht das Geringste thun, den Preis gegeben hat, unter welchem zu verkaufen sie nicht geneigt sind, weil er ihnen ja mit der Zeit bezahlt werden muss. Haben iibrigens die Nachbarn des Spekulanten an alien Seiten ihr eigenes Land eingezaunt, so ist damit auch das Land des Spekulanten nicht

,

eingezaunt, und er im Stande, dasselbe auszuniitzen

,

indem

er es

verpachtet.

Diese die Aussichten der Zukunft vorwegnehmende Spekuauch in der Thatsache, dass es in den Vereinigten Staaten kaum eine Stadt gross oder klein, gibt, um welche heruni auf meilenweite Entfernung das Land nicht in Baustellen abgesteckt und ausgelegt ware. Sollten alle diese Baustellen einst wirklich mit Hausern bebaut und bewohnt werden, so miisste das Land eine Bevolkerung haben, deren Dichtigkeit die bevolkertsten Gcgenden Belgiens oder das chinesische Reich nur als wenig besiedelte Einoden erscheincn lassen wiirde. Ich habe Stadtchen lation zeigt sich

,

von 1500 Einwohnern gesehen

z.

,

Beobachtung und grosstmoglichster Ausniitzung naturlichen

im

San Diego

B.

Californien, die inmitten eines Landstriches lagen,

siidlichen

der bei kiihler

aller

vorhandenen

darzubieten

die

in Hilfsquellen Moglichkeit schien, ferner Zukunft, wenn namlich alle diese Hilfsquellen erst durch langjahrige hartc Arbeit der Ansiedler nutzbar gemacht scin wer-

den, hochstens ungefahr 100,000 Menschen- zu ernahren; die unvermeidliche Schaar der Landverkaufer hatte aber den Grund und

Boden in einer Ausdehnung von drei deutschen Meilcn von Norden nach Siiden und zwci deutschen Meilen von Osten nach ^Vesten in lauter Baustellen von 25 bis 100 Fuss ausgelegt, und war beroit diesclben (beilaufig bemerkt zum grb'ssten Theile Land, das zum Acker- oder Gartenland ganzlich ungeeignct), an Jeden, der sie haben wollte, zu den sehr billigen Preisen von 100 bis 1500 Dollars das Stuck zu verkaufen. "Wurden diese Baustellen wirklich je mit einem Hause bebaut und wohnte in jedem Hausc ,

,

eine Familie, so miisste die Stadt nicht drei bis vier Millionen Einwohner haben.

Um

Chicago

beste Aussicht hat,

das

herum, es

oder mehr zu bringen,

w irklich r

ist

die

weniger

als

iibrigens seiner Lage bis zu einer Million

gauze

Gegend

bis

ungefahr

nach

die

Einwohner auf vier und

fiinf

und

deutsche Meilcn 'die

vom Rathhause fiir

solchergestalt

gehaltene Strecke

kann

aus in Baustellen ausgelegt,

die zukiinftige Stadt

kaum weniger

als

zum Bebauen

zwanzig

fertig bis dreissig

gcographische Quadratmeilen betragen, in welchem Gebiete ungefahr die Kleinigkeit von zwei Millionen Baustellen zu wahrcn Schleuderpreisen zu haben sind, wenn man namlich den geforderten Preis mit dem Preise einer Baustelle im Herzen Londons verWare man verwegen genug, dies nicht zu thun, so gleicht.

man nicht nur den Landverkaufer sondern die gauze Bevolkerung der Stadt beleidigen, und hatte die Aussicht, wenn nicht Priigel zu kriegen, doch jedenfalls von der Presse als ein unverbesserlicher Croaker ,,Krakler", der die sichere Zukunft unseres Weltmittelpunktes zu bezweifeln wagt, an den Pranger gestellt zu werdon. Die Beschaftigung des Landverkaufers (Real Estate Agent) und besteht ausist iiberhaupt eine specinsch amerikanische schliesslich darin, durch die ausgedehnteste Anwendung aller nur wiirde

,

,

erdenklichen Ueberredungskiinste, Prahlerei u. s. w. die Vorziige des zu verkaufenden Landes in's Licht zu stellen , und so den Wer die beste Ueberredungsgabe Preis in die Hohe zu treiben, die zu erwartenden Vorziige und Ausden grellsten Farben vorzumalen versteht, tragt in Und da die grosse diesem Geschafte naturlich den Sieg davon. Mehrheit der Verkaufe nur zu dem Zwecke weiterer Spekulation abgeschlossen werden indem der Kaufer das eben gekaufte Land dem Landagenten zum sofortigen "Wiederverkaufe naturlich zu erhohtem Preise iiberlasst, so reduzirt sich diese Beschaftigung eben

und dem Kaufer

besitzt

in

sichten

,

darauf durch immer erhb'hte Vorspiegelungen den Preis des Landes Der jedesfortwahrend mehr und inehr in die Hohe zu treiben. Einseinem Verkaufer zwischen den Unterschied malige ,,macht" kaufs- und seinem Verkaufspreise der Landagent ,,macht" seine ,

;

Kommissionsgebuhren; das Land wird in Folge der Anstrengungen dieser niitzlichen Menschenklasse ohne irgcnd welche Arbeit immer mehr \verth, die Nation daher auf dem Papier immer reicher; da -doch schliesslich alle diese verschiedenen Gewinnste und von Jemandcm bezahlt werden miissen, bezahlt eben irgend ein der das Land in der Regel ein ehrlicher Tolpel, Ungllicks vogel Denn wirklich mit der Absicht einer Besiedelung gekauft hat. die Spekulanten leisten gewohnlich nur kleine Anzahlimgcn und ,

lasseh, sobald sie merken, dass die Sache schief geht, ihre AnDer ehrliche Narr dagegen, der seine zahlung einfach im Stiche. in Baustelle angelegt hat und es sich seiner ganzen Ersparnisse nun auf dem erworbenen werthvollen Eigenthum wohl sein lassen

wollte, sieht auf einmal das Hereinbrechen dessen, was Krisis nennt , und wird gewahr, dass er nicht im Stande ist

man ,

eine

den Rest

39 Zahlungen zu machen, ebensowenig aber, sein werthvolles fur einenPreis zu verkaufen, der auch nur diesen Rest decken wiirde. Folge: Er wird einfach hinausgeworfen und hat seine seiner

Gut

Ersparnisse verloren.

Em

Englander,

der die Vereinigten Staaten

bereiste,

gibt

im ,,Xew-York Herald" erschienenen Briefe folgende trcifcnde Schilderung der Grundeigenthums-Agenten Grundeigenthums - Geschaft besteht aus den Ab,,Das machungen einer rein kimstlichen Spekulation, die beinahe ganz obne Kapital ausgefiihrt werden. Irgend Jemand, der wirkliche ein reelles Arbeit nicht thun will und der nicht fahig ist, Geschaft zu ftihren, wirft sich auf den Handel mit Grundeigenthum, uberredet sich selbst und seine Bekannten, dass ,,Millionen darin stecken", und lebt wie Colonel Sellers (der Held eines Theaterstuckes) von Riiben und kaltem Wasser, bis irgendein einfaltiger

in

einem,

:

ncuer Ankommling seine

wie

Erscheinung macht,

um

der

sein Geld,

a moge, beschwindelt werden kann u. s. w. die Im Uebrigen mochten in Amerika wenige Landagenten

viel

immer

es

sein

welche Sardou in seinem Stiicke Uncle Sam Dieser theatralische Samiel Tapplebot zuschreibt. Landagent kauft namlich einer Franzb'sin, die ihm vorher ein Stuck Sumpfland als reichen werthvollen Ackerboden abgenommen aus keiund baar (!) bezahlt hatte dasselbe Land wieder ab nem anderen Grunde als weil diese Franzosin so uberaus gescheidt und noch mehr von istj sich mit ihrem Kaufe zufriedenzustellen demselben Lande kaufen will. Ein Amerikaner, der in solchem Falle der gescheidten Franzosin nicht auf der Stelle ein weiteres Stuck Land, wenn auch halb auf Kredit ,,aufhangen" wiirde, mochte zum ,,Landagenten u schwerlich passen, Im Vorhergehenden habe ich gezeigt, dass der Vortheil, den Amerika bisher dem Einwanderer dargeboten, zu geringen Uiikosten Landeigeiithum zu erwerben, berelts erloschen ist. Die Wichtigkeit dieses Punktes ist nicht zu unterschatzen. Denn diese

Naivitat

dem

besitzen,

Herrn

,

,

,

Moglichkeit stellte es in die Macht jedes einigermassen sparsamen Arbeiters, Landbesitzer, sein eigener Herr zu werden; sie zog viele Leute aus den grossen Stadten, in denen sie bisher als Handlanger bei Bauten und in almlicher Beschaftigung, oder auch als Handwerker gearbeitet und sich die nothigen Paar Thaler geauf das Land hinaus. Der dadurch verursachte spart batten, Abfluss von Arboitern nach den neuen Ansiedelungen schuf fortwiihrend jene Liicken in der Arbeiterklasse der Stadte, die es allein

ermoglichten

wanderer fanden. natiirlich

sogleich

Mit

,

dass die neu nachriickenden Schaaren der Einoder binnen Kurzem lohnende Beschaftigung

dem Aufhoren

gezwungen,

in

dieses

Abfluss es

sind

den Orten zu bleiben,

die

die

Arbeit er

ihnen

Be-

40 schaftigung bictcn.

Jcder Einzelnc aber

,

dcr in friihcrer Zeit mit

200 oder 300 erspartcn Dollars nach dcm Westcn gegangen

um

sich

dort

jetzt abcr auf natiirlich cincm ncucn

niedcrzulasscn

,

scinem

\\ -are,

bisherigen

Platze bleibt, schneidct Einwandcrcr die ihm untcr fruhercn Umstanden gcbotene Moglichkcit ab, cin loh-

nendcs Untcrkommcn zu finden.

Umstand von um so grosscrer Zahl Wichtigkeit, Dcrer, die sich auf dem Landc ansiedelten, sehr bedeutend war. Namentlich betrifft dies die in so grosser Masse einwandcrnden landlichen Arbeitcr Niederdeutschlands. Diese verrichtetcn in den ersten Jahren nach ihrer. Ankunft gewb'hnlich die schwere Arbeit in den Stadten, \vozu sic ihre durchschnittlich bedcutende Korperkraft und Ausdauer bosonders befahigte. Bei der ihnen eigenen Sparsamkeit batten sich diese Leute innerhalb zweier oder dreier Jahre gewohnlich genug erspart, um die Ansiedelung zu versuchen, und sie machteri dann von den Vortheilen des Heimstattegesetzes Gebrauch. Wohl Hunderttausende von ihnen haben es durch zahen Fleiss heutigen Tages zu unabhangigen Bauerngutern in den westlichen Staaten Indem diese Leute von jetzt an gezwungen sind, in gebracht. den Stadten auszuharren verschlechtert sich namentlich die Lage der Klasse, welcher sie angehb'ren, namlich der gewohnlichen Deutschen

Fiir die

als

unter

ist

dieser

ihnen

die

,

Tagarbeiter. Wir beriihren die natlirlichen

nun

eine zwcite wichtige Frage.

Reichthumer

des

Landes

schlechthin

Bisher sind ausgebeutet

worden, so dass dieselben jetzt mit der grossten Schnelligkeit zu schwinden beginnen. Die Tragweite dieses Umstandes ist noch wenig in's Auge gefasst, ja beinahe noch nie erwahnt worden. Und dennoch liegt darin, meiner Ansicht nach. wenn nicht der doch sicher der hauptsachlichste Grund des hohen Lohnes, einzige Ich mcine den Arbeiter aller Art bisher in Amerika verdienten. die erste Ausbeutung der im jungfraulichen Boden gleichsam als ,

Fett aufgestapelten Reichthumer; sie hat es moglich gemacht, Jahre lang hintereinander mit dem geringsten Aufwande die an Miihe und Arbeit lediglich sich darauf beschrankend Saat in den oberflachlich gelockerten Boden hineinzustreuen, und nach Verlauf der gehorigen Zeit die Ernte einzuheimsen Ertrage bis zu. 50 und 60 Bushel Weizen per Acker nicht zu erzielen, - deiin von einer rationellen Landwirthschaft war kcine Rede, warum der ganze Dies der Grund sondern zu gewinnen. Landbau in den Vereinigten Staaten beinahe ausnahmslos bis zur natiirlich.es

,

,

,

,

Stunde nichts ist, als ausschliesslicher Raubbau warum die grosse die einzige Ausnahme bilden eben die Mchrheit der Bauern die die Kenntniss einer regelmassigen Landwirthsehr Wenigen von echaft ganz neuerdings von Europa mitgebracht haben ,

,

,

5

41 eincr anderen Bearbeitung des Bodens Nichts weiss einmal im Stande 1st, dieselbe soweit einzufuhren,

und

,

als

sie

nicht sicli

allgemach bezahlt machen wiirde. Es ist dies fcrner der Grund des im Vergleich mit Europa so erstaunlich gcringen Bedarfes an landlichen Arbeitern, der in den Vereinigten Staaten in grosserem Maasse eben nur wahrend der kurzen Erntezeit besteht. Deahalb drangen alle Arbeiter sich

den Stadten zusammen, weil sie eben nur dort einigermassen Der Ackerbau daAussicht auf anhaltencle Beschaftigung haben. gegen gibt ihnen nur wahrend sechs Wochen guten, wahrend einiger Wochen niedrigen Lohn, und verdammt sie den ganzen Rest des Jahres zum Stillliegen natiirlich auf eigene Kosten. Ich horte diese Sachlage von einem nach Deutschland zuriickkehrenden Landarbeiter biindig und drastisch in den Worten ausdriicken: ,,In Amerika -verdient man in der Erntezeit drei Dollars den Tag, im Friihjahr und Herbst muss man fiir sein Fressen arbeiten und in den sechs Wintermonaten dem Bauer das Fressen

in

,

,

theuer bezahlen." der Arbeiter gezwungen, sich der bestandigen Bein den Stadten aufzuhalten so entsteht natiirhalber schaftigung lich wahrend der kurzen Erntezeit in den Landgegenden ein drinIst also

,

gendes Bediirfniss nach Arbeitern, in Folge dessen der Lohn in dieser Zeit bis auf die fiir europaische Verhaltnisse unglaubliche Hohe von 2 / 2 bis 3, ja mitunter bis 4 Dollars den Tag steigt. Das Geriicht von der starken Nachfrage nach Arbeitern zu solchen l

dringt bis Europa und verlockt dort Manchen zur Auswanderung, der sogleich den falschen Schluss zieht, dass er zu solchem Lohne im Jahre eine ganz bedeutende Summe verdienen musse. Moglicherweise trifft er dann dort zu einer Periode ein, beinahe in welcher ihm eine vier-, fiinf- oder sechsmonatliche

Lohnen

,

ganzliche Arbeitslosigkeit in's Gesicht starrt. Die diesen Verhaltnissen zu Grunde liegende Raubwirthschaft

war und

die einzig mogliche, als ihr noch jungdass solcher Ausdehnung zu Gebote steht, der Ertrag dieser Landereien einen bestimmenden Einfluss auf den Denn so lange Preis der landwirthschaftlicheri Produkte ausiibt.

fraulicher

ist

so lange

Boden

in

dies der Fall, ist keine Moglichkeit durch den Versuch einer rationellen Bewirthschaftung solcher Landereien, die diesen Prozess

schon durchgemacht und von ihm ausgesogen worden sind, Produkte zu liefern, die mit jenen in Konkurrcnz treten konnen. Die rationelle Bewirthschaftung verlangt eben einen Aufwand an Arbeit, sonstigen Kosten und Kenntnissen, der es unmoglich macht, ihre Produkte zu jenem Preise zu liefern, zu welchem der jungfrauliche Boden dieselben hervorzubringen im Stande ist. Denn es ist leicht einzusehen dass die Differenz zwischen ,

6

42

dem jeder

Preise, den der Landwirth in Amerika und der in Europa, fiir dieselben Produkte einstreicht, dem Unterschied der

Transportkosten von beiden Erzeugungspliitzen nacli Liverpool dessen Getreideborse bekanntermaassen den Preis fiir

entspricht,

die ganze Welt feststellt. Wenn also der amerikanische Bauer, der einen geringeren Preis fiir seinen Weizen erhalt, dennoch ira Stande ist, wahrend der Ernte seinen Arbeitern drei Dollars im

Tage zu bezahlen

,

so

griindet sich diese Moglichkeit nur darauf, die der Landwirth in

dass er eben alle Arbeitskraft und Kosten, Europa zur regiilaren Bearbeitung seiner

Jahres verwenden muss

wahrend

Felder

des

nicht benothigt sondern sobald sein Getreide geschnitten, und, was auf der Stelle geschieht, gedroschen und in Sacke gcfasst ist, seine theuren Arbeiter sammt und son-

und

ders sofort ablohnt,

wieder

,

bei der Ernte des nachsten Jahres

erst

fur

irgendwelche Ausgaben

zwungen

ist.

Nun frauliche

,

Arbeitskraft zu

macheii

ge-

,

ist

aber der auf solche

Reichthum des Bodens

in

Weise nutzbar gernachte jungalien

seit

einiger Zeit besie-

Seine immer nach Yerlauf von schon erschopft. zehn bis fiinfzehn, hochstens von zwanzig Jahren eintretende volldelten Staaten

kommene Erschopfung war

bisher

unter

Anderem

einer der

we-

weshalb die Ansiedelungen immer weiter nach Westen sich verschoben und immer neuer jtmgfraulicher Bodenreichthum dem Aussaugungs-Prozesse unterworfen wurde. In den alteren Staaten, deren ausgesogener Boden schliesslich als ungefahr zehn Bushel Weizen nicht mehr eintragen wollte sentlichsten

Griinde

,

,

Acker, ward dagegen der Anbau der Stapelprodukte w ie Baumwolle und Weizen, Welschkorn und im Siiden Tabak, Zucker allmalig als nicht mchr lohnend beinahe ganzlich aufgegeben, und der Bauer zieht nur noch die kleineren Nebenprodukte r

per

der Landwirthschaft

In

,

dem Maasse

oder verlegt sich auf Viehzucht. aber, als sich der Anbau der Hauptmasse

der grossen Stapelprodukte nach Westen verschob, stiegen natiirder immer weiteren Entfernung halber die Transportkosten

lich

Mit dem Steigen dieser sank der Preis des Liverpool. Weizens u. s- w. am Erzeugungsorte und der Profit der Bauern wurde geringer. Gegenwartig hat nun der Aussaugeprozess des jungfraulichen Bodens bereits die Grenzen erreicht, die ich schon aus klimatischen Ursachen als jene des moglichcn Ackerbaues nach

,

Im gegenwartigen Augenblicke sind die Staaten Minnesota, angab. Nebraska und Kansas und die pacifischen Staaten Californien und Oregon die Weizen produzirenden Lander der Union. Die jenen ersteren Dreien

Jowa und

zunachst

b'stlich

angrenzenden Staaten Wisconsin,

der reiche Prairieboden von Illinois, sind schon soweit dass ihr durchsclmittlichcr Ertrag auf weniger, ausgebeutet,

43 stellenweisc sogar auf weit weniger,

per Acker gesunken

als

zwanzig Bushel Weizen

1st.

In welcher Weise der Bauer Amerika's die Landwirthschaft Im Spatwird das folgende Beispiel deutlich machen. sommer 1869 kam ich nach Woodstock einem ungefahr 25 Meilen nordlich von Sacramento im Staate Californien gelegenen StadtDieser Ort liegt chen, oder nach europaischen Begriffen, Dorfe. inmitten der vom reichsten Alluvialboden gebildeten Tiefebenen des Sacramentothales das sich nach alien Seiten hin in die weitc betreibt,

,

,

Feme

und im Westen

erstreckt

Hebt

im Strahlenglanze

sich ernpor

feme

Sierra's

,

steile

Hoh',

Gezackt, gleich einer Spitzenfrans-e Am blauen Himmel, weiss wie Sclmee!

Im Osten erstrecken sich die dunklei en graubraunen Hohen Der Boden Coast Rancje, dcs Kiistengebirges Californiens. des Thales ist so eben dass er dem Dampfpfluge gleichformig und das auch nicht das geringste Hinderniss darzubietcn scheint ,

der

,

,

,

ganze Land ringsumher lag in seiner staubgrauen Sommer- und Herbstfarbe, so weit das Auge reichte, ode und verlassen da, kein Mensch, nicht eirimal ein Stuck Yieh war zu sehen. Die Stadt ,selbst bestand aus einem oder zwei Gasthofen, mehreren Laden und Grobschmiedewerkstatten und einer Reihe nicht etwa von Bauerhofeii, sondern von Landhausern in dem in Amcrika gcbriiuchlichen Style eine Art Mittelstufe zwischen einem ,

Schweizerhauschen und einer eleganten Villa iiberaus zierlich und in der inneren Einrichtung komfortabel. Dagegen waren landliche besonders Scheuern gar nicht zu finden. Wirthschaftsgebaude, Was mich aber am meistcn in Erstaunen setzte war dass hier inmitten eines landlichen Distriktes, dessen Boden ohne jede Diingung 50 Bushel Weizen per Acker eintrug, an alien Materialw ie waarenhandlungen Schilder und Plakate mit Aufschriften ,

,

,

y

,

Chicago Butter, Chicago Eggs d.

Kase

schaft

,

,

h.

dem

aus

Eier

von

h.

Bacon, von Chicago,

Osten,

worunter

Chicago, Speck Eastern Cheese d h. nur der Staat besonders

Es war gewiss verstehen, angeschlagen \varen. dass solche Artikel die doch Produkte der Landwirtheinem Landstadtchen das beinahe in Sicht des Stillen

New-York seltsam

Chicago

d.

zu

,

,

New- York 2300,

Oceans lag,

aus

lische Meilen

w eit r

zugefiihrt

w erden r

oder aus Chicago 2400 engund zwar durch die sollten ,

Steppen- und Gebirgslander auf einer Ueberland-Eisenbahn, dercn Fracht- und Passagepreise sich eben nicht durch Billigkeit auszeichneten. Erkundigungen stcllten indess die AYahrheit der Thatsache ganz unzweifelhaft fest, und ergaben als weiten

Grand

wtisten

dafiir,

dass

es

fur

die

Bauern der Gegend unendlich

viel

44 leichter

sci

,

dem Osten bezogcn zu theuercn Denn im letzteren

Sachcn aus

diese

Preisen zu kaufen

als

,

sie

,

selbst zu erzeugcn,

Falle miissten sie ihr gegenwartiges sehr bcqucmes und auch

recht

Jetzt brauchten lohnendcs Wirthschaftssystem umandcrn. sobald der als in der Regenzeit, sie weiter Nichts zu thun, Boden bis auf hinreichende Tiefe durchweicht ist, den Dampf-

gut

pflug

ihr Land gehen zu lassen und sobald dies gescliehen, ganze Flache Weizen zu saen. Dann't ware ihre Friih-

uber

iiber die

abgcschlossen.

jahrsarbeit

der

Ist

Weizen

reif,

so

kommt

die

maht Erntemaschine mit ihrem vollstandigen Trupp Arbeiter, und drischt den Weizen, derselbe wird eingesackt, und die Sackc auf offenem Felde aufgestapelt. Der Bauer geht, sobald er glaubt, dass die Preise am Gunstigsten, nach San Francisco hinunter, verkauft auf der dortigen Getreideborse sein ganzes Getreide in lasst es an die Eiscnbahn fahren, wo es Bausch und Bogen und erhalt sein Geld in einer Anweisung auf den verladen wird Jeder amerikanische Ort hat namlich seine Bankier seines Ortes. Hiermit ist die Jahresarbeit des Farmers vollendet und ,,Bank." T as Rentier." derselbe lebt von nun an gewissermassen als aber besonders wichtig, die Damen seiner Familie kommen mit der ganzen Landwirthschaft iiberhaupt nicht in Beriihrung, sondcrn leben wie es amerikanischen Damen eben zukommt und interessiren sich im hb'chsten Falle fiir die Kultur des Gartchens, ,

,

W

,

in dessen Mitte ihre residence

n

Wohnhaus"

gelegen.

Es

unterliegt nach angestellten Berechnungen keinem Zweifcl, dass diese Art der Landwirthschaft nicht nur bequem ist sondern ,

eben der Boden in jedem Bushel Weizen per Acker aufeinanderfolgenden Jahre fiinfzig Deshalb ist diese Art der Landwirthschaft ganz hervorbringt. wenn auch nur in seltenen Fallen zu solch' einfacher allgemein Vollendung gediehen wie in dem reichen Alluvialboden der caliWT O der Landmann nicht einmal Scheunen fornischen Tiefebene, Ehe die zu errichten braucht weil es im Sommer nicht regnet. ist sein Getreide entweder in den Speichern Regenzeit eintritt Vallejo's, eines San Francisco gegeniiber gelegenen Hafenstadtchens, oder schwimmt auf dem Wege nach Liverpool oder den Tropensich auch ausgezeichnet lohnt,

so lange

,

,

,

landern.

Fangt aber der Ernteertrag an zu sinken so sinkt natiiiiich der Profit der Bauern, wahrend die Arbeitskosten genau dieselben bleiben. So ist es denn jetzt schon sogar in den nord,

auch

westlichen

Staaten

der Ackerbau

nun

d.

h.

zur

allgemeinen

gekommen, dass sich mehr rentire. Da so muss unfehlbar die

Klage

diese Raubwirthschaft nicht

dieselbe Ursache

weiter

fortwirkt, Die einzige imrncr noch geringer werden. Abhilfe oder Linderung des Uebels liegt entweder in der Erhohung

Bezahlung

in

Zukunft

45 des Verkaufspreises des Getreides, welche nur durch HerabsetyAing oder aber in der moglichst der Transportkosten moglich ist, Lctztcre ware nur grosscn Beschrankung der Erzeugungskosten. durch Ilerabsctzung des Arbeitslohnes in der Erntezeit zu erreichen. Das gleiche Ziel wiirde auch zum Theil eine Vermin derung der Kosten des Lebensunterhaltes also des Preises jenerWaaren, die ,

Der gegenhauptsachlich einzukaufen gezwungen, erreiclien. Preise aller in That die der hohe erhoht Schutzzoll-Tarif wartige Manufakturwaaren um das Doppelte. Eine Abschaffung oder Herab-

man

setzung desselben, welche die Konkurrenz des Auslandes zuliesse, vviirde offenbar die Ausgaben der Bauernklasse bedeutend verringern.

Fur

fernere

die

Auswanderung

ist

hauptsachlich

die

Danothwendige Herabsetzung der Arbeitslohne von Interesse. der von nicht nur sind Punkte die beiden anderen grossten gcgen politischen Wichtigkeit, sondern beriihren auch die Interessen der Transport-Gesellschaften und der ganzen handeltreibenden und Fabrikwelt in sehr empfmdlicher Weise. Die Aussaugung des jungfraulichen Bodens ist nicht die einzige Art und Weise in welcher die Ausbeutung der natiirlichen Reichthiimer vor sich geht. Alle anderen von der Natur gebotenen die schnell und mit verhaltnissmassig geringer Arbeit Mittcl, zu vcrwerthen sind, werden ebenso ausgentitzt. Besonders zu erwahnen ist das Niederschlagen derWalder, die noch vor wenigen ,

Jahrzehnten die nb'rdlichen Staaten solchermassen bedeckten, dass sich einbildete der Holzreichthum sei auf Jahrhunderte hinaus unerschopflich. Thatsachlich ist bereits heute dem Holzreichthum in

man

sehr

,

vielen

einzigen

ein

Gegenden

Holzdistriktc

die

,

wirklicher Holzmangel

abgesehen

gefolgt

und

die

dem

von

entlegenen das nordliche

noch von Belang sind Michigan und Wisconsin schrumpfen von Jahr zu Jahr so sichtbar zusammen, dass ihre beinahe vollstandige Erschopfung binnen Kurzem zu erwarten ist. Ganz ungeheuer ist der Verbrauch von Holz zur Einzaunung von Feldern um Saaten und Pflanzungen vor dem frei herumlaufenden Vieh zu schiitzen. Diese Zaune miissen eine gewisse Hohe und Starke haben die meist gesetzlich vorgeschrieben ist. Friiher, und in holzreichen Gegenden wohl dann und wann noch jetzt, \varen sammtliche Zaune Riegelzaune (Railfences^ d. h. sie bestanden aus ungefahr acht Fuss langen und fiinf bis sechs Zoll dicken Scheiten, die in der Form eines lateinischen W, bis zur Hohe von fiinf oder sechs Fuss einfach iibereinandergelegt wurden und durch ihr eigenes Gcwicht einen starken Zaun bildeten. Die Bauern spalteten beim Ausroden des Waldes auf ihrem Lande diese Riegel nur mit der- Holzaxt, in dcren Handhabung sie noch vor wenigen Jahren eine ausserdass sogar ordentliche und so allgemeine Fertigkeit besassen, Territorium Washington

,

,

,

,

,

,

46

Lincoln

President spalter"

Beinamens des rail

sich des

Da

erfreute.

die

unterstcn

Riegel

splitter

,,Riegel-

fortwahrend

fcucht

und verfaulen so miisscn diese Zaune durchscbnittlich alle 15 Jahre erneuert werden ausgenommen wenn sie (in Gegenden von Tennessee, Kentucky u. s. w.) von dem nicht faulenden Bedenkt man nun, dass jede einzelne Cederholze gemacht sind. Farm in eine Reihe von Feldern eingetheilt ist, alle durch solche Zaune von einander getrennt, so kann man ermessen, wie enorm der Holzverbrauch fur diesen Zweck und zugleich, wie gross der liegen

,

,

,

Zaunen angclegte Kapitahverth ist, Gegcnwartig ersetzt und in einigen GeZaune durch Bretter odcr Latten wie z, B. im Staate Nebraska und aucb in Californien

allein in

man

diese

,

genden, u. a. m. wo Holz sebr rar ist, hat man seit ungefahr sechs Jahren angefangen die Eigenthiimer von Vieh gesetzlich zur Hutung desselben durch Hirten zu z\vingen, und dadurch den Ackerbau von der hochst kostspieligen Nothwencligkeit der Einzaunung aller Felder zu befreien. ,

,

Ganz

auch der Holzverbrauch seitcns der und Schwellen wie als Brcnnmaterial endlich fiir die Errichtung von Holzhauser, die im Landbau heuund selbst tigen Tages im ganzen Westen norh ganz allgemein in den Stadten in Folge der grossen Brando erst neuerdings einSolche Brando, wie die geschrankt oder verboten worden sind. von Chicago, die ausschliesslich dem iibermassigen GebraucLe von Holz, sogar in den sogenannteii massiven Bauten zuzuschreiben sind, und die den Holzertrag ganzer Walder und vieler Jahrc in w enigen Stundcn vernichten sind beinahe in alien westlichcn Stadten zu erwarten sobald die noch irrmer mehr oder minder zahlreichen leeren Baustcllen, zwischen den einzelnen Gcbaudcn, die bisher einen wirksamen Schutz gegen Feuersgefahr abgaben, ausgefiillt sein werden.

Eisenbahnen

,

ungeheuer sowohl

ist

fiir

,

,

r

,

,

Die

riicksichtslose

Ausrodung der Walder

hat

denn

auch

bereits die Trockenheit bedeutend vermehrt, wahrend der Wasserreichthum aller Fliisse scit Menschengedenken ausserordentlich ab-

genommen

hat.

Dadurch dehnen

sich

nicht nur die Grcnzen des

grossen trockenen Inlandgebietes und mit ihm die Ziige der Heuschrecken deren grosstes Hinderniss die Walder zu sein scheincn, aus, sondern es stellten sich auch in den letzten Jahren beinahe ,

regelmassig jene wolkenbruchartigen Niederschlage die Eigenthumein die zur Befruchturig Nichts beitrockener Lander sondern eher die fruchtbare Ackerkrume hinwegspulcn tragen, ,

lichkeit

,

,

und iiberhaupt iliren We^ mit Vcrwiistung bezeichnen. Die Verwiistung von Alleghany City, der westlichen Vorstadt des grossen Sitzes der Eisenerzeugung und Industrie, der Stadt Pittsburgh

47

kaum zwei Jahren

vor

ist

als

durchaus

ein

nicht

vereinzelt da-

stehendes Beispiel, nodi in Aller Gedachtniss. Auch die Metallreichthumer und Bergwerke haben den ober-

In den eheflachlichen Abschopfungsprozess schon durchgemacht. mals reichen Goldminen Californiens die in den fiinfziger Jahren ,

nur bearbeitet wurden wenn sie dem Manne eine Unze Gold ira Tag abwarfen (d. i. ungefahr 16 Dollars), folgten die Chinesen den Weissen und wuschen den schon gewaschenen Sand nochmals aus und bereits seit mehreren Jahren wird er zum drittenmale zwar diesmal von Weissen durchgewaschen die jetzt schon sehr zufrieden sind wenn sie im Durchsclmitt eiuen und einen halben Dollar am Tag verdienen. Die verscbiedenen Quarzmiihlen in ,

;

,

,

,

alien

nahme d.

h.

westlichen Bergwerksgegenden arbeiten beinahe ohne Ausihre vor zehn bis fiinfzehn Jahren weggeworfenen tailings das zerstampfte und durchgewaschene Gestein noch einmal

und finden den sich allerdings zum Theile auch in Folge einer verbesserten Amalgamationsmethode ergebenden Ertrag, der in friiherer Zeit verachtet wurde, jetzt der Miihe werth. Uebrigens ist der Golclreichthum Californiens durchaus nicht durch

und in der beriihmten blue lead, der ,,blauen Ader", noch liegen ungezahlte Millionen oder richtiger Milliarden dieses erschopft

Nur reichen die bisher zur Anwendung gekommenen Prozesse nicht mehr aus, um dieses Gold zu gewinnen. Gerade jetzt aber sucht man durch die Einfiihrung von sogenannfcen tunnel hydraulics zur profitablen Hebung dieser Schatze zu geEdelinetalles.

nachdem das System der eiiifachen Hydraulics sich schon mehreren Jahren nicht mehr rentiren will. Unter Hydraulics, was ich mit w Wasserkraftwasche"

langen, seit

mochte, versteht man in dem Golddistrikte Californien und Weise der Bearbeitung wodurch die ganze goldhaltige Quarzsandbank vermittelst eines, unter gewaltigem Drucke zusammengepressten Wasserstrahles weggewaschen und in einen naturlichen oder von Brettern hergestellten Kanal (sluices) hineiniibersetzen

eine Art

,

w ird. r

In diesem setzt sich durch einen Schlemmprozess schwarze Gold mit den grosseren Quarzstiicken zuerst zu

gespiilt

das

Boden, wahrend der wird.

Sand hinweggeschwemmt von Zeit zu Zeit durch Amal-

leichtere werthlose

Aus dem Bodensatz wird

gamation das Gold gewonnen.

Um

dieses Abspiilsystem nun mit Erfolg anzuwenden, ist der nicht weniger als gewisser Fall in dem Abzugskanale A Soweit man (0 oder hochstens betragen darf, nothwendig. / 13 diesen Fall durch moglichst besste Ausniitzung der naturlichen Bodengestaltung gewinnen konnte hat man die_ goldhaltige Quarzsandschicht der blauen Ader abgewaschen. Seit mehreren Jahren aber geniigt der naturliche Fall nicht mehr, d. h. man ist soweit ein

,

l

/

,

48 als

gegangen, draulics

1st

derselbe erlaubte;

damit unbrauchbar

bleibt vorlaufig ungestort liegen. Die Blue Lead, die sich

das System der einfachen Hygeworden, und die Blue Lead viele

Meilen

weit

in

der urige-

fahren Richtung von Norden nach Siiden als eine machtige, noch zum weitaus geringsten Theile abgewaschene Quarzsandschicht am Abhange (in den foothills ,,Fusshugeln") der Sierra Nevada hinzieht

ist

,

das ehemalige Bett eines urweltlichen gewaltigen Stromes, Dicsc. Gebirge im Laufe der

der sich zwischen zwei hohen Gebirgen hinwalzte. waren reich an goldhaltigem Quarzgestein das ,

Zeiten verwitterte und in das Bett des Stromes hinabgespult ward,

wo es in Folge eines natiirlichen Schlemmprozesses liegen blieb. In Folge von Erdbeben u. s. w. verlor sich dieser Strom und Hess seine Ablagerungen in Gestalt der machtigen, oft Hunclerte von Fuss dicken Quarzsandschicht der blauen Ader zuriick. Diese wurde im Laufe der folgenden Zeitalter von den Erhebungen neuer und von Geund organischem Erdreiche in ver-

Gebirgsziige vielfach durchbrochen und verschoben,

Verwitterungsschlamm schiedener Dicke iiherdeckt.

rolle,

Aber um das ist

man

Natur

genothigt,

darbietet,

in ihr enthaltene

Gold auswaschen zu konnen,

sich tiefere Abzugskanale zu schaffen,

Zu diesem Zwecke

man an

fing Stellen durch die Vorgebirge Tunnels zu bohren,

,

als die

an passenden

so tief

,

dass sie

blauen Ader Die Anlage solcher Tunnels hinreichend geniigenden Fall erhalten. das sehr bedeutende ist allerdings ein kostspieliges Unternehmen, einen zur

Abwaschung

des

betreffenden Theiles

der

und jahrelange Arbeit erfordert. Aber der Ertrag ist der Goldreichthum der blauen Ader ist unzweifelhaft, denn sicher, und sobald ein solcher Tunnel fertig, braucht man nur die Miindung des Schlauches auf die vorliegende Erdbank zu richten und der Alles hinwegrefssende Wasserstrahl thut den Rest der Arbeit bis auf das cleaning up, das Amalgamiren und Herausnehmen des Goldes aus der Abzugsrinne, von selbst. Auf gleiche Weise, wie die anderen Schiitze der Natur, ist auch der ehedem grosse Wildreichthum des Landes ausgebeutct und zum grossten Theil bereits vernichtet worden. Es liegt mir feme dies auf sentimentale Weise zu bedauern da meiner Ansicht nach Hegung des Wildes den viel wichtigeren Interessen der Landwirthschaft nachtheilig ist. Aber die Vernichtung des Wildes ist in den Vereinigten Staaten mit solcher Riicksichtslosigkeit beKapitalien

,

,

worden, dass in den besiedelteren Gegenden grosseres Wild iiberhaupt nicht mehr existirt. Und sogar auf den Ebenen des fernen Westens geht seit der Erbauung der Ueberland-Eisenbahn die Ausrottung der Biiffel mit solcher Schnelligkeit vor sich, dass die Jager dadurch sich um ihren eigenen Erwerb bringen.

trieben

49

Denn wahrend noch im Jahre

1867

auf zwolf bis ftinfzehn Dollars stand

der Preis

eines

Biiffelfells

Folge der massenhaften Thiere der P*eis dieser Felle in den Stadten ,

1st

in

Absclilacbtung diescr des Ostens bis auf ungefahr drei Dollars gesunken was schliessen Gefahren liisstj dass der Jiiger fur die sehr bedeutenden Strapazen und Miihe der Btiffeljagd nicht mebr erhalt, als die unbedeutende ,

,

Summe von natiirlich

3 /4

auch

Dollar fur jedes Fell. Mit den Biiffeln sclrwinden Stiimme der wilden Indianer immer mehr und

die

mehr zusammen,

die in ihrer Existenz auf dieses Thier gewisser-

maassen angewiesen sind. Aus der Gesammtheit der vorstehenden Betrachtungen ergibt sicb

dass

,

die Periode

der

Geschichte

der

Vereinigten

Staaten,

wir fiiglich als die der Besitzergreifung der natiirlichen, in diesem Gebiete aufgehauften Reichthiimer durch Privatpersonen bezeiclinen konnen, ihrem scbleunigen Ende entgegengeht wenn sie dasselbe nicbt scbon vollkommen erreicht hat. Der hinter uns die zum liegende Zeitabschnitt gewahrte den Besitzergreifenden grossten Theile Natives ,,Eingeborne" waren, nicht nur die Mittel, aus den von der verscbwenderischen Fiille der Natur oft ohnc alle und jede Arbeit in ihre Hande fliessenden Reichthiimern hohcn Lohn an die eingewanderten Arbeiter zu zahlen, sondern machte es auch diesen selbst leicht, durch baldiges entschlossenes Zuin welch' letzterern Umgrcifen freies Eigenthum zu gewinnen, stande die Hauptanziehungskraft des Landes weit mehr lag, als in den politischen Verhaltnissen die Manche als Grund der Einwomit ich ubrigens nicht andeuten will, wanderung betrachten dass Letztere nicht einen wesentlichen Einfluss auf das Gedeihen eines Landes auszuiiben im Stande waren. Besonders sind landliche Arbeiter von dem durch den Abschluss dieser ersten Periode bedingten Wechsel betroffen. Die Zeit, in der ein wirklicher Bedarf nach der Einwanderung dieser Klasse existirte, ist gegenwartig schon vortiber, und eine bedeutende und andauernde Herabsetzung des Lohnes dieser Sorte Arbeiter steht mit vollkommener Sicherheit zu erwarten. Es wird dem zukiinftigen Einwanderer schwerer werden ein kleines Kapital zu ersparen, und zu gleicher Zeit ist die Moglichkeit vollkommen geschwunden, dasselbe in der Weise nutzbringend anzulegen, wie es seine vorausgegangenen Genossen gethan, namlich die

,

,

,

,

,

in

der

Aufnahme und Besiedelung

einer

Heimstatte.

Haben

es

diese auf ihrer Heimstatte zu einem gewissen unabhangigen Wohlstande gebracht, so hat der jetzt einwandernde Laiidarbeiter kaum

noch

eine

andere

Aussicht,

als

die,

sich

als

Taglohner

zu

ernahren.

Ein

der Blick auf die vergangene Entwickelung der den von Staaten liefert besten Beweis Vereinigten Wichtigkeit, 7

kurzer

50 welche die materiellcn Umstandc fur die Entfaltimg eines Landes und das Gedeihen seiner Bevolkerung besitzen und zeigt, dass dieselben einen bestimmenden Einfluss auf die politischen und socialen Verhaltnisse ausiiben.

Wie

bekannt, war zur Zeit des Unabhangigkeitskrieges vor hundert Jahren die Bevolkerung der Vereinigten Staaten wesentlich auf das Kiistengebiet des Atlantisclien Oceans beschrankt wo ihr die See oder schiflbare Fliisse wie der Hudden Verkehr und Absatz ihrer Erzeugnisse ermoglicliten. son, Einzelne Jager und Hinterwaldler nur streiften weiter nacli Westen, und fiihrten dort ein Leben, das, jenen der Indianer beinahe zwar durch seine vollkommene Unabhangigkeit vollig ahnlich, lockte, aber auch durch den notlrwendigen Verzicht auf alle Geniisse und Errungenschaften der Kultur abschreckte.

nunmehr gerade

,

,

.

Nur ganz allmalig drangen die w eissen Ansiedelungen gegen Westen vor, als sich diesem Zuge auf einmal ein plotzlicher und nicht etwa Dank der Einfiihrung grosser Aufschwung mittheilte r

,

oder der Anerkennung der Freisondern lediglich in Folge zweier Eine war die Erfindung und Ein-

der republikanischen Staatsforra heits- und Gleichheitsprincipien

,

,

Ursachen. Die Cotton Gin, einer Vorrichtung, wodurch die bisher nur mit grosser Miihe zu reinigende Baumwolle auf leichte Weise von ihren Samenkornern 'befreit, und der bislang kaum rentirende Anbau dieses Produkts plb'tzlich ungemein lohnend wurde. Die materieller

fiihrung

Zweite

de

dagegen

war

und Einfiihrung der Dampf-

die Erfindung

Strome namentlich jene, die sich in den Golf von Mexico ergiessen, mit einem Schlage in bequeme, sichere und schnelle Verbindungsstrassen verwandelte, auf denen man weit in das Innere des Landes gelangen konnte. Ihnen schifffahrt

,

die

folgte

die alle grosseren

Bevolkerung

des

,

Siidens,

verbreitete

sich

uber

ein

grosses Gebiet in kurzer Frist nahm all' die reichen Uferlandereien der siidlichen Fliisse in Besitz und kultivirte die Baunrwolle, die ,

von

Jahr

Theile

zu

Jahr

reissenderen Absatz

die friiheren Bekleidungsstofife

der

und zum grossen nordlichen Volker ver-

fand

,

drangte. Ueberall, soweit das Dampfboot gelangen konnte, bildeten sich in raschester Folge neue Ansiedelungen, deren Bevol-

kerung meist den siidlichen Staaten des Atlantisclien Oceans entstammte, und die einer Klasse von Arbeitern, die den Miasmen und Sumpffiebern der Flussniederungen widerstehen konnte, bediirfend, den hierzu aufs Beste geeigneten Neger als Arbeitskraft mit sich fiihrte. Eine Anzahl neuer Staaten (Kentucky, Tennessee, Alabama, Louisiana, Mississippi und endlich Missouri und Arkansas) traten

und sogar die erste Sklavenstaaten dem Unioiisverbande bei sowie des des auch Staates Staates Indiania, Besiedelung Illinois,

als

,

51 gehort dieser Dampfboot-Perio'le an

Ohio-Gegenden

die

namliclie

,

welche

die Mississippi-

in

siidliche Bevb'lkerung

Die

brachte.

Siidstaaten erhoben sich zur iiberwaltigeiiden Macht, der die Leitung der politischen Geschicke beinahe ohne Widerstand in die

Hande

fiel,

und wenn der afrikanische Sklavenhandel auch im so lag der Grand weniger in dem mach-

Jahre 1810 aufhorte,

tigen Einflusse der Principien der Humanitat,

als

darin,

dass ein

bedeutender Theil, namentlich der alteren Sklavenstaaten der von ihnen bctriebenen Sklavenzucht die afrikanische Konkurrenz aus dem Wege zu raumen und den Sklavenmarkt der neuen Staaten mit ihrer menschlichen Waare monopolisiren Woflfej d. h. das Yerbot des Sklavenhandels entsprang genau demselben Principe, worauf der Schutzzoll beruht. Das natiirliche Fett der reicben ,

Niederungen des Siidens wurde in Baumwolle und Geld umgesetzt und cine reiche, machtige stolze, verschwenderisch bequeme und gastfreundschaf'tliche Aristokratie erhob sich in einer kurzen Reihe von Jahren zum iibermiithigen Selbstbewusstsein ihres Erfolges, auf den zuriickbleibenden Norden mit Geringschatzung herabsehend. Demi die Entwickelung des Nordens wahrend dieser ganzen Periode, im ersten Drittel unseres Jahrhunderts konnte dem Vor,

anschreiten des Siidens gegeniiber kaum in Betracht kommen. Das Alleghany-Gebirge setzte den natiiiiichen Wasserwegen und dem Dampfboote eine Schranke, die nicht leicht zu uberwinden war und dem Verkehr und der Ausbreitung der Bevolkerung

grossc Hindernisse

bereitete.

Wohl

stellte

der

Staat

New-York

wichtigen Erie-Kanal her, eine Verbindungsstrasse zwischen dem schiffbaren Hudsonfluss und dem System der westlichen

den

See'n, aber diese Verbindung war fiir Dampfboote nicht benlitzbar und durch das Eis des Winters unterbrochen. So entstanden denn nur langsam einzelne Ansiedelungen an dem Uferrande der nordlichen See'n, worunter sich die Stadtchen Detroit Milwaukee und spater Chicago hervorhoben. Aber im Wesentlichen beschrankte ,

sich

die

Ansiedelung der

ganzen

nordwestlichen Staaten auf jene

Gegenden welche die Baumwollenplantagen des Siidens mit Welschkorn Waizen und Fleisch versorgen und mit ihnen durch Dampfboote in Handelsverkehr stehen konnten welcher Verkehr die Stadte Cincinnati, Louisville und St. Louis emporzuheben begann. Die eigentlichen Binnenlandereien des Nordwestens die fruchtbaren ausgedehnten Prairien aber lagen vom Verkehr abgeschnitten unbesiedelt da und wurden nur von wenigen weissen Abenteurern, Jagern und von wilden Indianerstammen durchstreift. Doch nicht mehr lange sollten diese Gebiete als Jagdgrund ,

,

,

,

,

dienen, da eine werthvollere Verwendung ihrer Naturschatze um diese Zeit (in den dreissiger Jahren) wieder durch lediglich materielle

Ursachen sich ergab.

Die

Bevolkerung verschiedener Ge-

52 hattc sich namlich genden Etiropa's, besonders Grossbrittanniens dann seit der massenhaften seit Einfiihrung der Dampfmaschine, Erzeugung der Baumwolle in den Siidstaaten und dem riesigen Aufschwunge der Baumwollen-Industrie so vermehrt, dass die eigenen Brodfruchte dieser Lander nicht mehr hinreichten, ihre Beund in ihnen ein sicherer und zahlender volkerung zu ernahren ,

,

Markt

die Friichte

fiir

erwuchs,

die

zu erzeugen die Nordstaaten

Eignung besassen. Die zweite Ursache aber, die den Nordwesten dem Verkehre zugiinglich machte, war die Einfiihrung der Eisenbahnen, welche fiir dieses Gebiet leisteten, was eine besondere

fiir den Siiden. Verbindung mit Europa inniger zu machen und den fiel das SchutzAbsatz der Produkte dcs Westens zu befordern und die nun folgende Periode des Freihandels bedeckte zollsystem das ganze nordwestliche Gebiet mit Eisenbahnen und Ansiedlern. Arbeitskrafte wurden begehrt, den reichen Boden zu brechen und zu kultiviren und die Lohne vor dieser Zeit durchaus nicht ungewb'hnlich hoch dass die Arbeitermassen stiegen rasch so sehr in dem Lande des starken Strome ununterbrochenem Europa's hohen Lohnes und des billigen Bo dens zueilten. Die nb'rdlicheren Theile von Ohio Indiana die neuen Staaten Michigan, Illinois Wisconsin und Jowa fiillten sich schnell mit einer Bevblkerung, der die Verwerthung der naturlichen Reichthumer ein ungewohnund aus dem bevollich gutes Einkommen in den Schoos warf,

die

Dampfboote

Um

die

,

,

,

,

,

,

,

,

,

,

Gebiete wurden in kiirzester Zeit machtigc Staaten, die den Siiden um seine bis dahin unbestrittene Uebermacht besorgt

kerten

werden

liessen.

Als die vorwarts drangende Welle der nordlichen Ansiedler sich endlich auf die Gebiete des ferneren Westens warf, hielt sich der Siiden fiir gezwungen, den Versuch zu machen, ihrer weiteren Ausbreitung einen Riegel vorzuschieben. Zu diesem Zwecke suchte er das westlich vom Staate Missouri gelegene Kansas als Sklavenstaat in Besitz zu nehmen. Aber die nordliche Bevblkerung war durchaus nicht Willens, sich diese Gebiete ohne Kampf nehmen Und dieser oder sich iiberhaupt Schranken ziehen zu lassen. Konflikt der Interessen zwischen der afrikanischen Sklaven-Arbeit des Siidens und der weissen freien Arbeit des Nordens war es, \velcher

der

republikanischen

Partei

das

Leben

gab.

Free soil

w: free, labor ,,Freier Boden fur freie Arbeit , war der Grundsatz, der ihr Entstehen bezeichnete, und das Princip der Befreiung der

for

W

r affe gegen den Neger wurde erst in spaterer Entwickelung als stidlichen Feind in den Kampf hineingebracht in welchem der Norden dem Europa als Reserve zu Gebote stand den entscheidenden das ganze Arbeitssystem des Siidens und diesen selbst ,

,

,

ruinirenden Sieg gewann.

,

53 Oberherrschaft vom Siiden an den Norden im Norden selbst der altere reichere und die iiber, gewann Interessen scharfer im Auge behaltende Osten das unbedingte Uebergewicht iiber den Westen. Er verwerthete dasselbe durch Einfiihrung eines S chutzzollsy stems das die Konkurrenz des Auslandes beinahe ganz und gar ausschloss, und der Industrie des

Ging damit

die

so

,

Ostens beinahe in jeder Beziehung ein unumschranktes Monopol in der ganzen Ausdehnung der Vereinigten Staaten sicherte. Wahrend die Erzeugnisse desWestens in ihrem Preise von dem europaischen

Markte abhangen, regulirt sich der Preis aller Industrieerzeugnisse des Ostens nur in Einklang mit der ausserordentlichen Hdhe der und das Resultat ist, dass der Bauer des Westens alle Zblle, Artike] deren er bedarf zu ausserordentlich theuerem Preise kaufen muss, wahrend er eben nur den gewohnlichen vom Stande des Weltmarktes bestimmten Preis fiir Alles erhalt, was er selbst ,

,

,

verkauft.

Diese Ausbeutung der Ackerbauer des Westens zu Gunsten des Ostens ware unzweifelhaft schon langst als

der Fabrikanten

unertraglicher Druck empfunden worden, hatte nicht der reiche des jungfraulichen Boclens den Bauer in Stand gesetzt,

Ertrag

die kiinstlich in die Hb'he geschraubten Preise bisher ders fuhlbare Anstrengung zu zahlen.

ohne beson-

Denn der Reichthurn, der auf leichte Weise der Landbevolkerung der neuen Staaten gleichsam zuwuchs, ist ganz enorm. Jeder Acker fruchtbaren Prairielandes ergibt in den ersten 15 Jahren seiner Kultur 200 bis 300 Bushel Weizen, die gleiche Arbeit auf altkultivirtem Lande nicht hervorzubringen im Stande ware. In jeder Heimstatte von 160 Acker guten Weizenbodens, wie es Zehn- und Hunderttausende auf den westlichen Prairien gibt, lag demnach anfanglich ein Schatz von ungefahr 40,000 Bushel Weizen, die zum geringsten Preise einen Werth von 20,000 Dollars

darstellten.

Gewiss

genug

,

um

die,

allerdings

Einrichtung der Farm urid der Urbarmachung des Bodens sogar mit dem hochsten Lohne zu bezahlen, und einen erklecklichen Ueberschuss zu belassen. Gabe es ein Mittel, den wirklichen Werthbetrag zu bestimmen, der den Vereinigten Staaten als Frucht der Ausbeutung der natiirlichen Reichthiimer seit einein Jahrhundert zugewachsen ist, so wiirde die Grosse desselben die Welt in Erstauncn setzen; den bisherigen materiellen Fortschritt und das Gecleihen der Benicht

unbetrachtliche Arbeit

vb'lkerung mochte all'

man

aber nicht nur aufhorcn mit Verwunderung man wtirde sich im Gegentheile wundern, dieser Reichthum geblieben. Denn der Werth des wirklich

zu betrachten^

wo

der

sondern

vorhandenen Eigenthums ist nur ein geringer Bruchtheil desselben. Meiner Schatzung nach muss dieser Werth allein in den seit

54

40 Jahven

besiedelten Staaten des Nordwestens gewiss nicht wcniger,

aber

wahrscheinlich

viel

mehr

Dollars

Milliarclen

zwanzig

als

betragen.

ungeheure Summe von Rechnet man hierzu die

die

Preissteigerung der nattirlichcn Bodenwerthe, die wohl mindestens die Halfte der obigen Summe betragt, so ergibt sich als Resultat, dass den ungefahr 12 Millionen der hier lebenden Bevb'lkerung seit

der

Besiedelung

des Landes

die

Summe von

mindestens 30

jedem einzelnen Bewohner dieses Landstriches nicht weniger als 2,500 Dollars von der Natur gewissermaassen zum Geschenk gemacht worden sind. Eine solche Betrachtung das Wunder in der Entwickelung der Yereinigten 1st geeignet, Staaten verschwinden zu lassen. Dem Reichthume eines jungfraulichen Bodens gegeniiber erscheineh die blendenden Goldschatze Milliarclen

h.

d.

,

Californiens als armselige Lappalien. So lange die Bevolkerung des

Westens von diesem Reich-

'thume zehrte empfand sie den Druck des Schutzzollsystems, durch den ein bedeutender Theil dieses Reichthums dem Ostcn zufloss, nur wenig. Seitdem aber die Bodenertrage anfangen, auf ein der werwirklichen Bearbeitung entsprechendes Maass herabzusinken ,

,

den dem Bauern die hohen Preise der Waaren sehr empfindlich, und er ist geneigt die Principien des Schutzzollsy stems einer Revision zu unterziehen, die denselben durchaus nicht giinstig sein durfte.

zwar keineswegs

Willens, Jenen ohne Weiteres Schutzzollsystem von vornherein fiir verwerflich erklaren, weil dasselbe dem Principe der ,,Freiheit" \viderstrebe. Ich halte die Interesson des Landes fiir allein massgebend, und sollten diese wirklich einen Schutz der heimischen Industrie Ich

bin

beizustimmen

erfordern

,

betreifende

die

ein

bin

ich

,

so

Volk

nicht

im Stande einzusehen

,

warum

das

seine Interessen eiriem sogenannten Principe opfern

sollte. Es sind nun allerdings Falle denkbar, in denen das Gemeinwohl einen Industrieschutz verlangt. Aber wenn auch der Grund^atz des Schutzes der heimischen Industrie claim und wann der Beachtung worth scin und den In-

teressen eines Volkes entsprechen mag, so haften demselben cloch so mannigfache Uebel an, dass er nur in Fallen, in denen seine Nothwendigkeit klar und tiber alien Zwcifel erhaben dasteht, an-

gewandt werden sollte. Die Schutzzollpartei der Vereinigten Staaten

fiihrt

als

Haupt-

grund der Aufrechterhaltimg desselben an, dass man den Konsuinenten dem Produzenten so nahe wie moglich bringen miisse. und ware, wcnn Dies ist unzweifelhaft ein wlmschenswerthes ,

Es ist dagegen beide Parteien ein profitables Ziel. nur das Eine einzuwenden, dass die natiirlichen Umstande die erreicht,

fiir

Lokalitaten, in denen sowohl der Ackerbau, wie auch die Fabrik-

55 thatigkeit

am

Besten betrieben werden konnen,

Fleisch wird gegenwartig in Texas produzirt,

bestimmt haben.

Weizen

in Kansas, den Golfstaaten, wahrcnd die Eisenindustrie in Pennsylvanien bessere Bedingungen in der Union. als irgendwo Kein Schutzzoll vermag findet, den Anstatt sich an dieser Yertheilung etwas zu. andern. Sitzen der Industrie seit Einfiihnmg des Schutzzolles zu nahern, hat sich der Getreidebau in dem Maasse weiter und weiter davon entfernt, als der altere Boden ausgesogen und neues, jungfrauliches Terrain gebrochen wurde, 1st dieses Argument demnach wirklich richtig, so ware seine logische Folge, dass jeder

Nebraska und Minnesota,

Baumwolle

in

viclleicht gar jedes einzelne County undurchdringlichc Schutzzollschranken errichten mlisste um Produzenten und Konsumenten auf demselben Flecke zusammenzuhalton. Auch wUrde

Staat,

,

die Abschaffung von Eisenbahnen, Kanalen und schiffbaren FllisBen diesem Zwecke sehr dienlich sein. Thatsachlich leiden alle ackerbautreibenden Gegenden der Vcreinigten Staaten an sammtlichen Uebeln des Freihandelssystems, namentlich an der Entfernung der Konsumenten von den Produzenten, die den "Werth ihrer Produkte bedeutend verringert, ohno die Vortheile desselben, namlich freie Konkurrenz und massige Sie leiden ferner Preise der Manufakturwaaren zu geniessen. unter alien Uebeln des Schutzzollsystems namlich der Unsicherheit aller kaufmannischen Geschafte, in Folge deren diese geum sich zwungen sind, gegen jederzeit mogliche Verluste zu verihren Profitantheil wesehtlich zu erhb'hen, und dadurch sichern, die Waareii noch mehr zu vertheuern als sie schon in Folge des Zolles sind, geniessen aber nicht einen einzigen Vortheil, da ,

,

heimische Industrie sich eben im Osten und nicht den ackerbautreibenden Gegenden befmdet, und in diesen der Konkurrenz Jener halber auch nicht aufkommea kann. Kurz: die geschiitzte

in

1st das Prinzip des Schutzzolls richtig,

des Westens

die Herstellung

so

das Prinzip des Freihandels richtig, des Westens diesen gebieterisch.

ist

Denn

verlangt das Interesse

eines Schutzzolles

der Freihandel wiirde

es

gegen den Osten,

so verlangt das Interesse

ihm

allerdings ermoglichen,

noch auf langere Zeit im europaischen Markte seine Produkte zu verwerthen. Besonders wenn zu gleicher Zeit eine den Interessen der Landwirthschaft entsprechende Modifikation der inneren Steuern vor sich ginge, die es gestatten wiirde, das nicht zu transportirende, in Massen vorhandene Korn in Spiritus zur Ausfuhr nach Europa umziiwandeln was gegenwartig ganz unmoglich. Erhoht schon ,

Waaren ungemein, so werden dienoch weiter in die Hohe getrieben durch das im Werthe schwankende Papiergeld. der Schutzzoll die Preise aller selben

56

Kaufmann

bei alien Geschaften auf ist gezwungen Schwankungen des Wertlies der als Geld umlaufenden Papierscheine Rucksicht zu nehmen, und sich gegen et-

Jeder

die

,

mb'glichen

waige Vcrlustc sichern.

handel

durcli

erhb'hten

Verkaufspreis seiner "Waaren

zu

Alle verschiedenen Geschaftszweigc die den Getreidcnnd den Verkauf der anderen landwirthschaftlichen Pro,

clukte besorgen oder vermitteln, miissen dar>selbe thun und Provisionen erhohen. Alle diese erhohten Betragc von

ihre

dem

sich gleich bleibenden Gesammtertrag in England abgezogen, lassen einen sehr verminderten Restbetrag fur den urspriinglichen Er-

zeuger, den Bauern,

Die

iibrig.

Schwankungen

Theile denselben Grund,

Papiergeldes haben zum grossen das Schutzzollsystem fortwahrenden Der Werth desselben ist namlich ge-

des der

Veriinderungen unterwirft. radezu den unsteten Launen einer stets wechselnden Gesetzgebung und Verwaltung unterworfen, die je nach Belieben plotzlich und unvorbereitet Quantitaten Gold oder Papiergeld auf den Markt zu werfen im Stande sind, und dadurch das zwischen diesen beiden Namentlich das Finanzministerium bestehende Verhaltniss stb'ren. der Vereinigten Staaten stelit beinahe fortwahrend in trautester Yerbindung mit den Spekulanten der New-Yorker Borse, die es als Bulls und Bears den Preis des sich zur Aufgabe machen, und mit Goldes in die Hohe zu treiben oder sinken zu lassen ,

diesem immerwahrenden Zwickmiihlspiele das Publikum auszubeuten. Treiben diese Ursachen den Preis aller Waaren, deren der ganz enorm hinauf, und verraehren sie die Kosten

Bauer bedarf,

seines Lebensunterhaltes entsprechend } so verringert der Transport dagegen den Werth seines Getreides und seiner Produkte in kaum

Wie bedeutend der dadurch hervorgerufene glaublicher Weise. die den Preisunterschied ist, zeigen die folgenden Werthangaben Preis ernes Stiickes Rindvieh in verschiedenen Staaten und ver,

schiedenen Jahren angeben:

Kuhe.

57 c

Massachu-

h

s e n.

58 -

Aber

sollte

auch

gelingen, clem

es

Westen durch Einfiihrung

eines Freihandelssystems , durch Herabsetzung des Arbeitslohnes und durch Reduzirung der Transportkosten eine wesentliche Erso wiirde dies den Prozess der immcr leichterung zu verschaifen weiteren Aussaugung des Bodens, der Verringerung des Ernteertrages und des Gewinnes eberi nur eine Zeit lang weniger fiihl,

bar machen, aber durchaus nicht aufhalten. Und da eine erhb'hte Ertragsfahigkeit nur durch rationelle Landwirthschaft hergestellt werdeii, der Bauer des fernen Westens aber unmoglich sein durch rationelle Landwirthschaft erzeugtes Getreide zu demselben Preise in Liverpool niederlegen wie der Bauer Europa's es ebensowenig nach dem Osten selbst transportiren kann, weil durch rationelle Landwirthschaft auch der Bauer des Ostens, w^enigstens zum und den Getreide zu produziren, fahig 'ist, grossen Theile, Bedarf seiner Gegend zu versorgen (was ihm bis jetzt nur durch auf reichem die Konkurrenz des billigen jungfraulichen Boden ,

,

erzeugten Getreides unmogiich gemacht wurde), so folgt hieraus, dass der Einfiihrung der rationellen Landwirthschaft das Aufhoren des Getreideexportes sowohl nach Europa wie nach dem Osten

nothwendig

kommen,

vorangehen

wiirde

der

Theil

den grossten

miisse.

Westen

seines

die

Sobald es demnach soweit gebeiden Markte, die ihm jetzt

Ernteertrages

und auf seinen eigenen Bedarf angewiesen Tritt aber diese Periode ein, in

Anspruch

genommene

Strecke

abgenommen,

verlieren,

sein.

so ist die jetzt fur den Pflug zu gross. Es muss ein

viel

der mindestens so lange durch eine allmalig heranwachsende grossere Eigenbevolkerung wieder ein erhohter Bedarf geschaffen wird. Jeder einzelne Bauer wiirde sich wahrscheinlich mit der besseren Bearbeitung desjenigen Theiles seiner Landereien befassen, den cr oder personlich bestellen konnte und den Rest brach liegen lassen

Prozess der Koirtraktion vor sich gehen,

wahren wird,

als

Viehweide

bis

beniitzen.

Auf

Weise wiirde er Ausgaben Der aus dieser Betrachtung sich dass wahrend vorlaufig fiir langere Zeit diese

fur fremde Arbeitskraft ersparen.

ergebende Schluss ist, keine grosse Nachfrage nach sogar

dann,

wenn

sie

in

landlichen Arbeitern bestehen wird, spaterer Zeit sich wieder einstellen

genug Arbeitskraft im Lande selbst durch die Vermehrung seiner jetzigen Bevolkerung aufgewachsen um jedes Bediirfniss nach Einwanderung von Aussen sollte,

natiirliche

sein wird, fiir

immer

zu beseitigen. Ich habe in dieser Auseinandersetzung nur die Verhaltnisse in den nb'rdlichen Staaten betrachtet, in welche sich bisher der Strom der Auswanderung ausschliesslich ergoss, und zwar aus

dem Grunde, weil anzunehmen, dass diese Staaten auch in Zukunft das Hauptziel aller Auswanderung bleiben werden. Denn in

59

im Siiden sowohl als den beiden anderen Sektionen des Landes, an der Stillen Meereskiiste ist die gewohnliche Arbeit der Konkurrenz der Neger in der ersteren Gegend*, der der Chinesen in der zweiten ausgesetzt, und diirfte sich durch dicse Konkurrenz urn eine halbwegs immer genugsam abgestossen fuhlen Einwandarung in diesc Theile der Vereinigten Staaten auch nur zu versucnen. Was die Neger in den siidlichen Staaten

\vohl

,

zahlreiche

betrifft,

so ist unbestrcitbar

Weitem

diese

Menschenart den klimatischen

besser

als die \veisse angepasst, dass der Neger als Thatsache, freie Person nicht eben besonders geneigt ist, sich irgendwie mit Arbeit zu plagen, und sich derselben eben nur insoweit unterInsofern wiirde am Ende zieht, als ihn die Noth dazu zwingt. die Moglichkeit einer lohnenden Konkurrenz der weissen Arbeiter, wenigstens in denGegenden, die von den gelben und Sumpffiebern Aber es ist zu befrei sind, nicht ganz ausgeschlossen sein.

Verhaltiiisssen

Race.

Es

ist

bei

nun

allerdings

merken," dass in Folge des Racenantagonismus in diesen Gegenden die gewohnliche Lohnarbeit allgemein als des weissen Mannes fiir unwiirdig erachtet, und demnach der. Arbeiter als Mitglied einer In dieser Stellung mochte sich verachteten Kaste angesehen wird. wohl fuhlen, als er dabei der Arbeiter weisse umsoweniger jedoch nothwendig der nicht angenehmen naheren Beriihrung mit dein

Neger ausgesetzt ist. Abgesehen davon, ist der Siiden jetzt in einem Zustande endloser Verwirrung, dass schon desshalb eine Einwandcrung dahin nicht rathsam erscheint. Yerschiedene Staa-

wohl Anstrengungen

die europaische Einwanclerung wirklichen Bediirfnisse nach einem anzuziehen, weisser Arbeit, oder aus Rucksicht auf die guten Aussichten, die sondern lediglich aus dem often sich derselben darbieten nib'gen, der Partei der weissen die Stimmenzahl eingestandenen Bestreben, Manner zu vergrossern, und damit den Sieg liber die Negerpartei zu gewinnen. Thatsache ist, dass gegenwartig aus den meisten siidlichen Staaten eine starke Auswanderung des weissen Elementes nach Texas hin vor sich geht. Die Griinde die dieses, sonst eben nicht iibermassig auswanderungslustige Element der siidlichen

ten niachen

aber

,

aus

nicht

Weissen zur Auswanderung treiben, diirften wohl als geniigend gelten, von Einwanderung abzurathen. Was dagegen die an der Kiiste des Stillen Oceans gelegenen so ist dem weissen ArStaaten Californien und Oregon betrifft, chinesischen beiter kauni anzurathen die Konkurrenz mit den Kulis zu versuchen, die zwar nicht durch amerikanisches Gesetz, aber durch ihre eigene Sitte, an \velcher sic mit der grb'ssten ,

Zahigkeit festhalten, gebundene Sklaven sind, gegenwartig fiir die unbcdeutende Summe von etwa vierzig Cents per Tag arbeiten und sobald die Konkurrenz grosser werden sollte, sicherlich fiir

60 weniger arbeiten werden. Derm ihre Bediirfnisslosigkeit Stand, von Lohnen zu existiren, die fiir die Bediirfnisse des weissen Mamies ganz und gar unzureichend sind. Jene nahren sich ausschliesslich von in Wasser abgekochtem Reis traals cine baumwollene Blouse und gen keine anderen Kleider, dergleichen Hosen, schlafen heerdenweise di Jahre,

iiber

die

nicht

lesen

und schreiben konnte, betrug 157,049. Wenn die Hali'te davon Weiber waren, so batten wir von den 87,121 farbigen Stimmberechtigten 78,524, die nicht schreiben und lesen konnten. Solche Schaaren ungebildeter Stimmgeber mussen nothwendig in bedeutendem Maasse blinde Werkzeuge in den Handen Ande rer sein, die ihre Leidenschaften oder ihre Furcht zu ihren Gunsten zu wenden wissen. Zeugnisse von beiden Seiten weisen unbestreitbar nach, dass Mordthaten so ganz gewohnliche Begebenheiten waren, dass sie auf intelligente Leute kaum mehr Eindruck .

.

.

machten, und dies nicht nur in den Stadten, sondern auch in den Landgeraeinden dass in vielen Theilen des Staates politische Hitze und Hass sich bis zur Gluth gesteigert dass in der Regel ,

,

Todtschlag,

Mord und

liche Strafe

mehr

Angriffe auf das Leben gar keine gerichtfanden endlich dass die Weissen gewohnlich ,

vollstandig bewaffnet gingen. Dem Berichte der Mehrheit dieses Ausschusses

entnehme

ich Folgendes: iiber

,,Die republikanische Partei besass seit lange die Controlle die gesammte Staatsverwaltung. Das letzte Verzeichniss der

Stimmgeber zeigt einen Ueberschuss der farbigen Stimmgeber iiber Dieses Weissen, 90,781 Farbige gegen 76,823 Weisse. Register war unrichtig und ubertrieb die wahre Anzahl der farEs lag ganz und gar in den Handen der bigen Stimmgeber. Es gibt nur drei Gemeinden, wo die Beamten. Kellogg'schen die

.

.

.

.

.

.

republikanischen Supervisoren sich iiber eine e Andererseits b e registrirung beschweren.

w

falsche i

se

n

Stimmen

die

Conser-

5200 Falle betriigerischer vativen, Der Census von 1870 weist Registrirung vorgekommeu sind. 87,076 Weisse und 86,993 Farbige im Alter von iiber 21 Jahren aus, Nichts berechtigt zur Annahme, dass sich dieses Verhaltniss dass

New-Orleans

in

allein

.

zu Gunsten

der

steigen nach

4000,

Farbigen

dem

wahrend

Register die

.

geandert

.

Weissen

Trotz

habe.

die Farbigen

um mehr

als

uber-

alledem

diese Zahl

um

10,000

beinahe

dagegen

zuriickbleiben.

Gesammtzahl der registrirten Wahler betrug 167,604. ihre Stimmen ab 146,523. Diess Verhaltniss abgegebenen zu den registrirten Stimmen ist grosser als in ,,Die

Von der

diesen gaben

irgend einem nordlichen Staate.

In einem ackerbauireibenden

24

3

nur

186

wo

diinn besiedelten Staate,

oft

eine becleutende

Wegstrecke bis kann man nicht anzuriickzulegen 1st, nehmen, dass eine grossere Proportion der registrirten Schwarzen als freiwillig zu den Stimmkasten gegangen ware, gewohnlich bei anderen Wahlen im Norden und im Siiden, zumal unter der Regierung fiir die sie stimmen sollten die Wohlfahrt des Staates, ihr Lohn und der Werth ihrer Ernteantbeile bestiindig gesunken war. Die Beweisaufnahme zeigt nicht, dass die Farbigen unter einer allgemeinen Einschiichterung zu leiden hatten, und wo eine solclie vor sicli ging, geschah es eher im Intercsse der ReDie Bundestruppen nabmen publikaner, als der Consorvativen. fortwahrend Arretirungen vor bis zur Wabl, aber nicht nachher. Die Aufsicht liber die Wahl und die Wahlberichte hatten die Ihnen zufolge erzielten die Conservativen Kellogg'schen Beamten. im Unterhause eine Mehrheit von 29. Und nur aus 3 Gemeinden liefen Proteste ein. Die Kellogg' sche Partei war, um das Vorkommen von Wahlbeeinflussungen darzuthun, nicht im Stande,

zum nachsten Stimmplatze

,

.

.

,

.

.

.

.

dem Untersuchungsausschusse im gonzen Staate mehr als ein halbes Dutzend unabhangiger Zeugen vorzufiihren d. h. solche Personen, die nicht Aemterinhaber oder Anhjinger von solchen waren. .,Der Ausschuss findet kerne Beweise dafiir, dass Kellogg jemals gewiihlt worden. Dass er die Regierung auf Grund ernes und ungiltigen betrugerischen (gerichtlichen) Befehls mit Hilfe der ,

Bundestruppen an sich riss, ihm das Volk, angestachelt

sollte

durch

immer gegen ihn zeugen. die

Missbrauche

seiner

Als

Ver-

Amt abgenommen, setzte ihn die Macht Hinter gesetzliche Formen sich verschanzend suchte er bei der letzten Wahl den Willen des Volkes iiber 'den H&ufen za werfen und bcrief zu diesem Zwecke die Bundeswaltung, das angemasste

des Buncles wiecler ein. ,

truppen,

urn die gesetzgebende

Versammlung auseinnnderzutreiben.

,,Hiesse der Congress eine solche schnmhliche i:nd driickende Usurpation gut, er wurde dad'urch einen Pracedenzfall schaffen, wonach unter allenthalben leicht aufFindbaren Vorwanden jede

Staatsregierung

gestiirzt

und der Volkswille bei Seite geschoben

wahrend Betrug und Gewalt regieren und die republikanischen Formen bis zur Zerstorimg der Freiheit verzerrt werden w iirden. ,,Die Ansicht dieser Mitglieder d es Auss chuss es dass nichts weiter in Louisiana Noth thue, als ist, die Bundestruppen zuftic kzuziehen und das Yolk des Staates sich selbst zu iiberlassen." werden konnte, T

Diese Ansicht ist jedonfalls richtig, nur ist dabei zu bemerken, dass Ruhe und Frieden in Louisiana die Oberherrschaft der weissen und die Unterordnung der farbigen Race zur Basis kann man hatten. Dies zu dulden oder gar selbst herbeizuftihren ,

187 aber den Republikanern nicht zumuthen die

Friiehte

ihres

geniessen

Sieges

diese wollen naturgemass und konnen dies nur

;

,

welche ihrerseits des Negerelementes durch ihre Oberherrschaft Dass die Negerherrschaft mit ihrer brunicht cntbehren kann. ,

,,Gans todtschlagt, die die.goldenen Die republikanisclie Partei beweist unleugbar. Verwaltung des Siidens schlagend, dass das Princip und die Basis aller Freiheit .,Gleichheit ', in der Thcorie

talen Gcsetzesverachtung die

Eicr

ist

legt", durcli ihre

dcr

:

der Praxis

zur

imd zum vollkommenen Ruin

Aller

Gluckseligkeit,

in

argsten Despotic und Anarchie der dann allerdings eine

fuhrt,

gewisse ,,Gleichheit" herstelit. AVie weit der Despotismus sich unter sogenannten republikauisclion

Gesetzesforraen

hat

entwickelt

,

zeigt

der

Vorwand,

unter dein alle nicht zu Gunsten der Republikaner lautenden ergehnisse angefochten

Vorwand

ist

immer

durch die Weissen.

und womoglich

annullirt

Wahl-

werden.

Dieser

angebliche Einschiichterung der Neger Die jetzigen Gesetze der Vereinigten Staaten die

ermachtigen jcden Bunclesmarschall jcden Weissen, der irgendwie sei es durch Ueberredungsversuche also durch Ausiibung seines Rechtes der freien Rede, einen Neger der republikanischen Partei ab wen dig zu machen trachtet ohne Weiteres zu verhaften und gefesselt vor das nachste oft Hunderte von Meilen entfernte wo ihm die Verurtheilung zu ein Bundesgericht zu transportiren Paar Jahren Zuchthaus wegen Einschiichterung desNegers, zu dem er gesprochen, als angenchme Aussicht winkt Solcher Art ist ,'

und

,

,

,

die Freiheit beschaffen, die gegenwartig in der freien Republik zur besseren Durchfiihrung der Grundsatze der Freiheit besteht. Nichts ist klarer als dass, wenn wirklich der Neger, dort

wo

Mehrheit bildet, wo alle Behorden und Bearnten seiner und an alien Stimmkasten Truppen zu seinem Schutze aufgestellt sind, dennoch nicht wagt nach seinem freien Ermessen zu stimmen, er eben ganz und gar nicht aus dem Stoffe Ein solcher Feigling besteht, woraus freie Miinner gemacht sind. \vird immer Sklave der Macht sein, die ihn zum Stimmkasten ob diese Macht treibt, und im Princip ist es ganz gleichgliltig, er die

Partei angehoren

die

der siidlichen AVeissen oder die der Republikaner, \velche ge-

genwiirtig sich als die allein berechtigten Eigenthiimer der Negerstimmen betrachten.

Diesem Eigenthumsrechte

iiber

die

Negerstimmen

,

welches

die republikanische Partei beansprucht und ausubt, entspringt thatsachlich die ganze Theilnahme fiir das afrikanische Element, wo-

durch Letzteres dermalen in politischer Hinsicht zum relaliv einBevolkerungselemente der Vereinigten Staaten geworden. Dieses ignoranteste, roheste, kaum 4 Millionen zahlende

flussreichsten

Xegerelement

besitzt

im Congresse der Vereinigten Staaten

eine

188 direkteVertretung, gegen die jene der ungefahr doppelt so starken Seine Bevb'lkerung gar nicht in Betracht kommt

deutschen

!

indirekte Vertretung durch Schnappsakler und sein indirekter, lediglich und immer zu Gunsten der Corruption ausgetibter Einfluss

Man wiirde kaum fehlgreifen noch ungeheuer viel grosser. mit der Behauptung, dass die beiden genannten Element e auf die allgemeine Verwaltung einen Einfluss ausiiben, der im umgekehrton Und der Grimd Verhaltnisse zu ihrer Auzahl und Bildung steht. ist durchaus nicht- verborgen. Gerade weil der Xeger unwissend, ein blindes Wcrkzeug, ohne Ehrlichkeit und Achtung vor Geist

rechtigkeit

ist,

besitzt er dieson

ungeheuren Einfluss, wahrend der

Tugenden" Deutsche, gerade weil er der erwahnten politischen Der baar, einen im Yerhaltniss kaum fuhlbaren Einfluss ausiibt. ,.

Erste, das blinde

Werkzeug,

ist

fur die Politiker, die sich durch in ihrer ,.Freiheit" beschrankt

Ehrlichkeit undGerechtigkeit nicht fiihlen

mogen, zu gebrauchen, mit dem Zweiten wissen

sie

nichts

anzufangen.

Der starkste und unwiderleglichste Beweis aber, dass nicht ,,moralischen Abscheulichkeit" der Weissen, sondern nur der durch die Bundesregierung aufrecht erhaltenen Negerherrschaft die der

unlaugbar vorkommenden Schand-und Gewaltthaten zurLast fallen, dass solche sich beinahe ausschliesslich auf jene Ge-

liegt darin,

Wo

biete beschranken, wo die Negerherrschaft besteht. dagegen wie in Georgia, in Virginia und anderen Sudstaaten die Weissen Und wahrend in regieren sind solche Grauel seltene Ausnahmen.

den gesetzloscn Negerstaaten solche Yerbrechen beinahe nie vor die Gerichte gezogen und bestraft werden, bemuht man sich in den von Weissen regierten Gegenden die Thater zur Rechenschaft zu ziehen. Damit soil nicht gelaugnet werden, dass eine Hauptursache dieser Gewaltthaten in der Auffassung 'des siidlichen Weissen der es eben als eine brennende Schmach empfindet von liegt, die er wo der Anlass Negern regiert zu werden, eine Schmach ,

sich bietet,

gewaltsam racht. Bedarf es einer weiteren Ausfiihrung der irateriellen Folgen solcher socialen Zustande? Die Zerstorungen des Krieges, die und die unbestreitbare giinzliche Zerrlittung des Arbeitssystems die klimatipchen Ursachen und der sorglose Faulheit des Nogers Racenhass, die es unmoglich machen weisse Arbeit in den eigentlichen Baumwollenstaaten einzufiihren; die schrankenlose Pliinderung des Yolkes durch ganzlich unverantwortliche Beamte auf alle und jede Art, und der sich daraus ergebcnde Steuerdruck, ;

der oft den Ertrag des Eigenthums ubersteigt; die allgemeine Unsicherheit und Gesetzlosigkeit konnten keine andere Folge haben als

die Zerriittung aller Geschafte

werthung

alles

Eigenthums,

und

die beinahe

giinzliche

Ent-

189 Die folgende, einem neuerdings in New-York erschienenen amerikanischen Werke n T/?e great Soutli, a record of journeys entnommene Stelle in the Southern States by Edward King" schildert die Zustande in New-Orleans und in Louisiana in nicht

im Geringsten iibertriebenen Farben ,,Viele Grundbesitzer aus der Nachbarschaft des erzbischoflichen Palastes sind seit dem Kriege nach Frankreich gezogen und thun :

Nichts zum Besten der Stadt, in der sie ihr Vermogen erwarben. Einst trug ihnen die Miethe ihrer solid gebauten Hauser Summen Jetzt erhalten die die in Francs ausgedriickt colossal waren, Eigenthumer beinahe gar Nichts, und die Hauser stehenzum grossMit dem Zusammenbruche der Sklaverei und der ten Theil leer. Einflihrung der Reconstruktion wurden die politischen und socialen Yerhaltnisse so griindlich geandert, dass alle Anhanger des ancien

regime die iiberhaupt entfliehen konnten, sicli davon machten. Ein angesehener historisclier Schriftsteller von alter hb'chst anstandiger creolischer Abknnft, erzahlte mir, dass er unter seiner ganzen, sehr ausgedehnten Bekanntschaffc niclit Eine Person wiisste, die dem Staate nicht dem Riicken kehren wiirde, wenn sie nur die }

Mittel hatte. ,,Die Geleise, in denen sich die Gesellschaft in Louisiana und New-Orleans friiher bewegte, sind derart verschoben dass dem daran Gewohnten sogar der blosse Aufenthalt im Staate zuwider ist. letzten Kriege" -,,Seit dem sagtc mir der gedachte Herr, 500 Jahre iiber dieses Gemeinwesen hingegangen zu ,,scheinen sein. Das Italien des Augustus ist dem Italien von heute eben

in

dem Louisiana^ vor dem den Siiden auszeichnende grosse Kriege. ungemessene Gastfreundschaft aufrecht erhielt, ist gebrochen. Jetzt miissten dieselben Pflanzer von Speck und Welschkorn leben. Die Meisten sind aus ihrer Heimath verschwunden, und ich kenne so ahnlich,

als

das Louisiana -von heutc

Der Geist der

friiher die

personlich gebildete und fein erzogene

Damen, die vor dem Kriege Einkommen besassen, jetzt aber ihr tagliches Brod mit Waschen verdienen. Das Elend und die Verzweiflung die in hunein riesiges

derten von Fallen vorhanden, iibersteigen jede Vorstellung. ,,Viele herrliche Plantagen sind ganzlich verlassen, die Neger bleiben nicht, sondern stromen in die Stadte oder (wcnn sie ausnahmsweise fleissiger sind) bearbeiten ein Stuck Land, das sie

erworben." Mein Gewahrsmann glaubt nicht, class der freie Neger so viel Arbeit fur sich selbst leiste, als friiher fur seinen selbst

Er meint, dass das gegenwartige Arbeitssystem die Pflanzer auf's Schrecklichste zu Boden driicke. Mit Nutzen kb'nne der

Herrn.

Neger zur Feldarbeit nur verwendet werden, Ernteantheil

arbeite,

Land, die Werkzeuge,

wenn

er

filr

einen

welchem Falle die Pflanzer ihnen das die Pferde und Maulesel liefern und die

in

190

Nahrung vorschiessen miissten. Fur seine eigene Person \viirde er keinen Neger verwenden, sogar nicht fur ganz geringen Lolin, er glaube nicht, dass mit demselbon Gewinn zu erzielen sei. Er denkt, dass die Entmuthigung in Louisiana viel der Schwierigkeit in Beschaffung des nothwendigcn Kapitals zuzuschreiben sei. Er

kennt Falle wo zelin- oder zwanzigtausend Dollars geniigen bedeutende Wasserkrafte nutzbar zu maclien,' odcr Landereien zu die eirien Reinertrag von Hunderttausenden abzuwerfen cultiviren, Er habe selbst wiederholt Leute aus dem Norden zur fiihig. Kapitalanlage aufgefordert, aber diese zeigten sich dazu nicht geund erklarten dass neigt sie, so lange die bestehenden politischen Zustande sich nicht zum Besseren iinderten, sich dazu nicht entschliessen konnten. Er hob mit grossem Nachdruck hervor, das Yolk des Nordens wtirde seiner Meinung nach ciner gctrcuen Darlegung der gegenwartigen Zustande Louisiana's keinen Glauben schenken. Sogar die Eingebornen des Siidens waren kaum im Stande, sich dieselben klar zu machen, und man konnte dies also nicht von Fremden, die an eine andere Leberis- und Denkweise Er glaubt der Neger sei von Xatur freundgewb'hnt, erwarten. schaftlich, gemuthlich und generos, aber nur bis zu einem gewissen Grade fur die Civilisation geeignet; er besitze gar kcin morali^ ,

'

sches Bewusstsein, und sei wie natiirlich in der Regel un\vissend. einer von hundert konne im Durchschnitt seinen Namen

Nicht

und in einer einzigen Gesetzgebung des Staates hatten einmal fiinf und ftinfzig gesessen, die weder lesen noch schreiben konnten. In der letzten Legislatur sass kaum Ein einziger halbwegs fahiger Farbiger. schreiben;

Die weisse Bevb'lkerun'g Louisiana's sehe auf die Negerdass sie viel lieber irgend einen herrschaft mit solchem Schreck, anderen Despotismus annehmen wiirde. Ein militarischer Gewaltwiirden sich in jede Lage haber ware bei weitem vorzuziehen der sie die Leute gern begeben um der Schmach zu entrinnen, Der jetzige Zustand demoralisire Jedermann. heute unterworfen. Niemand arbeite mit Energie, jeder stecke in Schulden. Es gebe in der ganzen Stadt New-Orleans nicht em einziges Stuck Eigen,

thum, in

man

fiir

dem fiinf

er

gegenwartig Kapital

anlcgen

mochte,

obgleich

und

Gebaude

bis zehntausend Dollars Grundstiicke

kaufen kann, die in normalen Ar erhaltnissen fiinfzigtaiisend Dollars werth sein miissten. Es wiirde nicht lohnen jetzt zu kaufen, da Die Mehrheit der grossen Pflanzungen die Steuern ganz enorm. sind nur der maasslossen Besteuerung halber verlassen worden. Nur jene die mit den wirklichen Ursachen der triiben Lage vertraut, konnen sich einen Begriff von der obwaltenden tiefen Yerzweiflung machen.

191 Dieser traurige Zustand waltet in clem und *iur da 1st eine Wendung

grossten Theile des

zum Besseren beElement wieder zur Herrschaft geBios Texas bildet, wie schon erwahnt, eine Ausnahme, langte. und dahin walzt sich desshalb der Strom der Auswanderung, die aus den Negerstaaten den besseren und tiichtigeren Theil der Weissen allmahlig hinwegzieht. Dies mb'chte, falls die Republikaner in gewissen Staaten ihre Oberherrschaft noch lange beSiidens vor,

merkbar,

wo

haupten,

am Ende

weisse

das

zu

deren vollstandigen jVfrikanisirung

fiihren.

Eine solche colossale Trennung der beiden Eacen wiirde gewiss das Racenproblem auf die beste Weise losen, stande nicht zu dass die Mehrheit der Neger, die denn schliesslich befiircbtei), doch gezwungen sind, sich durcb Arbeit zu ernahren, die Folgen der Anarchic gerade so fiihlen miissen, als die Weissen selbst, und demnach schliesslich gezwungen sein werden, aus den von der Herrschaft ihrer eigenen Race begliickten Gebieten davon zu laufen.

Da tibrigens auch Alabama in der Herbstwahl 1874 das Negerregiment abgeworfen, so existiren nur noch vier Staaten, in denen das Element der farbigen Mitbriider sich der Herrschaft erfreut, namlich S lid-Carolina und Mississippi, wo das numerische Uebergewicht der Neger am starksten, Louisiana und das sehr diinn bevolkerte, beinahe tropische Florida. In letzterem Staate ist seit

dem Kriege

eine

Einwanderung

nordlicher

Weisser

einge-

gegenwartig schon die Herrschaft mit den Farbigen urid dieselbe ohne Zweifel binnen Kurzem vollstandig an sich reissen werden. In dem Maasse als es den bereits jetzt von Weissen wieder beherrschten Staaten des Siidens und der Baumwollenzone, namlich Georgia, Alabama, dem Kiistenlande von Texas, Arkansas und vielleicht Theilen von Tennessee, Nord-Carolina und Ost-Virginia, gelingen wird die Herrschaft der weissen Race gegen fernere Einmischung 'des Nordens zu sichern, und in dem Maasse als sie die dem freien Neger fehlende, aber wirthschaftlich unerlassliche Bestandigkeit und Zuverlassigkeit dnrch den Druck der Gesetze zu erzwingen vermogen, gehen diese Staaten einem neuen Aufschwunge entgegen, der ihnen bald gestatten wird durch Ver-r werthung der natiiiiichen, unerschopflichen Bodenreichthumer die Yerluste und Folgen des Krieges zu verschmerzen und sich zu neuem Wohlstande emporzuschwii)gen, In alien anderen Gegenden der friiheren Sklavenstaaten jedoch, in denen Negerarbeit an und fiir sich nie profitabel gewesen und die Sklaverei grossentheils nur zum Zwecke der Sklavenzucht bestand, wird der Neger allmahlig, wie es schon gegenwartig in grossem Maasse geschehen, der weissen Arbeit das Feld raumen, und entweder in die Baumwollengegenden, die seiner Arbeit bediirfen, stromt, theilen

die

192 auswandern, oder was wohl bei der Mehrheit der Fall sein diirftc, dort mit der sittenlosen sich in die grosseren Stadte drangen, Hefe des Volkes vermcngen und nach und nach durch Ueberschuss der Todesfalle liber die Geburten aussterben. Denn das ist wesentlich das Ziel, dem die ganze freie NegerNur ausserst bevolkerung in den nordlichen Staaten zustrebt. Wenige lialten sich in den Landgemeinden auf oder sind in den Stadten mit wirklicher nutzbringender Arbeit beschaftigt, die Meisten suchen oglichst wenig anstrengende Beschaftigung. Halb Schmarotzer halb Bummler stehen sie meist in Verbindung und vertrautem Verkehr mit der Prostitution und der Verbrecherklasse, mit der sie gemeinschaftlich in fast jeder Stadt ein bestimmtes, moralisch und materiell schmutziges und stinkendes Quartier bewohnen. Es lasst

ohne Umschweife behaupten, dass die Kosten, die sie iiberall Stadtgemeinden und der Zuchthausverwaltung verursachon, weitaus betrachtlicher sind, als der Nutzen den sie sogar nach der Schatzung ihrer humansten Freunde dem Gemeindewohl zu bringen Je schneller sie dahinsterben, desto eher hat der Norvermb'gen. den Aussicht auf Befreiung von einem moralischen Schmutzfleck. Es eriibrigt noch kurz anzudeuten dass ein Zustand, wie sich

den

,

im Siiden bestehende, nicht ohne materielle und moralische Riickwirkung auf den Norden bleiben kann. Der Ruin und das Darniederliegen eines grossen bliihenden Theiles des Landes muss selbstverstandlich den Handelsinteressen der

,

bedeutenden

Schaden zufiigen,

der sich

darin auf's

Sprechendste

ausdriickt, dass seit 1860 diejenigen grosseren Stadte des Nordens, die wie St. Louis, Cincinnati, Louisville u. s. w. an der Grenzscheide liegen und deren Geschaf'tsverbindungen zum grossen Theil

nach dem Siiden

sich

hin ausdehnen,

auffallend

in

ihrem

Fort-

schreiten gegen nordlicher gelegene Stadte deren Verkehr mit dem Siiden unwesentlich wie namentlich Chicago, zuriickgeblieben sind. ,

,

Yor dem Kriege gingen sende von Handwerkern und

,

sobald der Winter anbrach

TauGe-

,

Arbeitern, namentlich solchor zum Stillliegen verdammt, der welche Frost schaftszweige, Mississippi hinunter und fanden in den Stadten und auf

den

den Pflanzungen des Siideris lohnende Beschaftigung; sie deckte nicht nur die Unkosten der Reise, sondern erlaubte ihnen sogar im beginnenden Friihjahre .mit einem hiibschen Summchen ersparten Geldes in ihre nordliche Heimath wieder zuruckzukehren. Seit 'der Herrschaft der republikanischen Menschenfreunde im Stiden hat diese

AVanderung ganzlich aufgehort, und jene Tausende schwellen Haufen der nordlichen Stadte

die jeden Winter beschaftigungslosen in gefahrdrohenden Dimensionen an.

Aber noch die

viel

schadlicher als die

materielleri Verluste

moralischen Folgen des Schnappsacklerregimentes.

Demi

sind alle

193 von den Negern in den Congress gewahlten Reprasentanten weisser und schwarzer Hatitfarbe sind sich vollkoinmen der Thatsache bewusst, dass die Dauer ihrer Herrschaft einzig und alleiii von der Unterstiitzung

der

servile

gezwungen und miissen sein,

stets bereite

jede,

unterstiitzen.

riicksichtslos

Sie sind daher abhangt. Diener der Administration zu

jetzigen Verwaltung

und

auch

Es

die

corrupteste Parteimaassregel dass diese nicht anzunehmen

1st

,

Dienstbarkeit einer solchen Sorte Yolksvertreter \vie sie die republikanische Partei des Siidens nach Washington entsendet, besonders schwer fallt. Wenigstens haben sie stets eifrigst zu Gunsten ,

Alle Falle von grossartigen jeglicher Art Corruption gearbeitet. Betriigereien, die ich in friiheren Kapiteln angedeutet, und die ungezahlte Menge anderer, fanden ihre eifrigsten Fiirsprecher , aber nie einen

Es

Gegner

den Reihen

in

dieser siidlichen Schnappsiickler.

behaupten, dass viele von diesen Schwingewesen, ja manche nie versucht worden die waren, hatte nicht die lauernde Brigade der Schnappsackler nahezu ein Drittel sammtlicher Mitglieder der beiden Hauser des mit Freuden jedem nahenden Lobbyagenten Congresses umfasste die beutegierigen Hande entgegengestreckt. Das Volk dea Nordens erntet den Lohn seiner Begeisterung fiir die Gleichberechtigung der schwarzen Briider, indem die von den Schwarzen gewahlten Yolksvertreter bereit sind, mit Jedem zu theilen, dessen Gehirn irgend einen Plan zur Beraubung des Yolkes in gesetzlicher Form lasst sich kiihnlich

deleien

nie

moglich

,

,

ausgeheckt hat.

Welche unmittelbare Gefahr darin

liegt,

dass

bei

einer

eines

nationalen

allgemeinen Burgerkrieges

Wahl

die

Stimme

dieser

corrupten Negerstaaten als entscheidend in's Gewicht fallen wiirde, brauche ich nicht anzufiihren, da selbst die republikanischen Mitglieder des Louisiana Unterstiitzungsausschusses in ihrem Berichte diese Gefahr hervorgehoben haben.

Der Wahlmeclianismus.

Wie Freiheit, Gleichheit und Bruderlichkeit in den Vereinigten Staaten sich in Theorie und in Praxis zu einander verhalten, lasst sich am deutlichsten an den Wahlumtrieben studiren, wie

sie

von

der

durchgebildeten

Partei-Organisation

in

Scene gesetzt werden. Letztere ist es, welche im Laufe weniger Generationen zur Alles beherrschenden Macht herangewachsen ist.

25

_i94_ Die Spiegelfechterei mit der angeblichen Herrscliaft der Majoritat, wie sie sich aus dem allgemeinen Stimmrecht ergeben soil, dient nur dazu die schrankenlose Tyrannei einer vollig verantwortungslosen, sehr geringen Minderheit fest zu begriinden.

Wo

immer Regierungsformen auf der Grundlage eines mehr odqr minder allgemeinen Stiramrechtes bestehen, ist eine Organisation der widerstrebende Interessen vertretenden Parteien unvermeidlich, denn sie gewahrt den Parteien, organisationslosen gegeniiber, die Uebermacht eines wohl disciplinirten und sirten Heeres.

Gcgnern organi-

Die Abgabe seiner Stimme oder des Stimmzettels am Wahldie einzige thatsachliche Verbindung zwischen dem freien Wahlbiirger und der ganzen Yerwaltung des Landes. Um welches Amt es sich auch handle, niemals wird die Stimme des Einzelnen die Besetzung entscheiden, sondern nur eine Anzahl von Stimmen wird iiberhaupt zur Geltung kommen, wenn sie sich auf eine Hieraus ergiebt sich die Nothwendiggewisse Person concentrirt. Damit aber ein Candidat Aussicht keit Candidaten aufzustellen, auf Erwahlung habe, muss er nicht nur auftreten, sondern gleich bei seinem Auftreten der Unterstutzung einer gewichtigen Anzahl Stimmen sicher sein. Denn nur dann ist es wahrscheinlich, dass auch Anderc sich bewogen fiihlen werden, ihm ihre Stimmen zu geben und dadurch vielleicht die Mehrheit zu sichern. Geht nun die Wahl in einem kleinen Wahlbezirke unter einer nur geringen Anzahl von Wahlern vor sich, so geniigt in der Regel personliche Bekanntschaft und der darauf begriindete Einfluss, um den Candidaten wie die einzelnen Stimmgeber von dem Grad der Wahrscheinlichkeit fiir die Erwahlung des Betreftenden zu unterrichten. Ist diese Wahrscheinlichkeit gering, so werden sich nur Wenige geneigt finden, ihre Stimmen zu seinen Gunsten wirkungslos wegzuwerfen. Denn thaten sie dies, so konnten weil moglicherweise gerade sie sich damit wesentlich sohaden, der ihren luteressen jencr Candidat eine Mehrheit erlialten konnte am feindlichsten gegenubersteht wahrend die Anzahl der ihrem Liebling zugewendeten Stimmen vielleicht gentigt hatte, einen anderen, minder feindlichen Candidaten zu erwahlen. Es ergiebt sich also als Regel, dass die Stimmgeber ihre Stimmen jenem Candidaten zuwenden werden der zugleich ihre Ansichten und Interessen tage

ist

,

,

,

am

bestcn vcrtritt

und

dessen Erwahlung

am

wahrsclxeinlichsten

ist.

Innerhalb eines Verkehrskreises, worin personliche Bekanntschaft allgemein, wird die Bcurtheilung, die Erwahlung welches

dem personlichen Ermessen aber der Wahldistrikt diese Jeder Candidat Grenzen, so andert sich die Sache wesentlich. wird der grossen Mehrheit der Wahler unbekannt sein und LetzCandidaten wahrscheinlich

Uberlassen

bleiben.

sei,

auch

Ueberschreitet

,

195 konnen demnach auf Grund ihrer eigenen personlichen Kenntwenig eine Meinung uber ihn selbst haben wie iiber Eine Meinung hieriiber die \Vahrscheinlichkeit seiner Erwahlung.

tere

niss eben so

,

wenn sie iiberhaupt sind sie aber gezwungen zweckmassig abgeben \vollen in Folge dessen miissen zweiter Hand Erkundigungen einziehen, um sich ihre

sich zu bilden

,

,

ihre Stinime sie

aus

;

Meinung zu bilden. Die Aussichten eines Candidaten bessern sich aber in dem Maasse, als den Wahlern vollstandigere Gelegenheit geboten wird, imd sich eine giinstige Erkundigungen liber ihn einzuziehen Meinung iiber ihn zu bilden. Es wird demnach im Interesse die er vertritt, des Candidaten sowohl als der Ideenrichtung liegen, ihn dem Publikum in so vortheilhaftem Lichte als nur Dieser Zweck wird durch die Wahlzeigen. mb'glich zu ,

,

bearbeitung

erreicht.

kann die Entdeckung nicht gekommen mehr lange ausbleiben, dass jede der beiden Hauptparteien im Wahlkampfe dann die besten Sieges-Aussichten hat wenn sie nur Sobald es so weit

,

,

Einen Candidaten

Feld

,in's

stellt.

Verthcilt sich die Stimmenzahl

der Gegenpartei auf Mehrere, so ist der einigen Partei der Sieg beinahe sicher. Dies zwingt die Gegenpartei sofort zum gleichen Manover. Und hiermit waren wir bei dem angelangt, was man im Parteigetriebe ,,regulare" Candidaten nennt. Soweit liesse sich gegen die ganze Entwickelung vom Standdass die Mehrheit herrschen miisse " durchaus punkte des Grundsatzes nichts einwenden. Zwar ist die Freiheit des einzelnen Burgers sich nach Belieben seine Beamten zu wahlen schon wesentlich beschrankt da derselbe den Candidaten der seine Interessen nur ,

.,

,

,

,

in

,

geringerem Maasse

vertritt,

wahlen muss, doch dem Candidaten, wenn auch nur annaherungsweise

der die Ansichten der Mehrheit, ist der Sieg gesichert. vertritt,

Phase

,

Nun

die systematisch die Minderheit

aber

entwickelt

zum

Siege

fiihrt

sich eine ,

namlich beiden "

die

Bestimmung des

,.regularen" Candidaten

bei

jeder der

die allein in Betracht kommen. Denn kleinere Hauptparteien Parteien sind ganzlich ohnmachtig, finden keine Yertretung ihrer Interessen und miissen sich daher der einen oder der anderen ,

Eine billige und gerechte Losung grosseren Partei anschliessen. der Frage, wie dieser Parteicandidat zu ernennen sei? ist es ge-

wenn er von den stimmberechtigten Wahlern der Partei Aber wie dies thun ? ausgewahlt wird. Hier stehen wir genau vor der namlichen Schwierigkeit, wie zuvor. Die einzelnen Wahler sind ebeiisowenig personlich mit den Leuten, die Candidaten werden wollen, bekannt, und wissen ebensowenig, welcher von ihnen Aussicht hat, der Mehrheit der Partei als Candidat genehm zu sein, als sie wussten wiss,

selbst

196

wer

die meiste

Schwierigkeit

Chance besitze, in

einer

zu

gewiihlt

Weise zu heben,

werden.

dass

Und

diese

die

vielgeriihmte regieren, seine

des Burgers, sich selbst zu wahlen, seine Gesetze sich durch selbstgewahlte Yertreter selbst zu geben, zur Wahrheit werde, ist bis jetzt theoretische Freiheit

Beamten

selbst zu

praktisch noch nicht gelungen.

Der

freie

Burger befindet Ausiibung seines Selbstbestimmungsrechtes in einem unlosbaren Dilemma, das seine freie Wahl zu Nichte macht. Sobald es iiber den Kreis seiner personlichen Bekanntschaft hinausgeht, weiss er schlechterdings nicht, wen er wahlen soil. Er sieht sich also gezwungen, da er eben nicht anders kann, schliesslich Jemanden auf s Gerathewohl ein blindes Vertrauen zu schenken, und seinen Souveranitatsantheil an denselben als Vertreter zu iibertragen. Dieser Zustand hat eine nicht zu unterschatzende wichtige Folge. Die grosse Mehrheit namlich die von den beabsichtigten Candidaten insgesammt nur sich da gleich

beim ersten Schritte

TomHorensagen weiss, verhalt sich und erlahmt in ihrem

gleichgiiltig

in

ihrer

Auswahl

Interesse

fur

gegeniiber gariz dieselbe.

Eine

weitere Folge ist dann, dass sich nur die Candidaten in spe selbst nebst ihren personlichen Anhangern um die Ernenmmg des regularen Parteicandidaten bekiimmern.

Es

lasst sich

nun

durchaus

nicht

Vereinigten Staaten gegenwartig beliebte

behaupten,

Modus

auszuwahlen, sei an und fur sich schlecht. wohl nicht ausgezeichneter Art, doch mb'chte

Form

der Aufstellung von Candidaten liegen,

,

die

in den Candidaten

der

Seine Friichte

sind

weniger an der denn diese gewahrt

dies

den Burgern wirklich die vollkommene Mb'glichkeit, ihre Vorliebe fiir Diesen oder Jenen, frei sondern der Fehler auszusprechen Hegt unzweifelhaft tiefer und hauptsachlich in Einklang mit dem eben Vorhergesagten darin, dass werkeine Meinung hat, ;

eben keine abgeben kann. Die Auswahl der Candidaten geschieht namlich durch sogenannte Pri mar wahlen und Parteiconventionen. Zur Primarwahl wr erden alle Burger der betreffenden Partei In jedem kleineren Wahldistrikte wird der Starke eingeladen. seiner

Stimmenzahl

entsprechend,

eine gewisse Anzahl Abgeorddie Candidaten fiir

neter zur Parteiconvention erwahlt, die dort die bevorstehende Wahl festzustellen haben.

Gegen diese Einrichtung lasst sich vom theoretischen StandWie aber gestaltet punkte gewiss nicht das Mindeste einwenden. sich die Sache in der Praxis? Von vornherein nimmt die Mehrheit an den Primar- oder Urwahlen gar nicht Antheil, weil sie eben keinen der Candidaten vorzieht oder auch nur kennt, und weil sie wahnt, falls wirklich ihre Partei einen missliebigen Candidaten aufstellt, bei der wirk-

197

Wahl gegen

oder doch wenigstens nicht fiir ihn stimmen bedenken nicht, dass, ist es wirklich zur Aufstellung eines ihnen missliebigen Candidaten gekommen, sie durch den Ausdruck ihrer Missbilligung entweder direkt oder indirekt den Candidaten der Gegenpartei erwahlen helfen, der ihnen am Ende noch weit weniger zusagt, wie Jener. Die Minderheit aber betheiligt sich an den Primarwahlen, und eine gewisse Anzahl dieser Urwahler mochte sicherlich mit bestem Willen die besten Candidaten auserwahlen. Sie haben vielleicht einen oder den anderen ehrlichen Mann und passenden DeHier eilen Sie kommen zum Stimmkasten. legaten im Sinne. ihnen eine Anzahl Leute sogleich mit gedruckten Delegatenlisten entgegen, stecken ihnen dieselben in die Hand und lassen sich die warmste Empfehlung der Leute ihrer Liste angelegen sein. Der Urwahler iiberfliegt die iiberreichten Listen und findet darauf eine Anzahl Namen; manche darunter kennt er uberhaupt nicht, andere gehb'ren in ihrer Sphare ganz braven, brauchbaren Menschen an, die sich aber weder durch Verstandesscharfe noch durch Willenskraft auszeichnen endlich umfasst eine dritte Katcgorie Namen von Leuten, die zwar viel gewitzter und energischer als Jene, dercn Ehrlichkeit und Charakter aber ziemlich zweifelhaft anriichig sind. Was thun ? Gern mochten die Urwahler fiir die wirklich guten, tuchtigen und auch nicht leicht hinters Licht zu 'fiilirenden Mitbiirger stimmen, an die sie in petto gedacht, und sie schicken sich desshalb an, einige Namen der Liste zu streichen. Noch damit beschaftigt sehen sie andere souverane Burger an den Stimmkasten gehen und dort stimmen. Da sind Arbeiter die von Anderen beinahe ausnahmslos den empfohlenen Wahlhereingeschleppt, zettel fast ohne Prttfung, sicher aber ohne Aenderung der Namensliste in den Stimmkasten stecken. Dann kommen Herumlungerer, Strolche und Vagabunden, die in der Kneipe aufgesucht und nach Bezahlung eines freien Trunkes fiir Alle hierhergeschleppt wurden, um einen bestimmten Wahlzettel in den Kasten zu stecken. Wohl sieht der Urwahler auch hier und da einen ehrlichen Menschen, der wie er den Wahlzettel priift und dessen Miene nicht vollige Zufriedenheit mit demselben ausdruckt, Aber dies sind nur ganz lichen

zu konnen.

Sie

;

Ausnahmen; und sollte er w irklich mit ihnen sich Jju verstandigen versuchen, so ist doch das Erzielen eines Einveiv stiindnisses sehr zweifelhaft. Ueberdies ist cs klar, dass selbst claim an einen Erfolg doch nicht zu denken, da die grosse Mehrr

vereinzelte

unverandert in die Urne wandern, und die Einen oder des Andern demnach gewahlt werden muss. Um schliesslich ein Ende zu machen und den ununterbrochenen Belastigungen der Zettelvertreiber zu entgehen, steckt er seinen Wahlzettel auch in den Kasten und geht mit dem

zahl aller Wahlzettel

vollstandige Liste

des

198 Bewusstsein nach Hause, das Beste gethan zu haben, was die Umstande zu thun gestatteten. Wie er, handeln alle ehrlichen Leute, die tiberhaupt den Primarwahlen sich nahern; die Mehrheit aber ergreift ein geheimer Ekel an der Gesellschaft, der sie dort ausgesetzt warcn, und ein gewisser Aerger ilber die Freiheit, einen fertiggemachten Wahlzettel in die Urne zu stecken; sie kommen daher gewohnlich zu dem Entschlusse sich in Zukunft nicht mehr um die Wahl zu kiimmern, und auf sie passt das Wort des Cultur-

wahnen

Kolb: ,,Die ruhigen Burger denken nur an sich, und in ihrer Kurzsichtigkeit am besten durchzukommen, wenn

sich

von Politik und iiberhaupt von allem demjenigen fernhalten,

historikers

sie

was den ahnen

Sie jeweiligen professionellen Politikern zu thun beliebt. diese guten Burger, dass gerade darin ein Verzicht

nicht,

auf jede persb'nliche wie sachliche geschichte B. II. S. 546 zweite Auflage.)

liegt

Sicherheit."

(Cultur-

Aber je weniger sich die ruhigen und guten Burger fur die Urwahlen interessiren, desto mehr thun dies die seiii wollenden Candidaten mit ihrem persoiilichen Anhange. Diese Leute sind bei den Primarwahlen beschaftigt wie die Bienen, sie sind es, welche die gedruckten Wahlzettel bereit halten und an jcden Herannahenden sie sind es, die in alien Kneipen, in alien Strassen vertheilen lassen und in alien Schlupfwinkoln des Gesindels herumstreifen, die dem von der Arbeit miide heimkehrenden Arbeiter sich in den Weg mit stellen, ihn in das nachste Bierhaus zerren, dort Bruderschaft ihm trinken, ihn schliesslich zum Stimmkasten schleppen oder ;

wenn's sein muss fahren, und ihn bewegen ihren Wahlwie er gedruckt 1st, zu stimmen. Sie den Zettel ganzen zettel, scheuen weder Kosten noch Miihe, und sie sind es, sie allein, die

Wahl

Sie sind es, die nicht blindwirklich arbeiten. darauf vertrauen, dass das ,,Recht-' Burger lings und die ,,gute Sache" siegen miissen; nein, dieser Naivitat sind sie wissen, dass die Mehrheit der sie schon langst entwachsen; im Stimmkasten benndlichen Wahlzettel die beste Aussicht hat zu bei dieser

wie

die ruhigen

und setzen desshalb Alles daran, so viel von ihren Zetteln nur immer moglich in die Urne hineinstopfen zu lassen.

siegen, als

lohnt.

zur

Ihre Mtihe, Arbeit und Anstrengung wird vom Siege beIhre Abgeordnetenlisten sind erwahlt, und fort geht es

Pa rteicon vention.

Diese tritt zusammen. Sie besteht beinahe ausschliesslich aus zwci Klassen Abgeordneter. Die erste Klasse, die wohl die Mehrheit bilden mag, sind jene ehrsamen Spiessbiirger, d. h. Leute die innerhalb ihres engen Verkehrskreises durch die hausbackenen VerstanTugenden, alltaglichen Fleiss, bestandige Gewohnheiten -

,

desgaben,

die

zum

Betriebe

ihres

Geschaftes

und Handwerkes

199 gerade ausreichen, und die durchsclinittliche landesubliche Moral sich eine gewisse Geltung als gute Burger erworben haben, die aber mit dem Leben und Tre'iben der Welt liber ihren eugern ,

Gesichtskreis liinaus ganz und gar unbekannt und demzufolge ge-

den Scheiu fiir Wahrheit, Redensarten und Versind, Leute dieser Art und sprechungen fiir baare Miinze zu nehmen. aus gleichem Wahlbezirk kennen sich wohl untereinander, aber sie sind den Spiessbiirgern der anderen Bezirke ganzlich fremd; scheuen sich desshalb im Sitzungssaale gewohnlich, drangen

neigt

Schafen gleich, in so viele Gruppen zusammen, als Original wahlbezirke sind, und betrachten das Treiben und Drangen vor ihnen halb mit angstlichem Misstrauen, halb mit Erstaunen und VerDenn sie wunderung, harrend der Dinge die da kommen sollen. sind ganz unfahig selbst die Initiative zu ergreifen, miissen demnach nothgedrungen sich schieben lassen. Und die Leute, die das Schieben als ihre Aufgabe ansehen, sind in voller Zahl anwesend.

angstlichen Gruppen zusammengedrangt und auf; nein, sie bringen Leben und Bewegung in die ganze Versammlung, von einer Gruppe zur andern, fliegen schiitteln Jedem auf s Freundlichste die Hande und erkundigen Sie stehen

sperren

den

nicht in

Mund

dem Wohlergehen ihres Freundes, seiner Frau Gemahlin und seiner hoffnungsvollen Kinderschaar, bewundern sein Geschaftstalent, preisen seinen Scharfsinn und seine Ehrlichkeit, warnen ihn gewissen Drahtziehern, die im Saale herumlaufen und fiir ihre anriichigen Candidaten Stimmen zu werben suchen, bei Leibe nicht zu trauen, und empfehlen ihm schliesslich dringend, wenn er wirklich ganz sicher und mit gutem Gewissen nach Hause gehen wolle, den Candidaten, die auf dieser Liste standen, die ganz ausgezeichnete Manner seien und deren Freundschaft und Gunst sogar einem biederen Geschaftsmanne nicht ohne Werth sei, seine Stimme zu geben. Der ehrliche Spiessbiirger, auf diese Weise binnen Kurzem von einer ganzen Menge Herrn begriisst und in fliessender Rede unterrichtet und belehrt, \veiss zuletzt nicht mehr wo ihm der sich theilnehmend nach lieben

steht. Die Candidaten der verschiedenen Listen keunt er der uberwiegenden Mehrzahl nach nur vom Horensagen oder von ganz oberflachlicher Beriihrung, meistena nur von der so eben

Kopf

erfolgten mit hb'flichen

und vertraulichen Komplimenten gespickten

personlichen Vorstellung.

Unterdessen wird die Sitzung eroffnet und die Versammlung zur Ordnung gerufen. Man wahlt einen Vorsitzcr, Secretar, mehrere Stimmenzahler und verschiedene andere Beamte, die bei der Sitzung erfiillen haben; dem ehrlichen Burger bleibt dabei weiter Nichts iibrig als sich bei den ihm zunachst Sitzenden zu erkundigen, ob er auf die vorgeschlagenen Namen mit Ja oder

Functionen zu

200'

Nein antworten

solle.

Endlich

ist

die

dcr erwahlte Vorsitzer iibernimmt sein

Versammlung

organisirt,

Amt und

halt sogleich eine der Menschheit, der

Rede, worin er von dem allgemeinen Wohle Nation und des Vaterlandes, von Freiheit und Recht, von der Wiclitigkeit der bevorstehenden Wahl und von dem Patriotismus

und der Intelligenz der anwesenden Abgeordneten, die ihm die Ehre angethan ihn zum Vorsitzer zu wahlen, so Manches zu sagen hat, das die Herzen der ehrlichen Burger abwechselnd mit Stolz erfiillt und windelwcich stimmt. Mehrere andere Reden in derselben Tonart werden gehalten und ein Comite gewahlt das ,

binnen Kurzem eine lange Reihe Beschliisse vorlegt, die ungefiihr dasselbe enthalten, \vie dieReden. Diese werden meist ohneWiderspruch angenommen und man gelangt endlich zum eigentlichen der Convention, zur Ernennung der Candidaten. Fiir jedes zu besetzende Amt wird eine Reihe Namen vorgeschlagen und

Zwecke

die

Abstimmung vorgenommen.

Dieselbe geschieht mittelst

Wahl-

zettel, welche die erwahlten Stimmenzahler einzusammeln haben. Jetxt erhebt sich wohl hier und da aus den verschiedenen Gruppen der ehrsam biirgerlichen Abgeordneten der Eine oder der Andere und schlagt einen ihm und seiner Gruppe wohlbekannten Euverliissigen und vielleicht auch tiichtigen und intelligenten Mann zum Candidaten vor. Aber dieser ist den Abgeordneten der anderen Gruppen ebenso unbekannt als der Mann der ihn vorschlagt, und das Ergebniss ist, dass der auf solche Weise Vorgeschlagene

bei der ersten

treffenden

andere

Wahl wohl

Gruppe

das halbe Dutzend Stimmen

Candidaten die

der

be-

aber durchaus keine weiteren wahrend schon friiher den einzelnen Abgeordneten

erhalt,

,

privatim empfohlen, eine viel grossere Stimmenzahl erhalten. Denn eine Menge Mitglieder der Convention sehen sich eben ausser Standee, eine personliche Meinung iiber den Werth und Unwerth der vorgeschlagenen Candidaten zu gewinnen und sind demnach gezwungen ihre Stimme jenem zu geben, der ihnen auf die eindrucksvollste Weise empfohlen wurde. Hat die erste Abstimmung

keine Mehrheit ergeben, so schreitet man zu den folgenden und in diesen werden jene Candidaten, zu deren Gunsten nicht vorher ,,gearbeitet" worden ist, nach und nach von ihren wenigen Freunin Stich gelassen, Letztere geben dann ihre Stimmen gewb'hnlich dem Candidaten der die beste Aussicht nominirt zu werden zu

den

scheint. So kommt es schliesslich zur Entscheidung, ein bestimmter Name hat den Sieg davongetragen, der Betreffende wird auf Antrag von der Versammlung einstimmig als der ,,regulare" Candidat aufgestellt, und jedem Abgeordneten wird es

haben

als

Gewissenspflicht

an's

Herz gelegt,

nur

fUr

seine

Erwahlung

sich zu bemiihen.

Pie so aufges tell ten ,,regularen" Candidaten gehen sonst ohne

201

Ausnahme riicht aus den- Reihen Solcher hervor, die von den ehrsamen. Burgern ausgewahlt word en waren, sondern gehoren zu der Gesellschaft derer, die mit ihrer Anhangerschaar bei den Primarwahlen, wie vor Zusammentritt der Conventionen eifrig mit Stimmenwerbung beschaftigt gewesen sind. Sind die Candidaten von beiden Parteien

so be-

aufgestellt,

Sein Zweck ist, das giimt erst der eigentliche Wahlkampf. Interesse der tragen Yolksmassen, der rubigen Burger zu erregen, an den sie fur die aufgestellten Candidaten zu begeistern und

Soweit das allgemeine Publikum beStimmkasten zu bringen. nur es Mittel diesen Zweck zu erreicben: zwei gibt ist, Davon die Presse. b'ffentliche Yolks versammlun gen und

troften

roheren das Erstere hauptsachlich die ungebildeteren die Klassen der die sich nicht das Zweite Massen, rubigen Burger, in offentlichen Versaramlungen drangen und stos.sen lassen wollen,

erreicht

sondern

,

sicb

zwischen den vier Wanden bcschranken, die Tagesneuigkeiten aus ihrer Zeitung Wohnung

darauf

ibrer comfortablen

zu erfahren,

Ehe

die Parteiconvention sicb

Parteiausschuss, dem

vertagt,

die Fiihrung des

ernennt

sie

Wahlkampfes

einen

obliegt.

Mit diesem setzen sicb die aufgestellten Candidaten in Verbindung und ein systematiscber Arbeits- und Feldzugsplan wird entworfen, dessen allgemeiner Grundsatz ist, mit kleinen Versammlungen, worin man die einzelnen Burger personlich beeinflussen kann, anzufangen, und mit grossen begeisterten Massenversammlungen zu scbliessen.

Man beginnt also zunacbst die kleinen Wablbezirke in den Wards genannt, zu bearbeiten. Zu diesem Behufe setzt

Stadten,

man

sich zuerst mit einer Anzahl Leuten in Yerbindung, die in den betreffenden Bezirken unter der gewohnlichen Klasse wohlbekannt sind oder doch das Gescbick haben, mit derselben umzuspringen und sie zu beeinflussen, und welche Willens sind, ihre Zeit wahrend des Wahlkampfes zu Gunsten der Partei zu verwenden. Aus letzterem Bediirfnisse geht schon hervor, dass dies

konnen, deren Zeit eine regelmassige Beschaftigung Anspruch nimmt, sondern solche, die entweder ganzlich miissig gehen, oder doch nur dann und wann von den Es diirfen aber nicht Sorgen ihrer Geschafte geplagt werden. etwa behabige, in Zuriickgezogenheit lebende Rentiers sein, denn diese gehorcn gewohnlich zu der Klasse der ruhigen Burger und keine Menschen

sein

in

f

es fallt ihnen nicht

ten der Wablarbeit

im Geringsten zu

ein,

unterzieben.

sich den

Uebrigens

Unbequemlichkeistehen sie

nicht

im innigen Verkebre mit dem niederen Volke und geniessen desshalb nicht dessen Yertrauen, welches es in der Regel nur mit ihm auf einem gewissen Fusse der Gleichheit stehenden Personen zu 26

202 Kurz: die einzig passenden Leute fiir die Wahlliebt. arbeit sind solche, die dem Arbciterstande selbst angehb'ren, die aber die regelmassige Beschaftigung an den Nagel gehangt imd in ihren Mussestunden ihr Umgangstalent ausgebildet haben, eine schenken

also, die zwischen dem soliden Arbeiter und dem regularen Bummler und Eckensteher eine Mittelstellung einnimmt, wobei sie den schlechten Ruf dieser Letzteren, der ihren Einfluss zu Mchte machen wiirde, noch gliicklich vermieden hat. EineAnzahl solcher Leute rekrutirt man also in jedem Wahl-

Klasse

bezirke und organisirt sie in eine Art Stab, um die gewohnliche Bevolkerung der Wards systematise!! zu iiberreden und zu bearbei-

Dass dieselben

ten.

nicht

aus

blossem

Patriotismus

,,arbeiten"

versteht sich von selbst, da sie zu ihrem Lebensunterhalte ebenso wie andere Menschen, soliderer Artikel bediirfen. Es wird dem-

nach ein Campaign fund, eine Feldzugskasse gebildet, derenLowenantheil die Candidaten selbst oder solche Burger beisteuern, die aus irgend welchen Griinden, die gewohnlich mit dem Worte Patriotismus" umwickelt und zusammengefasst werden, freigebige Anwandhmgen haben. Aus dieser Kasse werden jene Arbeiter" fiir ihren Zeitverlust entschadigt, falls sie es nicht vorziehen, Entschadigung nach der Wahl in Gestalt einer von den gewahlten Beamten zu vergebenden Stelle zu suchen. Eine grossere Geldausgabe aber erwachst den Candidaten in den kleinen Wardversammlungen selbst, wobei sie dem Volke Sie entspringt der in Amerika gewissermassen vorgestellt werden. verbreiteten

allgemein

Sitte

des

,,Trietens"

(to treat

traktiren.J

So nennt man namlich die Gewohnheit, bei jedem denkbaren Anlasse der ein Paar Bekannte oder auch solche, die erst einander in werden zusammenfuhrt ausgedehntester Weise vorgestellt /

,

Bruderschaft

zu

trinken.

Diese

Uiisitte,

die

einen wesentlichen

amerikanischen Lebens hat, erfordert z. B. von Jedem, wenn er in einem Trinklokale einen Bekannten antrifft, nicht nur fiir diesen, sondern auch fiir jeden anderen, wenn auch ihm selbst ganzlich unbekannten von dessen

Antheil

an

der

Kostspieligkeit

des

nach dem Belieben der Gesellschaft zu trinken einNatiirlich legt dies alien Andern wiederum schenken zu lassen. die Pflicht auf, sich durch einen ,,Triet" ihrerseits mit demErsten Da es nun als unschicklich wenn auf gleichen Fuss zu stellen.

Begleitern

,

nicht gar als beleidigend gilt, einen dergestalt angebotenen ,,Triet" abzulehnen, so ist der Einzelne, der sich vielleicht einen Augenblick von seinen Geschaften wegstahl, um seinen Durst mit einem Glase Bier zu loschen, gezwungen, nicht nur zwei, drei, vier, oder

noch mehr drinks d. h. einzelne Glaser irgend eines Getrankes zu bezahlen, sondern eine eben so grosse Anzahl selbst hinunterzu gehen. zuschiitten, ehe ihm erlaubt ist wieder seines Weges

203

Einem Manne, dessen Geschaft

ihn nb'thigt,

jeden

Tag an ver-

scliiedenen Orten mit verschiedenen Leuten zu verkehren, kann es in Folge dieses Gebrauches sehr wohl begegnen, Dutzende von

Malen in einem Tage ,.getrietet" zu werden und wieder w trieten" Nicht nur verursacht diese Unsitte sehr grosse Auszu miissen. wohl durchschnittlich auf mehrere Dollars im die sich gaben, es Tag belaufen mbgen, sondern was noch viel nachtheiliger wirkt darauf hin, die Leute zu gewohnheitsmassigen Saufern zu machen. Die allgemeine Verbreitung der Trunksucht in Amerika nicht nur unter den hart arbeitenden Klassen, die derselben allerorts frohnen, sondern beinahe in noch hbherem Maasse, nnter den Geschaftsleuten aller Art ist wesentlich diesem Gebrauche zuzuschreiben, der, anfanglich der Tugend der gastfreundlichen Freigebigkeit und dem selbstbewussten Gleichheitsstolze entsprungen, die Ausdehnung eines nationalen Lasters gewonnen hat. ,

Eine Folge der allgemeinen Verbreitung dieser Sitte ist der ungeheure Verbrauch an geistigen Getranken aller Art. Man schatzt die Gesammtausgabe in einem Jahre fur solche Getranke durchschnittlich auf 1500 Millionen Dollars, mehr als das Vierfache der Ausgabe fiir Brodstoffe im gleichen Zeitraume. Mag auch diese Schatzung die von den Massigkeitsvereinen ausgeht, iibertrieben sein, da sie fiir jeden Erwachsenen eine Ausgabe von 150 Dollars im Jahre ergabe, eine Summe, die mindestens zwei Drittel des Volkes gar nicht eriibrigen, sicher ist dass es wirklich Hunderttausende gibt, denen diese Durchschnittsumme nicht einmal annahernd geniigen wiirde, dass beinahe ein Jeder, der nicht vom Yerkehr mit seinen Mitmenschen abgeschnitten lebt, fiir geistige Getranke bedeutend mehr ausgibt, als fUr irgend einen anderen einzelnen Artikel gewohnlichen Bedarfes, und dass in den Stadten wohl sogar beim Arbeiter die Summe von ungefahr 50 Dollars im Jahre dafiir entfallen mochte.

Die enorme Verbreitung dieses Uebels verursacht, dass in jeder amerikanischen Stadt die Anzahl der saloons genannten Schenkstatten unverhaltnissmassig bedeutender ist, als in irgend einem Theile Europa's. In vielen Stadten existirt ein solches Lokal auf '

50 Einwohner

und

100 Einwohner

jeden Saloon diirfte wohl das gtinstigste, in grb'sseren verkehrsreichen Platzen bestehende Verhaltniss sein. Ich habe in den westlichen Gegenden an den Eisenbahnen mehr als ein Stadt u genanntes Platzchen gesehen, worin jedes zweite Haus, oder um mich der europaischen Auffassung verstandlicher zu machen, jede ein- bis anderthalbstb'ckige

je

fiir

eine Schnapskneipe enthielt die Eigenthiimlichkeit aller gewohnlichen, besonders von den Irlandern besuchten Kneipen, ist dabei ein hochtrabender Titel, auf den Schildern und Schaufenstern Hiitte,

;

204 wie

prangend,

gem of

the

z.

plaine

B. star of the west ,,der

M

der Stern des Westens",

Edelstein der Prairien" u.

a.

m.

Aber trotz der allgemeinen Ausdehnung der Sitte des Trinkens im Privatverkehr \viirden viele Saloon- und Kneipenwirthe doch nicht im Stande sein, ihr ,,Leben zu machen", ware nicht die Politik. Und hier ist gerade die Bearbeitung der "Wards ganz besonclers ihr eigentliches Feld. Denn sie besitzen von vornherein schon die hiezu erforderlichen Eigenschaften im lioclisten Maasse. Sie stehen mit der Mehrzahl der Stimmberechtigteri ihres Bezirks in vertrautem Verhaltnisse, wie es zu deren Beeinsie kennen deren flussung nicht besser gedacht werden kann Fehler und viele davon sind ihre tagSchwachen; Umstande, viele ihre stundlichen Kunden und ihnen oft sogar verlichen, die Schnapskneipe ja der schuldet; iiberdies ist das Bierhaus, ;

Platz,

in

dem Zeitungen

gehalteii,

die

Tagesneuigkeiten

gelesen

und besprochen werden, sogar wenn kein Wahlkampf im Gange. Per Wirth kennt demnach auf's Genaueste die politischen Ansichten und Parteineigungen der Wahler seiner Gegend und ist offenbar der wirksamste Bundesgenosse, dessen sich die Candidaten die Partei versichern konnen.

und

In Folge dieser Umstande spielen denn auch die Bier- und Schnapswirthe und Wirthschaften im Wahlkampfe nicht nur eine - in hcrvorragende, sondern wie man fuglich behaupten kann, den Stadten zumal Alle Wardvereine entscheidende Rolle. sammlungen, die den Wahlkampf erbffnen und das Volk allmahlig in Bewegung setzen, werden in den Kneipen abgehalten. Die zu erwahlendeii Candidaten werden den souveranen Biirgern vorgealle stellt und miissen natiirlich, der iiblichen Landessitte gemass, ihre neuen Freunde und Bekannten, die sie mit Haiideschiitteln und Betheuerungen der tiefsten personlichen Theilnahme begriissen, Phrasenreiche Reden in kraftiger, urwiichganz gehb'rig trieten. wobei so recht volksthumlicher Sprache werden gehalten, siger, die eigentlichen, saehlichen Punkte, auf die es in dem Wahlkampfe ankommt, zwar gar nicht beruhrt, desto rnehr aber der hohere Patriotismus

,

das

und

und uniiberwindliche Freiheits- und heilige stimmbedie erhabene Weisheit der braven,

Rechtsgeftihl, rechtigten, ihre ,,triets"

hinter die Binde giessenden Burger bis Aschgraue gepriesen werden, so dass sie am Ende aus purer Erkenntlichkeit fur den Mann, der so viele gute Eigenschaften an ihnen entdeckt, von denen sie bis dahin Nichts gewusst, und im Stolze ihres gesteigerten Selbstbewusstseins gar nicht anders konnen, als denselben mit giinstigen Augen und als einen recht geecheidten und gar prachtigen Kerl zu betrachten, der sich fiir das zu besetzende Amt ganz ausgozeichnet eignen miisse. Dabei werden Instinkte der und ich mochte sagen Neigungen, Gefuhle in's

205 Zuhorer

aufs Genaueste

feinclliche Partei

studirt

und

in jeder

Weise

gegen

die

ausgebeutet.

Dies wahrt mehrere Wochcn; jeden Tag werden Wardversammlungen abgehalten jeden Tag werden die freien Burger belobt und getrietet; jeden Tag nimmt die Begeisterung zu und ergreift nach und nach sogar die ruhigen Burger, welche die Wardversammlungen nicht besuchen jeden Tag wachst der Wardverein, ;

;

urspriinglich nur

aus

Bummlern, Eckenstehern von begeisterten eine Partei immermehr die

den. ,,arbeitenden"

und Kreipenwirthen bestehend

,

durch Hinzutritt

Individuen; jeden Tag verliert die Achtung der Anhanger der anderen, ihre Mitglieder horen binnen Kurzem auf Mitmensclien zu sein, und sinken zu ganz verkomraenen moralischen Ungelieuern hinab und jeden Tag oder richtiger ;

jeden Morgen suchen die Candidaten und Redner beider Parteien von dem vielen Bruderschafttrinken uberwaltigt mit einem gewalttigen Rausche ihre Lagerstatte auf und eignen sich die Gewohn-

welche die Mehrheit aller Staatsmanner und Politiker der Nation zu unverbesserlichen Trunk enb olden macht. Endlich ist man so weit, dass man die Inscenirung der

heit an,

Schlusseffecte des Wahlkampfes,

kann.

Dazu

schreitet

man

die

Massenversammlungen wagen

erst dann,

wenn man

sicher

eine

ist,

imponirende Menge Volkes versammeln zu konnen. Denn zu imTrotz aller Wahlbearbeitung poniren ist ihr eigentlicher Zweck. gibt es eine grosse Menge Burger, zu trage, zu bequem und zu um an Wahlversammlungen Theil zu nehmen. An gleichgiiltig, ihnen ist die ganze bis jetzt geleistete Arbeit" spurlos voriibergegangen, und sie haben sich noch nicht einmal eine Meinung gebildet. Sehr viele sind iibrigens auch zu denkfaul und stimmen ,.

gewohnlich, falls sie sich iiberhaupt mit der Partei von der sie glauben, auf den Sieg habe. Denn auf diese

zum Stimmen bewegen

lassen,

dass sie die beste Aussicht billige

und sehr gescheidte

Weise verschaffen sie sich dass stolze Bewusstsein Recht gehabt und dem ,,Rechte den gebiihrenden Sieg verschafft zu haben. Auf diese Klasse von Wahlern einzuwirken, ihnen zu ;'

fl

k;

imponiren,

ist

der

specielle

Zweck

der

grossen Demonstrationen

und Massenversammlungen, die den Wahlkampf beschliessen. Von vornherein werden dieselbeii darauf angelegt, das moglichst grosste Aufsehen zu erregen. Alle nur disponiblen Musikchore und Musikanten, waren sie auch bios ehemalige Kuhhirten, werden gemiethet und auf grosse Wagen mit gewaltigen Leinwandplakaten, die Zeit und Ort der Yersammlung angeben, gesetzt, von fahnengeschmiickten Pferden gezogen, durch die Strassen Auf Trommeln, Trompeten, Hb'rnern und sonstigen gefahren. tonenden Gerathen wird von Morgen bis Abend ein Hollenlarm veriibt,

die

ruhigen Burger

meilenweit

in

Bewegung zu

setzen

206 geeignet, urn Jeden, der nicht taub und blind, von den bevorstehendcn grossen Ereignisse zu unterrichten. 1st der festgesetzte Abend endlich angebrochen, so versammelt sich in jedem Ward die Schaar der Begeisterten, um sich dem

anzuschliessen und bei den Klangen kriegerischer mit wehenden Fahnen, Transparenten, nach dem Principien Musik, mit Mottos der chinesischen Laternen angefertigten Feldzeichen, und die eigene verversehen, worin die Gegenpartei verhb'hnt herrlicht \vird, unter dem Aufsteigen der Raketen, dem Krachen der Bunde! von Feuerschwllrmern und beim Fackelscheine zum Versammlungsplatz zu marschiren. Die Jugend schliesst sich mit

Wardverein

Larmen und Hurrahgeschrei dem Zuge an und sogar

der ruliige

Burger wird von der Neugier angesteckt, beschliesst, sich die Geschichte einmal anzusehen, und begiebt sich, von den Ermahnungen seiner Ehehalfte begleitet, die ihn warnt, sich in keine Priigelei einzulassen und nicht zu spat und nuchtern nach Hause zu kommen, zur grossen Massenversammlung.

gewaltigen Menschengedrange und aller Art ist bei dieser sehr Wenig Die Reden unterscheiden sich von den des Neuen zu erfahren. friiheren hb'chsteris dadurch, dass sie ohne Ausnahme die grb'sste Aber den schwankenden Charakteren, Siegeszuversicht athmen. imponirt dies sowohl, als auch der grosse Menschenhaufen, in

Abgesehen

von

einem

dem entsprechenden Spektakel

sie einen Anflug von Heldenmuth empfinden. Und, Eindruck die wenigen Tage oder Stunden bis zur Wahl iiberdauert, ist der Zweck der Massenversammlung erreicht, die Stimmen dieser Leute sind gewonnen, und Alles was Versammlungen bearbeiten konnten^ ist bearbeitet worden. Um aber jene Burger zu gewinnen, die an Wardversammlungen nicht Theil nehmen und durch Bruderschafttrinken allein nicht zu iiberzeugen sind, muss die P r e s s e ihre Schuldigkeit thun. Die grosse Mehrheit aller in den Vereinigten Staaten er-

dessen Mitte

wenn

dieser

scheinenden Tages- oder blatter,

in

Allem was

sie

immer im Auge behaltend.

strenge Parteidas Interesse der Partei Unliebsame Nachrichten werden nur

Wochenzeitungen sind veroffentlichen

in verstiimmelter Form oder gar nicht dem Publikum mitgetheilt, kurz es wird aus Parteiriicksichten von der Redaktion selbst die Diese weicht allerscharfste Censur iiber den Lesestoff ausgeiibt. von der in Europa iiblichen Regierungscensur nur insofern ab, als Schmahungen und Nachrichten, auch wenn offenAngriffe, und deren. Candidaten bar liigenhafte, die der Gegenpartei schaden konnen, an hervorragender Stelle abgedruckt und in aus-

gedehnten, begleitenden Bemerkungen dem Publikum mundgerecht Berichtigungen seitens der angegriffenen Pergemacht werden. sonen oder hinsichtlich des Thatbestandes aufzunehmen, fallt der

207 Zwischen den verschiedenen Parteipresse nicht im Traume ein, besteht Zeitungen gewohnlich jedoch der Unterschied, dass die grosseren und angeseheneren sich melir an die sachlichen Erorterungen halten, wahrend die kleinen Winkelblatter personliche Verlaumdungen vorzuglich behandeln, Es leuchtet ein, dass unter solchen Umstanden, die iibrigens, da sie der Natur des Parteikampfes entspringen, in alien Landern wesentlich dieselben sein miissen, nur Ein Mittel iibrig bleibt, der

Wahrheit auf den Grund zu kommen,

namlich die angeseheneren

Blatter beider Hauptparteien zu lesen,

und

ihre

Angaben

kritisch

zu vergleichen. Die grosse Mehrheit des zeitungslesenden Publikums jedoch, insbesondere die ruhigen, ehrsamen und in ihrer Sphare ehrlichen und tiichtigen Burger haben nicht nur in Amerika, sondern auch anderwarts die Gewohnheit, eben nur die eine Zeitung zu halten, deren Richtung einmal ihnen zusagt, den Angaben derselben blindlings zu vertrauen, gegentheilige Angaben einer anderen Zeitung aber von vornherein und ohne viele Priifung zu verwerfen. So lange allerdings noch eine Zeitung neu und Jung, 1st sie der kriist sie tischen Beurtheilung ihrer Leser aber unterworfen; erst alter geworden und wird sie nur halbwegs geschickt redigirt, so gewinnt sie im Laufe der Zeit iiber ihr Publikum den namlichen geistigen Einfluss, den in vergangenen Jahrhunderten als die Priesterschaft allmachtig, die Lehren der verschiedenen Re,

ligionen iiber ihre Glaubigen hatten. Nun ist dieser Einfluss sowohl der Zeitungen heutigen Tages, als der Religionen nur anscheinend unbeschrankt. In Wahrheit griindet sich seine Allmacht eben nur darauf, dem ureigenen Volksinstinkte ihrer Glaubigen

dung

bleiben,

und

ihre Herrschaft ist

dass in

dieselben

mit

innigef Verbin-

demnach auf gewisse, durch

diesen Instinkt vorgeschriebene Grenzen beschrankt. Ueberschreiten sie diese, so sinkt ihr Ansehen auf der Stelle, ihr bislang so geduldiges, ihnen blind ergebenes Publikum \vird auf einmal ungeberdig,

und lenken

sie nicht sogleich wieder in die verlassene wirft es ihre Herrschaft ganz und gar ab. Die solcherwirkende Ursouveranitat des Volkes ist in der That all-

Bahn em gestalt

?

machtig und erlaubt keinen Ungehorsam. Aber sie wirkt gerade so gut unter den Formen der absolutesten Despotic als unter jenen der freiheitlichstcn Demokratie und Republik. Gerade die letzerwahnte Thatsache zeigt aber wie gross der Spielraum, der den Vertretern der offentlichen Meinung zu Gebote so lange sie nur die allgemeine, dem Volksinstinkte entst-eht, ,

Er geniigt vollstandig einer altsprechende Richtung innehalten. begriindeten, ein festvertrauendes Lesepublikum besitzenden Zeitung eine Macht zu geben, die ihr erlaubt die Interessen der Allgemein-

208 heit auf's Tiefste zu schadigen.

Es

kum

lange Jahre hindurch durch lung einer Frage irre zu fiihren.

ihr Publi-

ihr ein Leichtes,

ist

fortgesetzte

einseitige

Behand-

Diese Macht nun \vird von der Parteipresse bis zu den aussersten Grenzen ausgebeutet. Der ehrsame Burger, das hauptsachlichste Lesepublikum der grosseren Blatter, wird zu einer entstellten

Auffassung der Verhaltnisse, zu einem solcben moraliscben

Abscheu gegen

die

Partei

feindliche

dass angeleitet, und fur die

dariiber

er

Candidaten seiner Partei, mag deren personlicher Charakter ihm noch so sebr missfallen, auch dann nocb stimmt, wenn der gegneriscbe Candidat fur ein Amt, das an und fiir sich nicht im geringsten Zusammenhange mit politischen Fragen steht, ein in jeder Beziebung unpersonliche

tadelhafter

Rticksichten

ganz

und fahiger Mann

Aeussert

ist.

der Einfluss der anstandigeren Zeitungen so beschaftigen sicb die kleineren Winkelblatter

sich

im Wahlkampfe,

vergisst

so

beinahe ausscbliesslich mit

personlichen Schmahungen und Verder Gegenpartei, die sicb im weiteren Fortscbritte des Wahlkampfes fortwahrend steigern. Morgen des Wahl-

laumdungen

Am

tages aber starren sie von Entbullungen

die jeden Einzelnen der Gegencandidaten derartig mit Mistjaucbe iiberschiitten, dass der hartgesottenste Zuchthausstrafling dagegen vom wohlriechenden Dufte lilienreiner Unschuld umflossen erscbeint. Solche persb'nlicbe ,

um die sie annebmen miissen, , bei Verleumdungsklagen einer sicheren Verurtheilung zu entgeben, bringen sie , nacbdem die Wahl voruber und ihre Mittheilungen Bericbtigungen der Beschimpften

die

Wirkungen

wurden. Endiich

gehabt

haben

um

,

derentwillen

sie

gedruckt

Massenversammlung am Vorabende abgehalten Wabltag selbst angebrocbeu. Unter der ganzen ungebeuren Menge freier Burger, die an die Stimmkasten sich drangen, sind es nur die sehr Wenigen, die mit der

die

ist

Wabl

,

kritiscbem Urtheile

und

letzte

iiberdies Zeit

die

der

besten

Zeitungen

und Gelegenbeit haben

,

beider

Parteien

lesen,

von dem welche einen

sich personlich

Werth oder Unwerth des Gesagten zu iiberzeugen, wirklichen Begriff von der vergleicbsweisen Wiirdigkeit der Candass sie didaten besitzen. Ihre Zahl ist so verschwindend klein ,

und ibre Ohnmacht gegeniiber den so grenzenlos Haufen dass sie es gar fanatischen parteiglaubigen nicht wagen diirfen als im Privatkreise ihre Ansichten anders gar nicht in Betracht kommt,

,

,

,

auszusprechen.

und da etliche Namen von im Ganzen und Grossen aber die Stimmgeber die Wahlzettel gerade so, wie sie dieselben Jcde Partei stellt namlich in der erhalten, in die Urne stecken. So kommt

es

der Candidatenliste

,

dass

wohl

gestrichen

hier

werden,

209 des Abstimmungsplatzes eine ausreichende Anzahl von Wahlzettelaustheilern auf, deren Aufgabe es 1st, jeden des Weges kommenden Burger festzuhalten ihm das ,,Ticket" in die Hand zu stecken und angelegentlichst zu empfehlen, das ganze ./Picket" ohne Streichung irgendeines Namens in den Stimmkasten

Nachbarschaft

,

zu stecken.

Uebrigens sind uberall

und Enden des Wablbezirks

beschaftigt, aus alien Ecken Stimmgeber, die zttm Laufen zu

Wagen alle

Andere Wagen faul oder sonst unfahig sind, herbeizuschaffen. mit Musikchoren fahren fortwahrend durch die Strassen urn Jeden, dass heute der es noch nicht wissen sollte daran zu erinnern ,

,

,

der grosse

Tag

sei

Freiheitsrecht der

an dem das Volk der Republik Auswahl seiner Beamten ausiibt.

sein erhabenes

,

Pferde sowie

sind mit grossen Plakaten behiingt, auf denen die Nanien der verschicdenen Candidaten prangen, wie dieselben auch schon

Wagen

seit dem Tage ihrer Aufstellung auf Dutzenden, quer iiber die Hauptstrassen gehangten Bannern in riesengrosser Schrift meilenweit zu lesen waren. Der Stimmkasten selbst befindet sich gewohnlich im Fenster eines an der Strasse gelegenen Gebaudes. Vor ihm, auf dem ist ein roher Seitenwege Vorschlag angebracht der das souverane Volk zwingt, im Gansemarsch an dem Stimmkasten vorbei zu ,

defiliren.

Um

den Stimmkasten

sitzen

die

drei

Wahlrichter,

in

der Regel von den Supervisoren des County, d. h. dem Kreistage, ernannt. Zwei davon gehoren gewohnlich der im County herrschenden Einer der Gegenpartei an. Ein Schreiber hat die Registrirungs,

des betreffenden Wahlbezirkes vor sich. Diese erst seit ungefahr zehn Jahren eingefiihrten Listen, welche der wiederholten Stimmenabgabe einzelner Individuen vorbeugen sollen, enthalten nun nicht etwa, wie es in einem wohlgeordneten Gemeinwesen der Fall sein sollte, die Namen sammtlicher im Bezirke anwesenden Burger sondern nur jener Personen r die sich an den mehrere Wochen vor der Wahl festgesetzten Tagen vor dem Wahlrichter-Collegium einfanden und ihre Namen mit Angabe ihrer derzeitigen W^ohnung im Bezirke eintragen liessen. Eine Controle iiber die Richtigkeit dieser Angaben wird beinahe listen

,

nie ausgeiibt,

einreichen, scien.

Solcher Millie

So sich sowohl

tausend.

denn Jemand ein beschworenes Zeugniss Angaben des betreffenden Individuums falsch

cs miisste

dass die steht

unterzieht

sich

kaum Einer

unter Hundert-

dieser Einrichtung die Moglichkeit oifen, in verschiedenen Wahlbezirken als auch in demselben bei

,

Wahlbezirke, falls man den Wahlrichtern nicht personlich bekannt mehrmals unter verschiedenen Namen einschreiben zu lassen. ist, Eine grosse Anzahl ruhiger Burger dagegen, die es unterliessen oder vergassen, sich registrireu zu lassen, sind dadurch ,ihres

27

210 oder miissen ihre Identitat und Berechtigung am Tage der Wahl auf sehr umstandliche Weise beweisen. Steht der Name des Burgers auf der Liste, so wird sein

Wahlrechtes verlustig,

Wahlzettel zusammengefaltet in den Kasten gesteckt, der gewohnSobald er geschlossen, ist Sonnenuntergang offen bleibt. es Pflicht der Wahlrichter eine Stimmenzahlung vorzunehmen. In der Regel geht sie in Gegenwart verschiedener Burger gleich lich bis

,

im Aufstellungslokale des Stimmkastens vor sich. Darnach werden die Stimmzettel wieder in den Kasten gepackt, dieser verschlossen, und (gewb'hnlich) dem Rathe dor Supervisoren (Kreisder nochmals eine amtliche Zahlung abgeordneten) eingeschickt auf und Grund dieser die mit Mehrheit der Stimmen vornimmt, ,

erwahlten Candidaten in ihr Amt einfiihrt. Solches ist der in der Union iibliche Hergang und die Form der Wahlen; nur in einigen Staaten bestehen geringe und unwesentliche Abanderungen. Wie wenig diese Form sogar bei ehrlichster Durchfiihrung das Princip der Majoritatsherrschaft zur Wahrheit macht, ergibt sich aus folgendem Zahlenbeispiel. Anein

genommen, so

grosserer Wahlbezirk

wird eine Partei,

die

habe

10,000 Stimmgeber,

5100 Stimmen

iiber

in

verfiigt,

der

unbedingten Mehrheit sein, und die anderen 4,900 kommen von vornherein nicht zur Geltung. Die Mehrheitspartei halt in den, wir nehmen an, 100 Wahldistrikten dieses Bezirks Primarwahlen. Vorausgesetzt was nie der Fall, sammtliche Parteiinitglieder beso wahlt jene Richtung, die iiber 2,600 theiligen sich daran, Stimmen verfiigt, die, wir wollen sagen, 100 Mitglieder der Parteiconvention. Jedes der letzteren ist demnach in Wahrheit der Vertreter von nur 26 Stimmen. Aber 51 der Mitglieder der Parteiconvention genugen, die Candidaten und, da diesen der Sieg ,

gewiss,

Wahrheit

die

zukiinftigen Beamten auszuwahlen, 26 also 1326 Stimmen aus

Folglich sind in den 10,000 des

Slmal

Wahlbezirks diejenigen, zur Geltung gelangt.

W

r

deren

ille

bei

der

W ahl r

der

Beamten

Allerdings lasst sich gegen dieses Beispiel einwenden

dass Vertheilung der Stimmgeber rein zufallig seien dass aus diesem Grunde auch der Wille der Mehrheit nicht ausser Acht gelassen werden konne. die

angenommenen Zahlenverhaltnisse

so

wie

,

die

,

Und den

diese Annahme ist Wahlen eben dem

richtig,

Zufall

so lange der ganze iiberlassen bleibt

,

d.

Hergang h.

so

bei

lange

auf die AusDies ist aber niitzung dieser Mb'glichkeit hingearbeitet wird. thatsachlich nur dort der Fall, wo Wahlen iiberhaupt etwas ganz Neues, und wo sich noch keine Klasse gebildethat, die an deren Ausfall besonders interessirt ist. Existirt dagegen eine solche ist ihres Interesses sie sich Klasse, bewusst, und hat sie durch nicht

von irgend

einer

Seite mit bewusster Absicht

211 Erfahrimg

die

mathematisch bewiesene Moglichkeit kennen

hier

so wird sie auch sofort bestreben, dieselbe thunlichst zu ihreii Gunsten auszubeuten. Sobald dies aber eingetreten, hat der gelornt

,

um einer Raum zu

an Gewissheit streifenden Diese Klasse nun existirt und muss existiren in den Vereinigten Staaten sowohl wie in jedem Genieinwesen mit gleichen Verwaltungsformen. Sie besteht aus deri professionellen Politikern, die ihr Leben zum Theile in einem Amte, zum anderen Theile auf der Jagd nach Ihr Interesse ist es, sich durch Beeinem solchen zubringen. Zufall

aufgehort Wahrscheinlichkeit ,

beinahe geben.

niitzung dieser Moglichkeit die Erreichung ihres Zieles, der gewiinschten Aemter, zu sichern. Die unentbehrliche Parteiorganisation ist das Mittel hierzu.

Nun mag arbeiten

,

es zwar selbst ihnen, die mit bewusster Absicht nur selten moglich sein die Zahlenverhaltnisse so giinstig ,

zu gestalten, wie in obigem Beispiele. Aber, was sie in dieser Hinsicht vcrlieren, gewinnen sie doppelt und dreifach durch die Apathie der ruhigen Burger, die sich an den Vorarbeiten zur Wahl nicht in voller Anzahl, wie in unserem Zahlenbeispiel, sondern nur mit einem geringen Bruchtheile betheiligen. Thatsachlich ge-

demnach

niigt

der

oben

ein

viel

angegebene

,

geringerer Procentsatz vollstandig

,

von Wahlern

als

um

vermoge der Parteiordas Ganze, zu beherrschen,

ganisation die Partei und durch sie, um es, naturgemiiss zu Gunsten der regierenden Minoritat auszubeuten. ,

Die Wirkungeii der Partei - Orgauisation.

Die im vorigen Abschnitte gegebene Auseinandersetzung ist geeignet, theilweise den Schleier des Mysteriums zu heben, welches David Friedrich Strauss in der Monarchic erblicken will. Es zeigt sich namlich,

der souverane

dass in der freien, demokratischen Republik thatsachlich gezwungen ist, gleich bei der

Wahler

ersten versuchten

Ausubung - -

blindlings vertrauend Ist dies aber der Fall, so ist

in

seines die

muss

Herrscherrechtes

Hande

eines

dasselbe

Anderen

zu

legen.

nothwendigerweise der Fall der Unterschied zwischen Uebertragung dieser Gewalt es

sein,

von

212

und guten Freund als Delegaten und Uebertragung der namlichen Gewalt an einen hervorragenden Mann auf Lebens- d. h. auf langere Zeitdauer, an einen Mann, dessen Handlungen der Oeffentlichkeit und dem Urtheile des ganzen Volkes ausgesetzt sind nicht mehr ein Ueber Unterschied der Wesenheit, sondern lediglich der Form.

Zeit

zu Zeit

einen Nachbar

an

und Abgeordneten

,

,

die Zweckmassigkeit der blossen Form lasst sich aber mit gutem Rechte nicht nur streiten, sondern sogar behaupten, dass der grossere Werth der Einen oder der Anderen wesentlich von

m

ii s s e. ausseren Umstanden abhangen dass die "Verbindungen der professionellen Die Thatsache Politiker in den Vereinigten Staaten schon heutigen Tages in Wirklichkeit monarchische Formen anzunehmen beginnen, ist sehr geeignet, den Schleier jenes Mysteriums noch mehr zu heben. ,

Denn

ihr Grund liegt einzig und allein in der gemachten Erfahrung, die Organisation welche unter der einheitlichen Oberleitung eines Mannes steht, im Kampfe um die Erreichung des vorge-

dass

,

Zieles, der Beherrschung des Ganzen, bessere SiegesAussicht hat, als jene, die einer solchen einheitlichen ,,monarchischen" Leitung entbehrt. Zweck der Partei - Organisation ist, wie erwahnt, Beherrschung und Ausbeutung des Staatsganzen. Daher das Bestreben den Profit dieser Ausbeutung so gross als mb'glich zu gestalten. Wesentlich dient hierzu die Beschrankung der Theilnehmerzahl. Je kleiner die Anzahl derer, die den Sieg gewannen, desto grosser der Antheil der Einzelnen an der erworbenen Beute.

steckten

,

Eine moglichst vollstandige Organisation, um was ihr an Zahlen abgeht durch zweckmassige Tuchtigkeit der Einzelnen zu ersetzen, Man legt also den ganzen Wahlist hierzu das geeignete Mittel. auch nicht das Geringste dem iiberlasst feldzug planmassig an, welche die grosste Anzahl Jene Leute Zufall, und arbeitet, Stimmgeber beeinflussen kb'nnen, meist, wie schon bemerkt, Kneipenwirthe oder redegewandte energische, mit der gewbhnlichen Volksmasse innige Fiihlung besiizende Manner, sind die unentbehrUnter ihrer Leitung stehen alle Eckenlichen Bundesgenossen. ,

,

ein Theil der Arbeiterklasse als blindes, steher, Bummler und wenig kostspieliges Gefolge. Damit beherrscht man die Primarwahlen vollstandig. Und gerade die Widrigkeit dieses Trosses

tragt hauptsachlich dazu bei, die anstandigeren Burger, die man nicht leiten und ziehen kann , vom Besuche der Wahlen abzu-

schrecken.

Was werden

man sind

Convention vorzugehen hat, wer vorgeschlagen schon vorher abgemacht. Die guten Burger, die

in der

soil,

ist

wahlen lasst, stehen ganzlich vereinzelt da, und miissen zu alien programmmassigen Vor-

anstandshalber

ohnmachtig

213 schlagen der Politiker ,,Ja" sagen, da ihr r Nein" eben nur die Yerhandlungen in die Lange ziehen aber Nichts ausrichten kann. Der Sieg der Politiker ist demnach vollstandig. Denn es

Uebermacht ihrer Organisation zu brechen, Gegner selbst zu organiGreifen diese nun zu diesem Auswege, so schaffen sie in siren. der Gegenorganisation eben eine neue Organisation von Politikern, die gezwungen ist, um sich in Amt und Wiirde zu behaupten, genau denselben Weg einzuschlagen und dieselbe Kampfweise anDenn gerade das, was als der eigentliche zunehmen. gibt

absolut

als

kein Mittel,

die

die vereinzelten Krafte der

Vorzug der Republik gepriesen wird, namlich die periodische \Y ahlb arkeit der Beamten, die sie d em Principe nach vom Volke abhangig erhalten soil, schafft den Gegensatz, der den Beamten zum Sachwalter nicht der Volks- sondern seiner eigenen Interessen macht. Gerade w e i 1 die Fortdauer seines Amtes von dem jeweiligen ErWahl

abhangt, ist der Beamte, den mit vollstem Existenz und Zukunft mehr interessirt als alles ware es selbst die Wohlfahrt des Staates, gezwungen, der

gebnisse

Rechte

seine

Andere,

Augenmerk und

seine Anstrengungen auf die Sicherung seiner Existenz zu richten. Weil aber weder Fahigkeit noch zukiinftigen Ehrlichkeit in Verwaltung seines Amtes ihm dessen Fortbesitz garantiren, sondern allein die in den Wahlen ausgedriickte Volksgunst, so muss er mit alien Mitteln eine ihm giinstige Entscheidung herbeizufiihren suchen. Diese Unsicherheit der Lebensstellung aller ihrer Beamten sein

ist

eines der

Republik.

Grundiibel

Sie

schafft

das

in der

gegenwartigen Organisation der

colossale

Heer von Stellenjagern;

dazu gehoren nicht nur alle im Amte befmdlichen Beamten selbst, welche iiber die Behauptung ihrer Stellung ihre eigentlichen Arntspflichten ausser Acht zu lassen beinahe genothigt sind, sondern die

noch

zuarbeiten

Amt

viel grossere Anzahl jener, die sich in ein hoffen. Letztere ganz enorme Klasse wendet

hineinsich in

Verfolgung dieses Zieles der nutzbringenden Arbeit ab, und da nur Wenige dasaelbe erreichen konnen, wird die weitaus grb'sste Mehrheit zu Schmarotzern die nothgedrungen stets bereit sind, in den ,

politischcn Kampfen Handlangerdienste zu leisten. Alle Beamten, sowohl der Vereinigten Staaten (mit der alleiniAusnahme gen weniger Richterstellen) als der einzelnen Staaten,

Counties und Gemeinden sind entweder wahlbar oder werden von den gewahlten Behorden nach Belieben angestellt. Letztere stehen zu den Anstellungsbehb'rden allein, und nicht zu dem Staate in einem aus dem sie nach dem Belieben der Dienstverhaltniss, Ersteren jederzeit entlassen werden konnen. Sie befinden sich

daher ihren Vorgesetzten gegeniiber in

schmahlichster Abhangig-

214 und ihre Zukunft sowohl als ihre Lebensstellung iiberhaupt noch viel unsicherer als die der erwahlten Beamtcn, die doch wenigstens wahrend einer gewissen, festen Amtszeit Inhaber ihrer In vielen Fallen sind sie geradezu von der perStellung sind. sonlichen Laune und Gunst eines einzigen Mannes abhiingig, der als Bureauchef u. dgl. sie ohne jedwede Kiindigung auf die Strasse In anderen Fallen ist ihre Lage etwas gesicherter, setzen kann. indem sie von der Uebereinstimmung mehrerer Vorgesetzten oder einer berathenden Korperschaft abhangt. Immer aber konnen sie, sobald diese Uebereinstimmung vorhanden, ohne Weiteres, ohne Angabe eines Grundes summarisch aus ihrer Stellung entlassen In letzterem Verhaltnisse befmden sich beinahe alle Bewerden. amten der Bundesregierung selbst. Sie werden vom Prasidenten ernannt und vom Senate 'bestatigt. Aber der Erstere kann sie nach Laune und Belieben entlassen. Irgend jeden Augenblick keit, 1st

Etwas, das einer Befb'rderung fiir getreue Pflichterfiillung oder fiir im Amt erworbene Verdienste gleich sahe, existirt gar nicht oder doch nur unter der momentanen Laune eines personlich billig denkenden Vorgesetzten, woraiif natiirlich nicht der geringste Dass unter diesen Umstanden das ganze gewaltige Verlass ist. Heer der solchergestalt Angestellten sich nicht sowohl bemiiht, seine Amtspflicht getreulich zu erfullen, als die Gunst derjenigen, von denen ihre amtliche Fortexistenz abhangt, zu erringen und zu erhalten, ist unvermeidlich. Jenc aber, welche iiber die Besetzung aller dieser Stellen zu verfiigen haben, sind die aus der" Wahlurne hervorgegangenen Und da ihr Zweck Volksvertreter und eigentlichen Beamten. seitdem sie die Laufbahn des b'ffentlichen Lebens einmal eingeschlagen, nothwendig der sein muss, sich darin zu erhalten, da sie diesen Zweck durch ihre Verbindung unter einander, sowie durch Beherrschung der Wahlen zu erreichen suchen, und da sie ,

beschrankten Anzahl zuverlassiger wiederum kein Wunder, sondern bios eine unvermeidliche Folge des bestehenden Beamtenwesens, nicht nur dass sie sammtliche von ihnen angestellte Unterbeamte als gefiigige, willenlose, durchaus abhangige Handl anger und Werkzeuge im Wahlkampfe gebrauchen, sondern auch dass sie die

hierzu

nur

Anhanger

Stellen

einer

bediirfen,

der

Schaar

gewissen so ist

von

es

Aemtersuchern

besten und erfolgreichsten Dienste,

versprechen

und

fiir

die

und nach gewonnenem Siege

Belohnung fur die wirksamste Wahlarbeit an die zuverlassigsten

als

tiichtigsten Wahlarbeiter vertheilen. So hat sich denn in dem Beamtenwesen

der Vereinigten Staaten der Grundsatz eingebiirgert, dass nicht die zur gehorigen Verwaltung des Amtes nothwendige Fahigkeit und Tuchtigkeit Aussicht auf Erlangung oder Fortbesitz einer amtlichen Stellung

215 gewahren, sondern jene Eigenschaften welche im Wahlkampfe den sammtPolitikern die besten Dienste leisten. Mit anderen Worten liche Aemter werden nicht den Interessen des Volkes entsprechend verwaltet, sondern zum Besten der herrschenden ,,Ringe", d. h. der Verbriiderung von Politikern zum Zwecke moglichster Ausniitzung ihrer Amtsgewalt in ihrem Privatinteresse, :

dem Maasae aber, als der Ring seine Vortheile mehr allein im Auge behalt und auf Kosten der Allgemeinfordert, entfremdet er sich allerdings eine je nach dem grosIn

und mehr heit

Um

sere oder geringere Anzahl eigener Parteigenossen. nicht die Ilerrschaft einzubiissen, muss er trachten diesen Verlust auszuAber nicht etwa durch bessere Amtofiihrung, nein, gleichen.

Eine bessere Amtsfiihrung ware ja

das letzte Mittel.

dies bleibt

seine Interessen eine schlechtere, da sie seine Profite schmalern wiirde. An der Herrschaft selbst, ohne die zugehb'rige Pliinfiir

derung, ist ihm sehr wenig gelegen. Er muss demnach versuchen, seine Herrschaft und sein Pliinderungssystem aufrecht zu erhalten und greift, um der sehr unbequemen, aber gliicklicherweise

nur sehr geringen Anzahl ehrlicher und zugleich einsichtsvoller Parteigenossen entbehren zu konnen, zu kiinstlichen Mitteln, die Mehrheit in der Wahl zu erringen.

w

Solcher kiinstlichen Mittel gibt es z ei das eine griindet sich auf die oben ausgefiihrte mathe'matische Moglichkeit, mit einer Minderheit der Wahler dennoch eine Mehrheit in den vertretenden

man

Korperschaften zu erringen Staaten den Kunstausdruck ;

erfunden.

Der

Das Zweite aber

Gerrymander dass die

hat

dafiir

:

in

den

Vereinigten

Gerrymander (Wahlkreis-Geometrie) ist

ist

die

einfache

Wahlfalschung.

eine solche Eintheilung der

Wahl-

angehorige Minderheit der Volksstimmen dennoch eine Mehrheit in der Vertretung ergeben muss. Sein Princip lasst sich durch ein Zahlenbeispiel leicht und klar verdeutlichen distrikte,

der Partei

:

Gesetzt ein Staat habe 100,000 Wahler, davon gehoren 60,000 der einen, 40,000 der anderen Partei an, so wiirde wohl Jedermann meinen, dass in einer freien Republik wie die Vereinigten Staaten,

miissten. herrschen jene 60,000 Stimmgeber Zahlen beweisen, dass diese Meinung unbegriindet ist. Denn angenommen die herrschende Regierung gehort der Minoritatspartei an, und die Wahl stehe bevor, so geht dieselbe einfach zu Werke und theilt den betreffenden Staat in die, wir wollen annehmen, 100 Wahldistrikte, die je einen Vertreter in die Gesetzgebende

Versammlung schicken, folgendermaassen ein: In 70 Wahldistrikte, von denen jeder 1000 Wahler hat, theilt sie je 550 Wahler ihrer Partei und 450 der Gegenpartei

x

216

38500

Wahler ihrer Partei und 31500 Die nocli iibrigen 30000 Wahler theilt sie in die anderen 30 Wahlbezirke ein. Die Gegenpartei erwahlt allerdings den Gouverneur mit einer Mehrheit von 20,000 Stimmen. Aber die Minoritatspartei erwahlt 70 Abgeordnete von 100, d, h. mehr als ein Zwei-Drittel Majoritat in die Gesetzgebung, was sie in den Stand setzt, sich liber den Willen des ihr im Wege stehenden Gouverneurs ohne Weiteres hinweg zu setzen. Allerdings mochte nun die raumliche Vertheilung der Bevolkerung in der Praxis nur selten eine solche ausgedehnte Nutz ein ?

macht zusammeii

Wahler

der Gegenpartei.

barmachung des Gerrymander

wendung

mb'glich,

gestatten,

Aber soweit dessen Anund die

geschieht sie in ausgiebigster Weise, einzelnen Wahldistrikte oft streift

an das Abgrenzung der Wunderbare. Im Staate Indiana, der 13 Congresswahlbezirke hat, existirte vor Kurzem oder vielleicht noch jetzt ein Wahlbezirk, der

sich

in

Schlangen-Windungen

iiber

Staates hinzog und Counties vereinigte, Verkehr mit einander hatten. Aehnliche, fallige Beispiele lassen sich iiberall in

die

grossere

Halfte

des

den geringsten nicht ganz so auf-

die nicht

wenn Menge

und jede finden befindlich worin bisher in der Minderheit eine geGesetzgebung, wesene Partei die Oberhand gewinnt, lasst es sich sofort angelegen sein, nach dem Principe: ,,Wie du mir, so ich dir!" den Staat mit einem zu ihren Gunsten angelegten Gerrymander-Netze ,

zu iiberziehen. 1st das Princip des Gerrymander in der Praxis nicht so weit anwendbar, wie in der Theorie, so wird dieser Mangel theilindem man in der Abgrenzung der Wahlbezirke weise ersetzt sich bedeutende Abweichungen von einer durchschnittlich gleichen Bevolkerungszahl erlaubt, die natiirlich beinahe immer der am Ruder befindlichen Partei zu gute kommen. Jene Korperschaft worin die letzterwahnte Ungleichheit zum Principe erhoben zur Geltung gelangt, ist der Vereinigte Staaten Sen at. In ihm hat bekanntlich jeder Staat der Union zwei Vertreter, d. h. Staaten w ie New-York mit beinahe vierMillionen, Pennsylvanien mit iiber 3 Millionen, und Illinois mit Ohio mit ,

T

nahezu je Einfluss als

3 Millionen

das kleine

Einwohner haben im Senate nicht mehr Rhode Island mit ungefahr 200,000, die

Steppenlander Nevada und das neuerdings als Staat zugelassene Die vier obengeColorado mit je ungefahr 50,000 Einwohner. nannten volkreichsten und machtigsten Staaten der Union mit beinahe einem Drittel der Ges^mmtbevolkerung, haben nur ungefahr den neunten Th^il d^r Anzahl der Senatoren als Vertreter. Dass diese Eiurichtung nur zu Parteizwecken ausgebeutet

wird und zum Theil geschaffen worden

ist,

zeigt das Beispiel der

217 eben

erwahnten

Staaten

und

Colorado

Nevada.

Diese

Gebiete

Stimmenzahl der republikanischen Partei ira Congresse zu vermehren versprachen, wahrend das zwischen beiden gelegene Utah, rait einer

warden nur desshalb

grb'sseren

als

Staaten zugelassen,

Bevolkcrungszahl

als

jene

beiden

well

Staaten

immer noch im Territorialzustande gehalten wird, die dortigen Mormonen der freundlich gesinnt sind. Welchen wichtigen Einfluss

\veil

die

zusammen,

man weiss

republikanischen Partei

class

Princip ausiibt, verdeutlicht die

sie

nicht

das

hier auseinandergesetzte des Prasidenten Lincoln Erwahlung sich die republikanische Partei in

im Herbste 1860. Obwohl bedeutender Minderheit befand, -fiel ihr dennoch die Prasidenten wiirde sowie der Congress in die Hande, und zwar in Folge eines allerdings nicht durch vorhergehende kiinstliche Abgrenzung der Bezirke, sondern aus der natiirlichen, eeographischen

von selbst hcrausbildenden Verbreitung der Bevolkerung sich Gerrymander's; dieser bestand darin, dass die siidlichenStaaten einmiithig das demokratische Ticket wahlten, wahrend im Norden die RepublikanerdieDemokratenbeinaheiiberall nur mit geringenMajoritaten besiegten. Man hat guten Grund zu zweifeln, ob der Siiden, wenn die republikanische Partei wirklich eine Mehrheit der Volksab-

stimmung gehabt hatte, so geneigt gewesen ware, zu ziehen, als er es unter Umstanden war die ihm

das

Schwert

den

Sieg zu versprechen schienen. Noch ein anderes Mittel dem Gerrymanderprincipe zu weiterer Anwendung zu verhelfen, besteht in der Colo ni sir ung der

Stimmgeber. Finden sich namlich Wahlbezirke, worin die Starke beider Parteien nahezu gleich, so sucht man der einen eine Mehrheit zu verschafferi, indem man eine Anzahl Wahler aus einem Bezirke

wo

der Sieg unzweifelhaft

iibersiedeln lasst.

ist,

in

den zweifelhaften Distrikt

Entweder man miethet

sie

geradezu aufKosten

Gelegenheit vorhanden, man offentliche Arbeit,, z. B. Strassenreparaturen

der Partei dort ein oder besser,

nimmt irgend eine u. dgl. vor,' wobei man

falls

eine bedeutende Anzahl Arbeiter, natiirAngehorige der eigeneu Partei anstellt und die Arbeit so cintheilt, dass sie bis zum Waliltage ausreicht. Diese Methode wird bei alien offentlichen Arbeiten der Centralregierung im grossten Namentlich sind es die Schiffsbauhofe, in Maassstabe angewandt. denen, sobald eine Wahl herannaht, die ausgedehntesten, Tausende von Arbeitern beschaftigenden Reparaturen vorgenommen warden. Wahrend die Bundesregierung auf diese Weisc, die vor langeren Jahreh sehr gebrauchlich gewesen, auch heute noch colonisirt, haben indess die politischen Ringe im Allgemeinen diese Methode aufgegeben, weil sie zu kostspielig und in den letzten Jaliren solche Fortschritte und Verbesserungen in der Herrichtung 28

lich

218 eines giinstigen Wahlresultates gemacht worden sind, dass man ihrernicht mehrbedarf. Diese Yerbesserungen sind lib erdies viel billiger und verursachen weniger Miihe, als das Colonisiren. Wahrend

man

bei diesem eine

Anzahl Menschen

fiittern

muss und ihnen am

ganz trauen kann, benbthigt man gegenwartig nur noch einiger Bestechungen, eines Haufens falscher Eide und eines noch grb'sseren Haufens Wahlzettel. Obendrein wird die ganze Sache zwischen einem geringeren Personenkreise, also mit

Ende doch

nicht

mehr Garantie der Verschwiegenheit abgemacht. Dieses praktische

einmal,

direkten Wahlfalschungen. war es in grossen Stiidten eine beliebte \venn immer thunlich, eine Menge von Wahlern nicht sondern mehrere Mai an demselben Tag abstimmeu zu

lassen.

Namentlich die fanatisirten Irlander, damals

und

sind die

billige Mittel Schon seit

Manier,

lange

alien demokratischen Partei gehb'rig,

gern gebrauchen, und das

liessen

in

Masse zur

sich hiezu besonders

zum Spriichwort gewordene

:

Vote early

and

vote often ,,Fangt friih an zu stimmeii und stimmt oft" gait Vielen als Gesetz. diesem Lieblingsgebrauche der Sbhne der

Um

Ende zu machen,

griinen Insel ein

fiihrte

die republikanische

Par-

5 Jahren ungefahr zur Herrschaft gelangte, allenthalben das Registrirungsgesetz ein, dessen Wirksamkeit ich schon tei,

als

sic

vor

1

beschrieben.

Aber

Leute

in

und

sich

eine

in

dieses verhindert

verschiedenen

nicht,

Wahlbezirken

dass

namlichen

die

einschreiben

Stimme abgeben.

dass

lassen

von den

Ebensowenig jedem Handlangern des herrschenden Ringes eine Fulle vonNamen registrirt werden kb'nne, deren Trager iiberhaupt nicht vorhanden, in deren Namen man aber am Wahltage Wahlzettel in den Stimmkasten steckt.

Handlanger

Es

der

verhindert nicht, dass am Wahltage selbst die die Identitat und das Burgerrecht jedes

Partei

hergelaufenen Burschen gerichtlich beschworen, was diesen in den Stand setzt, der Partei durch Deponirung eines Wahlzettels zu dienen; es verhindert nicht, dass die heri\schende Partei durch ihre

Handlanger eine beliebige Anzahl Biirgerbriefe

Namen entnehmen

lasst,

kleine Geldausgabe

von

auf fingirte

ja bios ein Paar31eineide und eine Nothen, und dieselben auf Grund dieser

wozu

Es Biirgerbriefe abermals registrirt werden und stimmen. hindert endlich nicht, dass man die zuriickgezogen lebenden,

um

versich

Wahlen

schlechterdings nicht kiimmernden Burger in jedem Wahlbezirke in die Listen eintragen und an ihrer Stelle die Handlanger des Ringes stimmen lasst, wobei es schon oft vordie

am schonen noch doch entschloss, einen Wahltages Spaziergang zu machen und bei der Gelegenheit seine Stimme abzugeben, demselben von den Wahlrichtern zu seinem grosster Erstaunen mitgetheilt wurde, dass er, Herr So und So, wohnhaft

gekommen,

dass,

wenn

solch ein friedlicher Burger sich

sonnigen Nachmittage eines

219

am Yormittag gestimmt habe, \vie die AVahlbewiese, und dass man ihn wegen versuchten Wahlbetruges Unannehmlichkeiten zu entgehen, einstecken lassen wiirde. zahlt der ruhige Burger, dem die Geschichte nicht recht geheuer da und da, schon

liste

Um

vorkommt, an den begleitenden Polizisten im Schatten der nachEcke ein kleines Trinkgeld und wandert alsdann schleunigst nach Hause, - - zur grossen Genugthuung der Partei, der an einer Untersuchung des Falles nicht das Mindeste gelegen. Aber selbst diese Art eine Mehrheit herzustellen, 1st immer noch zu kostspielig und umstandlich, da man dazu einer grosseren Auzahl stimmender Handlanger und obendrein cines Wahlrichtersten

Denn bei der vorcollegiums bedarf, das die Augen zudriickt. warts drangenden Entwickelung des Kampfes um die Oberherrschaft zwischen den concurrirenden Ringen, konnte am Ende die Entdeckung der letzten Consequenz dieses Wahlmodus nicht auadie Entdeckung namlich, dass \venn man ein gefiigiges Wahlrichtercollegium habe, man der stimmenden Burger iiberhaupt Diese Entdeckung vereinfacht die ganze Proceentbehren konne. dur. Anstatt hundert, zu jedem Meineid bereite Handlanger als

bleiben,

Stimmgeber arbeiten zu lassen, slellt man nur die drei Gewandteund Pfiffigsten dieser Schaar als Wahlrichter an und kann der anderen 97 nicht nur ganzlich entbehren, sondern hat auch die Hcrstellung einer Mehrheit, so gross als man sie nur haben will, mit vollkommener Sicherheit in Handen. Die geheime Abstimmung macht dies nicht nur moglich, sten

,

sondern fur die Betheiligten

so lange

sie

unter

sich

einig sind,

vollkommen ungefahrlich. Demi Niemand ist im Stande, sich eine zuverlassige Meinung iiber das Ergebniss der Abstimmung zu bilden und das von den Wahlrichtern einstimmig verkiindete Resultat muss als unanfechtbar gelten. Das wirklich Entscheidende ist also nicht, wie naiver Weise angenommen wird, die Abstimmung der freien, souveranen Burger selbst, sondern die nachherige Zahlung der Wahlzettel. Ergibt nur diese Zahlung eine Mehrheit fur die Partei, so kann es ihr im Grunde hochst gleichgiltig sein, wie die Wahler in Wirklichkeit und Wahrheit gestimmt haben. So racht sich der Versuch, Leute durch Formen zu dem zu machen, was sie thatsachlich nicht sind, dadurch, dass diese Formen selbst das beste Mittel abgeben, den beabsichtigten Zweck thatsachlich zu Nichte zu machen. Die naturgemasse im Laufe ,

der Entwickelung urivermeidliche Folge davon, dass man Leute, die in Wirklichkeit nicht ,,Unabhangigkeit" genug besitzen, ihre

Meinung frei und und ihre Freiheit '

5

Freiheit nur unter

den ihr

die

offen auszusprechen, fur ,,freie" Manner erklart, weil diese hochst merkwiirdige Sorte

,beschiitzt",

der Abhangigkeit des Schutzes existiren kann, geheime Wahlabstimmung gewahrt, ist die dass die

220

Wahlen

dieser

papierfreien

Manner zu

einer

papiernen

Form ge-

worin nicht Manner, sondern Papierzettel das ent-scheidende Urtheil sprechen, und der den Sieg davontragt, der die Geschicklichkeit besitzt, die grosste Anzahl der ihm giinstigen Meineide und Papierzettel aus clem Wahlkasten herauszuzahlen.

worden

sind,

Taschenspielerkiinste bestimmen, wer die geschiitzten freien Manner Und sie konnen nur in den Landgemeinden nicht regieren soil. zur Anwendung gelangen, wo die Manner wirklich so frei sind, ihre

Meinung

offen

zu

bekennen

und zu

verfechten,

und

des

Schutzes der geheimen Abstimmung also nicht bediirfen.

Die einzige Garantie, dass es mit dem Stimrnkasten und mit Abstimmung ordnungsmassig zugehe, besteht in dor Anwesenheit eines Wahlrichters, der der ahderen Partei angehort, und gewohnlich in der einer Anzahl Burger beider Parteien bei der der

Was

Zahlung,

die letzteren

Weise dadurch zu

Zeugen

beseitigen,

dass

betrifft,

so

man

den

sind sie auf leichte

betreffenden

Raum

Anfange der Zahlung mit einer Heerde wiister, tabakkauender, streitsiichtiger Klopffechtcr fiillt, die jedem anstandigen Menschen die Lust verleiden, zum Besten der Allgemeinheit in ihrer Mitte zu verweilen und die Zahlung zu iiberwachen. Sollte dennoch Jemand kuhn genug sein, dies zu wagen, so hat man nur nothig ihn durch Jene in eine entfernte Ecke drangeri zu lassen. Damit ist man diese Zeugen losgeworden, und man hat nur den Einen, den Wahlrichter der Gegenpartei, blind zu machen. Dieser ist entweder einPolitiker oder ein ehrlicher, naiver, ruhiger Spiessbiirger. Den Ersteren blind und verschwiegen zu machen, gleich beim

ist

in den moisten Fallen gerade so leicht als den Letzteren,

der

Taschenspielerkiinste nur vom Horensagen und das Alphabet nur So zahlt man denn oberflachlich kennt, hinter's Licht zu fuhren. aus dem Wahlkasten gerade so viele Stimmzettel heraus, als man braucht,

um

der eignen Partei die beiiothigte Mehrheit zu sichern.

Folgendes Beispiel wird zeigen, wie dieser "Wahlbetrug im Jahre 1868 bei der Herbstwahl, in der Prasident Grant erwahlt wurde, im Staate New- York ausgeubt wurde. In deii Landdistrikten dieses Staates hatten, wie allgemein bckannt war, die Republikaner die unzweifelhafte Majoritat, wahrend in der Stadt NewYork und Umgegend die Demokratie, deren Candidaten in jenem

Seymour als Prasident und Hoffmann verneur waren, von jeher die Mehrheit besass. Wahlkampfe

Um

ein der letzteren Partei giinstiges

als

Gou-

Wahlergebniss herzu-

Vorsitzende des demokratischen Staatsausstellen, schusses, der die Oberleitung der Partei in Handen hat, folgendes Rundschreiben an die Vorsitzer der demokratischen Parteiausschickte

der

schusse der einzelnen Counties:

221 Privatangclegcnheit. Unter strcngster Verschwiegenheit. dem Hauptquartier des demokratischen Staats-

Aus

Ausschusses, den 27. Oktober 1868.

Werther Herr!

Haben Sie die Giite, und setzen Sie sich ohne Verzug mit einer verlassigen Person in drei oder vier der hauptsacblichsten Landgemeinden und in jeder Stadt, die in Ihrem County liegt, in Verbindung, und ersuchen Sie dieselben

(fur

die

Kosten

ist

ge-

biihrende Sorge getragen word en) an Herrn William M. Tweed, in Tammany Hall, zu telegraphiren, sobald die Stimmkasten gesind und obne auf die Zahlung zu warten, was dcr Schatzung des Betreffenden nach, in jedem dieser Wablbezirke das Wir hoifen dadurch natiirlich eincn Wahlergebniss sein mag Durch eine gleicbzeitige Ueberwichtigen Z\veck zu erreichen. sendung der Nacbricbten bis zur Stunde, in welcher die Stimmkasten gescblossen werden, aber ohne langer zu warten macben wir Gebrauch von dem gewohnlichen halbstundigen Stillstande im

schlossen

.

.

.

,

telegrapbiscben Verkehre, der zu dieser Zeit einzutreten pflegt und so lange dauert, bis die wirklicben Resultate der Zahlungen bekannt zu werden anfangen und bis die Vereinigte Zeitungspresse" die Telegrafenlinien mit ibren Berichten vollstandig in Anspruch die Moglichkeit abscbneidend , Botschaften an Privat-

nimmt,

Treffen Sie Aristalten, dass die Zahlung personen abzuschicken. Sebr aufricbtig der Ihrige sorgfaltig uberwacht werde.

Samuel

J.

Til den, Vorsitzer.

In alien Landdistrikten gewann die republikanische Partei entschiedenen Wahlsieg, und die der Presse zugehenden Zahlungsberichte berechtigten zu der Meinung, dass der ganze einen

Staat sich fur die republikanische Partei entschieden habe. aus der Stadt New- York selbst liefen keine Berichte ein.

Wahlrichter

Die

Zahlung der Stimmzettcl weit nach Mitternacht hinaus, bis moglich, Beantwortung des obigen Cirkulars liber

verzogerten

absichtlich so lange als

Aber

narnlich

die

waren in 200 Privattelegramme an Tammany Hall, dem Hauptquartier des New-Yorker Hinges eingelaufen, und schon um halb 8 Uhr Abends hatte man dort Berichte von einem vollen Drittel des Staates, aus denen man, da die Stadt NeMr-York und Umgegend ungefahr das Unterdessen

zweite Drittel bildet,

auf das letzte Drittel mit beinahe vollkom-

mener Sicherheit schliessen

durfte.

Man

wusste demnach welche

Majoritat ^nan in den unter der Obhut demokratischer Wahlrichter stehenden Wahlbezirken der Stadt herauszahlen musste, um die republikanische Mehrheit

der Landdistrikte

zu

liberflugeln.

Und

222

man

zahlte sie heraus.

14.,

die ihrer

Allein in vier Wards, cler 4. 6. 7. und Bevolkerung nach im Ganzen ungefahr 12,000 gesetzliclie Stimmgeber enthalten mogen, ergab die Zahlung eine demokratische Mehrheit von nicht \veniger als 17,443 Stimmen. Der Bericht des Untersuchungsausschusses, den der Congress in dieser Sache ernannte, schliesst folgendermassen ,,Zieht man alle Thatsachen zusammen, so gelangt man zu der sicheren Schatzung, das die ganze Anzahl falscher und betriigerischer :

Stimmen bei der Novemberwahl 1868 im Staate New-York

nicht

diese Zahl

weit

weniger betrug,

als

50,000, wahrscheinlich aber

iiberschritt. "

Aber was that's? Die demokratische Partei hatte gewonnen und regierte den Staat, die freien Manner aber mussten sich entweder unterwerfen oder gewaltsam rebelliren. Die ganze Sache ware ubrigens kaum an's Tageslicht gekommen ware nicht einige Monate spater unter den Hauptern des Tammany-Hinges ein Streit ,

um

die Yertheilung der Beute ausgebrochen, in dessen Verlauf das Spriichwort: Wenn die Spitzbuben sich zanken, erfahren die Was in ehrlichen Leute wie es zugegangen! sich bewahrheitete.

New- York

zu Gunsten

der

Demokraten geschieht, davon macht

man

in Philadelphia zu Gunsten der republikanischen Partei Gebrauch, und die Wahlbetriigereien, die in dieser Stadt im Herbste

1872 in der grossartigsten Weise ausgeiibt wurden, trugen nicht wenig zur Wiederwald des Prasidenten Grant bei. Dieselben Erfahrungen und Kenntnisse werden von den politischen Ringen allerorten zur

Anwendung

gebracht, soweit dieselbe

Zulassig ist sie aber mit geringen Unterschieden in alien grosseren Stadten und Wahlbezirken, und iiberall wo man eine blind fanatische, mit der Partei durch Dick und Diinn gehende

eben zulassig.

Masse von Wahlern, wie es z. B. die unwissenden Neger des Siidens sind, zur Yerfugung hat, vermb'ge deren man eine ausreichende Controlle der Wahl und der Stimmkasten seitens der ehrlichen und ruhigen Burger unmbglich macht oder doch sehr beschrankt.

Wo

dagegen diese Klasse entweder gar nicht oder nur sehr wo durch persb'nlichen Verkehr die Bewohner eines Wahlbezirkes ihre Gesinnungen gegenseitig austauschen und imtereinander bekannt geworden sind, wo die einzelnen Wahler ich meine nicht in einem Zustande gewisser Unabhiingigkeit

schwach vorhanden,

Wohlstandes Ansichten

frei

von einander leben, und und offen aussprechen, wie

in

es

Folge dessen ihre in den ackerbau-

diese Wahlist, da sind alle betrugereien unmoglich, die Ringe der Politiker haben keine Gewalt oder konnen sich nicht bilden, und sogar die Primarwahlen soweit solche uberhaupt vor" sich gehen und nicht durch die

treibenden Landgemeinden der Fall

223 Aufstellung von Candidaten in offener Volksversammlung oder durch das ganzlich unabhangige Auftreten derselben ersetzt werden, geben dem Yolkswillen noch ehrlichen und unverfalschten Ausdruck. Wenn aber auch die Politiker die Gemeindeverwaltung der

Landgemeinden selbst nicht zu beherrschen im Stande sind, so macht sich ihr Einfluss doch auch in den landlichen Gegeriden auf der Stelle wieder geltend, bei der Erwahlung aller Beamten und Volksvertreter, deren Bezirke die Grosse des durchschnittGesichtskreises der landlichen Bevblkerung uberschreiten. Sobald der einzelne Wahler eines Mittelmannes bedarf, dem er sein Vertrauen iibertragen muss, hat der Politiker die Pforte gefunden, wodurch er sich Eingang verschafft zu dem Platze den er bald mit Ausschluss aller nicht zu seiner Zunft Gehorigen allein behauptet. Er beherrscht demnach in geringerem Maasse die County verwaltungen der Landdistrikte, und fiihrt beinahe die unbestrittene Herrschaft in der Staatsverwaltung und den Gesetzgebungen sogar lichen

der Staaten mit fast ausschliesslich ackerbautreibender Bevolkerung. als moglich zu diese Beherrschung so vollstandig und sicher

Um

befestigen, sind zwei Einrichtungen getroffen, wovon die Erste besonders in alien Staatsgesetzgebungen zur Geltung gelangt, wahrend die Zweite ein wesentlicher Bestandtheil der Parteiorgani-

sation

ist.

Die Erste

dass die Gesetzgebung beinahe besteht darin sammtlicher Staaten nur aus einer verhaltnissmassig sehr geringen Anzahl Mitglieder besteht. Vorgeblich aus Sparsamkeit, in Wahrheit aber zunachst um die grb'sseren Wahlbezirke zu erhalten, die den Politikern Gelegenheit bieten, sich als Volksvertreter ein-

zudrangen

und

Dann

ist

,

unbcquemen ehrlichen Burger fern zu halten. ungemein viel leichter reritirende Unternehmungen einer kleinen Anzahl Gesetzgeber plausibel zu machen, und endlich ist der Verdienst jedes einzelnen bedeutender, Eine kleinere Anzahl kann mit anderen Worten den Staat nicht nur ungenirter ausbeuten, sondern es wird ihr auch leichter, durch den grb'sseren Antheil an der Beute, etwaige ehrliche Mitglieder, die der Zufall in

aber

ihre Mitte

die

es

zum

fiihrt,

Eintritte

in

die

Ringbrliderschaft

zu

bewegen.

Um dennoch

Gesetzgeber zu zwingen

,

,

die der ziinftigen Politik nicht angehoren, sich der Entscheidung der Politiker zu

hat man die Einrichtung des ,,Cau cus" erfunden, und sie zu einem unzertrennlichen Bestandtheile der Parteiorganisation gemacht. Der Caucus ist in einer gesetzgebenden Versammlung fiigen,

genau dasselbe, was in einer allgemeinen Volkswahl die Primarwahl und die Parteiconvention ist. Er besteht in einer Verwelche sammlung sammtlicher der Partei angehorigen Mitglieder ,

die zur Vorlage

kommenden

Gesetzesentwiirfe

in

Berathung

zieht,

224 und

iiber die von der Partei einzunehmencle Stellung welche fiir jedes einzelne Mitglied als bindend angesehen \verden. In den Caucus- Versammlungen nun 1st es beinahe un-

Beschliisse

fasst,

ausbleiblich

,

dass die unter sich verbundenen, ziinftigen Politiker ehrlichen und in sehr vielen Fallen land-

iiber die vereinzelten

,

lich-naiven Mitglieder der Partei, sogar schiedener Mehrheit sich bennden sollten,

wenn

Letztere

in

ent-

den

Sieg davontragen. da sich diese gerade weil sie in gewissem Maasse ehrlich und naiv sind, durch die Caucusbeschlusse weit mehr gebunden

Und

,

geriebene und bewanderte Leute,

ist es moglich geden Caucusverhandlungen sogar solche legislative Maassnahmen voraus festzustellen und derenDurchfiihrung zu sichern, die ihrem Inhalt und Wesen nach mit der Parteipolitik gar Nichts zu schaffen haben, aber grade um deswillen den sich ihrethalben Weitaus bemiihenden Politikern die besten Sporteln abwerfen. der grosste Theil aller Gesetzesentwiirfe die den Staatsgesetz-

fiihlen

,

als

worden,

in

,

Und das gehort dieser Gattung an. thatsachliche Ergebniss des Systems ist das, dass in jeder Staatsgesetzgebung eine geringe Anzahl ziinftiger Politiker, meist den corrupten Ringen der grossen Stadte angehorig, den Caucus ihrer Diesen Partei und damit die ganze Gesetzgebung beeinflussen. gebungen vorgelegt werden,

'

maassgebenden Einfluss verwerthen sie dann wieder in den Yoran die dort sich aufhaltenden der L o b b y Come down ist der von Unternehmern.

hallen der Sitzungssale Vertreter aller Arten

,

,

Kunstausdruck, der so

viel heisst,

als:

,,Zahlt,

wenn

ihr

Etwas

erreichen wollt."

Das

System

des

Caucus,

in

der

Unentbehrlichkeit

einer

Organisation der sich gegenuberstehenden Parteien begriindet, gelangt in alien vertretenden Korperschaften grosserer Bevb'lkerimgsbezirke, mogen dieselben Counties, Stadte, Staaten oder endlich die gesammte Republik sein, zur Geltung, die besondcrs da, \vo, wie im Congresse, nur zunftige Politiker sitzen, unbestrittcn ist, und iiber die einzelnen Mitglieder eine despotische Gewalt ausubt. Denn wagt es Einer, von den Beschliissen des Caucus abzu-

weichen, so wird er sofort mit der Entziehung seines Antheils an der Beute bestraft und uberdies aus der Partei ausgeschlossen. Bei der nachsten Wahl wird selbstverstandlich an Stelle des Abein der Partei unter alien Umstanden Getreuer aufgeund wahrscheinlich gewahlt. Die Beute, welche der Partei bei einem nationalen Siege

truimigen stellt,

Hande fallt, besteht nicht nur in der Disposition iiber Verwendung der offentlichen Gelder, sondern namentlich auch

aber in die die

in der Besetzung sammtlicher Beamtenstellen. Wie sind namlich sammtliche erwahnt, Bundesbeainte,

an der Zahl,

schon

frliher

etwa 50,000 der sofortigen Entlassung unterworfen. Schon der

225 President

allein

hat das Recht,

zu entlassen

sie

und desshalb

,

bei jeder neuen Priisidentenwahl ein ausgedehnter Wechsel inin der Besetzung namentlich aller gut rentirenden Stellen ein tritt

,

die sich im Wahlkampfe dera der neue President die Patrioten, auszeichneten , damit belohnt. Allerdings bedarf er hierzu der Zu-

stimmung des Bundessenats, und hieraus hat sich ein gewisser Gebrauch betreffs der Vertheilung dieser Beute herausgebildet. Es wird namlich alien der Partei angehorigen Senatoren und Congress-Reprasentanten das Recht zugestanden fur die in ihrem Wahldistrikte zu besetzenden Bundesamter die geeigneten Candidaten vorzuschlagen. Der President behalt also im Grunde ge,

nommen

nur das

Besetzungsrecht

solchen

in

deren

Gegenden,

Vertreter der Gegenpartei angehb'ren, sowie in den im Auslande Dies zu besetzenden consularischen und Gesandten-Stellungen. hat zwei wichtige Folgen, Erstens nimmt dadurch der Congress-

Reprasentant von dem die Inhaber der meist ziemlich eintraglichen Beamtenstellen seines Distriktes betreffs Fortdauer ihrer Stellung ,

abhangen,

eines Hauptlings der Partei

die Stelle

gewissermassen

em, wodurch

die Organisation der ziinftigen Politiker monarchische jene Spitze erhalt, die im Kampfe urn die Herrschaft Mitihr die so iiberaus werthvolle einheitliche Leitung gcwahrt.

in demselben

grosseren Stadten, die mehrere die sind Congressdistrikte enthalten, Congressreprascntanten unterdie Oberleitung und thatsachlich die geordnete Politiker; unter

freilich

und

besonders in

monarchische Gewalt

in solchen Stadten fallt

einem Mamie

zu,

der sich gewohnlich durch organisatorisches Talent eine riicknamentlich aber auch durch die Fahigsichtslose, brutale Energie keit mit den untersten Volksschichten aus denen er in der Regel ,

,

,

auf popularem Fusse zu verkehren und ihnen hervorgegangen doch zu imponiren, hervorthut. Solch' ein Mann, der in der That in den Stadten der freien Republik der Vereinigten Staaten wie der Tyrann einer heutzutage ganz dieselbe Rolle spielt freien griechischen Stadt im Alterthume und der in Amerika Boss ,

,

,

(Meister) genannt wird,

ist

William Tweed,

zeitweilig

der,

im Zuchthause gewesene Boss der Weltstadt New-Y0rk.

Seines-

gleichen findet sich fast in jeder grosseren Stadt in den Vereinigten Staaten, natiirlich mit dem TTnterschiedc , dass nicht ein Jeder

von ihnen im Zuchthause

sitzt

der Hoffnung hingeben darf,

,

und

bei Vielen

man

sich

kaum

dass es jemals gelingen werde,

sie

hineinzubringen. Die zweite Folge des erwahnten Gebrauches ist die sehr wichtige dass man sich damit der Parteitreue der einzelnen MitDenn da diese Herren keine glieder des Congresses versichert. ,

ehrlich

naiven

tiker sind

,

so

Bauern, sondern gewitzte und geschulte Polikann man von ihnen Parteitreue aus blosser Ueber29

220 zeugung nicht erwarten. Der Beuteantheil, der ihnen in der Verein viel ist Distriktes zusteht, fligiing iiber die Aemter ihres Sobald nun Einer dieser Herren sich erdreistet festeres Band. von den Caucusbeschliissen abzuweiclien und trotz Ermahnungen nicht sofort wieder einlenkt, vollzieht der President sogleich die Pflicht

die er der Parteiorganisation schuldet

,

,

und

alle

entliisst

dem Renegaten

freundlich gesinnten Bundesbeamten des betreffenden Distriktes, insoweit dieselben iricht sofort ihren Abfall von Jenem, und ihre unverdem sie ihre Anstellung zu verdanken haben ,

bruchliche Parteitreue unzweifelhaft beweisen. Die leergewo.rdenen Stellen werden mit getreuen Anhangern der Partei besetzt, und die erste Pflicht aller

Bundesbeamten des Distriktes besteht

darin,

den betreffenden Renegaten auch in seiner Heimath aus der Parteiseine Macht und seinen Einfluss zu Organisation hinauszuwerf en vernichten und einen Andern an seine Stelle zu bringen. So wurde z. B. der Bundessenator von Missouri, der Deutsche Karl S churz, weil er sieh unterfing, vor nunmehr drei Jahren geziichtigt, ,

dem z. B. und des Prasidenten Es lasst sich beSan Domingo Annexions- Plane zu opponiren. einigen Maassregeln der Partei

,

dass eine grosse Anzahl der gegenwartigen Mitglieder der republikanischen Partei nur aus Furcht vor solcher Ziichtigung den Gewaltmaassregeln und den Umtrieben zu Gunsten der Wieder-

haupten,

erwahlung Grant's beistimmten. Namentlich dem Prasidenten selbst aber verleiht die abhangige Stellung der Bundesbeamten eine s oldie ungeheure Gewalt, dass er, besonders wenn er ein riicksichtsloser energischer Mann, dadurch im Stande ist, die Parteiorganisation beinahe unbedingt Ein Heer von 50,000 seinen Zwecken dienstbar zu machen. Beamten und ein viel grosseres Solcher, die gern ein Amt haben sammt mochten stehen ihm als blinde Werkzeuge zu Gebote ,

,

und

soriders

Volkes

und

erfahrene die

Herrichtuug

Grlindlichste verstehen.

Wiedererwahlung

Zunftpolitiker,

,

bei

Setzt

die

passender

Heer zum Zwecke seiner von ihnen obendrein personlich

er dieses

der Jeder

mit der Fortdauer seines Amtes interessirt durfte eine

Bearbeitung des Wahlergebnisse auf s die

wirksame Opposition

jedenfalls

ist

,

in

Bewegung

,

so

nicht aus der republi-

wie denn auch die Wiederkanischen Partei selbst hervorgehen erwahlung des derzeitigen Inhabers der Prasidentenwurde im Jahre ,

1872 einzig und allein der Beherrschung der Parteiorganisation durch dieses Beamtenheer zuzuschreiben ist. zu erwahnen, Ich will an dieser Stelle nicht unterlassen dass es einen Zweig des offcntlichen Dienstes in den Vereinigten Staaten gibt, in welchem eine Anstellung und Beforderung nach ,

Es sind dies die Offizierregelmassigen Principien stattfindct. stellen in der Annee und der Marine, zu welchen nur jene

227 ernannt werden welche aus der Militar-Akademie zu Westpoint, im Staate New- York, ocler der Marineschule in Annapolis, im ,

Staate Maryland,

Unzweifelhaft sind diese Armee-

hervorgehen.

und Seeoffiziere von alien Beamten der Vereinigten Staaten weitaus die ehrlichsten und fahigsten, womit iibrigens nicht behauptet werden soil dass sie in beiden Beziehungen als Muster aufgestellt ,

zu werden verdienten.

kam

Unter ,der Freiwilligenarmee des Secessionskrieges dagegen auf nb'rdlicher Seite wenigstens das amerikanische Princip :

,

,

for every thing. (Es passt ein Jeder fur der Ernennung der Offiziere zur allgemeinen Andiese Stellen wurden als Belohnung fur politische und

Every body Alles

!)

in

w endung; r

is

fit

die Rechtsanwalte Rekrutirungs-Dienste allgemein ausgetheilt. nie einen Soldaten gesehen avancirten iiber Nacht zu GeneralMajoren, und liessen die ihnen unterstellten Freiwilligen auf's Gerathewohl dem Feinde entgegenmarschiren, wahrend sie auf beinahe ununterbrochenem Urlaub in der Bundeshauptstadt im Glanze der Epauletten herumstolzirten und zu Gunsten ihrer wei,

,

teren Before! erung Drahtzieherei trieben. Sogar hervorragende Redner und Staatsmanner und fremde Abenteurer verscbafften sicb mittelst ihres politischen Einflusses oder des w Lobbytalentes" ihrer

Frau Gemahlin Generals- und Oberstenstellen. Fortwahrend wurden neue Regimenter gebildet, um neue Offiziersstellen fiir diese Sorte Patrioten zu schaffen, wahrend die alteren Regimenter oft

mehr genug Gemeine besassen um die nothigen Lagerschildwachen aufzustellen. Noch im letzten Jahre des Krieges, als die

nicht

,

ersten Freiwilligen bereits drei Jahre Kriegserfahrung hinter sich batten und Veteranen geworden waren, ruckten ganz neue Regi-

menter mit grasgriinen Offizieren in's Feld, und die epaulettirten Rekruten unterfmgen sich, den Veteranen Befehle zu geben. Der Versuch gelang freilich nicht oft, war aber nicht sehr geeignet, die Disciplin zu befestigen. Xoch will ich hinzufugeii

,

man wirklich vor einigen das Beamtenwesen der Ver-

dass

Jahren einen Versuch gemacht hat,

Man einigten Staaten umzugestalten. der Anstellung Fahigkeits - Priifungen

wollte,- als einfiihren.

Vorbedingung

Das

ganzlichc Misslingen des Versuches zeigt nicht nur die iiberwaltigende Macht der Parteiorganisation, >sondern auch die Schwierigkeit unter Verhaltnissen, wie sie gegenwartig in den Vereinigten Staaten beeinen geeigneten und sich Anerkennung erwerbenden stehen, Maassstab der Fahigkeit und Tiichtigkeit aufzustellen. Die letztere Schwierigkeit war die Handhabe, die sich den Politikern bot /

um

die

Civildienst- Reform, die der Parteidisciplin einen Schlag zu yersetzen drohte, indem sie die freie Vertheilung der allgemeinen Beute an die Parteihandlanger einschranken wollte,

unbequeme

228 nicht mit Unrecht die Frage: einem Examen den Besitz gewisser nachzuweisen im Stande sei, gerade fur dieses und

bei Seitc zu setzen.

Warum

ein

Kenntnisse

Amt

jencs

Sic

Mensch,

der

stellten

in

der geeignetste sein miisse?

Sie verlangten,

dass der

nothwendige Zusammenhang z\vischen der Fahigkeit, die vorgeschriebenen Priifungsfragen zu beantworten und der Tiichtigkeit desselben Individuums ein Amt zu verwalten erst ausser alle Zweifel gestellt werclen miisste, ehe das Yolk an ein System der Sic wiesen mit vollem Rechte darauf Prufungen glauben \\iirde. die 'dass Gesammttuchtigkeit eines Mamies viel weniger von bin, seiner haufig nur ganz formellen Schulbildung, als von -

Ihre Einwande geniigten vorerst, seiner Lebensbildung abhinge. die vorgeschlagene Civildienst-Reform ganzlich wirkungslos zu

machen, und sie allmahlig einschlafen zu lassen. Und es unteiiiegt dass ein System von Priifungen sich in den keinem Zweifel Vereinigten Staaten nur clann Anerkennung zu erwerben im Stande ,

sein wiirde

,

wenn

es

die obigen Einwiirfe wirklicb zur vollkom-

menen Befriedigung des Publikums

beseitigen konnte.

IrlSnder.

'Die

Wir haben im Vorgehenden gezeigt wie vermoge der ParteiOrganisation cine geringe Minderheit ziinftiger Politiker mit ihrem Anhange., die zelin Procent aller Wahler nicht zu iibersteigen braucht und in "Wirklichkeit wohl noch bedeutend hinter dieser ,

Zabl zuruckbleibt, vollstandig Volk zu behaupten. Allerdings als

es

jemals

ist

geniigt,

die

diese Herrschaft eben so

Herrschaft iiber

das

wenig unbeschrankt,

die Herrschaft

eines Despoten iiber sein eigenes einer Religion iiber ihre Glaubigen

Volkswesen.

die Autoritat odcr einer alten Zeitung iiber ihre treuen Leser ist. Die Parteisie Organisation und die politischen Ringe, die beherrschen, milssen sich vielmehr dem Urinstinkte der Volksmassen ihrer Partei

und

seiner allgemeinen Richtung anpassen. Alle jene Autoritaten gleichen gewissermassen einer Person in einem ruder- und steuerlosen Floss das auf der wind- und sturmbewegten Oberflache ,

eines weiten,

tiefen

und

in

stetiger

Ruhe

dahinfliessenden ufer-

229 *

Diese mag wohl versuchen, in dieser oder in jener Richtung bin ihr Fahrzeug mit den Handen zu bewegen; wenn der Wind giinstig, mag sie scheinbare Fortscbritte loscn Stromes dahintreibt.

,

machen

aber der

,

Wind

dreht sich

,

sie treibt

und hierhin und dorthin, gesetzter Richtung wahrend dieser ganzen Zeit mit der Stromung ,

es

wieder in entgegenund doch wird sie ohne fortgefiihrt ,

auch nur zu ahnen.

Nun

sollte

man

allerdings meinen , dass in der Nebenbuhlereine Gewahr gegen den Missbrauch der

zweier Parteien

schaft

Denn die Bevolkerung babe lage. die Politiker der berrschenden Partei es

Partei-Organisation nb'thig,

wenn

sich der anderen Partei anzuschliessen

trieben,

ja

nur

zu

arg

die sie jederzeit

,

gern aufnehmen wiirde. Trate diese wieder in die Fusstapfen der was doch immerhin langere Zeit dauern diirfte, so ware alten, unterdessen schon wieder eine andere Partei vorhanden, die gern In dieser Regierurg in die Hand nehmen wiirde. und es mag auch unter allerdings etwas Wahres, Umstanden diese Nebenbuhlerschaft die gewiinschte Wirkung iiben. Aber in den Vereinigten Staaten ist dies nur in sehr geringem Maasse der Fall. Denn in der grossen Masse des Volkes waltet ein Parteifanatismus vor, der eher alle Stinden und Missbrauche der eigenen Partei ertragt, als sich der anderen Partei anschliesst. Von diesem Fanatismus sind mehr oder minder alle Theile der Jedoch existirt er bei den verschiedenen Bevolkerung ergriffen. Elementen in sehr verscbiedener Starke. Abgesehen von der sind es die vor allem Negerbevolkerung, Irlander, die davon beherrscht werden. Wahrend bei den anderen weissen Bevolkerungselementen als Ausnahme zwar es aber doch fortwahrend sich zutragt, die Ziigel der

Ansicbt

dass

liegt

Manche von der

Partei sich

den Irlandern n i e vor.

und

jederzeit

als

eine

unzertrennliche

Partei oder Organisation

kommt

abwenden,

Dieses Element ,

stimmt blinde

Solches bei vielmehr immer

Masse

fur

jene

welcher sich ihre Flihrer angeschlossen haben und es ist beinahe unerhb'rt, dass auch nur Einzelne es jemals wagten, von der Masse in irgend einer Beziehung abzuweichen. Was immer die Betriigereien und Missbrauche seien, deren sich seine Fiihrer schuldig gemacht, wie klar diese auch erwiesen sein mb'gen, der Irlander wird in seiner Anhanglichkeit und Treue nie wankend und stimmt fur die Candidaten der Partei,

ganz besonders,

mit ebon

,

wenn

sie

seiner Nationalitat angehoren,

Einmiithigkeit und Begeisterung, offenbare Verbrecher oder die ehrlichsten Leute sind.

Ich

so

grosser

muss

hier

bemerken,

dass ich

jenigen Eingeborne der Insel betrachte, irischem d. h. keltischem Stamme sind.

als

die

Die

ob

sie

Irlander nur die-

von wirklich

alt-

Nachkommen der

230 Cromwell in Irland 'eingewanderten Englander zwischen welchen und den keltischen Iren ein erdie von jenen als bitterter National- und Religionshass besteht, ,,sachsische Eindringlinge" verabscheut werden, haben mit denselben nichts gemein, als die zufallige Geburt auf der griinen seit

hauptsachlich

und Schotten

,

sammt und senders

Insel. .Sie sind

der keltische

Irliinder

fanatischer Katholik

streng protestantisch wahrend der rb'mischen Kirche blind ergebener, der wahrend eines mehrhundertjahrigen, ,

ein

ist,

von Seiten Englands zu Gunsten des Protestantismus ausgeiibten Druckes nie in seiner Anhanglichkeit an die katholische Kirche gewankt und ihre Priester durch freiwillige Spenden erhalten hat, obw ohl ihn zu gleicher Zeit die vom Staate auferlegte Besteuerung zwang, den Unterhalt der Priester der englischen Hochkirche zu bestreiten, die in jeder ausschliesslich irischen Gemeinde vor leeren Banken predigten. T

Schon das

irische

dieser fanatische Katholicismus wiirde genligen, der Masse der amerikanischen Bevolkerung

allein

Element

zu bringen, deren Unversohnanderen Riicksichten hinwegsetzt. Denn

gegeniiber in gegnerische Stellung liclikeit

sich

tiber

alle

der Amerikaner, speciell der echte Eingeborne der sogenannten Neu-England-Staaten, der Yankee" war vor Kurzem noch ein nahezu ebenso fanatischer Protestant, als der Irlancler Katholik. Er hasst ganz besonders den Katholicismus den er nur ,,Papismiis" nennt und fiir eine argere Abscheulichkeit als Heidenthum Man kann sogar heute noch in fast alien englischen Blathalt. tern des Landes Anzeigen dutzendweise finden, welche selbst die so iiberaus seltenen Dienstmadchen nur mit der Bemerkung suchen No Catholics need apply ! ICeine Katholiken brauchen sich zu melden 4 ) ,

:

!

So fanatisch

,

wie

die

Masse der Irlander

in

ihrem

religib'sen

Bekenntnisse ebenso fanatisch sind sie in der Politik. Gegen alle Versuche, sie durch Ueberredungen und Argumente zu beeinflussen, und traiien einzig und verhalten sie sich gauzlich unzuganglich allein den Fiihrern, die sich zur Autoritat iiber sie emporge,

schwungen haben, der

keltischen

die fortan die Stellung die

Stammesorganisation

einnehmen

,

Hauptlinge

welche der

in

alten

Clans" besassen. Zweifellos lebt diese Clanorganisation im Herzen des. irischen Volkes iinmer noch fort. Nichts ist einem Politiker dieser Nation giinstiger,

hervorragende Stellung, irischen Konigsfamilie

als ist

nichts verschafft

wenn (sie

er

ein

selbst

ihm

nennen

1) Illustration

einer alt-

ihre

ehemaligen Heldenthaten

,,Konige" und die mythischen werden von ihnen immer noch mit grenzenlosem

Stammeshauptlinge dieser ,,Konige"

schneller eine

Abkommling

zu der so

oft

und

gem geruhmten Duldsamkeit

des Protestantismus

I

231

wenn er auch nur den Namen oder Stolze hervorgehoben) Ein O'Brien, ein O'Neill ist von vorneiner solchen tragt. Und wenn er obenherein ein Hauptling unter seinem Stamme. drcin ihrer speciellen Heimath angehort, wenn seine Familie sich :

.

,

Feindschaft gegen die ,,Sachsen" hervorkatholischen Kirche treu ergeben gewesen ist, wenn er endlich ein Kerl von brutaler, physischer Kraft und mit der Jed en der ihm in den Weg kommt immer bereit ist

besondere

durch dort gethan und

der

,

,

,

beinahe Faust niederzuschlagen so geniesst er eine unbegrenzte und HerrHerr und unumschrankter ist ein religiose Verehrung scher seiner treu ergebenen Stammesangehorigen. Dieser Clangeist aussert sich sogar im starksten Maasse in ihrem gegenseitigen Verkebr. Der einer anderen Gegend ihrer ,

,

entsprossene Kb'nigssohn, Faustkampfer und Politiker der unbegrenzten Anhanglichkeit seines eigenen Clan's, d. h. Leute aus seiner heimathlichen Gegcnd vollkonimen sicher

Heimath

mag der

sein, es wird ihm aber nicht gelingen, die einem anderen irischen Clan entsprossene Bevb'lkerung soweit fiir sich zu gewinnen, dass sie nicht bei dem geringsten Zwiste ohne jede Untersuchung des Streitfalles

sofort

einmiithig

ihren

eigenen Fiihrer-n folgen wiirde.

Stammeshass und Streitigbestehen mogen, dem und dem speciell Fremden, protestantischen grimmig gehassten Sachsen gegentiber sind sie stets einig, und immer bereit fiir ihre Hauptlinge in's Feuer zu gehen gleichviel wie dieselben sich benommen. Xicht nur stimmen sie oder, wenn nothig, schlagen sie sich (im rohen Faustkampfe vorzugsweise) soviel und soweit es das Interesse ihrer unskrupulosen Fiihrer diktirt ohne jedes Be-

Aber welche Feindschaft,

uralter

keiten zwischen den einzelnen Clan's auch

,

dauern

,

nein

nugthuung. fiir unsere

,

sie

thun dies sogar mit grosster, unverhiillter Ge~

Der Ursprung des Betrachtung ganz

durchschnittliche

sie

hierbei leitenden Gefiihles ist

gleichgiltig.

Sicher

ist,

dass

Irlander Gesetzesverletzungen Angehoriger

der

seines

weiteren oder engeren Stammes, gegen Fremde begangen, nicht nur nicht verabscheut, sondern sogar vom Herzensgrunde aus entweder begunstigt oder doch entschuldigt. Er empfindet iiber den Nachtheil den Jene dadurch erleiden eine gewisse Schadenfreude. Werden solche Gesetzesverletzungen auf staatlichem Felde 'und ,

zum

,

Nachtheile

trachtet

er

sie

der

Sachsen ausgeiibt, so beHeldenthaten eines irisch-nationalen,

protestantischen

gera,dezu

als

sich in Racheakten'aussernden Patriotismus, und seine Genugthuung so gross, dass sie ihn sogar Nachtheile, die solche Hand-

ist

lungeii

gessen

seinem

eigenen

Interesse

zufiigen

,

vollstandig

ver-

lasst.

Sogar ganz gewohnliche Verbrechen erfreuen sich im hochsten Maasse dieser bewundernden Beurtheilung und es diirften in der

232 That nur wenige Verbrechen aufzufinden sein, die dem Thater und innige Sympathie der irlandischen BevolkeIm Grunde genommen scheint die Masse dieses

nicht die geheime rung einbrachten.

Volkes beinahe instinktiv die Meinung zu hegen, dass alle Gesetze zum Schutze der Gesellschaft sondern lediglich zum Zwecke der Unterdriickung besonders ihrer Nation bestanden, dass

nicht

,

demnach jede Auflehnung dagegen gewissermaassen ein ,,Freiheitskampf", ein Akt der Vergeltung gegen die Unterdriicker sei, als welche der Irlander alle, die nicht seinem Blute oder seiner Sippe die nicht in der angehoren so wie alle wohlhabenden Leute ,

eines Clanhauptlings mit ihm verDesshalb verleiht dieser Akt dem Verbrecher in

patriarchalisch-familiaren

Weise

kehrcn, ansieht. seinen Augen den Nimbus eines sich fur

seine

Race aufopfernden

Freiheitshelden.

Welchen Einfluss eine Bevolkerung dieses Charakters sobald dieselbe massenhaft in das politische Leben des Staates einEin aussern muss, lasst sich an den Fingern abzahlen. greift, ,

Element

den zukunftigen Politikern als geeigneter als dieses zur Beherrschung der Parteiorganisation zu dienen, Hess kaum denken. Aber es gab nur ein en Weg, um die ,

,

Mittel sich

Stimmen der Irlander nutzbar zu machen: ihre Clanhaupter gewinnen. Man n.usste ihnen einen Einfluss und Antheil an der Beute zugestehen der nicht der verhaltnissmassigen Bevolkerungszahl, sondern dem viel hoheren Werthe, den ihr blinder Anhang im Wahlkampfe fiir die Politiker besass So begann entsprach. denn der Einfluss der Iren sich schon zu einer Zeit zu aussern und von grosser Wichtigkeit zu werden, als von einer Einwirkung des beinahe eben so zahlreichen deutschen Elementes noch keine Spur sich zeigte. In alien grosseren Stadten wurde er binnen ,

,

Kurzem von entscheidender Wucht. Die Folge

dieses Einflusses

blieb

nicht aus.

Die Politiker

im sicheren Besitze einer ihnen blindlings folgenden, geschlossenen Phalanx von Stimmgebern, wie die Irlander, von der b'ftentlichen Meinung der anderen Volks-

iiberzeugten

sich

bald,

dass sie

den Distrikten wenigstens, wo Jene zahlreich unabhangig wurden. Demnach konnten sie sich in der Ausbeutung der Herrschaft einen viel grosseren Spielraum gb'nnen als bisher. Was sie sich dadurch von den biselemente in alien

wohnhaft,

beinahe

herigen nichtirischen Bestandtheilen ihrer Partei entfremdeten setzten sie durch das wiederholte Stimmen ihrer Getreuen.

,

er-

Aber wie jeder Druck Gegendruck erzeugt, so hatte das fanatisch-intolerante Gebahren der irischen Schaaren, die man mit keinem passenderen Namen

als ,,Stimmvieh" bezeichnen kann, zur Folge, dass die Gegenpartei sich allmahlig auch enger zusammenschloss, und auch in ihr ein Parteifanatismus sich heraus-

233 zwar zum Siege fiilirtc zu gleicher Zeit aber den woraus die riicksichtslose Herrschaft der ziinftigen schuf, Politiker emporwachsen musste. Denn indem dieser Fanatismus den Uebertritt von einer Partei zur anderen unmoglich machte, bildete

der sie

,

,

Boden

Notbwendigkeit auf sich unumschrankten Herrschaft der Parteiorganisation soweit zu fiigen, wie es sonst nie geschehen ware. Die irischen Hauptlinge machten iibrigens von der liberlegenen Macbt, welche ihnen die blinde Ergcbung ihrer Clan's in legte er aucb. den ehrlichen Biirgern die

,

der

Hande

den ausgedehntesten Gebrauch. Sie beanspruchten sondern warfen wo sie sich stark genug fiihlten, auch sogar in alien Stadten ohne Beihilfe Anderer zu siegen, ihre Bundesgenosscn, die ameri-

die

legte,

nicbt nur iiberall den Lowenantheil von der Beute

,

,

kanischen ziinftigen Politiker, denen sie ursprtinglich ihre Erhebung verdankten, ohne Weitercs liber Bord imd nahmen die Ziigcl der Regierung selbst in die Handc. Nur den anderen katholischen Elementen liessen sie, dem Einflusse der rb'mischen Kirche nachgebend, einen gewissen, immer nur sehr untergeordneten Antheil an der Beute zukommen. So beherrschten sie namentlich die Weltstadfc New-York mit nahezu schrankenloser Gewalt.

Yerbrecherthum und

Wie geht,

ist

aus

der

dieser Schilderung

Rechtspflegre.

der Parteiverhaltniase

hervor-

Zusammenhang zwischen den herrschenden Gewalten

und der Verbrecherklasse in den Vereinigten Staaten durchaus kein blosser Zufall, vielmehr der Ausdruck wirklicher BundesGenossenschaft. Den ziinftigen Politikern, denen daran liegt, die Partei-Organisationen und die Wahlen mit moglichst gennger Anzahl arbeitender Anhanger vollkommen zu beherrschen, ist ein Meineide und Gewaltstreiche nicht scheuender Mann ein viel niitzlicherer Genosse,

als

ein Solcher,

den nocb Gewissensskrupel oder

Achttmg vor den Rechten Anderer qualen. Noch werthvoller werden solche Helfershelfer weim ein wescntlicher, und was die Wahlen betrifft, der nurnerisch einflussreichste Theil der ganzen ,

Bevolkerung einen Klopffechter und Verbrecher nicht nur nicht verachtet, sondern sogar als Helden und grossen Mann mit einer gewissen Verehrung betrachtet.

30

So 1st es denn kein Wunder ^ wenn diese Yerbrecherklasse sich den Vereinigten Staaten ciner gewissen privilegirten Stellung ihre baldige erfreut und ihre etwaige Bestrafung selir unsicher, Pardonirung nach erfolgter Bestrafung dagegen sehr sicher geworden. Alle Kerle die z. B. durcli Gewaltthaten oder Falschungen in den Parteiumtrieben besonders werth voile Talente an den Tag legen, finden sobald sie offentlich vor Gericht gebracht und dadurch bekannt werden sogleich eine so wohlwollende Freundschaft an einflussreicher Stelle, dass sie sich einer baldigen, ihre \verthin

,

,

,

vollen Talente diirfen.

ausniitzendcn Verbesserung

Seit Jahren lauft in

New- York

ihrer

ein

Lage gewartigen Mensch herura unter

dcm Namen ,,Reddy, der Grobschmied" bekannt,

der nicht einen,

sondern eine ganze Reihe der kaltbltitigsten und brutalsten Morcle und Gewaltthaten begangen. Es fallt der Gerechtigkeit gar nicht diesen Burschen zur Verantwortung zu ziehcn, denn er ist ein, ein irischer Hauptling und geniesst ob seiner JHeldenthaten die Kerle ungetheilte und ehrfurchts voile Bewunderung seines Clans. desselben Charakters, die sich von diesem Vorbilde nur durcli

gcringeres Talent unterscheiden,

und

sind Uberall zu finden,

die

Gerechtigkeit lasst sie unbehelligt.

Die aus einem geheimen Hass gegen alle Gesetze hervorgehende Sympathie der Irlander ist iibrigens nicht ohne Einfluss Hier waltet auf die amerikanische Bevolkerung selbst geblieben. jene Idee der ,,Humanitat", die da verlangt, dass man den Yerbrecher als ,,irrenden Bruder" betrachten miisse und ilm' folgerecht aufzuklaren und zu bessern" sondern nicht ,,bestrafen" diirfe Daraus ist eine krankhafte Sentimentalitat in verpflichtet sei. Behandlung der Yerbrecher hervorgegangen welche deren Bestrafung in vielen Fallen bereits unmoglich macht und einen gesellder naturgemass in der Wiedcraufschaftlichen Zustand schafft, nahme der Blutrache gipfeln muss. Die tonangebende b'fFentliche Meinung in den Vereiuigten Staaten huldigt der Theorie wonach der Yerbrecher die betreifende Handlung im Zustande der Unzurechnungsfahigkeit begangen haben miisse. Gegen diese Auffassung liesse sich Nichts einwenden, wiirde sie nur zur folgeunzurechrichtigen Consequenz durchgefiihrt und das betreffende, seiner selbst nicht Indivicluum dem nach machtige je nungsfahige, Grade seiner Gefahrlichkeit fur die Zukunft unschadlich gemacht. Aber diese Folgerung zieht man nicht. Die ofl'entliche Meinung begniigt sich vielmehr den irrenden Bruder von jeder bosen Abund erldart damit die Sache fur erledigt, sicht frei zu sprechen ja als Yerfechterin des unverausserlichen Menschenrechtes der ,

.,

,

,

,

Freiheit, verlangt sie dessen Anwendung auf den, eben auf Grund seiner Unzurechnungsfahigkeit fur ,,unschuldig erklarten ,,Menschen" ;'

uud

liisst

ihn laufen.

Der unzurechnungsfahige

freie

Mensch geht

235 bald seiner freut sich bald seines freien Lebens, von dannen unzurechnungsfahigen Existenz und kommt schliesslich rur Ueberdass er das unverausserliche Menschenrecht besitze, zu zeugung thun was ihm beliebe. Aber schon elie ihm dieses Privilegium feierlichst durch richterlichen Spruch zugestanden wird huldigt ibm die bffentliche Namentlich der Verbrecher. mit ihrer Heldenverehrung Meinung Morden oder recht auffallig brutalen Verbrechcn \vird diese im ,

,

,

,

Maasse zu Theil. Beweise der Sympathie in Gestalt yon von Besuchen namentlich des gcfiihlvollen und der

vollsten

Trostbriefen

,

instinktiv

Heldenbewunderung

ergebenen

schbnen

Geschlechtes

iiberwaltigen ihn fbrmlich. Seine Gefangnisszelle gleicht bald Die beriihmfen Mannes. Audienzsaale eines Prediger

dem der

verschiedenen Religionssekten zerreissen sich um ihn, um die Gelegenheit nicht zu yerlieren, durch Bekehrung dieses einen Sunders in schnbder dem Himmel die Freude zu bereiien, die demselben

Verletzung

des Principes

ein

der Menschengleichheit

ganzes

War der Gerichtshof Hundert Gerechter nicht machen kbnnen. ausnahmsweise so inhuman, den Mb'rder zum Tode zu verurtheilen, so lasst sich der Sunder auch in der Eegel herab, sich zu bekehren. Sofort beeilt sich die ganze Christenheit der Nachbarihm einen Pardon auszuxvirken, der gewb'hnlich nach schaft, kurzer Zeit mit ganzlicher Freilassung des Bekehrten endigt. Sobald er

Zweck

frei,

seiner

hat

der

um

seine Himmelfahrt,

Bekehrung gewesen, Betrogene

die

der eigentliche

in der

Regel nichts

Eiligeres zu thun, als sofort \vieder seinen Werth zu verhundertfachen, indem er sich aus einem Gerechten abermals in einen

Siinder verwandelt,

wodurch

licher Irrthum passirt, Kennt man nicht

er,

sobald

zur neuerlichen

ihm wieder

Bekehrung

ein

mensch-

geeigriet wird.

den Yereinigten Staaten, so mb'chtc man glauben dass diese Schilderung iibertrieben. Und doch ist sic buchstablich wahr. Schon yor 18 Jahren erinnere die Zustande

in

meinem damaligen AufenthaltsEin deutscher Barbier Namens Jumpertz, hatte seine Zuhalterin in Stiicke zerschnitten, in ein Fass gepackt und dieses der Eisenbahn iibergeben, im die es nach Oswego, Staate New-York befbrderte. Die Nachforschungen fuhrten unzweifelhaft auf Jumpertz, Zeit diese dessen Frau um eben yerschwunden war. Man machte ihm den Process und die ich

orte,

mich

eines Falles, der sich in

Chicago zutrug.

der besten Gesellschaft drangten sich so um den Helden, entdeckten so yiele christliche Tugenden an ihm, dass sie ihn mit Hiilfe der Geistlichen schliesslich bekehrten, und die Geschwornen

Damen

die im ersten Processe nicht iibereinstimmten, sahen sich gezwungen, im zweiten Processe der bffentlichen Meinung Gehbr zu geben, und den lieben, guten Herrn Jumpertz, der wahrscheinlich nur im

236 unzurechnungsfahigen Wahne, er

haben

geirrt

Was

miisse,

sei

ein Professor

der Anatomie,

freizusprechen.

sich zutrug, noch als schon seit Jahren allgemeine Regel. gelten konnte, Bei jedem Mordprocesse, namentlich wenn ein geschniegelter, junger Mann der Held und die Umstande von besonders auffal-

zur Zeit,

als

Ausnahme

der Jumpertzfall

ist

waren, drangen sich die Damen und die Geistentdecken dass er ein ganz netter Mann der nur in einem Augenblicke uubegreiflicher Verblendung

liger Brutalitat

um

lichen sei,

ilin,

vom

Teufel hingerissen worden, und dass es eine Schandlichkeit ware, diesen tugendhaften Musterhelden

inhumane eiries

Irr-

thums halber bestrafen zu wollen. Das Resultat ist, entweder dass die Geschwornen ihn freisprechen, oder dass ihm so lange fortwahrend ein neuer Process bewilligt \vird, bis dies geschieht, oder endlich dass er doch mit einer sehr geringen Strafe davon-

kommt.

Der erst kiirzlich im Staate Massachusetts vorgekommene Knaben Jesse Pomeroy ist besonders lehrreich. Dieser Unhold mordete schon als Knabe von 12 Jahren systematise!! kleinere Kinder. Er wurde endlich gepackt, vor Gericht gestellt, und freigesprochen weil er offenbar unter einer Monomanie litt. Das Letztere war auch unzweifelhaft richtig. Aber anstatt diesen Fall des

,

Burschen, der gerade desshalb der menschlichen Gesellschaft gefahrlicher war als ein wildes Thier wenigstens in sicherem Gewahrsam zu halten, liess man ihn wieder laufen. Es wahrte nicht ,

lange, so fand man wieder hinter Zaunen liegen,

und

wie friiher Kinder ermordet in Waldern und wieder war es derselbe mord-

auf den die Spuren hinzielten. Man stellte ihn abermals vor Gericht, und verurtheilte ihn diesmal zu Tode, womit allerdings noch nicht sicher ist, dass er auch wirklich siichtige Bursche,

unschadlich gemacht werden wird.

Ihren Hohepunkt erreicht die krankhafte Sentimentalitat aber Fallen, die ein pikantes oder geschlechtliches Interesse Bei ihnen ist jede Spur einer rationell rechtlichen Enterregen. Ganz besonders ist die Bestrafscheidung abhanden gekommen.

in alien

ung

men

eines

Frauenzimmers

wegen

7 derartiger \ erbrechen

vollkom-

zur Mythe geworden.

Einer der lehrreichsten Falle

ist

der

Laura Fair

Fall,

der sich vor niehreren Jahren in San Francisco zutrug. Die Heldin, ein

Weib von

die

Mitte

aussergewohnlicher Schonheit und Talent, hielt um der berlihmten sechziger Jahre in Virginia City, Silberbergwerkstadt im Staate Nevada, ein Kosthaus. Unter ihren Kundeu befand sich ein Advokat Namens Crittenden, dessen Familie zu den hervorragendsten der Vereinigten Staaten gehorte. der

237 Besagter Crittenden

hatte

zwar

Gemahlin

und

Kinder

in

San

seinem zeitweiligen Aufenthaltsorte Francisco, Nevada von den Reizen der schonen Laura bestricken, die, obwohl noch Jung, doch schon Lebenserfahrungen als gcwesene Ehegattin zweier Manner gesammelt hatte. Er trat in ein jahrelanges zartes Yerhaltniss zu ihr, welches fur die scheme Laura durchaus nicht unprofitabel war, indem Crittenden, der als bekannter und angesehener Mann viel Geld erwarb, seine Freundin in den Stand nach und nach ein Yermb'gen von 70,000 Dollars zu setzte, Encllich aber fasste Herr Crittenden im Jahre 1869 sammeln. den Entschluss, das rauhe Virginia City zu verlassen und wieder liess

sich aber

in

Schoss seiner Familie nach San Francisco zuriickzukehren. sich demnach den Armen seiner schonen Wittwe, einen langeren Besuch im Osten vorschiitzend. Als er jedoch nach langerer Zeit sich nicht wieder erblicken liess, zog Laura Erin den

Er entwand

kundigungen besucht

ein,

hatte,

erfuhr, dass er wirklich seine Heimath in Kentucky seine Ruckkehr nach San Francisco aber binnen

Kurzem zu erwarten

um

sei,

und begab sich

flugs i\ach dieser Stadt,

kostbaren Geliebten entweder in ihre Arme zuruckzufuhren oder sich zu rachen. San Francisco liegt an der Westseite der gleichnamigen Bucht, auf einer schmalen, nur an ihrem Siidende mit dem Lande zusammenhangenden bergigen Halbinsel. Ihr gegeniiber an der ihren

Bucht

Ostseite der bis

San

liegt

Oakland,

eine Stadt

von ungefahr 6000 und mit

8000 Einwohner, Endpunkt der Ueberlandeisenbahn,

durch grosse Dampffahrboote in fortwahrender Eines dieser ward der Schauplatz Fahrboote Verbindung. der Begebenheit, welche Laura Fair einen beriihmten Namen Am Tage als Herr Crittenden von Osten eintreffen erwarb. fuhr namlich Frau Crittenden mit ihrer Familie auf musste, diesem Boote iiber die Bucht, um ihren Gatten und Vater bei Francisco

Ankunft des ostlichen Bahnzuges in Oakland zu empfangen. Auf demselben Boote befand sich eine schwarzgekleidete, verschleierte Dame. Der Zug traf ein, Herr Crittenden stieg aus, begriisste seine Familie, begab sich in ihrer Gesellschaft in den Salon des Fahrbootes und liess sich dort nieder. Das Boot fuhr gerade ab, als jene verschleierte Dame sich von ihrem Sitze erhob, durch die Reihen der Passagiere sich drangte, bis sie Herrn Crittenden gegeniiberstarid, dort ein Pistol aus der Tasche zog und Herrn

Crittenden

niederschoss.

Damen und in

Allgemeine

Aufregung,

die Entriistung der Mannerwelt einem Akte der Lynchjustiz Luft gemacht ,

Ohnmacht

sich

der

unzweifelhaft

hatte,

ware

das

Verbrechen eben von einem Manne veriibt wordeu, Aber das Lynchgesetz an einem Weibe zu vollziehen, und noch dazu an einem schonen, mit stolzem Selbstbewusstseinum sich schauendenWeibe,

238 ging nicht an. in

Also begnilgte

Gewahrsam zu nehmen und

man

sich,

die

schone Laura

Fair

der Behorde zu iiberliefern.

Jctzt begann sogleich das Walten dessen, was man in Amerika Gerechtigkeit nennt. Nachdem man sich erne Reihe von Monaten hindurch gestritten, ob die Verbrecherin in San Francisco oder in Oakland processirt werden miisse, und wahrend

der Zeit die erste Entrii stung des

grossen Publikuras

sich

gclegt

hatte, (dies ist namlich die Art, in welcher jede Vertheidigung in einem solchen Falle vorgeht) gelangte man endlich zum ersten

Processe, in welch em die Morderin allerdings fiir schuldig erklart Aber fiir einen solchen Ausgang iet man immer vor-

wurde.

Ein neuer Process wurde beantragt, und als Grund angegeben, dass Einer der Geschwornen gegen die Angeklagte eingenommen gewesen sei, was man dadurch bewies, dass derselbe vor Jahrcn, als er ebenfalls in Virginia City wohnte, sich geaussert habe Frau Laura Fair sei nicht ganz so keusch wie cine Nonne, or words to that effect. Dies liess sich nicht widerlegen, wr eil diese Ansicht unter dem Publikum jener Stadt eben gang und gabe war. Aber es geniigte, um dem Obergericht zu beweisen, dass der betreffende Mann sich eine Meinung gebildet habe. Ich muss daran erinnern, dass wie schon einmal kurz erwahnt, in den Vereinigten Staaten Niemand als Geschworner zulassig ist, der sich, im weitesten Sinne des Wortes, iiber den zu verhandelnden Fall eine Meinung gebildet. Diese Bestimmung des bereitet.

englischen Rechtes, in friiheren Zejten erfunden um ein unparteiischesUrtheil su sichern, hat gegenwartig, wo Jedermann Zeitungen die jede wichtige Begebenheit mit alien Einzelheiten melden commentiren, praktisch zur Folge, dass alle intelligenten Leute, die sich iiber die Tagesereignisse unterrichten von dem Geschwornendienste in jedem erheblicheren Falle ganzlich ausgeschlossen sind. die nothige Anzahl von Geschwornen zu liest,

und

Um

muss man demnach

beschajften,

aus

und

verborgenen

entlegenen

eine Sorte Burger aufstobern, die sich um das, was um sie vorgeht, nicht kiimmern und in giinzlicher Unwissenheit da-

Winkeln hinleben

,

oder

man muss

die

Geschwornenbank mit

einer

noch

schlimmereii Sorte Leute anfiillen.

Diese sind die pro fessionellen Ges chworenen, Leute, lange die Gerichte tagen in der Nachbarschaft an den Strassenecken und in den Kneipen herumlungern, jederzeit zu Geschworiiendiensten bereit, um Tagegelder und wenn moglich

die

noch

so

mehr

zu verdienen.

Sie

professionellen Politikern an, die dienste fiir die Partei verrichten

der unteren Sorte von wahrend der Wahl Handlangerund die Zwischenzeit auf diese

gehoren

Weise nutzbringend szu verwerthen suchcn. Sie Sheriff und seinen Hiilfsbeamten als Genossen

sind natiiiiich in

der

dem

Politiker-

239 zunft \vohl bekannt,

ebenso alien Advokaten,

die in

Amerika

so

die Heuschrecken, und \verden von Letzteren in alien Fallen wo es urn die Bcwciskraft der gewohnlichenZeugen-

zahlreich

wie

aussagen

niclit

den G esch wornenund schnelles Yerdie Andeutungen und \Vinke

am Besten Denn

sitzen gesehen.

auf steht, selir sie besitzen ein inniges

gem

standniss der Beweiskraft zartcr nur von ihnen wahrgenommen werden, \vie sie auch nur fiir sie bestimmt sind. So trifft ea sich denn sehr hiiufig in Folge dieses Verstandnisses, dass die Gesch\vornenbank Wahrspriiche abgibt, die der gesunde Mensclienverstand der nur die Zeugenaussagen und regelmassigen Beweise vernommen, nicbt begreifen kann, die aber ,

,

dennoch ,,Recht" sein miissen. Es wird daher die Besetzung der Geschwornenbank in jedem zu verhandelnden Falle zu einem Punkte von grosster \Yichtigkeit, und gibt den Anw alien beider Parteien oft Ursacbe zu tage- und \voclienlangen Streitigkeiteii. Denn da der Wahrspruch einstimmig abgegeben werden muss, hat ein einziger liartniickigcr oder interessirter Gescbworner es in seiner Macht, dies einstimmige Urtheil der eilf Anderen entweder zu Nichte zu macben, indem er es zu keiner Entscheidung kommen lasst, oder sogar, \venn diese nicht aucn hartnackig auf ihrem Rechte bestehen, ihnen seine vereinzelte Meinung aufzuzwingen, Ueber dass Erforderniss, sich keine Meinung gebildet zu haben,

setzen

Weise durch

sich

die

professionellen

Geschwornen auf

Ablegung eines Eides^ hinweg, womit gar Nichts von der Sache zu wissen.

die

schworen, rein

Im Laura

Fair Falle

entschied also

biindige sie

bedass

das Obergericht,

Diesmal ward die Heldin glanzend freigesprochen, zog von dannen und hielt spater in San Francisco, Sacramento und anderen Platzen offentliche Yorlesungeu, worin sie dem Publicum bewies, wie sie nach deii Grundsiitzen des unverausserlichen ewigen Rechtes gehandelt habe, als sie, die freie Biirgerin den Mann zusammenschoss der ein so frevcntlichcs Spiel mit ihren heiligsten Gefiihlen getrieben. Uebrigens unterliess sie die Anwalte die ihr in dcm zweiten Processe bei Seite gestanden zu bezahlen vermuthlich w eil ihr Yermogen bedeutend zusammeiigeschmolzen und sie den Rest als heiliges unein neuer

Process

stattfinden

solle.

,

,

,

r

,

,

,

antastbares Eigenthum fur sich behalten wollte. Aehnliche Falle der Straflosigkeit von Weibern, besondera

Weiber, tragen sich allenthalben zu. Wie schwer es ihre Yerurtheilung und Bestrafung zu erzwingen, zeigt der Fall einer Ms. Clem in Indianapolis, der Hauptstadt des Staates reizender ist,

Indiana. Hier war die Anklage wegen Yergiftung ihres Ehemannes unwiderleglich und die Umstaiide waren so erschwerender Natur, dass in einer Reihe von Processen die Geschwornen jedesmal das

^Schuldig" aussprachen.

Aber

nach

jeder

Yerurtheilung

gelang

240 auf Grund irgend eines Formfehlers vom Oberes den Advokaten gericht den Umsturz des Urtheils zu erlangen, imd ein neuer Process begann, Als dies sich zum vierten oder fiinften Male wieder,

verweigerte endlich die Stadt Indianopolis die Gelder zur ferneren Fiihrung des Processes dessen Kosten scbon bedeutend iiber hunderttausend Dollars betrugen und die Angeldagte musste holte,

,

,

werden, da man kein Recht hatte, sie in Gewahrsam zu halten, ohne sie zu processiren. In demselben Indianapolis trug sich im vorigen Jahre ein in Freiheit gesetzt

Fall zu, in welchem ein Zeitungsredakteur einen Handelsmann auf der Strasse niederschoss weil derselbe ein Liebesverhaltniss mit seiner Tochter unterhielt. Jener war verheiratet und Familien,

vater

,

diese ein mundiges

wohl verantwortlich.

Madchen

Aber

,

demnach

fur ihre

Handlungen

in alien solchen Fallen betrachtet die

amerikanische Anschauung heutigen Tages das Weib als vollkomunverantwortlich und legt dem Manne die ganze Schuld bei, die jeder mannliche Anverwandte zu rachen berechtigt ist. In

men

diesen Fallen erfolgt

nie

eine Strafe.

Wohl

steht

dies

bis

zu

einem gewissen Grade unleugbar im Einklange mit dem RechtsAber in gefuhle wenigstens der germanischen Volkerschaften. Amerika wird der Charakter des Weibes gar nicht in Betracht verfiihrerischen Frauenzimmern gezogen und dadurch liederlichen in Verbindung mit Strolchen die sich eine Gatten- oder Verwandtenrolle beilegen, eine Gelegenheit zur vollstandigen Ausplunderung Anderer unter Tocfesdrohungen gegeben, wie sie besser nicht gedacht werden kann. Wie vollstandig Frauenzimmer straflos sind, zeigt auch ein ,

,

,

kiirzlich in

Schullehrer,

ohne

einen

W eiteres r

wobei eine Frau einen und ehrenwerthen Mann, weil ihr aus der Schule heim-

Oregon vorgekommener Fall, durchaus

tiichtigen

zusammenschoss,

kommendes Sohnchen sich iiber empfangene Priigel beklagte. Sie ward freigesprochen weil sie ein Weib. Aus dieser Straflosigkeit des weiblichen Geschlechtes erklart ,

sich der so geringe Procentsatz von Frauenzimmern in den Zuchthausern der Vereinigten Staaten. Es sind dies beinahe ausnahmslos ganzlich verkommene ehemalige Prostituirte, welche das Verbluhen ihrer Reize zwang, ihr Leben durch professionelle VerKleine Vergehen wider das bindung mit Diebsbanden zu fristen. Eigenthum sind aber jenes Verbrechen, welches heute in Amerika relativ weitaus am strengsten und mit kurzem Processe bestraft wird. Dieses Verbrechen entbehrt eben ganzlich des sensationellen

Reizes, eines

und die

es veriiben,

sind gewohnlich so arm,

dass sie

vertheidigenden Rechtsschutzes ebenfalls entbehren mussen. Jene Frauenzimmer haben eben aufgehort, in Aussehen und Auftreten eincr Lady EU gleichen, haben ihren personlichen Reiz

241 und den

in Folge dessen den Anspruch auf Straflosigkeit jede Lady in unbegrenzter Ausdehnung geniesst.

eingebiisst,

Ueberhaupt beruht der weitai^ grosste Theil der ausserAchtung, deren sich das we&liche Geschlecht in Amerika allerdings in bedeutendem Maasse erfreut, auf dem pikant-sensawelches es erregt, und nur tionellen geschlechtlicben Interesse,

lichen

ein tleiner Theil entspringt der Auffassung,

dass

die Reinheit des

Weibes, worauf besonders die germanischen Yolker so grosses Gewicht legen, nur dann sich recht erhalten und gedeihen konne, wenn sie in der hauslichen Sphare gehegt und gegen jede BeIn diesem riihrung der allgemeinen Aussenwelt geschiitzt werde.

Achtung des Weibes eine Achtung der Schranken, Sphare begrenzen und der Mann der dieser Sphare angehort, hat ein Recht zur Ahndung jedes unbefugten Eingriffes. aber diese Schranken gefallen, das Weib dem Verkehre mit der Oeffentlichkeit ausgesetzt ist, hurt auch die Achtung auf. Desshalb betrachtet die amerikanische Auffassung Frauenzimmer, die z. B. in b'ffentlichen Lokalen die Bedienung versehen oder deren sonstige, Beschaftigung sic mit Jedcrmann in unvermeidliche Die Klage der Beriihrung bringt als nicht langer respectable. amerikanischen Damen iiber die Beschrankungen welche sie hindert, mit den Mannern zu concurriren und ihre Erwerbsfahigkeit schmalert hat lediglich in diesen von der Sitte gezogenen Schranken ihren Grund. Sinne

die

ist

die diese ihre

,

,

Wo

,

,

Sowohl

Tagespresse wie in der Literatur des Landes die in dem Verbrecher emeu Helden erblickt und einen wahren Heisshunger nach pikant-aufin der

findet die krankhafte Sentimentalitat

,

rogenden Neuigkeiten aussert, in hochstem Maasse ihren Ausdruck. Sie rentirt eben am besten, weil sie der Geschmack des Publi-

kums

verlangt.

Verleger und

Zeitungsherausgeber betrachten

die

Sache nur vom geschaftlichen Standpunkte beuten den Geschmack zu ihrem Vortheile aus und liefern dem Volke die Unterhaltung, wonach es diirstet. Die verbreitetsten Zeitungen des Landes, der New-York Herald" und die Chicago Times" verdanken ihre womit sie grosse Abonnentenzahl lediglich der Aufmerksamkeit jede Begebenheit dieser Gattung in den Yereinigten Staaten oder in noch weiteren Grenzen ihren Lesern mit Auffiihrung aller Einzclnheiten in schliipfriger Schilderung briihwarm vorlegen. Beinahe sammtliche unterhaltenden periodischen Schriften, die oft ihre Abonnenten nach Hunderttausenden zahlen, bieten ihrem Publikum ausschliesslich eine Gattung Romane oder Novellen welche der ,

,

,

Name

,,Mordgeschichten" in sehr gelinder

Weise bezeichncn

wiirde.

Dieser literarische Schund wird in Buchform (der in Deutschland gebrauchlichen Pamphletform) in ungezahlten Millionen Exemplaren als 25 Cents oder als Dime (ein Zehntel Dollar) Novels iiber

31

242 das

Land

Kaufer, und wird unzweifelgesammte ubrige Literatur des

findet uberall

verbreitet,

mehr gelesen,

haft weit

als

die

Namentlich die Landes, die politische Presse^mit eingeschlossen. Jugend versclilingt diese rorflAntisch-pikanten Schilderungen des gesetzlosen Verbrecherheldenthums mit dem ehrgeizigen Verlangen es dem Dick Turpin oder sonst einem Schinderhannes gleichziithun, der so und so viele Menschen todtgeschlagen oder Jungfrauen ,

und geliebt hat, der schliesslich vielleicht gar das Gliick einen ruhmvollen Heldentod am Galgen zu finden und damit hatte, die ewige Verehrung der Nachwelt sich zu erwerben. entfiihrt

Wie weit dieser Geschmack verbreitet ist, und wie er alle Kreise durchdrungen ihr Rechtsgefiihl und ihre Moral zerfressen hat, zeigt der uberaus lehrreiche Skandalprocess des Pastors ,

Beecher Pastor

Brooklyn, der Schwesterstadt New-York's. Besagter der Bruder der Verfasserin des ebcnfalls zur

in

Beecher,

Sensationsliteratur

,

aber zur

frommeliid-human-riihrenden Species

Romans Uncle Toms Cabin, ragt unzweifelhaft an geBegabung und gewaltigem Rednertalent weit tiber seine

gehorigen nialer

Amtsgenossen empor und geniesst demnach auch ein ganz ausserordentliches Ansehen unter sammtlichen christlichen Sekten des Landes, wie denn auch seine Predigten schon vor Jahren sogar in's Deutsche ubertragen worden sind. Sein Gehalt betragt 25,000 Dollars jahrlich doch bringt ihn Herr Beecher durch mit Gold aufgewogene Arbeiten fur religiose Zeitungen und durch Vorlesungen zum Preise von Tausend Dollars den Abend bis auf Seine Gemeinde gehort zu ungefahr 75,000 Dollars im Jahre. den reichsten des Landes und ihre Mitglieder, hochangesehene ,

Geschaftsleute

zahlen sammtlich zu den Kreisen der auserlesenen

,

upper ten thousand

,,der

oberen

Zehntausend".

Zur

Gemeinde

dieses wiirdigen Seelsorgers gehb'rte auch der als Dichter, Schriftsteller und Zeitungsredakteur sich eines nicht unbedeuteuden Rufes

erfreuende literarischer

The odor Genosse

und

Til ton nebst Gemahlin. Er mit Herrn Beecher in besonders

sowohl Freund und Arbeiter

dieser besuchte

stand

als

vertrauter

seiner Eigenschaft als gleichem Felde haufig die Tilton'sche Familie. Bei dieser Gelegenheit schloss er einen zarten Seelenbund inniger christlicher Liebe mit Tilton's Gemahlin. Letzterer behauptet nun schon seit mehreren Jahren, dass diese

Beziehung,

Pastor,

wie

als

in

in

Liebe in fleischlichem Umgange ihren naturgemassen Ausdruck gefunden habe, und beruft sich auf vorgebliche schriftliche und mtindliche Gestandnisse seiner Frau, sowie des Herrn Beecher die diese Thatsache privatim offen eingestanden hatten. selbst, Herr Beecher dagegen behauptet, dass die unwiderstehliche christdie ihn mit Frau Tilton verband und noch verliche Liebe, denn dieselbe hat seit der Einleitung des Processes bindet

243 von ihrem Manne getrennt und dem Beech er'schen Umgangsiininer nur im Einklang mit den Grundsatzen und jene Eingestandnisse nur die Ergebnisse Irrthums seitens eines unbewachter Augenblicke gefiihlvollen Herr Tilton will Liebenden gewesen seien. der christlich dass Herr Beecher schon seit Jahren die Gedarauf entgegnen wohnheit habe, die trostbediirftigen Seelen der gefiihlvollen Damen seiner Gemeinde liebend zu stark en, dass er aber dabei als christlicher Pastor die heidnischen Grundsatze Plato's vollstandig tiber sich

kreise angeschlossen des alten Heiden Plato

,

Bord geworfen habe. Dies die Grundlage des Skandalprocesses,

der ein Jahr lang

gesammte christliche und nichtchristliche Welt Amerika's in fieberartiger Aufregung erhielt. Die Einzelnheiten dieser frommen Liebesgeschichte, die im buchstablichen Sinne, wie G. Asmus sich die

ausdriickt ,,dem Publicum ein Leibgerichte , doch fiir die Kinder fullten seitdem Theodor Tilton mit seinen Entungesund" sind ,

hiillungen vor die Oeffentlichkeit getreten, die Spalten jeder Zeiauch des kleinsten Winkelblattes im ganzen Lande, und tung,

schlossen dann und wann anderen Lesestoff beinahe ganzlich aus. Alle bedeutenderen Journale fanden sich bewogen, stenographische Berichte iiber die Verhandlung zu bringen, und spaltenlange tele-

graphische Berichte gingen der Presse in den entferntesten Stadten iiber dieselben zu. Die Chicago Tribune", die in einem Formate von ungefahr 24 bei 18 englischen Zoll erscheint, brachte einmal ein Telegramm, das in der enggedruckten Schrift, der sich die englischen Zeitungen bedienen, nicht weniger als 28 Spalten, die gegen 400,000 Buchstaben enthalten, fiillte. Dieses ganze Telegramm bestand aus Liebesbriefen, in dem bekannten weinerlich-

frommen und ekstatisch-uberspanntem Tone geschrieben, die, wahrend sie den Ekel jedes gesunden Marines erregten gewiss von alien gefiihlvollen Jungfrauen und Backiischen mit Gier ver,

schlungen wurden. So sehr die Umstande zu

ihm eine

die

b'ffentliche

sehr

flaue

Gunsten

Meinung indess doch

Unterstiitzung,

lediglich

Tilton's

sprachen, gab nur mit Achselzucken weil die Enthiillungen

Herrn Beecher mit dem Nimbus des entfiihrenden und verfiihrenden Heiden umgeben, dem die Sympathie des Publicums sicher ist, wahrend Tilton das Recht auf Sympathie von vornherein verscherzt hat. Wollte er dieselbe in grosstem Maasse erwerben, so musste er, nach der geheimen Anschauung des Publikums, eine Pistole in die Hand nehmen, und mit mb'glichst theatralischem Auftreten Herrn Beecher auf offener Strasse beim hellen Tageslichte oder noch besser, vielleicht in der Kirche inmitten seiner Gemeinde niederschiessen. Hatte er dies gethan, so unterliegt es nicht

dem

geringsten Zweifel,

dass

er

in

dem darauffolgenden

244 Processe mit Glanz freigesprochen und von der ganzen Volksmasse Indem er verfehlte es zu thun, als Held gefeiert worden ware. setzte er sich in den Augen der letzteren herab, die ihn kiihl mit den Worten aburtheilt He is no man! ^Er ist kein Mann!" :

Solches ist der gegenwartige Stand der offentlichen Meinung in Bezug auf Verbrechen. Der Schutz und die Sympathie, die sie deni Verbreclier entgegenbringt, muss natiirlich nicht nur zur un-

geheuren Vermehrung aller Thaten fiihren, die mit grosser Wahrscheinlichkcit von Straflosigkeit begangen werden dlirfen, sondern erzeugt auch naturgemass eine Reaktion, die sich in gesetzlosen Racheakten dnn Schutz zu verschaffen sucht, den die Rechtspflege nicht mehr zu gewahren vermag. Dies geschieht entweder indem das Yolk in einem besonders aufregenden Falle die vergeltende Gerechtigkeit durch einen Akt der Lynchjustiz selbst iibt, oder indem die Geschadigten am Verbrecher Privatrache nehmen. Die Lynchjustiz ist seit langer Zeit der Popanz, der dem ruhigen Burger einer geordneten Gesellschaft, ein haarstraubendes Grauen einflb'sst. Die sentimentale krankhafte Humanitat des Jahrhunderts weiss nicht Worte genug zu finden, um ihren Abscheu vor der Barbarei und Ungerechtigkeit auszudriicken, die darin dass man dem mb'glicherweise unschuldig Angeklagten Ich ausreichende Gelegenheit zur "Vertheidigung gewahre. zu behaupten, dass diese Sentimentalitat ganzlich wegge-

liegen soil,

kerne

wage

worfen

ist,

und

die Opfer der Lynchjustiz

viel

seltener

den Tod

nicht verdienten, als die von der in regelrechten Formen sich Es mag allerdings haufig vorbewegeriden Justiz Hingerichteten. gekommen sein, dass den von der Lynchjustiz Gerichteten in dem speciellen Falle, der zu seiner Ergreifung Anlass gab, keine Schuld

Aber ohne alle Ausnahme sind die von der Lynchjustiz angeklagten Kerle solch unzweifelhaft anriichigen Charakters, dass Alle schon seit langerer Zeit zu clem einmuthigen Urtheil gelangt waren, es sei Pflicht, sich und die menschliche Gesellschaft iiberhatipt von der verderblichen Gegenwart des betreffenden Desperado's und Strolches zu befreien. Noch nie hat die Lynchjustiz

traf.

ein niitzliches Mitglicd der Gesellschaft in Anklagezustand versetzt, wen 11 es ruhig seinen Geschaften nach oder seiner Wege ging. Die

Lynchjustiz, wie sie heute viel zu selten in den "V ereinigten Staaten ausgelibt wird, ist weiter Nichts, als ein Akt der direkten Ausubung der Volkssouveranitat, veranlasst durch die Unfahigkeit

oder den Mangel an gutem Willen der zu diesem Zwecke eingeer nur setzten Behorden, die Gesetze zu vollziehen; stets wird

gegcn solche Personen ausgeiibt,

iiber deren Gemeingefahrlichkeit In keine getheilte Meinung besteht. Gegend einer geordneten Gesellschaft freilich ist Lynchjustiz nicht am Platze, eine Gesellschaft ist aber nur dann geordnet, wenn sie eine

in

der

betreffenden

245 Rechtspflege besitzt und damit das Volk gegen die Verbrecherklasse schiitzt. Die Akte der Lynchjustiz ereignen sich librigens \iel zu selten, als dass sie die Einzelnen gegen die iiblen Folgen der humanen Sympatliie und krankhaften Bewunderung der Yerbrecher

zu schutzen imStande wiiren. Die Einzelnen sind daher gezwungen, sich selbst zu schutzen. Die folgerechte Entwickelung fiihrt zu die ganz und gar den Charakter der personlichen Racheakten,

Blutrache an sich tragen, und in einzelnen Gegenden der Yereinigten Staaten schon sehr haufig geworden sind. Der in das offentliche Bewusstsein eingedrungene

Begriff der Freiheit begiinstigt diese Entwickelung. Denn in Folge jener krankhaften Auffassung des Verbrechens ist die Sippe jedes Ver-

brechers geneigt seine etwaige Verurtheilung fiir eine ihr absichtlich zugefiigte Unbill zu halten. Und jene, die ihr diese Unge,

die diese inhumane Barbarei begangen, rechtfertigkeit zugefiigt, sind nattirlich die Geschwornen, die den Wahrspruch ,,Schuldig"

In Folge dieser unter den Irlandern im Norden wie des Siidens schon ganz allgemeinen und mit grb'sster Schnelligkeit iiber alle Kreise verbreiteten Auffassung der Geschwornen - Yerantwortlichkeit ist jeder der Letzteren dem Hasse und der Rache der ganzen Sippe des verurtheilten Verbrechers ausgesetzt. Zwolf einzelne Manner sind jedoch durchaus

abgaben.

,

,

unter den Negern

nicht besonders geneigt sich der Gefahr einer privativen Yerzumal im Grunde gegeltung fiir ihre Wahrspriiche auszusetzen ,

,

nommen

des Verbrechers sie personlich nichts Bestrafung Sie ziehen desshalb vor diesen Fatalitaten zu entgehen angeht. in alien Fallen, wo der Druck der b'ffentlichen Meinung nicht die

,

ihre Furcht iiber wiegt. Die offentliche Meinung aber, wenigstens und eine jene, die ihnen im Gerichtssaale vor Augen kommt andere kennen sie nicht, weil sie zu der Klasse von Menschen

gehoren, den Fall

die

,,eine

noch

Meinung sich noch nicht gebildet" also iiber vernommen hatten ist wenigstens die

nichts

des krankhaft sentimentalen Interesses am Verbrechen. Sie ziehen es also vor, ein ,.Nichtschuldig" auszusprechen oder sich nicht zu und iiberlassen die Ahndung der begangcnen That nac'h einigen,

den Grundsatzen an!" und Help

none of

my

business

,,Es geht mich nichts yourself! denjenigen Personen, die in dem vorliegenden Falle speciell geschadigt worden sind. Ueberhaupt wird der Geschwornendienst ganz allgemein als eine sehr lastige Pflicht angesehen, der zu entziehen sich JederIt's

!

,,Hilf dir selbst!"

mann

bestrebt. Der Geschaftsmann gibt lieber dem vorladenden Gerichtsbeamten ein anstandiges Trinkgeld um von ihm nicht aufgefunden zu werden. Und wenn dieser von seinem vergeblichen ,

Gange zuruckkehrt,

findet

er

den

professionellen Geschworenen,

246 der ihn mit warmem Handedrucke in die nachste Kneipe zerrt und ihn dort mit einem Trunke w trietet" um eine Gelegenheit zu auf der Geschwornenbank Tagegelder und vielleicht erhalten, nodi Extra's zu verdienen. Ganz besonders erschwert wird die Verwaltung der Rechtspflege dadurch, dass unter den Verbrechen vollkommenen Straflosigkeit erfreuen, der

,

die sich einer beinahc

M eine id

obenan steht. Zahl der Meineide in's Unglaubliche geht, ist eine Verurtheilung wegen dieses Verbrechens beinahe unerhort, einfach, weil Meineide einen unentbehrlichen Bestandtheil der WahlbeDa aber keine Partei sich diese Chance abtriigereien bilden. schneiden will, sind sammtliche Politiker und alle Gerichtsbeamte gehoren der Zunft an an der Straflosigkeit des Meineides direkt interessirt. Mittel aber, die Gerichtsbeamten zur Vollziehung Hirer Pflichten zu zwingen, scheinen, soweit mir bekannt, gar nicht vorhanden zu sein. Dies geht so weit, dass es ganz dem Belieben des offentlichen Anklagers anheimgestellt ist, ob er gegen einen Uebelthater Klage erheben will oder nicht. Unterlasst er es oder lasst e die schon erhobene Klage fallen, so geht der Verbrecher von vornherein straflos aus. Falle letzterer Art sind ausserordentlich haufig und ich habe nie gehort dass auch nur einmal der humane Staatsanwalt der sich bewogen fand die Klage gegen einen Verbrecher fallen zu lassen fur seine Nachstenliebe zur Verantwortung gezogen word en ware. Soweit die Privatrechtspflege durch die vom Volke direkt gewahlten Friedensrichter besorgt wird, ist es in den grosseren Stadten beinahe Regel, dass die Entscheidungen dieser Herren im Hinterzimmer oder in der regelmassig in der Nachbarschaft gelegenen Kneipe gekauft werden. Wer diesen Weg nicht betreten will muss sich von vornherein auf eine Appellation an die grosse-

Wahrend

die

,

,

,

,

,

,

ren Gerichte

vorbereiten.

Natiirlich

verliert

unter

solchen

Um-

standen der kleine Mann, der die Kosten fur eine weitere Verfolgung seines nur einen kleineren Betrag in Frage stellenden Processes nicht aufzubringen vermag, beinahe jeden Rechtsschutz. In den hoheren Gerichten aber sind die Kosten bedeuterid, und die Verschleppung der Processe fangt an lebhaft an das ehemalige Kammergericht des heiligen romischen Reiches deutscher Nation zu erinnern. Das Bestreben der Advokaten und Gerichtsbeamten scheint mit grosster Einmlithigkeit nur das eine Ziel im Auge zu

was gemacht werden kann. Solange vom Etwas vorhanden und solange beide Parteien die Kosten bezahlen konnen halt man demnach den Process im Gange.

haben:

zu

machen,

Streitobjekt noch

,

Hort endlich eine Partei auf, sich weiter ausbeuten zu lassen, nun, so ist der Process von selbst entschieden und die noch Nur durch dieses System kann zahlende Partei hat gewonnen.

247 die

Unzahl von Advokaten,

die in

jedem Stadtchen von zwei- bis

dreitausend Einwohner nach Dutzenden, in grosseren Stadten nur nach Hunderten oder gar nach Tausenden zu zahlen sind , ihr

Diese Herren sind iibrigens sammt und senders

,,Leben machen."

auch

ziinftige Politiker.

Die Steigeruiig

1

der Muslichen Bediirfnisse und Lefoensanspriiclie.

Trotz Raubwirthschaft und Corruption der Parteiherrschaft dennoch zweifellos der Reingewinn der beilaufig vierzig Millionen Menschen, welche gegenwartig das Gebiet der Yereinigten Staaten bewohnen noch immer um ein Bedeutendes grosser, als der einer gleich grossen Anzahl sogar in den reichsten und civilisirtesten Landern Europa's. Man mochte demnach geneigt sein, ist

,

die

Klage

halten. zielt

eines

schlechte Zeiten in Amerika fiir unbegriindet zu mit einem hoheren Reingewinne, als in Europa ermuss die Bevolkerung der Vereinigten Staaten doch

liber

Denn

wird,

besseren

Aus- und Vorankommens

also in einer verhaltnissmassig giinstigeren

Der Schluss

sich

Lage

erfreuen

und

sich

befinden,

aber nur scheinbar richtig. So wenig als nothvyendig besser daran ist, der das grb'ssere Einkommen hat, so wenig gilt dies von den Volkern. Vielmehr hangt die Lage der Einen sowie der Andern nicht soist

unter Einzelnen derjenige

wohl von der Hohe des Einkoramens an sich ab, als von dem in Verhaltnisse welchem ihre Einnahmen und Ausgaben zu einander stehen. Der an eine kostspielige Lebensart gewohnte Mann wird trotz seines absolut hoheren Einkommens schlechter situirt sein, als der Mann von geringerem Einkommen mit sparsamer und einfacher Lebensweise. Genau in dieser Lage befinden sich heute die Bewohner der Vereinigten Staaten. Seit ungefahr zwei Generationen d. h. seit der Einfiihrung des Dampfes warf ihnen die rasche Besitznahme und Entfaltung der naturlichen ,

,

Reichthiimer

Einkommen nie

des

Landes

wahrend

einen

unerhorten

Ihr Reinertrag ab. von Jahren in noch namlichen Maasse

einer langen Reihe stieg Aber in dem dagewesener Progression.

veranderte sich ihre Lebensweise. Die alten einfachen, frugalen Sitten, deren man nicht mehr bedurfte, schwanden dahin, durch ,

248 neue

die

ersetzt,

ohne

Riicksicht

auf

Kostspieligkeit

nur

den

immer steigenden Anspriichen der Bequemlichkeit Geniige leisteten. Mochten das alte Haus, die alte Einrichtung, die alten Gerathe auch noch ganz gut ihrem Zwecke genugen sic wurden denrioch, ,

sobald nur etwas Besseres oder* auch nur besser Ausschendes er-

funden und zu haben war,

als

werthlos

bei Seite geworfen

und

abgerissen, um dem Neuen und gewb'hnlich viel Kostspieligeren Platz zu machen. Die alte einfache Kuche, welche kraftige, naturreine Nahrungsmittel in leicht verdaulicher Form darbot, ward

verdrangt durch Einfiihrung allerlei kiinstliclier Fabrikate, die der der Pastetenkoch und die chemisch-technische InZuckerbacker dustrie fertig auf den Tisch liefern, wT odurch die Hausfrau ein Sie waren freilich mitunter schwer gut' Theil Arbeit ersparte. ,

verdaulich, meist ohne Geld, aber sie waren

alien

Nahrungswerth

,

und

kosteten

viel

delikat, appetitlich und reinlich aus und hatten sf>gar eine hb'chst gleichmassige, brillantschone Farbe, wie sie die hausliche Zubereitung nie herstellen

sahen

ausserst

Alles das war so nett, so handlich, ein so grosser Fortschritt gegen friiher, ersparte den jungen Damen die Miihc, die Zubereitung aller dieser Sachen zu erlernen, und kostete weiter nichts als Geld, viel Geld, beinahe so viel Geld, als der

konnte.

Hausherr und Familienvater verdiente. Unbequeme Hantierungen wie Spinnen, Weben, Stricken, wurden binnen Kurzem als zu viel Zeit raubend ganzlich aufgegeben: auch sahen ja ihre Produkte doch nicht so fein und gut aus wie die Erzeugnisse der Fabriken, und am Ende hatten die Nachbarn gar geglaubt, man ware nicht eb en so gut wie sie im Stande, Fabrikstoffe zu kaufen. Ueberdies hielt das selbstgemachte Zeug so ausserordentlich lange und man konnte nicht mit jeder neuen Mode wechseln, wollte man nicht ganz solide und brauchbare Kleider jedesmal wegwerfen, was dann noch theuerer zu stehen gekommen ware. Zudem schilierte das gekaufte Fabrikat obendrein in alien Farben des Pfaues, wogegen sich das selbstgewebte Kleid sehr bescheiden ausnahm. ,

Ueberdies

hatte

Denn im Hause

man

keine Zeit

des Gouverneurs und

mehr zu solcher Arbeit. waren vor

anderer Leute

Europa seltsame, noch nie gesehene Kasten anim Prachtzimmer aufgestellt waren. Darauf machte ein auslandischer Professor Musik und die jungen Damen der Familie wurden von ihm im Klimpern unterrichtet, was eine ganz besonders vornehme Beschaftigung sein sollte, der sich in Europa einiger Zeit aus die

gekommen

nur die

,

Damen

Man wr ar ja aber der hoheren Stande hingaben, daher vollkommen so gut wie die Tochter

in der freien Republik,

des Gouverneurs und konnte nicht nur sondcrn hoffte auch einmal Gouverneurs- \venn nicht gar Prasidentenfrau zu werden. ,

249 So musste man denn auch die nothige Bildung erwerben, Aristokratie

der alten

Welt zu beweisen, dass

die

um

der

Tochter der

trotz der sondern sogar So liess man sehr iiberlegen seien. denn den Klimperkasten kommen, fand auch nach vielem Suchen imter der Schaar der fremden Eingewanderten einen aus seiner

Republik ihr

nicht

Gleichheit aller

ntir

ebenbtirtig,

Menschen

Heimath verschlagen en Kunstj linger, der den Unterricht iibernehmen konnte, und die Tochter der Familie bildeten sich zu Prasidentenund Millionarsfrauen aus. Die Geschichte kostete zwar Geld, aber der Profit eines gliicklichen Landhandels deckte die Ausgabe. Mit der Zeit fand sich noch manches Andere, was man haben musste, weil andere Leute es hatten und weil man ja So eben so gut war wie jene, daher nicht zuriickstehen durfte. von gelangte man Schritt fur Schritt zu einer Lebensweise ,

der die alte Generation keine

Ahnung

hatte.

Was

diese als

Tu-

Fleiss, Sparsamkeit und Einfachheit, waren verschwunden, Bequemlichkeit, Manieren und Anstand grosser Damen, und jene Kiinste und Schnurrpfeifereien, die man bei dem

genden betrachtet: hauslicher

weiblichen Geschlechte als Bildung" zusammenfasst, nahmen die verlassenen Platze ein. Was die Kosten betraf, so kummerte man sich iiberhaupt nicht darum, da es Sitte geworden, dass der Gatte und Vater die Rechnungen der Geschaftsleute bezahlt, bei

denen Frau und Kinder ihre Einkaufe besorgen. Eine alte, immer wahre Erfahrung lehrt aber,

dass je bequemere Gewohnheiten sich der Mensch aneignet, desto mehr fiihlt er das Driickende der noch auf ihm liegenden Lasten und sucht

immer

mehr zu

Der

amerikanische Stand man auch in Einrichtung und Ausstattung vollkommen auf der Hohe der hatte man auch das Beste von Allem, was nur zu haben Zeit, Die Wissenwar, in einer Hinsicht gab es keinen Fortschritt. schaft hatte leider kein Mittel gefunden, die Last und Anstrengung, welche das Aufbringen der Kinder erheischte, irgendwie zu sich

derselben

Haushalt bildet keine Ausnahme

entledigen. dieser Hegel.

immer noch, ganz wie friiher, geboren, Und gesaugt, gepappelt, gewickelt, gehegt und gepflegt werden. dies strengte nicht nur von vornherein an, bannte an's Haus und heilt die Dame dadurch ab, sich umzusehen und aufzupassen, um auf der Hohe der Zeit zu bleiben und nicht iiberboten zu werden, sondern nahm auch die schonen, festen, reizenden Formen hinweg und machte aus der jungen Dame eine mittelalterliche Matrone, die den Schonheiten der Nachbarschaft nicht mehr gleich, geschweige denn iiberlegen war, was zu sein man doch vor EhrZudem waren die Kosten der Kindererziehung begeiz brannte. deutend gestiegen, und die alte Generation hatte ihre je acht oder verringern.

Sie mussten

zehn Kinder

viel billiger aufgebracht,

als

die

neue

zwei zu er32

250

Denn man konnte die Kinder nicht mehr so wie friiher. Die neue Zeit stellte andere Anspriiche, Sohne und Tochter, welche friiher arbeiten gelernt und zu Hauswirthinnen ausgebildet worden waren, mussten jetzt zu hervorragenden Geschaftsleuten und feinen Damen erzogen werden. Letztere konnten sich auch erst dann verheirathen, wenn sich eine passende Partie gefunden, wahrend friiher eine gewohnliche Hauswirthin einen Mann fand, beinahe noch ehe sie mannbar ziehen vermochte.

erziehen, und die

geworden. Ueberdies wuchs

Anderen

gleich zu thun.

immer mehr Verdiente

die Schwierigkeit, es alien der Familienvater auch viel

Geld, die Kosten des Lebensunterhaltes stiegen doch noch schneller. es kamen jetzt so manche neue Dinge in's Land, die nicht mehr bios hoherer Bequemlichkeit, sondern lediglich der Pracht-

Denn

entfaltung dienten, und es war unerlasslich geworden, an Stelle der friiheren Kattun- und Wollenkleider, seidene Gewander zu

tragen und

prachtvollen Goldschmuck zu besitzen. Ja, Frau So und So und Fraulein So und So hatten am letzten Sonntag in der Kirche sogar Juwelen getragen und man hatte die heilige Pflicht es alien diesen Leuten gleich zu thun. Also musste man die Einnahmen hierzu verwenden und sich nach einer Richtung Man sparte aber einschranken, die Niemand gewahren konnte. nicht nur Kosten, sondern auch Anstrengung und Unannehmlichkeit, ,

wenn man walten

diese

Einschrankung

in

dem Aufbringen

der Kinder

liess.

So schrankte man denn die Zahl der Kinder allmahlig bis um doch oin, an welch er Zahl man desshalb festhielt, nach dem Verbliihen der eigenen Reize in den Kindern noch ein Band zu besitzen, welches den Ehemann festhalten konnte. Leider ist die Wissenschaft noch nicht weit genug vorgeauf zwei

um

Beschrankung der Zahl der Kinder zu gestatten, nothwendigen Mittel die Gesundheit der auch bei Diese Folge stellte sich untergraben. der amerikanischen Bevolkerung binnen Kurzem ein und steigerte sich noch durch die Sitte, welche das weibliche Geschlecht von jeder Beschaftigung ausser dem Hause abschneidet und ihm daschritten,

ohne durch Mutter zu

eine

die hiezu

durch die zur Erhaltung der Gesundheit nothige Bewegung entDas Ergebniss ist, dass bei der amerikanischen Stadtbevolkerung beinahe ohne Ausnahme und sogar bei einem grossen ein wirklich kraftiges Theile der Landbevolkerung gesundes Frauenzimmer gar nicht mehr zu finden ist. Fast Alle sind schwachinsbesondere aber nervosen und lich, leiden an alien moglichen, weiblichen Krankheiten, und, was das Auffallendste, haben sogar die Ausbildung der weiblichen Formen eingebiisst; so dass ein gerundeter voller Busen nur noch hb'chst selten vorkommt und zieht.

,

,

251 der Schein dieses weiblichenReizes durch bekannteNachahmungen, die Geheimnisse der Toilette gehb'ren, hergestellt werden

die in

muss.

Eine Folge dieser allgemeinen Kranklichkeit und des Manan Kraft des weiblichen Geschlechtes ist wiederum eine

gels

Denn jener wesentliche Erhohung der Ausgaben im Haushalte. Theil der hauslichen Verrichtungen, den nicht die bequemen Verbesserungen der Neuzeit der Frau abgenommenj kann jetzt sogar beim besten Willen von so schwachlichen Personen nicht mehr Man ist desshalb gezwungen, sich Dienstrnadbesorgt werden.

t

chen anzuschaffen, zumal die immer luxurioser werdende Einrichtung die hausliche Arbeit in solchem Maasse wieder vermehrt, dass sie die durch praktisch-bequeme Erfindungen gewahrte Erund Alles will leichterung in den anstandigeren Haushaltungen im Lancle der Gleichheit anstandig (respectable) sein oder wenigmehr als aufwiegt. stens den Schein wahren Natiirlich lassen sich unter den Amerikanerinnen selbst keine Pienstmadchen auftreiben; diese gehb'ren sammtlich der eingewanderten Klasse an. Thatsache ist aber, dass unter der Eindie Anzahl der heirathsfahigen Manner wohl beinahe Es sind daher von Letzdoppelt so gross, als die der Frauen. teren jene, die wirklich eine Haushaltung zu fiihren im Stande,

wanderung

als

Eheweiber so begehrt, dass nur Wenige und diese meist nur

auf kurze Zeit nb'thig haben,

Was

eine

dienstliche

Beschaftigung

zu

Dienstmadchen ubrig bleibt, gehb'rt demnach ausschliesslich der in Europa untersten Schicht des Volkes an, welche dort bei Feldarbeit und als Kuhmagde aufwachst. Besonders in der Kochkunst ist diese Klasse ganz und gar unsuchen.

als

erfahren.

Ihnen wird die Haushaltung

und vorzugsweise

die

Kuche

ubergeben, die sie unter der hochst diirftigen Anleitung der Hausfrau nach amerikanischer Weise besorgen sollen. Das Ergebniss ist natiirlich eine Pfuscharbeit, die an Stelle der fruheren guten Gerichte, schlecht gekochte, halbgebackene und schwerverdauliche

Produkte auf den Tisch liefert, dessen elegantes und anstandiges Gleichgewicht man durch erhohten Aufwand von kiinstUchen, Das weitere Erfertig gemachten Fabrikaten herzustellen sucht. gebniss ist nicht nur ein schlechterer Tisch zu bedeutend erhohten Preisen, sondern auch eine unsinnige Verschwendung von Material in der Kuche. Eine moderne amerikanische Haushaltung verschleudert und verschwendetdarin beinahe so viel, als eine gute deutsche

Letztere Haushaltung gleichen Ranges uberhaupt braucht. gesunde verdauliche, Erstere eine Kost, welche die Verdatmngsorgane iibermassig anstrengt und verschuldet, dass fast alle Amerikaner chronisch an Verdauungsbeschwerden leiden.

liefert

252 So hat sich gar

eine

die einzig

als

Lebensweise herausgebildet und

respectable" betrachtet,

die

\vird so-

zwar inAusniitzung

,,modernen Bequemlichkeiten" das Hochste leistet, die nicht nur den ausseren Anschein der Eleganz wahrt, sondern sich wirkaller

durch skrupulb'se Reinlichkeit hervorthut, aber trotz dieser Vorziige weniger im Stande ist, kraftige und gesunde Menschen die die zu erziehen als welche schliesslich europaische des und i. haltens HansSparens Begriffe Schranken-) gar (d.

lich

,

,

mehr kennt und sich durch eine, europaischen Verhaltnissen enorm erscheinende Kostspieligkeit auszeichnet. Der Durchschnitts-Ainerikaner, etwa ein gewb'hnlicher Kramer, Geschaftsmann oder vielleicht Buchhalter in einem grosseren Geschafte, verlangt vor Allem ein eigenes, mit alien modernen Bequemlichkeiten ausgestattetes Wohnhaus im residence quarter Eine d. h. im (anstandigen) Privatwohnungs-Viertel der Stadt. nicht

Wohnung in Verbindung mit seinem Geschaftslokal zu haben, kommt ihm gar nicht im Sinn, ware auch clesshalb unthunlich, ganze Bauart der Hauser in den Geschaftsvierteln der Stadte lediglich Geschaftsraume herstellt, namlich im ersten Stockwerke Laden, in den oberen AVaarenraume oder Offices d. h. weil die

Geschaftszimmer fiir Doctoren, Advokaten, alle moglichen Arten Agenten, und fiir solche Fabrikgeschafte, die nicht im Geschaftstheile der Stadt selbst gelegen. Einzelne ,,ansdandige" Wohnungen, die nur Theile eines Hauses sind, existiren aber iiberhaupt nicht.

Denn

alle

das ganze

Hauser

sind

nach

Haus von oben

englischer

bis unten,

in

wo Manier gebaut, Stockwevken nur

alien

Eine Wohnung enthalt. Ein solches Haus von durchschnittlicher Anstandigkeit, das eine Breite von 18 bis 25 Fuss besitzt, enthalt im Erdgeschoss, welches zur halben Hohe iiber die Erdobererhebt, vorn ein Speisezimmer, dahinter die Kiiche, ersten Stocke, zu dem. eine breite, elegante Treppe von der Strasse aus emporfiihrt, die Pracht- und Empfangszimmer (Parlours)

flache sich

im

das Andere

deren Scheidenach Hinten Gesammtbreite ausfiillende doppelte Schiebethiir enthalt, welche wenn geoffnet beide Raume zu einem Im zweiten Stockwerke befinden sich die einzigen verbindet. der Hauseigentlichen Wohn- und Schlafzimmer des Hausherrn frau und der jungen Damen, wah,rend die etwa noch vorhandenen oberen Stockwerke die Schlafzimmer der Sohne, etwaiger Gaste, besonders wenn sie Junggesellen &ind, und des Dienstpersonals das Eine nach Vorne, eine die Halfte

wand

,

ihrer

,

enthalten.

In der Kiiche befindet sich in einem Feuerplatze stehend, welcher alien Dunst auf die wirksamste Weise abfiihrt, ein grosser Kochofen, in seiner Art unstreitig das Bequemste, was in dieser Gattung bis jetzt erfunden ward. Derselbe ist ubrigens, wie auch

253 alle

gewohn lichen Heizofen, nicht Bestandtheil des Hauses, sonzum Mobiliar der Insassen. Dagegen gehort der grosse,

dcrn gehort

einem an die Kiiche anstossenden, kleineren Raume befindliclie Heizapparat, wodurch das ganze Haus mit warmer Luft (ausnahmsweise in selir eleganten Hausern mit Dampf) geheizt wird, zum Ebenso ist in der Kiiche ein, sink genanntes Bassin, Gebaude. in

welchem Krahne

iiber

zum

das

sind,

fiir

und kaltes Wasser angebracht w. gebraucht wird, und mit dem

heisses

Abspiilen u.

s.

Abzugsrohre in Yerbindung steht. Diese Einrichtung erspart alle Alle SchlafArbeit des Wasserholens und Spiilichthinaustragens. zimmer besitzen in einerEcke Waschbassins, ebenfalls mit kaltem und warmem Wasser, und der zweite Flur enthalt immer ein ebenso ausgestattetes Badezimmer mit vollstandiger Einrichtung, gleichfalls ein Bestandtheil des Hauses. An die Kiiche anstossend liegen Vorrathskammern und d.

Closets,

h.

kleine

,

schrankahnliche

Raume zum Aufbewahren

der Geschirre und anderer kleinerer Sachen.

Closets

Dergleichen

sind auch in Yerbindung mit jedem Schlafzimmer angebracht. Vor dem Hause, unter dem ausgehb'hlten Seitenwege ist der Kohlenkeller,

mit

in

dem

welchen die Kohlen gleich vom geringsten Aufvvande von Arbeit

eisernen Platte bedecktes

Loch

in

Wagen durch

dem Seitenwege,

des Verkaufers ein

mit

dicht

einer

am Rande

der Strasse,hineingeworfen werden. Diese Einrichtung setzt dieDamen der Kiiche in Stand, sich die nothigen Kohlen selbst zu holen, indem sie dazu nicht unter freiem Himmel zu treten branch en. iiber einen freien, unbedeckten Raum, wo sie fremden Blicken ausgesetzt, Etwas zu tragen, sei es auch nur ein Ann voll Holz, ein Eimer Wasser oder Kohlen, verbietet dem weiblichen Geschlecht die anstandige Sitte. Unter der Kiiche befindet sich dann und wann noch ein In Keller, zur Bewahrung von Sachen die kiihl stehen miissen. der Regel aber ersetzt ihn ein grosses Eisspind. Denn Eis ist ein unentbehrliches Bedurfniss der amerikanischen Haushaltung. Dieser Artikel, wie alle anderen Bediirfnisse der Haushalwerden von den betreffenden Handlern tagtaglich frei in's tung, Haus und in die Kiiche geliefert. Jeder Fleischer, Backer, Ge-

Denn

wiirz-

und Materialwaarenhandler,

sowie der Eis- und

Kohlen-

handler, hat, je nach der Grosse seines Geschaftes, sein Gefahrt, womit er seine Kunden regelmassig bedient, und ihnen Alles was

Hausfrau

oder Hausherr im bebrieflich Vorbeigehen oder oder eingekauft liefert und zwar reell und punktlich abliefert. Denn so selir auch die Ehrlichkeit in vieler Beziehung unter den Amerikanern wankend geworden, so muss ihnen im vollstem Maasse das Lob zugesprochen werden, dass stellt

der kleine Geschaftsbetrug, der in

Europa und ganz besonders

in

254 Deutschland

ein

heiliger Gebrauch, vielleicht gar ein bis zur Stunde ganzlich

Amerika

sein scheint, in

Recht zu unbekannt

Die ist. amerikanische Hausfrau braucht nicht personlich zu alien diesen Handelsleuten zu gehen, dort die Artikel deren sie bedarf, auszuwahlen, stundenlang um den Preis zu feilschen, um nicht bei jedem einzelneii Gegenstande um ein Paar Pfennige iibertheuert oder betrogen zu werden, und schliesslich die eingekauften Artikel fortwahrend im Auge zu behalten, damit der gute, spiessbiirgerlich ehrliche Handelsmann nicht die erste Ge-

wahrnehme,

legenheit

die

bessereWaare gegen eine geringere umvon seinem ehr- und

zutauschen, wie es ihm als Geschaftsregel

Sie ist Yielmehr tugendsamen Herrn Papa eingeblaut worden ist. sicher, wenn sie ihrem Handler brieflich eine Liste der benothigten Gegenstande uberschickt,

dieselben in gerade so guter Qualitat

und zu genau denselben Preisen

men

als

Gezank

in das Haus geliefert zu bekomselbst sie ausgesucht hatte. Das widerwartige den Preis, das die deutschen Hausfrauen mit dem

wenn

um

sie

Namen Handeln ten,

kennt

belegen und als eine ihrer Hauptpflichten betrach-

sie iiberhaupt nicht,

Vor jedem Hause, oder wenn Raum genug vorhanden und Wohnungen, um dasselbe herum, ist ein

bei den kostspieligeren

oder parkahnliche

Gartenplatzchen

Gartenanlage,

welch

letztere

allerdings besondere Bedienung erfordert, falls nicht der Hausherr Zeit und Musse genug hat, um sie personlich zu pflegen. Denn

anstandig muss jederzeit Alles aussehen,

was vom Hause und

der

Haushaltung sich den Blicken der Besucher und Vorbeigehenden darbietet.

Wo

man

keine Wasserleitung besitzt, wird unter

dem Dache

ein Wasserbehalter angebracht, der mit einer Druckpumpe in der Kiiche in Verbindung stehend, so oft es Noth thut, vollgepumpt

w ird, r

u.

s.

und alle w. speist.

verschiedenen

Waschbassins

das

,

Badezimmer

Ein solches Haus zu bewohnen und darin im entsprechenden Style zu leben, ist die Existenz welche der Amerikaner allein als menschenwiirdig betrachtet. Wenn immer er gezwungen ist, mit geringeren Bequemlichkeiten vorlieb zu nehmen, sucht er sich nicht etwa im Einklang damit auf dieDauer einzurichten, sondern er betrachtet sich als zeitweilig in seinem Rechte auf eine anstandige Lebensweise beeintrachtigt. Sobald er demnach tiber geAber sontigende Mittel verfiigt, nimmt er dieselbe wieder auf. gar zu Zeiten, in

standige nicht etwa

b o arde

t

die

ihm Sparsamkeit auferlegen muss das Anbleiben. Er gewahrt fangt desshalb ,

der Lebensart

eine Haushaltung

mit seiner Familie.

auf geringerem Fusse an, sondern

255

Boarding heisst aber so viel, als imGasthause hauser spielen nun in den Vereinigten Staaten eine Hier beinahe viel wichtigere Rolle, als in Europa. Fremden von auf die zeitweilige Unterbringung

leben. Gast-

ganz andere, durchaus nur urid Reisen-

sind sie dort eine Art in grossartigem Style gehaltener Herbergen, deren Insassen Monate, Jahrelang ihre Heimath darin aufschlagen. Was hier unerhort ware, dass ortsangesessene

den berechnet,

Gesehaftsleute auf die Dauer in Gasthofen \vohnen und leben, ist Amerika alltaglich und crregt nicht das geringste Aufsehen. Das Boardinghausleben hat nun Vieles fur sich. Es ent-

in

hebt die betreffende Familie absolut aller Sorgen um die Hausder Frau ihre ganze Zeit zur Yerfiigung, bietet stellt des Jahrhunderts nur alle Bequemlichkeiten, die der Fortschritt

haltung;

erfunden hat, im vollkommensten Maasse mitDienstboten, und gewahrt eine nicht in der Regel reichliche Kost, die in zur hauslichen steht, indem sie nicht

dar erspart alien Aerger nur ausreichende, sondern angenehmen Unterschied nur von professionellen Kochen geschmackvoll und gut zubereitet, das Beste liefert was die Kochkunst aller Lander und Volker zu erzeugen versteht, sondern auch alle ,",Delikatessen der Jahreszeit" in fortwahrender Abwechselung auf die Tafel bringt. Allerdings muss die Familie ihr Privatleben auf ein oder zwei Zimmer beschranken. Aber die ;

grossen, elegant ausgestatteten Unterhaltungsraume des Hauses, mit ihrer steten Gesellschaft, stehen den Insassen fortwahrend zu Gebote. Man hat also Alles, was man wiinschen kann, hat es

sogar in hochst anstandigem Style", und die ganze Hausarbeit der Familie reduzirt sich auf den einen Akt der allwochentlichen oder allmonatlichen Bezahlung der ebenfalls hochst anstandigen

Rechnung seitens des Familienvaters. Nur ein Uebelstand ist vorhanderi. Waren Kinder schon im hauslichen Leben so lastig, dass man deren Anzahl auf zwei beschrankte, so werden sie im Boardinghause zur vollkommenen nuisance (hochst unangenehmen Gemeinschadlichkeit) denn der gefiihllose Gastwirth berechnet^ nach dem Principe der Gleichheit aller Menschen, fiir Kinder gewb'hnlich ebenso wie fiir Erviel, wachsene, und verbietet obendr^in auf's Strengste

das

der lieben

Man gelangt eigenthumliche Toben und Herumtummeln. also endlich dahin, soweit es gehen will, die Nachkommenschaft gauzlich abzuschaffen. Auf's Vortheilhafteste unterscheidet sich iibrigens die GeJugend

schaftsfiihrung der amerikanischen Gasthauser von jener der europaischen, indem die Kleinigkeitskramerei und die freche, betriigerische Uebertheuerung der Einzelnen, sowie das unter dem Nam en

,,Trinkgeld" bekannte, bettelhafte Plunderungssystem in Amerika So reell und piinktlich, wie der amerikaniganz unbekannt ist.

256 sche Kleinhandler seine Kunden, bedient der Gasthausbesitzer seine Fur die per Tag, Woche oder Monat bedungene Summe Gaste. fiihlt er sich verpflichtet, alien nur denkbaren Bediirfnissen, die ein anstandiger

halt

Mensch

haben mag, von

in

Bezug auf Wohnung mid Lebenstmterohne Aufforderung und Driingen der

selbst,

Insassen

Theils aus abzuwarten, Befriedigung zu verschaffen. Ehrgeiz, theils aus Geschaftsberechnung trachtet er sein Haus an

Bequemlichkeiten von keinem anderen gleichen Ranges libertreffen zu lassen, und eine Mehrforderung fur diese oder jene Kleinigkeit zu stellen, oder einen ganzlich unbekannten oder unbeholfenen Fremden ausnahmsweise zu ubertheuern, diinkt ihm eine viel zu ruppige und kleinliche Manier, Geld zu macben. Bei den drei regelmassigen Mahlzeiteri z. B. hat jeder Gast das Recht, von Allem was die Speisekarte anfiihrt, sich auftragen zu lassen, so viel ihm beliebt. Mag sein Appetit gross oder gering sein, mag er sich an theuerenDelikatessen oder an einfachen, Speisen laben, seine Rechnung wird desshalb weder kleiner noch grosser. Er bezahlt genau so viel wie jeder Andere, billigen

den Normalsatz des Hauses. Reisenden wird auf's Bereitwilligste und Zuvorkommendste jede Auskunft ertheilt und jeder Dienst geleistet, der in den Kraften des Hauses steht. Man holt ihn und sein Gepack von den Eisenbahnen ab, und befordert ihn nach denselben, ohne ihm mehr als den billigsten, angemessenen Preis dafur zu berechnen man besorgt seine Briefe und liefert ihm sogar S chreibm at eri alien umsonst, man nimmt endlich seine Gelder und Kostbarkeiten unter gesetzlicher Garantie in sich ere Verwahrung, kurz man thut alles und thut es Mogliche, ihm den Aufenthalt angenehm zu machen und in Weise. prompt geschaftsmassiger Unter solchen. Umstanden ist es kein Wunder, dass die Gasthatiser in jeder amerikanischen Stadt Hunderte von Insassen und Gasten haben, und Tausende und Zehntausende von Familien und Hunderttausende von Junggesellen in ihnen ihre bestandige Heimath aufschlagen. Beinahe die Gesammtheit aller unverd. h.

Dem

,

heiratheten

Manner der Handwerker- und Arbeiterklasse sogar

lebt

in den billigeren gewohnlichen Kosthausern, die allerdings nicht in ebenso anstandigem Style, aber doch nach gleichen Grundsatzen gefiihrt

werden.

Es

lasst sich nicht bestreiten,

dass die Verpflegung der ein-

gewanderten Handwerker- und Arbeiterklasse in solchen Kosthausern ihre Durchschnittsbekostigung in Europa sogar heutigen Tages noch weit iibertrifft. Die Ernahrung des Arbeiterstandes in den Vereinigten Staaten steht der des kleinen Geschaftsmannes u. s. w. vollstandig gleich, und ist gerade so gut wie die des gesicherten Mittelstandes in Europa. Sogar in den gewohnlichsten

257 Kosthausern besteht die Verpflegung immer noch aus drei Mahldie im Allgemeinen folgendermaassen zusammengesetzt sind Des Morgens Kaffee mit Milch und Zucker gerostetes Fleisch (in der Regel Beefsteak), \varme Pfannkuchen, Bratkartoffeln und Weiss- oder Schwarzbrod mit Butter, Alles in beliebiger Quantitat. zeiten

:

,

,

Des Mittags

gewohnlich

Suppe,

Maccaroni, Erbsen, Bohnen und

dgl.,

Fleischbriihe

rait

Reis,

gekochtes Suppenfleisch mit mit Zugemiise, Kartoffeln,

passender Sauce, gebratenes Fleisch Brod. Endlich als Nachtisch Pie eine Art diinner Fruchtpastete. Als Getrank wird haufig noch Kaffee, im Sommer aber Eiswasser beigegeben.

wie am Morgen, dabei, und an Stelle des Kaffee' s tritt haufig Thee; ebenso vermehrt noch eine Schussel kaltes Fleisch oder Kase die Auswahl. An den Wochentagen giebt es von dieser Durchschnittsregel in den Kosthausern kaum eine Abwechslung. Am Sonntage aber wird gewohnlich in Gestalt vori Besseres etwas geliefert Eierspeisen gebratenem Gefliigel und kuchenahnlichen Gebacken nur

Des Abends giebt es gewohnlich noch

ist

eine ahnliche Mahlzeit

eine

Schussel

,

Gemuse

,

f Calces}.

Man sieht aus diesen Angaben, dass der Arbeiter in Amerika durchaus noch keinen Grund hat, sich iiber seine Bekostigung zu beklagen. Wenn er dennoch im Vereine mit alien anderen Standen sich iiber den Druck der schlechten Zeiten beschwert, so ist die Ursache eben die, dass die Verringerung des Einkommens es alien Klassen von Tag zu Tag schwieriger macht, die Kosten der zu Gewohnheit und Bediirfniss gewordenen Lebensweise zu beEs ist nun allerdings leicht, den wohlfeilen Rath zu streiten. sie brauchten nur mit einer geringeren Lebensweise vorlieb geben um das Gleichgewicht zwischen ihren Ausgaben und zu nehmen Einnahmen wieder herzustellen. Die Erfahrung lehrt, dass dieser Weg leider der letzte ist den die menschliche Natur einzuschlagen und beinahe ausnahmslos setzen die Leute lieber Alles zu, pflegt, was sie uberhaupt noch haben. Die unerlassliche grossere Sparsamkeit wird in Wirklichkeit eben nur durch die zwingende Gewalt der Umstande eingefiihrt. Diese wirkt aber auf die Menge einzig durch den unnachgiebigen Druck schlechter Zeiten, welche Verschwendung durch Entbehrung kuriren. Aeusserst wohlthueud ist in alien amerikanischen Haushaltungen die skrupulose Reinlichkeit, die nicht oberflachlich nur ,

,

,

,

Auge fallenden Theile des Hauses betrifft, die verborgenen so dass Schubfacher, Schranke und Winkel aber vernachlassigt darin der Schmutz und Staub von Jahren zu finden ist. Audi die alten Lumpen- und Gerumpelsammlungen welche die deutsche

die in's

,

,

Hausfrau zum

stets fertigen

Beweise

ihrer Wirthschaftlichkeit

und

258 Sparsamkeit mit Vorliebe pflegt und hegt existiren im amerikanischen Hause nicht. Allerdings befasst man sicli dort auch nur sehr wenig mit dem Flicken alter Kleider, sondern nimmt gern die durch einen Riss gebotene Gelegenheit wahr auf Kosten des Alles bezahlenden Hausherrn sich ein Kleid nach der neuesten ,

Mode

anzuschaffen.

Ebensowenig kennt man die unreine

Sitte,

Wasche

die in Deutschland gebrauchlicho der Familie so .lange in einem dunklcn

Winkel der Wolnmng anzusammeln bis die Wagenladung dieser Masse in eine dumpfe Gahrung gerath urn welche ,

iibelriecbenden

,

man

endlicb den Entschluss fasst, zu dem heroischen Werke der grossen Wasche zu schreiten. Man wascht vielmebr am AnZeit

fange jeder Woche und trocknet und biigelt das Gewaschene, ehe der Sonntag herannaht. Dadurcb vermeidet man es nicbt

Schmutz langer denn nothig aufzubewahren sondern bedarf aucb nicht des Vorrathes an Leinen und Unterkleidern, worauf die deutscbe Hausfrau ihren besonderen Stolz setzt, wiihrend ihn der Amerikaner als todte Capitalanlage betrachtet. nur, gahrenden

,

gilt der Grundsatz der Reinlichkeit nicht nur in auf die Hauslichkeit sondern auch auf die Person, d. h. Bezug nicht sowohl was das mannliche Geschlecht betrifft, auf die Oberflache des Anzugs die Miine, die sich ein Deutscher

Ueberhaupt

,

,

giebt,' diesen rein

rikaner selbst

und sauber zu

sondern

vielmehr

auf

biirsten, macht sich kein Amedie Reinlichkeit des Kb'rpers

und der Unterkleider. Nicht nur hat, wie schon erwahnt, Hans von Grosshausern gar nicht zu sprechen

jedes anstandige

ein Badezimmer, welches tagtaglich in Anspruch genommen wird, sondern es giebt in Verbindung mit den Barbierstuben noch eine Menge Badezimmer, die von der gewohnlicheren Klasse bedeutend Der Preis eines Warmwasserbades ist allentbeniitzt werden. halben in den amerikanischen Stadtcn nicht hoher als eine deutsche Reichsmark. Ebenso wird strenge auf reine Unterkleider gehalten. Ein fleck enlos reines weisses Hemd gilt fiir das Kennzeichen jedes anstandigen Menschen, und der allergewohnlichste Arbeiter wecliselt seine wollenen Unterkleider wenigstens alhvb'chentlich einmal. Wie man jede Woche wascht, scheuert man die auf alle Falle beniitzten Raume des Hauses, welche die blanken Dielen zeigen, sobald es nothig, mindestens aber allwochentlich einmal. Da dies die unangenehmste Arbeit im Haushalte ist, so trachtet jede Hausalle ihrc Zimmer, frau, auch im gewb'hnlichen Arbeiterstande, mit alleiniger Ausnahme der Kiiche, mit Teppichen zu belegen, die denn auch beinahe allgemein im Gebrauche sind. Die wohlhabenderen Hauser treiben in diesem Artikel, sowie auch in den ebenfalls einen kostspieligen Luxus. allgemeinen Wandtapeten Um aber die Farben der theuren Teppiche nicht verbleichen zu

259 lassen, wird das Sonnenlicht aus alien anstandigen amerikanischen

Dieser Umstand sowie der, Hauser mit erwarmter Luft die schwachliche Gegeschieht tragt wahrscheinlich dazu bei sundheit der Frauen, die ihre Zeit fast ohnc Unterbrechung im Hause zubringen, nocli melir zu untergraben.

Wohnungen dass

sorgfaltig ausgeschlossen. die Heizung dieser

im Winter

,

,

Denn

anstandige Sitte verbietet ihnen, sich irgendwelche zu gonnen, Sogar einfacbe Spaziergange sind ihnen niclit gestattet und kaum wagen sie, in die offentlichen Parks sich zu begeben. Der Gruud dieser Abgeschlossenheit und Zuriickhaltung ist in dem krankhaften Bestreben, (lie

Erholung und Bewegung im Freien

Anderen gleich zu thun zu suchen. Weil also viele ihrer Schwestern im Stande sind, sich einer Kutsche zu die sich Jenen gegeniiber halt es die iirmere Frau, bedienen, zu Fusse zu gehen. nichts vergeben will, unter ihrer Wiirde es alien

gliicklicheren

,

Ueberdies

1st

Bevolkerung

sie

an offentlichen Platzen der Beriihrung der fremden

ausgesetzt,

die

aller

trotz

sie

der

Principien

doch nicht fur so ganz ihres Gleichen halt. Menschengleichheit Endlich aber ,,schickt" es sich fur eine Frau iiberhaupt nicht allein

auszugehen, weil

dadurch gewissennaassen die Schranken sich iible Nachrede zu-

sie

der weiblichen Sphare iiberschreitet und ziehen konnte. Der Herr Gemahl aber

kann sie nicht begleiteri, denn dieser ist von Morgens bis Abends abwesend in seinem Geschafte und geht iiberhaupt nie zur blossen Erholung spazieren, da er genug zu laufen hat will er das Gliick einholen dem er Also ist sie gezwungen, in ihrer Ladylike Zuriicknachjagt. gezogenheit zu bleiben und nur dann auszugehen, wenn sie Ge,

schafte hat.

Die einzigen Geschafte aber,

um

dereiit\villen

sie

sich aus

dem Hause begeben muss, ist die Auswahl der Stoffe zu Kleidern. Denn in dieser Hinsicht ist es eine Hauptsache,

ihren

dass

Schonste und Beste sich anschaffe, um nicht von Anderen liberboten zu werden. Folglich ist es ihre Pflicht und grosste Sorge, sich alle ,,Novitaten der Saison" mit eigenen Augen anzusehen und ihre Kenntnisse auf der Hohe der Zeit zu sie

das Modernste,

erhalten.

Sobald demnach ein

schoner Tag

erscheint

wirft

,

sie

und geht shopping, d. h. sie durchwandert alle Modewaaren- Geschafte und la'sst sich von den jederzeit dienstbereiten Ladendienern alles Sehenswerthe vorlegen. Sie mustert dabei auch den Putz aller anderen Damen die sich schaarenweise in diesen Laden herumclrangen unterhalt sich rnit ihren Bekannten uber die letzten Neuigkeiten wie z, B. die Entkurz geniesst im Wirrwarr und hiillungen des Beecher-Processes die ihr umgeben von Sammt und Seide ein Paar selige Stunden sich in vollen Staat

,

,

,

,

'

260 in

ihrem

sonst

Lcben

cintonigen

wechslung sind. Die Modewaaren-Geschafte

sind

also

Ab-

noth \vendige

sehr

eine

gewissermaassen

die

welche dem schonen einzigen offentlichen Unterhaltungs-Lokale Geschlechte offenstehen. Sie sind denn auch fiir den Besuch ihres ,

Publikums

und haben viel ausgedehntere viel besser eingerichtet als in Europa. Prachtvolle Laden , die oft 50 bis

Raumlichkeiten

150 Fuss und dariiber in Einem zusammenhangenden Raume umund deren ganze Strassenfront wie bei den meisten Laden

fassen

,

,

Amerika, nur aus grossen Spiegelscbeiben besteht, die eine Fiille von Licht zulassen erlauben die eindruckvollste ZurschauReihen von Stiihlen und Sopha's stellung der reichen Gewebe. in

,

laden die elegant-miiden Damen ein , in gemiithlicher Ruhe einen allgemeinen Ueberblick uber die ausgestellten Schatze zu gewinnen, und von der Mitte des Lokales erheben sich reichgescnmiickte,

mit den kostbarsten tiirkischen Teppichen belegte Treppen nach den oberen Stockwerken, um dort die anderen Abtheilungen des Geschaftes z. B. die Weisswaaren die Teppiche u. s. w. huldvollst in Atigenschein nehmen zu kb'nnen. breite,

,

Der Umsatz und

gestattet

der grosseren dieser Geschafte ist ungeheuer, einen Schluss auf die Ausdehnung des Kleiderluxus

des sclionen Geschlechtes. Allein

Detail-Geschaft

am

Stewart

oberen Broadway

New- York,

in

dessen

ein

ganzes Strassengeviert einnimmt hat einen jahrlichen Umsatz von ungefahr 50 Millionen Dollars. Claflie & Co. stehen nur um ein Weniges hinter ihm ,

zuriick.

Field

&

Leiter

in

Chicago setzen

iiber

20

Mill.

jahrlich um, und zwei andere Geschafte

in derselben Stadt

ihnen beinahe gleich. Eine Eigenthiirnlichkeit

alle

angestellten Verkaufer schlechtes sind , und

ist,

dass

in

Doll,

kommen

diesen Geschaften

beinahe ohne Ausnahme mannlichen Gezwar miissen sie nicht nur Manner sondern

So will es der young men, hubsche Jiinglinge sein. *) Geschmack des weiblichen Geschlechtes das jeden Laden der es wagen mochte, dieses Gesetz nicht zu beachten, sogleich mit Ungnade bestrafen und ihm die Kundschaft entziehen wiirde.

nice

,

,

,

Ist der geschilderte Haushalt wesentlich ist doch die gesammte Landbevolkerung, so

der

stadtische

,

so

weit sie nicbt als echte Hinterwaldler vom allgemeinen Verkehre fast ganz abgeschnitten lebt, es der Stadtbevolkerung einig in dem Bestreben, so viel als moglich gleich zu thun. Auf dem Lande ist dies freilich nur innerhalb gewisser Grenzen durchfiihrbar, da sie vielfache Bequemlichkeiten der Stadte entbehren miissen. Die Haushaltungsarbeit lasst sich nicht so vereinfachen wie in der Stadt; 1)

Ein Gleichea

iat

iibrigena

auch in

Wien

der Fall.

261

man

lebt viel einsamer

und abgeschlossener

und man kann nicht

,

Moden unterrichten, nicht die gleich gute Gelegenheit die anderen Elemente weiblicher

sich nicht iiber die neuesten

shopping gehen, auch konnen die jungen linden,

Damen

Bildung

anzueignen

,

kurz:

hinter den Stadten zuriick.

Jene, so darbietet

und

und

sich das Pianospielen

sich

crfreuen,

man bleibt desshalb im Da man aber gerade so

muss man eben suchen dieser Schicksaltiicke

sofern ein

der gleichen Begiinstigungen, zu versichern. Ist demnach

sich

Papa

ist

wie

eine Gelegenheit

Schnippchen deren

Fortschritte

gut

sich

zu schlageii, die

Willens,

Stadter

sich

aus

einem Bauern in einen Landagcnten zu verwandeln, so verkauft man sein altes unmodernes Geriimpel, und zieht ebenfalls in die Stadt; binnen Kurzem hat man sich dann zur Hohe der modernen aufgeschwungen, und ist gliicklich in dem Bewusstsein, Anderen gleich zu thun, wenn dariiber auch Papa's Geldbeutel sichtbar zusammenschrumpft. Ganz oberflachlich ware es, wollte man aus der vorher-

Civilisation es alien

gehenden Schilderung den Schluss ziehen, dass troiz der schlechten Zeiten eigentliche Noth nicht existire, sondern nur eine unbequeme Nothwencligkeit, fiir All und Jedermann, sich in seinen Ausgaben einzuschranken.

Denn man wiirde

dabei ausser

Acht

lassen,

dass

Einschrankung im Verbrauche eben vorzugsweise gewisse, entbehrliche Gegenstande betrifft, und daher sammtliche Geschiifte, welche gerade diesc Gegenstande erzeugen, brach legt, ihre Arbeiter aber zu garizlichem Stillliegen verurtheilt. Die hiervon betroffenen Klassen der Fabrikbevolkerung leiden demnach \virkliche Xoth, wahrend der Bauer z. B. allerdings nur gezwungen ist,

sich einzuschranken.

Hatte nun die Sparsamkeit zur allgemeinen Folge den Verbrauch solcher Luxusartikel zu beschranken, die lediglich dem eitlen Wahne und der Prachtentfaltung dienen, so ware der sich ergebende Vortheil fur die Gesellschaft im Allgemeinen wohl hinreichend, um dariiber die zeitweilige Noth libersehen zu konnen, Leider aber tritt dieses Ergebniss nur im geringen Maasse ein. Derm gerade jene Klasse, die sich am meisten der luxurib'sen Prachtentfaltung hingibt, fuhlt den Druck der schlechten Zeiten

am

wahrend umgekehrt

die Klassen, deren Lebensbedas Gebiet des eigentlichen Luxus beriihren, cich am meisten einschranken miissen, und gezwungen sind auf manche wirklich werthvolle Bequemlichkeit Verzicht zu leisten. Die zu

wenigsten,

diirfnisse

kaum

uppigem Reichthume emporgeschnellten glucklichen Speculanten dagegen suchen nach wie vor, es einander in Pracht und Prunk nicht nur gleich, sondern zuvorzuthun, Die dieser

Klasse,

hat,

lasst die der Aristokratie

welche ihre

Verschwendung Handumdrehen gewonnen Europa's, die gewohnt ist innerhalb

Millionen im

262 cler

Grenzen ihres Einkommens zu leben,

zwar

steckt

sie

sich

dies absichtlich

Uiul

weit hinter sich.

Denn

Ziel.

als

will

sie

ihren Anspruch, Jedermann mindestens gleich zu sein, d. h. gegen dem altaristokratischen Stolze gegeriiiber Niemand zuriickstehen ,

dadurch zur Geltung bringen, dass sie denselben durch grosseren Aufwand zu demuthigen sucht. Desshalb kommt es ihr weniger auf das \virklich Geschmack voile und Schone, als vielmehr darauf an, Kostspieliges zur Schau zu stellen. Letzteres kann eben nur haben, wer Geld im Ueberflusse hat, wahrend Schb'nheit und Geschmack auch von weniger Bemittelten entfaltet werdcn konnen. TCunstverstandniss aber konnen diese Leute nicht besitzen, da dasselbe nur das Produkt einer allmahligen, mehrere Generationen bin durch wahrenden Erziehung ist. Ihnen gefallt vielmehr die grelle, blendende Pracht am besten, weil sie am meisten in die Augen fallt und das meiste Geld kostet. Desshalb zeichnet sich alle Kunst in Amerika durch iiberladene Dekorationen aus. Einfache Flachen sind ihr ein Grauel, und jedes Fleckchen einer architektonischen Facade z., B. oder der Wandflache eines Prachtzimrners

das

,

Raum genug

bietet

um

kostspielige Dekoration anzubringen, wird Auf das Verhaltdamit sogleich versehen, beklebt oder behangt. niss dieses Stuckes zu der schon vorhandenen Dekoration kommt eine beliebige,

irgend

es dabei nicht nur nicht an, ja es vorzuwalten, dass es um so besser,

je

Contrast wird eher

als

wahrgenommen

heit zu begreifen eben

,

scheint

sogar

mehr

es

der

Grundsatz

absticht.

Denn

deren

Schon-

Harmonic,

ein gebildetes Verstandniss erfordert.

Von

des Styles ist desshalb nirgends in Amerika eine Spur vorhanden, und der darnach strebende Kunstler wiirde nur eine

Einheit

sehr flaue Anerkennung finden. Die Architektur wirft alle moglichen Style durcheinander, und ist im Stande, dorische Saulen mit gothi-

schen Thurmspitzchen zu vollenden. Die Musik macht so viel Spcktakel als moglich, und nicht nur Trommeln und Posaunen, sondern auch Ambosse uud Kanonen spielen darin die vielbewunderte Heldenrolle. Die Produkte der Malerei zeichnen sich durch

Farben aue, und werden in ausserordentlich breite, schwere Goldrahmen eingefasst, iiber deren Kostspieligkeit man das Bild ganz ausser Augen lasst. Die Bildhauerei spielt die allerklaglichste Rolle, und wenn die Helden der Nation wirklich den Figuren geglichen, die man in Parks und an offentlichen Orten ausgestellt findet, so miissen sie fiirwahr auserlesene Jammergestalten gewesen sein, denn jene Statuen sehen fast ohne Ausnahme wie schwind-

grelle

siichtige,

durch vieles Ilocken

Das Theater combinirt

Schneider aus.

und vervollstandigt

durch Mode gewordene stars (Sterne), Biihnengrossen, entweder in Europa oder durch sonst ganz auffallige Eigen-

diesolben die

krumm gewordene diese vierKiinste

263 schaften zu

einem beriihmten

oder

beriiclitigten

Rufe

gekommcn

Diese Stars niachen systematisch geplante Gastreisen einem Theater zum anderen, und ziehen das.Publikum an. sind.

von

Das

Gros der Schauspieler dagegen spielt eine ganz untergeordnete Rolle fur hb'chst geringen Lohn, wahrend jene Sensation machenden Stars, die man der Mode halber sehen und horen muss, ganz zu einem Weltausbeuten. letzteren Jahren allgemach

Umstand den

eriorme Bezahlung erhalten, ein rufe

gelangten

europaischen

Biinnengrb'ssen

alle

geliorig

Uebrigens fangt ihr Ansehen in den zu sinken an. Als Curiositat hat man

sie genugsam gesehen, Kunst ihrer Leistung hat man doch kein Yerstandniss. Desshalb beginnt man sich in diesem Felde von dem Einflusse Europas mehr zu emancipiren, und jene Kunst wofiir man Geschmack Und dies ist hat, an deren Stelle zu setzen.

und

die

fiir

eigentliche

das sensationelle spectacular Drama, d. h. Vorstellungen die auf der Biilme hauptsachlich blendende Pracht und allgemein verstandliche sinnreizende Ueppigkeit vorfiihren, dagegen das Publikum mit tieferen, geistige Thatigkeit und Auffassung erfordernden ,

Scenen verschoncn. In

dieser

schaustellung der

Man

rolle.

Kunstgattung Formenreize

sieht

dort

spielt

dass er des Hbrens nicht werth volle Costumirung,

durch

man

was

die das

aussergewohnliche Schauspielerinnen,

die

moglichst

grosste

Zur-

iippig-schoner Weiber die HauptSangerinnen, deren Gesang von der Art, ist,

sie

Schonhcifc

die

die sich

aber

durch pracht-

errathen lasst, und auszeichnen. Ebenso sieht

bedeckt

auch noch nicht

die

ersten Elemente

des Deklamirens gelernt, was iibrigens ganz gleichgiiltig, da die Handlung des Stiickes aufgehort hat, Interesse zu erregen. Die Mannerrollen werden fast ausnahmslos von prachtig gewachsenen

Damen

mit vollen gerundeten Formen im eng anliegenden Pagendas sich uberhaupt der vorzugsweisen Gunst

kostiime gegeben, crfreut

und

verdrangen

jede scheiiit.

.

andere Bekleidung von der BUhne ganzlich zu Lebcride Bilder, immer mehr in das Gebiet der

unverhullt griechischen Skulptur hinubergreifend, finden in fortwahrend sich erhohendem Maasse Geltung und Anerkennung.

Endlich spielt der Tanz die wesentlichste Rolle, und zwar vornehmlich der keck herausfordernde, uppig-reizende Tanz. Ohuc ist schlechterdirigs mit dem Theater kein Geschaft mehr zu machen, und desshalb sehen sich sogar die Biihnen, die noch das regulare Schauspiel aufzufiihren wagen, gezwungen, sich ihrPublikum dadurch zu sichern, dass sie, wenn moglich in jedem Akte ein Ballet einschieben, Man geht aber noch weiter. Der Lieb-

ihn

lingstanz reizende

des

Jardin

Cancan wird

Mabille, einer

in

sehr liberalen Pariser Polizei

der

berUhmt-beriichtigte,

sinnlich

Weise vorgefuhrt, die selbst der Gelegenheit zum Einschreiten geben

264 wiirde. Im Herbste 1874 bescbaftigten New-York mit dieser Specialitat, wahrcnd

drei Theater in das raumlich grosste

sich

Theater der Stadt, Niblo's Garten, ein Stuck auffiihrte, in der die bekannten ersten Menschen Adam und Eva, der Siiridenfall, die Schlange, Gott selbst und die lieben Engelein Rollen spielten, und das mit der Sintfluth in einer iiberaus prachtvoll-luxurib'sen Dekorations- und Verwandlungsscene schloss. Man wagte allerdings noch nicht das iiberlieferte Feigenblattkostum naturgetreu wiedcrzugeben, war ihm aber so nahe gekommen, als die gegenwartigen Freiheitsrechte erlauben.

Die Conkurrenz dieser Art Schaustellungen schlagt allmahlich, aber sicher, alles Andere aus dem Felde. Zwar werden die vorangeschrittensten Theater beinahe nur vom mannlichen Gcschlechte aber das Weib drangt nach, und die Hebe Jugend, die schlechterdings nicht zurtickgehalten werden kann, wirft sich mit Eifer auf die dargebotene Gelegenheit zum Studium der Schonheit. besucht,

Ganz

Weise

denselben Geschmack

dienen,

suchen

,

dem

die

Theater

auf

diese

die privaten Festlichkeiten der Geldaristo-

Die weiblichen Formen kann man freilich kratie zu befriedigen. dabei nicht so off'eu zur Schau tragen, wie auf der Biihne, schon urn deswillen nicht, weil hierzu eben die tadellosen Formen von Nb'then, die bei den kranklichen, mangelhaft entwickelten Ameri-

kanerinnen

so

iiberaus

selten

geworden

sind.

N

Auf

der

Buhne

spielen Frauenzimmer europaischen Blutes und besondersEnglanderinnen die hervorragenden Rollen. Dagegen ersetzt man diesen

Mangel durch uppige Kleiderpracht und Juwelenglanz.

Und

die

Presse thut ihr Moglichstes, den Glanz solcher Feste zu verherrJede Zeitung von einigem Unternehmungsgeist erfreut lichen. am nachsten Morgen schon das Publikum mit der Mittheilung, dass in den Empfangs- und Unterhaltungsraumen des eleganten Wohnsitzes (mansion) unseres hochst achtungswerthen Mitbiirgers Herrn So und So, Esqu. gestern Abend ein glanzender Ball statt-

gefunden habe, wozu sich die Ilite unserer Gesellschaft eingefunden. Alle hervorragenden Schonheiten der Stadt waren zugegen Jetzt folgt die genaueste Detailbeschreibung der einzelgewesen. nen Schonen. Der Lockenschmuck der Frau A., der ven ungewohnlich, uppigem, seidenweichemReichthum, sei in einer wunderbar geschmackvollen Haartournure aufgebaut gewesen; Fraulein B.,

vom

feurigsten Typus, habe in ihren Rabenlocken Diamantschmuck getragen, der laut Rechnung des Juwelenhandlers Herrn Tiffary so und so viele Tausend gekostet; Frau C., eine reine Blondine, habe ein blauseidenes Kleid mit goldenen- und Juwelensternen iibersat, getragen, dessen Werth unermesslich, und das erst mit dem letzten Dampfer direkt vom beriihmten Damenschneider Herrn Worth aus Paris angekommen eine Briiuette

einen

funkelnden

265 und besonders fiir dieses Fest gemacht worden sei. Die reizenden kleinen Fiisschen und delikaten Knb'chel des Frauleins D. seien in noch nie gesehenen, bewundernswerthen Schuhen, mit Diamanten besetzten goldenen Spangen eingehiillt gewesen, u. s. \v. So geht es spaltenlang fort. Kommt gar eine Hochzeit im high der erhabenen Aristokratie vor, so wird jedes life d. h. unter Stiick des Brautstaates bis auf die letztenUnterkleider, die Spitzcn von Brussel, die Shawls von Cashmir, die Seide von Lyon und .

Uebrige von Paris, jedes Hochzeitsgeschenk dera Publikum Beschreibung vorgemalt. Dieser Luxus beschrankt sich durehaus nicht auf die erwachsene Geld- und Modewelt, sondern erstreckt sich im vollsten Maasse auf die Kinder, die schon im zartesten Alter in genauester Nachahmtmg des Gebahrens der alteren Personen ihres Kreises sich Kinderfeste und das Benehmen von Damen und Herren aneignen. Kind-erballe werden abgehalten, die sich von anderen nur durch geringere physische Hb'he der Theilnehmer unterscheiden, wahrend sie im Ceremoniell sowohl als im Aufwand ganz dasselbe leisten. Und die Zeitungen berichten uber sie in gleicher Weise. Da \var Master A., der Sohn des Eisenbahnkonigs, ganze neun Jahre alt, der sich durch tadellose Toilette und elegante Tourniire auszeichncte und der mit Miss B., acht Jahre z'ahlend der intelligenten Tochter des Petroleummillionars, die in seidenen Gewandern und mit der selbstbewussten Haltung einer Dame der grossen Welt Ihnen gegeniiber durch die Sale rauschte, die Quadrille tanzte. stand Fraulein D., sieben Jahre alt, stolz wie eine Kb'nigin, mit einem aufs Kunstvollste gearbeiteten Goldschmucke, an der Seite des jungen Herrn E., sechsjahrig, auf dessen schneeweissem, gevon feinstem Battist eine Diamantnadel stickten Hemdbusen alles

in ausfiilirliclister

,

blitzte.

u.

s.

w.

u.

s.

w.

Uebrigens wird dieser Luxus nicht allein bei solchen festlichen Gelegenheiten, sondern bei den gewbhnlichsten Ausfliigen, den Kirchenbesuchen u. s. w. sowohl von Alt wie Jung entfaltet. in New-York % sagt Thurlow ,,Es gibt zehntausend Damen Weed, ein alterer hervorragender Staatsmann und Journalist der friiheren Periode, ,,deren Costume mindestens ein Jedes 1000 Dollars kosten. Vor 15 Jahren hatte sich diese Anzahl von Modedamen (fashionable ladies) mit einem durchschnittlichen Kostenpreise von 250 Dollars gekleidet, und sie waren damit gerade so anziehend geschmuckt gewesen, wie heute. Zehntausend Kinder unter zehn Jahren werden jetzt in phantastischer und kostbarer Weise mit einem Aufwande von je 100 bis 150 Dollars fiir jeden Anzug aufgeputzt, wahrend vor 15 Jahren die Kinder der reichen Burger einfach und passend zum Kostenpreise von 20 25 Dollars gekleidet wurden. Es ist peinlich daran zu denken,

bis

34

.

266 dass

in

Folge

eine Klasse,

einen Dollar verdient

tauseude ausser Arbeit sind, und Brennmaterial Mangel leiden!" Die weitaus schlimmste Folge

Luxus

und

der

ausftihrlichen

und Begehren

der Zurschaustellung

Berichterstattung

durch die Zeitungen, die lediglich

Geschmacke

Kostenaufwandes fur hat, andere Zelman Nahrung, Kleidung und

verschwenderischen

dieses

die niemals

liber

dieses

denselben

vom Geschaftsstandpunkte dem

ihres

Lesepublikums Geniige leisten, dass Alle das Aeusserste dran setzen, es diesen vom Gliick Die praktische Wirkung begiinstigten Wenigen gleich zu thun. der Doktrin der Gleichlieit wird in dieser Hinsicht gerade zur ist

die,

tyrannischen Herrschaft der Mode. Wahrend es in Deutschlantl sogar von den Eitelsten noch in gewissem Maasse beinahe als Schande empfunden wird, als Modedame zu gelten, setzt die

Amerikanerin ohne Ausnahine ihren Stolzdarein, es als fashionable lady jeder Anderen gleich zu thun. Gleichviel was ihre personlichen Ansichten, Gefiihle und Neigungen, mag es ihr noch so mit dem grossten und sie nur unlieb und mag sein, unbequem

Bedauern die, wie sie wohl einsieht, uimtitzen Ausgaben machen, von denen sie weiss, dass ihr Mann sie nur mit grosster Mtihe zu bezahlen im Stande, sie muss in alien ihren Handlungen, in ihrem ganzen Anftreten und in jedem einzelnen Zuge ihrer Erdenn der Mode unterwerfen, sich auf's Strengste scheinung was und iiber Alles die is Mode h. d, geht supreme fashion ,

sich ihr nicht

fligt,

out of society}

ist

Nach

aus

der Gesellschaft

Asmus

ausgestossen

(read

:

,,Hat eine auch nur'mal ein Zopfchen

Nicht angeheft', wie ausgemacht, Dreht jede zierlich gleich das Kopfchen

Und

guckt ihr hb'hnisch nach und lacht."

Die Erzielmiig der Kinder in Haus und

Scliule.

Die im vorigen Abschnitte geschilderte allgemeine Auffassung nicht verfelilen, auch ihren Einfluss auf die Erziehung der Kinder auszuiiben. Systematisch werden diese dess-

kann

natiirlich

halb

nicht

zur

praktischen,

erzeugenden Arbeit

angehalten und

267 gilt von vornherein als unter ihrer Wtirde, und die Knaben werden zu Gentlemen, die durch gliickdie liche Spekulation oder sonstigen Zufall Geld machen sollen, Madchen dagegen zu Ladies erzogen. Es ist ganz erstaunlich, welches Vertrauen der Amerikaner darein setzt, dass schon ,,etwas sich darbieten werde", something will turn up, das seinen

dafur erzogen, sondern letztere

das Leben

Kindern die Mittel gewahren wercle,

Gentleman

eines

zu fiihren.

Soweit diese Erziehung im Hause vor sich geht,

zeichnet

sich dadurch aus, dass den Kindern keine Arbeit zugemuthet Da nun die Fashion insbewird, welche die fashion verbietet. sie

sondere den Ladies jede nutzbringende Arbeit untersagt,

im Geringsten physische Anstrengung erfordert, so ist davon die, dass sogar in den Hausern. wo die Mutter .

die

nur

die

Folgc sich noch

der Hausarbeit unterzieht, die Tochter in ganzlicher Unthatigkeit aufgebracht und von ihrer Mutter bedient werden. Es bedarf der

dass es immer noch Tausende .und Zehntausende amerikanischer Frauen gibt, denen es weder an Fleiss noch an Lust, noch an Geschick mangelt, ihre Hausarbeit zu thun, und die vollkommen Will ens sind, ihrem Gatten durch Besorgung des Haushaltes, ja sogar durch Sparsamkeit helfend zur Seite zu stehen, Aber auch sie stehen unter der Tyrannei der Fashion.

Erwahmmg,

Und

konnen und diirfen sich dieser Arbeit nur insoweit unterdie Aussenwelt es nicht bemerkt. Dies geschieht denn auch in vielen Tausenden von Fallen, und diese, die einzigen wirklichen Hausfrauen, die die amerikanische Bevolkerung noch sie

ziehen,

als

in ihrer Mitte zahlt, ziehen sich bald, weil ihnen ihre Beschaftigung nicht die Zeit iibrig lasst, sich, \vie es dieFashion vorschreibt,

auf dem ladylike Standpunkt zu halten, ganzlich von der Welt und dem Umgange mit der Gesellschaft zuriick, und sind nur noch in der Kiiche und den fremden Besuchern nicht zuganglichen Zimmern des Hauses zu finden, deren Grenzen sie kaum jemals iiberschreiten. Es sind dies meistens noch im wahren Sinne des Wortes .,Faniilienmiitter", dcren Kinderzahl noch nicht durcn die fashionable Zwer begrenzt wird. Aber gerade diese haben die Schwache, den Ehrgeiz es alien Anderen gleich zu thun, auf den sie fur ihre Person Verzicht geleistet, in ihren Kinder verwirklichen zu wollen. Kinder sollen es besser haben wie ,,Unsere wir!" sind Worte, die der mit dem amerikanischen Leben wirklich Vertraute

und

allenthalben

aus

gerade

dem Munde

der

besten,

Hausfrauen vernimmt, die nicht nur der amerikanischen, sondern beinahe im gleichen Maassc dor einUnd damit es dio Kii der gewanderten Bevolkerung angehoren. besser haben, fangt man damit an sie zu ganzlich untlichtigen und nichtsnutzigenMenschen heran zu bilden. Damit das Tochterlein tiichtigsten

fleissigsten

,

268 in ihrcm

Aussehen,

ihrem Auftreten und ihrer Bildung

als

Lady

nicht zuriickbleibe oder zuriickstehe, reiben sich diesc Mutter im Fur diese Aufopferung buchstablichsten Sinnc dcs Wortes auf.

werden

sie

nur in

hochst

seltenen

Achtung der Kinder belohnt.

und

der Liebe

mit

Fallen

Im Gegentheile

die saugen Anschauungen, nach welchen es nicht ladylike und nicht respectable zu thun, wie sie in ihrem eigenen Hause ihrc ist, solche Arbeit Mutter thut, im vollsten Maasse ein, und das unvermeidliche Erwelche die Sie, gebniss ist, class sie ihre Mutter verachten. drudgery, die schmutzige, miihsame Arbeit des Haushaltes thut, ist

in ihren

Augen

the old

woman

eine untergeordnete Person,

Namen mehr

keinem anderen w

diese

das alte

als

belegen Wahrend Weib!-' ,

im Parlour, dem Prachtzimmer, sitzen und und den anderen Elementen ihrer Bildung,

die

sie

bald mit

dem wegwerfenden die jungen

sich

Ladies

dem Piano mit ihren Be-

mit

oder suchern kurzweilen, halten sie es fur ganz in der Ordnung, dass jene im Hinterzimmer und der Kiiche diejenige dienstliche Arbeit verrichte, welche durch ihre Besuche nothwendig gemacht wird. Als die grb'sste Kr ankung ihres ladylike Selbstgefiibls wiirden sie es auffassen, wollte das old woman sich erdreisten, vor den Besuchern im Parlour ebenfalls zu erscheinen, was denn auch beinahe nie sich ereignet.

Erziehung der Knaben waltet nur der wahrend die Madchen sich fast gar nicht in freier Luft tummeln diirfen, weil es nicht respectable, die Knaben beinahe fortwahrend auf den Strassen herumliegen, und die moIn

der hauslichen

Unterschiedj dass

ralischen Ansichten der Strassenjugend schon in friihem Alter sich aufnehmen. Sich mit Jedem raufen, der ihnen in den

in

Weg

kommt, der ganzen Welt nichtsnutzigen und durchaus nicht innerhalb der Grenzen

der Massigkeit gehaltenen Schabernak spieleri; Niemanden, absolut garNiemanden achten, dasieja mindestens gerade so gut, wie Jeder; sich von Niemand Etwas verbieton lassen, oder auch nur eine Ermahnung hinnehmen, da sie ja ,.freie un-

abhangige" Burger sind oder sein werden, was in ihren Augen und endlich sich als eine Art Schinderhannes und Raufbold vor alien ihren Genossen auszeichnen und den Heldenruhm erwerben, der ihrer Meinung nach diese Auszeichnung bedie mehr oder minder, gleitet, das ist die Moral der Strassenjugend besonders Element aber dort wo das irische zahlreich verganz Nimmt man treten, von der ganzen Knabenwelt getheilt wird. dass es in jeder grosseren Stadt Hunderte von Knaben, hinzu, gleich viel;

,

kaum dem

zartesten Kindesalter entwachsen,

gibt,

um

die

sich

Niemand kiimmert, die sich als Stiefelwichser, Zeitungsverkaufer, und in zeitweiligen Geschaften durch das Leben zu bringen haben, und daher mit einem gewissen neiderregenden Unabhangigkeits-

269 so wird man begreifen, \vie schwer es ist, solchen Jugend gegeniiber die elterliche Disciplin aufrecht zu erhalten. Die Mehrheit der Kinder nennt denn auch den Vater nicht anders als the old man ,.der alte Mann" oder gar stolze crfiillt sind,

einer

Letzteres ist iiberhaupt alteren fellow ,,der alte Bursche". Lenten gegeniiber ihr Lieblingsausdruck. Das Beste was die hausliche Erziehung noch erreicht, ist den Knaben einen oberflachlichen ausseren gentlemanlike Anstand Gelingt dies bei ihnen nur unvollkommen, so wird einzupragen. Die es dagegen bei den Miidchen im hb'chsten Grade erzielt. amerikanische Miss von 17 Sommern oder noch weniger steht in ihrem ganzen Benehmen, namentlich aber in der ruhigen Sicherheit ihres Auftretens, die alle etwa existirenden Mangel an Bildung, Auffassungsgabe und Talenten unter dem undurchdringlichen the old

Schleier kalter Unzuganglichkeit auf s Beste zu verhiillen vcrsteht, den Damen der europaischen guten und grossen Gesellschaft voll-

kommen

gleich. Uebrigens lasst sich auch nicht bestreiten, dass Schulbildung der Frauenzimmer besser ist, als die der Manner. Wiihrend der Knabe die Schule als eine lassige Beschrankung seiner Freiheit ansieht, deren Zweck er iiberhaupt nicht begreift, da er ja an und fur sich schon ein freier und gleicher Burger zu werden berechtigt ist, sieht das im elterlichen Hause gewissermaassen eingesperrte junge Madchen die Schule eher als einen

die

und Abwechslung an. Ueberdies brennt sic sich vor Ehrgeiz, es an Bildung jeder Lady gleich zu thun. Auszeichnung in dieser Beziehung zu verschaffen, studirt sie demnach zu Hause mit demselben Eifer, womit ihr Bruder auf die Strasse stiirzt, um dort an den Kampfen der Strassenjugend theilPlatz der Erholung

Um

zunehmen, und sich Ehre und Heldenruhm

als erfolgreicher Klopferwerben. Dieser Tendenz der mannlichen Jugend entgegen zii arbeiten, reicht die Disciplin der Schule nicht aus. In Folge der krankhaften Sentimentalitat, die Strafen nicht mehr als dem Gciste des

fechter

zii

Zeitalters angemessen ansieht, ist namlich jede empfindliche Strafe aus den amerikanischen Schulen verschwunden, und man bcschrankt sich vielfach lediglich darauf, den widerspenstigen Zogling zu

ihn den Rest der jahrlichen oder halbjahrlichen der Klasse auszuschliessen. Dies thut hoffnungsvollen Sprb'ssling natiirlich nur dann webc, wenn

suspendiren Schulzeit

dem

d.

h.

vom Besuche

er etwa daheim einen ganz ungewohnlich barbarischen Herrn Papa haben sollte, der ihn fiir diese seine Errungenschaft tag-

taglich durchblaut.

Die Mehrheit der Lehror besteht uberdies aus jungen, kaum der Schule entwachsenen, unerfahrenen Frauleins, die den wilden Bengeln gegeniiber ihre Autoritat nicht behaupten konnen.

270 Endlich aber beruht das gauze Lehrsystem auf Grundsatzen, Werth haben, der Anlage des weiblichen Geistes jedenfalls besser entsprechen, als dem mannlichen. Das mechanische Auswendiglernen namlich wird fast ausschliesslich Sammtliche Schulbiicher besteben aus Reihen von Fragen, geiibt. bei denen in der Regel auch gleich die Antwort steht, und diese werden unter der Aufsicht der Lehrerin, die gar kerne oder nur die soweit sie uberhaupt

die nothdiirftigsten Aufklarungen gibt, ibre eigenen Kenntnisse wiirden ihr nicbt erlauben, den in der Frage beregten Gegenstand ausfiihrlich zu behandeln, in der Schule laut durchgelesen, und

mehrfachen Wiederholen zum

nach

Auswendiglernen aufgegeben. planmassigen Entwickelung oder Anregung der 1st ein Buch selbststandigen Denkkraft ist gar nicbt die Rede. durchgenomraen, so gebt man an's Nachste, und das Resultat ist in der Regel, dass der Zogling, der das Eine auswendig gelernt

Von

irgend einer

von dem Inhalte des Yorbergehenden, der in keiner Weise dem Folgenden logisch verkniipft ist, ancb nicbt das Geringste mebr weiss. hat,

mit

Die Lehrmethode

stiitzt

sicb

demnach

ausschliesslich

blinde Autoritatsglaubigkeit und ein gutes Gedachtniss,

gegen

Da

lasst

auf da-

die Urtheilsfahigkeit und Folgerichtigkeit ganz unbeachtet. letzteren Seiten der Verstandesthatigkeit

aber anscheinend die

den

Anlagen

wahrend

des

mannlichen

am

Geistes

dem weiblichen

meisten

entsprechen,

mehr zuzusagen scheinen, so erklart sich daraus, dass die amerikanische Lehrmethode bei dem mannlichen nur sehr mittelmassige, bei dem weibdie

ersteren

lichen Geschlechte

Amerikanerin

diirfte

dagegen etwas an Bildung der

ropa's gleich stehen, der Fall ist.

wahrend

bei

Geiste

bessere Friichte

bringt.

Die

Dame dem

der gebildeten Stande EuManne Solches entschieden

nicht

Dieselbe Lehrmethode erstreckt sich sogar auf die hoheren Schulen [Colleges und Universities^. Die Mehrzahl dieser ist iibrigens von Religionssekten gegriindet, alle Lehrstuhle werden von ihnen besetzt, gewbhnlich mit solchen Geistlichen ihrerSekte, die keine haben und als Lehrer gutzahlende Predigerstelle Wi liens sind, nur unbedingt christliche, (d. h. was die betreffende Sekte als christlich auffasst) Wissenschaft *) zu lehren. Die

wenigen

Universities aber, die nicht unter

dem

direkten Einflusse

Sekte stehen, sind dem Andrangen sammtlicher Sekten oder gar den Einfliissen der Politiker ausgesetzt, die fortwahrend um die Oberherrschaft ringen. Jene versuchen natiirlich bei jeder Gelegenheit ihre speciellen Schrullen zur Geltung zu bringen. einer

1) Die Errichtung katholiachcr Uiiivcrsitatcn inFfnnkreicb findet also ihr schonstes Vorbild im freien Amerika.

271 Letztere dagegen betrachten die Lehrerstellen auch noch alsRuhckissen fur gute Freunde.

In alien diesen hoheren Lehranstalten werden die Zoglinge Riicksicht auf den Grad ihrer Vorbildung aufgenommen. Meist wohnen dieselben in einer Art Kaserne, die mit der Schule

ohne

und dort werden die wilden, Verbindung steht ungeberdigen, bis dahin noch gar keiner Disciplin unterworfenen Burschen mechanisch d. h. ausserlich disciplinirt, ein Process, Freie Vorlesungen existiren der sie meist zu Heuchlern macht. '

in unmittelbarer

,

sogar in den besten Universitaten nicht, sondern der Student ist iiberall gezwungen, den regelmassigen Klassensitzungen beizuwolinen und dort die regelmassigen Vortrage zu horen und zu memoriren. talentvollen Lehrkraften Geunabhangiger Weise hervorzuda die thun, kennt man gar nicht, will es auch nicht kennen, Richtung, die jede einzelne Schule beherrscht, in derselben eine unabhangige Wissenschaft nicht gestatten wiirde. Unter alien Lehrern die an der grossen Menge dieser Hochschulen angestellt sind, existiren sehr Wenige, die sich im Ge-

Etwas wie Privatdocenten, wodurch sich

legenheit gegeben wiirde,

in

,

biete der freien

vielmehr

sammt

Forschung einen Namen gemacht hatten. Sie sind die und sonders Grossen unbekannten Ranges

sich damit begniigen,

,

die

Forschungen der Gelehrten Europa's in

verstiimmelten den Ansichten ihrer Sekte entsprechend ihren Schiilern vorzulegen. Laboratorien, worin unter Anleitung von Professoren Experimente gemacht werden, sind entweder nicht vorhanden oder

einer,

,

Form

sie vorhanden dies ist der bezeichnendste UmIn nicht beniitzt. den Stand der hoheren Bildung der grossen Stadt Chicago besteht eine Universitat mit einem aber keinem Menschen, der guten astronomischen Observatorium sich darum kiimmert oder auch nur im Stande ware, dies zu thun. Nichts desto weniger sind die guten Burger von Chicago stolz auf ihre Verdienste um die Astronomic. Wird mitunter und nur ganz ausnahmsweise ein Mann von europaischem Rufe als Professor an einer dieser Lehranstalten ander wie der verso kann dies nur ein solcher sein, gestellt, der storbene Agassiz es sich zum Berufe macht den Riss zwischen Bibelglaubigkeit und Wissenschaft besteht, zu iiberschmieren und ubertunchen. Keine amerikanische Universitat wiirde es wagen, einen imabhangigen Forscher zu berufen und ihm die Freiheit lassen die wirklichen Resultate seiner Forschungen auch dann noch vorzutragen, wenn sie mit den religiosen Doktrinen der Sekte nicht mehr im Einklange zu stehen scheinen. Uebrigens ist der untergeordnete Stand des hoheren Unterrichtswesens in den Vereinigten Staaten durchaus kein Wunder.

werden,

stand

wo

fur

,

,

,

272

Denn in Folge der ganzen politischen und socialen Organisation geht beinahe jedes Motiv, welches die Leute zu ernstem, unabhangigem Studium bewegen konnte, verloren. Auch der originellste Forscher und der gebildete Maim geniesst keine hohere Aclitung, als ein anderer Mensch, es miisste denn sein, dass es ihm gelange, auf irgend eine auffallende

Weise

sich Beriihmtheit

zu civ

Ebenso

werben.

wenig gewahrt die Absolvirung einer hoheren Lehranstalt und Universitat besondere Privilegien, wie es Schule, dies muss nicht vergessen werden, da es, meiner Ansicht

nach 1st

,

- -

und

eine der hauptsachlichsten Triebfedern des hoheren Studiums in Deutschland der Fall wo diese Klasse das alleinige ,

Recht zur Besetzung aller hoheren Aemter und Bei den politiStellungen in Besitz genommen hat und ausiibt. schen Verhaltnissen in den Vereinigten. Staateri ist neuerdings immer mehr und rnehr der Besitz einer hoheren Bildung fiir ausschliessliche

den, der eine analoge Stellung zu erlangen wimscht, gradezu ein Element der Schwache, da sie die Kluft zwischen dein Candidate!! und den Volksmassen deren Gunst die Aemter verleiht, erweitert und seinen Ekel vor dein Parteigetriebe nur erhb'hen kann. Die hoheren Lehranstalten haben desshalb kaum einen anderen Zweck, den Sohnen der reicheren Leute wahrend ihrer Jiinglingsals den jahre ein Unterkommen zu bieten und ihnen etwas Schliff beizubringen, sowie die Prediger der verschiedenen Sekten und die Unzahl der Aerzte auszubildcn. Was die Arzneiwissenschaft beso leisten darin die Amerikaner verhaltnissmassig noch das trifft, Meiste wahrscheinlich weil diese Wissenschaft ihren eigentlichen Werth erst durch die personliche Erfahrung des Ausiibenden ,

,

,

,

erhalt.

man

von dem Stande der amerihoheren Wissenschaft machen, so braucht kanischen, unabhangigen, man sich nur vorzustellen wie es mit derselben sogar in Deutschland aussehen wurde wenn alle Gelehrten, w elche durch StaatsWill

sich

einen Begriff

,

r

?

oder

Mussestunden sich versorgt, nie Forschungen zuzuwenden im Stande sind, hatten und nur solche iibrig geblieben waren, die wirklich in

sichere Anstellungen

ihren

unabhangigen existirt

aus wissenschaftlichem Triebe ihrer praktischen Beschaftigung unter materieller Einbusse an ihrem vielleicht sehr geringen Einkommen die zu gelehrten Studien nothigen Stunden abstehlen

Wahrscheinlich gelange dann bald auch nur die Bildie unmittelbare praktische Resultate ergiebt; zur Pflege, dung nur Einzelne wiirden abstrakte Kenntnisse fordern und zum Lohne

miissten.

als ihrer vorlaufigen Erfolglosigkeit halber unpraktische Sonderlinge oder gar als Narren vom grossen Piiblikum betrachtct Denn dies ist die Lage der hoheren Bildung- und Gewerden. dafiir

lehrsamkeit in Amerika.

Was

dicser in Deutschland die

Aehtung

273 der Volksmasse verschafft ist wesentlich der Umstand dass diese Klasse durch ihre Organisation den Lowenantheil der politischen Macht an sich gerissen und die Herrschaft in den Handen hat. ,

,

gebildete Mann geniesst die Achtung des grossen Haufens nicht seiner Bildung halber, deren Wertli zu ermessen der Ungesondern seiner Stellung als Mitglied der bildete nicht vermag,

Der

Beweis dessen, dass der Amerikaner herrschenden Klasse halber. an sich grade so geneigt ist, die Bildung zu achten, als der Europaer, ist der Umstand, dass Alle, die sich einen unzweifelhaften europaischen Ruf als Gelehrte erworben haben, das grosste In den Vereinigten Staaten selbst aber beAnsehen geniessen. steht fur den Gelehrten heutigen Tages gar keine Moglichkeit, ursich einen solchen Ruf zu erwerben weil eben anerkannte deren Zeugniss allein denselben zu ertheilsfahige Autoritaten, ,

theilen

im Stande

ist

,

,

nicht vorhanden sind.

A as

diesem Grunde bietet die hohere Bildung dem Ehrgeize auch nicht das geringste Feld, und es wirft sich Alles nur auf Dass die direkt rentirende Resultate abwerfen. jcne Studien, dies nur sehr oberflachlich gebildete Menschen erzeugen kann und in langerer Zeitdauer beinahe zum ganzlichen Stillstande sogar auf -

dem Felde der praktischen Erfindungen fiihren muss, ist Denn sogar letztere erfordern ein gewisses Studium,

offenbar.

dessen lohnender Erfolg immer erst in weiterer Feme steht. Thatsache ist daher, dass die Mehrheit aller praktischen Erfindungen durchaus nicht von schulgebildeten Menschen, sondern von lediglich praktischen Originaldenkern denen haufig der Zufall den Anstoss dazu ward. z. B. in Amerika so viele arbeitsparende Dass gab, gemacht Maschinen erfunden worden ist wesentlich dem Umstande zuzuschreiben, dass Arbeitskrafte daselbst selten und theuer gewesen, ,

,

und demnach sowohl der Anstoss fiir solche Verbesserungen als auch die nothiee Bereitwilligkeit zu deren schneller Anriahme und ,

Verbreitung bestand, musste.

die

zur

weiteren Vervollkommnung fiihren

Ich kann nicht unterlassen hier noch zu erwahnen dass, der Charakter der erworbenen Bildung sein mag, die amerikanische Bevolkerung doch streng auf die Erwerbung von Schulbildung seitens der Kinder halt. Wenn demnach der jiingste Census ,

,

was immer

angiebt, dass im Jahre 1870 nicht weniger als in runder Summe zwei Millionen h. d. ungefahr zehn Procent der eingebornen weissen Bevolkerung im Alter von iiber zehn Jahren nicht lesen und schreiben konnen so sind diese zwei Millionen theils unter den armen weissen Sandhiiglern und Hinterwaldlern des Siidens zu suchen, die vom Verkehr mit der Welt und den Schulen schon ,von jeher, in Folge des Krieges aber noch mehr als vorher abzum anderen und wahrscheinlich allergrossten geschnitten sind 35 ,

,

,

Theile entstammt diese Ziffer den zahlreichen Kindern der eingewanderten irischen Bevb'lkerung, die nicht nur sich nicht bewogen fiihlt, ihre Nachkommenschaft zum Schulbesuche anzuhalten, sondern sogar noch von den katholischen Priestern beeinflusst wird, ihre Kinder nicht in die gewohnlichen Freischulen des Landes zu senden, sondern nur in die katholischen KirchenDa letztere aber nicht iiberall vorhanden erhalten die schulen. Kinder der katholischen Bevolkerung haufig gar keinen Unterricht. ,

Nur auf

Weise

solche

erklart

sich

die auffallende

Zunahme

der

Zahl der ganzlich Ununterrichteten iin letzten Jahrzehnt die der wirklichen amerikanischen Bevolkerung und deren Abkommlingen nicht zur Last gelegt werden kann. Die hohere Bildung des weiblichen Geschlechtes wird ebenfalls in Colleges oder Seminaries ertheilt. Diese stehen ohne Ausnahme in Verbindung mrt dem Sektenwesen. Ebenso wohnen die Zoglinge in den Schulgebauden als Boarders, und entwohnen sich dadurch vollstandig dem hauslichen Leben. Die hoheren Tochterschulen worin die jungen Madchen schaarenweise ohne jede Spur einer physischen Thatigkeit in klosterlicher Abgeschlossenheit gerade zu der Zeit gehalten werden, wo sich feei ihnen das geschlechtliche Interesse zu regen beginnt, lenken ihren von den unaufhorlichen Memoririibungen ermiidetcn und iiberreizten Geist nicht nur auf das Fashionable, sondern erzeugen als Reaktion eine iibertriebene geschlechtliche Reizbarkeit, Wie diese sich Luft macht, zeigt die ganz ausserordentliche ,

,

Verbreitung einer iiber alle BegrifFe schmutzig-obsconen Literatur. Bei einzelnen New-Yorker Buchhandlern hat die Polizei, die sich dann und wann aber nur sehr ausnahmsweise, zu einem Schlage ,

gauze Wagenladungen solcher Biicher gefunden. Die Anzeigen und Empfehlungen dieser Literatur sind in einer ganzen Menge von Blattern die sich in ein religioses sogar haufig in solchen Gewand hlillen, in verbliimter Sprache, zu finden. Amtliche Untersuchungen aber haben festgestellt dass diese Waare ihr aufrafft,

,

,

,

bestes Publikum an den jungen Damen der hoheren Schulanstalten findet. Dass dabei unnaturliche Gewohnheiten in der weitesten

anderer,

unterdriickter

Ausdehnung vorwalten

physischer Thatigkeit Zerstorung der Gesundheit getrieben werden, liche

diesen Collegien findet.

treten ist

und

bis zur

eine unvermeid-

dem schlaffen nervosen, hinfalligen, hysterischen Aussehen und Wesen der die im Alter von ungefahr siebenzehn Jahren aus

Thatsache,

die

atherisch-transparenten

jungen Damen,

gleichsam an Stelle

,

,

in

in

,

,

die

,,Gesellschaft"

treten,

ihre

Bestatigung

275

Das eheliche Lefoen und

die geg-enseitig-e Stellungr der Oeschlechter.

Mit dem Augenblicke,

die junge Dame in die Gesellohne jeden Uebergang die freieste Schulmadchen von ehegestern ist

als

schaft eingefiihrt 1st, beginnt Pcriode ihres Lebens. Das

zur bewunderten und umschwarmten Belle of the season^ der Konigin des laufenden Jahres geworden, die zu bevormunden oder deren "Willeri Schianken anzulegen, Niemand mehr, selbst

heute

ihre

Eltern

nicht,

versuchen.

Im

Gegentheile

Letztere

trachten

Launen, Wiinsche und fashionablen Bediirfnisse,

alle ihre

soweit Kraften steht, zu erfullen, um ihr Gelegenheit zu geben, im vollsten Maasse zu glanzen und werthvolle Eroberungcn zu machen. Ohne jegliche Ueberwachung nimmt sie Besuche an, unterhalt dieselben im Prachtzimmer, ohne durch die Eltern im Geringsten genirt zu werden, nach Belieben, macht selbst Besuche, es

in ihren

und nimmt Buggy-rides mit ihren Beaux vor, d. h. sie lasst sich von ihren Courmachern in den leichten. Buggies genannten zier-

lichenWagen, eine Specialitat Amerika's, hinter schnellen Pferden im Tempo von einer englischen Meile in zwei Minuten vierzig Sekunden dem two-forty gait bei Tage oder des Abends spazieren ,

fahren.

sie

Trotz ihrer krankhaft-sentimentalen Reizbarkeit aber wird der idealen, schwarmerisch-hingebenden Romantik, die

von

Nichts

als

braucht,

zwei liebende Herzen,

um

glucklich zu sein, den sie nie aus den

ein Hiittchen

und

nur hochst selten

Bettchen

ein

Der

verfiihrt.

Gedanke, Augen lasst, das stete Ziel ihres ist als fashionable Lady jeder anderen vielmehr es Ehrgeizes der, Und sie gleich zu thun und eine respectable Existenz zu fiihren. hat genug vom Leben gesehen und gelernt, zu hegen, dass Geld dazu unentbehrlich sei.

um

die

Ueberzeugung

Wahrend

nach zur Befriedigung ihrer Eitelkeit gern bereit

sie

dem-

mit jedem beliebigen Beau zu coquettiren, [to flh't), zieht sie doch nur die ernstgemeinten Antrage derjenigen in Erwagung, deren Auftreten sie berechnen lasst, dass sie auch ihre Bediirfnisse bestreiten konnen. Dass diess so weit gehe, dass die junge Dame selbst sich von dem

Bcwerber

einen

liefern lasse, Nachweis in

ist

detaillirten

um

ist,

Nachweis seiner Vermogensumstande

deswillen

nicht richtig,

den Vereinigten Staaten nur von

weil sehr

ein

solcher

Wenigen ge-

276 liefert

\vcrden konnte,

gesichertes

Einkommen

Denn sind

gesicherte Kapitalien sowohl als dort in Folge des fortwahrenden

Wechsels

viel seltener vorhanden, als in Europa; die vorhandenen aber gehoren alteren Leuten, nicht den zum Heirathen geneigten jungen Mannern. Die Eltern aber haben bis heute noch nicht die Sitte angenommen, ihren Kindern, sowohl Sohnen als Tbchtern,

Vermogen entsprechende Kapitalausstattung in die Ehe mitzugeben, und Aussichten auf eine zukunftige Erbschaft beim Ableben Jener liegen in einer Feme, die der Amerikaner bislang eine ihrem

gar nicht gewohnt

ist

Vieles geandert haben sein kann.

Die junge

staud ihrer Freier, sie

als

seinem

Lady,

wie

Dame

beurtheilt

oder richtiger sich's gebiirt,

und

Auftreten

in Betracht zu ziehen, da bis dahin sich elterliche Vermogen verschwunderi

und das

demnach den Vermogens-

ausgedriickt,

deren

Fahigkeit,

nach

zu

unterhalten, lediglich durchschnittlichen Geldverbrauche.

Dass

sich dabei sehr oft tauschen lasst, ist unausbleiblich. Da man unbequemen Luxus der Kinder nur in sehr geringem Maasse gestattet und die Moglichkeit der Scheidung immer sie

sich aber den

,

offen steht, unheilbar.

cin Irrthum

in dieser Beziehung durchaus nicht denn schliesslich eine ihr giinstig erscheinende Gelegenheit, theilt ihren Eltern und ihrer Familie mit, ist

So

ergreift sie

Wahl getroffen habe, und heirathet. Allzu scrupulb's darf sie in ihrer Auswahl eben nicht sein. Denn die Heirathsantrage zeigen namentlich in den letzteren Jahren, und ganz besonders in den respectablen Kreisen eine erschreckende class

sie ihre

Abnahme. Die Unterhaltungskosten eines anstandigen Haushaltes und einer fashionablen Lady sind eben seit fiinfzehn Jahren mindestens um das Dreifache gestiegen, wahrend die Einnahme der jungen Manner eine entsprechende Zunahme nicht nur nicht zeigt, sondern im Gegentheile, immer weniger gesichert geworden ist. So ist es denn kein Wunder, wenn im Staate Ohio, der in der Mitte zwischen den Fabrikstaaten des Ostens und den Ackerbaugegenden des Westens gelegen, als passendes Durchschnittsbeispiel gelten kann, wahrend der zehn Jahre von 1863 bis 1873 die Anzahl der jahrlich abgeschlossenen Ehen, trotz der stattgehabten Bevb'lkerungszunahme von 31,000 bis 21,000, also im umgekehrten Verhaltnisse von 3 zu 2 gesunken ist. Die unmittelbare Folge aller dieser Umstande, welche die eingeborne Bevolkerung ganz besonders betreffen, zeigt sich darin, dass in den Fabrikdistrikten der Neu-Englandstaaten, die ein bedeutendes eingewandertes Element meist keltisch - katholischen Blutes besitzen, das Verhaltniss der jahrlichen Geburten zur Gesammtbevolkerung unter Letzterem Elemente sich stellt wie 1 14, wahrend es bei der eingeborenen Bevolkerung gleich 1 54 ist. Im Uebrigen muss ich entschieden der Annahme widersprechen, :

:

277 als ob aus diesem Grunde die amerikanische Bevolkerung aussterben und den Kindern der Eingebornen den Platz raumen miisse. In gewissen Distrikten, \vie dem eben angefiihrten, mag dies wohl Aber zur allgemeinen Geltung kann es zur Wahrb'eit werden.

kommen, weil

desshalb nicht

in

alien Stadten

und Fabrikdistrik-

ten die Kinder der Eingewanderten schon in der ersten Generation dieselben Wege wandeln, welche die amerikanische Bevolke-

vor ihnen eingeschlagen bat, und weil ein sehr grosser Theil der Letzteren Landbevolkerung ist und bleiben \vird. Diese

rung

aber wird nicbt in Folge von Moralpredigten, sondern unter dem Drucke der veranderten Verhaltnisse der ausscbliesslich auf Luxus und Bequemlichkeit gerichteten Tendenz entsagen und sich von der allzu kostspielig gewordenen Tyrannei der Mode und Respectabilitat befreien muss en, und damit auf naturgemasse Babnen zuriickkehren von denen sie uberhaupt noch am wenigsten und nur in Folge aussergewb'hnlich giinstiger Verhaltnisse, nicht etwa in Folge absichtlieher und bewusster moralischer Verderbtheit ab,

gewichen

ist.

Vorlaufig aber nimmt die Sache ihren unaufhaltsamen Gang, der zu immer grb'sserer geschlechtlicher Demoralisation fiihrt. Die

Abnahme

zu einer ungeheuren Zunahme derllnverVergegenwartigt man sich nun die geschilderten Sitten, die nervose Reizbarkeit der zur Hysteric geneigten Frauen, die freie Unabhangigkeit der jungen Damen in der Wahl ihres Umganges, den sensationell reizenden, haufig obder

Ehe

fiihrt

heiratheten beiderlei Geschlechtes.

scb'nen Lesestoff,

der die hauptsachliche Unterhaltung ihrer nie langweilig-eintonigen Mussestunden bildet, endlich die ganz allgemeine Kenntniss der Mittel der Fruchtabtreibung u. s. w. die obendrein beinahe in jeder Zeitung fortwahrend angezeigt

cndenden

werden,

dazu die ruhige,

Alles verbergende Sicherheit des Aufman sich vorstellen, gesteigerte Triebe ausser

tretens, die der Amerikanerin eigen, so kann in welchem Maasse natiirliche krankhaft

Ehe Befriedigung suchen, die sie in ihr nicht erreichen konnen. Umsomehr als die Gesetzgebung dem Madchen die Moglichkeit durch aussergewahrt, ihr Ziel, die Versorgung durch die Ehe der

,

gewohnliche Hingabe zu erreichen, diese also gewissermaassen pramiirt, und um so mehr endlich als die herrschende Sitte den

Mann zum

unverbriichlichen

Stillschweigen

zwingt,

weil

irgend

cin Skandal, der dem Rufe eines Weibes nahe manntritt, ihren lichen Anverwandten das Recht gibt, durch des Mannes Todtung die geschadigte

Ehre des unverantwortlichen Weibes wieder her-

zustellen.

Das amerikanische Gesetz

erlaubt

namlich

nicht

nur

die

Vaterschaftsklage, sondern zwingt den Verklagten sogar, das Madchen, die ihn als Vater ihres Kindes oder auch nur als ihren

278 oder ihr doch falls ,,Verfuhrer" vor Gericht zieht, zu heirathen, auf dieses Recht verzichtet, eine bedeutende Entschadigung zu

sie

Die blosse eidliche Behauptung, dass der Mann ihr die liabe oder der Vater ihres Kindes sei, gilt von vornherein als Beweis, den nur der offenbare Nachweis ihrer Diesen Nachweis anderweitigen Unkeuschheit erschiittern konnte. zu liefern, ist aber der eben erwahnten Sitte halber unmoglich. Sogar wenn die Betreifende notorisch vielen Mannern zu Willen gewesen, wur'de dennoch nicht Einer sich bereit finden lassen, dies gerichtlich zu beeidigen, weil er dadurch nicht nur gegen sich selbst Zeugniss ablegt, sondern sich auch wehrlos der Rachc der mannlichen Angehorigen des Damchens oder dieser selbst zahlen.

Ehe versprochen

blossstellt. Ueberdies wiirde er in der oftentlichen Achtung sinken, weil er das Vertrauen, das die Betreffende in ihn als Gentleman setzt, dessen Ehrenpflicht in solchen Sachen Verschwiegenheit ist,

getiiuscht hat, und verlassig sein mag.

demnach auch

unzuVergelingt theidigung in den seltensten Fallen und der Angeklagte wird in der Regel zur geheimen schadenfrohen Genugthuung aller anderen Liebhaber die Klagerin auf der Stelle zu verurtheilt, oder

falls

sie

Vermogen, so

ist

ehelichen,

Hat

er

Aus

alien

in

anderen

Beziehungen

diesen Griinden

es vorzieht,

Entschadigung

eirie

zu zahlen.

haufig Letzteres der Fall.

Natiirlich beutet die gewohnlichste Speculation dieses gesetzKiirzlich kam in Brooklyn, der Schwester-

liche Verhaltniss aus.

New-York's, ein Fall vor Gericht, in welchem ein junges einen von 15 Jahren den Stadtvermessungsbeamten alten reichen Junggesellen, wegen Bruchs einesHeirathsversprechens, dass er ihr als sie 14 Jahre alt war, gegeben, auf eine Entschadigung von nur 100,000 Dollars verklagte. Klagen, welche aus den trivialsten Beziehungen eines gegenseitigen Verkehrs ein Heirathsversprechen ableiten, sind alltaglich, und nur ganz ausnahmsw eise stadt

Madchen

,

T

dcm

Verklagten, einen derartigen Process zu gewinnen. Dass solche gewaltsam zusammengeschmiedete Paare nicht mit

gelingt es

besonderer Liebe an einander hangen, lasst sich denken. Haufig tragt es sich zu, dass der eben gerichtlich angetraute Ehemann seine nunmehrige Fran schon an der Ausgangsthiire des Gerichtssaales verlasst. Bei den ungesicherten und schwankenden Ver-

kommt ein Verlassen der Frauen seitens der Manner, Kosten einer Scheidung spart y iiberhaupt sehr haufig vor, und dieAnzahl der Strohwittwen ist ganz enorm. Der leichtsinnige, riicksichtslose junge Mann, der wahrend einer kurzen Zeit guten Verdienstes ein Madchen geheirathet und die Sussig-

hiiltnissen

w as r

die

keiten der Flitterwochen genossen hat, schniirt, wenn die Zeiten flau werden und sein Verdienst nicht mehr ausreicht, einfach sein Biindel

und

reist in

einen anderen Staat. Dasselbe thut der ruinirte

279 Speculant, der sich zuni Arbeiten fiir den Lebensunterhalt seiner Und ausserordentlich haufig nicht entschliessen kann. sind die Falle, in denen namentlicli jene hubschen jungen Manner

Familie

Desshalb in ihrer neuen Heimath dasselbe Spiel wiederholen. haben Falle von Bigamie oder Polygamie langst aufgehort, eine Seltenheit zu sein, und obwohl sogar die Anzahl derselben ,

die vor die Gerichte

kiihnlich behaupten,

Gesammtheit

gelangen, schon ganz bedeutend, darf dass sie nur einen kleinen Procentsatz

bilclet.

Denn

weitaus

die

meisten

schicken sich in die Lage, und erwirken, wenn zum Heirathen finden, entweder eine

sie

man der

Strohwittwen wieder Ge-

Scheidung oder wie ihre Manner und heirathen auch ohne dieselbe. Die Anzahl der Scheidungen betragt iiberdies nicht weniger ein voiles Sechstel der abgeschlossenen Ehen. Alle diese

legenheit

machen als

es

Klassen nun, unverheirathet gebliebene Jungfern, Strohwittwen, geschiedene Frauen und endlich wirkliche Wittwen bilden ein immer mehr anschwellendes Heer, das nur in den wenigen Fallen wo die Eltern wirklich der reichen Klasse angehoren, im Stande die ihnen nach ihren Ueberzeugungen gebiihrt, Die Folge und fashionable Ladies zu fiihren. ist natiiiiich Missstimmung und Unzufriedenheit mit der gesammten Weltordriung und ein wiithender Drang nach Reformen, die alle Ungerechtigkeit, besonders die woran diese Frauen leiden, alle ist

als

die Lebensweise,

respectable

Unterdriickung, alien Mangel (an den nothigenMitteln, der Fashion zu folgen) und alle nicht respectable Arbeit fiir immer beseitigen sollen. Wahrhaft wunderbar sind die Plane die das weibliche Gehirn in dieser Richtung ausheckt. Nach den Einen wiirden vor der Einfiihrung des Weiberstimmrechtes alle Uebel dahinschmelzen, wie Schnee unter der Tropensonne, und ewiger Frieden, immerwahrender Ueberfluss urid gegenseitige christliche Liebe das Weltall erfiillen; nach den Anderen ist es die Abschaffung der Ehe, die der Gesellschaft unbedingt

Noth thue,

wobei

sie

unterlassen

uns zu sagen, was sie eigentlich mit den Kindern anzufangen gedenken. Wieder Andere beklagen sich in unendlichen Tiraden in den Zeitungen daruber, dass die Manner gar nicht heirathen wollen, und schlagen vor, dass ein gesetzlicherDruck auf widerwillige Junggesellen ausgeiibt werde, womit denn auch wie berichtet wird, der Staat Tennessee durch Auflegung einer Kopfsteuer von 10 Dollars jahrlich auf ledige Manner den Anfang gemacht haben soil.

sich

Noch Andere und

diese sind

wohl

daruber, dass sie respectable Arbeit, erlaubt, die fashionable Lady zu spielen,

die Mehrzahl, beschweren d. h. Arbeit die ihnen

und von welcher ihnen

die Finger nicht rauh werden, gar nicht finden konnten, was sehr wahrscheinlich, da es Hunderttausenden von Mannern gerade so geht. Letztere sind in solchen Fallen eben schliesslich gezwungen.

280 h. wirklich producirende Arbeit zu thun, den Weibern am Ende nichts welter ubrig und sich zu erinnern, bleiben, als diesem Beispiel zu folgen, dass in den Vereinigten Staaten keine Klasse von Arbeitern so gesucht und verhaltnissmassig so gut bezahlt wird, als Frauenzimmer, die Kiiche und Haus besorgen und in Ordnung halten konnen. Einzelne Versuche, vermoge solcher Reformen das Oberste zu Unterst zu kehren, sind dann und wann gemacbt worden. Die Shakers', eine Religions-Genossenschaft, haben die Ehe und die Kinder ganz und gar abgeschafft, ersetzen aber bis jetzt immer noch ihren Bedarf von neuen Mitgliedern aus den siindigen Erzeugnissen jenes Theiles der menscblichen Gesellscliaft, der ihrem

weniger respectable, und es wird wohl

Beispiele

d.

die Oneida gefolgt ist. Dagegen verwirklicht eine religiose Gemeinde in Oneida County im Staatc die kiihnsten Hoffnungen des Communismus, und hat

nicht

Community,

New-York, wie sich nicht nisse,

einen vorlaufigen Erfolg.

bestreiten lasst,

hier gemeinsam, nicht nur das

sondern ebensowohl die

Alles

ist

Eigenthum und die ArbeitserzeugPersonen der zugehb'rigen Manner,

Weiber und Kinder. Ob damit die allgemeine Stichhaltigkeit der, dem Geschmacke der germanischen Race widerstrebenden Lehren des Communismus erwiesen ist, bleibt dahingestellt. Der Mormonismus dagegen, der sich in dem entlegenen abgesonderten Utah einen Staat im Staate zu griinden versucht, und in der Cultivirung dieser Oase unbestreibare Verdienste sich erworben hat, strebt durch die Vielweiberei dem Ueberschusse Frauen ein Ende zu machen. Da es aber unbeschaftigter offenbar ist, dass ein Mann noch viel weniger vermag eine Mehrzahl von Frauen respectable zu erhalten, als riur Eine, und da der Grund der Abnahme der Heirathen eben der ist, dass diese Eine schon zu kostspielig ist, so findet die Lehre der Mormonen unter den Amerikanerinnen

Hohepriester

Brig ham

keinen

Young

und der

besonderen Anklang,

sieht sich genothigt,

die

Reiheri

seiner Glaubigen durch Rekrutirung aus den untersten Klassen der

Bevolkerung

von

England,

Schweden und Danemark zu

namentlich

von

Wales,

dann

von

verstarken.

Alle verschiedenen Weltreformplane, von dieser unzufriedenen Klasse von Weibern und ihrem mannlichen Anhange in Zeitungen die den Weiberrechten, der Emancipation der Frauen u. s. w. gewidmet sind, sowie in Biichern und sehr besuchten, weil sensationell-pikanten Vorlesungen unter dem Publikum verbreitet, haben nur den Einen Erfolg, die moralischen Begriffe der Amerikaner

immer noch mehr zu verwirren, und lichimg in immer w eitere Kreise zu

die

r

vorgeschritten,

geschlechtliche EntsittWie weit dieselbe

tragen.

zeigt der schon einmal

erwahnte Fall des

Pastor

i

aus dessen Enthiillungen ziemlich klar herwie unter der hocharistokratischen, streng christlichreligiosen Gemeinde dieses Herrn in geschlechtlicher Beziehung ein Zustand der Dinge bestand, der der freien Liebe so ahnlich, wie ein Ei dem Anderen. Die beruhmte oder beriiclitigte Vorkampferin der freien Liebe, Victoria Wood hull, welche den ersten Anstoss zu dieser Unterstichung schon vor mehr als drei Jahren gegeben, und die damals wegen Verlaumdung, Missbrauchs der Presse und obsconen Verb'ffentlichungcn, \vonmter ihre Erzah-

Beecher

in Brooklyn,

vorgehtj

lung des angeblichon Sachverhalts zu verstehen, processirt wurde, erscheint in dem Lichte der umfangreichen Untersuchungen als die einzige in diesen Fall verwickelte Person, welche offen und Alle anderen Theilnehmer ehrlich die Wahrheit gesprochen hat.

dagegen, sammtlich der respectabelsten Gesellschaft angehorig, entpuppten sich als systematische Liigner und Heuchler. Eine der Reformparteien die ihr Entstehen der Abnahme der Heirathen und der Verschlechteruiig in der Lage der Frau verdanken, findet unter der weiblichen Bevolkerung Amerikas beinahe allgemeinen Anklang jene namlich die alle Uebel den geistigen Getranken zur Last legt und von einem allgemeinen Verbote :

der Spirituosen die Wiederherstellung der Sittenreinheit, der Ehr- - last lichkeit, der Religiositat, der Heirathslust der Manner und not least

ihrer Fahigkeit die Ausgaben einer fashionablen Lady auch fernerhin zu bezahlen, erwartet. Diese Prohibitions- oder in steht Temperanz-Partei engster Verbindung mit den Kirch en, wodurch sie ihre eigentliche Organisation und Starke erhalt. Wie schon einmal bemerkt, ist der Verbrauch geistiger Getranke in den Vereinigten Staaten wirklich sehr bedeutend, und ein Uebel von colossalen Dimensionen, das unzweifelhaft dem Trotzdem ist Familienleben die enipfindlichsten Wunden schlagt. es nicht sowohl die Ursache, als vielmehr nur eine Erscheinungs-

phase der sittlichen Zerriittung. Ein wesentlicher Grund dieses Uebels

in der

liegt

ich

mb'chte sagen socialen Kluft, die beide Geschlechter in Amerika der Fall. viel scharfer von einander trennt, als dies in Europa

Schon von Jugend auf ist das Madchen an's Haus gebannt, wahrend der Knabe sich auf der Strasse herumtummelt. Jene wird auf ihre Weise gebildet, dabei nervos, krankhaft-sentimental, ist nichts weniger als praktisch und ihr ganzes Sinnen und Trachten richtet sich auf Befrindigung ihrer Sucht, es alien Anderen im Modeputz gleich zu thun. Mit alien den Charakterzugen, die sich hieraus entwickeln, hat der pathie, ja es fehlt ihm ganzlich als Knabe in der Schule nur so fur das

praktische Leben

nothig

Mann

nicht

die

geringste

an Verstandniss dafur. viel

gelernt,

als

und nutzlich war,

Sym-

Er hat

unumganglich

ward 36

danii

282 gleich in das oifentliche Leben geworfen, und hat seine eigentliche Er besitzt demnach keine Spur Bildung erst in diesem crhalten. von Sentimentalitat, dagegen eine bedeutende Portion Rohheit und Jedes Verhaltniss fasst er nur von der unRiicksichtslosigkeit. ist gar nicht im Stande, eine andere Auffassung auch nur zu begreifen. Was die Mode betrifft, so ist ihm dieselbe ein ganz unverstandlicher Flitterkram, um den er sich f iir seine eigene Person auch nicht im Geringsten kiimmert. Seine Geschafte besorgt er ganz allein, und nie fallt es ihm ein, seine Frau irgendwie zu Rathe zu ziehen oder auch nur mit ihr

mittelbar praktischen Seite auf, und

zu sprechen,

dariiber

selben

zu

begreifen.

da er sie doch fur total unfahig halt, dieDies ist auch unzweifelhaft richtig, die

Frau selbst ist mit dieser Einrichtung vollkommen einverstanden, und kiimmert sich gar nicht, wie und ob ihr Mann Geld verdient, so lange nur eben was sie bestellt in's Haus geschickt, und ihren Sie steht nur in VerModebediirfnissen Geniige geleistet wird. kehr mit ihresgleichen, hort Nichts als den gebrauchlichen Weiberklatsch, und liest Nichts als sentimentale, pikante oder SchauderEr dagegen hat das Lesen der Raubergeschichten seit romane. der Knabenzeit an den Nagel gehangt, ihm bleibt hochstens die Zeit, die telegraphischen- und Handelsberichte oder einen Leitartikel seiner Zeituugen in Eile zu iiberfliegen. Er kommt mit All'

und

aber

kaum jemals von Gegenstanden

nicht

im Geringsten interessiren, sondern von Geschaften aller und seine Gedanken wendeii sich nicht romantischen Gefiihlen

Art,

Jedermann

in

fortwahrende Beriihrung,

unterhalt

des Kaffeeklatsches,

sich

die ihn

sondern dem zu, was da gemacht werdeii kann. So bestehen zwischen beiden Geschlechtern geistig kaum welche Elemente des Verstandnisses, vielmehr eine kiihle, beinahe fremde Beriihrung. Und ein wesentlicher Theil der Achtung, die von den Mannern den Weibern gezollt wird, cntspringt dieser Quelle.

Die Achtuug, die das weibliche Geschlecht geniesst, wird des lange als eine besondere Charaktereigenthiimlichkeit amerikanischen Lebens gepriesen. Sie hat, wie Alles in dieser

seit

Theils ist sie der gerWelt, ihre natiirlichen Entstehungsgriinde. manischen Race iiberhaupt eigen, theils entspringt sie wie schon friiher bemerkt, der Scheu eines Jeden, die Schranken zu verletzen, die die Sphare des Weibes begrenzen, und sich dadurch der Rache auszusetzen, die nach germanischen Auschauungen den Angehorigen der Frau zusteht. Vielleicht ist dieser Theil mit dem Vorigen identisch und bildete den Grund der Achtung, womit die alten Germaneii das Weib behandelten. Ein anderer Theil aber, und zwar ein sehr betrachtlicher, der Achtung die das Weib in Amerika geniesst, hat seine Quelle

einfach darin, dass in neuen Landern das mannliche Geschlecht immer in viel grosserer Anzahl vertreten ist, als das weibliche. Das Weib wird in Folge dessen zu einem sehr gesuchten und also hochst werthvollen Artikel. Es wird ihr, wie es thatsachlich in den Territorien des fernen Westens der Fall, beinahe Alles Gemeine Prostituirte sogar haben Aussicht ganz nachgesehen. achtungswerthe Manner als Bewerber um ihre Hand auftreten zu sehen. Und schon verheirathete Frauen miissen von ihren Mannern

Denn bei der geringsten Unzufriedensorgfaltig gehegt werden. heit bieten sich ihnen sogleich dutzendweisc die Gelegenheiten, sich dem Schutze nnderer Manner anzuvertrauen, die bereit sind ihre

alle

Wiinsche zu

ihrer Geselkchaft

um

erfullen,

zu schwelgen.

nur in dem so seltenen Genuss Diese Achtung hat aber eine

Sie entspringt lediglich dem physischen, Bediirfnisse und kann desshalb nur so lange begeschlechtlichen stehen als das Weib den Mann in dieser Beziehung zu reizen Seite.

eigenthiimliche

?

besonderen' Sobald dies vorbei, hat sie aufgehb'rt zu besitzeii, und was ihr an Achtung noch gezollt wird, hochstens Angewbhnung.

vermag.

Werth ist

Dass Solches

Amerika vorwiegend der Fall

in

ist,

zeigt die

Thatsache, dass in Wirklichkeit die Achtung sich hauptsachlich den jungen, reizenden Weibern zuwendet wahrend sie sich be,

deutend verringert,

sobald das

Weib

so

in das,

zu sagen,

ge-

schlechtlich unniitze Alter eingetreten, und auf ihren eigenen persbnlichen Werth angewiesen ist. Die Achtung, die das old woman,

das alte Weib, bei den Amerikanern geniesst,

ist

entschieden ge-

Im Gegcnsatze erfreut sich das ganzlich ringer als in Europa. unreife Madchen, ja beinahe das weibliche Kind schon einer anticipativen

young

Achtung

lady,

wovon

seines

Zukunftswerthes

geschlechtlichen

Europa keine Spur zu

in

als

finden.

Endlich aber rlihrt ein dritter Theil der Achtung der Frauen Amerika von der oben geschilderten Entfremdung her. Sie ist die so gewissermaassen eine Scheu des Mamies bei Wesen,

in

*

ganzlich Ihr allein

zu

verschieden

in

die

bei

ist

ihren

alien

dem

Ideen

dreisten,

,

Anstoss

erregen.

gar nicht erscheinende die ihn im ge-

verwegenen,

Schlichternheit

Amerikaner hochst seltsam und Unbeholfenheit zuzuschreiben

sellschaftlichen

Umgange

verbliiffenden

mit

zu

,

dem weiblichen Geschlechte charak-

und die zur ergotzlichen Folge hat, dass hbflich gebildete Europaer, namentlich aber Franzosen, die von dieser Schuchternheit keine Spur in amerikanischen Cirkeln jederbesitzen

terisirt,

,

xeit

die

Rolle

der

Lowen

spielen.

Wahrend

sie

in

leichter

gewandter Manier mit alien Damen im Saale umzugehen wissen und binnen Kurzem auf bestem Fusse mit ihnen verkehren, stehen die anwesenden Amerikaner, verbliifft iiber diese unerhorte

und

284 Nonchalance im Hintergrunde und in den Ecken und verwunschen der ihnen ihre in eifersiichtiger Wuth den fremden Eindringling belles vor der Nase wegschnappt. Darum gelingt es auch so vielen ruropaischen Abenteurern, die sich gewbhnlich als polnische Grafen franzosische Barone und italienische Herzoge einfiihren, Tb'chter aus der reichsten, amerikanischen Geldaristokratie und mit ihnen eine gehb'rige Portion des Reichthums des Herrn Papa zu erobern woran dem betreffenden gewandten Adonis gewb'hnlich ,

,

,

,

das Meiste gelegen

ist.

Die Folge dieser Entfremdung ist nun die, dass es dem amerikanischem Ehemann, sobald das geschlechtliche Interesse an seiner Frau abgestumpft ist, nicht mehr gelingen will, sich Es herrscht demna/ih nur bei irgendwie mit ihr zu unterhalten. sehr wenigen Familien ein herzlicher Ton bei den weitaus meisten dagegen beschrankt sich der gegenseitige Verkehr bald auf die Formen einer kiihlen, gemessenen Hbflichkeit und Zutraulichkeit ;

wiirde sogar aufdringlich erscheinen.

Die Teiiiperanz-Beweguiig und das religiOse Leben in Amerika.

Der von Geschaften und

iiberall

abgespamite Mensch empfindet immer das Bediirfniss nach Unterhaltung Erholung und AbDiese, weil sie ihnen im gegenseitigen Verkehre in ,

wechslung. der Familie nicht zu Theil wird, sind beide Geschlechter gedie Frau im Modeputz und zwungen anderwarts zu suchen im shopping, der Mann in den Trinklokalen in der nervosen Aufregung des Trunkes selbst, am Spieltisch und bei anderen Frauenzimmern die ihm einen neuen animalischen Reiz bieten, den seine Frau nicht mehr zu gewahren vermag. In der Regel sind dies Prostituirte oder Personen ahnlichen Kalibers, von denen wcder ein langerer Widerstand, noch eine nachherige SchadenGleichviel aber, wohin er sich ersatzklage zu gewartigen ist. wendet, iiberall findet er nicht nur die Gelegenheit, sondern sogar die beinahe unabweisliche Anreizung zum Trinken, die das gesuchte Vergniigen wesentlich erhbht. Und ein eigener Charaktermacht ihn zu zug, der ihn vom Europaer scharf unterscheidet :

,

,

,

7 jeder Steigerung seines \ ergniigens besonders geneigt.

285 Dieser Charakterzug pragt sich aus in einer hastigen, nervos-energischen Unruhe, welcher das bedachtige Phlegma seiner

Stammesgenossen in Europa vollig abgeht, Der unstaten Hast liegt unzweifelhaft im Grund dieser nervosen, Klima des Landes. Denn sie zeigt sich bereits an alien Eirigegermanischen

wanderten, die langere Zeit in den Vereinigten Staaten leben. Ihr gebuhrt auch ein wesentlicher Antheil an dem Wechselvollen der Geschaftsverhaltnisse sowie des gesellschaftlichen Lebens ,

Es in der geringsten Handlung. dem Amerikaner ganz unmoglich, seine Zeit ohne BeEr vermag nicht, ruhig auf einem schaftigung zu verbringen. Stuhle zu sitzen, sondern schaukelt sich darauf hin und her. Ihm ganz unbewusst, beschaftigen sich seine Hande mit irgend Etwas, was sie gerade erfassen, sei es auch nur ein Stiick Papier das sie zerknittern. Das in deutschen Stadten zu beobachtende bedachtig langsame Schlendern ist in Amerika nie zu sehen. Alles rennt. Doch glaube man nicht, dass alle diese Leute unAmerika's.

Sie

aussert

sich

scheint

Im Gegentheile, Viele hocken sich geheuer beschaftigt seien. einen Pfahl oder sonst wohin, urplotzlich auf irgend einen Zaun wo sie sich nur durch fortwahrendes Balanciren, das die Beine sitzend erhalten. Binnen Kurzem ziehen sie ein beschaftigt, Messer aus der Tasche, und ihre Hande fangen an, was ihnen in den Wurf kommt, sei es der Zaun selbst, zu zerschneiden. Man beobachte den ehrsamen deutschen Burger und seinen amerikanischen Genossen beim Zeitungsleseii. Ersterer schreitet zum Tische, legt bedachtig Stock und Hut ab, wischt mit dem Taschentuch den Stuhl ab setzt sich langsam aber sicher in regelrechte Positur und ergreift, nachdem er sich iiberzeugt, dass auf dem Tische Alles in Ordmmg, endlich das Zeitungsblatt entfaltet ,

,

,

es fein sauberlich, legt es gerade oberen Ende in der linken Ecke

Inhalt

zu

vor auf

Der Amerikaner

priifen.

sich

hin

und fangt am

der ersten Seite an, den Nichts von Alledem.

thut

Er packt vielmehr ohne Weiteres die Zeitung, wirft, wie es ihm eben in die Hand kommt, einen Blick auf das Blatt und sich zu gleicher Zeit in den nachsten Stuhl, steckt seine Beine ausgestreckt unter oder auf den Tisch um einen Balancirpunkt zu gewinnen, fangt an sich zu schaukeln und zerrt dabei die Zeitung auseinander, um mit dem Blick iiber jede Seite zu irren, liest hier eine Stelle, halb dort eine, und wirft endlich den Wisch Deutsche der wieder auf den ehe zusammengeknittert Tisch, kaum angefangen zu lesen. Bestellt dieser ein Glas Bier, so '

,

,

Zug, dann einen anderen, u. s. w. Der ohne Weiteres den ganzen Inhalt seines Glases

trinkt er bedk'chtig einen

Amerikaner

stiirzt

hinunter.

In b'ffentlichen Lokalen und Theatern mussen

alle

Sitze viel

breiter sein als in Europa, urn den Besuchcrn mehr Raum zum drehen und wenden zu gewahren. Dessenungcaclitet lauft in jeclem Zwischenakte die grossere Halfte des mannlichen Publikums hinaus, um ihrem unstaten Charakter eine Abwechslung zu bieten. Diesem ist es auch zura Theile zuzuschreiben, dare der Amerikaner nicht gerne Yerpflichtungen eingeht, die ilin in einem gewissen Verhaltnisse auf eine festbestimmte Zeit fesseln. Auch der unstiite Grund oft ihn ohno ersichtlichen der bewegt, Wandertrieb, jeden einen beinahe zur Heimath gewordenen Platz zu verlassen, um in die Feme zu ziehen, riihrt davon her. Einem solchen Charakter ist mit milden, ruhigen, bcclach-

tigen Unterhaltungen

nicht

gedient.

Er muss

selbst

bei seinen

Vergniigungen noch vollauf beschaftigt sein. Je grosser die geistige Aufregung desto besser. Desshalb miissen in seinen Theaterstucken und Romancn einem Kaleidoskope ahnlich, haarstraubende Katastrophen odcr ganz unerhorte Neuigkeiten in steter Abwechslung einander jagen. Die Zeitungen diirfen nicht am ersten Tage die kurze Andeutung einer Begebenheit und mehrere Tage spater den sondern gleich das Wesentliche vollstandigen Bericht bringen, brtihwarm im telegraphischen Berichte geben, womit die Sache, wenn nicht weitere sehr interessante Enthiillungen nachfolgen, erledigt

ist.

Diese Unstatigkeit verbunden mit dem Ehrgeize, es alien Andern gleich zu thun oder sie zu iibertreffen, aussert sich in Bald ist sammtlichen specinsch-amerikanischen Unterhaltungen. es dieses bald jenes neu erfundene oder eingefuhrte und umgestaltete Spiel, welches in Aufnahme kommt, binnen Kurzem wie ,

,

ein Sturm wind als Manie iiber das ganze Land hinwegfegt und von Allen betrieben wird. Wer sich darin auszeichnet, widmet ihm bald seine ganze Zeit; die Uebrigen uberlassen Solchen das Feld und bleiben vorlaufig Zuschauer. Jene fangen bald an zur Unterhaltung der Anderen das Spiel geschaftsmassig zu betreiben, reisen im Lande herum und geben Vorstellungen die verschiedenen ,

Truppen fordern sich zum Wettkampfe heraus, das Interesse des Publikums wird, so lange es wahrt, durch Wetten speculativ ausgebeutet,

erlahmt aber schliesslich

,,ausgespielt"

played

out,

mehr macht,

treffen

die beiden sich auf der

die

alte Unterhaltung is wird Mode, nimmt das verlassene Feld ein und geht denselben Gang. Ihren Abschluss finden alle diese Spiel- und Unterhaltungswenn einmal die Wettkampfe ,,ausverkauft" werden. manien, Sobald namlich das Interesse des Publikums keine vollen Hauser

Parteien unter der

Hand

,

und eine neue

ein

Abkommen,

Buhne bekampfenden wonach jene, worauf

das Publikum das Meiste zu wetten geneigt ist, den Kampf verlieren muss. Ihre Agenten nehmen dann moglichst hohe Wetten auf und gewinnen sie natiirlich.

287 vor mehreren Jahren Faustkampfe, die das Darin trug der rohe, brutale, aber dcr ebenfalls kraftige, zahe und oder Irlander physisch-kraftige das hartnackige Englander beinahe immer den Sieg davon, was zum schliesslich und Amerikaner der gesetzerregte Missvergnugen lichen Verbote dieser Unterhaltung fiihrte; dann waren es bald

waren

So

es

offentliche Interesse reizten.

glanzte, aber nur fur kurze Ballspiele; einmal sogar, als das nicht und Zeit Schachspiel ein andermal steigerten allgemein,

Murphy

,

Dauerlaufe, Schlittschuhlaufe das Interesse des Pubjedes zu seiner Zeit, zur Fieberhitze und ganz neuerdings

Schnelllaufe

likums,

,

Winterunterhaltung eine spelling mania, eine ,,Buchstabirhereingebrochen sein, worin, wie kaum anders zu erwarten, und junge, die Gelehrten und Staatsmanner schmahlich unterliegen kaum der Schule entwachsene Misses den Sieg davon tragen. Alle diese Unterhaltungen aber vermogen nur dann iiberhaupt wenn das Interesse nicht nur durch Wetten, sondern zu fesseln soil als

.sucht"

,

,

durch Geuuss geistiger Getranke bis auf' s Hochste gesteigert wlrd. Die Getranke selbst aber miissen diesem Charakter entsprechen

Wirkung sein. Der Amerikaner Branntwein dem diinnen Biere vor weil es die zur seiner Ansicht nach zu umstandlich und zeitraubend ware in letzterer Alkohol Quantitiit gewiinschten Aufregung nothwendige Form zu sich zu nehinen wenn man sie ohne mit Niedersitzen Zeit zu verlieren, auf einen kurzen Zug in praktischer d. K conund von

scharfer

aufregender

,

zieht desshalb starken

,

,

,

centrirter

Gestalt

geniessen

,

kann.

Tritt

hierzu

die

Sitte

des

,,Trietens" und deren Rolle nicht nur im gew43hnlichen geschaftlichen Urngange, sondern auch in dem Gebiete der Politik, so ist ,

es nicht mehr zu wundern, dass die Trunksucht ein ganz allgemeines Laster, Saufcrwahnsinn eine mit erschreckender Haufigkeit auftretende Erscheinung und Todesursache vieler noch junger Manner ist, und die Befriedigung dieses Geschmackes so bedeutende Kosten verursacht, dass sie das weibliche Geschlecht als

eine e'mpfindliche Beeintrachtigung seiner Rechte empfmdet und Gegenmaassregeln zu ergreifen sucht. Da aber, abgesehen vom geschlechtlichen Reize der Einfluss des Weibes auf den Mann zu gering ist, urn eine entscheidende so muss dieses sich nach Hilfe und UnterWirkung zu lib en Die einzige Macht aber, womit sie in verstiitzung umsehen trautem Verkehre steht, die desshalb auch respectable ist, und ,

,

uberdies

K

in

vieler

Beziehung gleiche Interessen verfolgt,

ist

die

h e. Die auf breitester, demokratischer Basis beruhende Kirche besass nun in den colonialen Zeiten eine geradezu iiberwaltigende Macht. Die ganze staatliche Organisation der einzelnen Colonien i

r c

war

ihr

nicht

nur

untergeordnet,

sondern

lediglich

Mittel

zur

288 Erreichung der hb'heren Zwecke derjenigen religiosen Auffassung, welche die betreffende Sekte als das wahre Christenthum ansah. Alles war ihrer Herrschaft unterthan, und gegen Andersglaubige iibte sie mit unnachsichtlicber Intoleranz einen despotischen Druck, der sich mit den Formen der ausgedebntesten politischen Freibeit nicbt nur vollkommen vertrug sondern sogar als getreuer Ausdruck des unumschrankten Volkswillens gerade diesen Formen eine so unwiderstehliche Kraft entnahm, dass er der Gesetze nur wenig bedurfte und bios durcb die fanatiscbe Sitte der souveraneu Burger, deren Wille an und fur sich Gesetz, auf's Strengste erzwungen wurde. Im Vollgefiihle dieser Kraft hielt man es, als die verschiedenen Colonien, worin verschiedene Sekten unumschrankt die Genossen beherrschten, sicb zur gegenwartigen Union verbanden, ,

gemeinsamen Constitution den gemeinsamen deren Feststellung bei dem Fanatismus der einzelnen Sekten wahrscheinlich sogleich einen Zwist hervorgerufen

nicht fur nb'thig , in der religiosen Ansichten,

in gesetzlicben Formen Garantien und Schutz zu gewahren, sondern begniigte sicb durch einen Passus der in allgemeinen Ausdriicken die Freiheit der Religion gewahrleistete jeder einzelnen Sekte Sicherbeit gegen Unterdriickung seitens einer Andereii zu versprecben. In der Folge aber und namentlich in den neuen Gebieten vermischten sich daher Anhanger der verschiedenen ha'tte,

,

,

Sekten.

Dann kamen

Schaaren

von

Einwanderern abwichen von

in's

Land,

denen der ganzlich puritanischen Sekten. Dies fuhrte den Zweifel in eine Gesellschaft ein, deren einzelne Mitglieder frtiher fanatisch strengglaubige Anderen

religiose Auffassungen

Dies bewirkte hanger ihres besonderen Sektenglaubens gevvesen. u indess das katholische Element derlrlander, welche, als ,,Papisten nur die verabscheut dazu wohl griindlich protestanbeitrugen tischen Sekten im gemeinsamen Hasse enger aneinander zu schliessen, viel w^eniger als die aus Deutschland eingewanderten Protestanten selbst. Denn den Ansichten Letzterer, die aus der Wiege der Reformation kamen und hundertjahrige Religionskriege gegen den papistiscben Erzfeind und Antichrist durchgekampft batten konnte man eine gewisse Achtung gerade auf religiosem Gebiete nicht versagen, die ihnen auf politischem Gebiete, auf dem man ja in Amerika am Tage der Unabhangigkeitserklarung den Stein der Weisen entdeckt hatte, viel weniger zu Theil ward. Nun batten aber gerade diese protestantischen Deutscben in vieler Beziehung Sitten die den religiosen Auffassungen des PuriMit Verwunderung iiahm tanismus schnurstraks zuwider liefen. man wahr, dass sie iiberall versuchten, soweit es angiug, den heiligen Sabbath, an dem Moses' gottliches Gesetz jede andere Thatigkeit als Beten uud Singen strong verponte, grossen Theils ,

t

,

sondern sogar offentlichen uncl rauschenden Yergntigungen zu widmen. An diesen Vergmigungen

nicht nur geselliger Untcrhaltung

nahmen

das

war

,

und dem weibliclien Ge-

das Schrecklichste

da es alien ihren Idecn Amerika's vollig unbegreiflicli von Respectabilitat und weiblioher Wiirde geradezu in's Gesicht sogar die Frauen Theil und genossen dabei nicbt etwa schlug Ice Cream (gefrornen Rahm der mit Eiern und Zucker vermiscbt, eine alltagliche Lieblingsspeise der Anrerikanerinnen im Sommer sondern tranken ein oder andere fashionable Erfrigchungen ist) schleclite

,

,

,

gemeines Gctrank wie Bier. Dabei war von Exklusivitat lei diesen Unterhaltungen gar Nichts zu sehen, Alles mischte sich imtereinander, gleichviel ob zu Wagen, zu Rosse oder.auf Schusters so

Auch ward ungenirt geraucht, gelacht, gedas formliche Ceremoniell, worm sich die Achtung des Amerikaners vor dem weiblichen Geschlechte ausdrlickt, fand nicht die geringste Anerkennung. Da diese Fremden bei ihren Rappen gckommen. scherzt;

Vergniigungen nicht nur nie in Zank Priigeleien sich verwickeltcn

,

wie

,

und

Streit

in

betrunkene

Ameri-

ahnlichenfalls bei

dies

kanern unausbleiblich, sondern sogar mit harmloser Naivitat Jedemj so ware der des Weges kam gestatteten claran Theil zu nehmen ihnen die ganze Geschichte beinahe komisch vorgekommen, hatte ,

,

sie nicht

so

griffe verletzt.

und beriefen gesagt haben

frevelhaft

Und

alle

sittlichqn

Be-

auch Protestanten

sein

und

ihre religiosen

diese Leute

wollten

Luther

sich sogar auf Dr. Martin sollte: ,.Wer nicht liebt Wein,

selbst,

der da

Weib und Gesang, Ein Narr? IJnerhort Schrecklich! Da w aren sie ja insgesamint Narren gewesen, wenn die Fremdlinge rait ihrem kuriosen Gebahren Recht haben sollten.

der

bleibt

ein

Narr

sein

Leben

"

!

lang.

T

Dafiir gab es keine andere Erklarung,

als class die schandlichcn deutschen Gelehrten, von deren Gottlosigkeit selbst bis nach Amerika das Geriicht geclrungen, dieses ganze Yolk verdorben und dem

Christenthume

abwendig gemacht

hatten.

senders infidels, Unglaubige vor denen Dies schien um so. mehr geboten, ,

wie

das bose Beispiel mikinlichen Jugend, der

auf

die

Sie

man als

waren sammt und wahren mlisse.

sich

man

bald bemerkte, der amerikanischen

guten Sitten

an der Respectabilibedeutenden und unlaugbar zunachst keinen wohlthatigen Eindruck mache. Denn die ungestiime hastige Xatur des amerikanischen Jiinglings beriiitzte die Gelegenheit und den Anstoss, den ihm die deutschcn Vergniigungen gaben, nicht zur ruhigen *Erholung und gemiithlichen Unterhaltung sondern suchte seinem nervos-reiz^aren Temperamente dem die massige Selbstbeherrschung abgeht, in wiisten Excessen Luft zu machen. Dies fiihrte oft zu Schlagereien und Raufboldheldenthaten, bei denen in friiherer Zeit die Deutschen in der Regel den Kurzeren 37

tat

sehr

wenig lag

,

fiir

ihre eigene Person

einen

,

,

,

290 zogen

,

wurden dieser,

da als

dem

von Natur so leiclit und wild aufgeregt Storenfriede, noch auch mit der Kampfesweise beliebtcn Faustkampfe, vertraut waren und ihm niclit

weder

sie

die

recht zu begegnen wussten. Erst allmahlig wurden sie durch die Erfahrung gewitzigt und veranstalteten ihre offentlichen Garten-

unterhaltungen in der Regel unter den Auspicien von Vereinen, die die Aufrechterhaltung der Ruhe systematisch iibernahmen, und jeden Krawall durch Hinauswerfen der laut werdenden Individuen erstickten. Nichtsdestoweniger kam es haufig und auch heutigen Tages noch vor, dass mitunter gauze Banden von Raufbolden absichtlich die Feste der Deutschon storen und dabei unangenehme Sccnen, Gewaltthaten mid selbst Diese immer vorhandene WahrscheinTodtschlag sich zutragen. lichkeit raubt alien offentlichen Unterhaltungen in Amerika, naincntlich im Freien, den genuithlichen und friedlichen Charakter, den sie in Deutschland besitzen. Jene Vereine, die sich die Leitung solcher offentlichen Vergniigungen gewissermassen zur Pflicht machen und im Leben der Deutschen in Amerika iiberhaupt die wichtigste Rolle spielen, sind die Turn ver cine. Sie bestehen beinahe in jeder Stadt, wo Deutsche in eiiiigermaassen betrachtlicher Anzahl vorhanclen, und ihr Versammlungsplatz bildet das* Hauptdie Turnhalle

im

Keime

kommt

es

,

,

Ihr Programm beabsichtigt quartier der deutschen Bevolkerung. sogar eine Pflege des geistigen Lebens, mit der es allerdings nicht besser bestellt ist, als in amerikanischen Yerhaltnissen eben

Denn

gebrauchlich. die Bildung an

Thatsache, dass die Volksmasse nicht sondern vielmehr den gebildeteren gewissen argwohnischen Misstrauen betrachtet, die

sich

achtet,

Mann mit einem und ihm nur wenn

er eine

,

einflussreiche Stellung einniinmt

die ?

Achtung zuwendet, die sie tiberhaupt dem Inhaber einer solchen Stelle, d. h. der Macht zollt, gilt ebensowohl bei den Deutschen in Amerika als anderwarts. Da nun die Tendenz des dortigeti Lebens dahin geht, weniger den gebildeten als den energischder die innige Flihlung mit den Volksmassen riicksichtslosen Mann ,

die der Gebildete gerade wegen seiner Bildung einbiisst, besitzt, a.n die Spitze und in angesehene Stellungen zu bringen , so spielen

die

wenigen gebildeten Deutschen im Ganzen eine klagliche Rolle.

Zudem

sind

sie

fast Alle

Miirtyrer

der

achtunclvierziger

Bewe-

gung und halten die Principien, wofiir sie gekampft, geblutet und endlich liber's Meer gegangen, fur das Non plus ultra aller politischen Weisheit, woran Nichts zu verbessern und noch viel Das Ansehen, dessen sie von weniger ctwas auszusetzen sei. Deutschland her genossen, benutzten sie, urn seiner Zeit, soweit ihnen lag, das deutsche Element der republikanischen Partei zuzuflihren was ihnen zum Theile Acmter und Wiirdeu eines an

,

291 brachte

imd

danrit

einen Rest Hires Ansebens bcwahrte.

Gegen-

der Entwickelung der Diuge seit dem Siege dieser Partei ganzlich rathlos gegeniiber; haben es iibrigens langst aufgegeben, sich fiber das Geheimniss, warum das Paradies der

steben

wartig

sie

allgemeinen Bruderliebe noch nicbt eingetreten sei, den Kopf zu zerbrechen und beschaftigen sich ausschlicsslicb damit a zu machen, was gemacht werden kann", und zur Erholung mit Biertrinken

begleitendem Renommiren iiber ihre Heldenthaten im denkMitunter findet sich unter ihnen noch em wiirdigen Jabre 1848. absonderlicher ganz Kauz, wie der weiland grosse Volksmann Herr Hecker, der die Erinncrung an die ruhmwiirdige Schlacht

und

Kandern, wo er sich seine Lorbeeren verdient, durch grim-^ was im neuen deutschen niiges Scbimpfen auf Alles und Jedes, Rciche passirt, iramer wieder aufzufrischen versuchte. Die geistigc Bildung, welch e die, Turnvereine pflegen, bcschrankt sich wcsentlich auf eine Schule, die sie bier und da unterhalten auf eine kiimmerliche und ebenso sparlich beniit/te Bibliothek, und auf die Yorlesungen, die Herr Biichner seiner bei

,

um deswillen wenig Anklang fanden, \veil die der Afferiabstammung den Anhangern der (irleichbercchtigimg einen gelinden Schauer einflosst, in (Icr Besorgniss, dass bei weiterer Anerkennung dieser Lehre es am Ende sogar

Zeit hielt urid die

von

Lehre

den Aft'en noch einfallen konnte, die ihnen gebiihrenden ,.gleichen Rechte" als Stammesverwandte und Vettern in Anspruch zu nehiiien. Da sie jedoch allgemach empfinden, dass die den schwarzen Briidern gewiihrten Recbte schon sehr kostspielig sind, babcn sie Grund gegen eine nochmalige Erweiterung der Verwandt-

gtiten

,

Bcdenken zu hegen. Dagegen sind die Turnvereine gewissermaassen die Seele des organisirten Widerstandes gegen die Yersuche des Puritancrthums die ihnen anstb'ssigen Sitten der Deutschen zu unterdrtickeu. Denn der ererbte despotische Fanatismus der puritanischen Sekten konnte dem Umsichgreifen dieser sfindigen Missbrauche natiirlich nicht rubig zuseben, und vcrsucht allenthalben wo immer er Macht und Einfluss besitzt, durch Sonntagsgesetze seinen AnHichten unbedingte Geltung zu verschaffen. In den Landstadtcben und jenen Gegenden, wo das deutscbe Element sehr schwach durch. vcrtrcten, setzt er auch seinen YYillen, wenigstens formell Dagegen gelingt ihm dies in den grosseren Stadten nur sehr unvollkommen. Denn die Politiker miissen eben mit dem deutscben Elemente, als mit einer Macht von so und so viel Htimmen rechnen, und es ist ihnen durchaus Nichts daran gelegen, sich dessen Feindschaft einer Sache halber zuzuziehen, die ihnen nicht das Geringste einbringt. Sogar wenn sie dem Drucke der puritanischen Einfliisse nachgeben mussen suchen sie gewohnlich - - in echt ycbaft

,

,

,

,

,

292 amerikanisch-politischer Weise, rccht zu machen, dass sie alien

von

tage

das

den Strassen

gesellige

Lebeii

der

cs

Larm

bciden

Musik

u.

Thcilcn

dadurch

w. am Sonnverbannen und

s.

und offentlichen Platzen Deutschen hintcr yerschlossene Thiircn

und verhangte Fenster verweisen. Ttirnvereine

,

In

stehen die

diesem Kampfe

Organisation zahlreiche Stimmgeber beeinund sich desshalb der besondereii Achtung der flussen konnen Politiker erfreuen, in erster Reihe. Sie machen es sich zur Auf,

die

als

gabe, die Sonnlage rnit Concerten und Theatervorstellungen, deneii man, um das Puritanerthum zu beruhigen, auf den Anzeigeplakaten den Titel Sacred Concerts ,,Geheiligte Concerte" beilegt, in deutscher Weise zu beleben. Es ware ein Mangel meiner Schilwiirde ich nicht bemerken, dass diese Vorkampferrolle weniger durch deren grossere Aufopferung und Begeisterung fiir deutsche Sitte und Freiheit als dadurch veranlasst

clerung,

der Turnvereine

w ird,

dass sie mit der Sonntagsunterhaltung, an vielen Orten ein wirkliches Monopol in ihren Handen, glanzende Geschafte machen. So lange iibrigens die Deutschen nicht nur der republikanischen Partei angehorten, sonclern diese auch ihrer bedurftc, beT

stand

in

diesem Kampfe des Puritanisrnus

deutscher Sitten

ein

gegen das Eindringen der den

stillschweigender Waffenstillstand Seitdem weitgehende Freiheiten einraumte. ,

,

Deutschen jedoch in den letzten Jahren die republikanische Partei mit dem durch das Negerelement erhaltenen Machtzuwachse iibermachtig und iiberder deutschen Bundesgeriossen entbehren zu miithig geworden, konnen glaubte, hat man den Kampf wieder aufgenommen, und zwar in enger Verbindung mit der Temperanzbewegung, die sich auf allgemeine Unterdriickung aller geistigen Getranke richtet. Der Anfang der Temperanzbewegung liegt schon um inehr als dreissig Jahre hinter uns. Als die rapide Entwicklung ,

des

Westens begann

als

und

Yankeebevolkerung sich zuerst aus Speculanten und Geschaftsleute umwandelte, sich in Folge dessen die geistige und gesellschaftliche Tren-

einfachen Bauern

die

in

nung der Geschlechter vollzog, die zu ihrer kiihlen, achtungsvollhoflichen Entfremdung fiihrte, und der Mann die Erholung und Abwechslung von dem Druck seiner geistaufreibenden geschaftsondern in lichen Gliicksjagd nicht mehr im Familienkreise fand, den Trinklokalen, trat sie zuerst an's Tageslicht mit der bis dahin unbekannten Lehre, dass alle geistigen Getranke unter alien UmDa im .standen vom Uebel und ganzlich zu verbieten seien.

Grande genommen kaum

ein Mensch im Princip ein Yertheidiger und Schnaps war zu jener Zeit das des Schnapsgenusses ist - - so errang sie in der ersten einzige Getrank der Amerikaner -

Periode ihrer Bethatigung mehrere glanzende Siege, und die Gesetzgebung einer ganzen Reihe von Staaten fiihrte das unter dem

293

Namen Maine alien

liquor law bekannte strenge Gesetz ein, welches und jeden Handel mit geistigen Getranken uritersagt. Bald

aber zeigte sich, was man bei Gelegenheit der Einfiihrung des class aucb das strengste Tabaks z. B. in Europa erfabren batte Gesetz vollig ohnnuichtig 1st, die Einfiihrung und Verbreitung von Genussartikeln zu hindern nach denen der Gescbmack des Publi ,

,

Im Gebeimen wurde

viel mebr Scbnaps verkauft und die Trunksucbt nahm in den Staaten, der es die mit clem Maine-Gesetz (so benannt voin Staate Maine als in den viel schneller zu, zuerst einfuhrte) begliickt waren Die Wirkungslosigkeit des Gesetzes war so offenbar, anderen. dass es nach einiger Zeit nur noch ein todter Buchstabe blieb, Aber die Frauen gaben den Kampf gegen den Nebenbuhler Alkohol nicbt auf und verfielen auf die keineswegs unricbtige Idee, dass, um das Gesetz wirksam zu macben, es einer nach-

kums als

verlangt.

ehedem

offentlicb

,

,

,

clriickenden moraliscben Meinung bediirfe. Falsch, aber fiir ibre Auffassung sehr natiirlich, war nur die Ansicht, dass man cine moraliscbe Meinung nacb Belieben durcb Predigten herstellen konne. In diesein Glauben der ja nocb heute. von einer unzahlbaren Menge getheilt wird, versuchten sie durcb professionelle Massigkeitsvorleser, durch Massigkeitsvereine die gewiinscbte b'ffentliche Meinung zu erzeugen. Sie iibten gleichzeitig einen fortw ahrenden Druck auf die Geistlichkeit ihrer verschiedenen Sekten. ,

r

tlem diese kraftige Folge leistete. Man predigte wahrend. Aber trotz des grossen Anbanges

Temperanzvereine

und agitirte fortund Zulaufes der

wollte es nicht gelingen, eine wirklich kraftige

,

in's Leben zu rufen. Boswillige behaupten und wobl nicht ganz ohne Grund dass die jungen Manner, die sich den Massigkeitsvereinen aiischlossen in der Mehrbeit nach einer Periode des Alkoholgenusses ein Bedurfniss nach Abwechswie sie am besten eine Periode des vertraulung empfanden

off'entliche

Meinung

,

,

,

reizenden jungen Damen der Vereine geyvahren konnte, dass sie aber, sobald dieses gestillt und wiederum ein neues Bedurfniss nach Abwechslung eintrat, auch diesem

lichen

Umgangs mit den

wieder bereitwillig folgten. Wie dem auch sei, Thatsache ist, dass es den Massigkeitsvereinen nicht gelang, ihre Absichten durchzufiihren,

Als

mehr um sich Manner immer mehr Geschmack daran fanden,

aber die deutschen Vergniigungen immer

und die griffen, ward die Kirche

um

ihre Herrschaft besorgt. Und als alle ihre die unangefochtene Heiligung des Ermahnungen , Sabbath's wieder herzustellen , als alle Sonntagsgesetze sich bcit

nicht ausreichten

nahe gerade so wirkungslos erwiesen wie das Maine-Gesetz, verman auf den Gedanken, durch Verbindung der Grundsatzc Beider ihre Stiirke zu erhohen. War man bis dahin in Zweifel,

nel

294 ob das ncueingefuhrte Getrank der Deutschcn, das Bier, welches weniger Alkohol enthielt, als das unangefochtene eigenfhiimliche Getrank der alten puritanischen Landbevolkerung, der Cider- oder Aepfelwcin imbedingt zu verbieten sei, so musste es jetzt die erste Stelle unter den zu verdammenden Spirituosen einnehmcn.

Denn mit der Verdi-angling des Bieres hoffte man die zur Unglaubigkeit und zum Abfalle vom Christenthum yerfiihrenden Unterhaltungen der Deutschen, deren fllissiges Element es bildete, trocken zu macben und zu

tb'dten.

So ward denn allmahlig die Doktrin der Tcmperanzvereinc zu einem Dogma der puritanischen Sekten erhoben, das jetzt seit clem Abfalle der Deutschen von der republikanischen Partei allgemein anerkannt und in alien Kirch en gepredigt wird. Der Erfolg

Bewegung bleibt abzuwarten. Ihren ersten Ansturm versuchte im Friihjahre 1874 in dem Feldzuge derWeiber, in clem die in den Kirch en organisirten und fanatisirten Frauen in Banden die offentlicheii Trinklokale belagerten und so lange mit Gebeten und Kirchenliedern regalirten, bis sie sich entweder ergaben oder nicht. In den kleineren Stadten batten sie zeitweiligen Erfolg, der aber dem des Maine-Gesetzes sehr ahnlich zu sein scheint, d. h. es wird mehr durch die Hinterthiiren verkauft als vorclem der sie

(lurch die

Vorderthiiren.

Wahrend

Bewegung und wahrend

dieser

gleichzeitig

und

in

gleichem Sohritte die Lebensweise der ganzen amerikaniscben Bevolkerung sich veranderte, ging auch mit den Kirch en eine entIn dem Maasse als aus dem sprechende Wandlung vor sich. einf'achen Block- und Farmhause friiherer Generationen sich da elegante, comfortable, mit alien modern en Verbesserungen ausgestattete Residence-'H.&ua des Privatmannes entwickelte, verwandelte sich das ehemalige, einfache, nur die vier \veissgetiincliten Wandc ,

und Holzbanke zeigende, ganzlich schmucklose puritanische Meet-in y(Versammluugs-) Haus zu der mit alien modernen Verbesserungen in die prachtige hohe ausgestatteten Kirche Spitzbogenferister von farbigem oder geschliffenem Glase nur ein mattes traumerisches Licht hineinfallen lassen und deren iippigreichc Polstersitze dem Glaubigen gestatten sich die Freudcn des Himmelreiches in ,

,

,

siisser

frau

Ruhe auszumalen. In dem Maasse, als die einfache Hausaus dem Anfange des Jahrhundertes die von einer zahl-

reichen Kinderschaar

,

umgeben

in

selbst

gewebten Kleidern

zur

Kirche ging, sich zur eleganten Modedame entwickelte, die aus in nachlassig-schleppcndem Gauge unter Hirer Kutsche steigend der Last ihrer seidenen Gewander und Spitzen langsam und wiirdeToll zu ihrem Siize sicb begiebt, veranderte sich das Aussehen des Publikums. Denn es ist klar, dass in einem Lande, in dem Jeder und in noch hoherem Maasse Jede so gut als irgend eine ,

295 Andere, es auch in der Kirche unerlasslich wird,

dass

Eine

die

als die andere. Wer das so prachtig und kostspielig gekleiclet sci nicht kann, nun, der oder die muss eben zu Hause bleiben. Und ,

Auction alljahrlich versteigcrt werden, d. h. die religioser Enthusiasmus Eitelkeit sich nicht iiberbieten zu lassen, sehr hohe Preise erzielt, ohne Sitz vordie Jeden, der sie nicht bezahlen kann, zwingen und bei seinem etwaigen Besuche mit cinem lieb zu nehmen die ein en Gnadensitze bedient zu werden so sind alle Leute da die Sitze welcher

offentlicher

in

be!

ein

Gelegenheit

,

,

,

Aufwand

solchen

machen konnen,

nicht

praktisch

von dem Be-

suche der Kirchen ausgeschlossen. Thatsachlich sind die Kirchengemeinden in den Vereinigten Staaten uberall, wo sie nicht aus rein ackerbautreibender Bevol-

kerung

aristokratisch-fashionable

bestehen,

scliaften

Die nicht

geworden.

reiche Klasse

geschlossene Gesellder amerikanischen

Stadtbevolkerung, die sich nicht der Demiithigung aussetzen will, der Kirche mit Gonnemiene betrachtet .oder mit Geringschatzung

in

behandelt zu werden

,

an

fiingt

sich des Kirchenbesuches ganzlich

zu entwohnen.

Die katholische Kirche bildet hiervon eine augenfallige Ausnahme. In ihr herrscht in Amerika wie uberall, das Princip der absoluten Gleichheit aller Glaubigen. Es ist dies nur eine ,

Bestatigung des schon friiher ausgesprochenen Grundsatzes: dass Gleichheit nur unter der Herrschaft des unumschrankten Despotis-

mus moglich,

wahrend

der

naturliche Zustand

freier

Menscheii

der Ungleichheit sei. Die katholische Kirche ist desshalb auch wesentlich die Kirche des armeren Volkes. Aber unter der

der

armen protestantisch - germanischen machen gelingt ihr trotzdem nicht. ,

Bevolkerung

Proselyten

Dagegen macht

Emancipation der Neger unter

diesen bessere irgend eine der protestantischen Kirchen.

sie

seit

Fortschritte

,

zu der als

Uebrigens bemerkten die protestantischen Sekten sehr wohl welche fiir sie in dem Ausschlusse der immcr zahlreicher werdenden armeren (worunter nicht geradezu arm zu verstehen) Volksschichten liegt, wodurch diese zur Gleichgiltigkeit die Gefahr,

gegen specielle Religionsformen und zum endlichen Abfall getrieben werden. Letzteren suchen sie nach Kraften entgegen zu wirken. Sie haltcn Camp Meetings, d. h. Lagerbetversammlungen, in denen nach einer schon alteren Sitte die Bevolkerung aus einer ganzen in landlicher Waldeinzusammenstromt Umgegend samkeit ein Zelt- und Hiittenlager aufschlagt, und wahrend meh,

rerer

Tage

oder

setzen Revivals religiosen

wie

im

Wochen d,

Gefuhle

h.

als

Wiedererweckungen

genau

Wahlkampfe

das Beten

die

auf

Gesc'haft in's

dieselbe \\'eise

politischen,

und

betreibt.

Werk

,

wobei

bearbeitet die,

den

Sie die

werden,

sonstigen

296 und

wie eine Unterhaltungen der Amerikaner gleich, das Land hinwegfegen sie halten Gebetversammlungen bei Tage und des Abends und rekrutiren ihr Publikum an den Strassenecken sie schicken Missionare in die Stadttheile in denon Spielen

Manie

liber

;

,

,

armere Bevolkerung

um

an

den

Strassenecken zu predigen, ja sogar die Leute in ihren Hausern zu besuchen und namentlich auf das weibliche Geschlecht einzirvvirken sie iiberschwemmen das Land mit ihren erbaulichcn Traktatlcin, worin die

wolint,

;

wie er sich zu verhalten \vird, und Gott und den Menschen wohlauch ein wohlhabender Mensch zu

Jedermann haarklein angegeben

um

babe,

nicht nur ein guter

sondern nebenbei Ganz besonders aber sucben sie durch Sonntagschulen werden, und Kindervereine auf die heranwacbsende Generation einzuwirkcn, namentlich auf die zahlreiche Kinderschaar der Eingewanderten. Der Erfolg ih-res ganzen Treibens ist aber nicht der angestrebte. Zeitweilig ist ihr Zulauf allerdings gross, denn die ganze Bevolkerung, an die sie sich wenden, hat ja, im Grunde genommeu, gefiilliger,

dasselbe religiose Bediirfniss wie ihre wirklich gliiubigen KirchenDa aber die eigentlichen Ursachen der Entfremdung,

mitglieder.

namlich der aristokratisch-fashionable Geist,

der

die

Kirchen

in

gar nicht bcriihrt werden, so vergcht die kiinstlich erzeugte und zur Fieberhitze gesteigerte Aufregung fast Besitz

genommen

noch schneller

sie

als

und Abspannung die

,

und entstcht, so grosser.

um

ist

Kinder aber erreichen die

den,

sie

allerdings

derselben vor

Achtung

die iolgencle Gleichgiltigkeit Mit ihrer Einwirkung auf

ihren

indem

Sittlichkeit zu untergraben,

aller ernsten

einen Eltern,

namlich Grundstein

Zweck, den sie

die Letzteren

fortwahrend gewissermaassen als abschreckende denen zu folgen sie bei dem Heile ihrer Seele Beispiele vorhalten Sie tragen damit wesentlich zu der haltlosen vermeiden miissten. Charakterschwache bei, welche die Jugencl in den Vereinigten Staaten im hochsten Maasse besitzt.

Kindern

ihren

,

Um

aber die jungen Manner der Versuchung der Welt d. h. oder den deutschen Unterhaltungen zu ent-

dem Schnapsgenusse

sie den stiirksten Reiz iiber den sie verfiigen, Sie organisiren Festnamlich den geschlechtlichen. Ice Cream Feste in den Kirchenlichkeiten z, B. Erdbeerenfeste raumen und religiose Pic-nic's (Landpartien) im Freien, in denen die reizende junge Damenwelt der Kirche die Rolle des LockDasselbe geschieht in den mannigfachen Vereinen, vogels spielt.

ziehen in's

,

fuhren

Feld

,

,

,

,

die

zum Zwccke

der Beforderung der Massigkcit und Gottseligkeit Es ist nicht zu leugnen dass diese Unter-

allenthalben bestehen.

,

haltungen und Vereine ein Schritt auf dem richtigen Wege -sind, iuclem sie diese so nothige gesellschaftliche Vermischung beider Geschlechter befordern, die alleiii der gegenwartigen krankhaft'

297 sentimentalen Ueberreizimg cin Ende geschlechtlichen Leidcr wird ihr Erfolg sehr mangelhaft bleiben, kb'nnte.

eben auch dem Despotismus, den Respectabilitat, ausiiben, vollstandig unterworfen sind. Uebrigens einer

fiihrt

die

immer grosser en

Entwickelung

machen da

Mode und

sie St-yl

der Dinge vorlaufig zu

Herrschaft des weiblichen Ge-

schlechtes

Der Grand unter der amerikanischen Bevolkerung. gerade in der grosseren Abgeschlossenheit der Frauen welche sie gegen die Einfliisse der Aussenwelt auf s wirksamste schiitzt, wahrend die Manner denselben im hb'chsten Maasse ausDaher haben bei den Frauen der alte Puritanismus gesetzt sind.

liierzu liegt

und

seine sittlichen

,

Anschauungen nur diejenige Modification Luxus eingefiihrt, wahrend

fahren, die der uberhandnehmencle

er~ er

anderen Beziehung, speciell in seiner fanatisch-intoleranten Bei den Mannern dagegen lint Seite, unangefochten geblieben ist. sich im Verkehre mit All' und Jeden gerade diese Seite abge-

in jeder

und abgeniitzt, und diese sind auf dem Standpunkte wankender Ueberzeugung angelangt. Gegeniiber wankenden Ueberzeugungen aber besitzt der Fanatismus, namentlich der uberkommene und mit einer gewissen autoritatsglaubig-gewohnheitsmassigen Yerehrung betrachtete Fanatismus, immer das Uebergewicht. Die in ihren Meinungen schwankende Mannerwelt sucht desshalb im Verkehre mit den unbedingt glaubigen Weibern den eigenen Zweifel zu verbergen und heuchelt eberifalls Ueberzeugungstreue. So ist die Heuchelei unter dem mannlicben Geschlechte in alien Verkehrsdistrikten des Landes ganz allgemein geworden. Ihrem iiusseren Bekenntnisse nach sind sie sammt und senders strenge Glaubige ihrer speciellen Sektendoktrin und sogar strenge Bekenner der Enthaltsamkeit. Jeder, der Verkehr mit cliesen Leuten gepflogen hat und bekannt geriug geworden, im ihr Yertrauen nicht schliffen

zu missbrauchen d. h. um sie nicht entweder vor ihren eigenen oder der Aussenwelt bloss zu stellen, weiss von Augenblicken in seinem Leben, wo ihn ein oder der andere Temperanz-

Damen

ler, dem alle geistigen Getranke ein Abscheu, mit geheimnissvoller Miene an irgend einen halbverborgenen Wandschrank seines Hauses gefiihrt und ihm dort einen ,,Tropfen" von einem Getrank vordas ausserordentlich beruhigend auf die Nerven wirke gesetzt, und gut fur den Magen sei, dass man aber in der gemeinen Welt Die echten, unverfalschten und unverdiiniiten Branntwein nennt. sowie die vielen begleitende Frage welche Sorte man vqrziehe? Flaschen und Kriige in besagtem Schranke liessen darauf schliessen, dass es weder an Auswahl noch an der Quantitat dieser Medici n

mangelte.

Jn Folge des allgemeinen und fortwahrenclen Yerkehrs der sich der Umgang zwischen ihnen 3d

Manner mit der Aussenwelt hat

298 von allem lastigen und zeitraubenden Ceremoniell Hoflichkeitsformen

sind

auf

befreit,

und

leere

Minimum herabgesunken.

Ein und Hutabnehmen u. dgl. in bffentlichen Lokalen, in Bureaux u. s. w. hat langst aufgehort, als Sitte betrachtet zu werden. Jeder macht es sich vielmehr iiberall so bequcm als moglich. Ceremoniell und Hoflichkeitsformen sind nur noch im privaten Verkehre mit dem weiblichen Geschlechte vorgeschrieben, und bilden die aussere Erscheinungsform der ihm gezollten Achtung. Gering wie die Schulbildung des Amerikaners ist, gibt ihm dieser immerwahrende Verkehr mit der Oeffentlichkeit und alien Sorten Menschenkindern eine praktische Lebensbildung und Menschenkenntniss, die sicher bei keinem anderen Volke auch nur annahernd vorhanden. In der That ist sein eigener scharfer Blick und sein klares Urtheil allein im Stande, ihn vor Betrug und Ueberlistung zu schiitzen. einfaches,

Wie bis heute

kurzes Kopfnicken

ein

ersetzt

alle

anderen

Griissc,

an Menschenkenntniss zeichnet sich der Amerikaner an Liberalitat vor dem Europaer aus. Ohne diesen

Charakterzug ware es nicht moglich gewesen, die Tausende und Zehntausende ganzlich mittelloser Menschen, die in den letzten Wintern in den grossen Sadten miissig lagen, zu fiittern, und bedeutende Krawalle, ja sogar aufriihrerische Bewegungen zu vermeiden. Wie lange freilich diese Liberalitat, die zum nicht geringen Theile mit dem Mangel an Sparsamkeit identisch, unter

dem immer fuhlbarer werdenden Drucke der Verschlechterung noch diesem Zwccke geniigen wird, bleibt abzuwarten. Ist, \vie aus der vorhergehenden Schilderung sich ergiebt, das Leben in Amerika an unterhaltenclen Erholungen iiberaus arm, und wird es in dieser Beziehung von dem Leben in Europa, so-

gar dem in England, besoiiders aber in Deutschland ganzlich in den Schatten gestellt, so gibt es doch eine Seite, wo das UingeIn Europa bekehrte der Fall: die Bequemlichkeit des Reisens. steht dasselbe aus einer fortwahrenden Kette lastiger Plackereien, die darauf hinauslaufen, verschiedene Klassen von Herumlungerern die von Altersher und durch Gebrauch, Sitte und haung sogar durch Gesetz mit Privilegien ausgestattet sind, Gelegenheit zu

von den Reisenden in kleinen Raten einen, sich im Ganzen auf bedeutende Summen berechnenden Wegelagererzoll zu ^rheben. Die verschiedenen Formen dieser Plimderung einzeln zu erwahnen, Es geniigt zu bemerken, dass in Amerika gehb'rt nicht hierher. alle diese zu Trinkgeldern und Bezahlung berechtigten Tagediebe bieten,

nicht vorhanJen sind, und derRcisende, der in directes Billet nach San Francisco oder sonst

New- York

z.B.

ein

w ohin r

nimmt, mit sammt seincm

Totalsumme das Recht erlangt, Gepacke an seinem Bestimmungsorte ohne jede weitere Unkosten,

der Bezahlung der

299 und ohne

alle

Paar Meilen einem Wagenwechsel und Zeitverlusten

abgesetzt zu \verden. den Bau der Eisenbahnwagen anbetrifft, so stehen die bcquemsten, die ich inDeutschlancl (im Konigreiche Wtirttemberg) geselien habe, noch immer weit hinter den amerikanischen zuriick. Ein durch die Mitte der \Vagen laufender Gang gestattet Jedem zu jeder Zeit aus einem Wagen in einen andern oder in den vordersten, der zugleich der einzige Rauchwagen und Wagen zweiter Klasse ist, sich zu begeben und MitreisendenBesuche abJeder Wagen hat sein Water closet und ist mit zustatten. Trinkwasser versehen. Am Ende des Zuges sind die ausserst beqaemen und luxuriosen Scblafwagen angehangt. Die bevoromit man durch Einsperren die Leute in Europa mundende Sorgfalt, gegen Gefahren zu beschiitzen sucht, existirt nicht, da man in Amerika Jedem das Recht zugesteht, sich entweder selbst gegen Gefahr zu wahren, oder aber nach Belieben seine eigenen Gliedmassen daran zu setzen. Allerdings hat man auch nicht ein solches naivglotzendes, unbeholfenes Reisepublikum, dem das Geschobenwerden zum Bediirfniss geworden zu sein scheint. Der Amerikaner ist gewohnt und weiss sich selbst zu helfen. ausgesetzt zu sein,

Was

w

Ich kann dieses Kapitel nicht besser schliessen als mit den folgenden Stellen aiis Georg Asmus's Amerikanischen ,

.,

Skizzenbiichelche

"

,,Fiir

Eisenbalmen Wagen bauen

Verniinftig, ist ein eig'ner Kniff!

Jch sag's in's Ohr auch im Yertraueu habt ihr gar kein' Begriff.

:

Da von

Hier kann man aufsiehen und sich waschen, Eiskaltes

Wasser

zapfst

du

dir

;

Verkaufer bringcn Zcug zum Wascheii, Auch Zeitungen und sonst Lectiir! Jhr sperrt die Lent, wie wilde Thiere Zwolf Stuuden in 'en Hasten ein Schwatzt mir nur nicht vom Civilisire' So lang so was kann moglich sein.

Von Kunsten ist noch anzufiihren Und ich thu's wirklich mit Genuss Nur hier verstehen sie das Barbieren Und wie man Stiefel putzen muss !" ;

300

Die Ursa

cli

en

der

Corruption.

Everybody for liimstlf, and the devil take the hindmost! (Jcdcr fiir sich, und der Teufel hole den Letztcn.)

Amerikanische Kedeneart.

Unsere bisherigen Auseinandersetzungen stellen wohl die Thatsache der in den Vereinigten Staaten herrscheriden Corruption ganz unzweifelhaft ausser Frage. Wenn wir nun im Folgenden versuchen, imsere Ansichten iiber die Ursachen dieser Corruption darzulegen, so sind wir uns bewusst, hiermit bis zu einem gewissen Grade das Gebiet der Hypothese zu betreten, wobei wir selbstverstandlich durchaus keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit erheben. Zunachst diinkt uns das ,,Bessermachen" der Welt durch Einfiihrung eines getraumten Ideals gegenseitiger Liebe unmoglich, so lange die Menschen Bediirfnisse und damit den Trieb haben, diese zu befriedigen. Total verfehlt erscheint uns daher der Versuch die Corruption nur als eine Folge der Boswilligkeit der Menschen zu erklareu, die die hoheren Grundsatze der Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Billigkeit und Menschlichkeit aus blosser Gier mit Fiissen trcte. Nicht Boswilligkeit, nicht blosseGier, sondern der Trieb der Selbsterhaltung, zwingt den Einen zu den Fahrlichkeiten des Kampfes, wodurch er dem Anderen das niithige Brod vor dem Munde wegnimmt. Ebenso wenig geniigt es unserer Meinung nach, zu sagen die Corruption sei gewissermaassen die zu Tage tretende AltersHcliwache der Volker. Abgesehen davon, dass das Altern der Nationen vielleicht noch eine streitige Frage sein kann, wieder-

spricht die Geschichte ganz und gar der Annahme, dass eine riode der Corruption nothwendig eine Periode der Schwache

Pesei,

die den

Untergang der betreffenden Nation nach sich ziehen miisse. Im Gegentheil sehen wir nachPerioden der zerfressendsten Corruption Volker sich wieder auf's Neue in frischer, voller Kraft erheben, wahrend andere gar nicht von Corruption ergriffene Volker doch im Kampfe urn's Dasein sogar mit corrupten Volkern erlagen und ihr Ende fanden. Wenn ein Volk Anspruch darauf besitzt, fiir

ein jugendliches zu gelten,

Staaten;

weit

entfernt

schwache anzusehen,

aber

erblicken

ist

es

sicher das

der Vereinigteii als Alters-

die dortige Corruption

wir vielmehr darin das Lummel-

301 eine jugendlich brausende Gahrungsentstehender einen Staatenbildung. Werdeprocess periode, Die Presse der Vereinigten Staaten selbst sucht gegenwartig alter der nationalen Existenz,

die Corruption als eine Folge des Krieges darzustellen ,,Keice Nation kann sich ungestraft auf grosse Kriege einlassen und das Land mit einer Masse uneinlosbaren Papiergeldes iiberschwemmen. Eine Zeit der Corruption und der riicksichtslosen Yerschwendung :

folgt

solchen Ereignissen so sicher, wie die Nacht

dem Tage

folgt!"

New-

York Tribune, und beinahe sammtliche Zeitsagt die so weit sie nicht aus sonstigen Griindeii schriften des Landes, der Thatsache der Corruption gegeniiber beharrlich die Augen schliessen, schlagen den namlichen Ton an. Fur uns ist auch diese Erklarung ganzlich ungeniigend. Nicht nur wurden sehr haufig Kriege gefiihrt, ohne eine derartige Aera der Corruption zur Folge zu haben, z. B. die Befreiungskriege gegen die napoleonische Herrschaft, die Kriege der Hollander gegen die Spanier, die der England er gegen die Franzosen, sondern die Entwickelung der amerikanischen Corruption ist auch vor dem Kriege sehr deutlich die von Eine ihrer nachzuweisen. wichtigsten Phasen ist Jackson ein Menschenalter zuvor durchgefiihrte Anwendung des Princips ,,dem Sieger gehort die Beute", auf die Besetzung der Aemter. Im Kriege fand sie also nur Gelegenheit ihre sprossenclen Keime und eingewurzelten Schosslinge auf s iippigste zu entfalten.

Mitunter

soil

auch der Reichthum eines Volkes zur Erklarung Wie damit die Thatsache stimmt, dass

der Corruption dienen.

Holland und England, die seit langerer Zeit notorisch reichsten Lander der Welt, nicht annahernd so stark \ on der Corruption als Dutzende beinahe bettelarmer Nationen, ist ergriffen sind, schlechterclings nicht einzusehen. Allerdings kann die Art der T

ein Element der Corruption sein. Yermb'gen, ohne die verhaltnissmassige Anstrengung der Arbeit oder des Krieges, sondern lediglich Dank der umstaten Laune des

Erwerbung des Nationalvermogens

Glticks erworben, lasst in der

That

die zur

Anstrengung befahigminder wichtig erscheinen, regt dadurch zu deren Verachtung und Verund untergrabt somit die Grundsteine wahrer ]iachliissigung an

ten Eigenschaften der

Kampf- oder

Arbeitstiichtigkeit als

Macht.

Unserer Ansicht rrach

Verwesungsprocess stande,

in

ist die

alter

dessenWarme

Corruption der auflosende gesellschaftlicher Zudie Keime neuer socialer

Zustande zur Reife gelangen. die Ursachen,

die

das

gesunde Leben

Als Keime des

aber

wirken

alten Zustandes zer-

fressen und ihn damit der Zersetzung entgegen treiben. Sie \verden aber nicht durch den alten Gesellschaftszustand selbst her-

302 dieser

vorgebracht; Selbsterhaltung

verhalt

instinctiv

sich

jederzeit

vielmehr

im

ablehnend

Intercsse

dagegcn.

seiner

Es

sind

oder das Einwirken von Umstanden, die nicht unter der Herrschaft des alten Gesellschaftszustandes stehen, welche iiussere Einfliisse

Keime in den gesunden socialen Organismus hineintragen. sind dies solche Einfliisse, die auf die Lebensverhaltnisse einen Eine Erfindung unabweisbaren, verandernden Eindruck ausiiben.

diese

Es

wie die des Steigbiigels, die dem Reitcr einen bisher nie besessenen Halt mid damit eine erhohte Gewalt im Kampfe gab, veranderte das Kricgswesen, damit siimmtliche bcstehenden Machtverhaltnisse, zersetzte also in der Corruption des fruheren Mittelalters die alten socialen Ordnungen und Rechtsverhaltnisse, und

schuf endlich

neueren Ordnungen

die

der Ritterszeit.

Die Ejn-

fiihrung des Schiesspulvers veranderte wiederum die Bedingungen der Kriegsfiihrung, erhohte die Bedeutung des Fussgangers dem

warf damit die bestehenden Machtverhaltnisse den Haufen, zersetzte dadurch die bestehenden Ordnungen, und der in der Corruption des spateren Mittelalters untergehenden Ritterzelt folgte als erste Erscheinungsphase der wieder zur Macht gelangten Demokratie die Epoche monarchischer Alleinh errs ch aft. Reiter gegeniiber,

iiber

Alle solche Veranderungen, die als zersetzende Keime in ordnungsmassig bestehende Gesellschaft eintreten, werden nicht freiwillig oder gar absichtlich aufgenommen, sondern drangen sich durch die Nothwendigkeit der Concurrenz oder des Kampf'es nm's Dasein ihr auf und in sie em. Von solchen Beispielen ist nun die Geschichte voll. Sie alle weisen darauf hin, dass jede Culturepoche mit einer Periode der Corruption anhebt, sich durch dieselbe zu einer Periode der Klarung und der gesetzlichen, sittlichen Ordnung emporarbeitet, um schliesslich mit dem Eindringen anderer, die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens wiederum verandernder Umstande abermals in eine Periode der Corruption eine

einzutreten.

nug

Besitzt ein

um wahrend

Volk

dieser Zeit,

Gliick

oder "Widerstandskraft geder Disciplin, Zucht,

wo Macht

die also auch Aufopferung und Hingabe, nicht tief Feinde aussere sinken, "Widerstandsfahigkeit gegen so gelangt es gewissermaassen durch liberwaltigt zu werden, einen Mauserungsprocess zu einer neuen, den veranderten VerSitte,

patriotische

haltnis'sen angepassten

Zu

einer neuen

sittlichen Ordnung. sittlichen Ordnung!

hierin

liegt

der

Losung des Rathsels. Freilich, so lange die Auffassung vorwaltet, dass es nur eine absolut wahre Sittlichkeit, nur e i n festbestimmtes und unwandelbares Rechts'gefiihl gebe das zu alien Zeiten, unter alien Umstanden und bei alien Vblkern Vb'lkerein und dasselbe, kann diese Losung nimmer gelingen, Schliissel zur

,

303 imd Geschichte liefern uns aber die iiberzeugendsten Beweise, dass ein Volk einen ganz anderen Maassstab von Sittlichkeit anlegt, ein ganz anderes Rechtsgefiihl als urtheilenden Richter seiner Handlungen anerkennt, mit einem Worte, ein ganz anderes Ge \viss en besitzt, als ein oder vielmehr als jedes anderc, wirklich in verschiedenen Verhaltnissen lebende und mit verschiedenen Xaturanlagen ausgestattet, dass eines Handlungen preist und ihre kimcle

Thater zum Himmel erhebt, die das andere verabscheut dass dieses nicht den geringsten Anstoss an Sitten und Gebrauchen als nimmt, die jenes ungelieuerlicli mit Entriistung verdammt; dass alle diese verschiedenen Ansichten nicht bosen, nichtswiirdigen Beweggriinden, d. h. der menschlichen Schlechtigkeit entspringen, sondern mit der ehrlichsten Ueberzeugung und deni festesten Vertrauen an ihre Wahrheit, ja an ihre Heiligkeit geglaubt werden. Damit wird die Schwierigkeit im Erkennen der Ursachen jener ;

damonisch-geheimnisvollen, Reiche zertrlimmernden undVolker ver nichtenden Erscheinung, die man Corruption nennt, um ein Betrachtliches vcrringert. Und auf dieser Basis allein wollen wir

den Versuch einer Erklarung der jetzigen Corruption derVereinigten Staaten \vagen.

Die in friiheren Kapiteln angcfiihrten Beispiele zeigen das Diese liegt namlich nicht darin, Eigenthiimliche der Corruption. dass einzelne oder eine Reihe von Verbrechen wie

vorkommen,

oben angegebenen, sondern vielmehr darin, dass es keine Schande mehr ist ein derartig eiiappter und tiberfiihrter Verbrecher zu sein, dass also das Rechtsgefuhl des Volkes nicht mehr liber solche Verbrechen in WalJung und Emporung gerath. Denn so lange die

Letzteres geschieht, ist ein noch so zahlreiches Begehen von Ver-

brechen durchaus noch keine Gefahr fiir die gesellschaftlichen Zustande, da binnen Kurzem der Druck der cmporten ofFentlichen Meinung auf die Behorden so stark wird, dass sie gern oder un-

Wird aber gern die Strenge der Gesetze \valten lassen inussen. der ertappte Verbrecher nicht mehr aus der Gesellschaft gestossen, kniipft sich keine weitere iible Folge an das Begehen einer Spitzbiiberei als die einer sehr

geringen Wahrscheinlichkeit auf Strafaussicht im Falle des Ertapptwerdens, wahrend beim Erfolgc und der hochst wahrscheinlichen Freisprechung (gewohnlich aus

Mangel

an zulanglichen Beweisen u. s. w.) eine dem Werthe der Beute entsprechend geachtete sociale Stellung winkt, ist mit einem Wort der moralische Abscheu vor dem Verbrechen geschwuiiden, dann sind auch alle Schranken der Man wagt Ziiriickhaltung gefallen. es und trotzt der Wahrscheinlichkeit ertappt, und der viel geringeren iiberfiihrt

zu werden.

Was

aber sind die Ursachen einer solchen Erschlaffung des

nationalen Gewissens

?

304 Icli

halte

1) Die

die

folgenden fur die wesentlichsten derselben verschiedener deren Volkselemente, :

Verraischung

Wirkung 2) Gesteigert fliichtiger

wird durch die bedeutende Anzahl gesetzesoder verbannter Verbreqher und Vagabunderi, die

mit der Eiirwanderung in's Land gekommen. Den miihelosen Vermogenserwerb durch blosses Gllick. 4) Die gesetzlich und in politischen Formen versuchte Durcli3)

fiihrung des Principes der Gleichberechtigung Aller.

Die aus den beiden letztgenannten Punkten sich ergebende

5)

Unertra'glickheit

der

bestehenden

Vermogensverhaltnisse,

etwa noch vorhandenen Rest von Achtung vor Eigenthum ganzlich zu zerstoren droht.

die jeden

(lem

Die

ethnischen

Yerhiiltnisse.

Die Vermischung verschiedener ethnischer Elemente ist fur und ohne alle Umschweife gesagt - - hauptsachlich tiefgreifendste Ursache der Corruptionserscheinungen zu halten. Was mich zu dieser Ansicht bringt, ist eine Vergleichung der Zustande in Landern mit Bevolkerungen gleichen Stammes, mit die erste

Bevolkerungen verschiedenen Stammes in sich verEthnisch-reine Volker gibt es nun in der Welt allersehr wenige, in Europa diirften aber die germanischen

solchen, einigen.

dings

Stamme

die

Skandinavien und an der deutsch-hollandischen am meisten Anspruch auf Blutreinheit erheben anderen Culturnationen sind erweislich Mischvolker.

speciell in

Nordseekiiste noch

konnen; alle Fassen wir ethnisch reine Gruppen in's Auge, so finden wir zunachst, dass die Volksmassen einer jeden dieser Gruppen em festbestimmtes, unzweifelhaft anerkanntes sitttiches Gewissen besitzen. Geschlechtliche Beziehungen sowohl als die Begriffe der Ehre und der Ehrlichkeit unterliegen bei ihnen einer bestimmten, durch die 6'ffentlichen Anschauungen iiber jeden Zweifel erhabenen Beurtheilung.

Allerdings

Racen-Charakter

sind

diese

Normen,

dem

naturlichen

entsprechend, von einander abweichende, und Manches was der Chinese z. B. als ehrlich, als ruhmlich und gar als geschlechtlich rein ansieht, wiirde der Germane vom Grunde

305 seines Herzens als schm'ahlich

Aber

Germane

und

als ekelhaftes

Laster verabscheuen.

mit demselben beurtheilt Chinese Maassstabe jeder Kein dieselben Handlungen nach dem chinesischen Sittengesetze. jeder

germanischen

beurtheilt

Handlungen

sittlichen

,

Mann

der betreftenden Race wiirde ein anderes Urtheil fallen, als das solchergestalt anerkannte, und sogar die Verbrecher und einzelnen Individuen, die in ihren Thaten alle Sitte mit Fiissen treten,

wagen nie Zweifel an Anschauung selbst zu

der Richtigkeit aussern.

Sovveit wir die Geschichte

der

solcher

betreffenden

sittlichen

ethnisch-reinen

Volker

verfolgen kb'nnen, zeigt sie nie solche tief einschneidenden Perioden der wie jene der Mischnationen. Obwohl poCorruption obwohl das sociale litische Umwalzungen auch hier stattfanden, ,

Leben in verschiedenen Epochen sich verschieden gestaltete, blieben die sittlichen Anschauungen im Grunde genommen unverandert Und wenn Coroder erlitten nur eine ganz geringe Modification. diesen Nationeu

so tritt dieselbe beinahe bedeutenden Verkehr mit der Aussenwelt batten und durch fremde Sitten und Gebrauche beeinflusst wurden. 1st diese Wahrnehmung richtig, so geht dieselbe so weit zu beweisen, class alle anderen Ursachen der Corruption, z. B. die die Anhaufung von Reichthumrn auf leichte Weise ja sogar Aenderung von Glaubensformen von geringerem Einflusse sind, als Das feste Sittensystem einer jener fremder ethnischer Elemente. ethnisch reinen Nation scheint eben die Kraft zu besitzen, die Vertheilung solcher Reichthiimer ihren Anschauungen gemass zu regeln und die in einem Wechsel der Religion reprasentirte Veranderung ausserer Ceremonien unschadlich zu machen. Auffallig tritt uns der Zusammenhaiig der verschiedenen ethnischen Elemente mit der Corruption vor Augen, wenn wir, wie oben erwahnt,

ruption in

immcr

in Perioden

ein,

wo

ersichtlich, sie

einen

,

ethnisch-reine mit ethnisch-unreinen Staaten vergleichen,

z.

B. das

Konigreich Holland, die friihere Republik der Vereinigten Niederlande mit dem Kaiserreich Oestereich; die skandinavischen Reiche mit dem russischen Staatencolosse die Turkei mit ihrer bunten ;

Volksmenge, deren Siechthum Kurzsichtige dem Islam zuschreiben wollen, mit den ethnisch-reinen Stammen Arabiens die an keiner Am lehrreichsten aber bleibt immerhin das Corruption leiden. namentlich um desswillen, weil dieser Staat, Beispiel Hollands, der unter republikanischen Fornien der Corruption eben so wenig

Raum

gewahrte, als unter den jetzigen monarchischen, damit den liefert, dass es nicht etwa die republikanische Staatsform an sich ist, der die Corruption zur Last gelegt werden kann, und iiberhaupt die Staatsform von keinem wesentlichen Einfluss darauf zu sein scheint, so lange ein ethnisches Element in

Beweis

89

306 Grade vorwiegt, um sein Sittengesetz zur unbedingten Herrschaft zu bringen, 1st das Letztere jedoch niclit mehr der Fall, dann cl. h. auf allerdings will es ims bediinken, als ob ,,freiheitliche" demokratischer Basis errichtete Regierungsformen den Process der Corruption grb'sseren

dadurch

wahrend

beschleunigen,

despotische

Widerstand entgegenzustellen im Stande Ein ethnisches Element, verlangsamen.

freiheitlichen

Form en

seine

sittlichen

demselben einen und ihn sind, welches unter

Anschauungen

mehr

nicht

zur unbedingten Geltung bringen kann,vermag daher nicht nur lichersondern wahrscheinlicherweise seineHerrschaft zu erhalten,

mogwenn

es versucht durch die festere Organisation cines despotischen Regierungssystems die widerwartigen sittlichen Anschauungen der anderen ethnischen Elemente zu bewaltigen; es opfert lieber die

Formen

seiner Freiheit

dern viel wichtigeren

Wesen

seiner Sitt-

lichkeit auf.

Alle diese Beispiele, die ein weites, noch kaum betretenes Feld des historischen Stadiums bieten, scheinen uns ubereinstimmend zu bestatigen, dass ethnische Vermischung das wichtigste Element der Corruption sei, im Vergleich mit dem alle anderen Ursachen von nur geringer Wirkung. Erst die Zerstb'rung fester sittlicher

der tiblen

Anschauungen

Wirkung

in

Folge

ethnischer Vermischung

offnet

der letzteren Ursachen Thiir und Thor.

Die Geschichte der Vereinigten Staaten selbst bestatigt diese In der colonialen Zeit lasst sich kaum Auffassung vollkommen. ein Anzjeichen von Corruption erblicken. Aber die Bevolkerung der einzelnen Colonien, viel scharfer von einander getrennt, als gegenwartig die Staaten, bestand auch fast durchgangig nur aus' Soweit in den nordlichen Staaten einem einzigen \r olkselemente.

Ausnahmen von dieser Regel vorkamen z. B. in Pennsylvanien und dem Staate New-York, waren es zunachst protestantisch-germanische Elemente, die in der Gestalt der hollandischen Ansiedler von New*.York (ehemals Neu-Amsterdam) und der deutsch-pennsylvanischen Arisiedclung sich nicht so sehr von der anglo-protestantischen wie dann aber auch grosstentheils Bevolkerung unterschieden ,

,

namentlich das letztere Element, die Vorfahien der heutigen DeutschPennsylvanier, in gewissen Gegenden zusammenw ohnten, dort ihre eigene Lokalverwaltung hatten und ihre eigencn Sitten behielten, BO dass ein Durcheinanderleben der verschiedenen Stamme in beDie sehr geringe deuteiiderem Maasse noch nicht vor sich ging. katholische Einwanderung dieser Zeit gehorte in Mehrzahl oben7

drein auch der englischen Nationalitat an und siedelte sich beinahe ausschliesslich in den Pflanzungen der von Lord Baltimore, Yon ihrem Glaubensgenossen, gegriindeten Colonie Maryland an. Irland dagegen wanderte beinahe nur das irlandisch-germanische Element uach den Colonien aus, das bokanntermassen nicht nur

307 sondern - - ein Beweis wie wenig ethnischc 1st, der keltisch-katholischen Bevb'lUnterschiede sich versb'hnen in vielleicht heute noch Irlands ingrimmigeren Hasse gegenkerung

protestantisch

-

tib erst eat

denn

je.

Etwas bedeutender waren fremde, aber auch

protestantische

Beimischungen (Hugenotten, deutsche, mahrische Briider und ahnliche protestantische Sekten) in die Bevolkerung war uberhaupt

manchen

siidlichen Colonien.

Aber

noch so diinn, dass einem Jeden und etwelche Aeusserlichkeiten der

Ellenbogenraum" blieb Xachbarn anstbssig gewesen waren, weniger auffallig erschienen, zumal die doch nur geringen Unterschiede voller

r

Sitte,

die bei naheren

zvvischen den \ erschiedenen protestantischen, also vorwiegend germanischenllrelementen, vollstandig verschwanden imVergleich mit jenen des einzigen in grosserer Anzahl vorhandenen Elementes ethnischer Dieser aber gelangte als Sklave nie zu Disharmonie, der Neger. irgend weleher Geltung. Die sittlichen Anschauungen der Weissen 7

waren und

blieben allein maassgebend.

Aber

dre

Unmbglichkeit

deren Beobachtung seitens der Neger zu erzwingen hatte eben zur Folge, dass man sie als jedes Sittlichkeitsgefiihls baar ansah,

und ihre

sittlichen Yerhaltnisse

.demnach lediglich

den Interressen

der herrschenden Klasse gemass im einzig-moglichen Zwangswege ordnete, was iibrigens dem Gedeihen der Schwarzen so giinstig war, dass sie sich nicht nur ganz ausserordentlich vermehrteu,

sondern auch in Mehrzahl aus gesunden und physisch kraftigen Individuen bestanden. Die Interessen der Zuchtung erlaubten eben

Schwachen und Erbarmlichen, und

nicht die Fortpflanzung der

ware zum Wohl sunde

nur zu unter den

kiinftiger Geschlechter

Ziichtungsprincipien auch der kiinstlichen Hegung

wenigstens

idiotischer,

erbarmlicher,

mit

einem

es

w iinschen,

dass ge-

civilisirten

Volkern

T

Sorten verkriippelter, Worte ni chtsnu tziger

aller

Exemplarc ein Ende machen. Dicse

Ansiedler genosseii die ausgedehntesten ungehindert konnte ein Jeder die Friichte seines Ringens und Schaffens im Kampfe urn's Dasein geniessen. Eine gewisse Gleichberechtigung stellte sich allerdings thatsachlich her weil eben das Ringen und Sehaffen der Einzelnen ein annahernd Gleiches war und demnach auch nahezu gleiche Friichte ergab.

Rechte

der

colonialen Freiheit;

Beinahe die ganze Bevolkerung beschaftigte sich

machung des Bodens und Gewinnung der

mit

der Urbar-

und der Ertrag dieser Arbeit lieferte ausreichende Nahrungsmittel f iir grosse Familien denen man auch liberall begegnete, weil keine Last, vielBodenfriichte,

mehr eine Hilfe und Unterstutzung fiir die Eltern. Die Mittel des Luxus waren hingegen nur sparsam vorhanden, da fast noch kein Beinahe Alles, wessen man benothigte, wurde Export bestand. auf der

Farm

selbst erzeugt

und

zubereifet.

So genoss der Bauer

308 nicht einer papiernen, sondern einer thatsachlichen Unabhangigkeit, wie sie ebcn nur in solchen Verhaltnissen denkbar. Er war

souveraner Herr auf seinem Besitze, und die Geschicke ubten kaum irgend welchen Einfluss auf die Seinigen. Der Kampf urn's Dasein war nicht ein Concurrenzkampf gegen wirklich

Anderer

Andere

sondern gegen die noch ungebandigten Mit einer Ausnahme allerdings Die alten Eigenthiimer des Landes, die Indianer gaben ihren Anspruch auf Grund und Boden erst dann auf, wenn Macht, die allein den Besitztitel dieses Eigenthums zu verleihen im Stande, sie zum Ruckzuge gezwungen. Also bestand an der Grenze ein fortwahrender, grausamer Kamj.f um die Giiter, die die unparteiische Natur Dem In zugedacht, der sie zu erringen und zu behaupten verstand. urn's tagliche Brod,

Naturmachte.

diesen

!

Kampf zog

um

Jeder der sich bedroht

fiihlte,

der reifere

An-

genommenes Heim zu vertheidigen, der jnnge Mann; um sich weiter im Westen ein Eigenthum zu erobern und eine Heimath zu griinden. So war die ganze Bevolkerung ein mannhaftes, im Kampf gestahltes Geschlecht, in dem jeder Herr und Niemand Diener, in dem Jeder arbeitete, weil sich Niemand fand der ihm dieseMiihe abnahm, und in dem die Arbeit desshalb der allgemeinsten Achtung genoss, und Jeder der sich derselben nicht unterzog, init Kopfschiitteln als verdachtiges Subsiedler

sein schon inBesitz

ject betrachtet wurde, da man iiberhaupt nicht wie er ohne Arbeit zu lejben im Stande.

einsehen

konnte,

Eine solche Bevolkerung, die in thatsachlicher Gleichheit und sich auch gleicher Rechte erfreute, nahm keinen Anstoss an dem Grundsatze der ,,Gleichberechtigung Aller", als derselbe von Jefferson, Payne und Genossen von Frankreich, dem Lande der papiernen Freiheitsrechte und des thatsachlichen Denn damals war die GleichbeDespotismus, eingefiihrt wurde. rechtigung Aller ja eben nur der Ausdrnck der wirklich bestehenden "Verhaltnisse. Aber der engere Bund, in den die bisher frei

lebte

isolirten

Colonien

zum Zwecke

gegen das Mutterland traten, bisher

jede

einzelne Colonie

der

gemeinsamen Vertheidigung

riiumte die Schranken

umgeben

und

,

womit

sich

die innere Gleichheit

Bevolkerungen erhalten hatte, hinweg und oifr-ete damit nicht nur den freien Yerkehr der colonial en Bevolkerungen unter einander, sondern was fiir die folgende Entwickelung von Alles iiberschattendei' Wichtigkeit dem ungehinderten Einstromen fremder Elemente Thiir und Thor. In Folge der Diese liessen nicht lange auf sich warten! erzeugten Unabhangigkeitserklarung und des durch den Krieg Masses wandte sich der bisherige Strom der Auswanderung namihrer

,

,

lich

der

englisch-loyalen protestantisch-germanischen Bevolkerung der britischen Inseln von der neugeschaffenen feindlichen Republik

309

Er wurde ersetzt durch ab und anderen englischen Colonien zu. die sich alsbald aus dem englandfeindlichen, die Auswanderung ,

Elemente in Beweguug setzte und ihrem Feindschaft durch gegen Albion sich auszeichnengleiche rieuen, den Bundesgenossen zueilte, der ihnen, den in ihrer Heimath von Freiheit und Gleichheit den verhassten Sachsen Unterdriickten fur das die So Vereinigten Staaten so verbegann versprach. keltisch-katholischen

,

hangnissvolle Einstrb'men des,

dem germanischen Wesen

die bestehenden Gruiidlagen freiheitlicher Ordnungen schaffen, feindlichen keltisch-katholischen Elementes.

und

,

welches Sitte

ge-

In den ersten Jahrzehnten allerdings trat dieser Einfluss noch nicht zu Tage. Die ankommenden Einwanderer zersplitterten sich als einzelne Individuen und diese sahen sich, inraitten einer streng puritanisch-protestantischen Bevblkerung, die wohl an die Gleichheit der Menschen glaubte aber sehr geneigt war, den Katholiken eben nicht als eineii Menschen sondern als ein verab,

scheuungswiirdiges Ungeheuer anzusehen, wohl oder iibel geihren katholischen Gefiihlen und keltischen Instinkten zwungen Zwang anzuthun, sie in ihrem Innern zu verschliessen und den ,

,

und Ansichten ihrer puritanischen Nachbarn sich anzubeSie konnten nicht einmal umhin, ihre Kinder in die quemen. Gemeindeschulen und sogar in die Kirchenversammlungen der Sitten

Letztern zu schicken.

Dies erklart die fiir die Beurtheilung reliden Vereinigten Staaten hb'chst wichtige dass dort gegenwartig mehrere Millionen keltischThatsache, katholischen Blutes existiren, die den protestantischen Sekten anDer Lo^renantheil an dieser bekehrten Masse fiel der gehoren. wie immer in solchem jungen bekehrungseifrigen (und desshalb Falle sich dem Geschmacke der zu Bekehrenden am meisten anbequemenden) Sekte der Methodisten zu, und ich glaube nicht zu wenn ich den notorischen, despotischen Hang dieser unirren, duldsamsten aller protestantisch genannten Sekten dem iiberAvuchernden Einflusse ihres bedeutenden, der freien MeinungsVerhaltnisse

gibser

in

,

,

,

ausserung abgeneigten, keltischen Racenelementes zuschreibe. Atich es kein blosser Zufall sein sondern mit diesem ethnischen Yerhaltnisse zusammenhangen dass vor alien ,,christlichen'' Staatsmannern, gross und klein., die sich im Felde der Corruption ganz besonders auszeichnen, die Methodisten die Palme davontrageu. Allmahlig aber bildeten sich zuerst in den grbsseren, claim auch in den Mittel- und kleineren Stadten des Landes katholische Gemeinden, und um sie sammelte sich bald die nach und nach in bedeutenderer Anzahl, seit dem Hungerjahre 1847 aber geradezu massenhaft in's Land stromende irische Einwanderung. Sobald der katholische Irlander sich inmitten einer Schaar seiner Lands-

mochte

,

,

leute

und Glaubensgenossen wusste,

hb'rte

er

sogleich

auf,

sich

den verhasstcn Sitten der puritanisch-protestantischen Bevolkeriing anzubequemen und seinen katholischen Glauben zu verleugnen oder gar seine Kinder in protestantische Schulen oder Kirchen zu schicken, Seit dieser Zeit gelang es auch der katholischen Kirche, ihre Glaubigen in ihrem Schoosse festzuhalten, sie als feste, schnell wachsende Phalanx den zersplitterten Sekten des Puritanismus diesen letzteren das Terrain streitig zu gegeniiber zu stellen machen. und ihrer Unduldsamkeit siegreich zu trotzen. Zu diesem ,

Zwecke war

ihr sogar die Unterstutzung der protestantischen, aber in Glauberissachen indifferenteri Deutschen willkommen. Denn die Deutschen waren mittlerweile auch zu einer Macht

im Lande angewachsen, mit der man rechnen musste, Die altere deutsche Einwanderung, die sich vornehmlich nach Pennsylvanien erreichte um die Mitte des vorigen Jahrhunderts ihren Abschluss, indem die mit dem siebenjahrigen Kriege eingetretene Kriegsperiode den Auswandererverkehr zwdschen Deutschland und Amerika beinahe ganzlich in's Stocken brachte. Die Theilnahme der deutschen, von den Fiirsten verhandelten Soldatentruppen an dem Unabhangigkeitskriege auf britischer Seite erregte sogar bci dem Amerikaner einen mit Verachtung gepaarten Hass gegen die Deutschen, die er allesammt ,,Hassen" benannte, ein Hass, der richtete,

So benoch nicht verklungen ist. Druckes in Deutschland selbst, um allmahlig wieder eine Auswanderung nach Amerika vorzubereiten. Die Demagogenvejfolgungen der zwanziger, die revulutionaren Bewegungen der dreissiger Jahre trieben eine Anzahl Leute hiniiber, die eine gewisse Verbindung zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland herstellten. Als in Folge der Anlage von Eisenbahnen und der Ansdehnung des Eisenbahnnetzes nun die Gefilde des reichen Beckens des oberen Mississippi der Ansiedlung zuganglich gemacht wurden und die materiellen Aussichten der Einwanderer sich erheblich besserten, begann allmahlig die grosse deutsche Einwanderung. Das Fehlschlagen der 1848er Revolution namentlich warf Massen hiniiber, und der einmal in Fluss gesetzte Strom ergoss sich bis auf den erst im letzten Jahre eingetretenen Riickschlag in beinahe immer gleicher Starke. In demselben Maasse, als die Schaaren der Einwanderer sich bemcrklich zu machen begannen, und ihre eigencn Ansichten bis heutigen Tages durchaus durfte es eines nachholtigen

erhob die Corruption ihr bestandene thatsachliche Gleichheit. Denn der grundbesitzende Amerikaner nahm den sich darbietenderi Einwsnderer zur Arbeit an, eiitwohnte sich derselben selbst, bezur Geltung

Haupt,

zu

schwand

bringcn die

versuchten

,

friiher

sich der Miihe Kinder aafzubringen, immer mehr und mehr zu entziehen, da er die Arbeitskraft wodurch sie ihm spater die Kosten ihrer Erziehung wiederer^tatteten, ja billiger miethen

gann

5

,

,

311 und er uberdies nicht gern sehen mochte, dass seine Kinder an der Seite des fremden, seltsamen hirelings (Heuerlings und dabei moglicherweise an ihren d. i. Mietharbeiters) arbeiten Ueberdies Sitten oder ihrem Seelenbeil Einbusse erleiden sollten. gewahrte ihm ja die Verbesserung der Transportwege jetzt die konnte,

,

die er friiher zur Sattigung des seine Ackerbauprodukte, Dutzends Mauler seiner Familie verwandte, profitabel zu verkaufen; er konnte sich also damit manche Bequemlichkeiten der modernen

Mittel,

manche Luxusgeniisse verschaffen die er friiher nicbt Also erwuchs Verachtung der kannte. und Hang zu Luxus. Arbeit, Abneigung gegen grosse Familie Und die unter solchen Umstanden erzogenen Kinder sind das corrupte Geschlecht, das heute die Leitung des Staates in den Handen hat, Zwei Genera tionen hab en geniigt, urn den durchaus ehrlichen sittenstrengen und sittenreinen Verhaltnissen der Republik vom Civilisation

einmal

,

,

dem Namen nacb

Anfange dieses Jahrhunderts zu lassen.

die Corruption der Gegenwart folgen in denen der Strom fremder Be-

Zwei Generationen

,

vb'lkerungselemente erst langsam, dann immer schneller sich in's Land ergoss und dort 7 bis 8 Millionen Individuen fremder

Geburt ansiedelte

,

die mit ihren

Abkommlingen heute wohl unge-

fahr die Halfte der Bevolkerung ausmachen. Dieser rasche Verfall der Sitten ist in erster Linie das Ergebniss der eingetretenen Yermischung der verschiedenen ethnischen Elemente.

Dabei

denken

wir

durchaus

nicht

etwa an

die wirkliche

geschlechtliche Vermischung, sondern zunachst nur an das Untereinanderleben verschiedener Volkselemente auf demselben Raume, staatlichen Organisation und unter denselben GeUntereinanderkommeu das allerdings fruher oder spater unvermeidlich zu einer mehr oder minder vollkommenen Blutsvermischung fiihren muss. Und zwar folgt einer solchen Ver-

unter

setzen,

derselben ein

,

die Corruption immer unvermeidlich (wenigstens liegt kein einziges Beispiel des Gegentheils in der Geschichte vor), und um so schneller und heftiger, je grosser der freie Verkehr zwischen den heterogenen Elementen ist, je weniger gesetzliche

mischung

Schrariken sie von einander trennen.

In den Vereinigten Staateu, Jeden gleich derartige Schranken also gar nicht existiren, wo im Gegentheile alle Volkselemente sogar in gleicher Weise im Verhaltnisse ihrer numerischen Starke auf die Gesetzgebung einwirken, geht der Process der Corruption, der in manchen Fallen sich beinahe mit chronischer Langsamkeit vollzieht (in den ,,Kastenlandern") hb'chst akut und heftig vor sich. Seit Anbeginn bringen und brachten die Einwanderer aus ihrer europaischen Heimath Sitten Gebrauche Rechtsanschauungen und Religion ihrcs besonderen Volksstammes mit. Alle diese

wo

die Gesetze

fiir

,

,

,

312 weichen

in

vielen Einzelnheiten

von einander ab

,

oft

freilich

nur

wahrend in den Grundzugen die Sittensysteme der verwandten Volksstammme je nach dem Grade

in

blossen

ihrer

Aeusserlichkeiten

Verwandtschaft

,

mehr- minder

dennoch ubereinstimmen; die zumeist in die Augen zwischen den reineren ger-

sind es gerade diese Aeusserlichkeiten,

fallen und vollstandig geniigt haben manischen Stammen, trotz der nach mehr als tausendjahriger lokaler und politischer Trennung bewahrten Uebereinstimmung in ,

ihren

Grundanschauungen iiber Moral und Rechtlichkeit, einen heftigen, mit Verachtung gepaarten Stammeshass zu erhalten, der erst in der neuesten Zeit den Erwagungen wichtiger, gemeinsamer Interessen zu weichen beginnt. *

Wohl wirft sicb jene Ideenrichtung, die sich ,,kosmopolitisch" nennt stolz in die Brust und betrachtet Nationalhass und StammesEs ist aber eine ganz abneigung als kleinliche Vorurtheile. ,,kleine Verdrehung der Wahrheit zu behaupten, ein Vorurtheil sei ein ,,kleinliches", welches uberall und allerwegen, wo jemals >(

1'

Menschen wohnten, besteht und bestanden hat und solche Macht und Wirkung auszuiiben im Stande gewesen, dass alle Seiten der Geschichte davon erfiillt sind. Was immer eine solche Erscheinung sein mag, ,,kleinlich" ist sie nicht, sondern von so wuchtigej*, ja, von iibermachtiger Gewalt und so sehr der hb'chsten

nur dass Beachtung des Geschichtsforschers werth, Blinde und Thoren sie missachten mb'gen, einem Staatsmanne aber

ihre Missachtung

fuglich

nun das ,,Yorurtheil"

Satz aufgestellt; keine dieser Satz richtig, so

und

Verbrechen

als

trifft,

Wirkung ohne Ursache. muss

ware

ist.

Was

es jedenfalls

Sind Logik und

Vorurtheil" von solcher Macht

ein

solchem Einfluss Griinde

Interessant

anzurechnen

so hat die moderne Wissenschaft den

haben

von entsprechender Gewalt. kennen zu lernen zumal

dieselben

,

noch gar nicht erwiesen ist dass nationale AbVorurtheil" ist. Sehr wahrscheinlich ist ein neigung lediglich betrachtlicher Theil dieses Vorurtheils das im Instinkt niedergelegte Resultat von Erfahrungen, das unsere Vorfahren in friiheren ungezahlten Zeitaltern im Kampfe urn's Dasein gemacht, und die, weil sie sich den Vb'lkern so tief in diesem Vorurtheil eingepragt, diesem Kampfe vielleicht von iiberwaltigender Wichtigkeit in urn's Dasein sind, Ehe ich auf eine nahere Untersuchung der weissen Volkselemente in Nordamerika eingehe mochte ich der J u d e n gedenken, w elche in den Vereinigten Staaten, wie uberall, eine deren besondere Eigenthiimlichkeit Ausnahmestellung einnehmen ein nicht zu bestreitender Erfolg im Kampfe um Reichthum ist Unserer Ansicht nach grundet sich dieser Erfolg darauf, dass die Juden die einzige Nationalitat sind die inmitten der weltumfassenden es

schliesslich

,

,

r

,

,

313 und Alles unter einen Hut

bringen wollenden Anschauungen der monotheistischen Religionssysteme von clem Wahne frei grossen blieben dass ein bestimmtes Sittensystem sich fur alle Nationen Und Volker und Kacen der Erde, fiir die ,.Menschheit" eigne! das sind sie blieben es nicht, weil sie ,,das auserwahlte Yolk ,

,

allein in

das Himmelreich

wahrend

eingehen wird, sondern weil

verdammt sein werden", sein! In Folge dieses Glaubens

sie

alle

Anderen

glauben eszti der Wahrheit

entsie, sprechend, davon tiberzeugt, dass sie eine mit besonderen Eigenschaften ausgestattete und von Anderen verschiedene Nation sind, dass sie besondere Anschauungen und Gefiihle haben und hegen, die anderc Vb'lker nicht theilen.

sind

Sie sind nicht

von dem Trugbilde

der Menschengleichheit angesteckt uiid suchen desshalb nicht aus sondern verfolgen das anderen Vb'lkern Proselyten zu machen Ziel der Vennehrung ihrer Zahl auf naturliche Weise durch ,

Erzeugung

und Erziehung grosser Familien. Sie sind in Folge Ausnahmestellung von vornherein gezwungen,

ihrer selbstbewussten

das Leben nicht als eine fortgesetzte Bethatigung briiderlicher Liebe Aller gegen Alle anzusehen, sondern fassen es von Jugend an, der Wahrheit gemass, als Kampf auf, worin sie ihre Existenz Feinden abtrotzen miissen. Und grade weil sie in Allen, die nicht zu ihrem auserwahlten Samen gehb'ren ihre Feinde erblicken, miissen sie unter sich eng zusammenstehen und durch gegenseitige Unterstiitzung nach besten Kraften den Kampf gegen den gemeinsamen Feind aller Nachkommen Abrahams siegreich durchftihren. Aber sie erwarten nicht, dass ihre Bundesgenossen ihnen diese sondern sie allein inmitten Unterstiitzung umsonst gewahren sollen der in ihren Reden von Liebe triefenden, in ihren Thaten nur anerkennen in Riicksichtslosigkeit zeigenden christlichen Welt, ihrem Sittengesetz als maassgebenden Grundsatz der Gerechtigkeit und der Freiheit die Hegel so da heisst: Auge um Auge Zahn um Zahn", einen Grundsatz,' den nicht die Religion, wohl aber der gesunde Menschenverstand des germanischen Volkes noch hegt in dem Sprichwort: ,,Wie du mir, so ich dir!" Demgemass .

,

,

,

,

halten sie sich fiir verpflichtet, die von ihren Glaubensgenossen gegebene Unterstiitzung nach bestem Konnen zuriickzuerstatten und

Strenge, womit sie diese Pflicht erfiillen, ist das Band, das Gesellschaft zusammenhalt und jedem Einzelnen von ihnen iiberall, wo Glaubensgenossen wohnen, Credit und Unterstiitzung

die

ihre

In Folge dessen stehen sie im Conjedem Nothfalle sichert currenzkampfe des Lebens der christlichen Gesellschaft als geschlossene Phalanx gegeniiber und erringen den Sieg -urn so

in

leichter, als sie kampfen die dem Feinde immer

!

im Besitz einer so

viel

rich tigen

abnimmt,

Weltanschauung,

als

die

Umstande

erlaubcn.

40

314 So haben die Juden immer und jederzeit, wo sie geduldet waren, die Einzelnen besiegt und gepliindert. Was ihrem Siege Schranken anlegte, war eben nur der von Zeit zu Zeit emporte die der sich erhob Raceninstinkt des ausgepliinderten Volkes Gebote der christlichen Liebe beiSeite warf, in Selbstvertheidigung ,

,

seine Angehorigen ebenfalls in geschlossene Sturmcolonnen formirte, und im schonungslosen, weil vom Racenhass diktirten Vorgehen auserwahlten und Jedermann feindlichen Gejener geschlossenen ,

in der Verfolgung sellschaft eine grausige Niederlage beibrachte, ihnen die Beute wieder abnahm und damit zeitweilig das normale ,

Verhaltniss wiederherstellte.

Solches

wo

war und

ist

die Stellung des

Judenthums

iiberall,

Wo

dagegen die Ideen der Neuzeit ihren glaubenzerstorenden Einfluss geltend gemacht, verwischen sie nicht nur die heut scbon ganz unbestimmbar gesondern werfen auch die wordenen Grenzen des Christenthums festen Schranken des jiidischen Glaubens iiber den Haufen. Damit religiose

Ueberzeugungen

fest wurzeln.

,

ist

aber die geschlossene Gesellschaft andere isolirt wie jeder tritt

Jude

gesprengt

Mann

in

und der den

einzelne

Kampf

Aller

Diese Auflosung vollzieht sich in Amerika sehr Wahrend die eingewanderten Juden, die namentlich aus rasch. den friiheren polnischen Landestheilen in Masse heriiber kamen, noch dieVortheileihrerbesonderen Stellung auszubeutenim Stande sind, ihre richtigere Weltanschauung und ihre Gewohnung an eine mit

gegen Alle

ein.

grossen Familien immer verbundene einfach-frugale Lebensweise zu ihrem grossen pecuniaren Vortheile zu beniitzen wissen, hat die zweite Generation diese im Kampfe urn's Dasein hochst werthvollen Tugenden schon beinahe ganzlich abgelegt und ist unzweifeldie sich mit dem grossten haft eines derjenigen Volkselemente,

Behagen im luxurios-weichen Schlamme der Corruption herumDer alle sittlichen Anschauungen zerfressende Process walzen. hat eben auch auf das Moralgesetz des Judenthums seine Wirkung und wie Simson einst mit scinen Locken seine Kraft geiibt, verloren haben soil, so verliert dasselbe mit der festen Abgeschlossenheit

seiner

im Conkurrenzkampfe. Was nun die

Gesellschaft

den

bisher

besessenen Vortheil

Bevolkerung der Vereinigten Staaten abgesehen von einer Menge anderer betrifft, von relativ nur geringem Belange, wesentlich aus drei verschieZunachst aus dem alteren Grundstock der denen Elementen. weissen Bevolkerung, vorwiegend von ecglischer Abstammung und mehr oder minder mit dem unduldsamen Religionsfanatismus der ,,Rundkopfe" oder Puritaner behaftet. Dieses Element ist jenes, welches seit seinem zweihundertjahrigen Aufenthalte in Amerika sich auch sich naphysisch zu einem besonderen Typus entwickelt hat, der iibrige

so besteht dieselbe,

315 durch geringere Breite nnd grossere Lange sammtlicher scharf von dem Europaischen unterscheidet und den man fiiglich den Yankee-Typus nennen kann. Das zweite wesentliche Element sind die eingewanderten Deutschen, denen sich die germanischen Nebenvolker wie Hollander, Flamander, Schweizer, Danen und sogar Scandinavier mehr oder minder Deutschrussen mentlich

Korpertheile

,

,

Der

anschliessen.

Nord-

und

tiefe

ethnische Riss, der in Europa zwischen sich noch durch den besteht und

Stiddeutschen

des Protestantismus im Norden und Gegensatz der Religionen des Katholicismus im Siiden verscharft, behalt aber auch hier seinen trennenden Charakter bei. Das dritte Hauptelement endlich ,

Jm das keltisch-katholische der irlandischen Einwanderung. Charakter unterscheidet es sich von den beiden erstgenannten auf die markirteste Weise und driickt sich besonders dadurch aus, dass es uberall als ein einheitlicher Kb'rper in das offentliche Leben eingreift. Bis zu einem gewissen Grade lehnen sich die geringen Einwanderungen aus den romanischen Landern an dieses ist

Element

an.

den Siidstaaten dagegen ist die ganze weisse spatere Ihre grosse Masse nur von geringerem Belange. die slidlichen Weissen, im Wesentlichen von englischer,

In

Einwanderung bilden

doch nicht wie die Yankees von streng puritanischer Abstammung, bei der ersten Einwanderung mehr als jene von anderen

und schon

Auch B. von franzosischen Hugenotten durchsetzt. Typus entwickelt, der sich nadurch bedeutende Korpergrosse auszeichnet, aber auch

Elementen,

z.

hier hat sich schon ein gewisser

mentlich

noch eine gewisse

dem curopaischen ahnliche bliihende Farbe beibehalten hat, die bei dem Yankee ganz und gar einer lederartig bleichen Gesichtsfarbe gewichen ist. Ueberhaupt ist der siidliche Typus nicht so scharf ausgepragt, als der des Yankee. ,

Das zweite numerisch-wichtige Bevolkerungselement der Sudist das der Farbigen (der Neger und der verschiedenen

staaten

Abstufungen der Bastarde). Zwischen diesen vier Hauptelementen der Weissen steht einer mittleren Stellung eine

Menschenmasse

,

die der

in

Abstammung

nach zwar meist dem einen oder dem anderen angehort, aber dennoch gewissermaassen schon als einProdukt, weniger der geschlechtlichen Yermischung , als vielmehr ,der durch das Durcheinanderwohnen zu Stande gebrachten Abschleifung der ausseren Charaktere anzusehen ist. Eine Schatzung der Zahlenverhaltnrsse dieser vier Hauptelemente

ist

nicht leicht

,

da

die

statistischen

Angaben ethnische

Auf Grund langjahriger Unterscheidungen nicht beriicksichtigen. persb'nlicher Beobachtungen aber glaube ich kaum zu irren, wenn ich jedes der vier Elemente annahernd auf ein "Viertel der weissen

316 Gesammtbevolkerung veranschlage

wobei

,

die

siidliclien

Weis-

numerisch am starksten das irisch - keltisch - romanische Element am nachststarksten die eigentlichen Yankees aber am schwachsten sind. Die Starke des charakterlosen Young America zu schatzen ist unmb'glich, da Jeder individuell dessen Grerizen weiter dehnen oder enger zusammenziehen kann. Ueber das Verhaltniss der ethnischen Elemente zur Corruption lasst sich nun von vornherein Folgendes feststellen Die Corruption ist am wenigsten tief in alien Gegenden und Unterabtheilungen der Verwaltiing, wo Eines jener Urelemente noch das unbedingte Uebergewicht behauptet und dem entsprechend sen

,

,

:

die

Verwaltung

der

betreffenden

Gegend

in

Handen

hat.

Am

wo

keines ein solches bestimmtes Uebergewicht besitzt, die verschiedenen Bevolkerungsgruppen sich demnach die Wagschale halten und am starksten auf einander einwirken. starksten ist sie dort

Dort ist America

dann zugleich

am

das

undennirbare

charakterlose

Young

zahlreichsten vertreten.

Einzige

wo

,

Ausnahme

dieser Regel bilden jene Stadtgemeinden,

wie in New-York City, das irisch-keltisch-romanischkatholische Element die Herrschaft an sich gerissen. Dort ist die gleich

Corruption unzweifelhaft

am

tiefsten eingedrungen.

Die ethnische Mischung ist nun am starksten in dem Strichc der von New- York aus sich nach Westen hinzieht. Darum sind es wiederum die alteren, ostlicher gelegenen Staaten, in deneri die bunten ethnischen Elemente der Bevolkerung am meisten Zeit Daher denn die Corruption hatten, auf einander einzuwirken. in diesem ostlichen Verkehrs- und Handelsgebiet der Stadt NewYork am tiefsten, in den westlicheren Distrikten dagegen noch

weniger eingefressen. Von den genannten Elementen, behaupten einzig noch die Yankee's in gewissen Gegenden ein solches unbedingtes Uebergewicht, um ihren Willen zur unbestrittenen Geltung zu bringen. Sie wiegen noch ganz und gar vor in jenen Gegenden New-EnglandSj ihrer Heimath, wo nicht die Fabrikstadte und das davon herangezogene fremde, beinahe durchaus keltisch-katholische Element das Uebergewicht erlangt haben, besonders in den Staaten \7 ermont, New-Hampshire, Maine und den westlichen Gegenden von Massachusetts. In .diesen Staaten herrscht weniger Corruption, Die Verwaltung ist im Ganzen noch als irgendwo in der Union. fahig und ehrlich, und die Gesetze werden im Allgemeinen geachtet. Dagegen ist in den Fabrikgegenden New-Englands (Boston Rhode Island und Connecticut), und das ostliche Massachusetts ,

wo

die

puritanische Urbevolkerung fest eingenistet.

bereits

uberfliigelt

ist,

die

Corruption In den neuen Staaten des Westens haben die reineren Yankee's

317 das unbedingte Uebergewicht im Staate Jowa errungen, wo sich Denn Jowa unsere Theorie auf das Eklatanteste bewahrheitet. 1st

bis heutigen

Tages von Corruption im Wesentlichen befreit ge-

Ihm zunachst sowohl im Vorwiegen

blieben.

eines

imd zwar des-

selben ethnischen Elementes wie in verhaltnissmassiger Corruptionslosigkeit steht der Staat Micliigan.

Nach den Yankee's noch

in verschiedenen

Weissen

sind es die siidlichen

Gegenden

,

eine bestimmte numerische

welche Ueber-

wie die Yankee's den oben erwahnten Staaten, seitdem die farbige Bevblkerung eine erhb'hte Bedeutung erlangte. Dennoch herrschen die siidlichen Weissen ziemlich sicher in den Staaten Kentucky, Tennessee, Nord-Carolina Virginia und Georgia, und diese sind im vollen mit unserer Theorie in dem Maasse als die Oberhoheit Einklang dieses Elementes mebr oder minder gesicbert erscbeint von der Corruption mehr oder minder befreit. Dagegenbesteht in Siid-Carolina, Florida Mississippi und Louisiana wo die Neger unter Fiihrung der von der Bundesregierung unterstutzten Schnappsackler eine

legenheit bebaupten

,

aber nicht so ausschliesslich

,

in

,

,

,

,

,

,

zweifelhafte Herrschaft ausiiben, jenes Scbandregiment, das in der Geschicbte der Civilisation nicbt seines Gleicben hat.

wohl

Eine fremden Bevblkerungselemente in Texas, denn obwohl die siidlichen Weissen auch hier die unbedingte Oberhand haben, ist die Corruption dennoch grosser als in den genannten Staaten des Siidens mit weniger gemischten BevolkeIn Arkansas und Alabama, wo die Oberherrschaft noch rung.

grb'ssere

Wirkung

iiben die

zweifelhaft, ist die Corruption dagegen bedeutend, w enngleich nicht so stark als unter der Neger- und Schnappsacklerwirthschaft. r

,

den

In

Ohio iibrigen nordwestlichen Staaten Indiana, Missouri, Wisconsin und Minnesota sind sammtliche Urelemente in bedeutender Anzahl vertreten. Die siidlichen Weissen bilden den Haupttheil der Landbevolkerung des unteren Thales des ,

,

Illinois,

und

des Staates Missouri; die Yankee's wiegen vor im Ohio und Indiana, und erstrecken sich in bedeutender Starke durch das nbrdliche Illinois Wisconsin bis nach Minnesota das deutsch-germanische Element ist besonders stark am obern

Ohio

nb'rdlichen

;

,

im nb'rdlichen Illinois und Wisconsin, namentlich durch die Skandinavier auch in Minnesota, und im Verein mit den Pennsylvanier Deutschen sehr stark im siidlichen Ohio vertreten breitet sich aber auch iiber die anderen Theile dieses Gebietes aus und wohnt namentlich in dessen grosseren Stiidten

Mississippi,

,

(Cleveland, Cincinnati, Indianapolis, Chicago, Milwaukee, St, Paul, Davenport, St. Louis) in bedeutenderen Massen; endlich finden sich besonders in alien grosseren" Stadten auch starke Bruchtheile des kelto-katholischen Elementes, obwohl dieses im

Westen

nicht

annahernd

so

stark

auftritt

als

in der bstlichen

318 Gruppc der mittleren Staaten (New-York, Pennsylvanien NewYersey Delaware Maryland und die Stadt Washington) und den oben aufgezahlten Fabrikgegenden Neuenglands. Die Corruption ist in dieser westlichen Staatengruppe nun ,

,

,

starker,

in den unter der ausschliesslichen Herrschaft eines Elementes stelienden aber dennoch bei Gegenden,

als

ethnischen

weitem nicht

so stark als in der ostlichen

tisch-katholische Element zahlreicher.

es

ist

Die Erklarung mochte vielmehr

kein blosser Zufall. liegen

Gruppe,

Und

wo

das kel-

dies sicherlich in

Folgendem

:

Die Mehrheit der Bevolkerung in den Vereinigten Staaten aus den drei Elementen der Yankee's der sudlichen Weissen und der deutsch-germanischen Einwanderung. So wenig diese drei in Aeusserlicbkeiten mit einander iibereinstimmen und so feindlich sie einander in politischen Anschauungen worin der besteht

,

,

siidliche

Weisse

speciell

dem Yankee

gegeniibersteht, oder in reli-

worin zwischen dem Deutschen und dem giosen Auffassungen Yankee eine tiefe Kluft bestebt, sein mogen, so sind doch nichts,

destoweniger

alle

drei

von vorwiegend germanischem Blute

und

ihre Grundauffassungen der socialen Verhaltnisse ihre Ideen iiber und Frciheit Sittlichkeit" befinden wesentlich im sich ,,Recht, ,

Diese Uebereinstimmung in den GrundEinklange miteinander. ziigen des Charakters pragt sich nattirlich den von der Mehrheit bestimmten staatlich-socialen Ordnungen auf die im Wesentlichen dem Instinkte der germanischen Race entsprechend erwuchsen. ,

Aber grade desshalb passen sich diese Ordnungen dem verschiedenen Charakter und Instinkte der anderen beiden Gruppen, die zusammen wohl an 17 Millionen Menschen ziihlen mogen, nicht an und werdcn von ihnen als Last empfunden, wesshalb sie naturgemass eine Modification derselben in ihrem Sinne erstreben. sind sie Diese Modification in gesetzlicher Form durchzufiihren vorlaufig den 24 Millionen germanischer Abstammung gegeniiber ausser Stande; ihre oft vielleicht unbewusste, aber darum nicht minder heftige Opposition spricht sich jedoch in der mangelhaften Durchfiihrung oder ganzlichen Verkehrung der vom feindlichen wo germanischen Instinkte geschaffenen Ordnungen iiberall aus sie zahlreich genug, um einen bestimmenden Einfluss auf die Ver,

,

Sie handhaben die Gesetze ungeschickt, lassen Art unter den nichtigsten Vorwanden straflos ausgehen, kurz die ganze Verwaitung wird unter ihren Handen eine wesen- und kraftlose Form. Unter diesen Umstanden erklart es sich, warum iiberall, wo diese Bevolkeruneselemente am

waltung zu Verbrecher

iiben. aller

zahlreichsten vertreten, die Corruption am allergrossten ist. Der ungeheuere Einfluss der hier angefiihrten ethnischen Unterscheidungen auf die gesammten politisch morajischen An-

319 schauungen zeigt

sicli

Wahrend

Parteien.

speciell in der Geschichte der beiden grossen friiher Demokraten und Whig's sich bloss

ihren Interessen gemass, als Freihandler und Schutzzollner gegeniiber standen, nahm nrit dem massenhaften Einstromen der euro-

paischen Einwanderung in den Norden der Kampf einen anderen Die demokratische Partei des Siidens sah in dem Charakter an. sich sofort herausbildenden Gegensatz der Einwanderer zu den wesentlich den Whig's angehorenden Yankee's die willkominene Gelegenheit, letzteren einen tocltlichen Schlag zu versetzen. Selbst

von der Einwanderung nicht

beriihrt,

nahm

sie

dieselbe

dem An-

Yankee's gegeniiber in Schutz, und fiihrte sie, unter der Flagge kosmopolitischer Liberalitat den Nationalhass ausbeutend sammt und senders in das demokratische Lager. Der Widerstand der isolirten Yankee ward gebrochen, und die Whigpartei horte auf zu existiren. Aber sie gab damit nicht das Spiel auf. Unter der wahren Fahne ihrer Interessen geschlagen, steckte sie sofort die falsche Flagge der ,,allgemeinen Menschenliebe" auf, und appellirte an den ,,Gerechtigkeitssinn" der eingewanderten Schaaren zu Gunsten der allgemeinen Freiheit also auch der Freiheit der Negersklaven. Und man kann kein eklatanteres Beivon dem iiberwaltigenden Einfliisse der ethnischen Verspiel der

tagonismus

,

,

schiedenheit denken, als den Erfolg dieses Appells. Denn dieser bei jedem ethnischen Elemente ein ganzlich anderer. An den

war

siidlichen

Weissen,

die

den Neger selbst kannten und denen kein

Aufwand an Argumenten die Ueberzeugung beizubringen vermochte, dass der Neger ein dem Weissen gleicher Mensch sei, prallte dieser Appell wirkungslos ab, obwohl weitaus die grosste Masse und an der Aufrechterhaltung der Sklaverei nicht das geringste personliche Interesse besass. Was sie den Grundsatzen der allgemeinen Freiheit und Gleichheit", die diese selben keine Sklaven

Leute

fiir

sich selbst aufs Aeusserste in

lich unzuganglich

machte, war lediglich

Anspruch nahmen, ganzdie

durch Beriihrung

mit dem Neger erzeugte Racenabneigung.

Ganz anders im Norden, wo das deutsch-germanische und das keltisch-katholische Element unter denselben Umstanden lebten, dieselben Interessen als freier Arbeiterstand hatten, und dieselbe Kenntniss des Negers besassen. Dort spaltete dieser Appell vielmehr die Masse des fremden Elementes, das solange ohne

Ausnahme der demokratischen Partei angehort hatte binneri Kurzem auf Scharfste in zwei Theile. Die Trennung ging aber ganz genau auf der Scheidimgslinie zwischen dem deutsch-germanischen und dem keltisch-katholischen Elemente vor sich, indem Ersteres insgesammt dem Appell an sein Gerechtigkeitsgefiihl Folge leistete und sich der republikanischen Partei anschloss, wahrend Letzteres sammt und senders und mit wahrem Fanatismus ohne irgend,

320 welchen in ihren Interessen liegenden Grund der demokratischen Der wahre Grund aber war die keltische Racenabneigung nicht so sehr gegen den Neger, den diese Leute nur sehr oberflachlich kannten, als gegen den germanischen Geist. Xun existirt allerdings eine scheinbare Ausnahme von dieser Weit davon entfernt, die hier auseinandergesetzte Allgemeinheit. Partei treu blieb.

Auffassung

umzustossen ,

bildet

sie

jedoch die eklatanteste Be-

Ein ITieil der deutschen Bevolkerung statigung derselben. auf der demokratischen Seite. licli blieb Welcher Theil?

nam-

Kein mit einem gewissen Recbte in Hine sich, seiner Abstammung den s Deutschkatholischen jiennen konnte, und der mit der kelto-romanischen Race auch darin ubereinstimmt, dass er seinerzeit die Religion derGfirmanen, den Protestantismus, nicbt annahm, um dem roinischen Katholicismus treu zu bleiben. Dieser Theil der Deutschen setzte sich hinweg iiber das Nationalgefuhl, das ihn mit der zur republikanischen Partei iibergegangenen Anderer

als jener,

den

man

Masse verband, hinweg fiber seine Interessen als freier Arbeiterstand und iiber die Grundsatze der Gerechtigkeit. So gruppirten sich denn die Parteien im Kampfe um die Herrschaft folgendermaassen : Die Yankee's des Nordens standen den Weissen des Siideus als eigentliche Partei im Interessenkampfe gegenuber.

Jede dieser Parteien suchte sich durch ein Bundniss mit den ihrem hauptsachlichsten Gegner in seiner Heimath antagonist!schen Elementen zu starken. Das den Weissen im Suden selbst feindlich gegenuberstehende Element \var das farbige. Um dies an seine Seite zu ziehen, nahm der Yankee die auf, d. h. er stellte den Farbigen als Preis der }1 Sklavenfrage" Bundesgenossenschaft die ,,Freiheit" in Aussicht. Der Siiden suchte dagegen die Freundschaft der dem ,,Yankee" feindlich gegenubersteheuden Fremden und koderte sie durch vollstandige Gleichstellung der Eingewanderten mit den Eingebornen. Aber die nur auf Aeusserlichkeiten der Sitte beruhende und den Antipathic zwischen den eingewanderten Germanen sich bald zu schwach gegenuber der auf erwies Yankee's, tiefere

Racenverschiedenheit gegrundeten Feindschaft zwischen die-

sen* und der keltisch-katholischen Einwanderung. Als demnach der Yankee, um rnehr Bundesgenossen zu gevrinnen, die Forderung der Gleichstellung der Eingewanderten Bewegung) annahm, trat der (durch Aufgeben der

Know-nothing

Zwiespalt zwischen den beiden er\vahnten Elementen sogleich und das deutsch-germanische schloss sich an den oflfen zu Tage, ihm naher blutsverwandten der Yankee's an. Die Strenge der ethnischen Linien in dieser Parteigruppirung

321 die absolute Eindruckslosigkeit allcr ..Beweisfuhrungen" auf die entgegengesetztenElemente zeigen auf das Schlagendste wie wenig in diesom Kampfe die innere "\Vahrheit der ,,heiligen Grundsatze" der ,,Freiheit und Gleichheit*' den Sieg erfocht. Und dass auch nach dem Kriege das keltisch-katholische Element desNordens, obwohl die demokratische Partei keine Existenzberechtigung mehr besass, man kann sagcn Verbissenheit dennoch mit der namlichen an dieser festzuhalten, ist ganz und gar unerklarlich fortfuhr

ohne die instinktive Racenabneigung gegen die herrschenden Germanen. Diese sahen sich in Erwiderung dieser Antipathic und urn nicht die Herrschaft in die Hande der Feinde fallen zu lassen, gezwungen, die ebenso wesenlose uud sich mehr und mehr nur auf Ausbeutung des Volkes verlegende republikanische Partciwie es denn diirre That Organisation immer noch festzuhalten sache, dass die Wiederwahl Grants bios durch die Abneigung der republikanischen d. h. germanischen Bevolkerung des Nordens gegen die hinter dem Banner der Demokratie sich verbergenden keltischen Tendenzen zu Stande kam. ,

Im

Siiden

dagegen

Racenabneigung so sehr, dort ansassigen Weissen,

stieg

seit

der Befreiung

der Neger die

dass kurze zehn Jahre geuugten, gleichviel

was

jeden

seine friiheren Ansichten

gewesen, die Schnappsackler ausgenommen, in das Lager der weissen Manner zu treiben, die offen und ohne Umschweife heut, 15 Jahre nach dem Triumphe der n Gleichheit aller Menschen" 10 Jahre nach der ganzlichen Eroberung des Siidens, das Banner der Unvertraglichkeit der beiden dort lebendenRacen erhebeii. Eine solche gewaltige Rolle spielen im Lebcn der Volker die kleinlichen nationalen und Racenvorurtheile, die bei besserer Bekanntschaft und Beriihrung nur bei ganz nahe verwandten Volkern, wie z. B. bei den verschiedenen germanischen Stammen dahinschwinden, bei alien anderen aber sich entwickeln, und zwar desto starker, je inniger die Beriihrung und je besser die Bekanntschaft.

Wo

immer nun solche verschiedene Bevolkerungsbestandneben einander leben, von denen jeder seine eigenthiimlichen sittlichen Anschauungen und Gebriiuche hat, geschieht es zunachst dass die Einen die Anderen wegen der ihnen seltsam erscheinen-

theile

den, weil ungewohnten Aeusserlichkeiten bespotteln und verhohnen, Nichts aber erzeugt mehr, nicht nur Abneigung sondern grimmi-

geren Hass als solche Yerhohnung oft ganz unwesentlicher Gewohnheiten. Der Yerhohnte, dessen Rechtsgefiihl in diesen ererbten Gebrauchen durchaus nichts Unrechtes erkennen kann, ja der namentlich in den unteren Yolksmassen auch diese unwesentlichen Aeusserlichkeiten fur nothwendige Zuthaten seiner ganzen sittlichen Ideen betrachtet, fiihlt sich durch deren Yerspottung nicht nur in

seinem ganzeii Rechtsbewnsstsein gekrankt, sondern greift sogleich 41

322 zu der beliebten Erklarung, wonach der Spotter nothwendig ein schlechter Kerl" sein miisse, der iiberhaupt keine Achtung vor Recht und Sitte habe. So gibt er cleun nicht nur bei jeder Gelegenheit den erhaltenen Spott und Holm zuriick, sondern fangt auch bald an, das ganze fremde Volkselement, welches seine Ge-

brauche und Sitten verachten.

missachtet, seinerscits

vom Herzensgrunde

Das geschieht binnen Kurzem sogar

wo

dort,

sich bios durch Aeusserlichkeiten unterscheiden.

zu

die Sitten

So verachtet der

Yankee den Deutschen wegen seines Sauerkrautessens, wegen seines Biertrinkeus, wegen seines Tabakrauchens, wegen seiner Unbeholfenheit in der fremden Sprache, wegen seiner auf einer angstlichen Gewissenhaftigkeit beruhenden Unferligkeit sich selbst zu helfen, seiner Gewohnheit einander zu beschimpfen anstatt sich zu

wegen

,

wegen

schlagen,

seines Mangels anRespekts vor d em Sabbath

wegen hundert anderer Lappalien. den Yankee bald fur einen Knecht

Der

und

Deutsche

dagegen halt seiner Weiber, weil er sich gewissen Arbeiten, die in Deutschland das weibliche Geschlecht weil er den besorgt, selbst unterzieht, ftir einen Pfaftenknecht Sonntag auf puritanischeManier zu feiern gewohnt ist, hinwiederum weil er sich von seinen Pfaffen dennoch nicht verwehren lasst, im Geheimen der siindigen Fleischeslust und dem Vergniigen nach,

zujagen, fur einen Heuchler,

endlich weil

eben (durch

die

Entwickelung

der

von

Ehrlichkeit

Begriff

geworden,

er

gewahr wird, dass bei dem Yankee

der Corruption) in

vieler

Beziehung

sehr

elastisch

einen abgefeimten durchtriebenen Betriiger. sich em solcher Missklang schon bei diesen

fiir

Stellt

vervvandten Volksstammen

ein,

um

so

mehr

erst bei

naher

dem fremderen

Das ganze Wesen des Irliinders namlich dem deutschen zuwider, und die Abneigung zwischen beiden eine griindlich tiefe, ohne jegliches Zeichen von Abschwachimg.

keltisch-romanischen Elemente. ist

Diesclbe Abneigung existirt bei gibt

sie

dem Eingebornen und

der Iiiander

reichlich zuriick.

ZurgegenseitigcnVerachtung und demHass

gesellt sich bald in

zweiter Folge, bei den weniger ziihen Charakteren anfangend, ein allmahliges Wanken der bisher fiir unanfechtbar gehaltenen RechtsDer Mann, der die ihm mit seinem Rechtsanschauungen begriffe.

uberkommenen Gebrauche und selbstverstandlich halt

w ie r

Sitten

diese

fiir

selbst,

gerade der

sich

so

heilig

desshalb

und nie

nach einer wahren Begriindung weder der Einen noch der Anderen umgesehen, weil dieselbe ja ganz iiberfliissig, ja weil schon ein blosser Zweifel abscheulich ware, verliert das feste Vertrauen in die Wahrheit seiner Rechtsgebrauche und Anschauungen wenn er taglich sieht, dass sie ihm nicht nur Hohn, Spott, Verachtung und Hass eintragen, sondern auch dass and ere Menschen in seiner Umgebung leben und gedeihen, ohne seine Gebrauche nur im

323 Die Ueberzeugung von der NothwenAnschauungen im Menschenleben wird dadurch Damit 1st erschtittert und nach und nach ganzlich zertrummert. bald jede Richtschnur dcs Handelns verloren und es bleibt nur Geringsten zu beobachtcn.

digkeit rechtlicher

der einzige Maassstab der augenblicklichen, zum Erfolge fiihrenden Zweckmassigkeit: Was gcmacht werden kann, wird gemacht. Diese Folge tritt erst bei den nachsten Generationen in ihrer vollen Ausdehnung zu Tage und z\var dort am meisten wo wie in den grossen Stadten die gegenseitige Beriihrung und Durchdringung der verschiedenen Elemente am innigsten, und wo es einem am wenigsten gelingt, eine unbedingte Oberhoheit zu erDie Kinder der verschiedenen Yolkselemente lernen liier ringen. im Umgang mit einander die Gebrauche und Sitten ihrer Eltern und diesc selbst verachten w ah rend sie wiederum von ihren Eltern eine Yerachtung der Gebrauche und Sitten aller anderen Das unvcrmeidliche Resultat Volkselemente in sich aufnehmen. 5

,

das Aufwachsen einer Jugend wie man sie heutigen Tages in den Vereinigten Staaten Young America nennt, die alle Rechtsanschauungen und sittlichen Gefiihle in einen Topf werfend, sie und sich als gleich w erthlose, abgestandene Yorurtheile ansieht, nur von der einen Richtschnur ihres auf ihre boschrankte ist

r

Ermessens persb'nliche begriindeten Erfahrung leiten lasst, dieses anStelle derRechtsanschauungen der einzelnen Urelemente setzend. Dieser Process entspringt dem hochst naturlichen und verderen Yervon Sittensystemen niinftigen Schlusse, dass wenn ,

schiedenheit ihre Nebeneinanderstellung offeribart, jedes beansprucht das unfehlbar wahre zu sein, Grund vorhanden ist an aller Richtigkeit zu zweifeln. die Erfahrung, dass

Die Weiterentwickelung dieses Processes befordert eben keinEinziges der betreftenden Sittensysteme den veranderten Umstanden entspricht. Kurz:

Jedes der alten iiberbrachten Sittensysteme in den neuen Yerh altniss en als unzulanglich erkannt, da es eben das Resultat der ganz b estimmten, sich innerh alb ge wis ser Grenzen bewegen-

wird

den E rfah rungen des betreffenden Volkes ist; man wirft es desshalb bei Seite, und die neuen Erfahrungen des Mischvolkes werden als Richtschnur der Handlungen angenommen. Diese neue Richtschnur kann sich aber erst nach langerer Zeit, wenn eben die neuen Erfahrung en bestimmte Resultate ergeben haben, zu einem neuen wahren Sittensystem ausbilden. Bis dahin bleiben die sittlichen Ueberzeugungen mehr oder minder der personlichen Auslegung unterworfen, also schw ankend. So lange aber Letzr

324 tercs der Fall, so lange E echts an schauungen un d sittliche Bcgriffe nicht in festen, dem ganzen Volke eigenthiim lichen Ueberzeugungen \vurzeln, besteht die Erscheinung, die wir Corruption nennen. Diese Betrachtunglehrt zugleich das Irrthumliche, die mangelErziehung der Kinder als die Ursache der wachsenden man sieht eben wie so oft ein Sittenlosigkeit zu betrachten; Symptom der Krankheit fur die Ursache an. Thatsachlich lerneii die Kinder gerade in den (gemischten) Schulen die Vcrachtung

hafte

der Sitten und Anschauungen ihrer Eltern, und dies ist die natiirUrsache des Mangels an Gehorsam, der der elterlichen Zucht

liche

sich trotzig und erfolgreich entgegenstellt. In dieser Unwirksamder hauslichen Zucht, in dem ganzlichen Unvermb'gen der Eltern den Kindern ihre eigenen Rechtsanschauungen einzuflossen,

keit

liegt eben wieder die in dem Versuche ihre

Ursache des Erschlaffens der Eltern sogar Kinder sittlich zu erziehen. Sie sehen sich

eben gern oder ungern gezwungen, die sittliche Entwickelung ihrer Kinder ihren eigenen Gang nehmen zu lassen.

Unsere Auffassung des Wesens der Corruption zu vervollmussen wir sogleich bemerken, dass dasAufbauen eines neuen Sittensystems durchaus nicht mit derselben Leichtigkeit und Schnelle vor sich geht wie die Zerstorung. Eine Basis fiir denWiederaufbau scheint vielmehr erst dann gefunden zu werden, wenn die verschiedenen Volkselemente ihre verschiedenen Charakteranlagen, Eigenschaften u. s. w. wirklich in cinem gleichmassigen Mischungsprodukte, wie es nur durch eine griindliche geschlechtliche Verschmelzung entstehen kann, ausgeglichen haben. Eine solche geschlechtliche Yermischung und Verschmelzung geht aber in Folge der socialen Abneigung der verschiedenen Volkselemente Sobald gegen einander mit unabsehbarer Langsamkeit vor sich. sich daher in einer hinreichenden Mehrheit eines Mischvolkes eine neue Ueberzeugung von Recht und Unrecht festzusetzen anfangt, bestrebt diese Mehrheit sich sogleich von der noch wiederwilligen Minderheit die Anerkennung ihrer sittlichen Ideen zu erkampfen, und durch Erzwingung einer ausseren Achtuug d. h. durch Aufhebung der offentlichen Glaubens- und Denkfreiheit jeden Zweifel oder doch wenigstens jede Aeusserung eines Zweifels an der Wahrheit der neuen Axiome gewaltsam zu untordriickcn. Dies ist freiheitlicher Staatsformen zu allcrdings nur durch Aufhebung erreichen. Desshalb sehen wir uberall in der Geschichte die Periostandigen,

den

der Corruption zur Zwangsherrschaft fiihren, wodurch ein Bevolkerungstheil des Gesammtreiches seine moralischen Anschauungen gegen die zersetzenden und corrumpirenden Zweifel seitens der anderen Elemente zu schiitzen sucht.

325 dass die Geschichte kein Bestandes eines grossen oder auch nur mittelgrossen Reiches aufzuweisen vermag, -welches verschiedene ethniIm sche Elemente unter den Formen der Freiheit verband.

Gewiss

1st

es kein blosser Zufall,

Beispiel langeren

alle

Gegentheil gingen zu Grunde, wenn

sie

Republiken und Demokratien jedesmal dann ethnisch verschiedene Elemente in sich auf-

hatten. Alle Reiche dagegen, die unter solchen Umund standen Bestand hatten, waren entweder Despotien, oder diese Letzteren erhielten sich am langsten Kastenorganisationen, in denen die verschiedenen Bevb'lkerungsclassen auf das scharfste

gonommen

und

strengste von einander getrennt waren und eine derselben eine despotische Herrschaft ausiibte. Die einzige sich eines langeren Bestandes erfreuende, gegen-

wartig bestehende Republik, die

Schweiz, ist kein Beispiel des Denn erstens sind dort die verschiedenen ethnischen Gegentheils. Elemente nicht in einander hineingeschoben sondern leben neben ,

einander in verschiedenen Lokalitaten, die in bedeutendem Maasse ihre eigene Selbststandigkeit bis auf die neuere Zeit bewahrten zweitens, ist das ethnische Element der Deutsch-Schweizer in

;

und stehen sogar die franzoganz entschiedenem Uebergewichte sischen Schweizer in nicht allzu entfernten ethnischen Verwandschaftsverhaltnissen zu ihnen; drittens, ist die gleiche Theilnahme und Einwirkung der fruheren walschen Unterthanenlande auf die Regierung noch nicht vor allzu langer Zeit eingetreten und mochte ,

ihre vollen Friichte

wohl noch nicht

entfaltet haben,

und endlich

Republik iiberhaupt nicht von der Beschaffeiiheit ihrer Regierung oder dem Charakter des Schweizervolkes, sondern lediglich von den politischen Machtverhangt der Bestand

haltnissen

sogar jetzt

der Schweizer

der

angrenzenden grossen Vb'lker ab. Uebrigens hat schon einen Burgerkrieg gehabt, und in dem schwebenden Kampfe gegen den unfehlbaren Katholicismus die

Sch\veiz

hat sie sich

zu

denselben

Gewaltmaassregeln genothigt

wie andere monarchische Staaten. Die wenigen Lander aber, wo

die

Bevolkerung

gesehen,

sich

anna-

hernd unvermischt erhalten,

Lander

in

Europa,

das

(z. B. die skandinavisch-germanischen chinesische Reich), zeigen sogar in den

Uebergangsperioden, in denen durch Einfiihrung von Erfindungen die inneren Machtverhaltnisse und in Folge dessen der sociale Aufbau ihrer Staaten sich wesentlich veranderten nie eine der,

Wurzel des Rechtsgefuhls zerfressende Corruption, wie sie beinahe ein jedes Land, das der Schauplatz einer grb'sseren Mischung verschiedener Bevolkerungselemente geworden, aufzuwcisen hat, und zwar jedesmal in der Periode, die dem Zeitartig

die

punkte der ethnischen Mischung riachfolgte. Damit glauben wir die Berechtigung der Annahme, dass die

326 ,,Vermischung der verschiedenen Yolkselcmente" die hauptsachUrsache der Corruption sei, hinlanglich plausibel gemacht zu haben. Indess sei noch ein anderes Beispiel der Verschiedenlichste

worin sicli unter sonst ganz gleichen Umstanden der Racencharakter ausdrlickt, angefuhrt, um daran die "Wichtigkeit dieses, bisher beinahe ganzlich ausser Acht gelassenen Einflusses auf das Volkerleben zu erharten. Dies zeigt sich namlich in der Art und heit,

Weise, wie die beiden Hauptelemente der Einwanderung sich ganz nach freier \Vahl, ohne jedwede Spur fremder Einwirkung in der neuen Heimath zurecht zu finden suchen. Die grosse Masse beider Elemente, sowohl des keltisch-katholisehen als auch des deutschgermanischen, gehort der Arbeiter- und Handwerkerklasse an wenn aber irgend ein Unterschied zwischen beiden besteht % so ist ;

es der, dass die

Menge

der

in

ihrer

Heimath

ausschliesslich mit

der keltisch-katholisehen Beschaftigten unter der deutsch-germamunter unzweifelhaft als grosser ist, Gruppe schen Einwanderung. Da nun die Gelegenheit zur Ansiedelung

landlicher

Arbeit

besonders fur diese Klasse in den vergangenen Jahren so iiberaus giinstig

gewesen

,

so

ware man,

die

,,Gleichhcit

der Menschen"

vorausgesetzt, doch wohl berechtigt, zu erwarten, class die Mehrheit der sich als Bauern ansiedelnden Einwanderer aus der ohnc-

hin zahlreicheren keltisch-katholisehen Gruppe hervorgehen wlirde. Die Thatsachen zeigen aber das gerade Gegentheil! Die irischen Landarbeiter bleiben beinahe sammt und senders als Tagelohner in den Stadten und gehen nur dann auf's Land, wenn sie schaarenweise als Arbeiter an den Eisenbahnbauten, in Kohlenbergwcrksdistrikten oder sonstigcn landlich gelegenen Fabrikdistrikten

Beschaftigung

finden.

Dagegen

wenden

sich

die

landlichen

Arbeiter der deutsch-germanischen Gruppe beinahe ohne Ausnahme der Landwirthschaft zu, und ihre Anzahl wird noch vergrossert nicht unbedeutenden Bruchtheil derjenigen, die zu an stadtische oder gewerbliche Beschaftigung gewohnt, hier dennoch vorziehen, die giinstige Gelegenheit eigenen Grund So ausgepragt ist der urid Boden zu erwerben, zu benutzen. Charakterunterschied dass die Anzahl der Landbebauer germa-

durch

einen

Hause

,

nischer Gruppe mindestens drei- bis viermal so gross der irischen Einwanderung,

ist,

als

die

Der verschiedene Racencharakter zeigt sich sogar bei den In alien den Stadten verbliebenen Theilen beider Gruppen. neueren Stadten, wo Grundeigenthum uberhaupt noch zu erwerben war, ist es Thatsache, dass die Mehrzahl der seit langerer Zeit eingewanderten Deutschen ihr eigenes Haus und Grundeigenthum besitzen, wahrend nur ein kleiner Bruchtheil der Irlander sich diesen Besitz verschafft hat ihre weitaus grosste Masse hingegen wohnte seit jeher entweder zur Miethe, oder sie liess sich in den

in

;

327 neuercn Stadten des Westens auf hochst summarische Weise auf irgend einem leer stehenden Terrain in Schaaren nieder und legte eine Kolonie von d. h dort einen sogenannten irish patch , ich mochte sagen Zigeunerhutten an, und behauptete dieselbe so lange, bis es dem Eigeuthumer, oft erst nach Jahren endlich gelang, die unerbetene Einquartirung zu entfernen.

Charakterverschiedenheit der keltischen und germaRace hat zur Folge, dass die eigentliche Landbevb'lkerung beinahe des ganzen Westens ebenso \vie die der schon langer in Besitz genommenen Theile des Landes beinahe ausschliesslich den germanischen Elementen angehort, wahrend die Iren wesentlich Diese ethniin den Stadten und Fabrikdistrikten heimisch sind. sche Scheidung wird zweifelsohne in der Zukunft einen tief-

Diese

nisclien

Gegenwartig schon aussert er sich Ganzen die Gemeindeverwaltungen der streng ackerbauenden Landgemeinden beinahe die einzigen Behb'rden sind, die sich als Klasse von dem um sich greifenden Gifte der Corruption noch am wenigsten angesteckt zeigen. Diese Bevolkerung ist zugleich Ehre, dem Ehre gebuhrt diejenige, die noch den Miissigganger, sogar wenn er in eleganter Kleidung als Speculant herumlauft, weniger achtet, als den Arbeiter. Und ich spreche meine Meinung ohne Umschweife dahin aus, dass in ihr allein jene Macht zu finden ist, auf welcher die Hoffnung beruht, die fernere Entwickelung der Dinge zum Besten zu greifenden Einfluss ausiiben. darin, dass im Grossen und

.

gestalten.

Die hier entwickelte Grundursache der Corruption wird noch durch die mit der Einwanderung in's Land

gesteigert

kommenden Verbrecher.

Nicht nur haben seit Jahren verschiedene europaische Regierungen, namentlich die der kleineren siiddeutschen Staaten, auch die der Schweiz, in kolonialen Zeiton sogar auch England die 1

Ge\vo inheit gepflogen, der Ueberfiille ihrer Zuchthauser und Strafanstalten durch ,,Begnadigung zur Auswanderung nach Amerika" abzuhelfen; nicht nur haben viele Gemeinden die Sitte angenommen die ihnen zur Last liegenden Armen sich mittelst Bezahlung der Ueberfahrt nacli dem gelobten Lande der Freiheit vom Halse zu schaffen; nicht nur hat sich der Gebrauch in Familien und Verwandschaftssippen eingebiirgert, ihre Thunichtgute auf Nimmerwiedersehen nach der grossen Republik jenseits des Meeres, die auf Charakterzeugnisse aus der Vergangenheit keinen Werth legt lustwandeln zu lassen sondern auch unter den mit dem Gesetze in Zwietracht Gerathenen selbst wurde die Ostkiiste des atlantischen Oceans als das Land der Verheissung angesehen, das Jeden, der es erreichte, besonders wenn er ein rundes ,

,

Siimmchen mitbrachte,

,

um dem

Richter eventuell die Ueberzeugung

328 beibringen zu konnen, dass er ein schma'hlicherweise als Spitzbube verleumdeter politischer Verbrecber sei, der aus blossem Freiheits-

drang und Tyrannenliass seine Hande in eine zufiillig offen vorgefundene Kasse gesteckt hatte, sichere Erlosung und sogar ein weites Feld fiir Entfaltung seines speculativen Genies bot. So konnte es nicht fehlen, dass der Staat, in dem ,,Alle gleich," durch eine grosse Anzahl von Biirgern sich bereicherte, die nach den in Europa herrschenden Vorurtheilen nie mehr als einern ,,ehrlichen Menschen gleich" angesehen worden waren. Solche Menschen, die den Ballast bestimmter sittlicher Grundsatze schon im alten Vaterlande abgeworfen, waren natiirlich besonders geeignet, in dem sich entwickelnden Processe der Corruption gewissermaassen das Banner dieses Fortschrittes vorUnd eine beschleunigende Einwirkung auf deren anzutragen. Fortgang geiibt zu haben, ist wohl das Mindcste, was ihnen zugeschrieben werden muss. Diese Beschleunigung

Processes an

und

fiir

eines

ware

ohnehin

sich

entwickelnden

Vortheil aufzufassen, aber ob nicht damit ein schlechteres ethnisches sich

als

eine wichtige Frage ist, Element, als das Volk, das es ausstiess, in's Land kam, und die nur durch allmahlige Verschmelzung auszugleichenden Verschiedenheiten

der Bevolkerung verstarkt wurden ? Ich ware geneigt, diese Frage zu bej alien, denn in England hat sich den mit der Verbrecherklasse in Beriihrung kommenden Beobachtern die Ueberzeugung aufgedrangt, dass diese in ihrer Mehrheit sowohl physisch in

als ale tigt

einen besonderen, niedriger stehenden Typus zeige geistig In Amerika selbst bestadie durchschnittliche Bevolkerung. sich

diese

Wahrnehmung

eklatant

dadurch,

dass

die

am

und farbigen Elemente, eine unbedingte Minderheit bilden, dennoch weitaus

meisten

abweichenden kelto-katholischen

obwohl

sie

die iiberwiegende Mehrheit der Verbrecher liefern.

Wir

dass im demnach zu der Annahme geneigt Verbrecherklasse der Einstromen systematische Europas als ein Faktor der weiteren ethnischen Verschlechterung und eine fortwirkende Ursache der Verlangerung und Verschlim-

Ganzen

sind

,

das

merung des Corruptionspro cesses anzusehen

ist.

329

Der miihelosc

Den

Yernitig-eus-Enverl)

miihelosen,

bloss

vom

und

Gliick

seiiie Wirkiiusreu.

bcgiinstigton Ervverb

des

jedoch geringerc Vermogcns betrachten wir als cine andcre Ursache der Corruption. Demi wir mochten bcinahe bezvveifeln, ,

ob in wirklich ethnisch-reinen Nationea cia uiiverhaltnissniassig zur anwachsender Reichthum iiberhaupt Corruption dieser Die corrumpirende Wirktmg hervorzubringen vermag. Ursaclie tritt namlich erst dann zu Tage, wenn cine solche Vcrmchrung des National vermogcns auf die Einzelnen niclit nach fcstgestellten Xorinen des Erwerbes sicli vertheilt, sondern diese Vertheilung lediglich den Launen des Zufalls anheimgestellt ist. Gesetze, urn auf die Vertheilung der natiirlichen Reichthumer dergestalt einzuwirkei^, dass der ervvorbene Antheil dcs Einzelnen in annaherndem Verhiiltnisse zur aufgewandten Miihe stehe, existiren in den Vereinigten Staaten niclit. Die Idee der Freihcit geleisteten Arbeit

und Gerechtigkeit kront es vollkommen, dass, wessen Spitzbacke ein Teiches Gold- oder Silberlager niederfiillt, vom Staate als der rechtliche Eigenthiimer anerkannt und beschiitzt, als Millionar einherstolzirt, andere minder wahrend tausend Oder die Gliickliche als pfenniglose Lumpe von dannen gehcn. wahre Gleicliheit triumphirt darin, dass der Eine auf seinem Boden, aus dem er miihsam Dickicht und Wald ausgerodet, eben niclit mehr eriibrigt, als \vas er mit barter Arbeit gevvinnt, wahrend der Andere, der oft noch keinen Spatenstich gethan, eines Morgens in seiner Nachbarschaft einen Haufen Leute zufcilligerweise auf

erscheinen

sicli kurzer Zeit vermehren, Hiitten den ganzen Vorgang recht zu begreifen 1.25 Dollar per Acker gekauft, zu fiihig, das Land, das er zu eben soviel oder mehr per Quadrat fuss abnehmen, um darauf grosse Waarenmagazine, Geschaftshauser und Palaste zu erbauen.

oieht,

und ihm,

baucn

die

ehe

in.

er

v

So verdient man

die

Millionen

!

Oder vielmehr,

o

steigert die

Besiedlung dcs Landes durch eine rasch anwachsehde Bevolkcrung den Werth der naturlichen Reichthiimer, und der Gesellschaft

den erzeugten es, Gliicksfinken zu stecken.

bcliebt

Es

Mehrwerth

in

die

Taschen einzelner

ohne die geringste Uebertreibung behaupten, Mehrzahl aller in den Vereinigten Staaten zur Zeit in Privathanden benndlichen grosseren Vermogen ihrem Kerne nach auf diese Weise ihren Eigenthiimern in die Taschen hineinlasst

dass weitaus

gewachsen

sicli

die

sind.

42

830

Da nun

die meisten Staaten, insbesondere aber die Republik diese Zufallsgewinnchancen noch immcr zu

Meeres

des

jenseits

so

vergrossern suchen, Leute, einen

mehr

allein sie fiir

bestreben

sich

natiirlich

immer mehr und

derartigen Gliicksgewinn zu erhaschen, von der Biirde der Arbeit befreit. Und

immer

der

man

ja nicht, es seicn die zufallig regierenden Personen, die eine solche Entwickelung der Dinge bewirken. Im Gegentheil, diese

glaube

werden geschoben von der mit Gewalt

sicli

auf das Lotteriespiel

der Speculation sturzeiiden Menge, welche mit Ungestiim verlangt, einen immer grosseren Theil des Nationalerwerbes in Gestalt in die Augen fallender Pramien (durch Ausdelinung des Monopolwesens) diesem Zufallsspiele preisgegeben zu selien. Die Anzahl der auf den gliicklichen Zufall einer von selbst

grosser,

kommenden, nicht durcli Arbeit erzeugten Preissteigerung ihres Eigenthums Speculirenden ist nun in den Vereinigten Staaten geradezu in's Ungeheure gestiegen. Friiher, als durch die fortwahrende rasche Zunahme der Bevolkerung und ihre gewaltige, nur durch die Einwanderung ermb'glichte Ausbreitung die Werthe, namentlich des liegenden Eigenthums emporschnellten, \varen die Gewinnantheile der speculativen Lotterie natiirlich entsprcchend bedeutend, und alie gliicklichen Speculanten richteten beinahe ohne Ausnahme ihre Lebensweise so ein, als ob der Gewinnertrag der zufallig ,,fetten" Jahre nicht nur ein festgesichertes Einkommen ware, sondern als ob diese Gewinnstantheile sich mit den Jahren naturnothwendig in eben dem Verhaltnisse steigern smarter u werden und mussten, als sie, die Gliicksfinkcn, immer , 5

immer schaft

und

tiefev in

wahren Geheimnisse der speculativen Wissenmussten. Demi dass sie den Gewinn einzig

die

eindringen ihrer

allein

verdanken,

gilt

ubeiiegencn Weisheit, nicht dem blinden Zufalle diesen Leuten von jeher als ,,selbstver-

alien

standlich."

nun der

(und jeder Geschaftskeine ist in den Vereinigten Staateii Speculant geworden) auf grossem Fusse. Da begab es sich eines schonen Tages, dass das rollende Gliicksrad seine Fiille nicht mehr so verschwenderisch auf sein smartes

So

mann

lebte

Ausnahmen

Haupt

ausschiittete

Genie,

erlitt

rissen.

;

gait

die

ihm

eine als

:

das sich selbst bewundernde Liicke in seine Einnahinen ausgemacht, dass diese Verluste ihn

im Gegentheil,

Verluste,

Doch

gliickliche Speculant es beinahe gar

giebt

er,

herbe

nur ganz ausnahmsweise trafen, dass er die widrige Laune des Geschickes binnen Kurzem glucklich uberwinden wiirde und die Dinge wieder im alten Geleise gehen mussten. Also w ar es durchaus nicht nothig, an Einschrankungen und Ersparnisse zu denken, zumal die guten Nachbarn und Geschaftsfreunde am Ende gar glauben mochten, er sasse in solcher Klemme, dass er nothr

331

Idee

Und

miisste.

wendig sparcn

Denn da

ration.

den

dies

nahezu

es

ist

wesentliche Conside-

eine

unmoglich

sich eine sichere

ist,

speculirenden Geschaftsgeschaftlich mit ihm verkehrt, beinahe gezwtingen den zu gewahrenden Credit nach den ausseren Anzeichen des Wohlstandes zu bemessen; der Aufwand an der iiber

mannes zu

Vermogensstand

bilden,

ist

Jeder,

eines

der

Person oder in den Mitgliedern der Familie und im Haushalte ist aber eben das am Meisten in die Augen fallende Anzeichen eines vermeintlichen Wohlstandes. Desshalb verringerte er nicht nur nicht seinen Aufwand, sondern erhb'hte ihn eher, um zu zeigen, dass er es haben kann [can afford it) und dadurch seinen Credit zu erhalten und zu befestigen. Wendet sich das Gluck nun nicht sofort und geht es welter mit unserem Geschaftsmanne bergab, so sieht er sich eines Tages ohne Heller oder gar tief verschuldet, sitzt aber noch in einem schonen Hause, lebt flott, lasst seine Lady oder Ladies in Spitzen, Sammt und Seide spazieren fahren und erfreut sich bei den Meisten noch eines seinem Aufwande entsprechenden Credites, Was nun beDie Hande in den Schooss legen und abwarten, bis er ginnen ? binnen Kurzem gezwungen ist, das Bankerottverfahren einzuleiten, das ihn, den an Comfort," ja an Luxus Gewohnten, die Lady,

Frau

seine

und

seine

die

Tochter,

feinerzogenen

belles

der

Hat er diese Gesellschaft, hilflos auf die Strasse werfen wiirde? Erfahrung nicht schon durchgemacht so iiberlegt er sich's noch ,

wohl auch der strengen moralischen

einmal, gedenkt

Eltern

in

an

noch

dem die

reinlichen

alten

Achtbarkeit

der

Begriffe seiner

Puritanerdorfe Neu-Englands, die Arbeit glaubten - - Der Arbeit ? !

hingehen und an der Seite des plumpen Deutschen oder gar des rohen Irlanders ein Paar Thaler verdienen? Was wiirde seine Gesellschaft dazu sagen ? Und gar seine Frau und Kinder? Und sogar, wenn er es thate, ware er denn damit im Stande seiner Familie ein ,,menschenwiirdiges" Dasein zu bereiten? Gewiss nicht! Also, kurz gefasst, er lasst den ehrlichen Vorsatz fallen, wenigstens so lange, bis er probirt hat, ob er nicht ,,besser thun" kann Er nimmt eine kuhne Miene an, Soil er vielleicht

!

entlehnt von

Jedermann

soviel

er

eben kriegen kann, verwandelt

was sich eben verwandeln lasst, rafft sammtliche Baarbestande zusammen und verschreibt sie seiner Frau! Mitunter auch nicht! Dann steckt er sie einfach in die Tasche und verIn beiden Fallen aber lasst er seinen Glaubigern das Nachreist. in Baar,

sehen.

ist er ein ganz besonders tiichtiger Geschaftsmann Kerl von Rednertalent und Mutterwitz, so ladet er sammtliche Glaubiger zu einer Privatconferenz ein, erb'ffnet ihnen,

und

Oder,

ein

dass er so und so stehe,

ihnen

im

Wege

giitlichen

legt ihnen seine

Vergleiches

z.

Bucher vor und B.

bietet

zehn Procent ihrer

332 Forderungcn an, wofiir cr natiirlich vcrlangt, niclit nur dass sic liber die ganze Affaire Stillschweigen beobachten, sondern auch fortfahren ihm den friiheren Credit zu gewahren oder cloch ihn mittelst bester Empfehlungen bei befreundeten Hausern einfiihren. Letzteres wird natiirlich gern angenommen, und so ist die Geschichte beigelegt (settled.^)

Diesem Entwickelungsprocesse cntsprechend Bankerottiren zu eincm und sicherlich nicht zu

allgemach das

ist

dem wcnigst

ein-

traglichen Geschafte geworden, was aber freilich zur Folge gehabt hat das ganze Creditsystem auf ein Minimum einzuschranken.

In einem Lande aber wo hisher mindestens allcr Um10 auf den Mittcln des Credites beruhten, ist ein Schwinden des Yertrauens, ein Aufhoren des Credits gleichbedeutend mit einer beinahe ganzlichen Stockung der meisten Geschafte, wie sic eben jetzt in den Vereinigten Staaten vorherrscht. Der Speculation selbst wird aber damit der Lebensnerv unterbunden, was an und fur sich nur wohlthatig ware, wenn nicht von den ruinirten Speculanten bloss ein verschwindend kleinerBruchtheil zur ehrlichen Arbeit zuruckkehrte, Weitaus die grosste Menge trachtet aber sich sonstwie durchzuschlagen. Der bisherigen Speculation, die !l

/

satze

man immerhin noch ehrlich nennen mochte, folgt nun die systematisch auf Betrug in aller und jeder Gestalt angelegte Speculation. Jf you cannot make, money honestly, moke it anyhow! findet jetzt unbeschrankte Anwendung. Wie weit' dieser Process sogar in solchen Geschafte eingerissen, von denen man erwarten noch auf dem reellen Bo den der Arbeit fussen sollte, dass sie mussten, moge das Beispiel der Praxis darthun, die in den letzten Jahren zu Chicago in meinem eigenen Geschaftszweige, der Bauaus

dem

die Nachricht

von

unternehmung, die ehrliche Concurrenz beinahe ganzlich Felde geschlagen hat.

Als

der Draht

dem Riesenbrande

am

10.

Chicago's

Oktober in

alien

1871 Theilen

der

Union

Blitzesschnelle verbreitete, gab dieselbe allerwarts ciner Zahl Leuten jeglichen Zweiges des Baugeschaftcs gercchten Grund

mit

von

zum

Nachdenken. Denn Jeder hatte bemerkt, dass es schon seit mehreren Jahren nicht mehr so gchen wollte wie friiher. Naturlich schrieb Jeder im festen Vertrauen auf die unerschopflichen Hulfsder

grossen Republik, diese Verschlechterung nur den Verhaltnissen seiner Wohngegend zu, und er kam baldigst zu dem Entschlusse cine Verbesserung seiner Lage in Chicago zu versuchen, dessen Auf ban in viel soliderer Art und \Veise in Folge seiner gunstigen \ 'erkehrsverhaltnisse nothwendig quellen

ausnahmsweisen

7

So setzte sich denn ohne Verzug von alien Ecken geworden. und Enden des Landcs ein Strom von Leuten in Bewegung, wovon jeder Einzelne beim Wiederaufbau der niedergebrannten Gross-

333 stadt

am Michigan

See sein Heil zu finden hoffte.

Bei ihrer

An-

im Spatherbste 1871 oder im Friihjahre 1872 gelang es ihnen wohl auch sammt und senders die gewtinschte Beschaftigung Denn obwohl die Mehrheit der Versicherungsgesellzu erhalten. schaften, anstatt die Versicherungssumen zur Deckimg der erlittenen Verluste auszuzahlen, es fiir eine bei weitem bessere Speculation hiolt den Bankerott anzumelden, gab es doch immer noch Und die von diesen beetliche Ausnahmen von diescr Regel. zahlten Sumrnen im Verein mit jenen, welehe die ausgedehnte kunft

Hypothezirung der Grundstlicke auf brachte, geniigten um vorlaufig einc ganz enormeBauthatigkeit zu gestatten. Ganze Heere von Arbeitern und Bauhandwerkern waren liber die meilenweite Ausdehnung der Brandstatte beschaftigt, Ruinen niederzureissen, Fundamente zu legen und schwere Gebaude zu errichten, die mit Schnelligkeit Kein Wunin imponirender Grosse und Pracht erwuchsen. der also, dass die neuen Ankb'mmliDge bald als Bauunternehmer einen Platz eroberten. Mussten sie auch im ,,Anfange" zu billium sehr geringen oder gar keinen Profit geren Preisen und arbeiten, was that das? Einmal eingefiihrt, mussten sie ja Gelegenheit finden das Versaumte nachzuholen und ihr Schafchen in Mochte es auch nicht allzu ferner Zeit ins Trockene zu bringen. dem niichternen Beobachter schon damals nicht recht klar sein, \vo alle die grossen Bankgeschafte und Handlungshauser herkommen sollten, far welche man die Gewolbe und Waarenlager in erbaute, die Meisten sahen darin nur die Beweise der ungeheuersten Thatkraft und bezweifelte nicht im Geringsten, dass bei solchem Unternehmungsgeiste die Stadt fortfahren musste, im namlichen Tempo bis an de% blauen Himmel oder an's aschgraue Ende der Welt zu wachsen. So verging der Sommer unter fortwahrendem Zuflusse von Arbeitern und Handwerkern, die von Canada, ja sogar von Europa zu Tausenden nach Chicago kamen. Die Stadt glich einem riesi-

Unzahl

den gen Bienenstocke, als der Herbst eintrat und die Handwerker Druck der Concurrenz zu fiihlen begannen. Dieselbe zu beseitigen, setzten sie Anfangs October eine grosse Arbeitseinstellung in mit dem Scene, ausgesprochenem Zwecke, die Arbeitszeit von 10 auf 8 Stunden, den Tagelohn im gleichen Verhaltnisse von 5 zu 4 herabzusetzen, dadurch den sich allmahlig ansammelnden Beschafuud der drohenden tigungslosen Beschaftigung zu verschaffen Concurrenz die Spitze abzubrechen. Aber, dass die Bauthatigkeit eines Jahres den wirldichen Schaden der Feuersbrunst an Gebauden hinreichend ersetzt hatte, zeigte sich an der Erfolglosigkeit dor Arbeitseinstellung, welche im Gegentheil die Bauthatigkeit beinahe 2um Stillstand brachte. Dazu brach im November eine Pferdekrankheit aus, die sammtliche Pferde binnen wenigen Tagen ,

334 arbcitsunfahig machte, und, wie sie vom Osten gekommen, ihren Erobcrungszug ohne Aufenthalt bis an die Gcstade des Stillen Oceans fortsetzte. Nach dem im Hcrbste 1872 eingetretenen imd durch den sehr kalten Winter 1872 1873 verlangerten Stillstand in der

Bauthatigkeit ward im Friihjahre 1873 die Bauthatigkeit nur in sehr verdngerten Maassstabe wieder aufgenommen. Jetzt aber trat unter der Anzahl von Bauunternehmern und Bauhandwerkern

Concurrenz

von

deren Heftigkeit es schwer ist, sich Bei Letzteren ergab sich zunachst eine bedeutende Herabsctzung der Lohne. Bei Ersteren aber brachte es der erbitterte Kampf um die Existenz mit sicb, dass die Preise nicbt nur bis zum Kostenpunkte der Herstellung herabsanken, sondern um diescn Kostenpunkt moglichst zu verringern, man zu den nicht mehr ungewohnlichen Mittel griff, mogliclist billige d. h. eine

ein

,

einen Begriff zu machen.

imd moglichst billige d. h. Schleuderarbeit wobei die Concurrenz der guten Arbeit vom Markte beianzuwenden, nahe ganzlich verdrangt ward. Desshalb zogen sich alle Geschaftsfirmen, die sich nicht zu einem derartigen Vorgange verstehen wollten, im Laufe des Jahres 1873 beinahe sammt und schlechte

Materi alien

Bonders zuriick.

Aber

selbst

vom Drucke

die

Jene, die vor Betrug nicht

winn noch

mit

von Schleuderarbeit wurden immer noch weiter getrieben. Denn zuriickscheuten und den betriigerischen Ge-

Unternehmer

der Concurrenz

Rechnung brachten, stellten naturlich ihre Preise und billiger zwangen alle Concurrenten, wohl oder libel, dieselbe Balm zu betreten. So war es sehr. bald dahin gekommen, dass einen Contract zu den stipfllirten Preisen nur noch der auszufiihren oder zu iibernehmen vermochte, der im trauten Bunde in

dem beaufsichtigenden Architekten dem Eigenthiimer das Fell die Ohren ziehen konnte. Denn der Architekt machte auf gleiche Weise von der Entwickelung der Concurrenz gedrangt,

mit

iiber

seine Plane beinahe umsonst; ja,

eine

ganze

Anzahl

von

Fallen

es sind

mir nicht

bekannt,

wo

einer,

sondern

diese Kiinstler aus

Stegreif Plane fur ein Gebaude anfertigten, ohne sich um die Einwilligung des Grundherrn auch nur zu kiimmern, weil sie dieselbe bei der beabsichtigten Speculation auch ganz gut ent-

dem

behrcn konnten.

Waren

Plane vollendet, so liess sich dieser Da aber daran rechnen. liefen Bauunternehmer, blosses Rechnen, ohne Extrabegiinstigungen seitens des Architekten erWarten zu konnen, eine ganz unnothige Muhe, liess dieser sich und das war die Hauptsache - - fiir seine zu gewahrende Gunst nicht von einem, sondern von beinahe jedem ,,rechnenden" Unternehmer etwas mehr oder minder Erkleckliches, auch Kleinigdie

die in ihr

keiten

Garn

wurden nicht verschmaht,

/

in die

Hand

stecken.

Nachdem

335 auf solche Weise moglichst viel Provisioncn verdient, eroffnete den geprellten Unternehinern mit dem unverfrorensten Achselzucken, dass der Eigenthiimer sich andcrs besonnen habe und Damit war das die ganze Geschichte nicht auszufiihren gedenke. er

er

Geschaft

erledigt.

War

aber der Bauuntcrnehmer, der nothgedrungen unter einen Bau angenommen, nicht jm B unde mit

Kostenpreise

dem dem

so musste er eben einen seiner beaufsichtigenden Architekten Geschaftsleute oder Materialienlieferanten u. s. w., oder aber den Bauherrn selbst ganz gehorig libers Oh? hauen. Ging auch das cr zur Bezahnicht, so verduftete er wohl mit der Summe, die ,

Der Bau, die unbezahlten Fordelung seiner Arbeiter erhalten. Arbeiter mussten danrt iratiirlich der Lieferanten und der rungen sehen, \vie sie unter endlosen Streitigkeiten und Klagen zu ihrem Rechte gelangten. So ward in den letzten Jahren nur selten cin Gebaude aufgefiihrt, dessen Rechnungen nicht den Gerichten Beschaftigung gaben. Ich habe dieses

Beispiel

absichtlich

des Weiteren ausge-

ich personlich fiihrt, weil ich an einem Geschaftszweige, in dem durchaus bewandert bin, und der noch nicht zu den besonders speculativen gerechnet wcrden darf, zeigen wollte, wie der Process

der Corruption

um

sich

greift

und

in

der freien

Concurrenz

die

Geschaftsweise stetig und sicher vom Markte verdrangt. wie viel mehr erst in. den Geschaftszweigen lediglich specu-

ehiiiche

Um

lativer Natur.

auf die Lange reichen alle Kniffe und Pfiffe nicht den unglucklichen Speculanten den anstandigen LebensIn diesem unterhalt fur sich und seine Familie zu gewahren. Falle ,,brennt" er gewohnlich durch und lasst seine Angehorigen Bedenkt man nun, dass diese Letzteren wahrend der sitzen. Mrs. fetten Jahre der Speculation so erzogen wurden, wie es

Abcr

aus,

um

Grundy

h.

d.

der

Ton

nach nie gelernt haben, vcrrichten

,

so

begreift

der ,,Qesellschaft" verlangt, dass sie demdie menial Arbeit der Haushaltung zu

man

die

Klagen

des weiblichen Geschlechts in einem Lande,

iiber

wo

die traurige

Lage

sogar noch 1870

Die Klagen Ueberschuss von 400000 Mannern existirte. wie schon einmal erwahnt, grade von jener als feine Damen erzogenen Classe aus, denen beim Wechsel des Geschickes ein

gehen, ihr

,,Stolz,"

,,Ehrgefuhl,"

,,Freiheitsbewusstsein"

nicht

erlaubt,

zu der nicht ,,standesgemassen" Stellung einer Dienstmagd sich zu bequemen. ,,Standesgemass" sage ich, obwohl in Amerika der Jedermann sieht Ausdruck ,,kastengemass" passender ware. iibrigens leicht eiu, dass in Deutschland die junge Dame, die nicht von ,,dienenden Stand" sich auch nicht zur Dienerin herDer Unterschied selbst wenn ihre Lage es erheischte. giebt,

336 liegt also

nicht in

keit

der

dem Wesen

In Amerika

Ausdehnung.

ist,

und

Vermogens-

der Erscheinung, sondern in ihrer wegen der grosseren Unbestandig-

Erwerbsverhaltnisse

die

Anzalil

der

die sich auf irgend eine Manier durchhelfen mtissen, und die es nicht ,,standesgemass" Dienstmagd zu warden, ist,

Damen, fur

zwanzigmal so gross, als in Deutschland. Dass unter diesen Umstanden die geschlechtlichen Verhaltnisse ihre Reinheit nicht bewahren konnen, ist leicht begreiflicb. Die Unmasse solcher Frauen und Madchen, die sich zu den wevielleicht

nigen offenen Stellen der ,,genteelen" weiblichen Beschaftigungszweige drangen, muss Alles aufbieten, um ihre Mitbewerberinnen Concurrenz zu schlagen. in der Und Jugend, Schunheit und u sind bei einem solchen Wettkampfe von hb'chstem ,,Gefalligkeit Ist es dann ein Wunder, wcnn deren Macht ins Trcifcn Einfluss !

wird und in der Regel den Sieg erringt? Aber die namliche Classe von Damen stellt auch zum min-

geftihrt

desten

der Mitglieder der gewohnlichen Prostitution. Lebensweise der Damen der guten Gesellschaft und jener der Damen der Freudenhauser kaum ein Unterschied Beide brauchen sich mit merial Arbeit nicht zu befassen, bcide verwenden den allergrossteii Theil ihrer Zeit auf Ausschmuckung und Pflege ihres Korpers mittelst prachtvoller reicher Kleidimg und aller Geheimnisse der Toilette, beide glanzen am Abend ini Parlour zum Entziicken der Manner welt, werden bewundert und becomplimentirt und finden darin den einzigen Zvveck ihres Lebens! Thatsache ist es, dass der auf sich selbst angewiescnen keine andere Beschaftigung so wenig die Pflicht zu Dame jungen Ist

die

Halfte

doch in der

!

,

arbeiten

her

Gelegeiiheit gewahrt, das bismoglich noch gesteigerter iiusserer der Dienst der Venus.

auferlegt, ihr so

gefiihrte

Leben mit

Pracht fortzusetzen,

als

sehr die

\vo

Unterkommen in offenen Hausern der doch die Zahl derer noch viel bedeutender, die und dennoch ihren ausserlich Anstand und Ehrbarkeit wahren Lebens uiiterhalt oder doch wenigstens eine ausgiebige Unterthe sly (im Verstohlenen) zu stiitzung auf dieselbe Weisc in erreichen wissen. Ein ,,Freund" ist der Retter in der Noth und mit seiner Hulfe gelingt es sogar sehr oft, den finanziellen Ruiii mehr oder \veniger triigerisch zu iiberkleistern, bis der speculirende Herr Gemahl oder Papa wieder durch eine Laune des Gliickes begiinstigt, selbst im Stande ist, noch einmal der Ebbe in den Cassen der Familie abzuhelfen, und man aus der Zurtickgezogenheit wieder hervortreten und auf grossem Fussc leben kann. Ware es moglich, bestimmte Zahlenangaben iiber die Falle solcher Aber

Freude,

so

finden Viele ihr ist

,,freundschaftlichen"

Stellung jener,

die

Unterstiitzungen

und

die

dieselbe eiu- oder das andere

gesellschaftliche

Mai empfangcn,

337 zu machen,

wiirden

sie

das

Staunen sogar der

wcnigst Naiven

errcgcn.

Aber

den

Missstanden verdankt ihrcn Ursprung Ausdehnung noch eine andere Sitte, welche nicht nur in der Gegenwart die geschlechtlichen Yerhaltnisse corrumpirt, die sittlichen Gefuhle abstumpft und sogar die Gesundheit der Weiber ganzlich zerstort, sondern welche auch, und diese Folge halte ich fur viel \vichtiger, auf die Zukunft des Landes einen nicht zu unterschatzenden Einfluss iibt. Diese

und

hier

ihre

geschilderten

weite

immer rascher

urn sich greifende Abneigung, Kinder nur entsteht dadurch jene sich immer steigernde Ehelosigkeit, sondern in den Ehen selbst pflegt man durch Mittel, die beinahe dem ganzen weiblichen Geschlechte, in Ungeheuer vielen Fallen seit dies ist die trockene Wahrheit dem Backfischalter bekannt sind, die Empfangniss entweder ganzlich zu verhindern, oder aber die eingetretene Schwangerschaft im Wege einer Friihgeburt zu Nichte zu machen, jedenfalls die Anzahl der Kinder auf die fashionable " Zahl zwei zu beschranken. Die Anzahl der Fehlgeburten, die in Amerika gang und gabe ohne den geringsten Anstoss zu erregen, ist gcradezu enorm, Sitte ist die

aufzubringen.

Nicht

und

wiirde in Landern, in denen man gewohnt ist, in dieser Beziehung der Natur freien Lauf zu lassen, beinahe unglaublich erscheinen. Falle, dass eine Frau drei, vier, fiinf ja sechs bekannt gewordene Fehlgeburten gehabt, sind beinahe in jedem Stadtchen dutzendweise zu linden. Diesem Gebrauche ist es hauptsachlich zuzuschreiben, dass das Urelement des Yankees, welches ja standesgemass der speculative!! Bevb'lkerung angehort, im Vergleiche zu den Eingewanderten eine so erstaunlich geringc

Nachkommenschaft

,

wohl kaum mehr

durchschnittlich

als

ein

Drittheil Jcner producirt. Man ware daher versucht zu glauberi, dass die Yankees ganz aussterben und von den Nachkommen der

anderen Elemente nicht die

binnen

Nachkommen

der

Kurzem

verdrangt sein wiirden, wenn sobald sie die verachteten

Letzteren,

Stammesvorfahren abgelegt und sich dem, Young angeschlossen haben, diese hochcivilisirte Sitte in ihrer hochsten Entfaltung spornstreichs adoptirten. Fassen wir die geschilderten Uebelstande mit manchem darauf Beziiglichen, das wir schon friiher erwahnt haben, kurz Sitten

ihrer

America

zusammen

:

Die

Yankees" hielten sich von vornherein fur Herren des fur eine den Eingewanderten uberlegene Race (was irisoLandes, u in den fern wahr, als sie dem er ,,grun so

lange Einwanderer, amerikanischen Verhaltnissen, wirklich praktisch iiberlegen sind), u zur gewohnlichen Arbeit zu gut und also bestimmt, auf ,,genteele Der Profit Weise, d. i. durch Speculation anstandig zu leben.

43

338 der Speculation aber reicht nicht aus, um diese ganze Menschenclasse, bald vermehrt durch die Einwanclerer^ die allgemach im Land ,,gerieben u werden und sich als eben so ,,gut" ansehen, in dem ihren Begriffen angemessenen Wohlstande zu erhalten.

Um

so weniger, da

er

sich

nicht gleichmassig auf die Einzelnen

und in der Zeitfolge nur hochst unbestandig und unsicher vertheilt, Daher zieht die Mehrheit in der Lotterie der Speculation Nieten, gerath in eine chronische Klemme und 1st gezwungen, in dieser ihre durch Auskunftsmittel) sowohl (zeitweilige make-shifts Resultat: sie Stellung zu behaupten, als ihr Leben zu fristen. miissen sich selbst wie ihre Familienmitglieder zu irgend Etwas hergeben, \vomit sie sich vor gemeiner barter Arbeit bewahren konnen.

Baraus ergiebt sich naturgemass der in ganz enormen ProJeder portionen gestiegene Andrang zu den offentlichen Aemtern. ruinirte

wankende Speculant

sieht sich selbstverstandlich als eben

so sehr berechtigt an, als Inhaber ernes Amtes sich an der offentlichen Krippe zu masten, als any other man (irgend ein anderer Mann). Dass er natiirlich suchen muss, sich die Anwartschaft

auf diese Stellen auf die einzige anerkannte Manier zu erwerben, namlich durch politische Handlangerdienste, ist selbstverstandlich. Da nun die Anzahl dieser Menschen in der Union vielleicht nicht weniger als eine Million, jedenfalls hoch in die Hunderttausende betragt, so fallt jeder

Grund

einer

Yerwunderung

liber die

unge-

heure Macht der corrupten politischen Parteiorganisationen weg. Aber wie jedes Moralsystem mit der Zeit zu bestimmten Instiund dieselben durch sittlich fiihrt

gesetzliche Ordnungen tutionen gegen Schwankungen sicher zu stellen strebt, so fiihrt auch das Moralsystem der Speculation nach und nach zu einem

bestimmten, sich immer mehr consolidirejiden Ergebniss, namlich zur unvermeidlichen Concentrirung aller Capitalwerthe, edie nicht der Luxus der speculativen Classen verschlingt, i n

w

n-igen, gross en Pri vat verm 6 gen. Jeder in der edlen Rechnenkunst Bewanderte weiss, dass der grosse Zufall in der langeren Aufeinanderfolge der Spielchancen aufhort, und zu einer nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung mit mathematischer Sicherheit zu berechnenden Aussicht

Gewinnspiele ist, falls der Spieler iiber unbeund an der Verdoppelung seiner Einsatze ist fur ihn gar keine Nothwendigkeit irgend eines Verlustes mehr vorhanden, sondern er kann mit voller Sicherheit die Gelegenheit ergreifen, seine Gewinne aus dem Spiel zu wird.

In jedem

grenzte Mittel verfiigt nicht gehindert wird,

wahrend er dem ebenso unvermeidlich gegen ihn entscheidenden Einzelzufalle durch Erhohen seines Einsatzes begegnet, bis wie es ganz sicher geschehen muss eben das Gluck sich

ziehen,

339 Allerdings giebt es nun kein unbegrenztes Capital. geniigt schon ein grosseres Capital, als die mitspielenden Gegner besitzen, um bei dem sicheren Weehsel des Gliickes bis zur giinstigen Gelegenheit ausharren zu konnen, oder

wieder dreht.

Aber grade desshalb

doch die Entscheidung so lange aufzuschieben, bis der erschopfte Gegner das Feld raumen uud dem, der es langer auszuhalten im Stande, den Einsatz iiberlassen muss. ist der Fall in dem Spiele der ,, Speculation." einer Periode des Steigens der Preise folgt immer und jedeseine Periode des Sinkens, welche selbst wiederum mit voll-

Ganz dasselbe

Denn mal

kommener Sicherheit von einer neuen Steigerung beendigt wird. Wessen Capital nun geniigt, um in der Periode des Sinkens seine speculativen Einsatze auf dem Tische zu erhalten, wer dann nicht gezwungen ist zu verkaufen, sondern bis zur sicher eintretenden Epoche der erhbhten Preise warten kann, entgeht der Gefahr des Die Speculation wird in seinem Falle eine sichere, Verlustes. von dem allgemeinen Gange der Entwickelung des betreffenden Landes abhangige, und nur beim Eintreten eines allgemeinen Riickschrittes zu den ohnehin unvermeidlicben Verlusten fiihrende Im Laufe der Zeit fallen nun ohne Fehl alle Capitalanlage. iiberhaupt zur Speculation verwandten und nicht zuriickgezogenen oder von den Speculirenden verbrauchten Einsatze diesen die Dessgrb'sseren Capitalien in Reserve habenden Mitspielern zu. halb

das

Ende

der

unvermeidliche fortwahrende Vermehrung der grossen Einzelcapitalien durch die von den Kleineren in's Spiel gebrachten Einsatze. So sehr ist diese Ableitung durch die Erfahrung bestatigt, dass aufmerksame Zuschauer beobachtet haben wollen, wie in den Bb'rsen das mitspielende Personal durchschnittlich im Laufe von drei bis fiinf Jahren vollkommen wechund nur die grossen Hauser sich behaupten. Diese Erselt, scheinung heisst soviel, als dass in der Regel das durch Erbschaft oder sonstwie erworbene Capital in jener Zeit von den grosseren Capitalien iiberwunden und annexirt wurde, der gewesene Speculant aber bankerott geworden. Dieser Prozess der Concentration der Reichthiimer durch das squeezing (Ausquetschen) der Kleinen ist in Amerika in den letzten zehn Jahren in ungeheuerstem Maasse vor sich gegangen. Millionare, noch vor 15 Jahren eine sehr seltene Erist

Bankerott

aller

aller

kleineren

Geschaftsspeculation Mitspieler

und

die

,

man mochte sagen wie Pilze hervorgewenigen, die damals einfache Millionare waren, sind in ihrer Mehrzahl heute Grossmillionare die grossen ganze Eisenbahnen und Eisenbahnsysteme entweder ausschliesslich oder doch vorwiegend besitzen, ganze Industriezweige beherrschen, den Fabricaten beinahe willkiirliche Preise auflegen und in vielen scheinung schossen.

,

sind

Und

,

,

die

,

340 Fallen

durch

die

blosse

Wucht

ihres

Capitals jede Concurrenz

unmoglich zu machen, vermogen. der

Damit allein ist jedoch diesen Herren Mensch zunachst nach Besitz, der ihm

so trachtet

er

sofort,

nicht gedient!

Strebt

die Existenz sicherte,

wie er diesen errungen, nach dessen Siwelche Wechselfalle. Daher richtet sich

cherung gegen irgencl das Bestreben der Grosscapitalisten allerorten auf die Beherrschung und Beeinflussung der Gesetzgebungen, um die errungenen Vortheile fiir immer sicher zu stellen, jede Concurrenz gesetzlich zu verhindern und alle etwa noch aufzufmdenden natiirlichen Reichthiimer von vornherein unter Ausschluss des Volkes in ihren allDa die Mitglieder der Gesetzgebungen einigen Besitz zu bringen. beinahe ausnahmslos politische Speculanten sind, ist ihr Erfolg Fiir immer konnen selbst sic freilich temporar immer gewiss. nicht diesen Erfolg feststellen, da die Gesetzgebungen fortwahrend wechseln, die Eine die Erlasse der Andern umstosst, und Jede sich fiir berechtigt fiihlt, die ,,milchgebenden" Kiihe aufs Neue zu melken, so dass im Grossen und Gaiizen die Grosscapitalien die Fortdauer ihren gesetzlichen Begiinstigungen von jeder folgenden gesetzgebenden Versammlung durch eine neue Auflage des Thatsachlich ist dieser den Bestechungstributes erkatifen miissen.

gezahlte Tribut das Einzige, was in Wahrheit Wirklichkeit in der allgemeincn Verwaltung beinahe aller Staaten noch auf eine mehr als bloss formelle Ancrkennung der

Volksvertretern

und

,,Volkssouveranitat" hiriweist.

Die Folgen des Gleichlieitsprincipes.

Indem Versuche, das vermeintliche Princip der Gleichberechtigung Aller durchzufiihren liegt ebeiifalls eine Gruiidursache der Corruption, denn dieses ist es, welches dem Einstromen fremder Volkselemente und Thor offnete, wo durch die verderbliche ethnische Mischung der Gegenwart vorbereitet wurde. Nach dem Principe der Gleichheit bringt jeder Mensch von u auf diese Welt vornherein, ,,gleiche Rechte ,,mit;" dieees ,,gleiche Recht" eines Jeden geht jeder staatlichen Ordnung vor, muss jede andere Erwagung iiberwiegen und kann nie und nimmer und Thiir

341 u

werden, da es ,,heilig und diesem ,,gleichen Rechte" mitBesonders ,,unverletzlich" 1st. a seiner inbegriffen ist das Recht eines Jeden, in seinem ,,Leben, ,,Freiheit," und seinem ,,Streben nach Gliickseligkeit" auf keine Art verkiirzt, beschrankt oder gehindert zu werden, vielmehr ist

Vorwande

keinem

unter

verkiirzt in

es

der

Pflicht

die

Streben im

Wege

Gesellschaft,

was

Alles

diesen

Zielen

und

moglichst hinwegzuraumen. Da dieser Grundsatz in den Vereinigten Staaten den Kindern schon in den A-B-C-Biichern vorgelegt wird, weil ,,insbesondere die Republik der Vereinigten Staaten nur auf demselben steht,

worden, indem er einzig und allein das Fundament der u und die AmeriUnabhangigkeitserklarung bildet, kaner im Durchschnitt mit einer ganz guten Portion Fassungsgabe errichtet

glorreichen

und praktischen Sinnes ausgeriistet sind, der ihnen sagt, es ware cine Vergeudung von Kraft, suchte man was man ohnehin kriegen und Arbeit zu erringen, so ziehen sie aus obiiniisse mit Mtihe Satze den, dem gemeinen Menschenverstande eminent logisch erscheinenden Schluss: dass der mit gleichen Rechten ausgestattete Mensch iiberhaupt nicht nb'thig habe, sich zum Schutze

gem

seines

seiner ,,Freiheit'^ und zur Erreichung seiner irgendwie zu bemiihen und ihretwegen Lasten auf sich zn nehmen, da diese Giiter ihm ja kraft

,,Lebens," u

,,Gliickseligkeit

und

Burden

seiner Menschenwiirde

zukamen und

als

Staat

den souveranen

ihn, setzen. sei,

heiliges

und unverletzliches Eigenthum

ja iiberhaupt nur dazu da verpflichtet, Herrn, in den Genuss dieser Rechte zu

Er habe demnach nur nothig darnach zu verlangen.

Wozu, America's

warum

der

fragt sich also der hoifnungs voile Sprosse ich mich denn damit abmiihen Etwas zu

soil

soil ich

Young lernen,

mich anstrengen etwas Nutzbringendes zu schaffen

und wie komme ich iiberhaupt dazu

.zu

arbeiten? Leben, Freiheit,

was ich brauche, sind mir vom Staate garantirt. Society owes me a living. (Die Gesellschaft schuldet mir meinen Lebensunterhalt.) Und was wiirde es mir denn niitzen das Gehirn anzustrengen, urn mich zu einem Wunder von Bildung Gliickseligkeit,

also Alles

und Gelehrsamkeit zu machen,

mich mit

niitzlichen

Kenntnissen

vollzupfropfen, mich miihsam zu bestreben in alien guten Fahigkeiten Meister zu werden ? Bin ich denn darum um ein Haar

denen es gar nicht einfallt Derartiges zu thun, nur ihrer Bequemlichkeit und ihren Genusseii nachund die doch darum dieselben gleichen Rechte, densclben gehen Anspruch auf Gliickseligkeit besitzen als ich? Meine Arbeit und Miihe kann also kein Resultat liefern und hat demgemass keinen besser als Alle,

sondern die ,

Zweck

Zwecklose Arbeit aber ist eine Dummheit Ergo, ich ware wenn ich mich abplagte um zu verdienen, was mir von Rechtswegen zukommt. I

ein Esel,

!

342 So kiimmert sich denn imser souveraner Jiingling wenigst moglich um die Erwerbung von Kenntnissen oder das Erlernen eines Geschaftes :

,.Bei

Euch

lernt so

ein

Ex quartan er

Ein firm Geschaft, wie's Branch und Fug; Hier 1st er nur ,,Amerikaner"

Und sagt

Er

das

Georg Asmus

1st

grad' Geschaft genng!"

in seinem

Amerikanischen Skizzenbiichelche.

Dinge vielmehr gehen wie sie wollen, isst, trinkt verzehrt, was er von seinen Eltern erhalt, imd amiisirt sich mit dem edlen Ball- und Billardspiel mit den jungen Damen, oder ahnlichen gentlemanly sport. Das geht auch so lange ganz gut als Eltern und Anverwandte die Eechnung ihres hoffnungsvollen zur Prasidentenwiirde bezahlen. glcichberechtigten Sprosslings lasst

die

Aber friiher oder spater hort dies auf; nun erinnert sich unser Held daran, dass die Gesellschaft ja Pflichten gegen ihn habe. Er klopft demnach stolz an die erste beste Thiir der Gesellschaft an um seine Anspriiche geltend zu machen, stellt sich im Bewusstsein seines selbstverstandlichen Rechtes mit vollkommen sicherem Auftreten vor, und offhet die Augen weit, und glotzt das ihm gegeniiberstehende Mitglied der verpflichteten Gesellschaft verwundert an, wenn dieses ihm kurz und biindig die Antwort gibt: That aint none of my business! (Das ist nicht meine Sache!) Erstaunt zieht er von dannen, um diejenigen Mitglieder der Gesellschaft zu finden, deren business es ist, ihm die gewahrleisteten Mittel der erstrebten Gliickseligkeit zu verabreichen. Und er sucht und sucht bei Tage und bei Nacht, im Sonnenlichte und mit der

Laterne des Diogenes, ernahrt sich von make shifts und odd jobs auf Heubb'den (zufallige Gelegenheit, Etwas zu machen) schlaft und isst freien Lunch, in den Zeiten der Wahlkampfe spiilt er denselben wohl auch mit freiem Bier oder Schnaps hinunter und verdient obendrein ein Paar Thaler um sich einen neuen Cylinderhut, Papierkragen und Cravatte mit Diamantnadel anindem er seine Stimme an deri Moistbietenden verzuschaffen, handelt.

So sucht

er lange Jahre,

und

trifft

iiberall

und

iiberall

nur Leute die geradezu so gut berechtigt sind wie er, aber keinen schliesslich fangt es an Einzigen der sich fiir verpflichtet hielte; ihm zu dammern, dass die Gesellschaft nachliissiger Weise unterlassen habe fiir die Einhaltungen ihrer Verpflichtungen zu sorgen, Er schimpft desshalb waidlich auf die schlechten Kerle, die das Land verwalten und deren boswilligeNachlassigkeit allein an dieseni Fehler Schuld, und sieht sich endlich nothgedrungen dahin gebracht, es gerade so zu machen wie alle An deren, namlich sich seine Rechte selbst zu nehmen, indem er Alles was er

ergreifen

und erwischen kann

in die

Tasche steckt

um

sich

da-

343 durch

fur

zu entschadigen. Gewissensvollstandig iiber Bord, dagegen nimmt er

seine Vernachlassigung er dabei

wirft

skrupel bei jeder Gelegenheit alle Rechte in setzen im Stande, und entzieht sich

Anspruch

die

alien Lasten,

er

durchzu-

und

Burden

Abgaben, zu deren Leistung ihn die Gesellschaft nicht gerade mit Gewalt zu zwingen vermag.

Im Uebrigen fiihlt er sich tief gekrankt, und wird ihm durch gliicklichen Zufall die Gelegenheit zu Theil der Gesellschaft diese Krankung zuriickzugeben, so ergreift er dieselbe mit \vahrer Wollust. Gelingt es ihm z. B. sich in ein offcntliches Amt zu wo er sich auf Kosten der Gesellschaft bereichern kann, drangen, so ist er iiberzeugt, dass ihm damit nur zufallt, worauf er schon Er nimmt. nur was ihm

wohlbegriindeten Anspruch hatte.

liingst

Und

wirklich noch ein Rest von frommer Scheu geblieben sein, so entflieht derselbe bald vor der Betrachtung, dass alle Anderen gerade so handeln und er als Auf Gleichberechtigter nicht hinter Jenen zuriickstehen diirfe. die Gesellschaft schuldig.

sollte

ihrn

Weise gelangt er naturgemass zu dem Schlusse, den Tweed denWorten ausdriickt: ,,Ich stecke meine Hande so tief hinein

solche in

als ich kann, fasse so viel als ich fassen kann, und ziehe sie heraus mit so viel in der Faust, als ich darin halten kann! Die Folgen der Gleichberechtigungsidee sind a!so zunachst v'

das Missachten

dann

die

der

ganzliche

Fahigkeit

und

Verleugnung

des

aller

wirklichen Pflichten

des

Verdienstes, Einzelnen.

Derselbe empfindet vielmehr jede Pflicht als lastigen hochst unMit gutem Grunde! Denn wenn A, B und C gerechten Druck. und Jeder einen gleichen Rechtsanspruch an die Gesellschaft hat, so ist durchaus nicht eines gewissen

einzusehen,

Quantums

Pflichten

warum dem

A

durch die Erfullung Staate dienen soil, wah-

rend B vielleicht nur die Halfte dieses Quantums, C moglicherweise nur einen bcliebigen Bruchtheil und alle Uebrigen vielleicht gar keine Lasien in der Gestalt von gesellschaftlichen Pflichten Eine derartig beliebte Yertheilung von Pflichten die den tragen. Einen belastet, den Anderen verschont, wahrend Jeder die unvert ausserlichen

Rechte

Anspruch nimmt und ausubt, und alien Begriflen des gesunden Menschenverstandes geradezu Hohn, tritt alle Grundsatze der Gerechtigkeit mit Fiissen. Die Gerechtigkeit erheischt dass wenn alle Menschen unter alien Umstanden und immer unverausserliche gleiche Rechte geniessen, alle Menschen auch unter alien Umstanden und immer und ohne alle Ausnahme zur Erfullung einer vollkommen gleichen Pflichtenlast Die angehalten werden. Gewahrung gleicher Rechte an Alle dagegen ist, so lange Pflichten nur Jenen auferlegt werden, die man zu deren Erfullung zufalligerweise zu zwingen im Stande, einfach eine Ausbeutung der spricht

gleichen

alien Gesetzen der

in

Logik

,

344 Letztere sind Pflichtgetreuen zu Gunsten der Pflichtvergessenen. also bei solcher Ordnung der Gesellschaft den Ersteren gegeniiber

unbedingtem Vortheil, und es ist desshalb unter der Herrdes Grundsatzes schaft der Glei chber ech t igung Aller Jeder ein Thor, der Pflichten erfiillt deren Erfiillung er sich auf irgend welche Weise zu entziehen vermag. Unausbleiblich muss bei solcher Anschauung in

Corruption fortwahrend weiter um sich greifen und zwar urn und sicherer als eben Niemand sich in Folge der namlichen Anschauung fiir berufen oder verpflichtet fiihlt, diesem Processe zu steuern. Ira Gegentheil sucht Jeder, sogar wenn seine die

so schneller

Bemiihungen wirklich erfolgreich sein kb'nnten, sich' der Lasten, ihm dieselben auferlegen konnten, zu entwinden. Es ist die allgemeine Beobuchtung und die allgemeine Klage, dass gerade die ehrlichen besseren Elemente der Bevolkerung sich von jeder an dem offentlichen Leben beinahe ganz und gar Betheiligung zuriikziehen und den corrupten Elementen freien Spielraum gonnen.

die

Man kann

aber vonNiemanden verlangen, dass er sich der orgarii-

Phalanx der Corruption gegeniiberstelle. Uebrigens geschahe dies auch, so hat er (die Erfahrung bestatigt es im vollkommensteii Maasse) nur Aussicht auf einen augenblicklichen Sieg, wahrend binnen Kurzem, sobald die aufwallende Erregung des grossen die sich wieder Publikums gelegt, organisirte Corruption sirten

Warum? Seltsarn geraumten Herrschersitz einnimmt. die Cormag, ist es doch nicht weniger wahr: ruption vertritt in diesem Kampfe das Princip der Gerechtigkeit, namlich das Princip, dass jede Arbeit ihres Lohnes werth sei Die organisirte Corruption bezahlt ihre Diener im richtigen Verhaltnisse zu ihren Diensten und Fahigkeiten, wahrend der Staat die fiir seine besten Interessen Kampfenden nicht nur nicht bezahlt, sondern ihnen einfach sagt, dass sie gerade so viel Rechte eben

ihren

wie

es klingen

!

hatten

und nicht

ein Iota

mehr

als

die

mensch lichen

Briider,

die

eben aus ihren durch Corruption besudelten Aemtern geworfen. Unter diesen Umstanden ist es kein Wunder, das Alles was hervorragende Fahigkeit und Tiichtigkeit besitzt, seine Dienste jener Macht zu Gebote stellt, welche dieselben am besten bezahlt, In diesem Lichte betrachtet ist die namlich der Corruption. sie

Corruption des Zeitalters geradezu die Reaction des gesunden Menscheiive rstandes gegen eine alle Grundsatze d er Gerechtigkeit ver laugn ende The orie. Und

Anschauung der nothwendig zum Siege der Corruption flihren muss, im vollkommenen Einldange mit dem merkwiirdigerweise in beinahe dem namlichen Athemzuge gepredigten Die Idee der Freiheit namlich steht Idee der Freiheit. es

steht

diese Entwickelung, die jener

Gleichberechtigung gegeniiber

345 in

Wid er spruche

unlosbarem

Gleichb erech tigung Zustande

sich

mit Weit davon

Aller.

gegenseitig

bedingen,

Idee

der

aber Sklaven sind ihrem Herrn gegeniiber gleich Manner sind noch nie so lange die Welt steht einander

seitig aus. freie

der

entfernt, dass diese schliessen sie sich gegen,

stets

gleich gewesen,

weniger Fahige.

Denn

Verhaltnisses.

Tuchtigere mehr als der in dem Wesen des

gait der Fahigere,

Dieser das

Unterschied

liegt

der

Grundprincip

dass Jedermann Herr seiner selbst

d.

h. der

Freiheit

ist

Gesammtheit

gerade

aller seiner

Fahigkeiten und Eigenschaften ist, dass er dieselben also ohne dem Belieben eines Andern zu fragen, lediglich nach eigenem Ermessen verwenden kann. Das Wesen der Freiheit besteht

nach

irgend Jemanden darin, dass der freie Mann nicht gebunden ist, Dienste zu leisten, sei dieser Jemand ein Individuum oder ein Es steht also im geraden Widerspruche zur Idee irgend Staat. ist zu Nichts, abDer freie einer Verpflichtimg.

Mann

zu gar nichts verpflichtet und welche Verpflichtungen zu erfiillen gezwungen solut

der

Jeder, ist,

ist

irgend eben da-

durch gebunden und hb'rt auf frei zu sein. Aber eben so \venig, wie der freie Mann selbst Verpflichtungen kennt, eben so wenig kennt die Aussenwelt Verpflichtungen Er besitzt desshalb eben so wenig Rechte, als ihm gegen ihn. Pflichten obliegen. Will er also im Verkehre mit Seinesgleichcn Vortheile geniessen, die Niemand verbunden ist ihm zu gewahren, so kann er, grade weil er frei ist, dieselben nicht als Recht in Anspruch nehmen, sondern muss sie von dem jeweiligen Besitzer Dieser aber wird nur gegen Entschadigung sich zum erwerben.

Aufgeben

Folglich wird grade in einer von (im friedlichen Verkehre lebenden) Freien jeder

seines Besitzes verstehen.

Gesellschaft

Einzelne Alles vollwerthig bezahlen miissen Nichts gar nichts wird ihm gegeben, weil er es als ein Recht" in Anspruch ;

zu nehiren geneigt

Namen

ist,

aber auch Nichts wird von

ihm unter dem

Vielmehr wird der einzelne Freie" Recht" von der Gesammtheit der jedes in Anspruch genommene anderen mit ihm in Gesellschaft lebenden Freien" durch Leistung einer gleichwerthigen Pflicht erwerben und umgekehrt die Gesammtheit jede ihrerseits von den einzelnen Freien" in Anspruch genom ene ,,Pflicht" durch Gewahrung eines gleichwerthigen ,,Rechtes" bezahlen miissen. Kurz: ,,Pflicht"

verlangt,

:

Der Grundsatz der Freiheit und Pflicht.

ist

der der Gegen-

seitigkeit von Recht

Die unmittelbare Folge

ist,

dass

in

einer ,,freien"

Gesell-

gesellschaftliche Rechte nur da bestehen kb'nnen, wo die Fahigkeit, gleiche gesellschaftliche Pflichten zu erfullen, besteht."" schaft

,,,,gleiche

44

346 Die practische Durchfiihrung dieses Princips in gesetzlicher fiihrt eben dahin, dass die Fahigeren, die dem Staate mit einem Mehrwerth von Pflichten dienen, vom Staate einen diesem Mehrwerth entsprechenden Betrag von Rechten erhalten und um-

Form

gekchrt.

Es der

ist also der Grundsatz der persb'nlichen Freiheit selbst, in der Idee der Pflichtenlosigkeit und in der Widersetz-

sicli

gegen die, ihnen von der ,Gleichberechtigung Aller" zugemutheten unbezahlten Pflichten zur Wehr

lichkeit sammtlicher Einzelnen

Und

setzt.

dieser

3

Kampf wird

und so lange,

vorlaufig

bis eine

Partei kiihn den Grundsatz:

Gleiche Rechte den gleichen Pflichten Banner schreibt und

auf ihr

Aller" damit auslb'scht, unter

das Motto der ,,Gleichberechtigung Schleier der Corruption durch-

dem

gefochten werden miissen, da, wie gesagt, die Corruption allein mehr Recht als die den gerechten Anspruch der Tiichtigeren Untiichtigen zu haben, .durch gute Bezahlung anerkennt, wah,

rend

die

beharrlich

schiedener

officielle

Staatsorganisation

verweigert und

Classen

durch

sogar

die

despotische

solche

Anerkennung ver-

Gleichheit

sociale

Gesetze

zu

erzwingen

sucht, WJ,Die Fahigkeit hat mit dem Rechte nichts zu thun!"" so erwidert uns der laute Vorkampfer des ,,Freiheits- und Gleichheits"-Radikalismus, der Herausgeber des ,,Pionier" in Boston,

bekannten peremptorischen Manier und begriindet diesen summarischen Urtheilsspruch auf folgende geistreiche Weise: w ,,Sonst miisste z. B. der starkste, gebildetste und muthigste Mann

in seiner

erfullt sein der also alle Becker'schen Anforderungen Mcnschenrecht verlieren, wenn er krank ist!"" Dieser, der einzige Einwand, den ein solcher Partei-Haupt-

ling

wie

echwach, trockene

es

Karl Heinzen

dass

er

Thatsache

uns ist

muthigste Mann, wenn

im Falle

ist,

vorzubringen

weiss,

ist

so

Denn

die

eben, dass jener starkste, gebildetste er nicht einer Gesellschaft angehort,

und

vielmehr

als

Stiitze

dient.

die

Krankscins wirklich ganz hiilflos ist und demgemass das, was hier Heinzen sein .,Menschenrecht" Gerade die Wahrzu benamsen beliebt, wirklich verloren hat. scheinlichkeit solcher Vorkommnisse zwingt den ,,Unfreien," sich gegen diese Gefahr durch ein gegenseitiges Biindniss mit Anclern, Noch viel mehr die in gleichcm Verhaltnisse leben, zu sichern. als Krankheit, die nur selten eintritt, legt ihm schon der alltagliche Schlaf diese Nothwendigkeit auf, da dieser ihn grade so Dieses Bediirfniss nach gegenhiilflos macht, wie die Krankheit. Aber scitiger Unterstiitzung treibt ja wesentlich zur Geselligkeit, dem Starken, Muthigen und Gebildeten ist in solchem Falle nicht ihn beschiitzt,

seines

347 mit der Gesellschaft von Schwachen, Feigen und Dummcn gcdicnt, da diese ihm im Falle seiner Krankheit nur hochst unvollkommenen Schutz gewahren, er also durch einen (auf Gleichberechtigung der Mitglieder beruhenden) GeselJschafts verb and mit ihnen um Nichts besser daran ware, wahrend sie, seine Genossen, allerdings seinen er sicli also mit

Verbande machtigen Schutz gewonnen hatten. Solchen, so mussten sie natiirlicli ihn fiir den

gewahrten Schutz in Arbeitsleistung entschadigen, d. h. er wiirde ihr Herr sein und sie seine Diener, Arbeiter oder Sklaven, kurz, seine Horigen. In einen ,,freien" Verband kann besagter Mann aber nur mit solchen Leuten treten, die ihm, im Falle seiner Krankheit einen ebenso guten Schutz angedeihen lassen konnen, als er ihnen" im Falle ih re r Krankheit gewahren kann. Sobald also ein Mitglied der Gesellschaft von Natur schwach, feig und dumm, der Andere stark, muting und intelligent ist, hort jede Gegenseitigkeit zwischen beiden auf, und eine Gleichberechtigung soldier zwei Personen ware einfach eine Mehrbelastung des Ttichtigeren zu Gunsten des Untiichtigeren, eine Mehrbelastung, fiir die der Erstere der Natur der Sache gemass nie eine Entschadigung von dem Zweiten erhalten kb'nnte, es sei denn durch Sklavenarbeit.

Warum

sich

Ersterer

dergestalt

zum unentschadigten

Tragen einer Mehrlast verstehen soil, ist nicht einzusehen. Kurz und gut: Jeder wirklich ,,freie" Mann sucht sich eine Gesellschaft ,,Seinesgleichen," d. h. von Leuten, die wirklich anniihernd mit als

,,Gleicher

ihm

um

mit ihnen in Eigenschaften iibereinstimmen, Gleichen" zu leben. Mit Leuten, die nicht

unter

nur in ein Herrschafts- nnd AbSchwachen und Elcnden den hangigkeitsverhaltniss, Schutz der Starken und Machtigen, der allein ihre Existenz erSo erklart unserc Ansicht schr moglicht, mit Arbeit bezahlen. ,,Seinesgleichen"

aber

tritt

in

er

dem

die

naturgemass das Vorkommen aller verschiedeneii Regierungsformen, die die Geschichte in Wirklichkeit aufweist, wahrend die ,,Freiheits- und Gleichheits"-Theorie in den herrschenden Classen nur tyrannische Boswilligkeit erblickt. Die der Idee der Gleichberechtigung" entspringende Missachtung der ,,Fahigkeit" verleiht dem dreisten, unverschamten ,.

Auftreten Denn wirkliche (cfeek) ganz ungeheuren Werth. Maassstabe zur Beurtheilung dor Fahigkeit eines Individuums, wie solche in Europa in der Form von Fahigkeitszeugnissen, Bescheinigungenu. s. w., sind grade weil ja Alle gleich sind (Every body

for anything ,,Jedermann taugt fiir irgend Etwas" ist sehr wenig im Gebrauche und gewissermaassen Spriichwort) von viel noch iibrigens geringerer Zuverlassigkeit, "da notorisch is Jit

die unfahigsten Kerle sich dieselben in bester Qualitat und Menge zu verschaffen wissen. Es bleibt also dem Manne, der mit einem

348 Anderen in Geschaftsverbindung tritt, wesentlich nur seine eigene scharfblickende Menschenkenntniss, um ihn vor Gefahrdung seiner Interessen zu wahren. Dieser Scharfblick des Menschenkenners

nun

Amerika viel holier entwickelt, als irgendwo, mehr gebraucht wird aber er gonnt dennoch der edlen Tugend der Dreistigkeit ein ungeheures Feld. Man kann ohne Umschweife behaupten, dass sie dort praktisch von beinahe Die Unverbedeutenderem Werthe, als jede andere ,,Bildung. " frorenheit, womit sich in Amerika fortwahrend Kerle, die kaum lesen und schreiben gelernt, als Candidaten fiir Stellungen prasenist

weil

allerdings in

eben

er

;

fiir die man in Deutschland nur Universitatsgebildete zulassen wiirde, ist fiir den, der nicht Gelegenheit gehabt hat solche Falle selbst zu sehen, beinahe unglaublich. Der durchschnittliche Amerikaner ist denn auch thatsachlich dahin gelangt, beinahe nic T verlegen zu werden. Sogar, w enn auf der Stelle sein ganzes

tiren,

als pure -fiction (mit ,,Luge" darf man in AmeBehauptung nur dann bezeichnen, wenn man sich sogleich nach einem ernsthaften Streite sehnt) erkannt wird, behalt er dennoch jederzeit seine Kaltbliitigkeit. Kaum kann dieser

Liigengewebe

rika

eine

Charakterzug treffender geschildert werden, als in der nachfolgenden Skizze, die, obwohl wahrscheinlich eine Anekdote, dennoch denselben bis aufs Haar getreu

Orzo

w iedergiebt T

:

vor Kurzem Mitglied des ConDistrict des Staates Ohio erzahlt eine gute Geschichte von einem Besuch, den er in seiner Geschiiftsstube von einem Manne empfing, der sich als ein Redacteur von Arkansas vorstellte. Er war ein sehr schabig aussehender Bursche und machte den Eindruck, als ob er eben eine ungefahr sechsw 6chentliche Bummelperiode (spree) durchgemacht hatte. Sich verneigend, warf er sich in Positur, und mit der einen Hand auf ,,Oberst" gresses vom ersten

J.

Dodds,

T

dem Herzen,

die andere,

die

einen abgeschabten Cylinderhut hielt,

in die Hb'he streckend, hob er in ,,,,Habe ich die Ehre,

Mitglieder sehen ?" "

der

,,Mein

Gesetzgebungen)

Name

ist

deklamatorischem Tone an den ,,Ehrenwerthen" (Tit el der Orzo J. Dodds vor mir zu

Dodds,

:

aber ich bin nicht langcr ein

Ehrenwerther!" ein Ehrenwerther? Dodds nicht eui Ehrenbeim heiligen Paulus, wenn ich dieses ehrliche Nun, Gesicht durchforsche, auf welches die Gotter selbst ihr Siegel gedriickt zu haben scheinen, kann ich darin nichts ,,Unehrenwerthes " lesen, " " Aber zur ,,Recht so, nur nichts ,,Unehrenwerthes !" Sache!" Ich bin ein ,,,,Ja wohl, zur Sache, wie Sie sagen.

Nicht

werther

?

349 ohne darob errothen zu miissen, edlen Staate Arkansas, dem einzigen Staate, beilaufig, der im Stande und Willens 1st, zwei Regierungen zur selben Zeit zu unterhalten. *) Aber ich war unVon Stiirmen bin ich umhergeworfen worden, und gliicklich. ein auf den Strand getriebenes Wrack. Vor hier bin ich kaum drei Monaten iiberliess ich mein Geschaft meinem wiirdigen Vormann und suchte die friedlichen Thalgriinde des MackingumFlusses aufj wo ich mich in meiner Kindheit zu tummeln pflegte. Als ich zuriickkehrte, hielt ich mich in Cincinnati auf. Port fiel ich in bose Gesellschaft und Aber wozu soil ich mich mit den Einzelheiten befassen? Geaug, ich bin, wie sie mich hier sehen zu Grunde entmuthigt, gerichtet, gebrochen! Eine Zielscheibe, auf die Spott und Verachtung mit den Fingern hinweisen Mein Herr, hier bin ich! Sie haben nicht nach inir ausgeschickt, aber ich bin dennoch gekommen. Ihr Name, mein Herr, ist bekannt und beriihmt von einem Ende dieser grossen Republik bis Schriftsetzcr

ich

mag

ein Redakteur!

Ich

bin

sagen,

von

dem

!

!

zum

andern.

Er

erklingt:

Im Stadtegetiimmel Durch's Land bis zur Kiiste Er

tb'nt

Und

bis

zum Himmel

steht auf der Liste,

Als der natio(namlich der Gehaltliste der Congressmitglieder). Schatz von einer Bande gieriger Congressmitglieder angegriffen wurde, standen Sie wic eine Mauer von Diamant zwischen nale

dem Volk und jenen infamen einen Thaler! '"

Gehaltgreifern.

Pumpen

Sie mir

1

derh, einer

,,Mein lieber Herr," beeilte sich der Colonel zu erwibefinden sich ganzlich im Irrthum. Ich selbst war

,,Sie

von den Gebaltgreifern. " waren?"" Er erfasst des Colonels Hand und r ,,Sie driickt sie mit "Warme. ,,,,Um so viel besser. Empfangen Sie meinen Gluckwunsch, dass es dem filzigen Publikum nicht gelungen, Sie von dem Anspruch auf gebiihrende Bezahlung Ihrer unschatzbaren Dienste zuriickzuschrecken Ich bin hocherfreut, dass Ihre finanziellen Verhaltnisse so viel besser sind, als ich voraus!

setzte.

Lassen Sie Und

es blieb

ein Darlehen

es

zwei Thaler sein!""

dem Colonel Nichts

tibrig, als

seinem Besucher

von zwei Thalern zu gewahren.

Ein Wunder ist die ganz allgemeine Verbreitung dieser edlen Dreistigkeit nun durchaus nicht, sondern nur ein nothwenDenn Jeder sieht diger Ausdruck der Verachtung der Fahigkeit.

1) Bezieht sich auf die beiden Gegenregicrungon, die sich einan'ler im Friihjahre 1874 die Herrschaft streitig machten.

350

dem

in

Andern,

gleichviel

was

dessen Eigenschaften oder Lei-

mogen, nur einen Menschen, der grade so gut ist als er selbst und nicht im Geringsten besser. Im Gegentheil, J am just as good as anybody and a d -- d site better too. viel (Ich bin grade so gut, wie ein Jeder und auch noch verd im ist eine Munde souveranen fortwahrend besser) jedes Burgers So ist denn natlirlich der Respect von gebrauchliche Redensart. hoher Tiichtigkeit und grossen Verdiensteri dem ebenso wie einem Misstrauen in die eigene Fahigkeit gewohnlich eine gewisse Scheu und Verlegenheit entspringen, ganzlich abhanden gekommen und kein mit Amerika Vertrauter wird bezweifeln, dass, wenn heute der ,,Vater des Vaterlandes" George Washington noch unter den Lebenden wandelte, so oft er sich offentlich zeigte, sich ein beliebigcr Strassenjunge ihm mit einem familiaren: ,, Well, how do you do, old fellow ? ff (Nun, wie geht's, alter Bursche ?) stungen

sein

,

zum

Handeschiitteln aufdrangen wiirde.

Diese sich aufdrangende Dreistigkeit *tragt nicht wenig dazu sich wirklich durch Bildung und Anstand Menge erhoben und die demnach der vertraute Umgang auf dem Fusse der Gleichheit mit rohen und unwissenden Menschen anwidert, sich vom offentlichen Leben, wo bei, dass alle jene, die liber das Niveau der

sie

sich

dieser ,,Gesellschaft" nicht entgehen konnen, zuriickziehen und auf ihre Hauslichkeit und einen kleinen , sehr engen

genauerer Bekannten beschranken, in den eingefiihrt zu werden beinahe unmoglich Damit zerstoren sie allerdings selbst ganz und gar ihren Einfluss bei den Volksmassen. Letztere rachen sich fur diese Zuriickgezogenheit, von der sie instinktiv fiihlen, Kreis

dass

sie

(wie

der

einer

Verachtung entspringt, an den ,,Geschwollenen" Ausdruck lautet) durch verdop-

deutsch-amerikanische

Hass, der sie um so rlicksichtsloser in die Arme Jencr zu speculativen Zwecken die vulgare Yertraulichkeit mit dem grossen Haufen cultiviren. Dies sind die professionellen

pelten fiihrt,

die

die ihren hauptsachlichsten Einfluss durch HandeschiitBruderschafttrinken, plumpe Betheuerungen wirklicher Freundschaft u. s. w. gewinnen. In der That besteht die ganze Kunst Politiker,

teln,

des electioneering (des Wahlen Bearbeitens) wesentlich in solchem vertraulichen personlichen Poussiren der Burger seitens der Candidaten und ihres Anhanges. Gegen Schmahungen, ja sogar be>m. muss ein oifentlicher Candidat d. u. schimpfende Beleidigungen abgebriiht sein und Geftihl ftir Reinlichkeit und Abscheu gegen

Anstand, ja sogar oder moralische VerHause lassen. Wer nicht mit

Dclicatesse,

Rohheit

kommenheit muss er ganzlich zu dem Abschaum und Auswurf der Merischheit auf dem Fusse der Gleichheit vollkommen passt nicht ungenirt verkehren kann zum Politiker in. den Vereinigten Staaten. Ein Solcher muss ,

351 genau denselben abgeharteten Charakter besitzen, eben wenig an irgend Etwas Anstoss nehmen, wie eine offentliche

vielmehr so

Dime! Nicht nur aussert sich dieser Einfluss im wirklichen offentlichcn Lcben, sondern er pragt auch seinen Character jeder nicht ganzlich die Oeffentlichkeit ausschliessenden ja selbst jeder nur etwas zahlreicheren Gesellschaft auf, zerstort dadurch die Mog,

lichkeit jedes geselligen Genusses in grosseren Gesellschaften oder offentlichen Localen und macht die eben erwahnte, streng zuge-

knopfte

des

Abgeschlossenheit

Das wesentlichste Recht der nach

Gesellschaft

zusagende

dem Grundsatze

aber von

Privatlebens

zur Nothwendigkeit.

Gliickseligkeit, die Freiheit, sich die Belieben selbst auszuwahlen, wird

der

Gleichberechtigung

fiir

ungehorig

Und das Gefiihl der Exclusivitat) erklart. Freiheit ist gezwungen, sich hinter die letzte, ihr bis jetzt noch gebliebene Schranke zu fliichten und die Thiir des eigenen Hauses (als

aristokratische

gegen die Aussenwelt hermetisch zu verschliessen. In directem Zusammenhang mit der Missachtung aller persb'nlichen Eigenschaften bildet sich die Achtung vor dem Einzigen, zwischen den (sonst ja vollkommen gleichen) Menschen einen Unterschied herstellenden Etwas, namlich dem Reichthume aus. Da A, B, C und jeder Andere, gleichviel was ihre Bildung, ihre Leistungen und ihre persb'nlichen Eigenschaften vollkommen mogen, gleiche Werthe auf der Biihne des Lebens

Verdienste, sein

vorstellen,

ihre

so

ist

es

unausbleiblich,

dass

/

den

Grundsatzen der

gewohnlichen Rechenkunst entsprechend, in dem gegenseitigen Verhaltnisse von A (X Eine Million Dollars) zu B (X Hunderttausend Dollars) zu C (X Zehntausend Dollars) zu Jedem Anderen (X m ^ x Dollars) die gleichen Factoren, namlich die Besitzer der respectiven Dollarsummen, A, B, C u. s. w. nicht in Rechnung kommen und das gegenseitige Verhaltniss der zu vergleichenden Grossen eben nur dem Verhaltnisse der zugehorigen Resultat: die einzelnen Vermogensfactoren gleich geachtet wird. Individuen werden gleichsam als die zufalligen Agent en der zugehorigen Vermogen angesehen und demnach ist A zehnmal soviel werth als B, hundertmal soviel werth als C und x-mal soviel werth als eine unbestimmte Menge der gemeinen Kerle, die keine reprasentable Summe vertreten. Die Leute sind eben vollstandig gleich,

aber

das

Vermogen

ist

verschieden

und

ihm entsprechend

die

Achtung. Das alle Grundsatze der Ehrlichkeit niederwerfende Ergebniss dieses Maassstabes der offentlichen Achtung ist (als letzte Folge des Grundsatzes der Gleichberechtigung Aller): dass aller vorhandene. Ehrgeiz sich die Erwer-

bung des einzigen bestehenden Elementes der Achtung, namlich des Reichthums als Ziel stcckt.

352

Wenn

Fahigkeit und wer-den

Ehrgeiz aber in das Lager der Corweil diese allein ihnen Anerkennung und Achtung verspricht, ist es zu verwundern, wenn diese um sich greift und alle bestehenden Schranken wie morsche Wande iiber den Haufen wirft? ruption

getrieben

,

Die UnertrUg-lichkeit der lerrschenden EigeuthumsYerhUltnisse. Diese letzte und unmittelbare Hauptursache der Corruption ist Zusammenwirkens der beiden in den vorhergehenden Abschnitten behandelten Momente. Und die Unvertraglichkeit der Freiheit mit der Gleichheit aussert sich auch in der Anwendung dieser beiden Principe auf die Eigenthumsverhaltnisse. Bcide aber widerstreben der Anerkennurg von Vermogerisrechten, die sich auf keine andere Basis griinden, als jene des zufalligen eine Folge des

Gliickes.

rechtigung

Kein

Zweifel, dass die logische Folge der Gleichbebeider der reine, unverbliimte Communismus ist, der

Privateigenthum wie alien Privaterwerb abschafft und Jedem gleichen Antheil an die durch die Gesammtarbeit aller Menschen erzeugte Totalsumme von Arbeitswerthen zuweist und zwar zum sofortigen Verbrauche, denn jede Aufstapelung eines Theiles der heutigen Ration eines Einzelnen auf morgen wiirde am folgenden Tage eben dem Betreffenden einen grosseren Antheil an den Giitern dieser Erde geben, also das Princip der Gleichalles

einen

,

Dass eine solche Durchfuhrung des Grundberechtigung verletzen. satzes der Gleichberechtigung nur durch vollkommene Aufhebung jedweder Spur von Freiheit" zu erreichen ware, ist eben so klar wie dass sie jede noch besteheLde Achtung vor dem Eigenthum mit Stumpf und Stiel auszurotten strebt. Die Partei des Communismus besteht, ist organisirt, hat Schlachten geschlagen und zeitweilig auch Siege errungen und es muss zugestanden werden, dass sie beinahe die einzige ist, die offen, ehrlich, ohne Heuchelei von ,,Liebe gegen die Feinde" ihr Ziel namlich: Krieg bis zur Vernichtung des Privateigenthums auf ihr Banner geschrieben und dasselbe kuhn im Felde entfaltet hat, im festen Vertrauen auf die eigene !

Kraft,

Aber beinahe ebensosehr, wie

die jetzt bestehenden

Eigcn-

353

dem Grundsatze der Gleichberechtigung widermit dem Grundsatze der Freiheit unverDcnn nach diesem ware strenge genommen jeder Einzelne nur zu den Ergebnissen seiner eigenen Thatigkeit berechtigt, Pri vateigenthum lediglich thumsverhaltnisse

dieselben

sind

streben, einbar.

durch Leistungen erwerblich u n d jede andere Art des Erwerbs von Pri v a tei genthum ungehorig. Alles jedoch auf zwei Entstehungsquellen zuriickNatur selbst vorhandenen Werthe und die menschliche Arbeit diesen Naturden auf deri Mehrwerth, 2) \verthen verleiht; da nur lediglich letzteres Erzeugniss der Arbeit lasst sich

Eigenthum

1) auf die in der

fiihren:

so muss logischerweise der Grundsatz der Freiheit verlangen, dass alle Privateigenthumstitel, soweit sie sich auf die Werthe der zweiten Classe erstrecken, nur durch die Arbeitsle i s ung der Einzelnen erworben werden konnen. Die Werthe der ersten Classe hingegen werden uberhaupt des Einzelnen sein kann,

t

nicht durch Arbeit erzeugt, sondern soweit sie in der Natur vorhanden, nur von der Gesellschaft als Ganzes in Besitz genommen

und behauptet und zwar einzig und allein durch Machtentfaltung, durch gewaltsame Verdrangung und Zuriickhaltung anderer,

Die Gerechtigkeit concurrirender menschlicher Gesellschaften. verlangt demnach, dass die Vertheilune des Privatgutes an jeden Einzelnen in demselben Maasse stattfinde, in dem der Betreffende zur Erwerbung des Gesammteig*enthums durch seine eigene Macht beiget rag en. Merkwiirdig, dass die meisten Schriftsteller an dem Gedanken scheinen,

henden zur

dass

in

Eigenthums

..Arbeit"

samen

der einzige Entstehungsmodus des Eiund gar zu bemerken nicht Arbeit, weitaus der iiberwiegende Werth alles beste-

festhalten, die sei

genthums

Entdeckung,

dass,

keinem

gar

Freilich

steht.

f'iihrt

was man

die

Erzeugungsverhaitnisse zur hochst unlieb-

dies

,,unsittliche

Anwendung

roher Gewalt" nennt, namlich die r Machtentfaltung" es 1st, welcher das meiste Eigenthum entwachsen ist. Letzteres ist wesent-

Die jenes, welches einen dauernden Werth beansprucht. Arbeit im Gegentheil vermag auch nicht das Geringste zu erzeu-

lich

gen, indem jedes Eigenthum ohne alle Ausnahme einen von der Macht in Besitz genommcnen Naturwerth vorstellt, des sen

Form nur

die Arbeit

verandert.

Wie

aber diese

Formen ver-

ganglich, so konnen auch die Bemuhungen der Arbeit ausschliesslich nur vergangliche Eindrlicke hinterlassen und die grosse Masse aller

menschlichen

eben

so

das

schnell

Triigerische

Arbeitsprodukte werden aufgebraucht als erzeugt,

der Behauptung,

That beinahe Hieraus ergiebt sich

in der

Capital" sei eine Aufhaufung

45

354 von Arbeit. mehr und

Beinahe der Gesammtbetrag jedes Capitals ist vielpermanenten Capitalwerthe sind einzig und allein unvergangliche Naturwerthe, die lediglich von der Gesellschaft gewaltsam in Besitz geiiommcn und an die Einzelbesitzer verliehen

worden titel

alle

sind.

Noch

nie hat auf der "Welt

Grundbesitz z. B. bestanden, ein anderer bestehen konnte

fiir

jemals Staate verliehene

,

anderer

ein

Rechts-

nocli ist es moglich, als

der

vom

dass

betreffeaden

Gcwalttitel.

Der beharrliche negative Widerstand gegen diesc ErkeimtEigenthum heuti-

niss crklart sich daraus, class dieses permanente

gen Tages den Machtverhaltnissen der vergangenen Zeit entsprechend an die Einzelbesitzer verthcilt ist. Vielen sind aber in der Gegenwart die nothwendigen Machtmittel ablianden gekommen und sie suchcn desshalb auf jegliche Wcise den Augenblick einer den heute bestehenden Machtverhiiltnissen entspreclienden Besitzregulirung hinauszuschieben. Dies bezieht sich namentlich auf den durch Macht erworbenen aber seitdem machtlos gewordenen, erblichen Grossgrundbesitz, dessen Widerstand allein freilich schon ganz ungeniigend ware ohne die Bundesgenossenschaft des speculativen

Eigenthums.

weder der Macht Hb'chste teressirt.

Denn

die

Speculanten,

nocli der Arbeit verdanken,

die

ihr

Eigenthum

sind natiirlich auf's

an der Erhaltung der vorhandenen Eigenthumstitel inDesshalb verfechten Beide die Heiligkeit nnd Unantast-

barkeit des Eigenthuras und stemmen sich gegen die Eiiifiihrung neucr Normen, seien dieselben im Interesse der Gleichberechtigung d. h. des Communism us oder der Freiheit d. h. des Arbeits- oder

Darum tragt die nach Speculationseigenthum Freiheit und Gleichgierige Menge allenthalben das Motto der heit" auf dem Schilde. Denn da, wie eben gezeigt, Freiheit" Macht verdienstcs.

und

,,Gleichheit"

sich gegenseitig ausschliessen,

setzt

die versuchte

die versuchte Freiheit" die Gleichheit ," Durchfuhrung der Durchfuhrung der Gleichheit" die w Freiheit" schachmatt und bei diesem hin- und herwogenden Zwickmiihlspiele ist die blinde Laune des zufalligen Gliickes einzig maassgcbend. Sie aber ist das Mistbeet der Speculation, aus welcher die in der modernen sich sammelnden Einzclvermogen zu riesiger, Gesellschaftsphase ungesuiider Hohe und strotzender Ueppigkeit emporwuchern.

In den Verciiiigten Staaten, wo die Classe der Speculanten nicht nur die gauze Geschaftswelt einschliesst, sondern wo sogar der grosste Theil der Arbeiter und ein nicht geringer des Bauernstandes von den gros&en Loosen der speculativen Lotterie geist, gab es bisher nur Wenige, die nicht fest glaubten, wiirden sich eincs Tages im gewonnenen Golde walzen. Immer diesem Irrlichtc nacheilend, sympathisirten alle diese ZukunftsMillionare mehr mit der Ausdehnung der Privilegien und des

blendet sie

355 Einflusses der Reichen, als mit ihrem eigenen Stande, dem sie ihrer Meinung nach nur ganz zeitweilig angehb'rten. Hierin liegt ein wesentlicher Grund, warum jeder Versuch der immer grosser und grosser werdenden Beeinflussung aller gesctzgebenden Gewalten und Regierungsbehorden zu Gunsten der ausbeutenderi Monoso wenig Anklang im Yolke pole Schranken entgegenzusetzen Der speculirende Geschaftsmann, Handwerker, Arbeiter und fand. Bauer wiinschie solche Schranken nicht, weil er sicli in seinen Traumen eben schon als Millionar betrachtete und sich als solcher durch derartige, zu Gunsten des Volkes errichtete Schranken beengt fiJhlte. Zugleich aber erklart dies auch den Misserfolg der communistischen Schule in der Union bis in die jiingste Zeit. Der Speculant, der sich nach Millionen sehnte, erblickte in der

vom Communismus eine eben

so

angebotenen Zusicherung seiner taglichen Ration

freche

Yerhohnung

Million schon

ob er besagte

in

seiner

Wurde

als

der Tasche hattc.

Millionar, als dies die

Dass

Erklarung der vergleichsweisen Einflusslosigkeit dieser Lehre war, geht daraus hervor, dass, seitdem die fortwahrende

richtige

Verschlechterung der Geschaftslage die Aussichten der Spcculanten die Zukunft weniger rosig farbte der Communismus rapid an -Anhangern gewann und heute beinahe in sammtlichen grbsseren Sta'dten al/5 organisirte Macht dasteht, dcreii Legionen rasch zu Heeren anschwellen. Dem keltisch-romanischen Instiricte behagen iibrigens die communistischen Ideen, \vahrend dem germanischen Racengeistc mehr das Princip der ,,Frciheit," wie wir es oben auseinandergesetzt haben, entspricht, und dieser fangt endlich an, sicli zum Kampfe gegen die Ausbeutung durch die ziigellose In den Organisationen der Bauern des Speculation zu riisten. Westens bildet sich jene Wolke, die als vernichtendes Wetter das Kartenhaus der wic es gehen will -- gehenlass'enAlles den" Freiheit zusammenschlagen wird. Es sind die crsten in den Yereinigten Staaten gegrundeten Organisationen, die eine, vorliiufig noch instinctive, aber darum nicht weniger machtige Ahnung davon haben, dass Rechte Pflichten bedingen. Aber die sich in den communistischen Vereinen der (vorwiegend ostlichen) grb'sseren Stildte und den Baucrnclubs der fiir

^

,.

(vorwiegend

westlichen)

Landgegenclen

herausbildenden

Keime

festen (d. i. ,,sittlichen") Narmirung der Eigenthumsverhaltnisse nehmen nicht die bedeutende Auzahl des bishe-

einer zuklinftigen

rigen Speculanten in sich auf, ein Paar ausgenommen, die in jenen im urn beginnenden Parteibildungen Einfluss erringen wollen Triiben zu fischen. Vorwiegend rekrutiren sich dicse Organisatio,

nen aber noch am

jenen stadtischen Arbeitern und Landleuten, die wenigsten von den Einfliissen der Speculation selbst angesteckt, doch unter dem Drucke der speculativen Ausbeutung

aus

356 Die Entriistung tiber dicsen Druck ist indess so gross, dass Achtung vor der Heiligkeit dcs Eigenthums sogar unter ihnen,

leiden. die

bei denen diese Idee bisher so recht eigentlich heimisch war, ganz und gar wenigstens in alien Fallen zu schwinden beginnt, wo nicht augenscheinlich das betreffende Vermogen in gewissem Maasse durch Arbeit erworben. Alle grosseren Privatver-

mogen aber

sind

nicht auf diese Weise entstanden.

In der langsameren Entwickelung Europa's ist ihre urspriingliche Entstehungsweise meist hinter dem Schleier der Vergangenheit verborgen, und die auf der Hand liegenden Falle eines schnellen, miihelosen Erwerbes sind nur ausnahmswrise vorhanden. Ganz anders den Dort existirt beinahe in Vereinigten Staaten gar kein grosseres Vermbgen, das .nicht wahrend der deutlichen Beobachtung der noch gegenwartig lebenden Generation sich anUeberall leben Leute, die den gegenwartigen gesammelt hatte. Geldfursten oder dessen Vater noch als ihren Collegen gekannt, die ganz gcnau wissen, wie er einmal in einer Pelzhandclspeculation auffallend vom Gllicke begiinstigt wurde, das sich in einer !

Theespeculation in noch auffallenderem Maasse wiederholte, dass das Grundeigenthum, welches mit den Gewinnstertragen, die das Gliick auf diese Weise in die Tasche des Betreffenden geschiittet gekauft worden w ar, im Laufe einer Generation seinen "Werth verhundertfachte und so das Vermogen entstanden, welcheiS sich auf eine nicht genau bestimmte Anzahl von Zehnmillionen beziffert Oder sie haben in noch neuerer Zeit Falle dutzendweise gesehen, wo solche Grosscapitalien nur durch die gliickliche Ausbeur

hatte,

h. d. tung des allergewb'hnlichsten Lobbyeinflusses erworben dem Volke von bczahlten gesetzgebenden Spiessgesellen geradezu ,

abgenommen und dem Spesen sind

jener

Geldfiirsten

Ehrenwerthen "

in

nach Abzug der gebuhrenden die Tasche gesteckt worden

!

Unausbleiblich muss mit solcher Kenntniss die Achtung vor

dem Eigenthumsrechte bei der Menge dahinschwinden. Dazu

zufallig

weniger

tragen

seltsam

moralischen Schriftlein besonders ihrer glaubigen

Jugend

selbstgemachten) Manner keit erzahlt wird, wie

die

bei,

in

Lebensgeschichte

vorlegt

und

w orin r

gluckbegiinstigten

genug noch jene denen die fromme Welt der self-made

Astor, Vanderbilt, George

Crocker und schliesslich Jim Fisk ihre Millionen

vielleicht

auch

(der

in alter Ausfiihrlich-

Jay Gould

Law,

oder gar

erwarben, und dem strebsamen Jungling in die Fusstapfen jener grossen Manner zu trcten. wird, empfohlen Der strebsame Jungling tritt denn auch zwanzig Jahre lang oder langer in ihre Fusstapfen, macht wahrend der Zeit ein Dutzend

kommt mit reifender Lebenserfahrung ganz allmahUeberzeugung, der gepriesene Held des Erfolges miisse ein

Bankerotte und lig zur

357 von Gott besonders auserwahltes Gliickskind gewesen

Wie

sein.

von wirken, angefiihrten Beispiele von vornClassen erblich den reichen in die Europa's Solchen, herein unter anderen Umstanden aufwuchsen, so wirken sie auch aber

um

so verderblicher auf die sittlichen

dem Vernunftgrundsatze

als

verftihrerischer

die

der

Ansehauungen, weil es eben dass Gleichem Gleiches

Billigkeit,

folgen miisse, mehr widerspricht, wenn erst erkannt wird, dass der Aufschwung des gepriesenen Musterhelden nicht seinem Fleiss, seiner Redlichkeit, seiner Intelligenz, kurz seiner Tuchtigkeit zu

verdanken, als vielmehr der blossen Laune des Zufalls. meisten aber empfindet diese Ungerechtigkeit des Himmels grade der als frommer Jiingling aufgewachsene ungliickliche

Am

in seiner Emporung fiihlt er sich gerechtfertigt, jede der tiickischen Ungunst der hoheren Gelegenheit zu ergreifen, Machte durch eigenmachtiges ,,Corrigiren" des Gliickes, durch Beiund Moral ein Schnippchen zu aller Ehrlichkeit seitesetzen

Speculant;

schlagen und auf diese Weise den ihm zukommenden Antheil der 1st ihm das geGiiter dieser Welt in seinen Besitz zu bringen. des Jahrhunderts jede lungen, nun so verbietet ja die Moral

Untersuchung iiber das ,,Woher" des in seinen Handen befindliden glticklichen chen ,,heiligen" Eigentliums und respectirt ihn Die vorhandene Besitzer, als sehr achtungswerthen Gentleman. Unzahl verkommener Speculanten macht den Kampf um die Er,

reichung der Gelegenheiten, die ein Corrigiren des Gliickes erlauben, der Stellen, in denen Etwas zu machen, immer desparater und in der Auswahl der Mittel immer weniger wahlerisch, ihre An-

\vendung immer verwegener. Scheute friiher die Speculationssucht der Yankee's -vor Diebstahlen zuriick, so dass diese ausserst selten \varen, so mehren sich in den letzten Jahren die Cassen-Beraubungen seitens ihrer Hiiter in solchem Maasse, dass es allgemach einen erklecklichen Theil n Sitte" der Cassiere zu werden scheint, der

Gelder ihrer Principale einzustecken.

Gewohnlich

folgt

dieser

Procedur ein Compromiss, wobei der Defraudant gegen eine ehrenhafte Entlassung und brillante Empfehlung seiner Fahigkeiten zehn bis fiinfundzwanzig Pro cent der angeeigneten Summe zuriickzuerstatten sich herablasst. Das sittliche Gefiihl des Volkcs em-

um so weniger gegen derartige ^Gebrauche," als es ja Ueberzeugung geworden, dass die grossen Vermb'gen den Gewinnen am Spieltische ganz gleich, und wer sich behufs solchcn Corrigirens des Gliickes anstrengt und den Kopf zerbricht, eben so viol wirkliche Arbeit behufs Erwerb des aunexirten Gutes verrichtet und demnach im Grunde genommen ein grade so gutes ,,moralisches" Rccht auf dasselbe habe, als der bestohlene Speculant selbst. Dass die Corruption in aller und jeder Gestalt mit dem immer mehr iiberhandnehmenden Einflusse solcher Ansichtcn immer

port sich

358

um mich des Lieblingsbeweises grosser anschwellen muss, ist der Freiheits- und Gleichheitsschule zu bedienen ,,selbstverstandlich. " Wir haben in unseren Erb'rterungen zu zeigen gesucbt, dass iiberkommenen Anschauungen von Sittlichkeit und Moral schon von der folgerechten Entwickelung jeder einzelnen der aufgefuhrten Ursacheii iiber den Haufen geworfen oder docli wenigdie

erschuttert werden miissen. Wenn aber jede einzelne Ursache schon einen solchen machtigen zerstorenden Einfluss ausiibt, ist es ein Wunder, dass ihrem gleichzeitigen Zu-

stens sehr stark

sammenwirken Nichts zu widerstehen im Stande? Ist es ein Wunder, dass die Corruption immer ^keeker und keeker ihr Haupt erhebt, Alles ergreift, sich in alien Beziehungen des Lebens geltend macht, und mit sicher vorwarts?chreitendem Tritte auch in

entlegendsten Winkel des Landes, ja sogar in "die abgescblossensten Statten des hauslichen Heerdes eindringt und sich heimisch macht? Ist es ein Wunder, dass sogar die unter ihrem die

Drucke seufzenden und sich nach der dahingeschwundenen Ehrund Sittlichkeit zuriicksehnenden Massen des Volkes der immer grb'ssere Krcise ziehenden Welle ihrer Ausbreitung rathlos lichkeit

Ist es ein Wunder, dass die inteJligentesten gegeniiberstehen ? und die Lage der Dinge auf's Tiefste bedauernden Kopfe diese Rathlosigkeit nicht nur vollkommen thcilen, sondern sogar sich der allertrubsten Auffassung der Dinge hingebcn? Die Wahrheit

das ein helfender Eath sich iiberhaupt nicht geben lasst. Der vor sich gehcnde Process ist ein natiirlicher, untcr den obwaltenden Umstanden unvermeidlicher, und ein cities Beginnen ist's, sich ihm entgegcnzustellen Der Ball ist im unaufhaltsamen ist,

!

Niederrollen begriffen, wachst immer mehr und mehr und \vird zur Alles zerdriickenden, niedcrschmctternden Lawine, die erst

dann das Ende Thale

von

angelongt,

Sturzes

in

verheerenden Laufbahn erreicht,

ihrer

Stiicke

der

allgewaltigen

wiirmende

die

zerstoben,

Wucht

wenn im

ihres

eigenen

Sommersonne

sie

verzehrt.

Aufzuhalten

dieser Process

ist

also

nicht!

Sittenreinheit

dann wicderkehren, wenn die Corruption selbst die Corruption im morderischen Kampfe besiegt hat. Unverganglich ist der Grundsatz der Ehrlichkeit, aber nur durch den vernichtenden Kampf der Spitzbuben gegen einander, durch ihre gegenseitige Abschlachtung gelangt er immer und immer wicder zum Siege VerlockenJ wird immer die Lehre der Gleichberechtigung dem Unterdriickten diinken, aber der dadurch hervorge-

und

Sittlichkeit

werden

erst

!

rufene

Kampf

Aller

gegen

Ruckslcht bei Seite wieder die Machfigen Gleichberechtigung ein Ende, indem

Alle.

wirft, bringt in seinem \-erlaufe an die Spitze und macht der

der

von

jede

selbst

359 diese den errungenen Sieg

in

gesctzlicher

Form

befestigend,

an

von der Gleichberechtigung uberwaltigten "Unterdriickung eine neue setzen. Ich babe unterlassen unter den oben angefiihrten Ursachen der Corruption eine anzuftihren, die sicberlich auch in gewisser

Stellen der alten

Freilich Beziehung einen Einfluss uuf ihre Entwickelung ausiibt. sich dariiber streiten, ob dieser Einfluss gut oder schlecht Es ist dies die Entwickelung der Freiheitsideen selbst, die sei. Ein beunzweifelhaft jeder personlichen Dienstarbeit abbold ist. deutender Theil der Errungenschaften unserer modernen Civilisation besteht aber in Bequemlichkeiten, die nur so lange genossen werdcn konnen, als eine dienende Classe sie einer herrschenden liefert. Dass die Diener aber sich zu derartigen Arbeiten herberulit wesentlich auf der Gewohnung, die den vergangenen geben, Geschlechtern ihrer Vorfahren durcli wirklichen, physischenZwang eingeirapft und von jenen auf die Nachkommen libertragen ward. Das einzige Zwangsmittel, welcbes gegenwartig in civilisirter Gesellschaft zu Gebote steht, ist aber Hunger und Entbehrung. Nun zeigt die Thatsaclie in Amerika, wo schon wirklich ein Geschlccht vorhanden, welches mehrereGenerationen freier Vorfahren zahlt, dass Hunger und Entbehrung keineswegs genugen, um diese liesse

Menschen zu Dienstleistungen zu bewegen, Freiheitsgefiihl irgendwie widerstreben.

die ihrein persb'nlichen

Solches

betrifft

nament-

lich die personlichen Dienstleistungen. "Weder Manner nochFrauen der Eingebornen geben sich dazu her trotz glanzender Entlohnung in

ein

Dienstbotenverhaltniss

zu

treten.

Sie unterwerfen sich lieber

sogar der hartesten Arbeit in irgcnd einem anderen Verhaltnisse, welches ihre personliche Freiheit achtet oder gehen zuGrunde. Wenn man, wie oft geschieht, diesen Charackterzug einer Unlust zur Arbeit zuschreibt, thut

jeder Entbehrung, unterziehen

sich

man

nicht nur den Amerikanern Unrecht, sondern misskennt die Es wahren, hinter der Abneigung zur Arbeit liegenden Griinde. ist ersichtlch, dass wenn dieser, namentlich den germanischen Bevolkerungen innewohnende Freiheitszug eine weitere Ausdehnung gewanne, sich mit der Zeit eine Reform des Arbeitswescns und der ganzen socialen Zustande herausbilden miisste, die mit alien dem Gesindewesen hauptsachlich, personlichen Dienstleistungen, aufraumen wiirde. Dies ware unfehlbar jedoch der Ruin fur viele

Luxusgenusse

und auf deren Befriedigung gerichtete Kunstzvveige;

dieser Hinsicht einen bedeutenden miisste in Ruckschritt erleiden. Die Frage ist nur, sind diese Zweige 'wesentliche Factoren der Civilisation oder nicht? Die Frage ist ungedie

Civilisation

lost und wird es vorlaufig wohl bleiben. Meiner Ueberzeugung nach beantwortet sie aber in Amerika der germanische Volksgeist schon jetzt dahin: dass nutzliche, das Leben derMassen be-

360 quemer gestaltendc Erfindungen von ganz ungeheurer Wichtigkeit seien die reine Kunst, die nur fur die abstrakte Bewunderung etwas Anderes, denn als arbeitet, gilt ihm dagegen kaum als werthlose Schnurrpfeiferei Der Amerikaner, der jede Er;

!

findung, die

Heim

die

einfiihrt,

hauslichen Bequemlichkeiten erhoht, in seinem dessen Wohnung so reinlich und sauber wie die

stammverwandten germanischen Hollander, legt auf deren abstrakt kiinstlerische Ausschmiickung nicht den geringsten \Yerth. Ganz anders ist in dieser Beziehung der Gescbmack des Der Italiener bewundert in der That Kunstwerke, Siideuropaers.

der

die der viel besser

ernes Blickes

unterrichtete Deutsche

werth erachtet,

aber

dieser

gleichen Standes selbe

nicht

Kunstenthusiast

wohnt in einer schmutzigen Hohle, in die ein Mensch germanischen Stammes kaum fur zeitweiligen Aufenthalt hinein kriechen \viirde und neben seinen bewunderten erhabenen Kunstwerken wird die Nase des germanischen Beschauers von dem Dufte eklen Kothes beleidigt. So ist der Geschmack verschieden, ihm gemass sind die Civilisationen der Volker verschieden, und es diirfte an der Zeit sein, beim Vergleichen verschiedener Culturen alle diese Faktoren in Betracht zu ziehen und deren Hohe nicht allein an der grosseren oder geringeren Yollendung einiger Kunstwerke abzumessen. Ich habe in dieser Auseinandersetzung die corrumpirenden Einfliisse des Negerelementes nur voriibergehend beriihrt, weil die

Wirkung dieses Elementes, wenn es und zum Gehorsam gezwungen, auf

nicht

in

Fesseln

die staatlichen

geschlagen

Schopfungen

der weissen Race nicht sowohl als corrumpirend, sondern geradezu als z erst 6 rend zu betrachten ist. So verschieden die ethnischen Elemente der Weissen unter sich sein mogen, so besteht in ihren sittlichen Auffassungen doch immer noch eine gewisse Uebereinstimmung in Richtung und Ziel. Aber zwischen den Anschauungen des Weissen und den sittlichen Gefiihlen des Negers ist der Gegensatz so gewaltig, dass beide Sittensysteme die abstossendste Wirkung auf einander iiben. Das so vollkommen

Wesen

des Negers dient der jungen GeneIdeen erst gebildet \verden sollen, nimmermehr als gefahrliches Beispiel, sondern erregt vielmehr schon bei den Kindern Abneigung und Hass. Wenn die anderen Elemente der Bevb'lkerung gewissermassen mit hiilfreichen Handen in die Rader des Staatswagens greifen, urn ihn auf seinem Wege voranzuschieben, und das Gefiihrt vom Wege ab und in den Graben gerath, weil eben die Krafte nicht ganz gleichmassig,

fremde, widerwartige der Weissen,

ration

noch so

in

einer Richtung hinwirken,

ungeschickt

ganzes

deren

in

Wesen und

so packt der

Negcr dagegen

deren die Gesetzesspeichen des Fuhrwerkes, deren Zweck er gar nicht zu verstehen scheint.

361

wo

Ich kraftig genug, gradezu zerbricht. Meinung, dass iiberall, wo der Neger seine jetzige Herrschaft zu behaupten vermag, im Laufe von wenigen Jahren die von den Weissen gegriindete Cultur in ihrem Wesen untergegangen sein und an ihrer Stelle nur noch eine bizarre dass er

sie,

bin daher

der

dazu

er

festen

Carricatur bestehen wird, die sich zu jener etwa so verhalt, wie Aber auch eine Offenbachiade zu einem Schiller'schen Drama. diese Civilisationsposse wird allmahlig einer ungeschminkten afrikanischen Cultur a la Dahomey den Platz raumen. Der Gang der Entwickelung der Corruption in den Yerei-

Staaten

nigten

ist

meiner

also,

nach

Ansicht

in

,

Kiirze

fol-

gender Die :

erste Colonisation bestand aus durchschnittlich gleichformigen Bevolkerungen germanischen Stammes. Unter ihncn entwickelten sich in dem freien Raum und

den Erwerbsverhaltnissen des

Gebietes

ausgedehnten

freiheitliche

Formen. Dies fiihrte zur widerstandslosen Einschmuggelung des von den franzosischen Stubentheoretikern erfundenen Grundsatzes der formellen Gleichberechtigung Aller. Dies brachte fremde und mit ihnen wesentlich

,,ungleiche"

Bevolkerungselemente in's Land. Die freiheitlichen Staatsformen gaben cliesen Gleichberechtigten die Gelegenheit ihre ,,ungleichen'' sittlichen Anschauungeri geltend zu machen. Zu gleicher Zeit erhohte das gewaltige Einstromen der ein-

gewanderten Bevolkerung

die natiirlichen

Bodenwerthe

in

noch nie

dagewesenem Verhaltnisse. Dies beforderte

und

die Speculation

fiihrte

zur Verachtung

der Arbeit.

Zu

durch gegenseitige Eingleicher Zeit zersetzten sich die strengen sittlichen Anschauungen der

wirkung auf einander

ungleichen Volkselemente. Als endliche Folge ergab betriigerische

Sitten,

steigender aller

der

allc

allgemeine Lockerung der Kreise ergreifend, irnmer

Hang zu Luxus, Abneigung gegen

Pflichterftillung

Licbe

sich

Speculation,

und

der

,

kurz

der

Humanitat

auf

unter die

alle

der

und Verachtung Flagge

falschen

riicksichtsloseste

Weise

gefiihrte

Kampf

Aller gegen Alle, des sen

meine Corruption

Form

die allge-

ist.

46

362

Muthmassungen

iiber die

Zukunft.

den vorhergehenden Kapiteln dieses Buclies haben \vir gedrangte aber getreue Schilderung der gegenwartig in den Vereinigten Staaten bestehenden Zustande sowie ihrer EntwickeWir zeigten, wie der oberflachliche Naturreichlung versucht. thum bis zur Erschopfung ausgebeutet worden und wie aus In

eine

Einfachheit sich Luxus, aus Sparsamkeit Yerschwendung, aus Ehrlichkeit abgefeimte Betriigerei, aus Aufriclitigkeit Heuchelei und aus festen Ueberzeugungen charakterloser Wankelmuth sich entwickelten.

Wir

unterzogen

das

Warum

dieser

Entwickelung

einer Priifung und bemiihten uns darzulegen, dass die ganze Wandlung ein sehr natiirliches Ergebniss ist. Bind wir berechtigt, einen fliichtigen Blick in die Zukunft

Denkt man an die Zahl der unerfiillt gebliebenen Und Prophezeiungen, so mochte man fast mit ,,Nein" antworten dennoch haben wir im Laufe unserer Untersuchungen in sehr wenigen, sonst vereinzelten Fallen Betrachtungen fiber die Zukunft gefunden, die mit vollem Rechte verdienen, Seherblicke genannt zu werden, da sie immer und iiberall sich fast buchstablich erzu werfen?

!

haben. Schon sind Jahrhunderte verflossen, seitdem in eineni Staatswesen, das sich ebenfalls eine Republik nannte, Folgendes geschrieben wurde

fiillt

:

,,Staatenordnungen schreiten im Laufe der Wandlungen, die sich in der Regel mit ihnen zutragen, aus einem Zustande der Ordnung zu einem Zustande der Unordnung fort, und aus dieser

Unordnung entwickelt

sich

mit der Zeit wieder Ordnung.

Denn

Natur, die Nichts unter dem Monde unabanderlich gemacht hat, hat es so bestimmt, dass, wenn Etwas zu seinem Hb'hepunkt und zur grossten Vollendung, deren es fahig, gelangt ist, es die

Wenn es dagegen nothwendigerweise wieder hinabsiriken muss im tiefsten Abgrunde der diistersten Unordnung angelangt ist und ein weiteres Hinabsinken unmoglich gew orden, erhebt es sich auf s Neue zu seiner friiheren Vollendung. Aus guten Gesetzen entwickeln sich" schlechte Gebrauche und die schlechten Gebrauche wiederum rufen gute Gesetze in's Leben. Denn die Btirgertugend erkampft den Frieden, der Frieden erzeugt bequeme Tragheit, ihr entwachst Gesetzlosigkeit und die Gesetzlosigkeit fiihrt zur ZerT

storung des Bestehenden.

Hinwiederum auf den Ruinen entsteht

363 Ordnung, dem

gesetzmassige

Biirgertugenden

und

Boden der Ordnung

erzeugen von

sie

Neuem

entspriessen die

das Ehrgeftthl und

erkampfen den Erfolg." Am Anfange unseres Jahrhunderts schon schrieb mit besonderer Beziehung auf die Vereinigten Staaten, Einer der klarsten Denker: Aber da unter solchen Umstanden (namlich wo ausgedehnte Flachen wiisten Landes, das einen gewissen Grad von Fruchtbarkeit besitzt, vorhanden sind) die Vermehrung der Bevolkerung durch Erzeugung sehr schnell vor sich geht, folgt der geringsten eingreift,

theurer sind

in

die

Ursache,

die

grosses Elend, wie wird, oder wenn die

oder

ilTrer

Erwerbung

Ernahrungsverhaltnisse hemmend B. wenn das unbebaute Land besten Theile desselben verkauft

z.

sich

Schwierigkeiten entgegenstellen. solch' ein Hinderniss sich wird die schlechte einstellt, verhaltnissmassige Lage eines solchen Volkes ebea so gross seiu, als die Thatigkeit und die energische Kraft gewesen ist, welche die Vermehrung der Bevolkerung be-

Von dem Augenblicke

an,

in

welchem

giinstigt hat!"

was sich nicht in dem erwarteten Maasse Vermehrung der Bevolkerung durch Erzeugung hat eben nur um deswillen der Vermehrung durch Einwanderung und Erzeugung Raum gegeben, weil die Concurrenz der eingewanderten Arbeitskraft die Erzeugung und Erziehung einer einDas

erfiillt

hat,

Einzige, die

gebornen Arbeiterclasse, deren Lebensweise kostspioliger, zur

Un-

gemacht hat. Derselbe Denker sagt an einer anderen Stelle das Folgende, das namentlich manchon Staatsmannern, Philosophen und Geschichtschreibern zur Beherziguug zu empfehlen ist und auf die gegenwartige Lage und Zukunft der Vereinigten Staaten eine

mb'glichkeit

hochst zutrefferide

Anwendung

findet:

,,So lange irgend ein unzufriedener

Begabung im Stande reden, dasB all ein der

alle

ist,

ihre

Mann von

hervorragender

die niederen Classen des Volkes zu Uber-

Armuth und

all

ihr

Elend

einzig und

Unbilligkeit der Regierung entspringen, obwohl vielleicht der grosste Theil der Leiden, die sie ertragen miissen, mit

Ursache gar nicht zusammenhangt, ist es sicher, dass die Saat neuer Unzufriedenheit und neuer Umwalzungen fortwahrend Sobald die eine Verwaltung gestiirzt ausgestreut wird. ist und sobald die Massen finden, dass ihre Armuth

dieser

nicht verschwindet, fallt ihre Rache naturgemass auf die Nachfolger in dem Besitze der Regierungsund wenn diese wiederum geopfert worden sind, ohne g c w a11 den begehrten Erfolg herbeizufiihren, verlangt man nach weitereii ,

Opfern und immer und

immer wieder nach anderen.

Haben wir

364 Grund

in Erstannen zu gerathen, dass unter solchen Umstanden Mehrheit der gut gesinnten Leute, die allmahlig gewahr werden, dass eine Regierung die den gehorigen Einschrankungen unterworfen ist, nicht die Fahigkeit besitzt, sich gegen den Ansturm des umstiirzenden Geistes zu behaupten, und die durch die fortwahrenden Veranderungen, deren Ende nicht abzusehen ist, ermiidet und erschopft werden, den Kampf in Verzwei flung aufgeben, und sich der ersten besten Macht in die Arme werfen, die ihnen Schutz gegen die Schrecken

die

der Anarchic

gewahren kann?"

In den Vereinigten Staaten befindet man sich gegenwartig unmittelbar vor einer Umwalzung dieser Art, die in der wahrscheinlich unvermeidlichen Niederlage der republikanischen Partei im Wahlkampfe des Jahres 1876 einen ganzlichen Wechsel in der Oberherrschaft herbeifiihren wird. Die weiterenEntwickelungsphasen werden folgen, und das Endergebniss, dessen Heranbildung schon heute deutlich zu erkennen, nicht ausbleiben. Der Kreislauf

muss muss

sich erfiillen, und der Epoche der jetzigen Gesetzlosigkeit die Zerstorung der unniitzgewordenen Gesetzesformen und

Yerfassungen deren Geist entflohen urn nur leere Worte und todte mit Naturnothwendigkeit folgen. zuriickzulassen Papierwische Das alte morsche und wurmstichige Haus kann kein neuer Anstrich mehr vor dem Zusammenbruche schiitzen. Es muss abgerissen werden, damit Platz fiir den mit brauchbaren Materialien ,

aufzufiihrenden

Es

ist

Neubau

allerdings

entstehe.

kaum

wahrscheinlich, dass dieses Abreissen

nach einem bestimmten Plane oder iiberhaupt mit bestimmten Im Gegeiitheil, alle die verschieBewusstsein stattfinden werde. denen Parteien die unter dem Dache des alten Hauses, das sie verehren, weil es ihnen friiher Schutz gewahrte und sie auf seine aussere Grosse stolz sind, in den verschiedenen Raumlichkeiten leben und wohnen, wollen dasselbe nur verbessern, die schadhaften Theile entfernen, durch neue ersetzen, und auf solche Weise das Ganze reformiren. Bei diesem Werke arbeitet der Eine in diesem Winkel, der Andere in jenem, ohne Oberleitung und gleichOhne einen fahigen Meister um Rath massigen Zusammenhang. zu fragen, ohne sich seinem Willen zu fiigen, ohne sich im Geringsten darum zu kiimmern, was Andere machen, reisst jede einzelne Partei in ihrem Gebaudetheile ein und erneut was ihr beliebt. Sie bemerkt nicht, dass sie die wichiigen Verb and balk en, die allein das Gebaude zusammenhalten, zersagt, zerschneidet und herausreisst, sondern flickt so lange fort, bis auf einmal bei einem geringfiigigen Anlasse das ganze Gebaude aus den Fugen geht, in Trummern zusammensinkt, und die flickenden Parteien sammt der Arbeit ihrer Hande im allgemeinen Zusammenbruche erschlagt.

365

Zwar

v\7 ird

es an

Hinweisen nicht fehlen, es sei besser das gedie Decke der einzelnen Zimmer zu erneuern,

meinsame Dach,

als

aber zweifelhaft

1st

es,

ob

diese

Meinuug

durchdringen

v^erde,

noch zweifelhafter, ob die morschen, wurmstichigen Wande die Last des neuen Daches zu tragen vermogen, oder ob sie nicht vielleicht, gerade wenn man seiner Vollendung nahe zu sein glaubt, seinem Drucke nachgeben und zusammensturzen. 1st es uns geluugen nachzuweisen, dass es lediglich die von den verscbiedenen Elementen der Bevolkerung verschieden aufgefassten Interessen waren, welche zur Parteienbildung fiihrten, und dass die sogenannten heiligen Principien niemals etwas Anderes gewesen, als die prunkenden Inscbriften der Schlachtfahnen, deren blendender Reiz den Enthusiasmus der gedankenlos folgenden Menge erregten, so liegt die Nothwendigkeit vor, fiir die Zukunft das Gleiche zu erwarten. Die Interessen und der dunkle Instinkt werden fortfahren, das Volk in Scblacbthaufen zu formen, und erfindungreiche Phantasten \vie immer die Fahnen mit blendenden Stichworten schmticken, sich und die jederzeit \\illfahrige Menge fiir das heilige Recht, das ihren Interessen entspricbt, begeistern, und zu den Todesopfern des Kampfes fortreissen. Dass unter den geschilderten Verhaltnissen die grossten Ursachen zur Unzufriedenheit existiren, ist ersichtlich. In der That ist dieselbe allgemein. Der Weisse des Siidens beugt sich nur zahneknirschend unter das verhasste Joch der Eroberer, wahrend der Neger, das blinde Werkzeug der Unterdruckung, vor der Rache und Yergeltung der Weissen zittert und gesteigerten Schutz Die verlangt, den nur erhohte Unterdruckung gewahren kann. Massen beider Elemente Leiden unter dem raateriellen Ruin ihrer Heimath.

Der Bauer des Westens empfindet im hochsten Maasse den Druck des Schutzzolles und der Ausbeutung, der das ewig schwankende Papiergeld ihn unterwirft und verlangt Abhiilfe dieserMissstande. Gleichzeitig beklagt sich der Fabrikant im Osten uber die Wirkungslosigkeit des Schutzzolls, eine Folge des Einstromens in die geschutzten Industriezweige, und

unzahliger Concurrent en

abermalige Erhohung desselben, um seine Fabriken Thatigkeit setzen und seinen Arbeitern Nahrung geben zu konnen. Der Fabrikarbeiter ist geneigt ihm beizustimmen, ist verlangt die

wieder

in

\vie die gesammte Arbeiterklasse mit der iibrigens nothwendig gewordenen Herabsetzung der Lohne aufs hochste unzufrieden. Dasselbe ist mit der Gesammtheit der Bevolkerung der Fall, deren

Verdienste sich verringern. Zufrieden sind nur Solche, die in Beamtenstellen oder durch

gewinnbringende Monopole die Friichte der Regierungsraubwirthechaft geniessen. Sie und die von der Regierung Hiilfe begehren-

366 den Neger sind die einzigeii wirklich interessirten Anhangcr des gegenwartigen Eegime's und der Oberherrschaft der republikanischen Partei, der die fanatisch puritanischen Secten nur noch in so weit eine bedingte Unterstiitzung gewahren, als sie geneigt ist, ihr Gewicht zu Gunsten ihrer religib'sen und Temperanzansichten in die Wagschale gegen die Einfliisse der und des deutschen Elementes zu werfen.

liberalen

Eine

Anschauungen

gleichfalls

sehr

bedingte Unterstiitzug erhalt die gegenwartige Regierung von den Anhangern des Schutzzollsystems die von ihr (durchaus nicht mit Unrecht) eine bessere Wahrnehmung ihrer speciellen Interessen erwarten, als von der Gegenpartei.

Da

aber der

Bund zwischen

Republikanern und Schutzzollnern nicht offen ausgesprochen ist, sondern nur thatsachlich und unter dem Deckmantel privater Einfliisse sich geltend macht, ist er unfahig die arbeitende Fabrikbevb'lkerung dafiir zu erwarmen. Alle anderen Elemente hingegen treibt die Unzufriedenheit gemeinsame Sache gegen die herrschende Partei zu machen. Und obgleich Letztere iiber wohl organisirte Legionen von Politikern verfugt, ist sie doch ausser Stande dieser Opposition ihro Organisation zu wehren, die deren Wahlsieg im Prasidentenwahlkampfe .

1876 beinahe zur Gewissheit macht. wahrend der Organisation dieser Opposition, noch mehr aber nach errungenem Siege muss sich indess die innere Denn es bestehen Verschiedenheit ihrer Elemente herausstelleii. des Jahres

Schon

zwischen ihnen, deren Hauptmasse sich in vier Theile zerlegen lasst, namlich den Weissen des Siidens, den Bauern des Westens, der alten demokratischen, keltisch-katholischen Partei des Ostens und endlich dem deutschen Elemente, iiberhaupt nur zvvei iiber-

Der erste dieser, die allgemeine Unzufriedeneinstimmende Ziige. findet durch den heit, Wahlsieg selbst eine vorlaufige Erledigung es muss also der zweite zur allein maassgebenden Grundlage ihrer nationalen Politik werden. Dieses aber ist, so paradox es klingt, Im gemeingerade der giinzliche Mangel an Uebereinstimmung. ;

samen Interesse, um die forrnelle Einheit herzustellen, miiasen demnach alle Elemente des Zwistes, d. h. alle wirklich wesentlichen Fragen aus dem Gebiete der nationalen Politik verbannt bleiben. Da aber diese Fragen doch in Angriff genommen werden miissen, so werden wohl sammtliche Elemente darauf bestehen, ein jedes in den verschiedenen Localitaten, wo es die Oberhand hat, seine Ansichten zur Geltu.ng zu bringen, wahrend die Nationalregierung nur die Pflicht hatte ruhig zuzusehen. Mit dieser Forderung ist das gemeinsame Princip dieser Oppositionspartei von selbst gegeben, Denn das ruhige Zusehen ist nichts als das schon seit Jahren als wahres Princip der Freiheit hingestellte laisser laisser oiler. Hiernach ergibt sich als naturgemasses Motto fairej

367 dieser Partei der blendende

Wahlspruch, dem Millionen zu folgen

geneigt sind, namlich d.

h.

,,Freiheit und Staatenrechte" Lockerung der Centralgewalt und Erweiterung

der Befug-

nisse der Einzelstaaten.

Dabei aber kann es nicht bleiben.

Denn

sobald jedes ein-

wird es sich naturumschauen und seine An-

zelne Element seine Herrschaft gesichert hat,

gemass nach

weiteren Eroberungen

sichten in der nationalen Politik zur Geltung zu bringen trachten. Denn ein jedes Dieses Resultat muss binnen Kurzem eintreten.

der Elemente hat in einer speciellen Gegend eine so unbedingte Uebermacht ), dass seiner vollstaridigen Oberherrschaft in seiner Heimath kaum Etwas im Wege stehen diirfte. Namentlich der Sliden wird mit der Negerherrschaft schnell aufraumen (mit Ausnahme von einein oder zwei Staaten vielleicht, die einen l

passenden Zufluchtsort, der beschaftigungslos gewordenen Negerpolitiker und Schnappsackler abgeben mogen), und sobald gesetzliche Ordnung wieder hergestellt ist, im Stande sein, ebenfalls die materiellen d. h. die okonomischen Fragen in's Auge zu fassen.

Die okonomischen Fragen, geldfrage

aber

fiihrt

d.

die Siidstaaten

h.

die Schutzzoll-

sofort

undPapier-

zur Vereinigung mit stark genug, um die

den Bauern des Westens, eine Vereinigung Geltendmachung ihrer Ansichten innerhalb der Oppositionspartei und in der nutionalen Politik zu Yervollstandig zu erzwingen suchen. Das Parteiprogramm der Freiheit wird sich demnach dahin erweitern, dass es in vollem Einklang, mit jetzt geltenden In der mit der StaatsTheorien, den Freihandel einschliesst. identischen

schuldenfrage

gemeinsame

Interesse

Denn

zu

Papiergeldfrage einer

enormen

aber

Erhohung

das drangt der Papier-

diese hat mannigfache Vortheile. Erstens den Preis des Goldes. Mit diesem aber sofort fur alle Produkte des Westens und des Siidens steigt im couranten Papiergelde der Preis, den der Goldpreis in England regulirt, wahrend die Erhohung des Arbeitslohnes und desPreises In der Zwischenzeit geder Industrieprodukte erst nachfolgt. winnt der Bauer. Zweitens: wird dadurch die nothwendige Herabsetzung der geldcirculation.

:

erhoht sie wesentlich

Arbeitslohne nominell vermieden, indem derLohn sich anscheinend im Papiergelde nicht nur auf derselben Hohe erhalten, sondern noch steigen wird, wahrend nur der Einkaufswerth des Geldes in erhohtem Maasse sinkt, und dadurch die wirkliche in Verbrauchswerthen ausgedriickte Verringerung des Lohnes zur Folge Unter der wahrscheinlichen Voraussetzung, dass die Bauern des Westens Deutschen vorlaufig gieichfalls auf der Basis des Joieser faire, laisser aller, die Temperauz- und Sonntagsfrage an die einzelnen Gemeinden zur Erledigung iiberweisen. 1)

und

die

368 Diese aber bemerkt die arbeitende Classe weniger, wesshalb

hat. sie

ihr

willkommner

1st,

als

eine

norainelle

Herabsetzung

des

Arbeitslohnes. Drittens: hort dadurch der lahmende Stillstand

in

den Ge-

schaften auf, indem eine allerdings fingirte, aber doch zu erhohtem Umsatze einladende Preissteigerung alles Eigenthumes eintreten wird. Viertens: ist es die leichteste Weise, den durch eine Herabsetzung oder Abschaffung der Eingangszolle hervorgebrachten

Ausfall in den Staatseinnahmen wieder auszugleichen.

Funftens wcrden dadurch allein dem in den letzten Jahren Schulden aller Art, privaten, communalen und staatlichen hineingerathenen Siiden und Westen die Geldmittel zu deren Til:

tief in

gung gewahrt beugt.

Auf

Schuld zu

und einer ganzlichen Repudiation derselben vorgenamliche Weise ware die Vereinigten Staaten

die

tilgen.

Alle diese Griinde sind so machtig und ihr Vorwiegen in dieser Partei unausbleiblich.

dass Als Sticliwort fur

einflussreich,

wird sie die Gerechtigkeit, die Beund das Yolk selbst in gleichem Gelde zu bezahlen, und den unerschb'pflichen Reichthum der Vereinigten Staaten, der die sichere Bezahlung des Papiergeldes in Zukunft gewahrleiste, anrufen; beide Argumente sind schon jetzt beliebt und finden heutigen Tages unter Millionen willigen AnIst der Ball aber einmal im Rollen, so fiihrt er von selbst klang. zu immer grosserer Ausgabe von Papiergeld und der naturgedie Ausfiihrung dieser Maassregel sitzer der

Staatsschuldscheine

m'asse Abschluss ist die

vollstandige Entwerthung desselben, dann ganzlich schuldenlosen Lande von selbst Wiederaufnahme der Hartgeldzahlungen ftihren muss.

in

einem

die

zur

aber ist nicht nur den Interessen der Dieses Programm Fabrikgegenden, sondern auch aller Glaubiger schnurstraks zuwider. Der Osten, wo beide Klassen stark vertreten sind, diirfte daher voraussichtlich

wieEinMann

sich gegen dieses

Programm

auflehnen.

Seine ganzen geschaftlichen Verhaltnisse wiirden durch die Aufhebung der Schutzzollschranken auf's Empfindlichste erschiittert Newwerden, wahrend nur der Importhandel mit dem Centrum

York gute Geschafte machen wiirde. Wahrend in Folge dieser Umstande die demokratische Parder Hafenplatze im Biindniss mit dem Siiden und Westen tei dass der Rest der alten demokratides Ostens, der in Wahrheit durch gar keine gemeinsamen Interessen mit jener mehr verbunden, sich von ihr wieder in's Feld riickenden loslosen, und der als Gegenopposition alten republikanischen Partei anschliessen wiirde. bliebe,

ist

es wahrscheinlich,

schen Partei

369 auf's hochste

Diese Partei, angegriffen,

ware gezwungen

alle

ihren materiellen Interessen

in

Elemente der Opposition urn ihre

muss demnach

das Programm der durch moglichste Betonung der Gegensatze in ihrem Interesse zu verwerthen suchen. Der Wiederherstellung der Ordnung in denSudstaaten gegenuber, die nur durch Unterordnung des Negerelementes moglich, wird sie an dem alien Wahlspruche der Gleichheit und Gleich-

Fahnen

zu

vereinigen.

Sie

Partei der Frciheit imd Staatenrechte

berechtigung

fiir

Alle festhalten.

Gegen dieErweiterung der Staatenrechte wird

mus und

sie

unter

dem

Namen

der Unionspartei an den nationalen Patriotisdie Erinnerungen des Secessionskrieges appelliren.

verlockenden

Die Eintracht zwischen den Bauern des Westens und den Deutschen wird sie durch Erhebung der puritanischen Temperanzund Sonntagsdoktrinen zum nationalen Dogma der christlichen Kirchen und durch Forderung der Anerkennung desselben durch Civilgesetze zu storen suchen. Der theilweisen Repudiation durch

geldes wird sie durch Berufung auf das die Ehrlichkeit zu begegnen- trachten.

Vermehrung des Papiernationale Gewissen und

Zu alien diesen Zwecken, ganz besonders aber noch um die grossen Monopole und Eiscnbahncompagnien gegen die unter der Erweiterung der Staatenrechte unvermeidliche Regulierung im Interesse der Bauern zu schiitzen, wiirdc diese Partei eine bedeuErhohung der Machtbefugriisse der Ccntralgewalt zu langen gezwungen sein.

tenc'e

Die beiden

so

entstehenden grossen Parteien

wiirden

in ihren Principien-Bekenntnissen folgendermassen einauder liber

Demokraten:

Republikaner: Die Gleichberechtigung Aller gegen 2) Die Centralisation

Das

staatlich

Christenthum 4) Der Schutz der

anerkannte

}

(

.,

Der Schutz der Monopole

> \

)

6)

EhrhcheBezahlungderStaats-

die

Freiheit.

(Freihandcl.)

(*

i

)

die Freiheit. die Staatenrechte. die Freiheit (religiose).

|

heimischen

Industrie.

5

also

gegen-

stehen.

1)

3)

ver-

,,

die Freiheit. f treie .

die

Loncurrenz. durch das

Bezahlung

nationale

(Papier-)

Geld

d-UheilwciseRepudiation. den Ackerbau. 7) Die Geld- und Fabrikaristokra tie Eine solche Parteienbildung kanii nicht verfehlen, die Lei'denschaften .beiderseits bis zu ihrem tiefsten Gruncle aufzuregen. Denn nicht nur sind die Interessen so stark entgegengesetzt, dass )

47

370 der

Sieg

der

einen

wiirde darin bald

heute iiberwiegt

mit dem materiellen Ruin der andern sondern der instinctive Racenhass

Partei

nahezu gleiclibedeutend

ware,

zum vollkommenen Ausdrucke das

keltische Blut

in

Schon

gelangen.

den Fabrikbeschaftigungen

und im Nordosten der Vereinigten Staaten wahrend die Masse der Landbevolkerung des Westens germanischen Stammes ist. ,

Die Bevolkerungsmassen wiirden gendermaassen gruppiren Auf repu blikanis cher Seite: 1. Die reichen Classen derYankeebevolkerung und die fanatischen Puritaner. 2. Die Nachkommen der keltischen Bevolkerung als Fabrik-

sich

nach fol-

der Hauptsache

:

Auf de mokr at sch er Seite: Die landbauende, nicnt mehr i

1.

fashionable Classe derYankee-

bevolkerung. 2.

Die Nachkommen

deut-

des

schen Elementes.

'

bevolkerung. 3.

Die farbige Bevolkerung des

3.

Was

Die weisse

Bevolkerung des

Siidens.

Siidens.

immer das Resultat

einzelner

Wahlkampfe

sein

mag,

scheint mir unzweifelhaft, dass die zahere, ausdauerndere Macht Die Republikaner, schon in auf demokratischer Seite zu finden. es

ganzen Zusammensetzung auf

ihrer sen,

miissen

immer mehr

straffe

Centralisation angewie-

einer aristokratisch-monarchischen

Ober-

entgegentreiben, um die in der autokratischen Organiliegende Kraft sich zu Nutze zu machen. Dagegen wird

herrschaft sation die

Demokratie

um

die

Centralgewalt

immer

mehr

zu

schwachen

gegen diese autokratischen Geliiste zu schiitzen suchen, und dies umsomehr, als die Wahlsiege der Staatenrechtspartei zu keinem entscheidenden Resultate ftihren wiirden, denn die Nationalregierung bliebe fortwahrend in bedeutendem Maasse der Bestechung seitens der Geldaristokratie des Ostens wie der Einschuchterung

sich

seitens

Umstand wiirde

des die

fanatischen

Fabrikpobels

ausgesetzt.

Dieser

Achtung vor der Natiorialregierung allmahlig

auf Null reduciren, sondern sogar in entschiedene Abneigung verwandeln. Andrerseits konnten die Centralisten ebensowenig in den feindlichen Staaten des Siidens und Westens zur Geltung gelangen. Ueber kurz oder lang ware die im Besitze der nationalen Regierung befindliche Partei gezwungen, zu Gewaltmaassregeln zu schreiaber bei dem fanatischen Hasse und dem allgemeinen ten, was unbandigen Charakter des Volkes unfehlbar den Biirgerkrieg zur Folge hatte. Vermb'chten die Centralisten im Felde den vollstandigen Sieg nicht nur

zu erringen,

so

wiirde

und die Errichtung einer gewalt nach sich ziehen.

dies

die

territoriale

Integritat

der Union

straifen, autokratisch-militarischen Central-

Ein solches Resultat

ist

jedoch ganzlich

371

Im Gegentheile scheint die kriegstiichtige unwahrscheinlich. Uebermacht so sehr auf der anderen Seite zu liegen, dass wenn diese eine straffe, einheitliche Organisation erhalten konnte,

es ihr

und zu untergelingen mbchte, den Osten ganzlich zu schlagen Aber auch dieses Ergebniss scheint unmbglich. Denn eg werfen. liesse sich eben nur durch Schbpfung einer autokratischen Centralgewalt erreichen und eine solche widerspricht grade den ganzen Tendenzen dieser

Partei,

sowie den Raceninstincten der ihr ange-

hb'rigen Bevolkerung.

Der Osten ziemlich dicht

der

zudem gut

ist

wohl geschiitzter, und an Geldmitteln reicher Landstrich, unter einer straffen, autokratischen Cen-

ein durch natiirliche Gebirge

bevblkerter organisirt

Eine totale Niederwerfung desselben ist daher tralgewalt stiinde. Hochst wahraus territorialen Griinden schon sehr schwierig. scheinlich diirften die in einem losen Btindniss vereinigten Staaten des Westens und Siidens sich damit begniigen, den Osten aus der Agressive in die Defensive zu treiben und sich vor der Wieclerholung nachhaltiger Angriffe zu sichern, dann aber sich, zum Zwecke zukQnftigen Schutzes gruppenweise, wie es die Gemeinsamkeit der Interessen und der geographischen Lage bedingt, enger an eineinder zu schliessen.

Aus

wiirden sich im Laufe der natiirlichen Folge der Nothwendigkeit einer militarischen

diesen Gruppen

Entwickelung und

in

Organisation Einheitsstaaten mit Verwischung der jetzigen geometrischen Staatengranzen herausbilden und natiirlich um die krafAls solche sehe ich an: . tigsten Keime ansetzen. '

Im Nordwesten den

Mitte Chicago Landstrich, nordlichen im Dort im nordlichen angrenzenden liegt. Illinois, Indiana und im Staate Wisconsin wohnt ein Yolk vorwiegend in

dessen

protestantisch-germanischen Stammes, bei dem das langere Durcheinanderleben der Elemente deutscher und englischer Zunge den Fanatismus der alten Puritaner heute bereits bedeutend abgekiihlt so dass auf dem Lande beide sich ganz trefflich in einancler zu schicken anfangen. Gleichartigkeit der Beschaftigung erzeugt Gleichartigkeit der Interessen, und der allgemeine Verkehrsmittelpunkt Chicago bringt die verschiedenen Bcvolkerungen der einzelnen kleineren Districte die ohnehin in der weiten Prairieebene durch gar kein Verkchrshinderniss getrennt sind, in fortwahrende hat,

,

Beruhrung mit einander. westen formiren,

Im

Um

dieses

Centrum \vurde sich der Nord-

Texas schon jetzt beinahe nahezu homogene, acht siidliche Bevolkerung die vollkonimene Uebermachr'hat. Im Siidosten besitzt der Staat Georgia sowohl seiner geschlitzten Lage nach, als in seinen Bevb'lkerungs- und sonstigen ein

Reich

Siidwesten bildet fiir

sich,

worm

der

die

Staat

372 Verhaltnissen die entschiedene Uebermacht und wtirde das Centrum eines dort sich bildenden abgesehen von der Negerbevolkerung

homogenen Reiches abgeben, Meere gelegenen nordlichen Staaten dem Charakter ihrer Volkselemente und ihrer ganzen Ent-

durchschnittlich

Die miissten

am

atlantischen

wickelung gemass zu einer straff-centralisirten, autokratischen Organisation ge]angen, in welcher das fanatisch-puritanische Element im Allgemeinen zur herrschenden Aristokratie emporstiege, wahrend die Mehrheit der Volksmasse von keltisch-katholischer Abstammung sich einer glanzenden, militarischen Prunk enthaltenden, beinahe despotischen Regierung eben so willig fiigen wiirde, \vie z.

B. die Franzosen.

Dass

die Staaten

dass

sich gezeigt,

am

weder

Stillen

die

eine

Meere gleich Anfangs, sobald noch die andere Partei einen

iiberwaltigenden Sieg erfechten kann, ihre eigenen Wege wandeln, halte ich in Anbetracht des Umstandes, dass 1500 engl. Meilen wiistes

Steppengebiet

sie

von

den

bevb'lkerten

Gegenden

des

Mississippithales trennen, ftir unausbleiblich. Umsomehr als durchaus keine gemeinsamen materiellen Interessen zwischen den beiden

grossen Halften des Landes existiren. Zwischen den vier obengenannten

Gruppen mochte in den ausgedehntcn Gebirgsdistricten des Siidens das unter sich beinahe homogene Bevblkerungselement der armen siidlichen Weissen um ihr natiirliches Centrum, das von Gebirgen umgebene grosse Thai von Osttennessee zu einer fiinften Gruppe sich entwickeln. In den Landstrichen zwischen diesen Gruppen ist die Bevb'lkerung gemischter und in Folge dessen langerer Wirrwarr wahrscheinlich. Dagegen wiirden sich in den obengenannten Gruppen feste Ordnungen, den moralischen Anschauungen der iibermachtigen, beinahe homogenen Bevblkerungen entsprechend, bald herausbilden und im Schutze dieser wirkliche Nationen sich entwickeln.

Wir setzen in diesem Zukunftsbilde das Zerfallen des jetzt Dass diese Voraussebestehenden ungeheuren Reiches voraus. tzung den gegenwartigen Ideen nicht entspricht und namentlich in den Vereinigten Staaten selbst nicht nur hochst unliebsam, mochte sondern als Traum bezeichnet werclen macht uns in unserer Ueberzeugung von der Unvermeidlichkeit dieses Ereig,

im

wankend. Allerdings ist es wahr, und so viel an den Patriotismus appellirt wird, als in den Yereinigten Staaten und dieser Apell jedesmal den grossten Beifall des Publikums findet. Aber dieser allein auf die Eitelkeit, Patriotismus grlindet sich einzig und die sich in dem Bewusstsein wohlgefallt, Burger des gi-ossten Landes der Welt zu sein, und ist vollig gegenstandslos. nisses

dass

nicht

kaum

irgend

Geringsten so

oft

373

Denn

er

entspringt

nicht

einer

wirklichcn

Gemeinsamkeit

der

Intercssen.

Waren aber wirldiche gemeinsame Iiiteressen vorhanden, welche aufzuzahlen dem gliihenclsten Verehrer der amerikanischen Republik schwer fallen mb'chte, so sind sie von Aussen her nicht im Mindesten bedroht, noch 1st in Folge der abgesonderten geographischen Lage ihre Bedrohung durch irgend eine fremde Macht auch nur moglich, Sie treten desshalb ganzlich in den Hintergrund, wahrend den allein sichtbaren und beachtenswerthen Vordergrund lediglich die inneren Interessen des Reiches und seiner Dicse sind aber der Art, dassx es nur Bevolkerungen erfiillen. eine Classe giebt, die wirklichen Nutzen aus dem Bestehen der gegenwartigen Union zieht, namlich jene, die im Verbande mit der hcrrschenden Parteiorganisation die Ausbeutung des Gesamintreiches systematisch betreibt. Ihr ist die Centralgewalt und eine moglichst starke Centralgewalt nur das Werkzeug, womit sie auf Kosten der anderen Theile des Yolkes Geschafte macht und sich

Diese, welche die grossen Sectionen des Landes beinahe ausschliesslich bevolkern, ziehen von der Centralregierung auch nicht den geringsten Yortheil, dessen sie -sich in einer unabbereichert.

hiingigen Existenz nicht im gleich hohen Maasse erfreuen konnten, wohl aber den Nachtheil, einer hohen Steuerlast und systematischen

Auspltinderung unterworfen zu sein. So lange allerdings werthvolle, unangesiedelte Landereien im Westen existirlen, bildeten Letztere ein Nationalvermogen, das an alle Individuen, die es begehrten, fortwahrend verschenkt wurde. Jedermann hatte demnach ein unmittelbares personliches Interesse an dem Bestande der Gesammtrepublik, der ihm semen Antheil

am Gesammtvermb'gen

sicherte.

von

eben

nelbst ab,

weil

Gegenwartig

stirbt dieses

Interesse

werthvolle Besitz in Privathande die noch iibrige Nationaldomane aus meist aller

iibergegangen ist und werthlosen Steppen besteht.

Das

wirklich machtige Bevolkerung des

Band

des Zusammenhanges, Westens und der b'stlichen vorhanden ist, entr.pringt lediglich und allein der HunAnhanglirhkeit des Menschen an das Land seiner Geburt. derttausende von Ansiedlern, die in den neueren Staateu, wie Kansas und Nebraska die Mehrheit der erwachsenen Bevolkerung bilden, hangen mit ihren Gefiihlen an ihrer Heimath in den ostlichen und Neuenglandstaaten. Aber dieses Gefiihl stirbt rnit den ersten Ansiedlern aus, und in Staaten wie Illinois iiberwiegt schon heute bei weitem die Bevolkerung die den Neuenglandstaaten nicht mehr die Sympathie, Aclitung und Verehrung entgegentragt, welche ein Kind seinen Eltern zollt und worauf die gegenwartige Obereinzige

das zwischen Staaten noch

der

herrschaft des Yankeeelementes der Oststaaten grosstentheils beruht.

374 \Vir halten desshalb

dafiir,

dass abgesehen von dieser rasch

dem phrasenreichen Heimathsanhanglichkeit und Patriotismus, der sich in Hurrahschreien tmd Beifallgebriille meist grade desshalb so laut macht, well er weiss, dass wirkliche Opfer von ihm nicht verlangt werden, ein Band des Zusammenhanges nicht existirt, stark genug, den unvermeidlichen Kampfen der sich aussterbenden

gegeniiberstehenden inneren Interessen Trotz zu bieten. einzige Wirkung des Patriotismus kann denmach eben die sein, dass jene in einer ostlichen Heimath gebornen Ansiedler sich vorwiegend der Centralisationspartei anschliessen, der ohnehin ihre feindlich

Die

Sympathien schon gehoren, ren,

\veil sie

zumeist auch noch

dem

star-

fanatischen Puritanismus ihrer Heimath anhangen. Sicher ist iibrigens, dass dem Volke der Vereinigten Staaten

Wahl iibrig bleiben wird, als zwischen Centralgewalt, machtig genug, die Regungen der feindlichen Interessen grade so zu unterdrlicken, wie sie gegenwartig die Zwietracht zwischen den Weissen und den Schwarzen im Siiden zu unterdrlicken sucht, und welche die jetzt bestehenden binnen Kurzem keine andere einer starken

bedeutend beschranken miisste, oder der ErFreiheitsrechte, die nothwendig zur Auflosung^ der Union fiihren muss. Ohne eine durch ihre Macht achtunggebietende, zwingende Centralgewalt kann ein Reich von der Grosse der Vereinigten Staaten nicht existiren. Kein Zweifel iibrigens, dass eine Gelegenheit durch Anbinden mit einer fremden Macht, z. B. mit Spanien w egen Cuba's oder mit England wegen Canada's den nationalen Patriotismus aufs Neue zur Gluth anzufachen, die Centralisten mit Freuden ergreifen zumal der Krieg wiirden ihnen zugleich gestattete, der Centralgewalt eine starke Militarmacht zur freien Verfiigung zu stellen, Nach meinen frliheren Auseinandersetzungen, namentlich bei Beleuchtung der Parteiumtriebe erscheint es beinahe unniitz, uns mit der Frage Ob Republik, ob Monarchic ? zu befassen. Denn dort zeigten wir, dass eine Herrschaft der Mehrheit unter der republikanische Regierungsform eben so wenig existirt, als unter der monarchischen und der ganze Unterschied nur auf die der personlichen Eitelkeit schmeichelnde Illusion hinauslauft, \vonach sehr

Freiheitsrechte

haltung dieser

r

,

:

der freie Burger in einer Republik sich einbildet, selbst zu regiewahrend der Untcrthan des Monarchen weiss, dass er von

ren,

anderen Leuten regiert wird. In beiden Fallen iiben die Regierungen in gleichem Maasse Willkur aus, die weder in dem einen noch in dem anderen die Grenzen, die ihr der dunkle Zug des In der Monarchic Volkerinstinctes anweist, iiberschreiten kann. wird die Willkur der Regierenden in gesetzlichen Formen und im Lichte

des

hinter

dem

Tages ausgeiibt, wahrend sie sich in der Republik Schleier der Heuchelei und der Nacht verbirgt.

375

>

in der Republik nur eine Illusion, beeinfiir ihre Anhanger durchaus nicht. deren Werth trachtigt ubrigcns Denn am Ende beruht ja alles Gliick, soweit es iiber die Sattigung der leiblichen Bediirfnisse hinausgeht, auf lauter solchen

Dass die Freiheit

Illusionen.

So lange

den wirklichen Bedurfnissen

die Illusion mit

nicht in Conflikt gerath, tragt sie unzweifelhaft zur Steigerung des Und insofern ist die allgeraeinen Gliickes der ,,Menschheit" bei.

republikanische Staatsform allerdings der Monarchic weit vorzuziehen und wird immer der Menschheit als begehrenswerthes Ideal

vorschweben.

Aber mit der Verdichtung der Bevolkorung

tritt

allmahlig

die Zeit ein, in welcher die Erwerbung der gewb'hnlichen Lebensbedurfnisse so schwierig wird, dass die grosse Masse gezwungen ist,

dem

Interesse ihres Lebensunterhaltes alles

von

selbst ihre Illusionen

wenn

,,Freiheit,"

Andere zu opfern,

,,Menschenrecht" und ,,Men-

dadurch eine grossere Moglichkeit erhalt, und besser zu behaupten. An dieser traurigen, aber gleichwohl unerbittlichen Nothwendigkeit gehen die Ideale zu Grunde und das staatliche Ideal der Republik Die Staatsverfassung mit zieht in dem Kampfe den Kiirzeren. weil sie die im Kampfe monarchischer siegt, Spitze einheitlicher, um die Existenz starkere Form ist. Ihr allein gelingt es, sammtliche Krafte des Volkes zusammenzufassen, sie ohne Widerspruch nach einem einheitlichen Plane zu verwenden und zum Siege zu Ihre Ueberlegenheit ist so gross, dass von jeher Repufiihren. bliken nur da haben bestehen und sich behaupten konnen, wo naturliche Schutzmittel ihnen im Vertheidigungskampfe eine Macht gaben, die der iiberlegenen, monarchischen Organisation die WagSolche Lander waren stets schale zu halten im Stande war. Lander von geringem Umfange, die, entweder durch Gebirge oder In ihnen durch Meere bcschiitzt, natiirlichen Festungen gleichen. kann die Republik nur darum bestehen, weil die Krafte der Bevolkerung nicht bis auf's Aeusserste angestrengt zu werden brauKurz: die Republik ist eine Staatenform des ungestorten chen. oder gesicherten Friedens, die Monarchic die Staatenform des schenwiirde,"

sie

ihre blosse animalische Existenz leichter

,

Kampfes. Uebrigens ist es sehr wohl moglich, dass die Steigerung der Kraft, welche eine einheitliche monarchische Verfassung gewahrt, im Kampfe gegen aussere Feinde schon bloss durch den Besitz einer grosseren Kriegstiichtigkeit und einer grosseren Intelligenz aufgewogen werde, und einem diese Eigenschaften besitzenden Volke, das von weniger kriegstiichtigen und einsichtst

vollen Bevolkerungen

aber kann.

angenehmeren

,

umgeben

ist,

die Erhaltung der schwacheren, Staatsform moglich sein

republikanischen

876 Hieraus ergiebt sich fiir die Aufrechterhaltung freiheitlicher, republikanischer Formen als nothwendig dor Besitz einer kriegerischen Ueberlegenheit, liege dieselbe nun in natiirlichen Schutzmitteln oder in

Eigenscliaften

der Bevolkerung selbst, welche die

Schwache der Staatsform verlorene Volkskraft ausWenn demnach republikanische Formen mit einer grb'sgleichen. serer Tiichtigkeit oder eii^er giinstigen Lage der unter ihnen durch

die

lebenden

und

zusammenfallen

Bevolkerung

Principiensystem will,

die

,

so

republikanische

hat

Form

nicht,

wie

das

diese Tiichtigkeit

sondern grade i.mgekehrt, Lage hervorgebracht und Umstande haben die republikanische Form

giinstigere

,

diese Eigenschaften

Und wenn

erlaubt.

an

Burger

wenn

in

grb'ssere

d.

i.

die

dessen

Folge

Eigenschaft,

die

Form

die

der

bequemere

individuelle die

Grund

republikanische

Bequemlichkeit

Form

gewohnt

ihre hatto,

Tiichtigkeit abnahm, zerfiel mit der ihres Bestehens war, auch die Folge

der Republik.

Dies zeigt die Wichtigkeit nicht des bequemen Friedens, sondern der abhartenden Kriegstiichtigkeit fiir das Gedeihen der Formen der Freiheit. Die Geschiehte zeigt uns kein friedliches, den Kriegen entwohntes und dafiir untiichtig gewordenes Volk, Sobald das jemals unter den Formen der Freiheit gelebt hatte. die Kriegstiichtigkeit begann zu verfallcn, sobald das Aufgebot der freien Burger in freien Heerhaufen vereinigt anfing vor einem

numerisch gleich starken, monarchisch orgariisirten und professionell disclplinirten stehenden Heere davon zu laufen, war es um die Form der Freiheit geschehen und die starkere und darum bessere Form des siegreichen Heeres, die Monarchic musste unter dem Gebote der Selbstvertheidigung an ihre Stelle treten. Wenn man uns aber sagen will: ,,dass der Kampf urn's Dasein im Menschenleben zukiinftig zu einem Kampfe des Geistes werden wiirde, nicht zu einem Kampfe der Mordwaffen!" so ant-

worten wir, dass der Geist allein vollkommen unfahig ist, liberhaupt irgend welchen Kampf zu fuhren. Der Geist ist nur im Stande, die willfahrigen physischen Krafte zu leiten, die Heerhaufen zu formiren und sie gegen einander in Schlachtordnung zu Hat er das gethan, so ist seine Aufgabe stellen und zu lenken. erfiillt und der wirkliche Kampf wird einzig und allein physisch und mit den Mordwaffen ausgefochten. Noch nie hat eine neue Ansicht, eine neue Weltanschauung, wie zeitgemass dieselbe immcr Allerdings wird ,,der war, auf andere Weise den Sieg errungen. Mensch mit dem vollkommensten Verstande im Grossen und Ganweil im Grossen und zen Sieger bleiben, " aber nur desshalb, Ganzen ,,der Mensch mit dem vollkommensten Verstande" eben der Mensch mit dem besten Revolver" sein und denselben zu Tritt aber ausnahmsweise der Fall em, gebrauchen wissen wird. })

377

Mensch mit dem vollkommensten Verstande entweder die Mordwaffen nicht besitzen sollte, oder sie nicht zu gebrauchen im Stande ware, so wird dieser Mensch eben so sicher dem Menschen mit den besten Mordwaften oder der grosseren Tiichtigkeit unterliegen, \vie dereinst der vollkommene Kunstverstand der Griechen der besseren Mordwissenschaft der Macedonier und der vollkommenere wissenschaftliche Verstand der Romer der besseren Mordtuchtigkeit der Germanen unterlag. Desshalb auch sehen wir, dass, wahrend alle anderen Verstandesausserungen in Kunst und Wissenschaft ihre abwechselnden Perioden des Fort-' schrittes und des Riickschrittes aufweisen, die Kriegswissenschaft allein einen Riickschritt nicht kennt. Der Mensch, der in ihr mit dem vollkommensten Verstande und der vollkommensten Tiichtigkeit das Beste leistet, blieb und wird, nicht ,,im Grossen und Ganzen" sondern immer und jederzeit Sieger bleiben" und ,,auf seine Nachkommen die Eigenschaften des Gehirns" und Kor,,S o diirpers, ,,die ihm zum Siege verholfen hatten, vererben." fen wir mit Fug und Recht hoffen, dass trotz aller Anstrengungen der riickwarts strebenden Gewalten der Fortschritt des Menschenclass

der

besten

.

zur mogliehsten Vervollkommung unter dem (durch den fortwahrenden Kampf regulirten) segensreichen Einflusse der

geschlechts

naturlichen Ziichtung

und

die

,,Freiheit"

Bedingungen des

immer mehr und mehr zur Wahrheit werden" immer da bestehen wird, wo die giinstigen

Lebenskampfes,

die

allein

ihr

Bestehen erlau-

ben, vorhanden. Aus solchen

Qft&croft Library Griinden halten wir in dem grossen Gebiete Nordamerika's, das mit der Zeit Hunderten von Millionen Menschen Nahrung geben kann und zu diesem Zwecke die erzeugten Naturproducte sorgfaltig in individuelle Antheile wird abwagen

mussen, die allmahlige, in den verschiedenen Landestheilen, je nach ihren speciellen Besonderheiten und dem Charakter ihrer Bevolkerung schneller oder langsamer sich entwickelnde Verdrangung re-

publikanischer Formen durch monarchische fur

si-

cher. Nicht, dass diese Verdrangung eine sehr schnelle sein und ohne hartnackigen Widerstand vor sich gehen werde. Noch viel weniger, dass die gegenwartig in Europa bestehenden monarchischen Formen copirt und auf einmal fix nnd fertig eingesetzt

werden. Alle solchen Versuche werden so wenig gelingen, wie der Versuch eines mexikanischen Kaiserthums. So wenig wie die romische Republik die monarchischen Formen der asiatischen

Lander

so wenig wird Amerika die monarchischen einfiihrte, Formen Europa's einfuhren. Wie die romische Republik die Formen ihrer Monarchic im Kampfe und ganz allmahlig, sich selbst unbewusst aus den republikanischen Formen entwickelte und schon

langst ein Kaiserreich

und eine vollkommene Autokratie geworderf 48

378 war, ehe

aufgehort hatte, die romische Republik zu sein, ebenso Staaten Amerika's in den gegenseitigen Kampfen ihre republikanischen Formen langsam und allmahlig, wie es die NothDie wendigkeit des Kampfes bedingt, monarchisch entwickeln.

werden

sie

die

,,Boss" genannte'n Autokraten der grossen Stadte sind das erste Beispiel dieser Entwickelung. Unzweifelhaft wird das allmahlige Aufhoren der Einwanderung nach Amerika eine Riickwirkung auf jene Lander Europa's iiben, die die Auswandererschaaren bisher geliefert. England, das in den australischen Colonien einen anderen Abzugskanal fur seine iiberschiissige

Bevb'lkernng

wird

Dagegen

sie

in

diirfte

besitzt,

Deutschland

sich

sie

weniger empfinden. fiihlbar machen.

stark

Denn

die Auswanderung, die gerade die unzufriedensten, unruhigneuerungssiichtigsten und unternehmenden oder sogar waghalsigen Elemente der Heimath entfuhrte, spielte in dem Staatssten,

mechanismus ungefahr dieselbe Rolle, wie das Sicherheitsventil beim Dampfkessel. Durch die festere Schliessung desselben wird der Druck starker und die Maschine zu energisclierer Thatigkeit getrieben.

Ehe iiber

ich schliesse, seien mir auf die Vereinigten einige,

noch

einige kurze

Staaten

Bemerkungen

beziigliche

Stellen

in

neuerdings in Deutschland erschienenen culturhistorischen Arbeiten Ich bemerke von vorn herein, dass in alien diesen gestattet. Ziffern des Vereinigten Staaten Census ein Werth Die wird, den sie in meinen Augen nicht besitzen. des Census in den Vereinigten Staaten liegt, wie die

Arbeiten den beigelegt

Aufnahme

ganze andere Verwaltung, in den Handen der friiher beschriebenen Und als Censusbeamte wird genau dieselbe Classe poPolitiker. litischer Handlanger angestellt, die zu professionellen Geschwornendiensten und derartigen Geschaften in der miissigen Zwischenzeit der Wahlfeldziige stets bereit sind. Diese Leute, deren viele uatiirlich zu ihrein Geschafte ganz und gar untauglich, durchstreifen den ihnen angewiesenen District und sammeln die erforderten

Daten durch personliche Erkundigungen bei solchen Personen, sehr haufig den Weibern, mitunter den Kindern, die sie gerade zu Hause antreffen. Wie genau diese Erkundigungen sind, geht aus der notorischen Thatsache hervor, dass der Amerikaner gewohnlich jede Frage mit einer Gegenfrage beantwortet und geneigt ist, einen solchen herumschweifenden Censusaufnehmer als ein verdachtiges Subject, dessen Erkundigungen aber als ganz und gar unberechtigte

Eingriffe

Mind your own

jchlagen

in d.

personliche Freiheit anzusehen. ,,Klimmere dich um deine eigenen

seine h.

ist die Ant wort, womit dem fragenclen CensusTausenden von Fallen die Thiire vor der Nase zugeUnd es wiirde furwahr ein verwegener Kerl sein, wird.

Angelegenheiten"

beamten

business

in

379 der den stellen,

Muth wie:

hatte, an irgend einen Hinterwaldler eine Frage zu ,,ob er schreiben und lesen konne" ? eine Frage, von

der ich mich nicht erinnern kann, dass sie bei den beiden Censusaufnahmen der Jahre 1860 und 1870 jemals gestellt worden ware. Das einzige Interesse, das der Censusbeamte hat und um das er sich iiberhaupt kiimmert, 1st eine moglichst grosse Anzahl von Namen Diesmacht zu sammeln, denn er wird nach dem Stuck bezahlt.

sogardie Bevolkerungsziffer problematisch. Wasdieanderen Rubriken betrifft, so leiten mich personliche Beobachtungen zu dem Schlusse, dass sie in sehr vielen Fallen von den betrefnach beliebiger personlicher fenden Aufnehmern nachtraglich Schatzung ausgefullt werden. Diese Censusberichte geben nun das Gesammtvermb'gen im Jahre 1860 auf 16'159 und 1870 auf 30'068 Millionen Dollars an. Angenommen, was nicht der Fall, dass diese Zahlen irgend welchen Anspruch auf Genauigkeit erheben kb'nnten, so lassen die deutschen Culturhistoriker und Statistiker ganzlich ausser Acht, Dollar" des Jahres dass der Dollar" des Jahres 1870 nicht der .,

1860

Der

ist.

-dagegen

der

ist

war der amerikanische Gold dollar, der erstere im Werthe schwankende Papierdollar. Zieht man

letzte

man

dies in Betracht, beriicksichtigt

ebenso die kiinstliche Preis-

steigerung in Folge des inzwischen eingefiihrten Schutzzollsystems, so \vare eine Reduction von 25 Procent gewiss die geringste, die an dem Schatzungswerthe des Jahres 1870 vorgenommen wr erden miisste.

Diese wiirde die 30 Milliarden dieses Jahres auf 24 re-

Dies gabe eine Verduciren gegen die 16 Milliarden von 1860. sich schon des dessen Verhaltniss mehrung Nationalreichthums, eher mit dem der Vermehrung der Bevolkerung vergleichen liesse.

Aber

Vermogensschatzungen sind ganzlich unzuverlassig.

diese

Dasselbe findet natiirlich auf die Schatzungswerthe der FaWenn z. B. der Arbeitslohn 1860 brikindustrie Anwendung. 378 Mill, und 1870 776 Mill. Dollars betrug, so stand der

Einkaufswerth des Dollars vom Jahre 1870 zu dem des Dollars Jahre 1860, wie ich schon Eingangs dieses Buches erwahnte, im ungefahren Verhaltnisse von 100:175. Nach diesem Verhaltnisse reducirt wiirden die 2'053'906 Fabrikarbeiter des Jahres 1870 einen Lohn von 444 Millionen gleichwerthigen Dollars erhalten haben womit die Verschlechterung der Lage dieser Classe sogar aus den Censuszahlen aufs unzuverlassigen

vom

,

r Biindigste erwiesen w are. Wenn ich im letzten Falle die Dollars des Jahres

Verhaltnisse

von

173

:

100

ihrem

w

ahrend ich bei dem reducirte, nur eine Reduction von 133^3 deshalb,

weil

die

1870 im

entsprechend

Schatzungswerthe des Eigenthums

r

dies

Einkaufswerthe

100

eintretcn lasse, so geschieht Preissteigerung in alien Artikelu, die zu :

380 den Bediirfnissen des Arbeiters gehorten, viel bedeutender war, im "Werthe des liegenden, namentlich des landlichen Eigenthums, und dem obigem Verhaltnisse mindestens entspricht. als

^Vas endlich die Schuldabtragung von ungefahr 600 Millionen Dollars im Laufe von acht Jahren betrifft, so hat es mit ihr eine eigenthumliche Bewandniss. Dieselbe tragt namlich Zuge an Durch diese piinktsich, die entschieden an Spitzederei erinnern. liche Schuldabtragung hob sich namlich der Credit der Yereinigten Staaten im Auslandc ganz ausserordentlich, und alle mb'glichen Compagnien waren im Stande, in Europa ungezahlte Millionen zu Ausserdem stiegen die Staatsschuldscheine, welche die borgen. pfiffigen Capitalisten^des Ostens zu 30 bis 40 Procent (wahrend des Krieges) angekauft hatten, auf 100 Procent und fanden in Europa reissenden Absatz. Auf diese Weise machten alle diese Geschaftsleute und die

Lobby des Congresses ganz ausgezeichnete nur das dumme Volk hatte auf dem Wege eines aussaugenden Steuerdruckes die vorlaufigen Kosten der Operation zu bezahlen. Ob die Inhaber der noch nicht bezahlten Staatsschuldscheine nicht die endlichen Kosten dieser pfiffigen, nur den Geschafte und

Wohlstand des Landes reducirenden Speculation werden bezahlen miissen, bleibt dahingestellt. Bei dieser Gelegenheit bemerkt Herr

der Staatsschuld

daher

vom

Staate

Bediirfnisse

dass ruhre, bezahlt und

Kolb,

wahrend

dass die Hb'he

des

Krieges alle keine Contributionen eingewar, wurde namlich von den

trieben wurden. " Was zu finden befehlshabenden Geschaftsleuten im Privatwege summarisch angeeignet und speculativ verwerthet. Man hat Falle gesehen, in denen die Baumwolle, aus der die Rebellen Schanzen gebaut hatten und die demgemass Kriegsbeute war, auf dem Schlachtfelde an solche

zum Preise von 3 Cents das Pfund verkauft und auf den Regierungstrains 100 Meilen weit aus purer Gefalligkeit per Achse zuriickgefahren wurde, bis sie einen Markt erreicht, wo sie 60 Cts. per Pfund und mehr eintrug. Mit 1500 Procent Profit konnten so ein speculirender General und seine Compagnons schon zufrieden sein. Wie viele Pferde, Maulesel und Rindvieh kleineren Thieren (von ganz zu schweigen) den Bauern kurz und Unternehmer

den Vereiuigten und von der Regierung Staaten Proviantmeistern sehr gut bezahlt w urden, davon schweigt die Culturgeschichte. Ich weiss nur, dass wenn ein Truppen-

biindig fortgetrieben

r

durchmarsch stattgefunden hatte der betreffende Landstrich, was solche Thiere und andere im Felde zu brauchenden Sachen betrifft, vollkommen rein gefegt war und die Bauern von Bezahlung nichts zu sehen bekamen. Die Hohe der Staatsschuld riihrt ferner nach Kolb auch daher, ,,dass man den Soldaten nicht bloss ein Paar Cents, sondern eine wirklich ausreichende Lohnung gab,"

381 die 13 Dollars Papiergeld gTeich ungefahr 5 Dollars Gold (was im Anfange des Krieges den Soldaten versprochen worden war) Damit der Soldat mit diesem vielen Gelde nicht uberbetrug. miithig werde, gestattete man den privilegirten Market endern, ihm ,

unbedingt nothige Artikel Preise zu berechnen, welche die sonst Welt gebriiuchlichen um mindestens 500 bis 1000 Procent Ich bin oft Zeuge gewesen, wie die Soldaten sich iiberstiegen. 2 drangten und fiir ein Quart (nicht viel mehr als / 3 Liter) sauren

fiir

in der

Bieres je 50 Cents ihrer brauchte keines Saufers,

ausreichenden

um

Lohnung

Es

bezahlten.

den ganzen Monatslohn in einem

Das Bier aber war nothig, Nachmittage in Bier zu vertrinken. weil die von den Proviantmeistern gelieferten Rationen eine Kost ergaben, die den Skorbut erzeugte, an welcher Krankheit ich im Friihjahre 1874 in Chattanooga in Tennessee selbst gelitten habe; um diese Zeit erlagen ihr ungefahr 5000 Mann dort und in Knoxville im gleichen Staate. ,,Weiter daher, dass selbst die eine reichliche Pension oder AusVeteranen gesund gebliebenen Herr Kolb wurde mir, als einem dieser gestattung erhielten!" sund gebliebenen Veteranen, einen Gefallen erweisen, wollte er mir die Stelle angeben, an welcher die Auszahlung dieser ,,reichlichen Pensionen" stattfindet, da ich bis jetzt noch nicht im Stande gewesen bin, sie zu entdecken! ,,urid endlich daher, dass fiir die Invaliden gesorgt ist, wie nirgends sonst!" Mir ist ein Fall aus T meiner kleinen Compagnie bekannt, wo ein Mann durch zwei \ er-

wundungen, von denen

Armes Arbeit,

Dieser

total

in

die eine fiir

ihm das Schulterblatt des rechten immer zu anstrengender, barter

zerschmetterte, der allein er bewandert

w ar, T

unfahig

geworden.

Mann

habe mich

Ich erhalt monatlich 4 Dollars Papiergeld Pension. bei meinem gegenwartigen Aufenthalte in Deutschland

iiberzeugt, dass eine

ahnliche

Verwundung dem

Betreffenden hier

UebriThalern monatlich eintragt. gens ist nicht zu vergessen, dass in Deutschland ,,Yeteranen und Invaliden" ,,civilversorgungsberechtigt" sind. Wollen diese Leute im ,,Civildienst" der Republik Amerika's eine Stelle haben, so miissen sie sich dieselbe, grade wie andere Leute, die daheim hinter dem Ofen sassen und ihnen desshalb, wie selbst verstandlich, ,,gleichberechtigt" sind, als politische Handlanger durch Wahlarbeit verdienen und sie ebenso behaupten. Obendrein haben sammtliche Pensionen mit der Hohe der Staatsschuld nicht das Geringste zu schaffen, da sie aus den eine Pension

von 6

bis 8

pr.

Jahreseinnahmen bezahlt werden. Hiermit schliessen wir unsere Betrachtungen

iiber die

Zu-

der Vereinigten Staaten Nordamerika's. Haben dieselben den Schleier geliiftet, den die Phantasie um die grosse Republik

stande

gewoben und

die darunterliegende, nackte

Wahrheit

enthiillt,

nam-

382 Republik ebenso an den allgemein menschlichen wie die Monarchic und bios die Form der Ausder Einen durch die Andern eine andere sei, das Wesen beutung lich,

dass

Mangeln

die

leide,

aber dasselbe bleibe, so zeigt sich eben, Schleier

herrliche

eine

triigerische

dass

Hiille

leider

gewesen.

dieser

Seine Ver-

sprechungen sind unwahr

und der Polarstern des ,,Friedens, der Freiheit und des allgemeinen Gliickes, u dem Menschengeschlechte als Leitstern auf der Balm des Lebens empfohlen, ein tanzendes Irrlicht.

Wir

wollen nicht behaupten, dass das Yolk der Vereinigten den Volkern Europa's zuriickstande. Im Gegentheile ist dasselbe, werin gleich hohere Bilclung und Kunst dort keine oder nur wenig Pflege finden, in seinen Massen weniger durch Schulbildung, als durch vielseitigere Lebenserfahrung aufgeweckter, unternehmender und mindestens eben so einsichtsvoll als die besten der Volker Europa's. Die Kluft, die zwischen den gebildeten Classen und den ungebildeten in Deutschland besteht, ist in Amerika nicht vorbanden, allerdings zum Staaten

im Durchschnitte hinter

Theile,

weil

wirklich

durchschnittlich gleich-,

nischen

durchgebildete Elemente dort eben nicht diese Klnft allerdings zwischen den

Dagegen besteht

existiren.

Elementen

und

wenn auch der

rohen

nicht hochgebildeten germairlandischen und Negerbe-

volkerung.

Das Bedauernswertheste ist, dass unter der Herrschaft freiFormen grade solch' eine rohe, tief hinter der Durchschnittsbildung der Bevolkerung zuriickbleibende Masse, die wahrheitlicher

haft bezeichnend ,,Stimmvieh" bonannt wird, einen das Yerhaltniss ihrer Anzahl weit uberschreitenden, ja geradezu iiberwaltigenden Einfluss ausiibt, die wirklich intelligeriten Elemente von der poli-

tischen Biihne

vollstandig verdrangt Einflusses beraubt.

und des ihnen gebiihrenden

im erfreulichen' Gegensatze hierzu stellt Gemeinden, deren Grenzen die Kreise der personlichen Bekanntschaft der Einwohner nicht iiberschreiten, wo die Bevolkerung durchschnittlich von annahernd gleichem Charakter und Lebensumstanden (den landlichen Beschaftigungen obliegend) und das eben erwahnte Element nicht vorhanden ist, die Formen freiheitlicher Selbstregierung sich auf's Beste bewahrten. Hat die Probe, die in den Vereinigten Staaten mit dem Principiensystem und den darauf basirten Regierungsformen seit einem Jahrhundert angestellt wird, auch nur diese beiden Ergebnisse geliefert und wird die daraus erfolgende Lehre beherzigt, so ist sie fiir die ,,Menschheit," soweit diese sich um solche Lehren Eine sonst kiimmert, von unberechenbarem Werthe gewesen. unvermeidliche Unmasse von Elend, Umwalzungen und vermchAndererseits

sich heraus,

dass

und

in

383 tenden Kriegen ware damit zu ersparen und ein Schritt vorwarts gethan, einem nicht principiell, sondern thatsachlich friedlicheren Zeitalter entgegen.

Unlaugbar muss die Zerstb'rung solcher angenehmen Illusiodie Traume von allgemeinem Gliicke, allgemeiner Freiheit nen, und allgemeiner briiderlicher Liebe, von Menschenrechten, Menschenwiirde, von allgemeinem Wohlstandc u. s. w. auf die Anhanger dieser Ideen einen recht bitteren Eindruckmachen. Denn es schleudert sie aus der Seligkeit und friedlichen Ruhe des eingebildeten Schlaraffenlebens zuriick in die rauhe Wirklichkeit des nie endenAber wenn diese IIden Kampfes und der harten Arbeit. \vie

lusionen anfangen, den wichtigeren materiel'.en Inter essen gefahrlich zu werden, wenn sie die Civilisation einer geringen Minderheit unter der uberwal-

tigenden Barbarei der ungeheur en roh en, culturfeindlichen Mehrheit zu begraben drohen, dann ist es Zeit, zur Rettung der civilisatorischen Errungenschaften unserer, der weissen, arischen germanischen Classe in den harten Lebenskampf en der vergangenen Jahrtaus en d e, solchen v er derbensch wangeren Illusionen den Krieg zu erklaren. Es gilt dann, gegen eine Anschauung aufzutreten, die yor einer blossen ,,Form" der Staatsverwaltung als vor ihrer Gottheit auf die Kniee sinkt, von diesem todten, wesenlosen Gotzenbilde in blinder Verehrung das Heil der Menschheit und die Erlosung von allem Uebel erwartet, und unter dem Namen der ,,Freiheit" ein Gnadengeschenk dieses Gotzen anbetet. In thoricht stumpfem Sklavensinne lasst Acht, dass ,,Freiheit" nicht ein Geschenk sein sondern einzig und allein das Resultat eines aus trotziger Ausdauer, kiihner, unerschrockener Thatkraft und verstandnissvoller Erkenntniss zusammengesetzten Charakters ist, der ununterbrochen thatig und kiimpfend sich zur Wehr setzt gegen jede Art der Unterdriickung, Letztere iiben aber nicht bloss durch sie ganzlich ausser

kann,

y

althergebrachte Rechtsformen verbundene Classen in gesetzlich orForm, sondern sie versucht sich zu jeder Zeit und iiberall herauszubilden unter dem Drucke der allgemein-menschlichen

ganisirter

Triebfedern der Habsucht und der Herrschsucht und strebt in den ersten Stadien ihrer Bildung nicht in gesetzlichen, aber darum nicht

minder

fest

organisirten

und

um

so viel riicksichtsloseren

Formen durch Missachtung und Verzerrung der Gesetze

ihr Ziel

zu erreichen. Uebrigens bleibt es den Anhangern der Principien unbenommen, diese zu vertheidigen. Nur miissen sie zu diesem Zwecke von dem angemassten hohen, urmahbaren Wolkensitze, von wel" chem herab sie der glaubigen Welt" die ,,Unfehlbarkeit" und ,3

384 u ihrer Grundsatze verkunden, herabsteigen ,,Selbstverstandlichkeit und uns die Wahrheit derselben grade so zu beweisen suchen,

wie

gemeinen Wissenschaften Brauch, d. h. durch gewohnliche Logik und die gesammelten Erfahrungen des MenschenVerlangen sie z. B. von der ,,Menschheit," dass geschlechtes. es in anderen

diese die Herrschaft in ihre

Hande

lege,

well sie bereit seien, ihr

u ,,Freiheit, Bildung und Wohlstand fur Alle

zu geben, so beantworten:

mogen

sie

zuerst

der

,jMenschheit"

die

Frage

,,Wird die Erzeugungskraft des Menschengeschlechts nicht jeder Zeit hinreichen, mehr menschliche Wesen in die Welt zu setzen, als die Erzeugungskraft der Erde im Wohlstande zu ernahren im Stande 1st?" ,,Wenn nicht, warum nicht?" ,,Wenn aber doch, was fangt die Lehre der Glei chb erechtigung und allgemeinen Menschlichkeit mit dem voin Wohlstande ausges chlossenen Ueberschusse der Menschenkinder an?"