Die Geschichte der Gastfreundschaft im hochmittelalterlichen Mönchtum: Die Cistercienser [Reprint 2014 ed.]
 9783050074535, 9783050032085

Table of contents :
Vorwort
1 Einleitung
1.1 Stand der Forschung, Zielsetzung und Gang der Untersuchung
1.2 Der zugrundegelegte Gastfreundschaftsbegriff
2 Geschichtliche Voraussetzungen
3 Die Verankerung der Gastfreundschaft in den grundlegenden normativen Dokumenten des Cistercienserordens
3.1 Exordium und Carta Caritatis: Zur Quellenlage
3.2 Eremus, Armut und Gastfreundschaft in den drei Redaktionen des cisterciensischen Gründungsberichts
3.3 Gastfreundschaft in der Ordensverfassung Carta Caritatis
4 Norm und Praxis der cisterciensischen Gastfreundschaft in Consuetudines und Statuten
4.1 Generalkapitelsbeschlüsse und Consuetudines: Zur Quellenlage
4.2 Gastfreundschaftsbestimmungen in den frühesten Kompilationen cisterciensischer Generalkapitelsbeschlüsse
4.2.1 ‚Capitula‘
4.2.2 ‚Instituta Generalis Capituli‘
4.3 Gastfreundschaftsaussagen der ‚Ecclesiastica officia‘ vor dem Hintergrund der monastischen Tradition
4.3.1 Amtsträger der Gästesorge
4.3.2 Gäste der Cistercienser
4.3.3 Leistungen und Ablauf der cisterciensischen Gastfreundschaft
5 Traditionslinien und Innovationen der monastischen Gastfreundschaft im hohen Mittelalter
6 Literatur und Register
6.1 Quellen
6.2 Sekundärliteratur
6.3 Register der Orts- und Personennamen

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Jutta Maria Berger Die Geschichte der Gastfreundschaft im hochmittelalterlichen Mönchtum

Jutta Maria Berger

Die Geschichte der Gastfreundschaft im hochmittelalterlichen Mönchtum Die Cistercienser

Akademie Verlag

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Berger, Jutta Maria: Die Geschichte der Gastfreundschaft im hochmittelalterlichen Mönchtum : die Cistercienser / Jutta Maria Berger. Berlin : Akad. Verl. 1999 Zugl.: Münster (Westfalen), Univ., Diss., 1996/97 ISBN 3-05-003208-1

© Akademie Verlag GmbH, Berlin 1999 Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Ubersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form — durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Druck: GAM Media, Berlin Bindung: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Printed in the Federal Republic of Germany

Inhalt

^

Vorwort

7

Einleitung

9

1.1 Stand der Forschung, Zielsetzung und Gang der Untersuchung 1.2 Der zugrundegelegte Gastfreundschaftsbegriff

12 32

2

Geschichtliche Voraussetzungen

36

3

Die Verankerung der Gastfreundschaft in den grundlegenden normativen Dokumenten des Cistercienserordens

46

3.1 Exordium und Carta Caritatis: Zur Quellenlage

46

3.2 Eremus, Armut und Gastfreundschaft in den drei Redaktionen des cisterciensischen Gründungsberichts 3.3 Gastfreundschaft in der Ordensverfassung Carta Caritatis

53 67

4

N o r m und Praxis der cisterciensischen Gastfreundschaft in Consuetudines und Statuten

87

4.1 Generalkapitelsbeschlüsse und Consuetudines: Zur Quellenlage

87

4.2 Gastfreundschaftsbestimmungen in den frühesten Kompilationen cisterciensischer Generalkapitelsbeschlüsse

91

4.2.1 .Capitula'

91

4.2.2 .Instituta Generalis Capituli'

96

4.3 Gastfreundschaftsaussagen der ,Ecclesiastica officia' vor dem Hintergrund der monastischen Tradition 4.3.1 Amtsträger der Gästesorge 4.3.1.1 4.3.1.2

Aufnahme der Gäste, Sprachrohr und Außenposten des Abtes: Der Portarius Ansprechpartner der Gäste und Praktiker der Gastfreundschaft: Der Hospitarius

121 133 136 162

4.3.1.3 Weitere Offiziellen im Dienst der Gastfreundschaft: Der Cellerar, der Infirmar und der Abt als klösterlicher Gastherr .... 4.3.1.4 Die Conversen als aktive und passive Teilnehmer der cisterciensischen Gastfreundschaft

5 ^

190 213

4.3.2 Gäste der Cistercienser 4.3.2.1 Höchste Gäste 4.3.2.2 Weibliche Gäste 4.3.2.3 Mönche als Gäste 4.3.2.4 Sorge für die armen Gäste

231 233 257 272 275

4.3.3 Leistungen und Ablauf der cisterciensischen Gastfreundschaft 4.3.3.1 Besuchsgründe 4.3.3.2 Einrichtungen der Gastaufnahme: Gästehaus, Stadtdependenzen und Grangien 4.3.3.3 Gästeverpflegung 4.3.3.4 Spirituelle Angebote 4.3.3.5 Aufnahmezeitpunkt, Aufenthaltsdauer und Gästezahlen

317 318

Traditionslinien

und Innovationen

monastischen Gastfreundschaft Literatur und Register

331 347 358 372

der

im hohen Mittelalter

383 396

6.1 Quellen

396

6.2 Sekundärliteratur

405

6.3 Register

433

der Orts- und Personennamen

Vorwort

Die vorliegende Studie wurde im Wintersemester 1996/97 von der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Dissertation im Fach Mittlere Geschichte angenommen. Für die Drucklegung wurde sie geringfügig überarbeitet und um eine Auswahl jüngst erschienener Literatur ergänzt. Den Zugang zur Geschichte des Mittelalters, insbesondere zur Geschichte des mittelalterlichen Mönchtums, verdanke ich meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Joachim Wollasch, der mein Studium von Beginn an begleitet hat. Während der Zusammenarbeit im Institut für Frühmittelalterforschung und im Historischen Seminar der Universität Münster habe ich aus seinem weitblickenden fachlichen Rat und seiner verläßlichen menschlichen Betreuung schöpfen dürfen. Vertieft wurde mein Interesse an alltagsgeschichtlich-menschlichen Fragestellungen im Grenzbereich zwischen Geschichte und Theologie durch Herrn Prof. Arnold Angenendt, der freundlicherweise das Korreferat übernahm. Für die entgegenkommende Zusammenarbeit mit dem Akademie Verlag danke ich Herrn Lektor Manfred Karras. Darüber hinaus gilt mein Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Instituts für Frühmittelalterforschung und des Sonderforschungsbereichs 231 der Westfälischen Wilhelms-Universität, vor allem Dres. Mechthild und Dieter BlackVeldtrup, Brigitte Dülberg, Dr. Maria Hillebrandt, Peter Kramer, Prof. Dr. Gert Melville und seinem Team, Dr. Franz Neiske, Dr. Johannes Nospickel, Prof. Dr. Dietrich Poeck, Dr. Mechthild Sandmann und Dr. Burkhardt Tutsch: Angeregte und anregende wissenschaftliche Diskussionen, Exkursionen und Kolloquien, technische Ratschläge und nicht zuletzt die aufmunternde persönliche Atmosphäre haben mir über Klippen vor und während der Niederschrift der Arbeit hinweggeholfen. Für den freundschaftlichen Dienst des Korrekturlesens danke ich Christine Findeis, Ellen Spranke und Dr. Burkhardt Tutsch aufs herzlichste. Die zeitgenössische cisterciensische Gastfreundschaft durfte ich während mehrerer Forschungsaufenthalte in der flandrischen Abtei Sainte-Marie-du-Mont (Mont-des-Cats, Bailleul) erfahren. Sie tritt in die Fußstapfen ihrer Mutterabtei Tamié, deren Gastfreundschaft schon in frühneuzeitlichen Quellen gelobt wird. In dem damaligen Père Abbé Prof. André Louf, dem Bibliothekar Père Yvon und den Gastmeistern Père Louis-Marie und Père Simon fand ich Mentoren, die mir mit cisterciensischem Rat zur Seite standen und den Geist des Ordens auf eindrucksvolle Weise vermittelten.

8

Ohne die vorbehaltlose Unterstützung meines Mannes und die verständnisvolle Geduld meiner Familie und Freunde wäre eine Realisierung dieses Projekts nicht möglich gewesen. Münster, Ostern 1999

Jutta Maria Berger

1 Mit der G a s t f r e u n d s c h a f t steht eine zentrale L e b e n s f o r m 1 der mittelalterlichen Gesellschaft im Mittelpunkt dieser historischen U n t e r s u c h u n g . Ihre hervorragende Bedeutung für das Zusammenleben der M e n s c h e n v o m frühen bis z u m späten Mittelalter, das keine hochorganisierten K o m m u n i k a t i o n s - , Verkehrs- und Wohnstrukturen besaß, wird in zahlreichen zeitgenössischen Reisebeschreibungen dokumentiert. S o beschreibt B e d a Venerabiiis die Missionsreise des A u g u s t i n u s v o n C a n t e r b u r y und seiner Begleiter, die ohne die gastfreundliche A u f n a h m e durch K ö n i g Aethelberht von K e n t k a u m erfolgreich gewesen wäre. 2 Viele B o n i f a t i u s b r i e f e enthalten die Bitte u m oder den D a n k f ü r erfahrene G a s t f r e u n d s c h a f t . 3 D e m vor 1052 verfaßten . C h r o n i c o n S. Benigni Divionensis' ist zu entnehmen, daß die A b t e von S. Bénigne bereits in merowingischer Zeit auf B e s i t z u n g e n z u r ü c k g r e i f e n konnten, die ihnen die G a s t unterkunft auf der Reise v o n B u r g u n d nach R o m sicherten. 4 D e r R e i m s e r Geschichtsschreiber Richer, dessen berühmter Bericht über seine gefahrvolle .Bibliotheksreise' nach C h a r t r e s ein großes L o b über die G a s t f r e u n d s c h a f t der klösterlichen G e m e i n s c h a f t e n v o n O r b a i s und M e a u x enthält, wäre ohne die H i l f s b e r e i t s c h a f t seiner G a s t g e b e r nicht z u m Ziel gelangt. 5 D i e Schreckensberichte mittelalterlicher Reisender bei der A l p e n ü b e r q u e r u n g hat G e o r g Schreiber z u s a m m e n g e s t e l l t . 6 N i c h t weniger gefährlich konnte sich, wie G e r d Teilenbach anhand spätmittelalterlicher Reiseberichte darstellt, eine Seerei-

1

U n t e r L e b e n s f o r m e n sollen mit ARNO BORST „geschichtlich bedingte Verhaltensregeln" den sein, die in der A r t der B e f r i e d i g u n g der „ L e b e n s b e d ü r f n i s s e " , in „ K o n v e n t i o n e n und tionen des Z u s a m m e n l e b e n s " und im „Verhalten der G e m e i n s c h a f t gegenüber F r e m d e n " werden ( L e b e n s f o r m e n im Mittelalter, F r a n k f u r t - Berlin 1979, S. 18-19; zur Entwicklung griffs „ L e b e n s f o r m " ebd. S. 14-22).

verstanInstitudeutlich des Be-

2

Venerabiiis B e d a e historia ecclesiastica gentis anglorum 1,25, ed./trad. GÜNTER SPITZBART (Texte zur F o r s c h u n g 34) D a r m s t a d t 1982, Bd. 1, S. 80-81.

3

S. Bonifatii et Lulli epistulae, ed. ERNST DÜMMLER ( M G H . E p 3,1) Berlin 1892, S. 215-433, bes. N r . 11, S. 257; N r . 17, S. 266-267.

4

C h r o n i q u e de l'abbaye de Saint-Bénigne de Dijon, ed. EMILE BOUGAUD - JOSEPH GARNIER (Analecta Divionensia 9) D i j o n 1875, S. 31-32.

5

Richer, H i s t o i r e de France (888-995), ed./trad. ROBERT LATOUCHE, Bd. 2, Paris 2 1964, Kap. 50, S. 224-230.

6

GEORG SCHREIBER, Mittelalterliche A l p e n p ä s s e und ihre H o s p i t a l k u l t u r , in: F o n t e s A m b r o s i a n i 2 7 (1951 [Miscellanea G . Galbiati 3]) S. 335-352, S. 335-342.

10 se gestalten. 7 Einblicke in die Erfahrungswelt mittelalterlicher Wallfahrer gewähren der ,Liber Sancti J a c o b i ' 8 wie die Rahmenerzählung Chaucers für seine .Canterbury Tales'. 9 Eine Vielzahl weiterer hoch- und spätmittelalterlicher Reiseberichte findet sich im von J e a n Richard zusammengestellten Band „Les récits de voyages et de pèlerinages". 1 0 D i e Reihe universitärer Symposien, Kolloquien und neuerer Veröffentlichungen spiegelt das große Interesse an der Reisethematik auch über das ,Kolumbus-Jahr' 1992 hinaus. 1 1

Seit der Antike ist die Gastfreundschaft eine ethische G r u n d f o r d e r u n g , 1 2 wobei das Prinzip der Gegenseitigkeit die G a s t a u f n a h m e bestimmte. 1 3 D a s C h r i s t e n t u m geht über eine anthropologische Fundierung hinaus: In der zentralen biblischen Begründung christlicher Gastfreundschaft, der Gerichtsrede des Matthäusevangeliums (Mt 25,35-40), die sich für das Mittelalter zur Standardbegründung christli-

7

GERD TELLENBACH, Zur Frühgeschichte abendländischer Reisebeschreibungen, in: Historia Integra, F S ERICH HASSINGER, hrsg. v. HANS FENSKE - WOLFGANG REINHARD - ERNST SCHULIN, Berlin 1977, S. 51-80, S. 69-76.

8

Le guide du pèlerin de Saint-Jacques de Compostelle, ed./trad. JEANNE VLELLLARD, M â c o n 5 1981.

9

G e o f f r e y Chaucer, Canterbury tales, ed. A. C . CAWLEY (Everyman's library 74) L o n d o n 1992.

10

( T S M A O 38) T u r n h o u t 1981; vgl. auch die Beiträge von LUDWIG SCHMUGGE - JÜRGEN MLETHKE - KNUT SCHULZ - FRANTISEK GRAUS z u m T h e m a „Unterwegssein im Spätmittelalter", in: Zs. für Historische Forschung, Beih. 1 (1985), oder den anschaulichen Band „Reisen im Mittelalter" von NORBERT OHLER, München - Zürich 1986.

11

Vgl. Reisen und Reiseliteratur im Mittelalter und der frühen N e u z e i t . Vorträge eines interdisziplinären S y m p o s i o n s an der Justus-Liebig-Universität Gießen, 3.-8. J u n i 1991, hrsg. v. XENJA VON ERTZDORFF - DIETER NEUKIRCH (Chloe. Beihefte z u m Daphnis 13) A m s t e r d a m - Atlanta 1992; Reisekultur. V o n der Pilgerfahrt z u m modernen T o u r i s m u s , hrsg. v. HERMANN BAUSINGER (u.a.), München 1991; Reisen in reale und mythische Ferne. Reiseliteratur in Mittelalter und Renaissance, hrsg. v. PETER WUNDERLI (Studia humaniora 22) D ü s s e l d o r f 1993; Fremdheit und Reisen im Mittelalter, hrsg. v. IRENE ERFEN - KARL-HEINZ SPIESS, Stuttgart 1997; Fernreisen im Mittelalter, hrsg. V. FOLKER REICHERT (Das Mittelalter 3,2) Berlin 1998.

12

Ausführlich würdigt der englische Gelehrte und spätere Bischof von Chartres, Johannes von Salisbury, kurz nach Mitte des 12. Jahrhunderts die Gastfreundschaft als religions-, kultur- und epochenübergreifende T u g e n d , die über jeden Zweifel der Habgier erhaben ist (Joannis Saresberiensis episcopi Carnotensis Policratici sive de nugis curialium et vestigiis p h i l o s o p h o r u m libri VIII, ed. CLEMENS C . I. WEBB, O x f o r d 1909, Bd. 2 [ N D Frankfurt 1965] Lib. VIII,13, S. 321-327); vgl. im gleichen T e n o r noch CHRISTIAN C . L. HIRSCHFELD, V o n der Gastfreundschaft. Eine Apologie für die Menschheit, Leipzig 1777; HENRI J . M. NOUWEN, Hospitality, in: M o n S 10 (1974) S. 1-28; CHRISTOPH AUFFAHRT - ARNOLD STIGLMAIR - GÜNTER VIRT - ROLF ZERFASS, Art.: Gastfreundschaft, in: L T h K 4 ( 3 1995) Sp. 299-301.

13

Vgl. OTTO HILTBRUNNER, Art.: Gastfreundschaft, in: R A C 8 (1972) Sp. 1061-1123, Sp. 1165; LEOPOLD HELLMUTH, Gastfreundschaft und Gastrecht bei den G e r m a n e n ( S Ö A W . P H 440) Wien 1984, S. 17-18. 24; GERHARD UHLHORN, Die christliche Liebesthätigkeit, Stuttgart 2 1895, S. 118. A m Beispiel der in Adelskreisen des elisabethanischen Zeitalters ausgeübten Gastfreundschaft verdeutlicht FELICITY HEAL, daß dieser A s p e k t auch für spätere E p o c h e n nicht zu unterschätzen ist (Hospitality in early modern England, O x f o r d 1990, S. 20).

11 eher Caritas entwickelte, 14 wird durch die stellvertretende Identifizierung des beherbergten Gastes mit Christus die Gastaufnahme zum Gottesdienst. Letztendlich diente sie damit dem eigenen Heil. 15 Wie konkret die Erfüllung oder die Negierung der Aufnahmeverpflichtung Christi in den Mitmenschen mit dem gnädigen oder strafenden Handeln Gottes in Verbindung gebracht wurde, zeigt eine Episode aus der im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts niedergeschriebenen Vita des hl. Stephan von Obazine: 1 6 Die ungastliche Behandlung einer auf der Reise in die Grande Chartreuse befindlichen Gruppe von Religiösen aus Obazine durch Lyonnaiser Regularkanoniker wird durch den Brand des Konvents in der folgenden N a c h t bestraft. Überzeugt davon, daß die Kanoniker nach der Weigerung Christus aufzunehmen verdient hätten, aus ihren eigenen Häusern herausgeworfen zu werden, kommentiert der Hagiograph: Mérito tarnen eis ita evenit; ut qui in servís suis Christum expulerant et ipsi ab igne propriis mansionibus pellerentur. Daß man demgegenüber ein Haus, in dem G o t t als Gast weilt, als unangreifbar erachtete, hebt eine Parabel aus der walisischen Umwelt des Klerikers Walter Map hervor. 1 7 Gegen Ende des 12. Jahrhunderts berichtet der Fortsetzer der ,Gesta abbatum S. Bertini Sithiensium' von einem verheerenden Brand, der um die Jahrhundertmitte das gesamte Kloster zerstörte. In der Tatsache, daß allein das Gästehaus wie durch ein W u n d e r verschont geblieben war, erkannte der vir nobilis Willelmus de Ypra einen Fingerzeig Gottes, der sein Wohlgefallen an der hier praktizierten Gastfreundschaft zum Ausdruck gebracht hatte. Seine Reaktion, eine großzügige Schenkung zur U n terstützung der Gästesorge in der flandrischen Abtei, ist in der C h r o n i k aufgezeichnet. 1 8

Die Inschrift eines Hospitals, das seit dem frühen Mittelalter in der Nähe des Klosters S. Hilaire-le-Grand in Poitiers bezeugt ist, bringt diesen für die mittelalterlichen Zeitgenossen verbindlichen Zusammenhang zum Ausdruck: 19 14

Vgl. EGON BOSHOF, Armenfürsorge im Frühmittelalter: Xenodochium, matricula, hospitale pauperum, in: VSWG 71 (1984) S. 153-174, S. 156; FRANK REXROTH, A r m u t u n d Memoria im spätmittelalterlichen London, in: Memoria in der Gesellschaft des Mittelalters, hrsg. v. DIETER GEUENICH — OTTO GERHARD OEXLE (Veröffentl. des Max-Planck-Instituts f. Geschichte 111) G ö t tingen 1994, S. 336-360, S. 346; JOACHIM WOLLASCH, T o t e n - und Armensorge, in: Gedächtnis, das Gemeinschaft stiftet, hrsg. v. KARL SCHMID (Schriftenreihe der Katholischen Akademie der Erzdiözese Freiburg) München - Zürich 1985, S. 9-38, S. 10; DENS., Gemeinschaftsbewußtsein und soziale Leistung im Mittelalter, in: FMSt 9 (1975) S. 268-286, S. 269-270 mit Anm. 8. Eine für das Mittelalter leider wenig repräsentative Auswahl der Belegstellen liefert die Rezeptionsgeschichte von SHERMAN W. GRAY, The least of my brothers. Matthew 25:31-46. A history of Interpretation (Society of biblical literature. Dissertation series 114) Atlanta/Georgia 1989.

15

Vgl. THOMAS STERNBERG, Orientalium more secutus. Räume und Institutionen der Caritas des 5. bis 7. Jahrhunderts in Gallien (JAC.E 16) Münster 1991, S. 11. 86-87. 90; L. HELLMUTH, S. 321; G. UHLHORN, S. 38-39; bezogen auf die christliche Caritas im Allgemeinen ARNOLD ANGENENDT, Geschichte der Religiosität im Mittelalter, Darmstadt 1997, S. 585-598.

16

Vie de Saint Etienne d'Obazine, ed./trad. MICHELAUBRUN (Publ. de l'institut d'études du Massif Central 6) Clermont-Ferrand 1970, 1,25, S. 80-81.

17

D e nugis curialium, ed./trad. MONTAGUE R. JAMES, rev. CHRISTOPHERN. L. BROOKE - ROGER A. B. MYNORS ( O M T ) O x f o r d 1983, Dist. 11,24, S. 196.

18

Gesta abbatum S. Bertini Sithiensium, ed. OSWALD HOLDER-EGGER (MGH.SS 13) Hannover 1881, S. 600-673, C o n t . 1,8, S. 665.

19

C o r p u s des inscriptions de la France médiévale 1,1: Poitou-Charentes, Ville de Poitiers, ed. ROBERT FAVREAU - JEAN MICHAUD SOUS la direction de EDMOND-RENE LABANDE, Poitiers 1974, N r . 53, S. 55.

12 HIC LOCUS HOSPITIBUS SEMPER ERIT QUONIAM SITQUE MINISTER

PATEAT VENIENTIBUS SUSCEPTUS

OVANS FESSO SERVIRE

ET LAVARE PEDES PEREGRINIS

PIETÀ TIS AMA TOR

LAVAVITDISCIPULORUM

HAEC FACIENS FRATER SPERET SIBIPRAEMIA IN CAELIS TRIBUI CHRISTI

PRAECEPTA

SEMPER AMATE DEUM FRATRES ET DILIGIT

1.1

CHRISTUS

VIANTI

GA UDEA TILLE

HAEC EXEMPLA DEDIT CHRISTUS ILLE PRIOR PLANTAS

ULTRO

IN HOSPITE

MAGNA

SECUTUS

VOSMETAMATE

ILLE DE UM VER US QUI EST FRA TRIS AMA TOR.

Stand der Forschung, Zielsetzung und Gang der Untersuchung

I m w i s s e n s c h a f t l i c h e n D i s k u r s ist die G a s t f r e u n d s c h a f t s t h e m a t i k u n t e r v e r s c h i e denen Akzentsetzungen vorwiegend

sammelndem

bearbeitet worden. N e b e n

Gesamtuntersuchungen

Charakter20 überwiegen Arbeiten,

freundschaft im Rahmen bestimmter Zeitepochen widmen:

mit

die sich der

Gast-

S o s t e h e n die

For-

s c h u n g e n O t t o H i l t b r u n n e r s f ü r d i e U n t e r s u c h u n g d e r G a s t f r e u n d s c h a f t in d e r klassischen Antike.21 Mit den neutestamentlichen 20

Grundlagen

der

Gastfreund-

Hier sind zunächst die Gastfreundschafts-Artikel in den großen philosophischen, theologischen, und historischen Lexika zu berücksichtigen, so GUENTHER BIEN, Art.: Hospitalität, in: Historis c h e s W ö r t e r b u c h d e r P h i l o s o p h i e 3 ( 1 9 7 4 ) S p . 1 2 1 2 - 1 2 1 6 ; ENGELBERT N E U H Ä U S L E R - A L F O N S

AUER, Art.: Gastfreundschaft, in: L T h K 4 ( 2 1960) Sp. 526-528; bereits zitiert wurde der von C H R I S T O P H A U F F A H R T (u.a.) v e r f a ß t e N a c h f o l g e a r t i k e l , in: L T h K 4 ( 3 1 9 9 5 ) S p . 2 9 9 - 3 0 1 ; PIERRE M I Q U E L - P A U L V I A R D , A r t . : H o s p i t a l i t é , in: D S p 7,1 ( 1 9 6 9 ) S p . 8 0 8 - 8 3 1 ; ADALBERT DE V O G Ü E -

ROGER GAZEAU, Art.: Ospitalità, in: Dizionario degli istituti di perfezione 4 (1980) Sp. 10141 0 2 1 ; K A I D E T L E F SIEVERS, A r t . : G a s t f r e u n d s c h a f t , in: H D R G 1 ( 1 9 7 1 ) S p . 1 3 8 9 - 1 3 9 1 ; J Ü R G E N

WEITZEL, Art.: Fremde, -nrecht, in: L M A 4 (1989) Sp. 909-910; DERS., Gast, -recht, -gericht, in: ebd. Sp. 1130-1131. Eine zwar im besonderen an der christlichen Gastfreundschaft orientierte, die antiken Wurzeln und urmenschlichen Konstanten jedoch nicht vernachlässigende Zusammenstellung ist EMMANUEL VON SEVERUS ZU verdanken (Fremde beherbergen, Hamburg 2 1947). Unter praktisch-theologischen Gesichtspunkten beleuchtet HANS HABERER in seiner Dissertation „Gastfreundschaft. Eine Studie zu einem Menschheitsproblem". Überlegungen zu einer Theologie der Gastfreundschaft (Kirchliche Hochschulschriften Naumburg, Naumburg 1993), die durch „Migrationsbewegungen" und „Asylantenflut" (S. 1) in neuester Zeit von den christlichen Gemeinden zu beantwortende Frage nach der Gastfreundschaft, wobei die in Kap. 7 insbesondere aus dem Mittelalter recht oberflächlich zusammengestellten „Beispiele aus der Kirchengeschichte" (S. 207212) wenig zur Erhellung der Problematik beitragen. 21

V g l . D E N S . , A r t . : G a s t f r e u n d s c h a f t , in: R A C 8 ( 1 9 7 2 ) S p . 1 0 6 1 - 1 1 2 3 ; A r t . : H e r b e r g e , in: R A C 14 ( 1 9 8 8 ) S p . 6 0 2 - 6 2 6 ; A r t . : X e n o d o c h e i o n , X e n o d o c h i u m , in: P R E I X A ( 2 1 9 8 3 ) S p . 1 4 8 7 - 1 5 0 3 ;

Dens., Gastfreundschaft in der Antike, in: Gastfreundschaft, Taverne und Gasthaus im Mittelalter, hrsg. v. HANS CONRAD PEYER (Schriften des historischen Kollegs. Kolloquien 3) München Wien 1983, S. 1-20. Mit der in der klassischen Antike weiter als im Mittelalter entwickelten kommerziellen Gastfreundschaft beschäftigte sich EWALD KLSLINGER, Gastgewerbe und Beherbergung in frühbyzantinischer Zeit. Eine realienkundliche Studie aufgrund hagiographischer und historio-

13 schaft beschäftigt sich neben K o m m e n t a r w e r k e n zu Evangelien 2 2 und Briefliteratur eingehender die exegetische Dissertation H e l g a Rusches. 2 3 Michaela Puzicha analysierte die an den evangelischen U r s p r ü n g e n orientierte Gastfreundschaft in der Alten Kirche. 2 4 Einen besonderen A s p e k t dieses Zeitraums bildet die Entwicklung des spätantiken X e n o d o c h i u m s oder Hospitals, das für den gallischen R a u m wegweisend von T h o m a s Sternberg bearbeitet wurde. 2 5 Mit dem Schwerpunkt der altnordischen G a s t f r e u n d s c h a f t untersuchte L e o p o l d Hellmuth die Regeln der G a s t f r e u n d s c h a f t bei den Germanen. Zur mittelalterlichen Gastfreundschaft existieren mehrere ältere Sammeluntersuchungen, die ein weitgreifendes Quellenmaterial zwar eindrucksvoll beschreiben, jedoch teilweise wenig kritisch nebeneinanderstellen. 2 6 A u c h zahlreiche neuegraphischer Quellen, Wien 1982; vgl. DENS., Art.: Gasthaus B. Byzantinisches Reich, in: L M A 4 (1989) Sp. 1134-1136. 22

Besonders hervorgehoben seien RUDOLF SCHNACKENBURG, Matthäusevangelium (Die N e u e Echter Bibel. Kommentar zum N T mit der Einheitsübersetzung 1) Würzburg 1987, S. 248-252, und EDUARD SCHWEIZER, D a s Evangelium nach Matthäus (Das N e u e Testament Deutsch 2) Göttingen 1973, S. 310-314.

23

HELGA RUSCHE, Gastfreundschaft in der Verkündigung des N e u e n Testaments und ihr Verhältnis zur Mission (VIMW 7) Münster 1958; vgl. JOSEF SCHREINER, Gastfreundschaft im Zeugnis der Bibel, in: T T h Z 89 (1980) S. 50-60. Entgegen der Mehrheit der historischen und zeitgenössischen Exegeten sieht RAINER KAMPLING in der traditionellen Interpretation von M t 25,31-46 als wichtigster „Belegstelle für den christlichen H u m a n i s m u s " einen Widerspruch zur ursprünglichen Textintention (Fremde und Fremdsein in Aussagen des N e u e n Testaments, in: Die Fremden, hrsg. V. OTTMAR FUCHS [Theologie zur Zeit 4] Düsseldorf 1988, S. 215-239).

24

MICHAELA PUZICHA, Christus peregrinus. Die Fremdenaufnahme (Mt 25,35) als Werk der privaten Wohltätigkeit im Urteil der Alten Kirche ( M B T h 47) Münster 1980; vgl. DIES., „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen." Zur Aufnahme des Fremden in der Alten Kirche, in: Die Fremden, S. 167-182. Einen Uberblick über verschiedene Funktionen der Gastfreundschaft, so insbesondere als Voraussetzung für die Verbreitung der christlichen Uberlieferung, gibt ROWAN A . GREER, „Hospitality in the first five centuries of the church, in: M o n S 10 (1974) S. 29-54, spez. S. 32-33. BERNHARD KOTTING erschließt das gesamte Spektrum des antiken und frühchristlichen Pilgerwesens (Peregrinatio religiosa. Wallfahrten in der Antike und das Pilgerwesen in der alten Kirche, Münster 1950 [ N D 1980 = F V K 33/5]). Eine Zusammenfassung der theologischen Implikationen der Gastfreundschaft unter besonderer Berücksichtigung der frühchristlichen Zeit verfaßte JEAN DANIELOU, Pour une théologie de l'hospitalité, in: VS 367 (1951) S. 339-347.

25

Vgl. A n m . 15; E. BOSHOF, 1984, S. 154-173. Zur gleichen Thematik auch R. LEONHARD, Art.: Hospitium, in: P R E 82 (1913) Sp. 2493-2498; HENRI LECLERCQ, Art.: Hôpitaux, Hospices, Hôtelleries, in: D A C L 6,2 (1925) Sp. 2748-2769; THOMAS SZABO, Hospitäler und Herbergen. Kirchliche und kommerzielle Gastung im mittelalterlichen Italien (7.-14. Jhdt.), in: H . C . PEYER, 1983, S. 61-93.

26

Vgl. vorwiegend auf höfische Formen der Gastfreundschaft bezogen JAKOB FALKE, Die Gastlichkeit im Mittelalter, in: Historisches Taschenbuch, hrsg. v. FRIEDRICH VON RAUMER, 4. Folge, 3. Jahrgang, Leipzig 1892, S. 141-237; E. STEHLE, Die Fremdenpflege im christlichen Altertum und im Mittelalter, in: Car. 2 (1897) S. 101-105. 129-135; G . UHLHORN, S. 55-56. 118-119. 194-202. 214-215.275.283-289.

14 re Arbeiten berücksichtigen die mittelalterliche Gastfreundschaft, häufig unter dem besonderen Aspekt des Wallfahrts- und Pilgerwesens. 27 Herausragend sind die fundierten Uberblickswerke von Hans Conrad Peyer, die allerdings der klösterlichen Gastfreundschaft als bedeutendem Element der mittelalterlichen Gastfreundschaftsentwicklung überraschend wenig Raum gewähren. 28 Selbstverständlich sind auch für den monastischen Bereich eine Reihe von Untersuchungen sowohl allgemeinen 29 als auch speziellen Charakters vorhanden: Neben dem von Lisa M. Bitel unternommenen Streiflicht auf die Gastfreundschaftspraxis irischer Mönche im frühen Mittelalter 30 sind die Arbeiten Thomas Schulers zur karolingischen Klostergastlichkeit zu nennen. U n t e r dem Titel „Ungleiche Gastlichkeit. Das karolingische Benediktinerkloster, seine Gäste und die christlich-monastische N o r m " bewältigt er in seiner Bielefelder Dissertation (1979) eine Fülle an Quellen u n d Literatur, wobei die an sozialwissenschaftlichen Begrifflichkeiten u n d Prinzipien orien27

Vgl. EDMOND-RENE LABANDE, Recherches sur les pèlerins dans l'europe des XI e et XII e siècles, in: C C M 1 (1958) S. 159-169; FRANCIS GARRISSON, Les hôtes et l'hébergement des étrangers au moyen âge, in: Etudes d'histoire du droit privé, FS Pierre Petot, Paris 1959, S. 199-222; DENS., A propos des pèlerins et de leur condition juridique, in: Études d'histoire du droit canonique, FS Gabriel Le Bras 2, Paris 1965, S. 1165-1189; LUDWIG SCHMUGGE, Zu den Anfängen organisierten Pilgerverkehrs u n d zur Unterbringung und Verpflegung von Pilgern im Mittelalter, in: H . C. PEYER, 1983, S. 37-61; DENS., Pilger A. Westlicher Bereich I., in: LMA 6 (1993) Sp. 2148-2150. Eine ausführliche Bibliographie zur Reisetätigkeit und Gastaufnahme mittelalterlicher Pilger bietet KLAUS HERBERS, Der Jakobskult des 12. Jahrhunderts und der „Liber Sancti Jacobi". Studien über das Verhältnis zwischen Religion u n d Gesellschaft im H o h e n Mittelalter (Historische Forschungen 7) Wiesbaden 1984, S. 207-240, wobei wichtige Literatur auch im Anhang zu seiner Ubersetzung des Pilgerführers im ,Liber Sancti Jacobi' zusammengestellt ist (Der Jakobsweg. Mit einem mittelalterlichen Pilgerführer unterwegs nach Santiago de Compostela, Tübingen 1986, S. 164-176).

28

Vgl. den von H . C . PEYER herausgegebenen Band „Gastfreundschaft, Taverne und Gasthaus im Mittelalter", 1983; DENS., „Gastfreundschaft u n d kommerzielle Gastlichkeit im Mittelalter", in: H Z 235/2 (1982) S. 265-288. Als Zusammenfassung seiner Gastfreundschaftsforschungen erschien die Monographie „Von der Gastfreundschaft zum Gasthaus". Studien zur Gastlichkeit im Mittelalter ( S M G H 31) Hannover 1987. Als ein Beispiel der positiven Kritik sei die Rezension von HELMUT HUNDSBICHLER, in: Mediaevistik 2 (1989) S. 288-290, genannt. Vgl. auch nach Anm. 81 dieses Kapitels.

29

Vgl. F. FALK, Die Sorge für die peregrini und pauperes in den alten Klöstern, in: H P B I 114 (1894) S. 340-350; URSMER BERLIERE, L'ordre monastique des origines au XII e siècle, Maredsous - Lille Paris 3 1924, S. 116-120; DENS., La charité m o n a s t i q u e , in: R L M 10 ( 1 9 2 4 / 1 9 2 5 ) S. 195-201. 252-

259. 303-308; EMILE LESNE, Histoire de la propriété ecclésiastique en France, Bd. 6: Les églises et les monastères centres d'accueil, d'exploitation et de peuplement (Mémoires et travaux publ. par des professeurs des facultés catholiques de Lille 53) Lille 1943, S. 96-184. N u r wenige Seiten, auf denen an den Beispielen St. Gallen und Cluny global die Verpflichtung der mittelalterlichen M ö n che zur Gastfreundschaft dargestellt wird, widmet Bd. 2 der von PHILIPPE ARIES und GEORGES DUBY herausgegebenen „Histoire de la vie privée" der Thematik (Paris 1985, S. 52-63). 30

Auf der Quellengrundlage frühmittelalterlicher Heiligenviten gewinnt LISA M. BITEL Einblicke in die archaisch geprägte Gastfreundschaft des frühen irischen M ö n c h t u m s (Isle of the saints. Christian Community in early Ireland, Ithaca - London 1990, bes. S. 194-221).

15 tierte Untersuchung der mittelalterlichen Texte zuweilen die Frage nach der quellengerechten Interpretation a u f k o m m e n läßt. So verengen die häufig als Kapitelzusammenfassung erstellten Tabellen und Raster die differenzierten Quellenbefunde z u m Teil stark. Mit „Regula nil impossibile dicit." Regeltreue und Regelabweichung bei den karolingischen Benediktinern 3 1 und „Gastlichkeit in karolingischen Benediktinerklöstern. Anspruch und Wirklichkeit," 3 2 erschienen zwei Zusammenfassungen, die durch die wiederholte Zitation in den Arbeiten von Klaus Schreiner größere Breitenwirkung erzielten. Mit einer auf eine bestimmte Lokalität begrenzten Untersuchung im gleichen zeitlichen Rahmen der Karolinger- und Ottonenzeit versuchte die Verfasserin selber eine Charakterisierung der „Gastfreundschaft im Kloster St. Gallen im 9. und 10. Jahrhundert". 3 3

Über die von Schuler ausführlich behandelten Aspekte einer nach sozialen Maßstäben der Gäste differenzierten Aufnahmepraxis hinaus vermittelt Klaus Schreiner weitere zentrale Einsichten zur mittelalterlichen Klostergastlichkeit. 34 Auf einer hervorragenden Quellenbasis fußt der in vielen Aspekten die Gastfreundschaft berührende Abschnitt „Charity" in der von Barbara Harvey verfaßten Darstellung des Klosteralltags im spätmittelalterlichen England. 35 Darüber hinaus finden sich Studien zu verschiedenen Teilaspekten der Gastaufnahme im mittelalterlichen Mönchtum. 3 6 31

In: R e g B e n S t 10/11 (1981-1982) S. 51-76.

32

I n : H . C . PEYER, 1983, S. 2 1 - 3 6 .

33

In: S M G B 104 (1993) S. 41-134. 225-314.

34

Vgl. besonders DENS., M ö n c h t u m zwischen asketischem Anspruch u n d gesellschaftlicher Wirklichkeit. Spiritualität, Sozialverhalten und Sozialverfassung oberschwäbischer Reformmönche im Spiegel ihrer Geschichtsschreibung, in: Z W L G 41 (1982) S. 250-307, S. 279-280; DENS., Zisterziensisches M ö n c h t u m u n d soziale Umwelt. Wirtschaftlicher u n d sozialer Strukturwandel in hochund spätmittelalterlichen Zisterzienserkonventen, in: Die Zisterzienser. Ordensleben zwischen Ideal und Wirklichkeit. Ergänzungsband, hrsg. v. KASPAR ELM - PETER JOERISSEN (Schriften des Rheinischen Museumsamtes 18) Köln 1982, S. 79-135, S. 109-111; DENS., Mönchsein in der Adelsgesellschaft des hohen und späten Mittelalters. Klösterliche Gemeinschaftsbildung zwischen spiritueller Selbstbehauptung u n d sozialer Anpassung (Schriften des Historischen Kollegs. Vorträge 20) M ü n c h e n 1989, S. 33-37; DENS., Hirsau und die Hirsauer Reform. Spiritualität, Lebensf o r m und Sozialprofil einer benediktinischen Erneuerungsbewegung im 11. u n d 12. Jahrhundert, in: Hirsau. St. Peter u n d Paul 1091-1991, hrsg. vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, bearb. v. KLAUS SCHREINER (Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in BadenWürttemberg 10/2) Stuttgart 1991, S. 59-84, S. 79.

35

BARBARA F. HARVEY, Living and dying in England 1100-1540. The monastic experience, O x f o r d 1993, S. 7 - 3 3 .

36

Vgl. zum monastischen Empfangszeremoniell F. BOUILLY, L'accueil dans la prière de la communauté, in: C C i s t 33 (1971) S. 358-364; DENS., L'accueil monastique, in: Lettre de Ligugé 156 (1972) S. 7-17; bezogen auf das Ritual der herrscherlichen Gastaufnahme: PETER WLLLMES, Der Herrscher-Adventus im Kloster des frühen Mittelalters (Münstersche Mittelalter-Schriften 22) München 1976; dazu mit neuerer Literatur GERD ALTHOFF, Demonstration und Inszenierung. Spielregeln der Kommunikation in mittelalterlicher Öffentlichkeit, in: FMSt 27 (1993) S. 27-50, S. 28-29. Der Fußwaschung, einem aus den Traditionen des Alten M ö n c h t u m s übernommenen Element des Empfangsritus, widmete THOMAS SCHÄFER eine detaillierte Untersuchung (Die Fußwaschung im monastischen Brauchtum und in der lateinischen Liturgie [TAB 1/47] Beuron 1956).

16 Z u d e n G a s t f r e u n d s c h a f t s p r i n z i p i e n der B e n e d i k t s r e g e l , die g e g e n ü b e r der s o g e n a n n t e n A u g u s t i n u s r e g e l die g r u n d l e g e n d e n N o r m e n m o n a s t i s c h e r G a s t f r e u n d schaft w e i t a u s k o n k r e t e r thematisiert, 3 7 n e h m e n die a k t u e l l e n K o m m e n t a r w e r k e Stellung, 3 8 die ihrerseits die v o n B e n e d i k t verarbeiteten T r a d i t i o n e n aus d e m A l t e n M ö n c h t u m n i c h t vernachlässigen. 3 9 D i e hier ü b e r g e o r d n e t e F r a g e s t e l l u n g des S p a n n u n g s v e r h ä l t n i s s e s z w i s c h e n A r m u t , W e l t f l u c h t u n d der b i b l i s c h e n V e r p f l i c h t u n g zur O f f e n h e i t g e g e n ü b e r F r e m d e n u n d G ä s t e n 4 0 z e i g t eine G r u n d p r o blematik für alle späteren e r e m i t i s c h e n A u s r i c h t u n g e n des M ö n c h t u m s an. 41

37

Vgl. A N D R E E C R I A S , Hospitalité augustinienne et bénédictine, in: RHSp .Augustinusregel' Anm. 61 dieses Kapitels.

38

So der einleitende Kommentar zur lat.-dt. Regelausgabe der Salzburger Äbtekonferenz: Die Benediktusregel, Beuron 1992, S. 44-45; zuvor: B A S I L I U S S T E I D L E , Die Regel Benedikts, Beuron 1952, S. 261-266; A D A L B E R T D E V O G Ü E , Honorer tous les hommes. Le sens de l'hospitalité bénédictine, in: RAM 40 (1964) S. 129-138; DERS., La règle de Saint Benoît 6: Commentaire historique et critique (SC 186) Paris 1971, S. 1255-1279; D E R S . , La règle de Saint Benoît 7: Commentaire doctrinal et spirituel (SC 187) Paris 1977, S. 360-371. In einem Vergleich mit den frühen Mönchsregeln kommt die Benediktinerin A Q U I N A T A B Ö C K M A N N ZU der Einsicht, daß die durch den Evangelisten Matthäus redaktionell geformte jesuanische Rede hospes fui et collegfx]istis me allein in der Benediktsregel an den Anfang eines systematischen Gästekapitels gestellt wird und somit zur grundlegenden Leitlinie der benediktinischen Gastfreundschaft avanciert. Vgl. D I E S . , „Ouverture au monde et séparation du monde d'après la règle de S. Benoît, in: CCist 46 (1984) S. 161-174; DIES., Xeniteia - Philoxenia als Hilfe zur Interpretation von Regula Benedicti 53 im Zusammenhang mit Kapitel 58 und 66, in: RegBenSt 14/15 (1985/1986) S. 131-144; D I E S . , Perspektiven der Regula Benedicti. Ein Kommentar zum Prolog und zu den Kapiteln 53, 58, 72, 73 (MüSt 37) Münsterschwarzach 1986; M I C H A E L A P U Z I C H A , Gastfreundschaft. Zum Verständnis von RB 53, in: EuA (1982) S. 33-46; V . F A T T O R I N I , L'ospitalità benedettina. Punto d'incontro tra il monastero e il mondo, in: Inter Fratres 37 (1987) S. 43-70; L O R A N E D . C O F F I N , Hospitality: An orientation to benedictine spirituality, in: ABenR 39 (1989) S. 50-71; A N T O N E. V A N H O O F F , Menslievenheid omwille van Christus. Over de benedictine gastvrijheid, in: BenT 51 (1990) S. 107-117; A N D R E F R A C H E B O U D , „En toute humanité". L'entour d'un mot de Saint Benoît, in: CCist 53 (1991) S. 59-74; J. M. B E R G E R , 1993, S. 62-77. Den Blick auf die aktuellen Gegebenheiten und Erfordernisse klösterlicher Gastfreundschaft richten F. R. D E P A S C U A L , Hospederías monásticas hoy. El humilde servicio de acoger, in: Nova et Vetera 17 (1992) S. 195-229; L. C R I P P A , Ospitalità benedittina oggi: considerazioni e orientamenti, in: Benedictina 40 (1993) S. 463-481; F R A N C I S M A N N I O N , Monasticism and modem culture: I. Hostility and hospitality - Religious community and „the world", in: ABenR 44 (1993) S. 3-21.

39

Vgl. die Zusammenfassung bei A. B Ö C K M A N N , 1986, S. 214-221; besonders die detaillierte und quellennahe Untersuchung von D E N Y S G O R G E , Die Gastfreundlichkeit der altchristlichen Einsiedler und Mönche, in: JAC 15 (1972) S. 66-91.

40

Eine „zwiespältige Praxis" konstatiert D . G O R C E , S. 66-72; vgl. dezidiert auch E. L. D E M I S C A U L T , Separation from the world and the reception of guests, in: CistS 8 (1973) S. 141-156; zum pachomianischen Mönchtum H A N S - J Ü R G E N D E R D A , Vita Communis. Studien zur Geschichte einer Lebensform in Mittelalter und Neuzeit, Köln - Weimar - Berlin 1992, S. 81-86.

41

Vgl. H E N R I E T T A L E Y S E R , Hermits and the new monasticism. A study of religious communities in western europe 1000-1150, London 1984, S. 59-62.

50

( 1 9 7 4 ) S. 8 - 1 6 ;

zur

17 In der Literatur wenig beleuchtet wird die v o m hochmittelalterlichen M ö n c h tum ausgeübte Gastfreundschaft. Eine A u s n a h m e bilden die o f t m a l s harmonisierenden Gesamtdarstellungen oder z u m Teil unkritischen ordensspezifischen U n tersuchungen. Derartige Schlaglichter auf die „hervorragende" G a s t f r e u n d s c h a f t im 12. Jahrhundert werden vor allem in den älteren Darstellungen zur Geschichte des M ö n c h t u m s formuliert, so auch in der großartigen „Geschichte des Benediktinerordens" von Philibert S c h m i t z . 4 2 Ulrich Zeller stellt unter dem Stichwort „Sozial. A r m e n - und K r a n k e n p f l e g e " die U b e r s e t z u n g zweier Synodalvorschriften aus karolingischer Zeit, einen Abschnitt aus den „Kluniazenserbräuchen" und eine P a s s a g e aus den Wundergeschichten des Caesarius von Heisterbach nebeneinander, die nichts anderes als das Bild einer vollkommenen Caritasleistung des mittelalterlichen M ö n c h t u m s v o m 8. bis z u m 13. Jahrhundert vermitteln können. 4 3 Beispielhaft für die undifferenziert positive Sicht vieler H a n d b ü c h e r lassen sich die A u s f ü h r u n g e n von M a x H e i m b u c h e r anführen. In bezug auf die Cistercienser heißt es hier: „In gewissenhafter Pflege echt bernhardinischen Geistes und in genauer B e o b a c h t u n g der Regel verlebte der Cistercienserorden eine lange Blütezeit. Z u m allmählichen N i e d e r g a n g trugen bei: die Zunahme des Besitzes, der durch weitgehendste G a s t f r e u n d s c h a f t herbeigeführte häufigere Verkehr mit Weltleuten, das große abendländische Schisma . . . . A u c h auf das leibliche Wohl des V o l k e s war der O r d e n stets bedacht. Er zeichnete sich durch Wohltätigkeit gegen die A r m e n und durch G a s t f r e u n d s c h a f t a u s . " 4 4 D a ß Gerhard U h l h o r n als A b t von L o c c u m im Anschluß an die Beschreibung der cluniacensischen G a s t f r e u n d s c h a f t s - und Armensorgeaktivitäten auch die Cistercienser, in deren Klöstern „zahlreiche A r m e ... freundlich und reichlich v e r s o r g t " wurden, als „besonders eifrig ... in der Wohlthätigkeitsü b u n g " lobte, verwundert nicht. 4 5 D e m g e g e n ü b e r erscheint es erstaunlich, daß z u m Teil auch in neueren Uberblickswerken zur monastischen Geschichte mit keinem Wort die sowohl mentale als auch strukturelle Wende in der Geschichte des M ö n c h t u m s thematisiert wird, die sich im 12. Jahrhundert mit der Entstehung der M ö n c h s o r d e n abzeichnet. 4 6 T r o t z insgesamt kritischerer Sichtweise erscheint

42

Bd. 2: D i e Kulturarbeit des O r d e n s von seiner G r ü n d u n g bis z u m 12. Jahrhundert, übers, v. LUDWIG RÄBER, Einsiedeln - Zürich 1948, S. 37-52, spez. S. 44-48.

43

D i e M ö n c h s o r d e n , hrsg. v. ULRICH ZELLER (Teubners Q u ö l l e n s a m m l u n g für den Geschichtsunterricht 11/34) Leipzig - Berlin "1933, S. 11.

44

MAX HEIMBUCHER, Die O r d e n und Kongregationen der katholischen Kirche 1, Paderborn M ü n c h e n - Wien n^-Begriff wie ein Topos der Armensorgefinanzierung benutzt wurde, lassen noch über ein Jahrhundert später die .Consuetudines Fructuarienses' erkennen. 1274 In seinem Regelkommentar zitiert 1267

Kap. I,XIX, ed. E. F. REY, S. 45.

1268

Lib. 11,52, ed. M. HERRGOTT, S. 542-543: Super haec omnia de reliquiis ciborum ... Praebenda que integra ....

1269

Ebd.: Ea vero, quae ad altaria offeruntur; vgl. C. ELVERT, S. 399.

1270

Lib. 11,31, ed. M. HERRGOTT, S. 517: Nunc ut de ipso Apocrisiario aliquantulum a popularibus offertur decimum denarium & panes ex integro dat Eleemosynario.

1271

Einen ähnlichen Textbefund, das heißt eine bei Wilhelm ausführlich erörterte Beschreibung, die bei Ulrich und Bernhard und bereits im ,Liber Tramitis' nur dezent vorausgesetzt wird, stellt B. TUTSCH in bezug auf die Oblationen der Novizen fest (1998, S. 83-85. 87-88). Vgl. Wilhelm, Lib. 1,1, ed. M. HERRGOTT, S. 378; Ulrich, Lib. 11,1, ed. L. D'ACHERY, S. 669; Bernhard, Lib. 1,15, ed. M. HERRGOTT, S. 164-165; Liber Tramitis II,XVIII,143, ed. P. DLNTER, S. 207-208.

1272

Vgl. M. MOLLAT, S. 51; G. DEVALOUS, Bd. 1,S. 161.

1273

Kap. 1,13, ed. A. DAVRIL- L. DONNAT, S. 24: Ad illius obedientiam arum decimationis cuiusque fructus pendent.

1274

Vgl. in ablehnender Formulierung Kap. IIIa,VII,396, ed. L. G. SPÄTLING - P. DlNTER, S. 37: Nichil ex bis, quae camerarius ex conditione, ficto et reditibus terrae et rerum abbaciae recipit, decimatur in elemosinas pauperum per usum; positiv Kap. IIIa,X,402, S. 38: Elemosinarius recipit decimam omnium denariorum, qui veniunt monasterio de elemosinis; de reditibus et conditione rusticorum etplacitis nichil habet ...de lardo ... , de caseo, de piscibus, de agnis decimam habet; noch weiter zugunsten der

quo-

dicam, de hoc quod

quam dicunt portam

ecclesi-

282 Edmond Martène die nur fragmentarisch erhaltene Consuetudinesredaktion der Abtei S. Bénigne de Dijon aus dem 12. Jahrhundert, deren Eleemosynarkapitel deutlich auf die zugunsten der Armen vorgenommene Dezimierung von Getreide und Wein hinweist. 1275 Unmißverständlich legen auch die Marbacher Kanonikerstatuten die Finanzierung der Armensorgestätte durch Zehnteinnahmen fest. 1276 Mit allen Kräften sorgte auch der für seine Gastfreundschaft gerühmte Abt Aethelwig von Evesham nach Aussage der von seinem Nachfolger Thomas of Marlborough im 13. Jahrhundert verfaßten Abteichronik dafür, daß den Bedürftigen alles gegeben werde, was zu ihrer Versorgung zur Verfügung stand, so im besonderen auch die Zehnten. 1277 Wie Barbara Harvey verdeutlicht, wird die traditionell vorgegebene Finanzierung der Armensorge aus Zehnteinnahmen auch im späteren Mittelalter fortgeführt. 1278 Daß sich die Abtei Cluny von diesem traditionsvorgegebenen Finanzierungsmodell distanziert hätte, erscheint kaum denkbar.1279 Dennoch verdankt der Eleemosynar nach Aussage der Consuetudines den größten Teil seiner Ressourcen nicht etwa den Zehnteinnahmen, sondern der in Zehnteinkünfte votierend Kap. Illb,XVIII,949 der späteren Fassung, wobei ein besonderer Fortschritt darin besteht, daß der Eleemosinar auch ein Drittel der Wein- und Getreideeinkünfte aus dem Klosterdorf erhalten soll (S. 240). Vgl. G. DE VALOUS, Bd. 1, S. 166; J. FECHTER, S. 70 mit Anm. 38. 1275

Habet enim decimam totius annonae, quae defertur in granario, tarn deprope, quam de longinquo, & etiam de illa, quae relinquitur Decanis, vel propter sementem, vel propter illa quibus indigent: decimatur enim quando tota est insimul, tarn de illa quae defertur, quam de illa quae remanet. Eodem modo habet decimam totius vini, quo dictum est de annona (1690, S. 121; vgl. das Inhaltsverzeichnis bei

1276

Vgl. Kap. 129 §292, ed. J. SIEGWART, S. 233.

1277

C h r o n i c o n Abbatia de Evesham, ed. WILLIAM DUNN MACRAY (Rolls series 29) London 1863, S. 91. Vgl. zu Abt Aethelwig, unter dem die Abtei eine Blütezeit erlebte, PETER H . SAWYER, Art.: Aethelwig, in: LMA 1 (1980) Sp. 190; NLCHOLAS P. BROOKS, Art.: Evesham, in: LMA 4 (1989) Sp. 143-144.

1278

Grundsätzlich ist in dieser Zeit zwischen dem „ordinary income" der Armensorgeabteilung (S. 923) u n d den „special funds", den speziellen Stiftungen, zu unterscheiden, die sich für das ausführlich untersuchte Beispiel Westminster durch königliche Anniversarien mit riesigen Armenspeisungen auszeichneten (S. 24-30).

1279

Eine gegensätzliche Meinung vertritt W. WITTERS, der mit Befremden das Fehlen von Zehnten im Zusammenhang der cluniacensischen Armensorge feststellt (S. 209). Sollten die Cluniacenser in der Tat auf die traditionell der Gastfreundschaft verschriebenen Z e h n t e i n k ü n f t e verzichtet haben, hätten sich in der Konsequenz auch die sorgfältigen Argumentationsmuster, mit denen die Cistercienser im ExoPa ihre auf der Zehntablehnung basierenden Finanzierungsprobleme der Gastfreundschaft begründeten, schnell als gegenstandslos erwiesen. N i c h t die Spur einer Reaktion der Cluniacenser in dieser Richtung ist hingegen in der cisterciensisch-cluniacensischen Streitliteratur zu finden, die gerade in der Gastfreundschaftsfrage mit aller Ausführlichkeit geführt wurde. Im Gegenteil argumentiert Petrus Venerabiiis in den letzten Themenabschnitten der Ep. 28 hiervon unabhängig für die Rechtmäßigkeit der cluniacensischen Besitzungen, zu denen selbstverständlich auch decimae und oblationes zählen (XVIIII-XX, bzw. XVIII-XIX, ed. G. CONSTABLE, 1967, S. 56. 81-87; vgl. J. WOLLASCH, 1996, S. 272-273).

L. CHOMTON, S. 347).

283 Cluny zu einem Höhepunkt gelangten Überzeugung von der heilswirksamen Verbindung von individuellem Totengedenken und Werken der Caritas,1280 die die Lebenden im Sinne der Verstorbenen vollziehen. 1281 In über 170 mit der ausdrücklichen Intention pro remedio animae verbundenen cluniacensischen Schenkungsurkunden des 10. bis 12. Jahrhunderts k o m m t der feste Glaube an den in der zeitgenössischen Paränese immer wieder untermauerten biblischen Zuspruch der sündenvergebenden Kraft des Almosengebens z u m Ausdruck. 1 2 8 2 Wie den U r k u n d e n BB 2100 u n d BB 2882 zu entnehmen ist, war der für die Grundsatzüberzeugung stehende biblische Stellenkanon so bekannt, daß man sogar in formelhafter A b k ü r z u n g zitierte. 1 2 8 3 N e b e n Lk 11,41 (Date helemosinam et omnia munda sunt vobis) und Sir 3,33 (Sicut aqua extinguit ignem ita elemosina extinguit peccatum) zählt zu diesem Kanon auch die für die benediktinische Gastfreundschaftstheologie zentrale Identifikationsformel M t 25,40, 1284 die in der ,Vita S. Hugonis' des Hildebert von Lavardin auch als Motiv der Armensorge A b t Hugos hervorgehoben wird. 1 2 8 5 D a ß man die A r m e n als „intercesseurs privilégiés" erachtete, 1 2 8 6 ist besonders deutlich in den U r k u n d e n nachzuvollziehen, die konkrete Bestimmungen zur Armensorge verankern. 1 2 8 7 Die im ersten Chartular der Eleemosynaria von S. Martial de Limoges notierte Bemerkung, daß eine wohltätige Gabe, die an ein Kloster geschenkt werde, doch viel wirkungsvoller sei, wenn sie speziell an

1280

Vgl. J. WOLLASCH, 1986, der zusammenfaßt: „Wieder bezeugen diese Texte, wie vor allem aus den Verpflichtungen eines Konvents zum Totengedenken die durch den Elemosinar vorzunehmenden Leistungen für die Armen hervorgingen" (S. 989-990); vgl. DENS., 1979, S. 163; DENS., 1989, S. 165. Im gleichen Tenor formuliert A. ANGENENDT: „Cluny hat dann, wie schon bei den anderen Formen des Totengedächtnisses, ein H ö c h s t m a ß auch im Almosengeben angestrebt" (in: Memoria, S. 196). Ebenso hebt PIUS ENGELBERT die „Verbindung von Gebetsgedenken u. sozialcaritativer Leistung" hervor, die „typisch [ist] für die cluniazens. R e f o r m " (Art.: Cluniazensische Reform, in: L T h K 2 [ 3 1994] Sp. 1235-1236, Sp. 1235).

1281

Vgl. zur Geschichte der für das mittelalterliche Bewußtsein bestimmenden Verbindung von T o tengedenken u n d Armensorge J. WOLLASCH, 1985, S. 9-38; ARNOLD ANGENENDT, Theologie und Liturgie der mittelalterlichen Toten-Memoria, in: Memoria, S. 79-199, S. 196-198.

1282

Eine besonders ausdrucksstarke Formulierung enthält Ep. 110 des Petrus Damiani an Bischof Mainard von Urbino, ed. K. REINDEL, Bd. 1, S. 223-246.

1283

Bd. 3, S. 293; Bd. 4, S. 76; vgl. BB 527, Bd. 1, S. 513; BB 563, S. 544; BB 1565-1567, Bd. 2, S. 611613; BB 1731, Bd. 3, S. 3; BB 2731, S. 755; BB 2808, Bd. 4, S. 11; BB 3510, S. 629; BB 3679, Bd. 5, S. 32; BB 4235, S. 587; prägnant auch die Schenkung der spanischen Infantin Sancha an das Frauenpriorat Marcigny (JEAN RICHARD, Le cartulaire de Marcigny-sur-Loire [1045-1144]. Essai de reconstruction d'un manuscrit disparu [Analecta Burgundica] Dijon 1957, N r . 305, S. 182-183).

1284

Vgl. BB 2793, Bd. 3, S. 818.

1285

Vita sancti Hugonis Abb. Clun. authore Hildeberto episcopo Cenomanensi, ed. in: B.C., Sp. 413436, Sp. 417: Et quia legerat Christum dicentem. Quod vni ex minimis meis fecistis, mihi fecistis, eorum necessitatibus tanta consuluit instantia, ac si ipsam Christi constaret adesse personam. Quapropter maxima eum multitudo constipabat egenorum ....

1286

Vgl. M. MOLLAT, in: Il m o n a c h e s i m o , S. 197; J.-L. LEMAITRE, S. 469-470.

1287

Vgl. BB 2110 u n d 2112, Bd. 3, S. 298. 300; BB 3413, Bd. 4, S. 522-523; Cartulaire du prieuré de La Charité N r . LXXIX, ed. R. DE LESPINASSE, S. 176.

284 die Armensorgeabteilung des Klosters übertragen werde, spricht für sich.1288 Gegenüber Georges Duby, der die Rolle der Armen kritisch als die von „Figuren", von „Statisten ... in dem rituellen Schauspiel, dessen Bühne das Kloster ist," bewertet, warnt Klaus Schreiner davor, von einem „Heilsegoismus" zu sprechen, „der nur an die Rettung der eigenen Seelen denken läßt." 1289 Daß sich Mönche wie Laien spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts durchaus darüber bewußt waren, daß zum Almosen auch die entsprechende innere Einstellung gehörte, ist im Traktat ,De oratione, jejunio et eleemosyna' nachzulesen, der dem Cistercienser Gunther de Pairis zugeschrieben wird. 1290 Weniger abstrakt formuliert Caesarius von Heisterbach den Sachverhalt in einer Parabel, deren zentrales Motiv mehrmals auch in anderen Zusammenhängen wiederzufinden ist. 1291 Bereits Bischof Johannes von Salisbury wetterte gegen diejenigen Mönche, die aus materiellem Eigennutz auch denjenigen Schenkern Vergebungsversprechen zusagten, die keinerlei innere Reue zeigten. 1292

Die traditionelle monastische Praxis, das liturgische Gebetsgedenken durch die Speisung eines Armen mit der nach dem Tod eines Mönchs frei werdenden Präbende noch wirksamer zu gestalten, 1293 wurde bei jedem verstorbenen Mönch wie bei denjenigen Freunden, Verbrüderten und Wohltätern der Abtei eingehalten, denen die Leistungen des cluniacensischen Totengedenkens zugesichert worden waren.1294 Im Anschluß an die cluniacensischen Consuetudines der Hugo-Zeit definiert Joachim Wollasch die in älteren Consuetudines auch als iustitia bezeichnete praebenda als Tagesration eines Mönchs. 1295 Während hier von den praebendae integrae, inpane, in vino, in fabis & generalibus die Rede ist, 1296 legt Lan1288

E d . A . LEROUX - E. MOLINIER - A . THOMAS, N r . 4, S. 2: Si helemosyna

est quicquid

datur in

mo-

nasterio, quanto magis hoc quod confertur ad helemosynam monasterii ex qua totius religionis summa consistitur. 1289

G . DUBY, 1981, S. 36-37; K. SCHREINER, in: H i r s a u , S. 78.

1290

Lib. XIII,2-3, ed. PL212, Sp. 211-214.

1291

Vgl. Dialogus miraculorum, Dist. XII, 19, ed. J. STRANGE, Bd. 2, S. 329; J. WOLLASCH, 1986, S. 994.

1292

Policraticus VII,21, ed. C. C. I. WEBB, S. 195-196-.promittunt ueniam eo quod, sicutaqua ignem, ita elemosina peccatum extinguit. Penitentia numquam sera est, si tarnen uera.

1293

Vgl. Lib. 111,24 der Ulrich- wie Lib. 1,13 der Bernhard-Consuetudo (ed. L. D'ACHERY, S. 698; ed. M. HERRGOTT, S. 158: Item quotidie accipit quotquot Defunctorum Fratrum est Anniversarius, praebendas totidem integras). Daß auf jeden Fall die praebenda singulorum, also die dem einzelnen Verstorbenen zuzuordnende Präbende, ad eleemosynam zu geben ist, auch wenn das liturgische Anniversargedenken für mehrere Verstorbene gleichzeitig geleistet wird, betont Bernhard in Lib. 1,24 (S. 199). Mit der gleichen Intention beschreibt Wilhelm von Hirsau die vom Eleemosynar mit Hilfe des Lektors, des Armarius und des Cellerarius sorgfältig zu kontrollierende Realisierung der materiellen Anniversarleistungen, die ein lebensnahes Beispiel der klösterlichen Buchführung im endenden 11. Jahrhundert gibt (Lib. 11,52, ebd. S. 543).

1294

Vgl. Lib. I,V,43.2 des ,Liber Tramitis', ed. P. DLNTER, S. 58; danach besonders Lib. 1,24 und 1,26 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 199. 200; mit nur geringen Nuancierungen Lib. 111,29-31 und 111,33 der Ulrich-Consuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 702-703. Die hiervon nur wenig abweichende Perspektive der .Constitutiones Hirsaugienses' kommentiert JOACHIM WOLLASCH, Spuren Hirsauer Verbrüderungen, in: Hirsau, S. 173-193, S. 177-179.

1295

Vgl. J . WOLLASCH, 1986, S. 986; DENS., 1975, S. 2 7 9 - 2 8 0 ; DENS., 1979, S. 145.

1296

Ulrich, Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698; Bernhard, Lib 1,13. ed. M. HERRGOTT, S. 158.

285 franc in seinen .Decreta' konkret fest, daß der Eleemosynarius für jeden Verstorbenen mindestens 30 Tage lang panem unum cum potu et regularibus cibis erhalten soll. 1 2 9 7 Ähnlich präzis ist im zweiten Chartular der Eleemosynaria von Limoges bestimmt, daß dem Armensorger für jeden Verstorbenen unuspanis... cum I sextario de vino übergeben werde, wobei vom Capiciarius zusätzlich ein Denar und die Kerze für die Totenvigil beizusteuern ist. 1 2 9 8 Mit der Begründung, daß die den Mönchen zustehenden Pitanzen, die Zusatzgerichte, aus Kostengründen für die Praebenden nicht mehr mitgezählt würden, stellt Barbara Harvey für das spätere Mittelalter fest, daß die an die Armen ausgegebenen Portionen de facto nicht mehr der realen Tagesversorgung eines Mönchs entsprachen. In vielen Klöstern wurde nur noch Brot an die Armen ausgegeben. 1299

Hinzu kamen die von den cluniacensischen Äbten immer wieder vermehrten Totengedenktage, an denen besondere Armenspeisungen stattfanden. 1300 Spezielle Tage, die im Lauf des liturgischen Jahres der mit dem Totengedenken verbundenen Armensorge galten, sind nicht nur in Cluny und den Klöstern der Cluniacensis ecclesia, sondern auch in anderen mittelalterlichen Abteien bezeugt, wobei immer wieder die Pfingsttage, 1301 Allerheiligen und Allerseelen 1302 oder auch beson-

1297

Vgl. Kap. 113, ed. D. KNOWLES, 1967, S. 104.

1298

Ed. A. LEROUX - E. MOLINIER- A. THOMAS, S. 18.

1299

Vgl. B. HARVEY, S. 13-15.

1300

Vgl. die Statuten der Äbte Odilo, Hugo und Pontius, die in Folge bei G. CHARVIN, Bd. 1, S. 1519, ediert sind: Abt Odilo führte neben dem in Cluny mit einer Speisung aller supervenientes pauperes begangenen Allerheiligentag das am folgenden Tag zu begehende Allerseelenfest ein, das wie der Gründonnerstag mit großen Armenspeisungen verbunden war (vgl. Liber Tramitis I,XV,125.4; I,XIV,126; I,XV,138-139, ed. P. DLNTER, S. 186-187. 199-200; Lib. 11,32 der BernhardConsuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 353-354; Lib. 1,42 der Ulrich-Redaktion, ed. L. D'ACHERY, S. 664; vgl. J. WOLLASCH, 1996, S. 119-123; DENS., 1985, S. 22). J. WOLLASCH zufolge beziehen sich die einschneidendsten Veränderungen, die Odilos Nachfolger an den cluniacensischen Consuetudines vornahm, gerade auf die Erhöhung der Totengedenkleistungen (Hugues I er Abbé de Cluny et la mémoire des morts, in: Hugues de Semur, S. 75-92, bes. S. 84; vgl. A. KOHNLE, S. 46-47): So sind sowohl für den Pfingsttag als auch für den Montag nach der Pfingstoktav besondere Armenspeisungen angesetzt, die sich abermals durch die großzügige Ausgabe von Fleisch auszeichnen (vgl. Bernhard, Lib. 1,51, S. 246; Lib. 11,25, S. 334; Ulrich, Lib. 1,26, S. 657; Lib. 1,42, S. 664; dazu J. WOLLASCH, 1996, S. 162). In der gleichen Tradition steht das für Abt Pontius überlieferte Statut, das für alle cluniacensischen Dependenzen unter anderem bestimmt, am Allerheiligentag für jeden anwesenden Mönch drei Arme mit Brot und Fleisch zu versorgen. Treffend konstatiert somit J. WOLLASCH, daß sich „gerade die mit dem Totengedenken verbundene eleemosyna ... in Cluny wie ein roter Faden durch den Alltag des Jahres" zog (1986, S. 989).

1301

Vgl. z.B. Kap. VI,176 der ältesten Consuetudines aus Fleury, ed. A. DAVRIL, S. 116: Summo mane ad Primam debet thesaurarius centum pauperes procurare pane, vino, et came aut très minutas singulis dare; ebenso den .Rheinauer' Liber Ordinarius, ed. A. HÄNGGI, S. 168. 175.

1302

Vgl. ebd. S. 219; auch Kap. X,426 der .Consuetudines Floriacenses saeculi tertii decimi', ed. A. DAVRIL, S. 246: Dum cantatur missa elemosinarius debet dare elemosinam omnibus pauperibus de duobus modiis bladi quos conventus debet. Die hier angedeutete Tendenz einer begrenzten Summe bzw. auch die zu dieser Zeit verstärkte Umwandlung von Armensorgeleistungen in Geldzahlungen wird von B. HARVEY bestätigt (S. 23. 27).

286 dere Heiligenfeste genannt werden. 1303 Auch hielt man besonders verehrten Verstorbenen 1304 - vor allem den Äbten - ein Gedächtnis, das nicht nur mit der Speisung eines Armen, sondern mit der vielfachen Ausgabe von Armenportionen verbunden war.1305 Nicht zu vergessen bleibt, daß die hier aufgezählten Leistungen nicht nur am Todestag selbst, sondern bis zum siebten, zum dreißigsten wie an jedem Anniversartag wiederholt wurden. So differenzieren Bernhard und Ulrich zwischen den Präbenden, die der Eleemosynarius für die an einem Tag zu begehenden Anniversarien erhält, und denen, die ihm 30 Tage lang nach einem jüngst erfolgten Todesfall übergeben werden: Item quotidie accipit quotquot Defunctorum Fratrum est Anniversarius, praebendas integras ... praeter hoc pro quolibet Fratre nuper defuncto, qui professus est nostrae

1303

Das aus S. Martial de Limoges überkommene Beispiel erläutert J.-L. LEMAITRE, S. 466.

1304

Mit Abt Odilo, Kaiser Heinrich II., dem leonesischen König Fredelanus (Ferdinand I.), seiner Gattin (Sancha) und den spanischen Königen sind in Lib. 1,13 der Bernhard-Consuetudo hervorragende Wohltäter der Abtei genannt, für die täglich sichtbar eine Präbende am Haupttisch des Refektoriums bereitgestellt werden sollte (ed. M. HERRGOTT, S. 158; vgl. Lib. 111,24 der UlrichConsuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 158). In Lib. 1,51 erwähnt Bernhard (S. 246) auch für Kaiser Heinrich III. und die Kaiserinnen Agnes und Adelheid ein mit einer plena refectio der Brüder verbundenes Anniversar (vgl. A. KOHNLE, S. 48-49). D a ß die Anniversarleistungen mehrere Stufen umfassen konnten, die sich in der Hauptsache durch die liturgische Feierlichkeit und die Zahl der zu speisenden Armen unterschieden, hat Bernhard in einer der Zusatzbestimmungen in Lib. 1,74 niedergelegt (Nr. XXVII, S. 272). Ein Beispiel für die H ö h e der in diesen Zusammenhängen bereitgestellten Leistungen ist mit den in die Jahre 1090-1093 zu datierenden .Statuta Sancti Hugonis abbatis cluniacensis pro Alphonso rege Hispaniarum' gegeben, die bereits zu Lebzeiten Armenspeisungen für den König und seine Frau vorsehen (ed. H . E. J. COWDREY, 1978, S. 159-160; vgl. A. KOHNLE, S. 48; J. FECHTER, S. 86). T r o t z großer wirtschaftlicher Schwierigkeiten beschließt Petrus Venerabiiis voluntate et assensu nostrorum noch zu Ende seines Abbatiats die Verdoppelung der Anniversarleistungen für Mathilde, die Frau Kaiser Heinrichs V. und Tochter König Heinrichs I. von England (BB 4183, Bd. 5, S. 532-533): Ein Jahr lang sollten in Cluny zu ihrem Gedenken dreizehn Arme gespeist werden. Die Speisung eines Armen war den loca Cluniacensis congregationis auferlegt, in denen mehr als 13 Mönche lebten. Eine einmalige Speisung von 100 Armen sollte in den kleineren Dependenzen realisiert werden (ebd. S. 533). Weitere Beispiele großer Anniversarien nennt G. DE VALOUS, Bd. 1, S. 370.

1305

Da der Abt nach der Benediktsregel im himmlischen Gericht die Verantwortung für die Seelen seiner ganzen Klostergemeinde trägt (vgl. RB 2,6-7. 34. 37-40, ed. R. HANSLIK, S. 20. 25-27), wurden für seine Person besondere Gedenkleistungen als notwendig erachtet, die in den einzelnen Klöstern unterschiedlich gehandhabt wurden: Während Bernhard und Ulrich über die normale Praxis hinaus bestimmen, an den Anniversartagen zwölf Arme mit Brot, Wein und Fleisch im Hospiz zu versorgen (Lib. 1,25, ed. M. HERRGOTT, S. 199; Lib. 111,32, ed. L. D'ACHERY, S. 702), ist in den Consuetudines aus Bec zur Feier des Anniversartags Abt Herluins die Speisung von 100 Armen vorgesehen (Kap. XXVI,516, ed. M. P. DLCKSON, S. 212). N u r 50 Arme sollten hingegen während des feierlichen Anniversars anderer verstorbener Äbte des Klosters beköstigt werden (Kap. XXVI,517, ebd. S. 213). Die Zahl von 100 mit Brot, Wein, Fleisch oder Gemüse zu versorgenden Armen ist im gleichen Zusammenhang auch in den .Consuetudines Fructuarienses' genannt (Kap. Illa,1,328, ed. L. G. SPÄTLING - P. DLNTER, Bd. 2, S. 18; nahezu unverändert Kap. IIIb,1,762, S. 128). Für das in S. Martial de Limoges zu Ende des 12. Jahrhunderts begangene Jahresgedenken Abt Ademars eruiert A. SOHN die Zahl von 200 zu speisenden Armen (S. 230-231).

287 Congregationis, ubicumque obierit, praebendam integrum, per triginta ¿¿ei. 1 3 0 6 Bereits im ,Liber Tramitis' sind je nach Gruppe unterschiedliche Zeiten und Leistungen des Totengedächtnisses vorgesehen. 1307 Bis ins spätere Mittelalter hinein lassen die monastischen Consuetudines gerade in dieser Frage unterschiedliche Regelungen erkennen: So bestimmt Kapitel X X V I I der durch die Ulrich-Consuetudo geprägten Consuetudines aus Maillezais, daß am Tag nach der Beerdigung eines Mönches pro eo centum pauperibus eleemosyna panis et uini [datur] et inchoatur septenarium,1308 Noch in den .Statuta Casinensia' des 13. Jahrhunderts ist dem Cellerar auferlegt, den Armen pro anima cuiuslibet monachi morientis a die mortis sue usque ad centum dies iustitiam panis et vini et coquinam et de ovis sive piscibus partem unam omni die zu übergeben. 1309 Bei allen Unterschieden bleibt das grundsätzliche Prinzip der auf die verstorbene Einzelperson zurückweisenden Gedenkleistungen ausschlaggebend. Daß die Realisierung der hierzu veranschlagten Armenspeisungen nicht zuletzt von der Konventsgröße und der wirtschaftlichen Stabilität der Abteien abhängig war, liegt auf der Hand und wird in den Normbestimmungen zum Teil explizit berücksichtigt. 1310

A m Beispiel der Anniversarstiftungen der Äbte Hugo und Petrus Venerabiiis macht Joachim Wollasch auf die seit dem beginnenden 12. Jahrhundert zu beobachtende Notwendigkeit aufmerksam, die materiellen Leistungen durch spezielle Stiftungen abzusichern. 1311 Neben der „Buchführung", die in den Necrologien einiger cluniacensischer Priorate überliefert ist, 1312 spiegelt sich die Ernsthaftigkeit, mit der man die täglichen Gedenkleistungen zu realisieren suchte, besonders in der sorgfältigen Organisation, die die Cluniacenser zur möglichst schnellen und sicheren Verbreitung der Todesnachrichten etabliert hatten. Wie in der Bernhard-Consuetudo näher erläutert wird, steuerten die Beauftragten des Cellerars fünf logistisch günstige Verteilungspunkte an, über die die Nachrichten, für die ein entsprechendes Formular schon im ,Liber Tramitis' notiert ist, weitergeleitet werden. 1313 Noch ausführlicher schildert 1306

Lib. 1,13, ed. M. HERRGOTT, S. 158; vgl. Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698. Den Unterschied zwischen dem in Cluny durch das besondere liturgische Gedenken gekennzeichneten Septenarius und dem unter anderem die Zeit der materiellen Gedenkleistungen bestimmenden Tricenarius legt Bernhard in Lib. 1,24 seiner Consuetudines-Redaktion dar (ed. M. HERRGOTT, S. 198; vgl. Lib. 1,26, S. 200; Lib. 111,33 der Ulrich-Redaktion, S. 702-703). Die Kontrolle über alle tricenaria, vel septenaria, vel... anniversaria liegt, nach Bernhard, beim Armarius (Lib. 1,14, S. 163).

1307

Vgl. Lib. II,XXXV,207, ed. P. DLNTER, S. 285. Eine offensichtlich nur am Todestag sowie am siebten und am dreißigsten Tag nach dem Tod vorzunehmende materielle elemosina für einen verbrüderten Mönch ist neben dem kontinuierlicheren Meß- und Gebetsgedenken in der ebenfalls dem 11. Jahrhundert zuzuweisenden .Redactio Fuldensis-Trevirensis' notiert (XXII,71, ed. K. HALLINGER - M. WEGENER- C. ELVERT, 1984, S. 320).

1308

Ed. J. BECQUET, 1965, S. 26.

1309

1,67, ed. T. LECCISOTTI - C. W. BYNUM, S. 219.

1310

Vgl. Lib. 1,24 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 199; das Ende des Pfingststatuts Abt Hugos, ed. G. CHARVIN, Bd. 1, S. 17; zum Mathilden-Anniversar Anm. 1304.

1311

Vgl. DENS., 1996, S. 241-243.

1312

Vgl. J. WOLLASCH, 1975, S. 278-280; unter dem programmatischen Titel „Les obituaires, témoins de la vie clunisienne" DENS., 1979, S. 139-171; DENS., 1996, S. 128-133. 165. 237-244.

1313

Vgl. Bernhard, Lib. 1,6 ed. M. HERRGOTT, S. 149; Liber Tramitis II,XXXV,209, ed. P. DlNTER, S. 287.

288 Abt Wilhelm das System der Versendung, wobei er über die cluniacensische Vorlage hinaus hervorhebt, daß der Cellerar „eigens" für die Nachrichtendienste bestellte Famuli beschäftigt. 1 3 1 4 In den Statuten des Jahres 1200 ruft noch Abt Hugo V. zur „höchsten Sorgfalt" bei der Verbreitung der Brevia auf. 1 3 1 5 Innerhalb des Klosters hat der Hospitar für die Vermittlung aller eingegangenen Todesnachrichten zu sorgen, damit die entsprechenden Leistungen sofort beginnen können. Tatkräftig wird der für die Zählung der Armenspeisungen verantwortliche Armarius durch die schriftkundigen Pueri oblati unterstützt. 1 3 1 7 Damit auch nicht eine zu kommemorierende Person vergessen werde, erinnert Bernhard daran, daß der Eleemosynar täglich zwei Präbenden für diejenigen erhalten solle, von deren T o d man nicht wissen k ö n n e . 1 3 1 8 Wenig planmäßig und in Anbetracht des sonstigen Organisationsgrades des cisterciensischen Lebensalltags bezeichnend für die Wichtigkeit, die man den individuellen Totengedenkleistungen beimaß, erscheinen demgegenüber die in den ,Ecclesiastica Officia' niedergelegten Modalitäten, die darin bestehen, daß die vom Cantor geschriebenen Totenzettel vom Portarius den vorbeiziehenden Pilgerreisenden mitgegeben werden. 1 3 1 9 Obwohl sich mittlerweile auch bei den Cisterciensem wieder eher individuelle Formen des Gedenkens durchgesetzt hatten, ist diese Vorgehensweise noch im .Rituale Cisterciense' wiederholt. 1 3 2 0 Für die als Boten engagierten Pilger rentierte sie sich, wie Gregor Müller vermutet, möglicherweise dadurch, daß sie in den angesteuerten Abteien besonders gastfreundlich aufgenommen wurden. 1 3 2 1 An eine Kontrollmöglichkeit oder eine zeitliche Begrenzung des Übergabezeitraums war durch diese eher zufällige Art der Verbreitung jedoch kaum zu denken.

Vor allem die Verpflichtungen des Totengedenkens sorgten also dafür, daß der Eleemosynar in großer Regelmäßigkeit nicht zu unterschätzende Mengen von Grundnahrungsmitteln und Fleisch 1322 an die Armen ausgab. 1323 Einem Schlüssel1314

Vgl. Lib. 11,75-76, ed. M. HERRGOTT, S. 568.

1315

Ed. G. CHARVIN, Bd. 1, Nr. 5, Stat. 57, S. 51-52.

1316

Vgl. Bernhard, Lib. 1,9, S. 153; Lib. 11,77 der .Constitutiones Hirsaugienses', ebd. S. 568.

1317

Vgl. Bernhard, Lib. 1,14, S. 163; Lib. 1,27, S. 208; Lib. 1,73, S. 266.

1318

Vgl. Lib. 1,13, S. 158.

1319

E O X C V I I I , 3 5 , ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 286: Dehinc fiantplura tario distribuenda peregrinis. Vgl. E O X C V , 4 3 - 4 5 , S. 326.

1320

Vgl. Rituale Cisterciense, 1689, Lib. V,10, S. 372-374.

1321

Vgl. G. MÜLLER, V o m Sterbelager bis zum Grabe, in: C i s t C 27 (1915) S. 57-66. 126-131. 149-152.

brevia que

denturpor-

174-180. 191-198. 216-221. 240-245. 269-273. 284-289, S. 287. 1322

An dieser Stelle ist an das oftmals zitierte Beispiel der 17.000 Portionen Schinken zu erinnern, die nach Aussage Ulrichs von Cluny an einem Aschermittwoch des 11. Jahrhunderts an die Armen verteilt wurden (Lib. 111,11, ed. L. D'ACHERY, S. 692; vgl. J . WOLLASCH, 1985, S. 22-23). Die Grundwerte der cluniacensischen Gästeverpflegung werden in Kap. 4.3.3.3 nach Anm. 1752 genauer analysiert.

1323

Sicherlich an der Aussage der Quellen vorbei (obwohl gerade der „Blick in die Quellen" an mehreren Stellen der Ausführungen gefordert wird, z.B. S. 25. 27) geht F. STAAB, der aufgrund eines fehlenden „Salzehntkonzepts" in Cluny das „Versagen vor der Aufgabe einer kontinuierlichen karitativen Arbeit" feststellt (S. 31). Ihm scheint verborgen geblieben zu sein, daß die materielle Grundlage der Armensorge in Cluny auf ganz anderen Säulen, nämlich in erster Linie auf denen der Totengedenkleistungen stand, die Staab lapidar als „zusätzliche Tagesrationen an Anniversartagen" abqualifiziert (ebd.). Zudem ist auch für die Abtei Cluny mit einer über die konkret genannten Münzeinkünfte der Kirche hinausgehenden Einbeziehung von Zehnteinnahmen für die

289 begriff gleich z e i g t das i m E l e e m o s y n a r k a p i t e l U l r i c h s u n d B e r n h a r d s h o b e n e A d v e r b Semper

hervorge-

das a n g e s t r e b t e Ideal, die a r m e n G ä s t e z u j e d e r Z e i t a u s r e i -

c h e n d z u v e r s o r g e n . 1 3 2 4 D i e s e s s c h l ä g t s i c h a u c h in d e r b e i B e r n h a r d tierten G e w o h n h e i t des E l e e m o s y n a r s

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und

nächtlichen

R u h e - u n d G e b e t s z e i t e n z u s a m m e n m i t s e i n e n B r ü d e r n in d e r K l a u s u r z u v e r b r i n g e n . H i e r m i t s o l l t e selbst n a c h d e r K o m p l e t die a d ä q u a t e V e r s o r g u n g der A r m e r und Pilger gewährleistet

ankommen-

sein.1325

N i c h t o h n e G r u n d gilt C l u n y in d e n A u g e n d e r Z e i t g e n o s s e n w i e in d e r s p ä t e r e n L i t e r a t u r als d a s m o n a s t i s c h e A r m e n s o r g e z e n t r u m d e s M i t t e l a l t e r s , d e s s e n b e s o n d e r e B e s t i m m u n g b e r e i t s in d e r G r ü n d u n g s u r k u n d e v e r a n k e r t i s t . 1 3 2 6 B e v o r d i e in d e n , E c c l e s i a s t i c a O f f i c i a ' e n t h a l t e n e n

Finanzierungsgrundlagen

d e r c i s t e r c i e n s i s c h e n A r m e n s o r g e e r ö r t e r t w e r d e n , ist d i e F r a g e z u an w e n sich das V e r s o r g u n g s a n g e b o t

beantworten,

des c l u n i a c e n s i s c h e n E l e e m o s y n a r s

richtet

u n d w i e w e i t e s r e i c h t . A n e r s t e r S t e l l e s i n d h i e r d i e in d e r E l e e m o s y n a r i a 1 3 2 7 v e r pflegten U b e r n a c h t u n g s g ä s t e zu n e n n e n , d e r e n Z a h l im l e t z t e n D r i t t e l des elften J a h r h u n d e r t s auf ein s o l c h e s M a ß a n g e s t i e g e n w a r , d a ß i h n e n das einmal jährlich

Armensorgefinanzierung zu rechnen, ganz abgesehen davon, daß dieser „Zehnt von den Einkünften der Abteikirche als solcher" (ebd.) in Anbetracht der Tatsache, daß die cluniacensische Basilika zur Zeit der Consuetudinesabfassung im Begriff stand, zum größten Kirchenbau des Abendlandes zu werden, sicherlich nicht gering einzuschätzen ist. Recht unkritisch erscheint somit das uneingeschränkte Vertrauen, das F. Staab offenbar der Idungschen Polemik schenkt (ebd. S. 32). 1324

Vgl. Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698; Lib. 1,13, ed. M. HERRGOTT, S. 158.

1325

Vgl. ebd. S. 160. Das hier gezeichnete Ideal stimmt mit dem überein, das in Anbetracht der Versorgung der vornehmen Gäste für den cluniacensischen Hospitar bestimmend ist.

1326

Genauer dazu Kap. 4.3.3.1 nach Anm. 1542. An Formulierungen der Gründungsurkunde Clunys erinnert das überschwengliche Lob im Bericht über die Frankreichreise Petrus Damianis (De Gallica Petri Damiani profectione 13, ed. G. SCHWARTZ - A. HOFMEISTER, S. 1042). Schon E. MARTENE weist in seinem Regelkommentar zum Stichwort pauperes recreare (RB 4,14, ed. R. HANSLIK, S. 30; vgl. R B 53,15, S. 125-126) mehrmals auf die vorbildliche Armensorge Clunys hin, während cisterciensische Beispiele in diesem Zusammenhang vergeblich zu suchen sind (1690, S. 120-125). Während U. BERLIERE von den in Cluny und Hirsau zu erlebenden „Wundern der Caritas" spricht (1924, S. 117), hebt G. DE VALOUS die ungebrochene Kontinutät der cluniacensischen Caritas hervor (Bd. 1, S. 161). An der Armensorgepraxis will er die zwischen Cluny und anderen Klöstern herrschende Verbindung ablesen können (S. 162; ähnlich DENYSE RICHE, L'ordre de Cluny et la société médiévale rayonnement et adaption du X e - X I I I e siècle, in: Monachisme et technologie, S. 379-405, S. 381. 389. 393. 401). Nach B. K. LACKNER, der Hauptcharakteristika Clunys „in its rôle as a peace-maker and in its care of poor and pilgrims" sieht (S. 84; vgl. ebenso BASILIUS SENGER, Art.: Cluniazensische Reform, in: LThK 2 [ 2 1958] Sp. 1238-1240, Sp. 1239), betont J . WOLLASCH die Unvergleichlichkeit des cluniacensischen Engagements für die Armen (1996, S. 330). Selbst kritische Stimmen, so diejenige K. HALLINGERS, der den „ins Gigantische gesteigerten Armendienst" Clunys allein unter dem Stichwort „ganz großer Adelsstil" abhandelt (1980, S. 161), können an den praktischen Auswirkungen für die Armen kaum vorbeisehen.

1327

Vgl. zu den vom Eleemosynar genutzten Räumlichkeiten Kap. 4.3.3.2 nach Anm. 1657.

290 in H ö h e eines Denares ausgezahlte Wegegeld versagt bleiben mußte. 1328 Dazu kommen die im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Klöstern zahlreichen laikalen Mitarbeiter des Eleemosynars. Wie sein Amtskollege, der Hospitar, kann der cluniacensische Eleemosynar auf einen Helferkreis zurückgreifen, der nach der Ulrich-Redaktion aus sechs, nach der Bernhard-Redaktion aus fünf Famuli bestand. 1 3 2 9 Als , C h e f ' des Teams war der famulus major speziell für die Versorgung der Präbendarii, aber auch für die „anderen Armen und Pilger" zuständig. Sein Kollege, der Ostiarius Eleemosynariae domus, wurde im Zusammenhang mit der Pfortenorganisation Clunys erwähnt; den durch zwei Esel unterstützten Holzbeschaffungsdienst wie die Auslastung der auch in der ,Dispositio rei familiaris' genannten und offenbar in der Villa Clunys befindlichen Backöfen übernehmen die restlichen Famuli. 1330 Z u m Vergleich sehen sowohl Wilhelm von Hirsau, die .Consuetudines Fructuarienses' als auch die Sonder-Consuetudines des Eleemosynars von Limoges lediglich einen Famulus bzw. einen eleemosynarius laicus vor, wobei andere dem Chartular zugeordnete Stücke allerdings auf weitere Helfer der Eleemosynaria hinweisen. 1 3 3 1 A n drei Stellen des Eleemosynarkapitels der Consuetudines aus S. Bénigne ist zusätzlich zu den in der cluniacensischen Vorlage genannten famuli ein vice-elemosinarius erwähnt, der an die cisterciensische Amtsorganisation eines hauptverantwortlichen Amtsträgers, dem ein Stellvertreter zugeordnet ist, erinnert. 1 3 3 2 Eine ebensolche Disposition ist in den Consuetudines aus Maillezais zu beobachten, die gleichermaßen dem späteren 12. Jahrhundert z u z u o r d n e n sind. 1 3 3 3

Ebenso wurden die 18 Praebendarii, die ,Dauergäste' der Eleemosynaria, das ganze Jahr über im Kloster verpflegt. In die Tradition der für die spätantiken Bischofskirchen charakteristischen Armenmatrikel einzuordnen ist das Phänomen ortsansässiger ,Klosterarmer' seit dem frühen Mittelalter bezeugt. 1 3 3 4 Bereits Emile Lesne schätzte die Zahl der in Cluny ständig versorgten Armen, deren traditioneller Zwölfzahl im Abbatiat H u g o s weitere sechs hinzugefügt wurden, im Vergleich zu anderen Klöstern als besonders hoch ein. 1 3 3 5 Dies bestätigt sich durch einen Blick in die .Consuetudines Fructuarienses', die in der 1328

Bernhard, Lib. 1,13, ed. M. HERRGOTT, S. 157-158. Demgegenüber referiert Ulrich den noch in Lib. II,XXX,182 des ,Liber Tramitis' nachvollziehbaren Stand der Dinge (ed. P. DlNTER, S. 252; vgl. Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698). Die Tradition eines viaticum für die Klostergäste ist bereits in karolingischer Zeit bezeugt (vgl. J. M. BERGER, 1993, S. 99).

1329

Vgl. Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698; Lib. 1,13 ed. M. HERRGOTT, S. 158, wobei der Unterschied konkret darin liegt, daß nach Ulrich zwei Famuli zur Bedienung der zum Teil zur Eleemosynaria gehörigen O f e n abgestellt sind.

1330

Vgl. BB 4132, Bd. 5, S. 478.

1331

Ed. A. LEROUX - E. MOLINIER - A. THOMAS, S. 18; vgl. A. SOHN, S. 224-225; Consuetudines Fructuarienses I,XXVI,82, ed. L. G. SPÄTLING - P. DlNTER, Bd. 1, S. 72; 11,111,165, ebd. S. 167; II,V,192, S. 211.

1332

Kap. XLVI, ed. L. CHOMTON, S. 384-385; vgl. die Überschriften E O C X I I I I - C X V , E O CXVII, E O C X X , ed. D . CHOISSELET - P . VERNET, S. 64.

1333

Kap. XXIII, ed. J. BECQUET, 1965, S. 21: Hoc etiam pertinet ad officium eleemosynarii ganei ipsius, quem subeleemosynarius uocamus.

1334

Vgl. TH. STERNBERG, S. 19. 105-141. 164; M. MOLLAT, S. 43-44; DENS., in: II monachesimo, S. 203; O . G. OEXLE, in Sankt Elisabeth, S. 86; E. LESNE, S. 153-172; U. BERLIERE, 1931, S. 8. 42-45;

1335

Vgl. E. LESNE, S. 180; J. WOLLASCH, 1996, S. 115 mit A n m . 152.

W . WITTERS, S. 208; J. WOLLASCH, 1988, S. 196 mit A n m . 124; DENS., 1996, S. 115-116.

uel suffra-

291 Tat zwölf kontinuierlich zu versorgende Arme nennen, 1336 während die in weiten Teilen mit der cluniacensischen Bernhard-Consuetudo identischen Consuetudines aus S. Bénigne ganz auf die Erwähnung von Präbendarii verzichten. Merkwürdigerweise gehen auch die .Constitutiones Hirsaugienses' nicht auf diese besondere Gruppe von Klosterarmen ein, obwohl in der ,Vita Willihelmi' von einer Wunderheilung an einem Armen berichtet wird, qui per multos annos in elemosinaria domo decumbens. Obwohl gerade auch im Fall der Vita Wilhelms von Hirsau der „Legendenstil" zu beachten ist, scheint die Nebenbemerkung über die Langzeitinsassen der Armensorgestätte durchaus unverdächtig. Sie indiziert, daß die konstante Versorgung von Armen, die dem Kloster in besonderer Weise zugehörig waren, zur klösterlichen Normalität gehörte. 1337

Im Unterschied zu den supervenientes pauperes waren die Praebendarii, zu deren Verpflichtungen vor allem die Teilnahme an den nächtlichen Gebetszeiten zählte, 1338 in Cluny ortsansässig. Besonders deutlich wird die bereits im ,Liber Tramitis' dokumentierte Unterscheidung zwischen den örtlichen „Präbendarii" und den „vorüberziehenden Armen" im Eleemosynarkapitel Ulrichs. Seine Blickrichtung wandert von den peregrini supervenientes zu den XVIII. pauperes praebendarii, mit denen zusammen er die ebenso fest ansässigen Helfer des Eleemosynars vorstellt, und wieder hin zur Masse der supervenientes egeni.im Zur Veranschaulichung erinnert Ulrich im einzelnen an die Witwen, Waisen, Alten und Behinderten, die zu dieser Gruppe zählen. Er bestätigt hiermit die besonders von Joachim Wollasch und Otto G. Oexle hervorgehobene Sicht der mittelalterlichen Armut als „Phänomen, das ganz verschiedene soziale Gegebenheiten umfaßte", und von dem innerhalb kürzester Zeit jeder betroffen sein konnte. 1 3 4 0 Wie an der Terminologie der .Ecclesiastica Officia' beobachtet, wird durch das Partizip superveniens das Zufallsmoment unterstrichen, das diese Gästegruppe charakterisiert und das sie für die Gastgeber wenig berechenbar macht. Mit den „pensionnés", den Armen der Klosterumgebung, die gezielt von den saisonnalen Armenspeisungen profitierten, und den „gens de la route, ceux-ci vraiment déracinés" unterscheidet auch Georges Duby mehrere Armen-Gruppen innerhalb der cluniacensischen Quellen des endenden 11. Jahrhunderts. 1341 Wie in den .Consuetudines Fructuarienses' explizit vorgeschrieben ist, sollte an dreien dieser pauperes supervenientes und nicht etwa an den

1336

Vgl. Kap. Illb,XVIII,950, ed. L. G. SPÄTLING- P. DlNTER, Bd. 2, S. 241.

1337

Kap. 10, ed. W. WATTENBACH, S. 214; vgl. W. WATTENBACH - R. HOLTZMANN - F.-J. SCHMALE, T. 2, S. 390-391. Mit der Beobachtung, daß die in einer „Zwischenstufe" der Hirsauer Consuetudines sehr wohl noch erwähnten, dabei aber zur Handarbeit verpflichteten praebendarii von Wilhelm von Hirsau möglicherweise „nicht mehr nur als Kostgänger, sondern als fratres exteriores" aufgenommen wurden, bietet C. ELVERT eine plausible Erklärung für das Fehlen der Präbendarii in den .Constitutiones Hirsaugienses' (S. 399).

1338

Gleichermaßen ausführlich berichten Bernhard und Ulrich über die durch den Prior claustralis oder einen Beauftragten streng kontrollierte Verpflichtung omnibus nocturnis interesse, wobei eine Nachlässigkeit sofort dem Eleemosynarius gemeldet wurde und zum Verlust der täglichen Lebensmittelration führte (Lib. 1,13 und 1,3, ed. M. HERRGOTT, S. 159. 142; vgl. Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698).

1339

Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698.

1340

Vgl. J. WOLLASCH, 1975, S. 268-269; O. G. OEXLE, in: Sankt Elisabeth, S. 82; vgl. auch KLAUS MILITZER, Art.: Pauperes, in: LMA 6 (1993) Sp. 1829-1830.

1341

GEORGES DUBY, Les pauvres des campagnes dans l'occident médiéval jusqu'au XIII E siècle, in: R H E F 52 (1966) S. 25-32, S. 28.

292 ortsansässigen A r m e n das tägliche Mandatum vorgenommen w e r d e n . 1 3 4 2 Bewußt unterscheidet schon die englische .Regularis Concordia' zwischen denpauperes ... qui continuo in monasteriopascuntur den superuenientes

peregrini

pauperes,

und

wobei der konstitutive Unterschied darin besteht, daß drei A r -

men der erstgenannten Gruppe in bestimmter Ordnung von den Brüdern die F ü ß e gewaschen, die Fußwaschung der „vorüberziehenden armen Pilger" jedoch v o m A b t und hierzu ausgewählten Konventualen praktiziert werden sollte. 1 3 4 3

Zusätzlich zu der aus Brot und Wein bestehenden Grundversorgung erhielt der Eleemosynarius über den Cellerar und Granatarius an vier Tagen der Woche für die Präbendarii Bohnen. An den restlichen drei Wochentagen sollte er sie mit Kohl oder anderem Gemüse aus dem Garten versorgen, der möglicherweise eigens der Armensorgeabteilung zugeordnet war. Abgesehen von den besonderen liturgischen Verpflichtungen konnten die Präbendarii die Festtage des Jahres daran erkennen, daß sie statt der üblichen Bohnen Fleisch erhielten. Eine festgeschriebene Menge an Wollstoff zur Einkleidung der Präbendarii bekam der Eleemosynar zur Osterzeit; neues Schuhwerk wurde zu Weihnachten ausgegeben. 1344 Als letztem Aspekt der Amtsobliegenheiten des Eleemosynars sei seine Sorge für die armen Bewohner der villa Clunys in den Blick genommen. Ausführlicher als Ulrich stellt Bernhard den wöchentlichen Rundgang dar, den der Eleemosynar und seine Helfer unternehmen: 1 3 4 5 Reichlich mit Brot, Wein, Fleisch und anderen Bedarfsgütern versehen, 1346 kümmern sie sich speziell um die bettlägerigen Dorfbewohner, wobei Bernhard besonderen Wert auf den persönlichen Zuspruch und Trost legt. Dabei wird seine den weiblichen Bedürftigen gegenüber an den Tag gelegte Zurückhaltung durch die Famuli aufgefangen. D a ß dieses Beispiel der über das Kloster hinaus gezielt nach außen getragenen Armensorge die klösterliche Umwelt faszinierte und dementsprechend übernommen wurde, zeigt sich in den

1342

Consuetudines Fructuarienses I , X X V I , 8 2 , ed. L. G. SPÄTLING - P. DLNTER, Bd. 1, S. 72.

1343

Regularis Concordia X I I , 9 4 - 9 5 , ed. TH. SYMONS- S. SPÄTH, S. 1 3 8 - 1 3 9 .

1344

Alle Informationen sind im Eleemosynarkapitel Bernhards und Ulrichs wohlgeordnet zusammengefaßt: Vgl. Lib. 1,13, ed. M. HERRGOTT, S. 159; Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698; dazu J. WOLLASCH, 1996, S. 116. Die von H . C . PEYER im Zusammenhang mit der Hospitalentwicklung beobachtete allgemeine Tendenz einer zugunsten der lokalen Armenfürsorge zurücktretenden Gastfreundschaft für Fremde (S. 130) wird von B. HARVEY unterstützt, die eine mit fortschreitender Zeit zunehmende Konzentration auf die „institutionalized p o o r " , die unter eine bestimmte Ordnung gestellten ortsansässigen Armen, feststellt. Als Extrementwicklung schildert sie die Praxis der durch die M ö n c h e selbst vorgenommenen Auswahl derjenigen Armen, denen ihre Speisereste zukommen sollten (S. 1 6 - 2 0 ) .

1345

Bernhard, Lib. 1,13, ed. M. HERRGOTT, S. 159: Hoc quoque pertinet ad Eleemosynariam, hebdomada

totam villam perlustret, assumptis secum famulis suis, &pane

in aliis vasis, visitans illos, qui pauperes alicubi jacent aegroti...

ut semel in

& carne in cophinis, & vino

consolatur ipsos ... (vgl. Ulrich, Lib.

111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698; dazu J. WOLLASCH, 1986, S. 9 8 8 ; G. DE VALOUS, Bd. 1, S. 163; E. LESNE, S. 176). 1346

Ulrich nennt explizit n o c h Gewürze, die hier sicherlich ihrer medizinischen Wirkung wegen aufgezählt werden.

293 Consuetudines aus Hirsau 1347 und S. Bénigne de Dijon. 1348 Unter der Überschrift De Elemosinario zitiert Lanfranc von Canterbury in überarbeiteter F o r m allein diesen Aspekt des Eleemosynarkapitels Bernhards, was allerdings nicht zu dem Schluß führen sollte, daß er eine Auslagerung der Armensorgeaktivitäten des Kathedralklosters in die Stadt intendierte. 1349 Zwar engagierte sich Bischof Lanfranc durch zwei Hospitalgründungen in diesem Bereich sicherlich überdurchschnittlich; 1350 die Erwähnungen des Eleemosynars an anderen Stellen seiner Consuetudines lassen jedoch keinen Zweifel daran, daß er dem in Cluny gezeichneten Amtsprofil insgesamt folgte. 1351 Im Anschluß hieran ist noch in den Consuetudines aus Eynsham ein ausführlicher Abschnitt über die in Abstimmung mit Abt und Prior auszuübende .externe Armensorge' des Eleemosynarius zu finden, die als zusätzliches Engagement zu dessen innerklösterlichen Aktivitäten zu qualifizieren ist.1352 Die .Ecclesiastica Officia' berücksichtigen weder unterschiedliche Armengruppierungen, 1353 noch sind die einem cisterciensischen Portarius zur Verfügung stehenden Mittel mit denen des cluniacensischen Eleemosynars vergleichbar: An hervorgehobener Stelle sollten die traditionell am Tisch der Brüder gesammelten Reste die Gefäße des Portarius füllen, denen der Cellerar das seinige hinzufügte. 1354 Ohne Mengenangaben oder genauere Modalitäten zu skizzieren, verweisen

1347

V g l . L i b . 1,52, ed. M . H E R R G O T T , S. 5 4 4 .

1348

Vgl. Kap. XLVI, ed. L.

1349

V g l . K a p . 9 1 , ed. D . KNOWLES, 1 9 6 7 , S. 74.

1350

Vgl. mit den entsprechenden Angaben B.

1351

V g l . z . B . K a p . 32, ed. D . KWOWLES, 1 9 6 7 , S. 3 0 ; K a p . 4 1 , S. 3 7 ; K a p . 1 1 3 , S.

1352

Vgl. Kap. XVIII,3, ed. A. G R A N D S E N , S. 190-191; mit dem Hinweis auf das fast zeitgleiche Westminster-Customary B. H A R V E Y , S. 18. Ein bisher nicht thematisierter Aspekt zeigt sich in der dem Eleemosynarius auferlegten Diskretion bei der Verteilung der Wohltaten, die in dieser Form erstmalig eine Rücksichtnahme auf die Schamgefühle der Armen erkennen läßt (vgl. Kap. XVIIII,4, ed. A. G R A N D S E N , S. 192).

1353

Der synonyme Gebrauch der Begriffe pauperes und transeúntes könnte sogar dahingegend gedeutet werden, daß die Cistercienser zunächst ausschließlich die vorüberziehenden Armen, für die nicht in jedem Fall eine Übernachtung im Gästehaus zu gewährleisten war, im Blick hatten. Vgl. E O CXX,20. 26. 28, ed. D. C H O I S S E L E T - P. V E R N E T , S. 334-336.

1354

E O CXX,27, ed. D. C H O I S S E L E T - P. V E R N E T , S. 334: Qui solet etiam vasa sua ad colligendas reliquias ciborum in coquinam deferre et pulmenta defunctorum et cetera que cellerarius dederit in ipsis recipere. Auf die hier aufgeführten Präbenden ist in Anm. 1391 näher einzugehen. Bestätigend werden Refektoriumsreste, genaugenommen die „Reste der Reste", die der Cellerar dem Portarius überläßt, im Cellerarkapitel erwähnt: De reliquiis ciborum si quid necesse habuerit accipere potest: cetera vero portano relinquat (EO C X V I I . l l , ebd. S. 330). Noch die als Ergänzung der E O wahrscheinlich zur Mitte des 13. Jahrhunderts redigierten „Hausconsuetudines" der Mutterabtei Cíteaux bestimmen die Übergabe der Pitanzenreste in ein eigens hierfür bestimmtes Gefäß des Portarius (Consuetudines domus Cisterciensis, ed. B R U N O G R I E S S E R , in: A S O C 3 [1947] S. USUÒ, Stat. 76, S. 145).

CHOMTON,

S. 384.

HARVEY,

S. 20 mit Anm. 52-53. 104.

294 die ,Ecclesiastica Officia' schlicht auf die Verteilung dieser „Brote" an die Vorüberziehenden. 1355 Allein die Öffnungszeiten der Pforte geben dieser recht spontan wirkenden Aktivität des Portarius und seines Stellvertreters einen Rahmen, wobei eine Konzentration auf die Zeit nach der konventualen Hauptmahlzeit festzustellen ist.1356 Im Anschluß hieran sollen die im Refektorium gesammelten Reste an die Armen verteilt werden, wozu der Portarius die anstehende Gebetszeit verschieben kann. 1357 Dennoch soll er sich auch zu diesem Zweck nicht lange bei den Armen aufhalten oder gar näheren Kontakt zu ihnen aufnehmen, sondern paucis utens verbis et moderatis die begonnene Armenspeisung möglichst schnell zu Ende führen. Eine zweite Häufung von pawperes-Belegen innerhalb der cisterciensischen Consuetudines ist in Kapitel XXI Item de cena domini festzustellen. Wie in allen mittelalterlichen Klöstern sollte auch in den cisterciensischen der Gründonnerstag im Zeichen des mit einer besonderen Armenspeisung verbundenen großen Mandatums stehen. Im Gegensatz zu zahlreichen Tagen des liturgischen Jahres, die in den cluniacensischen Consuetudines im besonderen der Armensorge verschrieben sind, beschränken sich die ,Ecclesiastica Officia' auf den Gründonnerstag als den monastischen Armensorgetag schlechthin. 1358 Abgesehen von traditionell vorhandenen Nuancen, die die Zahl der Armen, 1359 die Orte, 1360 den genauen Zeitpunkt 1355

Vgl. E O CXX,20. 26, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 334.

1356

Vgl. E O CXX,28, ebd. S. 336; zu den Zeiten der Pfortenbesetzung Kap. 4.3.1.1 A n m . 289.

1357

Vgl. E O CXX,29, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 336.

1358

Vgl. KURT KÜPPERS, Art.: Gründonnerstag, in: LMA 4 (1989) Sp. 1752-1753; JOSEF A. JUNGMANN - HANS-JOACHIM SCHULZ - GEORG SCHREIBER, Art.: Karwoche, in: LThK 6 ( 2 1961) Sp. 4-9, Sp. 6-8. M. MOLLAT bezeichnet den Gründonnerstag treffend als „le sommet de la liturgie de la miséricorde" (in: Il monachesimo, S. 201). Die in der Bernhard-Consuetudo beschriebene Praxis der Ausgabe abgetragener Schuhe der Mönche an die A r m e n wird von M. SLNDERHAUF für die Michaelsabtei in Siegburg bestätigt: Hier wurden am Gründonnerstag auch Kleidungsstücke und andere Hilfsgüter an die A r m e n verteilt (S. 38. 95; vgl. Lib. 11,15, ed. M. HERRGOTT, S. 310; Ulrich, Lib. 1,12, ed. L. D'ACHERY, S. 650; Lib. 11,37 der .Constitutiones Hirsaugienses', ed. M. HERRGOTT, S. 525). H . GRIJGER (S. 227), F. HEAL (S. 235) u n d M. DICKS (S. 191 mit Anm. 32) legen dar, daß sich an dieser Tradition auch im späten Mittelalter u n d in der frühen Neuzeit nichts änderte. D e m Rechnungsbuch von Beaulieu ist zu entnehmen, daß dem Portarius am G r ü n d o n nerstag ein besonderes Brot zur Verfügung stand, dessen Gewicht und Zusammensetzung genauestens festgelegt war (Nr. 31, ed. S. F. HOCKEY, S. 174; vgl. N r . 77, S. 297).

1359

Zumeist sollte diese, wie in E O XXI,7 oder in Lib. I,VII,55.5 des ,Liber Tramitis' bestimmt, mit der Zahl der anwesenden Mönche übereinstimmen (ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 100; ed. P. DlNTER, S. 76). Darüber hinaus wollte man in Cluny während des Abbatiats Abt H u g o s stellvertretend für verstorbene Freunde und besondere Wohltäter weiteren A r m e n die Füße waschen (Bernhard, Lib. 11,15, ed. M. HERRGOTT, S. 310; vgl. Ulrich, Lib. 1,12, ed. L. D'ACHERY, S. 650; ebenso den .Rheinauer' Liber Ordinarius, ed. A. HÄNGGI, S. 117; J. WOLLASCH, 1996, S. 260; D . IOGNA-PRAT, 1992, S. 35). Im Statut A b t H u g o s für König Alphons von Spanien (vgl. Anm. 1304) wie in der ältesten Hugo-Vita findet diese Praxis Bestätigung (Gilo, Vita sancti Hugonis abbatis VIII, ed. H . E. J. COWDREY, 1978, S. 98-99: Tunc affluentem pauperum refectionem benefactoribus nostris adsignanter distribuera, cunctos memoriter absoluit).

295 der Fußwaschung 1361 oder die Menge der an die Armen gegebenen Münzen betreffen, 1362 weichen die in den ,Ecclesiastica Officia' geschilderten Abläufe nicht von früheren Consuetudines ab: Die Caritasdienste bestehen aus einer feierlicher als das tägliche Gäste- oder Armenmandatum gestalteten rituellen Fußwaschung, 1363 der eine größere Armenspeisung vorangegangen ist1364 oder nachfolgt. 1365 Wie für Cluny an hervorgehobener Stelle im Allerseelenstatut Abt Odilos bestimmt, 1366 sollten über die besondere Speisung derjenigen Armen, die zur Fußwaschung ausgewählt wurden, hinaus auch in den Cistercienserklöstern alle anderen vorüberziehenden Armen mit Brot und Wein versorgt werden. 1367 Ahnlich wie die Empfangsprozession bildet die auf die Armen ausgerichtete Gründonnerstagsliturgie ein zweites kontinuierliches Moment monastischer Gastfreundschaft und Armensorge. Nur in für sie zentralen Punkten akzentuieren die Cistercienser die Liturgie,1368 so vor allem in bezug auf die Organisation der Fußwaschung, die hier nicht vom Dekan, Cellerar, Gastmeister und Eleemo1360

Wie in E O XXI,9 oder in Lib. 11,15 der Bernhard-Consuetudo wählte man zumeist das claustrum, den Kreuzgang (ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 102; ed. M. HERRGOTT, S. 311-312); vgl. B. SCHNEIDER, 1960-1961, S. 213 mit Anm. 5; L. DOLBERG, 1891, S. 44-45.

1361

Vgl. TH. SCHÄFER, S. 47-49.

1362 w ä h r e n d in den cluniacensisch geprägten Consuetudines zumeist von zwei bis drei Denaren die Rede ist, fordert E O XXI, 17, daß a singulis fratribus singuli nummi singulis dentur pauperibus (ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 102; vgl. Kap. 111,40 der .Cluniacenses Antiquiores*, ed. K. HALLINGER - M. WEGENER- C . ELVERT, 1983, S. 82; Liber Tramitis I,VII,55.5, ed. P. DINTER, S. 76; Lib. 11,15 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 312; Lib. 1,12 der UlrichConsuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 651; Kap. 32 der .Decreta Lanfranci', ed. D . KNOWLES, 1967, S. 30; den .Rheinauer' Liber Ordinarius, ed. A. HÄNGGI, S. 121; Kap. LXIV der Consuetudines aus S. Bénigne de Dijon, ed. L. CHOMTON, S. 406). Unverändert verzeichnet noch die Tabula portarti des Account-Book von Beaulieu totidem denarios in Cena Domini ad mandatum quot sunt monachi in monasterio (ed. S. F. HOCKEY, N r . 31, S. 172). Parallel zur Frage der z u m Mandatum auszuwählenden A r m e n legt Kap. V,66 der .Regularis Concordia' die Entscheidung über die auszugebenden Münzen in die Hand des Abtes (ed. TH. SYMONS-S. SPATH, S. 112). 1363

Vgl. TH. SCHÄFER, S. 50. 52. 99; den Symbolgehalt betonen auch W. WITTERS, S. 202. 214: M. MOLLAT, in: Il monachesimo, S. 202; G. ZIMMERMANN, S. 123 mit Anm. 22.

1364

Vgl. z.B. Lib. 11,15 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 310; Kap. 29 der .Decreta Lanfranci', ed. D. KNOWLES, 1967, S. 29; Kap. LXIII der Consuetudines aus S. Bénigne, ed. L. CHOMTON, S. 405.

1365

So in E O XXI,21, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 102: Deinde deducantur pauperes ad cellam hospitum, ubi abbas cum coadiutoribus sui aquam fundat in eorum manibus acpostea reficiant\ vgl. G. MÜLLER, Almosenausteilung, S. 93; TH. SCHÄFER, S. 50.

1366

Vgl. Liber Tramitis I,XV,138, ed. P. DiNTER, S. 199.

1367

E O XXI,22, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 102: Et sciendum quod omnes supervenientes hac die pro reverentia dominici mandati caritative bora competenti sint refìciendi; wobei die spätere Redaktion genauer hinzufügt, daß die Armen pane etpulmento zu beköstigen seien.

1368

Vgl. Kap. 4.3.2.1 nach Anm. 979.

296 synar, 1 3 6 9 sondern, den cisterciensischen A m t s p r o f i l e n entsprechend, durch H o s pitar, Cellerarius und Portarius durchgeführt wird. 1 3 7 0 Sicherlich ist auch das Fehlen einer Missa peregrinorum oder Missa pauperum mit K o m m u n i o n oder Oblatenempfang 1 3 7 1 mit der cisterciensischen P r o g r a m m a t i k zu erklären, die Laien aus Kirchen und Oratorien fernzuhalten. 1 3 7 2 A u c h an diesem T a g sollten die Berührungsflächen zwischen M ö n c h e n und A r m e n möglichst nur punktuell sein. Während sich das im prämonstratensischen ,Liber Ordinarius' niedergelegte Gründonnerstagszeremoniell aufgrund seiner Orientierung an den .Ecclesiastica O f f i c i a ' nahtlos in die monastische Tradition einfügt, 1 3 7 3 zeigt ein Vergleich mit den frühen Kartäuserconsuetudines, daß sich die Eremiten selbst von diesem traditionellen A r m e n s o r g e t a g verabschiedet hatten: O f f e n s i c h t l i c h begingen die Kartäuser den G r ü n d o n n e r s t a g nur noch mit dem in den meisten monastischen C o n s u e t u d i n e s der A r m e n f u ß w a s c h u n g nachfolgenden Mandatum fratrum,1174 das hier allerdings allein der Prior an den M ö n c h e n und C o n v e r s e n ausübte. 1 3 7 5 A r m e Laien, die gespeist oder mit einer Fußwaschung bedacht würden, sind in den C o n suetudines G u i g o s nirgends erwähnt. D i e Ablehnung jeglicher besonderer A r m e n sorge im kartausischen D e s e r t u m bleibt somit in jeder Beziehung konsequent. 1 3 7 6 1369

Vgl. Lib. 11,15 der Bernhard-Redaktion, ed. M. HERRGOTT, S. 310; Kap. VI,84 der .Consuetudines Beccenses', ed. M. P. DICKSON, S. 44; Kap. 32 der .Decreta Lanfranci', ed. D . KNOWLES, 1967, S. 30; Kap. 11,111,164 der ,Consuetudines Fructuarienses-Sanblasianae', ed. L. G. SPÄTLING - P. DLNTER, Bd. 1, S. 164; Kap. L X I V der Consuetudines aus S. Bénigne de Dijon, ed. L. CHOMTON, S. 406; ebenso Kap. 122 §268 der Marbacher Statuten, ed. J. SIEGWART, S. 223.

1370

Vgl. E O X X I , 7 . 9. 14, ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 100-102; E O C X V I I I I , 8 , S. 332; G. MÜLLER, Gastmeister, S. 355.

1371

Vgl. B. SCHNEIDER, 1960-1961, S. 200. Bezeugt ist die Praxis einer Messe für die Armen bereits in den .Cluniacenses Antiquiores' 111,40, ed. K. HALLINGER - M. WEGENER- C . ELVERT, 1983, S. 75. Vgl. hiernach Liber Tramitis I,VII,55.2, ed. P. DLNTER, S. 74 (dazu J. WOLLASCH, 1996, S. 118; TH. SCHÄFER, S. 45); Lib. 11,15 der Bernhard-Redaktion, ed. M. HERRGOTT, S. 310; Lib. 1,12 der Ulrich-Redaktion, ed. L. D'ACHERY, S. 650; den .Rheinauer' Liber Ordinarius, ed. A. HÄNGGI, S. 117; die .Consuetudines Fructuarienses - Sanblasianae' 11,111,162, ed. L. G. SPÄTLING - P. DLNTER, Bd. 1, S. 160-161; Kap. L X I I I der Consuetudines aus S. Bénigne, ed. L. CHOMTON, S. 406; Kap. 122 §268 der Marbacher Statuten, ed. J. SIEGWART, S. 223.

1372

Genauer dazu Kap. 4.3.3.4.

1373

Fast wörtlich folgt Kap. X X X I V den Versen E O XXI,7-22 (ed. PL. F. LEFEVRE, 1941, S. 59-60); vgl. TH. SCHÄFER, S. 55.

1374

Vgl. E O XXI,28-43, ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 102-104; Lib. 11,16 der BernhardConsuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 313-315; Lib. 1,12 der Ulrich-Redaktion, ed. L. D'ACHERY, S. 651 (dazu J. WOLLASCH, 1996, S. 261-262); den .Rheinauer' Liber Ordinarius, ed. A. HÄNGGI, S. 122-123; allgemein TH. SCHÄFER, S. 56-57; zur Tradition des in einigen Consuetudines darüber hinaus bezeugten zusätzlichen Mandatum abbatis an ausgewählten Armen ebd. S. 47.

1375

Vgl. Kap. IV,22-23, ed. S C 313, S. 166-168; unverändert noch T . 1,13 der .Statuta Antiqua', ed. J . HOGG, 1989, S. 84-86.

1376

Gerade an Feiertagen hatten die Armen nach Kap. X L V I , 4 der ältesten Consuetudines nichts zu erwarten (ed. S C 313, S. 256).

297 Mehr als durch die Beschränkung der Tage großer Armenspeisungen ist die cisterciensische Armensorge durch ein anderes Moment der Reduzierung bestimmt, das abermals die kontinuierlich einzuplanenden finanziellen Mittel betrifft. Im konkreten Fall geht es um die wichtigste Einkunftsquelle des cluniacensischen Eleemosynars: die durch die täglich individuell zu kommemorierenden Verstorbenen bestimmte Zahl der Präbenden. Zeitgleich mit der ersten Niederschrift der ,Ecclesiastica Officia' wurde sie in Cluny auf 50 täglich auszugebende Armenportionen fixiert. Nach ausführlicher Argumentation, die in der Bemerkung gipfelt, daß die „Menge der Toten den Lebenden die Uberlebensmöglichkeiten nähme", legt Abt Petrus Venerabiiis sowohl in der .Dispostio rei familiaris Cluniacensis' als auch in seinen Reformstatuten nieder, daß die Zahl der täglich auszugebenden Präbenden auf 50 zu begrenzen sei. 1 3 7 7 Wie Joachim Wollasch betont, ergibt sich nach dieser Fixierung allerdings die immer noch nicht zu unterschätzende Mindestzahl von jährlich 18.250 Präbenden. 1 3 7 8 Darüber hinaus ist die in der Literatur oft wenig wahrgenommene Tatsache hervorzuheben, daß mit der Fixierung der täglich auszugebenden Armenportionen nicht etwa auch ein Zurückschrauben der Armensorgeaktivitäten Clunys im allgemeinen einherging: 1379 Sicherlich in direktem Bezug zum vorhergehenden Statut legt Abt Petrus fest, daß die vormals aufgeteilten Refektoriumsreste nunmehr insgesamt dem Eleemosynar zur Verfügung stehen sollen. 1 3 8 0 Mit der gleichen Tendenz werden in der ,Dispositio' die Einkünfte aus den beiden in der Villa Cluny befindlichen Öfen komplett an den Eleemosynar überwiesen. Daß man nicht daran dachte, die Zahl der 18 ständig versorgten Präbendarii zu verringern, ist des weiteren in der .Dispositio' angezeigt. Im Gegenteil sollte ihnen durch eine bestimmte Zuteilung an Bohnen und eine Qualitätsverbesserung ihres Brotes sogar eine üppigere Versorgung zuteil werden. 1381 Die Ergebnisse der archäologischen Forschung, die dem Abbatiat Petrus Venerabiiis' die Erweiterung und Ausschmückung des unter Abt Hugo begründeten doppelstöckigen Gästehauskomplexes an der Pforte durch einen möglicherweise mit einer Kapelle versehenen weiteren großen Hospitalflügel zuordnen, 1382 bestätigen die beobachteten Intentionen: Keineswegs wollte Abt Petrus die eindrucksvoll geschilderte turba hospitum und die „unbegrenzte Zahl an Armen", die den cluniacensischen Alltag zur Mitte des 12. Jahrhunderts in vielerlei Hinsicht bestimmte, beschränken. Vielmehr prägte die Suche nach effektiven Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der cluniacensischen Gäste- und Armensorgetradition sein Denken und Handeln, so z. B. die in der .Dispositio' beschriebene Veränderung der Brotgewichte und Qualitäten oder die neue Versor-

1377

Vgl. BB 4132, Bd. 5, S. 479; Stat. 32, ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 66-67; J. WOLLASCH, 1996, S. 236-237.

1378

Vgl. J. WOLLASCH, 1975, S. 281-282; DENS., 1979, S. 161-162; DENS., 1985, S. 23-24; DENS., 1988, S. 195-196; DENS., 1996, S. 209-210. 238-240.

1379

Vgl. GILES CONSTABLE, The monastic policy of Peter the Venerable, in: Cluniac studies, S. III/119-III/138, S. Ill/134: „But this was a prospective measure and did not reduce the amount of charity currently given at Cluny, which was in fact increased by Peter".

1380

Stat. 33, ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 67-68; Stat. 64, S. 96. Noch in den Reformstatuten Abt Hugos V. ist eindringlich gefordert, ut ea que remanserint pauperibus eroganda serventur, nullus aliquid de refectorio efferre presumat, quia rapinam committit (ed. G. CHARVIN, Bd. 1, Nr. 5, Stat. 24, S. 54).

1381

Vgl. BB 4132, Bd. 5, S. 478-480; J. WOLLASCH, 1996, S. 244.

1382

Vgl. K. J. CONANT, 1968, S. 110; DENS., Cluniac building during the abbacy of Peter the Venerable, in: Petrus Venerabilis, 1956, S. 121-127, S. 125; N. STRATFORD, 1992, S. 392-394. 397; M. PACAUT, 1986, S. 268.

298 gungsordnung für Gästepferde. 1383 Von Georges Duby wird dieses treffend als .traditionsorientiertes Krisenmanagement' charakterisiert. 1384 Daß in diesem System nach wie vor der unerschütterliche Glaube an die Wirkmächtigkeit der traditionellen Verbindung von Totengedenken und Armensorge eine zentrale Rolle spielte, bringt Petrus Venerabilis im Abschnitt Contra id quod dicunt, vivorum bénéficia nichilprodesse defunctis seines Traktats .Contra Petrobrusianos hereticos' zum Ausdruck. 1385 Über das konkrete Zeugnis der Stiftung seines eigenen Anniversars hinaus verschickte er die Todesnachricht seiner Mutter Raingardis an die Cluniacenserprioren, verbunden mit der Bitte, ut tricenarius missarum ei per loca ubi possibile fuerit persoluatur, et XIIpauperes reficiantur.ns6 Über die Maßnahmen, die Abt Petrus nach einer Vision zur Rettung der Seele König Heinrichs I. von England ergriff, berichtet Raoul de Sully: Aus tiefer Überzeugung heraus befahl er, eleemosynas, missas, tricenaria, et caetera bona, quibus peccatores soient juvari... per totum orbem in suis domibus pro rege augmentari, was nach Angaben der Vita schnell zum gewünschten Erfolg führte. 1387 Unter dem Titel De orationibus et eleemosynis ist noch zum Abschluß der Reformstatuten Abt Hugos V. ein allgemeines Gebetsgedenken des Ordens überliefert, das das Stipendium von 1000 Messen und 1000 Armenspeisungen vorsieht. 1388 Sicherlich ist Jean-Loup Lemaître zuzustimmen, der mit fortschreitender Zeit auch für S. Martial und Cluny eine Tendenz zu kollektiven Gedenktagen feststellt. 1389 Die wichtige Funktion, die man dort jedoch nach wie vor den in diesem Zusammenhang vorgenommenen Armenspeisungen zumaß, bleibt für das cluniacensische Mönchtum charakteristisch. 1390

Demgegenüber stand dem Portarius einer Cistercienserabtei aufgrund des dort gepflegten summarischen Gedenkens lediglich die symbolische Zahl von drei Präbenden pro Tag zur Verfügung. 1391 Diese Feststellung ist nicht neu, wenngleich 1383

Vgl. BB 4132, Bd. 5, S. 475-476. 478-481.

1384

Vgl. GEORGES DUBY, Le budget de l'abbaye de Cluny entre 1080 et 1155. Economie domaniale et économie monétaire, in: Hommes et structures, S. 61-82, S. 73-75. 79.

1385

Ed. J A M E S F E A R N S (CChr.CM 10) Turnhout 1968, S. 126-161, bes. die Abschnitte 211-215. 252262. 271-272, ebd. S. 126-128. 149-156. 160-161; vgl. D. I O G N A - P R A T , Ordonner et exclure, Paris 1998, S. 226-233.

1386

Ep. 52, ed. G. C O N S T A B L E , 1967, S. 152-153; vgl. D. 104; D. I O G N A - P R A T , La geste, S. 187.

1387

Kap.

13,

137-185,

BOUTHILLIER

-

J.-P. TORRELL,

ed. P L 1 8 9 , Sp. 2 5 ; vgl. F R A N Z N E I S K E , Vision und Totengedenken, in: FMSt S. 1 7 6 - 1 7 7 ; zur gewandelten Einstellung der Cistercienser ebd. S. 1 8 2 .

1986, S. 10320 (1986)

S.

1388

Ed. G. C H A R V I N , Bd. 1, N r . 5, Stat. 62, S. 52; vgl. F R A N Z N E I S K E , Frömmigkeit als Leistung? Überlegungen zu großen Zahlen im mittelalterlichen Totengedenken, in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 20 (1990) S. 35-48, S. 39.

1389

Vgl. J . - L .

1390

Vgl. G L L E S C O N S T A B L E , Commémoration and confraternity at Cluny during the abbacy of Peter the Venerable, in: Die Cluniazenser und ihr politisch-soziales Umfeld, S. 253-278.

1391

EO XCVIII,49 (D/L), ed. D. C H O I S S E L E T - P . V E R N E T , S. 288: Très prebende omni die in unaquaque nostri ordinis abbatia\ vgl. im Zusammenhang der Refektoriumsordnung EO LXXVI,17-18 (D/L) S. 226: due scutelle prius deferantur, una scilicet priori vel abbati si affuerit. Et post defunctis très, wobei die frühere Redaktion offensichtlich noch von einer dem einzelnen Verstorbenen zugeordneten Präbende ausgeht (altera defuncto, ebd. 228); EO CXX,27, S. 334: vasa ...ad colligendas reliquias ciborum ... et pulmenta defunctorum. Konsequenterweise fehlt im Kapitel über das jährlich begangene Gedenken für die parentes der Ordensmitglieder jeglicher Hinweis auf materielle Leistungen des Totengedenkens (EO XCVIIII, S. 290).

LEMAITRE,

S. 467. 469-470.

299 ihre Konsequenzen für die Armensorge der Cistercienserklöster erst von Joachim Wollasch adäquat aufgezeigt worden sind.1392 Darüberhinaus ist darauf hinzuweisen, daß sich die cisterciensische Praxis von zunächst noch vorhandenen individualisierenden Tendenzen erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts zum ausschließlich summarischen Totengedenken hin gewandelt hat.1393 Hierfür spricht auch die allmähliche Fixierung der für die jährlichen Sammelanniversarien verbindlichen Gedenktage. 1394 Der Ausstieg der Cistercienser aus dem sich immer schneller drehenden Karussell der materiellen, das heißt der in die Armensorge investierten Memorialleistungen hingegen war von Anfang an geplant, denn auch in den frühesten Zeugnissen ist an keiner Stelle dokumentiert, daß die Zahl von drei täglichen Präbenden überschritten worden wäre. Daß die Cistercienser auch angesichts zunehmender wirtschaftlicher Erfolge keineswegs zur traditionellen Praxis zurückzukehren gedachten, wird in der Ordensgesetzgebung immer wieder hervorgehoben. 1395 Selbst Kritik von eigenen Ordensbrüdern, die mit der traditionellen Vorstellung vertraut waren, daß gerade das durch Armensorge unterstützte individuelle Totengedenken ihr Seelenheil sichern könne, führte zumindest auf der normativen Ebene nicht zum Abrücken von der einmal getroffenen Entscheidung. 1396 1392

Vgl. auf das tägliche Kapitel bezogen schon EDMOND MARTENE, D e antiquis ecclesiae ritibus, Bd. 4, Antwerpen 1737, Lib. 1,5,XXXIII, S. 59: Cistercienses lib. us. c. 70. nullam videntur fecisse defunctorum specialem mentionem, sed generalem tantummodo; allgemein L. DOLBERG, 1895, S. 249250; G. MÜLLER, Sterbelager, S. 272-273; DENS., Almosenausteilung, S. 91-92. Vgl. J. WOLLASCH, N e u e Quellen, S. 230-232; DENS., 1975, S. 282-283; DENS., 1979, S. 164-165; DENS., in: Memoria, 5. 229-230; DENS., 1996, S. 243. Wie für das cluniacensische Totengedenken führt er als besonderen Spiegel der Praxis die Memorialüberlieferung an, deren Zeugnisse nicht mehr aus umfangreichen Totenbüchern bestanden, die die N a m e n der einzelnen Verstorbenen enthielten, sondern aus „Jahrtagsgedächtnis-Verzeichnissen der Abte und größten Wohltäter des O r d e n s " (1985, S. 25).

1393

Vgl. neben den in Anm. 1391 zitierten Passagen (dazu auch B. SCHNEIDER, 1960-1961, S. 93-94) besonders E O CXV,43 (T) mit der an den Armarius gerichteten Vorschrift, das Anniversar des verstorbenen Mönchs in kalendario zu notieren (ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 326).

1394

Vgl. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 432 mit A n m . 99 und S. 469 mit A n m . 253; R. AVERKORN, S.

7; FRANZ NEISKE, Cisterciensische Generalkapitel und individuelle Memoria, in: De ordine vitae, S. 2 6 1 - 2 8 3 , S. 2 6 5 - 2 7 3 . 1395

V g l . z . B . S t a t . 1 1 8 3 , 1 3 , e d . J . - M . CANIVEZ, B d . 1, S. 9 9 ; J . W O L L A S C H , 1 9 8 5 , S. 3 6 m i t A n m . 119.

O b w o h l sich mittlerweile andere Maßstäbe der cisterciensischen Armensorge etabliert hatten, verzeichnet noch die Pfortenabrechnung des Account-Book von Beaulieu sowohl auf der .Soll-' als auch auf der ,Ist'-Seite nicht mehr als die „drei täglichen Präbenden des Refektoriums" (Nr. 3 1 - 3 2 , e d . S. F . H O C K E Y , S. 172. 1 7 7 ) . 1396

Stat. 1180,8 weist darauf hin, daß offenbar von einem nicht unbeachtlichen Teil der Cisterciensermönche individuelle Gedenkleistungen eingefordert wurden (ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 87). Dist. 111,13 (12) der ältesten Kodifikationen und Dist. 111,18 der 1257er Kodifikation zeigen, daß das Problem noch zur Mitte des 13. Jahrhunderts nicht gelöst war (ed. B. LUCET, 1964, S. 46; ed. B. LUCET, 1977, S. 227). Wie B. SCHNEIDER ausblickhaft verdeutlicht, blieb das cisterciensische Generalkapitel bis zum Jahr 1601, als die Einzelpräbende für die Verstorbenen wieder eingeführt wurde, konsequent (1960-1961, S. 94). Bis heute sind Relikte der alten Verbindung von Totengedenken und Armensorge in den cisterciensischen Statuten verankert, die sich sicherlich nicht ge-

300 Normprägend ist auch in der ältesten Bernard-Vita berichtet, daß der Heilige zur Seelenrettung eines plötzlich verstorbenen Mitbruders zu „Gebeten" und „Meßfeiern" aufrief. 1397 V o n Armenspeisungen, die in ähnlichen Erzählungen cluniacensischer Prägung an dieser Stelle zu erwarten wären, ist keine Rede. 1398 Letztlich wurden auch die Zehnteinnahmen, aus denen Gastfreundschaft und Armensorge traditionell finanziert wurden, von den ersten Cisterciensern programmatisch abgelehnt. 1399 N u r konsequent erscheint es, wenn die ,Ecclesiastica Officia' auf einen speziell der Sorge für die armen Gäste zugeteilten Amtsträger verzichten, 1400 der als Eleemosynar in der Hierarchie der cluniacensischen Klosterämter mindestens so hoch einzuschätzen ist wie der Hospitar. Diese Wertung ergibt sich neben der Ausführlichkeit, mit der beide Amter in den Consuetudines des ausgehenden 11. Jahrhunderts behandelt werden, vor allem aus dem Bild, das der edierte Urkundenbestand der Abtei Cluny vermittelt, denn doppelt so häufig wie der cluniacensische Hospitar ist der cluniacensische Eleemosynar erwähnt. 1401 Die sechs zwischen 1136 und 1290 namentlich genannten Eleemosynare, die wie die Gastmeister konsequent als monachi, nicht aber, wie in Hirsau, eigens als sacerdotes gekennzeichnet sind, sind Jarento elemosinarius, der nochmals zusammen mit Martinus famulus elemosinarii erwähnt ist. 1402 Wenige Jahre später hatte Savariacus das Amt des Cluniacensis elemosinarius inne. 1403 Wenn es während des Abbatiats des Petrus Venerabiiis keinen zweiten Amtsträger gleichen Namens gegeben hat - was bei dem ungewöhnlichen Namen unwahrscheinlich ist - , hat Savariacus die Armensorgeabteilung von Cluny mindestens ein Jahrzehnt geleitet, denn in einer ins Jahr 1149 zu datierenden Urkunde nimmt er nochmals eine Zeugentätigkeit wahr. 1404 Der nächste urkundlich zu fassende Armensorger Clunys ist Henricus Lombardus, dessen Amtszeit in das letzte Drittel des 12. Jahrhunderts fällt. 1405 Einer Urkunde aus Paray-le-Monial zufolge hieß (einer) sein(er) Amtsgenüber der Kritik der Werkgerechtigkeit zu verantworten haben: So ist zum Tod eines Mönchs in den aktuellen Hausconsuetudines der Trappistenabtei S I e -Marie-du-Mont bestimmt: „Le monastère fait une aumône proportionnée" (1987, S. 18). 1397

Lib. I,X,47, ed. PL 185, Sp. 254: Et conversus ad orationem pro eo, et oblationem hostiae salutaris, aliquos etiam fratrum, quorum ampliorem noverat sanctitatem, eidem similiter subvenire monebat.

1398

Vgl. z.B. die in Anm. 1387 erwähnte Passage aus der ,Vita Pétri Venerabilis'.

1399

Vgl. Kap. 3.2 bei Anm. 52. Konsequent wird auch in der cisterciensischen Paränese immer wieder mit Nachdruck darauf Wert gelegt, daß Gastfreundschaft und Armensorge des Ordens nach dem Vorbild der Apostel auf eigener Hände Leistung basieren. So betont einer der berühmtesten Cisterciensertheologen des 12. Jahrhunderts, Abt Isaac von Stella: cum multo sudore laboremus, quod cum multa charitate donemus. Nutriamus etiam diligenter, quod tribuamus libenter. De nostro potius quam de alieno aedificemus Deo templum (Sermo L in natali apostolorum Petri et Pauli, ed. PL 194, Sp. 1858-1862, Sp. 1861).

1400

Vgl. J . WOLLASCH, 1986, S. 991.

1401

Vgl. zum Hospitar Kap. 4.3.1.2 bei Anm. 653.

1402

Vgl. BB 4053, Bd. 5, S. 408; BB 4056, S. 410. Ein weiterer famulus eleemosynarii, nämlich Thibaudus, ist für das Jahr 1188 in den Urkunden von La Charité bezeugt (ed. R. DE LESPINASSE, N r . LXXVII, S. 173).

1403

BB 4067, Bd. 5, S. 418; die Urkunde wird in das Jahr 1139 datiert.

1404

BB 4142, ebd. S. 489: Ex parte autem abbatis et conventus:...

1405

Vgl. BB 4244 (1173), ebd. S. 599.

Savericus

elemosinarius.

301 nachfolger Guillelmus Colongarius.1406 Heribertus de Revel und Hugo sind zu Anfang bzw. zu Ende des 13. Jahrhunderts als „Mönche und Eleemosynare Clunys" urkundlich erwähnt. 1 4 0 7 Mit Eldeboldus, dem Eleemosynar Abt Odilos, 1 4 0 8 und Ademar, dem Eleemosynar Hugos und späteren Abt von S. Martial de Limoges, ist an zwei weitere bekannte Amtsvertreter zu erinnern, denen zahlreiche weitere Nennungen cluniacensischer Eleemosynarii aus den Prioraten und Dependenzen zuzufügen sind: Mit den mindestens fünf oder auch sechs Eleemosynarii, die in den beiden Chartularen der Eleemosynaria von Limoges namentlich angesprochen sind, und mit Wichardus, dem aus der Umgebung des Klosters stammenden Eleemosynarius von Paray-le-Monial, sind die frühesten Belege in den zeitlichen Rahmen des Hugo-Abbatiats einzuordnen. 1 4 0 9 Bis zum Ende des 13. Jahrhunderts sind in über zehn weiteren Urkunden die Eleemosynarii der Klöster als vertrauenswürdige Zeugen oder Wahlgremiumsmitglieder dokumentiert: So für den Abbatiat des Abtes Pontius Bernardus helemosinarius aus Paray und Petrus eleemosynarius aus Marcigny. 1410 Pondus elemosinarius Balmensis ist für das Jahr 1149 bezeugt. 1 4 1 1 Für das letzte Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts finden sich in den Urkunden von La Charité drei (oder vier) Eleemosynare: Es sind dies Constantinus, der ehemalige Prior Guido und abermals Hugo}412 O b auch der im oben zitierten Rotulus des Jahres 1215 erwähnte Humbertus/Imbertus elemosinarius im Großpriorat an der Loire wirkte, ist nicht eindeutig zu entscheiden. Für seine dem Jahr 1245 zuzuordnenden Amtskollegen aus Figeac und Carrion hingegen fehlt die Namensüberlieferung. 1 4 1 3 Calsanus, helemosinarius von Moissac, und Arnaldus de Bruno, helemosinarius Leratensis, sind in der Wahlurkunde, die dem Jahr 1260 zugeordnet wird, genannt. Im selben Jahr war Guillelmus helemosinarius in Figeac. 1414 Für das Jahr 1295 ist mit Henricus, dem helemosinarius Moysiacensis, der letzte im edierten Urkundenbestand Clunys erwähnte Leiter der Armensorgeabteilung genannt. 1415 In einer wahrscheinlich ins endende 15. Jahrhundert zu datierenden Handschrift, die noch genauer als die an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert verabschiedeten Statuten eine für den Gesamtorden verbindliche Rangordnung niederlegt, wird der Eleemosynarius von Cluny deutlich vor dem Hospita-

1406

Ed. U. CHEVALIER, Nr. 221 (1180), S. 119-121; die Wahrscheinlichkeit, daß der im Anschluß an Beraldus, den Prior von Cluny, und die canterani und custodes ordinis genannte Guillelmus Colongarius, helemosinarius, das Amt des Eleemosynars von Paray-le-Monial innehatte, erscheint gering.

1407

Vgl. BB 5371, Bd. 6, S. 776; BB 4497, ebd. S. 51; der im selben Rotulus mehrmals genannte Hum[n]bertus elemosinarius, der wahrscheinlich mit Imbertus elemosinarius identisch ist, ist mit großer Sicherheit als Eleemosynar von La Charité anzusehen.

1408

V g l . J . WOLLASCH, 1996, S. 120.

1409

Vgl. Cartulaire du prieuré de Paray-le-Monial, ed. U. CHEVALIER, N r . 46-48, S. 29-31; D. POECK, 1998, S. 178; MARIA HILLEBRANDT, Le prieuré de Paray-le-Monial au XI ème siècle: Ses rapports avec le monde laïque et l'abbaye de Cluny, in: Paray-le-Monial. Actes du colloque 1992, Paray-leMonial 1994, S. 106-124, S. 110-111.

1410

E d . U . CHEVALIER, N r . 2 0 7 , S. 106; C a r t u l a i r e d e M a r c i g n y , e d . J . RICHARD, N r . 2 4 9 , S. 134.

1411

Vgl. BB 4141, Bd. 5, S. 488.

1412

Vgl. Cartulaire, ed. R. DE LESPINASSE, N r . LXXIX (1190), S. 176; N r . LXXVIII (1192), ebd. S. 174; N r . XLIII (1198), S. 115; Nr. CXII (1200), S. 199; N r . LXXIX, S. 173.

1413

Vgl. BB 4497; BB 4859, Bd. 6, S. 357-358; BB 4861, S. 360.

1414

Vgl. BB 5028, ebd. S. 493-494; BB 5031, S. 499.

1415

Vgl. BB 5429, ebd. S. 837.

302 rius genannt. 1 4 1 6 Zu verallgemeinern ist diese für eine stete Aufwertung des Eleemosynarenamtes sprechende Entwicklung allerdings nicht, denn sicherlich wurde das Ansehen, das man den einzelnen Klosteroffizialen entgegenbrachte, auch durch die lokale Prägung einzelner Klöster oder Regionen bestimmt: So erscheint in den Consuetudines des poitevinischen Klosters Maillezais der Hospitar aufgrund der ihm übertragenen Eigenständigkeit als der herausragende Caritas-Offiziale. Offenbar erachtete selbst der Consuetudinesredaktor die dem Hospitar zugestandenen Freiheiten als so weitgehend, daß er meinte, ihn an seinen Mönchsstatus erinnern zu müssen. 1 4 1 7 Wiederum anders stellt sich nach den Forschungen von Bonaventura Egger die Situation der Schweizer Priorate dar: D a hier das Amt des Hospitars nicht berücksichtigt ist, laufen alle Fäden der Gastfreundschaft beim Eleemosynar zusammen. 1 4 1 8 Für die Gesamteinschätzung, daß der Eleemosynar in den cluniacensisch geprägten Klöstern zu den wichtigsten und verehrtesten Amtsträgern zählte, erscheinen diese Beobachtungen jedoch unerheblich.

In bewußter Abgrenzung zur erlebten Praxis - denn deutlich verweisen die U r kunden von Molesme auf die Existenz eines Eleemosynarius 1419 - wird die cisterciensische Armensorge dem Portarius überantwortet. Wurde in der zur monastischen Caritasaktivität erschienenen Literatur bislang stets die Entwicklung von der karolingischen Pfortenorganisation 1420 hin zu einer eigenständigen Armensorgeinstitution in F o r m der Eleemosynaria dargestellt, 1421 ist für die mit den Cisterciensern zu beobachtende Weiterentwicklung der Schritt zurück zur traditionell an der Klosterpforte abgewickelten Armensorge hervorzuheben. Dieser wird in den Zeugnissen der cisterciensischen Erbauungsliteratur reichlich bestätigt. 1422 In 1416

Vgl. D o m ANGER, Les préséances dans l'Ordre de Cluny, in: RBén 36 (1924) S. 347-350, S. 350; G . D E VALOUS, B d . 2, S. 1 7 6 - 1 7 8 .

1417

Vgl. Kap. X X I I - X X I V , ed. J . BECQUET, 1965, S. 19-23; bes. Kap. X X I I , S. 20: Est autem positus Semper mansionarius in abbatia ....

dictuspre-

1418

Vgl. B. EGGER, S. 198-199.

1419

Vgl. mit den entsprechenden Stellenangaben des Chartulars von Molesme, das auch auf Präbendarii und Oblati hinweist: B. K. LACKNER, S. 229.

1420

D a ß Pforte und Portarius im frühen Mittelalter als die Zentrale aller Gastfreundschafts- und Armensorgeaktivitäten galten, ist besonders deutlich in Kap. 11,10 der .Consuetudines Corbeienses' Abt Adalhards oder im ,Breve memorationis' des Abtes Wala nachzuvollziehen (ed. J . SEMMLER, 1963, S. 373. 422). In beiden Texten ist dem (Senior-) Portarius die Leitung der Gäste- und Armensorge übertragen. Vgl. mit weiteren Quellenbeispielen E. LESNE, S. 116-126; W . WITTERS, S. 1 8 6 - 1 9 4 ; M . M O L L A T , S. 4 9 - 5 1 ; E . B O S H O F , 1 9 8 4 , S. 1 7 0 ; T H . STERNBERG, S. 1 0 2 .

1421

Vgl. unter der bezeichnenden Überschrift „Disparition de la .Porta',, W . WITTERS, S. 194-196; infolge des thematischen Schwerpunkts auch J . WOLLASCH, der allerdings auch feststellt, daß die „Cistercienser ... vielmehr wieder zur karolingerzeitlichen Praxis zurück [kehrten]" (1986, S. 984. 991).

1422

Bereits H.-M. D'ARBOIS DE JUBAINVILLE stellte zutreffend fest: „ O n ne donnait de secours aux pauvres qu'à la porte de l'abbaye" (S. 204). Aus der Vielzahl der (zumeist aus Quellen des späten 12. und 13. Jahrhunderts stammenden) Beispiele cisterciensischer Armensorge, die allesamt durch den Aktionsort Pforte charakterisiert sind, seien zwei Episoden aus Caesarius von Heisterbachs .Dialogus miraculorum' angeführt: Eine „unzählige Zahl an Armen vor den T o r e n " der Abtei Heisterbach schildert er im Zusammenhang mit den Maßnahmen gegen die Hungersnot des Jahres 1197 (Dist. IV,65, ed. J . STRANGE, Bd. 1, S. 233). Als besonderes Vorbild der monastischen simpli-

303 den normativen Quellen wird immer wieder transparent, daß die kontinuierlichen Hilfsangebote der Cistercienser nicht auf große Mengen von A r m e n zielten. Deutlich ist die .Aussage' der Jahresstatuten, die wie die frühen Cistercienserviten zum Thema der Sorge für die armen Gäste bis zum endenden 12. Jahrhundert nahezu schweigen und damit die uneingeschränkte Geltung der im Portariuskapitel der .Ecclesiastica Officia' niedergelegten Prinzipien nochmals bezeugen. Noch im 13. Jahrhundert verabschiedet das Generalkapitel Abwehrmaßnahmen, die dazu beitragen sollen, die Pforten der Cistercienserabteien von „gefahrbringenden Frauen" wie von herumlungernden Armen zu befreien. 1423 Mit besonderem Nachdruck versuchte man gerade während der Generalkapitelsreisezeit im September die Armen aus der Umgebung von Citeaux fernzuhalten. Das hierzu ausgesprochene Spendenverbot der in Richtung Citeaux strebenden Cistercienseräbte wurde dahingehend aufgefangen, daß am Eingang des Generalkapitels eine Sammelbüchse aufgestellt wurde, in der die wohltätigen Gaben, die die Abte normalerweise den Armen der Umgegend kredenzt hätten, gesammelt wurden. 1424 Im Gegensatz zur Möglichkeit, den gesammelten Spendenbetrag im Nachhinein an die Armen zu verteilen, sollte das Geld jedoch zur Unterstützung hilfsbedürftiger Cistercienseräbte verwendet werden. 1425 Diese Maßnahme erscheint nur konsequent, denn bereits in der ,Carta Caritatis prior' war in ähnlicher Wortwahl die materielle Unterstützung einer in Not geratenen Abtei durch die Ordensbrüder festgeschrieben worden. 1426 Von außen betrachtet besteht kein Zweifel, daß sich die Cistercienser - parallel zur allgemeinen Ordensgastfreundschaft - auch in der Sorge für die Armen zunächst auf die eigenen Mitglieder konzentrierten. Explizit fordert noch Statut 1282,4 die besondere Gastfreundschaft für die pauperes Ordinis, die aufgrund der Dispersion ihres Konvents oder durch andere Gründe zum Herumreisen gezwungen sind. 1427 Daß das cisterciensische Generalkapitel dennoch nicht auf ein nach außen gegebenes Zeichen der Armensorge verzichtete, ist der ältesten Kodifikation zu entnehmen, in der im Anschluß an Statut 1185,13 dem Portarius von Citeaux auferlegt wird, aus den Spenden, die zur materiellen Sicherung des Generalkapitels eingegangen sind, auch die „drei Teile für die Toten" zu finanzieren. 1428 Die umsichtige Formulierung könnte darauf hindeuten, daß er den Gegenwert der drei Armenportionen zunächst sammeln soll, um sie möglicherweise zu einem späteren Termin in Form von Kleidung und Schuhen an die Armen auszugeben. Im Gegensatz zu verderblichen Lebensmitteln konnte er diese Materialien auch nach Abschluß des Kapitels an die Armen verteilen. Der Intention, eine Ansammlung von Armen zur Zeit des Kapitels in jedem Fall zu vermeiden, wäre somit auch hier Rechnung getragen worden.

citas stellt er in Dist. VI,9 einen Mönch aus Porceto vor, der den Armen, die ante ostium monasterii naturaliter calent, dort den Rücken und die Haare zu waschen pflegte (ebd. S. 360). Über eine riesige Zahl von Armen, die während einer Hungersnot in Sachsen und Thüringen täglich adportam monasterii zusammenkam und über die Vorräte, die die Brüder auf Anordnung des Abtes trotz eigener Notlage auf wundersame Weise ad portam zusammentragen konnten, berichtet Kap. 2 der ,Miracia S. Volquini' (ed. F. WINTER, Bd. 1, S. 371-372). 1423

Vgl. Kap. 4.3.2.2 nach Anm. 1116.

1424

Vgl. Stat. 1240,10, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 2, S. 217-218; Dist. V,8 der im Jahr 1257 redigierten Kodifikation, ed. B. LUCET, 1977, S. 264.

1425

Vgl. Stat. 1260,10, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 2, S. 463.

1426

Vgl. CCpri VII,4, ed. J. BOUTON - J.-B. VAN DAMME, S. 95.

1427

Ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 3, S. 218.

1428

Ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 99. Gemeint sind nach wie vor die drei täglich zu leistenden symbolischen Präbenden, die „über den Haupttisch gegeben werden". Vgl. Dist. V,28 (27), ed. B. LUCET, 1964, S. 72; Dist. V,21 der folgenden Kodifikationen, ed. B. LUCET, 1977, S. 271; vgl. ebd. S. 117.

304 Lediglich in Krisenzeiten wollte man die selbst gesetzten Grenzen überschreiten: Ist bereits im Portariuskapitel der ,Ecclesiastica Officia' bestimmt, selbst Frauen aus der Nachbarschaft des Klosters zu Zeiten der Hungersnot nicht abzuweisen, 1429 läßt sich diese cisterciensische Großherzigkeit durch zahlreiche Viten und Miracula verfolgen. So ist in der ,Vita prima S. Bernardi' schon recht früh eine Beschreibung der auf wunderbare Weise bis zur nächsten Ernte ausreichenden Getreidevorräte überliefert, die in der vorösterlichen Fastenzeit an der Pforte von Clairvaux an die Armen verteilt wurden. 1430 Eine sicherlich auf dieser Grundlage aufbauende dramatischere und auf die Person Bernards zugespitzte Fassung bietet die um 1180 von Johannes Eremita redigierte ,Vita quarta S. Bernardi abbatis'. 1 4 3 1 O b die mit dem Hinweis auf eine große Hungersnot beginnende Episode auf einen konkreten Hintergrund abzielt, ist schwer zu entscheiden. Die spätere Vita legt die Jahre 1125-1126 nahe, für die O t t o G. Oexle eine überregionale Hungersnot nachweist. Jean-Baptiste Auberger hingegen weist auf den besonders harten Winter des Jahres 1129 hin, der die Clarevallenser zwang, alle aus guten Erntejahren zurückgelegten Ressourcen an die Armen auszugeben. 1 4 3 2 Während letztlich mit Gerhard B. Winkler festzustellen ist, daß „die Hungersnöte im Mittelalter eine chronische Angelegenheit waren, die sich in mehr oder weniger verheerendem Ausmaß alle drei oder vier Jahre wiederholten", bleibt sicher, daß die Geschichte weite Verbreitung fand und somit in jeder Beziehung vorbildlich wirkte. 1 4 3 3

Parallel gebaute Beispiele, in denen sich die Zahlen der mit Gottes Hilfe durch die Cistercienser geretteten Armen steigern, finden sich in der ,Vita S. Waltheni', 1434 in den ,Miracia S. Volquini' 1435 oder in den Begebenheiten, die Caesarius von Heisterbach in Distinktion IV seines ,Dialogus miraculorum' zusammengetragen hat. 1436 Bis heute werden sie in der Literatur meist glorifizierend als Indizien für die seit den ersten Anfängen große cisterciensische Armensorgetradition zitiert. 1437 Das segensreiche Engagement der Cistercienserklöster in Notzeiten soll hier in keiner Weise angezweifelt werden; in Anbetracht der bislang aufgezeigten normativen Linien der cisterciensischen Armensorge ist jedoch differenzierend darauf hinzuweisen, daß derartige ,Großereignisse' der Armensorge im ersten 1429

Vgl. E O C X X , 1 9 , ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 334.

1430

Vgl. Lib. I,X,49 ed. P L 185, Sp. 255.

1431

Lib. 11,6, ed. ebd. Sp. 531-550, Sp. 543; vgl. J . WOLLASCH, 1975, S. 283; A. H . BREDERO, 1996, S. 77.

1432

Vgl. J . - B . AUBERGER, S. 153; O . G. OEXLE, in: Sankt Elisabeth S. 88.

1433

Vgl. ebd. S. 1230; direkte Bezüge auf die Passage der Bernard-Vita zeigen sich z.B. in den Sonntagshomilien des Caesarius von Heisterbach, ed. ALFONS HLLKA, Die Wundergeschichten des Caesarius von Heisterbach, Bd. 1: Exempla und Auszüge aus den Predigten ( P G R G K 43) Bonn 1933, Nr. 138, S. 119.

1434

Vgl. Kap. IV,51-55, ed. ActaSS Aug. I, S. 261-262.

1435

Vgl. Kap. 2, ed. F. WINTER, Bd. 1, S. 371-372.

1436

Vgl. Dist. IV,65-67, ed. J . STRANGE, Bd. 1, S. 233-235.

1437

Vgl. schon A. MANRIQUE, Bd. 1, S. 162.170; ebd. Bd. 3, S. 315; M. H. D'ARBOIS DE JUBAINVILLE, S. 204-205; L. DOLBERG, 1895, S. 414-415; E. VACANDARD, Bd. 1, S. 535; F. WINTER, Bd. 2, S. 142143; G. MÜLLER, Almosenausteilung, S. 26-28; A. A. KLNG, S. 236; M . AUBERT, Bd. 1, S. 48-49.

305 Jahrhundert der Ordensgeschichte als Ausnahmen zu qualifizieren sind. Im Gegensatz zu ihren monastischen Vorgängern, deren Vitentradition - wie im übrigen auch die der Prämonstratenser 1438 - mit ähnlichen Erzählungen angereichert ist, 1439 setzten die Cistercienser nicht innerhalb eines hoch angesetzten Niveaus täglicher Armensorge zu Krisenzeiten besondere Höhepunkte; ihr Engagement beschränkte sich auf ebendiese Krisenzeiten. 1440 Gemessen an den Möglichkeiten der relativ sicheren cisterciensischen Wirtschaft ist diese Strategie als äußerst effektiv zu bewerten. 1441 Daß die Cistercienser auch darüber hinaus nach innovativen Wegen suchten, ihre Armensorge für alle Beteiligten zu optimieren, ist in der ,Vita S. Stephani Obazinensis' angedeutet: Für ihre Versorgung während einer Hungersnot hatten die Bewohner der Umgebung bei klösterlichen Baumaßnahmen mitzuhelfen. 1442 Eine in der Tabula Portarii des Account-Book von Beaulieu niedergelegte Bestimmung zeigt, daß man diese Art der Armensorge zum Prinzip erhoben hatte: Während der Erntezeit sollten die Wohltaten an der Pforte nur an besonders schwache Pilger ausgegeben werden; alle arbeitsfähigen armen Gäste mußten sich Unterkunft und Verpflegung offensichtlich erst als Saisonarbeiter verdienen.1443 O b sich möglicherweise auch hinter den wenigen in den frühen CistercienserViten niedergelegten Armensorgezeugnissen ein Konzept verbirgt, das mit den organisatorischen und in der Frühphase des Ordens auch quantitativen Rückschritten übereinstimmt, kann hier nur als Vermutung geäußert werden. Sicherlich darf der C a r i t a s - T o p o s in keiner mittelalterlichen (Heiligen-)Vita gänzlich fehlen. So bleiben insbesondere die Wohltaten, die ein A b t , gleich welcher monastischen Richtung er zuzuordnen

1438

So berichtet z.B. Kap. 17 der ,Vita N o r b e r t i ' von einem „Abschiedsgeschenk" N o r b e r t s an seine Brüder in P r e m o n t r e , das dazu verwendet werden sollte, „die Zahl von 4 0 0 A r m e n , die er in Zeiten des H u n g e r s speiste, in seinem N a m e n u m weitere 120 A r m e " zu erhöhen (ed. R. WLLLMANS- H . KALLFELZ, S. 5 1 8 - 5 1 9 ) . Ein .traditionelles B r o t w u n d e r ' in der Zeit der auch in Westfalen um sich greifenden H u n g e r s n o t des Jahres 1125 enthält Kap. 3 der Vita des Grafen Gottfried von C a p p e n berg (ed. PH. JAFFE, S. 5 1 7 ) .

1439

Vgl. M. MOLLAT, in: II monachesimo, S. 1 9 3 - 1 9 4 . 2 0 8 - 2 0 9 ; J. WOLLASCH, 1979, S. 164; DENS., 1996, S. 1 1 6 - 1 1 7 , mit dem Beispiel der Odilo-Vita Jotsalds. Das Beispiel Wilhelms von Dijon kommentiert L. CHOMTON, S. 126; vgl. dazu auch E. SACKUR, Bd. 1, S. 2 1 5 - 2 1 6 . Ähnliche E p i s o den enthalten Kap. 15 der Vita Wilhelms von Hirsau (ed. W . WATTENBACH, S. 2 1 6 ) oder Kap. 13 der Vita A b t Erminolds v o n Prüfening (ed. PH. JAFFE, S. 4 8 8 ) .

1440

Vgl. J. WOLLASCH, 1985, S. 2 5 .

1441

Vgl. L. HARDICK, S. 138.

1442

Lib. 11,20, ed. M. AUBRUN, S. 132: Habebat

eos pro solo pane ... ; vgl. B. BARRIERE, 1977, S. 133.

N r . 31, ed. S. F . HOCKEY, S. 174: A prima

eciam die qua in grangiis nostris meiere

1443

ad finem

dictarum

messionum

non consuevit

peregrinis

senibus pueris etaliis debilibus,

dictus portarius

conferre

qui illo tempore nequeunt

elemosinam

laborare.

incipimus nisi

usque

transeuntibus

306 ist, den Armen auf Reisen spendet, in keiner Lebensbeschreibung unerwähnt. 1 4 4 4 D e n n o c h scheinen sich, was die innerhalb des Klosters ausgeübte Armensorge betrifft, erst spätere Viten cisterciensischer Abtspersönlichkeiten den .Spitzenbeispielen' des traditionellen M ö n c h t u m s anzugleichen, die sich in der Vita des Abtes Wilhelm von Hirsau oder in den Viten der fünf großen cluniacensischen Abte präsentieren. 1 4 4 5 Zumindest enthält die ,Vita prima S. Bernardi' auffällig wenige Rekurse auf die Armensorge: In Liber 1,11,5 ist die „heimliche Eleemosyna" erwähnt, die Bernard bereits als Kind übte. Bereits erörtert wurde, daß das in Liber I,X,49 dokumentierte Krisenengagement der Abtei Clairvaux (noch) nicht direkt mit dem Heiligen in Verbindung gebracht wird. Auch die in Liber IV,IV,28 verschriftlichte Wundergeschichte, die in einem Nebensatz an die zu unterstützenden Armen erinnert, kann kaum als Indiz für die besondere Armensorge Bernards in Clairvaux gedeutet werden. 1 4 4 6 Ebenso legt die von Kolumban Spahr als „eine der ältesten u n d bedeutsamsten Viten der Zisterzienser" charakterisierte Vita Christians von A u m ö n e den Schwerpunkt eindeutig auf die asketisch-heiligmäßigen Lebensprinzipien des Seligen. 1447

Grundlage dafür bildet die Beobachtung, daß in der ,Vita prima' als Ideale der christlichen Armensorge nicht etwa Bernard selbst oder die clarevallensischen Mönche, sondern Laien vorgestellt werden. Neben dem Beispiel der BernardMutter Aleth 1448 tritt hier die breit angelegte Eulogie auf den Grafen Theobald von der Champagne in den Blickpunkt, der sich als wahrhaft christlicher Fürst den Armen gegenüber so verhält, wie es in den cluniacensischen Consuetudines für die Caritasamtsträger aufgezeichnet ist:1449 Per se ipsum besucht, tröstet und speist er die Armen in den Xenodochien; unter organisatorischer Leitung zweier von ihm herbeigerufener Prämonstratenser, die wie der cluniacensische Eleemosynar sein gesamtes Territorium abschreiten und die dort lebenden Armen mit allem N o t 1444

Vgl. nur Kap. 11,16 und 11,19 der ,Vita sancti Maioli*, ed. D. IOGNA-PRAT, 1988, S. 234-235. 238239; Kap. 13 der ,Vita domni Willelmi abbatis' des Rodulf Glaber, ed./trad. NEITHARD BULST JOHN FRANCE - PAUL REYNOLDS ( O M T ) O x f o r d 1989, S. 294; Lib. 11,11 der ,Vita S. Odilonis abbatis' des Jotsald, ed. P L 142, Sp. 924; Kap. 5 und 43 der ,Vita sancti Hugonis abbatis' Gilos, ed. H . E. J. COWDREY, 1978, S. 53. 83; Kap. 9. 18-19 der Vita Wilhelms von Hirsau, ed. W. WATTENBACH, S. 214. 217-218; Kap. 12 der Vita des Petrus Venerabiiis, ed. P L 189, Sp. 25; Lib. IV,VIII,50 der ,Vita prima S. Bernardi', ed. PL 185, Sp. 349-350; Lib. 11,52 der ,Vita S. Stephani Obazinensis', ed. M. AUBRUN, S. 178. In Kap. 1,12 der .Consuetudines Floriacenses Antiquiores' (ed. A. DAVRIL - L. DONNAT, S. 21), in Kap. XXIII der Consuetudines aus Maillezais (ed. J. BEQUET, 1965, S. 22) und in Lib. Illb,1,754 der .Consuetudines Fructuarienses-Sanblasianae' (ed. L. G. SPÄTLING - P. DINTER, Bd. 2, S. 126) sind die genaueren Modalitäten in die klösterlichen Lebensgewohnheiten eingegangen.

1445

Vgl. M. MOLLAT, in: II monachesimo, S. 213; zu den zentralen Passagen der cluniacensischen AbtsvitenJ. WOLLASCH, 1996, S. 39.116-117; B. EGGER, S. 194-195; J. FECHTER, S. 57. 61. 74. 86. 89.

1446

Ed. PL 185, Sp. 229. 255. 337.

1447

Vgl. Kolumban Spahr, Art.: Christian, in: LThK 2 ( 2 1958) Sp. 1122; ed. JEAN LECLERCQ, Le texte complet de la vie de Christian de l'Aumone, in: AnBoll 71 (1953) S. 21-52.

1448

Vgl. Lib. 1,1,1, ed. P L 185, Sp. 227; Lib. 1,11,5, ebd. Sp. 229-230; mehr noch Lib. 1,5 der ,Vita quarta', ebd. Sp. 537.

1449

Vgl. Lib. II,VIII,52-53 der /Vita prima', Sp. 299-300; dazu G. ÜUBY, 1981, S. 99; M. G. NEWMAN, S. 173-182; zur Person Theobalds P. DLNZELBACHER, S. 252-259.

307 wendigen versorgen, verwandelt sich sein Hof in eine große Gäste- und Armenversorgungsstätte, in der auch Mönche und Religiösen hervorragend beherbergt werden. Höchst freigebig öffnet er seine Getreidespeicher zur Zeit der Hungersnot. Die umfassende Güte, die er den Leprosen entgegenbringt, wird auch durch Caesarius von Heisterbach gewürdigt.1450 Als benefactor ordinis nostri und piuspater pauperum ist er in den Necrologien von Citeaux und Premontre eingetragen.1451 Daß Graf Theobald diesen Wandel zum Guten 1452 allein nach der mehrmaligen und intensiven Ermahnung durch den hl. Bernard vollzieht, dem er „seine Seele anvertraut hatte", erweist sich als die Hauptintention dieser Passage, an der das von den Cisterciensern forcierte Ideal Konturen gewinnt: 1453 Die selbst asketisch und zurückgezogen lebenden Mönche sollen durch spirituellen Rat und geistliche Unterstützung die Mächtigen der Welt dazu ermuntern, die Versorgung der Armen zu übernehmen. Weitere Ermahnungen Bernards in dieser Richtung sind in mehreren seiner Briefe dokumentiert. 1454 Zweifellos ist die Grundidee des hier entwickelten und seit jeher von Kirchenvertretern an die Mächtigen gerichteten Aufrufs zu caritativem Handeln auch in älteren, besonders in cluniacensisch geprägten Idealbildern mittelalterlicher Armensorge dokumentiert. 1455 Wie nicht zuletzt die zahlreichen Schenkungen anzeigen, die mit ausdrücklicher Dedikation an die Armen den cluniacensischen Klöstern übertragen wurden, sahen die Laien ihren mit dem Ziel himmlischen Lohns vorgenommenen Beitrag zur Armensorge

1450

Vgl. Dialogus miraculorum, Dist. V I I I , 3 1 , ed. J. STRANGE, Bd. 2, S. 105; ebenso N r . 2 4 der H o m i lien, ed. A . HLLKA, S. 76.

1451

Obituaires de la Province de L y o n , Bd. 2, ed. JAQUES LAURENT - PlERRE GRAS (Recueil des historiens de la France, Obituaires 6) Paris 1965, S. 6 0 8 - 6 2 2 , S. 6 1 2 ; vgl. Stat. 1183,21, ed. J . - M . CANIVEZ, Bd. 1, S. 94; L'obituaire de l'abbaye de P r e m o n t r e , ed. RAPHAEL VAN WAEFELGHEM (Extrait des Analectes de l ' O r d r e de P r e m o n t r e 5 - 8 ) Louvain 1913, S. 2 6 .

1452

Sofort schlägt sich die Conversio, wie Lib. I I , V I I I , 5 4 - 5 5 darlegt, auch im konkreten Kriegsglück nieder (ed. P L 185, Sp. 3 0 0 - 3 0 2 ; nochmals in Lib. IV,III,12, ebd. Sp. 3 2 8 - 3 2 9 ) .

1453

[pietatem] accendit, consuluit, docuit, monuit, suggessit, instruxit und intimans in Lib. II,VIII,52, Sp. 2 9 9 . D a ß der Graf die salubria monita Bernards reverenter angenommen habe, bildet die Ausgangsinformation für die im folgenVgl. die auf den Heiligen als Handelnden bezogenen V e r b f o r m e n

den Abschnitt aufgezählten Aktivitäten Theobalds. 1454

So in Ep. 4 5 1 , in der er seine ehemaligen Lehrer aus Chätillon dazu bewegen will, gerade in der H u n g e r s n o t A r m e n s o r g e zu üben (ed. G. B. WLNKLER, Bd. 3, S. 8 8 2 - 8 8 5 ) ; vgl. Ep. 2 0 6 , in der er der Königin v o n Jerusalem die Sorge für die Pilger, Bedürftigen und Inklusen ans H e r z legt (ebd. S. 1 7 0 - 1 7 1 ) ; ebenso Ep. 2 0 7 - 2 0 8 an König R o g e r v o n Sizilien (ebd. S. 1 7 2 - 1 7 5 ) oder Ep. 4 9 8 an den Bischof v o n Troyes, den er wegen seiner

dignatio in pauperes

und seiner

devotio in extraneos

besonders lobt (ebd. S. 9 2 8 - 9 2 9 ) . 1455

Vgl. zur v o n A b t O d o v o n C l u n y verfaßten ersten Vita eines adeligen Laien J . WOLLASCH, 1996, S. 3 9 - 4 2 ; D E N S . , 1 9 7 5 , S. 2 7 2 ; M . P A C A U T , 1 9 8 6 , S. 8 7 ; z u d e n I d e a l v o r s t e l l u n g e n , die A b t O d i l o

über die v o n den Mächtigen zu tätigende A r m e n s o r g e niedergelegt hat, J . WOLLASCH, 1996, S. 117-118.

308 in erster Linie in der Bereitstellung der materiellen Basis. 1456 Die konkreten Schritte wußten sie von den Mönchen bzw. den unter ihrer Regie funktionierenden Armensorgeeinrichtungen verwirklicht. Im Idealfall konnte sich das laikale Engagement, wie im Beispiel Geralds von Aurillac oder der Kaiserin Adelheid nachzuvollziehen ist, dem durch die Mönche selbst praktizierten Vorbild annähern. Diese traditionelle Sicht der als notwendig erachteten Intervenientenrolle der Mönche scheint von den Cisterciensern zumindest in Teilen abgelehnt worden zu sein. 1457 Das Beispiel der Bernard-Vita zeigt die in der Frage der Armensorge zurückhaltende Praxis der frühen Cistercienser, die ihre Aufgabe nicht darin sahen, ihre Klöster zu Versorgungszentren umzugestalten, sondern die nicht-monastische Umwelt und darin vor allem die Potentes zur Armensorge zu bewegen. 1458 Wie verdeutlicht, gewährten sie vor allem zu Krisenzeiten ihre Unterstützung. Daß diese im Kern fortschrittlichere Einschätzung der Selbstverantwortlichkeit und Selbständigkeit der Mönche wie auch der Laien im Trend zeitgenössischer Strömungen lag, wird durch einen Ausblick in die weitere Geschichte der mittelalterlichen Armensorge deutlich: Auf breiter Ebene rüttelten die Vertreter der Bettelorden in ihren Predigten Laien zur selbständigen Wohltätigkeit auf, 1459 die in den Vorbildern des 13. Jahrhunderts so „persönlich" wurde wie das Beispiel Elisabeths von Thüringen, an dem O t t o G. Oexle einen „neuen Typus exemplarischen Lebens" aufzeigt. 1460 Im Porträt des Grafen Theobald innerhalb der ,Vita prima S. Bernardi' scheint er bereits angedeutet zu sein. Weder der eremitischen 1461 noch der coenobitischen Caritastradition verpflichtete Haltungen sind für die Kartäuser zu konstatieren, die aufgrund des konsequent vertretenen eigenen Lebensprogramms sämtliche Armensorgeaktivitäten aus dem weiteren Klosterterritorium verbannen wollten. Während die gegenüber laikalen Besuchern insgesamt ablehnende Haltung bereits umrissen wurde, 1 4 6 2 soll hier ein genauerer Blick auf die Behandlung der Armen geworfen werden: Versucht man die in den ältesten Consuetudines niedergelegte Bemerkung, pauperibus seculi panem vel aliud aliquid quod vel

1456

Vgl. nach Anm. 1235 dieses Kapitels. Parallelen aus den überlieferten Urkunden der Primarabteien sind nicht beizubringen. Wie den in Kap. X V A §19 und Kap. X V B §3 des Eberbacher .Oculus memorie' verzeichneten Schenkungen zu entnehmen ist, sind diese später allerdings wieder vorh a n d e n (ed. H . M E Y E R ZU ERMGASSEN, B d . 2, S. 2 4 2 . 2 6 0 ) .

1457

Kritisch umreißt B. HARVEY die spätmittelalterliche Entwicklung dieser Intervenientenrolle unter dem Stichwort „agents of benefactors, and above all of lay benefactors" (S. 33).

1458

Vgl. G. DUBY, 1981, S. 98-99.

1459

Vgl. M. MOLLAT, S. 114-115.

1460

Vgl. DENS., in: Sankt Elisabeth, S. 7 9 - 8 1 . 9 1 - 9 2 ; W . MORITZ, S. 1 0 9 - 1 1 0 .

1461

Vgl. A. BÖCKMANN, 1986, S. 218-220; H.-J. DERDA, S. 82-85; D . GORCE, S. 69-72; die Einleitung zur Edition der frühen Kartäuserconsuetudines, SC 313, S. 77-79.

1462

Vgl. Kap. 4.3.1.4 nach Anm. 917.

309 facultas offert vel voluntas suggerit zukommen zu lassen, 1463 mit einem der wenigen Amtsträgerprofile in Ubereinstimmung zu bringen, so kommt allein der im Auftrag des Procurators handelnde Coquinarius der domus inferior in Frage, der nach Kapitel XLVI,2 für die Versorgung der ständigen und zeitweiligen Bewohner des .Wirtschaftsgebäudes' zuständig ist. Die im gleichen Zusammenhang erwähnte durch ihn vorzunehmende Abweisung von armen Festtagsbesuchern aus der Nachbarschaft unterstützt die Vermutung, daß die Anliegen der Armen in seinen Zuständigkeitsbereich fielen, wobei diese Tätigkeit sicherlich einen untergeordneten Bereich seiner vielseitigen Verpflichtungen ausmachte. 1464 An einen Amtsträger der Armensorge hat Prior Guigo also ebensowenig gedacht wie an einen Gastmeister. Obwohl Indizien in den nachfolgenden Statutensammlungen darauf hinweisen, daß man mit fortschreitender Zeit doch verstärkt der Armen gedachte, 1465 scheinen die Kartäuser, wie die kommentarlose Zitation von Kapitel X X der Consuetudines Guigos noch in den .Statuta Antiqua' zeigt, am Prinzip der Verweisung armer Gäste an die umliegenden Dörfer festgehalten zu haben. 1466 Die Etablierung einer in den Consuetudines Guigos verschmähten Armensorgeeinrichtung stand nach wie vor nicht zur Debatte. Zumindest weisen die in den .Statuta Antiqua' recht ausführlich behandelten Gastsorgeaufgaben der beiden Coquinarii mit keinem Wort auf eine solche hin. 1 4 6 7 Bereits in den frühesten Consuetudines ist zu beobachten, daß sich die Kartäuser auch von allen übrigen für die traditionell-monastische Armensorge charakteristischen Elementen losgesagt hatten: So werden im liturgischen Teil selbstverständlich besondere Fast- und Feiertage des Kirchenjahres berücksichtigt; 1468 von eingesparten Lebensmitteln, die in diesem Zusammenhang den Armen zufließen würden, ist jedoch nirgends die Rede. Sicherlich boten die ohnehin kargen Rationen der Kartäuser zu diesen Zwecken ohnehin wenig Spielraum. Ebensowenig sind, wie am Beispiel des Gründonnerstags zu sehen war, besondere Tage der Armensorge vorgesehen. Das kartausische Totengedenken bestand sowohl für die Mönche als auch für die Conversen allein aus liturgischen Leistungen. 1469 Mit aller Vehemenz wehrte sich Prior Guigo gegen die verbreitete Praxis der Laien, sich in das monastische Gedenken .einzukaufen'. Lebhaft stellt er die dekadenten Folgen für die eremitische oder monastische Lebensentscheidung dar. 1 4 7 0 Somit sind sämtliche Wohltaten, die den Armen aus Anniversarstiftungen zugute kämen, für kartausische Gründungen von vornherein auszuschließen.

1463

Vgl. Kap. XX,1, ed. SC 313, S. 206.

1464

Vgl. Kap. XLVI.4, ebd. S. 254. 256.

1465

So bemerken die gegen Ende des 12. Jahrhunderts verabschiedeten .Supplementa ad Consuetudines Basilii' und T. 11,8 der nach Mitte des 13. Jahrhunderts redigierten .Statuta Antiqua' die dem Procurator vorbehaltene Möglichkeit, eine begrenzte Menge an Denaren und alter Kleidungsstükke der Mönche an die Armen zu übergeben (ed. JAMES HOGG, Die ältesten Consuetudines der Kartäuser [ACar 1] Berlin 1970, N D Salzburg 1973, S. 219-240, Nr. 97, S. 235; ed. J. HOGG, 1989, S. 178).

1466

Vgl. Statuta Antiqua, T. 11,26, ebd. S. 212.

1467

Vgl. T. 111,10-11, ebd. S. 244-247; Kap. LXXIX,1 der Consuetudines Guigos, ed. SC 313, S. 286.

1468

In Kap. VIII,1 beispielsweise ist das Begehen der Feiertagsvigilien bei Wasser und Brot bestimmt (ed. SC 313, S. 180).

1469

Vgl. Kap. XI, X I I I I . l . 3-4 und LXXI der Consuetudines Guigos, ed. SC 313, S. 186. 194-196. 276.

1470

Vgl. Kap. XLI, ebd. S. 244-246.

310 Aus dem gleichen Grund schreibt die Regel Stephans von Muret den Grammontenserbrüdern vor, ihre Cellen nicht causa procurandi pauperes zu verlassen.1471 Sicherlich sind die eremitischen Lebensideale auch für die Cistercienser wichtige Argumente für eine reduzierte Armensorgeorganisation.1472 Eine ebenso wichtige Begründung ist jedoch auf der praxisorientiert-materiellen Ebene zu suchen. Realistisch denkend hatten die Cistercienser die ,Zeichen der Zeit' erkannt: die auf Dauer nicht tragbare Belastung durch die Verbindung von individuellem Totengedenken und Armensorge, die von den Cluniacensern konsequent und auf höchstem Niveau durchzuhalten versucht wurde.1473 Einen moderateren Weg schlugen die Prämonstratenser ein. Obwohl das Necrolog von Premontre ähnlich wie das aus dem 13. Jahrhundert für die Abtei CTteaux überlieferte größtenteils nur die Anniversarien besonderer Wohltäter des Ordens verzeichnet,1474 geht aus dem in einer Fassung des endenden 12. Jahrhunderts überlieferten ,Liber Ordinarius' hervor, daß die Klerikermönche das Totengedenken für verstorbene Ordensbrüder und Ordensschwestern individuell gestalteten und durch entsprechende materielle Leistungen für die Armen anzureichern gedachten. In den .Ecclesiastica Officia' nur noch in der frühesten Redaktionsstufe zu beobachten, legt im Anschluß an die älteste Statutensammlung noch Kapitel LXX des ,Liber Ordinarius' fest, den Namen eines verstorbenen Bruders oder einer verstorbenen Schwester ins Kalendar einzutragen und ihn jährlich zum Anniversartag im Kapitel zu verlesen. 1475 Darüber hinaus soll - im Gegensatz zur cisterciensischen Vorlage, die auch in der frühesten Redaktionsstufe keine Einzelpräbenden erwähnt - am Todesort zusätzlich zur täglichen Armenportion des Ordens für jeden neu Verstorbenen über 30 Tage

1471

Dennoch sollen sie die Armen, in denen sie Gottes besondere Erben erkannten, mit großer persönlicher Güte behandeln. Vgl. Kap. X X X V und Kap. XXXVII der (wahrscheinlich) von Prior Stephan de Liciac bearbeiteten Stephansregel, ed. J. BECQUET, 1968, S. 85-86.

1472

Genauer dazu Kap. 4.3.3.1.

1473

Vgl. J . WOLLASCH, 1985, S. 2 5 ; E . BOSHOF, 1984, S. 173-174; J . - L . LEMAITRE, S. 4 6 5 .

1474

Vgl. J. WOLLASCH, 1985, S. 25. Das nach 1177 als Zeugnis der Einheit des Ordens nach Spannungen zwischen dem .deutschen' und .französischen' Zweig des Ordens angelegte Necrolog von Premontre enthält ca. 1500 Namen von Äbten (und verbrüderten Gemeinschaften), Bischöfen und H e r r e n des 12. und 13. Jahrhunderts (vgl. R. VAN WAEFELGHEM, 1913, S. 4; S. WEINFURTER,

1989, S. 89). Daß es auf früheren Necrologien aufbaut, ist unter anderem daran festzumachen, daß an den Anfängen der jeweiligen Tageseinträge einige Religiosi aus der Mutterabtei verzeichnet sind, die der Schreiber über die Kennzeichnung fr. oder sor. hinaus ohne besondere Betitelung eingetragen hat. Auch diese Beobachtung spricht für die möglicherweise weniger konsequent gehandhabte Auflösung des individuellen Gedenkens für die eigenen Ordensbrüder und Ordensschwestern. Im wenig später für die Abtei Citeaux überlieferten Necrolog hingegen sind bis auf die Eintragungen zu den allgemeinen Gedenktagen des Ordens (11.1. und 20.11.) keine fratres et familiares defuncti ordinis nostri erwähnt (ed. J. LAURENT - P. GRAS, S. 612. 619; vgl. J. WOLLASCH, Neue Quellen, S. 230-231). 1475

Vgl. E O CXV,43; Stat. 5 und Stat. 62, ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 20. 59; Dist 11,5 der folgenden Kodifikation, ed. PL. F. L E F E V R E - W . M . GRAUWEN, S. 25.

311 lang eine Präbende an die Armen ausgegeben werden, 1476 wobei die früheste Statutenredaktion den Aspekt der „speziell" für den einzelnen Verstorbenen gegebenen Armenspeisung besonders hervorhebt. 1 4 7 7 Auch bei der Versendung der Todesnachrichten legten die Prämonstratenser eine größere Zielgerichtetheit an den Tag: Statim in crastina die brevia per omnes abbatias mittantur, schreibt Statut 62 der ältesten Sammlung vor. Aufgrund der möglicherweise zu großen Distanzen und der als sehr gefahrvoll eingeschätzten Reisen sollten die Brevia in jedem Fall auch über das Jahr gesammelt, um von den Äbten während des Generalkapitels ausgetauscht zu werden. 1478

Dem cisterciensischen Modell entgegen berücksichtigen die prämonstratensischen Statutentexte bereits vor Mitte des 12. Jahrhunderts auch das Amt eines hospitalis pauperum,1479 das in enger Verbindung mit Hospitarius und Portarius gezielt einer für diesen Bereich verantwortlichen Person übertragen wurde. Unter der Oberverantwortung des Hospitars - möglicherweise war der hospitalis pauperum einer der ihm untergeordneten fratreslig0 - oder des Portarius, der sich in den späteren Redaktionsstufen als ,Chef' der prämonstratensischen Armensorge erweist, 1481 widmet sich der hospitalis pauperum, dem auch in den nachfolgenden Kodifikationen kein eigenes Amtskapitel gewidmet ist, speziell den armen Gästen. Wenn auch die bauliche Einrichtung eines hospitium pauperum oder eines hospitium ad recipiendos pauperes erst ab Beginn des 13. Jahrhunderts deutlich zu fassen ist, 1 4 8 2 geht das Engagement für die Armen, das in den normativen Dokumenten des Prämonstratenserordens festgelegt ist, offensichtlich über die für die Cistercienser weiterhin normgebende spontane Pfortenversorgung hinaus.

1476

Ed. PL. F. LEFEVRE, 1941, S. 120: Hoc est autem debitum: ut scribatur irt kalendario singulis annis in capitulo recitandum, et omnibus in conventu semel pro eo correptiones accipientibus absolvatur; per XXX quoque dies posita pro eo in refectorio una prebenda pauperibus tribuatur; vgl. E O XCVIII,37, ed. D. CHOISSELET- P. VERNET, S. 286.

1477

Stat. 62, ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 59: ... et una prebenda singulis diebus per annum pauperibus tribuatur ...In loco autem ubi frater vel soror moritur, cum generali prebenda, specialis pro eo per XXX dies pauperibus tribuatur.

1478

Ebd.: Quia multitudine cum abbates torum brevia

1479

Nach der E O CXX,28 entsprechenden Bestimmung der durch den Portarius täglich wahrzunehmenden Verteilung der Speisereste an die Armen (ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 336) bemerkt Stat. 13 der ältesten Prämonstatenserstatuten über die cisterciensische Vorlage hinaus: si affuerint, distribuere; sin autem que retinere noluerit, hospitali pauperum dare (ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 28; vgl. Dist. 11,15, ed. PL. F. LEFEVRE - W. M. GRAUWEN, S. 33). Möglicherweise hatte man sich mit der in den älteren Consuetudines von Fleury verwendeten Terminologie des hospitalis pauperum bewußt gegen die cluniacensisch geprägte Eleemosynarius-Begrifflichkeit entschieden (1,14, ed. A. DAVRIL- L. DONNAT, S. 24-25).

1480

Vgl. Kap. 4.3.1.2 Anm. 583.

1481

Bezeichnenderweise geht die Festsetzung der zu bestimmten Zeiten vorzunehmenden Verteilung von Kleidungsstücken an die Armen gegen Anfang des 13. Jahrhunderts vom Hospitarius an den Portarius über: Vgl. Dist. 1,14, ed. PL. F. LEFEVRE - W. M. GRAUWEN, S. 32; Dist. 11,15, ed. B. KRINGS, 1993, S. 172).

1482

Vgl. Stat. 13, ebd. S. 199; Dist. 11,16, ed. PL. F. LEFEVRE, 1946, S. 61.

vero pro qualitate supervenientium necessitatum, pro difficultate longarum viarum, pro locorum, non semper oportunum habemus duos fratres transmittere ... constituimus ut ad annuum colloquium conveniunt, omnium fratrum sive sororum infra annum defuncsecum deferant et mutuo sibi dividant....

312 Zahlreiche eigenständige Hospitalgründungen der Prämonstratenser im 12. und zu Beginn des 13. Jahrhunderts bestätigen die auf die Armen ausgerichtete Entwicklung. 1483

Die ebenso mit cisterciensischen bzw. nachfolgend auch mit prämonstratensischen Grundlagentexten operierenden Regularkanoniker von Arrouaise 1484 bezeichnen ihren Armensorger sogar konkret als elemosinarius.Uii Bezeichnenderweise fehlt in den aus Arrouaise überlieferten Consuetudines ein dezidiertes Portariuskapitel.1486 Sehr an cluniacensische Programme erinnert zudem die in den Consuetudines konkret aufeinander bezogene Verbindung von Totengedenken und Armensorge. So lautet eine der im Kapitel über die Beerdigung eines Mönchs niedergelegten Bestimmungen zum anschließenden Totengedenken: pro eo una praebenda detur ab elemosinario et collecta usque ad tricesimum diem in ea qua moritur ecclesia, et praebenda per triginta dies,1487 Wie zuvor beschrieben, ist dieses zwar auch in den frühesten Prämonstratenserstatuten zu beobachten. Darüber hinauszugehen scheint 1483

Vgl. B. KRINGS mit dem Hinweis auf das in der Vita Gottfrids von Cappenberg erwähnte Hospital und das bereits 1130 bezeugte Hospital des Magdeburger Liebfrauenstifts (1990, S. 329); in seiner kurzen Zusammenfassung weist L. HORSTKÖTTER eigens auf die vorwiegend durch Conversen betreuten „sog. Hospitäler" des Ordens hin (Art.: „Prämonstratenser, -innen", in: LMA 7, Sp. 149).

1484

Die in der Diözese Arras gelegene Abtei, die möglicherweise 1126 unter Abt Gervais zum ,ordo novus' überging, geht auf eine Gründung dreier Eremiten zurück. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entwickelte sie sich zum Haupt einer Kanonikerkongregation, der vor allem flandrische, englische und irische Stifte angegliedert wurden. Vgl. einleitend KARL SUSO FRANK, Art.: Aroasia, in: LThK 1 ( 3 1993) Sp. 1032; J.-B. VAN DAMME, 1972, S. 6-14; LUDO MLLIS, L'ordre des chanoines réguliers d'Arrouaise. Son histoire et son organisation depuis la fondation de l'abbaye mère (vers 1090) à la fin des chapitres annuels, 2 Bde., Brügge 1969; zu den um 1135 angelegten Consuetudines, die bis ins 15. Jahrhundert hinein in 4 Redaktionsstufen rekonstruierbar sind: DENS., Constitutiones canonicorum regularium ordinis Arroasiensis (CChr.CM 29) Turnhout 1970, S. X I - X I I . XL. XLIII. LXVIII-XLIX. LVIII-LIX. LXIX. L X X I I - L X X I I I . KARLBOSL macht auf zahlreiche dem Orden angegliederte Hospitalgründungen aufmerksam (in: Istituzioni monastiche, S. 509-526, S. 519).

1485

So in den Bestimmungen zum Gründonnerstagsmandatum: pauperibus ibidem iuxta numerum sicut mos est praeparatis ... Deinde ab elemosinario ad hospitale ducuntur (Constitutiones 62, ed. L. MlLIS, 1970, S. 105). Eine Ausnahmegenehmigung zur Abwesenheit bei der Non ist dem Eleemosynarius in Stat. 176 der .Constitutiones' erteilt (ebd. S. 160). Im Kapitel über den Cellerar ist ausdrücklich angeordnet, die Reste des Refektoriums dem Eleemosynar zu übergeben (Stat. 182, ebd. S. 168); die durch den Eleemosynarius vorzunehmende Präbendenausgabe zum Tricenarius verstorbener Kanoniker ist in Stat. 192 niedergelegt (ebd. S. 185). Uber die Inhalte einer ähnlich auch in den frühen Prämonstratenserstatuten enthaltenen Verfügung hinaus (Nr. 58, ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 55) bestimmt Stat. 277 als Buße für Nachlässigkeiten im Umgang mit den Altarsakramenten die Speisung von dreizehn Armen mit Brot, Wein und Fleisch durch den elemosinator (S. 239).

1486

In Stat. 182 ist sogar ein konkretes Ersetzen des in der cisterciensischen Vorlage vorgesehenen portarius durch den elemosinarius festzustellen (ebd. S. 168; vgl. E O CXVII,11, ed. D. CHOISSELET - P . VERNET, S. 3 3 0 ) .

1487

Stat. 192, ed. L. MlLIS, 1970, S. 185.

313 jedoch die gegen Ende des Statuts angefügte Praxis, nicht nur in der Sterbeabtei, sondern nach Austausch der Brevia auf dem Generalkapitel auch in anderen Ordenshäusern 30 Tage lang eine Messe zu lesen und eine Präbende auszugeben. Ebenso scheinen die in Statut 206 formulierten Bestimmungen zum Totengedenken eines verstorbenen Abtes wenig an cisterciensischen Vorstellungen orientiert zu sein: Ausdrücklich wird nämlich auch hier der Tricenarius mit der Ausgabe von Präbenden verbunden. Zudem sollten an jedem Anniversartag eines verstorbenen Abtes drei Arme gespeist werden. 1488 Ein mit Armenspeisungen verbundenes individuelles Totengedenken ist auch in den Consuetudines der Kanonikergemeinschaft von Oigny vorgesehen, die ebenso wie die Prämonstratenser mit den Ideen der .Ecclesiastica Officia' wie der ,Summa Cartae Caritatis' operieren und möglicherweise zur Vermittlung der cisterciensischen Texte nach Premontre beigetragen haben. 1489 Während der Text im Vergleich zu den frühen prämonstratensischen Statuten stärkere wörtliche Ubereinstimmungen mit den cisterciensischen Vorlagen aufweist, 1490 verwundert es zunächst, daß in der aus den cluniacensischen Bernhard-Consuetudines übernommenen Signa-Liste auch das Zeichen für den Eleemosynarius berücksichtigt ist, der für die cisterciensische Konzeption des monastischen Lebensalltags keine Rolle spielt. 1491 Ebenso scheint auch das mit 30 Präbenden verbundene Totengedenken in der propria abbatia auf dieser Linie zu liegen, die - sieht man von der Möglichkeit ab, daß den Redaktoren aus Oigny eine Fassung der .Ecclesiastica Officia' vorlag, die möglicherweise (noch) einen mit Präbenden verbundenen Tricenar vorsah - eventuell weitaus näher an der tatsächlich in Oigny gelebten Praxis lag als die cisterciensischen Richtlinien. 1492 Nicht unwahrscheinlich ist der Gedanke, daß die sorgfältige Aufnahme der cisterciensischen Grundlagentexte allein als Zeichen der Faszination zu verstehen ist, die die neuartige Organisationsform auf die monastischen Zeitgenossen ausübte. Man wollte im Besitz der neuen Ideen sein, wobei die Frage, ob und in welcher Form sie in die Praxis umgesetzt wurden, weniger wichtig erschien. Sicherlich waren nämlich die für die Organisation des Cistercienserordens zentralen Hierarchieregelungen der ,Summa Cartae Caritatis' für die Abtei Oigny, die nur einige affiliierte Häuser besaß, zunächst nur von mittelbarem Interesse.

Inwieweit blieben die Cistercienser den in den ,Ecclesiastica Officia' grundgelegten und in anderen frühen Zeugnissen der Ordensgeschichte zu beobachtenden Linien der Minimierung einer organisierten Armensorge treu? Wohl in keinem anderen Bereich als dem der Sorge für die armen Gäste haben sich die zeitgenössisch nicht immer unkritisch hingenommenen Eigenprofile derart stark abgeschliffen. Bereits vermutet wurde, daß Abt Petrus Venerabiiis mit den ihm bekannten „Äbten und Bischöfen, deren Schatztruhen übervoll sind, die aber kaum einen Mundvoll für die Armen haben und selten überhaupt ihre Pforten für einen Fremden öffnen", die Cistercienser gemeint haben könnte. 1 4 9 3 Möglicherweise hatte er bei der Beschreibung der im cluniacensischen Sinne idealtypischen Gastfreundschaft des Matthäus von Albano, in deren Zusammenhang auch die geplünderten Kassen des Priorats S. Martin-des-Champs zu erwähnen waren, auf die angespannte Finanzlage seiner eigenen Abtei ge1488

Ebd. S. 198-199.

1489

V g l . PL. F . LEFEVRE - A . H . THOMAS, S. V I - V I I I . X X X V - X X X V I I . L X X I X ; J . - B . VAN DAMME,

1972, S. 26-31. 1490

Vgl. z.B. das Hospitar- und Portariuskapitel, Kap. 12-13, ed. PL. F. LEFEVRE - A. H . THOMAS, S. 56-58.

1491

V g l . K a p . 67, e b d . S. 100; B e r n h a r d , Lib. 1,17, ed. M . HERRGOTT, S. 173; W . JARECKI, S. 15-16.

1492

Vgl. K a p . 69, e d . PL. F . LEFEVRE - A . THOMAS, S. 102-103.

1493

De miraculis II,X, ed. D. BOUTHILLIER, 1988, S. 114; vgl. den Schluß des Kapitels 4.3.1.1.

314 schlössen, die er gleichermaßen auf die hohen Ausgaben für die Gäste- und Armensorge zurückführt. 1494 Demgegenüber entsprachen die Caritasaktivitäten der Cistercienser in seinen Augen sicherlich nicht deren positiver Wirtschaftsentwicklung. Mit aller Vorsicht könnten vor diesem Hintergrund auch die merkwürdig ausführlichen und fast appellativ klingenden Formulierungen in der Zehntbefreiungsurkunde verstanden werden, die Innozenz II. im Jahr 1132 für die Abtei Citeaux ausstellte. 1495 Denn sicherlich interpretiert Klaus Schreiner den Urkundentext richtig dahingehend, daß hier ein unmittelbares Bedingungsverhältnis zwischen Gastfreundschaft, Armensorge und dem Schutz der Besitzungen vor Zehnt-Forderungen aufgebaut wird: „Unter der Voraussetzung", daß die Cistercienser erwirtschaftete Uberschüsse in Gastfreundschaft und Armensorge investieren, soll ihnen der mit der traditionellen Zehnt-Formel verbundene Schutz zuteil werden. 1496 Der hier fehlende, in vergleichbaren Privilegien für die Cluniacenser jedoch durchaus zu findende Indikativ 1497 spricht dagegen, hier einen Kausalzusammenhang erkennen zu wollen, in dem Sinne, daß die Cistercienser „aufgrund" oder „als Belohnung für" die sofortige Investition der Überschüsse in Gäste- und Armensorge von jeglichen Zehntleistungen befreit werden sollten. 1498 Uber die Möglichkeit, daß sich der Papst der cisterciensischen Caritas zumindest nicht so sicher war wie im Fall Clunys, bleibt nachzudenken. Wahrscheinlich erscheint zumindest, daß Papst Innozenz (oder sein Kanzler Haimerich) die Cistercienser mit der oben zitierten Formulierung, die den im ,Exordium Parvum' gewählten Argumentationsgängen frappierend ähnlich ist, an ihre eigenen Ideale erinnern wollte. Hierzu wäre allerdings eine sprachliche Fixierung dieser Passage des .Exordium Parvum' oder ähnlicher Vorläufertexte vor 1132 vorauszusetzen. 1499 Jahre später unternimmt der auch an anderen Stellen seines ,Policraticus' nicht gerade cistercienserfreundlich eingestellte Johannes von Salisbury harte Angriffe, die in die gleiche Richtung zielen: Sollte er mit der zynischen Bemerkung, daß Gott die Realisierung der Gastfreundschaftspflicht mit Hilfe von ungerechten Privilegierungen ablehne, 1500 insbesondere auf die cisterciensischen Zehntbefreiungen zielen? Der kurz zuvor hergestellte allgemeine Zusammenhang, in dem sich der Bischof über Eingriffe der Klöster in Bistumsrechte beschwert, 1501 könnte als Indiz hierfür betrachtet werden, obwohl sich

1494

Vgl. BB

1495

E d . J . MARILIER, N r . 9 0 , S. 9 2 - 9 3 .

1496

Vgl. K. Schreiner, in: Die Zisterzienser. Ergänzungsband, S. 89. 120-121 mit Anm. 69; vgl. G.

4132,

Bd.

5, S. 4 7 5 .

S C H R E I B E R , 1 9 1 0 , B d . 1, S . 2 8 7 - 2 8 8 ; L . H A R D I C K , S . 1 3 1 . 1497

Vgl. das an Abt Aymard adressierte Privileg des Papstes Agapit, ed. B.C., Sp. 273; das an Abt Hugo adressierte Privileg Papst Paschalis' II., ed. Bull.Cl., S. 211: Vos enim per omnipotentis Dei gratiam non modo decimatum partes, sedpene omnia, quae superesse possunt, peregrinis fratribus & pauperibtts erogatis; das an Abt Pontius adressierte Privileg des Papstes Calixtus II., ed. B.C., Sp. 574; gleichermaßen die von den Päpsten Lucius II. und Eugen III. für Petrus Venerabiiis ausgestellten Privilegien, ebd. Sp. 1384; ed. Bull.Cl., S. 56.

1498

V g l . s o d i e I n t e r p r e t a t i o n e n v o n E . H O F F M A N N , S . 4 2 4 - 4 2 6 ; W . RLBBE, i n : D i e Z i s t e r z i e n s e r , S .

205. Der Verzicht auf die appellative Formulierung in der vergleichbaren, für die Abtei Clairvaux ausgestellten Urkunde erklärt sich aus der besonderen Dankesintention, mit der der Papst dieses Privileg an die Adresse Bernards richtete (ed. J. WACQUET, Nr. IV, S. 6). 1499

Es sei denn, die Cistercienser arbeiteten bei der Formulierung ihres Gründungsberichts gezielt mit diesem Text.

1500

V g l . L i b . V I I , 2 1 , e d . C . C . I. W E B B , S . 1 9 9 .

1501

V g l . e b d . S. 1 9 3 - 2 0 1 .

315 Bischof Johannes davon distanziert, Cistercienser, Cluniacenser oder andere Vertreter des Mönchtums generell angreifen zu wollen. Dezidiert zielt seine Kritik nur auf die „Heuchler unter ihnen". 1502

Obwohl sich auf der normativen Ebene kaum Veränderungen erkennen lassen, hat sich die Praxis in cisterciensischen und traditionell-benediktinischen Abteien spätestens ab Anfang des 13. Jahrhunderts kaum mehr voneinander unterschieden. Wie die Existenz der Rubrik Porta in einem Chartular der Abtei Clairvaux aus dem 13. Jahrhundert bezeugt, erscheint das Adjektiv „spontan" zur Charakterisierung der cisterciensischen Armensorge längst nicht mehr angemessen.1503 Deutlich weist auch die zeitgleiche Eberbacher Uberlieferung auf ein eigenständiges und bestens organisiertes Vermögen des Portarius hin.1504 Dem Account-Book von Beaulieu ist zu entnehmen, daß sich die Cistercienser über den Gründonnerstag hinaus an weiteren Tagen des liturgischen Jahres, so beispielsweise an Heiligabend, der Unterstützung der Armen widmeten.1505 Mit den Armenhospitälern von Eberbach, 1506 Dargun und Kamp sei auf die Reihe der eigenständigen Hospitäler und Armensorgeeinrichtungen hingewiesen, die ab der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert verstärkt auch von Cistercienserklöstern getragen wurden.1507 Obwohl in den normativen Dokumenten immer noch betont wird, daß die Cistercienserklöster keinesfalls als dauerhafte Aufnahmestätte konventsfremder Personen, etwa der Mönchseltern, dienen sollen,1508 verweisen die Zeugnisse der einzelklösterlichen Uberlieferung des 13. Jahrhunderts immer deutlicher auf ständig versorgte Hospitalinsassen.1509 Nicht zu Fehlschlüssen verleiten sollte die Tatsache, daß spätere cisterciensische Dokumente auch einen eleemosynarius nennen. Keineswegs ist dieser mit dem traditionell unter der Bezeichnung zu fassenden Amtsträger der Armensorge gleichbedeutend. In konsequenter Fortführung der in den cisterciensischen Urkunden vorwiegend verwandten Begrifflichkeit von eleemosyna als „Wohltat an

1502

Vgl. ebd. S. 192. 199-200.

1503

V g l . M . - H . D'ARBOIS DE JUBAINVILLE, S. X V . 2 0 6 - 2 1 4 . 3 6 8 - 3 7 3 ; J . W A C Q U E T , B d . 1, S. V I ; si-

cherlich wird die angekündigte Edition der Urkunden des 13. Jahrhunderts genauere Informationen bieten. 1504

Vgl. H. MEYER ZU ERMGASSEN, 1983, S. 16. Die Etablierung einer unter der Bezeichnung „La Donne" speziell der Armensorge dienenden Pforte der Cistercienserabteien beschreibt (ohne einen zeitlichen Rahmen zu nennen) M. ÄUßERT, Bd. 1, S. 108.

1505

Nr. 31, ed. S. F. HOCKEY, S. 174: In vigilia eciam Natalis Domini debet recipere tot pauperes quot monachi sunt in monasterio.

1506

Vgl. die im Urkundenbuch verzeichneten Schenkungen und Besitzungen des hospitale pauperum, ed. K . ROSSEL, N r . 9 0 , S. 1 7 0 - 1 7 1 ; N r . 1 1 0 , S. 2 4 9 - 2 5 0 ; N r . 1 5 8 , S. 2 7 3 - 2 7 4 ; N r . 2 0 5 , S. 3 4 2 - 3 4 3 .

1507

Vgl. L. DOLBERG, 1895, S. 244; M. DLCKS, S. 133-134; weitere Beispiele nennen F. WINTER, Bd. 2, S. 143-145; L. J. LEKAI, 1977, S. 381-382.

1508

V g l . S t a t . 1 2 1 0 , 1 2 , ed. J . - M . C A N I V E Z , B d . 1, S. 3 7 1 .

1509

V g l . H . M E Y E R z u ERMGASSEN, 1 9 8 3 , S. 3 1 ; R . AVERKORN, S. 2 3 ; M . DICKS, S. 1 9 2 .

316 den Konvent", als „vom Kloster empfangenes Beneficium" 1510 und nicht etwa als „Wohltat, die vom Konvent an die Armen gegeben wird", ist der cisterciensische eleemosynarius oder pitantiarius Verwalter der an die Mönche gespendeten Verpflegungszulagen. 1511 Zugunsten einer alleinigen Entscheidungsgewalt des Abtes über die Pitanzen sollte dieses Eleemosynariusamt allerdings im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts wieder abgeschafft werden. 1512 Mit der im Account-Book von Beaulieu dokumentierten Organisation soll abschließend das Endstadium der Entwicklung skizziert werden: Treu bleibt man dem Profil des Portarius als hauptverantwortlichem Amtsträger wie der Klosterpforte als zentralem Standort der Armensorge, 1513 wobei sich das Gatehouse, das an einer Stelle auch als eleemosinaria bezeichnet wird, allerdings zu einer großzügig funktionierenden Armenversorgungsstätte entwickelt hat.1514 Dreizehn arme Ubernachtungsgäste und drei pauperes abbatis, hinter denen sich möglicherweise „Praebendarii" verbergen, wurden täglich im Gästehaus versorgt. 1515 Nach wie vor unter der übergeordneten Gast-Thematik subsumiert, 1516 werden die Ankommen1510

Vgl. z.B. Stat. 1157,55, ed. J. M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 67; Stat. 1217,8, ebd. S. 466; Stat. 1217,84, S. 484.

1511

Vgl. H . GRÜGER, S. 81. 223-224; FRANZ NEISKE, Art.: Pitanz, in: LMA 6 (1993) Sp. 2188; J.-L. LEMAITRE, S. 459-463; L. DOLBERG, 1896, S. 625; M. H . D'ARBOISDEJUBAINVILLE, S. 133-134.

1512

Vgl. Stat. 1266,13, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 3, S. 39.

1513

Vgl. die unter N r . 31-32 gefaßte Einkünfte- und Ausgabenauflistung des Portarius, die unter dem Stichwort Ordinacio elemosina eine detaillierte Beschreibung der Armensorgemodalitäten der Abtei Beaulieu zu Ende des 13. Jahrhunderts enthält (ed. S. F. HOCKEY, S. 172-177, bes. S. 174175; vgl. C. H . TALBOT, 1958, S. 195). Gleichermaßen lassen die cartae visitationis, die in einer ebenfalls der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zuzuschreibenden Handschrift aus Pontigny überliefert sind, keinen Zweifel daran, daß der portarius und seine Officina, die porta, für die Armen zuständig waren (JEAN LECLERCQ, Le formulaire de Pontigny, in: Miscellanea populetana 1 [1966] S. 229-265, N r . II-VI, S. 243-244; N r . LXXI, ebd. S. 262; N r . LXXVII, S. 264; vgl. zur Handschrift SLXTA GÖRTZ, Formularbücher des 13. und 14. Jahrhunderts als Zeugen organisationsbezogener Schriftlichkeit im Cistercienserorden, in: D e ordine vitae, S. 285-314, S. 292). Fast formelhaft wird die Abtei Clairmont in einem Visitationsbericht A b t Stephan Lexingtons aus dem Jahr 1231 dazu angehalten, die distributio elemosine adportam ... secundum formam et consuetudinem ordinis etfacultatem domus zu verbessern (ed. B. GRIESSER, 1952, S. 198).

1514

U n t e r der Rubrik Expense forinsece verzeichnet die aktuelle Jahresabrechnung der P f o r t e Baumaterialien für die nova elemosinaria (Nr. 32, ed. S. F. HOCKEY, S. 176). Hiermit kann nur die Pforte selbst oder aber ein in die Pfortenanlage integriertes besonderes Gebäude für die Armensorge des Portarius gemeint sein. In die gleiche Richtung weist der Kommentar des Editors: „The abbey gate-house is more of an almonry than a gate-house" (ebd. S. 32).

1515

D a ß der Portarius für die Überweisung dieser besonders versorgten Armen ins Gästehaus verantwortlich war, ist dem Memorandum am Schluß der Abrechnung zu entnehmen (Nr. 32, ebd. S. 177). Bestätigend sind die tres pauperes abbatis und die tresdecim pauperes ... qui ad mandatum portarii singulis noctibus ... hospitantur an mehreren Stellen der Tabula hospicii berücksichtigt (Nr. 72, S. 269. 272. 274).

1516

H i e r f ü r spricht die in Beaulieu durchgehaltene Praxis eines einzigen, von allen Übernachtungsgästen genutzten Gästehauses (Nr. 72-73, ebd. S. 269-276). Dazu genauer Kap. 4.3.3.2 nach A n m . 1628.

317 den kaum mehr anders als in den rund 300 Jahre älteren cluniacensischen Consuetudines prout sunt honeste verschiedenen Kategorien zugeordnet.1517

4.3.3

Leistungen und Ablauf der cisterciensischen Gastfreundschaft

Nach dem Blick auf die Offizialen der Gastfreundschaft und die unterschiedlichen Gästegruppen als Adressaten ihrer Fürsorge werden in einem letzten Schritt zentrale praktische Aspekte eines Gastaufenthalts in Cistercienserabteien näher charakterisiert. Mit der Frage nach Unterkunft und Verpflegung sind konkrete Leistungen angesprochen, die als Grundelemente der Klostergastfreundschaft den Vergleich cisterciensischer Bestimmungen mit der monastischen Tradition herausfordern. Potentielle Besuchsgründe hängen unmittelbar zusammen mit der Offenheit und Anziehungskraft, die die Klöster ausstrahlten. Welche Konstellationen führten dazu, daß mittelalterliche Reisende Cistercienserklöster besuchten oder mieden? Steuerten sie gezielt die Abteien des Ordens an oder klopften sie eher zufällig an ihre Türen? Gab es im hohen Mittelalter bevorzugte ,Gastklöster'? Suchten die Menschen unterwegs die Klöster allein wegen ihres Versorgungsangebots auf oder gab es andere Gründe, die einen Klosterbesuch initiierten? Wie weit war neben dem materiellen das spirituelle Angebot auf Gäste ausgerichtet? In welcher Form partizipierten sie an der klösterlichen Liturgie? Ist ihre Rolle in der Liturgie als passive zu beschreiben oder gab es Möglichkeiten der aktiven Teilnahme? Mit der abschließenden Klärung technischer Rahmenbedingungen eines Gastaufenthalts sind Fragen nach Dauer des Besuchs, besonderen Zeiten der Ankunft sowie der Versuch einer quantitativen Erfassung der Klostergäste verbunden.

1517

Vgl. explizit im Zusammenhang mit der durch den custos hospicii vorzunehmenden Pitanzenverteilung: Pitanciam vero de subcellarw receptam tarn in piscibus quam in ovis caseo et butiro hospitibus prout sunt honeste debet distribuere (Nr. 72, ebd. S. 275). Schon an der zuvor beschriebenen Ausgabe der je nach Ehre und Stand der Gäste differierenden Brot-, Bier- und Suppenqualitäten wird diese Kategorisierung der Gäste anschaulich (S. 271-275, wobei Wein nur den allerhöchsten Gästen kredenzt wurde). Letzlich läßt sie sich auf das traditionelle Unterscheidungskriterium, das jeweilige Transportmittel der Gäste, engführen. Deutlich ist im Abschnitt über die Brotausgabe formuliert: Cursoribus vero qui cum equitatoribus vadunt et honestioribus nunciis ordinis singulis eorum panis conventualis ministratur ... Mediocribus autem hospitibus et garcionibus religiosorum et Ulis qui de ordine pedes vadunt et secularium et vilioribus nunciis panis hospitum et clermatin secundum disposicionem dicti hospitalarii ministratur (S. 272; vgl. S. F. HOCKEY, 33). Hiervon ausgenommen sind lediglich die nächsten Verwandten der Mönche und Conversen, die bis zu zweimal jährlich zwei Tage lang in die beste Versorgungskategorie eingestuft werden sollten (S. 271. 273).

318 4.3.3.1

Besuchsgründe

An mehreren Stellen der Untersuchung cisterciensischer Gastfreundschaft im frühen 12. Jahrhundert war das Bemühen des Ordens zu konstatieren, die Gästezahlen nicht anwachsen zu lassen. Nach sorgfältiger Sondierung durch den Portarius sollten die Gäste möglichst weit von den inneren Klausurbereichen der Mönche entfernt beherbergt werden. Nähere Kontakte mit ihnen waren zu meiden. Diese Handlungsweise entspricht den Rückzugsidealen des cisterciensischen Reformprogramms, das im .Exordium parvum' und den frühesten Statuten ausführlich niedergelegt ist.1518 Daß diese Intention in der zeitgenössischen Umwelt bestens bekannt war, bringt der Verfasser des ,Libellus de diversis ordinibus et professionibus qui sunt in aecclesia' darin zum Ausdruck, daß er die Cistercienser als das zentrale Beispiel derjenigen Mönche anführt, qui longe se ab hominibus faciant.1519 In der Tat wird die Suche nach der monastischen quies in den cisterciensischen Quellen wiederholt hervorgehoben, so ganz besonders im Umfeld des hl. Bernard, der aufgrund des eigenen, mit vielen Außenverpflichtungen verbundenen Lebenswandels 1520 in besonderem Maß die Ideale des Rückzugs in die Klausur favorisierte. So vergleicht Bernard die von der Welt abgeschlossenen Klöster zu Beginn des Sermo ,Super cantica canticorum' mit dem „blumengeschmückten Bett" des Hohenliedes. 1 5 2 1 Häufig bringt er sein Ideal der Weltverachtung auch im Bild des Pilgers, der nur Gast auf Erden ist, z u m Ausdruck. 1 5 2 2 Daß Bernard hier auf eine beliebte Metapher zurückgreift, ist daran zu erkennen, daß auch Bischof O t t o von Bamberg seine Klostergründungen als Herbergen bezeichnet, die den irdischen Pilgern auf ihrem Weg zu Gott Schutz bieten. 1 5 2 3

Der oftmals als „Bernard des Nordens" bezeichnete Abt Aelred von Rievaulx verfaßte auf Bitten seiner Schwester eine Reklusenregel, in der er betont vor der Er1518

Vgl. Kap. 2 nach Anm. 8; J. LECLERCQ, 1989, S. 5. 23-24.

1519

So als Überschrift zu Kapitel III im Gegensatz zu den Mönchen, qui iuxta homines habitant, sicut Cluniacenses et eorum similes, denen Kapitel II gewidmet ist (ed./trad. G. CONSTABLE - B. SMITH, S. 18. 44).

1520

Vgl. A. H . BREDERO, 1996, S. 168-169; zur Reiseaktivität Bernards LUDWIG SCHMUGGE, in: Die Zisterzienser, S. 59-60; N . OHLER, S. 254-267; J. GREVEN, S. 1-48; LUDWIG KÄSTLE, Des hl. Bernhard Reise und Aufenthalt in der Diöcese Konstanz, in: F D A 3 (1868) S. 273-315. O f t betont Bernard, daß die vielfältigen Reisen, zu denen er gezwungen sei, zu einer monstruosa vita führten. Als „Chimäre seines Jahrhunderts" fühlt er sich weder als Kleriker noch als Laie (Ep. 250, hrsg. G. B. WINKLER, Bd. 3, S. 334-335; vgl. zum berühmten Ausspruch U. KÖPF, S. 27-28; P. DINZELBACHER, S. 336-337).

1521

Sermo XLVI, ed. J. LECLERCQ - C. H . TALBOT - H . M. ROCHAIS (SBO 2) S. 56.

1522

Vgl. Sermo 6 ,In Quadragesima' (ed. J. LECLERCQ - H . ROCHAIS, Sermones I [SBO 4] S. 377) oder die Ansprache z u m Tod des Mönches H u m b e r t von Clairvaux (ed. J. LECLERCQ - H . ROCHAIS, Sermones II [SBO 5] 2, S. 442).

1523

Vgl. H e r b o r d i dialogus de vita S. Ottonis episcopi Babenbergensis, ed. JAN WLKARJAK KAZIMIERZ LIMAN (Monumenta Poloniae Historica N.S. 7,3) Warschau 1974, Lib. 1,18, S. 19-20; vgl. H . KELLER, 1990, S. 150.

319 Wartung der Gastfreundschaft und Armensorge warnt, die an die Religiösen herangetragen werde und die in jedem Fall zur Vernachlässigung der eigenen Armutsund Eremusideale führe. 1524 Im Zusammenhang seiner Überlegungen zur Struktur seines Ordens, die er den traditionell-benediktinischen Klöstern gegenüberstellt, rekurriert auch Idung von Prüfening auf das wahrhaft kontemplative Leben der Cistercienser in der Einsamkeit. 1525 Konnte Bernard in seinem geliebten Clairvaux mit der Realisierung dieses Ideals rechnen? Wie stellte sich die Situation in anderen Cistercienserabteien dar? Welche Maßnahmen ergriffen die Cistercienser, um ihre klösterliche Zurückgezogenheit gegenüber zu hohen Gästezahlen zu schützen? Sicherlich ist an erster Stelle auf die statutengemäß vorgeschriebene Lage der Abteien in locis a conuersatione hominum semotis hinzuweisen, 1526 an der sich die cisterciensischen Gründungen bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts eng orientierten. Bis heute lassen die Anfahrtswege zu einigen frühen Cisterciensergründungen zu denken ist an die burgundische Abtei Fontenay oder an die am Ende eines wildbewachsenen Taleinschnitts gelegene Abtei Bonneval im Rouergue 1527 - nachempfinden, daß die Reisenden des 12. Jahrhunderts Cistercienserabteien nicht einfach am Rand vielbegangener Straßen vorfanden, sondern ganz gezielt den Weg zu ihnen suchen mußten. 1528 Für die im Aveyron gelegene Abtei Silvanés beispielsweise ist eine Verlegung aus dem Grund bezeugt, daß sie durch die in der Nähe vorhandenen Mineralquellen zu sehr im Einflußbereich der Heilung Suchenden gelegen habe.1529 Das angestrebte Ziel lag in einer möglichst geringen Zahl an supervenientes hospites, an zufällig vorbeikommenden Gästen, Pilgern und

1524

Vgl. D e institutione inclusarum 3-4, ed. C. H . TALBOT, in: Aelredi Rievallensis Opera omnia, Bd. 1: Opera ascetica, ed. A. HOSTE - C. H . TALBOT ( C C h r . C M 1) T u r n h o u t 1971, S. 635-682, S. 639-640. Vgl. z u m Werk, in dem Abt Aelred sicherlich auf eigene monastisch-eremitische Ideale und Erfahrungen zurückgreift, G. FÖSGES, S. 22-23; auch die Einleitung zur Ausgabe der SC (76), e d . / t r a d . CHARLES DUMONT, Paris 1961.

1525

Dialogus d u o r u m monachorum 111,31, ed. R. B. C. HUYGENS, 1980, S. 168: Haec omnia quia ordo noster abdicai, cum legitima possessione fruitur monastica quiete. Et quia vestra monasteria non solum in villis, sed etiam in civitatibus et in locis quae sunt contigua civitatibus sita sunt, nostra vero minime, idcirco nos, in respectu vestri, solitarii et contemplativi recte dici possumus, quamvis tu dixeris: noster ordo est contemplativus et vester activus.

1526

I G C 1, ed. C. NOSCHITZKA, S. 23; vgl. bereits Cap. V i l l i , 3 u n d XV,2, ed. J. BOUTON-J.-B. VAN DAMME, S. 121. 123. Bestätigt wird die Wahl der cisterciensischen loca habitationis ... extra conversationem s[a]ecularium in allen fünf .Sacrosancta-Bullen' (ed. J. TÜRK, 1948, S. 126; J.-A. LEFEVRE, 1955, S. 7).

1527

Vgl. LEOPOLD JANAUSCHEK, Originum Cisterciensium, Bd. 1, Wien 1899 ( N D Ridgewood 1964), N r . C C C L X V I I , S. 144-145; MAUR COCHERIL, Dictionnaire des monastères cisterciens, Bd. 1: Cartes géographiques (DCist 18,1) Rochefort 1976, S. 95.

1528

Vgl. die Übersichtskarten bei A. DLMIER - J. PORCHER, S. 36-37. Bis heute bietet das Territorium des Cistercienserklosters Altenberg im dichtbesiedelten Kölner Raum eine Oase der Ruhe.

1529

Vgl. ebd. S. 131-132; L. JANAUSCHEK, N r . X C I , S. 39-40; M . COCHERIL, S. 95.

320 Armen, zu deren Aufnahme die cisterciensischen Klöster der Regel gemäß verpflichtet gewesen wären. 1530 Übrig bleiben die Besucher, die zielgerichtet den Weg zu den Monasterien suchten und somit auch eine weitere Strecke in die Einöde in Kauf nahmen. Dieser Gruppe wollten die Cistercienser dadurch begegnen, daß sie den Gründen wenig Vorschub leisteten, die seit jeher Besucher in die Abteien lockten: Ein Blick auf die Actum-Orte der aus den Primarabteien überlieferten Urkunden des 12. Jahrhunderts konnte verdeutlichen, daß die ersten Cisterciensergenerationen ihre Rechtsgeschäfte lieber extern abschlössen als innerhalb ihrer Abteien. 1531 Die Produktionsstätten der cisterciensischen Wirtschaft waren zwar mehr oder weniger nahe an die Abteien gebunden; verkauft wurden die Produkte jedoch auf den entsprechenden Märkten. 1532 Insbesondere der Weinverkauf war den Klöstern und Grangien zunächst streng verboten. 1533 Höchst selten sind Nachrichten über persönlich geschlossene Verbrüderungen, die Einzelpersonen oder kleinere Gruppen in die Klöster geführt hätten. 1534 Als gastliche Stätte herrscherlicher Aktivitäten wollten die Cistercienser ihre Besitzungen nur ungern zur Verfügung stellen. 1535 Sicherlich lockte die große Bekanntheit Bernards wie die vielgepriesene Tugendhaftigkeit seines Konvents ein religiös inspiriertes Publikum an.1536 Die in den

1530

Vgl. im gleichen Sinne L. J. LEKAI, 1977, S. 262: „Nothing was further from the mind of the founders of Citeaux, men in love with eremitical solitude and silence, than crowds of pilgrims."

1531

Vgl. Kap. 4.3.2.1 nach Anm. 1080.

1532

Vgl. zum zentralen Statut De nundinis Kap. 4.2.2 nach Anm. 75; zur wichtigen Rolle der Conversen für die externe Abwicklung der Klostergeschäfte Kap. 4.3.1.4 Anm. 859.

1533

Im Bewußtsein über ehemals rigider gefaßte Bestimmungen in I G C 54 (ed. C. N O S C H I T Z K A , S. 33) wird mit Stat. 1182,6 der Weinverkauf „en vrac" an einen säkularen Zwischenhändler in propriis domibus extra abbatiam et grangias erlaubt. Erst dieser darf den Wein „en detail" weiterverkaufen. Neben der besonderen Notlage, aus der diese Konzessionen gemacht wurden, betont das Statut die unbedingte Abwesenheit von Mönchen und Conversen an den Verkaufsstätten (ed. J.M. C A N I V E Z , Bd. 1, S. 90). Weitere Lockerungen der Modalitäten lassen sich in Dist. XII,11 (9) der frühesten Kodifikationen verfolgen (ed. B. L U C E T , 1964, S. 142). Nachdem in Dist. XII,4 der 1257er Kodifikation der Weinverkauf an „ehrenhafte Personen" auch „innerhalb" der Abteien gestattet wird, steht der Entwicklung in Richtung „Klosterschenke" nichts mehr im Wege (ed. B. L U C E T , 1977, S. 331; vgl. LAD XII,1, ed. H . S E J A L O N , S. 454). Vgl. M . - H . D ' A R B O I S D E J U B A I N V I L L E , S. 322-323; F. W I N T E R , Bd. 1, S. 115-116; H. G R Ü G E R , S. 137; L. J. L E K A I , 1977, S. 316; H . C . P E Y E R , 1987, S. 92-93. 136; F. H E A L , S. 238-239.

1534

Vgl. Kap. 4.3.2.1 nach Anm. 1063.

1535

Vgl. Kap. 4.3.2.1 vor Anm. 1047.

1536

Vgl.

Mourir À Clairvaux!, in: C O C R 17 (1955) S. 272-285, S. 272; P I E R R E La connoissance concrète de la chrétienté, in: Bernard de Clairvaux, 1992, S. 383-399, S. 385; J. Z U L L I G E R , S. 34. Nicht als unvorbelastete Ratsuchende oder Besucher, sondern als Eintrittswillige sind die in der ,Vita prima' oder im ExoMa genannten Clairvaux-Reisenden zu bezeichnen, die von E. V A C A N D A R D vorgestellt werden (Bd. 2, S. 414-420). Anschaulich ist in der ANSELME DIMIER,

RICHE,

321 Bernard-Schriften wie auch in der ,Vita prima' angedeuteten Umgangsformen zeigen jedoch an, daß der Rat des großen Abtes nicht ohne weiteres zugänglich war und die klösterlichen Türen sich für Ratsuchende und Petenten erst nach mehreren Instanzen öffneten. 1537 Damit seine Aktivität die quies coenobii nicht störe, beteuert eine Passage der ,Vita prima', habe der wundermächtige Abt Heilungen im Klosterbezirk vermieden. 1538 Adriaan H. Bredero erklärt das spärliche Vorhandensein von posthumen Wundererzählungen in der ältesten Bernard-Vita damit, daß man noch zur Zeit der Endredaktion im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts die Entwicklung Clairvaux' zu einem geschäftigen Wallfahrtszentrum verhindern wollte. 1539 Schon die Beerdigung des Heiligen wurde, wie die älteste Vita zu berichten weiß, aufgrund der bereits vorhandenen und noch zu erwartenden Pilgerströme um einen Tag vorverlegt.1540 Haben sich, was durch die im Orden angestrebte Uniformität realistisch erscheint, die cisterciensischen Empfangspraktiken wie die kargen Versorgungsvorstellungen bei reisenden Zeitgenossen herumgesprochen, kann die auf mehreren Ebenen ansetzende cisterciensische Rückzugsstrategie nur als erfolgversprechend eingeschätzt werden. Die Absicht der Cistercienser lag nicht in der Absage regelgemäßer Gastfreundschaftsausübung; aktive Einladungen zu einem Klosterbesuch jedoch, wie sie in den Briefen des Petrus Venerabiiis zuhauf ausgesprochen werden,1541 sind in der frühen cisterciensischen Überlieferung kaum zu finden. Die cluniacensische Tradition läßt eine ganz andere Einstellung zutage treten. An hervorgehobener Stelle weist der vieldiskutierte Text der Gründungsurkunde

,Vita prima' Bernards charismatische Predigtbegabung beschrieben, die nicht zuletzt dafür sorgte, daß sich die Abtei Clairvaux um Novizen nicht zu sorgen brauchte (Lib. I,VIII,42, ed. P L 185, Sp. 251-252; Lib. I,XIII,61, ebd. Sp. 260-261; Lib. 111,111,6-7, Sp. 306-307). 1537

Bereits erwähnt wurde das Engagement seines Bruders Gerhard, der eine Art ,Vorzimmerfunktion' für die Gäste seines Bruders übernahm (vgl. Kap. 4.3.1.3 bei Anm. 703). Lib. I,VI,27 der ,Vita prima' deutet darauf hin, daß selbst die Klosterbrüder ihren verehrten Abt nicht unnötig mit „äußerlichen Angelegenheiten" bedrängen wollten (ed. P L 185, Sp. 243).

1538

Lib. IV,VIII,44, ebd. Sp. 347: Nam intra monasterium quidem inftrmis imponere manum difficilius acquiescebat, ne videlicet, si concursus illuc hominum fieret, quies coenobii turbaretur, et disciplina periret. Uber einen wunderheilenden Conversen aus Eberbach weiß Caesarius von Heisterbach zu berichten. Nachdem die Zahl der hilfesuchenden Laien jedoch so groß geworden war, daß der Abt sowohl die monastische quies als auch die finanzielle Situation seines Hauses bedrängt sah, verbot er weitere Heilungen. In der gleichen Stunde erstarb die virtus miraculorum des Conversen (Dist. X , 5 , ed. J . STRANGE, B d . 2 , S. 2 2 1 ; vgl. H . M E Y E R Z U ERMGASSEN, 1 9 8 3 , S. 3 1 ) .

1539

Vgl. A. H. BREDERO, in: Zisterziensische Spiritualität, S. 139-142; DENS., 1996, S. 65-73.

1540

Vgl. Lib. V,II,14, ed. P L 185, Sp. 360; E. VACANDARD, Bd. 2, S. 553-554; P. DlNZELBACHER, S. 361.

1541

Vgl. z.B. Ep. 108-109 mit der Einladung an Bischof Guarinus von Amiens und an Abt Suger von S. Denis (ed G. CONSTABLE, 1967, S. 271-272). Einen Überblick gibt J. LECLERCQ, 1946, S. 60-64.

322 der Abtei Cluny aus dem beginnenden 10. Jahrhundert darauf hin,1542 daß Graf Wilhelm III. von Aquitanien seine mit ungewöhnlichen Freiheiten versehene Fundation neben der familiären Memoria mit einem zweiten Gründungsauftrag versehen hatte: In einer von der diplomatischen Forschung nicht angezweifelten Passage ist gefordert, daß sie ein Ort sein solle, an dem nach Möglichkeit cotidie misericordiae opera pauperibus, indigentibus, advenís, peregrinantibus, summa intencione ... exibeatur.1Hi Ahnliche Formulierungen sind in den frühen Dokumenten einiger der ältesten mit dem Kloster und seinen führenden Persönlichkeiten verbundenen Gründungen und Dependenzen wiederzufinden: Sowohl für das an Abt Berno übergebene Déols 1544 als auch für das bereits in merowingischer Zeit gegründete Kloster Romainmôtier, das von Adelheid, der Schwester König Rudolfs I. von Hochburgund, testamentarisch an Cluny übertragen wurde, ist die Gastfreundschaftsverpflichtung schriftlich niedergelegt.1545 Wie für S. Marcel-lès-Sauzet, die mit cluniacensischen Mönchen des Maiolus-Abbatiats besetzte Gründung des Grafen Lambert von Valence,1546 ist für das spanische Kloster S. María de Nájera, als es von König Alfons VI. an Abt Hugo übergeben wird, der Gastfreundschaftsauftrag hervorgehoben.1547 Auf Beispiele benediktinischer Klöster, die nicht 1542

Vgl. D. IOGNA-PRAT, La geste, S. 158-162; DENS., La confection des cartulaires et l'historiographie à C l u n y ( X P - X I P siècles), in: Les Cartulaires. Actes de la table ronde organisée par l'école nationale des chartes et le G.D.R. du C.N.R.S réunis par OLIVIER GUYOTJEANNIN - LAURENT MORELLE - MICHEL PARISSE (Mémoires et documents de l'école des chartes 39) Paris 1993, S. 2744, S. 34; J. WOLLASCH mit der These, daß sich hinter dem Schreiber der U r k u n d e der spätere Abt O d o verbirgt (1996, S. 19-26. 53-55).

1543

BB 112, Bd. 1, S. 126; vgl. auch die Edition in B.C., Sp. 3. J. W O L L A S C H macht auf die Anlehnung an die Gastfreundschaftstheologie der Benediktsregel aufmerksam, die auf eine monastische Ratgeberschaft bei der Formulierung der Gründungsurkunde hindeutet (1996, S. 25-26). Auf den in der cluniacensischen Gründungsurkunde verankerten Gastfreundschafts- u n d Armensorgeauftrag verweisen auch E. S A C K U R , Bd. 1, S. 41; J. F E C H T E R , S. 46; E. B O S H O F , 1984, S. 171; M. P A C A U T , 1986, S. 66; D . I O G N A - P R A T , La geste, S. 159.

1544

Vgl. JOACHIM WOLLASCH, Königtum, Adel und Klöster im Berry während des 10. Jahrhunderts, in: N e u e Forschungen über Cluny u n d die Cluniacenser, hrsg. v. GERD TELLENBACH, Freiburg 1959, S. 17-165, S. 89-92; DENS., 1996, S. 27; B. K. LACKNER, S. 44-45; E. SACKUR, Bd. 1, S. 50-51.64.

1545

BB 379, Bd. 1, S. 359-360: Monachi vero inibi consistentes ... , de Cluniaco transfertur, ita conservent, ut eundem modum in victu atque vestitu, in abstinentia, in psalmodia, in silentio, in hospitalitate, in mutua dilectione et subjectione, atque bono obedientie, nullatenus inminuant. Vgl. J. W O L L A S C H , 1996, S. 27-28; B. E G G E R , S. 15-16; E. S A C K U R , Bd. 1, S. 73. Wie E L S A N N E G L L O M E N S C H E N K E L zusammenfaßt, erfolgte die Übertragung tatsächlich erst zwischen 966 u n d 981/990 (Art.: Romainmôtier, in: LMA 7 [1995] Sp. 980-981).

1546

BB 1715, Bd. 2, S. 736: donatumque inperpetuum esse volumus in alimonia etstipendio monachorum et susceptione hospitum etperegrinorum et orfanorum, in jam dicto loco sub regula jam dictipatris nostri Benedicti servientium . . . . Vgl. E. S A C K U R , Bd. 1, S. 232; D. P O E C K , 1998, S. 52-53.

1547

BB 3540, Bd. 4, S. 666-667: Hec omnia quidem offero per hujus testamenti vigorem atque possidendum esse concedo pro victu atque vestitu servorum Dei in ipso monasterio Deo servientium vel in elemosinis pauperum ospitumque et peregrinorum. D e n besonderen A u f t r a g zur Pilgersorge enthält schon das als BB 3343 edierte „Preceptum", mit dem König Garcia III. von Navarra und seine

323 dem cluniacensisch geprägten Rahmen zuzuordnen sind, macht Willibrord Witters aufmerksam. 1548 Für die Abtei Cluny selbst ist der Caritasauftrag in päpstlichen und königlichen Privilegien geschützt. 1549 Das unbedingte Bestreben Clunys, der traditionellen Verpflichtung zu Gastfreundschaft und Armensorge auch in Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs treu zu bleiben, erscheint somit nochmals in einem neuen Licht. 1 5 5 0 Vergleichbare Passagen aus cisterciensischen Gründungsurkunden sind - soweit ersichtlich - für das 12. Jahrhundert nicht beizubringen. Im Gegenteil weist L. G. D. Baker am Beispiel der englischen Cistercienserabtei Fountains auf den Maßstab hin, den das ,Exordium Parvum' als Gründungsbericht der Mutterabtei Citeaux und im Anschluß hieran die entsprechenden Passagen der ,Vita prima S. Bernardi' noch zu Anfang des 13. Jahrhunderts darstellten. 1551 Parallel sind nicht etwa das Ansinnen zur Versorgung von Pilgern und Armen, sondern im Sinne des Reformanspruchs die Besinnung auf Eremus und Armut zentrales Thema der Gründungserzählung. Fest in den Wurzeln des cluniacensischen Gründungsauftrags verankert, entwickelten sich zahlreiche der zentral gelegenen cluniacensischen Abteien und Priorate zu ausgesprochenen Aufnahmezentren mittelalterlicher Reisender: 1552 Frau Estefanía im Jahr 1052 zunächst eine Kathedrale mit Regularkanonikerkonvent gegründet hatten: Ad quorum usum ut sufficienter et regulariter haberent victum et vestitum etperegrinis seu hospitibus, quia in utrisque suscipitur Christus (ebd. S. 435-436). Vgl. einleitend BERND SCHWENK, Art.: Nájera, in: LMA 6 (1993) Sp. 1007; P. SEGL, S. 58-62. 89-90. 116-120. 208; A. KOHNLE, S. 227-228. 1548

Vgl. W . WlTTERS, S. 177 mit A n m . 2.

1549

Den Inhalt des mahnenden Briefs, den Papst Benedikt VIII. auf Ersuchen Abt Odilos zugunsten der Cluniacenser an die französischen Bischöfe richtete, kommentiert J. WOLLASCH, 1996, S. 107. Unter anderem ist hier erwähnt, daß man sich in der Abtei Cluny aufgrund ständiger Übergriffe nicht mehr imstande sah, die sólita cura supervenientium hospitum & pauperum entsprechend auszuüben (ed. Bull.Cl., S. 6). Die insbesondere auch zugunsten der Cluny-Reisenden und Pilger ausgesprochenen päpstlichen Schutzprivilegien des wiederholt erweiterten cluniacensischen .Bannbezirks' stellte G. CONSTABLE zusammen (1992, S. 156-157). Ein vergleichbares Privileg stellte Papst Paschalis II. für das vielbesuchte Priorat La Charité aus (Cartulaire, ed. R. DE LESPINASSE, Nr. II, S. 4-6). Keine zwanzig Jahre nach Gründung der Abtei Cluny bestätigte König Rudolf dem dort vorhandenen hospitale den Besitz von Zehnteinkünften (BB 285, Bd. 1, S. 281282). Im Jahr 939 wiederholte König Ludwig IV. die Bestimmungen seines Vorgängers (BB 499, S. 484).

1550

Vgl. zum .Krisenmanagement' des Petrus Venerabiiis Kap. 4.3.2.4 vor Anm. 1384. Unter der Einleitung a majoribus nostris est traditum weist der Consuetudines-Redaktor Ulrich auf die in Cluny etablierten Modalitäten der Armenversorgung zu Beginn der Fastenzeit hin. Hiermit beteuert auch er den Willen zur unbedingten Ernstnahme der traditionsbestimmenden Verpflichtung zur Sorge für alle Klostergäste (Lib. 111,11, ed. L. D'ACHERY, S. 692).

1551

Vgl. L. G . D . BAKER, S. 15. 2 1 - 2 2 . 4 0 ; CHARLES DUMONT, P o u r q u o i le Miroir

a-t-il été publié?

L'identité cistercienne hier comme aujourd'hui, in: S. Aelred de Rievaulx, 1993, S. 14-27, S. 18-19. 1552

Vgl. H . E . J . COWDREY, 1965, S. 152: „Cluny itself was well situated t o attract travellers, and its dependencies were especially important on the pilgrimage routes."

324 Liefen schon in der Umgebung Clunys einige der bedeutenden Verkehrswege Frankreichs zusammen,1553 boten die Cluniacenser beispielsweise mit einer Reihe Westschweizer Priorate den Reisenden ein dicht geknüpftes Versorgungsnetz auf dem Weg über die Alpen nach Italien und vom Genfer See an den Rhein.1554 Das in der Nähe der ,burgundischen Pforte' liegende Romainmötier hatte schon im frühen Mittelalter zahlreiche illustre Gäste beherbergt.1555 Mit dem Romainmötier unterstellten Hospital in Vallorbe1556 und der unter päpstlichem Schutz stehenden Hospitalgründung Bargenbrück,1557 mit Münchenwiler1558 und der burgundischen Königsgründung Payerne1559 gewann die Abtei Cluny weitere Standorte und Stationen an dieser wichtigen europäischen Verbindungsstrecke.1560 Für seine im besonderen der Gastaufnahme dienende Gründung Reading an einer der Hauptverkehrsadern des südlichen England griff König Heinrich I., wie William von Malmesbury berichtet, auf cluniacensische Mönche zurück, die zu Beginn des 12. Jahrhunderts im Ruf standen, besondere ,Gastfreundschafts-Spezialisten' zu

1553

Vgl. B. K. LACKNER, S. 40 mit A n m . 1. A m Beispiel Clunys verdeutlicht J. HUBERT den Einfluß der im 11. u n d 12. Jahrhundert entstehenden „routes monastiques" auf das mittelalterliche Wegenetz (1977, S. 46. 62. 65). O b w o h l Cluny auch in der N ä h e des seit römischer Zeit etablierten Verwaltungszentrums Lyon lag, das den Ausgangspunkt für Verbindungen in alle Himmelsrichtungen bot (S. 43-44. 53. 68-69), ist seine zentrale Bedeutung darin zu erkennen, daß es durch die Handels- u n d Kommunikationsverbindungen, die zwischen C l u n y und den Dependenzen gefordert waren, zur Etablierung neuer Verbindungswege beitrug, die über die alten Römerstraßen hinausgingen. A. DELEAGE bezeichnet die gesamte Bourgogne als „région de passage" (S. 689), wobei auch er auf die Rolle Clunys als besonderes Wirtschaftszentrum dieses Raumes hinweist (S. 172).

1554

Vgl. G. SCHREIBER, 1951, S. 352; dazu die Übersichtskarten bei HANS RUDOLF SENNHAUSER, Romainmötier u n d Payerne. Studien zur Cluniazenserarchitektur des 11. Jahrhunderts in der Westschweiz, Basel 1970, S. 14-15, u n d H.-J. GILOMEN, Beilage 1.

1555

Bezeugt sind der hl. Wandregisil, die Päpste Stephan II. u n d Leo IX. wie zahlreiche Bischöfe und Äbte auf der Romreise. Vgl. B. EGGER, S. 10-11. 66. 83. 197-198; H.-J. GILOMEN, S. 511-513.

1556

Vgl. B. EGGER, S. 159. 197-198; H.-J. GiLOMEN, S. 523-524; E. GILOMEN-SCHENKEL, Sp. 980.

1557

Vgl. BB 4068, Bd. 5, S. 418-419; BB 4063, S. 414-415; B. EGGER, S. 50; H.-J. GiLOMEN, S. 141-142. N a c h KATHRIN UTZ-TREMP ist auch das an der gleichen Straße befindliche u n d später mit Bargenbrügg verbundene Priorat Leuzingen möglicherweise als Hospital gegründet worden (in: H.-J. GILOMEN, S. 357).

1558

Vgl. H.-J. GILOMEN, S. 365-366.

1559

Vgl. B. EGGER, S. 22-28; H.-J. GILOMEN, S. 391-431; KATHRIN UTZ-TREMP, Art.: Payerne, in: L M A 6 (1993) Sp. 1838-1839.

1560

D a ß dieses N e t z , in das zahlreiche weitere Priorate und später auch Unterpriorate einzufügen sind, von den Cluniacensern nicht systematisch angelegt, sondern vorwiegend an den Interessen des stiftenden Adels orientiert in drei ,Gründungsschüben' verdichtet wurde, veranschaulicht ARMIN KOHNLE, Cluniazenserklöster und ihre Stifter in Deutschland, der Schweiz und im Elsaß, in: Die Cluniazenser in ihrem politisch-sozialen Umfeld, S. 469-484, S. 470-471.

325 sein. 1561 Ein anderes Beispiel aus gleicher Zeit bietet die mit päpstlicher Autorität vollzogenene Übertragung des durch die Gräfin von Tuscien gegründeten ospitium pauperum... sub muro Mantuae civitatis an die Abtei Polirone: Nach den Veruntreuungen, die dem Prior des S. Andreasklosters nachgewiesen worden waren, erschienen die cluniacensisch geprägten Mönche am besten geeignet, das Hospital wieder seinem eigentlichen Zweck zuzuführen. 1562 Während mit der Zeit sicherlich auch zahlreiche Cistercienserabteien nicht mehr „fernab von allen besiedelten Gegenden" anzutreffen waren, 1563 sind cisterciensische Gründungen zur Versorgung von Reisenden an strategisch wichtigen Orten erst für die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert bezeugt. Obwohl die von Franz Winter vertretene Übertragung eines Hospizes am St.-Gotthard-Paß an die thüringische Abtei Georgenthal möglicherweise auf einer Verwechselung beruht, 1564 erinnert Klaus Schreiner mit Recht an ein Hospiz am Großen St. Bernhard und ein Hospital für Rom- und Jerusalempilger, das cisterciensische Abte in Besançon eröffneten. 1565 Eines der größten cluniacensischen Versorgungzentren, das sich vor allem der Pilger annahm, ist das Großpriorat La Charité-sur-Loire, dessen Name das Programm beschreibt, unter dem die seit alters am großen Loire-Übergang zusam-

1561

Gesta regum anglorum, Lib. V §413, ed. W. STUBBS, Bd. 2, S. 489: Hoc ille coenobium inter duo flumina Kenetam et Tamensem constituit, loco ubi pene omnium itinerantium ad populosiores urbes Angliae posset esse diversorium; posuitque ibi monachos Cluniacenses, qui sunt hodie praeclarum sanctitatis exemplum, hospitalitatis indefessae et dulcis indicium: videas ibi quod non alibi, ut plus hospites, totis horis venientes, quam, inhabitantes insumant. Auch in der Fundationsurkunde aus dem Jahr 1125 ist der an die cluniacensische Gründungsurkunde erinnernde besondere Gastfreundschaftsauftrag verankert (Cartularies, ed. B. KEMP, Nr. 1,1 S. 33-34; vgl. ebd. S. 13). Obwohl die als „royal mausoleum" geplante und reich ausgestattete Abtei stets enge Beziehungen zu Cluny unterhielt, ist zu keiner Zeit eine rechtliche Abhängigkeit festzustellen (S. 14-16).

1562

Vgl. C o d i c e diplomatico Polironiano ( 9 6 1 - 1 1 2 5 ) , ed. ROSSELLA RLNALDI - CARLA VLLLANI -

1563

Vgl. H . GRÜGER, S. 226.

1564

Nach F. WINTER sollte es in erster Linie die Versorgung romreisender Cistercienser sichern, die in den Alpenregionen bislang nur auf wenige cisterciensische Gründungen zurückgreifen konnten (Bd. 1, S. 170). Daß die Georgenthal unterstellte abbatia Hospitalis Sancti Gotbardi wahrscheinlicher in Polen zu suchen ist, geht aus Stat. 1252,44 hervor, das von der Rückgabe der Paternitätsrechte der nahezu zerstörten Abtei an den Abt von Morimond berichtet (ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 2, S. 385). Es scheint sich um die 1228 gegründete Abtei Szpetal bei Wloclawek zu handeln, die 1242/43 bei einer preußischen Invasion fast ruiniert und 1252 dem Schutz der Abtei Sulejöw unterstellt wurde. Vgl. JERZY KLOCZOWSKI, Les cisterciens en Pologne du XII e au XIII e siècle, in: Cîteaux 21 (1970) S. 109-134, S. 119-120; M. COCHERIL, S. 67.

1565

Vgl. K. SCHREINER, in: Die Zisterzienser. Ergänzungsband, S. 110. Offensichtlich waren die vom cisterciensischen Erzbischof Peter I. von Tarentaise gegründeten Xenodochien in den Alpenregionen, wie schon seine Vita nahelegt, nicht mit Cisterciensern besetzt (vgl. A. MANRIQUE, Bd. 1,

PAOLO GOLINELLI (Storia di San Benedetto Polirone 11,1) Bologna 1993, Nr. 56, S. 194-197.

S. 3 5 5 ) .

326 mentreffenden Reisenden aufgenommen wurden. 1566 Daß dieses an einer traditionsreichen via publica gelegene Priorat Besucher und Reisende geradezu anziehe, erwähnt schon Ulrich von Cluny in seiner,Epistola nuncupatoria'. 1567 Im Zuge der ab dem 11. Jahrhundert zunehmenden Wallfahrt nach Santiago de Compostela wurde das Priorat noch häufiger frequentiert. Obwohl die Bedeutung der Cluniacenser für die Santiagowallfahrt geringer einzuschätzen ist als in der älteren Forschung angenommen, 1568 bestätigt die Beobachtung, daß das im ,Liber Sancti Jacobi' unter päpstlichem Namen verbreitete Pilgerhandbüchlein 1569 - im Gegensatz zu mehreren cluniacensisch geprägten Klöstern - keine cisterciensische Gründung nennt, 1570 den Eindruck, daß die Cistercienser zumindest bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts für die Aufnahme der Wallfahrtsreis enden kaum zur Verfügung standen. N a c h Emile Mâle sind die cluniacensischen Klöster, die der Pilgerführer verzeichnet, gerade an den wichtigen Reisestationen plaziert. 1 5 7 1 Es handelt sich um S. Gilles als Ausgangspunkt des südlichsten der vier durch Frankreich führenden Pilgerwege, 1 5 7 2 Vézelay als Ausgangspunkt des über S. Léonard im Limousin u n d Périgueux nach Puente la Reina führenden Weges, 1 5 7 3 S. Jean d'Angély am Weg, der 1566

Vgl. J. WOLLASCH, 1985, S. 24; DENS., 1996, S. 159-160; D. POECK, 1998, S. 194; A. KOHNLE, S. 176-177.

1567

Ed. L. D'ACHERY, S. 642: appellatam nomine sanctae Mariae ad Charitatem; quia cum sit in via pu-* blica, nullus mortalium transit, qui de industria unquam dissimuletur, & non potius experiatur illud Gregorianum, quod hospites non solum sunt invitandi, sed etiam trahendi. In ihrer .Voyage littéraire' berichten die Mauriner E. MARTENE u n d U . DURAND noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts über den ehemaligen Glanz der Gästeeinrichtungen von La Charité: „Les anciens appartemens des hôtes étoient autrefois magnifiques. Ils subsistent encore aujourd'hui, quoyqu'employez à d'autres usages. Ils sont hors de l'enclos regulier, à l'entrée du monastere; & au bout des bâtiments on voit une ancienne chapelle dédiée à saint Denis, où on disoit la messe aux hôtes" (S. 36-38).

1568

Vgl. P. SEGL, S. 4-7. 218; J. SCHMALE, 1961, S. 129; K. HERBERS, 1986, S. 25-26; M. PACAUT, 1986, S. 351-352; YVES BOTTINEAU, Der Weg der Jakobspilger. Geschichte, Kunst und Kultur der Wallfahrt nach Santiago de Compostela, eingel. v. KLAUS HERBERS, Bergisch-Gladbach 1987, S. 53. 95-96; RAYMOND OURSEL, Pèlerins du moyen âge. Les hommes, les chemins, les sanctuaires, Paris 1978, S. 151-161. Die an Joseph Bédier orientierten älteren Thesen referiert DERS., S. 148149.

1569

N a c h den Untersuchungen von K. Herbers ist kaum mehr zu bezweifeln, daß der Redaktor des zwischen 1139 und 1173 (1165) kompilierten ,Liber S. Jacobi', dessen letztes Buch dem Wallfahrtsweg gewidmet ist, den N a m e n Aimericus (Picardus) trug u n d dem kanonikalen Milieu zugehörte (vgl. DENS., 1984, S. 16-47; DENS., 1986, S. 19-30; R. OURSEL, S. 140). D e r ältesten Handschrift folgend wird der ,Liber Sancti Jacobi' auch als .Codex Calixtinus' bezeichnet. Vgl. KLAUS HERBERS, Art.: Liber Sancti Jacobi, in: LMA 5 (1991) Sp. 1948.

1570

Vgl. R. OURSEL, S. 151-152.

1571

Vgl. die Zusammenfassung bei R. OURSEL, S. 148-149.

1572

Vgl. Kap. VIII, ed. J. VlELLlARD, S. 34. 36-46; K. HERBERS, 1986, S. 107-113; ULRICH WINZER, S. Gilles. Studien z u m Rechtsstatus u n d Beziehungsnetz einer Abtei im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung (Münstersche Mittelalter-Schriften 59) München 1988, S. 1-5.

1573

Vgl. Kap. I, ed. J. VlELLlARD, S. 2; Cap. VIII, S. 50-52; K. HERBERS, 1986, S. 86. 116-117.

327 von Tours ausgeht, 1 5 7 4 S. Eutrope de Saintes an der gleichen Strecke 1 5 7 5 wie die Petersabtei Moissac an der Wegstrecke, die von Le Puy über das Aubrac nach Süden führt. 1 5 7 6 Als einziges spanisches Priorat ist zu Ende des Kapitels über die „von den Pilgern zu besuchenden Heiligen, die am Jakobsweg ruhen," Sahagün genannt. 1 5 7 7 N i c h t verzeichnet, dennoch als bedeutende D e p e n d e n z am von Vizelay ausgehenden W e g bekannt, ist die französische Abtei S. Martial de Limoges. 1 5 7 8 S. Juan de la Pefia, S. Maria de Najera, S. Columba de Burgos, S. Zoil de Carrion de los Condes u n d S. Maria de Villafranca sind für die spanische Seite des Jakobsweges anzufügen. Lediglich als Etappenstädte sind Najera, Burgos, Carrion, Villafranca wie auch Sahagün in den ersten beiden Kapiteln des Pilgerbüchleins erwähnt. 1 5 7 9 Der Cluniacensis ecclesia eng verbunden, ihr aber niemals rechtlich unterstellt, ist die an der via Podiensis gelegene Pilgerabtei Conques im Rouergue, deren Kult der hl. Fides im Pilgerführer ausführlich gewürdigt wird. 1 5 8 0

Die Frage, warum die Abtei Cluny selbst in dem Pilgerhandbüchlein nicht erwähnt wird, hat Raymond Oursei unter anderem mit der geographischen Lage der burgundischen Abtei zu beantworten versucht, die er als zu weit abseits der sich etablierenden Pilgerrouten durch Frankreich einschätzt. 1581 Sicherlich liegt eine weitere Begründung darin, daß sich die große Abtei mit ihrer gewaltigen Basilika selbst zu einem der wichtigsten europäischen Wallfahrtszentren entwickelt hatte und eine Konkurrenz für die Santiagowallfahrt darstellte. 1582 Daß man Cluny aufgrund seiner besonderen Rombindung 1583 wie auch aufgrund der beherbergten Reliquien1584 seit dem 11. Jahrhundert als Ersatz für eine Romwallfahrt ansah, geht aus den Urkunden deutlich hervor. 1585 Zudem indiziert die Anlage der unter Abt 1574

Vgl. Kap. VIII, ed. J. VLELLLARD, S. 62; K. HERBERS, S. 124-125; ROBERT FAVREAU, Art.: SaintJean d'Angely, in: LMA 7 (1995) Sp. 1167-1168.

1575

Vgl. Kap. VIII, ed. J. VlELLlARD, S. 64-78; K. HERBERS, 1986, S. 125-129.

1576

Vgl. Kap. I, ed. J. VlELLlARD, S. 2; AXEL MÜSSIGBROD, Die Abtei Moissac 1050-1150. Zu einem Z e n t r u m cluniacensischen M ö n c h t u m s in Südwestfrankreich (Münstersche Mittelalter-Schriften 58) München 1988.

1577

Vgl. Kap. VIII, ed. J. VlELLlARD, S. 82; K. HERBERS, 1986, S. 132; P. SEGL, S. 93-102.

1578

Vgl. A. SOHN, S. 307.

1579

Vgl. Kap. II-III, ed. J. VlELLlARD, S. 4-6.

1580

Vgl. Kap. VIII, ebd. S. 48-50; K. HERBERS, 1986, S. 115-116.

1581

Vgl. R. OURSEL, S. 150.

1582

Vgl. H . E. J. COWDREY, 1978, S. 18-19.

1583

Vgl. D. IOGNA-PRAT, 1988, S. 356; DENS., in: Manuscrits hagiographiques, S. 116-117.

1584

Vgl. P. WLLLMES, S. 147-148; JOACHIM sche Randbemerkungen, in: Iconologia u n d Sozialgeschichte Alteuropas, FS STAUBACH, Berlin - N e w York 1994, S.

1585

In der als BB 3561 edierten U r k u n d e über die G r ü n d u n g des englischen Priorats Lewes ist zu erfahren, daß Graf Wilhelm von Warenne und seine Frau Gundrada aufgrund der kriegerischen Wirren des Investiturstreits davon Abstand nahmen, ihre geplante Pilgerreise nach R o m fortzusetzen. Folglich wandten sie sich ad Cluniacum monasterium, magnam et sanctam abbatiam in honore sancti Petri, u m dort den hl. Petrus zu verehren (Bd. 4, S. 689-698; vgl. J. WOLLASCH, 1994, S. 454;

WOLLASCH, Heiligenbilder in der Liturgie Clunys. KritiSacra. Mythos, Bildkunst und D i c h t u n g in der ReligionsKARL HAUCK, hrsg. v. HAGEN KELLER - NIKOLAUS 451-460; DENS., 1996, S. 84.

328

Hugo begonnenen cluniacensischen Basilika mit ihrem beeindruckenden Deambulatorium und ihren Radialkapellen, auch wenn der Ansatz einer „Architektur der Pilgerkirchen" mittlerweile überholt ist,1586 ihre Nutzung als Wallfahrtskirche, in der die Pilger an Prozessionen und ständigen Meßfeiern teilnehmen konnten.1587 Bereits die im ,Liber Tramitis' enthaltene Baubeschreibung erwähnt ein in unmittelbarer Nähe des vornehmen Gästehauses gelegenes ,Galiläa'.1588 Hierunter verbirgt sich höchstwahrscheinlich eine nach Mt 28,16 bezeichnete Kirchenvorhalle oder auch eine Empore über dem Narthex, die ebenso als Kennzeichen von Volks- oder Wallfahrtskirchen gelten kann.1589 Trotz Störungen durch Pilgermassen nahm Abt Petrus Venerabiiis, der durchaus Maßnahmen zum Schutz der in Cluny bedrohten klausuralen Ruhe ergriff,1590 davon Abstand, seine Kirche nach A. KOHNLE, S. 193-195; N . HUNT, S. 39; H . E. J. COWDREY, 1965, S. 158). Eine reumütige Pilgerreise ad limina beatorum apostolorum Petri et Pauli, ad locum Cluniacensem, unternahm nach Aussage der Schenkungsurkunde BB 3599 auch Bischof Guido von Genf (Bd. 4, S. 756). In zahlreichen U r k u n d e n wird, wie in BB 3427 besonders blumig ausgedrückt, auf die bona fama virtutum Cluniacensis monasterii hingewiesen, die Pilger, Schenker u n d Suchende aller Art zu einer Reise in das .burgundische R o m ' veranlaßte (ebd. S. 537). 1586

Vgl. THOMAS W . LYMAN, T h e politics of selective eclecticism: Monastic architecture, pilgrimage churches, and „resistance to Cluny", in: Gesta 27 (1988) S. 83-92. D e n von Emile Mâle geprägten älteren Forschungsstand referiert R. OURSEL, S. 180-181.

1587

Vgl. O . K. WERCKMEISTER, C l u n y III and the pilgrimage to Santiago de Compostela, in: Gesta 27 (1988) S. 103-112, S. 110; P. PLVA, S. 38-39, K. J. CONANT, 1968, S. 83-92, J. EVANS, S. 67. 71. 74. 101. Mit seiner Kritik an der eleganten künstlerischen Ausstattung der Klosterkirchen, die seiner Meinung nach nur dazu angetan ist, die Pilgerscharen anzuziehen, u m mit ihnen möglichst gute Einnahmen zu erzielen, bestätigt der hl. Bernard aus zeitgenössischer Perspektive den in Kirchen u n d Kathedralen herrschenden Betrieb (Apologia ad Guillelmum abbatem XII,28-29, hrsg. G. B. WINKLER, Bd. 2, S. 192-197; dazu H . RÜTTIMANN, S. 10-11; J. WOLLASCH, 1996, S. 274-275).

1588

Liber Tramitis II,XVII,142, ed. P. DLNTER, S. 204-206. Einen zwischen Klausur u n d Galiläa gelegenen bewachten Eingang nennt Lib. II,XXX,180, S. 251. Prozessionen bis z u m Galiläa sind in Lib. I,IV,31.3, S. 42, und Lib. I,VI,54.2, S. 69 erwähnt. Vgl. K. J. CONANT, 1968, S. 59-60; zum Forschungsstand, der die Existenz eines von zwei T ü r m e n flankierten Galiläas f ü r die mit „Cluny II" bezeichnete Klosteranlage A b t Odilos nicht in Zweifel zieht, JACQUES HENRIET, Saint Philibert de Tournus. L'oeuvre du secret maître: La galilée et la nef, in: BM 150 (1992) S. 101-164, S. 128-130; N . STRATFORD, 1992, S. 386. 388-389. N a c h K. J. CONANT übernimmt der im 12. Jahrhundert begonnene u n d gegen 1225 fertiggestellte N a r t h e x z u m großen Teil die Funktion des Galiläas für die Klosteranlage „Cluny III" (1968, S. 112-113 u n d 123). N . STRATFORD datiert den Baubeginn der großen Kirchenvorhalle in die 1130/40er Jahre (1992, S. 394).

1589

Vgl. J. HUBERT, in: I laici, S. 485-487, Fig. 23-26; J. EVANS, S. 52. 77; PH. SCHMITZ, Bd. 2, S. 224; G. BINDING - M. UNTERMANN, S. 117; KRISTINA KRÜGER, Doppelgeschossige Westbauten des 11. und 12. Jahrhunderts in Burgund: Untersuchungen zur F u n k t i o n einer Bauform (Diss. phil., Freie Universität Berlin 1998, im Druck).

1590

Statuta Petri Venerabiiis 19-23, ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 57-60, wobei er vor allem in Stat. 19 und 23 die durch Gäste u n d Laien hervorgerufenen Störungen hervorhebt: D a ß das z u m religiösen Leben voraussetzende silentium seit einiger Zeitpropter frequentiam negotiorum et multitudinem supervenientium massiv gestört sei (S. 58), bemerkt er hier ebenso wie seinen Eindruck von der Verwandlung der cluniacensischen Klausur in eine stratapublica (S. 60; vgl. Kap. 4.3.1.4 nach A n m . 923).

329 dem Vorbild der Cistercienser oder Kartäuser für das Volk zu schließen.1591 Zumindest für betende und opfernde Pilger sollten, wie er in seinen Reformstatuten bestimmte, stets Bereiche offenstehen.1592 Mit dem Priorat Souvingy, dem Grabkloster der heiligen Äbte Maiolus und Odilo, 1593 und mit dem alten Pilgerzentrum S. Germain d'Auxerre 1594 besaß die Cluniacensis ecclesia mindestens zwei weitere Klöster, die in besonderer Weise zum Wallfahrtsort avancierten.1595 Wie ihre benediktinischen Zeitgenossen signalisierte die burgundische Abtei in Anlehnung an die traditionell den Kirchen und Klöstern zugeschriebene Rolle als Asyl- und Schutzorte denjenigen Laien, Mitbrüdern oder auch berühmten Persönlichkeiten, die in Bedrängnis um Aufnahme baten, eine besondere Offenheit.1596 Mit den Beispielen aus Vézelay und Obazine wurde auf die Nutzung von Klosterkirchen und klösterlichen Territorien als Schutzorte der Bevölkerung bereits aufmerksam gemacht. 1597 Insgesamt zehn Jahre gewährte Abt Jarento von S. Bénigne de Dijon den bedrohten Mönchen von S. Vanne de Verdun den Schutz und die Gastfreundschaft seiner Abtei. 1 5 9 8 Mehr als 70 Klosterflüchtlinge aus Hasungen wurden nach Aussage der ,Vita Willihelmi' in Hirsau gastlich aufgenommen. 1599 Als Zufluchtsort für viele, die im Zuge der Wirren um Kaiser Heinrich IV. schutzbedürftig geworden waren, bezeichnet die Äbtechronik des .Codex Hirsaugiensis' das Schwarzwaldkloster unter Abt Wilhelm. 1 6 0 0 Die Chronik des englischen Klosters Evesham berichtet über die Aufnahme von Flüchtlingen und Notleidenden zur Zeit der normannischen Eroberung. 1601 Im Prolog seiner Consuetudines erinnert Wilhelm von Hirsau an den päpstlichen Legaten Abt Bernhard von Marseille, der ad nos devenit, integrumque fere annum dijftcultate conficiendi itineris, quod volebat, inhibitus, nobiscum exegit,1602 Nach seiner Verur-

1591

Vgl. J. HUBERT, in: I laici, S. 473; M. AUBERT, Bd. 1, S. 153. 164-165; G. DUBY, 1981, S. 134. Genauer dazu Kap. 4.3.3.4.

1592

Vgl. Stat. 53, ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 83. DERS. hebt den äußerst gemäßigten Rückzug aus der „traditional cluniac openness to outsiders" hervor (Monastic policy, in: Cluniac studies, S. III/134).

1593

Vgl. A. KOHNLE, der einen Abstecher nach Souvigny zum „üblichen Besuchsprogramm für hohe Gäste Clunys" zählt (S. 198). Die rasch nach dem Tod der beiden großen Abte einsetzende Wallfahrt hebt F. NEISKE hervor (1985, S. 434-435).

1594

Vgl. A. KOHNLE, S. 177-179.

1595

Dieses wird von JEAN HUBERT generalisierend für alle bedeutenderen Benediktinerklöster festgestellt: „On peut dire qu'au X I I e siècle toute abbaye bénédictine un peu importante tend à devenir un centre de pèlerinages" (in: I laici, S. 472).

1596

Vgl. HARTMUT ZAPP - HANS-JÜRGEN BECKER - PIERRE-CLEMENT TIMBAL, Art.: Asyl, in: LMA 1 (1980) Sp. 1156-1158; GEORG MAY, Art.: Asyl, Asylrecht, III. Historisch, in: LThK 1 (M993) Sp. 1117-1118; TH. STERNBERG, S. 96-97.

1597

Vgl. Kap. 4.3.2.2 bei Anm. 1190.

1598

Vgl. L. CHOMTON, S. 140-142.149-150; B. SCHAMPER, S. 93-94.

1599

Vgl. Kap. 16, ed. W. WATTENBACH, S. 217.

1600

Ed. E. SCHNEIDER, S. 9; vgl. H. JAKOBS, 1961, S. 205.

1601

Ed. W. D. MACRAY, S. 90-91.

1602

Ed. M. HERRGOTT, S. 375.

330 teilung auf dem Konzil von Sens verbrachte Abaelard auf Anraten des Petrus Venerabiiis seine letzten beiden Lebensjahre im Schutz Clunys. 1603

Mit einem Seufzer in Hinblick auf die hohen Kosten bezeichnet Petrus Venerabilis in einem um 1146 verfaßten Bittbrief an König Roger von Sizilien seine Abtei unter anderem als „Asyl aller Zuflucht Suchenden". 1604 Sehr wahrscheinlich rekurriert er mit dem auch in seiner Schrift ,De miraculis' benutzten Bild auf die Gründungsurkunde, in der Cluny bereits als perpetuum refugium für die pauperes de seculo egressi bezeichnet wird. 1605 A m Beispiel des gebannten Erzbischofs Manasse von Reims verdeutlicht Hermann Diener die Verwirklichung der Cluny in päpstlichen Privilegien zugesprochenen Stellung als „Zufluchtsort aller Schuldbeladenen". Als asylum poenitentium hatte auch Abt Hugo seine Abtei bezeichnet. 1606 Der Einwand, daß sich vor derartigen Bitten auch die Cistercienserklöster nicht verweigerten, ist berechtigt. Mit Thomas Becket beherbergte auch die Abtei Pontigny einen berühmten Gast, der sich in einer extremen Notlage befand. 1607 In gleicher Tendenz, in der sich die cisterciensischen Oratorien in kleinen Schritten für bestimmte Anliegen der Laien öffneten, sind derartige Nachrichten jedoch erst ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts überliefert. Nachdem zu Anfang des 13. Jahrhunderts noch zwei weitere Bischöfe aus Canterbury Rettung in Pontigny fanden, entwickelte sich die Primarabtei in den folgenden Jahren sogar zur häufig angesteuerten Besuchsstätte englischer Pilger. 1608 Wenig später ist eine Wallfahrt

1603

V g l . E . BROST, S. 4 5 1 ; J . WOLLASCH, 1 9 9 6 , S. 3 0 9 - 3 1 0 ; E . VACANDARD, B d . 2, S. 1 8 6 - 1 8 7 .

1604

Factum est a sui principio, non solum extemorum hospitium, non tantum confugientium asilum, sed ut loquar publicum rei publicae Christianae aerarium (Ep. 131, ed. G. CONSTABLE, 1967, S. 332; vgl. zur Datierung, ebd. Bd. 2, S. 186).

1605

Vgl. B.C., Sp. 3; De miraculis, Lib. 1,9, ed. D. BOUTHILLIER, 1988, S. 35: singulare ac commune peccatorum refugium-, auf S. Martin-des-Champs übertragen Lib. 11,10, ebd. S. 113: commune uniuersorum hospitium et uelut generale absque alicuius persone exceptione cunctorum asilum. Vgl. D. IOGNA-PRAT, La geste, S. 175-176; DENS., in: Manuscrits hagiographiques, S. 106; zusammenfassend DENS., 1998, S. 46-49. 90-92.

1606

Vgl. H . E . J . COWDREY, 1965, S. 153; HERMANN DIENER, D a s V e r h ä l t n i s C l u n y s zu den B i s c h ö -

fen, in: Neue Forschungen, S. 221-352, S. 242-243. Auf die päpstliche Privilegierung der cluniacensischen Friedhöfe, sogar Exkommunizierte zu beerdigen, macht J. WOLLASCH aufmerksam ( 1 9 9 6 , S. 1 6 2 - 1 6 3 . 174. 1 9 4 - 1 9 5 ) . 1607

Vgl. Kap. XV der von dem Cistercienser Thomas von Froidmont verfaßten ,Vita des heiligen Thomas Becket', ed./trad. PAUL GERHARD SCHMIDT (Schriften der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main, Geisteswissenschaftliche Reihe) Stuttgart 1991, S. 114-121. Der von König Heinrich II. an das Generalkapitel adressierte Drohbrief ist in die .Statuta annalia' eingegangen (ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 75). Vgl. ANSELME DlMIER, Henri II., Thomas Becket et les cisterciens, in: Thomas Becket, Actes du colloque international de Sedieres, 1973, Paris 1975, S. 49-53; M. GARRIGUES, S. 13; A. A. KING, S. 154-155; G. MÜLLER, Gäste, S. 10.

1608

V g l . A . DIMIER, 1 9 5 4 , S. 1 1 3 - 1 1 5 ; JEAN RICHARD, A r t . : P o n t i g n y , in: L M A 7 ( 1 9 9 5 ) Sp. 9 7 - 9 8 , Sp. 9 7 ; A . A . KING, S. 1 6 2 - 1 6 3 . 1 6 5 - 1 6 7 ; M . AUBERT, B d . 1, S. 1 8 7 ; A . D I M I E R - J . PORCHER, S. 2 6 7 -

331

ins Cistercienserkloster Heisterbach bezeugt. 1609 Wie im Fall Clairvaux dokumentiert betreffen die in diesen Zeitraum fallenden Erweiterungsmaßnahmen der großen Cistercienserabteien auch die Gästebereiche. 1610 Dennoch wird, aller Unterstützung von außen und allen regionalen Einflüssen entgegen, gerade auch in den großen Kirchenbauten versucht, die cisterciensisch-strenge Ausstattung weitestmöglich beizubehalten. 1611 Sie kann als Spiegel der cisterciensischen N o r m gelten, in der weiterhin konsequent weitabgewandtes Leben und eremitischer Rückzug vertreten wird. 1612 Richtungbestimmend bleiben die nur wenig geöffneten Tore der Cistercienserabteien, wie sie im Portariuskapitel der .Ecclesiastica Officia' skizziert sind.

4.3.3,2 Einrichtungen der Gastaufnahme: Gästehaus, Stadtdependenzen und Grangien Die Ausführungen zu den Beherbergungseinrichtungen der Cistercienserkloster gehen vom Befund der ,Ecclesiastica Officia' aus. An neun Stellen findet ein klösterliches Gästehaus Erwähnung, das, wie für die ,Carta Caritatis' als auch die frühesten Statuten beobachtet, 1613 konsequent im Singular genannt ist und regelgemäß als cella hospitum1614 oder zumeist schlicht als hospitium bezeichnet wird. 1615 268; M. GAREUGUES, S. 13. Unter den Nummern 241-248 ediert DIES. Schenkungen, die die Erzbischöfe aus Dankbarkeit an die Abtei tätigten (S. 273-280). 1609

Vgl. ROBERT FLINK, Anmerkungen zu einer Geschichte des Klosters Heisterbach, in: Heisterbach, 1980, S. 17-35, S. 29-30.

1610

Vgl. die auf dem Plan von Milley fußenden Skizzen im Kolloquiumsband .Histoire de Clairvaux', S. X I X X - X X X I . Das Unverständnis, das der hl. Bernard angesichts der gerade durch ihn hochgehaltenen Armutsideale derartigen Maßnahmen entgegenbrachte, ist in Lib. II,V,29-31 der ,Vita prima' beschrieben (ed. PL 185, Sp. 284-285; vgl. A. H. BREDERO, 1996, S. 224-225; P. DLNZELBACHER, S. 171-175). Ebenso sind in Citeaux und Pontigny ab Mitte des 12. Jahrhunderts Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen zu beobachten (vgl. einleitend J. RICHARD, 1995, Sp. 98; J. BOUTON, 1983, Sp. 2 1 0 6 ) .

1611

Vgl. M . AUBERT, Bd. 1, S. 3 7 9 - 3 8 1 .

1612

Vgl. die in Dist. I der systematischen Kodifikationen niedergelegten Bestimmungen über die Siedlungsorte, die Bauausstattung und die liturgische Ausstattung der Cistercienserkloster (ed. B. LUCET, 1964, S. 27-36; ed. B. LUCET, 1977, S. 212). Unverändert basiert noch Dist. III des LAD auf den Grundsatzentscheidungen der cisterciensischen Gründungsväter (ed. H. SEJALON, S. 395-397).

1613

Vgl. Kap. 3.3 Anm. 94; Kap. 4.2.1 Anm. 36; Kap. 4.2.2 nach Anm. 165.

1614

So im Zusammenhang des großen Armenmandatums am Gründonnerstag in EO XXI,21, ed. D. CHOISSELET- P. VERNET, S. 102.

1615

So in bezug auf Persönlichkeiten, die zur Verbrüderung das Kapitel betreten durften, in EO LXX,81, ebd. S. 208. EO LXXXVI,10, S. 246, bestimmt, einen feierlich empfangenen Bischof ad hospitium zu führen. Gleichermaßen sollen nach EO LXXXVII,15, S. 248, auch Laien, denen keine Einholungsprozession zuteil wird, ad hospitium geleitet werden. Ohne Unterschied sind hier auch

332 Arme und Reiche, Laien, Mönche, Kleriker und Postulanten sollen hier beherbergt und durch den Hospitar versorgt werden. Allein dem Cistercienserorden zugehörige Gäste wurden in die Klausur des gastgebenden Konvents eingegliedert. Dementsprechend fanden sie innerhalb des Mönchsdormitoriums oder auch des Infirmariums ihre Unterkunft. 1616 Obwohl die einzelklösterliche Uberlieferung seit Ende des 12. Jahrhunderts auf die Existenz spezieller Einrichtungen für arme oder auch kranke Gäste hinweist,1617 wird das in den ,Ecclesiastica Officia' gezeichnete Bild eines einzigen und unterschiedslos für alle Gäste zu nutzenden Gastgebäudes in den normativen Dokumenten des Cistercienserordens in ungebrochener Linie bis in die Moderne vertreten.1618 Ein hospitale pauperum oder hospitium pauperum findet auf der normativen Ebene der Ordensgeschichte keine rechtliche Sanktionierung.1619 Parallel zur Problematik der Frauenaufnahme wird das Ideal eines standesübergreifenden Gästehauses in zahlreichen Episoden der hochmittelalterlichen Erbauungsliteratur in Erinnerung gerufen. So erwähnt Wilhelm von S. Thierry in der ,Vita prima S. Bemardi' bei aller Armut der clarevallensischen Gründung ein zugehöriges hospitium.1620 Auf die domus hospitum bzw. das hospicium als die regelentsprechend erste Anlaufstätte der Novizen wird hier ebenso verwiesen wie in der ,Vita Ailredi'. 1621 Über den Tod eines armen Gastes, der während seiner Todesstunde mit dem hl. Bernard im Gebet verbunden war, in cella hospitum, berichtet Liber IV der ,Vita prima'. 1622 Obwohl die ,Vita S. Waltheni' auch ein infirmitorium pauperum & hospitum erwähnt, ist an den zentralen Stellen der Gastnicht-cisterciensische Presbyter und Religiosi untergebracht (vgl. E O CI, S. 294). Regelgemäß werden hier nach E O CII,6 die zukünftigen Novizen aufgenommen (ebd.). Daß der Abt gemeinsam mit den Gästen in hospitio zu speisen habe, ist in E O CVIIII,18 und E O CX,11 festgelegt (S. 310. 312). Als Wirkungsstätte des Gastmeisters ist das hospitium, in dem die Gäste essen und schlafen, in E O XCVIIII,1 vorgestellt (S. 332). 1616

Vgl. Kap. 4.2.2 bei Anm. 123; Kap. 4.3.1.3 nach Anm. 705 und Kap. 4.3.2.3. nach Anm. 1213.

1617

Vgl. Kap. 4.3.1.3 nach Anm. 753 und Kap. 4.3.2.4 nach Anm. 1505.

1618

Noch in Dist. 1,7 der ältesten systematischen Kodifikation wird mit der in Cap. IX,4 verwandten Formulierung die cella hospitum et portarii als wichtiger Bestandteil der Gründungsausstattung einer Cisterce gefordert (ed. B. LUCET, 1964, S. 30). Auch nachfolgend ist stets von einer im Singular genannten domus hospitum oder einem hospicium die Rede, so z.B. in Dist. X,8 derselben Kodifikation, ebd. S. 118; in Dist. VI,14 oder Dist X,2 der 1237/57 erschienenen Kodifikationen oder im LAD XI,1 (ed. B. LUCET, 1977, S. 279. S. 314; ed. H. SEJALON, S. 448). Noch das .Rituale Cisterciense', 1689, verweist an vielen Stellen, so vor allem im Zusammenhang der Visitationsformulare, auf das Ideal des einen cisterciensischen hospitium (vgl. S. 432-435. 599. 723. 725-726).

1619

Die in der Literatur sonst nicht wahrgenommene Diskrepanz zwischen Norm und Wirklichkeit wird allein von K. SCHREINER hervorgehoben: Vgl. DENS., in: Die Zisterzienser. Ergänzungsband, S. 110; Dens., 1989, S. 34-35; DENS., in: Hirsau, S. 79 Anm. 125.

1620

Vgl. Lib. I,V,25, ed. PL 185, Sp. 241.

1621

Vgl. Vita prima S. Bernardi, Lib. I,XIII,65, ebd. Sp. 263; Vita Ailredi, Kap. VIII. XV, ed. F. M.

1622

Vgl. Lib. IV,IV,20, ed. PL 185, Sp. 332-333.

POWICKE, S. 16. 24.

333 freundschaftsparänese der Norm entsprechend von dem einen hospitium der Abtei Melrose die Rede. 1 6 2 3 Mit dem ehemaligen Ritter Walther von Birbach stellt Caesarius von Heisterbach einen vorbildlichen Conversen vor, der aufgrund seiner Tugend zum magister hospitum von Himmerod ernannt wurde. Nicht nur in seiner Wirkungsstätte, dem hospitium, wirkte er wahre Wunder. 1 6 2 4 Als Retter des hospicium von Rievaulx wird der spätere Abt Aelred in der ,Epistola ad Mauricium' gefeiert, die Walter Daniel als Begleitschreiben zu seiner Vita verfaßte: Am Tag vor seiner Aufnahme ins Noviziat, als er also regelgemäß noch im Gästehaus weilte, entstand dort ein Brand solchen Ausmaßes, daß die anwesenden Brüder und Gäste das Haus aufgegeben hatten. Aelred, der noch ruhig cum ceteris ad mensam sedebat in latere australi eiusdem domicilii, löschte das Feuer mit Gottvertrauen und einer Kanne eines „englischen Nationalgetränks". 1625 I n d e r T a t w e i s e n die s e l t e n r e k o n s t r u i e r b a r e n B a u l i c h k e i t e n d e r e r s t e n

Cister-

c i e n s e r g e n e r a t i o n e n , die n i c h t u n m i t t e l b a r m i t K i r c h e o d e r K l a u s t r u m in V e r b i n d u n g s t a n d e n , 1 6 2 6 a u f ein einziges, s t a t u t e n g e m ä ß n a h e d e r P f o r t e

angesiedeltes

Gastgebäude hin.1627 A b g e s e h e n v o n der B e s t i m m u n g , daß der A b t mit den G ä s t e n im Gästehaus zu s p e i s e n h a b e , das G ä s t e h a u s also v e r m u t l i c h ü b e r m e h r e r e R ä u m e v e r f ü g t e , v o n d e n e n e i n e r i m b e s o n d e r e n d e r G ä s t e s p e i s u n g d i e n t e , 1 6 2 8 e n t h a l t e n w e d e r die n o r m a t i v e n Q u e l l e n n o c h die Z e u g n i s s e d e r E r b a u u n g s l i t e r a t u r n ä h e r e A n g a b e n ü b e r die I n n e n a u s s t a t t u n g . E r s t die i m R e c h n u n g s b u c h v o n B e a u l i e u a u f g e z e i c h n e t e n 1623

Vgl. Kap. IV,51, ed. ActaSS Aug. I, S. 261; Kap. V,56-58, S. 262.

1624

Vgl. Dialogus miraculorum, Dist. VII,38, ed. J. STRANGE, Bd. 2, S. 52.

1625

Ed. F. M . POWICKE, S. 73.

1626 ] } ¡ e s e w a r e n z u m Xeil aus wenig stabilen Baumaterialien errichtet und stärker der Verwitterung ausgesetzt als die Klausurgebäude. Nur in seltenen Fällen haben sich in hochmittelalterlichen Klosteranlagen des Cistercienserordens, wenn auch Kirche und klausurale Kernbereiche relativ gut erhalten sind, die Pforten-, Gäste- und Wirtschaftsgebäude bis in die heutige Zeit bewahrt. Vgl. M. AUBERT, Bd. 2, S. 147. 154; mit dem Beispiel Clairvaux' ebd. Bd. 1, S. 14. 1627

Mit Quincy, Loc-Dieu, Pontaut, Le Thoronet und Fountains in England gibt M. AUBERT einige Beispiele, die nicht der Restaurierungswut im 17. und 18. Jahrhundert zum Opfer gefallen sind (Bd. 2, S. 154-156). A. DIMIER - J. PORCHER wollen in einem rechts des Klostereingangs gelegenen Gebäude aus dem 12. Jahrhundert, das heute Wirtschaftsgebäude eines Bauernhofs ist, das ehemalige Gästehaus von Fontenay erkennen (S. 56). Ein größeres Gastgebäude beschreibt J. A. LEFEVRE für die im heutigen Belgien gelegene Abtei Villers-la-Ville (1990, S. 192-193). Obwohl dieses bereits dem 13. Jahrhundert zuzuordnen ist, diente es allen Ankommenden gleichermaßen als Unterkunft. Den Zustand der Gästehäuser zweier südfranzösischer Abteien im endenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert spiegeln die Grabungen von MICHEL FLXOT - JEAN-PIERRE PELLETIER, Porteries, bâtiments d'accueuil et métallurgie aux abbayes de Silvacane et du Thoronet, in: Archéologie médiévale X X (1990) S. 181-252, S. 199-214.

1628

Vgl. M. AUBERT, Bd. 1, S. 108. 147; G. MÜLLER, Pforte, S. 72-73. Schon an der in E O CXVIIII,1 niedergelegten Bestimmung, daß der Hospitar auch diejenigen zu versorgen habe, die das Gästehaus nicht zu einem längeren Gastaufenthalt, sondern nur als Ort der Speisung oder Übernachtung nutzen, ist abzulesen, daß das cisterciensische hospitium die Funktion eines Mehrzweckgebäudes für alle nicht-cisterciensischen Klosterbesucher ausübte (ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 332). Bestätigt wird diese Vermutung durch die Kopie einer Urkunde aus La Ferté, in der die domus hospitum als Ort eines Schenkungsaktes genannt ist (Nr. 163, ed. G. DUBY, S. 141).

334 Soll-Vorschriften für das Hospitium, das hier noch im späteren 13. Jahrhundert normentsprechend der Aufnahme aller Gäste diente, geben Auskunft über einige Einrichtungsgegenstände. Fast ausschließlich beschränken sie sich auf die Güter des täglichen Bedarfs. A n erster Stelle sind die bei den Mahlzeiten benötigten Tücher und Servietten zu nennen, deren wichtige Rolle mit dem bis auf den Löffel weitgehend fehlenden Eßbesteck im hohen Mittelalter zu erklären ist.1629 Bereits in den ,Ecclesiastica Officia' ist die Ausstattung des Gästehauses mit Tischutensilien angedeutet, denn ausdrücklich wird allein von den Mönchen, die vom Abt im Fall der Abwesenheit von Gästen ins Hospitium eingeladen werden, erwartet, das benötigte Eßgeschirr mitzubringen. 1630 Alle zwei Jahre erhält der Hospitar von Beaulieu Stoff vom Vestiarius und Leder vom Pelliparius zur Herstellung von Decken. 1631 Die jährliche Erneuerung eines großen und mehrerer kleinerer Teppiche gibt zunächst Rätsel auf.1632 Möglicherweise dienten sie den Anwesenden als Schlafunterlage, so daß auf feste Bettstellen verzichtet werden konnte. Hiermit wäre auch eine flexible und effektive Raumnutzung gewährleistet. Diese Annahme würde durch die Strohvorräte gestützt, die per dispositionem cellerarii aus den Grangien an das Gästehaus geliefert werden. D a die Versorgung der Gästepferde durch den custos marescallie organisiert wird, 1 6 3 3 ist davon auszugehen, daß das innerhalb des Gästehauses benötigte Stroh in erster Linie zur Errichtung von Schlafstätten verwandt wurde. N o r b e r t Elias weist darauf hin, daß die U b e r nachtung vieler Menschen in einem Raum für mittelalterliche Zeitgenossen durchaus üblich war. Eine „Intimisierung und Privatisierung des Schlafes" ist erst in früher N e u z e i t festzustellen. 1 6 3 4

Eine beachtliche Menge Holz, Torf und Heide, die vom custos marescallie geliefert wurde, läßt auf Kamine schließen, die mit diesen Feuerungsmaterialien beheizt 1629

N r . 72, ed. S. F. HOCKEY, S. 270-271: xij ulnis manitergii, xij ulnis mappe. Vgl. ELISABETH VAVRA, Art.: Besteck, in: L M A 1 (1980) Sp. 2071; HELMUT HUNDSBICHLER, Art.: Gabel, in: ebd. Bd. 4 (1989) Sp. 1069-1070; MICHAEL SCHMAUDER, Art.: Löffel, in: ebd. Bd. 5 (1991) Sp. 2070. Die Entwicklung des Messers als Eßinstrument beleuchtet NORBERT ELIAS, U b e r den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische u n d psychogenetische Untersuchungen, Bd. 1: Wandlungen des Verhaltens in den weltlichen Oberschichten des Abendlandes (Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 158) Frankfurt 14 1989, S. 164-169. Die Gabel charakterisiert er als die „Inkarnation eines bestimmten A f f e k t - u n d Peinlichkeitsstandards", der sich „vom Mittelalter zur Neuzeit hin vollzieht" (S. 171). Bestätigend sind im Kapitel De refectione der E O lediglich Löffel u n d Messer erwähnt (vgl. E O LXXVI,26-27, 39-40, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 226). D a ß die Mönche, bevor sie zur Serviette griffen, ihre H ä n d e u n d ihre Messer mit Brot abzuwischen hatten, ist in E O LXXVI,26 gefordert. Ebenso sollte das beidhändige Umgreifen des Trinkgefäßes für geordnete Tischsitten sorgen ( E O LXXVI,28, ebd.).

1630

Vgl. E O C V I I I I , 1 3 . 17, ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 310.

1631

Nr. 72, ed. S. F. HOCKEY, S. 271: de vestiario iiij ulnis novipanni anno, depellipario unum coopertorium pellium - secundo anno.

1632

V o m custos minoris camere erhält der custos hospicii unter anderem jährlich unum tapetum sowie xij tapetaparva (ebd.).

1633

Vgl. N r . 68, ebd. S. 259.

1634

Vgl. N . ELIAS, S. 222-230.227.

ad coopertoria facienda - secundo magnum

335 wurden. 1635 Demnach war das cisterciensische Gästehaus bestens gerüstet, alle Gäste mit den seit frühesten Traditionen bezeugten Grundgütern der klösterlichen Gastfreundschaft - mit einer Übernachtungsstätte, einer Wärmequelle und mit einer gesicherten Mahlzeit - zu versorgen. Den Untersuchungen Hans C . Peyers zufolge war die Gästeverpflegung nicht selbstverständlich, sondern zählte zu den Charakteristika einer hervorgehobenen Gastfreundschaft. 1 6 3 6 Die Grundausstattung des Gästehauses f ü r die Armen mit Betten und einer Feuerquelle ist explizit in den frühen C o n suetudines aus Fleury bestimmt: In introitu vero monasterii iuxta regulam hospitale pauperum ponitur, in quo lectistemia Semper inveniuntur et foctts ad calefaciendam aquam in lavationem pedum et ad recreandos miseros frigore obuncatos. D a ß wie in allen Klöstern auch hier die Gästespeisung zu den Grundelementen der Gastfreundschaft zählte, ist dem weiteren Verlauf des Kapitels zu entnehmen. 1 6 3 7 Ebenso sind in der erwähnten Schenkungsurkunde eines Armenhospitals in der Villa Cluny Feuer, Wasser, Betten und die unter dem Sammelbegriff „andere Notwendigkeiten" zusammengefaßte Lebensmittelversorgung als Grundgüter genannt, mit denen der dort wirkende Famulus die armen Gäste zu versorgen hatte. 1 6 3 8

Zwar lassen die aufgezählten Gewürze, die das Hospitium aus der „kleinen Camera" erhalten sollte - falls sie nicht als Heilmittel genutzt wurden - erahnen, daß man im endenden 13. Jahrhundert den frühen cisterciensischen Askesevorstellungen nicht mehr wörtlich folgte; 1639 hervorgehobenen Luxus hatten die Besucher des bestens organisierten und sicherlich nicht kleinen Gästehauses von Beaulieu jedoch nicht zu erwarten. Indizien, die darauf hindeuten, daß den verschiedenen Versorgungskategorien auch mehr oder weniger komfortabel eingerichtete Bereiche des einen Hospizes zugeordnet gewesen wären, sind nicht zu finden. 1640 Zu anderen Eindrücken führen die in den cluniacensischen Quellen zu findenden Angaben speziell über die Gebäude, die den zu Pferd anreisenden vornehmen Klosterbesuchern vorbehalten waren. Wie ausführlich erläutert wurde, existierten in Cluny - wie auch in den übrigen auf anianischen Traditionen fußenden Benediktinerklöstern - zwei voneinander getrennte Aufnahmestätten, in die die Besucher ihrer sozialen Stellung entsprechend eingewiesen wurden. 1641 Der ,Liber Tra1635

N r . 72, ed. S. F. HOCKEY, S. 271: de marescallo cc carrectatas turbe, xvj carrectatas lignorum combustibilium, xl carrectatas bruerie tascariorum ville sue - singulis annis.

1636

Vgl. H . C. PEYER, 1987, S. 4-5. 38. 41. 51.

1637

Vgl. Kap. 1,14, ed. A. DAVRIL- L. DONNAT, S. 24-26.

1638

Ed. BB 3406, Bd. 3, S. 512; schließlich A n m . 1683 dieses Kapitels.

1639

Mit den „Heil"- oder Genußmitteln des Laieninfirmitoriums übereinstimmend sind neben Mandeln auch Pfeffer und Kümmel genannt (Nr. 33, ed. S. F. HOCKEY, S. 179; N r . 72, S. 270-271; vgl. C . H . TALBOT, 1958, S. 195). D a ß der ebenso erwähnte Hanf nicht als Betäubungsmittel Verwendung fand, sondern sicherlich als Dichtungsmaterial genutzt oder zu Stoff verarbeitet werden sollte, ist daran zu erkennen, daß die iiij ulnis canabi im Zusammenhang der übrigen Tücher und Stoffe aufgezählt werden (S. 271).

1640

Sicherlich trifft S. F. HOCKEY eine anschauliche Charakterisierung, wenn er den gebotenen Komfort mit der heutigen Kategorie eines „youth-hostels" vergleicht (S. 33).

1641

Vgl. Kap. 4.3.1.2 nach A n m . 551.

336 mitis', der zum Teil einen möglicherweise im Bau befindlichen Plan wiedergibt,1642 skizziert ein großzügig angelegtes palatium, das iuxta galileam gelegen bis zu 70 hochgestellte Damen und Herren beherbergen sollte.1643 Zwei nach Geschlechtern getrennten Schlafräumen waren der Personenzahl entsprechende Latrinenanlagen angegliedert. Jeder aufgenommenen Person sollte ein eigenes Bett zur Verfügung stehen, wobei für den Schlafraum der Männer eigens stoffbezogene Kissen erwähnt sind - ebensowenig allgemeiner Standard als vielmehr Zeichen der Luxusausstattung.1644 In einem in der Gebäudemitte befindlichen Speisesaal, dessen Tischanordnung die Gegebenheiten des Mönchsrefektoriums widerspiegeln sollte, tafelten die Besucher gemeinsam.1645 Besondere Feiertage konnten die vornehmen Gäste am festlichen Schmuck ihrer repräsentativen Gastunterkunft mit Stoffen und Vorhängen erkennen.1646 Ob das Fehlen von weiteren Informationen zur Anlage des vornehmen Gästehauses in den nachfolgenden Consuetudines-Redaktionen dahingegend gedeutet werden kann, daß die im ,Liber Tramitis' beschriebene Anlage tatsächlich realisiert wurde, bzw. daß sie sich nach Mitte des 11. Jahrhunderts nicht veränderte, ist kaum zu entscheiden, wenngleich die Planzeichnungen Kenneth J. Conants die Lokalisierung und Inneneinteilung des Pfalzkomplexes im Ubergang zur unter Abt Hugo begonnenen Klosteranlage „Cluny

1642

Dies ist durch den Sprachwechsel vom Indikativ in den Konjunktiv angezeigt, der erfolgt, kurz bevor der beschreibende Blick zum Palatium wandert (Lib. II,XVII,142, ed. P. DlNTER, S. 205). Darüber hinaus warnt N . STRATFORD eindringlich davor, die von K. J. CONANT vorgelegten Rekonstruktionspläne der als „Cluny II" bezeichneten Klosteranlage Odilos mit den tatsächlichen Gegebenheiten in Übereinstimmung bringen zu wollen (1992, S. 389). Wie auch W. BRAUNFELS bemerkt, stützen sie sich fast ausschließlich auf die Angaben der im ,Liber Tramitis' gegebenen Baubeschreibung (S. 72-73. 75). U m diese zu visualisieren, ist die im Hauptwerk K. J. CONANTS abgebildete Planzeichnung allerdings hervorragend geeignet (1968, fig. 4).

1643

Lib. II,XVII,142, ed. P. DlNTER, S. 205: Iuxta galileam constructum debet esse palatium longitudinis centum triginta et quinque pedes, latitudinis triginta ad recipiendum omnes superuenientes homines qui cum equitibus aduentauerint monasterio. Vgl. die Kommentierungen von K. J. CONANT, 1968, S. 63; J. EVANS, S. 137; E. SACKUR, Bd. 2, S. 374; G. DE VALOUS, Bd. 1, S. 169; W. BRAUNFELS, S. 76-77; E. LESNE, 129.

1644

Lib. II,XVII,142, ed. P. DlNTER, S. 205: Ex unaparte ipsius domus sintpraeparata quadraginta lecta et totidem puluilli ex pallio ubi requiescant uiri tantum cum latrinis quadraginta. Ex alia parte ordinati sunt lectuli triginta ubi comitisse uel aliae honestae mulieres pausent cum latrinis triginta ubi sole ipse suas indigerias

1645

1646

procurent.

Lib. II,XVII,142, ed. P. DlNTER, S. 205: In medio autem ipsius palatii affixe sint mense sicuti refectorii tabulae ubi aedant tarn uiri quam mulieres. Überstieg die Begleiterzahl der vornehmen Gäste die Aufnahmekapazität des Palatiums, hatten diejenigen, die nicht im Gästehaus speisen konnten, ihre Mahlzeiten an langen Tischen einzunehmen, die in einem geräumigen Saal über dem an der Pforte angesiedelten großen Stallungsgebäude aufgestellt werden sollten. Hier wurden auch die klösterlichen Famuli versorgt und beherbergt (ebd. S. 206). In festivitatibus magnis sit ipsa domus adornata cum cortinis et palliis et bamcalibus in sedilibus ipsorum (ebd. S. 205).

337 III" als unverändert wiedergeben. 1647 Deutlich weiterverfolgen läßt sich der im Hospitarkapitel Bernhards zu erkennende großzügige Komfort, den man den Gästen präsentierte. Hierfür spricht schon der als Beispiel genannte Wachsvorrat zur Beleuchtung des von Bernhard und Ulrich als hospitium bezeichneten Gebäudes der mächtigen Klostergäste. 1648 Die in der tabula hospicii verzeichnete Wachslieferung zeigt an, daß auch das cisterciensische Gästehaus von Beaulieu bei Dunkelheit beleuchtet wurde. 1 6 4 9 Im Gegensatz zu dieser pragmatischen Ebene trifft Bernhard von Cluny in seinen Consuetudines eine programmatische Aussage, die für die Idealvorstellungen der cluniacensischen Gästeversorgung spricht. 1 6 5 0 Der kritische Einwand, daß die hier angeführten Quellen sowohl ihrer unterschiedlichen Entstehungszeit wegen als auch aufgrund ihrer unterschiedlichen Quellengattung nicht miteinander verglichen werden können, ist dadurch zu entkräften, daß die direkt vergleichbaren, in den ,Ecclesiastica Officia' niedergelegten Bestimmungen z u m Gästehaus offenbar mit der gleichen Programmatik auf Details verzichten. Insofern zeigen die im Account-Book von Beaulieu zu eruierenden Praxishinweise vor allem an, daß die in den frühen Consuetudines vorgegebenen Linien auch im späteren 13. Jahrhundert durchaus ernstgenommen wurden.

Mit je eigenen Atrien und einem weiträumigen Garten hatte Abt Rudolf nach Angaben der ,Gesta abbatum Trudonensium' die renovierten Gastwohnungen versehen. 1651 Weitere Ausstattungsgegenstände eines vornehmen Gästehauses benennt Lanfranc in einem dem Gastmeisterkapitel vorgeschalteten Abschnitt seiner ,De1647

Vgl. K. J. CONANT, 1968, fig. 4-5; dazu die Beschreibungen von M. PACAUT (1986, S. 268) und W. BRAUNFELS, S. 105. N a c h dem N e u b a u der großen Basilika im nördlichen Teil des Klosterterritoriums wäre das vornehme Gästehaus nicht mehr dem St. Galler Klosterplan vergleichbar im N o r d w e s t e n der Klosterkirche angesiedelt gewesen, sondern hätte sich an der südwestlichen Außenwand des Langhauses der neuen Kirche erstreckt. Dadurch ist es noch enger an den innerklösterlichen Bereich gebunden als zuvor.

1648

Vgl. in der Bernhard-Consuetudo nur Lib. 1,9, ed. M. HERGOTT, S. 155; Lib. 1,12, S. 157; Lib. 1,13, S. 159; Lib. 1,15, S. 164; Lib. 1,16, S. 167; Lib. 1,58, S. 252; in der U l r i c h - C o n s u e t u d o Lib. 11,1, ed. L. D'ACHERY, S. 669; Lib. 111,22-23, S. 697. Während an einer einzigen Stelle der BernhardC o n s u e t u d o ein synonymer Gebrauch der Begriffe hospitium und hospitale zu beobachten ist (Lib. I,33, ed. M. HERRGOTT, S. 218-219: swe Episcopus sit sive Laicus, & facta Oratione ibi, si est Laicus, ducitur statim in hospitale ... facit eum duci in hospitium), legt die nahezu durchgängig zu beobachtende Verbindung der hospitale-Bezeichnung mit den pauperes nahe, daß hospitale gleichbedeutend mit eleemosynaria benutzt wurde. Vgl. in der Bernhard-Consuetudo, Lib. 1,25, S. 199; Lib. II,15, S. 310; Lib. 11,32, S. 353; in der Ulrich-Consuetudo Lib. 1,12, ed. L. D'ACHERY, S. 640; Lib. III,32, S. 702. Lediglich Lib. 1,74 der Bernhard-Consuetudo spricht auch von einer Speisung 12 Armer in hospitio (ed. M. HERRGOTT, S. 272). Weitere Überlegungen zu den Begrifflichkeiten werden in A n m . 1663 u n d am Ende dieses Kapitels u n t e r n o m m e n .

1649

N r . 72, ed. S. F. HOCKEY, S. 271: x. libr. cere.

1650

Vgl. Kap. 4.3.1.2 nach A n m . 592.

1651

Gesta abbatum Trudonensium X,13, ed. R. KOEPKE, S. 295: Quaeprius cellarium fuerat, fecitpulchram et amplam sibi et maioribus hospitibus caminatam, habentem ab utroque latere duas alias usibus hospitantium necessarias ... Sunt et atria et porticus ante has utrasque caminatas, et viridiarium spaciosum et delectabile hospitibus, cum pluribus lignis diversos fructus ferentibus. Selbstverständlich verfügte S. Trond, wie der Beginn des Kapitels vermerkt, über eine ebensogut ausgestattete domus elemosinaria bzw. sogar zwei domuspauperum (ebd.; Lib. X,16, S. 296).

338 creta'. 1652 Offenbar war die Gästehausbeschreibung, die ihm die Vorlage Bernhards von Cluny lieferte, in seinen Augen nicht detailliert genug. Während Handtücher, Tischtücher, 1653 Küchengerät, Geschirr, Holz und Lebensmittel an die im späteren cisterciensischen Beaulieu-Account-Book aufgereihten Bedarfsgegenstände erinnern, ist explizit auch eine Möblierung mit Stühlen und Tischen berücksichtigt. 1654 Darüber hinaus sollten die Gäste - wie auch im ,Liber Tramitis' vorgesehen - auf festen Bettstellen nächtigen. Mit der Bestimmung, daß das Bett eines verstorbenen miles dem Gästehaus der Vornehmen zufallen solle, legen auch die ,Consuetudines Fructuarienses-Sanblasianae' nahe, daß die Gäste nicht auf einfachen Strohunterlagen schliefen; die komplette Bettausstattung eines verstorbenen rusticus, der zur Beerdigung auf den Klosterfriedhof getragen wird, sollte in das Inventar des Hauses der armen Gäste übergehen. 1655 Die Tatsache, daß eine begüterte Schwester des cluniacensischen Eleemosynars im späten 13. Jahrhundert unum lectum munitum culcitra, pulvinari, linteaminibus et supellectili testamentarisch an 1652

Vgl. G. DE VALOUS, Bd. 1, S. 172.

1653

Über den mit der Bernhard-Consuetudo gemeinsamen Text hinaus ist in Kap. XLVIII der Consuetudines aus S. Bénigne de Dijon eigens erwähnt, daß der Camerar für die ausreichende Ausstattung des Hospitiums mit Tischtüchern zu sorgen habe (et in hospitio mappas honestas, ed. L. CHOMTON, S. 387). Die in mittelalterlichen Consuetudines oftmals bezeugte Praxis, die Tische an Fasttagen symbolisch unbedeckt zu lassen, zeigt an, daß Tischdecken als Zeichen einer festlicheren Gestaltung zu verstehen sind (vgl. z.B. Kap. II,V,195 der .Consuetudines FructuariensesSanblasianae', ed. L. G. SPÄTLING - P. DINTER, Bd. 1, S. 222).

1654

Décréta Lanfranci 90, ed. D. KNOWLES, 1967, S 72: Frater qui ad suscipiendos hospites deputatus est in ipsa hospitum domo haec praeparata habere debet: Lectos, sedilia, mensas, manutergia, mappas, sciphos, scutellas, coclearia, baccilia et si qua sunt huiusmodi, ligna quoque. Panem uero et potum et caetera cibaria ad opus hospitum per famulos sibi deputatos in celario recipit. Ahnliche Ausstattungsgegenstände sind in der späteren Redaktionsstufe der den .Consuetudines-Sanblasianae' zugehörigen Ämterliste aufgezählt: Frater qui hospitale custodit, omnia quae necessaria sunt in domo illa habet preparata, mapulas, galetas, caphos, canistra, scutellas, lectos (IIIb,XIX,954, ed. L. G. SPÄTLING - P. DLNTER, Bd. 2, S. 243). Noch die aus Benediktinerklöstern des 14. und 15. Jahrhunderts überlieferten frühesten realienkundlichen Zeugnisse der Gästehausausstattung stimmen prinzipiell mit den hier genannten Gütern überein. Vgl. GERD ZIMMERMANN, Ein Bamberger Klosterinventar von 1483-1486 als Quelle zur Sachkultur des Spätmittelalters, in: Klösterliche Sachkultur des Spätmittelalters. Internationaler Kongress, Krems an der Donau, 18.-21. September 1978 (SÖAW.PH 367, Veröffentlichungen des Instituts für Realienkunde Österreichs 3) Wien 1980, S. 225-244, S. 237-244.

1655

Consuetudines Fructuarienses IIIa,X,404, ed. L. G. SPÄTLING - P. DlNTER, Bd. 2, S. 39: Lectus ille datur ad elemosinam cum omnibus stramentis, in quo defunctus de rusticis defertur ad monasterium sepeliendus; de militibus autem ad hospicium hospitum. Bestätigend sind in der Liste der oben zitierten Einrichtungsgegenstände des Gästehauses auch lecti enthalten. Die Möglichkeit, sich auf dem Laienfriedhof des Klosters beerdigen zu lassen, ist auch in Lib. II,XXXV,206 des ,Liber Tramitis' wie in Lib. 1,34 der Bernhard-Consuetudo bezeugt (ed. P. DlNTER, S. 284-285; ed. M. HERRGOTT, S. 219; vgl. D. POECK, 1981, S. 76-79; J. WOLLASCH, 1996, S. 111-112). Dementsprechend teilt Bernhard im Hospitarkapitel mit, daß der Gastmeister per consuetudinem habet velamina, quibus Defuncti, qui afferuntur ad ecclesiam, cooperiuntur, & lectos in quibus deferuntur. Hierunter sind Bahren zu verstehen, die zum Leichentransport benötigt wurden.

339 das hospitale

de Fluyreyo

ü b e r t r u g , m a c h t deutlich, w e l c h e n W e r t eine gut ausge-

s t a t t e t e B e t t s t e l l e n o c h in dieser Z e i t darstellte. 1 6 5 6 Leider b e a n t w o r t e n die C o n s u e t u d i n e s k a u m die F r a g e , o b die v o m cluniacensischen E l e e m o s y n a r geleitete U n t e r k u n f t der z u F u ß reisenden Pilger u n d a r m e n G ä s t e ähnlich karg a u s g e s t a t t e t war wie die domus

peregrinorum

atque

pauperum

des St. Galler K l o s t e r p l a n s , der als anschauliches V o r l ä u f e r m o d e l l für spätere, insb e s o n d e r e a u c h die cluniacensischen G ä s t e e i n r i c h t u n g e n h e r a n g e z o g e n

werden

k a n n . 1 6 5 7 E i n V e r g l e i c h des , L i b e r T r a m i t i s ' mit den u n t e r A b t H u g o e n t s t a n d e n e n C o n s u e t u d i n e s führt zu d e m E i n d r u c k , daß sich die B a u l i c h k e i t e n für die a r m e n G ä s t e b e t r ä c h t l i c h v e r g r ö ß e r t h a t t e n : D i e im , L i b e r T r a m i t i s ' e n t h a l t e n e B a u b e s c h r e i b u n g läßt die cella

aelemosynarum

n o c h als eine A r t V o r r a t s r a u m des E l e e -

m o s y n a r i u s erscheinen, dessen G ü t e r in einer V e r s o r g u n g s s t ä t t e , die an das g r o ß e M e h r z w e c k g e b ä u d e an der w e s t l i c h e n K l o s t e r u m m a u e r u n g angegliedert war, an die z u F u ß R e i s e n d e n a u s g e g e b e n w e r d e n sollten. 1 6 5 8 Wenig differenziert erscheinen die über die Baubeschreibung hinaus verwendeten Begriffe für die Gästeeinrichtungen: Den zum Teil noch nicht fixierten Amtsträgerprofilen des ,Liber Tramitis' entsprechend ist im Kapitel De hospitibus qualiter suscipiantur, das eher als Amtsbeschreibung des Eleemosynarius zu verstehen ist, nur allgemein von einer mansio die Rede. 1659 Mit der zu Ende des Kapitels erwähnten cella, in der der .Eleemosynar' auch Reinigungsgerätschaften aufbewahrt, scheint hingegen wieder sein .Vorratsraum', die cella aelemosynarum angesprochen zu sein, in der auch die tägliche Armenfußwaschung stattfinden sollte. Gemessen an der in der Baubeschreibung angedeuteten Lokalisierung in unmittelbarer Nähe des allgemeinen cellarium scheint diese auch in den Kontrollgang des Priors oder des decanus claustrensis einbezogen zu sein, der in Liber II,XIX,150 erwähnt ist. 1660 Über das ausführlich geschilderte palatium für die Vornehmen hinaus ist nur noch unbestimmt von einem hospitium bzw. auch von einem hospitale die Rede, mit dem höchstwahrscheinlich die am Kopf des großen Stallgebäudes befindliche Armenversorgungsstätte gemeint ist: Hier sollten die zwölf (ortsansässigen) Armen gespeist werden; zurückkehrende Klosterflüchtlinge hatten hier die erste Nacht zu verbringen; auch ein zugehöriger famulus ist erwähnt.1661 Sieht man von der Möglichkeit ab, daß Bernhard und Ulrich bewußt mit anderen Begriffen operierten, ist eine ausdrucklich als (domus) eleemosynaria bezeichnete Baulichkeit noch nicht dokumentiert. Eine eindeutige Antwort auf die Frage nach dem tat1656 g g 5371, Bd. 6, S. 777. Vgl. zur kulturgeschichtlichen Entwicklung des Bettes KLARA CSILLERY, Art.: Bett, in: LMA 1 (1980) Sp. 2087. 1657

Vgl. J. M. BERGER, 1993, S. 307-309; W. BRAUNFELS, S. 75. Zwar kennen die frühmittelalterlichen Klöster noch keine selbständige Institution der Armensorge, die bauliche Trennung zweier voneinander abgegrenzter Gastaufnahmebereiche ist jedoch deutlich fixiert.

1658

Lib. II,XVII, 142, ed. P. DLNTER, S. 204: Aelemosynarum quippe cella pedes latitudinis decern, longitudinis sexaginta ad similitudinem latitudinem cellarii; ebd. S. 206: A porta meridiana ... sit constructa domus longitudinis ...Et in capite istius mansionis sit locus aptitatus ubi conueniant omnes itti homines qui absque equitibus deueniunt. Et caritatem ex cibo atque potum in quantum conuenientia fuerit ibi recipiant ab elemosynario fratre-, vgl. K. J. CONANT, 1968, fig. 4-5; J. WOLLASCH, 1986, S. 985.

1659

Lib. I I , X X X , 1 8 2 , ed. P. DLNTER, S. 2 5 1 .

1660

Ebd. S. 253; vgl. Lib. II,XXIX,178, S. 249; Lib. II,XIX,150, S. 215.

1661

Lib. I,V,43, ebd. S. 58; vgl. Lib. II,XXIX,177, S. 249; Lib. I,V,40, S. 52.

340 sächlichen Baubefund gibt Neil Stratford: „La réponse est simple: nous ne savons rien des tout premiers édifices ... ," wobei ihm die im ,Liber Tramitis' beschriebene Anlage von Stallgebäuden, Werkstätten und Gastgebäuden unterschiedlicher Kategorien im Westen des Klosterterritoriums durchaus plausibel erscheint. 1 6 6 2

Ein halbes Jahrhundert später zeichnen die Consuetudines Bernhards und Ulrichs das Bild eines zentralen Gebäudes, in dem alle armen Gäste untergebracht und gespeist wurden. Nunmehr explizit als domus eleemosinariae, als eleemosynaria, eleemosyna und höchstwahrscheinlich auch mit dem schillernden Begriff des hospitale bezeichnet,1663 verfügte diese dem Eleemosynar unterstellte Institution über eigene Einkünfte. 1664 Innerhalb des hauseigenen Personals bewachte ein besonders beauftragter Pförtner den Eingang.1665 Zudem wurde der ordnungsgemäße Zustand auf den Rundgängen des Prior claustralis und der Circatores überprüft.1666 Hervorgehobenen Gästen stand die Möglichkeit einer Besichtigung frei.1667 Auch die tägliche Armenfußwaschung sollte hier stattfinden.1668 Als sehr wahrscheinlich anzunehmen ist, daß auch die cluniacensischen Präbendarii hier ihre Wohnstätte fanden. Daß die in den Consuetudines beschriebenen Ideale einer großzügig funktionierenden Pilger- und Armensorgeinstitution bis zu einem gewissen Grad mit der cluniacensischen Wirklichkeit des späten 11. Jahrhunderts übereinstimmen, wird durch die Ergebnisse der archäologischen Forschung gestützt. Abt Hugo wird die Errichtung eines wahrscheinlich mehrstöckigen Hospizes zugeschrieben, das an der cluniacensischen Pforte situiert war.1669 Dendrochronologische Untersuchungen am Gebälk des als „Ecuries de S. Hugues" bekannten, zum Teil noch existie-

1662

N . STRATFORD, 1992, S. 389.

1663

Vgl. in der Bernhard-Consuetudo nur Lib. 1,3, ed. M. HERRGOTT, S. 141-143; Lib. 1,4, S. 144; Lib. 1,9, S. 152; Lib. 1,13, S. 157-159; Lib. 1,26, S. 200; Lib. 1,48, S. 241; Lib. 11,15, S. 312; in der UlrichConsuetudo Lib. 1,13, ed. L. D'ACHERY, S. 652; Lib. 1,42, S. 664; Lib. 11,37, S. 682; Lib. 111,6, S. 687; Lib. 111,24, S. 698; Lib. 111,29, S. 702. Die Passagen, in denen arme Gäste als Insassen eines hospitale genannt sind, wurden in Anm. 1648 zitiert.

1664

Vgl. Kap. 4.3.2.4 nach Anm. 1237.

1665

Vgl. Lib. 1,13 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 158; Lib. 111,24 der Ulrich-

1666

Vgl. Lib. 111,6 der Ulrich-Consuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 687; Lib. 1,3-4 der BernhardConsuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 141-144, wobei sich nicht nur hinter der erwähnten cella Eleemosynaria möglicherweise der bereits für den ,Liber Tramitis' bezeugte klausurnahe „Vorratsraum" verbirgt, der auch den Rekonstruktionen Conants zufolge bis ins 12. Jahrhundert hinein existierte (S. 143; vgl. K. J. CONANT, 1968, fig. 4-6).

1667

Vgl. Bernhard, Lib. 1,9, ed. M. HERRGOTT, S. 154.

Consuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 698.

1668

Vgl. ebd. Lib. 1,48, S. 241; Ulrich, Lib. 111,37, ed. L. D'ACHERY, S. 682.

1669

Vgl. K. J . CONANT, 1968, S. 70-73; dazu N . STRATFORD, 1992, S. 392. 394.

341 renden eindrucksvollen Gebäudes im Z e n t r u m Clunys1670 weisen möglicherweise b e r e i t s in die 1 0 6 0 e r J a h r e , 1 6 7 1 s o d a ß die A n f ä n g e des m ä c h t i g e n B a u k o m p l e x e s , der durch Petrus Venerabiiis ausgeschmückt, erweitert und wahrscheinlich auch m i t e i n e r K a p e l l e a u s g e s t a t t e t w u r d e , 1 6 7 2 in d e r e r s t e n H ä l f t e des H u g o - A b b a t i a t s liegen k ö n n t e n . S p ä t e s t e n s u m 1 1 0 0 b e s a ß die A b t e i C l u n y a l s o eine G ä s t e h e r b e r ge, d e r e n A u f n a h m e k a p a z i t ä t i h r e s g l e i c h e n s u c h t e . 1 6 7 3 K o n n t e n s i c h die G a s t e i n r i c h t u n g e n d e r z e i t g e n ö s s i s c h e n K l ö s t e r

sicherlich

n i c h t m i t d e n in C l u n y v o r h a n d e n e n V o r b i l d e r n m e s s e n , bleibt d a r a n z u e r i n n e r n , d a ß die E i n r i c h t u n g e i g e n s t ä n d i g e r P i l g e r - u n d A r m e n s o r g e g e b ä u d e m i t z u s ä t z l i c h e n B a u l i c h k e i t e n z u r A u f n a h m e m ä c h t i g e r G ä s t e f ü r das t r a d i t i o n e l l o r i e n t i e r t e B e n e d i k t i n e r t u m i n s g e s a m t v e r b i n d l i c h w a r u n d b l i e b . 1 6 7 4 W i e die in d e n M a i l l e z a i s - C o n s u e t u d i n e s d o k u m e n t i e r t e parva

eleemosyna

anzeigt, existierten darüber

hinaus teilweise S o n d e r i n s t i t u t i o n e n i n n e r h a l b d e r G ä s t e - o d e r A r m e n s o r g e a b t e i lung. Z u d e m w ä r e a n das A b t s h a u s als a t t r a k t i v e A u f n a h m e s t ä t t e klerikaler B e s u 1670

Das im 18. Jahrhundert an der Nordseite stark beschädigte Gebäude, dessen Maße von K. J. CONANT mit 52,54m bis 53,78m mal 14,78m angegeben werden, überlebte unter anderem als Schulgebäude und als städtisches Theater der Gemeinde Cluny (1968, S. 72, dazu fig. 48 und 51; vgl. N. STRATFORD, S. 392). Die am noch intakten Südgiebel befindliche Löwenskulptur ist nach Stratford wahrscheinlich am Originalort überkommen und kann in die 1080er Jahre datiert werden. Abwegig erscheint seiner Einschätzung nach die von Conant gemutmaßte symbolische Zuordnung an König Alfons VI. von „Léon" (S. 392. 394).

1671

Schon K. J. CONANT hebt die Seltenheit eines aus dem 11. Jahrhundert überkommenen Dachstuhls hervor (1968, S. 72 und fig. 49). Während N. STRATFORD auf Untersuchungen hinweist, die das Gebälk zwischen die Jahre 1095 und 1107 datieren (1992, S. 392), wurden auf der vom „Groupement de Recherche 952 du C N R S " jährlich in Cluny veranstalteten Arbeitstagung, die im Jahr 1995 unter dem Thema „L'historiographie clunisienne" stand, frühere Datierungen verhandelt. Von den Forschern der Université de Franche-Comté in Besançon wurde ausgeführt, daß die dendrochronologischen Untersuchungsmethoden aufgrund der jung geschnittenen Holzbalken bestens funktionieren. Gemessen an den von Stratford vorgenommenen Analysen des Mauerwerks ist die prinzipielle Fertigstellung und damit die Gesamtdatierung des großen Gebäudes um 1100 nicht in Frage gestellt.

1672

Vgl. N. STRATFORD, 1992, S. 397; M. PACAUT, 1986, S. 268; K. J. CONANT, 1968, S. 110, wobei die als fig. 50. 53-54 und 59 abgebildeten Rekonstruktionszeichnungen mit Vorsicht zu betrachten sind. Urkundlich ist die vorgegebene Konstellation einer logia hospitii Cluniacensis prope capellam dicti hospicii erst zu Ende des 13. Jahrhunderts zu fassen (BB 5486, Bd. 6, S. 906; vgl. BB 5487, S. 904).

1673

So bemerkt J. WOLLASCH, daß „,Cluny III' ... nicht nur die größte Kirche des damaligen Abendlandes [erhielt], sondern auch das größte Spital" (1996, S. 174). Im Anschluß an K. J. Conant sieht W. BRAUNFELS die Beherbergung von bis zu 2000 Personen im Rahmen des Möglichen (S. 106). Hätte das allein im ,Liber Tramitis' bezeugte Palatium tatsächlich existiert, wären weitere 70 hinzuzuzählen.

1674

F. HEAL beschreibt für die frühneuzeitliche Klosterlandschaft in England Quartiere des Adels und davon getrennte Armenunterkünfte an der Pforte (S. 228-230). Daß ab dem 13. Jahrhundert auch die Cistercienserabteien zu dieser Praxis zurückkehrten, wurde in Anm. 1617 dieses Kapitels bemerkt.

342 eher in den benediktinischen Klöstern zu denken, die sich nicht (mehr) streng am Reformideal der Abtseingliederung in den Konvent orientierten. 1675 Wie durch die gesamte monastische Tradition zu verfolgen, befanden sich auch die cluniacensischen Gästeeinrichtungen in den klausurabgewandten Außenbezirken der Abteianlage. 1676 Dabei lagen sie jedoch nicht so weit von den übrigen Gebäuden entfernt, daß sich der Gästebetrieb vom restlichen Klosterleben hätte gänzlich unabhängig abspielen können. Im Gegenteil bezeugt die im ,Liber Tramitis' niedergelegte Idealvorstellung eines zu Festtagen geschmückten Gästehauses, daß die Mönche das Gastgebäude gezielt in den liturgischen Schmuck einbezogen. Sicherlich konnte und wollte man den Reisenden den Eintritt in den nahe gelegenen Klosterinnenhof ebensowenig verbieten wie das Betreten der Basilika, deren Portale sich in Richtung Gästehaus und Außenwelt öffneten. 1677 Derartige räumliche Zuordnungen ergaben sich für Gäste der Cistercienser im 12. Jahrhundert nur in seltenen Fällen, denn der Idealplan eines Cistercienserklosters, der aufgrund der uniform geltenden Bauvorschriften - trotz aller realexistierender Abweichungen - durchaus erstellt werden kann, zeigt ein nach allen Seiten abgeschlossenes Karree, das durch die um den Kreuzgang gruppierten Klostergebäude gebildet wurde.1678 Die zumeist im südwestlichen Teil angesiedelten Conversengebäude formierten gerade gegenüber der weltzugewandten Seite einen besonderen Schutz. Vom Zugang zum Mönchsfriedhof abgesehen konnte die Klosterkirche zunächst nur von der Innenseite über die Dormitoriumstreppe, vom Kreuzgang oder durch den sogenannten ,Conversengang c betreten werden.1679 Bis ins 13. Jahrhundert wird die Schmucklosigkeit und damit die Unterbewertung der

1675

Vgl. mit dem Beispiel des neuerrichteten Hauses Abt Wibalds in Corvey H . CLAUSSEN, S. 28-31.

1676

Vgl. J. HOURLIER, S. 293.

1677

Mit der Mitteilung, daß allein ankommende Nonnen davon Abstand nähmen, den Klosterhof zu betreten, ist er in Lib. 1,9 der Bernhard-Consuetudo explizit erwähnt (ed. M. HERRGOTT, S. 159). Die von K. J. CONANT erstellten Klosterpläne spiegeln treffend die idealtypische Lage der um den klösterlichen Innenhof gruppierten Gästegebäude. In der Rekonstruktion des im ,Liber Tramitis' beschriebenen Bauplans wird ein solcher Innenhof durch die Gästeherbergen geradezu erst gebildet (vgl. 1968, fig. 4 - 1 0 ) . L. CHOMTON beschreibt auch für die hochmittelalterliche Abtei S. Bénigne de Dijon ein gegenüber dem Kirchenportal gelegenes Hospital, das mit dem Abtshaus wie mit dem Haus des Eleemosynars in Verbindung stand (S. 181 und Tabl. I).

1678

Vgl. die Zeichnungen bei J. LEFEVRE, 1990, S. 188; A. DIMIER-J. PORCHER, S. 33; A. SCHNEIDER, Klosteranlage, in: Die Cistercienser, S. 65; W. BRAUNFELS, S. 124; M. AUBERT, Bd. 2, S. 1. Bezeichnenderweise verzichten die Planskizzen auf die Abbildung des an der Pforte situierten Gästehauses. Es stand in keiner Beziehung zum zentralen Klosterbereich. In jeder Beziehung spielte es eine untergeordnete Rolle. Wie auch G. BLNDLNG - M. UNTERMANN hervorheben, folgten die Cistercienserabteien prinzipiell dem „benediktinischen Klosterschema, wie es schon der St. Galler Plan zeigte" (S. 193); dennoch sind die bemerkten „Modifikationen", gerade was die Außenbereiche betrifft, nicht unterzubewerten.

1679

Vgl. J. WOLLASCH, 1996, S. 278-279.

343 äußeren Eingangstüren gefordert.1680 Die für die Abtei Clairvaux rekonstruierbaren Bauphasen verdeutlichen das Bestreben, die Gästebereiche von den zentralen Klostergebäuden abzuschirmen.1681 Ein Gang vom Gästehaus über den Klosterhof zur Klosterkirche sollte für cisterciensische Gäste nach wie vor nicht zur Normalität werden. Ihnen standen die später nahe bei den Gastgebäuden errichteten Laienoratorien zur Verfügung, die ihrerseits dafür sorgten, daß das cisterciensische Klausurleben ohne störende Gästekontakte gestaltet werden konnte. Von einer prägenden Rolle der Klosterbesucher wie der ihnen zugewiesenen Gebäude im inneren Klosterbezirk kann für die cisterciensischen Klosteranlagen keine Rede sein. Nicht selten boten die im Inneren der Klosterummauerung vorhandenen Gasteinrichtungen der traditionell geprägten Abteien nicht genügend Raum für alle Ankommenden, so daß die Klöster zusätzliche Beherbergungsmöglichkeiten in den umliegenden villae und in den entstehenden civitates unterhielten. Wie selbstverständlich spricht die Bernhard-Consuetudo über die Unterbringung eines größeren Gefolges mächtiger Klosterbesucher in der villa Clunys, wo über den Hospitar ebenso diejenigenpedites versorgt werden sollten, die nicht zur Eleemosynaria gehen wollten.1682 Als Ausweichmöglichkeit für Gäste, die noch nach der Komplet anklopfen, ist in den .Consuetudines Fructuarienses-Sanblasianae' die uilla vorgesehen.1683 Wie für die Abtei Cluny 1684 ist die Existenz externer Hospitien in der aus dem Wallfahrtszentrum Vézelay überkommenen Uberlieferung auch urkundlich bezeugt. Eine in das Jahr 1137 zu datierende Schlichtungsurkunde zeigt an, daß es in Vézelay massive Auseinandersetzungen um die Besetzung der im burgus gelegenen hospitia gab. Höchstwahrscheinlich handelt 1680

Vgl. Dist. 1,4 der ältesten Kodifikationen, ed. B. LUCET, 1964, S. 29. Das Bestreben, die Westfassade dennoch schmuckreich auszugestalten, exemplifiziert H. RÜTTIMANN, S. 86-87.

1681

Ein wichtiges Fundament der Rekonstruierungsversuche bildet der aus dem frühen 18. Jahrhundert überkommene Plan des englischen Priors Dom Nicolas Milley. Vgl. M. AUBERT, Bd. 1, S . l l 14. Bessere Abbildungen finden sich bei G. DUBY, 1993, S. 100-101; im Sammelband .Bernard de Clairvaux' (1953, nach S. 94 und 182) und im Kolloquiumsband .Histoire der Clairvaux' (S. X X X X X X I ) . Nach der Erweiterung und Verlegung des Klosters nach Osten wechselten die Gästebereiche vom östlichen in den westlichen Teil des ummauerten Klosterterritoriums (vgl. G. WENDELBORN, S. 1 7 1 ; M . PACAUT, 1 9 9 3 , S. 1 1 6 ; ROBERT FOSSIER, L ' e s s o r é c o n o m i q u e de C l a i r -

vaux, in: Bernard de Clairvaux, 1953, S. 95-114, S. 101-103; E. VACANDARD, Bd. 1, S. 493-503). 1682

1683

1684

V g l . L i b . 1,9, ed. M . HERRGOTT, S. 152. 1 5 4 - 1 5 5 .

Vgl. Kap. I I I b , X I X , 954, ed. L. G. S P Ä T L I N G - P. D L N T E R , Bd. 2, S. 243. Hier hatten die rustici für Bett, Feuer und Stroh für die Pferde zu sorgen. Alle Lebensmittel für Menschen und Tiere erhielten sie vom Kloster. Als fester Bestandteil der monastischen Gastfreundschaft stellt sich somit abermals die Lebensmittelversorgung heraus. Lediglich zur Bereitstellung von Unterkunft und Feuer, den frühest nachweisbaren Elementen allgemeiner Gastfreundschaft, waren die Bewohner der Klostervilla verpflichtet. V g l . z u B B 3 4 0 6 A n m . 1 7 0 5 d i e s e s K a p i t e l s . SUSAN C O N T E N T - PHILIP D L X O N - M I C H A E L J O N E S

- GWYN I. MEIRION-JONES erläutern, daß die Villa Cluny über mehrere solcher Einrichtungen verfügte (La ville de Cluny et ses maisons au moyen âge, in: Hugues de Semur, S. 461-480, spez. S. 468-469).

344 es sich um Häuser der burgenses, die, wie auch in den .Fruttuaria'-Consuetudines beobachtet, dazu verpflichtet waren, für die Grundelemente der Gastfreundschaft zu sorgen. Ausdrücklich ist nämlich erwähnt, daß der Abt bzw. das Kloster seine Gäste de suo versorge. 1685 Mit der auf ein Ereignis des Jahres 1165 bezogenen Bemerkung comes ... declinavit in hospitium monasterii quod adiacet domui helemosinariae quae est in introitu claustri liefert die Chronik von Vezelay Hinweise zur Lage der vorhandenen innerklösterlichen Gästeeinrichtungen.1686 Der Eid, den Petrus Venerabiiis 1145 den immer mächtiger werdenden burgenses von Cluny abnahm, sieht an zweiter Stelle nach dem ßdelitasVersprechen an Abt und Kirche die Aufnahmeverweigerung von „Kirchenfeinden" im Burgus vor: Item si quando aliquis publice denuntiatus fuerit hostis ecclesiae, deinceps eum nec hospitio suscipiant, nec sub tecto neque ei sua donent vel cum eo contrahant vel aliquo modo auxilium vel consilium scienterpraebeant per se vel per alium}k%1 Im Blick standen sicherlich öffentlich bekannte Aufrührer, Exkommunizierte oder aber auch suspekte Personen, von denen man befürchtete, daß sie im Burgus Unruhe stiften oder die Beziehungen zwischen Abtei und Burgenses beeinträchtigen könnten. In jedem Fall wollte sich die Abtei eine gewisse Kontrolle über die dauerhaft oder auch nur eine bestimmte Zeit im Burgus beherbergten Personen vorbehalten. 1688 A u s d r ü c k l i c h sind diese in enger V e r b i n d u n g mit d e m K l o s t e r u n d seinen O f f i zialen s t e h e n d e n H ä u s e r n i c h t als V e r s u c h einer G ä s t e a u s l a g e r u n g aus d e m A b t e i t e r r i t o r i u m , s o n d e r n als Z u s a t z e i n r i c h t u n g e n z u qualifizieren, auf die m a n im Fall a u ß e r g e w ö h n l i c h e r B e s u c h e r s c h a r e n z u r ü c k g r e i f e n m u ß t e , 1 6 8 9 o d e r die auf b e sondere Gäste- oder Armengruppierungen

ausgerichtet waren.1690 Explizit

be-

r i c h t e t eine U r k u n d e aus d e m englischen K ö n i g s k l o s t e r R e a d i n g ü b e r die E i n r i c h t u n g eines hospitale

extra portam,

das d r e i z e h n ständig v e r s o r g t e A r m e und z u -

d e m diejenigen Pilger a u f n e h m e n sollte, die in hospitio

superiori

keinen P l a t z fan-

den. 1 6 9 1 K o m m e r z i a l i s i e r u n g s t e n d e n z e n , wie sie für die B u r g e n s e s v o n V e z e l a y z u v e r m u t e n sind, die die v o n der A b t e i b e a n s p r u c h t e n G a s t q u a r t i e r e offenbar an Pilger u n d Kaufleute v e r m i e t e t h a t t e n , v e r f o l g t e n die A b t e i e n m i t derartigen E i n -

1685

Cartulaire général de l'Yonne, ed. M. QUANTIN, Nr. CLXXXVI, S. 315-316; vgl. den Kommentar von A . A . CHEREST, in: R . B . C . HUYGENS, 1976, S. 50; zu den Hintergründen des Konflikts G . SÜSSMANN, S. 4 5 - 5 7 .

1686

Lib. IV,2207-2209, ed. R. B. C. HUYGENS, 1976, S. 568; vgl. Lib. 11,434-435, S. 426; Lib. 11,527528; Lib. IV,1697, S. 555; Lib. IV,1705, S. 556.

1687

Ed. J . LECLERCQ, 1946, S. 372; vgl. J . WOLLASCH, 1996, S. 2 3 1 - 2 3 3 ; G . CONSTABLE, 1992, S. 161-

1688

Vgl. DIDIER MEHU, La communauté d'habitants de Cluny et l'ecclesia cluniacensis, in: Die Cluniacenser in ihrem politisch-sozialen Umfeld, S. 165-188, S. 184-185; zur Geschichte des Burgus von Cluny ausführlich DENS., La communauté d'habitants de Cluny au moyen âge (X e - XV e siècles), (Thèse de doctorat, Université de Lyon II, 1998, im Druck).

1689

Bezeichnend sind im Zusammenhang der aus Vézelay überlieferten Streitigkeiten die Ostertage wie der Festtag der hl. Maria Magdalena erwähnt (ed. M. QUANT IN, Nr. CLXXXVI, S. 315-316).

162.

1690 offenbar wollten die Burgenses von Vézelay sich nur zur Aufnahme der familia comitis bereiterklären (ebd.). Eine deutliche Ausrichtung auf arme (Dauer-) Gäste ist demgegenüber für das früh bezeugte externe Hospiz in Cluny festgeschrieben: paratum sitpauperum receptui ospitium, ubi introducantur, iaceant, et humanitate hospitalipro modulo inibi statuto curentur (BB 3406, Bd. 4, S. 512). 1691

Cartularies, N r . 2 2 4 , ed. B . KEMP, S. 185.

345 richtungen sicherlich nicht.1692 Ebensowenig sind sie mit den cisterciensischen Stadtdependenzen zu vergleichen,1693 die in erster Linie dazu dienten, den aus den abgelegenen Klöstern kommenden cisterciensischen Geschäftsreisenden Unterkunft und Lagerraum in kommerziellen und verwaltungstechnischen Zentren zu bieten.1694 Mit hoher Wahrscheinlichkeit boten die mit der Zeit immer großzügiger angelegten Stadthäuser und Stadthöfe auch denjenigen nicht-cisterciensischen Gästen Herberge, die in besonderer Verbindung zum Orden standen oder die für die Ordensentwicklung von Wichtigkeit waren. Daß sie sich auch vorbeikommenden Gästen und Armen geöffnet oder sich zu speziell auf die Bedürfnisse von Pilgern und Reisenden konzentrierten Herbergen gewandelt hätten, ist, soweit zu übersehen, nirgends bezeugt. Die wichtige Rolle, die die cisterciensischen Grangien für die Gastfreundschaft des Ordens spielten, wurde im Zusammenhang der Conversen bereits beschrieben.1695 Als Wirtschaftszentren mit gesicherter Versorgungslage waren sie, wie das eigenständige Klosteramt eines hospitalis grangiae anzeigt, sicherlich nicht weniger besuchte gastliche Aufnahmeorte als die Klöster selbst. Begründet durch ihren weniger streng geregelten Verhaltenscodex gegenüber der ,Welt' konnten sich die hier wirkenden Conversen unkomplizierter um die Gäste bemühen, als es den monastischen Amtsträgern in den Klöstern möglich gewesen wäre. Die beobachtete Tendenz bestätigt sich, daß die Cistercienser ihre gastfreundlichen Aktivitäten bewußt aus den Klöstern in die Grangien hinein zu verlagern suchten, daß sie hier und nicht etwa durch ihre städtischen Dependenzen Ausgleichskapazität zu den Gästehäusern der Abteien schaffen wollten. Ganz anders stellt sich die Situa1692

Im Gegenteil wird seitens der Abtei darüber geklagt, daß man zur Beherbergung der Gäste nun zusätzlich andere Häuser bezahlen mußte (Nr. C L X X X V I , ed. M. QUANTIN, S. 3 1 5 ) . Daß sich dieses Engagement der Abtei Vézelay nicht auf gewöhnliche Pilger und A r m e bezog, sondern auf hochgestellte Gäste, die ihre Beherbergung einfordern konnten, ist trotz des unvollständig überlieferten Urkundentextes kaum zu bezweifeln. Allein im Hinblick auf die in der Nähe der Klöster gelegenen Tavernen, die sich im 13. Jahrhundert stark vermehrten, von den Abteien selbst bewirtschaftet wurden oder sich in klösterlichem Besitz befanden, stellt H . C . PEYER gewerbliche A m bitionen fest (1987, S. 136).

1693

Seit Anfang des 13. Jahrhunderts sind in der Ordensgesetzgebung Statuten zu beobachten, die auf den vermehrten Besitz von Stadthäusern hindeuten. So ist im Anschluß an Stat. 1189,11 in Dist. X I , 2 (1) der ältesten Kodifikationen festgelegt, daß jede Abtei innerhalb einer Stadt nur ein Haus besitzen dürfe. Existierten mehrere, sollten diese innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren abgestoßen werden (ed. J . - M . CANIVEZ, Bd. 1, S. 112; ed. B. LUCET, 1964, S. 131). Daß bei mehreren vorhandenen Stadthäusern nur in einem Conversen wohnen dürfen, bestimmt die abgemilderte Version der nachfolgenden Kodifikationen (Dist. X I , 1 , ed. B. LUCET, 1977, S. 3 2 6 ) .

1694

Vgl. W . SCHICH, 1976, S. 4 8 - 4 9 ; R. SCHNEIDER, 1979, S. 12-15. 27; H . J . ROTH, Wirtschaftsgeschichte, in: Die Cistercienser, S. 5 5 0 - 5 5 7 ; L. J. LEKAI, 1977, S. 311. 320; W . RÖSENER, in: Die Zisterzienser. Ergänzungsband, S. 151; K. SCHULZ, in: ebd. S. 1 8 2 - 1 8 3 ; JEAN RICHARD, La maison de Clairvaux et le domaine de l'abbaye ä Dijon, in: Histoire de Clairvaux, S. 149-157; mit einem Beispiel aus N í m e s C . H . BERMAN, 1992, S. 173.

1695

Vgl. Kap. 4.3.1.4 nach A n m . 841 und nach Anm. 903.

346 t i o n in d e n c l u n i a c e n s i s c h e n D e k a n i e n dar: Z w a r bringt C o n s u e t u d i n e s - R e d a k t o r B e r n h a r d in d e r e n K o n t e x t a u c h die G a s t f r e u n d s c h a f t s t h e m a t i k ins Spiel, mit kein e m W o r t d e u t e t er j e d o c h auf b e s o n d e r e G ä s t e h e r b e r g e n in d e n D e k a n i e n hin. 1 6 9 6 A l s Z e n t r e n der G a s t a u f n a h m e fungierten die C l u n i a c e n s e r - u n d die traditionellen B e n e d i k t i n e r k l ö s t e r selbst. H i e r , innerhalb der A b t e i g r e n z e n , 1 6 9 7 b e f a n d e n sich die als D o p p e l i n s t i t u t i o n a n g e l e g t e n G ä s t e e i n r i c h t u n g e n , die den klösterlichen Alltag in weit g r ö ß e r e m M a ß b e s t i m m t e n als die s t a n d e s ü b e r g r e i f e n d organisierten, dabei aber z u n ä c h s t b e w u ß t kleiner gestalteten u n d z u d e m w e i t e s t m ö g l i c h aus der m o n a s t i s c h e n L e b e n s p l a n u n g h e r a u s g e h a l t e n e n c i s t e r c i e n s i s c h e n G ä s t e h ä u s e r des 12. J a h r h u n d e r t s - z u m i n d e s t s o w e i t sie d e n n o r m a t i v e n V o r s t e l l u n g e n des O r d e n s F o l g e leisteten. In einem kurzen Reflex soll auf die schwierige Frage der Begrifflichkeiten eingegangen werden, die während des 11. bis 13. Jahrhunderts zur genaueren Bezeichnung der traditionellen Gästeeinrichtungen Verwendung fanden. Für abschließende Ergebnisse müßten die hier angerissenen Tendenzen durch eingehendere philologische Untersuchungen untermauert werden. Als relativ problemlos stellt sich die Situation dar, wenn Begriffspaare verwendet werden, die durch den zugeordneten Genitiv die Klientel der jeweiligen Einrichtung ansprechen. Dies ist in den frühen Consuetudines aus Fleury der Fall, die einem durch den hospitalis pauperum geleiteten hospitale pauperum eine durch den hospitalis maiorum geführte Einrichtung für die hohen Gäste gegenüberstellen, die offenbar mit den edificia regalia in Verbindung steht. 1698 Auch in der früheren Fassung der für die .Fruttuaria'-Consuetudines überlieferten Ämterliste ist einer domus hospitum bzw. einem hospicium hospitum ein hospicium pauperum gegenübergestellt, dem der Eleemosynar vorsteht. 1699 Die auf späteren Handschriften basierende Uberlieferung hingegen verzichtet auf eine Bezeichnung der dem Eleemosynar untergeordneten Räumlichkeiten, wobei die Unterkunft der höheren Gäste allgemein als hospitale betitelt wird. 1700 Nur bis zu einem gewissen Grad eindeutig ist die in den cluniacensischen Consuetudines gewählte Terminologie: Deutlich ist die im ,Liber Tramms* unter dem Begriff des palatium beschriebene Komforteinrichtung den hohen Gästen zugewiesen. Die darüber hinaus benutzten Begriffe hospitium, hospitale oder mansio erfahren hingegen keine nähere Bestimmung. Bewußter scheinen auf den ersten Blick die Redaktoren Bernhard und Ulrich ihre zur Bezeichnung der Gästeeinrichtungen benutzten Begriffe ausgewählt zu haben: Einem hospitium für die Vornehmen scheint die domus eleemosynariae für die Armen und Pilger gegenüberzustehen. Ist diese aber auch mit dem an mehreren Stellen erwähnten hospitale synonym zu setzen? Unsicherheit entsteht mit der Beobachtung, daß in Liber 1,33 der Bernhard-Consuetudo die Begriffe hospitium und hospitale austauschbar erscheinen. 1701 Hat Heinrich von Winchester bei den in der .Constitutio expensae' aufgestellten Getreideberechnungen, wenn er vom Brot spricht, das in hospicio ausgegeben wird 0 1702 das Gästehaus der Vornehmen, die Armen1696

Vgl. Kap. 4.3.1.4 bei Anm. 909.

1697

Betont verweist noch das .Chronicon Cluniacense' im Zusammenhang der großen Versammlung des Jahres 1245 darauf hin, daß alle hohen Gäste infra ambitum Monasterij Cluniacensis untergebracht waren (ed. B.C., Sp. 1666).

1698

K a p . 1 , 1 3 - 1 4 , ed. A . D A V R I L - L . D O N N A T , S. 2 4 - 2 5 .

1699

Kap. lila,VIII,397 und Kap. IIIa,X,399. 404, ed. L. G. SPÄTLING - P. DLNTER, Bd. 2, S. 37-39.

1700

Kap. Illb,XVIII,949-IIIb,XIX,954, ebd. S. 240-243.

1701

Vgl. Anm. 1648 dieses Kapitels.

1702

Vgl. BB 4137, Bd. 5, S. 490-491.

347 herberge oder gar beide im Blick? Abgesehen von der Möglichkeit, daß das hospitium oder hospitale als die zentrale Klosterherberge anzusehen ist, innerhalb derer Hospitar und Eleemosynar sich in verschiedenen Abteilungen den ihnen zugeordneten Gästegruppen widmeten, ist der überwiegende Sprachgebrauch dahingehend gekennzeichnet, daß die Einrichtungen für die vornehmen Gäste unter dem Titel hospitium, die den Pilgern und Armen zugedachten Räumlichkeiten unter dem Begriff der eleemosyna, aber auch des hospitale zu fassen sind. Die zitierte Urkunde aus Reading würde diesen Sachverhalt genau treffen: Diejenigen, die im als hospitium bezeichneten Gästehaus der Abtei nicht unterkommen konnten, hatten sich an das vorwiegend den Armen offenstehende hospitale zu wenden. 1703 In Übereinstimmung mit den Beobachtungen Jan F. Niermeyers scheint sich der Begriff des hospitale auch für die in späteren cluniacensischen Urkunden erwähnten und nicht immer zur Cluniacensis ecclesia oder zum Cluniacenserorden gehörenden Hospitäler durchzusetzen, deren Ausrichtung auf Pilger und Arme zum Teil explizit erwähnt ist. 1 7 0 4 Hiervon abweichend berichtet die frühe Urkunde BB 3406 allerdings von einem ospitium, das der curapauperum dienen soll. 1 7 0 5 Zusammenfassend ist festzustellen, daß an der in den traditionellen Benediktinerklöstern vorgenommenen Unterscheidung von Gasteinrichtungen, die reichen und mächtigen Gästen vorbehalten waren, und hiervon abgesonderten speziellen Räumlichkeiten, in die arme Gäste und Pilger eingewiesen wurden, kein Zweifel bestehen kann. Die genaue begriffliche Kennzeichnung der jeweiligen Gebäude oder Gebäudeeinheiten ist nur im jeweils individuell zu beleuchtenden Zusammenhang entscheidbar. Vor diesem Hintergrund ist auch die von George Duby vertretene These, daß im 12. Jahrhundert unter dem hospitium nicht mehr das Gästehaus der Vornehmen, sondern in erster Linie ein Krankenhaus zu verstehen sei, nur als eine unter vielen Varianten zu bewerten, die der Begriff in dieser Zeit annehmen konnte. 1 7 0 6 Sicherlich verwendeten auch die Cistercienser diesen vieldeutigen Terminus nicht unüberlegt für ihr .eines, allgemeines Gästehaus'.

4.3.3.3 Gästeverpflegung Die in den frühen Statuten beobachtete Orientierung der Gästeverpflegung an den allgemeinen Ernährungsbestimmungen des Ordens wird im .klassischen Teil' der cisterciensischen Consuetudines bestätigt: Ubereinstimmend mit dem für die Mönche verbindlichen Verzicht auf Fleisch, tierische Fette und luxuriöse Gewürze 1707 ist in den ,Ecclesiastica Officia' zu lesen, daß auch für den Tisch der Gäste vor allem Gemüse zuzubereiten ist. 1708 Der Infinitiv sufficere zeigt an, daß dieses 1703

Vgl. Anm. 1691.

1704

Vgl. J . F . N i e r m e y e r , Art.: hospitale, S. 501; B B 4 0 6 2 , Bd. 5, S. 414; B B 4 2 7 9 , S. 647; B B 4 3 2 6 , S. 6 7 9 ; B B 4 3 8 7 , S. 7 4 6 - 7 4 7 ; B B 4 7 6 3 , B d . 6, S. 2 7 3 ; B B 5 0 3 9 , S. 5 1 3 .

1705

BB 3404, Bd. 4, S. 512.

1706

Vgl. G. Duby, 1981, S. 62; Dens., 1993, S. 53.

1707

Vgl. Kap. 4.2.1 nach Anm. 40 und Kap. 4.2.2 nach Anm. 185. Während diese Bestimmungen nahezu unverändert in Dist. XIII,1-15 (1-12) der frühesten systematischen Kodifikationen wiederzufinden sind (ed. B. LUCET, 1964, S. 145-149), scheint die Frage der Fleischabstinenz in den nachfolgenden Kodifikationen ins Zentrum der XIII. Distinktion gerückt zu sein (ed. B. LUCET, 1977, S. 332-334). Einen Uberblick über die Ernährungsprinzipien des Cistercienserordens bietet M.-H. d ' A r b o i s d e J u b a i n v i l l e , S. 114-124.

1708

E O CVIII.ll, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 310: Qui septimanarius est, mane post primam scapulari et diumalibus indutus tantum leguminis accipiat, ut ahbati et supervenientibus hospitibus sufficerepossit. Vgl. L. DOLBERG, 1895, S. 17.

348 ausreichend, aber keineswegs i m Ü b e r f l u ß a n g e b o t e n w e r d e n sollte.

Gesättigt,

aber w e d e r d u r c h b e s o n d e r e G e n ü s s e n o c h d u r c h ü b e r w ä l t i g e n d e M e n g e n v e r w ö h n t sollten die c i s t e r c i e n s i s c h e n G ä s t e die mensa

abbatis

verlassen. D e r E i n -

d r u c k , den sie m i t n a c h H a u s e n e h m e n sollten, sollte d u r c h den m i t ihnen speis e n d e n A b t als V o r b i l d cisterciensischer A s k e s e geprägt sein. Bis auf die p r a g m a t i s c h e E b e n e der L e b e n s m i t t e l v e r s o r g u n g v e r t r a t e n die C i s t e r c i e n s e r ihr Ideal einer auf die geistige E b e n e v e r l a g e r t e n E h r u n g der G ä s t e . D a z u zählte der allen z u e n t bietende r e g e l g e m ä ß e E m p f a n g , die d e m ü t i g v e r e h r e n d e F u ß w a s c h u n g u n d die Z e i t , die sich der A b t für die K l o s t e r g ä s t e n a h m . 1 7 0 9 G e r a d e mit der G ä s t e s p e i s u n g w u r d e die didaktisch a n m u t e n d e A b s i c h t v e r b u n d e n , die c i s t e r c i e n s i s c h e n A s k e s e Ideale glaubhaft u n d wirkungsvoll n a c h a u ß e n zu v e r t r e t e n . 1 7 1 0 A l s s y m b o l i s c h e E h r u n g des G ä s t e s t a t u s ist die t r a d i t i o n s o r i e n t i e r t e O f f e r i e r u n g v o n W e i ß b r o t zu v e r s t e h e n , d e m einzigen L e b e n s m i t t e l , das den c i s t e r c i e n s i s c h e n G ä s t e n ü b e r den m o n a s t i s c h e n Speiseplan hinaus z u k o m m e n sollte. In den .Ecclesiastica Officia' ist das Weißbrot allein in bezug auf die zur Ader gelassenen Mönche explizit erwähnt. Daß es weiterhin auch an die Gäste ausgegeben werden sollte, ist in Distinktion XIII der ältesten Kodifikation niedergelegt.1711 Mit dem panis conventualis, dem panis hospitum, dem panis clermatin wie dem panis familie sind im Account-Book von Beaulieu vier Brotsorten genannt, deren Qualitätsstufen durch das Verhältnis von feineren und gröberen Getreidearten bestimmt wurden. 1712 Da die niedrigste Qualitätsstufe, das Brot der Famiiiaren, in der Gästehaus-Abrechnung gänzlich fehlt, 1713 ist auch hier davon auszugehen, daß man den Gästen die feineren, durch weißes Mehl ausgezeichneten Brotsorten offerierte. In krassem Gegensatz zu den Intentionen der cisterciensischen Gründergenerationen verzehrten allerdings die Mönche selbst das weiße Brot der höchsten Qualitätsstufe. 1714 Daß den an der Pforte von Beaulieu versorgten Armen hingegen hauptsächlich das grobe Brot der Famiiiaren gegeben wurde, geht aus der Tabula portarii hervor, innerhalb derer das panis fa1709

Eigens wird in EO CVIIII,16 berücksichtigt, daß sich die Speisung von Abt und Gästen im Gästehaus möglicherweise bis über die Konventsspeisung hinaus erstrecken könne (ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 310). Im gleichen Tenor ist in EO CX,12 hervorgehoben, daß der Abt der Gäste wegen das Fasten breche und daß er regelentsprechend für die Gäste seine Lebensprinzipien wissentlich verletze (S. 312). In seinem Kommentar zu RB 56 hebt A. J. DE RANCE hervor, daß der hl. Benedikt mit der Einrichtung des Abts- und Gästetisches die geistige Erbauung der Gäste und nicht etwa ihre luxuriöse Verpflegung intendierte (1689, S. 382-383).

1710

Die Wirkung, die man mit dem in Clairvaux vorbildlich gelebten cisterciensischen Alltag auf die Laien zu erzielen strebte, hat Wilhelm von S. Thierry in Lib. I,VII,35-36 der ,Vita prima' idealisierend dargelegt. So tief habe das ernsthafte Stillschweigen auf weltliche Besucher des clarevallensischen Tales gewirkt, beteuert er, daß sie ehrfurchtsvoll innehielten: Porro silentii ipsius ordo et fama tantam etiam apud saeculares homines supervenientes sui faciebat reverentiam, ut et ipsi, non dicam prava vel otiosa, sed aliquid etiam quod ad rem non attineret, ibi loqui vererentur (ed. PL 185, Sp. 248).

1711

Vgl. EOXC,38-44, ed. D. CHOISSELET-P. VERNET, S. 256; Dist. XIII,2, ed. B. LUCET, 1964, S. 145.

1712

N r . 2, ed. S. F. HOCKEY, S. 54-55; N r . 31, ebd. S. 172; N r . 72, S. 2 7 0 - 2 7 3 ; N r . 73, S. 278; N r . 77, S. 2 8 9 - 2 9 7 ; vgl. ebd. S. 36.

1713

Vgl. ebd. S. 270. 278. 294.

1714

Vgl. mit Beispielen aus anderen zeitgenössischen Klöstern B. HARVEY, S. 59.

349 milie den größten Anteil des aus der Bäckerei gelieferten Backwerks ausmacht. 1 7 1 5 Der in der cluniacensischen .Constitutio expense' für das Weißbrot der Gäste verwandte Ausdruck miches ist im Z u sammenhang der Gästeverpflegung auch in der ,Vita S. Waltheni' zu finden. 1 7 1 6

Nicht Fleisch, sondern panis et pulmentum wird den am Gründonnerstag versorgten Armen im Gästehaus entboten. 1717 Fast programmatisch an die vom hl. Bernard in der ,Apologia' vertretenen Ernährungsvorstellungen erinnernd,1718 berichtet Ernald von Bonneval in der ,Vita prima', daß selbst Papst Innozenz II. in Clairvaux im Einklang mit der Mönchsverpflegung nicht feines Gebäck, sondern Vollkornbrot, Most statt Glühwein und einfaches Gemüse statt edler Leckereien angeboten wurde. 1719 Große Wirkung hatte sicherlich das durch die ,Vita prima' verbreitete Vorbild Bernards selbst. Daß er nicht nur aufgrund seines Magenleidens mit Essen und Trinken wahre „Horrorvorstellungen" verband, ist in mehreren Passagen eindrucksvoll hervorgehoben. 1720 Vergleichbar mit dem Verbot der Frauenaufnahme ließen die Cistercienser im 13. Jahrhundert ihr auf der normativen Ebene mit aller Konsequenz vertretenes

1715

N r . 31, ed. S. F. HOCKEY, S. 172; vgl. auch die Ordinacio elemosine, ebd. S. 174.

1716

Kap. 56, ed. ActaSS Aug. I, S. 262; vgl. BB 4143, Bd. 5, S. 490.

1717

Vgl. E O XXI,22 (D), ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 102.

1718

Vgl. Kap. IX,20-22, hrsg. v. G. B. WINKLER, Bd. 2, S. 178-183. In einer positiven Formulierung endend sind die von Bernard vertretenen Prinzipien der monastischen Ernährung in der zeitgleichen Ep. 1 wiederzufinden: D u r c h „Gemüse, Bohnen, G r ü t z e u n d grobes Brot zusammen mit Wasser" soll die Tafel der M ö n c h e gedeckt sein (ebd. S. 258-261). Variantenreiche, anregend gewürzte und wohlmöglich fettgetränkte Fisch- u n d Eierspeisen, zu denen Met u n d gewürzter Wein im Ü b e r f l u ß gereicht werden, seien lediglich dazu angetan, den stets gefüllten Magen aus N e u gierde mit immer weiteren Genüssen zu übersättigen. Ahnliche, offensichtlich auf den BernardSchriften f u ß e n d e Angriffe gegen die in den Augen der Cistercienser übertrieben üppige Ernährung der cluniacensischen bzw. der konservativ-benediktinischen M ö n c h e formuliert Idung von Prüfening in seinem ,Dialogus duorum monachorum'. Vgl. Lib. 11,64, ed. R. B. C . HUYGENS, 1980, S. 153-154; Lib. 111,20-22, ebd. S. 162-164; Lib. 111,32, S. 173.

1719

Vgl. Lib. 11,1,6, ed. PL 185, Sp. 272: Panis ibi autopyrus pro simila, pro careno sapa, pro rhombis olera, pro quibuslibet deliciis legumina ponebantur. Si forte piscis inventus est, domino Papae appositus est, et aspectu, non usu in commune profecit. Die eher programmatische als historische Aussagerichtung der Passage wird auch von A. H . BREDERO hervorgehoben (1996, S. 77). Vgl. zu den näheren H i n t e r g r ü n d e n der Begebenheit Kap. 4.3.2.1 Anm. 1002.

1720

Vgl. Lib. I,IV,22, ed. PL 185, Sp. 239: Sic accedit ad sumendum cibum, quasi ad tormentum\ Lib. 111,1,2, Sp. 304: A primisfere annis sie evasit illecebras gulae, ut ipsam quoque sporum discretionem ex magna parte perdiderit ... . Sein bereits im Noviziat angegriffener Gesundheitszustand, der sich nach einer Fehlbehandlung weiter verschlechterte, ist in Lib. I,VII,33 und Lib. I,VIII,39 beschrieben (Sp. 246-247. 250; vgl. P. DlNZELBACHER, S. 38). Über die Beköstigung der ersten Gäste des armen Clairvaux mit Brot aus „Gerste, Hirse und Spelt" berichtet Lib. I,V,25, Sp. 241-242. In ideeller Verklärung kommentiert Wilhelm von S. Thierry, daß das Brot der ersten Clarevallenser genauer betrachtet nicht einmal aus Kleie, sondern aus Erde bestehe. Allein durch H u n g e r und Gottesliebe erhalte es seinen Wohlgeschmack (Lib. I,VII,36, Sp. 248).

350 Fleischverbot für Mönche und saeculares mit päpstlichen Privilegien gegen die Erwartungen der Mächtigen schützen. Die in Distinktion IV der 1237 u n d 1257 redigierten Kodifikationen zitierte Bulle Quia refrigescente caritate Papst Gregors IX. aus dem Jahr 1234 verbietet den Mächtigen aus Kirche u n d Welt unter anderem explizit den Verzehr von Fleisch in allen cisterciensischen Klöstern, Vorratshäusern, Grangien u n d anderen Einrichtungen. 1 7 2 1 Daß die Legaten des Apostolischen Stuhls, cum ad domos eorum accesserint, sine camium esu cibis regularibus sint contenti, hatte im Jahr 1219 Papst H o n o r i u s III. dem Cistercienserorden bescheinigt. 1 Strafstatuten für Äbte, die in Übertretung des rigoros geltenden Verbots dennoch ihre Gäste mit Fleisch speisten, häufen sich seit Ende des 12. Jahrhunderts. 1 7 2 3 Die ,Annales de Waverleia' verzeichnen z u m Jahr 1245 die Deposition des Priors u n d Cellerars von Beaulieu, quia tempore dedicationis saecularibus contra ordinis disciplinam cames administrabantur,1724 Unter Betonung, daß es sich u m eine einmalige Ausnahme handle, die keinesfalls nachgeahmt werden dürfe, wird den Generalkapitelsbesuchern König Ludwig u n d seiner M u t t e r Bianca im Jahr 1244 der Verzehr von Fleisch in domo ducis et in domo ducissae extra terminos gestattet. T r o t z d e m scheint es immer wieder zu Übertretungen der kompromißlos verfochtenen Prinzipien der Fleischabstinenz wie des Eintrittsverbots für Frauen gekommen zu sein. 1 7 2 5 Erst im ,Libellus Antiquarum Definitionum' sind erste Ansätze einer Lockerung zu beobachten: A n einem „speziell hierzu vorgesehenen O r t " sollte den armen Kranken unter Umständen Fleisch gereicht werden können. 1 7 2 6 D a ß unter dem locus ad hoc specialiter deputatus das hospitium pauperum et infirmorum zu verstehen ist, ist in Statut 1270,3 genauer aufgeschlüsselt. D e n M ö n c h e n und Conversen hingegen wird in der Reformbulle Fulgens sicut Stella Papst Benedikts XII. die Enthaltung von Fleisch erneut eindringlich nahegelegt. 1 7 2 7

Durch zahlreiche Parabeln der Erbauungsliteratur wird es den Mönchen immer wieder in Erinnerung gerufen. Vor allem in der mit De tentatione überschriebenen Distinktion IV enthält der ,Dialogus miraculorum' eine Reihe von Geschichten, die von der „Versuchung" des Fleischverzehrs handeln. Uber die Standhaftigkeit reisender Cistercienser gegenüber angebotenen Fleisch- und Fettspeisen berichtet Caesarius von Heisterbach in Distinktion VI. 1728 N o c h strenger als die Cistercienser haben nach Aussage der ,Vita S. Stephani Obazinensis' die Brüder von Obazine den Verzehr von Fleisch abgelehnt: Scharf reagierte Abt Stephan, nachdem er 1721

Dist. IV,30 (29), ed. B. LUCET, 1977, S. 247; vgl. ebd. S. 100; L. AUVRAY, N r . 1729, S. 950; AUGUST POTTHAST, Regesta Pontificum Romanorum, Bd. 1, Berlin 1874, N r . 9376, S. 801.

1722

N r . 6170, ebd. S. 540; vgl. Dist. IV,25 (24) der 1237/1257er Kodifikationen, ed. B. LUCET, 1977, S. 244; ebd. S. 98. Die den Legaten u n d Prälaten mit aller Ehre zu erweisende Gastfreundschaft ist in Dist. X,20 derselben Kodifikationen gefordert.

1723

Vgl. Stat. 1195,49, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 189; Stat. 1205,17 u n d 1205,42, ebd. S. 310-311. 316; Stat. 1218,23, S. 489.

1724

Ed. H . R. LUARD, S. 337.

1725

Stat. 1244,9, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 2, S. 275; vgl. Stat. 1253,32-33, ebd. S. 396-397.

1726

Vgl. Dist. XIII,2, ed. H . SEJALON, S. 456.

1727

Ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 3, S. 80; ebd. N r . 22, S. 423-425. Vgl. zur Entwicklung der für den Cistercienserorden charakteristischen Einstellung z u m Fleisehverzehr L. DOLBERG, 1896, 619-628; G. MÜLLER, Fleischgenuß, S. 25-30. 58-61. 125-128; iCpiMlER, 1955, S. 169-172.

1728

Vgl. z.B. Dist. IV,81-83, ed. J. STRANGE, Bd. 1, S. 249-251; Dist. VI,3-4, ebd. S. 343-345.

351 von der Tatsache erfahren hatte, daß sich die zum Kirchenneubau eingestellten Lohnarbeiter ein Schwein gekauft hatten, dessen Reste im Gästehaus versteckt waren. Zum großen Ärger der Arbeiter veranlaßte er alles dahin zu befördern, wo es ohnehin enden würde, in die Klosterlatrine. Allein angesichts einer Hungersnot wollten die Cistercienser wie auch ihre affilierten Brüder von Obazine von den strengen Grundsätzen Abstand nehmen. Sowohl bei Caesarius als auch in der Stephansvita ist von der Verteilung von Fleisch an die Armen in Zeiten des Brotmangels die Rede. 1729 Eine Fülle von Statuten schärfen ein, die Fastenzeiten auch in den cisterciensischen Gästehäusern einzuhalten, was vor allem durch den Verzicht auf Lactizinien realisiert werden sollte. 1730 Hiermit ist zum einen bestätigt, daß die Richtlinien der Gästeverpflegung für den Gesamtorden verbindlich durch das Generalkapitel bestimmt wurden, die Gäste der Cistercienserklöster also einen den monastischen Prinzipien angepaßten, nahezu uniformen Speiseplan zu erwarten hatten. Üblicherweise bestand dieser aus zwei „Gerichten", denen von Zeit zu Zeit „Pitanzen" zugefügt wurden. Auf der Grundlage der in den .Ecclesiastica Officia' festgelegten Speisebestimmungen ist in Statut 1157,33 dargelegt, daß das Prinzip der regelgemäß aus zwei „gekochten Gerichten" bestehenden Mahlzeiten auch im Fall vorbeikommender Abte oder Gäste normalerweise nicht durchbrochen werden sollte. 1731 Im Höchstfall durften ordenseigene wie andere Gäste in refectorio, in hospitio oder in grangia mit einem weiteren Gericht bedient werden, das sich offenbar aus der in den ,Ecclesiastica Officia' vorgesehenen Gästepitanz entwickelt hatte. In Anbetracht von Bischöfen oder Principes dachte man an weitere Ausnahmen, die nicht näher ausgeführt werden. Deutlich über die Grundsätze der .Ecclesiastica Officia' und früherer Statuten hinaus führt die Möglichkeit, innerhalb des Refektoriums speisenden Gastäbten oder Gastbrüdern unter pragmatischen Gesichtspunkten ein viertes pulmentum zuzubilligen. Die Definition eines cisterciensischen pulmentum wird im Anschluß an die prinzipiellen Mengenangaben angefügt: Es handelt sich beispielsweise um Fladen, Pasteten oder auch um ein Stück Käse, das, falls es nicht innerhalb eines Gerichtes verarbeitet ist, als eigenes pulmentum zählt. Gleichermaßen wird rohe oder gekochte Milch pro uno generalium pulmentorum gehandelt. 1732 Butter, Kräuter oder Apfel werden nicht eigens gezählt, können also zusätzlich ausgegeben werden. Daß für kranke Gäste und Mönche andere Regelungen gelten, wird abschließend nochmals in Erinnerung gerufen. Ohne grundlegende inhaltliche Veränderungen, dabei aber unter besonderer Betonung der für den gesamten Orden verbindlichen unitas uictus et concordia morum, sind die Prinzipien in Distinktion X I I I der frühen Kodifikationen detailliert aufgeschlüsselt. 1733 In ermahnendem Ton erinnert auch Abt

1729

Vgl. Vita S. Stephani Obazinensis, Lib. 11,14, ed. M. AUBRUN, S. 116; vgl. Lib. 11,20, ebd. S. 134; Dialogus miraculorum, Dist. IV,65, ed. J. STRANGE, Bd. 1, S. 233.

1730

Vgl. Stat. 1175,8, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 83; die Strafstatuten 1191,38 und 1192,15, S. 141 und 148-149; Dist. XIII.13 (10) der frühesten Kodifikationen, ed. B. LUCET, 1964, S. 148; Dist. XIII,5 der nachfolgenden Kodifikationen, ed. B. LUCET, 1977, S. 334. Noch in Stat. 1276,27 werden diese Bestimmungen in Erinnerung gerufen (ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 3, S. 157).

1731

Vgl. E O LXXVI,15. 31-37 und E O CXVII,5, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 226. 330; J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 63; dazu L. DOLBERG, 1896, S. 623-624.

1732

Vgl. E O LXXXIIII,14, ed. D. CHOISSELET-P. VERNET, S. 242; G. ZIMMERMANN, S. 59-60.256-259.

1733

Dist. XIII,1-25 (1-20), ed. B. LUCET, 1964, S. 145-152, S. 145.

352 Fastred einen zum Luxus neigenden Abt seiner Filiation an die austeritas, die in omnibus Ordinis domibus observatur.1734

Zum anderen sind konkrete Bestandteile der pulmenta angedeutet: Uber das Hauptnahrungsmittel Brot hinaus wurde den Gästehausbesuchern an Tagen, die nicht besonderen Fastenvorschriften unterlagen, Gemüse, Eier, Butter und Milch gereicht. Einem resignativen Unterton der Statuten des endenden 12. Jahrhunderts ist zu entnehmen, daß man das für die Grangien beabsichtigte Alkoholverbot nicht durchsetzen konnte. 1735 Wie in den Klöstern wurde der Durst von Mönchen und Gästen hier mit Wasser, verdünntem Wein und Bier gestillt,1736 wobei für letztere Getränke die regionalen Gegebenheiten ausschlaggebend waren.1737 Auch zahlreiche ältere Consuetudines verweisen bezüglich der Frage, ob die Mahlzeiten der Mönche durch Wein oder Bier begleitet werden sollten, auf die entscheidende Rolle der Ortsgewohnheiten. 1738 Daß man den Gästehausbesuchern von Rievaulx nicht etwa Wein, sondern Bier oder auch Cider kredenzte, bleibt als .unverdächtiger' Begleitumstand der Wundergeschichte festzuhalten, die über die Löschmaßnahmen Aelreds berichtet. 1739 Drei Qualitätsstufen produzierte die Brauerei des englischen Cistercienserklosters Beaulieu nach den Angaben des Rechnungsbuches: Während das als Wilkin le Naket bezeichnete „Gästebier" oder Dünnbier hauptsächlich an der Pforte an die Armen ausgeschenkt wurde, war die als cervisia mixta oder als secunda cervisia que vocatur lag bezeichnete zweite Kategorie vorwiegend für die Kranken bestimmt. Die auch als bona cervisia bezeichnete cervisia conventualis tranken die Mönche selbst; zum Teil wurde sie jedoch auch im Pfortenbereich und im Gästehaus ausgeschenkt. 1740 Nach den Berechnungen von Barbara Harvey bestimmten Brot und zu alkoholischen Getränken verarbeitetes Getreide stets mehr als die Hälfte, in Teilen des Jahres auch drei Viertel der monastischen Verpflegung. Schon hiermit war die mittelalterliche Klosterkost durch einen großen Anteil an Kohlehydraten charakterisiert.1741 1734

Ed. PL 182, Sp. 705. Wie bemerkt, hatte der getadelte Abt den cisterciensisch strengen Gästetisch offenbar zu einem üppigen Genießertisch umfunktioniert.

1735

Vgl. Stat. 1184,15, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 97; Dist. XIII,25 (20) der ältesten Kodifikationen, ed. B . L U C E T , 1 9 6 4 , S. 1 5 1 ; D i s t . X I I I , 9 der 1 2 3 7 / 1 2 5 7 e r K o d i f i k a t i o n e n , ed. B . L U C E T , 1 9 7 7 , S.

335. 1736

Vgl. Stat. 1191,81 mit der Einschärfung, daß Wein keinesfalls ungewässert zu trinken sei (ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 145; vgl. G. ZIMMERMANN, S. 68). Daß in allen Abteien und Grangien ein gleiches Maß an Brot und Wein ausgegeben werde, ist in Dist. XIII,3 der ältesten systematischen Kodifikation nochmals hervorgehoben (ed. B. LUCET, 1964, S. 146).

1737

Vgl. neben den zuvor zitierten Statuten auch Dist. V,1 der 1237/57er Kodifikationen, ed. B. L U C E T , 1 9 7 7 , S. 2 6 0 .

1738

Vgl. Kap. VI,22 der ,Redactio Fuldensis-Trevirensis' aus dem 11. Jahrhundert, ed. M. WEGENERC . ELVERT - K . HALLINGER, S. 2 8 3 ; K a p . 1,14 d e r C o n s u e t u d i n e s aus F l e u r y - s u r - L o i r e , ed. A . D A V R I L - L . D O N N A T , S. 2 6 .

1739

Vgl. Kap. 4.3.3.2 nach Anm. 1624.

1740

Vgl. N r . 2 , ed. S. F . HOCKEY, S. 5 3 ; N r . 3 1 , ebd. S. 1 7 2 ; N r . 3 3 , S. 1 7 8 ; N r . 5 6 , S. 2 3 0 ; N r . 5 7 , S. 2 3 5 - 2 3 6 ; N r . 7 2 , S. 2 7 0 . 2 7 3 - 2 7 4 ; vgl. ebd. S. 3 8 - 3 9 .

1741

Vgl. B. HARVEY, S. 56-59. Daß Bier und Wein zu den Hauptnahrungsmitteln des Mittelalters zählten, macht auch RAYMOND VAN UYTVEN deutlich (DERS. - ERICH PLÜMER, Art.: Bier und Brauwesen, in: LMA 2 [1983] Sp. 135-140, Sp. 138).

353 Diese Speisevorschriften spiegeln sich noch in den konkreten Angaben des Account-Book von Beaulieu, wobei bestimmte Gemüse- und Getreidesorten offenbar in Form eines täglichenpotagium, einer in Konventsküche und Laieninfirmarium zubereiteten Suppe oder eines Eintopfs, angeboten wurden. Den Bier- und Brotqualitäten entsprechend wurde auch dieses Gericht den verschiedenen Gästekategorien in unterschiedlicher Güteklasse serviert.1742 Als „Pitanz" erhielten die im Gästehaus Beherbergten Fisch, Butter und Käse.1743 Wein war in Beaulieu lediglich für die hohen Gäste des Abtes vorgesehen. 1744 Regelgemäß verzichtete man auf die Ausgabe von Fleisch an der Pforte und im Gästehaus. Gezielt wurde dieses begehrte Lebensmittel jedoch im Laieninfirmarium zubereitet, das mehr den Eindruck einer Fleischversorgungsstätte als den einer Krankenabteilung erweckt. U b e r die auch für das Gästehaus verzeichneten Mandeln und die Gewürze P f e f f e r u n d Kümmel hinaus sind in der Tabula infirmitorii secularis keine Heilkräuter oder andere therapeutische Mittel notiert. Offensichtlich wollte man die Kranken allein durch eine üppige Fleischernährung auf den Weg der Besserung führen. Die Erwähnung von anderen Gästegruppen, die sich offenbar in gesundem Zustand für eine gewisse Zeit im Laieninfirmitorium aufhielten, zeigt an, daß diese Einrichtung auch als Stätte einer hervorgehobenen Versorgung genutzt wurde. Die Menge an Schlachttieren, Innereien und fertig zubereiteten Speck- u n d Schinkenstücken, die in der Abrechnung aufgezählt werden, deckt sich mit der für die lardaria aufgestellten tabula, in der das infirmitorium seculare oftmals genannt ist. 1 7 4 5

Geschickt wollte man mit dieser Regelung sowohl den normativen Vorschriften des Ordens die Treue halten als auch den Erwartungen der Gäste bzw. den nicht mehr an der ursprünglichen Strenge orientierten Bedürfnissen der Ordenseigenen entgegenkommen. 1746 Nicht immer stießen die von den Cisterciensern gelebten Ideale, wie den Bemerkungen des Bischofs Johannes von Salisbury zu entnehmen ist, in der zeitge1742

In der Hauptsache wurde Aas potagium aus Bohnen, Kohl, Hafergrütze u n d Kräutern hergestellt (vgl. N r . 31, ed. S. F. HOCKEY, S. 172; N r . 33, S. 178; N r . 72, S. 270). D e m Hospitar ist vorgeschrieben, das potagium conventuale viris religiosis, militibus, personis et aliis viris honestioribus in ausreichender Menge darzureichen. Das potagium quod cotidie facere solet hatte er an „alle mittleren und und armen vorbeikommenden Gäste" wie an die Begleiter der aus den Landgütern kommenden M ö n c h e und Conversen und an andere näher bestimmte Personenkreise auszugeben, die im Gästehaus speisten (Nr. 72, S. 274).

1743

Vgl. N r . 73, ebd. S. 275. 280-281.

1744

Vgl. N r . 56, ebd. S. 230; N r . 72, S. 273; ebd. S. 39.

1745

N r . 33, ed. S. F. HOCKEY, S. 177-178; N r . 37-38, S. 185-188.

1746

Das allmähliche Abstandnehmen der Cistercienser von ihren ursprünglich mit aller Schärfe vertretenen asketischen Ernährungsvorstellungen konstatiert K. SCHREINER, in: Die Zisterzienser. Ergänzungsband, S. 106-109. Für die Benediktinerkonvente des spätmittelalterlichen England stellt B. HARVEY die Etablierung einer als „Misericordia" bezeichneten Einrichtung dar. H i n t e r dieser Bezeichung verbarg sich zumeist ein besonderer Speiseraum, in dem - im Gegensatz zum Refektorium - auch „unregelgemäße" Speisen eingenommen werden k o n n t e n (S. 41-42. 51-56; vgl. K. SCHREINER, 1989, S. 36-37 Anm. 73). Mit einem „Soll" von bis zu 7.000 kcal täglich bezeichnet B. Harvey die Versorgung der M ö n c h e in den gutsituierten englischen Klöstern als „a f o r m of upper-class diet" (S. 34. 66-67).

354 n ö s s i s c h e n U m w e l t auf verständnisvolle B e w u n d e r u n g . 1 7 4 7 A l s A u s d r u c k cisterciensischer H a b g i e r i n t e r p r e t i e r t der als C i s t e r c i e n s e r k r i t i k e r b e k a n n t e

Walter

M a p die T a t s a c h e , d a ß sie die Speisen, d e r e r sie sich selbst enthielten, a u c h ihren G ä s t e n v e r w e i g e r t e n . 1 7 4 8 In e r n s t h a f t e m T o n b e r i c h t e t P e t r u s Venerabiiis v o n B e s c h w e r d e n ü b e r die selbst v o r d e n G ä s t e n n i c h t H a l t m a c h e n d e H ä r t e der cisterciensischen C o n s u e t u d i n e s , die i h m v o n m o n a s t i s c h e n M i t b r ü d e r n

zugetragen

wurden.1749 O b die für die n i c h t - c i s t e r c i e n s i s c h e n G ä s t e v o r g e s e h e n e n necessaria

in A n l e h -

n u n g an die für die reisenden O r d e n s m i t g l i e d e r g e l t e n d e n L e i s t u n g e n der G a s t f r e u n d s c h a f t a u c h P f e r d e f u t t e r u n d D i e n s t l e i s t u n g e n wie die S c h u h r e p a r a t u r o d e r das B e s c h l a g e n der P f e r d e enthielten, w i r d aus den n o r m a t i v e n T e x t e n nicht d e u t lich. 1 7 5 0 Sehr w o h l k o n n t e n j e d o c h die in C l u n y gastlich A u f g e n o m m e n e n , z u m i n dest die V o r n e h m e n u n t e r ihnen, m i t diesen L e i s t u n g e n r e c h n e n : T r o t z w i r t schaftlicher Schwierigkeiten v e r s u c h t e P e t r u s Venerabiiis die H a f e r v e r s o r g u n g der G ä s t e p f e r d e sicherzustellen. 1 7 5 1 I n der D i e n e r s c h a f t des v o r n e h m e n G ä s t e h a u s e s 1747

Als weit über das Ziel hinausgehend und damit den Gastfreundschaftsgrundsätzen der Benediktsregel widersprechend empfindet Johannes die in den cisterciensischen Consuetudines niedergelegten Prinzipien, die er, wie seine an die frühen Ordensstatuten erinnernde Formulierung anzeigt, bestens kennt: Hoc tarnen quod in libro consuetudinum Cisterciensium apud plerosque legitur et tenetur, quod ad duos articulos spectat hospitalitatis instituendae, ab omni ciuilitate, ne dicam humanitate, alienum est; si tarnen uerum est hoc in tantae perfectionis consuetudinibus inueniri ut nec carnes apponantur hospitibus nec propter eos aliquid ematur; cum et ipsa ieiunia propter hospitem perfectio soluat et in multis de rigore suo plurimum indulgeat caritati ... (Policraticus, Lib. VIII, 13, ed. C . C . I. W E B B , S. 3 2 6 ; o f f e n s i c h t l i c h zitiert er u n t e r a n d e r e m C a p . X I V , 2 , ed. J . B O U T O N - J . - B .

VAN DAMME, S. 122). Möglicherweise war er über seine Beziehungen zu Bernard von Clairvaux und zum cisterciensischen Papst Eugen III. mit den zentralen Richtlinien des cisterciensischen Lebensentwurfs in Kontakt gekommen (vgl. KLAUS GUTH, Johannes von Salisbury. Studien zur Kirchen- Kultur- und Sozialgeschichte Westeuropas im 12. Jahrhundert [MThS.H 20] St. Ottilien 1 9 7 8 , S. 1 5 - 1 6 ) . 1748

De nugis curialium, Dist. 1,25, ed. M. R. JAMES, S. 86: Cibos quibus ipsi abstinent hospitibus non apponunt, sed nec intra septa paciuntur inferri quod non dant; signum est quod abstinent ut habundent, cum sit auaricie manus altera tenacitas. Schon zuvor hatte er spöttisch gefragt, was mit den Köpfen, Beinen und Füßen der unzähligen Schweine geschehe, die die Cistercienser zu Schinken verarbeiteten, um sie dann - möglicherweise nicht einmal alle - zu verkaufen (Dist. 1,24, ebd. S. 7 6 ) . V g l . B R U N O GRIESSER, W a l t h e r M a p u n d die C i s t e r c i e n s e r , in: C i s t C 3 6 ( 1 9 2 4 ) S. 1 3 7 - 1 4 1 .

164-167, S. 165; A. DIMIER, 1955, S. 169. Weitere kritische Stimmen stellt K. SCHREINER vor ( 1 9 8 9 , S. 3 5 - 3 6 ) . 1749

Vgl. Ep. 150, ed. G. CONSTABLE, 1967, S. 369. Ganz anders klingt demgegenüber das überschwengliche Lob, das der hl. Bernard in Kap. 11,4 seiner .Apologia' der cluniacensischen Gastfreundschaft zollt (hrsg. V. G. B. WINKLER, Bd. 2, S. 152-153).

1750

In Kap. 4.3.2.3 wurde verdeutlicht, daß die Ordensreisenden diese Leistungen auch einfordern konnten. Hinweise auf eine Schuhverteilung ad opus leprosorum et aliorum pauperum an der Pforte sind erst der Tabula portarii des Account-Book von Beaulieu zu entnehmen. Auch die Lieferung von Leder zur Reparatur ist hier verzeichnet (Nr. 31, ed. S. F. HOCKEY, S. 173).

1751

Vgl. Kap. 4.3.1.2 Anm. 634.

355 war ein frico eigens damit beauftragt, sich um das Schuhwerk der Gäste zu kümmern.1752 Auch für die Pilger und armen Gäste existierten Verpflegungsbestimmungen, die sich mit den cisterciensischen kaum vergleichen lassen: Nicht nur Weißbrot galt in Cluny als Zeichen des zu ehrenden Gästestatus,1753 sondern die regelmäßige Versorgung der Gäste mit proteinreichem Fisch1754 und vor allem mit Fleisch.1755 Das hier vertretene Ideal der Fleischversorgung gerade für arme Gäste ist schon für das frühmittelalterliche

ospitale pauperum

in C o r b i e bezeugt. 1 7 5 6

Lardaria,

die eigens der Verpflegung hoher Gäste

dienen, sind in den frühen Consuetudines aus Fleury erwähnt. 1 7 5 7 Eine Speisung von zwölf Armen in

hospitali... non solumpane et vino, sed etiam came,

ist in den Marbacher Kanonikerstatuten zum Anni-

versartag eines verstorbenen Abtes vorgesehen. Für 100 Arme sollte in der Vorstellung der .Consuetudines Fructuarienses-Sanblasianae' an diesem Tag Fleisch gekocht werden. Eigens sind Schinken, Fleisch, Fisch und Käse nochmals innerhalb der Einkünfte des Eleemosynars aufgeführt. 1 7 5 8 Gleichermaßen bestimmt die in den Statuten der Lazariten niedergelegte Speiseordnung dreimal wöchentlich die Ausgabe von F l e i s c h . 1 7 5 9

1752

Vgl. Lib. 1,9 der Bernhard-Consuetudo, ed. M . HERRGOTT, S. 155:

ria & ocreas & apportat aquam. 1753

unum friconem, qui tergit calca-

Zwei Brotsorten sind im Kapitel über den Granatarius der Bernhard-Consuetudo erwähnt, wobei den Fratres das beste Brot, den Famuli dunkleres Roggenbrot zugeordnet ist (Lib. 1,7, ebd. S. 150; vgl. Lib. 1,23, S. 185; Lib. 111,18 der Ulrich-Consuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 6 9 6 ) . Mit

braciati

nebln

und

konnten sich die M ö n c h e an Festtagen außerdem auf ein besonderes Gebäck freuen (ed.

M . HERRGOTT, S. 151; vgl. auch die in der Signa-Liste aufgeführten Backwaren: Lib. 1,17, S. 169). D a ß zum Teil auch den armen Gästen das gute B r o t aus dem Refektorium zukommen sollte, ist im Eleemosynarkapitel erwähnt. F ü r die besonders Bedürftigen, die Witwen, Waisen, Alten und Behinderten, wurden

tortae

gebacken, große Brote oder Fladen, die sich durch feinere Mehlquali-

täten auszeichneten (Lib. 1,13, S. 158; dazu G . UHLHORN, S. 2 8 5 ; G . ZIMMERMANN, S. 2 7 0 - 2 7 5 , bes. S. 2 7 4 ) . F ü r den Abbatiat des Petrus Venerabiiis bestätigt die durch B i s c h o f Heinrich von Winchester aufgestellte ,Constitutio expense' die Ausgabe von großen und kleinen W e i ß b r o t e n in

hospicio

(ed. B B 4143, Bd. 5, S. 4 9 0 ) . In der .Dispositio rei familiaris' erwähnt auch Petrus Venera-

biiis unterschiedliche Brotsorten, die sich allerdings in erster Linie durch ihr Gewicht unterscheiden ( B B 4132, S. 4 7 8 - 4 8 0 ) . D a ß der Eleemosynar den Kranken, die er in der

uilla

besucht, „Weiß-

b r o t " und W e i n hinterlassen soll, ist in der Consuetudines-Redaktion aus Maillezais ausdrücklich bestimmt (Kap. X X I I I , ed. J . BECQUET, 1955, S. 21).

dat Cellerariuspro generalibuspiscium.

1754

Vgl. Bernhard, Lib. 1,13, ed. M . HERRGOTT, S. 158:

1755

Vgl. Lib. 1,13, ebd.; ebenso Lib. 111,24 der Ulrich-Consuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 698:

1756

Vgl. Consuetudines Corbeienses 11,10, ed. J . SEMMLER, 1963, S. 374; V I , 2 , S. 397.

1757

Kap. 1,13, ed. A . D A V R I L - L. DONNAT, S. 24.

1758

Et ipse quoque Eleemosynarius comparat cum denariis qui sibipro decima de Ecclesia dantur: sicque prov ut & camem darepossit frequentius peregrinis.

Kap. 147 §337, ed. J . SIEGWART, S. 252; Consuetudines Fructuarienses-Sanblasianae IIIa,I,328, ed. L. G . S P Ä T L I N G - P . DINTER, Bd. 2, S. 18-19.

1759

Vgl. KAY PETER JANKRIFT, Die Leprosenbruderschaft des heiligen Lazarus von Jerusalem und ihre ältesten Statuten. Normierung bei einem institutionellen Aufbruch, in: D e ordine vitae, S. 341360, S. 355.

356 An 25 Tagen, nach Angaben der Bernhard-Consuetudo an 35 Festtagen des Jahres, sollten die ständig versorgten Armen mit diesem Symbol herrschaftlichen Versorgungsstandards verköstigt werden. 1760 Hiervon abgesehen bildeten natürlich auch die kohlenhydratreichen Dauergemüse Bohnen und Kohl wichtige Elemente des Speiseplans für Gäste und Mönche. 1761 Wein und Brot, das den Pilgern als Wegzehrung mitgegeben wurde, sind wie für alle mittelalterlichen Klöster als elementare Bestandteile der Ernährung anzusehen. In stets üppigen Mengen sollte alles sowohl im Haus der vornehmen wie im Haus der armen Gäste und Pilger vorhanden sein. 1762 Sicherlich nicht ohne cisterciensische Einflüsse zu verarbeiten, versucht Petrus Venerabiiis in seinen Reformstatuten die Ernährungsgepflogenheiten der Mönche auf einen angemesseneren Standard zurückzuführen. Statut 10-12 und Statut 15 fordern die Abstinenz von Fett an den Freitagen u n d an bestimmten anderen Tagen des liturgischen Jahreskreises, den bis auf den Gründonnerstag zu realisierenden Verzicht auf honiggesüßten und gewürzten Wein wie den generellen Fleischverzicht. Die beiden nachfolgenden Statuten schärfen die Einhaltung der geltenden Fastenordnung ein. 1 7 6 3 Ein über die cisterciensischen Consuetudines hinausgehender Blick auf die Reimser Abteversammlung, auf den Regelkommentar Hildegards von Bingen oder auf die Consuetudines der Grammontenser macht deutlich, daß die Ref o r m m a ß n a h m e n des Petrus Venerabiiis in den Trend der zeitgenössischen monastischen Strömungen

1760

Vgl. Ulrich, Lib. 111,24, ed. L. D'ACHERY, S. 698; Bernhard, Lib. 1,13, ed. M. HERRGOTT, S. 159. U b e r den Gesamttext verteilte Einzelbelege weisen auf spezielle Tage des liturgischen Jahres, an denen vor allem die vorüberkommenden Armen und Pilger mit Fleisch versorgt werden sollten. Vgl. in der Bernhard-Consuetudo Lib. 1,5, S. 147; Lib. 1,25, S. 199; Lib. 1,51, S. 246; Lib. 11,24, S. 332; Lib. 11,25, S. 334. Auf die von Ulrich geschilderte Massenspeisung an einem Aschermittwoch des späteren 11. Jahrhunderts wurde hingewiesen. D a ß auch den vornehmen Gästen Clunys und deren Begleitern Fleisch aufgetischt wurde, erwähnt Bernhard mit großer Selbstverständlichkeit (Lib. 1,5, ed. M. HERRGOTT, S. 145: Hospitalarius vero carnem & alia quae bospitibus necessaria sunt; Lib. 1,9, S. 152: mittit panem, carnem & vinurri). A n erster Stelle der Gäste-Bedürfnisse sind in aller Ausführlichkeit auch in den Consuetudines aus Maillezais die verschiedenartigen Fleischspeisen aufgelistet (Kap. XXII, ed. J. BECQUET, 1955, S. 19-20). Vgl. zur symbolischen Bedeutung des Fleisches als Zeichen klösterlichen Standesbewußtseins K. SCHREINER, in: Die Zisterzienser. Ergänzungsband, S. 106.

1761

Vgl. Lib. 1,6 u n d 1,13 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 147. 158-159; G. DE VALOUS, Le temporel, S. 33. D a ß das den Brüdern gestiftete Gedächtnismahl aus „Brot u n d Wein und Bohnen u n d Fischen" bestehen soll, erwähnt bestätigend eine u m 1100 datierte U r k u n d e (BB 3776, Bd. 5, S. 126).

1762

Vgl. Bernhard, Lib. 1,13, ed. M. HERRGOTT, S. 158; G. DE VALOUS, Bd. 1, S. 258; G. ZIMMERMANN, S. 53.235; ULF DIRLMEIER, Art.: Brot, in: LMA 2 (1983) Sp. 719-720. Der in Stat. 73 des Petrus Venerabiiis gegebene Hinweis auf im Cellarium gelagerten Wein ad opus fratrum, hospitum, velpauperum k ö n n t e als Indiz unterschiedlicher Weinqualitäten gewertet werden (ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 103). D a ß der Eleemosynar immer auch einen Vorrat des beliebten W ü r z weins für die A r m e n bereithalten solle, ist in Lib. 1,13 der Bernhard-Consuetudo gefordert (ed. M. HERRGOTT, S. 158).

1763

Ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 49-51. 54; Stat. 13-14, S. 52-53.

357 einzuordnen sind. 1 7 6 4 Zudem lassen die in der Signa-Liste der Bernhard-Consuetudo überlieferten Zeichen für die Speisen, die offenbar im cluniacensischen Refektorium kredenzt wurden, erahnen, daß die von Bernard von Clairvaux äußerst polemisch formulierten Vorwürfe gegen das üppig-variantenreiche Essen der Cluniacenser nicht unbegründet waren. 1 7 6 5 Daß sich die Reformansätze Abt Petrus' nicht lange halten konnten, ist an den Statuten seines Nachfolgers Hugo V. abzulesen, die ca. ein halbes Jahrhundert nach den hier beschriebenen Maßnahmen erneute Lockerungen bezüglich des Fleischverzehrs in cluniacensischen Klöstern dokumentieren. 1 7 6 6

Demgegemüber greift er das für die Gästeversorgung traditionell geltende cluniacensische Ideal nicht an: M e h r als alle spirituellen und rituellen Implikationen steht für ihn und das durch seine Person vertretene M ö n c h t u m die omnishumanitas-Forderung im Zentrum des Gästekapitels der Benediktsregel. 1 7 6 7 G e stärkt für ihren weiteren W e g sollten die cluniacensischen Gäste das Gästehaus mit der Erinnerung an eine entspannte Zeit bester materieller Verpflegung verlassen. V o n den cisterciensischen Vorlagen inspiriert, ist auch in den frühen P r ä m o n stratenserstatuten bestimmt, die Gäste mit W e i ß b r o t zu ehren. 1 7 6 8 Während spätere Statuten die Vorschrift, daß das B r o t der Kranken und Gäste „weißer sei" als das der Konventualen, einschränkend in den Konjunktiv setzen, 1 7 6 9 scheinen die Prämonstratenser der Frage nach der asketischen Ernährung von M ö n c h e n und Gästen weniger Beachtung zu schenken als die Cistercienser. Detailliertere Einschärfungen der Fleischabstinenz sowohl für die Ordensmitglieder als auch für die säkularen Besucher sind erst gegen Anfang des 13. Jahrhunderts zu beobachten, wobei im gleichen Zusammenhang bereits Ausnahmen und Lockerungen vorgesehen sind. 1 7 7 0 Sicherlich ist die Orientierung der Prämonstratenser an der Augustinusregel, die in den früheren Kodifikationen auch wörtlich zitiert wird, für diese moderatere Einstellung verantwortlich. 1 7 7 1

1764

Ed. U. BERLIERE, 1894, S. 93: A camibus omnes abstineant iuxta edictum regulepreter omnino debiles et egrotos; vgl. Hildegardis regulae S. Benedicti explanatio, ed. P L 197, Sp. 1059-1060; Regula Stephani Muretensis LVII, ed. J. BECQUET, 1968, S. 94-95.

1765

Lib. 1,17, ed. M. HERRGOTT, S. 169-170; vgl. W. JARECKI, S. 122-124; J. WOLLASCH, 1996, S. 264267; P. DLNZELBACHER, S. 84-85.

1766

Ed. G. CHARVIN, Bd. 1, N r . 5, Stat. 26-27, S. 45; vgl. F. NEISKE, 1988, S. 88.

1767

Vgl. Kap. 4.3.1.2 bei Anm. 635.

1768

Vgl. Dist. IV,12 der vor Mitte des 12. Jahrhunderts verabschiedeten Kodifikation, ed. PL. F. LEFEVRE - W . M. GRAUWEN, S. 50. In Stat. 30 der frühesten Statutenredaktion finden die Gäste keine explizite Erwähnung (ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 37).

1769

Dist. IV,12, ed. B. KRINGS, 1993, S. 191.

1770

Vgl. Stat. 12. 61. 75, ebd. S. 198-199. 214. 218; Dist. 1,18 der nachfolgenden Kodifikation, ed. PL. F. LEFEVRE, 1946, S. 33-35.

1771

Praeceptum 111,1, ed. L. VERHEIJEN, Bd. 1, S. 412; vgl. Dist. IV,12, ed. PL. F. LEFEVRE - W. M. GRAUWEN, S. 49; ed. B. KRINGS, 1993, S. 190.

358 N o c h kompromißloser als die Cistercienser wollten die Kartäuser ihre Gäste nach den eigenen Ernährungsmaßstäben beköstigen, denn epxlizit formuliert Prior Guigo in seinen Consuetudines: tales lectos eis et cibos qualibus ipsi vescimur, preparamus,1772 Konkret bedeutet dies die von der jeweils geltenden Fastenordnung abhängige Versorgung mit Wasser, Wein, grobem Brot, Salz, Gemüse, Früchten, Käse, Eiern und selten auch Fisch. 1773 Seiner festen Uberzeugung, daß dieser Modus, auch was die finanzielle Seite der Gastfreundschaft betrifft, für beide Seiten zum besten gereiche, gibt Guigo zum Ende des ,Gastfreundschaftskapitels' Ausdruck: Ohne die Kartäuser in ihren Lebensidealen einzuschränken, erhalten die Gäste Anteil an den spirituellen und materiellen Gütern ihrer eremitischen und asketischen Gastgeber. 1774

4.3.3.4 Spirituelle Angebote Die Untersuchung des spirituellen Angebots für Gäste der Cistercienserabteien hat von der Frage nach ihrer Rolle in der Klosterliturgie auszugehen: Abgeschirmt im letzten Joch oder in den Randbereichen der zumindest für die männlichen Besucher zu besonderen Anlässen doch geöffneten Klosterkirche sind sie zusammen mit den Conversen, zumeist aber mit den Famiiiaren genannt. 1 7 7 5 Mehr als die Angabe, daß sich Gäste und Familia extra chorum aufhalten, während die Mönche, falls nicht durch Krankheit bedingte Sonderregelungen gelten, ihre Plätze in choro einnehmen, ist den ,Ecclesiastica Officia' zur Frage der Gästeplazierung innerhalb des Oratoriums nicht zu entnehmen. 1776 Auch in anderen Quellen des 12. und beginnenden 13. Jahrhunderts sind aussagekräftige Hinweise auf Orte, an denen Gäste der Liturgie beiwohnen, nur spärlich gesät. Daß ihnen in der Klosterkirche von Eberbach das südliche Seitenschiff zugewiesen war, legt eine Episode im .Exordium Magnum' nahe, die von einem nächtlichen Kirchenbesuch eines miles nomine Conradus berichtet. Nachdem er durch den fernen Gesang der Mönche innerlich aufgewühlt worden war, lief er schnell in ecclesiam in parte australi eitisdem ecclesie, ubi hospites diuinis interesse solent,1777 Die von Caesarius von Heisterbach er-

1772

K a p . X V I I I I , 1 , ed. S C 3 1 3 , S. 2 0 4 .

1773

Vgl. Kap. XXXIII-XXXIV. ULI, ebd. S. 234-236. 262. Die Ablehnung von luxuriösen Anniversarspeisungen der Mönche ist in Kap. X L I , 4 formuliert (S. 246). Vgl. LA GRANDE CHARTREUSE, S.

95; G. POSADA, S. 127. Wie für andere Fragen des Alltagslebens beobachtet, scheinen allein die Kartäuser kompromißlos an ihren asketischen Grundsätze festgehalten zu haben. A. DLMIER macht deutlich, daß nach wie vor nicht einmal den kranken Kartäusern Fleisch erlaubt wurde ( 1 9 5 5 , S. 1 7 2 ) . 1774

Kap. XVIIII,3, ed. SC 313, S. 206: Sed et ipsis hospitibus non parum hoc expedire putamus, qui nostris spiritualibus seu corporalibus ita debent bonis communicare, ut nos mala non cogant declinare. Ad mala autem declinare tunc faciunt, si suis nos expensis ad vagandum quaerendumque compellunt. Noch in T. II,X der .Statuta Antiqua' werden die grundlegenden Bestimmungen Prior Guigos wiederholt (ed. J . HOGG, 1989, S. 184).

1775

Vgl. Kap. 4.3.2 nach Anm. 960.

1776

V g l . E O X I I I , 2 3 , ed. D . C H O I S S E L E T - D . VERNET, S. 8 8 ; E O X X I I , 2 4 , S. 1 0 8 ; L . D O L B E R G , 1 8 9 1 , S. 3 9 .

1777

ExoMa V,17, ed. B. GRIESSER, 1994, S. 371,88-89.

359 wähnten cancelli ubi hospites stare moris est weisen auf die Praxis eines wahrscheinlich in der N ä h e der Conversentür gelegenen und durch Schranken abgegrenzten Raumes für die Gäste. 1 7 7 8 Dementsprechend wird auch von der kunsthistorischen Forschung die These vertreten, daß Famiiiaren u n d Gäste in den Seitenschiffen oder im westlichen Ende des Langhauses der Liturgie beiwohnten. 1 7 7 9

Sie erhalten Anteil an bestimmten Zeremoniellen der Wochenliturgie, so der sonntäglichen Personensegnung mit Weihwasser. N a c h d e m während der sonntäglichen Terzzeremonie sowohl die konventualen Räumlichkeiten als auch die M ö n c h e selbst mit Weihwasser gesegnet worden sind, bringt der Sakristan das geweihte Wasser auch den Gästen u n d Famiiiares dar. 1 7 8 0 Er gießt das Wasser in ein speziell für diese Gruppe zur Verfügung gestelltes Gefäß, dessen Plazierung zwar nicht näher bestimmt ist, das sich vermutlich aber an dem O r t befand, der den Gästen innerhalb der Klosterkirche zugewiesen war. Ein eigenes Weihwasserbecken sollte dort auch für die Conversen angebracht sein. Deutlich werden die im Kloster präsenten Gruppierungen bis hin zu den liturgischen Geräten voneinander differenziert. 1 7 8 1

Auch zu besondereren Terminen des liturgischen Jahreskreises sind Gäste in den .Ecclesiastica Officia' erwähnt: Nach der Bezeichnung der Mönche und Conversen teilen der Prior und ein begleitender Bruder am Aschermittwoch das Aschenkreuz an die extra chorum befindlichen Gäste und Famiiiaren aus.1782 A m Palmsonntag sollen die übriggebliebenen Palmzweige an Gäste übergeben werden, deren Teilnahme an der nachfolgenden Prozession durch das Kloster allerdings im Normalfall ausgeschlossen ist.1783 Ebenso sind zum Fest Maria Reinigung die restlichen Kerzen für die Gäste vorgesehen. 1784 Die geltende Beleuchtungsordnung zeigt an, daß man die Präsenz von Gästen in der Klosterkirche auch zu anderen Höhepunkten des liturgischen Jahres, beispielsweise zur karfreitäglichen Kreuzverehrung, berücksichtigt. 1785 Bis auf die Überbringung des Friedenskusses bzw. später des als pax bezeichneten Kußtäfelchens durch den Prior oder ein stellvertretendes Konventsmitglied sind allerdings keinerlei Anzeichen dafür erkennbar, 1778

Dialogus miraculorum, Dist. VII, 17, ed. J. STRANGE, Bd. 2, S. 23.

1779

Vgl. F. VONGREY, Sp. 1037; M. AUBERT, Bd. 1, S. 153. Eine „Vorhalle, bis zu der Gäste des Klosters gehen durften", wird von W. BRAUNFELS (S. 124-125) und J. A. LEFEVRE dem Idealplan eines Cistercienserklosters zugeordnet (1990, S. 188-189).

1780

Vgl. E O LV,25, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 174.

1781

Vgl. zur sonntäglichen Weihwasserweihe GREGOR MÜLLER, Hebdomadarius sacerdos, in: CistC 23 (1911) S. 242-245. 278-281. 339-341, S. 280. B. SCHNEIDER betont, daß die cisterciensischen Consuetudines im Gegensatz zu traditionellen Vorgängertexten auf eine feierliche Prozession durch die mit Weihwasser besprengten Klausurräume verzichten (1960-1961, S. 204).

1782

Vgl. E O XIII,23, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 88.

1783

Vgl. E O XVII,4. 25, ebd. S. 96-98.

1784

Vgl. E O XLVII,5, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 142. D a ß die Austeilung durch den Sakristan vorgenommen wird, erfährt in E O CXIIII,17 Bestätigung (S. 320). Das für die Mönche verbindliche Zeremoniell beschreibt GREGOR MÜLLER, Empfang und Darbringung der geweihten Kerzen am Feste Maria Lichtmeß, in: C i s t C 22 (1910) S. 26-28.

1785

Vgl. E O LXVII,5-6, ebd. S. 190-192; E O XXII,24, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 108.

360 daß liturgische Zeichen und Handlungen in Regelmäßigkeit aus dem Mönchschor heraus zu den Laien getragen werden. 1786 Stets sind die Gäste, die im Zusammenhang der täglichen Kommunionordnung nicht erwähnt sind, 1787 an letzter Stelle der gottesdienstlichen Teilnehmer genannt. Für die liturgische Feier ohne Bedeutung wollte man sie nicht gänzlich aus der für die Christenheit verbindlichen Festordnung ausschließen. O b eine vergleichbare Praxis auch für die monastische Tradition kennzeichnend ist, die Cistercienser also auch in diesem Punkt neue Akzente setzten, oder ob sie sich in traditionelle Linien einordneten, bleibt zu untersuchen. Sicherlich ist zu keiner Epoche des mittelalterlichen Mönchtums eine „aktive Teilnahme" von Laien an der Liturgie und noch weniger an der klösterlichen Liturgie festzustellen.1788 Deutlich sind die täglich zu absolvierenden Gebete wie auch die Konventsoder die Privatmessen der Priestermönche auf die Konventsmitglieder ausgerichtet - gerade durch das gemeinsame Gebet ist das coenobitische Zusammenleben grundlegend motiviert. 1789 Dennoch haben sich seit dem frühen Mittelalter Ange1786

Vgl. E O LVII,1, ebd. S. 178; E O LVIIII.30, ebd. S. 184, und E O XCII,14, S. 264 (dazu Anm. 109, ebd. S. 434-435). O b mit den im Zusammenhang der Privatmessen der Priestermönche genannten hospites möglicherweise ordenseigene Gäste oder - wie durch den Kontext nahegelegt - andere monastische Gäste im Blick stehen, ist letztlich nicht zu entscheiden ( E O LVIIII,32, S. 184). D a ß die pax den Gästen explizit nur zu Gründonnerstag, am Karsamstag wie zu Pfingsten gereicht werden soll, ist in den „Hausconsuetudines" der Abtei Citeaux niedergelegt (Nr. 29, ed. B. GRIESSER, 1947, S. 142). Auch hier deuten im Kontext verhandelte Statuten darauf hin, daß monastische Gäste gemeint sind, die zu bestimmten Festtagen offenbar in den M ö n c h s c h o r aufgenommen werden k o n n t e n (Nr. 25, ebd. S. 142). Vgl. zur Geschichte des christlichen Friedenskusses H . FUHRMANN, S. 116-118; J. BRAUN, Art.: Pax, S. 264; Art.: Kuß, liturgischer, ebd. S. 185; Art.: Kußtäfelchen, S. 185-186; EDUARD NAGEL, Art.: Friedensritus, Friedenskuß, in: L T h K 4 ( 3 1995) Sp. 142-143.

1787

Als auf den M ö n c h s c h o r konzentriertes Geschehen wird in E O LVIII die für die beiden Tagesmessen vorgeschriebene K o m m u n i o n o r d n u n g dargestellt (ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 180). Allein im Zusammenhang der durch das Kloster gewährten Sterbebegleitung ist von der Krankenkommunion der Gäste die Rede, die nicht in eine Meßfeier eingebettet ist ( E O C, S. 292). Vgl. J. BRAUN, Art.: Krankenkommunion, S. 180; Art.: Viatikum, S. 362; HANS B. MEYER, Eucharistie: Geschichte, Theologie, Pastoral (Gottesdienst der Kirche. H a n d b u c h der Liturgiewissenschaft 4) Regensburg 1989, Kap. 761 A, S. 549-553. Hierbei ist nicht zu vergessen, daß die Laienk o m m u n i o n im hohen Mittelalter ohnehin auf wenige Tage im Jahr reduziert war. Vgl. JOSEF A. JUNGMANN, Art.: Kommunion, in: LThK 6 ( 2 1961) Sp. 410-412, Sp. 411-412; mit weiterer Literatur H . B. MEYER, 1989, Kap. 544 F, S. 236-237. Dementsprechend ist in der späteren Redaktion der U C festgelegt: Septies tantum communicabunt fratres conversi in anno ( U C V, ed. PH. GUIGNARD, S. 281; vgl. zu den früheren Redaktionsstufen J. A. LEFEVRE, 1955, S. 96-97).

1788

D a ß das Liturgieverständnis des zweiten Vatikanischen Konzils in keiner Weise mit der mittelalterlichen Praxis zu vergleichen ist, ist anschaulich an der Rolle der Gläubigen bei der Meßfeier abzulesen. Vgl. mit weiterer Literatur HANS B. MEYER, Art.: Messe, in: LMA 6 (1993) Sp. 555-558, Sp. 558; z u m modernen römisch-katholischen Liturgieverständnis STEPHAN SCHMID-KEISER, Aktive Teilnahme. Kriterium gottesdienstlichen Handelns und Feierns. Zu den Elementen eines Schlüsselbegriffs in Geschichte u n d Gegenwart des 20. Jahrhunderts (EHS.T 250) Bern - Frankfurt - N e w York 1985; H . B. MEYER, 1989, Kap. 741 A, S. 485-488.

1789

Vgl. A. ANGENENDT, 1990, S. 401-406.

361 b ö t e etabliert, m i t denen die benediktinischen G e m e i n s c h a f t e n gezielt die v o n w e i t h e r k o m m e n d e n K l o s t e r b e s u c h e r wie die Laien der U m g e g e n d ansprachen. Zweifellos k a n n die im T a u f b r u n n e n auf d e m St. Galler K l o s t e r p l a n symbolisierte F u n k t i o n , die die frühmittelalterlichen K l ö s t e r als Z e n t r e n des sozialen Lebens i n s b e s o n d e r e für die geistige Bildung u n d die spirituelle V e r s o r g u n g der z u m Teil erst k u r z e Z e i t v o r h e r christlich g e w o r d e n e n Laien ü b e r n a h m e n , 1 7 9 0 n i c h t auf die hochmittelalterlichen Verhältnisse übertragen werden. Wie in der .Institutio sancti Angilberti abbatis de diversitate officiorum* aus dem frühen 9. Jahrhundert ist die Teilnahme des populus an Prozessionen und Festtagen des liturgischen Jahreskreises in zahlreichen Dokumenten der frühmittelalterlichen Klosterliturgie erwähnt. 1791 Unklar bleibt, ob der im früheren Mittelalter zur Bezeichnung der konventualen missa maior gewählte Ausdruck der missa publica als Hinweis darauf zu verstehen ist, daß an dieser Messe nicht-konventuale Besucher teilnehmen konnten. 1792 Höchstwahrscheinlich unterstreicht das Adjektiv publica vor allem den Gegensatz zu den als missae privatae bezeichneten Votiv- oder Privatmessen der Priestermönche, die nach traditionellem Verständnis nicht „für die gesamte Kirche und für die Gemeinde und für das irdische und ewige Heil aller", sondern mit der Intention eines besonderen Anliegens gefeiert werden. 1793 D i e pastorale A n z i e h u n g s k r a f t hingegen, die die A b t e i e n auf die laikale Gesellschaft ausübten, bleibt weiterhin signifikant. 1 7 9 4 B e s o n d e r s a n s c h a u l i c h ist die A u s r i c h t u n g der K l ö s t e r auf die s a k r a m e n t a l e n B e d ü r f n i s s e der Laien in den C o n s u e tudines W i l h e l m s v o n H i r s a u d o k u m e n t i e r t . Ein plebeius sacerdos, der eigens für die sakramentale Begleitung derjenigen Gäste und Pilger zuständig ist, die in Hirsau sterben, ist in Liber 11,23 erwähnt. Auf die im Einklang mit dem zuständigen Ortsbischof durch die Mönche abzunehmenden Beichten der homines und problematischer der feminae saeculares macht Abt Wilhelm in Liber 1,43 aufmerksam.1795 Durchaus ist er sich der zeitgenössisch dis1790

Vgl. J. M. BERGER, 1993, S. 131-133. 269-272. 312.

1791

Ed. MARIA WEGENER - KASSIUS HALLINGER - HIERONYMUS FRANK, in: Initia consuetudinis be-

nedictinae (CCMon 1) Siegburg 1963, S. 283-303, Kap. VI. IX. XIV, S. 294. 296-297. 299. 301; vgl. RAYMUND KOTTJE, Art.: A n g i l b e n , in: L T h K 1 (M993) Sp. 6 5 8 . 1792

Vgl. z.B. die .Consuetudines Corbeienses', ed. J. SEMMLER, 1963, S. 409; Kap. XI und XIV der ,Redactio sancti Emmerammi dicta Einsidlensis' aus dem 10. Jahrhundert, ed. K. HALLINGER - M. WEGENER- C. ELVERT, 1984, S. 209. 211-212; Kap. VI,20 der .Redactio Fuldensis-Trevirensis' aus dem 11. Jahrhundert, ebd. S. 281.

1793

ADOLF FRANZ, Die Messe im deutschen Mittelalter. Beiträge zur Geschichte der Liturgie und des religiösen Volkslebens, Freiburg 1906, S. 115; vgl. ARNOLD ANGENENDT, Missa specialis. Zugleich ein Beitrag zur Entstehung der Privatmessen, in: FMSt 17 (1983) S. 153-221, S. 178-179; die vieldiskutierten Überlegungen von ANGELUS A. HÄUSSLING, Mönchskonvent und Eucharistiefeier. Eine Studie über die Messe in der abendländischen Klosterliturgie des frühen Mittelalters und zur Geschichte der Meßhäufigkeit (LWQF 58) Münster 1973, S. 49. 246-251. 337-347.

1794

Vgl. J . HUBERT, in: I laici, S. 473; PHILIPP HOFMEISTER, M ö n c h t u m und Seelsorge bis zum 13.

Jahrhundert, in: SMGB 65 (1955) S. 210-273. Bezeichnend qualifiziert DIETRICH KURZE die „Geschichte der mittelalterlichen Seelsorge zugleich" als komplexe „Geschichte von Spannungen und Lösungsversuchen im Beziehungsdreieck ,Bischof - Pfarrer - Mönche"' (Art.: Seelsorge I. Westkirche, in: LMA 7 (1996) Sp. 1681-1682, Sp. 1681). 1795

Ed. M . HERRGOTT, S. 506. 418.

362 kutierten Konflikte bewußt, die sich durch die seelsorgliche Funktion der Mönche angesichts der dem Bischof unterstellten cura anìmarum ergaben. Möglicherweise bietet gerade das spirituelle Angebot, das die Hirsauer Konventualen ihren Besuchern bieten wollten, eine weitere Erklärung für die ungewöhnliche und an mehreren Stellen niedergelegte Forderung nach priesterlichem Stand der CaritasOffizialen, die mit Laien in Kontakt traten. 1796

Nichtsdestoweniger verweisen auch viele andere hochmittelalterliche Consuetudines und Viten auf eine Teilnahme des „Volkes" an klösterlichen Prozessionen,1797 an besonderen Bittagen, Predigten,1798 Heiligenfesten und am sonntäglichen Gottesdienst. 1799 Das Mittel der vor den Augen des Volkes sonntags vorgenommenen öffentlichen Bestrafung eines Mönches, der sich am Klosterbesitz vergriffen hat, ist noch in den Statuten Abt Hugos V. von Cluny vorgesehen. 1800 Als Beispiel für speziell an Gäste und Laien gerichtete Gottesdienste sei der ,Liber Tramitis' zitiert. Neben der missa peregrinorum am Gründonnerstag ist eine Ostermesse erwähnt, die ein vom Abt beauftragter Priestermönch für die Laien am Kreuzaltar zu feiern hat. Am Patronatsfest Peter und Paul wurden offenbar an verschiedenen Altären Messen für das Volk gelesen.1801 Wie in der Bernhard-Consuetudo wird die nahezu stete Anwesenheit von populäres in der Klosterkirche auch im Hospitarkapitel der .Constitutiones Hirsaugienses' bedacht. 1802 Den Pilgern, die die Basilika betraten, um ihre Gebete und Opfergaben darzubringen, signalisierte Petrus Venerabiiis die allen Einschrän1796

Vgl. Lib. 1,102, S. 473; Lib. 11,51, S. 539; Lib. 11,52, S. 542; Lib. 11,54-55, S. 547-548.

1797

So wird in Lib. 1,56 der Bernhard-Consuetudo eine feierliche Reliquienprozession beschrieben, mit der die Mönche ihre verehrten Schätze usque ad portas Castelli begleiteten (ed. M. HERRGOTT, S. 251; vgl. J. WOLLASCH, 1994, S. 453). Eine große Reliquienprozession durch Kloster und Castrum, innerhalb derer auch ein sermo ad populum nicht fehlt, ist in den späteren Consuetudines aus Fleury-sur-Loire für den Himmelfahrtstag vorgesehen (Consuetudines Floriacenses saeculi tertii decimi VI,164, ed. A. DAVRIL, S. 108-109). Im besonderen ist auch im Zuge der an den Rogationstagen stattfindenen Prozessionen die Anwesenheit einer großen Volksmenge erwähnt, beispielsweise im .Rheinauer' Liber Ordinarius (ed. A. HÄNGGI, S. 151). Daß die prächtig ausgestatteten Prozessionen in demonstrativer Absicht zumeist über die engeren Klostergrenzen hinaus zu den Kirchen der umliegenden Ortschaften strebten, ist den .Consuetudines Fructuarienses' (II,V,192, ed. L. G. SPÄTLING - P. DlNTER, Bd. 1, S. 213) oder Consuetudines aus S. Bénigne zu entnehmen (Kap. LXXII, ed. L. CHOMTON, S. 412-413).

1798

Die Probleme, mit denen sich Ulrich von Cluny nach Aussage seiner Vita konfrontiert sah, weil er sich schon vor vollendeter Gründung des Priorats Rüeggisberg mit Predigten und Beichtvorbereitungen an das Volk gewandt hatte, werden von G. SCHREIBER erläutert (Seelsorge, S. 296-297). Durch ihre regelgemäße und großzügige Gastfreundschaft konnten Ulrich und seine Begleiter den anklagenden Weltpriester allerdings zur Änderung seiner Meinung bewegen. Vgl. ,Ex vita s. Udalrici prioris Cellensis*, ed. ROGER WlLMANS (MGH.SS 12) Hannover 1856 (ND 1963) S. 249-267, Vita posterior, Kap. 21 und 24, S. 258-260; dazu ERNST HAUVILLER, Ulrich von Cluny. Ein biographischer Beitrag zur Geschichte der Cluniacenser im 11. Jahrhundert (KGS 111,3) Münster 1896, S. 50-51.

1799

Vgl. Lib. 1,40 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 231; Lib. 111,3 der UlrichConsuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 685.

1800

E d . G . CHARVIN, Bd. 1, N r . 6, Stat. 17, S. 58.

1801

Vgl. Lib. I,VII,55.2, ed. P. DlNTER, S. 74; Lib. I,X,58.2, S. 89; Lib. I,XIV,85.4, S. 131.

1802

Vgl. Lib. 1,9, ed. M. HERRGOTT, S. 153; Lib. 11,51, S. 540; vgl. Lib. 11,28, S. 511.

363 kungen entgegen auch weiterhin geübte Offenheit der cluniacensischen Abteikirche. 1 8 0 3 D a ß hier Männer und Frauen gern gesehene Gäste waren, bemerkt der Consuetudinesredaktor Bernhard von Cluny im Kapitel über den Sakristan. Auch in den ,Consuetudines Fructuarienses' ist dem Sakristan vorgeschrieben, die tagsüber normalerweise verschlossene ecclesia maior angesichts von Gästen zu öffnen. 1 8 0 4 Hervorzuheben bleibt, daß die hier beschriebenen, auf das „Volk" zielenden liturgischen Angebote nicht als pfarrechtlich geregelte Seelsorge, sondern vielmehr als „Pilger-Seelsorge" zu qualifizieren sind. Die für Mönche u n d Kanoniker des 12. Jahrhunderts bewegende Frage, inwieweit das M ö n c h t u m zur cura animarum berufen sei, wird eingehend von Georg Schreiber erörtert. Als mit den cluniacensischen Vorstellungen im Einklang stehend zitiert er H u g o von Amiens, Abt von Reading und Erzbischof von Rouen, der mit Predigt, Bußsakrament und z u m Teil öffentlichen Gottesdiensten für eine eingeschränkte F o r m der monastischen Seelsorge plädiert. 1 8 0 5

In hervorgehobener Weise ist der Palmsonntag durch die Partizipation des populus geprägt: Vorgesehen ist eine große Prozession zu den jenseits der Klostergrenzen gelegenen Oratorien und eine speziell an die Laien gerichtete Predigt. 1806 In seiner Untersuchung zur Palmsonntagstradition weist Hermann J. Graf darauf hin, daß die Cistercienser durch ihre abwehrende Haltung mit einer beliebten volksklösterlichen Tradition gebrochen hätten. 1807 Daß schon der Begriff des populus in den cisterciensischen Consuetudines gänzlich fehlt, ist allgemeiner festzustellen. Selbstverständlich, könnte eingewendet werden, ist für einen nach eremitischen Idealen lebenden Orden die Frage einer allgemeinen Volkseinbindung ohne Belang. Wie steht es aber um die spirituelle Versorgung der für eine Zeitlang im Kloster lebenden säkularen Gäste? Wie begegnete man den Gläubigen, die mögli1803

Stat. 53, ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 83.

1804

Lib. IIIb,IV,825, ed. L. G. SPÄTLING - P. DLNTER, Bd. 2, S. 158; vgl. Bernhard, Lib. 1,51, ed. M. HERRGOTT, S. 245.

1805

Vgl. G. SCHREIBER, Seelsorge, S. 349-350; vgl. PH. HOFMEISTER, 1955, S. 254.

1806 Ulrich und Bernhard beschreiben die unter Glockengeläut ausziehende zweite Prozession des Tages, die ihren Weg durch den O r t Cluny usque ad B. Maioli ecclesiam nimmt (Lib. 1,54, ed. L. D'ACHERY, S. 668; Lib. 11,14, ed. M. HERRGOTT, S. 307; vgl. H . J. GRÄF, S. 49; B. K. LACKNER, S. 55). Hier sollte, wie auch in der .Redactio Wirzeburgensis' festgehalten ist, dem Volk eine Predigt gehalten werden (111,35, ed. R. GRÜNEWALD - K. HALLINGER - C . ELVERT, 1983, S. 297). Als selbstverständlichen Begleitumstand nennt auch Gilos ,Vita S. Hugonis abbatis', die von einer Erscheinung berichtet, die der todgeweihte Abt H u g o während der Palmsonntagsprozession erfährt, eine „riesige Volksmenge", die zu den Feierlichkeiten zusammengekommen war (Kap. VII, ed. H . E. J. COWDREY, 1978, S. 97). H . J. GRÄF macht auf das Element des Volksgesangs aufmerksam, das die im .Rheinauer' Liber Ordinarius vorgeschriebene Zeremonie auszeichnet (S. 133; ed. A. HÄNGGI, S. 111; vgl. S. 151). Wie in den aus Polirone überlieferten Consuetudines (ed. P. PLVA, S. 111), den späteren Consuetudines aus Fleury (V,116 ed. A. D AVRIL, S. 62) oder den Consuetudines aus S. Bénigne (Kap. LXII, ed. L. CHOMTON, S. 403-404; vgl. ebd. S. 101) ist auch im .Rheinauer' Liber Ordinarius die an diesem Tag an das Volk gewandte Predigt (des Abtes) dokumentiert (ed. A. HÄNGGI, S. 111). 1807

Vgl. H . J. GRÄF, S. 34. 121. 132-133. Der Zuschnitt der nicht über das Claustrum hinausgehenden cisterciensischen Palmsonntagsprozession auf die Mönche wird auch von B. SCHNEIDER hervorgehoben (1960-1961, S. 198-199); vgl. ähnlich G. MÜLLER, Ordens-Prozessionen, S. 120-124. 152153.

364 c h e r w e i s e die C i s t e r c i e n s e r k l ö s t e r g e z i e l t a u f g r u n d d e s i h n e n v o r a u s e i l e n d e n R u f e s e i n e r b e s o n d e r e n Spiritualität a u f g e s u c h t h a t t e n ? S c h o n die b e t o n t e R e a k t i v i e r u n g g r o ß e r T e i l e d e s r i t u e l l e n E m p f a n g s z e r e m o niells der B e n e d i k t s r e g e l f ü r alle A n k o m m e n d e n z e i g t , d a ß die C i s t e r c i e n s e r d e r g e i s t l i c h e n V e r s o r g u n g ihrer G ä s t e k e i n e s w e g s g l e i c h g ü l t i g g e g e n ü b e r s t a n d e n . 1 8 0 8 E b e n s o w o l l t e n sie d u r c h die a b e n d l i c h e F u ß w a s c h u n g e i n l i t u r g i s c h e s Z e i c h e n setzen. E n t g e g e n der seit karolingischer Zeit etablierten s y m b o l i s c h e n F u ß w a s c h u n g , die e i n i g e K o n v e n t s m i t g l i e d e r a n drei a u s g e w ä h l t e n A r m e n v o r n a h men,1809 w i d m e t sich ein eigenes Kapitel wie zusätzlich ein großer Teil des Gastm e i s t e r k a p i t e l s der , E c c l e s i a s t i c a O f f i c i a ' d e r r i t u e l l e n F u ß w a s c h u n g , die u n t e r d e r p r o g r a m m a t i s c h e n B e z e i c h n u n g d e s mandatum hospitum r e g e l b e t o n t w i e d e r allen G ä s t e n z u t e i l w e r d e n sollte. 1 8 1 0 Während das aus Pontigny überkommene Formularbuch ausdrücklich mit der normativ vorgegebenen Begrifflichkeit des mandatum hospitum arbeitet, das im endenden 13. Jahrhundert noch mindestens zwei Mal pro Woche ausgeübt werden sollte, 1811 läßt eine begriffliche Unstimmigkeit in Kapitel XC,27 der ,Ecclesiastica Officia' vermuten, daß auch die Cistercienser von der für ihre Nachbarklöster verbindlichen Praxis des mandatum pauperum nicht ganz unbeeinflußt waren. Explizit ist hier nämlich von der (Wochen-) Pflicht des mandatum pauperum die Rede, für die ein zur Ader gelassener Mönch eine Ersatzperson zu besorgen hatte. Daß das feierliche Armenmandatum am Gründonnerstag gemeint sein könnte, ist nahezu ausgeschlossen, da der Wochendienstplan für diese vom gesamten Konvent ausgeführte Fußwaschung belanglos ist. Zudem erklärt der Eingangssatz des Aderlaßkapitels, daß 1808

Vgl. Kap. 4.3.1.1 nach Anm. 381.

1809

Vgl. TH. SCHÄFER, S. 27. 33-40; J. M. BERGER, S. 109. Während der ,Liber Tramitis' idealisierend sowohl eine abendliche Gästefußwaschung als in einem eigenen Kapitel auch ein mandatum ad pauperes quod cotidie efficitur erwähnt (Lib. II,XXX,182-183, ed. P. DlNTER, S. 251-255), ist eine Fußwaschung der Gäste in den Consuetudines-Redaktionen des späten 11. Jahrhunderts kein Thema mehr. Ist schon einem Brieftraktat Petrus Damianis zu entnehmen, daß man das Fußwaschungszeremoniell spätestens nach Mitte des 11. Jahrhunderts als zentrales Element der spirituellen Armensorge ansah (Ep. 110, ed. K. REINDEL, Bd. 3, S. 244), läßt das in der BernhardConsuetudo beschriebene Mandatum trium pauperum post coenam (von den traditionellen Gesängen und Gebeten abgesehen) kaum noch erkennen, daß seine Ursprünge im allgemeinen benediktinischen Empfangszeremoniell begründet liegen. Neben den ausführenden Brüdern sind als handelnde Personen die Famuli des Eleemosynarius genannt. Ort der Fußwaschung ist nicht etwa das Gästehaus, sondern die eleemosynaria. Auf eine Beteiligung des Hospitars oder seines Helferkreises sind keinerlei Hinweise gegeben (Lib. 1,48, ed. M. HERRGOTT, S. 241, vgl. Lib. 1,13, ebd. S. 159). Deutlich benennen auch andere traditionell-benediktinische Consuetudines allein die armen Gäste als Adressaten der täglich stattfindenden Fußwaschung: Vgl. Kap. XVII,62 und XIX,82 der .Redactio sancti Emmerammi dicta Einsidlensis', ed. M. WEGENER- C. ELVERT - K. HALLINGER, 1984, S. 238-239. 254; Kap. VI,25 der .Redactio Fuldensis-Trevirensis' ebd. S. 287; Kap. I,XXVI,82 d e r . C o n s u e t u d i n e s F r u c t u a r i e n s e s ' , ed. L. G . SPÄTLING - P . DlNTER, Bd. 1, S. 72-74; K a p . X L I , 9 9

der .Consuetudines Affligenienses', ed. R. J. SULLIVAN, S. 168-170; Kap. XVIII,4 der Consuetudines aus Eynsham, ed. A. GRANDSEN, S. 192. 1810

Vgl. E O C V I I , ed. D . CHOISSELET - P . VERNET, S. 304; E O C X V I I I I , 4 - 5 . 7, S. 332; a u c h E O

1811

Ed. J. LECLERCQ, 1966, N r . VIII, S. 244.

L X X V I I I U , S. 2 3 2 ; E O L X X X I I I , 5 6 , S. 240; d a z u T H . SCHÄFER, S. 28. 40.

365 in der Fastenzeit von dieser Praxis ohnehin abzusehen sei. 1812 Sicherlich ist aus diesem .Versprecher' nicht auf bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts vorhandene Differenzen zwischen Norm und Wirklichkeit zu schließen. Wie für andere Gastfreundschaftsaspekte beobachtet, zeigen sich diese verstärkt erst in Texten des 13. Jahrhunderts. Beispielhaft sei eine altfranzösische Ubersetzung der ,Ecclesiastica Officia' für ein cisterciensisches Frauenkloster zitiert, in der das Kapitel über die Wochendiener der Fußwaschung zwar immer noch mit „mandé des ostes" überschrieben ist, im Text jedoch explizit von den „povres" als Adressaten gesprochen wird. 1813

Ohne eine in zahlreichen älteren Consuetudines zu beobachtende jahreszeitlich bedingte Unterbrechung 1 8 1 4 machte sich eine im Wochendienst organisierte Abordnung des Konvents unter Führung des Hospitars in einer kleinen Prozession auf den Weg zum Gästehaus, wo den Gästen unter demütigen Verbeugungen und Psalmgesängen die Füße gewaschen wurden. 1815 Da materielle Gaben, die beim traditionellen mandatum trium pauperum immer stärker in den Vordergrund zu rücken scheinen, 1816 keine Rolle spielen, legen die Cistercienser ihren Schwerpunkt auf die geistige Ebene dieser alten Gastfreundschaftszeremonie, wobei der streng ritualisierte und formalisierte Ablauf vor jeder persönlichen Kontaktaufnahme schützte. Über die streng zu beachtende Rang- und Reihenfolge der Mönche hinaus ist ausdrücklich erwähnt, daß man auf einen Fußkuß, auf eine menschliche Wärme implizierende Berührung, verzichtete. 1817 Als Individuen scheinen die Gäste kaum wahrgenommen zu werden. Den Cisterciensern war in spiritueller Überhöhung vor allem daran gelegen, ihre demütige Verehrung des beherbergten Christus zum Ausdruck zu bringen, als dessen Stellvertreter sie die Gäste regelgemäß aufnahmen. Wie die der diesseitigen Welt verhafteten Gäste empfanden, fragten sich die Cisterciensermönche nicht. 1818 In den cluniacensischen Maßnah-

1812

E O X C , 2 7 , ed. D . C H O I S S E L E T - P. VERNET, S. 2 5 6 ; E O X C , 1 , ebd. S. 2 5 4 .

1813

Ed. PH. GUIGNARD, S. 528; vgl. zur Datierung des Ms. Dijon 352 ebd. S. LXXXVIII.

1814

Nur von Aschermittwoch bis Allerheiligen übten nach Information der Bernhard-Consuetudo die Mönche von Cluny das Armenmandatum aus, wobei die Sonntage dem Abt vorbehalten waren, der sich durch Pueri unterstützen ließ. In den übrigen Monaten lag die Praktizierung in der Hand eines famulus

Lib.

1,1,

S.

eleemosynarii 138;

Lib.

(vgl. Lib. 1,48, ed. M . HERRGOTT, S. 241-242; Lib. 1,13, ebd. S. 159;

11,32,

S.

354).

Beispiele aus anderen Consuetudines finden sich bei

TH.

SCHÄFER, S. 3 7 - 3 9 . 1815

Obwohl das hospitium nicht explizit erwähnt ist, legt die sowohl in E O CVII,1 als auch in EO CXVIIII,5 hervorgehobene Organisatorenrolle des Hospitars die unter seiner Obhut befindlichen Räumlichkeiten als Ort der Fußwaschung nahe (ed. D. C H O I S S E L E T - P. V E R N E T , S. 3 0 4 . 3 3 2 ) .

1816

So hebt Bernhard von Cluny hervor, daß zwar während der Wintermonate die durch die Brüder ausgeführte Fußwaschung eine Pause erfahre, die hiermit verbundene eleemosyna jedoch niemals fehle (Lib. 1,13, ed. M . HERRGOTT, S. 159; vgl. J . WOLLASCH 1 9 8 6 , S. 9 8 8 ) .

1817

Vgl. EO CVII,2-5, ed. D.

1818

Mit der Begründung, daß sich die Zeiten geändert hätten und die Gäste nicht mehr wollten, daß man ihnen die Füße wasche, erteilt erst der cisterciensische Reformabt A. J . D E R A N C E der rituellen Gästefußwaschung eine Absage (1689, S. 340).

CHOISSELET —

P! V E R N E T , S. 304.

366 men, die ab Mitte des 12. Jahrhunderts auch im Prämonstratenserorden zu beobachten sind, erkannten sie massive Übertretungen der Regelvorschriften. 1819 Lediglich in der frühesten prämonstratensischen Statutenredaktion findet sich ein eng an die frühe Redaktion von Kapitel CVII der .Ecclesiastica Officia' angelehntes Statut über das mandatum hospitum, wobei die für den Gastmeister entstehenden Aufgaben den Vorgaben entsprechend im Amtskapitel des hospitalis canonicus niedergelegt sind. 1 8 2 0 Bereits in der folgenden Redaktionsstufe der Prämonstratenserstatuten ist dem hospitalis frater lediglich die Vorbereitung der Armen zum Gründonnerstagsmandatum auferlegt. 1 8 2 1 Über das zuvor in Statut 18 verhandelte Samstagsmandatum der Brüder in der Fastenzeit hinaus sind keine weiteren Angaben über eine Gäste- oder Armenfußwaschung zu eruieren. 1 8 2 2 Während sich am prinzipiellen Abrücken von einer allgemeinen Gästefußwaschung auch in den Kodifikationen des frühen 13. Jahrhunderts nichts ändert, 1 8 2 3 läßt die ,Vita Godefridi comitis Capenbergensis' darauf schließen, daß der Ritus der Armenfußwaschung in den Hospitälern der Prämonstratenserklöster durchaus praktiziert wurde. Traditionsgemäß wurden den Armen dort kleine Geldgeschenke überreicht. 1 8 2 4

An der Tradition orientiert implizierte das liturgische Angebot der Cistercienser für ihre Gäste zudem eine sakramentale Sterbebegleitung: 1825 Nach Meldung des Hospitars ist ein durch den Prior bestimmter Konventspriester damit beauftragt, dem kranken Gast zusammen mit einer Abordnung von Mönchen das Viaticum in beiderlei Gestalten zu überbringen. Glaubensbekenntnis und eine mögliche Aussprache des Sterbenden gehören zum Ritus, der allerdings kein Wachen bei dem Sterbenden vorsieht. Nachdem die Mönche dem Totkranken Weihwasser und Kreuz überlassen haben, machen sie sich in der gleichen Aufstellung, in der sie

1819

Vgl. die von Petrus Venerabiiis in Ep. 28,Villi formulierte Reaktion auf die cisterciensischen Angriffe, die in Ep. 111 kurz wiederholt wird (ed. G. CONSTABLE, 1967, S. 54. 72. 284). Wenig später macht Idung von Prüfening den Cluniacensern die Umwandlung der allgemeinen Gästefußwaschung in eine an drei Armen vorgenommene Symbolhandlung erneut zum Vorwurf. Vgl. Kap. 111,49-50 des ,Dialogus duorum monachorum', ed. R. B. C . HUYGENS, 1980, S. 182; dazu A. H . BREDERO, 1981, S. 546.

1820

Vgl. Stat. 17, ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 30; Stat. 12, ebd. S. 27.

1821

Vgl. Dist. 11,14, ed. PL. F. LEFEVRE-W. M. GRAUWEN, S. 32.

1822

Ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 31; vgl. Dist. 11,17, ed. PL. F. L E F E V R E - W . M. GRAUWEN, S. 34.

1823

Vgl. Dist. 11,14. 17, ed. B. KRINGS, 1993, S. 171. 173-174; Dist. 11,15. 19, ed. PL. F. LEFEVRE, 1946, S. 60. 63-64.

1824

Ed. PH. JAFFE, S. 525; vgl. B. KRINGS, 1990, S. 329 mit Anm. 6.

1825

Ein Hinweis auf die im frühen Mittelalter etablierte Gebetsbegleitung sterbender Klostergäste ist einem Brief des Abtes Theodamar von Montecassino aus dem 8. Jahrhundert zu entnehmen, der von einem für die morientes hospites zu singenden Psalterium berichtet (Theodamari abbatis Casinensis epistula ad Theodoricum gloriosum [778-797], ed. JACQUES WLNANDY - KASSIUS HALLINGER, in: Initia Consuetudinis benedictinae [ C C M o n 1] Siegburg 1963, S. 127-136, Abschn. 33, S. 136). Als besondere Art seelsorglicher Tätigkeit, die seit jeher von den Mönchen ausgeübt wurde, nennt auch PH. HOFMEISTER die „Betreuung der Kranken und Toten" (1955, S. 263).

367 zum Gästehaus gezogen sind, auf den Rückweg in die Klausur.1826 Die Möglichkeit einer Beerdigung der Gäste auf dem Klosterfriedhof war zu jeder Zeit gegeben, wenn sie auch nicht mit allen für einen Ordensangehörigen bezeichnenden Elementen begangen wurde: Es fehlen Hinweise auf Totenvigilien und auf ein vor der Beerdigung stattfindendes Seelenamt; zudem sollte die Beerdigung, zu deren Teilnahme nicht der ganze Konvent verpflichtet war, so bald wie möglich stattfinden. 1827 Das nach den frühesten Statuten zunächst ausschließlich sterbenden Gästen u n d Klosterbediensteten offenstehende Begräbnis auf einem cisterciensischen Friedhof 1 8 2 8 erfährt mit der Zeit deutliche Ausweitungen: N a c h und nach werden eine begrenzte Zahl an familiares u n d amici zur Beichte, Kommunion u n d zum Begräbnis angenommen. Z u d e m ist es ab Mitte des 12. Jahrhunderts auch höchsten Würdenträgern und den fundatores erlaubt, als Grabstätte ein Cistercienserkloster zu wählen. Bischöfe u n d Könige k o n n t e n innerhalb der cisterciensischen Oratorien bestattet werden. 1 8 2 9 N a c h d e m noch die Statuten 1213,28 und 1213,30 anzeigen, daß die Beerdigung von saeculares als Straftat geahndet wurde, ist wenig später modifizierend niedergelegt: Mortui saeculares qui in coemeteriis nostris sepulturam sibi eligunt, si de licentia sacerdotum suorum hoc faciant, recipiantur}si0 O b w o h l die Cistercienser nach außen nie die O f f e n h e i t ausstrahlten, die die Begräbnissituation auf dem zahlreich frequentierten cluniacensischen Laienfriedhof kennzeichnete, signalisiert die von den Maurinern Marténe und D u rand gegebene Beschreibung der Abtei Clairvaux, die sich in weiten Teilen auf die vorzufindenden Grabstätten reduziert, die spirituelle Anziehungskraft, die die Cistercienserkloster auf die hoch- und spätmittelalterliche Nobilitas ausübten. 1 8 3 1

Die Frage nach dem verbindenden Element der hier zusammengestellten liturgischen Angebote führt zu klaren Ergebnissen über die Intentionen der cisterciensischen Gastgeber: Mit aller Demut wollten sie ihre beinahe zu Objekten stilisierten 1826

E O C, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 292; vgl. L. DOLBERG, 1895, S. 21; zur Bedeutung, die der Krankensalbung im Mittelalter zugemessen wurde: EMIL J. LENGELING, Die Entwicklung des Sakraments der Kranken in der Kirche. Krankensalbung oder Todesweihe?, in: Heilssorge für die Kranken und Hilfen zur Erneuerung eines mißverstandenen Sakraments, hrsg. v. MANFRED PROBST - KLEMENS RICHTER (Pastoralliturgische Reihe, hrsg. von den Liturgischen Instituten Salzburg, Trier und Zürich) Freiburg (u.a.) 1975, S. 39-54, S. 42-44. Ü b e r die dem irischen Bischof Malachias gespendete Krankensalbung berichtet der hl. Bernard in dessen Vita, die er auf Bitten des irischen Cistercienserabtes Congan verfaßte, kurz nachdem Malachias in Clairvaux gestorben war (Vita S. Malachiae episcopi XXX,71, hrsg. v. G. B. WINKLER, Bd. 1, S. 437-610, S. 590; vgl. ebd. S. 438-439; P. DLNZELBACHER, S. 320-321).

1827

Vgl. E O C I , ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 292-294. Die für die M ö n c h e konstitutiven Beerdigungszeremonien, innerhalb derer der Gesang der sieben Bußpsalmen eine zentrale Rolle spielt, sind von G. MÜLLER, Sterbelager, zusammengestellt worden. Auf die in späteren EO-Redaktionen auf höchste Gäste bezogenen Ausnahmen wurde in Kap. 4.3.2.1 nach A n m . 1036 aufmerksam gemacht.

1828

Vgl. zu Cap. X X I V und I G C 27-28 Kap. 4.2.1 nach Anm. 54.

1829

Vgl. Stat. 1152,10, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 47; Stat. 1157,63, S. 68; Dist. X,31-32 (25-26), ed. B. LUCET, 1964, S. 127-128; Dist. X,24-25 (22-23), ed. B. LUCET, 1977, S. 322; vgl. ebd. S. 170.

1830

Ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 410; vgl. Stat. 1217,3, S. 465; 1217,29, S. 472.

1831

Vgl. E. MARTENE - U. DURAND, Voyage litteraire, 1717, S. 99-101.

368 Gäste verehren und ihnen die zentralen liturgischen Handlungen, den spirituellen Beistand und in lebensentscheidenden Situationen auch die sakramentale Teilhabe nicht versagen. Seite an Seite mit ihnen beten und Liturgie feiern oder breitere seelsorgliche Verantwortung übernehmen wollten sie allerdings nicht. Hiermit hätten sie nicht nur die monastische Tradition, sondern vor allem die Grenzen ihres zurückgezogenen Mönchsideals überschritten. 1 8 3 2 A m Beispiel der Karfreitagsliturgie, die aufgrund ihrer streng definierten Elemente einen punktuellen Vergleich erlaubt, wird diese Ausrichtung deutlich: Während in den traditionell benediktinischen Consuetudines das zunächst von den Mönchen verehrte Kreuz von einer Abordnung des Konvents zu den Laien getragen wird, damit es von ihnen gleichermaßen verehrt werde, 1833 ist in den ,Ecclesiastica Officia' ein eigenes Kreuz vorgesehen, das den Gästen zur Verehrung zur Verfügung gestellt wird. 1834 Analog zur ihnen entbotenen Herberge im Außenbereich des Klosterterritoriums werden die Gäste der Cistercienser auch innerhalb des Oratoriums am äußersten Rand plaziert. Demgegenüber sollte sich das repräsentativ gelegene Gästehaus der Vornehmen in der Idealvorstellung des cluniacensischen ,Liber Tramitis' an den Festtagen des liturgischen Jahres durch besonderen Schmuck auszeichnen. Bewußt wollte man hiermit die Einbeziehung der Gäste in die für die Mönche lebenskonstitutive Festordnung zum Ausdruck bringen. 1835 Vergleichbar mit den kaum vorhandenen Anknüpfungspunkten zum innerklausuralen Leben der Mönche, hatten die Gäste der Cistercienserabteien hingegen einen nur mittelbaren Anteil am liturgischen Geschehen des Chores, in den sie höchstwahrscheinlich auch keinen Einblick hatten.

1832

Vgl. L. J. LEKAI, 1977, S. 26; G. SCHREIBER, 1910, Bd. 2, S. 40-41. 47-48; DERS., Seelsorge, S. 367; G. CONSTABLE, 1964, bes. S. 136-160.

1833

Vgl. Lib. 11,17 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 317; Lib. 1,13 der UlrichConsuetudo, ed. L. D'ACHERY, S. 652. Auf dieser Grundlage aufbauend ist auch in den aus Polirone überlieferten Consuetudines bestimmt, daß das Kreuz retro maius altare getragen werde, ut a popularibus adoretur (ed. P. PLVA, S. 112). Vgl. ähnlich den .Rheinauer' Liber Ordinarius, ed. A. HÄNGGI, S. 130; Kap. 41 der .Décréta Lanfranci', ed. D. KNOWLES, 1967, S. 37; Kap. VI,93 der .Consuetudines Beccenses', ed. M. P. DICKSON, S. 51; Kap. VI,73 der .Regularis Concordia', ed. TH. SYMONS - S. SPATH, S. 117; Kap. XVIII,57 der .Redactio sancti Emmerammi', ed. M. WEGENER - C. ELVERT - K. HALLINGER, 1984, S. 232. Ein vergleichbares Beispiel bieten die aus Fruttuaria überkommenen Consuetudines: Explizit soll hier das für die Heiliggrabfeiern in der Osternacht wichtige Schweißtuch dem Konvent und dem Volk präsentiert werden (Kap. II,V,182, ed. L. G. SPÄTLING- P. DINTER, Bd. 1, S. 199).

1834

Vgl. E O X X I I , 2 4 , ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 108. Soweit ersichtlich ist ähnlich allein in den späteren Consuetudines aus S. Bénigne vorgesehen, ein als Magna crux bezeichnetes zweites Kreuz aus dem Chor zu den populäres zu tragen. Das zuvor von den Konventualen verehrte Goldkreuz wird währenddessen bereits auf den Altar gestellt (Kap. LXVI, ed. L. CHOMTON, S. 408).

1835

Vgl. Kap. 4.3.3.2 Anm. 1646. Welche bedeutende Rolle der Schmuck einzelner Gebäude, Räume und Gegenstände für die Symbolisierung des am liturgischen Festkreis ausgerichteten monastischen Lebens spielte, ist Lib. I,XIII,74.1 des ,Liber Tramitis' zu entnehmen (ed. P. DLNTER, S. 111).

369 Als konsequente Weiterentwicklung dieser nach innen gekehrten Haltung sind die seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aufkommenden Laienkapellen an den Pforten der Cistercienserklöster zu verstehen: 1836 Als Reaktion auf ein verstärktes Gästeaufkommen wollte man hier den spirituellen und liturgischen Erwartungen der Klostergäste nachkommen. Gänzlich ungestört konnten die Mönche in der klösterlichen Basilika ihren Verpflichtungen nachgehen. Zwar sind aus dem gleichen Grund auch in traditionellen Benediktinerklöstern Pforten- oder Hospitalkapellen errichtet worden; 1837 zusätzlich konnten die Gäste zu bestimmten Zeiten auch die Klosterkirche zum Gebet oder zur Feier der Liturgie zu betreten. Obwohl auch in den für Laien geöffneten Klosterkirchen kein näherer Kontakt zum Konvent intendiert war, konnten sich die Gäste dennoch von dem unmittelbaren Gefühl ergreifen lassen, zusammen mit ihren monastischen Gastgebern zu beten und Gott Dank zu sagen. Lückenlos läßt sich das in bezug auf die Klostergäste festgestellte Verhalten in den größeren Rahmen der zeitgenössisch mit aller Schärfe diskutierten Frage der monastischen Seelsorge-Aktivität einordnen: Kompromißlos lehnten die Cistercienser bis ins 13. Jahrhundert jegliche Form der über die Klostergäste hinaus auf die Laien ausgerichteten Seelsorge ab. In direktem Anschluß an die Prinzipien der O r d e n s g r ü n d u n g ist unter der Uberschrift Si licet habere ecclesias uel alia monastice puritati contraria noch in der ältesten systematischen Kodifikation die strikte Ablehnung von ordenseigenen Kirchen, Altären u n d Begräbnisstätten formuliert. 1 8 3 8 Während mit Statut 1214,57 unter Strafandrohung insbesondere die A n n a h m e von ecclesiae parochiales untersagt wird, verbietet Statut 1234,1 in modifizierter F o r m ne monachi Ordinis nostri parochiales ecclesias regere, vel in eis deservire aut curam animarum habere, vel ibidem moram diutius facere occasione qualibet permittantur}^9 O f f e n b a r hatte man nach nahezu 100 Jahren aufrechterhaltener Differenz zwischen N o r m und Praxis auch auf der normativen Ebene davon Abstand genommen, sich gegen Pfarrkirchen auf der Liste der O r d e n s e i n k ü n f t e zur W e h r zu setzen. Eine durch Mönche zu leistende Seelsorge hingegen wurde nach wie vor streng abgelehnt. Dementsprechend wird speziell den Priestermönchen immer wieder verboten, zu taufen 1 8 4 0 oder zu predigen. 1 8 4 1 Mit Statut 1233,7 hingegen sind erste Lok1836

Vgl. Kap. 4.3.2.2 bei A n m . 1167.

1837

So berichtet Lib. 1,28 der ,Vita S. Stephani Obazinensis' von den längst vor der Affiliation an den Cistercienserorden begonnenen Baumaßnahmen einer Peterskirche, die dafür sorgen sollte, daß die Brüder nicht durch ungelegene Besuche von Fremden gestört würden (ed. M. AUBRUN, S. 84). M. SLNDERHAUF schildert das Schicksal der Deutzer Laurentiuskapelle, die Abt Rupert an bzw. über der Klosterpforte errichten ließ (1996, S. 95-96. 105). Traditionell befand sich in unmittelbarer N ä h e auch das Hospital der Abtei. Auf die wahrscheinlich unter Petrus Venerabiiis im großen Hospitalbau von Cluny eingerichtete Kapelle wurde hingewiesen (vgl. Kap. 4.3.3.2 A n m . 1672). D e n Reisebeschreibungen E. MARTENES und U. DURANDS zufolge war die Gästekirche von La Charité dem hl. Dionysius geweiht (vgl. Kap. 4.3.3.1 A n m . 1567).

1838

Vgl. Dist. XI, 1, ed. B. LUCET, 1964, S. 130.

1839

Ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 428; ebd. Bd. 2, S. 126.

1840

Vgl. Stat. 1157,7, ebd. Bd. 1, S. 60; Stat. 1185,8, S. 99; Dist. 11,9 (8) der f r ü h e n Kodifikationen, ed. B. LUCET, 1964, S. 39; ed. B. LUCET, 1977, S. 215; L A D IV,3, ed. H . SEJALON, S. 399.

1841

Vgl. Stat. 1191,20, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1,S. 137; Stat. 1198,3, S. 224; Stat. 1200,12, S. 251.

370 kerungen zu beobachten, die den Äbten erlauben, den Famiiiaren an Sonn- und Festtagen das Wort Gottes auszulegen. 1842 Einen besonderen Unsicherheitsfaktor stellten in den Augen der Ordensleitung die Grangien dar, in denen der durch die Abteien zum Teil wenig kontrollierbare Kontakt zur Landbevölkerung vorprogrammiert war. Auch die oftmalige Anwesenheit von Gästen in den cisterciensischen Grangien ist hier zu bedenken. Scharf wendet sich somit Distinktion 1,24 (22) der frühesten Kodifikationen gegen den unkontrollierten Ausbau von Altären, Meßfeiern und Begräbnissen in den Wirtschaftshöfen. 1843 Wie für die Pfarrkirchen ist auch bezüglich der (Grangien-) Kapellen festgelegt, daß die cisterciensischen Priestermönche die seelsorglichen Dienste nicht selbst übernehmen, sondern daß donati vel capellani seculares beauftragt werden sollen. 1844 Daß man in den Laienkapellen der Klöster mit allen Mitteln versuchte, eine Gemeindebildung zu vermeiden, wird durch ein auf die Hospitalkapelle von Stürzelbronn bezogenes Statut verdeutlicht, das das Verbot, weiterhin Liturgie zu feiern, durch die Bestimmung verschärft, den Außeneingang zu verschließen. 1845 Damit war gewährleistet, daß die Gottesdienstteilnehmer der Hospitalkapelle tatsächlich nur Gäste waren, die sich zuvor der sorgfältigen Kontrolle des Pförtners unterzogen hatten. Explizit ist erstmals im ,Libellus Novellarum Definitionum' die Rede von einer Sakramentenspendung an die Insassen cisterciensischer Hospitäler, die aufgrund apostolischer Privilegien möglich wurde. 1846 Offensichtlich spielten gerade die Hospital- und Laienkapellen eine entscheidende Rolle für die allmähliche Abkehr von der streng vertretenen Ablehnung jeglicher cura animarum.

Von den cluniacensischen Mönchspriestern wurden seelsorgliche Aufgaben in eingeschränktem Maß, 1 8 4 7 von den prämonstratensischen Priestermönchen hingegen verstärkt wahrgenommen. Obwohl die in der älteren Forschung vertretene These von der für die Prämonstratenser charakteristischen Verbindung „Mönchtum - Seelsorge" mittlerweile modifiziert formuliert wird, ist an der von Beginn an stärker als in anderen Orden zu beobachtenden Aufgeschlossenheit der Prämonstratenser

1842

Ebd. Bd. 2, S. 112; vgl. Dist. XI,7 (6), ed. B. LUCET, 1977, S. 328.

1843

Ed. B. LUCET, 1964, S. 35-36; vgl. zu den unterschiedlichen Entwicklungstendenzen die Statuten 1204,11, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 297-298; 1205,7, S. 307-308; 1214,55, S. 428.

1844

Dist. IX,11 (9), ed. B. LUCET, 1977, S. 309-310; vgl. ebd. S. 160. Bestätigend zeigt H. MEYER ZU ERMGASSEN den Dienst von Weltpriestern auf den Grangien von Eberbach an (1983, S. 22-23).

1845

Statut 1205,16, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 1, S. 310: ut in capella non celebretur ulterius, et introitus ad capellam aforis obstruatur.

1846

Dist. IV, ed. H. SEJALON, S. 501: Non tarnen per hoc excludimur quin familiaribus aut pauperibus in hospitalibus Ordinis nostri degentibus, sacramenta possimus ecclesiastica ministrare, juxta tenorem privilegiorum Ordinis super hoc ab eadem Sede Apostolica indultorum.

1847

Vgl. JÖRG OBERSTE, „Contra prelatos qui gravant loca et personas Ordinis." Bischöfe und Cluniazenser im Zeitalter von Krisen und Reformen (12./13. Jahrhundert), in: Die Cluniazenser in ihrem politisch-sozialen Umfeld, S. 349-392, S. 359-367; D. IOGNA-PRAT, 1998, S. 74-80. Während die Seelsorge in den Cluny unterstellten Pfarrkirchen üblicherweise an Weltkleriker übertragen wurde, die gegen ein Entgeld die Einkünfte abzuführen hatten, läßt ein engagiertes Votum des Petrus Venerabiiis daran denken, daß cluniacensische Priestermönche die in den Pfarreien zu absolvierenden Aufgaben zum Teil selbsttätig unterstützten. Vgl. Ep. 28,XVIII, ed. G. CONSTABLE, 1967, S. 56. 81-82; dazu J. WOLLASCH, 1996, S. 272; mit Beispielen aus der Abtei Deutz M. SLNDERHAUF, 1996, S. 109-112.

371 seelsorglichen Aufgaben gegenüber nicht zu zweifeln. 1848 Diese liegt in den kanonikalen Wurzeln des Ordens wie im Vorbild der Gründerpersönlichkeit Norberts begründet. 1849 So ist die Nähe zum Bistum in den frühen Statuten daran zu erkennen, daß im Zusammenhang „hoher Gäste" immer zuerst der Bischof genannt wird, wobei im Unterschied zu anderen Consuetudines ausdrücklich auch auf den archidiaconus hingewiesen wird 1850 . Zudem werden altaria ad que cura animarum pertinet bereits in den frühen Prämonstratenserstatuten eingeschränkt akzeptiert. 1851 Über mehrere Stationen läßt sich die mit fortschreitender Zeit verstärkte Tendenz zur aktiven Seelsorge verfolgen: So ist auf ein Privileg des Papstes Innozenz II. hinzuweisen, das den Prämonstratensern die Feier des divinum officium zum Seelenheil der Gläubigen auch in den Grangienoratorien erlaubt. 1852 In der Statutenredaktion des frühen 13. Jahrhunderts finden sich auf den Aufenthalt in den Grangien bezogene Ausnahmeregelungen für canonici ... qui sunt magistri vel presbyteri parochiarum.,S5i Das Statut De canonicis parrochialibus schließlich bildet den Abschluß einer lang vorbereiteten Entwicklung zur Übernahme der Seelsorge in den an die Klöster übertragenen Pfarreien durch die Ordensmitglieder. 1854 Hinweise auf eine zum Teil auf das Volk ausgerichtete Liturgie sind bereits in der aus dem endenden 12. Jahrhundert überkommenen Fassung des Über Ordinarius aus Premontre enthalten. 1855 V o r d i e s e m H i n t e r g r u n d k o n n t e n sich die G ä s t e der C i s t e r c i e n s e r a b t e i e n n i c h t als A u s g e s c h l o s s e n e , s o n d e r n als privilegierte N u t z n i e ß e r der c i s t e r c i e n s i s c h e n Spiritualität betrachten. N u r i h n e n g e g e n ü b e r o f f e r i e r t e n die M ö n c h e v o n A n f a n g an geistig-geistliche P a r t i z i p a t i o n s m ö g l i c h k e i t e n , d e n e n sie s o n s t a b l e h n e n d g e g e n überstanden. E i n A u s b l i c k auf die w e i t e r e E n t w i c k l u n g stellt abermals die Kartäuser als diejenigen dar, die m i t g r ö ß t e r K o n s e q u e n z die Ideale des A n f a n g s w e i t e r f ü h r t e n : W ä h r e n d d e m M i t t e des 13. Jahrhunderts erstmals e r w ä h n t e n G ä s t e h a u s a m Rande der G r a n d e C h a r t r e u s e v e r m u t l i c h erst im 16. J a h r h u n d e r t eine d e m hl. H u g o v o n G r e n o b l e g e w e i h t e Laienkapelle zur Seite gestellt w u r d e , b l i e b e n die Kartäuserkirchen d e m laikalen P u b l i k u m w e i t e r h i n v e r s c h l o s s e n . 1 8 5 6 A l l e i n die Kartäu-

1848

Vgl. G . SCHREIBER, 1910, Bd. 2, S. 44-46; DENS., Seelsorge, S. 360-362. 368; H . TH. HEIJMAN, bes. S. 111. 124-126. 131; PH. HOFMEISTER, 1955, S. 210-211; G . CONSTABLE, 1964, S. 156-157; KARL

BOSL, Das Verhältnis von Augustinerchorherren [Regularkanoniker], Seelsorge und Gesellschaftsbewegung in Europa im 12. Jahrhundert, in: Istituzioni monastiche S. 419-549, S. 451-453; S. WEINFURTER, 1989, 88; L. HORSTKÖTTER, Sp. 148. 150. 1849

Vgl. S. WEINFURTER, 1989, S. 70-80; H . KELLER, S. 294.

1850

Vgl. Stat. 1, ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 17; D i s t . 1,4 u n d 11,1, ed. PL. F. LEFEVRE - W . M . GRAUWEN, S. 8. 21.

1851

Vgl. Stat. 43, ed. R. VAN WAEFELGHEM, S. 45-46; Dist. IV,16, ed. PL. F. LEFEVRE - W. M. GRAUWEN, S. 51.

1852

Ed. PL 179, Nr. CLVI, Sp. 205.

1853

Stat. 52, ed. B. KRINGS, 1993, vgl. D i s t . 111,4, ed. PL. F. LEFEVRE, 1946, S. 70.

1854

Vgl. Dist. IV,21, ebd. S. 123-125; L. HORSTKÖTTER, S. 149.

1855

Vgl. z.B. Kap. XXVIII, ed. PL. F. LEFEVRE, 1941, S. 46; Kap. XXXIII, S. 56. Das für die Feier der Osternacht vorgesehene Taufelement ist in Kap. XXXVI, S. 66, niedergelegt.

1856

Vgl. La Grande Chartreuse, S. 248-249. 221; M. ZADNIKAR, in: Die Kartäuser, S. 73-77; G. B I N D I N G - M . UNTERMANN, S. 398.

372 serconversen vertreten das laikale Element innerhalb des Oratoriums. Ihnen und nicht etwa anwesenden Gästen und Besuchern wird nach den frühesten Statuten am Karfreitag das zu verehrende Kreuz präsentiert. 1857 N u r in äußerst seltenen Fällen wird den Laien mit entsprechender räumlicher Distanz eine Partizipation an der Gemeinschaftsliturgie eröffnet, die auch für die Eremiten nur einen Teil des zumeist in der Zelle absolvierten täglichen Offiziums bildet. 1858 Hierzu weist man den Laien eine gegenüber dem Altar installierte Tribüne zu. 1859 Derartige Konstruktionen sind auch in strenger orientierten Cistercienser- und Trappistenklöstern zum Teil bis heute vorhanden. 1860 Als Relikte des mittelalterlichen Ideals der Zurückgezogenheit mahnen sie laikale Besucher nach wie vor zur Rücksichtnahme auf den Lebensentwurf ihrer monastischen Gastgeber.

4.3.3.5 Aufnahmezeitpunkt, Aufenthaltsdauer und Gästezahlen Die in den Quellen nur spärlich gesäten .technischen Daten' monastischer Gastfreundschaft lassen es kaum zu, auch diesen Aspekt der Consuetudinesanalyse auf Differenzen hin zu untersuchen. Vielmehr legt die Quellenlage nahe, die Frage nach Grundprinzipien in den Vordergrund zu stellen. Bestimmen die in den .Ecclesiastica Officia' festgelegten Präsenzzeiten des Portarius an der Klosterpforte den zeitlichen Rahmen, in dem Gäste in das cisterciensische Klosterterritorium aufgenommen werden konnten, 1861 deutet die Ausnahmeregelung, daß Cellerar, Infirmar, Gastmeister, Portarius und „diejenigen, die mit dem Empfang der Gäste beschäftigt sind", nachdem der übrige Konvent bereits sein Tagwerk beendet hatte, 1862 darauf hin, daß die Gäste gerade in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden die Dienste der Gastfreundschaftsoffizialen besonders in Anspruch nahmen. Möglicherweise öffneten sich gerade zu diesem Zeitpunkt die cisterciensischen Gästehäuser zur Aufnahme von Neuankömmlingen. D a ß derartige Regelungen bereits im frühen Mittelalter exi-

1857

Vgl. Kap. L X I X , 2 der Consuetudines Guigos, ed. S C 3 1 3 , S. 2 7 6 .

1858

Vgl. Kap. X I I I I . 5 , ebd. S. 196; La Grande Chartreuse, S. 6 3 - 6 4 .

1859

Vgl. ebd. S. 6 2 - 6 5 . 87. 1 0 5 - 1 0 8 . Keineswegs apologetisch wird in der Selbstdarstellung z u m A u s druck gebracht, daß die traditionell von jeglichen pastoralen Aufgaben entbundenen Kartäuser bewußt die „séparation du m o n d e " leben, um mit aller Kraft für diese W e l t zu beten (S. 6 4 - 6 5 ) .

1860

So beispielsweise in der bei Lille gelegenen Trappistenabtei S c e - M a r i e - d u - M o n t , in der die laikalen Besucher seit einigen Jahren jedoch auch im Langhaus der Klosterkirche Platz nehmen können, das sich stufenlos z u m M ö n c h s c h o r hin öffnet. W ä h r e n d die im .Rituale Cisterciense', 1689, niedergelegte Beschreibung des Oratorium

Monasterii

n o c h auf jegliche Erwähnung v o n Laienplätzen

verzichtet (Lib. 1,3, S. 5 - 7 ) , gehört es nach Aussage der gegen E n d e des vergangenen Jahrhunderts verabschiedeten , U s ' der Trappisten zu den Aufgaben des Gastmeisters, Besuchern die „tribune ou l'endroit de l'église réservé aux h ô t e s " zu zeigen ( 1 8 9 5 , Kap. X V I I , 6 1 9 , S. 3 5 5 ) . 1861

Vgl. Kap. 4.3.1.1 A n m . 2 8 9 .

1862

Vgl. E O L X X X , 7 , ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 2 3 2 .

373 stierten, ist im Regelkommentar des Hildemar angezeigt, der mit der „neunten Stunde" einen allgemeinverbindlichen Termin der Gastaufnahme nennt. 1863 Auch der einzig verbindliche Termin für eine Armenspeisung, den das Portariuskapitel nennt, fällt in die Zeit nach der refectio,im die je nach Jahreszeit am früheren oder späteren Nachmittag, für einen großen Teil des Jahres auch nach der Vesper angesetzt war.1865 Ebenso deutet die für die tägliche Gästefußwaschung unter anderem verwendete Terminologie des mandatum post completorium wie weitere hiermit zusammenhängende Ausnahmeregelungen auch für dieses charakteristische Element des cisterciensischen Gastfreundschaftsangebots auf einen abendlichen Termin, 1866 den die Mönche schon im frühen Mittelalter favorisierten. 1867 Kritisch bemängelt Walter Map, daß „unsereiner" in den Cistercienserklöstern nach der Vesper keine Chance der Aufnahme mehr hätte. 1868 Daß der Ankunftszeitpunkt der Gäste darüber entschied, ob man ihnen nur eine Mahlzeit oder auch die Ubernachtungsmöglichkeit gewährte, ist jedoch auch dem späteren Account-Book von Beaulieu zu entnehmen. 1869 Unter der Berücksichtigung, daß in einem Kapitel mit wichtigen Zusatzbestimmungen auch in den cluniacensischen Bernhard-Consuetudines eigens das Fehlen von Hospitar und Eleemosynar bei der Collatio thematisiert wird,1870 kann der frühe Abend zweifelsfrei als eine an den praktischen Gegebenheiten orientierte und traditionell gewachsene Stoßzeit der monastischen Gästesorge gelten. Anschaulich hebt Walter Map hervor, daß die nach einer anstrengenden Tagesstrecke erschöpften Reisenden gerade zu dieser Zeit Ruhe und Erfrischung benötigten. Bald nach der Komplet scheint für die leitenden Gastfreundschaftsoffizialen Ruhe einzukehren: Während in den ,Ecclesiastica Officia' bestimmt ist, daß der 1863

Vgl. J. M. BERGER, 1993, S. 101.

1864

Vgl. E O C X X , 2 8 , ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 336.

1865

Vgl. die detaillerte Übersicht bei D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 3 2 - 3 5 ; L. J. LEKAI, 1977, S. 365; zu den zugrundeliegenden Vorschriften der Benediktsregel G. ZIMMERMANN, S. 3 8 - 3 9 .

1866

Vgl. E O L X X V I I I I . l , ed. D . CHOISSELET - P. VERNET, S. 2 3 2 ; E O L X X X I I , 7 , S. 2 3 6 ;

EO

L X X X I I I , 5 6 , S. 240. Daß Cellerarius und Hospitarius unter Berücksichtigung der Schweigevorschriften post auditum

completorium

die Gäste bedienen, bemerkt auch William von Malmesbury

in seiner Schilderung der cisterciensischen Lebensformen (Gesta regum anglorum §336, ed. W . STUBBS, S. 3 8 3 ) . 1867 1868

Vgl. J. M. BERGER, 1993, S. 84. 109. De nugis curialium, Dist. 1,25, ed. M. R. JAMES, S. 9 9 - 1 0 1 : Post ymnos uespertinos neminem trum aut uocant aut trahunt aut hospicium paciuntur

nos-

ingredi, cum post longas dietas magis eo tempore

quies optetur et refeccio, sitque repulsa molestior. Wie viele seiner Bemerkungen ist auch diese mit beißender Polemik versehen. 1869

N r . 72, ed. S. F . HOCKEY, S. 269: peregrinos nunciosque magnatum et alios transeúntes honestos ut dictum est ab hora diei tercia et deinceps solet ad comedendum recipere; si tarde post prandium adpernoctandum.

1870

Lib. 1,74, N r . X I I , ed. M. HERRGOTT, S. 268.

374 Portarius das Dormitorium zwar später als seine Mitbrüder, dennoch aber kurz danach betrete, 1871 verbringt auch der cluniacensische Eleemosynar die Nachtstunden nicht in der Armensorgeabteilung, sondern innerhalb der Klausur. Consuetudinesredaktor Bernhard bemerkt, daß dieser, bevor er sich aus der ihm anvertrauten Wirkungsstätte verabschiedet, noch für die Nachtverpflegung später kommender Gäste sorgt - was als Hinweis darauf zu verstehen ist, daß sich in der cluniacensischen Idealvorstellung die Tore des Hospizes auch nach hereinbrechender Dunkelheit für arme Ankommende öffnen sollten. 1872 N u r für die hauptamtlichen Offizialen, nicht aber für das laikale Personal galten in Cluny somit die überall existierenden und allgemein verbindlichen Zeiten. Während die cisterciensischen Consuetudines zur Dauer eines Gastaufenthalts schweigen, 1873 scheint man in Cluny noch während des Abbatiats Odilos von der in der Antike wurzelnden dreitägigen Dauer der Gastfreundschaft ausgegangen zu sein. 1874 Dieser Richtwert gilt nicht nur für die mittelalterlichen Klöster, sondern zieht sich, wie die folgenden Beispiele illustrieren, als ungeschriebenes Gesetz durch die von Mönchen und Laien ausgeübte Gastfreundschaft aller Zeiten. So rühmt Walter Map die bis zu drei Tagen generös und ohne jegliche Anfragen an den Gast entbotene walisische Gastfreundschaft.1875 Ordericus Vitalis berichtet von einem dreitägigen Gastaufenthalt, den König Heinrich I. von England in domo Helisendis uicedominae von Chartres verbrachte. 1876 Sprichwörter wie „drei tage gast ist eine last", die von den Brüdern Grimm aus der deutschsprachigen Tradition zusammengestellt werden, werden von Felicity Heal in ähnlicher Form auch in der altenglischen Reiseliteratur nachgewiesen: „At three dayes end a fish and guest - are often-tymes out of request". 1877

Im Krankheitsfall der Gäste sollte sich der Aufenthalt bis zu deren Genesung ausdehnen. 1878 Ebenso ist in den ,Consuetudines Fructuarienses' und in späteren Statuten aus Montecassino eine unbegrenzte Rücksichtnahme auf erkrankte Gäste

1871

Vgl. E O CXX,32-33, ed. D. CHOISSELET - P. VERNET, S. 336; E O LXXXIII,28, S. 238.

1872

Vgl. Lib. 1,13, ed. M . HERRGOTT, S. 160.

1873

Eine Ausnahme bildet die in Cap. VIII und IGC 16 niedergelegte Vorschrift, cisterciensischen Klosterflüchtlingen maximal für eine Nacht die Gastfreundschaft zu gewähren. Vgl. Kap. 4.2.2 Anm. 175.

1874

Vgl. H . C . PEYER, 1987, S. 5-6; D . GORCE, S. 8 9 - 9 0 ; J . M . BERGER, 1993, S. 45; F . HEAL, S. 2 3 0 ; L.

HELLMUTH, S. 244-259.350. 1875

Dist. 11,20, ed. M. R. JAMES, S. 182.

1876

Historia ecclesiastica, Lib. X I I I , 1 1 , ed. M . CHIBNALL, Bd. 6, S. 4 2 0 .

1877

Vgl. Art.: Gast, in: Deutsches Wörterbuch, Bd. 4,1,1, Leipzig 1878, Sp. 1454-1472, Sp. 1467; F. HEAL, S. 194.

1878

Liber Tramitis II,XXX,182, ed. P. DLNTER, S. 252: Et si eis placuerit, tres dies absque contradictione morentur ... Si aliquis ex ipsis infirmus aduenerit, quoadusque melioretur si uoluerit extra cellam non exeat.

375 niedergelegt.1879 Daß darüber hinaus der traditionell dreitägige Gastaufenthalt weiterhin als Orientierungsmaßstab galt, wird durch unterschiedliche Quellenzeugnisse aus dem traditionellen Benediktinertum bestätigt: Nach Aussage eines Briefs hielt Petrus Venerabiiis eine Gruppe reisender Cistercienser dazu an, sich drei Tage lang in Cluny von ihrem beschwerlichen Weg zu erholen.1880 Drei Tage erlebte Bischof Hugo von Lincoln intensiv die cluniacensische Gastfreundschaft, die in seiner Vita in den höchsten Tönen gelobt wird.1881 Drei Tage und zwei Nächte soll noch nach den ins spätere 13. Jahrhundert weisenden Zeugnissen der Consuetudines aus Eynsham und Abingdon die monastische Gastfreundschaft andauern.1882 Nahtlos fügen sich die cisterciensischen Gepflogenheiten in diese Tradition ein: Nachdem sich die Nachrichten über Abte und Visitatoren, die sich über längere Zeit in expensis einer zu visitierenden Abtei hatten verpflegen lassen, vermehrten,1883 wurde die maximale Visitationsdauer zu Anfang des 13. Jahrhunderts auf drei Tage festgelegt.1884 Daß derart egoistische Verhaltensweisen keineswegs cisterciensertypisch waren, zeigt ein Brief des cluniacensischen Priors von S. Maiolus in Pavia, der den Abt von Cluny über die .Strategien' des in Oberitalien wirkenden Visitators W. de Lanora aufklärt.1885 Nicht ohne Hintergrund entstand somit um die Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert unter dem Titel De visitatione abbatis ein die monastische, höchstwahrscheinlich die cisterciensische Visitati1879

Consuetudines Fructuarienses I I I b , X V I I I , 9 5 0 , ed. L. G. SPÄTLING - P. DLNTER, Bd. 2, S. 2 4 1 : Pauperes,

qui uadunt et ueniunt

et infirmantur,

tamdiu retinet, donec sani fiunt; vgl. Constitutiones

saeculi X I V incipientis VII, 156, ed. TH. LECCISOTTI - F . AVAGLIANO, 1975, S. 2 4 8 . In Lib. 1,6 seiner Schrift , D e miraculis' erinnert sich A b t Petrus Venerabiiis an einen die ganze Fastenzeit überdauernden Genesungsaufenthalt in Sauxillanges, wobei für ihn sicherlich auch im Fall seiner Gesundheit

keinerlei

Aufenthaltsbeschränkungen

geltend

gemacht

worden

wären

(ed.

D.

BOUTHILLIER, 1988, S. 17). 1880

Vgl. Ep. 120, ed. G. CONSTABLE, 1967, S. 3 1 3 . Z u F u ß hatten sich die M ö n c h e , die möglicherweise aus einer auvergnatischen C i s t e r c e kamen, nach Cfteaux aufgemacht, u m die Restituierung ihres abgesetzten A b t e s zu erbitten.

1881

Vgl. Lib. V , 1 5 der ,Vita S. Hugonis Lincolniensis', ed. J. F . DLMOCK, S. 3 2 3 ; auch für weitere Stationen seiner Frankreichreise, so für das monasterium situm

sancti Remigii,

secus Remensium

civitatem

oder für die Cistercienserabtei Ciairmarais, sind zwei- bis dreitägige Gastaufenthalte er-

wähnt (ebd. S. 3 2 5 ) . 1882

Vgl. Kap. X I X , 3 der E y n s h a m - C o n s u e t u d i n e s , ed. A . GRANDSEN, S. 2 0 2 : Licet hospiti biduo nuacione

duarum

noccium

morari tercioque

die donec discubuerit,

conti-

wobei im Anschluß auch hier die

Aufenthaltsverlängerung für kranke Gäste thematisiert wird. Einen nahezu gleichlautenden T e x t bietet der hierauf aufbauende A m t e r c o d e x aus Abingdon (ed. J. STEVENSON, S. 4 1 3 ) . 1883

Stat. 1 2 1 0 , 4 3 überliefert das Beispiel eines sechswöchigen Aufenthalts (ed. J . - M . CANIVEZ, Bd. 1, S. 3 7 8 ) .

1884

Vgl. Stat. 1 2 3 3 , 1 0 , ebd. Bd. 2, S. 113; so n o c h in den Reformbullen .Parvus fons' und .Fulgens sicut Stella', ebd. Bd. 3, S. 29, S. 4 1 7 . Vgl. ausführlich J . OBERSTE, S. 9 3 . 9 8 .

1885

Vgl. B B 4 7 0 7 , Bd. 6, S. 2 2 2 .

376 onspraxis verspottendes Gedicht, das lange dem englischen Kritiker Walter Map zugeschrieben wurde. Auch hier ist von einer dreitätigen Visitation die Rede. 1886 D e r für die ordensinterne Gastfreundschaft geltende Richtwert einer normalerweise zwei Nächte dauernden Gastfreundschaft zeichnet sich in den Statuten des endenden 13. Jahrhunderts ab. 1887 Eine eintägige Durchreise-Gastfreundschaft soll den generalkapitelsreisenden Ordensmitgliedern im 14. Jahrhundert entboten werden. Darüber hinausgehende Kosten sind von den Aufgenommenen zu tragen, wobei die besondere Behandlung der erkrankten Gäste gefordert wird. 1888 Zwei bis drei Tage sollen nahe Verwandte der Konventualen aus Beaulieu im hospicium der Abtei gastlich versorgt werden. 1889 N o c h trappistische ,Us' des vergangenen Jahrhunderts fixieren allgemein eine drei Tage nicht überschreitende Gastfreundschaft. 1890 Einschränkend legen die cluniacensischen Consuetudines des späten 11. Jahrhunderts bezüglich der Pilger und armen Gäste eine im Normalfall nur eintägige Aufnahme nahe, denn sowohl Bernhard als auch Ulrich gehen davon aus, daß die mit einer Wegzehrung versehenen Fußgänger bereits am Tag nach ihrer Ankunft zur nächsten Unterkunft weiterziehen. 1891 O b die Cluniacenser auch hier auf eine Tradition zurückgriffen oder selbst richtungweisend wirkten, ist kaum zu entscheiden. In jedem Fall fordert auch der ,Liber S. Jacobi' einen eintägigen vollständigen und unentgeltlichen Gastaufenthalt der Pilger in der beim Jakobsgrab gelegenen Herberge. 1 8 9 2 Arme Cistercienser mindestens einen Tag lang in den O r densdependenzen gastfreundlich zu beherbergen, ist noch in den Statuten des 1886

T h e latin p o e m s c o m m o n l y attributed t o Walter Mapes, ed. THOMAS WRIGHT, L o n d o n - N e w Y o r k 1968 ( N D d. Aufl. 1 8 4 1 ) S. 1 8 4 - 1 8 7 ; dazu B. GRIESSER, 1924, S. 166. Als für den späteren Cluniacenserorden durchschnittliche Visitationsdauer nennt J . OBERSTE ein bis zwei Tage (S. 3 2 9 . 307).

1887

Vgl. Stat. 1288,9, ed. J . - M . CANIVEZ, Bd. 3, S. 2 4 2 : Item, quod abbates per domos aut loca transeúntes

non gravent

tenentis conventum 1888

domos

licentia

nec moram

trahant

nisi per diem

aut duas nodes

Ordinis

sine prions

aut

speciali.

Vgl. A b s c h n . 15 der Bulle .Fulgens sicut stella', ebd. S. 4 1 9 ; mit Ausblicken auf die weitere E n t wicklung G. MÜLLER, Gäste, S. 2 6 0 - 2 6 1 .

1889

N r . 72, ed. S. F . HOCKEY, S. 2 7 1 : Parentibus abbaciam quantum

1890

veniunt

autem propinquis

monachorum

et conversorum

semel aut bis in anno, prima die adventus sui et secunda datur eis panis

sufficit et tercia die dinant et

cum ad

conventualis

recedunt.

U s 1895, Kap. X V I I , 6 2 5 , S. 3 5 7 : „Les étrangers ne doivent point rester ordinairement plus de trois jours à l'hôtellerie, à moins qu'ils ne soient en retraite."

1891

Vgl. Bernhard, Lib. 1,13, ed. M. HERRGOTT, S. 157: ... unam libram panis, dimidiam-,

& sequenti die

abituris

daß die Pilger nach d e m p r a n d i u m weiterzuziehen pflegten, verdeutlicht Lib. 111,24 der

U l r i c h - C o n s u e t u d o , ed. L. D'ACHERY, S. 6 9 8 . Vgl. E . LESNE, S. 1 7 7 ; M . MOLLAT, in: Il m o n a c h e simo, S. 2 0 1 . 1892

Cap. X , ed. J. VIELLIARD, S. 120: Omnes Jacobi altare adveniunt,

enim peregrini

in hospitali plenarium

hospicium,

vero usque ad mortem vel ad integram sanitatem,

noae post diem qua

beati

amore Dei et apostoli suscipere debent.

pauperes,

Egri

ibi karitative sunt

prima

procurandi.

377 späten 13. Jahrhunderts gefordert. 1893 Vergleichbare Beschränkungen scheinen sich sowohl in den cluniacensischen Consuetudines als auch in späteren cisterciensischen Statuten für Kaufleute und Geschäftsreisende etabliert zu haben: Stand man in Cluny den Handelsreisenden im allgemeinen kritisch gegenüber, 1894 lassen sich in den cisterciensischen Statuten Tendenzen einer eingeschränkten Ubernachtungsgastfreundschaft für ordenseigene Geschäftsreisende feststellen, die nicht zum eigenen Nutzen die Klöster und Grangien ihrer Ordensbrüder belasten sollten.1895 Dauerbesucher der Klöster sind vorwiegend Ausnahmen in einem bestimmten situativen Kontext. So sei an einige Beispiele aus der ,innermonastischen' Gastfreundschaft erinnert: Nahezu ein Jahr lang bot der von seinem Freund Ulrich von Cluny als perfekter Gastgeber gepriesene Wilhelm von Hirsau dem verfolgten Abt Bernhard von Marseille Schutz und Unterkunft. Sicherlich für einen längeren Zeitraum hatte man den Mönchen Gastfreundschaft zu gewähren, die mit bestimmten Arbeitsaufträgen ihrer Heimatklöster in andere gekommen waren, so beispielsweise, um die örtlichen Consuetudines zu erlernen oder um Handschriften zu kopieren. Mehrmals besuchte der irische Bischof Malachias die Abtei Clairvaux für mehrere Tage. Zudem berichtet der hl. Bernard in dessen Vita über Gastaufenthalte, die die bischöflichen Begleiter in verschiedenen Cistercienserklöstern nahmen, um das cisterciensische Leben kennenzulernen und nach Irland weiterzutragen. 1896 Insbesondere für die im Zusammenhang höchster Besucher angegebenen Zeiten ist hierbei immer das Bestreben der Autoren zu berücksichtigen, die wirtschaftliche Prosperität der gastgebenden Gemeinschaft vor Augen zu führen.1897 Dennoch wird selbst für belastende Aufenthalte niemals eine Kostenfrage in dem Sinne erörtert, daß die Gäste festgelegte Forderungen seitens der Klöster zu erwarten hätten. Eine Wende in dieser Situation ist erst bei den Dominikanern

1893

So z.B. in Stat. 1282,4, ed. J.-M. CANIVEZ, Bd. 3, S. 218. Ein Jahr später wird spezifiziert, daß sich die innerhalb einer Stadt gewährte Aufnahme, unabhängig von der Frage, wieviele cisterciensische Dependenzen in dieser Stadt existieren, auf einen Tag und eine Nacht zu beschränken habe (Stat. 1283,8, ebd. S. 230). Daß später auch für die Generalkapitelsreisen ein eintägiger Aufenthalt vorgesehen ist, wurde soeben bemerkt.

1894

Vgl. das Conestabulus-Kapitel 1,12 der Bernhard-Consuetudo; dazu Kap. 4.3.1.2 nach Anm. 627.

1895

Nach zunächst nur für bestimmte Häuser geltenden Einschränkungen, die sich zudem speziell auf die Versorgung der Transporttiere beziehen (vgl. Dist. IX,21 [14] der frühesten Kodifikationen, ed. B. LUCET, 1964, S. 112), wird den geschäftsreisenden conversi et servientes, die mit größeren Lastkarren unterwegs sind, nach Mitte des 13. Jahrhunderts empfohlen, ihren Aufenthalt im Höchstfall auf zwei Ubernachtungen zu beschränken (vgl. die in der Handschrift F dokumentierten Nachträge zu Dist. IX der 1237/57 verabschiedeten Kodifikationen, ed. B. LUCET, 1977, S. 311-312 Anm. 3). Vgl. G. MÜLLER, Gäste, S. 260.

1896

Vita Sancti Malachiae episcopi XV,35, hrsg. v. G. B. WINKLER, Bd. 1, S. 524-525; vgl. ebd. S. 439.

1897

Vgl. Kap. 4.3.2.1 Anm. 1018 und 1046.

378 zu beobachten, die nach einer zweitägigen kostenfreien Gastfreundschaft von ihren Ordensbrüdern ein bestimmtes Tagegeld verlangten. 1898 Sicherlich wurden derartige Finanzierungsmodelle durch die im Vergleich zum älteren in Orden organisierten Mönchtum nochmals emporschnellende Reisetätigkeit der Dominikaner hervorgerufen. Begründet liegt sie in der Auflösung der traditionellen stabilitas-VorsteWurigen, die Voraussetzung zur Realisierung des dominikanischen Predigtauftrags war. Anschaulich ist das ständige Unterwegs-Sein der Bettelordensmönche dem Statut De itinerantibus zu entnehmen. 1899 Zusätzlich wurde die Aufnahme reisender Ordensbrüder durch das neue Armutsideal erschwert, das die gemeinschaftliche Armut der Ordenshäuser implizierte. Ohne Unterstützung konnten sie die Unterbringung der Ordensreisenden offenbar nicht mehr bewältigen. Deutlich stehen Finanzierungsprobleme und nicht die Gastaufnahme ablehnende Tendenzen im Hintergrund der zitierten Bestimmungen. Zunächst selbst nicht seßhaft, mußten gerade die Vertreter der Bettelorden den Bedürfnissen der Reisenden mit hervorgehobener Sensibilität gegenübertreten.

Nur zu erahnen sind solche Überlegungen auch in späteren cisterciensischen Statuten. Andererseits deutet die erwähnte ,Zimmeranmietung' durch cisterciensische Generalkapitelsteilnehmer auch darauf hin, daß sich die Ordensreisenden nicht mehr gänzlich auf die großzügige Gastfreundschaft ihrer Ordensbrüder verlassen wollten. Möglicherweise entsprach das zu erwartende Angebot nicht mehr ihren gehobenen Ansprüchen. 1 9 0 0 Besonders schwer lassen sich die wenigen in den Quellen zu findenden Angaben über die Gästezahlen einschätzen, denn verständlicherweise sind in den Gästekapiteln der Consuetudines und frühen Statuten keine Richtwerte zu finden. Sind konkrete Zahlen erwähnt, so beziehen sie sich zumeist auf Ausnahmesituationen, die wahrscheinlich eher idealistische als realistische Vorstellungen präsentieren. Zwei Beispiele verdeutlichen, wie sehr eine überprüfende Annäherung abhängig ist von vorhandenen Vergleichsquellen: Während die in der UlrichConsuetudo genannte Zahl der 17.000 Schinkenportionen, die an einem Aschermittwoch im späteren 11. Jahrhundert an die Armen ausgeteilt wurden, auf dem Hintergrund der durch die Necrologüberlieferung nachvollziehbaren Verpflichtungen des cluniacensischen Totengedenkens zumindest möglich erscheint, 1901 entzieht sich die bei Caesarius von Heisterbach beschriebene Ausgabe von 1500 Armenportionen und die tägliche Verteilung eines Ochsen an die hungerge-

1898

Vgl. Stat. 21 des im Jahr 1289 in Trier gehaltenen Generalkapitels, ed. BENEDIKT MARIA REICHERT, Acta capitulorum generalium, Bd. 1 ( M O F P H 3) Rom 1898, S. 253: Volumus & ordinamus, quod quilìbet frater hospes, qui ad ilium conventum declinaverit, post secundam diem sue hospitalitatis singulis diebus, quibus ultra moratus fuerit, solvat unum Turonensem album procuratori, nec volumus quod prior, vel eius vicarius, velprocurator in hoc dispenset cum aliquo.

1899

De oudste constituties van de dominicanen, ed. A. H. THOMAS (BRHE 42) Leuven 1965, Dist. 11,34, S. 3 6 5 - 3 6 6 .

1900

Vgl. Kap. 4 . 3 . 1 . 3 bei A n m . 7 1 2 .

1901

Vgl. Kap. 4 . 3 . 2 . 4 A n m . 1 3 2 2 ; dazu J . WOLLASCH, 1 9 9 6 , S. 1 1 8 . 2 3 6 - 2 4 0 ; a u c h die Ü b e r l e g u n g e n v o n F . NEISKE, 1 9 9 0 , bes. S. 3 8 - 4 4 .

379 schwächten Armen der Umgegend nahezu jeglicher Kontrollmöglichkeit. 1902 Ohne eine Uberprüfung an Dokumenten, die Auskunft geben über die Größe wie über die wirtschaftliche Verfassung der gastgebenden Abtei - gleich welcher monastischen Richtung sie zugehörig ist - bleiben derartige Zahlenangaben höchst spekulativ. Deutlich artikulierten die Teilnehmer des Reimser Abtekapitels die in jeder Beziehung geltende Sonderstellung der Abtei Cluny, die ihr ganz spezielle Handlungsmöglichkeiten eröffnete. 1903 So standen schon innerhalb der Cluniacensis ecclesia den großen Abteien und Prioraten kleinere Priorate und Dependenzen gegenüber, für die in späteren Visitationsprotokollen des Ordens nur zwei oder drei Insassen gezählt werden.1904 Nochmals ist zu betonen, daß die große Gästeherberge an der cluniacensischen Pforte eher als bewundertes Vorbild, in keiner Weise aber als repräsentativ für alle Cluniacenserklöster gelten kann.1905 Selbst wenn man eine mögliche Zahlensymbolik in Erwägung zieht, ist die in der ,Chronique de S. Maixent' genannte Zahl von 1127 Pilgern, die bei einem Brand in Vezelay umkamen,1906 als Indiz dafür zu verstehen, mit welchen Besucherzahlen in Wallfahrtszentren und besonderen Zentren der Gastaufnahme im 12. Jahrhundert zu rechnen war. Auf diesem Hintergrund klingen die für das Hospiz von Cluny angenommenen Aufnahmekapazitäten nur wenig zu hoch gegriffen.1907 Ahnlich abwägende Überlegungen müssen bezüglich der sich entwickelnden cisterciensischen Gründungen angestellt werden, für die im Lauf des 12. Jahrhunderts ebenso deutliche Größenunterschiede zu konstatieren sind: So werden für das in der ,Vita prima S. Bernardi' geschilderte ärmlich-kleine Clairvaux nach einer

1902 1903

Vgl. Dist. IV,65 des .Dialogus miraculorum', ed. J. STRANGE, Bd. 1, S. 2 3 3 - 2 3 4 . So heißt es gegen Ende des Reaktionsschreibens, das die Äbte auf die Vorwürfe des Matthäus von Albano hin formulierten: Possumus enim quaedam facere pauci numero quae non potest sium multitudo, sicut e contrario multa ipsi possunt pro sua multitudine

Cluniacen-

quae nos non possumus

pro

nostra paucitate (ed. U . BERLIERE, 1894, S. 110). Hiermit stellen sie vor Augen, daß sich die Realisierbarkeit jedes monastischen Reformprogramms an den für eine spezifische Abtei geltenden Bedingungen zu orientieren habe. Vgl. J. WOLLASCH, 1996, S. 2 5 6 ; K. SCHREINER, in: Institutionen, S. 35; DENS., in: Zisterziensische Spiritualität, S. 90. 1904

Genaue Zahlenangaben enthält das von D . POECK zusammengestellte „Corpus cluniacensischer Klöster" (1998, S. 2 6 0 - 5 3 9 ) . Angesichts der Totengedenkleistungen wird die Rücksichtnahme auf die unterschiedliche Größe und die sich hieraus ergebenden Möglichkeiten der Priorate und Dependenzen bereits in den Consuetudines des späten 11. Jahrhunderts, verstärkt aber in den Statuten des Petrus Venerabiiis und späteren Consuetudinesredaktionen thematisiert. Vgl. hierzu ausführlich B. TuTSCH, in: V o m Kloster zum Klosterverband, bes. S. 176-186. Fast wie ein Textbaustein wird die Klausel secundum facultatem locorum in den Statuten Abt Hugos V. explizit auch für die Gastfreundschaftsthematik benutzt (ed. G. CHARVIN, Bd. 1, N r . 5, S. 5 5 - 5 6 ) .

1905

Vgl. G. DE VALOUS, Bd. 1, S. 173; M. PACAUT, 1986, S. 3 0 2 - 3 0 3 .

1906

Vgl. Kap. 4.3.2.2 Anm. 1189.

1907

Dazu Kap. 4.3.3.2 Anm. 1673.

380 e r s t e n U m b a u p h a s e bis z u 7 0 0 Insassen g e s c h ä t z t . 1 9 0 8 D e n P r i m a r a b t e i e n

und

Z e n t r e n c i s t e r c i e n s i s c h e n L e b e n s s t e h e n in b e s t i m m t e n R e g i o n e n kleinere H ä u s e r gegenüber, die sich a u c h n a c h gewandelter Einstellung des O r d e n s zu B e s i t z u n d W i r t s c h a f t s f o r m e n wenig v e r g r ö ß e r t e n . 1 9 0 9 W ä h r e n d d e r V e r s u c h einer E r f a s s u n g a b s o l u t e r G ä s t e z a h l e n n a c h den v o r a n g e g a n g e n e n Ü b e r l e g u n g e n für das G r o s der Fälle z u m S c h e i t e r n verurteilt ist, erm ö g l i c h e n die für die w i r t s c h a f t l i c h e E n t w i c k l u n g C l u n y s z e n t r a l e n Zeugnisse z u m i n d e s t eine A n n ä h e r u n g an das M i t t e des 12. J a h r h u n d e r t s b e z e i c h n e n d e V e r hältnis v o n M ö n c h e n , G ä s t e n u n d Famiiiares: N a c h d e n in d e r , C o n s t i t u t i o e x p e n s e ' d u r c h H e i n r i c h v o n W i n c h e s t e r b e r e c h n e t e n G e t r e i d e m e n g e n , die z u r V e r s o r g u n g der g e n a n n t e n G r u p p e n täglich b e n ö t i g t w u r d e n , s c h e i n t sich die Z a h l der G ä s t e u n d F a m i i i a r e n mit der für die M ö n c h e b e k a n n t e n Z a h l die W a a g e gehalten zu haben. 1 9 1 0 Abhängig von der Interpretation der Konjunktion vel, die im Zusammenhang der für Famiiiaren und Gäste benötigten Menge an Roggen und Weizen genannt wird, als „und" oder „oder", 1911 werden in der Forschung auch andere Interpretationen diskutiert: So vertritt Alain Guerreau die Ansicht, daß das Verhältnis von Mönchen und Gästen und Famiiiares 2:1 betrage, demnach in der Abtei täglich 450 Personen zu versorgen gewesen seien. Während die hier bevorzugte Ubersetzung des Schlüsselwortes vel als „ou" dem Sprachduktus der ,Constitutio' zuwiderzuläuft, erscheint die durch Guerreau berechnete Brotmenge von 900-950g, die jedem Mönch täglich zukam, sehr plausibel.1912 Guerreau zufolge sind genauere Annäherungen an die Gästen und Famiiiares ausgeteilte Brotration nicht möglich, da sich Bischof Heinrich offenbar nicht die Mühe gemacht hat, die auch hier in zweifacher Form vorhandenen Gewichte genau auszuwiegen.

1908

V g l . H . MEYER ZU ERMGASSEN, 1 9 8 3 , S. 4 - 5 ; G . B . WINKLER, B d . 2 , S. 16. 3 4 ; 8 0 0 R e l i g i ö s e n , die

im Todesjahr des hl. Bernard in Clairvaux lebten, nennt M. PACAUT, 1993, S. 116. 1909

Einige weitere Zahlenbeispiele sollen verdeutlichen, daß viele cisterciensische Gründungen bereits nach Mitte des 12. Jahrhunderts den großen benediktinischen Traditionsabteien zahlenmäßig in nichts nachstanden: Für die Primarabtei Pontigny zählt M. GARRIGUES ca. 100 Mönche und 300 Conversen (S. 12). Als Zentrum cisterciensischen Einflusses in England beherbergte die Abtei Rievaulx unter Abt Aelred 140 Mönche und 500 Conversen und Lohnknechte (vgl. Vita Ailredi XXX, ed. F. M. POWICKE, 38; ebd. S. LXIV). 70 Mönche und 120 Conversen verzeichnen die Annalen von Waverly für das Jahr 1187 (ed. H. R. LUARD, S. 244; vgl. G. MÜLLER, Waverly, S. 115). Der Frage nach dem Verhältnis von Mönchen und Conversen nachgehend gibt M. TOEPFER weitere Beispiele für die zu beachtenden Größendifferenzierungen der Cistercienserklöster im 12. und 13. Jahrhundert (S. 52-58). Allgemeine Anhaltspunkte bietet die Übersicht von URSMER BERLIERE, Le nombre des moines dans les anciens monastères, in: RBén 41 (1929) S. 231-261 und R B é n 42 ( 1 9 3 0 ) S. 1 9 - 4 2 .

1910

Vgl. G. DUBY, Le budget, in: Hommes et structures, S. 63. 69 und S. 80 Anm. 12; DENS., in: Il monachesimo, S. 338; G. DE VALOUS, Le temporel, S. 32.

1911

BB 4137, Bd. 5, S. 491 : Adprocurationem hospitum et tocius familie, nisi major supervenerit hospitum conventus, sufficiunt in die una unum sextarium et dimidium frumenti vel unum sextarium et dimidium siliginis.

1912

Vgl. A. GUERREAU, S. 92. 90. 89; mit ähnlichen Werten für die Mönchsrationen B. HARVEY, S. 59.

381

Der von Petrus Venerabiiis sowohl in der ,Dispositio rei familiaris' als auch in den Reformstatuten angegebenen Zahl von 300 bis 400 Konventualen1913 stünden demnach ebensoviele Gäste und Famiiiaren gegenüber, die täglich im Kloster beköstigt wurden. Sicherlich ist auch dies nur ein Näherungswert, der zudem nicht einmal die genaue Zahl der Gäste, sondern die durch Gäste und Famiiiaren gemeinsam konstituierte Versorgungsgruppe benennt. 1914 Ebensowenig wird klar, ob Heinrich von Winchester mit dieser Angabe die von Petrus Venerabiiis oft sorgenvoll genannte turba hospitum et pauperum insgesamt1915 oder die im Gästehaus mit Weißbrot versorgten vornehmen Gäste im Blick hatte. Daß die aktuellen Gästezahlen selbstverständlich auch von der jeweiligen Stellung der Beherbergten abhingen, verdeutlicht Bernhard von Cluny durch seine Überlegungen zum Gefolge der vornehmen Gäste. Offenbar bildeten 50 bis 100 Begleiter, die zusätzlich zu versorgen waren, einen normalen Rahmen.1916 Darüber hinaus waren zu besonderen Tagen im liturgischen Jahreskreis, die mit speziellen Armenspeisungen verbunden waren, weit höhere Gästezahlen zu erwarten. Auch jahreszeitliche Faktoren werden sich in einem mehr oder weniger starken Besucherandrang niedergeschlagen haben. Auf langjähriger Erfahrung aufbauend sind sich Petrus Venerabiiis und Heinrich von Winchester darin einig, daß die Gästezahlen konstant hoch seien, nisi major supervenerit hospitum conventus.m? Uber alle unsicheren Zahlenangaben hinaus scheint einzig die auf der normativen Ebene verankerte Gewichtung, die die Mönche dem Gästebetrieb insgesamt zumaßen, ihre Aussagekraft zu bewahren. Nach allen analysierten Teilaspekten 1913

Vgl. BB 4132, Bd. 5, S. 475. 479-480; Stat. 55, ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 85; bestätigend BB 4143, Bd. 5, S. 491. Zum Vergleich haben 132 Mönche die Wahlurkunde des Maiolus unterschrieben (vgl. J. WOLLASCH, 1996, S. 71). Mindestens 250 Mönche werden der Abtei Cluny unter Abt Hugo zugerechnet (vgl. K. J. CONANT, S. 71), wobei H.-J. GLLOMEN sogar einen Schätzwert von 460 Mönchen nennt (S. 51). Für die weitere Entwicklung gibt er zwischen 200 und fast 300 Mönchen schwankende Zahlen an, die sich im 14. Jahrhundert auf 120 bzw. nur 80 Mönche reduzieren. Mindestens 150 Mönche hat auch Abt Wilhelm von Hirsau nach Aussage des .Codex Hirsaugiensis' in seinem Kloster versammelt, wobei, wie ausdrücklich erwähnt ist, die multitudo fratrum barbatorum nicht mitgezählt ist (ed. E. SCHNEIDER, S. 9).

1914

Bestätigend ist auch in der .Dispositio' des öfteren vompams hospitum etfamilie die Rede (vgl. BB 4132, Bd. 5, S. 479-480).

1915

BB 4132, Bd. 5, S. 475: Turba hospitum Semper, pauperum numerus infinitus; vgl. Stat. 19, ed. G. CONSTABLE, 1975, S. 58; Ep. 28, ed. G. CONSTABLE, 1967, S. 72. 92; Ep. 111, S. 284; vgl. ähnlich die in der ,Vita' des Matthäus von Albano beschriebenen Zustände im Priorat S. Martin-desChamps, das von Petrus Venerabiiis gleichsam als „Stempelabdruck Clunys" bezeichnet wird (Lib. 11,10, ed. D. BOUTHILLIER, 1988, S. 113-114; vgl. Lib. 11,7, S. 107).

1916

Vgl. Lib. 1,9, ed. M. HERRGOTT, S. 152. Spitzenwerte von bis zu 2000 Begleitern hoher Persönlichkeiten liest GERD ALTHOFF aus Quellen des 12. Jahrhunderts. Er hebt hervor, daß die „Größe des Gefolges ... ganz eindeutig Indikator für den Rang einer Person" war (Vom Zwang zur Mobilität und ihren Problemen, in: Reisen und Reiseliteratur, 1992, S. 91-111, S. 95). Vgl. auch H. FUHRMANN, S. 130.

1917

BB 4143, Bd. 5, S.491; vgl. BB 4132, ebd. S. 475.

382 der Gastfreundschaft ist diese für die frühen Cistercienserklöster auch jenseits der Frage nach Anspruch und Realität mit Sicherheit geringer einzuschätzen als für die traditionell-benediktinischen und speziell die cluniacensisch geprägten Häuser. A m Beispiel der Gästehausentwicklung wie im besonderen auch der Armensorgeorganisation wurde deutlich, daß diese Konturen im 13. Jahrhundert zu verschwimmen begannen. Spätestens für diese Zeit hat der Versuch einer Annäherung an die Gastfreundschaftsaktivitäten einer Abtei nicht mehr bei den für sie geltenden Normen, sondern bei der vor O r t zu findenden Situation anzusetzen. 1918 Erst hierauf ist die Frage in die Überlegungen einzubeziehen, ob sie cluniacensisch, cisterciensisch oder prämonstratensisch war. Selbst die in der Wirtschaftsordnung Abt Stephen Lexingtons zur Abwendung von Mißbräuchen fixierte Brotmenge, die dem conuersus hospicii täglich zur Verfügung gestellt werden sollte, 1919 stellt auf diesem Hintergrund einen Richtwert dar, der mit weiteren Zeugnissen der aus Savigny überkommenen Überlieferung des beginnenden 13. Jahrhunderts zu vergleichen wäre. Zudem ist differenzierend schon im gleichen Paragraphen bemerkt, daß die der Versorgung von 20 Mönchen entsprechende Menge Konventsbrot im Fall eines mehr oder weniger starken Gästeaufkommens zunächst eigenverantwortlich auszugleichen sei, im Fall unvorhergesehener Ereignisse jedoch auch andere Regelungen zu greifen hätten. 1 9 2 0 Deutlich versucht der fortschrittlich wie pragmatisch denkende Abt Stephen sowohl den im Namen der Gastfreundschaft ausgelebten Luxustendenzen einen Riegel vorzuschieben als auch die täglich in die Gastfreundschaft zu investierenden Kosten zu begrenzen. D a ß er mit diesem Versuch allerdings nichts weiter als eine anzustrebende Obergrenze setzen kann, ist ihm bewußt. Nur bis zu einem bestimmten Grad ist die monastische Gastfreundschaft vorauszuplanen und zu lenken. Nicht zuletzt der stete Unsicherheitsfaktor macht sie zu einem brisanten Problem der leitenden Offizialen. Da vergleichbar konkrete Quellen selbst für das 13. Jahrhundert nur wenig vorhanden bzw. wenig erschlossen sind, harrt die Frage nach absoluten Gästezahlen weiterhin ihrer Beantwortung. Sicherlich wird sie in vielen Fällen über die Aussagemöglichkeiten der in den normativen Zeugnissen zu findenden Tendenzen hinaus unbeantwortet bleiben müssen.

1918

Diesen Ansatz hat M . TOEPFER für die Konversenfrage beispielhaft vorgeführt. Vgl. Kap. 4.3.1.4 Anm. 828.

1919

Stat. 23, ed. B. GRJESSER, 1952, S. 227-227: certa lege taxatur, videlicet, ut conuersus hospicii preter liberaciones garcionum de stabulo singulis diebus de pane conuentus quantum ad XX monachos spectat, ex integro perpiciat et hoc faciat per talliam inter ipsum et conuersum pistrini

1920

faciendam.

Ebd.: Hec forma, nisi casus inopinatus aut infortunatus, quod ahsit, impediat, utpote guerre, pestis et consimilium, de cetero inuiolabiliter debet obseruari. Vgl. auch die Ubersetzung von B. GRIESSER, 1951, S. 19-20; die den Conversen zugetrauten organisatorischen Fähigkeiten hebt M. TOEPFER hervor (S. 150).

Traditionslinien und Innovationen der monastischen Gastfreundschaft im hohen Mittelalter

Angesichts der in vielen Aspekten beobachteten Rückzugstendenzen der Cistercienser könnte der Eindruck entstehen, die Vertreter des ersten Ordens in der Geschichte des Mönchtums wären weniger gastfreundlich gewesen als ihre monastischen Vorgänger. Demgegenüber ist zunächst noch einmal eindringlich darauf hinzuweisen, daß sich die Untersuchungen gezielt mit den auf der normativen Ebene zu beobachtenden Veränderungen beschäftigten. Die an manchen Stellen zugefügten Ausblicke in die einzelklösterliche Praxis können dazu anregen, weitere und genauere Analysen vorzunehmen, um das hier entworfene Bild zu differenzieren und zu modifizieren. Wie das ,Exordium Parvum', in dem die Gastfreundschaft als das zentrale Argument zur Rechtfertigung der Conversen-Einführung angeführt wird, lassen auch andere legislative Dokumente keinen Zweifel daran, daß die Cistercienser die Gastfreundschaft als unbedingt zu praktizierendes und zu bewahrendes benediktinisches Gut wertschätzten. 1 Normprägend lobt der hl. Bernard von Clairvaux die diligentia bospitalitatis in vielen seiner weitverbreiteten Schriften. Im Zuge seiner an die Toulousaner gerichteten Mahnworte stellt Bernhard einen ganzen Kanon biblischer Gastfreundschaftsbegründungen zusammen. Als hervorragend ausgeübte bischöfliche Tugend lobt er Armensorge und Gastfreundschaft in einem Schreiben an den Bischof von Troyes. 2 Unbedingt dem Vorbild des hl. Victor nachzueifern, der sich liberalis in pauperes, iucundus ad hospites, patiens ad peccantes und benignus ad omnes zeigte, fordert Bernard in einer Festtagsrede. 3 Als hervorragendes Beispiel der Barmherzigkeit zitiert er Ijob, der von sich sagen konnte: „Kein Fremder mußte draußen übernachten, dem Wanderer tat meine Tür ich auf." 4

1

Vgl. Kap. 3.2 nach Anm. 54. Ähnliche Argumentationsmuster sind noch in weit späteren Quellen der Ordensgeschichte zu finden: So wird beispielsweise in einer Urkunde des schlesischen Klosters Heinrichau zu Ende des 13. Jahrhunderts der Tuchverkauf im Kloster mit der Begründung erlaubt, daß ansonsten die Ausübung der Gastfreundschaft in Frage gestellt sei (ed. G. A. STENZEL, Nr. X X X V I I , S. 185; vgl. H. GRÜGER, S. 95).

2

Vgl. Ep. 242, ed. G. B. WlNKLER, Bd. 3, S. 298-299; Ep. 498, ebd. S. 928-929.

3

Sermo primus in natali s. Victoris, ed. J. LECLERCQ - H. ROCHAIS, Sermones III (SBO VI,1) Rom 1970, S. 31.

4

Sermo super cantica canticorum 12, ed. J. LECLERCQ - C. H. TALBOT - H. M. ROCHAIS (SBO 1) Rom 1957, S. 61-62.

384 Hiermit nimmt Bernard keine isolierte Position ein, denn zwar seltener in theoretischen Erörterungen, gleichermaßen aber auf eine Verinnerlichung der benediktinischen Gastfreundschaftstheologie hinweisend verdeutlichen viele andere zeitgenössische monastische Autoren, daß die in den frühen Regeln - speziell der Benediktsregel - geprägte Verbindung von Mönchtum und Gastfreundschaft nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat. 5 In mehreren Briefen stellt Petrus Venerabiiis die Gastfreundschaft als hervorragendes Gut dar, dessen sorgfältige Ausübung in Evangelium und Regel gefordert ist. Das in der Benediktsregel formulierte theologische Leitmotiv der Christusaufnahme in den Gästen bemüht Abt Petrus, um Heloisa für die im Paraclet-Kloster erfahrene Gastfreundschaft zu danken.6 Ebenso weist die in der cluniacensischen Bernhard-Consuetudo des öfteren zu lesende Formulierung der pro Dei amore aufgenommenen Gäste und Armen auf eine Verinnerlichung der benediktinischen Gastfreundschaftstheologie. Gleichermaßen ist das Bewußtsein, in den Armen und Bedürftigen Christus aufzunehmen und zu speisen, im Statut des Abtes Pontius formuliert. 7 Als einer der drei zentralen Wegweiser, die der hl. Norbert von seinen Brüdern beachtet wissen wollte, ist in seiner Vita die „Fürsorge und Gastlichkeit gegenüber den Armen" genannt.8

Die in der Benediktsregel hervorgehobene Motivation des himmlischen Lohns bleibt für die gesamte in hochmittelalterlichen Klöstern und Herbergen ausgeübte Gastfreundschaft bestimmend. So läßt Caesarius von Heisterbach nach der Vorstellung diverser Beispiele cisterciensischer Caritasaktivitäten seinen Novizen zusammenfassen: Nunc primum intelligo quid sit, ,Date, et dabitur vobis'. Woraufhin der Magister antwortet: Non intelliges perfecte nisi in futura vita, quando pro terrena substantia, quam pro Christo dimisisti, sive pauperibus in illius nomine dedisti, recipies regnum, quod paratum est electis a constitutione mundi. In illa die filius hominis tibi cum ceteris electis tuum enumerabit datum, et tu eius recipies promissum. Quid enim dicetf ,Esurivi, et dedistis mihi manducare', et cetera quae ibi sequuntur,9 Ähnliche Gedankengänge liegen den am Ende des ,Liber S. Jacobi' zu findenden Strafwundern zugrunde, die für die unbedingte Aufnahme reisender Pilger plädieren. Auch die zu Ende des vierten Kapitels niedergelegte Bemerkung, daß die Erbauer der großen Pilgerhospitäler über jeden Zweifel erhaben des Reiches Gottes teilhaftig werden, zielt in diese Richtung. 10

Dennoch verzichten die cisterciensischen und noch mehr die kartäusischen Quellen auf die Euphorie, mit der vor allem cluniacensische Quellen die Gastfreundschaft als eine der wichtigsten monastischen Verpflichtungen herausstellen: Si5

Mit A. SCHNEIDER ist nochmals daran zu erinnern, daß die Cistercienser „keine eigene Geistigkeit [schufen], die sich von der benediktinischen Spiritualität eindeutig abheben würde" (Die Geistigkeit der Cistercienser, in: Die Cistercienser, S. 113-142, S. 113). Vgl. auch J. LECLERCQ, 1989, S. 20-25.

6

Vgl. Ep. 111, ed. G. CONSTABLE, 1967, S. 283; Ep. 168, ebd. S. 401.

7

Ed. G. CHARVIN, Bd. 1, Nr. 3, S. 19; vgl. Lib. 1,5 der Bernhard-Consuetudo, ed. M. HERRGOTT, S. 147.

8

Vita S. Norberti, ed. R. WlLMANS, Kap. 12, S. 684; vgl. B. KRINGS, 1990, S. 27. 328.

9

Dialogus miraculorum, Dist. IV,67, ed. J. STRANGE, Bd. 1, S. 235; vgl. im gleichen Tenor Dist. IV,57, ebd. S. 224; Dist. IV,70, S. 238.

10

Kap. XI, ed. J. VlELLlARD, S. 122-124; vgl. N. OHLER, S. 298; Y. BOTTINEAU, S. 94-95. 10-11.

385 cherlich formelhaft verwendet, in der Fülle der Belege aber als ernstzunehmende Indizien eines bestimmten Ideals zu bewertende Beteuerungen der hilaritas, liberalitas, humanitas oder des gaudium, mit dem man sich den Gästen widmete,11 sind in den frühen cisterciensischen Quellen nicht zu finden.12 Ausnahmen sind allein in bezug auf die ordensinterne Gastfreundschaft zu konstatieren: Wie in der Carta Caritatis die Aufnahme des visitierenden Vaterabtes, wird auch die Beherbergung in Not geratener Ordensbrüder als gaudium betitelt. Schnell wird der mit Emotionalität gefüllte Ausdruck jedoch durch .technischere' Formulierungen ersetzt. Während die Kartäuser mit deutlich formulierter Ablehnung dem .Unternehmen Gastfreundschaft' begegnen,13 werden die Gründe der cisterciensischen Reserviertheit nur indirekt greifbar. Verankert sind sie erstens - und hierin dem kartäusischen Ansatz vergleichbar - in den spirituellen Lebensidealen und zweitens in den organisatorischen Lebensformen des Cistercienserordens. Für das traditionelle Mönchtum wenig zentral, treten diese für alle Abteien des Ordens verbindlich festgeschriebenen Prinzipien in den Mittelpunkt der alltäglichen Lebensgestaltung. Mit der Differenzierung des Mönchtums in einzelne Orden ist eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung der monastischen Gastfreundschaft im hohen Mittelalter gegeben, aus der sich folgende, für das cisterciensische Beispiel charakteristische konkrete Neuansätze zusammenfassen lassen: Im Zentrum des cisterciensischen Lebensprogramms steht die Neubetonung der eremitischen Aspekte des Mönchtums. Sie fordern den Rückzug aus allen mit der .Welt' verbundenen Aktivitäten und stempeln die Aufnahme der Welt verhafteter Gäste von vornherein zu einem problematischen Thema des cisterciensischen Alltagslebens.14 Ein erster Lösungsversuch, die weitabgewandte Lage der Klöster auf die Ebene des cisterciensischen Klosterterritoriums zu übertragen, schlägt sich in der abgeschirmten Randlage des cisterciensischen Gästehauses nieder.15 In einem weiteren Schritt spiegelt sich die programmatische Ablehnung der Kontakte zwischen den Klöstern und der Umwelt in dem Bestreben, jegliche Verbindung zwischen Klausur und Gästehaus auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Abt, Portarius und Hospitarius sollten die einzigen Konventsvertreter sein, die über das ritualisierte Empfangszermoniell hinaus mit den säkularen Besuchern in näheren Kontakt treten. Darüber hinaus sollte die praktische Abwicklung der Gastfreundschaft verstärkt durch Conversen und zudem mehr in den Grangien als durch Mönche in den Gästehäusern der Abteien getragen werden.16 Forcierten die Abteien durch das bewußte Ausweichen in die Grangien aktiv ihre Entlastung von 11

Vgl. Kap. 4.3.1.2 nach Anm. 609.

12

Vgl. Kap. 3.3 Anm. 112; Kap. 4.2.2 nach Anm. 90.

13

Vgl. Kap. 4.3.1.4 nach Anm. 917.

14

Vgl. Kap. 3.2 nach Anm. 63 und 78.

15

Vgl. Kap. 4.3.3.2, bes. nach Anm. 1677.

16

Vgl. Kap. 4.3.3.2 bei Anm. 1695.

386 großen Gästemengen, war die Zahl der Besucher schon dadurch begrenzt, daß sich viele Cistercienserabteien nicht an großen Verkehrsrouten befanden. Gezielt mußten die Reisenden den Weg zu ihnen suchen. 17 Auch spirituelle Angebote, die sich speziell auf Bedürfnisse der Laien gerichtet und somit weitere Interessenten angezogen hätten, offerierten die Cistercienserklöster nicht. Im Gegenteil sollten, insofern der störungsfreie Ablauf des monastischen Lebensplanes hierdurch nicht beeinträchtigt wurde, allein männliche Gäste als Zuschauer der in der Klosterkirche stattfindenden Liturgie zugelassen werden. 18 D e r zunächst kompromißlos vertretene Ausschluß von Frauen sowohl aus den spirituellen als auch aus den lebenspraktischen Bereichen der klösterlichen Gastfreundschaft bedurfte in cisterciensischen Augen keineswegs einer Rechtfertigung: Als weitere Konsequenz ihrer weltentsagenden Lebensausrichtung verstand er sich von selbst. 19 Durch ein systematisches und festgefügtes Lebensprogramm wird ein nahezu unangreifbarer argumentativer Schutz aufgebaut. Die ersten Cisterciensergenerationen hatten die Chance, das in der Benediktsregel vertretene Ideal eines einzigen Gästehauses für alle Ankommenden ohne schwerwiegende Probleme in die Tat umzusetzen, denn größere Gebäude für die Gastaufnahme wurden in den ersten Jahrzehnten der Ordensgeschichte nicht benötigt. Auch die offensiv vertretenen Forderungen nach einem gemeinsamen Tisch von Abt und Gästen wie nach einem regelgemäßen Empfangs zeremoniell, in dem die allgemeine Gästefußwaschung eine Renaissance erlebt, 20 sind auf diesem Hintergrund an der Realität orientiert und werden erst in zweiter Linie mit spirituellen Argumentationen überhöht. Als .klein und regelorientiert' oder besser .regelgemäß, weil kleingehalten,' kann die frühe cisterciensische Gastfreundschaftspraxis charakterisiert werden. Einem pragmatischen Traditionsbegriff verhaftet, der die ausufernden Verbindungen zwischen Kloster und Welt stärker positiv organisiert als theoretisch problematisiert - nahezu wie ein Relikt aus einer anderen Zeit - , mutet demgegenüber das Signal einer stets offenen Pforte an, das die unmittelbar vorzeitigen cluniacensischen Consuetudines an ihre säkulare Umwelt vermittelten. 2 1 Während Passagen der Amtsbeschreibung des Conestabulus an einen Reiseleiter erinnern, der vornehme Gäste zur Inanspruchnahme aller Angebote der Gastfreundschaft animiert, läßt das gezeichnete Vorbild des cluniacensischen Eleemosynarius die Intention erkennen, die in der Abtei gelebte Caritas gezielt über die Grenzen des klösterlichen Territoriums nach außen zu tragen. 22 Wenn auch das im Gegensatz zu frühen

17

Vgl. Kap. 4.3.3.1 nach Anm. 1525.

18

Vgl. Kap. 4.3.3.4 bei Anm. 1832 .

19

Vgl. Kap. 4.3.2.2.

20

Vgl. Kap. 4.3.3.4 nach Anm. 1808.

21

Vgl. Kap. 4.3.1.1 nach Anm. 376.

22

Vgl. Kap. 4.3.2.4 nach Anm. 1344.

387

cisterciensischen Quellen oftmals erwähnte Motiv der consolatio nicht ohne weiteres als Zeichen persönlicher Kontakte gedeutet werden kann, so doch zumindest als Ausdruck einer persönlichen Betroffenheit, die die Konventsvertreter der Situation der Laien und speziell der Armen und Bedürftigen unter ihnen entgegenbringen wollten. 23 Daß die Abtei Cluny ihr Territorium und ihre Gasteinrichtungen ohne zu zögern für Zusammenkünfte öffnete, die über den Rahmen der normaliter zweckfrei gewährten Klostergastfreundschaft hinausgingen, bekundet ihr wenig kaschiertes Interesse, an zentralen Ereignissen des zeitgenössischen Weltgeschehens aktiv Anteil zu nehmen. 24 Von einer Betonung zurückgezogener Mönchsexistenz kann hier wahrhaftig nicht gesprochen werden. An zweiter Stelle innerhalb des cisterciensischen Lebensprogramms sorgen das wiederbetonte Ideal der monastischen Armut und die hiermit aufs engste verbundene Askese für Neuakzentuierungen, die die Cistercienser in der praktischen Gastfreundschaftsausübung in die Tat umsetzten: O h n e Unterschied hatten sich Mönche und Gäste gleichermaßen den für alle Abteien verbindlichen Ernährungsvorschriften unterzuordnen. 2 5 Konsequent und selbstbewußt mutet die Sicherheit an, mit der sie auch von höchsten Gästen den Verzicht auf Fleischspeisen verlangten. Abermals zeigen sich die Vorteile, die ein mit Hartnäckigkeit vertretenes und in sich geschlossenes Programm bietet: Selbst unangreifbar erscheinende hierarchische Strukturen, die gegenüber aufzunehmenden Gästen vom traditionellen Mönchtum niemals auch nur andeutungsweise in Frage gestellt wurden, werden dabei punktuell überschritten. Nicht nur als Zeichen des Standesdenkens sind demgegenüber die in den älteren benediktinischen und vor allem den cluniacensischen Consuetudines vertretenen Ideale einer großzügigen Gästeversorgung zu bewerten. In der Tat scheinen die traditionellen monastischen Gastgeber mehr aus der versorgungsorientierten Perspektive der Reisenden gedacht zu haben als ihre cisterciensischen Brüder, denen es zu großen Teilen darum ging, ihre eigenen Lebensideale zu bewahren und über Gäste und Besucher glaubhaft nach außen zu vertreten. Den auf Praktikabilität angelegten offenen Aufnahmestätten, in denen alle lebensnahen Bedürfnisse der Gäste großzügig erfüllt wurden, stellten die Cistercienser kleinere Einheiten der Gastaufnahme gegenüber, in denen den Ankommenden ein prägender Eindruck der geistigen Intentionen benediktinischer Gastfreundschaft vermittelt werden sollte. Erst in zweiter Linie war auch die Frage nach der materiellen Versorgung der Gäste von Interesse. In ihrer Wirkung auf die zeitgenössische Umwelt potenziert werden diese im cisterciensischen Reformideal verankerten Entscheidungen durch die zentrale und in der Geschichte des Mönchtums bislang nicht gekannte Rolle, die die Gast23

Vgl. neben Lib. 1,13 der Bernhard-Consuetudo (ed. M. HERRGOTT, S. 159) nur Kap. 17 und 20 der ,Vita Willihelmi abbatis Hirsaugiensis', ed. W. WATTENBACH, S. 217-218.

24

Vgl. Kap. 4.3.2.1, bes. nach Anm. 1041.

25

Vgl. Kap. 4.3.3.3.

388 freundschaft für das Funktionieren der Ordensorganisation spielt:26 Der geringe Stellenwert, den man der Gastaufnahme im Leben der frühen Cistercienserklöster zumaß, hatte sich zudem auf die Mitglieder des eigenen Ordens zu konzentrieren, die mit der Ordensverfassung zu verstärkter Reiseaktivität und dadurch zu verstärkter Inanspruchnahme der Gastfreundschaft ihrer Mitbrüder veranlaßt waren. Im Vergleich zu anderen Orden, für die eine ordensinterne Gastfreundschaftsverpflichtung gleichermaßen zu beobachten ist, waren die Cistercienser so stark auf ihre vollständig in den gastgebenden Konvent einzugliedernden Mitbrüder fixiert, daß sie ihre Klausuren für Mitglieder anderer monastischer Richtungen verschlossen hielten. In der monastischen Umwelt wurde dieser cisterciensische Rückzug auf sich selbst - der an Tendenzen erinnert, die auch für den zeitgenössischen Adel zu beobachten sind27 - als verletzender Eingriff in die traditionell monastische Solidarität empfunden. Von kritischen Stimmen, die beanspruchten, auch die Interessen der Laien zu vertreten, wurde den Cisterciensern Habgier und Egoismus vorgeworfen.28 Seltener lassen sich demgegenüber Stimmen vernehmen, die sich positiv über die cisterciensische Gastfreundschaft des 12. Jahrhunderts äußern. Immer wieder zitiert wird ein Brief Abt Stephans von Tournai, der innerhalb eines Panegyros auf den Cistercienserorden mit einem zeitgenössisch oft verwendeten Vers aus dem Buch Ijob formelhaft die hier ausgeübte Aufnahme von Reisenden und Pilgern erwähnt: Ostium eorum viatori patet, nec foris remanet peregrinusP Mit den Worten von Ijob 31,32 lobt später auch Jacob von Vitry die cisterciensische Gastfreundschaft.30 Anerkennend äußert sich zudem der vorwiegend als Cistercienserkritiker bekannte Gerald von Wales.31 Obwohl die veränderten Konstellationen den traditionell weitgefaßten mittelalterlichen „Gast"-Begriff nicht antasten, führen sie zu neuen Differenzierungen 26 27

Vgl. Kap. 4.3.2.3. Das für den hochmittelalterlichen Adel charakteristische Bestreben, abgeschlossene und durch Burgen gesicherte Herrschaftsterritorien systematisch zu etablieren, wird ausführlich von H . KELLER dargestellt (1990, S. 3 4 2 - 3 5 5 ) . Vgl. zu den zunehmend auf die eigene Dynastie bezogenen Abgrenzungstendenzen des Adels auch H . JAKOBS, S. 6; S. WEINFURTER, 1992, S. 13. Auf die im Filiationsprinzip implizierten Merkmale der Rittergesellschaft machte bereits G. DUBY aufmerksam (1981, S. 8 0 - 8 1 ) .

28

Vgl. Walter Map, D e nugis curialium, Dist. 1,25, ed. M. R. JAMES, bes. S. 86-87. 9 2 - 9 3 . 98-99. 108109. Kritische Bewertungen weiterer Zeitgenossen sind bei K. SCHREINER, 1989, S. 3 5 - 3 6 , zusammengefaßt.

29

Stephani Tornacensis

episcopi epistulae L X X I ,

ed. P L 211, Sp. 3 6 1 - 3 7 0 ,

Sp. 362; vgl.

A.

MANRIQUE, Bd. 3, S. 18-19; J. PARIS, Premier esprit, S. 139; DENS., in: H . SEJALON, S. II; G. MÜLLER, Almosenausteilung, S. 26. 30

Historia occidentalis X I I I I , ed. J. F . HLNNEBUSCH, S. 113; vgl. auch das Bernard-Zitat in Anm. 4 dieses Kapitels.

31

Vgl. die Zitationen bei J . - B . AUBERGER, S. 180 und L. J. LEKAI, 1958, S. 2 4 1 ; DENS., 1977, S. 383; W . RÖSENER, 1992, S. 2 2 ; allgemein MICHAEL RICHTER, Art.: Giraldus Cambrensis, in: L M A 4 ( 1 9 8 9 ) Sp. 1 4 5 9 - 1 4 6 0 .

389 der Klostergäste, die einen weiteren Einschnitt markieren, der sich mit der Entstehung der Mönchsorden für die Geschichte der monastischen Gastfreundschaft ergibt: Zwar werden nach wie vor alle zeitweilig im Kloster aufgenommenen Nicht-Konventualen unter dem Begriff des hospes subsumiert. Die Spitzenpositionen der monastischen Gästelisten sind jedoch nicht mehr durch die vornehmen Würdenträger aus Kirche und Welt besetzt. Ihnen vorgeschaltet beanspruchen die ordenseigenen Mitbrüder eine hervorgehobene Aufnahme, die in der Ordensgesetzgebung bis in die Details hinein geregelt ist. In bezug auf die ordenseigenen Gäste hat das Gastfreundschafts-Kriterium der Freiwilligkeit seine Bedeutung verloren; ein ordensinternes Gastrecht hat sich etabliert. Erst hiernach greifen die alten Kategorisierungen der Gäste in Reiche und Arme, Herrscher und Beherrschte, zu Pferd und zu Fuß Reisende, die allen standesübergreifenden Idealen entgegen auch für die Cistercienser nicht zu umgehen waren. Die verstärkte Rücksichtnahme auf die Erwartungen der Mächtigen wird in den seit Mitte des 12. Jahrhunderts verabschiedeten Statuten nachvollziehbar. Zusammenfassend ist festzustellen, daß mit der Differenzierung und Formierung des Mönchtums in einzelne Orden deutlicher als im traditionellen Mönch tum bewußte Konturen geschaffen werden, die sich von einem richtungweisenden Lebensprogramm über dessen verfassungsmäßig-strukturelle Umsetzung bis auf die Ebene des täglichen Lebensvollzugs hindurch verfolgen lassen. Umgekehrt läßt sich im Zeitalter der Mönchsorden von den alltagspraktischen Organisationsformen, so auch denen der Gastfreundschaft, auf die jeweilige monastische Ausrichtung rückschließen: Trotz Zuweisung der Gastfreundschaft in die Verantwortlichkeit des Ortsabtes rechtfertigt das übergeordnete Bestreben nach Uniformität erst die Rede von der ,cisterciensischen', der .prämonstratensischen', der ,kartäusischen' oder später auch der für den Cluniacenserorden kennzeichnenden Gastfreundschaft. Gezielt richten sich die vom Generalkapitel verabschiedeten und in ihrer Realisierung durch die Visitatoren kontrollierten Statuten an die Gästehäuser aller Cistercienserabteien. Wie alle Consuetudinesredaktoren früherer Zeiten beschrieben hingegen auch Bernhard und Ulrich von Cluny die Idealformen der Gastfreundschaft aus dem eigenen, auf eine bestimmte Örtlichkeit fixierten Erfahrungshorizont heraus.32 Mit der Intention der Aufstellung eines Vorbilds, nicht aber mit dem Anspruch allgemeiner Verbindlichkeit setzten die für die Abtei Cluny prägenden Gastfreundschaftsprinzipien in anderen Klöstern hochgeachtete Maßstäbe. Unter diesen Prämissen können die für die jeweiligen Orden charakteristischen Prinzipien der Gastfreundschaft miteinander verglichen werden. Sollte beispielsweise unter dem Aspekt der Sorge für die armen Gäste eine Art .Rangordnung' versucht werden, so wären im Bewußtsein um die zwischen den einzelnen Abteien bestehenden Unterschiede an erster Stelle sicherlich die cluniacensisch geprägten Klöster zu nennen. Bereits in der Gründungsurkunde der Abtei Cluny postuliert, zieht sich die Pilger- und Armensorge als nicht verblassendes Charak32

Vgl. K. SCHREINER, in: Pragmatische Schriftlichkeit, S. 4 4 - 4 8 .

390 teristikum durch alle H o c h - und Krisenzeiten der Geschichte cluniacensischen Klosterlebens. Offenbar recht schnell nahmen auch die Prämonstratenserabteien Abstand von ihren Grundsätzen des Rückzugs aus der Welt, die mit den kanonischen Seelsorgeidealen von vornherein schwer vereinbar waren. Anders als die cisterciensischen Modelle favorisierten sie bald die Existenz eigener Amtsträger und Gebäude zur Versorgung der Armen. Diese in keiner Weise an die Klöster zu ziehen, scheint hingegen eine Intention des frühen Cistercienserordens gewesen zu sein. In wenig organisierten Strukturen versuchte man, arme Gäste an der Klosterpforte zu versorgen. Der Armensorge gänzlich ablehnend standen die Kartäuser gegenüber. Nicht einmal an der Pforte, sondern weit außerhalb des Klosterterritoriums sollten nach ihren Vorstellungen die Armen, die dennoch kamen, durch laikale Beauftragte versorgt werden. Stünden andere Gastfreundschaftsaspekte, wie beispielsweise die ideelle Hochachtung der Gäste im Blick, sähe die aufzustellende Rangordnung anders aus. Wie in verschiedenen Teilkapiteln angemerkt, gelten die hier gezeichneten Konturen in ihrer ganzen Schärfe lediglich für das 12. oder genauer noch für die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts, die Zeit der Entstehung, Fixierung und mit allem Einsatz vorangetriebenen Realisierung der für die einzelnen Orden verbindlichen Ideale. Geradezu als Paradebeispiel für die von Jean Leclercq für den Cistercienserorden vertretene These vom „prägenden Schwung der Gründer", der bereits nach der Jahrhundertmitte langsam nachließ, 33 könnten die für die cisterciensische Gastfreundschaft zu beobachtenden Veränderungen des endenden 12. und beginnenden 13. Jahrhunderts herangezogen werden. Allein spezifische Aspekte wie die Ablehnung von Frauen oder auch der kompromißlose Fleischverzicht bleiben als Charakteristika des Anfangs bestehen, die mit äußerster Konsequenz weiterhin auf der normativen Ebene wie in der Praxis vertreten werden. Ausschließlich auf der normativen Ebene beharrte man auf dem Ideal des einen, standesübergreifenden Gästehauses. Mit der effektiven Organisation der Armensorge, mit Laienkapellen, die den spirituellen Bedürfnissen der vergrößerten Gästescharen Genüge tun sollten, mit versorgungspraktischen Angeboten, die in der ehemals streng abgelehnten Aufnahme von ortsansässigen Dauergästen gipfeln, läßt sich die Gastfreundschaftspraxis der Cistercienserklöster im späteren Mittelalter kaum noch von der ihrer benediktinischen Vorgänger oder prämonstratensischen Zeitgenossen unterscheiden. 34 Lediglich eine Rückkehr zu dem für die traditionelle Armensorgefinanzierung zentralen Präbendensystem ist nicht zu beobachten. Weitblickend hatten die Cistercienser erkannt, daß die mit einem individuellen Totengedenken verbundenen materiellen Verpflichtungen auf die Dauer nicht tragbar waren. Die sich aus der Sicht der Armen ergebenden Defizite werden mit der Zeit durch andere Organisationsformen aufgefangen. D e r für das 12. Jahrhun33

Vgl. J. LECLERCQ, in: Die Zisterzienser, S. 1 4 9 - 1 5 0 ; DENS., 1989, S. 2 0 - 2 1 . Zu polarisierend erscheint die Sichtweise von M. PACAUT, der zu Anfang des 13. Jahrhunderts geradezu einen „neuen O r d e n " entstehen sieht (1993, S. 171).

34

Vgl. Kap. 4.3.2.4 nach A n m . 1502.

391 dert durchaus vielversprechende und am Beispiel der Armensorge angedeutete Versuch, die in den Ordensabteien praktizierte Gastfreundschaft von der normativen Ebene ausgehend zu erschließen, führt spätestens ab Mitte des 13. Jahrhunderts zu äußerst fragwürdigen Ergebnissen. Unbedingt sind zunächst die aus der einzelklösterlichen Uberlieferung überkommenen Zeugnisse zu befragen, die hiernach mit der aktuellen Ordensgesetzgebung und deren geschichtlicher Entwicklung zu konfrontieren sind. Allen späteren Angleichungen zum Trotz bereiteten die Cistercienser mit ihrer den säkularen Gästen gegenüber ursprünglich wenig einladenden Haltung allerdings einer Reaktion den Weg, die für die weitere Entwicklung des mittelalterlichen Mönchtums von entscheidender Bedeutung wurde: Sie vermittelten der laikalen Umwelt das Bewußtsein, in den Klöstern nicht mehr willkommen und angenommen, sondern möglicherweise sogar unerwünscht zu sein. Dies galt nicht für diejenigen, die sich von den reformerischen Idealen in einer Weise begeistern ließen, daß sie den Entschluß faßten, sich als Conversen enger an die neuen Klöster zu binden. Neben den wenigen Gästen personifizierten sie ,das* laikale Element dieser Klöster. Vielmehr handelt es sich um die Masse der supervenientes hospites, der zufällig und unvorhergesehen vorbeikommenden Gäste, die einerseits um materielle Sicherung baten, welche von den Traditionsabteien zu jeder Zeit reichlich ausging. Andererseits ersuchten sie jedoch um den ebenso lebenswichtigen geistigen Beistand, das tröstliche Gefühl der Eingebundenheit in eine christliche Gemeinschaft, die ihnen gewohnheitsgemäß durch offenstehende Klostertore signalisiert wurde. Schwerlich wurde dieses Bedürfnis in den Ordensklöstern erfüllt, die auf die eigenen Mitglieder konzentriert waren und in deren Gästehäusern das unverhohlene Bemühen zu spüren war, die weltlichen Gäste vom eigentlichen Klosterleben fernzuhalten. In der Art der erwiesenen Gastfreundschaft wurde den Laien die Bedeutung, die ihnen die Mönche zumaßen, und somit im weitesten Sinne die Stellung, die sie innerhalb der durch die Klosterlandschaft repräsentierten Gesamtkirche einnahmen, nur allzu deutlich vor Augen geführt. Mit der allmählichen Angleichung der zunächst vorhandenen lebenspraktischen und damit auch von außen realisierbaren Unterschiede verwischten die einzelnen monastischen Reformansätze derart, daß die großen auf dem Land angesiedelten Abteien, gleich ob sie cisterciensisch, cluniacensisch oder prämonstratensisch waren, in den Augen vieler Laien allesamt zu unattraktiven Orten monastischen Standesbewußtseins wie selbstversunkenen Rückzugs degradierten.35 Insbesondere für die breiteren Bevölkerungsschichten, für die auf dem Hintergrund der steten Bevölkerungsvermehrung wie der sich entwickelnden Infrastruktur im 35

Eine deutliche Sprache sprechen die im 12. und 13. Jahrhundert entstehenden Spottgedichte, die von TH. WRIGHT oder J. LECLERCQ, 1958, ediert wurden. Eine facettenreiche Schilderung der Situation liefert GEORGES DUBY, Die Zeit der Kathedralen. Kunst und Gesellschaft 980-1420, Frankfurt 1980, S. 237. In der Tat lassen die zeitgenössischen Consuetudines auch auf der Ebene der Gastfreundschaft eine immer stärkere Konzentration auf die geistesverwandten Gäste de religione erkennen: Vgl. Kap. 4.3.1.1 Anm. 438; Kap. 4.3.1.4 nach Anm. 932.

392 12. Jahrhundert eine zunehmende Mobilität zu beobachten ist, 36 eröffneten sich attraktivere Angebote: Vielerorts ist das Abdriften in sicherlich nicht grundlos gerade zu dieser Zeit entstehende Häresien zu verzeichnen, die die enttäuschten Laien mit der Hoffnung auf dauerhafte Seligkeit in der jenseitigen Welt lockten. 37 In unterschiedlichen Formen nahmen die Laien die zuvor zu großen Teilen durch die Klöster getragene Versorgung von Armen, Pilgern, Reisenden und Kranken selbst in die Hand. Vor allem in den ebenfalls gerade im 12. Jahrhundert einen bedeutenden Aufschwung nehmenden Städten etablierten sie, sei es in Privatinitiativen oder in die städtischen Institutionen eingeordnet, effektive Versorgungsstätten, die aufgrund ihrer je besonderen Ausrichtung auf Dauer mehr Zulauf fanden als die klösterlichen Gäste- und Armenhäuser. 38 Längst waren es nicht mehr nur die abgelegenen Cistercienserklöster, sondern die traditionsorientierten Abteien im allgemeinen, die nunmehr im Schatten des sozialen Lebens lagen, das sich zusehends von den Klöstern hin zu den städtischen Zentren verlagerte.39 Mit 36

Vgl. J. LE GOFF, 1965, S. 55-58; O . G. OEXLE, in: Sankt Elisabeth, S. 87-88; H . KELLER, 1990, S. 219-253; LUDWIG SCHMUGGE, Mobilität und Freiheit im Mittelalter, in: Die abendländische Freiheit vom 10. bis 14. Jahrhundert, hrsg. v. JOHANNES FRIED (Vorträge und Forschungen 39) Sigmaringen 1991, S. 307-324.

37

Vgl. HERBERT GRUNDMANN, Religiöse Bewegungen im Mittelalter. Untersuchungen über die geschichtlichen Zusammenhänge zwischen der Ketzerei, den Bettelorden und der religiösen Frauenbewegung im 12. u n d 13. Jahrhundert und über die geschichtlichen Grundlagen der deutschen Mystik, Darmstadt 4 1977 ( N D d. 1. Aufl. 1935); DENS., Ketzergeschichte des Mittelalters (KIG 2, Lieferung G l ) Göttingen 3 1978; ALEXANDER PATSCHOVSKY, Art.: Häresie, in: LMA 4 (1989) Sp. 1933-1937; RAINER KAMPLING - WOLFGANG BEINERT - HERIBERT HEINEMANN, Art.: Häresie, in: LThK 4 (M995) Sp. 1189-1193, Sp. 1190-1191; PETER SEGL, Art.: Katharer, in: LThK 5 (1996) Sp. 1327-1330; GRADO G. MERLO, Art.: Waldenser, Waldensertum, in: LMA 8 (1997) Sp. 19531955; HANS WOLTER, Häretische Bewegungen und die Anfänge der kirchlichen Inquisition, in: H K G ( J ) III/2 (1968) S. 123-132; J. WOLLASCH, 1973, S. 186; M. MOLLAT, in: II monachesimo, S. 214; DENS., S. 78-81; RAOUL MANSELLI, Franziskus. Der solidarische Bruder, Zürich - Einsiedeln - K ö l n 1984, S. 11-29.

38

Vgl. M. MOLLAT, S. 89-96, der von einer „Wachablösung des M ö n c h t u m s " (S. 92) und mit A. VAUCHEZ von einer „Revolutionierung der Caritas" spricht, die im 12. Jahrhundert in Gang gesetzt wurde (S. 122). Eine nach wie vor zentrale Einführung in die Organisationsformen der innerstädtischen Caritas bietet SIEGFRIED REICKE, Das deutsche Spital u n d sein Recht im Mittelalter, 2 Bde. (KRA 111-112) Stuttgart 1932; ein sehr anschauliches Einzelbeispiel skizziert PASCALE SUTTER, „Arme Siechen". Das St. Galler Siechenhaus Linsebühl im Spätmittelalter u n d in der frühen Neuzeit, in: St. Galler Kultur u n d Geschichte 26 (1996) S. 5-267. Vgl. zur wichtigen Rolle, die in diesem Zusammenhang den Bruderschaften zuzumessen ist, ADALBERT MLSCHLEWSKI, Männer und Frauen in hochmittelalterlichen Hospitälern. Das Beispiel der Antoniusbruderschaft, in: Doppelkloster u n d andere Formen der Symbiose männlicher u n d weiblicher Religiösen im Mittelalter, hrsg. v. KASPAR ELM - MICHEL PARISSE (Berliner Historische Studien 18. Ordensstudien VIII) Berlin 1992, S. 165-176.

39

Vgl. J. WOLLASCH, 1973, S. 186; DENS., 1975, S. 284-285; DENS., 1988, S. 199; MECHTHILD BLACK, Die Speckpfründe Lamberti - Z e n t r u m der Armenfürsorge in Münster während des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, in: Stiftungen u n d A r m e n f ü r s o r g e in M ü n s t e r vor 1800, hrsg. v. FRANZ-JOSEF JAKOBI (u.a), Münster 1996, S. 26-159.

393 der Zeit traten hier die Vertreter eines neuen Mönchtums für die Belange der Armen ein, die Bettelorden, deren zunächst nicht seßhafte Mitglieder sich mit ihrer ganzen Person mit den Armen identifizieren wollten und ihnen hiermit eine neue Würde gaben. 40 Aber selbst auf dem Land und vor allem an den großen Pilgerrouten waren es nicht mehr nur die Klöster, die den Reisenden Herberge boten. Immer stärker vertraten auch hier Kanonikergemeinschaften, Hospital- und Ritterorden, Bruderschaften oder andere Laiengemeinschaften, die an bestimmten Brennpunkten speziell zum Zweck der Gastaufnahme und Pilgerversorgung gegründet worden waren, die Belange der wandernden Massen. 41 U n t e r dem Titel De bospitalibus pauperum et domibus leprosorum charakterisiert Jacob von Vitry in seiner .Historia occidentalis' die unter der Augustinusregel lebenden Hospitalgemeinschaften. Im Vergleich zur monastischen Gastfreundschaft und Armensorge fallen sofort das seelsorgliche Moment wie die Rolle der weiblichen Gemeinschaftsmitglieder ins Auge. Auch kritische T ö n e über die in einigen Gemeinschaften zu beobachtenden Mißbräuche fehlen nicht. 4 2 Angesichts der Entwicklung, die der Johanniterorden nach der Etablierung des militärischen Zweiges nahm, endet auch die von Walter Map unter der Uberschrift De origine Hospitalarium vorgenommene Beschreibung mit einer vorwiegend kritischen Einschätzung. 4 3

Bezeichnenderweise liegen die im ,Liber S. Jacobi' erwähnten drei größten Hospitäler der Welt nicht in der Hand von Klöstern, sondern von Hospitalgemein40

Vgl. M. MOLLAT, S. 106-121; O . G. OEXLE, in: Sankt Elisabeth, S. 88-90; R. MANSELLI, in: Die Zisterzienser. Ergänzungsband, S. 36. Vgl. einleitend KASPAR ELM, Art.: Bettelorden, in: LMA 1 (1980) Sp. 2088-2093; J. HOURLIER, S. 111-124; H . KELLER, 1990, S. 456-471; ISNARD W. FRANK, Art.: Dominikanerorden, in: LThK 3 ( 3 1995) Sp. 309-318; LUIGI PELLEGRINI - EDITH PASZTOR (u.a.), Art.: Franziskaner, in: LMA 4 (1989) Sp. 800-822; KARL S. FRANK, Art.: Franziskaner, in: LThK 4 (M 995) Sp. 30-36.

41

Vgl. den Überblick von M. MOLLAT, S. 82-89; ELIE LAMBERT, O r d r e s et confréries dans l'histoire du pèlerinage de Compostelle, in: AMidi 54-55 (1942-1943) S. 367-403; PIERRE A. SLGAL, Les marcheurs de Dieu. Pèlerinages et pèlerins au moyen âge, Paris 1974, S. 88-92; L. SCHMUGGE, 1983, S. 41-49. D e n Spitälern u n d Spitalorden in der Schweiz ist der von ELSANNE GLLOMENSCHENKEL redigierte Band 4,4 der Helvetia Sacra gewidmet (Basel - Frankfurt 1996); vgl. für die italienischen Teil ANTONIETTA MORETTI, Gli umiliati, le communità degli ospizi della Svizzera italiana (Helvetia Sacra 9,1) Basel - Frankfurt 1992.

42

Kap. XXIX, ed. J. F. HINNEBUSCH, S. 146-151, bes. S. 147-149; vgl. mit einführender Literatur ebd. S. 276-284.

43

D e nugis curialium, Dist. 1,23, ed. M. R. JAMES, S. 68-73. Vgl. JONATHAN RLLEY-SMITH GÜNTHER BINDING, Art.: Johanniter, in: LMA 5 (1991) Sp. 613-616; D e r Johanniterorden, der Malteserorden. Der ritterliche O r d e n des hl. Johannes vom Spital zu Jerusalem. Seine Geschichte, seine Aufgaben, hrsg. v. ADAM WIENAND (u.a.), Köln 3 1988; HELEN NICHOLSON, Templars, hospitallers and teutonic knights. Images of the military Orders, 1128-1291 (Leicester University Press) Leicester 1993; RUDOLF HLESTAND, Art.: Ritterorden, in: LMA 7 (1995) Sp. 878-879; neuere Literatur auch bei KAY PETER JANKRIFT, Leprose als Streiter Gottes. Institutionalisierung und Organisation des O r d e n s vom heiligen Lazarus zu Jerusalem von seinen Anfängen bis zum Jahr 1350 (Vita regularis 4) Münster 1996.

394 Schäften.44 Diese Entwicklung hängt vorwiegend damit zusammen, daß das seit dem 11. Jahrhundert zum Massenphänomen entwickelte Pilgerwesen durch die Klöster allein nicht getragen werden konnte. 45 Darüber hinaus scheinen gerade die einer zurückgezogenen Lebensweise verpflichteten Klöster der Mönchsorden aktiv dazu beigetragen zu haben, daß sich aufgrund ihrer den Zeitbedürfnissen wenig entgegenkommenden Haltung die Laien gezielt in die Hände neuer Gemeinschaften begaben, die auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet waren. Ein Schritt zur immer filigraneren Differenzierung nicht nur des Mönchtums, 46 sondern des gesamten mittelalterlichen religiösen Lebens ist hiermit zu beobachten. 47 Der für die städtischen Institutionen bezeichnenden Spezialisierung vergleichbar intendierten die durch die neuen religiösen Gemeinschaften betreuten Häuser nicht mehr die uneingeschränkte Aufnahme aller Armen, Alten, Kranken und anderweitig Bedürftigen. Fast ausschließlich auf die Notwendigkeiten der Pilger konzentriert, hatten sie Abstand genommen vom Ideal der allumfassenden Caritas, das in den monastischen Gästehäusern zu realisieren versucht wurde. Versteht man das Aufkommen neuer religiöser Gemeinschaften und Organisationsformen als Zeichen der Krise,48 so wäre im Hintergrund der hier aufgezeigten Entwicklung geradezu eine Krise der monastischen Gastfreundschaft im 12. und 13. Jahrhundert angezeigt. Auch die in den Ordensstatuten des 13. Jahrhunderts wiederzufindenden päpstlichen Ermahnungen zur Tugend der hospitalitas bestätigen diese These. 49 Eine letzte Konsequenz ist mit der durch die Cistercienser eingeleiteten Wende in der Geschichte der monastischen Gastfreundschaft in Verbindung zu bringen: der Entwicklungsschub, der für die gewerbliche Gastfreundschaft im 12. und

44

Vgl. Kap. IV, ed. J. VLELLLARD, S. 10-11; K. HERBERS, 1986, S. 90.

45

Vgl. L. SCHMUGGE, 1983, S. 42; K. HERBERS, 1984, S. 1 8 6 - 1 8 7 ; ROBERT PLÖTZ, Deutsche Pilger nach Santiago de Compostela bis zur Neuzeit, in: K. HERBERS, 1988, S. 1-28, S. 4; K. HERBERS, 1986, S. 4 2 - 4 3 ; H . C . PEYER, 1987, S. 119. 131-132.

46

Vgl. KASPAR ELM, Die Bedeutung historischer Legitimation für Entstehung, Funktion und Bestand des mittelalterlichen Ordenswesens, in: Herkunft und Ursprung. Historische und mythische F o r m e n der Legitimation. Akten des Gerda Henkel Kolloquiums, Düsseldorf 1991, hrsg. v. PETER WUNDERLI, Sigmaringen 1994, S. 71-90.

47

Vgl. K. ELM, in: L M A , Sp. 698; DENS., in: T R E , S. 3 2 0 - 3 2 2 ; CAROLINE WALKER BYNUM, Did the twelfth century discover the individual?, in: DIES., Jesus as mother. Studies in the spirituality of the high middle ages (Publications of the center for medieval studies, U C L A 16) Berkely - Los Angeles - London 1982, S. 82-109.

48

Vgl. K. SCHREINER, in: Institutionen und Geschichte; K. ELM, in: Die Zisterzienser, S. 34-35.

49

Vgl. nur den in der Bulle Audivimus

et audientes Gregors I X . formulierten Aufruf zur Gastfreund-

schaft, der als Dist. 11,16 in die nachfolgende Statutenkodifikation des Prämonstratenserordens eingegangen ist (ed. PL. F . LEFEVRE, 1946, S. 131-132. 6 0 - 6 1 ) . Beispiele für Ermahnungen, die auf der diözesanen Ebene an die Klöster ergingen, hat L. HARD ICK zusammengestellt (S. 54. 131 mit A n m . 7).

395 13. Jahrhundert zu verbuchen ist. 50 In einer Zeit, in der Europa durch verbesserte Verkehrsverbindungen zusammenrückte, die auch durch die monastischen Strukturen vorangetrieben wurden, 51 und in einer Zeit, in der Handel und Gewerbe allgemein im Aufschwung befindlich waren, 52 lag das Bedürfnis nach einer selbstbestimmten und von allen geistigen Implikationen befreiten, rein geschäftsmäßigen Gastaufnahme in der Konsequenz der sich vollziehenden mentalen Wandlungen. Die Reisenden wollten selbst entscheiden, in welcher Weise ihre Bedürfnisse erfüllt wurden, wie sie verpflegt und untergebracht wurden und wie lange ihr Aufenthalt an einem O r t dauern durfte. Unabhängig von allen für die Klostergäste geltenden Bestimmungen und Einschränkungen wollten sie ihren gesicherten Gastaufenthalt gestalten - und hierfür durchaus bezahlen. Als eine unter vielen Möglichkeiten der Gastaufnahme geht die monastische Gastfreundschaft aus den prägenden Entwicklungen des hohen Mittelalters hervor: Durch eine wärmende Unterkunft, durch die seit jeher verbindlich zur monastischen Gastfreundschaft zählende Verpflegung, in die teilweise auch die Reittiere der Gäste einbezogen waren, und durch eine ein- bis maximal dreitägige Dauer zeichnet sie sich auf der praktischen Ebene aus. Eine sichere Einkunftsquelle für die Klöster bildete sie keineswegs, es sei denn in dem Sinne, daß die Gäste und Pilger in den Klosterkirchen zu opfern und zu spenden pflegten oder daß sie sich in den Klostertavernen, die im 13. Jahrhundert nahezu jeder größeren Abtei angegliedert waren, zusätzlich verpflegen ließen. Sorgenvollen zeitgenössischen Stimmen zufolge überwogen die finanziellen Probleme, die sich durch die Kosten der nach wie vor auf der Grundlage christlicher Caritas basierenden Gästeversorgung ergaben, und zwar unabhängig davon, ob die Gäste aus dem eigenen Orden stammten oder als zufällig vorbeikommende Laien um Aufnahme baten. In vielen hochmittelalterlichen Klöstern wurde die Gastfreundschaft sicherlich der Tradition entsprechend kontinuierlich und mit letzter Hingabe ausgeübt. Für das laikale Publikum hingegen hatten sich ernstzunehmende Alternativen entwikkelt. In der Geschichte der monastischen Gastfreundschaft spiegelt sich die zunehmende Pluralität der hochmittelalterlichen Gesellschaft, die für das Mönchtum von entscheidender Bedeutung war, an der das Mönchtum aber auch selbst entscheidenden Anteil hatte. 50

Vgl. H . C . PEYER, 1987, S. 5 1 - 7 6 . 138. 2 2 0 - 2 7 6 . 2 8 0 - 2 8 3 ; K. HERBERS, 1986, S. 45. Parallel zur Gastfreundschaftsentwicklung sind in dieser Zeitspanne auch für andere Bereiche T e n d e n z e n zur Kommerzialisierung zu erkennen: So sprechen Aufträge an laikale Berufsschreiber im 12. Jahrhundert dafür, daß sich auch die mittelalterliche Buchherstellung v o n einem nahezu ausschließlich in den Klöster betriebenen P r o d u k t i o n s p r o z e ß zu einem säkularen Gewerbezweig entwickelte. Vgl. HANS-JOACHIM KOPPITZ - GABRIELE ZEITLER-ABRESCH - GÜNTHER BINDING, A r t . : B u c h A . Allgemein und abendländischer Bereich, in: L M A 2 ( 1 9 8 3 ) Sp. 8 0 2 - 8 0 8 , Sp. 805.

51

Vgl. J. HUBERT, 1977, bes. S. 46. 6 2 - 6 8 ; K. HERBERS, 1986, S. 4 3 - 4 5 ; H . KELLER, 1990, bes. S. 2 1 9 -

52

Vgl. JAN A . VAN H O U T T E - PETER SCHREINER, Art.: Handel, in: L M A 4 ( 1 9 8 9 ) Sp. 1 8 9 5 - 1 9 0 1 ; H .

2 2 4 . 2 5 1 - 2 5 2 ; B. P. M c G u i R E , S. 2 3 3 . KELLER, 1990, S. 2 3 0 - 2 3 6 ; N . OHLER, S. 8 5 - 9 2 ; J. L E G O F F , 1965, S. 3 7 - 5 0 . 1 8 7 - 2 0 2 .

^

Literatur1 und

6.1

Quellen

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Alle Abkürzungen lassen sich auflösen nach SIEGFRIED M. SCHWERTNER, Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete. Zeitschriften, Serien, Lexika, Quellenwerke mit bibliographischen Angaben (Theologische Realenzyklopädie) Berlin - N e w York 2 1994. Darüber hinaus werden die wichtigsten cisterciensischen Quellen folgendermaßen abgekürzt: CCpri Carta Caritatis prior SCC Summa Cartae Caritatis C C p o s t Carta Caritatis posterior ExoPa Exordium Parvum ExoCi Exordium Cistercii ExoMa Exordium Magnum Cap. Capitula IGC EO UC LAD LND RB

Instituta Generalis Capituli Ecclesiastica Officia Usus C o n v e r s o r u m Libellus Antiquarum Definitionum Libellus Novellarum Definitionum Regula Benedicti

397 Benedicti Regula, ed. RUDOLF HANSLIK ( C S E L 75) Wien 2 1977 (zit.: R. HANSLIK). Die Benediktusregel, lat./dt., hrsg. im Auftrag der Salzburger Abtekonferenz, Beuron 1992. S aneti Bernardi opera, ed. JEAN LECLERCQ - HENRI M . ROCHAIS - C . H. TALBOT, 8 Bde. (Editiones Cistercienses) R o m 1957-1977 (zit.: S B O ) . Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke lat.-dt., hrsg. v. GERHARD B. WINKLER, Bd. 1-5. 7. 9, Innsbruck 1990-1998 (zit.: hrsg. G. B. WLNKLER). Bernhard von Cluny, O r d o Cluniacensis, ed. MARQUARD HERRGOTT, in: Vêtus disciplina monastica, Paris 1726, S. 133-364 (zit.: M. HERRGOTT). Bibliotheca Cluniacensis, ed. MARTIN MARKIER - ANDRE DUCHESNE, Lyon - Paris 1614 ( N D Macon 1915), (zit.: Bibl. Clun.). S. Bonifatii et Lulli epistulae, ed. ERNST DÜMMLER ( M G H . E p 3,1) Berlin 1892, S. 215-433. BOUTON, JEAN DE LA CROIX - VAN DAMME, JEAN-BAPTISTE, Les plus anciens textes de Cîteaux: Sources, textes et notes historiques (Cîteaux - Commentarli Cistercienses. Studia et Documenta 2) A c h e i 2 1 9 8 5 (zit.: J . BOUTON - J . - B . VAN DAMME) . Bruno - Guigo - Antelm, Epistulae Cartusianae. Frühe Kartäuserbriefe, ed./trad. GISBERT GRESHAKE (Fontes Christiani 10) Freiburg (u.a.) 1992. Bullarium sacri ordinis Cluniacensis, ed. PIERRE SIMON, Lyon 1680 (zit.: Bull.Cl.). Caesarii Heisterbacensis monachi ordinis cisterciensis dialogus miraculorum, ed. JOSEPH STRANGE, 2 Bde., Köln - B o n n - Brüssel 1851 (zit.: J . STRANGE). Die Wundergeschichten des Caesarius von Heisterbach, ed. ALFONS HLLKA, Bd. 1: Exempla und Auszüge aus den Predigten ( P G R G K 43) Bonn 1933 (zit.: A. HLLKA). Cartulaire du prieuré de La Charité-sur-Loire, ed. RENE DE LESPINASSE, Nevers - Paris 1887 (zit.: R. DE LESPINASSE). Le cartulaire de Marcigny-sur-Loire (1045-1144). Essai de reconstruction d'un manuscrit disparu, ed. JEAN RICHARD (Analecta Burgundica) Dijon 1957 (zit.: J . RICHARD). Cartulaire du prieuré de Paray-le-Monial, ed. ÜLYSSE CHEVALIER, Paris 1890 (zit.: U . CHEVALIER). Cartulaire général de l'Yonne. Recueil de documents authentiques pour servir à l'histoire des pays qui forment ce département, ed. MAXIMILIEN QUANTIN, Bd. 1, Auxerre 1854 (zit.: M. QUANTIN). Cartulaires de l'abbaye de Molesme, ancien diocèse de Langres (916-1250), ed. JACQUES LAURENT, Bd. 2 (Collection de documents publiés avec le concours de la commission des antiquités de la C ô t e - d ' O r 1) Paris 1911 (zit.: J . LAURENT). Le cartulaire de l'abbaye cistercienne d'Obazine, X I P - X I I F siècle, ed. BERNADETTE BARRIERE (Publications de l'institut d'études du Massif Central 33) Clermont-Ferrand 1989 (zit.: B. BARRIERE). Le premier cartulaire de l'abbaye cistercienne de Pontigny. X I P - X I I I e siècles, ed. MARTINE GARRIGUES (Collection de documents inédits sur l'histoire de France 14) Paris 1981 (zit.: M . GARRIGUES). Premier et second cartulaire de l'aumônerie de S. Martial, ed. ALFRED LEROUX - EMILE MOLINIERANTOINE THOMAS, in: Documents historiques bas-latins, provençaux et français concernant principalement la Marche et le Limousin, Bd. 2, Limoges 1885, S. 1-25 (zit.: A. L E R O U X - E. MOLINIE R - A . THOMAS). Chartes et documents concernant l'abbaye de Cîteaux 1098-1182, ed. JEAN MARILIER, R o m 1961 (zit.: J . MARILIER). Chaucer, Geoffrey, Canterbury tales, ed. A. C . CAWLEY (Everyman's library 74) London 1992. T h e chronicle of Robert of Torigni, abbot of the monastery of St. Michael-in-Peril-of-the-Sea, ed. RICHARD HOWLETT ( R B M A S . Chronicles of the reigns of Stephen, Henry II., and Richard I. 4) London 1882 ( N D Wiesbaden 1964), (zit.: R. HOWLETT). Chronicon abbatiae de Evesham, ed. WILLIAM DUNNMACRAY (Rolls series 29) London 1863 (zit.: W. D . MACRAY). Chronicon S. Benigni Divionensis. Chronique de l'abbaye de Saint-Bénigne de Dijon, ed. EMILE BOUGAUD - JOSEPH GARNIER (Analecta Divionensia 9) Dijon 1875. La Chronique de Saint-Maixent 751-1140, ed./trad. JEAN VERDON ( C H F M A 33) Paris 1979.

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