Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur und zur Geschichte des Menschen, oder allgemeine vergleichende Geographie, als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physicalischen und historischen Wissenschaften: Band 1 Der Norden und Nord-Osten von Hoch-Asien [2., stark verm. u. umgearb. Ausg. Reprint 2018 ed.] 9783111420929, 9783111056500

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Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur und zur Geschichte des Menschen, oder allgemeine vergleichende Geographie, als sichere Grundlage des Studiums und Unterrichts in physicalischen und historischen Wissenschaften: Band 1 Der Norden und Nord-Osten von Hoch-Asien [2., stark verm. u. umgearb. Ausg. Reprint 2018 ed.]
 9783111420929, 9783111056500

Table of contents :
Vorwort zur zweiten Ausgabe
Inhaltsverzeichniß und Blattweiser. Asien. Band I
Verbesserungen
Zweites Buch. Asien
Einleitung
Erste Abtheilung. Das östliche Hoch-Asien, oder das Hochland von Hinter-Asien
Erster Abschnitt. Nord-Ostrand von Hoch-Asien
Erstes Kapitel. Aeußerster Nord-Ostrand
Erläuterung 1
Erläuterung 2. Abfall der oberen Terrasse gegen Osten
Erläuterung 3. Die Ost-Straße über die Gebirgskette des Khin-gan oder Khing-kan-Oola
Erläuterung 4. Südrand der Scheitelfläche vom Hohen Petscha, am Lan-ho, gegen das Mauer-Thor Hi-fong-Keou und das Tiefland Peking
Erläuterung 5. Südrand der hohen Gobi von der Kiachtastraße zum Tieflande Peking's gegen den Paß von Tschan-kia-Keou
Erläuterung 6. Der Gebirgssaum von Pe-tscheli zwischen dem Steilabsturze des Hohen Plateau's der Gobi und dem Blachfelde von Peking
Erläuterung 7. Die Kaiserliche Sommerresidenz zu Je-hol, innerhalb des Gebirgssaumes; nach dem Brittischen Gesandtschaftsberichte 1793 und der Reichs-Geographie der Mandschu
Zweites Kapitel. Süd-Ostrand gegen den obern Hoang-ho
Erläuterung 1. Fortsetzung des Chinesischen Grenzgebirgssaumes gegen W. durch Schan-si bis zum Hoang-ho und zum In-Schan
Erläuterung 2. Der Südrand am Jn-Schan zur Nordwendung des Hoang-ho im Lande der Ordos. Ning-hia
Erläuterung 3. Ning-hia's Lage zwischen den Nord- und West-Eingängen. Der Holang-Schan (Ala-Schan), und Siue-Schan, das Schneegebirge. Das Hochgebirge am Koko-Nor. Sining-tschéu, das Emporium in Tangut
Erläuterung 4. Die West-Eingänge der großen Einsenkung durch Kan-su von Schen-si nach Hami. Weltstellung, Historische Characteristik
Erläuterung 5. Das Land der Großen Mauer in Kan-su, das Passageland der West-Eingänge von Si-yu, oder zu den Westländern; Iu-men-und Yang-kouan-Pässe; Schatschéou; das Ju-Thor; Su-tschéou; Kan-tschéou; Liangtschéou. Die Embassaden- und Karawanen-Straße. M. Polo's und Bened. Goés Wege nach Schen-si
Erläuterung 6. Verhältniß der Nord-Straße vom Jn-Schan der Mongolen, der Ost-Straße über den Khingan der Mandschuren, der West-Straße am Siue-Schan der Turkestanen. 1) Die Stadt Khu-khu-Khotun und die antiken Ortschaften. 2) Der In-Schan, als das Asyl der Hiongnu und der Hoei-he
Erläuterung 7. Thian-te, Ten-duch, das Land der Keraït, des Priesters Johannes nach M. Polo. Ein Asyl der Scha-to und Ta-ta. Neuerer Sitz der Kutuchta's und der Hierarchie; deren Bedeutung im Anfange des XVIII. Jahrhunderts
Erläuterung 8. Die Nord-Straße der Mongolen aus dem Lande Ten-duch oder Etzina zum Kerlon, Tula und nach Kara-korum
Zweiter Abschnitt. Der Nordrand von Hoch-Asien
Erstes Kapitel. Das Berg-System des Thian-Schan, oder das Himmels-Gebirge
Erläuterung 1. Die Südseite des Thian-Schan nach seinen besondern Gebirgstheilen: Muztagh, Pe-Schan, Bogdo-Oola, Gebirge von Turfan und Hami
Erläuterung 2. Die Oase Khamil oder Hami am Südostfuße des Thian-Schan-Systems
Erläuterung 3. Das Nordgehänge des Thian-Schan-Systemes; Pe-lu die Nord-Provinz mit Barkol, Urumtsi, Ili
Erläuterung 4. Nord-West-Abfall der Stufenländer des Hohen Dsungaren-Landes, zwischen Thian-Schan und Altai-System, gegen das Blachfeld der Dsungarischen Kirgisen-Steppen
Erläuterung 5. Fortsetzung: Kleinere Steppenbecken und älteste Bölkersitze am Jli; der U-sun, Thu-khiu, Kao-tsche, Thieï-le und Hoei-he
Erläuterung 6. Völker- und Herrscher-Wechsel im alten Dsungaren-Lande seit dem XVII. Jahrhunderte bis zur Rebellion 1826
Zweites Kapitel. Das Berg-System des Altai
Erläuterung 1. Die drei Berg-Gruppen Altai, Khangai und Kentei-Khan mit Khin-gan, nach der Chinesischen Reichsgeographie
Erläuterung 2. Hydrographie des Altai-Systemes, nach der Chinesischen Reichsgeographie
Drittes Kapitel. Die nördliche Verzweigung des Altai-Systemes gegen Sibirien
Erläuterung 1. Entdeckung und geographisches Bekanntwerden des Altai, vom Saisan-See und Irtysch bis zum Ob und Telezkoi-See
Erläuterung 2. Entdeckung und geographische Bekanntschaft mit dem Mittel-Altai und dem Ssajanskischen Gebirge, vom Ob über den Jenisei bis zum Khan-gai an dem Kossogol-See, zu der Selenga gegen das Westende des Baikal-Sees
Erläuterung 3. Entdeckung und Bekanntwerden der Gebirgsumgebung des Baikal-See's wie des Daurischen Alpengebirgslandes, nebst dem Hochlande des obern Amur-Stroms, von Russischer Seite
Viertes Kapitel. Beschreibung der Gebirgsgruppe des Altai
Erläuterung 1. Der Saisan-See mit dem Arka-ul, Dolen-Kara und Sara-Tau, und das obere Irtyschthal mit seinen Zuflüssen, Kurtschum, Narym, Buchturma, nebst der westlichen Verlängerung des Altai auf dem linken Ufer des Irtysch, oder die durchbrochene Gebirgsgruppe der östlichen Dsungarischen Kirghisen-Steppe
Erläuterung 2. Die durchbrochene Gebirgs-Gruppe der östlichen Dsungarischen Kirghisen-Steppe, Fortsetzung: Die Kirghisen-Steppe der linken Uferseite des Irtysch vom Saisan-See bis Semipalatinsk und deren Beschreibung
Erläuterung 3. Die undurchbrochene Gebirgs-Gruppe des Russischen Altai zwischen Irtysch und Ienisei, oder das Erz-Gebirge des Altai mit dem Alpen-Stock der Schnee-Gebirge, oder der Altai Bjelki
Erläuterung 4. Die Altai Bjelki, Fortsetzung. Das Stromgebiet des Tscharysch, die Tigheräzki Bjelki und das Korgon-Plateau
Erläuterung 5. Die Altai Bjelki, Fortsetzung. Das Stromgebiet der Katunja, mit ihren Zuflüssen: Koksun, Uimon, Ursul und Tschuja; Berg-Kalmücken. Der Telezkoi-See mit dem Baschkaus und Tschulyschman
Fünftes Kapitel. Beschreibung der Sajanskischen Gebirgsgruppe zwischen Irtysch und Selenga-Gebiet, am obern Ienisei, vom Telezkoi-See und Kemtschyk-Fluß bis zum Kosso-gol-See im Khan-gai und zu den Selenga-Quellen
Erläuterung 1. Ienisei oberer Lauf, innerhalb der Chinesischen Grenze, Kem, Ta-Kimu. Die Linie der Grenz-Male, das Grenz-Gebirgsland
Erläuterung 2. Fortsetzung. Oberer Lauf des Ienisei, auf Chinesischem Grenzgebiete. Kem, Ta-Kimu, mit seinen Zuflüssen. Der Gebirgs-Gau des Ta-Kimu
Erläuterung 3. Oberer Lauf des Ienisei auf Russischem Grenzgebiete. Der Minussinsker Kreis. Der Abakan mit seinen linken Zuflüssen und Steppenbewohnern: Birjussen, Beltiren, Sagai, Katschinzen
Erläuterung 4. Oberer Lauf des Ienisei auf Russischem Grenzgebiete; Fortsetzung. Die Steppe zwischen Abakan und Ienisei, die Koibalen-Steppe. Sajansk, Minussinsk, Abakansk
Erläuterung 5. Die Ur- und gegenwärtigen Bewohner des Gebirgslandes am Obern Ienisei; Kirghisen- und Samojeden-Stämme

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D i e Erdkunde 101

von

Carl Ritter, Dr. und Pros. p. Ord. an der Universität und allgemeinen Krieg-sischule in Berlin, Mitglied der Königlichen Aeademie der Wissenschaften dassselbst. Ritter de- rothen Adler-Orden- dritter Klasse, Correspondent der Köönigl. Societät der Wissenschaften in Göttingen. Auswärtige- Mitglied tbtt 8odet£ asiatiqoe in Paris, der Royal Asiatic Society of Great t Britain and Ireland, wie der Royal Geographica!

Society in London etc.

Band

I.

Der Starben und Nord-Osten von Hoch-Asien.

Berlin, 1832. Tedruckt

und

verlegt

bei ©. Reimer.

Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur und zur Geschichte des Menschen, oder

allgemeine

vergleichende Geographie, a lr

sichere Grundlage deS Studiums und Unterrichts in physikalischen und historischen Wissenschaften, von

Carl Ritter, Dr. und Pros. p. Ord. an der Universität unk allgem. Kriegsschule in Berlin, Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften das. Ritter bet rochen Adler-Ordens dritter Kl., Wirkt. Mitgl. der Wetterauisch. Ges. f. d. ges. Naturkunde, corresp. Ehren-Mitgl. der Ges. f. ältere Deutsche Geschichttk.r Corresp. d. Königl. Soe. d. Wiffensch. in Göttingen, d. Senkrnbergischen Naturf. Ges. zu Frankfurt a. M., der Märkisch-ökonom. Ges. in Potsdam, der Ges. für Pommersche Gesch. und Alterthumsk., des Apo­ theker-Vereins in Nord-Deutschland, der Gcs. für Natur-W. und Heilt, in Heidelberg und Dresden, AuSw. Mitgl. d. Soc. asiat. in Paris, der Key. Asiatic Society of Great Britain and Ireland, wie der Rör. Geographica! Society in London etc.

Zweiter Theil. Zweite- Buch. Band

Asien.

I.

Iwrite stark vermehrte und umgearbeitete Ausgabe.

Berlin, 1832. »druckt und verlegt

bei G. Reimer.

„CÜittt emwgit vmtns ex ertore quam ex c o t r:

XIII

4 Bände, wie dies auch bei dem Schluffe Afrika'- der Fall war, abgeschlossen seyn, und als Theil der allgemein« Erd­ kunde, aber auch als für sich bestehend«- Ganze, wir auch der Doppel-Titel es besagt, über diesen Erdtheil zu betracht« seyn. Diesem wird dann, ohne Unterbrechung, die Geogra­ phie von Europa, in demselben Sinne ausgearbeitet, felg«, ein Gegenstand auf den alle frühern Studien berechnet waren, zu welchem zehnjährige wiederholte öffentliche Borträge und andere Arbeiten hinreichend vorbereiten konnten, auch noch ei­ nige Reisen wo möglich tüchtiger machen werden. Alle jene Namen auch nur dankend zu nennen, welche das Werk auf nahe oder ferne Weise gedeihen macht«, würde weg« der zu großen Zahl hier unpassend seyn, die einzeln« Förderer treten überall an ihrer Stelle im Texte hervor, und allen sey der innigste Dank von meiner Seite gewiß, wenn auch sehr mannichfaltiger, äußerer Beruf mich seit einer län­ ge« Reihe von Jahren nur zu oft hinderte, diesen inSbrsoitt dere immer selbst dann auszusprechen, wenn dies mir da- leb» Hasteste Bedürfniß war. Ich hoffe bei den Einzelnen auf Nachsicht rechnen zu dürfen, wenn im Allgemeinen mein Be­ streben nicht verkannt wird, jedes besondere Verdienst durch Anerkenntniß, oder Bestimmung, oder Berichtigung zu ehr«, und, wenn man mir zugiebt die Schuld an meine Zeitgenos­ sen abttagen zu wollen, eine Schuld, welche mir die zuvor­ kommende allgemeine Theilnahme auflegte, die mich seit lan­ gem vor der Wiederaufnahme deS Werkes weit mehr drückte, alS es sich sag« ließ. Zu den günstigsten Ereignissen iin Fortschritt meiner geo­ graphischen Arbeiten darf ich es wol rechnen, daß sehr bald nach Erscheinung gegenwärtigen Bandes, wie stüher nachttäglich zu Astika, so gleichzeitig, noch vor dem vollendeten

xir

Vorwort.

Drucke von Ästn, durch meines Freunde- O'Etzel befonde» res Bemühen auchKarten von Asien, ähnlich jenem Atlas zu Afrika, zu Stande kommen können, welche ganz für die Lesung des Buches eingerichtet sind, die aber in »«bessertet Gestalt auftreten werden, als dies bei den ersten Versuchen der Blätter zu Aftika möglich war. An deS Geometer Hm. Grimm mehrjährig bewährter Theilnahme meiner Arbeiten und beffen dauerndem Eifer für gründliche Verbesserung des Landkartenwesens überhaupt, haben wir, wir an feinem Freunde Hm. Scharrer, beS trefflichen Lithographen, eine selten ver­ einigte Kraft der wissenschaftlichen Technik für die Karthographik gewonnen, welche manche schöne Frucht für die Zukunft verspricht. In dem ersten Hefte dieses Grimm'fchen Atlas von Afim, der in kurzem von demselben näher angekündigt werden wird, sind 4 Blatt Centtal-Asien nebst einer Tafel Profile enthalten, welche man als eine nicht geringe Bereiche» rung der geographischen Darstellung von Asien überhaupt wird ansehen können, theils was Benutzung neuer Quellen, theils was die Critik derselben und ihren zweckmäßigen Ausdruck im Bilde zum Verständniß unseres Textes betrifft. Wir glauben versichen zu dürfen, daß keine Mühe und Arbeit gescheut wurde, das möglichst Beste zu erreichen. Diese 4 Blatt sind auch zum Zusammenstoßen zu Einem Blatte eingerichtet, wel­ ches bis auf die Erscheinung von Klaproth'S und Bergtz aus' angekündigten großen kartographischen Werken von Asien, denen wir mit Sehnsucht entgegen sehen, wol vor al» len andern entschieden den Vorrang behaupten wird. Dieser ganz neu entworfene Atlas von Asien, in mittlerem Karten­ format auf 20 Blatt angelegt, musterhaft lithographirt, zu «olfeilstm Preisen gestellt, wird, war diesen Erdtheil betrifft, dem allgemein gefühlten Bedürfniß möglichst zweckmäßig mt-

Vorwort.

xjt

sprechen, und alle- erfüllen waö billiger Weise von de» Lrfern der Erdkunde auf Blättern in solche« Maaßstab« m»«r= tet und gefordert »erden dürfte. Der eigenchümliche Tang unserer Untersuchungen, ver­ schieden von allem frühern geographischen Herkomme», in welchen sich der Leser ganz hinein zu versetzen hat, um überall den wahren Zusammenhang, die Ordnung, de» fkttn Fortschritt wahrzunehmen, und immer höher« Erleuchtußg jo­ de- besondern für und durch das Ganze zu gewinnen, ist der, daß wir überall, nicht von vorn herein, von willkürli­ chen, herkömmlichen, compendiarischen Ab» und Eintheilungen und positiv gewordenen, geographischen, meist larvenartigi» Begriffen ausgehen, welche man vom Allgemeinen auf tz»S Besondere gewöhnlich ganz irrig überttagen hat. Er besteht vielmehr darin, daß wir von den Massen und ganz übersicht­ lichen Anschauungen ausgehend, onö erst überall mit ganz im Einzelnen in den räumlich, naturgemäß, gesonderten Lokalitäten orientirrn, um diese- dann in dm zusammengehö­ rigen Gruppen, nach den individuellsten Erscheinungen, Lev» hLltniffen und hervortretenden Gesetzen, in den Wirkungen und gleichzeitigen räumlichen Sphären der Kräfte aufzufassen, um, mit dem Verbände der verschiedmen Gruppen, wiederum sich zu allgemeinem Beschreibungen, Verhältnissen, Constru» rtionSgrsetzrn in Beziehung auf das physikalische, und auf die andenveitigen Functionen jedes Locales, auf das Organische und Lebendige, zu erheben. Hierzu dient die Anordnung der Paragraphen, deren jeder mit seinen Fortsetzungen, Unterab­ iheilungen, Anmerkungen, ein in dieser Hinsicht abgerundetes, dem Wesen nach alle positiven Datm zu einem Brennpunkt koncentnrendeS Ganz« enthalten sollte. Wäre die- erreicht, so mäste ein jeder derselben, den wahr« Umriß eines nunmehr

XVI

Vorwort.

durch Geographie, für Physik wie für Geschichte, wirklich zu handhabenden Gliedes, in einem dereinst zu ordnenden na­ türlichen Systeme der Geographie darbieten. Um dieses Ziel zu erreichen, war die Untersuchung der ältesten Annalen der Geschichte und der ftühesten Reisenden, der Einheimischen und Fremdlinge, aber ebtn so nothwendig, wie die der Gegenwart, der unbekanntere oder ganz unbeach­ tete Theil der Literatur mußte vorgefühtt werden, um die Daten quellengemäß jeder ferneren Critik zugänglich zu ma-chen, uhb oft den Dünkel oder Irrthum der Gegenwart zu vernichten; daher überall die Einflechtung der EntdeckungSgeschichten, die Bezeichnung der Lücken durch Terra incogoiia, die Anführung der Priester» und Heldensage wo Beobach­ tung fehlte, der Kriegsgeschichten und Eroberungszüge, des Bergbaues, der Missionsberichte, die Nachricht von den Ut« Otz«r und Colonisationen toic von den Residenzen der ver­ schiedenen Völker und Culturperioden; daher die genaueste Anführung aller Denkmale der Vorzeit u. s. w., für Histo­ rie und eine künftige Ethnographie, die wir durchaus noch nicht besitzen. Aber eben so mußte die Verbreitung der kli­ matischen,' der plutonischen Erscheinungen, wo sie in localen Formen, Verhältnissen, geschlossenen Sphären auf­ treten, eben so die geognostischen, die vegetativen, die zoologischen Verhältnisse der Landschaften, um sie zu einer lebendigen Anschauung für das geographische System zu erhe­ ben, sobald sie sich nur localisirt, characteristisch, räumlich, ge­ setzgebend zeigen, nicht übergangen werden. Die bunte Mannichfaltigkeit dieser Daten mußte den Umfang der Arbeit er­ weitern, gleich wie der Inhalt sich steigerte: denn sie sollte nicht müßiger Schmuck und Unterhaltung seyn, sondern durch inhaltreiche Fülle zur Gestaltung der lebendigsten Anschauung

Vorwort.

XTM

mitiHrfra, um zur Betrachtung des Ganzen LU erheden, den Begriff zur Entwicklung und zur Klarheit zu brin» gen, der Erscheinung das Gesetz zu entlocken, wie der CH» miker, der Physiker, der Astronom im Laboratorium oder im Freien, sey es aus der Bewegung des Sterns wie aus der Gewitterwolke, aus dem Zusammenhange der Beob« achtungsreiht sein Resultat zieht. In dieser Hinsicht schien es der Mühe werth eine ganz durchgearbeitete quellengemäße Erdkunde von Asien zu versuchen, wie wir noch keine besitzen, um einen festen Kern zu gewinnen, auS dem ünzäh» lige Keime hervortreten und nun sich mit größerer Sicherheit entwickeln können. In das besondere dieser Methode weiter einzugeben, wel­ che, unter den bestehenden Umständen, meiner Ansicht nach, nur allein, durch das Labyrinth der Tradition und der Erheinung, zur Wahrheit und Sicherung unserer Wissenschaft, obwol mühsam und allmälig hindurch führt, würde hier nich der rechte Ort seyn; darauf hinzuweisen war aber zur Auf­ fassung des Ganzen nothwendig. Noch einiges darüber sehe man in der Einleitung Seite 20 Note 42 und dem dann angeführten nach, und besonders in dem was in meinem Aufsatze, in BerghauS Annalen, Aug. 1831 S. 506 — 520 darauf zurückführt. Obwol noch manche- verwandte zu bemerken seyn möchte, so überlassen wir dies doch dem eigenen Urtheil der Leser, oder einer bei den Fortsetzungen des Werks sich darbietenden passenden Gelegenheit, weil uns hier der Raum zu beschränkt ist. Nur den innigsten Dank für so vielen fördernden Bei­ stand jeder Art wiederholen wir noch einmal am Schluß ei­ ner Arbeit, die nur unter ganz besondern Begünstigungen sol­ cher Art, von vielen Seiten her, ihr Ziel erreichen kann. Und «Hirt Erdkunde II.

xriN

Vorwort.

fe taffen wir den ersten Band in§ Welte vom Stapel laufen, mit fteudiger Beruhigung für eine glückliche Fahrt, da auch der Hr. Verleger, dem wir dafür öffentlich danken, das Seinige gethan hat den schwerbeladenen Kauffahrer zum Orient gehörig auszustatten. Berlin, den 20. Mai 1832.

6. Kitter.

Inhaltöverzeichniß und Blattweiser.

Asien.

Einleitung, 8« §. §.

1. 2. L.

§. §.

4. 5.

Band

I.

p. 1 — 84.

Uebersicht. S. 1 — 5. Indische Erdansicht. S. 5 — 14. Europäische Erdansicht. — Uebersicht. — Nachbar-Erdtbeilen. S. 15 — 20.

Stellung zu dm

Horizontale Dimensionen; wagrechte Gliederung. S. 20 — 30. Verticale Dimensionen; senkrechte Gliederung. S. 3057/ Sprachbestimmungen. Größtes System der Massenerhebung mit vorherrschenden Plateaubildungen. Charakteristik. Tren­ nung und Verbindung. Stellung. Grenzsteine. Scheidung in Ost und West. Parallelismus und Convergenz. Hauptaxe der Anschwellung. Fortsetzung der Hauptax/gegen S.W.; der nach außen gehobene Erdkreis.

$.

6. Das Tiefland von Asien.

S. 57 — 73. Stufenländer und Stromsysteme. Die Formen und Stellun­

§.

7.

§♦

8.

§.

gen der gesonderten Hochländer Asiens. Die Formen und Stellungen der gesonderten Tiefländer Asiens. Resultat. S. 73 — 74.

Maximum der Contraste in der Mitte und der Durchbrechun­ gen im Westen. S. 74 80. 9. Dimensionen - Verthettung und Climatische Einheit Asiens. S. 80 — 84.

XX

Inhnltsverzrichniß

Erste Abtheilung. Das östliche Hoch-Asien, oder das Hochland von Hinter-Asien. S. 85 — 1143. f. 10. Uebersicht. S. 86 — 87.

Erster Abschnitt. Ostrand von Hoch-Asien. S. 88 — 314. Erst e« Ä erb. Varsha.

Einleitung.

11

der, Sara), welch« der Weise Sandschayae seinem König» genauer beschreibtw)/ al< da- Land da- geliebt ist von Indra« dem Gotte, von Manu und andern. Di» großen Weltstrime, welche von dem Ment herabfließen, hei­ ßen nach Süden, Ganga und Sindhu (Gange- und ZnduS), audenen selbst noch gleich wie auö den andem, nach hem Dichter des Mahabharata, nicht blos reine, sondern auch unreine Völker mit einander gemischt bi« Wasser de- Stromes winken. Diese letzern, di« Unreinen, sind bitMletscha, d. i. Barbarenstämme (Berbera ge­ nannt) 2I), die da- Brahmanenthum nicht kennen. Gegen denOstrn strömm b«Sitä vom Mein herab (er ist weiblich» ob ein chinesischer Strom?), gegen Norden bttBhadra (oder Bliadrasoma, wahrschein­ lich nach Wilson der Jrtysch)M). Gegen West der Apara Gandica (westlicher Gandica) oder Chacschu (Oxus der Allen), den die An­ wohner seine- obern Laufe- auch jetzt nach Cocsha nennen23). 2m Ramayana werden noch mehrere östliche und westlich«, groß« Ströme genannt, dir demselben Hochlande entfließen, u«d eine Kunde seiner wahren Natur beweisen, sie sind lehrreich2*) erklärt. Auch die buddhistischen Birmanen kennen diese fünf großen «Strome25) der Erde vom paradisischen Wunderberge der Erdenmitte, und unterscheiden von ihnen andre vier, die sie au7 Seen in den Süden de- Meru verlegen, von denen weiter un­ ten die Rede seyn wird. E- ist offenbar in dieser ganzen Darstellung de- Erd­ baue- von Asien, nach diesen ältesten Religionsbüchern und Epopöen, der einzelnen Verschiedenheiten der Purana's oder ihrer spätern Erklärungen ungeachtet, nicht zu verkennen, daß die E i n « wahre Hauptidee vom gemeinsamen, asiatischen Hochlande, und seinem Einflüsse auf da- ganze Continent, derselben zum Grunde liegt, die Wichtigkeit desselben aber, und per Zusammenhang de- Ganzen mit größerem Uederblick als viele

*°) f. (n Bhishma khanda 1. c. ai) Wilson’s Rarlja Taringini in Asiat. Research. Calc. T. XV. p. 47. 2J) Wilson Biet. I. c. s. v. Mein. 2 J) M. Kluft instone Acr. of Vanlnil. Loml. 1815.

4. p. 88. 628. t. 144. p. 72, 91.

»♦) s. v. Schlegel Indisch. Biblioth. rbend. B‘) Fr. Uuchanan l. c. p. 231.

12

Asien.

andre Systeme die vom Einzelnen und Besonderen au-gingen, aufgefaßt ist. Ardschimas, der die Gottheit um Auskunft, wer fle sey, be­ fragt und von ihr in Allem den Bericht vom Größten und Er­ habensten erhält, hört von ihr, daß unter den Gipfeln der Hochgebirge der Erde sie selbst Meru feg 26). Es ist nicht eine einzelne hohe Gebirgskette, nein eS ist die erhabene, weitausgebreitete Hochterrasse des ErdtheitS, eS ist das ganzes) Plateau der Hohen Tartarei und TübetS, uni) hiernach richtet sich das Uebrige in der weitern Ausführung dieses geographischen Systems, das freilich seiner Anordnung nach, wie alle Systeme, und je mehr je geringer die vorhandne Einsicht, der Symmettie auf die Bildung der Erde einen um desto grö« feen Einfluß einräumte. Denn im Süden und im Norden vom Meru oder dem Hoch­ lande streichen, von Osten nach Westen, je drei und drei Berg­ ketten in gewissen Abständen, und, wie es scheint, parallel von Ocean zu Ocean mit einander fort, wodurch nun, sammt den Landschaften im Norden und Süden, und dem Meru in der Mitte, sieben Zonen nach Art der Elimate der Alten als Haupteintheilungen der Erde von Norden nach Süden gebildet werden, und das ganze, feste, alte Land, Asien, wofür ihnen aber der gemein­ same Name fehlt, die natürliche Gebirgseintheilung (Yordia parYHta) seiner Landschaften erhält. In dem ältesten uns bekannten Gesänge des MahaMiarata -s), werden sie in folgender Ordnung mit Namen aufgeführt: „llimaxän -M) und Hvmakütas, tmbNischadhas der beste der Berge; IN Mas der lasurblaue und Svetns der weiße und der Zipfelige Sringaxan (von Sringa> d. f. Gipfel)." Diese drei, die blaue, die weiße, die gipfelige Kette sind die nordischen; jene drei ersteren sind als die südwärts gegen Indien abfallen­ den berühmteren und bekannteren unverkennbar. Denn Hima26) Bhagavad-Gita ed. A. W. de Schlegel. Bonae 1823. 8. Lect. X. dl. 23, 25 : Merus inter montium cacumina ego — inter montes Himdla>as. 27) Wilson Biet. s. v. Meni. 28) s. Bhiflhmakhanda 1. c. und Wilson’s Dict. s. v. Varshaparvata. 29) Hima>ant ist das stärkere Thema und Himavat, die von Gram­ matikern als Thema angenommene Form.

Einleitung.

13

van im Ramaynna wie im Mahabharata 31), ober Himavat, waS gleictviel (der Schneeige, Winterliche), sind nur verschiedene Formen desselben 31) Gcbirgsnamens-, der bei Dichtern verkürzt Hi-

mäln32) oder HimaMi, bei den Neuern Hima-chui, d. h. Schneegipfu, nach Cxilelirooke, oder auch allgemeiner als Himalaja) d. i. Aufenthalt oder Wohnung des Schnees, oder Schneegebirze (von lüma, I. q. /**/. Kr. Hopp Diluwum cum tntms aliis praestantjssimis Mali:! Hliarati enisodiis ed. Kerol. 1828. 8. und im Manava Dharma Sastra Calidasa tiansl. by llor. 11. Wilson. Calcntta. 1814 v.705. ss) s. Vasishthac ll)iniius in Deum Pltivium. lib. V. 7.2; in Big. Veda« Sperimen edid. Krid. Kosen. Lond. 1830. p.23. J4) v. Bedien Alt-Indien I. 235, 207; v. Schlegel Indisch. Bibl. Th. I. p. 89. 36) Moorcrost fatje einen Kailas am Manü''arovar-Sec; f. Journey to lakcManasardvara in Asiat. Kcs. Calc. 1816 4. Vol.\H. p. 415, einen zweiten Kailas fand Hodgson an der Gangesquelle, s. J. \. IlodgsonJournal etc. in Asiat. Res. Calcntta 1822. Vol. XIV. p. 92; Heibert sahe einen dritten Kailas in der Raldang- Gruppe am Sctlej unter 31° 29' 22" N. Br.; s. Course and le>cl of tlic Selbj in Asiat. Res. Serampoic 1825. T. XV. p. 362.

Zu bltftm Kallas» hinauf, durch die Lüste in langen Rei­ hen, ziehen nach Calidäsa’s Gesänge des Wolkenboten, die ge­ weihten Alpen -Schwäne^), weil dort die reinen Ströme sind, in denen die Götter baden, wo RanvVs heiliger Fußtritt verehrt wird. „Diese Lsilasa-Höhen vor allen glänzen im hellsten Schimmer wir Spiegel» eia göttlicher Anblick, und weit hin leuchten feine Gipfel, weißen Lotosblumen gleich, über dir fernm Reiche der Erde, als ein Lächeln Siva’s oder Mnhädeva’s des großen Gottes." Ein erhabene» Bild vom prachtvollen Glühen und Glanzen weitleuchtender Schneeketten. Alle andere Erörterungen der Hindus übergehen wir hier: Namengebung, Belebung, Bestimmung von Länge und Höh« der Gebirge, so wie die Angabe ihrer symmetrischen Stellung und Anderes, was ins Unermeßliche geht, wo die Indische Zahl wie das Indische Wort nur Zeichen für das Symbol nicht für den Begriff ist, um nach diesem kurzen Umriß de- Ganzen, der uns aber schon für die Beurtheilung altindischer Naturansicht, im Großen hinreicht, zu dem überzugehen, was für Europäische Wissenschaft Bedürfniß ist. Ein sehr großer, obwol noch immer lückenreicher Schatz, der getreuesten Beobachtungen von Augen­ zeugen, aber auch oft nur, mehr oder weniger lehrreiche Berichte Anderer, aus den Quellen und Arbeiten der gebildetsten Völker, schäften Europens und Asien», wird unsrer Forschung zu Gebote stehen, deren Ergebniß nach Kräften hier zusammenzufassen ver­ sucht werde. Genauer bettachtet verschwindet freilich jene symmettische An­ ordnung im Gezimmer des Hochlandes, und seine Ausdehnung, im weitläustigstcnSinne, schließt eine große Mannigfaltigkeit von Oberflächen in sich; aber die Hauptansicht müssen «oir immerhin mit den Indischen Purana'S theilen, so weit ihr Blick reichte. **) Megha Duta or tbe Ctoud Messenger by Calidasa transl. by H. H. Wilson, Colcutta 1814. v. % 71, und 397.

Einleitung.

15

§. s. Europäische Erdansicht. — Übersicht. — Stellung zu den Nachbar-Erdtheilen. Ueberfihaum wir den ganzen Erdtheil, der den Indern nicht genaue» bekannt seyn konnt«, da sie, so wenig wie dl« Aegypter, darauf ausgingen, gleich den orcidrntalen Völkern Weltbeobachter zu seyn: so eröffnet sich uns ein weit größeres Natur­ schauspiel, das wir, als Planetenstelle in der Entwicklung ihrer räumlichen Verhältnisse, dem Wesen nach, nur dann vyllkommen zu erfassen im Stande seyn werden, wenn wir deren Ge­ samtumriß un- zur lebendigsten Anschauung zu erheben suchen, weil auch dadurch jedem besondern Theile sein Recht wird. Den Ge­ gensatz zu Afrika, als den Süden oder Südwesten der alten Welt, dessrn räumliche Gestaltungen und Charakteristik wir im ersten Buche nachgewiesen haben, bildet die, bet weitem größere, nord­ östlich« Continental «Halbe der vereinten Erdtheile Europa und Asien. Denn beide machen nur «ine zusammenhängende Län­ dermass« aus, etwa «ine Million Quadratmeilen) also doppelt so viel al» der Afrikanisch« Süden, der nur wenigr- über die Hälfte jenes Flächenraume« einnimmt. Dem Herkommen nach denken wir un» diesen, «eit vom Aufgang zum Niedergang fast über die Hälft« de» Erdballs in mächtigen Bogen hingelagerten Theil der Erdrinde, als zweierlei geschiedene Erdtheile; al» ei­ nen westsichen und einen östlichen, Europa und Asia, von de­ nen dieser der überwiegende Theil, jedoch fünfmal so groß ist alS jener. Man könnte wol beim ersten Anblicke, welcher keine natürlich« Scheidung beider darzubieten scheint, geneigt seyn, diese herkömmliche Trennung blos der Laune der Völker und der geiten zuzuschreiben; zumal da das frühere Europa nicht von jeher mit dem heutigen gleich« Gränzen gehabt hat, da Herodot z. B zu seiner Zeit diesen Erdtheil von West gegen Osten weit über die heutig« Gränze von Asien hin ausdehnt (Herod: IV. 42). Wirklich ist auch Asien gegen den Süd-Westen, gegen Afrika, ganz ander» sichtbarlich durch Meere geschieden, und steht mit ihm in fast gar keine» kontinentalen Verbindung; Europa dage­ gen macht mit ihm gegen N.W. längs dem Meridian-Gebirge des

16

Asien.

Urallschrn Zuges bis zum CaSpischen See noch einen breiten, gemeinsamen Stamm aus, und tritt au- diesem, einem Vielzweigigen Gewächse oder Sprößling Asiens vergleichbar, weit gegen Nordwesten vor in den Atlantischen und nördlichen Polar-Ocean. Auch bemerkt schon ein feiner Kenner^) großer Naturerschei­ nungen, daß oft nur der Sprachgebrauch solche Bezeichnungen feststelle, wo eS nicht absolute, sondern relative Verhältnisse gelte; daß man daher auch wol, dem bloßen Größenverhältnisse nach, ganz Europa nur als eine große Landspitze der Alten Welt gegen Nordwest gerichtet betrachten könnte, wie man eben so gut auch beide Indischen Halbinselländer, als gegen Südost gerichtete, für sich bestehende Continente gelten lassen möchte, da sie der Größe nach hier nicht zu weit zurückstehen würden. Die durch den Gang, nicht der Politik, sondern der Völker- und MenschenGeschichte ausgeprägten Benennungen der Erdräume, hatten aber allerdings ihren historischen Hintergrund, der sie durch alle Zeiten hervorhob, und nicht Zufall ist es gewesen, was einen Europäi­ schen von einem Asiatischen Erdtheile sonderte im Natur- und im Völkerleben. Jedem derselben wird seine Individualität durch ein eignes inneres System des Zusammenhangs seiner plastischen Gestaltungen gesichert, welche mehr noch zu Trennungen führen alS sondernde Meere. Doch auch Meerscheidungen, die gegenwärtig immer noch sehr merkliche Spuren ihres frühern Daseyns zurückgelassen ha­ ben, mögen einst in frühern Jahrtausenden Europa eben so be­ stimmt von Asien samt dem schmalen Kaukasischen JsthmuS ge­ sondert und zu einem mehr als Halbinsellande gemacht haben, wie Afrika noch jetzt von Asien. Nämlich zu einer Zeit, da der Spiegel des Caspischen und Aral-SeeS noch um wenige- höher stand alS gegenwärtig, al- gegen Nord am Ostfuße de- Ural vorüber, durch die tiefen jetzt trockengelegten, aber mit zahl­ reichen Gruppen von Salzseen erfüllten Einsenkungen *), mit* ay) G. F. Link Handbuch der physikalischen Erdbeschreibung. Berl. 1826. Th. I. l». 117. ") Alex. v. Humboldt ..Ueber die Bergketten und Sultane von Inner-Asien" in Poggendorf Annalen d. Phys. 93b. 94. 1830. p. 330. Dasselbe mit Zusätzen: Mem. sur

les Chaines de Montagncs ct snr les Volcans de l'Asie Interieure. Varie. ht Nonv. Ann. T. IV. 1830. p. 217 — 316.

Einleitung.

17

telst einer Furche, durch die Sandwüste Kara-Kum und in der Richtung, welche die vielen See-Gruppen der Kirgisen - und Barabinzen-Steppe39) bezeichnet, im Bette de» nunmehrigen To» bol tnb Ob, mit dem Polarmeere noch in Verbindung stand, vielleicht «he der Ural zu seiner jetzigen Bedeutung emporgeho» hoben war. Die unverkennbaren Spuren dieser alten verschwundenen Meerr-fcheidungen sind al» tiefeingesenkte Steppenlander immer noch nachwirkende Scheidungen der Erdtheile und ihrer Bewoh» nrr geblieben, in einer Linie, welch« der untere Lauf der Flüsse Ural, Wolga, Don, von ihren plötzlichen Wendungen südwärts de» Obstschey-Syrt, im Maximum ihrer gegenseitigen Annäherungen genau dadurch bezeichnet, baß nach Asien zu überall die große Erdstakung der Alten Welt, mit Easpischem und Aral-See, und ihren weiten Strppenfiächen unterhalb de» Ocean-Niveau» fallt, gegen Europa zu, aber alles Land der Flachen dagegen sich hebt. Wir haben schon frühzeitig den Naturbeobachkungen S. Palla» folgend, und den Messungen v. Engelhardt und Parro?», über die tiefe Lage des Caspischen See- (300 bi» 350 Fuß unter dem Spiegel de» Schwarzen Meere»), in diesen negative» Niederungen, unter dem Oceanischen Niveau, mit dem Step» penboden, den Gegensatz und die wahre Natur- und Bölker-Gränze Asiens gegen Europa's flachen Boden im Osten, mit seinen p o fi» tiven Niederungen zu finden geglaubt, die als niedres Hügel­ land, oder geringe Plateauflächen und selbst als meeresgleiche Ebenen, doch immer noch über dessen Spiegel hervorragen. Der Gegensatz jener Tiefen und Höhen in den weitverbreiteten Flächen wird nicht durch die absolute Größe, die immer nur wenige hundert Fuß b«tragt, zu einer wichtigen, characteristischen Gränze zwischen Erdtheilen und ihren Populationen, sondern durch die, jene vrrttcalen Unterschiede begleitenden Naturbeschaffenheiten. Auf Asiatischer Seite in der negativen Niederung, 100 bi» **) J. Klaprotli Mem. relatifs a l’Asie. T. I. p. 127. not. Desselben Tabl. liistor. de l'Asie. Paris. 4. p. 175. Abel Remusat Remar­ ques sur l’cxtension de la chine du cote de l’occident in Mem. s. iAsie centrale. 4» Paris 1825. p. 108. Ritter Erdkunde II.

D

Asien.

18

NOFuß unter bem Meernlveau, mit Meeressand, Kiesschutt, Salzfülle. Salzseen, Muschelbänken und Meeresproducten überzogene horizontalgleiche Eben«, ohne Hügelland, ohne der Vegetation günstige Erddecke» und daher ohne Quellenreichthum, ohne zusam, menhängende Rasendecke, ohne Ackerboden, ohne Waldungen, oder mit dem charaeleristisch bi- auf wenige Au>. 323 etc.; derselbe über Basaltische Inseln in d. Lbhandl. d. König!. Akadem. d. Wiffensch. in Berlin 1818 —19. Derl. 1820. p. 51. etc.

Einleitung.

5$

emsorgehobne Inselgruppen (gleich den sieben großen Blas« der Canari sehen Inseln) zuerst erkannt har, schließt sich bet ms* würdige Kranz der Australischen und Asiatischen Inselketten mit denGebürgszügen und Reihenvulkanen an. Die- ist nun die schon oben berührte divergirende, äußerste Gliederung deS hohen Ost-AsienS; sie reicht demselben gleichsam die Hände, und zeigt in der begleitenden Insel-Atmosphäre, alS marine östliche Umsäumung, auch ohne auf innere Bestandtheile einzugehen, schon in räumlicher Beziehung und Stellung, ihr Verhältniß an, zum innern Zusammenhang mit jener au- der Tiefe hervorgehobenen, sehr wahrscheinlich vorangegangenen Bildung einer colossal» sten Gesamterhebungsmasse des größten aller Continente. Die Hauptaxe jener Anschwellung, im östlichen wie im westlichen Hoch-Asien, bewirkte demnach in jener den GebirgSparalleliSm durchschneidenden Normalrichtung von S. W. gegen N. O., den breitem Zusammenhang der gehobnen Massen, welcher de« sagten Hochländern daher mit Recht den Namen der Gesamterhedungen gewisser Räume der Erdrinde vindicirt. Aber die subterrestre Ursache dieser Anschwellung, der ebenfalls die in gleicher Wirkungslinie liegende Verknüpfung beider Ost- und Westmassen, im hoch emporgehobnen Alpenlande deS Indischen Kaukasus zuzuschreiben seyn wird, wirkte auch in mehrmals ab­ gefetzten, wiederholten, blasenartigen Hebungen großer analog ge­ bildeter, mit RandgebirgSsystemen umgürtetet und mit vorherr­ schenden Plateauflächen überzogener Erdräume, südwärts vom Asiatischen Hochlande durch die Tiefen des Indischen Oceans fort, und schwellte die niedrieger bleibenden Plateaulandschaften von Dekan in Indien, von Nedsched in Arabien, und weiter ge­ gen S.W. die colossalere deS Hohen Afrika zwischen Habesch bis zum Südcap der Guten Hoffnung empor, deren Haupraxen der Anschwellungen auch mit ihren insgesamt, und dies ist merkwür­ dig genug, gegen den S. W. gerichteten größten Breiten zusam­ menzufallen scheinen, deren höchste Hebungen ebenfalls in die steilsten, dem Süden zugerichteten Winkel ihrer großen Triangulargestalten vorspringen, ihre sanfteren Senkungen zu weiten Tief­ ebenen aber, wie im Dsungarenlande stets gegen N. W. sich nei­ gen. So ist dieses der Fall in Dekan vom hohen Plateau von

Alken.

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Malwa gegen da- (lese, sandige Sind zum mittlern und untern Jndu- z so vom hohen Nedsched Central-Arabien- in die tiefe, sandige Syrisch-Arabische Wüste zum untern Euphrat, und eben so vorn hohen Habesch und dem problematischen centralen HochAfrika zu dem tiefen Sudan de- Tschad-SeeS und der Sahara. Solchen übereinstimmenden Oberflächenverhältnissen der verticalen Entwicklungen von Gesammterhebungen, welche zum Theil auch die Grundursachen horizontaler Ausbreitungen in ihren Stämmen und Gliederungen gewesen seyn mußten, nämlich vorherrschend in allen südöstlichen Räumen des Alten Gontinented, denen Asrica und Asten mit seinen südlichen Halbinselländern die In­ dividualität ihrer plastischen Gestaltungen, und die Erdtheile selbst das Gharacteristische ihrer Gonsiguration im Ganzen verdanken, lagen demnach auch, in der gemeinsamen Tiefe der Erdrinde wol eben so zusammenhangende oder allgemein wirkende, tellurische Ursachen zum Grunde.

Denn solche nur konnten im Ostkranze

der continentalen Landwelt^), in der großen alle Paral­ lelen und Meridiane durchschneidenden Diagonale vom aquatorischen Afrika an, bis zum Tschuktschen Vorlande Nordost-Asienhin, die größten Massenerhebungen der Erdrinde mit vorherrschenden Plateausystemen in solcher Ueberein­ stimmung gestalten, wie sie sich nirgend- sonst noch auf der Erde wiederholt haben.

Diesen Anschwellungen nach oben, mit

denen die größte Ausbreitung trockner Landerräume de- Planeten von seiner continentalen Seite, nach dem Innern des gro­ ßen Erdkreises, gegen den Nordpol der Erde zu (wa- wir an­ derwärts wol die nordöstliche Landhalbe des Erdball- ge­ nannt haben), zur Zeit anfänglicher Bildung in genauestem Zu­ sammenhange zu stehen scheint, entspricht auch im Gegensatze von jener, die ganze pelagische Seite der Erde. Denn jener äußere Ring des Erdkreises, den der noch größereWasserkrei- umgiebt, ist in der alten Welt durch die Hauptaxe der Anschwellun­ gen der Plateaumassen zur höchsten Massenerhebung gebildet, in der neuen Welt aber ist die Gegenseite desselben Erdkreise-,

,e) s. meine Abhandl. über geogr. Stellung und horizontale Aus­ breitung u. s. w. Akad. d. Wiffensch. Bert. 1829. p. 106.

Einleitung.

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durch bst Hervordrängungrn ar»S btt größten Erbspattr zur tetof« salsten Kettenerhedung de- Erdball- emporgehoben; nur zweierlei Formen, und bloß äußerlich verschiedenartige Erscheinungen, der­ selben die ganze nordöstliche Landhalbkugel über die Meeresflache emporschwellenden Ursache, die wir, analogen Wirkungm nach, in den noch fortwährenden Gewalten der Dämpfe, Gazund Feuerbildungen der verschiedensten Art wol ahnden, aber nicht ergründen können. Daß aber gemeinsame, im ganzen harmonisch wirkende Ursachen zur terrestrisch-einseiti­ gen Ausbildung der Landhalbkugel unsers Planeten (im Ge­ gensatz der Wasserhalbkugel), von innen nach außen wirk­ sam waren, zeigt nicht nur die Plastik jener äußern, peri­ pherischen, gehobnen Gestaltungen deS Erdkreise-, son­ dern auch die gegen da- gemeinsame Innere desselben, in sanf­ tem Abfallen und weitgestreckten Stufenländern sich hinabsenken­ den Depressionen der Landwelt, zu denen alle die von Ost» und Nord-Amerika, von Nord-Afrika und Nord- wie Nord-West-Asien, und alle großen Europäischen wie alle arctisch-polaren gehören. Diese werden durch die Stufenländer der colossalsten Wassersysteme der Erde, insgesamt gegen das In­ nere des Erdkreises strömend, in den weitesten Länderflächen bf< Erdballs bezeichnet, zwischen denen nur noch Erhebung-spalten untergeordneter Art, aber nach alten Richtungen hin theilmlt verengten Meeresstraßen bedeckt, wo überhaupt keine Empor­ hebungen statt fanden, oder mit Gesteinmassen ausgefüllt sich zeig­ ten. Nur den verminderten, emportreibenden Gey-allen, die sich am äußern Erdkranze in colossalen Formen erschöpft zu haben scheinen, boten diese stets kürzern und schmälern Erdspalten noch passende Raume zu Emporhebungen dar, die überall, wie z. B. in ganz Europa und Nord-Amerika in gemäßigteren Dimensio­ nen, oder auch in vielfach unterbrochenen Gruppen und Gliede­ rungen zurückblieben, aber nicht ganz ohne alle Depressionen oder trockengelegte Niederungen wie Klippen aus Meeren hervor­ ragen sollten, gleich allen isolirttn Emporhebungen der Südsee, den insgesamt kleinen und zugerundeten Inseln, sondern vorherr­ schend durch bewohnbarere Tiefländer, welche die weiten und breiten, für Bölkcrverbindungen vorbereiteten Mitten der Land-

mH bildeten, auf mannichfache Weife verbunden wurden. Den ganzen äußern Kranz der emporgehobnen Landwelt charaeterisirt dagegen der überall steile und mehr plötzliche Abfall gegen den umherliegenden Wasserkreis der großen Wasserhalbkugel detzrdballs; diesem äußern Steilabfall liegen durchaus keine weiten großen Depressionen (z. B. von Kamtschatka rund um Ost- und Süd-Asien, Ost- und Süd-Afrika u. s. w.) vor, wie die nach dem Innern der Landhalbkugel.

Die Anschwellungen

und Empor-

Hebungen der nordöstlichen Landhalbkugel waren also die Ursache der Erschöpfung an emportreibendcr Gewalt, oder anschwellenden Stoffes zu continuirlichen Landerhervortretungen für die Wasser­ halbkugel des Erdballs, wo- (Neu-Südwales flaches Eontinent ausgenommen) nur sporadische Inselgruppen wie in der Südsee emportauchten, oder völlig inselfreie Meere zwischen den drei keilförmigen Südenden der Contincnte Australiens, Süd-Afrika'S und Süd-Amerikas, als antarctische, vollständige Gegensatze zu den eben so völlig meerfreien Continenten der arctischen Zonen, in unermeßlichen Raumen sich ausbreiteten.

Die

äußere pelagische Seite deS Erdkreises mit dem größten nach au­ ßen vorliegenden Kranze der Reihen-Duleane, der mir dem basalt­ reichen Neuseeland und dem Dulcane von Tanna beginnend, über die Molukken und Manilen zu den Kurilen und Aleuten nach den Cordilleren und Mexico und Peru fortlaufend, erst mit der Chili-Reihe in Süd-Amerika 6) sein Ende findet, stürzte sogar größtentheils in so große Tiefen hinab, daß sie fast überall mit weni­ gen Ausnahmen zu meist terrassenartigen Abfällen mit sehr schma­ len Küstenumsaumungen werden mußten, bis zu deren Steilufern, ohne ebnes Borland, die tiefsten Meere mit den vulcanreichsten Gestadelandern dicht herantraten bis zu den größten Land-Erhe­ bungen.

So an allen Ost- und Südküsten von Asien und Afrika,

und an allen Westküsten Amerika's;

also um den ganzen

oceanischen Kranz der äußern Gestadelander des Erd­ kreises, gegen welche diejenigen zu beiden Seiten des Atlanti­ schen Meeres, das als beschranktes inneres, im Gegensatz

M) k. v. Buch üb. Reihen - Dulcane p. 353 — 411 in: Physikalische Beschreibung der Canarischen Berlin. 4. 1625.

Einleitung.

5?

}(iu9 «»beschränkt»« äußern Meeres, wirklich nur «In brei­ terer Canal zwischen Alter und Neuer Welt ist, bl»< wie gast, lich gegeneinander gesenkte und darum auch historisch befreundet« Gkgrngtstade deS freilich größten aller Binnenmeere der Erde, des Atlantischen nämlich, erscheinen. Nur aus diesen allgemeinsten Verhältnissen der Weltstelluug beS Hoch- und Tieflandes des Alten und Neuen ContinenteS und der Oceane zu den Landerraumen überhaupt, «giebt sich dl» wahre Natur alles besondern, der dreierlei Hauptformen von Hoch­ land, Stufenland, Tiefland jedes ErdtheilS für sich, also auch die Characlcristik Asiens, und wir haben nach dem, waS über di« beiden ersten oben schon gesagt war, hier, zur Vollendung unsrer Uebersicht im allgemeinen, nur noch ein paar Verhältnisse M Tieflandes, des Stufenlandes und der gesonderten Hochländer kleinerer Art zu berühren übrig, so wie die Erinnerung an di« Combination der drei Hauptformen in derMitte des Erdtheiles , welche, nebst der klimatischen Stellung, demselben seinen eigenthümlichen, physisch-historischen Culturcha» ractrr bedingte. §. 6.

Das Tiefland von Asien. Wenn schon Hoch-Asien im Osten und Westen, nach obiger Uebersicht, einen Raum von weit mehr als ein Drittheil ganz Asiens (800,000£luabr. M.) einnimmt, nämlich etwa340,000 Quadr.M. und für die davon gesondert zu betrachtenden Gebirgs - und Pla­ teaulandschaften etwa 185,000 Quadr. M. zu rechnen wären; so bleiben für die Form de» Asiatischen Tieflandes doch immer noch die bedeutenden Arealflächen von 284^100 Quadr. M. übrig, fast doppelt so viel als Europa's Gesamtoberfläche. Von dieser gehört bei weitem der größere Theil an 240,000 Quadr. M. den kontinentalsten Depressionen an, d. h. denen, welche gegen das Innere deS Landkreises liegen, nämlich Sibirien 186,300 Quadr. M. so wie das Bucharische Tiefland 53,700 Quadr. M., und nur der bei weitem geringere Flächenraum, wenig über 50,000, Quadr. M. gehört dem nach der äußern, oceanischen Sut« ge­ kehrten pelagische« Tieflande an, nämlich da» Chinesische (ge-

58

Asten.

gm 20/000 Quadr. M.), da- Indisch« am Gang«- and Jndu» (20/)00Quadr. M.) und noch «ttva das Mesopotamisch-Bady ionische am mittlern und untern Euphrat und Tigris (14,000 Quadr. M.); noch geringer ist daS Siamesische dem Umfang« nach.

Die Stufenländer und Stromsysteme. In diese Tiefländer greifen die mittlern und untern Stufen« länder der Stromsysteme, so wie die Bildungen der Gestadeland­ schaften mannichfaltig ein. Wenn Afrika nur ein einziges, großes Tiefland erhielt, da« der Nordseite seine- Hochlande» in größter Länge und Breite, aber mit den einförmigsten und ungünstigsten, noch nicht sixirten und nicht bewässerten Oberflächen und einer unnahbaren Gluth-Atmosphäre überzogen als Sahara, vorgela­ gert ward, und nur in drei Stufenländern von Bedeutung, durch große Landströme und ihre Verzweigungen, Nil, Zoliba und Se­ negal für menschliche und Dölkerbcdürfnisse höher gesteigerte Ent­ wicklungen gewinnen konnte, so ist Asien darin ganz anders von der Vorsehung bedacht worden, weil es für die Wurzel, für den Ausgang und die Wiege des

ganzen Menschengeschlechtes und

dessen allgemeinste Cultur - Entwicklung im Zustande der Kind­ heit und Jugend bestimmt erhebung,

war.

Von der größten Massen­

die aber schon nach geometrischen Räumen verschie­

den geformt, in ihrer Mitte durch einen Isthmus halbgctrennt, und nach Höhe in doppelartige Terrassen getheilt ward, deren Plateauketten, Randgebirge und umlagernde Alpenlandschaflen wiederum wie auslaufende Arme, Zweigt und Umwallungrn, nach allen Richtungen hin eine vielartige, wagrechte, wie senk­ recht« Gliederung erhielten, mußte der Erdkheil ursprünglich den weit größer» Reichthum seiner plastischen Gestaltungen gewinnen. Die centrale

Stellung

und eigenthümliche Verbreitung dieser

Massenerhebung durch den Erdtheil, welche wir schon oben be­ rührten, gab durch ihre bedeutenden, auch in den subttopischrn Gegenden bi» in die ewige Schneeregion aufsteigenden, absoluten Höhen, den strömenden Gewässern Freiheit, ihren überreichen Quellgebieten, jenen verdichtet aufgespeicherten Wasserschätzen, Jahr aus Jahr ein reichlich zu entrollen, und nach allen Winden hin, gleichmäßig, die Tiefländer bis in die weitesten Fernen zu befruch­ ten, und auf alle Weise Natur und Völkerverhältnisse zu belebe«.

Einleitung.

SS

S« dt« drei, Sibirisch«« fast gleich langn», vielfach gewundenen Nordströme: Obi (460 geogr.M lang mit allen Krümmungen), Zenisei (410geogr. M.), Lena (440geogr. M.),und derAmur (430 geogr. M.) gegen 9t. O., deren colossale Srromenlwlcklungen, vier der polaren Seite zugekehrte Stromgebiete befeuchten, di« zusammengenommen ein Land, weit größer al- ganz Europa, an 220,000 Quadr.M. bewässern konnten (63,800 Quadr. M.» 47,000 36,600unb38,300).•— Die beiden Chinesischen Ostström«: Hoangho (570 geogr. M. lang) und Jantse-Kiang (650geogr. M.),Riesenströme, deren Stromgebiete 67,800 Quadr. M. durch» ziehen (33,600 und34,200Quadr.M.). — Gegen denSüden hin, die dreierlei Gruppen von Stromsystemen: die Hinter-Indischeu, Vorder-Indischen undA (syrisch-Baby Ionischen.— Dort mit dem Jrawaddi, al- colossalste Gestalt (460 geogr. M. lang, mit 12,IM Quadr. M. Sttomgebiet), dem zur Seite eine Gruppe von andern geringern Parallelströmen zieht, derer» Thalfurchen kaum divergirend gegen S. O. wenig auseinanderge» hen, aber alle gleichartig zum Hinter-Indischen Malayen-Merr« führen, weil dahinwärts da- Hauptstreichen der gegen S. O. au-laufenden Gliederung de- hohen Asien- gerichtet war. — Die Vorder-Indischen, mit den beiden divergtren» den Stromsystemen gegen S. O. und S. SB., den beiden Randgebirgen der entgegenstehenden Plateaulandschaften von Tübet und Iran gleichlaufend, wa- die Stufenländer de- Ganges und In du« vor allen andern der Erde characterisirt, mit Quel­ lennähe und MündungS-Entfernung, einerlei Peninfulargebiete, aber entgegenstehenden Golfen und contrastirenden MeereSgebieten Hinter- und Vorder-Asiens angehörend, wodurch ihre Strom'.andfchaften die vermittelnden Culturländer de- Asiatischen Orien­ te« und OccidenteS werden mußten: Gange«, 290 geogr. M. lang mit 20,400 Quadr. M. Stromgebiet; I n d u - 340 geogr. M. lang, mit 18,900 Quadr. M. Stromgebiet. Also beide von verwandter mittlern Größe, mit etwa nur 40,000 Quadr. M. zugehörigem Stromgebiete, da- aber durch seine Stellung allein schon ein Uebergewicht über doppelt und vielfach größer« Erdräum« davonttagen mußte. — Nur dir noch westlichere Lage de- Euphratsy st e m e - im ältesten Culturlande der Erde, konnte seiner gerin«

60

Aflea.

geten Räum« «ad Wassersüllungen ungeachtet, ähaNch» Sebetrtmtg gewinnm: Euphrat 300 geegt. M. lang, nebst seinem Iwilliagsstrome, dem Tigris, ein Stromgebiet von 11,200Quadr. M. bewässernd. Zu diesen großen oceanischen Landströmen sind außer vielen untergeordneter Art und unzählige Küstenflüsse ungerechnet «och gegen Westen hin, hier die großen kontinentalen Stromläus« des Gihon (Oxus 230geogr. M. lang) und Sir (Jaxartes 210 fleogr. M. lang) zu beachten, die zusammen das größte Asiatische, centrale Stromgebiet (13,000 Quadr. M.) bewässern. Sie bilden im Grunde nur ein große- Wassersystem mit ihrem Mündungs­ see, dem Aral, dem ihre Parallelströme von gleichen Quellhöhen gleichartig zueilen. Es ist diese merkwürdige Erscheinung von colossalen Doppelströmen, oder Zwillingssystemen bet Wasserläufe, die von gleichen Höhen aus dicht benachbarten Quellrevieren kommen, erst, als flöhen sie sich gegenseitig, mehr oder weniger divergirende Thalsenkungen durcheilen, dann wieder oft ganz plötzlich konvergent werden, um als parallele (wie Gihon und Sir), oder Brüderströme (wie die Chinesischen), «der ganz vereinigt (wie Gange- und Burremputer, Euphrat und Tigris) durch gemeinschaftlich gebildete Deltalander dieselbe Mün­ dung zum Meere zu gewinnen, ein charaeteristischer Naturtypus Asiatischer Stusenländcr und Stromläuse, der den grandiosen Formen diese- Orients recht gemäß und eigenthümlich erscheint. Er zeigt sich rundum in den Zwillingssystemen de- Hoangho und Jantje-Kiang, des Gange- und Burremputer, des Tigris und Euphrat, des Gihon und Sir, und wiederholt sich selbst noch ge­ wissermaßen in dem unentwickelteren Norden, in Ob und Jrtysch; in Jenisei und Angara u. a. m. Nur in den colossalsten Strom­ systemen Nord- und Süd-Amerika'- sind ähnliche Natursormen diesen Asiatischen vergleichbar; aber, jenen fehlt noch der Einfluß den diese im ältesten Sitze der Cultur der Alten Welt, im Ver­ laus von Jahrtausenden, auf die Civilisation de« Menschenge­ schlechtes schon ausgeübt haben, der jenen nach Jahrhunderten vielleicht erst werden kann, wenn nicht ebenfalls Jahrtausende dazu erforderlich sind. Dächte man sich auch z. B. in Europa Alle­ in eine Masse vereinigt, was das ganze Rheingediet und daS ganze Elbegedict an Natursülle und historischen Erscheinungen

Einleitung.

61

im Verlauf bei Zelten getrennt erzeugte, und dazu noch von ihrm obern, mittlern unb untern Läufen bi» zu einem tingt« ge» gemeinsamen, vorgeschobenen Deltalanbr, ba» ihnen jeboch burch bie vorgelagerte Nordsee fehlt, mit immer höherer Steige­ rung der Population»-, Civilisation»- unb Cultur - Verhältnisse fongeschritten, wie bie» z. B. auch im Nilthal von MeroS über Theben, Memphi» bi» Sai» unb Alexandria, ja bei den mehrsten Sttomläufen der Fall gewesen, welche bauerybe Culturlanbschaften durchschneiden; so würbe boch ein so hypothetisch gebachte» Doppelsystcm von Rhein unb Elbe, noch lang« nicht be» granbiosen, Weber physicalischen noch historischen Charaeter aufzu­ weisen im Stanbe seyn, btt jenen Asiatischen Doppelsystemen eigenthümlich ist. Denn sie würben bei weit beengterem Maaßstabr nur in ihrem au-gebildeteren Deltalande bie Differenzen zusammenführen können, welche sich in Wassern, Aufschüttungen, Degetabilien, Agrikulturen, Animallen, Dölkergruppen unb Staa­ ten-Culturen von ben Subetisch - Böhmischen Gebirg-lanbschaften, bi» zu ben Helvetischen unb ben WaSgauischen, Arbennkschen, bi» zur Nordsee hin vorfanden unb ausbildeten. Aber in dem Tieflande be» Chinesischen Doppelsystem» strömen alle Wasser, Probuctionen unb Culturen von Hoch- unb Tief-, von Nordunb Süd - China der verschiebensten Climate, Zonen unb Popu­ lationen zu einem gemeinsamen altenCulturcenttum (derBlume der Mitte, wo auch die alten Residenzen liegen), dem Deltaboden zwischen beiden, zusammen, au» einem Sttomgrbiete (67,800 Quabr. M.), da» zehnmal so groß ist al» da» vom Rheingebiet (4030 Quabr. M.) unb Elbegebiet (2800 Quabr. M.) zusammenmengenommen seyn würbe. Eben so großartig fällt ba» Ver­ hältniß bei Vergleichung der übrigen Zwilling-systeme Asien» au», bie burch Verdoppelung aller Naturformen ihrer Brüberström» auch überall auf Naturfülle unb Geschichtsrntwicklung im Völker-, Staaten- unb Culturleben einen nicht nur doppelten, sondern vielfach gesteigerten Einfluß gewinnen mußten. Am Gange» unb Burrcmputcr, am Euphrat unb Tigris, selbst an ben centtalen Opus unb Jaxarte», wie an ben Chinesischen Doppelströmen, de« eigenthümlichen Organen de» Erdball», welche da» Dölkerleben unb bin Handelsverkehr zu erwecken pflegen, entwickelten sich die

62

Asien.

ältesten Staatensysteme mit dem frühesten Culturleben und dm Derbindungsstraßen der Völker, wie in den Reichen von Baby­ lon, Magadha und Sogdiana, so überall, von gleichen Naturbedingungen begünstigt. Außerhalb dieser zahlreichen Stufenländer mit den gefüllte­ sten Stromsystemen breiten sich noch jene schon oben angeführten Depressionen Asiens über mehre Hunderttausende von Quadrat­ meilen aus, in welche die untern Stufenlander mehrfach eingrei­ fen, weil sie die Uebergangsformen der Contraste von den Höhen zu den Tiefen bilden.

Die Größen jener Tiefländer haben wir

schon angegeben, aber ihre Stellungen gehören bei einer Ueber­ sicht der allgemeinsten Verhältnisse eines Erdtheils eben so noth­ wendig wie die der Hochländer zur Eharacteristik desselben, aus welcher nur allein seine physicalische Individualität und Verschiedenartigkeit von allen übrigen hervorgeht, so wie die davon ab­ hängige Natur seiner Theile oder besondern Länderräume, als Re­ sultat, nämlich die Landbeschreibung, mit der man in der Regel in Geographien umgekehrt zu beginnen pflegt, und nur bei dieser isolirten Beschreibung verharrt, daher auch daS Ziel der Wissen­ schaft stets verfehlte.

Die Formen und Stellungen der gesonderten Hochländer Asiens. Das große Tiefland Asiens liegt im Kreise rund um jenes gemeinsame Hochland gelagert, und

längs den Gestaden

sehr weit ausgebreitet, aber doch in seinen kleinern, untergeordnetern Räumen, nur theilweise von Meeren unmittelbar bespült, weil auch noch abgesonderte insularischeHochländer, klei­ nerer und niedriger Art, größtentheils auf den Halbinseln, trabantenartig dem centralen Hochlande Asiens gegen den Süden vorgelagert sind.

Wie Afrika nur eine solche selbständigere, be­

deutende Plateaubildung zweiter Classe, oder niedriger Art erhielt, die wie eine Insel dem Norden der Sahara, und Süd - Spanien, zwischen Sand- und Wasser-Meeren vorliegt, nämlich das lange Plateau des Atlas von Marocco bis zum alten Karthago, ward Süd-Asien durch die Gunst der Natur mit dreifachen bedeu­ tender» Formen und mancherlei untergeordneten dieser Art de-

Einleitung.

63

reichert, die sehen dreierlei südlichen Halbinseln «den jene» höhere Enkwicklungstufe ihrer Oberflächen und allem da­ von Abhängigem bereiteten, welche fl« selbst zu den drei au