Die ersten fünf Jahre des Infanterie-Regiments Herzog von Holstein (Holsteinischen) Nr. 85 [2., verm. u. verb. Aufl.]

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German Pages 165 [174] Year 1884

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Polecaj historie

Die ersten fünf Jahre des Infanterie-Regiments Herzog von Holstein (Holsteinischen) Nr. 85 [2., verm. u. verb. Aufl.]

Table of contents :
Front Cover
Die ersten Lebensjahre des Regiments
Abmarsch und erster Vormarsch
Schlacht bei Orléans
zum Marsch gegen Le Mans
Verlust-Listen des Infanterie-Regiments Herzog von Holstein (Holstein ) Nr 85

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Die ersten fünf Jahre

des

Infanterie- Regiments

Herzog

( Holsteinschen)

von

Holstein

Nr. 85.

Von

. Stern , Major und Bataillons-Kommandeur im 1. Hanseatischen Infanterie- Regiment Nr. 75.

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Zweite durchgesehene und verbesserte Auflage.

Mit fünf Plänen.

Berlin 1894. Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Rochstraße 68-70.

Die ersten fünf Jahre

des

Infanterie - Regiments

Herzog

(Holfteinſchen)

von

Holstein

Nr. 85.

Von

Y. Stern , Major und Bataillons- Kommandeur im 1. Hanseatischen Infanterie- Regiment Nr. 75.

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Zweite durchgesehene und verbesserte Auflage.

Mit fünf Plänen.

Berlin 1894. Ernst Siegfried Mittler und Sohn. Königliche Hofbuchhandlung Rochstraße 68-70.

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Vorwort.

Die Geschichte eines preußischen Regiments ist nicht sein und Armee alleiniges

Eigenthum .

der

Die heimathliche Provinz, welche ihre

Söhne in die Reihen des Regiments stellt und demselben ihren Namen verleiht, hat gleichen Antheil an allen seinen Thaten, an den vom Aller höchsten Kriegsherrn verliehenen Auszeichnungen und Belohnungen, wie an der ehrenden Anerkennung des Gesammt-Vaterlandes .

Sind doch alle

Opfer, welche ein Regiment darbringt, um diese höchsten Ziele alles soldatischen Strebens zu erringen , geleistet.

in gleichem Maße von der Heimath

Im ganzen Leben eines Regiments, in seinen soldatischen Lei

ſtungen und kriegerischen Erfolgen, kommen die geistigen und ſittlichen Eigenschaften des Volksstammes ,

welcher unter den Fahnen dieses Regi

ments seinem Kriegsherrn und seinem Vaterlande dient, Ausdruck.

zum vollsten

So mögen denn die Bewohner unserer heimathlichen Provinz Holstein, sowie die ihnen stammverwandten Großherzoglich Oldenburgischen Unter thanen aus dem Fürstenthum Lübeck in dem vorliegenden Buche, welches in erster Linie für die Erinnerung

aller 85er Regimentskameraden ge

ſchrieben ist, aus den Thaten ihrer Kinder sich selber wiedererkennen !

Inhalts - Verzeichniß.

Seite 1 6 18 22 37

62 82 91 94 118 120

Verlust-Listen des Infanterie-Regiments Herzog von Holstein (Holstein.) Nr. 85 130 144 Ordensliste . Marsch- und Dislokations - Tableau des Infanterie - Regiments Herzog von 150 Holstein (Holstein .) Nr. 85 im Feldzuge 1870/71 .

1) Plan zu den Ereigniſſen um Mek. ፡ zu den Bewegungen um Orléans. 2) = zur Schlacht bei Orléans. 3) ፡ zum Marsch gegen Le Mans. 4) zur Schlacht bei Le Mans. 5)

41255

Die Gründung des Holsteinschen Infanterie-Regiments Nr. 85 Die ersten Lebensjahre des Regiments Mobilmachung Abmarsch und erster Vormarsch . Die Feuertaufe des Regiments. Schlacht bei Gravelotte Siebzig Tage vor Met. Schlacht bei Noiſſeville . Vormarsch gegen die Loire-Armee Schlacht bei Orléans Nach Blois und zurück . Ruhetage • Vormarsch nach Westen. Schlacht bei Le Mans Waffenstillstand Nach Hause

Die Gründung des Holsteinſchien Infanterie - Regiments Nr. 85 .

Die Geschichte des Holsteinschen Infanterie - Regiments Nr. 85 umfaßt erst einen verhältnißmäßig kurzen Zeitabschnitt ; allein mit Genug thuung und Stolz darf das Regiment auf die Jahre seines Bestehens zurückblicken, denn zu wiederholten Malen ward ihm das größte Glück zu Theil, welches einer preußischen Truppe widerfahren kann : der Ausdruck der Gnade und Zufriedenheit des Allerhöchsten Kriegsherrn für die Leistungen des Regiments sowohl auf dem Ererzirplaße und dem Manöver felde, wie auch in ernster Thätigkeit auf blutgetränkter Wahlstatt. Es waren die Söhne Holsteins, welche sich neben ihren deutschen Waffen brüdern den Königlichen Dank verdienten, die Söhne der erst seit kurzer Zeit dem preußischen Vaterlande zugehörigen Provinz . Die seit Einverleibung der Herzogthümer Schleswig und Holstein in die preußische Monarchie eingeführte allgemeine Wehrpflicht griff tief in die bürgerlichen Verhältnisse der neuerworbenen Landestheile ein. Die dänische Herrschaft kannte nur das System der Stellvertretung, welches die Söhne wohlhabender Familien gegen eine verhältnißmäßig geringe Summe Geldes vom Kriegsdienst befreite. Von dieser Berechtigung hatte Jeder Gebrauch gemacht, der nur die Mittel dazu aufbringen konnte ; nicht weil der Schleswig Holsteiner dem Waffendienste überhaupt abgeneigt war, sondern weil er den dänischen Dienst verschmähte. Jest rief ein neues Gesetz die ganze waffenfähige Jugend ausnahmslos zur Fahne; sie folgte pünktlich, vielleicht mehr mit einiger Beklommenheit vor der strammen preußischen Zucht als mit patriotischer Freudigkeit. Aber es bedurfte nur kurzer Zeit, um auch diese in den junggeschaffenen Truppen schlummernde Eigen schaft zu wecken und sie zu befähigen , mit todesmuthiger Hingebung Thaten zu vollbringen, welche die beste Manuszucht und Schule ohne diese edle Triebfeder nicht zu leiſten vermag . Die Erweiterung, welche das Gebiet des preußischen Staates in folge des Krieges von 1866 durch die Einverleibung von Hannover, Hessen-Caffel, Nassau, Schleswig-Holstein und Lauenburg gefunden hatte, 1 Stern, Holst. Inf. Regt. Nr. 85.

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erheischte eine entsprechende Erhöhung der Wehrkraft des Landes durch Vergrößerung der Armee. Die vorhandenen Truppen dieser neuerworbenen Länder ohne Weiteres in den Verband des preußischen Heeres aufzunehmen, schien unthunlich, denn Organiſation, Formation und Bewaffnung wichen wesentlich von denen der preußischen Armee ab. Aus dieser mußte somit der Stamm für Neubildungen entnommen werden. Der Plan zu dieſer neuen Schöpfung war bereits gereift, bevor die noch im Felde stehenden Truppen in ihre Friedens - Garnisonen zurückgekehrt waren . Die vor bereitenden Arbeiten wurden ohne Verzug ausgeführt, und schon am 30. Oktober schuf eine Kabinets -Ordre Seiner Majestät des Königs sechzehn neue Infanterie = Regimenter sowie eine entsprechende Anzahl von Kavallerie -Regimentern, Artillerie - Brigaden, Jäger- Pionier- und Train-Bataillonen. Die Bildung der neuen Infanterie-Regimenter geschah in der Art, daß jedes der drei Bataillone der bereits bestehenden 72 Linien Infanterie-Regimenter eine fünfte Kompagnie aufstellte. Die somit über zähligen 12 Kompagnien der vier Regimenter einer Division wurden zu einem neuen Regimente vereinigt, welches je nach der Nummer der Division seine fortlaufende Nummer in der Armee erhielt : es formirte die erste Division das Infanterie - Regiment Nr. 73, die zweite Diviſion das Infanterie-Regiment Nr. 74 u . s . f. Das Infanterie - Regiment Nr. 85 entstammf dementsprechend der 13. Division, d. h. dem 1. Westfälischen Infanterie - Regiment Nr. 13 , dem 2. Westfälischen Infanterie - Regiment Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande), dem 5. Westfälischen In fanterie-Regiment Nr. 53 und dem 6. Westfälischen Infanterie Regiment Nr. 55. Am 5. November 1866 traten zu Münster in Westfalen die abge gebenen zwölf Kompagnien der vorerwähnten Regimenter zusammen und bildeten nunmehr das 11 Infanterie- Regiment Nr. 85" . Zum Führer des Regiments wurde durch Allerhöchste Kabinets - Ordre der Oberst lieutenant des Barres vom 2. Schlesischen Grenadier - Regiment Nr. 11 ernannt. Gleichzeitig hatten Seine Majestät der König die Zusammensetzung des Offizierkorps in nachstehender Weise zu befehlen geruht : Oberstlt. des Barres vom 2. Schles. Gren.-Regt. Nr. 11. Maj. v. Baumbach vom 5. Westfäl. Inf.-Regt. Nr. 53. = Köppen vom 2. Schles. Gren.-Regt. Nr. 11. = v. Arnim vom 6. Westfäl. Inf. -Regt. Nr. 55. = v. Beyer vom 4. Oberschleſ. Inf. -Regt. Nr. 63. Hptm. v. Studniß vom 3. Garde-Regt. 3. Fuß. = Vogel vom 1. Westfäl. Inf.-Regt. Nr. 13. = v. Mayer vom 1. Westfäl. Inf. -Regt. Nr. 13. = v . Gerhardt vom Schles. Füs.-Regt. Nr. 38. = Geisler à la suite des Schleſ. Füſ. -Regts . Nr. 38 und Kompagniechef im Kadettenhause Culm.

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Hptm. Frhr. v. Egloffstein vom 3. Brandenburg. Inf. -Regt. Nr. 20. = Reinking vom 5. Westfäl. Jnf. -Regt. Nr. 53. : Benkendorff vom 5. Westfäl. Inf - Regt. Nr. 53. = v. Kote à la suite des 1. Westfäl. Inf.-Regts . Nr. 13. = v . Brixen - Monzel vom 4. Oberſchleſ. Inf. -Regt. Nr. 63. = Grach vom 6. Westfäl. Inf.-Regt. Nr. 55. ፡ Haack vom 5. Westfäl. Inf. -Regt. Nr. 53. Prem.-Lt. = = = = = = =

v. Bennigjen vom 4. Oberſchleſ. Jnf. -Regt. Nr. 63. Zabeler vom 1. Schles. Gren.-Regt. Nr. 10. Kursava vom 2. Oberschles. Jnf. -Regt. Nr. 23. Fischer vom Magdeburg. Füs .- Regt. Nr. 36. v. Heineccius vom 2. Pomm. Gren. - Regt. Nr. 9. v. Bock und Polach vom 6. Westfäl. Inf. -Regt. Nr. 55. Brescius vom 8. Rhein. Inf. -Regt. Nr. 70 . Semler vom 2. Westfäl. Inf.-Regt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande). = v. Döhn vom 3. Westfäl. Jnf. -Regt. Nr. 16 . = v. Derschau vom 8. Westfäl. Inf. -Regt. Nr. 57. Hoffmann vom 2. Westfäl. Inf. -Regt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande) . = v. Maung vom 3. Ostpreuß. Gren.-Regt. Nr. 4. Set.-Lt. v. Scholten vom 2. Garde-Regt. 3. Fuß. = Faust vom 2. Westfäl. Inf.- Regt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande). = Deeß vom 4. Westfäl. Inf.-Regt. Nr. 17. ፡ Froelich vom 3. Pomm. Inf.-Regt. Nr. 14. Halter vom 3. Westfäl. Inf. -Regt. Nr. 16. = Sandes v. Hoffmann vom 5. Pomm. Inf.-Regt. Nr. 42. Jarke vom 6. Ostpreuß. Inf. -Regt. Nr. 43. = Klinkerfues vom 1. Westfäl. Jnf.- Regt. Nr. 13. = Mensing vom 5. Westfäl . Inf. -Regt. Nr. 53. = Voelt vom 2. Pomm. Gren.-Regt. Nr. 9. = v. Devivere vom 3. Westfäl . Inf.-Regt. Nr. 16. = v. Rosenberg - Gruszczynski vom 2. Westfäl. Jnf. Regt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande). = Frey vom 5. Schles. Inf.- Regt. Nr. 50. = v. Net vom 4. Rhein. Inf. -Regt. Nr. 30. 3 Filter vom 5. Westfäl. Jnf. -Regt. Nr. 53. = v. Mansberg vom 6. Westfäl. Jnf. -Regt. Nr. 55. = v. Forkenbeck vom 2. Westfäl . Inf. - Regt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande) . = Olberg vom 1. Magdeburg. Inf.-Regt. Nr. 26. = Freytag vom 2. Westfäl. Inf.- Regt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande). = Frhr. v. Brockdorff vom 2. Westfäl. Inf. -Regt. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande). 1*

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Einen Monat später wurde noch der Sekondlieutenant Knat , früher im Frankfurter Linien - Bataillon und Sekondlieutenant Fischer vom Brandenburgischen Landwehr = Regiment Nr. 12 im Regimente an= gestellt, und zwar Ersterer vor dem Lieutenant Filter , Letterer als jüngster Offizier. Das Regiment erhielt als Abzeichen rothe Achselklappen und blaue Pattenvorstöße. Es trat in den Verband des IX. Armee korps , welches Se. Erzellenz der General der Infanterie, General Adjutant Seiner Majestät des Königs, Frhr. v. Manteuffel komman dirte. Vom IX . Armeekorps wurde die 18. Division , befehligt von Sr. Erzellenz dem Generallieutenant v. Schwarzkoppen , nach Schleswig Holstein verlegt. In dieser Division bildete das Infanterie = Regiment Nr. 85 mit dem gleichfalls neuformirten Infanterie-Regiment Nr. 84 die 35. Infanterie - Brigade , zu deren Kommandeur der Generalmajor v. Korth ernannt war. Am 10. November traf das Infanterie-Regiment Nr. 85 in seinen Garnisonen, 1. und 2. Bataillon Rendsburg , Füsilier - Bataillon Eckern förde, ein. In ihren äußeren Umrissen war die Bildung des jungen Regiments vollendet ; die Maschine arbeitete von Anfang an ohne wesent liche Hemmungen, dank der in der preußischen Armee herrschenden Gleich mäßigkeit, wiewohl die einzelnen Theile nicht an eine gemeinschaftliche Thätigkeit gewöhnt waren. Ein preußisches Regiment aber ist keine bloße Maſchine ; es muß ihm ein Geist innewohnen, welcher es gleichsam zu einem lebendigen Wesen macht. Dieser Geist aber, welcher die Frucht der gemein schaftlichen Arbeit aller Mitglieder des Regiments , vom Kommandeur bis zum jüngsten Soldaten herab, an der Erhaltung und stetigen Erhöhung der Kriegsfertigkeit der Truppe ist, dieser Regimentsgeist kann sich in seiner ganzen Entfaltung erst im Laufe der Zeit durch Treue und Fleiß bei der Arbeit herausbilden. Daß bei der Bildung des neuen Regiments viele Schwierigkeiten überwunden werden mußten, wird Niemand über sehen, der sich vergegenwärtigt, daß dem Regimentsführer drei seiner Stabsoffiziere, den Bataillons = Kommandeuren ihre Kompagniechefs un bekannt waren, daß der Regimentsführer, mehrere Stabsoffiziere, Haupt leute und Adjutanten sich in einem neuen Wirkungskreise befanden, und daß die Kompagniechefs ein ihnen zum allergrößten Theil völlig fremdes Unteroffizierkorps vorfanden. Auch im innern Leben des Offizierkorps waren mancherlei Schwierig keiten zu bekämpfen ; denn es war nicht allen seinen Mitgliedern in gleichem Maße gegeben, mit ihrer Vergangenheit im liebgehabten alten Regimente zu brechen, um mit ungetheilter Hingebung ausschließlich für das neue zu leben, zu denken und zu wirken. Es kam dazu, daß das Füsilier Bataillon getrennt von den beiden anderen in Eckernförde stand, wodurch das Bekanntwerden der Offiziere untereinander sehr erschwert wurde. Wenn nun auch Oberstlieutenant des Barres keine Gelegenheit vorüber gehen ließ, um das ganze Regiment bei Gefechts- oder Marschübungen zu vereinigen, so brauchte die innige Verschmelzung aller einzelnen Theile doch geraume Zeit.

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Die Stäbe, Bataillone und Kompagnien waren mit Offizieren und Unteroffizieren folgendermaßen beſetzt : Regimentsführer: Oberstlieutenant des Barres . Adjutant: Premierlieutenant v. Bennigsen. 5. Stabsoffizier : Major v. Beyer. I. Bataillon : Kommandeur Major Köppen. Adjutant : Sekondlieutenant Jarke. 1. Komp. ( 13. Komp. des 1. Westfäl. Inf.-Regts. Nr. 13 ). Hptm. v. Kote; Prem.-Lt. v. Bennigsen (Regts. - Adj .) ; Sek. -Lts . Deetz, Jarke (Bats. -Adj.) , Filter ; Feldw . Jacht; Serg. Burchardt, Gild haus , Nückel, Bröker ; Unteroff. Grauthoff, Mertzmann, Schulz, Schliephorst, Dunker, Vetthake, Scholtis , Verlage. 2. Komp. ( 13. Komp . des 5. Westfäl . Jnf. -Regts . Nr. 53). Hptm. Haack; Prem.-Lt. Brescius ; Sek. Lt. Voeltz; Feldw. Rethfeld ; Serg. Schlattmann , Mönster, Förster, Wensky ; Unteroff. West haus, Isenbeck, Terbeck, Fannenbruck, van Aacken, Hagedorn. 3. Komp.

(13. Komp. des 2. Westfäl. Inf. -Regts. Nr. 15, Prinz Friedrich der Niederlande). Hptm. v. Mayer ; Prem.-Lt. v. Döhn ; Sek.-Lt. Frey ; Feldw. Wichers ; Serg. Fricke, Lange, Saniter, Schulz, Dewitz ; Unteroff. Rabes , Toenne, Ruhnke, Mary, Hubert, Oehler, Lutter.

4. Komp. (13. Komp. des 6. Westfäl. Inf. Regts . Nr. 53). Hptm. Frhr. v. Egloffstein ; Prem.-Lt. Hoffmann ; Sek.-Lts . Faust, Frhr. v. Brockdorff; Feldw. Krause; Serg. Stockhaus, Schreiber, Dohrmann, Schäfers ; Unteroff. Horn, Döring , Ernst, Witte, Hopmann, Pielsticker, Stüffel, Bomgart. II. Bataillon : Kommandeur Major v. Arnim . Adjutant: Sekondlieutenant v. Mansberg. 5. Komp. (14. Komp. des 1. Westfäl. Inf.-Regts . Nr. 13) . Hptm . Vogel ; Prem.-Ct. Semler (kommandirt zur Gewehrfabrik) ; Set.-Lts. Froelich, v . Mansberg (Bats - Adj.) ; Feldw. Moseler, Serg. Ludewig, Förster, Langenkämper (Regts .- Schuster), Paskert ; Unteroff. Bierfreundt, Meier, Schulte, Eiling gen. Hellmann ; Dirks, Gert, Witheller, Faßbach. 6. Komp. (6. Komp. des 5. Westfäl. Inf. -Regts . Nr. 53) . Hptm. Reinking ; Prem.-Lt. Zabeler ; Sek.-Lt. Freytag ; Feldw. Voigt ; Serg. Schotemeyer, Tümmel, Ulmker, Polligkeit ; Unteroff. Neusen, Stille, Jansen, Ricker, Wichtrug, Hobbold, Lensker. 7. Komp. (14. Komp . des 2. Westfäl. Inf.-Regts . Nr. 15 , Prinz Friedrich der Niederlande) . Hptm. Geisler; Prem.-Lt. Fischer ; Sek. -Lts . v. Scholten, Mensing ; Feldw. Brinkmann ; Vize-Feldw. Eylert ; Serg. Domain , Otte, Tempel, Grewe, Keßler ; Unteroff. Böttger, Reinking, Sporleder, Krückemeyer, Loose, Tamper.

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8. Komp. ( 14. Komp . des 6. Westfäl. Jnf. -Regts . Nr. 55) . Hptm. v. Brixen-Montel ; Prem.-Lt. v. Maunt ; Sek.-Lts . Halter, v. Rosenberg-Gruszczynski ; Feldw. Jakobs ; Serg. Brand, Plöger, Rahler, Garz ; Unteroff. Schäfers, Krause, Jocke, Pattberg, Peters, Werth, Echterbrock, Eikel ; Laz.- Geh. Kreutzer. Füsilier-Bataillon : Kommandeur Major Baumbach. Adjutant : Sekondlieutenant Klinkerfues . 9. Komp. (9. Komp. des 5. Westfäl. Jnf. -Regts . Nr. 53). Hptm. Benkendorff; Prem.-Lt. Kursava ; Sek.-Lt. Klinkerfues (Bats. Adj.) ; Feldw. Hundertmark; Serg. Voitalla, Kalkhoff, Röttger mann, Stolz, Ober-Laz.- Geh. Terlan ; Unteroff. Tamkus, Waden pohl, Becks, Röddeling, Dreischer, Ruck, Müller I., Müller II. , Bats.-Tamb. Lampe. 10. Komp. ( 15. Komp. des 1. Westfäl. Inf. -Regts . Nr. 13) . Hptm. v. Gerhardt ; Prem.-Lt. v . Heineccius ; Sek.-Lts . Sandes v. Hoff mann, v. Forkenbeck ; Feldw. Müller ; Serg. Albrecht, Klabundt, Schmidt, Beckmann, Benisch ; Unteroff. Lüdicke , Claffen , Wall mann, Oberkinghaus, Schade, Schildwächter. 11. Komp.

( 15. Komp. des 2. Westfäl. Inf.-Regts . Nr. 15 , Prinz Friedrich der Niederlande) . Hptm. v. Studniz ; Prem -Lt. v. Bock und Polach ; Sek.-Lts . v . Devivere, Olberg; Feldw . Peters, Bärenfänger, Vize-Feldw. Twiste ; Serg. Wallath; Unteroff. Michels, Schrader, Bökamp, Linke.

12. Komp. (15. Komp. des 6. Westfäl. Jnf.-Regts . Nr. 55). Hptm. Grach; Prem.-Lt. v . Derschau; Sek.-Lt. v. Net ; Feldw. Schuppengerd; Serg. Storbeck, Todt, Haack, Schlüter ; Unteroff. Schönke , Pießner , Kortemeyer , Dammann , Fischer, Wendt, Schlüter, Schiffhorst. Der Ergänzungsbezirk des Regiments umfaßt die Kreiſe Kiel, Plön, Oldenburg , das großherzoglich oldenburgische Fürstenthum Lübeck, die Kreise Rendsburg, Norderdithmarschen , Süderdithmarschen, Steinburg, Pinneberg, Stormarn, Segeberg und Stadtkreis Altona.

Die erften Lebensjahre des Regiments . Seit 1863 waren in Holstein keine Rekruten ausgehoben worden ; die 1866 im Herbst in Thätigkeit tretenden Musterungsbehörden fanden also vier Jahrgänge vor , welche nach preußischem Wehrgesetze militär pflichtig waren. Wenngleich die Zahl der für diensttauglich befundenen Mannschaften eine umfangreiche Rekruteneinstellung gestattete, so befanden

sich doch viele der Mannschaften in vorgerückterem Lebensalter , so daß man bei dieſen die dreijährige Dienstzeit herabſeßen durfte. Am 6. März 1867 trafen beim Regimente die ersten holsteinschen Rekruten ein, junge Leute, welche, im gesetzlichen Lebensalter ausgehoben, ihre volle Zeit abzudienen hatten. Am 1. April desselben Jahres wurde eine zweite Anzahl eingestellt , welche aus Mannschaften bestand , die in dem Zeitraum von 1863 bis 1866 wehrpflichtig geworden waren, aber der politischen Lage Holsteins wegen nicht zur Einziehung gekommen waren. Diese sollten bereits nach 11/ 2jähriger Dienstzeit zur Reserve entlassen werden. Auf diese Weise war dem jungen Regimente möglichst bald ein eigener Beurlaubtenstand geschaffen, und schon nach 11½ Jahren hätte im Falle einer Mobilmachung das Regiment wenigstens theilweise durch selbsterzogene Reserven vollzählig gemacht werden können . Mit Spannung hatte man dem Eintreffen der ersten Rekruten ent gegengesehen . Sie kamen pünktlich, aber ernst, und man könnte sagen befangen, mehr schüchtern, als widerstrebend. Dieser Eindruck blieb auch während der Rekrutenererzirzeit der vorherrschende. Man sah es den Leuten an, daß sie eifrig die Uebungen sich zu eigen zu machen bemüht waren; dieser gute Wille, verbunden mit guten körperlichen Anlagen, trug gute Früchte, und bald fühlten sich die Holsteiner in diesen neuen Ver hältnissen mehr und mehr zu Hause, wozu das dem ihrigen entsprechende Temperament ihrer westfälischen Kameraden , deren Ernst und Gut müthigkeit nicht wenig beitrug. So vergingen die Ausbildungsperioden ohne Störung und Schwierigkeiten. Als eine wichtige Aufgabe mußte auch die Gründung der ver schiedenen inneren Einrichtungen und Fonds für Kommandos, Bibliothek, Musik 2. angesehen werden. Wenngleich dem Regimente aus Staats mitteln für diese Zwecke gewiffe Geldsummen überwiesen wurden , so waren damit selbst die ersten Bedürfnisse keineswegs gedeckt; die fernere Unterhaltung fiel dem Offizierkorps zu . Es blieb zu erwägen, in welchem Maße man zum Vortheile der Sache den Einzelnen zur Beisteuer heran ziehen müſſe. Zu diesem Zwecke und zur Berathung der Satzungen für die verschiedenen Fonds trat unter Vorsitz des Majors Köppen eine Kommission zusammen, bestehend aus den Hauptleuten Vogel und Haack, den Premierlieutenants v. Döhn und Hoffmann , den Sekondlieutenants Faust und Jarke. Es wurde nunmehr der Grund zu einer Kommando kaſſe, einem Muſikfonds und einer Regimentsbibliothek gelegt, welche, aus sehr bescheidenen Mitteln hervorgehend , durch die Opferwilligkeit der Regimentskameraden im Laufe der Jahre zu nennenswerther Bedeutung angewachsen sind. Am 3. Juli 1867 , dem Gedenktage der Schlacht von Königgrätz, geruhten Se. Majestät der König den neuen Regimentern Fahnen zu verleihen und legten dadurch den jüngst zugekommenen Kameraden der preußischen Armee das Kleinod in die Hand und an das Herz, für welches sie von nun an nach dem Vorbilde ihrer altpreußischen Waffenbrüder mit Leben und Ehre haften sollten . Die Uebergabe der Fahnen fand in feierlicher Weise in Potsdam statt, woselbst sie eine Abordnung des

-{ Regiments, an deren Spite Oberstlieutenant des Barres stand, aus den Händen Sr. Majestät des Königs empfing. " Ich verleihe Euch Fahnen ; Ich hoffe, Ihr werdet sie in Ehren halten und mit Blut und Leben vertheidigen ! " So lauteten die inhaltsschweren Worte des erlauchten Kriegsherrn an die Vertreter der neuen Truppentheile (16 Infanterie-Regimenter, 3 Jäger Bataillone, 16 Kavallerie-, 3 Artillerie-Regimenter, 3 Pionier-Bataillone). Kaum 4 Jahre später hatten dieselben bewiesen, daß die Königlichen Worte feste Wurzeln in ihnen geschlagen hatten. Am 11. Juli nahmen die Bataillone ihre Fahnen in Empfang. Der zum Oberst und Kommandeur ernannte bisherige Führer des Regi ments vereinigte bei dieser Gelegenheit alle drei Bataillone zwischen Rends burg und Eckernförde , bei Ahlefeld. Unter präsentirtem Gewehr und donnerndem Hurrah nahmen die Bataillone die Feldzeichen in Empfang . Ein Parademarsch beendete die festliche Handlung, und der Rest des Tages wurde der kameradschaftlichen Vereinigung bei munterem Biwaksmahle ge weiht. Ein zahlreiches Publikum war den Bataillonen aus Rendsburg und Eckernförde gefolgt, um Zeuge des militärischen Festes zu ſein ; die Zusammensetzung dieser Zuschauermenge bewies, daß mehr als bloße Schau lust diese Leute hierher geführt hatte, und war ein Zeichen , daß in der Bevölkerung eine Antheilnahme an den neuen Verhältnissen Platz zu ge= winnen begann. Das erste Lebensjahr des Regiments stellte bedeutende Anforderungen an die Thätigkeit der Offiziere und Unteroffiziere. Außer den im März und April eingestellten Rekruten wurde dem Regiment eine Zahl von mehreren Hundert solcher Mannschaften überwiesen, welche in der dänischen Armee gedient hatten und ihrem Lebensalter nach zur Reserve gehörten. Auf diese Leute mußte für den Fall einer Mobilmachung unbedingt zurück gegriffen werden , und deshalb war eine Ausbildung derselben mit dem Zündnadelgewehr wie in den taktischen Formen der Kompagnie- und Bataillonsschule sowie im Ererziren im Regimente geboten. Im Laufe des Jahres 1867 traten mancherlei Veränderungen ein, welche das Regiment berührten. Im Januar übergab General v. Man teuffel das Kommando des IX. Armeekorps dem General v. Manstein. Der Brigadekommandeur, Generalmajor v . Korth , nahm im April den Abschied und wurde durch den Oberst v. Wegerer ersetzt. Im August übergab Generallieutenant v. Schwarzkoppen das Kommando der 18. Dis vision an den Generalmajor Freiherrn v. Wrangel. *) Derselbe war schon in den schleswig-Holsteinschen Freiheitskämpfen einer älteren Generation ein bewährter Führer gewesen und stand bei der Bevölkerung als „ Trommler von Kolding" in ehrenvollstem Andenken. Infolge der Allerhöchsten Kabinets -Ordre vom 14. September 1867 schied das Infanterie-Regiment Nr. 85 aus der 35. Infanterie-Brigade aus und bildete fortan mit dem aus dem Bereich des VI. Armeekorps ab

*) Seit 1877 à la suite des 85. Regiments.

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kommandirten 2. Schlesischen Grenadier - Regiment Nr. 11 , welches in Altona stand, die 36. Infanterie = Brigade unter Kommando des Oberst v. d. Often. Die neue Heereseintheilung, welche nach Bildung des Norddeutschen Bundes nunmehr zum Abschluß gekommen war, hatte eine Veränderung des Namens und der Abzeichen des Regiments zur Folge. Das IX. Armee korps bekam weiße Achselklappen und gelbe Pattenvorstöße. Die Provinz Schleswig - Holstein stellte 3 Infanterie = Regimenter, welche die Nummern 84, 85 und 86 trugen und nach ihren Ergänzungsbezirken die Namen: Schleswigsches Infanterie - Regiment Nr. 84 , Hol steinsches Infanterie - Regiment Nr. 85, Schleswig - Holsteinsches Füsilier-Regiment Nr. 86 erhielten. Da für die Monate September und Oktober 1867 abermals eine größere Anzahl von Wehrleuten und Reservisten zur Einziehung gelangte, fielen für dieses Jahr die größeren Herbstübungen aus ; ſtatt ihrer fanden unter Leitung des Generals v. Wegerer vom 25. bis 27. Juli Detachements Uebungen zwischen Schleswig und Rendsburg statt, zu welchen außer den in diesen Städten garnisonirenden Truppentheilen auch das Füsilier Bataillon aus Eckernförde herangezogen wurde. Am 1. August wurde der . älteste Jahrgang der westfälischen Stamm mannschaften zur Reserve entlassen. Die Ausbildungsperiode der im Herbst eingestellten Reserven fand ihren Abschluß mit dem Regimentsererziren vom 27. bis 30. Oktober. Die sonst in der Armee übliche Ruhepause fiel aber diesmal aus, denn schon am 14. November trafen die neuen Rekruten ein , welche zum größten Theile (387 Mann) aus dem Bereiche des VII . Armeekorps (Weſtfalen) gestellt wurden. Das Jahr 1868 mahnte zu besonderer Thätigkeit, denn Se. Majestät der König wollten den Herbstübungen der 18. Diviſion bei Flensburg beiwohnen. Nachdem die Detachementsübungen bei Rendsburg stattge funden hatten, marschirte das Regiment in das Gelände zwischen Flensburg und Schleswig bei Deversee und Jdstedt. Se. Majestät trafen , vom Offizierkorps der 18. Division auf dem Bahnhofe empfangen und von der freudigen Theilnahme der deutschen Bevölkerung begrüßt, am 21. September abends in Flensburg ein, nahmen am folgenden Tage die Parade bei Langenberg ab und wohnten den ferneren Manövern der Division bei. Die Allerhöchste Zufriedenheit mit den bisherigen Leistungen des neuen Regiments , das höchste Ziel allen Strebens in der Armee, war erreicht worden, und die huldreichen, anerkennenden Worte des geliebten Königs lohnten reichlich für manche Mühe und ermunterten zu neuem Fleiße und zu neuer Thätigkeit. Im Jahre 1869 nahm das Regiment an den Detachements -Uebungen zwischen Schleswig und Eckernförde sowie an den Manövern der 18. Division zwischen Flensburg und Gravenstein theil und war zu dem Ende vom 7. bis zum 18. September aus seinen Garnisonen abwesend .

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Eine Allerhöchste Kabinets Ordre vom 12. April 1870 wies dem bisherigen Kommandeur des Regiments einen neuen Wirkungskreis an, indem sie ihn unter Stellung à la suite des Regiments zum Komman danten von Saarlouis machte. Das Regiment hat dem Oberst des Barres viel zu verdanken ; seinem Eifer für den Allerhöchsten Dienst, seiner warmen Antheilnahme an den Interessen des Offizierkorps wie der Mannschaft war es schnell gelungen, die Herzen seiner Untergebenen zu gewinnen. Zu seinem Nachfolger war der bisherige Chef des Generalstabes des X. Armeekorps, Oberst Frhr. v. Falkenhausen , berufen worden. Die nachstehende Uebersicht zeigt die Veränderungen, welche das Offizierkorps des Regiments während der ersten vier Jahre seines Be stehens erfuhr.

Veränderungen im Jahre

Das Offizierkorps im

Jahre 1866

1867

1868

1869

Kommandeur Oberst des Barres

à la suite des Regts . . gestellt u. 3. Kmdt. v. Saarlouis ern. Ob. Frhr. v. Falken hausenv.Gen. -Kdo. X. Armeekorps zum Kmdr. d.Regts. ern. ins Schles. Füs Rgt. Nr.38 vers. Maj. Camphau: d . Absch. bew. m. sen, bish. i. Rh. d. Unif. d. Hoh. Jäg.-Bat. Nr.8, Füs. -Regt. Nr. 40. ins Regt. vers.

Major v. Baumbach

፡ =

Köppen v. Arnim

:

v. Beyer

1870 (vor dem Kriege)

3. Oberst Lt. beförd. d.Absch.bew.m.d. u.d. Westf.Inf. Regts . Nr. 55.

d. Absch. bew . mit der Unif. d. 2. Oberſchl. Inf. Regts . Nr. 23. Maj. Ziermann, bish.agg.d.Inf. Regt. Nr. 75, ins Regt.versett. Major Wolff v. Goddenthom, bisher Hptm . u . Komp.-Chef im Ostfries. Inf.= Regt. Nr.78, ins Regt. versezt.

Maj. Krüger, bisher aggr. d. 8. Westf. Inf. Regt. Nr. 57, ins Regt. verseßt.

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Veränderungen im Jahre

Das Offizierkorps im

Jahre 1866

1867

1868

1869

(vor

Hptm. v. Studnik

als Maj. z . Disp . gest. u. 3. Bez.-Kmdr. d. 1. Bats. 4. Rhein. Landwehr-Regts . Nr. 30 ernannt. a. Maj. à la suite d. Kad. - Korps gest. u. m. Führ. d. Gesch. a. Kom mand. d. Kad. Hauses zu Dra nienſtein beauf tragt.

Vogel

v. Mayer

1870 Kriege)

a. Maj. m.d.Unif. d.1.Westf.Jnf. Regts . Nr. 13 der Absch. bew.

:

1 v. Gerhardt

3. überz. Maj. u . Adj . beim Gen.-Kmdo . X. Armeekorps ern .

: Geisler : Frhr.v.Egloff ſtein : Reinking ins 1. Hans. Inf. Regt.Nr.75vers. Hptm. Johannes, bish. i. 6.Westf. Jnf.-Rgt. Nr.55, ins Regt. vers.

. Benkendorf f ፡ v. Koke : v. Brixen Montel : Grach : Haaf v.Blessingh,bish. Prem.-Lt. im 5. Pom.Inf. Regt. Nr.42, a. Hptm. u. Komp.-Chef ins Regt. vers.

Br.-Lt. v. Bennigsen 3. 7. Oftpr. Inf. Regt.Nr.44 vers. : Zabeler d. Absch. bew. m. der Unif. des 1. Schles. Gren. Regts. Nr. 10.

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Veränderungen im Jahre

Das Offizierkorps im

Jahre 1866

1867

Pr.-Lt. Kursava = Fischer : v. Heineccius

:

N = = =

Sek. ፡ = = ፡ =

= : = : M

፡ ፡

=

v. Bock und Polach

Brescius Semler v. Döhn v. Derschau Hoffmann v. Maung Lt. v. Scholten Faust Deez Frölich Halter Sandes v. Hoffmann

1868

1869

3. Hptm. beförd. 3. Hauptm . beförd. als Komp.-Führ. ins Kad.-Korps versezt. Prem.-Lt. v. Be czwarzowsky, bish. im 2. Nass. Inf. Rgt. Nr.88 ins Regt. vers. als Halbinv. aus- | gesch. u . zu den beurl. Offiz. des 2. Aufg. 1.Bats . 3. Westf. Land wehr-Regts. Nr. 16 übergetr .

3. Prem.-Lt. bef. 3. Prem.-Lt. bef. 3. Prem.-Lt. bef. 3. Prem.-Lt. bef. 3. Prem.-Lt. beförd . als Prem.-Lt. ins 5. Brandb. Jnf.-Regt. Nr. 48 versett. Sek.-Lt.Tauscher, bis her i . 8. Brandenb Inf.-Regt. Nr. 64, ins Regt. versezt.

Jarke Klinkerfues Mensing abgegangen. Voelk v. Devivere v. Rosenberg Gruszczynski Frey v. Nek

Knat

1870 (vor dem Kriege)

Sek. = Lt. Moll, ausgesch. u. z. den bish. im 2. Pos. beurl. Offiz. Inf. Rgt.Nr.19, 1.Bats. 1.Ober ins Regt.versett. schles. Landw. Regts. Nr. 22 übergetr.

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Veränderungen im Jahre

Das Offizierkorps im Jahre 1866

1867

1869

1868

Sef.-Lt. Filter : v. Mansberg ins Drag.-Regt. Nr. 16 versett. 1 v. Forkenbeck Diberg Sek.-Lt. Sunkel, bish. im K. K. Desterr. Kaisers Jäg.-Regt., ins Regt. versett. Freytag Frhr.v.Brock i.Thür. Ul. -Regt. Nr. 6 versezt. dorff : Fischer II. ausg. u. 3.3. Bat. 2.Brandenburg . Landw. - Regts. Nr. 12 übergetr. Sef. Lt. Dahl mann, bish. im Lübecker Inf. Bat., ins Regt. versetzt.

1870 (vor dem Kriege)

der Abschied bewilligt.

Sek.-Lt. v. Schi monsky. Sek.-Lt. v. Frey burg I. Set.-Lt.Hollesen. Sek.-Lt. v. Frey burg II. Set.-Lt. Beseke. : v. Sieg roth. = Schulze. ፡ Lührsen. Giersberg. à la

suite. Hptm. Nitsch mann, bish. im Hann.Füs. -Regt. Nr. 73, komman= dirt z.Kr.-Min., ins Regt. vers. Hptm. Schuster. bish. i. 1. Naff.Inf. Regt. Nr. 87 tomdt. als Dir.-Mitgl. z. Mil. Schießschule, ins Regt. versett.

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Veränderungen im Jahre

Das Offizierkorps im

Jahre 1866

1867

1868

1869

1870 (vor dem Kriege)

Aerzte. Regts. - Arzt: Ober Stabsarzt Dr. Siemon Bats .-Arzt St. -Arzt Dr. Zimmer Bais.-Arzt St.-Arzt z . 8. Brandenb. Dr. Pfeil Inf. Regt. Nr. 64 versezt. St.-A.Dr.Böhme bish. i. 2. Pom. Ul.-Regt. Nr. 9, ins Regt. vers. Bats.-Arzt St.- Arzt Dr. Thumann (gestorben) Rang als Pr.-Lt. Aff.-A. Dr. Schröder € Dr. Hopff Rang als Pr.-Lt. ausg . u . z. 2. Bat. 2.Heff. Landw. Regts. Nr. 82 übergetreten. Aff.-A. Dr. Schulz bish. im Bran denb.Hus. Regt. Nr. 3 ins Regt. versetzt.

Zahlmeister. Zahlm. Offszanka Keil : = Hoffmann

der Absch. bew .

Zahlm. Wirth, ins Regt. vers.

Im Herbste des Jahres 1870 sollte das IX. Armeekorps bei Jhehoe Königsmanöver haben. Alle Kräfte wurden angespannt, um das Regiment auch diesmal der Allerhöchsten Zufriedenheit nicht unwerth erscheinen zu lassen, und Niemand ahnte, daß es dem Regiment beschieden sei, sich den Königlichen Dank auf fremdem Boden in heißer Feldschlacht zu erstreiten.

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Mobilmadiung. Wohl deutete die seit Anfang Juli eingetretene politische Gewitter schwüle auf ernste Vorgänge in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich. Aber erst als in ganz Deutschland die Flammen des Unwillens über französische Anmaßung und der Begeisterung für die Ehre des Vaterlandes zu heller Lohe emporschlugen, ward der ganze Ernst der Lage klar. Am 16. Juli früh 6 Uhr traf der Befehl zur Mobilmachung in Rendsburg ein. Die gesammten deutschen Streitkräfte traten unter den Oberbefehl Sr. Majestät des Königs von Preußen. Mit Sicher heit verliefen die bis ins Kleinste vorbereiteten Mobilmachungsarbeiten, und am 23. Juli meldete das Regiment dem Generalkommando zu Schleswig seine Marschbereitschaft. Werfen wir einen Blick auf das innere Gefüge und die Zuſammen sehung des Regiments , ehe wir dasselbe auf seinem Kriegsmarsch be= gleiten. In der Besetzung der höheren Kommandostellen änderte sich nichts : es behielt Major Köppen das Kommando des ersten, Major Ziermann das des zweiten, Major Wolff v. Goddenthow das des Füsilier Bataillons , während Major Krüger mit dem Kommando des Ersatz Bataillons betraut wurde. Indessen zerriß die Mobilmachung leider das kaum zum festen Gefüge gewordene Offizierkorps beinahe gänzlich, indem ein überaus großer Theil von dessen Mitgliedern zur Besetzung der Offizierstellen bei den Besaßungs - Bataillonen Rendsburg und Kiel sowie beim Ersaß - Bataillon abgegeben werden mußte. Namentlich entzog die Besetzung der Kommando- und Kompagnieführerſtellen dem Regimente eine so große Anzahl von Kompagniechefs und älteren Lieute nants, daß sämmtliche Premierlieutenants und selbst der älteste Sekond lieutenant in Kompagnieführerstellen einrückten . Als Ersatz für diesen Ausfall wurden dem Regimente seine Reserve offiziere sowie mehrere Landwehroffiziere aus dem Bereiche des I. Armee korps, auch ein Offizier und ein Portepeefähnrich aus dem reitenden Feldjägerkorps zugewiesen. Die noch offen bleibenden Offizierstellen wurden durch Fähnriche, Vizefeldwebel und Reserve-Unteroffiziere beſeßt. Aus der nachfolgenden Kriegs- Rangliste des Regiments , in welcher die mit der Mobilmachung neu hinzugekommenen Offiziere mit * bezeichnet ſind , wird die ungemein veränderte Zusammensetzung des Offizierkorps ersichtlich. Von den zwölf Kompagnien des Regiments blieben nur sechs in den Händen ihrer bisherigen Chefs.



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Kriegs - Rangliste vom 26. Juli 1870. Regts.-Kommdr. Oberst Frhr. v. Falkenhausen. Adjut. Set. Lt. v . Rosenberg - Gruszczynski. I. Bataillon : Kommdr. Maj . Köppen, Adjut. Sek.-Lt. Filter. 1. Komp.: Führer Pr.-Lt. Faust, Sek.-Lt. Kunz,* = Bayer,* ፡ Petersen.* 2. Komp.: Chef Hptm. Haack, Set.-Lt. v. Siegroth Schlawikau, = Rauch.*

3. Komp.: Chef Hptm. Kursava, Set.Lt. Lührſen, = Wolff.* 4. Komp.: Führer Hptm . Schuster,* Set.-Lt. Jarke, : v. Freyburg II., = Hermenau.* II. Bataillon : Kommdr. Maj Ziermann, Adjut. Sek.-Lt. v. Nez. 5. Komp.: Hptm. Johannes, Set. Lt. v. Forkenbeck, = Giersberg, = Niese,* ፡ Posselt.* 6.Komp.:FührerPr.-Lt.v. Döhn, Set.-Lt. v. Devivere, 2 Stobbe,* Jungjohann. * 7. Komp.: Führer Pr.-Lt. von Scholten, Set.-Lt. Jourdan,* ፡ Franc.* 8. Komp.: Chef Hptm. von Brixen-Monkel, Set.-Lt. Schmidt. Füfilier-Bataillon : Kommdr. Maj . Wolff v. Goddenthom, Adjut. Sek.-Lt. Voelk.

9. Komp.: Führer Pr.-Lt. Deek, Set.-Lt. v. Freyburg I., ፡ Bönig.* 10. Komp.: Chef Hptm. von Lengerke, Set.-Lt. Schulze, = Thiel,* = le Sage de Fon tenay. * 11. Komp.: Chef Hptm. Fischer, Set. Lt. Besete, ፡ Nitschmann.* 12. Komp.:

Führer Pr. - Lt. Frölich, Sek.-Lt. v. Kannenwurff,* = Hoppe.* Regts. Arzt: Dr. Zimmer I., Unter-Arzt: Dr. Ladendorff II.,* Dr. Jahn F.,* Zahlmeister: Gaulmer II., = Wirth F., = Aspirant Schauer I. Ersatz-Bataillon : Kommdr. Maj. Krüger, Adjut. Sek.-Lt. v. Schimonsky. 1. Komp.: Chef Hptm. Grach, Set.-Lt. Hollesen, = Meier.* 2. Komp.: Chef Hptm . von Blessingh, Set.-Lt. Knat, = Paap I.,* = Schulze.* 3. Komp.: Führer Pr.-Lt. von Maunk, Set. Lt. Böttcher,* = Welder.* 4. Komp.: Führer Sek. - Lt. Lauscher, Set.-Lt. Klinkerfues, ፡ Paap II.*

Vorstand der Handwerker - Abtheilung: Maj. a. D. v . Wenck* (früher in ſchleswig-holſteiniſchen Dienſten). Dr. Hoepner* (prakt. Arzt) stellvertretender Bataillons -Arzt. Dr. Wriedt (prakt. Arzt) Unterarzt. Zahlmeister Hoffmann.

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Auch in das Unteroffizierkorps hatten die vielfachen Abgaben an die neu gebildeten Bataillone empfindliche Lücken gerissen. Die Aus füllung derselben war mit großen Schwierigkeiten verbunden ; denn das junge Regiment hatte erst zwei Jahrgänge zur Reserve entlassen , von denen der älteste nach 11/2jähriger aktiver Dienstzeit in den Beurlaubten stand übergetreten war und somit fast kein Material für das Unteroffizier korps lieferte. Die Kompagnien waren genöthigt, die durch die Abgaben entstandenen Lücken aus dem einzigen Jahrgange der Reserve oder aus den Mannschaften des aktiven Dienſtſtandes zu decken. Eine wesentliche Hülfe erwuchs den Kompagnien aus der verhältnißmäßig großen Anzahl von ehemalig Einjährig-Freiwilligen, welche, vorläufig zum größten Theile als Unteroffiziere eingestellt, durch ihren großen Pflichteifer die Lücken in ihrer Dienstkenntniß bald ausfüllten und hoffen ließen, daß man aus ihnen auch brauchbares Material zur Ergänzung des Offizierkorps geż winnen würde. Die Mannschaften des Regimentes setzten sich zusammen aus denen des aktiven Dienststandes, der Reserve und des jüngsten Jahrganges der Landwehr, - fast alles geborene Holsteiner mit Ausnahme der wenigen Hundert Mann Westfalen, welche noch im Regimente aus dem Jahrgang 1867 dienten. Geht aus dem Gesagten hervor, daß das Regiment hinsichtlich der Gleichmäßigkeit seiner Zusammensetzung mancherlei Lücken aufzuweisen hatte, so konnten diese doch dank der guten militärischen Eigenschaften des Holsteiners , seines ernsten Sinnes und der für Erhaltung der Mannszucht günstigen Denkweise unter der fachkundigen Leitung der Vorgesetzten bald ausgefüllt werden . Nach der Allerhöchsten Ortes befohlenen Ordre de bataille bildete das Regiment zusammen mit dem 2. Schlesischen Grenadier - Regiment Nr. 11 , mit welchem es durch öftere Uebungs- und Manöverkameradschaft schon befreundet war und bald durch die gemeinsamen ruhmreichen Kämpfe und Kriegszüge in die engste Waffenbrüderschaft trat, die 36. Infanterie Brigade. Dieselbe befehligte der Generalmajor v. Below , ein Vor gesetzter, welchem seine Untergebenen mit ungetheilter Zuneigung an hingen. Die 36. Infanterie-Brigade bildete mit der 35. ( Magdeburgisches Füsilier-Regiment Nr. 36 und Schleswigsches Infanterie Regiment Nr. 84) die 18. Infanterie - Division unter General lieutenant Freiherr v. Wrangel , zu welcher noch das Lauenburgische Jäger-Bataillon Nr. 9 , das Magdeburgische Dragoner - Regiment Nr. 6, die 1. Fußabtheilung Schleswig - Holsteinschen Feld= artillerie = Regiments Nr. 9 (1. und 2. schwere , 1. und 2. leichte Batterie) , 2. und 3. Feldkompagnie Schleswig - Holsteinschen Pionier-Bataillons Nr. 9 , Sanitätsdetachement Nr. 1 , sowie die entsprechenden Trainformationen gehörten .

Stern , Holst. Inf. Regt. Nr. 85.

2

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―――――

Abmarsch und erfter Vormarsch. Mit Spannung sah man der Entscheidung entgegen, ob der 18. In fanterie-Division die abwartende Aufgabe zufallen würde, die heimathlichen Küsten vor feindlichem Angriff von der See her zu schützen, oder ob es ihr vergönnt sein sollte, ein Glied der großen deutschen Armee zu bilden, welche für die Vertheidigung der westlichen Landesgrenzen und den Ein marsch in Feindes Land bestimmt war. Mit Freude wurde endlich die Nachricht begrüßt, daß das Regiment an den Rhein gehen solle. Das Füsilier-Bataillon verließ am 25. Juli abends Eckernförde und traf nach einem Marsche von fast vier Meilen um Mitternacht in Rendsburg ein. Ganz Eckernförde war beim Abmarsch des Bataillons auf den Beinen ; die jungen Mädchen vertheilten Blumensträuße an die abziehenden Krieger, eine große Anzahl der dem Bataillon befreundeten Einwohner begleitete die Scheidenden bis weit vor die Stadt hinaus ; die Tornister wurden auf freiwillig gestellten Wagen nach Rendsburg gefahren, kurz in Allem sprach sich das vorzügliche Einvernehmen aus , welches die Einwohnerschaft mit ihren 85ern verbunden hatte. Nicht minder herzlich war der Abschied der Musketier-Bataillone von Rendsburg. Die Einschiffung des Regimentes in der Nacht zum 26. Juli ging nicht ohne Schwierigkeit vor sich, denn am Bahnhof fehlte es sowohl an Raum für den Aufenthalt und die Eintheilung der Mannschaften als auch an einer genügenden Anzahl von Rampen zur Verladung der Pferde und Fahrzeuge . Das 1. Bataillon mit dem Brigadestab besetzte den ersten Zug, ihm folgte das 2. Bataillon mit dem Regimentsstabe, dann das Füsilier Bataillon. Die Fahrt ging zunächst bis Altona. Bei herrlichem Wetter setzten die Kompagnien, je zwei und zwei auf einem Dampfschiffe, über die Elbe, während sämmtliche Pferde und Fahrzeuge den Fußmarsch über die Insel Wilhelmsburg antreten mußten. In Harburg wurden wieder die Eisenbahnwagen bestiegen, und nun ging es in fast 48 stündiger Fahrt über Paderborn , Letmathe , Wetzlar nach Mosbach bei Biberich. Die patriotisch erhobene Stimmung der Bewohner aller Gegenden, welche die Eisenbahn durchschnitt, gestaltete die Fahrt zu einem ununterbrochenen Festzuge, und fast hatten die Kommandeure zu wehren, daß ihren Leuten des Guten nicht zu viel dargereicht wurde. In der Frühe des 28. Juli wurde bei Ober-Lahnstein der majestätische Rheinstrom jubelnd mit den begeisternden Klängen „ der Wacht am Rhein " begrüßt, und nach wenig Stunden war Mosbach, das Endziel der Fahrt, erreicht. Die Bataillone traten von hier sofort ihren Weitermarsch an und überschritten auf der bei Biberich von Pionieren hergestellten Kriegsbrücke den Rhein. Die lange Fahrt während zweier Tage und dreier Nächte, der Weg über die glatten Basaltsteine des endlosen Straßenpflasters von Mainz und ein vier Meilen langer Marsch bei glühender Sonnenhite auf ſtaubiger Kalkchauffee hatten die Kräfte der einer solchen Anstrengung ungewohnten Mannschaft

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erschöpft, und häufige Halts waren geboten, um den zahlreichen Ueber müdeten Erholung zu gönnen. In der Erinnerung der Leute zählt dieser Tag zu den beschwerdenreichsten des ganzen Feldzuges . Erst am späten Abend erreichten die Bataillone ihre Nachtquartiere Derheim, Sölzen und Köngersheim, um bereits am folgenden Tage früh wieder aufzubrechen und neue Kantonnements in der Gegend von Worms zu beziehen. Hierselbst verblieb das Regiment bis zum 1., beziehentlich zum 2. August, diese wenigen Tage zu Gefechtsübungen und Verbesserungen der sich nach den ersten Märschen ergebenden Schäden des Anzugs und der Ausrüstung benußend. Die 18. Infanterie =- Diviſion war mit der Großherzoglich Hessischen Diviſion (25.) und der Korps - Artillerie IX . Armee korps zum kombinirten IX. Armeekorps unter Befehl des Generals der Infanterie v. Manstein vereinigt. Das Korps war in seinen vor läufigen Stellungen um Oppenheim zunächst , ebenso wie das XII. (Königlich Sächsische), zur Bildung einer etwa 60 000 Mann starken Reserve hinter der II . Armee (III. , X., IV. und Gardekorps sowie zwei Kavallerie- Divisionen, im Ganzen 131 000 Mann stark, unter Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl) bestimmt. Die Letztere war bis in die Linie Alfenz - Göllheim- Grün stadt vorgerückt und beherrschte von hier aus die östlichen Ausgänge des Haardtgebirges, welches die Franzosen bei ihrem etwaigen Vorgehen hätten durchschreiten müſſen. Rechts von der II. Armee stand als rechter Flügel der deutschen Streitkräfte die I. Armee (VII. und VIII. Armeekorps nebst einer Kavallerie-Division, im Ganzen . 60 000 Mann stark) unter Befehl des Generals v. Steinmeß. Links von der II. versammelte sich die III. Armee unter Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Kron prinzen von Preußen (V. und XI. preußisches, I. und II. bayerisches Armeekorps, die württembergische und die badische Felddiviſion nebst einer Kavallerie-Division, ungefähr 130 000 Mann stark). Das I., II. und VI. Armeekorps konnten erst vom 21. Mobilmachungstage an auf den bis dahin vollständig in Anspruch genommenen Eisenbahnen an die Grenze nachgesandt werden. Waren der Kampfesmuth und der Eifer an den Feind zu kommen schon groß, so wurde die Begeisterung eine stürmische, als dem Regimente nachstehender Befehl Seiner Majestät des Königs zuging : An die Armee! Ganz Deutschland steht einmüthig in Waffen gegen einen Nachbarstaat , der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt die Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes , unserer Ehre , des eigenen Herdes. Ich übernehme heute das Kommando über die gesammten Armeen und ziehe getrost in einen Kampf, den unsere Väter einst ruhmvoll bestanden. 2*

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Mit Mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf Euch. Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein.

H.-Q. Mainz , den 2. August 1870 .

gez. Wilhelm. Am 1. August ging dem IX. Armeekorps der Befehl zu , der II. Armee in die Linie Alfenz - Dürkheim nachzurücken. Schon in der Frühe dieses Tages marschirten das 1. und Füsilier-Bataillon des Regiments nach Alzey ab, um daselbst die Bewachung des Hauptquartiers Seiner Der Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl zu übernehmen. Prinz, der den Holsteinern wohlbekannte siegreiche Held von Düppel und Alsen, ließ auf dem Marktplaße von Alzey die Bataillone vorbeimarſchiren und sprach seine Zufriedenheit aus über die Haltung der Truppe nach dem überaus anstrengenden Marsche bei der drückendsten Sonnenhitze. Das 2. Bataillon erwarb sich an demselben Tage das Lob des Am 2. August verließ auch besichtigenden kommandirenden Generals. dieſes Bataillon seine Kantonnements und erreichte die Gegend von Kirchheim-Bolanden, bis wohin das Armeekorps seinen Vormarsch fort gesetzt hatte. Am 3. Auguft wurde das Oberkommando der II. Armee benach richtigt, daß man infolge des zögernden Verhaltens der Franzosen angriffs= weise vorzugehen beabsichtige. Die II. Armee sollte zu dem Ende zunächſt vorwärts der Waldgegend von Kaiserslautern sich entwickeln, während zum Schuße ihres linken Flügels die III . Armee bereits die französische Grenze überschritten hatte. Die I. Armee auf dem rechten Flügel stand bereits 3 bis 4 Tagemärsche näher an der Saar, als die II . im Centrum. Immer näher rückte der Augenblick des Zuſammenstoßes mit dem Feinde; erwartungsvoll richteten sich Aller Blicke auf das Verhalten des selben, und lebhaft erörterte man die Frage, ob er wohl den Angriff in feinen Stellungen abwarten oder selbst vorgehen werde. Fast unerklärlich mußte sein langes Zögern nach der so überstürzt abgegebenen Kriegs erklärung und nach dem schon am 2. August in der Absicht, den auf Siegesnachrichten dürstenden Franzosen eine Abschlagszahlung auf kriege rischen Ruhm zu geben, unternommenen Angriff auf Saarbrücken er scheinen, welcher nur auf die Absicht eines rasch ins Werk gesetzten Ein bruchs in deutsches Gebiet schließen lassen konnte. Ohne Säumen erfolgte der Vormarsch des vereinigten Regiments im Divisionsverbande gegen die französische Grenze durch Rheinhessen und die bayerische Pfalz , deren Einwohnern unsere Landsleute ein dankbares Andenken für ihre patriotische Gastfreiheit bewahren werden. Die glühende Hize, welche die ersten Märsche so unerträglich gemacht hatte, war allmählich einer kühleren Witterung gewichen ; häufige Regen schauer schlugen den lästigen Staub nieder, und überstiegen die Märsche auch bisweilen das Maß der bei Friedensübungen gewohnten Entfernungen, so war Alles doch bald so einmarschirt, daß die Bataillone vollzählig und

21 Es zeigte sich, ohne Nachzügler zurückzulassen ihre Quartiere erreichten. daß die im Verbande größerer Abtheilungen zurückgelegten Märsche ein vortreffliches Mittel sind, um die lockeren Glieder einer soeben mobil gewordenen Truppe zusammenzuschweißen, durch straffe Disziplin das Ungewohnte und Unbequeme zu überwinden und dem Dienstbetriebe durch zweckmäßige Beschäftigung in den Quartieren und Biwaks einen gleich mäßigen Charakter zu verleihen. Bestimmte Gefechtsideen wurden den Märschen unterlegt, und Uebungen im Gelände halfen die Kampf bereitschaft der Truppen steigern , gleichzeitig aber auch die höheren Vorgesetzten mit den ihrer Führung unterstellten Truppen näher bekannt zu machen. Der Marsch führte das Regiment über Albisheim, Dornbach und Kaßenweiler an den Lauterbach. Die Engpässe des Gebirges bei Kaisers lautern wurden ohne störenden Zwischenfall von den Korps der II. Armee durchschritten. Immer mehr näherte man sich der französischen Grenze. Die mit Blitzesschnelle sich verbreitenden Nachrichten von den ersten herrlichen Erfolgen deutscher Waffen, von den Siegen der Kronprinzlichen Armee bei Weißenburg und Wörth gegen die Armee des Marschalls Mac Mahon ( 1. , 7. und 5. französisches Armeekorps) entflammten die tampflustigen Gemüther noch mehr, und fast mit Ungeduld sah Alles dem Augenblick entgegen, welcher die erste Berührung mit dem Feinde bringen sollte. Der Zusammenstoß der II. Armee mit den jenseits der Grenze auf gestellten französischen Heeresabtheilungen ließ nicht auf sich warten. Die Ergebnisse der Schlacht bei Spicheren am 6. August , welche in Gemeinschaft von Divisionen der I. (General v. Steinmetz) und den zunächst stehenden Abtheilungen der II. Armee gegen das 2. französische Armeekorps geschlagen und unter unerhörten Schwierigkeiten erfolgreich durchgeführt wurde, waren Veranlassung des ungesäumten Vormarsches der II. Armee über die französische Grenze zur Verfolgung der auf die Mosel und die Festung Metz zurückgehenden (Rhein-) Armee des Marschalls Bazaine (Garde , 2. , 3. , 4., 6. Armeekorps), bei welcher der Kaiser Napoleon III . sich befand. Am 9. August hatten das 2. und Füsilier-Bataillon, welche noch auf deutschem Boden westlich von St. Ingbert bei der Schmelzhütte biwakirten, das Glück, Seine Majestät den König bei seiner Fahrt nach Saarbrücken mit donnernden Hurrahs begrüßen zu können. Bei St. Arnual wurde am 10. August die Saar auf einer von Hessischen Pionieren geschlagenen Brücke überschritten ; dann ging es unter begeistertem Hurrah bei dem deutsch - französischen Grenzpfahl vorbei, hinein in Feindes Land. Ernste Gedanken berührten die Gemüther: wer konnte wissen, ob sein Fuß die Heimathliche Erde wieder betreten würde; wie Manchem mochte das fremde Land das Grab werden ! Fest aber stand in jedem Preußenherz der Entschluß und die Gewißheit : zurück nur mit Ehren. Jetzt ging es an den Spicherer Höhen vorbei, deren Erſtürmung vor wenigen Tagen Ströme deutschen Heldenblutes gekostet hatte. Wie

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schlug den Musketieren des 1. Bataillons das Herz höher, als ihnen heute an dieser mit Kameradenblute geweihten Stätte das Glück zu Theil wurde, von Seiner Majestät dem Könige gesehen und begrüßt zu werden. Gewiß, es war Niemand vom Kommandeur bis zum letzten Mann, welcher nicht jene beneidete, welche ihre Hingebung an die heilige Sache schon durch die That hatten beweisen können, Niemand, der nicht in dieser Stunde in seinem Herzen das Gelübde erneuert hätte, den letzten Herzschlag daran zu sehen im Kampfe für König und Vaterland. Das Regiment lag in und um Forbach, der ersten französischen Stadt jenseits der Grenze. Nur wenig Einwohner gewahrte man auf den Straßen; die Häuſer waren meist verschlossen, und erst Gewalt öffnete den müden Leuten das ungaftliche Quartier. Die ruhige und nüchterne Natur des Holsteiners schreitet nur ungern zu Gewaltmaßregeln ; ſelbſt im ungünstigen Falle macht er lieber gute Miene zum bösen Spiel. Aus schreitungen gegen die Bewohner des feindlichen Landes kamen daher im Verlaufe des ganzen Feldzuges fast nirgends vor, vorausgesetzt, daß nicht böser Wille und Widerstand ein gütliches Verfahren unthunlich erscheinen ließen. In diesem Falle verstand allerdings die schwere Hand des Holsteiners sich schnell zu ihrem guten Rechte zu verhelfen. Es ent= wickelte sich daher auch überall, wo das Regiment sich längere Zeit aufhielt, ein gutes Einvernehmen zwischen den Mannschaften und den Einwohnern, welches sich oft sogar zu einer gewiſſen Herzlichkeit steigerte. In den folgenden Tagen setzte die II. Armee den Vormarsch gegen die französische Nied und die Mosel fort; der 18. Diviſion wurde die Marschlinie St. Avold - Falkenberg (Faulquemont) -Arriance auf Met angewiesen. In erstgenanntem Orte ließen Seine Majestät der König das Regiment an sich vorbeimarschiren. Alle Müdigkeit war da vergessen, und die Beine streckten sich auf dem holprigen Straßenpflaster so stramm, wie es nur jemals der Rendsburger Paradeplaß gesehen hatte. Seine Majestät geruhten dem Regimentskommandeur anerkennende Worte über Aussehen und Haltung der Truppe auszusprechen.

Die Feuertaufe ertaufe des Regiments . Schlacht bei Gravelotte. *) Am 14. August bezog das IX. Armeekorps bei Buchy, zwei Meilen südlich von Metz, Biwaks. Auf dem Marsche dorthin hatte auf Befehl des kommandirenden Generals ein feierlicher Festgottesdienst die Truppen der Division im Gebete zum Höchsten vereinigt und die Gemüther zu dem ernsten Werke gesammelt, welches in der nächsten Zeit voraussichtlich bevorstand. Schon derselbe Tag brachte ein Vorspiel zu den blutigen Ereignissen der nächsten Zukunft. *) S. Plan zu den Ereignissen um Meg.

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Das Armeekorps befand sich unweit des bedeutendsten Waffenplatzes des östlichen Frankreichs, unter dessen schützenden Wällen die größte und schönste Armee der Franzosen , die Rheinarmee unter dem Marschall Bazaine, bei ihr der Kaiser Napoleon , stand. Zur Sicherung der rechten Flanke des Armeekorps war die 35. Jn fanterie-Brigade mit dem Dragoner - Regiment Nr. 6 und zwei Batterien gegen die Festung bis Orny vorgeschoben. In den erſten Nachmittagstunden hörte man aus nördlicher Richtung Kanonendonner, welcher von Stunde zu Stunde an Heftigkeit zunahm. Derselbe rührte von dem Kampfe her, welcher zwischen Truppen der I. Armee und der im Abziehen begriffenen Nachhut bei Colombey und Nouilly entbrannt war. Nach den ersten Kanonenschüssen hatten die französischen Armee= korps, welche ihr Marschall Bazaine hinter die Marne zur Vereinigung mit der vom Kronprinzen geschlagenen und sich mit den aus dem Innern des Landes neu ankommenden Heeresabtheilungen bei Chalons a. d . Marne verstärkenden Armee Mac Mahons zurückführen wollte, Kehrt gemacht und waren gegen die Truppen des Generals v. Steinmetz vorgegangen. In heißem Ringen hielten die Regimenter der I. Armee siegreich Stand. General v. Wrangel , welcher vorgeritten war, um sich einen Einblick in die Lage der Dinge zu verschaffen , erkannte die Vortheile, welche ein Vorgehen gegen die rechte Flanke der französischen Linien haben mußte. Er ließ die Division alarmiren und auf der Metzer Straße vorrücken . Die Tornister zurücklaſſend , marſchirte bald nach 5 Uhr das Regiment mit beschleunigten Schritten vorwärts , voller Hoffnung, sich heute den ersten Lorbeer zu pflücken. Doch es wurde spät ; das Gefecht war dem Erlöschen nahe , als die Truppen den Kampfplatz erreichten. Nur das 36. Regiment sowie das 6. Dragoner - Regiment und zwei Batterien hatten in den Gang der Schlacht wirksam eingreifen können . Außer einigen Granaten, welche hier zum ersten Male ihre zischende Stimme vernehmen ließen , und einer Chassepotkugel , welche sich in den Mantel eines Musketiers der 3. Kompagnie vergrub, erlitt das Regiment keine Belästigung seitens des Feindes. Etwas kleinlaut rückten die Kom pagnien nach einem Hin- und Hermarsche von über 3 Meilen spät abends in ihre alten Biwaks. Am folgenden Tage, dem 15. August, wurde das IX. Armeekorps auf Befehl des großen Hauptquartiers wiederum in die Gegend von Peltre und Jury vorgenommen , bis wohin gestern der Anmarsch zum Schlachtfelde geführt hatte, um für den Fall der Erneuerung des Kampfes einzugreifen. Als sich aber der allgemeine Rückzug der Franzoson auf das linke Moſelufer herausstellte , marschirte das Korps am Spätnach mittage bis an die Seille in westlicher Richtung vor , woselbst Biwaks bezogen wurden. Am 16. Auguft erhielt das IX . Armeekorps den Befehl des Ober kommandos der II. Armee, bis an die Mosel vorzurücken, um am 17. in der Richtung auf Gorze dem III. Armeekorps zu folgen, welches am 16. zuerst allein , dann unterstützt vom X. Armeekorps einen Vorstoß gegen die im Abzuge auf Verdun befindliche französische Armee unternehmen

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sollte. Dieser Vorstoß gestaltete sich zu der Schlacht von Mars la Tour, der verhältnißmäßig blutigsten des ganzen Krieges. Das IX. Armeekorps ging zum Schuße des Thalweges der Mosel und der rückwärtigen Ver bindungen der kämpfenden Armeekorps noch in später Tagesstunde und in der Nacht über die Mosel. Schon nachmittags hatte sich , als Nach richten von der hart bedrängten Lage der Brandenburger einliefen , auf Befehl des Generals v. Wrangel das an der Spiße des Armeekorps befindliche 11. Grenadier-Regiment in Marsch auf das Gefechtsfeld gefeßt. Die tapferen Schlesier erreichten das Schlachtfeld im rechten Augenblicke, um sich im heldenmüthigen Kampfe blutige Lorbeeren zu erstreiten. Die 85er waren eben in dem ihnen angewiesenen Marschquartier Marieulles eingetroffen , als ihnen der Befehl zum Weitermarsch zuging. Bei Fackelschein wurde die Mosel auf einer von den Pionieren bei Arry hergestellten Brücke überschritten.. Kaum hatte der Regimentskommandeur die Bataillone so gut und so schlecht es gehen wollte, im Biwak in tiefster Finsterniß untergebracht und wollte in einem Wärterhäuschen an der Eisenbahn sein bescheidenes Lager aufsuchen , als der Generalstabsoffizier der Division , Major Lust , den Befehl überbrachte, der Oberst v. Falken hausen solle mit einem Bataillon zur Deckung der Moselbrücke bei Novéant sofort nach Ars marschiren und auf dem zwischen Novéant und Ars sich langhinſtreckenden Höhenrücken eine so große Anzahl von Biwaks feuern anzünden, daß die Franzosen glauben sollten , wenigstens eine Division lagere daselbst. In frühester Morgenstunde führte Oberst v. Falkenhausen nach Erfüllung dieses letzteren Theils ſeines Auftrages drei Kompagnien des 2. Bataillons unter Major Ziermann ――――― die 5. Kompagnie blieb zur Bewachung der auf dem Berge angezündeten Feuer in das in tiefen Schlaf versenkte Städtchen Ars ein. Die schnell wach gewordenen Einwohner waren über die ungebetenen Gäste sehr erschrocken, brachten aber Kaffee und allerlei Labsal herbei, was dem nüchternen Magen wohl that. Von einem deutschredenden Manne ward dem Regimentskommandeur , wohl in der Absicht , die lästigen Eindring linge fortzuschrecken, die Nachricht zu Theil, daß höchstens 1/4 Meile von Ars hinter den sich bis an die Stadt erstreckenden Bergen der Feind in dichten Massen lagere. Mit unbefangener Miene wurde diese Nachricht entgegengenommen , jedoch erst nach einigen Stunden auf erhaltenen Be fehl der gefährliche Posten verlassen. Das Bataillon zog sich wieder an die Division heran, welche auf der Höhe südlich von Flavigny ihre Auf stellung genommen hatte. Am Nachmittage des 17. war das Regiment wieder vereinigt und biwakirte neben den Trümmern des 11. Regiments. Freudig und traurig zugleich war die Begrüßung mit den tapferen Brigadekameraden , von denen 42 Offiziere und über 1100 Mann todt oder verwundet das Schlachtfeld bedeckten. Der 18. August brach an, der Tag , welcher das Holsteinische Re giment berechtigt, seinen Namen neben den der alten sieggewohnten Truppen einzugraben auf die Ehrentafel altpreußischen Ruhmes. Die Kämpfe des 16. August hatten den Oberbefehlshaber der fran zösischen Armee, Marschall Bazaine, veranlaßt, unter den Kanonen der

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Forts von Meß eine wie er glaubte uneinnehmbare Stellung zu wählen, an welcher die Wucht des deutschen Angriffs zerschellen sollte. Se. Majestät der König Wilhelm befahlen für den 18. Auguſt das Vorgehen gegen die französischen Linien zunächst durch die II. Armee, deren Korps, auf dem rechten Flügel das IX., links daran anſchließend die Garde, dann das XII. Korps, ſtaffelförmig vorgehen sollten. Es lag in der Absicht der Heeresleitung , entweder den Feind , wenn er seine frühere Absicht, nach Westen abzumarſchiren , wieder aufgenommen hätte, durch den Angriff der Armeekorps des linken Flügels festzuhalten und ihn zur Entscheidung zu zwingen, oder ihn, wenn er Stellung genommen hätte, mit dem rechten Flügel (I. Armee mit dem VII. , dahinter dem VIII. Armeekorps , während das II. erst im Laufe des Tages in langem Marsche nachzurücken im Stande war) zu beschäftigen , während der linke Flügel (II . Armee) die feindlichen Stellungen von Norden umfaſſen ſollte. Das IX. Korps wurde zunächst auf Caulre Ferme in Marsch ge jezt. Die Diviſion marschirte in Gefechtsformation . Avantgarde: Füsilier- Regiment Nr. 36, Jäger-Bataillon Nr. 9, Dragoner-Regiment Nr. 6, eine Batterie. Gros: 36. Infanterie-Brigade, Infanterie-Regiment Nr. 84, drei Batterien. Bald nach 6 Uhr früh überschritt das Regiment im ersten Treffen seiner Brigade zwischen Rezonville und Vionville die große Straße, welche von Metz nach Verdun führt. Noch bewegte man sich auf dem Schlacht felde von vorgestern ; überall noch waren die Aerzte und Krankenträger bei ihrem Samariterwerke thätig, von allen Seiten vernahm man das Stöhnen der Verwundeten, allenthalben legten die in buntem Durcheinander verstreuten Gruppen der Gefallenen Zeugniß ab von der Erbitterung des vorgestrigen Kampfes. Das war eine das Gemüth ernst stimmende Vor bereitung auf die Aufgaben des heutigen Tages , welcher eben in morgen frischer Pracht der Nacht entstiegen war. Bei Villers aur Bois vorbei ging der Marsch bis in die Nähe der erwähnten Caulre Ferme. Hier wurde Halt gemacht. Die Avantgarde übernahm die Sicherung der ruhenden Truppen des Gros. Die Dragoner flärten das vorliegende Gelände gegen Verneville und das Bois des Genivar auf. Schnell wurden auf Befehl des kommandirenden Generals Mannschaften zum Wafferholen entsendet, und bald prasselten ringsum die Feuer, an denen angesichts des Feindes abgekocht werden sollte. Aber schon tönte es wieder: An die Gewehre! und ohne die Rückkehr der Wasserholer abzuwarten ging es weiter. Nachdem zwischen 9 und 10 Uhr durch den Lieutenant Graf v. Moltke II. vom Dragoner - Regiment Nr. 6 die Meldung von dem Vorhandensein eines großen französischen Lagers bei Amanvillers ein gegangen war , erhielt nach 10 Uhr General v. Manstein den Befehl

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Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl , in der Richtung auf Verneville und La Folie Ferme vorzurücken, um, falls der rechte Flügel des Feindes dort stehen sollte , den Angriff zunächst durch Entfaltung einer zahlreichen Artillerie einzuleiten. Demzufolge erhielt die Avantgarde der Diviſion die Richtung auf La Folie, um, wenn angängig, den dort befindlichen Wald sowie das Vorwerk selbst zu besetzen, während der Rest der Division auf Verneville folgte. Von der nördlich dieses Dorfes gelegenen Höhe erblickten die Generale v. Manstein und v. Wrangel , welche rekognoszirend vorausgeritten waren , bei Amanvillers das von Lieutenant Graf v. Moltke II. ge= meldete französische Lager,*) in welchem zahlreiche Truppen sich der sorg losesten Ruhe hinzugeben schienen. Deutlich erkannte man , wie sich aus dem Lager einzelne Kolonnen oder Truppentheile loslöften, zum Theil sich gegen das Bois des Genivaur in Bewegung setzten, zum Theil in west licher Richtung abzumarschiren schienen. Um sich den Vortheil der Ueber raschung nicht aus der Hand zu geben , ertheilte General v. Manstein der Artillerie der 18. Division, welche eben auf der Höhe von Verneville auffuhr, und dann auch der Korps - Artillerie Befehl, bei Verneville vorbeizutraben , auf der nordöstlich vorliegenden Höhe aufzu fahren und die feindlichen Massen mit Nachdruck zu beschießen. Zum Schuße der Artillerie gingen zwei Eskadrons 6. Dragoner vor; dann wurde das vorderste Bataillon der Avantgarde, 1. des 36. Regiments, mit zwei Kompagnien auf dem linken Flügel der Artillerie-Aufstellung in das Bois de la Cusse geworfen. Dieses Gehölz zieht sich in einzelnen durch Lichtungen getrennten Parzellen die über Amanvillers nach Metz führende Eisenbahn entlang bis an den Fuß der bei ersterem Orte an steigenden Höhe. Die beiden anderen Kompagnien wendeten sich zum Schuße des rechten Flügels der Artillerie gegen das Gehöft L'Envie, ver trieben die bis dahin vorgeschobenen feindlichen Abtheilungen und hielten das Gehöft bis zum Schlusse des Gefechts besetzt. Kurz vor 12 Uhr erdröhnten die ersten Kanonenschüsse von den Höhen bei Verneville. Man sah die Granaten ins feindliche Lager ein schlagen und unmittelbar darauf die Franzosen ihre Biwaks räumen und in ihre vorbereiteten Stellungen einrücken. Aus dem Gewühle löste sich zahlreiche in schneller Gangart sich vorbewegende Artillerie los , in kürzester Zeit waren ringsum die Höhen von feindlichen Batterien besetzt ; dichte Schützenschwärme gingen vor, auf der ganzen Linie begann ein betäubendes Feuer gegen die preußischen Batterien. Es stellte sich heraus, daß man sich in der Ausdehnung der französischen Stellungen geirrt hatte; statt daß der Angriff den rechten Flügel des Feindes umfaßte, war er vielmehr gegen das Centrum der französischen Schlachtordnung gestoßen. Man hatte den linken Flügel der Artillerie nach außen , der Gestaltung des Höhenrückens, auf dem sie stand, entsprechend, umgebogen, um wirksam die feindliche Flanke beschießen zu können ; nun wurden die preußischen linken Flügelbatterien von vorn, von der Seite, von hinten mit Geschoffen *) Viertes Korps, Ladmirault.

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überschüttet. Unsere heldenmüthige Artillerie, ohne jede Deckung dem Kugelregen preisgegeben , erlitt ungeheure Verluste ; sie wich nicht einen Fuß breit von dem ihr anvertrauten Posten. Die 4. schwere Batterie (Werner II.), auf dem äußersten linken Flügel aufgestellt, verlor in kürzester Frist mehrere Offiziere, 5 Geschützführer, 40 Bedienungs-Mann schaften und Fahrer und fast sämmtliche Pferde. Mehrere Hundert Schritt vor der Batterie hatte man einige Gestalten auf den Erdboden gedrückt sich bewegen sehen ; jezt erhoben sich diese. Es waren französische Offiziere, welche mit dem Degen winkten. Plötzlich belebte sich das Feld mit dichten Schwärmen rothhosiger Feinde, welche sich auf die wehrlos gemachte Batterie losstürzten. Nur den kühnsten Anstrengungen des 36. und 84. Regiments , dessen 1. und Füsilier - Bataillon jetzt den Rand des Waldes erreichten, gelang es, größerem Nachtheil vorzubeugen. So standen die Dinge anf dem linken Flügel, als gegen 2 Uhr auf Befehl des Generals v. Manstein auch das Vorrücken des Füsilier Bataillons 85. Regiments durch den General v. Wrangel ange ordnet wurde. Dasselbe war im ersten Treffen des Regiments bis Verneville vorgerückt und sollte nun der schwer bedrängten Artillerie Luft machen. Major Wolff v. Goddenthow führte das Bataillon geschlossen bis an den südlichen Rand des Bois de la Cuffe und ließ dann die Kompagnien auseinander ziehen. Während die 10. (Hauptmann v. Len gerke) und 11. (Hauptmann Fischer) als erstes Treffen vorrückten, folgten die Flügelkompagnien unter Premierlieutenant Deeß im zweiten Treffen nach. Immer unheildrohender hatten sich die Verhältnisse für den linken Flügel der Artillerie-Aufstellung gestaltet. Kaum noch waren die Füfiliere und Musketiere des 36. und 84. Regiments im Stande, durch Schnellfeuer und kurze Vorstöße die feindliche Infanterie zurückzuhalten . Der Kommandeur der Artillerie IX. Armeekorps , Generalmajor v. Putt kamer, unterrichtete selbst den Major v. Goddenthow , welcher an der Spitze der Kompagnien des ersten Treffens den Ostrand des Bois de la Cuffe erreicht hatte, von der überaus großen Gefahr für den linken Flügel. Da galt es kein Besinnen. Rasch wurden die Tornister abgeworfen. Im schnellen Schritt ging es gegen die verlorene Stellung. Auch die 9. und 12. Kompagnie warfen das Gepäck ab und suchten im Laufschritt die vorderen Kompagnien zu erreichen. Prasselndes Schnellfeuer empfing das Bataillon, jeder Schritt kostete blutige Opfer, aber unaufhaltsam ging es vorwärts . Die feindlichen Linien geriethen ins Wanken. Die 9. und 12. Kompagnie erreichten das erste Treffen, marſchirten auf dessen rechtem Flügel rechts und links auf und eröffneten im Verein mit den in aufgelöster Ordnung fechtenden Fahnenkompagnien ein Schnellfeuer, welches mörderisch in die dichten Schwärme des Feindes einschlug. Die Franzosen machten Kehrt und stürzten in wilder Flucht zurück. Vorwärts Füsiliere ! rief Major v. Goddenthow und sprengte zu Pferde Allen vorauf auf den Feind ein. Einige Hundert Schritt weiter fiel der tapfere Major von fünf Kugeln durchbohrt in die Arme seines Adjutanten , Lieutenant Voelt.

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Dieser hatte bereits sein Pferd unter sich verloren und war selbst durch den Arm geschossen, aber trotzdem zu Fuß an der Seite seines Kommandeurs geblieben. Bis auf wenige Hundert Schritt war das Bataillon an die französischen Linien herangekommen ; der Feind, welcher seine Unterstützungen in gedeckter Stellung in der Vertiefung eines Weges gefunden , hatte Front gemacht; von allen Seiten überschüttete er die Füsiliere mit Chaſſes potfeuer; das unheimliche Rasseln der Mitrailleusen mischte sich aus nächster Nähe in den betäubenden Knall der plaßenden Granaten , ―― wahrhaft entsetzliche Verluste erlitten die Kompagnien. Hauptmann Fischer blieb auf der Stelle, bei ihm Lieutenant Le Sage de Fontenay; Haupt mann v. Lengerke , Lieutenant Nitschmann , Portepeefähnrich Paßig wurden zum Tode getroffen ; die meisten Offiziere des Bataillons , die Lieutenants Voelz , Bönig , Schulze , Beseke , Vizefeldwebel Björnsen , Portepeefähnrich Malte wurden verwundet ; 32 Unteroffiziere, 437 Füsiliere bedeckten den Kampfplatz, davon 8 Unteroffiziere, 103 Mann sogleich todt. Und das Alles geschah in weniger als 20 Minuten ! Die Ueberbleibenden setzten das Feuer noch kurze Zeit fort, bis auf Befehl des ältesten noch unverwundeten Offiziers, Premierlieutenants Deeß, die Kompagnien ihre unhaltbare Stellung verließen , gedeckt durch die 12. Kompagnie unter Premierlieutenant Frölich. Derselbe, welchem das Pferd unter dem Leibe erschossen war und welcher an fünf Stellen seiner Uniform die Spuren der feindlichen Geschosse aufweisen konnte , harrte bis zuletzt in der arg gefährdeten Stellung aus. Nicht weit ging der Rückzug ; hinter einem deckenden Wall in einem Erdloche noch vorwärts des Ostrandes des Bois de la Cuffe sammelte Premierlieutenant Frölich die Trümmer des Ba taillons und stellte die taktische Ordnung wieder her ; doch konnten bei dem bedeutenden Abgange von Todten , Verwundeten und Versprengten zunächst nur drei starke Züge gebildet werden. So blieben die Füsiliere, das Gewehr in der Hand , in vorderster Linie zu neuer Verwendung bis zum Schlusse des Gefechtes bereit. Wenngleich das Bataillon durch die ungeheuren Verluste für heute fast kampsunfähig geworden war , so bleibt ihm der Ruhm , durch sein rücksichtsloses Vorgehen gegen den im Vordringen befindlichen übermächtigen Feind das Gefecht auf dem linken Flügel des Schlachtfeldes der 18. Di vision wieder hergestellt und den Anprall der franzöſiſchen Maſſen zurück gestaut zu haben. Auf dem rechten Flügel der Division waren mit Beginn der Schlacht die Truppen der 35. Infanterie - Brigade gegen das von den Fran zosen behauptete Bois des Genivaur vorgegangen. Dasselbe war namentlich in seinem östlich der Schlucht, durch welche der Mancebach fließt, belegenen Theile stark vom Feinde besetzt. Diesseits des Waldes liegt das Gehöft Chantrenne; in dieses war zwar die Avantgarde eingedrungen, doch gelang es ihren schwachen Abtheilungen nicht, sich dauernd im vorliegenden Walde zu halten. Auch die in nordöstlicher Richtung 300 bis 500 Schritt vor dem Bois des Genivaur gelegene Holzung von La Folie wimmelte von Feinden , welche den Rand des Hölzchens durch Wall und Graben be festigt hatten und von hier aus das ganze Vorgelände unter Feuer hielten.

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Infolge der über diese Dinge eingegangenen Meldungen ließ General v. Wrangel bald nach 2 Uhr das 1. Bataillon des Holsteinschen Regiments von Verneville nach Chantrenne rücken , um sich dort zur Verfügung des Kommandeurs der 35. Infanterie-Brigade zu stellen. So war, da das Füsilier-Bataillon auf dem linken Flügel über 1/3 Meile von Chantrenne entfernt kämpfte, das 2. aber einstweilen bei Verneville zurückgehalten wurde , der Regimentsverband für diesen Tag zerrissen . Ueberall aber suchte Oberst v. Falkenhausen seine fechtenden Abtheilungen auf : unmittelbar nach dem kühnen Angriff der Füfiliere war er zu ihnen geeilt, ihnen Glück zu wünschen zu ihrem ersten Waffengange und sich von der geeigneten Aufstellung und Ordnung des Restes des Bataillons zu überzeugen. Gleich darauf ritt er nach Chantrenne , um dort auch seine Musketiere anzufeuern, auf das Unermüdlichste unterstützt von seinem Adjutanten, Lieutenant v. Rosenberg , dessen Uniform bereits an verschiedenen Stellen von französischen Kugeln durchlöchert war. Sobald das 1. Bataillon unter Führung des Oberstlieutenants Köppen aus dem Schuße der Gebäude von Verneville heraustrat , gerieth es in das feindliche Feuer. Rechts und links sausten die Granaten bei der munter ausschreitenden Truppe vorbei ; jekt pfiffen auch die Chaſſepot kugeln ; erst vereinzelt, bald aber fanden sie reichlich ihr Ziel inmitten der Kompagnien und streckten viele Leute nieder. Das Gehöft Chantrenne war bald erreicht; es befanden sich Abtheilungen des 36. Regiments und der 9. Jäger darin. General v. Blumenthal ertheilte den Befehl, daß eine Kompagnie 85er den mauerumschlossenen Garten des Gehöfts besehen sollte, während der Rest des Bataillons als Reserve im Hofe aufgestellt wurde. Kaum waren diese Anordnungen ausgeführt , als um 23/4 Uhr Oberstlieutenant Köppen Befehl erhielt, mit dem ganzen Ba= taillon in südöstlicher Richtung gegen den vorliegenden, etwa 500 Schritt entfernten Rand des Bois des Genivaur vorzugehen, um den Feind von hier zu vertreiben. Das Ziel des Angriffs sollte der östlich des Mance bachs gelegene Theil des Waldes sein, welcher, wie erwähnt, sich noch in Händen des Feindes befand. Die 1. Kompagnie (Premierlieutenant Faust) und die 4. (Haupt mann Schuster) , mit 100 Schritt Abstand auseinandergezogen , gingen in erster Linie gegen den Wald vor , die 2. (Hauptmann Haack) und 3. (Hauptmann Kursava) folgten als Halbbataillon. Das lebhafteſte feindliche Feuer hielt die Kompagnien nicht auf; ſie drangen in den Wald Hinein und trieben den Feind vor sich her. Ihren Kameraden im Kampfes eifer vorauf eilte eine Schüßengruppe der 1. Kompagnie, die Musketiere Servais , Schöning , Oberpichler und Dohse. Gerade im Begriffe, in den Wald einzudringen , stießen sie unerwartet auf eine feindliche Ab theilung, welche, von einem Offizier befehligt, zu feuern begann . Ober pichler und Dohse wurden todt danieder gestreckt ; Servais aber sprang, ohne sich zu befinnen, auf den feindlichen Offizier los und stach ihn mit dem Bajonett nieder , worauf die andern Franzosen im Dickicht ver schwanden.

30 Das überaus dichte Unterholz gestattete kaum das Vordringen ein zelner Leute ; nur mühsam bahnten sich die Schützengruppen ihren Weg, indem sie sich unwillkürlich mehr und mehr nach links wendeten, wo der Wald lichter schien . Auf diese Weise wurde allmählich eine Linksschwenkung der Kompagnien des ersten Treffens ausgeführt, welche fast gleichzeitig den östlichen Waldrand erreichten . Von hier aus vermochte man erst einen Ueberblick auf die nächste Umgebung und die feindliche Stellung zu ge= winnen. Der Boden erhob sich von dem Waldrande an in sanfter Steigung nach einem andern dicht bewachsenen Waldstücke (bei La Folie) , welches sich längs des Ostrandes des Bois de Genivaur hinzog, etwa 300 bis 500 Schritt von demselben entfernt. Dieses vom Feinde dicht besezte Waldstück beherrschte die ganze Gegend um Chantrenne und erschien wie ein vorgeschobener starker Stützpunkt der französischen Schlachtlinie. Es mußte der Versuch gemacht werden , in den Besitz dieses wichtigen Boll werks zu gelangen. Schnell entschlossen verließen die 1., weiter rechts die 4. Kompagnie den deckenden Wald und gingen im Laufschritt gegen die feindliche Stellung über die Lichtung vor. Sie wurden von heftigem Schnellfeuer empfangen. Von der Süd- wie von der Westspitze des vom Feinde besetzten Waldes her fegten raſſelnd die Kugelgarben der Mitrailleuſen über die Waldblöße. *) Premierlieutenant Faust und Hauptmann Schuster, die Führer der vorstürmenden Kompagnien, fanden, unmittelbar nachdem sie den Wald verlassen, den Heldentod. Lieutenant Bayer der 1. Kom pagnie wurde schwer verwundet , der Tod hielt eine blutige Ernte unter den Reihen der Stürmer. Ein weiteres Vordringen gegen die mörderische Kugelsaat war sicherer Tod ; man mußte zurück und den verlassenen Wald rand wieder besetzen, um von hier aus dem Feinde Abbruch zu thun. Mittlerweile hatten auch die beiden anderen Kompagnien ſich mühsam durch das fast undurchdringliche Gehölz durchgearbeitet und zu Einem abgebrochen Die auf einem schmalen Waldpfade den Rand des Holzes erreicht. 3. Kompagnie (Hauptmann Kursava) erreichte zuerst mit ihrer Tete den Waldſaum. Oberstlieutenant Köppen , welcher sich an der Spitze dieser Abtheilung befand, kam gerade in dem Augenblicke an, als die Kompagnien des ersten Treffens nach dem vergeblichen Anlauf gegen die feindliche Stellung sich anschickten, den Waldrand zu beseßen. In der Absicht, dem stockenden Angriffe einen neuen Anstoß und mehr Nachdruck zu geben, führte er selbst die 3. Kompagnie aus dem Walde heraus und gegen die in nordöstlicher Richtung vorliegende Höhe , von wo aus die feindlichen Geschosse ununterbrochen das freie Feld bestrichen. Es war vergeblich. Kaum aus dem Dickicht herausgetreten , sank Lieutenant Lührsen mit einem Schuß ins linke Auge sowie durch den Arm getroffen zur Erde; dicht bei ihm Lieutenant Petersen mit einem Schuß ins Bein , viele Leute fielen, der Angriff konnte gegen das vernichtende Feuer des Feindes nicht durchgeführt werden. Auch diese Kompagnie mußte sich, ebenso wie

*) Man konnte später die Aufstellungspunkte der feindlichen Mitrailleusen Batterien an den Tauſenden von ausgeschoffenen Hülsen erkennen , welche den Boden ringsum in hohen Haufen bedeckten.

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die zuletzt anlangende 2. (Hauptmann Haack) darauf beschränken, den Rand des Bois des Genivaur zu besetzen und das Feuer des Feindes zu erwidern. Es waren schwere, bange Stunden , die das IX. Armeekorps jezt durchzukämpfen hatte. Frisch und keck war sein Angriff gewesen ; ſein tapferer Führer zählte die Feinde nicht, auf welche er in echt preußischer Art losging , wo er sie traf. Aber das Gefechtsfeld des Armeekorps dehnte sich in breiter Front mehr als eine halbe Meile aus ; nur die beiden Flügel am Bois de la Cuffe wie am Bois des Genivaux konnten mit zahlreicher Infanterie besetzt werden; der weite Zwischenraum zwischen ihnen wurde lediglich durch den Heldenmuth der Artillerie gehalten. Jeden Augenblick mußte man des Vorgehens der feindlichen Massen gewärtig sein. War aber die Stellung des IX. Korps durchbrochen , so standen als letzte geschlossene Reserve dem kommandirenden General nur noch zwei Bataillone des Schlesischen Grenadier - Regiments auf der Höhe von Verneville zur Verfügung , welches vor zwei Tagen über 1/3 seiner Ausrückestärke auf dem Schlachtfelde von Gorze hatte liegen laffen, und von welchem am heutigen Tage noch ein Bataillon zur Be deckung der Trains abkommandirt worden war. In solcher Lage galt es auszuharren und jeden Durchbruchsversuch des Gegners zurückzuweisen. Drei schwere, verlustreiche Stunden hindurch währte das stehende Feuergefecht des 1. Bataillons am Bois des Genivaur. Zwei französische Regimenter, wie sich später herausstellte , das 55. und 81. der Linie , hatten das gegenüberliegende Waldstück besetzt. Daß trotz dieser bedeutenden Ueberlegenheit des Feindes und trotz seiner besseren Schußwaffe die Kompagnien ihre volle Ruhe und Besonnenheit behaupteten , beweist die Wirkung ihres Feuers , denn wie besäet war anderen Tages der gegen überliegende Waldrand mit todten Franzosen , welche , hinter Wall und Graben bis an den Hals gedeckt , fast durchweg das tödtliche Blei im Kopfe siten hatten. Vortreffliche Unterstützung fanden die 85er durch das wirksame Feuer des 2. Bataillons 36. Regiments und der 1. Kompagnie der 9. Jäger, welche das vom Feinde besetzte Gehölz und die Waldblöße zwischen diesem und dem Bois des Genivaur von dem in der linken Flanke quer vor der Waldblöße sich hinziehenden Höhenkamm aus be schoffen. Gegen 3 Uhr nachmittags hatte General v. Wrangel auch das 2. Bataillon des Regiments (Major Ziermann) zur Unterstützung der Truppen des Generals v . Blumenthal in das Bois des Genivaur entsendet , wo es gegen 3½ Uhr eintraf; mit ihm der Regiments kommandeur. Derselbe versuchte, als er sich von der Unmöglichkeit eines Vorgehens über die vom Feinde trennende Waldblöße überzeugt hatte, mit dem Bataillon in auseinandergezogenen Kompagniekolonnen in süd östlicher Richtung vorzudringen. Die gänzliche Undurchdringlichkeit des Waldes jedoch verzögerte das Vorwärtskommen in unerwarteter Weiſe derart, daß das Bataillon, welches im Walde auf andere ebenfalls mit der Ungunst des Terrains ringende Abtheilungen des IX. und VIII. Armee

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korps stieß, welches rechts vom IX. Armeekorps in das Gefecht eingetreten war, vergeblich versuchte, an den Feind zu kommen.

Somit standen gegen 6 Uhr die beiden Musketier-Bataillone des Regiments auf dem äußersten rechten Flügel der Diviſion, gewiſſermaßen einen nach Süden umgebogenen Haken gegen die dichten Massen des Feindes bildend , welche den Abschnitt des Mancebaches besetzt hielten, und deren Vorgehen den rechten Flügel der Division bedrohen mußte, umsomehr, als die Abtheilungen des VIII. Armeekorps durch ein Rechts schieben in der Richtung auf Moscou zu die Verbindung mit dem IX. Korps aufgegeben hatten. Inzwischen war die gewaltige Schlacht auf der ganzen langen Linie von Le Point du jour und St. Hubert bei Gravelotte bis Ste. Marie aur Chênes und St. Privat entbrannt. Während das VII. und VIII. Armeekorps auf dem rechten Flügel der preußischen Stellungen den Angriff gegen die Höhen, auf denen die Pachthöfe St. Hubert und Mos cou liegen, versuchten, und die Garden gegen die leßtgenannten feindlichen Stellungen vorgingen, unternahm es das Königlich Sächſiſche (XII. ) Armee forps in weitem Bogen den rechten Flügel des Feindes zu umgehen. Hinter dem IX. Armeekorps war als Rückhalt für dieses das III. Armee= korps eingetroffen. Im Verein mit der Artillerie dieses Korps gelang es allmählich den in hartem verlustreichen Kampfe stehenden Batterien des IX. Korps , das bis dahin übermächtige Artilleriefeuer des Feindes zu dämpfen. Die starken franzöſiſchen Streitkräfte in dem Bois des Genivaur jenseits des Mancebaches und das von hier aus herüberschallende Kampf getöse, wo die I. Armee sich unter schweren Opfern in Besitz des Ost randes der Schlucht von Gravelotte und des Pachthofes von St. Hubert ſezte, ließen es immer mehr wünschenswerth erscheinen, nach dieser Rich tung hin Luft zu bekommen, um dann endlich das eigentliche Ziel des Kampfes des IX . Korps, das Dorf und die Stellungen von Amanvillers, angreifen zu können. Das Waldstück, dessen Wegnahme vor drei Stunden nicht gelungen war, mußte in den Augen der Führer immer mehr die Bedeutung als ein bastionsartig vorgeschobener Stüßpunkt für die fran zösischen Aufstellungen bei Amanvillers und gleichzeitig als stete Bedrohung für den rechten Flügel und das Centrum der Division gewinnen. Um gekehrt aber mußte den Franzosen an der Behauptung dieser Stellung umsomehr gelegen sein, als deren Verlust und ein Vorgehen preußischer seits auf Amanvillers den ganzen von St. Privat her bereits eingeleiteten Rückzug ihres rechten Flügels bedrohte und sie der Möglichkeit aussette, von der bequemeren Rückzugslinie durch das Thal von Châtel ab und gegen die steilen Moselabhänge hin gedrängt zu werden. Die Wichtigkeit dieses Postens für den Feind war indeß in seiner ganzen Bedeutung bei uns nicht bekannt; man nahm daher nicht an, mit einer so starken Ueber legenheit zu thun zu haben, wie dies in Wahrheit der Fall war. Um dem Angriffe durch die Entfaltung einer möglichst starken Streitmacht einen den Erfolg begünstigenden Nachdruck zu geben, ließ General

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v. Blumenthal die 3. Jäger - Kompagnie an Stelle des 1. Ba = taillons 85. Regiments in das Gehölz des Genivaux einrücken und gab dem Oberstlieutenant Köppen den Befehl, sein Bataillon hinter der Höhe östlich von Chantrenne zu sammeln und von hier aus, die dort bereits fechtenden Abtheilungen der 9. Jäger und der 84er unterſtüßend, gegen die Westecke des Gehölzes von La Folie vorzugehen. Oberstlieutenant Köppen ließ nach Eintreffen der Jäger seine Kompagnien die bisher innegehabten Stellungen verlassen und ordnete das Bataillon an dem ihm bezeichneten Orte. Der Abzug aus dem Walde fand nicht ohne Verluste statt. Lieutenant Wolff der 3. Kompagnie fiel, als er im Begriffe war, die Meldungen einiger Gefechtspatrouillen entgegenzunehmen. Die 2. und 3. Kompagnie sollten mit 100 Schritt Abstand und vorgezogenen Schützen gegen das vom Feinde besetzte Waldstück vor stürmen, die 1. und 4. als Halbbataillon folgen. Die Kompagnien standen in einer deckenden Mulde, vor sich den von den Jägern besetzten Höhenrand, über welchen hinaus der Angriff erfolgen sollte. Um denselben vorzubereiten, hatte der Diviſionskommandeur sich vier Batterien von dem hinter dem IX. Armeekorps nachrückenden III. Korps erbeten, dieſelben auf der Höhe vor dem Ostausgang von Verneville aufgestellt und das verschanzte Hölzchen von La Folie mit aller Kraft beschießen lassen. Nach etwa halbstündigem Feuer aus diesen Batterien erfolgte der Befehl zum Angriff. Der Bataillonskommandeur gab das Zeichen zum Vorgehen, die Schüßenſchwärme stürmten den Abhang hinauf, die Kompagnien des 1. Treffens folgten. Auf der Höhe wurden die dem Feinde sichtbar werdenden Musketiere von wüthendem Feuer empfangen. Die Mannschaften warfen sich nieder und begannen in den Wald hinein zu feuern. General v. Blumenthal , welcher ſelbſt an zwei Stellen, durch den Müßenrand an der Stirn und durch den Ueberrock mitten an der Brust, leicht verwundet war und sich immer unter den Vordersten aufhielt, befahl den Angriff fortzusehen. Auch die 1. Kom pagnie unter Lieutenant v. Freyburg I. rückte in die erste Gefechtslinie ein. Hauptmann Haack feuerte die Leute seiner (2.) Kompagnie durch lauten Zuruf an. Von Neuem ging es gegen den Wald vor, aus welchem ein förmlicher Hagel von Geschossen den Stürmenden entgegengeschleudert wurde. Es war unmöglich, in dies verschanzte dicht besetzte Gehölz ein zudringen. Der Anlauf führte bis an den sich vor der feindlichen Front auf nicht weiter als hundert Schritt entlang ziehenden Weg ; hier warfen sich die Musketiere nieder und seßten das Gefecht fort. Aus nächster Nähe pfiffen die Kugeln herüber und hinüber. Ein leuchtendes Vorbild für Alle, ging Oberstlieutenant Köppen von einer Kompagnie zur andern, den Kugelregen nicht achtend, feuerte die Leute an und ermunterte sie zum ruhigen Gebrauche ihrer Waffe. Von der 3. Kompagnie war Hauptmann Kursava schwer, Portepeefähnrich v. Jeß leicht verwundet; sämmtliche Offiziere der Kompagnie waren außer Gefecht gesetzt, aber der aufopfernden Thätigkeit der Unteroffiziere und Gruppenführer gelang es, die Züge und Gruppen zusammenzuhalten. Die 2. Kompagnie, welche bei dem ersten Anlauf den befohlenen Abstand von der 3. derart festgehalten hatte, daß 3 Stern , Holst. Inf. Regt. Nr. 85.

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ihr rechter Flügel sich an den Weg nach Leipzig Ferme anlehnte, hatte sich bei dem erneuten Vorgehen allmählich mehr und mehr nach rechts gezogen, wo sie einige Deckung fand. Jezt nahte ein gefahrdrohender Augenblick. Dem Feinde, welchem das Erlahmen des ungestüm begonnenen Ängriffs nicht unbemerkt geblieben war, schien der Zeitpunkt geeignet, aus dem Walde gegen die linke Flanke des preußischen Bataillons hervorzubrechen und die Reste unserer Abthei lungen über den Haufen zu werfen. General v. Blumenthal gewahrte die Gefahr. Noch war als letzte Reserve die 4. Kompagnie zur Hand; sie mußte den schwerbedrängten Kameraden Hülfe bringen. Der Kom pagniechef war gefallen ; schnell entschlossen eilte der Adjutant des Batail lons, Lieutenant Filter , dem das Pferd bereits unter dem Leibe erſchoffen war, zur Kompagnie und führte sie gegen den Feind. Lieutenant v. Freyburg II. wurde schwer verwundet, Portepeefähnrich Heins stürzte in den Kopf getroffen (er erlag nach wenigen Tagen seiner Wunde); schwere Opfer kostete der Vorstoß, aber die Franzosen wichen in den Wald zurück, sie wagten nicht mehr, ihre Stellungen zu verlaſſen. So wogte das Gefecht bis gegen 9 Uhr abends nach eingetretener Dämmerung unentschieden hin und her. Die 2. Kompagnie wurde durch ihren Chef aus ihrer gefährdeten Stellung am Wege nach Leipzig hinter den kaum 200 Schritt zurückliegenden Rand des Bois des Genivaur zurück genommen. Hier wählte auch Oberstlieutenant Köppen seinen Standpunkt. Das Bataillon hatte Befehl erhalten, sich mit den übrigen Truppen des Generals v. Blumenthal bei Chantrenne zu sammeln. Es war fast ganz dunkel geworden, als Hauptmann Haack feindliche Abtheilungen von Leipzig her gegen den Wald, in dem er sich befand, anrücken sah. (Es gehörten dieselben zu den Truppen, welche in der Abendstunde sich in die Lücke zwischen dem IX. Armeekorps und der I. Armee ein zudrängen versuchten.) Die Kompagnie, welche sich nur noch allein im Walde sah und schon im Begriffe war , ihre vereinsamte Stellung zu verlassen, wies zwar diese Abtheilungen durch ein kurzes Feuer zurück, konnte jedoch nicht hindern, daß französische Schwärme östlich von ihr in das Gehölz eindrangen . Angesichts der von hier aus drohenden Gefahr hielt sich Hauptmann Haack nicht für berechtigt, seinen Posten auf dieser Stelle zu verlassen ; er sammelte seine Kompagnie im Walde und blieb so nahe am Feinde stehen, daß er deutlich das Sprechen bei den Franzosen hören konnte. Erst gegen 10½ Uhr wurde es beim Feinde ruhig, und da voraussichtlich keine Wiederaufnahme des Gefechts in Aus sicht stand, zog auch Hauptmann Haack nach Chantrenne ab, wohin Oberstlieutenant Köppen die übrigen Abtheilungen seines Bataillons bereits zurückgeführt hatte. Die Nacht trennte jetzt die streitenden Armeen ; nur hier und da flackerte für Augenblicke das Gewehrfeuer wieder auf. Bei den Franzosen hörte man viel Lärm und Trompetensignale, sonst war ringsum tiefe Stille eingetreten. - Das 36. Regiment und die 9. Jäger stellten Gefechtsvorposten aus, unter deren Schuße die schwer ermüdeten Soldaten

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durch einige Stunden wohlverdienter Ruhe sich für die noch nicht abzu sehenden Aufgaben des folgenden Tages zu stärken suchten. Leider war das 1. Bataillon nicht im Stande, allen seinen Ver= wundeten, welche dicht vor, zum Theil in der Linie der Franzosen liegen geblieben waren, sogleich die nothwendige Hülfe angedeihen zu laſſen. So fand sich Lieutenant Lührsen , welcher, wie erwähnt, beim ersten Vorbrechen der 3. Kompagnie aus dem Bois des Genivaur durch das linke Auge geschossen war, beim Erwachen aus seiner tiefen Ohnmacht von französischen Infanteristen umringt, welche eine Unterhaltung mit ihm anzuknüpfen versuchten. Dicht bei ihm lag Lieutenant Petersen. Erst am andern Morgen wurden sie und andere ihrer Leidensgefährten nach dem Abzuge des Feindes von den Patrouillen ihres Bataillons auf gefunden und zurückgebracht. Noch um 5 Uhr morgens war das Waldstück von La Folie vom Feinde besetzt. Gegen 6 Uhr zogen die letzten Franzosen in der Richtung auf Leipzig Ferme und Châtel ab. Jetzt erst erkannte man, daß die Kämpfe des gestrigen Tages zu einem Siege geführt hatten. Aber schwere Opfer hatte der Sieg gekostet.

1. Bat.

2. ፡ Füf. Das Regt.

Todt: Off. Unteroff. u. Gem . 93 5 167 6

11

260

Es hatten verloren :

Verw.: Vermißt, (todt): Gem. Unteroff. u. Gem . 3 5 189 2 6 6 296 6 11 491 11 Off.

Zusammen: Off. Unteroff. u. Gem. 285 10 8 12 469 22 762

Wie das Füsilier Bataillon, so hatte auch das 1. den überstarken Gegner schließlich nicht vom Kampfplaße zu vertreiben vermocht, wohl aber deffen Angriffe trotz bedeutender Minderzahl erfolgreich abgewiesen. Mit stolzer Genugthuung vernahm man später, wie stark der gegenüber stehende Feind, wie wichtig die Aufgabe der Truppen des IX . Korps gewesen war. Noch war nichts Genaues über den Ausgang der Schlacht bekannt geworden ; nur soviel wußte man, das IX. Korps hatte ſtunden lang, ehe es auf Unterstützung rechnen konnte, den Feind angepackt und sich seiner vorgeschobenen Stellungen bemächtigt. Es hatte nicht die Kraft gehabt, den an Zahl überlegenen und in starken, wohlbefestigten Stellungen befindlichen Gegner zu vernichten oder seine Reihen zu durch brechen ; aber dieser hatte ebensowenig vermocht, die Faust, die ihn mit ehernem Griffe festhielt, abzuschütteln. Die Entscheidung aber mußte auf einem Flügel liegen. Erst im Laufe des folgenden Tages erfuhr man die ganze Bedeutung des erfochtenen Sieges. Der französische rechte Flügel war in schwerem Kampfe von den preußischen Garden und dem XII. (Königlich Sächsischen ) Armeekorps aus seinen Stellungen bei Ste. Marie und St. Privat geworfen worden, die gesammte fran zösische Armee hatte sich während der Nacht unter den Schuß der Festungs werke von Metz zurückgezogen. Die deutschen Armeekorps zogen sich zu 3*

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eisernem Ringe eng um die Festung des Feindes zusammen. Die größte und schönste Armee Frankreichs war eingeschlossen. Mit Stolz und Freude sieht das Regiment auf das Verhalten seiner Unteroffiziere und Mannschaften in diesem seinem ersten Kampfe . Unter denen, welche sich durch ihre umsichtige Ruhe und ihre Tapferkeit besonders hervorgethan hatten, nennt die 1. Kompagnie die Sergeanten Schaarschmidt , Bröcker , die . Unteroffiziere Heßling und Paulsen , die Musketiere Lembke , Reher und Servais ; die 2. den Feldwebel Rethfeld , den Sergeanten Haase , den Unteroffizier Becker, die Gefreiten Vogel , Gribbohm , Richrath, den Musketier Petersen ; die 3. den Feldwebel Saniter, die Sergeanten Rabes und Fahrenwaldt , den Unteroffizier Zander , den Gefreiten Langbehn , die Musketiere de Laforgue, Ehlers , Göttling ; die 4. die Sergeanten Schöps und Susen , die Unteroffiziere v . Hutier ( Offizieraſpirant) und Lüth , die Musketiere Karrasch und Lüneburg , den Tambour Brooks . Der als Kriegsfreiwilliger beim Regimente befindliche Unterarzt Dr. Broemser erhielt, während er in der vordersten Gefechtslinie auf das Unermüdlichste seinen Pflichten bei den Verwundeten oblag, einen Schuß, welcher ihm das linke Auge raubte, ihn aber nicht an der Fortsetzung seiner ärztlichen Pflichten hinderte. Er gehört zu den Ersten, welche mit dem Eisernen Kreuze beliehen wurden. Die 9. Kompagnie nennt rühmend die Namen des Feldwebels Polligkeit, des Portepeefähnrichs Reiche , der Sergeanten Regen und Hundertmark, der Unteroffiziere Cirsovius , Albers , Björnſen , Karstens , Grothgar und Thomsen, der Gefreiten Votel , Jensen, Chassee, Schwarzer , Schmidt , Reese, Rose , der Füsiliere Gode= gast , Jaacks II., Junge, Jürgens , Lafrenz , Barten , Trippels dorf, Rinke , Kürten , Eceberg , Dahmen , Abrath , Petersen III., Otto. Ein schönes Beispiel von treuer Anhänglichkeit an seinen Kompagnie Als sein Bataillon vor dem ver chef gab Sergeant Hesse der 10. war , bemerkte er , daß zurückgegangen Feindes des Feuer heerenden Hauptmann v. Lengerke schwer verwundet in der vordersten Gefechts reihe liegen geblieben war. Hesse nahm den Füsilier Kleinbäumer mit und begab sich zu seinem verwundeten Hauptmann. Sie vermochten ihn aber wegen seiner schweren Wunden nicht allein fortzutragen. Der Hauptmann befahl, sie sollten ihn liegen lassen und zur Kompagnie zurückkehren. Dem Sergeanten aber ließ es keine Ruhe; er forderte die Füsiliere Nommsen und Amelung auf, mit ihm auf den Kampfplak zurückzukehren. Nommsen wurde unterwegs verwundet, und die beiden anderen brachten ihn zurück. Hesse ging aber ein drittes Mal mit dem Füsilier Harbed vor; sie hatten eine Trage mitgenommen, und es gelang ihnen, den Verwundeten in Sicherheit zu bringen. Dem Unteroffizier Benn der 10. , welcher die Fahne begleitete, wurde das Gewehr in der Hand entzweigeschossen ; unbewaffnet ging er weiter vor und verließ, selbst durch den Arm getroffen, seinen Platz nicht eher, als bis er, durch einen Lungenschuß schwer verwundet, niedersank.

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Die Fahne selbst war von drei Kugeln, welche das Fahnentuch getroffen hatten, durchbohrt worden. Ferner zählt die 10. Kompagnie zu ihren Tapfersten den Feldwebel Wallmann, die Sergeanten Claasen , Müller , Schröder, die Unter offiziere Buchsbaum , Wuth , Berger , Paap , v. Böhn , Teike , Meister, Heik, Kobarg , den Füsilier Selk ; die 11. die Sergeanten Schrader, Heidemann , Burmeister , den Unteroffizier Kästner , die Gefreiten Platten , Zimmermann , Krüßfeld , die Füsiliere Struwe I. , Lange, Kath, Nobis ; die 12. die Sergeanten Kortemeyer , König , Dikow , Hampel, die Unteroffiziere Prien , Klingemann , Malling , den Lazarethgehülfen Hoffmann , die Gefreiten Grüßfeld , Rathjen , die Füsiliere Pries , Nitsche , Krimps. Portepeefähnrich Malte blieb, durch den Arm geschossen, bei seiner Kompagnie, bis er am Abend auf Befehl seiner Vorgesetzten den Verbandplatz aufsuchte. Den Feldwebel Dannemann hielt ein Schuß ins Bein nicht von weiterem Vorgehen ab, bis er auch durch den anderen Schenkel geschossen wurde. In den Frühstunden des 19. August brachen die bei Chantrenne lagernden beiden Musketier-Bataillone des Regiments auf und rückten nach Verneville, wo sie östlich des Dorfes ein Biwak bezogen ; die Füsiliere waren schon am Spätabende des Schlachttages auf Befehl des Brigade kommandeurs dorthin marschirt. Das Regiment erfüllte die schmerzliche Pflicht, seinen gefallenen tapferen Kameraden die letzte Ruhestätte zu bereiten. 7 Offiziere, 174 Mann wurden in fremder Erde gebettet. Die Offiziere ruhen auf dem Kirchhofe von Verneville. Es konnte nicht fehlen , daß die Stimmung bei Offizieren und Leuten, wenn auch eine gehobene über die ehrenvoll gelöste Aufgabe des Schlachttages, so doch eine wehmüthige sein mußte über den Verlust so vieler tapferen Kameraden. Aber hatten Tod und Verwundung große Lücken in die Reihen der in Kampf und Gefahr fest Zusammenstehenden geriffen, war man auch noch in banger Ungewißheit über das Schicksal zahlreicher Vermißten - sie waren, wie sich bald herausstellte, sämmtlich todt oder verwundet 1 um so enger schlossen sich die Ueberlebenden aneinander. Holsteiner und Altpreußen hatten sich zum ersten Male gefunden in gemeinsamer Pflichterfüllung und Treue bis in den Tod für König und Vaterland. Das ist die Bedeutung des 18. Auguſt für das Holsteinsche Regiment.

Siebzig Tage vor Meh. Schlacht von Noisseville. Im Laufe des 19. August befahlen Seine Majestät der König den Abmarsch der vor Metz entbehrlich erscheinenden Armeekorps ( Garde-, IV. , XII. Armeekorps, 5. und 6. Kavallerie-Division als Maas-Armee *) Siehe den Plan zu den Ereignissen um Met.

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unter Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Sachsen) in westlicher Richtung, sowie die Einschließung der Festung sammt der unter ihren Mauern lagernden Armee Bazaines . Zur Durchführung der Einschließung wurden in erster Linie das X. Korps von der unteren Mosel bis St. Privat, das II . von dort bis Moscou, rechts davon das VIII. und VII., letzteres auf beiden Ufern der oberen Mosel, dann das I. rechts und links an der Seille, endlich die nach gerückte 3. Reserve- Division verwendet, während das IX. und III. Armee korps als Reserve bei Ste. Marie und Verneville lagerten. Außerdem gehörten zur Armee Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl die 1. und 3. Kavallerie- Division. Im Ganzen etwa 150 000 Mann. Troß der einleuchtenden Nothwendigkeit dieſer Maßregel nahmen die zum Verbleiben vor Metz bestimmten Truppen die Nachricht über ihre demnächstige Verwendung mit nicht allzu großer Freude entgegen . Nur ungern verweilten die Regimenter auf den Leichenfeldern vor Metz, und die Aussicht, auf unbestimmte Zeit an die von Freund und Feind aus gefogenen Gegenden gefesselt zu sein, hatte nichts Verlockendes. Nicht ohne ein Gefühl des Neides sahen daher unsere Soldaten die Bataillone der Garde und der Sachſen mit munterem Trommelschlag bei sich vorbei ziehen ; ihnen ward das schönere Loos zu Theil, ihren Weg auf das stolze Ziel Paris zu nehmen. Am Nachmittag des 20. Auguſt bezog die 18. Diviſion zwischen Habonville und St. Ail ein Lager, die 85er auf dem rechten Flügel nahe dem erstgenannten Dorfe. Die nächsten Tage gingen mit dem wenig erfreulichen aber nothwendigen Geschäfte der Aufräumung des Schlachtfeldes, der Bestattung der in Massen umherliegenden Todten und Pferdeleichen hin. Am 23. August rückte die Diviſion in ein neues Biwak zwischen Roncourt und Montois la Montagne und näherte sich so dem X. Korps, welches den linken Flügel der Einschließungstruppen des linken Moselufers bildete. Nachdem die 12. Kompagnie bereits am Abend dieses Tages in Malancourt zur Deckung des dort befindlichen Armee-Hauptquartiers eingerückt war, wurde im Verlauf der folgenden Tage auch der Regimentsstab mit dem 1. und Füsilier-Bataillon dorthin verlegt, während das 2. Bataillon in Roncourt Quartier nahm. Wacht und Patrouillendienst zur Sicherung des Rückens der Belagerungsarmee bildete während dieser Zeit die Hauptbeschäftigung der Bataillone. Der 30. August gestaltete sich zum erhebenden Festtage. Es erfolgte als Allerhöchste Anerkennung für die Leistungen des Regiments auf dem Schlachtfelde die Aushändigung der ersten Eisernen Kreuze an einige Offiziere, Aerzte und Mannschaften: Ein gerechter Stolz für die mit dieser hohen, schon unseren Vätern theuren Auszeichnung Beliehenen, ein Sporn für alle Anderen, sich auch dieser Ehre werth zu machen. Niemand wußte, was schon die nächste Zukunft bringen konnte. Es war vorauszusehen, daß der Marschall Bazaine die Fesseln, welche ihm die deutsche Einſchließungsarmee angelegt hatte, abzuschleudern versuchen, daß er durch einen Angriff und Durchbrechung der deutschen Linien die

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Freiheit seiner Entschlüsse wieder zu gewinnen trachten werde. Schon am 26. war auf die Nachricht von bedrohlichen Bewegungen innerhalb der französischen Lager die 18. Division alarmirt und in Marsch auf den Moselübergang bei Hautconcourt gesetzt worden. Da der erwartete französische Angriff indessen nicht erfolgte, so rückten am späten Nach mittage die Truppen wieder in ihre Quartiere. Marschall Bazaine hatte seine Truppen wieder zurückgezogen . Er mochte wähnen, daß es ihm vielleicht durch Unterhandlungen gelingen möchte, seinem Lande die immerhin noch über 170 000 Mann starke Armee wieder zuführen zu können, ohne ihren durch die vorhergegangenen schweren Kämpfe und durch den beginnenden Munitionsmangel gefährdeten inneren Zusammenhang und ihre Verwendbarkeit gegen die in Paris bereits ihr Haupt erhebende Revolution neuen schweren Proben aussehen zu müssen. Aber er mußte einsehen, daß ihn die Deutſchen nicht ohne Kampf würden abziehen laſſen. Ernster gemeint war die Alarmirung des 31. August, des ersten Tages von Bazaines großem Ausfalle. Auf die Nachricht von dem auf dem rechten Moselufer vor der Front des I. Armeekorps und der Reserve - Division Kummer sich entwickelnden Gefechte nahm die 18. Division eine Bereitschaftsstellung bei Roncourt ein, um jeden Augenblick auf das andere Moselufer übergehen zu können. Mit großer Spannung wartete man den ganzen Tag auf den Befehl zum Aufbruch, aber erst in später Abendstunde riefen die Signalhörner und Trompeten zu den Waffen. Schnell wurden vom 1. und 2. Bataillon die in Roncourt bezogenen Alarmhäuser verlassen, und in die tiefschwarze Nacht hineia wurde der Marsch zur Mosel hinab angetreten. Leider durften die Füsiliere ihre Kameraden nicht begleiten, da sie zur Bewachung des Armee-Hauptquartiers in Malancourt zurückbleiben mußten. Der Nachtmarsch in das Moselthal hinab war äußerst beschwerlich. Die Finsterniß, die engen , tief eingeschnittenen Wald- und Felsenwege, die Steilheit der Abhänge, welche das Hinunterführen der Patronen wagen zu einem mühsamen, ja bei der Dunkelheit gefährlichen Stück Arbeit machten, die nie aufhörenden durch irgend einen Unfall erzeugten Stockungen, das Nachtraben, das Aufprellen, ――― Alles das machte den Marsch höchst ermüdend und unbehaglich. Jedermann war froh, als man im Dämmerlichte des herbstfrischen Nebelmorgens die Mosel auf der Pontonbrücke der 10. Pioniere bei Hautconcourt überschritt und nun auf besseren Wegen den Marsch über Ennery und Antilly fortsette. General v. Manteuffel, kommandirender General des I. Armeekorps , zu deffen Verfügung Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl das IX. Armeekorps gestellt hatte, erwartete für den 1. Sep tember eine Wiederaufnahme der Schlacht durch die Franzosen, deren Vorgehen sie gestern nur in den Besitz einiger bislang von den Truppen des I. Armeekorps besetzt geweſenen Ortschaften in nordöstlicher Richtung zum Zweck der Flankendeckung der für den Durchbruch in nördlicher Richtung bestimmten Hauptkräfte gesetzt hatte, während sie nach dem eigentlichen Ziele ihres beabsichtigten Vormarsches, nach Norden, kein Feld General v. Manteuffel ordnete an , daß die gewonnen hatten.

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18. Division hinter dem äußersten rechten Flügel der Schlachtlinie nördlich von Malroy und Charly zur Unterſtützung der Reserve - Diviſion Kummer Stellung nehmen sollte. Durch einen dem Regimente angenehmen Zufall war die 36. Brigade bei Antilly auf einen falschen Weg gerathen und mußte Kehrt machen. Hierdurch kam das Regiment aus dem zweiten in das erste Treffen und rückte so bis Charly vor. Noch verhinderte ein dichter Nebel, welcher nur allmählich vor der wärmenden Sonne wich, die Aussicht auf die vor liegende Ebene. Das berechtigte aber vergebliche Verlangen nach einem Morgenimbiß war schnell vergessen, als General v. Wrangel , vom General v. Kummer dringend zur Unterstützung aufgefordert, das Vor gehen der 36. Brigade anordnete. Das Regiment Nr. 11 wurde später gegen Rupigny entsendet, um dort im Verein mit der Diviſion Kummer, insbesondere mit dem 81. Infanterie - Regiment , die große Straße von Metz auf Diedenhofen zu decken, während den 85 ern die Sicherung der weiten Lücke zwischen dieser Straße und den Stellungen des I. Armeekorps durch Festhalten des Südrandes des Waldes von Failly zufiel. Um 82 Uhr hatte der auf der Nordfront kommandirende französische Marschall Canrobert seine Batterien bei Chieulles auffahren laffen, deren Feuer, unterstützt durch die Festungsartillerie, die Räumung von Rupigny seitens der Truppen des Generals v . Kummer veranlaßt hatte. Oberst v. Falkenhausen ließ das 1. Bataillon den westlichen, das 2. den östlicheren Theil des genannten Waldes besetzen. Derselbe liegt nördlich vor dem Abhange eines Höhenrückens , welcher seine höchste Er hebung ungefähr 500 Schritt vor dem Südsaume des Holzes hat. Der Rand dieses Rückens sowie das ganze Gelände jenseits deſſelben bis hinab in einen sich vor den Dörfern Failly und Vany entlang ziehenden Wiesen grund zeigte sich den rekognoszirenden Offizieren mit zahlreichen französischen Truppen besetzt. General v. Wrangel schickte nunmehr den Befehl, den Feind von den vorliegenden Höhen zu vertreiben. Dementsprechend ordnete der Brigade kommandeur General v. Below an , daß, während das 1. Bataillon in der Front vorgehen, den Gegner beschäftigen und festhalten , das 2. Ba taillon eine allmähliche Rechtsschwenkung ausführen solle, um danach den Feind durch einen kräftigen Angriff auf seine rechte Flanke zum Weichen zu bringen. Als Reserve für die in vorderer Linie fechtende 36. Jn fanterie-Brigade stand nördlich von Charly die 35. Brigade mit zahlreicher Artillerie bereit. Als die Sonne den Nebel zerstreute, gegen 7 Uhr, eröffnete die auf der Höhe östlich von Charly aufgefahrene Batterie Eynatten ihr Feuer auf die dichten Schwärme der Franzosen. Sofort antwortete das Fort St. Julien, seine gewichtigen Geschosse weit über das Regiment hinweg bis in die erwähnte Batterie schleudernd. Die feindliche Infanterie schien im Vorrücken befindlich. Um 8 Uhr ließ Oberst v. Falkenhausen die Bataillone aus dem Walde heraustreten. Der Feind , welcher sich zum Theil in Schützengräben eingenistet hatte, begann lebhaft zu feuern, richtete

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aber nicht viel Schaden an. Das 2. Bataillon hatte sämmliche Kom pagnien in dichte Schüßenschwärme aufgelöst, denen nur kleine Unter stützungstrupps folgten , während das 1. Bataillon die 2. und 3. Kom pagnie in die Schüßenlinie vorgenommen hatte und die 1. und 4. mit entfalteter Fahne geschlossen folgen ließ. Jeßt erfolgte der Befehl zur Ausführung der Rechtsschwenkung an das 2. Bataillon. Major Zier mann nahm als Rückhalt für seine am meisten gefährdete linke Flanke die Verbindung mit dem I. Armeekorps war noch nicht hergestellt die 5. Kompagnie ins 2. Treffen hinter den linken Flügel zurück. Wie auf dem Exerzirplate wurde im heftigsten feindlichen Feuer die Schwenkung kompagnieweise vom rechten Flügel an ausgeführt . Die Franzosen, welche ihre rechte Flanke bedroht sahen, führten frische Abtheilungen ins Gefecht. Die Musketiere eröffneten ein kurzes Schnellfeuer, dann wurde noch ein mal vorgelaufen , um aus größerer Nähe den entscheidenden Bajonett angriff durch wohlgezielte Schüsse vorzubereiten. Nun war der Zeitpunkt zum gemeinsamen letzten Vorgehen beider Bataillone gekommen. General v. Below , deſſen Pferd eben verwundet worden war, ordnete mit Oberſt v. Falkenhausen an Ort und Stelle und im heftigsten Feuer dieſe letzte entscheidende Bewegung . Major Ziermann ließ die Unterstützungstrupps dicht aufrücken, die Spielleute schlugen an, mit Hurrah ging es vorwärts. Der Feind gab in praffelndem Schnellfeuer seine letzten Schüsse ab ; die Verluste waren bedeutend, aber nichts hielt den Ungestüm der Musketiere des 2. Bataillons auf, welche heute zum ersten Male an den Feind kamen. Premierlieutenant v. Scholten wurde durch das Bein geschossen, ebenso Lieutenant v. Forkenbeck; Lieutenant Schmidt ließ sich seinen zer schoffenen Arm an den Leib festbinden und blieb bis zuletzt beim Bataillon ; der zugführende Vizefeldwebel Stückradt wurde schwer verwundet, Vize feldwebel Gloy desgleichen ; über 100 Mann ließ das Bataillon bei seinem Vorlaufe an Todten und Verwundeten liegen. Auch die Fahne des Bataillons war getroffen worden, und zwar hatte ein feindliches Ge schoß den Fahnenring getroffen und ein Stück Holz von 2 Zoll Länge, 1 Zoll Breite und 1/4 Zoll Dicke von der Stange abgeschlagen. *) Gleich zeitig ging das 1. Bataillon in der Front vor. Auch seine Fahne wurde durch zwei feindliche Gewehrkugeln verletzt, welche das Fahnentuch durch löcherten. Nun hielt der Feind nicht mehr Stand und wich in großer Eile in die nahe dem Dorfe Failly gelegenen Weinberge zurück. Das Regiment muß dankbar der wirkſamen Unterſtüßung gedenken , welche es von Charly aus durch die gut gezielten Granaten der Batterien Eynatten und Puttkammer erhielt. Schlag für Schlag plaßten die Geschoffe innerhalb der dichtesten Schwärme der zurückweichenden Franzosen und trugen nicht wenig zu deren Verwirrung bei. Es war 10 Uhr geworden ; die Verfolgung des Feindes dauerte fort. Die 8. Kompagnie, welche den äußersten linken Flügel des Regiments

*) Auf Allerhöchsten Befehl erhielt die Fahne am 11. Mai 1872 einen Filbernen Ring um die verleßte Stelle der Stange mit der Inschrift: Failly, 1. September 1870. (Vergl. S. 67.)

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hatte, warf sich in die Weinberge bei Failly und traf hier vordringend auf Abtheilungen des Regiments Kronprinz . Hierdurch war die Verbindung mit den Truppen des I. Armeekorps hergestellt. Allmählich gerieth das Regiment in das wirksame Feuer der Festungs werke, weshalb Oberst v. Falkenhausen von einem weiteren Vorgehen gegen den vom Feinde stark besetzten Abschnitt Chieulles - Vany - Villers de l'Orme einstweilen Abstand nahm. Die Bataillone setzten sich in der dem Feinde entriffenen Stellung fest, in welcher sie aus der Richtung des Forts St. Julien von einer auf der Chauffee Meß-Failly aufgefahrenen Batterie lebhaft mit Granaten beschossen wurden und auch aus den vor liegenden Weinbergen Gewehrfeuer erhielten , ohne indeß nennenswerthe Verluste zu erleiden. Die beiden Batterien waren unterdeß den Abtheilungen der 36. Bri gade auf die Höhe von Rupigny gefolgt und nahmen die vom Feinde besetzten Ortschaften unter Feuer. Gegen 1 Uhr begann der Feind auch diese Stellungen zu räumen. Ungesäumt befahl Oberst v. Falkenhausen das Wiederantreten der Bataillone. Die Schützen trieben die Franzosen den Abhang hinunter bis in und durch den vorliegenden Wiesengrund. Immer dichter schlugen die preußischen Granaten in die von den Fran zojen besetzten Dörfer ein ; Villers de l'Orme brannte bereits , und in wilder Flucht sah man ganze Schwärme Rothhofen aus dem Dorfe heraus stürzen. Nachgeschickte Patrouillen meldeten auch bald die gänzliche Räumung des Ortes. Gerade im Begriffe, denselben durch das 2. Bataillon besetzen zu lassen , erhielt gegen 3 Uhr der Regimentskommandeur den Befehl, das Gefecht abzubrechen und bei Charly ins Biwak zu rücken . Der Abmarsch der Bataillone vom Gefechtsfelde war dem aufmerk samen Feinde nicht unbemerkt geblieben ; aus den Festungswerken wurde eine ansehnliche Zahl von Granaten dem Regimente nachgeschickt , welche jedoch, obschon sie zwischen den in Kolonne marschirenden Bataillonen niederfielen, nicht den geringsten Schaden verursachten. Es herrschte ein gehobenes Gefühl bei Offizieren und Mannschaften. Namentlich war beim 2. Bataillon, welchem die Ehrenaufgabe des Tages zugefallen war, die Freude groß, nun auch seine Waffenthaten neben denen der beiden anderen Bataillene aufweisen zu können. Unter denen, welche sich in diesem ersten Waffengange ausgezeichnet hatten, nennt das Bataillon von der 5. Kompagnie den Feldwebel Förster , die Unteroffiziere v. Plänckner (Offizier-Aſpirant) und Riemer , den Gefreiten Eleven ; von der 6. den Feldwebel Tümmel , welcher selbst ein Gewehr ergriff und durch sicher abgegebene Probeschüsse die Mann schaften über Visir und Abkommen belehrte, bis er schwer in den linken Fuß getroffen wurde; ferner den gleichfalls schwer verwundeten Vize feldwebel Clausen und den Unteroffizier Burmeister; von der 7. den Feldwebel Krause , den Unteroffizier Saß , die Musketiere Hanſen I., diesen namentlich wegen seines erfolgreichen Schießens, Kern , welcher, ver wundet niedersinkend, seine Kameraden zum muthigen Vorgehen anfeuerte, Meyer I. , der durch eine Prellkugel niedergeworfen wurde , aber schnell wieder aufsprang, um beim Bajonettangriffe auf den Feind nicht zu fehlen ;

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von der 8. den Feldwebel Koniesny , die Sergeanten Scheithauer und Draheim , den Unteroffizier Meeres , die Musketiere Kölln , Wegener und Habenicht . Auch das 1. Bataillon, deffen Kompagnien sich infolge der Verluste am 18. mit Ausnahme der 2. in Händen ganz junger Offiziere befanden (die 3. Kompagnie wurde sogar durch den Fähnrich Bock geführt) , konnte den Namen seiner Braven vom 18. noch andere hinzufügen , welche sich durch ihr tapferes Verhalten am heutigen Tage deffen würdig gemacht hatten. Von der 1. Feldwebel Wurche, Sergeant Nückel, die Unter offiziere Winter und Stehnsadt , die Musketiere Kleinworth und Schwertmann ; von der 2. die Sergeanten Förste, Fahnenträger des Bataillons, und Franke , die Unteroffiziere Clemenz und Kühl , den Gefreiten Speil , die Musketiere Frenzel, Rath , Schneekloth und Freitag; von der 3. den verwundeten Feldwebel Saniter , die Unter offiziere Stahl und Bock , den Gefreiten Mevius , den Musketier Kemnade; von der 4. den Feldwebel Schreiber. Die Verluste des Regiments betrugen an diesem Schlachttage : 1. Bataillon : tødt oder an den Wunden gestorben - Offiz. verwundet ―― 2. Bataillon : = todt oder an den Wunden gestorben ―― verwundet 4 = Das Regiment verlor also zusammen

3 Unteroffiz . u. Gem. = = = 10 33 80

= =

፡ =

= =

4 Offiz. 126 Unteroffiz. u. Gem.

Eine freundliche Sonne begünstigte die Biwaks des Regiments ; den berechtigten Eigenthümlichkeiten des Magens , welcher seit mehr als 24 Stunden auf Wartezeit gesetzt war, konnte infolge des trotz der großen durch die Truppenbewegungen verursachten Hindernisse prompten Eintreffens der Proviantkolonne des Rittmeisters Johannsen auf dem Schlachtfelde fast noch während des Gefechtes durch die Bereitung einer Erbswurſtſuppe, der ersten im Feldzuge, Gerechtigkeit widerfahren ; das ging schnell, machte umständliche Vorbereitungen überflüssig und gestattete dem durch Nacht marsch und unmittelbar darauf folgenden Kampf aufs Aeußerste erschöpften Körper, verhältnißmäßig frühzeitig die wohlverdiente Ruhe aufzusuchen. Am andern Morgen um 7 Uhr rückte die Diviſion wieder auf das linke Moselufer. General v. Wrangel ließ seine Regimenter an der Brücke von Hautconcourt bei sich vorbeimarschiren. Den 85ern wurde eine höchst ehrenvolle Begrüßung durch ihn zu Theil, und strahlenden Auges vernahm man , daß General v. Manteuffel in den anerkennendsten Worten für die rechtzeitige und kräftige Mitwirkung der 18. Division gedankt habe. Der Jubel steigerte sich, als unterwegs die Nachricht von einer durch die Truppen der Maas- und III . Armee gewonnenen großen Schlacht bei Beaumont eintraf. Nachmittags befanden sich die Truppen wieder in den alten, man kann nicht sagen liebgewonnenen, engen Quartieren von Ron court und Malancourt.

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Unvergeßlich wird in der Erinnerung der Regimentskameraden der 4. September sein. Schon am Vorabende ging durch die Kantonnements das Gerücht von einem großen Waffenerfolge, welcher durch die unter dem Oberbefehle Seiner Majestät des Königs vereinigte III. und Maas Armee über die französische Armee des Marschalls Mac Mahon erfochten sein sollte ; allein die Erzählungen klangen zu ungeheuerlich, als daß man ihnen unbedingt hätte Glauben schenken mögen. Als aber am Vormittage dieses Tages das Regiment zum Feldgottesdienst versammelt wurde , um dem Höchsten Dank für die so reich gespendete Gnade zu sagen, als dann General v. Below in kurzen gewichtigen Worten die Thatsache von der großartig ersonnenen und durchgeführten Einkesselung der zum Entsatz Bazaines längs der belgischen Grenze heranrückenden Armee Mac Mahons , von dem gewaltigen bei Sedan erfochtenen Siege, von der Waffenstreckung des ganzen erlesenen feindlichen Heeres , von der Gefangen nahme des Kaisers Napoleon mittheilte, da brauste der Jubel los , und donnernde Hurrahrufe auf den lorbeergekrönten Kriegsherrn legten von dem überwältigenden Eindrucke Zeugniß ab , welchen solche Botschaft er regen mußte. Auch durch die Brust des einfachsten Musketiers ging ein Ahnen und ein Wollen, daß es von nun an unmöglich sein werde, die blutig erkämpfte Waffenbrüderſchaft zwischen den verschiedenen deutſchen Volksstämmen wieder zu zerstören , daß jezt ein einiges Deutschland zu sammengeschmiedet werde, dessen Grenzen reichen müssen von der heimischen Königsau bis zu den Alpengipfeln der süddeutschen Brüder. Unter den frischen Erinnerungen an die eigenen harten Kämpfe und Siege mußte die Freudennachricht an Bedeutung gewinnen. Schon winkte auch für die Belagerer von Metz ein gleicher Siegespreis , wenn auch noch aus weiter Ferne. Aber schwere Tage standen noch bevor, ehe es vergönnt mar, den Siegeslorbeer zu pflücken. Am 5. September gegen 92 Uhr früh wurde die Diviſion alarmirt und bei Roncourt vereinigt; es ging ihr der Befehl zu, in die vorderſte Linie der Einschließungstruppen, und zwar in diejenige Stellung einzurücken, welche bislang das VIII. Armeekorps innegehabt hatte. Um 5 Uhr nachmittags lösten die Regimenter der Division die Truppen des VIII. Korps ab. Der der Division zur Besetzung und Vertheidigung überwiesene Abschnitt*) bildet einen Theil des Höhenrückens, welcher sich von dem Vorwerk La Folie bis an das Moselthal hinzieht und begrenzt wird im Nordosten von der tief eingeschnittenen Schlucht Amanvillers - Châtel St. Germain - St. Ruffine, im Osten durch das Moselthal, im Westen und Süden von der Schlucht des Mancebaches, welche in immer tiefer und breiter werdendem Einschnitte sich aus der Gegend von La Folie bis nach Ars an die Mosel heranzieht. Diese Höhe ist auf ihrem südlichen Theile sowie an ihren meist fteil abfallenden Abhängen mit Wald bewachsen , sonst aber kahl und *) Siehe den Plan zu den Ereigniſſen um Meß.

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wenig bebaut. Der Rücken der Höhe, welche sich an 150 Fuß über das Moselthal erhebt, ist lehmig, sehr steinig, zum Theil tritt der Fels zu Tage ; von allen Seiten ist er den Winden ausgesetzt , wasserarm , unfruchtbar. Quer über die Hochebene führt von Westen nach Osten die große Straße Met - Verdun. Bei gutem Wetter ist der Boden auf der Höhe auch neben den gebahnten Wegen überall gangbar, außer an den Rändern einiger ausgedehnter Steinbrüche . Regnet es aber nur einige Tage lang hintereinander , so gestaltet sich der schwere Lehmboden zu einer tief aufgeweichten zähen Masse. Den dem Feinde zugekehrten östlichen Abhängen gegenüber erhebt ſich der von einem starken Fort gekrönte Mont St. Quentin (jetzt Fort Friedrich Karl und Fort Manstein) ; nördlich desselben, auf einem fast gleich hohen Berge, liegt das Fort Plappeville (jetzt Alvensleben) . Von dieser Seite her erschien ein Ersteigen der Höhe durch größere Truppen Abtheilungen wegen der steilen, waldbewachsenen und felsigen Ränder faſt unmöglich. Es genügte daher zu ihrer Bewachung eine fortlaufende Kette von Doppelposten. Größere Gefahr boten die den Berg hinanführenden Schluchten, deren Beobachtung daher eine stärkere Besatzung und erhöhte Aufmerksamkeit erforderte. Solcher Schluchten kamen in dem Abschnitte der Division drei in Betracht. Die eine führt von dem Dorfe Châtel St. Germain auf das Gehöft Leipzig und wurde von den Truppen der 35. Brigade bewacht, von welchen ein Bataillon 84. Regiments später als ständige Besatzung nach Châtel verlegt wurde, nachdem dies Dorf befestigt worden war. Eine zweite Schlucht führt von dem Dörfchen Longeau nach St. Hubert (alter Römerweg), eine dritte von Rozerieulles aus auf die Höhe nach Le Point du Jour. Ihre Bewachung geschah durch die 36. Brigade. Die Schlucht von Châtel und die von Rozerieulles ſind durch die in oder vor ihnen liegenden Dörfer gleichen Namens gesperrt, während die zwischen beiden liegende Schlucht von Longeau von dieſem Dörfchen aus, welches in Händen der Feinde blieb, eingesehen und unter Feuer genommen werden konnte. Im Gegensatz zu dem Höhenrücken sind die Schluchten wasserreich, vor dem Winde geschützt und deshalb fruchtbar und gut bebaut. Die Dörfer Châtel und Rozerieulles sind ziemlich groß , haben wohnliche maſſive Häuser und sind mit Gärten und Weinbergen umgeben, welche die Umschau schon auf die nächsten Entfernungen verhindern. Ein kleiner Theil des von der Division besetzten Berges blieb in der Gewalt des Feindes , nämlich der Vorberg , auf welchem das Dorf St. Ruffine liegt ; derselbe reicht so nahe an den Mont St. Quentin heran, daß eine Erzwingung der Besetzung dieses Dorfes nicht rathſam erschien. Der 36. Infanterie - Brigade fiel die Deckung des rechten Flügel abschnittes zu. Ihre Stellungen erstreckten sich von der alten Römer straße in südlicher Richtung bis nach Jussy , woselbst sie Fühlung mit dem VIII. Armeekorps hatte.

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Das 85. Regiment auf dem linken Flügel der Brigade stellte ein Bataillon auf Vorposten. Dasselbe bejezte zunächst das Dorf Roze= rieulles, die Schlucht von Longeau und den dazwischen liegenden Höhen rücken. Der östliche Theil von Rozerieulles wurde durch eine Kompagnie besetzt, welche drei Feldwachen aussetzte : Nr. 1 in einem südöstlich des Dorfes gelegenen Eisenwerke, Nr. 2 am östlichen Ausgange des Dorfes, gegenüber von La Maison neuve , Nr. 3 an der Nordostecke des Dorfes. Eine zweite Kompagnie schloß sich hier an und besetzte den östlichen Ab hang der Höhe zwischen Rozerieulles und dem alten Römerwege mit zwei Feldwachen, Nr. 4 und Nr. 5, während der Rest der Mannschaft dahinter als Piket in einem Steinbruche stand. Eine dritte Kompagnie besetzte die Höhe selbst mit Feldwache Nr. 6 und den Römerweg mit Feldwache Nr. 7 und stellte die übrige Mannschaft als Piket dahinter auf. Die vierte Kompagnie des Vorposten - Bataillons endlich nahm eine rückwärtige Reſerveaufstellung an der großen Straße südöstlich von Le Point du Jour. Die beiden übrigen Bataillone des Regiments mit dem Regimentsstab bezogen etwa 600 Schritt westlich des leßtgenannten Gehöftes und füdlich der Chauffee ein Biwak, gegenüber dem Wirthshause St. Hubert, woſelbſt der Divisionsstab sein höchst bescheidenes Quartier nahm. Beim Gros des Regiments lagerten noch zwei Schwadronen der 6. Dragoner und eine Batterie , welche der 36. Brigade zugetheilt waren. General v. Below , welcher sein ihm angewiesenes Quartier Le Point du Jour als Schutthaufen vorfand, schlug sein Zelt inmitten der 85er auf, um alle Entbehrungen und Mühseligkeiten derselben zu theilen, bis er, nach einigen Tagen ernstlich erkrankt, den Befehl erhielt, nach St. Hubert überzuſiedeln. Die Ablösung der Truppen des VIII . Armeekorps ging ohne Zwischen fall vor sich. Das den ganzen Nachmittag über in der Postenkette ver nehmbare Flintengeknatter bewies die Aufmerksamkeit und Rührigkeit des nahen Feindes. Namentlich erforderte die Bewachung von Rozerieulles die größte Achtsamkeit seitens der Posten und Feldwachen, da die bis an die ersten Häuser des Dorfes sich erstreckenden dichten Weinberge ein faſt ungesehenes Heranschleichen feindlicher Patrouillen von der nur wenige Hundert Schritt entfernten französischen Aufstellung bei La Maison neuve und Longeau aus begünstigten. Die hinter Mauern oder deckenden Erd aufwürfen versteckten Posten konnten nicht ihren Kopf hochheben , ohne das feindliche Blei um die Ohren pfeifen zu hören. Die Verbindung der Posten untereinander sowie der Verkehr zwischen Posten und Feld wachen war an manchen Stellen höchst gefährdet und die Ablösung bei Tage unmöglich ; deshalb mußten auf einigen Punkten die zum Posten gehörenden sechs Mann gleichzeitig aufziehen und sich für den ganzen Tag mit Mundvorrath versehen. Der Führer der jedesmal auf Vorposten befindlichen Kompagnie wählte meist seinen Standpunkt bei Feldwache Nr. 2, weil dieselbe in der Mitte der ganzen Stellung lag. Diese Feldwache hatte sich in dem hübsch eingerichteten Sommerhause eines Meßer Rentiers behaglich ein



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gerichtet. Der große nach Osten gelegene Salon hatte drei Fenster, von denen zwei den Blick nach Feldwache Nr. 1 gestatteten, das dritte aber war nach Longeau zugekehrt und der Sicherheit wegen mit Fensterladen geschlossen. Durch eine schmale Spalte übersah man das Gelände nach dem Feinde zu , welcher von den vordersten Häusern aus zwei großen dunkeln Schießscharten sofort feuerte, sobald sich auf den Straßen von Rozerieulles Etwas bewegte. Das 1. Bataillon, welches zuerst auf Vorposten zog, wurde andern Morgens früh um 3 Uhr vom 2. abgelöst. Um den im Gros befindlichen Bataillonen die größtmögliche Reihe von Ruhetagen zu sichern und um andererseits die Vorposten - Bataillone möglichst in ihren Abschnitten vertraut zu machen, ordnete der Regimentskommandeur ein jedesmalig 48stündiges Verweilen auf Vorposten an. Die Besetzung der neuen Stellungen des Regiments hatte bei schönem, klaren Himmel stattgefunden, aber schon die nächsten Tage gaben einen Vorgeschmack von dem Ungemach, welches den Aufenthalt im Lager von St. Hubert auf die Dauer fast unerträglich machte. Sturm und Regen folgten dem warmen Sonnenscheine des ersten Tages . Der Lehmboden weichte völlig auf, und das anfänglich so saubere Biwak glich bald einem Moraste. Es war schlimm, daß auch kein Halm Stroh vor handen war, um sich eine, wenn auch nicht trockene, so doch möglichst reinliche Unterlage auf dem Brei des Bodens zu schaffen. Bald war Alles bis auf die Haut durchnäßt , denn kein Sbdach war vorhanden . Was halfen die wenigen, von den Schlachtfeldern mitgenommenen fran zösischen kleinen Zelte, was die dürftigen Laubhütten, welche mehr zum Schuße gegen den Sonnenschein als gegen Wind und Regen erbaut schienen, gegen die Ströme eisigen Wassers, welche der Himmel hernieder jendete? Mann und Pferd, Zelt und Wagen, Alles war in kürzester Frist mit einer gleichfarbigen gelbgrauen Schlammkruste überzogen. Der tägliche Dienst nahm eine große Menge von Leuten in Anspruch. Vom 7. September an mußte das Regiment Tag für Tag 100 Mann auf Arbeit stellen zum Ausbau einer Schanze, welche neben der Chauſſee, am Oftrande des Höhenrückens, zur Beherrschung des Aufganges von Rozerieulles bereits begonnen war und die wegen des ausschließlich zu ihrem Bau verwendeten Materials ,, Steinschanze " genannt wurde. Dann mußte das Trinkwasser, welches auf der Höhe des Berges nicht zu finden war, aus der Schlucht von Gravelotte mit großem Aufwande an Zeit und Menschen den steilen und unwegsamen Abhang heraufge= schleppt werden. Die Verpflegung war an den ersten Tagen, ehe sie ihren geregelten Gang erhalten hatte, eine höchst dürftige. Brot gab es anfangs garnicht ; beutelustige Marketender ließen sich Stücke dieses unschätzbaren Nahrungs mittels thalerweise bezahlen, bis die strengen Maßnahmen der Kom mandeure diesem Unwesen ein Ende machten. Es waren böse, unbe hagliche Tage! Das Unwetter erreichte seinen Höhepunkt am 9. September. Für den Abend dieses Tages hatte Seine Königliche Hoheit der Prinz

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Friedrich Karl eine allgemeine Beunruhigung der französischen Lager durch Artillerie angeordnet. Seitens der 18. Division nahmen an dieser Beschießung die beiden schweren Batterien theil sowie eine neben der Steinschanze eben fertig gewordene Zwölfpfünder - Batterie (Lüttichau) des Hessischen Festungsartillerie - Regiments. Als Ziele waren den sechspfündigen Batterien das in der Schlucht zwischen den Forts St. Quentin und Plappeville befindliche Lager der französischen Garde, der Zwölfpfünder-Batterie die vom Feinde beſetzten Dörfer am Fuße des Mont St. Quentin bezeichnet worden. Bur Deckung der Artillerie rückte die Infanterie der Division in eine Bereitschaftsstellung, die 85er nebst zwei Schwadronen und einer Batterie etwa 300 Schritt hinter den südlich vom Biwak befindlichen Ostrand des Waldes. Die Vorposten verblieben in ihren Stellungen. Der Himmel hellte sich kurz vor 7 Uhr einigermaßen auf, ſo daß es möglich war, den Geschützen die nöthige Richtung zu geben. Unmittelbar darauf begann der Regen wieder wolkenbruchartig herab zuströmen, völlige Finsterniß erzeugend. Nachdem die Batterien die befohlene Anzahl von 12 Schuß für jedes Geschütz abgegeben hatten, marschirten sie ebenso wie die Infanterie in ihre Biwaks zurück. Wie sah es da aus ! Breite Ströme hatten sich ihren Weg durch die Lager gaffen gebahnt, Seen waren entstanden an Stelle der freien Plätze, die Tornister waren Hunderte von Schritten von den reißenden Gewässern fortgeschwemmt und wurden am andern Morgen an den Gebüschen des Waldes wiedergefunden. Endlich schien der Wasservorrath des Himmels erschöpft zu sein. Schon in derselben Nacht klärte es sich auf, und während einiger Tage erfreute man sich des heiteren Sonnenscheins , Sogleich welcher die Kleider einmal gründlich zu trocknen gestattete. machte man sich die bösen Erfahrungen der vergangenen Tage zu Nutze. Um wenigstens einen für Wagen benutzbaren Weg zwischen den Biwaks und der Chauffee zu haben, wurde der Bau von regelrechten Kunststraßen beschlossen. Die Herstellung dieser mehr als tausend Schritt langen makadamisirten Wege ging allerdings nur langsam von statten, obwohl täglich Hunderte von Händen an dem Werke thätig waren. Alles mußte neu und eigentlich aus Nichts geschaffen werden . Die Tragen, auf denen trockene Erde aus der Gravelotter Schlucht herausgeschleppt wurde, das Holz, mit welchem das Ganze festgestampft wurde, Alles mußte erst im nahen Walde gefertigt werden. Auch konnten die in Eile hergeſtellten Kunstwege den Vergleich mit der schönen Kaiserstraße nicht wohl aus halten; als aber der Regen wieder begann und der Acker nicht mehr zu durchschreiten war, freute sich Jedermann, daß er, wenn auch keineswegs trockenen Fußes, so doch ohne Hinterlassung der Stiefel ins Lager gelangen fonnte. Hier im Lager selbst war außerhalb der neuen Straße eine Fortbewegung nur sprungweiſe auf großen zu Pfaden zusammengelegten Feldsteinen möglich. Höchst kümmerlich sah es mit der Beschaffung eines Obdaches für Mann und Pferd aus. Es war eben nichts zur Hand ; kein Stroh, kein Brett, kein Balken, nur was der Wald bot: Stämme, Zweige, Laub,

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sodann Feldsteine und Lehm . Die findigsten Baumeister mußten heran, um aus diesen Urbestandtheilen eine Wohnung, eine Hütte, eine Höhle herzustellen . Meist stampfte man zwischen zwei fest untereinander ver bundenen Flechtzäunen eine Lehmschicht ein, welche, mit einer Fenster öffnung versehen, die Wand einer viereckigen Hütte abgab ; aber die Her stellung des wasserdichten Daches , dieses Haupttheils eines Wohnraumes , spottete allen Bemühungen. Was half es, daß man eine starke Lage von Stangen, Aesten und Zweigen in eine mehrere Fuß dicke Erdhülle einpackte, -die Beharrlichkeit des Regens sprach jeder Kunst Hohn, und das Wasser fand schließlich mit der schlammigen Erde zugleich seinen Weg in das Innere dieser Wohnungen. Wohl dachte man daran, sich aus den nächstgelegenen Ortschaften, namentlich aus Rozerieulles , die zumBarackenbau erforderlichen Bestandtheile herbeizuschaffen : allein einmal hielt man die Uebergabe der Festung für zu nahe bevorstehend, als daß man sich gern zu so umfangreichen Arbeiten entschloß, und überdies konnte den bewohnten und mit Truppen belegten Dörfern wenig oder nichts Brauchbares ent nommen werden. Als jedoch Woche auf Woche verstrich und die Ueber gabe der Festung immer noch nicht erfolgte, fing man an, aus den Steinen des Feldes massiv aufgeführte kleine Häuser zu bauen, deren Herstellung aber so viel Zeit in Anspruch nahm, daß man sie schließlich unfertig verlassen mußte. Schon nach wenig schönen Tagen war wieder Sturm und Regen eingetreten, welcher bis zum 15. September anhielt ; dann trat für die nächsten drei Wochen schönes Wetter ein, von da an aber bis zum Schluß der Belagerung kam die Sonne nicht mehr zum Vorschein. Es kam noch ein anderer Umstand hinzu , welcher mehr als Sturm und Regen geeignet war, den Aufenthalt im Lager schwer erträglich zu machen. Die Diviſion lag auf dem Schlachtfelde des 18. August. Die Lehmschicht bedeckte das feste Felsengestein kaum über 18 3oll ; es konnte nicht ausbleiben, daß die Körper der gefallenen und nothdürftig begrabenen Soldaten und Pferde durch den Regen, welcher das Erdreich durchwühlte, aller Orten frei gelegt wurden, und nicht hundert Schritt konnte man ſich nach irgend einer Richtung hin entfernen, ohne daß ein verpestender Geruch ein geöffnetes Grab anzeigte. Den Bemühungen der ärztlichen Behörden gelang es erst nach und nach, wenigstens einen Theil des Schlachtfeldes durch massenhaft aufgeschüttete Chemikalien zu desinfiziren. Ruhr und Typhus stellten sich ein, und die Lazarethe zu Ars, Novéant und anderen Orten füllten sich mit Kranken. Es ist ein niederschlagendes und beängstigendes Gefühl für den Soldaten, sich fast wehrlos diesen unsichtbaren und heimtückischen Feinden gegenüber zu wiſſen. Am 24. August war Hauptmann v . Brixen - Monzel in Saar brücken der Ruhr erlegen. Am 8. September wurde Oberst v. Falkenhausen schwer erkrankt nach Gravelotte gebracht und traf erst nach drei Wochen wieder im Lager ein. Für ihn übernahm Oberstlieutenant Köppen die Führung des Regiments, Hauptmann Haack die des 1. Bataillons . 4 Stern, Holst. Inf.-Regt. Nr. 85.

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Der Regiments -Adjutant Lieutenant v. Rosenberg - Gruszczynski, welcher mit leuchtender Tapferkeit unermüdlich seinem Kommandeur in den Schlachten von Gravelotte und Noisseville zur Seite gestanden hatte, dessen Kleider, Schärpe , Brieftasche von Kugeln durchlöchert waren, welchem das Pferd unter dem Leibe erschossen war, starb am 5. Oktober nach kaum mehrstündigem Krankfein im Lazarethe zu Verneville am Typhus. Die Premierlieutenants Froelich und v. Döhn erkrankten sehr gefährlich und schwebten lange Monate zwischen Leben und Tod. *) Am 21. Oktober traf die schmerzliche Nachricht von dem Tode des Generalmajors v. Below ein. Er erlag in Pont à Mousson der Ruhr. In ihm verlor die Brigade einen tapferen Führer im Kampfe, einen fürsorgenden Vorgesetzten , dessen Herzensgüte ihm Aller Liebe ge= wonnen hatte. Premierlieutenant Deeß verließ typhuskrank das Regiment und starb am 11. November in Mannheim. Kaum dürften Viele im Regimente sein, die von sich rühmen konnten, in jener schweren Zeit nicht wenigstens einmal mehr oder weniger krank oder unpäßlich gewesen zu sein. Wie willkommen waren damals die so reichlich aus der Heimath eintreffenden Liebesspenden ! Vor allen Dingen waren es die wollenen Unterkleider, welche in solcher Fülle eingingen, daß ein jeder Mann mit Hemd oder Jacke, Unterhosen, Strümpfen und Leibbinden bedacht werden konnte. Man darf wohl annehmen , daß der schon so ungünstige Geſund heitszustand der Truppen ohne diese rechtzeitig eintreffenden Gaben ein noch weit unheilvollerer geworden wäre. Die opferwilligen Spender daheim mögen sich mit Genugthuung sagen, daß sie manchem Landsmann Auch an Lebensmitteln gingen Leben und Gesundheit erhalten haben. erquickende Mengen ein , Leckerbissen für die auf das Einfachste angewiesenen Soldaten, und lustiger noch würde die Vertheilung der heimathlichen Gaben vor sich gegangen sein, wenn sie nicht in strömendem Regen hätte stattfinden müssen. Die Verpflegung der Truppen erfolgte aus den Magazinen der General - Etappen - Inspektion der II. Armee zu Herny und Remilly, welche theils durch Nachschub aus der Heimath , theils durch Lieferungen von Unternehmern gefüllt wurden. Die schlechten, durch Regen und übermäßigen Verkehr sehr ausgefahrenen Wege, die nicht immer aus reichenden Transportmittel verzögerten die Heranschaffung der Lebensmittel oft bedeutend, so daß eine Herabsetzung der Portion und Ration nichts Seltenes war. Dazu kam, daß die Eisenbahnen die Vorräthe meist auf offenen Wagen ohne Schutzmittel gegen die Witterung zur Stelle schafften, weshalb der Hafer häufig ausgewachsen, Mehl und Reis zu Klumpen zusammengeballt und das Brot aufgeweicht war. *) Der lettgenannte Offizier hatte hier den Keim zu seinem nachmaligen Leiden und Tode gelegt.

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Als sehr zweckmäßig erwies sich die vom Generalkommando an geordnete Anlage von Hülfsbäckereien in Gravelotte, zu deren Betriebe Dieselben Mannschaften aus Reih und Glied kommandirt wurden. stellten im Laufe der Belagerung den Brotbedarf für die Truppen sicher und ermöglichten die Verausgabung von nur gutem ausgebackenen Brote . Da der Transport von Rindvieh infolge der ausgebrochenen Rinderpest verboten war, so beschränkte sich der Fleischverbrauch fast aus schließlich auf des Hammels ermüdendes Einerlei. Erbswurst gelangte so oft zur Verausgabung, daß sie schließlich das Gefühl des Ueberdruſſes erregte. Stärkende und erwärmende Getränke fehlten mit Ausnahme des Kaffees gänzlich. Alles in Allem bot somit die Betrachtung der Verpflegung ein nicht gerade glänzendes Bild. Am 14. September traf der infolge der großen Verluste erbetene Nachersatz in der Stärke von 9 Offizieren, 30 Unteroffizieren, 6 Spiel leuten und 530 Gemeinen unter Führung des Hauptmanns v . Bleſſingh ein. Dieser in vier Marsch-Kompagnien unter Hauptmann a. D. v. Klein , Premierlieutenant Brescius , Premierlieutenant Hoffmann und Sekondlieutenant der Landwehr Böttcher eingetheilte Transport hatte Rendsburg am 8. September morgens 9 Uhr verlassen. In Altona waren noch ungefähr 300 Mann 36 er und 100 Mann 9. Jäger unter Kommando des Hauptmanns v . Blessingh getreten. Die Eisen bahn brachte den Transport bis nach St. Avold. Von hier aus wurde am 11. der Marsch zu Fuß fortgesetzt. Nach dreimaligem Biwakiren ohne Holz und Stroh und nach unausgesetzten Kämpfen mit den Etappen Behörden konnte sich Hauptmann v. Blessingh am 14. bei dem noch in Gravelotte krank liegenden Regimentskommandeur melden. Am 25. September folgte der bisherige Kommandeur des Ersatz-Bataillons , Major Krüger. Derselbe übernahm das Füsilier-Bataillon, welches für den gefallenen Major Wolff v. Goddenthow bislang der Hauptmann Johannes geführt hatte. Die neu gekommenen Offiziere und Mann schaften wurden nach Maßgabe des Abgangs auf die einzelnen Kompagnien vertheilt. Diese wurden nunmehr geführt wie folgt:

111 11 11 11 11 || 11 ||

1. Komp. Prem.-Lt. Hoffmann. = 2. Hauptm. Haack. = = 3. a. D. v. Klein (aus Mecklenburgischem Dienste). 4. Prem.-Lt. (der Landw. und Reg.-Rath) v. Zastrow. 5. Hauptm. Johannes. 6. Prem.-Lt. v. Döhn. 7. = v. Devivere. 8. Hauptm. Brescius. 9. Prem.-Lt. Deet. = 10. Hauptm. v. Blessingh. = 11. Prem.-Lt. Jarke. 12. = Froelich. 4*

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Da der eingetroffene Erſatz an Unteroffizieren nicht die durch Gefecht und Krankheiten eingetretenen Abgänge zu decken vermochte, so ernannte das Regiment eine Anzahl geeignet erscheinender Persönlichkeiten zu Unteroffizieren. Um die Lebenslust der Leute unter den erdrückenden Anstrengungen des Biwaklebens nicht erlahmen zu lassen, mußte ein strammer Dienst das wirksame Gegenmittel gegen die abstumpfenden Einflüsse der Krank heiten und des schlechten Wetters abgeben. Wer nicht auf Arbeit beim Schanzen- und Chausseebau war, mußte zu Lagerbauten heran oder war mit Instandsetzung der Waffen und Ausrüstung beschäftigt. Tüchtiges Ererziren verschmolz bald die neu zugekommenen und die alten Elemente zu einem einheitlichen Ganzen. Am 23. September fand eine Beſich tigung des 2. und Füſilier-Bataillons durch den General v. Wrangel statt, welche das Regiment trotz der großen durch die Umstände bedingten Schwierigkeiten in angemessenem Zustande, jedenfalls schlagfertig zeigte. Aber abgesehen von einigen Vorpostenplänkeleien mußten die mit dem Nachersage eingetroffenen Offiziere und Mannschaften vorerst auf eine Darlegung ihres Thatendranges verzichten. Keiner der feindlichen Aus fälle richtete sich gegen die Stellungen des Regiments, und auch dem Gefechte, welches am 1. Oktober die Jäger auf dem linken Flügel der Division im Walde vor Châtel bestanden, mußten die 85er aus der Ferne zuschauen. So lange Rozerieulles noch durch eine Kompagnie des Regiments besetzt wurde, fand sich für kühne Patrouillen wohl hin und wieder Gelegenheit , den nahen Feind anzuschleichen und ihm einen Schabernack zu spielen. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl hatte, um die Thatenlust gewandter Leute anzufeuern, für besondere Auszeichnung beim Patrouillendienſte das Eiserne Kreuz in Aussicht gestellt. Als seit dem 19. September das Dorf dauernd ein Bataillon 11. Regiments als Besatzung erhielt , hörte die unmittelbare Berührung mit dem Feinde auf. Die Vorposten-Aufstellung hatte sich nun gestaltet wie folgt: Eine Kompagnie besetzte die auf dem Bergabhange nördlich über Rozerieulles befindliche Feldwache Nr. 4, woselbst auch anfangs ein mit Fernrohr ausgerüsteter Beobachtungsposten eingerichtet war; eine andere Kompagnie hatte Feldwache Nr. 5 auf dem Höhenrücken nördlich von Nr. 4 besetzt und einen detachirten Posten in die Römerschlucht ent sendet, eine dritte Kompagnie lag im Repli an der Chauffee , eine vierte in einem Steinbruche hinter Feldwache Nr. 5, woselbst sich auch der Kommandeur des betreffenden Vorposten-Bataillons aufhielt. Die Poſten standen am Rande des Berges , von wo man einen reizenden Blick auf Rozerieulles, Longeau, St. Ruffine und das anmuthige Moſelthal genoß ; nur das gelegentliche Zischen eines Chaffepotgeschosses bekundete die Auf merksamkeit des Gegners, wenn sich ein Kopf unvorsichtig aus seiner Deckung erhob. Der ziemlich großen Entfernung wegen vermochte man anfänglich nicht den Franzosen mit gleicher Münze heimzuzahlen ; nachdem aber am 11. Oktober dem Regimente 40 Chaffepotgewehre mit Munition übergeben worden waren , wurde Longeau unter ein so wirksames Feuer genommen, daß sich bei Tage keine rothe Hose mehr zu zeigen wagte.

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Aus den Forts Plappeville und St. Quentin wurden , namentlich in den frühen Morgenstunden , häufig die Biwakplätze der Diviſion mit Granaten beworfen. Das 11. Regiment sah sich sogar genöthigt, sein Lager der feindlichen Einsicht durch Verlegung an einen anderen Platz zu entziehen. In die Biwaks der 85er, welche, hinter der höchsten Erhebung des Höhenrückens gelegen, vom Feinde nicht gesehen werden konnten, fiel Indessen nahmen sie ihren Flug niemals eins der schweren Geschosse. bis in den Garten von St. Hubert und über dieses Gehöft hinaus. Auch die Vorposten-Kompagnien hatten sich ab und zu einer derartigen. freundlichen Begrüßung zu erfreuen . Es war jedesmal eine Freude für die Bataillone , wenn die Reihe auf Vorposten zu ziehen an sie kam, - gewiß ein bezeichnender Umstand für die trostlosen Zustände im Lager. Namentlich war die Repliſtellung an der Chauffee ein beliebter Platz. Die Leute lagen ziemlich trocken ; für die Offiziere hatte der zuerst dort anwesend gewesene Hauptmann Haack eine warme gemüthliche Hütte, oder beſſer Höhle, in die Chauſſee böschung hineingraben lassen , welche jeder seiner Nachfolger durch neue Verbesserungen zu verschönern trachtete, und jeder Besuch wußte von der Behaglichkeit in " Malepartus" zu erzählen. Hier lag ein Beschwerde und Fremdenbuch auf, in welches Passanten und Gäste ihre Namen einschrieben und ihrem Unmuthe über Hunger, Durst und Nässe ungestraft Ausdruck geben durften ; mancher lyrische Erguß und manche launige Zeichnung bewies, daß den Bewohnern, wenn auch sonst Alles, so doch der Humor noch nicht ausgegangen war. Hier bei „ Malepartus " war auch die Grenze gefahrlosen, friedlichen Spazierengehens ; eine große Tafel, welche „Fechten und Schlachtenbummeln" untersagte, drückte fried liches Wohlwollen und den Ernst der nahen Gefahr aus . Als das Regiment ,,Malepartus " aufBefehl des Generals v. Wrangel den 11ern überließ , wurde ihm eine andere schützende Repliſtellung in der Schlucht von Rozerieulles angewiesen. Die hier lagernden Kompagnien suchten sich möglichst wohnlich einzurichten ; förmliche Höhlen wurden in die Felsenwände eingegraben , welche indeß wohl vor Wind und Kälte, aber vor Nässe ebensowenig schützten als die oben besprochenen Erdhütten im Biwak. Wegen der verhältnißmäßig großen Behaglichkeit und Sicherheit vor den feindlichen Geschoffen lagen die Leute gern hier in „ Abrahams Schooß". Allmählich gewannen die Dinge um Meß ein verändertes Aussehen. Hunger und Krankheit machten in der umlagerten Festung und bei den in ihrer Umgebung biwakirenden französischen Truppen, welche, allen Stürmen und Regengüssen ausgesetzt , dem Ungemach nicht einmal die erhebende Stimmung des Siegers entgegenseßen konnten, ihr entsetzliches Recht geltend. Die Bande der Disziplin lösten sich mehr und mehr ; das bewiesen die sich in hellen Haufen vor den Vorposten umhertreibenden unbewaffneten Soldaten, welche sich truppweise unseren Stellungen näherten und um Erlösung von ihrem Elende durch ihre Gefangennehmung baten. Wenn früher die Einbringung von Gefangenen als kühne That gewünſcht und belohnt wurde , durfte nunmehr ihrem Wunsche nicht nachgegeben

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werden: Die strengste Weisung war den Truppen zugegangen, durchaus keine Gefangenen mehr zu machen , um die Zahl der Essenden in der Festung nicht zu vermindern. Je mehr die Sache ihrem Ende zutrieb, desto mehr mußte sich die Aufmerksamkeit unserer Truppen verschärfen. Man hatte von der im französischen Kriegsrathe laut gewordenen Absicht gehört, unter dem Schuße eines heftigen Ausfalles die Masse der Truppen unbewaffnet in die großen Waldungen um Metz zu werfen , um durch deren erzwungene Gefangennahme die Festung zu entlasten und damit den Widerstand zu verlängern. Um einer jeden Ueberraschung vorzubeugen, hatte Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl befohlen, bei Tage wie bei Nacht auf jeden größeren Trupp Franzosen , bewaffnet oder unbewaffnet , welcher sich den Posten näherte, zu schießen : eine harte , aber durchaus nothwendige Maßregel , welche sich bei der immer gefährlicher werdenden Zudringlichkeit der hungernden und frierenden Feinde durchaus bewährte. Die letzten Tage der Einschließung waren die härteſten für unſere Truppen. Ein orfanartiger Sturm peitschte den eiskalten Regen durch alle Kleidungsstücke und warf die kümmerlichen Hütten und Zelte der Soldaten um. Die Lager waren in Schlammseen verwandelt ; die Truppen, welche wiederholt in die Vertheidigungsstellung einrücken mußten , waren gezwungen, in den fußhoch mit Wasser angefüllten Schützengräben stunden lang auszuhalten. Doch die nahe Aussicht auf ein baldiges siegreiches Ende der Belagerung ließ alles Ungemach vergessen und richtete alles Denken, die ganze Aufmerksamkeit der Führer und Mannschaften auf ein letztes unbeugsames Festhalten des vielleicht von dem Muthe der Verzweiflung beseelten Gegners . Eines Angriffs gewärtig , rückte das Regiment den 24. und 26. Oktober die letzten Male in seine Vertheidigungsstellungen; doch die erwarteten Ausfälle fanden nicht statt. Endlich, endlich winkte das Ende der mühevollen Zeit , die Frucht der blutigen Siege , der Lohn für die unerschütterliche Ausdauer : Metz, die jungfräuliche, nie bezwungene Festung, hatte kapitulirt ! Welche Sieges freude machte Aller Herzen schwellen , als die stolze Botschaft bekannt wurde: 173 000 Mann legen ihre Fahnen, ihre Adler, ihre Waffen nieder zu den Füßen der siegreichen deutschen Armee! Seine Majestät der König geruhten in Anerkennung solcher bisher ungekannten und ungeahnten Waffenerfolge den Kronprinzen wie den Prinzen Friedrich Karl , die Helden von Sedan und Meß , zu General-Feldmarschällen zu ernennen , eine bis dahin von preußischen Prinzen niemals erreichte Charge. Und doch würde man die Wahrheit verschweigen , wenn man nicht hinzufügen wollte, daß für den Augenblick die Freude über das Verlassen des unwirthlichen Lagerplates in den Vordergrund trat, die Hoffnung auf ein schützendes Obdach , auf ein trockenes Unterkommen. Mit weniger Anhänglichkeit wurde wohl nie ein Daheim verlassen, wie dieses " zu Hause " des Regiments während 53 Tagen. Mochte nun kommen, was da wollte, schlimmer konnte es nicht wohl werden, als es gewesen war; wenigstens

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fam etwas Anderes, eine Abwechselung in das tödtende Einerlei des Schmutzes und der Nässe. Am 29. Oktober 2 Uhr nachmittags ging es durch die Menge der sich in bunten Schwärmen entwaffnet umhertreibenden Franzosen in die den Bataillonen angewiesenen Quartiere: der Regimentsstab mit dem 1. Bataillon nach Moulins les Metz , das 2. nach St. Ruffine ; die Füfiliere, welche seit dem 27. zur Verstärkung der Besatzung nach Rozerieulles verlegt worden waren, verblieben daselbst. Wie ungewohnt war es , erhobenen Hauptes alle die gefährlichen Stellen überschreiten zu können, an denen man sich sonst nicht durch eine Bewegung hatte verrathen dürfen , ohne die feindliche Kugel schwirren zu hören. Es waren feierliche, unvergeßliche Augenblicke, als man hoch oben auf den Wällen des St. Quentin die schwarzweiße Fahne sich entfalten, den preußischen Aar seine Schwingen über Berg und Thal ausbreiten sah, und als aus dem tausendstimmigen Hurrah auf den geliebten König, welches den Boden erdröhnen machte, sich die erhebenden Klänge loslöften : Nun danket Alle Gott !

Vormarsch gegen die Loire-Armee . Die III. und die Maas-Armee hatten den durch die glorreichen Er eignisse vor Sedan unterbrochenen Vormarsch gegen Paris wieder auf genommen, die stark befestigte französische Hauptstadt umſtellt und durch einen rings herum eingerichteten Gürtel von stark verschanzten Stellungen von dem übrigen Lande abgeschnitten. In Paris war das Kaiserthum gestürzt, die Republik erklärt worden. Die Männer der neuen Regierung, an der Spitze der thatkräftige und unermüdliche Advokat Gambetta, welcher im Luftballon Paris verlassen und einen zweiten Regierungssit in Tours an der unteren Loire aufgeschlagen hatte, boten die fast uner schöpflichen Hülfsmittel des so reichen und opferwilligen Landes auf, um neue Armeen im Norden, hinter der Loire und in den Provinzen der Rhone zu bilden. Deren Aufgabe sollte zunächst die Befreiung der Haupt stadt sein. Schen Anfang Oktober war es nothwendig geworden, zuerst das 1. bayerische Armeekorps und die 22., dann auch die 17. Infanterie Division in die Gegend von Orléans gegen das immer dreister auftretende neu gebildete 15. französische Armeekorps zu entsenden. Diesen , später mit der 4. und 6. Kavallerie = Division als Armee-Abtheilung unter Be fehl Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklen = burg- Schwerin vereinigten Truppen gelang es , die Franzosen zurück Aber es schien doch gut, daß zudrängen und Orléans zu besetzen. nunmehr die vor Metz freigewordenen Truppen ebenfalls in Marsch gegen die immer dreiſter ihr Haupt erhebenden Neuſchöpfungen Gambettas

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gesetzt werden konnten. Es bildeten das I. , VII . und VIII . Armeekorps fortan die I. Armee und traten unter Befehl des Generals v. Manteuffel. Ihr Auftrag war , nach der Gegend von Com piègne zu marſchiren und die Einſchließung von Paris gegen Norden zu sichern. Das II ., III. , IX. und X. Armeekorps nebst der 1. Kavallerie Division traten aufs Neue als II. Armee unter Befehl Seiner König lichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl und sollten nach der mittleren Loire abrücken. Dem neugebildeten XIV. Armeekorps unter General v. Werder, welches Straßburg belagert und erobert hatte, lag es ob , die Verbindungen und die linke Flanke der vormarschirenden II. Armee gegen den Südosten Frankreichs zu sichern. Schon am Abende des 29. Oktober ging der Befehl zum sofortigen Vormarsch nach Weſten ein und machte' die Hoffnungen zunichte , welche namentlich die Kompagnieführer darauf gesetzt hatten , in der eroberten Stadt etwas für die schwer mitgenommene Bekleidung ihrer Leute thun zu können. Ohne daß auch nur ein Mann einen Blick in die unter so schweren Opfern an Leben und Gesundheit errungene Stadt hätte werfen können , trat das Regiment am 30. Oktober bei strömendem Regen den Marsch auf Troyes an. Da der Regimentskommandeur mit der einst weiligen Führung der 36. Infanterie-Brigade betraut wurde, so trat Oberstlieutenant Köppen an seine Stelle. Hauptmann Haack übernahm vorläufig das 1. Bataillon , bis er am 31. Oktober durch Hauptmann Johannes abgelöst wurde. Die Bataillone rückten in nachstehender Stärke von Metz ab : 1. Bat. 21 Off. 49 Unteroff. 700 Gemeine = = 64 = 2. = 20 692 = = = 555 Füs.-16 68 In Summa 57 Off. 2128 Unteroff. und Gemeine. Es fehlte dem Regimente somit trotz des inzwischen eingetroffenen Nachersatzes fast ein Drittheil seiner Ausrückeſtärke. Der Gesundheitszustand der Leute verbesserte sich schnell, sobald man die verpesteten Schlachtfelder hinter sich hatte. Nach den ersten Marsch tagen hellte sich der bis dahin noch regenschwere Himmel auf; die frische Bewegung bei guter Verpflegung machte die anfangs noch häufig auf tretenden ruhrartigen Erkrankungen schnell verschwinden. Fußkranke gab es gar nicht mehr, da die Truppe gut einmarschirt war. Ueber die Bestimmung des Armeekorps wußte man wenig. Allgemein nahm man die baldige Beendigung des Krieges infolge der Niederwerfung sämmtlicher feindlichen Feldarmeen für sicher an und glaubte kaum , daß dem Regimente noch eine ernste Thätigkeit bevorstehen würde. Von der französischen Loire - Armee , gegen welche sich der Vormarsch richtete, wußte man, abgesehen von spärlichen Nachrichten, welche die heimathlichen Zeitungen brachten , nur wenig ; keinesfalls aber glaubte man die Neu schöpfungen der jungen französischen Republik für so bedeutend halten zu müſſen, als wie sie sich im Verlaufe der Ereigniſſe erwiesen .

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Die Bevölkerung der Departements, welche das IX. Armeekorps zu nächſt berührte, zeigte sich, wenn nicht entgegenkommend, so doch friedlich gesinnt. Einquartierung und Verpflegung gingen überall , ohne auf Schwierigkeiten zu stoßen, vor sich. Der Marsch führte zunächst an die Maas , welche bei St. Mihiel überschritten wurde ; das Regiment berührte den Boden der Schlachtfelder von Brienne und La Nothière und marschirte hier über die Aube. Am 10. November stand das Füsilier-Bataillon mit anderen Theilen der 18. Division vor den Thoren von Troyes , während das 1. und 2. in Seine Königliche nahe gelegenen Ortschaften Quartiere bezogen. Hoheit der General - Feldmarschall hielt an der Spitze der Division seinen Einzug in die alte franzöſiſche Stadt. Friſch aufgeworfene Schützen gräben , welche die Seinebrücke auf dem rechten Flußufer umgaben, wiesen auf die Absicht hin , den Deutschen durch bewaffneten Widerstand den Eintritt zu verwehren. Eine Besatzung von 3000 Mobilgardiſten hatte die Stadt erst am 8. November verlassen und sich auf Auxerre ent fernt. Auch war auf die Spitzen der an diesem Tage in Troyes ein rückenden 1. Kavallerie- Division gefeuert worden, ohne daß es jedoch zu ernſterem Widerstande gekommen wäre. Es hatte in der Absicht des General-Feldmarschalls gelegen , dem IX. Armeekorps in Troyes einen Ruhetag zu gewähren. Als aber am Nachmittage des 10. aus dem großen Hauptquartier zu Verſailles tele graphische Nachrichten über das Vorrücken starker feindlicher Streitkräfte von der Loire her, von dem Verlaufe der Schlacht bei Coulmiers und der Wiederbesetzung von Orléans durch die Franzosen eingingen , ertheilte Seine Königliche Hoheit dem Armeekorps den Befehl, zusammen mit der 1. Kavallerie-Division schleunigst über Estiffac, Villeneuve l'Archevêque, Sens und Pont sur Yonne den Marsch dergestalt fortzusetzen, daß es mit seinen Spitzen am 14. November bei Fontainebleau eintreffe. So ward am 11. November dem Regimente statt des erhofften Ruhe tages ein höchst unbehaglicher Marsch beschieden. Ein scharfer Wind trieb den Leuten den Schnee , den ersten in diesem Jahre , ins Gesicht ; das ohnehin sehr schadhaft gewordene Schuhwerk war bald von dem eisigen Wasser durchtränkt. Die Ereigniſſe dieſes Tages warfen ein bedeutsames In dem Dorfe Licht auf den wiederbeginnenden Ernst der Dinge. Chennegy wurde der Artillerielieutenant Prochnow beim Quartiermachen in der Stube des Maires durch einen Flintenschuß meuchlings ermordet; ein Unteroffizier, welcher bei ihm war, verschwand spurlos. Eine Bande von etwa 100 Mann Franktireurs oder Mobilgarden suchte bei An näherung unserer Truppen das Weite. Auch auf einen anderen Offizier wurde aus einem Hinterhalte gefeuert , dabei ein Unteroffizier und das Pferd des Offiziers verwundet. Das Füsilier - Bataillon der 85er sollte in Thuish Quartier nehmen. Dem Bataillonskommandeur gingen Meldungen von dem Vorhandensein feindlicher Banden in dem nahen Walde zu; er entfendete zur Abſuchung und Säuberung deſſelben die 10. , 11. und 12. Kompagnie. Nur die 11. wechselte einige Kugeln mit dem schnell verduftenden Gesindel, während es den Patrouillen der 10. gelang,

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in einem im Gebüsche versteckten Hause noch ein Dußend dieser Helden des Busches aufzugreifen, welche mitsammt ihrem Wagen und Pferden an das Korps-Hauptquartier abgeliefert wurden . Diese Vorkommnisse bewiesen , daß man sich nunmehr in Gegenden befand , deren Bevölkerung durch die Aufreizungen der den Volkskrieg predigenden Gambettaschen Presse sich hatte erregen laffen. Hatten die Quartierwirthe bis dahin allen Anforderungen, welche der Durchmarsch großer Heeresabtheilungen mit sich bringt , ohne Murren erfüllt, so be= gegnete man jetzt nur verbiffenem Grolle und feindseligen Gesichtern. Widersetzlichkeiten aller Art und offener Widerstand riefen scharfe Gegen maßregeln hervor. Die marschirenden Truppen konnten sich nicht lange mit zeitraubenden Untersuchungen befaffen. Wurde ein Franzose mit der Waffe in der Hand ergriffen , so verfiel er dem Kriegsgesete. Die Ge= meinden sowie deren Vorsteher und Angesehenſte wurden für jede Unbill, welche einem Soldaten in der betreffenden Ortschaft widerfuhr , verant wortlich gemacht. Um die Quartiermacher nicht ferner den ihnen durch die aufgeregte Bevölkerung drohenden Gefahren auszusetzen , ordnete der kommandirende General die Bildung von starken Quartiermachertrupps an, 200 Mann für jedes Bataillon. Zwischen Pont sur Yonne und Moret fand man die Chauffee durch zahlreiche Abgrabungen versperrt. Man hielt sich wieder an die Ein wohner der benachbarten Ortschaften ; unter der nicht gerade zarten Auf sicht unserer über den Unfug entrüsteten Gendarmen mußten die Franzosen selber Hacke und Spaten handhaben , um die Schäden auszubeffern , so daß der Vormarsch so gut wie gar nicht aufgehalten wurde. Am 14. November traf während des Marsches ein Offizier der 1. Kavallerie - Division mit vier Ulanen beim IX. Armeekerps ein und meldete, sie seien der Rest einer zwei Züge starken Patrouille, welche während der letzten Nacht in Nemours überfallen und fast gänzlich nieder gemacht worden sei. General v. Manstein entsendete am folgenden Tage ein Bataillon 11er mit einigen Geschützen nach Nemours, welches die Häuser, in denen der Ueberfall im Einverständniß mit den Bewohnern stattgefunden hatte , zur Strafe in Brand steckte und den Maire mit anderen vermuthlichen Mitschuldigen abführte. Nach vier anstrengenden Märschen hatte das IX. Armeekorps den 16 deutsche Meilen langen Weg von Troyes nach Fontainebleau zurück gelegt, diesen Ort nicht nur wie befohlen mit den Spitzen , sondern mit dem Gros erreicht und eine Avantgarde bis an den Ecolebach vorgeschoben. Dem kommandirenden General gingen in Fontainebleau Nachrichten über das Vordringen der auf ansehnliche Stärke angewachsenen französischen Loire- Armee über Orléans hinaus zu. Das Armeekorps wurde an gewiesen, den Marsch westwärts fortzusetzen , um sich zwischen den Feind und die Belagerungstruppen von Paris einzuschieben und die Sicherung der vor der französischen Hauptstadt lagernden deutschen Armeen gegen die Loire zu übernehmen.

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Am 17. November war nach drei ferneren Marschtagen das Armee korps an der großen Straße Paris - Orléans bei Angerville *) versammelt, bereit, sich dem weiteren Vorrücken der Franzosen entgegenzustellen. Die Verhältnisse hatten sich ziemlich bedrohlich gestaltet. Um die Belagerungs Armee gegen einen von Westen her erwarteten Angriff zu schützen, hatte sich Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg mit der Armee-Abtheilung in der Richtung auf Chartres in Marsch ge= sezt. Die französische Loire - Armee hatte von Orléans aus ihre Ab theilungen auf der großen Pariser Straße bis gegen Artenay vorgeschoben; jeden Augenblick konnte man den Vormarsch ihrer Hauptmaffen auf Paris erwarten, ohne daß an der erwähnten Heeresstraße zur Zeit andere Truppen zur Abwehr bereit gewesen wären als die schwachen Abtheilungen der 2. Kavallerie - Division . Mit Freude begrüßten dieselben das Ein treffen der Regimenter des IX . Armeekorps , welche von nun an ihnen den erwünschten Rückhalt für ihre fortwährenden Berührungen mit dem Feinde boten. Das 85. Regiment wurde in unmittelbarer Nähe der großen Straße einquartiert : Regimentsstab und 1. Bataillon in Intreville, 2. in Dommerville, die Füsiliere zur Bedeckung des Korps-Hauptquartiers in Angerville. Seit dem 30. Oktober war das Regiment auf dem Marſche, hatte seit dem 7. November ohne Ruhetag täglich vier deutsche Meilen zurückgelegt und traf frisch und kampfbereit auf dem Schauplatze seiner neuen Thätigkeit ein, wenn auch fast ohne Schuhe und Strümpfe . Jeder Augenblick der Muße wurde natürlich auf das Eifrigste benutzt , um wenigstens den dringendsten Nothständen der Bekleidung abzuhelfen. Am 20. November kam unter Führung des Premierlieutenants v. Maung ein Rekonvaleszententransport in der Stärke von 10 Unteroffizieren und 103 Mann an. Die Bataillone hatten nunmehr nachstehende Stärke : 818 Unteroffiziere und Gemeine, = = 790 = = = 711 =

1. Bat. = 2. = Füs.

In Summa 2319 Unteroffiziere und Gemeine. Premierlieutenant v. Maung übernahm die Führung der 9. Kom pagnie an Stelle des verstorbenen Premierlieutenants Deeß. Es mehrten sich die Anzeichen von der wachsenden Stärke der gegen überstehenden Armee. Die Franzosen gefielen sich in Uebertreibungen und Selbsttäuschungen; sie zählten ihre Streiter nach Hunderttausenden und verkündeten prahlerisch die bevorstehende Vernichtung der deutschen Heere durch ,,la belle armée de la Loire". Indeſſen erhellte aus Allem, daß der von Meß gerade rechtzeitig auf den Kriegsschauplatz der Loire angelangten II. Armee ein an Zahl nicht zu unterschätzender Feind gegen= überstand. Wenngleich man von dem inneren Werthe der bunt zuſammen gewürfelten Neubildungen voraussichtlich wenig zu fürchten brauchte, so *) Von hier an siehe „Plan zu den Bewegungen um Orléans ".

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wußte man doch, daß der Kern dieser neuen Armee aus den von Afrika herübergeholten Linientruppen bestand. Hatte es anfänglich in der Absicht Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl gelegen , mit den zunächst zur Verfügung ſtehenden Truppen des III . und IX. Armeekorps ungefäumt gegen Orléans vorzurücken, während das X. sich unter Umständen gegen die wichtige Stellung Bourges wenden sollte , so erschien es nun als nothwendig, die gesammten Streitkräfte der II. Armee zu verſammeln, ehe der entscheidende Schlag geführt werden durfte, und dies umsomehr, als über die Aufstellung, Stärke und Absichten der französischen Loire-Armee noch keine Klarheit herrschte. So beschränkte ſich die Aufgabe des IX. Korps zunächst auf die Beobachtung des gegenüberstehenden Feindes und auf die Bereitschaft zur Abwehr eines Angriffs. Am 22. November erhielt der komman dirende General den Befehl, näher an den Feind heranzugehen, und rückte mit dem Korps in die Linie Allaines -Janville-Toury, quer über die große Straße Paris -Orléans , ein. Der Feind war nunmehr keine halbe Meile weit entfernt. Die von dem Regimente besetzten Ort schaften, Stab und 1. Bataillon Mervillers , 2. Villermont , Füsilier Bataillon La Boissière und Le Mesnil, wurden zur Vertheidigung ein gerichtet. Die Sicherung gegen den Feind fiel in erster Linie den Regimentern der 2. Kavallerie- Division zu, deren Thätigkeit indeß wesentlich durch den schweren, von Schnee und Regen aufgeweichten, un ergründlich tiefen Lehmboden gehemmt wurde und sich im Ganzen auf eine Beobachtung durch Vedetten und kleinere Patrouillen beschränkte. Unter dem Schuße der Kavallerie konnten die Bataillone in ihren wohlbefestigten Kantonnements ruhig den Feind erwarten. Die weite Ebene der Beauce, welche den Schauplatz der Thätigkeit des Regiments bildete , erscheint auf den ersten Blick als eine durchaus gleichförmige Fläche. Das Auge schweift, ohne durch Wälder oder Hügel aufgehalten zu werden, in ganz beträchtliche Ferne ; die ringsum am Horizonte erscheinenden Dörfer und Flecken machen mit ihren gedrängt aneinander gebauten Häusern und Mauern fast den Eindruck von Burgen. Zahlreiche Bodenfalten durchziehen in ganz flacher Senkung das Gelände, welche, für das Auge fast unsichtbar, doch Gelegenheit zur gedeckten Auf stellung selbst größerer Truppenmassen darbieten. Der Boden ist schwer und fruchtbar; man nennt die Beauce die Vorrathskammer von Paris. Die Verpflegung von Mann und Pferd bot bei dem vorhandenen Reich thum an Vieh und Getreide, welch Letzteres noch unausgedroschen in mächtigen Haufen auf dem Felde stand, keinerlei Schwierigkeit. Der Feind schien wenig unternehmungsluſtig und verhielt sich ruhig. Er hatte in weiter Ausdehnung die gegenüberliegenden Dörfer und ein zelne Gehöfte besetzt und zeigte fast ausschließlich Infanterie ; nur ver einzelt erschienen hier und da Chasseurs à cheval oder arabische Reiter. Um über die etwaigen Bewegungen größerer feindlicher Heeres -Abtheilungen hinter dem Schleier ihrer Vortruppen Gewißheit zu erlangen, namentlich um festzustellen , ob , wie vermuthet wurde, stärkere französische Heeres maſſen in nordwestlicher Richtung gegen die Verbindungen der II. Armee

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abmarschirt seien, hatte der Oberbefehlshaber der II. Armee eine Auf klärung auf der Front der II. Armee für den 24. angeordnet ; das IX. Armeekorps klärte gegen Artenay auf. Zur Ausführung dieses Auf trages setzte sich das 11. Regiment durch einen schnellen Angriff in Besitz des erwähnten Ortes , während Abtheilungen der 2. Kavallerie Division weiter in südlicher und westlicher Richtung aufklärten. Das 85. Regiment hatte Befehl, sich während dieser Bewegungen in seinen Kantonnements gefechtsbereit zu halten. Oberstlieutenant Köppen ließ ein kleines Lannenwäldchen bei La Fauconnière durch die 9. und 11. Kompagnie besetzen , die 10. und 12. in Le Mesnil, die anderen Bataillone in ihren Quartieren eine Bereitschaftsstellung einnehmen. Gegen 1 Uhr nachmittags wurde von Le Mesnil aus eine franzöſiſche Abtheilung beobachtet, Reiterei und Fußvolk, welche sich aus der Richtung von Orgères auf Artenay bewegte. Die Reiter marschirten auf und gingen gegen Le Mesnil vor ; hinter denselben entwickelten sich Schüßen linien , welche lebhaft , wenn auch ohne Wirkung das Dorf beſchoffen. Als die feindlichen Abtheilungen näher herangekommen waren, ließ Major Krüger das Feuer aufnehmen . Der Feind machte Kehrt und war bald wieder außer Sicht. Augenscheinlich hatte man es mit der Seitendeckung einer größeren von Orgères auf Artenay marschirenden Truppe zu thun gehabt. Während dieser Zeit hatte das 11. Regiment seine Aufklärung über Artenay hinaus gegen Auvillers Château und St. Barthélemy bis an den Wald von Orléans fortgesetzt. Es war das Vorhandensein starker Truppenmassen bei Chevilly festgestellt worden ; auch hatte man eine Rechtsschiebung großer Infanterie- und Artillerie - Abtheilungen über St. Lyé anscheinend auf Neuville aux Bois beobachtet. Gegen 2 Uhr nachmittags wurde das Gefecht abgebrochen ; sämmtliche Truppentheile der 18. Jufanterie - Division rückten wieder in ihre verlassenen Kan tonnements ein. Das Ergebniß des Tages war die Feststellung der That sache, daß die Hauptkräfte der französischen Loire ፡ Armee sich noch im großen Halbkreise nördlich um Orléans aufgestellt befanden . Ja, anstatt des vermutheten Abmarsches stärkerer Kräfte nach Nordwesten hatte man vor der Front des linken Flügels der II. Armee (X. Armeekorps ) die Anwesenheit eines neuen französischen Armeekorps und somit eine An häufung von feindlichen Streitkräften auf dem rechten franzöſiſchen Flügel festgestellt, wodurch die Absicht eines Vorgehens der Franzosen über Pithiviers oder im Thale des Loing gegen Fontainebleau und die rück wärtigen Verbindungen der II. Armee näher gerückt erschien. Noch mehrere Male wurde in den nächstfolgenden Tagen das IX. Armeekorps an der großen Straße zusammengezogen, ohne daß indeß ein Angriff der Franzosen, deffen man stets gewärtig war, erfolgt wäre. Der Schwerpunkt der Entscheidungen schien auf den linken Flügel der II. Armee verlegt zu sein. In früher Morgenstunde des 29. No vember ging die Nachricht von den harten, siegreichen Kämpfen des X. Armeekorps bei Beaune la Rolande ein. Da der Feind den Marsch auf Fontainebleau über Pithiviers erzwingen zu wollen schien, so ordnete



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Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl eine Verstärkung dieses linken Flügels durch ein Aufschließen der II. Armee in östlicher Richtung an. Dem IX. Armeekorps wurde die Gegend von Pithiviers als nächstes Ziel bezeichnet. Die Armee - Abtheilung Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg übernahm, von Westen heranmarschirend, die Sicherung der Straße Orléans -Paris. Spät am Abend des 29. November trafen ihre Spitzen hier ein, und nun marſchirte das 85. Regiment im Brigadeverbande aus seinem bisherigen Bezirke ab und erreichte nach ziemlich unbequemem Nachtmarsche am frühen Morgen des 30. seine in der Nähe von Pithiviers belegenen neuen Quartiere. Man hatte jedoch die Kraft des Feindes überschätzt. Seine Angriffs= bewegungen auf Beaune la Rolande gegen die Stellungen des ziemlich schwachen und weitläuftig aufgestellten X. Armeekorps waren an dem heldenmüthigen Widerstande der tapferen Westfalen und Hannoveraner ge= scheitert , denen das III . Armeekorps in vorgerückter Tagesstunde die ersehnte Hülfe brachte. Man beobachtete feindliche Streiftrupps , kleine Abtheilungen, welche kamen und gingen, und Feldwachen hinter Erdauf würfen an den Straßen. Der 2. Dezember veränderte die Sachlage. Die Kavallerie meldete überall eine Anhäufung der französischen Streitkräfte dem rechten Flügel der II . Armee gegenüber. Schon gegen Mittag hatte Se. Königliche Hoheit der General - Feldmarschall Nachrichten über das Vordringen starker feindlicher Abtheilungen in nördlicher Richtung auf der Straße Orléans -Paris , welche Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg von Truppen entblößt hatte, um die Armee - Abthei lung westlich derselben zu vereinigen. Ungesäumt befahl der Oberbefehls haber den Abmarsch des IX. Armeekorps nach Bazoches les Gallerandes zur Deckung der wichtigen Verbindungslinie. Fast gleichzeitig trafen aus Versailles Befehle Sr. Majestät des Königs ein, welche angesichts der bedrohlichen Ansammlung der Hauptkräfte der Loire - Armee bei Artenay den Angriff auf Orléans anordneten. Bei schneidender Kälte sammelte sich bald nach Mittag die 18. Diviſion westlich vor Pithiviers und setzte sich gegen die Straße Orléans - Paris in Marsch. Erst in vorgerückter Abendstunde erreichten die 85er ihr Nachtquartier Livernon.

Schlacht bei Orléans .* ) Nachdem am 30. November der Diktator Gambetta in Tours durch Ballon-Nachricht bestimmte Kunde von dem auf den 29. festgesetzten Durch bruchsversuche des Generals Ducrot aus Paris erhalten hatte, beschloß *) Siehe „ Plan zu den Bewegungen um Orléans“, ſowie „ Plan zur Schlacht bei Orléans .“

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er ein allgemein angriffsweises Vorgehen der gesammten Loire - Armee , um, wie man sich im französischen Kriegsrathe vorstellte, dem erwähnten General etwa im Walde von Fontainebleau die Hand zu reichen. Das 15. , 16., 18. und 20. Korps , zusammen 160 bis 170 000 Mann stark, sollten auf Paris marschiren und sich in der Gegend von Pithiviers, wo man dieHauptkräfte Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl vermuthete, vereinigen. Diese Bewegungen wurden durch eine Rechtsschwenkung des an der Straße Paris -Orléans stehenden linken Flügels der Loire =- Armee, 15. und 16. Korps, eingeleitet, welche nach Ueberschreitung der erwähnten Straße gegen Pithiviers marschiren sollten. Zu dem Ende rückte das 16. Korps, unter Befehl des Generals Chanzy , am 1. Dezember aus seinen Stellungen zwischen Boulay und St. Péravy in weitem Bogen rechtsschwenkend in der Richtung auf Janville und Toury ab, bemächtigte sich in blutigem Gefechte gegen Truppen des I. bayerischen Korps der Dörfer Villepion und Farolles und stieß am 2. Dezember, rechts durch die 2. und 3. Diviſion des 15., links durch das 17. Korps, welches unter Befehl des Generals de Sonis mit Theilen eingriff, unterstützt, auf die vereinigten und ebenfalls im Vorrücken befindlichen Streitkräfte Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg. Das Ergebniß der sich entwickelnden verlustreichen Schlacht (bei Loigny) war das Zurückwerfen der Franzosen von Loigny auf Terminiers sowie in der Nähe der Straße Orléans -Paris über Poupry bis zurück nach Artenay. Gleichzeitig hatte die 2. Division des 15. französischen Korps die schwachen Abtheilungen der 2. Kavallerie - Diviſion, welche die genannte Straße beobachteten, zurückgedrängt, war jedoch nicht über die Linie Château Gaillard- Ruan- Aschères hinaus vorgegangen und zog sich abends nach Dambron und Artenay zurück. Nunmehr war, nachdem der rechte Flügel der französischen Loire = Armee - 18. und 20. Korps an dem heldenmüthigen Widerstande des X. Armeekorps zerschellt war, auch der linke Flügel ――― 16. und 17. Korps ―――――― von den Truppen Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg zerschmettert worden und für die nächste Zeit nicht mehr zu angriffsweisem Vorgehen verwendbar. So standen die Dinge am Abend des 2. Dezember, als Se. König liche Hoheit der Oberbefehlshaber den Angriff der II. Armee und der Armee = Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg in der allgemeinen Richtung auf Orléans anordnete. Das IX. Armeekorps insbesondere sollte den Angriff längs der Straße Paris -Orléans durch führen und zu dem Ende am 3. Dezember früh 912 Uhr Artenay an greifen. Die Gesammtstärke des IX. Armeekorps betrug für den Ent scheidungskampf: 16638 Mann Infanterie, 1482 Pferde, 90 Geſchüße. Während so dem IX. Korps der Angriff auf das Centrum der feind lichen Armee zufiel, sollte das III. von Osten her auf Chilleurs und Loury, das X. von Norden her auf Villereau, die Armee =- Abtheilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs westlich der Straße Paris Orléans vorgehen.

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Der 3. Dezember. Früh am Morgen ging dem Regiment der Befehl zum Abmarsch nach Château Gaillard an der Straße Paris - Orléans zu, woselbst sich das Armeekorps um 9 Uhr vereinigte. Eine Avantgarde, bestehend aus dem 11. Regiment , 2 Schwadronen 6ter Dragoner , 2 Batterien , nahm unter Befehl des Oberst v. Falkenhausen vorwärts des Ortes an der Chaussee gegen Artenay Stellung. Das Gros stand zu beiden Seiten der Straße; östlich derselben die 35. Infanterie - Brigade mit dem 9. Jäger - Bataillon , 2 Schwadronen Dragoner und 2 Bat terien , westlich das 85. Regiment mit der 3. Pionier - Kompagnie. Nördlich von Château Gaillard stellte sich als 2. Treffen die Großherzog = lich Hessische (25. ) Infanterie - Division auf. Es war ein schöner, flarer Wintertag ; die anfänglich spiegelglatt gefrorenen Wege thauten unter dem Einflusse der Sonne allmählich auf. Deutlich sah man in der Gegend von Artenay sich die dunklen Linien der französischen Truppen auf der leuchtenden Schneedecke abzeichnen und erkannte, wie die Geſchüße in die vorbereiteten Deckungen einfuhren. Gegen 10 Uhr erhielt Oberst v. Falkenhausen den Befehl zum Angriff auf Artenay . Gleichzeitig wurde das 85. Regiment mit einer Batterie (Hauptmann Behrendt) und der Pionier - Kompagnie (Haupt mann Schulz ) auf Dambron in Bewegung gesetzt, welches Dorf, nord westlich von Artenay gelegen, noch während der Nacht von den Franzosen besetzt gewesen war. Es war dies eine Brigade der 2. Division des 15. Armeekorps gewesen, welche den Rückzug der 3. Division auf Artenay decken sollte, während die andere Brigade der 3. Division auch bei Artenay biwakirt hatte. Das 1. Bataillon , im Vordertreffen des Regiments , zog die Flügel Kompagnien vor, die Kompagnien der Fahne folgten geschlossen. Hinter dieser schloß die Batterie dicht auf. 300 Schritt zurückgehalten, folgten das 2. und Füsilier - Bataillon in Kompagnie-Kolonnen auf der Grund linie auseinandergezogen. Man erreichte Dambron ohne Gefecht ; das Dorf war schon am frühen Morgen vom Feinde geräumt worden . Auf die Meldung hiervon ertheilte der Divisionskommandeur dem Oberst lieutenant Köppen den weiteren Befehl, das Dorf einstweilen mit einem Bataillon besetzt zu halten und zur Vertheidigung einzurichten, mit dem Reste des Regiments und der Batterie den westlichen Theil von Artenay zu umgehen und sich gegen den südlichen Eingang des Dorfes zu wenden. Dementsprechend verblieb das 1. Bataillon (unter Hauptmann Johannes) mit der Pionier-Kompagnie vorläufig in Dambron. Die beiden anderen Bataillone mit der Batterie gingen in nach ſtehender Ordnung gegen Artenay vor :

9. und 12. Kompagnie auseinandergezogen, ፡ 10. = 11. geschlossen unter Hauptm. v. Blessingh, Batterie Behrendt , 2. Bataillon geschlossen unter Major Ziermann.

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Bald nachdem man sich von Dambron entfernt hatte, sah man vor Artenay eine feindliche Schützenlinie ; auch konnte man den Marsch einer geschlossenen größeren Truppe aus der Richtung von Poupry auf Artenay beobachten. Heftiges Geschütz- und Kleingewehrfeuer dröhnte bereits von der Pariser Straße herüber und ließ darauf schließen, daß die Avantgarde ihren Angriff eingeleitet hatte. Nicht lange währte es, bis dem Regi mente die ersten Granaten von einer feindlichen Batterie zugesandt wurden, welche neben einer westlich von Artenay befindlichen Mühle aufgefahren Die Batterie Behrendt nahm sofort Stellung und erwiderte das Feuer. Auch wendeten sich die Kompagnien des ersten Treffens gegen die feindlichen Geschütze, welche nunmehr schleunigst aufproßten und abfuhren. Jezt drangen die 10. und 11. Kompagnie trotz des inzwischen gegen ste eröffneten Infanteriefeuers gegen die Häuser und Mühlengehöfte vor, welche den westlichen und südwestlichen Theil von Artenay bildeten, während die 9. und 12. den Ort umgingen und sich gegen den südlichen Eingang deffelben wendeten. Die lettgenannten Kompagnien führten diese Be wegung aus, ohne sich an das Feuer zu kehren, welches von dem West rande des Ortes her fortdauerte. Hier überwältigten die 10. und 11. Kompagnie schnell den letzten Widerstand. Einzelne Einwohner, welche sich an dem Gefechte betheiligt hatten, wurden niedergemacht. In der Mitte des Städtchens trafen die Füsiliere auf die Grenadiere des 11. Regiments , welche von Norden her in den stark verbarrikadirten Ort eingedrungen waren . Ungefähr tausend Franzosen geriethen unverwundet in die Gewalt unserer Truppen ; man erfuhr von ihnen, daß es Abthei= lungen der Division Martineau (der zweiten) des 15. franzö = sischen Korps gewesen waren, welche die Stellung von Artenay ver theidigt hatten und nunmehr in südlicher Richtung abzogen. Die Franzosen rühmen sich nicht wenig des „bewunderungswürdigen Rückzuges " des genannten Generals, welchem während des Gefechts das Pferd unter dem Leibe erschossen worden war. Es ist wahr, das Gros der Division Martineau zog in guter Haltung ab, allein man darf nicht vergessen, daß sein Rückzug nicht durch einen Schuß gestört wurde. Nur eine Arrieregarde hatte Artenay vertheidigt; die Division Martineau selbst war längst außer Sicht, als der kommandirende General das weitere Vorrücken des IX. Korps anordnete. Die Verluste der 11er und 85 er waren nicht beträchtlich. Vom Füfilier-Bataillon des 85. Regiments war Lieutenant Hollesen durch den Schenkel geschossen worden. Vor dem Südausgange von Artenay wurde die taktische Ordnung der Division wieder hergestellt, der Ort selbst von einem Bataillon 11. Regiments besetzt und zur Vertheidigung eingerichtet. Ungefähr 2000 Schritt füdlich von Artenay zieht sich ein flacher Höhenrücken quer über die Straße. Derselbe beherrscht das ganze nördlich vorliegende Gelände und ist deshalb zur Vertheidigung außerordentlich geeignet. Auf der Höhe dieses Rückens hatten die Franzosen die Linie Arblay Ferme bis Moulin d'Auvilliers besetzt und durch Schüßengräben 5 Stern, Holst. Inf.-Regt. Nr. 85.

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und Batterie- Einschnitte zur hartnäckigen Vertheidigung vorbereitet ; die französischen Geschütze bestrichen den ganzen Raum zwischen Artenay und dem Fuße des Höhenrückens . Der Angriff gegen diese sehr starke Stellung war die nächste Auf gabe der 18. Division. Um das Vorgehen der Infanterie vorzubereiten, fuhren sieben Batterien der Divisions- und Korps-Artillerie westlich der Chauffee auf und begannen das Feuer der Franzosen zu erwidern. Die Bäume an der Chaussee jedoch und eine Allee, welche senkrecht von dieser zu dem am Fuße der Höhe ungefähr 1000 Schritt westlich gelegenen Château d'Auvilliers führt, beeinträchtigten das Feuer der Batterien ; deshalb fuhr die Divisions -Artillerie in eine andere Stellung südwestlich von Auvilliers Château, von wo aus sie die französische Linie von der Flanke aus beschießen konnte. Gegen Mittag erhielt Oberst v. Falkenhausen Befehl , die 36. Brigade vorzuführen und den Feind von der Höhe bei Moulin d'Auvilliers zu vertreiben , während sich gleichzeitig die 35. Brigade östlich der großen Straße gegen Arblay Ferme und La Grange Ferme in Bewegung setzte. Das 2. und Füsilier-Bataillon des 85. Regiments standen im ersten Treffen der 36. Brigade. Oberstlieutenant Köppen schickte einen Adjutanten nach Dambron, um auch das 1. Bataillon von dort wieder heranzuziehen. Er ließ das Regiment in folgender Gefechts ordnung antreten : 5. und 8. Kompagnie in Schützenlinie aufgelöst ; 6. und 7. Kompagnie 100 Schritt zurückgehalten und geschloffen ; Füsilier-Bataillon im zweiten Treffen in Halb-Bataillone auf der Grundlinie auseinandergezogen. Je mehr sich die vordersten Kompagnien der erwähnten Allee näherten , welche sich 400 Schritt vor der franzöſiſchen Stellung und mit dieser gleichlaufend nach Château d'Auvilliers zog , um so heftiger wurde das Feuer der französischen Infanterie. Die Musketiere besetzten die Gräben, welche auf beiden Seiten die Allee begleiten, und nahmen das Feuer gegen die Höhe auf. Die 6. und 7. Kompagnie kamen inzwischen heran und suchten ebenfalls Deckung gegen die feindlichen Geschoffe. Das Bataillon befand sich in höchst mißlicher Lage; unausgesetzt schlugen die Granaten und Chaſſepotkugeln in die Reihen der Kompagnien, welche in den flachen Gräben nur ungenügenden Schuß fanden. Es blizte und krachte von allen Seiten, und eine Menge von Leuten wurde außer Gefecht gesetzt. Es galt einen schnellen Entschluß : ein kühner Anlauf mußte das Bataillon in Besitz der Höhe setzen, und wenn Major Ziermann sich auch nicht verhehlte, daß sein selbständiges Handeln ohne Wissen der mitwirkenden Truppen, besonders der Artillerie, leicht zu gefährlichen Jrr thümern führen konnte, so hielt er in Berücksichtigung der bedenklichen Lage des Bataillons dennoch den Angriff für dringend geboten, der Beobachtung von Seiten der gegen die Höhe feuernden Artillerie volles

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Vertrauen schenkend. Mit kurzen Worten unterrichtete er die Offiziere und Mannschaften von seinem Willen und bedeutete sie, daß es ein "Zurück“ nicht gebe. Dann ließ er die Schützenkette durch die 6. und 7. Kompagnie verstärken, vertheilte kleine Unterstützungstrupps auf der ganzen Linie und gab das Zeichen zum Angriff. Das Gewehr rechts , ſtürmten die Musketiere den flachen Abhang hinauf; mochte liegen bleiben, was wollte; wer noch Kräfte hatte, blieb im Marsch-Marsch. Hoch flatterte die Fahne des Bataillons, welche der Fahnenträger Sergeant Kessler der 7. Kompagnie, obwohl durch den Oberschenkel geschossen, nicht aus der Hand gab. Der Feind , welchem sein Schießen nichts mehr nußte, räumte in eiliger Flucht das Feld. Schnell wurde das brennende Mühlengehöft, welches das Ziel des Angriffs gewesen war, besetzt und der Gegner durch Schnellfeuer verfolgt. Hier fiel Feldwebel Krause der 7. Kompagnie, von einer Granate zerrissen. Er war ein Muster im Dienst gewesen, ein Vorbild im Gefecht. „ Grüßt die Kameraden ! " waren die letzten Worte des Sterbenden. Auch das Füsilier-Bataillon war nicht unthätig geblieben. Oberſt lieutenant Köppen , welcher durch einen Streifschuß leicht am Ohr ver wundet worden war, hatte demselben den Befehl ertheilt, sich dem linken Flügel des 2. Bataillons anzuschließen und ebenfalls gegen die Höhe vor zugehen. Trotz zahlreicher Verluste führte es seinen Auftrag aus und vereinigte sich, oben angekommen , mit dem Musketier-Bataillon . Der kühne Angriff hatte harte Opfer gekostet; die Stellung an der Allee und der Weg der Bataillone zur Höhe hinauf waren mit Todten und Verwundeten bedeckt. Die Verluste des 2. Bataillons betrugen über 100 Mann ; dafür hatte aber sein siegreicher Angriff die Entscheidung des Gefechts herbeigeführt. Lieutenant Jourdan war schwer verwundet ; Lieutenant Thormann war durch den Unterschenkel, Vize - Feldwebel Boccius durch den Oberschenkel geschoffen worden. Der Adjutant Lieutenant v. Net war durch einen Streifschuß außer Gefecht gesetzt, Vize-Feldwebel Jessen verblieb leicht verwundet bei der Truppe. Die Fahne des Bataillons war von einem Geschosse gegen die Spite getroffen worden ; der in derselben befindliche Namenszug war dadurch verbogen worden.*) Auch das Füsilier-Bataillon hatte nicht unbeträchtliche Verluste er litten. Sein Kommandeur, Major Krüger , wurde beim Vorgehen gegen die Höhe durch die Hand geschoffen und am rechten Oberschenkel kon tusionirt; er mußte das Kommando an den Hauptmann v. Blessingh abgeben. Premierlieutenant v. Maung wurde durch ein Schrapnel Geschoß verwundet. Premierlieutenant Froelich , welcher, vom Typhus genesen, erst vor zwei Tagen wieder beim Bataillon eingetroffen war, trug eine schwere Verwundung am Fuße davon (Granatſplitter ins Fußgelenk). Lieutenant

Auf Allerhöchsten Befehl erhielt am 11. Mai 1872 die Fahne einen silbernen Ring um die Spite mit der Inschrift : Artenay, 3. Dezember 1870 (vergl. Seite 41) . 5*

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Mezler wurde leicht verwundet. Auch den Fahnenträger des Füsilier Bataillons, Sergeant Stolz der 9. Kompagnie, traf ein Geschoß gegen das Fahnen-Bandelier. Während dieser Ereigniſſe hatte Hauptmann Johannes das 1. Bataillon von Dambron herangeführt und vereinigte sich auf der Höhe von Moulin d'Auvilliers mit den übrigen Theilen des Regiments, eben rechtzeitig, um gleichfalls noch einige Verluste durch die nunmehr in Wirkung getretenen feindlichen Mitrailleusen zu erleiden. Die Franzosen, auch auf ihrem rechten Flügel durch die 35. In fanterie-Brigade aus den Stellungen bei Arblay Ferme verdrängt, zogen sich auf La Croix Briquet zurück, woselbst ein neuer Widerstand vorbereitet war. Das genannte Dorf ſowohl, 1200 Schritt füdlich von Moulin d'Auvilliers an der großen Straße gelegen, sowie weiter westlich Creuzy waren zur Vertheidigung eingerichtet ; der Kamm der bei diesen Ortſchaften befindlichen sanften Anhöhen war mit Schüßengräben befestigt. Zahlreiche Artillerie empfing die vorderſten Abtheilungen der Division mit lebhaftem Granatfeuer. Unsere auf der Höhe von Moulin d'Auvilliers stehenden Bataillone suchten gegen die Geschoffe Schutz, so gut es gehen konnte. Destlich der Chauffee versuchte der Feind sogar gegen die 35. Brigade vorzugehen, wurde jedoch durch das Artilleriefeuer zurück gewiesen. Wiederum ließ der kommandirende General den Angriff durch die Artillerie vorbereiten. Während die Divisions - Artillerie aus ihrer Stellung südwestlich von Auvilliers Creuzy beschoß , fuhren zwei Batterien der Korps-Artillerie ſowie drei heſſiſche auf der von den 85ern erſtürmten Höhe auf und nahmen La Croix Briquet zum Zielpunkte. Dem ver nichtenden Feuer der nun in Thätigkeit befindlichen 78 Geſchüße, ein schließlich der des linken Flügels östlich der Chauffee , vermochte die französische Artillerie nicht lange zu widerstehen, sondern wurde nach einer lebhaften Kanonade , deren Heftigkeit ein französischer Schriftsteller nur mit der von Sebastopol zu vergleichen vermag, zum Schweigen gebracht. Jett um 4 Uhr Nachmittag befahl General v. Manstein das Vorgehen der Infanterie. Der Feind leistete keinen ernsten Widerstand mehr. Die Bataillone, welche gegen La Croir Briquet vordrangen, blieben in ununterbrochener Vorwärtsbewegung. Im ersten Anlaufe wurde der Ort in Besit genommen und mehrere Hundert Franzosen wurden zu Gefangenen gemacht. Die Divisions-Artillerie, welche sich dem rechten Flügel der Infanterie angeschloffen hatte , fand Gelegenheit , die in südlicher Richtung auf Chevilly weichenden feindlichen Bataillone zu beschießen. Die 11 er erhielten Befehl, La Croix Briquet zu beseßen und zur Vertheidigung einzurichten. So war im Laufe des Tages die dritte feindliche Vertheidigungs Man kann dem Feinde die An stellung im Sturme erobert worden . erkennung einer tapferen Gegenwehr nicht versagen. Aber noch schien die Aufgabe des Tages nicht vollständig gelöst. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl hatte dem

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IX. Armeekorps die Wegnahme von Chevilly als den End- und Ziel punkt seiner heutigen Thätigkeit bezeichnet. Dieser Ort, eine Viertelmeile von La Croix Briquet an der Pariser Straße gelegen, sperrt den Eingang in den großen Wald von Orléans von Norden her. Schon seit geraumer Zeit hatte man aus Zeitungsartikeln und aus den Reden der Einwohner die Ueberzeugung der Franzosen von der Unbezwinglichkeit dieser Stellungen entnehmen können , an deren Verſchanzungen und Befestigungen Tausende von Arbeitern wochenlang ununterbrochen thätig gewesen waren. In der That hatte es den Anschein, als wollte der Gegner den Deutschen unter Kaum hatten allen Umständen den Eingang in den Wald verwehren. sich die Truppen der 18. Division vor dem Südausgange von La Croix Briquet wieder geordnet, da kamen die mächtigen Eiſengeschoffe aus den schweren Marine- Geschützen angesaust, welche die Franzosen in Batterien aufgestellt hatten. Auch hier sollte unsere Artillerie den Infanterie-Angriff vorbereiten. In weitem Bogen stellten sich die Batterien nördlich um Chevilly herum auf, die Korps - Artillerie auf dem linken , die Divisions - Artillerie auf dem rechten Flügel, zu dessen Schuße das 85. Regiment auf ungefähr 1800 Schritt an Chevilly heran vor genommen wurde. 81 Der Angriff gestaltete sich zu einem höchſt malerischen Kriegsbilde. Tiefe Finsterniß war hereingebrochen ; die Flammen der ringsum in Brand geschoffenen Dörfer und Gehöfte : Creuzy, La Croix Briquet, Andeglou, Moulin d'Auvilliers , ließen die marschirenden Truppen oft in wunder barer Beleuchtung aus dem tiefen Dunkel hervortreten. Aus der Ferne hörte man von rechts her das lebhafte Gefecht der Regimenter Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg und fah, so weit das Auge reichte, brennende Dörfer. Das unaufhörliche Aufblizen in dem großen Halbkreise der feuernden Batterien , der betäubende Kanonendonner, das Heulen und Platzen der feindlichen Geschoffe, alles das schien diesen Schlußakt des blutigen Schauspieles zu dem schrecken vollsten des Tages machen zu wollen. Die Infanterie ordnete sich zum Sturm auf Chevilly. Die 35. Brigade sollte östlich der Eisenbahn, welche neben der Pariser Straße herlaufend nach Orléans führt, die 36. westlich der Chauffee vorgehen. Eben schickte General v. Wrangel die Weisung zum Beginnen des Angriffes an die einzelnen Abtheilungen, als ein Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Feldmarschall für heute Halt gebot. Derselbe hatte eine Meldung von der Armee-Abtheilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklen burg erhalten, welche angesichts der harten Kämpfe und der Ermüdung der schon seit zwei Tagen fechtenden Truppen ein weiteres Vordringen derselben bis nach Chevilly für heute zweifelhaft erscheinen ließ. Der Kampf um den Besitz des Ortes und den Eingang des Waldes wurde demnach auf morgen verschoben . Auch das Feuer des Feindes war in zwischen verstummt, und so erging der Befehl an die Truppentheile der 18. Division, sich in engen Kantonnements der Ruhe für die Nacht

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hinzugeben. Die hessischen Regimenter seßten während der Nacht zur Sicherung gegen Süden Vorposten aus. Die Stäbe der Division , der Brigade, des Regiments sowie das Füsilier und 1. Bataillon fanden in den leerstehenden Räumen des Schlosses von Auvilliers ein leidlich gutes Unterkommen. Dem 2. Bataillon, welchem der Divisionskommandeur zur ehrenden Auszeichnung sein er stürmtes Mühlengehöft zum Nachtquartier angewiesen hatte , erging es minder gut. Als das Bataillon auf den Schauplatz seines Gefechtes an langte, fand es das Gehöft als Aschenhaufen und mußte bei grimmiger Nachtkälte ein höchst unbehagliches Biwak beziehen.

Der 4. Dezember. Während der Nacht trafen die Befehle zur Fortsetzung des Angriffs auf Orléans ein. Nach den Absichten Seiner Königlichen Hoheit des Oberbefehlshabers sollte das IX. Korps wiederum längs der Straße Paris - Orléans vorgehen , sich im Walde von Orléans nach Often mit Infanterie ausdehnen, um so die Stellung von Cercottes um= faffend anzugreifen . In Uebereinstimmung mit diesen Bewegungen sollte Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg sich in Besitz von Gidy setzen, während das X. Korps eine Aufnahmestellung nördlich von Chevilly einzunehmen hatte. Das III. Armeekorps sette seinen Angriff gegen Orléans über Loury hinaus fort.

Mga

Am Südausgange von La Croix Briquet sammelte sich die 18. Di vision, welche , wie gestern , das erste Treffen des Armeekorps bildete. Stürmische Hurrahrufe bewillkommneten Seine Königliche Hoheit den Prinzen Friedrich Karl , welcher, nach Chevilly reitend , die Re gimenter begrüßte. Wie gestern, sollte auch heute im Ganzen und Großen die 35. Bri gade längs der Eisenbahn , die 36. längs und westlich der großen Straße vorgehen. Chevilly war bereits während der Nacht von den Truppen Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg besetzt worden. Der 36. Brigade vorauf trabte eine Schwadron der 6. Dragoner durch den Ort hindurch und gegen den Wald vor. Ihr folgte das 85. , hinter diesem das 11. Regiment. Nach Zurückwerfung einer Abtheilung Spahis erhielten die Dragoner Feuer aus dem Walde, gegen welchen Oberst v. Falkenhausen nun das 85. Regiment vor zog. Das 1., dahinter das Füsilier-Bataillon sollten längs der Chauffee gehen, während dem 2. der Befehl wurde, den westlichen Theil des Waldes abzusuchen und sich danach in der Richtung auf Cercottes an die übrigen Theile des Regiments wieder heranzuziehen. Längs des westlichen Randes der großen Straße war in Breite der selben ein Streifen Waldes abgeholzt , welcher den vor und in Cercottes aufgestellten Franzosen ein ausgezeichnetes Schußfeld in schnurgerader Linie wie auf dem Scheibenstande darbot. Um daher das Bataillon nicht unnützen Verlusten auszusetzen, ließ der Führer desselben, Haupt mann Johannes , nur die 3. Kompagnie längs der Chauffee marſchiren,

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während der Rest einen breiten Waldweg einschlug, welcher neben der Straße kaum zweihundert Schritt von ihr entfernt herläuft. Als Vorhut für diesen Theil des Bataillons marschirte die 2. Kompagnie mit 112 Zügen auf dem Waldwege voraus, während ihr Rest zur Aufrecht erhaltung der Verbindung mit der 3. das Dickicht zwischen der Chauffee und dem Waldwege absuchte. Der Feind vertheidigte den Nordrand des Waldes schwach ; nur einige Patrouillen der Kavallerie-Brigade des Generals Boërio , Spahis und Chasseurs d'Afrique, feuerten auf die Schüßen der 2. und 3. Kom pagnie. Bald jedoch machten sich die ersten Anzeichen eines ernſteren Widerstandes bemerkbar. Die Franzosen hatten vor Cercottes eine Batterie aufgestellt, welche die Chauffee der Länge nach heftig mit schweren Gefchoffen bestrich. Zwar fuhren einige preußische Geschütze (Batterie Eynatten) an der Straße auf, vermochten indeß die feindliche Artillerie nicht zum Schweigen zu bringen. Die Mannschaften der 3. Kompagnie drängten sich dicht rechts an das Gebüsch heran und fanden so ziemlich Schutz gegen die Sprengstücke der französischen Granaten, welche meist auf der Chauffee niederfielen . Der Wald war sehr dicht mit Unterholz bewachsen, so daß die Ab theilungen des 1. Bataillons nur langsam vorwärts kommen konnten, in dem sich die feindlichen Patrouillen vor ihnen zurückzogen . Man gelangte an einen Querweg, dessen diesseitiger Rand . von feindlicher Infanterie be setzt war. Ein kurzes Schnellfeuer und ein schneller Anlauf der vordersten Kompagnien (2. und 3.) genügten, die französischen Schüßen zu vertreiben, welche sich in ein jenseits des Weges gelegenes Waldstück zurückzogen. Die Musketiere besetzten nun schnell den von den Franzosen verlassenen Rand des Weges und begannen den gegenüberliegenden Wald unter Feuer zu nehmen. Auf der Höhe des Gehöftes La Borde stand eine feindliche Batterie im Feuer; dieselbe wurde ebenfalls lebhaft beschoffen, worauf ste aufprozte und abfuhr. Während dieser leichten Gefechte der 2. und 3. Kompagnie waren die 1. und 4. unter Führung des Premierlieutenants Hoffmann , aus der Tete in Reihen abgebrochen , langsam gefolgt. Der Waldweg , auf dem sie vormarschirt waren, hört mitten im Walde plötzlich auf; das dichte Unterholz verhinderte eine Aussicht schon auf nahe Entfernungen, und so kam es, daß zunächst die Soutiens der vorderen Kompagnien, dann das Halbbataillon, welches diesen zu folgen Befehl hatte, die ursprüngliche Richtung verließen und sich mehr und mehr nach rechts , also nach der Richtung hinzogen, welche das 2. Bataillon eingeschlagen hatte. Das selbe war, seinem Auftrage, den westlichen Theil des Waldes abzusuchen, entsprechend, von der Chaussee nach dieser Richtung hin abgebogen und zog sich in weitem Kreise um das 1. Bataillon herum. Auch hier war anfänglich kein Widerstand zu bekämpfen. Bei weiterem Vordringen_in deffen sah Major Ziermann plötzlich feindliche Abtheilungen vor sich, welche sogleich ein heftiges Feuer eröffneten. Zwar gelang es den Kom pagnien, in schnellem Vorrücken den Feind eine Strecke weit zurückzu drängen ; jedoch verstärkte sich die feindliche Schützenlinie mehr und mehr,

72 ihr Feuer wurde immer heftiger, und schließlich sah sich Major Zier mann gezwungen, die Kompagnien Halt machen und das Feuer auf den Feind erwidern zu lassen, welcher den Südrand des Waldes besetzt hatte und behaupten zu wollen schien. Wie bereits erwähnt, verwehrte das Eine Abtheilung der dichte Buschwerk jede freie Umschau im Walde. 7. Kompagnie, welche die Gesammtlage nicht zu übersehen vermochte, sah sich durch ein französisches Hornsignal, das wohl dem preußischen langsam zurück" ähneln mochte, veranlaßt, Kehrt zu machen und ihren Da sprang Musketier Bart vor gefährdeten Standpunkt zu räumen. " nicht, wir gehen immer vor Preußen wir kennen Zurückgehen : und rief wärts ! " Durch sein Beispiel angefeuert, machten auch die Anderen wieder Front und blieben in der Feuerlinie. Nach und nach hatte Major Ziermann alle Kompagnien bis auf die 8. in die vorderste Linie einrücken lassen , durch welche Maßregel der Feind zurückgedrängt und der Rand des Waldes besezt werden konnte. Die Franzosen, einige Hundert Schritt zurückgegangen, nahmen nun von der Höhe einer vorgelegenen Bodenerhebung aus den Waldsaum unter wirksames Feuer. Dem Major Ziermann gelang es , sich, indem er aus dem Gebüsch aufs freie Feld heraustrat, jetzt über seine Lage klar zu werden. Er gewahrte, wie feindliche stärkere Abtheilungen sich dem weſt lichen Waldrande näherten und so seine rechte Flanke bedrohten. Daß einzelne dieser Abtheilungen den Wald schon erreicht hatten, bestätigte ein plötzlich von der rechten Flanke her hörbar werdendes heftiges Gewehr feuer. *) Gegen diesen Angriff stand ihm nur noch die 8. Kompagnie zur Verfügung, indessen schien es kaum möglich, daß dieselbe für ihre Aufgabe, die Flanke zu decken, stark genug sei. Gerade in diesem Augenblicke erschien Premierlieutenant Hoffmann mit der 1. und 4. Kompagnie. Major Ziermann wollte schnell ent= fchloffen das glückliche Zuſammentreffen benußen, und beauftragte den Führer der eingetroffenen Kompagnien, sich vereint mit der 8. gegen den westlichen Saum des Waldes zu werfen, während er selbst mit der 5. , 6. und 7. den südlichen Waldrand halten wollte. Premierlieutenant Hoff mann sprach sein Bedenken aus, ob er von dem ihm zu Theil ge wordenen bestimmten Befehl, „ parallel mit der Chaussee vorzugehen“, ab weichen dürfe. Da erschien Hauptmann Johannes , welcher die Bewegungen der 2. und 3. Kompagnie geleitet hatte und sich nun nach seinen anderen Abtheilungen umsehen wollte. Major Ziermann führte beide Offiziere auf das freie Feld vor den Wald und zeigte ihnen die dichten geſchloffenen Abtheilungen des Feindes , mit denen dieser gegen den Westrand des Waldes vorging. Jetzt mußte jedes Bedenken schwinden. Hauptmann Johannes stellte sich unter Befehl des Majors Ziermann und schickte den Premierlieutenant Hoffmann mit der 1. Kompagnie zur Unter

*) General v . Manstein sah sich genöthigt, zur Abwehr dieſes allgemeinen Vorstoßes der Franzosen auch einen Theil der in Reſerve zurückgehaltenen 25. Diviſion vorzuziehen.

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stüßung der 8. gegen die bedrohte Flanke. Der Westrand wurde erreicht, der Feind, welcher sich dort bereits eingenistet hatte , vertrieben und ein Schnellfeuer gegen die schon ziemlich nahe herangerückten geschlossenen Abtheilungen eröffnet. Dieselben stellten den Vormarsch ein , nur ihre Schützen behielten den Wald unter Feuer, während die Massen ver schwanden . Auf diesem Wege hatte Premierlieutenant Hoffmann die 8. Kom pagnie zwar nicht angetroffen, dafür zwei Züge der 2. unter Lieutenant Hermenau und einen schwachen Zug der 3. unter Vizefeldwebel Wickel, welche im dichten Walde ihre Kompagnien aus dem Auge verloren hatten, gefunden und mitgenommen. Die 8. (Hauptmann Brescius ) hatte sich allerdings auch dem Westrande genähert , denselben aber rechts (nördlich) von der 1. erreicht, so daß die Besetzung dieses Abschnittes sich folgender maßen gestaltete: Auf dem äußersten rechten Flügel des Westrandes die 8. Kompagnie, daran anschließend die Mannschaften der 3. , dann zwei Züge der 2., dann die 1. Kompagnie , welche mit dem Schüßen- und halben 1. Zuge die Front nach Westen, mit dem übrigen Theile die Front nach Süden hatte, so die Südwestecke des Waldes besetzt hielt und den Anschluß an die 4. Kompagnie (Feldjäger-Lieutenant Kunze) fand , durch welche Major Ziermann das 2. Bataillon nach rechts verlängerte. Wir hatten die vorderen Abtheilungen des 1. Bataillons in dem Augenblick verlaffen, als sie sich des Südrandes des der Chauffee zunächſt befindlichen Waldtheiles bemächtigt und das Feuer gegen das vorliegende Waldstück aufgenommen hatten. Durch ein allmähliches Rechtsschieben der fechtenden Abtheilungen des Bataillons hatte sich eine Lücke in der Feuer linie gebildet , in welche Oberstlieutenant Köppen die 11. Kompagnie (Premierlieutenant Jarke) aus dem zweiten Treffen einrücken ließ, da die Unterstützungstrupps des Bataillons, die 1. und 4. , wie oben ausgeführt, außer Sicht gekommen waren. Nun gingen die Führer der 2. und 3., die Hauptleute Haack und v. Klein , ohne weiteres Zögern von Neuem vor; Premierlieutenant Jarke schloß sich dem Angriffe an ein Hurrah, und der Feind war aus dem Waldstücke vertrieben und zog sich auf das Gehöft L'Epinette und die Mühle von Cercottes (Moulin de Cercottes) zurück, wo er sich wieder festsette. Es war 10½ Uhr geworden. Der Eingang in den Wald von Orléans, auf dessen Festhaltung die Franzosen so große Hoffnung gesetzt hatten, war erzwungen. So schnell hatten die 85er den nicht unerheb lichen Widerstand bewältigt, daß Oberst v. Falkenhausen , welcher stets in vorderster Linie bei seinem Regiment geblieben war, den Befehl des Divisionskommandeurs, sich in Besitz des Südrandes des Waldes zu setzen, mit der Meldung von der bereits erfolgten Ausführung dieser Maßregel beantworten konnte. Wie gestern vertheidigte sich der Feind mit großer Hartnäckigkeit und anerkennenswerther Tapferkeit von Stellung zu Stellung. Er wurde dabei durch die mit großer Ümsicht und geschickter Benutzung der Bodengeſtal= tung getroffenen Befestigungseinrichtungen unterſtüßt.

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Die Division stand dem Dorfe Cercottes gegenüber. Von hier aus zogen sich die befestigten Stellungen des Feindes über Moulin de Cercottes und L'Epinette nach Gidy zu. Die erwähnten Gehöfte, welche vor der Front des 1. Bataillons lagen, waren durch Infanterieschanzen geschloffen, die Gebäude mit Schießscharten versehen. Vor dem 2. Bataillon erhob sich eine freie sanft ansteigende Ebene, deren Vertheidigungsfähigkeit durch Schüßengräben verstärkt war. Ganze Bataillone zeigten sich aufmarschirt . in den feindlichen Stellungen ; aus schweren Marinegeschützen wurden die große Straße und der Südrand des Waldes beschoffen. Auf diesem Flügel war der Angriff sichtlich nur unter den größten Opfern durchzuführen, und hier schien der Feind den Entscheidungskampf annehmen zu wollen. Der kommandirende General ließ drei Batterien der Diviſions - Artillerie nebst einigen hessischen Batterien um den westlich der Stadt gelegenen Theil des Waldes herum auf Cuny und Gidy vortraben, um von hier aus gegen die linke Flanke der feindlichen Stellungen zu wirken. Die 35. Infanterie - Brigade , welche östlich der Chauffee längs der Eisenbahn im Vorgehen begriffen war, brachte die Entscheidung. Ihre Regimenter Nr. 84 und 36 sowie die 9. Jäger waren unter großen Schwierigkeiten durch den Theil des Waldes, welcher sich östlich um Cercottes herumzieht, bis in Höhe dieses Dorfes vorgedrungen. General v. Blumenthal beabsichtigte, feine Truppen im Walde bis über Cercottes hinaus vorgehen zu lassen, um so den stark befestigten Ort, offenbar den Stützpunkt der gegnerischen Aufstellung, in Flanke und Rücken fassen zu können. Es gelang seiner Avantgarde, durch eine Rechts schwenkung das Dorf, an welches der Wald bis auf 400 Schritt heran tritt, unter das wirksamste Flankenfeuer zu nehmen, während das Gros der Brigade sich um den linken Flügel der vorderen Abtheilungen herum zog, um gegen den südlichen Theil des Ortes vorzugehen. Jetzt setzte sich der General an die Spitze der 36er , welche mit Abtheilungen der 9. Jäger aus dem Walde hervorbrachen und sich den Eingang in das Dorf mit stürmender Hand erzwangen. Der Feind vertheidigte sich hart näckig ; Haus für Haus mußte einzeln erobert werden. Auch für die 85er war der Zeitpunkt zum Handeln gekommen. Oberst v. Falkenhausen hatte für den Augenblick ein weiteres Vorgehen über den Südrand des Waldes verboten, bevor die Wirkung des Angriffs der 35. Brigade sichtbar werden würde. Jetzt aber, als die 36er aus dem Walde vorſtürmten, raffte Hauptmann v. Klein schnell zuſammen, was er an Leuten in der nächsten Nähe hatte ; einige Gruppen der 2. und 11. Kompagnie schlossen sich an, und nun ging es im Laufschritt gegen L'Epinette. Das starke Feuer von hier vermochte nicht das Eindringen in das Gehöft zu verhindern ; eine Anzahl der sich tapfer zur Wehr setzenden Franzosen fiel unter den Bajonettstichen der Angreifer, 1 Ka pitain, 1 Lieutenant, 20 Mann wurden unverwundet zu Gefangenen gemacht, ein Theil der Vertheidiger entkam durch die Hinterthür. Sofort ließ Hauptmann v. Klein aus dem eroberten Gehöft ein Schnellfeuer gegen die dichten Reihen des Feindes eröffnen, welche noch die Schüßen gräben westlich von L'Epinette besetzt hielten .

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Die Franzosen gaben ihre Stellungen auf und zogen in südlicher Richtung ab. In dem Gehöfte wurden einige große Fässer Wein vor gefunden, welche als willkommene Labung noch während des Gefechts unter die durftigen 85er vertheilt wurden. Gleichzeitig mit dieſem Angriffe erfolgte die Wegnahme des Mühlen gehöftes von Cercottes durch Hauptmann Haack, welcher an der Spitze von in der Eile gesammelten Mannschaften und gefolgt von einem Zuge der 3. Kompagnie unter Lieutenant Posselt sowie einem Halbzuge der 11. unter Lieutenant Rauch auch diese Stellung dem Feinde entriß und eine Anzahl Gefangener machte. Oberst Auch das 2. Bataillon brach aus dem Walde hervor. v. Falkenhausen hatte das Feuer in der rechten Flanke gehört und den Lieutenant v. Kannenwurff (Adjutant des Füsilier = Bataillons) zum 2. Bataillon geschickt, um sich über den Stand des Gefechts an jener Stelle Einblick zu verschaffen . Einige Zeit später brachte derselbe Offizier den Befehl des Obersten, Major Ziermann solle sich in Besitz des vor dem Westsaume des Waldes gelegenen Gehöftes Malbouvie nebst dem anstoßenden Waldstücke setzen. Major Ziermann beauftragte die 1. Kom pagnie mit Ausführung dieses Befehls , und Hauptmann Johannes begab sich zu derselben, um den Angriff zu leiten. Die Kompagnie schloß an der Südwestecke des Waldes nach der Mitte zusammen, ging, ohne einen Schuß zu thun, mit Hurrah vor und besetzte das Gehöft, welches die Feinde verließen. Schnell wurde die Ordnung wieder hergestellt und das Waldstück abgesucht. Jetzt ließ Oberstlieutenant Köppen die sämmtlichen Abtheilungen des Regiments gegen den nordwestlichen Theil von Cercottes vorgehen. Da er das Dorf aber bereits in Händen der 35. Brigade sah, so ließ er die Bataillone an der Mühle von Cercottes Halt machen und die taktische Ordnung herstellen. Es war 1 Uhr geworden. Mit der Erſtürmung der Stellung von Cercottes konnte man den Widerstand, welchen die Befestigungen des Waldes von Orléans dem An griffe der Deutschen entgegensehen sollten, als überwältigt betrachten , denn ohne weiteren Aufenthalt räumten die Franzosen auch den südlich von Cercottes gelegenen Theil des Waldes . Eine Menge von Gefangenen hatten die Kämpfe des Tages in die Hände der Unsrigen gebracht. Mann schaften des 39. Linien-Regiments , des 5. Marſch-Jäger-Bataillons , der Fremdenlegion, des 25. und 29. Mobilgarden-, sowie des 30. Marsch und 2. Zuaven - Regiments, Spahis und Chasseurs d'Afrique, gehörten sämmtlich dem 15. französischen Armeekorps an und gaben ein Muster von der bunten Zusammensetzung der Loire-Armee. Die Leute schienen wohl genährt und guter Dinge. Viele sprachen offen ihre Genugthuung aus , durch ihre Gefangennahme den weiteren Entbehrungen und Gefahren des Krieges entgangen zu sein. Nicht ohne Lüfternheit warfen unsere Soldaten, welche seit 2 Tagen so gut wie nichts genossen hatten, ihre Augen auf die großen Brotstücke, welche die Franzosen faſt ausnahmslos auf dem Tornister trugen. Das Gepäck der gefallenen Feinde wurde eifrig nach

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Mundvorräthen durchwühlt, und ein stehengelaffener franzöſiſcher Zwieback wagen mit Freuden entdeckt. Auch in Cercottes wurde die Zeit des Sammelns praktisch durch das Absuchen nach Lebensmitteln verwerthet. Die entsendeten Streiftrupps brachten etwas Brot und Milch mit, sonst aber war nichts zu finden. Vor dem Südausgange von Cercottes ordnete Generallieutenant v. Wrangel die Division, welche er ungesäumt gegen den Zielpunkt des Gesammtangriffes , gegen die Stadt Orléans, in Bewegung setzte. Vorauf trabte eine Schwadron der 6. Dragoner. Die 35. Brigade erhielt den Befehl, in dem vielfach bedeckten Gelände längs des Eisenbahndammes vorzugehen. Etwas zurückgehalten marschirte rechts davon zu beiden Seiten der großen Straße die 36. Brigade , das 11. Regiment im ersten, das 85. Regiment im zweiten Treffen, gefolgt von der Artillerie und dem Reste der Dragoner. Am Eingange der sehr ausgedehnten nördlichen Vorstadt von Orléans war auf der Höhe von La Tuilerie eine französische Mitrailleusen-Batterie aufgefahren, welche auf die Dragoner feuerte und dieselben zur Umkehr zwang. Generallieutenant v. Wrangel ließ sofort die 2. leichte Batterie Stellung nehmen, welche durch einige wohlgezielte Schüffe die Mitrailleuſen zur Abfahrt nöthigte. Nunmehr ging die Infanterie der 36. Brigade, welche füdlich von Cercottes keinen Widerstand mehr gefunden hatte, gegen die Vorstadt vor. Die Schlesischen Grenadiere warfen im ersten Anlauf die feindliche Infanterie zurück, welche auf der Höhe von Bel-Air ihr Vorgehen durch Schnellfeuer aufzuhalten versuchte. Das Gefechtsverhältniß der Division hatte sich ganz eigenthümlich gestaltet. Das Feld ihrer Thätigkeit beschränkte sich auf den schmalen Raum zwischen der großen Straße und der Eisenbahn und erstreckte sich nur wenige Hundert Schritt über diesen Abschnitt nach beiden Seiten. Die Frontausdehnung betrug an keiner Stelle mehr als 1500 Schritt. Die Pariser Chauffee bildet von dem Eingange der Vorstadt bis an die Boulevards von Orléans in der Länge von einer halben deutschen Meile eine Straße, welche zu beiden Seiten von dicht aneinander gebauten Häusern begleitet wird; nur ganz kurze Seitengassen führen rechts und links ab. Das Gelände bildet den südlichen Abhang der Höhen, welche sich auf dem rechten Ufer der Loire hinstrecken, und ist überall mit einem Gewirre von Häusern und Gehöften, Weinbergen und mauerumschlossenen Gärten bedeckt, welche eine Uebersicht ungemein erschweren und geschlossenen Truppenkörpern das Vordringen geradezu unmöglich machen. Die Eiſen bahn, welche von Artenay an neben der Chauffee herläuft, wendet sich 1500 Schritt vor der eigentlichen Stadt nach Westen und führt in tiefem Einschnitt unter der Straße hindurch. Die Schützen der beiden Brigaden drangen rechts und links der Chauffee in die Vorstadt ein, das 85. Regiment folgte geschloffen. Anfänglich ging es fast im Sturmschritt vorwärts. Es schien, als ob ein Jeder sich bestrebte, das Ziel der Kämpfe und Anstrengungen des gestrigen und heutigen Tages noch vor Einbruch der Nacht zu erreichen. Wohl sausten die Granaten der schweren Marinegeschüße aus den die

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Stadt vertheidigenden Batterien die Straße entlang, wohl pfiffen von allen Richtungen her die Flintenkugeln und forderten manches Opfer. Lieutenant Jungjohann , welcher noch am Morgen dieses Tages die traurige Pflicht der Bestattung der Gefallenen des Regiments bei Auvilliers erfüllt hatte, wurde schwer verwundet und starb am 28. in Orléans . Lieutenant Giersberg wurde leicht verwundet ; Lieutenant Niese und Vizefeldwebel Clausen tödtlich. Unablässig trieben die vorderen Abtheilungen die Feinde vor sich her, es den nachfolgenden geschlossenen Bataillonen überlassend, die Thüren einzuschlagen, die Häuser abzusuchen und die überall noch versteckten Feinde unschädlich zu machen. Schon breitete sich die Dunkelheit aus ; endlos schien sich die schnurgerade Straße hinzuziehen. Je näher man der Stadt kam, um so zäher wurde der feindliche Wider stand. Unaufhörlich erdröhnten die Schläge der schweren Geschüße, und zwischen den Häusern hindurch sah man die an ſprühenden Zündern kenntlichen mächtigen Granaten in den Boden schlagen, tiefe Furchen ziehen und in ungelenken Sprüngen weiterhüpfen, bis sie mit dumpfem Knalle zerplatten. Die Flintenkugeln klatschten gegen die Häusermauern ; oft kamen sie wie in Salven angefegt und nöthigten die Kompagnien, fich bald an die rechte, bald an die linke Häuserreihe zu drücken oder in den mit Gewalt erbrochenen Gebäuden Schuß zu suchen. Der quer über die Straße führende Eisenbahneinschnitt bildete für die Franzosen eine überaus starke Vertheidigungslinie. Jenseits der über den Einschnitt führenden Brücke sperrte ein eisernes Zoll - Gitterthor die Straße; unten mit Blech beschlagen und durch eine Steinbarrikade ver stärkt, gewährte es den dahinter stehenden Franzosen gute Deckung . Auch die Häuser zu beiden Seiten des Thores waren dicht besetzt. Vergeblich suchte General v. Wrangel an der Spiße eines Bataillons der 11er dieses Hinderniß zu überwältigen : das furchtbare Schnellfeuer der Fran zosen machte jedes Vorgehen auf der engen Straße unmöglich. Der kommandirende General gebot um 712 Uhr Halt. Unübersichtlichkeit der Gegend war nach eingebrochener Dunkelheit keine geordnete Gefechtsleitung mehr durchzuführen. Die Truppen sollten in den zunächst gelegenen Häusern enge Quartiere beziehen und sich durch Vorposten sichern. An der Straße übernahm das 85. Regiment die Bewachung, Major Ziermann wurde zum Kommandeur der Vorposten bestimmt. Die Straße wurde durch eine von den Pionieren schnell er richtete Barrikade gesperrt. Noch lange Zeit bewies Flintengeknatter hier und da und das Schnellfeuer, welches die Franzosen noch auf einzelne Reiter und Fußgänger eröffneten, die rege Aufmerksamkeit des nur wenige Hundert Schritt entfernten Gegners . Die Mannschaften richteten sich in ihren engen Quartieren ein, so gut es eben gehen wollte ; einer jeden Kompagnie wurden ein oder zwei Häuser zur Belegung überwiesen. Wenn auch die Verpflegung wiederum eine sehr dürftige war, - die Trains der Division waren noch weit zurück, und die Häuser lieferten nur dünnen Wein und Aepfel —, so fanden die erschöpften und durchfrorenen Soldaten doch Schutz gegen die grimmige Kälte. Mächtige Feuer loderten in den Kaminen auf, und bald

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stiegen aus allen Schornsteinen hohe Funkengarben gen Himmel. Eine solche Einquartierung, eigentlich im Gefecht, gehört gewiß zu den ſeltensten Vorkommnissen des Soldatenlebens . Noch schlugen fortwährend die fran zösischen Geschoffe prasselnd gegen die Fensterladen und Dachrinnen der Häuser an, in deren Innerem die Gruppen der Kämpfer sich einer behag lichen Ruhe hingaben.

Der 5. Dezember. Früh morgens erhielt zunächst das 2. Bataillon Befehl, vorzugehen und den Eingang in die eigentliche Stadt zu beseßen. Kurz nach 6 Uhr ließ Major Ziermann seine Kompagnien antreten und führte das Bataillon gegen die Stadt. Es wimmelte noch überall von bewaffneten Franzosen, welche indeß keinen Widerstand versuchten. Die Stadt war schon in der Nacht durch Kapitulation übergeben und von den Regimentern Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs besetzt worden, nach dem der Oberbefehlshaber der französischen Armee die Hauptmasse seiner Truppen auf das linke Loire-Ufer hatte übergehen lassen. Aber Tausende von Nachzüglern irrten noch in den Straßen umher, als das 2. Bataillon einmarschirte. Major Ziermann ließ die gerade in der nächsten Nähe sich zeigenden Franzosen sammeln und führte so 1200 Gefangene auf den freien Platz inmitten der Stadt (Place du Martroi), auf welchem das Bataillon die Gewehre zusammensetzte. Die Zustände in und vor Orléans erinnerten lebhaft an diejenigen bei der Kapitulation von Metz. Niemand konnte oder mochte alle die umherwimmelnden Rothhosen anhalten und zuſammentreiben ; wer von diesen Luft hatte, sich der Kriegsgefangenschaft zu entziehen, legte die weiße Binde mit dem rothen Kreuze an oder vertauschte die Uniform mit dem Bürgerkleide und ging unbehelligt, wohin er mochte. Auf den Boulevards und Straßen lagen Waffen und Uniformstücke umher ; noch glimmten die Feuer, um welche sich während der Nacht die feindlichen Truppen ge= lagert hatten. Um 9 Uhr rückte das IX. Armeekorps geschloffen in Orléans ein. Es waren stolze, unvergeßliche Augenblicke, als die siegreichen Bataillone ihre Fahnen bei dem Standbilde der Jeanne d'Arc, der Jungfrau von Orléans , vorübertrugen. Der Sockel dieses Denkmals , von dessen Höhe die Retterin Frankreichs ihr Schwert vor den fremden Eroberern zu senken schien , war bedeckt mit Kränzen und Bändern , deren fromme Jn schriften die Heilige um Wiederholung ihrer wunderbaren Heldenthaten anflehten. Jetzt standen die buntscheckigen Nachkommen jener halb sagen haften Zeit, von deutschen Kriegern bewacht, als Gefangene um das Denkmal ihrer Nationalheldin zusammengedrängt und gafften von den Stufen herab neugierig auf die fremden Regimenter, welche festen Trittes und in strammer Haltung vor ihrem kommandirenden General vorbei marschierten. Seit dem Nachmittage des 2. Dezember, also in wenig mehr als 48 Stunden, hatten die Truppen der 18. Division von Pithiviers bis

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Orléans gut 7 Meilen zurückgelegt, darunter 212 Meilen von Artenay bis Orléans in ununterbrochenem Gefecht. Nacheinander waren die Stel lungen von Artenay, Auvilliers, La Croix Briquet, der Wald von Orléans , Cercottes, die lange nördliche Vorstadt mit stürmender Hand genommen. worden ; frisch und unverzagt wendete sich der Blick von Offizieren und Mannschaften auf die bevorstehenden Aufgaben der nächsten Tage. Eine bedeutende Anzahl von Trophäen, schwere Marinegeschütze, waren in die Hände unserer Truppen gefallen ; sie waren zwar nicht im Sturme erobert worden, weil die Franzosen in den Batterien nirgends den Anlauf der preußischen Infanterie abgewartet hatten, ihre Wegnahme war aber eine Folge des ungestümen Vordringens der 18. Division. Seine Majestät der Kaiser und König haben die Ansprüche des IX. Korps an dieſe Geschütze durch deren Ueberweisung zur Ausschmückung des in Altona errichteten Siegesdenkmals Allergnädigst anzuerkennen geruht. Noch eine ganz besondere Auszeichnung wurde der Diviſion zu Theil. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl sandte noch in der Nacht zum 5. an Seine Majestät das Telegramm :

"Orléans ist mein, - der Ruhm des Tages der 18. Diviſion." Am 5. früh kam von Seiner Majestät folgende Antwort : - ihrem Kommandeur verleihe "1 Gratulire der 18. Division, ich den pour le mérite mit Eichenlaub. “ Die Verluste Orléans betrugen :

des Regiments an den beiden

Schlachttagen von

Am 3. Dezember: 1. Bataillon : 1 Offizier, 2 Mann verwundet . = 2. 18 Mann todt ; 5 Offiziere, 91 Mann verwundet. Füsilier-Bataillon : 4 Mann todt ; 4 Offiziere, 45 Mann verwundet.

Am 4. Dezember: 1. Bataillon : 1 Mann todt ; 2 Offiziere, 1 Mann vermißt. 2. Bataillon : 2 Offiziere, 5 Mann todt; verwundet. Füsilier-Bataillon : 9 Mann verwundet. Im Ganzen hatte somit das Regiment am 2 Offiziere, 28 Mann todt; 13 Offiziere, 1 Mann vermißt oder 15 Offiziere, 252 Mann verloren.

36 Mann verwundet, 1 Offizier, 40 Mann

3. und 4. Dezember : 223 Mann verwundet ;

Auch ist zu erwähnen, daß die bereits am 3. an der Spike verletzte Fahne des 2. Bataillons am 4. Dezember noch von zwei Kugeln durch das Tuch getroffen wurde.

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Wie jedes Gefecht die Zahl derer vermehrte , welche das Regiment als seine gefallenen Helden betrauert , so vergrößerte es auch die Reihe derer, welche durch ihre persönliche Tapferkeit den Ruhm ihrer Truppe vermehren halfen , und deren Andenken bei den Regimentskameraden wach zu halten eine ehrenvolle Pflicht der Geschichtschreibung des Regiments ist. Unter ihnen nennt das 1. Bataillon den Vizefeldwebel Witte, welcher, durch einen Gewehrschuß in die Schulter verwundet, troß heftiger Schmerzen bis zu Ende des Gefechts bei seiner Kompagnie blieb und am Abende abermals durch die Schulter geschossen wurde; Vizefeldwebel Stolle und Reimers , welche sich bei Erstürmung des Gehöftes L'Epinette hervorthaten ; den Vizefeldwebel Paulsen , welcher seinen Zug mit hervor ragender Bravour führte. Ferner von der 1. Kompagnie Unteroffizier Weiter, die Gefreiten Böthführ und Kahl , Musketier Harms ; von der 2. Unteroffizier Clemenz , Lazarethgehülfen Kramer , die Musketiere Schmidt und Hansen ; von der 3. die Unteroffiziere Glißmann und Witt, Gefreiten Miersen ; den Gefreiten Schwardtmann , welcher nach der Kommandirliste am 5. Dezember an der Reihe war, auf Posten zu ziehen , und , obwohl durch den Arm geschoffen und nur nothdürftig verbunden, diese seine Pflicht erfüllte und das Anerbieten seiner Kameraden , ihn vertreten zu wollen, zurückwies ; ferner die Musketiere Karl , Dierkes , Hoppe und Tambour Tambke ; von der 4. den Gefreiten Behrens. Das 2. Bataillon nennt die Namen des Portepeefähnrichs Springborn , der Vizefeldwebel Boccius , Thormann , Brandt und Jessen. Ferner von der 5. Kompagnie den Sergeanten Aschke , Lazarethgehülfen Küll , Gefreiten Röbke , Musketier Heilbut ; von der 6. den Sergeanten Ulmker, Unteroffizier Bolten, Gefreiten Andersen , die Musketiere Thieß, Skala und Alberti ; von der 7. den Sergeanten Greve , den Unteroffizier Lauber , die Musketiere Bark, Scherber , Tomsen; von der 8. Sergeant Scheithauer , Lazarethgehülfen Sergeant Kreuzer, Unteroffiziere Geerdt und Völkers, Gefreiten Schmalowski , Musketier Brückmann , Gefreiten Anders. Beim Füsilier = Bataillon Portepee fähnrich v. Buttlar , die Vizefeldwebel Heidel , Wuth , Kästner, Albers , Klingemann , Cirsovius ; sodann von der 9. Kompagnie die Sergeanten Regen und Stolz, Unteroffizier Scheve , Gefreiter Dell mann ; von der 10. Unteroffizier Teike , die Gefreiten Wriedt und Hofe, die Füsiliere Singelmann und Schmidt ; von der 11. die Sergeanten Schrader und v. Ringleben , die Unteroffiziere Szameitat und Lassen, Gefreiten Krüßfeld , Füsilier Nobis ; von der 12. die Sergeanten Paskert und Dickow , Lazarethgehülfen Hoffmann , die Füſiliere Blund und Hagedorn. Seine Königliche Hoheit der General - Feldmarschall hatte in der Frühe des 5. Dezember dem IX. Armeekorps anbefohlen , eine Avantgarde über die Loire in südlicher Richtung vorzuschieben und mit der 18. Division die Stadt Orléans selbst zu belegen. General v. Manstein ließ demzufolge die 25. Division auf das linke Strom ufer rücken , während sich die Regimenter der 18. in Orléans ein quartierten. Den 85ern wurde ein Stadtviertel an den Boulevards

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zunächst der Loire zur Belegung angewiesen ; um 1 Uhr war Alles unter gebracht, und bald sah man die Leute schaarenweise auf den Straßen und Plätzen ihre Schauluſt befriedigen und allerlei Einkäufe machen. Von den Einwohnern war nicht viel zu sehen ; sie hielten sich in den Häusern, nur dem Vorbeimarsche vor dem Standbilde der Jeanne d'Arc hatte eine neugierige Menge zugeschaut. Die Läden, Kaffees und Gaſt häuser waren anfangs verschlossen ; bald jedoch nahm auf Befehl des neu ernannten Stadtkommandanten, Oberst Leuthaus , der Verkehr seinen geordneten Gang, und die Franzosen lernten den Werth der Deutschen Münzen schnell schätzen . Von allen Seiten wurden Tausende und aber Tausende von Gefangenen eingebracht, welche vorläufig in der Kathedrale gesammelt wurden. Das Innere dieses ehrwürdigen Gebäudes bot ein sonderbares Ansehen. Die Perspektive der hochstrebenden Säulengänge verlor sich in der nebelhaften Beleuchtung der ringsum qualmenden Feuer, welche die Gefangenen angezündet hatten, um sich vor der grimmigen Kälte zu schützen. Wer die bunten Gestalten der Liniensoldaten und Zuaven, die Spahis in ihren weißen Burnuſſen, die wilden Gesichter der Afrikaner, die abgerissenen schmutzigen Gestalten der großentheils nur in Leinwand gekleideten Mobilgardisten, die theatralischen Kostüme der Frei ſchärler ansah und zuhörte, wie sie in finnverwirrendem Gewühl die sonst so erhabene Stille des Domes mit wüstem Geschrei erfüllten, konnte sich des widrigen Eindrucks nicht erwehren , welchen diese Soldaten der Republik auf den gesetzten deutschen Krieger hervorbringen mußten. Ein französischer Schriftsteller, welcher selbst kriegsgefangen in Orléans weilte , erzählt von dem Aufenthalte unter seinen Unglücksgefährten wörtlich: „ Hier erkannte ich, welch schreckliche Bande in diese Loire - Armee, von der man sich so große Wunder versprochen hatte, eingetreten war ; schien es doch, als hätte sich aller Unrath der Landstraßen hierher geflüchtet ! Vaga= bonden jeder Art ! Leute mit unverschämten und schmutzigen Gesichtern, die ihre französische Uniform trugen , wie sie ehemals ihre Lumpen getragen hatten u. j . w." Vor den Eingängen des Domes drängte sich eine zahlreiche Menge, Männer und Frauen jeden Standes , welche mitleidig ihre hungernden Landsleute mit Speise und Trank erquickten. Wer einen Gang an dem schönen, breiten Loirestrome machte, um sich die große Brücke anzuschauen, welche auf das linke Ufer in die Landschaft der Sologne führt, gewahrte auf dem Fluffe, welcher mächtige Eisschollen trieb, vier eigenthümlich gebaute kleine Dampfer, deren jeder ein gezogenes Geschütz trug . && waren dieses zerlegbare Dampfbarkaſſen , deren ursprünglicher Zweck die Beunruhigung der Ufer unseres Rheines gewesen war und welche jezt den Siegern in die Hände fielen. Bei der fluchtartigen Eile ihres Abzuges hatten es die Franzosen unterlassen, die Minen, welche in der Brücke vorbereitet waren, zu zünden. So war dieses schöne Bauwerk erhalten und gleichzeitig den deutschen Regimentern der Weg in die Sologne geöffnet. Im Laufe dieser und der nächstfolgenden Tage stellten sich die Er gebnisse der siegreichen mehrtägigen Schlacht heraus. Um die Haupt 6 Stern, Holst. Inf.-Regt. Nr. 85.

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ſtraßen nicht allzuſehr zu überfüllen und um die einzelnen Korps leichter ernähren zu können, hatte der französische Oberbefehlshaber, General d'Aurelle de Paladines , als er die Unmöglichkeit eines fortgesetzten Widerstandes erkannt hatte, den Rückzug in strahlenförmig auseinander laufenden Marschrichtungen angeordnet. Der rechte Flügel der Loire Armee, das 18. und 20. Korps unter General Bourbaki, wurde strom aufwärts auf Gien in Marſch gesetzt, der linke Flügel , das 16. und 17. Korps unter General Chanzy, zog sich auf Beaugency stromabwärts zurück; nur die Mitte , das 15. Korps, wich in fast gänzlicher Auflösung über die Loire-Brücke auf das andere Ufer in der Richtung auf Vierzon und Bourges.. Die große Armee, auf welche die Franzosen so sichere Hoffnung ge setzt hatten , welche den Umschwung des Kriegsglückes herbeiführen sollte, war in drei arg mitgenommene Theile zerschellt, die stark befestigten Stellungen von Orléans waren unter schweren Verlusten verloren. Ueber 30 000 Mann hatten die Kämpfe den Franzosen gekostet , darunter über 20 000 Mann an Gefangenen. Noch weit höher stellten sich die Ein bußen der feindlichen Streitkräfte, wenn man ihre Verluste während des ganzen entscheidenden Zeitraumes vom 24. November bis zum 5. Dezember in Betracht zieht. Die faſt Tag für Tag erlittenen Mißerfolge und Niederlagen hatten das lockere Gefüge der Neuschöpfungen der Republik arg erschüttert. Sie konnten dem Angriffe der Deutschen nicht mehr die erforderliche Widerstandskraft entgegenseßen und gaben Orléans , das Centrum der Vertheidigung, deffen erste Wiederwegnahme zu Anfang des November die Herzen der Franzosen mit frohen Hoffnungen und der sicheren Zuversicht eines Umſchwunges des Kriegsglückes erfüllt hatte, trok Ueberzahl, Verschanzungen und schwerer Artillerie , nach verhältnißmäßig leichtem Kampfe preis. Die Verluste der II. Armee und der Armee - Abtheilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs am 3. und 4. Dezember be trugen zusammen 93 Offiziere, 1675 Mann.

Naci Blois und zurück.*) Es handelte sich nunmehr um die Ausbeute des Sieges , um eine Verfolgung der nach verschiedenen Richtungen auseinander gedrängten feindlichen Armeen . Die Stellung der deutschen Korps in und um Orléans war nicht ohne Gefahren. Auf beiden Flanken, stromauf und stromab, standen bedeutende feindliche Streitkräfte ; gänzlich geschlagen war vorläufig nur das 15. franzöfifche Korps , etwa 50 000 Mann. Man konnte somit *) Siehe „ Plan zu Bewegungen um Orléans“.

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annehmen , daß die französische Regierung den Sitz ihrer Gewalt , die Stadt Tours, nicht ohne erneuten Widerstand aufgeben, daß sie vielmehr alle zur Verfügung stehenden Kräfte zur Vertheidigung dieses Ortes heranziehen würde. Deshalb hatte Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl_nicht nur die ganze Armee - Abtheilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg in südwestlicher Richtung den Strom hinab gegen Beaugency in Be wegung gesezt, sondern auch noch eine Unterstützung derselben durch das IX. Armeekorps ins Auge gefaßt. Dasselbe wurde gänzlich auf das linke Stromufer herübergenommen; zunächst erhielt die 25. Division Befehl, stromabwärts den auf dem jenseitigen Ufer stattfindenden Vor marsch Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs zu begleiten. Die 18. Diviſion erhielt Quartiere südlich von Orléans , nachdem sie ein Detachement, aus dem 6. Dragoner-, zwei Kompagnien des 36. In fanterie- Regiments und zwei Batterien bestehend, in südlicher Richtung auf Vierzon entfendet hatte, um wieder Fühlung mit dem Feinde zu ge winnen. Vom 85. Regiment lag der Stab mit dem 1. und 2. Bataillon in L'Abbaye nahe dem Zusammenflusse des Loiret-Baches und der Loire, das Füsilier-Bataillon unmittelbar südlich der Loirebrücke in der Vorstadt St. Marceau. In diesen Quartieren verblieb das Regiment auch den 7. Dezember und benußte die willkommene Ruhe zur Erholung und zur Ausbesserung der Sachen, vornehmlich der Stiefeln, dieser zweiten Waffe des Infanteristen. Auch die 6. Kavallerie - Division mit der 3. Feld Pionier-Kompagnie ging auf Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Oberbefehlshabers in südlicher Richtung auf Vierzon vor , um bei diesem Eisenbahnknotenpunkte die wichtigen Schienenwege nach Tours, Bourges und Châteauroux durch gründliche Zerstörung der feindlichen Benutzung zu entziehen. Es lag in der Absicht des General-Feldmarschalls , einen Feldzug in das Herz Frankreichs hinein auf Bourges und Nevers zu unternehmen , da er in dieser Gegend den Sammelpunkt der zersprengten französischen Armee treffen und durch einen Angriff die Auflösung und Vernichtung der Reste derselben herbeiführen zu können glaubte. Der Vormarsch der 6. Kavallerie - Division in die Sologne bildete die Einleitung für dieses Unternehmen ; das III. Armeekorps sollte die linke Flanke der II. Armee durch seine stromaufwärts gerichteten Bewegungen freimachen und sich dann etwa von Gien oder Briare aus ebenfalls gegen Vierzon und Bourges in Marsch setzen, während der Armee-Abtheilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs eine ähnliche Aufgabe auf dem rechten Flügel der II. Armee durch ihren Vormarsch auf Blois zugedacht war. Am Mittage des 7. Dezember stießen aber die Truppen dieser Armee= Abtheilung bei Meung auf den Feind unter General Chanzy ; es ent spann sich ein Gefecht, in welches vom linken Ufer aus auch Abtheilungen der 25. Division eingriffen. Die Heffen waren bis in die Höhe von Meung und Beaugency vorgedrungen und hatten beiderorts die über den Strom führenden Kettenbrücken zerstört gefunden, so daß ihnen eine unmittelbare Betheiligung an dem Gefechte jenseits nicht möglich war. 6*

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Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl hielt ein Vorrücken des gesammten IX . Armeekorps längs des linken Ufers der Loire gegen Blois für angezeigt, da hierdurch nicht nur der Rücken und die rechte Flanke der auf dem andern Ufer fechtenden französischen Abtheilungen , sondern auch Tours , der Sitz der französischen Re gierung, unmittelbar bedroht wurde. Am Abende des 7. erhielt daher die 18. Infanterie - Division sowie die Korps - Artillerie Befehl, andern Tages aufzubrechen und auf dem linken Loire- Ufer stromabwärts auf Beaugency zu marschiren, so daß das Armeekorps in ein Gefecht daselbst vom linken Ufer her durch sein Feuer eingreifen könne. Die 18. Infanterie-Division hatte an ihrer Spiße das 84. Regiment, ihm folgte die Artillerie, dann das 11. und zuletzt das 85. Regiment. Gegen 10 Uhr früh traf die Division bei Lailly , ungefähr Beaugency gegenüber, ein. Die 25. Division , welche das Vordertreffen des Korps bildete, stieß im Vorgehen auf Blois auf feindliche Infanterie und Artillerie, welche ab und zu Miene machten, dem Vordringen der Heffen Widerstand entgegen zu stellen. Auf dem andern Ufer war der Kampf lebhaft ent brannt. Deutlich vernahm man aus der Richtung von Beaugency_den Donner der Geschütze und das Rollen des Kleingewehrfeuers. Ein Vor schreiten der Truppen des Großherzogs war nicht zu bemerken . Man konnte deutlich sehen, daß Beaugency vom Feinde besetzt war, auch standen geschloffene Truppen - Abtheilungen in nächster Nähe der Stadt. General v . Manstein ließ gegen 2 Uhr nachmittags die Korpsartillerie und die Batterien der 18. Division vortraben, am Loire-Ufer hinter dem Damme abproßen und quer über den Strom die dicht am Ufer gebaute Stadt beschießen. Schon nach kurzem Feuern verschwanden die vor der Stadt aufgestellten französischen Kolonnen. Dann erschienen am jenſeitigen Ufer rande Schüßenschwärme, welche die Batterien lebhaft beschoffen ; als aber die 9. Jäger längs des Ufers ausschwärmten und das Feuer erwiderten, zogen sich die Franzosen zurück. Kurze Zeit darauf zeigten sich die mecklenburgischen ( 14.) Jäger und begrüßten die preußische Couleur quer über den Strom hinüber. Bei einbrechender Dunkelheit hieß General v. Manstein die Truppen in der Nähe Quartier beziehen. Das Regi ment fand in André und den nächstgelegenen Gehöften Unterkunft. An Stelle des bei Orléans verwundeten Kommandeurs übernahm am 8. Dezember Hauptmann Haack die Führung des Füsilier - Bataillons , während Hauptmann v. Blessingh zu seiner Kompagnie zurücktrat. Am 9. Dezember setzte das Armeekorps den Vormarsch auf Blois fort, wiederum mit der 25. Division im ersten, der 18. im zweiten Treffen. Von 8 Uhr früh vernahm man von Neuem das Kampfgetöse auf dem andern Ufer. Die 35. Infanterie - Brigade hatte am frühen Morgen am Loire-Ufer, gegenüber Beaugency, eine Aufstellung genommen, bereit, sich auf das andere Ufer überſeßen zu laſſen, um dort in das Gefecht einzugreifen. Indeß erfolgte die Inanspruchnahme ihrer Hülfe seitens Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg nicht, und nach Verlauf einer Stunde folgte diese Abtheilung ihrer Diviſion.

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Das Gefecht drüben schien von Stunde zu Stunde an Heftigkeit zuzu nehmen, aber gar nicht oder nur langsam vorwärts zu gehen. Es ist ein bedrückendes Gefühl, fast auf Rufweite den im Kampfe stehenden Kameraden nahe zu sein , ohne die Waffen zu ihrer Unterſtüßung ge= brauchen zu können . Unsere Truppen waren schon bis in den Rücken des jenseits kämpfenden Feindes vorgedrungen ; deutlich gewahrte man, wie auf der Eisenbahn drüben Zug auf Zug neue Verstärkungen heran führte. Jeder sagte sich: Könnten wir doch hinüber! Sicher wäre es dann um den Feind geschehen ! Aber das war unmöglich , denn sorg fältig hatten die Franzosen alle Brücken zerstört. Auch in der Hänge brücke bei Muides , der Stadt Mer gegenüber, klaffte eine weite Lücke ; man sah drüben die Gruppen französischer Soldaten und Bauern aus ehrerbietiger Entfernung_neugierig herübergaffen, und 30 Fuß tiefer im Abgrunde rauschte der Strom , in dessen Fluthen mit dumpfem Krachen die Eisschollen gegeneinander trieben. Die Spitzen des Armeekorps waren bis Montlivault vorgerückt. Mit Beginn der Dunkelheit erfolgte ein lebhafter Angriff auf die Heſſen durch eine starke französische Truppen-Abtheilung ; dieselbe wurde, obwohl durch zwei Batterien vom rechten Loire- Ufer unterſtüßt, zurückgewiesen. Abends 6 Uhr drang ein hessisches Bataillon in das Schloß Chambord ein, eroberte 5 Geschüße, 12 bespannte Munitionswagen und machte 150 Ge= fangere. Bei Muides bezog das 85. Regiment am Abend seine engen Nachtquartiere. Um die Division gegen jede Ueberraschung zu sichern, welche der Feind vielleicht von drüben nach Wiederherstellung des Ueber ganges hätte versuchen können, mußte die 1. Kompagnie auf Brücken wache ziehen. Aber auch die Franzosen fühlten sich hinter der breit gähnenden Kluft noch nicht sicher genug vor den Preußen, und noch spät abends flog ein Theil der Brücke mit dumpfem Knalle in die Luft. Am 10. Dezember unternahm , während das Gefecht auf dem rechten Loire-Ufer sich langsam stromabwärts zu ziehen schien, der kommandirende General einen Versuch , sich in den Besitz der Stadt Blois zu setzen, wodurch es möglich gewesen wäre, auf das rechte Stromufer zu gelangen. Es erschien die Sicherstellung der Verbindung zwischen beiden Flußufern um so mehr geboten , als Seine Königliche Hoheit der General Feldmarschall in Uebereinstimmung mit den Weiſungen aus Verſailles die Nothwendigkeit erkannt hatte, die gesammte II. Armee, sowie die Armee-Abtheilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg auf beiden Ufern der Loire gegen Tours in Be wegung zu setzen, nachdem die Hartnäckigkeit des feindlichen Widerstandes das Vorhandensein ganz bedeutender Streitkräfte in dieser Richtung fest gestellt hatte. Es erschien gerathen, die ganze verfügbare Macht in die Waagschale der Entscheidung zu werfen, um sichere Erfolge gegen die sichtlich gefährlichste der gegnerischen Heeres - Abtheilungen zu erzielen, anstatt in einzelnen unentschiedenen Kämpfen die besten Kräfte sich nußlos verzehren zu laffen. Das X. Armeekorps war von Orléans auf dem rechten Loire-Ufer nach Beaugency und Mer gerückt , das III . erhielt

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Weisung, dem IX. Korps auf dem linken oder rechten Ufer zu folgen , je nachdem die Brücke bei Blois unversehrt in unsere Hände fiel oder nicht. Während General v. Manstein den Wald von Chambord und das Gelände in der linken Flanke durch Seiten-Detachements absuchen ließ, setzte sich die 25. Division , gefolgt von der 18. , gegen Vienne, die auf dem linken Loire-Ufer gelegene Vorstadt ven Blois , in Bewegung. Die sich am Flußufer entlang ziehende Landstraße wurde vollständig von den Höhen des noch in Besitz der Franzosen befindlichen rechten Ufers beherrscht und von zwei Batterien beschossen. Der kommandirende General befahl, daß die Truppen von der Chauffee links abbiegen und sich gegen die von Romorantin aus in südlicher Richtung nach Blois führende Straße wenden sollten. Gegen Abend gelangten die Heffen nach Vienne, ohne erheblichen Widerstand gefunden zu haben. Aus den am jenseitigen Ufer gelegenen Kasernen und Häusern erhielten sie indessen lebhaftes Gewehr feuer. Leider hatten die Franzosen auch hier die steinerne Brücke zerstört, indem sie in der Frühe dieses Tages cine 40 bis 50 Fuß breite Lücke in dieselbe gesprengt hatten. Mittlerweile war die 18. Division mit ihren vordersten Abthei= Es war lungen bei Croteau Château angelangt und machte Halt. Schnell wurden aus den nebenliegenden Weinbergen schneidend kalt. die eichenen Stüßen der Weinreben geholt, in hohe Haufen zusammen getragen, und lustig sah es aus, wie längs der ganzen Marſchkolonne unzählige Feuer empor loderten und die einbrechende Dunkelheit erhellten. Am Abende wurde das Regiment in Nanteuil, Vineuil und Villeoiseaux untergebracht. Wenn man die Lage des IX. Armeekorps während dieser Tage ins Auge faßt , so muß dieselbe als eine ziemlich gefährdete bezeichnet werden. Auf dem jenseitigen Ufer hatte der Feind sehr bedeutende Streit kräfte gegen die Armee-Abtheilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs in Thätigkeit gebracht. Das X. Armeekorps war erst im Anmarsch befindlich. Blois blieb vom Feinde, besetzt , und das IX. Korps hatte die Möglichkeit des Stromüberganges auch an dieser Stelle nicht erreichen können. Man durfte nunmehr wohl annehmen, daß auch die von Orléans in südlicher Richtung auf Bourges und Nevers abgedrängten Theile der Loire-Armee sich wieder regen würden, um der bedrängten , aber doch das Feld behauptenden Armee Chanzys die Hand zu reichen. Die verhältnißmäßig schwachen Abtheilungen der 6. Kavallerie - Division würden der Uebermacht wohl kaum einen nachhaltigen Widerstand haben entgegenseßen können, und ein that= kräftiges Vorgehen des Feindes von Bourges aus würde das IX . Korps, welches nur auf sich selbst angewiesen war, leicht in die Gefahr versett haben, in den Loirestrom gedrängt zu werden, über welchen nach Zer störung sämmtlicher stehenden Brücken bei dem starken Eistreiben kein Uebergang möglich war. Indessen hatte das preußische Oberkommando seinen Gegner richtig beurtheilt. Das Vorgehen des IX. Korps auf dem linken Loire-Ufer gegen Tours hatte seine auf Einschüchterung der dort befindlichen französischen Regierung berechnete Wirkung nicht verfehlt.

87 Der Oberbefehlshaber der auf dem rechten Loire - Ufer kämpfenden sogenannten II. Loire-Armee, General Chanzy , fürchtete, durch unser IX. Korps über Blois umgangen und in seinen rückwärtigen Ver bindungen bedroht zu werden. Die Bemühungen der Regierungsbehörden in Tours ſowie des Generals Chanzy , den General Bourbaki , welcher das 18. , 20. und 15. französische Korps zur sogenannten I. Loire-Armee bei Bourges vereinigt hatte, zu einem unterstüßenden Vormarsch auf Blois zu bewegen, wodurch das IX. preußische Korps in die Loire geworfen werden sollte, scheiterte an dem Widerspruche dieses Führers. Derselbe wollte bei der fast gänzlichen Auflösung seiner Truppen sich nicht zu einem derartigen Wagniß verstehen. General Chanzy , welcher sich auf seine eigenen Kräfte angewiesen sah, das IX . Korps aber nicht von seinem Vorrücken gegen Tours abhalten konnte, entschloß sich am 10. Dezember abends , hinter den Loirbach zurückzugehen. Die französische Regierung räumte Tours und brachte sich nach Bordeaux in Sicherheit. Dies war ein Erfolg unserer Bewegungen , welcher nicht verfehlen konnte, den tiefſten Eindruck in ganz Frankreich hervorzubringen . Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl befahl am 11. Dezember ein engeres Aufschließen der Streitkräfte auf dem rechten Loire-Ufer zur Verfolgung des auf Vendôme abziehenden Feindes, während das IX . Korps in seiner gegenwärtigen Stellung auf dem linken Stromufer verbleiben sollte, bis die jenseits vorgehenden Korps die Höhe von Blois erreicht haben würden . Nachdem die 18. Division am 11. Dezember in den gestern be zogenen Quartieren geblieben war, wurde sie am 12. nach Vienne und deffen nächster Umgebung herangezogen ; die 25. Division nahm weiter westlich gegen Amboise und Tours Stellung. Das Regiment belegte die auf dem linken Loire- Ufer gelegene Vorstadt von Blois selbst und stellte einen Doppelposten auf der zerstörten Brücke auf. Man befand sich in General einem eigenthümlichen Verhältnisse zu dem Feinde drüben. v. Manstein hatte mit einer Beſchießzung der Stadt gedroht und bereits Batterien in Stellung bringen lassen für den Fall, daß die französische Besatzung nicht das Feuer nach Vienne hinein einstellte. Das hatte ge= holfen ; eine Art von Waffenruhe war eingetreten, man beobachtete sich gegenseitig, ohne aufeinander zu schießen. Auf der einen Seite des gesprengten Brückenbogens ging der preußische , auf der anderen der französische Doppelposten auf und ab. In der Nacht zum 13. Dezember zog die franzöſiſche Besatzung von Blois, etwa drei Bataillone nebst einigen Gebirgsgeschützen unter Befehl des Generals Michaux, ab. Der Maire der Stadt erschien an der Brücke Herr und stellte jede feindliche Absicht der Bürgerschaft in Abrede. v. Freycinet , der ehemalige Delegirte des französischen Kriegsministers in Tours, stellt in seinem Buche " Der Krieg in den Provinzen " diese Begebenheiten in der Art dar, daß die am 10. Dezember unter Androhung der Beschießung preußischerseits verlangte sofortige Wiederherstellung der zerstörten Brücke auf den heftigsten Widerstand der städtischen Behörden gestoßen sei, welche unter dem Einfluffe des damals gerade in Blois

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weilenden Diktators Gambetta den mannhaften Entschluß gefaßt hätten, lieber alle Schrecknisse des Krieges auf sich herabzuziehen, als den für die Rettung der Chanzyschen Armee so wichtigen Flußübergang dem Feinde preiszugeben. Dann sei das IX. preußische Armeekorps nach den vergeblichen Versuchen, bei Blois und Amboise über die Loire zu gelangen, nach Meung zurückgegangen, habe dort den Uebergang bewerkstelligt und sei auf dem rechten Flußufer wieder nach Blois marschirt. Die Wahrheit ist, daß General Michaur am 11. Dezember morgens auf die Drohung einer Beschießung der Eisenbahn von Tours versprach, den Verkehr auf derselben einzustellen, auch das Gewehrfeuer schweigen zu lassen . Aller dings erklärte er, jedem Versuche einer Wiederherstellung der Brücke den äußersten Widerstand entgegenstellen zu wollen, selbst wenn die Stadt darunter leide . Bei dieser auf der Brücke zwischen dem französischen General und einem Offizier des Generalkommandos stattfindenden Unter handlung erschien auch der Präfekt. Derselbe hielt eine schwungvolle republikanische Rede, in welcher er schwor, die Bürger der Stadt seien bereit, bei Vertheidigung des Flußüberganges den letzten Blutstropfen zu vergießen. Als aber die französische Besatzung in der Nacht zum 13. abgezogen war, da war die heroische Anwandlung der städtischen Behörde verraucht ; der Uebergang des IX. Korps fand hier und nicht bei Meung statt. General v. Manstein ließ auf die Meldung von dem Abmarſch der Franzosen sofort einige hessische Bataillone auf Pontons über den Strom setzen, welcher inzwischen eisfrei geworden war. Fast gleichzeitig mit diesen Abtheilungen rückten die Spitzen des X. Armeekorps auf dem rechten Loire-Ufer in die Stadt. Die Pioniere beider Korps begaben sich sofort an das Werk der Wiederherstellung der Brücke, und am Abende des nächsten Tages war unter thätiger Beihülfe der Handwerker aus der Stadt der ungehinderte Verkehr von einem auf das andere Ufer wieder ermöglicht. Es war scherzhaft, daß man in der Brüstung der Brücke eine Tafel eingemauert sah, auf welcher zu lesen war, daß diese Brücke früher einmal (in den Vendeer Kriegen ?) durch den Uebereifer der Be hörden höchst überflüssiger Weise zerstört worden sei, während gleichzeitig in Blois große Plakate angeschlagen waren, durch welche die gegen= wärtigen Stadtbehörden „ energisch " gegen die von dem franzöſiſchen Militärkommando in genommene und wirklich ausgeführte in Aussicht Aussicht genommene Sprengung proteſtirten. Es war nunmehr klar geworden, daß der Feind hinter den Loir und zwar mit dem Haupttheile seiner Streitkräfte gegen Vendôme hin abziehe. Da hieraus hervorzugehen schien , daß General Chanzy hinter dem gut zu vertheidigenden Abschnitte des genannten Flußlaufes den Widerstand wieder aufzunehmen beabsichtige, so faßte Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl eine Vereinigung seiner Hauptmacht zu Das IX. Armeekorps sollte einem Entscheidungskampfe ins Auge. vorläufig auf beiden Ufern der Loire stehen bleiben, während sich das X. gegen Vendôme wendete. So genoß das Regiment auch am 14. und 15. Dezember eine um so wohlthuendere Ruhe in seinen Quartieren,

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als die grimmige Kälte der vergangenen Tage einer faſt frühlingsmäßigen Wärme Platz gemacht hatte. Am 15. vernahm man aus der Richtung von Vendôme heftigen Kanonendonner. Kavallerie-Patrouillen, welche dorthin ausgesendet wurden, meldeten, daß eine französische Nachhut dem X. Korps den Besitz von Vendôme streitig gemacht habe. Seine Königliche Hoheit der Oberbefehlshaber ordnete, um auch das IX. Armeekorps für den voraussichtlich am Loir bevorstehenden Entscheidungskampf zur Hand zu haben, an, daß dasselbe eine gemischte Brigade in Blois zur Bewachung des Stromüberganges zurücklaffen, mit den übrigen Theilen aber von Blois in der Richtung auf Vendôme nach Villeromain in eine Bereit schaftsstellung marschiren sollte. Fast gleichzeitig mit der Ausfertigung dieses Befehls gingen dem Oberkommando bedenkliche Nachrichten aus Orléans zu . Daselbst hatte das 1. Bayerische Armeekorps unter General v. d. Tann die Sicherung gegen Süden und Often übernommen. Der genannte General meldete, daß bedeutend überlegene feindliche Infanterie sich von Briare aus in Bewegung gesezt und die schwachen , östlich von Orléans aufgestellten Abtheilungen auf Ouzouer zurückgedrängt habe. Dies ließ darauf schließen, daß die unter General Bourbaki stehenden Theile der Loire Armee sich anschickten , zur Unterstützung des Generals Chanzy längs der Loire thalabwärts heranzumarſchiren. Der Besitz der Stadt Orléans schien in bedenklicher Weise gefährdet. Unmöglich konnte das bereits aufs Aeußerste erschöpfte und geschwächte Bayerische Armeekorps , welches nur noch über 4500 bis 5000 Gewehre und etwa 500 Pferde verfügte, Orléans festhalten und gleichzeitig den Angriffen einer , wenn auch erschütterten, so doch vielfach überlegenen feindlichen Armee entgegentreten . Auch schien es nicht unmöglich, daß der Feind beabsichtige, seine zu Ende des November gescheiterten Unternehmungen über Montargis gegen Fontainebleau zum Entsatze von Paris wieder aufzunehmen. Das war eine doppelte Gefahr. Orléans durfte man unter keinen Umständen in die Gewalt des Feindes kommen lassen, denn welchen zündenden Eindruck würde diese zweite Zurückeroberung der Stadt auf die Franzosen gemacht haben, ganz abgesehen von dem drohenden Verluste des werthvollen und unentbehrlichen Kriegsmaterials und der in den früheren Schlachten eroberten Trophäen, welche in Orléans angehäuft waren. Nichtsdestoweniger beschloß der General Feldmarschall , das einmal begonnene Unternehmen gegen den Loir zunächst durchzuführen . Das IX. Armeekorps stand gegen Mittag des 16. an dem ihm be= zeichneten Orte vereinigt und harrte der Nachrichten von Vendôme, welche über seine Verwendung entscheidend sein mußten. Seine Königliche Hoheit war selbst beim Armeekorps anwesend. Bald nach Mittag wurde von Vendôme gemeldet, daß der Feind seine Stellungen am Loir ohne erheblichen Widerstand geräumt und seinen Rückzug gegen den Sarthefluß hin fortgesetzt habe. Vendôme war vom X. Armeekorps besetzt worden . Jetzt kam es darauf an, das IX. Korps sobald wie möglich in Orléans zur Stelle zu haben, um dort dem etwaigen weiteren Vordringen des

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Feindes von Gien aus einen Riegel vorzuschieben. Um 3 Uhr nach mittags befahl Seine Königliche Hoheit der Prinz General Feldmarschall den ungefäumten Abmarsch des Armeekorps nach Orléans. Das Regiment verließ an der Spiße der 36. Infanterie-Brigade den Rendezvousplatz. Das schöne Wetter der beiden letzten Tage war einem feinen durchdringenden Regen gewichen. Der erste Theil des Marsches bis Mer mußte auf Landwegen zurückgelegt werden, deren schwerer Boden durch das herabricselnde Wasser geradezu grundlos wurde. Alles war bis auf die Haut durchnäßt. Es wurde früh dunkel, und endlos zog sich der Marsch hin . Um den Truppen eine Erquickung zu gönnen, hatte der kommandirende General in Mer eine Proviantkolonne aufgestellt, aus welcher Brot und Branntwein empfangen werden sollte. Vor der Stadt wurde zu dieſem Zwecke Halt gemacht, die Kochgeschirre wurden gelöst. Das nahm bei der Dunkelheit, dem Gedränge der durch marschirenden Truppen in den engen Straßen der Stadt viel Zeit in Anspruch. Die durchnäßten Leute froren und wurden ungeduldig ; sie wußten, daß ihnen noch ein weiter Weg bevorstand. Die zum Empfange entsendeten Mannschaften, für welche in der Kolonne kein Brot mehr vorhanden gewesen war, kehrten bloß mit Branntwein zurück. Als dieser in den Korporalschaften vertheilt wurde, gossen ihn die Soldaten weg, aus Furcht, sich durch den Genuß desselben den Weitermarsch zu erschweren. Nach wenigen Augenblicken waren die Kochgeschirre aufgeschnallt, und die müden Füße setzten sich wieder in Bewegung. In Mer hatte das Korps die große Straße Tours —Orléans erreicht. Alles war froh, daß die engen grundlosen Landwege überwunden waren und hoffte nun, auf der breiten Chauffee bequemer und schneller marſchiren zu können . Aber diese Hoffnung wurde arg getäuscht, denn die ganze Chaussee war durch Proviant- und Fuhrparkskolonnen des X. Armeekorps bedeckt, so daß die Infanterie in der Dunkelheit meist auf die mit Schlamm und Wasser gefüllten Chauffeegräben angewiesen war. Zwischen 2 und 3 Uhr nachts traf das Regiment in Avarai ein. Hier wurde einquartiert. Die Leute waren aufs Aeußerste erschöpft. Aber schon um 7 Uhr morgens traten die Kompagnien wieder an. Das Regiment setzte seinen Marsch auf der Chaussee nach Orléans fort. Durch den ungeheuren Verkehr, welcher auf der Straße durch Feind und Freund stattgefunden hatte, war dieselbe völlig ausgefahren und förmlich aufgewühlt. Der Regen dauerte fort, die Leute wateten buchstäblich bis über die Knöchel im Schlamme. Auf der Straße lagen viele todte Pferde, welche die Franzosen bei ihrem Rückzuge hatten liegen laſſen. Nach unsäglichen Mühsalen war endlich um 5 Uhr nachmittags Orléans erreicht. Die Bataillone hatten , ohne abzukochen , in 33 Stunden, ein schließlich eines dreistündigen Haltes auf dem Rendezvousplaße des Armee korps bei Villeromain und einer vierstündigen Ruhe in Avarai, einen Weg von 10 deutschen Meilen zurückgelegt. Der Zustand, in welchem ſich eine Truppe nach Ueberstehung solcher Gewaltanstrengungen befindet, ist entscheidend für die Beurtheilung ihrer inneren Tüchtigkeit, ihrer

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Mannszucht. Todtmüde, aber in guter Ordnung und vollkommen gefechts bereit rückten die Bataillone mit klingendem Spiel wieder bei dem Standbilde der Jungfrau auf der Place du Martroi vorbei, und wenn auch eine große Anzahl von Leuten buchstäblich auf bloßen Füßen lief, so war doch fast kein Mann hinter seiner Kompagnie zurückgeblieben.

Ruhetage. Mit dem Eintreffen des 1X. Armeekorps bei Orléans war die Gefahr für den so wichtigen Besitz dieser Stadt geschwunden. Nunmehr standen hinreichende Streitkräfte zur Verfügung, um dem Feinde an der oberen Das von Loire mit Aussicht auf Erfolg entgegentreten zu können. General v . d. Tann gemeldete Auftreten von feindlichen Truppen bei Briare hatte allerdings die Einleitung zu erneutem Vorgehen der Armee Bourbakis sein sollen. Dieser General , welcher am 11. Dezember jeine drei Armeekorps bei Bourges versammelt hatte, war den vom Diktator Gambetta gewünschten Angriffsbewegungen auf Blois zur Unterstützung Chanzys , in Anbetracht des an Auflösung grenzenden Zustandes seiner Truppen durchaus abhold gewesen . Er ließ seine Armee am linken Ufer der Hèvre weitläuftige Kantonnirungen beziehen , in welchen sie sich vorerst erholen und neu organiſiren sollten. Der raftloſe Geist des französischen Diktators indeß veranlaßte ihn schon unmittelbar darauf zu einer neuen Thätigkeit. Fast die gesammten Kräfte der II. Armee waren nach Westen zur Bekämpfung Chanzys abmarſchirt. Der Wiederaufnahme des alten im November gescheiterten Vorhabens von dem über Montargis und Fontainebleau auf Melun zu richtenden Zuge zum Entsage von Paris schien deutſcherseits diesmal kein Hinderniß entgegengestellt werden zu können . Bei Nevers sollte die I. Loire- Armee die Loire überschreiten, die am oberen Stromlauf aufgestellten deutschen Abtheilungen umgehen, im Rücken angreifen und zerstreuen. Dann sollte der Marsch zwischen Loing und Yonne auf Fontainebleau fortgesett werden. Kaum waren jedoch die ersten Einleitungen zu dem neuen Unternehmen getroffen, als schon ein anderer " Plan " Gambettas die bisher von Bourbakis Truppen ausgeführten Hin- und Hermärsche überflüffig_machte und ihnen eine entlegenere Richtung ihrer Thätigkeit anwies. Davon war aber der deutschen Heeresleitung noch keine Kunde zugegangen. Die II. Armee hatte ihre Aufgabe, die Belagerung von Paris gegen die Loire- Arme zu schüßen , fürs Erste gelöst ; in der nächsten Zeit war kein Vorgehen der Franzosen mehr zu fürchten. Aber die Kräfte der Menschen und Pferde drohten sich in den endlosen Märschen und auf reibenden Kämpfen zu erschöpfen. Die Munition fing an bedenklich

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knapp zu werden. Die Bekleidung war über alle Begriffe mangelhaft geworden, vor Allem spottete der Zustand der Fußbekleidung jeglicher Beschreibung. Deshalb befahl am 9. Dezember Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl den Truppen, die neuen Stellungen einzunehmen, in denen sie sich der überaus nothwendigen Ruhe hingeben sollten. Es lag in der Absicht der Heeresleitung, nachdem auch die I. Armee unter General v. Manteuffel die in den Nordprovinzen Frankreichs aufgestellte und zum Entsatz auf Paris marschirende neue Armee geschlagen und zurückgedrängt hatte, die Verfolgung der zersprengten feindlichen Heerestheile nicht ins Ungemessene auszudehnen. Vielmehr sollten die deutschen Armeen überall sich durch Nachschub und Ruhe kräftigen und erst bei neuem Vorgehen des Feindes ihm entgegen gehen und ihn vernichten. Der 18. Infanterie - Diviſion würde die Gegend zwischen Orléans und Châteauneuf, einige Meilen stromaufwärts , zur Belegung angewiesen ; die 25. Division lag in Orléans und auf dem linken Loire-Ufer. Das III . Armeekorps richtete sich zwischen Orléans und Beaugency ein, während das X. am Loirfluß verblieb, die Armee Abtheilung Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg aber bei Chartres die Deckung der Einschließung von Paris gegen Südwesten übernahm. Vom 85. Regiment wurden zehn Kompagnien und der Regiments stab in Bou , einem ansehnlichen Dorfe südlich der Chauffee Orléans Châteauneuf an der Loire, die 11. in Pont-aur-Moines, die 9. in Chécy zur Bedeckung der Korpsartillerie einquartiert. Hauptmann Johannes blieb krank in Orléans zurück, und Hauptmann v. Blessingh übernahm die Führung des 1. Bataillons . Jetzt ging es rastlos an ein Flicken und Ausbessern der Bekleidung . Schon bei Blois hatte das Regiment Beschlag auf einen ansehnlichen Tuchvorrath gelegt, welcher zu Kapuzen für die Leute verarbeitet wurde und die gröbsten Schäden in den Tuchsachen abstellen half. In Orléans wurde Leder gekauft und requirirt ; sämmtliche Schuster waren von mor gens früh bis abends spät am Werke ; zwanzig und mehr Paar Stiefeln konnten die Kompagnien täglich besohlen und in Stand setzen , wenn es auch oft schwer sein mochte, aus den in sich zerfallenen Urbestandtheilen des Schuhwerks etwas herzustellen , was den Ansprüchen neuer Anſtren gungen gerecht zu werden versprach. Dabei wurde tüchtig ererzirt. Es ist für einen Uneingeweihten kaum faßlich, wie günstig ein strammes , wenn auch kurzes Ererziren nicht nur auf die äußere Erscheinung des Soldaten, sondern auch auf die Manns zucht wirkt ; denn in so schweren Zeiten , wo nur die That etwas gilt, neigt die Mannschaft oft zu einer fast allzu selbständigen Auffassung der Verhältnisse. Gefechts- und Patrouillen- Uebungen schärften die Aufrecht erhaltung der im Kampfe so nothwendigen Ordnung von Frischem ein. Die Bataillone und Kompagnien waren, wenn auch Brot, Gemüſe und Kaffee den Magazinen zu Chartres entnommen wurden , hinsichtlich ihrer Bedürfnisse an Fleisch auf ihre eigene Hülfe angewiesen. Fast täglich wurden daher Requisitions-Kommandos entsendet, deren Führung

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gern dem Lieutenant Thiel überlassen wurde, vor dessen Findigkeit auch die entlegensten Verstecke nicht verborgen blieben. Uebrigens war das Einvernehmen mit den Bauern von Bou ein ganz erträgliches, dank der Gutmüthigkeit unserer Leute und der verständigen Ruhe der Franzosen , deren Vorräthen allerdings arg mitgespielt wurde. Namentlich war es bei der wieder eingetretenen Kälte ein großer, fast unersetzlicher Verlust für die Besitzer der zahlreich um Bou gelegenen Weinberge, daß bei dem faſt gänzlichen Mangel an Brennholz die eichenen Stüßen der Reben in die Kamine wanderten. Das Stück von diesen Stöcken kostet 2 Sous ; ge heizt wurde tüchtig, so daß täglich viele Tausende von Francs durch den Schornstein gingen. Auch den Weinvorräthen wurde zugesetzt. Jeder Mann erhielt täglich eine Flasche Rothwein . Rechnet man die Besatzung von Bou auf ungefähr 2000 Mann, so tranken dieselben innerhalb der 13 Tage, welche sie in Bou waren, gewiß zwischen 25- bis 30 000 Flaschen Wein aus. Daß Alles , was an Geflügel und Kleinvieh im Orte vorhanden war, dem Schlachtmesser verfiel, war selbstverständlich, — kurz , die Bauern werden sehr erleichtert aufgeathmet haben , als die 85er wieder abzogen. Anfangs hörte man ab und zu von Franktireurs, welche in den nahe gelegenen Wäldern auf einzelne Leute oder Kommandos schossen. General v. Wrangel machte kurzen Prozeß : er ließ überall eine Proklamation anschlagen, in welcher zu lesen war , daß für jeden Angriff auf einen preußischen Soldaten der nächstgelegene Ort mit Leben und Gut seiner Bewohner eintrete. Gleichzeitig wurde von 2 Bataillonen Infanterie und Jägern nebst einer Schwadron ein Treibjagen angestellt, welches die Wälder von dem sich in ihnen umhertreibenden Gesindel säuberte. Von nun an herrschten Ruhe und Sicherheit in dem Bereiche der Division. Es versteht sich, daß in Bou am 24. Dezember der Weihnachtsbaum brannte. Schöne große Tannenbäume wurden aus den nahegelegenen Forsten geholt, mit Lichtern , buntem Papier und allerlei Geschenken, namentlich mit Cigarren, behängt, und so wurde der heilige Abend in Feindes Land auf liebgewohnte Weise gefeiert. Es fügte sich, daß gleich jam wie ein Gruß aus der fernen Heimath gerade an diesem Tage die seit Ende Oktober umherirrenden Briefe und Packetsendungen eintrafen, welche das Regiment auf seinen Hin- und Hermärschen bis jeßt niemals hatten erreichen können ; manche Spende an Wurst, Schinken und anderen Leckerbissen halfen über das Gefühl der Wehmuth und des Heimwehs hin weg und lenkten den Sinn in die praktischen Wege des bescheidenen Genießens des Augenblicks . Das Jahr 1870 ging zu Ende. Es hatte dem Regimente herbe Verluste zugefügt, aber auch Ehre und Ruhm gebracht. Das Jahr 1871 brach an, was mochte es in seinem Schoße bergen ? Im deutschen Soldaten wurzelt ein tieferes Gefühl wie Thatendurſt und Ruhmſucht : es ist das Bewußtsein der Pflicht gegen das Vaterland, der unumstößliche Entschluß, nie zu erlahmen, wenn der König gerufen hat, und freudig auch die letzten Kräfte daran zu sehen, wenn es gilt, das begonnene Werk zu Ende zu führen. Keine Worte hätten diesen Gefühlen,

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welche tief in Jedermanns Herzen eingeschrieben standen , schöneren Aus druck verleihen können , als es der Brief that, welchen der erste Komman deur des Regiments , Oberst des Barres , nunmehr Kommandant von Saarlouis, an seine 85er richtete. Er schrieb aus Saarlouis , den 27. Dezember 1870.

An meine lieben Fünfundachtziger ! Gott zum Gruß, Ruhm und Sieg wie bisher, Ausdauer und Ge sundheit zu dem ferneren unvermeidlichen Kampfe und ein baldiges glor reiches Ende desselben , das ist mein Neujahrsgruß für das Regiment. Ich kann die Worte nicht finden, welche meine Freude auszudrücken im Stande sind, als ich von dem Regimente gelesen und gehört , ich war in Gedanken stündlich bei Euch und habe die Strapazen und Leiden mit Euch gefühlt und durchlebt, bin aber (in aller Demuth) stolz darauf, der Gründer und Kommandeur des Regiments gewesen zu sein. Gott möge auch ferner mit dem Regimente und jedem einzelnen Gliede des gez. des Barres. selben sein. Es hätte kaum dieser erhebenden Worte bedurft, um das rege Andenken an den verehrten alten Regimentskommandeur wach zu halten ; denn der Geist, welcher das Regiment in Schlacht und Mühsal friſch und kampf bereit hielt, war ja zum großen Theil die Frucht seiner Arbeit. Noch eine große Ehre war dem Regimente vorbehalten ; am letzten Tage des Aufenthalts in Bou wurde dem Regimentskommandeur, Oberst Freiherrn v. Falkenhausen , sowie dem Oberstlieutenant Köppen und dem Major Ziermann das ihnen verliehene Eiserne Kreuz I. Klaffe aus gehändigt. Das Regiment sah in dieſem Ehrenlohn der Tapferkeit ſeiner Führer zugleich die Anerkennung seiner eigenen Leiſtungen und einen neuen Eporn, sich durch sein Verhalten auch ferner der Allerhöchsten Gnade würdig zu machen. Neue Anstrengungen, neue Kämpfe warteten des Regiments .

Vormarsch nach Weften. Schlacht bei Le Mans. *) Am 1. Januar, nachmittags 5 Uhr 40 Minuten , traf aus dem großen Hauptquartier zu Verſailles eine Depesche in Orléans ein, welche das Vorgehen der II. Armee gegen die von Westen (anscheinend) heran rückenden Streitkräfte des Generals Chanzy anordnete. Noch drohte auch *) Siehe den „Plan zum Marsch gegen Le Mans" sowie den zu den „ Be wegungen um Orléans".

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die Armee Bourbakis , das Vorgehen Chanzys durch einen Vormarsch von Gien und Briare her auf Orléans zu unterstützen. Man müßte dem Feinde also zuvorkommen und wollte zuvörderst den am nächsten stehenden und mithin gefährlichsten Gegner schlagen. Der Angriff sollte durch das X. , III. , das aus der 17. und 22. Diviſion unter Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg zusammengestellte XIII. und das IX. Armeekorps ausgeführt werden, von welch letzterem indeß die 25. Infanterie - Division zum Schutze von Orléans zurückgelassen wurde. Außerdem nahmen an dem Zuge gegen Le Mans die 1., 2., 4. und 6. Kavallerie- Division theil. Die Stärke der Truppentheile war trotz manchen Nachschubes bereits beträchtlich zu jammengeschmolzen . Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl verfügte im Ganzen über 58 097 Mann Infanterie, 14 925 Pferde, 318 Geschütze. An Infanterie war mithin nicht einmal die Zahl von 212 vollen Armeekorps vorhanden, und thatsächlich war die II. Armee lange noch nicht halb so stark als die Armee Chanzys. Die Armee war zur Zeit mit Allem reichlich versorgt. Die Munitionskolonnen waren fast vollständig angefüllt, der Reserve-Munitionspark der Armee hielt, mit allen Beständen vorschriftsmäßig versehen, bei Pithiviers. Der Gesund heitszustand bei den Truppen war ein guter , die Verpflegung vorläufig eine gesicherte. Es lag in der Absicht des Oberkommandos, den Feind überraschend von allen Seiten her anzugreifen, ihn mehr und mehr in die Enge zu treiben und ihm eine entscheidende Niederlage beizubringen, während gleichzeitig seine Rückzugswege von den deutschen Flügeln aus ernstlich bedroht werden sollten. Bei der an Zahl so bedeutenden Ueber legenheit der Chanzyschen Armee * ) erschien es geboten, um möglichst alle Kräfte zur Entfaltung zu bringen, alle auf Le Mans führenden Straßen zum Vormarsch zu benutzen . Demzufolge wurden den einzelnen Armeekorps folgende Marschrichtungen angewiesen : Dem X.: La Chartre-Parigné l'Evêque, = III.: Vendôme - St. Calais - Ardenay, = IX.: Morée -Epuiſay - St. Calais -- Ardenay , **) - XIII.: Authon -La Ferté Bernard - St. Mars la Bruyère. Am 2. Januar erhielt die 18. Division Marschbefehl und verließ am Morgen des 3. ihre Kantonnements mit dem Befehle, am 6. Januar bei Morée und Fréteval einzutreffen. An die Spitze des Regiments war wiederum der Oberst v . Falken = hausen getreten, nachdem der neuernannte Kommandeur der 36. Infanterie Brigade, Oberst Beyer v. Karger , bei derselben eingetroffen war. Leider schmolz die ohnehin schon bedenklich geringe Zahl der Offiziere des Regi ments durch Krankheiten noch mehr zusammen. Lebensgefährlich erkrankt, *) Der französische General verfügte über 10 Infanterie- Divisionen und viele andere außerhalb der Divisions- und Korpsverbände stehende Reserven und Frei schaaren-Formationen, im Ganzen über 150 000 Mann. **) Dieselbe Straße wie dem III. Korps von Epuisay an.

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hatte Oberstlieutenant Köppen , freilich erst auf Befehl des Diviſions kommandeurs , das Regiment in Bou verlassen. Hauptmann v. Blessingh mußte, an der Ruhr erkrankt, nach Orléans geschafft werden , und das Kommando des 1. Bataillons ging auf Hauptmann Semler über, welcher jedoch, selbst schon den Keim einer Krankheit in sich fühlend, gleichfalls nach Orléans gehen mußte. So übernahm das Bataillon Hauptmann Brescius , dessen linker Fuß, vom Pferde getreten, so stark geschwollen war, daß er ihn nur mit einem weiten Filzschuh bekleiden konnte. Die Kompagnien wurden sämmtlich von Lieutenants, zum Theil der Landwehr angehörig, geführt ; die Züge befanden sich fast ausschließlich in der Hand von Vizefeldwebeln, Portepeefähnrichs und Unteroffizieren. An Kämpfern zählte : Das 1. Bat. 709 Mann, = 2. = = 608 ፡ Füſ.- = 593 ፡ Das Regiment im Ganzen mithin 1910 Mann. Da man den Feind erst hinter dem Loir-Fluffe erwarten konnte, so wurden die ersten Märsche mit aller Bequemlichkeit zurückgelegt, und die einzelnen Truppentheile durften für sich marschiren. Der Weg führte zunächst durch Gegenden, über welche die Schreckniffe des Krieges bereits Hinweggegangen waren , und welche, von Freund und Feind aufs Aeußerſte ausgesogen, nur ein höchst unwirthliches Obdach gewährten. Die Quar tiere in Ingré und Montabuzard sowie am 4. in Baccon, La Rivière und La Renardière auf dem Schlachtfelde von Coulmiers waren größten theils von den Einwohnern verlassen und so unbehaglich und dürftig, daß man sich freute, nur wieder marschieren zu dürfen. Indeffen auch die nächsten Tage änderten noch nichts an dieſen troſtlosen Verhältniſſen. Nachdem am 6. Januar bei Fréteval der Loir -፡ Fluß überschritten war, kam am 7. die Division zum ersten Mal wieder mit dem Feinde in Be rührung. Die Avantgarde, das 11. Regiment und die 9. Jäger, mußte sich den Durchgang durch den Engweg von Epuiſay in Gemeinschaft mit Truppen des III. Armeekorps , welches bisher in unserer Linken marſchirt war, erkämpfen . Das III. Korps zog sich jetzt durch die Truppen des Generals v. Manstein hindurch, und es schienen unsere Aussichten, an den bevorstehenden Kämpfen theilzunehmen, sehr gering. Der franzö fische Feldherr hatte seine bei Le Mans gewählte Hauptstellung durch eine Reihe von vorgeschobenen starken Posten gesichert. Nicht ohne ein gewiſſes Gefühl der Eifersucht hörte man Tag für Tag, wie die Brandenburger in blutigen Gefechten die Franzosen von Stellung zu Stellung zurück warfen, sah die langen Züge der Gefangenen, die eroberten Geschüße und Mitrailleusen, welche zurückgebracht wurden. Der 9. Januar war einer der beschwerlichsten Marschtage des ganzen Feldzuges . Auf die Kälte der vergangenen Tage waren weiches Wetter, Nebel und dichtes Schneegestöber gefolgt. In kurzer Zeit waren alle Wege spiegelglatt geworden. Die Reiter mußten abſißen und ihre Pferde an den Zügeln führen, die Geschüße waren beinahe nicht von der Stelle



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zu bringen, da die Zugpferde unaufhörlich stürzten. Nur mit größter Vorsicht konnten die Fahrzeuge über die mannigfachen Unebenheiten des Bodens gebracht werden, und große Lücken bildeten sich in der Marsch kolonne, welche den Vormarsch der Division ganz erheblich aufhielten. Der kommandirende General hatte alle berittenen Offiziere zu einer Besprechung an das an der Straße von St. Calais nach Bouloire gelegene Wirthshaus „La grande Halte" befohlen, woselbst auch Seine König liche Hoheit der Prinz Friedrich Karl mit seinem Stabe anwesend war. Als Alles versammelt war, führte der General v. Manstein die Offiziere auf ein mit knietiefem Schnee bedecktes Feld und schilderte in ernsten Worten die augenblickliche Kriegslage sowie die nächste Aufgabe der Armee. Er hob hervor, wie der General Chanzy , der tüchtigste und thatkräftigste der franzöſiſchen Heerführer, zum Entsaße von Paris eine große Armee gesammelt habe, - daß der willensstarke Advokat Gambetta, welcher in Frankreich mit diktatorischer Gewalt herrsche, in bestem Ein vernehmen mit dem General stehe ; deshalb sei diese Armee mit besonderer Sorgfalt aufgestellt und ausgerüstet. Dieser letzte feindliche Widerstand müsse gebrochen werden, wenn der Krieg ein baldiges Ende erreichen solle. Es handle sich jetzt aber nicht um einen einfachen Sieg, ――――――――――― das feindliche Heer müsse vielmehr zertrümmert, vernichtet werden. Bei dem leicht erregbaren Temperamente der Franzosen werde der geringste Erfolg ihrer Waffen oder auch das kleinste Mißgeschick des deutschen Heeres ihre kaum eingeschlummerten Siegeshoffnungen zur hellsten Flamme der Begeisterung wieder anfachen. Mit neuer Thatkraft werde das ganze Volk den Kampf wieder aufnehmen, und nur durch neue Opfer könne das ersehnte Ende errungen werden. Dann wendete sich der General an die Öffiziere der einzelnen Waffengattungen : die Aufgabe der Kavallerie sei zwar außer ordentlich schwierig, die hart gefrorenen Aecker, die glatten Wege, der tiefe Schnee seien ihrer Thätigkeit besonders hinderlich, - aber hier gelte es, das Ziel fest ins Auge zu fassen, wie ein Adler die Schwächen des Gegners zu erspähen und mit Blizesſchnelle einzuhauen, unbeirrt durch das, was stürzt. - Die Artillerie möge ihrer Gewohnheit treu nahe Die an den Feind heranfahren und keinen Schuß umsonst thun. Infanterie: "IMeine Herren, schonen Sie das kostbare Material ! " Endlich sprach der General die Hoffnung aus, daß in Jedem der feste Wille lebe, mit allen Kräften dem gemeinsamen Ziele zuzustreben, nach welchem so viele Tausende Kameraden ringen. Ein Jeder müſſe in seinen Untergebenen daffelbe Gefühl erwecken, und der Erfolg werde nicht ausbleiben. „ So wollen wir uns denn trennen, und ich hoffe, daß wir, wenn wir uns in ein paar Tagen wiedersehen, zufrieden sind ! Adieu, meine Herren! Gott sei mit uns !" Diese Worte drangen tief in die Herzen der Hörer, und der Eindruck, welchen sie dort zurückließen, trug gewiß sein gutes Theil zu den Erfolgen bei, welche zwei Tage später errungen wurden. Das Regiment marschirte bis Montaille und Ecorpain. Der Schnee= fall hielt den ganzen Tag an, und nachmittags beluftigten sich die Mann Stern, Holst. Inf.-Regt. Nr. 85. 7

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schaften mit Schneeballen, wobei sich der Curé von Ecorpain mit regem Eifer und unglaublichem Geschick betheiligte. Auch am 10. Januar verblieb das Regiment in seinen Quartieren ; nur das 2. Bataillon wurde nach Bouloire verlegt, woselbst sich das Armee - Oberkommando befand. Mit dem Ueberschreiten des Loir hatte man die Ebene der Beauce verlassen und befand sich in einer Gegend, welche sehr an die Holſteinische Heimath erinnerte. Hügel und kleine Wälder unterbrechen die Einförmig keit der Landschaft, überall liegen einzelne Bauernhöfe und Edelfiße zer streut, während die eigentlichen Ortschaften oft nur aus wenig Häuser gruppen bestehen. Das Land ist ungemein reich angebaut ; die einzelnen, meist kleinen Grundstücke und die Wege sind mit heckenbewachsenen Knicks eingefaßt, welche das Gelände in hohem Grade unübersichtlich machen, dem Feinde überall gedeckte Aufstellung gestatten und zur hartnäckigſten Vertheidigung von Abschnitt zu Abschnitt Gelegenheit geben. Es ist der vielberühmte Schauplatz der Vendeer Kriege.*) Der Befehl für den 11. Januar lautete, die 18. Division mit der Korps-Artillerie solle um 11 Uhr mittags auf der Chauffee nach Le Mans mit ihrer Spitze bei St. Hubert des Rochers hinter dem III. Korps stehen, bereit, daselbst in das Gefecht einzugreifen. Noch bei völliger Dunkelheit brach um 4½ Uhr früh das Regiment aus seinen Quartieren auf und marschirte auf der glatt gefrorenen, an vielen Stellen vom Schnee verwehten Chauffee bis zu dem befohlenen Platze bei St. Hubert bor. Die 18. Division stellte sich in folgender Ordnung auf der Chauffee auf: Avantgarde. Kommandeur : Oberst Beyer v. Karger. Husaren- Regiment Nr. 16. **) 9. Jäger-Bataillon. 2. leichte 2. schwere } Batterie.

Füsilier-Bataillon 2. Bataillon } 11. Regiments. *** > 2. Bataillon 85. Regiments . 3. Feldpionier-Kompagnie. 3. Sanitäts-Detachement. Gros. Kommandeur: Generalmajor v. Blumenthal. 35. Infanterie-Brigade. Zur besonderen Verfügung des Generals v. Manstein : 1. Bataillon Füsilier-Bataillon } 85. Regiments. *) Siehe den „ Plan zur Schlacht bei Le Mans“. **) Dasselbe war an Stelle der zur 6. Kavallerie - Diviſion kommandirten 6. Dragoner zur Division gekommen. **** Das 1. Bataillon dieses Regiments war in Bouloire zur Bewachung von Gefangenen verblieben.

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1. leichte 2. schwere } Batterie . 1. Sanitäts-Detachement. Die Division hatte nunmehr den Feind nahe vor sich. Tags zuvor hatten die Truppen des III. Armekorps die Franzosen über den Schnittpunkt der von Le Mans nach Chartres führenden Eisenbahn und der Chaussee bei La Lune d'Auvours zurückgeworfen und auf dem rechten Flügel das Dorf Champagné genommen. Zwischen der Eisenbahn, welche von La Lune d'Auvours auf Champagné führt, und dem Huisnebache zieht sich diesen Wasserlauf entlang eine mehrere Hundert Fuß hoch steil ansteigende Höhe, zu welcher hinauf sowohl von La Lune d'Auvours und dem etwas vorwärts an der Chaussee gelegenen Wirthshaus Le Polucan, als auch von Champagné sehr tief eingeschnittene Hohlwege führen. Auf dem schon aus weiter Entfernung sichtbaren Berge, dessen Abhänge wegen ihrer Steilheit und der zahlreichen, nach allen Richtungen laufenden Knicks und Hecken nur mühsam erklettert werden können, standen die Franzosen mit starken Streitkräften ; sie hatten die vielen Gehöfte, deren mit Mauern umgebene Höfe sich gut zur Vertheidigung eigneten, besetzt und beherrschten von hier aus und aus starken, durch mehrfach hinter einander angelegte Reihen von Schüßengräben und Batterie- Einschnitte befestigten Stellungen das ganze vorliegende Gelände. Nicht nur lag die Chauffee, von da an, wo sie westlich von St. Hubert aus dem Walde herausführt, unter dem Feuer der feindlichen Geschütze, sondern auch der ganze Westrand des an der Chaussee sich hinziehenden Waldes war den feindlichen Geschoffen ausgesetzt. Gegen 1112 Uhr mittags befahl Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl, welcher sich bei St. Hubert aufhielt, der 6. Division , ihre Stellungen längs des Westrandes des Waldes, welcher der von den Feinden beseßten Höhe gegenüber lag, von Champagné an bis nach La Lune d'Auvours , zu verlassen und mit linksum auf Changé abzumarichiren. Gleichzeitig beauftragte der Prinz die 18. Division , in die verlassene Stellung einzurücken und die Höhe von Auvours, welche sich wie ein Riegel der nach Le Mans führenden Chaussee vorlegt und das Vorgehen des III. Armeekorps in westlicher Richtung gegen die französische Hauptstellung von der Flanke aus gefährdete, zu nehmen. General v. Wrangel befahl zunächst dem 9. Jäger - Bataillon , eine beobachtende Stellung längs des Waldrandes einzunehmen . Der kommandirende General ließ den Angriff auf die Höhe durch das Vorgehen der Avantgarde auf Champagné und von hier aus den Abhang hinauf einleiten. Sechs Kompagnien des 64. Regiments , welche die 6. Diviſion als Beſaßung in Champagné zurückgelaffen hatte, verblieben daselbst ; eine südwestlich dieses Ortes in Stellung gebliebene Batterie des 3. Feldartillerie - Regiments fuhr fort zu schießen. Zur Sicherung der rechten Flanke und zur Aufſuchung der Verbindung mit dem aus nordöstlicher Richtung erwarteten XIII. Armeekorps wurde eine Schwadron Husaren über die Brücke, welche bei Champagné über 7*

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den Huisnebach führt, vorgezogen. Oberst v. Karger ließ das 2. Ba= taillon der 11er auf dem rechten Flügel durch Champagné gehen, links davon dicht am Südrande des Dorfes vorbei das Füsilier - Bataillon des selben Regiments ; noch weiter links und vorläufig etwas zurückgehalten, folgte das 2. Bataillon 85. Regiments. In dem fußtiefen Schnee konnten die Truppen den Abhang nur langsam ersteigen . Als Major Ziermann mit seinem Bataillon die Straße Champagné -Auvours überschritten hatte, ließ er die 6. und 7. Kompagnie als erstes Treffen vorrücken, die 5. und 8. als zweites folgen. Von der Höhe des Berges aus hielten die Franzosen den ganzen Abhang unter Feuer, schossen aber schlecht und fügten dem Bataillon nur wenig Schaden zu. Es war ungefähr 1 Uhr mittags, als die ersten französischen Kugeln in das 2. Bataillon 85. Regiments einschlugen. Die 11er waren bereits im Gefecht mit feindlichen Abtheilungen begriffen, welche den südöstlichen Rand des Berges besetzt hatten, aber nicht Stand hielten. Man sah, wie auf der Höhe immer neue Kolonnen heranrückten und sich in ihren durch Schützengräben befestigten Stellungen einnisteten. Major Ziermann erhielt Befehl, sich mit halblinks in die erste Gefechtslinie auf den linken Flügel der 11er zu sehen ; er ließ die 6. und 7. Kompagnie auseinander ziehen und je zwei Züge als Schüßen auflösen . Auf dem feindlichen linken Flügel stand eine Mitrailleusen-Batterie, welche lebhaft feuerte und den Kompagnien einige Verluste zufügte. Auf dem Gipfel der Höhe befahl der Oberst Beyer v. Karger den Schüßen, zu halten. Sie legten sich längs des Bergrandes nieder und begannen das Feuer des Feindes zu erwidern. Derselbe hatte sich auf denjenigen Theil der Höhe zurückgezogen, welcher durch die Schlucht, in der die Gehöfte Verdun liegen, vom 2. Bataillon getrennt lag. So wurde auf eine Entfernung von etwa 800 Meter das Feuer geraume Zeit unterhalten, vermuthlich ohne wesentliche Wirkung. Die Franzosen fanden im weiteren Verlaufe des Gefechts einen starken Rückhalt in der Vertheidigung der zahlreichen, auf der Höhe zer streut liegenden Gehöfte, um deren Besitz namentlich Abtheilungen des 11. Regiments stundenlang kämpfen mußten. Der Feind versuchte durch ein Vorgehen dichter Schüßenmaffen das 2. Bataillon Regiments 85 zurückzuwerfen , erhielt aber auf etwa 300 Meter ein so wohlgezieltes Schnellfeuer, daß er von seinem Vorhaben abſtand und eiligst wieder seine Deckungen aufsuchte. Es war die Absicht des Oberst Beyer v. Karger , nachdem seine Abtheilungen die Höhe erreicht hatten, dieselbe durch ein entschloffenes Vorgehen in der allgemeinen Richtung auf Yoré vom Feinde zu säubern . Er ließ deshalb die Bataillone des rechten Flügels eine Linksschwenkung machen, um so in breiter Front in der beabsichtigten Richtung vorrücken zu können. Während diese Bewegung ausgeführt wurde, bedrohte eine nicht zu unterschätzende Gefahr das ganze Detachement. Der Huisnebach, welcher in vielfachen Windungen hinter dem Höhenzuge fließt, berührt das Dorf

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Champagne und ist hier überbrückt. Eine aus nordöstlicher Richtung tommende französische Kolonne, aus allen Waffengattungen bestehend, suchte diesen Uebergang zu gewinnen. Gelang es ihr, den Bach zu über schreiten und das Dorf zu beſeßen, so waren die Truppen des Obersten Beyer v. Karger zwischen zwei Feuer gerathen , und der ganze über Champagné unternommene Angriff konnte als gescheitert betrachtet werden . Glücklicherweise bemerkte eine Kompagnie 11. Regiments die drohende Gefahr, und es gelang ihr, im Laufschritt die Brücke in dem Augenblick zu erreichen, als die Spitze der französischen Dragoner sie paſſirt hatte. Dieselbe wurde gefangen , und die feindliche Kolonne schreckte vor dem verheerenden Schnellfeuer zurück. Mittlerweile hatte sich die Linksschwenkung der Bataillone des 11. Regiments und ihr weiteres Vorgehen bemerkbar gemacht, und die Franzosen hatten den der Stellung des 2. Bataillons Regiments 85 gegenüberliegenden Höhenrand verlassen . Major Ziermann ließ die Kompagnien des ersten Treffens vorgehen, um die vom Feinde geräumte Stellung zu besetzen. Schon hatten die Schüßen den jenseitigen Abhang zur Hälfte erstiegen, als plötzlich in der rechten Flanke ein lebhaftes Gewehrfeuer hörbar wurde. Der Major entnahm daraus, daß die vor Kurzem noch vorhandene Verbindung mit den linken Flügel-Abtheilungen der 11er unterbrochen sei, und entsendete, um sie wieder aufzunehmen, die 5. Kompagnie (Lieutenant Böttcher) in die Richtung, aus welcher man das Schießen vernahm. In der That waren die schlesischen Grena= diere bei ihrem weiteren Vorgehen in den am Abhang des Berges gelegenen Gehöften auf heftigen Widerstand gestoßen. Je lebhafter um diese der Kampf entbrannte, umſomehr ballten sich die Abtheilungen der 1ler von rechts und links her zusammen, und so hatte sich zwischen ihnen und den 85ern eine Lücke in der Feuerlinie gebildet, in welche nunmehr Das Gefecht schwankte hier längere Zeit, die 5. Kompagnie einrückte. und der Kommandeur des 2. Bataillons 11. Regiments ersuchte den Major Ziermann um weitere Verstärkung. Dieser beauftragte die 7. Kompagnie (Lieutenant v. Siegroth) , in der rechten Flanke vorzu gehen. Die Kompagnie stieß auf ein großes, vom Feinde besetztes Gehöft (vermuthlich Baudrour) , ging bis etwa 300 Schritt heran und eröffnete das Feuer; da der Feind aber seine Stellung nicht aufgab, ging die Kompagnie zum Angriff vor und wurde dabei durch einen Zug der 5. Kompagnie (Fähnrich Bock) sowie durch Mannschaften des 11. Regi= ments unterstützt. Das Unternehmen gelang, der Feind erlitt bedeutende Verluste, 11 Offiziere und gegen 300 Mann wurden unverwundet ge= fangen und durch Mannschaften vom 11. und 85. Regiment nach Cham pagné gebracht. Unterwegs stellte es sich zum großen gegenseitigen Ver gnügen heraus, daß Nr. 85 gegen Nr. 85 gekämpft hatte, denn die Gefangenen gehörten sämmtlich dem 85. Mobilgarden-Regiment an. Während dieser Gefechte hatten auch die beiden Batterien der Avant garde den beschwerlichen Weg auf die Höhe überwunden ; sie proßten ab und fanden sogleich ein lohnendes Ziel in den Maffen des Feindes , welcher troh namhafter Verluste stets von Neuem vorzugehen versuchte. Nament

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lich gelang es der Artillerie, der obenerwähnten bei Villiers aufgefahrenen Mitrailleusen-Batterie arg zuzusetzen. Es dauerte nicht lange, da ver ſtummte ihr Rasseln, welches den ganzen Nachmittag weithin hörbar gewesen war. Die 11er waren in kühnem Anlaufe gegen diese Batterie vorgegangen, und nur theilweise gelang den Franzosen der Rückzug, drei Mitrailleusen fielen in die Hände der Grenadiere. Major Ziermann , welcher in stetigem Vorgehen geblieben war, hatte die Mitrailleusen wohl zur Rechten stehen sehen, verzichtete aber auf die Wegnahme derselben, da er das günstig vorschreitende Gefecht nicht durch eine Zwischenunternehmung unterbrechen wollte. Es war ungefähr 4 Uhr nachmittags, als der feindliche Widerstand immer mehr und mehr erlahmte. Schon sah man einzelne Abtheilungen in fluchtartiger Eile sich auf Yoré zurückziehen, und als nach und nach alle Häuser und Gehöfte genommen waren , da flutheten in unaufhalt famem Strome die ungeordneten Massen des Feindes dem rettenden Ueber gange über den Huisnebach bei Yvré zu. Während so der östliche Theil der Höhe allmählich in den Besitz der Unsrigen gelangte, war auch an und vorwärts der Chauffee Orléans Le Mans der Kampf entbrannt. Zunächst war das Jäger - Bataillon Nr. 9 nordwestlich St. Hubert aus dem Walde getreten und hatte sich gegen die vorliegende Höhe gewendet. Hier übte es durch sein wirkjames Feuer einen erkennbaren Druck auf die rechte Flanke des gegen die Avantgarde kämpfenden Feindes aus. Gegen 412 Uhr hatten die Jäger Fühlung mit der Infanterie des Oberst Beyer v. Karger gewonnen. Als die französischen Massen, welche von den 11 ern und 85ern aus ihren Stellungen geworfen waren, dem Huisnebach zuſtrömten, waren sie gezwungen , ihren Rückzug parallel mit der Feuerlinie der Jäger auf Kernschußweite von denselben entfernt auszuführen, wobei sie wahrhaft ungeheure Verluste erlitten. Schon seit mehreren Stunden war der Kampf auf dem östlichen Theile des Berges entbrannt, und noch stand das Gros der Division auf der Chauffee bei St. Hubert. Major v. Wrisberg vom Generalstabe des IX. Armeekorps war auf der Straße gegen Yoré vorgeritten und hatte sich überzeugt, daß auch von hier aus ein Angriff gegen die Höhe mit Aussicht auf Erfolg ins Werk gesetzt werden könne. General v. Manstein schickte infolge dessen dem Oberst v. Falkenhausen durch einen Ordonnanzoffizier den Befehl, mit dem 1. und Füfilier-Bataillon seines Regiments auf der Chauffee gegen den Westausgang des Waldes von St. Hubert vorzurücken. Der Oberst eilte den Bataillonen voraus, um sich die nothwendigen Weisungen für sein Verhalten direkt vom kommandirenden General einzuholen. Er traf die Generale v . Manstein und v. Wrangel dort, wo die Chauffee westlich St. Hubert aus dem Walde tritt. Etwa 3000 Schritt vor der Front erhob sich der steile Berg. Viele, nur wenige Schritt breite, aber 10 bis 12 Fuß tiefe Hohlwege durchschnitten seinen Abhang und führten theils auf die Höhe, theils zu den vielen Bauernhöfen, welche auch auf dem westlichen Theil

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zerstreut liegen und von feindlicher Infanterie beseßt waren. Auf dem Gipfel des Berges hatte eine franzöſiſche Batterie Stellung genommen. Als die Bataillone St. Hubert passirten, wurden zwei Batterien (v. Heyd weiller und Pietsch) rechts von der Chauffee vorgezogen, um die Höhe zu beschießen. Der Oberst v. Falkenhausen hatte vom General v. Manstein den Befehl erhalten , die Höhe, und wenn möglich auch die feindlichen Geschütze zu nehmen. An dem Wege, welcher von der Chauffee über die Eisenbahn nach Les Hêtres führt, hielten die Bataillone, und der Oberst befahl: „ Das Füsilier-Bataillon (Hauptmann Haack) wendet sich gegen Les Hêtres, das halbe 1. Bataillon (2. und 3. Kompagnie unter Haupt mann Brescius) folgt demselben, das andere Halb-Bataillon ( 1. und 4. Kompagnie unter Premierlieutenant Hoffmann) behält diesen Gabel punkt besetzt, um die Chauffee gegen etwaige feindliche Vorstöße zu decken. " Diese Anordnungen waren in der Ausführung begriffen, als die feindliche Artillerie, welche bis dahin nur wenig geschossen hatte, ein außerordentlich heftiges Feuer gegen die vorerwähnten Batterien und die Chauffee , auf welcher sie die heranmarschirenden Infanteriekolonnen bemerkte, richtete. Die erste Granate schlug mitten in die 1. Kompagnie ein und setzte sieben Leute außer Gefecht. Der Patronenwagen und Medizinkarren waren der besseren Deckung wegen etwas vorwärts in den Wald gefahren, aber dennoch zerschmetterte eine Granate das rechte Hinterrad des ersteren , eine zweite Granate schlug in die Bespannung ein, tödtete die beiden Mittelpferde und verwundete das Stangen-Sattelpferd, der Medizinkarren wurde zertrümmert, die hohen Pyramiden pappeln, welche bis St. Hubert die Chaussee einfassen, schienen das Ziel der feindlichen Geſchütze zu sein, denn die meisten dieser Bäume wurden zerriffen und bedeckten mit ihren Aesten die Straße. Unterdeffen hatte Oberst v. Falkenhausen mit den sechs Kom pagnien, gedeckt durch eine Mauer, welche jenseits der Eisenbahn die dem Feinde zugewendete Seite des Weges begrenzte, ohne wesentliche Verluste Les Hêtres erreicht. Von dort aus wurden die Fahnen zu dem auf der Chauffee stehenden Halb-Bataillon zurückgeschickt, demnächst erhielt Haupt mann Haack den Befehl, mit der 9. (Premierlieutenant v. Maung) , 10. (Sekondlieutenant v. Freyburg I.) und 11. Kompagnie (Premier lieutenant Jarke) sich etwas links ziehend gegen die feindliche Artillerie vorzugehen. Die 12. Kompagnie (Premierlieutenant Völk) wurde zur Sicherung des rechten Flügels einstweilen zurückgehalten. Hauptmann Brescius sollte mit der 2. (Lieutenant Stobbe) und 3. Kompagnie (Lieutenant Thiel) direkt auf die Höhe vorzudringen suchen. Zum zweiten Male bot die am Wege stehende Mauer dem Füfilier Bataillon bei seinem Vorgehen vortrefflichen Schutz gegen das feindliche Während der Bewegung_fah Premierlieutenant v. Maung , Feuer. welcher mit der 9. Kompagnie die Tete hatte, eine Abtheilung des Jäger Bataillons Nr. 9 in lebhaftem Feuergefechte mit französischen Schützen, welche von rechts her vordrangen. Der erste Gedanke des Lieutenants

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v. Maung war, den Jägern Unterstützung zu bringen ; er ließ einige Sektionen schwärmen, erhielt jedoch den bestimmten Befehl des Obersten, seine Aufmerksamkeit lediglich der feindlichen Batterie zuzuwenden. Es schien kaum möglich, in den außerordentlich steil aufsteigenden, sich hoch den Berg hinaufziehenden Weingarten einzudringen, da gewahrte v. Maunß eine Lücke in der Mauer ; um diese zu benußen, mußte die Kompagnie wieder einige Schritte zurückgehen . Inzwischen drängten die anderen Kompagnien nach, und da Alles auf denselben Eingang in den Wein garten angewiesen war, so konnte es nicht ausbleiben, daß die Mann ſchaften der verſchiedenen Kompagnien durcheinander geriethen, ein Um ſtand, welcher in der Eile nicht wieder gut gemacht werden konnte. Im Großen und Ganzen erkletterte die 9. Kompagnie den west lichen, die 10. den südlichen Abhang. Oben angekommen, sahen sie un gefähr 200 Schritt vor sich die feindlichen Geſchüße, welche in einem Winkel aufgestellt, zum Theil gegen die Chauffee, zum Theil in östlicher Richtung feuerten. Vor den Geschützen lagen in flachen Gräben Schüßen schwärme, welche die sichtbar werdenden Füsiliere mit heftigem Feuer Die 9. und 10. Kompagnie richteten ein lebhaftes und empfingen. augenscheinlich ſehr wirksames Schnellfeuer gegen die franzöſiſchen Schüßen, Bedienungsmannschaften und Zugpferde ; dabei wurden sie kräftig unter ſtüßt durch die Batterien v. Heydweiller und Pietsch , deren Granaten Schlag auf Schlag in die feindliche Batterie einschlugen. Auch hinter den französischen Geschützen lagen Infanterie-Abtheilungen ; gegen diese wendete sich Premierlieutenant Jarke , indem er die Batterie links stehen ließ und ſie, indem er den Feind von Knick zu Knick zurück Während die 10. Kompagnie drängte, in Flanke und Rücken bedrohte. (Lieutenant v. Freyburg) vor den Geschützen liegen blieb und durch ihr fortgesettes Feuer die Aufmerksamkeit des Feindes fesselte, zog sich die 9. Kompagnie (v. Maung) hinter derselben in die rechte Flanke Nach wenigen Augen der Batterie, welche somit in Kreuzfeuer fam. blicken wurde eine gewisse Unruhe beim Feinde bemerkbar, das Geschüß feuer ließ nach, und auch das Gewehrfeuer der Infanteriebedeckung war Das schien der günstige Augenblick für einen nicht mehr so lebhaft. Anlauf, die 9. Kompagnie sprang auf und eilte vorwärts, indeſſen die Entfernung war zu weit, die Füsiliere mußten auf halbem Wege erschöpft halten ; v. Maung , welcher mit dem Unteroffizier Kobarg der 10. Kom pagnie den Schüßen vorausgeeilt war, sah ein, daß eine kurze Pause erforderlich sei, um wieder zu Athem zu kommen. Nach wenigen Minuten wurde abermals vorgestürmt und mit Aufbietung aller Kräfte der Graben Fast gleichzeitig erreichten auch Füsiliere des Geschützstandes erreicht. der 10. Kompagnie, an deren Spizze sich der Führer des Bataillons, Ein letzter Schuß in das Hauptmann Haack, befand, die Batterie. Gewirre von Menschen und Pferden entschied den kurzen Kampf, die Infanteriebedeckung floh : drei Geschüße waren mit stürmender Hand genommen, drei andere waren noch rechtzeitig abgefahren. Der schwer verwundete Kapitän der feindlichen Batterie überreichte seinen Säbel dem

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Premierlieutenant v. Maung , welcher denselben dem General v. Man stein übersandte, gewissermaßen als Meldung über die strikte Ausführung feines Befehls. Von allen Seiten waren die Füsiliere in die Batterie eingedrungen ; unter den Erſten der Portepeefähnrich v. Buttlar , der Gefreite Schmidts , die Füfiliere Jacks , Horst und Philipp der 9., die Unteroffiziere Kobarg (verwundet) und Ackermann der 10. , Portepeefähnrich Spring born (verwundet), Sergeant Jungjohann (fiel), Gefreiter Reese (ftel) und Hattenberg (verwundet) der 11. Kompagnie. Die nächste Sorge des Hauptmanns Haack war es nun, die diesseitige Artillerie von der veränderten Sachlage in Kenntniß zu setzen, da die Fortsetzung ihres Feuers den eigenen Truppen Gefahr bringen mußte. Er schickte zu dem Ende den Sergeanten Schrader der 11. Kompagnie den Batterien ent gegen ; auch Premierlieutenant v. Maung schickte zu gleichem Zwecke Boten ab. Jezt galt es, die Geschütze gegen die Wiedereroberungsversuche der Franzosen zu sichern. In dieser Absicht hatte sich die 11. Kompagnie (Premierlieutenant Jarke) auf den in Unordnung abziehenden Feind geworfen, um ihm keine Ruhe zu lassen, von Neuem Stellung zu nehmen. Es gelang ihr, die geworfenen Abtheilungen eine geraume Strecke zurück zudrängen, und vereinzelte Vorstöße anderer Abtheilungen, welche die Wiedernahme der Batterie bezweckten, abzuschlagen. Unterdessen wurden in aller Eile die Mannschaften der 9. und 10. Kompagnie einigermaßen geordnet. Lieutenant v. Freyburg I. blieb bei den Geſchüßen zurück, während Premierlieutenant v . Maung den rechten Flügel der 11. Kom pagnie verstärkte. Hier war das Gefecht mittlerweile zum Stehen gekommen ; die feindlichen Schüßen hatten sich etwa 200 Schritt vor der 11. Kompagnie festgesetzt. Einem vereinten Vordringen der beiden Kompagnien gelang es nur wenig, Terrain zu gewinnen, und obgleich jetzt auch die 10. Kompagnie eintraf und die Fenerlinie links ver längerte, gestaltete sich der Kampf doch nur zu einem stehenden Feuer gefechte, bei welchem Premierlieutenant v. Maung durch einen Schuß in den Oberschenkel verwundet wurde. Er wurde in ein naheliegendes Haus gebracht. Wir hatten die 2. und 3. Kompagnie unter Befehl des Hauptmanns Brescius bei dem Gehöfte Les Hêtres verlassen, als ihnen der Re gimentskommandeur den Befehl ertheilte, in nördlicher Richtung den Hang der Höhe zu ersteigen. Wenige Hundert Schritt von Les Hêtres liegt in der angegebenen Richtung die Häusergruppe La Gachelière. Hier hatte fich französische Infanterie festgesezt. Hauptmann Brescius leitete sofort den Angriff ein. Die 3. Kompagnie (Lieutenant Thiel) ließ zwei Züge schwärmen, den dritten Zug geschlossen folgen und nahm das Gehöft im ersten Anlauf. Von La Gachelière führt ein tief eingeschnittener Hohlweg zur Höhe, welchen die 3. Kompagnie einschlug. Starke feindliche Ab theilungen hatten unterdeffen die Ränder des Hohlweges besetzt, welcher von Champagné über La Chêne nach Auvours führt, und beherrschten von dort durch ihr Feuer den südlichen Theil des Plateaus. Die

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3. Kompagnie, gefolgt von der 2. (Lieutenant Stobbe), stieß in schräger Richtung auf die französische Frontlinie. Hauptmann Brescius schickte einen Zug der 2. Kompagnie (Vizefeldwebel Koch) in die rechte Flanke der feindlichen Stellung und veranlaßte dadurch den Gegner, sich wiederum zurückzuziehen und einen weiter rückwärts gelegenen Knick sowie die Häuser Les Filles Dieu zu beſeßen. Die Kompagnien traten, um die vom Feinde verlaffene Stellung einzunehmen, aus dem schützenden Hohl wege heraus und erlitten beim schnellen Ueberschreiten des freien Feldes erhebliche Verluste. Hauptmann Brescius fiel , Lieutenant Posselt wurde schwer verwundet (starb während der Nacht) , die Vizefeldwebel Reimers und Jebens , Sergeant Fethake (Feldwebel der 3. Kompagnie) und viele Leute bedeckten todt und verwundet das Feld. Der fortgesette Rückzug im wirksamsten Feuer hatte die Ruhe und Ordnung in den Reihen der feindlichen Abtheilungen sichtbar gestört ; wie in Rathlosigkeit und Bestürzung lief Alles durcheinander oder schaarte sich zusammen, wodurch den Schüßen der 2. und 3. Kompagnie ein um so günstigeres Ziel geboten wurde. Einzelne Abtheilungen wendeten sich zur Flucht und mußten dabei unter bedeutenden Verlusten den vom diesseitigen Feuer beherrschten, nördlich führenden Hohlweg überschreiten. Andere Abtheilungen versuchten mit anerkennenswerther Tapferkeit angriffsweise vorzugehen, wurden aber stets zurückgewiesen. Namentlich erregte ein höherer Offizier, wahrscheinlich der Kommandeur der feindlichen Truppe, die Bewunderung unserer Leute. ས་ Hoch zu Pferde sprengte er mit geschwungenem Säbel gegen die 3. Kompagnie an, seine Soldaten durch lauten Zuruf anfeuernd , jedoch von vielen Kugeln durchbohrt wurden Reiter wie Pferd niedergestreckt. Diejenigen Abtheilungen des Feindes, welche sich in dem Gehöft Les Filles Dieu feſtgeſetzt hatten , versuchten die Häuser zu vertheidigen. In diesem Augenblicke traf Premierlieutenant v. Devivere mit zwei Zügen der 6. Kompagnie auf diesem Theile des Kampfplates ein. Derselbe war vom 2. Bataillon entfendet worden, um nach rechts hin die Verbindung mit dem 11. Regiment zu sichern, während der dritte Zug derselben Kompagnie in Champagné zurückgeblieben war, um dort die hinderlichen Barrikaden wegzuräumen. Die schnell aufein= anderfolgenden Gefechtsmomente und die sich in jedem Augenblicke ändernde Stellung der kämpfenden Abtheilungen in dem durchschnittenen und wenig übersichtlichen Terrain hatten die Regimenter und Bataillone, noch mehr aber die Kompagnien, untereinander gemischt und erschwerten die Umſicht. So traf Premierlieutenant v. Devivere bei der 2. und 3. Kompagnie ein; diesen hatten sich auch schon Abtheilungen des Jäger- Bataillons Nr. 9 und des Grenadier- Regiments Nr. 11 angeschloffen. Das Gefecht war einstweilen zum Stehen gekommen ; durch das Hinzutreten der 6. Kompagnie indessen verstärkt, durfte man es wagen, den erschütterten Feind aus seiner Stellung zu werfen. Nur schwache Abtheilungen leiſteten zähen Widerstand, sie wurden jedoch im Handgemenge überwältigt. Ver folgungs-Patrouillen blieben am Feinde; eine derselben, geführt von Unter offizier Stahl, hatte dabei das Mißgeschick, gefangen zu werden. Oberst v. Falkenhausen , welcher in dem Augenblicke hinzukam als Hauptmann

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Brescius fiel, befahl nunmehr dem Premierlieutenant v. Devivere als dem ältesten der hier anwesenden Öffiziere, die soeben eingenommene Stellung mit Einsetzung aller Kräfte zu behaupten. Es war dies ungefähr der Zeitpunkt, an welchem das Füsilier-Bataillon die feindlichen Geschütze genommen hatte. Jetzt blieb nur noch der nordwestliche Theil der Höhe von Auvours vom Feinde zu säubern. Mit den sechs an und für sich schon schwachen und durch die Kämpfe des Nachmittags noch mehr gelichteten Kompagnien, welche fast gar keine Patronen mehr hatten, dem Feinde den Berg hinab auf Yvré zu folgen, erschien nicht rathsam, denn zunächst wenigstens war auf eine Unterstützung nicht zu rechnen. Oberst v. Falkenhausen beschloß daher , seine zerstreuten Abtheilungen zu sammeln und sich mit der Besetzung des Höhenrandes zu begnügen. Zunächst begab er sich zum Füsilier-Bataillon, um hier die nothwendigen Anordnungen zu treffen. Es begann bereits zu dunkeln , als unerwartet von den Gefechts patrouillen feindliche Infanteriekolonnen gemeldet wurden, welche sich, von Yoré kommend, den Stellungen des Füsilier Bataillons näherten. Die Lage schien bei dem Mangel an Munition bedenklich ; die Offiziere empfahlen ihren Leuten Kaltblütigkeit und ruhiges Schießen. Erst als die den feindlichen Bataillonen vorausgeworfenen Schüßenschwärme auf Kernschußweite herangekommen waren , erhielten sie auf der ganzen Linie ein so wohlgezieltes Feuer, daß sie schnell zurückwichen. Bald waren die dunkeln Umrisse der französischen Massen verschwunden. Es war dieser Angriff ein auf Befehl des Generals Chanzy unternommener Versuch der Division des Generals Gougeard , die verlorene Stellung auf der Höhe des Berges wieder zu erobern. Dem leztgenannten General wurde nach franzöſiſchen Berichten bei dieser Gelegenheit das Pferd unter dem Leibe von sechs Kugeln durchbohrt. Gegen 6 Uhr brachte Lieutenant Giersberg , Adjutant des 1. Ba taillons , die Meldung von den bei Les Filles Dieu stehenden Kompagnien, daß dichte feindliche Infanteriemassen sich längs des Nordabhangs um den rechten Flügel herumzuziehen suchten und so den Rücken des Detachements gefährdeten. Die Nachrichten rom Vordringen dieser Truppen wiederholten. sich in schneller Folge, und Oberst v. Falkenhausen empfand mehr und mehr das Bedenkliche seiner Lage. Er beschloß , sowohl die eroberten Geschütze zu vertheidigen, als auch sich den Rückzug nach der Chauffee zu sichern. Unter Festhaltung des linken Flügels ließ er sein Detachement in der Art nach rückwärts schwenken , daß die 2. und 3. Kompagnie bei den eroberten Geschüßen Stellung nahmen. So beabsichtigte er, das Weitere abzuwarten. Indeß ein Angriff erfolgte nicht. General Gougeard begnügte sich mit der Besetzung der am nördlichen Höhenrande gelegenen Gehöfte, welche er durch seine weitausholende Umgehung erreicht und ohne Kampf in Besitz genommen hatte. Das Gefecht schien beendet. Oberst v. Falkenhausen schickte den Regiments-Adjutanten (Sekondlieutenant Filter) nach St. Hubert , um dort über die Gefechtslage Meldung zu erstatten und weitere Befehle ein zuholen, da die zuerst ertheilten Aufträge erfüllt waren .

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Tiefe Finsterniß war bereits eingetreten, als man plötzlich von rechts her heftiges Gewehrfeuer vernahm . Dasselbe rührte, wie sich später her ausstellte, von dem Angriffe des 84. Regiments her , welches über die Brücke von Champagné vorgegangen war, um den Feind zur Sicherung des Flußüberganges aus den vorliegenden Gehöften am rechten Ufer des Huisnebachs zu vertreiben. General v. Wrangel gab der 36. Infanterie-Brigade Befehl, Vor posten zu beziehen, und zwar wurde infolge spezieller Anordnung des kommandirenden Generals das 1. und Füsilier - Bataillon Regiments 85 unter das selbständige Kommando des Oberst v. Falkenhausen gestellt. Derselbe erhielt den Auftrag , den linken Flügel der Vorpostenstellung zu bilden, als besonders wichtige Punkte den Schnittpunkt der Eisenbahn Tours -Paris mit der Chaussee Le Mans -Orléans, sowie den Theil der Höhe zu besetzen, auf welchem die feindliche Artillerie gestanden hatte, und die Verbindung mit dem III. Armeekorps aufzusuchen. An diese Stellung sollten sich rechts bis an den Huisnebach unter Befehl des Brigadekom mandeurs Oberst Beyer v. Karger die Vorposten des Grenadier-Regiments Nr. 11 und 2. Bataillons Regiments Nr. 85 anschließen. Auf seinem Rückwege von St. Hubert theilte der Regiments-Adjutant dem Premierlieutenant Hoffmann mit, daß er dem Oberst v . Falken hausen diesen Befehl überbringe. Premierlieutenant Hoffmann hielt es unter dieſen Umständen für geboten, die 1. und 4. Kompagnie wieder mit dem Regimente zu vereinigen , und glaubte seine bisherige Stellung auf der Chauffee umsomehr verlaſſen zu dürfen, als inzwiſchen zwei Kompagnien des Jäger-Bataillons Nr. 9 den vorerwähnten Knotenpunkt der Eiſen bahn und Chauffee besetzt hatten. Aus der Heftigkeit und Dauer des stattgehabten Feuergefechtes konnte er unschwer den Schluß ziehen , daß bei den Kompagnien auf der Höhe Munitionsmangel eingetreten sein müsse ; deshalb ließ er den Patronen wagen öffnen, möglichst viele Patronenkaſten an die Mannschaften der 1 . und 4. Kompagnie ausgeben und diese unter Führung des Lieutenants Filter den Marsch auf die Höhe antreten. Das Eintreffen der Munition wurde in der That mit Freuden begrüßt. Oberst v. Falkenhausen ordnete infolge der ihm überbrachten Befehle an, daß Hauptmann Haack mit dem Füsilier-Bataillon die Höhe, Premierlieutenant Hoffmann mit dem 1. Bataillon den Knotenpunkt besehen solle. Er selbst beschloß , seinen Aufenthalt an dem sehr wichtig erscheinenden Knotenpunkte zu nehmen. Bei dem Detachement des Oberst Beyer v. Karger wurde das 2. Bataillon Regiments 85 mit dem Sicherheitsdienste beauftragt. Der linke Flügel desselben stand in Verbindung mit dem Füsilier = Bataillon, während sich der rechte in der Nähe des Gehöftes Le Haut Taillis an den Huisnebach lehnte. So hatte am Abend nach der Schlacht das ganze Regiment Nr. 85 in der Ausdehnung von 1/2 Meile die Vorpostenlinie besetzt. Nach zwölfstündigem Marsche auf spiegelglatter Chauffee und einem vierſtündigen Gefechte standen jezt die Kompagnien bei einer Kälte von 10° R. während der ganzen Nacht im tiefen Schnee ohne wärmendes

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Feuer, ohne einen Halm Stroh, das Gewehr in der Hand , stets bereit, einem erneuten Angriff des Feindes entgegenzutreten. Einige Mundvoll aufgefundenen franzöſiſchen Zwiebacks waren die einzige Erquickung an diesem Tage, und sie wurde nicht einmal allen Leuten zu Theil. Während Oberst v. Falkenhausen in der eroberten Batterie, unter brochen durch die lauten Todesſeufzer des sterbenden feindlichen Artillerie Capitains, seine Befehle ausgab, meldete Lieutenant v. Freyburg I., daß eine seiner Patrouillen in unmittelbarer Nähe der diesseitigen Stellung in Gefangenschaft gerathen sei. Infolge dessen untersagte der Oberst gänzlich die Verwendung kleiner Patrouillen und befahl die Absendung von Abtheilungen in der Stärke von 40 Mann, von Offizieren geführt. Mittlerweile hatte sich das 1. Bataillon, soweit in der Dunkelheit thunlich, gesammelt und rückte nach dem mehrfach erwähnten Knotenpunkte ab. Dort hatten aus eigenem Antriebe zwei Kompagnien des Jäger Bataillons Nr. 9 bereits Vorposten bezogen , übergaben die Stellung jedoch dem eintreffenden Bataillon. Premierlieutenant Hoffmann schob die 1. Kompagnie auf der Chauffee bis an die vorliegende Waldparzelle als Feldwache vor; die 3. Kompagnie (Lieutenant Thiel) wurde, um die Verbindung mit dem Füfilier-Bataillon herzustellen, rechts an den Abhang des Berges geschickt, besetzte dort in gleicher Höhe mit der 1. Kompagnie ein Gehöft und richtete dasselbe zur Vertheidigung ein. Die 2. Kompagnie (Lieutenant Stobbe) und die 4. Kompagnie (Feldjäger-Lieutenant Kunze) blieben als Gros am Knotenpunkte stehen. Um Nachrichten vom Feinde einzuziehen, wurde die Absendung starker Offizier = Patrouillen in anderthalbstündigen Pausen in der Richtung auf Horé angeordnet. Eine dieser Patrouillen , geführt vom Vizefeldwebel Abraham, welche um 2 Uhr nachts von ihrem Gange zurückkehrte, meldete, daß die Brücke vor Yvré ron einer französischen Abtheilung be ſeßt sei, und daß bis dahin, alſo in der Entfernung von einer Viertelmeile, nichts Feindliches stände. Von höchster Wichtigkeit schien das Aufsuchen der Verbindung mit dem III. Armeekorps , welches nach den eingegangenen Mittheilungen in südwestlicher Richtung stehen sollte. Ein zum Patrouillen- und Melde dienst dem Oberst v. Falkenhausen zur Verfügung gestellter Zug des Husaren-Regiments Nr. 16 , sowie die zahlreichen in dieser Richtung abgesandten Infanterie - Patrouillen kehrten unverrichteter Sache wieder zurück. Deshalb wurde ein 24 Mann starker Unteroffizierposten dort aufgestellt, wo die Eisenbahn nach Tours aus dem Walde tritt. Derselbe erhielt den Befehl , fleißig patrouilliren zu laſſen , theils um die gesuchte Verbindung aufzufinden, theils um den linken Flügel der diesseitigen Vor poſtenſtellung zu sichern. Endlich, um 1½ Uhr nachts , stieß diese kleine Patrouille auf eine 20 Mann starke Offizier - Patrouille der 5. Diviſion und geleitete sie nach dem Knotenpunkte. Ein lebhafter Patrouillen verkehr trat sofort ins Leben. Somit war jetzt auch die letzte Sorge geschwunden , und die dienstlich nicht beschäftigten Offiziere konnten sich

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einige Augenblicke am Kaminfeuer in dem am Knotenpunkte belegenen Bahnwärterhäuschen erholen. Viel weniger angenehm gestaltete sich wegen der großen Nähe des Feindes die Vorpostenſtellung auf der Höhe. Dort hatte jede Kompagnie statt der Posten einen ausgeschwärmten Zug vor sich , während dahinter die beiden anderen Züge geschlossen im Schnee lagen. Ein Blick auf dieſe am Abend eingenommene und während der Nacht behauptete Vorpostenstellung läßt auf den Werth schließen , welchen man den Darstellungen des Generals Chanzy beimeſſen muß. Derselbe giebt zu , daß , durch den Angriff der 18. Division geschlagen , die Division Paris (die 2. des 17. Korps) in wilder Flucht die Höhe von Auvours verlassen habe, daß aber am Abende auf seinen Befehl der General Gougeard sich an die Spitze des Korps der Bretagne (4. Division des 21. Korps ) gesezt, in heldenmüthigem Angriffe die Preußen aus den eroberten Stellungen vertrieben habe und in Besitz der Höhe geblieben ſei. Dann hätten sich die Preußen, ermuthigt durch einen auf dem linken Flügel ihrer Schlachtlinie bei La Tuilerie erfochtenen unerwarteten Erfolg, wieder mit aller Macht auf Auvours geworfen und hätten die französischen Truppen, die durch jene Nachricht erschüttert gewesen wären, gezwungen, die Höhen zu verlassen und die Huisne auf der Brücke bei Yoré zu über schreiten. In Wahrheit hat dieser lettere Angriff nur in der Einbildung des französischen Generals stattgefunden, denn es ist thatsächlich nach der Abweisung des Gougeardschen Angriffs durch unser Füsilier-Bataillon kaum ein Gewehr auf der Höhe mehr abgeschossen worden , außer von Patrouillen. Hätte das Vorgehen des Korps der Bretagne die Franzosen wieder in den Besitz der Höhe von Auvours gesetzt, so müßten nothwendig auch die von uns eroberten Geschüße wieder in ihre Hand gefallen ſein, da dieselben die ganze Nacht hindurch auf der Stelle stehen blieben , wo fie unsere Füsiliere erobert hatten ; erst am Nachmittage des 12. Januar wurden sie zurückgeschafft. Nur der nordwestliche nach Yvré zu gelegene Abhang des Berges war während der Nacht von den Franzosen bejezzt. Uebrigens giebt auch Herr v. Freycinet in seinem Buche: Der Krieg in den Provinzen" an, daß der mißlungene Versuch, sich wieder in den Besitz der Höhe von Auvours zu setzen, den General Chanzy bewogen habe, seine Korpsführer zusammen zu berufen und den Rückzug zu be schließen. Im Ganzen haben an dem Angriff gegen die erwähnte Höhe theil genommen:

6 Kompagnien des 64. Regiments, 4 der 9. Jäger, 8 des 11. Regiments, 23 85. 10 (Die beiden anderen Kompagnien des Regiments waren am Fuße des Berges stehen geblieben. ) Im Ganzen 28 Kompagnien und 4 Batterien, etwa 5000 Mann (hoch gerechnet) mit 24 Geſchüßen.

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Die Stellungen wurden zunächst durch die Division Paris ver theidigt. Dieselbe war folgendermaßen zusammengefeßt: 1. Brigade (Oberſt Koch):

10. 48. 1. 1.

Bataillon der Jäger zu Fuß, Marsch-Infanterie-Regiment, Bataillon 80. Mobilgarden-Regiments , Bataillon 64. Marsch-Infanterie -Regiments .

2. Brigade (Oberstlieutenant Thibouville) : 51. Marsch-Infanterie-Regiment, 85. Mobilgarden-Regiment. Artillerie:

3. und 4. Batterie des 3. Regiments , 20. Batterie des 13. Regiments . Genie:

2. Sektion der 3. Kompagnie des 1. Regiments. Das Korps der Bretagne , welches den Wiedereroberungsversuch am Abende machte, hatte folgende Zuſammenſeßung:

1. Brigade: 3. Bataillon der Mobilen der Loire-Inférieure, 1 Bataillon des 62. = -= 97. } Linien-Infanterie-Regiments, 1 = 1 der Mobilen der Ille-et-Vilaine, 1 Detachement des 25. und 86. Linien-Infanterie-Regiments .

2. Brigade: 1 2 1 1 1

Bataillon des 19. Linien-Infanterie- Regiments, Bataillone der Mobilen der Mayenne, Detachement der Fremden-Legion, Bataillon der Mobilen von Morbihan, = der Mobilen der Loire-Inférieure.

i.

Artillerie:

1 Batterie von 12 cm, 14 Berggeschütze, 5 Amerikanische Mitrailleusen.. Genie:

400 Mann. Im Ganzen etwa 12 000 Mann mit 38 Geſchüßen.

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Dieser Tag hatte dem Regiment neue schmerzliche Opfer gekostet. Es verloren:

=

In Summa verlor mithin das Regiment

19 Unteroff. = 31 = 5 = 31 = 20 = 45

u . Gem. = = = = = = = = = =

1. Bat.: tødt oder an den Wunden gest. 4 Off. verw. 1 = ___ = 2. tødt oder an den Wunden gest. = verw. = = tødt oder an den Wunden gest. Füs. verw. 3 =

8 Off. 151 Unteroff. u. Gem.

Reichen diese Zahlen auch bei Weitem nicht an die entsetzlichen Ver luste der Augustschlachten heran , so waren sie doch um so empfindlicher, als die Stärke der Kompagnien immer mehr zusammengeschmolzen war; dieselben zählten nur noch wenig über 100 Mann in Reih und Glied. Geradezu unerseßlich erschien der starke Verlust an Offizieren ; unter ihnen hatten Kugel und Krankheit so aufgeräumt, daß am Abende des heutigen Schlachttages ein Premierlieutenant (Hoffmann) die Führung des 1. Bataillons und der jüngste Offizier des Regiments (Lieutenant Schön) die einer Kompagnie übernehmen mußte. Es muß an dieser Stelle auch derer gedacht werden , welchen das heutige Gefecht Gelegenheit gegeben hatte, sich persönlich hervorzuthun. Von ihnen erwähnt das 1. Bataillon von der 2. Kompagnie den Ser geanten Grabarsch , den Gefreiten Sternberg , die Musketiere Rolff , Breuer und Pfeil , von der 3. den Vizefeldwebel Unger , die Unter offiziere Mevius , Weihe und Wiese , die Gefreiten Dorn und Dest , die Musketiere Müller, Holst und Hansen I., den Hornist Radden. Das 2. Bataillon nennt von der 5. die Unteroffiziere Clement und Gätgens , den Lazarethgehülfen Küll , den Musketier Lütt ; von der 6. den Unteroffizier Andersen , den Gefreiten Rebensdorf, die Mus ketiere Jensen , Cordes , Horn ; von der 7. die Vizefeldwebel Melosch und Meier, den Sergeant Groß , den Unteroffizier Möller, den Tam bour Meinert ; von der 8. den Ober-Lazarethgehülfen Kreuzer , den Vizefeldwebel Völkers , Unteroffizier Zierahn . Beim Füsilier-Bataillon werden außer den bereits erwähnten Namen noch angeführt : Von der 9. Unteroffizier Chaffee, die Füsiliere Rohrberg und Crüßfeld ; von der 10. die Vizefeldwebel Augustin und Wuth , Sergeant Herbrich , Unter offizier Paap , die Gefreiten Sell und Pätow , die Füsiliere Helmke und Tietgen; von der 11. die Vizefeldwebel Kästner und Lassen , die Sergeanten Schrader und v . Ringleben , die Unteroffiziere Szameitat und Schappan , Gefreiter Sülau , Füsilier Schwizer ; von der 12. Vizefeldwebel Cirsovius , die Sergeanten Dickow und König , Unter offizier Deichmann , die Gefreiten Husen und Wilms , der Lazareth gehülfe Hoffmann , der in treuer Ausübung seines Berufes ſelbſt ver wundet wurde. Auch müssen wir über das Schicksal einiger 85er berichten, welche dem Feinde als Gefangene in die Hand fielen. Premierlieutenant

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v. Maung war, durch den Schenkel geschoffen , in ein benachbartes Haus getragen worden. Hier verband ihn der Unterarzt des Bataillons Dr. Lizmann. Derselbe war noch mit der Sorge um die zahlreichen in das Haus gebrachten preußischen und französischen Verwundeten be schäftigt und gerade bemüht, die gefährliche Blutung eines Franzosen zu stillen, als plötzlich eine Abtheilung bewaffneter Feinde, an ihrer Spitze ein Offizier, eindrang. Es geschah dies , nachdem Oberst v. Falken hausen durch seine oben geschilderte Rückwärtsschwenkung diesen Theil der eroberten Höhe aufgegeben hatte. Ohne auf die Einsprache des Dr. Litmann zu achten, welcher sich auf seine durch die völkerrechtlichen Verträge gesicherte Unantastbarkeit als Arzt berief, nahm ihm der fran zösische Offizier den Säbel ab und ließ ihn und einige andere 85er als Gefangene abführen . Sie wurden vor einen französischen General geführt, welcher dem Arzte das Ehrenwort abnahm, keinen Fluchtversuch machen zu wollen, und ihm darauf für die Nacht einen Plaß auf dem durchkälteten steinernen Fußboden anweiſen ließ. Jm Triumphe führte man andern Tages die Gefangenen durch Le Mans und , ohne ihnen einen Bissen Effen zu gönnen, weiter. Erst am 13. erhielten sie ein Stück Brot. Jn Sillé le Guillaume wurden die Gefangenen in einen Thurm gesperrt, dann über Rennes und Brest nach Nantes gebracht. Hier wollte der wüthende Pöbel die Gefangenen durchaus in die Loire werfen ; man schlug, stieß und trat die Wehrlosen, und nur der Umstand, daß eine allgemeine Prügelei zwischen dem Pöbel und einigen anständigen Leuten ausbrach, welche diesen Unwürdigkeiten entgegentraten, rettete sie vor dem Tod in dem Strome, zu welchem man sie unter dem Geheul à l'eau ! à l'eau ! zu drängen suchte. Wie Wunderthiere wurden die Preußen auf ihrem Transporte in Poitiers und Clermont angeſtaunt ; dann ging es über Bordeaux nach Toulouse. Hier wurden die Offiziere des inzwischen an gewachsenen Transportes in eine erbärmliche Gefängnißzelle eingesperrt, welche sie unter keiner , auch der dringendsten Veranlassung verlassen durften. Erst auf die energischen Vorstellungen eines mitgefangenen Dragoneroffiziers (Graf Moltke) überzeugte sich der Kommandant von Toulouse persönlich von dem Zustande der Gefangenen und sorgte für eine würdigere Behandlung derselben. Dem französischen General, welchem die erwähnten Erbärmlichkeiten bis dahin unbekannt gewesen waren , liefen die hellen Zornesthränen über die Wangen beim Anblicke der entwürdigenden Lage der gefangenen Offiziere. Endlich wurden die Gefangenen nachh Montpellier gebracht, wo ihnen am 1. März die ersehnte Freiheits stunde schlug. Glücklich entging Premierlieutenant v. Maung der Gefangenschaft. Er lag noch in demselben Hause , welches fortwährend von französischen Trupps und einzelnen Leuten betreten wurde. Plötzlich, es war 3 Uhr nachts, öffnete sich die Thür, und v. Maunk glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen, als er den Sergeanten Tamkus , begleitet von den Füstlieren Martensen , Haß, Hein und Scholz , sämmtlich von seiner Kompagnie, erkannte. Diese Getreuen hatten, unbekümmert um die ihnen drohende Gefahr , ihren verwundeten Kompagnieführer aufgesucht und 8 Stern, Holst. Inf.-Regt. Nr. 85.

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trugen ihn glücklich zur Kompagnie zurück. Dem Sergeanten Tamkus hatte bei dieser Gelegenheit eine feindliche Kugel die Müze durchbohrt. Die Nacht nach der Schlacht verlief im Ganzen ruhig ; nur die Patrouillen wechselten ohne Aufhören mit dem Feinde Schüsse. Gegen 3 Uhr morgens meldete Hauptmann Haack schriftlich, daß sich der Feind in den vorliegenden Gehöften bedeutend verstärkt habe, und daß sein Verhalten die Absicht eines Angriffs zu erkennen gäbe. Oberst v. Falkenhausen schickte den Regiments -Adjutanten mit dieser Meldung zum Divisionskommandeur, welcher sie sofort, nachdem er davon Kenntniß genommen , durch den Lieutenant Filter dem General v. Manstein überbringen ließ. Gleichzeitig fandte er dem Oberst Beyer v. Karger , Kommandeur der Vorposten, den Befehl, seine geschloffenen Abtheilungen bereit zu halten, um nöthigenfalls den linken Flügel kräftig zu unterstützen. Das bald darauf wirklich erfolgende Vorgehen des Feindes geschah aber so zögernd und energielos, daß das Feuer der 10. Kompagnie genügte, es ins Stocken zu bringen , worauf weitere Versuche gänzlich unterblieben. Troß der scheinbaren Muthlosigkeit, welche den Feind nach den gestrigen Ereignissen ergriffen hatte, mahnte doch die Menge seiner immer noch in der Nähe stehenden Truppen zur Vorsicht. Deshalb wurden so gleich durch den kommandirenden General zur Verstärkung der wichtigen Stellung am Knotenpunkte 2 Bataillone Infanterie, 1 Schwadron Husaren und 2 Batterien dorthin geschickt, welche Truppen bis zum Mittag das selbst stehen blieben. Mit dem Morgengrauen, welches die Gegend einigermaßen erkennen ließ , schob der Regimentskommandeur die Vorposten des Füfilier Bataillons bis an die äußersten Nord- und Weſtabhänge des Höhenrückens vor. Das 2. Bataillon schloß näher an die Füsiliere heran. Jetzt erst wurde ein Sammeln und Ordnen der im Gefechte vielfach durcheinander gekommenen Abtheilungen und Mannschaften möglich. Als es Tag geworden, traf bei dem Oberst v. Karger der Befehl des Divisionskommandeurs ein, mit seinem ganzen Detachement in west licher Richtung vorzugehen, um den Feind, welcher noch die Nordwest abhänge der Höhe von Auvours besetzt hatte, zu vertreiben . Die Franzosen hielten nicht Stand und zogen unter dem Schuße des eingetretenen dichten Nebels auf Yvré ab. Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl befahl, daß die Artillerie des IX. Armeekorps auf der Höhe Stellung nehmen und das jenseitige Ufer des Huisnebachs unter Feuer nehmen sollte. Gleich zeitig wurde eine Brigade (35.) der 18. Diviſion bei Champagné über die Brücke auf Parance vorgeschoben, um dem von Osten her im Anmarsch befindlichen XIII . Armeekorps die Hand zu reichen. Die vier Batterien der Divisions - Artillerie fuhren auf dem west lichen Ende des Höhenrückens auf und begannen, als gegen 21/2 Uhr nachmittags der bis dahin fast undurchdringlich dichte Nebel gewichen war, das Feuer auf die am anderen Huisne-Ufer sichtbar werdenden Maffen des Feindes, welche in mehreren Treffen hintereinander aufgestellt

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waren. Man sah die Granaten in die dichten Kolonnen einschlagen, welche alsbald in Eile gegen Westen abzogen. Zur Bedeckung der Artillerie wurden die 2. und 3. Kompagnie Regiments Nr. 85 auf die Höhe genommen, ohne daß sich indeß für die Jufanterie Gelegenheit zur Thätigkeit bot. Die 35. Infanterie - Brigade mit einigen Batterien der Korps Artillerie hatte sich von Champagné aus auf dem rechten Huisne-Ufer in Bewegung gesetzt und im Verein mit der 17. Division unter General v. Tresckow den Feind bei Corneille und La Hyre zurück geworfen. Gleichzeitig mit diesen Bewegungen der 18. Division war es zum Theil unter schweren Kämpfen dem X. und Theilen des III . Armee korps gelungen, in die Stadt Le Mans einzudringen. In der Nacht zum 13. Januar räumten die Franzosen ihre Stellungen jenseits des Huisnebachs und zogen über die Sarthe auf Laval Dieser Rückzug artete in vollständige Auflösung aus. und Alençon ab. General Chanzy schrieb : "1 Ueber 50 000 Flüchtlinge erfüllen die Straßen ; ein Theil des 16. und 17. Korps und alle Mobilifirten aus dem Lager von Conlie haben sich zerstreut. " Die II. Armee hatte somit wiederum ihre Aufgabe auf das Voll ständigste gelöst, denn von der Chanzyschen Armee war für die nächste Zeit keine Störung der Belagerung von Paris zu fürchten. Seine Königliche Hoheit der Feldmarschall beschloß mit dem Haupttheile seiner Streitkräfte nicht über Le Mans hinaus zu gehen und die Fühlung mit dem Feinde durch vorgeschobene Streifabtheilungen zu unterhalten. Die 18. Division umging am 13. Januar Le Mans östlich und nördlich, um die Gegend zwischen dem Huisnebach und der Sarthe von Versprengten zu säubern. Bei dieser Gelegenheit wurden etwa 200 Fran zofen von allen Regimentern des 21. Korps gefangen. An der Sarthe erhielt Oberst v. Falkenhausen den Befehl, mit dem 85. Regiment, einer Schwadron Husaren und einer Batterie den Fluß auf der Brücke bei Moulin l'Evêque zu überschreiten und für die Deckung dieses Uebergangspunktes zu sorgen. Der Oberst bestimmte das 1. Bataillon für den Sicherheitsdienst. Die Vorposten wurden in einem Halbkreise bis an die nach Alençon führende Eisenbahn ausgesetzt, während die übrigen Theile des Detachements in den zwischen der Bahn und der Sarthe liegenden Gehöften Quartiere bezogen. Nach rechts war Ver bindung mit dem XIII . , nach links mit dem X. Armeekorps. Am folgenden Tage wurde das 1. Bataillon durch das 2. abgelöst. In dieser Stellung blieb das Regiment bis zum 15. Januar. Drei Meilen nordwestlich von Le Mans liegt der Flecken Conlie. In dessen Nähe war auf Befehl der Regierung der nationalen Ver theidigung eines jener befestigten Lager errichtet worden, in welchem die durch das Massenaufgebot aufgestellten neuen Truppentheile sich zu brauch baren Heereskörpern ausbilden sollten. Die Franzosen hatten sich viel von dem Nußen dieser befestigten Lager versprochen und dieselben gleich 8*

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zeitig zu einem Sammelplaße der anzuhäufenden Waffen und Kriegs vorräthe aller Art ausersehen. Es galt, sich in den Besitz des Lagers von Conlie zu ſehen, in welchem auf reiche Kriegsbeute zu rechnen war. Schon am 14. Januar war ein Detachement, unter Führung des Lieutenants Dörr vom Husaren-Regiment Nr. 16, in der Stärke von 10 Huſaren und 25 Mann vom 1. Bataillon Regiments 85 auf zwei Wagen unter Vizefeldwebel Stolle dorthin entsendet worden, um festzustellen, ob der Feind das Lager zu vertheidigen beabsichtige. Außer einigen mit der Fortschaffung Verwundeter beschäftigten französischen Feldlazarethen, Ver= sprengten und Nachzüglern, welche an keinen Widerstand dachten, wurden feine feindlichen Truppen angetroffen. Am 15. Januar vormittags erhielt Oberst v. Falkenhausen den Befehl des Armee - Oberkommandos, mit einem Bataillon und einer Schwadron Husaren sofort nach Conlie zu marſchiren und die Sicherung der im Lager befindlichen großen Vorräthe zu übernehmen. Der Oberst ritt mit der Schwadron voraus und befahl dem 1. Bataillon, zu alarmiren und ungesäumt nachzufolgen. Auf dem Marsche sollten aus den an der Straße liegenden Dörfern und Gehöften möglichst viele Bauernwagen aufgebracht werden, um bei Fortschaffung des Kriegsmaterials aus dem Lager verwendet zu werden. Es war bereits dunkel, als das Bataillon mit ungefähr 20 Wagen in Conlie eintraf. Man hörte, anscheinend nicht weit entfernt, aus nordwestlicher Richtung ein lebhaftes Gewehr- und Geschützfeuer. Premier lieutenant Hoffmann schickte den Bataillonsadjutanten Lieutenant Giersberg voraus, um über die Entfernung des Lagers und die Be deutung des Gefechtes Erkundigung einzuziehen. Die Brigade Lehmann (Regiment 78 und 91 ) vom X. Armee = korps war mit überlegenen feindlichen Streitkräften zuſammengerathen, welche gegen Conlie vorgingen. Lieutenant Giersberg meldete, daß das Gefecht beendet scheine , daß preußische Truppen theils jenseits des 15 Minuten entfernten Lagers Vorposten bezögen, theils auf Conlie marschirten, um daselbst Quartiere zu beziehen. Das Lager schien somit für die Nacht hinreichend gesichert, deshalb quartierte Lieutenant Hoff mann das Bataillon am Marktplaße ein und erstattete dem soeben vom Lager zurückkehrenden Oberst v. Falkenhausen die bezügliche Meldung. Am 16. Januar folgte die 18. Division und die Korps-Artillerie in die Umgegend von Conlie. Es ſtanden aber keine Unternehmungen seitens der Franzosen in Aussicht, da der General Chanzy seine gesammten Streitkräfte bis hinter den Mayennebach zurückgenommen hatte. Nunmehr konnte ungestört mit dem Bergen der ungeheuren Vorräthe des Lagers vorgegangen werden . Daffelbe war für eine Besatzung von 60 000 Mann angelegt und durch Erdwerke befestigt, welche den zwischen Conlie und Sillé quer über die Chauffee sich hinziehenden, eine halbe Meile langen Höhenrücken bedeckten. Doch machte Alles einen unfertigen Eindruck. Die Erdwerke waren nicht vollendet, die Geschützbänke ohne Kanonen. Hinter dem Höhenrücken und an dessen Abhängen befand sich der Lagerplatz der Truppen , welche bei der strengen Winterkälte in

117 Frost und Krankheit, namentlich Baracken und Zelten gelegen hatten. die Pocken, hatten den Aufenthalt im Lager unmöglich gemacht ; erfrorene Glieder waren etwas Alltägliches gewesen, und so hatten sich schließlich die französischen Behörden gezwungen gesehen, die Truppen anderweitig unterzubringen. Ungeheure Vorräthe wurden gefunden, unzählige Kisten mit Gewehren englischen und amerikaniſchen Ursprungs, unter welchen die verschiedensten Systeme vertreten waren ; große Mengen von Lebens mitteln : Zwieback, Pökelfleisch, Konserven aller Art, viele Orhoft von Cognac dienten zur willkommenen Verpflegung , welche in dem stark heim gesuchten Conlie auf Schwierigkeiten stieß. Alles was die Fortschaffung nicht lohnte, wurde verbrannt. Allein 62 Millionen Patronen wurden vernichtet. Die Quartiere des Regiments waren im Ganzen gut. villalais fand das Füsilier-Bataillon , in Mézières das 2. Verpflegung bei seinen Wirthen .

In Neu genügende

General v. Manstein hatte die Kommandirung des Hauptmanns v. Oidtman und Premierlieutenants v. Heydweiller vom Jäger Bataillon Nr. 9 zur Dienstleistung bei dem 85. Regiment befohlen, um dem dort herrschenden Offiziermangel einigermaßen abzuhelfen. Beide Offiziere kamen am 18. Januar in Conlie an, und es übernahm Haupt mann v. Oidtman die Führung des 1. Bataillons, Premierlieutenant v. Heydweiller die der 8. Kompagnie. Einige Tage später wurde auch der Lieutenant Stern der 3. Feld-Pionier-Kompagnie, bisher im Stabe der 18. Infanterie - Diviſion , zum Regiment kommandirt und übernahm die Führung der 7. Kompagnie. Auch traf die Beförderung des Vizefeldwebels Abraham und des Portepeefähnrichs Giersberg zu Sekondlieutenants ein ; einige Unteroffiziere wurden Vizefeldwebel. Auf die Nachricht, daß im Norden von Paris neue Angriffe der Franzosen drohten, mußte die II. Armee auf Anordnung des großen Hauptquartiers das XIII . Armeekorps nach Rouen zur Verstärkung der I. Armee in Marsch setzen. Nachdem auch an der oberen Loire französische Abtheilungen gegen die oberhalb Orléans bei Briare zurück gelassenen hessischen Postirungen vorgegangen waren, und als Kundschaft von dem Vorrücken eines neu gebildeten französischen Armeekorps des 25. -- einging, erhielt das IX. Armeekorps nach Aufräumung und Schleifung des Lagers von Conlie Befehl, zur Unterſtüßung nach Orléans zurückzukehren . Am 22. Januar ging der Befehl zum Abmarsch der 18. Division und der Korps-Artillerie ein, welche sich in Orléans mit der dort zurück gebliebenen 25. Division wieder vereinigen sollten. Denselben Weg, den es gekommen, marſchirte das Regiment wieder oſtwärts. Der Ruhetag am 25. Januar versammelte in Schloß Conflans bei St. Calais den größten Theil des Offizierkorps des Regiments zur Feier des Geburtstages des Obersten v. Falkenhausen. Ein feldmäßiges Diner, bei welchem der Champagner nicht fehlte, dehnte sich bis in die Nachtstunde aus.

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In unmittelbarer Nähe von Orléans bezogen am 28. Januar die Bataillone Quartiere : der Regimentsſtab, die 1. und 3. Kompagnie in Grand Ormes , die 2. Kompagnie in St. Jean, die 4. in Ingré, das 2. Bataillon in Villeneuve, das Füsilier - Bataillon in Ormes und den benachbarten Gehöften.

Waffenftillstand. An dem Tage des Eintreffens des Regiments bei Orléans war Paris gefallen. Die Nachrichten von der Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserthrones, von dem Triumphe unserer Waffen vor der feindlichen Hauptstadt und von dem Abschlusse des Waffenstilstandes sowie das vor aussichtlich bevorstehende Ende des Krieges und die Hoffnung auf die Heimkehr erfüllte Aller Herzen mit Freude und Jubel. Die Tage der nun eintretenden Ruhe benutzte das Regiment eifrig, um sich wieder in kriegstüchtigen Zustand zu setzen. Es war arg mit= genommen. An Kombattanten zählte

das 1. Bat. 641 Mann, = = 2. = 566 = -፡ Füs. = 472 das Regiment im Ganzen 1679 Mann , d. h. etwas mehr als die Hälfte seiner Ausrückestärke trotz zweimaligen Nachersages von zu= sammen 669 Mann. Der Bekleidungszustand im Regiment spottete jeder Beschreibung . In jeder Kompagnie lief wenigstens ein halbes Dußend Leute auf Pan toffeln ; ein anderer Theil hatte französische Soldatenschuhe in Gebrauch genommen und, da sie ihm zu eng waren, sie sich durch Ausschneiden der Kappe seinem holsteinischen Fuße angepaßt ; andere wieder hatten ſo genannte Schlappschuhe mit Bindfaden an den Fuß festgebunden. Troß dem hatten die Kompagnien seit langer Zeit keine Fußkranken mehr gehabt. Die Beinkleider waren den Leuten buchstäblich in Fetzen von den Beinen gefallen. Ein Glück , daß in Champagné Vorräthe von französischen Mobilgardenhofen aufgefunden waren, welche aushelfen mußten ; freilich hatte selbst der kommandirende General sich nicht des Lachens enthalten können, als beim Vorbeimarsch bei der Sarthebrücke hinter Le Mans General v. Wrangel beim Anblicke der rothgestreiften 85er ausrief: Da kommt ja eine ganze Kompagnie Generale ! Die Waffenröcke hatten gut gehalten und bedurften nur der Ausbefferung und gründlichen Reinigung. Von den Helmen war ein großer Theil der Spitzen, Adler und Beschläge verloren gegangen. Tadellos waren nur die Waffen. Hochwillkommen traf unter diesen Umständen am 29. Januar ein Transport von Ersatzmannschaften unter Führung des Premierlieutenants

119 Tauscher ein, in der Stärke von 3 Offizieren, 12 Unteroffizieren, 9 Spielleuten, 489 Gemeinen ; dieselben wurden am nämlichen Tage unter die Kompagnien vertheilt. Nunmehr fehlten dem Regimente an seiner Etatsstärke außer den Offizieren noch 56 Unteroffiziere, 1 Spielmann, 729 Mann. Kurz darauf langte der längst verschriebene und heißersehnte Ersatz von Bekleidungsgegenständen an: 1500 Paar Hoſen, 1500 Paar Stiefel, 1500 Müßen, dann noch einmal 450 Röcke, 300 Hosen, 75 Mäntel, 597 Paar Schuhe, ferner Tuchhandschuhe, Helme, Müßen , rothes Tuch zu Besäßen, Säbeltroddel, Tressenbesäße u. s. w. Nun ging es an ein emsiges Arbeiten in den Kompagnien, und als am 10. Februar General v. Wrangel die Kom pagnien des 1. und 2. Bataillons besichtigte , fand er Alles in kriegs tüchtigem Zustande. Zur größten Verwunderung der Franzosen mußten die siegreichen deutschen Krieger fleißig exerziren, Scheibenstände bauen und schießen. Am 30. Januar erhielt der Regimentskommandeur den ihm in Anerkennung der Leistungen des Regiments Allerhöchst verliehenen Orden pour le mérite. Es sei an dieser Stelle hervorgehoben, daß auch Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzöge von Mecklenburg - Schwerin und von Oldenburg die Tapferkeit ihrer im Holsteinschen Infanterie-Regiment Nr. 85 dienenden Unterthanen durch die Verleihung des Großherzoglich Mecklenburgischen Militärverdienstkreuzes bezüglich des Groß herzoglich Oldenburgischen Allgemeinen Ehrenzeichens aner= fannten und belohnten. Auch Seine Majestät der Kaiser Alexander II. von Ruß land haben durch Verleihung des St. Georgen - Ordens 5. Klaſſe an den Sergeanten Tamkus der 9. Kompagnie und den Musketier Servais der 1. Kompagnie ſich ein Anrecht auf die tiefste Dankbarkeit nicht nur der mit dieser hohen Auszeichnung Beliehenen, sondern des Regiments, unter dessen Fahne sie sich dieselbe erkämpft, erworben. Am 14. Februar kam von Paris her das V. Armeekorps bei Orléans an; am folgenden Tage rückte die 18. Division über Beaugency in den ihr zugewiesenen neuen Bezirk zwischen Blois und Vendôme, woselbst fie am 18. eintraf. Das Regiment belegte Vendôme und blieb in dieſer hübsch gelegenen und freundlichen Stadt bis zum 26. Hier wurde wieder tüchtig ererzirt, Felddienst geübt und inspizirt. Nach und nach trafen die frank zurückgebliebenen und genesenen Offiziere wieder beim Regiment ein ; auch Oberstlieutenant Köppen und Major Krüger übernahmen wieder das Kommando ihrer Bataillone. Für den Fall eines erneuten Ausbruchs der Feindseligkeiten nach Ablauf des bis zum 26. verlängerten Waffen stillstandes war das Vorrücken des IX. Armeekorps in die Linie Le Mans - Tour angeordnet. Die Truppen traten am 25. den Vormarsch an und rückten in den ihnen bestimmten Abschnitt am Loir-Flusse ein. Das 2. Bataillon des Regiments blieb als Besatzung in Vendôme zurück, während das 1. in Chahaignes, der Regimentsstab und das Füstlier Bataillon in Marçon Quartier nahmen. Hier stießen wiederum Kom

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mandos von Erſaßmannſchaften unter Führung des Lieutenants v. Schi monsky und kurz darauf ein anderer unter Führung des Premierlieutenants Knaß zum Regiment in der Stärke von zusammen 19 Unteroffizieren, 402 Mann , größtentheils Rekruten vom Oktober 1870. Durch diesen Ersatz und durch die täglich eintreffenden genesenen Kranken war das Regiment auf 2661 Mann in Reih und Glied angewachsen. Mit vollem Vertrauen konnte es somit der Zukunft entgegensehen. Die frühlingsschönen Februartage in Vendôme und am Loir , wo die Mandelbäume blühten und Veilchen gepflückt wurden, werden allen Regimentskameraden unvergeßlich sein.

Nach Hauſe! Der harte, blutige Krieg war zu Ende. Ein Drittel des französischen Gebietes war von den deutschen Armeen besetzt. Nacheinander waren die kaiserlichen Armeen sowie die zur Fortsetzung des Krieges und zur Be freiung von Paris neu aufgestellten Heere niedergeworfen und in entlegene Theile des Landes zurückgedrängt worden : die Loire- wie die Nord -Armee. Der letzte großartige Versuch der Franzosen, dem Kriegsglücke eine Wendung noch in letter Stunde zu geben , war mißlungen. General Bourbaki hatte die bei Bourges versammelten Armeekorps , das 18. und 20. , dazu das neue 24. , und endlich das 15. Armeekorps mittelst der Eisen bahn zwischen Dijon und Besançon versammelt und hatte sich mit den dort schon befindlichen Streitkräften auf das verhältnißmäßig schwache Korps des Generals v. Werder geworfen. General v. Werder und der mit dem II. und VII . Armeekorps von Norden zur Hülfe heranmarschirende General v. Manteuffel zwangen die in dreitägigem heißen Ringen in der Nähe von Belfort geschlagene französische Armee, noch über 80 000 Mann stark, auf Schweizer Gebiet überzutreten. Fast alle französischen Feftungen im Osten Frankreichs : Met, Straßburg, Laon, Toul, Soiffons, Schlett stadt, Breisach, Verdun, la Fère, Diedenhofen, Mézières, Peronne, Paris und endlich Belfort hatten ihre Thore dem deutschen Sieger geöffnet. In Deutschland , Paris und der Schweiz waren 21 508 Offiziere und 702 047 Franzosen kriegsgefangen . Der Widerstand Frankreichs war nun gebrochen. Während des Aufenthalts in diesen Kantonnements traf die Nachricht von dem endgültigen Abschluß der Friedens - Präliminarien ein, und am 5. März wurde der Rückmarsch der Heimath entgegen angetreten. Der selbe führte über Cloyes, Châteaudun, bei Toury über die wohlbekannte Straße Paris -Orléans. Dann ging es nach Pithiviers , Nemours und Troyes. Hier hörte das Regiment zum letzten Male in Frankreich die Kanonen donnern ; aber dieses Mal stimmten sie in das Hurrah auf den geliebten Kaiser und König ein , deffen Geburtsfest am 22. März

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durch Parade, Feldgottesdienst und Festmahl gefeiert wurde . Der Marsch führte weiter über Brienne in das schöne Thal der Marne , in welchem weitläufige Kantonnements bezogen wurden. Der Aufſtand in Paris, die Niederwerfung der Kommune durch die Versailler Regierung, die Ungewiß heit der Zustände hielt die deutschen Truppen noch länger in Frankreich, als man gehofft hatte. Indessen der herrliche Frühling in diesen lieblichen Gegenden ließ faſt die Sehnsucht nach der Heimath vergessen. Die Für jorge Seiner Majestät des Kaisers und Königs leistete dem Wohl ergehen der in Frankreich noch verbleibenden Truppen durch die Gewährung einer täglichen Zulage von 15 Francs für die Offiziere , von 212 Silber groschen für die Gemeinen und für die Unteroffiziere in Höhe ihres chargenmäßigen Gehaltes einen wesentlichen Vorschub. Der Regimentsstab und das Füßilier-Bataillon lagen in Joinville, vom 1. Bataillon drei Kompagnien in Thonnance les Joinville und eine (die zweite) in Curel und Autigny , das 2. Bataillon in Chevillon und Rachecourt. In den Tagen vom 13. zum 15. April trafen die Hauptleute v. Egloffstein , Benkendorff, v. Koze , v. Becz warzowsky und v. Derschau , welche das Regiment bei der Mobilmachung an die Be jagungs-Bataillone Kiel und Rendsburg abgegeben hatte, nach deren Auf lösung zur Uebernahme ihrer Kompagnien in den Kantonnements ein. Der Dienst wurde wie in der Garniſon gehandhabt , und die Zeit zu einer gründlichen Einzelausbildung des Nachersages angewandt ; das Einzige, was daran erinnerte, daß man sich noch in Feindesland befand, waren die Patrouillen, welche zur Sicherung des Verkehrs auf der Eisen bahn von Joinville nach St. Dizier entsendet wurden . Das Verhältniß zu den Einwohnern war in den Dörfern ein friedliches , selbst herzliches, und vielfach sprachen die Franzosen, welche die Gemüthlichkeit der Hol steiner liebgewonnen hatten, ihr Bedauern aus, als am 4. Mai der Befehl einging, das IX. Korps solle aus dem Departement der Haute-Marne in das der Vogesen verlegt werden. Am 6. verließ das Regiment ſeine schönen Quartiere und marschirte in kurzen Tagemärschen über Mirécourt nach Rambervillers. Hier verblieben der Stab und das 1. Bataillon , während das 2. nach Bru und St. Benoit , das Füsilier-Bataillon nach Jeanmenil, Housseras, Autrey und St. Hélène verlegt wurde. Auch hier wurden die Ererzir- und Felddienstübungen wieder aufgenommen und bis zum 31. Mai fortgesetzt . An diesem Tage kam endlich der ersehnte Befehl zum Marsch in die Heimath. Ueber Luneville, Marsal und Saar gemünd ging es nach Frauenkirchen und Habkirchen , wo unter Hurrah die Brücke überschritten wurde, welche über die Blies ins alte Deutschland hineinführt. Von dem Augenblicke an, an welchem unsere Truppen durch den Ehrenbogen hindurchgezogen waren, welchen die Einwohner von Hab kirchen an der Brücke erbaut hatten, war der Marsch durch die Bayerische und Hessische Pfalz in Wahrheit ein Triumphzug. Ueberall Böllerschüsse, Glockengeläute, Ehrenpforten, Fahnen und Kränze. Jubelnd kamen die Einwohner der Ortschaften den Bataillonen entgegen und schmückten die Soldaten und deren Waffen mit Rosen ; die Dörfer hatten an den Land



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straßen ihre Schuljugend aufgestellt, welche in vaterländischen Gesängen ihren Gruß darbrachten. Die Bürger von Landstuhl, Zweibrücken, Kaisers lautern und allen anderen Orten , welche das Regiment berührte , über boten sich in Festlichkeiten und Liebenswürdigkeiten aller Art und über nahmen freiwillig die reichliche Verpflegung der Mannschaften. Am 15. Juni traf das Regiment in Mainz ein, am 18. wurden die Bataillone auf der Eisenbahn eingeschifft. Das 1. Bataillon mit dem Regimentsstab fuhr um 62 Uhr früh, das 2. mit dem Brigadestab um 92, das Füsilier Bataillon um 122 von Mosbach ab. Da die Stadt Altona einen fest lichen Empfang des holsteinschen Regiments beabsichtigte, so hatte der kommandirende General einen gemeinschaftlichen Einzug des 1. und 2. Ba taillons befohlen ; demzufolge marschirten diese Abtheilungen am 20. Juni über die Wilhelms-Insel nach dem Grasbrook bei Hamburg, während die Füsiliere von Harburg mittelst der Dampffähre übergesetzt wurden. Seine Exzellenz der General v. Manstein führte das Regiment durch die jubelnde Bevölkerung Altonas nach dem Bahnhofe, wo noch eine festliche Bewirthung der Mannschaften durch die Stadt erfolgte. Um 122 Uhr fuhr das Füsilier- Bataillon, um 2 Uhr das 1., um 3 Uhr das 2. in ihre Garnisonen ab. Auch an den Stationen unter wegs fanden festliche Begrüßungen statt. Gegend Abend rückten das 1. und 2. Bataillon, geführt von dem Divisionskommandeur, Generallieutenant Frhr. v. Wrangel und dem Brigadekommandeur, Oberst Beyer v. Karger, in die festlich geschmückte Stadt Rendsburg ein, wo ein feierlicher Empfang seitens der Behörden und der Bürgerschaft vorbereitet worden war. Auch das Füsilier-Bataillon wurde in Kiel, seiner neuen Garnison, auf das Herzlichste empfangen und begrüßt. Nach der am 22. Juni erfolgten Entlassung der Offiziere und Mannschaften des Beurlaubtenstandes fand die Auflöſung des Erſaß Bataillons statt. Dasselbe, bei Eintreten der Mobilmachung aus den von den Kom pagnien dazu abgegebenen Unteroffizieren und Mannschaften unter Kom mando des Majors Krüger formirt, ergänzte sich durch Mannschaften des Reserve- und Landwehrstandes und stellte sofort 400 Rekruten der ersten Ersatz-Reserve ein. In vier Kompagnien eingetheilt, war es folgender maßen zusammengefeßt : Vom Regimente übernommene Kapitulanten und Mannschaften der 38 Unteroff. 8 Spiell. 231 Mann drei ersten Dienstjahre ፡ 22 ፡ 448 = 6 Aus dem Reserveverhältniß Aus dem Landwehrverhältniß, = = 2 ፡ 6 133 1868 zur Landwehr übergetreten = = = 2 7 1869 = = = Rekruten 400 Zusammen Dazu die Handwerker-Abtheilung

68 Unteroff. 16 Spiell . 1219 Mann = = 8 161

Total 76 Unteroff. 16 Spiell. 1380 Mann mit 16 Offizieren (vergl. Seite 16) .



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Die im Verhältniß geringe Anzahl von Offizieren ( 16 statt 22) bes dingte eine erhöhte Inanspruchnahme der Kräfte eines jeden Einzelnen, um den Anforderungen des Dienstes, vor Allem der Rekruten-Ausbildung, gerecht zu werden. Das Ersatz-Bataillon gehörte zur stellvertretenden 36. Infanterie Brigade (Generalmajor z. D. v. d. Östen) und stand mit den übrigen immobilen Truppentheilen des IX. Armeekorps unter dem Befehl des stellvertretenden kommandirenden Generals IX. Armeekorps, Generals der Infanterie 3. z. D. v . Etel. Durch Allerhöchste Kabinets -Ordre vom 21. Juli wurde infolge des Erscheinens des französischen Panzer Geschwaders an den Küsten der Nord- und Ostsee der Kriegszustand über den Bereich des Armeekorps wie der übrigen bedrohten Provinzen ausgesprochen. Sämmtliche in diesen Bezirken anwesenden Truppen standen zur Verfügung des mit dem Kommando über die Küsten-Armee betrauten General- Gouverneurs der Küstenlande, Generals der Infanterie Vogel v. Falckenſtein . Am 8. September ging der infolge der Verluste in der Schlacht von Gravelotte am 18. August vom Regimente verlangte Nachersat (9 Offiziere, 30 Unteroffiziere, 6 Epielleute, 530 Mann) unter Führung des Hauptmanns v. Bleſſingh zum mobilen Regimente ab (vergl. S. 51) . Am 22. September wurde an Stelle des zum Kommandeur des Füsilier-Bataillons ernannten Majors Krüger der Oberstlieutenant a. D. Besch, zuletzt Bezirkskommandeur des 1. Bataillons 3. Ostpreußischen Landwehr-Regiments Nr. 4 , als Kommandeur zum Ersatz - Bataillon versetzt. Am 22. Oktober erfolgte die Einstellung der Rekruten pro 1870/71 in der Stärke von 402 Mann, wodurch das Bataillon auf seine Etats stärke gebracht wurde. Außerdem wurden bestimmungsgemäß dem Ersatz-Bataillon diejenigen Mannschaften des mobilen Regiments überwiesen, welche frank oder ver wundet in die Heimath zurückgegangen waren . Es blieb nicht aus, daß ein Theil dieser Leute, welche ihre Genesung in einem dem Kriegs schauplake nahe gelegenen Lazarethe gefunden hatten, einzeln oder in kleinen Kommandos vereinigt das mobile Regiment wieder zu erreichen suchte. Ein anderer Theil der Verwundeten und Kranken wurde nach Hause beurlaubt, jedoch mit der Maßgabe, sich nach erfolgter Wieder Ein Transport von Herstellung beim Ersatz- Bataillon zu melden. 10 Unteroffizieren, 103 Mann der beim Ersatz-Bataillon gesammelten Rekonvaleszenten ging am 7. November unter Führung des Premier lieutenants v. Maung zum mobilen Regimente ab (vergl. S. 59). Eine nicht geringe Erschwerung des Dienstes erwuchs dem Erſaß Bataillon durch die zum großen Theil ihm obliegende Bewachung der in Rendsburg internirten Kriegsgefangenen. Dieselben, in Summa über 2500 Mann stark, waren in 6 Kompagnien von je 400 bis 500 Mann eingetheilt , welche zum Theil von Offizieren des Ersatz- Bataillons geführt wurden (Lieutenants Knat, v. Jeß, Meier).

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Durch kriegsministerielle Verfügung vom 14. Dezember 1870 wurde das Ersatz-Bataillon nach Met , zur Verstärkung der Kriegsbesaßung dieser Festung, verlegt. Am 24. Dezember verließ das Bataillon Rends burg und traf am Abend des 1. Januar 1871 in Metz ein. Hier stand es als Theil der vom Oberst v. Brandenstein kommandirten Besatzungs - Infanterie unter Befehl des Generallieutenants v. Löwenfeldt , Gouverneurs von Metz. Es wurde in der Gendarmerie Kaserne und der Kaserne Baſſe Seille untergebracht. Am 18. Januar ging unter Führung des Premierlieutenants Tauscher ein Rekonvaleszenten- und Nachersatz- Transport in der Stärke von 3 Offizieren, 12 Unteroffizieren, 9 Spielleuten, 489 Mann zum mobilen Regimente ab (vergl. S. 118) ; am 7. Februar folgte ein weiterer Transport von 1 Offizier, 1 Spielmann, 130 Mann unter Lieutenant v. Schimonsky , ein dritter am 25. Februar in der Stärke von 1 Offizier, 15 Unteroffizieren, 271 Mann unter Premierlieutenant Knaz. Nunmehr blieb dem Ersatz-Bataillon außer den Rekruten nur noch der zu deren Ausbildung nothwendige Stamm von ausgebildeten Mann schaften. Am 10. Februar wurden 421 , am 27. deffelben Monats 255, zusammen 676 Rekruten eingestellt, wodurch die etatsmäßige Kopfzahl des Bataillons wieder erreicht wurde. Am 15. März hatten die Offiziere des Erſatz-Bataillons die Freude und hohe Ehre , Seine Majestät den siegreich heimkehrenden Kaiser und König , Allerhöchst welcher der eroberten Festung Met Seinen Besuch abſtattete, auf dem Bahnhof begrüßen zu dürfen. Seine Majestät verließen den Boden Frankreichs mit nachfolgendem aus Nancy den 15. März datirten

Armee- Befehl ! Soldaten der Deutschen Armee ! Ich verlasse an dem heutigen Tage den Boden Frankreichs auf welchem dem Deutschen Namen so viele neue kriegerische Ehren er= wachsen, auf dem aber auch so viel theueres Blut geflossen ist. Ein ehrenvoller Friede ist jetzt gesichert und der Rück marsch der Truppen in die Heimath hat zum Theil be= gonnen. Ich sage Euch Lebewohl ! und sage Euch nochmals mit warmem erhobenem Herzen für Alles , was Ihr in diesem Kriege durch Tapferkeit und Ausdauer geleistet habt, Meinen Dank! Ihr kehrt mit dem stolzen Bewußtsein in die Heimath zurück , daß Ihr einen der größten Kriege siegreich geschlagen habt , den die Weltgeschichte je ge= sehen; daß das theure Vaterland vor jedem Betreten durch den Feind beschützt worden ist , und daß dem Deutschen Reiche jetzt Länder wiedererworben sind , die es vor langer Zeit verloren hat ! Möge die Armee des nunmehr

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geeinten Deutschlands dessen stets eingedenk sein , daß sie sich nur bei stetem Streben nach Vervollkommnung auf ihrer hohen Stufe erhalten kann ; dann können wir der Zukunft getrost entgegensehen.

gez. Wilhelm. Am 20. März wurden den Rekruten des Ersatz-Bataillons anläßlich eines nach St. Hubert bei Gravelotte unternommenen Uebungsmarsches die Stätten gezeigt, auf welchen ihre älteren Kameraden so schwere Tage der Mühsal und Ausdauer durchlebt hatten. Auf kriegsministeriellen Befehl verließ das Ersatz Bataillon am 27. März die Festung Mez und traf am 30. wieder in Rendsburg ein. Am 31. März übernahm an Stelle des erkrankten und bald darauf in sein Inaktivitäts-Verhältniß zurücktretenden Oberstlieutenants Besch der Major Geisler , bisher Kommandeur des Besatzungs-Bataillons Rends burg Holsteinschen Landwehr-Regiments Nr. 85, die Führung des Erſatz Bataillons, zu deffen Kommandeur er am 21. Mai ernannt wurde. Auch traten die zu den Besatzungs -Bataillonen Rendsburg und Kiel kommandirt gewesenen Lieutenants des Regiments nach Auflösung dieser Bataillone zum Ersatz-Bataillon. Nach Auflösung des Ersatz - Bataillons wurden die Offiziere des Regiments in folgender Weise den Bataillonen und Kompagnien zu getheilt. Regimentskommandeur: Oberst Frhr. v. Falkenhauſen. Adjutant : Sekondlieutenant Filter. 5. Stabsoffizier: Major Geisler. 1. Bataillon. Kommandeur: Oberstlieutenant Köppen. Adjutant : Sekondlieutenant Giersberg I. 1. Kompagnie : Hauptmann v. Koze, Premierlieutenant Froelich, kommandirt beim Kriegsministerium , Sekondlieutenant Reiche. 2. Kompagnie: Hauptmann Haack, Premierlieutenant Halter , kommandirt beim Kadettenkorps, Sekondlieutenant v. Schimonsky , = Lührsen. 3. Kompagnie: Hauptmann Hoffmann , Premierlieutenant Knaß , Sekondlieutenant Freytag , kommandirt bei der Unteroffizierschule in Biebrich, Sekondlieutenant v. Siegroth.

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4. Kompagnie: Hauptmann Benkendorff, Premierlieutenant v. Scholten , Sekondlieutenant Hollesen , = v. Jeß. 2. Bataillon. Kommandeur: Major Ziermann. Adjutant : Premierlieutenant v. Net.

5. Kompagnie: Hauptmann Johannes , Premierlieutenant Klinkerfues , Sekondlieutenant Malte. 6. Kompagnie : Hauptmann v. Blessingh, Sekondlieutenant Stern , Giersberg II. 7. Kompagnie: Hauptmann Semler, Premierlieutenant Frey, Sekondlieutenant v. Freyburg II. , ፡ Schön. 8. Kompagnie: Hauptmann v. Derschau , Premierlieutenant v. Devivere , kommandirt beim Stab 1. Bataillons Holſteinſchen Land wehr-Regiments Nr. 85, Sekondlieutenant Dahlmann , ፡ Schmidt.

Füsilier-Bataillon. Kommandeur: Major Krüger. Adjutant: Premierlieutenant Voelt.

9. Kompagnie: Hauptmann Frhr. v. Egloffstein , Premierlieutenant v. Maung , Sekondlieutenant Beseke. 10. Kompagnie: Hauptmann v. Beczwarzowsky , Premierlieutenant Jarke , kommandirt beim Stab 2. Bataillons Holsteinschen Landwehr Regiments Nr. 85, Sekondlieutenant Olberg , ፡ v. Plänckner. 11. Kompagnie : Hauptmann v. Döhn, Sekondlieutenant v. Freyburg I., = Schulze. 12. Kompagnie : Hauptmann Grach, Premierlieutenant Tauscher, Sekondlieutenant v. Fordenbeck, Springborn.

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Aggregirt. Premierlieutenant Lülsdorff.

à la suite. Hauptmann Nitschmann , kommandirt zum Kriegsministerium. Aerzte. Regiments-Arzt : Ober- Stabs - Arzt Dr. Siemon , Bataillons-Arzt : Stabs- Arzt Dr. Zimmer , = = ፡ Dr. Böhme, = Assistenz-Arzt Dr. Glorin.

Zahlmeister. Zahlmeister Hoffmann , = Wirth, = Gaulmer. Werfen wir noch einen Blick auf die Gesammtverluste des Regiments im Feldzuge. Dasselbe verlor an fünf Schlachttagen und während der Belagerung von Met an Todten resp. an den Wunden Gestorbenen : 20 Offiziere und Offizierdienstthuer, 389 Unteroffiziere und Gemeine;

an Verwundeten : 29 Offiziere und Offizierdienstthuer, 883 Unteroffiziere und Gemeine ; an nicht wieder aufgefundenen Vermißten, zählt werden müffen:

die zu den Todten ge

12 Gemeine. Im Ganzen an Todten und Verwundeten : 49 Offiziere, 1284 Mann . An Krankheiten verstarben während des Feldzuges : 3 Offiziere, 86 Mann, so daß vom Regimente im Ganzen 23 Offiziere, 475 Unteroffiziere und Gemeine ihre Treue durch den Tod besiegelten. Das Regiment rückte aus mit 63 Offizieren und Offizierdienstthuern, 3006 Unteroffizieren und Gemeinen. An Nachersatz und Rekonvaleszenten trafen ein : vor Mek : im November im Januar im Februar

9 Offiziere, = 1 = 3 = 2

566 Unteroffiziere und Gemeine, = = = 103 510 = = = = 421 = =

Summe: 15 Offiziere, 1600 Unteroffiziere und Gemeine.

128

Es haben mithin vom mobilen Regiment im Ganzen 78 Offiziere, 4606 Unteroffiziere und Gemeine den Boden Frankreichs betreten,*) von denen indessen 5 Offiziere, 931 Gemeine nicht mehr an den Feindselig keiten theilnahmen. Rechnet man davon die Summe der Gefallenen, Verwundeten und an Krankheiten Gestorbenen mit 52 Offizieren, 1370 Mann. ab und vergleicht den Rest von 26 Offizieren, 3236 Mann mit der Stärke des Regiments im März (Seite 120) mit 2661 Mann , so ergiebt sich eine Differenz von 575 Mann, welche als durch schwere Krankheiten erfolgter Abgang zu rechnen ist. Diese Zahl von 509 Kranken muß zu der der Gefallenen, Gestorbenen und Verwundeten hinzugezählt werden, um den Gesammtverlust des Regiments durch Tod, Krankheit und Ver wundung mit 52 Offizieren, 1945 Mann zu erhalten, wobei indeſſen diejenigen Mannschaften nicht mitgerechnet sind, welche sich bis zum März 1871 als von Krankheit genesen wieder beim mobilen Regimente gemeldet haben. Ebensowenig ist die Zahl der erkrankten Offiziere in jener Ziffer enthalten. Von den 3675 Mann , welche an den Feindselig feiten theilgenommen haben, ist somit fast der neunte Mann gefallen, der achte gefallen oder an Krankheiten gestorben, weit mehr als der dritte von der feindlichen Kugel getroffen, und mehr als der zweite Mann mußte, durch Tod , Verwundung oder Krankheit gezwungen, seine Kom pagnie verlassen. Das Regiment war 331 Tage aus seinen Garnisonen abwesend und hat während dieser Zeit 68 Mal biwakirt, an 116 Tagen marſchirt. Seine Majestät der Kaiser und König haben mittelst Aller höchster Kabinets-Ordre vom 5. Dezember 1872 dem Regiment für die von demselben in der Schlacht bei Le Mans eroberten drei Geschütze die Summe von 180 Dukaten 582 Thaler Allergnädigst zu bewilligen geruht. Diese Summe ist zur Stiftung des Geschüß - Douceurgelder Fonds verwendet worden, deſſen Zinsen zu dienstlichen Zwecken für das Offizierkorps und die Mannschaften sowie zur Unterstützung hülfsbedürf tiger Invaliden verwendet werden sollen. Es war dies aber nicht die einzige Stiftung, Feldzuge dem Regiment erwuchs.

welche aus

diesem

Im Juni 1872 erhielt das Regiment folgendes Schreiben Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl : Jagdschloß Glienicke , den 29. Mai 1872. " Es ist meine Absicht, dem Königlichen Regiment zum bleibenden Gedächtniß an die hinter uns liegende große Zeit und zugleich als sichtbaren und dauernden Beweis meiner Anerkennung für deffen Leistungen während der letztverfloffenen Kampagne, in welcher das selbe unter meinem Oberbefehl stand, aus der mir zu Theil ge= wordenen Dotation die Summe von 2000 Thalern behufs Begründung *) Selbstverständlich sind in der Zahl 4606 die Rekonvaleszenten zwei Mal enthalten.

129 einer Stiftung zu überweisen, welche zum Wohle des Regiments zu verwenden ist." (Es folgen nähere Bestimmungen Seiner Königlichen Hoheit betreffs der aufzustellenden Statuten dieſer Stiftung.) Der General-Feldmarschall gez. Friedrich Karl. Mittelst Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 7. November 1872 ge= nehmigten Seine Majestät der Kaiser und König die Schenkung des hohen Stifters und bestimmten gleichzeitig, daß dieselbe den Namen ,, General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl - Stiftung “ führen soll. Somit ist der Name des ruhmgekrönten Feldherrn, unter dessen glorreichem Kommando das Holsteinsche Infanterie - Regiment Nr. 85 seine ersten blutigen Lorbeern errungen hat, auf ewige Zeiten mit der Geschichte des Regiments auf das Engste verbunden und wird in den Herzen der Angehörigen des Regiments durch die Erinnerung an jene große ereignißvolle Zeit fortleben. In Gemäßheit der unter dem 19. November bestätigten Statuten finden die Zinsen des in pupillarisch sicheren Staatspapieren angelegten Kapitals derart Verwendung, daß 1/10 davon dem Kapitale zugeschlagen wird, 9/10 aber zur Gewährung von Zulagen für Kapitulanten aus dem Regiment, solange dieselben noch keine Unteroffiziere sind , sowie eventuell für Unteroffiziere bei Kommandos zum Lehrfach (Schießschule 2c. ) oder zu Gratifikationen für Unteroffiziere beim Eintreten besonderer Unglücks fälle oder von Krankheit Verwendung finden können u. s. w. u. s. w. Wir schließen die Geschichte der ersten fünf Lebensjahre des Hol steinschen Regiments . Sie sind tief bedeutungsvoll für das Regiment, für die Provinz , für das Vaterland. Mit gerechtem Stolze wird ein jeder Angehörige des Regiments aus dieser glorreichen Zeit deffen eingedenk bleiben, daß er hat mithelfen dürfen, den Traum der Väter zu erfüllen; daß auch ihm vergönnt war, die Größe und die Einheit des Vaterlandes zu erkämpfen ; daß der Schlag auch seines Schwertes an den Kyffhäuser gepocht hat, in dem der deutsche Kaiser schlief, und daß sein Hurrah den zu neuer Größe erſtandenen Kaiſer und Führer des deutschen Volkes begrüßt hat. Als die Glocken läuteten, welche die heimkehrenden fiegreichen Bataillone auf den blumenbestreuten Straßen der holsteinſchen Städte begrüßten, da verkündeten ihre mächtigen Klänge nicht nur die Freude über die Rückkehr der Söhne des Landes, da zitterte aus ihrer das Herz ergreifenden Sprache nicht nur der Schmerz um die gefallenen Helden ; aus Freude und Leid sprach ein tieferes Gefühl. So mancher Gegensatz, welcher vor dem Kriege noch die Herzen der Schleswig-Holsteiner ihrem neuen Mutterlande fern gehalten hatte, er ist ausgeglichen durch das Blut der Kinder des Landes im gemeinsamen Kampfe für ein hohes, gemeinschaftliches Ziel. Die Glocken, sie grüßten Kaiser und Reich.

Stern , Holst. Inf.-Regt. Nr. 85.

9

Verlust-Listen des Infanterie-Regiments Herzog von Holstein (Holsteinschen) Nr. 85.

Regiments - Stab. Schlacht bei Drléans 3. 12. 70. 1) Oberſtlieutenant Köppen verw. Stab des 1. Bataillons. Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. 1) Unterarzt Dr. Broemſer verw.

Schlacht bei Orléans 3. 12. 70. 2) Sekondlieutenant Giersberg I. verw. 1. Kompagnie. 23) Musketier Schmalfeldt, todt. ፡ 24) Dohse, todt. = 25) v. Often, todt. 1) Pr.-Lt. u. Komp. - Führ. Fauſt, todt. Petersen, verw. Set.-Lt. 26) 2) Hinrichs, todt. ፡ 27) 3) Bayer, verw. Schreiner, todt. ፡ 28) 4) Sergeant Schaarschmidt, verw. Dahlmann, todt. = ፡ 29) Otto, todt. 5) Broecker, verw. ፡ 30) Rathlem, todt. 6) Unteroff. Spleher, verw. (gest.) = 31) Oberpichler, todt. 7) Gefreiter Bruhn, todt. = 8) 32) Baudis, verw. (gest.) Kren, verw. (geft.) 33) Wilhelm, verw . (gest.) Schüder, verw. (gest.) = 10) 34) Bandmann, verw. Spiel, verw. (gest.) = = . 35) 11) Reimers, verw. (geft.) Hink, verw. = = 36) 12) v. Hemm, verw. Lohse, verw. (gest.) = 13) 37) Helms, verw. Kiehn, verw. (gest. ) = : 14) Kruse, verw . 38) Hegemann, verw. (gest. = 15) 39) v. Leesen, verw. Hewers, verw. (gest.) = 16) Schulz, verw. 40) Wendtland, verw. (geft.) = 17) 41) Frost, verw. Chrestin, verw. = 18) 42) Salomon, verw. Fink, verm. Vennhoven, verw. 43) 19) Musketier Lewizky, todt. = = 20) Rolfs, verw. 44) Kloppenburg, todt. M M 21) 45) Heydorn, todt. Bielenberg, verw. = = 22) Stümer, todt. 46) Krey II., verw.

Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70.





131

47) Musketier Mohr, verw. Lübbe, verw. 3 48) =4 Wittorf, verw. 49) Lembke, verw. 50) = 51) Peters, verw. = 52) Haase, verw. 53) Saggau I., verw. = Martini, verw. = 55) Fock, verw . = 56) Saggau II., verw. 57) Hardt, verm. = 58) Reher, verw . = 59) Schraven, verw. = Dittmann, verw. 60) = Hind, verw. 61 ) ፡ Wittmaak, verw. 62) : Boe, verw. 63) = 64) Riege, verw. ፡ Burmeister, verw. 65) ፡ Dohm, verw. 66) = 67) Afſemiſsen, verw . = Kneese, verw. 68) = 69) Hark, verw. = 70) Lepien, verw. = 4 71) Kreuzfeldt, verw . ፡ 72) Rohrberg, verw. = 73) Hartmann, verw . = 74) Busch, verw . ፡ Asbahr II., verw. 75) = 76) Harms, verw.

77) Musketier 78) = 79) = 80)

Dose, verw. Jäger, verw . Freese, verw. Andre, verm. (wohl todt.)

Schlacht bei Noisseville 1. 9. 70. 81) Musketier Wulf, verw. (gest.) = 82) Kleinworth, verw. Auf Vorposten vor Met 16. 9. 70. 83) Gefreiter Wehrmeiſter, verw. ፡ 84) Raschke, verw. Schlacht bei Orléans 3. u . 4. 12. 70. 85) Gefreiter Böthführ, verw. (gest.) 86) Musketier Schneekloth, verw. 87) Stammer, verw. = 88) Steinert, verw. = 89) Schuldt, verw. Schlacht bei Le Mans 11. 1. 71 . 90) 91) 92) 93) 94) 95)

Hptm . u.Komp. - Chef Brescius, todt. Sergeant Vethake, todt. Gefreiter Weise II., todt. ፡ Beermann, verw. (geſt.) Musketier Baur II., verw. Dethlefs, verw.

11111"

2. Kompagnie. 25) Musketier Hein I., verw. (geſt.) Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. 4 26) Lange I., verw. (gest.) ፡ 27) Möller III., verw. (gest.) 1) Sergeant Haase, verw. ፡ 28) Oldenburg, verw. (geſt.) 2) Unteroff. Becker, verw. (gest. ) = 29) 3) Paap, verm. (gest. ) Koch, verw. = 30) Paulsen II., verw. (gest.) Hein, verw. -M Stender II., verw. (gest.) 31) Mehl, verw. ፡ 32) Landskron, verw . Salling, verw. (gest.) = Witt I., verw. (gest.) 33) Gefreiter Rathje, todt. = = 34) Brehme, verw . Gribbohm, verw. : = Bornholt, verw. 35) 9) Nagel, verw. = = Blume, verw. 36) 10) Richrath, verw. = = 37) Behnknecht, verw. 11) Vogel, verw. ፡ = 38) Benjamin, verw . 12) Rövenstrunck, verw. = Blund II., verw. 39) 13) Hornist Ewerk, verw. ፡ 40) Cords, verw. 14) Musketier Ausborn, todt. =4 : Claußen, verw. 41) Döhrn, todt. 15) : = 42) Dohrn, verw. 16) Ellerbrock, todt. = = 43) Heins, verw. Hinz, todt. 17) 14 = 44) Nörgard, todt. Horst, verw. 18) 3 = 45) Otto, todt. 19) Heß, verw. ፡ = 46) Hellwig, verw. Röschmann , todt. 20) = 47) Schildknecht, todt. 21 ) Holtmeyer, verw. = 48) 22) Wieben, todt. Harm, verw. = 49 = 23) Jansen I., verw. Alpen, verw. (gest.) ፡ 24) 50) Kruse, verw. Bockwaldt, verw . (gest.) 9* い

132 51) Musketier Kretschmer, verw. = 52) Kardel, verw. = Möller III., verw. 53) = 54) Petersen, verw. 3 55) te Poel, verw. = 56) Rohwedder I., verw. 57) Etieper, verw. = 58) Schulze, verw. 8 59) Vandrey, verw. ፡ 60) Wulf II., verw. = Winckelmann, verw. 61) Schlacht bei Noisseville 1. 9. 70. 62) Musketier Schwarz, todt. = 63) Brüggen, verw. = 64) Brehmer, verw. = 65) Schulz, verw. Schlacht bei Orléans 3. u . 4. 12. 70. 66) Vizefeldw. Witt, verw. 67) Gefreiter Lüßmann, todt. = 68) Mumm, verw. (gest.) 69) Musketier Mehrens, verw. = 70) Nagel I , verw. M 71) Appel, verw. = Bramann, verw. 72) 73) Dethlefs, verw . = 74) v. Pein, verw. = 75) Reusch, verw. = 76) Schäfer, verw .

77) Musketier Thumann, verw. == 78) Vorrath, verw. ፡ 79) Hempel, verw. Schlacht bei Le Mans 11. 1. 71 . 80) Feldwebel Rethfeldt, verw. 81) Vizefeldm. Jebens, todt. 82) Unteroff. Kühl , verw. 83) Gefreiter Horstmann, todt. ፡ 84) Köpke, todt. = 85 Brandt, todt. 86) Freitag, verw. = 87 Heß, verw. = 88) Kath, verw . 89) Musketier Ramm, todt. 90) Bargmann, todt. = 91 Berblinger, verw. (gest.) = 92) Broders, verw. (gest.) = 93 Jbs II., verw . (gest.) ፡ 94 Prüß, verm. (gest.) = 95) Boje, verw. 96) Ehrig II., verw. = 97) Jordan, verw. = 98) Kaut, verw. = 99) Mollwig, verw. = 100) Nagel I., verw. ፡ Pries II., verw. 101) : 102 Stark I., verw . ፡ 103) Wichmann, verw.

3. Kompagnie. 24) Musketier Kreuzfeld, todt. Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. ፡ 25) Möller, todt. = 26) Langhans, todt. 1) Hptm. u. Komp. -Chef Kursava, verw. = 27) (gest.) Matthiessen, todt. 28 ፡ Noldt, todt. 2) Sek. Lieut. Wolff, todt. ፡ = 29 Ott, todt. 3) Lührsen, verw. = 30) Puls, todt. 4) Portepeefähnr. v. Jeß, verw . = 31) Ritters, todt. 5) Sergeant Zimmermann, verw. 3 ፡ 32) 6) Solbrig, todt. Fahrenwaldt, verw . = 33) Schnöring, todt. 7) Unteroff. Schnee, verw. = 34) 8) Gefreiter Podzialowsky, todt. Ehlers, verm. (geſt.) = = 9 35) Beuck, verw. (gest.) Melchior, verw. (gest.) =4 = Baßfeldt, verw. 10) 36) Puck, verw. (gest.) ፡ = 37 Boshammer , verw. 11) Niehuus, verw. (gest. ) ፡ Gieseke, verw. 12) 38) = Stoltenberg, verw. (gest.) = = 13) 39) Kahlke, verw. Karstens, verw. = = Brandt, verw. 14) 40) Langbehn, verw. ፡ ፡ 15) 41) Peters, verw. Burgemeister, verw. == 42) Bern, verw . 16) Thiel, verw. = = verw . Bothe, Musketier todt. Armack, 43) 17) = = 18) 44) Bremer, todt. Carstens, verw. = ፡ 19) Doose, verw. Brauner, todt. 45) = = 20) Griebel, todt. 46) Esrom , verw . = 21 ፡ 47) Glintenkamp, todt. Grell, verw . = = 48) Jacker, todt. 22) Göttling, verw. = = Jürgens, todt. 49) 23) Griem, verw .

8888888 ....... 888888 ;

--

133

50) Musketier Gäde, verw. 2 51) Hansen III., verw. 52) : Hanmann, verw. ፡ 53) Hesebeck, verw. = 54) Höne, verw. 55) Hahnkamp, verw. : 56) Jungjohann, verw. : 57) Julius, verw . . 58) Kapelle, verw . = 59) Klaussen, verw. 60) Kunstmann, verw. 61 ) Kasch, verw . Kuschke, verw . ፡ Klünder, verw. ፡ Koch, verw. Lehmkuhl, verw. :. Laffahn, verw. 3 67) de Laforgue, verw. ፡ 68) Marten, verw. Mehrens, verw. ፡ 70) ፡ Meinsen, verw. 71) : Prieß, verw . 72) Prehn, verw . 73) Reese, verw. 4 : 74) Stahl, verw. 75) Schöer, verw. ፡ 76) Schröder I., verw. = 77) Schröder II., verw. ፡ 78) Storm, verw. 79) Sternberg, verw. 80) Tegen, verw. 81) Theen, verw. 82) Wilckens , verw. ፡ 83) Kurk, verw. 84) Cordts, verm. (wohl todt.) Schlacht bei Noisseville 1. 9. 70. 85) Feldwebel Saniter, verw. 86) Bizefeldm. Stückrath, verw. (geft.) 87) Unteroff. Bock, verw.

88) Musketier Kühl, verw. = 89) Clauffen, verw. Schlacht von Orléans 3. u. 4. 12. 70. 90) Unteroff. Bartels, verw . 91) Gefreiter Schweffel, verw. (gest.) = 92) Schade, verw. 93) Musketier Bünning, verw. = 94) Burmeister, verw. = 95) Klünder, verw. ፡ 96) Klind, verw. 97) Langbehn, verw. Mehrens, verw. 98) 99) Lange gen. Seewe, verw. 100) Schwartmann, verw. 101) Witt, verw. Schlacht bei Le Mans 11. 1. 71. 102) Sek.-Lieut. Posselt, todt. 103) Vizefeldm . Reimers, todt. 104) Unger, verw. 105) Unteroff. Rönnecke, todt. = 106) Klindt, verw. = 107) Witt, verw . 108) Gefreiter Kemnade, todt. ፡ Dierkes, verw . 109) = 110) Miersen, verw. ፡ Dest, verw. 111) = 112) Piening, verw. 113) Musketier Voß, tödt. E 114) Weber, todt. ፡ 115) Möller, verw. (gest.) = 116) Ohrts, verw. (gest.) 3 117) Wiese, verw. (geſt.) : 118) Bolten, verw . ፡ 119) Groth, verw. = Hanno, verw. 120) 121) Haack, verw . =. = 122) Lange, verw. = 123) Theen, verw.

4. Kompagnie. 15) Musketier Eggers, todt. Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. ፡ 16) Gamst, todt. = 17) Göttge, todt. 1) Hptm. u. Komp. - Chef Schuster, todt. = Goos, todt. 18) 2) Set.-Lieut. v. Freyburg II., verw. ፡ 19) Heesch, todt. 3) Portepeefähnr. Heins, verw. (geft.) = : 20) Jope, todt. v.Hutier, verw. (gest.) = 21) Rave, todt. 5) Sergeant Susen, verw. ፡ 22) Rees, todt. 6) Unteroff. Lüth, verw. ፡ ፡ 23) Ranafier, todt. Hennings, verw. ፡ 24) Seibel, todt. Diekmann, verw. = = 25) Sellhorn, todt. Helpenstein, verw. ፡ 10) Gefreiter Richtstieg, verw. Stäcker, todt. 26) = 27) 11) : Thun, verw. Weiß, todt. = 12) Tamb. Gefr. Broocks, todt. 28) Althöfer, verw. (geſt.) ፡ 13) Musketier Bienefeld, todt. 29) Dibbern, verw. (gest.) = 14) ፡ 30) Brüchmann, todt. Sager, verw. (gest.)

134

685880

31) Musketier Wilhelms, verw. (gest.) 32) Albrecht, verw. 33) Beitel, gen. Grage, verw. 34) Brenneke, verw. ፡ 35) Burmann, verw. = 36) Feil, verw. 37) Fuchs, verw. 38) Gülzow, verw . 39 = Harder, verw. = 40) Heisterkamp, verw. 41) = Hennings, verw. 42) Hinrichs, verw. 43) Höhnen, verw . = 44) Jacobsen, verw. 3 45) Jansen II., verw. = 46 Johannsen, verw. = 47 Kasch, verw. 48 ፡ Klügling, verw. = 49 Krüßfeldt, verw. 50) = Lüneburg, verw. = 51 Martens, verw. = 52 Matthiessen, verw. ፡ 53) Meyer, verw. ፡ 54) Möller, verw . = 55 Moser, verw. = Müller , verw. = 57) Plambeck, verw. ፡ Rathje, verw. ፡ 59) Ryffel, verw. ፡ Schippmann, verw.

61) Musketier Schümann, verw. = Siem, verw . 62) ፡ 63) Stolp , verw. = 64) Struck, verw. 65) Stuhr, verw . = 66) Tiedemann, verw. = 67) Wiese, verw. = 68) Wingerath, verw. ፡ 69) Wolff, verw . = 70) Doose I., verm . (wohltodt). Schlacht bei Noisseville 1. 9. 70. 71) Gefreiter Hoppe, verw . 72) Musketier Mohrdieck, verw.

Schlacht bei Orléans 3. u . 4. 12. 70. 73) Musketier Bergner, verw. 74) Bölling, verw. = 75) Dinkermann, verw. = 76) Forst, verw. = 77) Nullmeyer, verw. ፡ 78) Repenning, verw. ፡ 79) Eggert, verw. ፡ 80) Hellwig, verw. Schlacht bei Le Mans 11. 1. 71. 81) Sergeant Schöps, verw. 82) Musketier Blumauer, verw. Schlichting, verw. = 83)

Stab des 2. Bataillons. Schlacht bei Orléans 3. 12. 70. 1) Premierlieutenant v. Nek, verw.

5. Kompagnie . 15) Unteroff. Seger, verw. (gest.) Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. 16) Thormann, verw. Musketi Beier verw er 1) , . 17) Höppner, verm. Struve, verw. ፡ 2) 18) Gefreiter Krins, verw. (gest. ) = 19) Brandt, verw . ፡ 20) Schlacht bei Noisseville 1. 9. 70. Cleven, verw. 21) ፡ Herchenröder, verw. 3) Unteroff. Fald, todt. 22 ፡ Kieser, verw . 4) Gefreiter Kruſe, verw. (geſt.) = Landahl, verw. 5) Musketier v. Hundewadt, verw. (gest.) 23) = 24) Schneider, verw. = Ehrich II., verw . 25) = Zingsheim, verw. Junge, verm. 26) Musketier Bossel, todt. = 8) Kamphausen, verw. = 27) = Clausen, todt. 9) Olbert, verw . = 28) Eisele, todt. ፡ 10) Thies, verw . = 29) = Erichson, todt. 11) Voß II., verw . = 30) ፡ Häfeler, todt. 12) Wagener, verw. ፡ 31) Kramer, todt. = 32) Küper, todt. Schlacht bei Orléans 3. u. 4. 12. 70. 33) Salomon, todt. ፡ 13) Set.-Lt. Niese, todt. 34) Timke, todt. 2 14) Vizefeldm. Völckers, verw. 35) Wieck, todt.

135

36) Musketier Eggers, todt. ፡ Trebien, todt. 37) = Dreesen II., verw. (gest. ) 38) Hinzen, verw. (gest.) 39) Heibut, verw. (gest.) 40) Brügge, verw . = Andersch, verw . 42) ፡ 43) Berger, verw . ፡ Chantre, verw. 44) Dose, verw. 45) : Hartmann, verw. Heydorn, verw. ፡ Holzenberg, verw . = 49) Jens, verw. = Kaiser, verw. 50) = Lafrenz, verw. 51)

――――

52) Musketier Möller IV., verw. = Raben, verw . 53) = Sachau, verw. 54) Sempf, verw . 55) = Stender, verw. 56 ) ፡ 57) Stoltenberg, verw. = Ehlers III., verw. 58) 3 Kröger, verw . 59) = Söhl, verw. 60) Wieck, verw. 61)

Schlacht bei Le Mans 11. 1. 71 . 62) Unteroff. Schneider, verw. (gest. ) Schmit, verw. 63) ፡ Gätgens, verw. 64) 65) Musketier Scholz, verw.

6. Kompagnie. 35) Musketier Rahl, verw. (gest.) Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. = Bodi, verw. 36) = Bünz, verw . 37) 1) Musketier Schuknecht, verm. (wohl t.) = Eggers I., verw. 38) : Kremers, verm . (wohl t.) 2) = Eggert, verw . 39) : Conradgen. Nachtigall, vw. 3) = 40) Geert, verw . 41 Gier, verw. Schlacht bei Noisseville 1. 9. 70. ፡ Hoffmann, verw. 42) 4) Feldwebel Tümmel, verw . ፡ Karstens, verw . 43) 5) Gefreiter Büldk, verw. (gest.) ፡ Kröger I., verw . 44) : Hüßmann, verw. (gest.). 6) = Niels, verw . 45) = Berger, verw. = Oldenburg II., verw . 46) Musketier Müller I., todt. Roggenkamp , verw. 47 = Orth, verw. (gest.) Schütt, verw. 48) = 10) Böttcher, verw. (gest. ) ፡ Thieß, verw. 49) ፡ Grabs, verw . 11) : Ahlers, verw. 50) ፡ Habenicht, verw. 12) = Alberti, verw. 51) = 13) Köhnke, verw. = Bothmann, verw. 52) = 14) Laufhütte, verw. = 53 Buchmüller , verw . : 15) Möller I., verw . = Claussen, verw . 54) = 16) Pieper, verw. = 55) Hahn, verw. ፡ 17) Rühe, verw. = Hartwig, verw . 56) ፡ 18) Struwe, verw . ፡ Hein, verw. 57) ፡ 19) Tvest, verw. = 58) Jansen I., verw. ፡ 20) Vollbehr, verw . Kahl, verw. 59) = Wilkens, verw. 21) Meier II., verw. 60) Schlacht bei Orléans 3. u. 4. 12. 70. Schlacht bei Le Mans 10. 1. 71 . 22) Set.-Lt. Jungjohann, verw. (geſt.) 61 ) Sergeant Ulmker, verw. 23) Vizefeldm. Claussen, todt. 62) Unteroff. Neupert, verw. = 24) Jessen, verw. = Meißner, verw. 63) 25) Unteroff. Limberg, todt. : 64) Gefreiter Strenge, verw. 26) Lennarz, verw. 65) Petersen, verw. 1 27) Barca, verw. 66) Musketier Kracht, verw. (gest.) 28) = Schmersal, verw. = Dührsen, verw. 67) 29) Gefreiter Dohmen, verw. ፡ Kasch, verw. 68) 30) Ebing, verw. Krüger, verw. 69 31) Musketier Lohmann, todt. = 70 Meyer III., verw. = 32) Stöhrmann , todt. = 71) Mißfeld, verw. = 33) Sölk, todt. = 72) Möller II., verw. 34) = Koopmann, verw. (gest.)

136 73) Musketier Mohr III., verw. = Rebinck, verw. 74) : 75) Reckert, verw . = 76) Schreckt, verw. ፡ 77) Schulze II., verw.

78) Musketier Siedenburg, verw. ፡ 79) Vollmer, verw. = 80) Viohl, verw. = 81) Willig, verw. = 82) Wollenberg, verw.

1055

23TBONB60

7. Kompagnie . 44) Gefreiter Voigt, verw. (geft.) Schlacht bei Noisseville 1. 9. 70. = 45) Witt, verm. (gest.) 1) Pr.-Lt. u. Komp. -Führ. v . Scholten, 46) Hornist Anders, verw. verw. 47) Musketier Sander, todt. = Boe, todt. 48) 2) Gefreiter Schmidt, todt. = = 49) Müller, todt. Hamann, verw. ፡ = 50) Knittel, verw. Dose, verw. (geſt.) = = 51) Mohr, verw. Bollen, verw. (geſt.) = 52) Musketier Jbs, todt. Off II., verw. (gest.) = = 53) Möller, todt. David, verw. (gest.) ፡ = Kraul, todt. Thiemen, verw. (gest.) = = Blunck, verw . 55) Wiechmann, todt. = ፡ 10) 56) Busch, verw. Grewe, verw. (gest.) = = 11) 57) Bostel, verw. Pieper, verw. (gest.) = = 12) 58) Hopp, verm. Kamp, verw. (geft.) = ፡ 13) 59) Hilbert, verw . Martens, verw. (geft.) = 14) 60) Jasper, verw. Behrmann, verw. (gest.) = ፡ 15) Bauck, verw. Koch gen. Körber, verw. ፡ == 16) Brand, verw. Keßler, verw . = = 17) 63) Brügge, verw. Lütje, verw. = 18) Clotten, verw. Lauber, verw. 64) ፡ 19) 65) Egge, verm. Lilienthal, verw. =. ፡ Einecker, verw. 66) 20) Pohlmann, verw. = : 21) 67 Gerckens, verw. Struve, verw . = = 22) 68) Hingst, verw. Schulze, verw. M = 23) Hirschberg, verw. 69) Thiessen, verw. =M 4 24) 70) Jakobs, verw. Thode, verw. = 25) Jaenecke, verw. 71) Voß, verw. . 26) 72) Kern, verw. Wehren, verw . = = 27) Wolter, verw. 73) Michel, verw. = 28) 74) Neumann, verw. Wilhelm, verw. = 29) 75) Stange, verw. Wendering, verw. = = 76) 30) Speck, verw. Kaland, verw . = = 31) 77) Stahlschmidt, verw. Kampmeier, verw. = Staack, verw. 78 ) 32) Schönmuth, verw. ፡ 33) Wieben, verw. Stöver, verw . 79) = Wilms, verw. 34) 80) Schnede, verw. ፡ = 35) Stampf, verw . 81) Wilstermann, verw. = Timmermann, verw. 36) 82) Soltau, verw. = 37) Zittlau, verw . ፡ Schlacht bei Le Mans 10. 1. 71 . 38) Mehrens, verw. = い

39) 40) 41) 42) 43)

Feldwebel Krauſe, todt. Vizefeldm. Boccius, verw. Sergeant Keßler, verw. Unteroff. Neulhor, verw . = Norbisrath, verw.

83) Sergeant Grewe, verw. 84) Musketier Brocks, todt. 85) Bock, verw. (gest.) = 86) Kröger, verw. =. 87) Langhans, verw. = 88) Micheel, verw. 89) Schwatkamp, verw.

888888

Schlacht bei Orléans 3. u . 4. 12. 70.

137

-

PARATARAFIND

8. Kompagnie. Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. 44) Musketier Müller II., verw. : Reimers I., verw. 45) 1) Musketier Holling, verw. ፡ 46) Reimers III., verw. ፡ 2) Kruse II., verw. = 47) Schliemann, verw . 3) Voß III., verw. 48) ፡ Schmidt II., verw. = 49) Stender I., verw. Schlacht bei Noisseville 1. 9. 70. = 50) Wiburg, verw . ፡ 51) Witt, verw. 4) Set.-Lt. v. Forckenbeck, verw. ፡ = Wördemann I., verw . 52) 5) Schmidt, verw. : Wördemann II., verw . 53) 6) Vizefeldm. Gloye, verw. : 54) Zanker, verw. 7) Unteroff. Merres, verw. = 8) Wendt, verw. = 9) Jürgens, verw. Schlacht bei Orléans 3. u. 4. 12. 70. 10) Gefreiter Pohlmann, todt. 55) Sek.-Lt. Jourdan, verw. 11) Adams, todt. : 56) Sergeant Draheim, verw. 12) Hagedorn, verw. 57) Unteroff. Gerth, verw. 13) Peters, verw. ፡ 58) Wright, verw. 14) Schwarz, verw. = 59) Völckers , verw . 15) Schröder I., verw. ፡ 60) Gefreiter Bunge, todt. 16) Wegner, verw. 61) Hansen, verw. 17) Hornist Hammerschmidt, verw. 62) Nissen, verw. 18) Musketier Edelhoff, todt. 63) Tambour Clamer, verw. = 19 Edler, todt. 64) Musketier Krohn I., todt. = 20) Fälschlein, todt. = 65) Böhme, verw. (gest.) 21) Poppe, todt. ፡ 66) Stender II., verw. (gest.) > 22) Soltau, todt. = 67) Willhöf = t, verw. (gest.) 23) Vogt I., todt. = 68) = Timm, verw. (geſt.) 24) Wiesse, todt. ፡ Bohnhof, verw. 25) Willemsen, todt. = Dithmer, verw. 26) Lüders, todt. ፡ 71) Franz, verw. 27) Dörr, verw. (gest.) = 72) = Jührind, verw. 28) Eggers, verw. (gest.) = 73) Jähnick, verw . ፡ Deding, verw. (gest. ) = 74 ) = Köhrsen, verw. 30) Haid, verw. (gest.) ፡ 75) = Mangels, verw. 31) Bading, verw. = 76) = Rolffs, verw. Brammer I., verw. 32) = 77) Schiffer, verw. ፡ Dircks, verw. 33) ፡ 78) = Schlüter II., verw. 34) Flenner, verw. ፡ 79) Schröder II., verw. ፡ 35) Hagen, verw. ፡ 80) Schümann, verw. ፡ 36) Hamann I., verw . 81) = Voß II., verw . 37) Hasselfus, verw. ፡ 82) Wieck, verw. = Grabbet, verw . 38) 39) Kölln, verw . ፡ Schlacht bei Le Mans 10. 1. 71. Kuchel, verw. 40) 3 Kruse I., verw. 83) Musketier Brinckmann, todt. ፡ 42) Kurk, verw. 84) Geest, verw. = 43) ፡ Lorenz, verw. Reimers II., verw. 85)

Stab des Füsilier- Bataillons. Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. 1) Major Wolff v. Goddenthow, todt. 2) Sek. Lt. Voelk, verw. Schlacht bei Orléans 3. 12. 70. 3) Major Krüger, verw.

―――

138

9. Kompagnie . 55) Füstlier Harder, verw. : 56) Hagen, verw. = 57) Herschenröder, verw. Sek. Lt. Bönig, verw. = 58) Harbeck, verw. Vizefeldm . Björnſen, verw. = Hahn, verw . Unteroff. Martens, todt. ፡ Heidorn, verw. Hoffmann, verw. = Jürgens, verw . Rose, verw. 8 62) Gefreiter Diek, todt. Jaacs I., verw. = 63) Kück, verw. Jacobs, todt. ፡ 64) v. Kampen, todt. Kronbach, verw. = = Kähler I., verw. Niels, todt. : Kibbel, verw. Fischer III., verw. = Krause, verw. Kähler II., verw. = 68) Martens, verw . Kürten, verw . ፡ Thiessen, verw. 69) Lehmbeck, verw. ፡ 70) Ahlers, verw . Münster, verw. ፡ 71) Hornist Zastrow, verw . Meyer I., verw. ፡ 72) Müller, verw. Füsilier Bornholdt II., todt. = 73) Meyer II., verw. Brenning, todt. ፡ 74) Nubbe, verw. Fiehn, todt. = ፡ 75) Diberk, verw. Fischer IV., todt. = = 76) Plambeck, verw. Fierke, todt. = = 77) Hamer, todt. Bechthold, verw. 2 : 78) Lüders, todt. Jebens, verw. ፡ 79) Müdel, todt. Paulsen, verw. : 80) Nagel I., todt. Peters II., verw. ? Rinke, verw . 81) Nagel II., todt. = = Rohse, verw . v. d. Pütten, todt. 82) 83) Petersen I., todt. Schmidt II., verw. = ፡ 84) Schmuck, verw. Schwarz, todt. : 85) Schläfte, verw. Söhrmann, todt. ፡ 86) Stark, todt. Stammer, verw. = Schloe, verw. Stache, todt. 87) : 88) Saul, verw. Wulf, todt. = = 89) Stieper, verw. Zons, todt. = Schwoch, verw. 90) Eckeberg, verw. (gest .) = ፡ 91) Trippelsdorf, verw. Kühl II., verw . (gest.) = ፡ 92) Tönsfeldt, verw. Puschendorf, verw. (gest.) = = 93) Vollster, verw . Ruprecht, verw. (gest. ) : 94) Schröder, verw. (gest.) Westphalen, verw. = : 95) Wegener, verw. Thiest, verw. (gest.) = 96) Witt, verw. Utesch, verw. (gest.) ፡ Blöcker, verw . = 97) Weber, verw. = Bornhold I., verw. Schlacht bei Orléans 3. u . 4. 12. 70. = Behrens, verw . = 98) Sergeant Stolz, verw. Blagmann, verw. Dahmen, verw. 99) Unteroff. Schewe, verw. ፡ ፡ Draftel, verw. 100) Dertling, verw. = Eichberg, verw. 101) Gefreiter Dellmann, verw. (geft.) = ፡ 102) Munk, verw . Eschberger, verw. ፡ ፡ 103) Steller, verw. Eckstein, verw. ፡ = Evers, verw . 104) Baasch, verw. ፡ 105) Tambour Petersen II., verw. Fischer II., verw. = Frick, verw. 106) Trainſold. Ring, todt. B 107) Füfilier Rabethje, todt. Franz, verw. = Strodhenker, todt. 108) Gramm, verw.

Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11 ) 12 ) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) 22) 23 24) 25) 26) 27) 28) 29) 30) 31) 32) 33) 34) 35) 36) 37) 38) 39) 40) 41) 42 43) 44) 45) 46) 47) 48) 49) 50) 51) 52) 53) 54)

S



109) Füfilier Sparbel, todt. 110) Jwers, verw. (geſt.) ፡ 111) Mehlert, verw. (gest.) 112) Schmuck, verw. (gest. ) = 113) Hüttemann, verw . Meilicke, verw. 114) 115) Pahl, verw. Steen II., verw. 116) 117) Vollster, verw . 118) Flint, verw. ፡ 119) Jaacks III., verw. = 120) Koch I., verw. 121) Krogmann, verw . Serk, verw. 122) 123) Tank, verw. Möller, verw . 124) 125) Harbeck, verw . 「

139

Schlacht bei Le Mans 11. 1. 71 . 126) Pr.-Lt. u. Komp:-Führ. v . Maunk, verm. 127) Unteroff. Votel, verw . 128) Ernst, verw. 129) Gefreiter Muß, verw. (gest.) = 130) Petersen III., verw. = 131) Mortensen, verw. 132) Füsilier Blagmann, todt. ፡ 133) Schneider, todt. ፡ Schreck, todt. 134) = 135) Meißner, verw. ፡ 136) Schmidt I., verw . = 137) Schlichting, verw.

23TDOTO

10. Kompagnie. 37) Füsilier Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. = 38) ፡ 39) 1 ) Hptm. u. Komp. - Thef v . Lengerke, = 40) verw. (gest.) 2) Sef.-Lt. Le Sage de Fontenay, todt. 41) 3 42 Schulze, verw. = 43) Feldwebel Wallmann, verw. = 44) Sergeant Müller, verw. (gest.) = = 45) Schröder, verw. ፡ 46) 7) Unteroff. Jahn, todt. 47) Maréchal, todt. ፡ Benn, verw . 48) = = 10) 49) v. Böhn, verw. = = 11) Lierhaus, verw. 50) = = 12) 51) Meister, verw. ፡ 52) 13) Gefreiter Seekamp, todt. = 53) 14) Schuster, verw. (gest. ) ፡ 15) Stormer, verw. (gest.) Z 16) 55) Abel, verw. (gest.) ፡ 17) Bahr, verm. (gest.) 56) = ፡ 18) Janssen, verw. 57) = ፡ 58) 19) Scharfheuer, verw. = Brauer, verw. 20) 59 = 21) = Hamelau, verw. = Kuphalt, verw. 22) = 23) Schacht, verw. = = 24) 63) Muß, verw. = 25) = Peters, verw. 64) = 26) Schröder, verw. 65) ፡ ፡ 27) 66) v. Dresky, verw. 28) Tambour Lütje, todt. 67) = 29) Füsilier Heneffen, todt. = ፡ 30) Hüsgen, todt. 2 ፡ 31) Kiesling, todt. ፡ ፡ 32) Barthen, todt. 71) ፡ ፡ 33) 72) Johannsen, todt. = = 34) Lohse, todt. 73) = = 35) 74) Lüneburg, todt. = = 75) Martens, todt. 36)

Stöckel, todt. Strohpagel, todt. Wulf, todt. Dibbern, todt. Franck I., todt. Giesen, todt. Hartmann, todt. Junge, todt. Koyen, todt. Meggers, todt. Nagel, todt. Otto I., todt. Schwartau, todt. Severin, todt. Thiessen, todt. Unbehauen, todt. Busch, verw. (gest.) Fastrich, verw. (gest. ) Meyer, verw. (gest.) Stiller, verw. (gest.) Behrens, verw. (gest.) Sturm, verw. (gest.) Bandmann, verw. (gest.) Brüggmann, verw. (gest.) Buck, verw. (gest.) Bismark, verw. (geft.) Dreckmann, verw. (gest. ) Dirkers, verw. (geſt.) Hameister, verw . (gest.) Herzog, verw. (gest.) Jensen, verw. (gest.) Krohn, verw. (gest.) Lührsen, verw. (gest.) Martens, verw. (gest. ) Mühlan, verw. (gest.) Becker, verw. Bruns, verw. Hennekes, verw. Ostermann, verw.

140 76) Füsilier Seveneet, verw. = 77) Blöcker, verw. :. 78) Böttcher, verw. 3 79) Nagel, verw . = 80) Numsen, verw. 3 81) Stange, verw. ፡ Thomsen, verw. = 83 Hoop, verw. N 84) Mothlich, verw. = 85) Paarmann, verw. ፡ 86 ) Radden, verw. = 87 ) Rohwer, verw. = 88) Rüter, verw . 89) Stolley, verw . 90) Stubbe, verw. 91 Weß, verw. = 92) Behrens, verw. Bruns II., verw. 93) : 94) Bock, verw. = 95) Ehmle, verw. : 96) Frank III., verw. = 97) Froböse, verw. : 98) Glindmeyer, verw . 99) Gyesen, verw. 3 100) Gerth, verw. 101) Hußmann, verw. 3 102) Hamann, verw. = 103) Klahn, verw. = 104) Müller, verw. :. 105) Milke, verw. 106) = Maaß, verw. ፡ 107) Reher, verw . = 108) Schulte, verw. = 109) Schlabohm, verw . ፡ 110) Stäcker, verw. ፡ 111) Schnoor, verw . = 112) Siem, verw. 113) Söth, verw. . 114) Thomsen, verw . = Vehrens, verw. 115) 3 Witt, verw. 116)

Schlacht bei Le Mans 11. 1. 70. 122) 123) 124) 125 126) 127) 128) 129) 130) 131) 132) 133) 134) 135) 136) 137) 138) 139) 140) 141) 142) 143) 144) 145) 146) 147) 148) 149) 150) 151)

Vizefeldw . Auguſtin, verw. Unteroff. Kobarg, verw. = Köhnke, verw . = Pätom, verw . Gefreiter Schacht, verw. Sell, verw . Wichmann, verw. Füsilier Bruns I., verw. = Boberg, verw. ፡ Böttger, verw . ፡ Frahm, verw. = Lüders, verw . = Mohr, verw. = Haß, todt. = Mortensen, todt. = Suhr, todt. = Boutin, todt. = Eggerstedt, todt. = Müller II , verw. (gest.) ፡ Druskeit, verw . (gest. ) Siemsen, verw. (gest.) = Brede, verw. Ehlies, verw. ፡ Lehmann, verw. = Theden, verw. ፡ Froböse, verw. 3 Kroll, verw. ፡ Langbehn, verw . Lübbers, verw. Stapelfeldt, verw.

3

11. Kompagnie . 14) Gefreiter 15) = 16) Hptm. u. Komp. - Chef Fischer, todt. E 17) Set.-Lt. Nitschmann, verw. (gest. ) = Besefe, verw. 18) 2 19) Feldwebel Wallath, verw. = 20) Port. Fähnr. Pazig, todt. 14 21) Sergeant Kerwien, verw. (gest. ) N 22) Unteroff. Dreyer, todt. = Degener, todt. 23) Hornist 24) = Voß, verw. (gest.) Kramm, verw. 25) Tambour 26) Zander, verw . Gefreiter Bruhn, todt. 27) Füsilier = = Bey, todt. 28)

Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) 13)

Schlacht bei Orléans 3. u . 4. 12. 70. 117) Set.-Lieut. Hollesen, verw. 118) Gefreiter Wriedt, verw. 119) Füsilier Hoofe, verw. ፡ 120) Thomas, verw. (gest.) = 121) Henning, verw. (geſt.)

Dethlefs, todt. Belling, verw. (gest.) Platten, verw. (gest.) Peters II., verw. Schwizer, verw. Steen II., verw. Thode I., verw. Veit, verw. Zimmermann, verw. Backsand, todt. Kordts, todt. Beckmann, verw. Steffensen, verw . Göttsche, todt. Hahn, todt.

-

R

29) Füsilier = 30) ፡ 31) = 32 ፡ 33) = 34) ፡ 35) = 36) = 37) = 38) 39) 40) ፡ ፡ 41) = 42) : 43) = 44) = 45) = 46) = 47) = 48) 3 49) = 50) 51) 52) 53) = 54) 55) 56) = 57) ፡ 58) 59 = 60 = 61) 62) ፡ 63) ፡ 64) 65) = 66) 67 = 68) = 69) 70) = 71) 72) 73) 74) = 75) = 76) 77 ፡ 78) 79) 80) ፡ 81) ፡ 82) = = 84) 85) = ፡ 86) = 87)

Karres, todt. Kühl II., todt. Pein, todt. Rückner, todt. Schlichting, todt. Süchting, todt. Seemann, todt. Thomas, todt. Wabs, todt. Wist, todt. Bornemann, verw. (gest.) Friederici, verw. (gest.) Hamann, verw. (gest.) Heeschen, verw. (gest.) Johannsen, verw. (gest.) Kleensank, verw. (gest.) van d . Lucht, verw. (gest.) Rohde, verm. (geſt.) Schröder V., verw. (gest.) Schümann, verw. (gest.) Steen I., verw. (gest.) Steig, verw. (gest.) Stelling, verw. (gest. ) Studt, verw. (gest.) Uhl, verm. (gest. ) Wittmaack, verw. (gest. ) Andersen, verw. Bargmann, verw. Bahrs, verw. Basier, verw. Beuck, verw . Berschel, verw. Bielenberg, verw . Borchert, verw. Bracker, verw. Brandes, verw. Broer, verw. Brehmer, verw. Bungert, verw. Bünning, verw. Ehrich, verw. Freese I., verw. Friedrichs, verw. Funk, verw. Glaser, verw. Günther, verw. Hamster, verw. Harder, verw . Hingst, verw. Jacobi, verw. Jäger, verw. Jens, verw . Jwens, verw . Jwers I., verw. Kölln, verw . Krohn II., verw. Kroll, verw. Kröhnke, verw. Kühl I., verw.

8888888

141

88) Füsilier Langfeldt, verw. 89) = Lantau, verw . 90) Mahnke, verw. ፡ 91 ) Martens, verw. = 92) Markmann, verw. = 93) Meyer, verw. = 94) Mohns, verw. Mohr, verw. 95) = 96) Möller I., verw. = 97) Möller II., verw . = 98) Nagel, verw. ፡ 99) Oldehus. C 100) Delkers, verw. = 101) Passig, verw. = 102) Rathjens, verw. ፡ 103) Roßburg, verw . 104) Rönnau, verw. = 105) Ruß, verw. = 106 ) Rüther, verw. = 107) Schröder III., verw. = 108) Saröder IV., verw . = Sievers II., verw. 109) 110) Eievert, verw. 111) Siems, verw. = 112) Schöning, verw . = 113) Schnack, verw. ፡ 114) Schulz, verw. 115) Schmidt 1., verw. Schuldt, verw. 116) Soltau, verw. 117) = Struve II., verw. 118) ፡ 119) Stegelmann, verw. 120) Tamm, verw. = 121 ) Thun, verw. = Wriedt I., verw . 122) ፡ 123) Thies, verm. (wohl todt) . 124) Relling, verm. (wohl todt). Schlacht bei Orléans 3. u . 4. 12. 70. 125) Gefreiter Behrens, verw. 126) Füsilier Büschel, verw. (geſt.) = 127) Kalthof, verw. (gest.) ፡ 128) Meynck, verw. = Rusch, verw. 129) = Semmelmann, verw. 130) い 131) Bolten, verw. ፡ 132) Bruhns, verw . = 133) Eggers, verw . = 134) Ewers II., verw. ፡ 135) Freese I., verw. ፡ 136) Grage II., verw. 137) Harders II., verw. ፡ 138) Krohn III., verw. ፡ Martens, verw. 139) = 140) Passig, verw. 141) Springer, verw. ፡ 142) Tiedemann, verw. = 143) Toaspern, verw.

142

Schlacht bei Le Mans 11. 1. 71. 144) Port.-Fähnr. Springborn, verw. 145) Unteroff. Jungjohann, todt. ፡ 146) Kath, verw. 147) Gefreiter Rehſe, todt. 148) Beckmann, verw. ፡

-

149) Gefreiter Schwizer, verw. 150) Brunkhorst, verw. 151 ) Füſilier Noehr, todt. = 152) Hattenberg, verw. = 153) Harraſch, verw. = 154) Koppelmann, verw. 155) Tödter, verw.

12. Kompagnie. Schlacht bei Gravelotte 18. 8. 70. 1) Feldwebel Dammann, verw. 2) Port.-Fähnr. Malte, verw. 3) Sergeant Kortemeyer, verw. Dikow, verw. ፡ 4) = 5) Hampel, verw. = König, verw . 7) Unteroff. Zackewit, todt. = 8) Sauberg, todt. = Müller, todt. 9) 10) Prien, verw. Hölk, verw. 11) ፡ 12) Malling, verw. 13) Früchtenicht, verw. 14) Dörminger, verw. 15) Gefreiter Bremer, todt. = 16) Lämmermann, todt. = 17) Hansen, verw . (gest.) = 18) Vogeler, verw . (gest.) ፡ 19) Grant, verw . = 20) Hinsmann, verw. = 21) Fischer gen. Fries, verm. (wohl todt) Müller, verw . 22) Witt I., verw . 23) = 24) Behrens III., verw . Altmöller, verw. 25) 26) Hornist Kühlmann, todt. 27) Tambour Steffensen, verw. ፡ 28) Wolferts, verw. 29) Füsilier Tiede, todt. = 30) Ahrendt, todt. 3 31) Bock, todt. = 32) Erps, todt. = 33) Friedrichs, todt. = 34) Hoops, todt. ፡ 35) Meßfeldt, todt. = 36) Raabe, todt. = 37 Reimers, todt. 38) Teigfischer, todt. ፡ 39) Tegenburg, todt. : 40 ) Thodt, todt. = Weiland, todt. 41 ) = Kruse III., todt. 42) ፡ Hülsmann, todt. 43) = Renard, todt. 44) Mein, todt. 45) = 46) Prang, todt.

47) Füfilier Runge, todt. = 48) Rosenburg I., todt. = 49) Rosenburg II., todt. = 50) Schuhmacher, todt. = 51) Puls, todt. 8 52) Block, todt. = 53) Dehn, todt. = Glindemann, todt. 55) Hasenbeck, todt. = 56) Dellrich, todt. = 57) Rampke, todt. ፡ 58) Sehstedt, todt. = 59) Soltau, todt. = 60) Stolze, todt. = 61) Schacht, todt. = 62) Wommelsdorf II., todt. = 63) Peterſen I., verw. (geſt.) = 64) Böhmke, verw. (geſt.) = 65 Pries, verw. (geſt.) = 66) Scholz, verw. = 67) Wache, verw. = 68) Albert, verw . = 69) Asbahr, verw. = 70) Balz, verw. = Butterbrod, verw. 71) ፡ 72) Bönning, verm. (w. todt). 73) Brockstedt, verw. = 74) Claussen, verw. = 75) Baade, verw. : 76) Behrens III., verw . 77) Dose II., verw . = Dose I., verw. 78) Erb, verw . 79) = 80) Ehlers, verw. = 81) Friedrichsen, verw. = 82) Geerk, verw . ፡ 83) Gnußmann, verw. = 84) Glashoff, verw. ፡ 85) Hinz I., verw. = 86) Hinz II., verw. = 87) Hansen II., verw. = Harz, verw. 88) = 89) Huzfeldt, verm. = 90) Kruse 1., verw. ፡ Kruie II., verw. 91) = 92) Mackeprang, verw. 93) Mordhorst, verw. = Möller II., verw. 94) = 95) Rehder, verw .

=

143 135) Füstlier Möller III., verw. ፡ 136) Plumm, verw. ፡ 137) Paulsen, verw. = 138) Scheel, verw . 139) Steffens III., verw. 140) Schwarz, verw. 141) Olste, verm. (wohl todt). = 142) Repenn, verm. (wohltodt). Auf Vorposten vor Met 2. 10. 70. 143) Gefreiter Paulsen, verw. Schlacht bei Orléans 3. u . 4. 12. 70. 144) Prem. Lieut. und Komp . -Führer Frölich, verw. 145) Unteroff. Kutschmann, verw. 146) Füsilier Kock I., verw. (gest. ) = Baasch, verw. 147) 148) Faber, verw. 149) Hagedorn, verw. 150) Bostedt, verw. Hall, verw. 151) =

96) Füsilier Reese L., verw . = 97) Seegers, verw. = 98) Süchting, verw. = 99) Schöning, verw. = 100) Saß, verw. 101) Staißloff, verw. 102) Thiedemann, verw. 103) Thode, verw. = 104) Wiese, verw. = 105) Winckelmann, verw. ፡ 106) Westphal, verw . 107) Weber, verw. = 108) Ahrens, verw. : 109) Dührsen, verw. ፡ Rock II., verw. 110) = 111) Steenbock, verw. = 112) Schmedje, verw. 113) Brunstring, verw. ፡ Berens I., verw. 114) = 115) Möller II., verw . 116) Endemann, verw . 117) Koch III., verw. = 118 ) Loock, verw. ፡ 119) Schleithof, verw. = 120) Schäfer, verw. = 121) Dunkel, verw. ፡ 122) Greeve, verw . = 123) Hasse, verw. = 124) Kardel, verw. = 125) Steffen II., verw. : 126) Stäcker, verw. = 127) Schulze, verw. = 128) Tag, verw. = 129) Femmerling, verw. = 130) Timm, verw. ፡ 131) Petersen, verw . 132) Ewers, verw . = 133) Kellermann, verw. = 134) Klindt, verw.

Schlacht bei Le Mans 11. 1. 71.

152) Unteroff. Hoffmann, verw. Wilms , verw . 153) ፡ 154) Gefreiter Schröder, verw. (geſt.) 155) Füsilier Ehlers, todt. = 56) Düring, todt. 1. 157) Klapprott, verw. (gest. ) ፡ 158) Schöning, verw . (gest.) = Kuhlmann, verw. 159) = 160) Schlüter II., verw. 161 Steen, verw. = 162) Ewers, verw . 14 163) Messer, verw. = Stammer, verw . 164) = 165) Schöning, verw.

Es erhielten vom = Infanterie - Regiment Herzog von Holſtein (Holſteinſchen) Nr. 85 an Kriegsauszeichnungen :

I. Den Orden pour le mérite : Oberst und Regiments - Kommandeur Frhr. v. Falkenhausen aus Breslau. II.

18008

1) 2) 3) 4) 5) 6)

Das Eiserne Kreuz I. und II . Klaffe.

Oberst und Regiments - Kommandeur Frhr. v. Falkenhausen aus Breslau. Oberstlieutenant Köppen aus Glaß. Major Ziermann aus Zeven, Prov. Hannover. Premierlieutenant v. Maung aus Koblenz. ፡ Jarke aus Königsberg. Sekondlieutenant v. Freyburg I. aus Gr.-Leistenau in Westpreußen . Sergeant Scheithauer aus Alt-Patschkau, Kr. Neisse. = Schrader aus Holtrup, Kr. Minden.

III. Das eiserne Kreuz II. Klaſſe. 1 ) Major Krüger aus Königsberg in Ostpreußen. ፡ 2) Geisler aus Hechingen in Hohenzollern (Kmdr. d. Beſ.-Bat. Rendsburg). 3) Hauptmann Frhr. v . Egloffstein aus Neuwied (Kmdr. d. Bes.-Bat. Kiel). . Johannes aus Cochstedt, Prov. Sachsen. = Haack aus Magdeburg, Prov . Sachsen. ፡ v. Blessingh aus Aachen, Rheinprovinz. Kursava aus Trachenberg, Prov. Schlesien. = Brescius aus Lübben, Prov. Brandenburg. = 9) Semler aus Wilsnack, Prov. Brandenburg. ፡ 10) v. Döhn aus Stralsund. ፡ 11) Hoffmann aus Lebno, Prov . Preußen. 12) v. Klein aus Rostock. 13) Premierlieutenant v. Scholten aus Plaue, Prov. Brandenburg. 14) Deeß aus Wesel. = Frölich aus Erfurt. 15) Voelz aus Belgard, Prov. Pommern. 16) ፡ Devivere aus Köln . v. 17) 0 v. Nek aus Warmbrunn. 18) 19) Sekondlieutenant Stern aus Hamm, Prov. Westfalen (Ord .- Offiz . im Stabe der 18. Jnf.-Div.). ፡

20) 21) 22) 23) 24) 25) 26) 27) 28) 29) 30) 31) 32) 33) 34) 35) 36) 37) 38) 39) 40) 41) 42) 43) 44) 45) 46) 47) 48) 49) 50) 51) 52) 53) 54) 55) 56) 57) 58) 59) 60) 61 62 63) 64) 65) 66 67) 68) 69) 70) 71) 72) 73) 74) 75) 76) 77) 78)

145

-

v. Rosenberg - Gruszczinsky aus Galnau, Prov. Preußen. Filter aus Roßla, Prov. Sachsen. v. Fordenbeck aus Münster, Prov. Westfalen. Lührsen aus Hamburg. v. Freyburg II. aus Wöbkendorf, Mecklenburg -Schwerin. Giersberg I. aus Camenz, Prov. Schlesien. Schmidt aus Tucholka, Prov. Preußen. Reiche aus Söllichau, Prov. Sachsen. v. Jeß aus Segeberg, Prov. Holstein. Thiel aus Rastenburg in Ostpreußen. Schulze aus Reppen, Prov. Brandenburg. v. Buttlar aus Grebenstein, Prov. Heffen. Springborn aus Eimsbüttel bei Hamburg. Schön aus Fischau, Prov. Preußen. v. Pländner aus Dresden. Malte aus Berlin. Hollesen aus Hülsenhain, Schleswig-Holstein. Giersberg II. aus Wesel. Kwiatkowsky aus Jelonek, Prov. Posen. Beseke aus Münster, Prov. Preußen. v. Siegroth aus Glaz. Böttcher aus Klein-Koslau, Prov. Preußen. Stobbe aus Salpia, Prov. Preußen. Mehler aus Berlin. Posselt aus Schleswig. Unger aus Lauenburg. Thormann aus Rendsburg. Bönig aus Altona. Bayer aus Bromberg. Albers aus St. Margarethen in Holstein. Kunze aus Dehmseensee, Prov. Brandenburg. Bock aus Hilichenbach, Kr. Siegen. Brandt aus Rendsburg. Petersen aus Oldenburg in Holstein. Lea Paulsen aus Wandsbeck, Kr. Stormarn. Völders aus Goddersdorf, Kr. Kiel. Heidel aus Cöln. v. Kannenwurff aus Beckowen, Prov. Preußen. ፡ Rauch aus Cappeln, Prov. Schleswig-Holstein. ፡ Jourdan aus Rendsburg. = Hoppe aus Stendal. Hermenau aus Parchwik, Prov. Schlesien. = Stolle aus Segeberg. Feldwebel Wurche aus Camin, Kr. Wohlau. Vizefeldwebel Heß aus Kiel. Sergeant Nückel aus Herdringen, Kr. Arnsberg . = Bröcker aus Frerenhorst, Kr. Warendorf. = Schaarschmidt aus Sakung, Kr. Jdstedt. Unteroffizier Weiter aus Elberfeld. : Hessling aus Efferden, Kr. Rees. Lazarethgehülfe Kahl aus Fackenburg, Kr. Eutin, Fürstenthum Lübeck. Gefreiter Kahl aus Malente, Kr. Eutin, Fürstenthum Lübeck. Lembcke aus Kiel. Musketier Servais aus Düsseldorf. : Harms aus Groß-Kalubbe, Kr. Ploen. = Reher aus Arorade, Kr. Lübeck. Kleinworth aus Öbendorf, Kr. Ploen. Feldwebel Retfeldt aus Jerichow, Kr. Jerichow II. Vizefeldwebel Witt aus Wewelsfleeth, Kr. Steinburg. Stern , Holst. Inf.-Regt. Nr. 85. 10 Sekondlieutenant 8 ፡ ፡ ፡ = = = ፡ ፡ : ፡ = ፡ ፡ = = ፡ ፡ = = 1 ፡ ፡ ፡ ፡ = = = 8 ፡ ፡ ፡ ፡ ፡ = ፡

146 79) Sergeant Forste aus Caron, Kr. Jerichow II. 3 80) Grabarsch aus Pirnich, Kr. Grünberg. : 81) Haase aus Jänigkendorf, Kr. Jüterbogk. 82) Unteroffizier Clemenz aus Reichenbach, Kr. Jüterbogk. 83) Lazarethgehülfe Cramer aus Bendorf, Kr. Coblenz. Frankenstein. 84) Gefreiter Vogel aus Quickendorf, = 85) Richrath aus Sturzelburg, Kr. Neuß. = 86) Speil aus Grünenthal, Kr. Rendsburg. 87) : Sternberg aus Vormstegen, Kr. Pinneberg. 88) Musketier Schmidt aus Mahlsdorf, Kr. Nieder -Barnim. = 89) Breuer aus Barlt, Kr. Süder-Dithmarschen. , 90) Petersen aus Poppenbrügge, Kr. Kiel. : 91 Rolff aus Groß- Gladebrügge, Kr. Segeberg. Pfeil aus Grünenthal, Kr. Rendsburg. = 92) 93) Feldwebel Saniter aus Schivelbein. 94) Vizefeldwebel Stückrath aus Finsterwalde, Kr. Luckau. 95) Sergeant Rabes aus Minden. = 96) Fahrenwaldt aus Grabow , Kr. Randow . 97) Unteroffizier Stahl aus Altona . :. 98) Glißmann aus Kirchducht, Kr. Steinburg. : 99) Weihe aus Rendsburg . = 100) Witt aus Bolande, Kr. Stormarn. = 101 Mevius aus Kiel. 102) Lazarethgehülfe Siljacks aus Neuenkirchen, Kr. Ottendorf. 103) Gefreiter Schwartmann aus Sterle, Kr. Eſſen. : 104) Klemnade aus Altona. 105) = Hornist Radden aus Landkirchen, Kr. Oldenburg. 106) Musketier Miessen aus Schabeut, Kr. Eutin, Fürstenthum Lübeck. = 107) Langbehn aus Rüting in Holſtein. ? 108) De Laforgue aus Cöln. = 109) Hagge aus Glückstadt. 110) Göttling aus Ankershagen in Mecklenburg. : 111) Diercks aus Potsdam. 112) Carl aus Ritteburg, Kr. Sangerhausen. 113) Feldwebel Schreiber aus Ellrich, Kr. Nordhausen. 114) Sergeant Schöps aus Birnbäumel, Kr. Militsch. 115) Unteroffizier Lüth aus Rügenwalde, Kr. Schlawe. = 116) Touché aus Wesel. = 117) Rühe aus Meldorf, Kr. Süder- Dithmarſchen. 118) Lazarethgehülfe Boes aus Stinzelburg, Kr. Neuß. 119) Gefreiter Krings. 120) ፡ Böhme aus Wilster, Kr. Steinburg. = 121) Behrens aus Sarckwiß, Fürstenthum Lübeck . 122) Musketier Deft aus Mühlenbarbeck, Kr. Steinburg . 123) Lüneburg aus Bargfeldt, Kr. Rendsburg . 124) Karrasch aus Nordmarkwik, Kr. Namslău . 125) Hansen aus Wismar. 126) Feldwebel Förster aus Bunzlau. 127) Vizefeldwebel Klingemann aus Lünemann. 128) Sergeant Aschke aus Treuenbrießen. 129) Unteroffizier Gätjens aus Altona. Clement aus Rendsburg. 130) 131) Gefreiter Köbcke aus Bordesholm, Kr. Kiel. ፡ 132) Roß aus Schleswig. = Cleven aus Xanten, Kr. Mörs . 133) 134) Unter-Lazarethgehülfe Küll aus Elberfeld, Kr. Düffeldorf. 135) Musketier Lütt aus Selent, Kr. Kiel. 136) Feldwebel Tümmel aus Theeſen, Kr. Jerichow II. 137) Vizefeldwebel Jessen aus Pinneberg.

-

147 -

138) Vizefeldwebel Claussen aus Oldenburg. 139) Bolten aus Bünsdorf, Kr. Eckernförde. 140) Sergeant Ulmker aus Schoppingen, Kr. Ahaus . 141 ) Unteroffizier Burmeister aus Sellin, Kr. Rügen. 142) Gefreiter Andersen aus Altona. Rebensdorf aus Izehoe. 143) 144) Musketier Alberte aus Düsseldorf. 145) Thieß aus Sendförden, Kr. Segeberg. 146) ፡ Horn aus Borgdorf, Kr. Rendsburg 147) Scalla aus Steinberg, Kreis Kreuzburg (Schlesien) . 148) Hornist Wulff aus Hingstheide, Kr. Steinburg. 149) Feldwebel Krause aus Köchendorf, Kr. Ohlau (Pr. Schlesien). 150) Vizefeldwebel Boccius aus Lauenburg. = 151) Melosch aus Altona. ፡ 152) Meier aus Schönwalde , Kr. Neustadt. 153) Sergeant Graß aus Minden . ፡ 154) Greve aus Eidum, Kr. Herford. 155) Keßler aus Paderborn. 156) Paskert aus Gescher, Kr. Coesfeld. = 157) Unteroffizier Lauber aus Alt Stettin. 158) Saß aus Schivelbein, Kr. Coeslin. 159) Musketier Bark aus Mitschin, Kr. Bromberg. = 160) Kern aus Wandsbeck, Kr. Oldesloe. 161 Keßler aus Halstenbeck, Kr. Pinneberg. = 162) Meier aus Carolinenkoog, Kr. Norder- Dithmarschen. ፡ Scherber aus Reimsberg, Kr. Neu-Ruppin. • 163) ፡ 164) Thomsen aus Langenhagen, Kr. Oldenburg. Tambour Meinert 165) aus Ottenbüttel, Kr. Steinburg. 166) Feldwebel Koniesczny aus Weißenfels. 167) Sergeant Draheim aus Hansfelde, Kr. Schlochau. 168) Ober-Lazarethgehülfe Kreuzer aus Hagen. 169) Unteroffizier Gerth aus Rendsburg. = 170) Merres aus Schwedt, Kr. Angermünde. 171) ፡ Schorn aus Zons, Kr. Neuß. 172) Zierahn aus Jägersdorf, Kr. Greifenhagen. 173) Gefreiter Schmalowsky aus Merenthien, Kr. Friedeberg. 174) Musketier Hüttmann aus Altona. 175) Kölln aus Schloburg , Kr. Steinburg . = 176) Hansen aus Leersbüttel, Kr. Norder - Dithmarschen . 177) Feldwebel Polligkeit aus Schwirbehn, Kr. Insterburg . 178) Sergeant Hundertmark aus Bielefeld . Regen aus Kalförde, Kr. Bitterfeld. 179) = ፡ 180) Stolz aus Börninghausen, Kr. Lübbecke. 181) Unteroffizier Björnsen aus Larup, Kr. Flensburg. : 182) Chassee aus Nebra, Kr. Querfurt. 183) Scheme aus Elberfeld. 184) Thomsen aus Preez, Kr. Ploen. 185) Gefreiter Philipp aus Niederweitbach, Kr. Biedenkopf. ፡ 186) Schmit aus Kaiserswerth, Kr. Düſſeldorf. 187) Füfilier Hein aus Chaſſedorf, Kr. Oldenburg. : 188) Horst aus Hohen- Ahsbeck, Kr. Süder- Dithmarschen. ย 189) Martensen aus Eckernförde. ፡ 190) Trippelsdorf aus Aldenhoven, Kr. Grevenbroock (Düſſeldorf). 191 Jaaks aus Friedrichstadt, Kr. Schleswig. 192) Sergeant Tamkus aus Klein - Makohnen, Kr. Niederung. 193) Unteroffizier Reeſe aus Nortorf, Kr. Rendsburg. 194) Feldwebel Wallmann aus Anholdt, Kr. Borken. 195) Vizefeldwebel Wuth aus Bargtehaide, Kr. Stormarn. 196) Sergeant Claasen aus Crefeld, Kr. Düſſeldorf. 10*

-

148

197) Sergeant Herbrich aus Taulang, Kr. Frauſtadt. 198) Hesse aus Sangershausen, Kr. Merseburg. 199) Unteroffizier Ackermann aus Lütjenburg, Kr. Ploen. : 200) Kobarg aus Suhrendorf, Kr. Eckernförde. = 201) Teike aus Flatow, Kr. Marienwerder. 202) Füſilier Harbeck aus Neumünster. 203) Gefreiter Höfe aus Bliesdorf, Kr. Oldenburg. 204) Patom aus Tramm, Kr. Ploen. = 205) ፡ Sell aus Klostersande, Kr. Pinneberg . ፡ 206) Wriedt aus Glückstadt, Kr. Steinburg. = 207) Kleinbäumer aus Elberfeld. 208) Füfilier Schmidt aus Altona. 209) Singelmann aus Hoisdorf, Kr. Stormarn. 210) Feldwebel Wallath aus Minden. 211 ) Vizefeldwebel Kaestner aus Oldenburg in Holstein. 212) Sergeant Heidemann aus Schrödinghausen, Reg. Bez. Minden. 213) 8 v. Ringleben aus Schermke, Reg. Bez. Magdeburg. 214) Unteroffizier Klauke aus Schönebeck, Reg. Bez . Magdeburg . = 215) Lassen aus Siggen, Kr. Oldenburg . 216) Szameitat aus Insterburg. 217 ) Sommerfeld aus Altenhof, Kr. Eckernförde. 218) Gefreiter Krüßfeldt aus Gniſſau, Kr. Eutin. 219) = Lange aus Mühlhausen. 220) Füsilier Kath aus Kiel. 221) ፡ Nobis aus Crefeld , Reg. Bez. Düsseldorf. = 222) Schwißer aus Cöslin . 223) Feldwebel Damman aus Steinhagen, Kr. Halle. 224) Vizefeldwebel Cirſovius aus Pronsdorf, Kr. Segeberg. 225) Sergeant Bitter aus Salzwedel. = 226) Dickom aus Landsberg, Kr. Barnim. 8 227) Hampel aus Stendal. = 228 König aus Brandenburg, Kr. Westhavelland . = 229 Kortemeyer aus Bielefeld. 230) Unteroffizier Malling aus Süderstapel, Kr. Huſum. 231) Lazarethgehülfe Hoffmann aus Breslau. 232) Gefreiter Wilms aus Eckernförde. 233) Füsilier Blunck aus Eckernförde. ፡ 234) Hagedorn aus Krochau, Kr. Ploen. IV. Das eiserne Kreuz II. Klasse am weißen Bande.

1) 2) 3) 4) 5) 6)

Oberstabsarzt Dr. Siemon. Stabsarzt Dr. Zimmer aus Hofbiber, Kurhessen. Assistenzarzt Dr. Ladendorff aus Berlin. Assistenzarzt Dr. Lizmann aus Greifswald in Pommern. Unterarzt Dr. Broemser aus Rüdesheim am Rhein. Bahlmeister Wirth. V. Das Großherzoglich Oldenburgische Allgemeine Ehrenzeichen III. Klaſſe.

1) Vizefeldwebel Meier aus Schönwalde, Kr. Neustadt. 2) Unteroffizier Schreiber aus Gr. Timmersdorf 8 3) Barlach aus Süsel Fürstenthum Lübeck . ፡ Gröning aus Fackenburg 5) Lazarethgehülfe Kahl aus Fackenburg 6) Gefreiter Kahl aus Malente.

1 - 149 7) Gefreiter Reher aus Arvrade. = 8) Johnsen aus Gleschendorf : Wulff aus Schürsdorf : 10) Miersen aus Scharbeut ፡ 11) Behrens aus Sarkwit = Geerdts aus Quisdorf 12) ፡ 13) Prüß aus Bockholdt : 14) Grant aus Eutin 15) Musketier Böttger aus Gniſſau 16) ፡ Ehrig II. aus Neversfelde 17) : Wriedt aus Brockrade = 18) Veith aus Eutin 19) Füsilier Steen aus Sibblin 20) Busch aus Niendorf 21) Hornist Anders aus Malkwik

Fürstenthum Lübeck.

VI. Das Großherzoglich Mecklenburgiſche Militär-Verdienſtkreuz II. Klaſſe. 1) Lieutenant v. Freyburg II. aus Wölkendorf, Mecklenburg- Schwerin. 2) Gefreiter Freytag aus Ludwigslust, Mecklenburg-Schwerin. VII. Den Kaiſerlich Ruſſiſchen St. Georgen-Orden V. Klaſſe. 1) Sergeant Tamkus aus Klein-Makohnen, Kr. Niederung. 2) Musketier Servais aus Düsseldorf.

Marsch- und Dislokations - Tableau des

Infanterie - Regiments Herzog von Holſtein (Holſteinſches) Nr. 85

im Feldzuge 1870-71.

Datum

Regiments- Stab

2. Bataillon

Füsilier Bataillon

Von Eckernförde nachRendsburg

25. 7. 70 26.-28 . 7. 70.

1. Bataillon

Eisenbahnfahrt über Hamburg, Harburg, Paderborn, Letmathe, Wezlar, Oberlahnstein nach Mosbach bei Biebrich.

28.7.70 Derheim

29.7.70 Alsheim

30.-31. 7. 70

1. 8. 70 Alzey = 2. 8.70

3. 8.-10. 8. 70

3. 8. 70 Albisheim

Marsch auf das linke Rhein - Ufer. Stab, 3 Komp. Sel- | Stab, 7. u. 8. Komp . | Stab, 9., 10., 12. zen, 1 Komp. KönKöngersheim, 5. u . Komp. Schwabs gersheim 6. Komp. Derheim burg, 11. Komp. Derheim Marsch in der Richtung auf Worms. Alsheim Stab u. 3 Komp. Stab u. 2 Komp. Eich Dorndirksheim 1 Komp. Hamme 1 Komp. Hilles heim, 1 Komp. Heßloh

Ruhe in den Kantonnements. Alzey Alsheim Alzey = : 5. u. 6. Komp . Fra mersheim 7.Komp.Schafhausen 8. ፡ Heppenheim Vormarsch gegen die französische Grenze. Stab u. 1. Komp. | Stab, 5. u . 6. Komp. Stab, 9. u. 11. Komp. Albis Wahlheim, Einzelheim, heim, 2., 3., 4. Albisheim 7. u. 8. Komp. Effel born 10. u. 12. Komp. Gauersheim

151

Datum

Regiments - Stab

4. 8. 70 Dornbach 5. 8. 70 Kazenweiler

8. 8. 70 Limbach 9. 9. 70 Rentrisch

10. 11. 12. 13. 14.

8. 8. 8. 8. 8.

70 70 70 70 70

2. Bataillon

Dornbach Kazenweiler

6. 8. 70 Rottweiler 7. 8. 70 Ober-Berbach

10. 8.- 14. 8. 70

1. Bataillon

Jmsweiler Biwak beim Dutten bacher Hof Biw. östl. Kottweiler Schwanden Biwak nördl. Ober Ober-Berbach Berbach Biwak bei Limbach Limbach Rentrisch Biw. westl. St.Jng bert

Füsilier Bataillon

Schweisweiler Biw. b. Reichen bacher Hof Kottweiler Ober-Berbach Bim. b. Limbach Biw. westl. St. Ingbert

Vormarsch über die französische Grenze auf Mek. Behren Forbach Forbach Forbach Merlebach Merlebach Merlebach Merlebach Kleindahl Longeville Longeville Longeville Arriance Arriance Bim. westl. Arriance | Arriance Buchy Biw . östl. Buchy Buchy Biw . östl. Buchy

15. 8. 70

Vormarsch gegen Peltre. Marsch gegen die Mosel. Biwak bei Pommerieur

16. 8. 70

Marsch über die Mosel. Biw. b. Arnaville | Biw . bei Arnaville | Zur Beſehung von Biw. b. Arnaville Ars

17. 8. 70

Marsch auf das Schlachtfeld von Vionville. Biwak bei Flavigny

18. 8. 70

Schlacht bei Gravelotte. Biw. bei Verne ville

19. 8. 70 20.-22. 8. 70

Biw. bei Chantrenne | Biw. bei Chantrenne Biw. bei Verne ville

Biwak bei Verneville Biwak bei St. Ail

23. 8. 70 Biw.bei Roncourt Biw. bei Roncourt | Stab, 5., 7., 8. Komp. Biw. b. Roncourt Bim . b. Roncourt 6. Komp. Roncourt 24. 8. 70 3 = = Roncourt 25. 8. 70 = = ፡ 2

26. 8. 70 27. 8. 70 Malancourt Roncourt 28.-30 . 8. 70 =

31. 8. 70

Marsch gegen die Mosel. Rückmarsch. Malancourt Roncourt Malancourt ፡ Roncourt ? ፡

Nachtmarsch auf das rechte Mosel - Ufer.

=

-

Datum

Regiments-Stab

1. 9. 70

Biwak bei Charly.

10.,11.,12. Romp . Montois la Montagne

3.-4. 9. 70

10. 10. 10. 10.

70 70 70 70

Rückmarsch in die Kantonnements. Roncourt Malancourt | Roncourt Ruhe in den Kantonnements .

Einrücken in die erste Cernirungslinie von Met. Bim. b. St. Hubert Biw. b. St.Hubert Vorp . b . Rozérieulles| 3= Biwak bei St. Hubert resp. Vorposten bei Rozérieulles . ፡ Biw. b. St. Hubert | Rozérieulles. Vorposten = = ፡ = St. Ruffine Moulins les Meg Moulins les Meg

30.10.-17.11.70

Beney 31. 10. 70 Varvinay

1. 11. 70

Vormarsch gegen Westen. Xammes Charay 5. u. 6. Komp. Heus Burières dicourt 7. u. 8. Komp . Sa vonnière en Woevre

Beney Varvinay

3

Ruhetag.

2. 11. 70 Sampigny

Schloß Sampigny

3. 11. 70 Bar le Duc

Bar le Duc

4. 11. 70 5. 11. 70 Ancerville

6. 11. 70 Dommartin le Franc

7. 11. 70

Füfilier Bataillon

9. Komp. Malan court

Roncourt

6.9.-26. 27. 28. 29.

2. Bataillon

1. Bataillon

Schlacht bei Noisseville.

2. 9. 70

5. 9. 70

-

152

| 2 Komp . Sampigny Sampigny Coeur la : Grande 2 Komp. Coeur la Petite Bar le Duc Rozières devant Bar

Ruhetag. Ancerville

Stab u. 2 Komp. | Ancerville Charmouilly 2 Komp. Roche ſur Marne Stab, 1. u. 3. Komp. Dommartin le St. Stab u. 3 Komp. Mertrud Ville en Blaisois Père 1 Komp. Cour 2. u. 4. Komp. Dom celles martin le Franc

Ruhetag.

153

Datum

Regiments-Stab

1. Bataillon

8. 11. 70 Petit Mesnil

Soulaines

9. 11. 70 Géraudot

Brévonne

10. 11. 70 Troyes

11. 12. 13. 14.

11. 11. 11. 11.

70 70 70 70

Thuiſy Voisines Champigny Marlotte

15. 11. 70 Buthiers

16. 11. 70 Pannecières

17. 11. 70

-

Stab u. 2 Komp . Moussey 2 Komp. Jsle Au mont Fontranne Boisines Champigny Marlotte

Füsilier Bataillon

2. Bataillon

2 Komp. Petit Mes Stab u. 3 Komp. nil Morvilliers 1 Komp. Chaumesnil 1 Komp. La Chaîſe La Rothière 1 Stab u. 2 Komp. Géraudot Grand Cernay 1 Komp. Les Fourrières 1 Komp. Cham pigny Stab u. 2 Komp. St. Troyes Thibault 2 Komp. Les Bordes

Bucey en Othe Voisines Chaumont Stab u. 3 Komp. Montigny 1 Komp. Marlotte 11/2 Komp. Buthiers 3 Komp . Boulan court Stab u. 21/2 Komp. Roncevaux 1 Komp. Fromont 2 Komp. Semainville La Pierre le Francot, 2 Komp. La Gre Bichereau u. Juines nouillère

Thuify Lailly Champigny Stab u. 3 Komp. Montigny 1 Komp. L'Enfer Rumont u. Fro mont 2 Komp. Panne cières 1 Komp.Estouches 1 Komp. La Porte Château

Marsch bis an die Straße Paris – Orléans . | Dommerville |Angerville | Intreville Intreville

18.-21. 11. 70

Verbleiben in den Kantonnements.

22. 11. 70

Vorrücken gegen Artenay zu. Mervilliers

23.-28. 11. 70 29. 11. 70 30. 11. 70 Frénay les Chaumes

Mervilliers

Villermont

Stab u. 2 Komp. Boissière 2 Komp.LeMesnil

Verbleiben in den Kantonnements . Nachtmarsch auf Pithiviers. Stab u. 2 Komp. | 2_Komp. Gneudre: ville Frénay les Chaumes 1 Komp. Drme Stab u. 2 Komp. ፡ Le Boulay 1 Montvilliers

Stab u. 2 Komp. Pithiviers leVieil 1 Komp . Le Mon ceau 1 Komp. Gour villiers

154

Datum

Regiments-Stab

-

1. Bataillon

1. 12. 70 Pithiviers le Vieil 2 Komp. Pithiviers Stab u. 2 Komp. le Vieil Montvilliers 1 Komp. Drme 2 Komp. Frénay Le Boulay 1 ፡ les Chaumes

2. 12. 70

Füsilier Bataillon

2. Bataillon

1. Komp. Gour villiers

Marsch gegen die Straße Paris - Orléans. Tivernon Livernon 3Komp.Livernow Tivernon 1 Komp. Ondre ville

3. 12. 70

Schlacht bei Orléans. Château d'Au villiers

Château d'Auvilliers Biwak bei Moulin d'Auvilliers

Château d'Auvil liers

Fortsehung der Schlacht bei Orléans .

4. 12. 70

Nördliche Vorstadt von Orléans. 2

Orléans.

5. 12. 70 6.-7. 12. 70

L'Abbaye

Quartiere auf dem linken Loire - Ufer. Marceau | L'Abbaye | L'Abbaye

Vormarsch gegen Blois . St. André

8.-11 . 12. 70 8. 12. 70 9. 12. 70 Muides

10. 12. 70

Nanteuil

11. 12. 70 12. 12. 70

St. Gervais

Muides

Muides

Nanteuil

Villeoiseaux

Stab u. 2 Komp. Collier 2 Komp. Pavillon de Muides Nanteuil

Verweilen in den Kantonnements. St. Gervais

| L'Aubépin Vorstadt (Vienne) von Blois.

13.-15. 12. 70

St. Gervais

16. 12. 70

Vormarsch gegen Vendôme. Abmarsch auf Orléans. Avarai Stab u. 2 Komp. | Avarai 2 Komp. Avarai Avarai 2 Komp. La Place 2 Komp. La Fertre

17. 12. 70

Marsch nach Orléans. Orléans

17.- 19. 12. 70 20. 12. 70

Bou

Bou

Bou

Stab, 10. u. 12. Komp. Bou 11. Komp. Pont= aux-Moines 9. Komp. They

155

Datum

Regiments Stab

20.12.70-2.1.71 3. 1.- 11. 1. 71 3. 1, 71 Ingré

1. Bataillon

2. Bataillon

Füsilier Bataillon

Ruhe in den Kantonnements. Vormarsch gegen Le Mans . Villeneuve Ingré La Rivière La Renardière Laleu St. Hilaire Danzé

4. 1. 71 Baccon

Baccon

5. 1. 71 Autainville 6. 1. 71 Frétéval 7. 1. 71 Danzé

Autainville Fontaine Ferme Abessie : Beau Delges Marolles Montaille Ecorpain ፡ Bouloire

8. 1. 71 9. 1. 71 Montaille ፡ 10. 1. 71

11. 1. 71

Schacht bei Le Mans.

12. 1. 71

Biwak bei Champagné = ፡

13. 1. 71 13.- 14. 1. 71 15. 1. 71 Conlie

Vormarsch über die Sarthe. Coulaines Conlie Coulaines

16. 1. 71 16.1.- 21 . 1. 71 Conlie

2.1.-28. 1. 71

11/2 Komp. Mont abuzard 2 Komp. Chezy u. Mardie 1/2 Komp . Bou Baccon Vallières Frétéval Danzé

Montaille

Coulaines

Marsch nach Conlie. Conlie

| Laneuville

Mézières

Rückmarsch auf Orléans. St. Saturnin La Mileffe Fermen um Ardenay Ardenay Conflans Fermen zwischen Conflans u. St. Calais

22. 1. 71 La Mileffe 23. 1. 71 Ardenay 24. 1. 71 Conflans

La Milesse Ardenay Conflans

25. 1. 71

Ruhetag. Les Bouillies Effert u. Volinbert Les Bouillies Vallières Laleu Autainville Ormes 2Komp. Grand Orme Villeneuve 1 ፡ Fermen La Borde Ingré 1 : Le Bout des u.Les Chalaffes Coutes = Bat. Stabu . 3Komp . in die Vorstadt St. Jean Ruhe in den Kantonnements.

26. 1. 71 Les Bouillies 27. 1. 71 Autainville 28. 1. 71 Grand Orme

29. 1. 71

.1.- 14. 2. 71

156

Datum

Regiments-Stab

15. 2.- 18 . 2. 71

15. 2. 71 Beaugency 16. 2. 71 St.Denis surLoire 17. 2. 71 La Chapelle Vendômoise 18. 2. 71 Vendôme ፡ 19. 2. 71 19. 2.- 24. 2. 71

Beffé 26. 2. 71 Marçon = 27. 2. 71

Montoire Pézore Cloyes Châteaudun

10. 3. 71 Drgères

11. 3.- 12. 3. 71

14. 3. 71 15. 3.- 16. 3. 71

17. 3. 71

18. 3. 71

19. 3. 71

Vormarsch auf Vendôme. Baulle-Foinard Beaugency St. Denis sur Loire Ménars La Chapelle Ven Le Breun dômoise Vendôme Vendôme ፡

Füsilier Bataillon

Meffas u. Coquille St.Denis furLoire

St. Anne Vendôme

Ruhe in den Kantonnements.

5. 3.- 26. 3. 71

71 71 71 71

2. Bataillon

Vormarsch in die Linie Le Mans - Tours. Cellé u. Bonneveau | Vendôme Beffé Marçon Chahaignes 11. u. 12. komp. nach Beaumont laLafontaine u. la Valie

28. 2. -4. 3. 71

3. 3. 3. 3.

1. Bataillon

Ruhe in den Kantonnements.

25. 2. 71

5. 6. 7. 3.-8. 9.

________

Rückmarsch bis Montoire Pézore Montigny Jallan u. Rochefort les quatre Vents Cormainville

an die Marne. Vendôme Cloyes Châteaudun

Montoire Pézore Montigny Châteaudun

Baignolet u. Cour 9. u . 10. Komp. bebaye Villepereur u. La Frileuse 11. u. 12. Romp Drgères Janville 9. u. 10. Komp. Toury Janville Janville 11. u. 12. Komp Poinville Pithiviers Pithiviers le Vieil Pithiviers Pithiviers Nemours Nemours 1. u. 4. Komp. Po Nemours ligny 2. u. 3. Komp. Non ville u. Treuzy 10., 11. u. 12 Vallery Villethierry, Bonval Bramay u. Liry Komp. Vallery u. Chaumasson 9. Komp. Voulg La Chapelle fur St. Martin sur Dreuse Fleurigny u. LaBorde La Chapelle fu Dreuse Dreuse la Pom meraire Villeneuve aux 3. u. 4. Komp. Pouy 2 Komp. Francault St. Maurice au = Bourdenay riches Homme riches Hommes 1. u. 2. Komp . Boi 2 cenay

157

Datum

Regiments-Stab

20. 3. 71 Dierry

21. 3.- 22. 3. 71 Château Argens tolles

23. 3. 71 Brienne 24. 3.- 25. 3. 71 Doulevant 26. 3.- 18 . 4. 71 Joinville

19. 4.-27. 4. 71

27. 4. 71

27. 4. - 5. 5. 71 6. 5. - 15. 5. 71



1. Bataillon

2. Bataillon

Savières

5. u. 8. Komp. Ville coup 6. u . 7. Komp. Pa villon 1. u . 2.Komp.Rouilly 5. u . 8.Komp. Crenay Lavau 3. u.4. Komp. Mesnil 6.u.7. ፡ Sellières

Brienne Blumercy u. Villiers aur Chiens 1., 3., 4. Komp. Thonnance les Joinville 2. Komp. Curel u. Autigny 3. u. 4. Komp. Thon nance les Joinville 1. Komp. Suzanne court 2. Komp. Curel u. Autigny S

Radonvilliers Doulevant

Füsilier Bataillon

9. u. 11. Komp. Dierry St. Pierre 10. u. 12. Komp. Dierry St.Julien 9. u. 12. komp. Varmes u. St. Maure 10. u . 11. Komp. Culoison Precy St. Martin Sommevoir

Chevillon u. Rache- Joinville court

5., 6. u. 8. Komp. Chevillon u. Rache court 7. Komp. Gourzon, Laneuville u.Bayard ፡

=

12. Komp. nach Nomécourt

Verbleiben in den Kantonnements an der Marne.

Marsch in das Departement der Vogesen. Bettaincourt Doulaincourt Poissons 6. 5. 71 Poissons 7. 5.- 8. 5. 71 Bettaincourt Montot, Singéville, Epizon, Pautaines, Pettincourt, Auge Roche sur Rognon ville, Landeville 9. 5. 71 Prez LiffotlePetit,Lafauche Tramport, Brechain- Prez ville, Attonville Trebecourt 10. 5. 71 Rouiceaux Rouiceaur Coussay Rouvres la Chétive Sandaucourt,Ollain- Chatenois 11. 5.- 12. 5. 71 Chatenois ville, Darney Longchamps Mirécourt 13. 5. 71 Mirécourt Rouvres en Xaintois Mirécourt Moriville u. Ha 14. 5. 71 Moriville. Frison u. Nomery digny Rambervillers 15. 5. - 16. 5. 71 Rambervillers 2 Komp. Ramber: 2 Komp. Jean menil villers 2 Komp. Bru 2Komp.Houfferas u. Autrey 17. 5.- 18. 5. 71 Stab, 7. u. 8. Komp . 1 Komp. Jean Bru menil 5. u. 6. Komp. St. 1 Komp. St. Benoit Hélène 8. Komp. Ramber: 1 Komp. Houfferas villers 1 Komp. Autrey

-

Datum

Regiments -Stab

158

1. Bataillon

Füsilier Bataillon

2. Bataillon

19. 5. 71

12. Komp. nach Fremefontaine

20. 5. 71

8. Komp. nach Jean menil

27. 5. 71

11. Komp. nach Bues

16. 5.- 31 . 5. 71

Verbleiben des Regiments in seinem Dislokations - Bezirk.

1. 6.- 20. 6. 71 1. 6. 71 Gerbervillers 2. 6. 71 Einville

Rückmarsch in die Heimath. Gerbervillers Magnières Moyen Einville Blainville la Petite, Jolivet, Chan Sionviller cheur

3. 6.-4. 6. 71

5. 6. 6. 6. 7. 6. 8. 6. 9. 6.-10. 6.

11. 6. 12. 6.

13. 6.

14. 6.

Marsch über die neue deutsche Grenze. 2 Komp. Vic Marsal Harran- | Marsal-Harrancourt Vic u. St. Medard court 2 Komp.Moyenvic 71 Bassing Nobing, Vahl u. Burg-Altroff, Geb- Bassing, Bides Benestroff lingen troffu.Dommac Remering Buttlange Holning 71 Puttlange Neunkirchen 71 Saargemünd Habkirchen, Frauen- | Saargemünd berg Mittelbach Zweibrüden, Ernst Zweibrücken 71 3weibrücken weiler u. Bockweiler 71 Landstuhl Hettenhausen, Saal Obernheimu . Kirchen- Landstuhl Armbach stadt, Oberhausen u. Wallhalben Raiserslautern Kaiserslautern 71 Kaiserslautern Enkenbach, Meh lingen, Neuens kirchen 71 Gönheim Göllheim, Eberts Eisenberg u. Ramſen Aſſelheim u. Mer heim, Bodenbach, telsheim Kerzenheim 71 Bechtheim Westhofen u. Gun- Gundheim, Bermers- Bechtheim heim, Nieder dersheim Florsheim Guntersblum Nierstein Oppenheim 71 Nierstein

15. 6.- 17. 6. 71 18. 6. 71 18. 6.- 20. 6. 71

Mainz. Marsch nach Mosbach . Einschiffung in die Eisenbahn. Eisenbahnfahrt über Oberlähnſtein, Weßlar, Létmathe, Paderborn, Harburg, Hamburg nach Rendsburg und Kiel.

Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW12, Kochstraße 68-70.

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