Die Fabel “Vom Magen und den Gliedern” in der Weltliteratur: (Mit besonderer Berücksichtigung der romanischen Fabelliteratur) [Reprint 2020 ed.] 9783112325209, 9783112325193

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Die Fabel “Vom Magen und den Gliedern” in der Weltliteratur: (Mit besonderer Berücksichtigung der romanischen Fabelliteratur) [Reprint 2020 ed.]
 9783112325209, 9783112325193

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BEIHEFTE ZUR

ZEITSCHRIFT FÜR

R O M A N I S C H E PHILOLOGIE B E G R Ü N D E T V O N PROF. DR. G U S T A V GRÖBER t

FORTGEFÜHRT UND HERAUSGEGEBEN VON

DR. ALFONS HILKA PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN

LXXX.

HEFT

HEINRICH GOMBEL D I E F A B E L „VOM M A G E N U N D D E N G L I E D E R N " IN D E R W E L T L I T E R A T U R

M A X

N I E M E Y E R HALLE

V E R L A G

(SAALE)

1934

DIE FABEL „VOM MAGEN UND DEN GLIEDERN" IN DER WELTLITERATUR (MIT BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER ROMANISCHEN FABELLITERATUR)

VON

HEINRICH GOMBEL

MAX

NIEMEYER HALLE

VERLAG

(SAALE)

1934

Dem Andenken meines Vaters

Inhalt. Seite

I. Einleitung

i

II. Ursprung der Fabel „ V o m Magen und den Gliedern" und ihr Verhältnis zum Altertum und Mittelalter 1. Erste Fassungen und Analogien in den frühen östlichen Literaturen 2. Das Verhältnis der Fabel zur griechischen und römischen Literatur 3. Die Fabel in der mittelalterlichen Äsop- und PhädrusRomulus-Tradition (einschließlich sämtlicher Analogien) . . III. Die Fabel „ V o m Magen und den Gliedern" in der östlichen Äsop-Tradition

2 27 44 119

IV. Die Fabel „ V o m Magen und den Gliedern" und ihr Verhältnis zur Neuzeit 1. 2. 3. 4.

Die Die Die Die

Fabel Fabel Fabel Fabel

im im im im

16. 17. 18. 19.

Jahrhundert Jahrhundert Jahrhundert Jahrhundert und der neuesten Zeit . . .

V. Anhang VI. Literatur- und Quellenverzeichnis

124 139 156 166 174 195

I. Einleitung. Es gibt kaum ein Thema der gesamten Fabelliteratur, das eine so ungeheure Zahl von Bearbeitungen aufweisen kann wie das der Fabel „vom Magen und den Gliedern". Die Motive der Eintracht oder Zwietracht, der Wohlbedachtsamkeit oder des unüberlegten Handelns usw. führten alle Fabeldichter, die derartige Themen zum Gegenstand uns bekannter Fabeln machten, auf den Vergleich der wunderbaren Zusammenarbeit des körperlichen Organismus oder auf analoge Verhältnisse, die in reicher Anzahl vorhanden sind. Die vorliegende Abhandlung soll eine erschöpfende Untersuchung der Fabel selbst, wie auch der verschiedensten Moralanwendungen sein, die man aus ihr ableiten kann. Erschwerend für die Betrachtung der ältesten Fabelliteraturen wirkt sich die Unklarheit aus, die heute noch auf diesem Gebiete herrscht und die schliefslich in der Prioritätsfrage der griechischen oder indischen Fabelliteratur gipfelt. Bei einem Vergleich äsopischer Fabeln mit indischen findet man in vielen Fällen gewisse Ähnlichkeiten. Vor Alexander dem Grofsen haben die Griechen nur sehr wenig von den östlichen literarischen Erzeugnissen gewufst. Die vereinzelten Ausnahmen erklären sich durch orale Fortpflanzung. Erst Alexanders Feldzug stellte die rechte Beziehung mit Indien her. Verwunderlich ist es nun, dafs auch jetzt literarische Entlehnungen aus der indischen Literatur seitens der Griechen nicht stattgefunden haben. Umgekehrt aber haben die Brahmanen und Buddhisten viel von den Siegern übernommen. Doch auch schon in voralexandrinischer Zeit müssen den Indern gewisse Elemente durch orale Tradition zugeführt worden sein. Was die Fabelliteratur angeht, so sind viele ihrer Stoffe als urwüchsig zu betrachten. Diese Meinung folgt derjenigen B e n f e y s 1 und L é v ê q u e s , * die beide diesen Mittelweg einschlagen. Allerdings gibt es auch Verfechter der absoluten Priorität Indiens oder Griechenlands. Für erstere traten W a g n e r * und K e l l e r 4 ein; später auch vor allem 1 Th. Benfey, Pantschatantra, Fünf Bücher indischer Fabeln usw. Leipzig 1859. * W. Lévêque, Les fables ésopiques de Babrios. Paris 1890. • A. Wagner, Essai sur les rapports qui existent entre les apologues de l'Inde et les apologues de Grèce. Bruxelles 1854. 4 O. Keller, Untersuchungen über die Geschichte der griechischen Fabeln. Jahrb. f. klass. Phil., Suppl. IV, f. 3. I Beiheft tue Zeltschr. f. rom. Phil. L X X X .

2 R i b e z z o 1 ; die griechische Priorität suchten vor allem C r u s i u s ' und H a u s r a t h * zu beweisen. Wenn auch eine endgültige Lösung dieses Problems vorläufig nicht gefunden werden kann — dafür liegen die Verhältnisse heute noch zu sehr im Dunkeln — , so erscheint mir die Theorie, die ein originalindisches und griechisches Element zuläist, am einleuchtendsten. Die Prioritätsfrage der Fabeln muß von Fall zu Fall entschieden werden, damit dann später an Hand des Gesamtbildes der Einzeluntersuchungen ein befriedigendes Urteil erzielt werden kann. Nicht zuletzt soll auch die vorliegende Arbeit dazu beitragen, die Untersuchungen in diesem Sinne einen bescheidenen Schritt weiterzuführen. Vorliegende Arbeit wurde angeregt von Herrn Prof. Dr. Zenker und bekam eine gewisse Form durch die von mir aufgefundenen alten Drucke der Pariser Nationalbibliothek, die hier als Neudrucke erscheinen. Gegenüber der ungeheuren Fülle des Materials war es für den Verfasser oft schwierig, die richtige Auswahl in der Behandlung des Themas zu treffen. Zur Vermeidung allzu grofser Weitschweifigkeit mufsten einige Kapitel, wie z. B. eine Untersuchung der Staatswissenschaften des Altertums und Mittelalters im Hinblick auf den zu behandelnden Apolog unberücksichtigt bleiben. Den Herrn Univ.-Prof. Dr. F. Cohen, Paris, A. Hilka, Göttingen, L. Weisgerber und F. Schalk, Rostock, sowie der Verwaltung der Bibliothèque Nationale, Paris, bin ich für ihr freundliches Entgegenkommen zur Förderung des Werkchens zu grofsem Dank verpflichtet. Aufserdem danke ich den Herren Prof. Dr. A. Hilka und Dr. F. Schalk für ihre Mühe bei der Überwachung des Druckes, der von dem Verlage Max Niemeyer und dem Leiter dieser Beihefte übernommen wurde. Dieser steuerte auch inhaltlich vieles aus seiner reichen Erfahrung bei. 1 F. Ribezzo, Nuovi studi sulla origine e la propagazione delle favole indo-elleniche. Napoli 1901. ' O. Crusius, Proleg. zu Babrii fabulae Aesopicae. Leipzig 1897. ' A. Haasrath, Artikel „Fabel" in Pauly Wissowas Realencykl. d. klass. Altertumswissensch., Stuttgart 1909, Bd. 6, S. 1704—36.

II. Ursprung der Fabel vom „Magen und den Gliedern" und ihr Verhältnis zum Altertum und Mittelalter. i . Erste Fassungen und Analogien in den früheren Östlichen Literaturen. Der Ursprung der Fabel vom Magen und den Gliedern ist unbekannt. Die vorhandene früheste Fassung lälst darauf schliefsen, dais sie lange vor Äsop den Mittelmeervölkern geläufig war. Diese wichtige Version entstammt der 20. ägyptischen Dynastie (1168 bis 1085 v. Chr.) ; sie wurde vielleicht unter Ramses IV. verfafst, dem letzten König dieser Epoche, und von dem französischen Ägyptologen M a s p e r o 1 entdeckt und veröffentlicht. Das Manuskript ist fragmentarisch und führt als Titel: Der Prozefs des Bauches mit dem Kopf. Es besteht aus zwei dünnen Brettchen, 8 die mit kleinen Schnallen (Knochen) zusammengehalten werden. Aus technischen Gründen (Hieroglyphenschrift 1) begnügen wir uns mit einer Aufzeichnung in französischer Sprache: (Maspero I, 1, 3. facs. p. 260») Procès du Ventre et de la Tête, — où sont publiés les plaidoyers faits par devant les Juges suprêmes, — tandis que leur président veillait à ce qu'on démasquât le mensonger, — son œil ne cessait de pleurer. — Accomplis les rites exigés — pour le dieu qui déteste les iniquités, — après que le Ventre eut dit sa plainte, — la Tête prit la parole longuement: „C'est moi, moi, la maîtresse poutre de la maison entière — d'où les poutres "partent et qui couple les poutres — tous les membres (ergänze: s'appuient) sur moi et sont en joie. — Mon front est joyeux, — mes membres sont vigoureux, — le cou se tient ferme sous la tête, — mon œil voit loin, — la narine se gonfle et aspire l'air, — l'oreille s'ouvre et entend, — la bouche émet les sons et cause, — les deux bras sont vigouMaspero, Etudes égyptiennes. Paris 1883. * Größe 35 X93, je acht beschriebene Linien. • Der Text war interpunktiert, doch hat sich die Farbe der Tinte mit der des Holzes (rot) verbunden. So sind die Punkte nicht mehr sichtbar, wie auch sonst manches unleserlich erscheint. 1

4

reux — et font si bien que l'homme arrive à la considération, — marche le front levé, — regarde en face les grands comme les petits . . . (Lücke) . . . C'est moi qui suis leur reine, — c'est moi, la tête de mes compagnes, qui ferai un très mauvais parti — à qui a tenu ce langage, — n'est-il pas faux ? — Qu'on m'appelle la tête! — C'est moi qui fais vivre . . . (Lücke) . . . " Die Fortsetzung fehlt. Doch besteht kein Zweifel, dais es sich um eine Version der Fabel vom Magen und den Gliedern handelt. Der Stoff ist zum Gegenstand einer Gerichtsverhandlung gemacht worden. In eigener Person verfechten die Parteien ihre Angelegenheit. Der Bauch ist Kläger, anscheinend weil der Kopf, der in der äsopischen Tradition durch die Glieder ersetzt wird, so wie es diese Tradition andeutet, die Nahrungszufuhr verweigert hat. In dem Fragment ist nur die Verteidigungsrede des Angeklagten überliefert. Aufser der Tatsache seiner Existenz ist dieses Denkmal auch sonst noch von Wichtigkeit, da es zum ersten Male einige Formalitäten zu erkennen gibt, wie sie an einem altägyptischen Gerichtshofe gepflegt wurden: Die Richter sind vereint. Der Kläger bringt die Anklage vor. Der Präsident folgt den Debatten und vergiefst andauernd Tränen, anscheinend über die pathetischen Reden, die er anhören mufs. Es ist bedauerlich, dafs der Ausgang fehlt. Gegenüber den griechischen Fabeln steht die ägyptische Version isoliert da. Eine Bekanntschaft der Griechen mit diesem Apolog läfst sich nicht nachweisen. Sicher ist jedoch anzunehmen, dafs von ihr ein Prototyp bestanden hat, da man bei der vorliegenden dramatischen Behandlung wohl eine einfachere Form voraussetzen darf. Genau so verhält es sich mit einer allerdings bedeutend jüngeren indischen Bearbeitung im Mahäbhärata X I V V. i652ff. Hier wird eine genaue psychologische Unterscheidung der Aufgaben und der Eigenschaften eines jeden Sinnes des Körpers gegeben1: . . . Während also alle Sinne sich als unabhängig und selbstherrlich betrachten, erhebt sich der Lebensgeist (manas) und sagt, dafs ohne ihn kein einziger Sinn seine Funktion erfüllen kann; aus diesem Grunde könne er sich als „pravaram sarvabhütanam sanatanam" ausrufen lassen. Die Sinne antworten, dais er nicht mehr funktionieren würde, wenn er weder Nahrung, noch den Beitrag eines jeden von ihnen erhalten würde, nämlich vom Auge das Sehen, vom Ohr die Wahrnehmung der Töne, von der Zunge den Geschmack, von der Nase die Gerüche, und vom Gefühl die Wahrnehmung der Körper. Der „manas" möge versuchen, dem einzelnen Sinn willkürlich Befehle zu erteilen, z. B. dem Gehör die Farben 1 Übersetzung aus dem Italienischen des Ribezzo, S. 184. auch A. Weber, Indische Studien III, S. 369.

Vgl.

5 oder dem Gesicht die Töne wahrzunehmen, und er werde sehen, dais er in nichts Erfolg haben würde, denn es sei doch bekannt, dais, wenn einer von den Sinnen behindert sei oder nicht mehr funktionieren wolle, auch er dadurch einen schweren Schaden erführe. Andererseits leugnen die Sinne nicht, dais ebenso wie man ohne sie keine Wahrnehmungen der einzelnen Eigentümlichkeiten oder Qualitäten, man ohne den manas nicht die Empfindung des Schmerzes (tapas) und der Lust (praharshas) haben würde. Wenn also die Funktion des einen die notwendigen Bedingungen der Funktion des anderen und umgekehrt ist, bedarf jeder der beiden Teile der Unterstützung des anderen. 1 Um diese Version genügend bewerten zu können, stelle ich die griechische Standardfassung derselben Fabel daneben. Eine eingehende Untersuchung der letzteren soll einem anderen Kapitel vorbehalten bleiben. Sie dient hier nur dazu, die Unterschiede der indischen und der griechischen Fassung aufs beste erkennen zu lassen (Halm, Nr. 197): KoiXía y.al Tióóeg. KoiXía nal TCOÖEQ negí övvd/ieojg ijgiCov. Tlag' ixaaxa dé TÖ>V noöwv Aeydvrcov, ort Tiqoéyovai TÍ¡ ioyi'i xoaomov, OJOTE nal AVTTJV TT¡V yaazéga ßaoTaCeiv, éy.EÍvr¡ ánexgívaTo. ,, nwg, & xdXaiva, x°>Qk öfipdxaiv ¿¡[läg f j Qivög ä£Big, olg ixaaxa rä>v £(pcov xä noQSvxä ßaivei ndvxa 7108a Schon vorher von Guilelmus Gudanus herausgegeben; s. unten.

54

De membris et ventre. 1 Pes et manus ventrem olim incusarunt, quod ab ocioso eo lucra ipsorum vorarentur. Jubeat aut laboret, aut ali ne petat. Supplicai ille semel, et iterum. Negant tarnen manus alimentum. Exhausto inedia ventre ubi coepere omnes artus deiicere, tum manus voluit tandem officiosa esse, verum id sero. Nam venter desuetudine debilis, cibum repulit. Ita cuncti artus dum ventri invident, cum ventre pereunte pereunt. Morale : Perinde atque in membrorum societate est, ita habet se societas humana, membrum eget membro, amicus eget amico. Quare mutuis operis, et mutuis officiis utendum est. Neque divitiae neque dignitatum apices hominem satis tuentur. Unicum et summum praesidium, complurium amicitia est.* Die poetische Version des G u a l t e r i u s A n g l i c u s erreicht ihre höchste und künstlerischste Entfaltung in einer deutschen Vulgärrezension aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts: Der Edelstein des U l r i c h Boner. 8 Die Sammlung enthält 100 Fabeln und wurde im Jahre 1461 zu Bamberg bald nach Erfindung der Buchdruckerkunst als erstes deutsches Buch gedruckt, ein Beweis, welcher Beliebtheit sie sich erfreute. Weitere Drucke erschienen erst im 18. Jahrhundert, so die Ausgabe des Cod. membranacaeus der schweizer Dichter B o d m e r und B r e i t i n g e r . 4 Von den übrigen Ausgaben soll nur noch die von L e s s i n g erwähnt werden, der bereits nachwies, dais von den 100 Fabeln 52 aus dem Anonymus Neveletus stammen. Der Würdigung der Fabel: Von dem Magen, den Henden und Vuezen, soll diese selbst vorangehen: Fabel Nr. 60: Von Nide und v o n Hazze. Eis mäls huop sich ein gröziu klage under vriunden, als ich iu sage, die vüeze klagten kummer gróz, di hende erbeitens verdróz, si klagten alle Af den bùch, und sprächen, er waer ein rechter fl&ch, und waer ein müezigaere; doch würd er selben laere, er wölt sin alweg spise vol. und müezig sin, daz taet im wol: 1

Rob. Stephani, Aesopis Phrygis vita et fabulae (nicht numeriert). * Näheres Aber die Moral s. Hekatömythium Abstemii. ' Ulrich Boner, Der Edelstein. Ed. Franz Pfeiffer. Leipzig 1844. In Dichtungen d. deutsch. Mundart, Bd. 4. 4 Fabeln aus den Zeiten der Minnesinger. Zürich 1757. Den Herausgebern diente zum Vergleich ein zweiter jüngerer Codex der Züricher Stadtbibliothek, dessen Alter folgendermafsen angezeigt ist: Explicit rigmatice nec non prosayce scriptum per me Volcricum Buolman, anno domini Millesimo quadringentesimo vicesimo quarto etc.

55 waz die vüez möchtin erloufen, und die hende gekoufen. (ez waere denn krumb oder siecht), daz kaem im allez sament recht. si sprächen zim: „ez mag nicht sinl du muost ouch mit uns lîden pin, unde muost ouch erbeit hân als wir, wiltu mit uns gestân." waz soi ich iu nu sagen mê? dem buch was angest unde wê. si wolten im nicht sptse geben, daz er behalten möcht daz leben, noch hende noch die vüeze. daz was im gar unsüeze. wie vil er doch mit vlîze bat, daz er von splse würde sat, des êret in noch vuoz noch hant. des wart der mage siech zehant, er verlor sin hitz und sîn natûr. daz wart den henden gar ze sûr und ouch den vüezen (daz was wol!) der lîp wart siechtages vol, von krankheit beslöz sich der munt, die hende brächen hin zestunt, die vüeze mochten nicht mê gân. enkeine spîs mocht er enphân; sus wurden hende und vüeze tôt mit schulden von des magens nôt. haetin si im spîse geben, si haetin wol behebt ir leben. Ein vriunt bedarf sîs vriundes wol; sin vriunt nieman hazzen soi. nît tuot niemanne herzeleit, denn dem selben, der in treit. wer nicht dem anderen wil vertragen dur sînen nutz, wem wil er klagen, üb er dar umbe kunt in nôt. und lit mit sînen vriunden tôt, als hie den henden ist beschehen! daz ist vil woll des muoz ich jehen. — Im Codex membranaceus, dessen Text sich auch sprachlich von dem hier aufgeführten unterscheidet 1 , schliefst die Fabel mit dem Epimythion der Vorlage: Nemo sibi satis est, eget omnis amicus amico. Si non vis aliis parcere, parce tibi. 1

Schwäbischer Dialekt.

56 Die Sprache, in der die Bonerschen Fabeln geschrieben sind, ist ein altschweizer Dialekt. Einer Beurteilung unserer Fabel will ich das glänzende Urteil vorausschicken, das G e r v i n u s 1 für den Schweizer Dichter abgegeben hat: „Dieses Buch ist die einzig erfreuliche Erscheinung in der ganzen Periode. Es herrscht hier in der Lehre, die auch dem B o n e r in der Fabel die Hauptsache ist, eine Sicherheit, eine Präzision, eine Bestimmtheit, Klarheit und einleuchtende Überzeugung, die in dieser Zeit unvergleichlich ist." Auch das obige Beispiel zeigt die Wahrheit dieser Worte. B o n e r hat das Wesen der Fabel in seiner tiefsten Bedeutung erkannt. Durch die phantasievolle Ausschmückung und die naive und anschauliche Erzählungsweise hat er ein kleines volkstümliches Kunstwerk geschaffen, das nicht nur, wie so manche Fabelsammlung, für seine Zeit Gültigkeit hat, sondern ihren soliden und moralischen Wert nicht verlieren wird. Wie meisterhaft verwandelt z. B. der Dichter die dürftige und kurze Nutzanwendung seiner Vorlage zu einem schlichten, aber warmherzigen echt deutschen Lob auf die Freundschaft 1 Fast zu gleicher Zeit wie G u a l t e r u s verfafste sein Landsmann A l e x a n d e r Neckam* eine ähnliche Sammlung, die ebenfalls in den Romulus-Kreis eingereiht werden mufs. In seinem „Novus Aesopus" findet sich die Fabel De Ventre et Membris als Nr. 37.' Inuidie quondam nimio stimulata furore* Nolebant uentrem8 pascere membra suum. Dicebant: Nos te gerimus blandeque fouemus, Ungimus, abluimus, ut dominum colimus. Atque uoranda damus nostro* quesita labore Que mare, que tellus, que leuis aër habet.' Mane satur, mediaque die persepe repletus, Uespere tantundem poscis habere tibi.8 Quis tante conferre gule tot tantaque posset Fercula? Tu recipis omnia, nilque facis. Jam seruire pudet tibi nos tarn* desidioso: Escas ipse tibi quere labore tuo. Uenter ad hec: Sicut dominum me nolo colatis; Sed sicut fidum pascite me famulum. 1

Geschichte der deutschen Nationalliteratur II, 159. * Geb. 1157 zu Saint Alban in Hertfordshire, gest. 1217 in Kemsey. * 1. Ausgabe von Edelestand du Méril, Poésies inédites du MoyenAge. Paris 1854. Ein anderes Manuskript bei Hervieux II, S. 392—416: Alex. Nequam, Nov. Aesop. ex gall. nat. bibl. cod. 8471. 4 Ich habe sämtliche von du Méril und Hervieux herausgegebene Texte verglichen und mich darauf beschränkt, die wichtigsten Unregelmäfsigkeiten anzugeben. 4 In einem anderen Manuskript: dolore. 5 dominum. • snmmo. ' lenis aer habet. * vieil, cibi. • jam nos tibi desidioso.

37 Quod confert dominis coquus, hoc ego confero uobis1, Tradita qui vobis reddere cocta queam. Vos quoniam vestrosque oculos1 offendere vito, Semper in occulto fercula uestra paro. Quidquid confertis mihi, me retinere putatis. E t deses uideor officiosus ego. Ergo meum jecorisque mei narrabo laborem, Ut quam sim uobis utilis edoceam. Imprimis omnemque cibum potumque* receptum Decoquo; succus fit lacteus inde4 prius. Illius modica5 tantum pinguedine pascor, Dans intestinis omne quod est reliquum. Per quasdam uenas jecur ad se mox trahit omne. Quod mage sincerum pingueque succus habet. Hunc in sanguinem vertens recreando calorem, Vestram cuique suam confero particulam.' Unaquaque die, tali sudando labore, Uobis cuncta damus, et 7 modicum capimus; Horum ni fuerint jecur intestinaque testes, Protinus ut furti torquear ipse reus. Plurima nostrorum modo pretermitto8 laborum Que uobis alio tempore discutiam, Nec dicam morbos uiginti quinque dolorum Qui me, dum capio, plusue minusue trahunt.* Pro cunctis istis reddatur gratia nobis10 Pristina; quam uobis confero detis opem. Uerba sui ventris spreuerunt11 Membra precantis, Tradere consuetos nec voluere cibos. Post paucos cepere dies languescere Membra, E t naturalem perdere uim propriam. Percepta causa, tandem liuore remoto, Uentri mox solitos membra dedere cibos; Quo confortato, proprium sensere vigorem. Omnia cum domino letificata suo. Sic qui contempnit dantem sibi commoda vite, Admonitu dampni12 rursus obedit ei. i a totus. • vos enim vestros oculos. 5 modicum. * ille. » omnem potumque uiuumque. 7 permodicum. ' vestram tuncque suam particulam tribuit. 10 uobis. 11 spernere. • preteriendo. • ferunt. 1 1 admonitu digno. Lies: ad monitum damno. Dazu ist noch zu bemerken, daß in dem Hervieux-Text alle diesbezüglichen ae = e gedruckt sind, bei du Méril geschieht in diesen Fällen das Gegenteil. I I Die modernste Ausgabe befindet sich in dem oftmals erwähnten Recueil Général des Isopets von J . Bast in. Leider sind hier nicht alle Abweichungen der zur Verfügung stehenden Manuskripte aufgezeichnet worden. I

5» Einzelne Wortanklänge und besonders die Nutzanwendung lassen darauf schliefsen, dais eine Version nach dem Codex Oxoniensis in weitem Umfange als Vorlage gedient hat. Die breit erzählende Ausführung und die Einführung von Einzelheiten entspringt wohl der selbständigen Arbeit des Dichters. Bemerkenswert ist, dais er gegenüber seiner Vorlage die streitenden Parteien Frieden schliefsen läfst. Der Gesamtorganismus kommt also nicht um, sondern existiert nach diesem unangenehmen Abenteuer weiter. Im Vergleich zu G u a l t e r i u s sind die Verse N e c k a m s von gröfserer Schönheit und Genauigkeit. Dennoch hatte er längst nicht einen solchen Erfolg und eine so grofse Popularität zu verzeichnen wie sein Vorgänger. Eine weitere poetische Bearbeitung von Romulus-Fabeln aus dem 14. Jahrhundert entdeckte H e r v i e u x . 1 Für sie läfst sich der Romulus Nilantii als sichere Quelle konstatieren. Das Thema der Fabel vom Magen und den Gliedern ist ebenfalls behandelt: II, 18: De Stomacho ocioso: Fysice sciencia satis protestatur, Quod sine cibario nullum sustentatur Mundo ingens animo, quia uegetatur Per uictum sanguis, anime quo uita locatur. Ocioso Stomacho, nuper indignati Erant Manus et Pedes, negare parati Cibos Uentri solitos; ociositati Nam totus tribuit, nulli datus utilitati. Demum cum se Stomachus sentit ieiunare, Cibum supplex postulat. At illi negare Instant. Qui deficiens cepit egrotare, Omnia membra simul acri morbo cruciare. Tandem membra Stomacho cibos porrexerunt; Sumere non ualuit, hoc obstupuerunt. Hic ieiunus interit; illa defecerunt: Dum Uentrem macerant, pariter cum Uentre ruerunt. Hic monet non spernere nostros adiutores, Quamuis impotentes sint et nos forciores; Nam potest contingere, quod utiliores Hi sunt quandoque, quod credimus esse minores. Gegenüber der schon behandelten Vorlage bietet der Inhalt nichts Neues. Sehr merkwürdig ist das Versmafs. Die Version ist in fünf Strophen eingeteilt. Die drei ersten Verse einer Strophe sind 1 Ex Romulo Nilantii Ortae Fabulae Rhythmicae. See. Musei Brit. cod. ms. lat. 11619 cum Cantabrigensis Corporis Christi coli. cod. r. 177 variis lectionibus in lucem prolatae = Hervieux II, 715—57.

59 13-SiIbner, ihnen folgt als vierter Vers ein Hexameter. Alle vier Verse reimen untereinander. Eine weitere dichterische Version aus dem Romulus-Kreis hier aufzuzeichnen, die ebenfalls von H e r v i e u x herausgegeben wurde, halte ich für überflüssig. 1 Sie geht ebenfalls auf den Romulus Nilantii zurück. Der Text — in Hexametern abgefafst, — ist verhältnismäfsig umfangreich und hat in der Behandlung des Stoffes viel Ähnlichkeit mit der Version des Neckam. Eine natürliche Fortsetzung findet die griechische und lateinische Tradition in den Vulgärrezensionen des Mittelalters. Die älteste uns überlieferte europäische Fabelsammlung, die in einer anderen Sprache als lateinisch oder griechisch geschrieben ist, stellt der Esope der M a r i e de F r a n c e dar. 2 E r ist am Ende des 12. Jahrhunderts verfaist ( W a r n k e C X V I I ) und geht, wie die Autorin selbst bemerkt, auf eine englische Sammlung eines gewissen Alfredus zurück, die leider heute als verloren gelten mufs. Die Quelle der ersten 40 Fabeln, zu denen auch die unsrige gehört, ist nach den Untersuchungen E d u a r d M a i l s * ebenfalls der Romulus Nilantii. Von den Fabeln der M a r i e de F r a n c e sind 23 Handschriften* bekannt. Ihre Zahl ist ein Zeugnis für ihre Verbreitung im 13. bis 15. Jahrhundert und ein Grund für die Veränderungen, die die einzelnen Fabeln in den verschiedenen Auflagen erfahren haben. Wie wir bei unserer Fabel sehen werden, sind die Abweichungen, die in den Anmerkungen angegeben werden, geringfügiger Art. Der nachfolgende Text ist der kritischen Ausgabe von W a r n k e 5 entnommen: De Ventre et membris. 6 D'un hume vueil ici cunter 1

H e r v i e u x II, S. 653—713: E x Romulo Nüantii ortae fabulae metricae, sec. Bibl. Bodlei. Cod. m . Nr. 33: Nemo suos spernat reddens non dona referta (unsere Fabel). * Marie hat die Fabeln ins Französische übersetzt auf Bitten des cunte Willame. R o b e r t sieht darin GuUlaume d'Ypre aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Warnke (Bibl. Nor. 6, CXVIII) identifiziert ihn mit Wühelm Langschwert (1150 — 1226), hier konform mit de la Rue, G. Paris und vielen andern. E. W i n k l e r (Franz. Dicht, d. Mittelalters II. Kais. Akad.d. Wissenschaften, Wien[i9i8] Bd. 188,3) dagegen versucht Marie de France mitMarie deChampagne zu identifizieren. Eine Zusammenstellung sämtlicher Meinungen Aber die Persönlichkeit Maries gibt E. N a g e l , Marie de France als dichterische Persönlichkeit. R. F. (1930) XLIV, 1 (p. 4— 12). * Zu der mittelalterlichen Fabelliteratur, in Zeitschr. f. roman. Philol. IX, (161 ff). 4 Die vollständigste im Britischen Museum aus dem 13. Jahrhundert, (Harl. 978) und in der Bibl. Nationale Paris aus dem 14. Jahrhundert. (Ms .1593).

1 Die Fabeln der Marie de France, Halle 1898 in Bibl. norman. Nr. VI. I. Ausgabe lieferte B. de R o q u e f o r t , Poésies de Marie de France. Vol. 2. Paris 1826. * Bei Warnke Nr. 27, S. 91.

6o e par essample remembrer (de ses meins cunte e de ses piez e de sun chief), ki ert iriez vers sun ventre, que il porta, pur le guaain que il guasta. Dune ne voldrent mes travaillier, si li tolirent le mangier. Mes quant li ventres jeûna, hastivement afeblia e meins e piez qu'il ne poeient si travaillier cum il suleient. Quant la grant fiebleté sentirent, mangier e beivre al ventre offrirent, mes trop l'orent fet jeûner, si que il ne pot rien guster. Li ventres revet a nient e meins e pié t u t ensement. Cest essample puet hum veeir, cbescuns frans huem le deit saveir: nuls ne puet mie aveir honur, Ki bunte fet a sun seignur, ne li sire t u t ensement, pur qu'il vueille hunir sa gent; se li uns a l'altre est failliz, ambur en ierent mal bailliz. Im Vergleich zu den Romulus-Versionen ist bei vorstehender Bearbeitung die persönliche Note und die durchaus selbständige Darstellung der Dichterin auffällig. In der klaren und schlichten Ausdrucksweise fühlt man das Bestreben, dem Leser, in diesem Falle dem Nichtgelehrten, die Fabel mundgerecht zu machen. Der Inhalt wird im grofsen und ganzen der Vorlage gemäis behandelt. Wesentlich ist, dafs die Bemerkung des Romulus Nilantii : Venter per multos dies cotidie clamabat dari sibi eibum, priusquam deficeret, nicht berücksichtigt worden ist. Freier als der erzählende Inhalt der Vorlage gegenübersteht, bewegt sich die Behandlung der Moralanwendung. Das für die Phädrus-Abkömmlinge so charakteristische Promythion ist vollständig gestrichen. Die am Schlufs stehende Moral erweitert den Gedanken, wie er in aller Kürze in Romulus Nilantii ausgesprochen wird. Die abstrakte und kahle Lehre des letzteren formt Marie zu einer in herzlichem Ton gehaltenen subjektiven Moral um. In der liebenswürdigsten Weise mahnt sie die Untertanen, ihrem Herrn keinen Ärger zu bereiten, denn Zwietracht liefe für beide Teile schlecht aus. Der Esope der M a r i e d e F r a n c e hat verschiedene Obersetzungen und Bearbeitungen erfahren. W a r n k e hat fünf von ihnen mit Sicher-

6i heit identifizieren1 können. Bemerkenswert ist unter ihnen die Version (lat. Prosa) im Promptuarium Exemplorum (Warnke, p. L X V I ) : Der Schluls dieser Fabel erinnert an die Bearbeitungen im Oxoniensis und bei A l e x a n d e r N e c k a m . Für die gesamte Fabel läist sich allerdings eine direkte Verwandtschaft mit ihnen nicht nachweisen, so dafs also die Ansicht Warnkes, dais es sich um eine direkte Rezension aus dem Esope der M a r i e de F r a n c e handelt, nicht widerlegt werden kann. Gegenüber der lateinischen Vorlage hatte Marie scheinbar die Absicht gehabt, den Streit der Glieder mit dem Bauch, der bisher als ein Streit zwischen zwei Parteien behandelt worden war, wirklich mit einem menschlichen Körper zu verbinden. Nach dem für diesen Entschluis zu deutenden Anfang: „D'un Hume voil ici mustrer" ist aber dieser Gedanke wieder fallen gelassen worden. Denn am Ende wird nicht das Sterben des Menschen erwähnt, sondern es heilst: „Ii ventres revet a nient etc." Der Redaktor des Promptuarium Exemplorum dagegen hat den Streit der Glieder mit dem Magen als eine organische Störung innerhalb eines Menschen (rusticus!) konsequent durchgeführt. Der Mensch ist also gewissermaisen der in Mitleidenschaft gezogene Zuschauer. Dieses Streben nach einer realistischeren und wahrscheinlicheren Behandlung des Fabelstoffes kommt am besten in einigen später anzuführenden dramatischen Bearbeitungen zum Ausdruck. Aus dem gleichen Gedanken können auch nur die gesamten Illustrationen zu unserer Fabel im Mittelalter und Neuzeit entstanden sein, die ohne Ausnahme einen nackten, erschöpften Menschen darstellen. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts sind zwei weitere altfranzösische Fabelsammlungen entstanden: Ysopet I a oder Ysopet-Avionnet s und Ysopet II.* Sie stellen ebenfalls eine vulgäre RomulusBearbeitung dar, der im ersteren Falle 18 Originalfabeln des Avianus beigefügt sind. B. Herlet* ist in seinen Studien (Ro. Forsch. IV, 222) über die Ysopets wegen gewisser Übereinstimmungen mit dem Esope der Marie de F r a n c e der Überzeugung, dafs für sie die letztere Sammlung von Einflufs gewesen sei. Warnke 5 verwirft jedoch diesen Gedanken und stellt fest, dafs alle drei Werke aus einer gemeinschaftlichen Quelle geschöpft haben.' 1

1. Rom. Roberti = 22 Fabeln. 2. Promptuarium Exemplorum (1322). 3. LBG. 4. Mischle Schualim. 5. Isopo delle Favole, traslato di grammatica in volgare (14. Jahrh.). Im LBG dreht sich der Streit um Venter einerseits und Caput andererseits. Es handelt sich also um eine interessante Form. 1 Ysopet = Diminutiv von Äsop. Ebenso Avionnet (Anm. 2) = Avian. ' Beide zum ersten Male herausgegeben von M. Robert, Les fables inédites des XII e , XIII e , XIV e siècles et celles de Lafontaine. 1 S.a. Gröbers Grundriis II, 1, 896; Hervieux 1,518 u. 57t. 5 K. Warnke, Die Quellen des Esope der Marie de France. Halle 1900, S. ioiff. 4 J. Bast in gibt in oben zitiertem Werk eine vollständige Sammlung der Isopets. Den beiden erwähnten fügt sie noch einen Isopet de Chartres

6z Der Ysopet-Avionnet wurde zum ersten Male in unzureichender Form von A. C. M. Robert (1825) herausgegeben. Darauf folgte im Jahre 1 9 1 9 die zweite, kritische Ausgabe von Kenneth McKenzie und William A . Oldfather. 1 Jedoch ist diese Ausgabe, wenigstens für unsere Fabel (S. 161) nicht befriedigend. Der im folgenden aufgeführte T e x t hält sich nur entfernt an die beiden Ausgaben. In der Fuisnote werden lediglich die Verschiedenheiten des Aus druckes, nicht der Orthographie, angezeigt: Piés et mains au ventre tencerent. E t a dire Ii commencèrent, Par ataïne et par dangier: „Glous, tu ne fais fors que mengier Que dormir et que devourer Quanques nous poons labourer; Or aprens a faire besoingne. Ou quier qui a mengier te doingne, Car plus ne nous entremettrons De toy ne conseil n'y mettrons. Que tu ayes morceau de pain." Le ventre qui j a avoit fain. Pour Dieu, que si facent leur prie; Cils dient que non feront mie. Le ventre qui ne manga point F u tantost en très mauvais point 1 . Secours requiert une autre fois, Mès la value d'une nois, Tant priast huy, yer et demain. Ne ly voulurent donner (de) pain 2 . L i ventres si foible 3 devint Que tantost mourir li convint 4 . Quant ce virent les piés, les mains. Si en devindrent plus humains Wesentliche Abweichungen des Ms. aus McKenzie-Oldfather entnommen: 1 E t cils qui ne menja noient Fu tost lâches et récréant. 2 Ne li donnèrent pié ne main. 3 concquis. 4 Que chaleur faillir le convint. und den bereits von W. F ö r s t e r veröffentlichten Isopet de Lyon bei. Die Bekanntschaft dieser verdienstlichen Ausgabe machte Verfasser leider erst während der Drucklegung dieser Arbeit. Eine Aufzeichnung unserer Fabel aus dem Isopet de Chartres (Nr. 34) mufs deshalb unterbleiben. Wiewelt Bastin Recht hat, wenn sie sämtliche Isopets aus den Fabeln G u a l t e r i u s A n g l i c u s ' und Neckams flielsen läist, mufs einer späteren Untersuchung vorbehalten bleiben. 1 Kenneth McKenzie and William A. Oldfather, Ysopet Avionnet, The Latin and French Texts. Univ. of Illinois Stud. (1919) Vol. V. Der lateinische Text ist dem Gualterus Anglicus (s. p. 53) entnommen.

63 Et li ont tendu a mengier. Mes li ventres en fait dangier, Com cils qui user ne le puet. Ventre et membres morir estuet. L a Moralité. Nuls, tant soit fort et vigoureus, Ne puet a soy souffire seus. Li uns de l'autre mestier a: Soy gart qui autre grevera. Je tien a mauvé ribaudiau Qui fct après la mort chaudiau. Et quant il n'est nuls besoing donne, Et au besoing ne s'abandonne. Qui donne tost donne deus fois; Esprouvee est de bonne fois; Mes qui donne trop a son ventre, Espine de luxure y entre Et en fait les membres douloir, Les membres a li mal vouloir: Pour ce les membres se courroucent, Forment contre le ventre groucent. Salomon nous deffant sans flave5 Que ne regardons au vin flave. Pour le vin, quant il est trop beu, Sont les yeus trouble et esmeu: Soutillant en suffosion, En éclipsé de vision; Mes le vin qui est atrempé, Est de l'ame vie et santé. Toutes fois ne devons destruire Nostre corps: ce nous pourroit nuire; Mes li donner sa soustenance Selonc (une) ordenee puissance: Se ne faisiés a li secours, La mort y courroit tout le cours®. Guerre ne faciès si ague 7 : Car tieux cuide ferir qui tue. Le nuisement8 qu'en fait a autre, Revient a li lance sus fautre, Qui de nuire se esforsoit. Chascuns en son estât fors soit. Ne face Dieu de son estomach, Car il auroit eschec et math. St. Augustin nous le tesmoigne, 8

flauve.

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les jours.

' esgue.

• l'enuisement.

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Qui es Escriptures mist grant poine. Que ce que un chascun plus aime C'est son. dieu que souvent reclaime. S'aimes sur toutes riens ta gorge: Ce sera ton dieu par Saint George. S'aimes sur toutes riens deniers, C'est ton dieu,9 tes plaisirs plainiers. S'aimes sur toutes riens délit, C'est ton dieu qui tant t'abellit. S'aimes sur toutes riens avoir, C'est le dieu que tu veuls avoir. S'aimes sur toutes riens honneur, C'est ton dieu, ton plaisir greigneur. S'aimes outre tout vaine gloire, Ce est ton dieu, c'est chose voire. S'aimes sur toutes riens boudie, C'est ton dieu que te maine et guie. S'aimes sur toutes riens biauté, C'est dieu a qui fais fiauté. S'aimes sur toutes riens bonté, C'est dieu qui es cieux est monté. Die Behandlung des Streites der Glieder mit dem Bauch bietet der Vorlage gegenüber keine wesentlichen Veräriderungen. Zu bemerken ist, dais hier der Kopf als Widersacher gegen den Magen gestrichen ist, während er vorher noch, dem Romulus-Text gemäls, bei Marie de France erwähnt wird. Der Autor hat anscheinend die Einflechtung des Kopfes in der Vorlage als überflüssig angesehen, wie sie ja tatsächlich widersinnig ist, da er im weiteren Verlaufe der Fabel nicht mehr vorkommt. Die eingehende und lebendige Erzählungsweise erinnert an die deutsche Bearbeitung U l r i c h Boners. Wie dort, hat auch der französische Verfasser sich nicht sklavisch an seine Vorlage gehalten. Vor allen Dingen kommt bei seiner Fabel der Dichter zum Vorschein. Mit wenigen Worten wird oft ein tiefes Empfinden ausgelöst. Doch liegt die Bedeutung weniger in den poetischen Wert, der im Edelstein gröfser ist, als in der graziösen, eleganten Form. Sie ist zum grofsen Teile dem gut gewählten Versmafse (8-Silbner mit Zäsur nach der vierten Silbe) zu verdanken. Sehr eigenartig ist die Umgestaltung der Moralanwendung. Abgesehen von ihrer aufserordentlichen Länge weicht sie von der Vorlage wie auch von dem Thema wesentlich ab. Folgte früher der Fabel ein Appell an die Einigkeit oder Freundschaft, so wird jetzt das Thema des Organismus beibehalten und es folgt eine Predigt auf die Enthaltsamkeit. Die Anspielungen auf die Bibel und besonders auf den Kirchenvater Augustin, aus dessen Werken sich • tes dieus.

65 wörtliche Anklänge vorfinden, beweisen, dais der Autor dem Klerus angehörte. Einige Jahre jünger ist der Ysopet II, für den im allgemeinen dasselbe gilt, wie für den Ysopet I. Die erhaltenen Manuskripte stammen aus dem 14. Jahrhundert. Die Fabel: Le Débat du Ventre et des Membres du Corps ist darin als Nr. 36 enthalten. Die folgende Aufzeichnung geschieht nach einem der beiden Mss. der Bibl. Nat. Paris (fr. 24432). 1 In der Fuisnote werden wesentliche Abweichungen des zweiten Ms. (fr. 15 213) angegeben. Les membres ramposnerent Le ventre et setennerent s Que il Ii ont tant fait: Ja mais ne le paistront. Ne bien ne li feront: Ainsi se sont retrait. «Pour toi avons griefment Paine et traveillement». Ce li ont dit les membres. «Trois fois au moins le jor Te paissons a sejor: Bien est que tu t'en membres. Nous te servons, nous te portons, Nous te veens, nous te loons* E t te faisons baignier. Nous te querons char et poisson, Counins, perdris, volille oison. Et si est tout pour toi mangier. Tel demaine tourment Entre la bone gent Qui puis avra assez.' Comme seigneur et maistre De toi tenir et paistre Nous sommes moult penez. Tu ne fais rien pour nous, E t nous, nous sommes tous Par toy mis a la mort: 1

French ciation * ' 4

Ms. ist angezeigt und beschrieben bei G. C. Keidel, History of Fables Manuscripts, Publications of the Modern Language Assoof America, XXIV, 2, p. 217. Ms. Bibl. Nat. fr. 15213: s'atainerent. N. te vestons, n. te frotons. Tu deveures trestout, Car enfruns es et glout Et ja n'aras assez.

Beiheft zur Zeitschr. f. rom. Phil. LXXX.

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66 Or fais ce que porras: Ja mais de nous n'auras Ayde ne reconfort.» Le ventre leur respont Qu'il ne sevent qu'il font. Qui si le contralient. «Ne sui pas vo seignor, Ains vous serf nuit et jor E t pis, quoi que nuls dient. De tout ce que mangus Je vous envoi le jus, A chascun sa partie. Dont vous estes nourris E t levez et fournis Et soustenus en vie.» Les membres ont despit De ce que il leur dit. Et sont tous d'un accort Que ja mais a nul jor, A li n'aront amor, E t qu'il n'ont mie tort. Grant piece se cesserent Qu'encor n'amministrerent Que il peüst mangier: Foibles furent forment: Car sans soustenement Ne se pcurent aydier. Aperceüs se sont Que grant folie font Et qu'ils ont eii tort: 1 Désormais aideront Au corps et le paistront. Et seront d'un accort. Il est assez de tez A qui l'on fait bontez E t plus et folement. Qui ja gré n'en sauront. Ne semblant n'en feront. Jel vous di loiaument. 1 Diese drei Verse mit dem anderen Ms. ausgewechselt. Ursprünglich heilst es: Et perceûs se sont Que grant folie font Et de ce me recort;

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Quant il ont povreté E t souffrete et lasté, Veü ai l'esemplaire, Qui sont obeïssans Et humbles et servans De quanqu'il pueent faire. Diese Fassung zeigt in ihrem Versmais und der Stropheneinteilung ein modernes Gepräge. Gegenüber der des Ysopet I scheint auch eine andere Vorlage als der Romulus benutzt worden zu sein, was sich daraus erkennen läist, dais am Ende nicht der zwieträchtige Organismus stirbt, sondern die Glieder noch früh genug ihren Irrtum einsehen und mit dem Bauch Frieden schlieisen. Bekanntlich ist dieses die Form der „rein äsopischen" (griechischen) Tradition. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dais der anonyme Verfasser eine der Geschichtsrezensionen (Livius) bearbeitet hat. Ein weiterer Unterschied hinsichtlich Ysopet I besteht darin, dais hier mehr Wert auf die Erzählung gelegt wird und dafür die Moral einen viel kleineren Raum einnimmt. Die Behandlung weist auch hier Originalität auf. Man hat den Eindruck, dais kein pedantischer Fabulist, sondern ein wirklicher Dichter an der Arbeit gewesen ist. Der Vollständigkeit halber soll in diesem Zusammenhange auch die Fabel aus einem dritten sog. Ysopet angeführt werden. Dieser Ysopet erreicht längst nicht den künstlerischen Wert der beiden ersten — er ist in Prosa geschrieben — und wird für das 14. bis 15. Jahrhundert angesetzt. Der Bearbeiter dieser bedeutend jüngeren Sammlung ist ein gewisser Frère Julien, ein Lyoner Mönch 1 : Buch II, Fabel 16: Comment fera celuy bien a ung aultre qui a soy mesme ne peut bien faire comme il appert par ceste fable des piedz et des mains qui eurent débat au ventre en lui disant tout ce que nous te pouons gagner tu le menges et si tu ne fais riens / et pource nous ne te donnerons plus riens. Quant le ventre eut faing il commença fort a cryer. Helas ie meurs de fain donnes moy amenger / et les piedz et les mains luy dirent tous ensemble quilz nen feroient riens. Ung bien peu après les piedz et les mains voulurent donner a menger au ventre pour la grant foiblesse quilz sentoyent / mais il estoit desia trop 1 Titel: Cy commence le livre des subtüles hystoires et fables de Esope, translatées de latin en françoys. E t aussi d'Avian et de Alphonse et aucunes joyeuses de poge florentin lequel a este translate de latin en françoys par reverend docteur en theologie Frère Justien des Augustins de Lyon. Ende: Cy finissent les fables desope avian, alphonse et aulcunes joyeuses de poge florentin Imprimees a Paris par la vefue feu Jehan Tepperel et Jehan iehannot. Dieser Druck ist sehr selten (Pa. Bibl. Nat. Rés. p. Y e 136) und aus diesem Grunde hier aufgezeichnet. Nach J . B a s t i n (zit. Werk 1, IV) handelt es sich um Julian M a c h o , der hier den Esop des Steinhövel in französische Prosa (1480) übersetzt hat.

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68 tard. Car tous les conduytz estoyent desia fort serres et pource les membres ne peurent faire nul bien au ventre car qui ne gouverne le ventre a peine peult il les aultres entretenir. Et ainsi ung bon serviteur doit tousiours bien servir son maistre affin quil le soustienne et luy face du bien quant il verra sa bonne loyaulte. Man sieht ganz deutlich an Form und Inhalt dieser Fabel, da(s sie der Romulus-Tradition entlehnt ist. Wie schon das beibehaltene Promythion beweist, hat sich Julien sogar ziemlich treu an seine Vorlage gehalten, wie er selbst ja auch seine Bearbeitung eine Obersetzung nennt. Nur einige Jahre nach den Ysopets I und I I kleidete E u s t a c h e D e s c h a m p s 1 die Fabel in ein neues Gewand: Comment le chief et les membres d o i v e n t amer l'un l ' a u l t r e . " Angoisses sont a moy de toutes pars Quant les membres voy au chief reveler. E t le chief voy sortir divers regars. Et qu'il convient l'un à l'autre mesler. Le pere au fil, seignour son serf tuer, Ville gaster et destruire pais Par le default de raison regarder; Merveille n'est se j'en suis esbahis. Le chief ne doit des membres estre espars. Mais le doivent nourrir et gouverner; Le chief leur doit aprandre les doulz ars. Et cautement sur ses membres regner; Se ilz meffont, il doit son droit garder, Moiennement, puis qu'ilz se sont subgis. Se lors les veult jusqu'à mort subjuguer. Merveille n'est se j'en suy esbahis. Quant jambe et piét seront destruit et ars. Que feront mains et bras, au paraler? Ventre mourra, le chief pour mille mars Ne pourroit pas ses membres recouvrer; L'un sanz l'autre ne puet longues durer. Qui saiges est sur ces poins ait avis. Car quant je voy sur ce pluseurs parler. Merveille n'est se j'en sui esbahis. 1 G. A. Crapelet, Poésies Morales et Historiques d'Eustache Deschamps. Paris 1832. S. 193. Eustache Deschamps: Œuvres complètes, éd. commencée par le Marquis de Saint Hilaire et continuée par G. Raynaud (Soc. d. Anciens Textes français, 1878—1901). Ballade 252 (t. II, 89). « Deschamps nennt die Fabel eine Ballade analog seiner Zeit, die jedes lange Gedicht so bezeichnet.

69 L'envoy: Princes, Ii Chiefs doit ses membres amer. Et contre droit ne les doit entamer, Et le chief doit d'eulx tous estre obeis. S'il a besoing, ilz lui doivent aidier! Mais quant je voy chief et membres troubler, Merveile n'est se j'en suis esbahis. E u s t a c h e D e s c h a m p s hat den Fabelstoff gründlich verändert. Auffällig ist, dafs eine eigentliche Fabel nicht erzählt wird. An Stelle des Bauches ist der Kopf als Subjekt getreten. Während also die Romulus-Texte oft den Kopf als mitleidenden Körperteil erwähnen, ohne ihn aber vollständig in die Handlung einzusetzen, bandelt es sich hier lediglich um einen Streit zwischen Gliedern und Kopf, und der Magen ist an die Stelle getreten, die der Kopf in der Vorlage innehatte. Eine Quelle des Dichters für diese Neuerung lälst sich nicht ohne weiteres feststellen. Mir scheint, dafs er in diesem Punkte von der mittelalterlichen Staatswissenschaitstheorie beeinflufst ist, die die Monarchie oft mit einem körperlichen Organismus vergleicht (Haupt = Fürst, Glieder = Untertanen). Der überlieferte Stoff füllt die zweite und dritte Strophe. Die erste Strophe als Einleitung läfst bereits die Absicht des Dichters erkennen, die im „ E n v o y " klar zum Ausdruck kommt, nämlich eine Geifselung der herrschenden Zustände im Staat. Diese Version wurde also aus einem ähnlichen Motiv geboren, wie diejenige bei Livius in der Rede des Menenius. Neben den bisher untersuchten mittelalterlichen Versionen, die mehr oder weniger untereinander zusammenhängen, müssen einige Bearbeitungen der Fabel vom Magen und den Gliedern besprochen werden, deren Vorlage nicht so ohne weiteres anzugeben ist. In diese Kategorie gehört eine anonyme mitteldeutsche Fabel: Von der Buchfull 1 : Hende und fuefse begonden straffen Den pauch, sye da zue ym sprachen: Du vil bodenloser wanst, Daz du so vil verzeren kanst! Der pauch sprach: wez zeyhet ir mich ? Waz ir wölt das tuen ich. Sye sprachen: du salt arbeit haben Oder du must hunger tragen. Er sprach: mein arbeit ist so grofs, Daz ich byn der marter genofs. 1 K e l l e r , A. Erzählungen aus alten deutschen Handschriften gesammelt. Stuttg. 1855 (Bibl. d. Lit. Ver. Nr. 35, S. 586).



Und fült mich fruewe und spat. Ir habent mein keyn genad(e). Und stofsent jn mich allen tag, Alz der da füllet einen follen sack. Sye sprachen: daz wirt unz sawr. So bystu gar eyn gepawr, Waz wir leiden umb dich smerczen, So kanstu anders nit, dann liegen und ferczen; Da von wir dier nit länger porgen Du must umb dein balkspeyse nu fürbaz sorgen. Die glieder sich an namen, Daz sie dem pauch kein speise nit gaben. Da der pauch des enpfant, Daz ym wieder fuefs noch hant Nicht mer zue traten Noch keynerley guet daten. Er begonde rueffen sere: Ich eise aber gerne mere. Dye hende kerten sich nicht dran. Da dem pauch keyn hilffe kwam, Anderwerts schrey er also: Ich mag nymmer wesen froe. Man wolle mir dann speyse geben, Oder ich mag nit lenger geleben. Sye sprachen: du böser fullepauch, Werestu noch eyns so gar eyn sluch Und soltestu dar umb sterben, Dir mag von uns keyn speyse werden. Da sie dem pauch nicht zessen gaben, Da vertarp die nature des magen. Da ym die kraft engangen waz, Dye glieder begunden entzeben daz Und hetten gern den pauch gespeist. Sein nature waz also verweist, Daz er die speyse nicht mocht verzeren Und die glieder erneren. Sye mufsten alle gar verderben, Und mit dem pauch zue mal sterben. Hye bey mögen wir erkennen wol, Waz jemant zue recht tuen sol, Daz er da wider nit sol streben Oder ez muefs schaden seinem leben; Wan wer allewege unrecht tuet, Dez ende wirt gar selten guet. Der Aufbau der Fabel und die Behandlung des Stoffes, wie auch der Inhalt selbst zeigen eine sichere Verwandtschaft mit dem Romu-

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lus-Kreis, wenn auch eine bestimmte Quelle nicht genannt werden kann. Vielleicht ist auch B o n e r s : „Von nlde und von hazze" von Einfluis gewesen, was leicht möglich ist, da bekanntlich der Edelstein sehr verbreitet war. És folgt jetzt eine Prosarezension unserer Fabel des G i l b e r t C o g n a t u s aus seiner Narrationum Sylva I, Apologi 1 : De corporis humani membris ad versus ventrem conspiranti bus: Apologus est Menenii Agrippe viri iacundi et antiqua facundia insignis, quo plebem Romanam a periculosissima seditione revocavit, patribusque reconciliavit : a Livio quidem Latinis verbis scriptus, sed a Gilberto Cognato aliis Latinis, copiosioreque expositione in Oratione sua de Concordiae laudibus explicatus. Concordia quàm necessaria, praeclare quidem a quodam confictum est, manus pedesque, partes labori comparatas, ventris ferias ociumque indigne tulisse. Quid multa? Desinunt operari: venter inedia conficitur, deficit omne corpus, quin et ipsis quoque manibus vires pereunt. Ita fit, ut dum corporis partes inter se convenire desinunt, omnes una fame moriantur. Adeo usque corpori humano necessaria concordia, ut si paulisper intermittatur, sanitas continuo abeat, et ipsa in dubium vita veniat. Huius itaque in membris summa observantia est, ita ut si unum aliquod omnium dolore coeperit, continuo condoleant universa, observant, fovent, de cura solicita sunt. Intelligunt sane non privatam unius, sed communem omnium rem agi. Sed invictae alioqui gentes cadunt et exterminantur discordia. Quod etiam Servator noster Christus dicere solebat: Omne regnum divisum adversus se desolabitur, et omnis civitas aut domus divisa adversus seipsam, non stabit. Id eoque Romanis hoc Semper fuit Studium, Germanos ad discordias illicere, ut mutuis odiis atque bellis sese fatigarent, et conficerent ac obreverentur, referente Corn. Tacito lib 2. Huc pertinet alia Aesopi fabella, ubi filli cuiusdam rustici discordes finguntur non potuisse frangere fasciculum virgarum, a patre in medium positum, singulas vero frangere potuerunt facillime. Putatis, ne exempla in loco esse, ad hoc, ut discamus, operam nostrana, quam quisque in civitate praestandam suscepit, non modo privatim, sed etiam publice usui esse: a qua si quis temere desciscat, eam rempublicam solui cupiat, sine qua neque ipse civis, neque saluus esse poterit: tantum abest ut virtuti respondeat, quod rebus bene dispositis, est oppido perniciosum. Ideoque eam vitae rationem inire debemus, quae in publicum quoque civitatis decus et ornamentum dirigatur, atque consen1 Apologi cum suis interpretationibus autore D. Gilberto Cognato Nozereno, viro in omni literarum genere excellentiss. Basileae 1567. Als Buch I der Narrationum Sylva.

72 tiat. Quam ita compositam esse decebat, ut optimi quique eam non solum demirari possint, sed etiam imitari cupiant, propter vitae honestatem, qua coetus ille devinctus est et humanitatis ius tenet, aliosque antecellit: quando eleganter Plato, moribus hominum respublicas distingui, ad Socratis quoque sententiam, tradit. Wie man sieht, machen sich bei der gesamten Abhandlung verschiedene Einflüsse geltend. Die Hauptquelle des Cognatus ist unstreitig Livius, wie sich aus der einleitenden Überschrift ohne weiteres ergibt. Die Fabel selbst zeigt jedoch einen Romulus-Charakter. Denn während bei Livius und auch in der griechischen Tradition allgemein das Ende der Fabel offen gelassen ist oder im letzten Augenblick eine Einigkeit der streitenden Parteien zustande kommt, müssen diese bei Cognatus, gemäis der Romulus -Tradition, ihre Unbesonnenheit mit dem Tode büisen. Es ist wohl anzunehmen, dafs Cognatus die Fabel dem Livius entnommen, sie aber unter dem Einflüsse der Romulus-Fassung, die er sicher kannte, unbewufst zugunsten der letzteren umgeändert hat. Wie bewandert der Gelehrte in der Fabelliteratur war, zeigt der zweite Teil des Kommentars. Er bringt hier mit unserer Fabel den bekannten Apolog von den Reisigbündeln in Zusammenhang. Da er unsere Fabel zuerst als einen Appell an die Einigkeit auswertet, ist für ihn ein Übergang zu der neuen Fabel sehr leicht. Im übrigen zeigt Cognatus seine Quellen immer selbst an, so dafs eine dahingehende Untersuchung unterbleiben kann. An dieser Stelle soll noch eine andere Fabelsammlung angeführt werden, die allerdings viel jünger ist als die letzt behandelten, sich aber sonst schlecht in den Zusammenhang eingliedern läfst. Es handelt sich um die Apologi Phaedrii des R e g n e r i u s . 1 Der Titel der Sammlung ist irreführend. Jedenfalls hat unsere Fabel nichts zu tun mit einer Original-Phädrus-Version, wenn eine solche überhaupt existieren sollte. Die Behauptung erscheint nicht zu kühn, wenn man bedenkt, dafs wir durch den Codex Wisseburgiensis und die Codices Romuli in der Lage sind, die Fabel in groisen Umrissen zu rekonstruieren. Wahrscheinlich darf der Titel nicht genau genommen werden, sondern der Name Phädrus ist hier als allgemeiner und dehnbarer Gattungsbegriff anzusehen, also in ähnlichem Sinne, wie die Fabeln des Äsop, unter denen sämtliche überlieferten Fabeln schlechthin verstanden wurden. Die Fabel hat folgenden Wortlaut (Pars II, Fabel IV): Venter et a l i a e corporis partes. In microcosmo magna seditio fuit. Caput atque pectus, artubus iunctis sibi, Ventri increpabant, ipse quod consumeret Solus labores omnium, ac industriam. 1

Apologi Phaedrii ex Ludicris J. Regnerii, Belensis doct. medici. Herausgegeben von Pierre Palliot. Dijon 1643.

73 Vobis refundo, venter aiebat, datum, Percocta venis suggerens absonia. Et huic, et illis proelio excitium minans Delata res est arbitrum ad Menenium: A ventre qui vim ceteris monstrans dari, Litern diremit pace composita gravem. Favore abutens iudicis venter sui, Plus quam soleret factus est exin vorax. Et nil reiundens crevit, immensis modis Marcore corpus omne dum misero fluit. Operi hoc vacare sed suo dum sie nequit. Nec proinde puris venter impletur eibis, Abdomen hydrops, membra corrupit phtbisis. Ita se et ministros perdidit venter suos, E t microcosmum sanctè agens Menenius, Cum temperare credidit discordiam. Subselliorum qui favor dirat malos, Iis ampliores ad scelus praebet vias. Obwohl verschiedentlich auf Menenius angespielt wird, ist doch seine Fabel nicht als Quelle für die eigentliche Fabel zu denken. Vielmehr scheint es mir, dais andere nicht genau bestimmbare Einflüsse, bewufst und unbewufst, der vorliegenden Version zu ihrer Existenz verholfen haben. Solche Einflüsse können aus der FabelIi teratur, Geschichte und Philosophie herrühren. Dazu kommt ein Gutteil Selbständigkeit des R e g n e r i u s , die sich besonders in der Gestaltung des gegebenen Inhaltes auswirkt. Ahnlich wie bei einigen französischen Vulgärrezensionen, spielt sich der Streit der Glieder, der in diesem Falle entgegen der Tradition sich zwischen Haupt und Brust einerseits und dem Bauch andererseits entwickelt, innerhalb eines Organismus, des Mikrokosmos, ab. Im allgemeinen charakterisiert die Fabel den Redaktor als einen vielseitigen Gelehrten, der sich nicht nur in der Fabelliteratur und Geschichte, sondern auch in der Medizin, nach zahlreichen dahin gehörigen Ausdrücken zu urteilen, auskennt. Eine Analogie zu der Fabel vom Magen und den Gliedern ist mir aus dem Spéculum Sapientiae des Beatus Cyrillus Episcopus (Cyrill de Quidemon P)1 aus dem 3. Jahrhundert bekannt: In cunctis esto compositus: De aure, natura, oculo.a Augen und Ohren erheben beiderseits Anspruch auf den höchsten Platz hinsichtlich ihres Wertes. Die Schiedsrichterin Natur klärt die Streitenden über ihren grundverschiedenen Charakter auf, der keine Wertbeurteilung erlaubt. Sie erklärt, dafs das Auge ebenso nützlich ist wie das Ohr, und dafs 1 Graesse, Die beiden ältesten FabelbOcher des Mittelalters. Bibl. d. lit. 1Vereins zu Stuttgart, 1880, Nr. 148. Lib. I, cap. 25. Buch I hat die passende Überschrift: Contra imprudentiam. cf. J . Th.Welter, L'exemplum au moyen âge, Paris 1927, p. 433.

74 ein Zusammenarbeiten sogar ihren Wert verdoppelt. Die Fabel hat viel Ähnlichkeit mit der bekannten Mahäbhärata-Version, wo auch ein höheres Wesen = Man as (in diesem Falle Natura) den Streit schlichtet. Die Sprache des C y r i l l u s ist äuisert unbeholfen und zeigt eine verdorbene Latinität, die oft schwer verständlich ist. Aus diesem Grunde sehe ich von einer Wiedergabe der Fabel ab. Das schönste lateinische Gedicht dieser Art in Liedform lieferte P h i l i p p e de G r è v e (s. p. 83): Quisquis cordis et oculi, das sich auch in altfranzösischer Form grofser Beliebtheit erfreute und von Paul Meyer zum ersten Male herausgegeben wurde (Romania I, 201 ff.). Eine Menge Versionen der Altercatio Membrorum, die gröfstenteils Analogien auf Staat und Kirche sind, brachte H . W a l t h e r : Streitgedicht in der lateinischen Literatur des Mittelalters, bei (s. p. 173). Ebenfalls einen Streit zwischen zwei Körperteilen behandelt eine altdeutsche Erzählung, „Der Weifse Rosendorn". 1 Ich beschränke mich des anstöisigen Charakters wegen auf eine kurze Inhaltsangabe: Die Organa genitalia eines Mädchens streiten sich mit diesem, wer die gröfsere Anziehungskraft bei der Liebe ausübe, sie oder die Schönheit des übrigen Körpers. Eine Trennung zeigt bald beiden Teilen, dafs eines ohne das andere wertlos ist, und nur eine Wiedervereinigung beiden Teilen zu ihrem Recht verhelfen kann. 2 Eine Analogie zweiter Ordnung findet sich im Renner des H u g o v o n T r i m b e r g 3 : Tertia distinctio, „Von dem Frazze", eine langatmige Abhandlung über Zuvielessen und seine Folgen. Vielleicht ist „Des Contens du Ventre et des Membres" Ysopet I, 52, wo auch dieses Thema angeschnitten wird, von Einfluls gewesen. In den Facetiae des Florentiners P o g g i o , 4 die im ausgehenden Mittelalter und auch später in der Fabelliteratur eine grofse Rolle spielten, befindet sich weder unsere Fabel noch eine Analogie. In den Apologi 4 des L e o n e B a t t i s t a A l b e r t i 5 findet sich eine Fabel: L'oca et i suoi piedi,* die mehr dem Inhalte als der Moral nach als eine Analogie bewertet werden kann 7 : 1

Aus Friedr. v. Hagen, Gesamtabenteuer. Berlin 1850. Bd. III, 53. * Diese Erzählung steht im Coloczaer Codex aus dem 15. Jahrhundert. (Entdecker ist Kovachich 1811.) Man vermutet, daß er auf Anordnung des ungarischen Königs Matthias Corvinus hergestellt wurde. ' Hgb. G u s t a v Ehrismann. Tübingen 1912. 4 Poggii Florentini Oratoris clarissimi Facetiarum liber. Paris 1477. Andere mir bekannte Ausgaben Paris 1483, 1549. Alle in Paris erschienenen Ausgaben sind Übersetzungen von Guillaume Tardif. 8 Florentiner, geb. 1404, gest. in Rom 1472. Er ist als Vorläufer Leonardo da Vincis anzusehen. Wie dieser ebenfalls ein Polyhistor: Schriftsteller, Architekt, Bildhauer und Maler etc. * Mir sind zwei Ausgaben der Fabelsammlung bekannt: 1. Fables diverses de L. B. Alberti en Italien et en françois, accompagnées des sens moraux et politiques etc. par Louis Pompe, Paris 1693. 2. Apologi di L. B. Alberti, ed. de Jos. Bernardi, Patavii 1819. 7 Bei Pompe S. 40—43; B e r n a r d i S. 22—23, Nr. 8. Aus B e r n a r d i , der scheinbar den Originaltext angibt, auf S. 22 lat. Prosa auf S. 23 ital. Verse entnommen, wobei ich mich auf die ital. Verse beschränkt habe.

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Dicea un Papero: perchè Son si enormi i nostri piè, S'hanno un capo a sostener Tanto picciolo e legger? Certamente, la misura Prese mal madre natura. Oh! t'inganni, allora i piedi Gli risposero, se il credi. Maggior uopo non v'è mai Di gran piè, dove il capo è lieve assai. Die Art, wie hier der Gegensatz zwischen Kopf und Füisen der Gans behandelt wird, führt leicht zu der Überzeugung, dafs die Fabel vom Magen und den Gliedern auf dieses kleine anmutige Geschichtchen keinen Einfluis gehabt hat. Das Thema ist scheinbar von A l b e r t i erfunden. Dasselbe gilt von einer weiteren Fabel, die zu unserem Thema in noch engerem Verhältnisse steht: I R e m i ed il Timone. x Una moltitudine di Remi era in gran contrasto col Timone, e lo dispreggiavano per esser solo e piccolo; ma il Timone, volendo far conoscere, chi egli fosse, dirizzò talmente la Galera in uno scoglio, che tutti iRemi, che vi erano da un lato, si ruppero e si fracassarono. Senso Morale: I sudditi non debbono mai separarsi dal lor principe. Auch hier dreht sich der Streit um zwei Faktoren, die voneinander abhängig sind: die Ruder und das Steuer einer Galeere. Allerdings ist das Thema viel einfacher behandelt als in der Fabel vom Magen und den Gliedern. Das in seinem Stolz gekränkte Ruder weiis sich zu rächen, ohne dais ihm selbst dabei ein Unglück zustöist. Dieser wesentliche Unterschied ist vollständig verwischt in einer lateinischen Bearbeitung desselben Stoffes aus dem Ende des 17. Jahrhunderts : A c u s N a u t i c a et G u b e r n a c u l u m F a b u l a . 2 Onusta Navis exuviis Peruviae Atlantici secabat undas aequoris. Ridebat aether, et levi Favonius Crispans flabello maria, cursus prosperi Spem certam avaris fecerat Vectoribus. Et jam licebat Africae litus procul. Bei Pompe sind beide Fassungen in Prosa. Seine Ausgabe ist dem jungen Due de Bourgogne gewidmet, also ein Erziehungswerk. Er fügt der Fabel folgende Moral bei: Chi è debbole e senza credito, ha bisogno di appoggio, et protettione. 1 Aus Pompe, S. 24. s Acus Naut. etc. ad illustriss. virum Ludovicum Verjusium Credaci Comitem etc. Autore J. Commirio. Paris 1689.

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Metasque duplices cernere, tropaea Herculis. Cum livor, et cupido dominandi impotens, Discrimen adduxere res in ultimum. Acus marinae gloria Gubernaculum Jampridem urebat, mente non aequa íerens, Quas dederat olim, nunc redactum in ordinem, Accipere leges, atque servire alteri. Hinc in querelas eífundens se amarius Stridebat: alios regere, non regi, meum est: Id iuris ipsum nomen certe vindicat. Mihìne honores futilis Acus débitos Praeripiet? At non illa, luctans fluctibus. Ad caeca pinum vetuit illidi vada. Non opportunis circumegit flexibus, Dubium tenentem saxa per et aras iter. Sed molle delicata duxit otium Eburaa in arce, fornice sub crystallino, Exors laboris pariter et periculi. Ergo procellis, et furori turbinum Dum noctu decertamus ac interdiu. Redimendo nostris naufragium dispendiis; Desidiae regnum merces et luxùs erit ? Dedecora sed privata quid queri attinet ? Commune probrum est. Vela laxentur truci Laceranda Boreae? grandinerà et pluvias ferant: Gemantque tortis péndula è rudentibus: Regina jussit. Tuque Bracteola agilis, Cui nosse motus aeris varios datum; Quaeque ingruentem longe hiemem praenuncias : Serva, et perennes pervigil excubias age: Ne quo tumultu Dominae turbetur quies; Neu cari amore distrahatur sideris. Haec patimur, et siletis ? Immo pristinae Si quis etiamnum gloriae est sensus super, Excutite tandem turpe servitii jugum: Vetusque, me ductore, jus defendite. Effuntienti talia, media in die, Nox pelagus improvisa, caelumque eripit. Furit unda, ruptis fulgura micant ignibus, Ruensque ab omni cardine tempestas sonat. Tum verò patuit, caeca quantum temeritas Rationi distet. Ille stridulus Vigil, Qui se arboris jactabat in fastigio, Apicem superbum purpurà auroque illitus; Cunctosque despectabat uno stans pede: Primum ad procellae murmur, expers consill, Amensque, subita redditur vertigine.

77 Confusa rapidis Vela dant ludum Notis, Navimque fessam pondere inclinant suo. Ipse adeo opaca Clavus in calìgine, Incertus in quas cursum partes dirìgat, Modò huc, modò illuc, lege nulla flectitur. Agitque gyros, et viam remetiens, Puppi reductà, quas petit terras fugit. Interea Cuspis, Ursae amica lucidae, Rebellium labores nisusque irritos, Instansque ab alto viderat periculum. Fremit et revinctum lilio quassans caput, Huc nos, superbi, vester, ait, tulit furor. Vis nulla assultus turbinum iam sustinet. Hinc aequor aperit gurgites, inde aequore Magis timendum litus syrtes occulit. Utrimque funus, utrimque desperatio. Tamen salubres si placet nunc denique Audire monitus; rebus afflictis opem Praestare nostra fors poterit industria. Detracta summis lintea antennis cadant. Tu, Clave, eundem fac teneas rectus statum, Ne quassa fluctu latera sol vantar ratis. Jubeo fideli Pinnulam versatilem Referre studio, quid Aquilones cogitent; Quas inquietus Auster intentet minas. Parent: ambitio quippe metui cesserat. Portumque cepit obsequens modestia, Quem turbulenta clauserat cupiditas. Haec fabula docet, Verjusti, florescere, Fortuna quicquid moverit, Rempublicam: Cùm quisque partes sub sapienti principe, Munusque proprium, strenuè implet, ut facis. Ast interire saepe Ministrorum ambi tu, Sumtaque temere de seipsis fiducia. Est interim unde gratuleris Galliae: Cui, Rege Magno, haec contigit felicitas. Ut imperari nec queat prudentiùs. Majore nec pareri diligentia. Regiminis aequat gloriam obsequi fides. 1 Daneben existiert aus derselben Zeit eine Obersetzung in französischen Versen, die ihrer Schönheit und auch Seltenheit wegen hier eine Aufzeichnung finden soll. 1 Bei Commirius folgt diesem Gedicht eine Übersetzung in französischer Prosa.

L a B o u s s o l e e t Le G o u v e r n a i l . 1 Un navire chargé des trésors de l'Asie, A pleine voile au port voguoit heureusement, Quand l'orgueil et la jalousie Réduisirent en un moment E t le navire et l'équipage A deux doigts d'un triste naufrage. C'est à moi, dit le gouvernail, (Et mon nom seul en est une preuve authentique) C'est à moi qu'appartient un pouvoir juridique, Sur le reste de l'attirail, Mais ce droit qui m'est dû l'insolente Boussole Depuis un temps pretend me le ravir; Cela, sous je ne sçais quel pretexte frivole: Elle veut que chacun s'employe à la servir, On la sert, elle n'a qu' à dire; Il lui sied bien icy d'exercer son empire 1 L'yvoire pour ses murs, pour son toit le Cristal, La dame ne vous en déplaise, Loin du danger, loin de tout mal, Donne ses ordres à son aise; Tandis que jour et nuit nous combattons les flots. Nous résistons au choc des vents et des tempestes Nous avons une Reyne au dessus de nos testes, Dans le luxe et dans le repos. Sous elle que tout plie, et que tout obeisse, Viste. Sous les plus rudes coups. En sa faveur que l'Antenne gemisse, A la fureur des vents. Voiles exposez-vous ; E t vous scavante Girouette, Du mouvement des airs la fidèle interprette, Veillez assidûment pour la tranquilité, De son oisive Majesté. Sous un ioug si honteux serons nous davantage ? Ah! s'il reste dans vostre coeur La moindre étincelle d'honneur, Tirez-vous au plûtost d'un infâme esclavage, Sous ma juste conduite et sous mes douces loix, Rangez-vous tous comme autrefois. Ainsi le Gouvernail faisoit belle dépense, De paroles et d'éloquence Quand une horrible nuit vient à couvrir les mers; Ce ciel ne paroit plus qu'au secours des éclairs, Tout frémit; on pert ésperance, L'orage retentit de mille endroits divers; 1

La Boussole etc. Fable au Monsieur de . . . sine anno.

79 Alors le beau projet, le projet admirable Commence de paroître assez peu raisonnable; On voit tomber en tournoyant La Girouette extravagante. Elle qui dédaignoit chacun auparavant Du haut du mast qui faisoit la pimpante. Fait mainte toumebale au premier coup du vent. Un autre souffle de Borée Met les Voiles en cent morceaux; En cette triste destinée, Le pauvre Gouvernail à la merci des eaux A la merci de la tempeste. Ne sçait lui-mesme où donner de la teste; Il avance, revient, fait mille et mille tours, E t dans un mesme endroit se retrouve toujours; En un péril si manifeste La Boussole a pitié de leur état funeste: Vous voyez, leur dit-elle, où vous estes réduits; De vostre orgueil voilà les dignes fruits; L'orgueil cause par tout de semblables desordres; Si vous voulez pourtant vous sauver du danger Je scaurai vous en degager: Rentrez dans le devoir et recevez mes ordres: Qu'à son poste chacun se range promptement: Qu'on fasse son employ chacun exactement: Vous pouvrez réparer ainsi vostre folie; On se soûmet: la peur en cette occasion L'emporte sur l'ambition; Devenus par leur modestie, Dignes d'un plus fortuné sort, Tout l'équipage arrive au port. Cette Fable . . . nous fait assez connoître Que tout état peut se vanter. De n'avoir rien à redouter, Quand sous les lois d'un sage maître. Chacun s'applique uniquement A remplir ses emplois, comme vous, dignement. Il arrive tout au contraire, Lorsqu'on veut par ambition Faire plus que l'on ne doit faire Que tout incontinent est en confusion. Admirons cependant le bonheur de la France; Car où pouvoir ailleurs trouver tant de prudence Dans la supreme authorité ? Où trouver dans l'obëissance Plus d'ardeur, plus de diligence. Plus de zèle sincère et de fidélité.

8o Die Ausgabe dieses kleinen Werkchens ist anonym. Am Schlüsse (auf der vierten Seite) des mir vorliegenden Exemplars der Pariser Nationalbibliothek befindet sich folgende mit Tinte geschriebene Notiz: Pour monsieur de Garniere de la part de son très humble et très obéissant serviteur, Buffier, Jesuite, qui est venu pour avoir l'honneur de le voir. Danach ist mit einiger Sicherheit anzunehmen, dais B u f f i e r 1 der Urheber dieser freien Übersetzung ist. Auf einen Unterschied zwischen den beiden letzt aufgeführten Versionen, der nur in geringen Einzelheiten besteht, braucht nicht näher eingegangen zu werden. Dagegen weist die Originalfassung mit den übrigen wesentliche Veränderungen auf. Nur der Schauplatz der Handlung und das Zwietrachtsmotiv ist geblieben. Dafür aber pafst sich die neue Bearbeitung als Analogie vollständig unserem Thema an. Äufserlich ist die Fabel auf einen modernen Stand gebracht. An Stelle der Galeere, die gerudert werden mufs, tritt ein Schiff des 17. Jahrhunderts, das mit Segeln und Kompais ausgerüstet ist. Der Streit wird durch das Steuer verursacht, das sich durch die neue Erfindung des Kompasses benachteiligt fühlt. Wie bei A l b e r t i das Steuer, zeigt nun der Kompafs seine Überlegenheit. In einem nächtlichen Sturm werden die Verschwörer ihre Abhängigkeit gewahr und sind so klug, sich nach dieser Erfahrung wieder ihrem neuen Herrn unterzuordnen, der noch alles zum Guten wenden kann. Momente, wie die Unzufriedenheit des Steuers, das auch andere Teile des Schiffes, wie die Takelage, Windfahne usw., für sich gewinnt, die Existenz des Kompasses als der Faktor, von dem alles ausgeht, und schliefslich die böse Erfahrung der unbesonnenen Elemente, lassen sich durch die entsprechenden Subjekte der Titelfabel ohne weiteres ersetzen. Beide Fabeln gleichen sich wie zwei Dramen, die dem Inhalte und der Handlung nach kongruent sind und bei denen nur die handelnden Personen und der Schauplatz geändert wurden. Die Moral hat in sämtlichen Bearbeitungen einen politischen Charakter und deckt sich hinsichtlich des Gedankenganges, besonders in der Originalfassung, vollständig mit der Titelfabel. Im zweiten Falle ist sie ganz persönlich gehalten und richtet sich als Lob an die Widmungsperson, die im lateinischen Text anonym, in der französischen Fassung an einen gewissen Monsieur de Garniere gerichtet ist. Die ursprüngliche Form der Fabel des A l b e r t i erfuhr eine weitere Bearbeitung am Anfang des 19. Jahrhunderts von J . R e y r e . * 1 Die Encycl. Franç. berichtet von einem Jesuiten Buffier jener Zeit. Geb. 1611 in Polen von französischen Eltern, gest. 1737 in Paris. Er widmete sich der Philosophie, Erziehung und Religionswissenschaft, und war als Erzieher tätig. a Les Fabulistes des enfans, ou Fables nouvelles, pour servir à l'instruction et à l'amusement du premier âge, avec des notes propres à en faciliter l'intelligence, par l'Abbé J. Reyre, tuteur du Mentor des Enfans

8i L e s R a m e s e t le G o u v e r n a i l . Contre le gouvernail de certaine galère Les rames murmuraient, et disoient en grondant: Quoi, faut-il donc qu'à tout instant, Nous luttions contre l'onde amère, Tandis que monsieur, sans rien faire. Se quarre au haut du bâtiment? Est-il donc d'une autre nature ? Non, non . . . Le gouvernail entendit ce murmure. Pour prix de leur audace, au premier coup de vent, Malgré tous leurs effors, elles se dévoyèrent, E t contre un rocher se brisèrent. Voilà le sort qui vous attend, O vous, qui méprisez l'autorité suprême! Le peuple ne saurait se gouverner lui-même: Il se perd, dès qu'il veut se rendre indépendant. D'un enfant indocile on ne peut dire autant. Wahrscheinlich hat R e y r e die Fabel der Fabelausgabe des P o m p e entnommen (s. Anmerk. S. 74), die den Kindern gewidmet war. R e y r e richtet sich allerdings nur dem Titel nach an die Jugend, dem Inhalte nach war die Fabel wohl nicht „ à l'amusement du premier âge" bestimmt. Die Nutzanwendung bringt offen die Meinung eines Royalisten gegen die Republik zum Ausdrucke. In diesen Zusammenhang gehört eine weitere Fabel, die zwar von den vorigen wiederum grundverschieden ist, aber als Analogie zu der Fabel von dem Magen und den Gliedern denselben Wert hat. Verfasser ist M. V i e n n e t . 1 L e V a i s s e a u en péril.* Un vaisseau, tourmenté par de longs ouragans, Contre les aquilons et les flots mugissants Luttait sur une mer d'écueils environnée; Et, plus fatale encor que les flots et les vents, La Discorde en son sein rugissait déchaînée. Son équipage mutiné Ne reconnaissait plus la voix du capitaine. Il ne pouvait régler la manoeuvre incertaine Du malheureux navire aux vents abandonné. Matelots, mousses et novices, et de l'Ecole des jeunes Demoiselles. Paris 1805, 2. Vol. Mir sind zahlreiche Ausgaben bis 1863 bekannt. Uns. Fab. II, 25 (in allen Ausgaben). 1 Fables par M. Viennet, l'un des Quarante de l'Académie Française, Paris 1843. Uns. Fab. IV, 21. Eine Fortsetzung der Sammlung erschien Paris 1851, beide Sammlungen zusammengefaßt Paris 1863. * Viennets Fabeln fanden einen großen Anklang. Einige wurden in der Akademie vorgetragen und dann gesondert herausgegeben: Séance 14.8.1860 und Séance 14.8.1863. Unsere Fabel ist nicht unter dieser Auswahl. Beiheft zur Zeitschr. f. rom. Phil. L X X X .

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82 Tous veulent commander, nul ne veut obéir; Chacun a son avis, son orgueil, ses caprices. C'est un tapage à ne plus rien ouir; El le vaisseau, dont l'ouragan se joue, Au sud, au nord, au couchant, au levant. Présentant tour à tour et la poupe et la proue. V a tantôt en arrière et tantôt en avant. De ce désordre innocentes victimes, Les passagers en vain criaient aux disputeurs: „Manoeuvrez, sauvez-nous, suspendez vos fureurs; Ou cette mer terrible, en ses profonds abîmes, Mettra bientôt d'accord et vaincus et vainqueurs." D'une frayeur trop juste inutile requête 1 Livré sans gouvernail au choc des éléments, Sur la pointe d'un roc le navire se jette, E t d'effroyables craquements Répondent aux mugissements Des vagues et de la tempête. Le malheur éteint-il la rage des partis ? Non non; de leur ruine ils s'accusent l'un l'autre: L a Dispute redouble; on n'entend que ces cris: „C'est ta faute. — Non, c'est la vôtre. C'est vous. — C'est toi qui nous perdis." — C'est la faute de tous, „répond le capitaine. Dont la voix, libre enfin, domine les clameurs. „C'est votre vanité qui fit tous vos malheurs. De vos divisions vous subissez la peine." Un dernier craquement retentit à ces mots. Le pont s'était ouvert sous la vague en furie. Un dernier cri s'élève, et l'abîme des flots Se referme en grondant sur la nef engloutie. Je ne sais point sous quels climats Ni sous quel nom naviguait ce navire; Mais, vous qui me lisez, vous pourriez me le dire, Et si vous m'en croyez, vous ne l'oublirez pas. Im Vergleich zu den anderen Analogien ist diese Version, sofern sie überhaupt als solche bezeichnet werden kann, am höchsten einzuschätzen. V i e n n e t hat den Schauplatz und das Motiv beibehalten. Die Handlung hat er dagegen auf eine realistische Basis aufgebaut. An Stelle des Streites der Ruder gegen das Steuer, oder des Steuers gegen den Kompafs handelt es sich bei ihm um einen solchen der Matrosen gegen den Kapitän, also um eine regelrechte Schiffsmeuterei, für deren Hintergrund ihm sicherlich das Staatsschiff gedient hat. Im übrigen sind die bereits entwickelten analogen Momente mit der Titelfabel beibehalten. Der Meuterei ist durch den Untergang des Schiffes ein Ende gesetzt.

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Bisher haben die Untersuchungen unserer Fabel ergeben, dais im Mittelalter der Romulus-Kreis den breitesten Raum einnimmt und die mannigfachsten Versionen entweder in Prosa oder Poesie hervorbringt. Neben allen diesen behandelten Fällen steht eine dramatische Bearbeitung der Romulus-Fabeln, die ihrerseits wieder für mehrere Dramen des 16. Jahrhunderts von Einfluis gewesen ist. Die Keimzelle dieser D i s p u t a t i o M e m b r o r u m scheint ein lateinisches Gedicht zu sein, das uns aus dem Anfang des 13. Jhs. erhalten ist. Von dem Franziskanermönch S a l i m b e n e von Parma wurde es dem Chancelier Philippe von Paris, auch bekannt als P h i l i p p e de G r è v e , zugeschrieben.1 Seine Autorschaft wird heute, z. B. von Paul Meyer (Romania I, 193 ff.), anerkannt. Die erste Ausgabe des nachweislich um 1210 in Frankreich und Italien gesungenen Liedes des nordfranzösischen Trouvère veranstaltete nach der einzigen handschriftlichen Fassung (Bibl. Nat. Paris), A. de M o n t a i g l o n in einem, heute höchst selten gewordenen Privatdruck,* nachdem bereits vorher P a u l M e y e r in Archives des Missions (2e série, III, 280ff.) einen fragmentarischen Abdruck vorgelegt hatte. Zum Verständnis der späteren Versionen ist eine Aufzeichnung wenigstens der ersten 98 Verse unumgänglich. Der Text ist der Ausgabe von Montaiglon entnommen, in der Absicht, diesem hübschen Gedicht nun auch einen gröfseren Bekanntenkreis zu sichern: De m e m b r i s i n t e r se c o n s p i r a n t i b u s . Inter membra singula. Naris dicit: „Cur explores De ventris ingluvie Tibi fumos et vapores ? A te frustra discernuntur; Murmur est, et questio Que per ventrem confundunQuod pro ventris crapula Ventris immundicia [tur. Membra carent requie; Corrumpuntur omnia; Jugis fit exactio. Odor transit in fetores." Lugens dicit oculus: ,,Cur vigil et sedulus Lingua fatur: „Quid doctrina Cuncta lustrans exploro? Mihi prodest ? dapes, vina, Venter cuncta devorat; Ista mihi non parantur. Avidus incorporât Cuncta ventri commendantur; Quicquid extra laboro." Licet per me transeant, Auris dicit : „Cur haurio ? Parum tarnen recreant; Cur doctrinis in Servio, Hic ciborum officina." Nec sacior auditis? Manus dicunt: „Quid labores Auditi soni pereunt; Nobis prosunt, quid dolores, Ad ventrem cibi transeunt; Cum tu, venter, cuncta vores, Crescit fames et sitis." Cum tu solus implearis; 1 To III der Monumenta ad provincias Parmensem et Placentinam pertinentia. Parma 1857. s De Membris inter se conspirantibus. Paris 1848, tiré à cent exemplaires, mit einer französischen Übersetzung des Herausgebers im Faksimile.

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84 Nullum pasquas si pascaris, Neque pastu complearis; Nichil paras; immo paris Torsiones et dolores." Queritur pes cum fatige Discurrendo cum afflige: „Sive curo, sive labor, Meum onus, meus labor; E t , dum venter cibis urget, Me portantempondus urget." „ E r g o restât unum consilium. Sub spem damus omnes officium ; Quiescamus à labore. Labor noster nobis est sterilis. Condempnetur ficus inutilis; Moriatur cum dolore." Sic à propriis Cessant officiis Interdicto communi; Cibos non capiunt; Sensusque ieiuni Omnes deficiunt. Stupent aures tinnule; Oculus caligat; Nutant manus tremule; Pedes error ligat. Lingua, que loqui debuit. Explicare non potuit Pre ceteris querelam. Omnibus dicat Racio

Cordis uti Consilio E t querere medelam. Tune aperit oraculum Cordis secreta Veritas. Increpat aurem, oculum; Dicit: „Quanta temeritas. Quam dampnosa presumpeio, Inest in quidquid facitis. Cur vos stulte subducitis Ventri, cuius recepcio Communis est refectio. Communis est utilitas. Venter recepta continet; Sed nichil sibi retinet. Unus est dispensacio, Lapsorum restauracio, Membrorum incolumitas. Officia repetite; Fideli servo crédité; Que singulis restituet. Si operas subtrahitis, Nec alimenta queritis, Nichil vobis distribuet. In vos ipsos irruitis; Gladium in vos vertitis, Qui vos et ipsum destruet." Sic repetunt officia; Venantur necessaria; Relegatur infirmitas; Reparatur lux oculis; Redit in membris singulis Virtus, opus et sanitas.

Im weiteren Verlauf des Gedichtes wird das Thema auf die kirchliche und staatliche Organisation in der bekannten allegorischen Form übertragen. Man ist leicht geneigt in den Versen 441—468 des R o m a n de F a u v e l des Gervais du Bus 1 eine fast getreue Übersetzung dieses letzten Teiles zu sehen. Eine weitere Fassung dieser Art, die sich ebenfalls noch auf den Dialog beschränkt, ist mir aus einem sehr seltenen Druck 2 bekannt. 1 A. Langfers, Le Roman de Fauvel par Gervain du Bus; Soc. d. An. Text. Franc., Paris 1919. 2 Bibl. Nationale de Paris Rds. m. Vc. 180. Der Druck weist zwischenzeilig erklärende Glossen auf. Sie sind hier ausgelassen, da sie schwer zu entziffern sind. Das Werkchen ist mit einigen Holzschnitten geschmückt. Am Ende heilst es: Libellus hic caracteribus insculptus est per Gaspardum

85 der um das Jahr 1500 entstanden sein muís. Die Ausgabe ist anonym. In der Einleitung heilst es: L i n g u a e v e n t r i s q u e p e r q u a m f a c e tissima nec a r g u t a minus, in dialogie f o r m u l a m r e d a c t a , c o l l o c u t i o a t q u e r a t i o n a t i o . Später ist hier mit der Hand folgende Notiz beigefügt worden: A u c t o r e J o a n n e S a r e s b e r i e n s i . Somit könnte der Dialog auf ein verhältnismäfsig hohes Alter zurückblicken, da J o h a n n v o n S a l i s b u r y bereits 1 1 8 0 starb. Wenn auch viele Stellen des P o l y c r a t i c u s (VI, 26) 1 seine Vertrautheit mit dem Apolog zeigen, ist doch seine Autorschaft in bezug auf das vorliegende Werkchen sehr ungewiis. Die Handschriften (München, Leiden) und der Pariser Druck geben darüber keine Auskunft. Trotzdem ist Johann von Salisbury im Hinblick auf die Anwendung unseres Apologs in kirchen- und staatswissenschaftlichen Lehren des Mittelalters von grofser Bedeutung. Nach ihm haben viele Staats- und Kirchentheoretiker (z. B . W a l t e r M a p , Vincent von Beauvais, Thomas von Aquino, Ptolomäus von L u c c a und viele andere)8 in Fortsetzung oder Nachahmung des Polycraticus von einem organisch aufgebauten Staat (oder Kirche) in Anlehnung an den Mikrokosmos des menschlichen Körpers gehandelt. Während der Drucklegung hatte Herr Prof. Dr. A . H i l k a , Göttingen, die Güte, mich auf eine Ausgabe des Dialogs durch J . A. F a b r i c i u s aus dem Jahre 1785 aufmerksam zu machen. Bezeichnend ist bei ihm die Überschrift: J o a n n i s S a r i s b e r i e n s i s C a r m e n d e M e m b r i s C o n s p i r a n t i b u s . ® Auf diese Weise erklärt sich auch die Notiz über den Autor, die von später Hand in den Pariser Druck eingetragen wurde. Die folgende Wiedergabe des Werkchens richtet sich im allgemeinen nach dem T e x t des Fabricius, der die beste Fassung darstellt. In den Fufsnoten werden nur wesentliche Abweichungen vom Pariser Druck berücksichtigt. Den langen Titel, den ich aus dem anderen Druck übernehme, läfst Fabricius vermissen, wie auch die Interlinearglossen, auf die ich meinerseits ebenfalls verzichte. An dieser Stelle ist noch zu bemerken, dais der nur in einer Berliner Handschrift vertretene O v i d i u s de V e n t r e (theol. lat. cod. 37) mit dem nachfolgendem Text, aufser in dem irreführenden Titel, identisch ist. Das Ms. konnte ebenfalls herangezogen werden.4 Phelippe, manentem in regione Sancti Jacobi, in diversorio insignis beati Anthoni secundum Jacopitas, simul per Petrum Poullac. 1 E. G i l e s , Joannis Sarisberiensis opera omnia, Oxford 1848, vol. I, Sehr aufschluisreich ist die Arbeit von G e n n r i c h , Johann von Salisburys Staats- und Kirchenlehre, Gotha 1894. 2 Es würde im Rahmen dieser Arbeit zu weit führen, die Verhältnisse unseres Apologs gegenüber den Staatslehrern des Mittelalters zu studieren. Eine diesbezügliche Zusammenfassung gibt O, G i e r k e , Das deutsche Genossenschaftsrecht, Leipzig 1868, Bd. I. 3 Jo. A l b e r t i F a b r i c i i Bibliotheca Latina Mediae et Infimae Aetatis, Hamburgi 1785, Vol. IV, 877—888. 4 Eine Zusammenstellung der dem Ovid zugeschriebenen mittelalterlichen Dichtungen findet sich bei C. P a s c a l , Letteratura Latina

86 D i a l o g u s Ventris et Lingue. Hie libellus, qui sancte et iucunde docet: homines sobri et laboriosi esse debent: demOstrat: qualiter cetera membra / lingua loquente : ventrem accusant, et qualiter lingue / et ceteris membris venter respondet. E t sunt coniuncte sententiarum et vocabulorum proprie declarationes. [Verba autoris.] Concilium celebrant humani corporis artus: Inter se de se plurima verba serunt. Incidit in ventrem sermo, de ventre queruntur. Quod gravis is dominus, et nimis urget eos. Tandem rhetorico pingens sua verba colore Aggreditur iratres L i n g u a superba suos. [Lingua contra ventrem loquitur.] Quis furor, o cives, quae tanta licentia Ventris: Audeat ut nobis ponere turpe iugum ? Turpe iugum certe: quando servus dominatur. E t dominus servit; hic iubet, ille facit. Certe nos servi turpes, digni cruce, cunctis Ludibrium, miseri, degeneresque sumus. Nam ventrem dominum nobis elegimus ipsi. Omnia colligimus quae sibi grata putat. Nulla quies nobis, movet hunc, iubet huic, vocat illum. Surge, piger, somnos excute, tolle moras; Quaere cibos epulasque para, vinumque propina, Mensam pone, dies praeterit, hora fugit. Ecce duo veniunt hostes mortemque minantur, Imminet inde fames, imminet inde sitis. Ergo deficiam, nisi subvenias mihi velox, Praeveniasque famem, praeveniasque sitim. Sic me, sic alios pulsat lascivia ventris. E t me plus aliis turgidus ille premit, Me quasi praeconem causarum, iurgia saepe Exercere iubet, parvaque dona sequi. E t modo patronus, modo iudex, et modo testis Clamo, iura Patrum contero, falsa loquor. Medievale, Catania 1909, p. 78ff.: Nuovi studii sui carmi attribuiti ad Ovidio nel Medio Evo. Im selben Werke bringt Pascal auch den oben aufgeführten Dialogus Ventris et Linguae; da ich erst während der Drucklegung diese Ausgabe kennen lernte, mufste sie unberücksichtigt bleiben. Jedoch zeigt ein Vergleich der beiden Fassungen, dals sie im wesentlichen zusammengehen und man sich bei den wenigen Abweichungen besser für die neue Ausgabe entscheidet.

87 Sub specie veri curans inducere falsum Falso, periuro, praetereoque fidem. Fasque nefasque simul acquali pondere libra. Per licitum pariter illicitumque vagor. Si lateri vel Pontificis vel Principis asto. Tunc unguenta paro blanda, piacere volens. Ungo blanditiis, ut delicias sibi venter Accumulet ac me distrahit ille nocens.1 Nonne manus nostrae ventri servire laborant ? Nonne min as eius imperiumque timent? Furantur, rapiunt, operantur, et omnia venter Suscipit, et sorbet omnia Scylla vorax. Huic Oculus servit venator, currit ubique, Nunciat hic domino qua; meliora putat.* Heu pedibus quantos induxit saepe labores, Quos nimis affligit, quos sine lege premit. Inde dolor nostri consumit corporis ossa. Membra quatit, vires haurit, aratque cutem. Est ad servitium nobis studiosa voluntas. Gratia nulla tamen: Conqueror inde magis. Nam cum servitio respondit gratia, multum Temperat, immo facit dulce laboris onus. Huic vero cum multa damus, cum multa paramus. Non cessat querulus dicere: pauca datis. Si dederis hodie, nisi eras dederis, nisi rursum, Et rursum dederis, perdere prima potes. Et si forte suis dicit: satis est, satis illud: Post modicum tempus incipit esse parum. Dicite, quid tantam possit satiaxe Carybdin ? Dicite, quanta cupit ? Quis dare tanta potest ? Hic etiam nostros auget cumulatque labores,3 Et gula nos nimium pessima saepe premit. Illi gustus adest, hic portam servat, et ille Vilis leno, procax garcio, scurra vagus. Hi duo per mundi currunt eie menta; quid aer. Quid pariat tellus, quid freta, scire volunt. Non volucris penna, non evadit fera cursu, Non cetus toto gurgite tutus erit. Noverunt varios hi dispensare sapores, Ut magis alliciant illicitantque cibis. Gustus discernit, quod transmittit gula, venter Abscondit; probat hic, haec rapit, ille capit. O venter, quanto deturbas crimine mundnm, Immumdumque facis, turpia quaeque movent. Im Pariser Druck heilst es: 1 Accumulet: voces distrahit ille meas.

* videt.

* dolores.

Propter te fiunt homicidia, iurta, rapinae, Insidiae, strages, iurgia, bella, doli. Currit ad ecclesiam monachus, miles gerit arma, Navita4 sectatur lucra, colonus arat. Ex te virtutum casus, animaeque ruina, Membrorum pestes, luxuriaeque lues. Tu Nabusaradan princeps dominusque cocorum, Namque tibi sero, mane coquina strepit. Tu follis tumidus, vas plenum sordibus, immo Plenus fece locus, non locus, immo lacus. Vos ergo fratres mecum discernite, qualis Hic dominus, mecum cernite, quale iugum. Turpe iugum credo, quando servus dominatur, Et dominus servit; hic iubet, ille facit. Turpe iugum vere, quando ratione sepulta In nobis venter imperai, ilia silet. Vivere debemus, non ventri, sed rationi. Vir bonus hanc, non hunc, captai habere ducem. Paulus ait: venter escae datur, escaque ventri. Sunt duo iuncta sibi, perdet utrumque Deus. Nos ergo pudeat tali servire patrono, Gloria nostra per hunc nobilitasque perit, Surgite, state, precor, animo pugnate virili: Magna parit nobis praemia pugna brevis. ¿Eternum pereat, qui ventri serviat ultra; Sit procul a nobis, qui sua regna feret. Sit sine fine labor, sit naufragium sine portu, Continuus sit ei perpetuusque dolor. His socios animat verbis facundia linguae. Et movet et munit et docet esse viros. Ergo simul iunctos confcederat una voluntas, Adstringit sibi, quos ligat unus amor. Indicunt ventri bellum iurantque quod eius Vincula dissolvent, discutientque iugum. Sic statuunt et sic confirmant, fcedere facto Ventrem destituunt, nec famulantur ei. Iam pes, lingua, manus, et caetera membra quiescunt. Pes negat ire, loqui lingua, iuvare manus. Prima dies illis tranquillo tramite currit, Nec quisquam poscit ille, nec ilia ferunt. Altera ieiunum nescit compescere ventrem, Latrantemque gulam pacificare nequit. Tertia consumptos macie vix sustinet artus, Namque maligna nimis urget ubique fames. Pes torpet, manus aegrotat, languet' caput, ora Quisquís.

89 Pallent, suspirant pectora, lingua tacet. Omnia turbantur in corpore, nullus in ilio Est vigor, aeger ibi luctus, ubique dolor. Rursus post longos gemitus conamine multo, Vix hos balbutii languida lingua sonos: Quid facimus ? Nil proficimus, magis et magis omnes Deficimus, premimur, conficimurque5 fame. A ventris rabie venit haec iniuria nobis, Hoc eius nobis parturit ira malum. Sentio grande malum, sed causa mali mihi clausa: Quod nocet, ecce patet; cur nocet, ansa latet. Nunc igitur, Fratres, vobis praesentibus, ipsum Conveniam, quaeram, quae sit origo mali. Tunc se convertens ad Ventrem Lingua: Quid, inquit, Tarn male nos laedis ? Hic furor unde tibi ? Respice, nonne tuos concives perdere curas ? Quando vides casum, non relevare paras? Hostis es et civis, haec recta fronte repugnant; Juncta sibi melius, civis, amicus erunt. E t vacuum et plenum te semper habebimus hostem, Semper erit nobis tristis uterque status. Quando tumes plenus, nimia de mole gravatus. Tunc semper tecum nos facis esse graves. Quando iaces vacuus, quia te ieiunia laedunt, Latras et querulus nos facis esse graves. Ergo precor, miserere tui, miserere tuorum, Nec tecum pereant, teque tuosque iuva. Exponas, cur non quereris, vel quid tibi quaeris ? E t ne quaeso noce, sed facienda doce. His claudit verbis sermones Lingua, vicemque Venter ei reddens, incipit ista loqui: [Lingue e t c e t e r i s m e m b r i s v e n t e r r e s p o n d e t : ] Audivi linguae strepitus, et eos patienter Sustinui, Fratres, laedimur inde parum. Lingua quidem membrum modicum, sed molle, citoque Labitur, et loquitur saepius absque modo. Nam de scintilla magnum fovet, et movet ignem, In fornace sua fabricat inde dolos. Inde nimis nostros agi tat discordia ci ves. Nam pacem turbat et mihi tela iacit. Me dominum, Fratres, vobis ostendit et hostem. Sed scio, quod vobis Servio, vosque colo. Cum nos de massa rerum natura vocavit. E t nobis formam materiamque dedit. 8

affligimurque.

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Corpore compegit uno, coniunxit amico Fcedere, nos semper iungeret unus amor. Omnia praecepit fieri communia nobis Omnibus, ut proprium nullus habere velit. Omnibus officia distinxit meque ministrum Constituit vobis, et dedit esse cocum. Inde paro vobis escas, alimenta ministro, Vitam conservo, pauca reservo mihi. Quod datis, accipio, susceptum decoquo, coctum Distribuo vobis, fercula quaeque gero. Si vos ingeritis, ego digero, quod nocet, illud Egero, quod prodest, hocce cuique gero. Pauper suum servus, nil possum ponere vobis. Si nil confertis, nam mea bursa vacat. Nec nimium curo, nec ego nimium mihi quaero. In medio positus opto tenere modum. A nimio veniunt fastidia, crimina, morbus, Crapula, luxuriae, fax, laterisque dolor. A minimo veniunt infestae mortis imago, Frons tristis, facies pallida, laxa cutis. A medio veniunt mens semper sobria, corpus Robustum, felix vita, serena' quies. Ergo sibi caveat dives, ne devoret ultra Quam satis, et pauper curet habere parum. E t vos, si sapitis, servate modum mihi dando, Dispensator ero pro ratione dati. Saepe mihi dabitis, quia vultis saepe cibari: Namque per hoc vobis vita salusque datur. Surgite, ne mortis inducat inertia somnum: Somno desidiae iudico saepe morì. Turpiter occumbit, quem torpor vulnerai. Ergo: Surgite, mors properat. Sentio, vita fugit. Ventris ad has voces membrorum turba resumit Vires, et rediens induit arma vigor. Surgunt, officiis insistunt, debita solvunt, Invigilant operi singula membra suo. Quos socios vitae fecit natura, laboris Atque oneris socios mutua cura facit. Sic litem sepelit laeto concordia fine, Hic quoque vult finem carmen habere suum. FINIS. Der gesamte Aufbau des Dialogs geht aus der einleitenden Überschrift hervor, so dafs darüber nichts mehr gesagt zu werden braucht. Sehr geschickt ist die Fabel, die sich aus einigen Redewendungen * iocunda.

9ï und aus ihrem Inhalte ohne weiteres als eine Romulus-Rezension erkennen läist, in den Dialog aufgeteilt. Die Lingua als die natürliche Sprecherin für die übrigen Glieder verursacht die Verschwörung gegen den Venter. Der lateinische Dialog hat eine natürliche Fortsetzung in einer schon dramatisch anmutenden Vulgärrezension erfahren, die, nach der Orthographie zu urteilen, um das Jahr 1500 (1481 ?) entstanden sein muis: L a guerre et le débat entre la langue et le v e n t r e , cest assauoir, la langue, les y e u l x , les oreilles, le nez, les mains, les piedz ne v e u l e n t plus rien bailler ne a m i n i s t r e r au ventre et cessent chascun de besongner. Das Werkchen ist ebenfalls anonym. Du V e r d i e r und R i g o l e y de J u v i g n y , 1 die Herausgeber der Bibliothèque Française, bezeichnen J e a n d ' A b u n d a n c e 1 als den mutmasslichen Autor, ohne sich jedoch auf ein sicheres Kriterium stützen zu können. Im ganzen scheinen drei mittelfranzösische dramatische Bearbeitungen zu existieren. Hinsichtlich des Gedankengehaltes ist die oben angezeigte Version, die ich für den Ausgangspunkt der anderen halte, unbedingt vorzuziehen. Bei der ausserordentlichen Länge der einzelnen Reden kann man auch hier noch nicht von einer dramatischen Bewegtheit sprechen. Umgekehrt verhält es sich bei den übrigen Versionen, wo eine beweglichere Handlung auf Kosten des Inhaltes erzielt worden ist. Während die letzteren bereits in neueren Editionen zugänglich sind, hat die erstere Fassung noch keinen Herausgeber gefunden, weshalb es mir günstig erscheint, sie in diesem Zusammenhange folgen zu lassen. Das Büchlein ist nur noch in einem Originalexemplar, einem seltenen Druck der Pariser Nationalbibliothek, vertreten. *> 5 . Ein weiteres Exemplar, das einige Textabweichungen zeigt und heute unbekannt ist, wurde im Jahre 1840 von einem bibliophilen Anonymus zu einem Faksimiledruck verwandt (Privatdruck), der heute ebenfalls äufserst selten ist. 4 Trotz eifrigen Nachforschens ist mir nur das Exemplar in der Pariser Nationalbibliothek bekannt geworden. Zu der nachfolgenden kritischen A u s g a b e wurde es herangezogen. Sonstige Texte standen nicht zur Verfügung. Bei ungenauen oder fehlerhaften Stellen wurde verbessert und ein gutverständlicher 1 2

Bibl. Franc., Paris 1773, II, 325. Farcendichter aus dem Anfang des 16. Jahrh. *4 Bibl. Nationale de Paris, Rés. Ye 810. Bibl. Nationale de Paris, Rés. Ye 2977. (Verleger des Liebhaberdruckes war Silvestre, libraire, Rue des Bons Enfants, Paris). Bei dem Original dieses Druckes scheint es sich um das Exemplar zu handeln, das der Abbé Goujet in der Bibl. Françoise X, 448) anzeigt. ' Der alte Druck ist mit sieben Holzschnitten geschmückt; für jedes der handelnden Glieder ein BUd, dazu der Titel.

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Text hergestellt. Die inkonsequente Schreibung der mittelfranzösischen Periode wurde nur bei dadurch entstehenden Unklarheiten geändert, im übrigen jedoch absichtlich beibehalten. Die Interpunktion ist von mir eingeführt worden. Durch das im gesamten Text konstante Versmais ( a a b a a b b c c ) war es sehr leicht möglich, auf den nicht aufgeteilten Seiten die Stropheneinteilung durchzuführen. L e d é b a t de l a langue et du v e n t r e , cest a s s a u o i r , la l a n g u e qui incite les a u t r e s membres de ne f a i r e plus rien. L a c t e u r commence a parler. Apres trauail quil conuient reposer Je fus surprins, ce deues supposer, Dung grief sommeil pesant et tresparfond. Parquoy contrainct fus me aller poser Dessus vng lict et voulu proposer Illec dormir comme sommeilleurs font. Mais fantasie qui plusieurs gens confond Me présenta vng songe merueilleux 9 Qui me rendit tout melencolieux. En mon donnant ie ouy vng grant consille De tous mes membres qui faisoient plus de mille Menuz propos dont ie fuz merueille. Subitement ie prins mon codicille Pour rediger en ce petit postille Tous leurs blasons. Quant ie fuz esueille. Apres que ieu vng petit sommeille, le notay tous leurs petiz moteletz. 18 Vous qui lisez, ie vous prie, notez les. Pour dire vray, tous les membres du corps Entre eulx auoient de merueilleux discors Contre le ventre qui tout gaste et deuore. Parquoy crioient a grans cris et accors Sus luy disans, de ce suis ie recors, Que tout leur bien et cheuance incorpore. Premier la langue sa parolle colore En incitant contre luy chascun membre 27 Ce proposant, ainsy que me remembre. La langue commence a p a r l e r : O, quel fureur, quelle desordonnee rage, Quel desarroy, quelle honte, quel dommaige. Quel deshonneur, quel mal nous fait le ventre 1 Quant bien ie y pense, a peu ie nenraige. Cest nostre frere et nous tient en seruaige. Mieulx nous vauldroit estre enterrez ou centre.

93 Riens namassons quen ce caripde nentre. Dolente en suis, tant que ne puis porter. 36 O tous mes freres, vueilles ces motz noter 1 Cest vng seigneur; il nous tient soubz le iou E t fussions nous Dallemaigne ou Daniou, Et lendurer ce nous est grant reproche. E t qui pis est, il nous faict faire iou, Fuyr vouldroye se pouoye, ne scay ie ou, En puis ou lac, forest, boucquet ou roche. Il est infaict cil qui de luy sapproche. Mieulx luy vouldroit estre mort ou perclus 45 De le seruir certes ie ne vueil plus. Vrais serfz nous sommes quant le serf nous domyne E t nous destruit, ronge, pille et rumyne. Ce quil commande, il fault quil soyt tost faict. Puis peu a peu chascun de nous il myne. Doubte ie fais quen bien peu de termine Tous nostre honneur sera nul et deffaict. le ne scauroye plus quen dire en effect Fors que nous tous le laissons comme infâme 54 Et que iamais nait secours de nulle ame. Est il plus noble par generacion, Daustorite ou par perfection Que nous ne sommes ? le ne le puys entendre I Vng sac, remply de putréfaction. De pourete et grande infection, Fault il quil viengne chascun de nous reprendre ? A mon aduis, nous luy debuons deffendre De plus nous faire laydes aminiculles; 63 Car luy obeyr sont choses ridicules. La chose qui plus auiourduy me mort Dedens le cueur et souvent me remort, Cest que sur nous il veult estre le maistre. Biens ne sous sert non plus que vng homme mort; Mais pour semplir il nous tire et amort Affin quil puisse par noz moyens repaistre. Se bien pensons nous debuerions tous estre Mortz et deffaitz dendurer tel oultraige. 72 De lui ne vient que perte et tout dommaige. Repos nauons ne heure ne demye, Car de inciter vng chascun noublye mye Disant debout: Querez de la viande. Apportez pain blanc, bien cuit, crouste et mye. Ne monstrez plus vostre chere endormye!

94 Ca ca du vin, tost, car ie le commande! Ainsi nous traicte il, nous tient en commande; E t gourmande se quon peult amasser, 81 De le servir chascun se doibt lasser. Apres nous crie comme a ses seruiteurs. Comme villains, souillars, redebiteurs. J e ne scay point qui luy donne laudace. A luy ne sommes subiectz ne créditeurs. Par quoy sur luy debuons estre irriteurs Ou autrement affin quon nous defface ? Donnes luy fort vous nen aures ia grâce! Tousiours tout vng, tousiours a commencer. 90 Somme, pour luy ne vueil plus mauancer. Point ne donra induces demye heure. De iour, de nuict, fault que chascun labeure Pour contenter ce sac remply dordure. Plustost luy fault des oeufz, pain, lart et beurre, Fromaige, fruict, raisins, figues et meure. Nous sommes friz, se ce temps cy nous dure Dendurer plus ceste infaicte laidure Je ne pourroye. Et pourtant entendez 99 Ce que vous dy, et bien le recordez: Les gens de guerre prendront leurs garde bras, Escreuaice, cuirasse, auant bras. Pour conquérir quelque bon prisonnier. Il ne leur chault sil est ou maigre ou gras. Mais que empoigner puissent vng aux agras. Fust gentil homme, villain, bourgeoys, monnier, Hz leur suffist mais quilz ayent dan denier Pour rembourer ce trou, ceste lacune. 108 Destre subiect a luy cest infortune. Se aucuns se rendent dedans vng monastere, Ilz ny vont pas pour mener vie austere; Cest pour remplir ce sac plain de lauailles De prier dieu souvent se vouldront taire. Il ne leur chault de chante ne de braire. Mais leur suffist repaistre leurs entrailles. Le ventre cy ne nous prise troys mailles. Il nous déprimé et nous tient en seruaige. 1 1 7 Je ne puys plus endurer tel oultraige. Cest vng soufflet remply de vent infect, Puant, pourry, venimeux en effect, Vng ort vaisseau, trunide abominable, Remply dordure, bossu et contrefaict,

95 Vng lac punays qui nous aultres deffaict! Ce que ie dis point ne le tient a fable. Certes seroit vne chose damnable De plus laisser dominer tel seigneur 126 Qui par sus nous est si grant rechigneur. Nostre grand gloire, aussi nostre noblesse, Nostre haulteur par luy en bas sabaisse. Tout nostre honneur sen va a de triment. De iour, de nuict, nous moleste sans cesse; Grant honte cest a nous, ie le confesse, De le souffrir, ie le dys playnement, L a chose appert, on le voit clairement; Mais qui luy a baille la hardiesse 135 Pour contre nous faire tant de rudesse? Cest ort souillart, chascun, de nous menace, Dysant: Mettez la table lheure passe; L a fain me prend faulte de nourriture; L a soif aussi me faict layde grimace; Pour me oultraiger en moy brouille et tracasse. Hz sont tous deulx ennemys de nature. Si la mort vient, cest la desconfiture. J e deffauldray se ne me secourez, 144 E t en la fin avecques moy vous mourrez. Ainsi le ventre, vous et moy, tous ensemble Il nous contraint tant qua peu que ne tremble Pour paruenir a sa lasciuete. Je, la premiere, ainsi comme il me semble Par beau parler, tout son plaisir i assemble; Et si me presse par sa turgidite Des maulx que fais, cest une infinité Pour mieulx complaire a ce infâme gouffre. 153 Laissons le la que bouilly fust en souffre! Moy la langue ie suys son droit bailly Qui ne cesse de crier: Baillez luy. E t touteffois de rien ie nen amende. De le pourueoir se vn iour auoye failli Incontinent ie seroye assailly. Jamais nest saoul dheure en heure demande, Tousiours appette la nouvelle viande. Cest grand pitié, tant deuore de bien, 162 E t touteffois il ne me donne rien. Aulcuneffois il fault que je soye iuge, Tesmoing, patron, faire pis que deluge. Pour amasser le plaisir de ce sac.

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J e crye, ie iure, la faulsete ie adiuge. Par faulx moyen ne scay aultre reffuge. De vente, ie la metz a basac Par trie et trac, et de croc, et de crac. Je happe tout et rifle beuf et vache 1 7 1 De tort le droict, et de droict tort iensaiche. Je me pariure et, si faulce ma foy. Je parle faulx qui derrogue a la loy Ce mest tout vng mais que ie contentasse Ce moysi creux infect, plain de desroy. Qui ne se taist pour pape, empereur, roy. Pour quelque bien que pour luy on prochasse. Cest vng vorage; en son dangier tout passe. Bon temps, mal temps, nostre bien engloutist, 180 E t si iamais ne dyra: Il suffist. Par fas ie fays et par nephas deffais Griefz torz. Torz faitz aucunefoys refais Pour acquérir quelque chose a se trou. Ce me poise porter si tresgriefz fais; J e ne vueil plus faire faitz que iay faitz. Son my contrainct mieulx iayme estre retrou Ou demourer en boys ou en deffrou. Car trop souuent dune chose licite 189 Pour son plaisir ie la fais illicite. Se present suis a loreille du prince, Dung grant seigneur qui tient mainte prouince, Flater le fault pour auoir quelque office. J e mocque lung, lautre ie mors et pince. Sil est prélat, ie le blandis et rince. Pour attraper quelque gros benefice Il ne me chault de peche ne de vice Pour le plaisir de cest infâme muy. 198 Trop suis lassee de plus parler pour luy. Vn homme saige soubdain le flateray. E t sil est fol ie le blasonneray Tousiours disant vng mot a la trauerse, Vng fin varlet, tresbien escouteray, Par beau parler ie le contenteray. Mais le propos dung fol ie vous renuerse, Il ny aura question si diuerse Que ie ne verse tout selon mon vouloir 207 Pour la repaire a ce vil ventre auoir. Mes compaignons, mes amys en substance. Se nous voulons auoir de luy vengeance.

97 Laissons tout la et que chascun repose! Se dessus nous veult faire doleance Ne nous enchaille pour quelque pourueance. Notez cecy et pour texte et pour glose! Car contre nous ne pourroit faire chose Qui ne tournast a son grand preiudice. 216 Chascun repose et cesse son office. La L a n g u e se t a i s t . Lacteur: Quant la langue eust termine ses raisons, Ses motteletz, dittons et oraisons. Bien peu se teut la poure esceruelee. Je congneuz bien a ses ditz et façons, A ses criries, parolles et blasons Quelle nauoit pas la racine gelee. Puys ie entreouy vne autre grant meslee Des autres membres que suyuoient leur pourprins. 225 Se ie lescriptz ne doy estre reprins. Lors iescoutay et ouy les parolles Qui nestoyent pas a reputer friuolles Que profcroient les autres membres ensemble. Contre le ventre, ne scay en quelz escolles, Auoyent apprins si grandes parabolles. Jamais de telles nouy comme il me semble. Lung brocarde, lautre ses motz assemble. Je notay tout mot a mot leurs propos. 234 Les yeulx commencent a parler aux suppotz. I c i c o m m e n c e n t les y e u l x a p a r l e r en a d i o u s t a n t f o y a ce que la l a n g u e leur a r e m o n s t r e en g é n é r a l en la m a n i é r é q u i s e n s u y t : O, dame langue, certes vous dittes bien. Ce gouffre sale si ne nous sert de rien Et si nous donne tant de peine et tourment. Jamais nest saoul; tousiours fault dire tien. Tout engloutist, ne scay dire combien Nous amendrist et mect a detriment. Ha, ie ne puis bien entendre comment Il nous domine, ce nest pas la raison. 243 De lendurer certes nest plus saison. De iour, de nuyct tousiours suis en aguet Comme vne espie faisant de loing le guet Se ie verray quelque friant morceau Pour ce pansu. le fais signe a huguet, Beiheft ZUT Zeitecbr. {. rom. Pbil. L X X X .

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98 Je guygne lautre et son chien muguet, Scauoir quil a pour remplir ceste peau. De plus le faire ie seroye bien veau: Plus noble suis et me veult raualler. 252 Sans moy ne peult en quelque lieu ciller. Il nya chair, viande ne poisson, Lart, fruict, beurre, oeufz, sauuvaige venaison Que ie ne chasse pour ce maistre pansart Tel iour, telle heure, tout selon la saison. Conuient auoir tout prest a la maison Pour contenter ce mauldict papelar Il fault tout veoir que sainct Antoyne lart E t hault et bas pour auoir le désir 261 De ce souillard et nay de luy plaisir. Je suys au guet se vendenges sont belles, Quelz vins sont bons, aultres choses nouuelles, Saigles, fromentz, censes et métairies. Eslire fault le maslee des femelles, Amasser tout, pommes, poires, prunelles, Pour rembourrer ceste orde triperie. Ne cuyde pas certes que ie men rie Se ie me plains. le croy que nay pas tort; 270 De lendurer iayme mieulx estre mort. Dessus la terre na rien se ie le voy Que ie ne vueille soubdain auoir pour soy, Dedens la mer aussi semblablement. De tous oyseaulx na vng seul a recoy Se sauuagine on aultre iappercoy Conuient auoir pour luy pareillement. Il fault quil saiche quoy, qui, quant, et comment. Chers, fruictz, poisson, quel goust peuuent auoir, 279 Somme, tout il veult de tout scauoir. Il ma commis estre son grand veneur E t luy semble quil me fait grand honneur. Ce sac pourry, que du feu fust il ars. l e vueil quil saiche ie suys son gouuerneur Plus grand quil nest, pas ie ne suys mineur. Parquoy sur luy criray de toutes partz. l e ne le prise certes pas deux liars Qui me croira chascun le laissera, 288 Ce puys après on verra quil fera. Vng vieil retraict remply de vieulx fiens Veult il tenir tousiours en ses liens ? Si nobles membres le voulez vous souffrir?

Fault il porter comme bellistriens, Coquins, maraulx, diuers iolastriens, Cest iniure. Se seroit pour mourir I Mieulx il vauldroit nous aller tous périr Dedens vng puys que destre en tel dangier 297 Dung vil vieillart, vng vieil gardemenger! le vous diray briefue conclusion: De luy ne fault plus faire mention. Mais le laisser comme vng infect bourreau. De le seruir ce nest que illusion, Que mocquerie, toute perdition. Il ne vault rien pas la chief dung pourceau; Mieulx nous vauldroit aller combatre leau Que destre plus en sa subiection. 306 Pource laissons le, cest mon opinion! L e s oreilles p a r l e n t : Las, mes freres, moy qui suis les oreilles. Jay fait pour luy des choses non pareilles. Je ne puys plus endurer ceste paine. Plus subiect suys que vng chien a oailles. Car contraint suis a faire maintes veilles Pour le prouffit de ceste orde bedaine. Jay ouy lung mentir, lautre dire fredaine, Jescoute tout pour faire le prouffit 315 De ce poussif en ordure confict. Souuenteffoiz se ie suys a Paris Ou a Rouen oyent chariuariz, Jescouteray se ie orray quelque mot Pour ce trippier ou tous biens sont taris. Bien nous debuons ensemble estre marris De estre subietz a cest infect marmot. Ouyr me fault le saige puys le sot Pour faire tout le proffit de ce sac, 324 Ce malostru, ce tresinfame lac. Se ioy parler de quelque bon disner Incontinent il y fault cheminer. Ou aultrement il y auroit grand noyse, Jescoute bien sans point le deuiner Ou est la banquet. Quant le scay assigner Tost tost acoup il fault bien quon y voise. Ce gros boudin en ce point se degoise Et nous contraint estre ses villains serfz. 333 Je nay pas tort se plus ie ne le sers.

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Son crie des vins, claretz, vermeilz ou blans, A dix deniers, deulx solz, ou quatre blancz, Escouter fault lequel est le meilleur. Des plus petitz morfonduz et tremblans Qui presque a leaue sont au goust ressemblans Compte nen fais soyent de quelque couleur. Subiecte ie suys ce mest vng grant maleur. Je ne scay pas quel remede y trouver 342 Sinon quil fault ses vices reprouuer. Et pource affin quen mes motz ie conclue. Je ne vueil plus que a ses laz il menglue. Car je lay trop seruy pour abbreger; De luy nest rien que chose dissolue, Vn lac fangeux, vne place polue. De le seruir mieulx aime estre bergier Ou en vng boys menaller heberger Affin quon nayt iamais de moy mémoire. 351 Pour ce laissons le se vous me voulez croire. L e nez c o m m e n c e a p a r l e r : Las, moy le nez qui suys grant estradeur. Humeur de vent, parfait ambassadeur. De ce brouillon fault il que ie lendure. Se ie sens point quelque friant odeur, Incontinent ie y voys de grant roydeur Et suy lestrac ce mest chose bien dure. Je vous prometz que se cecy nous dure. Tout est perdu, tout nostre cas va mal 360 Et nous conuient aller a lospital. le suys le iuge de ce paillart truant, Infect bourreau, ort, villain et puant. Ce quil appete, il fault que ie le sente. Se ie rencontre quelque morceau friant Qui sente bon cest tout pour ce gallant. Et touteffoys iamais ne se contente, le nay de luy gaiges, proffit ne rente. Fors seulement ceste infecte fumee 369 Que par trayson ay mainteffois humee. le luy cherche dons odoriferans, Flagrans, souefz comme basme odorans E t il me rend pour tout potaige vng vent Si tresinfect que peu ne cours les rancs; Dieu le mauldie, luy et ses adherans. Car par luy suys trompe le plus souuent.

loi J e ne congnoys abbaye ne couuent Ou il ne face noyse, discord, scandale 378 Comme vng souillon, vng remply de godalle. Cest vng ort trou plus puant que vng retraict, Si tresinfect quil infecte de faict Lair et le vent. Ne scay quon en fera Vne latrine qui vide fait a fait, Puante odeur qui nous ternist deffait Se lendurons. Iamais ne cessera De nous meurtrir. Puis en fin deffera Nostre noblesse tant quon nen tiendra compte. 387 Pourtant mes freres notez, notez ce compte 1 Les mains p a r l e n t . Je suys les mains qui cherche lamengeaille Pour cest infect tout remply de lauaille, E t si ne puys a la fin lassouuir. Des le matin, il fault que je trauaille. De ma peine ne luy chault vne maille, le ne scay point comme on en peust cheuir. Fors seulement quil nous en fault fuyr Et le laisser comme vng abhominable, 396 Digne de mort, par iustice dampnable. Las, mes amys, nostre corps est destruit. Mes os se deulent qui maynent noyse et bruyt Tous les membres du corps rompt et mu tille. Mes poures vaines auront moulu et cuyt Se ce temps dure, car la vertu senfuyt. L a voulente se flachist et vacille Pour vng retraict infâme, sale, vile. Fault il meurdrir si precieux ioyaulx? 405 De lendurer viendront dix mille maulx. Il me contraint souuent de desrober Et si ne veult iamais dung lieu hober E t me conuient rauir ce que ie treuue Menasser lung ou parler de robert, Rire, gaudir, ioncher, flater gobert, A chascune heure pour luy fault que mepreuue. E t sil a froid, se ie puys ie le coeuure. Mais tant ya de ce me puys vanter 414 Jen fais par trop pour ce sac contenter. Jusques au soir ie ne cesse douurer Pour ce mauldict assez le puys prouuer. Ce que ie gaigne il destruit et ensache

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Se indigent est ne moseroye trouuer; Par deuant luy iayme mieulx oeufz couuer Que destre plus subiect a telle tasche. le congnois bien que aultrement il ne tache Qua nous destruire, on voit sans varier. 423 Tousiours est prest a nous contrarier. Je le craindz tant que nose dire pic, Pour luy rauys et ab hoc et ab hic. Car si nest plain ie nay point de repos, le trompe lung lautre, ie prendz au bric. Soit de trauers ou de crac ou de cric, Riens ne meschappe sil me vient a propos. Pource ie dy: Mes amis, mes supotz, Sur luy conuient mettre prouision 432 Ou nous sommes tous a perdition. Ce papelart il ha deux gaudisseurs Avecques luy qui sont grans rauisseurs De tous les biens que ie puys amasser, le nentendz point silz sont ses seruiteurs, Ses officiers ou ses redebiteurs. Mais non obstant veullent tout embrasser. Lung est le goust qui me fait tracasser De ca de la tant que tout mestourdist. 441 Lautre est la gueule qui tout bien engloutist. Ses deux mignons nous tienent a main forte. Premier le goust est qui garde la porte Et veult scauoir qui entre la dedens. Sur terre na chose quon ny apporte. Pain, vin, poisson, chair viue, fresche et morte. Somme toute, tout passe par les dentz. Dea si estions encores pretendans Den acquérir quelque proffit ou grace, 450 Mais nenny non. Car tousiours nous menace. Se le goust sent quelque bonne viande Souefue, doulce, sauoureuse et friande, le la incorpore et lenuoye a la gueulle Qui lengloutist sans faire aultre demande En lensaichant comme pain de prebende, Nya de nous celluy qui ne sen deulle, Car nous nauons vne estincelle seulle Daulcun proffit de seruir telz coquars 459 Qui nous lardent et nous gectent leurs brocars. Labourer fault au long de la semayne Et trauailler endurant griefue paine

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Pour rembourer ce vil panneau fourre. Eusse cent francz de rente ou en demayne Si fault il bien que ce grant gouffre amayne Tout mon vaillant t a n t quil soit rembourre Si poure na fust du plessis bourre. Qui naimast mieubc estre a perdition 468 Que destre plus en sa subiectionl Quant il est saoul il fait a tous la nicque. Quant il est vyde chascun de nous il picque. Considérons le danger ou nous sommes! Rien namassons qui nentre en sa boutique, l e croy quil soit pire que vng heretique. De nous ne tient conte valiant deux pommes. Quant est de nous, nous sommes tous preudhommes. Donc ne nous doibt ainsy villipender, 477 Sus nous crier et tousiours demander. Pourtant, mes freres, ie suys doppinion Que nous fassons tous par bonne vnion Ensemblement vng edict, vng accord Que chascun plus ne face mention De ce trepier et pour conclusion De nous naura ayde naulcun confort. Par ce moyen ne sera le plus fort E t luy fauldra a la parfin mourir 486 Quand il naura quil le vueille nourrir. Les piedz p a r l e n t : Les piedz ie suis qui soubstiens ceste dare Cest ort bourbier qui me cris hue et hare Pour soy remplir ie ne puis bien comprendre Dont cecy vient; point ne congnois la tare. Courir me fait tousiours sans dire gare, le ne scay plus pax quel bout ie dois prendre; Pource il me semble que nous debuons entendre A nostre cas et mieulx a mort se offrir 495 Que nous soubzmettre a t a n t de maulx souffrir. Courir me fault de iour, de nuict sans cesse. Jen abbatz lung, lautre ie foulle et presse Pour rembourrer ce boursouffle vaisseau. Plus tost iray iouer que ouyr la messe, De dieu ne tiens non plus que de deesse. Mais que auoir puisse quelque friant morceau. Or nest il viel enfant ou iouuenceau

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Qui ne soit tout mine par ce Caribde. 504 Las, grand dommage cest quon ne le lapide. louer conuient a tous ieux a la paulme De nuict au guet et coucher sus le chaume, De iour aller aux festes et marchez, Fouler les bledz de Martin et Guillaume Et luy oster robbe, iacquete, heaulme. En le chassant, disant: Deuant marchez! One on ne vit auoir tant de meschefz Com nous auons pour ce canal pourry 513 Qui de nous est substente et nourry. Puis le matin, la cuysine ne cesse Jusques au soir en douleur et destresse Pour preparer le désir de la trippe. Se leure passe il criera: quest ce quesse. Cest trop tarde. Visez en quelle angoisse Il nous meurtrist et si nous faict la lippe. Rien nespergne Jehan, Gaultier ne Phelippe, A brief parler, cest vng Nabusardan, 522 Prince des queux de tous les filz Adam. le suys contraind souuent daller piez nudz Comme deschaulx, car souliers nay ie nulz Monter en hault et puys en bas descendre, le fais les saulx mygnons, druz et menuz, Aulcuneffoys ien fais de bien comuz Pour la prebende a ce vieil poucif rendre. Soit dur, soit tendre, sans nul proffit pretendre. Tendre conuient tousiours a le remplir. 531 Je ne puis plus son vouloir accomplir. Cest Caribdis gouffre diniquite, De vilite, comble dausterite, Vng creux puant ou ny a ions ne riue, Ou vng Sirtes plain de captiuite, Dumidite et de turgidite. Bieneureux est qui en ce trou narriue. Rien ne nous sert et contre nous estriue. Auoir luy fault toute félicité, 540 Et demourons en grant mendicite. Par luy ne vient certes que detriment. Grief encombrier auec empeschement A nostre corps quil met tout en ruyne. Par luy tous maulx nous font encombrement. Par son peche ou mal gouuernement, Nya membre qui par luy ne define.

Puys la vertu qui peu a peu se affine Tant quelle dechet et na plus de puissance. 549 O, que de mal il nous faict en substance 1 Et pource, freres, il nous fault aduiser, Cy entre nous sans plus en aduiser, Par quel moyen sera suppedite Le gouffre infect qui nous vient atiser, Destruire tous, rompre, casser, briser, Comme les serfz plains de captiuite. Vous scauez bien quil na auctorite Par dessus nous le gros dune noysette. 558 De le seruir ie luy romps la buschette. Lacteur: Quant tous les membres eurent bien sermone Dessus le ventre mesdit et blasonne La langue après commence a proferer Des motz diuers comme sil eust tonne. Criant tout hault donc ie fus estonne De ainsi ouyr luy dire et referer. Et, pour le cas en brief vous déclarer. Elle commença a clamiter et dire 567 Ne plus ne moins que iay voulu escripre. Perseuerant tousiours en ses recorz Elle animoit tous ces autres consors Contre le ventre pour venir au dessus De son désir en semant les discors. Moyennant ce que tous par bons acors Hz feroient tous de le seruir reffus. Quant iescoutay ses motz fus si confus Que ne scauoye se iestoye mort ou vif. 576 Adonc ainsi commença son estrif. L a langue parle: O, mes amys, mes compains cordiaux, Mes singuliers confrères speciaulx, Bien aise ie suys de vous veoir dung accort Contre le ventre qui nous faict tant de maulx. le vous supply, soyons bons et loyaulx Et luy monstrons quil a enuers nous tort. Il est licite de repeller le fort Par force car la raison si le dit. 585 Pource doncques escoutez mon edict: De maie fouldre, de tempeste et dorage. De feu gregoys, de cbault mal et de rage.

De fieure quarte pour son dos aguiser. De caque sang sue et périr en naufrage, De iamais nestre paisible en mariage, De tous les maulx quon pourroit aduiser Soyent maulditz sans nul en excuser Qui seruiront iamais ce garnement, 594 Voire et dampnez perpétuellement! Labeur sans fin a qui ne le fuyra! Peine et tourment qui plus le seruira! Honteusement mourir en douleur puisse E t que plaisir désormais luy fera Tousiours douleur ait qui ce cessera, Au fons dung puys en fosse ou lac perisse. De son bon sens incontinent hors ysse, Courant les rues comme enrage ou fol, 603 Ou dune hart soit pendu par le col! Ses membres soyent remplys de malegoute. De trenchoysons ou colicque se boute. De griefue toux, passion de poitrine, De mal de reins ou soit grauelle toute. De flux de ventre qui coule goutte a goutte Qui point ne peut guérir par medicine Qui plus vouldra seruir ceste latrine! Toutes douleurs il puisse recepuoir 612 Sans nullement guerison en auoir. Boyteux, bossu il puisse deuenir, A maie fin vistement paruenir Qui seruira plus ce belistrien! Le feu ardent empoigner et tenir E t en malheur tousiours soy maintenir Qui pour ce trou besongnera plus rien! Iamais ne puisse auoir honneur ne bien Qui ne viegne a son grand detriment, 621 Jusques a mourir voire éternellement! Borgne et aueugle incontinent puysse estre Qui luy donnra viande pour repaistrel Muet et sourd aussi pareillement. Ou par le col pendu an vng cheuestre, A son solier, a son huys ou fenestre Estre estrangle des loups semblablement E t cheoir dessus vng aigu ferrement Tant qu'il se fende les membres et le corps 630 Qui plus sera de ce pansu recors!

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Dessus luy puisse cheoir la nege et gelee Et le verglatz, bruyne deaue meslee Et vent de bise ou gist toute froidure. Courir tout nu dessoubz une greslee. Trembler tousiours tant quelle en soit allee Et tout mal temps sans quelque fin luy dure Et clicqueter les dens sans nulle mesure, Estre tousiours enbroillaz et en gyure 639 Cil qui iamais vouldra ce vieil sac suiurel Estre puisse il splenetique et ydropicque Asmatique, ptisique, frenetique, Epiletique, tousiours maladieux, Fantastique, etique, squinantique, Paralitique, pleuretique, artetique, Ycterique, auec le mal des yeulx, Douleur de dens ait tousiours en tous lieux Qui plus de luy fera dit ne parolle, 648 Et en la fin ait la grosse verolle! Il soit de Dieu anathematise Et en enfer brusle et atise Qui seruira plus celle triperie! Et puisse auoir chascun membre brise. Froisse, casse, comme vng fol desprise Et quen la fin sa vie soit perie De tous honneurs, sa face soit tarie, En griefz tourmens, ses iours puisse il finir, 657 Cest ma sentence, vueillez la tous tenir! Lacteur: Ainsi la langue les autres membres anyme Contre le ventre imposant sur luy crime Et les instruict a faire resistence. Par son quaquet et sans en faire frime Ont tous iure par la vertu sublime Quilz destruyront sa force et sa puissance. Le pact ont faict et ont iecte sentence. Ce poure ventre est de tous délaissé 666 Affin quil soit de par eulx rabaisse. Lors tous les membres se sont voulu retraire De besongner sans quelque chose faire. Hz ne font rien comme silz fussent mortz: L a bouche est mute, de parler se veult taire Et les oreilles ne oyent plus crier ne braire. Les yeulx sont clos et rien ne sont recordz, Les mains plus neuurent pour eulx ne pour le corps.

io8 Les piedz ne bougent, courir ne veulent plus. 675 Somme, ilz sont tous comme mortz ou perclus. La langue est begue, plus elle ne veult parler Et les piedz cessent de courir et aler. Les mains sont lasches et ne veulent rien faire; Puys les oreilles ne oyent chanter ne baler; Le nez ne sent chose pour aualer, De odorer plus il sest voulu retraire; Les yeulx se dorment. Chascun sest voulu taire. Sans dire mot comme tous endormis, 684 De tout bien faire ilz sont du tout remis. Le premier iour se passe doulcement Sans esmouuoir ou faire aulcunement Myne ou semblant quon peust apperceuoir. Le second iour, la gueule nullement Ne se veut taire, mais crie rudement En gourgouillant pour la mengeaille auoir. Le ventre bruyt, ce pouuez bien scauoir. Car plus est creux que vne vieille vielle. 693 Le goust appete la viande nouuelle. Au tiers iour furent les membres en tel point Pour la famine qui picque, mord, et point Que de faict furent tellement amaigris E t si deffaitz que près ilz sont du point Pour expirer. Car vertu ny est point. Par quoy sont plus lasches et achagris. Il ne leur chault ne de vert ne de gris, A grant peine se peuuent soubstenir 702 Pour leur serment tousiours entretenir. Dedens ce corps sont tous ancombremens. Toutes douleurs, pleurs et gemissenens. Afflictions, griefue, soif et famine. Les membres sont en merueilleux tourmens. Considérez, ie vous prie, se ie mens E t vous direz que pas ne le deuine. A brief parler, force est que en brief termine Hz soient tous mors silz nont aucun secours, 7 1 1 Car la famine leur fera leurs iours cours. Tout est malade; chascun se desconforte. Le ventre bruit a qui rien on napporte. Chascun se deult, ce nest pas de merueille. Gemissemens y sont de telle sorte Auec douleur qua presque tout nauorte. Cest grant pitye et chose nompareille.

log Le corps sen va par faim qui le trauaille. En luy na plus puissance ne vigueur. 720 One on ne vit faire telle rigueur. La teste deult et les mains sont malades. Les piedz sont latz, plus ne font de gambades, L a face est pale, la poictrine souspire, L a bouche est close, parolles luy sont fades. Les yeux, le nés ne sont mignons ne sades. Ne les oreilles, tousiours il leur empire, A grant peine la langue si respire. Mais neantmoins balbuciant commence 729 Soy parforcant dire telle loquence. L a langue: Que faisons nous, en riens ne proffi tons. Tant plus viuons et plus decrepitons. Mes chers feres, ne scay dont il procédé. Tout nostre fait ne vault mye deux boutons, le ne scay plus certes ou nous boutons; Tout est perdu se ny mettons remede. Nostre douleur toutes autres excede. Somme, il nous fault en brief noz iours finer. 738 Dont cecy vient ne puis ymaginer. Je sens grant mal; la cause ie lignore. Mais ie congnoys que le corps est frelorc. A ceste foys tous mourir nous conuient. Pis nous aurons se le souffrons encore, Nostre vie fuit, car elle se euapore Et ne scauons que la vertu deuient. De nostre ventre cest encombrement vient Qui nous pourchasse ceste griefue laidure, 747 Ce detriment et ceste infecte iniure. Il nous vault mieulx pour scauoir la naissance De nostre mal, parler a ceste pance Que de mourir si misérablement. Pourtant ie vueil tout en vostre presence Luy demander qui ne met pourueance Pour nous ressouldre et luy pareillement, A quoi il tient ne a qui ne comment. Par ce moyen scaurons la vérité 756 De nostre mal et grant aduersite. Parler ie vueil a luy. Certes ie gaige Que dautre ne yst ceste mauldite rage Que nous souffrons, certes ie lappercoy,

no Cest vne chose que ie treuue sauuaige De nostre frere qui nous faict cest oultrage. Chascun y doibt bien penser endroit soy. O, vous mes freres, il cele par ma foy L a cause qui en ce point nous estraint 765 De plus en plus et tousiours nous contraint. Lacteur: L a langue adonc au ventre sadressa Qui de parler vng petit se pressa Pour enquerir de ce mal la racine. Tout ioiblement de dire sauanca Aulcuns propos lesquelz elle commença; Rien ny valoit le demonstrer par signe. Mais neantmoins les motz ie vous assigne Quelle proféra. Escoutez la substance, 774 Car en lysant verrez la consequence. La langue: Vien ca, ventre, escoute mes complains. Qui de douleur sont certes si tresplains Que ne puys plus le fardeau soustenir. Je nay plus tort se de toy ie me plains Que on ne vit en montaignes ne plains Si hideux fait ne tel cas aduenir. Tes parentz sommes, tu nous doibs subuenir. Tes citoyens, cousins, freres, germains 783 E t nous meurtris par tes faictz inhumains. A brief parler, tu es nostre ennemy. Car enuers nous ne te monstres amy. Meurtrir ses freres, ceste chose répugné. Tu nous délaissés comme tout endormy, De toy nauons ne confort ne demy Ayde ou prof fit mais que toute rancune. Pourroys tu point donner responce aulcune Pourquoi ce fais ne pour quelle achoyson ? 792 Allégué au moins quelque bonne rayson! Tu nous destruitz aussi bien plain que vuide Et nous enerues. Certaynement ie cuyde Que tu ne tasches qua du tout nous deffaire. Il y pert bien, tu veulx estre homicide De tous tes freres que ny metz tu remyde Incontinent; cest toy qui le doibs faire. J e te prie, considérés laffaire E t ayes honte ainsi nous mal mener 801 E t non vueilles aultrement gouuernerl

III

Quant tu es plain et que la peau te tire. Tu nous faitz lâches, et portons grief martire, Tant sommes graues, pesans et endormis. Ce tu es vide, cest encore du pire. Car tu grumelles. Lung crie, lautre souspire. De faire bien chascun est tout remis Et toutteffoys tu es nostre commis Pour subuenir a noz nécessitez, 810 Oste nous donc de noz captiuitez. Il te conuient auoir de nous pitié E t délaisser la grant inimitié E t maltalent que contre nous procures. Noublie pas lancienne amytie Que freres ont quant ont le cueur baitie Et comme bon de ce grief mal nous cures! A vng brief mot, les choses seront dures Se plus tenoyent. Doncques or considéré 819 L a pourete de nous et la miserel Ne seuffres pas que toy ne ton lignaige. Ton propre sang endure ce broullaige, Car se seroit a toy villain reproche. Oster nous peulz du dangereulx passaige Auquel nous sommes. Regarde quel dommaige, Se par ta faulte la mort tous nous accroche! Certaynement ie congnois quelle approche Et nous veult prendere, exempt tu nen seras. 828 Pource doncques garde que tu feras. Lacteur: La langue lors ne peult plus mot sonner; Force luy fut laisser le sermonner. Tant sa vertu estoit foible et debile. Le ventre adonc voulut araisonner Elle et les membres et chascun blasonner. Leur respondant des choses plus de mille. En son parler bien se monstra habille Les reprenant de leur foie entreprinse. 837 Lisez ces motz, vous verrez la conprise! Le v e n t r e : O vous, mes freres, iay ouy les tencons De la langue ensemble voz blasons Que contre moy auez voulu conclure. Bien peu me chault certes de voz dictons. Tous vous quaquetz ne prise deux boutons. Patiemment iay porte ceste iniure.

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le me suis teu. Mais certes ie vous iure: Vous auez tort de me redarguer, 846 Me tempester et dessus moy huer. L a langue est une piece friquette. Tant legierete, si molette et tendrette. A tous endroitz elle plie ou elle veult. Souuenteffois, sans rayson, elle caquette De dire mal plus tost que bien est preste Puis dung, puis dautre; tous propoz elle acceult Par son venin vng chascun de nous deult. Vous le voyez, ce nest rien de nouueau! 855 Langue, tu es vng dangereux morceaux! On voit souuent dune seule estincelle Brusler chasteaux, villes, tours, et tourelle, Destruyre tant, las, on ne scait combien. Langue, Langue, ie croy que tu es telle. Car de nyant alumes la chandelle Dont sont bruslez plusieurs hommes de bien. Dedens la forge iamais nespargnes rien. De tous viuans tu ioues a la pelotte. 864 Cest grant danger dune langue si sotte. Tu ne cesses de semer les discordes. Noises, tencons, debatz tousiours recordes. Ce test tout vng, mais que tu te demaines. Tu metz en noise les vngz, puis les acordes. Nya celluy que tu ne pinces ou mordes. Tous les viuans a ton vouloir tu maynes. Cest ton plaisir que de dire fredaynes, De faire mal iamais tu nés oyseuse. 873 Langue, Langue, tu es très dangereuse. France tu es de deux bonnes clostures. Les leures sont qui en font les bordures. Cest de ton fort la premiere auantgarde E t puys les dentz qui sont fermes et dures. Mais ce ny vault, tu fais les ouuertures A ton plaisir sans point y prendre garde. Or considéré en toy mesmes et regarde Se tu ne doybz viser premièrement 882 Pourquoi tu parles, de quoy, quant et comment. Ne vueilles plus ainsi la langue croire. Mes bons amys, car la chose est notoire Que mis elle a entre nous grant discort.

Par son babil elle vous a fait accroire Que ie suys maistre, vostre ennemy mortoire, Vostre seigneur, et conspirez ma mort. Certes, mes freres, vous auez bien grant tort, Car ie vous sers, vous aime, et vous honnore 891 E t mieulx feroye se ie pouoye encore. Vous sauez bien que parle par raison, Doybt estre ouy en chascune saison E t son propos clerement entendu. Aussi qui narre quelque folle achoison Qui ne proffite aux champs ne a la maison. De lescouter ce uest que temps perdu. Pource ie vueil quant est au résidu Dire deux motz a tous en general. 900 Se lescoutez, ne vous doibt faire mal. Quant nature de la masse terrestre Nous procrea, puis après nous fist naistre E t nous donnant telle forme et figure Que nous auons, point ne me fist le maistre, Mais nous lya et ioignit en ung estre Dedens ung corps sans quelconque brisure. L a chose est donc bien repugnante et dure De nous disioindre, car nous sommes tout vng. 909 Rien nous nauons qui ne soit en commun. Nature après a doue dune office Chascun de nous selon quil est propice: A toy la langue sauourer et parler, Aux yeulx a veoir qui est beau benefice, Au nez sentir odeurs, souefue espice. Aux oreilles oir, rire et galer, Aux mains ouurer, aux pieds courir, aler. E t moy ie suys mis en vostre seruice, 918 Vostre souillon, cuisinier et nouice. Contraint ie suys vostre viande prendre, De labiller point ne me fault apprendre. Je le prepare, puys la vous distribue. Nya celui de vous, soit grant ou mendre. Qui nait grant tort de me vouloir reprendre. Car ie vous sers, a moy rien nattribue, Mais a chascun de vous ie contribue Et luy enuoye ce qui luy appartient, 927 Qui en vertu et santé vous maintient. Se me donnez, incontinent le prendz. Je le digere et puys ie le vous rendz Beiheft zur Zeitschr. f. rom. Phil. LXXX.

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ii4 Quant il est cuyt au moins mal que ie puys. Pour moy petit ou rien ie nen retiens Que seulement lordure et le fiens Que ie metz hors par lung de mes conduys. Somme toute, vostre seruiteur suys, Nompas le maistre. Or considérez bien 936 Se ie dys vray, car ie ne mentz de rien. Aulcuneffoys recoy tant de viande Que menuoyez quil fault que la vous rende Toute bruslee, indigeste et pourrye, Parquoy souuent nous vient maladie grande. Pour la guérir le medecin on mande Qui nous baillera grande appoticairie, Herbes, racines, drogues, dale, xandrye. Et nous fera tant de peyne endurer 945 Pour nostre mal guérir tost et curer. Par vos excez il me vient squinancie, Replexion, colicque, ydropisie, Douleur des reins, grauelle et telz bagaiges. Mal de coste, de teste, appoplexie, Flux epatic, douleur a la vessie. Prenes y garde, voire a peu de langaigesl Que gaygnez vous a faire telz oultraiges Qui causes sont dabbreger voz iours 954 Par maladie qui vous dure tousiours ? De rien ne prendre il vient toute tristesse Auec douleur, laschete et foyblesse, La face pale, la peau toute ridee, Ennuy, chagrin, deffaulte de lyesse, Danger de mort qui le cueur moult fort presse, Langueur par tout et la teste vuydee. Se la matiere estoit bien decidee, On trouueroit que plusieurs gentz de bien 963 Sont expirez, car ilz ne prenoyent rien. Den prendre trop souuent la peau me tire. Ien suys enfle et port grief martire, le ne scay pas par quel bout ien doy prendre. Honte ie nay certes de le vous dire, Car greue suys et souuent ay du pire Par voz oultraiges a bien le cas comprendre. Pourtant, mes freres, vous debuez tous entendre A vostre cas et y mettre tel ordre 972 Que dessus vous on ne treuue que mordre I

Le plus certain est viure sobrement Sans faire excez, prendre son nutriment, Car trop en prendre souuent griefue nature, Qui trespetit aussi pareillement. Mais du moyen on vit ioyeusement, Sain et alaigre sans quelque corrompure. Aussi est lame legiere, nette et pure, Mieulx disposée, oyeuse, et plus capable 981 Pour acquérir la gloire pardurable. Vous ne pouuez estre nourris de vent Et si voulez tous repaistre souuent Pour soustenir vostre meschante vye, Parquoy conuient doncques doresnauant Que mapportez pour cuisinier deuant. La viande dont vous aurez enuye, L a voulente de vous nest assouuie Des le matin voire soleil leuant 990 Jusques au soir, ce suis ie bien scauant. Pourtant, mes freres, donez moy par raison. Selon le temps et aussi la saison, Chose par quoy vous puissez tresbien viure. Sobriété soit en vostre maison E t vous aurez de tous biens a foison! Gloutonnye iamais ne deuez suyure! Chascun de vous suffisance me liure Et au surplus ie vous seruiray bien. 999 Les bieneureuz ont tenu le moyen. Jadis fistes confédération, Vne alliance, vne conuention, Ensemblement et, comme irreuocable. Encontre moy par adiuration. le men suys teu sans faire mention, Car vostre edict estoit trop execrable. Cest une chose suspecte et reprochable Que de iurer et faire telz sermentz 1008 Par lesquelz vient au corps grans detrimentz. Donc, mes amys, laisses tous voz contens Et voz debatz, car certes il est temps Chacun de vous commence son mestier. Despeches vous, car a ce que ientens, Besoing il est. Pource soyez contens Dy prendre garde, vous en auez mestier I Pas ne viurez encore vng iour entier Se ne rompez vostre tresfol edict. 1017 Qui le tiendroit, de dieu seroit mauldict.

n6 Leuez vous tost a cop, il en est heure, Cest trop dormy. Chascun de vous labeure Ou aultrement la mort saprochera. Parquoy fauldra chascun de vous meure, Grant honte cest faire tant de demeure. Vostre paresse nostre corps deffera, L a vie sen fouyt, en brief nous laissera, le le sens bien, vous le pouez scauoir, 1026 Pour vous nourrir chascun face deuoir. Lacteur : A ces parolles, les membres tous ensemble Eurent telle paour ainsi, comme il me semble, Que bien cuydoyent a ce cop expirer. Lung se débat, lautre fremist et tremble. Mais neantmoins chascun viures assemble Pense quilz peussent bien souppirer, Grant doubte auuient encores dempirer, Parquoy reprindrent grant cueur, vertu et force 1035 Pour a ce ventre préparer quelque amorse. Incontinent et les piedz de courir, Les mains ouurer pour le ventre nourrir. Chascun besongne, chascun fait son debuoir: Les yeulx regardent pour le corps secourir Et le nez sent, doubte auoit de mourir Et les oreilles se euurent et veulent scauoir. Il ne leur chault mais quilz pussent auoir Quelque bon metz pour donner la pasture 1044 A ce creux ventre dont vient leur nourriture. Les membres ont si bien diligente Quen peu de temps ont recouuert santé Et commencèrent a estre vigoureux. Incontinent quilz eurent présente Au ventre viures. Le corps fut substente Et fut mis hors du danger doloreux Ou il estoit moult triste et langoreux: Dont ioyeux furent et ensemble remitz io 5 3 Qui par auant estoient grandz ennemys. Je mesueillay pesant et estourdy Mais neantmonins peu a peu me sourdy Et empoignay mon papier, ancre, plume Pour rediger les motz que ie vous dy. Au lendemain certes point nattendy, Quant fer est chaud ou le bat sur lenclume. O, vous lysans, corrigez ce volume,

117 Des motz y a mal couchez vng mynot 1062 E t pardonnez a moy, poure Jehannot.

Gegenüber der lateinischen Vorlage, deren Elemente sich hier vollständig wiederfinden, ist die Handlung in diesem Stück viel lebendiger gestaltet. Daneben ist der Inhalt gewaltig erweitert worden. Auiser Zunge und Bauch, die immer noch als die Hauptpersonen fungieren, sind die Augen, Ohren, Nase, Hände, Füise als neue Personen des Dramas eingeführt und bringen ihrem natürlichen Charakter folgend ihre Reden vor. Nicht neu ist die Person des in mittelalterlichen Dramen üblichen Ansagers = „ A c t e u r " . In der Tat ist er der Beobachter, der dem Zuschauer den Verlauf und das Resultat des Streites übermittelt, also die szenischen Bemerkungen ersetzt. 1 Die Lektüre des Stückes, das in der volkstümlichen Form der Farce gehalten ist, wirkt keineswegs langweilig, obwohl das Thema bis in die kleinsten Einzelheiten verfolgt wird. Im Gegenteil mutet es oft humoristisch an, in welch drolliger Weise die einzelnen Glieder ihre Klagen gegen den Magen vorbringen. Die dramatische Bearbeitung des Stoffes, wie sie in dem letzt angeführten Stück vorliegt, erfährt im Anfang des 16. Jahrhunderts zwei weitere Variationen. Eine von ihnen befindet sich in dem Recueil des Farces et Moralités, dessen Manuskript von L e r o u x de L i n c y und F r a n c i s q u e M i c h e l ' veröffentlicht wurde. Ihr Titel ist: Moralité joyeuse A IUI Personnages, c'est a scavoir le ventre, les jambes, le casur et le chef. Dieses Stück ist ebenfalls anonym. Doch trägt eine andere im Manuskript enthaltene Farce den Autornamen P i e r r e T a s e r y e . Durch Stilvergleichungen kann man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit feststellen, dafs sämtliche Dramen aus einer Feder stammen. Die Herausgeber nehmen an, dafs diese Stücke in der Zeit von 1500—1550 in Rouen verfafst und gespielt wurden. Von der Ausgabe dieses Manuskriptes existieren nur 50 Exemplare. 3 Dieser Umstand macht sie schwer zugänglich und hat mich veranlafst, die für uns in Frage kommende Farce im Anhang abzudrucken. 4 Ein Vergleich mit dem ersten Drama dieser A r t zeigt, dafs dieses hier wohl lebendiger in der Darstellung ist, wozu die kurzen Reden der handelnden Personen wesentlich beitragen,' im übrigen aber durch die niedere Komik lange nicht den künstlerischen Rang einnimmt, wie die Vorlage. Das Drama ist als eine anspruchslose Vergleiche die Version bei Eustache Deschamps (S. 68). Recueil des Farces et Moralités, Paris 1837 (Techener). Manuskript enthält 64 Stücke und befindet sich auf der Bibl. nat. Paris. 3 Bibl. nat. Rés. 3433—3436. 4 S. S. I74ff. 1

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Ii8 Bühnenrezension zu betrachten, absichtlich auf den derben volkstümlichen Ton des Publikums abgestimmt. Dasselbe gilt in noch erhöhtem Malse von dem zweiten Drama, das ebenfalls im Anhang 1 zu finden ist. E s ist nur in einem einzigen Manuskript enthalten,* welches von V i o l l e t le D u c im Jahre 1854® herausgegeben wurde. Das Drama, dessen Autor wiederum unbekannt ist, trägt den Titel: Farce Nouvelle des cinq sens de l'homme, Moralisée et fort joyeuse -pour rire et recreative et est a 7 personnaiges, c'est assavoir: l'homme, la bouche, les mains, les yeulz, les pieds, l'ouye, le cul. Wie schon aus dem Titel hervorgeht, ist die Zahl der handelnden Personen erhöht und auf das derb-komische Element ein besonderer W e r t gelegt worden. So ist aus der keineswegs humoristischen Fabel über den Weg einer zufälligen Dialogbearbeitung ein Lustspiel ausgelassenster A r t geworden, das den Fabelcharakter vollständig verloren hat und dem Farcendichter ein willkommenes Subjekt der Volksbelustigung schien und in dieser Absicht umgewandelt wurde. Ich bin mir bewuíst, dafs eine philologische Würdigung der fünf dramatischen Bearbeitungen sehr lohnend und eigentlich auch notwendig ist. Eine genaue Untersuchung würde jedoch in dem Rahmen dieser Arbeit einen zu groisen Raum einnehmen. Ich muíste mich daher auf die Aufzeichnung der Texte selbst und auf einige wesentliche Bemerkungen beschränken. Eine erschöpfende Darstellung soll einer anderen Arbeit vorbehalten werden. S. S. 182 ff. * Manuskript befindet sich im Brit. Mus. Nr. 1845 = 64 Stacke: Farces, Moralités, Mystères, Sottises etc. Es hat die Form eines Notizbuches und stammt von einem deutschen Theaterliebhaber, der den Inhalt 1550 in Frankreich gesammelt und aufgezeichnet hat. * Ancien théâtre franç. Bibl. Elzévirienne t. 3, 61. Par. 1854—57. 1

III. Die Fabel vom „Magen und den Gliedern" in der östlichen Äsop-Tradition. Ebenso wie in westlicher Richtung haben sich die griechischen Fabeln — allerdings in beschränkterem Mafse — nach Osten ausgebreitet. Die wichtigste und bekannteste Fabelsammlung dieser A r t entstand in Arabien. Sie wird fälschlicherweise einem gewissen Lokman, einer Persönlichkeit des Korans, 1 zugeschrieben. Ihr zur Seite steht eine syrische (Sophos) und eine griechische (Syntipas) Bearbeitung. Nach L a n d s b e r g e r * und B a s s e t 5 sind die SophosFabeln* die ersten, die aus europäischen Quellen entstanden sind. Von ihnen zweigen sich dann die Syntipas- 5 und Lokman-Fabeln ab. Die Existenz der letzteren, die im Abendlande bereits im 17. Jahrhundert bekannt war, regte das Studium dieser östlichen Derivate an. Man glaubte zuerst, dafs diese Fabeln auf ein hohes Alter zurückgingen und als Ausgangspunkt für die griechischen Fassungen anzunehmen wären, oder dafs wenigstens die sagenhafte Gestalt des Äsop mit der nicht weniger sagenhaften des Lokman identisch wäre.* Scheinbar mit dem bibl. Balaam (Josua 13) identisch. Sindbad, Fabeln des Sophos, syr. Original der griech. Fabeln des Syntipas. Posen 1859. Vgl. auch Fabulae aliquot aramaeae interpretando correctae adnotationibusque instructae. Berlin 1848. ' R e n é B a s s e t , Loqman berbère. Paris 1890, avec une étude sur la légende de Loqman. 4 Syr. Titel: matlé d'Soufos. Daraus hat L a n d s b e r g e r Fabeln des Sophos gemacht (Sophos = weise). ' C h r i s t . F r i e d r . M a t t h a e i , Syntipae philosophi persae fabulae 62. Leipzig 1781. Andere Ausgabe (Moskauer Manuskript) Lib. Syntipae (M. Andreopulus). Petersburg 1912, Athen 1887. Die Fabeln sind fälschlicherweise nach dem persischen Philosophen benannt. Der Redaktor fand sie scheinbar in dem gleichen Manuskript wie die sieben weisen Meister, die dem Syntipas (Sindbad) zugeschrieben werden. Vgl. darüber G r a u e r t , De Aesopo et fabulis aesopis dissertatio, Bonnae 1835, oder F r i e d r i c h B a e t h g e n , Sindban (syrisch), Leipzig 1878, oder B r o c k h a u s , Nachchebis sieben weise Meister, Leipzig 1845. Eine erschöpfende Bibliographie Ober Lokman gab V . C h a u v i n , Louqmân, Bibliographie, Liège 1897/1904. • M a r c e l , Fables de Loqman. Paris 1803. — B o u l a n g e r , Esope, Amsterdam 1794. 1 1

120 Neuere Forscher, wie D e r e n b o u r g 1 , B a s s e t , Cherbonneau*, beweisen, dais die Entstehung dieser Fabeln ins Mittelalter fällt und Lokman zu ihnen in demselben Verhältnisse steht wie Äsop zu der griechischen Fabelliteratur. Das älteste erhaltene arabische Manuskript befindet sich in der Bibl. Nationale von Paris. Es wird in das Jahr 1299 gesetzt (so D e r e n b o u r g , Basset), welche Zeit heute allgemein als Redaktionsdatum dieser Sammlung angenommen ist. 3 Im folgenden sollen verschiedene aus dem Arabischen entstandene Fassungen verglichen werden. Von einer Aufzeichnung aus Syntipas oder Sophos kann abgesehen werden, da sich hier keinerlei Unterschiede zeigen. Die Fabel vom Magen und den Gliedern erscheint allgemein als Nr. 32 (Sophos 53, Syntipas 35). Ihr arabischer Wortlaut heifst: El-batnou ouar-ridjläni takäsamä fy-mä beyna-houmä'eyyouhoumä yahmilou'l-dijsma. Fa - qalati'r - ridjläni mähnou bizononati-nä. nahmilou'l-dijsma djamy"ahon. Fe-qäla'l-djausou: 'anä' in lam'anal mina't-ta"äni chey'an, fe-'inna-kouma lä. tastaty" ani'l machya, fädlän'an tahmilä chey'an. Hadä ma" nächoü: man yataouallä'amrän, fe-'in lam ya"doudhou 'ellazy houa'arsa"ou min-hou oua'achaddou min-hou oua illä fe -mä la-hou qoudratoun"ala Kidmati-hi, oua lä manfa"ata li-roühi-j aydän. 4 Erpenius® übersetzt folgendermalsen (Fabel 32): Venter et pedes. Venter et pedes contenderunt inter se quis ferret corpus. Dixerunt pedes: Nos robore nostro ferimus corpus. At venter ait: Si nihil ego cibum alerem, non possetis vos ire, nedum ferre quidquam. 1 J o . D e r e n b o u r g , Traduction de Loqman. Berlin 1850 (Einleitung). * M. C h e r b o n n e a u , Fables de Loqman, expliquées d'après une méthode nouvelle par 2 traductions françaises, Paris 1846, und A. Cherb o n n e a u , Loqman, Texte arabe. Paris 1903. Einleitung. * Als Redaktor wird angenommen Barcouma, ein christl. Heiliger, gest. 1316. E r nennt sich selbst in dem Manuskript als Kopist. * Wörtliche Übersetzung: Der Bauch und die beiden Füfse stritten sich darüber, wer von beiden wohl den Körper trüge. Da sagten die beiden Füfse: Wir mit unserer Kraft, wir tragen den ganzen Körper. Der Bauch aber sprach : Aber wenn ich euch nicht hier und da Nahrang gäbe, wahrlich, ihr beide würdet keinen einzigen Schritt machen können, um irgendetwas irgendwohin zu tragen. Das ist der Sinn der Fabel: E r bezieht sich auf denjenigen, der etwas unternehmen will und sich nicht auf den stützt, der stärker und mächtiger ist als er, und der dann nicht in der Lage ist, seinem geplanten Werke mit der Hände Arbeit oder mit seinem Verstände zu dienen. ' T h o m a s E r p e n i u s , Locmani Sapientis fabulae. Lugd. Bat. 1767, erschienen in Gramm. Arabica cum Fabulis Locm. 1 . Ausgabe 1615.

121 Hoc significat, eum, qui negotium aliquod suscipit, nisi adjuvetur ab eo, qui ipse maior et potentior est, non posse perficere (obire) ministerium suum, et frustra esse. Auf den Text von E r p e n i u s geht eine Bearbeitung L e f f e v r e s 1 zurück. Er hat die Fabel in Jamben gesetzt. Seine Umarbeitung ist demnach als eine reine Version anzusehen: Venter et pedes. Aliquando ventri litem moverunt pedes Cur artuum referrent usque sarcinam, Superbus ille nobis si succederet, Sciret laboris quid sit ferre corpora. Venter sed illos his aggreditur vocibus Pedumque inceptam retudit insolentiam. Guttam cerebri non habetis 6 pedes, Nam nisi parato vos sustentarem cibo, Ire haud possetis nedum ferre quidpiam. Potentiores incusant pauperculi, (Frequens querela est ex quo homines Sol aspicit.) Sed ditiores ni utantur pauperculis Aeruginosos faxo dentes gestitent, Potentiores ut ne incusent postea. Man sieht, dais F a b e r wohl den Inhalt etwas erweitert hat, aber ohne ihn zu verändern. Wo es ihm möglich ist, benutzt er den wörtlichen Text seiner Vorlage. Ein Vergleich mit der griechisch-äsopischen Fabel lehrt, dais beide dem Inhalte nach auf derselben Stufe stehen. Die Form ist bei der arabischen Redaktion kürzer gehalten. Nur die Moralanwendungen gehen auseinander. Die äsopische hat einen politischen Sinn und besagt, dafs ein Heer ohne verständige Führer nicht manövrierfähig ist. Die arabische Moral dagegen lehrt, dais ein Mensch ein Unternehmen nicht ohne einen mächtigeren und stärkeren Helfer ausführen soll, eine Moral, die sich nicht ohne weiteres aus dem Zusammenhange ergibt. Es ist anzunehmen, dafs in diesem Falle nur die Erzählung und nicht die Moral überliefert worden ist, wofür die nordafrikanischen Versionen, die ohne Moralanwendung auftreten, eine Bestätigung wären. Eine andere Erklärung bietet die Tatsache, dafs der Redaktor der Sophos-Fabeln (die ja bekanntlich die Quelle für die Lokman-Fabeln sind) ein Christ war (s. S. 1 1 5 Anm. 3). Die Annahme liegt also nahe, dafs er auch unsere Fabel in christlichem Sinne verwerten wollte. Mit dem „ I s qui maior et potentior est" ist dann Christus gemeint. Auch für die mohammedanische Religion pafste eine solche Moral. 1 Tanaquilli fabri fabulae ex Locmannio arabico latinis versibus redditae. Salmurii (Saumur) 1673.

122 Die einfache Form, welche die Lokman-Fabeln besitzen, hat eine ganze Anzahl Philologen verleitet, sie als Übungsstücke in arabische Grammatiken und Chrestomatien einzuführen.1 Sämtliche Fassungen, 2 soweit sie sich in einem arabischen Manuskript befinden, sind untereinander vollständig gleich. Zu erwähnen ist nur, dals von einigen Übersetzern der Bauch durch den Magen ersetzt wird, eine unwesentliche Veränderung, die vielleicht durch die Kenntnis der griechischen und römischen Fabeln entstanden ist.® Die arabischen Fabeln als solche haben sich besonders nach Nordafrika ausgedehnt. Schon D e l a p o r t e 4 gab eine Sammlung in algerischem Idiom heraus. Ihm folgte B a s s e t mit einer Berberredaktion. Aufserdem fand letzterer unsere Fabel in einer Reihe von afrikanischen Mundarten, von denen drei hier aufgeführt werden sollen: 1. In Z6nega = Sprache der Senegalneger. Takhsa id' daran emkha9aman adj a garachen t ak ad achen iteika elli. Ennan daran: Nekini nek' oua neika elli koullich. Tenna takhsa: Nika edjoumra our offak kara n etchi netnanied' our tahd' am id' ba our aouen ach teiken kara. 2. In Tonat (oder Timisakht) = Dialekt von Touharet. Ikket lmarratch mkhafamen ouddist d ridjlin ad ouin iah' mel argaz. Ennan ridjlin: Nichnin a nh'amel argaz selk' aout ennar'. Tenna ouddist: Mata ou akeni ouchiar' touttoutch ou tezmarem a tak'lmem. 1 M i c h a e l i s - B e r n s t e i n , ArabischeChrestomatie. Göttingen 1817. — J . S. H u m b e r t , Arabica Chrestomatia, facilior. Paris 1834. — J . B. B e l o t et G. R o d e t , Chrestomathie arabe. Beyrouth 1879—81. — G o l i u s , Arabicae linguae tyrocinium. Lugd. Batav. 1756. — H e z e l , Erleichterte arabische Grammatik. Leipzig 1784 (S. 168). — L a g u s , Laerokurs i Arabiska Spraket I I I . Helsingfors 1874. 1 Aulser den bereits angegebenen sind konsultiert: S. v. R ü s t i g , Locman fabulae en Ovidii brieven in rijm gestellt. Amsterdam 1701. — G . W . F r e i t a g , Locmani fabulae et plura loca ex codicibus maximam partem historicis selecta in usum scolarum arab. etc. 1823, geht zurück auf eine Edition von M. Caussin de Perceval. Paris 1819. — MM. L é o n et H. H é l o t , Fables de Loqman etc. Paris 1847. — Zu bemerken ist, dais der Titel der türkischen Calilah-Vers. herausgegeben von Galland-Cardonne: Les contes indiens de Bidpay et de Lokman, Paris 1724—78, irreführend ist. Natürlich hat der dort behandelte Stoff nichts mit den Lokman-Fabeln zu tun. * So setzt C h e r b o n n e a u in seiner zit. Ausgabe neben der wörtlichen Übersetzung: Le ventre et les deux pieds in der Überarbeitung: L'estomac et les pieds. Auch J o s é B e n o l i e l (Fab. de Loqmân, Vertidas em Portuguez e paraphr. em versos Hebraicos, Lissabon 1898) schreibt in der Überschrift „O ventre e os pes" und fährt dann fort: „O estomago e os pes disputavam um dia etc." * J . H. D e l a p o r t e , Fables de Loqman, adaptées à l'idiome d'Alger. Alger 1834. Nur Fabel 1 —19.

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3- In Beni Menacer = Berber-Mundart. Aäddis d idharen mestaien djarasen. mala irfed' en atberras. Ennam idharen: Netchnin s elr' agert ennar' a nerfed atherras s ikhfis. Inna ouäddis: Nech lou kan our eggar' ih s ilmakelt ou zmiremch a rouh'em oula erfedem oualou. Ich selbst bin in der Lage, eine Dialektfassung der Riffkabylen aus eigenen Aufzeichnungen folgen zu lassen: Saouelen äddis akid idharen. Ennen idharen: Nechin nousid gaä tefrisat n bn Adam. Irra khefsen äddis inna: Ma illa oüla nouchi d mechcha oul tezmerem tezoum oula tezmerem tousin tefrisat n bn Adam. Von einer Übersetzung kann abgesehen werden. So wie alle Texte ihrem Inhalte nach untereinander, stimmen sie auch mit der arabischen Fassung überein. Sie stellen sämtlich Übersetzungen aus dem Arabischen dar. Wie schon vorher bemerkt, hat jedoch die arabische Moralanwendung keine Spuren in den nordafrikanischen Idiomen hinterlassen.

IV. Die Fabel vom „Magen und den Gliedern" und ihr Verhältnis zur Neuzeit. i . Die Fabel im 16. Jahrhundert. Am Anfang des 16. Jahrhunderts entstand eine Fabelsammlung, die besonders für einige deutsche Bearbeitungen unserer Fabel von groisem Einflufs gewesen ist. Sie trägt folgenden Titel : F a b u l a r u m quae hoc libro continentur, i n t e r p r é t é s atque autores simul hic: Guilielmus Goudanus, Hadrianus B a r l a n d u s , Erasmus Roterodamus, Aulus Gallius, Angelus Politianus, Petrus Crinitus, Jeannes Antonius Campanus, Plinius Secundus Novocomensis, Nicolaus Gerbellius, Phorcensis, A e s o p i v i t a e x Mar. P l a n u d e e x c e p t a e t c u n c t a (140 F a beln). Aus dem Titel ist ersichtlich, dais es sich um eine Zusammenstellung von Fabeln verschiedener zeitgenössischer Autoren handelt. Die Sammlung ist in der vorliegenden Form im Jahre 1 5 1 6 in Strafsburg gedruckt worden. Im Jahre 1520 wurde sie durch das Hinzutreten der Fabeln des A b s t e m i u s 1 , des L a u r e n t i u s V a l l a * und des Rimicius" um das Doppelte vergröisert. Für die Entstehungsgeschichte ist anzunehmen, dais die Sammlung in Löwen zum ersten Male zusammengestellt wurde, und zwar spätestens im Jahre 1514. Sie umfafste zwei Hauptbestandteile, nämlich die Fabeln des Barlandus und des Goudanus, deren Fabeln in Einzelausgaben vorlagen. Die erste Ausgabe der B a r l a n d u s - F a b e l n erschien im Jahre 1 5 1 2 in Antwerpen (37 Fabeln). Aus dem Titel wie aus einigen Moralien geht hervor, dafs auch die Veröffentlichung der G o u d a n u s - F a b e l n (83 Fabeln) im selben Jahr erfolgt ist. Für den Compilator der grofsen Sammlung, in der von 140 Fabeln die der beiden genannten Autoren mit zusammen 120 Fabeln den weitaus gröfsten Teil ausmachen, 1 Aesopi Phrygis et Aliorum Fabulae, quorum nomina sequenti pagella videre licet, accessit Huic Editioni alterum Laurentii Abstemii Hecathomythium, hoc est centum fabularum libellus alter. Venetia 1495—99. Mir sind aulserdem die Ausgaben Lugduni 1537, Venetia 1545 bekannt. 1 Fabeln des Valla ins Französische übersetzt von G. T a r d i f , Fables d'Esope d'après L. Valla vor 1498. ' R i m i c c i o D'Arezzo, Esope, Fabulae selectae latinae factae et a Bono Accursia editae 1470.

125 wird heute allgemein M a r t i n u s D o r p i u s angesehen, der wie Barlandus Professor in Löwen war. 1 G u i l i e l m u s G o u d a n u s a hat die Fabel: De membris et venire in seine Sammlung eingereiht. Sie wird als ex Raphaelis Volaterrani Anthropologia entnommen bezeichnet. In den späteren grofsen Sammlungen ist die Autorschaft dieser Fassung oft verwechselt worden. So steht sie dort manchmal in derselben Form unter dem Namen des P l i n i u s (Fabel 138, Staatsbürger Ausgabe), oder unter B a r l a n d u s . 8 Ihr Wortlaut ist bereits auf S. 54 aufgeführt worden, und zwar aus der Sammlung des R o b e r t S t e p h a n u s aus dem Jahre 1587, der sie aus einer Pariser Ausgabe abgeschrieben hatte. Bei dieser Gelegenheit ist auch auf die Quelle des Goudanus, die Versrezension des Gualterius Anglicus (Anonymus Neveletus) hingewiesen worden. 4 Auiserdem befindet sich die Fabel in einer zweiten Bearbeitung (ex Plinio desumptus) in dem gleichen Sammelwerk: A p o l o g u s de m e m b r i s e t v e n i r e . 5 Humani artus cum ventrem ociosum viderent, ab eo discordarunt, et suum illi ministerium negaverunt. Cum eo pacto, et ipsi quoque deficerent, intellexerunt ventrem cibos acceptos, per omnia membra dividere, et cum eo in gratiam redierunt. Morale. Magnae res discordia pereunt, concordia valent. Diese Fassung, über die nicht viel zu sagen ist, gehört ebenfalls dem Roraulus-Kreis an. Die Erzählung ist äufserst kurz und dürftig. In der Ausgabe des Sammelwerkes aus dem Jahre 1545 (Lutetiae) ist bei dieser Fabel (Nr. 300) eine kleine Veränderung eingetreten. Schon der Titel ist anders: Apologus de membris et ventre ex Livio desumptus. E s folgt dann der Wortlaut der Fabel wie oben. An die Moral ist ein weiteres Kapitel angeschlossen: Livii verba haec sunt ex secundo libro historiarum ab urbe condita. 1

Daher wird die Sammlung auch als A e s o p i Dorpii bezeichnet. * Guilielmus Canonicus Divi Aurelii Augustini Florentio suo illustri Baroni Iselsteino S. D. * Die richtigen Verhältnisse zeigen die Ausgaben: Lugduni 1537, Parisiis 1544, Lutetiae 1545. 4 Als spezielle Vorlage des Goudanus läfst sich eine Ausgabe der Fabeln des Gualterus feststellen, die am Ende des 15. Jahrhunderts sehr verbreitet war: Esopus moralisatus cum bono commento. Zwischenzeilig stehen hier die erklärenden Glossen, Nach jeder Fabel folgt auiserdem ein Prosaabschnitt, in welchem neben der moralischen Ausbeutung der Inhalt noch einmal erzählt wird. Die Sammlung, die in mittelalterlicher Weise und schlechtem Latein verfaßt ist, verlor ihren Einfluß durch den Humanismus. s Aus Aesopi Phrygis et aliorum Fabulae etc., Lugd. 1537, S. 191. Ebenso in Parisiis 1544 an derselben Stelle.

126 Der Aesopus Dorpii ist neben anderen Quellen zunächst für die im Jahre 1544 erschienene Fabelsammlung des deutschen Humanisten J o a c h i m C a m e r a r i u s 1 von Einfluis gewesen. Hier fehlt unsere Fabel. Dagegen erscheint sie in einem Anhang zu diesem Werk: Narrationes Aesopicae, ab aliis autoribus descriptae als Reproduktion aus Livius. a Grölsere Bedeutung hat, wie schon bemerkt, der A e s o p u s D o r p i i speziell für unsere Fabel als Ausgangspunkt einiger deutscher dichterischer Versionen. An erster Stelle steht hier die Fabel: „Von dem Bauch und den Gliedern" des E r a s m u s A l b e r u s . 3 Ihr T e x t lautet folgendermalsen: Die Händ und Füls und alle Glieder, Warn auff ein zeit dem Bauch zuwider, Und wolten jhm kein speiis mehr günnen, Und gaben für, was sie gewännen. Das wolt der Bauch als in sich jagen. So sie allein doch müfsten tragen Die arbeyt, und des tages last. Weil nun der Bauch solchs als verbrast, So wolten sie kein futer mehr. Wie biis anher geschehen wer, Dem Bauch gewinnen ewiglich, E r soll nun selbst versehen sich. Und sich von seiner Arbeit nehren. E r müfs jhm nicht das jhr verzeren. Der arme Bauch fing an zu gurrn, Dieweil er hört den hauffen murrn. E r nam gar bald ein groisen schrecken, Besorgt, er müst nun bleiben stecken. E r sprach, Ihr lieben undtersassen. Ich bitt euch wölt mich reden lassen. Was hab ich euch zu leydt gethan. Das jhr ein solchs wolt iahen an ? Ihr wist doch wohl, das aller rendt. Und was jhr habt auf mich gewendt, 1 Historia vitae fortunaeque Aesopi cum Fabulis illius pluribus quingentis et aliis quibusdam narrationibus compositis studio et diligentia Joachimi Camerarii Lipsiae 1544 (1. Ausg. 1538). Camerarius (1500—1574), Freund Melanchthons, Professor in Leipzig. Er hat einen großen Anteil an der Abfassung der Confessio Augustana. » Hist. Vit., S. 473. * Das buch von der Tugent und Weilsheit, nemlich 49 Fabeln, der mehrer Teil aus Esopo gezogen und mit guten Rheimen verkleret. Durch Erasmum Albenim, Nr. 10, Sprendlingen 1534 (Hagenauer Ausgabe), Frankfurt 1550—57 (Braubachsche Ausgabe), Frankfurt 1565, 1579 (sämtliche Ausgaben heute sehr selten). Alberus 1500—1553, Anhänger Luthers. Er starb als Generalsuperintendent von Mecklenburg in Neubrandenburg. Seine Fabelsammlung entstand während seiner Lehrer- und Pastorenzeit in Hessen. S. Näheres bei Kurz. Leipzig 1862.

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Habt jhr ja alle selbst genossen, Und hat mich solchs noch nie verdroisen, Auff das jhr hettet guten frieden. Kein hunger habt jhr nie geliden, Hab ich von ewerm schweyis gezert, Dagegen hab ich euch ernert. Drum ist mein bitt, wöllts lassen gahn, Wie jhr von alters habt gethan. Das bitt ich euch mit allem Fleifs, Hebt nun nicht an ein newe weifs, Es wirdt euch änderst selbst gerewen. Das sag ich euch bey meinen trewen, Ihr lieben freundt, das ist mein rath. Das jhr euch hüt vor solcher that. Der glieder eins hieis Nasenschweiis. Das trat dar mitten in den Kreyis, Und fing mit stoltzen worten an, Sih bruder Bauch, da soltu stahn. Und hören, was ich zu dir sag, Dann ich jetzt gar nichts nach dir frag, Wir achten nichts auff deinen bracht. Du hast des dings zuviel gemacht, Sey du nun knecht, so binn ich herr, Kein zins geb ich dir nimmermehr. Desgleichen thun mein briider auch. Wir sind jetzt herrn, sey du der gauch. Der Bauch mufst da stehn, wie ein knecht. Er sprach, Bedenkt euch eben recht, Ihr lieben herrn und brüder mein. Der gröste schad wird ewer sein. Ich bitt noch, wölt euch bafs bedenken, Die torheit will ich euch gern schenken, das jhr mich also überfallt, Die sach hat warlich kein gestalt, Die jhr fümempt, Es ist mir leydt. Das jhr solchs thut auff meinen eydt, Werdt jhr mich lassen hungers sterben, So werdt jhr warlich auch verderben. Das sey euch Brüdern zugesagt. Die Glieder waren gantz unverzagt, Und weil sie warn jetzt eben sat, Verachten sie jhrs Herren rat. Der Bauch war warlich schmertzen voll, Dieweil die Glieder warn so toll, Er ward bald schmal, und sehr gering. Und kundt nicht mehr sein guter ding. Da musten auch die Glieder leiden,

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Die Beyn die kundten nicht mehr schreiden. Die Arm warn matt, der Kopf ward schwach. Die Lenden litten ungemach. Als wem sie zerschlagen gar, Die Augen sahen nimmer klar, Und alle Glieder warn betrübt. Der hohmut hatt sie wol geübt. Da sie nun litten solche not. Und wolten helfen, wars zu spot. Der Bauch war schon verkämet gar. Da wurden sie zuletzt gewar. Der untrew schlegt sein eygen herrn, Die Glieder woltens nicht empern, Verderben bringen sie davon. Dann Zwietracht gibt kein andern Lohn. Moral. Mit nichten soltu dich beschwern Dein Oberkeyt hertzlich zu ehrn, Mann kann jhr warlieh nicht empern, Davon lais dich S. Paulum lern. Davon schreibt auch S. Peter fein, Drumb soltu gern gehorsam sein. Die mutter Gotts achts nicht gering, Als sie mit Christo schwanger ging. Dem Keyser, als ein underthan, (Zu eim exempel jederman) Den zinfs zubringen über feldt. Davon S. Lucas hat gemeldt. Wir lesen hat, wie David hat Der königlichen Majestat, Nemlich dem Saul, ob er wol war Ein böser Bub, und jmmerdar den David bringen wolt umbs Leben, Dannoch nicht wollen widerstreben, Drumb jhm Gott wider hat geehrt, Und ihm das Königreich beschert. Dagegen findt man vom Satan Als einem auffrührischen Mann Geschrieben wie er in die helln Geforen ist sampt sein geselln, Die erde thet auff jhren mundt. Da furn sie allesampt zu grundt, Darzu sind dritthalb hundert man, Dabey verbrennt von Stunden an. So warn auch von der selben Sect, Wen dils exempel nicht erschreckt.

129 Und sich entsetzt für solcher pein, Der muís ein harter Demant sein. Abimelech und Absalom, Und Seba, wem sie blieben from. Und hetten jhrer Oberkeyt Bewiesen underthenigkeit, Abimelech wer nimmermehr, Da er mit seinem tollen Heer Für Thebez lag kommen umbs leben, Dasselbst ward jhm sein lohn gegeben. Dann unter alln traf jhn alleyn Ein armes Weib mit einem steyn, Das jhm der halis zubrach davon, Das war auch sein verdienter lohn. Der böfs bub Seba wer auch nicht zuletzt mit einem schwerdt gericht. Der Absalom auch nimmermehr So jhemerlich erstochen wehr. Als er mit seinem schönen har, Umb einen ast gewickelt war. Der Simri nam auch seinen lohn, Es sey jetzund genug davon. 1 Wie bei M a r i e de F r a n c e oder bei U l r i c h B o n e r haben die lateinischen Quellen auch bei A l b e r u s nur das Rohmaterial zu seiner Fassung gegeben. Wie wir leicht feststellen können, verarbeitet er wohl jedes Wort seiner Vorlage, handelt aber sonst in dichterischer Freiheit und verwandelt den knappen Bericht des Prototyps zu einer vollen und farbenreichen Ausführung. Man beachte nur den äufseren Unterschied des Umfanges in der Darstellung, um einen Einblick in das Schaffen des Autors zu gewinnen. So liegt z. B. den Versen 15—63 nur der lateinische Satz zugrunde: Supplicat ille semel et iterum negant tarnen manus alimentum. Das reich belebte Bild wird durch den dramatischen Dialog wesentlich begünstigt. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs A l b e r u s ähnliche, uns bereits bekannte Bearbeitungen vor Augen gehabt hat. Einen sehr breiten Raum nimmt die Moral ein. In der ersten (Hagenauer) Ausgabe ist diese noch sehr kurz und lautet folgendermafsen: So wenig als wir könden sein, on brot, on wasser und on wein. So wenig könden wir empern, Der König, Fürsten, und der Herrn. In beiden Fällen verhält sich A l b e r u s ganz anders zu der Quelle, als bei der Fabel selbst. Während letztere sich vollständig in der neuen 1 In sämtlichen Ausgaben findet sich zu der Fabel ein Holzschnitt. Auiser in der Hagenauer Ausgabe ist der Künstler Virgil Solis.

Beiheft zur Zeitschr. f. rom. Phil. LXXX.

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Dichtung wiederfindet, ist hier eine gänzlich neue Nutzanwendung angefügt. Im Gegensatz zu der Vorlage verfolgt sie den Zweck, die Obrigkeit als eine notwendige und nützliche Einrichtung hinzustellen, der man gehorchen und die man verehren soll. Dieses Thema lag dem Dichter scheinbar sehr am Herzen, da wir auch in den Fabeln 30, 3 1 , 44, 46, 47 Anklänge dieser Art finden. Der Inhalt der Moral ist vielleicht dazu geeignet, uns seine Persönlichkeit am besten vorzustellen. Die eindringlichen und schlichten Ermahnungen, wie auch die zahlreich herangezogenen Beispiele aus dem alten und neuen Testament zeugen von einem frommen deutschen Geistlichen, der sein Volk lieb hat und weifs, was ihm nottut. Im ganzen betrachtet ist diese Rezension ein Kunstwerk, das neben dem des U l r i c h B o n e r als beste deutsche Bearbeitung überhaupt betrachtet werden kann. Einen Rückschritt in der Kunst der Darstellung bedeutet die Fabel: ,,Von Gliedern des Menschen und dem Bauch" des B u r k h a r d W a l d i s , 1 der aus derselben Quelle wie A l b e r u s und teilweise sogar aus diesem selbst geschöpft hat. Die Lektüre der Fabel macht seine Vorlage leicht ersichtlich: All Glieder, die der mensche hat, Hetten zusamen einen rat Wider desselben menschen bauch, Sprachen, ,,Er ist ein rechter Schlauch. Wir müfsen in mit arbeit neren, Erwerben, was er kan verzeren. E s schmeckt die nase, die zung sich regt. Die Füfse gen, der rücken tregt. Mit hörn das or im dienen tut. Das auge wacht mit steter hut, Es wirkt die hand mit allen treuen. Der mund mufs im die speise keuen. Ein jedes glied nimt eben war, Dafs nicht dem bauch leid widerfar. Der faule bauch ligt stetes müisig, Wird auch der speis oft überdrüfsig. Die wölln wir im nicht lenger geben. Mag selber schaffen, will er leben." Da sprach der bauch zu den gelidern: ,,Wie mögt ir mir so sein zuwidern ? 1 Esopus, gantz new gemacht unnd in Reimen gefaist. Mit sampt Hundert newer Fabeln, vormals im Druck nicht gesehen, noch aussgangen. Durch Bucardum Waldis, Frankfurt 1548, 1557 I, 40. Neudrucke und andere Ausgaben: Heinrich K u r z , Burkhard Waldis, Esopus, Leipzig 1863 (zugrunde liegt Ausgabe von 1557). T i t t m a n n , Burkhard Waldis, Leipzig 1882 (zugrunde liegt älteste Ausgabe) in deutsch. Literat, d. 16. Jahrh., Bd. 16 — 17. Waldis, 1490 —1557, zuerst Franziskanermönch, später lutherischer Pfarrer in Abderode (Werra).

Ist not, dais ir mir speis verschafft. Wo ir behalten wolt eur kraft." Kein glied sich an die Rede kert Biis sie es die erfarnheit lert. Von hunger ward der bauch ganz schwach Da teten auch die Glieder gmach. Als den vorderb und schaden sahen, Eintrechtig zu dem bauche jähen: „Is, trink und lais dirs schmecken wol, Ein jedes wil tun was es sol." Da war der bauch verdorben schon, All glider musten mit im vergon. Wie die glieder han ein gemeinschaft, Und eins zu gut dem andern schafft, So mufs ein Mensch den andern neren: Eins kan des andern nicht entperen. Kein Mensch, so mechtig oder reich. Wer er auch Creso oder Midi gleich, Der in Worten oder taten Seins nehsten hülfe kan geraten. Darumb auch Gott geboten hat, Dafs wir dem nehsten hilf und rat Erzeigen sollen und in lieben Und gegen im all woltat üben. Ich halt es vor den höchsten schütz Auf erd und vor den grösten nutz, Dafs einer grofse freundschaft hat. Die bei im treten in der not. Gut ists, der sich zu gutem gsellt Und gute freund vor äugen helt. Die fabel zeigt uns auch dermaisen, Dafs oberkeit und undersafsen Einander sollen sein eingleibt. Als was die oberkeit betreibt Mit kriegen oder rates mute, Dafs es kom der gemein zu gute, Mit rat und t a t sie stetes schützen, Als zu frommen und iren nutzen. Da gegen soll auch die gemein Willig und unverdorben sein, Was oberkeit an sie begert, Dafs sie desselben sei gewert, Es sei am gschofs, steur oder zoll, Als ungewegest geben sol. So bstet bürgerlich policei In irem vorrat auch dabei.

132 Der Wo Wie Am

gülden friede wird erhalten, man die einigkeit leist walten, uns sanct Paulus auch tut lern dreizehenden zum Römern.

Ein Vergleich mit der Fabel des A l b e r u s deckt den geringeren künstlerischen Wert dieser Version leicht auf. Die Moral, die besonders stark von A l b e r u s beeinflulst ist, nimmt gegenüber der eigentlichen Erzählung einen ungeheuren Kaum ein. Auch sie zeugt von einer praktischen Lebensweisheit und läfst als Autor ebenfalls einen schlichten Geistlichen erkennen. Die Version eines dritten deutschen Fabeldichters: „Der Mund ist des Bauches Hand und Artzt" v o n E y r i n g , die ihrer Quelle nach zu den letzt behandelten Fabeln gehört, ist mir leider nicht zugänglich. 1 In Frankreich findet sich im 16. Jahrhundert eine Rezension unserer Fabel unter den 100 Apologen, die G i l e s C o r r o z e t , 2 einer der bedeutendsten Fabulisten vor L a f o n t a i n e , im Jahre 1542 veröffentlichte. An und für sich sind die Werke C o r r o z e t s für den Bibliophilen von gröfserem Wert als für die Literatur, da sie in der Aufmachung als die elegantesten Bücher des 16. Jahrhunderts anzusehen sind. Für jede Fabel sind zwei Seiten in Anspruch genommen. Auf der linken befindet sich ein sehr schöner Holzschnitt; der Wortlaut steht daneben auf der rechten Seite. Unsere Fabel ist unter dem Titel: Amytié et société humaine (Nr. 40) vertreten und heilst folgendermaßen : Comme il y a société Entre le ventre, piedz et mains, Ainsi sans contrariété Doit estre entre tous les humains. Ung jour s'esmeut à tort et par excès Ung grand débat et dangereux procès Des piedz et mains à l'encontre du ventre, L u y reprochantz que dedans son sac entre Tout leur labeur, voire du bien autant Qu'ilz en gaignoient, et n'estoit point content, Dont à la fin se voulurent distraire De luy bailler le vivre nécessaire. Le ventre crie et demande à manger. Les piedz et mains ne s'y veullent renger: Par la faim donc qu'il avoit endurée, N'estoit possible avoir plus de durée; 1

Zit. von H. K u r z in Burkhard Waldis. Fabel steht bei Eyring I, 516. Les fables du tresancien Esope Phrygien premièrement escriptes en Graece et depuis mises en Rithme françoise. Paris 1542. — Corrozet, 1510 — 1568, Pariser Schriftsteller und Buchhändler. 2

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Son sang, ses nerfz, s'en vont affoiblissans, E t quant et luy les membres perissans. Lors les deux mains, lasses de tant souffrir, Boire et manger luy voulurent offrir, Mais c'est trop tard; car en brief il fina, E t quant et quant les membres ruyna. Tout ainsi donc qu'ung membre a son recours A l'aultre membre en demandant secours, Par mutuelle et tresbonne amytié. Devons avoir l'ung de l'aultre pitié. Es ist sehr leicht festzustellen, dafs auch diese Fabel dem RomulusKreis angehört, worauf schon die äufsere Form — Voranstellung der Moral — deutet. Nach Redeanwendungen wie „le ventre crie et demande à manger" zu urteilen, scheint sie dem Romulus Nilantii oder dessen Derivaten entnommen zu sein. Hinsichtlich des Inhaltes bietet sie nichts Neues. Ihr Wert liegt vielmehr in dem Gebrauch des Versmafses, das ähnlich wie später bei L a F o n t a i n e mit dem Tone der Erzählung variiert. 1 In der Hécatomgraphie 2 des C o r r o z e t finden sich zwei interessante Analogien, die ebenfalls einige Aufmerksamkeit verdienen. Auf S. 134 beginnt das Emblem von einem Eichhörnchen, das in schwierigen Lebenslagen durch die vernünftige Anwendung seiner Gliedmafsen keinerlei Schaden erleidet. Die Moral, die auch hier voransteht, lautet folgendermafsen : S'aider de tous ses membres, Quand tes affaires tu remembres, Qui tumbent en adversité Il t'est aduncg nécessité De te servir de tous tes membres. Diese Verse würden genau so gut zu der Fabel „Vom Magen und den Gliedern" passen. Der grundlegende Unterschied der beiden Fabeln ist nur der, dafs bei C o r r o z e t lediglich vom Wert der Glieder gesprochen, also gewissermafsen eine Gebrauchsanweisung gegeben wird, während bekanntlich bei unserer Fabel die Katastrophe, die durch die Zwietracht innerhalb eines Organismus verursacht wird, das Thema bildet. Von gröiserem Interesse ist das Emblem auf S. 140: „République", dessen Thema anläfslich der Fabel des A l b e r t i bei V i e n n e t * 1 Auiserdem ist Fabel 39 zu erwähnen : De l'arondelle et aultres oyseaulx, eine Analogie zu der Rahmenerzählung des Paficatantra, Buch II. s Hécatomgraphie c'est à dire les descriptions de cent figures et hystoires, contenantes plusieurs Appophtegmes, Proverbes, Sentences et Dictz tant des Anciens que des Modernes. Paris 1540. Der Hauptwert dieses Werkes beruht ebenfalls auf den Gravuren. Der Künstler ist unbekannt, muls aber zu seiner Zeit hoch geschätzt worden sein, da man seine Illustrationen sehr häufig findet. Neue Ausgabe von Chr. Oulmont. Paris 1905. 3 Vgl. S. 8 0 - 8 2 .

134 bereits gestreift wurde. Von der Titelfabel ist hier vollkommen abgewichen. Der Staat ist der Gegenstand der kleinen Abhandlung und wird mit einem Schiff verglichen. Dennoch ist diese Analogie für unsere Untersuchungen nicht ohne Reiz, weshalb ich sie hier aufzeichne : Comme en la nef, chascun s'applique Faire l'office où il est mis, Tout ainsi en la république Par degré plusieurs sont commis. Quant la nef est bien équippée. De matz, de rames et de voiles, E t que la mer l'a attrapée, Entre les eaux et les estoilles, Là est le patron résident Honoré comme ung président. Par qui la nef est gouvernéé, Puis elle est conduicte et menée Des galiotz, le voille au vent; L'ung est à la proue devant, L'aultre est au matz, l'aultre à la hune; Ainsi chascun se mect avant, Pour venir au port sans fortune. A bon droict peut on comparer La republique à la navire; Ainsi la fault il préparer Pour la bien mener et conduire; Les ungs ont le gouvernement Dessus tout généralement, Aultres soubz eulx tiennent office; Chascun employe son service Pour le bien du pauvre commun. Par ordre et en temps opportun, Selon son degré et puissance, E t pour l'entretenir, chascun Y faict de soy obeyssance. Eine Quelle für diese Fabel festzustellen, ist mir nicht möglich, da alle Themen dieser Art erst aus viel späterer Zeit stammen. 1 Als Vorwurf kann höchstens die Fabel ,,I Remi ed il Timone" des A l b e r t i 2 in Betracht kommen, die aber aufser dem Schauplatz keinerlei Ähn•ichkeit mit der des C o r r o z e t besitzt. Es ist nicht ausgeschlossen, dafs der Autor den Stoff in einem anderen Gebiet als der Fabelliteratur gefunden hat. Andererseits bleibt zu bedenken, dafs der Vergleich des Staates mit einem Schiff und dessen Besatzung sehr nahe liegt und keiner Quelle bedarf. 1

Vgl. S. 75-82. » Vgl. S. 74.

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Fünf Jahre nach der ersten Ausgabe der Fabeln des Corrozet erschien die umfangreiche Fabelsammlung des G u i l l a u m e Haudent, 1 die bald nach ihrem Erscheinen in Vergessenheit geriet und erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts von M. C. R o b e r t neu entdeckt wurde. Allgemein wird heute als Quelle des H a u d e n t der Aesopus Dorpii angesehen. Für unsere Fabel (I, 151) jedoch ist dies nicht ohne weiteres zu erkennen. Jedenfalls hat der Autor sie so verändert, dafs ihre direkte Vorlage überhaupt nicht nachzuweisen ist. Die Version im Aesopus Dorpii hat nur den Gang der Handlung und die Gedanken der Moralanwendung mit dem neuen Apolog gemeinsam. H a u d e n t s Fabel als eine Nachahmung Corrozets anzusehen, wie z. B. L é v ê q u e es meint, scheint mir unwahrscheinlich. Im vorliegenden Falle könnte allerdings die Moral darauf hindeuten. Da aber in der lateinischen Vorlage derselbe Gedankengang vorhanden ist, nehme ich eher an, dafs Corrozet wie H a u d e n t in diesem speziellen Falle in getrennter Arbeit aus derselben Quelle geschöpft haben. Der Wortlaut der Fabel soll diese Meinung bestätigen: Des membres h u m a i n s v e r s le ventre. Les pieds et mains voyant qu'en toute instance Par labourer ilz faisoient leur office Tout pour fournir et bailler a la pance Laquelle on soy n'avoit quelque exercice, Hz ont conclu (comme chose prospicc) Du tout cesser a luy bailler pour rien En l'estimant estre au corps impropice Et que d'icelle en procedoit plus bien. Sur tel advis l'ont laissé aulcuns iours Endurer faim sans luy bailler ou tendre Un seul morceau de viande en secours. Mais pour cuyder a ce ventre pretendre Affliction il leur a peu mal prendre, Car ilz en sont devenuz matz et vains Tant que pour force et leur santé reprendre A le remplir ilz ont esté contrainctz. L e Moral. Par ceste Fable est monstré comme Un membre sert communément A laultre aussi ordonnément Lhomme doibt servir a laultre homme. Über den Inhalt des Apologs soll nicht viel gesagt werden. Im Vergleich zu Corrozet ist man leicht geneigt, ihm wegen der knappen 1

Trois cent soixante et six apologues d'Esope, traduits en rythme françoise par Maistre Guillaume Haudent. Rouen 1547 (ebenfalls mit reichem Bildschmuck versehen). Neudruck, bestehend aus nur 40 Exemplaren, erschien Rouen 1877.

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und doch anschaulichen Schilderung und Frische den Vorzug zu geben. Am Ende des 16. Jahrhunderts stehen die „Apologhi con dicerie morali" des Neapolitaners G i u l i o C e s a r e C a p a c c i o . Sie stellen eine Bearbeitung des Aesopus Dorpii dar, Unsere Fabel ist aber unbegreiflicherweise hier nicht vorhanden. Auf andere — wohl rein äsopische — Quellen gehen die lateinischen Fabeln des Italieners F a e r n u s 1 zurück. Sie erlebten einige rhythmische Rezensionen von C e s a r e P a v e s i o * und P i e t r o T a r g a , ® in zweiter Linie auch von G. M a i o V e r d i z o t t i 4 . Sie gehören zu den interessantesten und anziehendsten Fabelsammlungen dieser Zeit. Leider hat auch bei ihnen unsere Fabel keine Spur hinterlassen. Einen positiveren Erfolg haben unsere Untersuchungen bei dem französischen Fabeldichter P h i l i b e r t G u i d e (auch Hégémon genannt).8 Unter seinen 22 Fabeln trägt eine den Titel: „Dieu punit, quoy que Ion n'y pense. Qui abuse de sa puissance: De Corps, de l'Ame, et de Jupiter." Allerdings handelt es sich hier nicht um eine Version unserer Fabel, sondern lediglich um eine Analogie, und zwar um eine solche ersten Ranges, wie aus der Lektüre hervor geht (Fabel 5) : L e Corps ayant l'Ame fait adiourner Devant le grand Jupiter redoutable Séant au ciel, pour se veoir condamner A luy oster son ioug insupportable. E t reparer les dommages, et torts Que sans raison luy faisoient ses efforts. L'Ame respond, qu'elle est dame, et maitresse. E t que du droict de Seigneur veut user: E t pource aussi le corps bat, et oppresse Selon son cueur, iusqu'à en abuser. Mais Jupiter (qui n'aime qu'équité) Pour tel abus, condamna en l'amende L'Ame, laquelle au terme limité Pay'ra icelle avec destresse grande. 1 Fabulae centum ex antiquis auctoribus delectae et a Gabriele Faerno Cremonensi Carminibus explicatae. Rom 1564 (mit Illustrationen). * Il Targa Dove si contengono le cento et cinquante Favole Tratte da diversi Autori antichi et ridotte in versi et Rime Italiane di Cesare Pavesi. Veneria 1575 (seltene Ausgabe, Paris Bibl. Nat. Rés. Yd. 1339). * Cento e cinquante Favole tratte da diversi autori antichi e ridotte in versi e rime da M. P. Targa. Veneria 1569 (ebenfalls sehr selten, Paris Bibl. Nat. Rés. Yd. 1338). 4 Cento favole Morali Dei più illustri antichi et moderni autori Greci et Latini M. Gio. Mario Verdizotti. Venetia 1570, 1577, 86, 99. • La Colombière et Maison rouge. De Philibert Hégémon de Chaionssur-Saone contenant . . ses Fables morales et autres Poésies. Florian hat fälschlicherweise Hégémon als den ersten Autor von Fabeln in französischer Sprache bezeichnet.

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Morale. Ainsi tous ceux qui font tort et iniure A ceux, lesquels asservis sous eux sont. Seront de Dieu punis, quy qu'il l'endure: Car nul plaisir ne prend au mal qu'ils font. In dieser eigenartigen Bearbeitung geht H é g é m o n verhältnismäisig selbständig vor. Eine Behandlung des Themas in der vorliegenden Weise ist mir in Europa nicht mehr bekannt. Allerdings zeigt sich eine grofse Übereinstimmung mit der Mahäbhärata-Fabel, die schon vorher (S. 4—5) behandelt wurde. Einen Einfluis aus dieser Richtung halte ich jedoch für ausgeschlossen. Mit groiser Wahrscheinlichkeit ist ein solcher aus der Staatsphilosophie der Zeit des Dichters anzunehmen, die sehr oft den menschlichen Organismus als Analogon auf den Staat anwendet. 1 Die Ähnlichkeit des Gedankenganges der Moral mit unserer Fabel spricht dafür, dafs er auch diese gekannt hat. Mit besonderer Liebe hat K a b e l a i s den Inhalt der Fabel „Vom Magen und den Gliedern" in seinem „Gargantua und Pantagruel" dargestellt. Sie erscheint in dem Kapitel: Comment Panurge loue les debteurs et emprunteurs (III. Buch, I I I . Kapitel), jener lustigen Erzählung vom Wert des Schuldenmachens für die Weltwirtschaft. Nachdem Panurge geschildert hat, wie es im Makrokosmus aussehen würde, wenn kein Mensch mehr Schulden machte, kommt er auf den Mikrokosmos, auf die Zusammenarbeit der Organe im menschlichen Körper, zu sprechen. Auch hier beweist er in geistreicher und amüsanter Weise, wie die ganze wohleingestellte Zusammenarbeit nur auf einem Schuldbewufstsein der einzelnen Glieder untereinander beruht. E r malt den Zusammenbruch des menschlichen Organismus aus, wenn jedes Glied, jedes Organ aufgehört hat, in des anderen Schuld zu stehen. Wörtlich heilst es da: La teste ne vouldra prester la veue de ses oeilz, pour guider les piedz et les mains. Les piedz ne la daigneront porter: les mains cesseront travailler pour elle. Le coeur se faschera de tant de mouvoir pour les pouls des membres, et ne leurs prestera plus. Le poulmon ne luy fera prest de ses souffletz. Le foye ne luy envoyra sang pour son entretien. L a vessie ne vouldra estre débitrice aux roignons : l'urine sera supprimée. Le cerveau considérant ce train desnaturé, se mettra en resverie, et ne baillera sentement es nerfz, ne mouvement es muscles. Somme, en ce monde desrayé, rien ne debuant, rien ne prestant, rien ne empruntant, vous voirez une conspiration plus pernicieuse, que n'a figuré Aesope en son Apologue. 1 Die Beziehungen des Themas der Fabel vom Magen und den Gliedern zur Staatsphilosophie des Altertums und besonders des Mittelalters soll einer SpezialStudie vorbehalten bleiben. Gute Einführung bietet hier: Otto Gierke, Das deutsche Genossenschaftsrecht I. Berlin 1868. S. a. p.82.

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In dem folgenden Kapitel (Continuation du discours de Panurge, à la louange des presteurs et debteurs) führt, im Gegensatz zu dem vorigen Abschnitt, Panurge die gut funktionierende Welt vor, in der es nur Schuldner und Gläubiger gibt. Auch hier kommt er bald auf den menschlichen Körper zur Bekräftigung seines Beweises zu sprechen : . . . figurez notre microcosme, id est, petit monde, c'est l'home, en tous ses membres, prestans, empruntans, doibuans, c'est à dire en son naturel. Car nature n'a crée l'home que pour prester et emprunter. Plus grande n'est l'harmonie des cieux, que sera de sa police. L'intention du fondateur de ce microcosme, est y entretenir l'ame, laquelle il y a mise comme hoste: et la vie. La vie consiste en sang. Sang est le siège de l'ame. Pourtant un seul labeur poine ce monde, c'est forger sang continuellement. En ceste forge sont tous membres en office propre: et est leur hiérarchie telle que sans cesse l'un de l'autre emprunte. L'un à l'autre preste, l'un à l'autre est debteur. La matiere et métal, convenable pour estre en sang transmué, est baillée par nature: Pain et Vin. Die Fortsetzung erläutert nun die Verarbeitung und Verteilung dieser Hauptnahrungsmittel im menschlichen Körper mit einer medizinisch-physiologischen Präzision, die sich besonders bei den unwesentlichsten Funktionen zeigt und wie sie nur der Arzt R a b e l a i s darzustellen vermochte. Sehr klar wird der immerwährende Kreislauf des Leihens und Borgens herausgestellt. Die Glieder und Organe liefern dem Herzen das reine Blut, das seinerseits den Lebensstrom weiterleitet und so den ganzen Körper lebensfähig erhält. Dieser „monde prestant, doibuant, empruntant" bezieht sich aber nicht nur auf das Nahrungswerk innerhalb des Mikrokosmos, sondern: „pense desia prester à ceulx qui ne sont encores nez. et par prest se perpetuer s'il peult, et multiplier en images à soy semblable, ce sont enfans". Dazu gibt ein jedes Glied sein Bestes her und leitet es in die von der Natur dafür vorgesehenen Organe. „Si faict le tout par prestz et debtes de l'un à l'autre: dont est dict le debvoir de mariage . . . " Im Rahmen dieser Arbeit mufs leider diese dürftige Inhaltsangabe der umfangreichen Kapitel genügen. Auf eine Quellenuntersuchung braucht nicht näher eingegangen zu werden. R a b e l a i s hat, wie er selbst bemerkt, den Entwurf einer der zahlreich vorhandenen griechischen oder lateinischen Fabel Versionen entnommen. Ich nehme an, dafs er bei der Ausführung auiserdem noch ähnliche Versionen der Staatsphilosophen vor Augen gehabt hat, was sich mit der groisen Belesenheit des Autors sehr gut in Einklang bringen läfst. Der Vollständigkeit halber sei zum Abschlufs eine deutsche Rezension des Gargantua und Pantagruel des J o h a n n F i s c h a r t erwähnt. 1 1

Affentheurlich naupengeheuerliche Geschichtsklitterung von Thaten und Ratsten der vorkurzen langen weilen Vollenwolbeschreiten Helden

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Diese schliefst jedoch mit der Geschichte des Gargantua und kann demnach nicht den für uns in Betracht kommenden Abschnitt enthalten. Dagegen findet er sich naturgemäfs in der deutseben archaischen Übersetzung des Gottlob Regis (Leipzig 1832) und in der englischen von Urchard Le Motteux (letzte Auflage 1900). J . 3 2. Die Fabel im 17. Jahrhundert. Das 17. Jahrhundert bedeutet für die Fabelliteratur den Höhepunkt ihrer künstlerischen und formalen Entwicklung. L a F o n t a i n e nimmt alle ihre Produkte, die vor seiner Zeit entstanden waren, in sich auf, gibt ihnen eine klassische Bearbeitung und leitet sie nunmehr als unvergängliche Edelsteine an die Zukunft weiter. L a F o n t a i n e steht daher im Mittelpunkt der Untersuchungen über dieses Jahrhundert. Hinsichtlich der Fabel „Les membres et l'estomac" liegt der grofse Wert dabei weniger in dem Inhalt der Erzählung, der vielleicht bei anderen Fabulisten schöner und herrlicher gestaltet worden ist und zu dem auch das Thema den Dichter nicht so anreizt wie das der Tierfabeln, sondern Form und Stil machen sie zu dem vorliegenden kleinen Meisterwerk. Dazu kommt die seelische und persönliche Note des Dichters, die sich besonders in der Moralanwendung offenbart. Ich möchte nun zunächst die Fabel selbst folgen lassen, da an Hand des Textes eine eingehendere Betrachtung leichter möglich i s t 3 : J e devois par la royauté Avoir commencé mon ouvrage: A la voir d'un certain côté, Messer Gaster en est l'image. S'il a quelque besoin, tout le corps s'en ressent. De travailler pour lui les Membres se lassant. Chacun d'eux résolut de vivre en gentilhomme. Sans rien faire, alléguant l'exemple de Gaster. „ I I faudroit, disoient-ils, sans nous qu'il vécût d'air. Nous suons, nous peinons comme bêtes de somme; E t pour qui ? pour lui seul ; nous n'en profitons pas ; Notre soin n'aboutit qu'à fournir ses repas. und Herrn Grandgusier, Gargantoa und Pantagruel etc. Etwan von M. Frantz Rabelais französisch entworffen, durch Huldrich Elloposcleron (Fischart) Grensing im Gänsserich 1582 (sehr seltene Ausgabe, Paris, Bibl. Nat. Res. Y» 2139). 1 Eine holländische Übersetzung entstand in Amsterdam 1682. • Es bleibt noch zu erwähnen, daß Rabelais auch ein Fabeltier mit zwei Köpfen (Hund) einführt. Im Vergleich zu Paücatantra V, Kap. 12, eine zusammenhanglose Analogie zu der indischen Fabel „Vom Vogel mit den zwei Köpfen". ' J e a n de La Fontaine, Fables III, 2, éd. Régnier, Grds. Ecrs. Frs., to. I (1883), 206.

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Chommons, c'est un métier qu'il veut nous faire apprendre". Ainsi dit, ainsi fait. Les Mains cessent de prendre. Les Bras d'agir, les Jambes de marcher: Tous dirent à Gaster qu'il en allât chercher. Ce leur fut une erreur dont ils se repentirent. Bientôt les pauvres gens tombèrent en langueur ; Il ne se forma plus de nouveau sang au coeur; Chaque membre en souffrit; les forces se perdirent. Par ce moyen, les mutins virent Que celui qu'ils croyoient oisif et paresseux, A l'intérêt commun contribuoit plus qu'eux. Ceci peut s'appliquer à la grandeur royale. Elle reçoit et donne, et la chose est égale. Tout travaille pour elle, et réciproquement Tout tire d'elle l'aliment. Elle fait subsister l'artisan de ses peines, Enrichit le marchand, gage le magistrat, Maintient le laboureur, donne paie au soldat, Distribue en cent lieux ses grâces souveraines, Entretient seule tout l'Etat. Ménénius le sut bien dire. La commune s'alloit séparer du sénat. Les mécontents disoient qu'il avoit tout l'empire. Le pouvoir, les trésors, l'honneur, la dignité; Au lieu que tout le mal étoit de leur côté, Les tributs, les impôts, les fatigues de guerre. Le peuple hors des murs était déjà posté, La plupart s'en alloient chercher une autre terre. Quand Ménénius leur fit voir Qu'ils étoient aux Membres semblables. Et par cette apologue, insigne entre les fables, Les ramena dans leur devoir. Wie alle Fabeln L a F o n t a i n e s ist auch die vorliegende im „vers libre" geschrieben. Was schon vor ihm C o r r o z e t versucht hatte, führte er zur Vollkommenheit. Durch den freien Wechsel der Rhythmen und Reime pafst er die Verse jeweils dem Stimmungsgehalte der Fabel meisterhaft an. Naturgemäfs ist unser Thema für eine volle Entfaltung seiner Kunst in dieser Richtung am wenigsten geeignet, so herrscht hier die gesetzte Form des Achtsilbners und Alexandriners vor. Die Quellen L a F o n t a i n e s sind sehr mannigfaltig. Für unsere Fabel, die verschiedene Einflüsse zeigt, ist eine direkte Vorlage nicht anzugeben. Ihre Erzählung gehört dem Charakter nach der reinäsopischen Tradition an und ist wahrscheinlich der Mythologia Neveleti entnommen. Daneben ist aber zu bedenken, dais L a F o n t a i n e die hauptsächlichsten Fabelwerke vor seiner Zeit wie den

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Aesopus Dorpii, die Sammlungen C o r r o z e t s und H a u d e n t s gekannt hat. So konnte der Meister die beste Fassung auswählen oder auch mehrere mit eigenem Können zusammenschweiisen. Diese Verschiedenheit der Quellen ist bei der Moral am augenfälligsten. Ich bin geneigt, in dem ersten Teil einen Einfluis R a b e l a i s ' zu sehen, besonders da auch hier der Gedanke des Leihens und Schuldens deutlich zum Ausdruck kommt. 1 Der zweite Teil ist eine Anspielung auf die bereits bekannte Rede des Menenius aus der Historia Romana des Livius. Wenn L a F o n t a i n e auch allgemein keineswegs als ein politischer Dichter anzusehen ist, so zeigt doch die Fabel „ V o m Magen und den Gliedern" neben einigen anderen eine politische Tendenz, zum mindesten aber eine politische Satire. Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang die kleine Abhandlung : L a Fontaine und das Königtum, von K a r l V o i s l e r . 2 Dieser führt aus, dais unsere Fabel, die wie keine andere besser zur Verherrlichung des Königtums geeignet wäre, zeigt, wie wenig dem Dichter an dem Königtum gelegen war. Eine Inhaltsangabe des erwähnten Kapitels soll hier unterbleiben, da V o f s l e r s Werke allgemein bekannt und zugänglich sind. Als Analogien zu unserer Fabel ist auiser der Fabel: „ L a tête et la queue du serpent' ' (VII, 16) auf die Fabel : „ L e Dragon à plusieurs têtes et le Dragon à plusieurs queues" (I, 12) hinzuweisen. In „ L a Discorde" (VI, 20) ist ähnlich wie in der Pancatantra-Analogie eine Frucht, in diesem Falle der Apfel, die Urheberin der Zwietracht. Natürlich kann von einem Zusammenhang dieses der griechischen Mythologie entlehnten Themas mit dem der indischen Literatur keine Rede sein. Die Fabel L a F o n t a i n e s erfuhr in der Folgezeit (besonders im 18. Jahrhundert) manche Übersetzungen in französische Mundarten 3 und Umdichtungen in Vaudevilles. Die reinen Übersetzungen im In- und Auslande 1 bieten nichts Neues. In den Vaudevilles werden die Fabeln, die bisher nur zum Lesen, höchstens aber zum Vortrag bestimmt waren, zum ersten Male zu Liederstoffen verwandt. Zeigen sich also im Inhalt keine wesentlichen Veränderungen, so ist immerhin ihre Form eine Neuheit, die aber keineswegs für diese Gattung als 1 Ich mache nur darauf aufmerksam, dais bei Rabelais (Gargantua und Pantagruel, Buch V) der „Messer Gaster" eine gewisse Rolle spielt und wohl als Ausdruck von La Fontaine dieser Quelle entnommen ist. ' Enthalten in K a r l V o i s l e r , La Fontaine und sein Fabelwerk. Heidelberg 1919. S. 142 — 144. 3 Mir sind folgende Patoisdichtungen bekannt, in denen sich unsere Fabel befindet: 1. Fables causides de Lafontaine, en bers garçoun, Bayonne 1776; 2. Fablos causidos de Jean le Fountaino, tresundados en berses gascouns è dediados à Soun Altesso Rouyalo M. lou Duc d'Angoulèmo, per un Bordelés M. Bergeyret, lou nebou, Paris 1816; 3. Fables et Contes en vers languedociens, patois de Montpelliers par A. Tandon 1799. 4 Es sei hier auf die Fabelsammlung des Iwan Krylow hingewiesen, des größten russischen Fabulisten, die nur eine Übersetzung La Fontaines ist. Deutsche Übersetzung von F. Torney. Leipzig 1842.

I42 günstig bezeichnet werden kann, sondern vielmehr neben den „Quatrains" des Benserade die gröbsten Verirrungen darstellen. Als Autoren dieser Art Fabeln sollen P . V a l e t t e , 1 N. N a u ä und Madame M a s s n a n * genannt werden, die alle dem 18. Jahrhundert angehören und teilweise unsere Fabel (Valette) oder die „Vom Kopf und Schwanz der Schlange" (Massnan) umgedichtet haben. Diesen Sammlungen gehen zwei anonym herausgegebene Werke des M. D u g r a n d m e s n i l , Les Fables d'Esope, 4 voraus, die beide um die Jahrhundertwende entstanden sind. Unter den letztgenannten ist auch die Fabel „Les membres et l'estomac" aufgenommen worden. Sie soll hier als ein Muster der Liederfabel aufgeführt werden. Am Anfang ist eine der damaligen Zeit bekannte Melodie — ein Schlagercouplet vielleicht — angegeben, nach der die Fabel gesungen werden soll. Die hier angezeigten Lieder: On compteroit les diamans und II faut des époux assortis, habe ich leider nicht identifizieren können : Les membres, contre l'estomac, A la haine un jour se livrèrent; On vit alors un tel mic-mac, Qu'à la fois tous se déclarèrent. Ils se disent ensuite entr'eux: Soyons d'accord; que chacun jure D'abandonner ce paresseux, E n le privant de nourriture, (bis) L'estomac entend ce complot, Leur adresse une humble prière: N'allez donc pas vous prendre au mot; Car votre erreur serait grossière. Mais ils avaient pris leur parti. L a main refuse son office. Pour moi, je ne bouge d'ici. Dit la jambe: adieu mon service, (bis) L'estomac, ainsi délaissé. Vit que sa perte était certaine, 1 Nouvelles Etrennes utiles et agréables, contenant un recueil de Fables choisies dans le goût de M. de La Fontaine. Sur des petits airs, vaudevilles connus, par la P. Valette. Paris 1734 u. 1746. * Fables de La Fontaine, mises en chansons, vaudevilles et PotsPourris, Genf 1754. Unsere Fabel ist hier nicht vorhanden, wohl aber Fabel 9: Le Dragon à plusieurs têtes et le Dragon à plusieurs queues. Ein analoges Thema stellt sich in der Fabel Nr. 59 vor: Le rasoir et la main. * Le même Recueil contenant en outre un recueil de chansons morales et d'emblèmes, de même sur de petits airs et vaudevilles connus. Par Mme. Massnan. Paris 1749. 4 Oeuvres de Monsieur X X X contenant plusieurs fables d'Esope mises en vers. Paris 1670. Fables d'Esope en vaudevilles. Paris s. a., dif. de l'ouvrage de Bruslé de Montpleinchamp: Esope en belle humeur. S. letzteren weiter unten.

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E t tout secours étant cessé, Il succombe enfin à la peine: Les membres périrent aussi, E t tombèrent en défaillance. C'était un mauvais parti Que d'obéir à sa vengeance, (bis) Morale: Par cet exemple l'on apprend, Qu'il faut que tout état périsse, Si personne alors ne s'entend Par administrer la justice. Cette fable nous peint un roi Qui, gouvernant avec sagesse, Obéit lui-même à la loi. Le seul point qui nous intéresse, (bis) Für die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts, also vor dem Erscheinen der Fabelsammlung L a F o n t a i n e s , entstanden die Werke zweier Fabulisten, die unbedingt der Erwähnung wert sind: G i l l e s S a d e l e r und I. B a u d o u i n . Besonders ist S a d e l e r über seine Zeit hinaus und nicht zuletzt auch für L a F o n t a i n e von grofsem Einflufs gewesen. Von Hause aus Graveur, veröffentlichte er im Jahre 1608 zu Prag eine Sammlung 1 mit 138 Fabeln in deutschen Versen, denen die Moralanwendungen in Prosa beigefügt waren. Für jede Fabel fertigte er eine wunderschöne Illustration an. Diese Gravuren haben den Ruhm S a d e l e r s begründet. Im Jahre 1630 wurden sie von B r i o t für seine Fabelsammlung 2 nachgeahmt. R a p h a e l de F r e s n e übersetzte die Verse S a d e l e r s ins Französische und gab sie mit den Original-Illustrationen im Jahre 1639 heraus. 8 Diese Ausgabe ist in äulserlicher Aufmachung und im Bilderschmuck die schönste Fabelsammlung des Jahrhunderts, die neben einer anonymen Sammlung aus dem Jahre 16894 erst durch das ebenfalls anonyme Werk aus dem Jahre 1743 5 in seiner Pracht übertroffen wurde. Auch in diesen beiden Sammlungen sind die Gravuren S a d e l e r s für mein Urteil ausschlaggebend gewesen. S a d e l e r hat die Fabel „Vom Magen und den Gliedern" nicht bearbeitet.' Dagegen befindet sich bei ihm 7 eine Fabel (Nr. 71) 1

Theatrum momm. Les Fables d'Esope phrygien illustrées de Discours moraux, philosophiques et politiques. 3 Figures diverses tirées des Fables d'Esope et d'autres et expliquées par R. D. F. Paris 1639 u. 1659. 4 Fables d'Esope, avec les figures de Sadeler. Paris 1689. 6 Les Fables d'Esope gravées par Sadeler avec un discours preliminair et les Sens moraux en Distique. Paris 1743: • Der Grund liegt wohl darin, dais er sich keine passende Illustration für dieses Theme denken konnte. 7 Also auch bei Raphael de Fresne I 1

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„Vom Drachen und dem Eleianten", die einem Kenner der Fabelliteratur neu erscheinen muís. Für unsere Untersuchung stellt sie eine gute Analogie dar. Es wird geschildert, wie ein Drache einen Elefanten angreift und ihm das Blut aus den Adern saugt. Durch den Blutverlust kommt der Elefant zu Fall und vergräbt und tötet mit seiner Körpermasse den gierigen Angreifer, bevor er selbst stirbt. Die Ähnlichkeit mit der Titelfabel liegt in dem Gedankengang, dafs nämlich zwei in Zwietracht geratene Parteien schliefslich zusammen untergehen müssen. Wie der Magen in unserer Fabel das leidende Subjekt ist, kann sich hier der Elefant seines Angreifers nicht erwehren. In beiden Fällen reifst aber der angegriffene Teil den unvernünftigen Gegner mit in den gemeinsamen Tod. Dieselbe Fabel tritt später in dem ,,Esope en belle humeur" 1 des B r u s l é de M o n t p l e i n c h a m p (S. 202: D'un Dragon et d'un Eléfant) auf. Wie alle anderen Fabeln hat auch die dazugehörige Moral eine politische Tendenz: L a France épuize ses peuples; aprez qu'elle en aura sucé toute la substance, elle se trouvera elle-même accablée sous ses ruines. B a u d o u i n veröffentlichte seine Fabelsammlung im Jahre 1649. a Die Fabel Nr. 46: „Du Ventre et des autres Membres" ist wie alle anderen in Prosa verfafst und gehört dem Romulus-Kreis an (vielleicht aus dem Aesopus Dorpii entstanden ?), was man schon an Redewendungen, wie z . B . : . . . mais luy les ayant priés deux ou trois fois de l'assister d'alimens . . . oder . . . la main voulut donques servir alors, mais ce fut trop tard . . . oder . . . il (ventre) rejette le viande . . . , und andere mehr ersehen kann. Auffällig ist, dafs B a u d o u i n die Gesamtheit der Glieder, die mit dem Magen zanken, durch die „main" ersetzt, die allerdings als Heranbringerin der Speisen die erste Funktion der Ernährung übernimmt und so als natürliche Urheberin der Zwietracht sehr wohl gedacht werden kann. Der Fabel folgt der Discours, der diese bei weitem an Länge überbietet. E r macht aus ihr eine weitschweifige, lehrhafte Abhandlung, bei der die Hauptsache, nämlich die Fabel selbst, ganz in den Hintergrund tritt. Das Thema des Discours behandelt die Anwendung der Fabel in der römischen Geschichte, geht also auf Livius zurück. Der Vergleich der zwieträchtigen Glieder des menschlichen Organismus mit dem Auszug des römischen Volkes auf den heiligen Berg nimmt den gröfsten Teil der breiten Ausführungen ein. Der Stil B a u d o u i n s hat noch die Geschmeidigkeit und Naivität des 16. Jahrhunderts. Das passendste Urteil über seine Fabelsammlung gab 40 Jahre später B r u s l é de M o n t p l e i n c h a m p in der Einleitung zu seinem ,,Esope en belle humeur" ab: „Son style étoit 1 „Esope en belle humeur" ou dernière traduction et augmentation de ses Fables en prose et en vers. Amsterdam 1690. • Les Fables d'Esope Phrygien illustrées de Discours moraux, philosophiques et politiques, etc. par I. Baudouin. Paris 1649.

145 déjà suranné, que sa morale étoit longue e t qu'une sauce pour bien piquer le gout doit être courte." I n den Jahren, in denen L a F o n t a i n e seine Fabeln schrieb, veröffentlichte der A b t M. F u r e t i è r e 1 eine Fabelsammlung, deren Einfluis sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nachweisen lälst. Sie enthält eine interessante Analogie: ,,De la main gauche et de la main drette" (Fabel 50), die ebenfalls einen Streit zwischen Teilen des menschlichen Körpers behandelt. Dieser Streit ist hier zwischen die beiden Hände verlegt worden, wodurch das Thema, das im Sinne der entsprechenden Stelle des neuen Testaments behandelt wird, grundsätzlich von dem Motto der Titelfabel abweicht. Ich bin der Ansicht, dais F u r e t i è r e der Erfinder dieser neuen Fabel ist. Sein Beruf und die Tatsache, dafs mir eine frühere Fabel gleichen Titels unbekannt ist, sprechen für diese Annahme. In den folgenden Jahrhunderten findet sich die Fabel „Von den zwei Händen" in den Fabelsammlungen von M. R i c h e r 2 (Les deux mains, X I I , 16), J. L o u i s A u b e r t 3 (La main droite et la main gauche, 42), A. V . A r n a u l t 4 (La main droite et la main gauche, II, 18) und A . N a u d e t 5 (Les deux Mains, II, 8). Die Fabel A u b e r t s ist diejenige, die am nächsten zu der Fabel „ V o m Magen und den Gliedern" steht und soll aus diesem Grunde wie auch ihrer Schönheit wegen aufgezeichnet werden: L'homme est plein de besoins; pour les soulager mieux Il a reçu deux mains de Dieux: Mais dans les champs de Mars fière de le défendre, L a Main droite, dit-on, dés le commencement. Osa refuser hautement. Les services communs qu'elle devoit lui rendre. Bien qu'elle tînt au corps, le corps n'en recevoit Le manger ni le boire: il avoit beau prétendre, 1 Fables Morales et Nouvelles, J. M. Furetière, Abbé de Chalinoy. Paris 1671. * Fables nouvelles mises en vers. i.Ausg. 1723, 2. Ausg. 1729, in beiden die Fabel nicht vorhanden; 3. Ausg. 1748, deux parties, 12 livres. Weitere Analogien hier die Fabel VII, 10: Les deux Pierres. „Richer est un imitateur pur, élégant, correct, quelquefois gracieux, et surtout très fécond" (Pesselier). ' Fables nouvelles, Amsterdam 1756. Fables et Oeuvres diverses de M. l'Abbé Aubert, Paris 1774; diesbez. Fab. VI, 7. 4 A. V. A r n a u l t , Fables, Paris 1812. In einer zweiten Sammlung Fables nouvelles, Paris 1834, keine Analogie. Im übrigen behandelt er in diesbez. Fabel die Ungelenkigkeit der linken Hand eines Malers gegenüber der rechten. Die Fabel findet sich wieder in: Fables choisies, La Mosaique. Paris 1877. 8 Fables par A. Naudet. Paris 1829 (4 livres). Hier hat diesbez. Fabel aulser dem Titel den analogen Gedankengang vollständig aufgegeben, sie kehrt wieder in: Le Fabliers de la jeunesse par L. G. B. Humbert. Paris 1912. S. 58. — Kritische Bemerkungen über Richer, Aubert finden sich in dem Prolog der Fables Nouvelles 1811 des Le Bailly.

Beiheft zur ZeiUchr. f. rom. Phil. L X X X .

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L a Dame se tranquilisoit ; Elle eût cru déroger en nourrissant son père: L a Main gauche étoit roturière, E t cet emploi la regardoit. J e protège vos jours et vos biens à la guerre; N'est-ce pas faire assez pour vous ? J e porte aux ennemis les plus terribles coups; J e dirige le fer, la fronde et la massue. E t quand j'ai satisfait à des devoirs si beaux, Pour vaguer aux plus vils travaux Vous voulez que je me remue ? Ne me vantes point tant ton pénible secours, Dit l'homme; ta compagne aide mieux ma foiblesse: J e n'ai point d'ennemis qui m'attaquent sans cesse. Au lieu que j'ai faim tous les jours. Les mets que ta soeur me présente Rendent la vie à tous mes sens. Elle engraisse d'autant, et sa force en augmente: Tu dédaignes ces alimens; Sans eux tu serois languissante. L'art de se battre est noble on ne sait pas pourquoi. J'estime bien mieux l'art d'éviter la disette: Mourir de faim est, selon moi, L a roture la plus complette. Unsere Fabel hat hier deutliche Spuren hinterlassen. Man merkt die Schwierigkeit heraus, mit der der Dichter zu kämpfen hat, um seine Version, so wie sie der Titel anzeigt, gegen den starken Einfluis unserer Fabel behaupten zu können. So würden z. B . die ersten zehn Verse genau so gut an den Anfang unserer Fabel passen. Die Moral entspringt der persönlichen Meinung des Dichters und richtet sich gegen das Duellwesen, das zu seiner Zeit in besonderem Mafse überhand genommen hatte. Ebenfalls in derselben Zeit, in der L a F o n t a i n e seine Fabeln veröffentlichte, schrieb der Baron E u s t a c h e de L e N o b l e seine Contes et Fables. 1 Unser Thema ist als ,,Conte Nr. 6 unter dem Titel „Des membres révoltez" 2 vorhanden. Die sehr umfangreiche Rezension wird durch ein lateinisches Distichon eingeleitet: Clamanti dum Membra negant succurrere Ventri en totum Corpus ventre cadente cadit. 1 L e Noble, Contes et Fables. Paris 1669, Amsterdam 1699. In der Ausgabe 1710 befindet sich unsere Fabel nicht. Le Noble verfaßte auch eine Esope Comédie (Paris 1691), eine dramatisierte Vita Aesopi. Die Handlung spielt in Frankreich. Unter den eingestreuten Fabeln ist die unsrige nicht vorhanden. 1 L e Noble unterscheidet Contes und Fabeln, letztere sind für ihn diejenigen Apologe, in denen Tiere auftreten. Untertitel dieser Fabeln heilst: La Discorde.

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Es folgt dann die Moral im Vers libre. Sie behandelt das Unheil der Zwietracht im Staatsorganismus und wird am Ende der Fabel nochmals in Prosa kurz zusammengefaist. Die Erzählung selbst ist sehr reizvoll und lautet folgendermaisen : C'est donc pour te nourrir. Glouton insatiable, Que sans cesse nous travaillons. Tous les soirs du rôti, le matin des bouillons, A dîné la soupe sur table, Disoient un jour au ventre et le pied et la main. Nous sommes las d'un pareil train, C'est trop long-temps être à la chaîne, Rompons enfin, rompons une société Où tout le fruit est d'un côté, E t de l'autre toute la peine. Par ces séditieux ce discours insensé Ne fut pas plûtôt prononcé Que pour ôter la nourriture Au ventre, qui crioit merci. Tout le reste du corps conjure De ne plus travailler s'il ne travaille aussi. Membres aveugles et rebelles, S'écrioit le ventre afamé. De quelles fureurs criminelles Votre injuste dépit s'est-il donc animé ? Le Ciel de noeuds si forts nous unit l'un à l'autre Que de mon sort dépend le vôtre, E t vous êtes perdus si je suis abimé; Mais en vain dans les airs sa plainte est répandue. Il n'est plus de respect, il n'est plus de devoir. Sa triste voix n'est plus de l'oreille entendue, La viande s'offre à l'oeil l'oeil ne veut plus la voir. Le pied pour y courir refuse son service, La bouche se tient close, et la rebelle main. Qui pour ne plus agir s'enferme dans son sein. Ne luy rend plus aucun ofice. Dans cet aveuglement fatal, Le gozier ferme enfin luy même son canal. Nul aliment ne passe au ventre qui s'acable; Mais de ce désordre effroyable Quel profit tirez-vous. Rebelles obstinez Quelle est la suite déplorable Du coup dont vous l'assassinez. Pernicieux effet d'une guerre intestine Le ventre faute de cuisine Est enfin réduit aux abois, Mais par sa promte défaillance. Tous les membres en décadence 10*

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Avec luy tombent à la fois. Tout meurt, tout est détruit. O, Vous Peuple Rebelle Quand révolté contre vos Rois, D'un Etat confondu vous renversez les Loix, Voilà vôtre Tableau fidelle. In der volkstümlichen Art der Darstellung und den lebendigen Dialogen ähnelt die Fabel sehr ihren deutschen Versionen des 16. Jahrhunderts. Die Handlung selbst bietet nichts Neues. Sie ist in selbständiger Bearbeitung aus einer Vorlage, die dem Romulus-Kreis angehörte, geflossen. 1 I s a a c de B e n s e r a d e nahm unsere Fabel als Quatrain Nr. 42 in seine Sammlung auf. Über Ursprung und Wesen der hier vorliegenden Fabelgattung wurde bereits an anderer Stelle gehandelt, 1 so dafs ich mich hier auf die Aufzeichnung der Fabel beschränken kann*: Contre le ventre un jour les membres disputèrent: E n son pressant besoin nul ne le secourut, Tout las de le servir enfin se révoltèrent. E t tel à qui ce ventre appartenoit, mourut. Bei dem letzten Verse tritt die Absicht des Autors zutage, der Fabel eine natürlichere Basis zu schaffen. Ähnlich wie in einigen altfranzösischen Rezensionen und in den dramatischen Bearbeitungen ist das Unglück eng mit einem Menschen verknüpft, der, wenn sein eigener Leib der Schauplatz einer derartigen Zwietracht wird, sterben mufs. Um die Jahrhundertwende gibt E d m e B o u r s a u l t eine Bearbeitung unserer Fabel, die vollständig aus der Tradition heraustritt. Sie befindet sich in „Les Fables d'Esope", einer „Comédie", 1 in der 1 Hierfür spricht der Tod des gesamten Körpers, bekanntlich ein Merkmal der Phädrustradition. • Vgl. S. 34. ' In der Einleitung zu seinem Werk bemerkt Benserade: Le Royayant choisi quelques unes des Fables d'Esope pour orner le Labyrinthe de Versailles, a voulu qu'au lieu d'inscriptions en prose l'on y mtt quatre Vers à chacune pour les expliquer . . . Dies also war die Absicht des Dichters. Das erwähnte Labyrinth war schon 1780 zerstört. Pierre Fresneau gab in seinem Petit Abrégé des Fables d'Esope etc., Paris 1784, eine Skizze und Schilderung dieses in der Nähe der Orangerie gelegenen Parkteiles, der irrgartenartig mit hohen Staketen angelegt war. In jeder Ecke befand sich ein kleiner Springbrunnen mit einem Bassin aus Grottenwerk, auf dem je eine Fabel bildlich (Skulptur) dargestellt war. Darunter stand auf einer Bronzetafel der passende Quatrain. Meines Wissens gab es 39 solcher Ecken. Ecke Nr. 22 stellte die Fabel „Von der Schlange mit mehreren Köpfen und der mit mehreren Schwänzen" dar. Es ist dies die einzige Analogie, die in Frage kommt. 4 B o u r s a u l t als Redaktor von Esop-Fabeln wird neben La Fontaine und Le Noble in einem Brief des M. Guyomet de Vertrou an den Professor Pompe, den Herausgeber der Alberti-Fabeln (vgl. S. 74), erwähnt. Der Brief befindet sich in der Einleitung zu dieser Sammlung. Boursault ist durch seinen Streit mit Molière berühmt geworden. Les Fables d'Esope,

149 sie mit der dramatischen Handlung verflochten ist. Haben wir bisher unsere Fabel als reinen Apolog, als Khetorenstück, als Lied oder als Drama kennen gelernt, so bildet sie nun den Bestandteil eines Dramas. B o u r s a u l t hat als Grundlage zu seinem Draima die Vita Aesopi Planudis benutzt, die ihm durch die Mythologia Neveleti bekannt war. Die Handlung ist demgemäis in die Zeit des Königs Crösos verlegt. Äsop ist sein Ratgeber. Der Schauplatz ist das Haus des griechischen Gouverneurs Lysiaque auf Sizilien. Dieser will seine Tochter Auphrosine mit dem zu Besuch weilenden Äsop vermählen. Das Mädchen, das den jungen Edelmann Agenor liebt, ist über die Wünsche ihres Vaters sehr unglücklich, zumal Äsop von Natur häfslich und alt ist. Der ehrwürdige Greis wendet schlieislich alles zum Guten und bemüht sich um die Vereinigung der beiden Liebenden. Vom dramatischen Standpunkt aus hat das Drama wenig Bedeutung. Der Autor wollte auch in dieser Hinsicht keinen Erfolg erzielen. Vielmehr sollte sein Drama eine „moralité" sein, eine Geiiselung der menschlichen Schwächen, besonders der Laster seiner Zeit. Aus diesem Grunde sind in das Drama 14 Äsop-Fabeln eingestreut, und zwar ist die Auswahl mit einer genauen Absicht geschehen. Sie werden von Äsop den verschiedensten Leuten erzählt, oder, abstrakter ausgedrückt, sie werden den verschiedensten Lastern, Miisständen und Berufen als Spiegel vorgehalten. Die Szenen, die solche Fabeln enthalten, stehen mit der Handlung in keinerlei Zusammenhang. B o u r s a u l t setzt sich hier bewuist über das Gesetz von der Einheit der Handlung im Drama hinweg. In Akt I I , Szene 5 erscheint die Fabel „Les membres et l'estomac" in folgender Umgebung: zwei Greise (Sizilianer) teilen Äsop ihre Unzufriedenheit mit, die sich gegen den Gouverneur Lysiaque richtet. Sie meinen, dafs er nicht sehr fähig wäre und sich nur auf Kosten des Volkes erheblich bereichere. Äsop soll ihnen zu einem neuen Statthalter verhelfen. Dieser jedoch weifs, dafs Lysiaque nicht schlimmer ist als alle anderen Statthalter und erzählt den Unzufriedenen unsere Fabel. B o u r s a u l t ist in ihrer Darstellung stark von L a F o n t a i n e abhängig. E s kann deshalb von einer Aufzeichnung abgesehen werden. 1 Im weiteren Verlauf des Gespräches vergleicht Äsop die Fabel mit den akuten Umständen und fährt fort : A peser comme il faut le sens de cette fable, De bonne foy, la plainte est-elle raisonnable ? ou, Esope en ville, Paris 1690, erlebte eine italienische Übersetzung: Le Favole d'Esope, ossia Esope en citta, Venezia 1798. Ein anderes Drama: Esope à la cour, Paris 1701, wurde nach seinem Tode im Jahre 1724 veröffentlicht. Unsere Fabel ist hier nicht vorhanden. Weitere Ausgaben der Dramen in Paris, Amsterdam, Brüssel bis 1742. 1 B o u r s a u l t schreibt selbst: Ce qui m'a paru de plus dangereux dans cette entreprise, c'a été d'oser mettre des Fables en vers après l'illustre Monsieur de La Fontaine, qui m'a devancé dans cette Roule et que je ne prétens suivre que de très loin . . .

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En donnant de vos biens une legere part. Le reste en seureté ne court aucun hazard. Vous jouissez sans peur de vos fertiles terres; Elles sont à l'abry du ravage des guerres; E t vos riches troupeaux paissent dans vos guérets, Comme si l'on étoit dans une pleine paix. La guerre en quatre jours au pied de vos murailles, Feroit plus de dégât que cinquante ans de Tailles; E t de vôtre repos vos Ennemis yaloux. S'ils ne l'avoient chez eux l'apporteroient chez vous. Comme un bon Estomach, Cresus avec usure Sur le corps tout entier répand sa nourriture; E t des Membres divers infatigable appuy, Il travaille pour eux plus qu'ils ne font pour luy. A redoubler vos soins, ces raisons vous invitent. Plus l'Estomach est bon, plus les Membres profitent; Quand il a de la force, il sont forts, agissans; E t quand il est débile, ils sont tous languissans. C'est une vérité qu'on ne peut mettre en doute. Nach diesen Worten schliefst die Szene unerwartet plötzlich ab. Die Absetzung des Lysiaque wird nicht weiter erörtert. Scheinbar sind die Greise von der Rede des Äsop überzeugt und geben sich zufrieden. Als Muster für diese Szene hat unstreitig Livius gedient. Menenius und Äsop haben fast dieselben Eigenschaften und Funktionen. Beide wollen das Volk von dem Gedanken an Trennung von der Obrigkeit abbringen ; beide erzählen zu diesem Zweck die gleiche Fabel; beide haben Erfolg mit ihrer Rede. Neben L a F o n t a i n e kommt das Lob für die beste Version der Fabel vom Magen und den Gliedern dem deutschen Dichter R o l l e n h a g e n 1 zu, der sie in die Batrachomyomachia a als 13. Kapitel angefügt hat. Er übertrifft seine deutschen Vorgänger noch an Anmut und besonders an heiterer Frische und Lebendigkeit der Schilderung. Die Lektüre der Fabel ist ein wirklicher Genufs, weshalb sie auch trotz des Umfanges dieser Arbeit nicht vorenthalten werden soll: Freie Leut geben ungern zum regiment, darum kans keinen Bestand haben. Wens nun also wie gesagt, Findt man selten einen, ders wagt, Und die Übelthäter wil straffen. Man lest die Gerechtigkeit schlaffen. Das Schwerdt und Ruten liegen still. Jederman thut was er nur will. 1 1

S. S. 35-39Batrachomyomachia war bereits 1571 in Wittenberg begonnen worden und erschien in vorliegender Form 1609.

i5i Niemand tracht zum gemeinen besten, Ein jeder schaut zu seinem Nesten. Niemand wil geben Schofs noch Rent, Zu erhaltung des Regiment. Bils das es gar zu drümmeln geht. Ein elendt Verwüstung entsteht. Kein Reich auf Erden hat bestandt, Es werde wie es woll genant. Da Erbar Scham und Gerechtigkeit, Nicht Platz behalten allezeit. Da einem bolshafftigen Mann Die ernste Straff nicht zwingen kan, Da jeder nur für sich wil leben, Nichts zum gemeinen Nutzen hingeben, Da geht zu grundt all Policey, Und kan und mag nicht bleiben frey. — Als dem Leib ehmals ist gegangen, Da sein Auffruhr ward angefangen. Von allen Gliedern in gemein Wieder den Magen gar allein. Denn das Haupt kam auf den Gedanck, Das es für Sorg würd graw und kranck. Die Augen sich gar sehr verwachten, Die Hand und Füfs viel Arbeit machten. Nur darumb, das sie ihrem Magen, Seinen sack füllten bifs zum Kragen, Welcher doch wie ein fauler Wicht Gar müssig leg und hülff ihm nicht. Wie ein alte Brack hinterm Ofen, Ja wie ein Mastschwein auf dem Kofen. Danckt ihn nichts eins für die Unruh, Das sie jhm alles tragen zu. Das sie jhn hielten wie ein Herren Mit tragen, kleiden und ernehren. Er sey noch so grob und undanckbar, Das er offt ausspey alles gar, Was sie ihm aus Freundschaft gegeben, Als wolt er sie bringen umbs Leben. Darumb wolten sie schliessen das Dem faulen Schelmen zu ein Hafs. Wie man sagt auf der gleichen Fall, Jeder für sich, Gott für uns all. Ein jedes Glied solt sein selbst pflegen. Den Magen lafsen hülfflofs legen. Damit er in den Werck befünd. Das sein Wolfart bey andern stünd, Und er ohn jhnen müst verderben,

Schendlich in Armuth Hungers sterben. Diis muist das Maul mündlich antragen. Mit groisem Ernst den Magen sagen. Die Füfs stampfen, die Händ drawten, Die Augen trotziglich auss schawten. Die Kopff winkte, die Ohren sausten, Die Naislocher schnaubten und brausten. Der gute Mag hat keine Ohren, Darumb wolt er davon nicht hören. Sondern da er verdawt sein Last, Ein gantzen Tag dazu gefast, Das er doch war gar ungewohnt, Wundert er sich, das man nicht lohnt Für seine Küchenmeister Kunst Welche er lang gewärt umbsonst. Und fieng darauf sehr an zu murren, Durch den ledigen Bauch zu kurren. Und als er damit nicht erzwang, Macht er dem Hertzgrüblein sehr bang, Kroch zusammen, hub seinen Grund, Mit Schleim und Gall zum Magenmund, Dafs aus dem Maul Angstwasser ran, Und dem Haupt der Schwindel ankam — Er flucht auch grob mit manchem Rültz, Das sie wurden so karge Filtz, Ihrem Bruder nichts wollten geben. Der ihnen doch erhielt das Leben. Aber sie spotten sein dazu, Sprachen: Ja lieber murrestu. Und blockest auch wie Ochs und Rind, Wilt uns schrecken mit faulem Wind ? O nein, der Zorn ist eytel tant, Welcher nicht mechtig ist der Hand. Nehre sich selber, du fauler Wanst. Lais sehn, was du erwerben kanst? Wir wollen dir nicht mehr zu geben, Dals du führest ein müfsig Leben. Es heifst, wer nicht arbeiten will, Der lafs das brodt auch liegen still. Was solt machen der taub Mag, Er wartet biis den andern Tag, Und da kein Speiis erfolgen wolt, Wie hart er auch fordert den Solt. So krümmt er sich wie ein Igel, Kroch ineinander wie ein Schniegel, Lecket den Speichel aus dem Mund, So lang er dennoch haben kunt.

153 Wie aber der auch war verzehrt, Und nichts in rest, das ihn ernehrt. Da ward der Schlund gar heiis und hart, Gehnet und schluckt nach Rabenart. Der Mund kunt die Zung nicht bewegen, Von Dürre wolt die Sprach sich legen. Die Nais ward spitz, die Augen tieff. Ihn daucht das der Boden umblieff, Das Haupt war voller Bitterkeit, Kont zum Schlaf nicht treffen die Zeit, Die Ohren klungen als ein Schell, Vernahmen alles viel zu schnell. Die Schin ward scharff, der Knorren grois, Rücken, Rieben als werens blofs. Der Bauch gar klein und eingebogen, Die Backen an die Zeen gezogen. Die Hände math, die Füfse lahm. Ein jedes ward ihm selber gram. Das es sich fand so schwach und schwer. Als wens mit Bley umbgossen wer. In summ der Leib war so gestalt, Wie man den Tod abschewlich mahlt, War auch viel mehr den halbe todt, Hat nie erfahren solche Noth. Byss die Vernunft im Haupt bedacht W a s m a n a u s d i e s e n Sachen macht.

Ehe denn der Leib und alle Glieder Gantz und gar fielen todt danieder. Und fragt den Geist im Haupt, wies kam, Dais er on Krafft so gar abnehm, Ohn Schwindel sein Haupt nicht wolt halten, Und lieis alle Glieder erkalten. Der Geist antwortet. Wie kömpt das ? Wens Docht von Oel nimmer wird nais. Das der Lampen Flam dunckel steht, Und endlich gantz und gar aufsgeht? Das Hertz gibt mir weder Macht noch safft, Also verlier ich meine Krafft. Das Hertz aber sein Ursach sagt, Es wird gar unbillig verklagt. Die Adern theter nimmer guth. Führen zum Licht kein Oel und Blut, Das es nunmehr schier wer verdort, Köne für Schwachheit machen kein Wort. Die Adern wolten auch nicht dulden. Das man sie darumb solt beschulden. Klagten über Klerheit der Leber,

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Die ein Filtz worden auis einem Geber. Ihnen kein Tröpflein Bluts mehr gent. Wer ihr mit gewalt was nehmen könt ? J a wol sagt die Leber, ists war. Vom kahlen Kopf reufft man kein Haar. Wo nehm ichs, das ihr mir abpocht. Wenn der Magen uns nicht fürkocht? Wol kochen antwortet der Magen, Wil man doch nichts zur Küchen tragen. Der Mund verläfst mich ganz und gar, Vergönt mir auch das Wasser klar, Das mag er mir auch nicht eingieisen, Davon auch alle Brunnen fliefsen. Der Mund zuletzt mit Ungeduld, Sprach: Es wer nicht allein sein schuldt. Sondern die Glieder hetten all, Dies also geschloisen einmahl, Sie wolten dem Magen nicht geben. So lang er so wolt müfsig leben. Da recht sprach die Vernunft, da recht. So sol den Herrn trotzen der Knecht. Der Magen ists der all ernehrt, Wenn ihr euch denn zum Dienst beschwert. So leidet dafür ewer straff. Sterbet, wie die thörichte Schaff. Sie waren auch des Zanks nicht froh, Der Leib ward schwach und starb allso. Denn da sie gleich als wolten geben, Konters nicht nemn, kont nicht mehr leben. Speifs und Ertzney hat ihre Zeit, Wer sie verseumt, selten gedeiht. Seht, sprach Grawkopff, Mein lieben Herrn, So gehts wenn die Leut sich beschwern Der Obrigkeit zum Regiment Zu reichen ihr hülfflieh Händ. Wie denn in dem gemeinen Hauffen, Freyer Leut offt pflegt vorzulauffen. Von einer eingehenden Untersuchung des kleinen Kunstwerkes muis leider abgesehen werden. Beschränken wir uns deshalb mit einem Hinweis auf den volkstümlichen einfachen Ton und die dramatische Steigerung innerhalb des Gedichtes. Neu eingeführt ist die „Vernunft", die die Wurzel des Übels erkennt, nachdem sie vom Kopf aus bei allen Organen die Ursachen des Unglücks sucht. Als Quelle ist eine Romulus-Version anzusetzen. Der bedeutendste englische Fabulist des 17. Jahrhunderts, J o h n O g i l b y , der allerdings an die erwähnten französischen und

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deutschen Dichter keineswegs heranreicht, hat die Fabel „Vom Magen und den Gliedern" nicht in seine „Fables of Aesop" 1 aufgenommen. Dagegen fand sie eine englische Prosabearbeitung von Sir R o g e r L ' . E s t r a n g e im Rahmen einer groisen Fabelsammlung. 8 Der Autor verfafste auch eine genaue französische Übersetzung, während eines Aufenthalts in Holland, wohin er aus politischen Gründen fliehen mulste. 3 Wie B a u d o u i n legt L ' E s t r a n g e bei der Fabel „The Belly and Members" den gröiseren Wert auf die „Reflexion". Wenn diese in ihrem Gedankengang auch weit über dem „Discours" des Franzosen steht, kann sie uns doch durch ihre Breite und Weitschweifigkeit kein besonderes Interesse abgewinnen. Die Erzählung ist lediglich eine freie Übersetzung des Kap. II, 32, 8 der Hist. Rom. des Livius. Wichtiger für unsere Untersuchung ist eine zweite Version, die in einer anderen Fabelsammlung des L ' E s t r a n g e aus dem Jahre 1708 vorkommt: Members Complaining.4 Sie ist ebenfalls in Prosa abgefaist und hat folgenden Wortlaut: „While a Mad Man was asleep, his Senses and his Members were at Liberty to lament their Misfortune. His Eyes complain'd that they were only treated either with Odious Vanities, or with Wanton spectacles. His Hands, exercising Rapine and Violence; his Ears, entertain'd with Obscene and Blasphemous Words, and Ungrateful Sounds; his Tongue, accustom'd only to Error, Falsity, and Detraction; or somewhat else to be Repented of; his Stomach, nauseated with Surfeits: his Head only stood mute all this while, and he gave this Reason for't, that the Grievances of the Rest were only particular, but the Head felt all. 1 The Fables of Aesop paraphras'd in verse: Adorn'd with Sculpture and Illustrated with Annotations. London 1651. 2 Fables of Aesop and other eminent Mythologists with Moral and Reflexions. London 1692 (unsere Fabel Nr. 50). * Les Fables d'Esope et de plusieurs autres excellens mythologists, accompagnées du Sens Moral et des Reflexions de M. le Chevalier Lestrange, traduites de l'Anglois, avec des figures dessinées et gravées par F . Barlouw, d'une manière savante et pittoresque. Amsterdam 1 7 1 4 (unsere Fabel Nr. 58). Bei der Anordnung der Illustrationen in diesem Druck ist ein Fehler unterlaufen. Zu unserer Fabel steht hier das Bild „Vom Fuchs und Leoparden", das eigentlich zu Fabel 61 gehört. Dort befindet sich dann das Bild von Nr. 58. — Von allen Illustrationen, die mir aus der gesamten Fabelliteratur für unsere Fabel bekannt sind, befindet sich in dem Werke von L'Estrange die beste. Dabei muls allerdings gesagt werden, dais es sehr schwierig ist, diese Fabel überhaupt darzustellen. Wie auch hier, ist allgemein die Aufgabe mit dem Bild eines erschöpften nackten Menschen gelöst worden. 4 Fables and Stories moralized being a Second part of the Fables of Aesop and another Eminent Mythologist by Sir Roger l'Estrange. London 1708. Nr. 248. Diese Sammlung hat keine französische Übersetzung gefunden.

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T h e M o r a l . It was somewhat an Extravagant Thought, to phancy how a Mad Man, Waking, should be so Sober in his Sleep as to pass so true a Judgement upon the Vices and Vanities, of this World and the Miseries of Humane Life. Now this, upon the whole Matter, is but an appeal, from our Senses to our Consciences. This is brutal Part of us that Complains, but it is the Reasoning Part that suffers in the Miscarriages of the Whole. Die Moral bietet eine genügende Erklärung für diese eigenartige Version. Aufser der Existenz der sich beklagenden Glieder hat sie mit unserer Fabel, aus der sie hervorgegangen ist, nichts mehrgemein. Das Motto der Zwietracht ist vollständig ausgeschaltet. Die Glieder beklagen sich lediglich gegen den Menschen oder dessen Kopf (Geist) über die unwürdigen Verrichtungen, die sie auf dessen Anordnung ausführen müssen. Ihre Unterhaltung ist wohl als der Traum eines schlafenden Wahnsinnigen gedacht. Die Sinne und Glieder sind als die vernünftigen Untertanen eines Hauptes, des Sitzes des Wahnsinnes, zu betrachten. Da das Haupt gezwungenermafsen ihr Führer bleibt, haben sie am meisten unter den unsinnigen Aufträgen zu leiden. Im allgemeinen mutet die Fabel recht fremdartig an und man ist leicht geneigt zu glauben, dafs sie für einen bestimmten politischen Zweck konstruiert wurde. 3. Die Fabel im 18.Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wird die Zahl der Fabulisten Legion. Sie greifen auf die mannigfachsten Quellen zurück, die bis dahin, wie wir gesehen haben, eine hohe Zahl erreicht haben. Am Anfang dieser Epoche ist R e g n i e r de M a r a i s zu nennen, der 1 1 Fabeln 1 verfalste, die ihres abstrakten Themas wegen von der Tradition abweichen, wie schon die Titel zeigen: Le Mérité et la Fortune, oder L a Raison et l'Autorité usw. Letztgenannte Fabel ist die einzige, die wenigstens ihrem Titel nach als Analogie in Frage kommt. Die chronologisch nachfolgende Sammlung des A n t o i n e H o u d a r t de la M o t t e 2 enthält ebenfalls unsere Fabel nicht. Sie bietet 1 Enthalten in „Recueil de quelques Poesies morales par Regnier des Marais". Paris 1707, 1708, 1753. Vorher schon eine anonyme Ausgabe ohne Datum. * Fables Nouvelles avec un Discours. Paris 1719. Deutsche Übersetzung: Herrn Houdart de la Motte Neue Fabeln aus dem Französischen in deutsche Verse übersetzt. Mit Kupfern geziert. Frankfurt u. Leipzig 1736 (Autor ist Glafeyî). Andere Ausgaben: Les Fables de M. Houdart de la Motte, traduites en vers François par Le P. S. F. s. a. La Mothe, Fables, Amsterdam s. a. Fables choisies de l'abbé Aubert et de Lamotte Houdart, mises en ordre par Fry xxx. Paris 1825. — Fables diverses et traduites en vers françois par M. Houdart de la Motte. Paris 1830. — Fabulae variorum excerptae ex autoribus la Mothe, Aubert, etc. Nec non e Gallico in Latinos versus. N. A. M. Grandsire. Paris 1830. — Fabel: L'estomac befindet sich nur noch in der Ausgabe Amsterdam und Paris 1825.

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dafiir eine wichtige Analogie, die sicherlich von ihr beeinfluist wurdc (III, 18): L'estomac. Jadis un Estomac de gourmande mémoire. E t pour qui, je crois, le premier, F u t inventé l'art de manger et boire Plus que ne veut Besoin nôtre vrai cuisinier. Nôtre vrai Medecin, si nous sçavions l'en croire. Cet Estomac étoit amoureux de ragoût. De potage farci et de fines entrées. De piquants entremets, sophistiques denrées Qui font à l'appétit survivre encore le goût. L'insatiable donc s'en donnant au coeur joye. Ne disoit jamais: C'est assez. Tant bien que mal il digeroit sa proye; Puis, sans rien dire, il vous envoye Mauvais chile et de là se forme mauvais sang; Sang qui bientôt du corps rend toutes les parties Languissantes, appesanties : Toutes s'en trouvoient mal; chacune avoit son rang. Tantôt c'étoit bons maux de tête; Tantôt colique, ou bien douleur de reins; Poitrine embarassée, ou rhumatisme en quête De l'une ou l'autre épaule, et pour combler la fête, Dame Goûte entreprend et les pieds et les mains. Qu'est ceci, dit l'homme malade ? Qui cause tout cela ? Ce n'est pas moi du moins. Dit l'Estomac; je vous rends bien mes soins, E t ne vous fais point d'incartade. Vous fais-je mal ? tâtez ; faut-il d'autres témoins ? La poitrine, ma camarade. N'est pas si fidèle que moi. La tête rêve trop; le pied, de bonne foi, Ne fait pas assez d'exercice: Le calomniateur donne à chacun son vice; On n'est pas bien servi que de lui. Le malade le crut: ainsi, ce fut autrui Que l'on punit des fautes du perfide. Topiques aux endroits où la douleur réside; Puis, bistouris en dance; enfin la fièvre prend; Tout le corps y succombe, et le voilà mourant. C'est fait, pauvre Estomac, dites vos paternôtres; Les Medecins par les règles de l'art, Des membres et de vous ont conclu le départ. Nous avons beau jeter nos fautes sur les autres; Nous en pâtissons tôt ou tard.

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In dieser Fabel geschieht eigentlich genau das Gegenteil von dem, was uns aus der Tradition der Fabel vom Magen und den Gliedern geläufig ist. Allerdings ist auch hier der Magen der Mittelpunkt der Handlung. Aber er hat nicht mehr die passive Rolle wie bisher, sondern er selbst richtet durch sein unvernünftiges Zuvielessen die Glieder, schliefslich den ganzen Organismus des Menschen, zugrunde. Seine Absicht, noch zu Beginn der Katastrophe die Schuld von sich auf die Glieder zu schieben, verschlimmert nur sein Schicksal. H o u d a r t de l a M o t t e verfährt bei der Fabel nach eigener Erfindung. Vor ihm findet sich eine Anlage zu diesem Thema meines Wissens nur im Ysopet I 1 , der ihm aber, wie der Grofsteil der übrigen altfranzösischen Literatur, nicht bekannt gewesen war. Nach ihm hat der bereits genannte Fabulist A r n a u l t das Motto der Gefräfsigkeit wieder aufgenommen. 2 Bei ihm übernimmt die Rolle des Unersättlichen ein ,,Marmot", ein kleiner Vielfrafs, der auch ständig mehr ifst als nötig. Die Fabel schliefst mit den Worten: Tes yeux sont plus grands que ton ventre. Eine Mischung der Fabel „Vom Magen und den Gliedern" mit derjenigen L a M o t t e s zeigt eine Rezension des F r a n ç o i s de N e u f chateau.3 Obwohl sie sehr umfangreich ist, können wir doch, ihres originellen Inhalts wegen, auf ihre Kenntnisnahme nicht verzichten. L a B o u c h e et l ' E s t o m a c (I, i, n ) . L a bouche à l'Estomac un jour chercha querelle. A l'entendre, Gaster, quoique jeune, était vieux, Broyait mal les bons mets qu'il recevait par elle. E t ne produisait plus qu'un chyle vicieux. S'il ne voulait s'aquitter mieux De sa fonction naturelle. Elle ferait sa plainte au souverain des Dieux: „L'ingrat perdait donc la mémoire! Quoi! tant de mets délicieux, Quoi! tant de vins exquis à boire, Qui venaient de si loin, et qui coûtaient si cher, N'avaient-ils rien de méritoire. Rien qui pût stimuler le paresseux Gaster?" Quand la Bouche eut tenu ce langage oratoire, 1 Hier befindet sie sich am Ende einer Predigt auf die Enthaltsamkeit. Vgl. S. 62-64. 2 In der Ausgabe von 1812, Buch IV, Fabel 16. 8 Fables et Contes en vers, 2 vols, dédiés à Esope par M. François de Neufchateau. Paris 1815. Man nimmt an, dais der Autor seine Fabel bereits 1796 verfafst hatte. Im „Epitre Dédicatoire à Esope" spielt der Autor auf die Wirkung unserer Fabel in der römischen Geschichte an: Un apologue heureux sauve le Capitole. Pour ce trait de Ménénius, les Romains, pour toi prévenus comprirent que ton art (Aesopl) n'est pas un jeu frivole.

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Elle se tut enfin. Gaster, avec douceur, Lui dit tout bas: „Ma chère soeur. Quoi! Tu te plains de moi! quelle injustice extrême. En criminel ainsi pourquoi donc m'ériger? Est-ce moi qu'il faut corriger Des torts qui sont les tiens, et des maux que toi-même Tu prends plaisir à te forger ? Toujours soumis à ton empire, N'ai-je pas admis, sans mot dire. Tous les mets, tous les vins dont tu m'as pu charger? N'en ai-je pas, sans paix ni trêve, Elaboré les sucs ? et mes heureux efforts N'ont-ils pas de ces sucs distribué la sève Entre tous les membres du corps ? Mon service est pénible: en vain je l'accélère. Si tu le trouves languissant, Est-ce ma faute ? Comment faire Pour ne pas succomber au faix toujours croissant De tes excès de bonne chère ? Sans cesse en action pour suivre ton plaisir, De remplir mes devoirs tu m'ôtes le loisir. A Jupiter enfin tu veux porter ta plainte; Mais ses décrets ont arrêté Que je ne puis loger dans mon étroite enceinte L'intempérance et la santé. Choisis: c'est ta gloutonnerie Qui peut, avant le temps, m'affaiblir et m'user: Ma soeur, ménage-moi désormais, je te prie. Ou bien cesse de m'accuser!" Pour rester court la Bouche avait trop d'éloquence; Mais, des raisonnements du malheureux Gaster Loin de sentir la conséquence, Elle les avait pris pour des contes en l'air. Le pauvre Estomac s'évertue, Jaloux de repousser un reproche accablant. Il n'a plus de repos. Hélas! plus il se tue, Plus la bouche lui crie: „Allons donc, indolent! Es-tu là comme une statue ? Fais ton service, avance, et ne sois pas si lent. Après tout, je suis la maîtresse; Tu n'es que mon esclave, et tu m'obéiras. Qui peut t'en dispenser ? Voyons si tu sauras Digérer ce que je t'adresse." En effect, chaque jour, la Bouche, à plus grands frais, Des cuisiniers fameux appelant l'art perfide. Redouble l'appareil d'une table splendide; Dévore les produits des lacs et des forêts;

l6o De ce qui vient de loin se montre plus avide; Engloutit les vins blancs, les rouges, les clairets. L e Vougeot et l'Aï, le Chypre et le Xérès, E t du pauvre Estomac ne laisse nul coin vide. De tant de délices farci. E t sentant sa force épuisée, Gaster a beau crier merci; Il en a jusqu'à la nausée. Il se soulève avec horreur. E t de la nourriture importune, excédante, Rejette ce qu'il peut par la Bouche imprudente. Qui soupçonne alors son erreur. Elle souffre elle-même, et cesse d'être fraîche: Mais a l'expérience elle est longtemps revêche; E t veut, accumulant les indigestions. Braver encore Gaster dans ses convulsions. Bientôt la fièvre accourt, du Régime suivie: Du Régime! L'on ne veut pas. L a Bouche tient à ses repas; A ses goûts elle est asservie. Que vous dirai-je enfin ? Le foyer de la vie, L'Estomac, délabré, ne peut se réparer; Il manque; tout s'écroule . . . E t pour s'être assouvie, L a Bouche est avec lui contrainte d'expirer. Cette leçon est bonne et belle; Quel gourmand convertira-t-elle ? On l'a dit sous Vitellius; On le dit au siècle où nous sommes: „ L e glaive a tué bien des hommes; L a Bouche en a tué bien plus." Der Magen ist in dieser Rezension wieder zu dem leidenden Teil geworden. Die Glieder sind auf die „bouche" reduziert. Diese klagt den Magen wegen seiner Faulheit im Verdauen der Speisen an. Der Magen ist in seinem Ehrgeiz gekränkt und versucht nun alles, was der Mund ihm darbietet, zu verarbeiten. Dieser will ihm seine Macht beweisen, andererseits findet er die Gelegenheit günstig, endlich seine Gefräfsigkeit befriedigen zu können. Doch der Magen kann den ungewöhnlichen Anforderungen nicht lange standhalten und platzt. Eine andere Analogie, die auch die Auseinandersetzung zweier bestimmter Organe behandelt, bietet die Fabel: „ L a Bouche et les Y e u x " von P e s s e l i e r . 1 Hier wird der Streit zwischen Mund und 1 Fables Nouvelles, Paris 1748, III, 7. Pesselier verfalste auch eine Esope-Comédie: Esope au Parnasse, Paris 1739, enthalten, in: OeuvTes de Théâtre et autres pièces, Paris 1742 (5 vol.). Vor dem Jahre 1748 sind noch folgende deutsche, französische und englische Fabelsammlungen zu nennen, die aber weder unsere Fabel noch eine Analogie aufweisen: Auserlesene Fabeln in italienisch, deutsch, französisch, hrsg. von K r a u s s i n ,

l6l Augen geschildert, der sich darum dreht, wer von beiden am besten die Empfindungen der Seele ausdrücken kann. D r e u x D u R a d i e r ist der erste französische Bearbeiter der Fabel „ L e Aveugle et le B o i t e u x " , 1 die den Gedanken der sich ergänzenden Kräfte mit unserer Fabel gemein hat. Wurde uns in letzterer in der Regel die Zwietracht und ihre Folgen vor Augen geführt, so ist demgegenüber diese neue Analogie als das hohe Lied auf die Einigkeit zu betrachten. Im folgenden beschränke ich mich auf die Aufzeichnung der Erzählung selbst: Deux malheureux, qu'unissoit leur misère. Formèrent un dessein qu'on croira superflus. L ' u n étoit privé de lumiere, E t l'autre avoit tout mouvement perclus: Ils vouloient voyager. Ce qu'on ne sçauroit faire C'est ce qu'on souhaite le plus. Ils sortirent pourtant d'affaire. Comment ? Un cul de jatte avec un Quinze-vingt ? Oui, tous les d e u x ; sans qu'un tiers intervint. Rarement le ciel accumule Tous les malheureux chez nous. L'Aveugle vigoureux A v o i t les forces d'un Hercule; C'étoit un L y n x que le Boiteux. L'Aveugle porta son confrere, Qui savoit l'écarter des chemins dangereux: Ils firent s'unissant tous deux. Ce qu'étant désunis ils ne pouvoient pas faire. Wenn man erkennt, dais in diesem Falle die Handlung, die sich bisher innerhalb eines einzigen Organismus abspielte, nun auf zwei Wesen übergreift, die aber auch nur eins mit dem anderen, aber nie getrennt existieren können, ist die Analogie mit der Fabel „ V o m Magen und den Gliedern" schon ersichtlich. Als Quelle für diese Fabel muís das 71. Kapitel der G e s t a R o m a n o r u m * angesehen werden. Hier Augsburg 1709. — E s p r i t J e a n de R o m e d ' A r d è n e , Recueil des Fables Nouvelles, Paris 1747. Diese Fabeln hatten zu ihrer Zeit eine groise Berühmtheit, die Discours sind heute noch lesenswert. — John Dryden, Fables, ancient and modern, translated into Verse from Homer, Ovid, Boccace and Chaucer, with original poems, London 1721. Wie schon der Titel zeigt, versteht Dryden unter Fabeln Erzählungen. — J o h n G a y , Fables, London 1727, 1757, 1758. Dies ist die weitverbreitetste und selbständigste Sammlung des 18. Jahrhunderts. Sie erlebte zahlreiche französische Versionen von: de K a r a l i o , Paris 1789; M a u r o y , Paris 1784; de S a l i n s , Paris S . A . (in Versen); H. G u i o l , Paris 1842; de C h a t e l a i n , London 1857 (in Versen); auiserdem ist mir eine italienische Bearbeitung von F r a n c e s c o G i o r g e t t i (London 1773) bekannt. 1 Fables Nouvelles et autres pièces en vers par M. D. D. B. L. P. D. C. (par M. Dreux de Radier, Lieutenant particulier de Chateauneuf). Dies ist eine sehr seltene Ausgabe (Paris, Bibl. Nat. Rés. Y e 3416). 2 De remuneracione eterne patrie; H. Œ e s t e r l e y , Gesta Romanorum. Berlin 1872, p. 385. Beiheft zur Zeitschr. f. rom. Phil. L X X X .

IX

162 lädt ein König seine Untertanen zu einem groisen Gastmahl ein. Sogar ein Blinder und ein Lahmer,' die die ihnen verliehenen Körperkräfte in der oben geschilderten Weise vereinen, können an dem Fest teilnehmen. Die Fabel erfuhr eine klassische Rezension in dem Apolog: ,,L'Aveugle et le Paralytique" des C l a r i s de F l o r i a n , 1 dem bedeutendsten Nachfolger L a F o n t a i n e ' s . Hier lauten die Schluisworte folgendermaisen : J ' a i des jambes et vous des yeux, Moi je vais vous porter, vous, vous serez mon guide. Eine weitere Bearbeitung liegt von dem {>olnischen Fabulisten I g n a z K r a s i c k i * vor. Sie ist von dem bisher erwähnten wesentlich verschieden. Der Blinde widersetzt sich den Befehlen des Lahmen und meint auch ohne dessen Weisungen den Weg zu finden. Sie geraten beide in einen Fluis. Zum Schluis kommen sie durch die noch nicht geheilte Starrköpfigkeit des Blinden in einem Abgrund um. Im übrigen finden sich bei K r a s i c k i vielfach Fabeln, die ein Abhängigkeitsverhältnis zweier Dinge ausdrücken. Ich nenne die Fabeln: ,,Le Pied et la Botte" (II, 3) und ,,L'Encrier et la Plume" (II, 7), die jedoch beide aufser dem Titel keine analogen Züge aufweisen. Eine andere Analogie haben wir in der Fabel „ L e Conseil des Chevaux" vor uns, die von G e l i e r t verfafst und von B o u l e n g e r de R i v e r y ® rezensiert wurde. Sie ist ziemlich umfangreich und erzählt, wie ein junger Hengst in einer Pferdeversammlung seine Kameraden gegen den Menschen aufstacheln will. E r ist unzufrieden darüber, dafs dieser seine Artgenossen in der Schlacht wie auch auf dem Acker benutzt und durch sie zu Ruhm, Ehre und Reichtum gelangt, ohne dafs sie daran teilhaben. „Warum wird beim Triumphzug des Feldherrn nicht auch das Pferd gefeiert ?", sagt er. Alle Pferde stimmen dem aufrührerischen Plan bei, sich von dem Menschen loszusagen. Bevor gröfseres Unheil geschieht, vermag sie ein alter Schimmel wieder zur Vernunft zu bringen. E r weist auf die Wohltaten hin, die das Pferd als Freund des Menschen genieist: Wer baute den Stall, worin wir sicher sind Wer macht, dafs wir auch dann dem Hunger widerstreben. Wenn wir der Auen Grün mit Jammer sterben sehen. 1 Fables de M. de Florian, de l'Académie française. Lille 1792. Andere Editionen 1810, 1811, 1822, 1824, 1851, 1901, 1908. Die prachtvollste Ausgabe stammt aus dem Jahre 1851. Sie enthält Illustrationen von J . J . Grandville. Die oben erwähnte Fabel findet sich auch wieder in „Fables à l'usage des enfants" des Abbé Vaillant, Paris 1875. * Dziela poetyckie Ignacego Krasickiego Warszawie, 1803 — 1804, I, 5. Eine französische Ubersetzung besteht von S. B. M. de Vienne, Fables Polonaises de Krasicki, Paris 1828. » Contes et Fables par Claude François-Félix Boulenger de Rivery, Paris 1754, III. 10. Die Fabel erscheint später auch in einer deutschen anonymen Fabelsammlung: Berlin 1758, II, 20.

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Auch bei dieser Fabel tritt die Ähnlichkeit mit der unsrigen klar hervor. Die analogen Züge liegen hier nicht in der äuiseren Erzählung, sondern im Gedankengang und der Moral. Ähnlich wie die römische Plebs, lehnen sich die Pferde gegen eine althergebrachte Einrichtung auf und müssen erst von einem ehrwürdigen Schimmel ermahnt werden, bis sie wieder zur Vernunft kommen und den alten Zustand schätzen lernen. Von den Fabulisten der Jahre 1760—80, wie z. B . G r o z e l i e r , 1 Peras,8 Lichtwers,8 S a u v i g n y , 1 Du Coudrai,® Boisard,6 D o r â t , 7 L e M o n n i e r , 8 B a r b e , ' L e B a i l l y 1 0 und I m b e r t 1 1 haben eigentlich nur die vier letzten eine gewisse Bedeutung im Hinblick auf unser Thema. Bei B a r b e erfährt die bekannte Äsop-Fabel „Vom Flufs und der Quelle" eine Bearbeitung, durch die sie unserer Fabel sehr nahe kommt. Sie lautet folgendermafsen (II, 6) : T a largeur est d'un pied; je porte des bateaux, A la source autrefois disoit une Rivière. L a source répondit : Te sied-il d'être fière ? C'est de moi que tu tiens ta largeur et des eaux. Le détestable Orgueil est un de nos défauts. Dasselbe Thema der organischen Abhängigkeit wird in der Fabel : „ L e J e t d'eau et le Réservoir" des M. D o r â t (IV, 2) behandelt. Hier brüstet sich der Springbrunnen ob seiner grandiosen Schönheit gegenüber dem unscheinbaren Wasserbehälter, aus dem er flieist. Dieser zerbricht bald darauf und auch die Herrlichkeit des Springbrunnens ist zu Ende. 1 Grozelier, Fables Nouvelles. Paris 1760. 6 Livres, Supplement. Paris 1768. * Peras, Fables Nouvelles. Paris 1761. Die Ausgabe enthalt noch zwei andere Fabulisten: Delaunay, Fables, Paris 1732 und Ganeau, Fables Nouvelles, Paris 1760. Andere Ausgaben der Peras-Fabeln Paris 1788, hier zusammen mit: Fables Nouvelles p. M. Richard Martelli, Bordeaux 1788. Die Peras-Fabeln allein befinden sich in der Edition von 1769. 8 M. G. L i c h t w e r s , Fabeln in vier Büchern, 2. Aufl. Berlin 1762, Ulm 1787, Straisburg 1763, Kehl 1782. * Apologues Orientaux. Le Vézir Sourdin à la reine Zaraine. Paris 1784. 5 Fables allemandes et Contes françois par Du Coudrai. Paris 1770. • Fables p. M. B o i s a r d (I. I. F.). Paris 1773. Forts. Paris 1777, Forts. 1803, Forts. 1804, Forts. 1805. Alle Fabeln zusammen: 1001 Fables, Paris 1806. Boisard ist von allen Nachahmern La Fontaines derjenige, der sich von seiner Vorlage am meisten entfernt hat. 7 Fables ou allégories philosophiques p. M. Dorât. Paris 1772, 1773. 8 Fables et Contes par M. l'abbé le Monnier. Paris 1773. • B a r b e , Fables Nouvelles, six Livres. Paris 1762. 10 Le B a i l l y , Fables Nouvelles. Paris 1784. 11 Fables Nouvelles, Dédiées à Madame La Dauphiné par M. Imbert. Amsterdam 1773. Auiserdem noch: Contes Moraux. Paris 1806. il»

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In diesen Zusammenhang passen auch die Fabeln : „ L a Machine hydraulique et l'Eau" des M. P. L. G i n g u e n é , 1 und „La Lanterne et la Chandelle" von L e Bailly.» I m b e r t s Fabel „ L a tête et les pieds" (I, n ) ist als eine Analogie ersten Ranges anzusehen und hat auch wahrscheinlich von der Fabel „Vom Magen und den Gliedern" ihren Ausgang genommen. Ich erachte sie für wert, hier aufgeführt zu werden: Las d'aller d'un pas de coureur, De promenade en promenade, Les pieds contre la tête avoient pris de l'humeur, E t lui faisoient mainte incartade, C'est une chose affreuse en vérité, Disoient-ils! Quoi! toujours obéir à la tête! Le jour, la nuit, l'hyver, l'été. Dés qu'elle parle, il faut que l'on s'apprête A troter, à courir de-çà, de-là, partout! Au moindre signe il faut être debout! Se voir emprisonné, souvent à la torture. Dans un étui malsain, cachot oû l'on endure Sans cesse ou le froid ou le chaud; Tandis que madame là-haut Fait l'agréable, se balance. Contrôle à son gré les passans. Regarde, à droite, à gauche, et d'un air d'importance Parle de pluie et de beau tems! Je vous trouve plaisans! quel est donc ce murmure. Dit, sans daigner les regarder, L a tête, qui s'échauffe? eh! mais si la nature M'a placée au-dessus, c'est pour vous commander. Fort bien, reprit l'un d'eux; mais du moins je te prie, Il faudroit être sage; et Dieu sait tous les jours Si nous souffrons de ton étourderie! Mais que cela soit dit une fois pour toujours. Si vous avez le droit d'ordonner à votre aise, Chacun de nous, la belle, a celui de broncher; Et tout en cheminant un jour, ne vous déplaise. Peut vous briser contre un rocher. Ceci de soi-même s'explique. En y rêvant qu'en pensez-vous ? Lecteur, cette fable, entre nous. Ressemble assez à l'état despotique. 1 Fables Nouvelles p. M. P. L. Ginguené, membre de l'institut de France. Paris 1810. Fabel 20, Suppl.-Bd. Paris 1814. 1 Hierhin gehört auch die Fabel: „Les Fleuves et la Mer" aus: Fables par Gauldrée de Boileau, Paris 1812, II, 1, 18. Die Flüsse weigern sich, Wasser zum Meer zu tragen. Die Schiedsrichterin Natur schlichtet den Streit.

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Der erste Teil dieser Fabel könnte leicht zu der Annahme führen, dals der Autor die „Acus nautica et Gubernaculum fabula" oder deren französische Übersetzung von B u f f i e r 1 als Vorlage benutzt hat. Ein direkter Einflufs von dieser Seite ist allerdings nicht festzustellen. Im Gegensatz zu der Titelfabel tritt hier an die Stelle des Magens der Kopf, gegen den die Füise rebellieren. Eine Handlung besteht eigentlich nicht. Nachdem sich das Haupt ihnen gegenüber als der von Gottes Gnaden eingesetzte König identifiziert hat, ermahnen ihn die Untertanen zu vernünftigem Handeln und drohen mit einer Revolution, wenn er seine Rechte übertreibt und sein Joch zu hart auf ihnen lasten läfst. J o s e p h Desbillons verfaiste im Jahre 1787 eine lateinische Rezension unserer Fabel: Membra et Venter,2 die sich ganz in der Romulus-Tradition bewegt und nichts Neues bietet. Ebenfalls nichts Neues enthalten die Fabeln der Engländer R o b e r t D o d s l e y : „The Belly and the Limbs" 8 und S a m u e l C r o x a l l : „The Belly and the Members".4 Die erstere ist eine erweiterte Übersetzung aus Livius, die zweite hat Ähnlichkeit mit der Fabel gleichen Titels von L'Estrange. Von den französischen Fabulisten soll noch V i t a l l i s genannt werden mit einer Analogie zweiten Ranges: „Les Animaux qui ne veulent plus de roi". 5 Die Tiere setzen den Löwen als König ab. Ein Hirsch tritt an seine Stelle. Als dieser aber nicht imstande ist, das Waldreich zu schützen, ja sogar eines Tages erlegt wird und alle Tiere in Todesgefahr schweben, sehen sie ihren Irrtum ein. Die Fabel hat im übrigen eine politische Tendenz, auf die ich hier nicht näher eingehen kann.4 1

Vgl. S. 7 5 - 7 9 F r a n c i s c i J o s e p h i D e s b i l l o n s , Fabulae Aesopicae. Paris 1778, III, 4. Fables de Père Desbillon, traduction en François par le même. Paris 1779. ' Select fables of Esop and other Fabulists in three Books by Rob. Dodsley, Birmingham 1764, I, 4. Nach dem Tode eine weitere Auflage von G. P o p p l e t o n mit französischen Anmerkungen. Paris 1817. Ünsere Fabel I, 3. Andere Ausgabe: Fables designed for the instruction and Entertains of Youth, London 1816. Diese in französischer Übersetzung von Madame D a v o t , Paris 1823 (enthalten beide die Fabel nicht). Im Index der ersten Ausgabe (1817) findet sich zu der Fabel folgende Moral (S. 187): „Tis a folly even to wish to withhold on part from the support of civil gouvernment". Diese Moral fehlt in allen folgenden Ausgaben. 4 Fables of Aesop and others, transi, into English, with instructive applications, and a Print before each Fable, by Samuel Croxall D. D., Late Archdeacon of Hereford. 8. Ed., London 1766. Fabel 37. 4 Le Fablier de Second Age ou choix des Fables à la portée des Adolescens. Paris 1796. Andere Ausgabe: Fables d'Antoine Vitallis, Seconde edit. Revue et augmentée. Paris 1796 u. 1809. 4 Die noch übrig gebliebenen französischen Autoren zeigen keinerlei Spuren unserer Fabel. Sie sollen nur der Vollständigkeit halber genannt werden: Manici Nazarenio (Louis Jules Barbou), D u c de N i v e r n o i s , a

l66 Die beiden gröisten spanischen Fabulisten aller Zeiten, T o m á s de I r i a r t e 1 und F é l i x M a r i a S a m a n i e g o 2 haben die Fabel „Vom Magen und den Gliedern" nicht in ihre Sammlungen aufgenommen. Dasselbe gilt für den Italiener G i o r g i B e r t o l a . 3 4. Die Fabel im i g . Jahrhundert und der neuesten Zeit. Im 19. Jahrhundert erhält die Fabel „Vom Magen und den Gliedern" keine nennenswerten Rezensionen. Bei ihrem Vorkommen handelt es sich meistens um neue Auflagen alter uns schon bekannter Fassungen. Dagegen gibt es noch eine Reihe interessanter Analogien, die teilweise aus unserer Fabel hervorgegangen sind oder sonst eine frappante Ähnlichkeit aufweisen. Auf sie soll unser Augenmerk besonders gerichtet sein. Alle anderen mir bekannten Fabulisten, die weder unsere Fabel noch eine solche Analogie enthalten, sollen, wie im vorigen Kapitel, aus Gründen der Vollständigkeit der Darstellung wenigstens erwähnt werden. Am Anfang des Zeitabschnittes ist auf die Fabelsammlung des A. P. D u t r a m b l a y hinzuweisen, dessen „Apologues" 4 oft, ähnlich wie die des R e g n i e r des M a r a i s , abstrakter Natur sind. In den in Betracht kommenden Analogien: ,.L'Esprit et la Raison" (VI, 3)® und ,,L'Esprit et le Coeur" (III, 10)" fallen in diese Kategorie, die erstere soll hier im Wortlaut folgen: Fables, Paris 1796, 2 vol. Ins Englische übersetzt: Fables bytheDukeof Nivernois, London 1799. — E. P. F. R o b e r t , citoyen: Fables Nouvelles, mises en vers français et accompagnées de Notes. Paris 1798. 1 Fabulas literarias por don Tomas de Yriarte, Gerona 1782. In Spanien sehr bekannt, hatten jedoch die Übersetzungen dieses Werkes im Auslande wenig Erfolg. Einige derartige Versionen sind mir bekannt: Des Tomas de Yriarte literarische Fabeln, von Bertuch, Leipzig 1788. — In Frankreich: Paris 1800 von Lanos (Verse), Paris 1804 von Lhomandic, Paris 1838 Bru net (Verse), Paris i 8 4 i L e s m e s l e , Paris 1858 Mademoiselle S. B., Paris 1860 Pellet (Verse). Als eine gewisse Analogie ist Fabel 54 anzusehen: „Vom Feuerstein und Stahl". Dem Feuerstein ist die grausame Herrschaft des Stahles leid. Es kommt zu einer Trennung. Beim Abschied ruft der eine noch dem anderen zu: „Vermagst Du wohl etwas ohne mich ?" „O ja," antwortete der Stahl, „dasselbe, was Du ohne mich kannst." • Fabulas en verso Castellano para el uso del Real Seminario Bascongade Por D. Felix Maria Samaniego. Madrid 1787. Dieses Werk erlebte ebenfalls zahlreiche Auflagen. ' Cento Favole dell'Abate de Giorgi Bertola. Bassano 1785, Pavia 1788. Bertola ist im Stil einfach wie die antiken Fabeldichter. 4 Paris 1806, 2. Ausgabe. Eine dieser Sammlungen ist anonym. In den Bibliothekskatalogen sind die beiden Ausgaben nicht unter den gleichen Namen gebracht. Doch genügt schon eine oberflächliche Kenntnis aller Ausgaben (Paris 1810, 1822), um auch sie mit Dutramblay zu identifizieren. Zunächst stimmen die enthaltenen Fabeln im Wortlaut mit den anderen überein. Wichtig aber ist, dais in der Widmung: A mes petits enfants sich die Namen der fünf Kinder in sämtlichen Ausgaben decken. • Fabel fehlt in der Ausgabe von 1882. • In der Ausgabe 1822 Fabel 2.

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Aller tous deux de compagnie. Chère soeur, vraiment, c'est folie, Disoit l'Esprit à la Raison. J e vais, moi, par sauts et par bond. E t ce n'est pas là votre allure. — Croyez-moi, ne me quittez pas, J'aurai le bonheur, je vous jure. De vous sauver plus d'un faux pas. Wir haben hier eine sehr tiefsinnige Fabel vor uns, die in ihrem philosophischen Charakter zum Nachdenken zwingt. Gleichheit mit unserer Fabel besteht in dem Gedanken von der Trennung zweier Begriffe, die nur in der Vereinigung einen Wert haben. H e n r y G a u l d r é s de B o i l e a u hat mit seiner Fabel ,,Les Abeilles et leur Maître" 1 eine schöne Analogie geschaffen. Die Bienen beklagen sich, dais ihr Herr ihnen durch die Wegnahme des Honigs scheinbar die Wohnung zerstört. Der Besitzer belehrt sie aber eines anderen. Als die Bienen ihn stechen, ruft er aus: „ . . . Ai-je donc mérité cet injuste courroux? Arrêtez, arrêtez! je travaille pour vous." Diese letzten Worte könnten auch in unserer Fabel enthalten sein. Eine Bienenfabel, die aber keinen analogen Charakter hat, hatte schon D e s b i l l o n verfafst. G a u l d r é s de B o i l e a u hatte sie vermutlich von diesem übernommen und dann zu unseren Gunsten verändert. Eine selbständige Arbeit des Autors liegt in der Fabel ,,Les Boeufs" (II, 4, 5) vor. Zwei Ochsen verweigern die Arbeit während der Erntezeit. Die Folge ist, dais der Bauer im Winter kein Mehl hat und seine Ochsen zum Lebensunterhalt schlachten mufs. Auch hier wird gezeigt, wie eine unvernünftige Tat nur zum Unheil für den Urheber ausschlägt. Die Fabeln „Les dents et la langue" und ,,Les souliers et les jambes" des C r e u z é de L e s s e r 2 lassen dem Titel nach auf gewisse Beziehungen mit der Fabel „Vom Magen und den Gliedern" schliefsen. In Wirklichkeit aber gehen sie in ihrem Gedanken gang wesentlich andere Wege. Ebenfalls erfolglos gestalten sich die Untersuchungen bei E d w a r d Moore,* L o r e n z o P i g n o t t i , 4 S a r a h T r i m m e r , 4 L a u r e n t de J u s s i e u ' , M. J a u f f e r t 7 und E t i e n n e Gosse.* ' H . Gauldrés de B o i l e a u , Marquis de La Caze, Fables de M.H. G.B. Paris 1812. Bd. 2, Buch 1, 4. * A. Creuzé de L e s s e r , Apologue. Paris 1825. x. Fabel S. 29, 2. Fabel S. 98. s Fables by J o h n G a y and E d w a r d Moore, Fables for the female sex. Paris 1802. 4 Lorenzo P i g n o t t i , Favole. Firenze 1808. — Fables de M. L. Pignotti, traduites de l'italien en français par M. Ed.— M. J . Lepan. Paris 1816. ' Fabulous Histories by Mrs. S. Trimmer. London 1817. In französischer Übersetzung von M. D. D. S. G. Genf, Paris 1789.

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Für seine politischen Ansichten benutzt V i c t o r C h o l e t die Fabel „ L a tête. L'estomac et les membres". 1 Aus ganz bestimmten Gründen weicht er von der Traditionserzählung unserer Fabel ab. Den so neu entstandenen Apolog erklärt er anschlieisend im zweiten Teil seiner Fabel, indem er sie auf die Zustände der Regierung anwendet. Alles zusammen ergibt ein geistreiches Werkchen, das der Aufzeichnung unbedingt wert ist: Au temps de notre La Fontaine, Il était de nécessité De flagorner la royauté; Moi, de ce soin je n'ai cure ni peine, Plus d'un s'y trouve assez porté; Leur Muse laudative à chanter perd haleine, Ils vous traitent un roi comme un enfant gâté; Mais moi, tant mieux, tant pis, je dis la vérité. Or donc, j'ai trouvé que la fable Des Membres et de l'Estomac, Oeuvre sublime, admirable, Nous montrait faussement l'étiquette du sac, Et j'ai conçu le projet téméraire De l'arranger un peu pour notre temps. — Toucher à L a Fontaine et vouloir le refaire! Voilà bien aujourd'hui, l'esprit des jeunes gens. Dit un vieux routinier . . . à son aise il peut braire, J'ai de l'audace, j'y consens: Mon projet est conçu, je veux le satisfaire. J'ai mon but, et ne veux injure ou complimens. Un corps d'une belle structure Se composait d'un chef fort beau quoiqu'un peu creux. D'un estomac de sa nature Fort paresseux, Et de membres très-vigoureux, Mais qui dépérissaient faute de nourriture. Voici comment: La tête manquait d'énérgie. Et n'ayant pas l'esprit de vouloir fortement. Se complaisait dans cette léthargie. L'estomac machinal, sans raison, sans génie. ' Fables et contes en vers par L a u r e n t de Jussieux. Paris 1829. Die Fabeln erschienen vorher in der Kinderzeitschrft: Le Bon Génie. ' Fables choisies de M. J a u f f e r t , traduites en vers latins avec le texte en regard. Suivies de diverses poésies latines par Adolphe Jauffert. Paris 1828. • Fables par Etienne Gosse. Paris 1818. 1 Victor Cholet, L'Esope, Fables politiques, Paris 1832. Enthält nur fünf Fabeln.

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Ne prenait par entêtement Qu'un grossier aliment, Au risque de perdre la vie. La tête aurait pu sagement Lui prescrire un autre régime; Car celui-ci la poussait vers l'abîme; Mais il fallait agir, c'était un soin pesant. Les membres cependant, bien que de fort espèce, Pâtissaient à leur tour, E t tombaient de faiblesse. S'adressant à la tête, ils disaient chaque jour: Ah! par pitié, quittez cette mollesse, Fatiguez nous, et que l'estomac cesse De nous laisser ainsi dépérir de langueur; Nous sommes déjà morts au coeur, Tout le reste suivra . . . Tremblez! le péril presse. C'était un bon avis pour le chef, c'est fort bien: Le suivit-il ? Je n'en crois rien. Or vous avez compris le sens de l'apologue. Il ne faut pour cela que le simple bon sens; Et sans être devin ou savant astrologue, Vous aurez reconnu fort bien certains gens. Moi je suis rempli de franchise. Je vous dirai tout bonnement. Qu'il s'applique au gouvernement. Désastreux, incapable, il faut bien qu'on le dise, Qui nous régit en ce moment, Et dont nous payons chèrement L'impéritie et la sottise: Le chef et l'estomac, c'est ce juste milieu, Qui ne veut être rien, ni la paix, ni la guerre. Qui de mourir sans bouger a fait voeu. Et les membres, c'est nous, grand peuple, dont la terre A salué le nom; pour qui ce fut un jeu De la soumettre tout entière; Nous, que le repos désespère, Quand nous pourrions partout dictant nos lois. Porter la liberté qu'on réduit aux abois; Qui pourrissons dans la misère, Nous qui faisons la fortune des Rois. On a laissé mourir la Pologne si belle; Au tombeau l'Italie a dû la précéder, Nous gémissons par amour fraternelle. Et nous pourrions fort bien leur succéder. Attendrons-nous cette grande querelle. Quand le corps de l'état tint à se débander?

170 Il s'émeut, il s'irrite, et sa souffrance est telle Qu'il finira par se suicider . . . Il se brûlera la cervelle. Il faut quand un E t a t chancelle. Qu'il se brise et se renouvelle, Quand les morceaux sont bons pour le racommoder. Von den nun folgenden Fabulisten, wie P i e r r e L a c h a m b a u d i e , 1 P. B l a n c h a r d , 2 L e M a r q u i s de Foudras,® D e l e r n e , * A. E l w a l l , ' C é s a r B e r t h o l o n * und L a t a p p y 7 ist nur der zuerst genannte in unserem Zusammenhang von Bedeutung. P i e r r e L a c h a m b a u d i e drückt in seinen Fabeln oft seine sozialistischen Ideen aus, weshalb man ihm auch den Beinamen: L a Fontaine socialiste, gab. In der Fabel „Samedi et Dimanche" setzt er sich mit dem Verhältnis von Arbeitstagen zum Sonntag auseinander. Ähnlich wie in der Fabel „Vom Magen und den Gliedern" streiten hier die Wochentage mit dem Sonntag, den sie der Faulheit bezichtigen. Durch ihre Unterhaltung, die zugunsten des Angeklagten ausläuft, will der Autor zeigen, wie notwendig ein Sonntag auf die arbeitsreiche Woche folgen mufs. Die Fabel ist in der Auswahl des Versmaises und künstlerisch von hohem Wert; Gründe genug, sie hier folgen zu lassen: Une nuit, le poing sur la hanche, Samedi disait à dimanche: 1 Fables Populaires, Paris 1839, 1841; weitere Ausgaben bis 1849. Hier keinerlei Analogien. A u c h nicht unter den Fabeln in „ L e s Veillées Litéraires illustrées. Bd. 2, S. 21 (Ed. J. Bry). In Fables p. P. L . , couronnées deux fois par l'Académie Française et augmentées, Paris 1849, eine Analogie B u c h 7, Fabel 3 : Samedi et Dimanche. A u c h vorhanden in der wunderschön aufgemachten groisen Fabelsammlung v o m Jahre 1903 (Ed. Vimar), S. 65. N i c h t vorhanden in: Fables et Poésies Nouvelles, Paris 1865, und Recueil des Fables Patoises, Périgueux, 1857. 4 Fables en vers par P. B l a n c h a r d , Ancien Tisserand, aujourd'hui Cabaretier, Angers, Paris 1836. I, 16: L'Oeil et l'Oreille h a t nur einen analogen Titel. Augen und Ohren streiten sich, wer v o n beiden das indiskretere Organ' ist. 4 M. l e M a r q u i s d e F o u d r a s , Fables et Apologues. Paris 1839. 4 Fables, Lille 1850. Diese Sammlung wird D e l e r n e zugeschrieben. Andere anonyme Fabelsammlungen: Fables, Saint Denis 1856; Fables, Chartres 1847; Fables, Lille 1851. In letzterer S. 6: L a plume e t le Pinceau. Streit der beiden, wer an den Werken des Künstlers den gröfsten Anteil hat. Beiden wird klargemacht, dais sie ohne die Führung des Meisters nichts vermögen. * Fables choisies de l'Estrange, Dodsley, Aikin, Gay, Cowper, Trimmer, Bowles, Merrick, Lanchorne, par A . Elwall. Paris 1854. • C é s a r B e r t h o l o n , Recueil posthume de Poésies, Chansons et Fables. Saint-Etienne 1885. — J e a n B e r t h o l o n , 18 Fables e t 2 Morceaux de Poésies, traduits de l'Espagnol. Alger 1870. 7 Fables d'Esope, Adaption par Mme. L a t a p p y , Paris 1809, S. 14: Les Membres et l'estomac, ou il y a des choses plus utiles qu'elles ne le paraissent. Dies die schlechteste Version unserer Fabel, die mir bekannt ist.

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„Est-ce pour toi Que nous nous épuisons, nous cinq frères et moi ? Ne sommes-nous pas tous de la même famille? Lorsque sous la fatigue on nous voit haletants. Monsieur le paresseux en grand seigneur s'habille; A chanter, à danser. Monsieur passe son temps. Toujours de nos labeurs vivras-tu sans rien faire ?" Dimanche répondit: „Mon frère, Vous vous livrez chacun à ses soins importants. Je l'avoue; eh bienl Moi, que vous croyez futile. Autant que vous je suis utile. Après un long travail, comme il faut des loisirs, C'est moi qui m'intéresse à vos rares plaisirs; Les danses, les festins, les jeux, les promenades, A moi vous les devez, ô mes bons camarades! Enfin, 6 doux échange, ô fraternelle loi! J e vous amuse, et vous, vous travaillez pour moi." Es bleibt noch für unsere Betrachtungen die Fabelsammlung des v a n den Z a n d e 1 übrig, ein Fabulist, welcher neben S t a s s a r d 2 als der Hauptvertreter der belgischen Fabelliteratur gilt. Bei ihm findet sich eine Fabel ganz eigenartiger Art, die, da sie auch den Streit zweier Körperorgane zum Gegenstand hat, eine sehr hübsche Analogie darstellt (Fabel 150) : Le Nez et les Y e u x . Ennuyé de porter lunettes. Le ministre de l'odorat Dit aux yeux : C'est pour vous que ces dames sont faites ; J e me lasse à la fin de leur servir de bât. Il vous les jette, à ces mots, dans la rue. Qu'advient-il ? Que les yeux, privés de guides sûrs. Donnent contre les murs. Où le nez applati reconnaît sa bévue. Mit dieser letzterwähnten Fabelsammlung schliefsen meine Untersuchungen über die Fabel „Vom Magen und den Gliedern" nebst ihrer Analogien vom Anfang der uns bekannten Fabelliteratur bis zur Gegenwart. Ich habe mich bemüht, im Rahmen dieser Arbeit alle mir mit meinen bescheidenen Mitteln erreichbaren Fabeldichtungen zu berücksichtigen und hoffe, gezeigt zu haben, einen welch bedeutenden Platz das Thema der Zwietracht und der Unvernunft in Verbindung mit der Fabel „Vom Magen und den Gliedern" oder auch getrennt von ihr, einnimmt. 1

Van den Zande, Fables. Paris 1849 (sehr seltene Ausgabe Paris, Bibl. Nat. Rés. c. 4952). • Fables par Baron de Strassard. Paris 1818.

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N a c h t r a g . Als Abschlufs gebe ich nach A. H i l k a ' s Wink einen Hinweis auf eine der umfangreichsten Studien, die in den letzten Jahren in der Fabelliteratur, besonders der deutschen, gemacht wurden: Joh. B o l t e s Ausgabe des „Schimpf und Ernst", 1 jener Fabelsammlung, die der elsässische Franziskanermönch Johannes P a u l i um 1520 verfafste und die seitdem, besonders im deutschen Sprachgebiet, eine Unmenge von Überarbeitungen erfahren hat, j a geradezu zu einem deutschen Volksbuch im 16. und 17. Jahrh. wurde. Pauli reihte sich mit diesem Werk an die Predigtliteratur Geilers v. Kaisersberg, der Dominikaner Bromyard und Golius und anderen an. Unsere Fabel gelangt bei ihm unter dem Titel: ,,Der Mund und die Glider warden mit einander uneins" als Nr. 399 zur Darstellung Für die vorliegende Untersuchung ist sie uninteressant und brauchte deshalb nicht aufgeführt werden. Von grofsem Wert ist bei Bolte der mit erstaunlicher Sorgfalt ausgearbeitete Kommentar, der fast den gesamten zweiten Band umfafst und durch den sich der Verfasser als einen der besten Kenner der Fabelliteratur ausweist. Die auf S. 350 aufgeführten Versionen unserer Fabel, sind, soweit sie wegen ihrer Wichtigkeit nicht umgangen werden konnten, in meiner Arbeit berücksichtigt worden. Bei den vermiisten Stücken handelt es sich gröfstenteils um Predigtsammlungen oder Werke staatswissenschaftlichen oder historischen Charakters, in denen der Apolog als Exemplum eingeschaltet ist. a Diese Versionen sind mir nicht unbekannt. Sie lassen sich leicht auf einen Typus der mittelalterlichen Redaktionen oder in den meisten Fällen auf die Liviusfassung zurückführen. Da jedoch das Thema der Werke, in denen sie vorkommen, über den Rahmen dieser Arbeit herausreichen, kann auf ihre Erwähnung verzichtet werden. Die Erkenntnis, dafs man bei fast allen mittelalterlichen Philosophen, Predigern, Staats- und Kirchentheoretikern auf irgend1 J o h . B o l t e , Johannis Pauli Schimpf und Ernst, Teil I u. II. (Alte Erzähler, Bd. I) Berlin 1924; Anm. zu Nr. 399. * J . de B r o m y a r d , Summa praedicantium, Nürnberg 1485 (Uns. Fab. R, V, 32), J . G o b i i J u n i o r Scala Celi, Argentine 1483 (Uns. Fab. 40a). F. H e m m e r l i n , Opuscula et Tractatus, Stralsburg s. a (Uns. Fab. 7b). F. G u i c c i a r d i n i , Höre di recreatione, Paris 1683. Mir selbst liegt die deutsche Übersetzung von F e d e r m a n n vor: Erquickstunden, Basel 1574 (Uns. Fab. p. 44: Wunderbarliche mittel finden zu gelegener zeit die klugen Bürger zu erhaltung jhrer Reipublick). In einem seltenen Druck der Rostocker Universitätsbibliothek liegt mir eine etwas abschweifende Version vor. Sie trägt den Titel: A p o l o g u s de C o n s p i r a t i o n e M e m b r o r u m H u m a n i C o r p o r i s C o n t r a Cor Regem Suum, Carmine Redditus, a Francesco Raphaele Hetstensi, Vitebergae 1 5 5 6 , Impressum Apud Georgium R h a v . In der umfangreichen Einleitung erzählt der Verfasser, wie er als Student in Wittenberg bei seinem Professor, dem Magister Paulo Ebero, bei der Liviuslektüre den Apolog kennen lernte und so zu seiner eigenen Dichtung (in Distichen), die allerdings ganz von dem Thema abweicht, veranlaist wurde.

173 welche Vergleiche mit dem körperlichen Organismus stöist, ohne dafs allerdings die Fabel immer zu erkennen ist, 1 gibt den Ansporn zu einer neuen Aufgabe. Diese muis in Fortsetzung meiner Untersuchungen, die naturgemäfs ihr Hauptgewicht auf die Motivgeschichte legen muisten, in geistesgeschichtlicher Richtung ihre Lösung finden. 1 Um einen Einblick in das ungemein grofse Stoffgebiet zu geben, erwähne ich die ziemlich erschöpfende Darstellung in bezug auf das lateinische Mittelalter von H. W a l t h e r , Das Streitgedicht in der lateinischen Literatur des Mittelalters, Quellen und Untersuchungen zur lat. Philologie des Mittelalters V, 2, München 1920.

V. Anhang. (Zu S. 117.) i . Moralité Joyeuse, à I U I Personnages, c'est a scavoir: Le Ventre, Les Jambes, Le Coeur, Le Chef.1 Le Uentre commence: Qui contredict que ne soes maistre, Moy qui te Uentre suys nommé: Tous membres à moy doy submcctre. Nul sy hardy de s'entremectre, Me contredire ma renommée Fort estimée. C'est moy qui donne aux membres vye Et sans moy tout membre desuye, Sans moy plaisir ne prend le coeur. Chef, Bras, ïambes mes en uigeur, Quant ie suys remply et noury; Se ne suys plain, tout est mary. Par quoy Chef, Coeur, Jambes ensemble. Que uins, uiandes on asemble, Subitement, chascun soyt prompt, Car sy ie ne suys plain et ront, Jamais auec moy n'aura pais. Les Jambes: Tout las suys de porter le fais, Que plus ne me puys soutenir. Le Coeur: Sy par oultrage te repais. De douloir ne me puys tenir. Le Chef: Telz crapuleux mengers infaictz Me font prouoquer a dormir. Le Uentre: Grongnes uous, quoy y fault fournir De bon uin plain douze bouteilles. Et sy m'emples douze corbeilles De jambons et trois cens audouilles, Bien sales, afin que ie mouilles Le gosier de bon apetit. 1 Im Interesse des Verständnisses sind einige Stellen geändert worden. Die inkonsequente graphische Darstellung wurde im allgemeinen beibehalten.

Les Jambes: O, Ventre, il te chault bien petit Qui paye, c'est chose certaine. Jambes et bras n'ont que la payne, E t de nourriture le moins. Le Uentre: Vous me treteres de tout poins. Le coeur n'y mect pas résistance. Qu'en dis-tu? Le Coeur: Je veulx ma substance. Le Uentre : E t toi, Chef, ne veulx-tu pas vivre ? Le Chef: Ouy, par compas. Le Uentre: Qu'on se delyvre; Poulses que i'cy uin et uiande, E t de bonne saulce friande, Pour bien remplir mes intestins. Les Jambes: Ces trop execrables festins Sont de confusion la source. Le Uentre: Dis-tu que tu n'as poinct de bourse, Quoy qu'en a la uentre que faire. Marche, que plus on ne difaire, Porte moy sans plus de brayrie Au banquet de la confrarye, Car il y aura bien soufle. Le Coeur: Quoy, estu pas ases enfle? Aduis m'est qu'il te doibt sufire. Le Uentre: A, Vertubien, uous uoules rire, Y me fault boyre iusque au clou, Suporte-moy. Les Jambes: Dy moy donc oui Le Uentre: Porte moy a la reuenue Du uoisin, de la bien uenue Du uoiage dont il reuyent. Le Chef: Tousiours de t'emplir te souuyent, Sufise toy, cela m'est grief. Le Uentre: En despit du Coeur et du Chef, le buray, car il m'est plaisant. Dormes, sy uous estes pesant. Alons sans user de paresse A la feste de la paroisse; Bacus sy faict fauoriser, E t ie uelx bacanaliser. Bacus maine ioye et leesse. Le Coeur: Sy pour Bacus, Dieu on délaissé, C'est folement idolâtre. Le Uentre: Le corps bieu, c'est bien rencontre, Quoy, mon coeur, uous me contredictes ? Tout par despit de uos redictes, Je ueulx aler uoir l'acouchee

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Pour faire chere desbauchee. Morbieu, que ne suis-ie uicaire, Porte moy la sans tarder guere, J'aures le siege auprès du plat. Les Jambes: Je te lesseray choir tout plat, Car ie ne te peultz plus porter. Le Uentre: Adroit ou tort uous fault troter, Poulses jambes et coeur et teste. Scaues uous pas bien qu'il est feste? Esse pas le iour qu'on s'enyure. Le Coeur: Ouy bien, qui ueult Antéchrist suyure E t ses sathaniques supos. Le sabat est iour de repos. En Dieu on fault faire bonne oeuure, Celuy qui autrement en couure Chemyne la uie damnable. Le Uentre: Que dis-tu, toy, boute la table, Faict avon le dernier seruice Du trespase, que Dieu benise! Par quoy y nous fault banqueter. Le Chef: Y te uauldraict mieux aprester A penser qu'il te fault mourir. E t ton corps en terre pourir En craincte de souiller ton ame De ceste orde crapule infâme; Il est impossible, en effaict, Que le uentre, plain et refaict. Puisse en humylite se rendre. Le Uentre : Morbieu, me uenes uous reprendre ? Uoules uous ma coustume abatre ? Uous cherches a uous faire batre, Uous ne faites que barbouiller; Boyre et manger ne peult souiller. Sans le uin friant a la bouche, Je seroys lourd comme une souche. Le bon uin resiouyst le coeur. Le Coeur: Uray est que du uin la liqueur Rend uigoureulx l'entendement, Le prenant modereement; Mais qui le prend oultre raison, Y prend pour son esprit poyson. O Uentre de faulce nature. Te couure tu de l'escripture, Qui dict que ce qui entre au corps Ne souille l'ame, tels recordz Sont plains de liberté charnelle, Tu cherches la mort eternelle.

Est il pas escript en mainct lieu: Qui ueult estre plaisant a Dieu, Qu'il fault mortiferer sa chair. Le Uentre: Ne me uenes plus tant preschair, Uous me troubles de uos negoces. Sus, Jambes, qu'on me porte aulx noces Car i'espoire y estre traicte. Les Jambes: Ton infecte ebriete Me rend tant las et tant debille. Qu'il conuiendra comme inhabille. Que tomber ie te laisse a terre. Le Uentre: Poulses, uilain, uentre sainct Pierre, Uous truffes uous, y fault marcher, Il y aura bien a mâcher A l'apointement du procès Du uoesin qui a faict l'exces. Mais que ie soys plain, sans discord Je les metray tous deubc d'acord. Il ne fault rien faire sans boyre. Les Jambes: Sy le uin faict perdre memoyre Tant que le cerueau trouble soyt, Tu gerras bien loing du droict, L'homme yure n'a nulle raison. Le Uentre: E t Vertubieu que de blason, Marches, y fault qu'on m'obeisse; Monsieur tel entre en son office, Il y aura un beau banquet. Sus, Jambes, serues de laguet. Chef, Coeur, trouues uous y aussy. Qu'on boyue en enfant sans soulsy E t qu'on me traicte a la plaisance; E t puys après le tour de dance Fera faire digestion. Le Coeur: D'astinence n'est question. Sobriété n'a plus de lieu. Gourmandise a gaigne le ieu. Uentre, tu te doibtz contenter Auec raison te substenter, Sans ces banquetz tant execrables. Le Uentre: A boyre, de par tous les deablesl Je ne vaulx rien se ne suys plain. Est-il pas mardy gras demain? Car c'est la façon coustumyere. Boute la table amy la rue. Auoir uouldroys un col de grue — Bien long, pour mieulx le uin gouster; Souuent le feroys degouster, Beiheft rar Zeitschr. f. rom. Phil. LXXX.

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Pour sentir sa fresche liqueur. Les Jambes: Sy tu te prens oultre ton coeur, Crains tu poinct faire a Dieu offense ? Le Uentre : T'appartient-il que l'on me tence ? Me doibtz tu faire uituperes ? Y fault uiure comme nos peres. Le Coeur: A ton dict i'accorde très bien. Le Uentre: E t bien nos peres burent bien Tout le uin d'en hault devalle. En leur temps ont tout aualle; Garde n'en ont poufon ne pipe, Puys uingt ans, pour lauer la tripe, Je peulx bien boyre comme il ont faict. Le Chef: O Uentre faulx et contrefaict. Tu parles des peres chernelz. Ensuiuyr fault les spirituelz; En ton parler tu erres trop, Abraham, Isac et Jacob, E t aultres suiuant la loy saincte. Nous debuons ensuyuir sans faincte, Non pas nos ydolatres peres Lesquelz sont mors en uituperes. Le Uentre: E t Uertubieu, que de trudaynesl Tien moy bien uos fiebures certaines, Y semble aux gens que ie soys yure. Les Jambes: Serai ge poinct de toy deliure, Uentre groumault, soulard infâme ? Par yurognyse tu pers l'ame, Tant las suys de te soutenir Que deboult ne me puys tenir, E t que contrainct suys te lesser, E t d'auec toy me disperser. Le Coeur: Tu m'as tant ofusque de uin. Qui m'est faict poison et uenin, Par quoy ie t'abandonneray. Le Chef: Jamais auec toy ne seray, Uentre, entens, que ie te recorde, Ta crapulle uilaine et orde, A faict qu'ay délaissé uertu. Qui d'honneur dois estre uestu, Pour quoy a present t'abandonne. Le Uentre: Rien pour uous, un pet il n'y donne, Aies, mechans, ladres pourys, Corbieu, ie uous ay trop nourys, Me laisses uous et par despit; J ordonne et sans aulcun respit, Que mes uaines et mes arteres,

179 De uous sustenter uolonteres, Ne uous donront plus nouriture. C'est moy qui faictz uiure nature, Trop a uous sustenter m'asers. Uous uoueres de quoy ie uous sers, Deuant qui soyt l'âge d'un chien, Poulses hors, uous ne uales rien, J e ueulx passer temps a dormir. Le Coeur: O uray Dieu, tu me faictz fremyr, Car en moy présente est ta craincte, Par quoy contrainct suys de gemyr, Pour l'ofense de la loy saincte; Helasl Seigneur, tu m'as esleu Pour estre a toy un sainct oracle. Car tu as dict faire ay uoulu Au meilleur du coeur abitacle, Moy qui de toy ay ce finacle; Pour trop obéir a ce uentre Suys faict un impur receptacle, Et fosse ou chascun laron entre. Le Chef: O Dieu, quant de toy me remembre, Je t'ay grandement irite; Tu m'as donne sur chascun membre La puissance et autorité. E t quant ie suys debillité. Tout membre se plainct et se deult; A toy seul doibtz humilité. Mais le uentre poinct ne le ueult. Les Jambes: Las! Seigneur, la craincte me meult Te demander misericorde. C'est toy qui toultz membres permeult, Que l'un l'aultre seruir s'acorde. Et non pas en yurognyse orde, Mais en toulte action de grâce, Dont sy loing de l'aultre discorde. C'est par toy, Uentre, etripe grâce. Le Coeur: Malheur sur toy, o Uentre infaict. Qui pour estre plain et refaict, Faictz leuer sy matin le chef. Pour plus bien boyre a ton seiour En tauerne, le long du iour. Dont les membres ont grand meschef. Le Chef: Malheur sur ses banques Uilains et paillars canques, Sont plus que de Dieu la uoys, Gourmandise tu estime, Et le poure tu desprime 12*

i8o Qui de fain mourir tu uoys. Les Jambes: Malheur qui prens tes delys Dormyr en tes souilles lys; Par ton yurognyse inique, Uentre plain, trop noury. Engendre pesche noury. Pire que sardanapalique. Le Coeur: Uentre, liberte charnelle Tu tiens bien en sa tutelle. Non pas liberte d'esprit; O faulx Espicurien, Tu te nomme Crestien, Tu n'es en Jesus-Christ. Le Chef: Faisons a Dieu oraison. Seigneur en ceste saison. Par fureur ne nous pugnys, En retirant tes sagetes Que sur nostre chair tu gestes. De uye ne nous banys. Le Coeur: O Dieu, iusques a quant fera ce Que nous leras hors de grâce? Tourne la face uers nous. Les membres n'ont nul pouuoir, De leur scavoir remouvoir, Sy tu ne te monstre doulx. Les Jambes: Faictz que de tes aelles l'ombre Auec ceulx de ton nombre, Nous preserue de danger. Seigneur, sy tu n'y prens garde, La mort de près nous regarde Pour nous faire desrenger. Le Chef: Sy pour tes béguins acors. Tu ne reunys ce corps, Divise tost périra. Remémoré la promesse. Donne luy grâce et sans cesse Louenge en ton nom dyra. Le Uentre : Dieu, quesse icy, et qui m'a icy mys ? O Createur, suys-ie plus créature? Espritz, espritz, trop estes endormys. Comment ie suys un droict montre en nature. Ou estu mon chef de tant belle ornature ? Mon coeur, mon bras, mes iambes ou estes uous ? Helas! pour quoy séparés sommes nous? C'est mon peche, mon coeur me le recorde ; J ' a y prouoque mon facteur a couroulx. O eternel! Faictz-moi misericorde.

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Coeur, tu m'as droict de me reprendre. Chef, tu m'as par trop obey Jambes et bras a bien comprendre; De ton trauail suys esbay, Quant par toy le corps se diuise. Chair mauldicte, tu m'as tray. Il est mauldict qui tant te prise; Seigneur, faictz reioindre ce corps, Un coeur pur en nouuelle uie Qui de ta loy soyt bien recors. E t qui t'obeir ayt enuye. De moy ta face ne desuye, Rens ma parfaicte leesse. Ce faisant, en joye asouuye Tes louenges diray sans cesse. Le Coeur: Frere, nostre raison se dresse En Dieu, il a de nous memoire. Le Chef: Il a regarde nostre opresse, A luy seul sont louenge et gloyre. Les Jambes: Dieu de son uin confistoyre A uoulu ce corps uisiter. Et croy et tous le debuons croyre Qu'il le fera resuciter. Le Uentre: Freres, las uenes asister. Avec moy raison l'ordonne, Et chascun de uous me pardonne L'ofense que peulx auoir faicte, Promectant d'amytie parfaicte, Uiuvre auec uous en unité. Le Coeur: Bone soyt la diuinite. Mais les membres sont tant debilles, E t le chef qu'a la vente Sans le coeur, ils sont inhutilles. Le Uentre: Helas! bon coeur, donne leur force, Dieu par toy les peult relever. Le Coeur: G'y uoys mectre toute ma force, Mes freres, y uous fault leuer. Alons nous reunir ensemble, Pour uiure de uye nouuelle. Le Chef: Toute ioye a mon coeur s'assemble, D'ouyr ceste bonne nouvelle. Les Membres : Chanter conuyent a Dieu louenge. Qui ensemble nous reunyt. Le Uentre: Chef, Coeur, Membres, a uous me renge, Paix et union, Dieu benyt. C o n c l u s i o n : les membres diuises D'auec le corps sont rendus inutiles,

182

L e Chef:

Branches coupes de glaines aguises. Hors de leur tronc sont sans fruict et steriles. Mais ceulx qui sont ioinct au corps sont fertiles, Nous sommes tous membres branches ausy Crist nostre corps et tronce par ainsy. Nous ioinct en luy, pour nous fruict produyra, Ou aultrement en douleur et soulcy Membre du corps divise périra. Amys, nous n'entendons blasmer Faictz invequetis de sobriété. Mais gourmandise reprimer Ou l'on commect ebriete. Sainctz peres par honnestete. Pour paix auoir, ont mainct conuiuve Célébré auec sainctete. Sobrement Dieu entent c'on uiue.

2. Farce nouvelle des Cinq sens de l'homme. Moralisée et fort joyeuse pour rire et recreative et est à 7 personnaiges, c'est assavoir: l'homme, la bouche, les mains, les yeulx, les piedz, l'ouye, le cul. (Zu S. 118). L'homme commence : Je doibs bien Dieu regracier E t reverer très grandement, Quant, pour mon corps solacier, Je suis servy. Dieu sçait comment. J'ay mes cinq sens, qui nullement De moy bien servir ne sont las. Si vueil continuellement Avecq eulx tous prendre soulas. Mes cinq sens! Les cinq sens, tous ensemble : Monsieur ? L'homme: Hault et bas, Faictes subit que tout soit prest: Car je vueil faire sans arrest Avecq vous ung bancquet joyeux. L a bouche: De frians metz delicieux L a table m'en voys préparer. Les mains: Et, en despit des envieulx, Pain, sel et vin vouldroy porter Sur la table. Les yeulx: Sans arrester. D'un franc vouloir non vicieulx Sur la table vouldray poser Trenchouers et hanapz sumptueulx.

I83 Les piedz:

L'ouye:

L'homme:

La bouche : L'homme: La bouche: L'homme : La bouche: Les mains:

E t moi je seray curieulx De mettre ce bon fort passet Cy dessoubz, pour mieux tous les deux Pieds de mon maistre mettre à souhet. Plus royde que voile ung mousquet, Monstrant que point ne suis rebelle, J'aporteray une scabelle Pour assoir mon maistre et seigneur. Chascun de vous de très bon cueur Me sert en paix et union. Si vueil estre en collation Avecq vous; pas n'en vouldray mains. Approchez-vous, les Piedz et les Mains, Si ferons chère très notable. Les Piedz, boutez-vous soubz la table Sur ce marchepied à ceste heure 1 L'Oeil, vous serez tout au dessure. Car vous estes bien mon amy; E t les Mains seront devant my. E t mon Ouye de costé.

E t moy ? Sied-toy à ta volunté! Velà la place où je me plante. Scès-tu qu'il y a, Bouche ? Chante ! Attendons doncq que j'aye mangé. Chantons ensemble par congé Quelques beaux gratieulx mottez. La bouche: Je suis d'accord. L'ouye : E t moy ? Les yeulx: De hait, Commençons à faire ranchère. Ils chantent tous: L'homme à tant lyesse chère Qu'il employe ses cinq sens A faire joyeuse chère, Car il est de peu contens. Il ne vise pas aux despens Ne à amasser grant richesse. F y d'avarice qui ard gensl Il n'est trésor que de lyesse. L'homme: Vive soulas, vive largesse! Je boy d'autant à vous trestous. Les yeulx: Pleiger vous voys. La bouche: E t nous sans cesse (Ils boyvent tous). Les mains: Vive soulas 1 L'ouye : Vive largesse !

184

Les piedz : E t moy, que buray-je ? une vesse ? {sous la table) Qui suis bouté icy dessoubz. L'homme: Vive soulas! vive largesse! Je boys d'autant à vous trestous. Le cul: Je criefve, tant sens grant courroux; (commence) Qu'on en puist avoir maie festel Je suis icy comme une beste Tout seul, et il font là grant chère. S'on me devoit bouter une bière Ou noyer par dedans laid chault, Si iray-je faire tel assault En eulx qu'on me recognoistra. En parle qui parler vouldra; Je suis d'eulx tous le plus puissant. La bouche : L'homme, vivés en accroissant Voz biens et ausi votre honneur! L'Oeil sera votre conducteur E t les Mains votre chamberière. L'homme: E t toy? La bouche: Tousjour de très bon cueur Seray la vostre despensière. L'homme: E t les Piedz? La bouche: Sa charge planière Est de porter et raporter Vostre corps, par bonne manière. Puis l'Ouye, qu'on doibt aymer Vous servira, ne fault doubter, D'ouyr, d'escouter et d'entandre, E t les biens et les maulx comprendre De tout le monde en général. L'homme: Si me vueil à mont et à val Par vostre bon conseil deduire, Car c'est le moyen principal Pour me faire en soulas conduire. Pour mon faict donc en bien reduire Je vous permetz de cueur non sombre Que nul de vous je ne vueil nuire, Se grant fortune ne m'encombre. Le cul: E t ne seray-je point un nombre Des cinq sens? Me boutte-on arrière? L'homme : E t qui es-tu ? La bouche: C'est le derrière. Comment le congnoissés-vous point? Il n'a ne chausse ne pourpoint. E t de plus ort n'en voit-on nul. L'homme : Qui es-tu ? Le dos ?

Le cul:

Les mains : Le cul: L'homme:

Le cul:

La bouche :

Le cul:

La bouche: Les yeulx: Le cul:

Les mains: La bouche: Le cul:

Les mains: Le cul:

Je suis le Cul, Ne vous desplaise, c'est mon nom, Qui a partout très grant renom. Combien que soye mal vestu. E t pourquoy te descoeuvre-tu ? C'est dommaige qu'on ne t'assomme. C'estoit pour faire honneur à l'Homme, A coup bauldement l'ai-je ouvert. Laissez ce bassinet couvert. Si nous dictes qui vous acache Si gentement en ceste place. Vous ne tenez ne sens ne disme. Je viens pour estre le sixiesme Des sens de nature, nostre maistre; Je y doibz aussi bien ou mieulx estre Que les Piedz qui sont là dessoubz. Va, si quaquète arrière de nous. Vilain coquin et detestable! Ung cul se monstre-il à table ? Qu'on te puist batre de beaulx coups D'une vieille plague de fours, Si asprement qu'on te desbiffe. E t qu(e) as-tu dit? Hé, grant biffe, Gloutte, quelle orde caquettoire! Tu as la plus grande mentoire Que jamais huoit après liepvres. E t je suis tes sanglantes fiebvres, Brenatier infâme et punais! Ma foy, s'il quaquette huy mais, Nous le banirons par assens. Je puis bien avec les cinq sens, S'on ne t'estrangle, cachineulx! Je y seray, va t'en se tu veulx; Je viens pour grâces desservir. Mais de quoy pourras-tu servir? Tu ne scais aller ne parler. Il ne sert riens que de grouller; Aussi est-il souvent escoux. E t de quoy dyable servez-vous, Gargatelle ? N'y voit-on goutte. Vous servés d'estre la plus gloutte Que jamais homme ne trouva. Tant vous en dys. Va chier, va, Foyreux, morveux, niche et pulent. Je iray bien quant j'auray talent, Voire tout parmy les balbares.

l86

Les yeulx: Tu es, entre tous les orfebvres, Le plus ort des ors coquibus. Le cul : E t qu'as-tu dict, hé, borgnibus ? Tu es bani du beau regard. Venette en. Poyctou se Brebant ard. Tu ne peulx point ung poil souffrir. Je me laisse battre et ferir Joyeusement en compaignie; Si j'avoye du poil par pongnie, Si ne me greveroit-il point. Les yeulx: Je n'en souffre que bien à point, Affin que tout puis apparoir. J'ay le plus du temps ung miroer Pour moy mirer de place en place. Le cul: J'en ay cy ung à brune glace; Se vous le voulés, vous l'aurés, Pour veoir si vous serés parés Comme (il) affiert à vostre personne. Les yeulx: Que du feu monsieur Sainct Anthoine Soit la brune glace allumée. Le cul: Se je vous monstre ma fumée, Bien y pourra avoir discorde. Les yeulx: Je croy que ta fumée est orde, Qui vuyde hors de la cervelle. Le cul: Faictes ma requeste nouvelle, L'Homme; accorde moy d'estre l'ung Des cinq sens. L'homme: S'il plaist à chascuns. Il me plaist bien, quant est à my. Mais à quel jeu, mon bel amy, Te sçais-tu le plus occuper ? Le cul: Je me mesle ung peu de tromper; Si corne aussi bien le dessoubz Que tous ceulx qui sont avec vous, Voir tant que l'alaine me dure. Les mains: Fy de ton faict, ce n'est qu'ordure Au regard de moy et la Bouche; Elle chante bien, et je touche Sus l'instrument joyeusement. Je y sçay mon ranet plainement Au jeux. Le cul: C'est bien pour estriver. Au fort, si vous voulés jouer Des orgues, montrés vostre engin; Je vous soufleray aussy bien Que personne qui soit céans.

La bouche: Le cul: Les yeulx: Les mains: I.e cul: La bouche: L'homme: Le cul:

L'homme: Le cul:

La bouche: Les yeulx: Les mains:

Le cul: Les mains: Le cul: Les mains: Le cul: Les mains: Le cul: Les mains:

Le cul:

Si viens pour estre l'ung des sens. S'il vous plaist à m'y recepvoir. Nous ne t'y voulons point avoir. E t je y seray, vueillez ou non. Tu es trop ort matin et soir. Nous ne te voulons point avoir. Laissés-moi à ce bout asseoir. Ha, fy, tu nous griefve, ort Pluton. Nous ne te voulons point avoir. E t je y seray, vueillés ou non; Par droict civil ou droict canon Vous ne me sçauriés débouter. Par la char bieu, je iray monter Par dessus et tenir estatz Droictement en pontificatz. Comme l'ung des sens de nature. Or en faictz à ton adventure; Je ne m'en mesle plus avant. Je deusse estre tout devant Les sens; mais, pour tenir manière, Contens suis d'estre tout derrière. Comme le sixiesme du compte. Par mon serment, voicy grant honte Jamais si hardy cul ne vis. Il m'en desplaist. Sachez que envis Luy voy cy faire ses fredaines. Descendés; que fiebvres quartaines Vous puissent happer au museau. Laissés moy ainçoys à deux allaines Vuyder le vin de mon plateau. Par dieu, non feray, gros museau; Sus, tost en bas. Quelle coquarde! Hau, sans debatz. Sus, tost en bas. Point ne suis las. Ains que plus tarde. Sus, tost en bas. Quelle coquarde! E t le feu Saint Anthoine t'arde. Veulx-tu faire nouvel usaige ? Tu auras (sur) ton gros visage De mes poings à tort à travers. Quelle loudière, quelz revers! Comment elle fiert et tambure!

i88

L'homme: Les mains:

Le cul:

L'homme: La bouche: L'homme: La bouche: Les yeulx: L'homme: Les mains:

L'homme:

La bouche : L'homme: Les yeulx: L'ouye: Les piedz:

Que ne sont ses deux poings de beurre, Droict au milieu d'ung four bien chaultl Le cul grouille fort. Ne m'en chault. N'a-t-il point desservy le batre. Quant il s'est cy venu esbatre Pour estre au nombre des sens mis ? Je vous tiens tous mes ennemys, Celuy qui m'a les coups offert. E t les aultres qui l'ont souffert: Je vous deffie dès ceste heure. E t pour moy tenir au dessure. Ton chasteau je voys préparer, E t si très bien clorre et serrer Que personne n'y entrera. Cà, qui est-ce qui ostera Les biens qui sont cy demeurant ? Ce sera moy, en esperant D'en manger demain au disner. Pour ma personne recreer, Puis que prins avons noz repas, Que ferons-nous ? Tout pas à pas Irons ensemble promener. Il nous vault mieux au flux jouer, Au quinoula, ou à la prime, Ou à l'impérial. J'estime Le jeu des tables ou des eschetz Plus honneste. Oyez mes pletz: Je dis qui veult hastivement Perdre ou gaigner or ou argent, Qu'il n'est que de prendre en la main Le gentil dé. Par sainct-Germain, Je sens terrible passion 1 Le cueur me fault. A, sainct Divon! Coucher me fault sans [plus] attendre. E t où vous tient ce mal ? Au ventre. Sur ma foy, je n'en puis durer. Il nous convient à chambre aller. Je n'y sçay point meilleur remède. Pour les boyaulx ventositer, Il vous convient à chambre aller. L'Homme, je vous y vueil porter.

i8g L'homme: Les mains: La bouche: Les piedz: La bouche : Les mains: Le cul: La bouche: Le cul: Les yeulx: L'ouye : Les piedz : Les mains: Le cul: La bouche : Le cul: L'homme:

Le cul: Les mains: Le cul: La bouche :

Les yeulx: Les mains : L'ouye: Les piedz: Les mains: Le cul:

La bouche:

Ha! je suis mort si Dieu ne m'ayde! Il vous convient à chambre aller. Je n'y sçay point meilleur remède. Je vous porteray jusques en merde, Ainçoys que n'ayez garison. Sus tost, Cul, sans division, Ouvre-nous l'huys de ce retraict. Despesche-toy! Gare le trait! Retirez-vous de ma fortresse. Plus royde qu'on ne boit ung traict, Despesche-toy ! Gare le trait! Brodier! Puant ! Rippeulx ! Contraict! A vous je ne compte une vesse. Despesche-toy ! Gare le trait! Retirez-vous de ma fortresse. Hélas! je seuffre tel destresse Que je ne sçais que fais ou dys. Mon amy, ouvre les tauldys; Je te dis que c'est sans gaber. Il me convient à chambre aller. Car le coraille me touppie. A chambre, dea! or dictes pie; Vous n'irez pas, se n'est par force. Sus, tost à luy, qu'il ayt la torche. Ha(dea), qui me griefve, je le griefve. Se de ouvrir tost tu ne te abrège. Ton huys ort, caveste meschant, Souffrir te ferons de mal tant, Une ame ne sçauroit penser. Sus, à l'assault! Sans riens doubter, Chascun de nous y vaille deulx. Rendz-nous la place, malheureux! Frappons sus, à tort ou à droict. Tuons-le! Dea, il fait trop froid Maintenant saler (salir, sallir?) et si cuyde Que vous aurez, ains que je vuyde, Voz lourdz museaux chargez de laigne. Araigne, araigne, araigne, araigne! Infâme, vuyde hors, se t'ose!

igo Les mains: Pour toy faire plus grande engaigne, Araigne, araigne, araigne, araigne! Les yeulx: Villain brodier, laid et estraingne, Velà pour toyl Le cul: C'est pou de chose. Les piedz: Araigne, araigne, araigne, araigne! L'ouye: Infâme, vuide hors, se t'ose. Le cul: Se vous venés près, je suppose Que le jeu tournera [en] merde. Recoips celle coullée verde Que t'ay donné par amitié! La bouche : Croys de certaine vérité Que tu seras, à tes chers coust(z), Prestement aussi bien escoux Qu'oncque homme nul secouist gerbe. Le cul: Et fault-il que je me rebarbe, Par le sang, à toute une playe ? Les yeulx: Ay my, je pisse en ma braye. De paour que autre chose escloix. Les mains : Malheureux, t'espovente-tu ? Les yeulx: Ay my, j'ay pissé en ma braye. L'ouye: Va t'en bouter en une haye De bonne alleure. Les yeulx: Je y voys, je y voys. Ay my, j'ay pissé en ma braye, De paour que aultre chose escloix. Le cul: Or va, que (le) mal sainct Eloy Te puist manger le blanc des yeulx. La bouche: A l'assault! L'homme: Ha! beau sire Dieu, Mais cinq sens, las, je n'en puis plus. Les mains: Les Piedz, monstre cy tes vertus; Vien t'en donner contre ces portes Deux ou trois pilleures bien fortes. Pour tost amollir son couraige! Les piedz: Tu nous Livreras tost passage. Ta force n'y vault ung festu (Il frappe du pied). Le cul: Et, ors, meschans piedz, que fais-tu? Viens-tu cy bailler tes pillures ? L'ouye : Avant ! La bouche: Sans craindre ses bastures. Les mains: Rendz-toy, ord vilain espicier! Les piedz: Nous ne craignons bastons n'armures. Le cul: Affulle ce pot à pisser! Les piedz: Que mauldit soit l'ort tapissier; Je croy que je suis bien en point.

igi

L'ouye: Les piedz: La bouche: Les mains: Le cul:

L'homme:

Le cul: La bouche:

Le cul: La bouche: Le cul : La bouche: Le cul: L'homme: La bouche:

Les mains:

Il m'a et sayon et pourpoint Gasté de son episserie. Or querés qui plus en guerrie, Car j'en y a mon saoul, par mon ame. E t pourquoy? Il m'a faict infâme; Je m'en voys torcher et laver. Bien povons le siège lever; Avoir ne le povons par force. C'est dommaige qu'on [ne] l'escorche. Adviengne qu'advenir pourra, Jamais l'homme à Cambray n'ira, Quoy que saichés faire ne dire, E t deussiez tous crever de ire, Se ne suis à ma volenté. Du tout en suis bien reparé Des Mains qui tant m'ont faict d'injure. Cul, mon vray amy, je vous jure. Se à moy il vous plaist la paix faire, Que de la vostre forfaicture Vous vouldray du tout satisfaire; Doresnavant vous vueil complaire. Monstrés-vous vers moy pitoyable. Moyennant amende notable Je me contente, c'est raison. Vous aurés réparation Des Mains à vostre volunté Qui vous ont par derrision Faict villennie et fort frappé. Bouche, me dis-tu vérité? Ouy, le Cul, certainement, Sans penser à desloyaulté. Bouche, me dis-tu vérité ? Ouy, le Cul, certainement. Si feray tant incontinent A l'homme partout ouverture. Du surplus voys à l'adventure; A Cambray m'en voys par icy. Cà, les Mains, vous criez mercy A genoulx et à joinctes mains Au Cul, que vous avez ainsi Batu et dit motz si villains. E t en faictes pleurs, cris et plains En demandant misericorde. Ne faictes-point ? Pour tous les sainctz Ouy.

192

Le cul:

Les mains: La bouche:

Le cul: La bouche:

Les mains: La bouche :

Le cul: Les mains: Le cul: La bouche:

Le cul: Les mains: Bouche : Le cul : Les mains:

E t je le vous accorde, Mais par tel si que, sans discorde, A tousjours mais tu me feras Service, par vraie concorde. Comme la Bouche te dira. Je feray ce qui lui plaira A commander, certainement. Il vous fault tout premièrement, Sans vous riens qu'il soit monstrer nice, Faire au Cul autant de service Qu'il luy fault et est nécessaire. E t premier, pour son plaisir faire, Quant il se mect à descouvert, Il faut qu'il soit tost recouvert Des Mains, qu'il n'ait rume ou toux. Il est vray. Après, devant tous Vous promettez, levant la main, Que, quant le Cul yra au baing, Ou aux estuves s'estuver, De luy doulcettement laver D'une ponge son gros visaige. Ce faict mon. Pour le tiers passaige. C'est, se le Cul va au retraict. Quand il aura trop beu d'ung traict. Que les Mains si le nestiront. Au tour de l'anneau qui est rond. De doulx foing, non d'estrain de gerbe. Je vueil qu'elle me face la barbe Toutes les foys qu'il me plaira. Qu'en dis-tu ? Riens, riens. Tu le feras, E t deusse-tu saillir ès nues. Item, les Mains seront tenues. Quant le Cul se demangera, De la gratter où il vouldra, Soit en la joue ou au vertoille. E t de mon bassinet de toille Chausser et deschausser souvent. Sera-ce à faire longuement Ce servaige-cy ? Il durera Autant que l'Homme vivera. En estes-vous content ? Ouy voir.

193

Le cul:

Or commence à faire devoir De m'y gratter et m'y tondre. Les mains: Ça, qu'on puist le broudier confondre. Les cul: Et qu'esse cy? En grousse-tu? Se tu ne m'eusse mye batu Quant je. ne te faissoye riens. L'homme: Qui n'eust sceu trouver les moyens. Le Cul me tenoit en dangier. Et pourtant peult-on bien juger Qu'il n'est royz, ducs, comtes, n'empereurs. Marquis ne chevaliers d'honneurs, Femme ne homme, tant soit-il nul, Qu'il ne soyent subiectz au Cul, Comme nous avons cy monstré, Et à tant fin. Prenez-en gré, Car l'avons faict d'entente lye. Pour resjouir la compaignie.

Beiheft zur Zeitschr. f. rom. Phil. L X X X

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194

VI. Literatur- und Quellenverzeichnis. In der Bibliographie bleiben ungenannt Werke allgemeinen Charakters wie Literaturgeschichten, Enzyklopädien. Ebenfalls werden die benutzten Werke über das alte französische Theater nicht erwähnt (s. darüber Bibliographien im Text), auch sonst an dieser Stelle vermiiste Angaben finden sich als Fufsnoten.

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