Die Tora: Band I: Bereschit - Genesis 9783641313272

In den jüdischen Gemeinden Amerikas und Kanadas ist der »Plaut« das Standardwerk jüdischer Tora-Interpretation. Der Komm

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Die Tora: Band I: Bereschit - Genesis
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Table of contents :
Einleitung
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Vorwort zur amerikanischen Ausgabe von 5741/1981
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Einführung in die Tora
Zur Tora-Übersetzung von Moses Mendelssohn
Zum Gebrauch dieses Chumaschs
Zum hebräischen Text und den Apparaten
Die Tora und das jüdische Volk
Der Pentateuch im Christentum
Die fünf Bücher Moses aus der Sicht des Islam
Einführung in das Buch Genesis
Das Buch Genesis innerhalb der Literatur des Alten Orients
Teil 1: Prolog
Teil II: Die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde und die ersten Menschen
Teil III: Die Geschlechtsfolge des Terach; Awraham
Teil IV: Die Geschlechtsfolge von Jizchak
Teil V: Die Geschlechtsfolge von Jaakow
Haftarot
Anmerkungen
Abbildungsnachweise
Lobsprüche

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n,~n Die Tora In jüdischer AD.slegung

Herausgegeben von W. Gunther Plaut

Autorisierte übersetzung und Bearbeitung von Annette BöckJer

Mit einer Einleitung von Landesrabbiner Walter Homolka

Gütersloher Verlagshaus

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GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS



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Band I

Bereschit

n~~~-a Genesis Herausgegeben von W. Gunther Plaut

Autorisierte übersetzung und Bearbeitung von Annette Böckler

Gütersloher Verlagshaus

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Die amerikanische Originalausgabe erschien 1981 unter dem Titel The Torah. A Modern Commentary, edited by W. Gunther Plaut Copyright © 1981 by Union of American Hebrew Congregations, New York

5. Auflage, 3. Auflage der Sonderausgabe, 2016, 2023 Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 1999 by Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Lizenzausgabe mit freundlicher Genehmigung der Union of American Hebrew Congregations, New York Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Wir haben uns bemüht, alle Rechteinhaber an den aufgeführten Zitaten ausfindig zu machen, verlagsüblich zu nennen und zu honorieren. Sollte uns dies im Einzelfall nicht gelungen sein, bitten wir um Nachricht durch den Rechteinhaber. Umschlaggestaltung: Init GmbH, Bielefeld Layout, Bildredaktion, Satz und Druckvorlagen: Annette Böckler ISBN 978-3-641-31327-2 www.gtvh.de

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Der erste Band dieses Kommentars ist

ABRAHAM GEIGER (1810-1874)

gewidmet Bahnbrecher der Reformbewegung, Rabbiner, Geschichtswissenschaftler, Geistiger Urheber und Dozent der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums

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Einleitung

Jch war 17 Jahre alt, als der «Plaut" 1981 in den Vereinigten Staaten herauskam. Seitdem hat dieses Werk einen unbeschreiblichen Siegeszug angetreten und fmdet sich nw1 in vielen Synagogenbänken der englischsprachigen Welt. Menschen verfolgen in ihmWoche für Woche die Toralesung während des Gottesdienstes und nehmen die übersetzung zu Hillfe. Und sie ziehen in ihrem Torastudium die Einführungen zu Schwerpunktthemen und Hinweise zur mündlichen Tradition heran. Anhand des Kommentars lernen sie, den biblischen Text besser zu verstehen: in seinem altisraelitischen Kontext ebenso wie als Ausgangspunkt seiner jüdischen Wirkungsgeschichte. Und oft genug entdeckt man die Quelle, aus der auch der Rabbiner geschöpft hat, als er über seiner Predigt saß. Dabei schätze ich besonders, wie lebendig es Plaut gelingt, die Frage in den Vordergrund zu stellen: Welche Bedeutwlg kann der biblische Te..'.'t heute für uns als religiöse Juden haben? Diese Ausrichtung ist klar: Plaut will der praktisch-religiösen Bedeutsarnkeit der jüdischen Tradition nachspüren. Und dennoch läßt er die Verbw1denheit zur wissenschaftlichen Perspektive tmd historisch-kritischen Rückfrage an den Text niemals außer Acht.

Meine englische Ausgabe hat mich nun schon zwanzig Jahre begleitet. Als 1997 zusammen mit Allnette Böckler und Rabbiner Jonathan Magonet die Herausgabe von Seder haTefillot- des Jüdischen Gebetbuches in zwei Bänden - geleistet war, lag schnell der Gedanke nahe, nun auch einen Torakommentar in Angriff zu nehmen. Denn "Chumasch" und "Siddur" gehören in einem religiösen Haus fest zusammen. Durch Walter Jacob hatte ich W. Gunther Plaut anläßtich meiner Ordination ztun Rabbiner im Juni 1997 in Pittsburgh kennengelernt und verbrachte mit ihm beeindruckende Stunden. Ihn kann man zu Recht als Grandseigneur des amerikanischen Judentums bezeichnen. Hätte das Judentum Kirchenfürsten, er würde den Kardinalspurpur tragen.

In den fast zwanzig Jahren seit seinem ersten Erscheinen wurde der Plaut damit zum vorherrschenden Medium des Studiums und der Vermittlung von Torawissen. Viel verbindet diese editorische Glanzleistung mit seinen fünfbändigen Vorgängern von Samson Raphael Hirsch ( 1867-78) in Frankfurt und von Joseph Herman Hertz ( 1929-36) in London. Bei-

1912 in Münster/Westfalen geboren, wanderte Plaut 1935 nach Amerika aus und wurde 1939 am Hebrew Union College in Cincinnati ztun Rabbiner ordiniert. 1945 kam er noch einmal nach Deutschland: als Armeerabbiner beteiligte er sich an der Einnahme Kölns, hielt in den Ruinen der Synagoge an der Roonstraße Gottesdienst und war unter den Befrei-

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de Werke erlangten in ihren Tagen eine große Popularität und hohe Verbreitung. Dies ist aus guten Gründen auch dem Plaut widerfahren. Denn W. Gunther Plaut gelingt es, die Tora für Leser unserer Zeit zu öffnen, Hintergründe auch historisch-kritisch verständlich zu machen und Texten aus dem jüdischen Blickwinkel eine neue Tiefenschärfe zu geben.

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W.Homolka ern des Konzentrationslagers Dora-Nordhausen. Nach seinem Dienst als Militärgeistlicher während des Zweiten Weltkrieges wurde Plaut Rabbiner in Chicago und St. Paul, bis er 1961 an den Holy Blossom Temple in Toronto (Kanada) berufen wurde. Dies blieb seine Wirkungsstätte bis heute. Zwei seiner wichtigsten Werke erschienen 1963 .,The Rise of Reform Judaism- A sourcebook of its European Origins'' und 1965 "The Growth of Reform Judaism - American and European Sources to 1948". Beide Bände wurden zu einem bleibenden Gedächtnis der geistigen Auseinandersetzungen, die das progressive Judentum zur heute vorherrschenden religiösen Strömung innerhalb des Judentums gemad1t haben. Soeben war schließlich der HaftaraKommentar erschienen, den Plaut zusammen mit Chaim Stern verfaßt hatte. Und so wuchs während des Festbanketts in Pittsburgh an diesem 2. Juni 1997 der Gedanke, den Tora-Kommentar von W. Gunther Plaut ins Deutsche zu übertragen. Damals erschien uns beiden die Idee zwar unendlich reizvoll, aber praktisch undurchführbar. Wer sollte die immense Übersetzungs- und Editionsleistung vollbringen, wie sollte die Überarbeitung und Aktualisierung geschehen, welche Bibelübersetzungkönnte man nutzen, gibt es für ein solches Werk genügend deutschsprachige Interessenten? Diese und andere Fragen machten es vor zwei Jahren wenig wahrscheinlich, daß ein solches Mammutwerk je auf Deutsch würde erscheinen können. Doch der Gedanke ließ mich nicht los. Ich war der festen Überzeugung: eine Erneuerungjüdischen Lebens in der Perspektive der Moderne könne in Deutschland nur dann geschehen, wenn wesentliche Quellen unseres geistigen Brbes aufgeschlossen und breit zugänglich gemacht würden. Den November 1997 verbrachte ich als Gastprofessor an der New York University. Ich bin Rabbiner Clifford M. Kulwin sehr dankbar, dem damaligen Direktor für europäische Gemeindeent-

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Einleitung wiekJung der Welturuon fu1r Progressives Judentum. Er hat mir den Weg zu einem Gespräch mit Rabbiner Eric Yoffie geebnet, dern damals gerade neu gewählten Präsidenten der Union of American Hebrew Congregations. Aus dieser Unterredung. kam ich mit einem Geschenk für die progressiven Gemeinden des deutschsprachigen Raumes: den lizf:nzfreien Rechten für eine erste Auflage des Plaut In meiner Wohnung in Manhattau hing ich daraufhin über Wochen am Telefon mit Europa, um auf der Bas.is der Rechte die Voraussetzungen für eine deutschsprachige Edition zu schaffen. Es sollte noch Monate dauern, bis eine schöne Idee zu einem groß.en Projekt reifte, für das allerdings ein besonders langer Atem nötig war. ln der Rückschau auf zwei vergangene Jahre verblasst die Mühsal der täglichen Hindernisse und Probleme, die alle Beteiligten zusammengeschnlledet hat. Bleiben wird das Bewußtsein, daß Freundschaft gewachsen ist und ,ein Neuanfang gemad1t wurde. Die Freude über das, was aus diesen Bänden envachsen wird, ist die größte Belohnung für die geleistete Arbeit. Drei Menschen haben den wesentlichen Anteil daran, daß wir Skepsis vertreiben und durch Hoffnung ersetzen konnten: ich nenne W. Gunther Plaut an erster Stelle. Die vorliegenden fünf Bände sind sein Vermächtnis an die alte H eimat Deutschland. Wer mit 22 Jahren bitter gelemt hat, daß Deutschland sein Heimatland nicht sein will, ist nicht selbstverständlich an der weiteren Entwicklung dort interessiert. W. Gunther PJaut hat immense Anstrengungen w1ternomrnen, damit sein Werk in deutscher Sprache erscheinen kann. Und durch seine aktive Beteiligung an der Übersetzung und BearbeitungZeile um Zeile - ist diese .Ausgabe des Plaut nunmehr auch dem deutschsprachigen Leser aktuell erschlossen. Ich kann deshalb beruhigt meine Ausgabe der englischen Ursprungsfassung beiseite legen.

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Einleitung Eine zweite Person muß Erwähnung finden: Ohne den Verleger des Gütersloher Verlagshauses, Hans Jürgen Meurer, und sein hoffendes Vertrauen in alle Beteiligten wäre nichts zu bewegen gewesen. Gottvertrauen umschreibt eine Haltung, die an einem Projekt festhalten läßt, obwohl ein läd1erüches finanzielles Budget zur Verfügung steht und auch alle anderen Parameter das Vorhaben eher ins Reich der Büchermärchen verweisen. Ihm, dem Lektor und vielen anderen aufgeschlossenen Menschen im Gütersloher Verlagshaus ist zu danken, daß aus einer Idee Wrrklichkeit geworden ist: fünf herrlich ausgestattete Bände, die dem bedeutenden hilialt gerecht werden und das Werk zu einer bibliophilen Kostbarkeit machen. Die progressiven jüdischen Gemeinden in Deutschland, Osterreich und der Schweiz werden es dem Verlag danken. Ganz unmögüch wäre das Projekt gewesen, wenn es nicht An nette Böckler gäbe. Die beiden Bände des Jüdischen Gebetbuches waren in ihrer Monumentalität von fast 1400 Seiten nur ein milder Vorgeschmack auf die Aufgabe, den Plaut zu realisieren. Es gleicht einem Wunder, in einer einzigen Person fachliche Expertise, sprachliche Präzision, ästhetische Reife, aber auch den persönlichen Opfermut und das verantwortungsvolle Engagement vereinigt zu sehen, die nötig waren, diese Bände mit ihren fast 2400 Seiten entstehen zu lassen. Die deutsche Ausgabe des Plaut ist voll und ganz das Verdienst von Annette Böckler. Sie hat in ständigem Austausch mit dem Verfasser den Kommentar übersetzt und aktualisiert, die Literarischen Auslesen und die Essays zu Schwerpunkttl1emen übertragen und schließlich das gesan1te Layout gestaltet. Vor allem aber hat sie ein weiteres Projekt in Angriff genommen, um den Plaut endgültig zu einem bedeuSirnon Bemfeld: Oie Hlg. Schrift , Fr.1nkturt am Main 1919 (3. Aufldge). Einleitung V.. S. 21·22.

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W.Homolka tenden Werk von Dauer zu machen. Sie hat die erste jüdische Bibelübersetzung in Deutschland, 1783 von Moses Mendelssohn damals in hebräischen Lettern herausgebradlt, überarbeitet und sorgsam revidiert. Mit der Verwendung der übersetzung von Moses Mendelssohn wurde nicht nur der Urvater vieler folgender und von ihm abhängiger jüdischer Pentateuchübersetzungen neu ins Recht gesetzt. Uns wird vor allem ein sprachlich sehr schöner, tragender und melodischer Text geschenkt, der unser Interesse und unsere liebevolle Zuwendung verdient. Sirnon Bernfeld urteilte zu Recht:"Was die Übersetzung betrifft, so darf man sie als eine vorzügliche Leistung bezeichnen, die von den späteren Pentateuchübersetzungen nicht erreicht worden ist. ln seiner konservativen Gesinnung hielt sich Mendelssohn streng an den masoretischen Text, von dem er in keinem Punkte abwich. Ja noch mehr, er berücksichtigte durchwegs die halachische Schriftdeutung, soweit sie in der }udenheit Reügionsnorm geworden ist Dies tat er mit einer künstlerischen Vollkommenheit, die nur Fachkenner vollauf zu würdigen imstande sind."1 Schlie1Siich ehren wir mit der Verwendung der übertragung von Moses Mendelssohn den Wegbereiter der jüdisdlen Reformation, der die geistigen Voraussetzungen einer Emanzipation des Judentums geschaffen hat und damit Menschen inspirierte, die religiöse Tradition der Vorfahren mit der Liebe der eigenen Vernunft zu umarmen. Als Israel Jacobson in Seesen 1801 sein Werk durch Gründung der jüdischen Freischule begann, fußte er auf den Gedanken von Moses Mendelssohn und dessen Schüler David Friedländer. Insofern steht diese deutsche Ausgabe des Plaut mit seiner PentateuchübersetzUJlg von Moses Mendelssohn an1 Ende von zweihundert

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W.Homolka Jahren liberalen Judentums in der Welt. Es kann als glückliche Fügung betrachtet werden, daß mit diesen Bänden das Reformationsjubiläum von 2001 in geeigneter Form gewürdigt wird. Mit dieser Rückbesinnung auf die Geschichte und d ie Leistungen des progressiven Judentums in Deutschland und der Welt macht uns Plaut die Orientierung in eine Zukunft möglich, die uns zu jüngsten Gliedern einer langen Kette der Tradition werden läßt.

In "Urschrift und Obersetzungen der Bibel in ihrer Abhängigkeit von der inneren Entwickelung des Judentums" beschrieb Abraham Geiger, der bedeutendste jüdische T heologe des 19. Jahrhunderts, unser Verhältnis zur Bibel folgendermaßen: "Die Bibel ist das Buch der Welt. Hinaufragend in die graue Vorzeit, hat dieses Buch in ewiger Ju gend alle Zeiten durchschritten... Die Untersuchung über die innere Entwickelung des Judenthurns wird uns der sicherste Wegweiser sein, und siewird ebensowohJ zur Aufhellung der Geschichte des Bibelte.\.'tes und der Uebersetzungen beitragen, wie sie selbst von der Betrachtung dieser Geschichte Licht empfangen wird.

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Einleitung Wir werden dann erst den innern grossartigen Kampf des Judenthurns erkennen und begreifen, wie es seine gegenwärtige Gestalt erlangt hat, ebenso aber auch den Process kennen lernen, welchen der Bibeltext durchzumachen hatte. Rüsten wir uns mit Ernst zu diesem weiten Gange durch die Jahrhunderte!«

Gepriesen seist du, Ewiger, umer Gott; du regierst die Welt. Du hast uns am Leben erhalten und bewahrt. Und mm hast du tms diese Zeit erreichen lassen. Amen.

Landesrabbiner Dr. Walter Homolka, Hannover Sirnchat Tora 5760 Oktober 1999

Unser besonderer Dank gilt außerdem: Dorothea Betz, Osnabrück, für ihre Hilfsbereitsschaft während des Übersetzungsprozesscs, vor allem die Hilfe bei der Suche nach deutschen Origin3lzitaten; den Bibliothekarinnen der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, für die Beschaffung bzw. Zur-Verfügung-Stellung der für das Projekt notwendigen Literatur; Jen Mitarbei terionen und Mitarbeitern von DlGITAL PRINT, Wuppertal, für ihre Zusammenarbeit während der Erstellung der Druckvorlage und Belichtung; dem Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden für das Verständnis während der Editionsperiode; Les Pitner, Cornptroler der Union ofAmerican Hebrew Congregations, für die vertragliche Betreuung der deu tschen Ausgabe; Walter Jacob, für seine stete Unterstützung und wohlwollende ßegldtung.

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Vorwort zur deutschen Ausgabe

Eine deutsche Ubersetzung des von Bemhard J. Bamberger, William W. Hallo und mir in gemeinsamer Arbeit verfassten Torakommentars kann nicht als isoliertes Ereignis betrachtet werden. Sie fallt zusammen mit der Wiederentstehungjüdischen Lebens in Deutschland und wird hoffenlieh ihren Teil dazu beitragen. Für mich selbst hat diese Veröffendichung außerdem eine sehr persönliche Bedeutung. Ich wuchs in diesem Land zur Zeit der Weimarer Republik auf, emigrierte Mitte der Dreißiger Jahre, als meine juristische Karriere abgeschnitten worden war, und fand Gelegenheit zu jüdischen Studien und rabbinischen Tätigkeiten in Nordamerika. In gewisser Weise ist der Tarakommentar in deutscher Sprache daher für mich eine Rückkehr zu meiner Jugend. Die Publikation der englischen Orginalausgabe dieses Kommentars begann vor 25 Jahren mit dem Erscheinen des Kommentars zu Genesis. Leider konnte mein werter Freund und Mitarbeiter, Rabbiner Bernhard J. Barnberger, der den Kommentar zu Levitikus schrieb, den Abschluss des Werkes nicht mehr erleben, als im Jahr 1981 der gesamte Torakommentar das Licht der Welt erblickte. Seitdem erlebte er dreizehn Auflagen. Ich dan ke der Unio n of Americnn Hebrew Congregaticms, dem Herausgeber der englischen Ausgabe, für die Genehmigung einer deutschen Übersetzung, sowie Herrn Prof. Dr. William W. Hallo für die Erlaubnjs, seine fünfherausragenden Einführungen mit aufLunehmen, die jedem der fünf Bücher vorangestellt sind.

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Die Idee zu einer deutschen Übersetzung entstand vor einigen Jahren, als ich Herrn Landesrabbiner Dr. Walter Homolka bei einer Konferenz in den Vereinigten Staaten zum erstenmal begegnete. Er war es, der diese Publikation in Angriff nahm und über zwei Jahre hinweg betreute. Er war es ebenfalls, der Frau An nette Böckler als Übersetzerio des Buches gewinnen konnte. Es war eine glückliche WahJ, und ich möchte die Gelegenheit nutzen, ihr für ihren großen Beitrag bei der Entstehung dieses Werkes zu danken. Sie trug dazu nicht nur durch ein Verständnis der Nuancen der englischen Sprache bei, sondern auch - und dies war in gleicher Weise wichtigdurch eine solide Kenntnis desHebräischen und der jüdischen Tradition. Unser Torakommentar benutzt als Bibeltext die berühmte Obersetzung von Moses Mendelssohn, die vor etwa 200 Jahren z.u Beginn der jüdischen Emanzipation entstand Obwohl der Mendelssohn-Text einen erkennbar antiken Klang hat, hat er seinen geehrten Platz in der Geschichte. Seine Wiederbelebung in dieser Publikation spiegelt die Rückkehr des deutschen Judentums zu seinen Wurzeln in doppelter Hinsicht. Was den wissenschaftlichen Wert seiner Übersetzung im Licht der modernen Bibelwissenschaft betriff, so sei b etont, dass unser Kommentar in gewisser Weise unabhängig von der verwendeten Obersetzung ist, da er letztlich versudlt, das hebräische Original zu interpretieren.

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Vorwort zur deutschen Ausga be

W. G. Plaut

Ich möchte meinen tiefen Dank allen gegenüber ausdrücken, die zur Erscheinung dieses Werkes beigetragen haben. Es ist meine Hoffnung, dass Juden wie auch NichtJuden dieses Werk als ein hilfreiches Werkzeug entdecken werden, um ihr Wissen über das Buch der Bücher zu vertiefen und dadurch auch der jüdischen Tradition im Licht moderner Erkenntnisse. W. Gunther Plaut

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Vorwort zur amerikanischen Ausgabe von 5741/1981

Vor siebzehn Jahren gab es die ersten Überlegungen zur Veröffentlichung dieses Kommentars. Mein Mitarbeiter, Rabbiner Bernhard J. Bamberger, starb leider noch vor der Publikation des Gesamtwerkes. Er war ein ausgezeichneter Gelehrter, ein hervorragender Lehrer und von ganzem Herzen liberal. Sein großartiger Kommentar zu Levitikus (Wajikra), der vor seinem Tod separat veröffentlicht wurde, steht in vielerlei Hinsicht im Zentrum dieses Bandes. Professor William W. Hallo von der Yale University gesellte sich w1s zu. Sein altorientalisches Wissen und seine einfühlsamen Bemerkw1gen zu unserer Arbeit erwiesen sich als von unschätzbarem Wert. Bei der Erstellung des Kommentars haben wir von dem Material, das er uns zur Verfugung stellte, reichlich profitiert. Zusätzlich eröffnen seine fünf EinfuhrW1gen, die jedem Buch der Tara vorangestellt sind, den Lesern einen Einblick in das weite Gebiet der altorientalischen Literatur. UnsereArbeitgibtdieAnschauungendesReformjudentums wieder. Dies wird vor allem in einigen MeinW1gsverschiedenheiten sichtbar, die zwischen dem Kommentar zu Levitikus und dem zu den übrigen Büchern des Pentateuchs bestehen. Diese Verschiedenheiten haben wir nebeneinander stehengelassen, ohne den Versuch zu unternehmen, sie zu harmonisieren. Wtr denken, dass im Sinne des Geistes der Tradition. beide Positionen die Suche nach dem lebendigen Gott widerspiegeln. Während der Erarbeitung der Kommentare haben wir die fortdauernde Unterstützung einiger gelehrter Kollegen erfahren, zu nennen sind hier allen voran Professor AlexanderGuttJnann undMatitiahu 13

Tsevat vom Hebrew Union College - ]ewish Institute of Religion. Thr großes Wissen stand uns stets zur Verfügung. Sie waren uns gleichbleibend freundlich gesonnen, sowohl dann, wenn ihre Vorschläge- wie es meistens der Fall war - angenommen, als auch, wenn sie verändert oder gar abgelehnt wurden. Das Manuskript wurde von einem größeren Beratungsteam unter der Leitung von Rabbiner Robert I. Kahn kritisch gelesen. Die Mitglieder dieses Teams waren die Professoren Sheldon H. Blank, Julius Kravetz, Leonard S. Kravitz, Harry M. Orlinsky und Stanley Gevirtz; ebenso die Rabbiner Solomon B. Freehof, Roland B. Gittelsohn, Samuel E. Karff, Bernhard H. Mehlma.n, Frederick C. Schwartz, w1d, nicht zuletzt, Mordecai M. Kaplan, der im Anfangsstadium mit dabei war und uns seinen eigenen, unpublizierten Genesis-Kommentar zur Verfügung stellte. Im Laufe der langen Zeit der Erarbeitung und Erstellung des Kommentars erfuhren wir die unschätzbare Unterstützungzweier Präsidenten der Union of American Hebrew Congregations, Maurice N. Eisendrath i;>"l und Alexander M. Schindler sowie il1rer Kollegen Rabbiner Jack D. Spiro w1d Mr. Abraham Segal '?"r. Während der letzten ]al1re kümmerte sich Rabbiner Leonard A. Schoolman wn die organisatorischen Fragen dieses Projekts und brachte es mit Umsicht w1d Energie zu seiner endgültigen Verwirklichung. Wir blicken ebenso mü Dankbarkeit zurück auf die Hilfe, die wir von den beiden Direktoren des Publications Department der Union, den Herren Ralph Davis und Stuart L. Benick erfahren haben sowie durch ihren Mitarbeiterstab

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W. G. Plaut und den Lektorinnen: Myrna Pollak, Louise Stern, An nette Abramson, Esther Fried Africk, und vor allem Josette Knight. Wir bedanken uns für die Unterstützung, die wir von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dt!r beiden großen Bibliotheken des Hebrew Union College- Jewish Institute of Religion erfuhren haben; ..vi.r danken ihren Direktoren, Herbert C. Zafren, I. Edward Kiev ';"t und Phillip E. Miller sowie ihren kompetenten und hilfsbereiten KoUegiJmen und Kollegen.

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Vorwort zur amerikanischen Ausgabe Anmerkung zur vierten Auflage (5745/ 1985): Mein Dankgilt allen, die mich auf Fehler in früheren Auflagen hingewiesen haben, besonders Rabbiner Israel C. Stein von Bridgeport, Connecticut, für seine mühevolle Durchsicht und seine Anmerkungen. Ich bin sicher, Dr. Baroberger wurde meine leidenschaftliche Hoffnung teilen: Dieser Kommentar möge dazu dienen, das Studium und Verstehen des kostbarsten aller Bücher zu forern - das Studium derTora. W.G.Piaut

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Inhaltsverzeichnis Einleitung (W. Hotnolka) ............ ............................................................................... 7 Vorwort zur deutschen Ausgabe (W.G. Plaut) ........................................................ 11 Vorwort zur amerikanischen Ausgabe (W.G. Plaut) .......... .................................... 13 Allgemeine Einführung in die Tora (W.G. Plaut) ................................................... Zur Tora-Übersetzung von Moses Mendelssohn (A. Böckler) .............................. Zum Gebrauch dieses Chumasch s (W.G. Plaut) ..................................................... Zum hebräischen Text und den Apparaten (A. Böckler) ........................................ Die Tora und das jüdische Volk (B.J. Barnberger) ................................................... Der Pentateuch im Christentum (K. Koenen) ............ ............................................ Die fünf Bücher Moses aus der Sicht des Islam (H. Krausen) ...............................

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Einführung in das Buch Genesis (W.G. Plaut) ........................................................ 55 Das Buch Genesis innerhalb der Literatur des Alten Orients (W.W. Hallo) ......... 59

Teil 1: Prolog 1. Bereschit ............................................................................................................. 7 1

Die Schöpfung (1.1-2,3) ........................................................................................... 71 Gott im ßucb Genesis • Die Erschaffung des Menschen • Der siebte Tag

Teil II: Die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde und die ersten Menschen Die Menschen in Eden (2,4-24) ............................................................................... 84 Mann und Frau • Die Namen Gottes

Die Vertreibung aus Eden (2,25-3,24) ..................................................................... 94 Der Baum des Wissens • Der Baum des Lebens

Kajin und Hewel (4,1-26) ....................................................................................... 100 Landwirt und Hirte • Das abgelehnte Opfer· Bin ich meines Bruders Hüter?

Die vorsintflutlichen Menschen (5,1 -6,8) ............................................................. 106 Die ersten Generationen • Die göttlichen Menschen

2. Noach

..................................................... ........................................................ 114

Die Flut (6,9-8,14) ................................................................................................... 114 Die Generation der Flut • Noach • Zwei Fragen zum Gottesbild • Die zwei außerbiblischen Quellen der Flutgeschichte

Nach der Flut {8,15-9,29) ................................................................... .................... 126 Der Regenbogen • Das Verbrechen Chams • Die noach itischen Gebote • Quellen jüdischer Gesetzgebung

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Inhaltsverzeichnis

Bereschit - Genesis

OieVölker(IO,I -32) ............................................................................................... 134 Die Völkertafel

Bawel und die folgende Zeit: Das Ende der vorgeschichtlichen Epoche ( ll,l-26) .................................... 141 Der Abschluss des Prologs • Historischer Hintergrund • Auslegungen

Teil II!:

Die Geschlechtsfolge des Terach; Awraham

3. Lech Lecha ........................................................................................................ 152 Awrams Berufung (11,27-12,9) .............................................................................. 153 Die Berufung· Die Erwählung • Die Herausforderung • Segen und Fluch

Unterwegs-Sein ( 12, 10-13, 18) ............ .................................................................... 160 "Du bist meine Schwester" · Das verheißene Land

Der Krieg der Vier gegen die Fünf (14,1-24) ......................................................... 166 Der lwri Awram • Malki-Zedek

Der Bund durch die Teile; die Geburt Jischmaels (15,1-16,16) ........................... 172 Die Wirklichkeit des Bundes· Das Wesen des Bundes· Das Ritua l des Bundes

Der Bund der Beschneidung (17,1 -27) .................................................................. 180 Beschneidung · Ein antiker Brauch • Identität und Name

4. Wajera ............................................................................................................. 188 Oie

Boten (18,1-15) ................................................................................................ 188 Engel

Sedom und Amorra ( 18.16-19,38) ......................................................................... 192 Awraham diskutiert mit Gon · Das Verdienst der Wenigen • Die Sünden von Sedom und Amorra

Krise (20,1-21,34) .................................................................................................... 203 Menschliche Gefühle und göttlicher Plan

Oie Akedah (22,1-24) .............................................................................................. 212 Das Opfer • Die Prüfung (n Versuchung") • Das Gottesbild der AkedahGeschichte • Vater und Sohn

5. Chaje Sara ......................................................................................................... 223 Saras Tod (23, 1-20) ................................................................................................. 223 Sara • Machpela

Riwkaam Brunnen (24,1-25,18) ................................................. ........................... 229 Heirat • Das Gebe t des Knechts

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Inhaltsverzeichnis Teil IV:

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Bereschit- Genesis Die Geschlechtsfolge von Jizchak

6. Toledot ............................................................................................................. 242 Die Zwillinge (25,19-34) ......................................................................................... 242 Das Geburtsrecht • Die moralische Frage

Das Leben Jizchaks (26,1-35) ....................................................................... ........ .. 248 )izchaks Charakter Jizchak segnet seine Söhne (27, 1-28,9) .................................................................. 255 Die Enttäuschung· Wurde Jizcbak betrogen? • R.iwka

7 . Wajeze ............................................................................................................. 266 }aakows Traum (28,10-22) ...................................................................................... 266 Prüfung und Angst

)aakow in Charan (29, l-30,43) .............................................................................. 270 Die Vorfahren der Stämme • Wissenschaft und Glaube

Jaakow verlässt Charan t31,1-32,3) ....................................................................... 282 Rachels Diebstahl

8. Wajischlach ....................................................................................................... 291 Jaakow wird Jisrael (32,4-33,17) ............................................................................ 291 Der Ri.ngkampf • Die Versöhnung

Die Vergewaltigung Dinas (33,18-34,31) ............................................................... 302 Das tragische Element • Die Zurechtweisung

Geburten und Todesfiille (35, 1-36,43) ................................................................... 308 Die Edomi ter • Esaws Charakter

Teil V: Die Geschlechtsfolge von Jaakow 9. Wajeschew ......................................................................................................... 321 Der junge Josef {37,1-36) ........................................................................................ 321 Reuwen und Jehuda

Tamar (38,1-30) ...................................................................................................... 328 Schicksal

}osefin Ägypten (39,1 -40,23) ................................................................................. 334 Die Versuchung · Träume

10. Mikez ............................................................................................................. 344 Josefs Erhöhung; der erste Besuch der Brüder (41,1-42,38) ................................ 344 Ein M311n im Konflikt

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Bereschit- Genesis

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Inhaltsverzeichnis

Der zweite Besuch der Brüder ( 43,1-44, 17) .......................................................... 358 Divination 11 . Wajigasch ........................................................................................................ 367 josef offenbart seine Identität ( 44,18-45,15) ......................................................... 367 Die Prüfung Jaakow zieht nach Ägypten (45,16-46,27) ............................................................. 374 Ein Paradox Jaakow in Ägypten (46,28-47,27) ........................................................................... 380 Hirten· Politische Moral 12. Wajechi ............................................................................................................ 388 Der Segen über Efrajim und Menasche (47,28-48,22) ......................................... 388 Segen )aakows Testament ( 49,1-27) .................................................................................. 395 )aakows Vision Der Tod von Jaakow und Josef (49,28-50,26) ........................................................ 402 Die Bewertung eines Menschen Haftarot

............................................................................................................. 409

Haftarat Bereschit (Jesaja 42,5-43,10) ................................................................... 411 Haftarat Noach (Jesaja 54,1-55,5) .......................................................................... 414 Haftarat Lech Lecha (Jesaja 40,27-41,16) .............................................................. 416 Haftarat Wajera (2. Könige 4,1-37) ........................................................................ 418 Haftarat Chajje Sara (1. Könige 1,1-31) ................................................................ 422 Haftarat Toledot (Maleachi 1,1-2,7) ...................................................................... 425 Haftarat Wajeze (Hosea 12,13-14,10) .................................................................... 427 HaftaratWajischlach (Hosea 11 ,7-12,12) .............................................................. 430 Haftarat Wajeschew (Amos 2,6-3,8) ...................................................................... 431 Haflarat M ikez ( I. Könige 3,15-4, I ) ...................................................................... 433 Haftarat Wajigasch ( Ezechiel 37, 15-28) ................................................................. 435 Haftarat Wajechi (I. Könige 2.1-12) ...................................................................... 437 Haftara an Schabbat Chanulcka l (Sacharja 4,1- 14) ............................................. 439 Haftara an Schabbat Chanukka U (1. Könige 7,48-8,21) ..................................... 440 Haftara an Schabbat Cha.nukka U - alternativ ( 1. Makkabäer 2,1 -28) ............... 442 Haftara an Rosch Chodesch (Jesaja 66,10-23) ...................................................... 443 Haftara an Machar Chodesch (l. Samuel 20,18-42) ............................................. 444 Anmerkungen .......................................................................................................... 000 Abbildungsnachweise .............................................................................................. 468 Lobsprüche ........................................................................................................... 47 1

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Allgemeine Einführung in die Tora W Gwzther Plaut Der Begriff ,.Tara" ist die hebräische Bezeichnung für die fünf Bücher Mosches, die auch "Pentateuch" (griech. "Pünf-ßuch'') genannt werden. Das Buch Genesis ist das erste dieser fünf Bücher, die Torader erste Teil der Bibel. Juden reden nicht vom "Alten Testament'', denn dieser Begriffsetzt ein "Neues Testament" voraus. Wenn in diesem Buch also das Wort "Bibel" benutzt wird, dann meint es die Hebräische Bibel und schließt den duistlichen Bibelteil nicht ein.

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Das Buch

Dieser Kommentar geht von der Vorraussetzung aus, dass die Ursprünge der Tara in den Herzen und Gedanken des jüdischen Volkes liegen. Viele lehnen diese Voraussetzung ab, denn sie halten die Tora für ,.das Wort Gottes", das Mosche von Gott selbst gegeben wurde - durch Verbalinspiration oder auf welchem Wege auch immer. Einige räumen dabei durchaus die Möglichkeit ein, dass bei der Tradierung des Textes von Generation zu Generation einige Schreibfehler entstanden. Sie beharren jedoch auf der Meinung, das Buch als Ganzes sei Gottes-, nicht Menschenwort Dies ist der orthodoxe oder fundamentalistische Standpunkt. Wenn also de.r Text sagt "Gott schuf', dann ist dies den Vertretern d ieser Anschauung zufolge eine Tatsache, denn das Wort Gottes ist per definitionem die Wahrheit selbst. Diese These beinhaltet ferner, dass in der von Gott eingegebenen Tara jedes Wort einen Sinn haben muss, denn hier kann kein einziger Buchstabe überflüssig sein. Es liege an unserer menschlichen Begrenztheit, wenu wir manches Wort der Bibel nicht verstehen. Wo moderne wissenschaftliche Erkenntnisse dem Bibelwort zu widersprechen scheinen, werde sich später entweder herausstellen, dass unsere gegenwärtige Wissenschaft irrt, oder dass wir die Bibel nicht sachgemäß verstehen. Dies war und ist die Position des orthodoxen Judentums, des fundamentalistischen Christentums und der meisten bisherigen jüdischen Tara-Kommentare.

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Dieser Kommentar teilt diese Auffassung nicht. Wer von einer überwiegend menschlichen statt göttlichen Autorschaft ausgeht, sieht sich daher vor zwei Fragen gestellt: ( l) Inwiefern haben Gott und die Tora etwas miteinander zu tun? (2) Was unterscheidet die Tara von anderen bedeutenden Büchern der Vergangenheit?

(I) Jmviefern haben Gott und die Tara etwas miteinander zu tun? Da Gott nicht in einem fundamentalistischem Sinn Autor der Tara ist, ist d ie Tora ein Buch über menschliche Verstehensweisen von Gott und über Erfahrungen und Begegnungen mit Gott. Das Verständnis über Gott hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, wie auch die menschlichen Erfahrungen sich verändert haben. Da die Tradition der Tora zunächst mündlich überliefert worden ist und erst nach vielen Generationen auch niedergeschrieben wurde, bezeugt die Endgestalt des Textes nun verschiedene Vorstellungen über Gott und das Volk. Sie stehen in der Tora nebeneinander und sind ein Zeugnis dafür, dass sich der Glaube unserer Vorfahren verändert und entwickelt hat. Während einzelne Autoren die Komposition des Buches bestimmten, hat das Volk des Buches sich die Tora zu eigen gemacht und ihr seinen Charakter aufgeprägt. So verstanden stammt das Buch nid1t von Gott, sondern von Menschen. Einige möchten es dabei belassen. Sie wollen sich der Tora nur als einem Dokument des Altertums nähern und sagen: So sahen die Autoren und ihre Adressaten die Welt, und es ist lehrreich, ihre Sichtweisen und ihren Glauben zu studieren. Dieser Kommentar geht einen Schritt weiter. Wir halten es für legitim, davon auszugehen, dass die Tora Israels eigentümlicher Bericht über seine Suche nach Gott ist. Sie erzählt von dem Kontakt der Menschen mit dem Göttlichen, jenen großen Augenblicken der Begegnung. Deshalb hat der Text oft einen unausgesprochenen Gegenwartsbezug. Die Tradition der Tora

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W.G. Plaut berichtet von einem Volk, das eine besondere spirituelle Empfänglichkeit besitzt. Der Verfasser des Textes ist nicht Gott, sondern es sind Menschen, doch durch ihre Worte kann Gottes Stimme gehört werden, wenn wir aufmerksam hinhören. Unseres Erachtens ist dies allerdings nicht in jedem Vers und in aUen Geschichten der FaU. Oft ist es sehr schwer zu erkennen, ob die Stimme, d ie dort spricht, den Klang der Ewigkeit hat oder lediglich die Verständnisse oder Missverständnisse einer bestimmten Epoche spiegelt. Unsere eigenen Einblicke sind nicht von solcher Gewissheit, dass wir übervergangene Epochen in einem Gefühl der Überlegenheit urteilen könnten. Angesichts der einzigartigen Tradition, dje vor uns liegt, sind Bescheidenheit und Vorsicht geraten. Dies bedeutet allerdings nicht, dass wir uns jeden Urteils en thalten müssen, dass wir Legenden wie Tatsachen behandeln oder Texte, die Gott in antropomorphen Zügen beschreiben, umdeuten. Dieser Kommentar versucht weder, einzelne Abschnitte apologetisch zu rechtfertigen noch eine Zensur auszuüben. Er gibt aiJen, die die Bibel lesen wollen, ein Werkzeug in die Hand, mit dessen Hilfe man den Text verstehen kann. Das Urteil über den Bibeltext bleibt den Lesenden selbst überlassen. Auch dies sollte man sich vorab bewusst machen: Trotz vieler und ideenreicher Wissenschaft, der Archäologie, Linguistik, Humanwissenschaften oder anderer Wissenschaftszweige, die auf die Tora angewandt worden sind, müssen wir dennoch gelegentlich feststellen, dass wir nicht wissen, wie wir ein Wort oder einen Abschnitt verstehen sollen, bzw. zugeben, dass wir den Urtext nicht verstehen.

(2) Was 1111terscheidet rlie Tom vo11 andere11 bedeuten-

deil Biichem rler Verga11gerlheit? Für diejenigen, die die Tora als ein Zeugn is über die Suche von Menschen nach Gott und ihrer Begegnung mit Gott lesen, ist die Antwort klar: Der Bericht über die Suche und die Begegnung sagen ihrem Wesen nach etwas über das Wesen des menschlichen Daseins aus. Doch selbst für die, die in dem Buch lediglich die menschliche Frage in ihrer ganzen Stärke und ihrer ganzen Schwachheit sehen, muss es etwas Besonderes

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Allgemeine Einführung in die Tora haben, denn seit über dreieinhalb Jahrtausenden ist die Tora ein Grundpfeiler des Judentums. Sie war der Ausgangspunkt für das Christentum und bildet den Hintergrund fü r den Islam. AJs solcher spielte und spidt sie eine bedeutende RoUe in der Weltgeschichte. Das westliche Abendland wurde durch dieses Buch zu dem, was es heute ist,- durch das, was die Tora tatsächlich sagt oder zu sagen schien und durch das, was man glaubte, das sie zu sagen habe oder sage. Diese Unterscheidung ist von Bedeutung, denn während man die Tora liest, sollte man sich dessen bewusst sein: Was ihre Autoren in ihrer eigenen Zeit zu ihren Zeitgenossen innerhalb ihres intellektuellen Horizonts sagten, ist das eine, und was spätere Generationen aus dem Text gemacht haben, was sie durch Kommentierungen oder Predigten beitrugen, ist das andere. Die lange Tradition, in der das Buch wie ein Prisma behandelt wurde, durch das man und in dem man ein breites Spektrum von Einsichten entdeckte, hebt die Tora aus der übrigen Literatur der Welt heraus. Dies gilt vor allem für Juden. Ohne dieses Buch könnten sie ihre Vergangenheit nicht verstehen, denn ihn ihm finden sie die Rahmenbedingungen ihrer Existen z. Noch etwas anderes macht die Bedeutung der Tora aus: Dieser Kommentar geht davon aus, dass die Tora neben ihrer ursprünglichen Aussageabsicht und den Interpretationen, die im Laufe der Jahrhunderte gegeben wurden, eine Bedeutung für unsere Gegenwart hat. Freilich spricht uns nicht alles, was gestern wichtig war, auch heute an. Andererseits drängen sich heute einige Abschnitte besonders nachdrücklich auf, die in der Vergangenheit nur eine geringe oder untergeo rdnete Bedeutung hatten. Die Geschich te über den Turmbau in ßawel wurde zum Beispiel in der Vergangenheit als eine Geschichte über menschliche Arroganz verstanden. Heute warnt sie uns eher vor den entmenschlichenden Folgen großstädtischen Lebens. Die Aussage d ieser Geschichte, wie auch diejenige vieler anderer Texte in der Tora, hat eher den Charakter einer Anfrage als den einer Antwort. In der Tat ist einer der Gründe, warum die Tora auch heute Intersse weckt, ihr offenes Ende: Sie wirft Fragen auf, ohne einfache Antworten zu geben, die weitere Fragen verhin-

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Allgemeine Einführung in die Tora dern würden. Es ist damit zu rechnen, dass die nächste Generation die Worte anders hören und dass sich die Suche nach neuen Antworten beständig fortsetzen wird. In diesem Kommentar versuchen wir, diese Offenheit der Tora widerzuspiegeln. An vielen Stellen werden Wahlmöglichkeiten vorgeschlagen, und wir hoffen, dass der Kommenta.r bei den Lesern viele weitere Fragen weckt undsie ZUJ: eigenen Suche nach Antworten anregt. Es gibt allerdings auch eine Vielzahl von Problemen. Einige rühren daher, das:s wir njcht wissen, wie wir den Text verstehen sollen. Amdere entstehen aus der Kluft zwischen bestimmten antiken Vorstellungen und zeitgenössischen Sichtweisen über unsere Welt, der wir uns offen stellen müssen. Wir sollten uns vor Augen halten, dass die biblischen Autoren in der Vorstellungswelt ihrer eigenen Zeit dachten und schrieben, nicht in der unserer Zeit. Wenn wir die Bibel lesen, dann sollten wir von dem Bemühen geleitet werden, sie zu verstehen und ihr keine fertige Schablone unserer zeitgenössischen Theologie überstülpen. Wir sollten uns dem Text nicht mit vorgefassten Meinungen nähern, sondern versuchen, ihn i.n seiner eigenen Weise zu uns sprechen zu lassen. Nur dann wird die Tür zu einem verstehenden Lesen geöffnet sein.

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Zeitgenössische Leser sind oft von einer Art und Weise der Bibelinterpretation abgestoß.en, der sie vielleicht in ihrer Kindheit begegnet sind: einer Auslegung, die die Bibel wörtlich versteht. Wenn es also zum Beispiel im Buch Genesis heißt, dass Gott die Frau aus der Rippe des Mannes geschaffen habt~, oder wenn von einer sprechenden Schlange erzählt wird oder davon, dass die Menschen der Antike mehrere hundert Jahre alt wurden, dann würde nach einer wörtlichen Auslegung der Schrift die Geschichte exakt das meinen, was sie sagt. Dieses wörtliche Verständnis reicht bis hin zur Deutung einzelner Wörter und Sätze.

Fundamentalismus

Siehe unten, ,.Text und Obersetzung...

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Es ist nun eine unbestreitbare Tatsache, dass der TaraText, den wir heute benutzen, nur eine von vielen Textversionen ist- wenn auch die allgemein anerka11nteund dass viele, die ein fundamentalistisches Verständnis als einzig zulässiges ansehen, den hebräischen Urtext gar nicht selbst kennen. Zudem gründen sich ihre Anschauungen auf eine bestimmte übersetzung, die selbst eine Art Interpretation ist und deshalb nur eine Sekundärquelle.l Heutige Leser, die erwas von Geschichtsschreibung und Te..'-.'1interpretation verstehen, mögen sich daran erinnern, dass ein wörtliches Verständnis der Tora zu schweren Missverständnissen führen kann. Bereits ilie jüdischen Weisen der Antike, ilie ilie Tora als von Gott geschrieben ansahen, verstanden den Te..xt nicht wörtlich. Sie nahmen ihn ernst, aber sie schauten stets auch hinter die oberflächliche wörtliche Bedeutung. Sie erkannten, dass d ie Bibel - und alles an~ dere, was ihnen überliefert war - zahlreiche subtile Metaphern und Anspielungen enthält, dass sie Wortspiele benutzt oder andere literarische Mittel und dass ihre Dichtungen nicht durch nur eine einzige Herangehensweise verständlich sind. Sie waren sich ohne Verlegenheit darin einig, dass man der Meinung der Tora widersprechen dürfe. Auf dieser Grundlage sollten auch wir unser Textstudium betreiben.

Die Tora enthält ein breites Spektrum an Textarten: Gesetze, Erzählungen, historische Berichte, volkstümliche Stoffe, Lieder, Sprichwörter, Gedichte und besonders in den älteren Teilen des Buches Genesis Mythen und Legenden. Unter einem Mythos versteht man eine Geschichte über menschliche Wesen und göttliche Mächte, die vorgibt, sie sei so geschehen, und die ihrem Wesen nach wichtige Aspekte menschlicher Existenz ausdrückt, erklärt oder begründet. Der Mythos vom Garten Eden zum Beispiel erklärt den Ursprung des Todes und begründet nach der christlichen Tradition die Vorstellung von der Erbsünde des Menschen und seiner Heils-

Mythos und Legende

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Allgemeine Einführung in die Tora

bcdurftigkeit. Legenden sind Sagen uber die Vergangenheit, die im Gedächtnis des Volkes verstärkt wurden, die aber gewöhnlicherweise weder etwas begrunden noch erklären. Der Hinweis auf Jakobs Kraft am Brunnen (Gen 29,10) gehört w dieser Kategorie von Geschichten. Die Tora bringt die fortlaufende Geschichte von der Schöpfung der Welt bis zur Schaffung des Volkes Israel und im Verlauf dieser Erzählung werden die mythologischen toffe zunehmend von Legenden abgelöst und die legenden schließlich von einer Art Geschichtsschreibung 1m modernen Sinn. 1 Diese Unterscheidungen sollten uns jedoch nicht dazu führen, die Mythen und legenden für unwichtig und our die Geschichtsschreibung für wichtig zu halten, denn auch das, was gewöhn lich für Geschichtsschreibung gehalten wird, ist in aller Regel kein genauer wissenschaftlicher Bericht über die Ereignisse, '>Ondern die Deutung dieser Ereignisse- selbst dann, wenn man den genauen Hergang der Ereignisse kannte. Auch die beste moderne Geschichtswissenschaft deutet, wahlt aus, kommentiert, philosophiert und stellt Jeweils einen bestimmten Aspekt der Sache dar. Genau d1es geschieht auch im Buch Genesis. Da seine Stoffe Mythen und Legenden enthalten. gruben sich diese mit der Zeit in das Bewussbein der Menschen ein. Denn was Menschen als ihre Vergangenheit betrachten, besitzt in sich selbst eine eigene Dynamik. Die Erfahrung ist kreativ. Während zum Beispiel Abrahams Vision eines Gones, der ihm das Land Kanaan verheißt, nicht als historische Tats.lche angesehen werden kann, wurde ihre Wirklichkeit von VIelen Generationen der Nachkommen Abrahams akzepiert und begründete für sie ihren Besitz des Landes. Man sollte nicht meinen, dass man diese Art "Mythis1erung der Geschichte"- wie Buberes nannte-\

-nur in antiken Texten findet. Man beachte zum Beispiel die selektive Art und Weise, in der die amerikani~che Tradition das Leben derer beschrieb, die den Westen werst besiedelten. Sie gelten vor c1llem als unternehmungslustige Pion iere, als mutige Menschen, deren Liebe zur Unabhängigkeit sich unauslöschlich tief in das Bewusstsein der Nation eingrub, die sie aufgebaut haben. Eine solche Sichtweise ist selbstverständlich äußerst selektiv und gefärbt. Sie sagt wenig über den Wunsch der Pioniere aus, zu möglichst schneUem Reichrum zu gelangen, oder daruber, dass ihnen keine andere Wahl blieb als nach Westen zu ziehen, nachdem sie im Osten keinen Erfolg hatten, und ähnliches. Auch Amerikaner ziehen es also vor, ihre Vergangenhei t in einem idealisierenden Licht zu sehen. und die hohe Wertschätzung von persönJicher Un.tbhiinßigkeit und ähnlicher Tugenden haben das Bewusstsein dieser Nation geprägt. Genauso ISt es mit der Tora. Sie spiegelt so7usagen die kollel..tive Erinnerung unserer Vorfahren, und im laufe der Jahrhunderte wurden diese Erzählungen die Quelle der Wahrheit für die IGnder Jisraels. Wir tun gut daran, uns stets dessen bewusst zu sein, dass die Tora nicht nur Geschichte enthält, sondern selbst Geschichte gestaltet. Die Ursprünge der Tora sind der eine Aspekt, ihre ßedeul ung durch die Jahrhunderte ein anderer und ihre Eigenart, zu uns heule zu sprechen, ein dritter. Dieser Kommentar versucht alle drei Aspekte je für sich zu beruck~ichligen und zusammenzutragen

Es ist beachtenswert, dass es in der Genesis zwar Mythen gibt. aber keine Mythologie, d.h. es gibt keine Geschichten ubcr die Abent~u~r von Göttern (oder von C.ou). Das kurt~ StUck Gen 6,t-4 ist dJHin7tge Ausnahme. Das Buch ~nNs bcschJftigt ~ich nicht mit Ge. 4. Aufl. Hcidclbcrg 1 99~. S. 18. !Er bildete domilden Gegenbegriff zu ,.Historisicrungdc~ /llytho,") Buberhält d.,~ (.,efuhl, mit dem ein Ereignis tS Mtlldtls.,.,h,. stlbst, :u l.cvirikuJ """ tlmtltebr.Juclupr.Ichigtll Doclttu ffartwig Wts~r/n, dtr zu Dtuttrono· mium •·on frtundtll u11ti Sch11ltrn Mmdtl>· sohns. Dot QuQ/IIdtllntl Arttiorsa K~Jmorum.ut Ul rtclll OHIItr I)~~ )JII:;)J ''~) }'hl"'l fl~l' 1.:! 7'01:-1

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Zur Tora-Übersetzung von M. Mendelssohn

A. Böckler

jeden Zusatz, Abzug oder Variation wiedergeben ... Die Bedeutungen gänzlich paralleler Worte in zwei Sprachen sind durchaus nicht gleich ... Auch haben Worte eines Satzes in jeder Sprache eine besondere Stellung, und wenn der Obersetzer sich genötigt sieht, die Wortordnung gemäß der Natur der Sprache, in welche er übersetzt, zu ändern, kann er gar nicht umhin, ihre Bedeutung und Wirkung auf das Gemüt des Lesers zu ändern ... Und so sind alle Sprachen in ihrer Ausdrucksweise verschieden voneinander, jede hat besondere Eigenarten, welche eine andere nicht besitzt. Wenndaherein Übersetzer jedes Wort der einen Sprache in das entsprechende einer anderen Wort für Wort übersetzt, kann es geschehen, daß ihn ein nur in der letzteren Bewanderter ganz und gar nicht versteht .. , Niemand verdirbt die Bedeutung und schadet ihr mehr als derjenige, der Wort für Wort übersetzt; ... solch ein Obersetzer mag ein Betrüger genannt werden. Scheinbar übersetzt er getreu, da er kein Wort unübersetzt läßt - doch ist er ein Lügner; denn hierdurch geht der Sinn verloren und wird die Absicht verwirrt."4 Dieses Prinzip, das Verständnis des Textes über die Wort-für-Wort-übersetzung zu stellen, äußert sich auch in Mendelssohns erklärenden Zusätzen. An einigen wenigen Stellen übersetzte er den Text zwar wörtlich, ergänzte aber dann in Klammern, was er bedeutet. Auf diese Weise verband er eine dem Original getreue Übersetzung mit dem Bestreben, den Text verständlich wiederzugeben. 5

sprache. Sirnon Bernfeld, ein Kritiker der Zunz'schen Übersetzung mit ihrem Prinzip "nur das Hebräische zu berücksichtigen"6, lobte Mendelssohns Übersetzung als eine "vorzügliche Leistung, die von den spätem Pentateuchübersetzungen nicht erreicht worden ist." 7 Den Vertretern der anderen Seite aber galt MendeJssohns übersetzungals ein" veraltetes Werk ... , das nur für Literatur und Kulturgeschichte noch Wert hat."S Einer ihrer schärfsten Kritiker war Franz Rosenzweig, der bekanntlich auf der Grundlage völlig anderer Übersetzungsprinzipien zusammen mit Martin Buber die jüngste deutschsprachige jüdische Bibelübersetzung schuf.9

Mendelssohns Übersetzung wurde hoch gerühmt und scharf bekämpft. Die Bewertung steht und fallt mit den Übersetzungsprinzipien des jeweiligen Rezensenten, vor allem mit der Frage, welcher Sprache mehr Rechnung getragen wird, der Ausgangs- oder der Ziel-

' Zitiert aus: Gesammelte Schriften 15,1, S. LTVf. ' Wo diese Erklärungen auch für heutige Leser hilfreich si nd und auch aus heutiger Sicht wissenschaftlich vertretbar sind, wurden sie in Respekt vor Mendelssohns Verständnis des Textes beibehalten. Durch die Klammern wird deutlich, das.~ e.~ sich hier nicht um den Bibeltext h.'t mit einem ~ über dem Wort gekennzeichnet

2. Hinweise auf t111dere Textiiberliefenmgell. Einige

I. Hmweise nt~( Schreib- und Lesetraditioncn. Siebeziehen sich auf Buchstaben, Vokal- und Musikzeichen

Handschriften des Textes oder wichtige alte Obersetzungen (z.B. die Septuaginta) bezeugen an einigen Stellen einen anderen Text als denjenigen, der sich allgemein durchgesetzt hat.4 Der heute gebräuchliche Text beruht auf Handschriften der masoretischen Schreiber-

Die Un tcr~chicdc zwiscl1en den verschiedenen Textausgaben be?.iehen sich in dl.'r R~gel auf die Punktierung und •lie Mu~ikzeichen, nur selten auch auf die Konsonanten (vgl. z.ß. ndon 196 I. Eine ausführliche BcschrcibUJlg dieser Phänomene der ma:.orctischen Textilherlieferung findet >ich in: Emanuel Tov. D.-r Text der llebr.lischcn Bibel. H.tndbuch der Textkritik. Sturtgart 1997. '="'' ·~·i'.,, '~~ '~~ '='r .,~~ ' ="'' ~.," ':'!"'

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Die Tora und das jüdische Volk ren. An wichtigen Festtagen jedoch wurden die Ehrerweisungen wie in einer Versteigerung vor der Taralesung verkauft. Als Reaktion gegen diese Praxis verwarfen die Reformsynagogen das gesamte System der Ehrerbietungen und begrenzten die Teilnahme auf den Geistlichen und die von der Gemeinde Angestellten. Heutzutage haben einige Tempel die Teilnahme durch Mitglieder wieder eingeführt, aber die alten Missbräuche entfernt. Um die wöchentliche Lesung zu kürzen, entwarfen einige Reformgemeinden einen dreijährigen Zyklus; dieser Vorschlag fand jedoch wenig Anklang. Die Reformgemeinden folgen also dem einjährigen Zyklus, lesen aber nur jeweils einen Unterabschnitt aus der jeweiligen Sidra. Dieser Abschnitt wird oft ohne Melodie vorgetragen, und der Leser oder die Leserio übersetzt ihn in die Landessprache, nachdem er ihn vorgelesen hat oder auch Satz Tomkwng im GottesdieliSt ( MOnrlre11 1997) für Satz.

ln den letzten drei JahrhunDie Tara und derten gab es erhebliche Umwälzungen im religiösen Dendas zeitgenössiken der abendländischen sche Judentum Menschen im allgemeinen und im Judentum im besonderen. Die Entwicklung der Naturwissenschaft hat den Glauben an das Übernatürliche und Wunderhafte untergraben und folglich die Autorität aller heiligen Schriften in Frage gestellt. Ferner kann man heute nicht mehr der Methode eines Philo folgen, der die Ideen Platos in die Tora hineinlas oder eines Maimonides, der denselben Text in den Begriffen der aristotelischen Gedankenwelt verstand. Wir können nicht behaupten, die Entdeckungen von Darwin oder Einstein in der Tora wiederzufinden, denn die modernen Methoden des Bibelstudiums schließen solche Zugangsweisen aus. Philologisd1e Analyse und historische Kritik machen es unmöglich, irrtümlid1e VorsteUungen oder für

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B.]. Baroberger uns nichtannehmbare theologische Ansichten oder moralische Auflagen wegzuerklären. Vielmehr muss dies alles in seinem je eigenen Kontext und innerhalb der je eigenen Zeit verstanden werden. Hinzu kommt, dass die Entdeckungen der reichen Kultur und Literatur des Alten Orients manche Ähnlichkeiten zwischen biblischem und nicht-israelitischem Schrifttum zu Tage förderten und sogar deutlich wurde, dass die biblischen Autoren von ihren heidnischen Nachbarn Geschichte und Motive übernommen haben. Diese neuen methodischen Zugänge und Entdekkungen haben unser Verständnis des Bibelwortes sehr bereichert. Andererseits aber werfen sie grundlegende und schwierige Fragen auf. Können wir heute die Tora als das Wort Gottes betrachten? Und wenn dem so ist, bis zu welchem Maße und in welchem Sinn? Diese Fragen wurden bereits oben in der allgemeinen Einführung in die Tora behandelt. Dieser Kommentar ist ein Versuch, sich mit ihnen auseinanderzusetzen. DieLeserinnen und Leser sind herausgefordert. über den Text der Tora nachzudenken und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Ei.nige Anregungen seien hier jedoch vorangestellt: 1] Wir lernen in der Tora, wie das jüdische Volk sein Wesen und sein Schicksal verstanden hat. Aus diesem Grund ist sie für unser eigenes Selbstverständnis unverzichtbar. Dies wäre selbst dann de.r Fall, wenn der gesamte Pentateuch aus Legenden bestünde. Die moderne Wissenschaftentdeckte jedoch in zunehmen· dem Maß, das den Iegendarischen Ausschmückungen ein fester Kern historischer Erinnerung zugrunde liegt. 2] Ein Vergleich zeigt Ähnlichkeiten zwischen den biblischen Schriften und anderen altorientalischen Quellen aber ebenso auch markante Unterschiede. Die Ähnlichkeiten liegen hauptsächlich in konkreten Einzelheiten und in der Wahl der Worte und Sätze. 1n religiöser und ethischer Hinsicht gibt es nur wenige Parallelen. Es gibt keine andere Schrift, die der Tora in ihrer ausgebildeten Vorstellung eines einzigen Gottes gleicht, der nicht einem Schicksal oder einer Vorsehung unterworfen ist, der keine Gattin hat und dem das Wohl der gesamten Menschheit am Herzen liegt.

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B.J. Bamberger Die ethischen Lehren und die soziale Gesetzgebung der Tora lassen sich hinsichtlich ihrer Großzügigkeit und ihrer Einfühlsamkeit mit nichts vergleichen, dass in Ägypten oder Mesopotamien entstanden ist. 3] Der historische Zugang weckt unsere Ehrfurcht in einer anderen Weise. Wir sehen es nicht mehr als Non.,endigkei t an, Dinge in der Tora, die unserem Verstand widersprechen oder die unser Gewissen verurteilt, zu rationalisieren oder zu rechtfertigen. Bis jetzt ist es noch nicht gelungen, die einzigartige religiösethische Entwicklung in Israel zu erklären, sei es aufgrund von klimatischen, geographischen, ökonomischen oder politischen Faktoren. Von daher ist es nicht vernunftwidrig, die Offenbarung irz dem historischen Prozess zu erkennen.

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Die Tora und das jüdische Volk 4] Die Tora enthält zwar Kapitel, die größenteils von rein historischem Interesse sind, daneben aber auch einiges, das auch heute wichtig und aktuell ist. Sie bringt zwar einerseits gelegentlich moralische Urteile zur Geltung, die manche heute für unbefriedigend halten, fordert uns aber andererseits auch mit Idealen heraus, die wir noch lange nicht erreicht haben. Außerdem kann die Grenze zwischen der geschriebenen und der mündlichen Tora nicht allzu scharf gewgen werden. Auch wir lesen den Text im Licht der Erfahrungen und Assoziationen, die sich mit ihm verbunden haben. Jedes klassische Werk schafft oder offenbart in jeder Generation neue Einsichten. Die Tora aber ist das klassische Werk schlechthin.

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Der Pentateuch im Christentum Klaus Koenen, Köln,. Das Christentum ist aus dem Judentum hervorgegangen und hat dessen Bibel unter der Bezeichnung .,Altes Testament'' als ersten Teil seiner Bibel übernommen. Es zeigt damit, dass es denselben Gott verehrt. Zum grundsätzlichen Verständnis biblischer Te;\1e kann das, was Gunther Plaut oben im Blick auf das Judentum ausgeführt hat, auch für das Christentum gelten. Es gibt einen christlichen Fundamentalismus, der die Bibel Buchstaben für Buchstaben als inspiriertes Wort Gottes liest, alle Erzählungen als Berichte eines historischen Geschehens versteht und Prophezeiungen als echte Weissagungen betrachtet. [n der katholischen und evangelischen Kirche ist dieses Bibelverständnis seit der Autk.lärung immer mehr in den Hintergrund getreten und hat heute nur noch in wenigen Gegenden Gewicht (z.B. in Württemberg). Durchgesetzt hat sich ein Textverständnis, das nach der Intention der Verfasser und nach der Aussage der Texte in ihrem ursprünglichen historischen Kontext fragt und damit danach, was Menschen hier über Gott sagen und wie sie ihn aufgrundvon Erfahrungen, die sie gemacht haben, zur Sprache bringen. Zur Ibra: Die fünf Bücher Moses eröffnen auch die christliche Bibd, haben in ihr jedoch nicht die Bedeutung, die ihnen im Judentum zukommt. Der jüdische Kanon umfasst drei Teile, nämlich die Tora, die vorderen und hinteren Propheten sowie die Schriften. Auch das christliche Alte Testament gliedert sich in drei Teile, jedoch umfassen diese Teile andere Bücher. und auch die Reihenfolge der Teile ist eine andere. Den Geschichtsbüchern folgen zunächst die Schriften und erst dann die Propheten, und zwar nur die hinteren. Die fünf Bücher Moses stellen im christlichen Kanon also keine eigene Größe dar, sondern bilden mit den vorderen Propheten (Josua, Richter, Samuel, Könige) sowie den Büchern Ruth, Chronik, Esra, Nehemia und

Ester die Gruppe der Geschichtsbücher, 1 zu der in der katholischen Kirche noch die Bücher Tobit und )udit gezählt werden, die nicht in der hebräischen Bibel stehen. Die abweichende Aufteilung des Kanons hat Folgen für das Verständnis der fünf Bücher Moses. Zum einen kommt ihnen, da sie keine eigene G röße darstellen, nicht die zentrale Bedeutung zu, die sie in der jüdischen Bibel haben. Zum anderen werden sie nicht mehr als Tora, als Weisung gelesen, sondern als Geschichtsbücher, und folglich stehen nicht mehr die Weisungen und Gesetze, die Mose am Sinai erhalten hat, im Vordergrund, sondern die Verheißungen besonders die Abrahamverheißungen - sowie die Erzählungen von Gottes Handeln in der Geschichte. Ganz konkret macht sich diese Gewichtung in der Auswahl der Predigttexte bemerkbar: Während Erzählungen aus den fünf Büchern Moses in der Predigtpraxis ihren festen Ort haben, bleiben die Gesetze und Mahnungen praktisch unberücksichtigt. Von den Weisungen und Gesetzen der Tora sind in der christlichen Tradition nur die ..,Zehn Gebote" von zentraler Bedeutung. Viele andere Weisungen und Gesetze, insbesondere die kultischen, werden nicht als bindend angesehen. Dabei berufen sich die cluistlichen Kirchen auf Jesus, und auch auf den Apostel Paulus. Nach der Darstellung der Evangelien hat JesusGedanken der Propheten aufnehmend - die Nächstenliebe (Leviticus 19, 18) über andere Gebote der Tora gestellt und als deren Maßstab betrachtet Das führt einerseits zu einer Verschärfung der Ethik, andererseits aber auch zu einer Entschärfung. In der Bergpredigt werden Weisungen der Tora aufgenommen und nach einleitendem "Ich aber sage euch ... " zugespitzl: nichl nur das Töten ist verboten, sondern auch das Zürnen; man soll nich t nur den Nächsten lieben, sondern auch

• Dr. KlduS Koencn, gcb. 1956 in Köln. studierte 1975-1982 Evange.li-;che Theologie in Ann Arbor (Michigan. USA ) und Bonn. 1987 wurde er in Tobingen promoviert. Seit 1994 ist er in Bonn an der Evang. -ThC'OI. Fakultat Privatdozent im Fach ,.Altes 1estament".

' So die rrad•tionelle Sicht. Nur wenige, vor allem neucrc Bibelau.-.gaben (z.ß. Jerusalemcr Bibel. Elberfdder Bi~l und Einheibüberse!Zung), tc.>ilen die . I unf Sucher /\lose" ah eigene Gruppe v;•n den übngen Geschichtsbiichern ab.

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K. Koenen die Feinde (Matthäus 5). Dagegen verlieren die Sabbat- und Reinheitsvorschriften an Bedeutung (Markus 3,1-6; 7,14-23). Während Mose als Empfänger der Weisungen und Gesetzeangesichts von deren eingeschränkter Bedeutung Christus i>Ogar als Antitypos gegenübergestellt werden kann (Johannes 1,17: .,Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden."), wird Abraham uneingeschrankt positiv rezipiert. Er ist der Empfänger der Verheißung und Vorbild des Glaubens. In dem Zusammenhang ist Genesis 15,6 von zentraler Bedeutung: "Abram glaubte dem HERRN, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit." Paulus, dessen Briefe einen wichtigen Teil des Neuen Testaments ausmachen und fü r d ie ch ristliche Tradition von zentraler Bedeuttmg sind, will mit dem Verweis auf diese Stelle belegen, dass der Mensch das Heil nicht als Belohnung für seine Taten und die Beachtung der Gesetze erlangt- von christlicher Seite ist diese Auffassung dem Judentum immer wieder unterstellt worden - , sondern allein durch die Gnade Gottes und den Glauben, und zwar den Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Christus (Römer 4; Galater 3,6-9). Da das Heil allein auf dem Glauben beruht, kann Paulus, der die Tora durchaus als kanonische Schrift zitiert, auch vom Ende des Gesetzes sprechen, d.h. vom Ende des Gesetzes als Heilsweg (Römer 10,4). Die Verheißungen der Tora werden in der christlichen Auslegung nur selektiv bzw. spiritualisiert aufgenommen. Jn Genesis 17 sagt Gon Abraham den Besitz des Landes Kanaan, reiche Nachkommenschaft und Beistand zu. Die Verheißung des konkreten Landbesitzes hat für Christen kein Gewicht. Sie wird allenfalls in einem übertragenen Sinne aufgenommen. Danach steht das Land für andere konkrete Heilsgaben bzw. für Heilsgaben in einem umfassenden Sinne. Die Verheißung, zu m Vater einer Menge von Völl9 in Aacllen, islamische Theologin, tätig am Islamischen Zentrum Hamburg (vernntwortlich filr die deutsdlsprdchige Gemeinde) und bct der Initiative für Islamische Studrcn. Sura2,S. Sura 5,45

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Gott niedergesandt hat, das sind die Wahrheitsleugner."2 Aufgrund solcher und äbnJicher Texte ist es Muslimen, auch wenn sie fremde heilige Schriften inhaltlich nur wenig kennen, bewusst, dass die Tora wesentliche Gemeinsamkeiten mit dem Qur'an enthält und für Glauben und Lebenspraxis jüdischer Menschen verbindlich ist. Im weiteren Verlauf des Abschnittes wird übrigens darauf hingewiesen, dass Jesus in derselben Tradition steht, indem er "bestätigt, was vor ihm in der Tora vorhanden war" (dah er kommt bei Muslimen auch immer wieder Verwunderung darüber zum Ausdruck, dass Christen sich nicht an das "Gesetz" gebunden fühlen) und dass das Evangelium, das )esus lehrte, für Christen verbindlich ist.3 Den Hintergrund bildet eine Perspektive für das Zusammenleben der drei Religionsgemeinschaften auf je ihrer eigenen Offenbarungsgrundlage. Abgesehen von einer Verständigung über Gemeinsamkeiten sollen die verschiedenen Wege genutzt werden: ,,\.Yetteifert also miteinander zum Guten. Zu Gott ist euer aller Heimkehr, dann wird Er euch aufklären über das, worin ihr uneinig wart."4 Trotz aller Konflikte und Machtinteressen hat diese Sichtweise immer da eine Rolle gespielt, wo Muslime mit den Ahl a/-kitab, den " Leuten der Schrift", wie speziell Juden und Christen bezeichnet werden, in wirtschaftlichem, politischem und wissenschaftlichem Austausch standen. Sie klingt bis heute in der Gesetzgebung einiger islamischer Länder nach.s Unter den Gotteserfahrungen früherer Generatjonen, auf die der Qur'a11 wiederholt Bezug nimmt, werden die Erfahrungen der nKi.nder Israel" besonders hervorgehoben. Jüdischen Lesern werden nicht nur im Sura 5,47-48. Sura 5,49.

' BeispielItr; Miryam und die umtllll.sc1re.n Frmum feu~rn; drt Ers( lrtrnmtg Gotlf$ am Sinai; dit Kuml~hnfrer 1mgen Traubett ous Kmwtw; Konl und seirre Sippe wmlen vnn clcr crtlf versclllrutgell; /Ji/eam tmd seirt Esrl. (Oie lttzten dargestclltctr Gcsclrrcltrt/1- nb der Kt~ecltt· sdraft in Agypten - firulrn sich nieirr mehr im Buch Brr~cltit, smrdern in den rJndcrtm Bflclrtr" der Tlrora.)

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Einführung in das Buch Genesis Das Wort "Genesis" ist griechischund bedeutet "Ursprung; Entstehung". Es geht auf die griechische Übersetzung der Bibel, die Septuaginta, zurück. Der gebräuchliche· hebräische Titel des Buches ist sein erstes Wort n'biJ (bereschit). Gelegentlich wurden auch andere Bezeichnungen benutzt, zum Beispiel c'(illi;l mn:J i::lO (sefer beriatlw-olam), doch sie konnten sich nicht allgemein durchsetzen.

Bezeicltnung

Das Buch Genesis beginnt mit der Erzählung über die Erschaffung der Welt und endet mit Joscfs Tod in Ägypten. Die ersten elf Kapitel beinhalten die aJJgemeine Weltgeschichte, die übrigen Kapitel handeln vom leben Awrahams und Saras, jizchaks und Riwkas, Jaakows, Leas und Rachels und ihren Familien. Insgesamt geht es um einen Zeitraum von 1946 (oder 1948) Jahren, angefangen von der Erschaffung: der Erde. Das Buch ist eine Geschichte von Schöpfungen. Zu Beginn erscheint Gott als Schöpfer von Himmel und Erde und allem, was dort lebt. Die Krone dieser Schöpfung ist der Mensch. Er bekommt die Aufgabe, Gott bei der Vollendung der Welt zu helfen. Um dies zu ermöglichen, wurde die Menschheit mit geistiger und moralischer Freiheit bt!gabt. Die ersten Menschen nutzten diese Gabe jedoch unverzüglich dazu, sich Gottes Gebot zu widers•etzen. Die Folge war der Verlust der Unschuld in Eden und der Beginn der Geschichte der Menschheit. Diese Entwicklung w.ar eine schwere Enttäuschung für den Schöpfer. Er zenaörte, was er geschaffen hatte und machte mit Noach und seiner Familie einen neuen Anfang. Doch das Ergebnis war nicht besser. Der Neuanfang der Menschheit begann mit Alkoholmissbrauch und sexueller Perversion. Wieder wurde Gott enttäuscht. Da er aber geschworen hatte, die Menschheit nkht noch einmal auszurotten, begann er, nun mit ihr und durch sie ZUt wirken, um sie zu ihrer endgültigen Vollkommenheit zu führen. Er erwählte

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Awraham und berief ihn dazu, ein Volk hervorzubringen, das im Laufe der Zeit zu einem Partner Gottes werden sollte. Der Zug der Vorfahren und ihrer Familien nach Ägypten bildete die Vorbereitung, die zur Erschaffung dieses Volkes Gottes führte, den Kindern Israels - so benannt nach Jaakow-Israel, dem letzten der drei Erzväter. ln Ägypten wird Israel schließlich als Volk geschaffen. Das nächste Buch der Tora, Exodus, berichtet von dieser Bildung des Volkes durch Versklavung und Befreiung, am Sinai und in der Wüste. Das Buch Genesis ist sozusagen eine Einführung in die Tora und in den Rest der BibeL Neben dem eben dargeste!Jten Haupterzählstrang enthält es zahlreiche andere Themen, die in die Geschichte eingeflochten sind. Dazu gehören die grundsätzliche Einheit der gesamten Menschheit, ihr Hang zum Bösen, die Aufsässigkeit der Menschen und der Bund zwischen Gott und dem Volk Awrahams. Nicht zuletzt wird uns vermittelt, dass alle Menschen von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen; das Buch Genesis sieht die Menschheit also als eine Einheit, in der niemand wegen seiner Abstammung, seines Gesch Iech ts oder seiner Sprache einem anderen überlegen ist. Tatsächlich spielt Israel in der Übersicht über die Völker der Welt, der sogenannten Völkertafel in Kapitel I 0, eine sehr nebensächliche Rolle. Es wird nur deshalb herausgestellt werden, weil Gott es in seiner Gnade erwählte, damit es eine besondere Funktion erfüllt, aber nicht auf Grund bestimmter Charaktermerkmale, die es von Natur aus hatte.

Das Buch Genesis kann in seiner heute vorliegenden Textform in fünfTeile untergliedert werden. Teil I (Gen 1,1-2,3) ist ein Prolog. Anschließend beginnt jeder Teil mit dem Satz: "Dies ist die Geschichte von ... " (hebräisch: rm'?in toledot, ,,Abstammung"). Es gibt die Geschichte von Himmel, Erde und den ersten Menschen (Teil II, Gen 2,4-l1,26), von Terach, dem Vater Awrahams (Teil IH, Gen II ,27-25,18), von )izchak (Teil IV, Gen 25,19-

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W.G. Plaut 36,4J) und von ]aakow (Teil V: Gen 37, 1-50,26). Siehe dazu zu 2,4.1 Unter inhaltlichen Gesichtspunkten betrachtet besteht das Buch aus zwei verschiedenen literarischen Einheiten: Die ersten elf Kapitel handeln von der Schöpfung und den ersten Menschen und die folgenden Kapitel von Awraham und Sara und ihren Nachkommen. Diese beiden Teile sind sehr verschieden und werden nur durch eine knappe genealogische Verbindung (Gen 1,27-32) zusammengehalten. In den letzten 39 Kapiteln gibt es keinen Hinweis auf die ersten elf Kapitel, nicht einmal eine Anspielung. Dies lässt vermuten, dass die beiden Teile ursprünglich voneinander unabhängig waren und erst später zu einem Buch zusammengefügt wurden. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese beiden Teile die Ergebnisse zweier völlig unterschiedlicher Traditionen wären. Vielmehr lieferten die vermuteten Quellen J, E und P (siehe dazu oben die allgemeine Einführung in die Tora) zweierlei Arten von Material. Der eine Teil beinhaltete Traditonen aus der Zeit vor den Erzvätern und wurde in einem besonderen "Buch" gesammelt (die heutigen Kapitel l-11 ), der andere Teil handelte von den Oberlieferungen der Erzväter und Mütter (heute Kapitel 12-50). Schließlich fügte ein Redaktor beide Teile zusammen und schuf das Buch Genesis, wie wir es heute kennen.

Die Bibelwissenschaft hält es für möglich, den Ursprung einiger Geschich ten feststellen zu können. In Gen 1, 2, 1-4; 23; 36 könne man zum Beispiel den Stil, das genealogische Interesse und die ethischen Grundsätze der priesterlichen Kreise (P) entdecken. Kapitel 3 - 4,24 werden dem Jahwisten (J) zugeschrieben; Kapitel 22 gehe auf den Elohisten (E) zurtick und die Josefgeschichte schreibt man der jehovistischen (J/E) Tradition zu, dass heißt einem Redaktor, der J und E verband. ' Einer Theorie zufolge dicnt~n hestimmte Tafeln aus Nuzi und Mari als Vorloge fur diese Darstellung in Form von Geschtecht~rfolgen, und das Buch stelle ciscntli.:h eine Art Familienarchiv dar. )ohn van Seters, Abraham in History and Tradition, New Havcn/ London 1975. ' OrthodoM Gemeinden lehnen naturlieh das Vorhandensein jegli-

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Einführung in das Buch Genesis Das Alter dieser Erzählungen ist umstritten. Hallo schreibt in seiner Einführung (siehe unten), dass es Bezüge zur allgemeinen Literatur des Alten Orients und Entlehnungen aus dieser Literatur gibt, die bis in die älteste Zeit zurückreichen. Archäologische Funde in Ebla würden den Awraham-Geschichten einen zeitgenössischen Bezugspunkt geben. Zumindest ein Wissenschaftler hält jedoch an der These fest, dass die Awraham -Erzählungen im Ganzen ein nachexilisches Produkt sind (aus dem 5. Jh. v.d.Z. oder später).2 Dieser Kommentar widerspricht der letztgenannten These. Er geht davon aus, dass die Traditionen, die den Erzvätererzählungen zugrunde liegen, sehr alt sind, dass sie später in ihre schriftliche Form gebracht und vermutlich in ei nem Redaktionsprozess zusammengefügt worden sind. Innerhalb dieses Entstehungsprozesses wurden, wie schon gesagt, die verschiedenen Traditionen mit großer Ehrfurcht behandelt. Man gab nicht die eine Tradition zugunsten der anderen auf. Das bedeutet aber zum Beispiel, dass der Aufenthalt in Ägypten nach der einen Quelle 430 Jahre dauerte (Ex 12,40) und die Zeit der Versklavung einer anderen Quelle zu folge 400 Jahre (Gen 15, 13). Solche offenkundigen Widersprüche3 blieben nebeneinander stehen, denn die antiken Leser dachten: Beide Traditionen sind uns überliefert und müssen deshalb mit Respekt behandelt werden. Es stand nicht zur Debatte, dass sie nicht gleichzeitig wahr sein könnten, also eine oder beide falsch sein müssten. Die Fähigkeit, verschiedene Traditionen zu bewahren, ist ein herausragendes Merkmal der biblischen Redaktoren und ihrer Zeit. Das Buch Genesis verwendet verschiedene Namen für Gott, aber einer ist in einzigartiger Weise der Name Gottes: i11i1' (JHWH). Er erscheint zum ersten Mal im zweiten Kapitel. Gen 4,26 zu folge ist es ein alter überlieferter Name. Wie alt er ist, was er bedeutet und sogar wie er ausgesprochen wurde, ist jedoch wisseneher Widersprüchen in der Tora ab. Sie entdeckten raffinierte Wege, sje zu harmonisieren. ln dem oben z.itierten Fall sagen sie zum Bei~-piel: Oie Zahl430 ergibt sich aus der ait seit der Vision Abrahams,

die Zahl40chen Talmud: Megilla 9a.

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Einführung in das Buch Genesis

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Die Texte im Buch Genesis (und der Tora im allgemeinen) zielten ursprünglich darauf ab, gehört, nicht geJesen zu werden und enthalten deshalb Schlüsselworte und Wortspiele, die teils innere Bezüge herstellen, teils als Gedachtnisstützen dienen.s So zeichnet sich zum Beispiel die Erzählung von Jaakow durch die wiederholte Verwendung der Wurzel ilDi ("täuschen") aus. Durch siewird immer daran erinnert, dass die Wendepunkte in}aakows Leben von Täuschungen überschauet waren: der Segen seines Vaters, sein Umgang mit Lawan, der Diebstahl der Hausgötter Lawans. }aakow täuschte und wurde getäuscht.

Herleitungen von Wörtern könnten als Gedächtnishilfe gedient haben oder wollten den Namen eines Ortes oder einer Person erklären: Beispiele hierfür sind Gen 35,7 und 35, 18. Auch Wortspiele sind hier zu nennen. In der )oseferzählungwird zum Beispiel das Wort ~toJ (nasa ) verwendet, um drei verschiedene Dinge auszudrücken. Es bedeutet .,vergeben", wenn der Mundschenk des Pharao wieder in seine frühe re Position "erhoben" wird; bei dem Bäcker meint es, dass sein Kopf "von seinem Rumpf genommen", er also getötet wird. Schließlich heißt es, jemanden herausstellen oder seine Bekanntheil "erhöhen" (Gen 40,13.19.20). Ähnl.ich verhält es sich mit Zahlenangaben. Sie spiegeln die antike VorsteJJung wider, dass Zahlen dem inneren Wesen des Gezählten entsprechen. Im Buch Numeri werden wir von zwei Volkszählungen lesen (Kapitell und 26). In 2. Samuel 24 fand die Zä hlung dagegen kein göttliches Gefallen und verursachte eine schwere Plage. Gott gilt als der Hüter des Geheimnisses der Zahlen. Er ist derjenige, der "unsere Zahl hat", und nur er kann über ihre Verwendung verfügen. Die Lebenszeiten der Patriarchen sind in einem numerischen System geordnet. Demnach war Awraham 100 Jahre alt, als Jizchak geboren wurde. und er lebte 100 Jahre seines Lebens ins Kenaan. Er war 175 Jahre als, als er starb (7 x 52). }izchak wurde 180 Jah re (5 x 62) und Jaakow 147 (3 x 72). Es gab zehn Generationen von Adam bis Noach und diesdbe Anzahl von Noach bis Terach, Awrahams Vater. )osef verbrachte die ersten 17 Jahre seines Lebens in der Obhut seines Vaters Jaakow, und Jaakow lebte die letzten 17 Jahre seines Lebens unter Josefs Schutz in Ägypten. Die Zahl 7 ist wichtig, vermutlich weil man damals sieben Planeten kan nte. Zehn und zwölf sind häufig genannte Zahlen, ebenso auch 40- dies bedeutet eine Generation. Es ist vor allem die priesterschriftliche Quelle (P), die besonderen Wert auf Namen und Altersangaben legt. Ihr archivierendes Interesse spiegelt die Bedeu-

' Beispiele smd EJc 20,3 und Geo 1,1. Zur Sprachge~Ult des Textes ,.;ehe vor allem Zv1 Ad~r. fhe ßiblical Narrative, Jerusalem 1959. E:cemplarische Aml~ngen ~ummter

Kapitel finde! SJch in Erich Auerbach, Mimesis, Garden City/N.Y.• 1957 (1.u Gen 22); Roben Alter, Commenlary (60,6 [197Sf, 70fT. zu Gen 38; I. Avishur, Beth Mikra 4 ( 1967),613ff.

schaftlieh umstritten {siehe dazu die Kommentare zu Gen 2,4-24; Ex 3,1-4,18 und 6,2-7,13). Der Name, der den Schöpfer in Kapitell bezeichnet, istC'ii?K (elohim). In der gesamten Bibel ist dies die Bezeichnung für Götter im Allgemeinen und für den Gott Israels im Besonderen. Dieses Wort hat die Plural-Endung (-im). Wenn es für heidnische Götter benutzt wird, steht es mit einem pluralischen Adjektiv oder Verb. Wenn es den einen Gott meint, erscheint das Verb im Singular.4 Die Form c:·;,?~ (elohim) ist eine erweiterte Form von?~ (el), einem Begriff, der in der kanaanäischen Religion häufig verwendt!t wird. Im Buch Genesis wird '?K ( el) nur entweder in Verbindung mit einem anderen Begriff (]i•'?JJ'?K el djon "Gott der Höhe"; ''J9'?~ cl schadrlai "allmächtige·r Gon"), einem O rtsnamen ('?Kn·:l'?l< el bet-e/ "Gott von Bethel'') oder einer anderen Bezeichnung, die ihn näher bestimmt (';j' :J~ '?~ el awicha "Gott deines V.aters") verwendet. Ab und zu wird Gott auch durch seine Beziehung zu Menschen beschrieben (pn;,:'11}:;l ptlchad Jizchaq ,.Schrecken }izchaks", JP.!)' "'1':JK awir Ja 'akow"Stärke Jaakows"). Diese Namensvielfalt ist ein Versuch, mit menschlicher Sprache das sprachlich nicht festlegbare Wesen Gottes auszudrücken.

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W.G. Plaut tung, die die Urkundenoberlieferung 1n der alt orientalischen Welt besaß. Schließlich darf nicht vergessen werden, dass der Text in Hebräisch geschrieben ist und daher an der Ausdruckskraft und an den Bedeutungen der hebräischen Sprache teilhat. Keine Übersetzung kann das Bedeutungsspektrum des Originals erfassen. Jede Wiedergabe in einer anderen Sprache ist eine Interpretation des Textes. Wie kunstvoll auch immer sie gestaltet ist, wie wissenschaftlich korrekt sie auch sein mag, sie ist nur ein Abbild des ursprünglichen Textes, das manchmal klar, manchmal unklar ist. Unser Kommentar versucht, wo immer es möglich ist, auf solche Abweichungen hinzuweisen. Letzten Endes aber kann die Qualität des biblischen Textes nur aufgrund des hebräischen Originals gewürdigt werden.

Die Menschen der Antike hielten die Erde für den Mittelpunkt des Universums. Die Naturgesetze galten nicht als unveränderliche Größe, sondern waren dem WiUen Gottes unterworfen. Diese Anschauung liegt vielen Geschichten im Buch Genesis zugrunde. Sie prägt vor allem die ersten Kapitel des Buches, die zu einem beträchtlichen Hindernis für die moderne Bibellektüre geworden sind. Es wird grundsätzlich in Frage gestellt, warum wir uns mit der Erschaffung der Welt in sechs Tagen, mit Adam und Chawwa und mit dem Garten Eden beschäftigen sollen. AJI dies seien unwissenschaftliche antike Mythen und deshalb bedeutungslos. Viele, die die Bibel verteidigen wollen, räumen ein, dass sie in der Tat wenig über die wissenschaftlichen Ursprünge der Welt und ihrer Lebewesen sagt, dagegen aber sehr viel über die Beziehung Gottes zu dieser Welt und über die Menschen und ihr Geschick. Da das wissenschaftliche Verständnis der Bibel auf das Weltbild ihrer Zeit beschränkt ist- so wie unseres auf das

Wissenschaft im Buch Genesis

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Einführung in das Buch Genesis unserer Zeit-, sei e~ ertragreich, in der Bibel nach Hinweisen auf die Evolution zu suchen oder aber davon auszugehen, dass "ein Tag" einem Millenium der modernen wissenschaftlichen Berechnung entsprechen könnte. Diese Sichtweise scheint zwar die größten Schwierigkeiten zu lösen, die der überholte wörtliche Zugang zu den Texten aufwirft, wird aber dennoch dem Text nicht gerecht. Denn er nähert sich ihm mit einem oberflächlichen modernen ÜberlegenheitsgefühL Sicherlich ist unsere heutige wissenschaftliche Kenntnis um einiges größer als die der Antike. Das bedeutet jedoch nicht, dass unsere Weltanschauung, die auf solchen wissenschaftlichen Einsichten beruht, der biblischen in irgendeiner Weise überlegen wäre. Wir täten besser daran, uns dem biblischen Text mit vollem Respekt vor seinen geistigen Einsichten zu nähern. Wir sollten begreifen, dass diese Einsichten oft in Bildern ausgedrückt werden und stets in der Sprache und unter den Rahmenbedingungen der Antike. Wir sollten unsere Neigung zurückhalten, die antike Darstellung der Schöpfung zu bestreiten oder nach modernen Vergleichspunkten zu suchen. Es geht darum, die Bibel zu lesen und zu sehen, was sie ober das Wesen der menschlichen Geschichte, den Sinn unseres Lebens und die Gegenwart Gottes zu sagen hat. Mit Stanley Gevirtz gesprochen ist der Zugang zur Bibel ähnlich wie derjenige zu einem Gedicht: "Zur Frage nach der Wahrheit des Buches Genesis kann die einfühlsame Antwort nur lauten: Natürlich ist es wahr. Nicht in demselben Sinn, in dem ein Naturgesetz wahr ist, aber dies sind die wenigsten Dinge, die einen Dichter beschäftigen. Das Buch ist in der Weise wahr, wie große poetische Werke immer wahr sind: in der Vorstellungskraft des menschlichen Herzens und in der Ordnung des menschlichen Geistes. Diese auf Gott und Israel konzentrierte Erzlih lung grenzt in der Wahl der Ereignisse aus- wie jede gute historische Erzählungund stellt die Geschichte vielleicht nicht so dar, wie sie gewesen ist, sondern so, wie sie hätte sein sollen."6

• Unveröffenllicht. Zitiert mit Genehmigung des Verf3ssers.

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Das Buch Genesis innerhalb der Literatur des Alten Orients William W Hallo Die Entdeckung der Literatur des alten Orients hat unser Verständnis der Bibel grundlegend verändert, und kein Buch der Bibel war davon so betroffen wie das Buch Genesis. Ein Blick in eine Textausgabe wie die "Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament" (ANET) bzw. in die Bände der Reihe "Texte aus der Umwelt des Alten Testaments" (TUAT) wird dies bestätigen.! Nur die Psalmen und das Sprüchebuch übertreffen das Buch Genesis in der Anzahl der Parallelen, die von verschiedenen übersetzern angenommen wurden. 2 Dabei entstammen die Parallelen zu den Proverbien jedoch sämtlich der nahezu universalen Tradition der Weisheitssprüche, meistens derjenigen Altägyptens. Und wenn man bedenkt, dass das Buch der Psalmen über 2500 Verse enthält, das Buch Genesis hingegen nur 1500, dann erscheint das erste Buch der Bibel proportional gesehen als das Buch1 das die meisten und bedeutsamsten Parallelen in der Literatur des Alten Orients hat.

Die Gründe für dieses statistisehe Ergebnis liegen auf der Hand. Als einziges unter allen Büchern der Bibel bringt das Buch Genesis den gesamten alten Orient auf die Bühne. Die ersten elf Kapitel spielen ausschließlich in Babylonien, die letzten zwölf in Ägypten. Die dazwischen liegenden 27 Kapitel dek-

Textvergleich

' Deutsche Tcx:tsammlung: TclCte aus der Umwelt des Alten Testamems (TUAT), hg. von Ono Kaiser u.a., Güter;loh 1982ff (Band I: Rec.htsbticher. Staatsverträge, Dokumente zum Rechls- und Wirlo;chaftsleben, histori!;ch-chronologische lexte; Band II: Deutungen der Zukwlft in Briefen, Orakeln und Omina. Rinaale und Beschwörungen, Grab-. Sarg- und Votivtafeln, Lieder und Gebete; Band lll: Weisheitsdichtungen; Mythen und Epen.) Eine einbändige, kleine Aw;wahl an TelCten findet sich in: W. Beyerlin, Religionsgeschichtliches ThXlbuch zum Alten Testament (GAT I). Göttlt1gen 2. Aufl. l985.

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ken das Gebiet zwischen diesen beiden Ländern ab. Sie erzählen von ständigen halbnomadischen Bewegungen im gesamten syropalästinensischen Raum, einschließlich beider Ufer des Euphrats und des Jordan. Das Vorkommen altorientalischer Motive ist also im Grunde nicht überraschender als das der klassischen in den Shakespeare Dramen, die im alten Griechenland oder Rom spielen. Der Kommentar weist auf viele der altorientalischen Motive hin, ebenso wie auf Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem biblischen und dem altorientalischen Umgang mit gemeinsamen Themen. Es ist nicht Aufgabe dieses Überblicks, dies vorwegzunehmen. Vielmehr wollen wir hier eine Obersicht über das Material vorlegen, durch die Auswertung der Erkenntnisse, die wir durch die Gegenüberstellung des Buches Genesis mit seinen altorientalischen Gegenstücken gewonnen haben. Die Richtigkeit oder Gültigkeit eines literarischen Textes mit Hilfe eines anderen zu prüfen, ist freilich eines der schwierigsten und der am heftigsten umstrittenen Aufgaben kritischer Forschung. Schon viele wollten die Entdeckungen der Archäologie zu diesem Zweck benutzen, andere um das Gegenteil zu beweisen, und wieder andere haben es verzweifelt aufgegeben, das Problem zu lösen. Es ist in der Tat unmöglich, in diesem Punkt Einstimmigkeit zu erreichen; zumindest aber hoffen wir, uns über die Art der Fragen, die wir stellen wollen, einigen zu können. 1n die-

En glische TclCtsammlungen: Ancient Near Eastern TelCIS Relating to the Old Testament (ANET}, hg. vnn )ames B. Pritchard, Princeton. 2. Aufl. 1955; 3. Aufl. 1969. Siehe ferner: B.j. Foster, ßefme the Muses. An Anthology of Akkadiao Literature, 2 ßde. ßethesda/Maryland 1996; Th, )acobsen, The Harps that once .. . Sumerian Poetry in Translation, New Haven/London 1987. ' Siehe den l.ndex of Biblical References in ANET, 520-523; ANET 683-686.

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W.W.Hallo

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Genesis und die Literatur des Alten Orients

sem Sinne wird es rasch deutlich, dass wir keine größere Gewissheit zum Beispiel über die biblische Vorstellung der Unsterblichkeit gewinnen, weil es ähnliche Aussagen in den keiJschriftlichen Quellen gibt. 3 Ebenso wenig bilden umgekehrt die ägyptischen und sumerischen Schöpfungsgeschichten, die sehr von den biblischen unterschieden sind. keinen "Gegenbeweis" zur Darstellung im Buch Genesis. Die Frage, die zu stellen ist, ist nicht, ob das Buch Genesis die Ereignisse richtig oder falsch berichtet. Wir müssen uns vielmehr fragen: Gibt der Text der Genesis genau das wieder, was die Israeliten damals geglaubt und berichtet haben? Man nimmt heute gemeinhin an, dass es während des langes Prozesses der mündlichen Überlieferung zu Akzentverschiebungen der Tradition gekommen ist, dass diese durch die verschiedenen Generationen der Schreiber, die die mündliche Tradition schriftlich festhielten, verstärkt wurden und dass man bei der endgültigen Kanonisierung des Materials zwischen umstrittenen Textvorlagen wählte ohne Rücksicht auf ihr vermutliches Alter oder ihre Glaubwürdjgkeit. Unter dieser Voraussetzung schlugen moderne Wissenschaftler oft Textänderungen vor, um so einen angeblichen ursprünglichen Text zu rekonstruieren. Solch eine "ursprüngliche Fassung" wird jedoch niemals von einem Archäologen in Israel ausgegraben werden, und alle Rekonstruktionsversuche bleiben deshalb Speku-

lation, die wissenschaftlich nicht bewiesen werden kann. Die Literaturgeschichte der übrigen altorientalischen Texte hat nun gezeigt, dass die Überlieferung eines Textes zumindest in schriftkundigen Kreisen gelegentlichen Änderungs- und Aktualisierungsprozessen unterworfen war. Als ein Beispiel sei auf die mesopotamische Version der Fluterzählung hingewiesen. Die Vorstellung einer großen Flut gilt in der Keilschriftliteratur als ein sehr frühes, allgemein bekanntes historisches Ereignis und als zeitlicher Wendepunkt. Die sumerische Königsliste4 berichtet, dass das Königtum nach der Flut vom Himmel herabkam (bzw. zurückkam), und die Wendung .,vor der Flut" (läm abübi)S bezeichnet eine uralte Zeit. lm Sumerischen finden sich die ältesten Zeugnisse für dieses Motiv. Die Hauptperson ist hier Ziusudra, der Herrscher (oder "Sohn) von Schuruppak und letzter Vertreter der vorsintflutlichen Herrscher.6 Die erste akkadische Flutgeschichte wird in Verbindung mit Atrachasis erzählt; das Epos !.lber ihn ist in mehreren Abschriften aus dem zweiten und frühen ersten Jahrtausend v.d.Z. erhalten.7 Schließlich wurde die Flutgeschichte in die elfte Tafel des akkadischen Gilgameschepos eingegliedert, die Hauptfigur der Flutgeschichte beißt hier Utnapischtim. Sie weist in vielem Ähnlichkeiten mit Ziusudra und Arachasis auf.S Da~ Gilgameschepos kann in seiner heute vorliegenden Form nicht älter dls I I 00 v.d.Z. sein, und das Aus-

Siehe daz.u unten z.u Kapitel 2 und J und W.W. Hallo!K. L. Youngster( Hg.), The Cont~1 ofScripture,l: Canonical Compositioos from tbe Bib)jcaJ World, L~iden u.a. 1997. ' Obcrsetzungen: Dt.: W. &yerlin, Religionsgeschichtliches Textbuch wm Alt~n Testament (GAT I), Göttingen 2. Auf!. 198S, 113-l 14. Engl.: ANET 265·266. Vermutlich spit•gdt P~ 29.1 ÜJ dit>Sn, The Ancient Neor Enst: a ni~tory, 2. Aun. New York !.5

1998,154-157.

Siehe A. N.-E.Andreasen. Genesis 14 in its Near Eastern context, in: Scriptore in Context essays on rhe comparntive mcthod, cd. byCarl D. Evaru., William W. Hallo and lohn B. Whirc CPinburgh Theological

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erwähnt werden, Hiram von Tyrus und Pharao Scheschonk aus der 22. ägyptischen Dynastie sind, die beide ins zehnte Jahrhundert vor der Zeitrechnung zu datieren sind, während die erste Anspielung auf einen mesopotamischen Herrscher27 ein nicht namentlich genannter "Retter" ist; gemeint ist hier sehr wahrscheinlich Adadnirari 1Il von Assyrien, ein Zeitgenosse von Toahas von Israel im 9. Jh. v.d.Z. (2. Könige 13,5). Und umgekehrt ist sein Nachfolger "Jehu, Sohn Omris" der erste König Israels, dessen Name (mit Abbildung) in einer außerbiblischen Quelle erwähnt wird.28 Kerne derar6gen individuellen Bezüge können bisher für das zweite Jahrtausend, auch nicht für seine späteren Jahrhunderte ausgemacht werden; sie sind von daher im Bezug auf die Zeit der Erzväter nicht zu erwarten, geschweige denn in noch älterer Zeit. Was wir stattdessen finden, sind allgemeinere Bezüge zur Geographie, Geschkhte und den Institutionen des dritten und zweiten Jahrtausends, soweit sie uns von Inschriften oder aus Archiven dieser Zeitepoche allmählich bekannt werden. Hier sollen zwei Beispiele genügen: Bei Ausgrabungen in Ebla bei Aleppo (in Syrien) fand man ein fast vollständig erhaltenes Archiv samt Bibliothek von fünf aufeinanderfolgenden Königen aus der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends. Sie beherrschten ein ausgedehntes Gebiet, das sich auf Handel, Diplomatie und kriegerische Auseinandersetzungen gründete, mussten sich aber schließlich den größeren Zielen ihrer ägyptischen und mesopotamischen Rivalen unterwerfen. Man fand Tausende von großen und gut erhaltenen Tontafeln mit

Keilschrift. Die Sprache ist hauptsächlich das Sumerische Mesopotamiens, das jedoch stark mit dem örtlichen semitischen Dialekt durchdrungen ist, der sowohl Züge des Ostsemitischen (ak.kadisch), als auch des Westsemitischen (amoritisch, hebräisch, etc.) trägt.29 Obwohl bisher erst ein Teil dieser Texte veröffentlicht worden ist, haben sie doch bereits gezeigt, dass Syrien entgegen älteren Auffassungen in der Zeit vor den Erzvätern ein blühendes Zentrum städtischen Lebens war, dessen größter Visier, Ebrium (oder Ebrum) einen Namen trägt, der an Eber erinnert. Eber war derjenige, der am längsten von allen nach-sintflutliehen Menschen gelebt hat und aus der Geschlechterfolge Sems stammte (Gen 1 1,10).30 Sehern wiederum ist"derVorfahr aller Nachkommen von Eber'' (10,21), im biblischen Hebräisch heißen sie "Eberiten" d.h. Hebräer. Dieser Begriffwird erstmals auf Awraham im Zusammenhang seines rätsdhaftes Krieges der "vier Könige gegen die fünf" (14,13) bezogen und dient an anderen Stellen in der Bibel vor allem zur Bezeichnung der Israeliten durch oder im Gespräch mit Nicht-Israeliten. Man kann die Hypothese aufstellen- die freilich um· stritten bleibt-, dass dieser Begriff mit einem anderen identisch ist, der in den epigraphischen Quellen des gesamten Orients während des ganzen zweiten Jahrtausend in der Form häbiru, 'apint oder ähnlich bezeugt ist. Er bezeichnet kerne ethnische Einheit, sondern eine soziale Klasse, die durch die ethnischen Umwälzungen jener Zeit entwurzelt wurde und gezwungen war, neues Land zu besiedeln oder Arbeit unter neuen Herrschern zu suchen.3 1

Monograph Series 34), Pittsburgh 1980, 59-77; Ch. R. Cohen, Genesis 14, 1-11 - an early lsraelite Chronographie sourcc.' , in: K. L. Youngster tLa. (Hg.). The BibJical Canon in ComparativcPcrspective: Scripture in Context fV, Lewiston 199l. 67-107. '• Zu Ra{a)mses und Mernephta im Zusammenhang von Toponymen n siehe W.W. Hallo, The Book ofthe People, Atlanta 1991,51. Ein frUherer König des 9. )h., Salmanassar lll, ist unter dem Namen SchaJman in Hos 10, 14 erwahnr -so nach M.C. Astour, 841 B,C.: The 11rst Assyrian lnva,ion of lsrael,loumaJ of thcAmerican Griental Socfety 91 ( 1971 ), S. 383-389. Auf einen noch früheren, Tiglatpileser I (ca. II 0 v.d.Z.). wird nach A. Malan1at in Ps 83.9 angespielt- in: ß. ,. Muar (Hg. ), Word History ofthe Jewish People 3 {197 Jl. S. 134. Siehe die Quellenangahen in W.W. Hallo, The fint Purim, BA 46

(1983), 19·29,Anm. l undzusätzlichAR.Millard. RevtewofP. Kyle McCartcr, The Antiquity ofthe Greek Alphabet, JNES 38 {1974), 309· 311, 311. Auf dem sog. nschwarzen Obelisk''; das Orginal steht im Britischen Museum in London. Eine Abbildung dieser berühmten Stde findet sich z.ß. in: W. Orthmann, Der alte Orient {Propylaen Kunstgeschichte Bc:L 18), Berlin 1985, Abb. 207 (Tehu ist die sich verbeugende Ge· stalt im zweiten Bild von oben) (Anm. d. Obers.). 19 lhre Bedeutung für die Exegese wurde das Thema einer bewegten Diskussion; vgl. zß G. Pettinato, Ebla and the Bible, BA 43 ( 1980), 203-216 {pro) und 1\. Archi, The epigraphiavidence from Ebla and _ the Old Testament, Bib 60 (1979), 556-566 {contra). 30 Siehe W.W. Hallo, Ebrium at Ebla, Eblaitica 3 {1992), 139-150; an

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Hinsichtlich der ersten Hälfte des zweitens Jahrtausends warf die Entdeckung der meisten der Gesetze von Hammurapi, König von Babylon, Licht auf die rechtlichen Institutionen des Alten O rients. Sie bildeten den Höhepunkt einer dreijahrhundertjährigen mesopotamischem Rechtstheorie. Tausende von Dokumenten aus der tatsächlichen Rechtsprax.is, die man ausgegraben hat, weichen oft von dem Ideal, das von den königlichen Gesetzgebern verkündigt worden war, ab, Liefern aber teilweise verblüffende Parallelen zu biblischen ßestimmungen.32 Für denselben Zeitraum wurde die Geschichte des mittleren Euphrats durch die Entdeckungen in Mari in ein völlig neues Licht gestellt. Im Palast dieser antiken Stadt fand man ein Archiv mit über zwanzigtausend Tafeln, die besonderen Wert für das Verständnis der Stammesstruktur, der Terminologie und der Ge· nealogien haben. Die Stämme, die die Archive von Mari zum Vorschein brachten, waren ein wesentlicher Teil der großen amoritschen Völkerwanderungen in alle Teile des Fruchtbaren Halbmondes. Ihre komplizierten Beziehungen, die durch wechselnde Bündnisse, dynastische Eheschließungen, Diplomatie und Handel charakterisiert waren und alle auf uralten Verwandtschaftsverhältnissen beruhten, seien es tatsächliche oder behauptete, wurden in königlichen Genealogien bewahrt.33 Dadurch gewinnen sogar die öden Familienstammbäume der Genesis neue Bedeutung. Einige Stämme und Gruppen sind zum Beispiel mit den Erzvätern durch eine eponyme Vorfahrin verbunden. Es konnte gezeigt werden, dass diese die Abspaltung von Stammeseinheiten und ihre Wanderung,

freiwillig oder aus anderen Ursachen, an den Rand des Stammesgebietes angeben.34 Dies kann in der Tat bei Awrahams"Söhnen" von Hagar und Ketura (Gen 25,6) festgestellt werden. Es muss nicht immer ausdrücklich gesagt werden, sondern kann auch nur angedeutet bleiben, wie z.B. im Fall der Abstammung Amaleks (Gen 36, 12),- gestützt wird dies durch die reichlichen Belege über Prozesse von Stammesteilungen aus Mari.3 5 Man hat die Geschlechterfolgen der Genesis und ihre Entsprechungen in der Chronik und anderswo lange Zeit bestenfalls für ejnen künstlichen, dem Text aufgesetzten Rahmen gehalten. Schlimmstenfalls blieben sie gänzlich unbeachtet. Aber im Licht der keilschriftliehen Quellen erweisen sie sich für diejenigen, die zwischen ihren Zeilen lesen können, als die zuverlässigste Quelle der Frühgeschichte Israels. Es sei nebenbei angemerkt, dass auch das Gegenteil vorkom m en kann, das heißt, dass die altorientalischen Quellen oft nur mit Hilfe des Bibeltextes verständlich werden. Um aufMari zurückzukommen: Die dortigen Schreiber schrieben in Akkadisch, der Sprache der sesshaften ostsemitischen Bevölkerung Babyloniens. Für die Stammesterminologie jedoch verwendeten sie westserotische Ausdrücke der nomadischen und halbnomadischen Amoriter. Diese Sprache steht dem biblischen Hebraisch um einiges näher, das wiederum grundsätzlich zum Verständnis dieser Stammesterminologie beiträgt, zum Beispiel für die Vorstellung cines Bundesschlusses zwischen Stämmen, die in den Maritexten bildhaft durch die symbolische Handlung der Tötung eines Esel-Fohlens ausgedrückt wird.36 Es ließen sich viele weitere Beispiele anfüh ren, um zu zei-

ders 0 . Loretz, Hcbraer in Ebla? Eine Fehlanzeige zu 'ibri ,,Hebräer" und dem.,Hebrüer Ab~m .. (Gen 14,13) in: P. Fon7.nroli (Hg.),Studies on thc La nguagc of Ebl3 ( 1984), 253·281. 1 ' Die Literatur w dieser Frage ist umfimgreich. Neue Forsch ungsüberblicke finden sich bt'i M. Grecnberg, Hab/piru and Hebrews. in; B. Mazar (1-lg.), The World History of the Jewish People Bd. fl, Teil!: Patriarchs (1970}. 188-200 und 179·281; ). Bonero, Habiru, RLA rv ( 1972). 14-27; 0. Loret?~ Habiru-Hebräer (ßZAW 160), Berlin 1984. "Sieh ~i?."1~ c'r.t>tt ~1~1 :i; s ~ :'t,W c: ~ f:J;7~-',2$ C~"~;:T M:lt:Q C~'j ''?~ o"m~ i~N' 9 n~ h~~~ I C"~~ K"\7~ :j;-~ nw;~;:t ~1P1 ~ ::l'lrp""'~ O"~~ ~~1 c~~ ~1 o~~':f ,,).j1~'(1

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Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde. 2Die Erde aber war unförmlich und vermischt, Finsternis auf der Fläche des Abgrundes, und der göttliche Geist wehend auf den Wassern. 3 Da sprach Gott: ,.E~ werde Licht". So ward Licht. 4 Gott sah das Licht, dass es gut war, und unterschied 7Wischcn dem Licht und der Finsternis. ~Go tt nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Da ward Abend und ward Morgen, ein Tag. 6 Gott sprach: ,.Es werde eine Ausdehnung mitten im Wasser, damit eine Abscheidung sei, zwischen Wasser und Wasser. 7 Also machte Gott die Ausdehnung und schied zwischen den Wassern un ter der Ausdehnung und den Wassern über de r Ausdehnung, u nd es geschah so. 11Gott nan nte die Ausdehnung "Himmel". So ward Abend und ward Morgen: der zweite Tag. "Gott sprach ferner: "Es sollen sich sammeln die Wasser unter dem Himmel an einen Ort, damit da) Trockene sichtbar werde". Es ward so. 10Gott nannte dal> Trockene ,.Erde", und die Sammlu ng der Wasser nannte er ,.Meere". Da sah Gott, dass es gut war. 11 Gott sprach: Es lasse die Erde sprießen allerlei Sprossen, Kraut, das Samen bringt, den Fruchtbaum, der Frucht trägt 11m

9 a e ouvayll)'(I'JV -·~~; b tl + Kill ouvi'Jx6'l to ÜÖ}:;;-,s· (jetzer hara'), dem guten und dem bösen Trieb.~ Talmud llS]

~iüiJ~·

Mmm und Fmu Sexualität ist ein Aspekt des von Gott Geschaffen-Seins. Sie ging nicht der Existenz der Erde oder des Menschen voraus. Die Tiere wurden, wie der Mensch, aus Staub geformt, doch der Mensch lehnte die Tiere als Partner ab. Im Gegensatz zu Enkidu im Gilgameschepos lehnt der einsame Mensch die Tiere ab, nicht umgekehrt die Tiere den Menschen. Von den Tieren kam keine Prau, die Adam umwarb. Vielmehr wurde die Frau geschaffen, nachdem der Mann die Tiere als Partner abgelehnt hatte und sich nun noch immer nach Freundschaft sehnte. Enkidu erfreute sich an der Hure, lernte von ihr, aber betrachtete sie nie als Partnerin. ' Dies leitet man von der Schreibung des Wortes -ü'- ( wajjizer~er formte" in 2.7) ab, das nicht mit einem. ~ondern mit doppeltem Jod ge-

......._. Und Gott sah alles, was Gott gemacht hatte und siehe, es war sehr gut (Gen I ,3 1)- Dies bezieht sich auf die beiden Triebe im Menschen, den guten Trieb und den bösen Trieb. Ist also der böse Trieb ~sehr gut"?- Gäbe es diesen Trieb nicht, würde niemand ein Haus bauen, heiraten, Kinder zeugen und empfangen oder geschäftliche rnteressen verfolgen. Midrasch 116)

W1rieben i~. Jedes Iod ~tcht also filr je eonen ~~ ~;erternTrieb").

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Gen 2,25-3,24

Die Vertreibung aus Eden {2,25-3,24) Die beiden ersten Kapitel des Buches Genesis erzählten von den Ursprüngen der Welt in ihrem Jdealzustand. Nun wird von ihrem Wachstum erzählt, von der tatsächlichen Situation des Menschen und von den Problemen, vor die er sich als Mensch gestellt sieht. Die altorientalischeJ1 Traditionen, durch die die Eigentümlichkeiten der Geschichte von Eden deutlich wurden, helfen auch hier, die besonderen biblischen Aspekte des Gottes- und Menschenbildes zu erkennen: den transzendenten Schöpfer von allem, der den Menschen so bildete, dass er seinem Willen frei folgen kann.

Im babylonischen Gilgameschepos zum Beispiel verlor die Hauptperson ihre Unsterblichkeit nicht allein aufgrund iJuer Schwäche, sondern durch einen Unfall: die Schlange stahl den Lebensbaum. In einer anderen altorientalischen Erzählung, der Geschichte von Adapa. wird die Unsterblichkeit durch eine bewusste Verfalschung verloren. In der Bibel jedoch ist der Verlust von Eden auf das eigene Wollen und Handeln des Menschen zurückzuführen. Wenn der Mensch versagt, seine Möglichkeiten zu leben, dann ist dies allein und auschließlich Folge seines eigenen Handelns.

Eplm1im MOSi'S l.ilifll, Die Vcrtreibu11g aus dem Parorliesr (8erli11 /9081

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Gen 2,25-3,8 2,25] Nackt. c·oq1 (an~mim) ein Wortspiel mit on~ (amm) "schlau·· in Gen 3,1. Die Ei nteilung des Textes zieht Vers 25 zu Kapitel3, denn Vers dient als Verbindungsglied zwischen den beiden Geschichten, 3, 1I Die Schlange. Die Verbindung der Schlange mit List und Tücke ist sehr alt. ln mesopo tamischen, hurritischen und uga ritischen Mythen widersetzen sich Schlangen dem Willen von Gött ern. Der Begriff ..Schlange" ist als abwertender Begriff bereits 10 einem alten hetitischen Vertrag be· legt. In einer Schrift aus nachbiblischer Zeit wird die Schlange aus Eden m it Satan identifiziert, und es heißt: .,Durch Satans Neid betrat der Tod die Welt" [l]. Schlangen spielen in der Geschichte Israels an zwei weiteren Stelle eine wichtige Rolle: Mosche und die ägyptischen Magier verwandeln Stäbe in Schlangen ( Ex 4,3; 7,9-15) und in der Wüste bewirken die Schlangen eine Plage (Num 21,6-9; vgl. 2. Kön 18,4). 5) Wie göttliche Wesen. Das Wort c·n~ (elo!Jim) bedeutet normalerweise .,Gott" oder "Götter", an einigen wenigen Stellen bezeichnet es göttliche Wesen (z.ß. in Gen 6,4) oder menschliche Richter und Herrscher (d.h. die Inhaber von Macht). Eine andere mögliche Übersetzung wä re: ,.Ihr werde t wie Gott sein und das Gute vom Bösen unterscheiden können." 6) Frucht . In der jüdjschen Tradition stellt man sich hier Weizen, Trauben, Fei· gen oder Zitronen vor. Dies alles ~ind bekannte orientalische Gewächse 12]. ln der christlichen Trawlio n denkt man bei der Frucht oft an einen Apfel, weil dies eine in Europa allgemein bekannte Frucht war und weil die latei nische Obersetzung das Wort lli (rn ') böse mit malum wiedergab, das nuch .,Apfel" bedeuten kann. 8] Wandelnd. Gott wird mit mensch li· chen Zügen beschrieben, aJs jemand, der einen Kontrollgang durch seine Schöpfung macht. 3,3 a w + "rr.; 6 a fehlt in lß; b Mss. w 4l Targ. u.a. ·""!!.

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25Nun waren sie beide nackt, Adam und seine Frau, und schämten sich nicht. 1Die Schlange war listiger als alle T iere des Feldes, welche das ewige Wesen, Gon, gemacht hane. Sie sprach zu der Frau: .,Hat auch Gon wohl gesagt, ihr soUt von allerlei Baum des Gartens nicht essen?" 2 Die Frau sprach zur Schlange: Von der Frucht jedes Baumes im Garten dürfen wir essen. 3Nu r von der Frucht dieses Baumes, welcher in der Mitte des Gartens steht, hat Gott gesprochen: ,Esst nicht von ihm, und rühret ihn nicht an; ihr würdet sonst sterben."' 4 Da sprach die Schlange zur Frau: " Ihr werdet davon nicht sterben. 5Sondern Gott weiß, so bald ihr davon esst, so gehen euch die Augen auf, und ihr werdet wie göttliche Wesen, erkennt Gutes und Böses." 6AJs nun d ie Frau sah, dass der Baum gut sei zur Speise, eine Lust fi.ir die Augen und angenehm zum Betrachten, da nahm sie von seiner Frucht und aß, gab auch ihrem Manne davon und er aß. 7Nun gingen ihrer beiden Augen auf und sie merkten, dass sie nackt waren. Sie flochten Feigenblätter zusammen uod machten sich Scbürzen. soa hörten sie die Stimme des ewigen Wesens, Gottes, wan-

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Gen 2,25-3,24

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Kommentar

Adam und Chawa leben offensichtlich unter den angenehmsten Lebensumständen, frei von Arbeit und Sorge. Die einzige Aufgabe des Menschen war es, den Garten zu bebauen und zu pflegen, als Handlanger seines Schöpfers.1 Die Erzählung von der Vertreibung, vom verlorenen Paradies, die davon handelt, wie der Mensch sid1 diese Lebensumstände verwirkt, war Gegenstand manch einer theologischen Spekulation, und diese wiederum haben die religiöse und psychologische Orientierung der abendländischen Gesellsmaft stark geprägt.

Der Baum des Wissens

In der Mitte der Geschichte steht - wie auch in der Mitte des Gartens -der Baum des Wissens. Ein solwer Baum ist in der biblischen Tradition einmalig. Die folgenden drei Deutemöglichkeiten sind die wimtigsten, die bisher vertreten worden sind:

Die ethische Deutu11g. Das Essen von dem Baum des Wissens um Gut und Böse gab dem Menschen moralische Urteilskraft und versetzte ihn deshalb in die Lage, sündigen zu können. Der Versuchung der Schlange nachzugeben und das Essen der Frucht waren zwei Seiten derselben Tat. Nachdem es einmal geschehen war, änderte sich die Beziehung der Menschen zu Gott grundlegend. Die Vertreibung des Menschen aus Eden bedeutete, dass er niemals mehr in seinen ursprünglichen Stand ethischer Gleichgültigkeit zurückkehren könne. Er ist nun ein Gesch öpf geworden, das wählen und entscheiden muss. Diese Deutung ist die Grundlage für zwei unterschiedliche theologische Sichtweisen: Im Christentum entstand, vor allem durch das Heranziehen bestünmter jüdischer Lehren, die später abgelehnt wurden,2 die Vorstellung, nach Adams Vergeln der babylonischen Mytho logie war die Aufgabe, Nahrung für die Götter zu be:;chaffen, der Hauptgrund fur die Erschaffungdes Men· sehen. [SI · Vor allem: "0 du Adam, was hast du getan! Den n du warst es, der sündigte, der Fall war nicht nur deiner, sondern unser aller. d ie wir von dir abstammen.« [6) ' Gottes Urteil über Adam (,,Aus Sta ub bist du und zu Staub soUst du

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h en würde jeder Mensm seine Sündhaftigkeit erben. In dieser Deutung wurde das Ereignis als "Sündenfall" bekannt, ein Ausdruck, der in der Bibel selbst und in der jüdischen Literatur nicht vorkommt. PauJus sagt in einer christlichen Schrift: "Durch einen einzigen Menschen kan1 die Sünde in die Welt" und ,,durch die Obertretung eines einzigen kan1 es für alle Menschen zur Verurteilung" [7]. In einer al1en englischen Fibel heißt es kurz und knapp: "ln Adan1's fall we sinned all" (Durch Adams Fall sündigten wir all'). Dies war die Erbsünde des Menschen, ein fataler Fehler, von dem der Mensch nur durch das Korurnen Jesu als der Christus erlöst werden könne. Ohne den Glauben an ihn würden die Menschen in iluer Erbsünde leben und sterben. Im Laufe der Jahrhunderte führte die Erbsündenlehre zu einem grundlegend pessimistischen Menschenbild und einer starken Betonung der rechten Art des Glaubens.3 Die Hauptrichtung innerhalb des Judentums lehnte es ab, die Geschichte von Eden als einen wesentlichen Bestandteil in seine Weltsicht aufzunehmen und blieb dabei, dass der Weg zum Heil gute Taten (mitzwot) sind, nicht der Glaube an eine Rettergestalt, und dass der Mensch, obwohl er zum Bösen neigt (Gen 6,5;

8,21) nicht seinem Wesen nach eine verderbte Schöpfung ist. Obwohl der Mensd1 ständig dem bösen Trieb (.!.l:1v i:;>' jetzer ha-ra') ausgesetzt ist, ist er fähig, ihn durch Gottes Gebote zu überwinden oder zumindest ihn zu kontrollieren und dadurch den guten Trieb (J it:> 1~: jetzer tow) zu entwickeln. Je genauer er die Gebote befolgt, um so größer ist sein Schutz vor der Sünde. Die intellektuelle Tmerpretation. In der Bibel bedeutet die Wendung "gut und böse" (.!.lJ~ :no tow wa-ra') an einigen Stellen "alles" (Dtn 1,39; 2 Sam 19,35 ), etwa wie wenn wir sagen: "leb kenne alle seine/ihre guten werden··) wird am Aschermittwoch vom katho lischen Priester ge· sagt, während er ein Aschekreu~ auf die Stirn des Gliiubigen zcichnet. Anders aber zum Beispiel die Mormonen: Sie sagten: ,,Wir gla uben, dass ein Mensch fiir seine eigenen SOnden bestraft wird und nicht für Adams Übertretung" (2. Glaubensartikel). Ebenso wurde die Erbsünde von den Pelagianern abgelt.>hnt (S.}b. n.d.Z.), die mein· ten, sie werde durch da~ schlechte Vorbild weitergegeben.

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Gen 3,8- 17 81 Zur Zeit des Tages. Andere: "Betm Tagcswind". 14 I Sei verfl ucht vor allem Vieh . Sei erniedrigter ab alle~ Vieh, das sich mindesten~ auf Jwci Beinen fortbewegt. 161 Mit SchmenensoUstdu Kinder gebären. Eine Erklärung der Geburtswehen. t7 ISo sei die Erde um deinetwillen verfluch t. Man stellte sich vor, da~s die Erde .1n der Schuld des Menschen Teil hat." Wenn der Mensch ,seinen Weg verderbt', "erd1rbt die Erde.~ 131. Im Schweiße deines Angesichts. D1e Notwendigkeit der Arbeit des Men$chen erschemt hier als Teil des göttlichen Fluchs. Die R.thbinen jedoch deute ten das Wort Gottes als cm Zugestimdnis: Durch die Arbell iM der Mensch f'ähig, für sich selbst 7u sorgen und sich selbst zu ernähren. Dtc R.tbbincn lehnen dari.Jberhinaus, da~ die Bereitstellung der Nahrung fur d~n Menschen Gottes größte Sorge ~ei 141

10 • ~ w~zjt (tn tspr. hebr.: tt-tt- 1, 16 a w &'-ttl; b c- Kat 'tOv crttayj,I.O\' cruu (cnt~pr. hehr.: -;:·;-·1

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delnd zur Zeit des Tages, und Adam mit seiner Frau verkrochen sich vor dem ew1gen Wesen, Gott, zwischen den Bäumen des Gartens. 9 Das ewige Wesen, Gott, rief Adam und sprach zu ihm: .,Wo bist du?" 10Er sprach: "Deine Stimme habe ich im Garten vernommen und scheute mich, wei l ich nackt bin, darum verkroch ich mich.'' 1 1Da sprach er: .,Wer hat dir gesagt, dass du nad..'l bist? Hast du etwa von dem Baume gegessen, davon ich dir zu essen verboten?" 11AdJm sprach: "Oie Frau, welche du mir hast gegeben, diese gab mir von dem Baum und ich Jß." 13Das ewige Wesen , Gott, sprach zur Frau: "Was hast du da getan?" Die Frau sprach: " Die Schlange hat mich gereizt, und tch aß." 14 Dasprach das ew1ge Wesen, Gott, zur Schlange: .,Weil du dieses getan hast, sei verflucht vor allem Vieh und vor allem Gewild des Feldes. Auf deinem Bauch sollst du gehen und Staub essen alle Tage deines Lebens. 15Auch werde ich Feindschaft machen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Dieser soll dir den Kopf verwunden und du ihm die Ferse verwunden." 16Zur Frau sprach er: "Ich will deine Schmerzen und d1e Leiden deiner Schwangerschaft sehr viel sei n lassen. Mit Schmer2en sollst du Kinder gebaren, zu deinem Manne sollst du Begierde haben, er aber soll uber dich herrschen." 17Und zu Adam sprach er: "Weil du der Stirn-

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Kommentar

und schlechten Seiten", was so viel bedeutet wie: "Ich weiß alles, was man über diese Sache oder Person wissen kann" [81. Man kann die Geschichte deshalb auch in dem Sinne verstehen, dass der erste Mensch vom Baum der Allwissenheil gegessen habe. Nachdem er davon gekostet hatte, ist der Mensch nun für immer versucht, alles wissen zu wollen, oder anders gesagt, er wird einen Teil der Rolle Gottes übernehmen. Diese intellektuelle Selbstüberschätzung wurde von den alten Griechen "Hybris" genannt. Der Mensch strebt danach, wie Gott zu sein, doch Golt wird ihm nicht erlauben, "einer von uns zu werden". Wenn der Mensch daran festhält, seine eigenen Fähigkeiten zu vergöttlichen, wird Gott ihn zur Rechenschaft ziehen und ihm eine schreckliche Strafe zuteilen. Wie Adam wird der Mensch sein Eden verlassen müssen, sein Verlangen nacb göttlicher Macht kehrt sich gegen ihn durch das flammende Schwert am Tor seiner Ziele [9].

Die sexuelle lizterpretation. Die Geschichte von Eden kann nicht nur als die Entdeckung des ethischen oder i ntellekl uellen Bewusstseins des Menschen verstanden werden, sondern auch als die Entdeckung seiner Sexualität. Dies legt das hebräische Wort für "Wissen" (n~i) nahe, das auch im Sinne von "Erfahrung", vor allem der sexuellen Erfahrung verwendet wird. Man beachte, dass die Geschichte von der Vertreibung aus Eden mit der Entdeckung von Nacktheit und körperlichem Schamgefühl beginnt (Gen 3,7). (Auch andere antike Quellen betonen den sexuellen Aspekt der Geschichte, siehe hierzu die literarische Auslese.) Wenn man die Geschichte von Eden aus diesem Blickwinkel liest, sieht man eine Verbindung zwischen 1

Die ethische lnterpretalion: Wenn Adam und 01Uwa krin Wissen von Gut und Bose hatten, wie konnten sie dann für ihre Unwisscn· heil bestraft werden? lnteUektueUe lnterpretation: Es heißt, dassder Mensch, der von dem Baum isst, wie Gott werden wird. Dennoch hat der Mensch danach keine Allwissenheit erlangL Beachte auch die Frage, die Maimonides gestellt wurde: .,E.~ ist erstau11lich, dass die Bestrafung des Menschen für seinen Ungehorsam in cinl'r Vervollkommnung bestehen solhe, die er vorher nicht besaß, namlich die Vernunft." MaimonidesAnt· wort lautete: .Es gibt einen Unterschied zwischen notwendigen und offenkundigen Wahrheiten. Vor seiner Sonde kannte Adam die er-

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dem Baum des (sexuellen) Wissens und dem Baum des Lebens. Der letztere, d essen Früchte die Unsterblichkeit auf der Erde bewirkt hätten, ist nicht mehr zugänglich. Der Mensch muss seine Gattung nun, wie alle anderen Geschöpfe auch, durch Fortpflanzung erhalten. Aber weil er Mensch ist, hat seine Sexualität einen besonderen Aspekt. Seine Entwicklung von der Kindheit zum Erwachsensein, von der Naivität zur Reife, ist mit Liebe und Schmerz durchwoben. Jeder Mensch wiederholt in seinem eigenen Leben den Weg von Eden in die Welt. Als Kjnd lebt er im Garten der Unschuld; wenn er seine Sexualität entdeckt und wächst, muss er diesen Garten für immer verlassen.

Zt4Sammenfassrmg. Jede dieser drei Interpretationsweisen wird der Geschichte gerecht, obwohl gleichzeitig der Text auch so verstanden werden kann, dass er jeder der drei obigen Auslegungen widerspricht. 4 Welche Absicht auch immer den ursprünglichen Erzählstrang bestimmt haben mag, in der heutigen Fassung sind die beschriebenen drei Hauptthemen dicht miteinander verflochten, so dass der Text selbst nicht nur ein Thema zur Sprache bringt, sondern alle und jedes ist je nach der Perspektive, ;~ us der man den Text liest, deutlich sichtbar. Das zeigt sich vor allem dann, wenn man fragt: Wie verstand der Erzähler Gottes Absicht? Was wollte Gott seiner Meinung nach, dass der Mensch sei -vollkommt>n gehorsam oder mit der Möglichkeit, sich zu widersetzen, e.ine moralische Marionette oder ein freier Geist? Wollte Gott, dass der Mensch für immer in Eden bleibt? Und worin bestand die Strafe? Letzten Endes wurde der Mensch dazu "verdammt", menschlich zu sein. steren, nachh~r die lellteren~ [ 101. Die sexuelll' Interpretation: ln Gen 3,22. nach dem Essen der Frucht, sagt Gott, die Menschen seien nun .wie jemand von uns geworden und wüssten um Gut und Bo>e". Wenn das .,wissen" sich auf die Sexualit3t boieht, wurde dies der biblischen Gottesvorstellung wiederspre..:hen, nach der Gott nirgendssexuelle Züge trägt. Au.< die-;em Grund schlugen dil' Weisen vor, Adam und Chawa hätten eine ehrliche lkuehung, bevor sie von der Frucht gegessen harten 111 ]. Verglichen mit der Hure im Gi lgame~chepos kann dle biblische Chawa als Vorreuenn der Zivilisa tion verstanden werden [ 12] .

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Gen 3,17-24 20) Chawa. ilJr;t. ()!e graechtschc Bibelübersetzung (.,Septuaginta") transkribierte den Namen als "Eva". Der Text erklärt Chawa durch den Bezug zu "leben" ('iJ chai), doch die tatsächliche Ethymologie ist unsicher. Mbglicherweise liegt eine Assonanz vor. hMutter alles Lebenden'' wtrd ein Ehrentitel sein. ahnlieh der .. Mutter aller Götter" im Atrachasisepos. 24] Kerubim. Legendäre, gellügehe Wesen, die heilige Orte bewachen. Das flam mende Schwert könnte für Blitzstrahlen stehen.

Bereschit

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100

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Gen 4, 1-26

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Kommentar

Weite Bereiche der Frühgeschichte Israels stehen im Zusammenhang mit Hirten, nomadischem Leben und Erlebnissen während Wanderungen durch die Wüste. Die Patriarchen waren Nomaden oder Halbnomaden, und sowohl Mosche wie auch David waren Hirten. Die Nomaden blickten auf alle Sesshaften, städtisch oder ländlich, mit Verachtung herab; sie galten als Sklaven des Besitzes, die deshalb w Korruption und Götzendienst neigten. Kajin ist Landwirt, ein Seßhafter, aber Hewel ist Hirte. Ein mögliches Verständnis des Textes geht davon aus, die Brüder beschrieben zwei ursprüngliche Kulturformen in ihrer Spannung zueinander. I Es fällt jedoch auf, dass Kajin dazu verurteilt wird, Nomade zu sein. Wenn das nomadische Leben tatsächlich höherstehend wäre, warum erscheint es als Bestrafung? Höchstwahrscheinlich gehört das Bauer-HirteMotiv zur ursprünglichen Geschichte, wurde aber in späteren Generationeo verwischt. Gelegentlich kehrt die Bibel zu diesem Thema zurück, vor allem dann, wenn das städtische leben kritisch dargestellt wird (siehe den Kommentar zu Gen 11,1-26 "Oie Stadt").

Landwirtund Hirte

Sowohl Kajin als auch Hewel bringen Gott ein Opfer dar, doch nur Hewels wird angenommen. Die Bibel gibt keine ErkJärung für diese Wahl Gottes. Einige Kommentatoren meinen, der Grund für Gottes Verhalten läge in der Absicht der beiden Opfernden. Während Kajin nur ein "Geschenk" darbringe, brächte Hewel die "Erstlinge seines Kleinviehs" (Vers 3 u. 4). Der eine vollziehe einen rein formalen Gottesdienst, der andere einen Gottesdienst des Herzens [9]. Eine bessere Deutung ist aber wohl die, dass mit menschlichen Begriffen nicht erklärt werden könne, warum Gott KajiJ1S Opfer ablehnte. Gott handele in

Das abgelelwte Opfer

Diese$ Thema 1st auch m der sumerischen Literatur belegt, JCdoch in emer freundschaftlieberen Gegnerschaft.

101

Überemstimmung mit seiner eigenen Weisheit: "Wie ich gewogen bin, wem ich gewogen bin" (Ex 33,19). Gottes Beweggründe sind dem Menschen verborgen. Die Unerklärbarkeil der göttlichen Vorliebe kennzeichnet Kajin als eine von Grund auf tragische Figur. Er reagiert auf die für ihn unverständliche Ablehnung mit blinder Gewalt. "Wir neigen dazu, mit Empörung auf ihn zu reagieren, doch der Text der Genesis versucht eher, unsere Sympathie für einen Mann zu wecken, der sein Verbrechen mit Heimatlosigkeit und ständiger Angst sühnt - ein Schicksal, schlimmer als der Tod" [10].

Kaum ein Satz wird häufiger zitiert als diese harte Gegenfrage, die Kajin Gott entgegenschleudert. Doch ihre Bedeutung ist alles andere als kJar. Folgende Erklärungen sind bisher vorgeschlagen worden: - Die Frage schließe indirekt die Anworl ein. lndem Kajin Gott diese Frage stelle, bekenne er sich zu einer höheren moralischen Autorität. Es gibt jemanden, dem der Mensch für seine Taten Rede und Antwort stehen muss. -Es gehe hier um die menschliche Verantwortung. Durch die Strafe, c.lie Gott ihm auferlegt, bekräftige er, dass Kajin in der Tat seines Bruders Hüter war. -Die Frage Kajins sei ihrem Wesen nach aufrührerisch:" Wie könnte ich es wissen- oder wie hätte ich mich darum kümmern können?" Kajin, das erste Geschöpf der Welt nach Eden, ist ein Mensch, der sich Gott widersetzt. "Die Vorstellung der menschlichen Rebellion, durch die die Genesis die Wurzeln menschlicher lebensumstände erklärt, ist ein grundlegendes Thema der biblischen Literatur und der Religion Israels insgesamt. Man könnte die Bibel geradezu eine Chronik der menschlichen Rebellion nennen" lll]

Bin ich der Hüter meines Bruders?

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Gen 4,5-15 7] Das Hebniische ist unklar. Jede Übersetzung ist hier nur eine begründete Vermutung. So ruht die Sünde vor d er Türe. Kajin ist frei, das Gute oder das Böse zu wählen. Einigevermuten einen Zusammenhang zwischen r :n und dem akkadischen Wort für Dämon (räbi~u )(3]. 8] Kajin s prach z u seinem Brude r H ewel. Der Text zitiert nich t, was gesagt wurde. Die Septuaginata und das Targum Onkelos ergänzten diese Worte: "Komm, lass uns aufs Feld gehen!" (4}. Das Schweigen des Textes über Kajins Worte könnte aber auch rine beabsichtigte Ellipse sein [5I. 12) Unstet und flüchtig. Der verbannte Kaj in ließ sich zwar nieder, doch im LaJld Nod, dem Land der ,,Unsesshaften" (Gen 4,16}, denn niigends konnte er sich dauerhaft niederlassen. 14] Du h ast mich vertrieben von diesem Erdr eich hin weg,- das ihn, den Landwirt, ernährt hane. Kajin wird bestraft, indem er aus seiner vertrauten Umgebung verbannt wird, von seinem Beruf und auch von seinem Zugang zu Gott. Das menschliche Leben ist der Bibel zu folge heilig. Die bewusste Zerstörung von leben gilt als Ver· brechen gegen Gott selb~t [6}. Jeder ... , d er m ich findet. Diejenigen. die die Bibel wörtlich verstehen, fragen, wo denn alle diese Menschen kcrkamen. Doch Kajio und Hewel sind mythische Figuren, llnd daher konnte der Text sie problemlos in ein anderes Zeitalter versetzen. 15) Niem and wage es. Wenn Gott p'? (/aclre11) sagt, handelt es sich um ein Versprechen. Sieb enfältig. Das bedeutet hier: viele Male.

7 a-a dl ubersetzt, als stünde hier: l;il' 19'?-rns '~~? 1';:r.l : n~;' c:~~ ~ :'l~W ~ "?~ 21 o : ~." ~~" ~ "P~' ~~w o~ ~ri m~ :~ -1?\'1 :"!.~Vi ~, ~~V C/b~ C~PVJ· 1t;~ 28

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Söhne und Töchter. 20AJs alle Lebensjahre )ereds neunhundertzweiUndsechzig waren, starb er. 2lChanoch lebte funfundsechzig Jahre und zeugte Metuschelach. 22Nachdem er den Mctuschelach gezeugt hatte, wandelte Chanoch vor Gott dreihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 23Alle Lebensjahre des Chanoch waren dreihundertundfünfundsechzig. 24Da Chanoch vor Goll wandelte, so war er nicht mehr hier, denn Gott hatte thn zu ~tich genommen. lebte sicbcnundachzig Jahre und zeugte Lemech. er den Lemech gezeugt, lebte Metuschelach noch siebenhundertzweiundachzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter. 27 Als Mctuschclachs Lebensjahre neunhundertneunundsechzig waren, starb er. 28Lcmech lebte zweiundachtzig Jahre und zeugte einen Sohn. 290iesen nannte er Noach, denn: "Dieser wird uns trösten bei unserem Tun und bei der Mühseligkeit unserer Handarbeit auf dem Erdreich, das der Ewige verflucht hat. .. 30Nachdem er Noach gezeugt, lebte Lemech noch fünfhundertfünfundneuntJg Jahre und zeugte Söhne und Töch25Metuschelach

26 Nachdem

19 •-• w 7115; 20 a-a 111 847; 23 a viek Mss w •• ,., (vgl. S.ll.11.31 ); 25 a-a w 67; b fehlt 1n wentgen Mss; 26a·a w 653; 27 a-a w 720; 28 a-a w 53; 29 .a vrelt Mss •u tl c o: 1:·o-.

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Gen 5,1-6,8

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Literarische Auslese

Lemech

Ein Mann

Eheprobleme, die entstanden, weil er zwei Frauen hatte, waren der Auslöser für eine psychische Krankheit, die dieses die Gewalt verherrlichende Lied erklärt, das ihm zugeschrieben wiid. Samuel David Luzatto [16)

Dasselbe Wort m?·n ( to/edot), .,Geschlechtsfolge", wird sowohl bei der Beschreibung der Erschaffung der Welt [Gen 2,4) als auch bei der Erschaffung des einen Mensehen [Gen 5,1] gebraucht. Daraus lernen wir auch, dass ejn Mensch so wertvoll ist wie die gesamte Schöpfung. Midrasch Awot de Rabbi Nathan A 31 [20 J

r-.,..,

Lamechs Nachkommen waren seiner würdig: Sie entwickelten großen Wohlstand und zweifelhafte Lebensund Umgangsformen der Zivilisation. Sie entwickelten die Kriegskunst und stärkten den menschlichen Glauben in seine Selbstgenügsamkeit. Lamech, ihrer aller Vater, wird als die Verkörperung menschlicher Vermessenheit dargestellt. Mordecai M. Kaplan [ 17) r-.,..,

Der wichtigste Vers der Tora Zwei Gelehrte des 2. Jahrhunderts, Rabbi Ak.iwa u nd Ben Azzai, diskutierten darüber, welches der wichtigste Grundsatz der Tora sei. Rabbi Akiwa sagte: Der wichtigste ist Lev 19,18: "Liebe deinen Nächsten, so wie du dich selbst liebst.. (denn was dir selbst verhasst ist, wirst du nicht deinem Nächsten zufügen.) Ben Azzai aber sagte: Der wichtigste Grundsatz ist Gen 5,1: "Dieses ist das Geschlechtsregister der Nachkommen von Adam: Da Gott Adam erschuf, machte er ihn in der Ähnlichkeit Gottes." Talmud Jeruschalmi Nedarim 9,4,41c [18]

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Ben Azzai stellte einen grundlegenden Lehrsatz des Judentums auf, denn in dem zitierten Vers sah er die Grundlage für die menschliche Geschwisterschaft. Hier wird das gesamte Menschengeschlecht auf einen einzigen Vorfahren zurückgeführt, der von dem einen Gott geschaffen wurde. Die Bibel lehrt, dass alle Menschen einen Schöpfer haben - den himmlischen Vater -und einen Vorfahren- den irdischen Vater. Menahem M. Kasher [ 19)

111

Die beriihmten Mämrer Die menschliche Korruption begann zu jener Zeit, und sie begann mit den großen Leuten der Antike, den .,berühmten Männern" (Gen 6,4). Seitdem beginnt der Niedergang einer Gesellschaft mit ihren berühmten Menschen, d.h. mit denen, die Verantwortung und Leitungsfunktionen inne haben. [ 21)

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Bereschit

Gen 5,30-6,4 6,2] Oie göttlichen Menschen . c·:-:'-K~

·:::J (b'r1e lw-elollim). Andere über-

h~ ~r:n n~w b~M! ~ rtS-Ma$ ~":1 '~'# '19~~~; ~~ :M1?~' C'J:P ."~ :"'l~W

31 setzten: .,die Söhne Gottes" 12]. Hurritische, phönizische und griechische lvlythen erzähaz len von Titanen, Übermenschen von großer Statur und Kraft, deren Ursprung man in der Verbindung zwi~chen Göttern und :Mil ...MK'I Ttt .,. f Menschen glaubte. Einer alten Deutung zu folge hat es sich hier um Engel gehandelt, vielleicht um gefallene Engci i3J. Nach einer anderen Sicht i;_i,'j M berichte Gen 6,2 eine Sünde der Engel und :"D.., ~~ rru~-nc c~~~"i")~ w-~-, 2 Ps 82, 1.6.7 bezögen sich auf dieses Ergeignis T A"" 1". J" T T ,Y ./ • V ~ ~ ;T • 4 t • rY T 14]. Cassuto lehnte dies ab, ebenso die fol3 gende Deutung: "Es ist weniger ein Oberrest einer Mythologie als vielmehr eine K\} Antwo rt darauf. Es hande lt sich nicht um C)1 ' ein Fragment: Der biblische Verfasser stellt ein unangenehmes Them01 so k.napp wie ~ möglich dar"ISJ. ter. 31 Als alle Lebensjahre Lemechs siebenhundertundsiebenWieder eine ;mderc Deutemöglichkeit bezieht ,.göttliche Menschen'' auf die Nachundsiebenzig waren, starb er. -l2Noach war fünfhundert Jahre kommen Schets und "Töchter des gemeialt und zeugte Schem, Cham und Jefet. nen Mannes" auf die Nachkommen Kajins 16). 1Als nun das menschliche Geschlecht anfing sich zu vermehren Der Satz wurde auch auf nicht standesauf Erden und ihnen Töchter geboren wurden, 2da sahen die gemäße Ehen bcYogen: Söhne der Aristogöttlichen Menschen die Töchter des gemeinen Mannes, dass kratie heirateten Töchter aus dem gemeisie schön waren, und nahmen sich Frauen, welche sie sich ernen Volk 17]. wähJten. 3Da sprach der Ewige: "Mein Geist wird nicht immer 31 Streiten. Die BeJeutung des hebräiin dem Menschen streiten, weil er doch auch Fleisch ist. Es soll sche n Wortes ist unsicher. Tur Sinai hat: aber die Frist seiner Tage noch sein hundertundzwanzig Jahre." ~bleiben", Zum;: ,.walten". Hund er t un d zwan z ig Jah re wird die ·1Die Riesen waren damals auf der Erde,- so war es auch nachideale Lebenszeit {Mosche wird 120 Jahre her-, weil die göttlichen Menschen zu den Töchtern des gealt werden ), während die zu erwartende ~ Lebensdauer auf siebzig Jahre verkü r Zt wird . .,Unsere Lebenszeit dauert siebzig Jahre" (Ps 90, I 0). Hundertzwanzig ist das Produkt von I x 2 x 3 x 4 x 5 und spiegelt die biblische Vorliebe für Zahlenspekulationen wieder [8] (siehe den Kommentar zu Gen 1,1-2,3 "Der siebte Tag"). Raschi meint, die 120 Jahre stellten eine Art Probezeit dar: "Noch hundertzwanzig Jahre werde ich ihnen Langmut gewähren, und wenn sie n icht zurückkehren, werde ich die Sintflut über sie bringen" [9]. 4] Riesen. Das hebr. c:·'?m (ncfilim) ist ein Lehn wort oder ein Atavismus. Raschi, wie auch viele andere ältere Quellen, setzte nefilim mit der Verbalwurzel 'n~: (n-f-1, fallen) in Zusammenhang: Dies sind die ,.Gefallenen". Die Septuaginta übersetzte mit ,.Riesen". Als die Kundschafter, die Mosche ausgesa'ndt hatte, zurückkehrten, berichteten sie, sie hätten ncfilim in Kanalln gesehen: ,.Wir kamen uns selbst wie Heuschrecken gegen sie vor" (Num 13,33). Nach einer anderen Interpretation waren die .berühmten Männer'' der Urzeit und nicht die nefilim die Folge dieser übernalllrlichcn Ehen 1101.

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Gen 6,4-8

Berescbit 5] Alles Dichten der Gedanken seines Herzens. Das Herz galt als der Sitz der Gedanken und des Bewusstseins. Der Begriff;:;· (Jezer) wurde hier mit ,,Dichten" wiedergegeben, treffender wäre das Wort,, Veranlagung" ( II ] oder n Trieb". 6) Da bereute der Ewige. Die hebräische Wur1el om ( n-c/1-m) kann sowohl ,.etwas bereuen" als auch .,trösten" bedeuten. Ein Wortspiel, das auf Gen 5,29 zurückweist. 7) Bis zum Vieh. Die T1ere werden in die beschlossene Zerstörung einbezogen. gemäß der biblischen Sicht, dass sie um des Menschenwillen existierten. R:1schi erläutert: .,Alles ist um des Menschen willcn erschaffen worden; wenn er 7ugrunde geht, was braucht man jene?" [ l2].

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memen Mannes kamen und diese ihnen gebaren_ Dieses sind die Helden, welche von jeher berühmte Männer waren. s Als der Ewige sah, dass die Bosheit des menschlichen Geschlechtes groß war auf der Erde und alles Dichten der Gedanken seines Herzens nur immer auf das Böse gingen, 6da bereute der Ewige, dass er den Menschen aufErden gemacht hatte, und hatte Verdruss in seinem Herzen. 7Und der Ewige sprach: "Ich will d en Menschen, den ich erschaffen habe, von dem Erdboden vertilgen, ja von Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und Geflügel des Himmels. Denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe." 8Noach aber fand Gnade in den Augen des Ewigen.

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Noach

Gen 6,9-1 1

Die Flut (6,9-8,14) ln vielen verschiedenen Kulturen gibt es Geschichten über eine große Flut. Vermutlich erinnern sie an eine weltweite Katastrophe, die entweder durch einen Vul kanausbruch oder durch einen Meteoriten entstand und zu einem Anstieg der Meeresspiegel auf allen Kontinenten führte. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass um die Zeit des Übergangs von der prähistorischen zur historischen Zeit das Wasser des persischen Golfes den südlichen Teil der mesopotamischen T iefebene überflutet haben könnte. Die biblische Erzählung jedoch ist fern von jener prähistorischen Erinnerung und den Versionen antiker volkstümlicher Legenden. Sie ist hauptsächlich eine Geschichte mit einer Moral. Jhre Themen sind Sünde, Gerechtigkeit und eine neue Chance für den Menschen, mit und nicht gegen den Gottes Willen zu leben.

Viele Einzelheiten teilt die biblische Geschichte mit anderen alto riema)jschen Flutgeschichten: die Arche, den Raben, die Taube. Im Ansatz jedoch gibt es grundlegende Unterschiede. In der Bibel ist es die menschliche Sünde, die die Flut verursacht; im babylonischen Atrachasis-Epos dagegen stören die Lebhaftigkeit und der Lärm der Menschen den Schlaf der Götter und veranlassen sie zu handeln. ln der Bibel wird Noach gerettet, damit mit ihm die menschliche Geschichte neu beginnen kann. Jm Gilgan1ensch-Epos wird der Flutheld in den Unsterblichkeitsstatus versetzt und so aus der menschlichen Geschichte herausgehoben. Am wichtigsten jedoch ist: ln der Tora gibt Gott Gebote als Mittel gegen die menschliche Bosheit, in den übrigen altorientalischen Traditionen fehlt eine solche göttliche Reaktion.

Hier beginnt ein neuer Wochenabschnitt, "Noach". Vorlesungen für Gemeinden, die dem traditionellen Ritus folgen: Noach ("Noach") Gen esis 6,9-11,32 [bzw. 6,9-8,22; 9,1 - 10,20; I 0,21- LI ,32] Für Gemeinden, die den dreijährigen Zyklus benutzen: Taravorlesung 1: Genesis 6,9-7.5 oder Genesis 6,9-7,24 Die Flut Tomvorlesung IT: Genesis 9,1 - 17 oder Genesis 8, 1-9, 17 Nach der Flut Taravorlesung 111: Genesis II, 1-9 oder Genesis I I, 1-32 Bawel und die folgende Zeit Haftara:

Jesaja 54,1-55,5 Gottes Bund mit Israel

:l 6, II ] Gewalttätigkeit. :l';JQ ( chfiiiiiiS) . 1\ndero: überset z.ten: "Gesetz.losigkeit~.

10 a Ei nage Mss. einige Hss von

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ort:n~ ~::t c~r, i'~ ~ r:tS J:tS ~ ;Tp~ 9 -~ c:'~ ~V' r:Tt ~" :r:tri?::u;\-, c~:rn2$ E?~':l ;'-~'( n.-:r ~z:n :.~:1'1$1 Cl)~ C!U 11 9folgendes ist die Geschlechtsfolge des Noach: Noach war ein gerechter, aufrichtiger Mann in seinen Zeiten und wandelte mit Gott. 10Noach zeugte drei Söhne, Sehern, Cham und Jefet. 11 Damals ward die Erde verderbt vor Gott und ward voller Gewalttätigkeit. 12A1s nun Gott die Erde sah und sie verderbt fand, denn alles Fleisch hat-

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Gen 6,12-20

Noach 13] Daher will ich sie verderben. Andere übersetzen: lch werde sie von der Erde vertilgen [ 1}. 14) Gofer-Holz. Andere übersetzen: Zypressenholz. Es ist unklar, welche Baumart das hebräische Wort rzehr.

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Gen 6,20-7,7

Noach

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V. 19

von jedem sollen zwei mit dir hinein kommen zur Erhaltung. 21Nimm dir aber auch von allerlei Speise mit, welche gegessen wird, und sammle solches bei dtr em, damit es dir und ihnen zum Speisen diene." 22.Noach tat diesel> alle~. Wie ihm Gongeboten hatte, so hat er getan.

20 a cm1gc Mss w e etnc 1/s dts Tu~:~, Targ.).,l' '":Y; I a twct Mss w vgl. • e c·:-~"'". 2 J w vgl.e ::·:;;; 3 a w vgl.e + -·-:-, 6 a fchh m e.

1Der Ewige sprach zu Noach: ,,Gehe hinein, du und dein ganzes Haus, in die Arche, denn dtch habe ich gerecht vor mir befunden in dieser Zeit. 2Von allem remen Vieh sollst du dir sieben Paar von jeder Art nehmen, das Mannehen und sein Weibchen, aber von dem Vieh, welches nicht rein ist, sollst du zwei nehmen, das Männchen und sein Weibchen. 3Auch von dem Flügelwerk des Himmels sieben Paar, Männchen und Weibchen, um den Samen davon auf der ganzen Erde zu erhalten. 4 Denn über sieben Tage lasse ich auf die Erde regnen, vierzig Tage und vierzig Nächte, und vertilge alles Wesen, welches ich gemacht habe, von dem Erdboden hinweg." 5Noach tat alles, wie ihm der Ewige geboten. 6Noach war sechshundert Jahre alt, als d as Wasser der Sintflut auf die Erde kam. 7 Da gingen Noach, set ne Söhne, seine Frau und seiner Söhne Frauen in die Arche vor dem Gewässer der Sintflut. svon reinem Vieh, sowohl als von dem Vieh,

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Gen 6,9-8,14

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Kommentar

Der Tora zufolge starb Metuschelach kurz vor der Flut, I Zeit der vorsintdie war und abgesehen von Noach flutlichen Menschen abgelaufen. Die Flut beschließt damit die erste Epoche der Geschichte der Menschen nach Eden. Die Tora stellt diesen Zeitabschnitt als eine Zeit des Niedergangs dar: Der Charakter der Menschen war hoffnungslos verdorben. Was war das gewaltige Böse, das Gottes Urteil hervorgerufen hatte? Die Bibel bestimmt es nicht genauer, als dass sie es 0'"'1,1 ( chamas) nennt. Aber Gewalt (oder Gesetzlosigkeit) ist das Zeichen einer kranken Gesellschaft, nicht ihre Ursache. Der Midrasch erwägt, es sei der grenzenlose Überfluss gewesen, der die Menschen verderbt werden ließ, dass der Wohlstand ihnen die Muße erlaubte, neue Reize zu entdecken und sexuelle Abwege zu gehen. Mit dem materiellen Wohlstand entstand eine überhebliche Einstellung Gott gegenüber [4), von dem man glaubte, er sei unfähig, Gebet zu hören und einen moralischen Standard zu garantieren.2 In der christlichen Tradition deuten Noach und seine Generation auf das Ende der Zeit hin. Nur dje, die im Glauben Zufl ucht suchen, würden dem Urteil entgehen [6]. Jn ähnlicher Weise symbolisiere das Wasser der Taufe das Heil, das durch Noach und seine Familie gebracht worden sei 17) -

Die Generation der Flut

Die Bibel sagt, Gott habe Noach und seine Familie erwählt, um sie vor der Flut zu retten, denn er sei "untadelig in seinen Zeiten" gewesen. Im Talmud ist eine Diskussion über diesen Vers überliefert: Rabbi Jod1anan sagte: "Nur unter seinen Zeitgenossen [galt er als untadelig], nicht aber in einem ande-

Noach

ren Zeitalter." Resch Lalusch sagte dagegen: ,.Selbst unter seinen Zeitgenossen, und um so mehr in einem anderen Zeitalter" [8). In Rabbi Jochanans Sicht stach Noach nur hervor, weil ihn derartig viel Bosheit umgab, so dass "in seinen Zeiten" ein zweifelhaftes Kompliment ist. Nach der Meinung von Resch Lakisch wird Noach besondere Ehre zuteil, denn nichts ist schwieriger, als ehrlich, friedsam und liebevoll zu sein, wenn Betrug, Gewalt und Hass die allgemein gültigen Normen der Gesellschaft sind. Man kann nicht ausfindig machen, welche Deutung der Texl beabsichtigt hat. Doch Resch Lakischs Sicht von Noach als einem Nonkonformisten, der sich gegen das Wertesystem seiner eigenen Zeit stellte, scheint überzeugender durch die Jahrhunderte hindurch zu sprechen.3

Zwei Fragen zum Gottesbild a) Wie ka1111 ein Naturereignis als göttliche Strafe verstanden werden? Die Menschen der biblischen Zeit sahen Gott in der Flut am Werk, so wie sie Gott auch hinter allen anderen Naturerscheinungen erkan nten. So nahm man für die Flut eine Dauer von 364 Tagen an, um anzudeuten, dass der Naturkreislauf selbst unterbrochen war, bis Himmel und Erde ein Jahr später wieder im Lot waren. Obwohl es zwar immer noch Menschen gibt, die jeden Blitz für eine Warnung halten und jede Naturkatastrophe als eine göttliche Strafe deuten, glauben doch heute die meisten nkht mehr an einen Gott, der die Naturgewalten um des Menschen willen bändigt oder freilässt. Ihrer Meinung nach liegt die Bedeutung der Noachgeschichte in dem hier im Vordergrund stehenden moralischen Urteil Gottes.

1

Traditionelle Quellen betonen, dass es kein Zufall ist, dass Gott die Flut wnickhieh bis die Traueruit für M~tuschelach zu Ende war • [3). · Es gab auch die Tradition. die Haupbünde der Generation vor der Flut h3be darin bestanden, dass sie sich geweigert hätten. Kinder zu 1.eugen bzw. zu empfang~n. Sogar Noach lehnte es u~prunglkh ab,

11 7

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1

zu heiraten und Kinder zu haben -beachte, dass sein erstes Kind e~t geboren wurde, als er 500 Jahre alt war. Denn auch er dachte: ,, Warum soll ich Nachkommen in eine Weh setzen, die ohnehin r.erstört werden wird1" 15). Resch Lakisch könnte semeDeutungauf Ez 14,14 gestutzt haben. wu Noach, Daniel und l1ob als wahrhaft gerecht erscheinen.

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Gen 7,8-16 II ] Im zweiten Monat. Vermutlich im

Herbst, wenn die Regenzeit im Nahen Osten beginnt.

Noach

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Gen 6,9-8,14

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Kommentar

Betrachtet man d1e Geschichte als eme HomiJJe über die Folgen menschlichelf Verderbtheit und Gewalt, so sind wir selbst Zeugen dafür, dass diese Dinge das göttliche Gericht bewirken. Wir erleben es in den sozialen und moralischen Lebensbedingungen drr Menschen oder im Zustand unserer Umwelt, zum Beispiel der Versehrnutzung der Atmosphäre und des Wassers oder unsere Zerstörung des ökologischen Gleichgewichts [9]. Gott bürgt für das Leben und seine Gesetzmäßigkeilen. Ein Verstoß gegen sie ist ein Verstoß gegen Gott und kann :.chreckliche und unvorhergesehene Folgen haben. 4

b) Wie ist der Satz ,.Endlich dachte Gott" (Gen 8,1) zu verstehen? Der Ausdruck 1:n:.1 ( wa..jiskor) mit Bezug auf Gott ist in der Bibel häufig belegt und drückt im Wesentlichen den Glauben an eine moralische Kontinuität aus. Was gestern geschah, ist nicht vergessen. Es bleibt in der göttlichen Erinnerung und beeinflusst Gottes Urteil in der Zukunft. Das Erinnern macht Gottes Gericht möglich, selbst unter Menschen kann es keine ethische Gegenwart geben ohne ein ethisches Gedächtnis. In vieJen jüdischen und christlichen Gebeten wird Gott darum gebeten, sich zu erinnern. Das jüdische Gebet zum Gedenken an einen verstorbenen Menschen beginnt mit den Worten ~·mR !:;)!' (jiskorelohim ,.Möge Gott gedenken").

1

Die Weisen zollten der Beziehung zwischen der SOnde der Menschen und der Vernichtung dt>rTiel"e besondere Aufmerksamkeit (10).

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Die Flutgeschichte stellt ein besonders der Flutgeschichte eindrückliches Beispiel für die Verschmelzung zwei er Traditionen innerhalb der Tora dar. Gelegentlich sind die verschiedenen Quellen deutlich sichtbar, zum Beispiel in den ersten beiden Kapiteln der Genesis und in der Verwandtschaft der Abstammungslinien von Kajin und Schet. An anderen Stellen, so wie hier, sind beide Tradition eng ineinander verwoben, so dass sie auf den ersten Blick wie cine Einheit wirken. Die folgenden Auszüge werden zeigen, wie die beiden Quellen, d ie normalerweise J und P zugeschrieben werden, die Grundinhalte der Geschichte erzählt haben könnten. Der "jahwistischen Tradition" (J) werden in der Regel die Verse 6,5-6; 7,1-4.10.12; 8,8-12; 20-22 zugeschrieben, der "priesterschriftlichen Tradition" (P) die Verse 6, 12-13.14.20.7,11.24; 8,3.7.13.1819; 9,1-17. Man achte einmal darauf, wie J Gottes Gefühle beschreibt, während P lediglich Gottes Beschlüsse berichtet. Die Bibelwissenschaftler sind sich in Detailfragen uneinig, die Ewähnung des Rabens zum Beispiel wird in der Regel J zugeschrieben. Daneben gibt es allerdings diejenigen, die grundsätzlich bestreiten, dass der Text auf diese Weise verstanden werden kann.

Die zwei biblischen Quellen

| GUETERSLOH | Plaut | Tora 1 - Genesis, Bereschit Page 353

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Noach

Gen 7,17-24

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war die Sintflut vierzig Tage auf der Erde, die Wasser vermehrten sich, hoben die Arche empor, so dass sie hoch über der Erde wegging. 18Das Gewässer verstärkte sich und nahm immer zu auf Erden, so dass die Arche auf dem Wasser fort ging. 19End1ich verstärkte sich das Gew'.isser so sehr auf Erden, dass alle hohen Berge beded..'1 wurden, welche unter dem ganzen Himmel sind. 2°Fünfzehn Ellen hoch darüber erhob sich das Gewässer, und die Berge wurden bedeckt. 2l Da verging alles Fleisch, das auf der Erden sich regt, Geflügel, Vieh und Tier und alles Gewürm, das auf der Erden kriecht, und das ganze menschliche Geschlecht. 22AJles, was in seiner Nase den Odem des Lebenshauchs hat, von allem, welches auf dem Trockenen lebt, kam um. 23Also vertilgte die Oberschwemmuns alles Wesen, welches auf dem Erdboden lebt, vom Menschen bis Vieh, bis Gewürm und Geflügel des Himmels. Al les wurde von der Erde vertilgt. Noach allein blieb übrig und was mit ihm in der Arche war. 24So hoch stand das Gewässer über der Erde, hundert und fünfzig Tage.

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1 Endlich dachte Gott an Noacb und an alles Tier und an alles Vieh, welches mit ihm in der Arche war, und führte einen Wind über die Erde, davon das Gewässer sich legte. 2Die Quellen der Tiefe und die Schleusen des Himmels wurden verschlossen, und der Regen vom Himmel hörte a uf. 3Die Wasser verliefen skh von der Erde weg, immer mehr und mehr, und hatten nach hundertundfünfzig Tagen so abgenommen, 4dass die Arche im siebten Monat am siebzehnten Tag des Monats auf dem Gebirge Ararat ruhte. 5 Die Wasser fuhren fort, abzunehmen, bis zum zehnten Monat. Am ersten Tage des zehnten Monats wurden die Spitzen der Berge sichtbar. 6Als vierzig Tage zu Ende waren, öffnete Noach das Fenster der Arche, welches er gemacht hatte, 7 und schickte den Raben aus. Dieser ging hinaus und kam zurück, bis die Wasser von der Erde austrockneten. 8Da schickte er auch d ie Taube aus, um zu sehen, ob die Wasser gefallen waren auf dem Erdboden. 9Die Taube fand aber keine Ruhestätte für ihren Fußballen und kehrte zu ihm in die Arche zurück. Denn noch war Wasser auf der ganzen Erde. Er streckte seine Hand aus, nahm sie und brachte sie zu sich in die Arche. IOHierauf wartete er noch weitere sieben Tage und schickte abermals die Taube aus der Arche. 11 Als die Taube zur Abendzeit zurück

8

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| GUETERSLOH | Plaut | Tora 1 - Genesis, Bereschit Page 350

Gen 6,9-8, 14

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Literarische Auslese

Zwei altoriellta/ische Flutgeschiehteil

[Nicht vergingen 12)00 Jahre. [da wurde das Land immer weiter,) der Menschen wurden immer mehr. Das Land lärmt [wie Stiere); durch [ihr lautes Tun] geriet der Gott in Unruhe. [EnliJ hörtel nun ihr Geschrei; [er sprach] zu den großen Göttern: InZu lästig wurde mir l das Geschrei der Menschen; [infolge ihres lauten Tuns] entbehre ich den Schlaf. Aus dem Atrachasis-Epos [ 11]

Wie nun der siebente Tag herbeikam, Ließ ich eine Taube hinaus; Die Taube machte sich fort- und kam w1eder: Kein Ruheplatz fiel ihr ins Auge, da kehrte sie um. Eine Schwalbe ließ ich hinaus; Die Schwalbe machte sich fort- und kam wieder: Kein Ruheplatz fiel ihr ins Auge, da kehrte sie um. Einen Raben ließ ich hinaus; Auch der Rabe machte sich fort; da er sah, wie das Wasser sich verlief, Fraß er, scharrte, hob den Schwanz und kehrte nicht um. Aus dem GiJgamesch-Epos l I 2)

Drei Parnilelen z11 Noach

I Die folgenden drei Quellen thematisieren das Verhältnis des Protagonisten der Flutgeschichte zu seinen Zeitgenossen. Zwischen diesen Quellen liegt jeweils ein Zeitabstand von fast 2000 Jahren. Das GilgameschEpos könnte eine ältere Tradition über einen Streit

zwischen Enlik und Ea (Enlu) widerspiegeln. Der Koran folgt deutlich der Tradition des M idrasch. J " ... Mann von Schuruppak 1, Sohn Vbara-Tutus!2 Reiß ab das Haus, erbau ein Schiff, Laß fahren Reichtwn, dem Leben jag nach! Besitz gib auf, dafür erhalt das Leben! Heb hinein allerlei beseelten Samen ins Schift~ Das Schiff, welches du erbauen sollstDessen Maße soUen abgemessen sein, Gleichgemessen seien ihm Breite und Länge Du sollst es wie das Apsu3 bedachen."' Da ich's verstanden, sprach ich zu Ea4, meinem Herrn: "Das Geheiß, Herr, das du mir gegeben, Ich achte wohl darauf und werde danach tun. Wie antwort ich aber der Stadt, der Bürgerschaft und den Ältesten?'· Ea tat zum Reden den Mund auf Und sprach zu mir, seinem Knecht: "Du Mann, zu ihnen sollst also du reden: Mir scheint, daß Enlil nichts mehr von mir wissen will; Da darf ich in eurer Stadt nicht mehr wohnen, Darf auf Enlils Boden meine Füße nimmer setzen. So will ich steigen hinab zum Apsu. Dann wohn ich bei meinem Herren Ea.... " Aus dem Gilgamesch-Epos f l3]

"'-' Warum befahl der Heilige- Er sei gepriesen!- Noach, eine Arche zu bauen? Damit seine Mitmenschen ihn bei der Arbeit sehen konnten und sie dies zur Umkehr veranlasst. So dachte es Gott. Doch sie schenkten Noachs Arbeit keine Aufmerksamkeit. Midrasch [ 14)

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.il~ 1: ~N~am~ee~in_r_r~St-ad~t~in~s~-u-m-~-.-------------------------.~~-(-sie_h_e-Ab-b-.)-i~-td_cr_G_o_t-td_ö_S_ü_ß~--,-~-~-(-Ap-,u-)--.~~~~~ I

Name des Konigs von Schuruppak. Apsü ist nach bdbyloni5CherVoTStellungein gewaltiges Bch3ltni5 unter ~er E~e. au~ dem .illes Süßwasser in die \Velt rinnt, modern gesagt 1st A:.-,>u der Grundwasserspiegel.

123

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| GUETERSLOH | Plaut | Tora 1 - Genesis, Bereschit Page 349

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Noach

Gen 8,11-14

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a einige J/ss von 4l ergänzen: Kai i:'m ltll 'K1; 7 a einige Mss w ·.,1.

9,2

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Gen 8,22-9,7

Noach

ge töten, wie· ich getan habe. 22Solange die Erde sein wird, sollen Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht mehr aufhören." 'Gon segnete Noach und seine Söhne und sprach zu ihnen: "Seid fruchtbar. mehret euch und füllet die Erde. 2Eure Furcht und euer Schrecken soll auf alle Tiere des Landes und auf alles Geflügel des Himmels kommen. Alles, was auf Erden sich bewegt, und alle Fische des Meeres sind in eure Gewalt gegeben. 3 Was sich bewegt lUnd lebendig ist, soll für euch sein zum Essen, wie grüne Kräuter habe ich euch alles gegeben. 4 Jedoch Fleisch, worin das ti1!rische Leben, nämlich das Blut ist, sollt ih r nicht essen. 5Auch werde ich euer Blut, woran euer Leben hängt, fordern. Von dt~r Hand alles Lebendigen will ich es fordern. Und von der Hand des Menschen will ich das Leben eines Menschen, von der H and eines jeden Bruders desselben fo rdern. 6Wer MenschenblJUt vergießt, dessen Blut soll durch Menschen wieder vergossen werden, denn im Ebenbilde Gottes hat er den Menschen gemacht. 7Ihr aber seid fruchtbar und mehrt euch. Pflanzt euch auf der Erde fort und werdet immer mehr auf derselben." 8Gott sprach zu Noach und zu seinen Söhnen wie folgt: 9.,Mei-

9

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Gen 8) 15-9,29

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Kommentar

Auch vor der Sina i-Offen barung gab es gewisse Gebote, die den Rabbinen zufolge für alle Menschen verbindlich sind. Dieser Auffassung nach gelten alle Bestimmungen der Tora nur für das jüdische Volk, während alle anderen Menschen nur eine Anzahl grundlegender Regelungen beachten müssten, die das menschliehe Zusammenleben ermöglichen. Diese Gebote werden "die noachidischen Gebote" genannt. Man geht davon aus, dass sie den Kindern Noachs galten und deshalb für die gesamte Menschheit verpflichtend seien, denn mit Noachs Kindern ,_,ward die ganze Erde besetzt" (Gen 9, 19) [10]. Durch die Auslegung von Gen 2, 16 gewannen die Rabbinen sechs solcher grundlegenden Gebote: das Verbot des Götzendienstes, das Verbot der Gotteslästerung, das Gebot, Gerichtshöfe zu errichten, das Verbot zu töten, das Verbot, die Ehe zu brechen und das Verbot des Raubs.3 Ein siebtes Gebot, dass die Menschen kein Fleisch lebender Tiere essen dürften, kam nach der Flut hinzu (Gen 9,4). Die rabbinischen Listen sind unterschjedlich [12], doch das grundlegende Konzept bleibt stets dasselbe: Jeder Mensch ist dazu in der Lage und verpflichtet, ein Minimum an religiösen und rechtlichen Regeln zu beachten. 4 Als Folge dieser Bestimmung unterscheidet die jüdische Tradition zwischen drei Typoi von Heiden: Dem Noclzri (Akkum), der die noachidischen Gebote nicht hält, dem Ben Noach, der sie beachtet und dem Ger Toschaw, der öffentlich vor einem Gerichtshof erklärt hat, dass er die sieben Gebote einhalten werde. Dem letzteren wurde das Vorrecht eingeräumt, als Fremder

im Heiligen Land wohnen zu dürfen. "Anders als das Christentum spricht das Judentum den Außenstehenden das Heil nicht ab, denn nach dem jüdischen Gesetz werden alle Nicht-Juden, die die noachidischen Gebote beachten, am Heil und am Löhn in der kommenden Welt Anteil haben" [14]. Da diese Gebote jedoch bereits Adam bekannt waren, warum wurden sie nach Noach, nicht nach Adam benannt? ,,Die Antwort ist, dass alle Gebote in einem Bund verwurzelt sein müssen, und vor Noach gab es keinen Bundesschluss. Die Beachtung der ethischen Gebote bedeutet eine rechtliche Beziehung" [15]. Gottes Bund mit Noach schuf die Rahmenbedingungen, innerhalb derer es möglich wurde, von Geboten zu sprechen.

' Die Tats."lchedes Gebots (in Gen2, 16)an Adam (dh. an die Menschheit) wird herangezogen, um zu beweisen, dass alle Menschen eine Vorstellung von Gott haben können und es ihnen deshalb verboten ist, übe.r Gott zu lästern oder anderen Göttern zu dienen. Da.• Wort ,.Gebot" wird als Begründung tl.ir die Rechtsprechung herangezogen und bedeutet dann, dass jede Gesellschaft verpflichtet ist, Gerichtshöfe einzurichten. Auf diese homiletische Weise werden auch die drei weiteren grundlegenden Verbote abgeleitet f II ].

' Diese rabbinische Tradition 5piegeltsicb auch im Ncuen Testamcm wider. Der bekrumtestc Beleg ist das Ergebnis desApo5telkonzils über die Position der Heiden in den urchristlichen Gemeinden. Von den Heiden wird dort gcft>rdert, sie sollten sich von der Verunreinigung durc.h Götzendienst, dem Genuss von Blut sowie von Fleisch fremdartiger Tiere und von Unzucht fernhalten 113].

ie ,.noachidischen Gebote"

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Einige Bibelstellen in diesem Abschnitt dienten zur Begründung oder als Beweis für bestimmte Festlegungen der späteren jüdischen Gesetzgebung. Das Verbot des Blutgenusses gründet sich auf"Jedoch Fleisch, worin das tierische Leben, nämlich das Blut ist, sollt ihr nicht essen" (Gen 9,4). Während es sich ursprünglich auf die Gliedmaßen eines lebenden Tieres bezog ('Oi} ]Q ~~~), begründete es darüber hinaus zahlreiche jüdische Nahrungs - und Schlachtwzgsbestimrnrmgen [ 16]. Das Verbot der Sell1stverletzwzg wzd des Selbstmordes gründet sich auf"Auch werde ich euer Blut, woran euer Leben hängt, fordern" (Gen 9,5) [17]. Man muss sid1 vor Augen halten, dass in der biblischen Zeit

Quellen jüdischer Gesetzgebung

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Gen 9,8-17

Noach

91 Einen Bund. Colt crfulh nun die Verheißung, die er vor der Flut gemacht halle (6, 18). Der Begnff r·;::~ (berit) ward oft an Verbindung mal dem Verb r-: ( k - r- r ), "schneidl'n.. ve rwendet. ,.E:.incn Bund schneiden~ asl cm adiomatischer Ausd ruck fur .,eanen Bund ~chließen" (Siehe Gen 15,10) 18) Sehern. Der Vorfahr aller Semiten.

f'pltrmm Mi>s c~ n~v ~

29

\o;;\.'J t~"; ':>"~: V. 29

Cham und Jefet. Cham war der Vater Kenaans. 19 Dieses sind drei Söhne Noachs, und von ihnen ward die ganze Erde besetzt. :!ONoach beackerte das Erdreich und war der erste, der einen Weinberg pflanzte. 21 Als er von dem Wein trank, ward er beLrunken und deckte sich auf in seinem Zelt. 22Cham, der Vater Kenaans, sah die Scham seines Vaters und sagte es seinen beiden Brüdern draußen. Boa nahm Sehern und Jefet ein Gewand, legten es auf ihre Schultern, gingen rückJings und bedeckten ihres Vaters Scham, ihr Gesicht aber war rückwärts gekehrt, so dass sie ihres Vaters Scham nicht sahen. 2 4Ais Noach von seinem Wein erwachte, erfuhr er, was ihm sein jüngster Sohn getan hatte. 25Und sprach: "Verflucht sei Kenaan! Ein Knecht wie alle Knechte sei er seinen Brüdern." 21'iUnd sprach weiter: "Gelobt sei der Ewige, Gott des Schem, und Kenaan sei ihr Knecht! 27Gott breite Jefet aus. Er wohne in den Hütten Schems, und Kenaan sei ihr Knecht!" 28Noach lebte nach der Sintflut dreihundertundfünfzig Jahre. 29Als alle Lebensjahre Noachs neunhundertundfünfzig waren, da starb er. 18 a Rabbinerbibel\524/5 (Bombergiana): '•1. 22 a Cl+ .-a·l l:~EÄ.qlrov (hebr.: I(Jn); 28a ca. 215 Mss, w. (vgl. 6l s), Codex Leningradensis und Bombergiana: ;';1'1.

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Literarische Auslese

Gen 8,15-9,29 Die jleischesset1de Menschheit

Noachs Wasser

Als Gott die Überlebeoden der Flut begutachtete, stellte er fest, dass die Menschen geblieben waren, was sie stets waren:"böse von Jugend auf' (Gen 8,21). Die vorsintflutlichen Menschen waren habgierig und gewalttätig, und die nachsintflutliehen Menschen sind dies immer noch. Die Erlaubnis, Fleisch zu essen, ist daher ein Zugeständnis Gottes an die menschliche Lebenswirklichkeit

Wie Noachs Wasser ist mir dies, wo ich geschworen, daß nicht mehr die Wasser Noachs fluten auf der Erde. So schwöre ich, dir nimmermehr zu zürnen noch dich zu schelten. Denn mögen Berge weichen und Höhen wanken, mein Treuvertrag weicht nicht von dir, und meines Heils Bündnis wankt nicht, spricht dein Erbarmer, der Ewige. (Jesaja 54,9-10) [Wird traditionell als Prophetenlesung (Haftara) gelesen, wenn die Noachgeschichte als Wochenabschnitt (Sidra) vorgesehen ist_]

NoacJJs Trunkenheit Der Heilige- Er sei gepriesen! -sprach zu Noach: "Du solltest durch Adam, den Urmenschen, gewarnt sein, denn sein Verderben wurde allein durch den Wein herbeigeftihrt. 1 ... Es wird nämlich gelehrt: Der Baum, von welchem Adam der Urmensch gegessen hatte, war . .. ein Weinstock, denn es gibt nichts, was über den Menschen so sehr Wehklage bringt, wie der Wein. Talmud [2 1] ~

Die Geschichte über Noabs Trunkenheit bringt das gesunde Erschrecken zum Ausdruck, dass die antike semitische Moral vor den lasterhaften Gewohnheiten hatte, die durch die Zivilisation genährt wurden, und deren hervorstechendes Merkmal die Erheiterung durch den Wein und sein Missbrauch waren. Tohn Skinner [221

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Ei11e neue Schöpfung In vielerlei Hinsicht ähnelt Noach dem Adam. Seide sind die Vorfahren der folgenden Generationen. Vergleiche zum Beispiel Gen 1,27 mit 9,6 (Schöpfung als Ebenbild Gottes), 1,28 mit 9,1-2 (das Gebot, fruchtbaT zu sein und über die Schöpfung zu herrschen), 3,17 mit 8,22 (Noach wird von dem Fluch über Adam befreit).

Demiitigtmg Die Tora verurteilt das Vergießen "des Bluts des Menschen im Menschen" (eine wörtliche Übersetzung von 9,6; zur halachischen Anwendung siehe oben) . Gott fordert Strafe auch von dem Menschen, der seinen Mitmenschen öffentlich demütigt, dessen Blut "vergossen wird", weil er veranlasst wurde, in Scham zu erröten. Chafetz Chajim [23]

Noah beschneidet eirtt rt Wt>irtstock. Fragmtrtt nus dem Tirelblatl :11 Bcresdoi1 du "Sc/tocken-Bibtl• ISilddeuiSdtland,frühes I'L Jh, d.Z.

' Eine der Theorien darüber, welche Fruch t Adam Im Garten Eden gegessen habe, ist: Es waren Weintrauben. Siehe dazu oben die Lite-

133

rari~che Au~lese zu

Gen 2.25-3.24 ~Die Frucht".

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Gen 10,1-7

Noach

Die Völker (10,1-32) Das zehnte Kapitel ist ein Überblick über die Völker, cüe in b iblischer Zeit bekannt waren. Es gehört zu den letzten Absch nitten des Buches, die innerhalb e ines universalen Rahmens erzählt werden. Danach richtet sich die Aufmerksamkeit auf das Hauptthema: Die

Entstehung einer Familie und des Volkes, das von dieser Familie abstammt. Diese sogenannte "Völkertafel" ist deshalb mehr als nu r eine Liste von Nam en. Sie bildet den Hintergrund für die Geschichten, die ihr folgen werden.

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10,2) Gomer. Vermullich die IGmmerer. Magog. Das Land von Gog (Ez 38,2; 39,6), in Armenieo. 2 3) Aschkenas. Ve rmutlich die Skythen. : : Im mittelaherliehen Hebräisch wurde die' " ...J-..! b • r.l, ser Name auf Deutschland bewgen, und jü- C;l\j ~~ ,.,..,~~ I I f'Y~ : C'n'T! C'~ ~t:r\ :"1 dische Menschen aus Zentral- und Osts europa heißen Aschke nn im, im Unterschied zu denen, die spanischen und ori- ,,~~!;)' K~ ~'-~' :~~~~ to,~, O:J~' 7 entalischen Ursprungs sind und die man Sephardim nenn t. 4) Tacschlscb. Am bekanntesten als der t Dieses ist die Gebu rtsfolge der Kinder Noachs: Sehern, C ham Ort, zu dem )ona zu fliehen versucht. Nor· und Jefet. Es wurden ihnen nämlich Kinder geboren nach der malerweise wird er mit Tartessos in Spani· Sintflut. 2Die Söhne des }efet sind: Gomer, Magog, Madal, Jawan, en gleichgesetzt. Da aber Spanien außerhalb Tuba!, Meschech und Tiras. 30ie Söhne des Gomer sind: des geographischen Rahmens liegt, der in Aschkenas, Rifat und Togarma. 4 Die Söhne des Jawan sind: Gen 10 beschrieben wird, wird es sich auf Elischa, Tarschisch, Kitim und Dodanim . svon ihnen haben sich einen anderen Ort beziehen, vielleicht Tardie besonderen Völkerschaften in verschiedenen Ländern absus in Kilikien in Kleinasien. Dodanim. ln geteilt, jede nach ihrer Sprache, in verschiedenen GeschlechI. Chron 1,7 und der Septuaginta wird der Name als Rodanim widcrgegcben. möglitern und Völkerschaften. 6 Die Söhne des C ham sind: Kusch, cherweise bezit>ht er sich auf Menschen von Rhodos.- Andere lesen Dordanim, die von Dardania bei Troja stammten (1]. 5] Von ihnen haben sich die besonderen Völkerschaften [dies sind die Nachkommen )cfets] in verschiedenen Ländern abgeteilt, jede nach ihrer Sprache, in verschiedenen Geschlechtern und Völkerschaften. Der in Klammern gesetzte Satz wurde vermutlich durch einen Schreibfehler ausgelassen. 6] Kusch. Entweder Älhiopien oder Midian (nördlich des Golfs von Akaba). In anderen Zusammenhiingen ka nn der Name sich auf die Kassiten beziehen, ein Volk, doss vom 16. · 12. Jh. v.d.Z. in Babyton herrschte und sich dann in das Hochland östlich des Tigris zurückzog. Dass Kusch sich auf Midian beziehen könn· te, legten Ex 2, 16.21 ff und Num 12,1 nahe (21. ebenso auch die ägpytischen Ächtungstexte, die Kusch südlich des Toten Meeres lokalisieren. Mizcaj im. Ägypten. Kenaan. Seine Plazierung als Nachfahre Chams lässt an eine Epoche denken, in der sich die ägyptische Herrschaft nach Asien, Kanaan und darüber hinaus erstreckte, bevor die Invasion der Seevölker (der )aphctiten Ende des 2. Jahrtausends v.d.Z.) der ägypti~chen Herrschaft über Asien ein endgültiges Ende bereitete.

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134

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Gen 10,1-32

9-MAY-16

Kommentar

Das geographische Gebiet der biblischen Darstellung reicht vom Kaukasusgebirge im Norden bis nach Äthiopien im Süden, vom Ägäischen Meer im Westen bis zum Hochland von Iran im Osten. Im weitesten Sinn bezieht sich Jefet auf die Völker im Norden und dem westlichen Rand des fruchtbaren Halbmonds und umschließt die Meder, Zyprioten, die Skythen und dje Ionier. Die Nachkommen Chams wohnten in der Gegend des Roten Meeres und umfassten die Äthiopier, Ägypter und Kanaanäer. Die Nachkommen Schems lebten im Herzen des fruchtbaren Halbmond und zu ihnen gehörten die Araber, Aramäer und die Assyrer.

Die Völkertafel

Dieses Kapitel ist eine Kombination zweier ursprünglich eigenständiger Tradilionen. D ie ältere (Gen 10,819; 21,22-30) beschäftigte sid1 vorrangigmit Stämmen und Familien, die jüngere betonte den Begriff ..\) (goj), "Volk", und war in erster Linie eine Übersicht über Völker und Sprachen (wie z.ß. in den Versen 5, 20, 31, 32). Die "Völkertafel" hat eine beachtliche Weite, trotz der politischen und sozialen Unruhen unter den damaligen Völkern [6]. Sie ist in einerunmythologischen Art und Weise verfasst, sehr verschieden von einer vergleichbaren sumerischen Liste, die feststellt: "Als das Königtum vom Himmel kam, kam das Königtum nach Eridu" [7]. Es ist wichtig, dass man die biblische Liste nicht nur als ethnographische Information liest. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil der Geschichte von Gottes Verheißung an Noach. Sie beschreibt die Völker der Erde in einer Beziehung zu dieser Verheißung als eine einheitliche Menschheit. Das unausgesprochene Thema des Textes ist die Einheit der Menschen innerhalb ihrer offenkundigen Verschiedenheit. ln dieser Liste findet man keinen Hinweis auf "Rasse'' oder Hauptfarbe. Das heißt nicht, dass die Bibel ohne Vorurteile oder Bevorteilungen sei (siehe den Kommentar zu Gen 8,15-9,29 ,,Die noachidische.n Gebote"). Sie spiegelt gelegentlich gewisse politische Feindseligkeiten wider oder verurteilt wiederholt verschiedene Nationen aufgrund ihrer unmoralischen oder götzendienerischeil Praktiken, aber sie ist völlig

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fern von jeglichem rassistischen ÜberlegenheitsgefühL Der objektive Charakter dieses Kapitels ist kennzeichend für die biblische Sichtweise der Struktur der Menschheit. Israel wird in dieser Aufzählung nicht erwähnt, und der Text ist in seinen Aussagen über die Ursprunge des Volkes, dem sich die Darstellung der Bibel widmet, sehr zurückhaltend. Israels Anfänge liegen (wie die Geschichten von Eden und von Noach) außerhalb des Gebiets von Israel, und so wie in seinem Gebiet keine Ursprünge festzumachen sind, so auch keiner unter den frühen Vorfahren. Israels Ursprünge werden als völlig verschieden von denen der anderen Völker angesehen. Nur durch seinen Bund mit Gott konnte Israel ein bestimmtes Geschick zugeteilt werden. Obwohl Sehern der älteste der Söhne Noachs war, ist er in der Völkertafel als der letzte erwähnt. t Iöchstwahrscheinlich deshalb, weil seine Abstammungsliste auf das vermeintliche Ziel der Bibel hinführtund nach der kurzen Unterbrechung durch die Geschichte vom Turmbau zu Bawel (Gen 11, I0) zu einer genauen Abstammungslinie Schems hinleitet, das heißt der Vorfahren Awrahams.

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Gen 10,8-15 8] Nimrod. Der kurze Hinweis auf Nimrod ist vermutlich ein Fragment eines längeren Epos, das zu seiner Zeit gut bekannt war und von Tukulli Ninurta I. handelt, der ca. 1244- 1208 in Assyrien herrschte und sowohl über Babylonaen ab auch über As· syrienregierte (was V. 10 nahelegt) (3). 9) D urch die Jagd . Oie Jagd war im alten Israel bekannt (siehe Lev. 17,13), spielte aber offensichtlich nur eine geringe Rolle in seiner überwiegend agrarischen Gesellschaft. In späteren Jahrhunderten wurde die Jagd im Judentum als grausam bewertet u nd galt deshalb als unzivilisierte Sportart. ,.Derjenige. der jagt und wie d ie Heiden mi t Hunden spielt, wird keinen An teil an der kommenden Welt haben" [4]. GewaJtiger Herr. Andere: ..ein Held". 10] Und Chalne. Vermutlich ein Beispiel für eine falsche Vokalisation. Oie hebräische Original-Handschrift wurde ohne Vokalzeichen geschrieben, sie kamen erst Ober tausend Jahre später hinzu. Wenn man statt ;'!J?;>, (we-chalrrc) :il'f::>) ( we-clwlana), "sie alle", liest, hieße der Satz: .. Der Anfang seines Reiches war Bawel und Erech, Akkad und sie alle im Land Sdun'ar" (vgL Gen 42,36, wo ii1'P belegt ist) (5). Schin' ar. Der biblische Name für das Gebiet von ßabylonien und besonders für

Sumer.

Noach

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cri(l?;r~ c"f,~~-n~ : c~M~~-n~~ c"~:f?·n~ 14 ~;~ o : c"":'Z,f?;l·n~ C"~Vh~ c~ ~~~: .,~~ ,~ Mizraj im, Put u nd Kenaan. 7Die Söhne des Kusch: Sewa, Ch awila, Sawta, Rama u nd Sawlecha. Die Söh ne des Ra ma: Schewa und Dedan. 8Kusch zeugte Nim rod. Dieser fi ng an, etn gewaltiger Herr auf der Erde zu werden. 9Er ward nämlich durch d ie Jagd ein gewaltiger Herr vor dem Ewigen. Daher man zu sagen pflegt .,Wie Nimrod durch die Jagd ein gewaltiger Herr vor dem Ewigen." lODer Anfang seines Reiches war Bawel und Erech,Akkad un d Chalne im Lande Schin'ar. 11 Aus diesem Lande ging er gen Asebur und baute Ninrwe, Rechowot-lr und Kalach, 12und Resen zwischen Ninewe und Kalach. Dieses Ninewe ist die bekannte große Stadt. 13 Mizrajim zeugte die Ludim, die Anamim, die Lehawim und die Naftuchim. 14 Und die Patrusim wie auch die Kasluchim , von welchen die Pelisch tim her stammen, und die Kaftorim. I5Kenaan zeugte Zidon, seinen Erstgeborenen, und Chet. 16Auch den Jewusi, den

12) Kalach. Eine meso potamisehe Stadt, dievon Salmanassar r (ca. 1274- 1245 v.d.Z.) gegründet wurde; Archäologen haben sie entdeckt und freigelegt. Zu seiner Zeit war es eine ..große Stadt". Sie diente als eine der großen Hauptstädte der neuassyrischen Könige von 880-615 v.d.Z. Heute heißt dieser Ort Nimrud. 13] Zeugte. Zu verstehen als "war der Vorfahre von''. Tn ähn licher Weise meinen die Begriff ,.Vater'' und .,Sohn" oft den Vorfahren und den Nachkommen. 14] Die Kaftorim. Im hebräischen Text stehen diese Worte am Ende des Satzes. Dies ist vermu tlich auf ei nen Abschreibfehler zurOckzufUh ren. Eine Umste ll ung des Satzes ergibt, dass die Philister aus Kaftor (d.h. Kreta) kamen (vgl. Amos 9,7.) I 5] Zidon. Sidon, eine Stadt nördlich von Akko. Chet . Ein Hinweis auf die Neuh ethi ter, die sich im nörd lichen Syrien niedergeJassen hatten, nachdem sie das althethitische Reich (Hatli) in Anatolien ca. 1200 v.d.Z. besiegt hatten. Die biblischen Erwähnungen der Hethiter beziehen sich im allgemeinen auf die Neuhethiter, von denen einige auch nach Kana; (lliflegn ) ist ein Wortspiel mit j'?S ( Peleg). Der Sat7. bedeutet, dass das in Gen 9,19 erw.ihnte Geschehen zu Pelegs Lebzeiten stattfand, d.h. die Menschen verteilten sich uber die ganze Welt und wurden sesshaft.

19 a-a w 1'11!: i:'ll ?111:1 1;:Ji:1 111 C'il>O ;;1;0 pirytt;: c::1 1.1!1; 23 a eine Hs von w r1n; b w. ""m;

c w tteo1; 24 a 4l t TOV Ktttvcxv • .-ai Kmvav n w 11';·; 26a sie Codex Lcndingrademi.~. Rabbinerbibel 1524/5 (ßombergiana) und orientalische Trad. ln der we~tlichcn Tr.1d. haufig: r·o-;l>r.; 27 a w vgl.l!l " l'M; 28 a w ~~·~.

Noach

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Emori und den Girgasch i, 17den Chiwi, den Arki, und den Sini, 18ferner den Arwadi, den Zemari und den Chamati. Nachher haben sich die Geschlech ter des Kenaani ausgebreitet. I9Die Grenzen des Volkes Kenaan waren von Zidon nach Gerar zu, bis Asa und nach Sedom, Amora, Adma und Zewojim bis Lascha. 20Dieses sind die Nachkommen des Cham, nach ih ren verschiede nen Geschlechtern und Sprachen, in ihren verschiedenen Ländern und Völkerschaften. 21 Auch dem Sehern wurden Kjnder gezeugt. Dieser Sehern ist der Vater aller Kinder des Ewer, ein Bruder des ältesten Jefet. 22 Die Söhne des Sehern sind Elam, Asch ur, Aipachschad, Lud und Aram. l3Die Söhne des Aram si nd Uz, C h u l, Geter und Masch. 24 Arpachschad zeugte Schelach, und Sehelach zeugte Ewer. 25Dem Ewer wurden zwei Söhne geboren. Des einen Namen war Peleg, de nn in seinen Tagen ist die Erde geteilt worden. Und de r Name seines Bruders ist Joktan. 26Joktan zeugte Almodad, Schalef, Chazarmawet und Jarach, 27wie auch Hadoram, Usal u nd Dikla, 28ferne r Owal, Awima'el und Schewa, 29 0fir, Chawila und Jowaw- alle diese

i:yt:VVfl'? '1':!:: i1:lÄ '1iOl::> (wie Nimrod, der vorgab, im Namen Gottes zu jagen). Samson Raphael Hirsch z.St. r-..u Aber nach einer anderen Tradition ist Nimrod der erste "Mensch mit irdischer Macht". Bis ins Mittelalter hinein segneten jüdische Väter ihre Söhne mit den Worten, sie mögen wie Nimrod werden.

Die Völkertafel Israel nimmt das Vorhandensein der Völker nicht wahr, ohneeinen tieferen moralischen Sinn darin zu entdekken. Denn lsrael ist der Dichter der menschlichen Spiritualität, so wie andere Völker die Dichter der Natur sind. Mordecai M. Kaplan [ 111 r-..u Die Unterschied lichkelt der Menschen entsteht auf natürliche Weise, das heißt, als eine Folge ihrer Sünde. Durch die abnehmenden Lebensdauern der Generationen nach der Flut ist dies gut bezeugt. Im Blick auf das blühende, hemmungslose Heidentum, das die Rabbinen umgab, fanden sie das biblische Urteil bestätigt: Die Existenz verschiedener Völker ist natürlich, aber eben ein natürlicher Ausdruck fürden Willen des Menschen, Böses zu tun. Eugene B. Borawitz [12]

Ephrmm Mo~ Ljfim . Nimrod (lltrlm 19081

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9-MAY-16

Noach

Gen 10,29-32

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sind Söhne des Joktan. 30Ihre Wohnungen waren von Mescha an bis nach Sefara, dem Gebirge gegen Morgen. 3 1Dieses sind die Nachkommen des Sehern, nach ihren verschiedenen Geschlechtern und Sprachen, in ihren verschiedenen Ländern, nach ihren Völkerschaften. 52 Diese zusammen sind die Geschlechter der Nachkommen des Noach, nach ihren Geburtsfolgen und Völkerschaften, und von d iesen haben sich die Völker auf der Erde abgesondert nach der Sintflut.

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Gen 11,1-26

No ach

Bawel und die folgende Zeit: Das Ende der vorgeschichtlichen Epoche ( 11,1-26) Die Erzählung über den Turmbau zu Bawel unterbricht die Aufzählung der Völker, die in Kapitel 10 b egann und in 11,10 weitergeführt werden wird. Sie steht zwischen der universalen Darstellung der Menschheit und der spezifischen Liste jener Familien, von denen Terach,Awraham und ihre Nachkommen abstammen werden. Die Geschichte versucht, zwei Fragen zu beantworten: Erstens: Woher rührt die Verschiedenheit der Sprachen? Und zweitens: Wie kam es, dass die Menschen sich zerstreut und die Welt bevölkert haben? Diese Fragen waien im zehnten Kapitel nicht berücl Akkadische. Letzteres ist eine semitische Sprache, die mit dem Hebräischen entfernt verwandt ist, freilich weniger eng als etwa das Amoritische, Kanaanäische oder Aramäische. Heute ist das Arabische die am meisten verbreitete semitische Sprache. 2) Als sie nun von der Morgenseite hinweggezogen. Von Osten. Dieser Zusatz macht deutlich, dass das Folgende die Flutgeschichte unberücksichtigt lässt. denn Ararat war von Ka.naaan aus gesehen nicht östlich gelegen. Vielmehr hat Osten hier dieselbe mythische Bedeutung wie in der Eden-Erzählung (Gen 2.8). Schin'ar. Siehe die Anmerkung zu Gen 1O,lO.

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Siehe dazu auch oben das 1\apitel.,Einführung in das Buch Genesis'' den Abschnitt "Zum Text des Bud1es".

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n: 31 Ziegel ... Steine, Ton ..• Mörtel. Die Bibel erklärt, dass man in Babyion Ziegel und Ton anstelle der in Israel üblichen Steine und Mörtel benutzte. Die ganze Geschichte enthalt auffällig viele ähnliche Wörter und Alliterationen: -.on - ......,.,11;- ·:~.~';! "'!;:::!':- ( ci!OIIII!T ,.Ton, Mörtel"- rhemer oErdpech, Lehm"; le-awalt ,.als Stein. Brandstein"- /ewerm"Ziegel"). ln dem babylonischen Schöpfungsmythos Enuma Elisclt wird der Bau des Marduktempels beschrieben: "Ein Jahr lang strichen sie (die Anunnaki) die nötigen Ziegel. Als das zweite Jahr herankam, errichteten sie den First von Esagil, eine Nachbildung des Apsu" ( l l. Herodot beschrieb das Anlegen eines mesopotamischen Wasserkanals folgendermaßen: "Sobald sie den Kanal gegraben hatten, wurde der Boden, den sie sie durch das Graben ausgehoben hatten, zu Ziegeln geformt, und wenn sie eine ausreichende An· zahl Ziegel hergestellt hatten, buken sie die Ziegel in Brennöfen. Dann begannen sie zu bauen und verwendeten durchweg heißes Erdpech als Zement" 121. SI Der Ewige ließ sich herab. Derselbe Ausdruck wird in der Geschichte über Sedom und Amora verwendet (Gen 18,21). 71 Wir wollen uns herablassen. Siehe die Anmerkung zu Gen 1.26!3). 8] So hörten sie auf, die Stadt z u bauen. Und naturlieh den Turm in ihrer Mitte. 9] Darum. Dies leitet nicht nur eine sprachliche Bemerkung ein, sondern gibt die Erklärung für die Ruinen der babylonischen Zikkurrats (TempeltOrme), die man später noch sehen konnte. (Siehe dazu den Kommentar .,Historischer Hintergrund".) Bawel. Während die babylonische Tradition den Namen als ,.Tor Gottes" (hab el) deutet, ersetzt der biblische Verfasser dies durch ein satirisches Wortspiel: Babyion ist nur "Verwirrung". Eine deutsche Parallele wäre eine Herleitung: ,.Babel" = "Gebabbel~.

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Gen 11,1-8

Noach

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selbst nieder. 3 Da sprachen sie einer zum andern: "Wohlan, wir wollen Ziegel streichen und sie brennen." Die Ziegel dienten ihnen als Steine, und den Ton gebrauchten sie als Mörtel. 4 Sie sprachen:" Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze an den Himmel reicht, damit wir uns einen Namen machen und verhüten, dass wir nicht auf der ganzen Erde zerstreut werden." 5Der Ewige ließ sich herab, um die Stadt und den Turm zu sehen, welche die Menschenkinder erbaut hatten. 0 Da sprach der Ewige: .,Nun ist es ein einziges Volk und haben alle einerlei Sprache, und dieses ist ihre erste Unternehmung. Soll ihnen nun nichts fehlschlagen, was sie sich vorgenommen? 7WohJan, wir wollen uns herablassen und ihre Sprache daselbst verwirren, damit einer die Sprache des anderen nicht verstehe.R soer Ewige zerstreute sie von da weg auf die Oberfläche der ganzen Erde, und so hörten sie auf, die Stadt zu bauen. 9 Darum hat man die Stadt "ßawel" genannt, denn daselbst hat der Ewige die Sprache der ganzen Erde verwirrt. Und von da aus hat sie der Ewige zerstreut auf die Oberfläche der ganzen Erde.

8 a w vgl. o + ':n:n1111: 9 a einig!' Hss von 41 + 6 9EOtr ''"' Baby/on. Ro~r Kolde-..·ey, 1918

Historischer Hintergrund

143

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Noach

Gen 11 ,9-19

10-26 j Mit Ausnahme Schems scheinen alle Namen der Vorfahren Terachs die Namen von Städten in Oberme~opotamien widerzuspiegeln, eine Gegend, die später Aram-Nacharaim und Paddan-Aram genannt werden wird (4). Dies zeigt, dass sich die Israeliten als von den Armäcm abstammend betrachteten (vgl. Otn 26,5). Die meisten Vorfahren der Erzväter zeugten ihre Kinder im Alter von 30 Jahren. Man beachte später die runden Zahlen 100 und 500 und dassdie Zahl403 wieauch 30 zweimal erscheint. Es ist umstritten, ob das System auf den Multiplikatoren sechs und sieben oder auf sieben, zehn, zwtilf und vierzig beruht, doch es gilt ;1ls sicher, dass ein bestimmtes Schema zugrunde liegt, obwohl sich verschiedene alte Textzeugnisse in den Angaben etwas untersc heiden. Die Symbolik wird früher verständlich gewesen sein, sie wurde es immer weniger, je mehr Zeit verging. Die Zahlenangaben wurden später von dem Midrasch Seder Olam Rabba benutzt, um auf das Jahr 3760 v.d.Z. als das Jahr der Schöpfung zu kommen. Dieses Datum ist nicht weit entfernt von der archäologischen Datierung des Beginns der Zivilisation in Mesopotamien. 16) Ewer. Der Vorfahre der Hebr'Jer {siehe den Kommentar zu Gen 14,1-24 .,Awraham, der Hebräer" ).

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9-MAY-16

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V. 11

IOOieses ist die Geschlechtsfolge des Sehern. Sehern war hundert Jahre alt, als er Aipachschad zeugte, zwei Jahre nach der Sintflut. II Nachdem Sehern den Arpachschad gezeugt hatte, lebte er noch fünfhundert Jahre und zeugte noch andere Söhne und Töchter. 12Arpachschad lebte fünfundd reißig Jahre und zeugte Schelach. 13Nachdem Arpachschad den Sehelach gezeugt hatte, lebte er noch vierhundertunddrei Jahre und zeugte noch andere Söhne und Töchter. 14Schelach lebte dreißig Jahre und zeugte Ewer. 15Nachdem Sehelach den Ewer gezeugt hatte, lebte er noch vierhundertunddrei Jahre und zeugte noch andere Söhne und Töchter. 16Ewer lebte vierunddreißig Jahre und zeugte Peleg. 17Nachdem Ewer den Peleg gezeugt hatte, lebte er noch vierhundertunddreißig Jahre und zeugte noch andere Söhne und Töchter. lSp,eJeg lebte dreißig Jahre und zeugte Re' u. I9Nachdem Peleg doen Re'u gezeugt hatte. lebte er noch zweihundert-

Kmvnv (K3in); 13 a vgl. 12

h; b-b J.U 303; 4l 430; c vgl. lla; 61 Ka't E~TJ .l~lr' ~ c ~ :n11~n ~'~ ~' :"!W b.~ j~r~ 11'?'' ~ "rn :mr]'ns i'sis 17.1-21 oder Genesis 17,1 -27 Bund dt.>r Beschneidung Haftara:

Jesaja 40,27-41,16 Gottes beständig!.' Unterstützung

• Die Tora zeichnet ihn nicht als den Begründer einerneuen Religion. sondern im Gegenteil, wie Yehezkel Kaufmann zeigt~. e~öcht>int in der Genesi~ die ursprUngliehe M~nschhci t von Adam an als monotheistiKh. Awr~h.1m war ein "l'ürst Gones''. der den Cluubcn OJl den einen Gou rein erhielt und seinen Nachkommen vcrcrhte und sie so von coner Weh abwnderte, die götzendienerisch 7U werden begann. Kaufinann zu folge widerspricht diese btblis.:hc Darstellung unst!rem Wissen Uber das historische Werden der Religion. Der Monotheismus in engerem Sinne hatte seine Urpsrünge nicht ~i Awraham, sondern bei Mosche. Letzterer ist ein Streiter fiir hwhy, der erstgen~nnte ein Mensch mit einer ungewöhnlichen Frömmigkeit und

153

Israel~

moralischen PrinZipien (vgl. auch die Literarische Auslese, 11,2712,9, ,.Awrahams Monotheismus·· [3). Eine andere Po,ilion vcrtrill Theophilc ). Mcck. Er .1pricht von einer Monolatrie bei Awrahnm und Mosche und vertritt die 'fht:5(, dass vor dcnl'rophctcn Israel~ nicht von einem Monotht'ismus die Rede sein kann ]4 ]. ' Y;:f';> v,·~ 1'? .Ir''~ ;,9 "';: (I]. Auch zahlreiche andere SprUchUAiac; (Pamphylias),,; glj' .

166

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Gen 12,10-13,18

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Literarische Auslese

die Kiste mit Sara zu öffnen, und als er schließlich dazu gezwungen wurde, liefen die Beamten sehneilund erzählten e.s dem König. Als dieser Sara sah und er Abraham nach ihr fragte, antwortete Abraham, sie sei seine Schwester, nachdem er sie zuvor angewiesen hatte, dasselbe zu sagen. Als der König sie unter dieser Voraussetzung zur Frau nehmen wollte und seine Hand nach ihr ausstreckte, betete Sara zu Gott, er möge seine Hand verdorren las:>en. Und als der König versprach, sie nicht zu berühren, bat sie Gott, sie zu heilen. Der König vergaß sein Versprechen, streck'te noch

Gen 14,1-24

Kommentar

Zum ersten Mal seit seinem ersten Auftreten in der Bibel wird Awram, - ohne Vorbereitung und Erklärung- ein Iwri, "Hebräer" genannt. Es ist schwierig, diesen ß.egriff zu bestimmen, doch in der Wissenschaft sieht man generell einen gewissen Zusammenhang mü der:n Wort "Habiru". 1 ln der Zeit vom 19.- 14. Jh. v.d.Z. ist im fruchtba ren Halbmond eine Menschengruppe als "Habiru'' bekannt. Vermutlich stammten sie ursprünglich aus Arabien [9], und ihr Zusammenhalt wird sich auf Famüienbande gegründ.et haben. Sie wurden in Mesopotamien bekannt und verbreiteten sieb später bis hin nach Ägypten. Die lHabiru hatten unterschiedli· ehe Berufe, sie scheinen sich allerdings vor allem auf Handel und Verwaltung spezialisiert zu haben. Obwohl sie ursprünglich Halbnomaden waren, ließen sie sich später in Ländern ihrer Wahl nieder. Dennoch wurden sie gewöhnlich als Ausländer betrachtet und bewahrten sich dadurch mit Erfolg ihre Gruppen-

I Der lwri Awram

1

Das Wort kann auch als hapiru oder hap/bint transkribiert werden. Habiru geht wahrscheinlich atuf eine Wurtelzurüc.k, die" Vorbeigehende" bezeichnet und wäre daher mir dem hebräischen awar ver· wandt. Hapim kommt von einem Wort, das ,,Staub" oder ..Lebru"

167

einmal seine Hand nach ihr aus, und sie verdorrte erneut. Dies wiederholte sich dreimal. Abraham wurde Zeuge dieses Geschehens, denn Gott ließ die Wände des Hauses für diesen Zweck durchsichtig werden. Schießlieh brachte der KönigSara zu Abraham zurück, überlud sie mit Geschenken und bestand darauf, dass sie sich eine seiner Sklavinnen aussuche. Sie wählte sich Hagar, die sie sympathisch fand. Jewish Encyclopedia [ l4]

identität. lhr Status glich in der Regel dem gewisser moderner Beamter oder den Bediensteten in bürgerlichen Häusern, und wenn sie zahlreich genug waren, konnten sie gelegentJic.h das politische Geschick eines Landes beeinflussen. Zuweilen waren sie gefürchtet und trugen den Beinamen "Wanderer, die auch als Räuber bekannt sind." Habiru war also weniger eine Volksbezeichnung, die sich auf eine bestimmte ethnische oder linguistische Gruppe bezog, sondern eher ein sozialer oder politischer Begriff [10). Welcher Zusammenhang besteht nun zwischen den Hebräern und diesen Habiru? Sprachlich scheinen die Wörter Habiru und lwri von derselben Wurzel zu stammen [ ll ]. Es ist wahrscheinlich, dass in Ägypten w1d anderswo Mitglieder der israelitischen Stämme einen ähnliches Status hatten wie die Habiru oder wegen ihrer familiären Bindungen mit den Habiru identifiziert wurden. Die wiederholte Anwendung dieses Begriffes durch Nicht-Israeliten bewirkte, dass sie sich selbst den Beinamen Habiru gaben, den sie als Iwri bedeutet und einen allgc.>meinen Sinn hat. Zur Möglichkeit, hvri mit Ebrium, dem König von Ebla, in Beziehung zu setzen, siehe die Einfl.ihru'lg von W.W. Hallo.

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Gen 14,3- 12 3] Tal Sidim, dasselbe ist nunmehr der Salzsee. Der "Salzssce" ist da~ heutige~ Tote Meeru. Der Text erinnert an die Zeit, bevor das Wasser des Toten Meeres das Tal an seinem südlichen Ende uberschwemmten. 5] Refa' im. Ein mythisches Volk von Riesen. Og, der König, den Israel besiegte, stammte aw. diesem Rjescn· Volk ( Dtn 2,1 1) 14].

7] En-Mischpat. Ein anderer Name für Kadesch ßarnea, die Stadt, die in der Ge~chichte der Vorfahren eine große Rolle spielte. Sie lag ca. 75 km sUdlieh von Beer Schewa. Chazazon-Tamar. Vermutlich eine andere Bezeichnung für En -G edi (s iehe 2. Chron 20.2) 15 ].

Lech Lecha

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~~0 i'~?.\ :~::rn~ c~?~~ ~;-,~ ~P.~tt 1in Zeltehen fur göttliche Missgunst. Die Bibel erwähnt verschiedene Fällt> von Unfruchtbarkeit, die durch Gottes Willen aufgt.>hoben wird (zß Rache!, Ch:mna). Diese Vorstellung betont die Bedeutung der ~chließlichen Envartung des ersten Kindes (stets ein Sohn). Vergleic he das Sprichwort: "}l'mand o hne Kind ist wie tot und dem Erdboden gleichgemacht" ISI. Siehe auch Gen 30.1. . ~ . Gebaut. Ein Wortsp iel zwischen p (be11) i11~ MM~ ~~~ ~?t; M}!fjW ~~ ~M'1 : i~~ ..Sohn", .Kind" und ;,;~ (br111nh ) .,bauen, erbauen". 3 J Zur Frau. Der hebräi sehe Begriff;-,9~ 1Sarai, Awrams Frau, gebar keine Kinder. Sie hatte eine mizrische (isclra ) i~t auch die Bczcit·hung für "Ehe· frau". Hagar wird Awrams ;-:c~. doch sie Magd, die Hagar hieß. 2Da sprach Sarai zu Awram: "Siehe, der bleibt Sarais Magd. Di1!l~ '::t V. 6

Baum. 5Ich will ein Stück Brot b ringen. Das erquickt euer Herz. Hernach mögt ihr weitergehen, da ihr doch nun einmal bei euerem Knecht vorbeigekommen seid." Sie antworteten: "Tue so, wie du gesprochen hasL" 60a eilte Awraham ins Zelt zu Sara und sprach: "Bringe eilends drei Maß des feinsten Mehls, knete es und mache Kuchen." 7zu dem Rindvieh lief Awraham selbst, nahm ein junges Rind, zart und gut, gab es dem Jungen, um es eilends zuzubereiten. BEr nahm hierauf Butrer und Milch und das junge Rind, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er aber stand bei ihnen unter dem Baum, und sie aßen. 90a sprachen sie zu ihm: "Wo ist deine Frau Sara?" Er sprach: "Sie ist im Zelt." lOJener sprach: "Ich werde über das Jahr um diese Zeit wieder zu dir kommen. Da wird deine Frau Sara einen Sohn haben." Sara hörte dieses am Eingang des Zeltes, denn der Eingang war hinter ihm. I I Nun waren Awraham und Sara alt und betagt, und sie hatte n icht mehr das Gewöhnliche wie andere Frauen. 12Da lachte Sara in ihrem Herzen und dachte: "Nachdem ich alt bin, sollte ich wieder Lust haben, und mein Herr ist auch alt." I3Hierauf sprach der Ewige zu Awraham: "Warum lacht Sara? Und dachte: Sollte ich wohl noch gebären, da ich doch alt bin? 14Ist wohl dem Ewigen etwas zu wunder-

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Die Mitzwa, Kranke zu besuchen Warum folgt auf die Geschichte von Awrahams Beschneidung [Gen 17 ,I 0-14) der Besuch durch Gott? Gott besuchte ihn während der Zeit seiner Genesung und zeigte ihm so die Wichtigkeit der Mitzwa, Kranke zu besuchen. Talmud [10].

Die Mitzwa der Gasifretmdscllaft Warum saß Awraham am Eingang seines Zeltes? Um vorbeiziehende Fremde zu sehen, die er zu sich einladen könnte. Midrasch [LI) [Auf dem Verständnis von 18,3 als ,.mein Herr" gründet sich ein rabbinisches Sprichwort. Es geht davon aus, dass Awraham zuerst Gott direkt ansprach, doch als er drei Männer ankommen sah, entschuldigte er sich, wandte sich ihnen zu und erwies ihnen Gastfreundschaft. Von daher heißt es: Größer als der Empfang Gottes ist die Gastfreundschaft. Talmud [12]

"'-' Awraham wies seinen Knecht an, ihm behilflich zu sein, um ihn damit die Mitzwa der Gastfreundschaft zu lehren. Der r('n" (na-ar "Knecht", auch"Knabe") war niemand anderes als sein Sohn Jjschmael. Midrasch [ 13)

gelehnt, du aber kannst es nicht einmal eine Nacht lang?'' Awraham erkannte seine Sünde und ruhte nicht, bis er den Fremden wieder zurückgebracht hatte. [15) [Auf diesem Thema basiert Benjamin Franklins "Parable against Persecution"]

"'-' Drei Miinner

Die Geschichte beginnt mit der Aussage, dass Gott Awraham erschien [Gen 18,1 I, aber als Awraham die Vision auf seine eigene Welt bezieht, sieht er plötzlich drei Männer vor sich [Gen 18,2). Awraham ist der religiöse Mensch schlechthin: Er sieht Gott in der menschlichen Situation. [I 6) Um des Friedens willen

Sara lachte misstrauisch und sagte: "Nachdem ich verwelkt, sollte mir noch Wonne werden? Und mein Herr ist alt.'' [Gen 18,12). Als Gott dies zu Awraham wiederholt, berichtet er, Sara habe gesagt: "Da ich doch alt geworden". Gott tat dies, um Awrahams Gefühle nicht zu verletzen und um den häuslichen Frieden zu erhalten. Talmud [17] :17\" -u ·~~lT :~-,:!N'-- -oN·l o;·1 c~ ~~~ h~~ st K'? ~)t~ ~~ Tl~~~ ,,~ ;~~2$ ~-t?

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~tm~ iiT. N~-',tc ~N'l :c~~ i'~~ n~ s~ ~ ~~ :"T:l~ c~ ~~~ ?~M ~~ ~~ t-

27 a 3 Hss der Cairocr Geni\a, v1cle Mss .,•.,.; 29

a _w vgl. «> ri'-:::K ( vgl.l> 11. V. 2!1,3 l,U); 30 a w «> vgl. Z9a: 3 1 a einige

1\ls~ 1 -·.

ehe darin sind? 25fs ist deiner unwurdtg, so etwas zu tun, den Gerechten mit dem Bösewicht umzubringen, dass der Gerechte und der Bösewicht gleich sei. Es ist deiner unwurdig! Soll der Richter der ganzen Erde nicht Gerechtigkeit uben?" 260er Ewige ~prach: .,Wenn ich in Sedom fünfzig Gerechte in der Stadt finden werde, so will ich dem ganzen Ort um ihretwillen vergeben.... 27 Da antwortete Awraham und sprach: "Ich habe nun einmal angefangen, mit meinem Herrn zu sprechen, da ich doch Staub und Asche bin. 211Wenn nun vielleicht an funfzig Gerechten fünf fehlen, wirst du wohl um funfe willendie ganze Stadt verderben?" Er sprach: "Ich werde sie nicht verderben, wenn ich fünfundvierzig daselbst finden werde." l9Jener fuhr fort, z.u ihm zu sprechen und sprach: "Wenn sich nun vierzig daselbst finden?" Worauf der Ewige antwortete: "So werde ich es nicht ausführen um der vierzig willcn." 'OJencr sprach weiter: "Mein Herr! Erzürne nicht, wenn ich abermals spreche. Vielleicht werden nur dreißig daselbst gefunden?" Er sprach: "Ich führe es nicht aus, wenn ich dreißig finde." 3l Awr"'M ri '' 1.. tb ~

-',r~ ~, '~~·~, c~~ i'i c.?.~ :l'@~ ~' ~~ ~~~ I ij?~ :~M7 ~ '»9 t~ 9 ~~ ~~, ~ :t? ~~~~~V}~~~ -~ c-;;~~' VJ7~ : n~;r.t ~~ 'Vl,~ ~ ~,&,~ '

:~I? n?j0N$1 ~t'~t.loj ~n~ ~+:rntt ~~, ct. AA~ c.,1~~~ ob~ n:~':T n~J~....,~ ci>~~:rns1u -','$ C~f~:t h?~ !MZ:,~j ~' '~~! &,ry~ 12

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8 alics:'-K.") (siehe oben im hcbr. App. die SebirinAnm.); 9 a fehhin 4>; 12 a w c:·:~';a.., (vgl. V. 1); b viele Mss w '::!; c w 4l ;; + :"11:1 (wit in l3.14 ); 13 a w :"101'110:1.,, o !,uff. 3. PI. Chebr. c~-?).

aber schloss er hinter sich zu. 7Und er sprach: "Meine Brüder! Handelt doch nicht so böse. swohlan! Ich habe zwei Töchter, welche noch keinen Mann erkannt haben. Diese will ich euch herausbringen. Tut mit ihnen, wie euch gut dünkr. Nur diesen Männern tut nichts, da sie doch in den Schatten meines Obdachs gekommen sind." 9Sie antworteten: "Geh hinweg!" Und fuhren fort: .,Dieser einzige Mann kam aJs Fremdling hier an und will schon Richter sein! Nun wollen wir mit dir schlimmer verfahren als mit ihnen." Sie drangen hierauf sehr in den Mann, in Lot nämlich, und gingen hinzu, die Türe zu zerbrechen. 10Da streckten die Männer ihre Hand aus, brachten Lot zu sich in das Haus, und die Türe verschlossen sie. 11 Die Männer aber, welche vor dem Eingang des Hauses waren , schlugen sie mit Bünd.heit von klein bis groß, so dass sie müde wurden, den Eingang zu suchen. 12Da sprachen die Männer zu Lol: ,,Hast du etwa noch jemanden hier, einen Schwiegersohn, Söhne, Töchter und was dir in der Stadt angehört, führe aus dem Ort hinaus. 13Denn wir verderben diese Gegend. Weil das Geschrei über sie vor dem Ewigen so groß ist, so hat der Ewige uns gesandt, sie zu verderben." 14 Lot ging hinaus und redete mit seinen Schwiegersöhnen, die seine Töchter nehmen sollten. Er sprach: "Auf! Geht aus diesem Ort weg, denn der Ewige verdirbt diese Stadt." Er war aber in den Augen seiner Schwiegersöhne wie

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Gen 18,16-19,38

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Kommentar

Das engag1erte Gespräch Awrahams mit Gott wird schlicht erzählt. Die Kadiskutiert mit Gott denzen der Wiederholungen varieren so fein wie die Wiederholungen des Themas einer Symphonie. Awraham bezweifelt Gottes Gerechtigkeit nicht, er stellt nur ihr Ausmaß und ihre Grenzen in Frage. Wichtig ist, dass er unverblümt fragt und dass Gott seine Fragen nicht von der Hand weist. Die Bibel zeigt auf diese Weise, dass ein Mensch das Verhalten Gottes ungestraft in Frage stellen kann. Wie Awraham braucht der Mensch sein eigenes Gerechtigkeitsempfinden nicht aufzugeben. Er bleibt frei, das Urteil Gottes anzunehmen oder abzulehnen, obwohl er sich ihm am Ende unterwerfen muss. Der Mensch wird dadurch nicht zu einer moralischen Marionene, sondern behält seine geistige Freiheit. Manche sagen, Awraham hätte mit Gon gehandelt. Tatsächlich aber argumentiert er nur. Man könnte in seinen Bitten den Versuch sehen, die Grenze zwischen dem irdischen und dem himmlischen Bereich zu durchbrechen. Am Ende weißAwraham mehr über den göttlichen Plan, doch weder er noch die Leserschaft ahnen, ob Awraham Gottes Vorhaben hat ändern können oder ob er - was wahrschejnlicher ist - nur erfuhr, was Gott von Anfang an geplant hatte. Gottes Wege sind letzlieh ,.nicht zu erfassen" (Hiob 9, 10), doch dies hindert den Menschen nicht an dem Versuch, sie so weit wie möglich in seinen eigenen Verslehenshorizont zu bringen. Diese Blickweite ist in Awrahan1s FaUnicht auf richterliche Urteile beschränkt. Sie umschließt ein universales Gerechtigkeitsempfinden. Awraham ist nicht nur um Lot und seine Familie besorgt, sondern um die Menschen außerhalb seines Stammes. Er ist ein Mensch für alle Menschen.

Awraham

Awraham tritt nicht nur für die Unschuldigen ein, sondern durch das Verdienst der wenigen Gerechten auch für die Bösen. Die Geschichte führt die Vorstel-

Das Verdienst der Wenigen

197

~..,. ,

Jung eines Verdienstes (r.>: l) ein, die in der b1bhschen und vor allen in der nachbilischen Zeit eine wichtige Rolle spielt 13]. Diese Vorstellung geht davon aus, dass einige wenige Anteil nehmende, bescheidene und "gerechte" Menschen Sedoms Katastrophe durch ihrVerdienst hätten abwenden können. Die Geschichte zeigt aber ebenso, dass es sogar für die besten Menschen eine Grenze ihres Einflusses gibt. Bevor sie nicht zumindest eine kleine Gruppe Gleichgesinnter gefunden haben, werden sie wirkungslos bleiben. Möglicherweise werden sie, wenn sie weiterhin in solch einer Gesellschaft wohnen bleiben, mit ihr zugrunde gehen. So geht Awraham nicht unter die Zahl zehn. Die Rabbinen raten, dass man aus einer Stadt fonziehen soll, wenn man in ihr keine zehn religiösen Menschen tindet. Sie bestjmmten auch, dass zehn die Mindestzahl für ejnen öffentlichen Gottes· dienst ist 14]. Es wird eine Zeit kommen, in der GotL trotzaller Barmherzigkeit und Gerechtigkeit das letzte Wort über den Menschen sprechen wird (Gen I 8.33) und die Strafe für das nicht bekämpfte Böse ihren unaufhaltsamen Lauf nehmen und die ganze Gesellschaft verschlingen wird.

Die Begriffe .,Geschrei",,, Klage", "zerstören" (I 8,20f) erSedom und Amora innern an die Flutgeschichte, in der es heißt, .,die Welt ist voll von Gewalttat" (6,10). Wahrend eine allgemeine Definition hier fehlt, lasst die Ähnlichkeit der Ausdrücke auf vergleichbare moralische Zustände in beiden Situationen schließen. Aus der Geschichte selbst kann man entnehmen, dass die Sedomiten nicht gastfrei waren und dass sie ihre sexuellen Begierden an Lots Gästen befriedigen wolltCJ1. Die jüdische Tradition sieht den Grund für die Zerstörung der Städe mehr in dem sozial anstößigen Verhalten als auf dem Hintergrund von sexuellen übergriffen. Ezechiel zum Beispiel beschreibt die Sünden Sedoms mit sozialen Begriffen: "Stolz aus Brotes Überfülle und sichrer Ruh war ihrer und ihrer Töchter; und des Armen und Elenden Hand stützte sie nicht. Sie

Die Sünden von

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Wajera

Gen 19,14-21

~1'1

15) Deine beiden Töchter, die gegenwärtig sind. ( wortl.: deine beiden verbleibenden Töchter). Die verheirateten Töchter scheinen bei ihren ~odomitaschen Ehepartnern zu bleiben. 17) Sieb dich nicht um. Dies bedeutet entweder~ Vergeude keinen kostbaren Augenblick'' oder "Schau nicht seh nsuchtig 1urück".

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einer, der Scherze treiben will. ISAJs der Morgen anbrach, drangen die Engel in Lot un d sprachen: "Auf! Nimm deine Frau und deine beiden Töchter, die gegenwärtig sind, du könn test sonst durch die Sünde der Stadt mit umkommen." 16Ais er noch verweilte, ergriffen die Mänoer ihn, seine Frau und seine beiden Töchter bei der Hand, weil der Ewige sich seiner erbarmt hatte, führten ihn hinaus und Ließen ihn außerhalb der Stadt. l7 Als sie sie hinaus geführt hatten, sagte einer: "Nun rette d ein Leben! Sieh dich nicht um, und steh in dem ganzen Kreis nicht still. Rette dich auf den Berg, dass du nicht mit umkommst." IBDa sprach Lot zu ihnen: .,Nicht doch, mein Herr! 19Dein Diener hat nun einmal in deinen Augen Gewogenheit gefunden, und du hast mir die große Gnade erzeigt, meine Person beim Leben zu erhalten. Nun aber kann ich mich nicht auf den Berg retten. Das Unglück könn te mich zu geschwind erreichen und ich doch sterben. 2°Siehe! Diese Stadt hier ist nahe, dahin zu flüchten. Sie ist auch klein. Erlaube, dass ich mich dahin rette, (sie ist ja nur so klein), damit ich am Leben bleibe."

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Aus tin,~r J,ebrdisclum

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nen Sohn Jizchak, spaltete Opferholz, m achte sich auf und ging an den Ort, welchen ihm Gott gezeigt hatte. 4Am dritten Tage hob Awraham seine Augen auf und sah den O rt von ferne. soa sprach Awraham zu setnen Knaben: "Bleibt nur hier mit dem Esel! Ich aber und dieser Knabe, wir wollen bis dorthm gehen, uns zum Anbeten niederwerfen und zu euch zurückkehren." 6Awraham nahm das Opferholz, legte es auf seinen Sohn Jizchak, nahm in seine Hand das Feuer und das Schlachtmesser. So gingen sie beide zusammen. 7Jizchak sprach zu seinem Vater Awraham und sagte: "Mein Vater!" Awraham sprach: " Hier bin ich, mein Sohn!" Jener sprach: " Hier ist zwar Feuer und Holz, wo ist aber das Lamm zum Ganzopfer?" 8Awraham sprach: "Gott wird sich selbst ausersehen das Lamm zum Ganzopfer, mein Sohn !" So gingen sie beide zusammen. 9 Als sie nun an den Ort kamen, den ih m Gott gezeigt hatte, baute Awraham ein en Altar, o rdnete das Holz, band seinen Sohn Jizchak und legte ihn auf den Altar über das Holz. 10Hierauf streckte Awraham seine Hand aus und nahm das Messer, seinen Sohn zu schlachten. 11 Da riefihmein Engel des Ewigen vom Himmel zu und sprach:

Bibelht~ntl seine Frau. Jizchak liebte sie und tröstete sich über den Verlust seiner Mutter. 1Awraham

nahm wieder eine Frau, deren Name war Ketura. gebar ihm den Simran, den Jokschan, den Medan, den M idjan, den Jischbak und den Schuach. 3Jokschan zeugte den Schewa, den Dedan, und Dedans Kinder waren die Aschurim, Letuschim und Le' umim. 4M idjans Kinder waren Efa, Efer, Chanoch, Awida und Eldaa. Alle diese sind Kinder der Ketura. SAwraham schenkte dem Jizchak alles Seinige. 6 Den Kindern seiner Kebsweiber aber gab Awraham Geschenke und schickte sie von seinem Sohn Jizchak (da er selbst noch lebte) hinweg, gegen Morgen>nämlich in das Morgenland. 7Dieses sind die Lebensjahre Awrahams, welche er gelebt hatte: einhundertfünfundsiebzig Jahre. Bsodann verschied Awraham und starb in einem beglückten Alter, ein Greis und lebenssatt, und ward eingetan zu seinen Vorfahren. 9Seine Söhne, Jizchak und Jischmael, begruben ihn in der Höhle zu Machpela, in dem Felde des Chitin Efron, Sohnes Zochars, welches vor Mamre liegt, lOjn dem Feld, wekhes Awraham von den Kindern Chet 2Diese

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25

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9-MAY-16

Chaje Sara

Gen 25,10-18 12-16] Die Liste hat formalen Charakter und geht bereits von zwölf Stämmen aus (siehe die Anmerkung zu Gen 22,20). Am bekanntesten ist Kedar, der auch in den prophetischen Schriften erwähnt wird (vgl. }es 21.16; Jer 2, 10).

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Fortsetzung aufS. 242.

gekauft hatte. Daselbst ward Awraham und seine Frau Sara begraben. 1lNach dem Ableben Awrahams segnete Gott seinen Sohn Jizchak, und Jizchak wohnte bei dem "Brunnen des Lebendigen Sehenden". 12 Dieses

ist die Geschlechtsfolge von Jischmael, des Sohnes Awrahams, welchen Hagar, die mizrische Magd der Sara, dem Awraham geboren hatte. I30.ieses sind die Namen der Kinder }ischmaels, ihrem Namen und ihrer Geschlechtsfolge nach: Der Erstgeborene Jischmaels hieß New'ot, hernach Kedar, Adbeel und Miwsarn 14 und Mischma und Duma und Massa, 15Chadar und Tema, )etur, Nafisch und Kedma. l6Dieses sind die Söhne Jischmaels und dieses ihre Namen in ihren Gehöften und in ihren Schlössern. Zwölf Stamm fürsten, nach ihren Nationen. 17Die Lebensjahre des Jischmael waren hundert Jahre und dreißig Jahre und sieben Jahre. Sodann verschied er und starb und ward bei seinen Vorfahren eingetan. 18Die Jischmeelim wohnten von Chawila an bis Schur, welches vor Mizrajim liegt, bis nach Aschur h in. Jischmaellag also zur Seite aller seiner Brüder. 15 a vidl' Mss fdd ~-,, --,r; 18 a «> l:l Singular.

Rabbinerbibcll52415, s Fortsetzmtg aufS. 242.

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Gen 24,1-25,18

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Kommentar

Die Geschichte über Riwkas Verlobung zeigt die Einstellung der Bibel zum Wesen und zum Ablauf der Heirat. Die Verbindungzwischen Mann und Frau muss in den höchsten Eigenschaften begründet sein, und Riwka zeigt sie in Vollkommenheit. Ihr Verhalten zeigt Bescheidenheit und Gastfreundlichkeit. Sie ist tierlieb und achtet ihre eigene Familie, jene Eigenschaften, um die der Knecht gebetet hatte. Eine Frau, die sie besitzt, ist in der Tat "sehr schön". Die Hochzeit wird arrangiert, obwohl die beiden Betroffenen sich noch nie getroffen haben. Ein heute lebender Mensch, der sich unter einer Hochzeit die Erfüllung einer romantischen Beziehung vorstellt, wird sich schwer damit tun, arrangierten Hochzeiten einen besonderen Wert beizumessen. Doch für einen Menschen der Bibel war das Ideal nicht wie beute "erst Liebe, dann Hochzeit", sondern umkehrt: "erst Hochzeit, dann Liebe". Das ältere System beruht auf der Annahme, dass zwei Menschen eine geeignete Grundlage für eine Ehe haben, wenn ihre Hintergründe im Allgemeinen kompatibel sind und wenn sie dazu bereit sind, einen Hausstand zu gründen, in dem jeder Partner die Rolle einnimmt, die von ihm erwartet wird. Die beiden werden sich durch die Heirat mit der Zeit näher kennenlernen, und es ist zu erhoffen, dass mit der Zeit cüe Liebe folgen wird. Solche Liebe ist das Ergebnis geteilter Erfahrung, gegenseitigen Respekts und der Zuneigung zu ihren Nachkommen. Ein solches Verfahren weckte weniger Erwartungen und stand deshalb auch seltener in der Gefahr zu zerbrechen. Im besten Fall entstand aus einer solchen Beziehung eine Liebe, die nicht weniger tief und bindend war wie bei modernen Hochzeiten, wo solche Liebe vorausgesetzt wird und fortwährend andauern soll. Die Akzeptanz von Heiratsarrangements wurde durch den antiken Glauben bestärkt, dass Hochzeiten im wahrsten Sinne des Wortes himmlichen Ursprungs seien ("made in heaven"). Einem Midrasch zu folge sei

1

Ein anderer Ausspruch: ,.Eine himmlische Stimme ertönt und sagt:

Die Tochter von jenem für diesen" 110) .

239

es Gottes wichtigste Beschäftigung seit der Schöpfung, Ehen zu arrangieren [9]. Dieser Midrasch ist nicht nur ein ironischer Kommentar über cüe Schwierigkeit des Problems, sondern schließt ebenso die Vorstellung von Gott als dem letzten Garanten der Vereinigung ein. 1 Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist mehr als eine Lebensgemeinschaft geprägt von Zweckmäßigkeit, sie ist pt.h"'lp ( kiddusch in), " Heiligkeit", eine heilige PartnerschafL Gott lenkte den Weg des Knechtes zu Riwka, deren Eigenschaften der großen Aufgabe gerecht wurden, zu der Jizchak bestimmt war: die göttliche Verheißung der nächsten Generation zu übermitteln. So steht also am Ende der Geschichte von Awraham ein Ausblick in die Zukunft.

In Gen 24,12 betet Awrahams Knecht darum, dass Gott alles für ihn füge. Dies ist das erste Gebet um göttliche Fügung, von dem die Bibel erzählt, und kommt aus dem Herzen und Mund eines namenlosen Einzel.nen. Er bittet um ein Zeichen, kein Wunder. Er verwendet weder magische noch cüv·inatorische Mittel und versucht nicht, die Hand Gottes zu zwingen. Dass cüe idealen Bedingungen, die in dem Gebet des Knechts verlangt werden, genau getroffen werden, erscheint dem Erzähler, als hätte Gott nicht nur das Schicksal Jizchaks und Riwkas gelenkt, sondern auch das Gebet des Knechts [11]. In dieser Geschichte gibt es keine Trennlinie zwischen Natürlichem und Übernatürlichem. Der biblische Mensch war fest von Gottes Rolle in menschlichen Handlungen überzeugt. Man stellte sich Gott nahe vor, so nah wie das Gebet. Er war ein Gott, der irdischen Eltern gleicht, die ihre Kinder ständig im Auge haben, um sie zu behüten. Awrahams Bote tat, was die meisten modernen Menschen bis heute tun: Er suchte nach äußerlichen Erkennungszeichen für das Göttliche. An Gott glaubende Menschen mögen uneinig darüber sein, was der Inhalt eines Gebetes sein soll-

Das Gebet des Knechts

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Kommentar

te oder wie ein Gebet beantwortet werden kann. Sie werden unterschiedlich darüber urteilen, ob der Knecht ein "Recht"' hatte, um ein Zeichen zu bitten.

Gen 24,1-25,18

Doch sie werden selbst häufig wie der Knecht beten und spontan, einfach und hoffnungsvoll sagen: " Füge es gut!".

Literarische Auslese Der biblische Weg

Riwkas Entscheid1111g

Die Geschichten der Patriarchen enthalten w1e die vorangegangenen Erzählungen der Genesis oft Zahlenangaben mit symbolisch em Wert. Zum Beispiellebte Awraham 175 Jahre, Jizchak 180, Jaakow 147. Diese Zahlen bilden die Serien 7 X 52 ( 175 ), 5 X 62 ( 180), 3 X 72(147)[12].

Sie sagte: " Ich will reisen" (Gen 24,58), und dies bedeutete, dass sie oufgrund ihres eigenen Willens mitkommen würde, selbst ohne die Zustimmung ih rer Eltern. Daraus wird die Halacha abgeleitet, dass wenn Eltern sich dem Wunsch ihres Kindes, nach Israel zu ziehen, widersetzen, es nicht auf sie zu hören braucht. ll5j

~

Der Verwendung von Zahlensymmetrie ist die Art und Weise, in der die Schrift die Überzeugung vermittelt, dass die grundlegende Epoche in Israels Geschichte keine Serie von Zufällen war, sondern die Erfüllung von Gottes großem Plan .... Die Zeitabfolge der Patriarchen stellen mehr die beispielhafte als die tatsächliche Geschichte dar. Nah um Sarna [ 13 )

Awmlwm war nlr Bis zur Zeit Awrahams sah man alten Leuten thr Alter nicht an. Doch Awraham bat Gott, dass seine äußere Erscheinung sein Alter widerspiegele, damit alle seine Würde erkennen werden. Raw Acha sagte: Es gibt Menschen, die zwar die Reife des Alters haben, doch kein hohes Lebensalter, und Menschen, die ein hohes Lebensalter haben, aber keine Reife. Bei Awraham aber entsprach die Reife dem Alter und das Alter der Reife. Midrasch [ 141

Awralwms Tod Als Awraham unter der Eiche von Mamre saß, nahm er einen Lichtstrahl war und einen süßlichen Geruch. Als er sich umwandte, sah er den Tod, der auf ihn zukam in großer Herrlichkeit und Schönheit. Und der Tod sprach zu Awraham: .. Denke nicht, diese Schönheit sei mir eigen oder dass ich so zu jedem Menschen käme. Nein, sondern wenn ein Mensch so gerecht ist wie du, nehme ich dies als Krone und komme zu ihm. ... Dennoch antwortete Awraham: "Ich will nicht mit dir gehen." ... Als der Tod seine Seele nicht nehmen konnte, nahm Gott sie im Traum, und der Erzengel Michael brachte sie zum Himmel hinauf. Da erscholl die Stimme Gottes und sprach: "Bringt meinen Freund Awraham ins Paradies, wo es keinen Schmerz, keinen Kummer und keine Klage gibt, sondern Friede, Freude und ewiges Leben.'' Midrasch [161

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Teil IV Die Geschlechtsfolge von Jizchak (Gen 25,19-36,43)

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Toledot

Gen 25,19-23

Die Zwillinge (25,19-34) Man erwartet, dass die Bibel nach dem Bericht über Awrahams Tod ihre Aufmerksamkeit nun auf }izchak richtet. Doch sie schwenkt unmjuelbar hinüber zu seinen Kindern. }izchak dient nur als Verbindungsglied zwischen Awraham und Jaakow.

Das Hauptthema wird fortgesetzt: Gott sieht das Geschick seiner Erwählten und sie wachsen auf mit der Erkenntnis des Göttlichen in ihrem Leben.

Hier beginnt ein neuer Wetchenabschnitt, "Toledot". Vorlesungen für Gemeinden, die dem traditionellen Ritus folgen: Toledot (Geschlechtl>folge) Genesis 25, 19-28,9 [25,19-26,22; 26,23-27,27, 27,28-28,9) Fur Gemeinden, die den dreijährigen Zyklus benutzen: Toravorleswtg 1: Genesis 25, 19-26,5 oder Genesis 25,19-26,12 Die Zwilllllgc 'loravorlesung II: Genesis 26,12-29 oder Genesis 26, 12-35 Das Leben Jizchaks Taravorlesung 11 1: Ge nesis 27,1-29 oder Genesis 27,1-40 Jizchak segnet seine Söhne Haftara:

Malcachi l ,l-2,7 Verurteilung von falschf~n Gottesdienst: Erwähnung von Esaw

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25,19] Dieses ist d ie Gesch lechtsfolge 19 von. Oder: "Dies ist d1c Geschichte von .. . ". 20) Paddan-Aram. Das Gebiet, in dem Haran liegt. Dieser Name wurde üblich, nachdem die Aramäer di e Hurriter verdrängt hatten. 21 21) Unfr uch tbar. Fur 7\"anzig Jahre. ," Jizchak war vierzig Jahre alt, ah er heirate· te, und sechzig. als seine Kinder geboren wurden (Gen 25,26). Zum Thema der Unfruchtbarkeit siehe Gen I 6,2. Die Bibel stellt ...,i' c·1; V. 23 Riwkas Zusta nd .1ls von Gott gewollt dar. 19Dieses ist die Geschlechtsfolge von Jizchak, Sohn Awrahams. 22) "Wen n dem so ist, wa rum hab e ich es denn gewünscht?" Wörtlich: Wenn dem Awraham hat Jizchak gezeugt. 20Jizchak war vierzig Jahre alt, so ist, wozu denn bin ich? Der Sinn des heals er R.iwka, die Tochter des Aramiten Bctu'd, aus Padan-r\ram, bräischen Textes ist unkl11r. Die sy ri sche die Schwestf!r des Aramiten Laban, zur Frau nahm. 21Jizchak Übersetzung (Peschittn) liest: ,,Warum lebe tlehte zum Ewigen um seiner Frau willen, denn sie war unfruchtich überhaupt? .. und verstand es offenbar bar. Der Ewi;ge ließ sich von ihm erflehen, und seine Frau Riwka in1 Sinne von: .,Was habe ich vom Leben, ward schwanger. 22Nun bewegten sich die Kinder heftig in ihr. wenn ich solches zu erleiden habe?" Da sprach sje: ,.Wenn dem so ist, warum habe ich es denn ge· Un d sie ging, den Ewige n zu befragen. wünscht?" Und sie ging, den Ewigen zu befragen. 23Der Ewige Riwka sucht ein O rakel. Die Antwort, die ihr gegeben wird, erklärt ihre Schmerzen: Sie wird ZwiUinge gebaren, die in ihrem Leib streiten und sich in den kommenden Jahren nicht einigen werden. Rascbi, wie auch der Midrasd1 Beresch1t Rabba erklären: "Sie brachte ihre Frage ins Lehrhaus von Schcmu_ 12 a 5 + !•/ (hebr.. "':IJ).

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Gen 25,19-34

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Kommentar

In vielen Kulturkreisen hat der erstgeborene Sohn ein bevorzugtes Erbrecht und einen besonderen Status, weil er dem Vater als dem Haupt der Familie folgt. In Kanaan wie in verschiedenen .Ländern des Nahen. Osten erhielt er den doppelten Teil des Erbes und bekam einen Ehrenplatz unter seinen Brüdern (Gen 43,33). Im Judentum steht er nicht nur zu seinen Eltern und Geschwistern in einer besonderen Beziehung, sondern auch zu Gott. Er galt als fast-heilig, hervorgel~oben als das Eigentum Gottes (wie die erste Frucht einer Herde und eines Feldes). Seine besondere Beziehung wurde zeremoniell anerkannt (wie in Ex 13,1 2-15; 34,20; Num 18,15 und dem Brauch des p;;qi·1!3 (Pidjon ha-Ben), dem " Loskauf der Erstgeburt" am 30. Tag seines Lebens, der im traditionellen Judentum bis heute praktiziert wird. Das Volk Israel wird Gottes "Erstgeborener" genannt (Ex 4,22), das bedeutet, dass es eine besondere Stellung im göttlichen Plan einnimmt.

Das Geburtsrecht

Der Status des Erstgeborenen entstand durch die natürliche Geburt, obwohl man dieses Recht in früh biblischer Zeit durch eine Missetat verlieren konnte, wie es zum Beispiel be1i Re'uwen der Fall war (Gen 48, 13-20), oderverkaufe:n konnte, wie im Fall Esaws. 1 fn der späteren biblischeJO Zeit war es jedoch ausdrücklich verboten, den Erstgeborenen um sein Recht zu bringen (Dtn 21.15- 17). Man ging zwar davon aus, dass die Naturordnung der Geburt mit göttlicher Zustimmung geschah, glaubte aber auch, dass Gott nicht zwangsläufig an sie gebunden war. Er war frei seine Meinung zu ändern und denjenigen zu erwählen, den er in dem betreffenden Moment der Geschichte brauchte. Darin liegt die Bedeutung in dem häufigen Motiv, dass der Jüngere dem Älteren vorgezogen wird. Viele der großen Persönlich keiten Israels erhielten ilhre Berufung, indem Gott sie

' Auch die Nuzi-Texte handeln von diesen Beziehungen. Eine Urkunde aus dem nordwestlichen Syrien erlaubt eine vorgeburtliche Auswahl des Erstgeborenen (7].

243

aus ihrer unterlegenen natürlichen Position heraushob: Tosef, Ephraim, Mosche und David- sie alle waren an zweiter oder an letzter Stelle geboren. Das Zwillingsmotiv ist nichts spezifisch Biblisches - die Griechen kannten die Geschichte von Akrisios und Proitos, die Römer von Romulus und Remus -, aber es dient vor allem und im Wesentlichen dazu zu zeigen, wie die göttliche Führung beständig Israels Geschichte lenkt. Jaakows späterer Kauf des Erstgeburtsrechtes erhält zwar hier seine rechtmäßige Grundlage,2 doch eigentlich handelt die Geschichte mehr von geistigen Segnungen als von rechtlichen Vorzügen.

Ein Kauf oder Verkauf, ja irgendeine Änderung des Geburtsrechts war keine alltägliche Sache.. Hier nun wird dieses wichtige Vorrecht in einer offenkundig verwerilichen Weise umgetauscht. Wie kann Gottes Wahl auf einen Mann wie Taakow fallen , der in dieser Geschichte nicht besonders vorbildhaft erscheint? Einige Ausleger betonen den volkstümlichen, humorvollen Cbarak'ter der Geschichte und weisen daraufhin, dass in jener Zeit Jaakows Handlung kein Missfallen weckte. Hier werde ein Ablenkungsmanöver ohne moralische Obertöne geschildert. Andere Kommentatoren sehen Jaakow als einen Menschen, der verzweifelt darum kämpft, derjenige zu werden, der das religiöse Erbe seiner Vorfahren weiterträgt. Die jüdische Tradition deutete die Tatsache, dass er ,.in den Zelten wohnt'' dahingehend, dass er sich dem Lernen und Studium widmete und durch Nachdenken zur Erkenntnis Gottes kam [ 10]. Er glaubte sich geeigneter für die große Aufgabe als Esaw und wollte nicht hinnehmen, dass ihm der rüpelhafte und offensichtlich gleichgültige Bruder im Wege stand [ II j

Die moralische Frage

2

Hem1eneutisch wurde dies aus den1 Ci':> in Gen 25,.3.3 abgeleitet [8]. Das Linsengericht wird als ein Zeichen des Verkaufs, nicht als der wirkliebe Kaufpreis angesehen [9j.

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Toledot

Gen 25,24-30

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25] Esaw. Vermutlich mit dem arabischen a1a (dicht beharrt) verwandt. Synonym zu -·JJo (se-ir), ein Wortspiel mit -=1::1 (se-ar) Haar und mit dem Gebirge Sc-ir, wo er später lebt (Gen 33, 15). Esaw gleich t 26 Enkidu, dem nicht-livilisierten Mann im Gilgameschepos, der zouigcs Haar hat und 21 in der offenen Steppe lebt [I). Später wird Esaw als Edom bekannt (Gen 25,30), von hcbr. Adom ,.rot", wegen 2s seines rötlichen Haares und dem Vorfall, der in Vers 30 erziihlt wird. über die kuJtu29 relle Symbolik des menschlichen llaarcs siehe den Kommentar w Numeri 5. I 1 26] Jaakow. :lp.ll·, ein Wortspiel mit :p? ( akew), ,.Verse". Das Verb bedeutet "überli;::rr V. 24 ;::'':::~ rc;:> V, 23 sten" (Jercmia 9,3): Jaakow versucht, seinen Bruder zu über listen. Andere Namen ließ ihr sagen: ,.Zwei Völker sind in deinem L~:ib, zwei Nationen aus dieser Wurzel sind Aqhv-a und Vkba. sondern sich von deinem Eingeweide ab. Die eine Nation ist Moderne Wissenschaftler bringen den Namächtiger als die andere Nation, der Ältere wird dem Jüngern men Jaakow mit Jakub- El (,.Möge EI bedienen.'' 24Ais nun ihre Zeit kam zu gebären, da waren Zwillinschlitzen") in Zusammenhang, ein Name, ge in ihrem Leibe. 25Der erste kam heraus, war rot, seine ganze der sich in zahlreichen syrischen und mesopotamischen Dokumenten des frühen Haut wie ein haarener Mantel. und sie nannten ihn Esaw. zweiten Jahrtausends v.d.7.. findet [ 21. l6Nachher aber kam sein Bruder heraus, und seine Hand fasste Man beachte ebenso A. jercmias, der in an Esaws Ferse, und er nannte ihn Jaakow. Jizchak war sechzig Jaakows Festhalten von Esaws Verse das Jahr alt, als sie geboren wurden. 27Die Knaben wuchsen. Esaw antikc Kreislauf-Motiv siehtund es mit der ward ein Jagdverständiger und ein Feldmann. )aakow aber ward Ch.nva -Schlange· Geschichte vergleicht. ein frommer Mann, der in Zelten wohnt. 28Jizchak liebte den ( Die Schlange überredet Chawa, aber Esaw, denn er aß von seinem Wildbret. Riwka aber liebte den Chawa wird sie immer fürchten.) )aakow Jaakow. wiederum fürchtet, dass Esaw versuchen 19 jaakow kochte einst ein Gericht. Und Esaw kam vom Felde wird, ihn zu vernichten [3(. und war ermattet. 3°Da sprach Esaw zu Jaakow: "Lass mich doch 27] Ein frommer Ma nn.t:.Q (tnm) kann von diesem roten Gericht kosten, denn ich bin ermattet." Darebenso auch .schlicht, einfach" bedeuten. Daher Obersetzte Tur Sinai: .,ein schlichter um nannte man ihn "Edom". J t Jaakow sprach: "Verkaufe mir Mann". Jn dieser Bedeutung bezcidmet c.;;; (land den drillen So hn in der Pessach Haggada. Auf den sanften, häuslichen Jaakow fällt Gottes Wahl, nicht auf Esaw, den draußenlebenden Jiiger. Vergleiche die Geschichten über Parsifal und andere, die dem physisch unterlegenen (oder gar dca11 vollkommenen Narren ) die Rolle des He lden zuschreiben. In den Geschichten des Orients zählt der )liger wr unteren (d.h. weniger begehrenswerten) Welt (4]. 28] Er aß von seinem Wild bret. Der Wortlaut könnte aus der aJten Sitte rühren, dass Verwandte die Nahrung für ihre Kinder odn alte Eltern vorkauten [5]. 29] Kochte einst ein Ger ich t. Bei Nomaden und Halbnomaden sind es oft die Männer, die das Essen vorbereiten. 30] Edom.c.·s Riwka einen Vorwand gesucht habe, )aakow forlzust:hickcn. Siehe ebenso auch den folgenden Kommentar. 28,3) Machedich fruchtbar. Jizchak hat Jaakow bereits vier andere Segensworte gegeben: die Fruchtbarkeit des Landes, die politist:he Unabhängigkeit und die physische und geistige Gesundheit. Nur die letzte Kategorie eine~ Segens, die militärische Überlegenheit, hatte er )aakow vorenthal ten. Sie ist fur Esaw reserviert. wenn auch in einer nicht eindeutigen Art und Weise (Gen 27,40) 15).

Toledot

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jaakow, segnete ihn, gab ihm seine Befehle und sprach zu ihm: "Heirate keine Frau von den Töchtern Kenaans. 2Mach dich auf. reise nach Padan Aram zum Hause Betu'els, deiner Mutter Vater, und njmm dir dort eine Frau, von Lawans Töchtern, deiner Mutter Bruder. 3Der allmächtige Gott segne dich, mache dich fruchtbar und mehre dich, dass du zu einer Menge von Völkern werdest, 4 und gebe dir Awrahams Segen, dir und deinem Samen mit dir, damit du das Land deines Aufenthalts einnehmest, welches Gott dem Awraham geschenkt hat." 46 a-a fehlt in unkorr. Hsvon 6l; 28,4 a Msw vgl. 6l (Codtx Al~x.) + T:l~; 6> (übrig. Üb..:rl. ) + tOÜ na.rpoc; ~ou !dt.: mein V.ller); b w. ;n-;·; 5 a oriencal. Trnd.: -'7., ..

at

28

sso schickte ]izchak den )aakow weg, und dieser reiste nach Padan Aram zu Lawan aus Aram, dem Sohn ßetu'els, dem Bruder Riwkas, der Mutter von Jaakow und Esaw. 6A1s nun Esaw

262

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Gen 27,1-28,9

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Literarische Auslese

Das Wesen des Segens ]izchaks

Er wusste es

Segens- wie Fluchsprüche sind letztgültige Gebete, deren Wirklichkeit Gott schaffen kann, selbst wenn der Psalmist sagt: ,.Sie mögen fluchen- segne du!" (Ps 109,28). Einige Wissenschaftler halten Äußerungen der Schrift, vor allem im Segen lsaaks, nach denen etwas, das gesagt ist, nicht melhr zurückgenommen werden kann, für ein magische!: Element. Doch es liegt hier keine Magie vor, sondern ein Gebet, denn lsaaks Absicht bestand nicht darin, Gott dazu zu zwingen, etwas gegen seinen Willent zu tun. Der Segen hätte keinen Bestand, wenn er nicht dem Willen Gottes entsprochen hätte. Mosche David Cassuto [ 14]

Denkst du, dass er sich so leicht täuschen ließ? Dass Blindheit die Verwirrung möglich machte zwischen dem Sohn, den er liebte, und ihm, den er segnen sollte? ... Er segnete, denn er musste es tun, denn Gott rang in ihm. Können in solchen Momenten unsere billigen Tricks die Oberhand gewinnen? Er wusste es. Dies war der Segen des erwählten Sohns, scheinbar doppelschichtig und verkehrt, das Schicksal von Generationen; fremdartig und sich wiederholend sind Gottes Wege mit den Menschen. Amy K. Blank [16]

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Die Schwierigkeit göttlicher Wahl

Offensichtlich muss Gotttunvollkommene Mittel wählen, um seine Ziele zu erreichen. Er muss wählen zwischen Jakob, - einem Mann, der das Geburtsrecht so sehnsüchtig verlangt, dass er sogar betrügt, um es sich zu sichern,- und Esau, der es so leicht nimmt, das er sein Geburtsrecht wegen einer Schüssel Linsen verliert. Jakobs berechnende List steht im Verhältnis zu Esaus ungebändigter Sucht nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung. Die Notwendigkeit, mit "menschlichem Material" arbeiten zu müssen, stellt Gott vor eine schwierige, doch unvermeidliche Wahl, und Gott entscheidet: Besser ist es, wenn jemand sich zu sehr um etwas bemüht, als zu wenig. Samuel E. Karff [ 15]

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Gott gebrauchte faakow

Nein, es ist ein Betrug, der in der Schrift erzählt wird, ohne dass sie ihn billigt. Das Geheimnis ist das der Tat Gottes, der für seine Ziele sogar die menschlichen Fehler gebraucht und doch in seiner Wahl vollständigsouverän bleibt. Schon vor ihrer Geburt hatte er Jakob dem Esau vorgezogen. Roland de Vau.x [I 71

Die Stimme ]aakows

Als Jizchak sagte: "Die Stimme ist die Stimme Jaakows, aber die Hände sind die Hände Esaws" [Gen 27,22], hat er prophetisch geredet. "Die Stimme Jaakows" bedeutet Studium und Wahrheit. "Die Hände Esaws" bedeuten Gewalt und Brutalität. Solange die Stimme Jaakows in den Häusern des Gebets und des Studiums zu hören ist, werden d ie Hände Esaws ihr nicht überlegen sein. Midrasch [181

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Gen 28,6-9 9] Schwester des Newajot. Newajot ist der Erstgeborene /ischmaels (Gen 25,13). Esaw heiratet seine Cousine ersten Grades. Aber cr behalt seine Ubrigcn Frauen. Hier verbindet der Text die Verandtschaft vo n Jischmaels Nachkommen (den Arabern) mit denen von Esaw/Edom (die Edomiter).

Toledot

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gewahr geworden war, dass Jizchak den Jaakow gesegnet und nach Padan Aram geschickt hatte, um sich von da eine Frau zu nehmen,- nämlich indem er ihn segnete, goebol er ihm zugleich und sprach: 'Nimm kei ne Frau von den Töochtern Kenaans!'7und dass Jaakow seinem Vater und seine Mutter gehorcht hatte und nach Padan Aram gereist war, 8 da merkte Esaw, dass die Töchter Kenaans in den Augen seines Va ters missfällig sind. 9Daher ging Esaw zu Jischmael und nahm sich über seine bisherigen Frauen die Machalat, Tochter Jischmaels. d es Sohnes Awrahams, Schwester des Newajot, zur Ehefrau.

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(r.nO:l vgl. 1i1rg. (. und 36,3).

264

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Gen 27, 1-28,9

Literarische Auslese

Er wusste es Als Jizchak hörte, dass sein Sohn Gottes Namen erwähnte (27,20), wusste er, es war }aakow, nicht Esaw. Midrasch (191

jizclzaks Bli11dheit Als der überlebende eines unsagbaren Traumas lebte er ein offensichtlich erfolgreiches Leben. Doch am Ende dieses erfüllten Lebens entfaltet sich der tiefe Eindruck der Akedah und die ganze Welt gleitet in die Finsternis hinab. Jn der Gegenwart haben wir eine schmerzhafte Ahnung davon bekommen. wie sich ein aufgeschobenes, verdrängtes Trauma in psychosomatischen Krankheiten seinen Ausdruck verschaffen kann. Gerade solch eine Verdrängung wird in der Vorstellung von Jizchaks vorgeschobener Blindheit deutlich. Die Todesangst hatte sich tief in sein Bewusstsein eingeprägt. In seinem Alter drängt sich dieses Bild in einer fatalen Frische auf: Seine Todesangst erfüllt jeden Augenblick seines Lebens. "Ich werde nun sehr alt.... Bring mir, ... damit dich meine Seele segne, bevor ich sterbe" (Gen 27, 2.4). Der Tod spukt in seinen Vorstellungen, die Angst desjenigen, der in einem ewigen Augenblick seiner Kindheit sonst nichts mehr sah. (Tatsächlich lebte Jizchak nach d1esem "Sterbebett" noch sechzig Jahre!) Avivah Gonlieb Zornberg 120] ~

Raschi, dessen Auslegung auf verschiedenen Midraschim basiert, nennt drei Gründe zur Erklärung von Jizchaks Schwäche: Der eine ist, dass Vers 1 unmittelbar auf die Bemerkung folge, Esaw habe eine Fremde zur Prau genommen, und die Bekümmertheil seines Vaters habe seine Augen getrübt. Der zweite Grund ist, die Engel hätten geweint, als sie sahen, dass Awraham dazu bereit war, seinen Sohn zu töten, und ihre Tränen seien in Jizchaks Augen gefallen. Diese Metapher beschreibt die Dauerhaftigkeit des Unrechts, das ihm angetan worden ist (siehe den folgenden Text). Als dritten Grund führt Raschi an, }izchak habe gewollt,

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dass Jaakow den Segen trage und deshalb die Scharade blind mitgespielt 121 I.

Riwkas Plan Was hatte Rebek.ka von all den Jahren, an denen s1e nach ihrer Heirat mit Isaak an Unfruchtbarkeit litt, damals zu einer Zeit, in der IGnder bekommen der Sinn des Lebens einer Frau war? Was hatte Rebel,ka davon, die Frau eines Mannes zu werden, dessen Vater bereit gewesen war, ihn als Kind Gott zu opfern? Könnten nicht diese Aspekte aus ihren Ehejahren zu diesem erstaunlichen Plan beigetragen haben, die O rdnung, in der ihre Söhne Jakob und Esau den Segen ihres Vaters erhalten sollten, zu ändern, und ihr die Fähigkeit gegeben haben, einen solchen Plan auszuführen? Norma Rosen 1221

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"Mir ist das Leben zuwider" (27.46) In dem hebräischen ··n::~ ·nsp (kazti be-clwjat), "mir ist das Leben zuwider", fällt auf, dass der Buchstabe p Kofkleiner geschrieben ist als die übrigen Buchstaben. Diese Besonderheit des masoretischen Textes könnte unterstreichen, dass Riwkas Leben geringer war, als sie gedacht hatte. (Vgl. auch die Literarische Auslese zu Gen 32,4 - 33,17 "Noch geringer", wo es ebenfalls um ein Wort mit einem kleineren Kof geht.)

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Wajeze

Gen 28,10-14

Jaakows Tratun (28,10-22) Die Geschichte wendet sich nun vollständ ig Jaakow zu. Mit dem Segen seines Vaters befindet er sich auf der Flucht zu seinen Verwandren in Cbaran. Don wird er sich verlieben und selbst betrogen werden. Er wird einem Herrn dienen, doch sein Lohn wird unsicher sein.

Diese Gesch.ichte spricht m ihrem klassischen Charm, zu uns von menschlichen Plänen und Taten. Doch es ist Gottes Gesamt plan, der Jaakow in seiner ersten Begegnung mit Gott offenbart wird und der das zugrunde liegende Thema bestimmt

Hier beginnt der neue Wochenabschnitt, "Wajeze". Vorlesungen für Gemeinden, die dem tTaditionel1en Ritus folgen: Wajcze (E r zog aus) Genesis 28, 10-32,3 (28,10-29,35; 30,1-30,43; 3 1,1-32,3) Für Gemeinden, die den dreijährigen Zyklus benutzen: Tarnvorlesung I: Ge nesis 28, I0-29,11 oder Genesis 28,10-29,20 Jaakows Traum Taravorlesung II: Ge nesis 29, 11-30 oder Genesis 29,31-30,;~4 Jaakow in Charan Taravorlesung lll: Genesis 31 ,36-32.3 oder Genesis 31,17- 32,3 Jaakow verlässt Charan Haftara:

Hosca 12,1 3- 14,10 Die Sünden Israels; E1rwähnung von Jakobs Dienstjahren

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28,11 ) Or t. Der hebräische llegritTcip9 (makom) erscheint dreimal in di~sem Satz und richtet die Aufmt>rksamkcit au f den ungenannten Ort hin. der in der Nähe von Lus lag (siehe Vers 19). In nachbiblischen judischen Schriften wurde das Wort c ;::Q (makomJ ein Ausdruck (Ur Gott, so dass die Umstände des Traums vorherbestimmt erscheinen. (Siehe auch den Text Ha-Makonr m der litt.>rari~chen Auslese. ) 28,12) Hier ha"e er einen Traum. Zum Thema ,,Träume" siehe den Kommemar zu Gen 39, I-40,23. Eine Leiter. Oder .,Treppe" oder "Rampe". Die rf?-:J (sulam) in Jaakows Traum spiegelt den alten Glauben an eine kosmi~che Verbindung zw ischen Himmel und Erde wider ( I). 131 Oben dar auf. r?-\): Vgl. Gen 18,8. luzzallo bezog \"?.I! jedoch auf Ja akow, nicht auf die Leiter. Dann müsste man übersetze n: bei ihm ( Jaakow). De ines Vaters Awrah am. Awraham wird hier wegen der früheren Verheißung, die er bekommen hatte, erwähnt.

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IAJs Racbel sah, dass sie dem )ac1kow keine Kinder geboren hatte, da beneidete Rache) ihre Schwester und sprach zu Jaakow: .,Schaffe mir Kinder! Wenn nicht. so :.terbe tch." 2 Da entbrannte Jaakows Zorn uber Rache) und er sprach: .,Bin ich denn an der Stelle Goues, welcher dir Leibesfrucht versagt hat?'' 3Sie sprach: .,Hier ist meine Magd Bilha. Komm zu ihr, dass sie Kinder bekomme. die ich auf meinem Schoß erziehe. So werde auch ich durch sie gebaut werden." 4 Sie gab ihm also ihre Magd Bilha wr Frau. Und Jaakow wohnte ihr bei. Sßilha ward schwanger und gebar dem Jaakow einen Sohn. "Da sprach Rachel: ,.Gott war mein Richter und hat auch meine Stimme erhört und mir einen Sohn gegeben.u Darum nannte sie ihn "Dan". 7Bilha, Rachels Magd, ward abermals schwanger und gebar dem )aakow den zweiten Sohn. soa sprach Rache!: .,Wetteiferungen Gottes habe ich mit meiner Schwester gewetteifert, bin ihr auch beigekommen." Und sie nannte ihn .,Naftali". 9Als Lca sah, dass sie aufgehört hatte, zu gebä ren. nahm sie ihre Magd Silpa und gab sie dem Jaakow zur Frau. lODie~c Silpa, die Magd der Lea, gebar dem Jaakow einen Sohn. II Da sprach Lca: .. Das gt11e Glück ist gekommen (bagad)." Und sie nannte ihn ,,Gad''. 12Silpa, die Magd derLea, gebar dem Jaakow einen zweiten Sohn. 13 Da

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Wajeze

Gen 30,13-22

13] Zu meiner Glilckseligkeit! "1\ll~::J (be-aschri)wird mit l;:j~ (ascher) iJ1 Zusammenhang gebracht. 14] Alraunen. Mandragora. Eine Pflan· ze, deren kartoffela rtige Knollen manchmal wie Gesichter aussehen. (Der antike Glau· be, die AJraune sei sexuell stimulierend, hat sich bis in die heutige Ze.it erhalten.) Das Getränk bleibt bei Rache! erfolglos, während Lea, die keinen Gebrauch davon macht, schwanger wird. Damit soll gezeigt werden. dass nur Gott die Erlösung von der Unfruchtbarkeit schenken ka.nn.

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Die Friicl!c dl!f M1111dmgora.Sk rei[r11 irn Ftill!jahr.

1>/ribert j~doc/1 zum Teil bis ~um Sommer nuj' dtm Feld. IJi~t

Friic/Ete ~eben .uu wic.J Ieudrtrml gelbe Pflaumen.

Raschi übersetzte "Ja~min", ähnlich ßenno Jacob, der bestreitet, dass es um ein Getränk geht. Vielmeh.r habe Rachel Leas Blumen als Geschenk fur iJ1ren Gatten gewollt. Siehe ehenso Luzatto [61. 18] Jissachar. DerText leitetden Namen sowohl von "J'r-i1:;)W ;:,9 (schachorschecharticha) "ich habe dich gedungen" in Gen 30, 16) als auch von '1~ (scheclzari) ,.mein Lohn", ab. 20] SewuJun. Zwei Ableitungen werden angeboten: i:JT (sewer),,.schönes Teil'~ und ·:'?:w (jisbe/eni), ,,er hat mir zugeteilt". Die Bedeutung des letzteren ist jedoch uns icher. Die beiden Erklärungen scheinen von untcrschiedlichen Traditionen her zu stammen. Einige Wissenschaftler leiten den Namen von dem akkadichen zubullli ( "Hopiel mit Lawan. 21] Strom. Der Euphra1. 24] Gott aber ka m zu Lawan . Wie er zum Beispiel auch Awimelech erschienen ist. Die biblische.' Tradi tiCin schränkt die göttliche Anrede nicht auf Awra.ham und seine Nachkommen ein. Lawan. dem Araroj ten . L:~wan sprach arami.üsch (Gen 31,4 7) undliebte in Paddan Ar:un. Auch die Erzvätern erscheinen spä· ter als .,Aramäer", denn sie stammten ur· sprünglic h aus dieser Gegrnd (Gen 25,20 und Dtn 26.5). Dtn 26,5 wird am Sederabend zitiert. Aramäisch wurde später die Umgangssprache der in Palästina lebenden luden und wird oft im Talmud gebraucht. Hüte d ich , dass du nicht redest. Mendebsohn ergänzte nach ,nicht" die Klammerbemerkung: .,von der l~ückreise".

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17 a.b w ~ umgekehrte Reihenfolge; 18 a-a fehlt in unkorr. 1-/s von Cl !; ( Fchlo~r durch Homoi .trkton?); b-b '/lrrg ( Tnrg./.) ;-n·:?· ';'l';''l ( hcbr.

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hen und hast mich so bestohlen? Waru m hast du mir es nicht gesagt? Dann hätte ich dich hinweggeschickt mit Freuden und Gesängen, mit Pauke und Harfe. 28So aber h ast du mich nicht einmal meine Söhne und Töchter ]djssen lassen. Siehe! Du hast unvernünftig gehandelt. 29Nun habe ich die Macht in der Hand, mit eu ch schlimm zu verfahren. Allein der Gott eures Vaters sprach vorige Nacht zu m ir und sagte: ,Hüte d ich, mit Jaakow (von der Rückreise) zu reden, weder im Guten, noch im Bösen.' 301ndessen bist du nun auch weggegangen, weil du dich sehntest nach deines Vaters Haus. Warum stahlst du noch meine Götter?" 3 1 jaakow antwortete und sprach zu Lawan: "WeiJ ich mich fürchtete und dachte, du könntest mir deine Töchter mit Gewalt wegnehmen. 32 ßei wem du aber deine Götter finden wirst, der soll nicht leben bleiben. Im Beisein unserer Verwandten untersuche, was von dem Deinigen bei mir ist und nimm es dir." jaakow wusste nämlich nicht, dass Rache I sie gestohlen hatte. 33Lawan ging in jaakows Zelt und in Leas Zelt und in der beiden Mägde Zelt und fand nichts. Aus Leas Zelt ging er heraus und kam in Rachels Zelt. 34 Rachel nahm indessen die Hausgötzen, tat sie in das Sattelkissen des Kamels und setzte sich darauf. Also durchwühlte Lawan das gm1Ze Zelt und fand nichts.

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Gen 31,35-42 37] Gerdt. Hausrat. Jaakow nannte Lawaos Teraphim spöttisch .,Hausrat". 38) Zwanzig Jahre. Sein angestauter Arger beginnt sich zu entl3den. 39] Habe ich dir nich t gebracht. Die rechtlichen Verpflichtungen eines Hirten werden im Codex Hammurapi in allen Einzelheiten beschrieben. Zum Beispiel:" Wenn in einer Viehhürde eine Vi' •n:J (paclwd jizdmk). Auch in Gen 31,53. Die Bedeutung ist unklar. Auch Jesaja redet von Gott als,.cure Furcht" und .,euer Schrecken" (les 8.13).

33 a einige Hss von w (vgl. dl) + o:ln'' (W!:/"1'1); 35 a einige /iss von w o=1·:,1!l + Aaßav i:v ÖI..Q> T

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35Rachel aber sprach zu ihrem Vater: ,.Mein Herr, beliebe nicht zu zürnen, dass ich nicht aufstehen kann, weil mir nach der Weise der Frauen ist." Er suchte also und fand die Götzen nicht. 36Nun verdross es Jaakow und er stritt mit Lawan. )aakow fing an und sprach zu Lawan: ,.Was ist nun mein Verbrechen? Was ist meine Sünde? Dass du mir so nachgesetzt hast. 37 Du hast ja all mein Gerät durchwühlt; was hast du von deinem Hausrat gefunden? Lege her, in Gegenwart meiner und deiner Verwandten, dass sie zwischen uns beiden entscheiden. 38Diese zwanzig Jahre, die ich bei dir gewesen bin, haben deine Schafe und deine Ziegen nicht fehlgeworfen. Und die Widder deines Kleinviehs habe ich nicht gegessen. 39zerrissenes habe ich dir nid1t gebracht. Ich musste es missen, von meiner Hand konntest du fordern, was des Tages und was des Nachts gestohlen ward. 40Wo ich am Tage war, verzehrte mich die Hit7,e, und bei Nacht der Frost. Auch der Schlaf wich aus meinen Augen. 41 Jch bin nun zwanzig Jahre in deinem Hause. Ich habe dir gedient vierzehn Jahre um deine zwei Töchter und sechs Jahre um dein Kleinvieh. Du aber verwandellest meine Belohnung zehn mal. 42 Wenn nicht der Gott meines Vaters, der Gott Awrahams und die Ehrfurcht Jizchaks. mir zum Beistand gewesen wäre, du hättest mich t-

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Gen 31,43-51

Wajeze 43] Die Töchter sind meine Töchter. Lawan ordnet }aakows Ehen einer bestimmten assyrischen Rechtskategorie zu, dem erebu, derzufolge der Gatte in der Familie seiner Frau lebt. Wenn er fortgeht, darf er seine Frau und lhren Besitz nicht mitnehmen [5). Allein was kann ich .. . nunmehr tun ? Er willigt ein, in dem Wissen, dass seine Töchter fortgehen wollen. 47] Jega.r Sahaduta". Das einzige aramäische Wort in der Tora. Gal'ed. Eine Übersetzung von }egar Sahaduta ins Hebräische. Sie spiegelt eine volkstümliche Ethymologie des Namens Gil'ad wieder, die auch in Gen 31.23 bezeugt ist. 49] Wird schauen. '1"' (jizef ) wird mit Mizpa in Zusammenhang gebracht. Dies ist kein Segenswort, sondern eine Warnung: "Möge Gott über uns wachen, dass wir un seren Bund nicht brechen" [6] .

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"rtJ:lt_,, law! .Dem Knecht Jaakow lässt dir sagen: Ich habe mich bet l Jwan aufgehalten und bisher verweilt. 6LJaselbst habe ich erlangt Rind und Esel, Kleinvieh, Knecht und Magd. Nun schicke ich es meinem Herrn kundzutun, um Gewogenheit in deinen Augen zu finden."' 7 Die Boten kehrten zu Jaakow zurück und sprachen: ., Wir sind zu deinem Bruder Esaw gekommen. Er lieht dir auch entgegen und vierhundert Mann mit ihm.'' 8 Jaakow fürchtete sich sehr, und ihm ward bange. Er teilte die Leute, welche er bei sich hatte, wie auch das Kleinvieh, das Rindvieh und die Kamele in zwei Lager. 90enn er sprach:., Wenn nun Esaw auch kommt zu dem einen Lager und schlägt es, so kann doch das übrige Lager entrinnen." IOJaakow sprach fe rner: ,.Gott meines Vaters Awraham und Gott meines Vaters Jizchak, Ewiger, der du w mir gesprochen hast: ,Kehre jn dein Land und an deinen Geburtsort zurück, dann will ich dir ferner wohl tun.' 11 Jch bin zu gering für alle Wohltaten und alle Treue, welche du deinem Knecht erzeigt hast. Denn bloß mit meinem Stecken bin ich ober diesen Jarden gegangen, und jet7t bin ich tu zwei Lagern geworden. 12Errette

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Gen 32, 12-20

WajischJach 12] Errette mich. Dies ist eins der wenigen Gebete in der Tara. 14] Ein Geschenk für seinen Bruder Esaw. Die Geschenke sind außerordentlich großzügig. Die Zahlen (wie andere dieses Typs) hatten vermutl.ich ei ne symbolische Bedeutung. die heute nicht mehr deutlich ist. Hebräisch :lQ~I:l ( mincha ) ist hier das dreimal wiederholte Fachwort für den Tribut eines Vasallen (vgl. 2. Kön 17,3). Ein gedemütigter Jaakow will damit seinen Bruder beschwichtigen.

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t:l mich doch aus meines Bruders Hand, aus Esaws Hand, denn ich fürchte ihn, damit er nicht komme und mich umbringe, die Mutter samt den Kindern. l3Du aber hast gesprochen: ,lch will dir wohltun und deinen Samen machen wie Sand am Meer, welcher vor Menge nicht zu zählen ist."' 14 Er blieb allda d ieselbe Nacht und nahm von dem, was er mit sich führte, ein Geschenk für seinen Bruder Esaw, ISzweihundert Ziegen und zwanzig Böcke, zweihundert Schafe und zwanzig Widder, 16meJkende Kamele, nebst ihren jungen, dreißig. Vierzig Kühe und zelm Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Esel. 17Er übergab solches seinen Knechten, jede Herde besonders, und sprach zu seinen Knechten: "Geht vor m ir her und lasst einen Zwischenxaum sein zwischen einer Herde und der anderen!" l8Er gebot dem ersten wie folgt: "Wenn dir mein Bruder Esaw begegnet und fragt: ,Wem gehörst du an? Wo gehst du hin? Und wessen sind diese vor dir her?', 19so sprich: ,Deinem Knecht Jaakow gehört es. Es ist ein Geschenk, geschickt für meinen Herrn Esaw. Und dort kommt er selbst hinter uns."' 20Er gebot auch dem zweiten, so auch dem dritten, so auch allen, die hinter der Herde her gehen: "So sagt zu Esaw, wenn ihr

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Gen 32,21-30 23 I Seine elf Kinder. ßinjamin war noch nicht geboren und Dina wurde nicht mit hinzugezählt (einige Ausleger nehmen auch an, dass diese Erzählung von Dina nichts wus~tc ).

Jabok. Ein ösllicher Nebenfluss des Jordan, der ca. 42 km nördlich des Toten Meers in den Jordan fließt. Seine steilen Uferhänge machen ihn zu einer natürlichen Grenze. Er trennte dje Gebiete von Sihon und Og und später das nö rdliche und südliche Gil'ad. 29] Um den Vorzug gestritten. Mendelssohn leüete offenbar das hebräische t;"t i;p (sarita) von dem Substantiv 10 (sar) ,.Fü rst" her. Andere überserzen " .. . gekämpft". i;i'ity (sarita) wird mit dem ersten Teil des Namens '?tqr:r (jisrni!/) in Zus:~m­ menhang gebracht. Doch könnte das Wort ursprünglic h auch 'itt:9: (jasdmr-rl), "derjenige. den Gott kämpfen lässt", gelautet haben, als Entsprechung zu '"~ :lp!i: (jaakow-el),.,derjenigc,den Gott hupfen lässt'' [3]. Mit göttlichen Wesen. Oder: mit Gott ( c·;;?~ elohim). (Siehe die Anmerkung zu J I ,53), erklärt die Silbe '?~ ( c/) in '"~o~-:l· (iisrai!l).

Eplrrnim Mous Lrl1t11. Dor Kmt'f•f tBcrlin 1908)

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