Die Genesis Erklärt
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Die Genesis Erklärt

ts= nicht abschwächen (Um.br. Sünde S. 4), sondern cumulirend den Gedanken nachdrücklicher hervorheben (s. V. 27). Die griech. und auch lateinische KVV. haben u n t e r s c h i e d e n , und eixcov (imago) auf die physische oder auch angeborne, o ^ o L m i g (similitudo) auf die ethische oder auch anzueignende Seile des göttl. Ebenbilds beziehen wollen (ebenso Del.). Aber das Fehlen des ) zwischen 'ua und 'is (blos LXX haben %ai) f ü h r t nicht auf solche Unterscheidung; V. 2 7 und 9, 6 ist nur der eine der beiden Ausdrücke gebraucht, 5, 1 nur der andere (vgl. 5, 3 w o auch die Präp. wechselt). Dass r w j aram. Lehnwort sei (Wlh. I. 4 0 1 ) , ist unbeweisbar; seiner Bildung (mos, r u t ) und y n a c ' 1 0 n Cant., bei Hos., Jes.) ist es gut hebräisch, und im Hehr, das einzige W o r t (2 Reg. 16, 10 schon in der Quelle) f ü r diesen Begriff, der dadurch, dass er dem Ez. in der Darstellung seiner Gesichte so geläufig ist, noch nicht zu einem späten w i r d . Das Gleiche gilt von welches in der Bedeutung herrschen im Aram. unbekannt ist (und nur vom Hehr, her im Targ. und Talm. noch ein Paar mal vorkommt); endlich » a s V. 2 8 (gemeinsemit.) ist durch 2 Sam. 8, 11. Zach. 9, 15. Mich. 7, 19 (trotz Stade) hinlänglich als zum ältern Gut gehörig bezeugt. — Die Menschen sollen, kraft ihrer Gottähnlichkeit, ihre irdischen Mitgeschöpfe beherrschen, eig. auf sie treten (Ps. 8, 5 ff.). f 1 ^ ] ein Collectivbegriff (Ew. 1 7 9 c ) s. v. a. o;ti -w 9, 2. Ps. 8, 9. f ^ n - j s a - i ] in d e r Aufzählung der Thiergatlungen höchst auffallend. Zwar konnte man y j s n f ü r Erdbevölkerung (Gen. 9, 13. 19. 10, 2 5 . 11, 1), dichterisch vielleicht f ü r H s n (Jj. 12, 8) sagen (Kn\ aber das reicht hier, wo man eine bestimmte Classe von Landthieren und eine a n d e r e , als die am Boden fortkriechenden Reptilien e r w a r t e t , nicht aus. Hätte aber der Vrf. die Erde selbst als Object der U n t e r w e r f u n g gemeint, wie V. 2 8 (Ke.), so hätte er füglich diese Worte an's Ende des V. setzen müssen. Demnach wird die Lesart verdorben und obwohl auch LXX Sam. Onk. sie haben, doch mit Pesch. (Cler. llg. Ew. Olsh. Del.) Vt1.?" (V. 2 5 ) zu lesen sein. — Diese Herrschaft des Menschen ist nun aber blos Folge seiner Ebenbildlichkeit, nicht diese selbst; das folgt aus V. 2 8 , wo sie dem nach Gottes Bild Geschaffenen erst durch einen besondern Segen Gottes zugesprochen wird. W a s unter der Gottähnlichkeit näher zu verstehen sei, darüber spricht Vrf. sich nicht bestimmt aus. Aber zum voraus ist klar 1) dass ihm der ganze Vorzug des Menschen vor dem Thier darin zusammengefasst ist, 2) dass sie sich nach ihm durch Zeugung in der Menschheit forterbt (5, 1 — 3 ) , und, wie die daraus abgeleitete Herrschaft über die Thiere, dem Menschen überhaupt zukommt (9, 3 ; wie Ps. 8, 6), nicht blos dem Menschen im Urzustand, also von ihm auch nicht in eine besondere sittl. Vollkommenheit des ersten Menschen gesetzt worden sein kann; 3) dass,

Gen. 1, 2 6 .

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weil nach d e r Lehre des Mosaismus Gott ein Geistwesen ist, das z w a r in dieser u n d j e n e r Erscheinungsform sich v e r g e g e n w ä r t i g e n kann, a b e r ohne Gestalt u n d d a r u m auch d u r c h keine sinnl. Gestalt abbildbar (Ex. 2 0 , 4. Dt. 4 , 12. 15 ff. Jes. 3 1 , 3) ist, trotz des A u s d r u c k s Bild die Aehnliehkeit nicht zunächst und vorzüglich in d e r äusseren Gestalt des Menschen gesucht w e r d e n darf. Ist das a b e r s o , so kann d e r Vrf. den Menschen ein Abbild Gottes und Gott ähnlich n u r d a r u m g e n a n n t haben, weil er in seiner geistigen B e g a b u n g , (Denkfähigkeit, Selbstbew u s s t s e i n , Willensfreiheit) und seinem Sinn i u r das Ewige, W a h r e u n d G u t e , göttliches W e s e n und göttl. Kräfte milgctheill bekommen hat, z w a r n u r abbildlich und in abgeleiteter Weise, aber doch s o , dass er d u r c h diese seine göttl. G r u n d k r ä f t e ü b e r alle a n d e r e n irdischen W e s e n hervorragt u n d sie zu beherrschen geeignet ist. Sofern dieses geistige W e s e n auch seiner ä u s s e r n Erscheinung den Adel und die W ü r d e (schöne Gestalt, a u f r e c h t e Stellung, g e b i e t e n d e Haltung, edle B e w e g u n g , ausdrucksvolle Geberde, geistigen Blick, Kn.) verleiht, welche ihn vor allen irdischen Geschöpfen auszeichnen und „vor welchen die Thiere scheu u n d furchtsam w e i c h e n " (9, 2. Kn), ist seine leibl. Gestalt, d e r A u s d r u c k u n d das W e r k z e u g seines Geistes, von seinem geistigen W e s e n nicht zu t r e n n e n , und soll gewiss auch nach dem Sinn des Vrf. aus dem Begriff d e r Ebenbildlichkeit nicht ausgeschlossen sein. Man kann das auch aus Gap. 5, 3 schliessen ( K n . ) , w o der Vrf. von dem Verhältniss des Sohnes zum Vater, das ja auch ein Vcrhältniss d e r leibl. Aehnliehkeit w a r , dieselben A u s d r ü c k e gebraucht. Aber selbst d o r t kann die Aehnliehkeit damit nicht erschöpft sein, noch viel w e n i g e r g e g e n ü b e r von Gott. — Uebrigens kommt das Ebenbild mit diesem A u s d r u c k im A. T. n u r bei A vor (Ps. 8 spricht von derselben Sache mit a n d e r n A u s d r ü c k e n ) , und alle späteren E r w ä h n u n g e n desselben gehen auf ihn zurück. Gelehrte Deutungen des Begriffs findet man Sir. 1 7 , 3 ff. (vgl. Sap. 9, 2 f.), und Sap. 2, 2 3 . Wie diese Stellen schreiben auch 1 Cor. 11, 7. Jac. 3, 9 das Ebenbild dem Mensehen ü b e r h a u p t z u ; jedoch vertieft sich bei Paulus d e r Begriff z u r Idee d e r sittlich-religiösen Vollkommenheit und spricht er d a r u m von demselben als einem durch die S ü n d e v e r d o r b e n e n und erst durch Christus wied e r h e r g e s t e l l t e n u n d w i e d e r h e r z u s t e l l e n d e n (Col. 3, 1 0 ; Eph. 4, 2 4 ) ; an diesen paulin. Sprachgebrauch schliesst sich die kircld. Lehre darü b e r an, welche ü b e r diese g r u n d l e g e n d e n Stellen des A. T. w e i t hinausgeht. „Zeitig nahm man (s. S. 2 9 ) hei den J u d e n an d e r bibl. Vorstellung Anstoss und liess den Menschen n u r nach dem Bilde d e r Engel geschaffen sein z . B . LXX Syr. Chald. zu Ps. 8, C ; Saad. zu Gen. 9, 6 ; samar. Ueb. zu Gen. 5, 1. 9, 6 ; Pers., Kimch. zu Gen. 5, 1 ; Rasch, zu Gen. 1. Uebrigens kommt j e n e Vorstellung auch im ¡ihrigen Alterthum vor. Der Mensch w u r d e nach Lucian de imag. 2 8 vom besten Philosophen üv.mv Otov g e n a n n t , nach Hermes bei Lact, inst. div. 2, 1 0 ad imaginem Bei gemacht und nach Ovid. met 1

83 in ejßgicm moderanlum

vunvla Deorum gebildet.

d e o r . 1, 3 2 bezeichnet die Menschen als similes de leg. 1, 9 wie auch Juvenal 15, 1 4 2 ff. an

Cicero d. nat.

Deorum und e r i n n e r t die aufrechte Gestalt,

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Gen. 1, 2 6 . 2 7 .

aber auch an das Geistige. Arat. phaenom. 5 nennt die Menschen ein Aibg yévog, welches Paulus Act. 17, 2 8 zu einem &iov yévog erweitert, und die Pythagoreer lehrten eine Gvyyévuctv ¿v&gmmov noog dtovg (Diog. Laert. 8, 1, 19), dachten aber dabei, wie auch Andere, z. R. die Platoniker, an die Seele als Ausfluss der Gottheit, während Andere zugleich behaupteten, r ò siòog aitò &eà lotxivai (Philostr. vit. Apoll. 8, 7). Auch Phocyl. carm. 1 0 1 nennt den Geist „eixàv &sov" (fin.). Es versteht sich j e d o c h , dass in der heidnischen, die Gottheit vermenschlichenden Denkweise alle diese Aussagen viel weniger zu bedeuten haben, als auf Libi. Standpunkt. — V. 2 7 . Freudig gehoben berichtet der Vrf. die Schöpfung des Menschen mit dichterischem Anhauch in 3 rhythmischen Gliedern (Ew.). Glied b hebt aus Gl. a einen P u n k t , das ^ s a , als hochwichtig besonders h e r a u s ; c ergänzt a und b in Beziehung auf die Zahl der Geschaffenen. In a und b genügt es, vom Menschen im Allgemeinen zu sprechen, daher in c musste wegen der Zweiheit der Individuen nrjs gesagt w e r d e n . Den Gedanken, dass der Mensch zuerst als einer geschaffen und nachher zu zweien wmgeschaffen worden sei, erlaubt schon der Ausdruck nicht; dass die Aussage des c besonders hingestellt i s t , ist n u r Folge des poet. Rhythmus, ein Männlein und Weiblein schuf er sie] nicht: männlich und weiblich schuf er sie, als w ä r e die Zahl der Paare hier unbestimmt gelassen, denn und " a g ! sind nicht collect., und dass der Vrf. nur ein Paar annahm, ist Gap. 5, 1 ff. deutlich (anders Tuch2 2 4 . 3 9 ) . Die F r a g e , ob die Menschheit von einem oder mehreren Paaren abstamme, obwohl in der neueren Wissenschaft lebhaft discutirt (Gabler Urgesch. II, 2 S. 4 1 ; Winer RWB. u. A d a m ; Uebersiclit über die Controverse zwischen den Monogenisten und Polvgenisten bei Zöckler Theol. u. Naturwiss. II. 7 6 8 ff.), aber noch nicht gelöst und wissenschaftlich überhaupt kaum lösbar, lag als Streitfrage dem Alterthum gar nicht vor. Auch der Vrf. macht keinen Gegensatz gegen eine abweichende Ansicht (etwa durch Hervorhebung mit dem Zahlwort); obgleich er n u r ein Paar annimmt (wie ausserbiblische Ivosmogonien), zeigt er doch durch das collective b-x V. 2 6 , dass ihm das Schwergewicht gar nicht auf diesen P u n k t fällt. W a s er betont, ist, dass Gott die Menschen in seinem Bilde (und mit der Geschlechtsdifferenz, vgl. Matth. 19, 4) geschaffen habe, dass sie in ihrem Verhällniss zu Gott und durch ihre gottebenbildliche Natur alle gleich sind. An der Anerkennung dieses Satzes ist die Religion selbst betheiligt. " " " - s j ] Obwohl A, wo er erwachsene Leute beiderlei Geschlechts im Sinn hat, auch ti-s gebraucht (Ex. 3 5 , 29. 3 6 , 6 ; besonders wenn er älteren Vorlagen folgt Lev. 13, 2 9 . 38. 2 0 , 2 7 . Num. 5, 6. 6, 2 cf. Dt. 17, 2), so bedient er sich doch, als ein an schärfere Begriffsbestimmungen gewöhnter Rechtskundiger, nicht blos bei Thieren, sondern auch bei Menschen überall d a , w o es auf den Geschlechlsunterschied ohne Unterschied des Alters a n k o m m t , für mas des Ausdrucks (z. B. Gen. 17, 10 ff.; Ex. 12, 4 8 . Lev. 6, 11. 2 2 . 7, 6. 2 7 , 3 ff. Num. 1, 2 ff.) wie auch andere vorexilische Schriftsteller Ex. 2 3 , 17. 3 4 , 23. Dt. 4, 16. 15, 19. 16, 16. 2 0 , 1 3 . .lud. 2 1 , 1 1 f. 1 Reg.

Gen. 1,

27—30.

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11, 1 6 . J u r . 2 0 , 15. 3 0 , 6 ) u n d d a n e b e n f ü r femina z w a r aucli d e s g e w ö h n l i c h e n "-¿n (Lev. 1 8 , 2 2 . 2 0 , 13, c f r . J u d . 2 1 , 1 1 f.), h ä u f i g e r a b e r u n d zumal bei Thieren des r n p j ( w i e J e r . 3 1 , 2 2 . Dt. 4 , 1 6 ) . Durch das Arab. u. Assyr. e r w e i s t sich i s t als ein altsemit. A u s d r u c k , d e r n u r im A r a m . bald d e n speciellen Begriff Widder annahm, (über die B e h a u p t u n g , i s j sei die j ü n g e r e F o r m f ü r ä l t e r e s i i s r , s. zu Ex. 2 3 , 1 7 ) ; - a g : a b e r , von einer g u t liebr. ~\f, u n d d i r e c t e r Gegensatz zu i s t , k a n n , o b w o h l sonst n u r im A r a m . e r h a l t e n , nicht e r s t in d e r v e r f e i n e r n d e n , alles g r o b Sinnliche m e i d e n d e n S p r e c h w e i s e d e r j ü n g e r e n Zeit a u f g e k o m m e n sein ( g e g e n Wellh., Gsbr.), scheint v i e l m e h r auch im Assyr. v o r z u k o m m e n ( P H a u p t Sintfluthbericht 1 8 8 1 . S. 2 2 ) . — V. 2 8 . Auch sie e r h a l t e n e i n e n S c h ö p f u n g s s e g e n , a b e r in u n d m i t diesem nicht blos die K r a f t sich zu v e r m e h r e n und die E r d e zu füllen (V. 2 2 ) , s o n d e r n auch die Kraft, sich die E r d e selbst u n d ihre l e b e n d e n W e s e n zu u n t e r w e r f e n , wie H e r r e n mit E i g e n t h u m s r e c h t (Ps. 1 1 5 , 1 6 ) darü b e r zu schalten u n d sie i h r e n Z w e c k e n d i e n s t b a r zu m a c h e n . Wohl n u r z u r E r h ö h u n g d e r Feierlichkeit ist im h b r . Text das vollere "»3«¡15 trn^K d ; ^ gesagt statt (V. 2 2 ) , w a s die LXX a u s d r ü c k e n , aas] zu V. 2 6 . r ^ s S n ] ü b e r Art. zu V. 2 1 (von Wl. I. 4 0 2 falsch b e u r t h e i l t ) : die auf d e r E r d e sich r e g e n d e n T h i e r e f ü r sämmtliehe L a n d thiere. — V. 2 9 f. V e r o r d n u n g e i n e s G r u n d g e s e t z e s f ü r die Geschöpfe, sich anschliessend an das I l e r r s c h e r r e c h t des Menschen u n d dieses bes c h r ä n k e n d , aber w e g e n seiner w e i t e r g r e i f e n d e n B e d e u t u n g als ein besonderes Gotteswort eingeführt. Es betrifft die N a h r u n g d e r Menschen u n d T h i e r e . Den Menschen w e i s t Gott die S a m e n t r a g e n d e n K r ä u t e r u n d die S a m e n f r u c h t t r a g e n d e n B ä u m e a n , s. zu V. 1 1 (vgl. 2,

16.

17, 2 0 .

3,

18).

23,

vp:]

11. 1 3 ;

ich

gebe

Ew.

hiemü,

135c;

Ges.

„dedero",

vgl.

9, 13.

126, 4.

15,

18.

V.

21.

Samen säend o d e r streuend, w e n n nicht dieses Qal, wie V. 1 1 f. das Iii., von s^t e r s t d e n o m i n i r l ist (Ew. 122c). Dass es sich V. 11 f. u m d e n e r s t zu b i l d e n d e n , liier u m d e n schon gebildeten d. Ii. r e i f e n S a m e n b a n d l e (Böttch. N. Ae. I, 9 ; Del.) ist w o h l zu fein. F ü r die menschliche N a h r u n g k o m m e n die K r ä u t e r u n d Bäume hauptsächlich w e g e n ihres S a m e n s in Betracht. In V. 3 0 m u s s nach MT. das "•pp: von V. 2 9 noch f o r t w i r k e n , doch ist dies s c h w i e r i g , w e g e n ssi V. 2 9 , und es ist leichter, a n z u n e h m e n , dass vor ^ s - p n ein " p p j ausgefallen ist (Ew. Del.). In d e r A u f z ä h l u n g d e r T h i e r e fehlen nicht blos die o ; n " i i u n d diese g e w i s s a b s i c h t l i c h , s o n d e r n auch (vgl. V. 2 4 f.) die rraria; ob d a r u m , w e i l das zahme V i e h , beim Menschen l e b e n d , an dessen N a h r u n g s m i t t e l n vielen Antheil hat ( K n . ) i ; sie kann auch in y^N« p*n (vgl. V. 2 8 ) inbegriffen sein (Del.). Diesen Thieren ist das Grün des Krautes a n g e w i e s e n d. Ii. alles g r ü n e Gras und K r a u t ; p1?^ d e u t e t an, dass n t o hier im weitesten Sinn (s. V. 1 1 u n d vgl. 2, 5 ; Ex. 9 , 2 5 . 1 0 , 15), also in w e i t e r e m als V. 2 9 , g e n o m m e n ist u n d das Gras einschliessen s o l l ; ist nicht, g e b r a u c h t , w e i l es oben V. 1 1 f. nicht e r w ä h n t w a r ; w ä r e V. 1 1 f. sstfi s. v. a. Gras ü b e r h a u p t , so w ä r e dessen E r w ä h n u n g hier zu e r w a r t e n . — Diese N a h r u n g s a n w e i s u n g ist nicht e r s c h ö p f e n d ( W a s s c r t h i e r e u n b e r ü c k s i c h t i g t ; flandb.

z. A. Test. XI.

4. Aufl.

3

34

Gen. 1, 3 0 .

Nahrungsmittel wie Milch und Honig f ü r die Menschen, Körner f ü r Vögel und Landlhiere nicht e r w ä h n t ) ; es wird nur die V. 11 f. verzeichnete Gewächswelt unter die Lebewesen des Landes (und der Luft) zum Gebrauch vertheilt, und w e r d e n Kräuter und Bäume, mit ihren Samen und Früchten, den Menschen, Gras und Krautesgrün den Thieren zugewiesen; es ist eine Unterscheidung in Bausch und Bogen. Aber die Austheilung der Gewächswelt unter die Lebewesen ist nicht der einzige Gesichtspuncl, unter dem die Stelle betrachtet sein will. Die Nichterwähnung der Fleischnahrung f ü r den Menschen, dem doch das Herrschaftsrecht über die Thiere zugesprochen ist, führt im Zusammenhalt mit 9, 2 IT. auf einen tieferen Gedanken, dem der Vrf. Ausdruck geben will. Fleischnahrung kostet einem Thiere das Leben; solche Tödtung der Thiere für den eigenen Gebrauch aber, so geläufig sie in «ler jetzigen Weltordnung ist, ist nach A nicht ursprünglich gewesen und der Schöpferordnung Gottes nicht gemäss; nicht Krieg und Mordlust, sondern Frieden wollte der Schöpfer unter seinen Geschöpfen; der Bruch dieses Gottesfriedens in der Schöpfung tritt erst mit dem Sinken der Geschöpfe ein. Und durch V. 3 0 gibt er (vgl.' Gen. 6, 11 ff.) deutlich zu verstehen, dass er wirklich für die erste Zeil die Aul'rechterhaltung dieses Gottesfriedens annahm. Demnach sollen V. 2 9 f. das göttl. Grundgesetz f ü r das Leben der Geschöpfe und damit zugleich eine Charakteristik des Urstandes derselben, speciell der Menschheit, eines Standes des Friedens geben; sie leisten also dasselbe, was C mit seiner Erzählung vom Gottesgarten (Cap. 2 f.) bezweckt (Ew. JB. II. 134 ff.). Mit solchem Glauben an eine Urzeit paradiesischen Friedens stellen die bibl. Erzähler nicht allein (s. Cap. 2), aber auch zu der besonderen Fassung des Gedankens hier linden sich auswärts manche Parallelen. „Nach Plato de leg. 6 p. 7 8 2 und Plut. symp. 8, 8, 3 enthielt man sich anfänglich des Fleischgenusses, weil man die Tödtung von Thieren als unrecht erachtete (Ding. Laert. 8, 1, 1 2 ; Porph. abst. 3, 2 6 ) ; ebenso lässt Ovid. met. 15, 96 iL fast. 4. 3 9 5 ff. die Menschen im goldenen Zeitalter allein foetus arboreos und herbas, noch kein Fleisch geniessen; und Verg. Ge. 1, 130 lässt ursprünglich auch die reissenden Thiere von Vegetabilien leben" (Kn.). Ueber die persische Lehre s. Spiegel Er. AK. I. 4 5 5 f. Die Möglichkeit solcher Lebensweise lässt sich, was den Menschen betrifft, nicht bezweifeln: wenn gleich seine Kauwerkzeuge und Verdauungsorgane auch auf thierische Kost eingerichtet sind, so ist doch erfahrungsmässig durch viele Beispiele bis herab auf die Vegetarianer nachgewiesen, dass Fleischnahrung f ü r ihn entbehrlich ist. Bei einfacher lebenden Völkern w a r und ist der Fleischgenuss seltener, und vielfach im Alterthum w a r das natürliche Grauen vor Blutvergiessen noch recht lebendig (Brahmanen, Buddhisten, Pythagoreer, Manichäer). Theils geschichtliche Erinnerungen an solche ältere Zustände und Sitten, theils das natürl. Mitgefühl mit der leidenden Creatur u n d die innere Stimme, dass Verfolgung und Gewallthat unter den Geschöpfen nicht der urspriingl. Wille des Schöpfers sein k ö n n e n , dienten der Anschauung, die der Vrf. ausdrückt, zur Stütze: wie die Dolmetscher der höheren Beligion

Gen. 1, 3 0 — 2, 2.

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den Frieden unter den Menschen (z. B. Jes. 2, 4. 9, 5 f. Zaeh. 9, 10 a.), bes. auch den Frieden zwischen der Menschen- und Thierwelt (Hos. 2, 2 0 ; Jes. 11, 5 — 9 . 65, 2 5 ) als das Zukunftsziel der Entwicklung hinstellen, so haben sie auch an einen Urständ paradiesischen Friedens glauben gelehrt. Viel schwieriger ist die Denkbarkeit eines solchen Urstandes bezüglich der Ernährung der Thiere. Eine Menge von Thierarten lebt auf Kosten a n d e r e r ; das erscheint als ihnen durch die Construclion ihrer Organe und Leiber so vorgezeiehnet, und der paläontologische Erfund erweist solche Organisation derselben als urälteste, dem Dasein des Menschen schon vorausgehende; in Anbetracht der übergrossen Fruchtbarkeit und Vermehrung gewisser Thierclassen stellt sich jene ihre Verwendung zur Erhaltung anderer sogar als ein W e r k schöpferischer Weisheit dar. Derartige Schwierigkeiten sind aber dem Vrf. noch nicht zum Bewusstsein gekommen, geschweige dass er sie (Gen. 6, 11 ff.) mit einer späteren Veränderung der ursprünglichen Organisation der Thiere löste. Er hat einfach und unter Voraussetzung der Identität ihrer leibl. Organisation bei einigen Thierarten die Möglichkeit einer einst friedlicheren Lebensweise und einer nachherigen Verwilderung angenommen. — V. 3 1 . Nach Abschluss des Sechstagew e r k s erfolgt das götll. Billigungsurtheil, diesmal über die Gesammtheit aller Werke, auf in» aia lautend, weil eben durch den Zusammenhang der einzelnen Theile mit einander und ihr zweckvolles Sichentsprechen ihre Trefflichkeit um so heller hervorleuchtet. nicht, wie bisher, ein, sondern der, als wollte Vrf. damit sagen: der sechste und damit letzte der 6 Tage. Dass nur nicht aii den Artikel hat (1, 2 1 . 2 8 gehören nicht hieher), ist nicht Zeichen jungen Sprachgebrauchs (m. I. 4 0 2 ) ; denn diese bequemere Redeweise (Ew. 2 9 3 a ; Ges. 1 1 1 , 2») findet sich in A nur hei oi- (2, 3. Ex. 12, 15) so wie bei Andern (Ex. 2 0 , 10. Dt. 5, 1 4 . Lev. 19, 6. 22, 27), wogegen bei allen andern Substantiven A immer den Artikel schreibt (Gen. 8 5. Ex. 2 8 , 10. 18 ff. 3 9 , 11 ff. 2 6 , 9. 2 9 , 19. 3 9 . 4 1 . Lev. 8, 2 2 . Num. 2 8 , 4. 8 u. s.), also noch keineswegs zum Sprachgebrauch von f ö s s n V - ? - (vgl. Gen. 4 1 , 26. Jud. 6, 2 5 . 1 Sam. 12, 2 3 . Jer. 17, 2. 38^ 14 u. ö.) vorgerückt ist. — Cap. 2, 1 — 3 . Den siebenten Tag bestimmt Gott, da er an demselben von seinem Schaffen ruhte, zu einem hl. Ruhetag. — V. 1. Suff, geht auf ' a m ' a n zugleich. Vom Heer des Himmels ist im A. T. oft die Rede; gewöhnlich wird damit das Sternenheer bezeichnet, doch auch die Engeischaaren ( l Reg. 22, 1 9 ; Heer Gottes Jos. 5, 14 f.), und Heere Gottes sind auch alle die elementaren Kräfte des Himmels, wie W i n d e , Blitze u. s. w. (z. B. Ps. 103, 21). „Heer der Erde", sonst nicht gewöhnlich und hier durch „Heer des Himmels" veranlasst, bezeichnet dasselbe, was sonst s6fcj T S « , vgl. Jes. 3 4 , 2 und die Umschreibung Neh. 9, 6. Alle Wesen Himmels und der Erde, auch die Cap. 1 nicht ausdrücklich erwähnten w e r d e n hier zusammengefasst. — V. 2. Und Gott endigle am siebenten Tage sein Werk] die leichtere Lesart f ü r " ^ a - i n (Sam. LXX Pesch. Jubil., Beresch. rab. c. 9, cl'r. Hieron. qu.), von Houbig. ilg. Pott Olsh. vorgezogen, lässt sich als ursprünglich vertheidigen, wenn S*

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Gen. 2, 2. 3 .

man annimmt, dass die Aenderung in 'smü geschehen sei mit Rücksicht d a r a u f , dass die 2. Hälfte des 6. (mit iga beginnenden S. 2 0 ) Tags nach der gesetzlichen Rechnung schon die 1. des 7. w a r und Sabbath mit s^y begann. Die Fassung des i s ^ als Plsqp. (Calv. Drus. Eichh. Gabi. Ros.) verstösst gegen die Grammatik. Unter Voraussetzung der Ursprünglichkeit der Mass. Lesart, muss man annehmen, dass Vrf. (anders als in V. 1) nVs nicht im Sinne von Fertigmachen, sondern von Aufhören mit (etwa wie n's? seq. Ex. 3 4 , 3 3 . 1 Sam. 10, 13. Ez. 43, 2 3 oder n ' j w Ex. 12, 15) genommen ( V a t . Tuch. Kn.) und zugleich die Ruhe Gottes als die eigentliche Vollendung des Schöpfungswerks gedacht (Rasch. Del. Ke.) hätte. Die Streichung des V. 2 h u. 3 b als späterer Zuthat (Wl., s. oben S. 14), wornach als Aussage des Vrf. sich e r g ä b e , Gott habe am 7. Tage erst sein letztes W e r k (den Menschen) gemacht, ist nicht blos ein Gewaltstreich, sondern beseitigt auch nicht den Widerspruch, dass der 7. Tag hl. Tag ( 3 a ) sein soll, und muthet dem Vrf. einen Gedanken zu, den niemals ein J u d e (zumal nach der Zeit des Dl.) gedacht haben kann. — und Gott ruhte am 7. Tag von allem seinem Werk, das er gemacht halle] man muss unter dieser Ruhe nicht geradezu dasselbe verstehen, was man in der Dogmatik die erhaltende Thätigkeit Gottes n e n n t , denn diese fasst das A. T. sonst nicht als Ruhe, vielmehr als fortgesetztes Schaffen, als stetiges Tragen der Welt durch Gottes allmächtige Kraft (s. auch Job. 5, 17) auf. Hätte Vrf. es so gemeint, so hätte er einfach gesagt: „und Gott ruhte von seinem W e r k " , nicht a b e r : „ruhte am 7. Tage von seinem W e r k " , der doch unmöglich als ein in infinitum sich erstreckender gedacht w e r d e n kann. Vielmehr liegt dem Vrf. der Ruhetag zwischen den Tagen der urschöpferischen Arbeit und der Zeit der erhaltenden Thätigkeit, ist der Durchgangspunkt von der einen zur andern. Der Wechsel von Arbeit und Ruhe, von Aussichheraustreten und Sichinsichzurückziehen ist damit in Gott selbst verlegt (vgl. Ex. 3 1 , 17 den noch sinnlicheren Ausdruck „sich erholen"). So menschenartig das klingt, so hat diese Anschauung doch ihr Recht, sofern wenn man einmal den Zeitbegriff auf das göttl. Thun anwendet und von einem Abschluss der Schöpfung spricht, es einen Zeitmoment gegeben haben muss, in welchem Gott mit Selbstbefriedigung auf die vollbrachte Schöpfung zurückblicken konnte und ruhte, nicht überhaupt, sondern von seinem Werk, das er gemacht hatte, vom Schöpfungswerk. Dass diese Zeit gerade als ein Tag bestimmt ist, ist die nothwendige Folge der Uebertragung des Wochencyclus auf das göttliche Thun. — V. 3. Und Golt segnete den 1. Tag und heiligte ihn] näml. nicht etwa späterhin zu Mose's Zeit, sondern eben damals am 7. Tag; auch nicht so, dass er schon damals den Menschen ein Gebot seiner Heilighaitang gegeben h ä t t e , denn den Israeliten wird das Gebot darüber erst unter Mose gegeben (Ex. 2 0 , 9. 31, 12 ff. 35, 1 ff. 16, 2 2 ff.), und von vormosaischer Sabbathsbeobachtung derselben ist nichts bekannt-, auch von einer Feier durch die Engel im Himmel (Jubil. c. 2) sagt unser Vrf. nichts. Sondern die Meinung ist: Gott legte damals einen besondern Segen auf diesen Tag, machte, dass wohlthätige Folgen sich

Gen. 2, 3. 4».

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an seine Feier k n ü p f e n , und heiligte ihn d . h . machte ihn zu einem heiligen, den gemeinen Tagen entnommenen und Gott geweihten Tag, der eine besondere Beziehung auf den hl. Gott hat (vgl. Jes. 5 8 , 13). Aber bemerkt wird das vom Vrf. allerdings schon mit Beziehung auf die Einsetzung der Sabbathfeier unter Mose (Ex. 3 1 , 17. 2 0 , 11). Zur Sache s. Ex. 2 0 , 10 f. niisii N-ia] da nicht nssVi? s ^ a , sondern rss^m rros Sprachgebrauch war, zugleich aber das Machen des W e r k s als ein schöpferisches bezeichnet w e r d e n sollte, so w a r diese Zusammensetzung (Ew. 2 8 5 a ) von selbst gegeben: welches machend er geschaffen hatte; „thätig seiend" ( K n . ) bedeutet n i s s i nicht. — Die Formel 'ji •'¡ri fehlt, nicht etwa weil dieser Tag als dies sine vespera, als ein endloser bezeichnet werden soll (Bei. nach August. Gonf. a. E.), wodurch er seinen Charakter als Typus des menschl. Sabbalhs verlöre; auch nicht blos darum, weil die Erzählung zu Ende ist, nicht mehr zu einem weiteren Tag hinübergeleitet wird und seine Beziehung als 7. Tag schon (V. 2) vorausgenommen ist, sondern zumeist d a r u m , weil der Sabbath von Abend zu Abend gerechnet wird, also obige Formel nicht mehr passen w ü r d e . — V. 4 a . Unterschrift zu diesem Stück, nicht lleberschrift zum 2. S t ü c k , wie gemäss der Paraschen- und Vers-Eintheilung noch Manche (Hengst. Baumg. Kur., Hofm. Ke. A.), auch kritische Ausleger (Tuch, de W. Hupf.) annehmen. Nämlich n i i ^ n ] nur im PI. st. c. vorkommend, der Bildung nach einem arabischen ä j J j j ' entsprechend,

bedeutet eig. Zeugung,

aber nicht als n. act.,

sondern (wie auch der stehende 1*1. zeigt) als Gegenslandsworl Erzeugtes (wie das etwas anders gebildete Geez-Wort tauledd", tevledde, tuledde, PI. tevleddt), somit im gewöhnlichen Sprachgebrauch als PI. st. c., vor einem Personennamen Zeugungen d. h. Geschlechter, Geschlechtsfolge, und dann in Ueberschriften leicht auch Geschlechtsgeschichte, Geschichte des von Jemand abstammenden Geschlechts (6, 9. 2 5 , 19. 3 7 , 2), bei den LXX ysvi6ig, yevißus, ßißlog yivsaemg. Vor einen Sachnamen gestellt, wie hier, kann das W o r t nur im uneigentlichen Sinn (Zeph. 2, 2. Jj. 3 8 , 28 f. Jes. 55, 10) gebraucht sein s. v. a. Hervorbringungen, die von (auf) Himmel und Erde, bei deren Schöpfung ( a — wie V. 1), hervorgebrachten Dinge, Wesen u . s. w. Zu der Vermuthung (Lagarde ürienlalia II. 3 8 ff.), dass Sing. mV»-, in der Bedeutung Herkunft (wie im Targ. der Ketubirn) zu lesen und der ganze Halhvers eine junge Interpolation sei, ist kein Grund. Eine Formel dieses Inhalts passt nun aber offenbar besser zu 1, 1 — - 2 , 3 als zu dem 2. Stück Cap. 2, 4 ff., welches, wenigstens nach seinem jetzigen Bestand, nur Fragmente einer Schöpfungsgeschichte und in der Hauptsache vielmehr etwas ganz anderes enthält. Das „was mit Himmel und Erde nach ihrer Schöpfung weiter geworden ist" (Ke.), wird Niemand 'stw 'isn H-i^ip n e n n e n ; auch erzählt 2, 4 ff. gar nicht, was mit H. und E. weiter geworden ist, sondern wie der Mensch g e w o r d e n ist und was mit ihm w u r d e . Es kommt dazu, dass die Formel überall im Pent. (auch Gen. 10, 1) auf A, nicht auf C, dem das 2. Stück angehört, zurückgeht, sowie dass bei C nicht s^s, sondern n t o und

Gen. 2 u. 3.

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der gewöhnliche Ausdruck ist. Gehört aber die Formel nach Styl und Sinn zum 1. Stück, dann kann sie nur Unterschrift zu diesem sein (,Stüh. Ew. Del. Hölem.). Nun kommt aber sonst bei A die Formel nur als Ueberschrift vor; als Unterschrift w ü r d e sie in d e r Schrift des A unmittelbar mit der Ueberschrift 5, 1 zusammengestossen sein (Schrad. 3 9 ) . Darum ist anzunehmen ( I l g . Pott, Schu. Kn. Sehr. A.), dass 2, 4 a im Buch des A Ueberschrift zu Cap. 1 w a r und erst von R zur Unterschrift gemacht ist, um durch sie das 1. Stück vom 2 . zu trennen (Sehr.) oder es mit demselben zu verbinden (Kn.) und den Schein zu vermeiden, als sollte sie Ueberschrift zum ganzen Pent. sein (Del. Nöld.). Dass die Formel als Ueberschrift vor 1, 1 unpassend sei, könnte man nur dann behaupten, wenn 1, 1 selbst Ueberschrift wäre (was es nicht ist). Aber nach dem oben S. 16 Gesagten, ist überhaupt wahrscheinlicher, dass erst R nach W e g n a h m e jener Ueberschrift dem 1, 1 seine jetzige Fassung gab. Zu dieser Vermuthung gibt Anlass die Minuskel n in ast^ana, welche doch ursprünglich kritische Bedeutung gehabt haben wird (Tuch)der Text von 1, 1 hätte dann bei A gelautet d ^ s os-aa • p s n i n^s-in iriibin nW (vgl. den ähnlichen Bau von 5, 1). — Auf keinen Fall aber gehört V. 4b noch zu dieser Unterschrift (Ew. Del. Hupf. A.), sondern 4 b ist der Beginn des 2. Stücks (Kn. Buns. Sehr. Nöld.). Denn die W o r t e 4 h w ä r e n neben sx-iana ganz überflüssig. Sodann beginnt hier schon der Sprachgebrauch des 2. St.: iites für und f ü r ta^'b«; statt (Ps. 1 4 8 , 13) hat Ä immer y^xm n - a i n . Endlich auch ö ^ a = als (auch 2, 17. 3, 5) w ä r e im Munde dessen, welcher eben von der Schöpfung in 6 Tagen berichtet hat, ungeschickt gewählt, während es (Sehr.). 5, 1 seinen guten Sinn hat

2.

Die S c h ö p f u n g

des Menschen, Cap. 2, 4b — 3 ,

sein Urzustand

und

Fall

2 4 ; aus C.

1. Dass diese Capitel ein zusammenhängendes Stück bilden, leuchtet sofort ein. Der Mensch im Gottesgarten Cap. 2, wird daraus vertrieben Cap. 3 ; das Verbot des Erkenntnissbaums Cap. 2 wird Cap. 3 vom Menschen übertreten; der Lebensbaum, 2, 9 flüchtig erwähnt, w i r d 3, 2 2 . 24 nach seiner vollen Bestimmung erklärt; die Verurt e i l u n g zu schwerer Feldarbeit 3, 1 7 — 1 9 ist der Gegensatz zu dem 2, 15 f. beschriebenen leichteren Loos; 3, 19. 2 3 weist auf 2, 7 zurück; 2, 2 5 bereitet auf 3, 7. 10 f. 2 1 vor. Dazu kommt die Gleichheit der Darstellungsweise und Sprache (wovon nachher), besonders auch der Doppelname Jahve-Elohim in beiden Capiteln. Ebenso sicher ist aber, dass hier ein anderer Erzähler als im 1. Stück berichtet, a) Das 1. Stück gibt ein vollständiges Bild der Schöpfung der Welt. Hier dagegen hebt die Erzählung neu an, geht zurück bis zu der Zeit, da noch nicht Pflanzen, Thiere, Menschen w a r e n , und berichtet ihre Erschaffung. Allerdings handelt es sich in ihr hauptsächlich um den Menschen; um die Schöpfung der andern Wesen nur so weit, als sie

Gen. 2 u. 3.

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mit dem Menschen in Beziehung stehen. Deshalb hat man gemeint, es solle hier nur das vorige Stück ergänzt, Einiges von dem dort Gesagten ausführlicher und von andern Gesichtspunkten aus dargelegt werden. Aber in Wahrheit ergänzt das zweite das erste nicht blos, sondern weicht auch von ihm ab. Der Mensch erscheint hier nicht allein dem Werth, sondern auch der Zeit nach als das erste Geschöpf: die Thiere werden erst für ihn geschaffen, ja auch die Pflanzenwelt scheint vor ihm noch nicht da zu sein 2, 5 — 7 ; es ist also eine andere Ordnung in der Erschaffung der Wesen (s. 2 , 1 9 ) . Abweichend ist auch die Bemerkung über die Trockenheit der Erde vor der Hervorbringung der Pflanzen ( 2 , 5), über die früheste Ernährungsweise des Menschen ( 2 , 16 u. 3, 1 8 ) und über die Schöpfung des Weibes ( 2 , 2 1 ff.), abweichend ist endlich die ganze Beschreibung des Urzustandes des Menschen von dem 1, 2 9 f. angedeuteten. Das sind freilich nur Abweichungen in untergeordneten Dingen, während in der Hauptsache, über das Wesen des Menschen und sein Verhältniss zum Schöpfer und zur Natur wesentliche Uebereinstimmung sich zeigt. Aber auch in nebensächlichen Dingen wird derselbe Erzähler sich so nicht widersprechen, und beweisen vielmehr die Abweichungen für einen andern Erzähler. Die vielen Versuche, unter Voraussetzung der Einheit des Verfassers, beide Berichte zu vereinigen ( H a s s e Entdeckungen u. s. w. I. 8 5 ff.; Rink Einh. der mos. Schöpf.Berichte 1 8 2 2 ; Rosenm. Schol. I. 9 2 ; Ewald Comp, der Gen. S. 1 9 2 ; Ranke Untersuch, ü. d. l'ent. I. 1 6 4 ff.; Kurtz Beiträge zur Verth, der Einh. des Pent. 1 8 4 4 ; Hölemann Einh. der beiden Schöpf.Berichte 1 8 6 2 A.; s. Tuch) sind theils mit unzulässigen exeget. Mitteln gemacht, theils haben sie nicht zum Ziele geführt (s. zu den St.). Nicht einmal, dass der 2 . Erzähler den ersten voraussetze und nur ergänzen wolle (Tuch, Del. A.), ist zuzugeben: ein Ergänzer hätte sein Neues in die Ordnung des Sechstagewerks eingefügt, aber nicht dem 1. Bericht Widersprechendes belichtet, ohne zu erklären, wie sich das reime (Hupf. 1 2 5 ) . Auch würden in diesem Fall ausdrückliche oder stillschweigende Rückbezieliungen auf das 1. Stück erwartet; solche zeigen sich aber nirgends; höchstens das Wort B-rf';?« in B^i-fts ' n könnte dafür gelten, wenn es sich nicht aucli anders erklärte, b) Auch die Darstellungsweise und Sprache weist auf einen andern Erzähler hin. Statt der schlichten, nur an die Hauptsachen sich haltenden Erzählungsweise des 1. Stücks bemerkt man hier Vorliebe für Schilderung der Nebenumstände und ursächlichen Zusammenhänge, Scenenmalerei, aus feiner Reflexion und sinniger Betrachtung hervorgegangene W i n k e , auch in der Art, von Gott zu reden, mehr Freiheit und vermenschlichende Darstellung: „Gott bildet Menschen und Thiere, haucht jenem Leben in die Nase ( 2 , 7 . 8. 19), nimmt eine Rippe aus seinem Leibe und verschliesst die Oeffuung (2, 2 1 ) , baut die Rippe zu einem Weibe (2, 2 2 ) , pflanzt den Garten ( 2 , 8 ) , nimmt den Menschen und lässt ihn darin nieder (2, 15), bringt die Thiere zum Menschen (2, 1 9 . 2 2 ) , ergeht sich in der Kühle des Abends (3, 8 ) , spricht wie eifersüchtig auf den Menschen ( 3 , 2 2 ) " , Kn. Für das göttliche Schaffen ist nicht s - ; : , sondern rräs

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Gen. 2 u. 3.

oder gebraucht, selbst 2, 4 1 '; f ü r die Thiere nicht t ^ s n pü", sondern r r f m r»n 2, 19 f. 3, 1. 14, wie auch mign ir>fe 2, 5, rnfen sim» 2, 6. 3, 18. Andere ihm sonst beliebte, bei A nicht gewöhnliche Ausdrücke sind z. B. ossn 2, 2 3 (18, 32. 29, 3 4 f. 3 0 , 20. 4 6 , 30), ^ a s a 3, 17, ^ W ? 3, 11, f w n» 3, 13, r a s ? 3, 15. 17, vy_ 3, 2 4 , 3, 17, -a-,n na-w 3, 16. Besunders wichtig ist der durchherrschende Gottesname vvelchcn A bis Ex. 6, 2 nie, wohl aber C durchweg gebraucht. Freilich erscheint hier nicht (wie sonst bei C) Jalive f ü r sich, sondern immer (in LXX 2, 5. 7 — 9 . 2 1 f. 3, 2 2 blos o-r^tc) in der Zusammensetzung o-r;?« m ^ , welche sonst im Hexateuch nur Ex. 9, 30 vorkommt. Aber diese Erweiterung des durch D^nVs ist wahrscheinlich erst durch 11 geschehen. Ein zureichender Grund, w a r u m C selbst hier ' s geschrieben hätte, lässt sich nicht einsehen. Demi dass der Name ' s weil voller, zugleich heiliger und darum dem Paradies zugeeignet sei ( H u p f . 1241'.), oder dass f ü r den paradiesischen Zustand Elohim und Jahve noch zusammengefallen, und erst f ü r die gefallene Menschheit aus einander getreten seien ( F W S c h i ü t z 3 7 9 ) beruht auf unklaren Vorstellungen, und die Annahme, dass durch die Hinzufügung des zu 'st die schon im Paradies beginnende Heilsthätigkeit Gottes angedeutet w e r d e n soll ( K e , 3 50), wird durch andere Stücke der Gen., wo in gleichem Fall eben nur ' s , ohne steht, widerlegt. Wo sonst in älteren Schriften jener Doppelname vorkommt, wie Ex. 9, 30. 2 Sani. 7, 22. 25, soll das beigesetzte ' s nachdrücklich hervorheben, dass Jahve wirklich und in Wahrheit Gott ist, vgl. 1 Sam. 6, 2 0 ; hier, nicht in der Rede der Leute, sondern in einfacher Relation des Erzählers war zu solcher Hervorhebung kein innerer Grund. Halte aber C ' s '•< zu schreiben keine Veranlassung, so doch R, der das 1. und 2 . Stück in diese Verbindung brachte. W e n n auf das 1. Stück mit Elohim ein Stück mit Jahve folgte, so musste jeder Leser anslossen und einen absichtlichen Gegensatz oder besonderen Grund verniutben, der doch nicht da war. Diesem Anstoss beugt die Zusammensetzung vor, indem sie anzeigt, dass Jahve hier mit dem zuvor genannten Elohim derselbe sei ( T u c h , Iin. Del. A.). Zwar hätte f ü r diesen Zweck die Nauiensverbindung in den Paar ersten Versen zur Noth genügt, aber durch Beschränkung des Doppelnamens auf den Anfang des Stücks wäre dessen einheitlicher Charakter geschädigt worden; dagegen für die folgenden Jahve-Stiicke w a r eine solche Zusammensetzung nicht mehr nöthig, obwohl die LXX KVQIOS O &e6g noch bis Gap. 9 fortsetzen, meist in den Stücken des C f ü r einigemal auch in denen des A f ü r c-nVs. Wie 11 ' s zu hinzugesetzt hat, so hat er wahrscheinlich aus dem Schöpfungsbericht Einiges weggelassen (s. zu 2, 5 f.) und dagegen 3, 20 und (nach Einigen) vielleicht auch 2, 1 0 — 1 4 . (8b) eingeschaltet. — Dass das ganze Stück von einem andern Vrf. als C geschrieben sei, behauptet Reuss Gesch. des AT. § 2 1 8 , wegen des Doppelnamens ' s '•> (worüber oben) und weil die Stellung des Stücks an seinem jetzigen Platz auf einem Misverständniss beruhe (worüber unten). 2. Wie von einem andern Vrf. geschrieben, so ist das Stück auch

Gen. 2 u. 3.

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seinem Inhalt und Zweck nach sehr verschieden vom ersten. Zwar handelt es in seiner 1. Hälfte (C. 2) auch von d e r Schöpfung, wenigstens der organischen W e s e n , und man n e n n t sie darum w o h l auch die zweite Schöpfungsgeschichte, oder b e s s e r , weil der Mensch im Mittelpunkt derselben s t e h t , die Menschenschöpfungsgeschichte. Aber diese 1. Hälfte hat doch schon ihr Absehen auf die zweite (C. 3), auf die Erzählung vom Falle des Menschen und seinen Folgen. Um die Bedeutung dieses Falles zu zeigen, musste der Vrf. zuvor den u r s p r ü n g lichen Zustand des Menschen b e s c h r e i h e n , u n d , weil er einen anderweitigen Bericht d a r ü b e r nicht voraussetzen konnte (s. n r . 1), wenigstens soweit sieh auf die Schöpfung einlassen, als es f ü r die E r k l ä r u n g d e r Stellung des ursprünglichen Menschen zur Natur und zum Schöpfer erforderlich w a r . So ergaben sich die beiden Hälften seiner Darstellung von selbst. Dass er auch Dinge berücksichtigt, welche zu d e r Hauptsache keine n o t w e n d i g e Beziehung haben (wie die E h e , die Urs p r ü n g e d e r Sprache und der Bekleidung), befremdet nicht, weil diese Dinge doch in den Kreis der u r s p r ü n g l . Verhältnisse des Menschen gehören, und entspricht ganz dem freien und weiten Umhlick, den der Vrf. auch sonst ü b e r a l l liebt. Sein eigentliches Ziel behält er doch unverriiekt im Auge, näml. die Erklärung des Falles des Menschen. •— Anscheinend gibt er blos eine E r z ä h l u n g , aber man sieht leicht, dass das nicht eine Erzählung gewöhnlicher Art sein k a n n . Einmal gibt sie auf gewisse s c h w e r e Fragen, welche d e n k e n d e Menschen von j e h e r sich gestellt haben und immer w i e d e r stellen w e r d e n , A n t w o r t e n , u n d es ist nicht zu verkennen, dass d e r Erzähler sowohl selbst ü b e r diese F r a g e n aufs reiflichste nachgedacht hat, als auch L e s e r n , welche der Schwierigkeiten derselben bewussl w a r e n , entgegenkommen wollte. Sodann a b e r betrifft die Erzählung einen Gegenstand, über welchen ein eigentlich geschichtlicher Bericht nicht zu e r w a r t e n ist. Die gesell. Eri n n e r u n g e n d e r Menschheit reichen nicht einmal bis in die Anfänge d e r Völkerbildungen zurück, geschweige denn bis auf die der ersten Menschen; wichtige, f ü r die Menschen einflussreiche äussere Ereignisse sind vergessen, und da sollte ein so rein geistiger V o r g a n g , w i e d e r hier in Rede stehende, gedächtnissmässig überliefert s e i n ? Auch w ä r e die W a h r h e i t dieser Erzählung übel v e r b ü r g t , w e n n sie, wie die j e d e r a n d e r n Geschichte, n u r auf die Zuverlässigkeit einer äusseren Ueberlieferungskette g e g r ü n d e t w e r d e n müsste. Man w i r d also in des Vrf. E r z ä h l u n g etwas m e h r sehen müssen als eine gewöhnliche Geschichte. Gibt es doch noch ganz andere Gewissheiten als die durch sinnliche W a h r n e h m u n g oder Hörensagen vermittelten. Dem Geiste des Menschen nämlich, sobald er eine gewisse Reife erlangt hat, w o h n t ein unabweisliches Bediirfniss inne, ü b e r die von der E r f a h r u n g nicht aufgehellten Räume und Dinge, und so auch über die Anfänge und Urgeschichte seines Geschlechtes sich Gedanken zu machen, und diese Ged a n k e n , weil sie vergangene Dinge b e t r e f f e n , nehmen die Gestalt von Erzählungen an und pflanzen sich, mitgetheilt, in Erzählungsforin fort. Bei allen alten Culturvölkern finden sich Erzählungen über die Anfänge der Menschheit. Auch die unsere hier ist nicht a n d e r s zu ver-

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l'ien. 2 u. 3.

s t e h e n ; auch sie r u h t ihrem G r u n d e nach auf G e d a n k e n , welche sich der denkende Geist des h e h r . Volkes ü b e r diese Urdinge gemacht hat. Insofern steht sie auf gleicher Linie mit den e n t s p r e c h e n d e n ¡Mythen' d e r alten Völker (s. nr. 4 ) . Und doch ist zwischen ihr u n d ihnen ein wesentlicher Unterschied. Bei solchen ü b e r die gemeine E r f a h r u n g hinausgreifenden E r z ä h l u n g e n kommt alles auf die Gründe und Voraussetzungen a n , auf d e n e n sie e n t w o r f e n sind. W o Gott seinem w a h r e n W e s e n nach e r k a n n t ist, da kann und m u s s man sich auch ü b e r das u r s p r ü n g l i c h e W e s e n des Menschen richtige Gedanken m a c h e n ; auf dem festen G r u n d e der Principien d e r Oifenbarungsreligion e r b a u e n sich nicht blosse sinnreiche Mythen, sondern sichere E r k e n n t n i s s e und Lehren, W a h r h e i t e n , die dem Glauben sich b e w ä h r e n u n d an den Glauben sich w e n d e n . Glaubenswahrheiten in F o r m einer Erzählung sind es, die d e r Vrf. hier d a r r e i c h t , und auf den Gedankengehalt d e r Erzählung k o m m t es zumeist an, nicht auf die Aeusserlichkeiten d e r Verhältnisse und Vorgänge. Nur weil u n d soweit diese Gedanken ihre innere N o t h w e n d i g k e i t und W a h r h e i t h a b e n , ist auch die Geschichte w a h r , nicht u m g e k e h r t . Im Sinn einer gewöhnlichen Geschichte ist die Erzählung sonst im AT. noch n i r g e n d s v e r w e n d e t , auch Hos. 6, 7 und Jj. 3 1 , 3 3 nicht. — Dass aber der Vrf. blos misverständlich eine psychologisch-ethische Mythe ü b e r einen täglich sich w i e d e r h o l e n d e n Vorgang, näml. ü b e r den Uebergang des Menschen aus der glücklichen Unwissenheit des Kindes in das Stadium des sittl. Bewusstseins und der Freiheit und den damit v e r b u n d e n e n Verlust des kindlichen Glückes zu einer Erzählung umgebildet und an d e n Anfang seines W e r k e s gestellt habe ( R e u s s ) , widerlegt sich schon d a d u r c h , dass w e n n man die angebliche Mythe von allen Beziehungen auf den U r m e n s c h e n , die e r s t e S c h ö p f u n g und das Paradies, w o m i t sie jetzt v e r w o b e n ist, loslöste, nichts ü b e r h a u p t der R e d e w e r t h e s ü b r i g bliebe. 3 . Geht m a n auf d e n G e d a n k e n z u s a m m e n h a n g d e r E r z ä h l u n g ein, so ergibt sich als Ausgangspunkt die räthselhafte T h a t s a c h e , dass d e r Mensch, o b w o h l Gott-verwandt, das Höchste zu e r s t r e b e n fähig u n d in B e h e r r s c h u n g u n d D u r c h d r i n g u n g aller Dinge ausser ihm i m m e r weiter fortschreitend, doch unzähligen Leiden, Uebeln und B e s c h w e r d e n u n t e r w o r f e n i s t , dass er n a m e n t l i c h , o b w o h l mit unaustilgbarer Sehnsucht nach einem d a u e r n d e n Glück e r f ü l l t , doch dieses Gut niemals erreicht, vielmehr wie die a n d e r n irdischen W e s e n dem S t e r b e n u n d Vergehen anheimfällt. Der W i d e r s p r u c h , d e r darin liegt, hat von j e h e r die Menschen zu d e r A h n u n g g e f ü h r t , dass das nicht ursprünglich so g e w e s e n sein könne. Leicht zu bemerken w a r auch, dass j e n e Uebel im Laufe d e r Geschichte eher zu- als a b n e h m e n , und die Menschen in einfacheren Verhältnissen noch glücklicher seien. Von da aus hat sieh insgemein bei den Völkern der Glaube an eine bessere Vorzeit der Menschheit gebildet, bei verschiedenen j e nach ihrem Genius verschieden ausgemalt. Gewiss hatten auch schon die älteren Hebräer ähnliche Vorstellungen. In der mosaischen Religion kamen aber n e u e E r k e n n t n i s s e hinzu, um solchen A h n u n g e n einen festeren Grund zu geben. Die eine ist die Erkenntniss des e i n e n , guten und heiligen G o t t e s , der Alles

(Jen. 2 u. 3.

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und so auch den Menschen n u r gut geschaffen haben kann; von diesem Grund aus hat auch A (S. 3 4 f.) einen ursprünglich besseren Zustand der Menschheit gelehrt, in welchen erst allmählig das Verderben Eingang fand (Gen. 6, 1 1 f.). Die andere ist die Erkenntniss der üebel des Lebens als der n o t w e n d i g e n Folgen und Strafen der mensehl. Sünde, eine Erkenntniss, die als mehr oder minder klares Gefühl durch die Völker überhaupt geht, aber bei den Israeliten eine Grundsäule ihres ganzen Rcligionssvstems bildet. Tiei diesem Zusammenhang von Sünde und liebel hören die Plagen der Menschen a u f , verwunderlieh zu sein (Jj. 5, 6 f.) und ist das schwere Räthsel scheinbar befriedigend gelöst, aber doch nur, um sofort einer neuen Frage Platz zu machen. Denn wenn die Uebel allgemein sind, weil auch die Sünde allgemein ist, so fragt sich eben wieder, wie dieses letztere möglich geworden ist. Mit der Antwort, dass das Sündigen zur Natur des Menschen gehöre, eine unvermeidliche Unvollkotnmenheit sei, kann die mos. Religion, welche den Menschen von Gott gut geschaffen sein lässt (Qoh. 7, 2 9 ) und ihm die höchste sittliche Aufgabe (Lev. 19, 2. Ex. 2 0 , 20) stellt, sich nicht zufrieden geben, sondern für sie tritt der Gegensatz zwischen der geschichtl. Wirklichkeit und der ursprünglichen Natur und Bestimmung des Menschen in um so grösserer Schärfe hervor, und wird darum hier die obige Frage besonders dringend und schwer. Nun ist freilich wahr, dass der Gegensatz zwischen dem Menschen wie er sein soll und wie er ist, noch nicht an sich ein Gegensatz zwischen Anfang und Verlauf der Menschengeschichte ist, vielmehr er auf jeden einzelnen Menschen zutrifft, und darum auch die auf die Frage zu gebende Antwort auf jeden Einzelnen sich anwenden lassen muss. Aber doch ist auch sicher, dass jeder Mensch der geschichtl. Erfahrung in Kreisen geboren w i r d , die von der Sünde schon inficirt sind, und von seinen frühesten Anfängen an (Gen. 8, 2 1 ; Ps. 51, 7) den Einflüssen des in der Menschheit ausgebildeten Bösen ausgesetzt, auch im Kampf mit den Uebeln des Lebens seiner verführenden Macht um so leichter zugänglich ist. Es ist da ein ununterbrochener Zusammenhang schlimmer Einwirkungen rückwärts von Geschlecht zu Geschlecht. Will man also den Ursprung der Sünde und des ihr folgenden Verderbens, damit aber auch das eigentliche Wesen derselben in seiner Reinheit erkennen, so muss man doch bis zum Anfang der ganzen Entwicklang zurückgehen. Auf dieser Einsicht', nicht auf Misverstand, beruht es, wenn unsere Erzählung die Entstehung der Sünde und ihrer Folgen schon heim ersten Menschen ansetzt. Wenn bei A die bessere Urzeit sich während deä ersten Zeitalters hindehnt, das schliesslich eindringende Verderben aber seinen Gründen nach nicht erklärt wird, so geht C noch weiter zurück, und lässt die grosse Veränderung schon beim Urmenschen, bald nach seinen Anfängen eintreten. Zwar liegt nun diese Veränderung jenseits aller geschichtl. Kunde, aber der Yrf. erzählt auch kaum mehr darüber, als was aus dem Wesen der Sache selbst und aus der sich iinmer wiederholenden Erfahrung folgt, und verleiht damit seiner Zeichnung den Reiz grösster Einfachheit. Freilich konnte er für seine Beschreibung des Vorgangs

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des äusseren Beiwerks nicht entbehren. Aber gerade hiefür kamen ihm die in seinem Volk w o h l längst heimischen, aus dem Osten stammenden (s. Nr. 4) Sagen von einem Göttersitz und einem mit allen göttlichen Gütern angefüllten W u n d e r l a n d entgegen. An sie knüpfte er an, oder vielmehr sie nahm er auf und machte sie zur durchsichtigen Hülle seiner Gedanken. —• Seine Darstellung ¡st diese. Der Mensch ist zwar von Natur doppelten W e s e n s , einerseits irdisch, aus Erde erschaffen und zur Erde gehörig, andererseits durch den Lebensh a u c h , den ihm Gott einblies, geistiger A r t , göttlichen W e s e n s und Gottes Stimme zu v e r n e h m e n , seinen Willen zu thun fähig. Aber trotzdem w i r d er nicht f ü r die Erde, sondern für das Leben mit Gott und die Tbeilnahme an den götll. Gütern bestimmt, u n d auf den geraden W e g , der zu ihrer Erreichung f ü h r t , gestellt: nicht sich selbst und der Erde hat ihn Gott überlassen, sondern ihn in den Garten gesetzt, wo er selbst verkehrt und die göttl. Güter in den Früchten von Bäumen ihm winken. Da hat er wohl auch thätig zu sein, aber hemmende und schädliche Dinge kennt er hier nicht, wie ein Kind weiss er noch keinen Unterschied von gut und böse, ist in ungestörtem Frieden mit sich und der äusseren Natur; dass es anders sein könne, ahnt er noch nicht. Es ist der Zustand anerschalfener, unmittelbarer Güte (nicht höchster sittl. Vollendung, noch weniger kindischer, halb thierischer Unzurechnungsfähigkeit). Aber in dieser unmittelbaren Güte kann und soll er nicht bleiben. Gott verbietet i h m , von dem Baum der Erkenntniss des Guten und Bösen zu essen, bei Strafe des Verlustes des Lebens im Gottesgarten. Damit soll nicht etwa nur der schale Gedanke ausgedrückt sein, dass intellectueller Fortschritt und zunehmende Bildung den Verlust des ursprünglichen Glücks und ein Heer von Ucbeln nach sieb ziehe {Wl. I. 3 4 4 ff.), denn w e d e r handelt es sich hier blos um Erkenntniss überhaupt (s. 2, 17), noch kann Gott dem Menschen die intellectuellc Fortentwicklung im Ernste versagen, diese so wenig als die sittliche, da er den Trieb zu beiden ihm anersebaffen hat, und mit 4, 17 ff. steht dieses Stück in keinem Zusammenhang. Vielmehr soll das an den Baum geheftete Verbot dem Menschen Mittel und Anlass zu seiner sittl. Weiterbildung w e r d e n . Indem es ihn in die geschöpfliche Unterordnung unter Gott d. h. in den Gehorsam gegen ihn oder in das Gute hineinweist und damit zugleich die Linie zieht, jenseits deren f ü r ihn das Böse und Ueble beginnt, soll er daran die Einsicht in das Wesen von Gut und Böse gewinnen und zur freien Selbstenlscheidung f ü r das Gute und Heilsame geführt werden. Der verbotene Baum aber heisst Baum der Erkenntniss, weil er dem Menschen Vermittler seiner sittl. Selbstständigkeit w i r d , mag er davon essen oder nicht. In beiden Fällen kommt es bei ihm zu einer Entscheidung mit klarem Bewusstsein des Gegenlheils und erkennt er durch Erfahrung, was böse und was gut sei. Aber nur wenn er sich f ü r den Gehorsam d. i. das Gute entscheidet, bleibt er bei Gott, also auch im Gottesgarten, im andern Fall stellt er sieh auf sich selbst und wider Gott, geht eben damit des in der Gottesnähe besessenen Friedens und des Zutritts zum Baume des Lebens verlustig. Bis hieher

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handelt es sich von dem Menschen, wie er durch den Schöpfer selbst ist; auch die Möglichkeit des Bösen ist ihm mit seiner Freiheit anerschaffen, nicht aber die N o t w e n d i g k e i t desselben; im Gegentheil durch seine reine Natur ist er zu Gott und zum Guten hingezogen. Auch die geschiechtl. Zweiheit gehört zu seinem ursprünglichen W e s e n : wie die Zweie sich zur Hülfe w e r d e n können in der Richtung auf das Gute, so können sie auch sich Verführer w e r d e n zum Bösen, weshalb vom Vrf. auch dieser Punkt in diesem Zusammenhang berührt ist. Dass nun aber jene Möglichkeit des Bösen im Menschen zur Wirklichkeit w i r d , das ist seine eigene That, eine That seiner Freiheit und als solche nicht weiter zu erklären. Nur die Wege, die ihn zu dieser That f ü h r e n , im Grunde dieselben W e g e , die immer wieder aus der Unschuld in die Sünde hineinführen, lassen sich zeichnen. Nicht wissentlich und freventlich, sondern unvorsichtig und getäuscht verfällt er ihr. Böse, schlaue Gedanken treten an ihn heran. Dass er diese in sich aufkommen lässt, dazu treibt in der Regel eine Reizung von aussen. In der geschichtl. Menschheit, in der die Sünde schon eine Macht geworden ist, fehlt es nie an solchen äusseren täuschenden Reizungen, f ü r den Urmenschen muss ein anderes sinnl. Einzelwesen der Anstifter des bösen Gedankens w e r d e n , und übereinstimmend mit der antiken Denkweise, die in der Schlange ein unheimliches, dämonisch schlaues Wesen sah, dient hier die Schlange dazu. Es ist des Menschen Schwäche und Kurzsichtigkeit, dass er diesem nächsten Reiz grösseren Einfluss bei sich gestattet, als dem Gebot Gottes. Durch Hegung des bösen Gedankens wird der Trieb nach falscher Selbständigkeit und die Begierde nach dem verbotenen Gut e n t b u n d e n ; die Frucht des verbotenen Baumes däucht i h m , j e mehr er sie betrachtet, desto b e g e h r e n s w e r t e r , und unvermerkt begeht er die That. Zuerst ist's das schwächere Weib, das dem sinnl. Reiz unterliegt, aber seinem Vorgang folgt um so leichter der Mann. Geschöplliche Selbstüberhebung und sinnl. Kurzsichtigkeit hat sie Gott aus den Augen setzen, an ihm irre w e r d e n lassen. Durch solches Heraustreten aus dem Gehorsam gegen Gott hat nun der Mensch freilich das volle Bewusstsein seines Könnens erlangt, also immerhin einen Fortschritt gemacht (3, 2 2 ) aus der blossen Unschuld h e r a u s , und hat das Gut der vollen Selbsterkenntniss des Bösen und Guten davongetragen. Aber das w a r nicht der gottgewollte, sondern der gottwidrige Fortschritt, und die Strafe folgt auf dem F u s s e , denn die verletzte Ordnung Gottes kehrt sich hemmend und störend auf allen seinen Wegen gegen ihn. Mit Gott entzweit erfährt er sofort den Zwiespalt in seinem eigenen W e s e n : die Scham erwacht und das Schuldgefühl ängstigt ihn; von Gott abfallend fällt er seiner geschöpflichen Vergänglichkeit anheim; den Gottesgarten muss er mit der rauhen Erde vertauschen; statt des Friedens hat er Zwietracht und Kampf, statt des seligen Glückes Mühen, Schmerzen und Leiden, statt der Möglichkeit des dauernden Lebens die Gewissheit des Todes. Wohl sieht er nun e i n , was er verscherzt hat, und möchte gerne von der Frucht des Lebensbaums holen, dessen W e r t h er bisher nicht verstanden hat, aber ewig lebend w ü r d e er nun

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nur seine falsche Selbständigkeit verewigen; darum wird ihm der Zugang zum Garten und zum Baume des Lebens verschlossen. So ist der Mensch, wie er jetzt ist, der Mensch der E r f a h r u n g , da. Jedoch völlig verloren soll er nicht sein; des getäuschten Gefallenen nimmt Gott sich an. Unversöhnliche Feindschaft, ein nimmer r u h e n d e r tödllieher Kampf gegen die sündige Macht wird ihm verordnet; kämpfend soll er das Verlorne wieder zu gewinnen streben; auch alle die Mühsale und Uebel, die ihn b e d r ä n g e n , sind nach dem göttlichen Willen Mittel, den Abgeirrten auf den rechten W e g zurückzutreiben und darauf festzuhalten. Der Sieg über die sündige Macht und das verlorne Paradies stehen nun als Hoffnungs- und Strebeziel f ü r die Zukunft ihm da. So kommen in dieser Erzählung Grundwahrheiten der liibel über das Terhältniss der Sünde zum Wesen des Menschen zur Entwicklung. Zu bemerken aber ist dabei, dass von einer Veränderung der eigentl. Natur des Menschen durch den Fall nichts gesagt w i r d . 4. Die sinnliche Unterlage f ü r die Ausführung seiner Gedanken gaben dem Vrf. ohne Zweifel unter seinen Volksgenossen geläufige Vorstellungen und Sagen. Das Nächste ist hier der durch das ganze Alterlhum verbreitete Glaube an eine bessere Vorzeit der Menschheit (s. S. 4 2 f., auch 34 f.). Wie hinter den Kämpfen und Beschwerden des reiferen Mannes das Glück und die Unschuld des Kindes liegt, so dachte man sich auch die Entwicklung der Menschheit im Grossen. Vieler Völker Seher haben darum von der goldenen seligen Urzeit gesungen, wo die Götter noch selbst über die Menschen herrschten, Bosheit und Zwietracht noch nicht ihr Leben vergiftete, nicht Schmerz, Leid und Entbehrung sie drückte, die Erde bereitwillig ihre Gaben reichte, und haben solche Vorstellungen tief in das Gemüth ihrer Volksgenossen eingeprägt. Für die classischen Völker zeugen „Hes. op. et di. 1 0 9 — 1 2 0 , mit dem in der Hauptsache Dicaearch. bei Porph. de abst. 4, 2 und Lucian. saturn. 7 übereinstimmen, sowie Ovid. met. 1, 8 9 ff., wo die Zustände der goldenen Zeit weiter ausgemalt sind, namentlich die sittliche Güte derselben, welche letztere auch Plato im Cratyl. p. 3 9 8 , Tac. ann. 3, 2 6 , Macrob. somn. Scip. 2, 10 betonen" ( K n . ) ; über die indischen Vorstellungen s. RRolh die ind. Lehre von den 4 Weltaltern, Progr. 1 8 6 0 S. 21. 3 2 ; aus der persischen Sage gehört hieher nicht sowohl die Dichtung von Meschia und Meschiane im Bundehesch, als vielmehr die Schilderung der Zeit des Yima im Avesla und hei Firdausi ( R o t h in ZDMG. IV. 4 1 7 ff., Weber's ind. Sind. III. 4 0 3 ff.; Spiegel Avesta übers. III. S. LVIIIf. und erän. AK. I. 4 3 9 ff. 5 2 4 11'.; Lenormanl orig. 2 1. 6 8 ff.); über die Aegypler s. Maspero morg. Völker v. Pietschm. S. 3 6 f. — Weiter aber auch die Vorstellung von einem Gotlesgarten und d e m , was dazu gehört, lag ohne Zweifel dem Vrf. als eine gegebene vor. Aus dem AT. freilich lässt sich das nicht direct beweisen, da ausser Joel 2, 3 (dessen Alter bestritten ist) alle Stellen, wo Eden oder der GoUesgarteri e r w ä h n t werden, entweder von C selbst (Gen. 4, 16. 13, 10) oder von j ü n g e r e n Schriftsteilern stammen (Ez. 2 8 , 1 3 ff. 3 1 , 8 f. 16. 18. 3 6 , 35. Jes. 5 1 , 3). Aber indirect zeigt doch die Schilderung des Vrf., dass die

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Vorstellung der Sache weder von ihm zuerst gefasst, noch überhaupt ursprünglich auf israel. Boden erwachsen sein kann. Ein Garten auf der Erde, in welchem Gott wie in seiner eigensten Wohnung aus- und eingeht und wo die göttl. Güter in den Früchten der Bäume greifbar und geniessbar vorliegen, weicht von der sonstigen strengeren Art der Bibel, über Gott und göttliche Dinge zu reden, stark ab und geht weit hinaus auch über Stellen wie Prov. 10, 11. 13, 14. 1 4 , 2 7 . 1 6 , 2 2 . Ps. 36, 10, wo „die Quelle (das Wasser) des Lebens", und Prov. 11, 30. 13, 12. 15, 4. 3, 18, wo „der Baum des Lebens", wenn auch ursprünglich mythologisch gedacht, nur noch in bildl. Rede erscheinen. Man fühlt sich dadurch unwillkiihrlich in den Vorstellungskreis „der Völker" hineinversetzt, welchen eine derartige Vermischung des Geistigen und Sinnlichen ganz geläufig ist, bei denen von Amrita, Nectar, Ambrosia geredet wird. In der Thal finden sich verwandte Vorstellungen bei den alten Kulturvölkern Asiens weit verbreitet und mannigfaltig ausgebildet. Die südlicheren derselben dachten sich die in die Wolken hineinragenden höchsten Gebirge im Norden als Göttersitze, die Inder den Kailäsa, weiterhin den Meru, die Eranier die Haraberezaiti (Albordsch), ähnlich wie noch die Griechen ihren Olymp, die Germanen ihren Asgard verehrten. Auch die semit. Völker sprachen vom Götterberg im äusserslen Norden (Ez. 28, 14. Jes. 14, 1 3 ; vgl. Del. Parad. 117 f.); selbst noch bei den Israeliten im AT. zeigen sich Reste solcher Anschauung (Ps, 48, 3. Ez. 1, 4). Natürlich stattete die Phantasie diese himmlisch-irdischen Wohnungen der Unsterblichen mit der Fülle göttlicher Güter und Schätze aus. Wie die Semiten sich dieselben dachten, darüber gibt der gelehrte Prophet Ezechiel einige Andeutungen, wenn er (28, 13 ff.) von feurigen Steinen, Gold und Edelsteinen redet, von welchen eine solche Gölterwohnung strahlt. Bekannter sind die Vorstellungen der arischen Völker. Bei den Indern sind die Götter- und Geniensitze auf den heiligen Gebirgen mit flammendem Gold und strahlenden Edelsteinen ausgestaltet; wunderbare Bäume (wie Ilpa, A^vattha u. a.), die verschiedene Güter vermitteln, oder (wie der Kalpavrikscha) jeden Wunsch gewähren, waren in ihrer Phantasie besonders beliebt; von dem unermesslichen Meru herab flössen ihnen die grossen segenbringenden Weltströme nach den verschiedenen Himmelsgegenden, fünf, auch mehr oder weniger, an Zahl (s. Ritter Erdk. II, 2. S. 7 — 1 4 ; auch Bohlen A. Ind. II. 210). Nach den Eraniern strömt auf einen Gipfel der Hara-berezaiti, den Berg Hukairja, die himmlische Ardvi-cüra-anähita herab, das Wasser des Lebens, das alle Fruchtbarkeit der Gewächse, Thiere und Menschen bedingt; dort mitten in dem Wassersee Vouru-Kascha steht der Baum Vicpa-taokhma (Allsamen), aus dessen Samen alle Pflanzenkeime auf Erden kommen, dort auch der vielgepriesene weisse Haoma-Baum oder Gäokerena (G6kart), der alle Krankheiten vertreibt, Baum der Unsterblichkeit und des Lebens (Windischmann zoroastr. Stud. 1 6 5 — 1 7 7 ; Spiegel Avesta übers. III. S. XVII f. LUIf.; eran. AK. 1. 191 fl'. 462 ff.). Von der Hara-berezaiti strömen (nach Bundeh.) 2 Hauptflüsse aus, der eine, Raglia oder Arangrüt, sich gegen Westen wendend und in Aegypten

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mündend, der andere, Vaguhi oder Veh-rül (auch Mehrva), in das Land Sind fliessend und dort in das Meer fallend; ausser ihnen noch 18 andere F l ü s s e , darunter die 2 ersten Euphrat und Tigris. Dort auf jenem fabelhaften Gebirge, dessen Gipfel in den Himmel reicht, w o nicht Nacht und Finsterniss, nicht kalter und heisser Wind, nicht Fäulniss, Unreinheit, Wolken sind (Mihr-Jescht 10, 50), hat Ahnra-Mazda dem Mithra den Wohnsitz gebildet; dort war der Garten des Yima, des Herrschers der goldenen Zeit, da es noch nicht Hitze und Kälte, Hunger und Durst, Krankheit, Alter und Tod, Hass und Streit gab (Vend. 2, 61 if., Yacna 9, 13 il'.; Spieg. Av. III. S. LVIII). Auch der hl. Baum der Babylonier und Assyrer, obwohl eine nähere Verbindung desselben mit dem Gölterberg bis jetzt nicht nachgewiesen ist, w a r ohne Zweifel ein Lebensbaum ( S c h r ä d e r Jahrb. f. prot. Theol. I. 124 f., KAT 2 2 8 ; Baudissin Stud. II. 189 f . ; Lenorm. or. 2 I. 74 ff. Del. Parad. 1 4 8 f.). Selbst tatarische Stämme sprechen noch von einem Lebenswasser oder Lebensgras (Schiefner Heldensagen der minussinischen Tataren 1 8 5 9 . 6211'.; Spiegel er. AK. 1. 4 6 6 ) ; vielleicht auch die Aegvpler von einem Lebensbaum (Ebers Mos. u. Aeg. 30). Aller Wahrscheinlichkeit nach liegen hier urälteste Anschauungen vor, welche von den einzelnen Völkern und Völkergruppen individuell ausgestaltet w u r d e n , und nichts steht der Annahme entgegen, dass auch die Hebräer von ihren Urzeiten her sie gehabt haben. Die Behauptung, dass das Paradies mit dem Götterberg gar nichts zu thun habe (Del. Par. 2 9 . 112 If.), beruht auf Verkennung der Idee des Paradieses, welche nicht in der Fruchtbarkeit und guten Bewässerung, sondern in der Anwesenheit der göttlichen Wesen und Güter besteht, und w i r d ausserdem durch Ez. 2 8 , 13 und 14 direct widerlegt. — Aber solche überkommene Elemente sind nun bei den Israeliten oder vom Vrf. in durchaus eigenthümlicher Weise verwendet worden. Etwas dem biblischen Paradies genau Entsprechendes ist bis jetzt bei keinem andern Volk nachweisbar. Insbesondere ist die künstliche Construction einer altbabylonisehen Paracliessage, von der die bibl. Beschreibung entlehnt sein soll (Del. Par. 37), als verfehlt zu erachten, da das dunkle W o r t Kardunius, angebliche Benennung der Gegend um Babel her (Del. 6 5 f. 1 3 3 ff.), auf keinen Fall Goltesgarten, sondern höchstens Bezirk des Gottes Dunuis, vielleicht aber auch etwas anderes bezeichnet, und das W o r t Tinlira, das sehr verschiedener Auslegung fähig ist, gar nichts beweist, ebensowenig die geographische Beschreibung des Gartens auf Babylonien passt (s. zu 2, 14), und vollends die vielbesprochene Abbildung auf einem kleinen altbabyl. Stein, auf der 2 wohlbekleidete F i g u r e n , die eine mit 2 Hörnern auf dem Kopf, die andere mit einer aufgerichteten Schlange hinter sich, dem Lebensbaum gegenüber auf Stühlen sitzen und je eine Hand nach ihm ausstrecken (SmühDel. chald. Gen. 8 7 . 3 0 5 ; Lenorm. org. 2 1. 90 11".; Del. Par. 9 0 f. 1 4 7 ) ihre Beziehung auf den Sündenfall lilos der dichtenden Phantasie einiger Assyriologen verdankt (s. Viele in Theol. Tijdschrift 1 8 8 2 p. 2 5 8 f.). Vielmehr sind es schon bezüglich der Aeusserlichkeiten des Paradieses immer nur einzelne Züge, zu denen sonst wo sich Aehnliches findet, und

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andere hinwiederum haben sonst gar nicht ihres Gleichen, wie der Erkenntnissbaun), welcher sicher mit Orakelbäumen (Baudissin Stud. II. 227) nichts zu schaffen hat. Sieht man aber auf den innern Gehalt dieser Paradiesvorstellung, auf ihre Verwendung zur Erklärung des Wesens des Menschen und der Entstehung der Sünde, so gilt nur um so mehr, dass die biblische Erzählung völlig eigentluimlich dasteht. Ausser dem allgemeinen Gedanken einer mit der Zeit eingetretenen moralischen Verschlechterung der Menschen oder einer Vergehung der Menschen gegen die Gottheit, welche von dieser gestraft wird, bieten die Sagen der Völker hier keine Aehnlicbkeit mehr, und durchaus weht in ihnen ein anderer Geist. Der oft verglichene griech. Mythus von Prometheus sowohl in seiner Hesiodischen (lies. op. 4 0 — 1 0 5 ; theog. 535-—612) als Aeschyleischen Gestalt erkennt acht heidnisch in der That des Prometheus doch nur den ersten Schritt aus der Roheit heraus zur menschl. Bildung und Gesittung, und macht seihst diese entscheidende Wendung zu einem Gegenstand des Kampfes der List und Gewalt zwischen Göttern und Menschen (s. GBaur in den Stud. und Krit. 1848 S. 3 2 0 — 3 6 8 ) . Selbst die pers. Lehre, die noch am meisten anklingt, kann wegen ihres dualistischen Gotlesbegriffs das Problem in seiner Schärfe weder aufstellen noch lösen: in den älteren Schriften verfällt Yima durch die Liige, der er sich hingibt, der Macht der Schlange Dahäka (Zamjäd Yescht 34 IT.; Spiegel Av. III. 1 7 5 ; Windischmann 27 IT.), im Bundehesch verläugnen Meschia und Meschiane, von Ahriman verführt, den guten Gott (Windischm. 218 ff.), und verlieren beide dadurch in allmähliger Stufenfolge ihre ursprüngliche Reinheit; beidemale ist es als selbstverständlich hingenommen, dass nicht blos der gute, sondern auch der böse Golt auf den Menschen Eintluss zu gewinnen vermag. Auch der (seit Vater Archiv für Kirchengesch. I. 15 ff.) so oft angezogene tibetische Mythus, wornach die aus der Lichtregion herabgesunkenen Wesen zu Menschen und durch den Genuss der Erdessenz (Schimä) irdisch wurden, handelt eher von der Entstehung als dem Fall des Menschen, gehört also wenig hieher, ist auch nach Schiefner (im Bull, hist.-phil. t. IX nr. 1 der Petersburger Akademie) erst Buddhistischen Ursprungs. Demnach kann auch von einer UrÜberlieferung über den Fall des Menschen, die in Ueberresten noch bei den verschiedenen Völkern erhalten wäre, nicht wohl geredet werden. Ueber die verschiedenen Auffassungen, welche Seitens der Erklärer, Theologen und Philosophen, unserer Erzählung zu Theil wurden, und welche in ihrer Mannigfaltigkeit und Aufeinanderfolge die ganze Geschichte der Exegese wiederspiegeln, lindet man Uebersichten bei Gabler Urgesch. II, 1; Gesenius in Hall. Encycl. u. Adam; Tuch Commentar 2 4 3 — 4 9 ; Diestel Gesch. d. AT. in der christl. Kirche 1869; Reinke Beiträge zur Erklärung des AT. II. 210 ff. — Abhandlungen zu Cap. 2 f., ausser den schon zu Cap. 1 erwähnten, gaben Redslob der Schöpfungsapolog Hamb. 1846, Ewald JB. II. S. 132 ff.; zu Cap. 3 oder einzelnen Stellen desselben finden sich Erörterungen bei Johannsen die Menschwerdung oder der Fall nach hbr. VorstellungsHandl. 2. A. Test. XI. 4. Aufl.

4

Gen. 2 , 4b. 5.

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w e i s e . Kopenh. 1 8 3 5 ; Hengsienberg Christologie' 2 I. 4 ff.; Hölemann n e u e Bibelstudien 1 8 6 6 S. 8 7 ff. Erste Hälfte: Die M e n s c h e n s c h ö p f u n g u n d d e r Urständ des Menschen im Goltesgarten Cop. 2, 4 b — 2 5 . — V. 4 b — 7 . Die d e r Pflanz e n s c h ö p f u n g v o r a u s g e h e n d e M e n s c h e n s c h ö p f u n g . Zu d e m Zeitsatz V. 4 1 ' ist nach d e m j e t z i g e n , w o h l e r s t von R a b g e k ü r z t e n o d e r z u s a m m e n gezogenen T e x t , V. 5 w e d e r F o r t s e t z u n g , noch Nachsatz {Tuch, Kn. Hölem.), s o n d e r n ein e i n g e s c h o b e n e r Beschreibesalz, w e l c h e r sich d u r c h V. 6 f o r t s e t z t ; den Hauptsatz b r i n g t e r s t V. 7 mit Impf. c o n s . : als G.

J. Erde Feldes

und Himmel auf

der

I. 282, Buns.,

Erde

machte

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u . s. w . ) da

Schrad.).

bildete

aber noch kein Strauch u. s. f. {Hofrn.

a^a] zur Zeit, da =

des

Sehr. B e w . 2

als wie Num. 3, 1.

Ex. 6 , 2 8 . J e s . 11, 1 6 , = wann Ex. 1 0 , 2 8 . 3 2 , 3 4 ; die e n g e r e F a s s u n g am Tage, da ist w e d e r d u r c h d e n S p r a c h g e b r a u c h noch d u r c h den Z u s a m m e n h a n g g e f o r d e r t , da von einer R ü c k w e i s u n g auf einen bestimmten Tag d e s Hexaemeron keine R e d e sein kann u n d f ü r die Ann a h m e einer s t r e n g eintägigen S c h ö p f u n g d u r c h d e n Vrf. keine Beweise vorliegen. Erde und Himmel] seltene W o r t f o l g e (in LXX S y r . Vulg. eorrigirt), s. zu V. 4 a ; Vrf. r ü c k t die E r d e , ü b e r d e r e n w e i t e r e Ausb i l d u n g er m e h r sagen will, in d e n V o r d e r g r u n d . rr;rr] s. Ex. 3, 1 4 . — V. 5 Zustandssatz. B-Ü] noch nicht mit Impf. Ew. 3 3 7 c ; Ges. 127, 4. i s ] irgend was von, mit d e r Negation z u s a m m e n : keiner, keinerlei. nicht Gewächs ü b e r h a u p t {Del.), sondern Strauch, Gesträuch ( 2 1 , 1 5 . J j . 3 0 , 4 . 7 ) . W i e 1, 1 1 f. 2 9 K r a u t u n d B ä u m e , so w e r d e n h i e r Strauch u n d Kraut als die w i c h t i g s t e n Theile d e r Gew ä c h s w e l l u n t e r s c h i e d e n u n d f ü r d i e s e selbst g e s e t z t ; Ew.: keine Staude, w i e viel w e n i g e r ein B a u m ! Onk., Pesch., Saad. sind auf richtiger S p u r , w e n n sie g e r a d e z u Bäume d a f ü r setzen. Ein Gegensatz von w i l d w a c h s e n d e n u n d z a h m e n G e w ä c h s e n {Hupf. 1 1 6 ) kann d u r c h r r o u n d a b ; nicht w o h l a u s g e d r ü c k t sein. Der Versuch {He.), die S t r ä u c h e u n d K r ä u t e r auf die d e s von Menschenhand b e b a u t e n B o d e n s e i n z u s c h r ä n k e n , scheitert nicht blos am Begriff von r r ® flaches Feld, welches z w a r auch Acker- u n d Saatfeld in sich s c h l i e s s e n , a b e r nicht das letzlere im Gegensatz gegen das u n b e b a u t e L a n d bezeichnen k a n n (z. B. 2, 5 f. 3, 1 7 ; dann 2 5 , 2 7 g e g e n 9, 2 0 ; s. Ges. th.), s o n d e r n auch am S p r a c h g e b r a u c h dieses S c h r i f t s t e l l e r s ( S . 4 0 ) , u n d hilft d e m W i d e r s p r u c h gegen 1, 1111'. doch nicht ab, da nach j e n e r Stelle alle K r ä u t e r u n d Bäume schon am 3 . Tage geschaffen s i n d . Der Behaupt u n g (z. B. Talm. Chullin 6 0 a , Ranke, Ke. A . ) , dass hier n u r das W a c h s e n u n d Sprossen, nicht das Dasein j e n e r G e w ä c h s e v e r n e i n t sei, w i d e r s t r e i t e t der A u s d r u c k d e r nicht m i t Ke. d u r c h d e n Begriff werden h i n d u r c h zu wachsen g e s t e i g e r t w e r d e n kann. Vielmehr w i r d hier d a s Dasein d e r G e w ä c h s w e l t damals, als Gott zu d e r Bildung d e s Menschen schritt, verneint, u n d Vrf. stellt d e n H e r g a n g d e r S c h ö p f u n g a n d e r s vor, als Gen. 1. — Die G e w ä c h s e fehlten, „ w e i l es noch nicht g e r e g n e t h a t t e , auch noch keine Menschen gab, die d a s L a n d b e b a u t u n d z. B. d u r c h B e w ä s s e r u n g den Regen e r s e t z t h ä t t e n " {Kn.), vgl. V. 10, w o r n a c h d e r Garten d u r c h d e n E d e n s t r o m g e t r ä n k t w u r d e .

(Jen. 2, 5 — 7 .

51

„Ebenso lässt Verg. ecl. 6, 38 f. die Pflanzenwelt entstehen, nachdem die Wolken Regen gesendet haben" ( K n . ) . Um die Bewässerung als Vorbedingung der Vegetation handelt es sich: wenigstens brauchen w i r dem Vrf. die Meinung, dass gewisse Gewächse (¡"nbri ohne die bebauende Hand des Menschen überhaupt nicht wachsen (Hupf.), nicht zuzuschreiben; auch die Vermuthung (Spiegel er. AK. I. 4 6 7 ) , dass unter dem Regen nach der pers. Vorstellungsweise ein die Samen der Pflanzen mit sich führender Regen gemeint sein k ö n n t e , ist in Anbetracht von V. 6 abzulehnen. Wohl aber ergibt sich, dass „nach dem Vrf. die Oberfläche des Festlandes vor Entstehung der Pflanzen ganz trocken war und der Befeuchtung b e d u r f t e , um Gewächse hervorzubringen, während nach 1, 9 11'. schon am selben Tage, an dessen Anfang die Erde noch ganz mit Wasser bedeckt gewesen war, die Pflanzenwelt entstand" (Kn.). — V. 6. Fortsetzung des Beschreibesatzes, mit Impf. u. mit Prf. cons. i s ] Quelle LXX Syr. Vulg., ¿mßkvajiög Äq., Getvölk Onk., am ehesten nach Jj. 36, 27 und den j ü d . Gelehrten des MA. Dunst, Nebel. Von der Erde aufsteigender Nebel tränkte damals den Boden, und — das ist hinzuzudenken — bereitete ihn f ü r die Hervorbringung von Gewächsen vor. Nach V. 5 erwartet man zu diesem Zweck Regen, deshalb ergänzen Kn. u. A., dass der Nebel als Regen oder Thau herabgefallen sei, und schliessen auf eine andere Ansicht des C von der Entstehung des Regens, als A sie habe (1, 6). Aber warum nennt Vrf. den Regen nicht, wenn er ihn meint? Er wird absichtlich nicht genannt sein (Ew. Hupf.), aber nicht darum, weil nach dem Vrf. Sträuche und Kräuter sammt ihrer Voraussetzung, dem Regen, erst der nachparadiesischen Ordnung d e r Dinge angehören (Hupf), denn davon fehlt in Cap. 3 jede Andeutung (s. dagegen 3, 17 ff.), eher darum, weil nacli dem Sinn des Vrf. die Schöpfung liier erst noch im W e r d e n ist (Ew.). Noch scheint der Himmel über der Erde nicht vollendet, daher auch noch kein Regen möglich. Das trockene Land als fester Kern ist da, aber befeuchtet wird es nur erst von der sie umhüllenden, noch im Aufsteigen und damit in der Zertheilung begriffenen chaotischen Flüssigkeit (vgl. die 6(ii%Xrj des Eudemus, oben S. 7, und vielleicht Jj. 38, 9), und dadurch zur Zeugungsfähigkeit bereitet. Ob dann dem Pflanzenwuchs doch noch ein Regen vorhergehen sollte, ist nicht klar. Nämlich man erwartet n u n , dass im Folgenden, vor oder nach V. 7, die Hervorbringung der Gewächswelt und die Vollendung der Weltbildung gemeldet würde. Aber nichts der Art findet sich. Eine solche Lücke kann kaum ursprünglich sein, vielmehr scheint durch R Einiges ausgeworfen zu sein, sei e s , weil es neben Cap. 1 als unnöthige Wiederholung oder weil es mit Cap. 1 zu wenig übereinstimmend schien. Jedenfalls fällt auch liienach die Menschenschöpfung noch in den Process der Weltbildung hinein, vgl. Jj. 15, 7. — V. 7 Hauptsatz. Der Mensch erscheint hier als der göltl. Hauptgedanke bei der irdischen Schöpfung, als der Mittelpunkt, um den und f ü r den alles Weitere w i r d , also in seiner ganzen Hoheit und W ü r d e anerkannt, trägt aber doch von Anfang die Doppelheit des Wesens an sich, auf der die doppelte Möglichkeit seiner Entwicklung beruht. Gott 4*

Gen. 2, 7.

52

bildete ihn, wie ein Künstler kunstvoll ( J j . 10, 8 ; Ps. 1 3 9 , 1 3 — 1 5 . 1 1 9 , 7 3 ) , als d.H. aus Staub vom Erdboden; I M ACC. des Stoffs (Ew. 2 8 4 a ; Ges. 1 3 9 , 2). — Vgl. 3, 1 9 . 2 3 . 18, 2 7 . Ps. 9 0 , 3 . 1 0 3 , 14. 1 0 4 , 2 9 . 1 4 6 , 4. J j . 4, 1 9 . 10, 9 . 3 4 , 15. Qoh. 3, 2 0 . 1 2 , 7. 1 Cor. 1 5 , 4 7 . „Nach der class. Mythe bildet Prometheus die ersten Menschen aus Erdstoff und Wasser Apollod. 1, 7, 1 ; Ovid. metm. 1, 8 2 ; Juvenal 14, 3 5 , und Vulcan das erste Weib aus Erde Hes. op. et dies 6 1 . 7 0 " (Kn.). Andere Parallelen bei Lenorm. o r . 2 I. 3 9 ff. zu "'S? ausdrücklich hinzugesetzt, um die Zusammengehörigkeit der Namen ans und fi»™ fühlen zu lassen, vgl. Symm. und l'heod. (jcai '¿TTKUHI TOV 'Ada¡i %ovv catb vfjg 'Adafia) und Pesch, ans] im Iiebr. und Phön. Gattungsname des Menschen, auch im Himjarischen noch erhalten, also einst weiterer Verbreitung, ist im Syr. (doch s. 1 Sam. 17, 32 Pesch.) und Arab. ausgestorben, und dient dort nur noch als n. pr. des Protoplasten; HÖIN Erdstoff (humus), Erdboden, Ackerland u. s. w. ist wenigstens im Syr. als )iiio?) noch gebraucht. Den Hebräer, dem beide Namen geläufig waren, erinnert der eine an den andern und so ist hier sinnig ans als der zur Erde gehörige, der irdische, yijyEvi/g, yijivog aufgefasst. Begrifflich würde diese Deutung wohl annehmbar sein, und hätte an andern Benennungen des Menschen im Unterschied von den göttlichen Wesen, wie e i s s , &VT]TOS, ßpoto'?, pers. öj/> (nicht aber an homo, was trotz Varro und Lactantius mit humus, %ctpai nichts zu lliun hat) eine genügende Stütze; aber sprachlich lässt sich die Ableitung von n»™ (Ew. bibl. Theol. III. 1 0 7 ) nicht vertheidigen. Ein anderes sicheres Etymon freilich ist für n-js bis jetzt so wenig gefunden als für homo. Nach Jos. ant. 1, 1, 2 ('Aäciuog 6tjfiaivBi nvQQog, ¿KEiäijTiiQ ¿no xrjg Ttvooag yfjg cpvQtt&eiG'tjg iyiyovw zotavzi] yao iativ r/ Ttag&ivog yrj xcu afoj&ivr/) und Theodoret quaest. 6 0 in Gen. (die Syrer haben T^V SQV&QCCV yrjv mit a S a ^ & ä bezeichnet) meinten auch noch Neuere (z. B. Bruns in Paulus Repert. II. 2 0 2 ; Ges. Tuch Hupf, in Zeitschr. für K. d. Morgenl. III. 4 0 7 ) , zugleich mit Berufung auf rf ans roth sein (vgl. oi Blut), ans bedeute den Rothen, wie nans die rothe (palästinische!) Erde, aber beide Namen waren nicht blos palästinisch, und rothe Farbe ist kein Merkmal aller Menschen, auch kein Characteristicum gegenüber von vielen Tliieren. Die Deutung: ans == der Schöne, Wohlgestaltete (Ludolf hist. aeth. 1, 1 5 ; comm. p. 2 0 8 ; Kn.) und gar: nans die Schöne («.¿G^og), beruht auf neuer Umdeutung einer an sich schon secundären Bedeutung der y im Geez : gefallen, Jj^jl": lieblich, angenehm), welches a-x Mensch gar nicht mehr kennt, und ist für nnn« völlig unannehmbar. Gehl man von der im Arabischen erhaltenen Bedeutung der / sich anschliessen aus (aus welcher auch J i ^ f l D : sich entwickelt hat), so kommt man für ans auf den Begriff eines animal sociabile

(vgl.

jüoiM), während nanx (vgl. iöot>!; Fleischer

Archiv I. 2 3 7 ) die Rinde

(humus)

an

den Erdkörper

bezeichnen

würde. —

sich

anschliessende

Dem irdischen

in

Merx

Becke

oder

Gebilde'

blies

Gen. 2, 7. 8.

53

Gott Odem des Lebens d. h. Leben mit sich führenden oder wirkenden, lebenskräftigen Odem (s. v. a. a ^ n m i 6, 17. 7, 15 bei A) in seine Nase, und so wurde der Mensch zu einer lebendigen Seele d. h. einem belebten Wesen (1, 20), denn »'sa, eigentlich auch nur Hauch, ist im Hbr. immer schon der in einem Einzelwesen eingeschlossene Lebensodem (Seele), und kann für dieses Einzelwesen selbst gesagt werden. Im Menschen ist von Gott eingehauchter, göltl. Lebensodem Jj. 27, 3. 33, 4. Jes. 42, 5. Aus dieser Einhauchung leitet Vrf. hier blos ab, dass der Mensch zu einer lebendigen Seele wurde, was die Thiere auch sind (1, 20 f. 2 4 ; auch in den Thieren ist m i B^n 6, 17. 7, 15 oder b ^ h m i i 7, 22, und leben auch sie durch Gottes m i oder ns»? Jj. 34, 1 4 ; Ps. 104, 30). Aber damit ist nicht gesagt, dass mit dem blossen (animalischen) Leben die Kraft des mitgetheilten göttl. Hauches erschöpft sei. Vielmehr da der Vrf. nur vom Menschen, nicht aber von den Thieren (2, 19) die Einhauchung durch Gott aussagt, so folgt, dass in derselben der specifische Vorzug des Menschen vor dem Thier (dasselbe was bei A Ebenbild Gottes heisst) bestehen soll, d. h. dass mit dieser, dem Menschen persönlich gellenden Einhauchung die Mittheilung nicht blos der physischen, sondern zugleich der geistigen Lebenskraft des Menschen, des Geistes, gemeint ist ( O n k . fü 5 ^). Ueber die anthropomorphische Redeweise s. S. 39. — Ueber die babyl. Mythe s. S. 8. „Am entsprechendsten ist die Dichtung von Prometheus, der aus Thon den Menschenleib bildet und denselben durch den den Göttern entwendeten Funken belebt" (Tuch). — V. 8 — 1 7 . Den Menschen überlässt Gott nicht sich selbst, sondern sqtzt ihn in den Gottesgarten in Eden, und weist ihm Geschäft und Pflicht «n. V. 8. Gott pflanzt einen Garten und setzt den Menschen hinein; n?.] als n - aPP- Wohlbehagen, Lust, Wonne, ist hier deutlich Eigenname des Landes, worin der Garten lag (ebenso in den S. 4 6 aufgeführten Stellen). Als solcher ist er ausserhalb der Bibel nicht nachweisbar. Es gab im Bereich der semit. Länder mancherlei Ortschaften oder Bezirke des Namens Eden (Am. 1, 5. Jes. 37, 12. Ez. 27, 23), aber an diese ist hier begreiflicher Weise nicht zu denken, und sind diese auch von den Mass. 13», nicht TJS punklirt. An sich wäre möglich, dass der Name aus einem andern, mit der Paradiessago überkommenen hebraisirt w ä r e , aber die bisher darüber aufgestellten Vermuthungen sind nicht geeignet, hier etwas aufzuhellen. Die Gleichung des p » 15 mit dem (S. 4 8 genannten) seiner Bedeutung nach noch gar nicht sicher erkannten Kar-Dunids oder auch Gin-dun-i-sa (Del. Par. 65 f. 133 ff.) ist wo möglich noch monströser, als die Eden's mit dem angeblichen Heden oder Hedenesch der Parsen (Kn.) oder dem indischen Udydna d . i . Lustgarten (Lenorm. Bcrose p. 3 0 4 f.) oder Udayana d. i. Osten (Grill Erzv. 1 6 6 ) ; der Verweisung (Del. Par. 79) auf ein aus der Fremde ins Babyl.-Assyrische übergegangenes Wort edin d . i . SleppeQ) Ebene(f) fehlt das Wichtigste, näml. der Nachweis, dass dieses W o r t jemals als n. pr. einer hieher passenden Gegend gebraucht wurde. An sich kann ebensogut ein freigebildeter sinnvoller Name s . v . a. Wonneland sein, wie 4, 1 6 ; wenigstens hörten

54

Gen.

2, 8. 9.

die Hebräer diesen Begriff heraus ( r i j s rQvtptje LXX V. 15. Ez. 28, 13. 3 1 , 9. 16. 18. 3 6 , 35), und dass davor weggelassen ist, w ü r d e nur beweisen, dass der Name als solcher im Volksmund sehr geläufig (die Sage darüber viel besprochen) war. Bips] schon wegen des consec. so»i nicht (mit 4 Esr. 1 (3), 7 ; Targ., Aq. Sym. Theod. Pesch. Hier. A.) zeitlich zu verstehen = von Anfang an oder wenigstens vorher, sondern örtlich = ostwärts, östlich ( 1 1 , 2. 13, 11. 3, 2 4 ) , näml. vom Standpunkt des Erzählers aus, im Osten der Erde, nicht (Kn.) im n?^ östl. Theile Eden's; es bezeichnet die Lage Eden's, die V. 1 0 — 1 4 genauer beschrieben wird, im Allgemeinen, und deutet an, dass man die Menschheit von Osten her nach Westen gewandert dachte. Uebrigens s. in de Lagarde's Genesis graece p. 2 3 f. der Vorrede und Field Hex. I, 1 p. 1 3 eine alte Nachricht, wornach einst im hebr. und syr. Text das b-]!» gefehlt hätte, "ja] allgemein semit. (auch sumerisches, PHaupt sumer. Forsch. S. 9) W o r t f ü r : eingehegter Ort (opp. « 3 » ) , Garten, hier wie öfters (z. B. Jes. 1, 2 9 ; Cant. 6, 11) Baumg a r t e n , P a r k , wie solche in Babylonien und Assyrien (Del. Par. 96), „in Indien und Persien die Schlösser der Begenten umgaben (Eslh. 1, 5 ; Neh. 2, 8 ; Xen. Cyr. 1, 3. 12. 1 4 ; v. Bohlen A. Ind. II. 1 0 4 ) und auch die Königsgärten zu Jerusalem (Jer. 39, 4 ; 2 Beg. 2 5 , 4 ; Neh. 3, 15) nichts anderes w a r e n " (Tuch). Die LXX gaben es hier und sonst (13, 10. Num. 2 4 , 6. Jes. 1, 30) durch mxQadeicog; ihnen folgte Sym. Pesch. Vulg. GrVen., und so w u r d e in der Kirche dieses W o r t der übliche Name f ü r den von Gott gepflanzten Gottesgarten (Gen. 13, 10. Jes. 51, 3. Ez. 28, 13. 31, 8 f.). Paradies, nach Pollux Onom. 9, 3 ein pers. Wort, auch im Hbr. (Cant. 4, 13. Neh. 2, 8. Qoh. 2 , 5) wie im Armenischen als Pardes (Pardez), in den islamischen Sprachen als Firdaus aufgenommen, wird jetzt gewöhnlich (nach Spiegel Avesta I. 2 9 3 ) aus dem altbaktrischen pairi-daeza „Umhäufung, Umwallung" e r k l ä r t ; ein babyl. Ursprung des Worts (Del. Par. 9 7 ) ist bis jetzt unbeweisbar. — V. 9. Im Garten Hess Gott allerlei ( i s wie 4, 22. 2 4 , 10. 4 0 , 17) Bäume wachsen, lieblich anzusehen und gut zu e s s e n , also zur Zierde und Annehmlichkeit, und zum Essen. Dass nur Bäume, nicht auch andere Pflanzen genannt w e r d e n , ist wohl nicht zufällig: zur Nahrung von a'bs wird der Mensch erst 3, 18 verurtheilt, ursprünglich sollte er von Baumfrüchten leben (V. 16). Unter den Bäumen w e r d e n zwei, als hier am wichtigsten, besonders hervorgehoben: der Baum des Lebens (s. oben S. 4 8 ) in der Mitte des Gartens, so genannt, weil seine Frucht dem Geniessenden Leben gibt d. h. nach 3, 2 2 dauernde Gesundheit und Kräftigkeit, und Nichtsterben; der andere, der bibl. Erzählung eigenthümlich (S. 49), nach 3, 3 auch in der Mitte des Gartens, der Baum des Erkennens Gutes und Böses (das n. verb. mit Artikel u. gleichwohl seq. Acc., w i e J e r . 2 2 , 1 6 ; Ew. 2 3 6 a ) d. h. dessen Frucht dem Geniessenden das Wissen um Gut und Bös verleiht (s. zu V. 17). Wie diese Wirkungen der Frucht der Bäume vermittelt zu denken sind, zeigt der Verlauf der Erzählung. Es sind eben nicht gewöhnliche, sondern wunderbare, göttliche Bäume. Unsterbliches Leben ist ein göttl. Gut, und Gutes und Böses erkennen

Gen. 2,

9—12.

55

ist ebenfalls ein w a h r h a f t göttl. Vorzug ( 3 , 2 2 ) . Bäume, w e l c h e solche Güter v e r l e i h e n , m ü s s e n seihst göttlicher A r t sein. Aber so zeigt es ja auch alles F o l g e n d e : es ist ein w u n d e r b a r e r Garten, ein w a h r e r Gotlesg a r t e n , o d e r heidnisch a u s g e d r ü c k t , ein Göttersitz. •— V. 1 0 — 1 4 ü b e r die B e w ä s s e r u n g des Gartens u n d die 4 vom E d e n s t r o m a u s g e h e n d e n Ströme. Diese V e r s e , leicht h e r a u s n e h m b a r , o h n e dass man f ü r die Hauptsache e t w a s vermisst, u n d d u r c h die n ü c h t e r n e g e o g r a p h i s c h e Bes c h r e i b u n g e h e r s t ö r e n d als f ö r d e r n d , sind vielleicht e r s t vom R (Ew. bihl. Th. III. 7 2 ) o d e r a n d e r e r Hand (Reuss Gesch. AT. 2 5 8 ) eingeschaltet; freilich miisste bei d i e s e r A n n a h m e auch V. 81» ( n e b e n V. 1 5 ) als Zusatz d e s R a n g e s e h e n w e r d e n . V. 1 0 . Der G a r t e n w a r b e w ä s s e r t d u r c h einen S t r o m , w e l c h e n d e r Vrf. in E d e n , a u s s e r h a l b des Gartens, e n t s p r i n g e n d , u n d d a n n d e n Garten d u r c h f l i e s s e n d dachte. Von einem a u s g e b r e i t e t e n Kanalsystem (Del. P a r . 6 2 ) steht nichts da. Das P a r t , ss'*, d u r c h Impf, und P r f . cons. forlgesetzt, d r ü c k t die Dauer a u s ; ob die Dauer in d e r V e r g a n g e n h e i t ( w i e Ex. 1 3 , 2 1 ; .lud. 4, 4 f. u . s.) o d e r in d e r G e g e n w a r t d e s Verf.'( kann fraglich e r s c h e i n e n . Die Z w e c k a n g a b e M p a n i f ü h r t e h e r auf das e r s t e . J e d e n f a l l s a b e r d e n k t nach d e r f o l g e n d e n B e s c h r e i b u n g der Vrf. die 4 S t r ö m e als noch zu s e i n e r Zeit v o r h a n d e n ; 4, 1 6 ist Eden u n d 3, 2 4 d e r Gottesgarten auch nach d e m S ü n d e n f a l l noch da, und die A n n a h m e , dass vor d e r Sintflulh das P a r a d i e s von d e r E r d e w e g g e n o m m e n w o r d e n sei, hat keinen haltbaren G r u n d . LXX: exnoQsvsTca., ¿cpoQi&rctr, V u l g . : e g r e d i e b a t u r — dividitur. d-jm] von dort d . h . „ v o m Galten a n , bei s e i n e m A u s t r i t t aus dems e l b e n , theilt e r sich zu 4 F l ü s s e n , d e r e n j e d e r seinen b e s o n d e r n Lauf hat. Sie heissen ( S t r o m - ) Anfänge, da sie in ihren A n f ä n g e n g e m e i n t s i n d ; nach i h r e m w e i t e r e n Lauf w e r d e n sie in V. 1 3 f. mit i n s bezeichnet. E b e n s o steht vom A n f a n g d e r W e g e u n d Strassen Ez. 1 6 , 2 5 . 2 1 , 2 4 " (Kn.). Nur diese D e u t u n g , nicht a b e r Hauptströme (Luth., Ros. A.) ist dem h b r . (und arab.) S p r a c h g e b r a u c h g e m ä s s (vgl. im Assvr. Del. P a r . 9 8 ) . Sprachlich unzulässig i s t : es quollen Flüsse aus E d e n , sie. g i e n g e n i m m e r w e i t e r a u s e i n a n d e r u n d halten 4 Quellen (Mich.) o d e r : u n d w u r d e n zu 4 H a u p t s t r ö m e n (Kurls Gesch. A B . 2 I. 6 0 f.). — V. 1 1 . Der e r s t e w i e 1, 5) heisst Pischon; es ist der

das ganze

Land

der (Sam.

n^-in ohne Art.) Havtta

umßiessende;

„ m a n b r a u c h t nicht an ein Umfliessen r i n g s u m zu d e n k e n , d e n n aao k o m m t auch vom einseitigen U m g e h e n , Umziehen vor Num. 2 1 , 4 ; J u d . 1 1 , 1 8 ; woselbst das Gold ist d . Ii. w o es sich f i n d e t , zu H a u s e ist. H a v i l a ist also ein Goldland" (Kn.). Der Artikel bei w i e bei dem sonst auch artikellosen BITC V. 1 2 ist art. generis. — V. 1 2 . „Das Gold dieses L a n d e s bezeichnet Vrf. auch noch als gut d. h. als ausgezeichnet, v o r z ü g l i c h " (vgl. 2 Ghr. 3 , 5 . 8). „ U e b e r das t in a n i i v g l . ' 3 , 1 7 . 2 5 , 2 2 . 2 7 , 2 6 . 2 9 , 3. 8. Lev. 2 5 , 3 4 ; Ges. 1 0 , 2 ; Ew. 3 1 b u. 6 8 b . — Ueber s w f e m . im P e n t . , w o f ü r die Mass. s^ri zu lesen befiehlt, s. Ges. 3 2 A. 6 ; Ew. 1 8 4 « " . — Neben d e m Gold w e r d e n noch Bedolach u. Schoham-Stein als Erzeugnisse d e r H a v i l a g e n a n n t . «Via!?] ihm glich nach N u m . 11, 7 das Manna im A u s s e h e n , u n d m u s s es nach dieser Stelle den H e b r ä e r n w o h l b e k a n n t g e w e s e n

56

Gen. 2, 12.

sein. Die Bedeutung ist durch die Ueberlieferung nicht gesichert. Die LXX (av&Qa% in Gen., %Qv6vaXXog in Num.) rathen auf einen Edelstein, mit Unrecht, da kein davor steht; Pesch, hat j L ^ o ^ a (mit •> für ">), was die Syrer Iheils auf Kryslall, theils auf Perlen deuten. Als Perlen deuten Bedolach auch Saud., Ar. Erp., Gr. Ven., Äbulw., Kimchi, Bochart hieroz. III. 5 9 2 ff., wohl wegen der Durchsichtigkeit u. Weisse, u. weil es hier zwischen Gold u. Edelstein genannt ist, aber s. 1 Reg. 10, 2. 10 (Tuch). Richtiger versteht man mit Jos. ant. 3, 1, 6, Aq. Theod. Syrn. Vulg. u. den meisten Neueren „die ßSeXXa oder das ßSeXXiov, auch ßoXypv (Dioscor. mat. med. 1, 80), ¡xaäsXxov, maldacon (Plin. 12, 19), ein wohlriechendes u. sehr geschätztes (Plaut. Cure. 1, 2, 7)" durchsichtiges, wachsähnliches Gummi; das ächte von gelblicher Farbe, in einer geringeren Abart schwärzlich (s. Winer u. Riehm RWB). Nach Plin. erzeugte Baktrien das beste Bdellion; nascitur et in Arabia Indiaque et Media ac Babylone; aliqui peraticum vocant ex Media adveclum. Nach Peripl. mar. erythr. § 37. 3 9 . 4 9 ed. Müll, bringen es die Seefahrer aus Gedrosien u. Indien, s. darüber weiter bei Lassen ind. AK. 1 I. 2 8 9 f. 530. III. 43. Dem Namen nV^ia kann möglicherweise das Sanskritwort ulukhala (udükhala) zu Grund liegen ( L a g a r d e ges. Abh. 20). nw6] von den Alten theils mit o Xi&og o ngaOivos (LXX) oder Beryll (LXX zu Ex. 28, 2 0 . 39, 1 3 ; Targ. Pesch. Saad. u. A.) oder Smaragd (LXX zu Ex. 28, 9. 35, 27. 39, 6), theils mit Onyx (LXX zu Jj. 28, 1 6 ; Aq. zu Ex., Theod. und Symm. zu Ex. und Gen. 2, 12; Vulg.) oder Sardonyx (Aq. zu Gen. 2, 1 2 ; Vulg. zu Jj. 28, 16) oder Sardius (LXX zu Ex. 25, 7. 35, 9) wiedergegeben. Onyx, Sardonyx und Sardius gehören zu derselben Species (Chalcedon). Durch Etymologie lässt sich nichts entscheiden, da sich kein Etymon erkennen lässt. Die y bedeutet nicht Mass, sondern ausgedörrt, mager sein, und ist nicht für Onyx, Lauch ( l ^ o o Z , i»}-5 ) l i a t keine Verbalwurzcl, u. ist nicht f ü r Reryll in's Feld zu führen; ob der bab.-ass. Edelstein sAmtu (Del. Par. 60 f. 1 3 1 f.) auf tinfc (Del.) oder (Halevy in Revue critique 1 8 8 1 Nr. 50 p. 4 7 9 ) zurückzuführen und was für ein Edelstein es sei, ist noch völlig ungewiss; andere werthlose Etymologien s. bei Hitz. zu J j . 2 8 , 16 u. Sprenger Geogr. Arab. 62 f. Da weiter unter den vielen hehr. Edelsteinnamen zum Theil auch D'PH; u. TITFY ( S . ZU EX. 2 8 , 17 ff.) von den Onvxarten gedeutet werden, so dürfte die überwiegende Wahrscheinlichkeit für den Prasius oder Reryll (Aquamarin, Nebenart des Smaragd) sein. Nach dem Peripl. mar. er. § 49. 51 holte man die Onyxsteine als Handelsartikel in den indischen Häfen; nach Plinius bezog man Onyx u. Sardonyx besonders aus Indien und Arabien (h. n. 37, 2 3 f.); aber auch von den Reryllen sagt Plinius (37, 2 0 ) : India eos gignit, raro alilii repertos (s. überhaupt Lassen ind. AK. 1 III. 12. 16 f.). Die Behauptung (Del. Par. 60 f.), dass der Samte-Stein Hauptprodukt Rabyloniens sei, beruht auf der unbewiesenen (s. Halevy a. a. 0.) Annahme, dass Melucba in der geogr. Liste II R. 51 einen Theil Baby-

Gen. 2, 13. 14.

57

loniens bezeichne. — V. 13. Der zweite Fluss Gthon umfliesst das ganze Land Kusch, also das Aethiopenland. — V. 14. Der dritte Fluss Hiddeqel ist sicher der Tigris wie Dan. 10, 4. Der hbr. Name stimmt mit sumerisch Idigna (Haupt sum. Farn. Ges. 9. 17), bab.-ass. Idiglat (,Schrad. KAT 2 32 f., Del. Par. 170 ff.), aram. ¡ ¿ L s j und n i w , arb. ; der arische Name altpers. Tigrd, Pahlawi i""", griech. Tiy gegen Die Bemerkung steht im Zusammenhang mit V. 7. Die Scham über die Blosse und die Verhüllung der Blosse w i r d als etwas f ü r den Menschen, der vom Baum der Erkenntniss gegessen hat, n o t w e n d i g e s , in der Gotteso r d n u n g gegründetes anerkannt, und wird ihm statt der Feigenblätter eine besser schützende, f ü r das Leben auf der rauhen E r d e nothwendige Kleidung zugewiesen, ein Zeichen der auch den Gefallenen nicht verlassenden Fürsorge Gottes. Zugleich wird hier der Ursprung der Bekleidung erklärt. Thierfelle sind genannt, in Erinnerung daran, dass sie die Bekleidung der ältesten Menschen bildeten, vgl. (oben S. 7) die phönik. Sage bei Eus. pr. ev. 1, 10, 7 (sonst z . B . Diod. Sic. 1, 4 3 . 2, 3 8 ; Arrian Ind. 7, 2 ; Lucian. amor. 3 4 ; Kn.). Auf die Lage Eden's hoch im Norden (Wl. I. 3 5 3 ) braucht man daraus nicht zu schliessen (s. Del. Par. 8). Moderne Theosophie hat aus den Textworten eine Hinweisung auf die Nothwendigkeit der Opferung der

80

Gen. 3, 2 1 — 2 3 .

Thiere zur Bedeckung der (sittl.) Blosse des Menschen herausgefunden (Hofm. Schb. 2 I. 5 8 2 f., Del., A.). — V. 2 2 — 2 4 . Der so f ü r die Erde ausgestattete Mensch wird n u n , in Uebereinstimmung mit dem Strafurtheil, aus dem Garten vertrieben, und ihm der fernere Zugang zu demselben verschlossen. V. 2 2 die Erwägung, die Gott dazu bestimmt. der Mensch ist geworden wie einer (st. c., wie 1 Beg. 19, 2. 22, 1 3 ; Ges. 116, 1 ; anders Gen. 4 8 , 2 2 ; Zach. 11, 7 ; Jes. 27, 12) von uns (23, 6. 2 6 , 1 6 ; Ex. 14, 12 u. s. w., ohne dass man darum mit den Orientalen lesen müsste; Symm. falsch: yeyovev ¿fiov aq> eavTOv yivcSßxeiv d . h . selbständig) zu erkennen Gutes und Böses d . h . so dass er G. u. B. erkennt oder w e i s s , s. 2, 17. Bas unser einer erklärt sich als Uebertragung der Umgangssprache auf Gott (Tuch) in keiner Weise, sondern Gott fasst sich mit den höheren Geislerwesen, den sog. Gottessöhnen zusammen (vgl. 2 Sam. 14, 1 7 . 2 0 ) , und erkennt an, dass der Mensch einen die Göttlichen auszeichnenden Vorzug, ein wahrhaft göttl. Gut sich erworben hat. Gegen diese Anerkennung sträubten sieb die älteren Erklärer, weil sonst die Schlange V. 5 Recht gehabt h ä t t e , und suchten durch Miserklärungen auszuweichen, z. B.: der Mensch ist (früher vor dem Falle) gewesen wie u. s. w. (dann hätte npyi u. s. w . keinen richtigen Anschluss), o d e r : hat werden wollen (sprachlich unmöglich), oder legten in die W o r t e einen ironischen Sinn hinein, während doch Spott Gottes über den Gefallenen sehr ungeziemend wäre. Umgekehrt wollten philosoph. Erklärer herauslesen, dass der Sündenfall wirklich als ein nothwendiger Durchgangspunkl aus der sittl. Indifferenz zur sittl. Freiheit und Selbstbestimmung anerkannt w e r d e ; s. aber oben S. 4 5 . — und nun, nachdem er selbstisch das göttl. Gut der Erkenntniss sich angeeignet, steht zu befürchten oder ist zu verhüten, dass er vom Lebensbaum essend auch noch das ewige Leben sich aneigne, "¡s steht selbständig im Sinne von dass nur nicht! wie Ex. 13, 17. Ps. 3 8 , 17. Jes. 3 6 , 1 8 u. s. (Ew. 337b), und - m ist Prf. cons., vgl. 5, 5. 11, 12. Lev. 18, 5. Num. 2 1 , 8. Jer. 3 8 , 2. Hez. 18, 1 3 u. a. (Ew. 142b). Deutlich ist hier von dem Genuss der Frucht dieses Baumes (2, 9) die Möglichkeit, dauerndes Leben zu gewinnen, abhängig gemacht; ebenso ist klar, dass der Mensch dasselbe bis dahin nicht hat, sondern erst gewinnen müsste. Er soll es aber jetzt nicht mehr gewinnen, weil nach Gottes Ordnung dauerndes Leben und Sünde unvereinbar sind. — V. 2 3 . Deshalb, ihm nicht blos zur Strafe, sondern zum Heil, ihn von der eingeschlagenen Richtung zurückzubringen, schickte Gott ihn aus dem Garten, in welchem er zum Lebensbaum Zutritt hatte, f o r t , um draussen die E r d e , der er seiner Abstammung nach (2, 7) angehörte, unter den 3, 17 ff. bezeichneten Mühsalen zu bebauen. Vorausgesetzt ist, dass er bis dahin vom Baum des Lebens nicht genossen hat, obwohl er ihm nicht verboten war. Für den in ungestörtem Leben befindlichen w a r ein Bedürfniss nach dem Baum nicht vorhanden; erst nach gewonnener Erkenntniss und nach eingetretener Lebensstörung weiss er den W e r t h des Baumes zu schätzen u n d empfindet Sehnsucht darnach. Aber jetzt wird ihm der Zutritt abge-

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Gen. 3, 2 4 .

schnitten. — V. 2 4 . Damit er in dieser Begierde nicht eigenwillig zum Garten und damit zum Baume zurückkehre, w i r d er nicht blos fortgetrieben (doch s. 4, 16), sondern Gott lässt östlich (2, 8) vom Garten Edens, wo also (wie bei einem irdischen Gottesheiligthum) der Eingang war, die (d. h. die bekannten, nicht: die sämmtlichen) Kerube und die Flamme des sich drehenden oder zuckenden Schwertes sich lagern, nicht um den Garten statt der Menschen fortan zu bewohnen {Kurts), sondern um den Zugang zu bewachen. Dass auch die Urmenschen nun östlich vom Garten wohnten (Kn.), liegt nicht in den Worten des mass., sondern nur des LXX Textes, welche nach xaraixi6sv noch avxov (ins) und vor ta Xsqovßiji noch x a i 'sta^s ( a i r i ) geben, n-aistt] über die Kerube s. mehreres im BL. I. 5 0 9 ff. und hei Winer RWB. und Riehln HWB.; neuerdings auch Kosters in Theol. Tijdschrift XIII. 4 4 5 ff. Als ein Beweis f ü r die Entlehnung der Paradiessage von den Babyloniern können auch diese Kerube nicht verw a n d t werden. Es mag sein, dass jene geflügelten Stiere mit Menschenköpfen, welche bei den Babyloniern und Assyrern (wie die Sphingen der Aegypter) die Zugänge der Tempel und Paläste bewachen, ausser ihren gewöhnlichen Namen auch den Namen Kirubi führten, ( S c h r ä d e r Jen. LZ. 1 8 7 4 S. 2 1 8 ; Lenorm. Berose 80. 1 3 5 ; orig. 2 I 1 1 8 ff.; Del. Par. 1 5 3 f.), obwohl die Belege dafür noch nicht sicher sind. Aber von diesen Stiercolossen kann die althebr. Vorstellung der Kerube, wie sie sich Ps. 18, 11 ergibt, nicht hergenommen sein, es müsslen denn in der altbabyl. Zeit die Stiere auch geflogen sein. Selbst die Kerube als Paradieswächler verrathen durch ihre Verknüpfung mit der Schwerdtesflamme noch deutlich ihren Ursprung aus der Vorstellung der Gewittersturmwolken. Viel näher als die Stiercolosse stehen den hehr. Keruben die Greifen, und stände der assyr. Name kurubu f ü r Geier (Del. ass. Stud. I. 107), wenn er sich als solcher bestätigt. Nur ist ein Etymon auch hiefür nicht klar, denn aus harubu — rubu im Synonymenverzeichniss (Del. Par. 1 5 4 ) folgt nicht, dass ais gross, gewallig sein bedeute, auch wäre das das denkbar farbloseste Etymon. — Die Kerube, sonst die Träger und Begleiter der herabkommenden Gottheit, haben hier die Funktion, Hüter des unnahbaren Gottessitzes, der götll. Güter und Schätze zu sein, wie Ez. 2 8 , 14 ft'., und wird eben damit, dass hier Kerube wachen, der Garten als ein rechter Gottessitz gekennzeichnet. Analogien bei andern Völkern bieten die fabelhaften Greifen, „Wesen mit Löwenklauen, Flügeln, Adlerschnäbeln, flammenden Augen u. s. w . , welche z. B. in den Gebirgen nördlich von Indien das viele Gold bewachen, s. Ktes. Ind. 12 ed. Lion, Aelian h. anim. 4, 2 7 ; Her. 3, 116. 4, 13. 2 7 ; Aesch. Prom. 804 f.; Pausan. 1, 24, 6 ; Plin. 7, 2 u. a." ( K n . ) ; bei den Indern auch der mit dem Blitzesgeschoss bewaffnete Krcänu, welcher den himml. Sorna bewacht (Weber ind. Stud. II. 3 1 3 f.';' Kuhn Herabkunft des Feuers 146 11'.), entfernter der den Lebensbaum der Eranier hütende Fisch, Karo-Magyo oder Khar-Mähi ( S p i e g e l Av. III. S. L1V) oder der Held Allen-Tata zu Ross bei den Tataren, der das Lebensgras bewacht (s. oben S. 4 8 ) . — Das feurig flammende Schwert, welches den Keruben beigegeben ist, Handb. z. A. Test. XI. 4. Aufl.

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Gen. 4.

ohne darum in ihrer Hand zu sein (das eine den mehreren) ist das auch sonst (z. B. Jer. 4 6 , 10. Jes. 34, 5 ) als selbständige Macht gedachte Racheschwert Gottes, eine Vorstellung, deren letzte Grundlage der geschwungene Blitzstrahl sein wird. — Der Garten aber mit dem Baume des Lebens, obwohl den Sterblichen von nun an verwehrt, bleibt, ein Gegenstand der Sehnsucht der Menschen, aufgespart, wie die Späteren sagen, für die, welche ohne Tod (5, 2 4 ) oder durch den Tod zum Leben hindurchdringen (z. B. Hen. 25, 4 f.; Apoc. 2, 7. 2 2 , 2 ; 4 lisr. 8, 5 2 Vulg.; Test. Levi 18 u. a.).

3. D a s W a c h s t h u m d e r S ü n d e u n t e r d e n M e n s c h e n u n d d i e G e s c h i c h t e d e r b ö s e n U r v ä t e r Cap. 4 ; von R nach C und B. 1. A n die Anfangszeiten der Menschheit reicht keine geschichtliche Erinnerung hinauf. A b e r sich Vorstellungen darüber zu machen kann der mensch!. Geist nicht lassen. W o h l jedes der gebildeteren Völker des Alterthums hat es versucht, diese leeren Räume vorhistorischer Zeit durch allerlei Gestalten und Geschichten zu beleben, jedes nach seiner Weise, nach dem S i n n , in welchem es dachte und strebte, und nach dem Gesichtskreis, in den es sich durch seine geograph. und geschieht]. Verhältnisse hineingestellt fand. Anhaltspunkte für solche Versuche gab die Analogie der jüngeren Menschbeitsentwicklung und die Reflexion über diese: alle die mannigfaltigen Gewohnheiten, Sitten, Gewerbe, K ü n s t e , Erkenntnisse, Gesellschaftsordnungen, in deren Besitz und Uebung sieh die späteren Menschen befanden, wussten sie als erst mit der Zeit entstanden, vervollkommnet, oder auch gefunden und gefördert von einzelnen Personen, an welche entweder noch ein dunkles A n denken sich erhalten hatte, oder welche man, von den Benennungen der Sachen und Thätigkeiten ausgehend, sich dazu dachte, sei es dass man sie noch innerhalb des Maasses menschlicher Persönlichkeiten hielt, oder sie als göttliche und halbgöttliche W e s e n (Heroen) vorstellte und verehrte, und bei den Heiden wenigstens wurden solche Darstellungen schliesslich immer in die Ursprünge der Götter selbst zurückgeführt. Dass man derartige Wesen der vorgeschiclul. Zeit, je nachdem man die von ihnen abgeleiteten Bildungen als Güter oder Uebel empfand, theils als wohllhätige, theils als schädliche und feindliche auil'asste, lag in der Natur der Sache. Eine genauere Unterscheidung der Zeiten hört für solche Fernen von selbst auf, und leicht mochte man darum auch der geschichtl. Zeit ursprünglich näher Liegendes ailmählig auf noch frühere Perioden zurückschieben. Derartige Vorstellungsreihen über die Urzeiten sammelten und erzeugten sich in den Völkern zunächst durch gemeinsame Arbeit, aber unbewusst und kunstlos, und mit allerlei Abweichungen, sogar Widersprüchen im Einzelnen; ihre bestimmtere Gestaltung und Ordnung haben sie dann erst durch Dichter, Denker, Volkslehrer u. s. w. erhalten, welche mit Bewusstsein und Absicht, nach bestimmten Gesichtspunkten, und nicht ohne Sichtung und Umbildung sie verarbeiteten. So war der Gang der Sache bei allen Völkern, und

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Gen. 4 .

es liegt kein G r u n d vor, ist s o g a r u n z u l ä s s i g , dem Volk Israel in diesem P u n k t eine A u s n a h m e s t e l l u n g z u z u w e i s e n , als hätte d i e s e s a l l e i n , eines d e r j ü n g s t e n von a l l e n , ü b e r die Urzeiten eine w i r k l i c h historische Ueberlieferung besessen. W e n n gleich es schon f r ü h e in Religionssachen a n d e r s dachte als die ü b r i g e n , w a r es doch w i e d u r c h Verw a n d t s c h a f t u n d S p r a c h e , so d u r c h W o h n s i t z , V e r k e h r u n d Geschichte mit einem g r ö s s e r e n Völkerkreise aufs innigste v e r w a c h s e n : auch in s e i n e n V o r s t e l l u n g e n ü b e r die vorgeschichll. Zeiten zeigen sich noch g e n u g Aehnlichkeilen mit d e n e n d e r a n d e r n . Es w ä r e gar n i c h t verw u n d e r l i c h , w e n n es sich k ü n f t i g noch g r e i f b a r e r h e r a u s s t e l l t e , dass u n t e r d e n G e s t a l t e n , m i t d e n e n es j e n e d u n k e l n B ä u m e a u s g e f ü l l t h a t t e , e i n s t sogar H a l b g ö t t e r o d e r göttlich v e r e h r t e W e s e n g e w e s e n sein m ö g e n . A b e r mit d e r Zeit w u r d e bei ihm dem F o r t l e b e n j e n e r U r s a g e n d u r c h die E i n w i r k u n g des Mosaismus ein E n d e g e m a c h t : an B e d e u t u n g e n t w e r t h e t u n d des mylholog. S c h m u c k e s e n t k l e i d e t k o n n t e n sie sich n u r noch s o w e i t forterhalten, als sie mit dem h ö h e r e n Goltesb e w u s s t s e i n v e r e i n b a r u n d z u r V o r s t e l l i g m a c h u n g d e r f e r n s i e h Urzeiten in d e r E i n b i l d u n g d e r L e u t e u n e n t b e h r l i c h w a r e n . Der n ü c h t e r n e u n d r e i n v e r s t ä n d i g e C h a r a k t e r , d e n die Gen. 4 — 6 e r h a l t e n e n R e s t e davon zeigen, w a r ihnen g e w i s s z u m Theil schon v o r h e r a u f g e d r ü c k t , ehe sie von den bibl. E r z ä h l e r n in die Schrift g e f a s s l w u r d e n . N u r u m so u n b e d e n k l i c h e r w a r es d a n n f ü r d i e s e , d e r a r t i g e alle Stoffe f ü r ihre Z w e c k e zu v e r w e n d e n . 2 . S i c h t b a r sollen in Gen. 4 diese allen Geschichten nicht u m i h r e r selbst willen b e r i c h t e t w e r d e n . Schon die Unvollständigkeil und die u n g e l ö s t g e l a s s e n e n S c h w i e r i g k e i t e n (V. 1 4 . 16 f.), w e l c h e s p ä t e r die Haggada-Dichter in i h r e r W e i s e d u r c h Zusätze zu e r l e d i g e n sucht e n , e r l a u b e n nicht das a n z u n e h m e n . Sie bilden vielmehr n u r den Stoff, an w e l c h e n h ö h e r e Ideen u n d L e h r e n a n g e k n ü p f t w e r d e n . Der L e h r z w e c k liegt hier so klar zu Tage w i e beim vorigen S t ü c k , u n d leicht b e m e r k t man auch, dass diese I d e e n sich eng an die von Cap. 2 f. a n s c h l i e s s e n . K a u m dass die n u n a u s s e r h a l b des G o t t e s g a r l e n s auf d e r E r d e w o h n e n d e n P r o t o p l a s t e n d u r c h Z e u g u n g sich zu m e h r e n angef a n g e n , trat auch die s ü n d i g e M a c h t , w e l c h e in ihnen E i n g a n g g e f u n den hatte, s t ä r k e r h e r v o r u n d f ü h r t e in Kain b e r e i t s z u m B r u d e r m o r d , d a m i t a b e r zu noch t i e f e r e r G o t t e n l f r e m d u n g , z u r F o r t w a n d e r u n g aus E d e n , zu j e n e m r u h e l o s e n L e b e n auf d e r nach Gottes O r d n u n g i m m e r u n d a n k b a r e r w e r d e n d e n E r d e , w i e es zu d e s E r z ä h l e r s Zeit hei m a n chen, von b e s s e r e n A n f ä n g e n h e r a b g e s u n k e n e n Völkern sich f a n d . Das Geschlecht a b e r , w e l c h e s von s o l c h e m A h n h e r r n a b s t a m m e n d sich ausb r e i t e t e , machte n u n w o h l auf d e r E r d e sich h e i m i s c h e r , w u s s t e in E r f i n d u n g e n und E i n r i c h t u n g e n f o r t s c h r e i t e n d sich in seiner A r t d a s Leben zu e r l e i c h t e r n u n d zu v e r s c h ö n e r n , gerieth a b e r in das s ü n d i g e W e s e n i m m e r l i e f e r h i n e i n , u n d e n t w i c k e l t e zuletzt einen Geist w i l d e r Roheit u n d Mordlust, d e m g e g e n ü b e r , w a s d e r e r s t e A h n h e r r that, n u r w i e eine Kleinigkeit e r s c h i e n . Damit w a r e n a b e r Z u s t ä n d e e i n g e t r e t e n , w e l c h e das Gericht Gottes h e r a u s f o r d e r t e n . So w i r d hier in ein P a a r Zeichnungen (die erste V. 1 — 1 6 wohl a u s g e f ü h r t , die z w e i t e V. 17 — 6*

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Gen. 4 .

2 4 in kurzen Notizen) ein Bild e n t w o r f e n von der siltl.-religiösen Entwicklung des ersten Z e i t r a u m s , um zuletzt V. 2 5 f. auf das C. 5 folg e n d e s e h r andersartige Gemälde hinüberzuleiten und die in diesem gezeichnete Sethitische Linie d e r Urväter als den Gegensatz gegen die Kainilische ausdrücklich zu charakterisiren. Nur noch in u n t e r g e o r d neter W e i s e tritt in dem Stück nach seiner jetzigen F a s s u n g auch d e r andere Gesichtspunct h e r v o r , von der E n t s t e h u n g d e r Lebensweisen, Künste und Fertigkeiten eine Zeichnung zu geben ( 1 7 . 1 9 — 2 2 , auch 2 f. 1 2 , vgl. 3, 2 1 ) . 3. Geht man auf den Inhalt des Cap. n ä h e r ein, so ist das schöne Lehrstück V. 1 — 1 6 nach Stoff und Zweck leicht durchsichtig. Auffallend ist n u r , dass schon bei den ersten Kindern der Urmenschen der Unterschied von Ackerbauern und H i r t e n , ebenso von F r u c h t o p f e r und T h i e r o p f e r hervortritt; auch ist d e r S p r u n g von d e r ersten S ü n d e d e r Urmenschen zu dem B r u d e r m o r d ein sehr g r o s s e r ; endlich setzen die W o r t e Kain's V. 14 schon einige Bevölkerung d e r E r d e voraus. Es ist d a h e r zu v e r m u t h e n , dass dieses Stück nicht m e h r in seinem ursprünglichen Zusammenhang stehe (s. w e i t e r n r . 4). — Fasst man sodann das genealogische Stück 1 7 — 2 4 ins Auge, so kommt zunächst die längst bemerkte Aehnlichkeit der Kainilischen Namenreihe mit d e r Sethitischen C. 5 in Betracht. Die letztere, als zehngliedrige, ist z w a r um 3 Namen (Seih, Enosch, Noacli) l ä n g e r , aber die 6 mittleren Namen sind mit kleinen A e n d e r u n g e n im Laut u n d in d e r Reihenfolge dies e l b e n : K a i n , H a n o k h , r Iräd, Mehujacl, Methuschael, Lemekh in C. 4 , Kenan, Mahalalei, J e r e d , H a n o k h , Melhuschelah, Lemekh in C. 5 . Das kann nicht zufällig sein. Dass man in ältester Zeit noch eine g e r i n g e r e Auswahl von Namen gehabt habe ( H ä v . ) oder dass die beiden Urfamilien durch die W a h l gleicher oder ähnlicher Eigennamen i h r e r W e c h selbeziehung (?) unter sich Ausdruck geben wollten ( B a u m g . Del. Ke.), sind A u s k ü n f t e , die hier, w o w i r noch gar nicht auf historischem Boden stehen, um so w e n i g e r zuzulassen sind. Vielmehr muss es einen festen Grund solcher alter Namen gegeben haben, welche von verschiedenen Erzählern verschieden g e o r d n e t und v e r w e n d e t w u r d e n (Bullrn., Tuch Ew. Kn. A.). Dass die Namen d e r Kainilentafel d u r c h a u s u r sprünglicher erhalten seien ( R e d s l . ) , lässt sich nicht b e w e i s e n und eher k ö n n t e man d e n k e n , 'iräd und Mehujael b e r u h e n auf absichtlicher A e n d c r u n g , damit sie einen Übeln Sinn g e b e n , und da bei den LXX Mahalalei und Melhuschelah auch noch in C. 4 stehen, m u s s m a n fast vermuthen, erst j ü n g e r e Leser haben solche A e n d e r u n g e n v o r g e n o m m e n . Im Uebrigen ist das Etymon dieser (zum Tlieil u n h e b r ä i s c h e n ) Namen meist so unklar, dass man darauf nichts bauen k a n n . — F r a g t man nach der B e d e u t u n g dieser allen N a m e n r e i l i e , so kann d a r ü b e r n u r das, w a s ü b e r die T r ä g e r der Namen erzählt w i r d , Aufschluss g e b e n . Man darf deshalb auch nicht von dem d ü r r e n und farblosen Verzeichniss C. 5 a u s g e h e n , w o alle Erzählung fehlt, sondern m u s s sich an 4, 17 ff. halten, w o aus d e r Masse d e s s e n , w a s in der lebendigen Sage ü b e r sie erzählt w o r d e n sein mag, w e n i g s t e n s noch Einiges mitgetheilt wird. Darnach kann kein Zweifel sein, dass eine Darstellung d e r Ur-

Gen. 4.

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Sprünge der wichtigsten Beschäftigungen lind Lebensweisen an dieselben angeknüpft w a r . Die Notizen über die erste Stadt, die Vielweiberei, das Zelt- und Hirtenleben, die Schmiedekunsl und Musik ( 1 7 . 1 9 — 2 2 ) führen entschieden auf eine solche Haltung des Sagenkreises, aus dem 4, 17 ff. geschöpft ist. Am nächsten zu vergleichen ist dazu, w i e in der phönik. Sage (oben S. 7 ; auch Lenorm. o r . 2 I. 194 ff.) der Fortschritt der Erfindungen und Kenntnisse mit einer langen Reihe ältester Geschlechter von Göttern und Menschen verknüpft w a r , entfernter wie in der babyl. Sage unter den 10 vorsintfluthlichen Herrschern eine Folge von 6 — 7 Erscheinungen des Gottes Anu (Oannes) die Menschen ihre Kenntnisse, religiösen und staatlichen Ordnungen lehrte (Berosus ed. Rieht. 52 ff.; auch Lenorm. 2 1 6 . 5 8 0 11'.), ja wie selbst noch in den späten Schriften der Parsen die älteste Menschheitsgeschichte mit dem Nachweis der allmähligen Culturentwicklung ausgefüllt w i r d (Spiegel, er. AK. I. 4 7 3 ff.). Immerhin verträglich mit dieser Redeutung der Namenreihe w ä r e , dass ein Theil der Namen Benennungen von Gottern oder halbgöttlichen Wesen gewesen w ä r e . Aber was GVoss, Bocharl A. und wieder Butlmann in dieser Richtung aufgestellt haben, ist meist werthlos, weil sie nach blosser Lautähnlichkeit die Gölternamen der class. Mythologie zu finden sich bemühten, und auch der etymologische W e g f ü h r t , bei der völligen Unsicherheit der Etyma, zu blossen unbeweisbaren Hypothesen, mag man (Ew. Gesch. I. 3 8 1 f.) alte Götternamen, oder (Böttcher de inferis § 2 4 5 ff.; Aehrcnl. 4) sachgemässe Bezeichnungen der stetigen Culturfortschrilte darin nachweisen wollen. Gegenüber von dieser, durch den Text selbst an die Hand gegebenen culturhistorischen Bedeutung der Namenreihe hat die Meinung von einem ethnographischen Sinn derselben wenig oder keine Berechtigung, sei es dass man darin Ursprung und Wesen der ostasiatischen, spcciell mongolischen (im Gegensatz gegen die Noachidcn oder Kaukasier) Rasse (Tuch, A'w.) oder wenigstens in den 3 LenickhSöhnen die urkanaanäische und urasiatische (akkadisehe, d a m i t . , protomedisehe) Bevölkerung (Lenorm. 2 0 8 IT.) beschrieben finden will. Denn von den Namen ist ausser Kain und Tubal keiner sonst als Volksname bekannt-, der Hinweis auf Ostasien 4, 14 gehört einem andern Erzählungsstück a n ; von Bekanntschaft der Hebräer mit Völkern östlich von Elam und Madai hat man sonst keine Beweise; die Verwendung derselben Namen zu ganz andern Zwecken in Gen. 5 Hesse sich nicht gut denken, wenn ein Bewusstsein ihrer ethnischen Bedeutung vorhanden gewesen wäre. Zuzugeben ist nur, dass bei Schöpfung von Namen wie Kain, Tubal, Stadt Hanokh (ja selbst bei der Zeichnung des Gegensatzes zwischen Kain und Abel im andern Stück) auch zeitgenössische Völker und Oertlichkeiten (nur nicht gerade ostasiatische) vorgeschwebt haben mögen. — Aber endlich auch dass ' die Genealogie gerade in 7 Gliedern verläuft und an ihrem Ende der Stamm in 3 Aeste sich spaltet, ist w e d e r zufällig, noch vom Erzähler so e r f u n d e n , sondern erscheint als Sache einer in der Anordnung genealogischer Stoffe auch sonst "^üblichen Kunst. Wie die' Sage überhaupt es liebt, längere Reihen zusammengehörender Erinnerungen auf feste Zahlen zuriiekzu-

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Gen. 4.

f ü h r e n , uin sie vor dem Auseinanderfalten oder Verlorengehen zu schützen, und wie namentlich geneal. Reihen selbst noch in jüngeren Zeiten hei den Israeliten nach festen Zahlen geordnet wurden (der Zahl zehn Ruth 4, 18 ff., der Zahl sieben Matth. 1; Luc. 3), so scheinen auch für die Zusammenordnung der Urmenschen oder Urherrscher die Zahlen 7 und 10 seit ältesten Zeiten feststehend gewesen zu sein. Beide lassen sich bei den verschiedensten Völkern von Indien bis Aegypten nachweisen (Z'mcA2 9 7 ; Ew. Gesch. 3 1. 3 7 5 ; Lenorm. o r . 2 I. 2 2 4 — 2 3 2 ) . Während hei A in Cap. 5 und 11 die Zehnzahl durchgeführt ist, findet sich hier in C. 4 die Siebenzahl angewendet; man wird nicht sagen können, dass die eine oder die andere Zählweise die jüngere sei. Nur um so merkwürdiger ist aber dann, dass beide Zählweisen mit dem je letzten Glied der Reihe eine dreifache Spaltung des Geschlechts eintreten lassen (4, 2 0 — 2 2 . 5, 32. 11, 26). Nicht dass ein Stamm mit der Zeit sich in mehrere Aeste verzweigt und eine üppigere Entwicklung beginnt, ist hier das auffallende, sondern dass bei solcher Verzweigung auch wieder eine feste Zahl, und zwar die Zahl 3, maassgebend war. Das weist auf eine schon ausgebildete Kunst in der Darstellung dieser Dinge hin. 4. Bezüglich der Composition des Cap. war man früher meist (Tuch, Kn., Hupf. A.) der Ansicht, dass es dem C zuzuschreiben sei, höchstens mit Ausnahme von V. 2 5 f. Aber zwischen V. 17 lind 12 (Kain als Stadtgriinder und Kain als unsteter Flüchtling) ist ein klaffender Widerspruch, und der Zweck der Nachweisung des Culturforlsehritts (s. nr. 3), welcher V. 1 7 — 2 4 verfolgt wird, hat nur bei einem solchen Erzähler, welcher die Continuität der Menschengeschichte nicht durch diu Sintfluth unterbrochen werden liess, einen rechten Sinn, also nicht bei C, welcher 6, 5 ff. die Fluth erzählte. Zwar behauptet Wellh. JB.DTh. XXI. 3 9 9 ff., dass der Vrf. von Gen. 2 f. und 1 1 , 1 — 9 ( d . h . unser C) keine Sintfluth kenne, und will demgemäss auch 4, 1 6 — 2 4 diesem selben zuschreiben, in der Weise, dass C. 2 f. 4, 1 16—24. I I , 1 — 9 hei ihm unmittelbar auf einander gefolgt wären, dagegen 4 , l b — 1 5 . 25 f. 5, 29 und die betreffenden Abschnitte in C. 6 — 9 für jüngere Einfügungen in dessen Werk erklären. Aber diese Aufstellung, zusammenhängend mit der unrichtigen Ansicht (S. 44), dass es sich auch schon in C. 2 f. nur um die Anfänge der Cultur handle, widerspricht dem literarischen Thatbestand, der wie in 5, 29 und U. 6 — 9 (s. d.), so auch 4, l b — 1 6 auf C als Vrf. hinweist. Abgesehen von der Erwähnung Eden's V. 16 zeigt sich hier die Selbigkeit des Zwecks (das Wachsthum der Sünde nachzuweisen) und dieselbe feine psychologische Zeichnung wie C. 2 f., ebenso die gleiche Ausdrucksvveise (welche andernfalls auf bewusster, künstlicher Nachahmung beruhen miisste), z . B . n ^ x 2 f. 10. 13, r n » 8, n»iijn-PK 2. 12, 14 (3, 24), t ^ V 15 (3, 11), hpn -rr»' i l (3, 14)' die Fragen Gottes' 9 f. (3, 9. 13); sonst s. Schrad. Studien 126 ff. Ueber V. 7 s. d. Demgemäss wird vielmehr umgekehrt zu urtheilen sein, dass V. l b — 1 6 zu C, V. 1 7 — 2 4 aber zu einer andern Quelle gehört. Und zwar muss diese Quelle älter sein, als C, und diesem schon vorgelegen haben, da

Gen. 4, 1.

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V. 15 Bekanntschaft mit dem Lemekhlied V. 2 4 zeigt (wenn anders 15a nicht ein jüngerer, harmonistischer Zusatz ist), also vermuthlieh B, dessen Schrift durch den ganzen Hexateuch hindurch dem C als Vorlage diente, u n d welcher eine Sinlflutherzählung nicht hatte. Was dann noch V. 2 5 f. betrifft, so könnte man zwar in denselben einen Einsatz des R (Ew. JB. VI. 18; Schrad. 122 ff.) vermuthen, durch welchen die Kainilische Genealogie mit der Sethitischen C. 5 zusammengeklammert w e r d e n sollte, aber da 2 6 b durch diesen Zweck nicht motivirt w ä r e , da ferner durch die ganze Genesis hindurch gerade C den Fortgang des Jahvedienstes nachzuweisen sich angelegen sein lässt (s. zu 26), da endlich C, welcher von Noah (5, 2 9 . 6, 8 ff.) erzählte, einen Uebergang zu diesem gehabt haben muss und ihn nicht durch die Kain-, sondern nur durch die Sethlinie gemacht haben kann (Hupf. WL), so sind vielmehr diese Verse in der Hauptsache als der Rest einer Seihgenealogie des C anzusehen. Dann aber k a n n , wegen des Widerspruchs zwischen 26^ und l' 1 bezüglich des Jahvenamens, V. lb—• 16 bei C nicht vor 251'., sondern n u r darnach gestanden h a b e n , wof ü r auch die nr. 3 i. A. angeführten Gründe sprechen. Schwerlich hatte C blos ein kahles Namensverzeichniss der Sethiten gegeben, sondern (wie 5, 2 9 . 6, 5 ff. zeigen) zugleich das Wachsthum der Sünde und des Verderbens nachzuweisen sich bemüht, und zu diesem Zweck, etwa beim 4. Urvater (Keiiän-Kain) die Darstellung 4 , l ' 1 — 1 6 entworfen. Dem lt aber, der B und C zusammenarbeitend den Gegensatz der bösen und guten Urväter (Kainilen und Sethiten) einführte, blieb nun nichts übrig, als V. 1 mit B zu beginnen, dann vorausnehmend die Erzählung l l j ( i s s m ) — 1 6 aus l! einzufügen und V. 1 7 — 2 4 den Auszug aus B folgen zu lassen, um damit die Kainiten abzumachen, worauf er durch MiUlicilung der ursprünglichen Fortsetzung von C. 3 bei C (4, 2 5 f.) zur Sethlinic hinüberleitete. Erst Folge dieses Verfahrens war dann die Einsetzung von 3, 20 und der Worte sowie •pi? — i n s 4, 2 5 durch R. Unter dieser Annahme lösen sich die Schwierigkeiten. . ^ V g l . zu Cap. 4 f. Bullmann Mylhologus 1. 1 5 2 — 1 7 9 ; Grotefend zur ältesten Sagenpoesie des Orients in ZDMG. VIII. 7 7 7 ff.; Redslob de hominum, qui ante dilnvium Noach. vixerint, tabula etc. Hamb. 1 8 4 7 ; Ewald Jahrb. VI. 1 — 19; Winer R W . u. Patriarehen. V. 1 — 1 6 . Kains Brudermord und Strafe. V. 1 f. Zeugung Kain's und Abel's und deren Berufsarten. — V. 1 bis wahrscheinlich aus ß, vgl. V. 17 (s. Vorbem. nr. 4). Der neue Anfang, ohne consec. Temp., zeigt, dass kein unmittelbarer Anschluss an's Vorhergehende stattfindet. An einen Zustandssatz („der Mensch halle erkannt", Raschi) ist nicht zu d e n k e n , weil i h m nicht das erzählende Haupttempus darstellen kanu. s n ] kennen lernen, Bekanntschaft machen mit, in der Bibel häutig f ü r den vertrauten Umgang der Geschlechter und euphemistisch f ü r Beischlaf V. 17. 25. 2 4 , 16. 3 8 , 2 6 vgl. 19, 5. 8, aus dem A. T. in das Hellenistische und manche andere Sprachen übergegangen (Ges. th. 5 7 1 ) . — Das Weib nach seiner ersten Geburt gibt der Freude seines Herzens Ausdruck in einem Jubel-

88

Gen. 4, 1. 2.

und Dankeswort, das so formulirt ist, dass daraus der Name des Kindes sich ergibt. 17g] sonst n. app. = Speer (s. V. 22) und n. pr. eines Volksstammes, ist hier von (sonst nicht mehr vorkommendem) HP = ™]5 hervorbringen, erschaffen, erwerben abgeleitet, und als Geschöpf (vgl. "j^ajs Ps. 104, 2 4 ) oder Erwerb gedeutet. Hervorgebracht, erschaffen oder erworben habe ich einen Mann d. h. ein mann). Kind (s. 1 Sam. 1, 1 1 ; Jj. 3, 3), „ein Kind des bevorzugten und starken Geschlechtes ( 2 9 , 32. 35, 17. 1 Sam. 4, 20. Ps. 127, 3 f. 128, 3 ) " mit Jahve d. h. mit seiner Hilfe, durch seinen Beistand. Zwar kommt n s in diesem Sinne sonst nicht weiter vor (denn 49, 2 5 ist zweifelhaft), wohl aber oy 1 Sam. 14, 4 5 , und wie in der Phrase, dass einer mit einem d. h. ihm hilfreich nahe sei, oy (z. B. 26, 3. 28, 15. 31, 3) und r s (z.B. 2 1 , 2 0 . 26, 2 4 . 39, 2 ; Jer. 1, 1 9 ; Ps. 12, 5) mit einander w e c h s e l n , so muss auch für jenen Sinn f « mit es> gleichbedeutend erachtet w e r d e n ; bei den Griechen war övv •dsä ganz geläufig (s. auch Ew. JB. XI. 197). Ob die LXX mit ihrem öire rov &EOV ( V U L G . per Deum) dasselbe, nur f r e i , ausdrücken wollten, oder ob sie (s. Jos. 11, 20) r s » (von Seilen, von) gelesen haben, was wirklich Onk. ausdrückt (aufgenommen von Saad. Pisc. Cler. Dathe Kamph. in Stud. u. Krit. 1 8 6 1 . 1 1 3 IT.), oder gar a (nach der Glosse o 'Eßgciiog %ca o Evqog" sv &cm bei Field I. 17) muss dahingestellt bleiben. Die Lesart f s ist durch evv des Symm. und das, freilich mehrdeutige, ^ der Pesch, bezeugt. Dass nicht zu verbinden ist: einen Mann mit Jahve d. h. einen mit ihm verbundenen oder mit ihm gehenden, haben schon die Mass. gesehen. „Unstatthaft ist '"-m« als App. zu sä-« (griech. Uebersetzer bei Field; Luth. Münst. Fag. Varen. SSchmidl, Calov. Gerh. Osiand. P f e i f f . , noch Baumg. Philippi) oder als Praedicatsacc. (:ich habe Jahve zum Mann gewonnen, Umbr. Stud. u. Krit. 1 8 6 0 141 f.; vgl. Trg. Jon.); denn bei letzterer Fassung w ü r d e die Benennung des Kindes gar nicht erklärt, und bei erstercr w ü r d e der Eva der (auch nach 3, 15) sinnwidrige Gedanke, dass sie in diesem Kinde Gott geboren habe, zugemuthel. — V. 2. i a n ] Hauch, Nichtigkeil, Vergänglichkeit, so wird der zweite Sohn genannt ohne Zweifel mit Beziehung darauf, dass er „von Kain vernichtet wurde und gleich dem Lufthauch nur ein vorübergehendes, kurzes Dasein hatte Jj. 7, 16. Ps. 3 9 , 6 " (Kn.). Ob freilich diese mass. Aussprache des Namens auch schon vom Vrf. oder in der ursprünglichen Sage beabsichtigt war, ist eine andere Frage. Als Name des ersten Hirten könnte Van eine blosse Variation von Vai V. 20 sein (Ew. JB. VI. 7 ff., Goldz. 130 f., WL). Entfernter liegt die Deutung Sohn nach dem ass. ablu (hablu), sumer. ibila (PHaupt sum. Fam. Ges. 9), wofür man die Bedeutung der Namen der übrigen Urmenschen (Adam, Kain, Seth, Enos) geltend machen könnte (Schrad. KAT. 2 44 f.). Dass „der Vrf. Kain und Abel als Zwillinge vorführe, indem er bei Abel keine Schwangerschaft der Eva besonders erwähnt (Beresch. r., Trg.Jon., Kimch. Schum.), lehrt die Stelle nicht (sicher), s. 30, 12. 38, 5 " (Kn.). „Der ältere Bruder treibt Ackerbau, zu welchem schon Adam verurtheilt worden war (3, 1 7 ) , der jüngere bringt die Kleinviehzucht hinzu. Beide

Gen. 4,

2—4.

89

Lebensweisen gehören zu den frühesten der Menschheit; sie folgten nach Dicaearch bei Porph. abst. 4, 2 und Varro r. rust. 2, 1 auf die Ernährung durch die von selbst wachsenden Früchte der E r d e (s. zu 2, 16). Der Vrf. lässt V. 4 Abel Fleischopfer bringen, also das Vieh wohl nicht blos der Milch und Felle (3, 2 1 ) , sondern auch des Fleisches wegen halten, mithin den Genuss des letzteren früher angehen als der Elohist 9, 3 " (ff«.)- M i t Unrecht wollte Hofm. (Schr.ß. 2 1. 5 8 4 f.) die Gottmisfälligkeit von Kain's und die Gottgefälligkeit von Abel's Beruf erweisen. — V. 3 — 5 . Das Opfer der beiden Brüder und Kain's Zorn. V. 3. nach Ablauf (8, 6. 16, 3. 41, 1) von Tagen d. h. einer gewissen Zeit, sc. nach dem Beginn ihres Geschäfts. „Die Zeitangabe t r a ; ist unbestimmt (40, 4) und geht bald auf eine kürzere (24, 55), bald auf eine längere Zeit (Num. 9, 2 2 . 1 Sam. 2 9 , 3 ) " Kn. Kein Anlass ist, auf Grund von Stellen wie Jud. 17, 10. 1 Sam. 2 7 , 7, den Begriff von nua; auf ein Jahr einzuschränken (Äbene. Kimch. Haitsm. Dalh. Ros. Bohl). Die Zeitbestimmung im BJub. s. bei Rönsch B. der Jubil. 2 3 9 . Gabe (32, 14 ff. 4 3 , 11 ff.), hier speciell Opfergabe, aber noch nicht in seinem speciellsten oder levitischen Sinn, wornach es den Gegensatz zum Fleischopfer macht, vgl. V. 4. — V. 4. Abel brachte dar etwas von (•¡s part. wie 8, 2 0 . 2 7 , 2 8 . 2 8 , 11) den Erstgeburten (Deut. 12, 6 . 14, 2 3 ) seines Kleinviehs, einige seiner erstgebornen Lämmer, und, zwar (3, 16) von ihren Fettslücken, nicht: fettesten Thieren (Ke). •¡na^HM] f ü r •¡n^ittai, w a s Sam. hat, vgl. 1, 2 1 ; der Sing, I ^ n w ä r e wohl zulässig (Lev. 8, 16. 2 5 ) , w ü r d e aber die Mehrheit der Thiere nicht so bestimmt ausdrücken. Im levit. Dienst ist Opferung der Erstgeburten der Heerde und z w a r ihrer Fettslücke vorgeschrieben Num. 18, 17 (über den levit. Begriff von zkn s. zu Lev. 3, 3). Aus diesem Erstgeburtenopfer zu schliessen (Tuch, Kn.), dass der Erzähler bei ^ b auch an die Erstlinge ( o ^ s a ) dachte, vgl. Lev. 2 3 , 10. 17, i s t ' n i c h t erlaubt. „Der Vrf. lässt den ersten Anfang des Opferns gleich nach dem Beginn des Ackerbaus und der Viehzucht eintreten und aus dem Bediirfniss entstehen, Gott f ü r den verliehenen Segen zu danken; er erwähnt aber noch keinen Altar, wie später bei Noah 8, 20. Doch nur Abel und seine Gabe ziehen Gottes Blick auf sich" (Kn.), sc. den gnädigen, wohlgefälligen (OnJt., Pesch., Symm.; ¿TcexXi&i] Aq.). Woran aber erkannte Kain Abel's Bevorzugung? an irgend einem äusseren Zeichen, deren das alte Opferwesen genug halte; Vrf. hat nicht f ü r nölhig gehalten, dasselbe näher zu beschreihen; seit alter Zeit meinen Viele ( T h e o d . ivcTcvgiOcv, Hier. Greg. Rasch. Abene. Kimch. Grot. Gerh. Dalh. Ros. Baumg. Del.), dass Gott durch Feuer vom Himmel (Lev. 9, 2 4 ; 1 Reg. 18, 3 8 ) Abel's Opfer angezündet habe; Schu. Kn. denken gar an ein persönliches Erscheinen Gottes bei den Darbringern, w o f ü r aber w e d e r V. 6, noch 3, 8 beweisend ist. Warum aber schaut Gott n u r auf Abel's Opfer gnädig? Nicht weil das Thieropfer an sich mehr werth war als das Fruchtopfer ( J u l i a n bei Cyrill AI. c. Jul., Tuch, Kn.), auch nicht, weil Abel von den Erstgeburten und von diesen das Fetl, also Gewählteres, Kain nur von den Früchten überhaupt opferte (Del.

90

Gen. 4,

5—7.

nach Mulrasch, Ke.), denn d a d u r c h w ä r e noch nicht b e g r ü n d e t , dass Gott auf Kain's Opfer gar nicht schaut; noch w e n i g e r , weil Abel den Zweck d e r S ü h n e im Auge h a t t e , Kain a b e r nicht (Hofin.2 I. 5 8 5 ) , d e n n Abel bringt eben als Hirte Thiere und Kain konnte keine Thiere b r i n g e n ; sondern der G r u n d m u s s , da von blossen F o r m f e h l e r n in dieser vorgesetzlichen Zeit nicht die R e d e sein kann u n d da auch g r u n d l o s e W i l l k ü h r (trotz Ex. 3 3 , 1 9 ) bei Gott ausgeschlossen ist, in der bei ihrem Opfer vorausgesetzten Gesinnung und Herzensstellung zu Gott l i e g e n , wie aus dem schon von Greg. M. u n d Luth. betonten

Ausdruck: auf Abel und sein Opfer,

auf Kain und sein Opfer,

nicht:

auf das Opfer Abel's oder Kain's, h e r v o r z u g e h e n scheint, u n d w i e auch nach Hbr. 1 1 , 4 durch die niaxig die &v6ta Abel's nlsicov war. Näher das Mangelhafte des Sinnes K a i n ' s , der doch auch in diesem Opfer freiwillig seiner Gottesfurcht Ausdruck g a b , zu bezeichnen, hat d e r Erz. nicht f ü r nöthig g e f u n d e n . Die Hauptsache i s t , dass der Mensch, w e n n er sich von Gott verschmäht oder zurückgesetzt findet, darum noch nicht grollen darf, auch nicht auf den Mitmenschen. Dem Kain aber entbrannte es sehr d. h. es entstand in ihm ein heftiges F e u e r , näml. des Aergers und Unmulhs. Er beweist eben d a d u r c h , dass sein Geist schon vorher nicht in d e r richtigen Verfassung w a r . Ucbrigens „findet sich n^rr, so ohne fi«, im Petit, n u r noch V. 6 . 1 8 , 3 0 . 3 2 . 3 1 , 3 6 . 3 4 , T . ' N u m . 1 6 , 1 5 " ( K n . ) . und sein Angesicht ßel d . h . senkte sich; die Miene des N i e d e r g e s c h l a g e n e n , Verdriessliclicn, Trübsinnigen (Jj. 2 9 , 2 4 . J e r . 3, 12). — V. 6 f. Aber noch ist er nicht d e r S ü n d e verfallen; er vernimmt noch die göttl. W a r nungsstimnie, welche i h m , nicht in einer äusseren E r s c h e i n u n g Gottes (Kn.), aber doch f ü r den Geist v e r n e h m b a r g e n u g e n t g e g e n t r i t t , u n d ilm, den U n e r f a h r e n e n , zur Selbstbesinnung ü b e r seinen Zustand und die gefährlichen Folgen solcher S t i m m u n g , w e n n sie gehegt w i r d , aufmerksam macht, nsiu] an sich m e h r d e u t i g . Die E r k l ä r u n g d e r LXX (nicht w a h r , w e n n d u recht d a r b r i n g s t , aber nicht recht theilst, sündigtest du? sei r u h i g ! , wobei auch abweichend gelesen w u r d e , s. Töpler de Peilt, i n t e r p r . Alex, indole. llal. 1 8 3 0 . p. 6 3 ) und die von Arnlt. Buns. Kamph. („magst du schone Gaben b r i n g e n o d e r nicht schiine, vor d e r T h ü r lauert die S ü n d e " ) ist durch den S p r a c h g e b r a u c h von K»S (Ez. 2 0 , 3 1 ) am wenigsten gestützt; aber auch die Bedeutung Annahme (Aq. Theod. Pesch. Vulg., ü b r i g e n s in verschiedener F a s s u n g ) und Vergebung (Symm. Onk. Hier., s. V. 1 3 ) ist w e n i g s t e n s nicht z u s a m m e n h a n g s g e m ä s s ; das vorausgegangene Tp=E fea verlangt n^as zu nsio h i n z u z u d e n k e n , und der Sprachgebrauch J j . 10, 1 5 . 11, 1 5 . 2 2 , 2 6 bestätigt diese Fassung (Tuch Kn. Ew. Del. Ke.): ist nicht, wenn du gut thusl, Erhebung sc. des Angesichts, Heiterkeit, g u t e r f r o h e r Mutli und heitere Miene? w e n n man mit Thal und Sinn auf das Gute gerichtet ist, ist auch Fröhlichkeit da. wenn du aber nicht gutthust, so ist nicht blos S e n k u n g des Gesichts, Verdriesslichkeit, s o n d e r n es ist Sünde an der Thür (Prov. 9, 1 4 ) ein Lagerer o d e r L a u r e r d. h. „bei solcher Geisteshaltung ist S ü n d e ganz nahe, um den Menschen zu ergreifen. Die Sünde ist dem Vrf. gleichsam eine Macht, welche dem

Gen. 4, 7. 8.

91

Menschen gegenübersteht und ihn in ihre Gewalt bringt, wenn er sich nicht bewacht", und auf dich ist sein Verlangen, seine Gier gerichtet (3, 16), aber du sollst ihn beherrschen (Ew.: und wirst du ihn beherrschen? § 324 15 ) (j. h. „die andringende Sünde dadurch zurückschlagen und besiegen, dass du den Unmuth bannst und dich nicht zu bösen Thaten hinreissen lässt" (Kn.). Bei der gegebenen Erklärung wird gewöhnlich angenommen, dass die Sünde mit einem Rauhthier verglichen w e r d e , welches an der Hausthür auf den Heraustretenden lauert ( T u c h erinnert auch an die arab. Benennung des Löwen mit oder ( j ä L j J I ; andere wollen gar an den tins 3, 1 denken. obwohl trotz Ez. 2 9 , 3 dann kein passender Ausdruck wäre). Aber weder ist vor den Thüren zu lauern Sitte der Raubthiere (1 Ptr. 5, 8), noch taugt (npitsn und) is zu diesem Bild. Geeigneter zu V. b w ä r e das Bild einer Verführerin, aber p i (selbst wenn man ya*^ läse) und die Masc. Suffixe erlauben das nicht. Die Correctur „so liegst du an der Thür der Sünde" (Ilg. u. A.) passt wenigstens nicht zu V . b . Ueberhaupt ist V. b, aus 3, 16 mit verändertem Sinne wiederholt, höchst auffallend, und nicht denkbar, dass C selbst seine eigenen W o r t e so umgedeutet hätte (Ew. Wl.); wie sehr auch die Alten schon hier anstiessen, zeigt die Umschreibung des Onk. und die Aenderung der Pesch, (s. Köhler im Repert. f. bibl. u. morgld. Lit. II. 2 4 3 11'.). Wahrscheinlich ist der Text dieses V. (s. auch LXX) schon frühe verderbt (Olsh.) und dann später in der jetzigen, wenig befriedigenden Weise hergestellt worden. — V. 8. Kain soll gegen die andringende Sünde kämpfen (3, 14 f.), so fordert es die göttliche Stimme an ihn; aber er kämpft nicht; schweigend hört er das W o r t , nimmt den Bruder mit a u f s Feld und tödtet ihn. und Kain sagte zu Abel] was er sagte, ist im mass. Text nicht ausgedrückt, aber im Sam. LXX Ital. Vulg. Pesch. Trg.Jers. folgt ¡"nan «s?;] wir wollen auf's Feld gehen, und ist dies w e n n auch nicht ursprünglicher Text (Kennte.. Houbig. JDMich. Vogel, Vat. Ges., tlc Pent. Sam. 62 f., Ew.), da ns>5 (beanstandet von Lagarde Symm. 1. 5 7 ) nach Ruth 2, 2 nicht unmöglich, aber in der alten Sprache eher nai zu erwarten war (Cant. 7, 12. 1 Sam. 2 0 , 11. 35. 2 Sam. 11, 2 3 . 18, 6. 2 Reg. 4, 39. Jud. 9, 27. 4 2 . Jer. 14, 18), so doch passende Ergänzung einer Lücke, wie eine solche selbst noch in hbr. MSS. u. Edd. durch ein Pisqft nach Tri« angedeutet wird (de Rossi I. 5 f.). Obwohl der officielle Text schon dem Aq. (Field I, 18) Onk. Orig. Hieron. quae. vorlag, und die Mass. ein Pisqa nicht anerkennen, ist doch so gut als sicher, dass der Vrf. So nicht geschrieben haben kann. Die von l)el.1 158. 166 angeführten stellen bieten keine Analogie (in Jon. 2, 11. 2 Chr. 1, 2 f. 3 2 , 2 4 ist s. v. a. f « ) , um die Aposiopese der W o r t e r n e n TO^j (Del. Ke.) wahrscheinlich zu machen. Wollte man aber gemäss einer Eigent ü m l i c h k e i t der hehr. Redeweise (Ew. 3 0 3 c ) , speciell gemäss Ex. 19, 2 5 (wo jedoch die Relation einer Quellenschrift abgebrochen ist, um auf eine andere überzugehen), aus V. 7 als Obj. ergänzen es, sc. was Gott zu ihm geredet hatte (Hier. Abene. Kimch. Tuch Baumg.), so

Gen. 4,

92

8—12.

w ü r d e sich e t w a s psychologisch ganz u n w a h r s c h e i n l i c h e s e r g e b e n . So viel als 'ISH^ vollends ist IÖS'IJ n i r g e n d s , und ist also u n z u l ä s s i g : von Gott v e r w a r n t redete er versöhnlich mit Abel ( R o s . Bohl. Maur.), oder verstellt f r e u n d l i c h ( M e r x im BL. u. Abel), o d e r : fasste einen Anschlag gegen (Böhm.), was nicht b e d e u t e t . W e r keine Lücke im Text a n n e h m e n will, w ü r d e am besten (mit Böllch. ÄL 3, Kn. Olsh.) nach 2 Sam. 11, 16 ^ÖS-II in er gab Acht o d e r lauerte auf ihn ver2 bessern. ] absichtlich wiederholt, um den Mord als B r u d e r m o r d zu zeichnen. — V. 9—-16. Das Gericht über den M ö r d e r und seine F o r t w a n d e r u n g aus E d e n . V. 9. Die göttl. S t i m m e , d e r e n W a r n u n g d e r Mensch ü b e r h ö r t hat, f o r d e r t nach d e r That Rechenschaft und klagt an. •'K] S. v. a. w » . Eine F r a g e wie 3, 9 zur Einleitung d e r Unters u c h u n g , aber die ganz a n d e r e A n t w o r t , die darauf ergeht, zeigt den f u r c h t b a r e n Fortschritt d e r Sündenmacht. „Kain läugnet f r e c h , dass er wisse, w o Abel sei, a n d e r s als Adam und Eva (3, 1 1 . 1 3 ) ; er f ü g t sogar noch trotzig h i n z u , dass er nicht d e r W ä c h t e r seines Bruders, also nicht verpflichtet sei, dies zu w i s s e n " (Kn.). —• V. 1 0 . Aber die Stimme lässt sich durch Läugnen nicht a b w e i s e n ; sie hält ihm das Verbrechen in seiner Nacktheit vor u n d ü b e r f ü h r t ihn. was hast du gelhati!] welche s c h w e r e Unthat v e r ü b t ! eine F r a g e des Entsetzens, w i e l Sam. 13, 1 1 . Vi i y ] Ausrufesatz wie J e r . 10, 2 2 . Jes. 13, 4 . 52, 8. 6 6 , 6 u. s.; a*|??> (Sam. ist Appos. zu n ^ n , Ew. 3 1 7 « :

Stimme her

des Blutes

schreit!



deines

Bruders,

welches

horch! das Blut . . . schreit.

zu

mir

vom

vergossenes

Erdreich Blut

s. Lex.; Onk. klügelt aus dem P l u r . eine Beziehung auf die in Abel g e m o r d e t e n Nachkommen desselben h e r a u s . „Unschuldig vergossenes Blut schreit zu Gott um Rache, bis es g e s ü h n t ist (Jj. 16, 1 8 . Ez. 2 4 , A n d e r e himmelschreiende Verbre7 f. Jes. 2 6 , 2 1 ) , vgl. Gen. 9, 5. chen 18, 2 0 f. 1 9 , 13. Ex. 3, 9 " (Kn.). — V. 11 f. Das Strafurtheil, h ä r t e r als bei Adam und Eva. nö-jsn-jta] auch hier wie 3, 14 kann I» nicht den, d e r den Fluch verhängt, e i n f ü h r e n (.11)Mich. Bohl. Maur. Baumg. u. A.), denn Flüche w e r d e n im AT. nur von Gott o d e r Menschen v e r h ä n g t , auch nicht comparalivisch gemeint s e i n , da z w a r d e r Gedanke, dass die E r d e u m des Menschen willen verflucht w i r d , correct w ä r e (3, 17. 8, 2 1 . Jes. 2 4 , 2 0 ) , aber d e r A u s d r u c k zu complex, s o n d e r n muss e n t w e d e r von — weg (Ros. Fat. Tuch Del.) o d e r von Seiten bedeuten (Äbene. Kimch., Sal. b. Mel., Haitsm., Kn. Ke., w o h l auch die Mass.), also die Richtung a u s d r ü c k e n , von d e r h e r d e r Gottesfluch an ihm w i r k s a m w i r d . Die letztere Aulfassung ist etwas künstlich, und da nach 12h. 14. 16 alles auf die Vertreibung von d e r titois, die er bisher bebaut hat, hinauskommt, so ist die e r s t e r e vorzuziehen, dann aber auch die a n i s im Gegensatz zum u n b e b a u b a r e n Land zu verstehen. Die rwisc, der hier dichterisch ein Mund zugeschrieben w i r d (wie d e r Hölle Jes. 5, 14), hat das Blut a u f g e s a u g t : damit w i r d nicht e t w a eine Mitschuld derselben eonstatirt, s o n d e r n motivirt, w a r u m sie sich gegen Kain e m p ö r t ; da sie den f u r c h t b a r e n Trank von seiner Hand gereicht hat trinken m ü s s e n , k a n n sie ihn nicht m e h r tragen und dulden. — V. 12. Die Explication des Fluchs, a) Der Boden,

Gen. 4,

12—14.

93

wann ("s) er ihn bebaut (V. 2 ) , soll ihm seine Kraft d. h. hier das Erzeugniss derselben, den Erlrag (wie Jj. 31, 39) nicht mehr geben; das geht über den Fluch 3, 17 f. hinaus; vor dem Jussiv wie 24, 8. Joel. 2. 2. Ez. 48, 14, und der Inf. im Acc. untergeordnet wie 8, 10. 12 u. s. b) unstet und flüchtig soll er sein auf der Erde; is; »a eine paronomast. Formel wie 1, 2 ; Jes. 14, 2 2 ; vagus et profugus (Hier.). Beide Seiten des Fluchs hängen innerlich zusammen: weil ihm der Boden keinen Ertrag gibt, muss Kain verbannt unstet wandern ; aber die 2. Seite hat auch unabhängig von der ersten ihre Wahrheil: es ist die innere Unruhe, welche den Mörder ruhe- und friedlos von einem Ort zum andern jagt Prov. 28, 17. Stämme solcher unruhiger, Steppen durchschweifender Menschen, welche dem Vrf. hier als Muster vorschweben konnten, gab es viele, und braucht man deshalb noch nicht (mit Kn.) Kain zum Stammvater der ostasiatischen Steppenbewohner zu machen, z. B. der Hunnen, qui omnes sine sedibus fixis, absque lare vel lege aul ritu stahili dispalantur, Semper fugientiurn similes (Amm. Marc. 31, 2). —• V. 13 f. Kain durch das Slrafurtheil zwar nicht bussfertig geworden, aber niedergebeugt und geängstigt bittet um Ermässigung der Strafe, näher um Schutz gegen die Blutrache, zu gross ist meine Schuld zum Tragen d. h. als dass ich sie tragen könnte (Abene. Kimch. Calv. Pisc. Schum. u. alle Neueren). Zu 1» mit Inf. s. Ps. 40, 6. 1 Beg. 8, 64 u. a.; Vergehung schliesst hier, wie oft. ihre nothwendige Folge, Schuld und Strafe, in sich; sie liegt wie eine schwere Last (Ps. 38, 5. Jes. 24, 20) auf dem S ü n d e r ; sie tragen ist s. v. a. die Strafe derselben über sich ergehen lassen (Lev. 17, 16. Num. 5, 31. 14, 33). Die Erklärung zu gross ist mein Vergehen zum Vergeben d. h. als dass es vergehen werden könnte (alle Uebers., Luth. A.), ist zwar sprachlich ebenso möglich, aber darum nicht passend, weil „Kain V. 14 nur von seiner Strafe rede! und ihre Grösse näher beschreibt, um eine Milderung zu erlangen" (Kn.). Er bemerkt nämlich: siehe hinweg gelrieben hast du mich durch deinen Ausspruch d. h. (Ew. 1 3 5 c ) du treibst mich hinweg heule von dem Wohnen auf der Fläche des Ackerlands, das ich bisher in Eden bebaul habe, und vor deinem Antlilz werde ich verborgen sein d. h. deinem Blick entzogen (oder auch: muss ich mich verbergen d. h. darf mich vor ihm nicht mehr sehen lassen) und werde unstet und flüchtig sein auf der (weiten) Erde: da wird es geschehen, jeder der mich findet, wird mich morden. Bichlig haben die LXX alles bis y ^ a als Voraussetzung ( ^ ei) zu der Folgerung '*•> genommen, wogegen der mass. Atnach bei ^ ö s die durch Onk. Saad. vertretene Auslegung: „und vor deinem A. sollte ich mich verbergen können? = kann ich mich nicht v." auszudrücken scheint. Dieser Wendung bedarf es aber nicht: dem unter Umständen freilich anstössigen 'OK 'EÜI (S. PS. 139, 7) liegt hier die auch V. 16 wiederkehrende Vorstellung, dass Gott im Gottesgarten in Eden, dem ersten Heiligthum der Well (BJub. 8), gegenwärtig sei, zu Grund; ein solcher Gottesort ist aber nach dem Glauben und Brauch des Alterthums (Ex. 21, 14. 1 Reg. 2, 28 ff. Ps. 27, 5) ein Ort des Schutzes und der

94

Gen. 4, 14. 15.

Sicherheit vor dem Rächer. Erst in zweiter Linie gehören Stellen wie Jon. 1, 3. 10. Gen. 46, 3 f. 1 Sara. 2 6 , 19 ( T u c h Kn. Wl.) hieher. Von E d e n , dem Wohnland Gottes, f'ortgetrieben und flüchtig auf der Erde fürchtet er keinen schützenden Ort mehr zu finden und darum vom Bluträcher getroffen zu w e r d e n ; auf die Furcht vor der Blutrache kommt hier alles hinaus. Der Mörder fürchtet überall den Rächer, der ihm das Gleiche thut, was er gethan hat. Aber wie kann Kairi auf der Erde Vollstrecker der Rache als vorhanden voraussetzen? Reissende Thiere (Joseph., Kimch., JDMich.), sind durch die Ausdrücke V. 14 f. ausgeschlossen; dass er an Adam's etwa schon vorhandene oder zu erwartende Nachkommen denke (Cler. Dalh. Vat. Hensl. Ros. Baumg. Del. Ke.), will sich w e d e r zu V. 1 f. u. 25, noch zu y^sa schicken, und von Adam unabhängige ostasiatische Völker (Kn.), Präadamiten, liegen sicher nicht im Sinn des Vrf. Man wird die Incongruenz der jelzigen Erzählung zugeben (Schu. Tuch), ebendarum aber annehmen m ü s s e n , dass dieselbe ursprünglich in anderem Zusammenhang stand, und dass erst dadurch, dass R sie an die Spitze der Menschengeschichte rückte, dieser Misstand in dieselbe hineinkam (S. 8 7 ) . — V. 15. Gott will nicht, dass durch Blutrache in die von ihm festgesetzte Strafe eingegriffen w e r d e , will überhaupt nicht die wilde ordnungslose Blutrache (Num. 3 5 , 9 ff.) und damit die Fortpflanzung des Mordgeistes in immer weitere Kreise, darum geht er auf Kain's Bitte so weit ein, dass er ihm Schutz gegen die Mörder gewährt. ^ J darum,, sc. weil Kain's Klage Grund hat, weil allerdings sein Leben gefährdet ist ( K n . ) , nicht: dennoch, aber doch (Tuch), auch nicht: ov% ovrmg 15 s o (LXX Theod. Sym. Pesch. Vulg.). ^ " " i s ] da aus Ex. 2 1 , 20 f. nicht zu erweisen ist, dass Dp: im Niph. oder lloph. mit dem Nominal, des Beleidigers verbunden w u r d e (wie Qal mit dem Acc. desselben Jos. 10, 13), und darum ojr> entweder wie Gen. 4, 2 4 : er (Kain) wird gerächt -werden oder besser impers.: es wird Rache genommen werden bedeuten rnuss, so ist jeder, der Kain mordel s. v. a. wenn Jemand Kain mordet, Ew. 3 5 7 c ; Ges. 145, 2 A. o w n ] siebenfach Ges. 97, 3 A.; d . h . f ü r den Mord Kain's soll nicht blos durch den Mord des Mörders, sondern noch anderer sechs zu ihm Gehöriger oder eine andere dein entsprechende Strafe (Onk.: bis in das 7. Geschlecht) Rache genommen werden, s. das Lied V. 2 4 (wo freilich Selbstrache, nicht Gottesrache gemeint ist), T"??1?] 3, 11. n i s ] (wenigstens nach dem vorliegenden Text) nicht ein Beglaubigungszeicben f ü r die Wahrheit der Zusage (Abene. Gabi. Dath. Vat. Ros. Bohl. Tuch Baumg.), etwa wie Ex. 3, 12, weil in diesem Fall als das zu Beglaubigende die siebenfache Rache, nicht die Nichttödtung Kain's angegeben sein müsste, auch Kain keinen Zweifel an der Zusage geäussert hat, sondern ein Warnungszeichen f ü r die Angreifer, das sie von seiner Tödtung abschrecken sollte, zugleich ein Schutzzeichen f ü r ihn. Dabei ist aber weder Gruml noch Recht, o 1 » von blossem Vorausbestimmen dessen, was gegebenen Falls eintreten sollte (Kn.), zu verstehen, sondern o^o ist (wie Ex. 4, 11. 10, 2 u. ö.) s. v. a. machen, hervorbringen, und nicht an Kain (Pesch.), au seinem Leibe, sondern für ihn, zu

Gen. 4,

15—17.

95

seinem Schutz. Aber ein Zeichen, wenn es die angegebene Wirkung haben sollte, ist doch fast nothwendig als ihn beständig begleitend, also seiner Person anhaftend zu denken ( T a r g . Jon.. Rabb., Lulh. Calv. Fag. Pisc. Gerh. Del. A.), und kann nicht z. ß. eine irgend wo aufgestellte Inschrift mit den Worten Ys bis be? ( H a i t s m . ) gewesen sein. W a s f ü r ein Zeichen gemeint sei, iässt sich nicht mehr bestimm e n : man dachte an ein Horn auf der Slirne, schaudererregende Gestalt, aufgeschriebene Buchstaben, absonderliche Kleidung u. dgl.; jedoch ihn als Mörder zu kennzeichnen, sollte das Kainszeichen nicht dienen, sondern ihn gegen Mord zu schützen. — V. 16. Kain wandert von vor Gotl, von dem Ort, w o Gott gegenwärtig war (s. V. 1 4 ; Jon. 1, 3) d. h. Eden f o r t , und lässt sich im Lande Nod, auf der Vorderseite von Eden (%axsvavti LXX; s. 2, 14) nieder. Dass "rts Name des Landes (LXX) sein soll, u n d nicht als Appos. zum Subj. Gaksvdfisvos i. e. instabilis et fluetuans (Hier, quae., Onk. Vulg.) bedeute, folgt aus seiner Stellung zwischen • p s a und vor sowie aus Früher scheint freilich (Sani.), was LXX NatS sprachen (also ">a), gelesen worden zu sein, und es w ä r e wohl möglich, dass erst durch R ursprüngliches - p s a w i des C zur Conformation mit V. 17 f. in -ria-yis? a ^ i geändert, und weiterhin ps> nc-ip (wenn näml. auch 2, 1 0 — 1 4 ein Einschub ist) hinzugekommen wäre. Ein geographisch bestimmbares Land ist Nod so wenig als Eden, vielmehr wie p » , so ist t u ein sinnvoller Name, bezeichnend ein Land des unsteten und flüchtigen Lebens (des „Elends"). Sicher ist es im Osten gedacht, aber dass östlich (und nicht vielmehr westlich) von Eden, kann w e d e r aus noch aus 3, 2 4 bewiesen werden. Müssig und grundlos ist die Annahme (Tuch Kn. Böhm.), dass ein Land des östl. Asiens z. B. China (indem Kn. sogar Kain mit Tschin, Tliin, Zin, Sin zusammenbringen möchte) oder Turan (Buns.) gemeint sei. Andere suchten nach der Stadt Hanokb die Lage zu bestimmen, s. zu V. 17. V. 1 7 — 2 4 . Die Kainilen. V. 17. Wober Kain ein Weib bekam, ist im jetzigen Text unverständlich. In der Quellenschrift, woraus V. 1. 17 ff. genommen ist, wird vor oder nach V. 1 auch von andern Söhnen und Töchtern Adams oder von Mehrung des Geschlechts die Rede gewesen sein. Nach dem vorliegenden Zusammenhang kann man nur an eine Tochter Adam's, also Schwester Kain's denken (ebenso wie 5, 6 vgl. 5, 4). Die Anstössigkeit der tieschwisterehen fällt natürlich f ü r die Anfangszeit des Menschengeschlechts weg. (Die später erdichteten Namen des Weibes Kain's in den apokr. und Midrasch-Büchern s. bei Rönsch B. d. Jubil. 3 7 3 ) . — Auf Kain wird hier der Anfang des Stadtbaus zurückgeführt, und er war bauend eine Stadt] „ d . h. er beschäftigte sich mit der Erbauung einer solchen, baute an einer solchen; die vollständige Erbauung der Stadl durch Kain behauptet der Vrf. nicht; dann hätte er ~:2 oder 'j^i gesagt" (Kn.)-, nicht: er baute gerade damals, als II. geboren w u r d e (Böhm.), wogegen • w i spricht. Auch hier ist eine grössere Zahl Menschen als vorhanden gedacht, und muss dies im ursprünglichen Zusammenhang der Erzählung seine Beg r ü n d u n g gehabt haben. Noch auffallender ist, dass Kain hier gerade

96

Gen. 4,

17—19.

flas Gegentheil von dem tliut, wozu er V. 1 2 verurtheilt ist. Man hat sich das so zurechtlegen wollen, dass Kain durch den Stadtbau gegen den Fluch des unsteten Lebens ankämpfen wollte, o d e r auch dass Gott ihm später sein Strafurtheil gemildert habe (Ke.), wovon doch nichts dasteht. In W a h r h e i t e r k l ä r t sich die Sache n u r daraus, dass hier ein a n d e r e r E r z ä h l e r erzählt (S. 8 6 f . ) . — • b»s] LXX otia. Der Name Tpn, d e r 5, 18 ff. w i e d e r k e h r t (s. d.) und als P e r s o n e n n a m e sogar bei Heb r ä e r n ( 4 6 , 9) und Midianitern ( 2 5 , 4) v o r k o m m t , w ü r d e , aus d e m Hbr. verstanden, Einweihung (¿y/.aiviauiK. dedicatio in den Onomast.) b e d e u t e n , a b e r es kann auch die hebraisirte Form eines ähnlich klingenden fremden Namens sein. Der Notiz ü b e r die Stadt ^ s n mag eine dunkle Kunde von einer alten Stadt ähnlichen Namens zu Grund liegen. Sie geographisch i r g e n d w o unterzubringen sind w i r nicht im Stand. Gerathen hat man (s. Ros. bibl. AK. 1, 1. 2 1 8 ff.; Win. R W . 1. 4 7 8 ) auf die Stadt Anuchta in Susiana ( H u e l . ) , auf das Volk der Heriiocher im Kaukasus (Hasse; s. auch Ew. JB. VI. 1), auf Henochia an d e r Ostseite des Libanon ( S c h u l l h . ) , K a n o g e , cig. Kanyäkubdscha im n ö r d lichen Indien (Bohl., s. auch Tuch), Khotan am Saume d e r W ü s t e Gobi, eine uralte Stadt ( L e n o r m . Ber. 3 1 5 ) u. A., und danach auch die Lage von - i : b e s t i m m t ; an das phrygische Iconium am T a u r u s , w o Annacus verehrt w u r d e (s. 5, 1 8 ) denkt Ewald (Gesch. 3 1. 3 8 1 f.), und hält d a r u m -ris f ü r umgelautet aus Lydien (Gen. 10, 2 2 ) . — Die späteren Dichtungen ü b e r Kain's schliessliehes E n d e s. in BJub. c. 4 a. E., und in Christi. Adambuch S. 8 5 . — V. 18. Von den folgenden 4 Gliedern der Genealogie w i r d ausser dem Namen nichts m e h r bemerkt, ---y-rts] Acc. beim Pass., wie 17, 5. 2 1 , 5. 2 7 , 4 2 . 4 0 , 2 0 . Ex. 10, 8. 2 1 , 2 8 (Ges. 1 4 3 , 1 ; Ew. 295 t >). Der Name - w , k ö n n t e als „ F l ü c h t i g e r " , b x ' i n a oder (Qeri) als „von Gott Vertilgter" o d e r j ü d . aram. „v. G. Geschlagener" verstanden f ü r eine absichtliche Umformung von (-•;• in d e r Aussprache ' l r ä d ) und erachtet w e r d e n , aber bei W i s n » (gegen rtiim»), bald als „Bittmann", bald als „Gottesmann" (Ges. th.; mutu-Sa-ili Lenorm. org. 2 6 2 f.) ged e u t e t , lässt sich eine Absicht der Umformung nicht m e h r e r k e n n e n . Sicher ist n n r soviel, dass die alte Lesart d e r LXX f ü r retiSuS, f ü r i s t » ™ Ma&ovßala, für wahrscheinlich MuisXerjl war (Lagarde Orient. II. 3 3 ff), und hienach die Differenzirung der beiden letzteren Namen gegen die der Sethitentafel j ü n g e r e n Ursprungs zu sein scheint. Der Name - a s ist aus dem Hbr. unverständlich (nach dem Arb. juvenis robuslus?). Ueber einen Mannsnamen Aä^ajog und F r a u e n n a m e n "ASa in Kleinasien s. Ew. JB. VI. 2 ; Gesch. I. 3 9 1 . — V. 1 9 . Lamech nimmt 2 W e i b e r , f ü h r t also die Mehrweiberei ein, ein Zeichen der Entartung der ursprünglichen Gollesordnung ( 2 , 2 4 ) ; ,,wenigstens galt sie dem Vrf., d e r Lamech auch als rohen Menschen hinstellt, gewiss nicht als F o r t s c h r i t t " (Kn). m i k a ] 1, 5. 2, 11. Die Namen d e r W e i b e r sind hier ausnahmsweise g e m e l d e t , weil es zum Versländniss des Liedes V. 2 3 f. erforderlich ist; sie w e r d e n gewöhnlich g e d e u t e t : „ S c h m u c k " ( - h j ) und „Schatten", von Böttch. Zieherin ( W a n d e r n d e ) uud Schirmeriii; von Ew. (JB. VI. 1 7 ) : „Licht,

Gen. 4,

19—21.

97

Aurora ( j L c ) und Schatten", „Tag und Nacht", wovon dann Goldziher 151, Lenorm. 1 8 3 f. den mythologischen Sinn nachzuweisen s u c h e n . — V. 20 fl'. Oer Stammbaum verzweigt sich hier an seinem Ende in die Breite. Drei in der Menschheit längst hervorgetretene Beschäftigungen oder Lehensweisen, um nicht zu sagen Stände, werden auf die 3 Lamechsöhne als ihre Urheber zurückgeführt; zwei derselben, der Ahnherr der nomadischen Hirten und der Musiker gehören näher unter sich zusammen und haben Ada zur Mutler („ebenso erfand nach Plin. 7, 57 der Hirtengott Pan die Schalmei, fistula pastoricia, und Apollo, der Meister der lyra, w u r d e auch als Apollo Nomios verehrt" Kn. nach Tuch: Lenorm. 2 0 7 ; vgl. auch David); der dritte, der Ahnherr der Waflenmänner, stammt von der donkein, finsteren Mutter. Alle 3 aber sind nicht blos Söhne desselben Vaters, sondern führen fast gleiche Namen Jabal Jubal Tubal, scheinbar sämmtlich von der W . in? hervorbringen, FrucM tragen (erhalten in Vis, Va?), somit als „Frucht, Erzeugniss, Sprosse" deutbar. Aber dieses scheinbare Etymon bezeichnet das Wesen der Personen nicht und trotz des äusseren Gleichklangs der Namen geht dieses weit auseinander (vgl. über Habil und Qabil und andere gleichlautende Namen von Brüderpaaren bei den Arabern Goldziher 2 3 2 «'. Lenorm. 192 fr.). Denn br, aber in LXX 'Icoß^k gesprochen, konnte in der alten Sprache auch Waller bezeichnen (Bötlch. Kn.) und ist hier der W a n d e r h i r t e ; Va-p erinnert von selbst an Va1^ d. i. Widderhorn, lautschallende Musik, und Vain (LXX &oßsk) an die durch Erzarbeiten (Ez. 2 7 , 13) berühmte Japhetische Völkerschaft (Gen. 10, 2) Tubal ( T u c h Kn.), während das beigesetzte (bei den LXX noch fehlende) t j e ( d . h . Speer

2 Sam. 2 1 , 1 6 ;

arab. ^MS

Schmied)

ihn

noch bestimmter als Waffenschmied, vielleicht zugleich als den ächtesten Sprössling Kains bezeichnet. — Jabal ist der Vater des Zelt- und Heerden-Wohners geworden] d . h . „der Urheber der nomadischen Lebensweise und sonach der Nomaden als solcher, welche in Zelten (25, 2 7 . Jer. 35, 7) und beim Viehe wohnen. Zu a®; mit dem Acc. = am Ort von, also unter oder bei etwas wohnen, vgl. Ps. 2 2 , 4. 107, 10. Jes. 3 3 , 14. 57, 1 5 " (Kn.); doch ist die Verbindung na^a a-.tr hier nur durch i n s ermöglicht, f ü r sich aber sonst nicht gebräuchlich. -3|?»] Besitz, Heerdenbesitz ein weiterer Begriff als "ss V. 2, „umfasst auch Grossvieh (26, 14. 4 7 , 17. Ex. 34, 19), bisweilen Kameele und Esel (Ex. 9, 3. Jj. 1, 3) mit" (Kn.); insofern, auch durch die Zelte, besteht immerhin ein Fortschritt gegen 4, 2 und ist der Widerspruch mit jener Stelle einigermaassen gemildert. Zu ¡iji?»' vergleicht Lenorm. 195 "Afivvov Jtai Mayov, o'i xmsSu^av Jtcoftaj xal ir;oifxvas bei Euseb. pr. ev. 1, 10, 10 (s. oben S. 7). — V. 2 1 . Jubal w u r d e Vater aller derer, welche Cither und Schalmei ergreifen d. i. handhaben; LXX 0 xaraSsi^ag tyulzijytov xal xi&agav. Der tias, bei den Hebräern das gewöhnlichste Saiteninstrument, für die gemeine und die heilige Musik gebräuchlich, aber auch bei den Phöniken (Ez. 2 6 , 13) und Syrern verbreitet, und über Kleinasieu als XIVVQÜ und RA&AYA ffjuidb. z. A. Test. XI. 4. Aufl. 7

98

Gen. 4, 2 1 . 22.

frühe zu

den

Griechtin g e k o m m e n ,

schnarren

(Ges.),

eher mit J j i s Hanf

schwerlich von

angeblichem

-as

vermittelst der davon gemachten

Saiten zusammenhängend (Tuch, Ew. Dicht, des AB. 2 1. 2 1 8 ) und aus oder (Ew. 7 9 d . 1 1 8 a ) verkürzt, wird gewiss nicht ohne Grund hier als das älteste Saiteninstrument genannt, vgl. Gen. 31, 2 7 ; Jj. 21, 12. 30, 3 1 ; Gestalt, Saitenzahl und Feinheit w a r Sache der allmähligen, nach Ort und Zeit verschiedenen Vervollkommnung. Sonst s. Riehrn H W ß . 1 0 3 1 IT. asw] oder aw (Jj. 21, 12. 3 0 , 3 1 ; Ps. 150, 4), obwohl in LXX und Pesch, auch als Saitenwerkzeug verstanden, ist nach Targ., Hier, (selbst LXX zu Ps. 150), m e h r r . Rabb., ein Blasinstrument, eine Art Flöte ( s a « s Targ.), etwa Hirtenflöte oder Schalmei; ob Sackpfeil'e (später Gvpqxovici) oder Panpfeife GVQiyh,!. inuss dahingestellt bleiben (s. Winer BVV. II. 1 2 3 ; BL. IV. 2 6 3 . Riehm HYVB. 1 0 3 8 ) . — V. 22. Tubal-Kain wird beschrieben als Schärfer oder Hämmerer (sofern ®rsi> das Schärfen durch Hämmern zu bedeuten scheint) von allerlei (2, 9) Schneidendem von Erz und Eisen, also „als Verfertiger von allerhand kupfernen und eisernen Schneidewerkzeugen, z. B. Geräthen f ü r Landhau und Viehzucht, Jagd und Krieg, oder als der, der die Schmiedekunst e r f a n d " (Kn.). Diese (seil Tuch) gewöhnliche Erklärung ist aber schwerlich die Meinung der Mass., welche durch den Accent bei bhV und die Aussprache o^n (statt des in diesem Fall näher liegenden »"¡rt) vielleicht (mit Targ.) vor Vs ein •os aus V. 21 supplirten: ein Hämmerer, (Vater) aller Erz- und Eisenschmiede. Und wirklich scheint vas entweder f ü r » V i (Olsh.) oder besser nach demselben einzusetzen zu sein. Der Ausfall desselben ist aber ein alter Fehler, und die übrigen Vcrss., auch lnterpr. suchten dem Texte theils durch Aiiswerfmig, llieils durch Umstellung von i s zu helfen. Uebrigens lernten Erz die Menschen f r ü h e r bearbeiten als Eisen, und ist es hier mit gutem Grund vorangestellt. — Dass die Lemech-Söhne nicht Personificationen gewisser nicht zu den Noachiden gerechneten Völker sein sollen, ist schon S. 85 bemerkt. Vielmehr ist der Zweck wie des ganzen Stücks V. 17 ff., so der V. 2 0 — 2 2 , die Fortschritte der Cultur und die Erfindungen wichtiger Künste und Uebungen schon im hohen Alterthum nachzuweisen, wie denn andere Völker solche Erfindungen geradezu auf die Zeit der Herrschaft der Götter zurückführen (z. B. die Aegypter auf Osiris' Herrschaft Diod. Sic. 1, 15 f.). Am meisten ähnlich ist hier die Anknüpfung der Culturstufen an gewisse Namen in der phönik. Sage (s. oben S. 7), und speciell zu vergleichen ist, wie dort (Eus. pr. ev. 1, 10, 9) 2 Brüder als oidr/tJov ev(istal xal rijg xovtov sgyaaiag erscheinen, und der eine davon, X ^ v a m g genannt, den die Griechen Hephästos n e n n e n , auch loyovg, eitmScts serct ¡lavTeiag ausgeübt haben soll (vgl. den Doppelsinn von B"i"i im Hebr.). „Die griech. Mythologie kennt neben dem Gott der Schmiede die w a n d e r n d e Künstlerfamilie der Tekilvsg (Diod. Sic. 5, 55), denen nach Strabo 14, 2, 7 die Erfindung, Erz und Eisen zu bearbeiten, zugeschrieben w i r d " (Tuch). — Auch ein wegwerfendes Urtheil über den W e r t h dieser Erfindungen liegt an sich nicbL in

Gen. 4 ,

22—24.

99

den Texlesvvorleu; d e r Schein eines solchen w u r d e a l l e r d i n g s d a d u r c h e r r e g t , dass diese ganze Kaingenealogie zuletzt in e i n e n Gegensatz zu der d e r Selhiten gestellt w u r d e , w o es d e n n a l l e r d i n g s b e d e u t s a m erscheint, dass diese Dinge nicht bei diesen, s o n d e r n bei j e n e n e r f u n d e n w u r d e n ; in W a h r h e i t a b e r lehrt die ganze ü b r i g e B i b e l , dass diese Dinge nicht an sich u n d w e g e n i h r e s U r s p r u n g s zu misbilligen sind, s o n d e r n e r s t d u r c h den Zweck, zu d e m m a n sie ü b t , v e r w e r f l i c h w e r den k ö n n e n . — Von Tubal-Kain w i r d noch eine. S c h w e s t e r Naama (LXX Nos(iitx) d . h. Liebliche, Huldin e r w ä h n t , o h n e dass s p ä t e r noch e t w a s ü b e r sie gesagt w ä r e . S i c h e r h a t sie in dem S a g e n k r e i s , aus d e m der Vrf. s c h ö p f t e , eine nicht u n w i c h t i g e Stelle g e h a b t , u n d d e r Gedanke, d e r d i e s e r i h r e r Z u s a m m e n s t e l l u n g mit Tubal zu G r u n d liegt, ist w o h l d e r s e l b e w i e bei Hephäslos u n d A p h r o d i t e , o d e r A r e s u n d Aphrodite. Ueber eine angebliche p h ö n i k . Göttin Na'ama s. Movers P h ö n . I. 6 3 6 ff. Lenorm. 2 0 0 f. Bei den J u d e n galt Naama als Meisterin des Gesangs ( T r g . Jon.) o d e r als Gattin Noah's (Beresch. r. p a r . 2 3 ) o d e r als D ä m o n i n u n d eines d e r W e i b e r des Sammael ( E i s e n menger II, 4 1 6 ) . — V. 2 3 f. Das L a m e e h l i e d , a n g e k n ü p f t d u r c h 5 c o n s e e . : da sc. als d i e s e F e r t i g k e i t e n schon e r f u n d e n u n d m a n c h e s a n d e r e g e s c h e h e n w a r , sprach L. zu seinen Weibern. Es b e s t e h t aus 3 zweizeiligen V e r s e n , u n d ist ein vollständiges k l e i n e s Lied, vom E r zähler nicht g e d i c h t e t , s o n d e r n v o r g e f u n d e n , mit diesen S a g e n selbst a u s d e m A l t e r l h u m ü b e r l i e f e r t , ein Lied, w o r i n d e r alte Held, im Vollg e f ü h l s e i n e r K r a f t u n d seiner Mittel, seinen w i l d e n Mutli u n d die siebenundsiebzigfältige R a c h e , mit d e r er Beleidigungen z u r ü c k g i b t , verherrlicht. Zu d e n 2 e r s t e n Zeilen vgl. J e s . 2 8 , 2 3 . 3 2 , 9 . •)?««] fies. 4 6 A. 3 ; König L e h r g . I. 2 8 9 . "'s] w o h l nicht blos z u r Einf ü h r u n g d e r R e d e , wie dann u n d w a n n in P r o s a s t ü c k e n , s o n d e r n entw e d e r b e g r ü n d e n d ( f ü r die A u f f o r d e r u n g z u r A u f m e r k s a m k e i t ) o d e r geradezu a f f l r m . , w i e Ex. 4, 2 5 u . s . : ja einen Mann habe ich

getödtet

ob meiner Wunde,

und einen Jüngling

(Knaben) ob

meiner

Strieme, d . h. e r r ü h m t s i c h , eine blosse W u n d e o d e r S t r i e m e , ihm b e i g e b r a c h t , mit Mord eines Mannes o d e r K n a b e n v e r g o l t e n zu h a b e n o d e r zu vergelten ( H e r d e r u n d fast alle N e u e r n ) . Das P r f . , in d e n Verss. richtig w i e d e r g e g e b e n , k a n n nicht den Vorsatz a u s d r ü c k e n , auch nicht die blosse Gewissheit {Ke.\ s o n d e r n n u r die vollzogene That, die e r a b e r , in ä h n l i c h e m F a l l e , zu w i e d e r h o l e n nicht z ö g e r n w i r d . Zu b, d e n Anlass e i n f ü h r e n d , s. Ew. 217^. Die LXX: sig rqav^ia sfioi, ipoi; ebenso Vidg. Lulh. u . A . , ähnlich Onk.; damit dg ¡ichkmta w ü r d e Lamech vom Morde a b m a h n e n , b u s s f e r t i g e n Sinn z e i g e n , a b e r w i e passte dazu die B e g r ü n d u n g V. 2 4 ! ( U e b e r den M i d r a s c h , dass der von Lamech e r m o r d e t e «¡'s Kain u n d d e r Tubal-Kain g e w e s e n s e i , s. Hier. e p . ad Damas. 1 2 5 ; Christi. A d a m b . S. 8 5 ; Raschi; Fabric. Cod. P s . V. T. I. 1 2 1 . Die altern Monographien ü b e r die St.

s. bei Schum.

p. 97 f.). — V. 24. Denn siebenfach

wird

(zwar)

Kain

gerächt, aber Lamech sieben- und siebenzigfach, nicht: 70fach und das 7mal ( K a m p h . Böhm., s. Ew. 2 6 9 b ; i ß . XI. 1 9 8 ) . Im Besitze d e r E r f i n d u n g e n , vor allem d e r W a f f e n , seines Geschlechts f ü h l t sich 7*

100

Gen. 4,

24—26.

Lamech Hern Ahnherrn Kain w e i l ü b e r l e g e n ; er b r a u c h t nicht m e h r , wie dieser, von Gott Schutz zu e r f l e h e n ; mit seinen Waffen und ohne S c h e u , f ü r eine Kleinigkeit einen Menschen toiltzuschlagen, schafft er sich seinen Schutz seihst, und hat eine [Jnverletzlichkeit, eilfmal g r o s s e r als die Kaiu's. Die w i l d e Blutrache und Mordlust, welcher V. 15 ein Damm entgegengestellt w e r d e n s o l l t e , ist am Ende dieser Kainitischen Geschlechtsreihe voll e n t w i c k e l t : gegen Lamech w a r Kain n u r ein Anfänger. (Ueber die verkehrte Auslegung der Stelle in Targ. Onk. u. Jon. s. Mercer. u. Schu.). V. 2 5 f. Anfang d e r Selhüengenealogie des C (s. S. 8 7 ) , welche mit d e r des A in Cap. 5 im Wesentlichen zusammengestimmt haben w i r d , von R hier e i n g e f ü g t , nicht blos um zu C. 5 hinüberzuleiten, s o n d e r n a u c h , um zu verstehen zu g e b e n , dass er die C. 5 folgende Geschlechtsreihe als neben der Kainitischen hergehend und als Gegensatz gegen dieselbe betrachtet haben will, entsprechend dem Gegensatz und Kampf zwischen d e r Richtung auf das Gute und das Böse, dem Geschlecht des Heils und des Verderbens, welcher sich durch die ganze Menschengeschichte hinzieht. Deutlicher als i r g e n d w o zeigt sich hier die Zusammensetzung des Buchs aus verschiedenen Q u e l l e n , denn ein und derselbe Vrf. hätte nicht V. 2 5 u. 5, 3 ff., 2 6 u. 5, 6 ff. in dieser Weise neben e i n a n d e r hingestellt. — V. 2 5 . nix] ohne Artikel ist zu bemerken, g e g e n ü b e r von V. 1 (s. zu 3, 1 7 ) ; ebenso das Fehlen des Eva-Namens. harmonistische K l a m m e r , fehlt in LXX. - f w ; fehlt hier gegen V. I . 17, ist aber in LXX eingefügt. Das W e i b gebiert einen dritten Sohn und n e n n t ihn Seth , denn gesetzt hat mir Gott einen andern Samen stall Abel's, weil Kain ihn getödtet, sc. ,,sagte sie (wie 4 1 , 5 1 f.), d . h . zum Ersatz für Abel m i r einen andern Sohn gegeben. So w i r d f s Setzling, Salz in der Bedeutung Ersatz gen o m m e n " (Kn.). Bei der Annahme (S. 8 7 ) , dass V. 1 — 1 6 erst von R an seine jetzige Stelle gesetzt ist, muss auch Tjg — " s als Ginschul) des R, w o d u r c h auch erst Salz zu Ersatz umgebogen w u r d e , angesehen w e r d e n , s - i i i s ] ist g e b r a u c h t , nicht weil es sich blos um einen Gegensatz gegen Kain handelt (Del. Ke.), nicht weil die Sethiten dem Elohisten a n g e h ö r e n ( K n . ) , sondern weil der, d e r V. 2 6 h bringen wollte, nicht wohl hier der Eva in den Mund legen konnte. Die F o l g e r u n g daraus f ü r V. 1 liegt auf d e r Hand. — V. 2 6 . Auch dieses Glied d e r Kette wird von R noch b e i g e b r a c h t , weil ihm die Notiz V. b von Wichtigkeit ist. kw-d;] EW. 3 1 1 a ; Ges. 121, 3 ; fehlt in LXX. aäijs] ist z w a r auch n u r Mensch, wie A d a m , aber mit dem Nebenbegriff des schwachen, hinfälligen, d e r durch sich selbst auf seinen Gegensatz Gott h i n w e i s t , und als hätte man damals erst es „mit dem Unterschied von Mensch und Gott s t r e n g e r zu nehmen g e l e r n t " (Ew. JB. Vf. 1 8 ; Böhm. Del.), heisst es h i e r : damals, zur Zeil des Enos, oder schon seiner Geburt ßeng man an, mit dem Namen Jahve's zu rufen d. h. nicht blos: denselben zu nennen o d e r zu gebrauchen, auch nicht: sich nach J. zu benennen (Cler. Ilg.), s o n d e r n ihn anzurufen d. h. Jahve zu verehren. ,,Der Ausdruck geht eigentlich auf das Gebet zu J . " (möglicherweise auch auf die Verkündigung seines Namens

Gen. 4, 26 — C a p .

101

5.

Jos. 12, 4 ; Luth.: zu predigen von des Herrn Namen), „wird aber dann auch von der Jahveverehrung im Ganzen gebraucht (Zeph. 3, 9 ; Jer. 10, 25), diese also nach einem ihrer Ilauptstiieke bezeichnet" (Ztw.). Das Gottesbevvusslsein des Menschen wird als von Anfang an vorhanden vorausgesetzt (s. 2, 16), aber die feierliehe, gottesdienstliche Verehrung muss irgendwann einmal begonnen haben (vgl. Nachweisungen dessen sogar in der pliönik. Sage Eus. pr. ev. 1, 10, 5 ff.), und wenn man vergleicht, wie 12, 7. 8. 13, 4. 2 1 , 33. 2 6 , 2 5 (s. auch 9, 26) dieselbe Formel wiederkehrt, so kann man nicht blos über ihre Bedeutung nicht mehr zweifeln, sondern erkennt auch , dass von der wahren Religion, deren Fortpflanzung in der Linie Seths, Sems, Abrahams weiterhin nachgewiesen w i r d , hier die ersten Alifänge aufgezeigt werden sollen. Dem Yrf. knüpft sich aber der Begriff der wahren Religion an den Namen Jahve, daher diese seine Formel; die feinere Unterscheidung zwischen Wesen und Namen, Sache und Ausdruck, die Ex. 6, 3 vorliegt, wird von ihm nicht gemacht. Die Differenz mit V. 1 — 4 ist unverkennbar. Wohl um diesem Widerspruch zu b e g e g n e n , haben die Juden (On/c. u. Jon., Rasch u. A.) verkehrt genug als wurde entweiht (vgl. Hipli. Ez. 39, 7) gedeutet, und die Entweihung des hl. Namens, sowie die Entstehung des Götzendienstes ans d. St. herausgelesen. Es fragt sieh sogar, ob nicht die ursprüngliche Lesart V™ ( = nt) t, welche die LXX Vit lg. BJub. ausdrücken, war und Vrni-i i« (schon bei Aq. und Symm., aber in der Bedeutung « ß p j ) mit jener Auffassung des Targ. zusammenhänge.

4.

Die G e s c h l e c h t e r

der

Menschen

von A d a m

bis

Noah

in

d e r L i n i e S e t h ' s , Cap. 5, von A (ausgen. V. 29). 1. In Form eines Stammbaums von 10 aufeinanderfolgenden Geschlechtern wird hier die Entwicklung der Menschheit von Adam bis Noah kurz berichtet und dadurch von der Schöpfung auf das nächste Hauptereigniss, die Fluth, biniibergeleilel. Mit Ausnahme der Stelle V. 2 2 — 2 4 , wo er etwas farbiger wird , enthält der Bericht nur eine d ü r r e Reihe von Namen und Zahlen. Von jedem der 9 ersten Väter macht der Vrf. immer den Erstgebornen namhaft, gibt genau a n , in welchem Lebensjahr er ihn gezeugt, ebenso wie viele Jahre er darnach und wie viele im Ganzen gelebt habe, bemerkt aber auch bei jedem, dass er aussei' dem Erstgebornen Söhne und Töchter gezeugt habe. Beim letzten Glied der Reihe (V. 3 2 ) wird mit der Angabe des Jahres der Zeugung abgebrochen, weil an andern Stellen (7, 11. 9, 2 8 ) das Uebrige nachgebracht wei den soll. Erreicht wird mit dieser Darstellung zweierlei, einmal eine Vorstellung zu geben von der allmähligen Zunahme der Bevölkerung der Erde, sodann die Dauer dieser ganzen ersten Periode zu bestimmen. Rechnet man nämlich die Zahlen der Lebensjahre der einzelnen Patriarchen, welche bis zur Zeugung ihrer Erstgebornen verflossen sind, zusammen, so ergeben sich bis zum 5 0 0 . Jahre Noah's 1 5 5 6 und unter Zuziehung von 7, 11 bis zum

102

Gen. 3.

Beginn der Fluth 1 6 5 6 Jahre. Auch noch eine dritte Absieht ist hei dieser Darstellung unverkennbar. Die Zahlen der gesammten Lebensjahre der Einzelnen, obwohl für die fortlaufende Chronologie ohne Bedeutung, sind doch geflissentlich angemerkt, um von der Langlebigkeit dieser ältesten Menschen eine Vorstellung zu geben (s. weiter Cp. 11, f e r n e r 25, 7. 3 5 , 28. 4 7 , 28, sammt der Aeusserung Jacobs 4 7 , 9). Dagegen anderweitiges über diese ältesten Väter, von denen man zu seiner Zeit gewiss noch viel mehr zu erzählen pflegte, zu berichten, hat nicht in des Vrf. Absicht gelegen; nur bei Henoch durchbricht er diese Schranke, die er sich gezogen. — Dass diese Genealogie von einem andern Vrf. geschrieben ist als die Cp. 4, lehrt schon die zu Cp. 4 besprochene Differenz zwischen beiden. Dass aber kein anderer als A der Vrf. i s t , ergib! sich, abgesehen vom Gottesnamen Elohim, aus der fiückbeziehung von 5, 1 — 3 auf 1, 2 6 — 2 8 , aus der Sorgfalt f ü r Herstellung einer Chronologie, aus der umständlichen und formelhaften Darstellung, aus den gebrauchten Ausdrücken, namentlich m-^ip V. 1, n w i u. nVs 1. 3, nap;a ist 2, i-Vw 3 ff., wandeln mit Göll 2 2 . 24 vgl. 6, 9. Nirgends auch ist hier auf Fortschritte in Erfindungen und Künsten (wie Cp. 4), nirgends auf die Entwicklung der Sünde Rücksicht genommen, wie denn (s. S. 3 4 ) diesem Erzähler das ganze erste Weltaller noch eine Zeit höherer Ruhe und ursprünglicher Vollkommenheit ist, in welche erst gegen das Ende hin (6, 9 ff.) das Verderben eindringt, so dass auch die Angabe über Henoch's Frömmigkeit bei ihm sich leichter erklärt. Nur V. 29 ist in diesem Stücke fremd, und erst von R eingeschaltet (s. d.). 2. Ohne Zweifel versteht der Vrf. unter den 10 Vätern wirkliche Personen, und unter den Jahren, die er ihnen zuschreibt, wirkliche Lebensjahre. Freilich sind so hohe Lebensalter erfahrungsmässig nicht nachweisbar, und ist es physiologisch hinlänglich festgestellt, „dass es dem menschlichen Körper bei einer von der gegenwärtigen nicht ganz verschiedenen Organisation unmöglich ist, ein Alter von 2 0 0 Jahren zu übersteigen, geschweige eines von 9 0 0 zu erreichen" (Tuch; zB. Valentin Lelirb. der Physiologie II. 8 9 4 ; Prichard Naturgesch. des Mensch.Geschl. 1. 1 5 5 fl'.), und haben darum die Apologeten von jeher (schon Jos. ant. 1, 3, 9) auf die noch stärkere Lebenskraft der ersten Lebewesen und die zweckentsprechendere Nahrung und Lebensweise der Menschen jener Zeit sich berufen, ja sogar von den jetzigen sehr verschiedene klimatische Verhältnisse der Erde (deren aber die Bibel nirgends Erwähnung thut) posUiliren zu dürfen geglaubt (Tiele, Kurtz, Lange, Ke. A.). Allein daraus, dass wir jetzt auf Grund der genaueren Erfahrungswissenschaften an diesen Zahlen Anstoss nehmen müssen, folgt noch nicht, dass sie auch für den Vrf. etwas Anstössiges hatten. Man hat auch andere Wege eingeschlagen, um aus dem Berichte diesen Anstoss zu entfernen, aber der Text verträgt sie nicht. So ist zB. die Deutung der 10 Namen auf 10 Stämme oder Völker, und ihvev Lebenszeit auf die Dauer dieser Stämme (Gallerer Wellgesch. 1. 9 ff.; Enkelmann in Henke's Museum II. 5 6 5 ff.) oder Dynastien (TPCrawford the patriarchal dynasties etc. Richmond 1 8 7 8 ) darum ganz unzulässig, weil

Gen. 5.

103

das Zeugen eines Erstgebornen und dann noch weiterer Söhne und Töchter oder die Hinwegnahme ohne Tod (V. 2 4 ) nur von Individuen, nicht von Stämmen oder Herrschaften ausgesagt w e r d e n kann. Ebenso ist die Auskunft von Rosm. ad Gen. 5, 5, vgl. Friedreich zur Bibel I. 1 7 1 f., wornach diese Tafel nur der zusammengeschrumpfte Rest einer längeren Genealogie mit viel mehreren Gliedern und ihre hohen Zahlen nur die übrig gebliebenen Summen der Lebenszeit dieser länger» Reihen wären, mit der Darstellung des Vrf. unvereinbar; man miisste wenigstens zugeben, dass er etwas anderes aus diesen Genealogien gemacht hat, als sie ursprünglich w a r e n . Völlig grundlos ist endlich die Meinung, n j o bezeichne bei den Patriarchen kleinere Zeiträume, nämlich bis auf Abraham 3, von da bis Josef 8 und erst nach Josef 12 Monate (Hensler Bemerk, über Psalm, u. Genes. 2 8 0 ff.), oder von Adam bis Noah 1, von Sem bis Serug 2, von Nahor bis Terah 4 und von Abraham bis Amram 6 Monate (Raslc in lilgens Zeitschr. f. hisl. Theol. 1 8 3 6 S. 19 ff.) oder 60tägige chald. Sössen (Lesueur in Revue Archcol. 1 8 5 8 ; Chronologie des rois d'Egyple p. 3 0 0 (1'.). „Denn nas bedeutet im AT. immer nur den Jahreskreis und ein kürzeres Jahr als die Jahreszeitenperiode haben die Hebräer nie gehabt", so wenig als andere alle Völker, denn die angeblichen Jahre von einem oder mehreren Monaten, welche Aegypter und andere gehabt haben sollen, sind nur von Späteren e r f u n d e n , um die Schwierigkeiten der mythischen Geschichte zu heben, s. Ideler Chronol. I. 9 3 ff.; Tuch 101 ff.; „auch hätten hei dieser Annahme manche Patriarchen schon in einem Alter, wo sie dazu noch nicht fähig waren, Kinder erzeugen müssen (s. weiter dagegen Kanne bibl. Untersuch. I. 2 ff., Bredow Uniersuch, ü. alte Gesch. u. Geogr. I. 9 ff.)" ffn. Allen solchen Ausdeutungen gegenüber ist daran festzuhalten, dass der Vrf. wirklich diesen ältesten Menschen solche hohe Lebensalter zuschrieb, ,,in Uebereinstimmung mit der alten Vorstellung, dass die Menschen in der glücklichen Ur- und Vorzeit länger gelebt haben, allmählig aber immer schwächer und kurzlebiger geworden seien (6, 3). Nach dem AT. w u r d e man bei den Hebräern in der gesehichtl. Zeit 7 0 — 8 0 Jahre alt (Ps. 9 0 , 1 0 ) ; in der mosaischen und patriarchal. Zeit erreichte man (Gen. 2 5 , 7. 35, 2 8 . 4 7 , 2 8 . 50, 2 6 ; Ex. 6, 16. 18. 2 0 ; Num. 3 3 , 3 9 ; Dt. 34, 7 ; Jos. 2 4 , 2 9 ; J u d . 2, 8) ein Alter zwischen 100 und 2 0 0 J a h r e n ; für die Zeit vor Abraham und nach Noah halten sich die Altersangaben mit einer Ausnahme zwischen 2 0 0 — 6 0 0 Jahren ( 1 1 , 1 0 — 3 2 ) , und für diejenige von Adam bis Noah gleichfalls mit einer Ausnahme zwischen 7 0 0 und 1 0 0 0 Jahren. Nach hebr. Glauben hat also die Lebensdauer im Laufe der Zeiten abgenommen; daher die Hoffnung auf Wiederherstellung hohen Lebensalters in der messian. Zeit (Jes. 65, 2 0 . 2 5 , 8 ) , nach dem Grundsatz Prov. 10, 2 7 . Auch das übrige Alterthum nahm für die ältesten Zeiten eine höhere Lebensdauer an, und Josephus (Ant. 1, 3, 9) nennt Manetho, Berosus, Mochus, Hestiaeus, Hieronymus, Hesiodus, Hecataeus, Hellanicus, Acusilaus, Ephorus und Nicolaus, welche ähnliches wie die Genesis berichteten. Hafliza annal. p. 13 führt in der ersten persischen Dynastie 3 Regierungszeiten

104

Gen. 5.

von 5 0 0 , 7 4 6 und 1 0 0 0 Jahren an, und die Arkadier gaben an, apud se reges antiquos aliquot ad 3 0 0 vixisse annos (Censorin. 17, 3 ) " K n . Kann nun aber diesen Zahlen der Natur der Sache nach eine eigentlich geschichtl. Bedeutung nicht zuerkannt w e r d e n , und sind sie, soweit sie chronol. Bedeutung h a b e n , nur als ein Versuch des Vrf. anzusehen, nach irgend welchen Daten (s. nr. 3) die Dauer der Menschenzeit bis zur Flulh zu bestimmen, so dürfen sie hilliger Weise auch nur als ein solcher beurtheilt werden. Andere Völker haben andere Berechnungen aufgestellt, tlieils völlig phantastisch vermittelst eines wilden Zahlenspiels (wie die Inder), theils auf Grund astronomischer Berechnungen (wie die Babylonier und Aegypter; vgl. auch über die Phöniken Jos. ant. 1, 3, 9 ) : verglichen mit den inaasslosen Zahlen dieser Systeme zeichnet den Versuch dieses Vrf. wieder derselbe maassvolle, nüchterne und tief gottesfürchtige Sinn aus, der auch seine Schöpfungsdarstellung durchdringt; er will nicht die Dinge und Wesen der endlichen Welt ins Unendliche hinausdehnen. 3. Dass der Vrf. die Stoffe seiner Darstellung nicht erfunden, sondern aus mündlicher oder schriftlicher Ueberlieferung aufgenommen bat, ist selbstverständlich. Für die meisten der Namen b e w ä h r t sich das schon aus C. 4, wo dieselben wieder vorkommen. Dass auch die Zehnzahl auf eine feststehende ältere Zählungsweise hindeute, ist schon S. 86 bemerkt; ebenso auch, dass die Anknüpfung derselben an die Culturfortschritte in C. 4 ihre ursprüngliche Function noch deutlicher erkennen lässt. Im Grunde gibt sich die lOgliedrige Liste als aus der 7gliedrigen durch die Hinzufügung des Noah (des Mannes der Fluth) am Ende, und des Seth, Enosch am Anfang erweitert: Adam Seth, Enosch Kenan (d. h. Mensch und Sprössling oder Sohn) ist nur die Verdopplung des Adam Kain der andern Genealogie. Ob auch ihre Reihenfolge in C. 4 ursprünglicher sei oder nicht, lässt sich zur Zeit nicht mehr ausmachen; dass n i o i r » und bxbbrm wahrscheinlich älter seien als V s c n » und bx^-K, ist S. 9 6 bemerkt. Ihrem Wortsinn nach sind zwar die Namen Vitien», " p n , nVsira deutbar als Gepriesener Gottes, Herabkunft, Einweihung, Mann des Geschosses (Schütze), aber ein innerer Grund ihrer Reihenfolge und ihre Function in dieser Reihe lässt sich daraus nicht mehr ableiten (Versuche s. bei Böttcher Ae.L. 5, welcher wenigstens bei Mahalalel vielleicht richtig an den Anfang der Gottesverehrung denkt, und bei Ew. Gesch. 3 I. 3 8 3 , welcher Glanzoder Sonnengott, Gott der Niederung oder des Wassers, Gott des Neujahrs, Waffen- oder Kriegsgott deuten will). Ueber Noah s. zu V. 2 9 , über Lamech zu 4, 1 8 ; nur von Henoch ist aus der Zahl seiner Lebensjahre deutlich, dass er mit dem Sonnenjahr von 3 6 5 Tagen in irgend welcher Beziehung gestanden haben muss. Die Namen der 10 vorsintfluthlichen Herrscher der bab. Sage, die an Zahl und Stellung den 10 Urvätern der Bibel so ähnlich scheinen, sind w e d e r ihrer Bedeutung nach bis jetzt erklärt (trotz Lenormanl's wiederholter Versuche in Comm. de ßerose p. 2 3 5 ff.; la langue prim. de la Chaldee 3 4 2 ff.; zuletzt in Orig. 2 I. 2 3 2 — 2 6 6 , wo er meint, dass die 10 Namen 10 Zeichen des Thierkreises entsprochen haben, aber warum dann

Gen. 5.

105

nur 1 0 ? ) , noch sind sie überhaupt zur Vergleichung geeignet, wenn die hehr. lOgliedrige Liste erst aus der 7gliedrigen erweitert ist. — Was sodann die Jahreszahlen betrifft, sowohl die des Gesammtiebens als die des Zeugungsjahres der einzelnen Urväter, so sind nur wenige noch als runde oder cyclische Zahlen (wie 8 0 0 , 3 0 0 , 100, 5 0 0 ) erkennbar, die meisten sind bestimmte und geschichtlich lautende. Dass sie gleichwohl nach bestimmten Grundannahmen berechnet sind, ist kaum zu bezweifeln (man vgl. ausser den 3 6 5 des Henoch auch wie Melhus. gerade im Jahr der Fluth stirbt), aber das zu Grund lie geude Princip der Berechnung ist bis jetzt nicht gefunden. Das Problem ist um so schwieriger, weil in diesen Zahlen die ältesten kritischen Zeugen, der hbr., samar. und LXX-Text stark von einander abweichen, wie die folgende Tafel zeigt. Sam.

Hebr. Adam . Seth . . Enos . . Kenan . . Mahalalel . Jared . . Henoch . Methusalah Lamech Noah . . bis zur Fluth

. . . . . . . .

130 r s o i r 930 105 ; 807 912 90 815 905 70 840 910 65 830 895 162 800 962 65 300 365 187 ! 782 969 182 595 777 500 i 100 (950)

130 105 90 70 65 62 65 67 53 500 100

800 807 815 840 830 785 300 653 600

Septuag. 930 912 905 910 895 847 365 720 653 (950)

230 205 190 170 165 162 165 167 188 500 100

700 707 715 740 730 800 200 802 565

930 912 905 910 895 962 365 969 753 (950)

Ilienach sind in dem (noch nicht hexaplarisch verbesserten) LXX-Text zwar die Jahre der Gesammtlebensdauer der Väter dieselben wie im Hehr., mit Ausnahme derer des Lamech. Dagegen setzen sie das Zeugungsjahr regelmässig 100 Jahre später an, mit Ausnahme theils von Jared und Noah, wo sie mit dem Hbr. stimmen, theils von Methus. und Lamech, für die sie 167 statt 187 und 188 statt 182 haben, und gewinnen dadurch nicht blos eine Verlängerung des Zeitraums zwischen Adam und der Fluth auf 2 2 4 2 (gegen 1656 des Hbr.), sondern auch eine grössere Gleichmässigkeit in Ansetzung des Zeugungsjahres, während im Hbr. die hohen Zahlen 162, 187, 182 bei Jared, Meth. und Lamech gegenüber von denen ihrer Vorgänger seltsam abstechen. Die abweichende Zahl 167 bei Melhusalah lässt sich indess in Verbindung mit 802 und 9 6 9 nicht halten, weil sonst Meth. nach der Fluth gestorben sein rnüsste (Hier, quae.), war aber auch schon von Demetrius, (Joseph.), Jul. Afric. und in der Zeit nach Orig. fast allgemein durch 187 verbessert; sie ist in diesem System fehlerhaft, zeigt aber noch deutlich ihren Ursprung aus dem Sam.-Text (der von Preuss S. 38 f. angenommene Ursprung dieses Fehlers ist ganz unwahrscheinlich). Auch für die 3 abweichenden Zahlen bei Lamech ist, unter Voraussetzung der Ursprünglichkeit des mass. T., ein einleuchtender Grund der Aenderung bis jetzt nicht (auch von Preuss S. 4 1 nicht) nachgewiesen. — Der Samarit. Text sodann, mit dem BJub.

106

Gen. 5.

stimmt (s. m. Uebersetzung des B. 2. S. 7 7 ; Rönsch 2 1 1 . 2 6 9 ) , hat zunächst als Zeugungsjahr des Jared 6 2 , des Methusalah 67, des Lameeh 53, also theils ebenfalls (wie LXX, nur in entgegengesetzter Richtung) grössere Gleichmässigkeit in Anselzung der Zeugungszeit, theils Verkürzung der Weltzeit bis zur Fluth auf 1 3 0 7 (gegen 1 6 5 6 Hbr.). Weiter sind nicht blos bei Jared und Methus., deren hohes Alter gegenüber von ihren Vorgängern im mass. Text auffällt, sondern auch bei Lamech die Zahlen der 2. u. 3. Spalte bedeutend kleiner, und zwar in der W e i s e , dass jeder folgende Vater immer kürzer lebt als sein Vorgänger (ausgenommen Kenan Henocli Noah) und dass nicht blos Metli., wie im Hbr., sondern auch Jared lind Lamech gerade im Jahr der Fluth sterben. (Aus Hieron. qu. in Gen. 5, 2 5 kann, da das Zeugniss des Euseb. chron. entgegensteht, nicht gefolgert w e r d e n , dass die Samaritaner damals noch die Lesarten des Hbr. hatten, sondern höchstens, dass es bei ihnen auch nach dem Hbr. corrigirte Exemplare gab). — Da nun LXX und Sam. nicht blos vom Hbr., sondern auch unter sich selbst abweichen, ihre Abweichungen aber mehr Consequenz in der Rechnungsweise zeigen, so urtheilen seit JDMich. die meisten Neueren (Tuch Del. Ke. Preuss, Nöld. A.), dass sie auf absichll. Aenderung des mass. Textes b e r u h e n , also dieser der allein richtige sei. Aber w e d e r ist in diesem Fall, wo es sich nicht um thatsächliche Geschichte, sondern um ein Rechnungssystem handelt, der krit. Grundsatz, dass das Regellosere das Ursprünglichere sei, u n a n g r e i f b a r , noch lässt sich für absichtl. Aenderung der Zahlen des Zeugungsjahres bei Meth. lind Lamech ein zureichender Grund nachweisen. Wenn Nöldeke (Unters, zur Kritik l l l f . ) nach v. Gulschmid bemerkt, dass durch Zusammenrechnung der mass. Zahlen von Gen. 5 bis Ex. 12, 4 0 sich 2 6 6 6 Jahre von der Erschaffung Adam's bis zum Auszug aus Aegypten ergeben, diese Zahl aber genau f von 4 0 0 0 sei, beruhend auf einem System, in dem 4 0 0 0 Jahre als Weltdauer angenommen w u r d e , dass somit auch von dieser Seite her die Zahlen des Hbr. als die richtigen geschützt w e r d e n , so ist dieser Beweis vielmehr umzukehren: über die etwaige Weltdauer hat man erst in der Zeit der Apokalypsen speculirt; wenn also - | von 4 0 0 0 beabsichtigt sind, so folgt, dass (sehr spät erst) bei der amtlichen Feststellung des Hbr. Textes gewisse Zahlen diesem System zu lieb geändert w u r d e n (s. jetzt auch Lagarde Symmicta I. 5211'.). Noch weniger kann der Vorzug der mass. Zahlen aus ihrer Zurückluhrbarkeit auf die Zahlen der 10 vorsinlfluthl. bab. Könige ( O p p e r t ) erwiesen w e r d e n , weil 1) beiderlei Listen keine Beziehung zu einander haben (s. S. 1 0 4 f . ) und 2) die 1656 Jahre von Adain bis zur Fluth auf die 4 3 2 0 0 0 von Alorus bis Xisuthros nur durch die willkührliche Gleichung von 7 hehr. Tagen mit 5 ehald. J a h r e n , die Einzelzahlen der Einzelnen aber gar nicht auf einander reducirbar sind. Im Gegentheil aber w i r d man bei unbefangener Betrachtung dem Sam. die Urspriingliebkeit zuerkennen müssen (Bertheau), weil 1) er die stetige Abnahme der Lebensjahre am reinsten durchführt, 2) die Berechnung der Einzelzahlen bei ihm am durchsichtigsten ist, 3) die Abweichungen der 3 Texte beim 6., 8., 9. Glied nur unter Annahme der

Gen. 5,

107

1—3.

Priorität des Sani., nicht der des I l e b r . , sieh einfach e r k l ä r e n , indem der Hbr. den Sani., LXX den Sani, u n d Hehr, zur Voraussetzung haben, 4 ) speciell die A e n d e r n n g e n des Hbr. bei J a r e d , Methus. und Lamecli auf d e r Verlängerung der ganzen Periode bis zur Fluth um 3 4 9 J a h r e b e r u h e n , diese Verlängerung seihst aber auf einem chronolog. System, w o r n a c h bis zum Auszug aus Aegypten 2 6 6 6 J a h r e verlaufen s o l l e n ; wobei die Zahl 7 7 7 von Lamecli (WL XXII. 4 7 1 ; Gesch. I. 3 2 5 ) auch mit Rücksicht auf Gen. 4 , 2 4 gestaltet zu sein scheint. Jedenfalls zeigt das Vorbandensein dieser 3 S y s t e m e , dass m a n noch gegen die Zeit Christi hin richtig h e r a u s f ü h l t e , diese Zahlen seien nicht s o w o h l geschichtliche als vielmehr auf einem künstlichen Calcul b e r u h e n d e ; u n d jedenfalls ist in allen 3 Systemen die Zahl d e r Gesammtdauer dieser P e r i o d e n u r im Zusammenhang mit den Zahlansätzen für die folgenden Perioden zu verstehen. Ueber die ganze F r a g e vom Verhältniss d e r 3 T e x t e , welche wegen d e r auf die LXX und Itala g e g r ü n d e t e n Zeitrechnung in d e r Kirche viel besprochen w u r d e , vgl. aus n e u e r e r Zeit JDMich. in den Commentat. von 1 7 6 3 — 6 8 p. 1 1 6 IT., Gesen. de P e n t . Sam. p. 4 8 ; EPreuss Zeitrechnung der LXX. ßerl. 1 8 5 9 , auch Böckh Manetho u. I l u n d s s t e r n p . 4 7 0 ( 1 . , MNiebuhr Assur u. Babyl. 3 5 7 ff. Versuche, die d e r Berechnung zu Grund liegenden Principien w i e d e r zu e r k e n n e n , sind gemacht w o r d e n von Ewald Gesch. 3 I. 3 9 6 , Berlheau im J a b r e s B e r . d e r DMG. 1 8 4 5 S. 4 0 ff.; Lepsius Chronol. d . " A e g . 1. 3 9 4 f f . ; Bimsen Aegypt. V, 2. 7 2 f f . u. Bibelwerk V. 3 1 1 ff. ( d e r das chald. W e l t j a h r von je 6 0 0 S o n n e n j a h r e n = 61Mondj a h r e n als Schlüssel benützt); JOppert in GGN. 1 8 7 7 n r . 10 S. 2 0 1 ff. (vermittelst verwickelter und künstlicher Reductionen d e r chald. Z a h l e n ) ; zuletzt von Bertheau in JB. DTh. XXIII. 6 5 7 ff. Sonst s. auch Rösch in Herzog RE. XVIII. 4 2 5 ff. — Ueber die Litt. s. zu Cap. 4.

V. 1. Dies

ist

die Schrift

der Geschlechter

Adams]

d. h. das

V e r z e i c h n i s (Jos. 1 8 , 9. Neh. 7, 5) der von Adam abstammenden Generationen (s. 2, 4), näml. bis auf Noah, w e l c h e r eine n e u e Epoche macht ( K n . ) . in-ftin iso] n u r hier (sonst bei A i m m e r blos m i m ) , vielleicht von R durch Combination d e r Ueberschrift der Sethitentafel des C (s. 4, 2 5 ) mit der des A; nach Bruston (in Revue théol. de Montauban 1 8 8 2 p. 15), weil hier erst das Buch d e r 1 2 ( ? ) Toledoth des A b e g i n n e , indem C. 1 — 2, 4 blos Einleitung zum Buche sei. b i s ] hier und von V. 3 an n. pr. des Protoplasten, dagegen V. l b u. 2 ti. app. = Mensch, wie 1, 2 6 f . A schreibt b i s auch als n. p r . ohne Artikel, vgl. 4, 2 5 ( R ? ) , C s n s n (s. 3, 1 7 ) 7 ebenso B (4, 1). Vor dem Eingehen auf seine Zeugungen V. 3 ff. w i r d , weil es f ü r das Verständniss von V. 3 wesentlich ist, zunächst an das 1, 2 6 ff. Gesagte e r i n n e r t , dass Gott, als (2, 4 ) er Menschen s c h u f , sie in der Aehnlichkeit Gottes machte (1, 7. 16. 2 5 . 3 1 ) , und dass er sie als ein Paar schuf, u n d sie segnete, also n a m . zur V e r m e h r u n g bestimmte (1, 2 8 ) , und aber auch noch als Neues h i n z u g e b r a c h t , dass er sie Menschen nannte. — V. 3. zeugte] „näml. ein K i n d , einen Sohn ( O l s h . will 15 einfügen), welches Obj. im Verb, liegt und daher nicht i m m e r b e s o n d e r s genannt w i r d , z. B. 6, 4. 16, 1. 3 0 , 1 ; darauf geht das

108

Gen. 5, 3 — 2 4 .

Suff, in ( / i n . ) . -risin vom Mann gesagt, durchgängig bei A, während B u. C schreiben, beruht (wie r u g ^ 15; u. a.) auf der präciseren Ausdrucksweise dieses Schriftstellers (vgl. Jj. 3 8 , 2 8 f.) und ist mit der Zunahme der gesetzlichen Schulung des Volks später allgemein üblich geworden, ' s i "72] über die Variation des Ausdrucks s. 1, 2 6 . Ist aber Seth Adams Ebenbild, so ist. er auch Göll ebenbildlich, nach V. 1; das Gottesbild pflanzt sich fori. Rei den folgenden wird es nicht mehr besonders gesagt, es versteht sich von seihst. f ' S ^ l wie 4, 2 6 ; 4. 2 5 »"RTÜ- — V. 4. Ohne Zweifel weiss A von Kindern, die vor Seth geboren wären (Kain), nichts; denn seine andern Söhne und Töchter werden ausdrücklich nach Selh's Zeugung angesetzt. Seth erscheint als Erstgeborner, und so auch in der folgenden Reihe soll der genannte immer der Erstgeborne sein. Die späteren Fabeleien über Seth s. bei Lenorm. o r . 2 1. 2 1 7 ff. — V. 5. *n] Perf. s. 3, 22. hier und bei allen folgenden ausser Henocli, nicht aber 11, 11 ff., ausdrücklich hinzugesetzt, llieils im Gegensalz gegen Henoch, theils um über die Herrschaft des Todes (Rom. 5, 14) auch in diesem ersten und glücklichsten Weltalter keinen Zweifel zu lassen. — V. 9. •¡j'p] s. 4, 1. — V. 12. Dass einst Kenan seine Stelle vor Enos gehabt habe (Bötich. Ae.L. S. 5) ist aus den Zahlen nicht zu schliessen. — V. 15. Mahalalel als hehr. Mannsname Neil. 11, 4 ; Ja red 1 Chr. 4, 18. — V. 18. An den Namen Jared knüpfte die spätere Haggada die Deutung, dass in seinen Tagen die B"tf3«n (6, 2) vom Himmel (Hen. 106, 13. 6, 6 nach der Lesart des Sync.; BJub. 4) oder die Sethiten vom hl. Berg (Christi. Adamb. S. 92) herabgesliegen seien. — V. 2 2 — 2 4 . Von Henoch wird ausserordentliches erzählt. Nach der Zeugung des Erstgebornen wandelte er mit Gott (Vulg. schiebt hier gegen alle andern Zeugen ein, u. Ilg. will - m f ü r 'n ^ r r p - i lesen) 3 0 0 Jahre lang, d. h. in Gemeinschaft mit Gott, im Umgang mit ihm (1 Sam. 2 5 , 15). Diesei' Ausdruck wird nur noch von Noah gebraucht (6, 9 ; doch s. Mich. 6, 8 ; Mal. 2, 6), und sagt offenbar mehr als vor Gott (Gen. 17, 1. 2 4 , 4 0 ) und hinter Gott her (Dt. 13, 5 ; 1 Reg. l'4, 8 ) ; er bezeichnet ausser dem musterhaft frommen und sittlichen Wandel wohl auch den vertrauten Lebensverkehr mit Gott, wie man ihn in dem vollkommeneren Weltalter noch möglich dachte, und der dann auch die Quelle höherer Erkenntnisse f ü r ihn werden musste. Im BHen. und weiterhin wird er sogar auf den Umgang mit den Engeln und das Leben unter den Himmlischen gedeutet. LXX, Sir. 44, 16. Pesch.: cvr]QsSxiii; Olsh. verm u t h e t Vsn. — V. 1 4 . Noah soll sich einen Kasten m a c h e n : d e n Kasten b e s c h r e i b t Vrf. m i t ähnlicher Umständlichkeit w i e Ex. 2 5 ff. die S t i f t s h ü t t e . « a p ] „ K a s t e n n u r G e n . 6 — 9 bei Noah u n d Ex. 2 , 3 . 5 bei Mose ist vermuthlich ein ägvpt. W o r t (Ges. th.). Die LXX geben 9*

132

Gen. 6,

14—16.

es bei Noah xißardg, bei Mose Mßig oder &ißi], die Vulg. arca, welches W o r t auch ins Deutsche übergegangen ist; daher die Arche Noä hei Luther im NT. z. B. Matth. 2 4 , 3 8 . 1 Ptr. 3, 2 0 . Hbr. 11, 7 " (Kn). Der Ausdruck Schiff ist absichtlich vermieden, schon weil es nach dem " > ] nur Sinn des Vrf. damals noch keinen Schiffsbau gab (Tuch). hier, von LXX Vulg. misverstanden, scheint (vgl. r—E; Schwefel, ibs Erdpech) Harz oder ein harziges Nadelholz zu bedeuten (Ges. th.). Das baktrische vohukereti Kienenholz, das später zu gogird Schwefel geworden sei (Lagarde Semit. I. 6 4 ; Symmicta II. 9 3 ) könnte höchstens als Beispiel f ü r die Bedeutungsentwicklung von ieS und nicht aber als Grundform derselben beigebracht w e r d e n ; die dem Hebräer aufgebürdete Thorheit, das W o r t f ü r Harz nach falscher Analogie aus r r i ? ; Schwefel erst „erschlossen" zu haben, fällt von selbst. zu Nestern d. i. Zellen wirst du den Kasten machen d. h. so dass er aus Zellen besteht Ew. 2 8 4 a ; Ges. 1 3 9 , 2 ; s-sj; t^ap wollen lesen Lagarde (Onom. II. 95), Olsh. -Ei] ebenfalls nur hier, scheint Erdpech, Asphalt (LXX Vulg.; sonst zu sein, wie im Assyr. (Sehr. KAT. 2 4 8 ) und Syrischen. U e b e r ' d e n Art. Ges. 1 0 9 A. i b . ibb] verpichen, mit "'Es beschmieren, denominirt von isb (vgl. 11, 3). — V. 15. und dies ist es, was du ihn machen wirst] d. h. das sind die Maasse und Bestimmungen, nach welchen du ihn bauen wirst. Die Elle, ohne weiteren Beisatz, soll wohl die gemeine hbr. Elle von 6 Handbreiten sein (Riehtn HWB. 3 7 4 ) . Die Schriften der älteren Erklärer über die Maasse und Bauart des Kastens s. hei Winer R W . II. 165. Ueber die Schiffe oder Kästen, genannt Archen Noä, welche zwischen den Jahren 1 6 0 9 und 1 6 2 1 nach dem Vorgang eines Mennoniten Peter Jansen die Holländer in verjüngtem Maassstab nach der Proportion 6 : l 2 / 3 : 1 bauten, und welche sich wenigstens trag- und schwimmfähig erwiesen, s. Michaelis or. u. ex. Bibl. XVIII. 2 8 f. Orig., August, u. A. dachten sich, dass Noali zur Herstellung des Baues 100 Jahre nöthig hatte. — V. 16. i n s ] im Sing, nur hier, nicht nach Rücken

als Dach (Schult.

Dath. llg. Ros. Ew.;

PHaupt

bei

Sehr.

KAT 2 69) oder untere Rundung, Bauch (Mich. a. a. O.), sondern nach der hbr. Bedeutung der W . als Helle, Licht- und Luftöffnung (alle Verss. ausser LXX, und die meisten Neueren) zu e r k l ä r e n ; denn dass der Kasten oben bedeckt sein musste (vgl. 8, 13), wenn auch nicht mit einem eigentl. Dach, verstand sich von selbst, dagegen war eine wichtige F r a g e , woher Licht und Luft kommen sollte, und Ms zu einer Elle sollst du es vollenden von oben her] das Suff, bezüglich auf - f l s ; fem. nach Ew. 1 7 4 M (vgl. pVh Ez. 4 1 , 2 6 ) . Nicht: ein (einziges) Lichlloch nach Verhältniss einer Elle, eine Elle (im Quadrat) gross (Tuch), aber auch schwerlich: bis zu einer Elle von oben d. h. der Decke des Kastens a n , so dass zwischen der Decke und dem i n s eine Elle Zwischenraum wäre (Kn. Ke. Del. Sehr.), sollst du e s , das eine Lichtloch, unbestimmt wie gross? fertig machen, denn in diesem Fall w a r hinter h»« zu stellen, auch konnte ein einziges Fenster, auf einer Seite angebracht,

f ü r seinen Zweck

in keiner Weise

Gen. 6, 16—18.

133

genügen, und aus 8, 6 (von einem andern Ref.) folgt nichts für i n s in dieser Stelle. Nichts hindert, die Lichtöffnung, eine Elle gross oder hoch, sich ohen unter der Decke durch die 4 Seiten durchlaufend zu denken, natürlich unterbrochen durch die die Decke tragenden Balken oder Pfosten, wodurch so zu sagen eine fortlaufende Reihe von i n s {Pesch. Ges.) entstand; auch vollenden oder durchaus herstellen, passt dazu. Sich den irtt oben in der Decke, durch die ganze Länge derselben durchlaufend zu denken (Baumg.), geht nicht an, weil von einer Bedachung des ins, welche dann wegen des Regens nothwendig gewesen w ä r e , im Text nichts gesagt ist. — Die Thüre soll in der Seite des Kastens angebracht sein; unklar, ob Längen- oder Breitseite. zu unteren, zweiten und drillen wirst du ihn machen] ihn so einrichten, dass er in untere, mittlere und obere B^sp zerfällt, also dreistockig (Kn.). — V. 17. ^ s j im Gegensatz gegen das, was Noah thun soll (9, 9). isaian] von der W. die strömende Fluth (Ableitungen von ass. nabdlu zerstören — Del. Par. 156 — oder ass. abübu Fluth —• PHaupt bei Sehr. KAT2 66 — können gar nicht in Betracht kommen), Ps. 29, 10 dichterisch noch für die Gewitterregenfluth gebraucht, war längst zum n. pr. der Sinti]uth geworden, daher mit Artikel, und wird als ein schon etwas veraltetes Wort hier (und 7, 6) durch die App. Wasser über die Erde vom Vrf. erklärt (vgl. 1, 2 und die Umschreibung durch nä Jes. 54, 9); C liebt dafür Vwsrt 7, 7. 10 (bei A in 9, 11). Auch die Syrer haben das Wort als ^ a i a i o sich angeeignet. „Die Aenderung von in vom Meere her (JDMich., Hensl., Schulz A.) ist hier und 7, 6 urinöthig und unzulässig, weil ja auch der Regen besonders stark mitwirkte" (Kn.). n ^ l — i t p j 1, 30. fixa] also nicht, was im Wasser lebt; vgl. 7, 22. — V. 181T. Aber in dieser allgemeinen Vernichtung hat Gott schon sein Absehen auf das neue Verhältniss mit Noah und seinen Nachkommen 9, 9 ff. In Hoffnung und Vertrauen darauf soll er in den Kasten treten, meinen Bund] den von mir in freier Machtvollkommenheit und Huld gewährten, übrigens schon mit Beziehung auf 9, 9. Den Bund aufrichten, erstehen lassen, herstellen 9, 9. 11. 17, 7. 19. 21. Ex. 6, 4, auch den Bund einem gewähren (iri;) 9, 12. 17, 2. Num. 25, 12, durchaus Stellen aus A (in anderem Sinne steht Dipn Lev. 26, 9. Deut. 8, 18 vgl. Gen. 26, 3) Kn. Den gewöhnlichen Ausdruck 'a nis hat als zu sinnlich A offenbar absichtlich vermieden. Warum aber (Bund) aufrichten, stiften (A, Ez. 16, 60. 62. Ps. 78, 5) eine jüngere, oder gar aus dem aram. j i a l o >oLe entlehnte Abwandlung des Grundbegriffs erstehen machen sein soll {Wl-, Giesbr. 45 f.), als das (bei C, D, Dt. 9, 5. 27, 26. 1 Sam. 1, 23. 15, 13. 1 Reg. 2, 4. 6, 12. 8, 20. 12, 15. 2 Reg. 23, 3. Jer. 28, 6. 29, 10. 34, 18. 35, 14. 16. Jes. 44, 26 gebräuchliche) aufrecht erhalten, erfüllen (Worte, Bund) oder auch bestätigen (bei A, Num. 30, 14 f.), ist um so weniger einzusehen, als auch in der spätesten Sprache (2 Chr. 6, 10. 10, 15. Neh. 5, 13. 9, 8. Ps. 119, 38. Dan. 9, 12) die Bedeutung aufrecht erhalten immer noch durchherrscht, und man umge-

134

Gen. 6, 18 — 7, 3.

kehrt auch schon in der alten Sprache n ^ i r » sagte (2 Sam. 2 3 , 5). Beide Bedeutungen vertragen sich gleichzeitig mit einander, wie die entsprechenden von oder Misverständnisse sind nirgends dadurch herbeigeführt. — V. 19. -rtn] wie Jes. 1 7 , 8 ; Ges. 3 5 , 2. Uebrigens ist von allem Lebendigen jeglichen Fleisches nach V. 2 0 . 17 einzuschränken und sind die Wasserlhiere auszunehmen. Der abweichende Text der LXX bessert nichts. — V. 2 0 . w ; ^ ] 1, 1 2 . nana] von sämmtl. Säugethiercn, wie V. 7. Nur ein Paar von jeder Thierart soll eintreten. „Uebrigens nahm Vrf. an, dass die Thiere von selbst (Rasch. Abene.) oder auf Anregung Gottes ( K i m c h . Pisc.) zu Noah kommen würden" ( K n . ; s. Winer RW. II. 1 6 5 Anm. 1). — V. 2 1 . 1, 2 9 f. 9 , 3. — V. 2 2 . Noah, glaubend und gehorchend, führte die Vorbereitungen aus. Die weitläufige Formel und dann rrä» 1?.—Vb? ist dem A eigentümlich, z . B . Ex. 3 9 , 3 2 . 4 2 f . 4 0 , 1 6 . Num. 1, 5 4 . 5, 4 u. ö. ( K n . ) \ s. dagegen Gen. 7, 5. 9 . Cap. 7 , 1 — 1 0 . Die Weisung, in den Kasten einzugehen und Ausführung derselben, nach C; nur V. 6 aus A; einiges V. 7 — 9 freier von R. — V. 1. i J T ? " ^ ] a n d e r s A i n 6 ' 1 8 - 7 > 7 - 1 3 - 8 , 1 6 . 18. dich habe ich gesehen gerecht vor mir] gesehen, dass du ein Gerechter bist und zwar nicht etwa nach menschlichem, sondern nach göttl. Urtheil ( 6 , 11). in diesem Geschlecht] etwas anders ausgedrückt 6 , 9 . Auch hier ist Noah's Gerechtigkeit Grund seiner Erwählung, ohne dass diese darum aufhörte, Werk der Gnade zu sein 6, 8. — V. 2 f. Neu ist hier die Unterscheidung der reinen und unreinen Thiere (welche A in dieser alten Zeit noch nicht annimmt, s. 9 , 3). Diese ist zwar vor- und aussermosaisch; aber was im besondern zu den reinen, und was zu den unreinen zu rechnen sei, darüber variirten die verschiedenen Zeitalter und Völker, und der Vrf., wenn er solche Näherbestimmung hier zu geben unterlässt, setzt doch offenbar die mosaische Bestimmung darüber (Lev. 1 1 . Deut. 1 4 ) voraus, trägt also späteres in die Urzeit über, wie 4 , 1. 3 f . — „Noah soll von allem reinen Vieh d. h. von allen Arten desselben (wie 6 , 1 9 ) sieben sieben d. h. nach sonstigem hbr. Sprachgebrauch j e 7 Stück von jeder Art ( C a l v . Pisc. Gerh. Ges. Ros. Tuch ßaumg. Del. Ew. Ke.) mitnehmen. Indess verräth das beigefügte ein Männchen und sein Weibchen, dass der Verf. 7 und 7 Stück, also 7 Paare meint ( V u l g . Abene. Kimch. Merc. Cler. Mich, de W. Sehr.). Bei 7 Stück würde er wahrscheinlich auch nur ein nsno gesetzt haben, wie bei 2 Stück nur ein d^s» im 2 . Gl. So gefasst passt die Angabe auch besser zum paarweisen Einziehen der Thiere in die Arche V. 9. Von den reinen Thieren soll er mehr mitnehmen, damit er gerettet Dankopfer darbringe (8, 2 0 ) , und damit die dem Menschen nützlicheren Geschöpfe sich nach der Fluth rascher vermehren" (Kn.). — V. 3 . von den Vögeln, näml. den reinen Arten derselben, wie der Zusammenhang und 8, 2 0 lehren. Sam. LXX Pesch. haben übrigens "Änian nach n ^ a i n , freilich die LXX nach na]sM auch noch xal ctTto %avza>v rmv mruvcov rcöv fit] xa&apmv Svo Svo '¿QGtv Kai d-ijlv, was im mass. Text nur unter Voraussetzung von 6 , 2 0 fehlen kann, um Samen am Leben zu erhalten] und so die Fort-

Gen. 7, 3 — 1 1 .

135

pflanzung der Arten zu sichern; das Pi. ist gemeint, wie bei A das Hiph. (6, 19. 20), und die Phrase also etwas anderen Sinnes als 19, 32. 34. Ob r n j w ist (sonst bei A) von C (vgl. 6, 7) oder erst von R geschrieben ist? — V. 4 ist nicht (mit Kn.) dem A zuzuweisen; das ergibt sich aus der Zahl 7 und 40 (vgl. V. 10. 12), aus nna, ¡"p^ (V. 23), gegen—hin (3, 8), hier wie Ex. 8, 19 auf die Zukunft weisend. Die 7 Tage gebraucht Noali zum Hineinthun der Thiere (und der Lebensmittel). — V. 5 s. zu 6, 22. — An V. 5 schliesst sich unmittelbar an V. 7 ff., als Erklärung des V. 5. Dagegen V. 6 stammt, wie die Zeitbestimmung (5, 32. 7, 11) und das t^» (6, 17) ausweist, aus A, und hatte seine gute Stelle vor V. 11. Zur Construction vgl. Ew. 341 d . besagt hier deutlich werden, geschehen, eintreten. — V. 7 — 9 . Da der Eintritt Noah's und der Andern in den Kasten nach A erst V. 13—16 erzählt wird, da weiter V. 8 die reinen und unreinen Thiere unterschieden sind, so müssen diese Verse in der Hauptsache aus C stammen, auf den auch W5755 hinweist, und sind die an A erinnernden Ausdrücke (Noah und seine Söhne u. s. w. V. 7, und sirfVti V. 9) daraus zu erklären, dass hier R stärker eingriff, um die Differenzen beider Berichte möglichst auszugleichen. Vis an 1»] s. V. 10, aber auch 9, 11. — V. 8. V25] tssi Sam. LXX. V. 9 ist die Vollendung des V. 8 angefangenen Salzes. Nach der dortigen Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Thieren erwartet man, dass nun zwischen 7 und 2 Paaren unterschieden würde; statt dessen wird fortgefahren gingen je zwei hinein, ein M. und, ein W. Das ist nur dann kein Widerspruch gegen V. 2, wenn zu zwei hier blos paarweise bedeuten soll; d. h. R hat zwar die Formel von A (V. 15) gebraucht, sie aber so gefasst, dass sie auch für C passte, und glich auf diese Weise beide Berichte aus. Dass übrigens ".sa V. 9 u. 15 f. nicht von einem freiwilligen Kommen der Thiere zu Noah (Ke.), sondern vom Eintreten in die Arche zu verstehen ist, ergibt sich auch aus V. 1. 7. 13. n-fi?«] Sam. Targ. Vulg., auch griech. MSS. haben t i w (vgl. V. 5). — V. 10. auf die 7 Tage (V. 4) d. h. auf die vorausbestimmte Zeit traf die Flutli wirklich ein, vgl. 2 Sam. 11, 1. 13, 23. Cap. 7, 1 1 — 8 , 14. Der Verlauf der Fluth (ihr Beginn, ihre Zunahme und Abnahme, ihr Ende) nach A und C. — V. 11 von A, an V. 6 ausgeschlossen, im Jahr von 600 Jahren, im Jahr da 600 Jahre voll wurden d. h. im 600. Jahre des Lebens Noah's, Ew. 2 8 7 k ; Ges. 1 2 0 , 4 ; ist älteste Sprechweise, und für das Streben des A nach Deutlichkeit bezeichnend. Ueber den 2. Monat und den 17. Tag s. oben S. 123 f. nai sinn] nicht das überhimmlische Wasser (Schu. Bohl.), das keine Quellen hat, nie » w heisst und auf das erst nachher die Rede kommt (Kn.), sondern der seit der Scheidung des Chaos nach unten gebannte Theil des Urwassers (1, 2), welcher nach urältester Anschauung tief unter der Erde lagert (s. zu 1, 9), und durch geheimnissvolle Quellen dem Festland und Meer Wasser zukommen lässt. Indem diese sonst verstopften oder nur mässig fliessenden Quellen barsten, drangen die Urwasser herauf und schwellten unmässig Meer, Flüsse u. s. w., als käme das Chaos wieder.

136

Gen. 7,

12—20.

„Aehnliche Ansichten vom Wasser im Innern der Erde kommen bei den Griechen und Römern vor (Plat. Phaedr. p. l l l f . Steph., Seneca nat. qu. 3, 15 f.), von denen manche damit auch die Ebbe und Fluth erklärten (Plut. plac. phil. 3, 1 7 ; Philostr. vit. Apoll. 5, 2 ; Mela 3, 1)." Aber ebenso die einst nach oben gegangenen Wasser (1, 6 f.) stürzten nun massenhaft herunter durch die geöffneten Fenstergilter des Himmels (Jes. 24, 18) und halfen die chaot. Ueberfluthung der Erde bewirken. Gegen diese alterthümliche Beschreibung sticht stark ab V. 12, wie V. 4 von C, welcher durch 40tägigen Regen die Ueberschwemmung entstehen lässt. Selbst wenn man den Erguss des Platzregens blos als den prosaischen Ausdruck für die Oeifnung der Himmelsfenster erklären wollte, so würden doch die 4 0 Tage die Ableitung dieses V. von A ausschliessen, sofern nach diesem (7, 24. 8, 2) erst nach 150 Tagen die Fenster des Himmels geschlossen w e r d e n . Ohnedem fügt sich V. 13 durch an eben diesem Tage (17, 23. 2 6 ) n u r an V. 11, nicht an 12 an. — V. 1 3 — 1 6 a . Der Eintritt in den Kasten an dem genannten Tag, nach A (während nach C V. 5 — 7 der Eintritt in der Woche bis zum Anfang der Fluth vor sich geht). V. 13. xa] trat ein, falsch: war eingetreten (Ke.), auch nicht: kam mit dem Einzug zu Ende {Del.), was sia^ n'ss wäre. Ew. 2 6 7 ° ; Ges. 9 7 , 1. bps] ipk LXX. — V. 14. „Ueber die Thierbezeichnungen s. 1, 2 5 . n»n steht hier wie V. 2 1 . Lev. 5, 2. 17, 13. 2 5 , 7 von den wild lebenden Säugethieren, die der Vrf. 1, 2 4 f. 30. 9, 2. 10 y^sn nnn nennt" ( K n . ) . alle Vögel jeglichen Flügels (Gefieders)] App. zu syi»; ""es ist immer der eigentliche (kleinere) Vogel, w ä h r e n d auch die Insecten umfasst; hienach hebt '•»"> 's-Vs aus der Masse des S)i» die eigentl. Vogelarten besonders hervor (Ez. 17, 23. 3 9 , 4. Ps. 148, 10). — V. 15. Zu zwei und zwei traten sie ein (V. 9). — V. 16. Und diese zwei w a r e n je ein Männlein und ein Weihlein. Es ist hier, als ob der Vrf. von der Wichtigkeit des Tages b e w e g t , sich nicht genug thun könnte in umständlicher Zeichnung des Vorgangs. — Die Bemerkung, Jahve habe hinter ihm zugeschlossen, gehört nach dem Gottesnamen und dem Anthropomorphismus dem C an, wie V. 17. — V. 17 mit l ß b zusammen sich an V. 12 anschliessend. Der 40tägige Regen brachte eben die 40tägige Fluth, und die zunehmenden Wasser hoben den Kasten, dass er hoch über d e r Erde schwamm. — V. 1 8 — 2 1 tritt wieder A ein. Er malt, wie vorhin den Eintritt in den Kasten, so nun das Wachsthum der Fluth und das Verhauchen alles Lebens in einfachen, aber beredten und ergreifenden W o r t e n . — V. 18 sagt mit seinen Ausdrücken wie V. 19 f. 2 4 ) dasselbe, w a s V. 1 7 b mit denen des C. — V. 19 schildert das immer weitere Zunehmen der Wasser bis zu dem Grad, dass selbst die hohen d. i. höchsten Berge bedeckt wurden, i x » -iiw] wie 17, 2. 6. 2 0 . Ex. 1, 7. Num. 14, 7 bei A, doch auch Gen. 30, 4 3 (Kn.). mss^] LXX w s ^ , ebenso V. 2 0 . — V. 20. Fünfzehn Ellen darüber w u r d e n die Wasser stark und so die Berge bedeckt. Diese Angabe kann nur darauf beruhen, dass nach 8, 4 der Kasten sofort beim Sinken der Wasser sich festsetzte und f ü r denselben, wenn er belaste! war, ein Tiefgang von 15 Ellen (der Hälfte

Gen. 7, 2 1 — 8, 3.

137

seiner Höhe) angenommen w u r d e . — V. 2 1 . s w i ] 6, 17. „umfasst sonst Thiere und Menschen 6, 12 f. 17. 9, 11. 16 f . , ' b e schränkt sich aber hier, da der Mensch noch besonders genannt w i r d , auf die Thiere, wie V. 1 5 f . 6, 19. 8, 17. 9, 15. Das a, womit die einzelnen Theile des Ganzen angeführt w e r d e n , ist besonders dem A eigen, z . B . 8, 17. 9, 2. 10. 16. 17, 23. Ex. 12, 19. Num. 3 1 , 11. •p.®.] Gewimmel, hier Bezeichnung der kleineren Landthierc (wie Lev. 5 , " 2 . 11, 2 0 f. 4 1 ff.), also f ü r r-?- (1, 2 5 ) gesetzt" (Kn.). — V. 2 2 abschliessend, scheint meist auf Grund von C ( t , | « ) "="17) durch R modißcirt und hier eingefügt. Die Formel a ,! ?n m i Matis (vgl. 2, 7) kommt im AT. nicht weiter vor, und ist wie zusammengesetzt aus B«»n w w und o ^ f i m \ Dass sie (wegen 2, 7) sich blos auf die (begeisteten) Menschen beziehen solle, ist nicht wahrscheinlich, da hier am Schluss nur ein Thiere und Menschen zusammenfassendes W o r t am Platz ist, und auch das folgende: alle welche nur immer (s. 6, 2 ; nicht: von allen welche; auch nicht: von allen diejenigen welche) auf dem Trockenen (Ex. 14, 2 1 ) waren, ganz allgemein gehalten ist. Die lebenden Wesen des Wassers sind von diesem Schicksal ausgeschlossen. — V. 2 3 . Das Ergebniss der Fluth nach C (gleichlautend mit V. 2 1 f.) wie nrttt, o ^ und die Aufzählung der Thiere (6, 7) beweist; nur V. b kann und wird (wegen •[« und i n s n»«3 vgl. 8, 1. 16 f.) von A sein. "»53] und er sc. Gott, der in C nicht so lange vorher, näml. V. 1 6 b genannt war, vertilgte. Minder gut bezeugt ist die Lesart der ed. Plant., Buxt., v. d. Hooght " ^ 3 Niph. (Ew. 2 2 4 c ) mit untergeordnetem Acc. (4, 18), unrichtig auch d a r u m , weil nachher W0S3 folg!. — V. 2 4 über die Dauer der Zunahme der Fluth nach A (vgl. V. 1 7 a nach C). — Cap. 8, 1. Da, nach 150 Tagen und nachdem alles auf dem Lande lebende ausgehaucht hatte, gedachte Gott an Noah. „Der Ausdruck geht auf die wohlwollende Fürsorge Gottes wie 19, 2 9 . ( 3 0 , 2 2 ) . Ex. 2, 2 4 beim Elohisten" (Kn.). Daher licss er einen Wind über die Erde hingehen, dass die Wasser sich senkten, zu sinken anfingen (Num. 17, 20). Freilich erwartet man die Angabe V. b erst hinter V. 2, aber man braucht sie deshalb nicht als Glosse auszuscheiden (Hupf. 133), denn im Sinn des Vrf. kann das Aufkommen des Windes und die Hemmung des Zuflusses (V. 2) als gleichzeitig gedacht und l b wegen der activen Construction an 1 a angereiht, darum vorausgenommen w o r d e n sein. — V. 2. Der Verschluss der Meeresquellen und Himmelsfenster ist das Correlat zu 7, 11, also von A. Dagegen V. rückbezüglich auf 7, 12, stammt aus C, und wahrscheinlich gehört dazu noch 3 a (Hupf. Sehr.): und das Wasser kehrte zurück von der Erde, ein Gehen und Zurückkehren d. h. allmählig (Ew. 2SO' 1 ; Ges. 1 3 1 , 3 A. 3), vgl. V. 7 und 12, 9, weil dasselbe von A in V. 3h und 5 genügend gesagt ist. Dagegen ist V. 3 b — 5 sicher von A. Vom Ende von 150 Tagen ab nahm das Wasser ab. Trotz des fehlenden Artikels können das nur die 7, 2 4 genannten 150 Tage sein, weil schon nach V. 1 f., noch mehr nach V. 4 der Vrf. unmöglich einen Stillstand der Wasser von 1 5 0 Tagen angenommen haben kann. Also sofort nach den 150 Tagen der Zunahme trat das Sinken ein, und

Gen. 8, 4. 5.

138

liess sich V. 4 schon am 17. des 7. Mon. der Kasten nieder auf den Bergen AraraVs d . h . auf einem derselben, vgl. Jud. 12, 7. Ueber die Zeitrechnung s. S. 123f. Ueber Ararat und die ganze Frage nach dem Landungspunkt Noah's s. Bochart Phaleg. I, 3; Winer R W . 3 1. 81 f.; Tuch zu d. St., Nöld. Unters. 145 ff.; Riehm HWB. 81 f.; Lenorm. or. II. 2 ff. Ararat ist im AT. Name eines Landes 2 Reg. 19, 37 (Jes. 37, 38); Jer. 51, 27 neben Minni und Aschkenas, an unserer Stelle Name eines Gebirgslandes; Jes. 37, 38 übersetzen es die LXX mit 'Agfieviu (weitschichtigen Begriffs), und im Assyr. kommt U-ra-ar-ti für Armenien vor (Sehr. KAT 2 52 ff.). Genauer bestimmt Hier, zu Jes. 37, 38 Ararat als die vom Araxes durchflossene fruchtbare Ebene am Fusse des Taurus, und bei Moses von Chorene heisst eben dieser Theil Armeniens Ajrarat, mit welchem Namen (Kiepert Brl. Ak. MB. 1869. 2 2 8 ;

A. Geogr. 7 5 )

die 'AXUQOSIOI (Her. 3, 9 4 .

7, 7 9 )

zu-

sammenzustellen sind. Da diese ostarmen. Landschaft gewaltige Berge hat, so liegt kein Grund vor, hier etwas anderes zu verstehen. Zwar ist es seit dem 1. Jahrh. n. Chr. im Orient unter den Juden (Targg. zu den 3 Bibelstellen) und Christen (Pesch, zu Gen. 8, 4 ; Ephr. Syr. u. A.) gewöhnlich geworden, unter Ararat das Land Qardu d. h. das alte Korduene oder Karduchien am linken Ufer des obern Tigris, bis gegen den Zäb hin, und unter dem Landungsberg den Berg Güdi, südwestlich vom Vän-See, zu verstehen, welcher darnach auch bei den Muslim dafür gilt. Allein diese Deutung hat im bibl. Sprachgebrauch keine Stütze, und scheint in Folge der Bekanntschaft mit der babvl. (s. S. 127) oder auch einer in Karduchien einheimischen Sage aufgekommen zu sein. Innerhalb des alten Ararat-Landes hat man nun zwar längst (vielleicht schon Jos. ant. 1, 3, 5) den höchsten der dortigen Berge, den auf der rechten Seite des Araxes majestätisch zu 5 1 5 0 m sich erhebenden, auf seinem Gipfel mit ewigem Schnee bedeckten Massis (Agridagh, Kuhi-Nuch, der grosse Ararat), 12 Stunden südwestlich von der Stadt Eriwan, unter dem Landungsberg zu verstehen sich gewöhnt, aber dass der Vrf. selbst diesen verstanden habe, lässt sich nicht beweisen (S. 125). Ob der Lubar, den BJub. c. 7 u. 10, Epiph. u. A. nennen, auf einer Fiction oder auf einer andern Localisirung (Del. 545 vermuthet Elborus, Rönsch BagLg) beruhe, steht noch dahin. Jedenfalls ist die Bestimmung in unserer Stelle eine rein geographische, und ist mit dem Götterberg (S. 47) im Norden nicht zu combiniren (gegen Spiegel Er. AK. I. 481 f.). — V. 5. das Wasser aber nahm immer mehr ab; für sonstiges mit Part, zum Ausdruck der Dauer, hier mit Inf. abs. (Ew. 280b). — v. 6 — 1 2 die schöne Zwischenerzählung von den Vögeln, die Noah zur Auskundschaftung des Standes der Wasser gebraucht, dem wilden (Raben) und dem zahmen häuslichen (Taube), von C, der auch sonst die Einzeichnung solcher besonderen Nebengemälde liebt. Ebenso die babyl. Sage, s. S. 127. Die Erzählung ist in sich wohl gefügt; V. 7 als Rest eines Berichts des A (Del. Par. 158) anzusehen, ist kein Grund da (zu y i x n - b « s. 7, 10. 12. 17. 23. 8, 9. 1 1 ; zum Inf. abs. 8, 3a); A lässt sich sonst auf solche Details nicht ein. Eher könnte V. 7 ein

Gen. 8, 5 — 9 .

139

jüngerer Einschub sein (weil erst V. 8 den Zweck der Sendung angibt). Die ganze Episode aber als Fragment einer dritten Flutherzählung (Reuss Gesch. 256) oder erst von babyl. Juden eingesetzt zu denken, widerräth die spracht, u. sachl. (na-ian 8, r>sb 11; Siebenzahl) Uebereinstimmung mit C. — Die alten Völker scheinen „in Ermangelung untrüglicherer Mittel, Vögel auf ihren Schiffahrten mitgenommen zu haben, um sich mit ihrer Hilfe auf dem Meer zurechtzufinden; von den Indern sagt Plin. 6, 2 4 : siderum in navigando nulla observalio; septentrio non cernitur, sed volucres secum vehunt, emittentes saepius, meatumque earum terram petentium comitantur" (Tuch), s. auch oben S. 129. — V. 6. Nach Ablauf (V. 3. 4, 3. 16, 3) von 40 Tagen, uäml. nicht von 40 Tagen nach dem V. 5 genannten Tage (Harmonisten), auch nicht seit dem Aufhören des Regens (Hupf.), sondern (Sehr. 153) nach Ablauf der 7, 17 von C genannten 40 Tage, nach welchen der Regen aufhörte und die Wasser sich zu verlaufen begannen (8, 2 b . 3 a ) , vgl. die ähnl. Zeitbestimmung 8, 3 b bei A. Nach A konnte Noah selbst bemerken, dass die Bergspitzen sichtbar wurden V. 5, hatte für die Erkundung keine Vögel nöthig. Dass der TiVn dasselbe sei, was i n s 6, 16 bei A, ist nicht zu beweisen, wohl aber ergibt sich, dass der Kasten nach C nur ein einziges und zwar verschlossenes oder vergittertes Fenster (Luke) hatte, das man sich übrigens gross denken kann. — V. 7. Er sendet zuerst den Raben (TOV ISSIV et xsnonaxe TO vdag LXX AI. aus V. 8); der Art. nicht, weil er blos einen Raben (Reuss 256) oder blos einen männlichen hatte (denn das Geschlecht wird bei ai's nicht unterschieden Ew. 175 b , und auch bei der Taube V. 8 ist der Art. gebraucht), sondern es ist der art. gen. (Ew. 277») wie 1 Sam. 17, 34. Am. 5, 19 u. s. Aber der Rabe, ein wilder Vogel (auch ein vergesslicher, der zu seinem Nest zurückzukehren vergessen soll, Bochart hz. II. 805), ging d. i. (log fort und wieder zurück d. h. ab und zu, also bald weiter fort vom Kasten, bald wieder in dessen Nähe oder auf ihn, aber nicht wieder in den Kasten selbst zurück; er fand an schwimmenden Leichen zu fressen, aber einen passenden Aufenthaltsort fern vom Kasten fand er vorerst noch nicht. Insoweit gab seine Aussendung allerdings ein (negatives) Resultat, und von einem eigentl. Widerspruch zwischen der Raben- und TaubenSendung (Wl. XXI. 404) kann man kaum reden. Die LXX freilich haben xal ¿gelfteav ovx äveorQstjjs, ebenso Pesch. Vulg.; damit wäre ein positives Resultat gegeben, doch sieht diese Lesart wie eine Correctur aus, und wenigstens a w soi (Capell. Houbig.) für avai k'sj wäre incorrect (statt a® tAi). — V. 8. Nach 7 Tagen (vgl. d-hrk V. 10) sandte er die Taube aus. Der Zweck, auffallender Weise beim Raben verschwiegen, wird erst hier angegeben. ist übrigens bei C nicht blos bebautes plattes Land (Kn. Del.), sondern Erdboden überhaupt 6, 7. 7, 4. 8. 23; vgl. auch 8, 9. 11. wsa] LXX o n i ß a avxov. — V. 9. Die Taube als häuslicher Vogel, da sie Iceinen Niederlassungsort für die Sohle (Krallen) ihres Fusses fand, weil sie auf Aas nicht sitzt, liess sich wieder in den Kasten hineinnehmen. denn Wasser war (noch) auf der Fläche der ganzen Erde] denn wenn

140

Gen. 8,

10—17.

auch die Taube nicht gerade Berge liebt, so hätte sie in diesem Fall (Ez. 7, 16) auf Bergen einen m w g e f u n d e n , wenn 8, 5 hier vorausgesetzt wäre. — V. 10. Noah wartete 7 andere Tage, also hat er schon einmal 7 Tage gewartet (V. 8). 5>m;5] w ä r e Hiph. (Qal) von iwi; da aber die Bedeutung warten sonst immer an Vm Pi. Hiph. und V. 12 an Nipli. haftet, so ist auch hier Vn-n herzustellen (Olsh.). — V. 11. Wieder ausgesandt kam sie erst spät, gegen Abend (3, 8), zurück, fand also diesmal einen Ruheort und wohl auch Futter. Sie brachte ein Oelblatt (Oelzweig Sym. Vulg.; vgl. Neh. 8, 15) in ihrem Schnabel mit, und zwar nicht ein dürres oder angeschwemmtes, sondern ein frischgepflücktes, frisches

(vgl. f l l ? ,

o^Jo

mit den

derivatis).

Daran erkannte Noah, dass das Wasser schon tiefer gesunken w a r , denn der Oelbaum wächst nicht auf den höchsten Höhen. „Dass der Oelbaum in Armenien vorkommt, beweist Strabo 11, 14, 4 ( R i t t e r EK. X. 920), und dass er auch unter dem Wasser grüne, bezeugen Theophr. h. pl. 4, 8 und Plin. 13, 5 0 " (Tuch). Der Oelzweig w a r wenigstens später Sinnbild des Friedens (2 Macc. 14, 4 ; Dion. Hai. 1 , 2 0 ; Verg. Aen. 8, 1 1 6 ; Liv. 24, 3 0 . 29, 16). Dass schon die Alten die Taube als Briefbolin gebrauchten (Aelian v. h. 9, 2 ; Plin. 10, 5 3 ) , gehört nicht hieher ( K n . ) . — V. 12. Zum 3. mal, nach weiteren 7 Tagen entsendet, kam sie gar nicht mehr, fand also die Erde schon wohnlich und Nahrung spendend. — V. 13 f., anschliessend an V. 5, setzt den Bericht des A fort. Am 1. des 1. Mon. w a r das Wasser von der Erde weg versiegt (vertrocknet) (vgl. 2 Reg. 19, 24. Jes. 5 0 , 2. Ps. 106, 9). V. 7 stand in gleichem Fall » ? ; ; über den leichten Unterschied beider s. Jes. 19, 5. Jj. 1 4 , 11. Jer. 5 0 , 3 8 ; Ges. th. — Aber V. 13h muss nun wieder (Sehr.) dem C zugesprochen werden, nicht blos wegen (doch s. 9, 2) und weil a^rt hier vom Land, nicht vom Wasser ausgesagt ist, sondern noch mehr, weil damit die Aussage von V. 14 geradezu voraus genommen ist, auch bei A Noah aus dem Kasten schauen k a n n , ohne die Decke abzunehmen (V. 5). Somit schliesst sich 13h an 12 an, und enthält die Angabe des C über das gänzl. Ende der Ueberschwemmung. gewiss nicht Lederdecke (Kn.) wie bei A Ex. 2 6 , 14. Num. 4, 8 — 1 2 , sondern dachartige Bedeckung (azEyr\ LXX). — V. 14. Erst am 2 7 . des 2. Mon. war die Erde ganz abgetrocknet; das ist freilich seit der Versiegung der Wasser eine unverhältnissmässig lange Zeit, hängt aber mit den 2erlei in der Erzählung durchgeführten Rechnungssyslemen zusammen s. S. 1 2 3 f. — —• Cap. 8, 15 — 9, 1. Der Ausgang aus dem Kasten und das neue Verhältniss, in welches Gott mit den Geretteten tritt. — V. 1 5 — 1 9 . Noah erhält Befehl, mit den Seinen und den Thieren den Kasten zu verlassen und kommt dem nach; von A, welcher dem feierlichen Augenblick entsprechend hier wieder mit gewohnter Ausführlichkeit schildert. V. 17 s. 7 , 2 1 . - i s ] ^ Sam. LXX Pesch.; ebenso V. 19 i. A. nö^a] von den zahmen und wilden Säugethieren, wie 6, 7 (7, 23). Dafür ist V. 19 gesetzt (Kn.). W a r u m die Mass. hier f ü r das gewöhnliche (19, 12. Lev. 2 4 , 14) und geschriebene « s i n

Gen. 8, 1 8 — 2 1 .

141

vielmehr ss^n (vgl. Hos. 7, 12. Prov. 4, 25. 1 Chr. 12, 2) zu lesen befehlen (wie Ex. 2, 9. Ps. 5, 9), ist nicht klar (Ew. 122 c. König Lehrg. S. 641). 1, 20 ff. Es ist dies das die Kraft zur Fortpflanzung und Vermehrung verleihende Segenswort über die neue Thierwelt, entsprechend dem Segen nach der Schöpfung; das ähnl. Wort über die Menschen erschallt besonders 9, 1. 7. — V. 19. s. V. 17. nach ihren Geschlechtern] d. h. nach den einzelnen Arten und Gattungen (Jer. 15, 3), aus welchen die genannten Thierclassen bestanden (,Kn.). — V. 2 0 — 2 2 . Nach C brachte Noah Gott von den reinen Thieren Brandopfer, und diese gnädig annehmend beschloss Gott in Langmuth den sündigen Menschen fortan zu tragen und durch keine Fluth mehr die Erde zu verderben. Sehr fein hat R diesen Bericht gerade hier vor die Bundschliessung bei A eingeschaltet: die letztere stellt sich dadurch als die Ausführung des göttl. Beschlusses. Ein Opfer, als Dank- und Bittopfer, ist, wenn irgend wo, dann hier nach dem grossen Gericht und beim Eintritt in den neuen Lauf der Dinge am Platz; auch Xisuthros, Manu, Deucalion opfern nach der Rettung. — V. 2 0 . Der Altar erscheint hier zum erstenmal (wenigstens ist 4, 3 f . keiner erwähnt), aber nicht darum, weil mit der Fluth das Paradies, der Ort der Gegenwart Gottes auf Erden, geschwunden ist und Gott sich in den Himmel zurückgezogen hat ( H o f m . Del. Ke.), also nun die Menschen ihre Augen himmelwärts richten müssen (denn das Paradies ist auch schon 4, 2 ff. für den Menschen verloren und die Erde verflucht, und umgekehrt als Gott in der Stiftshütte wieder eine Stätte der Gegenwart auf Erden hatte, war der Altar erst recht unentbehrlich), sondern weil der Vrf. zu Noah's Zeit schon eine völligere Entwicklung der gottesdienstl. Dinge voraussetzt, zB. auch die Unterscheidung von rein und unrein. Der Altar weist als Erhöhung über die gemeine Erde allerdings himmelwärts, daher ursprünglich gerne auf Höhen (wo man dem Himmel sich näher fühlte) errichtet (zB. Gen. 22), aber einen Gott im Himmel gab es für die Menschen nicht erst seit der Fluth. von allem reinen Vieh und allen reinen Vögeln) also nicht blos von den nach mos. Gesetz (Lev. 1, 2. 10. 14) opferbaren Thieren (Ros. Bohl. Tuch), sondern von allen reinen für den Menschen essbaren Thieren (Äbene. Kimch. Merc. Kn.). „Bei Rettung aus so grosser Gefahr ist das Opfer nicht zu gross. Zum Zweck des Opfers hatte Noah auch von allen reinen Thieren mehr in die Arche mitgenommen (7, 2). Die Opfer waren Brandopfer, also die älteste und allgemeinste Art der Opfer, daher der patriarch. Zeit eigenthümlieh;

das Nähere s. zu Lev. 1, 3 ff." (Kn.). — V. 21. Gott roch den Geruch der Beruhigung (-H-: von gebildet, Ew. 1 0 8 c ) d. h. den angenehmen und wohlgefälligen Duft, der von den Opfern aufstieg; in der Opfersprache (zu Lev. 1, 9) ein stehender Ausdruck für die gnädige Annahme der Opfergabe oder vielmehr der Gesinnungen und Wünsche, denen sie zum Ausdruck dient, er sprach zu seinem, Herzen (6, 6) d . h . zu sich selbst, dachte und beschloss bei sich; bei C auch 24, 4 5 . 27, 4 1 ; der Schriftsteller will die Gedanken Gottes dolmetschen (6, 6). Es ist nicht nach 34, 3 zu deuten und das Suff, von ia!= auf Noah zu

142

Gen. 8, 2 1 — 9 ,

1.

beziehen. „Gottes Erwägung führt dahin, dass er die E r d e wegen des Menschen (6, 5f.) nicht mehr verfluchen, noch die Lebewesen auf ihr vertilgen will. Der angenehme Duft ist nicht der B e w e g g r u n d , sondern blos der Anlass zu diesem gnädigen Beschluss. Eigentlich verflucht (wie 3, 17), halte Gott die Erde bei der Sintfluth nicht; es ist also an das Aussprechen des Vertilgungsbeschlusses, 6, 7. 1 3 zu denken" ( K n . ) . imm] 3, 1 7 ; LXX haben dieselbe Variante, wie dort. '31 tisr 6, 5. Begründet wird nicht sondern tpc« weil sündl. Richtung des Denkens und Wollens nun einmal im Menschen liegt, „so will Gott durch die Uebeltliaten des Menschen sich nicht mehr zu einem solchen Strafgericht bestimmen lassen, sondern Langmuth und Geduld haben, er müssle ja sonst sehr oft ähnliche Vertilgungen verhängen. Der Vrf. meint nicht, dass der Mensch blos auf Böses sinne (er sagt nicht isj-Vb und p1: wie 6, 5); auch nicht, dass der M. böse geboren werde, sonst w ü r d e er von MuUerleibe an f ü r von Jugend an gesagt und f ü r etwas anderes gewählt haben; vielmehr meint er, dass das Böse beim M. mit der Erkennlniss des Guten und Bösen (3, 2 2 ) anfange und dann eine grosse Herrschaft gewinne" (Kn.). Von selbst versteht sich, dass wenn Gott die sündige Verderbtheit der Menschen nun mit Langmuth trägt, er damit sie nicht als berechtigt anerkennt, sondern ihrer Entwicklung nach wie vor entgegenarbeiten w i r d , nur in anderer Weise. t t ^ s ] 3, 2 0 ; -hk s. zu 1, 2 1 . — V. 22. Die Naturordnung der Erdverhältnisse, näher der regelmässige Wechsel der Jahres- und Tageszeiten soll fortan nicht aufhören alle Tage der Erde, so lange die Erde bestehen wird (vgl. Ps. 72, 5. 8 9 , 3 8 ) . Es sind 4 Paare von Nomina, daher auch geeigneten Falls 5 mit Vorion. Die 3 ersten Paare drücken nicht zusammen 6 Jahreszeiten, jede zu 2 Monaten (Rasch.), aus, wie die Inder zählen, sondern, gemäss der gewöhnl. Unterscheidung bei den Hebräern, nur 2 Jahreszeiten oder -Hälften (Am. 3, 15. Jes. 18, 6. Zach. 14, 8. Ps. 74, 17), näml. die regnerische Winterzeil mit ihrer Kälte (Jer. 36, 2 2 ) und ihrer Ackerbestellung und Aussaat (Ex. 3 4 , 2 1 . Prov. 20, 4), und die trockene Sommer zeit mit ihrer Hitze (Jes. 18, 4) und Ernte (Jer. 8, 20). Auch w i r d nicht ein Gegensatz gemacht gegen die Zeit vor der Fluth, als wäre damals blos heitere W ä r m e gewesen (Del.), s. dagegen 1, 1 4 f f . ; ebensowenig darf man den Gegensatz gegen die Fluthzeit (die bei C sehr kurz ist) so anspannen, dass man eine Störung des Wechsels von Tag und Nacht in derselben (Abene. Rasch. Kimch. A.) folgerte (welcher Folgerung die LXX durch die adverbiale Fassung iffispav » a i vvxrcc ausweichen, Tuch); sondern die Meinung ist: eine Störung der Naturordnung, wie die Fluth war, soll nicht wieder eintreten, vgl. zum Ausdruck des Begriffs der Naturordnung Jer. 3 1 , 2 5 f. 3 3 , 2 0 . 2 5 f. Ps. 7 4 , 16 f. Cap. 9, 1 — 1 7 die Bundschliessung Gottes mit Noah, nach A , anschliessend an 8, 17. — V. 1 — 7 . Wie dem e r s t e n , so gibt Gott auch dem zweiten Stammvater des Menschengeschlechts seinen Segen mit, erweitert ihm sogar denselben, indem er die bisherige Entwicklung des Menschen in Betracht nimmt, durch Ausdehnung seines Herrschafts-

Ren. 9, 1—5.

143

rechtes über die Thiere, fügt aber für die damit beginnende neue Lebensordnung auch Schranken hinzu, deren strenge Einhaltung ihm als hl. Pflicht auferlegt wird. V. 1 der Fortpflanzungssegen, wiederholt aus 1, 28. — V. 2. eure Furcht und euer Schrecken] Dl. 11, 25, F. und Sehr, vor euch; Suff. obj. wie 16, 5. 27, 13. 50, 4 (Ges. 121, 5 ; Ew. 286b). i5[)ie Thiere waren von Anfang an dem Menschen unterworfen (1, 26. 28), lebten aber vor der Fluth friedlich und furchtlos mit ihm zusammen", bis die Entartung eintrat (6, 12), „von jetzt an sollen sie ihn auch scheuen und fürchten. Thier des Landes] wie 1, 25. Das n»na bleibt unerwähnt, weil es den Menschen weniger scheut" (Kn.). ' w Söa] nach der Mass. mit mps ns-ra zusammenzunehmen, besondert den Begriff Thiere in seine noch übrigen, nicht genannten Arten ( = an, 7, 21); freier: sammt'allem, wovon (1, 21) der Erdboden ( n w i e 1, 25. Lev. 20, 25) sich regt und sammt allen Fischen des Meeres sind sie in eure Hand gegeben, ,,eurer Gewalt übergeben, so dass ihr mit ihnen schalten d ü r f t ; der Ausdruck geht auf eine Gewalt, die sich auch über das Leben erstreckt, wie Lev. 26, 25. Dt. 1, 57. 19, 12 u. ö." (Kn.). = " : ] Ew. 255« — V. 3. Insbesondere wird ihnen die Erlaubniss, die Thiere zur Nahrung zu verwenden, erlheilt. Das bildet einen Hauptunterschied gegenüber vom ersten Weltalter (s. 1, 29 f.), auf welches hier selbst im Ausdruck Rückbeziehung genommen ist. hier im weitesten Sinn von allem sich Regenden und Bewegenden, der gesaminten Thierwell, s. 7, 21. Selbst hier fügt A noch keine Scheidung zwischen rein und unrein hinzu, is-ns] s. 1, 21. 8, 21. — V. 4 f. Diese Herrschaftsrechte des Menschen werden durch 2 Verbote beschränkt, beide durch nur, jedoch eingeführt. Das erste: nur Fleisch mit (comitativ wie 32, 11. Ps. 42, 11) seiner Seele, (d. i., wie hier in erklärender Appos. — 6, 17. 7, 6 — hinzugefügt wird) seinem Blute werdet ihr nicht essen; sie dürfen nur Fleisch geniessen, welches kein Blut mehr in und an sich hat. Denn die Seele oder das Leben ist zwar nicht das Blut selbst, aber doch von diesem unzertrennlich; im Blut kommt die Seele sinnlich und greifbar zur Erscheinung (Lev. 17, 11. 14. Dt. 12, 2 3 ; „vgl. ^ rohes Fleisch 1 Sam. 2, 15 und anima purpurea Verg. Aen. 9, 3 4 8 " Kn.). Das Leben aber gehört Gott, dem Herrn alles Lebens; der Mensch soll es nicht für seinen Genuss verwenden, vielmehr soll durch diese Enthaltung seine Achtung vor dem Leben als etwas göttlichem wach und aufrecht erhalten, er vor Verwilderung und Roheit bewahrt werden. Dieses Gebot, kein Blut (Lev. 3, 17. 7, 26 f. 17, 10 ff. Dt. 12, 16 ff. 15, 23) und kein Fleisch, das von Blut nicht frei war (Lev. 19, 26. 1 Sam. 14, 32 ff. Ez. 33, 25) zu geniessen, war im Mosaismus ein Grundgebot und wurde dort um so wichtiger, als das Blut zum Sühnemittel erhoben wurde (Lev. 17). Aber der Vrf. beschränkt seine Geltung nicht auf den Mosaismus, sondern führt es unter den Grundordnungen der jungen Menschheit auf, weshalb selbst im Christenthum die Fortdauer seiner Gilligkeit seit Act. 15, 29 ein Gegenstand vieler Erörterungen war. — V. 5 f. Die andere noch wichtigere, daher umständlicher besprochene Einschränkung.

144

Gen. 9, 5. 6.

Wenn auch die Tödtung der Thiere dem Menschen freisteht, so soll doch Menschenblut weder durch Thiere noch durch Menschen ungestraft. vergossen werden; das Menschenleben soll unverbrüchlich heilig und unantastbar sein (vgl. wie C in seiner Art diese Sätze in Cap. 4 ausgeführt hat). n?an] Ew. 255 nicht zu Gott, sondern nur zu Menschen; statt a - n i s erwartete man flirr, endlich das nackte ns;^ rs? w ä r e zu kurz gesagt. Ehen so deutlich ist, dass ati in diesem Zusammenhang, wo es sich um Sem Jafet und Kenaan handelt, nur n. pr., nicht app. sein kann. Dass dem Jafet ein Wohnen in Zellen des Namens d. h. Ruhmeszelten, namhaften berühmten Wohnsitzen angewünscht sei ( J D M i c h . Vat. Ges. de We. Win. Kn. Sehr.), ist auch darum unmöglich, weil für die Semiten (Hebräer) die Jafet. Länder damals w e d e r vielgenannte noch berühmte waren, und weil blosse Berühmtheit keineswegs schon an und f ü r sich ein Segen ist (s. 6, 4). Man muss n u r bei der Siedlung Jafet's in Sem's Hütten nicht an Eroberung denken (zB. Justin c. Tryph. c. 83, Cler. Ros. A.), sondern an ein friedl. Zusammenwohnen, entsprechend dem gemeinsamen Handeln der Väter Sem und Jafet V. 23. Geschichtlich lagen die Verhältnisse so, dass Jafet. Völker, in den Verband der alten Semitenreiche aufgenommen, an deren Macht und E.hre Theil nahmen, zugleich ihnen neue Kräfte zuführten und deren weitere Ausdehnung ermöglichten; noch mehr aber kommt in Betracht, dass die Profeten die Bedeutung dieser nördl. u n d östl., aus Semiten und Jafetiten gemischten Völker f ü r die Zwecke Gottes und seines Reiches schon erkannt hatten. Dieses Zusammenwirken Jafet's mit Sem für das letzte Ziel der Geschichte und die zunehmende Wichtigkeit gerade der Jafet. Völker bei dieser Arbeit ist der Grundgedanke dieser Segnung, ein wirklich messianischer Gedanke, dessen tiefe Wahrheit die folgende Geschichte nur bestätigt hat. Die geistl. Auslegung,

Gen. 9, 2 7 — C a p . 10.

153

wornach die Bekehrung der Jafet. Völker zu der von Zion ausgehenden Lehre (Evangelium) unter der Niederlassung in Sem's Zelten zu verstehen wäre ( T r g J o n . u. fasl alle kirclil. Ausl.), hat demnach wohl, wenn man auf den Kern der Sache sieht, einiges Recht, tliut aber den Ausdrücken des Textes nicht Genüge, und ist darum schief, weil sie etwas für Jafet in Anspruch nimmt, was nach den l'rofcten (zß. Jes. 19, 18 ff. 18, 7. Zeph. 3, 10 A.) und nacli der Geschichte auch Harn zukam. Dagegen haben Beziehungen auf ganz specielle Ereignisse, zB. das Eindringen der Scvthen in Palästina unter Josia (Bohl. Böhm.) weder im Ausdruck noch im Zusammenhang der ganzen Rede einen Anhaltspunkt. Und noch weniger wird Vrf. hei Jafet die Philister (Wl. XXI. 403) im Auge gehabt haben, n ^ ' s ] hier darum am Platz, weil es bei Jafet keine Jahveverehrung gab (Tuch, Kn. A). — V. 28 f. Die Dauer des Lebens Noah's, aus A. — V. 29. "¡w] Sing, wie 5, 23. 31, vor i s ebenso gut möglich, wie was hier Sam. und viele hebr. MS. und Ed. haben. 3.

U e b e r s i c h t ü b e r die von Noah a b g e l e i t e t e n Cap. 10, meist aus A und C.

Völker,

1. lieber die Quellenschrift, aus welcher dieses Stück stammt, gehen die Meinungen stark auseinander. Während die einen (Ilg. Gramb. Ew. Kn. Nöld. Del.) dasselbe (mit Ausnahme von V. 8 — 1 1 . 21. 25 und einiger andern Bemerkungen) dem A zuschreiben, leiten es Andere (Astr. Eichh. deW. Tuch, Win. Hupf. Böhm. Kay.) von C oder (Schrad. in deW. Einl. 8 § 187) von B ab. Richtiger wird man (Wl.) dasselbe für aus mehreren Quellen zusammengesetzt erachten. Zunächst ist zu erwarten, dass A die Bedeutung der öfters erwähnten Noahsöhne für die neue Menschheit irgendwo nachgewiesen habe. Die Geschlechtstafel Sem's 11, 10 ff. entspricht dieser Erwartung nicht; dort ist nur von Sem die Rede. Cap. 10 ist das einzige Stück, welches jene Nachweisung gibt. Wie A sonst, da wo ein Stammbaum sich in mehrere Reihen verzweigt, zuerst die Nebenreihen bespricht, ehe er zu der auf Israel hinführenden Hauptreihe übergeht (vgl. 25, 12 ff. 36, 1 ff.), so handelt er auch hier zunächst von den Söhnen Ham's und Jafet's und von denen Sem's. so weit sie ausserhalb Terach's fallen. Gegenüber von 11, 10 ff. ist C. 10 nicht entbehrlich, sondern nothwendig. Angaben von Jahreszahlen aber, wie sie C. 5 u. 11, 10 ff. gemacht werden, kann man hier gar nicht erwarten, weil nicht Fortführung des chronol. Fadens beabsichtigt wird (vgl. 25, 12 ff. 36, 111'.). Ausserdem erkennt man A an der Ueberschrift rnls'ir Wfes V. 1, an „den Schlussformeln 5. 20. 31. 32, der Breite des Ausdrucks in den letztern, den Ausdrücken Mi^n 1. 32, anns®»!? 5. 20. 31 und dem a 5. 20. 32" (Kn.). Wenn demnach V. 1—7! 20. 22f. 31 f. wirklich von A stammen, so ist dagegen alles Uebrige ihm fremd. Bei 8 — 1 2 , wo ein zuvor in 7 nicht genannter Sohn des Kusch, und zwar eine Person, nicht ein Volk, erscheint und von seinen Reichsgründungen

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erzählt w i r d , auch hipp 9 u n d 8 (statt " H ^ " ) g e b r a u c h t ist, ist dies leicht k l a r u n d längst e r k a n n t ; n u r V. 9 (s. d . ) scheint ein j ü n g e r e r Einsatz zu sein. A b e r dieses selbe k o m m t auch 1 3 . 1 5 (statt - w des A), u n d dazu 1 8 « s = ( g e g e n d e s A in 5 . 3 2 ) w i e 9, 19, s a m m t nSKa 19 (s. d.), u n d m u s s m a n deshalb folgerichtig auch V. 1 3 — 1 9 d e m A a b s p r e c h e n . Bestätigt w i r d dies d u r c h 2 6 — 3 0 , w o nicht blos " i ; 2 6 u n d 3 0 w i e d e r k e h r e n , s o n d e r n auch die E i n r e i h u n g d e s ffl 2 8 und n ^ j n 2 9 u n t e r J o q t a n - S e m ( w e l c h e A als Kuschiten n e n n t 7 ) den A ausschliesst. Mit 2 6 — 3 0 h ä n g e n a b e r nach v o r w ä r t s V. 2 5 ( w o a u s s e r d e m die N a m e n s e t y m o l o g i e g e g e n A zeugt) u n d 2 1 ( w e l c h e r wie 2 2 eine E i n l e i t u n g z u r S e m - R e i h e g i b t ) z u s a m m e n , w ä h r e n d 2 4 ( d e m Inhalt nach aus 1 1 , 10 ff. g e n o m m e n ) deutlich eine harmonistische K l a m m e r ist (s. d.). Die so a u s g e s c h i e d e nen 8. 1 0 — 1 9 . 2 1 . 2 5 — 3 0 dem C zuzuschreiben, wird man (ausser d u r c h i s s j ) d a d u r c h veranlasst, dass nach 9 , 18 f. C a l l e r d i n g s , w e n n auch nicht eine f ö r m l i c h e geneal. Tafel, so doch Nachrichten ü b e r d i e A b s t a m m u n g d e r Völker von Sem H a m J a f e t g e h a b t haben m u s s . N u r bei 8. 1 0 — 1 2 d ü r f t e es fraglich sein, ob nicht R diese, ü b r i g e n s s e h r alte u n d g u t e , Nachrichten aus e i n e r a n d e r n Q u e l l e , e t w a B, a u f g e n o m m e n habe, d e n n h i n t e r 1 0 , 8. 1 0 — 1 2 hat die E r z ä h l u n g d e s C in 1 1 , 1 — 9 k e i n e n Sinn m e h r ; v e r e i n b a r w ä r e n sie d a m i t n u r , w e n n sie bei C h i n t e r 1 1 , 1—-9 folgten, w a s an sich w o h l möglich ist. E r gibt sich somit die Völkertafel als von R aus A u n d C (vielleicht a u c h B) z u s a m m e n g e s e t z t , so kann d a g e g e n die F r a g e , ob R d e n A u n d C vollständig w i e d e r g e g e b e n habe, nicht m e h r sicher b e a n t w o r t e t w e r d e n . Es ist möglich, a b e r (nach V. 2 — 5 ) nicht w a h r s c h e i n l i c h , dass A auch von Kenaan S ö h n e angegeben hat, a n d e r e r s e i t s ist w a h r s c h e i n l i c h , a b e r nicht sicher, d a s s C auch Einiges ü b e r J a f e t b e r i c h t e t h a t . R hinw i e d e r u m hat sicher 2 4 u n d w o h l auch 9 e i n g e s e t z t , vielleicht a b e r auch o^asn na-itei 1 9 (weil C in C. 1 8 f. diese S l ä d t e nicht n e n n t ) o d e r die Glosse d i p s ^ e — 14. Auch J ü n g e r e k ö n n t e n noch da u n d d o r t einen Namen hinzugesetzt h a b e n ; n u r d a s s 1 5 — 1 7 s ä m m t liche Namen von rin bis ^ n ein solcher Einsatz seien (de Goeje), ist a n z u n e h m e n kein triftiger Grund (vgl. Ex. 13, 5 ) ; vielmehr das F e h l e n d e r "i-f^B spricht gegen N a c h b e s s e r u n g . 2 . Alle die w i c h t i g s t e n , den I s r . zu e i n e r g e w i s s e n Zeit b e k a n n t e n Völker w e r d e n in dieser, aus C e r g ä n z t e n , Völkertafel des A auf Noah z u r ü c k g e f ü h r t : die N a c h w e i s u n g e i n e r letzten V e r w a n d t s c h a f t aller derselben ergibt sich als d e r G r u n d g e d a n k e d i e s e r Ueliersicht. Dieser G e d a n k e ist wichtig. Auch a n d e r e alte V ö l k e r , n a c h d e m sie eine gew i s s e Stufe d e r Bildung e r r e i c h t h a t t e n , sahen sich v e r a n l a s s t , die Blicke ü b e r i h r e n ä c h s t e n U m g e b u n g e n h i n a u s in die w e i t e r e F e r n e zu richten. A e g y p t e r u n d P h ö n i k e n , A s s y r e r u n d Babvlonier, selbst I n d e r u n d P e r s e r hatten so ein g e w i s s e s Maass von E r d - u n d V ö l k e r k u n d e , ehe noch die m e h r wissenschaftl. F o r s c h u n g e n d a r ü b e r bei d e n class. Völkern b e g a n n e n . Von m e h r e r e n d e r s e l b e n ( w i e Aeg., Ass., Bab., P e r s . ) sind sogar in i h r e n h i n t e r l a s s e n e n S c h r i f t d e n k m a l e n U e b e r s i c h t e n o d e r A u f z ä h l u n g e n d e r ihnen b e k a n n t e n Völker, Ansätze zu L a n d k a r t e n ,

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auf ans gekommen. Aber viel bekümmert hat man sich in der Regel um die Auswärtigen nicht, wenn nicht Staats- und Handelszwecke im Spiel w a r e n , oft genug sie als blosse Barbaren verachtet, keinenfalls sie zu einer höheren Einheit zusammengefasst. Anders hier. Hier sind manche, zu denen die Isrl. keinerlei Lebensbeziehungen hatten, in die Betrachtung hereingezogen. Dabei ist der Zweck, näml. erkennen zu lassen, welche Stellung Isr. im ganzen Völkerkreise einnehme, charakteristisch. Israel ist eben doch nur ein Glied der gesauimten Menschheit. Alle Menschen und Völker sind desselben Geschlechts, derselben W ü r d e und derselben Bestimmung (1, 2 6 . 9, 6), unter sicli Brüder und Verwandte. Vom Grossen und Ganzen der Menschheit geht diese bibl. Betrachtung aus, ehe sie sich zur Geschichte des einzelnen Volkes, des Volkes Gottes, wendet, um dann zuletzt durch den Mund der Profeten auf das Ende und letzte Ziel dieser Einzelgeschichte hinzuweisen, die Vereinigung aller Völker im Reiche Gottes (s. schon 12, 3). — In Durchführung dieses Grundgedankens der Verwandtschaft aller Völker und Menschen wird jedes einzelne Volk als eine von einem Stammvater getragene und beherrschte Einheit, also die vielen Völker als ebenso viele Individuen aufgefasst, die nun selbst wieder sich zu einander verhalten wie die Individuen einer grossen Familie, Söhne, Enkel, Urenkel u. s. w. eines gemeinsamen Vaters, d. h. die Völker werden in Form einer Genealogie zusammengeordnet. Da auch Völker aus kleinen Anfängen herausgewachsen, oder von andern abgezweigt, oder um ein ursprüngl. Haupt herum angelagert sind, so hat eine solche Darstellung ihr Recht und war im Alterthum, zumal im Morgenland, geläufig. Freilich w a r e n , als man solche Genealogien aufzustellen anfing, die genaueren geschichtl. Erinnerungen längst erloschen; der Ursprung der einzelnen Völker liegt in dem Dunkel einer vorgeschichll. Zeit. Aber ein allgemeines Bewusstsein von seiner Herkunft oder seinen Verwandtschaftsverhältnissen lebt doch in jedem Volke lange fort, und Zeichen, an denen auch Fremde solche Zusammenhänge zu erkennen vermögen, gibt es genug in Sprache, F a r b e , Leibesbeschafl'enheit, Lebensweise, Sitten und andern Merkmalen. Statt des Namens des Vaters eines Volkes dient der Name, mit dem es sich selbst nennt oder von Andern genannt wird und der auch oft f ü r sein Wesen bezeichnend ist; dieser Name ist wie ein geistiger Vater, als dessen Kinder sich die einzelnen Glieder des Volkes fühlen. So sprachen zB. die Griechen von einem Pelasgus, Hellen, Aeolus, Dorus, Ion u. s. w . als den Stammvätern gleichnamiger Stämme, und ähnlich andere alte Völker. So ist es auch mit den Namen des vorliegenden Verzeichnisses: es w ä r e thöricht, sie von der allgemeinen Zeichensprache des Alterthums ausnehmen zu wollen. Sind ja doch einige derselben offenbar ursprüngl. Landesoder Stadtnamen (wie a^stta, •)?», f - r s ) , oder Gentiiicia (wie die V. 16 ff.), und viele erscheinen unverdeckt noch als reine Volksriamen in ihrer Pluralform (wie V. 4. 13 f.). Wie aber die Völker selbst, so w e r d e n auch noch weiter zurück die Völkerfamilien unter solchen einheitl. Namen zusammengefasst. Damit war ein Mittel geschaffen, um ebenso sinnvoll als kurz nicht blos die Verwandtschaft und geogr. Nachbar-

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schafl oder polit. Zusammengehörigkeit, sondern auch das frühere oder Die spätere Hervortreten einzelner Völker und Länder darzustellen. zu einer Völkerfamilie gehörenden Hauplvölker sind Söhne eines Vaters, wichtigere Zweige, in die ein Hauptvolk sich spaltet, sind Enkel, und wichtigere mit der Zeit hervorgetretene Sprossen dieser Zweige Urenkel jenes Vaters u. s. w . So ordnete sich hier leicht alles in das Schema ein. Nur um Mischvölker als solche kenntlich zu machen, reichte das Schema nicht aus. Sonst pflegte man sie aus der Blutmischung eines Vaters und einer Mutter, die ihrem Stamme nach verschieden waren, herzuleiten; hier aher, wo auf die Mutter keine Rücksicht genommen wird, konnten sie als Mischvölker nicht gekennzeichnet w e r d e n . — Die Völker, welche in dieser Weise hier zusammengestellt w e r d e n , sind nur zum kleinsten Theil solche, mit welchen die Isr. in näheren Beziehungen standen. Auch umfasst das Verzeichniss nicht alle Völker der alten Welt. Nicht nur sind absichtlich alle jüngeren hehr. Völker (wie Edom, Moab-Ammon, Ismaeliten, Keturäer) nicht berücksichtigt, weil von diesen im weiteren Verlauf zu sprechen vorbehalten w a r , sondern auch manche andere Volksnamen, die man hier leicht erwarten könnte, fehlen. Im allgemeinen kann man sagen, dass n u r solche Völker aufgeführt w e r d e n , welche zur Zeit der Vrf. wirklich namhaft und zu ihrer Kunde gekommen w a r e n , und erlaubt darum das Verzeichniss auch Rückschlüsse auf die Zeit der Verf. W e n n also zB. zwar arab. Völkerschaften, aber noch nicht der vom 7. Jahrh. an auftauchende Name a^!? und "a1;?., auch nicht Perser erwähnt w e r d e n , so wird man dadurch auf eine f r ü h e r e Abfassungszeit hingewiesen. Namentlich ist die Behauptung, dass A seine Namen aus J e r . Ez. u. A. zusammengelesen habe und die Tafel zwischen den Jahren 5 3 8 und -526 geschrieben sei (de Goeje 2 5 2 . 2 6 5 ) , völlig unhaltbar (s. schon Merx im BL. V. 6 1 0 ) : Namen der Jüngeren wie •>?», o^s fehlen, Namen wie D^fi, r r « , n r a o , sos^e, i n , i n s , » s hat A allein, und die Analyse seiner Listen, so wie die jetzt mögliche Conlrolc durch die ass. u. äg. Denkmale weist auf wenigstens 3 — 4 Jahrhunderte ältere Völkerverhältnisse hin (s. die Erklärung); besonders ist auch zu erw ä g e n , dass A die Südaraber nur erst als Kuschiten. noch nicht wie C als Semiten kennt und nennt. Aher ebenso ist zu b e m e r k e n , dass auch uralte Völker wie Amaleq, Refaim hier unbeachtet bleiben, offenbar weil sie zu der Vrf. Zeit verschwunden oder bedeutungslos geworden waren (was über Mose's und Saul's Zeit herunter weist). Wieder andere Völker sodann, obwohl zu der Vrf. Zeit vorhanden, w e r d e n nicht aufgeführt, weil die Kunde der Palästiner nicht soweit reichte, zB. die Chinesen und die übrigen Völker der mongol. Rasse Ostasiens, die Inder und Eranier, die Neger Afrika's (obwohl diese den Aegvptern als Nahasi sehr geläufig waren) u. s. w. Im allgemeinen umfasst die Uebersicht die um das Mittelmeerbecken herum und in dessen nächster Nähe sich gruppirenden Völker von der s. g. kaukasischen Rasse; der geogr. Gesichtskreis zeigt sich also in ähnlicher Weise beschränkt, wie in der Fluthgeschichte, ohne dass darum die höheren Wahrheiten, welche zur Darstellung kommen, hinfällig w ü r d e n .

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Zugleich erhellt aus der gleichmässigen Umfassung des Nordens und Südens der alten W e l t , dass die zur Aufstellung des Verzeichnisses nöthigen Kenntnisse nicht etwa aus ägypt. Wissen geschöpft sind, das nicht so weit nördlich und nicht so tief nach Arabien hinein reichte (Chabas études sur l'antiquité hislor. 2 9 0 11'. 169), sondern im eigenen Wohnland der Israeliten, in der Mitte der alten AVeit, und zwar zum Theil durch Vermittlung der Phöniken ( T u c h Kn. Ew. Kiep. A.) erworben sind. 3. Sämmtliche Völker gliedern sich in 3 grosse Familien unter den Namen Sem H a m u. Jafet. Diese Dreilheilung ist von A und C nicht erfunden sondern vorgefunden. Nicht blos w a r es auch sonst gewöhnlich, einen Stammbaum an seinen Knotenpunkten in 3 Ansätze auseinandergehen zu lassen (4, 2 0 ff. 11, 2 7 ) , sondern man findet auch auswärts noch Spuren von einer Dreilheilung der nachsintfluthlichen Menschheit, und sogar von einem der 3 Namen. Nach Mose's Chor, armenischer Geschichte t , 5 (s. auch Berosus ed. Rieht, p. 59 f.) hatte Xisuthros (der bab. Sage) 3 Söhne, welche sich um die Beherrschung der Menschheit stritten und schliesslich in sie theilten: Zrovan, Titan, Japetosthe (in Orac. Sibyll. 3, 1 0 8 il'. KQOVOS, TITÂV^IATTITOÇ, vgl. Tert. ad nation. 2, 12). Zwar sind die Quellen des Mose Clior. späte und trübe, aus der Zeit der griech.-pers. Sagenmischung, aber allerlei Gründe machen wahrscheinlich, dass die Angabe nicht auf die Or. Sibyll., sondern, wie diese, auf Berosus zurückgeht. Nur ist freilich, weil die bah. Namen selbst nicht mehr erhalten sind, auch der Sinn der Sage nicht mehr durchsichtig {Ew. Gesch. 3 I. 4 0 1 . Eine Reconstruction der bab. Sage u. Namen versuchte Lenorm. or. II. 21 7 ff. ; Rérose 4 1 5 iL). Ein letzter Nachhall davon könnten auch (Thraetaona's) Feridun's 3 Söhne (Airya Tùra Çairima) Eraj Tur Selm in der pers. Sage sein ( S p i e g . er. AK. I. 5 5 4 . Lenorm. or. II 2 0 3 f . ) . Dagegen gehört wenig hieher, dass die Aegypter neben sieli (den Bulu oder Menschen) die Fremden in 3 Rassen theilen, näml. die gelben Amu (Asiaten), die weissen Thihenu (in Libyen und an den nördl. Miltelmeerküslen) und die schwarzen Nahasi oder Neger ( B r u g s c h geogr. Inschr. II. 89 f.). Ausserdem w ü r d e auch der Japetos der Griechen (Bocft.), für den bei Alex. Polyh. sein Sohn Prometheus erscheint (Svncell. p. 44), f ü r eine Verbreitung wenigstens des Namens Jafet bei den Kleinasialen zeugen, wenn wirklich die Griechen diesen Namen von den Kleinasiaten, bez. Semiten angenommen ( B u l l m . Mythol. I. 2191!. Ew. G. 3 I. 4 0 0 ) und nicht umgekehrt die Semiten den Namen Jafet von den Indogermanen erhalten hätten ( L e n o r m . or. II. 190 ff.). Immerhin dürfte sich aus dem Gesagten e r g e b e n , dass in diesen 3 Namen alte Uelierlieferung steckt, wenn auch Sem und Ham im Munde anderer Völker anders gelautet haben mögen. Welche Völker nun jedem zuzutheilen seien, mag bei einigen der hauptsächlichsten schon von selbst klar gewesen sein, aber das einzelne w a r doch wohl erst durch eigene Einsicht und Forschung des Vrf. zu bestimmen; und man f r a g t , nach welchen Gesichtspunkten er dabei zu Werke ging. Die Meinung, dass politische Gesichtspunkte, näher die staatl. Verhältnisse

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der Völker zur Zeit des Vrf. (angehl. 5 3 8 — 5 2 6 ) für die Zusammenordnung der einzelnen Gruppen bestimmend gewesen seien (de Goeje), lässt sich bei Sem nur scheinbar, bei Jafet nur V. 4, bei Ham gar nicht durchführen. Ferner äussere oder physische Unterschiede, nam. der Hautfarbe (¡in.) können wenigstens nicht der einzige Eintheilungsgrund gewesen sein, weil er nicht Alles erklärt. Gewiss waren die Hamiten der Bibel ursprünglich dunkelfarbig, wie auch die Denkmäler der alten Aeg. die Aegypler, Kes, Punt und Phöniken rothbraun darstellen ( L e p s . nub. Gramm, p. XCIX; Brugsch äg. Völkerlaf. 7 6 ff.), aber durch W a n d e r u n g in andere Gegenden (vgl. auch Munzinger ostafr. Stud. 5 5 3 ) und Mischung mit andern Stämmen bekamen einige mit der Zeil (zB. Phöniken, Sabäer) hellere Farbe; die Alten sprachen auch von hellen Aethiopen (Leucaethiopes). Zwischen den Semit, und Jaf. können die Farbunterschiede schon im Alterthum nicht durchgreifend gewesen sein. Schon d a r u m , aber auch sprachlich, ist die Deutung von r ^ als Schönheil, bezüglich auf weiss-rolhe Farbe nach Gant. 5, 10. Thren. 4, 7 (An.) oder gar als der Weisse (Hilz. in ZDMG IX. 7 4 8 ) unzulässig; und gar o» mit v® zusammenzubringen und als rolh zu erklären (Hilz.), überschreitet die Grenzen des Erlaubten. Auch in den Sprachen kann der eig. Eintheilungsgrund nicht gelegen haben. Um Verwandtschaft und Verschiedenheit der Sprachen zu beurlheilen, dazu gehört eine genauere Wissenschaft, als sie im Alterthum irgend jemand hatte; die vergleichende Sprachwissenschaft ist neuesten Datums; den alten Hebräern galten zB. Assyrer für fremdsprachig (Jes. 3 3 , 1 9 ) ; und dass A innerhalb der 3 Gruppen sehr verschiedene Sprachen annahm, deutet er V. 5. 2 0 . 3 1 durch onatc^ zur Geniige an. Wohl trifft es sich, dass eine Mehrzahl von Völkern innerhalb jeder Gruppe wirklich für die wissensch. Betrachtung sich als sprachverwandt darstellt, und ist das geeignet, eine günstige Meinung von dem Werth der Anordnung der Völker durch den Vrf., der von solchen wissensch. Gründen jedenfalls nicht geleitet war, zu erwecken, aber von sämmtl. Völkern der einzelnen Gruppen gilt es nicht. In Lydien und Elam z.B., den äussersten Ländern Sem's, mag theilweise und zeitweise auch ein s. g. semit. Idiom gehört worden sein, aber eine Gewissheit haben wir nicht, dass nicht schon zu des Vrf. Zeit, wie später sicher, andere Sprachstämme dort die Oberherrschaft hatten; von den hamit. Völkern sprachen die Kenaanäer und Philister, aber auch manche Kuschäer semitisch, und dass alle Glieder Jafet's indogerm. Sprachen gehabt hätten, kann man im Hinblick auf Tarschisch, Moscher, Tibarener u. s. w . nicht zugeben. Geschichtlich haben viele Völker ihre ursprüngl. Sprache gewechselt und fällt darum der ethnische und sprach!. Charakter der Völker überhaupt nicht zusammen. Die neuere Verwendung d e r Namen Sem H a m Jafet für die Benennung dreier Sprachfamilien b e r u h t insofern auf irrthüml. Voraussetzungen. Da also w e d e r Farbe noch Sprache bei der Eintheilung maassgebend waren, so haben Andere den geogr. Gesichtspunkt als den durchherrschenden erachtet (zB. Tuch, Win., Renan hist. de lang, sem. 2 4 0 ; Merx im BL. V. 6 0 5 ) . Denn wirklich nimmt Sem die mittleren Länder e i n , H a m umfasst den S ü d e n , Jafet

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den Norden (NW. und NO.). „Die Scheidegrenze zwischen Sem und Jafet bilden im allgemeinen die südl. Taurusketten, so dass die jenseits derselben gelegenen nördl. Hochländer Kleinasiens, Armeniens, Mediens Jafet angehören; nur Lud und Arpaxad machen eine Ausn a h m e " {Kiep. 198). Auch innerhalb der einzelnen 3 Kreise ist die Anordnung eine geographische. Jedoch der allein herrschende Gesichtspunkt kann auch der geographische nicht gewesen sein ( R e u s s Gesch. des AT. 3 4 f . ; Lenorm. or. II. 316(1'.). Wenn A die Kenaanäer zu den Hamiten, Elam und Lud zu den Semiten, Kittim zu den Jafetiten rechnet, so muss er dazu geschichtliche Gründe gehabt haben; er muss gewusst haben, zB. dass Kenaan aus dem Süden in das mittlere semit. Gebiet gewandert ist, oder dass in Kitlim noch andere Nationalitäten als Phöniken waren, oder dass Gomer, Asehkenaz Rifat und Toganna ethnogonisch zusammenhängen. Auch dass er unter den Semiten zwar Elam und Lud n e n n t , aber Bahvlonier nicht erwähnt, wird in Erinnerung einer älteren Gestalt dieser Völkerverhältnisse geschehen sein. Man wird darum genauer sagen müssen, dass das Eintheilungsprincip der Völkertafel ein historisch-geographisches, theilweise sogar ein ethnogonisches (hergenommen von wirklicher Verwandtschaft und physischem T y p u s , Lenorm. or. II. 319. 3 8 1 ) ist. Jedoch die Gesammtnamen der 3 Völkerkreise zur Bestätigung dessen zu verwenden, davon wird man sich enthalten müssen. Zunächst dass or,, weil in den späten Psalmen 7 8 , 5 1 . 1 0 5 , 23. 27. 1 0 6 , 2 2 Aeg. so genannt wird, ursprünglich eine Bezeichnung Aegyptens gewesen sei (seil Boch. Viele, zB. Ebers Aeg. I. 55), muss beanstandet w e r d e n , da an den äg. Gott Ammon, Hammon überhaupt nicht gedacht w e r d e n kann, und der hierogl.-kopl. Name des äg. Landes näml. k h m c , 9(mhuu d. h. schwarz mit hbr. o r heiss (memph. %5CM, tlieb. £>e.uj nichts zu thun hat, vielmehr sehwars hbr. Bin w ä r e , ausserdem khaib sich auf die schwarze Farbe des äg. Bodens (Her. 2, 12. Plut. Isid. c. 3 3 ) bezieht, nicht auf die Hautfarbe der Bewohner, auch die Hamiten überhaupt nicht schwarz w a r e n . Eher möglich wäre, dass Ham eine Zusammenfassung der heissen Südländer sein sollte (BJub. c. 8), aber Sem und Jafet lassen sich nicht in entsprechender Weise deuten. In Sem näml. wollen zwar Viele das n. app. n» Name, Ruhm finden (Simon, onom., Bohl. Tuch Kn., Wl. XXI. 4 0 3 , Lenorm. or. II. 197), aber dass man eine ganze Völkergruppe mit dem W o r t f ü r Namen benannt hätte, ist doch u n a n n e h m b a r , und wenn man sagt, es sei abgekürzt aus ob •>» Namhafte, Edle (etwa wie Arier), so ist eben an der höchst unpassenden Abkürzung Anstoss zu nehmen. Da w ä r e es noch treffender, den etymologisch möglichen Begriff Höhe darin zu f i n d e n , sei es im Sinn des Himmelsgottes, dessen Name auf seine Verehrer übertragen sei (Bultm. Mytli. I. 2 2 1 ) , sei es im Sinn eines Berges oder Hochlandes als ältesten Mittelortes der Semiten (Ew. G. 3 I. 4 0 2 ; Bötich. Ae.L. 5), wie bei Mos. Chor. 1, 5. 22. 2, 7. 8 1 der östl. armenische Taurus noch den Namen Sim führt (Kiep. 1 9 9 ) , oder wie Lenorm. or. II. 2 2 1 daran erinnert, dass das erste Semitenland Elam etym. Hochland bedeute. Aber bei Jafet sind selbst derartige freie Vermuthungen nicht

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mehr bei der Hand, da auf das Namenspiel 9, 27 nichts gebaut werden kann und Ableitung von ne- sprach- und sachwidrig w ä r e , die Entlehnung aber eines indogerm. Japetos = Djäpati ( L e n o r m . or. II. 190 ff.) durch die Semiten so lange ganz unwahrscheinlich bleibt, als nicht nachgewiesen w e r d e n k a n n , dass ein Jafet. Ilauptvolk diesen Namen führte. — Die Reihenfolge Sem H a m Jafet entspricht übrigens der Natur der Sache: Sem, zu dem die Hebr. selbst gehören, ist der erste; mit Hamiten kamen sie früher in Berührung als mit Jafetiten, und ist die Hamit. Cultur älter als die der Jaf. 4. Die O r d n u n g , in der A (und wohl auch C) die 3 Völkerfamilien vorführt, ist die umgekehrte der Altersfolge; er beginnt mit dem j ü n g s t e n , J a f e t , und bringt den ältesten, S e m , zuletzt; das ist immer seine Art, zuerst die Nebenlinie abzuhandeln, um dann bei der Hauptlinie stehen zu bleiben; an die Völker Sem's reihte sich bei ihm die Genealogie Sem's 11, 10 ff. unmittelbar an. Innerhalb der 3 Kreise zählt er die ihm bekannten Hauptvölker oder -Länder auf, bei einigen weitschichtigeren Völkern auch ihre wichtigeren Unterabtheilungen. Jedoch da er sich bewusst ist, nicht alle Völker- und Stämme-Namen erschöpft zu haben, weist er jedesmal V. 5. 20. 3 1 noch durch eine Bemerkung darauf hin, dass die Gliederung im einzelnen eine reichere ist. Sie mit Zahlen zu zählen hat er aber sich wohl gehütet. Zwar haben j ü d . Ausleger schon frühe aus dem Verzeiclmiss die Zahl von 70 Völkern, bald etwas mehr, bald etwas weniger, herausgefunden (Boch. Phal. 1, 15; ZDMG. IV. 150 f.), und neuere Gelehrte (Del. Nöld. Lenorm. or. II. 3 2 8 ) halten dafür, dass die Zahl 70 beabsichtigt sei, wie 4 6 , 27. Allein 4 6 , 27 (s. d.) hat die Zahl ihren guten Grund, ist auch ausdrücklich als solche g e n a n n t , hier dagegen w ä r e sie nur herauszubringen, wenn man entweder Sem Ham J a f e t , oder Schelach Eber Peleg hinzurechnete, welche doch mit den eigentl. Volksnamen nicht gleichwerthig sind, und ebenso Kenaan und Joqtan zu den Unterstämmen, in die sie sich gliedern, hinzunähme. Der Gedanke selbst, Volker, die wie Individuen vergehen und entstehen, in eine bestimmte Zahl bannen zu wollen, ist so u n g e s u n d , dass man ihn wohl späten Schriftgelehrten, aber nicht alten Schriftstellern zutrauen darf (s. auch Merx BL. V. 6 1 1 ) . lieber alle dem ist der jetzige Text aus A und C erst zusammengesetzt, und schon darum unmöglich, die Zahl 70 als von A beabsichtigt auszugeben, ihm der durch seine Bemerkungen V. 5. 2 0 . 3 1 eine ganz richtige Auffassung der Verhältnisse bekundet. Eher möglich w ä r e , dass bei der schliesslichen Feststellung des amtl. Textes die Absicht vorgelegen und man zu diesem Zweck noch den einen oder andern Namen hineingesetzt oder weggelassen hätte. Allein auch dann müsste sich die 70 deutlicher aus dem Text ergeben, als das in Wirklichkeit der Fall ist. — Im Ganzen erweist sich dieses Verzeichn i s als ein vorzügliches histor.-geogr. Denkmal für eine Zeit, aus welcher wir andere umfassende Urkunden nicht mehr haben. Freilich sind, eben aus diesem G r u n d e , noch manche Namen dieser Tafel f ü r uns dunkel und durch anderweitige Zeugnisse nicht aufhellbar. Einzelne derselben waren vielleicht auch nicht allgemein und nicht allein

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gültig, sondern ursprünglich nur Namen von Volkstheilen oder n u r Benennungen in einzelnen Kreisen; manche sind wohl auch mit den Völkern selbst, die sie führten, verschwunden oder zurückgetreten und haben anderen Platz gemacht, weshalb in der Identification derselben mit anderweitig bekannten Volks- und Landesnamen Vorsicht anzuwenden ist. Gerade das Streben der Späteren, ihre allmählig immer mehr erweiterten geogr. und ethnograph. Kenntnisse in diese älteste Weltkarte hineinzutragen (noch hei lin., der die Geographie der röm. Kaiserzeit, und Buns., der die Ergehnisse der vergleichenden Sprachforschung zu Grunde legte) hat zu schlimmen Misgriffen geführt. Nach den ältesten Deutungs versuchen im BJub. c. 8 f. u. bei Jos. ant. 1, 6, an welchen Hieron. (quae. Hebr.) und andere lvirchenschriftsleller sich anschliessen, sind hauptsächlich zu n e n n e n : Bocharl Phaleg et Chanaan, 1 6 4 6 u. ö . ; JDMichaelis spicil. geographiae Hehr, exterae, 1 7 6 9 . 1 7 8 0 . 2 part. u. dazu Forsten epist. ad JDMich. 1 7 7 2 . — CFVolney recherches nouv. sur l'hist. ancienne lome I. Par. 1 8 1 4 . — JSchitlthess das Paradies u. s. w . 1 8 1 6 . — Rosenmüller Handb. der bibl. AK. 1, 1 u. 2. — ( F e l d h o f f Völkertafel der Gen. 1 8 3 7 ; Krücke Erkl. der Völkert. im 1. B. Mose 1 8 3 7 . J . v. Görres Jafetiten u. ihre gem. Heimath Armenien 1 8 4 4 . Gfrörer Urgesch. des menschl. Geschl. 1 8 5 5 2 Bde.) Besonders: Tuch im Comm., u. Knobel die Völkerlafel der Gen. 1 8 5 0 ; de Goeje het tiende hoofdstuk van Genesis in Theol. Tijdschrift IV. ( 1 8 7 0 ) S. 2 3 3 f f . ; Merx in BL. V. 6 0 4 fr.; Rioult de Neuville in Revue des questions bist. t. XXVIII p. 3 8 3 f f . , so wie die RealWB. von Win. Schenk. Riehm; Lenormant orig. de l'hist. t. II. 3 3 2 ff. (nur erst der Anfang einer grossen Abh.); f ü r den jafet. Kreis Kieperl im MBer. der Berl. Ak. der Wiss. Fbr. 1 8 5 9 , de Lagarde ges. Abhandl. 1 8 6 6 S. 2 5 4 ff., f ü r die Hamiten GEbers Aeg. u. Büch. Mos. 1 8 6 8 ; f ü r die Semiten Fürsl in Merx Archiv I. 9 ff. Sonst s. zum Stück auch Ew. JB. IX 2 ff. X. 1 6 7 ff., u. zu V. 8 — 1 0 JB. X. 52 ff. W i e d e r h o l t , doch etwas v e r k ü r z t , wird die Völkerlafel 1 Chron. 1, 4 — 2 3 ; einige Varianten darin sind bemerkenswerth. V. 1 s. 5, 1. 6, 9. W a r u m V. nicht von A, sondern als Fortsetzung von 9, 1 8 a von C sein soll (Wl), ist nicht einzusehen. — V. 2 — 5 von A: Die Jafeiischen oder nördl. Völker. Jafet hat 7 Söhne. Der erste ist Gomer, von welchem V. 3 drei Söhne abgeleitet w e r d e n . LXX j 'aixzy. noch Ez. 3 8 , 6 (LXX -/bf(£