Die frühmittelalterlichen Grab- und Siedlungsfunde von Oberderdingen-Strümpfeläcker 3926933046, 9783926933041

1989 wurden bei Oberderdingen im Kraichgau (Landkreis Karlsruhe) reiche Grabfunde des 7. und 8. nachchristlichen Jahrhun

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Die frühmittelalterlichen Grab- und Siedlungsfunde von Oberderdingen-Strümpfeläcker
 3926933046,  9783926933041

Table of contents :
Vorwort 7
1. Das Gräberfeld 8
1.1. Entdeckung und Ausgrabung 8
1.2. Quellenkritische Vorbemerkungen: Störungen und Bodenerosion 8
1.2.1. Störungen 8
1.2.2. Bodenerosion 9
1.3. Die Entwicklung des Gräberfeldes im Lauf der Generationen 9
1.3.1. Darstellungsform und verwendete Chronologiemodelle 9
1.3.2. Gräber vor der SD-Phase 9 10
1.3.3. Gräber der SD-Phase 9 (zweites Viertel 7. Jahrhundert) 12
1.3.4. Gräber der SD-Phase 10 (drittes Viertel 7. Jahrhundert) 14
1.3.5. Gräber der WU-Phase 11 (letztes Viertel 7. Jahrhundert) 16
1.3.6. Gräber der WU-Phase 12 (erstes Viertel 8. Jahrhundert) 18
1.3.7. Gräber der WU-Phase 13 (zweites Viertel 8. Jahrhundert) 20
1.3.8. Gräber der OD-Phase 14 (Mitte 8. Jahrhundert) 22
1.3.9. Gräber der OD-Phase 15 (zweite Hälfte 8. Jahrhundert) 24
1.4. Tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Grabdaten 26
2. Die zugehörige Siedlung und ihr unmittelbares Umfeld 30
3. Siedlungsgeschichtlicher Kontext 40
3.1. Der Naturraum Kraichgau 40
3.2. Kurze Skizze der merowingerzeitlichen Besiedlung zwischen Neckar und Oberrhein 40
3.3. Infrastrukturelle Deutung des linearen Siedlungsmusters 41
3.4. Siedlungskorridore 42
3.5. Das Fließgewässersystem als Matrix früher Gaueinteilung? 45
3.6. Grundraster der heutigen Siedlungsstruktur? 46
4. Zusammenfassungen 47
4.1. Zusammenfassung 47
4.2. Abstract 48
5. Fundlisten 49
5.1. Bartäxte aus Fundzusammenhängen der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. 49
5.2. Vielteilige Gürtelgarnituren, Spathagurte und Pferdegeschirr mit goldfarbenen Pressblecheinlagen 50
5.3. Bronzene vielteilige Gürtelgarnituren mit Vogelbaummotiv 51
5.4. Bronzene mehrteilige Garnituren mit Palmettenbaummotiv 51
5.5. Spätmerowingerzeitliche Polyederkapselohrringe 52
5.6. Polyederkapselohrringe der älteren Merowingerzeit aus dem südwestdeutschen Raum, die bislang der jüngeren Merowingerzeit zugewiesen worden sind 55
6. Katalog 56
6.1. Vorbemerkungen zum Katalog 56
6.2. Katalog 57
7. Verzeichnis der abgekürzten Literatur 122
8. Tafeln

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SCHRIFTEN DES ARCHÄOLOGISCHEN FREILICHTMUSEUMS OERLINGHAUSEN

ARCHÄOLOGISCHES FREILICHTMUSEUM OERLINGHAUSEN

SCHRIFTEN DES ARCHÄOLOGISCHEN FREILICHTMUSEUMS OERLINGHAUSEN

BAND 5

OERLINGHAUSEN 2009

ARCHÄOLOGISCHES FREILICHTMUSEUM OERLINGHAUSEN

KARL BANGHARD

Die frühmittelalterlichen Grab- und Siedlungsfunde von Oberderdingen-Strümpfeläcker

OERLINGHAUSEN 2009

HERAUSGEBER: ARCHÄOLOGISCHES FREILICHTMUSEUM OERLINGHAUSEN AM BARKHAUSER BERG 2-6 - D-33813 OERLINGHAUSEN

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Banghard, Karl: Die frühmittelalterlichen Grab- und Siedlungsfunde von Oberderdingen-Strümpfeläcker Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen. Oerlinghausen 2009 (Schriften des Archäologischen Freilichtmuseums Oerlinghausen; Bd. 5) ISBN 3-926933-04-6 978-3-926933-04-1

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http//dnb.d-nb.de abrufbar.

Gedruckt mit Unterstützung der Sparkassenstiftung Kraichgau

Umschlagentwurf: Renate Müller-Fromme, Oerlinghausen. © Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen 2009. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verfassers unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. ISBN 3-926933-04-6 978-3-926933-04-1

Inhaltsverzeichnis Vorwort

......................................................................................................................................................................... 7

1. Das Gräberfeld 1.1 1.2

1.3

1.4

................................................................................................................................................... Entdeckung und Ausgrabung ......................................................................................................................... Quellenkritische Vorbemerkungen: Störungen und Bodenerosion .......................................................... 1.2.1 Störungen .................................................................................................................................................. 1.2.2 Bodenerosion ............................................................................................................................................. Die Entwicklung des Gräberfeldes im Lauf der Generationen ................................................................ 1.3.1 Darstellungsform und verwendete Chronologiemodelle ................................................................................. 1.3.2 Gräber vor der SD-Phase 9 ..................................................................................................................... 1.3.3 Gräber der SD-Phase 9 (zweites Viertel 7. Jahrhundert) ......................................................................... 1.3.4 Gräber der SD-Phase 10 (drittes Viertel 7. Jahrhundert) ........................................................................ 1.3.5 Gräber der WU-Phase 11 (letztes Viertel 7. Jahrhundert) ...................................................................... 1.3.6 Gräber der WU-Phase 12 (erstes Viertel 8. Jahrhundert) ........................................................................ 1.3.7 Gräber der WU-Phase 13 (zweites Viertel 8. Jahrhundert) ..................................................................... 1.3.8 Gräber der OD-Phase 14 (Mitte 8. Jahrhundert) .................................................................................... 1.3.9 Gräber der OD-Phase 15 (zweite Hälfte 8. Jahrhundert) ........................................................................ Tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Grabdaten ..................................................................

2. Die zugehörige Siedlung und ihr unmittelbares Umfeld

.......................................................... 30

3. Siedlungsgeschichtlicher Kontext 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6

8 8 8 8 9 9 9 10 12 14 16 18 20 22 24 26

.......................................................................................................... Der Naturraum Kraichgau ............................................................................................................................. Kurze Skizze der merowingerzeitlichen Besiedlung zwischen Neckar und Oberrhein ....................... Infrastrukturelle Deutung des linearen Siedlungsmusters ......................................................................... Siedlungskorridore ........................................................................................................................................... Das Fließgewässersystem als Matrix früher Gaueinteilung? ...................................................................... Grundraster der heutigen Siedlungsstruktur? ..............................................................................................

40 40 40 41 42 45 46

4. Zusammenfassungen

...................................................................................................................................... 47 4.1 Zusammenfassung ........................................................................................................................................... 47 4.2 Abstract ............................................................................................................................................................. 48

5. Fundlisten 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6

.............................................................................................................................................................. Bartäxte aus Fundzusammenhängen der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. ............................ Vielteilige Gürtelgarnituren, Spathagurte und Pferdegeschirr mit goldfarbenen Pressblecheinlagen Bronzene vielteilige Gürtelgarnituren mit Vogelbaummotiv .................................................................... Bronzene mehrteilige Garnituren mit Palmettenbaummotiv ................................................................... Spätmerowingerzeitliche Polyederkapselohrringe ...................................................................................... Polyederkapselohrringe der älteren Merowingerzeit aus dem südwestdeutschen Raum, die bislang der jüngeren Merowingerzeit zugewiesen worden sind ................................................................................

49 49 50 51 51 52 55

6. Katalog

.................................................................................................................................................................... 56 6.1 Vorbemerkungen zum Katalog ..................................................................................................................... 56 6.2 Katalog .............................................................................................................................................................. 57

7. Verzeichnis der abgekürzten Literatur 8. Tafeln

 

................................................................................................ 122

Vorwort

Als ich mich vor weit über einem Jahrzehnt für die Bearbeitung des Gräberfeldes von OberderdingenStrümpfeläcker als Magisterthema entschieden hatte, war mein Blick auf die Zimelien konzentriert. Erst im Lauf der Jahre wurde deutlich, dass es bei der Auswertung eines Reihengräberfeldes nicht darum geht, möglichst reiche Funde möglichst aufwändig gezeichnet in einem möglichst umfangreichen Werk an möglichst prominenter Stelle zu publizieren. Die fachliche Aufgabenstellung wurde entsprechend im Lauf der Zeit neu definiert: Es galt nun, Aussagen über den Werdegang einer Siedlergemeinschaft des 7. und 8. Jahrhunderts durch eine präzise chronologische Auswertung zu treffen. Die erste Vorlage der Gräber wurde im Winter 1992 als Magisterarbeit an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn eingereicht. Diese Arbeit basierte auf den von mir selbst gewaschenen, restaurierten und gezeichneten Funden. In den folgenden Jahren lieferte das Landesdenkmalamt die Restaurierung der Metallfunde und den Gräberfeldplan nach. Da ich in der Zwischenzeit beruflich eingebunden war, wurde das Manuskript mit den jeweils neu eintreffenden Daten Stück für Stück neu formuliert, sodass es heute kaum noch etwas mit der Version von 1992 verbindet. Dass die Arbeit dennoch einen Abschluss finden konnte, ist der Hilfe von vielen Kollegen und Freunden zu verdanken, allen voran meiner Frau Eva Stauch (Universität Münster). Unschätzbare Hilfe bei der Druckvorbereitung leistete Bernhard Schroth M.A. (Bereich Ur- und Frühgeschichte der Universität Jena). Die anthropologische Bearbeiterin des Gräberfeldes, Dipl. Biol. Elke Frauendorf (Anthropologisches Institut Mainz), stellte für diese Publikation ihre Ergebnisse zu Alter, Körpergröße und Krankheiten zur Verfügung. Darüber hinaus lieferte sie die Zeichnungen der Skelettschemata mit den erhaltenen Knochen.

Als 1996 sämtliche digitalen Daten zu dieser Arbeit verloren gingen, halfen Sonja Schaaf und Frau Buch bei der Wiedereingabe. Dr. Samuel van Willigen (Schweizer Landesmuseum Zürich) übernahm die komplizierteren Tuschezeichnungen. Die hohe Qualität seiner Zeichnungen lässt sich unschwer im Katalog erkennen. Dr. Ulrich Zimmermann (Universität Bielefeld) ist die Endkorrektur dieser Arbeit zu verdanken. Dr. Peter Pieper (Institut für Rechtsmedizin der Universität Düsseldorf) begutachtete die Graffiti auf einem Kamm. Die numismatischen Bestimmungen stammen von Dr. P. H. Martin (Badisches Landesmuseum Karlsruhe) und Dr. Thomas Becker (damals Provinzialrömisches Institut der Universität Freiburg). Hilfreich waren die technischen Beobachtungen der Restauratoren Wolfgang Frey (Regierungspräsidium Karlsruhe), Werner Wimmel (Museum für Ur- und Frühgeschichte Freiburg) und Ulli Hürten (Museum Allerheiligen Schaffhausen). Prof. Dr. Helmut Roth sei für die Betreuung der ersten Version der Arbeit, Dr. Rolf-Heiner Behrends (damals Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Karlsruhe) für die Überlassung des Fundmaterials gedankt. Wichtige Hinweise gaben weiterhin Erwin Breitinger (Bürgermeister a. D. der Gemeinde Oberderdingen), Dr. Norbert Goßler (Landesmuseum Brandenburg), Dr. Heiner Kowarsch (BASF Ludwigshafen) und Dr. Andreas Thiedmann (Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Außenstelle Marburg). Schließlich schulde ich dem Entdecker des Gräberfeldes, Martin Kößler, großen Dank. Ohne sein Engagement wäre der Fundplatz längst stillschweigend weggebaggert worden; ohne unsere ungezählten gemeinsamen Prospektionen wären mir die Besonderheiten der Fundlandschaft Kraichgau eine fremde Größe geblieben. Gewidmet sei die Arbeit meinen Eltern.

7

1. Das Gräberfeld 1.1 Entdeckung und Ausgrabung Im Mai 1989 meldete Martin Kößler, ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes BadenWürttemberg, dass bei Erschließungsarbeiten zum Oberderdinger Industriegebiet „Strümpfeläcker“ Gräber angeschnitten worden waren. Da man bis dahin von dieser Gemarkung keine Funde kannte, musste von der Außenstelle Karlsruhe zunächst eine kurzfristige Kleingrabung vom 12. 5. bis zum 22. 5. 1989 improvisiert werden.

Abbildung 1: Oberderdingen liegt im baden-württembergischen Landkreis Karlsruhe. Infolge der bevorstehenden flächigen Überbauung des Geländes setzte das Landesdenkmalamt unter anderer technischer Leitung eine Notbergung in zwei Kampagnen (18. Juli bis 13. Oktober 1989 und 14. Mai bis 4. Juli 1990) an1.

1

Allgemeine Grabungsleitung: R. H. Behrends.

8

Insgesamt sind dabei 83 Grabnummern vergeben worden2. Neben den frühmittelalterlichen Gräbern wurden auch vorgeschichtliche Siedlungsreste erfasst.

1.2 Quellenkritische Vorbemerkungen: Störungen und Bodenerosion 1.2.1 Störungen Keine der beigabenführenden Bestattungen wurde sicher ungestört angetroffen. Nur in wenigen Fällen ist eine frühmittelalterliche Beraubung direkt durch den Befund nachweisbar: Grab 59 scheint bei der Anlage von Grab 60 gestört worden zu sein, da sich der Umriss des Raubschachtes von Grab 59 auffällig an Grab 60 orientiert. Sicher ist dagegen eine Beraubung des Grabes 38 im Rahmen der Anlage von Grab 37 zu belegen. Anzeichen für eine Hakenberaubung3 sind durch die verzogen wirkenden Lagebefunde der Skelette aus den Gräbern 9, 39 und 48 gegeben. Diese Beraubungstechnik ist nur vor dem Einbrechen der Grabkammer sinnvoll. Auffällig häufig kommt Keramik des 17. Jahrhunderts in den Störungsschächten tiefer Gräber vor – ein Indiz dafür, dass die Oberderdinger Gräber in dieser Zeit erneut beraubt wurden. Das 17. Jahrhundert war für das nördliche Oberrheingebiet eine Krisenzeit. Schriftquellen dieses Jahrhunderts schildern Schatzgräberei im südwestdeutschen Raum als nahezu alltäglichen Vorgang4. Bezeichnend ist auch die Darstellung von routiniert wirkenden Öffnungen früh- und hochmittelalterlicher Gräber in der bildenden Kunst des 17. Jahrhunderts, die auf eine detailreiche Erfahrungsbasis zu solchen Vorgängen hinweist. In diesem Zusammenhang zu nennen ist der Stich von A. Aubri zur versuchten Beraubung des Grabes der Richmondis von Anducht auf dem Friedhof von St. Aposteln

Bei 3 Befunden („Gräber“ 6-8) bleibt jeglicher Hinweis auf ein Grab aus. Ein Grab erhielt zwei Grabnummern (Grab 31/66). Eine Tierbestattung (Grab 13) ist nicht sicher mit dem Gräberfeld in Verbindung zu bringen. 3 Zur Definition GRÜNEWALD 1988, 33 ff. 4 Etwa bei H. J. C. GRIMMELSHAUSEN, Die Lebensbeschreibung der Erzbetrügerin und Landstörzerin Courage, 1670, Kap. 19. 2

in Köln5 oder die Darstellung der Ausgrabung eines alamannischen Baumsarges im Kuppelfresko der Marienkapelle von Unterschneidheim-Zöbingen6. Etwa ein Drittel der Oberderdinger Gräber wurde schließlich durch den Pflug oder durch die Baggerprospektion während der Ausgrabung gestört. In einigen Fällen ist der Grabungsdokumentation nicht mehr zu entnehmen, ob die Störung auf Ackermaschinen oder auf die Baggerarbeiten zurückgeht. 1.2.2 Bodenerosion Nach heutigem geografischen und agrarwissenschaftlichen Forschungsstand hat der Kraichgau die drastischste Bodenerosionsrate der alten Bundesländer7. Die Bodenerosion hat vor allem den westlichen Bereich des Gräberfeldes substanziell angegriffen. In diesem Bereich könnten einige Gräber der Erosion zum Opfer gefallen sein. Nach Auskunft der ehemaligen Bewirtschafter wurden bereits in der frühen Nachkriegszeit Funde aufgepflügt8. Es wäre jedoch voreilig, hieraus für diese Arbeit relevante erosionsgeschichtliche Aussagen abzuleiten, da es ebenso gut möglich ist, dass damals vorgeschichtliches Material vom Pflug erfasst wurde. Die Erosion wirkt sich auch auf die Beurteilung der Grabtiefen aus. Da die Grenzen von Bodenauftrag und -abtrag auf der Grabung nicht ermittelt wurden, müssen absolute und relative Tiefenangaben vorsichtig beurteilt werden. Stärker als der Bodenabtrag fällt jedoch - wie weiter unten gezeigt wird - der Bodenauftrag als Filter ins Gewicht. Dies klingt zunächst paradox. Aber die bei der Grabung unter Schwemmlöss unerkannt gebliebenen und entsprechend durch die Bodeneingriffe der anschließenden Baumaßnahmen zerstörten Befunde überwiegen die wenigen erosionsbedingten Verluste bei Weitem.

5 Zugänglichste Abbildung bei H. G. HORN in: Von Anfang an. Archäologie in Nordrhein-Westfalen, Katalog Köln 2005, 236237. 6 Zugänglichste Abbildung bei I. STORK in: Der Keltenfürst von Hochdorf. Methoden und Ergebnisse der Landesarchäologie, Katalog Stuttgart 1985, Abb. 63. 7 Mit weiterführenden Literaturhinweisen: G. KAHNT/D. QUIST, Maßnahmen des Erosionsschutzes beim Anbau erosionsfördernder Pflanzenarten. Versuche im Kraichgau 1982-1986 (Hohenheim 1988) 10 f. Ein deutliches Bild zeigt auch die dortige Karte Abb. 5, die sich mit einigen Erweiterungen stützt auf G. RICHTER, Bodenerosion. Schäden und gefährdete Gebiete in der BRD. Forsch. Dt. Landeskde. 152, 1965. 8 Freundliche Information von Herrn Koppenstein, Rote-TorStr., Oberderdingen.

1.3 Die Entwicklung des Gräberfeldes im Lauf der Generationen 1.3.1 Darstellungsform und verwendete Chronologiemodelle Die chronologische und kulturgeschichtliche Diskussion der einzelnen Funde und Befunde erfolgt im Katalog9. Dort können die Argumente für den jeweiligen Datierungsansatz eines Grabes entnommen werden. Auf eine nach Sachgruppen gegliederte Materialvorlage wurde verzichtet. Denn 83 weitgehend beraubte, frühmittelalterliche Gräber liefern natürlich keine für eigenständige Ergebnisse ausreichende Materialbasis. Das Augenmerk sollte vielmehr durch die vorliegende Darstellungsweise auf den Grabzusammenhang gelenkt werden - der ja die Grundlage jeder chronologischen Befundansprache bildet. Zudem wurde der Text damit von Allgemeinplätzen entschlackt und ein umfangreiches Querverweissystem vermieden. Um dem Benutzer die Recherche nach einzelnen Fundgruppen zu erleichtern, wird dem Katalog eine Tabelle vorangestellt, in der das Material nach Fundkategorien geordnet ist. Zur Datierung wurde auf die Chronologiemodelle von U. Koch10 und E. Stauch11 zurückgegriffen. Die älteren fassbaren Oberderdinger Gräber wurden den Süddeutsch- (SD-) Phasen U. Kochs zugeordnet. Darauf aufbauend konnte E. Stauch durch die Belegungsabfolge des Gräberfeldes von Wenigumstadt im nördlichen Odenwaldvorland die späte Merowingerund frühe Karolingerzeit chronologisch untergliedern. An diesen WU-Phasen orientiert sich die chronologische Ansprache der Oberderdinger Gräber des späten 7. und frühen 8. Jahrhunderts. Schließlich ergab die belegungschronologische Auswertung, dass sich die spätesten, beigabenlosen Oberderdinger Gräber durch Orientierung und Grabbau in zwei Phasen gliedern, deren Unterscheidungskriterien jedoch nicht ohne Weiteres auf andere Bestattungsplätze übertragbar sind. Da es sich hier um eine interne Chronologie handelt, sind sie als Oberderdingen (OD-) Phasen gekennzeichnet.

9

Vgl. die hierzu analoge Vorgehensweise bei HEEGE 1987 und STAUCH 2004. 10 KOCH 2002. 11 STAUCH 2004.

9

1.3.2 Gräber vor der SD-Phase 9 Die einzige in die Zeit vor die SD-Phase 9 datierbare Bestattung ist Grab 44. Aufgrund des Grabbaues gehört sie in die ältere Merowingerzeit12. Die Grabgrube ist durch eine Initiative von Martin Kößler unter einem Bodenauftrag von ca. 130 cm in einem bereits von der örtlichen Grabungsleitung ohne Ergebnis prospektierten Areal entdeckt worden. Der Befund wurde damals als isolierte „Sonderbestattung“ gedeutet. Auf der Fläche ließ man entsprechend kein tieferes Planum anlegen. Wie die weitere Belegungsabfolge des Gräberfeldes jedoch zeigt, indiziert Grab 44, dass

von der Grabung nur der – nicht durch stärkere Bodenakkumulation überdeckte – Westrand eines großen Gräberfeldes erfasst worden ist (Abb. 2). Dass die Veränderungen des Bodenreliefs im Kraichgau bei der Untersuchung von frühmittelalterlichen Gräberfeldern leicht unterschätzt werden können, hat sich auch bei der Notbergung des Gräberfeldes von Bad Schönborn-Mingolsheim bestätigt. Dort lag der westliche Gräberfeldteil unter derart hohen Akkumulationsschichten, dass er von der amtlichen Grabung zunächst übersehen wurde13.

12 STAUCH

13

10

2004, 212 f.; KOCH 2002, 148 f.

BANGHARD 1993, 217.

Abbildung 2: Die vermutliche Ausdehnung des unerkannt gebliebenen Gräberfeldausschnittes.

11

1.3.3 Gräber der SD-Phase 9 (zweites Viertel 7. Jahrhundert) In dem Gräberfeldausschnitt wurden lediglich fünf Gräber der SD-Phase 9 erfasst14. Sie markieren den östlichen Rand des erkannten Gräberfeldausschnittes (Abb. 3). Damit sind sicher nicht alle Bestattungen dieser Phase aufgedeckt worden. Eine Untersuchung zum Grabbau dieser Generation verbietet sich aus zwei Gründen: Zum einen ist die statistische Basis hierfür zu gering, zum anderen sind die sozialen Unterschiede zu hoch. Auffällig sind die Bezüge von Grab 3 in das nördliche Alpenvorland, die im Kommentar zu diesem Grab im Katalog näher erläutert werden. Obwohl es sich um ein eher unscheinbares Inventar handelt, ist der Mann aufgrund seiner Saxknöpfe, seiner Bartaxt und der Zusammen-

14

Gräber 1, 3, 4, 31 und 62.

12

setzung seiner vielteiligen Gürtelgarnitur möglicherweise aus diesem Gebiet in den Kraichgau gekommen. Am Ende der SD-Phase 9 wurde Grab 31 angelegt, das zumindest eine privilegierte Person in dieser Generation indiziert: Zwar wurde die Grabkammer (die wahrscheinlich breiter war, als die Grabungsdokumentation suggeriert) gründlich ausgeräumt, die wenigen verbliebenen Funde lassen dennoch auf eine herausragende Qualität der Ausstattung schließen. Vor allem die Hinweise auf einen Lamellenpanzer unterstreichen dies deutlich. Zu diesem Ausstattungsniveau passt auch der mächtige, in seinem obersten Abschnitt noch über einen Meter breite Kreisgraben.

Abbildung 3: Grab 44 der älteren Merowingerzeit und Gräber der SD-Phase 9.

13

1.3.4 Gräber der SD-Phase 10 (drittes Viertel 7. Jahrhundert) Aus der SD-Phase 10 liegt mit neun Bestattungen ein etwas repräsentativerer Bevölkerungsausschnitt als aus der SD-Phase 9 vor15. Die Gräber dieser Phase fanden sich in einem ca. 6 m breiten Streifen unmittelbar westlich der Belegungszone der SD-Phase 9 (Abb. 4). In direktem Anschluss an den Kreisgraben um das reiche Grab 31 aus der späten SD-Phase 9 reihen sich vier Bestattungen der SD-Phase 10 mit überdurchschnittlichen Ausstattungen: Der Knabe im zweiten Lebensjahr aus Grab 32 gehört zu den wenigen in Südwestdeutschland nachgewiesenen Kleinkindern mit vielteiliger Gürtelgarnitur. Vergleichbar jung ist nur noch ein 0,7- bis 2-jähriges Kleinkind mit vielteiligem Gürtel aus Niederstotzingen, Grab 516. Darüber hinaus ist das Oberderdinger Grab 32 nach den Untersuchungen B. Lohrkes bislang das jüngste Kind mit Kammbeigabe in der Alamannia17. Das nordwestlich an den Kreisgraben anschließende Grab 33 weist unter den Oberderdinger Frauengräbern die größte Grabgrube auf. Mit Millefioriperlen und Goldanhängern besaß die Dame aus dem benachbarten Grab 35 einen für die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts überdurchschnittlich reichen Halsschmuck. Das ihr beigegebene Pferdegeschirr ist ebenfalls ein Beleg für ihren höheren sozialen Status. Schließlich genoss auch der unmittelbar südlich von Grab 31 beigesetzte Reiter aus Grab 29 durch seine sonderangefertigte, goldfo-

15

Gräber 2, 29, 32, 33, 35, 41, 56, 72 und 77. LOHRKE 2004, Anm. 704. 17 Ebd. 112. 16

14

lienbelegte vielteilige Gürtelgarnitur sicherlich außergewöhnliches Prestige. Mit Anfang zwanzig ist er vermutlich lediglich zu früh gestorben, um den Status des in Grab 31 bestatteten Panzerkriegers zu erreichen. Der einzige Kreisgraben der SD-Phase 10 wurde um Grab 41 angelegt. Die wenigen Beigaben, die der Beraubung dieses Grabes entgangen sind (etwa der Sporn oder die flächentauschierte vielteilige Gürtelgarnitur), sprechen für eine ehemals reiche Ausstattung. Die Funde datieren in die späte SD-Phase 10. Demzufolge lag Grab 41 in seiner Zeit weitaus isolierter als das eine Generation ältere Kreisgrabengrab 31: Räumlich anschließende, reiche Gräber sind nicht mehr erkennbar. Dass auch der nordwestliche Gräberfeldbereich in dieser Phase belegt war, wird lediglich durch das Kindergrab 56 angezeigt. In diesem Areal lagen sicherlich noch weitere Gräber dieser Phase. Aufgrund der hohen Beraubung, der ungenügenden Grabungsdokumentation und der dichten Belegung durch jüngere Gräber in diesem Gebiet sind sie jedoch nicht sicher anzusprechen. Mit den Gräbern 2, 72 und 77 ist dagegen das südöstliche Ende des Belegungsstreifens der SD-Phase 10 etwas besser fassbar. Aber auch in diesem Areal verstellt der hohe Beraubungsgrad eine eingehendere sozialgeschichtliche Interpretation.

Abbildung 4: Gräber der SD-Phasen 9 und 10.

15

1.3.5 Gräber der WU-Phase 11 (letztes Viertel 7. Jahrhundert) Ein schmaler Streifen von Gräbern der WU-Phase 11 bildet den westlichen Rand der Nekropole (Abb. 5). Dieses klare Belegungsbild bestätigt die Chronologien von U. Koch und E. Stauch in großer Deutlichkeit. In der WU-Phase 11 scheint das große Gräberfeld nicht nur seinen Westrand erreicht zu haben: Wie die Lage von Grab 80 andeutet, dürfte der Bestattungsplatz in dieser Zeit auch im Süden an eine Begrenzung gestoßen sein. Der lineare Verlauf der Nord-, West- und Südgrenze lässt an eine Umfriedung des Platzes denken. Diese Grenze wurde über eine Generation hinweg respektiert, bis mit Grab 71 im Süden eine Belegung außerhalb des großen Gräberfeldes begann. Insgesamt neun Grabinventare lassen sich der WUPhase 11 zuordnen18. Denkbar ist, dass sich in einigen, aufgrund ihres Beraubungsgrades chronologisch nicht sicher ansprechbaren Inventaren (etwa

18

Gräber 9, 30, 34, 36, 52, 54, 55, 59, 80.

16

aus den Gräbern 67, 73 oder 78) noch weitere Bestattungen dieser Phase verbergen. Nicht nur der klare Belegungsgang, sondern auch zwei Überschneidungen bestätigen diese Phaseneinteilung: Zum einen wird Grab 29 mit einer klassischen Ausstattung der SD-Phase 10 durch Grab 30 geschnitten, das durch sein Inventar gut in die WUPhase 11 datierbar ist. Zum anderen ist Grab 59 aus der WU-Phase 11 durch Grab 60 aus der WU-Phase 13 gestört. Manifestiert wird die Zusammengehörigkeit der Gräber der WU-Phase 11 durch die einheitliche Bestattungssitte mit einer Deponierung des Leichnams nahe der Mittelachse eines kompakten Kammergrabes. Der jüngste auf der Grabung erfasste Kreisgraben wurde in dieser Zeit angelegt. Er umfriedet das Frauengrab 59 und markiert die Nordwestecke der Nekropole.

Abbildung 5: Gräber der SD-Phase 10 und der WU-Phase 11.

17

1.3.6 Gräber der WU-Phase 12 (erstes Viertel 8. Jahrhundert) Nachdem in der WU-Phase 11 der Rand des großen Bestattungsplatzes erreicht worden war, fand in der WU-Phase 12 die erste Wiederbenutzung älterer Gräberfeldareale statt (Abb. 6)19. Parallel zu den streifenartigen Belegungszonen der vorigen Generationen wurde östlich der Grabplätze der SD-Phase 10 mit den Gräbern 70-46-43 eine kleine Gräberreihe angelegt. Nicht in diese Reihe passt das sich auch durch seine Orientierung von den übrigen Gräbern der WUPhase 12 unterscheidende Grab 58. Es schließt räumlich bereits an die Grabgruppe der WU-Phase 13 an. In der WU-Phase 12 wurde demnach mit den Gräbern 70-46-43 das letzte Mal auf dem großen Gräberfeld in einer Reihe bestattet, während Grab 58 den Übergang zur Gruppenbelegung markiert. Die wenigen erfassten Gräber dieser Zeit repräsentieren ganz sicher keinen Bevölkerungsquerschnitt. Nicht nur die geringe Zahl der Bestatteten, sondern auch das absolut einseitige Geschlechterverhältnis (es handelt sich ausschließlich um Frauen) sprechen klar

gegen eine demographische Interpretierbarkeit. Jedoch ist nicht ausgeschlossen, dass auch in dieser Zeit Männer auf dem Gräberfeld bestattet worden sind: Dies indiziert ein Langsax, der bei Baggerarbeiten auf dem Gräberfeldareal gefunden worden ist (Taf. 48,3). Zudem wäre eine Datierung der Männergräber 39, 45, 75 oder 81 in diesen Zeitraum gut denkbar; da bei ihnen jedoch sichere feinchronologische Hinweise ausblieben, können sie aus methodischen Gründen nicht zu dieser Diskussion beitragen. Wieder bestätigt eine Überschneidung die Chronologie: Grab 70 aus der WU-Phase 12 wird durch Grab 69 der WU-Phase 13 geschnitten. Für die absolute Chronologie von Bedeutung sind die Vergleichbarkeit der Pressblechscheibenfibel aus Grab 43 mit wahrscheinlich in Thetford geprägten ostangelsächsischen Denaren des 8. Jahrhunderts sowie der Zaumzeugriemenverteiler aus Grab 46, zu dessen Tauschierungen die besten stilistischen Parallelen bei den Schwertern vom Typ Mannheim vorliegen20.

20 19

Gräber 43, 46, 58, 70.

18

Zur Datierung KLEEMANN 2002, 115 (s. auch die Besprechung im Katalog zu Grab 46).

Abbildung 6: Gräber der WU-Phasen 11 und 12.

19

1.3.7 Gräber der WU-Phase 13 (zweites Viertel 8. Jahrhundert) In der WU-Phase 13 wird erstmalig eine gruppenweise Belegung des Gräberfeldes fassbar. Fast alle in diese Phase datierbaren Gräber lagen im äußersten Nordwesten des Bestattungsplatzes (Abb. 7)21. Sie sind zwar räumlich eng aufeinander bezogen, aber nicht mehr in einem Belegungsstreifen parallel zu den bislang üblichen Bestattungszonen angeordnet. Auch in Wenigumstadt begann man in dieser Phase zur gruppenweisen Belegung überzugehen22. Am entgegengesetzten, südlichen Ende des Bestattungsplatzes wurde in dieser Zeit mit der Anlage von Grab 71 eine weitere Grabgruppe begonnen. Die jüngsten Beigaben aus diesem Grab eines 50- bis 60jährigen Reiters datieren in die WU-Phase 13. Hier wurden bei einem alten Mann noch die alten Beigabensitten praktiziert. Das Grab ist weitaus deutlicher vom alten Bestattungsplatz separiert als die Nordwestgruppe der WU-Phase 13, die dort lediglich den

Gräberfeldrand bildet. Grab 71 wurde dagegen über zwanzig Meter südlich des damaligen Gräberfeldrandes positioniert. Angesichts des räumlichen Abstandes der umgebenden späteren Gräber könnte es überhügelt oder in anderer Form umfriedet gewesen sein. In diesem Areal entstand ein eigener kleiner Friedhof abseits des alten Bestattungsplatzes, der sich als langlebiger als die Nordwestgruppe erweisen sollte. Die Grabgruben sind in der WU-Phase 13 nur leicht, aber einheitlich schmaler als in der WU-Phase 12. Mit Ausnahme eines Kammetuis in dem Kindergrab 64 herrscht in dieser Zeit bereits Beigabenlosigkeit. Lediglich Gürtelbestandteile und Messer finden sich regelhaft in den Gräbern23. Drei Messer wurden bereits am Rippenbogen getragen24, eine Sitte, die in Wenigumstadt erst für die WU-Phase 14 charakteristisch ist25.

23

21

Gräber 47, 60, 63, 64, 69. 2004, 52.

22 STAUCH

20

Dagegen wurden in der WU-Phase 12 noch alle Frauen in aufwändiger Kleidung mit Perlen, Gürtelgehängen, Fibeln etc. beigesetzt. 24 Zwei davon aus den Kindergräbern 63 und 64. Dass die neue Trageweise in Kindergräbern ihren frühesten archäologischen Nachweis findet, ist nachvollziehbar. 25 STAUCH 2004, 76 f.

Abbildung 7: Gräber der WU-Phasen 12 und 13.

21

1.3.8 Gräber der OD-Phase 14 (Mitte 8. Jahrhundert) Anders als in Wenigumstadt lassen sich in Oberderdingen Sarggräber von den einfachen Erdgräbern und den schmalen Kistengräbern horizontalstratigrafisch trennen. Deshalb ist es sinnvoll, die letzten beiden Belegungsphasen in Oberderdingen durch eine eigene, innere Chronologie darzustellen, durch die „ODPhasen“ 14 und 15. Diese müssen nicht zwingend synchron zu den WU-Phasen 14 und 15 laufen. Dass sie jedoch weitgehend den gleichen Zeitraum abdecken, belegt die Übereinstimmung der Grabformen26. Die Gräber der OD-Phase 14 schließen räumlich an Grab 71 aus der WU-Phase 13 an und dürften deshalb jünger sein (Abb. 8). Kennzeichnend für die Gräber der OD-Phase 14 sind enge Totenbehältnisse aus Holz, die in knapp bemessene Gruben eingebracht wurden, die keine weiteren Holzeinbauten aufwiesen27. Sie entsprechen E. Stauchs Definition des „einfachen Sarggrabes“28.

Dieser Sarg ist meist direkt durch Erdverfärbungen nachgewiesen29. Bei den Gräbern 1030 und 1931 deutet sich ein Sarg lediglich durch den Lagebefund des Skelettes und durch die kantige, enge Grabgrube an. Die nordwest-südöstliche Ausrichtung der Gräber der OD-Phase 14 entspricht derjenigen von Grab 71 aus der WU-Phase 13 und unterscheidet sich von den deutlicher geosteten Gräbern der OD-Phase 15. Letztmalig wurde in Oberderdingen ein Messer beigegeben32, das zu E. Stauchs Messertyp D gehört, einer Leitform ihrer WU-Phase 1433. Ansonsten liegen keine Funde vor. Nördlich der Belegungszone der OD-Phase 14 liegen drei Gräber34 mit halbrundem Grubenrand an der Kopfseite (Abb. 9). Ob diese räumliche Konzentration belegungschronologisch gewertet werden kann, sollte aufgrund des Fehlers der kleinen Zahl offen bleiben.

29

Grab 15: Taf. 9.- Grab 16: Taf. 9.- Grab 20: Taf. 10. Taf. 8. 31 Taf. 8. 32 Grab 19: Taf. 8. 33 STAUCH 2004, 75-77. 34 Grab 11: Taf. 8.- Grab 12: Taf. 8.- Grab 21: Taf. 10. 30

26 Vgl. STAUCH 2004, 54-58; 218-228 (schmale Kistengräber und Sarggräber). 27 Gräber 10, 15, 16, 19, 20. 28 Ebd. 220.

22

Abbildung 8: Gräber der OD-Phasen 14 und 15.

Abbildung 9: Gräber der OD-Phasen 14 und 15.

23

1.3.9 Gräber der OD-Phase 15 (zweite Hälfte 8. Jahrhundert) Die neun Gräber35 der letzten Phase des Oberderdinger Gräberfeldes bilden eine geschlossene Gruppe südlich und westlich der Gräber der OD-Phase 14 (Abb. 10). Allen gemeinsam ist, dass sie dem Leichnam etwas mehr Platz als die Sarggräber bieten. In ihrer Ost-West-Ausrichtung unterscheiden sie sich deutlich von den NW-SO orientierten Gräbern der vorangegangenen Phase. Mit Ausnahme des Doppelgrabes 25/26 handelt es sich ausschließlich um schmale Kistengräber nach der Definition E. Stauchs36: Sie sind weniger als 85 cm breit und haben scharfkantige Umrisse - ein Zeichen für eine Holzverbauung unmittelbar an den Grubenwänden. Die lockere Körperlage belegt, dass auf zusätzliche Särge oder Leichentücher verzichtet wurde. In Wenigumstadt sind schmale Kistengräber noch typisch für die WU-Phase 1437. Die einzige Tierbestattung des Oberderdinger Bestattungsplatzes stammt aus diesem Bereich (Grab 13). In Wenigumstadt häufen sich während der WU-Phase 15 Tierbestattungen, die als Kadaverentsorgungen angesprochen werden können38. Zwar muss die Oberderdinger Tierbestattung nicht zwingend in das frühe Mittelalter datiert werden, doch drängt sich, wie in

Wenigumstadt, der Eindruck einer durch die Schriftquellen des 9. Jahrhunderts als „sepultura asini“ bezeichneten Begräbnisstätte auf. Ein „Eselsbegräbnis“ bekamen diejenigen Personengruppen, für die man auf dem Kirchhof keinen Platz zu haben glaubte39. Auf dem Gräberfeld des 7. Jahrhunderts gibt es mit den Gräbern 27, 28 und 37 vereinzelt Bestattungen, die durch ihren Grabbau in die letzten beiden Phasen datieren (Abb. 10). Die isolierte Standortwahl von Grab 37 dürfte sich dadurch erklären, dass mit der Eintiefung ein älteres Kammergrab beraubt werden konnte. Sämtliche dieser Gräber liegen im Bereich von älteren Grabhügeln. Eine D-förmige Schnalle aus Grab 18 datiert vorwiegend in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts40. Bestätigt wird die chronologische Einordnung der ODPhasen 14 und 15 durch M. Châtelets Zusammenstellung radiometrisch datierter Siedlungsbestattungen aus dem nahe gelegenen Elsass41: Sämtliche C-14 – Daten aus Gräbern mit vergleichbaren Konstruktionen und Körperhaltungen stammen aus dem 8. und 9. Jahrhundert.

39

35

Gräber 11, 12, 17-18, 21-26 und 82. 219 f.

36 STAUCH 2004, 37 Ebd. Abb. 97. 38

Ebd. 58.

24

Ebd.; N. KYLL, Tod, Grab, Begräbnisplatz, Totenfeier. Zur Geschichte ihres Brauchtums im Trierer Lande und in Luxemburg unter besonderer Berücksichtigung des Visitationshandbuches des Regino von Prüm. Rheinisches Archiv 81 (Bonn 1972) 125 f. mit Anm. 620. 40 WAMERS 1994, 22 Anm. 103. 41 CHÂTELET 2006, 1-56.

Abbildung 10: Gräber der OD-Phasen 14 und 15.

25

1.4 Tabellarische Zusammenfassung der wichtigsten Grabdaten Grabnummer anthropologische Geschlechtsbestimmung 1 w

Alter

2

w?

48-65

3

m

24-40

4

w

32-50

5 9

m? w

3-4 49-65

10 11 12 14 15 16 17 18 19

m? w? m m w w w m m

40-49 37-53 34-46 57-63 50-65 31-47 2-4 42-47 35-45

20 21 22 23 24 25

w m w? w m m m w

14-16 17-21 24-35 41-58 34-40 3-5 9-14 28-44

27

26

25-75

Ausmaße der Grabgrube auf Höhe der Bestattung 195 x 180 cm

erhaltene Beigaben

Perlen Hakenbeschlag Ring Taschenbeschlag 265 x 155 cm Perlen Messer Keramikwirtel Keramikschale Kamm Gürtelschnalle B. ca. 130 cm Sax mit Scheide Bartaxt Kamm vielteiliger Gürtel 2 Pfeilspitzen Gürtelschnalle Bronzeschnalle Eisenstab B. ca. 150 cm Perlen Kamm Ohrring ? 250 x 110 cm Perlen Kamm Messer Gürtelschnalle Kanne Wirtel Hundezahn 210 x 50 cm 180 x 40 cm 200 x 60 cm B. 40-50 cm 200 x 60 cm 215 x 60 cm 120 x 40 cm 200 x 65 cm Schnalle B. 40-50 cm Messer Eisenfragmente 170 x 50 cm B. 60 cm 175 x 53 cm 165 x 60 cm B. 60-65 cm 125-155 x 90- 100 cm B. 55 cm -

Datierung

SD-Phase 9

SD-Phase 10

SD-Phase 9

SD-Phase 9 ? WU-Phase 11

OD-Phase 14 OD-Phase 15 OD-Phase 15 OD-Phase 15 OD-Phase 14 OD-Phase 14 OD-Phase 15 OD-Phase 15 OD-Phase 14 OD-Phase 14 OD-Phase 14 OD-Phase 15 OD-Phase 15 OD-Phase 15 OD-Phase 15 ?

28

m?

40-62

?

29

m

20-24

L. 300 cm

30

w

18-25

240 x 150 cm

31

m?

25-70

280 x 200 cm

32

m

1-2

200 x 130 cm

33

w

45-50

310 x 170 cm

34

w

64-70

230 x 120 cm

35

w

31-37

220 x 120 cm

36

m

12-14

210 x 130 cm

37 38

m w

12-15 37-46

175 x 65 cm

39

m

57-62

260 x 140 cm

40 41

? ?

18-25

200 x 60 cm 290 x 160 cm

Gürtelschnalle Messer Spatha Sax Messer vielteiliger Gürtel Keramikschale Kamm Sporen Sporengarnitur Ohrringe Perlen Messer Gürtelschnalle Gehänge Lanze Schild Sax Panzer vielteiliger Gürtel Kamm Keramik vielteiliger Gürtel Topf Kamm Perlen Eimer Gürtelschnalle Messer Gehänge Kamm Schnalle Messer Perlen Gürtelschnalle Kamm Gehänge Perlen Kanne Fingerring Kamm Gehänge (Stangenkette) Schnalle Saxbügel Schwertscheide Sax Schild vielteiliger Gürtel Sporn Riemenzungenset Kamm

? SD-Phase 10

WU-Phase 11

SD-Phase 9

SD-Phase 10 SD-Phase 10

WU-Phase 11 SD-Phase 10

WU-Phase 11

? ? WU-Phasen 11 oder 12 ? SD-Phase 10

27

42 43

m w

1-2 20-25

190 x 120 cm 230 x 140 cm

44 45

m m

35-50 34-43

240 x 110 cm ?

46

w?

25-34

250 x150 cm

47 48 49 50

w w m w

20-30 24-30 42-50 9-15

210 x 80 cm 250 x 135 cm 260 x 125 cm L. ca. 200 cm

52

m w

0,5-1,0 34-64

L. ca. 200 cm

53

w

20-65

180 x 100 cm

54

?

1,5-3

165 x 125 cm

55

m?

24-40

220 x 135 cm

56

m?

1-2

B. 70 cm

57

w

58-79

?

58

w?

25-40

B. 125 cm

59

w?

20-65

250 x 180 cm

60

m

58-65

250 x 110 cm

28

Ohrringe Pressblechscheibenfibel Perlen Messer Gehänge Sax Messer Sporn Schnalle Pressblechscheibenfibel Perlen 2 Kämme Nagel Silberblechkugel Gehänge Messer Perle Kamm Klammern Riemenzunge Fingerring Messer Gehänge Messer Messer Eisenfragment Perlen Kamm Ring Messer Eisenfragmente Perlen Kamm Ring Schnalle Gehänge Perlen Schnalle Messer Perlen Gürtelschnalle Messer Perle Ohrring Messer

? WU-Phase 12

vor SD-Phase 9 ?

WU-Phase 12

WU-Phase 13 ? ? WU-Phase 13 oder 14 WU-Phase 11

jünger als WUPhase 11 WU-Phase 11 WU-Phase 11

SD-Phase 10

? WU-Phase 12 WU-Phase 11 WU-Phase 13

61

?

?

140 x 120 cm

62

w?

20-30

215 x 115 cm

63 64

w? m

3-6 1-2

155 x 85 cm 135 x 100 cm

65 67

w w

58-66 48-60

B. 65-75 cm 240 x 160 cm

68

?

24-35

230 x 120 cm

69

m

44-53

240 x 110 cm

70 71

w m

54-60 50-60

250 x 130 cm 240 x 130 cm

72

m

18-22

B. 180 cm

73

m?

45-70

B. 170 cm

74 75

m? m

20-65 56-61

? L. 240 cm

76 77

m w

25-34 43-49

? 270 x 160 cm

78

w

50-59

B. 160 cm

79

w

60-72

250 x 140 cm

80

m

20-50

250 x 140 cm

81

m

20-35

200 x 90 cm

82 83

m m

24-30 49-68

200 x 70 cm ?

Glasperlen Gürtelschnalle Perlen Kamm Bronzeblech Gürtelgehänge Messer Messer Riemenzunge Kammetui Bronzeblech Messer Perlen Beschlag Gehänge Kamm Gehänge Messer Beschlag Perlen Spatha Schild Sporen Schild Lanze Pfeilspitze Saxknöpfe Pyramidenknopf Wölbwandtopf vielteiliger Gürtel Perle Messer Gürtelgehänge Sax 2 Messer Perlen Wirtel Kamm Schnalle Knickwandtopf Kamm Messer Messer Eisenobjekt Perlen Kamm Schnalle Saxgriff Saxscheide Niet -

? SD-Phase 9

WU-Phase 13 WU-Phase 13

? ? WU-Phasen 11 oder 12 WU-Phase 13 WU-Phase 12 WU-Phase 13 WU-Phase 11

WU-Phase 11 ? ? ? SD-Phase 10

WU-Phase oder 12 ?

11

WU-Phase 11 WU-Phasen 1315 OD-Phase 15 ?

29

2. Die zugehörige Siedlung und ihr unmittelbares Umfeld Die umfangreichen Bodeneingriffe im Industriegebiet „Oberderdingen-Strümpfeläcker“ führten ein halbes Jahr nach Abschluss der Grabungen zur Entdeckung einer unmittelbar an das Gräberfeld angrenzenden Siedlung: Aus dem Bodenabtrag für einen Parkplatz konnte ich im Februar 1991 frühmittelalterliche Siedlungskeramik auflesen (teilweise abgebildet auf Taf. 49). Es wurde damit nur der höchstgelegene Ausläufer der im Tal zu vermutenden Siedlung erfasst, deren genaue Ausdehnung aufgrund der schlechten Prospektionsbedingungen bei modernen Baumaßnahmen ungewiss bleibt42. Durch die starke Bodenakkumulation blieben die unbebauten Flächen vor dem Baubeginn für die Oberflächenprospektion versiegelt. Während der Bautätigkeit führte dann der moderne Maschineneinsatz in diesen Zonen zur nahezu spurlosen Beseitigung der Funde und Befunde. In Kleinräumen mit geringerer Erosionsrate als dem Kraichgau wurden bessere Ergebnisse erzielt. So konnte R. Koch die Ausdehnung einer Wüstung auf der Gemarkung Kirchhausen bei Heilbronn allein durch Lesefunde rekonstruieren43. Das Keramikspektrum beschränkte sich dort fast ausschließlich auf die ältere gelbtonige Drehscheibenware. Dieselbe Erfahrung wurde in den von mir prospektierten Siedlungen im östlichen Kraichgau gemacht: Bei den Lesefunden aus Siedlungen hat Keramik des 6. und 7. Jahrhunderts im Gegensatz zur Keramik des 8. bis 11. Jahrhunderts Seltenheitswert. Lesefunde waren in der Regel nur am Unterhang möglich, da die Fundstellen in den Auebereichen durch den Bodenauftrag versiegelt sind44. Die Vermutung liegt nahe, dass die merowingerzeitlichen Hofstellen vorwiegend in den Auen lagen. Darüber hinaus lässt sich dadurch annehmen, dass die Siedlungen in diesen Fällen erst seit dem 8. Jahrhundert auf die Hänge ausgegriffen haben. Bei den Lesefunden aus der Siedlung von Oberderdingen-Strümpfeläcker sind sämtliche Phasen der älteren gelbtonigen Drehscheibenware vertreten: Beginnend mit an merowingische Traditionen anknüpfender Keramik (Taf. 49,9) erstreckt sich das Keramikspektrum über karolingerzeitliche Gefäßfragmente 42 Die amtliche Denkmalpflege verzichtete damals auf einen mit einem Baustopp verbundene Notbergung. 43 KOCH 1969a, 27. 44 Zu diesem lange bekannten, aber immer noch häufig unberücksichtigten Überlieferungsfilter mit weiterer Lit.: T. SAILE, Die Reliefenergie als innere Gültigkeitsgrenze der Fundkarte. Germania 79, 2001, 93-120.

30

vom „Typ Runder Berg“45 mit Trichterrand (Taf. 49,1) bis zu Rändern mit Deckelfalz vom „Typ Jagstfeld“ aus der Zeit um die Jahrtausendwende (Taf. 49,2)46. Die Keramik vom „Typ Jagstfeld“ aus Oberderdingen markiert den Westrand des Verbreitungsgebietes dieser Keramikgruppe47. Ein weiteres Randstück eines Gefäßes vom „Typ Jagstfeld“ wurde von mir wenige hundert Meter von der Siedlung entfernt im Gewann Hockenberg aufgesammelt. Bei intensiverer Forschung dürfte sich die Westgrenze der Verbreitung des „Typs Jagstfeld“ also in den östlichen Kraichgau verschieben. Die Siedlung von Oberderdingen-Strümpfeläcker lag unmittelbar beim Gräberfeld in der Aue der Kraich (Abb. 11, Nr. 11). Der kleine Schwemmfächer eines Trockentales zwang die Kraich, hier näher am gegenüberliegenden Hang zu fließen. Dadurch stand den Siedlern mehr Fläche zur Verfügung als in Talabschnitten, in denen die Kraich frei mäandrieren konnte. Darüber hinaus versprach die leichte Geländeerhöhung weitgehende Hochwasserfreiheit. Möglicherweise war auch die günstige Lage für Mühlen ein Standortfaktor: Noch heute liegt unweit der Siedlung die bereits 1312 ersterwähnte48, sogenannte „untere Mühle“49. Ein Mühlsteinfund auf der Grabungsfläche könnte ein vager Hinweis darauf sein, dass der Vorgängerbau der „unteren Mühle“ noch näher am Gräberfeld stand. Auch die Gewannbezeichnung geht auf den Strümpfel, ein riegelartiges Instrument zur Öffnung der Stellfalle bei Mühlkanälen, zurück. Ob der Name des Gewannes „Katzendörfle“, das zwischen den Strümpfeläckern und Oberderdingen in der Kraichaue liegt, an die ehemalige Siedlung erinnert, ist unklar50. KASCHAU 1976, Keramikgruppe 13. Zur Datierung R. KOCH, Siedlungsspuren des frühen Mittelalters aus Lauffen am Neckar. Zeitschr. Zabergäuverein 3-4, 1974, 33 ff.; GROSS 1991, 41. 47 Verbreitungskarte bei GROSS 1991, Abb. 11. 48 BRANDAUER 1966, 201. Eine Bestätigung dieses Datums verdanke ich Herrn Bürgermeister a. D. E. Breitinger. 49 Mühlen können frühmittelalterliche Wüstungen anzeigen: Wahrscheinlich war in diesen Fällen die Mühle das einzige Gebäude, das die Verlagerung oder Aufgabe der Siedlung überdauert hat. Ausführlicher zu diesen Zusammenhängen: H. W. BÖHME, Wassermühlen im frühen Mittelalter. Bretzenheimer Beitr. zur Gesch. 1, 1999, 26-55 bes. 52. 50 Erwähnung der Gewannbezeichnung „Katzendörfle“ als Allmendland am 6. 11. 1754: Staatsarchiv Stuttgart, Büschel 31. Im „Katzendörfle“ befanden sich in der Neuzeit die Krautgärten von Unterderdingen. 45 46

Auf keinen Fall kann die Siedlung in den Strümpfeläckern mit dem im Lorscher Codex 839 erstmals erwähnten Ort Derdingen51 in einen direkten Zusammenhang gebracht werden. Das heutige Oberderdingen ist aus mindestens zwei Siedlungen (Ober- und Unterderdingen) zusammengewachsen. Beim heutigen Unterderdingen spricht das Peter- und Paulspatrozinium der Kirche für einen frühmittelalterlichen Siedlungskern. Archäologische Indizien für diese Annahme blieben allerdings bislang aus. Aus dem zweiten Ortskern – dem durch seinen Herrenalber Klosterhof im späteren Verlauf des Mittelalters bedeutenden Oberderdingen – sind trotz archäologischer Untersuchungen offenbar keine frühmittelalterlichen Funde bekannt52. Weitere frühmittelalterliche Fundstellen im Umfeld des historischen Oberdorfes (Abb. 11, Nr. 9 und 16) lassen sich ebenfalls nicht schlüssig mit diesem in Verbindung bringen. Abb. 11 vermittelt darüber hinaus einen Eindruck von der frühmittelalterlichen Siedlungsdichte am Oberlauf der Kraich: Im Umfeld der heutigen Dörfer Flehingen, Oberderdingen und Knittlingen liegen die Fundstellen im Abstand von einem bis anderthalb Kilometern voneinander entfernt. Bemerkenswert ist, dass im Bearbeitungsgebiet kein einziger frühmittelalterlicher Fund in räumlich engem Bezug zu einem der historischen Dorfkerne steht53. Dies mag auf die intensive Bebauung dieser Bereiche zurückführbar sein; schließlich hatte der Kraichgau aufgrund seiner agrarischen Gunstfaktoren eine hohe mittelalterliche und frühneuzeitliche Siedlungsdichte. Die Vielzahl der nahe bei den historischen Dorfkernen gelegenen, aber eben nicht diesen unmittelbar zuweisbaren frühmittelalterlichen Wüstungen zeigt, dass es im Verlauf des Mittelalters zu ausgeprägten Konzentrationspro51

Eine kritische Untersuchung zur vermeintlichen Ersterwähnung von Derdingen bereits 766 n. Chr. findet sich bei BRANDAUER 1966, 64-67. Zur Ersterwähnung: M. SCHAAB, Der Kraichgau und der Pfinzgau. In: F. KNÖPP (Hrsg.), Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift zum Gedenken an ihre Stiftung 764 (Darmstadt 1973-1977) 589-604, v. a. 596 f.; Das Datum 839 wurde bestätigt von K. ANDERMANN, 1200 Jahre Gochsheim. Kraichgau. Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung 19, 2005, 94. 52 D. LUTZ, Beobachtungen zum Herrenalber Klosterhof in der evangelischen Kirche von Oberderdingen, Kreis Karlsruhe. Arch. Ausgrabungen Baden-Württemberg 1998, 221-223; J. WILHELM, Der Amtshof des Klosters Herrenalb in Oberderdingen. In: P. RÜCKERT/H. SCHWARZMAIER (Hrsg.), 850 Jahre Kloster Herrenalb. Auf Spurensuche nach den Zisterziensern (Stuttgart 2001) 199-210; T. SCHÖNEWEIS, Amthof und Ev. Kirche St. Peter und Paul Oberderdingen. Schnell Kunstführer 2667 (Regensburg 2008). 53 Zur Erstnennung von Flehingen (villa Flancheim 778/9) und Sickingen (Sickinchheim 791) vgl. DIEMER 1967, 21 f. und 60. Zur Erstnennung von Knittlingen (Cnudelingen, 843) vgl. G. MAHAL, Dorf-Flecken-Stadt. Knittlingen. Versuch einer Spurensicherung (Knittlingen 1990) 34.

zessen im Siedlungswesen gekommen ist. Da jedoch beim derzeitigen Forschungsstand frühmittelalterliche Fundstellenverdichtungen um die historischen Ortskerne zu konstatieren sind, dürften diese Konzentrationsprozesse nicht völlig mit dem alten Siedlungsmuster gebrochen haben. Die Annahme frühmittelalterlicher Siedlungsschwerpunkte im Umfeld der heutigen Dörfer schließt Erkenntnislücken in den dorffernen Talabschnitten nicht aus: So suggeriert das Kartenbild etwa, dass eine bislang unerkannte Siedlung zwischen Oberderdingen „Strümpfeläcker“ und Flehingen postuliert werden kann. Mit großer Wahrscheinlichkeit war auch das lange und breite Humstertal zwischen Sickingen und Kürnbach besiedelt. Der eponyme Flurname „Humst“ muss nicht auf die dort endemischen Hamster zurückgehen, wie dies die lokale Überlieferung vermittelt. Mit diesem Begriff werden nicht nur eine kleine Flur, sondern ein mehr als 8 km langes Fließgewässer (der „Humsterbach“), eine Tallandschaft (das „Humstertal“) und eine weit von der eigentlichen Flur „Humst“ entfernte Mühle (die „Humstermühle“) bezeichnet. Ebenso denkbar ist, dass diese Gewannbezeichnung auf einen Siedlungsnamen zurückgeht – vergleichbar mit dem germanischen Ortsnamen „Humiste/Umeste“ (das heutige Imst/Tirol)54 oder „villa Omestad minori“ (das heutige Wenigumstadt im nördlichen Odenwaldvorland)55. H. Kuhn hat diese Wortbildung sprachgeschichtlich näher untersucht56. Am Oberlauf des Humsterbaches, in Kürnbach, wurden 1904 beim Bau einer Nebenstraße eine Rundfibel und Glasperlen gemeldet57. Die durch diese Grabfunde angezeigte frühmittelalterliche Siedlungsstelle lag sicherlich nicht am Ende eines unbesiedelten Tals. Ein anderes Siedlungsmuster zeichnet sich für die Spätantike und die Völkerwanderungszeit ab. Hier sind gelegentlich auch Fundstellen abseits der großen Bachtäler belegt, möglicherweise ein Indiz für eine gewisse Kontinuität der römischen Infrastruktur bis in diese Zeit. Die archäologische Überlieferung zu den frühen Alamannen im Kraichgau wird erfreulicherweise seit Kurzem durch neue Fundstellen zunehmend aussagekräftiger. Die neu entdeckten Siedlungen liegen fast ausschließlich in den Bachauen - unter meterhohen Schwemmlössschichten. Nur bei tiefgründigen Bodeneingriffen können sie dort erkannt 54

S. K. FINSTERWALDER, Tiroler Ortsnamenskunde Bd. II (Innsbruck 1990) 825 ff. 55 STAUCH 2004, 292. 56 H. KUHN, Kleine Schriften Bd. III (Berlin, New York 19691978) 130. 57 Ortsakten Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Karlsruhe.

31

werden, wie etwa im Baugebiet „Kreuzgarten“ der Gemeinde Oberderdingen-Flehingen (Abb. 11 Nr. 2a,b). Bezeichnenderweise fand sich auch bei der bislang einzigen tief in die Aue vordringenden Grabung im Kraichgau, die der Wasserburg Eschelbronn galt, Keramik des 4. Jahrhunderts58. Für die Oberflächenprospektion interessant sind die quellnahen Bachläufe. Denn hier, an den Anfangspunkten der Täler, kann sich noch nicht viel Schwemmlöss ansammeln. So kamen am Oberlauf des Humsterbaches, im Kürnbacher Baugebiet „Weiler Weg“, bei relativ flachgründigen Erdarbeiten frühalamannische Siedlungsreste zutage (Fundliste Nr. 1).

Die bis in die Mitte der 90er-Jahre durch den Forschungsstand vorgetäuschte Fundarmut im Kraichgau ist entsprechend kein Indiz für eine militärische „Demarkationszone“ der Römer- ein jüngst wieder in die Diskussion gebrachter Begriff59. Die Aussage, dass bei den Römern „ein von Alamannen besiedelter Kraichgau militärisch nicht opportun sein“60 konnte, ist deshalb zwar bei einem militär- und ereignisgeschichtlich orientierten Leserkreis opportun, hält aber einem quellenkritischen Blick nicht stand. Bevor also mit geostrategischen Überlegungen zum „Untergang des römischen Reiches“ begonnen werden darf, sollte auf die Überlieferungsfilter geachtet werden.

58 T. MITTELSTRASS, Eschelbronn. Entstehung, Entwicklung und Ende eines Niederadelssitzes im Kraichgau (12.-18. Jahrhundert). Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Baden-Württemberg 17 (Stuttgart 1996) 137 f.; U. GROSS, Weitere Funde aus der ehemaligen Wasserburg von Eschelbronn. Kraichgau 18, 2003, 83-87.

59 DAMMINGER 2002, 185; textgleich: DAMMINGER 2003, 740. Die Formulierung „Demarkationszone“ im Vorfeld der spätrömischen Grenze wurde bereits von R. Christlein abgelehnt: R. CHRISTLEIN, Die Alamannen. Archäologie eines lebendigen Volkes (Stuttgart, Aalen 1978) 28. 60 DAMMINGER 2002, 185; textgleich: DAMMINGER 2003, 740.

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Abbildung 11: Spätantike bis frühmittelalterliche Fundstellen im Umfeld des oberen Kraichtals. Grundlage: Topographische Karte 1:25 000 - © Landesvermessungsamt Baden-Württemberg (www.lv-bw.de) vom 22. 11. 2007, Az.: 2851.2-A/ .796).

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Frühalamannische- und frühmittelalterliche Fundstellen am Oberlauf der Kraich Frühalamannische Fundstellen 1. Kürnbach, Landkreis Karlsruhe, Baugebiet „Weiler Weg“ Funddatum: Mai 1996/Juni 1999. Entdecker: Karl Banghard. Fundumstände: Baustellenbeobachtung. 1996 konnte eine bei Erschließungsarbeiten zum Baugebiet Weiler Weg angeschnittene Grube von 1,30 m Länge und noch 10 cm Tiefe entdeckt werden, die hart gebrannte, rauwandige Keramik enthielt. Der Flurname „Weiler Weg“ weist auf eine abgegangene Siedlung in der Nähe hin. 1999 bestätigte sich der Verdacht auf eine spätantik/völkerwanderungszeitliche Komponente im Fundmaterial durch spätantike Keramik aus dem Aushub unterschiedlicher Baugruben. Während der Begehung 1999 fand Eva Stauch eine lanzettförmige, bronzene Riemenzunge (Abb. 12)61, die mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer Gürteltasche vom Typ Scheßlitz/Kleinlangheim gehört. Der Fund wurde bereits bei der jüngsten Zusammenstellung dieser Taschen durch J. Schultze62 berücksichtigt. Kürnbach markiert dabei den bislang südwestlichsten Fundpunkt im Verbreitungsgebiet. Früher wurden Beschläge vom Typ Scheßlitz/Kleinlangheim mit den ostgermanischen Burgundern in Verbindung gebracht63. Neufunde zeigen seit wenigen Jahren, dass solche Taschen eher von Elbgermanen getragen worden sind64. Sie stammen in der Regel aus Grabinventaren der Stufe C3 und der älteren Phase der Stufe D65. Eine kleine Feile66 gehört wahrscheinlich ebenfalls in die Völkerwanderungszeit67. Feilen sind im früh61

L. 5,9 cm, Bmax. 1,4 cm, Riemenb. 1,0 cm. Lesefund E. Stauch vom 3. 6. 1999. 62 J. SCHULTZE, Der spätrömische Siedlungsplatz von WiesbadenBreckenheim. Eine kulturgeschichtliche Interpretation aufgrund der nichtkeramischen Funde. Kleine Schriften vorgesch. Seminar Marburg 53 (Marburg 2002) 80. 63 M SCHULZE, Spätkaiserzeitliche Gürteltaschen mit Knebelverschluß. Arch. Korrbl. 12, 1982, 501-509 bes. 506 f. 64 WALTHER 1997/98, 29. 65 Zuletzt J. SCHUSTER, Zwischen Wilhelmsaue und Lampertheim. Bemerkungen zur Burgundenproblematik. Germania 79, 2001, 63-92 bes. 66. 66 Funktionsdeutung und Röntgenaufnahme sind U. Hürten von der Restaurationswerkstatt des Museums Allerheiligen in Schaffhausen zu verdanken. 67 Ein guter Vergleich findet sich etwa bei R. M. SWOBODA, Die spätrömische Befestigung Sponeck am Kaiserstuhl. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 36 (München 1986). Aus anderen Epo-

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geschichtlichen Fundmaterial sicher unterrepräsentiert, da sie durch ihre aufgeraute Oberfläche stärker der Korrosion ausgesetzt sind als andere Eisengegenstände. Volkskundliche Analogien68 und praktische Versuche69 vermitteln, dass Feilen im frühgeschichtlichen Alltag einen festen Platz eingenommen haben müssen. Lit.: Unpubliziert.

Abbildung 12: Kürnbach, Landkreis Karlsruhe, „Weiler Weg“: Völkerwanderungszeitliche Riemenzunge, Bronze, M. 1:2. 2. Oberderdingen-Flehingen, Landkreis Karlsruhe, Industriegebiet „Kreuzgarten“ 2a) Eine Spitzgrabenanlage im Gewann „Fröschle“ Funddatum: Juni 1996. Entdecker: Martin Kößler. Fundumstände: Baustellenbeobachtung. Bei Erschließungsarbeiten zum Flehinger Industriegebiet „Kreuzgarten“ wurde auf einer kleinen Anhöhe im Tal der Kraich ein Spitzgraben mit römischen und frühalamannischen Funden aufgedeckt, der sich auf ca. 60 m Länge verfolgen ließ. Da die archäologische Denkmalpflege zu diesem Zeitpunkt keine Notbergung mehr durchführen konnte, wurde der Befund durch die massiven Bodeneingriffe weitgehend zerstört. Das von Martin Kößler, Harald Pflüger und von mir aus dem Baggeraushub geborgene, umfangreichere römische und frühalamannische Fundmaterial befindet sich in der Außenstelle Karlsruhe des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg. Lit.: Unpubliziert. Zu einer Fundstelle des 2./3. Jahrhunderts unmittelbar westlich des Spitzgrabens: G. Wieland, Grabungen im Bereich vorgeschichtlicher und römischer Siedelareale bei Oberderdingen, Kreis Karlsruhe. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 2000, 38-42. chen liegen weniger gute Parallelen vor: O. DICK, Die Feile und ihre Entwicklungsgeschichte (Berlin 1925). 68 A. FRICK/R. SICKER, Das Handwerk der Feilenhauerei in Esslingen am Neckar. Schwäbische Heimat 1999/3, 307-311. 69 T. NEUER/R. GREINER, De Limis – on Files. Ifrottir 5.1, March 2005, 13-20.

2b) Ein völkerwanderungszeitlich verfüllter Graben im Gewann „Kreuzgarten“ Funddatum: 8./9. 3. 1997. Entdecker: Martin Kößler/Karl Banghard. Fundumstände: Baustellenbeobachtung. Ende Februar 1997 wurde wenige Meter nördlich der Spitzgrabenanlage bei Kanalisationsarbeiten im Eintrittsbereich eines namenlosen Bächleins in die Kraichaue ein noch 1,30 m tiefer Graben angeschnitten70. Dieser senkrecht zum Tal der Kraich verlaufende Graben konnte bei den weiteren Bauarbeiten über ca. 100 m an mehreren Stellen beobachtet werden. Über die ganze Strecke hinweg fand sich an der Nordseite des Grabens eine ca. 10-20 cm mächtige, mit ortsfremden Kalksteinen durchsetzte, verdichtete Schicht, die – wie Befundbeobachtungen am Graben ergaben – gleichzeitig mit diesem bestand. Die Länge und die Struktur der beiden Befunde legt die Interpretation als Straßenkörper und Straßengraben nahe. Auch der Geländeverlauf unterstützt die Annahme einer Straße71. Der Graben muss zumindest in seinem unteren Bereich immer Wasser geführt haben. Dies belegt eine ca. 90 cm dicke, fahlgraue Schicht an seiner Sohle, die pedogenetisch nur durch Stauwasser erklärbar ist72. Ein markanter, bis zu 2 cm starker orangebrauner Oxidationshorizont grenzt den Befund deutlich von seiner Umgebung ab. Aufgrund der beschriebenen Verfüllungsstruktur und des Oxidationshorizontes kann der Befund nur als permanent Wasser führender Graben interpretiert werden. Die graue Grabenverfüllung ließ sich in eine hellere Schicht im unteren Bereich und eine dunklere im oberen Bereich untergliedern. Sämtliche Funde stammen aus der 8-10 cm breiten Übergangszone zwischen den beiden Schichten. Über der grauen Schicht war zunächst 10-15 cm Pseudogley und darüber – in feineren Straten – Löss in den Befund erodiert. Das Fundmaterial besteht aus frühalamannischen Keramikfragmenten und Steinen aus dem nördlich anschließenden Befund. Datierend für diesen Fundho70Im

Bereich der Talaue konnte ich einen Abschnitt dieses Grabens im Rahmen einer Baustellenbeobachtung am 8. und 9. 3. 1997 in einem Kanalgraben dokumentieren: Ortsakten Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Karlsruhe. 71 Als Verkehrsleitlinie spielte das namenlose Tal in der Neuzeit eine gewisse Rolle, ob als stark benutzter Feldweg oder seit wenigen Jahren als Ostumgehungsstraße der Gemeinde Flehingen. Ob der Flurname „Kreuzgarten“ auf eine Straßenkreuzung Bezug nimmt, kann nicht entschieden werden. Ein Feldkreuz ist aus diesem Gewann jedenfalls nicht nachweisbar. 72 Gute Farbabbildungen zur Identifikation der fahlgrauen, stauwasserleitenden Sw-Horizonte im Kraichgau bei K. METZGER, Geologie und Bodenkunde. In: D. Hassler (Hrsg.), Wässerwiesen. Geschichte, Technik und Ökologie der bewässerten Wiesen, Bäche und Gräben in Kraichgau, Hardt und Bruhrain (Karlsruhe 1995) 97-112.

rizont ist neben der Keramik eine transluzid blaue Miniaturperle73. Transluzid blaue Miniaturperlen ordnet J. Leicht seinen Perlenkombinationsgruppen 2 und 3 und somit dem 5. Jahrhundert zu74. Einen weiteren chronologischen Spielraum – wahrscheinlich aufgrund einer gröberen Typologisierung – gibt E. Riha bei solchen Perlen an75. Wohl ebenfalls aus diesem Graben stammen zwei weitere Baggerfunde: Eine spätantike Beilklinge und ein Pflugsech. Die frühesten Seche Mitteleuropas stammen aus dem Ostalpenraum und datieren in die Spätlatènezeit76. In Süddeutschland liegen antike Seche im Wesentlichen aus zivilen Fundzusammenhängen des vierten und fünften Jahrhunderts nach Christus vor77. Falls spätantik-völkerwanderungszeitliche Seche überhaupt einem Formwandel unterliegen, ähnelt das Flehinger Exemplar am ehesten einem Sech aus dem Gerätehort von Osterburken, der in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts datiert78. Sollte die Deutung der beiden Befunde als Straßenkörper und Straßengraben zutreffen, muss diese Straße bis in die Völkerwanderungszeit benutzt und gepflegt worden sein. Lit.: Unpubliziert.

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TEMPELMANN-MACZYŃSKA 1985, Typ 46. J. Leicht in BURZLER/HÖNEISEN/LEICHT/RUCKSTUHL 2002, Abb. 68. 75 E. RIHA, Der römische Schmuck aus Augst und Kaiseraugst. Forschungen in Augst 10 (Augst 1990) 86. Riha fasst alle doppelkonischen blauen Perlen unter 0,5 cm Durchmesser in einer Gruppe zusammen. Mit einer feineren Typologisierung wären hier sicher auch feinere chronologische Ergebnisse denkbar. 76 R. SPEHR, Zum Auftreten eiserner Ackerbaugeräte bei den Kelto-Iberern, Kelten und Dakern. IXe Congrès Union Intern. Sciences Praehist. Protohist. (Nice 1976) 568-570; J. BALASSA, The Appearance of the one-sided Plough in the Carpathian Basin. Acta Ethnogr. Acad. Scien. Hungaricae 20, 1971, 411-437. 77 PIETSCH 1983, 66. 78 J. HENNING, Zur Datierung von Werkzeug- und Agrargerätefunden im germanischen Landnahmegebiet zwischen Rhein und oberer Donau. Jahrb. RGZM 32, 1985, 570-594. Vergleiche auch R. SPEHR, Ein spätkaiserzeitlich-völkerwanderungszeitlicher Hortfund mit Eisengeräten von Radeberg-Lotzdorf II. Die Funde. Arbeits- und Forschungsber. Sachsen 14/15, 1966, 169-219, 175181. 74

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Abbildung 13: Oberderdingen-Flehingen. Der Befund des völkerwanderungszeitlich verfüllten Wassergrabens, M. 1:20. Nicht sicher als frühalamannisch ansprechbare Fundstellen 3. Oberderdingen-Flehingen, Landkreis Karlsruhe, „Brettener Straße“ Funddatum: 1991. Entdecker: Martin Kößler/Landesdenkmalamt. Fundumstände: Sondagegrabung. Bei einer auf neolithische Befunde abzielenden Kleingrabung wurde unter anderem das Fragment eines handgemachten Rippengefäßes entdeckt. Da die Funde zurzeit in der Außenstelle Karlsruhe des Landesdenkmalamtes nicht auffindbar sind, ist eine sichere Ansprache nicht möglich. Bei einer Begehung der Fundstelle konnte ich 1997 eine sorgfältig geglättete, hart schwarz gebrannte Bodenscherbe mit Standring auflesen, die den Verdacht auf eine völkerwanderungszeitliche oder frühmerowingerzeitliche Datierung unterstützt. Lit.: Unpubliziert.

4. Oberderdingen-Großvillars, Landkreis Karlsruhe, „Altes Haus“ Funddatum: April 1992. Entdecker: Martin Kößler/Hans-Peter Kraft. Fundumstände: Sondagegrabung. Bei der Untersuchung eines römischen Steinbaues wurden auch wohl frühalamannische Keramikfragmente entdeckt, die in die Außenstelle Karlsruhe Landesdenkmalamt gelangten, dort aber zurzeit nicht auffindbar sind. Die Funde können entsprechend nicht näher beurteilt werden. Die räumlich unmittelbar anschließenden Pollenanalysen von Manfred Rösch sprechen für eine völkerwanderungszeitliche Besiedlungskontinuität in diesem Seitental79. Lit.: Unpubliziert, Fundort kartiert bei Rösch 2005, Abb. 1.

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RÖSCH 2005, 856.

Frühmittelalterliche Fundstellen 5. Knittlingen, Landkreis Karlsruhe, „Alter Hof“ Funddatum: 1984-2005. Entdecker: Martin Kößler. Fundumstände: Lesefunde. Das Keramikspektrum beginnt bislang mit mehreren rollrädchenverzierten Keramikfragmenten der älteren gelbtonigen Drehscheibenware im 8. Jahrhundert und endet in der frühen Neuzeit. Bemerkenswert sind Lesefunde von Becherkacheln aus dem Bereich eines wohl spätmittelalterlichen Steinbaues. Lit.: Unpubliziert. 6. Knittlingen, Landkreis Karlsruhe, „Bergfeld“ Funddatum: 1920, 1932, 1984. Fundumstände: Ausschachtungsarbeiten für den Bahnbau, Grabung des Landesdenkmalamtes. Reste eines größeren Gräberfeldes, die in das 6. und 7. Jahrhundert datieren. Lit.: Damminger 2002, 224-227 mit weiterer Lit. 7. Knittlingen, Landkreis Karlsruhe, „Ob Oberhofen“ Funddatum: Mai 1983. Entdecker: Martin Kößler. Fundumstände: Grabung des Landesdenkmalamtes. Gräber vor allem des 8. Jahrhunderts. Lit.: Damminger 2002, 227-236. 8. Knittlingen, Landkreis Karlsruhe, „Oberhofen“ Funddatum: 1984-2005. Entdecker: Martin Kößler. Fundumstände: Baustellenbeobachtung, Lesefunde. Neben wenigen Keramikfragmenten des 8. Jahrhunderts liegen vor allem späte Vertreter der älteren gelbtonigen Drehscheibenware vor. Das Keramikspektrum reicht bis in die frühe Neuzeit. Lit.: Gross 1991, Taf. 36; Gross 1997, Abb. 12; Damminger 2002, 168. 9. Oberderdingen, Landkreis Karlsruhe, „Realschule“ Funddatum: März 1994. Entdecker: Martin Kößler. Fundumstände: Grabung des Landesdenkmalamtes. Beim Neubau der Realschule auf dem „Gänsberg“ wurde ein frühmittelalterliches Gräberfeld zum großen Teil zerstört. Die Randbereiche des Bestattungsplatzes konnten durch das Landesdenkmalamt in einer Rettungsgrabung dokumentiert werden. Die Gräber lassen sich wohl vorwiegend in das späte 7. und das 8. Jahrhundert datieren. Bereits am 21. 9. 1961 wurde beim Bau eines Pfarrhauses in der unmittelbaren Nachbarschaft ein beigabenloses Körpergrab aufgedeckt. Der Fund wurde jedoch nicht der zuständigen Denkmalpflegebehörde,

sondern der staatlichen Polizeidirektion Heilbronn gemeldet80. Etwa 200 m unterhalb des Gräberfelds, am Übergang zur Kraichaue, liegt das Gewann „Hemrich“. Dieser Flurname geht in kontinuierlicher Umformung (1863: Hemmerich, 1650 Hemmerichen, 1496: Hemeringen, 1376 Hemlingen) in einen Siedlungsnamen über81. Die benachbarte Flurbezeichnung „auf der Mauer“ spricht ebenfalls für eine abgegangene Siedlungsstelle. Die Topografie und wahrscheinlich auch das Suffix -ingen sprechen für eine frühmittelalterliche Datierung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit trug also der zum Gräberfeld gehörige Weiler den Namen „Hemlingen“82. Lit.: Unpubliziert. 10. Oberderdingen, Landkreis Karlsruhe, „Strümpfeläcker“ Funddatum: Mai 1989. Entdecker: Martin Kößler. Fundumstände: Grabung des Landesdenkmalamtes. Ausschnitt eines frühmittelalterlichen Gräberfeldes. Lit.: Vorliegende Arbeit. 11. Oberderdingen, Landkreis Karlsruhe, „Strümpfeläcker“ Funddatum: Februar 1991. Entdecker: Karl Banghard. Fundumstände: Baustellenbeobachtung. Siedlungsfunde zwischen dem frühmittelalterlichen Gräberfeld und dem Tal der Kraich. Lit.: Vorliegende Arbeit. 12. Oberderdingen-Flehingen, Landkreis Karlsruhe, „Mailohn“ Funddatum: Mai 1990. Entdecker: Karl Banghard. Fundumstände: Baustellenbeobachtung. Bei Kanalarbeiten nördlich des Anwesens „Kürnbacher Straße 7“ kamen aus ca. 80 cm Tiefe Fragmente eines Knickwandgefäßes und Knochen zutage. Bereits in den 70er Jahren stieß Karl von Berg beim Bau eines Brunnens beim Anwesen „Kürnbacher Straße 3“ in ca. drei Meter Tiefe auf einen menschlichen Femur, was auf eine frühmittelalterliche Bestattung hinweisen könnte83. Lit.: Unpubliziert. 80

Polizeiakten Heilbronn, Tagebuch Nr. D 1/E 3107/61 vom 31. 10. 61. Freundl. Hinweis E. Breitinger, Bürgermeister a. D. von Oberderdingen. 81 BRANDAUER 1966, 27. 82 Zum Ortsnamen Hemlingen s. auch J. UDOLPH, Namenskundliche Studien zum Germanenproblem. RGA Ergänzungsbd. 9 (Berlin, New York 1994) 339 f., 652. 83 Dieser Femur wurde von mir 1993 an die Außenstelle Karlsruhe des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg weitergeleitet.

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13. Oberderdingen-Flehingen, Landkreis Karlsruhe, „Steinbrunnen“ Funddatum: 16./17. 12. 1953. Entdecker: Albrecht Dauber. Fundumstände: Grabung des Landesdenkmalamtes. Bereits kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde hier ein Körpergrab mit Schwertbeigabe entdeckt, etwas früher noch ein Grab mit einem silbernen Sporn. Nachdem im Jahr 1951 beim Bau des Hauses Pfalzer mindestens drei weitere Körperbestattungen zerstört worden waren, konnte A. Dauber 1953 vier Gräber dokumentieren, die bei Kanalisationsarbeiten unmittelbar westlich des Hauses Pfalzer angeschnitten worden waren. Funde und Befunde weisen auf eine Datierung in das späte 7. und 8. Jahrhundert. Dass weitere frühmittelalterliche Funde aus Flehingen von der Abraumdeponie „Hasengarten“84 und in den Staatlichen Museen Kassel verwahrte Funde85 ebenfalls von diesem Gräberfeld stammen, ist wahrscheinlich, aber nicht sicher belegbar. Lit.: Bad. Fundber. 20, 1956, 248 f.; Banghard 1979, 235 f.; Damminger 2002, 214 f. 14. Oberderdingen-Großvillars, Landkreis Karlsruhe, „Lehrn“ Funddatum: um 1900. Entdecker: Georg Wörner. Fundumstände: Grabung. Im Wald zwischen Oberderdingen und Bretten wurden zwei 115 m voneinander entfernt liegende frühmittelalterliche Grabhügelgruppen aufgedeckt, die wohl den Nordrand eines größeren Gräberfeldes anzeigen. Während die östliche Grabgruppe (Gräber E bis G) feinchronologisch nicht näher ansprechbar ist, scheint bei den westlichen Hügeln (Gräber A bis D) eine Belegungsabfolge erkennbar: Der südwestlichste Hügel (Grab D) gehört aufgrund seiner breiten Grabkammer und der beigegebenen Kanne86 in das späte 6. oder das 7. Jahrhundert. Nordöstlich an Hügel D schließt Hügel C an, der durch die Ausmaße seiner Grabkammer und die Perlen während der WU-Phasen 11 oder 12 – also im Zeitraum um 700 – angelegt worden sein muss. Die nordöstlich von Hügel C liegenden Hügel A und B führen schließlich beigabenlose Zentralbestattungen in schmalen Steinkammern des 8. Jahrhunderts. Es kann also eine Belegungs84

DAMMINGER 2002, 215. DAMMINGER 2002, 214. 86 Es handelt sich um den einzigen noch im Württembergischen Landesmuseum erhaltenen Fund aus diesem Gräberfeld. Das Gefäß ist stark restauriert und anschließend wieder zerscherbt. Die sonstigen Gefäßfragmente, der silberne Ohrring und die polychromen Glasperlen aus Hügel D sind verschollen. Freundliche Information Dr. Dieter Quast, damals Württembergisches Landesmuseum Stuttgart. 85

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abfolge von Südwesten nach Nordosten (Hügel D –C – A,B) angenommen werden. Bei den Grabhügeln ist eine größere Zahl von Flachgräbern anzunehmen, die um 1900 nicht erkannt worden sind. Bemerkenswert sind zwei gemörtelte Grabkammern (Hügel B und E), die nach R. Christlein auf eine gehobene soziale Stellung der Bestatteten hinweisen87. Lit.: Bühr/Förster 1902; Veeck 1931, 230 f. 15. Zaisenhausen, Landkreis Karlsruhe, „Breitinger Feld“ Funddatum: Januar, April und November 1990. Entdecker: Karl Banghard. Fundumstände: Beobachtung eines Drainagegrabens. Vom Aushub eines Grabens zu einem Feldweg wurden wenige Fragmente der älteren gelbtonigen Drehscheibenware aufgelesen. Die Vermutung lag damals nahe, die Funde aufgrund des Flurnamens mit einem abgegangenen Ort „Breitingen“ in Verbindung zu bringen88. Die Gewannbezeichnung könnte sich aber auch von dem zumindest am gegenüberliegenden Hang intensiv betriebenen Weinbau herleiten. Denn im Rheinland findet sich bereits im Spätmittelalter der Flurname „Breitwingert“, der gelegentlich in ähnlich klingenden Namensbildungen übermittelt wird89. Mit weitaus größerer Wahrscheinlichkeit handelt es sich jedoch um einen Siedlungsnamen, der unter anderem namensgebend für ein Seitental (den „Breitingerbruch“) und für den noch im 17. Jahrhundert ca. 6 km langen90, auf weite Strecke parallel zum Kohlbach fließenden Breitingerbach war. Für eine Wüstung spricht weiterhin, dass der Breitinger Bruch noch 1527 sowohl für Zaisenhausen als auch für das angrenzende Sickingen als Viehweide genutzt wurde91. Die dadurch erschließbare lockere Grenzdefinition deutet auf eine ehemals zwischen Sickingen und Zaisenhausen eingeschobene Gemarkung hin. Lit.: Damminger 2002, 160.

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R. CHRISTLEIN, Merowingerzeitliche Grabfunde unter der Pfarrkirche St. Dionysius zu Dettingen, Kr. Tübingen, und verwandte Denkmäler in Süddeutschland. Fundber. Baden-Württemberg 1, 1974, 582-596. Weitere gemörtelte Grabgruben im Bereich des südlichen Kraichgaues sind zusammengestellt bei DAMMINGER 2002, 19. 88 Die These aus meinem Fundbericht wurde bereits ohne Quellenangabe aufgegriffen bei DAMMINGER 2002, 160. 89 Etwa in Kallstadt bereits 1309 belegt: F. BASSERMANN-JORDAN, Geschichte des Weinbaus (Frankfurt 1925) 894. 90 Zum ehemaligen Verlauf des Breidingerbaches s. etwa den Aufstellungsplan der Reichstruppen im Kampf gegen französische Einheiten von 1693: BANGHARD 1979, 456. 91 Lagerbuch des Klosters Maulbronn, zitiert nach M. HERZER/ R. HERZER/W. DAUTH, Ortssippenbuch Zaisenhausen (Grafenhausen 1972) 78.

Nicht sicher als frühmittelalterlich ansprechbare Fundstellen 16. Oberderdingen, Landkreis Karlsruhe, „Ölmühle“ Funddatum: August 1990. Entdecker: Karl Banghard. Fundumstände: Oberflächenprospektion. Bei einer kurzen Begehung wurden wenige Fragmente der älteren gelbtonigen Drehscheibenware aufgelesen. Möglicherweise ist diese Fundstelle mit einem wüst gefallenen Ort, den G. Brandauer anhand von Flurnamen in dieser Kraichschlinge lokalisiert92, in Verbindung zu bringen. Lit.: Unpubliziert. 17. Oberderdingen-Flehingen, Landkreis Karlsruhe, „Hopfenacker“ Funddatum: Juni 1990. Entdecker: Karl Banghard/Bernd Lehmann/Martin Kößler. Fundumstände: Flurbeobachtung, Oberflächenprospektion. Unabhängig voneinander trafen bei der Außenstelle Karlsruhe im besonders trockenen Frühsommer 1990 drei Meldungen ein, wonach sich durch Bewuchsanomalien über eine ausgedehnte Ackerfläche kammergrabartige Strukturen und Kreisgräben abzeichneten. Möglicherweise handelt es sich dabei um ein Reihengräberfeld. Bei einer Oberflächenprospektion konnten wenige Fragmente der älteren gelbtonigen Drehscheibenware aufgelesen werden. Lit.: Unpubliziert. 18. Oberderdingen-Flehingen, Landkreis Karlsruhe, „Zaisenhauser Tal“ Funddatum: Mai 1976. Entdecker: Karl Banghard. Fundumstände: Baustellenbeobachtung. Bei Kanalarbeiten zur Abwasserentsorgung von Zaisenhausen kamen aus ca. 2 m Tiefe Keramikfragmente ans Licht, die wohl der älteren gelbtonigen Drehscheibenware zuzuordnen sind. Es ist nicht völlig ausgeschlossen, dass es sich dabei auch um eine helltonige spätantike Ware handelt. Lit.: Unpubliziert.

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Württembergisches Urkundenbuch III, 457 (zitiert nach BRANDAUER 1966, 28).

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3. Siedlungsgeschichtlicher Kontext 3.1 Der Naturraum Kraichgau Der Kraichgau wird als geschlossene naturräumliche Einheit geführt93. Das größtenteils offene Lösshügelland endet im Westen am Rheingraben, im Norden am Odenwald und im Osten am Neckarstufenland. Die Südostgrenze markieren Stromund Heuchelberg, Bauschlotter Platte und Enzplateau. Im Süden schiebt sich der Pfinzgau mit seinem landschaftlich individuellen Gepräge zwischen Kraichgau und Schwarzwald. Schwierigkeiten bei der hier skizzierten Grenzziehung gibt es lediglich im Norden des Kraichgaus, wo die Lössdecke zungen- bis inselartig auf Gebiete des Odenwaldes übergreift94. Dies wird durch die Anwehungsbedingungen des Lösses weitab vom Windschatten des Schwarzwaldes erklärt95. Hier ist das bereits 1914 von Metz96 definierte Kriterium akzeptabel, dass dort, wo das Land über 300 m ansteigt und der Wald die Feldfluren ablöst, der Odenwald beginnt. Der Naturraum Kraichgau zählt zu den günstigsten Klimabereichen Deutschlands: Er hat eine bis zu einen Monat längere Vegetationsperiode als seine südlichen, östlichen und nördlichen Nachbargebiete97. Die mittleren Julitemperaturen betragen 18-19°C, die Zahl der Sommertage schwankt zwischen 30 und 40. Damit gehört der Kraichgau zu den sommerwärmsten Landstrichen Deutschlands - ein Effekt, der dadurch verstärkt wird, dass der Löss als Wärmespeicher milde Nachttemperaturen gewährleistet (Frostschutz). Auch der Höhenunterschied zur Oberrheinebene schützt vor Frost, oft bleibt der Kraichgau über dem Kaltluftsee des Rheingrabens. Die für die Landwirtschaft fatalen Spätfröste im Mai/Juni ziehen von dort in der Regel lediglich entlang der großen 93 J. SCHMITHÜSEN, Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 161 Karlsruhe. In: Geographische Landesaufnahme 1:200 000 (Karlsruhe 1952). 94 Die höchstgelegenen Lössböden in räumlichem Zusammenhang mit dem Kraichgau haben sich im „kleinen Odenwald“ in 480 m Höhe erhalten: SCHOTTMÜLLER 1961, 16. 95 SCHOTTMÜLLER 1961, 17. 96 METZ 1914, 2. 97 230-240 Tage.

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Kraichgautäler. Der Höhenunterschied führt daneben zu einer deutlich geringeren Nebelhäufigkeit (Zahl der Nebeltage pro Jahr: im Kraichgau unter 50, am Oberrhein 50-100). Der Jahresniederschlag von 800-950 mm98 ist nicht ganz gleichmäßig verteilt, im Bereich bestimmter Schauerstraßen fallen heftigere und ergiebigere Niederschläge99. Die durchschnittliche Niederschlagsmenge hingegen nimmt von den peripheren zu den zentralen Gebieten des Kraichgaus ab100. Am stärksten wird die Siedlungsgunst schließlich durch die hervorragenden Lössböden geprägt. Die Bodenqualitäten des Kraichgaus überragen diejenigen aller angrenzenden Gebiete deutlich. Zusammenfassend dürfen also für den Kraichgau sehr siedlungsfreundliche Gegebenheiten konstatiert werden.

3.2 Kurze Skizze der merowingerzeitlichen Besiedlung zwischen Neckar und Oberrhein Der Kraichgau erstreckt sich zwischen zwei Verdichtungsgebieten von Reihengräberfundstellen, dem Neckarmündungsgebiet im Nordwesten und dem Mittleren Neckar im Osten und Südosten101. Die Fundstellenkonzentrationen können nur zum Teil durch überproportional hohe Grabungsaktivitäten in den modernen Ballungsgebieten Mannheim und Stuttgart erklärt werden. Der untere Neckar lag im unmittelbaren Umfeld des Bischofssitzes Speyer, möglicherweise auch von Ladenburg, obwohl bei Letzterem der Nachweis 98 F. FEZER, Die Verteilung der Niederschläge in Raum und Zeit im Kraichgau und seinen Nachbargebieten. Kraichgau. Beitr. z. Landschafts- und Heimatforsch. 14, 1995, 13. 99 H. SCHIRMER, Die räumliche Verteilung der Bänderstruktur des Niederschlags in Süd- und Südwestdeutschland. Forsch. dt. Landeskde. 205 (Bad Godesberg 1973) Umschlagbild Innenseite. 100 W. A. FLÜGEL, Hydrologische und hydrochemische Untersuchungen zur Wasser- und Stoffbilanz des Elsenzeinzugsgebietes im Kraichgau. Habilitationsschr. an der Fak. für Geowiss. der Universität Heidelberg 1988. 101 BANGHARD 1997, 35-38 Verbreitungskarte Abb. 2.

von städtischen Funktionen bislang weder historisch102 noch archäologisch103 geglückt ist. Der Mittlere Neckar gilt schon lange als ein Kernraum alamannisch-fränkischer Besiedlung. Dass die Rheinniederterrasse und der Odenwald ausgesprochen fundarm bleiben, erklärt sich durch die naturräumlichen Voraussetzungen. Im Kraichgau zeichnet sich ein recht klares Bild ab: Perlschnurartig reihen sich die Grabfunde des 6. und 7. nachchristlichen Jahrhunderts entlang der großen Bachtäler104. Eine zusätzliche Kartierung der durch Maria Diemer105 gründlich untersuchten frühen Ortsnamen würde das Bild noch verdeutlichen. An den Mündungspunkten der Bachtäler in die Rheinebene liegen sich meist zwei Fundpunkte gegenüber. Es stellt sich die Frage, weshalb sich die merowingerzeitlichen Siedler so regelhaft entlang der großen Bachtäler niederließen, die Seitentäler aber weitgehend mieden. In den Unterläufen der Seitentäler hätten sie meist dieselben Talbreiten und somit ähnliche ökologische Voraussetzungen angetroffen. Keine andere Epoche hat im Kraichgau ein derart reduziertes Siedlungsmuster hinterlassen. Die Verhältnisse in anderen Zeiten zeigen, dass man nicht unbedingt entlang der großen Täler gesiedelt haben muss. Man trifft im Gegenteil an Hängen und in Seitentälern die besseren Böden an. Dazu kommt in den Talauen die bereits erwähnte, nicht zu unterschätzende Gefahr der Spätfröste.

3.3 Infrastrukturelle Deutung des linearen Siedlungsmusters Bereits um 1900 wurden solche Muster der Fundverteilung für die dänische Bronzezeit beobachtet und als durch Straßen verbundene Siedlungskammern interpretiert106. Sophus Müllers Konstrukt der „Grabhügelstraßen“ ist zwar heute zumindest für die Geestrandlagen nicht mehr haltbar. Dennoch lieferte der Ansatz den entscheidenden Impuls für weitere infrastrukturelle Deutungen von Fundkarten. Auch in der Merowingerzeit drängt sich in unterschiedlichen Regionen immer stärker die Rekonstruktion von Wegeverläufen auf. Im Oberrheingebiet konnte dieser Gedanke aufgrund der guten Lokalisierbarkeit römischer Fernstraßen schon früh aufgegriffen werden107. Mit einem gewissen zeitlichen und intellektuellen Abstand zu den nur schlecht nachvollziehbaren, apodiktisch vorgetragenen Ansätzen Oskar Parets108 zur infrastrukturellen Deutung werden inzwischen auch im mittleren Neckargebiet Wege rekonstruiert.109 Es handelt sich allerdings hierbei um eine nur kleinräumig fassbare Verkehrsverbindung der späten Merowingerzeit. Für das Isarmündungsgebiet arbeitete Uta v. Freeden verhältnismäßig präzise Lokalisierungen von merowingerzeitlichen Straßen heraus110. Im Gebiet der Ostalb wurde von Matthias Knaut beobachtet, dass an den Mündungspunkten der an Tälern orientierten Straßen in das Donautal reiche Grablegen, wie etwa Wittislingen und Nie-

106

102

F. TRAUTZ, Das untere Neckarland im frühen Mittelalter (Heidelberg 1953) 45 ff; H. BÜTTNER, Ladenburg am Neckar und das Bistum Worms bis zum Ende des 12. Jahrhunderts. Arch. Hess. Gesch. u. Altkde. NF 28, 1963, 23 ff.; H. J. PROBST, Der Ortsname Ladenburg und seine Aussagekraft für die Kontinuitätsfrage. Mannheimer Geschichtsbl. N.F. 3, 1996, 57 ff. 103 E. SCHALLMAYER/U. GROSS, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Befunde und Funde der Grabungen auf dem Gelände des Domhofes in Ladenburg, Rhein-Neckar-Kreis, 1980 und 1981. Forsch. u. Ber. Arch. Mittelalter Baden Württemberg 8, 1983, 79-138; W. SEIDENSPINNER, Ladenburg am Neckar. Die Bedeutung der Stadt für die Archäologie des Mittelalters. Denkmalpflege Baden-Württemberg 1981.4, 137 ff., bes. 140 f.; SCHNEID 1988, 191-199. 104 BANGHARD 1997, Abb. 2. 105 DIEMER 1967.

S. MÜLLER, Nordische Altertumskunde I. Steinzeit-Bronzezeit (Straßburg 1897) 331f.; Ders., Veij øg bygd i sten- øg bronzealder. Aarbøger 1904, 1-64. 107 MARTIN 1976, 181-183; G. FINGERLIN, Kastellorte und Römerstraßen im frühmittelalterlichen Siedlungsbild des Kaiserstuhls. In: J. Werner/E. Ewig (Hrsg.), Von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Vorträge und Forschungen 25 (Sigmaringen 1979) 379-409. 108 O. PARET, Die frühschwäbischen Gräberfelder von GroßStuttgart und ihre Zeit. Veröff. des Archives der Stadt Stuttgart 2 (Stuttgart 1937) 94 ff. 109 I. STORK, Fränkische Gräber bei Bönnigheim, Kreis Ludwigsburg - ein Zeugnis des Landesausbaus im 7. Jahrhunderts n. Chr. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1991, 222-224. 110 U. v. FREEDEN, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Peigen, Markt Pilsting, im Rahmen zeitgleichen Fundmaterials aus dem Isarmündungsgebiet. Vortr. 11. Niederbayerischer Archäologentag (Deggendorf 1993) 159 ff.

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derstotzingen, anzutreffen sind111. Möglicherweise liegt im Kraichgau eine analoge Situation vor: Auch hier sind gerade jene Stellen, an denen die Bäche in die Rheinebene austreten, oft durch mehrere, tendenziell reiche Gräberfelder ausgezeichnet. Eben dort kreuzen die Täler eine römische Fernstraße, deren Verlauf heute durch die Bundesstraße 3 nachgezeichnet wird112. Für den Breisgau und für das Elsass wurde darüber hinaus angenommen, dass es vor allem die -heim Orte sind, die verkehrsgeografisch ausgerichtet sind113. Hierzu ist allerdings anzumerken, dass die überproportional hohe Anzahl von -heim Orten im Elsass114 zu besonders aussagekräftigen Verteilungsmustern führt. Vielleicht zeigt sich hierin nur das normale Bild perlschnurartiger Besiedlungsstrukturen, ohne dass daraus eine besondere Stellung der -heim Orte abgeleitet werden kann. Eine solche Unterscheidung zwischen früh erwähnten -ingen und -heim Orten kann im Kraichgau jedenfalls nicht getroffen werden. Schon Friedrich Metz bezeichnete den Kraichgau als Straßenland115. Obwohl der Kraichgau ein sanftes Hügelland mit leicht überwindbaren Höhen ist, bieten doch die großen Bachtäler für die Durchreisenden eine gute Orientierung und einigermaßen bequeme Durchlässe, da keine nennenswerten Steigungen überwunden werden müssen. Unterstrichen wird diese Deutungsmöglichkeit durch die geografische Situation des Kraichgaus. Schwarzwald und Odenwald schnüren die Ost-West-Verbindungen zwischen größeren Gebieten Mitteleuropas ein. Mit dem Kraichgau öffnet sich zwischen diesen Mittelgebirgen der einzige breite Durchlass zum Rhein. Die beobachteten „Perlschnüre“ sind durchweg so orientiert, dass sie sich in diesem Kontext als sinnvolle Verbindungslinien interpretieren lassen.

111

M. KNAUT, Ostwürttemberg im frühen Mittelalter. Grundlagen und Ziele der archäologischen Erforschung einer Fundlandschaft. Denkmalpflege Baden-Württemberg 19, Jan. - März 1990, 16; KNAUT 1993, 218-220. 112 Straßenverlauf abgebildet bei E. Schallmayer in: Karlsruhe und der Oberrheingraben. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 16, 1988, Abb. 14. 113 HOEPER 1994, 31. 114 A. BACH, Deutsche Namenskunde II, 1.2, Die Deutschen Ortsnamen, Heidelberg (1953/54) 464 ff. 115 METZ 1922, 148.

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3.4 Siedlungskorridore Was nun zuerst da war - die Straße oder die Kulturlandschaft - gleicht der Frage nach der Henne und dem Ei. Es gibt jedenfalls weitere Anhaltspunkte dafür, dass sich die merowingerzeitliche Besiedlung im Kraichgau auf die großen Bachtäler konzentrierte. Betrachtet man etwa die von Friedrich Metz116 vorgelegte Kartierung der Ausdehnung des Waldes in unterschiedlichen Zeitphasen (Abb. 14), entsteht ein ähnliches Bild. Die Metzsche Grafik, die auf der Untersuchung von Flurnamen basiert, zeigt breite Schneisen offenen Landes entlang der großen Bäche. Auch wenn man einigen Details der in der Zwischenzeit schon über 70 Jahre alten Karte eher skeptisch gegenüberstehen kann, behalten die grundsätzlichen Aussagen ihre Gültigkeit. Ein Blick auf die Gemarkungen bestätigt möglicherweise den bislang gewonnenen Eindruck. Die Gemarkung bildet eine gewisse Konstante in der Siedlungsentwicklung. Zwar können historische Geografen einzelne Gemarkungen in der Regel nur bis in die späte Karolingerzeit rückschreiben117, doch werden seit Längerem auch ältere Ursprünge rekonstruiert118. Von archäologischer Seite lieferte hierzu Karl Schumacher Grundlagenarbeiten119. Die Gemarkungen im Kraichgau mit merowingerzeitlichen Funden ummanteln schlauchartig die großen Bachtäler. Im Idealfall spiegelt sich die Gemarkung sogar weitgehend achsensymmetrisch am Bachlauf. Allerdings sollte dieser Gedanke nicht überreizt werden, da sich auch die Gemarkungen in den Seitentälern oft um Bäche aufbauen. Detaillierte Rekonstruktionen frühmittelalterlicher Gemarkungen dürften im Kraichgau unmöglich sein. Um modellhafte, grobe Umrisse herauszuarbeiten, ist die Wüstungsforschung ge116

Ebd. Abb. S.19. A. KRENZLIN, Die Aussagen der Flurkarten zu den Flurformen des Mittelalters. In: H. Jankuhn/H. Beck/D. Denecke, Untersuchungen zur eisenzeitlichen und frühmittelalterlichen Flur in Mitteleuropa und deren Nutzung. Abh. Akad. Wiss. Göttingen, Phil.-Hist. Kl. Dritte Folge, Bd. 115, 1979, 407. 118 Zusammenfassend zur Forschungsgeschichte HOEPER 1994, 40-42. 119 K. SCHUMACHER, Die Dorfgemarkung als frühgeschichtliche Bodenurkunde. Germania 5, 1921, 2-6; Ders., Beiträge zur Siedlungs- und Kulturgeschichte Rheinhessens. Mainzer Zeitschr. 15/16, 1920/21, 1-24. 117

fragt120. Änderungen im Begrenzungsgefüge einer Siedlergemeinschaft werden vor allem durch Wüstwerdung benachbarter Siedlungen, durch Neugründungen oder durch „Eingemeindungen“ verursacht. Es entsteht also das Bild einzelner, durch Waldstreifen getrennter Siedlungskorridore. Die Waldstreifen auf den Höhen könnten als Grenzen zu den jeweils benachbarten Korridoren gedient haben; sicher diente der Wald einer Siedlergemeinschaft als elementare Ressource, etwa für Bauund Brennholz, für Sammelpflanzen, für die Jagd,

die Waldweide oder die Imkerei. Schließlich fungierte er in einer weitgehend auf Subsistenz beruhenden Wirtschaftsweise als Reservoir für Heilmittel und technische Rohprodukte, man denke nur an Klebstoffe und Färbemittel. Innerhalb dieses angenommenen Flächennutzungssystems blieb in den Seitentälern nur dort Platz für weitere Siedlungen, wo die großen Täler auseinanderfächern. An solchen Stellen liegen die Fundpunkte von Adelshofen, Menzingen und Oberderdingen “Lehrn“ (Abb. 11, Nr. 14).

120

Richtungsweisend: W. OSSFELD, Obergrombach und Untergrombach in Mittelalter und früher Neuzeit (bis um 1600). Veröffentlichungen der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, Bd. 84 (Stuttgart 1975) bes. 1119.

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Abbildung 14: Hypothetische hochmittelalterliche Rodungsgebiete im Kraichgau nach F. Metz. Schraffiert: Rodungsflächen, horizontale Linien: neuzeitliche Waldgebiete.

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3.5 Das Fließgewässersystem als Matrix früher Gaueinteilung? Die Frage liegt auf der Hand, ob sich die Siedlungskorridore mit den seit dem 8. Jahrhundert fassbaren Gaubezeichnungen des Lorscher Codex decken. Die Lorscher Mönche schufen durch ihre Zuordnungen einzelner Siedlungen zu Einheiten, wie Kraich-, Saalbach-, Pfinz-, Elsenzoder Gartachgau, wie auch immer zu verstehende geografische Einheiten. Im Lauf der Zeit haben sich die Inhalte dieser Definitionen gewandelt121. Allein semantisch gesehen können die Definitionskriterien nicht willkürlich gewesen sein. Die Germanistik122 konnte andernorts herausarbeiten, dass die Geländebezeichnung für den Menschen im präkartografischen Zeitalter die wichtigste Technik mentaler Raumerschließung bildete. Eine Karte aus dem Jahr 1778, die sich auf ältere Vorlagen beruft, ist deutlich durch die skizzierten Siedlungskorridore gegliedert (Abb. 15). Falls diese Karte tatsächlich auf eine mittelalterliche zurückgehen sollte, reflektiert sie konzise geographische Vorstellungen zum Kraichgau. Die Kartierung der einzelnen Lorscher Gaunamensbezeichnungen123 zeigt, dass sich die unter „Elsenzgau“ zusammengefassten Orte in der Regel im Elsenztal befinden, die als „Pfinzgau“ in der Regel im Pfinztal und die als „Kraichgau“ bezeichneten im Kraich- und Saalbachtal. Es liegt also nahe, dass der Siedlungskorridor im Frühmittelalter auch das geographische Zuordnungskriterium darstellte. In den fränkischen Ausgangsgebieten wurden archäologisch fassbare Siedlungsinseln mit merowingerzeitlichen Gaube-

121 A. SCHEUERBRANDT, Die Kraichgaurede des David Chytraeus aus dem Jahr 1558. Bemerkungen zur frühesten landeskundlichen Beschreibung des Kraichgaus und zum Wandel der Auffassungen von seinen Grenzen. In: K.H. Glaser/H. Lietz/S. Rhein (Hrsg.), David und Nathan Chythraeus. Humanismus im konfessionellen Zeitalter (Ubstadt-Weiher 1993) 129-145. 122 U. SCHEUERMANN, Die sprachliche Erschließung der Dorfflur mit Hilfe von Flurnamen. Abh. d. Akad. d. Wiss. Göttingen, Phil.hist. Kl., 3. F., 116 (Göttingen 1980) 323 ff. 123 W. MARTIN, Kraichgau in der Karolingerzeit. Brettener Jahrbuch 1960, 31-41; Karten bei F. GEHRING, Der Kraichgau. Landschafts- und Grafschaftsbezeichnung im Mittelalter. Kraichgau 1, 1968, Karte S. 70; M. SCHAAB, Der Kraichgau und der Pfinzgau. In: Die Reichsabtei Lorsch. Festschrift zum Gedenken an ihre Stiftung 764, Bd. 1 (Darmstadt 1973) Karte S. 591.

zeichnungen gleichgesetzt124. Die pessimistische Einstellung Klaus Grafs zur historischen Deutung der Raumgliederung im frühmittelalterlichen Kraichgau125 muss also nicht bis in die letzte Konsequenz geteilt werden. Wenn hier auch nicht der Versuch unternommen werden soll, einzelne „Herrschaftsbereiche“ zu unterscheiden, ist es doch wahrscheinlich, dass die Lorscher Mönche den Bewohnern eines Siedlungskorridors eine gewisse Zusammengehörigkeit beigemessen haben, die sie von den Bewohnern anderer Korridore unterschied126.

124 H. A. HEIDINGA, From Kootwijk to Rhenen: In Search of the Elite in the Central Netherlands in the Early Middle Ages. In: Medieaval Archaeology in the Netherlands. Studies presented to H. H. van Regteren Altena (Maastricht 1990) 9-40, bes. 13. 125 K. GRAF, Der Kraichgau. Bemerkungen zur historischen Identität einer Region. In: S. Rhein (Hrsg.), Die Kraichgauer Ritterschaft in der frühen Neuzeit. Melanchthon-Schriften der Stadt Bretten Bd. 3 (Sigmaringen 1993) 9 ff., S. 15: „Überhaupt wird man die spärlichen Quellen nicht überfordern dürfen: Die frühmittelalterliche Überlieferung lässt nun einmal kein vollständiges und widerspruchsfreies Bild erkennen.“ 126 Zum Zusammengehörigkeitsgefühl im pagus: E. EWIG, Volksbrauchtum und Volksbewusstsein im Frankenreich des 7. Jahrhunderts. Settimane 5, 1958, 645.

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Abbildung 15: Kraichgaukarte von E. Verhelst (Mannheim) aus dem Jahr 1778, die sich auf ältere Vorlagen beruft.

3.6 Grundraster der heutigen Siedlungsstruktur? Beim Blick auf eine moderne Landkarte des Kraichgaus stellt sich die Frage, ob dem frühen Mittelalter nicht eine formative Rolle für die spätere Kulturlandschaftsgenese zukommt. Römische Siedlungen orientieren sich nicht so deutlich an den Haupttälern. Obwohl viele Seitentäler längst gerodet sind, bleiben die frühmittelalterlichen Korridore immer noch weitgehend durch die heutigen

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Waldflächen ausgespart. Durch Militärkarten127 lässt sich bis in das 17. Jahrhundert hinein belegen, dass sich das Verhältnis Wald zu offenem Land im Kraichgau nicht nennenswert geändert hat. Wenn also auch die Ausbauphasen etwa des hohen Mittelalters und der frühen Neuzeit viel Veränderung in dieses Weichbild gebracht haben, völlig überprägen konnten sie es nicht. 127

H. MUSALL, Alte Karten vom Kraichgau. In: B. Röcker/ A. Scheuerbrandt (Hrsg.), Grenzraum Kraichgau (Eppingen 1996) 9 ff.

4. Zusammenfassungen 4.1 Zusammenfassung Die Belegungsabfolge des frühmittelalterlichen Gräberfeldes von Oberderdingen im östlichen Kraichgau bestätigt die Chronologien von U. Koch und E. Stauch auf das Beste. Die ältesten Gräber des erfassten Gräberfeldrandes datieren in die SDPhase 9 (zweites Viertel des 7. Jahrhunderts). In dieser Generation lässt sich ein ausgesprochen reiches, jedoch gründlich gestörtes Männergrab nachweisen: Die opulenten Ausmaße der Grabkammer und des Kreisgrabens sowie einzelne Panzerlamellen zeigen, dass mit Grab 31 eine herausragende Bestattung vorliegt. Nicht nur die Panzerlamellen indizieren Bezüge dieser Oberderdinger Siedlergeneration in den südostdeutschen Raum, auch aus Grab 3 liegen mehrere Anzeiger dafür vor, dass der Bestattete aus dem Alpenvorland in den Kraichgau gekommen sein dürfte. Aus der SD-Phase 10 (drittes Viertel des 7. Jahrhunderts) ist vor allem ein Grab mit einer vielteiligen Garnitur des hypothetischen „Mindelheimer Meisters“ hervorzuheben, deren Motivgeschichte im Katalog ausführlich behandelt wird. Dort wird unter anderem auch der Eimer aus dem Frauengrab 33 mit triangulären Attaschen intensiver besprochen, dessen Vergleiche sämtlich in die SD-Phase 10 datieren. Die erfassten Bestattungen waren in dieser Phase durchweg wohlhabend und setzen die Tradition der Elterngeneration fort. Die in der darauf folgenden Wenigumstadt-Phase 11 (letztes Viertel 7. Jahrhundert) angelegten Gräber bilden dann den Rand des großen Gräberfeldes. Ein Fund aus Grab 30 gab Anlass, die chronologische Entwicklung der jüngermerowingerzeitlichen Polyederkapselohrringe nachzuzeichnen. Dabei wurden der Ringdurchmesser und diverse Details – wie seitliche Blechkoni – als wesentliche Parameter der chronologischen Differenzierung erkannt. Solche Ohrringe trug man bis in das 8. Jahrhundert hinein. In der darauf folgenden Wenigumstadt-Phase 12 (erstes Viertel 8. Jahrhundert) wurden erstmals ältere Gräberfeldareale wiederbenutzt. Die weni-

gen erfassten Gräber dieser Zeit repräsentieren ganz sicher keinen Bevölkerungsquerschnitt. Eine Generation später, in der WU-Phase 13 (zweites Viertel 8. Jahrhundert), geht man dann schließlich zur Belegung in Grabgruppen über. Fast alle in diese Phase datierbaren Gräber lagen im äußersten Nordwesten des Bestattungsplatzes. Sie sind zwar räumlich eng aufeinander bezogen, aber nicht mehr in einem Belegungsstreifen parallel zu den bislang üblichen Bestattungszonen angeordnet. Am entgegengesetzten, südlichen Ende des Bestattungsplatzes setzt zu Beginn dieser Phase mit der Anlage von Grab 71 eine weitere Grabgruppe ein, die weitaus deutlicher vom alten Bestattungsplatz separiert ist als die Nordwestgruppe. Auf ihr lassen sich zwei letzte Belegungsphasen unterscheiden, die wohl in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts gehören. Kennzeichnend für die ältere Phase sind einfache Sarggräber. Die letzte Phase ist schließlich durch schmale Gräber mit einer Holzverbauung unmittelbar an den Grubenwänden (E. Stauchs „schmale Kistengräber“) oder durch einfache Erdgräber definiert. Eine Tierbestattung im Areal der letzten Phase des Oberderdinger Gräberfeldes könnte anzeigen, dass es sich um Personen handelte, für die man auf dem Kirchhof keinen Platz zu haben glaubte. Denn ein solcher Ort wird in den Schriftquellen des 9. Jahrhunderts als „sepultura asinae“, also als Eselsbegräbnis bezeichnet. Nach Abschluss der Grabungen konnte ich die zugehörige Siedlung durch Lesefunde lokalisieren. Eine 1312 erstmals erwähnte Mühle dürfte als letztes Siedlungsrelikt dieses Weilers interpretierbar sein. Neufunde im Umfeld von Oberderdingen zeigen exemplarisch, dass der Kraichgau in der Völkerwanderungszeit und im Frühmittelalter keineswegs dünn besiedelt war. Er liegt lediglich im Forschungsschatten. Im frühen Mittelalter prägten durch Waldstreifen voneinander getrennte Siedlungskorridore dieses Lösshügelland. Sie dürften auch damals als geografische Einheiten gesehen worden sein.

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4.2 Abstract The early medieval cemetery at Oberderdingen is situated in an area called Kraichgau, right between Stuttgart and Heidelberg. The present study investigates the cemetery’s chronological development. The oldest graves found date from SD-Phase 9 (second quarter of the 7th century). From this generation a thoroughly disturbed male grave has been found. The dimensions of the grave pit and the ring ditch as well as some lamellas of an armour give evidence that grave 31 was originally richly furnished. It is not only the armour lamellas from grave 31 that hint at a link of this generation of Oberderdingen settlers with the south-eastern part of Bavaria. Grave 3 also provides evidence that the buried man had come to Kraichgau from southern Bavaria. Among the other graves of SD-Phase 10 there is one conspicuous for a multi-part set of belt fittings by the hypothetical “Mindelheimer Meister” (Mindelheim master). The history of the design on these belt fittings will be set out at length in the catalogue. Also in the catalogue there is an extensive discussion of the bucket with triangular attachments from female grave 33. All similar finds date from SD-Phase 10, some of them are Anglo-Saxon. All graves found from this period seem to be those of well-to-do people in this continuing the tradition of the generation before. The graves from the following period WU-Phase 11 (last quarter of the 7th century) form the outskirts of the main burial ground at Oberderdingen. A find from grave 30 made it seem worthwhile to trace the development of late Merovingian “Polyederkapselohrringe”. The diameter of the earrings and diverse details like lateral tin-cones proved to be important criteria for dating. This kind of earring was worn up to the 8th century.

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During the next phase (WU-Phase 12; first quarter of the 8th century) people started to use some of the older burial grounds again. Most certainly the small number of graves found from this phase does not represent the population in its entirety. One generation later (WU-Phase 13, second quarter of the 8th century) they finally started to arrange graves in groups. Nearly all the graves from this phase are located in the northwest of the burial ground. Although the graves are arranged in a close pattern they no longer form a strip parallel with former burial zones. At the opposite (southern) end of the burial ground grave 71 initiates a new group that is considerably further detached from the burial ground than the northwest group. Within the southern group of graves two final stages of occupation may be distinguished which probably date from the second half of the 8th century. A simple coffin grave is the distinctive mark of the earlier phase. The final phase is marked by narrow graves with wooden boarding (E. Stauch’s “einfache Kistengräber”, simple chest graves) or by oval graves without any wooden structure. An animal interment in the area of the last phase may indicate that this area was used for people who were not wanted in the churchyard. This view is further supported by 9th century documents where this kind of burial is called “sepultura asini” or a donkey’s burial. Having finished the dig I was able to locate the settlement by accidental finds from neighbouring fields. A mill first mentioned in 1312 might be the last relic of this settlement. More finds from the settlement area show that Kraichgau was quite considerably populated in the Migration Period and Early Middle Ages. It just wasn’t a very popular subject of research. In the early Middle Ages this hilly “Loessland” consisted of corridors separated by strips of forest. Very likely they were recognized as geographical units even at the time.

5. Fundlisten 5.1 Bartäxte aus Fundzusammenhängen der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts n. Chr. - Liste 1 (vgl. Abb. 16, Kap. 6.2) 1. Benevent M. Rotili, Longobardi a Benevento. Popolo germanico e cultura mediterranea. Civiltà del Mezzogiorno. I Principati Longobardi (Milano 1982) 180. 2. Bodman, Kreis Konstanz, Baden-Württemberg, Grab 34 Theune 1999, Taf. 5 B6. 3. Borgovercelli M. Rotili, Necropoli di Borgovercelli. In: M. L. Gavazzli, Museo Navarese (Novara 1987) 134, Nr. 43. 4. Cividale, St. Stefano in Pertica J. A. Ahumada Silva/P. Lopreato/A. Tagliaferri, La necropoli di St. Stefano in Pertica (Città di Catello 1990) Taf. XIX. 5. Csákbereny-Orondpusta, Grab 262 T. Vida, Frühmittelalterliche scheiben- und kugelförmige Amulettkapseln zwischen Kaukasus, Kastilien und der Picardie. 76. Ber. RGK 1995, 219-290 bes. 246 Abb. 19. 6. Flomborn, Kreis Alzey-Worms, Grab 12 Lange 2004, 44. 7. Flomborn, Kreis Alzey-Worms, Grab 76 Lange 2004, 106. 8. Hürth-Efferen R. Nehren, Das merowingerzeitliche Gräberfeld von Hürth-Efferen. In: Von Anfang an. Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Katalog Köln 2005, 486-488. 9. Imola M. Baruzzi, I reperti in ferro dello scavo di Villa Aelia. Studi Romagnoli 29, 1978, Taf 1,7-8. 10. Istrien M. Marušić, Istrien im Frühmittelalter (Pula 1960) Taf. 9.2. 11. Kölked-Feketekapu A, Grab 21 Kiss 1996, Taf. 22 A. 12. Környe, Grab 125 Á. Salomon/I. Erdély, Das völkerwanderungszeitliche Gräberfeld von Környe. Studia Archaeologica V (Budapest 1971) 26, 28, Taf. 21/8, 21/15.

13. Krujë (Albanien) H. Spahiu, Gërminet et vivit 1961 në varrezën e herësme mesjatare të kalasë së Dalmaces. Studime historike 3 (Tirana 1964) 81, Taf. 3,1-2. 14. Montecchio (Umgebung) C. Sturman Ciccone, Reperti longobardi e dell periodo longobardo della provincia Reggio Emilia. Cataloghi dei Civici Musei Reggio Emilia 3, 1977, Taf. 9/8. 15. Nagyharsány, Grab 40 L. Papp, A nagyharsány avarkori temetö (Das awarenzeitliche Gräberfeld von Nagyharsány). A Janus Pannonius Múzeum Évkönyve 8, 1963, 126, Taf. 7/9. 16. Rom, angeblich vor der Porta Pia gefunden W. Menghin, Gotische und langobardische Funde aus Italien. Die vor- und frühgeschichtlichen Altertümer im Germanischen Nationalmuseum 2 (Nürnberg 1982) Taf. 15,51. (Aus einem Fundkomplex, der ausschließlich in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert). 17. Šaratice J. L. Červinka, Germáni na Morave. Anthropologie (Prag) 14, 1936, 107-146, Abb. 24,13. 18. Schretzheim, Grab 567 Koch 1977 Taf. 149,11. 19. Sliven (Bulgarien) J. Shtereva/M. Radeva, Trouvaille collective d’ outils de la haut période byzantine de Sliven. Arheologija (Sofija) XLII 2001, 79-84 Abb. 2,5 (Schlussmünze 582-602 n. Chr.). 20. St. Maria di Alfaedo O. v. Hessen, I ritrovamenti barbarici nelle collezioni civiche veronesi del Museo Castelveccio (Verona 1968) 63, Taf. 13,4. 21. Straubing, Grab 617 Geissler 1998, Taf. 214,1. 22. Tarnaméra, Grab X J. G. Szabó, Az egri múzeum avarkori emlékanyaga. I. Koraavarkori sírletet Tarnaméráról (Der awarenzeitliche Fundbestand des Museums von Eger I. Frühawarenzeitliche Grabfunde aus Tarnaméra). Az Egri Múzeum Évkönyve 3, 1965, 42, Taf. 7,11. 23. Tatabánya-Alsógalla, Grab 143 Unpubliziert, übernommen aus Kiss 1996, Liste 35. 24. Testona O. v. Hessen, Die langobardischen Funde aus dem Gräberfeld von Testona. Memoria dell’Accadèmia Toscana delle Scienze di Torino. Classe Scienze Morali

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Storiche e Filologiche Ser. 4, 23 (Torino 1971) Nr. 206, Taf. 22. 25. Üröm-Borosenö D. Csallány, Archäologische Denkmäler der Awarenzeit in Mitteleuropa (Budapest 1956) Nr. 776. 26. Villach D. Neumann, Museum der Stadt Villach (Villach 1981) 12 f. 27. Zalakomar-Lesvári-dülö, Grab 545 B B. M. Szöke, A Zalakomár-Lesvári dülöi avarkoi temetö (Budapest 1990), unpubliziert, zitiert aus Kiss 1996, Liste 35. Nicht kartiert: Froizheim, Grab 2 Plum 2003, Taf. 36,4. (Ungesicherter Grabzusammenhang). Mömlingen Koch 1967, 64 Taf. 5,10. (Zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts). Nettersheim, Grab 11 Nieveler 2003, Taf. 86,3. (Ungesicherter Grabzusammenhang). Nettersheim, Grab 37 Nieveler 2003, Taf. 102,2. (Ungesicherter Grabzusammenhang). Weilerswist/Lommersum I, Grab 13 Niveler 2003, Taf. 135,2. (Datierung ungewiss).

5.2 Vielteilige Gürtelgarnituren, Spathagurte und Pferdegeschirr mit goldfarbenen Pressblechauflagen - Liste 2 2a. Arbeiten mit Vogelbaummotiv (vgl. Abb. 17 und 18, Kap. 6.2) 1. Altbach, Kreis Esslingen, Baden-Württemberg, Grab 5 (vielteilige Gürtelgarnitur) Fundber. Schwaben N.F. 16, 1962, Taf. 72,1-3, 5, 6. 2. Ehingen-Rißtissen, Alb-Donau-Kreis, BadenWürttemberg (Pferdegeschirr) Fundber. Schwaben N.F. 12, 1938-51, Taf. XXXIII,1. 3. Eußenheim-Aschfeld, Kreis Main-Spessart, Bayern (Siedlungsfund) Bayer. Vorgeschbl. Beih. 15, 2002, 177, Abb. 96,11. 4. Geislingen a. d. Steige-Aufhausen, Göppingen, Baden-Württemberg (vielteilige Gürtelgarnitur) L. Lindenschmitt, Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit (Mainz 1881), Taf. VI,2 (unter der Her-

50

kunftsbezeichnung Hohenstadt geführt). 5. Großbodungen „Hasenburg“, Kreis Eichsfeld, Thüringen (vielteilige Gürtelgarnitur) Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 39, 1955, 186, Abb. 3. 6. Kornwestheim, Kreis Ludwigsburg, BadenWürttemberg (vielteilige Gürtelgarnitur) B. Scholkmann, Kornwestheim, Kr. Ludwigsburg, Nordwürttemberg. Ev. Pfarrkirche St. Martin. Nachrichtenblatt der Denkmalpflege Baden-Württemberg 13, 1970, Heft 3-4. 7. Linz-Zizlau, Österreich (vielteilige Gürtelgarnitur?) Ladenbauer-Orel 1960, Taf. 39. 8. München-Daglfing, Bayern (vielteilige Gürtelgarnitur) Kossack 1951, Taf. 16, 6-11. 9. Oberderdingen, Landkreis Karlsruhe, BadenWürttemberg, Grab 29 (vielteilige Garnitur). 10. Östringen-Odenheim, Landkreis. Karlsruhe, Baden-Württemberg, Gräberfeld „Wanne“, Grab 1 (Spolie in einer konventionellen vielteiligen Garnitur) Damminger 2003, Abb. 28,21. 11. Nidderau-Windecken, Main-Kinzig-Kreis, Hessen (vielteilige Gürtelgarnitur oder Pferdegeschirr) Müller-Karpe 1949, Abb. 3-6, 11, 12; Thiedmann 1995, Taf. 64,6. 2b: Arbeiten mit Vierfüßlern in Seitenansicht (vgl. Abb. 17 und 18, Kap. 6.2) 12. Lauffen, Kreis Rottweil, Baden-Württemberg (vielteilige Garnitur oder Spathagurt) D. Ade-Rademacher, Geschichte am Straßenrand. Die Alamannen in Deißlingen und Lauffen. Archäologische Informationen Baden-Württemberg 37, 1997, Abb. 51. 13. Marktoberdorf, Kreis Unterallgäu, Bayern, Grab 196 (Spathagurt) Christlein 1966, Taf. 51,22-31. 14. Waldshut-Tiengen, Gem. Eschbach, Kreis Waldshut-Tiengen, Baden-Württemberg (vielteilige Gürtelgarnitur) Unpubliziert, Schatzkammer des Museums für Urund Frühgeschichte Freiburg. 2c: Vielteilige Gürtelgarnituren mit Perlbandpressblech (vgl. Abb. 17, Kap. 6.2) 15. Ellwangen-Pfahlheim, Ostalbkreis, BadenWürttemberg, Grab 4 (vielteilige Gürtelgarnitur) Nawroth 2001, Taf. 23.

16. Endingen, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald, Baden-Württemberg Ortsakten Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg. 17. Kallnach, Kanton Bern, Schweiz Tschumi 1945, Taf. XI (silberne Perlleisten). 18. Rottenburg-Hailfingen, Kreis Tübingen, BadenWürttemberg, Grab 144 (vielteilige Gürtelgarnitur) Stoll 1939, Taf. 27,1-6. 19. Villingen-Schwenningen, Stadtteil Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kreis, Baden-Württemberg Ortsakten Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Aussenstelle Freiburg. 2d: Riemenzungen mit Mittelmedaillon aus goldenem Pressblech (vgl. Abb. 17, Kap. 6.2) 20. Hahnheim, Kreis Mainz-Bingen, RheinlandPfalz G. Zeller, Das fränkische Gräberfeld von Hahnheim. Mainzer Zeitschr. 67/68, 1972/73, 330 ff, Abb. 6,15. 21. Weingarten, Kreis Ravensburg, BadenWürttemberg, Grab 783 Roth/Theune 1995, Taf. 282 B. 2e. Sonstige Arbeiten mit goldfarbenen Pressblecheinlagen 22. Andernach-Miesenheim, Kreis Mayen-Koblenz, Rheinland-Pfalz, Grab 133 (Spathagurt) H. Ament, Fränkische Grabfunde aus Mayen und der Pellenz. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit B9 (Berlin 1976) 110 f. 23. Dirlewang, Kreis Unterallgäu, Bayern (vielteilige Gürtelgarnitur) Christlein 1971, Taf. 16; 17, 1-9; 34; 35,1-9. 24. Feldkirchen, Kreis Berchtesgadener Land, Bayern, Grab 44 (vielteilige Gürtelgarnitur) Erwähnt bei Christlein 1966, Anm. 164. 25. Gammertingen, Kreis Sigmaringen, BadenWürttemberg (Pferdegeschirr) Farbabbildung bei Stein 1991, Taf. 9B; Oexle 1992, Taf. 15,37. 26. Herrenberg-Kuppingen, Kreis Böblingen, Baden-Württemberg Fundber. Schwaben N.F. 18.2, 1967, Taf. 189. 27. Mindelheim, Kreis Unterallgäu, Bayern, Grab D4 (vielteilige Gürtelgarnitur) Kossack 1951, Taf. 15,1-19. 28. Moos-Burgstall, Kreis Deggendorf, Bayern, Grab 12 (vielteilige Gürtelgarnitur) v. Freeden 1987, Taf. 48,12-13; 56,1a-b.

29. Rottenburg-Hailfingen, Landkreis Tübingen, Baden-Württemberg, Grab 8 (vielteilige Gürtelgarnitur) Stoll 1939, Taf. 27,10-21. 30. Develier-Courtételle, Kanton Jura, Schweiz Eschenlohr/Friedli/Robert-Charrue-Linder/Seun 2007, Pl. 11 Nr. 402.

5.3 Bronzene vielteilige Gürtelgarnituren mit Vogelbaummotiv - Liste 3 (ohne Abb.) 1. Frankfurt-Nieder-Erlenbach, Hessen, Grab 67 Dohrn-Ihmig 1999, Taf. 19,5D. 2. Kirchheim unter Teck-Ötlingen, Kreis Esslingen, Baden-Württemberg Veeck 1931, Taf. 60 B. 3. Gießen, Kreis Gießen, Hessen, Hügel 1907, Grab 1 Sippel 1990, Taf. 7,2-4. 4. Gonzenheim, Hochtaunuskreis, Hessen K. Böhner, Die merowingerzeitlichen Altertümer des Saalburgmuseums. Saalburg Jahrb. XV, 1956, 102140, Abb. 18,2. 5. „Rheinhessen“ Sippel 1990, Abb. 53. 6. Rosmeer, Belgien, Grab 66 H. Roosens/G. de Boe/J. de Meulemeester, Het Merowingisch Grafveld van Rosmeer. Arch. Belgica 188, 1976, Pl. XV,66,4 (einzelne Schnalle).

5.4 Bronzene mehrteilige Garnituren mit Palmettenbaummotiv - Liste 4 (vgl. Abb. 17, Kap. 6.2) 1. Arçon, Dép. Doubs, Franche-Comté P. Rollier, Armes et bijoux trouvés à Arçon (Doubs). Rev. Charlemagne 1.3, 1911, 156-160. 2. Armentières, Dép. Aisne, Picardie F. Moreau, Album Caranda. Sépultures Gauloises, Gallo-Romaines & Mérovingiennes III (Saint Quentin 1887) Pl. 27,1. 3. Auxey-Daresses, Dép. Côte-d’Or, Bourgogne C. Aronovici, Les Mérovingiens au Musée de Dijon. Collections mérovingiennes du Musée archéologique (Dijon 1977) Pl. 28,1. 4. Charnay, Dép. Saône-et-Loire, Bourgogne Baudot 1857-60, Pl. IX,7. 5. Doubs, Dép. Doubs, Franche-Comté, Gräberfeld Grande Oye, Grab 248 Urlacher/Passard/Manfredi-Gizard 1998, Pl. 17,1-5.

51

6. Gigny-sur-Saône, Dép. Saône-et-Loire, Bourgogne, Gräberfeld „Champ Richard“ M. Angros, Chronique Archéologique. Mém. Soc. Hist. Chalon-sur-Saône XLV, 1975, Fig. 10. 7. Peseux, Dép. Doubs, Franche-Comté Salin 1950, 129-130. 8. Saint-Aubin, Kanton Neuchâtel, Schweiz M. Besson, L’Art barbare dans l’ancien diocèse de Lausanne (Lausanne 1909) Pl. XXI,2.

Nicht kartiert wurde die nah verwandte mehrteilige Garnitur von Lausanne, Bel Air, Grab 147/2: W. Leitz, Das Gräberfeld von Bel-Air bei Lausanne. Cahiers Arch. Romande 84, 2002, Taf. 38,1-5.

5.5 Spätmerowingerzeitliche Polyederkapselohrringe vom Typ Oberderdingen, Grab 30 - Liste 5 Vorbemerkung: Die Ringdurchmesser wurden durch den Mittelwert zwischen größtem und kleinstem Durchmesser der jeweiligen Ringe erschlossen, da dadurch ein von der Verformung der Ringe unabhängiger Wert ermittelt werden konnte. 5a. Ohne seitliche Blechkoni 1. Bermersheim, Kreis Alzey-Worms, RheinlandPfalz, Grab III Lit.: G. Behrens, Ein münzdatiertes Grab aus Bermersheim bei Alzey in Rheinhessen. Germania 21, 1937, 267 ff. Datierung: Das Grab stammt aus einem spätmerowingerzeitlichen Gräberfeldausschnitt. 2. Betzingen, Kreis Reutlingen, Baden-Württemberg, Grab 7 Material: Ring Silber, Polyederkapsel Gold. Ring: tordiert, Haken- und Ösenverschluss, Dm. 5,7 cm Glaseinlagen: transluzid gelboliv. Lit.: Veeck 1931, 264 Taf. K,11; v. Freeden 1979, Liste 2.44; Quast 2006, 41, 195, Taf. 6 C1. Gute Fotos des Grabinventars finden sich auch im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen. Dorthin sind sie wohl im Zusammenhang mit den Forschungen W. Hülles zu den Reihengräberfeldern dieser Region gelangt. Datierung: Durch die schwarzen Perlen mit unregelmäßigen, bunten Punkten und durch die großen, schlierigen, orangefarbenen Perlen gehört das Perlenensemble128 zu E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe G

128

52

VEECK 1931, Taf. K 14,16; QUAST 2006, Taf. 6C.

und damit in die WU-Phase 11129. Der beste Vergleich zum Armring der Betzinger Dame stammt aus dem Grab 54/139 von Donaueschingen130, das ebenfalls in der WU-Phase 11 angelegt worden ist. 3. Frankenthal-Eppstein, kreisfreie Stadt, Rheinland-Pfalz, Grab 232 Material: Silber. Ring: tordiert, Dm. 4,5 cm. Glaseinlagen: Dreiecke farblos, Röhrchenfassungen mit blauen und silbernen Kügelchen. Lit.: Engels 2002, Taf. 163-164. Datierung: Chr. Engels datiert das Grab in die SDPhase 10131. 4. Kirchheim unter Teck-Ötlingen, Kreis Esslingen, Baden-Württemberg, Grab 5 Material: Silber. Ring: glatt, durch 4 Rippengruppen verziert, Dm. ca. 6 cm. Glaseinlagen: soweit beschrieben farblos. Lit.: Fundber. Schwaben 4, 19. Jahrgang 1911, 147; Veeck 1931, 329; v. Freeden 1979, Liste 2,40. Datierung: Kurze Nadeln mit einem Kopf aus einer silbernen Hohlkugel sind charakteristisch für die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts132, vor allem für die Phase Stein A133. Die Zierscheibe134 hat ihren nächsten Vergleich in Hailfingen, Grab 34/35, das durch einen 5,4 cm großen Ohrring mit Häkchenverschluss, einen Fingerring mit Dreikugelzier und durch die Mehrzahl seiner Fingerringe gut in die späte Merowingerzeit passt135. 5. Mindelheim, Kreis Unterallgäu, Bayern, Grab 102 Material: Silber. Ring: glatt, Dm. 4,5 cm. Glaseinlagen: gelblich. Lit.: Werner 1955, Taf. 40 A 1-2; v. Freeden 1979, Liste 2,42. Datierung: Für die chronologische Einordnung des Grabes relevant sind die Wadenbindengarnituren mit zwei großen, gegossenen, bronzenen Riemenzungen 129 STAUCH 2004, 85 f. 130 BUCHTA-HOHM 1996,

Taf. 23,8. ENGELS 2002, 93 f. 132Zur Herleitung und Trachtgeschichte sowie zu den wenigen frühen Kugelkopfnadeln: M. MARTIN, Nadeln § 5. Völkerwanderungs- und Merowingerzeit. RGA XX (Berlin, New York 2002) 505-514, bes. 510. 133 Vgl. den kurzen Kommentar von F. STEIN in K. Düwel, Runische und lateinische Epigraphik im süddeutschen Raum zur Merowingerzeit. In: Ders. (Hrsg.), Runische Schriftkultur in kontinental-skandinavischer und -angelsächsischer Wechselbeziehung. RGA Ergänzungsbd. 10 (Berlin, New York 1994) 228-308, Anm. 86. 134 RENNER 1970, Nr. 167. 135 STOLL 1939, 46 Taf. 6A, 13.10. 131

und zwei quadratischen Beschlägen mit gekreuzten Blechbändern136. U. Koch ordnet sie in ihre Phase Schretzheim 6, die ihrer SD-Phase 10 entspricht137. Profilierte Schuhschnallen gehören in ihre Phasen Schretzheim 5 und 6138. Schuhschnallen und Wadenbindengarnitur legen also nahe, dass das Grab in der SD-Phase 10 angelegt worden ist. 6. Molsheim, Dép. Bas-Rhin, Frankreich, Grab 11 Material: Silber. Ring: tordiert, Dm. 4,2 cm (Maße nach Abbildung). Glaseinlagen: „Almandin“. Lit.: Gries 1954, 79, Taf. 3.1, v. Freeden 1979, Liste 2.43. Datierung: Wadenbindengarnituren mit zwei großen, stempelverzierten, gegossenen Bronzeriemenzungen139 ordnet U. Koch in ihre Phase Schretzheim 6, die ihrer SD-Phase 10 entspricht140. Profilierte Schuhschnallen141 gehören in ihre Phasen Schretzheim 5 und 6142. Mehrere flachmandelförmige Perlen auf der von E. Gries vorgelegten Zeichnung143 deuten an, dass es sich um ein Perlenensemble der Kombinationsgruppe F handelt, das sich dann ebenfalls in die SD-Phase 10 einordnen würde144. Da jedoch keine Beschreibung der Perlen publiziert ist, kann das Ensemble nicht mit letzter Sicherheit beurteilt werden. Der Fingerring erinnert durch seine Dreikugelzier an Monogramm- und Münzfingerringe, die M. SchulzeDörrlamm in die „späte Stufe Böhner IV“, das heißt zeitgleich zu den SD-Phasen 10 und 11 datiert145. Eiserne Gürtelschnallen mit langdreieckigem Beschlag146 finden sich im Oberrheingebiet in einigen Frauengräbern der SD-Phase 10147, obwohl in dieser Zeit bei Frauen beschlaglose Gürtelschnallen üblich waren. Die Beinbekleidung, die Gürtelschnalle und wahrscheinlich auch die Perlen datieren das Grab in die SD-Phase 10. 7. Oberderdingen, Landkreis Karlsruhe, BadenWürttemberg, Grab 30 Material: Silber. Ring: tordiert, Dm. 5,7 cm. 136

WERNER 1955, Taf. 40A 20. KOCH 1977, 89 f.; vgl. auch CHRISTLEIN 1966, 77 ff. 138 KOCH 1977, Abb. 8A. 139 GRIES 1954, Taf. 3,7-8. 140 KOCH 1977, 89 f.; vgl. auch CHRISTLEIN 1966, 77 ff. 141 GRIES 1954, Taf. 3,5-6. 142 KOCH 1977, Abb. 8 A. 143 GRIES 1954, Taf. 3,2. 144 KOCH 2002, 164. 145 M. SCHULZE-DÖRRLAMM, Die spätrömischen und frühmittelalterlichen Gräberfelder von Gondorf. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit B 14 (Stuttgart 1990) 173 ff. 146 GRIES 1954, Taf. 3,4. 147 KOCH 1982, 66. 137

Seitenl. der Kapsel ca. 11 mm. Glaseinlagen: dreieckige Einlagen transluzid flaschengrün, quadratische Einlagen transluzid bläulichgrün. Datierung: Die Argumente für eine Datierung in die WU-Phase 11 finden sich im Katalog. 8. Obrigheim Kreis Bad Dürkheim, RheinlandPfalz, Grab 197 Material: Silber. Ring: glatt, Dm. 5,0 cm. Lit.: Polenz 1988, Taf. 134. Datierung: Es sind keine weiteren Beigaben aus dem Grab erwähnt. 9. Worms, Rheinland-Pfalz Ring: glatt, Dm. 3,9 cm. Lit.: K. Schwarz, Der frühmittelalterliche Landesausbau in Nordostbayern archäologisch gesehen. In: Ausgrabungen in Deutschland. Katalog Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz II (Mainz 1975) 338409. Datierung: Ringdurchmesser und Hakenverschluss sprechen für eine spätmerowingerzeitliche Zeitstellung. 5b. Mit kurzen seitlichen Blechkoni 10. Angelbachtal-Eichtersheim, Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg, Grab a Material: Silber. Ring: tordiert, Dm ca. 5,7 cm. Glaseinlagen: Dreiecke gelblich. Lit.: Wagner 1899, 86 f. Datierung: Messer mit abgeknicktem Rücken und geradem Schneidenverlauf 148 von E. Stauchs Typ C kommen in Wenigumstadt in Erwachsenenbestattungen erst in der WU-Phase 11 auf149. Die jüngsten der im Badischen Landesmuseum Karlsruhe magazinierten Perlen aus diesem Grab sind schlierig, orangefarben und wirken aufgebläht. Damit gehört das Perlenensemble zu E. Stauchs Perlenkombinaionsgruppe G, die charakteristisch für die WU-Phase 11 ist150. 5c. Mit ausgeprägten seitlichen Blechkoni 11. Denklingen-Epfach, Lorenzberg, Kreis Landsberg am Lech, Bayern, Grab 24 Material: Kapsel aus Silberblech. Ring: nicht mehr vorhanden. Glaseinlagen: Quadratische Plättchen: 3 grün, 2 farblos; dreieckige Plättchen: farblos.

148

WAGNER 1899, Fig. 149 STAUCH 2004, 75. 150 STAUCH 2004, 85 f.

1e.

53

Lit.: H. Dannheimer, in J. Werner, Der Lorenzberg bei Epfach. Münchner Beitr. z. Vor- u. Frühgesch. 8 (Kallmünz 1969) 221 f., Taf. 54,6, 58,9; v. Freeden 1979, Liste 2.41. Datierung: Zu den ältesten Perlen in diesem Inventar zählen 13 kleine asymmetrische beige-orange Perlen, eine Leitform von E. Stauchs Kombinationsgruppe H151. 14 transluzid blaue, 20 Bronze- und 2 Silberblechperlen sowie 10 Bruchstücke von Bronzedrahtspiralen zeigen jedoch ebenso wie das Ausbleiben von Molluskenperlen, dass das Ensemble der Kombinationsgruppe J zuzuordnen ist152. Die Kombinationsgruppe J ist charakteristisch für die WU-Phase 13153. 12. Iffezheim, Kreis Rastatt, Baden-Württemberg, Grab 6 Material: Silber. Ring: glatt, Dm. 5,8 cm. Glaseinlagen: Die quadratischen Einlagen sind aus zwei Glasplatten zusammengesetzt. Lit.: Garscha 1970, Taf. 97,7; v. Freeden 1979, Liste 2, 38; Pape 1997, Abb. 10A. Datierung.: Das Perlenensemble wird durch aufgebläht wirkende, schlierig orangefarbene Perlen und durch schwarze Perlen mit vielen unregelmäßigen bunten Punkten dominiert154 und gehört dadurch in E. Stauchs Perlenkombinationsgruppen G oder H, die typisch für die WU-Phasen 11 und 12 sind155. Spitze Riemenzungen der vorliegenden Form sind in Wenigumstadt für die WU-Phasen 12 und 13 charakteristisch156. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam für Norddeutschland J. Kleemann157. Demnach datiert das Grab in die WU-Phase 12. 13. Grünstadt I, Kreis Bad Dürkheim, RheinlandPfalz, Grab 5 Material: Kapsel aus Silber. Ring: nicht mehr vorhanden. Glaseinlagen: gelblich-weiß. Lit.: Polenz 1988, Taf. 59,10-11. Datierung: Durch die asymmetrischen, kleinen Perlen aus poröser und schlieriger beige-orangefarbiger Glasmasse – einer Leitform von E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe H – wird das Grab in die WU-Phase 12 datiert158.

151 STAUCH 2004, 152 Ebd. 88 f.

87 f.

14. Mühlhausen, Kreis Konstanz, Baden-Württemberg, Grab 1 Ost Material: Silber. Ring: strichgruppenverziert, Dm. ca. 6,3 cm. Glaseinlagen: nicht (mehr) vorhanden. Alt repariert. Lit.: Theune 1999, Taf. 32 C 1. Datierung: Zwei opak schwarze Perlen mit vielen unregelmäßigen, bunten Punkten159 machen eine Zuweisung zu E. Stauchs Perlenkombinationsgruppen G und H möglich, die in die WU-Phasen 11 und 12 datieren160. Das Fehlen von großen Perlen mit großem Fadenlochdurchmesser und der Grabbau (mit Kalksteinplatten eingefasstes Doppelgrab mit gemeinsamen Deckplatten) machen dabei eine Zuordnung zur WU-Phase 12 wahrscheinlicher. 15. Pfinztal-Berghausen, Kreis Karlsruhe, BadenWürttemberg, Grab 57 Material: Silber. Ring: glatt, Dm. 5,7 cm. Glaseinlagen: grünliche Dreiecke und Rhomben, blaue Kügelchen. Lit.: Koch 1982, Taf. 36 A1. Datierung: Durch die asymmetrisch-doppelkonischen, kleinen Perlen aus poröser und schlieriger beige-orangefarbiger Glasmasse161 – einer Leitform von E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe H – wird das Grab in die WU-Phase 12 datiert162. 16. Philippsburg-Rheinsheim, Kreis Karlsruhe, Baden-Württemberg, Grab 21 Ring: Dm. ca. 6,4 cm. Lit.: v. Freeden 1979, Liste 2,45.

5.5 Spätmerowingerzeitliche Ohrringe im südwestdeutschen Raum vergleichbar mit dem Typ aus Oberderdingen, Grab 30 Liste 6 17. Aesch-Steinacker; Kanton Basel-Land, Schweiz, Grab 50 Material: Silber, Glaseinlage: rot. Ring: Bronze, glatt, Dm. 6,2 cm. Lit.: Marti 2000, Abb. 18,4. 18. Altenerding, Kreis Erding, Bayern, Grab 1353 Ring: Dm. 4,9 cm. Kapsel: kubisch. Lit.: Sage 1984, Taf. 159.

153

Ebd. 98. PAPE 1997, Abb. 10A. 155 STAUCH 2004, 85-88. 156 Ebd. 50. 157 KLEEMANN 2002, 34. 158 STAUCH 2004, 87. 154

54

159

THEUNE 1999, 139. 160 STAUCH 2004, 85-88. 161 KOCH 1982, Taf. 36 A4. 162 STAUCH

2004, 87.

19. Donaueschingen, Schwarzwald-Baar-Kreis, Baden-Württemberg, Einzelfund Lit.: Buchta-Hohm 1996, Taf. 47,16. 20. Molsheim, Dép. Bas-Rhin, Frankreich, Doppelgrab Lit.: F. A. Schaeffer, Sépultures romaines et mérovingiennes de Molsheim. Cahiers Arch. et Hist. Alsace 5, 1927-1930, 178, Taf. 26; v. Freeden 1979, Liste 2.43. 21. Rottenburg-Kalkweil, Kreis Tübingen, BadenWürttemberg Material: Ring aus Bronze, Kapsel aus Goldblech. Ring: glatt, Dm. 6,4 cm (Maße nach Abbildung). Kapsel: kubisch. Glaseinlagen: nicht (mehr) vorhanden. Kapsel mit rauten- und röhrenförmigen Zellen und sund v-förmig angeordneten Goldfiligrandrähten und seitlichen Blechkoni. Lit.: Reim 1982, 177-179. 22. Schleitheim, Kanton Schaffhausen, Schweiz, Gräberfeld Hebsack, Grab 461 Material: Ring aus Bronze, Kapsel aus Silberblech. Ring: Glatt, Dm. 6,5 cm. Glaseinlagen: rot, in einer zentralen Fassung wurde nachträglich Quarz eingelegt. Lit.: Burzler/Höneisen/Leicht/Ruckstuhl 2002, Taf. 44,461,1-2.

5.6 Polyederkapselohrringe der älteren Merowingerzeit aus dem südwestdeutschen Raum, die bislang der jüngeren Merowingerzeit zugewiesen worden sind - Liste 7 1. Bruchsal-Obergrombach, Landkreis Karlsruhe, Baden-Württemberg, Grab 108 Material: Silber, vergoldet. Ring: tordiert, Dm. ca. 3,8 cm (Maße nach Abbildung). Lit.: Damminger 2002, 254 Abb. 19,5. Datierung: Weitere Funde aus dem Grab sind zwar erwähnt, aber verschollen. Entsprechend fehlen sichere Anhaltspunkte für eine direkte chronologische Ansprache. Durch seine schmalrhombischen Glaseinlagen, deren Fassungen keine zylindrischen Ausbuchtungen an den Ecken aufweisen, ist der Ohrring ein Einzelstück unter den Polyederkapselohrringen der Region. Sämtliche näheren Vergleiche zum Obergrombacher Ohrring, die durch Begleitfunde datierbar sind, gehören in die ältere Merowingerzeit. Gute Parallelen liegen aus Villarzel-Cabardès (Dép. Aude), Grab 7163, 163

L. GUIRAUD/D. CATTANEO, Le cimetière a inhumation du «mural des morts» a Villarzel-Cabardès. Bull. Soc. Études Scien. Aude LXVIII, 1968, 183 ff., Fig. 2.

Fère-Champenoise (Dép. Marne), Grab 573164, Rübenach (Stadt Koblenz, Rheinland-Pfalz) Grab 163165 und aus Fontaines (Dép Yvelines), Grab 77.36166 vor. Weitere Kapseln mit schmalrhombischen Einlagen ohne Begleitfunde stammen aus Marœuil (Dép. Pas-de-Calais)167, Courbillac-Herpes (Belgien)168 und Trivières (Belgien)169. Ohne Analogierecherche setzt F. Damminger den Obergrombacher Ohrring aufgrund des Hakenverschlusses in die jüngere Merowingerzeit170. Nun ist aber auch der Hakenverschluss in den Kerngebieten des Frankenreiches kein sicherer Indikator für eine jüngermerowingerzeitliche Datierung. Dies belegen ältermerowingerzeitliche Polyederkapselohrringe mit Hakenverschluss etwa aus Castéra Verduzan-Beaucaire (Dép. Gers, Midi-Pyrénées, Gräberfeld La Turraque), Grab 83171, aus Orp-Le-Grand (Belgien), Grab 5172, und aus Nouvion-en-Ponthieu (Somme), Grab 30173. Auch die Vergoldung und der geringe Ringdurchmesser sprechen für eine ältermerowingerzeitliche Zeitstellung. 2. Weinheim, Rhein-Neckar-Kreis, Baden-Württemberg, Grab 11 Lit.: Wagner 1911, 254 ff.; v. Freeden 1979, Liste 2.46. Datierung: Die beigefundene S-Fibel174, die Keramikflasche175 und der kleine Ringdurchmesser von nur 3,3 cm datieren das Grab eindeutig in die ältere Merowingerzeit176.

164 H. CABART/J.-J. CHARPY/CH. POULAIN, Les Verreries antiques du Musée Archéologique d’Epernay. Bull. Soc. Arch. Champenoise 81, 1988.4, Abb. 64. 165 NEUFFER-MÜLLER/AMENT 1973, Taf. 10,16-17. 166 E. BODIN/G. BODIN, Le cimetière mérovingien de Fontaines. Arch. Mantaise 5, 14 ff. Abb. S. 16. 167 A. MAC GREGOR, Ashmolean Museum Oxford. A Summary Catalogue of the Continental Archaeological Collections (Roman Iron Age, Migration Period, Early Medieval). BAR Int. Ser. 674 (Oxford 1998) Nr. 74,4 mit weiterer Lit. 168 M. P. DELAMAIN, Cimetière d’Herpes (Angoulême 1891) Taf. XI,65. 169 G. FAIDER-FEYTMANS, Les nécropoles mérovingiennes. Les Coll. d’Arch. Regionale du Mus. de Mariemont 2 (Mariemont 1970) Taf. 41, Tr. 293. 170 Damminger 2002, 79. 171 M. LARRIEU/B. MARTY/P. PERIN/E. CRUBEZY, La nécropole mérovingienne de La Turraque. Beaucaire-sur-Baïse (Gers) (Toulouse 1985) 94. 172 J. ALENUS-LECERF, Tombe mérovingienne féminine du VIe siècle a Orp-le-Grand. Arch. Belgica 206, 1978, 94 ff. Taf. 57,1-2. 173 D. PITON, La nécropole de Nouvion-en-Ponthieu. Dossiers Archéologiques, Historiques et Culturels du Nord et du Pas-deCalais 20 (Berck-sur-Mer 1985) 31-35. 174 WAGNER 1911, Fig. 220k. 175 Ebd. Fig. 220e. 176 Diesen Irrtum auf ihrer Liste korrigierte bereits V. FREEDEN 1979, Anm. 232.

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6. Katalog 6.1 Vorbemerkungen zum Katalog Bereits zu Beginn dieser Arbeit wurde erörtert, weshalb die Argumentation für die chronologische und kulturgeschichtliche Diskussion der einzelnen Gräber im Katalogteil erfolgt. Das Augenmerk wird durch diese Darstellungsweise auf den geschlossenen Befund gelenkt. Eine nach Sachgruppen gegliederte Materialvorlage hätte dagegen angesichts der geringen Gräberzahl zu einer recht unübersichtlichen Präsentation des Fundmaterials geführt. Vielerorts fehlen in der Grabungsdokumentation die Lageangaben einzelner Beigaben. Solche Funde ohne genaue Lagebezeichnung werden in der Beschreibung nicht einzeln erwähnt. Sämtliche anthropologischen Daten stammen aus der Diplom-

arbeit von Elke Frauendorf177. Die Farben der Glasund Bernsteinperlen sind im heraldischen Punktierungsund Schraffierschema Ursula Kochs wiedergegeben178. Die Beschreibungen der Keramikgefäße (Terminologie der Gefäßformen, Definitionen der Oberflächenstrukturen, Magerungsmenge und -größe, Scherbenhärte und -farbe) orientierten sich an den Definitionen des Leitfadens des Arbeitskreises für Keramikforschung179. Aus diesem Leitfaden stammt auch die Abkürzung Bmax (für „maximale Breite“), die als einzige Abkürzung von den ansonsten durchgängig angewendeten Abkürzungsrichtlinien der Römisch-Germanischen Kommission abweicht180.

177

FRAUENDORF 1994. KOCH 1982, 97 Abb. 9. 179 I. BAUER/W. ENDRES/B. KERKHOFF-HADER/R. KOCH/H.G. STEPHAN, Leitfaden zur Keramikbeschreibung. Beih. Kat. Prähist. Staatsslg. München 2 (München 1986). 180 www.dyabola.de. 178

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6.2 Katalog Grab 1 (Taf. 1) (W)-O Maße der Grabgrube: Planum 1: L. 2,55 m, B. 2,1 m; Planum 2: L. 1,95 m, Bmax. 1,8 m. Auf der Zeichnung von Planum 2 wurde die Verfärbung der Störung teilweise mit der Grabgrube verwechselt. Befund: Kammergrab mit abgerundeten Ecken und einer Bestattung im Norden der Grabgrube; stark gestört, Langknochen zertrümmert. Keine fotografische Dokumentation. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 25-75-jährig; von einem anderen Individuum stammen Calcaneus, Talus, ein Wirbelfragment und ein Langknochenfragment. Lage der Beigaben: Perlen (1-9) meist dort, wo ehemals der Schädel lag: Perlen Nr. 4, 8 und 6 zwischen Planum 1 und 2, Perlen Nr. 1-3 auf Planum 2, Perlen Nr. 5, 7 und 9 zwischen Planum 2 und der Grabsohle; Eisenobjekt (10), Ring (11) und Hakenbeschlag (12) zwischen Planum 2 und Grabsohle. Beigaben: 1.-9. Perlen: 1. Gedrückt kugelf., B. 6 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, dunkelockerbraun, weißes Wellenband, raue Oberfläche; 2. Tonnenf., B. 6 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, orange, rissig; 3. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, transluzid dunkelviolettultramarin, weiße und orangebraune Punkte, glatt; 4. Kurzzylindrisch, B. 5 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, gelb, glatt; 5. Doppelkonisch, B. 10 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, gelb, steiles Wellenband transluzid grünschwarz, Perlenkörper raue Oberfläche, Wellenband glatt; 6. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, braun-dunkelbraun, raue Oberfläche; 7. Gedrückt kugelig, gerippt, B. 7 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, weiß, glatt, glänzend; 8. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, transluzid siena, darauf weiße und siena-hellbraune Punkte; 9. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, orange, rissig, porös, fadig. 10. Eisenobjekt, B. 3,0 cm, L. noch 14,8 cm, mit zwei Laschen, in denen noch Lederreste hafteten. 11. Fragmentierter Ring, Eisen, Dm. 27 mm, Stabdm. 3 mm. 12. Hakenbeschlag, Eisen, L. 12 mm, 2 Nietlöcher. KOMMENTAR: Zur Bestimmung der Funktion des Hakenbeschlages (12) liefern die vorwiegend aus dem langobardischen Bereich stammenden Parallelen181 keine Anhaltspunkte. Dagegen hat sich im unweit

181

Castel Trosino, Grab 98: Mengarelli 1902, Fig. 148; Kranj: V. STARE, Kranj. Necropola iz casa preseljevanja ljudstev. Katalogi in monogr. 18 (Ljubljana 1980) Taf. 136,9.

entfernten lothringischen Haréville182 an der Basis eines gut vergleichbaren Hakenbeschlages ein verziertes Lederbändchen erhalten. Analog zu völkerwanderungszeitlichen Befunden183 könnten solche Haken zu Gürteln gehört haben - allerdings wie in Haréville als Riemenendbeschläge und nicht wie in der Völkerwanderungszeit als Appliken an breiten Leibgurten. Dennoch ist nicht völlig ausschließbar, dass solche Haken in einer anderen Funktion - etwa als Taschenverschluss – benutzt wurden. Das langschmale Eisenobjekt Nr. 10 hat für einen Feuerstahl184 zu kohlenstoffarmes Eisen und eine zu flache Form. Die schmalen Befestigungslaschen mit Lederresten sprechen gegen eine hölzerne Schäftung des Objektes und somit gegen eine Deutung als Gerät. Weitaus wahrscheinlicher ist eine Funktionsansprache als Taschenbeschlag, obwohl solche Taschenbeschläge größtenteils aus Männergräbern stammen185. In Form und Größe vergleichbare Eisenobjekte aus Frauengräbern186, meist mit klingenförmigem Querschnitt, werden gerne als „Flachsbrechen“ bezeichnet, obwohl überzeugende neuzeitliche Analogien, die eine solche Funktionsansprache rechtfertigen würden, nicht bekannt sind187. Gelegentlich beobachtete Holzreste belegen allerdings, dass es sich in den meisten Fällen tatsächlich um geschäftete Geräte gehandelt haben muss. In Grab 9 von NiedensteinKirchberg (Schwalm-Eder-Kreis) scheint sogar ein walzenförmiger Holzgriff rekonstruierbar zu sein188. Dass diese Gegenstände in der Regel mit Textilverarbeitung in Verbindung gebracht werden können, legt ein aus einer Webstube des 5. Jahrhunderts stam182

L. PICARD/L. DUBREUIL-CHAMBARDEL, Le cimetière mérovingien de Saint-Feriu à Haréville (Vosges). Bull. Arch. 1918, 7-11 Abb. 6. 183 In-situ-Befund eines Hakenbeschlages am Gürtel etwa aus Kemathen: E. KELLER/K. H. RIEDER, Eine germanische Kriegerbestattung des frühen 5. Jahrhunderts n. Chr. aus Kemathen. Arch. Jahr Bayern 1991, 132-137 Abb. 102. 184 Zur Typologie einfacher Feuerstahle etwa: N. MILETIĆ, Das frühmittelalterliche Gräberfeld in Rakovcani bei Priedor. Wiss. Mitt. Bosn.-Herzegowin. Landesmus. 5, 1975, 177-224; K. HØILUNDNIELSEN, Kronologiske forhold i ældre germansk jernalder med udgangspunkt i det iyske materiale. LAG 1 Kulturlaget 1984 (1993) 7-58; PESCHECK 1996, 68. 185 Gesammelt bei LOSERT 2003, 234 ff.; 375 ff. 186 KOCH 2001, FCode 12, Fundliste 6. Zur sozialgeschichtlichen Aussagefähigkeit dieser Fundgruppe: U. KOCH, Die Hierarchie der Frauen in merowingischer Zeit. In: H. Brandt/J. K. Koch (Hrsg.), Königin, Klosterfrau, Bäuerin. Frauen im Frühmittelalter. Agenda Frauen 8 (Münster 1996), 29-54 bes. 46. 187 Exemplarisch für die Argumentation: N. KROHN, Brotmesser oder Flachsbreche? Bemerkungen zur umstrittenen Funktion messerartiger Hausgeräte aus merowingerzeitlichen Frauengräbern im Hegau. Arch. Nachrichten Baden 58, 1998, 30-39. 188 SIPPEL 1989, 193 Abb. 59.

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mender Fund vom Runden Berg bei Urach nahe189. Das Oberderdinger Exemplar kann aufgrund der oben genannten Argumente nicht als „Flachsbreche“ bezeichnet werden. Vielleicht ist deshalb G. Fingerlins Deutungsversuch eines solchen Gegenstandes mit langrechteckigem Querschnitt und zentral angebrachtem Befestigungsniet aus dem Frauengrab 1 von Binningen als Taschenbügel190 nicht prinzipiell abzulehnen. DATIERUNG: Das Perlenensemble lässt sich nicht leicht einer der Kombinationsgruppen U. Kochs zuweisen: Kugelig gerippte, weiße Perlen kommen in Bargen und Berghausen zwar ausschließlich in der Perlenkombinationsgruppe E vor191, andernorts treten sie allerdings vereinzelt schon in der Kombinationsgruppe D auf. Zylindrisch gelbe Perlen treten bereits in der Kombinationsgruppe C auf.192 Die beiden Vertreter von U. Kochs Perlengruppe 11 (unregelmäßig gepunktete Perlen) haben keine exakten Parallelen außerhalb Oberderdingens193. Die oben besprochenen, sogenannten „Hackeisen“ kommen vorwiegend in U. Kochs SD-Phasen 4-6 vor, treten aber vereinzelt noch bis in die SD-Phase 10 auf194. Da die jüngsten Perlen in die Perlenkombinationsgruppe E gehören, dürfte das Grab in der SD-Phase 9 angelegt worden sein.

Grab 2 (Taf. 2)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Planum 1: L. 3,25 m, B. 1,5 m, Planum 2: L. 2,65 m, B. 1,55 m. Befund: Kammergrab mit abgerundeten Grabgrubenecken und einer Bestattung im Norden der Grabgrube. Der Schädel wurde in den Bauchbereich verlagert. Im NW und NO sind auf Planum 1 dunklere, kleinere Verfärbungen eingezeichnet, die auf einen ansonsten nicht erkannten Raubschacht hinweisen. Auf Planum 2 wurde auch im SO eine dunklere Verfärbung erkannt. Der Lagebefund des Skelettes zeigt deutlich eine Störung an. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-301-2, SWInventarnr. 14002/17, 14004/2,3. Anthropologische Bestimmung: Fraglich weiblich, 4865-jährig, Körperhöhe 165 cm.

189

KOCH 2001, 203. G. FINGERLIN, Das alamannische Gräberfeld von Binningen im Hegau, Ldkrs. Konstanz. Badische Fundber. 22, 1962, 104. 191 KOCH 1982, 59 f.: Bargen, Gräber 6 (1 Perle), 14 (1 Perle), 18 (5 Perlen), 38 (3 Perlen).- Berghausen, Grab 70 (1 Perle). Zur Gleichsetzung der Perlengruppen Bargen/Berghausen C mit der neuen Perlenkombinationsgruppe E: KOCH 2001, 163. 192 KOCH 2001, 162. 193 Vgl. etwa die Zusammenstellung bei KOCH 2001, 599, Liste 13.12. 194 Ebd. 45 (FCode 12) und Fundliste 6 sowie S. 201. 190

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Lage der Beigaben: Wirtel (1) ca. 35 cm rechts von der Schulter, darunter in Ellbogenhöhe der Kamm (2) und in Beckenhöhe die Schale (3). Alle anderen Beigaben ohne Lageangabe. Beigaben: 1. Wirtel, Keramik, Einstiche auf der Oberseite, schwarzbraun, glatte Oberfläche, schwach mit mittelgroßen glimmer- und kalkhaltigen Zusätzen gemagert, homogene Magerungsverteilung, Abnutzungsspuren an der Unterseite. H. 1,9 cm, maximaler Dm. 3,1 cm. 2. Beinkamm, doppelreihig, fragmentiert, bei der Restauration zu kurz montiert, 5 unregelmäßig angebrachte Eisenniete, L. min. 86 mm, B. 46 mm, Zähnung auf 2 cm: 10/8. 3. Schale, Keramik, mit kolbenförmigem Rand. Verzierung: Doppelzeiliger Rechteckrollstempel auf der Randlippe, unter dem Rand Einzelstempel aus zweireihigen Kleinrechtecken, darunter zwei tiefe, umlaufende Rillen, zuunterst eine Reihe Nierenstempel. Scheibengedreht, schwach gebrannt, Kern dunkelgrau, hellgraue Engobe; schwacher, homogen verteilter, mittelgroß sandiger Magerungsanteil; stark fragmentiert und schlecht erhalten. Der Inhalt wurde von mir ohne Ergebnis geschlämmt. H. 12,2 cm, Randdm. 25,2 cm, Bodendm. 9,8 cm. 4.-11. Perlen, 4.-6. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4-5 mm, opak smaragdfarben, raue, feste Oberfläche; 7. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, braunschwarz mit weißen Ausfällungen, raue, feste Oberfläche; 8. Schwach tonnenf., B. 10 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3-4 mm, matt hellbraun, dunkelbrauner Überzug oder Korrosionsschicht, raue Oberfläche; 9. Wirtelf., B. 7 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, unregelmäßige, glatte Oberfläche; 10. Zylindrisch, B. 16 mm, Dm. 15 mm, Fldm. 5 mm, Reticellaimitation mit Mäandermuster, weiß auf braunrot, Seitenstreifen gelb; 11. Tonnenf. gerippt, B. 7 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, dunkelgraubraun mit weißen Ausfällungen, raue, feste Oberfläche. 12. Messerspitze, Eisen, soweit erhalten gerader Rückenverlauf. 13. fragmentierter Schnallenbügel, Eisen, schlechter Erhaltungszustand. DATIERUNG: Reduzierend gebrannte Knickwandschalen mit gegliedertem, nahezu senkrecht stehenden Oberteil und Nierenstempeln konzentrieren sich im Umfeld von Speyer. Sie haben meist abgesetzte Böden und einen mit Rechteckrollstempeln verzierten Wulstrand. Feinchronologisch auswertbare Begleitfunde fehlen bei den Siedlungsbefunden, aus denen die meisten dieser Schalen stammen195. Besser datierbar sind die 195

Beindersheim (Pfalz): POLENZ 1988, Taf. 7,5.- Ladenburg: SCHNEID 1988, Nr. 1043-1046 (ohne Nierenstempel).- MannheimSeckenheim (Siedlung, bei U. Groß fälschlich unter der Ortsan-

Inventare der Gräber 149196 und 219197 von FrankentalEppstein mit gut vergleichbaren Schalen: Ersteres gehört in die SD-Phase 10, letzteres in die WU-Phase 11. Ein weiteres gutes Vergleichsstück stammt aus Mannheim-Vogelstang, Grab 398, das U. Koch in ihre SD-Phase 10 datiert198. Im nur wenige Meter vom Oberderdinger Grab 2 entfernten Grab 29 aus der SDPhase 10 fand sich eine ähnliche Schale (Taf. 14,39). Langgestreckte blaugrüne und braune tonnenförmige Perlen kommen in der Region vor allem in Ketten der frühen Kombinationsgruppe F vor: Etwa in Albisheim, Grab 10199, Landau, Grab 50200 oder Wahlheim201. Sie erscheinen allerdings auch bereits in Ensembles der Kombinationsgruppe E, so etwa in Oberderdingen, Grab 4. Der große Fadenlochdurchmesser rückt die tonnenförmigen Perlen jedoch näher an jene der Kombinationsgruppe F. Seine Zähnung ermöglicht, das Kammfragment E. Stauchs Kammgruppe 6 (WU-Phase 10) zuzuordnen, die Breite von 4,6 cm liegt noch im Rahmen der für diese Kammgruppe in Wenigumstadt ermittelten Dimensionen202. Keramik, Kamm und wahrscheinlich auch die Perlen sprechen also dafür, dass das Grab in der SD-Phase 10 angelegt worden ist.

Grab 3 (Taf. 3-4)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Planum 1 und 2: B. ca. 1,3 m. Befund: Rechteckige Grube mit im SW abgerundeter und im NW kantiger Ecke. Der Tote wurde im N der Grube in gestreckter Rückenlage beigesetzt. Sein Kopf war zur rechten Schulter geneigt, der rechte Unterarm in Richtung Becken abgewinkelt (ein mögliches Indiz für einen Eingriff zur Entnahme der Spatha), der linke Unterarm über den Sax gelegt. Das stark zertrümmerte Becken könnte auf eine Störung hinweisen. Im Beinbereich wurde das Grab vom Bagger erfasst. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-303-12, SWInventarnr. 14001/16,17. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 24-40-jährig, Körperhöhe 171,5 cm.

gabe Mannheim-Neckarau geführt): GROß 1991, Taf. 9, 3.- Speyer VI (Siedlung): POLENZ 1988, Taf. 155, 4-5.- Schriesheim, D. LUTZ/U. GROSS, Ein Beitrag zur Frühgeschichte von Schriesheim, Rhein-Neckar-Kreis. Arch. Ausgrabungen Baden-Württemberg 1993, Abb. 153,9 (ohne Nierenstempel). 196 ENGELS 2002, Taf. 94,3. 197 Ebd. Taf. 151,11. 198 KOCH 2007a, 188 Abb. 110. 199 Mitt. Hist. Ver. Pfalz 80, 1982, 396 f. Abb. 62-64; POLENZ 1988, 22-26 Taf. 2-4. Zur Datierung: KOCH 2001, Anm. 542. 200 POLENZ 1988, 242 f. Taf. 86 f. mit weiterer Lit. 201 BEHRENS 1940, 14-16, Abb. 1 (Grabplan) u. 6 (Funde). Zur Datierung: Koch 1982a, 406. 202 STAUCH 2004, Tabelle 21.

Lage der Beigaben: Die Bartaxt (1) lag flachkant ca. 60 cm rechts vom Becken mit der Stielseite zur Grubenwand. Für diesen Befund gibt es drei Deutungsmöglichkeiten: Entweder wurde die Axt zunächst hochkant an der Grabwand deponiert und ist im Lauf der Zeit durch Senkungsprozesse in diese ungewöhnliche Position gerutscht oder man hat nur das Blatt ins Grab gelegt. Nicht ganz ausgeschlossen ist auch die Verlagerung im Rahmen einer Störung. Der Kamm (4) lag schräg an der linken Schulter, die vielteilige Gürtelgarnitur (9-30) laut Grabungsbericht unter dem Becken. Da dieses fragmentiert war, ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass die Garnitur umgegürtet beigegeben worden ist. Eine Pfeilspitze (6) fand sich ca. 7 cm links von der Griffangel des Saxes unter dem Becken mit der Spitze zum Schädel zeigend. Die zweite Pfeilspitze (7) wurde zusammen mit einem Stab (8) ebenfalls unter dem Becken entdeckt. Der Sax (2) lag unter dem linken Unterarm mit der Spitze nach oben zeigend. Vier große Saxknöpfe und fünf kleinere Niete (2) fanden sich 4 cm rechts der Klingenspitze. Sieben filigrane Bronzeniete (2) lagen schließlich zwischen Saxgriff und Skelett. Die Schnalle (3a) lag mit dem Dorn nach rechts oben zeigend im unteren Beckenbereich, der zugehörige Beschlag (3b) daneben. Beigaben: 1. Bartaxt, Eisen, L. 15,4 cm, maximaler Schaftlochdm. 3,4 cm, Hammerknauf mit deutlichen Benutzungsspuren. 2. Sax, Eisen, L. 63,1 cm, B. 4,6 cm, Klingenl. 38,1 cm, beidseitig zwei ca. 4 mm breite, dreifach gefurchte Rillen. Gewicht 527g. Dabei: vier gegossene, bronzene, flache Saxknöpfe, die mit je einem Wirbel aus vier Tierfüßen oder Fiederblättern verziert waren, und zwölf zur Saxscheide gehörige Bronzeniete, L. 6 mm; 7 Bronzeniete, L. 6 mm, flacher Kopf, Spitzen meist abgebrochen. 3a. Schnalle, Bronze, mit festem, triangulären Beschlag und eisernem Dorn, L. 4,6 cm, zwei Steckösen unterschiedlicher Länge (dornnahe Stecköse: 2,5 mm, Stecköse am Beschlagende: 5 mm), Lochungen der Steckösen mit einem Dm. von 1,1 mm. An der Oberseite des Beschlags fanden sich kleine Gewebereste. 3b. Beschlag, Bronze, triangulär, leicht gewölbt. L. 2,0 cm, ehemals drei Niete (einer ausgefallen) mit flachem Kopf, auf der Rückseite Lederspuren. 4. doppelreihiger Beinkamm mit 5 Eisennieten. L. 12,4 cm, B. 3,9 cm. 5. Messer, Eisen, L. noch 13,8 cm, B. 2,2 cm, gerader Rücken, stark korrodiert. 6. Pfeilspitze, Eisen, L. 7,2 cm, Schlitztülle, rhombisches Blatt.

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7. Pfeilspitze, Eisen, L. noch 6,2 cm, Spitze abgebrochen, spitzovales Blatt, maximale Blattbreite 3,3 cm, runde, ungeschlitzte Tülle, maximaler Tüllendm. 1,0 cm. 8. Stab, Eisen, fragmentiert, L. noch 2,6 cm, Dm. 3 mm, rechteckiger Querschnitt, zusammen mit weiterem, nicht gezeichneten, 2,2 cm langen Eisenfragment gefunden. 9.-30. Vielteilige Gürtelgarnitur, Eisen, 9, 18-25, 29: Gürtelbeschläge; 10-17: Riemenzungen; 26-28, 30: Fragmente. Niete und Lederreste deuten auf eine Riemenstärke von ca. 5 mm hin. 9. Mit stark beschädigter Spiraltauschierung, L. 3,4 cm, B. 1,9 cm; 10. L. 6,5 cm, B. 2,0 cm; 11. L. 3,2 cm, B. 2,2 cm; 12. L. 2,9 cm, B. 1,7 cm, Nietstift aus Eisen, an der Basis gravierte horizontale Rille; 13. L. 3,1 cm, B. 1,8 cm; 14. L. 3,1 cm B. 1,7 cm; 15. L. 3,2 cm, B. 2,1 cm, mit bronzenem Nietstift; 16. L. 4,0 cm, B. 2,2 cm; 17. L. 3,5 cm, B. 2,0 cm; 18. L. 3,1 cm, B. 2,2 cm; 19. L. 3,2 cm, B. 2,2 cm; 20. L. 2,8 cm, B. 1,95 cm; 21. L. 4,2 cm, B. 2,5 cm; 22. L. 4,0 cm, B. 2,0 cm; 23. L. 3,8 cm, B. 2,2 cm; 24. L. 3,3 cm, B. 1,7 cm; 25. L. 3,1 cm, B. 2,2 cm; 28. B. 2,1 cm. KOMMENTAR: Auf den ersten Blick fällt das Inventar nicht sonderlich im merowingerzeitlichen Fundgut der Region auf. Drei Fundstücke haben bei genauerer Betrachtung jedoch ihren Verbreitungsschwerpunkt südlich der Donau: Zum einen kommen einzelne spiraltauschierte Beschläge in ansonsten unverzierten vielteiligen Garnituren vor allem südlich der Donau vor203. Überhaupt haben spiraltauschierte vielteilige Gürtelgarnituren ihren Verbreitungsschwerpunkt im bajuwarischen Gebiet204. Gut vergleichbare Saxknöpfe mit einem Wirbel aus vier Fiederblättern oder Tierfüßen stammen aus den Gräbern 146205 und 609206 von Weingarten sowie aus Grab 1 von Schwangau207. Ein nahezu identisches Exemplar fand sich in Grab 171 von Steinhöring208. Bartäxte haben schließlich nördlich der Alpen in Gräbern der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts Seltenheitswert. Wie die Karte auf Abbildung 16 veranschaulicht, sind sie dagegen im norditalischen Raum und in Ungarn häufiger für diesen Zeitraum nachgewiesen. Deshalb kann es gut möglich sein, dass der in Grab 3 Bestattete aus dem Raum südlich der Donau an die Kraich gekommen ist.

203

CODREANU-WINDAUER 1997, 105; dazu auch CHRISTLEIN 1966, 59. 204 Kartierung bei U. KOCH, Der Ritt in die Ferne. Erfolgreiche Kriegszüge im Langobardenreich. In: Katalog Stuttgart 1997 403415 Abb. 466 und bei Keim 2007, 48. 205 ROTH/THEUNE 1995, Taf. 44 A1. 206 Ebd. Taf. 225b. 207 BACHRAN 1993, Taf. 1,2-5. 208 ARNOLD 1992, Taf. 40,171.4.

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DATIERUNG: Beim vielteiligen Gürtel zeigen sowohl die Profilierung209 einzelner Beschläge, als auch die Kürze210 und die Breite211 der Metallbesätze, dass er zu den früheren vielteiligen Garnituren in Südwestdeutschland gehört. Die Spiraltauschierung ist ein zusätzlicher Beleg dieser chronologischen Zuordnung212. Vielteilige Gürtelgarnituren mit kurzen, profilierten Beschlägen und breiten Riemenzungen (MCode 105) sind eine Leitform der SD-Phase 9213. Die Bartaxt unterscheidet sich zunächst von den völkerwanderungszeitlichen Hammertüllenäxten durch ihr kurzes Hammerende214. Schwieriger ist die Trennung von den ältermerowingerzeitlichen Bartäxten mit geschweifter Oberkante, die U. Koch in ihre SDPhase 5 datiert215. Die Oberderdinger Bartaxt setzt sich lediglich durch den dünneren Hammerknauf und die Verlängerung des Abschnittes zwischen Tülle und Schneide von den ältermerowingerzeitlichen Varianten ab. Insgesamt wirkt das Stück dadurch langgestreckter und eleganter. W. Hübener würde sie seiner Beilgruppe M zuordnen, deren jüngste Vertreter bereits in das 7. Jahrhundert datieren216. Klingenlänge und -breite definieren den Sax als Breitsax217. Breitsaxe mit langer Griffangel sind charakteristisch für die SD-Phasen 9 und 10218. Schon R. Koch erkannte an der Belegung des Gräberfeldes von Esslingen-Sirnau, dass kerbschnittverzierte Saxknöpfe tendenziell älter sind als hohle Saxknöpfe größeren Durchmessers219. Demnach datiert die Bestattung in die SD-Phase 9.

209

Zur chronologischen Relevanz der Beschlaglänge erstmals CHRISTLEIN 1966, 49-58. 210 Profilierte Beschläge kommen nur in R. Christleins Gruppe A vor: Ebd. 49. 211 Auch die Beschlag- und Riemenzungenbreite hat chronologische Relevanz: STAUCH 2004, 68-72. 212 Zur frühen Datierung der Spiraltauschierung: CHRISTLEIN 1966, 53. 213 KOCH 2001, 336 f. 214 Zur chronologischen Relevanz der Länge des Hammerfortsatzes: H. W. BÖHME, Zeugnisse spätrömischer Söldner aus Mainfranken. Zu einer Hammertüllenaxt des 5. Jahrhunderts von Gaukönigshofen, Ldkr. Würzburg. Arch. Korrbl. 23, 1993, 513-526. 215 KOCH 2001, 62 (MCode 65). 216 W. HÜBENER, Eine Studie zu den Beilwaffen der Merowingerzeit. Zeitschr. Arch. Mittelalter 8, 1980, 65 ff. bes. 84 f. 217 KOCH 1977, 107 f.; grafisch umgesetzt bei WERNARD 1998, Abb. 3. 218 KOCH 2001, 337, MCode 95. 219 KOCH 1969, 38.

Abbildung 16: Verbreitung der Bartäxte aus Fundkontexten der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts (Nachweis Fundliste 1).

Grab 4 (Taf. 5)

Orientierung nicht mehr bestimmbar. Maße der Grabgrube: B. in Planum 1 1,5 m. Befund: Bis auf Kopf- und Schulterbereich vom Bagger zerstört. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401/313-322, SWInventarnr. 14002/18, 14003/1,3. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 32-50-jährig. Lage der Beigaben: Polyederohrring (130) rechts unter dem Schädel, dreisträngige Perlenkette (1-129) um den Hals, zwei vorgesch. Wandscherben auf Schulterhöhe, die nicht als Beigabe anzusehen sind. Beigaben: 1.-129. Perlen, 1.-5., 81.-96. Segmentperlen, B. 2-4 mm, Dm. 3-5 mm, Fldm. 2 mm, gelb, porös; 6. Zylindrisch, verformt, B. 7 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, weiß; 7.-8. Zylindrisch, B. 10 mm, Dm. 5-6 mm, Fldm. 3 mm, weiß, glatt; 9.-16., 102.-110. Tonnenf., B. 711 mm, Dm. 8-11 mm, Fldm. 3-5 mm, weiß, gelegentlich bläulichweiß, glatt; 17., 111. Doppelkonisch, B. 10 mm, Dm. 10-11 mm, Fldm. 5 mm, weiß, glatt; 18.-

26., 115.-117. Tonnenf., B. 11-12 mm, Dm. 9-12 mm, Fldm. 3-4 mm, rotbraun, glatt; 27. Kegelstumpff., B. 8 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, glatt; 28. Tonnenf., B. 6 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, porös; 29., 118. Zylindrisch, B. 8 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, glatt; 30., 31. Zylindrisch, B. 6-8 mm, Dm. 6-7 mm, Fldm. 3-4 mm, rotbraun, glatt; 32. Kugelf., B. 6 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatt; 33.-35. Zylindrisch, B. 7 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, grünlichblau, glatt; 36. Zylindrisch, B. 6 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, bläulichgrün, glatt; 37.-43., 113. Tonnenf., B. 7-12 mm, Dm. 6-10 mm, Fldm. 3-5 mm, grünlichblau, glatt; 44. Zylindrisch, B. 9 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 5 mm, orange, porös; 45.49. Tonnenf. - leicht doppelkonisch, B. 8-10 mm, Dm. 8-10 mm, Fldm. 4-5 mm, orange, porös; 50. Tonnenf., B. 11 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 6 mm, hell-preußischblau; 51. Fragmentiert, Dm. 12 mm, Fldm. 5 mm, dunkel-grauultramarin; 52. Bernstein, B. 20 mm, Dm. 18 mm, Fldm. 3 mm; 53., 54. Tonnenf. gerippt, B. 67 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatt; 55., 56. Tonnenf. gerippt, B. 5-8 mm, Dm. 6 mm, Fldm.

61

3 mm, grünlichblau, glatt; 57. Tonnenf. gerippt, B. 9 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 4 mm, grünlichblau, glatt; 58.-69, 119.-128. Tonnenf., B. 6-8 mm, Dm. 5-7 mm, Fldm. 3-4 mm, rotbraun mit 3 gelben Punkten, glatt; 70. Tonnenf., B. 5 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 4 mm, grünlichblau mit 3 gelben Punkten, glatt; 71.-74., 129. Quaderf., B. 13-17 mm, Dm. 5-6 mm, Fldm. 3-4 mm, rotbraun, je 5 gelbe Punkte, glatt; 75. Walzenf. B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4 mm, weiß, gekreuztes Wellenband dunkelkobalt; 76. Zylindrisch, fragmentiert, Dm. 8 mm, Fldm. 2 mm, weiß, gekämmte Spirale grünlichblau; 77. Zylindrisch, B. 19 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, dunkelkarminbraun, gekämmte Spirale weiß; 78. Tonnenf., drei Punktkomplexe, B. 10 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 3 mm, Grundfarbe weiß, großer Kreis braunrot, zentraler Punkt indigo, periphere Punkte rotbraun; 79. Tonnenf., B. 14 mm, Dm. 15 mm, Fldm. 6 mm, Grundfarbe braunrot, Raster weiß, Punkte an Rasterkreuzungen grünblau, Augen indigo auf gelb; 80. Tonnenförmig, drei plastische Augen, B. 12 mm, Dm. 20 mm, Fldm. 5 mm, Grundfarbe bräunlich-karmin, Punkte lebhaftpreußischblau auf weiß; 97.-100. Zylindrisch, B. 9 mm, Dm. 6-7 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue, fadige Oberfläche; 101. Kugelf., B. 5 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, weiß, glatt; 112. Zylindrisch, B. 14 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 2 mm, weiß, glatt; 114. Wirtelf., B. 6 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, glänzend grünlichblau, glatt. 130. Polyederohrring, Bronze, Dm. 38 mm, rundstabig, an allen vier Seiten des Polyeders vier zentrale, 0,5 mm starke Einbohrungen, die wohl mit einer inzwischen vergangenen organischen Masse gefüllt waren. 131. fragmentierte Zahnplatte eines Beinkammes, B. 4,5 cm. DATIERUNG: Einzeln werden Ohrringe in Süddeutschland zu Beginn der jüngeren Merowingerzeit getragen220. Bronzene Ohrringe mit massivem Polyeder kommen nach U. v. Freeden am Beginn des 7. Jahrhunderts wieder auf221, nachdem sie in ganz ähnlicher Form bereits zwischen der Mitte des 5. und der Mitte des 6. Jahrhunderts Mode waren222. Am Niederrhein findet die Renaissance dieses Ohrringtyps während F. Siegmunds Phasen NR 8 oder zumeist NR 9 statt223, die in den Zeitraum zwischen der späten SD-Phase 8 und der SD-Phase 10 fallen. U. Koch datiert diese Ohrringe in ihre SD-Phasen 8 und 9224. In Grab 3 von Knittlingen „Bergfeld“ fanden sich solche Ohrringe noch im Kontext der frühen SD-Phase 10225. Damit 220

CHRISTLEIN 1966, 69; für den Kraichgau KOCH 1982, 47. V. FREEDEN 1979, 288 ff. 222 Ebd. 277 ff. 223 SIEGMUND 1998, 41. 224 KOCH 2001, 224; 253; 258 (FCode 39). 225 DAMMINGER 2002, Taf. 19. Da der Gesamteindruck der Perlen aus diesem Grab wie noch in der Perlenkombinationsgruppe E von Rotbraun und Türkis sowie von U. Kochs Typengruppen 221

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handelt es sich um einen der jüngsten Nachweise dieses Typs. Im Gegensatz zum Oberderdinger Polyederohrring wurden sie jedoch paarig getragen, haben größere Durchmesser und starke Abnutzungsspuren. Das umfangreiche Perlenensemble (129 Perlen, drei Stränge) ist eine klassische Zusammenstellung aus U. Kochs Perlenkombinationsgruppe E, die für ihre SDPhase 9 charakteristisch ist226. In Bargen und Berghausen definierte sie tonnenförmig rotbraune Perlen mit drei gelben Punkten227 und quaderförmig rotbraune Perlen mit 5 gelben Punkten auf jeder Längsseite228 als polychrome Leitperlen dieses Horizontes229. Im hier zu besprechenden Ensemble macht diese Ware 88% aller polychromen Perlen aus. Solche Perlen waren zwar im Verlauf der gesamten jüngeren Merowingerzeit über einen größeren geographischen Raum verbreitet230, treten jedoch als Massenerscheinung vor allem in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts auf. Bei den quaderförmigen Perlen mit 5 gelben Punkten auf jeder Längsseite scheint sich im Verlauf der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts eine Tendenz zur Verkleinerung abzuzeichnen: Die Quader aus der Kombinationsgruppe E haben Längen von in der Regel 10-17 mm. Im vorliegenden Ensemble bewegen sich die Längen zwischen 1,3 und 1,7 cm. Nach der Mitte des 7. Jahrhunderts kommen vermehrt Exemplare mit einer Länge von unter 10 mm in die Gräber und die klare Dominanz der rotbraunen Perlen mit fünf gelben Punkten wird von einem Nebeneinander verschiedenfarbiger Perlen dieses Typs abgelöst231. Ein weitere polychrome Leitform der Perlenkombinationsgruppe E sind walzenförmige 4.1-2 und 1.26-29 geprägt ist, aber bereits mandelförmige Perlen auftreten, gehört das Perlenensemble ganz an den Beginn der Kombinationsgruppe F. Die falsche heraldische Farbsignatur für Grün auf der Zeichnung für die doppelkonischen Perlen ist zu korrigieren. 226 KOCH 2001, 163 f. 227 Ebd. Typen 1,26-29 und 1,33. 228 Ebd. Typen 4,1-2 und 4,7-8. 229 KOCH 1982, 60. 230 Ebd. 231 Etwa: Dannstadt-Schauernheim, Grab 5 (2 grünblaue und 2 rote Exemplare in einem Ensemble, das E. STAUCH 2004 in Anm. 185 auf S. 86 ihrer Perlenkombinationsgruppe G zuweist): POLENZ 1988, Taf. 14.- Dannstadt-Schauernheim, Grab 11 ( 2 grünblaue und 2 rotbraune Perlen in einem Ensemble der Kombinationsgruppe F): POLENZ 1988, Taf. 17,4.- Fridingen, Grab 89 (ein nur 6 mm langes gelbgrünes Exemplar vergesellschaftet mit einer kleinen Pressblechscheibenfibel): V. SCHNURBEIN 1987, Taf. 19 C.Hockenheim, Grab 16 (9 mm langes, grünes Exemplar in einem Grab der WU-Phase 11): CLAUß 1986, Abb. 19.1.- Oberderdingen, Grab 30 (ein kleines, rotbraunes Exemplar mit Abnutzungsspuren in einem Ensemble der Kombinationsgruppe H).- Oberderdingen, Grab 33 (2 kleine, transluzid schwarze und ein kleines transluzid grünlichblaues Exemplar in einem Ensemble der Kombinationsgruppe F).- Oberderdingen, Grab 43 (ein kleines, rotbraunes Exemplar in einem Ensemble der Kombinationsgruppe H).

weiße Perlen mit gekreuzten grünen Wellenbändern wie Perle Nr. 75232. Zylindrische, "gekämmte" Perlen kommen vor allem in der älteren Merowingerzeit vor233 und weisen entsprechend in Grab 4 deutliche Abnutzungsspuren auf. Bei den monochromen Perlen bestimmen glatte, tonnenförmige, rotbraune, blaugrüne und weiße Typen der Kombinationsgruppe E den Gesamteindruck234. Der Ohrring und die Perlen datieren demnach das Grab in die SD-Phase 9.

Grab 5 (Taf. 7)

Wenige Schädelfragmente, stark vom Bagger zerstört. Anthropologische Bestimmung: Fraglich männlich, 34-jährig. Keine Beigaben.

„Gräber“ 6-8

Absolut fundleere Verfärbungen.

Grab 9 (Taf. 6,7)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Planum 1: L. 2,5 m, B. 1,5 m, auf Planum 2 verjüngt sich die Grabgrube im S in ihrer Breite auf 1,1 m, was dort eine Stufe vermuten lässt. Befund: Kammergrab mit abgerundeten Ecken und einer Bestattung nördlich der Mittelachse. Der Lagebefund des Skelettes indiziert eine leichte Störung, die von der rechten Seite der Leiche her geführt wurde und mit hoher Wahrscheinlichkeit mittels eines Hakens erfolgte. Die Perlenkette wirkt nach rechts gezogen, Elle und Speiche des rechten Armes sind voneinander getrennt. Auch dürfte der im Zentrum dunkler als in den Randbereichen eingefärbte Löss einen nicht erkannten Raubschacht anzeigen. Im W zeichnete sich im ersten Planum eine stark mit Humus, Holzkohlepartikeln und Ziegelfragmenten durchsetzte neuzeitliche Eintiefung ab. Gestreckte Rückenlage in der Mitte der Grabgrube, beide Arme dicht am, jedoch nicht unter dem Körper, nur die rechte Speiche ist zum Becken verlagert. In der Verfüllung Wandscherben von mindestens zwölf vorgeschichtlichen Gefäßen (meist Grobkeramik) und zwei Rotlehmfragmente. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-323-27, SWInventarnr. 14004/5, 14005/6,8. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 49-65-jährig, Körperhöhe 163 cm. Lage der Beigaben: Die Reste der Perlenkette (1-19) waren rechts vom Hals verstreut. Die Kanne (22) lag rechts neben dem Becken, der Kamm (20) ca. 30 cm entfernt davon in Brusthöhe. Der Wirtel (27) wurde

232

KOCH 2001, 163 Typ 34,26-28. Ebd. 162 (Kombinationsgruppe B). 234 Ebd. 163. 233

von mir während der Restauration zusammen mit einem großen prähistorischen, grobkeramischen Wandfragment in der Kanne entdeckt. Bei der Schnalle (24) lag das rechteckige Eisenfragment (25). Beigaben: 1.-19. Perlen, 1.-2. Segmentperlen, B. 4 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, gelb mit schwarzem Überfang oder Korrosionsschicht, porös; 3. Reifenf., B. 5 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 4.-6. Tonnenf., B. 7-10 mm, Dm. 8-10 mm, Fldm. 4 mm, orange, raue Oberfläche, fadig; 7. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, rotbraun, glatt, leicht blasig; 8. Mandelf., B. 17 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4 mm, dunkelgelbgrün, glatt; 9. Mandelf., ovaler Fadenlochquerschnitt, B. 14 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 8 mm, grünlichblau, glatt, glänzend; 10. Tonnenf., B. 12 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 6 mm, grünlichblau, glatt; 11. Wirtelf., B. 7 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 2 mm, grünlichblau, ausgesprochen glatt, glänzend; 12. Tonnenf., B. noch 5 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun mit 3 gelben Punkten, glatt, fragmentiert; 13. Leicht doppelkonisch, ovaler Fadenlochquerschnitt, B. 12 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, große gelbe, mittelgroße dunkelgelbgrüne und kleine weiße unregelmäßige Punkte; 14. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, Grundfarbe transluzid siena, Punkte opak weiß und siena; 15.-17. Tonnenf., B. 10-12 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 5-6 mm, dunkelgelbgrün, große orange, mittelgroße hellgrüne, kleinere weiße und rotbraune Punkte, raue, feste Oberfläche.; 18. Bernstein, geschliffen, B. 10 mm, Dm. 4 mm, Fldm. 3 mm; 19. Bernstein, kreisscheibenf. Geschliffen, B. 10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 2 mm. 20. Beinkamm, doppelreihig, fragmentiert, Eisenniete, Zähnung auf 2 cm Länge: 9/8, B. 3,9 cm. 21. Messer, Eisen, Rückenverlauf leicht abgerundet, L. noch 11,2 cm, B. maximal noch 1,6 cm. 22. Kanne, Keramik, doppelkonisch, stark nach innen geknickter Rand. Verzierung: Drei zweizeilige Reihen von Rechteckrollstempeln auf der Oberwand, zwei auf dem Rand. Durch den nicht komplett oxydierenden Brand entstand eine beige und graue Scherbenfärbung. Körnige Oberflächenstruktur, schwach homogen sandgemagert, als weitere erkennbare Magerung wurde dunkles, graphitartiges Material beigegeben. Magerungskorngröße: Mittel. Bergungsbedingte Fragmentierungen am oberen Gefäßteil (2,5 cm langer Einschnitt einer Kelle am Rand, Abspliss am Ausguss); ein breiter (B. 3,5 cm, L. 6 cm) Riss am unteren Gefäßteil kann hingegen nicht durch die Grabung verursacht sein, was ich beim Waschen feststellen konnte. Deutliche Abnutzungsspuren am Boden. Der Inhalt wurde von mir ohne Ergebnis geschlämmt. H. 12,4 cm, Randdm. 9,8 cm, maximaler Dm. 18,9 cm, Bodendm. 10,4 cm.

63

23. Beschlag, Eisen, quadratisch, Seitenl.: 2,6 cm, vier Bronzeniete, silbertauschiert im Bülach-Stil, Rand leiterbandtauschiert. 24. Schnalle, Eisen, ohne Beschlag, im Bügelbereich stark korrodiert, an der Dornhalterung Reste von Streifentauschierung, Bügel am Dorn mit rechteckigem Querschnitt, L. 4,5 cm, innere Weite 3,0 cm. 25. Rechteckiges Eisenfragment, 3,5 mm stark. 26. Zusammengerostete Eisenobjekte (zum Gürtelgehänge?); ovaler Stabdurchmesser, maximal 9 mm stark. 27. Wirtel, Keramik, vertikale Einkerbungen mit wahrscheinlich ehemals weißer Inkrustation im Oberteil. Schlecht geglättet, Farbe: schwarz und braun. Schwach und homogen grob sandig gemagert. H. 21 mm, Dm. 39 mm. 28. Eckzahn eines Hundes, L. 3,8 cm. 29. Fragment einer Sandsteinplatte, 4,4 cm dick. 30. Reibsteinfragment, B. 9,4 cm, ca. 5,8 cm dick, an drei Seiten geschliffen, an der Unterkante zwei parallele Rillen, Verwitterungsspuren an der Oberfläche. Kommentar: Das Sandsteinfragment Nr. 30 ähnelt den vor allem aus Nordwestdeutschland bekannten,235 bronze- bis eisenzeitlichen Rillensteinen, deren Funktion unterschiedlich gedeutet wird236. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist er als Altstück zufällig ins Grab gelangt. Auch der wohl vorgeschichtliche Wirtel könnte auf diese Art ins Grab gelangt sein. DATIERUNG: Die älteste datierbare Perle (tonnenförmig rotbraun mit 3 gelben Punkten: Koch Typ1,2629) gehört noch in die Kombinationsgruppe E und ist bezeichnenderweise extrem abgenutzt. Die gelbgrüne Grundmasse einzelner Perlen (8; 16; 17) zeigt, dass das Ensemble vor allem während der SD-Phase 10 zusammengestellt worden ist. Die drei dunkelgelbgrünen Perlen mit unregelmäßigen Punkten (15-17) finden ihre besten Parallelen im Perlenensemble von Bargen Grab 33237, das zur Kombinationsgruppe F gehört. Die Perle desselben Typs mit transluzid beiger Grundmasse (14) hat ihr bestes Vergleichsstück im Oberderdinger Grab 1 aus der SD-Phase 9. Obwohl tonnenförmige Perlen mit vielen unregelmäßigen Punkten und farbiger Grundmasse - wie soeben gesehen – vereinzelt bereits früher vorkommen, spricht ihr hoher Prozentsatz im Perlenensemble aus Grab 9 für 235

Verbreitungskarten bei H. ASCHEMEYER, Die Gräber der jüngeren Bronzezeit im westlichen Westfalen. Bodenaltertümer Westfalens IX (Münster 1966); E. SCHUMACHER in: K. Tackenberg (Hrsg.), Westfalen in der Urgeschichte Nordwestdeutschlands (Münster 1996) 84 Karte 31. 236 Die kleineren Rillensteine Westfalens wurden als Glätt- oder Schleifsteine angesprochen. Angesichts der vorwiegend im nördlichen Niedersachsen und in Ostfriesland entdeckten monumentalen Rillensteine hält W. Wegewitz eine kultische Bedeutung für denkbar: W. WEGEWITZ, Der Rillenstein vom Forsthaus Hollenbeck, Kreis Stade. Stader Jahrbuch 1982, 8-19. 237 KOCH 1982, Taf. 19.

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eine Zuweisung in E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe G238. Der quadratische, im Bülachstil tauschierte Beschlag ist deutlich kleiner als die auf den ersten Blick gut vergleichbaren quadratischen Rückenbeschläge der dreiteiligen Gürtel der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts oder vergleichbare quadratische Beschläge des Pferdegeschirrs239. Kleine Beschläge kommen dagegen erst in Kombination mit einfachen Schnallen im letzten Viertel des 7. Jahrhunderts auf. Ein gutes Beispiel ist hierfür der nahezu identische Beschlag aus Grab 30 von Altdorf-Pfettrach (Lkr. Landshut)240. Bereits in die Zeit um 700 n. Chr. datiert ein gleichartig verzierter und dimensionierter rechteckiger Beschlag aus Knittlingen „Ob Oberhofen“, Grab 75 aus vergoldeter Bronze241. Der Kamm lässt sich aufgrund seiner Zähnung und seiner Breite E. Stauchs Kammgruppe 6 zuweisen, die typisch für die WU-Phase 10242. Die grobe Zähnung spricht dabei dafür, dass der Kamm zu den jüngsten innerhalb dieser Gruppe zählt243. Die oxidierend gebrannte, stark sandgemagerte Kanne müsste eigentlich der „älteren gelbtonigen Drehscheibenware“ zugeordnet werden. Näher betrachtet haben die zum großen Teil aus der nördlichen Oberrheinebene stammenden frühesten Gefäße dieser Warenart ein ausgesprochen heterogenes Formenspektrum244. Die gelbtonigen Gefäße aus jüngermerowingerzeitlichen Gräbern bilden jedoch das Substrat, aus dem sich im 8. Jahrhundert eine einheitlichere Ware entwickelt245. Einzelne, auf den ersten Blick für diese Ware untypische Merkmale der Oberderdinger Kanne treten bei diesen frühen gelbtonigen Gefäßen durchaus auf, wie geknickte Wandung246 oder nach innen umgeschlagener Rand247. Eine unberechtigt prominente Rolle bei der Diskussion um den Beginn der älteren gelbtonigen Drehscheibenware nimmt der in die Jahre 605/10 dendrodatierte Brunnen von Roeschwoog (Dép. Bas-Rhin)

238

STAUCH 2004, 86 f. Zusammengefasst bei W. A. VAN ES/R. S. HULST, Das merowingische Gräberfeld von Lent. Nederlandse Oudheiden 14 (Amertsfoort 1991) 110-114. 240 B. ENGELHARDT/Z. KOBYLIŃSKI/D. KRASNODEBSKI, Spätreihengräberzeitlicher Friedhof und mittelalterliche Siedlung im Baugebiet Pfettrach-Höfen, Gde. Altdorf, Lkr. Landshut, Niederbayern. Vortr. 14. Niederbayerischer Archäologentag (Deggendorf 1996) 189-210 Abb. 4. 241 DAMMINGER 2002, Taf. 22 E 5. 242 STAUCH 2004, Tab. 24. 243 Ebd. Tab. 24 f. 244 Zusammenstellung bei GROSS 1991, 36-40. 245 Hierzu bereits KOCH 1969a, 277. 246 GROSS 1991, Anm. 233. 247 Ebd. Taf. 38,16. 239

ein. In seiner nach der Ansicht M. Châtelets248 zügig erfolgten Verfüllung fand sich gelbe Drehscheibenware, die dadurch in die Jahre 610-50 datiert wäre. Dazu ist anzumerken, dass gerade Brunnen, die in der jüngeren Merowingerzeit angelegt worden sind, außerordentlich lange Betriebszeiten aufweisen249. Das Dendrodatum kann lediglich einen terminus post quem liefern. Die Scherbenbeschaffenheit der Oberderdinger Kanne entspricht der durch I. Schneid definierten Ladenburger Ware B1 (ältere gelbe Drehscheibenware, gelbgraue, rauwandige, grob gemagerte Art)250 beziehungsweise O. Stamms Gruppe 11251 der Frankfurter Altstadt. Der nicht komplett durchoxidierte Brand, die rauwandige bis pockige Oberfläche, die splittrige Bruchstruktur, die Verzierungsarmut sowie die Gefäß- und Randform ermöglichen diese Zuordnung. Diese Ware scheint den ältesten Horizont der gelben Drehscheibenware zu bilden. Eine hohe Bedeutung für die absolute Datierung ihrer Ware B1 misst I. Schneid dem Grubenhaus 16 vom Ladenburger Kellereiplatz bei, bei dem diese Ware 80 % des keramischen Fundmaterials ausmacht.252 Vergesellschaftet ist eine Pressblechscheibenfibel253, die sie stilistisch an den Anfang des 8. Jahrhunderts setzt. Schlüssiger wäre ein Vergleich mit Sceattas vom Wodan-Monstertyp, die A. Pol in die Zeit zwischen 710 und 750 datiert254 und die in Ribe in dendrodatierten Schichten erst nach 725 auftreten255. Das fragile Schmuckstück von sicherlich nicht langer Benutzungsdauer bietet für die Keramik eher einen terminus ante quem als einen terminus post quem. Eine weitere gelbtonige Kanne stammt aus Berghausen, Grab 76256, aus dem zwar ein Kamm der SDPhasen 9 und 10 stammt, das aber von U. Koch aufgrund seiner Orientierung etwas jünger datiert 248

CHÂTELET 1997, Bd. I, 187 f., 190. Freundliche Information W. Tegel, Dendrolabor der Arbeitsstelle Gaienhofen-Hemmenhofen des Landesdenkmalamtes BadenWürttemberg. 250 SCHNEID 1988, 74-77. 251 O. STAMM, Spätrömische und frühmittelalterliche Keramik der Altstadt Frankfurt/Main. Schr. Frankfurter Mus. Vor- u. Frühgesch. 1, 1962, 133. 252 SCHNEID 1988, 75. 253 Ebd. Katalognr. 1296; Gute Abbildung bei H. KAISER, Ausgrabungen an der Kellerei in Ladenburg a. N., Rhein-NeckarKreis. Arch. Ausgrabungen Baden-Württemberg 1984, 109-113 Abb. 96. 254 A. POL, Medieval coins from Wijnaldum. In: J. C. Bestemann/J. M. Bos/D. A. Gerrets/H. A. Heidinga/J. de Koning, The Excavations at Wijnaldum. Reports on Frisia in Roman and Medieval Times (Rotterdam 1999) 217-227 Fig. 10. 255 Vortrag von C. Feveile auf der Tagung des Nordwestdeutschen Altertumsverbandes in Schleswig vom 9. 10. 2007. 256 KOCH 1982, Taf. 39 C3. 249

wird257. Bis auf den bandförmigen Henkel und die mit dem Rand verbundene Tülle haben die beiden Kannen jedoch nicht viel gemeinsam. Typologisch vergleichbare, gedrungen wirkende, doppelkonische Kannen mit weit nach innen geknickten Rändern, an denen die Tüllen und die Bandhenkel angefügt sind, haben im Gebiet der nördlichen Oberrheinebene ihren klaren Verbreitungsschwerpunkt258. Sie datieren vom Ende der SD-Phase 8 bis in die WUPhase 11. Die starke Abnutzungsspuren aufweisende, extrem gedrungene Kanne aus Grab 9 dürfte zu den letzten Kannen dieser Art gehört haben, die in ein Grab gelangt sind. Das jüngste datierende Merkmal ist die nahezu mittige Lage der Toten in der kammerartigen Grabgrube. Für die SD-Phase 10 ist diese Lage noch untypisch. Keramik, Kamm, Perlen und vor allem die Lage der Toten nahe der Mittelachse der Grabkammer datieren das Grab in die WU-Phase 11.

Grab 10 (Taf. 8) (W)-O Maße der Grabgrube: L. 2,1 m, B. 50-60 cm, Grabsohle ca. 15 cm unter Planum 1. Befund: Das Grab befand sich direkt unter der Pflugsohle. Das Skelett war bereits angepflügt, die eingezeichneten Humuseinschlüsse im NW und SO sind moderne Pflugspuren. Der Oberkörper, die linke Beckenhälfte und der Unterschenkel sind zerstört und größtenteils verloren. An der linken Körperseite waren Oberschenkel und Unterarme wahrscheinlich durch den Pflug in einem Winkel von ca. 45° an die Körperachse herangezogen. Nicht eingezeichnet sind 257

Ebd. 79. Bargen, Grab 47: KOCH 1982, Taf. 25,13.- Berghausen, Grab 92: Ebd. Taf. 44 A12.- Berghausen, Grab 97: Ebd. Taf. 43 C8.Bretten, Grab 5: Fundber. Baden-Württemberg 1980, Taf. 201,2.Dienheim (?): HÜBENER 1969, Taf. 90,6.- Enzheim, Kr. AlzeyWorms, Grab IV: Mainzer Zeitschr. 70, 1975, Abb. 26 IV.1.Ettlingen: E. SCHALLMAYER/D. LUTZ, 1200 Jahre Ettlingen. Archäologie einer Stadt. Arch. Inf. Baden-Württemberg 4, 1988, Abb. 66.- Heilbronn-Horkheim (?): U. KOCH, Franken in Heilbronn. Museo 8 (Heilbronn 1994) Abb. 11.2.- Hockenheim, Grab 18: CLAUSS 1986, Abb. 21,6.- Knittlingen Bergfeld, Grab 4: DAMMINGER 2002, Taf. 17 B 8.- Landau, Grab 50: POLENZ 1988, 242 f. Taf. 87,2 mit weiterer Lit.- Landau III, Grab 6: Ebd. Taf. 72,25.- Meckenheim (Pfalz): Ebd. Taf. 102,7.- Mingolsheim: erwähnt bei SCHÄFER 2001, 31.- Mutterstadt I, Grab 5: POLENZ 1988, Taf. 107,2.- Odenheim, Grab 2: Bad. Fundber. 1940-47, Taf. 88,6.- Oftersheim, Grab 6: Katalog Mannheim 1996, Abb. 429 vordere Reihe, Mitte.- Odenheim „Wanne“, Grab 2: DAMMINGER 2003, Abb. 31,25.- Philippsburg-Huttenheim, Sandfeld: Zentrales Fundarchiv Rastatt.- Plankstadt, Grab 4: KOCH 1982, 77 Anm. 48.- Rheinsheim, Grab 148: HÜBENER 1969, Taf. 80,1. Weingarten (Pfalz) II, Grab 16: POLENZ 1988, Taf. 168,13. Vgl. auch die unter anderen typologischen Kriterien zusammengestellten Fundlisten von HÜBENER 1969 Liste 86 oder Koch 2001, 589 Liste 48. 258

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mehrere Fußknochen, die sich zwischen dem letzten Planum und der Grabsohle fanden. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3901/4-7. Anthropologische Bestimmung: Fraglich männlich, 40-49-jährig. Keine Beigaben. DATIERUNG: Der Grabumriss spricht für ein einfaches Sarggrab. Diese Grabform datiert E. Stauch in ihre WU-Phasen 13-15259. Zur feineren chronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 11 (Taf. 8)

(W)-O Maße der Grabgrube: L. 1,8 m, B. 30-60 cm, Grabsohle ca. 15-20 cm unter Planum 1. Befund: Keulenförmige Grabgrube mit Verjüngung im Beinbereich direkt unter der Pflugsohle. Der Kopf war zur linken Schulter hin verrutscht, die beiden Ellen sind in einem Winkel von 45° von der Körperachse abgespreizt. Die Unterschenkel liegen sehr eng parallel aneinander, die Füße fehlen bis auf wenige Fußwurzelknochen links. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3901/8, 3902/912. Anthropologische Bestimmung: Fraglich weiblich, 3753-jährig, Körperhöhe 164 cm. Keine Beigaben. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 13 (Taf. 7) Orientierung nicht mehr bestimmbar. Befund: Stark vom Pflug gestörte Tierbestattung, die Grabgrube verjüngt sich leicht bis zur Sohle (ca. 15 cm unter Planum 1). Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3903/18. DATIERUNG: Das Tier muss nicht während der Belegungszeit des Gräberfeldes bestattet worden sein. Grab 14 (Taf. 7) (W)-O Maße der Grabgrube: L. nicht mehr bestimmbar, B. 40-50 cm, Grabsohle ca. 15-20 cm unter Planum 1. Befund: Der Beinbereich, die Schädel und die Arme wurden durch Baggerprospektion der örtlichen Grabungsleiterin zerstört. Soweit erkennbar befand sich das Skelett in gestreckter Rückenlage. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3903/19-20, 3904/21. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 57-63-jährig. Keine Beigaben. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 12 (Taf. 8) (W)-O Maße der Grabgrube: Planum 1: L. 2,25 m, B. 1,1 m, auf Planum 2 Verjüngung auf ca. 2,0 x 0,6 m. Grabsohle ca. 15 cm unter Planum 2. Befund: Auf Planum 1 verlief die nordwestliche Grubenwand unregelmäßig, in der Grubenmitte wurde etwas dunklerer Löss beobachtet. Das Skelett war gut erhalten, der Schädel fand sich in rechter Seitenlage. Die Arme lagen eng am Körper, die Beine verhältnismäßig dicht beieinander mit nach unten abgewinkelten Füßen. Keine fotografische Dokumentation. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 34-46-jährig, Körperhöhe 169 cm. Keine Beigaben. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 15 (Taf. 9) (W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 1 und 2: L. 2 m, B. 60 cm, Grabsohle ca. 15-20 cm unter Planum 2, laut Grabungsbericht soll die Grube im Sohlenbereich etwas breiter geworden sein. Befund: In der langrechteckigen Grabgrube zeichnete sich ein Holzsarg (L. 185 cm, B. 40-50 cm) als leicht trapezförmige Verfärbung um den Toten gut ab. Gestreckte Rückenlage, Schädel nach vorne geklappt, Arme gerade ausgestreckt dicht am Körper, Unterschenkel eng aneinanderliegend, Füße nach unten abgeknickt. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3904/22,23, 3905/27-30. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 50-65-jährig, Körperhöhe 160 cm, Skelettfragmente eines weiteren Individuums. Keine Beigaben. DATIERUNG: Einfache Sarggräber datiert E. Stauch in ihre WU-Phasen 13-15260. Zur feineren chronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

259

260

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STAUCH 2004, 227 f.

Ebd.

Grab 16 (Taf. 9) (W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 1 und Planum 2: L. 2,15 m, B. 60 cm. Das Grab lag während der Grabung sehr lange offen und wurde entsprechend durch Regenfälle geflutet, deshalb war die Tiefe der Sohle nicht mehr feststellbar. Befund: Schmale Grube mit im Westen eckigen und im Osten abgerundeten Ecken. Im Südosten der Grube konnten noch Verfärbungen eines Sarges beobachtet werden. Nach der Zeichnung beurteilt handelt es sich um eine Bestattung mit dem Gesicht nach unten, allerdings ist dieser Befund nicht durch die weitere Dokumentation bestätigt. Der Kopf befand sich nicht mehr im Verband mit den Halswirbeln, das Rückgrat in Schulterhöhe leicht gekrümmt. Die Arme lagen gestreckt eng am Körper, die Zeichnung lässt annehmen, dass die Unterarme unter dem Becken lagen. Die Beine waren ausgestreckt mit stark nach unten geklappten Füßen. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3904/26, 3905/31, 32, 3906/33,34. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 31-47-jährig, Körperhöhe 162 cm. Keine Beigaben. DATIERUNG: Einfache Sarggräber datiert E. Stauch in ihre WU-Phasen 13-15261. Zur feineren chronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge. Grab 17 (Taf. 9) (W)-O Maße der Grabgrube: L. 1,2 m, B. 40 cm, Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 1. Befund: Kinderbestattung in gestreckter Rückenlage. Der Schädel und der Rumpf wurden durch den Bagger gestört. Die Unterschenkel lagen mit stark nach unten geklappten Füßen eng aneinander. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3907/3-5. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 2-4-jährig. Keine Beigaben. DATIERUNG: Die kantigen Grabumrisse und die für eine Kleinkindbestattung recht geräumige Grabgrubengröße weisen auf ein schmales Kistengrab hin, eine Grabform, die E. Stauch in ihre WU-Phase 14 datiert262. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge. Grab 18 (Taf. 8) (NW)-SO Maße der Grabgrube: L. 200 cm, B. 65 cm, Grabsohle ca. 15 cm unter Planum 1.

Befund: Langrechteckige Grube mit abgerundeten Ecken. Der Oberkörper war leicht nach rechts gedreht. Der rechte Arm war so weit angewinkelt, dass die zugehörige Hand im Becken zu liegen kam. Der linke Arm hat sich kaum erhalten. Die Beine sind im Verbund nach rechts gekippt (beide Kniescheiben rechts, beide Füße zeigen in diese Richtung). Im Osten wurde das Grab von einem neuzeitlichen Graben gestört, Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3909/14-18. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 42-47-jährig, Körperhöhe 167 cm, Sternalforamen. Lage der Beigaben: Schnalle (1) in der rechten Beckenhälfte. Beigaben: Schnalle, Eisen, D-förmig, Dorn und Bügel rundstabig, gut erhalten, maximaler Dm. 2,3 cm, Gürtelb. 1,8 cm. DATIERUNG: D-förmige Schnallen fanden sich in Wenigumstadt vor allem in Gräbern der Phase WU 13263. E. Wamers datiert diese Schnallen vorwiegend in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts264. Zur relativchronologischen Einordnung des Grabes siehe das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 19 (Taf. 8) (W)-O Maße der Grabgrube: L. nicht mehr bestimmbar, B. 40-50 cm, Grabsohle ca. 15 cm unter Planum 1. Befund: Schmales Grab direkt unter der Pflugsohle. Der Schädel ist auf die Höhe der rechten Schulter gesunken und hat dabei wohl vier Halswirbel nach oben gedrückt. Durch die Baggerarbeiten entstand ein faustgroßes Loch in der Schädeldecke. Die Arme lagen eng am Körper, die Füße wiesen nach innen. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3908/10-13. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 35-45-jährig, Körperhöhe 171 cm. Corpus sterni mit längsovalem Foramen im unteren Drittel (sog. sternaler Lochdefekt)265. Lage der Beigaben: Messer (1) direkt an der Außenkante des linken Darmbeines mit der Spitze nach unten zeigend, am rechten Darmbein zwei Eisenfragmente (2). Beigaben: 1. Messer, Eisen, mit zur Spitze heruntergezogenem Rücken und kurzer, schmaler Griffangel. L. 12,8 cm. 2. Zwei Eisenfragmente. DATIERUNG: Die kantigen Grubenumrisse weisen auf ein schmales Kistengrab hin, eine Grabform, die E. Stauch in ihre WU-Phase 14 datiert266. Das Messer 263

Ebd. 74. WAMERS 1994, 22 Anm. 103. 265 BOPP/FRAUENDORF 1996a. 266 STAUCH 2004, 74. 264

261 262

Ebd. Ebd. Abb. 97.

67

gehört zu E. Stauchs Messertyp D, der eine Leitform ihrer WU-Phase 14 bildet267. In Bargen und Berghausen sind ähnliche Messer charakteristisch für die dortige letzte Phase 4268. Quer unterhalb des linken Rippenbogens werden Messer von Männern in der WU-Phase 14 getragen269. Möglicherweise ist der verschollene Eisenfund an der rechten Taille deshalb als Gürtelschnällchen analog zum Befund aus Grab 132 von Wenigumstadt deutbar270.

Grab 20 (Taf. 10)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 1 und Planum 2: L. 1,7 m, B. 50-55 cm, Befund: Rechteckige Grube mit abgerundeten Ecken. Deutlich zeichnete sich ein Holzsarg ab (L. 170 cm, B. 40-45 cm, H. ca. 45 cm, Stärke der Verfärbung: 3-5 cm). Eine zweite, „sehr helle, sandfarbene bis fahlgrüne“ Verfärbung umgibt die Reste des Sarges. Ein Baggerschnitt führte zu einer Profilzeichnung der Grabgrube (Taf. 10), die zeigt, wie knapp der Sarg in den Grabschacht eingepasst wurde. Gestreckte Rückenlage, Oberkörper nach links gerutscht. Hals- und Brustwirbel, Arm, Brustkorb und Schlüsselbein sind auf der rechten Seite der Baggerstörung zum Opfer gefallen, nur die rechte Hand ist in Höhe des Oberschenkels erhalten. Der linke Arm lag ausgestreckt dicht am Körper. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-331,332, SWInventarnr. 3911/29-30, 3912/32-33. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 14-16-jährig. Keine Beigaben. DATIERUNG: Einfache Sarggräber datiert E. Stauch in ihre WU-Phasen 13-15271. Zur feineren chronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 21 (Taf. 10) (W)-O Maße der Grabgrube: L. nicht mehr bestimmbar, B. 60 cm, Grabsohle ca. 15 cm unter Planum 1. Befund: Um die Leiche wurde eine langovale, rotbraune Verfärbung beobachtet. Der Schädel war in Richtung rechte Schulter geneigt, die Arme lagen ausgestreckt eng am Körper. Einzelne Schädelteile, der rechte Oberschenkel und die Füße wurden vom Bagger erfasst. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-333,334, SWInventarnr. 3909/19, 3910/20-22.

Anthropologische Bestimmung: Männlich, 17-21-jährig. Keine Beigaben. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 22 (Taf. 10)

(W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 1 und Planum 2: L. 1,75 m, B. 53 cm, Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 2. Befund: Kantig rechteckige Grabgrube. Der Schädel befand sich in rechter Seitenlage, die Zähne sind am Oberkiefer gut erhalten, am Unterkiefer hingegen fehlen sie. Der gesamte Rumpf ist nicht mehr vorhanden, lediglich am Hinterhaupt fand sich ein Nest von Rippenfragmenten (Tierfraß?). Die Beine waren ausgestreckt, die Fußknochen nicht mehr in situ. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-335, SWInventarnr. 3912/34,35. Anthropologische Bestimmung: Fraglich weiblich, 2435-jährig. Keine Beigaben. DATIERUNG: Die kantigen Grubenumrisse weisen auf ein schmales Kistengrab hin, eine Grabform, die E. Stauch in ihre WU-Phase 14 datiert272. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 23 (Taf. 10.4)

(W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 1 und 2: L. 1,65 m, B. ca. 60 cm; Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 2. Grubenverlauf nicht eindeutig. Befund: Unregelmäßige, schmale Grabgrube. Modern(?) zerstörter Schädel. Die Schulter ist geneigt, deshalb scheint der linke Arm etwas länger als der rechte. Die Beine waren ausgestreckt, die Fußknochen nur mäßig erhalten. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-336,337, SWInventarnr. 3913/2-5. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 41-58-jährig, Körperhöhe 159 cm. Keine Beigaben. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 24 (Taf. 10) 267

Ebd. 75-77. KOCH 1982, 72. 269 STAUCH 2004, 76 f. 270 Ebd. (Bd. 2) 148. 271 STAUCH 2004, 227 f. 268

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(W)-O Maße der Grabgrube: L. nicht mehr bestimmbar, B. 60-65 cm. Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 1.

272

Ebd. Abb. 97.

Befund: Schmale, rechteckige Grabgrube mit kantigen Umrissen. Gestreckte Rückenlage, Schädel blickt nach N, Unterkiefer fragmentarisch erhalten, Arme gestreckt dicht am Körper, Beine neuzeitlich gestört. Im Osten wurde das Grab durch neuzeitliche Gräben geschnitten. Keine Beigaben. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3910/29, 3911/26-28. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 34-40-jährig, Körperhöhe 163 cm. DATIERUNG: Die kantigen Grubenumrisse weisen auf ein schmales Kistengrab hin, eine Grabform, die E. Stauch in ihre WU-Phase 14 datiert273. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 25 (Taf. 9)

(W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 1 und Planum 2: L. 1,25-1,55 m, B. ca. 0,9-1,0 m, Grabsohle ca. 15 cm unter Planum 2. Befund: Doppelbestattung eines älteren Kindes im N und eines jüngeren Kindes im S. Bei dem kleineren Kinderskelett verjüngt sich aufgrund des geringeren Platzbedarfs die Grabgrube, es wurde also nur soviel Erde wie gerade notwendig ausgehoben. N-Skelett: Gestreckte Rückenlage, Schädel auf die rechte Schulter gerutscht, Hände, Füße und Unterleib fragmentarisch erhalten. S-Skelett: Gestreckte Rückenlage, Schädel in linker Seitenlage, Unterschenkel eng aneinandergelegt, Füße fehlen. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-339,340, SWInventarnr.3913/6,7, 3914/8,9. Anthropologische Bestimmung: N-Skelett männlich, 9-14-jährig. S-Skelett männlich, 3-5-jährig. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt. Zur relativchronologischen Einordnung s. das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 26

Neuzeitliche Eintiefung.

Grab 27 (Taf. 9)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: L. nicht mehr bestimmbar, B. 55 cm, Sohle ca. 5-10 cm unter Planum 1. Befund: Schmale Grabgrube mit leicht abgerundeten Ecken. Der Schädel und die Beine wurden durch den Bagger gestört. Die rechten Extremitäten waren ausgestreckt, die linken Extremitäten nach innen gewinkelt. Die Unterschenkel lagen parallel eng beisammen, die Füße waren nicht mehr erhalten.

273

Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 28-44-jährig, Körperhöhe 162 cm. Keine Beigaben. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt.

Grab 28 (Taf. 9)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: L. nicht mehr bestimmbar, B. ca. 60 cm, Sohle 10-15 cm unter Planum 1. Befund: Schmale Grabgrube mit unregelmäßigem Kantenverlauf. Der Schädel befand sich in rechter Seitenlage, die Arme lagen parallel zur Körperachse. Im Beinbereich wurde das Grab durch den Bagger zerstört. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3915/16,17. Anthropologische Bestimmung: Fraglich männlich, 42-62-jährig, Unterkiefer- und Langknochenfragmente eines weiteren Individuums. Lage der Beigaben: Die Gürtelschnalle (1) lag in Taillenhöhe an der Wirbelsäule, das Messer (2) war senkrecht zur Wirbelsäule orientiert, unter welcher es auf Lendenhöhe gefunden wurde. Beigaben: 1. Gürtelschnalle, Eisen, nicht auffindbar. 2. Messer, stark korrodiert (nicht restauriert, Umzeichnung nach Röntgenbild). DATIERUNG: Der Befund und die Funde liefern keinen näheren Datierungsanhalt.

Grab 29 (Taf. 11-14)

(W)-O Maße der Grabgrube: L. 3 m, B. nicht mehr bestimmbar, Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 1. Befund: Große Grabkammer mit abgerundeten Ecken. Soweit erkennbar verlief der Grabschacht senkrecht. Der gesamte Südostteil der Bestattung war vom Bagger zerstört. Der Schädel ist durch das Gewicht der Baumaschinen geborsten, Brustkorb und Wirbel sind schlecht erhalten. Im Kniebereich liegt möglicherweise eine Störung durch Tierfraß vor. Der rechte Arm lag gerade ausgestreckt am Körper, der linke Unterarm war zum Sax hin angewinkelt, auf dessen unterem Drittel die linke Hand ruhte. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-344-347, SWInventarnr. 3920/10-13, 3921/14-16. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 20-24-jährig, Körperhöhe 171,5 cm. Lage der Beigaben: Die Beschläge der vielteiligen Gürtelgarnitur (1-25) fanden sich ohne Detaildokumentation über und unterhalb des Beckens. Der Sax (35) lag schräg über dem Becken (Griff beim rechten Oberarm), Saxknöpfe (36) und -niete (37) markieren auf der Schneidenseite die mit vier Zentimetern Dif-

Ebd.

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ferenz im Verhältnis zur Waffe nicht beträchtlich breitere Scheide, das Messer (28) lag in Richtung des Saxes unter dessen Griff. Die Spatha (26) wurde links beigegeben, zur Lage des Spathagurtes fehlen genaue Angaben. Der Sporn (46) fand sich an der linken Ferse, sicher zur Sporengarnitur gehört ein an der linken Wade gefundener Beschlag (44). Eine Schale (39) wurde in Beckenhöhe ca. 30 cm rechts vom Verstorbenen deponiert. Gewebereste: Unter einzelnen Riemenzungen der vielteiligen Garnitur waren Gewebe mit feiner, teilweise gefalteter Leinwandbindung (Z-Z Bindung) angerostet. An diesen Stellen haben sich auch gespelzte Federn erhalten. Beigaben: 1-25. Vielteilige Gürtelgarnitur, Eisen, bichrom linienund flächentauschiert, reliefiert durch symmetrische, ca. 1,0-1,5 cm lange, kommaförmige Vertiefungen, in denen sich aneinandergereihte, goldbedeckte plastische Kügelchen befinden, die eine Granulierarbeit vortäuschen sollen. Es handelt sich demnach um sogenanntes falsches Granulat.274 Drei Riemenzungen (5, 11, 12) weisen zusätzlich eine dachförmige Vertiefung an ihrer Basis auf, in die kleine Goldblattreliefs mit getriebenen, antithetischen Tierprotomen (5) oder gegenständigen Fiederblättern (12) eingelegt sind. Vor allem bei den Nebenriemenzungen lassen sich farbliche Unterschiede zwischen dem rötlicheren Gold an der Basis und dem gelblicheren Gold in den tropfenförmigen Vertiefungen erkennen. Die wenigen Flächentauschierungen sind durch einen bündig eingepassten, tordierten Silberdraht entstanden. Mit Ausnahme von zwei identischen Rückenbeschlägen (1, 14) gleicht kein Bestandteil der Garnitur dem anderen. Die Motive setzen sich stets aus einem stegartigen Mittelteil und daraus herauswachsenden, paarigen Tierprotomen zusammen. In den meisten Fällen (1, 2, 4, 5, 7-9, 12, 14-22) handelt es sich dabei um Protome mit Raubvogelköpfen. Das Motiv auf dem Riemendurchzug (6) weicht in seiner kreuzförmigen Grundkomposition und den nicht näher definierbaren Tierprotomen von den anderen Motiven ab. Bei den übrigen Protomen sind den Köpfen filigrane, offene (3, 13, 23-25) oder geschlossene (10) Stangenkiefer vorgeschaltet. In den Mittelsteg sind als Versatzstücke Köpfe und Füße von weiteren Tieren eingepasst. 1. Rückenbeschlag, L. 4,5 cm, Bmax. 2,4 cm; 2. Riemenbeschlag, L. noch 3,4 cm, Bmax. 2,4 cm; 3. Schnalle, Bügel und Dorn bichrom streifentauschiert, L. noch 5,2 cm, Bmax. 2,4 cm; 4. Riemenbeschlag, L. noch 274

Zur Definition: W. HIRSCHBERG/A. JANATA, Technologie und Ergologie in der Völkerkunde (Mannheim 1966); J. Kalter, Aus Steppe und Oase (Stuttgart 1983) 138.

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3,2 cm; 5. Hauptriemenzunge, fixiert durch zwei Bronzeniete, kastenartige, aufgrund der Korrosion nicht näher ansprechbare Konstruktion, L. 7,5 cm, Bmax. 2,6 cm; 6. Riemendurchzug, L. 3,9 cm, Bmax. 2,2 cm; 7. Riemenbeschlag, L. noch 3,5 cm; 8. Riemenbeschlag, L. noch 3,6 cm, Bmax. 2,4 cm; 9. Riemenbeschlag, L. noch 3,5 cm; 10. Riemenzunge, L. 4,0 cm, Bmax. 2,3 cm; 11. Riemenzunge, L. 3,4 cm, Bmax. 2,4 cm; 12. Riemenzunge, L. 4,0 cm, Bmax. 2,4 cm; 13. Riemenzunge, L. noch 3,5 cm; 14. Rückenbeschlag, L. noch 5,0 cm, Bmax. 2,4 cm; 15. Riemenbeschlag, L. noch 3,5 cm, Bmax. 2,6 cm; 16.-22. Fragmente; 23. Riemenzunge, L. noch 3,5 cm, Bmax. 2,4 cm; 24. Riemenzunge, L. noch 2,9 cm, Bmax. 2,4 cm; 25. Riemenzunge, L. noch 3,5 cm, Bmax. 2,6 cm. 26. Spatha, schlecht erhalten, L. 81,9 cm, maximale Klingenbreite 5,0 cm, im Röntgenbild keine Damaszierung erkennbar. 27. Beschlag, Eisen, triangulär, zum Spathagurt gehörig, L. 7,2 cm, dreifach vernietet. 28. Beschlag, Eisen, stark fragmentiert, beim Spathagurt gefunden, zwei Bronzeniete, Maße nicht mehr bestimmbar. 29. Beschlag, Eisen, wie 28., ein Bronzeniet. 30. Beschlag, Eisen, rautenf., zum Spathagurt gehörig, Seitenl. 2,9 cm, vier Nietlöcher. 31. Eisenfragment mit anhaftenden Holz- und Lederresten (auf dem Fundzettel als „Saxgriff“ bezeichnet), am sich verjüngenden Ende umgebogen, L. noch 7,6 cm. 32. Beschlag, Bronze, von ehemals vier Niete mit flachem Kopf einer erhalten, L. 4,2 cm, B. 2,0 cm, H. Pyramidenknopf: 0,8 cm. 33.1. Zu 32 gehöriges bronzenes Unterlageblech. 33.2. Pyramidenknopf, Bronze, H. 1,3 cm, Seitenlänge 2,2 cm und 1,9 cm. 34. Scheidenrandbeschläge der Spatha, Bronze, rillenverziert, ein bronzener Nietstift erhalten, maximale L. 10,1 cm, B. ca. 7mm. 35. Sax, L. 63,0 cm, maximale Klingenbreite: 5,2 cm, schlecht erhalten, beidseitig je 2 Rillen, die in je drei Bahnen untergliedert sind, Gewicht: 692 g. 36. 4 bronzene Saxknöpfe, Dm. 2,1 cm, hohl gegossen, dreifach gelocht. 37. 48 Saxniete, Bronze, gewölbter Kopf mit einem Dm. von 5-6 mm, Dm. Nietstift: 1 mm. 38. Messer, Eisen, leicht gebogener Rücken, erhaltene L. 19,0 cm, Reste des Holzgriffes, B. 2,4 cm. 39. Knickwandschale, Keramik, nur zur Hälfte restauriert, rekonstruiert durch durchgehendes Profil. Scheibengedreht. Verzierung: Auf der Schulter zwei Reihen Langrechteckrollstempel, dazwischen drei umlaufende

Riefen. Grauer, schwach gebrannter Scherben mit körniger Oberflächenstruktur. Stark gemagert mit vor allem kalkhaltigen, aber auch mit mittelgroßen, quarzhaltigen Bestandteilen. Durch den Baggerdruck wurde das Gefäß stark fragmentiert, die Abnutzungsspuren waren entsprechend nicht mehr bestimmbar. Der Inhalt wurde von mir ohne Ergebnis geschlämmt. H. 9,3 cm, Randdm. 16,9 cm, maximaler Dm. 17,6 cm, Bodendm. 8,8 cm. 40. Beschlag, Eisen, rechteckig, 2,8 x 2,1 cm. 41. Beschlag, Eisen, rechteckig, 2,2 x 2,1 cm. 42. Beschlagfragment, Eisen, Maße nicht bestimmbar.

43. Riemenzunge, Eisen, L. 10,5 cm, B. 1,8 cm, zwei Bronzeniete, im oberen Drittel durch drei Rillen verziert. 44. Rechteckbeschlag, Eisen, mit abgeschrägten Kanten, 4 Bronzeniete mit gewölbtem Kopf, Kopfdm. 4 mm, L. 3,2 cm, B. 2,6 cm, zur Sporengarnitur. 45. Riemendurchzug (?), Eisen, fragmentiert, L. unklar, B. 1,0 cm. 46. Sporn, Eisen, Dorn abgebrochen, Spannweite ca. 8,4 cm, Bügelb. 1,3 cm. KOMMENTAR: Die vielteilige Gürtelgarnitur aus Grab 29 verdient aufgrund ihrer Seltenheit eine nähere Betrachtung:

Abbildung 17: Verbreitung der Arbeiten des hypothetischen „Mindelheimer Meisters“ und von mehrteiligen bronzenen Gürtelgarnituren mit Palmettenbaummotiv.

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Werkstättenproblematik Georg Kossack war der erste, der auf die Sonderstellung dieser Garniturengruppe aufmerksam machte275. Er bezeichnete sie als Arbeiten des "Mindelheimer Meisters" - eine Definition, deren Wert mehr in der sprachlichen Griffigkeit als in der implizierten präzisen Werkstättenzuordnung liegt. Rainer Christlein konnte 1966 und 1971 das Verbreitungsgebiet dieser Fundgruppe einkreisen276. Die heutige Quellenlage soll durch die Karte Abbildung 17 (Kreise) umrissen werden. Die großflächige Verbreitung von der Eifel bis ins östliche Alpenvorland und von Mitteldeutschland bis in den Schweizer Jura lassen an der Zuordnung ausschließlich zu einer Werkstätte zweifeln. Dies wird durch herstellungstechnische Einwände unterstrichen: Die Riemenzungen von Oberderdingen oder von München-Daglfing277 sind grundsätzlich anders konstruiert, als das vom Restaurator ausführlich besprochene278 Exemplar von Dirlewang. Dem aufwändigen, dreischichtigen, sehr sorgfältig verlöteten Aufbau der Riemenzunge von Dirlewang stehen konventionelle, kastenartige Konstruktionen aus Oberderdingen und Daglfing gegenüber.

275

KOSSACK 1952, Fundliste Anm. 10. CHRISTLEIN 1966, 66 Anm. 164 und CHRISTLEIN 1971, 28 Anm. 64, Karte Abb. 11. Auch Spathagurtbeschläge und Pferdegeschirr wurden mit einbezogen. 277 KOSSACK 1952, Taf. 16.6-11, Original ausgestellt in der Schausammlung der Archäologischen Staatssammlung München. 278 H. KICHLING, in: Christlein 1971, 52 ff. 276

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Gliedert man die Garnituren anhand motivischer Kriterien, zeichnen sich deutlich zwei räumlich abgrenzbare Untergruppen ab (Abb. 18): Im Norden des Verbreitungsgebietes finden sich Garnituren mit paarigen, stilisierten Raubvogelköpfen, zu denen auch das Oberderdinger Ensemble gehört, im Süden lässt sich davon eine kleine Gruppe mit realistischeren Abbildungen von Vierfüßlern in Seitenansicht abgrenzen. Abbildung 19 zeigt die motivische Varianz der erhaltenen Vertikalbeschläge der Oberderdinger Gruppe. Bei aller Unterschiedlichkeit – sicher identische Garnituren sind bislang nicht nachweisbar - ist doch festzuhalten, dass der nur 25 km südöstlich von Oberderdingen entdeckte Beschlag von Kornwestheim auch am besten mit der Oberderdinger Garnitur vergleichbar ist. In Fundliste 2 sind sämtliche goldbechverzierte Gürtel-, Pferdegeschirr- und Spathagurtgarnituren typologisch untergliedert. Nur im Rahmen einer solchen Untergliederung kann die Werkstättenfrage neu gestellt werden.

Abbildung 18: Garniturentypen des hypothetischen „Mindelheimer Meisters“. Dreiecke: Arbeiten mit Tierköpfen (Nachweise Fundliste 2a). Kreise: Arbeiten mit Vierfüßlern in Seitenansicht (Nachweise Fundliste 2b).

Abbildung 19: Motivvergleich. 1. München-Daglfing; 2. Hasenburg bei Großbodungen; 3. Kornwestheim; 4. Oberderdingen (ohne Maßstab). Trägerkreis Solche Garnituren hatten sicherlich einen hohen Wiedererkennungswert. Die Vergoldung vermittelte darüber hinaus ein gewisses Prestige. Dafür spricht die Qualität der Gräber, in denen sie gefunden wurden: Grab 1 der Martinskirche von Kornwestheim ist zwar be-

raubt, deutet aber durch seine Lage auf die führende soziale Position des Bestatteten hin279. Dasselbe gilt 279

B. SCHOLKMANN, Denkmalpflege in Baden-Württemberg 13, 1970, 86.

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aufgrund der Beigaben für das Reitergrab von Windecken280. Auch die Pferdegeschirrbeschläge derselben Machart aus dem vor der Beraubung sicher sehr reichen281 Tuffmauergrab von 1906 in Gammertingen belegen das hohe Ausstattungsniveau282. Dasselbe gilt für das Zaumzeug von Rißtissen283. Alle anderen Gürtel stammen aus stark beraubten Gräbern284 oder sind Einzelfunde. Die Oberderdinger Garnitur fand sich im größten Grab des Bestattungsplatzes. Der Bagger hat den beigabenführenden Abschnitt teils zerstört. Lediglich der Sporn und die Spatha zeigen noch an, dass in Grab 29 eine wohlhabendere Person bestattet war. Aus Grab 63 von Peigen285 scheint ein Imitat solcher Garnituren vorzuliegen. Hier fehlen die tropfenförmigen, vergoldeten Vertiefungen, das Ornament ist nur durch Tauschierungen flüchtig angedeutet. Solche Garnituren waren sicherlich weniger prestigeträchtig. Der aus den wenigen aussagekräftigen Fundkontexten erschließbare privilegierte Trägerkreis und die Vergoldung der Gürtel des „Mindelheimer Meisters“ lassen vermuten, dass an das Prestige der goldenen vielteiligen Garnituren erinnert werden sollte. Die typologische Ableitbarkeit von goldenen vielteiligen Garnituren unterstreicht dies deutlich. Ehemals goldfarben glänzende, ausgezeichnet mit Oberderdingen vergleichbare bronzene Garnituren, wie die Beschläge aus Ötlingen am mittleren Neckar286, lassen darüber hinaus den Eindruck eines echten Imitats aufkommen. Dass Gold und Bronze in der Merowingerzeit verwechselt werden konnten, legen Schriftquellen nahe: So berichtet Gregor von Tours, dass Betrüger in Clermont-Ferrand zahlreiche gestempelte Bronzebarren verkauften, die Goldbarren täuschend ähnlich sahen, worauf viele Betrugsopfer verarmten (572-574 n. Chr.)287. 280

MÜLLER-KARPE 1949, Abb. 3-6, 11, 12; THIEDMANN 1995, Taf. 64 f. 281 Der ehemalige Reichtum ist etwa durch den Schwertanhänger aus Meerschaum mit breiter, cloisonnierter Goldverkleidung und Filigranrand belegt. Es handelt sich um eine der wenigen großflächigen Cloisonnéarbeiten der späten Merowingerzeit. Farbabbildung bei STEIN 1991, Taf. 9A. 282 STEIN 1991, 81; Farbabbildung des Pferdegeschirrs ebd. Taf. 9 B. 283 Fundber. Schwaben N. F. 12,2, 1951, Taf. 39,9. 284 Zum eponymen Grab von Mindelheim fehlt die Befundbeschreibung, deshalb kann nicht mehr entschieden werden, ob es beraubt ist oder nicht: WERNER 1955, 19. 285 V. FREEDEN 2006, 113, Abb. B4. 286 VEECK 1931, Taf. 60 B. In Ötlingen liegen allerdings - im Gegensatz zu Oberderdingen - materialbedingt seriell gefertigte Beschläge vor. Ob zwei einfachere Gürtel aus Gießen und Rheinhessen in denselben Kontext gebracht werden dürfen ist nach Sippel unsicher: SIPPEL 1989, Anm. 720, Taf. 7, 1-4, Abb. 53. Weitere Vertreter dieser Gruppe sind in Fundliste 3 gesammelt. 287 Gregor v. Tours, Historiarum libri decem, bearbeitet von R. Buchner (Darmstadt 1986) Buch IV 176f.

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Provenienz des Motivs Eine allgemeine Betrachtung aller Tierstilarbeiten mit einer Komposition aus unterschiedlich strukturierten Mittelstegen herauswachsender oder geflochtener, gestaffelter, paariger Tierköpfe verspricht wenig Erkenntnismöglichkeiten zu den Oberderdinger Ornamenten, da es sich dabei um eines der geläufigsten Motive des 7. Jahrhunderts handelt. Deshalb wird der folgende Vergleich auf enge Parallelen zum Hauptmotiv beschränkt. Dass das Motiv auf mediterrane oder orientalische Vorbilder zurückgreift, wurde bereits 1950 von Edouard Salin bei der Diskussion der Schnalle von Peseux (Doubs) bemerkt288. Die deutsche Forschung suchte dagegen zu Beginn der 1950er -Jahre beim „Mindelheimer Meister“ - wie so häufig - „byzantinische Vorlagen unter langobardischer Vermittlung“289. Und tatsächlich findet sich der beste mediterrane Vergleich zu unserem Gürtel in der goldenen Garnitur aus dem langobardenzeitlichen Lucca (Toskana)290. Da jedoch neben der Garnitur aus Lucca gute italische Analogien zum Oberderdinger Gürtel ausbleiben, muss nicht zwingend von einem italischen Vorbild ausgegangen werden. Lediglich die byzantinischen Gürtelschnallen vom Typ Syrakus291 aus Italien haben noch einen klaren typologischen Bezug zur Oberderdinger Garnitur. Doch Gürtelschnallen vom Typ Syrakus sind alles andere als auf Italien beschränkt: ihr weitläufiges Verbreitungsgebiet im gesamten mediterranen Raum macht sie für die Bestimmung der Vorlagen für nordalpine Metallarbeiten ungeeignet292. Im Gegensatz zu Lucca und Oberderdingen rein vegetabil ist dagegen das nahe verwandte Motiv auf einer goldenen, (ost?-) mediterranen Schnalle des frühen 7. Jahrhunderts aus dem Virginia Museum of Fine Arts293. In Abbildung 20 sind die byzantinischen (1), die langobardisch-italischen (2) und die süddeutschen (3) Ausprägungen des Motivs gegenübergestellt.

288

SALIN 1950, 129f. KOSSACK 1952, 116 (ohne Bezug auf Salins Arbeit). 290 O. V. HESSEN, Secondo contributo alla Archeologica Longobarda in Toscana (Florenz 1975) Tav. 3. 291 J. WERNER, Byzantinische Gürtelschnallen des 6. und 7. Jahrhunderts aus der Sammlung Diergardt. Kölner Jahrb. 1-2, 195556, 36-48 bes. 45-47. In diesen Kontext passt auch die besonders gut vergleichbare mediterrane Schnalle von Zanica/Bergamo: P. MARINA DE MARCHI/S. CINI, I Reperti Altomedievali nel civico Museo Archeologico di Bergamo (Bergamo 1988) Tav. XI.2. 292 Kartierung bei E. RIEMER, Romanische Grabfunde des 5.–8. Jahrhunderts in Italien. Intern. Arch. 57 (Rahden 2000) Abb. 16 Fundliste 2. 293 A. GONOSOVÁ/C. KONDOLEON, Art of Late Rome and Byzantium in the Virginia Museum of Fine Arts (Richmond 1994) Nr. 53. 289

Abbildung 20: Motivvergleich. 1. Goldschnalle aus dem Virginia Museum of Fine Arts; 2. Riemenzunge aus Lucca; 3. Oberderdingen (ohne Maßstab).

Vom nördlichen Balkan liegen weitere Analogien zur Oberderdinger Garnitur vor. Die wichtigsten davon sind Gürtelschnallen vom Typ Boly-Zelovce294, Gürtelbeschläge des Tarnaméra-Typs 295 und sogenannte „Vogel-Gürtelverzierungen“296. Aber auch sie greifen lediglich auf das byzantinische Form- und Motivrepertoire der Zeit zurück und können deshalb keine präzisere Auskunft zur Herkunft des Motivs geben. Die neben der Garnitur von Lucca engsten Parallelen zu den Oberderdinger Beschlägen stammen jedoch aus dem westeuropäischen Raum. So ist etwa der Gürtelbeschlag von Hinojar del Rey (Prov. Burgos, Spanien) durch seine Gesamtkomposition und durch seine Motive (aus einem lilienartigen Gebilde bzw. einer Palmette herauswachsende paarige Vogelköpfe) hervorragend vergleichbar297. Das Motiv kehrt auf Prachttrensen aus dem späten 7. Jahrhundert von der Iberischen Halbinsel wieder298. Und es findet sich schließlich sogar auf goldenen, vielteiligen Pressblechgürtel294

U. IBLER, Studien zum Kontinuitätsproblem am Übergang von der Antike zum Mittelalter in Nord- und Westjugoslawien. Dissertationsschr. Bonn 1991, Abb. 18,1-8. 295 É. GARAM, Gürtelverzierungen byzantinischen Typs im Karpatenbecken des 6.-7. Jahrhunderts. Acta Arch. Acad. Scien. Hungaricae 51, 1999-2000, 379-391 bes. 387. 296 Ebd. 387 f. 297 M. SANTA OLALLA, Sobre algunos hallazgos de bronces visigoticos en España. IPEK 1931, 37 ff. Abb. 10. 298 W. BACHRAN, Westgotische Prachttrensen aus Spanien. In: L. Wamser (Hrsg.), Dedicatio. Hermann Dannheimer zum 70. Geburtstag. Kat. Prähist. Staatsslg. Beih. 1 (München 1999) 200-205.

garnituren aus Spanien299. Auch in den westlichen Regionen des Frankenreiches war das Motiv gut bekannt, was etwa durch die Stickereien auf dem Hemd der um 680 verstorbenen Hl. Bathilde in Chelles illustriert wird300. Die geographisch nächsten Vergleiche zu Oberderdingen finden sich in einer Gruppe bronzener, mehrteiliger Gürtelgarnituren der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts, deren Verbreitungsschwerpunkt zwischen Doubs und Saône liegt301. Die Karte auf Abbildung 17 zeigt, dass die vielteiligen Gürtel mit Vogelbaummotiv und die mehrteiligen Gürtel mit Palmettenbaummotiv der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts nicht nur in einem engen stilistischen Bezug stehen. Darüber hinaus nehmen die Verbreitungsgebiete der beiden Garniturengruppen schlüssig aufeinander Bezug, was von den wenigen norditalischen Vergleichen nicht behauptet werden kann. Das deutlichste Indiz für eine enge Verwandt299 M. SCHMAUDER, Eine vielteilige Gürtelgarnitur aus dem westgotenzeitlichen Spanien? Zu drei Goldblechbesätzen aus Casteltierra, Segovia (Spanien). In: Archäologisches Zellwerk. Festschr. H. Roth (Rahden 2001) 447-459. 300 H. VIERCK, La «Chemise de Sainte-Bathilde» à Chelles et l’influence byzantine sur l’art de cour mérovingien au VIIe siècle. In: Centenaire de l’Abbé Cochet. Actes du colloque international d’archéologie (Rouen 1978) 521-564; J.-P. Laporte, La chasuble de Chelles. Bull. Groupement Arch. Seine-et-Marne 23, 1982, 1-36 bes. Fig. 11 u. Farbabb. IV; J.-P. Laporte/R. Boyer, Sépultures et reliques de la Reine Bathilde et de l’Abbesse Bertille. Katalog Chelles 1991, Farbabbildung S. 44. 301 URLACHER/PASSARD/MANFREDI-GIZARD 1998, 169-171.

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schaft der beiden Garniturengruppen ist die Riemenzunge mit goldenen Pressblecheinlagen aus der Siedlung von Develier-Courtételle im Jura302. Sie zeigt, dass sich die Verbreitungsgebiete der vielteiligen Garnituren mit Eisenbeschlägen und der hinsichtlich des Zentralmotives gut vergleichbaren mehrteiligen Garnituren mit Bronzebeschlägen berührt haben. Die Technik, Eisen mit reliefiertem Goldblech zu verzieren, findet ebenfalls ihre besten Vergleiche in der Burgundia, und zwar auf den großen eisernen Gürtelbeschlägen dieser Region303. Manche dieser Gürtel haben auch ähnliche Zentralmotive wie die Garnituren des „Mindelheimer Meisters“; es gibt Parallelen sowohl zur nördlichen Gruppe304 als auch zur südlichen Gruppe mit realistischeren Abbildungen von Vierfüßlern in Seitenansicht305. Auch wenn die direkte Vorlage der vielteiligen Gürtel mit Vogelbaummotiv aus dem mediterranen Bereich stammen sollte, ist die Entwicklung dieser Garnituren nur im Kontext der Kunst des zentralen Frankenreichs und der Burgundia verständlich.

Ikonographie Einen Hinweis zum Bildinhalt gibt der Vergleich mit dem Zentralmotiv eines Sattelbeschlages aus Castel Trosino, Grab 119306, mit einem Oberderdinger Beschlag (Abb. 21). In beiden Fällen wachsen paarige Raubvogelköpfe aus einem vegetabilen Gebilde, in dessen tropfenförmigem, unteren Abschluss ein Dreipassknoten aus Flechtband eingezeichnet ist. Der im Verhältnis zu den übrigen Beschlägen stärkere Krümmungsgrad der Oberderdinger Köpfe leitet zu dem noch stärkeren in Castel Trosino über.

302

ESCHENLOHR/FRIEDLI/ROBERT-CHARRUE-LINDER/SEUN 2007, pl. 11 Nr. 402. 303 Etwa die eiserne Prunkgürtelschnalle aus Charnay mit mittig eingesetztem, reliefierten Goldblech: BAUDOT 1857-60, pl. VI. 304 So der Neufund vom Dürenberg bei Gurmels, Kanton Freiburg: www.osgurmels.ch/Projekte/spewo2003/archeol/Freiburg/gege nstaende.html (Zugriff am 31. 04. 2004). 305 So haben die Seetiere von Eschbach am Hochrhein ihre besten Vergleiche in der Schnalle von La Balme im Kanton HauteSavoye: Revue Charlemagne 1, 1911, Taf. 1. Jüngere Lit. zu dieser Schnalle findet sich gesammelt bei: M. WILL, Die ehemalige Abteikirche St. Peter zu Metz und ihre frühmittelalterlichen Schrankenelemente. Diss. Mnskr. Bonn 2001, Anm. 500.

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306

MENGARELLI 1902, Taf. 13,1.

Abbildung 21: Motivvergleich. 1. Castel Trosino, Grab 119, Sattelbeschlag; 2. Oberderdingen.

In Castel Trosino ist durch das Bildprogramm gesichert, dass dieses Gebilde einen Lebensbaum darstellen soll307. Flankierende Simurghen308, vegetabile Elemente und nahe verwandte, meist orientalische Lebensbaumdarstellungen309 ergeben hier den unmissverständlichen Kontext. Das Simurghenmotiv war im Lauf des 6. Jahrhunderts als Prestigesymbol auf Seidengewändern von China nach Byzanz vermittelt worden310. In der spätsassanidisch/frühislamischen Kunst sind Simurghen häufig mit Lebensbaumdarstellungen kombiniert. Die Motivkoppelung wurde mit dem 12. und 14. Yascht des Avesta in Verbindung gebracht311. Dort ist der auf einer Insel in der Mitte 307

ROTH 1973, 220 f. Zur Ikonographie: C. V. TREVER, Senmurv i Paskudj (Leningrad 1937); A. Grabar, Le Rayonnement de Art Sassanide dans le Monde Chrétien. In: La Persia nel Medioevo (Kongress Rom 1970) 679 ff.; I. Luschey-Schmeisser, The Pictorial Tile Cycle of Hascht Behescht in Isfahan and its Iconographic Tradition. Instituto Italiano per il Medio ed Estremo Oriente. Reports and Memories XIV (Rom 1978) 101 ff. Letztere Arbeit mit unklarer, weitgefasster Simurghendefinition. 309 Zusammenfassend: in RAC II (1954) s. v. Baum (K. Erdmann); speziell zu spätsassanidisch/frühislamischen Typen: A. ALFÖLDI, Die Goldkanne von St. Maurice d'Agaune. Zeitschr. Schweizer Arch. und Kunstgesch. 10, 1948, 1-27, bes. 11 ff. Die Art der Pflanzenstilisierung findet sich im mediterran-orientalischen Bereich ausgesprochen häufig: M. JENKINS, The Palmette Tree. Journ. American Research Centre Egypt VII, 1968, 124 ff. 310 L. XINRU, Silk and Religion. An Exploration of Material Life and the Thought of People, AD 600-1200. Oxford University Press (Delhi 1996) mit weiterführender Lit. 311 Vgl. hierzu den Kommentar zu einer silbervergoldeten iranischen Platte des 9. Jahrhunderts mit Simurghendarstellung: J. ZICK-NISSEN in J. Sourdel-Thomine/B. Spuler, Die Kunst des Islam. Propyläen Kunstgesch. 4 (Berlin 1984) 238. 308

eines mythischen Sees gelegene Baum des Simurghen beschrieben. Der Simurgh galt als ranghöchster Vogel und Schutzgeist der Helden. Im 8. Jahrhundert sind Baumdarstellungen mit paarigen Vogelkopfauswüchsen auf langobardischen Steinmetzarbeiten erhalten, wie dem in der Zeit zwischen 735 und 750 entstandenen Theodata-Sarkophag in Pavia312 und einem nach Ansicht H. Torps313 werkstattgleichen, als Chorschrankenplatte sekundär verwendeten Relief im Callixtus-Baptisterium in Cividale314. In Pavia flankieren simurghenartige Capricorni die zentrale Pflanze, in Cividale hat eines der Evangelistensymbole vielleicht nicht ungewollt breitschnäuzige Züge. An diese Arbeiten schließt sich der wohl nicht viel später entstandene Vogelbaum auf dem Silberbecher von Halton Moor315 an. Fragen zum näheren Sinnzusammenhang bleiben bislang unbeantwortet. Dasselbe gilt natürlich in noch stärkerem Maß für die nordalpinen Belege dieses Ornaments. Es entsteht beim Oberderdinger Gürtel allerdings der Eindruck, dass mit den vielen Einzelmotiven eine ganze Geschichte erzählt worden ist. Da 312

I LANGOBARDI, Kat. Cividale 1990, 3111 f., Abb. VII,16 (mit guter Abbildung und ausführlicher Literaturliste). 313 H. TORP, Der Tempietto in Cividale und seine Ausstattung. In: Spätantike und frühmittelalterliche Skulptur. Koll. Heidelberg 1972, 1-13 bes. 8. 314 E. SCHAFFRAN, Die Kunst der Langobarden in Italien (Jena 1941) Taf. 30 B. 315 T. COMBE, Account of some Saxon Antiquities found near Lancaster. Archaeologia 18, 1817, 199-202; ikonologischer Interpretationsversuch bei E. Wamers, Pyxides imaginatae. Zur Ikonographie und Funktion karolingischer Silberbecher. Germania 69, 1991.1, 97-154, bes. Abb. 3-4, zur Datierung: 104.

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aber der Code zu dieser denkbaren Geschichte fehlt, sollen hier auch keine ikonographischen Deutungsversuche316 unternommen werden. Datierung: Die Spathagarnitur gehört in Schretzheim in die Belegungsstufen 5 und 6, also in die SD-Phasen 910317. Strichverzierte bronzene Spathascheidenbeschläge kommen in sehr ähnlicher Form während der gesamten jüngeren Merowingerzeit vor und sind wohl bestenfalls durch feintypologische Untersuchungen chronologisch sinnvoll untergliederbar. Bereits R. Koch erkannte an der Belegung des Gräberfeldes von Esslingen-Sirnau, dass gewölbte Saxknöpfe meist jünger sind als die kerbschnittverzierten318. In Kombination mit einem schweren Breitsax spricht dies eher für eine Einordnung in die SD-Phase 10. Der Sporn mit breitem, bandförmigen Bügel und stabförmigem Schenkel gehört zu den Vorläufern eines seltenen, bronzenen, silbernen oder eisernen Sporentyps der späten Merowingerzeit319, hat jedoch weitaus längere Schenkel als dieser. Der größte Teil der Arbeiten des hypothetischen „Mindelheimer Meisters“ datiert in die SD-Phase 10. Eine Bronzeschnalle aus dem Grab 142 von Sontheim an der Brenz mit gut vergleichbarer, reliefierter Goldblecheinlage stammt ebenfalls aus der SD-Phase 10320. Allerdings kommen pressblechverzierte Garnituren nicht ausschließlich in der SD-Phase 10 vor. Einige der kürzeren, mit goldenem Perlbandpressblech verzierten Garnituren, wie diejenige aus EllwangenPfahlheim, Grab 4321, stammen noch aus der SDPhase 9. Bereits in die WU-Phase 11 datieren die Inventare von Dirlewang, Marktoberdorf, Mindelheim und Windecken. Die jüngste Bestattung mit einer Arbeit dieser Machart dürfte aus dem Tuffmauergrab von Gammertingen322 vorliegen. Hier könnte der Schwertanhänger323 auf eine Grablege nach der WUPhase 11 hinweisen: Sein Zellwerk findet gute Vergleiche im Cloisonné der Kreuzfibel aus LauchheimMittelhofen, Grab 24 (dendrodatiert in die Zeit kurz nach 690)324, oder – besser - an die Scheibenfibel aus 316

Etwa: P. SKUBIZEWSKI, Le trumneau et le linteau de Moissac. Un cas du symbolisme médiéval. Cahiers Arch. 1993, 51-88 bes. 63-70. 317 KOCH 1977, 102-105. 318 KOCH 1969, 38. 319 J. WERNER, Das alamannische Fürstengrab von Wittislingen. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgesch. 2 (München 1950) Taf. 18. 3-5 mit weiterer Lit.; ein nahe stehender Sporn in Eisen aus Berghausen, Grab 7: KOCH 1982, Taf. 27 C5. 320 NEUFFER-MÜLLER 1966, Taf. 39,5. 321 NAWROTH 2001, Taf. 23. Die Beschläge sind R. Christleins Beschlaggruppe A zuzuordnen. 322 STEIN 1991, Taf. 9 B. 323 Farbabb.: STEIN 1991, Taf. 9 A. 324 Farbabb. etwa bei I. STORK, Lauchheim im frühen Mittelalter. In: W. Menghin/D. Planck (Hrsg.), Menschen Zeiten Räume -

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dem Mädchengrab unter dem Frankfurter Dom325, das durch eine Perlenkette, die E. Stauch ihrer Kombinationsgruppe K zuweist326, sicher im 8. Jahrhundert niedergelegt wurde. Jedoch zeigen allein schon die Maße bei der Oberderdinger Gürtelgarnitur, dass sie in die SD-Phase 10 gehört. Schnallen mit extrem gebuckeltem Bügel (Taf. 12,3) werden von F. Stein demselben Zeitraum zugewiesen327. Sax, Schale und Gürtel datieren das Grab in die SDPhase 10.

Grab 30 (Taf. 15-16)

(W)-O Maße der Grabgrube: L. 2,4 m, B. 1,5 m, Grabsohle ca. 15 cm unter Planum 1. Befund: Rechteckige Grabgrube mit scharfen Ecken und einer Bestattung im N. Am nördlichen Grubenrand fanden sich fünf rechteckige Verfärbungen von Unterlegbalken (Balkenbr. ca. 10 cm). Der Schädel war zerdrückt, der Rumpf schlecht erhalten. Die Beine hatten eine leichte X-Stellung. Die eingezeichneten „Brandverfärbungen“ links und rechts der Oberschenkel deuten auf subrezente Sondagelöcher hin, die auf die beigabenführende Südhälfte und das Gehänge zielten. Aus der Südhälfte liegen entsprechend keine Funde vor, obwohl sie dort angesichts der sonstigen Qualität der Beigaben zu erwarten gewesen wären. Vom Gehänge (oder den Gehängen) haben sich nur zwei unauffällige Stangenfragmente sowie das bezeichnenderweise an der Schenkelinnenseite gelegene - und somit nicht von der Störung erfasste - Messer erhalten. Im Südosten wurde das Grab zusätzlich durch den Bagger gestört. Das Grab schneidet Grab 29. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-348-350. SW-Inventarnr. 3916,7/22-30. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 18-25-jährig. Lage der Beigaben: Der linke Ohrring (108) lag an der Schläfe, der rechte (109) war ca. 20 cm in Richtung Schulter verrutscht. Die dreilagige Perlenkette (1-107) hing bis in die Brustgegend. Zwei kleine stabförmige Fragmente (111, ohne Abb.), die wahrscheinlich zu einem Stangenkettengehänge gehören, lagen bei der linken Hand, ein Messer (110) an der linken Oberschenkelinnenseite. Im Becken fanden sich schließlich stark fragmentierte, nicht mehr restaurierbare Bügelreste der Gürtelschnalle (112).

Archäologie in Deutschland. Ausstellungskatalog Museum für Vor- und Frühgeschichte der staatlichen Museen zu Berlin 2002, 321-330 Abb. 20. 325 Farbabb.: HAMPEL 1994, Abb. 78. 326 STAUCH 2004, 90. 327 STEIN 1995, 310 f.

Gewebereste: Bei der umsichtigen Restaurierung im Freiburger Museum für Ur- und Frühgeschichte wurden die in Erdblocks geborgenen Kapseln der Polyederkapselohrringe (108, 109) mit Abdrücken von feinem Gewebe umgeben angetroffen. Gewebe hat sich auch in Spuren an den Ringen erhalten. Beigaben: 1.-107. Perlen, 1.-7. Bernsteinperlen, 1. Doppelkonisch, B. 30 mm, maximaler Dm. 20 mm, Fldm. 3 mm; 2. Unregelmäßig doppelkonisch, B. 18 mm, Dm. 14 mm, Fldm. 3-4 mm; 3.-6. Scheibenf., 3. B. 10 mm, Dm. 24 mm, Fldm. 6 mm, 4. B. 7 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 3 mm, 5.-6. B. 7 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 3 mm; 8. Knochenperle, tonnenf., B. 11 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 4 mm; 9.-20. Tonnenf., B. 810 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4-6 mm, weiß, glatt, glänzend; 21. Ringf., B. 7 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 6 mm, weiß, glatt, glänzend; 22.,80.,81. Mandelf., B. 1820 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 2-3 mm, weiß, glatt, glänzend, 23. Zylindrisch, B. 14 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, raue, feste Oberfläche; 24. Tonnenf., B. 12 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 5 mm, rotbraun, glatt, porös; 25-33 Tonnenf., B. 8-11 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4-6 mm, rotbraun, glatt; 34.-37. Doppelkonisch, B. 10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3-4 mm, rotbraun - siena, raue Oberfläche; 37. Doppelkonisch, B. 12 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 5 mm, rotbraun, glatt; 38. Doppelkonisch - tonnenf., B. 13 mm, Dm. 14 mm, Fldm. 5 mm, orange, teilweise mit grünen Einschlüssen, glatt; 39.-40. Leicht doppelkonisch, B. 12 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 5 mm, orange, raue Oberfläche; 41.-49. Tonnenf., B. 7-10 mm, Dm. 9-10 mm, Fldm. 5-6 mm, orange, raue Oberfläche; 50., 52.-54. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3 mm, orange mit gelbgrünem Überzug oder Korrosionsschicht, raue Oberfläche; 51. Leicht doppelkonisch, B. 10 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 5 mm, dunkelgelbgrün mit gelbgrünen Einschlüssen, porös, glänzend; 55.-62. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5-6 mm, gelbgrün, glatt, glänzend; 63. Walzenf., B. 6 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3,5 mm, bläulichgrün, raue, feste Oberfläche; 64.-65. Tonnenf. B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, grünlichblau, glatt; 66.-68. Doppelkonisch, B. 9-10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4-5 mm, grünlichblau, glänzend; 69.-70. Leicht doppelkonisch, B. 10 mm, Dm. 1011 mm, Fldm. 5 mm, bläulichgrün, raue Oberfläche, glänzend; 71. Doppelkonisch, B. 10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 72-73. Gedrückt kugelig, gerippt, B. 9 mm, Dm. 8-9 mm, Fldm. 4 mm, grünlichblau; 74.-75. Gedrückt kugelig, gerippt, B. 78 mm, Dm. 6-8 mm, Fldm. 2-3 mm, rotbraun, glatt; 76. Gedrückt kugelig, gerippt, fragmentiert, konisches Fadenloch, B. 10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3-4 mm, transluzid kobaltblau, glatt; 77. Fragment einer man-

delf. Perle, rotbraun, glatt; 78. Mandelf. fragmentiert, B. noch 10 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, hellgrün, glatt; 79. Mandelf., B. 18 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3 mm, transluzid grünlich; 82. Scheibenf., B. 6 mm, Dm. 13 mm, Fldm. 2 mm, rotbraun, glatt; 83. Typ P 2.1.; 84. Tonnenf. braunrot, dunkelkarminbraune Flecken, B. 8 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 4 mm; 84. Transluzid hellgrün, weiße Seitenstreifen, gelbe Punkte; 85., 86., 87., 89., 90. Tonnenf., B. 10-14 mm, Dm. 1014 mm, Fldm. 4-5 mm, rotbraun, gelbe Punkte; 88. Tonnenf. fragmentiert, siena, dunkelgrüne, gekreuzte Wellenbänder, weiße Punkte; 91.,92. Tonnenf., B. 12 mm, Dm. 14 mm, Fldm. 5 mm, dunkelgelbgrün, gelbe Punkte; 93. Konisch, B. 14 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, lebhaftgelbgrün, Punkte lebhaftgelbgrün auf karmesinrot auf gelb; 94. Konisch, kobaltblau mit gelben Einlagen, B. 12 mm, Dm 10 mm, Fldm. 3 mm; 95. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3-4 mm, transluzid blauschwarz, weiße und hellbraune Punkte; 96. Walzenf., B. 8 mm, Dm. 14 mm, Fldm. 6 mm, schwarz, Wellenband weiß; 97. Walzenf., B. 6 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 4 mm, weiß, bläulichgrüne, gekreuzte Wellenbänder; 98. Tonnenf., B. 7 mm, Dm 10 mm, Fldm. 3 m, rotbraun, breites, weißes und gegenläufiges, schmales, transluzid grünblaues Wellenband; 99. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, rotbraune Streifen auf grünlichblau; 100. Tonnenf., Millefioriperle, ovales Fadenloch, B. 11 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 3 mm, Rand braunrot, Auge dunkelmagenta auf weiß auf lebhaftultramarin, Kreuz hellgrünlichgelb auf dunkel-smaragdgrün; 101. Tonnenf., Millefioriperle, B. 11 mm, Dm. 13 mm, Fldm. 3 mm, Randstreifen braunrot, Mittelstreifen transluzid lebhaftsmaragdgrün, Kreuz hellgelbgrün, Punkte karminbraun; 102. Tonnenf., braunrot, drei Augen (gelb auf blaugrün und weiß) rapportieren mit je einem gelben Punkt, B. 11 mm, Dm. 16 mm, Fldm. 6 mm; 103. Tonnenf., braunrot, drei Augen (lebhaftpreußischblau auf weiß) rapportieren mit je zwei gelben Punkten, B. 12 mm, Dm. 15 mm, Fldm. 5 mm; 104. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 15 mm, Fldm. 7 mm, hellgelbgrün, Augen transluzid gelbgrün auf gelb; 105. Tonnenf., B. 11 mm, Dm. 14 mm, Fldm. 3-4 mm, weiß, Punkte dunkelgelbgrün auf rotbraun; 106. Tonnenf., B. 12 mm, Dm. 18 mm, Fldm. 5 mm, weiß mit eingedrehten schwarzen Fäden, Wellenbänder transluzid ultramarin, Punkte karminbraun; 107. Walzenf., B. 12 mm, Dm. 24 mm, Fldm. 10 mm, lebhaftbraunrot, Seitenstreifen dunkelbraun, darauf weißes Zickzackband. 108. Ohrring (links), Ring aus dünnem, tordierten Silberblech mit S-Hakenverschluss. Unmittelbar bei der Schleife für den Verschluss ist eine Polyederkapsel aus Silberblech auf den an dieser Stelle nicht tordier-

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ten Ring aufgeschoben. Die Kanten des Polyeders sind mit aufgelötetem Filigrandraht akzentuiert. Der Polyeder besteht aus vier rautenförmigen und acht dreieckigen Seiten, soweit erhalten ist in die dreieckigen Seiten transluzid flaschengrünes- und in die rautenförmigen Seiten transluzid bläulichgrünes Glas eingesetzt. Für diese Glaseinlagen wurden die Rauten in ihrem zentralen Teil, die Dreiecke nahezu komplett durchbrochen. Die rautenförmigen Gläser sind durch hohe Silberblechfassungen mit zylindrischen Ausbuchtungen an den Ecken gerahmt. In diese Ausbuchtungen sind mit hoher Präzision winzige (Dm. unter 1 mm) transluzid kobaltblaue Glaskügelchen eingepasst. Um die Kapsel und in Spuren am Ring haben sich die Abdrücke von sehr feinem Gewebe erhalten. Ringdm. 5,5 - 6 cm, Seitenl. der Kapsel ca. 11 mm. 109. Ohrring (rechts), gleiche Ausführung wie linker Ohrring. 110. Messer, Eisen, fragmentiert, am Griff angerostete kreisförmige, 1 mm starke Scheibe von 9 mm Dm., L. noch 8,5 cm, B. 1,5 cm. 111. 2 stabförmige, gebogene Eisenfragmente mit unregelmäßig-ovalem Querschnitt, L. 1,9 und 1,4 cm. 112. Reste des Bügels einer eisernen Gürtelschnalle, stark fragmentiert, nicht restaurierbar. Datierung: Spätmerowingerzeitliche Polyederkapselohrringe sind aufgrund ihrer Filigranität ein kurzlebiges Produkt, das feinchronologische Aussagekraft verspricht. Am Ende der älteren Merowingerzeit kommen Polyederkapselohrringe im alamannischen Gebiet außer Mode, um nach einem Hiatus ab der entwickelten jüngeren Merowingerzeit wieder aufzutreten328. In den Kerngebieten des Frankenreiches und dem Rheinland wurden sie dagegen auch in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts getragen329. 328 Zum Hiatus und zur Unterscheidung der ältermerowingerzeitlichen Ohrringe von den jüngermerowingerzeitlichen V. FREEDEN 1979, 276. Ältermerowingerzeitliche Polyederkapselohrringe wurden von der Forschung recht intensiv behandelt, wesentliche Sammlungen finden sich bei V. BIERBRAUER, Die ostgotischen Grab- und Schatzfunde aus Italien. Bibl. Studi Medievali 7 (Spoleto 1975) 162-167 mit Fundliste 5; K. HOREDT, Die Polyederohrringe des 5.-6. Jh. u. Z. aus der SR Rumänien. Zeitschr. Arch. 13, 1979, 241-250; V. FREEDEN 1979, 255-264 mit Liste 2,610; D. QUAST, Die merowingerzeitlichen Grabfunde aus Gültlingen (Stadt Wildberg, Kreis Calw). Forsch. u. Ber. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 52 (Stuttgart 1993) 75-77; R. HARHOIU, Die frühe Völkerwanderungszeit in Rumänien (Budapest 1997) 60-62. 329 Durch Beifunde sicher in diese Zeit datiert sind die Exemplare aus Fréthun (Dép. Pas-de-Calais), Grab 222 (2. Viertel 7. Jahrhundert): R. LEGOUX/C. SEILLIER, La nécropole mérovingienne de Fréthun (Site C). Hist. et Arch. du Pas-de-Calais XIV.3, 1996, 540 f. Fig. 14.- Fréthun, Grab 144 (frühes 7. Jahrhundert): Ebd. 540 f.- Franchimont (Belgien), Grab 28 (erste Hälfte 7. Jahrhundert): A. DIERKENS, Les deux cimetières de Franchimont (Namur

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Die typologische Entwicklung jüngermerowingerzeitlicher Polyederkapselohrringe wurde von U. v. Freeden in vielen Details erkannt und präzise nachgezeichnet330. Neue Funde und neue Datierungsansätze ermöglichen es, dieser Entwicklung einen feinchronologischen Rahmen zu geben: Die Polyederkapselohrringe der SD-Phase 10 und der WU-Phase 11 unterscheiden sich klar durch ihre Ringdurchmesser. Diese messen bei Polyederkapselohrringen, die durch Begleitfunde in die SD-Phase 10 datierbar sind331, einheitlich zwischen 4,2 und 4,5 cm. Die Ringdurchmesser der in die WU-Phase 11 datierbaren Polyederkapselohrringe332 liegen dagegen sämtlich über 5,7 cm. Die Polyederkapselohrringe der WU-Phasen 11 und 12 lassen sich dagegen weniger anhand der Ringdurchmesser, sondern vor allem durch die seitlichen Blechkoni voneinander trennen: In der WU-Phase 11 sind die Kapseln in der Regel noch nicht von seitlichen Blechkoni begleitet. Lediglich der Ring von Angelbachtal-Eichtersheim ist mit solchen Koni versehen, die jedoch noch weitaus weniger auffällig sind als bei den Ringen aus der WU-Phase 12. Ausschließlich bei Polyederkapselohrringen der WU-Phase 12 kommen dagegen nahezu identisch mit Kerbdraht verzierte Koni mit einer Länge von über 0,7 cm 1981) Fig. 16 Anm. 574.- Haudricourt, Larris-de-la-Commune (Dép. Seine-Maritime), Grab 31 (1. Hälfte 7. Jahrhundert): Gallia Informations 1992, 2, 41.- Köln-Junkersdorf, Grab 450: LA BAUME 1967, Taf. 29 (zur Datierung in die NR-Phase 7 oder 8 siehe Siegmund 1998, 506).- Mazerny (Dép. Aisne), Grab 213: P. PERIN, La nécropole franque de Mazerny. Bilan des fouilles. Etudes Ardennaises 44, 1966, 2 ff.- Moreuil (Dép. Somme), Grab 28 (erste Hälfte 7. Jahrhundert): D. BAYNARD/D. PITON/R. SCHULER, Le cimetière mérovingien de Moreuil. Cahiers Arch. Picardie 8, 1981, 157 ff. Taf. 6.- Paulnay (Dép. Indre): Arch. Médiévale (Paris) 21, 1991, 391.- Preures (Dép. Pas-de-Calais), Grab 36 : A. CREPIN, Le cimetière mérovingien de Preures. Mémories de la Commission des Monuments Historiques du Pasde-Calais VIII, Arras 1957, Taf III 1, 2.- Rödingen: W. JANSSEN, Das fränkische Gräberfeld von Rödingen, Kreis Düren. Germanische Denkm. Völkerwanderungszeit 16 (Berlin 1993) Taf. 131,815.- Seraucourt (Dép. Aisne, 1. Hälfte 7. Jahrhundert): Katalog Mannheim 1996, Abb. 559. Dass die Tradition auch im Rheinland in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts nicht abreißt, belegen die durch flachmandelförmige Perlen in diese Zeit datierten Inventare mit Polyederkapselohrringen aus Iversheim, Grab 21 (NEUFFER-MÜLLER 1972, Taf. 1,21.2-3) und Iversheim, Grab 85 (ebd. Taf. 16,85.1). Dasselbe gilt für Frankreich, was etwa ein Polyederkapselohrring aus Marquise-Hardenthun (Dép. Pas-de-Calais) belegt. Er stammt aus einem der reichsten bislang entdeckten Gräber der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts (HAIGNERÉ 1866, 61 f. Pl. X 1, XI 1, XI 6, XIV 1, XV 2, XV 6). 330 V. FREEDEN 1979, 264-276. 331 Zur Datierung der Inventare siehe Fundliste 5a. Sicher in die SD-Phase 10 gehören die Exemplare aus Mindelheim, Molsheim und Frankenthal-Eppstein. 332 Zur Datierung der Inventare siehe Fundliste 5a-b. In die WUPhase 11 gehören die Exemplare aus Angelbachtal-Eichtersheim, Betzingen, Oetlingen und Oberderdingen.

vor333. Es ist bislang kein Polyederkapselohrring aus dieser Phase ohne solche Koni nachgewiesen. In die WU-Phase 13 kann nur der Polyederkapselohrring vom Lorenzberg bei Epfach datiert werden. Dort sind die seitlichen Koni nahe verwandt, jedoch zusätzlich mit einer Achterschleife aus Kerbdraht verziert334. Durch den Ringdurchmesser und die fehlenden Blechkoni kann also der Oberderdinger Polyederkapselohrring der WU-Phase 11 zugeordnet werden. Große, gedrückt doppelkonische, orangefarbene Glasperlen mit dunklen Schlieren und einem Fadenlochdurchmesser von über 5 mm sind eine Leitform von E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe G335. Erst vereinzelt tauchen in der Kombinationsgruppe G schwarze Perlen mit vielen, unregelmäßig angeordneten schwarzen Punkten auf. Auch im hier behandelten Grab fand sich nur ein Exemplar (Nr. 95). Die seltene gedrückt tonnenförmige, braunrote Perle mit drei Augen (lebhaftpreußischblau auf weiß), die mit je zwei gelben Punkten rapportieren (Nr. 103), findet ihr einziges Gegenstück im Kraichgau aus einem Ensemble der Kombinationsgruppe G in Grab 21d von Berghausen336. Dieses Grab hat auch die besten Analogien im Grabbau zum Oberderdinger Grab 30 (Balken, die über den Grabumriss hinausgehen, Grabform)337. Der beste Vergleich zum umfangreichen Oberderdinger Perlenensemble liegt jedoch in den Perlen aus dem reichen Frauengrab 219 von Frankenthal-Eppstein338 vor, das in die WU-Phase 11 datiert, eine Großzahl der Typen ist zwischen diesen beiden Gräbern austauschbar. Doppelkonische, gelbe Perlen (Nr. 71) gehören in F. Siegmunds Kombinationstabelle zu den jüngsten339. Sämtliche mandelförmigen Perlen (Nummern 78-81), die noch früheren Kombinationsgruppen zuweisbar sind, zeigen starke Abnutzungsspuren. Dasselbe gilt für eine quaderförmig rotbraune Perle mit fünf gelben Punkten auf der Schmalseite, die noch aus der Kombinationsgruppe E stammt (Nr. 83). In die Kombinationsgruppe F gehören rotbraune Perlen mit regelmäßigen gelben Punkten340 (Nummern 86-87 und 89-90). Das Perlen-

Zur Datierung der Inventare siehe Fundliste 5c. In die WUPhase 12 gehören die Exemplare aus Iffezheim, Grünstadt, Mühlhausen und Berghausen. 334 H. DANNHEIMER in: J. Werner, Der Lorenzberg bei Epfach. Münchner Beitr. z. Vor- u. Frühgesch. 8 (Kallmünz 1969) 221 f. Taf. 54,6, 58,9. 335 STAUCH 2004, 85. 336 KOCH 1982, Taf. 28 D1. 337 Ebd. Taf. 62. 338 ENGELS 2002, Taf. 147-148. 339 SIEGMUND 1998, Beilage 2 (Typ 33.5). 340 Gesammelt bei KOCH 1982a, 405. Hinzu kommen weitere Exemplare stets aus Ensembles der Kombinationsgruppe F, etwa 333

ensemble ist demnach E. Stauchs Kombinationsgruppe G zuzuweisen. Polyederkapselohrring und Perlen datieren das Grab in die WU-Phase 11. Weiter bestätigt wird diese chronologische Einschätzung durch den Befund: Grab 30 überschneidet das Grab 29 aus der SD-Phase 10.

Grab 31 (Taf. 17, 18) (W)-O Maße der Grabgrube: Planum 1: L. 2,8 m, B. 1,92,0 m, nur im O und W war die ursprüngliche Grube erkennbar, der Rest wurde durch einen 2,4 m langen Raubschacht überdeckt, in Planum 3 dürfte die Grabgrube mit dem Raubschacht verwechselt worden sein. Befund: Der bereits 1989 untersuchte Befund wurde in der nächstjährigen Grabungskampagne erneut erfasst, als neues Grab interpretiert und deshalb mit der neuen Grabnummer 66 versehen. Immerhin kamen bei der zweiten Untersuchung noch die Lanzenspitze, einige Bronzeniete und Teile der vielteiligen Garnitur zu Tage. Vor allem aufgrund des Lanzenspitzenfundes dürften bei der zweiten Untersuchung die Grabgrubengrenzen verlässlicher erkannt worden sein. Die Befundzeichnungen der zweiten Kampagne gingen deshalb in den Tafelteil ein. Diese Zeichnung könnte jedoch auch trügen: Die ungewöhnliche Lage der Lanzenspitze und der Befund, dass in Grab 31 die südliche und in „Grab 66“ die nördliche Grubenlängswand zeichnerisch rekonstruiert wirken, deuten auf eine ehemals breitere Grube hin. Trifft diese Interpretation zu, könnte hier auch eine Krieger-Doppelbestattung vorliegen. Es liegen zu wenige Skelettreste vor, um diese Annahme anthropologisch bestätigen zu können. Die Bestattung war stark gestört. Nach der Beschreibung lag das Unterkieferfragment auf Höhe von Planum 2 im Südwesten der Grube, die Zähne waren über die Grabgrube verstreut, die Schädelfragmente fanden sich meist auf Planum 3 mit Spuren beraubungsbedingter Gewalteinwirkung (Kerben), ein Oberarmknochen steckte senkrecht in der Mitte der Grube, links daneben fanden sich wenige Beckenfragmente, die Beinknochen waren im W zusammengeschoben. Im Aushub fanden sich anscheinend einige kleine Holzreste. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 402-3-6, SWInventarnr. 3916/20, 3974/32-34, 3982/4/5. Anthropologische Bestimmung: fraglich männlich, 25-70-jährig, Körperhöhe 170 cm. Lage der Beigaben: Über den Beinknochen lagen einige bronzene Niete (11), die Riemenzunge (5) und das Keramikfragment (16); in der Mitte der Grabgrube aus Oberderdingen, Grab 30, und Merdingen, Grab 21 (FINGERLIN 1971, Taf. 59,21).

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fand sich das Kammfragment (10) und das Bronzeblech (15). Aus dem Aushub stammt eine schwarze, scheibengedrehte, dick engobierte Wandscherbe (Gefäßdm. 23 cm). Gewebereste: Auf der Rückseite der Riemenzungen haben sich kleine Gewebefragmente in Z-Z Köperbindung erhalten. Beigaben: 1. Lanzenspitze, Eisen, schmalrhombisches Blatt, beidseitig rillenverziert an der Unterseite des Blattes und dem Blattansatz, Verhältnis Tülle zu Blatt 1:2,5. L. 49,5 cm, B. 3,5 cm. Gewicht: 443 g. 2. Schildfesselfragment, Eisen, mit zwei eisernen Nieten, L. noch 12,4 cm, B. ca. 2 cm. 3. Riemenbeschlag einer vielteiligen Gürtelgarnitur, Eisen, aus Flächentauschierung (Silber) ausgesparte Tierornamentik mit Innenlinien aus bronzefarbenem Draht. Motiv: Ein gebogenes Band mit zwei Tierkopfenden und zwei symmetrischen Füßen an der Basis rahmt ein in sich verbissenes Tier. L. 2,8 cm, B. 2,0 cm. 4. Riemenzunge einer vielteiligen Gürtelgarnitur, Eisen, bichrom tauschiert, Rahmung: bichromes Punktband, zentrales Motiv: einfaches, aus Silbertauschierung ausgespartes Flechtband. L. 2,9 cm, B. 2,0 cm. 5. Riemenzunge einer vielteiligen Gürtelgarnitur, Eisen, silbertauschiert, Punktbandrahmung. Zentrales Motiv: zwei parallele Tierköpfe, deren Körper und Lippen auf der Mittelachse zweimal verschlungen sind. B. 1,8 cm, L. 2,7 cm. Original war zum Zeitpunkt der Fundaufnahme nicht auffindbar, Maße und Umzeichnung basieren auf den Röntgenaufnahmen. 6. Sieben leicht gewölbte Eisenfragmente, von denen nur das mit Abstand größte gezeichnet wurde, wahrscheinlich Reste des Schildbuckels, dessen Form und Ausmaße nicht mehr aus den stark verbogenen Einzelteilen hergeleitet werden konnte. L. noch 3,4 cm. 7. Niet, Eisen, (zum Schild?), mit Holzresten, Dm. 2,8 cm. L. des Nietstifts ca. 1,5 cm. 8. stabförmiges Eisenfragment, bei der Eisenplatte (2) gefunden, rechteckiger Querschnitt. L. noch 3,9 cm. Mit inventarisiert wurde ein bronzener Stift. 9. mindestens 6 langrechteckige Eisenplatten, stark fragmentiert, Maße 5,5 x 1,0 x 0,2 cm. 10. Fragment eines Beinkammes, doppelreihig, dreilagig, mit Eisennieten, rekonstruierte B. 2,7 cm, drei weitere Zinken im Raubschacht verstreut. 11. Fünf Nietköpfe, Bronze, flach, Dm. 5 mm; dabei lag ein Bronzeblechfragment mit nicht mehr bestimmbaren Ausmaßen. 12. Sechs Niete, Bronze, flacher Kopf, Kopfdm. 6 mm. 13. Riemenzunge, Bronze, im oberen Drittel zwei horizontale Rillen mit randlichen Einkerbungen, zwei ge-

wölbte Bronzeniete, Kopfdm. 3 mm, leicht gewölbte Schauseite, plane Rückseite. L. 4,0 cm, B. 1,0 cm. 14. wie 13. 15. Beschlag, Bronze, kommaförmig, L. 17 mm, Bmax. 10 mm, ein flacher Bronzeniet, Kopfdm. 3,5 mm, auf der Rückseite Lederreste. 5. Bodenscherbe, schwach und homogen grob sandig gemagert, außen schwarz, innen geglättet graubraun, leichte Abnutzungsspuren, rauwandige Drehscheibenware?, Bodendm. ca. 14,5 cm. KOMMENTAR: Die langrechteckigen Eisenplatten Nr. 9 könnten zu einem Plättchenpanzer gehören, wie der Vergleich zu den Panzerlamellen aus Kirchheim/ Ries und Schretzheim auf Abbildung 22 verdeutlicht341. Diese Beigabe indiziert zusammen mit dem Grabbau die hohe soziale Stellung, die der Bestattete zu Lebzeiten eingenommen haben muss.

341

82

PAULSEN 1967, 125-169.

Abbildung 22: Panzerlamellen. 1. Schretzheim (nach Paulsen 1967, Abb. 64,3); 2. Kirchheim/Ries (nach Paulsen 1967, Abb. 64,1); 3. Oberderdingen. Maßstab 1:1. Dafür spricht auch der mächtige Kreisgraben. Wie bei allen anderen Umfriedungen des Oberderdinger Gräberfeldes handelt es sich um einen halben Kreisgraben im westlichen Umfeld der zugehörigen Grabgrube. Dies ist nur schwer durch den Filter Bodenerosion erklärbar, denn der Hang fällt nach Osten entlang der Längsachse des Gräberfeldes ab. Gerade dort, wo sich die Kreisgräben erhalten haben, müsste das Grabhügelumfeld am stärksten erodiert sein. Wahrscheinlich waren es demnach tatsächlich nur „Halbkreisgräben“, die jeweils die Kopfseite des Grabes umgeben haben. Sie dürften sich durch die Belegung des Gräberfelds erklären: Der Kreisgraben wurde dort angelegt, wo noch kein weiteres Grab im Weg war. Da die Belegung des Gräberfeldes von Osten nach Westen ging, liegen die Grabenhälften im Westen. DATIERUNG: Lanzenspitzen mit rautenförmigem, rillenverzierten Blatt über 38 cm Länge datiert U. Koch in ihre SD-Phase 9342. Aufgrund der bichromen Flächentauschierung etwas jünger ist die vielteilige Garnitur. Ihre Profilierung und Maße zeigen, dass solche Garnituren dennoch zu einem großen Teil noch in der SDPhase 9 in die Gräber gekommen sind. Eine gut vergleichbare Garnitur fand sich in Niederstotzingen, Grab 6343, in einem Inventar der SD-Phase 9. Eine Datierung in die SD-Phase 10 ist auch aufgrund der Panzerplättchen unwahrscheinlich, da solche Plättchen in Mitteleuropa fast ausschließlich aus älteren KOCH 2001, MCode 101; Verbreitungskarte Abb. 131; Nachweis Liste 46; zur Länge als chronologisches Indiz: 329. 343 PAULSEN 1967, Taf. 60 (Gesamtinventar) und Taf. 37 (Fotos der Riemenzungen).

Grabzusammenhängen stammen344. Demnach datiert das Inventar in die späte SD-Phase 9.

Grab 32 (Taf. 18)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Planum 1: L. 2,0 m, B. 1,3 m, im Verlauf von ca. 25 cm Verjüngung auf 188 x 104 cm, Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 3. Befund: Kleinkindbestattung, gestreckte Rückenlage im N der Grabgrube, nur der Becken- und Oberschenkelbereich einigermaßen im organischen Verbund. S-förmiger Raubschacht diagonal von der NObis zur SW-Ecke, Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-744. SWInventarnr. 3917/31, 3918/32/33. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 1-2-jährig. Lage der Beigaben: Keramik (6) ca. 33 cm rechts von der Bestattung, Riemenzunge (5) laut Zeichnung schräg links neben dem Becken, vielteilige Garnitur (1-5) laut Zeichnung um das Becken (Beschreibung fehlt). Beigaben: 1. Riemenzunge einer vielteiligen Garnitur, spiraltauschiert. L. 2,4 cm, B. 2,0 cm. 2. Riemenbeschlag einer vielteiligen Garnitur, ehemals tauschiert im Tierstil II. L. 2,6 cm, B. 2,0 cm. 3. Riemenzunge einer vielteiligen Garnitur, ehemals tauschiert im Tierstil 2. L. 2,5 cm, B. 2,0 cm.

342

Vgl. Zusammenstellung bei PAULSEN/SCHACH-DÖRGES 1978, 95. Weiterhin zur Datierung KEIM 2007, 69 f.

344

83

4. Schnalle, Eisen, beschlaglos, verdickter Dorn und ovaler Bügel, rundstabig, Riemendm. 2,5 cm, maximaler Dm. 3,3 cm. 5. Riemenzunge, Eisen, zur vielteiligen Garnitur oder zum Spathagurt, letzte Reste ehemaliger Tauschierung erkennbar (bronzefarbener Draht). L. 8,0 cm, B. 1,6 cm. 6. Wölbwandtopf, Keramik, auf der langsam drehenden Töpferscheibe gearbeitet. Am Hals und an der Innenseite schwarz, außen gelber Scherben mit körniger, blasiger Oberflächenstruktur. Sehr grobe, homogen verteilte, sandige, kalkhaltige und keramische Magerungsanteile. An der Wandung Absplisse durch Brennfehler oder durch Hitzeeinwirkung beim Kochen, dennoch keine erkennbaren Abnutzungsspuren. H. 13,1 cm, Randdm. 11,4 cm, maximaler Dm. 12,0 cm, Bodendm. 7,0 cm. KOMMENTAR: Unverzierte, grob gemagerte Wölbwandtöpfe von der Größe eines Bechers finden sich im Kraichgau immer wieder in Knabengräbern, so in den Gräbern 19-21 von Bargen345. In Erwachsenengräbern sind sie dagegen selten nachgewiesen. In Oberderdingen weisen die sekundären Brandspuren auf ein Kochgefäß hin. Aus den Bargener Töpfen wurde dagegen nach der Ansicht U. Kochs eher getrunken, da sie stets Kannen als Beifunde haben346. DATIERUNG: Die schlecht erhaltene vielteilige Garnitur weist eine Riemenzunge mit Spiraltauschierung auf, die noch aus der SD-Phase 9 stammen dürfte. Auch die geringen Längen und großen Breiten der übrigen beiden tauschierten Riemenzungen zeigen trotz der Hinweise auf Flächentauschierung im Tierstil 2 an, dass hier Gürtelbestandteile aus der entwickelten 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts vorliegen. Die Länge der Hauptriemenzunge belegt jedoch, dass der Gürtel bereits in die SD-Phase 10 gehört. Es ist unwahrscheinlich, dass für das einjährige Kleinkind ein komplett neuer Satz Gürtelbeschläge geschmiedet wurde. Vielmehr scheint die im übrigen auf Kindergröße zugeschnittene Garnitur aus bereits vorhandenen Beschlägen und einer neuen Riemenzunge zusammengestellt. Der Wölbwandtopf findet in Grab 13 von Bargen eine Parallele347, das in die Belegungsphase 3 des Gräberfeldes, also in die SD-Phase 10 gehört348. Demnach dürfte das Kind in der frühen SD-Phase 10 bestattet worden sein.

345 KOCH 1982, Taf. 12 B9 (Grab 19), 14 B5 (Grab 20) und 14 A5 (Grab 21). 346 Ebd. 73. 347 Ebd. Taf. 12 A 5. 348 Ebd. Taf. 71.

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Grab 33 (Taf. 19-21)

(W)-O Maße der Grabgrube: Planum 1: L. 3,1 m, B. 1,7 m; Planum 2: Verjüngung auf 2,7 x 1,3 m, Sohle ca. 20 cm unter Planum 2. Befund: Grube mit abgerundeten Ecken. Auf Planum 1 fand sich an der Fußseite apsisartige Ausbuchtung, die auf Planum 2 nicht mehr beobachtet werden konnte. Die Tote fand sich in gestreckter Rückenlage im N der Grabgrube. Der Schädel war auf die linke Schulter gerutscht. Es liegen verhältnismäßig wenig Anzeichen einer Störung vor – zum einen die zerstreute Lage der linken Handknochen als Indiz für einen auf das Gürtelgehänge abgezielten sekundären Eingriff und zum anderen die wirre Lage der fragmentierten Rippen und der Perlen im Brustbereich. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-750-759, SW-Inventarnr. 3918/34,35, 3919,3920/3-9. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 45-50-jährig, Körperhöhe 169 cm, symmetrisch ausgebildeter Processus paracondylicus349. Lage der Beigaben: Perlen (1-98) im Hals- und Brustbereich, Schnalle (104) im Zentrum des Beckens, Münze (99) in Höhe des Oberschenkelhalses ca. 5 cm links von der Bestattung, Messer (105) 10 cm links vom Knie, die Eimerbeschläge (100-103) lagen in Oberschenkelhöhe 14 cm rechts von der Bestattung, der Henkel stand ungefähr parallel zur Körperachse. Beigaben: 1.-98. Perlen, 1.-9. Bernsteinperlen, 1. Dachförmig geschliffen, B. 20 mm, maximaler Dm. 12 mm, Fldm. 2 mm; 2. B. 10 mm, Dm. 10 x 7 mm, Fldm. 2 mm; 3. Stark fragmentiert, B. 19 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm; 4. Mandelf., B. 15 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 2 mm; 5. Unregelmäßig, B. 7 mm, Dm. 8 x 5 mm, Fldm. 3 mm; 6. Unregelmäßig, B. 10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3 mm; 7. Quaderf., B. 9 mm, Dm. 8 x 5 mm, Fldm. 2 mm, 9. Pentagonales Prisma, B. 9 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm; 10. Pentagonales Prisma, runder Fadenlochquerschnitt. B. noch 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 11.12. Pentagonales Prisma, runder Fadenlochquerschnitt. B. 9-10 mm, Dm. 9-10 mm, Fldm. 5 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 13.-14. Pentagonales Prisma, runder Fadenlochquerschnitt. B. 9 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, gelbgrün, glatte Oberfläche; 15. Quaderf. mit abgerundeten Ecken, runder Fadenlochquerschnitt. B. 7 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatte, glänzende Oberfläche; 16. Quaderf. verzogen, runder Fadenlochquerschnitt. B.19 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4 mm, dunkelgelbgrün, raue Oberfläche; 17. Mandelf., rundes Fadenloch. B. 18 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 4 mm, gelbgrün, glatte Oberfläche; 18. Mandelf., ova-

349

BOPP/FRAUENDORF 1996.

les Fadenloch. B. 16 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4 mm, gelbgrün, glatte Oberfläche; 19. Asymmetrisch mandelf., B. 15 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, gelbgrün mit dunkelgelbgrünen Streifen, glatte Oberfläche; 20. Quader-mandelf., trianguläres Fadenloch, B. 18 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3-4 mm, türkis, glatte, glänzende Oberfläche; 21. Fragmentiert mandelf.?, runder Fadenlochquerschnitt, B. noch 5 mm, Dm. noch 5 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 22. Quaderf., ausgeschnitten, ovaler Fadenlochquerschnitt B. 4 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 4 mm, rotbraunorange, raue Oberfläche; 23.-24. Doppelkonisch-tonnenf., B. 10 mm, Dm. 9-10 mm, Fldm. 4 mm, weiß, glatte Oberfläche; 25.-33. Doppelkonisch-tonnenf., B. 8-10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4-6 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 34-37. Zylindrisch, ovaler Fadenlochquerschnitt, B. 7-10 mm, Dm. 7-9 mm, Fldm. 34 mm, rotbraun-dunkelrotbraun, leicht poröse Oberfläche; 38.-45.Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 9-10 mm, Fldm. 45 mm, orange, meist mit dunkelgelbgrünen Schlieren, raue Oberfläche; 46.-55. Tonnenf.-doppelkonisch, B. 6-8 mm, Dm. 7-8 mm, Fldm. 3 mm, beige-hellorange, raue Oberfläche; 57. Flach tonnenf., B. 5 mm, Dm. 4 mm, Fldm. 1 mm, transluzid hellgrün, glatte Oberfläche; 58. Flach tonnenf., B. 6 mm, Dm. 8 mm, Fldm.4 mm, dunkelgelbgrün, glatte Oberfläche; 5965. .Tonnenf., B. 8-10 mm, Dm. 9-10 mm, Fldm. 34 mm, gelbgrün, blasige Oberfläche; 66. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, türkis, glatte Oberfläche; 67.-70. Doppelkonisch, B. 6-9 mm, Dm. 79 mm, Fldm. 2-3 mm, gelb, raue Oberfläche; 71. Herzförmig geschliffen, transluzid lebhaftkobalt, B. 11 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 2 mm; 72. Ringf., B. 3 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, siena, raue Oberfläche; 73. Ringf., B. 3 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, siena, raue Oberfläche; 74.-81. Fragmente von Segmentperlen, gedrückt kugelf., ovaler Fadenlochquerschnitt B. 3 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 82. Kugelig gerippt, B. 7 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 83. Gedrückt kugelig., B. 6 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 2 mm, dunkeltürkis, glatte Oberfläche; 84. Ringf., B.4 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, transluzid dunkeltürkis, glatte Oberfläche; 86. Tonnenf.-kugelig, B.7 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 2-4 mm, konisches Fadenloch, rotbraun, 4 weiße Punkte, glatte Oberfläche; 87. Quaderf., B. 9 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, transluzid grünlichblau, Punkte gelb; 88. Quaderf., B. 14 mm, Seitenlänge: 6 mm, Fldm. 2-4 mm, schwarz, zentraler Fleck rotbraun, Punkte weiß; 89. Quaderf., B. 12 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3-4 mm, transluzid schwarz, Punkte gelb; 90. Tonnenf., B. 6 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, weiß, vier blaugrüne Punkte; 91.,92. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, transluzid dunkel-

grünoliv, drei weiße Punkte rapportieren mit drei rotbraunen; 93. Tonnenf., B. 6 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, lilabraun, gelbe Spuren vom Wellenband; 94. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 2 mm, weiß, Wellenbänder lebhaftpreußischblau, drei braunrote Punkte; 95. Tonnenf., B. 6 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, transluzid blaugrün, drei Augen siena auf weiß, glatte Oberfläche; 96. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 4 mm, rötlichorange mit dunkelblaugrünen Seitenstreifen; 97. Langgestreckt doppelkonisch, konisches Fadenloch, B. 14 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 2-3 mm, rotbraun, gelbes Wellenband; 98. Ring, Bronze, B. 3 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4 mm. 99. As der Faustina, gelocht und mit vergangenem Eisenring geöst, stark abgegriffen. Av. Büste der Faustina nach links, drapiert, Haar in Wellen gelegt und am Hinterkopf mit Knoten befestigt. [FAVSTI]NA AVGVSTA. Rv. frontal stehende weibliche Person (Venus) mit drapiertem Mantel, Kopf nach links, in rechter Hand Apfel, linker Arm angewinkelt mit Szepter oder Füllhorn. Dm. 2,50 cm. RIC Marcus Aurelius S. 348, Nr. 1683 (?), RIC AP 1402, C 174 (?). 100. Henkel und Attaschen eines Eimers, Eisen. Henkel aus einem bandförmigen ca. 2 cm breiten Eisenstreifen tordiert, Attaschen triangulär und an der Spitze strichverziert, mit je 2 Eisennieten, um die ehemals ca. 9 mm dicken Dauben gebogen. L. der Attaschen: 8,6 cm. 101. oberer Reif des Eimers, Eisen, bandförmig, durch 4,1 cm langen Eisenflansch zusammengehalten. Breite des Bandes 0,9 cm, Dm. 19,3 cm. 102. mittlerer Reif des Eimers, Eisen, bandförmig, durch Eisenflansch zusammengehalten. Breite des Bandes 0,9 cm, Dm. 19,5 cm. 103. unterer Reif des Eimers, Eisen, bandförmig,. Breite des Bandes 0,9 cm, Dm. 20,4 cm. 104. Schnalle, Eisen, Umrisse des Beschlages nicht rekonstruierbar, 2 Bronzeniete mit gewölbtem Kopf, L. nicht mehr bestimmbar. Riemendm. ca. 3 cm. 105. Messer, Eisen, langschmal, L. noch 12,2 cm, B. 1,2 cm. KOMMENTAR: Die herzförmige Perle Nr. 71 könnte als spätantikes Altstück angesprochen werden. In diesem Fall würde sie zu M. Tempelmann-Mączyńskas Perlengruppe VII gehören350. Aus frühmittelalterlichen Fundzusammenhängen liegen herzförmige Perlen dagegen selten vor351. Schleifspuren belegen, dass das Herz bewusst aus der Perle herausgearbeitet worden ist. Herzamulette wa-

350 351

TEMPELMANN-MACZYŃSKA 1985, Nr. 80 b. Zu den wenigen Ausnahmen: HAIGNERÉ 1866, 55.

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ren sowohl in der Spätantike als auch im frühen Mittelalter beliebt352. DATIERUNG: Sämtliche näheren Vergleichsstücke mit aussagefähigen Begleitfunden zum Eimer mit triangulären Attaschen und tordiertem Henkel lassen sich in die SD-Phase 10 datieren: - Wenigumstadt, Grab 18 mit einem Kettengehänge und Perlen der Kombinationsgruppe F353, - Schretzheim, Grab 622354, - Nieder-Erlenbach, Grab 98 mit einer langschmalen, vielteiligen Gürtelgarnitur mit Endrundeln355. - Pflaumheim, Grab 1356 mit einem gut vergleichbaren Eimer wird von U. Koch in ihre Phase SD 8 datiert357, was wohl zu früh angesetzt ist. Allein schon die doppelkonischen Perlen sprechen für eine Datierung frühestens in die SD-Phase 9. Gute Vergleiche zu den Pflaumheimer Gehängeplättchen liegen aus dem Frauengrab von 1939 von Walheim358 vor, das in die SD-Phase 10 zu ordnen ist. Aus derselben Phase stammt Grab 405 von Dittigheim359 mit nahezu identischem Fibelschmuck. Eine Datierung des Pflaumheimer Inventars in die SD-Phase 10 ist demnach weitaus wahrscheinlicher als in die SD-Phase 8. Ohne chronologisch auswertbaren Fundkontext sind die Eimer dieser Gruppe aus Mömlingen, Grab 7 (1952)360 und aus Rommerskirchen, Grab 56361. Sehr gute Vergleiche stammen aus angelsächsischen Gräbern des ausgehenden 7. Jahrhunderts, wie das durch einen hohen, konischen Schildbuckel datierbare, reiche Waffengrab 47 von Snape (Suffolk)362 oder das Grab 18B mit eisernem Bettgestell aus Barrington, „Edix Hill“ (Cambridgeshire)363, das durch einen einreihigen Kamm mit stark gewölbten Griffleisten in die späte Merowingerzeit gehört364. Möglicherweise 352 J. B. BAUER, Artikel Herz, RAC XIV (1988), 1128 ff. mit ausführlicher Literaturliste. 353 STAUCH 2004, Taf. 17,7 zur Datierung 28. 354 KOCH 1977, Taf. 107,11 zur Datierung 156. 355 DOHRN-IHMIG 1999, Taf. 31,11. 356 KOCH 1967, 156-158 Taf. 18,9. 357 KOCH 2001, 61. 358 G. BEHRENS, Fränkische Frauengräber aus Rheinhessen. Mainzer Zeitschr. 35, 1940, 13-21. 359 I. STORK, Weitere Untersuchungen im fränkischen Gräberfeld von Dittigheim, Stadt Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis. Arch. Ausgrabungen Baden-Württemberg 1984, 179-185 Abb. 169 (Scheibenfibel); W. Erhard in Katalog Würzburg 1989, 54-56. 360 KOCH 1967, Taf. 6,24. 361 WERNER 1935, Taf. 22,42 (unter Eichloch geführt, Fundzusammengehörigkeit ungewiss). 362 W. FILMER-SANKEY/T. PESTELL, Snape Anglo-Saxon Cemetery: Excavations and Surveys 1824-1992. East Anglian Archaeology Report 95 (Suffolk 2001), Fig. 107 Ai (Schildbuckel); Fig. 109 (Eimer). 363 T. MALIM/J. HINES, The Anglo-Saxon Cemetery at Edix Hill (Barrington A), Cambridgeshire. Council for British Archaeology Report 112 (York 1998), Fig. 3,38-41. 364 Hierzu zuletzt: SIEGMUND 1998, 115 f. (Typ Ger 3.12).

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vergleichbar sind die nicht in Abbildung publizierten Eimer mit triangulären Attaschen aus Broomfield (Essex)365 und aus Holywell Row (Suffolk), Grab 29366. Flach mandelförmige, gelbgrüne Perlen sind charakteristisch für U. Kochs Perlenkombinationsgruppe F367. Doppelkonische, gelbe Perlen finden sich in F. Siegmunds Kombinationstabelle regelhaft in Ensembles mit Perlen, die in Süddeutschland in die SD-Phase 10 geordnet werden können368. Im hier zu besprechenden Grab finden sich vier Mal solche Perlen. Noch aus U. Kochs Perlenkombinationsgruppe E stammt eine transluzid ringförmige Perle und eine tonnenförmig rotbraune Perle mit drei gelben Punkten369. Eimer und Perlen datieren das Grab demnach in die SD-Phase 10.

Grab 34 (Taf. 25)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Planum 1 bis 2: L. 2,3 m, B. 1,2-1,3 m. Grabsohle ca. 15-20 cm unter Planum 2. Befund: Gestreckte Rückenlage, Schädel auf linke Schulter gerutscht, linker Arm direkt am Körper, rechter Arm ca. 20 cm vom Körper entfernt mit gekreuzten Unterarmknochen und zum Körper hin streuenden Fingerknochen, im linken Kniebereich fehlen Patella und Gelenke, Füße in ungewöhnlicher Lage. Sichere Spuren einer Störung im Bereich des rechten Armes und des linken Knies. Die Leiche muss sich zum Zeitpunkt der Störung noch teilweise im organischen Verband befunden haben. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-762-765, SW-Inventarnr. 3923/27-30. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 64-70-jährig, Körperhöhe 168,5 cm. Lage der Beigaben: Der Kamm (1) lag am rechten Schlüsselbein, die Schnalle (2) hochkant unter dem linken Schambein, das Messer (3) senkrecht zur Körperachse in Oberschenkelhöhe zwischen den Beinen, der Griff zeigte zum linken Knie. Beigaben: 1. Beinkamm, fragmentiert, doppelreihig, Zähnung auf 2 cm 11/10, B. 4,2 cm. 2. Schnalle, Eisen, spitzovaler Umriss, Dorn verdickt sich leicht zum Bügel hin, Riemendm. 2,9 cm, maximaler Dm. 3,9 cm. 3. Messer, Eisen, leicht gebogener Rücken, L. 9,2 cm, B. 2,1 cm.

COOK 2004, Nr. 43 mit weiterer Lit. COOK 2004, Nr. 226 mit weiterer Lit. 367KOCH 1982, 59. Zur Gleichsetzung der Perlenkombinationsgruppe C von Bargen und Berghausen mit der Perlenkombinationsgruppe F: KOCH 2002, 163. 368 SIEGMUND 1998, Beilage 2, Nr. 9. 369 KOCH 2002, 163. 365 366

DATIERUNG: Zähnungsdifferenz und Maße des Kammes sprechen für eine Zuordnung in E. Stauchs Kammgruppe 10, die sie in ihre WU-Phase 11 datiert370.

Grab 35 (Taf. 22)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 1 und Planum 2: L. 2,2 m, B. 1,2 m, Sohle ca. 5 cm unter Planum 2. Befund: An der Kopfseite bogenförmiger, an der Fußseite dagegen gerader Grubenwandverlauf. Skelett in gestreckter Rückenlage im N der Grabgrube, Kopf nach rechts geneigt, Füße nach unten geknickt. Im Brustbereich könnte die Fundarmut auf eine Störung hinweisen. Ein langrechteckiger (2,1 x 0,5 m) Befund, der sich bemerkenswert exakt an die südliche Grabgrubengrenze hält, kann entweder als Verfärbung eines Holzmobiliars oder als Raubschacht interpretiert werden. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-767-771, SW-Inventarnr. 3925,3926/5-10. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 31-37-jährig, Körperhöhe 166 cm. Lage der Beigaben: Perlen (1-25), Goldfingerring (26) und Triens (29) eng um den Hals, Bronzebleche (2728) ohne Fundortangabe, Bronzebeschlag (30) und Schnalle (31) unmittelbar links am Hüftgelenk des Oberschenkels, Kammfutteral (32) diagonal zur Körperachse ca. 5 cm links vom linken Knie, körperabwärts dazu anschließend zwei Eisenringe (34, 35) und ein Riemenverteiler eines Pferdegeschirrs (33), unter dem linken Schlüsselbein fand sich eine rechteckige Eisenoxydspur (ca. 5 x 2 cm). Beigaben: 1.-26. Perlenkette, 1. Gedrückt kugelig, runder Fadenlochquerschnitt, B. 3 mm, Dm. 3 mm, Fldm. 2 mm, gelb, raue Oberfläche; 2. Zylindrisch, B. 9 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 3. Zylindrisch, B. 9 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 4.-6. Gedrückt kugelig, runder Fadenlochquerschnitt, B. 7 mm, Dm. 7-8 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 7. Tonnenf., runder Fadenlochquerschnitt, B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, dunkelbraun, glatte Oberfläche; 8.-9. Tonnenf., runder Fadenlochquerschnitt, B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4 mm, orange, raue Oberfläche; 10. Tonnenf., runder Fadenlochquerschnitt, B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, orange mit grünem Überzug oder Korrosionsschicht; 11. Kugelig gerippt, B. 6 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, transluzid dunkelpreußischblau; 12. Pentagonal prismenf., runder Fadenlochquerschnitt, B. 9 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 13. Pentagonal prismenf.,

370

STAUCH 2004, 194 f (Datierung) u. Tabelle 25 (Zuordnung).

B. 9 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, transluzid dunkelpreußischblau; 14.,17. Pentagonal prismenf., runder Fadenlochquerschnitt, B. 9 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4 mm, gelbgrün, glatte Oberfläche; 15.,16. Pentagonal prismenf., runder Fadenlochquerschnitt, B. 9 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4 mm, gelb, raue Oberfläche; 17. Pentagonales Prisma, B. 7 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 4 mm, gelbgrün; 18. Zylindrisch, B. 9 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, weiß, ein gelblichgrüner und zwei braunrote Punkte; 19. Tonnenf., B. 8 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, weiß, drei türkis auf weiße auf dunkelkarminbraune Augen rapportieren mit drei bläulichgrünen auf weißen auf schwarzen Augen; 20. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, weiß, drei Augen hellorangebraun auf weiß auf transluzid dunkelgrünlichblau; 21. Walzenf., B. 6 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3 mm, weiß, Wellenbänder mittelcyanblau; 23. Tonnenf., B. 11 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 6 mm, rotbraun, horizontale Streifen weiß, Wellenband lebhaftgrünlichblau; 24. Tubulusf., B. 18 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, dunkelgrün, eingedrehte Streifen dunkelmagenta; 25. Tonnenf., Millefioriperle, B. 10 mm, Dm. 13 mm, Fldm. 3,5 mm, Randstreifen bräunlichkarmin, Mittelstreifen dunkelblau, Stern gelb, Auge violettultramarin auf braunrot auf weiß. 26. Ring, Gold, Dm. 18 mm, rundstabig, 1,8 g. 27., 28. Zwei Bronzebleche, die um einen nicht erhaltenen Gegenstand mit rundem Querschnitt (Dm. 6 mm) gebogen waren, B. 4 mm, 1 mm stark. 29. Triens, Gold, die bronzene Öse wurde bei einem numismatischen Bestimmungsversuch im Badischen Landesmuseum Karlsruhe zerstört. 30. Beschlag, Bronze, 2 Nietlöcher, L. 1,8 cm. 31. Schnalle, Eisen, Bügel trapezförmig, Dorn um Bügel gelegt, Riemendm. 2,9 cm, Gesamtdm. 3,9 cm. 32. Fragmente eines beinernen Kammfutterals, strichund zirkelverziert, Maße nicht mehr rekonstruierbar. 33. Riemenverteiler eines Pferdegeschirrs, Eisen, silber- und goldfarben tauschiert, kreuzförmig, L. und B. 6,1 cm. 34. Ring, Eisen, Querschnitt des Stabes kreisförmig bis oval, maximaler Dm. 6,0 cm. 35. Ring, Eisen, Querschnitt des Stabes langoval, maximaler Dm. 5,3 cm. KOMMENTAR: Auf Zaumzeug am Gürtelgehänge ging schon R. Christlein371 ein, ihm folgt J. Oexle372 in der Interpretation. Eine Zusammenstellung sekundär verwendeter Pferdegeschirrbestandteile stammt von W. Bachran373, ergänzt durch B. Haas-Gebhard374. CHRISTLEIN 1971, 21 f. OEXLE 1992, 5 Anm. 75. 373 W. BACHRAN, Zaumzeug am Gürtel. Zur sekundären Verwendung frühmittelalterlichen Pferdegeschirrs. In: Spurensuche. Festschr. H. J. Keller. Kat. Prähist. Staatsslg. Beih. 3 (Kallmünz 1991) 185 ff. 374 HAAS-GEBHARD 1998, 32 f. Anm. 125. 371 372

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Abbildung 23: Riemenverteiler des Zaumzeugs 1. Bisingen (nach Oexle 1992, Taf. 4,2); 2. Oberderdingen. ohne Maßstab.

Zum Vierriemenverteiler aus Grab 35 findet sich ein durchbrochen gearbeitetes, bronzenes Vergleichsstück aus Bisingen, Grab 1375 (Abb. 23). Solche Vierriemenverteiler gehören allgemein in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Da das Oberderdinger Grab 35 in die SD-Phase 10 datiert, ist der Beschlag als am Gehänge getragenes Altstück zu werten. DATIERUNG: Der ausgesprochen geringe Feingehalt des Goldes der Münze zeigt, dass die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts als Prägezeit ausgeschlossen werden kann376. Die mandelförmige, gelbgrüne Perle ist charakteristisch für U. Kochs Perlenkombinationsgruppe F377. Der hohe Anteil von Gelbgrün und Gelb spricht weiterhin für eine Zuordnung der Kette zu dieser Gruppe. Prismatische grüne und gelbe Perlen kommen in größeren Mengen ebenfalls häufiger in spätmerowingischer Zeit vor378. Aufgrund ihrer geringen Maße können die orangefarbenen, rauen Perlen nicht mit den rauen, aufgebläht wirkenden orangefarbenen Perlen verglichen werden, die ein Anzeiger von E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe G sind379. Demnach ist 375 Fundber. Schwaben N.F. 12, 1938-51, 101; Fundber. Schwaben N.F. 13, 1955, 89; OEXLE 1992, Taf. 4,2-3. 376 E. T. HALL/D. M. METCALF, Methods of chemical and metallurgical investigation of ancient coinage (London 1972) 97 f. 377 KOCH 1982, 59. Zur Gleichsetzung der Perlenkombinationsgruppe C von Bargen und Berghausen mit der Perlenkombinationsgruppe F: Koch 2002, 163. 378 STAUCH 2004, 87. 379 Ebd. 85.

88

die Kette der Perlenkombinationsgruppe F und damit der SD-Phase 10 zuzuordnen.

Grab 36 (Taf. 23)

(W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 2 und Planum 3: L. 2,1 m, B. 1,3 m. Grabsohle ca. 5-10 cm unter Planum 3. Befund: Skelett in gestreckter Rückenlage im N der Grabgrube. Schädel auf die linke Schulter gezogen, Arme disloziert, rechter Oberarm fehlt, Becken zerstört, linker Oberschenkel bereits in Höhe von Planum 2. Viele Störungen, darunter im SO eine langrechteckige, trichterförmige Eintiefung. Die Eingriffe scheinen vor allem auf das Gehänge, den Oberkörperschmuck und die Beigaben rechts der Bestattung gezielt zu haben. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3926,3927/1114, 3928,3929/24-29. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 12-14-jährig. Lage der Beigaben: Die Perlen (1-23) wurden sowohl in Schädel- als auch in Beckennähe gefunden, die Kanne (27) fand sich verlagert bereits in Höhe von Planum 2, das Kammfragment (26) in Oberschenkelhöhe rechts von der Bestattung, eine ca. 20 cm lange Rostspur zog sich diagonal unter dem Becken, Riemenzunge (28) ca. 6 cm unterhalb vom rechten Knie am Schienbein anliegend, Ring (25) im linken Beckenbereich. Der Wirtel (24) ohne Lageangabe.

Beigaben: 1.-23. Perlenkette, 1.-8. Bernsteinperlen, 1. Dachförmig, B. 26 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 3 mm; 2.,3. Ovale Scheibe, B. 25 mm, Dm. 20 x 9 mm, Fldm. 3 mm, geschliffen. 4. Quaderf., B. 17 mm, Dm. 11 x 10 mm, Fldm. 4 mm; 5. Triangulärer Dm., fragmentiert, B. 15 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3 mm; 6.,7. Fragmente; 8. B. 7 mm, Dm. 10 x 11 mm, Fldm. 3 mm, antik gebrochen (altes Bohrloch noch sichtbar), danach neu gebohrt; 9. Segmentperle, B. 2 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 10-11. Segmentperlen, B. 3 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 12. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 4 mm, gelb, raue Oberfläche; 13. Doppelkonisch, B. 12 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 14. Doppelkonisch, B. 10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 6 mm, orange, raue Oberfläche; 15.-17. Mandelf., B. 17-19 mm, Dm. 9-10 mm, Fldm. 34 mm, türkis, glatte Oberfläche; 18. Polyedrisch, B. 7 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, transluzid dunkelkobalt; 19. Ösenperle, B. 10 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 2 mm, transluzid dunkelkobalt; 20. Tonnenf., B. 12 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 5 mm, transluzid mittelgrünlichblau, dünne braunrote Streifen; 21. Extrem durch Hitze deformierte Perle, B. 9 mm, Dm. 18 mm, Fldm. 7-2 mm, schwarz, weißes Wellenband; 22. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 3 mm, braunrot, horizontale Streifen weiß, Wellenband transluzid grünschwarz; 23. Quaderf., B. 13 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, 5 gelbe Punkte, stark abgenutzt. 24. Stark fragmentierter Tonwirtel, B. 15 mm, Dm. 22 mm, Fldm. 5 mm, schlecht gebrannt, Magerung nicht erkennbar, grauer Kern, blauschwarze Engobe. 25. Ring, Bronze, langovaler Stabdm., maximaler Dm. 22 mm; 26. Beinkammfragment, doppelreihig, dreilagig, L. noch 4,4 cm, B. 4,0 cm, Zähnung auf 2 cm Länge: 9/9, Mittelsteg durch senkrechte und diagonale Ritzlinien verziert, Niete, Eisen, stark fragmentiert. 27. Doppelkonische Kanne, Keramik, stark nach innen geknickter Rand. An der Schulter drei, auf dem Rand zwei doppelzeilige Rechteckrollstempel. Scheibengedreht. Glatte Oberfläche, grau, schwach gebrannt. Magerung nicht erkennbar, aufgrund der schwachen Magerung tiefe Risse im Scherben, Abnutzungsspuren nicht mehr bestimmbar. Der Inhalt wurde von mir ohne Ergebnis geschlämmt. H. 14,4 cm, Randdm. 10,0 cm, maximaler Dm. 17,8 cm, Bodendm. 8,1 cm. 28. Riemenzunge, Eisen, an der Basis 3 Eisenniete, B. 1,3 cm, L. noch 9,1 cm. KOMMENTAR: Die Verzierungen frühmittelalterlicher Kammleisten setzen sich häufig aus einer Kombination aus senkrechten und schrägen Linienbündeln zusammen. Solche Muster finden sich auch auf den

Kämmen aus den Oberderdinger Gräbern 3 (Taf. 5.4) und 66 (Taf. 34.21). Die Linienführungen zeigen deutliche Parallelen zu Schnurumwicklungen der Leisten ethnographisch bekannt gewordener Holzkämme. Bei diesen Kämmen hat der spezifische Verlauf der Schnurführung einen technischen Sinn: Leisten und Zahnplatten können ohne Niete miteinander verbunden werden, wobei die schrägen Bindungen den Scherkräften beim Kämmen entgegenwirken. Abbildung 24 stellt einen Holzkamm aus dem präkolumbianischen Peru380 dem Beinkamm aus Grab 36 gegenüber.

380 Mit weiteren Vergleichen : A. F. MARTIN, La sculpture péruvienne en bois avant la conquète. Bull. des Mus. Royaux d’Art et d’Histoire Bruxelles 63, 1992, 63 Fig. 2,14.

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Abbildung 24: a. Holzkamm mit Schnurwicklung aus dem präkolumbianischen Peru; b. Beinkamm mit ritzverzierten Leisten aus Oberderdingen. Dass solche Bindungen in der Merowingerzeit bekannt waren, zeigen ganz ähnlich geführte Schnurwicklungen an einem Eisenstab aus dem merowingerzeitlichen Grab 181 von Dieue „La Potence“ (Dép. Meuse)381. Bislang wurde auf merowingerzeitliche Holzkämme lediglich e silentio, etwa aufgrund von beinernen Etuis ohne Inhalt382 geschlossen. Die hier gezeigte Analogie bietet einen weiteres, stimmigeres Argument für deren Existenz. Auch wenn sie in den wenigen Gräbern mit erhaltenem organischen Material nicht vorkommen, können Holzkämme also dennoch in der frühmittelalterlichen Sachkultur präsent gewesen sein. DATIERUNG: Lediglich die stark abgenutzte quaderförmige Perle mit vier gelben Punkten stammt noch aus U. Kochs Perlenkombinationsgruppe E und damit aus ihrer SD-Phase 9383. Ein Großteil der Perlen lässt sich jedoch ihrer Kombinationsgruppe F (SDPhase 10) zuordnen384. Der große Anteil transluzid bläulicher Perlen ist für ein Ensemble der Perlenkombinationsgruppe F ungewöhnlich, bietet allerdings keinen sicheren Hinweis auf eine spätere Zeitstellung. Die transluzid kobaltblaue Ösenperle (Nr. 18)385 stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus eiJ. GUILLAUME, Les nécropoles mérovingiennes de Dieue/Meuse (France). Acta Praehist. et Arch. 5-6, 1974-75, 111 ff., Fig. 43. 382 M. MARTIN, Das spätrömisch-frühmittelalterliche Gräberfeld von Kaiseraugst, Kt. Aargau (Derendingen/Solothurn 1991) 148. Der in-situ Befund eines kammlosen Etuis liegt auch aus Oberderdingen, Grab 34, vor: Taf. 21,32. 383 KOCH 2002, 163. 384 Ebd. 164. 385 TEMPELMANN-MACZYŃSKA 1985, Nr. 84-85. Dazu auch R. KOCH, Spätrömische Ösenperlen aus kobaltblauem Glas. In: T. E. Haevernick/A. v. Saldern (Hrsg.), Festschr. W. Haberey (Mainz 1976) 71-78. Neuere Zusammenstellungen bei WALTHER 1997/98, Abb. 1 und bei H. SCHACH-DÖRGES, Zur frühalamanni381

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nem spätantiken Körpergrab. Sicher in die Spätantike gehört die Perle Nr. 21386: Deutliche Spuren von Hitzeeinwirkung beweisen ihre Herkunft aus einem Brandgrab. Dadurch ist eine Zweitverwendung natürlich naheliegend. Am Niederrhein tauchen Altperlen in größerer Zahl in F. Siegmunds Perlenkombinationsgruppen H und I auf387 - also zeitgleich mit der SD-Phase 10 und etwas später. Große, flache Bernsteinperlen sind schließlich charakteristisch für E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe G388. Der Kamm lässt sich nicht in die Nähe einer der Kammgruppen E. Stauchs stellen und kann somit beim derzeitigen Forschungsstand nicht zur chronologischen Auswertung hinzugezogen werden. Die überlange Riemenzunge389 zeigt schließlich deutlich, dass das Grab erst nach der SD-Phase 10 angelegt worden sein kann. Sie spricht zusammen mit dem Perlenensemble für eine Bestattung während der WUPhase 11.

Grab 37 (Taf. 16)

(W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 2: L. 1,75 m, B. 0,65 m. Befund: Rechtsseitige Hockerlage, Wirbelsäule gerade, Arme ausgestreckt parallel zur Körperachse, der Oberkörper macht den Eindruck, als wäre er erst nach der Beisetzung abgesackt, die Füße fehlen. Die Bestattung liegt direkt auf Grab 38, obwohl im Umfeld noch frei-

schen Siedlung von Kirchheim unter Teck. Fundber. BadenWürttemberg 23, 2000, 261-301 bes. 281-284. 386 TEMPELMANN-MACZYŃSKA 1985, Nr. 263a. 387 SIEGMUND 1998, 62 f. 388 STAUCH 2004, 86. 389 Zur Definition: STEIN 1968, Liste 14 A (für Männergräber) und KLEEMANN 2002, 34 (für Frauengräber). J. Kleemann ordnet überlange Riemenzungen in Frauengräbern seinen Stufen I und II zu.

er Platz zur Verfügung gestanden hätte. Die bei der Anlage des Grabes gestörten Becken- und Schädelknochen der im Grab 38 beigesetzten Leiche wurden im Kopfteil der Grube deponiert. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-774, SWInventarnr. 3927/15-19. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 12-15-jährig. DATIERUNG: Feinchronologisch kann das Grab nicht angesprochen werden.

Grab 38 (Taf.16)

(W)-O Maße der Grabgrube: Die Befundgrenzen wurden nicht erfasst. Befund: Gestreckte Rückenlage, Unterschenkel parallel eng aneinander, Füße - soweit erkennbar - nach unten abgeknickt. Bei der Untersuchung haben sich keine Grubenränder abgezeichnet. Deshalb dürfte es sich um ein Kammergrab gehandelt haben, das nicht komplett erfasst worden ist, da sich der Grabungsausschnitt an der schmalen Grube von Grab 37 orientiert hat. Gestört durch Grab 37, zum Verbleib von Becken und Schädel s. Beschreibung Grab 37. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 37-46-jährig, Körperhöhe 162 cm. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 89-4-775/776, SW-Inventarnr. 3930/36,37, 3931/2,3. Lage der Beigaben: Das Fragment eines Stangenkettengehänges (1) wurde bei Grab 37 gefunden, gehört aber wohl zu Grab 38. Beigaben: 1. Fragment eines Stangenkettengehänges, Eisen, L. noch 3,0 cm, rechteckiger Querschnitt. DATIERUNG: Feinchronologisch kann das Grab nicht angesprochen werden.

Grab 39 (Taf. 24)

(W)- O Maße der Grabgrube: L. 2,6 m, B. 1,4 m, Grabsohle ca. 5-10 cm unter Planum 2. Befund: Gestreckte Rückenlage in der Mitte der Grabgrube. Stark subrezent, vor allem im Bereich des Unterleibes und der Beine gestört. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 57-62-jährig, Körperhöhe 172 cm. Lage der Beigaben: Schnalle (1) diagonal zur Körperachse im Beckenbereich, Saxbügel (2) aus der stark durchwühlten Unterleibsgegend, der Schwertscheidenbeschlag (3) ohne Lageangabe, im NW der Grabgrube eine ca. 40 cm lange, bogenförmige Holzverfärbung. Beigaben: 1. Schnalle, Eisen, beweglicher, streifentauschierter, ovaler Bügel, langrechteckiger, flacher, an den Kanten

abgeschrägter Beschlag mit Resten von Flächentauschierung mit ausgesparten bandförmigen Tieren, deren Körper durch Leiterbandtauschierung gefüllt sind, kein Dorn erhalten. L. 12,6 cm, Beschlagb. 2,8 cm, Bügel: maximaler Dm. 5,1 cm, Riemendm 3,5 cm. 2. Saxbügel, Eisen, mit einem Nietloch am Ende, langovaler Querschnitt. L. noch 5,9 cm, B. 0,5 cm. 3. Schwertscheidenbeschlag, Eisen, 3 Eisenniete erhalten, langrechteckiger Querschnitt, B. 2 mm. DATIERUNG: Die stark abgenutzte Gürtelschnalle mit langschmalem Beschlag steht den Garnituren vom Typ Bern-Solothurn nahe, wobei die Leiterbandtauschierung der Tierkörper anzeigt, dass es sich um eine jüngere Variante dieser spätmerowingerzeitlichen Garniturengruppe handelt390. Am südlichen und mittleren Oberrhein kam dieser Schnallentyp häufiger in die Gräber. Dort finden sich seine jüngsten Ausprägungen - etwa in Munzingen, Grab 147391, oder in Strasbourg, Sainte Barbe, Grab A87392, - in Gräbern der WU-Phase 12. Tragbügel für Saxe treten laut U. Kochs Seriation vor allem in der Phase Stein A auf393. Die schmale Grabgrube und die mittige Lage des Toten haben ihre besten Parallelen in den Oberderdinger Gräbern der WU-Phase 12. Das Grab datiert demnach entweder in die WU- Phase 11 oder in die WU-Phase 12.

Grab 40 (Taf. 28)

(W)-O Maße der Grabgrube: Planum 1: L. 2,4 m, B. 0,951,35 m, Planum 2: Verjüngung auf L. 2,0 m, und B. 0,6 m, Grabsohle ca. 5-10 cm unter Planum 2. Befund: Gestreckte Rückenlage in der nördlichen Mitte der Grabgrube, Schädel fast bis zur Senkrechten nach vorne gekippt, Arme ausgestreckt eng am, teils auch unter dem Körper, Beine parallel und weit auseinander, Füße nach unten geknickt. Viele dunkle Verfärbungen (umgelagerter Grubeninhalt?), in der Verfüllung vorgeschichtliche Rotlehmfragmente. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-780, SWInventarnr. 3930/35. Anthropologische Bestimmung: Das Skelett ist verschollen. DATIERUNG: Da Beigaben fehlen, ist eine externe Datierung nicht möglich.

KOCH 1982, 28 Anm. 43; Forschungsgeschichte der Datierung bei G. DE BOE, Een merowingisch Grafveld te Borsbeck (Antwerpen). Arch. Belgica 120, 1970, 96-98. 391 GROOVE 2001, Taf 36 A 2. 392 BAUDOUX/BLAIZOT/BOËS/FLOTTÉ/MACABÉO/THOMANN 2004, Fig. 45, 2. 393 KOCH 1995, Anm. 40. 390

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Grab 41 (Taf. 26) W-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 2 und Planum 3: L. 2,9m, B. 1,6 m, Grabsohle ca. 10-20 cm unter Planum 3. Mit hoher Wahrscheinlichkeit lässt sich ein Graben ca. 2 m südwestlich der Grabgrube als Rest eines ehemaligen Kreisgrabens interpretieren. Befund: Rechteckige Grabgrube mit leicht abgerundeten Ecken. Im W eine Störung mit ovalem Querschnitt (maximaler Dm. 1,9 m). Bei der Beraubung völlig zerstörtes Skelett, kleinste Schädelteile fanden sich weit verstreut im NW der Grabgrube in geringer Tiefe, Arm- und Oberschenkelfragmente im mittleren Grubenbereich, zwei Unterschenkelfragmente im Ostteil der Grabgrube zwischen Planum 3 und Sohle. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3932/12,13. Anthropologische Bestimmung: Geschlecht unbestimmt, 18-25-jährig. Lage der Beigaben: Bronzene Riemenzunge mit Gegenplättchen (1,2) im NW der Grube zwischen Planum 3 und Sohle, Niete (4) über alle Plana verstreut, vielteilige Gürtelgarnitur (5-17), Schildfessel (20) und Kamm (21) zwischen Planum 2 und Planum 3 im nördlichen, mittleren Grubenbereich, der Sporn (23) lag ca. 5 cm unter Planum 3 an der Stelle, an der auch der Fuß zu vermuten ist. Beigaben: 1. Riemenzunge, Bronze, Schauseite gewölbt, Rücken plan, drei Rillen im oberen Drittel, zwei Bronzeniete, L. 6,9 cm, B. 1,5 cm, 2 mm dick. 2. Zugehöriges Bronzeblech derselben Breite, zwei Nietlöcher mit anoxidierten bronzenen Nietstiften. 3. Bronzeblech, an allen Seiten fragmentiert, ca. 2 mm dick. 4. Sieben Niete der Saxscheide, Bronze, hohl gewölbter Kopf, Stiftlänge soweit erhalten 8 mm, Kopfdm. 7 mm. 5.-17. Vielteilige Gürtelgarnitur, 6.-16. Umzeichnung von Röntgenbildern, Tierornamente aus Silber ausgespart, Innenzeichnung goldfarbene Tauschierung; 5. Fragmente des Riemendurchzuges, L. noch 2,3 cm, B. 0,8 cm, 6.-9. Rückenbeschläge, oberer Abschluss: Gebogenes Leiterband mit Tierkopfenden, Zentralornament: Zwei punktsymmetrisch ineinander verbissene Tiere mit seitlich ausgestellten Füßen, unterer Fortsatz: Zwei hängende Tierköpfe mit zweifach verschlungenem Hals, der Freiraum zwischen den Köpfen wird durch ein omegaförmig geschwungenes Band gefüllt; 10. Fragment, wie 6.-9., in der Mitte des Zentralornaments Kreis aus vier silbertauschierten, gleichseitigen Dreiecken; 11. Vertikalbeschlag, wie 6.9., ohne unteren Fortsatz; 12. Schildförmiger Beschlag, Rahmung: Bichromes Punktband, das an einer Schmalseite durch zwei Tierköpfe unterbrochen wird,

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an die sich zwei s-förmig geschwungene, mit zwei Überkreuzungen verschlungene Körper anschließen, die Beine füllen den verbliebenen Freiraum; 13. Riemenzunge, Rahmung: U-förmiges, bichromes Punktband und als oberer Abschluss zwei Reihen gegenständiger Silberdreiecke, in den dadurch ausgesparten Rhomben goldfarbene Punkte, Zentralornament: Zwei paragraphenförmig verflochtene Tiere; 14. Schnalle, bichrom streifentauschierter Bügel, Punktbandrahmung, an der Ornamentbasis quergestelltes Bein, daran anschließend s-förmig in sich verbissenes Tier; 15.,16. Fragmente; 17. Schnallendorn, Eisen, wohl zu 14, an der Basis Reste von goldfarbener Streifentauschierung, L. 4,4 cm. 18. Schnalle, Eisen, oval, ohne Beschlag, maximaler Dm. 3,1, Riemendm. 2,0 cm. 19. Niet, Eisen, in 0,8 cm dickes Holz eingetieft, Kopfdm. 1,8 cm. 20. Fragment einer Schildfessel, Eisen, L. noch 13,4 cm, B. Wurfarm 1,6 cm. 21 einreihiges Beinkammfragment, eiserne Niete, Zahnplatte zirkelverziert, Leiste winkelband- und strichverziert. 22. Schnalle, Eisen, mit Laschenbeschlag, beweglichem Dorn und ovalem Bügel, L. 3,0 cm. 23. Sporn, Eisen, halbkreisförmiger Querschnitt, an allen Seiten fragmentiert, erhaltene L. 5,6 cm. Gewebereste: Unter dem Rückenbeschlag (7): Grobe Köperbindung, Fadendrehung Z-Z und feine Leinwandbindung. An der Riemenzunge (13) Gewebe in Köperbindung und gespelzte Federn. KOMMENTAR: Bestandteile von vielteiligen Gürtelgarnituren des vorliegenden Typs lassen sich in nahezu identischer Erscheinung über ein enormes Verbreitungsgebiet zwischen Rheinland394 und Ungarn395 hinweg nachweisen396. Selbst Details - wie die aus silbernen Dreiecken ausgesparte Rhombenleiste an der Basis der Riemenzunge auf Taf. 26.13 - finden sich in größerer Zahl auch südlich der Alpen wie-

Etwa G. ZELLER, Zwei vielteilige tauschierte Gürtelgarnituren des 7. Jh. aus Udenheim. Mainzer Zeitschr. 86, 1991, 199 ff. Abb. S. 202. 395 Cserkut: KISS 1977, Taf. LXIV,12. 396 Die Bearbeitung dieses Garniturentyps ist von B. GrosskopfTheune (Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg) vorgesehen, deshalb wird hier von einer ausgiebigen Materialsammlung Abstand genommen. Das allgemeine Verbreitungsbild tierstilverzierter vielteiliger Gürtelgarnituten wird durch die Verbreitungskarte F. Siegmunds nachgezeichnet: SIEGMUND 1998, 33-37 Abb. 10 Fundliste 4. Einen feintypologischen Untergliederungsversuch lieferte U. V. FREEDEN 1987, 535 (Typ Moos-Burgstall – Altenerding). Auffällig viele solcher Riemenzungen finden sich in Steinhöring (Bayern): Grab 7: ARNOLD 1992, Taf. 3,7.14.23; Grab 125: Ebd. Taf. 26,125.7; Grab 171: Ebd. Taf. 40,171.11; Grab 178: Ebd. Taf. 41,178.10.11.15. 394

der397. Die Dreiecksrhombenleiste erinnert an die durch gekreuzte silberne Zickzackbänder erzeugten Rhombenleisten mit zentraler, goldfarbener Punktierung auf Riemenzungen mit demselben Tiermotiv. Auch diese Leisten haben ein großes Verbreitungsgebiet398. Andere Tauschiermotive lassen sich ebenfalls räumlich kaum eingrenzen399. Dies zeigt deutlich, dass Werkstätten mit rein stilistischen Kriterien schlecht zu fassen sind. Dagegen bieten auf Röntgenbildern basierende, technologische Untersuchungen bessere Chancen, die „Hand“ einzelner Tauscheure zu fassen400. Stimmen unterschiedliche Arbeiten bei vergleichbarer Herstellungstechnik dann auch noch in komplizierteren Motiven überein, kann die Werkstättenfrage neu gestellt werden. Da radiographische Detailbeobachtungen in der Regel nicht publiziert werden, ist es ein besonderer Glücksfall, dass die Tauschiertechnik eines nahen Vergleichsstückes zu einem Vertikalbeschlag der Oberderdinger Garnitur ausführlicher besprochen wurde401. Auf Abbildung 25 sind Umzeichnungen der Röntgenaufnahmen dieses Beschlages aus Wendlingen am Neckar denjenigen des Oberderdinger Vergleichsstücks gegenübergestellt: In beiden Fällen wurden die mit Silber zu tauschierenden Flächen zunächst mit tordiertem Silberdraht konturiert. In den so gerahmten Freiraum konnten anschließend problemlos unregelmäßige Silberblechfragmente gehämmert werden.

Riemenzunge mit vier ineinander verbissenen Tieren aus Testona: O. V. HESSEN, Die langobardischen Funde aus dem Gräberfeld von Testona (Moncabieri 1971) 289, Taf. 35.Pettinara, Grab 5 (Hauptmotiv Spiraltauschierung): O. V. HESSEN, Il cimitere altomedievale di Pettinara - Casale Lozzi (Florenz 1987) Taf. 3,3.- Castel Trosino, Grab 142: A. MELUCCOVACCARO, Il restauro delle decorazioni ageminate "multiple" di Nocera Umbra e di Castel Trosino. Archeologia Medievale V, 1978, 9 ff. 398 Castel Calepio: Farbabbildung bei B. BAGOLINI, Archeologia in Lombardia (Mailand 1982) Abb. 276. Dieselbe Rahmung findet sich auch in Cserkut (Ungarn): KISS 1977, Taf. LXIV.12. 399 B. BILO-TRENTESEAU, Certaines techniques de damasquinure sont-elles caractéristiques pour les ateliers détermines? Helinium 10, 1970, 250 ff.; W. V. ES/R. S. HULST, Das merowingische Gräberfeld von Lent. Nederlandse Oudheden 14 (Amersfoort 1991) Karte 5-9. 400 HUNDT 1967; URBON 1985. 401 HUNDT 1967. 397

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Abbildung 25: Umzeichnungen von Röntgenaufnahmen 1. Wendlingen; 2. Oberderdingen. Ohne Maßstab. Dies ist keine gewöhnliche Technik der Flächentauschierung402. Häufiger wurden größere Flächen ausschließlich mit tordiertem oder massivem Silberdraht ausgelegt, den man entweder parallel geschlängelt oder gitterartig zubereitet einpasste. Tordierter Draht wurde bei einem Großteil der Tauschierungen erkannt403. Die Seltenheit der in Wendlingen angewandten Tauschiertechnik ließ H. J. Hundt bereits 1967 auf werkstattgleiche Parallelen hoffen404. Die Einbeziehung herstellungstechnischer Gesichtspunkte kann sicher bei der Werkstättenfrage weiterhelfen. Seit das Plasmareduktionsverfahren bei der Eisenrestaurierung zur Regel wurde, lassen sich hierzu weitere Informationen erschließen – man denke nur an die Erkenntnismöglichkeiten zu Hammerschlagmarken oder Feingravuren. Ob aus unterschiedlichen Flächentauschierungstechniken auf die unterschiedliche Leistungsfähigkeit von Werkstätten geschlossen werden darf405, bleibt fraglich. Die Verwendung von parallel gebogenem Draht

oder unregelmäßigen Blechstücken als Rohmaterial hat keinen Einfluss auf den optischen Eindruck des Endproduktes, die Einlagen fallen auch nicht frühzeitiger aus. Ein Blick auf die Röntgenaufnahmen der übrigen im Grab 41 verbliebenen Bestandteile der Garnitur (Abb. 26) zeigt, dass auch sie in derselben Technik hergestellt wurden406. Die identische Breite der einzelnen Bestandteile bestätigt weiterhin die Zusammengehörigkeit zu einem Ensemble.

Tordierte Drähte sind nur dort eingezeichnet, wo sie auch gesehen wurden. Bei dem schlechten Auflösungsvermögen der Röntgenaufnahmen kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die mit Silber zu tauschierenden Flächen vollständig mit Draht umgeben waren. Dies wurde bei der Gegenüberstellung der Radiographien aller im Grab gefundener Gürtelbestandteile deutlich.

406

Vgl. hierzu auch GUSSMANN 1994, 146-148. 403 URBON 1985, 335; GUSSMANN 1994, 135-148. 404 HUNDT 1967, 310 (Schlusssatz: "Seine Hand sollte auch in anderen Stücken erkennbar sein:"). 405 HUNDT 1967, 310: "Der Verfertiger unseres Beschlages z. B. beherrscht sein Handwerk nur mäßig". 402

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Abbildung 26: Umzeichnungen der Röntgenaufnahmen einzelner Beschläge aus Oberderdingen, Grab 41. Ohne Maßstab. Bei einem schildförmigen Vertikalbeschlag dieser Garnitur (Taf. 26,12 und Abb. 26,1) lässt sich der Bildinhalt näher ansprechen: Die Krümmung des Nacken- und Hinterschenkelbereichs legt eine Identifikation als Pferdekampf407 nahe (grafisch hervorgehoben auf Abb. 27). Die unkomplizierte Verschlin-

gung der Tierkörper ohne größere Überdeckung eines Leibes durch den anderen und der Gesamteindruck zweier sich gegenständig aufbäumender Tiere findet sich bei zoologisch besser identifizierbaren nordischen Tierstilarbeiten wieder408. Dass auf dem Gebiet Die D-Brakteaten von Stenildvat (ROTH 1983, Abb. 1c mit weiterer Lit.) und Grindheim (ROTH 1983, Abb. 1a mit weiterer Lit.) und der Schwertknauf von Södermanland: SALIN 1904, Fig. 567.

408

Zur Herleitung süddeutscher und norditalischer Pferdemotive aus naturalistischer gehaltenen skandinavischen Vorbildern: ROTH 1983. 407

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des Merowingerreiches ebenfalls realistischere Darstellungen dieser Art bekannt waren, indiziert eine Schnalle aus Karden an der Mosel409.

Abbildung 27: Ornamentstudie zum schildförmigen Beschlag des vielteiligen Gürtels aus Grab 41. Ohne Maßstab. Schließlich fällt beim schildförmigen Beschlag dieser Garnitur auf, dass Hinter- und Vorderbeine zwar gut vergleichbare Umrisse und Innenzeichnungen haben, aber auf unterschiedliche Art am Körper angesetzt sind (Abb. 26,1). Die Hinterschenkel schließen mit ihrem schmalen Ende an den Körper an, während die Vorderschenkel gerade umgekehrt - und damit unfunktional – mit den Fiederfüßchen an die Brust anbinden. In beiden Ansatzformen ergeben die Beine ein anatomisch sinnvolles Bild. Der polyfunktionale Charakter dieses Details wird bei der Riemenzunge (Abb. 26,3) deutlich, auf der es auch als Haarschopf (!) gelesen werden kann. Auch bei den übrigen Bestandteilen der Garnitur taucht dieses Detail auf, was einzelne Körperteilschablonen für die Vorzeichnung der Tauschierung voraussetzt. Weitere Stereotypen kehren auf verschiedenen Einzelstücken der Garnitur wieder, wie die kastenförmige Innenzeichnung im Tierkopf zwischen Auge und Schnauzenpartie. Dies belegt erneut die Zusammengehörigkeit zu einem Gürtel. Die routinierte Mischung aus Punkt- und Achsensymmetrie, die frei angebrachten Details zur Belebung der Komposition sowie der dynamische Bildaufbau auf den einzelnen Beschlägen belegen, dass es sich um eine entwickelte Arbeit des Tierstils II handelt410. DATIERUNG: R. Christleins Datierung des hier vorliegenden Garniturentyps in die Mitte des 7. Jahrhunderts411 konnte in der Zwischenzeit durch unterschiedliche Forschungsansätze bestätigt werden412. 409 KARDEN, St. Kastor, Grab 70: U. Back, Frühmittelalterliche Grabfunde beiderseits der unteren Mosel. BAR Internat. Ser. 532 (Oxford 1989) Taf. 48. 410 Analog zum Stil D nach M. Ørsnes: M. ØRSNES, Form og stil i sydskandinaviens germanske jernalder. Nationalmuseets Skrifter 11 (København 1966). 411 CHRISTLEIN 1966, 49. 412 KOCH 1977, Abb. 8 B; M. MARTIN, Awarische und germanische Funde in Männergräbern von Linz-Zizlau und Környe. Ein Beitrag zur Chronologie der Awarenzeit. Kongr. Szekszard 1989, 65ff, bes. 67; L. Jorgensen, AD 568 - A Chronological

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Mit einem münzdatierten terminus post quem steht die Garnitur aus dem langobardischen Grab 5 von Trezzo sull Adda (Solidus des Heraclius: 615-631) als absolutchronologischer Anhaltspunkt zur Verfügung413. F. Siegmund weist solche Garnituren seiner NR-Phase 9 zu, die weitgehend mit der SD-Phase 10 parallelisierbar ist414. Dieser chronologischen Zuordnung kommt auch die stilistische Beurteilung der Tauschierungen als entwickelte Arbeit des Tierstiles II (s. o.) entgegen.

Grab 42 (Taf. 27)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 2: L. 1,9 m, B. 1,2 m, Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 2. Befund: Schwer erkennbare Grubenränder, vertikale Wände. Stark gestörtes Kinderskelett, nur noch wenige Schädel- und Langknochenbruchstücke erhalten. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-783, SWInventarnr. 3933,3934/18-20. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 1-2-jährig. DATIERUNG: Da die Grabgrube kammergrabartige Proportionen aufweist, dürfte das Grab vor der WUPhase 12 angelegt worden sein.

Grab 43 (Taf. 27)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 1: L. 2,3 m, B. 1,4 m, in Planum 2 Grabgrube nicht mehr erkennbar, nach einem Zwischenplanum (1a) wurde ein kleiner Schnitt angelegt, der einen leicht trichterförmigen Verlauf der Wände dokumentiert. Grabsohle nicht erkennbar. Befund: Gestreckte Rückenlage im N der Grabgrube. Schädel auseinandergedrückt, Rumpf subrezent fast völlig zerstört, Oberschenkel parallel, Unterschenkel und Füße fehlen. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3935,3936/2832. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 20-25-jährig, Körperhöhe 169 cm. Lage der Beigaben: Pressblechscheibenfibel (1) ca. 25 cm rechts oberhalb des Schädels, Ohrringe (2, 3) ca. 10 cm rechts vom Schädel, Perlen (4-11) um den Hals, zwei Ringe (13, 14) unmittelbar links der Mitte

Analysis of Lombard Graves in Italy. In: Chronological Studies. Arkaeologiske Skrifter 5, 1992, 94 ff., Typ GII. 413 E. ROFFIA (Hrsg.), La necropoli Longobarda di Trezzo sull Adda. Ric. Arch. Altomedievale e Medievale 12/13 (Florenz 1986) Taf. 46, 7c, Taf. 29 p, q; zur (überschätzten) Bedeutung für die süddeutsche Chronologie: Besprechung von J. WERNER, Germania 65, 1987, 290 ff. Weiteres zur absoluten Datierung dieses Garniturentyps bei V. FREEDEN 1987, 538. 414 SIEGMUND 1998, 207.

des linken Oberschenkels, Messer (12) links vom linken Knie. Beigaben: 1. Pressblechscheibenfibel, Silberpressblech auf Eisenunterlage gebördelt, Verzierung: Gleicharmiges Kreuz, Arme in Quadraten auslaufend, zwischen den Kreuzarmen geperlte, eingerollte Bänder (Derivate von Tierköpfen?), im Zentrum großes Medaillon mit eingepasstem Perlband und zentraler, sphärisch aufgewölbter Kreisscheibe, Dm. 2,9 cm. 2., 3. Ohrringe, Bronze, rundstabig, ungleichmäßig dick, nach unten schließender Haken- und Ösenverschluss, Dm. 36 mm. 4.-11. Glasperlen, 4., 5. Segmentperlen, B. 4 mm, Dm. 4 mm, Fldm. 2 mm, gelb, raue Oberfläche; 6. Tonnenf., B. 4 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 2 mm, gelblichorange, gelbe und dunkelbräunlichlila Flecken, raue Oberfläche; 7. Tonnenf., B. 4 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 2 mm, gelblichorange, dunkelbräunlichlila und dunkelgrünblaue Flecken, raue Oberfläche; 8. Gleichmäßig wirtelf., B. 5 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 2 mm, braungelb, raue Oberfläche; 9. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4 mm, dunkeltürkis, glatte Oberfläche; 10. Tonnenf., B. 9 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, beige-orange, grüner Überzug oder Korrosionsschicht; 11. Quaderf., B. 13 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, 5 gelbe Punkte auf jeder Seite, glatte Oberfläche. 12. Messer, Eisen, leicht gekrümmter Rücken, L. 11,7 cm, B. 1,4 cm. 13, 14. Zwei Eisenringe (zum Zeitpunkt der Bearbeitung nicht auffindbar). DATIERUNG: Das Perlenensemble mit seinen Farben orange-gelb-grün und vor allem mit seinen asymmetrischen, kleinen, gedrückt wirkenden, fahl orangen Perlen gehört eindeutig in E. Stauchs Kombinationsgruppe H415, die sie ihrer WU-Phase 12 zuordnet416. Besonders wertvoll für die absolutchronologische Einordnung der WU-Phase 12 ist die Ähnlichkeit der Pressblechscheibenfibel mit einem ostenglischen, wahrscheinlich in Thetford geprägten Denar des 8. Jahrhunderts (Abb. 28)417. Sowohl das zentrale Kreuz als auch die geperlte, kreisförmige Rahmung und das Material (Silber) sind gut vergleichbar. Die Münzanalogie sichert damit eine Datierung der Fibel ins 8. Jahrhundert. Der beste Vergleich zur Pressblechscheibenfibel stammt aus Grab 14 von Iffezheim bei Rastatt418. Perlen und Fibel datieren das Grab also in die WUPhase 12. STAUCH 2004, 87. Ebd. 92. 417 G. C. BROOKE, English coins from the seventh century to the present day. (London 1950) Taf. 6.9. Das Motiv erscheint auf fränkischen und angelsächsischen Münzen. 418 Bad. Fundber. 2, 1930, H.5, Abb. 72 b; PAPE 1997, Abb. 12,2. 415 416

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Abbildung 28: Motivvergleich eines in Thetford geprägten Denars des 8. Jahrhunderts mit der Pressblechscheibenfibel aus Oberderdingen, Grab 43. Ohne Maßstab.

Grab 44 (Taf. 29)

Ausrichtung laut Befundbeschreibung (SO)-NW Maße der Grabgrube: Auf Planum 1: L. 2,4 m, B. 1,1 m, auf Planum 2 wurde vermutlich die Verfärbung einer Holzunterlage (Sargboden oder Totenbrett) mit der Grabgrube verwechselt (L. 2,2 m, B. 0,4-0,5 m), Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 2. Befund: Rechteckige Grabgrube mit abgerundeten Ecken. Im Fußbereich blieben noch beinahe 60 cm Platz, während der Kopf nahe der Grabwand liegt. Rückenlage in der Mitte der Grabgrube, gut erhaltenes Skelett, Schädel nicht geneigt, linker Oberarm ungefähr 45° vom Körper abgewinkelt, der Unterarm direkt an der Verfärbungsgrenze, es entsteht der Eindruck, als ob er hier an ein Hindernis (Sargwand?) gestoßen ist, dasselbe gilt für den rechten Oberarm, der ebenfalls parallel am Verfärbungsrand anliegt, der zugehörige Unterarm ist in Richtung Brust in spitzem Winkel abgeknickt, die Hand liegt in Höhe des Sternums, der linke Unterschenkel überkreuzt den rechten im Fersenbereich, Fußknochen nicht mehr im anatomischen Verband. In der Beschreibung erwähnte „Brandspuren“ (wahrscheinlich Holzmulm) könnten weiterhin für einen Sarg sprechen. Ein Eisennagel ca. 5 cm unter Planum 1 dürfte hingegen vom Pflug eingeschleppt worden sein, ansonsten fundleer.

Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-789, SWInventarnr. 3938,3939/12-17. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 35-50-jährig, Körperhöhe 168 cm. DATIERUNG: Kein weiteres Oberderdinger Grab weist im Fußbereich derart viel Platz auf wie Grab 44. Solche Gräber wurden in Wenigumstadt als „Langgräber“ beschrieben und datieren dort in die SDPhasen 5 und 6419. Dies gilt auch für Pleidelsheim, wo U. Koch „große Grabgruben mit Freiraum am Fußende“ als Bestattungstyp 13 definiert420. Lediglich das stark gestörte Pleidelsheimer Grab 167 (SD-Phase 9) fällt dabei chronologisch aus der Reihe. Demnach wurde das Oberderdinger Grab vor der SD-Phase 9 angelegt.

Grab 45 (Taf. 25)

(NW)-SO Befund: Da die Bestattung bereits vom Pflug oder von der Baggerprospektion erfasst wurde, ist der Verlauf der Grabgrube nicht mehr bestimmbar. Grabsohle ca. 10 cm unter Planum 1. Gestreckte Rückenlage, vom Schädel nur noch ein Fragment erhalten, rechter Arm ausgestreckt ungefähr parallel zur Körperachse, linker zerstört, Unterschenkel und Füße fehlen.

419 420

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STAUCH 2004, 212 f. KOCH 2002, 148 f.

Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-790-793, SW-Inventarnr. 3937,3938/4-11. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 34-43-jährig, Körperhöhe 174 cm. Lage der Beigaben: Sax (3) diagonal zur Körperachse auf den Oberschenkeln, Griff beim rechten Unterarm, Messer (2) wie Sax orientiert, etwas unterhalb in Höhe des Scheidenmunds gelegen, Schnalle (1) auf dem rechten Darmbein. Beigaben: 1. Schnalle, Eisen, beschlaglos, oval, Dorn fragmentiert, Reste bichromer streifen- und Punkttauschierung erkennbar, maximaler Dm. 4,5 cm, Riemenb. 2,9 cm. 2. Messer, Eisen, geknickter Rücken, auf einer Seite einfach gerillt, L. noch 11,3 cm. 3. Sax, Eisen, beidseitig zwei dreifach gerillte Kehlungen, B. 4,0 cm, L. 54,1 cm, Klingenl. 35 cm, Gewicht noch 402 g. 4. Spornfragment, Eisen, Maße nicht mehr rekonstruierbar. DATIERUNG: Durch seine Maße muss das Schwert als leichter Breitsax angesprochen werden, eine Form, die für die SD-Phasen 9 und 10 typisch ist421. Allein durch ein Sax kann das Grab jedoch nicht sicher datiert werden. Schwierigkeiten bei einer Einordnung in diese beiden Phasen bereitet vor allem die einfache Gürtelschnalle: Sie passt zwar durch ihre Tauschierungen mit bichromen Streifenbündeln und durch ihre Bügelform gut in diesen Zeitraum, müsste aber dann nahezu zwingend als Teil einer viel- oder mehrteiligen Garnitur mit ins Grab gelangt sein. Da das Sporenfragment eine gewisse Qualität der Grabausstattung vor der Beraubung indiziert, sind soziale Gründe für die reduzierte Gürtelmode ausgeschlossen. Wahrscheinlicher ist, dass der schlichte Leibgurt eine Grablegung nach der SDPhase 10 anzeigt. Messer mit gerader Schneide und geknicktem Rücken sind im Gräberfeld von Berghausen typisch für die vierte Belegungsphase, also für die Zeit nach der SDPhase 10422. Das späte Messer, kombiniert mit einem leichten Breitsax, zusammen mit einer wohl nicht durch die Beraubung vorgespiegelten reduzierten Gürtelmode lassen lediglich eine Datierung zwischen der SD-Phase 9 und der WU-Phase 11 zu.

Grab 46 (Taf. 29)

W-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis Planum 4: L. 2,5 m, B. 1,5 m, Sohle des Befundes ca. 5-15 cm unter Planum 4.

421 KOCH 1977, 107 f.; grafisch umgesetzt bei WERNARD 1998, Abb. 3. 422 KOCH 1982, 72; STAUCH 2004, 75.

Befund: Rechteckige Grabgrube mit abgerundeten Ecken. Stark gestört: Auf Höhe von Planum 2 zeichnete sich ein Raubschacht ab, dessen Grenzen über der Knochenanhäufung im O nicht erkennbar waren; im N endet die Verfärbung ca. 15-20 cm diesseits der Grabgrubenkante, dort verjüngt sich der Raubschacht in den tieferen Plana, während im S seine Wände vertikal bleiben. Deutliche Konzentration der Knochen im O, der Schädel fand sich in Planum 1-2, die Fußknochen in Planum 3-4, alle übrigen Skelettreste waren zertrümmert oder aus dem organischen Verband gerissen über alle Plana verteilt. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-796-802, SW-Inventarnr. 3943-3946/4-23, 3947,3948/28-35. Anthropologische Bestimmung: Fraglich Weiblich, 25-34-jährig, Körperhöhe 161 cm. Lage der Beigaben: Molluskenscheibe (1) und Perle (2) nebeneinander in der Grubenmitte auf Höhe von Planum 2, der Nadelhalter (5) zwischen Planum 2 und 3 im O, das sphärische Silberblech (4) und der Pferdegeschirrbeschlag (3) zwischen Planum 3 und 4 in der mittleren Osthälfte der Grube, der Nagel (6) auf derselben Höhe im W, unter Planum 4 im W-Teil wurde das Kammfragment (7) bemerkt. Beigaben: 1. Gelochte Molluskenscheibe, Dm. 9 mm. 2. Glasperle, tonnenf., dunkelorangegelb, verzogen, raue, fadige Oberfläche, B. 8 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 34 mm. 3. Riemenverteiler des Zaumzeugs, Eisen, abgeschrägter, bichrom streifentauschierter Rand. Zwei flächentauschierte Kreisscheiben sind durch je ein kreisförmiges bichromes Punktband sowie von der Tauschierung ausgesparten Kreisen gegliedert. In der größeren Kreisscheibe und den Armen des Riemenverteilers rapportieren degenerierte Weinranken mit durch goldfarbene Punkttauschierung angedeuteten Trauben. Da der Riemenverteiler während der Bearbeitung unauffindbar war, ist er als Umzeichnung der Röntgenaufnahme abgebildet. L. 4,5 cm. 4. Silberblechkugel, hohl, stark fragmentiert, Dm. 1,8 cm, Blech 0,2 mm stark. 5. Nadelhalter einer Pressblechscheibenfibel, Bronze, Reste einer Eisennadel, L. 14 mm, Nietlochdm. 1 mm, 6. Nagel, Eisen, L. 4,8 cm; 7. Beinkamm, einreihig, dachförmige, ritzverzierte Leiste, ehemals 7 Eisenniete, L. noch 12,5 cm. 8. Beinkamm, stark fragmentiert, einreihig, in unregelmäßigem Abstand angebrachte Eisenniete, Maße nicht mehr bestimmbar. Gewebereste: Auf Riemenverteiler (3) dichtes Schleiergewebe in Z-Z Bindung. KOMMENTAR: Beim Zaumzeugbeschlag handelt es sich um einen Riemenverteiler, der direkt am Zügel-

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ring423 der Trense saß424. Diese Lage illustriert auch ein ausgezeichnet erhaltener in-situ-Befund aus Lauchheim, Grab 38425. Die Bezeichnungen für diesen Kopfgestellbeschlag differieren zwischen "dreinietigem"426 und "schwalbenschwanzförmigem"427 Riemenverteiler. DATIERUNG: Molluskenscheibchen kommen am häufigsten in E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe H vor, die ihre WU-Phase 12 charakterisiert428. Typisch sind für diese Kombinationsgruppe asymmetrische, kleine Perlen aus poröser und schlieriger beige-orangefarbiger Glasmasse, wie die Perle Nr. 2429. Durch Zähnung und Form lässt sich der Kamm mit giebelförmiger Griffleiste gut E. Stauchs Kammgruppe 8 zuordnen, die in ihre WU-Phasen 11 und 12 gehört430. Der zweite Kamm könnte aufgrund seiner versteilten Griffleisten und aufgrund des vagen Griffplattenansatzes ihrer Kammgruppe 7 zugewiesen werden, einer Leitform ihrer WU-Phase 11431. Auch Silberblechkugeln, die in der Regel als Nadelaufsätze gedient haben, sind eine Modeerscheinung der ausgehenden Merowingerzeit432. Die Tauschiertechnik des dreinietigen Riemenverteilers markiert ein spätes Stadium merowingerzeitlicher Flächentauschierung433. Die besten Vergleiche zu den aus flächentauschiertem Grund ausgesparten, kommaartig aufgelösten Ranken finden sich bei den Schwertern vom Typ Mannheim, die bereits in die zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts datieren 434. Eine weitere tauZur Terminologie: OEXLE 1992, 18 Abb. 2. Zur Lokalisierung: K. SPINDLER, Erster Hinweis auf das Gräberfeld von Einig. Arch. Jahr Bayern 1983, 144 ff. Abb. 101,2. 425 I. STORK, Friedhof und Dorf, Herrenhof und Adelsgrab. Katalog Stuttgart 1997, Abb. 315. Dagegen ist A. Frey unentschieden bei der Lokalisierung - sie vermutet, dass solche Riemenverteiler entweder die Kopf- und Kinnriemen verbunden haben oder an der Kreuzung zum Stirnriemen platziert waren: A. FREY, Die alamannischen Grabfunde von Tiengen. Fundber. Baden-Württemberg 25, 2001, 767-824 Abb. 24. 426 PAULSEN/SCHACH-DÖRGES 1978, 98. 427 SPINDLER (Anm. 424) 145. 428 STAUCH 2004, 87. 429 Ebd. 430 Ebd. Tab. 23. 431 Ebd. Tab. 22. 432 Dazu die Stellungnahme von F. Stein bei K. DÜWEL, Runische und lateinische Epigraphik im süddeutschen Raum zur Merowingerzeit. In: Ders. (Hrsg.), Runische Schriftkultur in kontinentalskandinavischer und -angelsächsischer Wechselbeziehung. RGA Ergänzungsbd. 10 (Berlin, New York 1994) 228-308 Anm. 86. 433 Zur späten Tauschiertechnik: L. SÜSS, Ein spätmerowingerzeitlicher Spathaknauf mit Tierkopfenden aus Bad Nauheim. Fundber. Hessen 12, 1972, 177-221; KOCH 1982a, 460. 434 Etwa das Schwert von Mannheim-Neckarau: A. GEIBIG, Beiträge zur morphologischen Entwicklung des Schwertes im Mittelalter. Eine Analyse des Fundmaterials vom ausgehenden 8. bis zum 12. Jahrhundert aus Sammlungen der Bundesrepublik Deutschland. Offa-Bücher N. F. 71 (Neumünster 1991), Kat. Nr. 83; gute Farbabb. bei A. WIECZOREK, Der Anbruch des Mittel423 424

100

schiertechnische Parallele findet sich in einer Riemenzunge aus Hirrlingen (Kr. Tübingen) im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Berlin435. Das stark geometrisierte Tierornament und das rahmende Zickzack- und Rankenband markieren hier bereits den Übergang zur karolingischen Kunst. Aus diesem Grund datiert M. Bertram die Riemenzunge in das frühe 8. Jahrhundert436. Perlen, Zaumzeug und Kamm mit giebelförmiger Griffleiste legen also nahe, dass das Grab in der WUPhase 12 angelegt worden ist.

Grab 47 (Taf. 30)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Befund am Kopfende nicht sicher erkennbar, L. 2,1 m, B. 0,7-0,9 m. Grabsohle ca. 6 cm unter Planum 1. Befund: Gestreckte Rückenlage, Bestattung bei der Baggerprospektion der örtlichen Grabungsleitung gestört, der gesamte Vorderteil des Schädels dadurch beseitigt, Arme parallel zur Körperachse relativ weit vom Rumpf, Beine ausgestreckt, Füße nach unten geklappt. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-803-806, SW-Inventarnr. 3939,39,40/18-21. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 20-30-jährig, Körperhöhe 165 cm. Foramen transversarium geteilt (6. Halswirbel, rechts). DATIERUNG: Die annähernd kantigen Grabumrisse und die Grabgrube, die der Leiche etwas mehr Platz als gerade nötig bieten, könnten auf ein breites Kistengrab hinweisen, eine Grabform, die E. Stauch in ihre WU-Phase 13 datiert437.

Grab 48 (Taf. 28)

(W)-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis Planum 3: L. 2,5 m, B. 1,35 m, apsisartige Ausbuchtung an der Kopfseite. Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 2. Befund: Rechteckige Grabgrube mit abgerundeten Ecken und Ausbuchtung an der Kopfseite. Gestreckte Rückenlage. Subrezent gestört, zentraler Raubschacht, der auf Planum 1 noch 2,5 m lang und

alters - Die Merowingerzeit. In: Museum für Archäologie und Völkerkunde im Reiss-Museum der Stadt Mannheim (Braunschweig 1991) 52. H. Westphal datiert diesen Schwerttyp mit technologischen Kriterien in die entwickelte zweite Hälfte des 8. Jahrhunderts: H. WESTPHAL, Franken oder Sachsen? Untersuchungen an frühmittelalterlichen Waffen. Stud. Sachsenforsch. 14, 2002, 144. Für J. Kleemann sind Schwerter vom Typ Mannheim charakteristisch für seine Phase III, die er in das zweite Viertel des 8. Jahrhunderts datiert: KLEEMANN 2002, 115. 435 M. BERTRAM, Merowingerzeit. Die Altertümer im Museum für Vor- und Frühgeschichte (Mainz 1995) 105 Taf. 91. 436 Ebd. 437 STAUCH 2004, 227.

1,35 m breit war. Die Skelettteile waren über Planum 2 und Planum 3 verstreut, nur das linke Bein und der rechte Unterschenkel wurden ungestört angetroffen, Schädel zerstört, zusammengehörige Schädelfragmente lagen bis zu 10 cm voneinander entfernt, Rumpf und rechter Oberschenkel disloziert, Beine ausgestreckt, Füße nach unten geklappt. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-813-816, SW-Inventarnr. 3950,3951/12-15, 3953/26-30. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 24-30-jährig, Körperhöhe 158 cm. Ein Fragment des ersten Halswirbels eines anderen Individuums. Keine merowingerzeitlichen Funde. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt.

Beigaben: 1. Messer, Eisen, Spitze abgebrochen, L. noch 13,8 cm, B. 1,6 cm (Klinge), 0,8 cm (Griff), gerader Rücken, auf einer Seite hat sich eine Rille erhalten. DATIERUNG: Die besten Vergleiche zum Messer finden sich in den Gräbern 79439 und 87440 des nahe gelegenen Gräberfeldes von Knittlingen „Oberhofen“. Diese beiden benachbarten Gräber gehören in die WU-Phasen 13 oder 14. In dieselbe Zeit dürfte das gut vergleichbare Messer aus Grab 22 von Bargen datieren441.

Grab 49 (Taf. 31)

(SW)-NO Maße der Grabgrube: Auf Planum 3 L. 2,0 m, B. größer als 1,15 m, die Grube verjüngt sich zwischen Planum 2 und 3 an den Langseiten um 10-20 cm. Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 2. Befund: Grubenverlauf schwer beurteilbar. Gestreckte Rückenlage, Schädel mit Kinn auf der Brust, Rumpf schlecht erhalten, Becken fragmentiert, einzelne Bruchstücke nicht mehr im anatomischen Verband, Arme und Beine parallel zur Körperachse, Hand- und Fußknochen fehlen fast vollständig. In der NO-Ecke Störung durch neuzeitliche Gruben. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3958/19-23 Anthropologische Bestimmung: Oben männlicher Säugling, 0,5-1,0-jährig, etwas tiefer weibliches Skelett, 34-64-jährig. Lage der Beigaben: Soweit Lageangaben vorliegen, gehören sämtliche Beigaben zur unteren Bestattung. Kamm (1) in Hüfthöhe ca. 55 cm rechts der Bestattung, Beschlagfragmente (2-6) beim Kamm, Perle (8) in Fußhöhe rechts an der Bestattung, Messer (15) im Bereich der rechten Hand, Eisenklammern (7) in Oberschenkelhöhe 25-40 cm rechts von der Bestattung, Gürtel(?)bestandteile (9-14) im Hüftbereich, Bronze- und Eisenring (16, 17) ohne Lokalisierung. Beigaben: 1. Beinkamm, doppelreihig, durch Eisenstifte im regelmäßigen Abstand vernietet, L. 11,0 cm, B. 3,8 cm. 2.-6. Klammern, Bronzeblech, 2. Rechteckig, 15 x 6 mm, zwei Nietlöcher; 3. Rechteckig, 8 x 3 mm; 4.,5. Doppelkonisch, L. 8 mm; 6. Konisch, t-förmig gebogen, L. 5 mm. 7. 13 Klammern, Eisen, länglichovaler bis langrechteckiger Querschnitt, bis zu 3,5 cm Spannweite.

(NW)-SO Maße der Grabgrube: In Planum 1: L. 2,6 m, B. 1,25 m. Befund: Gestreckte Rückenlage im N der Grabgrube, Beine bis zum mittleren Oberschenkelbereich ungestört, darüber ist das Skelett nur noch in kleinen Fragmenten erhalten, die in Richtung Grab 50 streuen, Füße nach unten geklappt. Im N überschneidet sich das Grab mit Grab 50, ob es davon geschnitten wurde, konnte auf der Grabung nicht geklärt werden; ein Blick auf den Gesamtbefund lässt jedoch vermuten, dass Grab 50 das jüngere ist, da in seinem Bereich das Skelett von Grab 49 stark gestört ist. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-817-20, SW-Inventarnr. 3952/20-25. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 42-50-jährig, Körperhöhe 173 cm. Keine merowingerzeitlichen Funde. DATIERUNG: Da es sich um ein Kammergrab mit einer Bestattung im N der Grabgrube handelt, dürfte es vor der WU-Phase 12 angelegt worden sein438.

Grab 50 (Taf. 31)

(W)-O Maße der Grabgrube: von Planum 1 bis Planum 3: L. 2,0 m, B. größer als 1,2 m. Befund: Gestreckte Rückenlage in der Mitte der Grabgrube. Große, unregelmäßige Störung im mittleren Grubenbereich. Rippenfragmente oberhalb des leicht verschobenen Schädels, einzelne Zähne fanden sich im mittleren Brustbereich, rechtes Schambein und Beine noch im anatomischen Verband. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-821-824, SW-Inventarnr. 3953,3954/31-36. Anthropologische Bestimmung: Fraglich weiblich, 915-jährig. Einzelne Knochen aus Grab 49.

„Grab 51“

Neuzeitliche Eintiefung.

Grab 52 (Taf. 32)

DAMMINGER 2002, Taf. 24 F2. Ebd. Taf. 25 D. 441 KOCH 1982, Taf. 12 C3. 439 440

438

STAUCH 2004, Abb. 97.

101

8. Stark verzogene Perle, B. 10 mm, dunkelrot bis schwarz, maximaler Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm. 9. Schnalle, Eisen, ohne Beschlag, maximaler Dm. 3,9 cm, Riemenb. 2,9 cm. 10. Riemenzunge, Eisen, L. 6,4 cm, B. 1,6 cm, zwei Nietlöcher für Eisenniete (L. ca. 4 mm), rostkonservierter Lederrest. 11. Beschlag, Eisen, an allen Seiten fragmentiert. 12. Beschlag mit Endrundel, Eisen, abgeschrägte Kanten, Vertikalbeschlag einer vielteiligen Gürtelgarnitur, L. 8,2 cm, B. 2,0 cm. 14. Riemenzunge, Eisen, aus drei Bruchstücken zusammengesetzt, zwei Nietlöcher mit Eisennieten derselben Maße wie bei 10., L. 9,4 cm, B. 2,0 cm. 15. Messer, Eisen, Rückenverlauf gerade, im letzten Drittel der Klinge zur Spitze hin leicht abgewinkelt, schräger, kantiger Rücken, Griff mit Holzresten und nicht mehr in seiner ganzen Länge erhalten; L. noch 22,1 cm, B. 3,0 cm. 16. Bronzering, Dm. 22 mm, offen rundstabig. 17. Ringfragment, Eisen, rundstabig. KOMMENTAR: Die stark verschmolzene Perle stammt wohl aus einem antiken Brandgrab. DATIERUNG: Die Beschläge und die Riemenzunge gehören aufgrund ihrer Länge und der Endrundel bei Beschlag Nr. 13 zu einer vielteiligen Gürtelgarnitur, die am Ende der Phase SD 10 produziert worden ist. In das Frauengrab kamen diese Attribute männlicher Kleidung bereits zweitverwendet - also sicherlich etwas zeitversetzt in der WU-Phase 11. Der Kamm lässt sich aufgrund seiner Breite und seiner Zähnung E. Stauchs Kammgruppe 6 zuordnen, die in die SD-Phase 10 datiert442. Eisenklammern finden sich bereits in der älteren Merowingerzeit in Frauengräbern443. Ähnliche Klammern können bei den unterschiedlichsten Gegenständen verwendet werden. Häufig scheinen sie längliche, aus mehreren Brettchen zusammengesetzte Gegenstände zusammengehalten zu haben. Vermehrt kommen Eisenklammern ab dem Ende der SD-Phase 10 vor444. Bislang sind sie bis in die WU-Phase 13 nachgewiesen445. Der zweitverwendete Vertikalbeschlag einer vielteiligen Gürtelgarnitur mit Endrundel und die EisenklamSTAUCH 2004, Tabelle 21. Etwa in Kirchheim, Grab 357: NEUFFER-MÜLLER 1983, Taf. 67 A5-6. Sammlungen solcher Krampen bei CODREANUWINDAUER 1997, 102 f. und STAUCH 2004, 216. 444 Berghausen, Grab 53: KOCH 1982, Taf. 35 A 4.- Herbolzheim, Grab 28: KOCH 1982a, Abb. 30,4.- Schretzheim, Grab 226b: KOCH 1977, Taf. 59, 10-14.- Stetten, Grab 206: WEIS 1999, Taf. 58. 445 Wenigumstadt, Grab 211: STAUCH 2004, Taf. 145.- Stetten, Grab 110: WEIS 1999, Taf. 24,17. 442 443

102

mern machen eine Datierung des Inventars in die WU-Phase 11 wahrscheinlich.

Grab 53 (Taf. 30)

Genaue Orientierung nicht mehr bestimmbar. Maße des Befundes: Auf Planum 1: 1,8 x 1,0 m, sehr unregelmäßig, sicher nicht Maße der originalen Grabgrube, stört im W Grab 54. Befund: Stark durch Pflug gestörte Bestattung, im W Schädelfragment, im O Langknochen- und Beckenfragmente, im südlichen Zentrum Kugelgelenk. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3951/18-19. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 20-65-jährig. Lage der Beigaben: Messer (1) im Fußbereich. Beigaben: 1. Messer, Eisen, Spitze abgebrochen, gerader, kantiger Rücken, L. noch 10,3 cm, B. 1,4 cm. DATIERUNG: Das Grab muss jünger sein als Grab 54, da es dieses überschneidet. Das überschnittene Grab datiert wohl in die WU-Phase 11.

Grab 54 (Taf. 30)

Orientierung nicht mehr bestimmbar. Maße der Grabgrube: Auf Planum 1: L. 1,65 m, B. 1,25 m, in Planum 2 nur noch erheblich kleinere, sehr unregelmäßige Verfärbung, Grabsohle ca. 1-2 cm unter Planum 2. Befund: Stark gestörte Kinderbestattung, O-Ecke durch Grab 53 gestört, alle Knochen fragmentiert und - vielleicht mit Ausnahme des rechten Unterarms und Oberschenkels - nicht mehr im anatomischen Verband. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-825-828, SW-Inventarnr. 3951/18,19, 3954/37, 3955,3956/1-7. Anthropologische Bestimmung: Geschlecht unbestimmt, 1,5-3-jährig. Lage der Beigaben: Messer (2) im vermuteten Hüftbereich, diagonal zur Grabausrichtung, Eisenfragment (1) etwas oberhalb davon. Beigaben: 1. Eisenfragment mit abgeschrägtem Rand, L. noch 3,6 cm, B. noch 1,7 cm. 2. Messer, Eisen, L. 12,7 cm, B. 1,9 cm. DATIERUNG: Messer mit gerader Schneide und geknicktem Rücken datieren in Bargen und Berghausen in die Phase 4, also in die Zeit nach der SD-Phase 10446. Die Proportionen der für ein Kleinkind recht geräumigen Grabkammer und die Lage der Bestattung deutlich im Nordteil der Grabgrube deuten an, dass das Grab nicht lange nach dem Ende von SD 10 angelegt worden sein kann. Demnach dürfte es in die WU-Phase 11 gehören. 446

KOCH 1982, 72.

Grab 55 (Taf. 33)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis Planum 3: L. 2,4 m, B. 1,4-1,6 m, in Planum 4 leichte Verjüngung auf L. 2,1-2,2 m und B. 1,35 m. Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 4. Befund: Grubenverlauf größtenteils unklar, in Planum 1 diffuse, dunkle Verfärbungen, die auf einen oder mehrere Raubschächte hindeuten. Stark subrezent gestörte Bestattung, diverse Knochenfragmente über alle Plana mit nach unten hin leicht zunehmender Konzentration verstreut, Schädelteile großflächig in unterschiedlichen Höhen über das Grab mit einer leichten Fundverdichtung im NO verteilt, Langknochenkonzentration im N, die annähernd parallelen Unterschenkelknochen auf Planum 4 noch im anatomischen Verband. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3956/8,9, 3958,3959/24-29, 3963/3964/16-20. Anthropologische Bestimmung: Fraglich männlich, 24-40-jährig. Lage der Beigaben: Perlen (1-16) im Schädelbereich auf Planum 2-3, auf Planum 4 fand sich eine weitere Perle (17) ca. 4 cm links der Unterschenkelfragmente, Bronzering (18) links vom Unterschenkel auf Planum 3 in der Nähe der Perlen, Messer (20) auf dem unteren Ende des rechten Unterschenkels, Beinkammfragment (19) rechts von der Hüfte im Zentrum der Grube. Eisenfragmente (21-22) im N der Grabgrube. Beigaben: 1.-17. Glasperlen, 1.-11. Segmentperlen, B. 3 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 12. Quaderf. fragmentiert, B. 12 mm, Dm. 7 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 13. Hexagonal prismenf., B. 11 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 5 mm, siena bis rotbraun, glatte, glänzende Oberfläche; 14. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, rötlichbraun, weißer Seitenstreifen mit einer feinen schwarzen Schliere, 15. Tonnenf., B. 6 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3 mm, weiß, zwei große braunrote und zwei kleinere mittelgrünlichblaue Punkte, 16. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 4 mm, schwarz, viele rotbraune, gelbe und gelbgrüne Punkte, glatte Oberfläche, 17. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 4 mm, transluzid schwarz, viele rotbraune, gelbe und gelbgrüne Punkte, glatte Oberfläche. 18. Ring, Bronze, halbkreisf. Stabquerschnitt, Dm. 9 mm. 19. Messer, Eisen, stark fragmentiert, eine Rille erhalten, L. noch 8,5 cm, B. noch 1,7 cm. 20. Beinkammfragment, doppelreihig, Eisenniete, Maße nicht mehr bestimmbar. 21. Eisenfragment, L. noch 2,9 cm. 22. Eisenfragment, L. noch 2,5 cm.

Dia-Inventarnr. 401-829. DATIERUNG: Schwarze Perlen, die durch eingerollte bunte Glassplitter verziert sind, setzen in Wenigumstadt mit E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe G und somit in der WU-Phase 11 ein447. Aus dem Kammfragment lassen sich zwar keine Rückschlüsse auf die Maße des Kammes mehr treffen, seine Zähnung ( 11/10 Zähne auf 2 cm) spricht für eine Zuweisung zu E. Stauchs Kammgruppe 9, einer Leitform ihrer WUPhase 11448. Auch die Proportionen der Grabkammer und die Lage der Bestattung im Nordteil der Grabgrube sprechen für eine Datierung in diese Phase.

Grab 56 (Taf. 33)

W-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis Planum 2: L. noch 1,25 m, B. 0,7 m, Grabsohle ca. 2 cm unter Planum 2. Befund: Im W völlig zerstört, Raubschacht ohne erkennbare Verfärbungsgrenzen. Schädelbruchstücke einer Kinderbestattung. Anthropologische Bestimmung: Fraglich männlich, 12-jährig. Lage der Beigaben: Perlen (1-18) bei Schädelfragmenten, Kamm (19) ca. 40 cm links der Knochen. Die übrigen Beigaben ohne Lageangabe. Beigaben: 1. Bernsteinperle, geschliffen, B. 18 mm, Dm 12 x 6 mm, Fldm. 2 mm, fragmentiert; 2.-18. Glasperlen, 2.10. Segmentperlen, B. 3 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 11. Tonnenf., B. 8 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 12. Zylindrisch, B. 8 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 2 mm, dunkeltürkis, glatte Oberfläche; 13. Kugelig gerippt, B. 9 mm, Dm. 9 mm, türkis, glatte, blasige Oberfläche; 14. Mandelf., B. 17 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3 mm, dunkeltürkis, glatte Oberfläche; 15.,16. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 6-10 mm, Fldm. 4-5 mm, rotbraun, 3 gelbe Punkte, glatte Oberfläche; 17. Quaderf., B. 15 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, je 5 gelbe Punkte, glatte Oberfläche; 18. Gedrückt kugelig, B. 7 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, weiß mit 2 gekreuzten, dunkeltürkisen Wellenbändern, glatte Oberfläche. 19. Beinkamm, doppelreihig, mit fünf Eisennieten, Zähne auf 2 cm: 9/8, L. 14,7 cm, B. 4,8 cm. 20. Beschlag einer Schnalle mit ausgefallenen Tauschierungen, zentraler Steg aus geometrischem Flechtband gerahmt von zwei stilisierten Eberköpfen. L. noch 5,5 cm, B. 2,7 cm. 21. Ring, Eisen, offen, tordiert, quadratischer Querschnitt, maximaler Dm. 4,7 cm.

447 448

STAUCH 2004, 85 f. STAUCH 2004, Tab. 24.

103

22-25. Fragmente von gebogenen Stäben, Eisen, ovaler bis quadratischer Querschnitt. DATIERUNG: Maße und Zähnung des Kammes sprechen für eine Zuordnung in E. Stauchs Kammgruppe 6449, die charakteristisch für Gräber der SD-Phase 10 ist. Tauschiertechnik und Motiv der Schnalle sind typisch für die SD-Phasen 9 und 10. Auch der tordierte Eisenring findet eine gute Parallele in Grab 75 von Calw-Stammheim aus der SD-Phase 10450. Das Perlenensemble wird durch die flachmandelförmige Perle in U. Kochs Perlenkombinationsgruppe F und somit in die SD-Phase 10 datiert451. Dass das Ensemble zu größeren Teilen noch während der SD-Phase 9 zusammengestellt worden ist, belegen mehrere Vertreter der Kombinationsgruppe E: Nr. 15-16 (Typ 1. 26-29), Nr. 17 (Typ 4.2) und Nr. 18 (Typ 34.28)452. Demnach dürfte das Kleinkind ganz zu Beginn der SD-Phase 10 bestattet worden sein, in der noch nicht viele neue Perlen in Umlauf waren.

Grab 57 (Taf. 34)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: nicht mehr bestimmbar, neuzeitliche Störungen im NO und SO. Grabsohle ca. 25 cm unter Planum 2. Befund: Gestreckte Rückenlage im N der Grabgrube, subrezent gestört, im SO langrechteckige Störung erkennbar (nicht eingezeichnet), Oberkörper bis auf wenige Fragmente der Schädeldecke, der Rippen, der Brustwirbelsäule, des rechten Unterarmes und bis auf einige Zähne nicht mehr erhalten, Becken zerbrochen, Beine ausgestreckt, Unterschenkel eng aneinander. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3971,3972/1721 Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 58-79-jährig. Lage der Beigaben: Die Perlen (1-10) lagen zusammen im obersten Drittel des rechten Brustkorbes, Schnalle (11) auf dem linken Oberschenkelhals, Messer (12) im Hüftbereich parallel zur Körperachse. Beigaben: 1.-10. Glasperlen, 1.-9. Segmentperlen, B. 3 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 4 mm, gelb, raue Oberfläche; 10. Nahezu zylindrisch, B. 5 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, 3 gelbe Punkte. 11. Schnalle, Eisen, rundstabiger, seitlich eingezogener Bügel, L. 4,8 cm.

STAUCH 2004, Tab. 21. DAMMINGER 2002, Taf. 61,7-8. 451 Zur Synchronisation mit der Perlenkombinationsgruppe C 4 von Bargen und Berghausen: KOCH 2002, 164. 452 Ebd. 163. 449 450

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12. Messer, Eisen, leicht bogenf., abgerundeter Rücken, L. 13,3 cm. DATIERUNG: Rotbraune Perlen mit drei gelben Punkten sind typisch für U. Kochs Perlenkombinationsgruppe E453. Allerdings kann durch das vereinzelte Vorkommen dieses Typs, der in großen Mengen produziert worden ist, kein sicherer Datierungsanhalt gewonnen werden. Dasselbe gilt auch für die große Zahl von gelben Segmentperlen, denen U. Koch ebenfalls eine gewisse Relevanz bei der Zuordnung zu dieser Kombinationsgruppe zuspricht454. Tendenziell noch etwas später datiert die Schnalle mit seitlich eingezogenem Bügel vom Typ Rennertshofen455: Schon R. Christlein ordnete solche Schnallen in seine Marktoberdorfer Schichten 3 und 4456. Gut mit der Oberderdinger Schnalle vergleichbar sind etwa die Exemplare aus dem Waffengrab 3 von Friedberg III im Lechtal457 oder aus Rottenburg-Kalkweil458, die sicher in die Zeit nach der SD-Phase 10 gehören. Der Verbreitungsschwerpunkt von Schnallen von Typ Rennertshofen liegt in Südostdeutschland und im Karpatenbecken. Da sie im Westen jedoch in frühmittelalterlichen Siedlungen vorkommen459, ist es wahrscheinlich, dass dieses Verbreitungsbild durch die im Verlauf des 8. Jahrhunderts von Westen nach Osten hin abnehmende Beigabensitte vorgetäuscht wird. Trifft diese Beobachtung zu, ist dies ein weiteres Indiz für die späte Zeitstellung dieser Schnallen. Die Befunddokumentation liefert keine Hinweise zu den – auf der Grabung sicherlich potentiell erkennbaren – Überschneidungen mit den unmittelbar angrenzenden Gräbern 45 und 58, wodurch sich die chronologische Ansprache hätte wesentlich präzisieren lassen können. Allein durch die Beigaben ist keine genauere Datierung als in den Zeitraum zwischen der SD-Phase 9 und der WU-Phase 12 möglich.

KOCH 2002, 163. Ebd. 455 Zuletzt gesammelt bei SCHÄFER 2005, 421. Nachzutragen: Castel Trosino: MENGARELLI 1902, Fig. 239.- Develier-Courtételle (Siedlungsgrabung): ESCHENLOHR/FRIEDLI/ROBERT-CHARRUELINDER/SEUN 2007, Pl. 20,739.- Friedberg III: Trier 2002, Taf. 22,12.- Rudelsdorf: P. CSAR, Das bajuwarische Gräberfeld von Rudelsdorf, Oberösterreich. Arch. Austriaca 86, 2002, 183-343. 456 CHRISTLEIN 1970, 45 ff. 457 TRIER 2002, Taf. 22,12. 458 REIM 1982, Abb. 156,2. Zur Datierung siehe die Besprechung des Polyederkapselohrrings aus Oberderdingen, Grab 30. 459 ESCHENLOHR/FRIEDLI/ROBERT-CHARRUE-LINDER/SEUN 2007, Pl. 20,739. 453 454

Grab 58 (Taf. 34)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 2: L. noch 1,55 m, B. 1,25 m, Grabsohle ca. 5 - 10 cm unter Planum 2. Befund: Längswände sehr unregelmäßig. Gestreckte Rückenlage wohl in der Mitte der Grabgrube, Schädel in Richtung rechte Schulter gesackt, Rippen fehlen so gut wie ganz, Stellung der Arme nicht mehr rekonstruierbar, gerade Wirbelsäule, ausgestreckte Beine. Vom Unterschenkelbereich an körperabwärts durch die Baggerprospektion der örtlichen Grabungsleitung gestört. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3971/17,18, 3972/22-24. Anthropologische Bestimmung: Fraglich weiblich, 2540-jährig. Lage der Beigaben: Glas- und Bernsteinperlen (1-23) verstreut im Schädelbereich, die Bernsteinperle Nr. 3 bildete dabei den unteren Abschluss des Ensembles, Schnalle (24) zentral im Becken, Messer (25) direkt neben der linken Oberschenkelaußenseite, parallel zur Körperachse, in der Zeichnung zeigt die Spitze körperaufwärts. Beigaben: 1.-3. Bernsteinperlen, 1. Tonnenf. geschliffen, nur noch eine Hälfte erhalten, B. 20 mm, Dm. 12 mm, Fldm. nicht mehr bestimmbar; 2. Tonnenf., geschliffen, fragmentiert, B. noch 12 mm, Dm. 10 mm, Fldm. nicht mehr bestimmbar; 3. Quaderf., B. 16 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 3 mm. 4.-23. Glasperlen, 4.-14. Segmentperlen, B. 6 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 2 mm, gelb, glatte Oberfläche; 15. Zylindrisch, B. 7 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, weiß, raue, feste Oberfläche; 16. Doppelkonisch, B. 10 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 6 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 17.,18. Doppelkonisch, B. 9 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 5 mm, beige-orange mit schwarzen Schlieren, raue Oberfläche; 19. Doppelkonisch, B. 13 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 4 mm, türkis, glatte Oberfläche; 20. Pentagonal prismenf., B. 11 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 3,5 mm, gelb, raue Oberfläche; 21. Pentagonal prismenf., B. 6 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 22. Pentagonal prismenf., B. 9 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 4,5 mm, gelbgrün, glatte, rissige Oberfläche; 23. Walzenf., B. 9 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 4 mm, transluzid hellblaugrün, parallele gelbe Schlieren. 24. Gürtelschnalle, Eisen, ohne Beschlag, ovaler Bügel mit verdicktem Dorn, rundstabig, maximaler Dm. 3,9 cm. 25. Messer, Eisen, L. 15,9 cm, leicht abgerundeter, gerader Rücken. DATIERUNG: Große Bernsteinperlen mit breiter, gerader Fadenlochseite kommen häufig in E. Stauchs Perlen-

kombinationsgruppe G vor460. Dass das Ensemble bereits in ihre Perlenkombinationsgruppe H gehört, zeigt der farbliche Gesamteindruck (Orange-GelbGrün), das Auftreten von beige-orangefarbenen, asymmetrisch-doppelkonischen Perlen mit schwarzen Schlieren (Nr. 17, 18) und von einer transluziden, gelb schlierigen Perle mit durchstochen wirkendem Fadenloch (Nr. 23)461. Trotz ungenügender Befunddokumentation dürfte auch die Lage der Bestattung in der Mitte der Grabgrube auf eine spätmerowingerzeitliche Datierung hinweisen462. Durch die Perlen kann demnach das Grab der WU-Phase 12 zugeordnet werden.

Grab 59 (Taf. 35, 36)

(W)-O Maße des Kreisgrabens: Erosionsbedingt ist nur die westliche Hälfte erhalten, maximaler Dm. 7,6 m, B. des Grabens: 0,8-1,0 m, im SW rechteckige Nische, die erst nach der Errichtung des Grabens entstand, im SO durch Grab 60 geschnitten. Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis Planum 4: L. 2,5 m, B. 1,8 m. Sohle des Befundes ca. 10 cm unter Planum 4. Befund: Schmalseiten der Grabgrube leicht bogenförmig. Stark gestörtes Skelett, Schädelbruchstücke im W, dort allerdings auch Langknochen (Oberschenkel?), ansonsten stark fragmentierte und weit verstreute Skelettteile. Mindestens zwei Raubschächte, einer davon im Zentrum des Grabes mit nicht mehr rekonstruierbaren Maßen, diese Störung wird im S von einer weiteren geschnitten, ein Tiergang und Grab 60 überlagern die NO-Ecke (s. auch Beschreibung Grab 60). Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3957/13-16, 3959,3960/29-32, 3961,3962/6-9, 3963/13-15. Anthropologische Bestimmung: Fraglich weiblich, 2065-jährig. Lage der Beigaben: Perle (1) im O, Ohrring (2) im Zentrum des Grabes. Beigaben: 1. Glasperle, tonnenf., B. 6 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4 mm, schwarz, rotbraune und gelbe Punkte. 2. Ohrringfragmente, Silber, rundstabig, Dm. nicht mehr rekonstruierbar. KOMMENTAR: Das Profil der rechteckigen Ausbuchtung des Kreisgrabens (Taf. 35, S1) belegt, dass diese Ausbuchtung erst nach der Verfüllung des Kreisgrabens angelegt wurde. Die Deutungsmöglichkeiten dieses Befundes lassen sich einkreisen: Eine Interpretation wäre, dass man den Graben unmittelbar nach der Begräbniszeremonie verfüllt und anschließend eine

STAUCH 2004, 86. Ebd. 87. 462 Ebd. Abb. 97. 460 461

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Grabmarkierung an einer markanten Stelle platziert hat. Nicht ausschließbar ist auch ein Depot von heute nicht mehr erhaltenen, organischen Materialien an diesem Platz. Schließlich ist auch ein schwerer Gegenstand - etwa ein Stein - denkbar, der in den offenen, sich erosionsbedingt schnell verfüllenden Graben gestellt und später wieder gezogen wurde. Die wenigen in Grab 59 verbliebenen Funde sprechen für eine Frauenbestattung. Kreisgräben umgeben Männergräber463 weitaus häufiger als Frauengräber464. Geht man davon aus, dass Kreisgräben für Bestattungen der Oberschicht vorbehalten waren, spricht das Missverhältnis gegen die These, dass sich im merowingerzeitlichen Südwestdeutschland die Ausstattungsunterschiede zwischen den Geschlechtern bei steigender sozialer Stellung nivellieren 465. Etwas ausgeglichener ist das Geschlechterverhältnis in Grabhügeln ohne diese Markierungen466. Die Gräben um die Männergräber 31/66 und 41 sind zwar etwas größer (rekonstruierter Durchmesser ca. 8-9 m) als derjenige von Grab 59 (7,6 m), dafür aber auch unregelmäßiger. DATIERUNG: Schwarze Perlen, die durch eingerollte bunte Glassplitter verziert sind, setzen in Wenigumstadt mit E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe G und somit in der WU-Phase 11 ein467. Kleine silberne Fundlisten bei AMENT 1975; MARTIN 1976, 25 ff.; THEUNEGROßKOPF 1989, 34 ff.; BÖHME 1996, 477 ff. 464 Basel-Bernerring, Gr. 34: MARTIN 1976, 20.- Beihingen, Gräber 57, 59: STORK 1992, 243 ff.- Fridingen: V. SCHNURBEIN 1987, 25.- Hegenheim, Gr. 4: C. SAUER, Cahiers Arch. et Hist. Alsace 11, 1967, 306.- Möglicherweise auch Mengen, Gr. 854 (nur eine Glasperle in einem ansonsten völlig ausgeräumten Grab): THEUNE 1989, 265.- Neuses a. d. Regnitz: J. HABERSTROH, Drei merowingische Frauen im Regnitztal. Arch. Deutschland 3/1997, 41 f.- Pfakofen: C. CODREANU-WINDAUER, Ein neu entdecktes Reihengräberfeld in Pfakofen. Arch. Jahr Bayern 1993, 121 ff. Thüringisch-langobardische Belege in Erfurt-Gispersleben: AltThüringen 17, 1980, 181 ff.- Holašky: Z. TRNACKOWÁ, Die Beziehungen Mährens und Mitteldeutschlands am Ende des 5. Jahrhunderts. Alt-Thüringen 13, 1975, 226 ff. Abb. 4. 465 B. SASSE, Frauengräber im frühmittelalterlichen Alamannien. In: W. Affelt (Hrsg.), Frauen in Spätantike und Frühmittelalter. Kongress Berlin 1987 (Sigmaringen 1990) 45 ff. bes. 60 f. 466 Frauenbestattungen in Grabhügeln ohne Kreisgräben: Biberist (Kanton Solothurn): AMENT 1975, Nr. 3.- Buggingen: G. FINGERLIN, Denkmalpfl. Baden Württemberg Januar-März 1974, 36.- Dittigheim: I. STORK, Denkmalpfl. Baden-Württemberg April-Juni 1986, 81, Abb. 1.- Gießen, Hügel von 1909: SIPPEL 1989, Taf. 9.- Illnau, Gr. 1,3: AMENT 1975, Nr. 8.- Krefeld Gellep: R. PIRLING, Das römisch-fränkische Gräberfeld von Krefeld-Gellep. Germ. Denkm. Völkerwanderungszeit Ser. B 10 (Berlin 1979) 182, Abb. 17.- Oberderdingen „Lehrn“: BÜHR/FÖRSTER 1902.- Kleinlangheim, Gr. 271: PESCHEK 1996, Taf. 69.- am Odilienberg (Elsass): AMENT 1975, Nr. 26.Überauchen: R. DEHN, Merowingerzeitliche Grabhügel bei Überauchen, Gde. Brigachtal, Schwarzwald-Baar-Kreis. Arch. Ausgr. Baden-Württemberg 1982, 172 ff.- Wiechs: AMENT 1975, Nr. 25. 467 STAUCH 2004, 85 f. 463

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Ohrringe mit Schlaufenverschluss tauchen ebenfalls erstmalig in der WU-Phase 11 auf und können unterschiedliche Anhänger tragen468. Deshalb ist das Grab am plausibelsten in die WU-Phase 11 zu datieren.

Grab 60 (Taf. 36)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 2: L. 2,52,6 m, B. 1,1-1,2 m. Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 2. Befund: Gestreckte Rückenlage, Schädel auf rechte Schulter gerutscht, rechter Arm ausgestreckt, eng am Körper, die zugehörige Hand um 45° nach innen gewinkelt auf dem Becken, linker Oberarm auch eng am Körper, Unterarm in Becken abgeknickt, Beine parallel, Füße nach innen gedreht. Das Grab überlagert im N Grab 59, wird jedoch von einem der Raubschächte von Grab 59 geschnitten. Der südliche Abschnitt des Grabes schneidet den Kreisgraben um Grab 59. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3959,3960/2936, 3961/1-5. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 58-65-jährig, Körperhöhe 170 cm; ein Beckenfragment (Facies auricularis) von einem anderen Individuum. Lage der Beigaben: Messer (1) diagonal zur Körperachse auf dem linken Darmbein. Beigaben: 1. Messer, Eisen, Rückenverlauf ehemals leicht gebogen, L. 11,0 cm. DATIERUNG: Das Grab schneidet Grab 59, kann also erst nach seiner Anlage in der WU-Phase 11 eingetieft worden sein. Für eine Datierung später als die WU-Phase 13 ist die Grabgrube zu geräumig469. Trotz der unregelmäßig gezeichneten Grubenwände kann der Befund aufgrund seiner Maße als breites Kistengrab470 angesprochen werden. Dass diese Grabform auch im Kraichgau für die WU-Phase 13 typisch ist, belegen durch Beifunde datierbare Gräber aus Bargen und Berghausen471. Demnach datiert das Grab in die WU-Phase 13.

Grab 61 (Taf. 30) NW-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 2: L. 1,3-1,5 m, B. 1,15-1,25 m. Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 2. Vgl. etwa die durch Beifunde in die WU-Phasen 11 und 12 datierten Silberohrringe dieses Typs aus der weiteren Umgebung Oberderdingens: Knittlingen, „Ob Oberhofen“, Grab 85: DAMMINGER 2002, Taf. 25 B1-2.- Herbolzheim, Grab 6: KOCH 1982a, Abb. 7,1-2. 469 STAUCH 2004, Abb. 97. 470 Zur Definition: STAUCH 2004, 219 f. 471 Zusammengestellt bei STAUCH 2004, Anm. 381. 468

Befund: Unregelmäßige Grabgrube, hoher Humusanteil in der Verfüllung, an der O-Wand „Holzkohlespuren“ (Holzreste?). Stark gestört, Konzentration gestörter Knochen im SW. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3965,3966/2932. Anthropologische Bestimmung: Skelett verschollen. Lage der Beigaben: Die Schnalle (5) fand sich auf Höhe der Grabsohle. Beigaben: 1.-4. Glasperlen, segmentiert, B. 4 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche. 5. Schnalle, Eisen, Riemenb. 2,1 cm, maximaler Dm. 2,8 cm. DATIERUNG: Aufgrund der Proportionen der Grabkammer muss das Grab vor der WU-Phase 13 angelegt worden sein472. Ansonsten ist eine feinchronologische Einordnung beim derzeitigen Forschungsstand nicht möglich.

Grab 62 (Taf. 37)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 3: L. 2,15 m, B. 1,1-1,2 m, Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 4. Befund: Das Skelett wurde nicht mehr im anatomischen Verband angetroffen. Der Schädel lag fragmentiert im NW. Vom Rumpf sind nur wenige Skelettteile überkommen, in diesem Bereich erfolgte eine intensive Störung. Die Beinknochen befanden sich nicht mehr im anatomischen Verband, teilweise senkrecht in der Grabgrube. Auf einen oder mehrere Raubschächte deuten diffuse, dunkle Verfärbungen sowie eine beutelförmige Ausbuchtung der N-Ecke von Planum 3 hin. Anthropologische Bestimmung: Fraglich weiblich, 2030-jährig. Lage der Beigaben: Bronzefragment (1) ohne Lokalisierung, Perlen (2-10) weit verstreut, Kamm (11) ca. 20 cm rechts oberhalb des Schädels parallel zur vermuteten Körperachse, Eisenfragmente (12-14) in Oberschenkelhöhe links von der Bestattung verstreut, wovon getrennt inventarisierte Teile (13, 14) etwas tiefer gelegen aufgefunden wurden. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 402/1/2, SWInventarnr. 3964/21-24, 3973/30,31. Beigaben: 1. Bronzeblech, an allen Seiten fragmentiert. 2.-10. Glasperlen, 2.-4. Segmentiert, B. 4 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 5.-6. Ehemals segmentierte Einzelperlen, B. 4 mm, Dm. 5 mm, Fldm. 3 mm, gelb, raue Oberfläche; 7. Leicht tonnenf., B. 7 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, weiß, glatte Oberfläche; 9. Zylindrisch, fragmentiert, B. noch 6 mm,

Dm. 5 mm, Fldm. 2 mm, transluzid dunkelgrün; 10. Leicht doppelkonisch, B. 8 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, orange mit grünem Überzug oder Korrosionsschicht, kaum abgenutzt; Ohne Zeichnung: Ringf., B. 5 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5 mm, transluzid ultramarinblau, glatte Oberfläche. 11. Beinkamm, doppelreihig, 5 eiserne Niete, Zähne auf 2 cm: 7/8; L. 11,0 cm, B. 5,0 cm. 12. Plättchenfragmente, Eisen, mit angerosteten Textilresten. 13. Plättchenfragmente, Eisen, mit angerosteten Textilresten. 14. Ring, Eisen, stark korrodiert, maximaler Dm. 2,5 cm. DATIERUNG: Seine Zähnung datiert den Kamm nach E. Stauch in die SD-Phase 9473. Für diesen Zeitansatz spricht auch das Perlenensemble.

Grab 63 (Taf. 38)

(W)-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 2: L. 1,55 m, B. 0,85 m, Grabsohle ca. 7 cm unter Planum 2. Befund: Falls die ursprünglichen Grubengrenzen bei der Ausgrabung korrekt erkannt worden sind, wurde bei der Anlage des Grabes die NW-Ecke nicht vollständig ausgehoben. Die stark humose Verfüllung der Grabgrube und der Skelettbefund weisen auf eine Störung der Kinderbestattung hin. Bereits auf Planum 1 kamen in der SO-Ecke zwei Knochen zum Vorschein. Im Westen lag der Schädel. Die Ausrichtung der Rippen könnte auf eine Seitenlage hindeuten, die allerdings auch durch die Störung entstanden sein kann. Ob das Kind bereits in Hockerstellung beerdigt worden war, oder ob diese Lage erst durch die Störung entstanden ist, lässt sich nicht mehr entscheiden. Die Lage des Beckens ist nicht mehr rekonstruierbar. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3965/25-28, 3969/6-10. Anthropologische Bestimmung: Fraglich weiblich, 36-jährig. Lage der Beigaben: Messer (1) unterhalb des Brustkorbes, parallel zur Oberkörperachse. Beigaben: 1. Messer, Eisen, sehr schmal, gerader Rückenverlauf, L. 10,2 cm, B. 0,9 cm. DATIERUNG: Die enge räumliche Bezugnahme auf das Kindergrab 64 aus der WU-Phase 13, die Grabform und die Lage des Messers am linken Rippenbogen474 legen nahe, dass das Kindergrab in der WUPhase 13 angelegt worden ist. Ebd. 183 Tab. 21 Diese Trageweise von Messern setzt in Wenigumstadt erst im fortgeschrittenen 8. Jahrhundert ein: STAUCH 2004, 76 f.

473 474

472

STAUCH 2004, Abb. 97.

107

Grab 64 (Taf. 38)

(W)-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 3: L. 1,35 m, B. 1,0 m. Grabsohle ca. 10 cm unter Planum 3. Befund: Kinderbestattung in gestreckter Rückenlage: Schädel zwar gebrochen, aber noch in ursprünglicher Lage, rechter Arm ausgestreckt, eng am Körper, linker Oberarm parallel zur Körperachse, linker Unterarm fehlt, linkes Bein ausgestreckt, rechtes Bein leicht angewinkelt. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3969/6-9, 3971/14-15. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 1-2-jährig. Lage der Beigaben: Messer (1) beim linken Brustkorb, Riemenzunge (2) unter dem Skelett ohne nähere Lokalisierung, Kammetui (4) unmittelbar rechts vom rechten Oberschenkel, Bronzeblech (3) Streufund. KOMMENTAR: Auch in Oberderdingen bestätigt sich der im südwestdeutschen Raum schon häufiger beobachtete475 Befund, dass sich Kämme bei Männern auf reiche Bestattungen beschränken, während sie bei Frauen auch in durchschnittlich ausgestatteten Gräbern anzutreffen sind476. In der Männerwelt galt der Kamm offenbar als symbolstarkes Attribut des Waffenträgers. Für Frauen scheint dagegen die symbolische Bedeutung weniger stark von sozialen Inhalten geprägt. Die Vermutung liegt nahe, dass die Kämme nur den Langhaarigen beigegeben wurden. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass in dem reichen, sowohl archäologisch als anthropologisch als männlich bestimmten Grab eines Einjährigen ein Kammetui gefunden wurde. Trug das Kleinkind bereits langes Haar oder wurde das Etui nur als Prestigesymbol beigelegt? Beigaben: 1. Messer, Eisen, stark gewölbter Rücken mit abgerundeten Kanten, kurze, schmale Griffangel, L. 11,5 cm. 2. Riemenzunge, Bronze, lanzettförmig, L. 5,0 cm, gegossen, (1 mm dick) und nachbearbeitet, drei Nietlöcher für Eisenniete (erschlossen durch korrodierte Eisenreste), kerbschnittverziert. 3. Bronzeblech, gebogen, fragmentiert, zwei Löcher eingestanzt, ehemals aufgenäht (Reste des Bindfadens erhalten). 4. Kammetui, Bein, 4 Eisenniete, an beiden Schmalseiten gelocht, Leisten und Endplatten linien- und kreisaugenverziert, L. 15,2 cm. KOMMENTAR: Die spätrömische, kerbschnittverzierte Lanzettriemenzunge lässt sich H. W. Böhmes Rie475 Basel-Bernerring: MARTIN 1976, 101.- Schretzheim: KOCH 1977, 91 f., 132 f.- Bargen und Berghausen: KOCH 1982, 70. 476 Vorkommen in den anthropologisch/archäologisch bestimmten Frauengräbern 2, 34, 35, 36, 46, 52, 55, 56, 62, 64, 77, 78 und 80 sowie in den Männergräbern 3, 31, 41, 72. Keine Geschlechtsdiagnose ist beim Kammgrab 68 möglich.

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menzungentyp 4 zuordnen477. Offensichtlich hatte man im 8. Jahrhundert Kinder häufiger mit solchen Gürteln ausgestattet: So findet sich im Kraichgau eine spätmerowingerzeitliche Kleinkinderbestattung mit römischen Gürtelbestandteilen im Becken aus dem Grab 68 Berghausen478. In Kindergürtel scheinen solche archaischen, aber noch funktionsfähigen Bestandteile also häufiger integriert worden zu sein. DATIERUNG: Das Etui mit fischschwanzförmigen, geösten Endplatten gehört zu einem einreihigen Kamm der Kammgruppe 8 von E. Stauch, die sie ihren WUPhasen 11 und 12 zuweist479. Auch J. Kleemann ordnet solche Etuis in seine Stufe I, die mit den WUPhasen 11 und 12 parallelisierbar ist480. Messer werden in Wenigumstadt hingegen erst ab der WU-Phase 14 mit der Spitze nach oben am linken Rippenbogen getragen481. Diese Trageweise wird bei der hier zu besprechenden Kleinkinderbestattung besonders früh fassbar: Änderungen von Trachtsitten finden in Kindergräbern meist ihren ersten sicheren Nachweis. Vor der WU-Phase 13 ist jedoch nicht mit dem Einsetzen dieser Trageweise zu rechnen. Das Kammetui dürfte demnach als Altstück aus der WUPhase 12 in einem bereits in der WU-Phase 13 angelegten Kindergrab zu werten sein.

Grab 65 (Taf. 39)

(W)-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 2: Die exakte L. konnte nicht mehr bestimmt werden, da der Befund im W durch die Untersuchung von Grab 45 zerstört worden ist. Die L. beträgt aber mindestens 2,30 m, die B. 0,65-0,75 m. Die Grabsohle wurde ca. 10-15 cm unter Planum 3 angetroffen. Befund: Gestreckte Rückenlage, subrezent gestört, zahlreiche Holzspuren in der Verfüllung, großer, unregelmäßiger Raubschacht ohne genaue Verfärbungsgrenze, Becken-, Wirbel-, Rippen-, Arm- und Schädelknochen im W zusammengeschoben. Die Beinknochen lagen in anatomischem Verband etwas tiefer, die Fußknochen waren nach O geklappt. Auf Planum 3 wurde die Verfärbung von einem Totenbrett oder Sargboden erfasst (2,10 x 0,65 m) und mit der Grabgrube verwechselt. Dass die Grabgrube größer war, belegen verlagerte Skelettteile, die auch außerhalb dieser Verfärbung gefunden wurden.

477 H. W. BÖHME, Germanische Grabfunde des 4.-5. Jahrhunderts zwischen Elbe und Loire. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 19 (München 1974) 74 ff. 478 KOCH 1982, Taf. 65 (Grabzeichnung) u. Taf. 35 D (Funde). 479 STAUCH 2004, 185 f.; zur Datierung 196. 480 KLEEMANN 2002, 157; s. auch ebd. Taf. 34,2 (Brinkum, Grab 3). 481 STAUCH 2004, 76 f.

Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 401-875, SWInventarnr. 3968,3969/1-4, 3970/12,13, 3972,3973/25-27. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 58-66-jährig, Körperhöhe 159,1 cm. Lage der Beigaben: Messer (1) links von der Bestattung direkt am Oberschenkelhals, Spitze zeigt zu den Füßen. Beigaben: 1. Messer, Eisen, fragmentiert, L. noch 9,1 cm. DATIERUNG: Der Befund liefert aus sich heraus keinen näheren Datierungsanhalt.

Grab 66

s. Grab 31 (doppelte Nummernvergabe).

Grab 67 (Taf. 39)

(W)-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 2: L. 2,4 m, B. 1,6 m, Grabsohle ca. 10 cm unter Planum 2. Befund: Kammergrab mit Bestattung in der Mitte der Grabgrube. Auf Planum 2 wurde eine die Leiche umgebende Verfärbung beobachtet, die am ehesten als Sargboden oder als Totenbrett interpretiert werden kann. Dafür sprechen auch in der Beschreibung erwähnte „Holzkohlereste“ in diesem Bereich. Schädelbruchstücke im W weit verstreut, Rippen teilweise in situ, teilweise körperabwärts verschoben, linke Unterarmknochen und einige Wirbel nach rechts verlagert, Beinknochen disloziert und stark zertrümmert. Neben dem Lagebefund des Skelettes deuten auch zentrale, dunkle Verfärbungen auf Planum 1 auf eine Störung hin. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 402-8-11, SWInventarnr. 3973/28,29, 3982,3983/6-11. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 48-60-jährig, Körperhöhe 163 cm. Lage der Beigaben: Perlen (1-4) beim Schädel, Eisenring (5) links vom linken Knie, dabei Holzspuren. Der trapezförmiger Beschlag (6) und die Eisenfragmente (7) auf Planum 1-2 ohne Lageangabe. Beigaben: 1.-3. Glasperlen, 1. Tonnenf. B. 6 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 4 mm, weiß, glatte Oberfläche; 2. Hexagonales Prisma, B. 8 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 2 mm, transluzid dunkelgrün; 3. Tonnenf., B. 8 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 2 mm, lilabraun, Augen: Blaugrün auf weiß, Punkte: Gelb. 4. Holzperle, Tonnenf., fragmentiert, B. noch 1 mm, Dm. 6 mm, Fldm. nicht mehr erschließbar. 5. Ring, Eisen, offen, rundstabig, Dm. 3,2 cm. 6. Beschlag, Eisen, trapezoid, vier sich verjüngende Nietlöcher an den Ecken, abgeschrägte Ränder, Seitenl. 2,4 cm.

7. Eisenfragmente, rundstabig, stark korrodiert. DATIERUNG: Kurze, tonnenförmige, weiße Perlen sind eine Leitform von U. Kochs Perlenkombinationsgruppe D aus der SD-Phase 8482. Trapezförmige Beschläge kommen bei Spathagurten der SD-Phasen 9 und 10 vor. Die Lage der Bestattung in der Mitte der Grabkammer und die Maße der Grabgrube sprechen jedoch für eine Datierung in die WU-Phasen 12 oder 13. Dieser weite Datierungsspielraum ermöglicht keine vertretbare chronologische Ansprache.

Grab 68 (Taf. 40)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 2: L. 2,3 m, B. 1,2 m, auf Planum 3 leichte Verjüngung auf 2,1 x 1,0 m, Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 3. Befund: Kammergrab mit einer Bestattung etwas nördlich der Mittelachse. Zentrale, dunkle Verfärbungen, die auf einen oder mehrere Raubschächte hindeuten, und der Lagebefund des Skelettes belegen die starke Störung der Bestattung. Holzreste waren vor allem im N der Grabgrube, kleinste Reste von Eisengegenständen waren dagegen über das ganze Grab verstreut. Der Schädel lag fragmentiert im W. Das rechte Bein und der linke Unterschenkel befanden sich noch in situ. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 3984/13,14. Anthropologische Bestimmung: Geschlecht nicht bestimmbar, 24-35-jährig, Körperhöhe 170 cm. Die Körpergröße, das Fehlen von Perlen und die Lage des Kammes auf der rechten Seite sprechen tendenziell für eine Männerbestattung. Lage der Beigaben: Kamm (1) ca. 14 cm rechts vom rechten Hüftgelenk. Beigaben: 1. Beinkamm, einreihig, Eisenniete, Leiste unregelmäßig mit kleinen Kreisaugen verziert, 7 Zähne auf 2 cm Länge, L. noch 13,1 cm, B. 2,6 cm. 2. Fragmente eines Stangenkettengehänges, Eisen, rundstabig, stark zerbrochen, nicht gezeichnet, Stabdm. 0,4 cm. DATIERUNG: Der Kamm gehört in das Umfeld von E. Stauchs Kammgruppe 7 („langschmale, einreihige Kämme mit endständiger Griffplatte“), die ausschließlich in ihrer WU-Phase 11 vorkommen483. Eine eindeutige Zuweisung ist jedoch nicht zu treffen: Zum einen ist keine Griffplatte nachweisbar, zum anderen fehlen versteilte Längskanten der Griffleisten, darüber hinaus ist er mit 2,6 cm etwas breiter als die Wenigumstädter Exemplare und mit 7 Zähnen auf 2 cm Länge zu grob gezähnt. Deshalb kann der Kamm nur allgemein in die Nähe einer fast 482 483

KOCH 2001, 163. STAUCH 2004, 183 f.

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ausschließlich in spätmerowingerzeitlichen Fundzusammenhängen auftretenden Kammgruppe gebracht werden, deren Vertreter durch U. Koch484 und E. Stauch485 zusammengestellt worden sind. Die Datierung des Grabes sollte deshalb lediglich auf den Zeitraum zwischen den WU-Phasen 11 und 12 eingegrenzt werden.

Grab 69 (Taf. 41)

(W)-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 2: L. 2,4 m, leicht trapezförmig, B. 1,0-1,15 m. Grabsohle ca. 510 cm unter Planum 2. Befund: Der Kopfbereich war modern gestört. Das Skelett befand sich in gestreckter Rückenlage mit eng am Körper angelegten Armen. Einzelne Fingerknochen wurden auf dem Oberschenkel liegend beobachtet. Die Beine lagen parallel relativ weit auseinander. Die Füße waren leicht nach innen gekrümmt. Das Grab überschneidet die SO-Ecke von Grab 70. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-833-835, SW-Inventarnr. 4002,4003/4-8. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 44-53-jährig, Körperhöhe 175 cm. Lage der Beigaben: Messer (1) in Ellenbogenhöhe parallel zur Körperachse auf dem linken Arm, Beschlag (2) am linken Darmbeinrand. Beigaben: 1. Messer, Eisen, L. 12,3 cm, B. 1,7 cm. 2. Beschlag, Eisen, 3 Nietlöcher, L. 3,2 cm, B. 2,0 cm. DATIERUNG: Das Grab muss jünger sein als Grab 70 aus der WU-Phase 12, da es dessen SO-Ecke überschneidet. Messer werden in Wenigumstadt erst ab der WU-Phase 14 mit der Spitze nach oben am linken Rippenbogen getragen486. Die relativ geräumige Grabgrube zeigt jedoch, dass Grab 69 noch vor der WUPhase 14 angelegt worden sein muss. In den Gräbern 64 und 69 von Oberderdingen wird anscheinend ein wenige Jahre früherer Beginn dieser Messertrageweise fassbar. Laschenförmige Riemenendbeschläge sind ein charakteristisches Accessoire der frühkarolingerzeitlichen Gürtelmode. Aktuelle Materialsammlungen zu dieser Beschlagform liegen von unterschiedlichen Autoren vor487. Die typologisch nächsten Vergleiche zum Oberderdinger Beschlag mit 3 Nieten stammen aus KOCH 1990, 197 mit Anm. 156. STAUCH 2004, 184. 486 STAUCH 2004, 76 f. 487 STEIN 1995, 313-317; TRIER 2002, 126 u. Anm. 1158; M. SANKE, Archäologische Ausgrabungen im ehemaligen Reichsund Königskloster Lorsch II. Das Fundmaterial der Ausgrabungskampagne 1999. In: Ericson/Sanke 2004, 204-206. Hinzuzufügen ist etwa der Beschlag aus Stetten, Grab 134: WEISS 1999, Taf. 32 F5. 484 485

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Lampertheim488, Neckarelz489 und Audun le Tiche490. Für eine nähere chronologische Einordnung sind diese Vergleichsstücke wenig brauchbar, sie lassen jedoch ein Verbreitungsgebiet dreinietiger Riemenendbeschläge dieser Form zwischen Lothringen und Odenwald vermuten. Vergleichbare Laschenbeschläge von Gürtelschnallen kommen in Wenigumstadt in der WU-Phase 12 auf, häufen sich jedoch in der WUPhase 13491. Die spätere Entwicklung dieser Laschenbeschläge wird etwa durch den Grabfund aus Merching492 nachgezeichnet: Der Beschlag ist vergesellschaftet mit einem Messer des Typs D nach E. Stauch – einer Leitform der WU-Phase 14 493 - , dessen Griff im frühkarolingischen Flechtbandstil verziert ist, und mit einer Flügellanze, die von U. Koch der späten Phase Stein B zugewiesen wird494. In dieselbe Zeit gehört der Riemenendbeschlag vom Runden Berg bei Urach495. Noch später datieren die drei Riemenendbeschläge aus Grab 1735 vom Suburbium von Mikulčice (um 800)496 und aus dem aus Grab 253 von Břeclav-Pohansko (9. Jahrhundert)497 in Tschechien. Ganz ähnliche Riemenendbeschläge wurden noch im 12. Jahrhundert getragen498. Das Grab muss jünger sein als Grab 70 aus der WUPhase 12, da es dieses überschneidet. Die Grabgrube ist entsprechend auch etwas schmaler. Maße und Form der Grabgrube definieren das Grab als breites SANKE a.a.O. Anm. 280a. KOCH 1967, 187-191, Taf. 45,2. 490 SIMMER 1988, Pl. XXVII 158,3. 491 STAUCH 2004, 50. 492 TRIER 2002, Taf. 17,7 u. 230,3. Der Beschlag wurde zunächst als Buchreliquiar gedeutet: G. HASELOFF, Das sogenannte Messer des heiligen Petrus im Domschatz zu Bamberg. Bayer. Vorgeschbl. 18/19, 1951/52, 95 ff. M. Trier spricht das Stück dagegen als besonders qualitätvollen Riemenendbeschlag an: TRIER 2002, 126. Dass Miniaturbücher im 9. Jahrhundert am Körper getragen wurden, belegt jedoch der nestorianische Historiker Thomas von Marga. Er berichtet um 850 von einem kleinen Evangelienbuch als Schmuck des Bischofs Elias von Môqân: E. A. W. BUDGE, The Historia Monastica of Thomas b. of Marga II (London 1895) 506. M. Triers Beurteilung der Funktionsansprache der laschenförmigen Riemenendbeschläge verliert dadurch etwas an Ironie. 493 STAUCH 2004, 75 f. 494 KOCH 1995, Code 20. 495 KOCH 1984, Taf. 6,21 u. 6,25. 496 J. DEKAN, Moravia Magna. Das großmährische Reich (Hanau 1983) Taf. 110; Z. KLANICA, Vorbericht über die Forschungsergebnisse in Mikulčice für das Jahr 1986. Přehled výzkumů 1989, 50; L. POLÁČEK, Mikulčice. In: Europas Mitte um 1000. Katalog Mannheim 2000, Bd. I, 317-322 Abb. 226,21. 497 T. CAPELLE, Karolingischer Schmuck in der Tschechoslowakei. Slovenská Arch. 16/1, 1968, 229-234 Abb. 1,3; F. KALOUSEK, Břeclav-Pohansko I (Brno 1971) 147 f. 498 S. KRABATH, Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen. Internat. Arch. 63 (Rahden 2001) Taf. 88,1-2. 488 489

Kistengrab. Diese Grabform ist in Wenigumstadt auf die WU-Phase 13 beschränkt499. Die Stratigrafie, die Ausmaße der Grabgrube und der laschenförmige Riemenendbeschlag legen also nahe, dass das Grab in der WU-Phase 13 angelegt worden ist.

Grab 70 (Taf. 41)

(W)-O Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 4: L. 2,5 m, B. 1,3 m, Grabsohle ca. 5 cm unter Planum 4. Befund: Kammergrab mit einer leicht nördlich der Mittelachse gelegenen Bestattung. Obwohl ein Raubschacht nicht erkannt wurde, liegen Störungen vor allem im Rumpf- und Schädelbereich vor. Im Oberkörperbereich wurde auch im Gegensatz zu den gut erhaltenen Beinknochen ein schlechter Erhaltungszustand des Skeletts vermerkt. Die Hände lagen auf den Hüftgelenken, die Unterschenkel parallel eng zusammen, die Füße nach links unten abgewinkelt. Die SOEcke wird durch Grab 69 gestört, die südliche Längsseite durch ein Pfostenloch(?) geschnitten. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-833-840, SW-Inventarnr. 4002,4003/4-6,8, 4003,4004/9-12. 4004/14. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 54-60-jährig, Körperhöhe 161,6 cm. Lage der Beigaben: Perlen (1-3) in der Grabgrube verstreut. Beigaben: 1.-3. Glasperlen, 1. Doppelkonisch, B. 6 mm, Dm. 7 mm, Fldm. 5 mm, orange, raue Oberfläche; 2. Kugelig, B. 6 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, siena, raue Oberfläche; 3. Segmentiert, gelb, raue Oberfläche pulverisiert, nicht gezeichnet. DATIERUNG: Asymmetrische, kleine doppelkonische Perlen aus poröser und schlieriger beige-orangefarbiger Glasmasse kommen in E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe H auf, die ihre WU-Phase 12 charakterisiert500. Auch der als schmales Kammergrab ansprechbare Grubenumriss spricht für diese chronologische Einordnung.

Grab 71 (Taf. 42) (W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 1: L. 2,4 m, B. 1,3 m. Grabsohle ca. 10 cm unter Planum 1. Befund: Kammergrab mit Bestattung in der Nordhälfte der Grabgrube. Der Schädel war nach links gedrückt, die Arme haben sich nur teilweise erhalten und befanden sich relativ weit vom Körper, die Unterschenkel lagen parallel eng aneinander. Der Befund 499 500

STAUCH 2004, Abb. 97. Ebd. 87.

wurde durch die Baggerprospektion der örtlichen Grabungsleiterin erfasst. Weiterhin sind laut schriftlicher Grabungsdokumentation angeblich auch subrezente Störungen im Bereich der linken Oberkörperhälfte von Schlüsselbein bis zum Becken beobachtet worden. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-850-851, SW-Inventarnr. 4006-4008/24-34. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 50-60-jährig. Lage der Beigaben: Spatha (1) parallel zur Körperachse unmittelbar rechts des rechten Armes, Griff in Schulterhöhe, zugehöriger Knauf (2) durch Baggerprospektion erfasst und getrennt inventarisiert, Schildbuckel (5) durch Baggerprospektion zerdrückt und möglicherweise leicht verlagert im Bereich des linken Knies, zwei Sporen (7-12) an den beiden Fersen. Beigaben: 1. Spatha, Eisen, Winkeldamast, Griffangel mit rechteckigem Querschnitt, Parierstange mit spitzovalem Umriss, L. 87,0 cm, B. 5,5 cm, Parierstangenl. 8,0 cm. Griff aus Ahorn501. 2. Spathaknauf, Eisen, L. 6,4 cm. 3. Eisenfragment, L. noch 3,6 cm. 4. Eisenfragment, Dm. 0,4 cm, nicht gezeichnet. 5. Schildbuckel, Eisen, durch Baggerprospektion deformiert, deshalb in seiner Form nicht mehr exakt rekonstruierbar. Der schmale (B. 2,0 cm), deutlich abgesetzte Kragen war mit 8 verzinnten oder versilberten Bronzenieten versehen, die gewölbte bis konische Haube hatte eine scharfe, aber nicht ausgezogene Spitze. Dm. 20,1 cm, H. 16,4 cm. 6, 7, 10. Reste der Beinbekleidung oder der Sporengarnitur: 6. Riemenzunge, Eisen, an der Basis drei Niete mit Perlrand, L. 4,4 cm. 7. Schnalle, Eisen, rechteckiger Laschenbeschlag und rechteckiger Bügel, L. noch 2,4 cm. 10. wie 6. 8, 9, 11, 12. zwei Sporen, Eisen, Bügelenden zu Laschen umgeschmiedet, darin eingehängt Ringe (maximaler Dm. 1,2 cm), in die je 2 eiserne Riemenendbeschläge (erhalten in den Fundnummern 11, 12) fest eingehängt sind, Dorn mit Perlbandrahmung, Bügel mit dreieckigem Querschnitt, Gesamtl. der Sporen nicht mehr bestimmbar. DATIERUNG: Das älteste Stück im Grabinventar ist die Spatha vom Typ Schlingen502. Spathen dieses Typs kommen zwar gelegentlich in F. Steins Phase B vor503, sind jedoch in der Regel charakteristisch für ihre Phase A. Eine DaBestimmung Dr. Arnd Goppelsröder, Biologische Untersuchungen, Walzbachtal. 502 Zur Definition: STEIN 1967, 9. 503 Etwa in Göggingen, Grab 28: Ebd. Taf. 10,1-10. 501

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tierung in F. Steins Phase A bestätigt auch U. Kochs Kombinationstabelle der Langsaxgräber504. Aufnahme in diese Kombinationstabelle fanden allerdings nur die Gräber mit Langsax, die noch ganz in der Tradition des 7. Jahrhunderts, beide Schwertwaffenarten beizugeben, stehen. Tendenziell spätere Spathagräber ohne Sax wurden dabei nicht berücksichtigt. Schnallen mit rechteckigem Laschenbeschlag datiert F. Stein in ihre Phase B505. In Wenigumstadt kommen solche Schnallen in der WU-Phase 12 auf, häufen sich jedoch in der WU-Phase 13506. Dieses Ergebnis wird durch U. Kochs Kombinationstabelle der Langsaxgräber bestätigt – dort bleiben Schnallen mit rechteckigem Laschenbeschlag in den ersten beiden Kombinationsgruppen (die sie mit F. Steins Zeitgruppe A parallelisiert) aus und streuen über die dritte und vierte Kombinationsgruppe (die sie mit F. Steins Zeitgruppe B parallelisiert)507. Der hohe Schildbuckel vom Typ Göggingen508 ist eine Leitform von F. Steins Zeitgruppe B. Eine Riemenzunge mit drei Perlrandnieten fand sich in Eschenz zusammen mit einer Fibel aus einer Münze, die zwischen 692 und 702 geprägt worden ist509. Das Eschenzer Grab datiert demnach in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts. Die Riemenzungenform kommt sowohl in F. Steins Zeitgruppe A als auch in ihrer Zeitgruppe B vor510. Sporen mit Ringösen sind im frühen Mittelalter relativ selten. Sie kommen im frühen 7. Jahrhundert auf und erscheinen dann in etwas größerer Zahl im 8. Jahrhundert n. Chr.511. Unter den Sporen mit Ringösen des 8. Jahrhunderts findet das Oberderdinger Exemplar im Sporn von Straubing „Stadtpark“512 seine beste Parallele: Die Dorne sind durch ihre Form, ihre Tauschierung und ihre Perlbandrahmung an der Basis gut vergleichbar. Auch die Riemen wurden in ähnlicher Technik an ihre eisernen Endstücke genietet. Der stumpfwinkligere Schenkelquerschnitt leitet typologisch bereits zu einem Sporn mit Ringöse vom Runden Berg bei Urach über, den U. Koch in die Mitte des 8. Jahrhunderts datiert513. Den Straubinger Sporn setzt sie dagegen in das erste Drittel des 8. Jahrhunderts514. Weitere Vergleichsstücke finden sich in den Sporen von Rothenstein (Kr. WeißenburgKOCH 1995, Code 3. STEIN 1967, 57 f. 506 STAUCH 2004, 50. 507 KOCH 1995, Code 19. 508 Zur Definition: STEIN 1967, 19-21. 509 MARTIN 1986, Abb. 2,4. 510 KOCH 1995, Code 5. 511 U. KOCH, Spätmerowingischer Sporn mit Ringöse aus Straubing. Jahresber. Hist. Ver. Straubing 88, 1986, 165-168. 512 Ebd. 167. 513 Ebd. 166; vgl. auch KOCH 1984, 85 f.; 193. 514 Ebd. 166. 504 505

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Gunzenhausen)515, Longstock (Hampshire/Großbritannien)516 und Villiers-le-Sec (Frankreich)517. Fast sämtliche Beigaben des Grabes 71 datieren in die F. Steins Zeitgruppe B. Sporenform und rechteckige Schnalle mit Laschenbeschlag könnten darauf hinweisen, dass der ältere Mann bereits in der frühen WUPhase 13 bestattet wurde.

Grab 72 (Taf. 43)

(W)-O Maße der Grabgrube: Auf Planum 1: L. nicht mehr feststellbar, B. 1,8 m, Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 1. Befund: Kammergrab mit einer nördlich der Mittelachse gelegenen Bestattung. Schädel zerdrückt, linker Oberarm parallel zur Körperachse. Bruchstücke des Beckens waren in die rechte Brustgegend verlagert. Die untere Hälfte des Grabes wurde im Rahmen der Prospektionsarbeiten während der Grabung durch den Bagger komplett zerstört, der Befund zeigt an, dass das Grab zusätzlich subrezent gestört war. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-854, SWInventarnr. 4008/35,36, 4009/1,2. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 18-22-jährig, Foramen transversarium geteilt. Lage der Beigaben: Kamm (1) ungefähr in Schulterhöhe ca. 40 cm rechts vom Toten, Wölbwandtopf (2) östlich davon, in Richtung Leichnam gekippt und stark fragmentiert, römische Scherbe (3) im linken Brustbereich zwischen den Rippen, Pyramidenknopf (5) unter dem verlagerten Becken, große Riemenzunge (6) auf der Körperachse in Taillenhöhe, Riemenbeschlag (7) unter dem letzten erhaltenen Wirbel, Riemenbeschlag (8) direkt beim letzten erhaltenen Wirbel, Riemenzungenfragment (9) ca. 8 cm körperabwärts davon, Pfeilspitze (13) auf dem Wölbwandtopf, verschollene Pfeilspitze (14) in Stirnhöhe ca. 30 cm rechts von der Bestattung, mit der Spitze nach O zeigend, Lage der Schnalle (10) unklar, Molluskenfragment (4), Lanzenspitze (12), und Schildbuckel (11) aus dem Baggeraushub. Beigaben: 1. Beinkamm, einreihig, 4 unregelmäßig angebrachte Eisenniete, B. 2,5 cm, L. noch 7,4 cm. 2. Wölbwandtopf, wenig homogen verteilte Sandmagerung (grob), glatte, blasige Oberflächenstruktur, Spuren eines Formholzes auf der ganzen Gefäßoberfläche, Drehrillen sowohl innen als auch außen sichtbar, Farben: Außenseite schwarz und rötlich, Boden-

STEIN 1967, Taf. 18,26. H. DE S. SHORTT, A provincial Roman spur from Longstock, Hants, and other spurs from Roman Britain. Ant. Journal 39, 1959, 61-76. Eine schriftliche Stellungnahme zu den frühkarolingerzeitlichen Ringösensporen verdanke ich Norbert Gossler. 517 Freundl. Information N. Gossler. 515 516

innenseite grau, innere Wandung schwarz, Abnutzungsspuren nicht mehr erkennbar, stark verzogen und fragmentiert, H. 11,4 cm, Randdm. 10,1 cm, maximaler Dm. 11,5 cm, Bodendm. 7,4-8,0 cm. 3. Randscherbe einer Terra Sigillata mit Barbotineverzierung. 4. Molluskenfragment. 5. Pyramidenknopf, Bronze, Seitenl. 1,9 cm. 6. Riemenzunge, Eisen, Seiten abgeschrägt, 3 Nietlöcher, L. 8,1 cm, B. 1,6 cm. 7. Riemenbeschlag, Eisen, sich leicht verjüngend, an der Rückseite Bronzefragment, L. 7,2 cm, B. 1,8 cm. 8. Riemenbeschlag, Eisen, L. 4,0 cm, B. 2,0 cm. 9. Riemenbeschlag, Eisen, auf der Rückseite Nietspuren, B. 1,9 cm. 10. Schnalle, Eisen, L. 4,9 cm, B. 3,7 cm, Riemenb. 2,1 cm, Beschlagb. noch 1,9 cm. 11. Schildbuckel, Eisen, Eisenniete, Ausmaße nicht mehr rekonstruierbar. 12. Lanzenspitze, Eisen, weidenblattförmig, deformierte, wahrscheinlich ehemals runde Tülle mit deutlicher Schmiedenaht, L. 33,0 cm, Bmax. 2,5 cm, Tüllendm. 3,7 cm, Gewicht 252 Gramm. 13. Pfeilspitze, Eisen, spitzrhombisches Blatt, L. 5,5 cm, B. 1,6 cm, Tüllendm. nur 0,5 cm. 14. Pfeilspitze, Eisen, verschollen. 15. Saxknopf, Bronze, Dm. 1,4 cm. 16. Eisenbeschlag, scheibenförmig, Dm. 2,4 cm, Schildbeschlag? DATIERUNG: Schildbuckel mit halbkugelförmiger Kalotte und kegelstumpfförmigem, hohen Unterteil finden sich in süddeutschen Gräbern ab der Mitte des 7. Jahrhunderts häufig518. R. Koch erkannte an der Belegung des Gräberfeldes von Esslingen-Sirnau, dass gewölbte Saxknöpfe meist jünger sind als die kerbschnittverzierten519. Damit dürften sie zeitgleich mit dem Schildbuckel produziert worden sein. Einen präziseren chronologischen Anhaltspunkt liefert die vielteilige Gürtelgarnitur mit langschmalen Beschlägen. Mit einer durchschnittlichen Beschlagbreite von 1,85 cm gehört die Garnitur noch in E. Stauchs Untergruppe B1 der vielteiligen Garnituren, die noch in die SD-Phase 10 gehört520. Die Breite der langen Riemenzunge von nur 1,6 cm weist darauf hin, dass die vielteilige Garnitur bereits am Übergang zu E. Stauchs Untergruppe B2, die sie in ihre WU-Phase 11 datiert521, steht. Der Kamm lässt sich schließlich E. Stauchs Kammgruppe 8 und somit der WU-Phase 11 zuordnen522. KOCH 1982, 45. KOCH 1969, 38. 520 STAUCH 2004, 69-72. 521 Ebd. 72. 522 Ebd. 183-185. 518 519

Der Tote aus Grab 72 dürfte demnach seine Waffen noch in der SD-Phase 10 erhalten haben, starb jedoch bereits in der WU-Phase 11.

Grab 73 (Taf. 44)

SW-NO Maße der Grabgrube: Auf Planum 2: B. 1,70 m, L. nicht mehr bestimmbar. Grabsohle ca. 10 cm unter Planum 2. Befund: Kammergrab mit einer nördlich der Mittelachse gelegenen Bestattung. An den Längsseiten und im östlichen Drittel durch Baggerprospektion zerstört. Trotz dieser massiven Störung durch die Baggerprospektion der örtlichen Grabungsleitung wurden noch 2 Plana angelegt. Darüber hinaus fanden sich jedoch auch Anzeichen subrezenter Störungen. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-855/856, SW-Inventarnr. 4009/3-5. Anthropologische Bestimmung: Fraglich männlich, 45-70-jährig, Körperhöhe 167 cm. Lage der Beigaben: Römische Scherbe (1) in der WEcke, Perle (4) im Zentrum der Grabgrube, Messer (5) ca. 15 cm rechts von der Hüfte, Reste des Gürtelgehänges (6-9) links vom linken Oberschenkel. Beigaben: 1. Terra Sigillata Scherbe, südgallisch, kaum verrollte Kanten. 2.-3. Zwei Eisenfragmente, L. 2-4 mm, nicht gezeichnet. 4. Glasperle, tonnenf., B. 9 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, transluzid bläulichgrün, gelbe Punkte. 5. Messer, Eisen, geknickter Rücken, L. noch 10,9 cm, Bmax 1,6 cm. 6-9. Reste eines Gürtelgehänges: 6. Riemenbeschlag, Eisen, an der Basis 2 Eisenniete, Umriss nicht mehr genau rekonstruierbar, L. noch 4,0 cm, B. 1,8 cm. 7. Riemenzunge, Eisen, bichrom tauschiert, 3 durch ein silbertauschiertes Band gerahmte Nietlöcher, Rand bichrom streifentauschiert: 3 bronzefarbene Streifen rapportieren mit 2 silberfarbenen, Rahmung des Zentralornaments: außen silberner flächentauschierter Streifen, innen bichromes Punktband, das aus 2 flächentauschierten Zonen ausgespart ist, Zentralornament: Zwei paragraphenförmig ineinander verbissene, bandförmige Tiere, deren Umrisse aus silberner Flächentauschierung ausgespart sind. Innenzeichnung der Leiber und Augenringe bronzefarben streifentauschiert, Augenpunkte und Schnauzeninnenzeichnung silberfarben punkt- und streifentauschiert, L. 4,9 cm, B. 2,2 cm. 8. Riemenzunge, Eisen, L. 7,2 cm, B. 1,8 cm. 9. Zwei zusammengerostete Eisenobjekte, eine 7,1 cm lange Stange, an beiden Enden geöst und ein zusammengebogenes Band mit hakenförmigem Abschluss, B. 1,4 cm (Kästchenschloss?).

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DATIERUNG: Nahezu identische, tauschierte Riemenzungen als Bestandteile des Gürtelgehänges fanden sich in dem reichen Frauengrab 326 von Kirchheim am Ries523, das durch die Perlen in die WU-Phase 12 datiert werden kann524. Formal vergleichbar ist auch die Reliquiar-Riemenzunge aus Grab 6 von Walda525, einem der Leitinventare von F. Steins Phase B. Wenn auch Ornamentik und Tauschiertechnik eindeutig in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts verweisen, scheinen Riemenzungen dieses Typs als Bestandteil des Gürtelgehänges vor allem in der WU-Phase 12 beliebt gewesen zu sein. Allein durch die Riemenzunge kann deshalb das Grab lediglich zwischen die SD-Phase 10 und die WU-Phase 12 datiert werden. Das Messer gehört zu E. Stauchs Messertyp C, der in Wenigumstadt charakteristisch für die WU-Phase 11 ist526. Das Grab dürfte entsprechend in der WU-Phase 11 angelegt worden sein.

Grab 74 (ohne Zeichnung)

Befund: Durch Pflug und Bagger völlig zerstörte Bestattung ohne merowingerzeitliche Funde. Keine fotografische Dokumentation. Anthropologische Bestimmung: Fraglich männlich, 20-65-jährig, Körperhöhe 175,7 cm. DATIERUNG: Eine chronologische Einordnung dieses Befundes ist nicht möglich.

Grab 75 (Taf. 40)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 1: L. 2,4 m. Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 1. Befund: Der Verlauf des südlichen Grubenrandes ist unklar. Durch die Baggerprospektion während der Grabung wurde der Schädel fragmentiert und leicht nach links verschoben. Der rechte Arm lag ausgestreckt eng am Körper, die zugehörigen Fingerknochen streuten entlang des rechten Beines. Der linke Unterarm war dagegen zum Becken abgewinkelt. Beine etwas x-förmig, Füße nach außen geklappt. Kein Raubschacht erkennbar. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-857-861, SW-Inventarnr. 4009, 4010/6-9. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 56-61-jährig, Körperhöhe 178 cm. Lage der Beigaben: Ein Messer (1) fand sich ca. 14 cm rechts vom Schädel, Sax (2) parallel zur Körperachse unmittelbar links von der Schulter mit der Spitze nach Osten, Griff in Kopfhöhe, Schneide zeigt zum Kör-

NEUFFER-MÜLLER 1983, Taf. 2-5. STAUCH 2004, Anm. 192. 525 TRIER 2002, Taf. 15,17. 526 STAUCH 2004, 75. 523

per, dabei lag ein weiteres Messer, das teilweise vom linken Oberarmgelenk überlagert wurde, die Saxniete (4) lagen um den Sax und die Saxknöpfe (5) fanden sich am Rand der Saxklinge, ca. 2 cm unter dem Sax. Beigaben: 1) Messer, Eisen, geknickter Rücken, B. 2,9 cm, L. 10,4 cm. 2) Sax, Eisen, verschollen, Maße im unrestaurierten Zustand während der Ausgrabung: L. 55 cm, B. 7 cm, Griffl. 26 cm, B. des Griffes beim Klingenansatz: 3 cm. 3) Messer, Eisen, verschollen, Maße im unrestaurierten Zustand während der Ausgrabung: L. 19 cm, B. 4 cm. 4) neun Saxniete, Bronze, verschollen, Maße im unrestaurierten Zustand während der Ausgrabung: Kopfdm. 6 mm, Kopfh. 2,5 mm, Dornl. 1,2 mm. 5) vier Saxknöpfe, Bronze, verschollen, hohle Nietköpfe, Maße im unrestaurierten Zustand während der Ausgrabung: Kopfdm. 2,5 cm, Kopfh. 3,5 mm, Dornl. 6 mm. DATIERUNG: Allein die nicht immer zuverlässigen metrischen Angaben der örtlichen Grabungsleiterin rechtfertigen keine typologische Ansprache des verschollenen Saxes. Das Messer gehört zu E. Stauchs Messertyp C, der in Wenigumstadt in der WU-Phase 11 einsetzt527. Zusammen mit der schmalen Grabgrube und dem völligen Ausbleiben des Nachweises einer vielteiligen Gürtelgarnitur spricht dies für eine Datierung des Grabes in die Zeit nach der SD-Phase 10.

Grab 76 (Taf. 40)

(W)-O Befund: Sehr flache, von der Baggerprospektion während der Grabung erfasste Bestattung: Das Skelett ragte weit in die Pflugschicht. Die Umrisse der Grabgrube waren nicht mehr erkennbar. Fotodokumentation: Teilweise zusammen mit Grab 75 aufgenommen. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 25-34-jährig, Wirbel von weiterem Individuum. Foramen transversarium geteilt. DATIERUNG: Eine chronologische Einordnung dieses Grabes ist nicht möglich. Auf Überschneidungen mit Grab 75 wurde bei der Untersuchung zwar nicht geachtet, die Tiefenangabe spricht jedoch dafür, dass Grab 76 nach Grab 75 angelegt worden ist.

Grab 77 (Taf. 45)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 3: L. 2,7 m, B. 1,6 m, Grabsohle ca. 15-20 cm unter Planum 3.

524

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527

STAUCH 2004, 75.

Befund: Kammergrab mit einer wahrscheinlich knapp nördlich der Mittelachse gelegenen Bestattung. Die Skelettfragmente waren über unterschiedliche Höhen verstreut, die Reste des Oberkörpers zusammengeschoben. Auf Planum 3 zeichnete sich ein annähernd rechteckiger Raubschacht ab, der sich bei einer Breite von 1,1 m über fast die gesamte Länge des Grabes erstreckte. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-862-864, SW-Inventarnr. 4010,4011/11-13. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 43-49-jährig, Körperhöhe 159 cm. Lage der Beigaben: Perlen (1-11) in unterschiedlichen Höhen vor allem in der zentralen Grabgrube, Wirtel (12) ohne Lagebeschreibung, wahrscheinlich in der Nähe der Perlen, Gefäß (13) ca. 30 cm rechts der Konzentration der Oberkörperknochen, Kamm (14) 10 cm körperabwärts davon, Schnalle (15) direkt beim Kamm. Beigaben: 1. Bernsteinperle, tonnenf., B. 10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 3 mm; 2.-11. Glasperlen, 2. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 4 mm, siena, glatte Oberfläche; 3. Tonnenf., B. 7 mm, Dm. 8 mm, Fldm. 2 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 4. Gerippt langgestreckt tonnenf., B. 8 mm, Dm. 6 mm, Fldm. 3 mm, rotbraun, glatte Oberfläche; 5.,6. Quaderf., B. 13 mm (bei 6. nicht erschließbar), Dm. 6 mm, Fldm. 4 mm, rotbraun, gelbe Punkte; 7. Fragmentiert quaderf., B. 10 mm, Seitenlänge 5 mm, Fldm. 4 mm; 8. Wirteltonnenf., B. 6 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, karminbraun, engschleifig gekreuzte Wellenbänder, gelb; 9. Tonnenf., B. 8 mm, Dm. 9 mm, Fldm. 3 mm, dunkellilarot, weitschleifig gekreuzte Wellenbänder gelb; 10. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 4 mm, weiß, horizontale Streifen schwarz; 11. Walzenf., B. 13 mm, Dm. 18 mm, Fldm. 6 mm, lebhaftbraunrot, verschliffener Dekor weiß, Mittelstreifen gelb, am Fadenloch stark abgenutzt. 12. Wirtel, Keramik, Scherbenfarbe: Braun-schwarz. Sehr grob mit Sand und Kalkpartikeln gemagert, der hohe Magerungsanteil war inhomogen verteilt. H. 2,0 cm, Dm. Oberkante 1,2 cm, maximaler Dm. 3,1 cm. Dm. Unterkante 2,2 cm. 13. Knickwandtopf, scheibengedreht, Umbruch im unteren Drittel, leicht unterschnittener Lippenrand. Zwischen plastischer Schulterleiste und Umbruch 3-zonige Verzierung aus horizontalen, doppelzeiligen Rechteckrollstempelreihen, in den Zwischenfeldern oben eine Reihe Stabstempel und unten ein Reihe Nierenstempel, zwischen unterster Rollrädchenverzierung und Umbruch eine weitere Reihe derselben Nierenstempel. Die Stempeleindrücke sind auch auf der Innenseite erkennbar. Körnige Oberflächenstruk-

tur, Scherbenfarbe braun bis hellgrau, mit einer dicken, grauen Engobe überzogen. Magerung aufgrund der Engobe nicht erkennbar. Am Boden stark abgenutzt, insgesamt stark abgegriffener Eindruck. Der Inhalt wurde von mir ohne Ergebnis geschlämmt. H. 15,5 cm, Randdm. 10,7 cm, maximaler Dm. 16,1 cm, Bodendm. 7 cm. 14. Beinkamm, doppelreihig, mit Eisennieten, gelocht, Anzahl der Zinken auf 2 cm: 10/9, B. 4,7 mm. 15. Schnalle, Eisen, oval mit um den Bügel geschlagenem Dorn, maximaler Dm. 3,5 cm, Riemenb. 2,6 cm. DATIERUNG: Gute Vergleiche zum Knickwandgefäß stammen bereits aus der SD-Phase 9528. Sie wirken jedoch etwas gedrungener als die Parallelen aus der SDPhase 10. In die SD-Phase 10 gehören folgende Knickwandgefäße mit gut vergleichbaren Proportionen: Frankenthal-Eppstein, Grab 157529, Groß-Sachsen, Grab 1530, Heidelberg-Kirchheim, Gräber 97531, 122b532 und 125533, Knittlingen-Bergfeld, Gräber 2534 und 3535, Mannheim-Vogelstang, Gräber 18536 und 21537, sowie Wahlheim538. Nur vage in die Zeit datieren lässt sich das gut vergleichbare Knickwandgefäß aus Heidelberg-Kirchheim, Grab 107539, das mit einer Gürtelschnalle vergesellschaftet ist, die sich gut mit der Gürtelschnalle im SD 10-Inventar von Oberderdingen, Grab 33 (Taf. 21,104) vergleichen lässt. Aus einer deutlich unterscheidbaren Werkstättentradition stammt das Knickwandgefäß mit gleicher Proportion und Größe aus Pleidelsheim, Grab 154540, das ebenfalls in die SD-Phase 10 gehört. Gut vergleichbar, aber nicht durch Begleitfunde datierbar sind Knick528 Mannheim Vogelstang, Gräber 6 u. 145: KOCH 2007a, 186 Abb. 108. 529 ENGELS 2002, Taf. 99,2. 530 Ortsakten Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Außenstelle Karlsruhe (Datierungsgrundlage: Lanzenspitze mit spitzrhombischem Blatt, die zu U. Kochs Typ 18 gehört: KOCH 2007a, 159 Abb. 76. Auch der Sturzbecher mit stark ausgezogenem Oberteil aus diesem Grab zählt zum Sachgut dieser Generation. 531 CLAUß 1971, Taf. 23,7; zur Datierung des vergesellschafteten kreuzförmig durchbrochenen Schildbuckelbeschlages vom Typ Münzesheim-Dietersheim vgl. ebd. 36 sowie KOCH 1967, 63 und NEUFFER-MÜLLER 1983, 35. Eine aktuelle Zusammenstellung und Provenienzdiskussion findet sich bei KEIM 2007, 62-68. 532 CLAUß 1971, Taf. 29,1 (Datierungsgrundlage: Vielteilige Gürtelgarnitur der Untergruppe B1 nach E. Stauch). 533 Ebd. Taf. 29,18 (Datierungsgrundlage: Kamm aus E. Stauchs Kammgruppe 6). 534 DAMMINGER 2002, Taf. 18 D7 (Datierungsgrundlage: Vielteilige Gürtelgarnitur der Untergruppe B1 nach E. Stauch). 535 Ebd. Taf. 19,15 (Datierungsgrundlage: Ohrringe, Perlenkette). 536 KOCH 2007a, 188, Abb. 110 (Abgebildet auf einer Sammeldarstellung der Keramik der SD-Phase 10. 537 Ebd. 538 BEHRENS 1940, 14-16 Abb. 1 (Grabplan) und 6 (Funde). Zur Datierung KOCH 1982a, 405. 539 CLAUß 1971, Taf. 25,4. 540 KOCH 2002, Taf. 65,12.

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wandgefäße aus Berghausen (als Kanne gearbeitet!)541, Bruchsal542, Knittlingen-Bergfeld543, Ladenburg544, Ludwigshafen-Edigheim545, Ludwigshafen-Maudach546, Mannheim-Sandhofen, Mannheim-Feudenheim547, Grab 193548, Mannheim-Straßenheim549 oder SpeyerVogelgesang550. Sicher zu einer anderen Werkstätte gehört eine Gruppe ähnlicher Gefäße vom südlichen Oberrhein, bei der die Nierenstempel nicht mit Rollrädchenverzierung kombiniert sind, und deren Oberfläche – zumindest bei einem Exemplar aus Straßbourg, Saint Thomas551 - geglättet und nicht rauwandig ist552. Eine typologische Weiterentwicklung (noch stärkere Betonung der Oberwand, noch geschlossenere Form) lässt sich beim innen komplett gelbbraun glasierten Knickwandgefäß aus Forstfeld (Dép. Bas-Rhin) festmachen553. Es stammt wohl ebenfalls aus einem Grab in der Oberrheinebene ca. 5 km westlich von Rastatt. Zu dieser Gruppe gehören die gelbtonigen Knickwandgefäße aus Durmersheim, Kr. Rastatt, Grab 44554, Weingarten, Kr. Germersheim, Grab 158555 und der gelbtonige Becher von Frankenthal-Eppstein, Grab 441, aus der WU-Phase 11556. Der Kamm gehört zu E. Stauchs Kammgruppe 6, die in die SD-Phase 10 datiert557. Obwohl die Perlen weitgehend U. Kochs Perlenkombinationsgruppe E558 und demnach der SD-Phase 9 zuzuordnen sind, datieren die Keramik und der Kamm das Grab in die SD-Phase 10.

KOCH 1982, Taf. 34 G1. DAMMINGER 2002, Abb. 47, links unten. 543 HÜBENER 1969, Taf. 134, 6; DAMMINGER 2002, Taf. 16 C 6; gute Abb. auch bei K. F. STÄHLE, Urgeschichte des Enzgebietes (Augsburg 1923) Taf. XVIII. 544 SCHNEID 1988, Nr. 1041. 545 POLENZ 1988, Taf. 252. 546 Ebd. Taf. 97,10. 547 KOCH 2007, 37, Abb. 5. 548 Ebd. 43, Abb. 13. 549 Ebd. 85, Abb. 86. 550 H. SCHENK, Die Keramik der früh- bis hochmittelalterlichen Siedlung Speyer „Im Vogelgesang“. Arch. Forsch. Pfalz 1 (Neustadt 1998) Taf. 5, 28. 551 30 Jahre Mittelalterarchäologie im Elsass (Katalog Speyer 1992) 144 Nr. 1.15.2. Die Gefäßform ist hier nicht mehr exakt bestimmbar, da das Unterteil fehlt. 552 CHÂTELET 1997, Taf 5,5; 9,10; 27, 3-4; 42-43. 553 U. LOBBEDEY, Glasierte Keramik des frühen Mittelalters am Oberrhein. Bonner Jahrb. 164, 1964, 129-132 Abb. 1 und 2,1. 554 Fundber. Baden-Württemberg 19/2, 1994, 136 f. Abb. 61 Taf. 109,12. 555 H. BERNHARD, Die Merowingerzeit in der Pfalz. Mitt. Hist. Ver. Pfalz 95, 1997, 7-106 Abb. 43,4. 556 Zur Datierung: ENGELS 2002, 144. 557 STAUCH 2004, 182 f. 558 KOCH 2002, 163. 541 542

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Grab 78 (Taf. 46)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 1 L. nicht mehr bestimmbar, B. 1,6 m, Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 1. Befund: Kammergrab mit einer etwas nördlich der Mittelachse gelegenen Bestattung. Die Grube wurde in ihrem östlichen Abschnitt durch die Baggerprospektion während der Grabung zerstört. Rumpf und Schädel durch Baggerprospektion zerdrückt und leicht verschoben, die linke Beckenhälfte kam beim Abgraben zur Sohle zum Vorschein, Fingerknochen zwischen den Oberschenkeln, Beine parallel eng aneinander, Füße fehlen. Der Grabungsbefund spricht für eine zusätzliche, subrezente Störung. Diffuse, dunkle Verfärbungen könnten auf einen oder mehrere Raubschächte hindeuten. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-869-872, SW-Inventarnr. 4012/20-23. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 50-59-jährig, Körperhöhe 155 cm. Lage der Beigaben: Beinkamm (1) in Taillenhöhe ca. 20 cm rechts von der Bestattung, Eisenmesser (2) mit der Spitze nach oben parallel zur Körperachse rechts von der Bestattung ca. 5 cm über dem rechten Knie. Beigaben: 1. Beinkamm, doppelreihig, 4 eiserne Niete, dreieckige Endplatte mit Einritzungen, B. 3,8 cm. 2. Messer, Eisen, leicht gekrümmter Rücken, L. noch 8,1 cm, B. 1,1 cm. KOMMENTAR: Erst bei genauerer Betrachtung stellte sich heraus, dass der Kamm aus Grab 78 mit ausgesprochen feinen Ritzlinien versehen ist. Interessant am Ritzmuster ist vor allem, dass es als Verzierung nur wenig Sinn macht. Dazu ist es zu unregelmäßig. Die äußerst feinen Linien sind auf dem Original auch kaum sichtbar. Da sich an einigen Stellen stabartig aufgereihte Konstellationen von Ritzungen beobachten lassen, kam der Verdacht auf, es könnten sich in diesen Linienbündeln Runeninschriften verbergen. Um dieser Vermutung weiter nachzugehen, wurde der Kamm im Rechtsmedizinischen Institut der HeinrichHeine-Universität Düsseldorf durch Dr. Peter Pieper untersucht. Die Authentizität der Ritzungen konnte im Rahmen dieser Untersuchung eindeutig geklärt werden: Dass sie tatsächlich in der Merowingerzeit entstanden sind, belegen Gangreliefs von Bodenorganismen auf der Kammoberfläche (Abb. 29, 30). Da diese die Ritzlinien überschneiden, muss der Kamm bereits ritzverziert in den Boden gekommen sein. Schwieriger waren Aussagen zum Runencharakter einzelner Verzierungsgruppen zu treffen. Diskutabel ist nach P. Pieper lediglich eine „Runengruppe“ auf Abbildung 30, die sich als Aneinander-

Abbildung 29: Mikroskopische Aufnahme von Seite A der Griffplatte des Kammes aus Oberderdingen, Grab 78. Foto: Dr. Peter Pieper, Institut für Rechtsmedizin der Universität Düsseldorf.

Abbildung 30: Mikroskopische Aufnahme von Ritzspuren mit runenartigem Charakter auf Seite B der Griffplatte des Kammes aus Oberderdingen, Grab 78. Foto: Dr. Peter Pieper, Institut für Rechtsmedizin der Universität Düsseldorf.

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reihung der Runen l, t und u lesen lassen könnte. Trotz eingehender mikroskopischer Untersuchung war jedoch eine sichere Ansprache unmöglich. Liegen hier also nur willkürliche Ritzungen vor, die sich irgendwann im Verlauf des langen Lebens der Bestatteten (laut anthropologischer Untersuchung wurde die Frau beinahe 60 Jahre alt) als Gebrauchsspuren auf dem Kamm niedergeschlagen haben? Diese Frage ist nur durch Vergleichsfunde lösbar. Beinkämme mit emblematischen, flüchtig wirkenden Ritzzeichnungen treten im germanischen Milieu bereits früh auf: So stammt etwa aus Vers-les-Chartres (Dép. Eure-et-Loir) ein mit Christogrammen, Monogrammen und diffusen Ritzungen versehener Kamm559. Er gehört zu H. W. Böhmes Form C1, die in seine Fundgruppe A einzuordnen ist (Ende 4. - bis erstes Drittel 5. Jh.)560. Kämme mit lesbaren Runeninschriften finden sich recht häufig, K. Düwel zählt in seiner jüngsten Zusammenfassung 41 Exemplare561 aus der Zeit vom 2. bis zum 13. Jahrhundert. Statistisch auswertbare Grabungen zeigen für Skandinavien ungefähr den Prozentsatz an, den beschriftete Kämme gegenüber den unbeschrifteten ausmachen: Im kaiserzeitlichen Vimose ist es einer von 57562. In Trondheim und im mittelalterlichen Lund sind es 5 von ungefähr 500 Kämmen563. Jüngermerowingerzeitliche Kämme mit Inschrift haben einen Verbreitungsschwerpunkt in Friesland, was sich vielleicht nicht nur durch die guten Auffindungsbedingungen (Wurten) erklärt564. Sie tragen dort stets lesbare Runen. Die Graffiti auf den Kämmen von Amay und Hoogebeintum (7. Jh.) und aus Oostum (8./9. Jh.)565 scheinen als Hersteller-, diejeni559 M. DELOCHE, Peigne de l’époque barbare trouvé près de Chartres. Bull. Soc. Nat. Ant. France 1892, 158-160. 560 H. W. BÖHME, Gallien in der Spätantike. Forschungen zum Ende der Römerherrschaft in den westlichen Provinzen. Jahrb. RGZM 34, 1987, 770-773. 561 K. DÜWEL, Kämme mit Runeninschriften. In: S. Schierholz/E. Fobbe/S. Goers/R. Knirsch (Hrsg.), Die Deutsche Sprache in der Gegenwart. Festschr. Dieter Cherubim zum 60. Geburtstag (Frankfurt 2001) 11-22 bes. 12. 562 M. STOKLUND, Die Runen der römischen Kaiserzeit. In: U. Lund Hansen (ed.), Himlingøje - Seeland - Europa. Ein Gräberfeld der jüngeren römischen Kaiserzeit auf Seeland, seine Bedeutung und internationale Beziehungen. Nordiske Fortidsminder Ser. B 13 (København 1995) 317-346 bes. 333. 563 M. STOKLUND, Nyfund fra Danmark 1997. Nytt om runer 13, 1998, 4-11. 564 A. QUAK, Altfriesische und altenglische Runen. In: A. Bammesberger (Hrsg.), Old English Runes and their continental Background (Heidelberg 1991) 287 ff. 565 T. LOOIJENGA, Checklist Frisian Runic Inscriptions. In: T. Looijenga/A. Quak (Hrsg.), Frisian Runes and Neighbouring Traditions. Proc. First Int. Symp. at the Fries Museum, Leeuwarden, 26-29 January 1994 = Amsterdamer Beiträge zur Älteren Germanistik 45 (Amsterdam 1996) 91-108.

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gen aus Ferwerd (6./7. Jh.) als Besitzernamen deutbar zu sein. In Süddeutschland finden sich in der späten Merowingerzeit ausnahmslos unlesbare Graffiti auf Kämmen. Anzuführen ist der einreihige Kamm aus dem Pleidelsheimer Mädchengrab 228566, das in die Phase SD 10 gehört567. Ein ebenfalls einreihiger Kamm mit gut vergleichbaren Ritzungen liegt aus Grab 74 von Straubing vor568. Er war einem maturen Mann beigegeben worden und dürfte aufgrund seiner gewölbten Griffleiste in die Phase WU 11 gehören569. Einen strichlistenartigen Eindruck machen dagegen die Ritzungen auf einem Kamm des 7. Jahrhunderts aus West Stow, Suffolk570. Solche Ritzungen kommen also häufiger auf Kämmen vor. Dies spricht gegen ein zufälliges Zustandekommen der Oberderdinger Graffiti. Auch wenn hier keine echten Runen vorliegen sollten, ist es gut denkbar, dass die Motivation für solche Zeichen der Motivation des Runenritzens entsprach. Im ausgehenden 7. Jahrhundert waren Runen in Südwestdeutschland bereits außer Mode. Sie erscheinen in unserem Raum vor allem während der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts und sind in dieser relativ kurzen Phase eindeutig auf einen skandinavischen Impuls zurückzuführen571. In Einzelfällen treten Runen noch in der späten Merowingerzeit auf - wie etwa eine nur knapp zwei Millimeter große, mit dem bloßen Auge kaum erkennbare Inschrift auf der Kugelkopfhälfte einer Schleiernadel572

KOCH 2001, Taf. 88 B 10. Zur Datierung ebd. 350. 568 GEISLER 1998, 19 Taf. 18,2. 569 Hierzu zuletzt SIEGMUND 1998, 115 f., Typ Ger 3.12 (einreihiger, gebogener Kamm mit kräftig aufgewölbten Griffleisten. Allerdings geht aus der Straubinger Publikation nicht eindeutig hervor, ob die Griffleisten kräftig gewölbt sind oder nicht. 570 S. WEST (Ed.), West Stow. The Anglo-Saxon Village. East Anglian Archaeology Report 24 (Suffolk 1985) Fig. 49,3. 571 M. MARTIN, Die Runenfibel aus Bülach, Grab 249. Gedanken zur Verbreitung der Runendenkmäler bei den Westgermanen. In: K. Stüber/A. Zürcher (Hrsg.), Festschr. Walter Drack zu seinem 60. Geburtstag (Zürich 1977) 120 ff.; ders., Schrift aus dem Norden. Runen in der Alamannia - archäologisch betrachtet. In: Katalog Stuttgart 1997, 499-502. 572 Die Deutung als Anhänger eines Ohrrings ist nach F. Stein abzulehnen. Stellungnahme in K. DÜWEL, Runische und lateinische Epigraphik im süddeutschen Raum zur Merowingerzeit. In: Ders. (Hrsg.), Runische Schriftkultur in kontinental-skandinavischer und -angelsächsischer Wechselbeziehung. RGA Ergänzungsbd. 10 (Berlin/New York 1994) 228-308, Anm. 86. 566 567

aus Stetten an der Donau573. Sie scheinen in dieser Zeit an ausgesprochen verborgenen Stellen angebracht worden zu sein. Auch die Oberderdinger Ritzungen sind so filigran, dass sie leicht übersehen werden können. Ähnlich wie die späten Runen waren die Oberderdinger Graffiti nicht mehr allgemein auf den ersten Blick lesbar. Dies ist eines der deutlichsten Indizien dafür, dass Runen als Kommunikationsmittel in Süddeutschland gerade unüblich wurden. DATIERUNG: Kämme mit dreieckiger Endplatte vom Typ Wenigumstadt datieren in die WU-Phasen 11-12574. Das hohe Alter der Bestatteten und das Ausbleiben von Perlenschmuck macht dabei eine Grablegung bereits in der WU-Phase 12 wahrscheinlicher. Für eine sichere Datierung in diese Phase sind allerdings diese Kriterien zu vage.

Beigaben: 1. Messer, Eisen, L. 11,2 cm, B. 1,7 cm. 2. Eisenobjekt, t-förmig, ein Arm rundstabig, der andere mit rechteckigem Querschnitt. Maße: 2,0 x 1,6 cm. Kommentar: Ob es sich bei dem Eisenobjekt um einen fragmentierten sogenannten „Thorshammer“575 handelt, ist nicht sicher zu entscheiden. In Material, Form und Ausmaßen gut vergleichbar sind zwei Anhänger aus Warendorf in Westfalen576. Allerdings ist aufgrund des schlechten Erhaltungsgrades des Objektes wahrscheinlicher, dass es sich um ein Bruchstück einer Gürtelschnalle (Dorn mit symmetrisch angerosteten Bügelfragmenten) handelt. Von weiterführenden religionsgeschichtlichen Überlegungen wird deshalb Abstand genommen. DATIERUNG: Feinchronologisch lässt sich das Grab beim derzeitigen Forschungsstand nicht einordnen.

Grab 79 (Taf. 48)

Grab 80 (Taf. 47)

P. PIEPER, A new runic inscription from Stetten on the Danube, Germany. Nytt on Runer 5, 1990, 6 f.; M. WEIS/P. PIEPER/ P. KONIECZKA, Ein neuer Runenfund aus dem merowingerzeitlichen Gräberfeld von Stetten, Stadt Mühlheim a. D., Kreis Tuttlingen. Arch. Korrbl. 21, 1991, 309-316; P. PIEPER, Amelgund: Zur Runeninschrift aus dem Frauengrab 133 von Stetten a. d. Donau und zur Frage alamannischer „Runenmeisterinnen“. In: L. Peterson (Hrsg.), Personnamn i nordiska och andra germanska formspråk, NORNA-Rapporter 51 (Uppsala 1993) 81-84; K. DÜWEL, Runenkundige Frauen im Frühmittelalter. In: I. Bennewitz (Hrsg.), Lektüren der Differenz. Studien zur Mediävistik und Geschlechtergeschichte gewidmet Ingvild Birkhan (Frankfurt 2002) 23-35, bes. 29 ff. 574 STAUCH 2004, 196 Tab. 28.

C. GRÜNEWALD, Frühe Thorshammer-Anhänger aus Warendorf. In: E. Pohl (Hrsg.), Archäologisches Zellenwerk. Beiträge zur Kulturgeschichte in Europa und Asien. Festschr. H. Roth (Rahden 2001) 417-423. 576 Farbabb. bei C. GRÜNEWALD, Archäologie des frühen Mittelalters vom 5. bis zum 9. Jahrhundert in Westfalen – ein Überblick. Arch. in Ostwestfalen 9, 2005, 71-86 Abb. 12.

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 1: L. 2,5 m, B. 1,41,5 m, Verfüllung am S-Rand etwas heller, Spuren von Holz. Grabsohle ca. 10-15 cm unter Planum 1. Befund: Kammergrab mit einer etwas nördlich der Mittelachse gelegenen Bestattung. Schädel leicht nach rechts gerutscht und bis auf Spuren von Kleinsäugerverbiss gut erhalten, Arme eng am Körper, linker Unterarm unter dem Becken, Unterschenkel leicht nach rechts verschoben, Füße nach unten geklappt. Das Skelett wirkt vom Hüftbereich her leicht nach links gedreht, die Lage des rechten Unterarms deutet auf eine subrezente Störung hin. Fotodokumentation: Dia-Inventarnr. 403-873-875, 404-1. SW-Inventarnr. 4012,4013/24-27. Anthropologische Bestimmung: Weiblich, 60-72-jährig. Lage der Beigaben: Messer (1) mit der Spitze nach oben, diagonal zur Körperachse in Ellenbogenhöhe ca. 30 cm rechts von der Bestattung. Das t-förmige Eisenobjekt (2) lag ca. 10 cm vom Becken entfernt zwischen den Beinen.

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(NW)-SO Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 2: L. 2,5 m, B. 1,4 m, Grabsohle ca. 5-10 cm unter Planum 2. Befund: Kammergrab mit einer nördlich der Mittelachse gelegenen Bestattung. Die Schädelfragmente fanden sich noch in situ, darüber lagen Bruchstücke von Extremitäten und des Unterkiefers. Die Oberschenkel und Wadenbeine wurden zusammen mit den Rippen-, Wirbel- und Oberarmknochenfragmenten im Brustbereich angetroffen. Dort, wo ursprünglich das Becken lag, fand sich ein Schienbeinknochen. Die Füße lagen noch an ihrer ursprünglichen Stelle. Insgesamt waren die Knochenfragmente über die beiden Plana mit nach unten hin zunehmender Konzentration verstreut. Die östliche Grubenecke wurde während der Baggerprospektion bei der Ausgrabung zerstört. Die Bestattung war stark subrezent gestört. Diffuse, humose Verfärbungen deuten auf einen oder mehrere Raubschächte. Fotodokumentation: SW-Inventarnr. 4013,4014/2832. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 20-50-jährig, Körperhöhe 167 cm. Lage der Beigaben: Schnalle (8) rechts neben den Schädel- und Schulterknochen, Perlen (1-6) konzentriert links davon in der ehemaligen Schultergegend, der Kamm (7) lag auf Höhe von Planum 2.

575

119

Beigaben: 1.-6. Glasperlen, 1.,2. Tonnenf.-doppelkonisch, B. 11 mm, Dm. 10 mm, Fldm. 5-7 mm, rotbraun, glatte Oberfläche.; 3. Doppelkonisch, B. 13 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 5 mm, orange, mit starken weißen und rosa Einschlüssen, raue Oberfläche; 4. Tonnenf., B. 8 mm, Dm. 11 mm, Fldm. 5 mm, beige-orange, raue Oberfläche; 5. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 12 mm, Fldm. 7 mm, weiß, verschlungene S-Haken bläulichgrün, Punkte braunrot; 6. Tonnenf., B. 10 mm, Dm. 14 mm, Fldm. 4 mm, braunrot, ausgefallener transluzid lebhaftsmaragdgrüner Dekor, Augen dunkelultramarin auf schaumig-weiß. 7. Beinkammfragment, einreihig, eiserne Niete, kreisaugenverziert. Maße nicht mehr bestimmbar. 8. Schnalle, Eisen, maximaler Dm. 4,0 cm, Riemenb. 3,1 cm. DATIERUNG: Der einreihige Kamm mit endständiger Griffplatte lässt sich E. Stauchs Kammgruppe 7 zuordnen, die einheitlich in ihre WU-Phase 11 datiert577. Gedrückt tonnenförmige oder gedrückt doppelkonische Perlen aus orangefarbener, poröser, durch Schlieren verunreinigter Glasmasse und mit einem Fadenlochdurchmesser von über 5 mm sind der wichtigste Indikator für E. Stauchs Perlenkombinationsgruppe G, die typisch für die WU-Phase 11 ist578. Demnach datiert das Grab in die WU-Phase 11.

Grab 81 (Taf. 47) (NW)-SO Maße der Grabgrube: Auf Planum 1: L. noch 2,0 m, B. 0,9 m, Grabsohle ca. 5-10 cm unter Planum 1. Befund: Die Grubengrenzen verliefen auffällig unregelmäßig. Der Schädel war zerdrückt, die Oberarme lagen parallel zur Körperachse, die Unterarme dagegen zum Becken hin abgewinkelt, die Hände zwischen den Beinen. Die Unterschenkel fanden sich parallel in geringem Abstand voneinander. Der Fußbereich wurde durch die Baggerprospektion während der Grabung zerstört. Die verschobene Lage der rechten Elle und das weitgehende Fehlen von Rippen und Wirbeln deuten auf einen subrezenten Eingriff hin. Schließlich wurden Spuren von Holz vermerkt. Anthropologische Bestimmung: Fraglich männlich, 20-35-jährig, Körperhöhe 175 cm. Lage der Beigaben: Saxgriff (1) unmittelbar links des linken Unterarms parallel zur Körperachse, Klingenansatz zeigt nach unten, der Scheidenbeschlag (2, 4) und der Niet (3) über dem linken Knie und dem linken Unterschenkel.

Beigaben: 1. Griffangel eines Saxes, Eisen, mit Holzresten, 4 mm stark, L. noch 11,0 cm, B. 1,9 cm. 2. Scheidenbeschlag, Eisen, zur Hälfte erhalten, 2 mit tordiertem Bronzedraht gerahmte Eisenniete, ca. 1 mm stark, B. 0,5 cm, L. 6,4 cm. 3. Niet, Eisen, Kopfdm. 0,9 cm. 4. Fragment der anderen Hälfte des Scheidenbeschlages, L. noch 2,9 cm. KOMMENTAR: Auch in Peigen fand sich ein halber Breit- oder Langsax in einem ansonsten ungestörten Grab579. DATIERUNG: Saxsscheidenbeschläge der vorliegenden Form setzen in der jüngeren Merowingerzeit ein und werden noch bis F. Steins Phase B getragen580. Breite Kistengräber datiert E. Stauch in ihre WU-Phase 13581. Die Armhaltung ist dagegen charakteristisch für ihre WU-Phase 15582. Demnach dürfte das Grab zwischen den WU-Phase 13 und 15 angelegt worden sein.

Grab 82 (Taf. 46)

(NW)-SO Maße der Grabgrube: Von Planum 1 bis 2: L. 2,0 m, B. 0,7 m. Grabsohle ca. 5-10 cm unter Planum 2. Befund: Schmales Kistengrab. Gestreckte Rückenlage, die rechte Hand befand sich unter dem Becken, die Unterschenkel lagen eng aneinander. Es ist keine Störung erkennbar. Keine fotografische Dokumentation. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 24-30-jährig, Körperhöhe 169 cm. Keine frühmittelalterlichen Funde. DATIERUNG: Schmale Kistengräber sind charakteristisch für die WU-Phase 14583. Zur relativchronologischen Einordnung siehe das Kapitel Belegungsabfolge.

Grab 83 (Taf. 46)

(W)-O Befund: Die Bestattung befand sich bereits in der Pflugschicht und wurde durch Ackerarbeiten weit auseinandergetragen. Grabsohle nicht mehr erkennbar. Keine fotografische Dokumentation. Anthropologische Bestimmung: Männlich, 49-68-jährig, Körperhöhe 176 cm. Keine frühmittelalterlichen Funde. DATIERUNG: Chronologisch lässt sich das Grab nicht näher ansprechen.

579 V. FREEDEN 2006, 172 Abb. B1. 580 Zu den jüngeren Vorkommen KOCH

STAUCH 2004, 228 Abb. 97. 582 Ebd. 240 f. 583 STAUCH 2004, Abb. 97. 581

577 578

STAUCH 2004, 183 f. Ebd. 85 f.

120

1995, Code 8.

Lesefunde von der Grabungsfläche (Taf. 48)

1. Messer, Eisen, durchgehende Rille, L. noch 10,0 cm, B. 1,2 cm. 2. Messer, Eisen, leicht gebogener Rückenverlauf, Maße nicht mehr bestimmbar. 3. Sax, Eisen, L. 72,4 cm, Klingenl. 57,9 cm, Bmax. 4,6 cm, im Schneidenbereich bei der Restauration ergänzt. 4. Kugeliger Topf, ältere gelbtonige Drehscheibenware, flacher Boden, schwach ausgeprägter Lippenrand, drei Drehriefen auf der Schulter, stark mit grobkörnigem Sand gemagert, homogene Magerungsverteilung, körnige Oberflächenstruktur, gelb, am Fuß orange. Das Gefäß ist nur zur Hälfte, jedoch mit durchgehendem Profil erhalten. H. 13,5 cm, Randdm. 11 cm, maximaler Dm. 18 cm, Bodendm. 9 cm. DATIERUNG: Der Langsax und der kugelige Topf stammen aus Gräbern des 8. Jahrhunderts. Kugelige Töpfe der älteren gelbtonigen Drehscheibenware finden sich im nördlichen Oberrheingebiet häufiger in Gräbern des 8. Jahrhunderts: Gut vergleichbare Exemplare stammen aus Berghausen, Grab 21b584, oder aus Frankenthal-Eppstein, Grab 321585. Zumindest der Topf aus Eppstein ist - ähnlich wie in Oberderdingen - in Fragmenten ins Grab gelangt. Bereits Chr. Neuffer-Müller und H. Ament erkannten bei der Bearbeitung des Gräberfeldes von Rübenach, dass die sogenannte partielle Gefäßbeigabe ein Phänomen bei den spätesten Gräbern der Nekropole darstellte586. Gesammelt wurden Nachweise partieller Gefäßbeigaben von H. Losert587. Das Oberderdinger Gefäß kann trotz des weniger deutlich ausgeprägten Trichterrandes dem Typ Runder Berg zugeordnet werden588, was eine Datierung nicht vor der Mitte des 8. Jahrhunderts nahe legt.

4., 5. Bodenscherben, Bodendm. ca. 13 cm, Spuren der Brennunterlage, stark grob sandig gemagert, inhomogene Magerungsverteilung (außen weniger als innen), außen gräulich, innen gelb; 6. Bodenscherbe, Scherbeneigenschaften wie 1., 2., jedoch gemantelt, Bodendm. 12 cm; 7., 8. Bandhenkelfragmente, schwach, homogen fein sandig gemagert, glatte Oberflächenstruktur, hellgelb mit gelber Engobe; 9. Wandscherbe, rhombische Rollstempel, Scherbeneigenschaften wie 1.,2; 10. Randscherbe, an der Außenseite gekehlt, homogen sandig gemagert, glatte Oberfläche, schwarzgrau; 11. Rotbraun bemalte Wandscherbe, Warenzugehörigkeit nicht mehr erschließbar, stark, homogen, grob sandig gemagert, körnige Oberfläche, orangerot, Dm. ca. 14 cm; 12.-14. Jüngere Drehscheibenware, homogen, schwach, grob sandig und kalkhaltig gemagert, körnige Oberflächenstruktur; 12.,14. Grau, Randdm. 16,5 cm; 13. Rotorange, grauer Kern. Randdm. 15,5 cm.

Ausgewählte Lesefunde aus dem Siedlungsbereich (Taf. 49)

1.-9. Ältere gelbtonige Drehscheibenware, bei den Henkelfragmenten (7., 8.) Warenzugehörigkeit ungewiss; 1., 2. Randscherben, stark und homogen grob sandig gemagert, körnige, blasige Oberflächenstruktur, beige bis gelb, Spuren von Frosteinwirkungen und vom Kontakt mit Ackermaschinen; 1. Randdm. 13,5 cm; 2. Deckelfalz, Randdm. 13,5 cm; 3. Wandscherbe aus einer geraden Wand- oder Schulterzone, Ansatz zum Bauch noch vorhanden, Dm. ca. 16 cm; KOCH 1982, Taf. 29 D. Farbabb. bei Ch. ENGELS, Reihenweise Gräber aus Eppstein. Katalog Erkenbert-Museum Frankenthal (Frankenthal 2004) Abb. 24. 586 NEUFFER-MÜLLER/AMENT 1973, 137; 149f. 587 LOSERT 2003, Liste A 565. 588 Ein guter Vergleich findet sich etwa bei KASCHAU 1976, Taf. 22 Nr. 493. 584 585

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TAFELN

Tafel 1

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 1. 1-9 Glas, 10-12 Eisen; 1-9 M. 2:3, 10-12 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 2

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 2. 1, 3 Keramik, 2 Bein, 4-11 Glas, 12-13 Eisen; 1-2, 12-13 M. 1:2, 3 M. 1:3, 4-11 M. 2:3, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 3

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 3. Eisen; 9 M. 1:1, 10-30 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 4

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 3. 1, 2, 5-8 Eisen, 2-3 Bronze, 4 Bein; 1-2 M. 1:3, 2-3 M. 2:3, 4-8 M. 1:2.

Tafel 5

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 4. 1-43, 45-129 Glas, 44 Bernstein, 130 Bronze, 131 Bein; 1-130 M. 2:3, 131 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 6

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 9. 1-19 Glas, 20 Bein, 21-26 Eisen; 1-19 M. 2:3, 20-21, 24-26 M. 1:2, 23 M. 1:1, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 7

Grab 9

Grab 14

Grab 13

Grab 5

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 5, 9, 13 und 14. Grab 9: 22, 27 Keramik, 28 Zahn, 29, 30 Sandstein; 22 M. 1:3, 27-30 M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 8

Grab 11

Grab 10 Grab 12

Grab 19

Grab 18

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 10-12 und 18-19. Grab 18: 1 Eisen, M. 1:2. Grab 19: 1 Eisen; M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 9

Grab 15

Grab 16

Grab 17

Grab 28 Grab 25/26

Grab 27

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 15-17 und 25-28. Grab 28: 1 Eisen; M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 10

Grab 20 Grab 21

Grab 22

Grab 23

Grab 24

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 20-24. Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 11

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 29. 26-31 Eisen, 32-34 Bronze; 26 M. 1:5, 27-31 M. 1:2, 32-34 M. 2:3, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 12

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 29. M. 1:1.

Tafel 13

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 29. M. 1:1.

Tafel 14

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 29. 23-25, 35, 38, 40-46 Eisen, 36-37 Bronze, 39 Keramik; 23-25 M. 1:1, 35, 39 M. 1:3, 36-37 M. 2:3, 38, 40-46 M. 1:2.

Tafel 15

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 30. 1-7 Bernstein, 8 Bein, 9-107 Glas; M. 2:3, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 16

Grab 30

Grab 38

Grab 37

Grab 38

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 30 und 37-38. Grab 30: 108-109 Silber, 110 Eisen; 108, 109 M. 1:1, 110 M. 1:2. Grab 38: 1 Eisen; M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 17

9

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 31. Eisen; 1 M. 1:3, 3-5 M. 1:1, 2, 6-9 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 18

Grab 31

Grab 32 Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 31 und 32. 10 Bein, 11-15 Bronze, 16, 6 Keramik, 1-5 Eisen; 10, 16, 4-5 M. 1:2, 11-15 M. 2:3, 1-3 M. 1:1, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 19

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 33. 1-9 Bernstein, 10-97 Glas, 98-99 Bronze; M. 2:3, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 20

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 33. Eisen; M. 1:4.

Tafel 21

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 33. Eisen; 102-103 M. 1:4, 104-105 M. 1:2.

Tafel 22

32 34 35

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 35. 1-25 Glas, 26, 29 Gold, 27-28, 30 Bronze, 31, 33-35 Eisen, 32 Bein; 1-28, 30 M. 2:3, 29, 33 M. 1:1, 31-32, 34-35 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 23

28

28

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 36. 1-8 Bernstein, 9-23 Glas, 24, 27 Keramik, 25 Bronze, 26 Bein, 28 Eisen; 1-23, 25 M. 2:3, 24, 26, 28 M. 1:2, 27 M. 1:3, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 24

1

2

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 39. Eisen; 1 M. 1:1, 2-3 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 25

1

2

3

Grab 34

1

2

3

Grab 45 Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 34 und 45. Grab 34: 1 Bein, 2-3 Eisen; M. 1:2. Grab 45: Eisen; 1-2, 4 M. 1:2, 3 M. 1:5, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 26

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 41. 1-4 Bronze, 6-20, 22-23 Eisen, 21 Bein; 1-4 M. 2:3, 6-23 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 27

Grab 42 Grab 43

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 42 und 43. 1 Silber und Eisen, 2-3 Bronze, 4-11 Glas, 12 Eisen; 1-11 M. 2:3, 12 M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 28

Grab 40

Grab 48

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 40 und 48. Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 29

Grab 46

Grab 44

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 44 und 46. 1 Molluske, 2 Glas, 3, 6 Eisen, 4 Silber, 5 Bronze, 7-8 Bein; 1-5 M. 2:3, 6-8 M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 30

Grab 54

Grab 47

Grab 53

Grab 61 Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 47, 53-54 und 61. Grab 53, 54: Eisen; M. 1:2. Grab 61: 1-4 Glas, 5 Eisen; 1-4 M. 2:3, 5 M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 31

Grab 50

Grab 49

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 49 und 50. 1 Eisen; M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 32

1-6

15

7

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 52. 1 Bein, 2-6, 16 Bronze, 7, 9-15, 17 Eisen, 8 Glas; 1, 7, 9-15, 17 M. 1:2, 2-6, 8, 16 M. 2:3, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 33

Grab 55

Grab 56

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 55 und 56. Grab 55: 1-17 Glas, 18 Bronze, 19 Bein, 20-22 Eisen; 1-18 M. 2:3, 19-22 M. 1:2. Grab 56: 1 Bernstein, 2-18 Glas, 19 Bein, 20-25 Eisen; 1-18 M. 2:3, 20 M. 1:1, 19, 21-25 M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 34

Grab 57

Grab 58 Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 57 und 58. Grab 57: 1-10 Glas, 11-12 Eisen; 1-10 M. 2:3, 11-12 M. 1:2. Grab 58: 1-3 Bernstein, 4-23 Glas, 24-25 Eisen; 1-23 M. 2:3, 24-25 M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 35

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Befund der Gräber 59 und 60. Grabskizze M. 1:20.

Tafel 36

Grab 59

Grab 60

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 59 und 60. Grab 59: 1 Eisen, 2 Silber; M. 2:3. Grab 60: 1 Eisen; M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 37

11

12-13

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 62. 1 Bronze, 2-10 Glas, 11 Bein, 12-14 Eisen; 1-10 M. 2:3, 11-14 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 38

1

1

Grab 63

4

Grab 64

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 63 und 64. Grab 63: 1 Eisen; M. 1:2. Grab 64: 1 Eisen, 2-3 Bronze, 4 Bein; 1, 4 M. 1:2, 2-3 M. 2:3, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 39

1-4

Grab 67 5

Grab 65 Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 65 und 67. Grab 65: 1 Eisen; M. 1:2. Grab 67: 1-3 Glas, 4 Holz, 5-7 Eisen; 1-4 M. 2:3, 5-7 M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 40

1

1

Grab 68 Grab 76 Grab 75

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 68, 75 und 76. Grab 68: 1 Bein; M. 1:2. Grab 75: 1 Eisen; M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 41

Grab 69

Grab 70

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 69 und 70. Grab 69: 1-2 Eisen; M. 1:2. Grab 70: 1-2 Glas; M. 2:3, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 42

2

1

5

8-12

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 71. Eisen; 1, 5 M. 1:4, 2-3, 6-12 M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 43

8 5

9 6

16

15

11 12

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 72. 1 Bein, 2-3 Keramik, 4 Molluske, 5, 15 Bronze, 6-12, 16 Eisen; 1, 4-10, 16 M. 1:2, 2 M. 1:3, 11-12 M. 1:4, 15 M. 2:3, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 44

1

5

6-9

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 73. 1 Keramik, 4 Glas, 5-8 Eisen; 1-6, 8 M. 1:2, 7 M. 1:1, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 45

14

1-11 12

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 77. 1 Bernstein, 2-11 Glas, 12-13 Keramik, 14 Bein, 15 Eisen; 1-11 M. 2:3, 12, 14-15 M. 1:2, 12 M. 1:3, Grabzeichnung M. 1:20.

Tafel 46

Grab 82

Grab 78

Grab 83 Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 78, 82 und 83. 1 Bein, 2 Eisen; M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 47

Grab 80

Grab 81 Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Gräber 80 und 81. Grab 80: 1-6 Glas, 7 Bein, 8 Eisen; 1-6 M. 1:2, 7-8 M. 1:2. Grab 81: Eisen; M. 1:2, Grabzeichnungen M. 1:20.

Tafel 48

Grab 79 2 1

1

2

4

3

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Grab 79 und Streufunde von der Grabungsfläche. Grab 79: Eisen; M. 1:2, Grabzeichnung M. 1:20. Streufunde: 1-3 Eisen, 4 Keramik; 1-2 M. 1:2, 3 M. 1:4, 4 M. 1:3.

Tafel 49

Oberderdingen-”Strümpfeläcker”, Landkreis Karlsruhe, Lesefunde zur Siedlung. Keramik; M. 1:2.