Die Entstehung der deutschen daß-Sätze [Zweite unveränderte Auflage, Reprint 2021] 9783112482902, 9783112482896

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze [Zweite unveränderte Auflage, Reprint 2021]
 9783112482902, 9783112482896

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BERICHTE ÜBER DIE VERHANDLUNGEN DER SÄCHSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG Philologiich-hittoriache Band

GERTRAUD

MÜLLER

Klaiti

103 • Heft 6

und

THEODORFRINGS

D I E ENTSTEHUNG DER DEUTSCHEN daß-SÄTZE Zweite unveränderte Auflage

AKADEMIE-VERLAG 1963

• BERLIN

Vorgelegt durch Herrn Jacobi in der Sitzung vom 12. Mai 1958 Manuskript eingeliefert a m 12. Mai 1958 Druckfertig erklärt a m 15. 12. 1958

Erschienen i m Akademie-Verlag G m b H , Berlin W 8, Leipziger Straße 3—4 Copyright 1959 b y Akademie-Verlag G m b H Lizenz-Nr.: 202 • 100/60/63 OHsetnachdruck: V E B Druckerei „Thomas Müntzer" Bad Langensalza Bestellnummer: 2026/103/6 • E S 1 D . Preis: DM 2,40

Für

Leo

Weisgerber

zum 60. Geburtstag am

25. II. 1959

Svntaktische Artikel zu Kleinwörtchen habe ich zu Beginn der Ausarbeitung des Althochdeutschen Wörterbuches selbst entworfen. So wie sie gedruckt sind, hat Dr. Gertraud Müller, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, ihnen die letzte Gestalt selbständig gegeben. Die rund 5500.Zettel zur Konjunktion thaz hat Gertraud Müller zunächst allein bewältigt . Aus ihren Vorarbeiten ging in gemeinschaftlichen Überlegungen die Ordnung hervor, die wir in knappster Fassung vorlegen. Die Ordnung läßt zugleich die geschichtliche Entwicklung erkennen. Die Diachronie zweier Jahrhunderte, 800 bis 1000, schließt um 1000 ab mit einer Synchronie, die im ganzen bei Notker vorliegt und seit 1000 für die deutsche Sprache mehr oder weniger verbindlich wird. Schon das Hildebrandslied zeigt alle Ansätze, die im heutigen Deutsch, so etwa in der Sprache von Thomas Mann, ausgebaut und verwirklicht sind. Es mag daher nicht befremden, daß wir einleitend mit Thomas Mann und dem Hildebrandslied beginnen. Unsere Arbeit deckt sich mit einem Stück der Gedankengänge, die Leo Weisgerber viele Jahrzehnte beschäftigt haben. Unser heutiger Gruß sei damit eine Erinnerung an die gemeinsame fruchtbare Bonner Zeit. Th. Frings

Inhalt. Thomas Mann Hildebrandslied thaz und Verbum finitum Nachstellung des finiten Prädikatsgliedes Endstellung des Prädikats Überblick Pronominaler Hinweis, Typ das ..., daß Pronominaler Hinweis, Typ es (dies)..., daß Stellung des rtaz-Satzes (Subjekt-, Objektsatz) Der thaz-Satz als Genitivobjekt Kausalsatz Finalsatz Typ Präposition + 'Konjunktion', nhd. auf daß thaz-Sätze in Abhängigkeit von jedem beliebigen Kasus . . . . thaz-Sätze in Abhängigkeit von Substantiven Modal- und Folgesätze Einschränkungssätze Sigelverzeichnis

7 11 12 14 10 18 19 2" 29 33 3(> 3» 38 41 46 51 53 54

Thomas Mann Wohl kaum eine andere Konjunktion hat eine so vielseitige Verwendung gefunden, wie die Konjunktion daß. Um eine Einsicht in ihre gegenwärtigen Funktionen zu gewinnen, zeigen wir zunächst ihren Gebrauch bei Thomas Mann in den ersten zwei Teilen der Buddenbrooks 1 ) (S. 1—90) auf. Fehlende Satztypen oder Satzvarianten ergänzen wir aus Paul-Schirmer, Dtsch. Wb. s (1956). Dabei sind wir uns der Kleinheit dieser Basis voll bewußt. 1) daß leitet stets einen N e b e n s a t z ein, d. h. nhd. muß das finite Verb am Ende des dalS-Satzes stehen. 2) Die Hälfte aller daß-Sätze bei Th. Mann sind S u b j e k t - oder O b j e k t s ä t z e (von 123 Belegen 61), was sich aus ihrer Entstehung erklärt. 3) S u b j e k t s ä t z e können ohne pronominalen Hinweis im übergeordneten Satz gebraucht werden: ferner stellte sich heraus, daß Gerda Arnoldsen nicht Klavier spielte . . ., sondern Geige, und daß Papa . . . ihr eine echte Stradivari versprochen habe S. 86, ebso. S. 7. 27. 44. 55(2). 61. 67. 87. 90. 4) Notwendig muß im übergeordneten Satz auf den daß- Satz durch ein Pronomen es (so fast ausschließlich bei Th. Mann) oder das hingewiesen werden, wenn anderenfalls das finite Verb an der Satzspitze stehen würde: und es ergab sich, daß Christian Schreiben, Beehrten und Singen gehabt hatte S. 13, ebso. es ist traurig genug, d. S. 44; es passiert leicht, d. S. 45; es sei denn, d. S. 49; es kann nicht geleugnet werden, d. S. 51; es sei unmöglich, d. S. 52; es war kein Schade, d. S. 63. *) Thomas Mann, Buddenbrooks. Aufbau-Verlag Berlin 1952.

8

G. Müller u. Th. Frings

Aber auch in anderer Stellung erscheint es: dann aber erwies es sich, daß Mademoiselle Tony . . . kleine Korrespondenzen abholte S. 83, ebso. so gelang es, d. S. 53; so war es augenfällig, d. S. 58; so war es das ivenigste, d. S. 79; kurz darauf kam es an den Tag, d. S. 82. Der Hinweis kann auch durch das Numerale ein erfolgen: eines schmerzte den Konsul: daß nämlich der Vater nicht mehr den Eintritt seines ältesten Enkels ins Geschäft hatte erleben dürfen S. 74. 6) O b j e k t s ä t z e werden bei Th. Mann bis auf einen Beleg ohne pronominalen Hinweis im übergeordneten Satz gebraucht: An vorderster Stelle stehen die daß-Sätze nach den Verben de» Sagens, Denkens, Glaubens: im geheimen dachte sie manchmal, daß für sie selbst dieses prächtige ,vonl eigentlich viel besser gepaßt haben würde S. 87, cbso. nach aussprechen S. 43; bedenken S. 78(2); denken S. 78; erkennen S. 73; erzählen S. 12; gestehen S. 76; glauben S. 5(2). 18. 24. 38. 51. 57; sagen S. 22. 25. 81; vermeinen S. 44; versichern S. 34. 44; wiederholen S. 24; wissen S. 10. 11. 22. 45(2). 76. 78; zugeben S. 42; nominales Prädikat: kund tun S. 70(2). Es folgen die Verben des W ü n s c h e n s , W o l l e n s , H o f f e n s : ich will nicht, daß er recht hat mit dem, was er von ,Einflüssen' sagt S. 46, ebso. verhoffen S. 43; mit fehlendem regierendem Satz: es war ein Novembernachmittag, kaU und regnicht, daß Gott erbarm' S. 23, der S i n n e s w a h r n e h m u n g : da man aber sehen sollte, daß die Gabe nicht aus geringen Häusern komme S. 14, der G e m ü t s b e w e g u n g : er wird sich freuen, daß sein leichtfertiges Blut und seine unfrommen Neigungen . . . in einem semer Enkel fortleben S. 82. 6) Auf den Objektsatz kann durch ein neutrales Pronomen hingewiesen werden.

Die Entstehung der deutschen daß-S&tze

8

Bei Th. Mann findet sich der Hinweis durch es: viele fanden es albern, daß sie die Geige spiele S. 87. Wir ergänzen aus Paul-Schirmer: der Hinweis erfolgt durch das, dessen: das kannst du glauben, daß ich dies nie vergessen werde, er rühmt sich dessen, daß er die Tat begangen hat. 7) An die Stelle des neutralen Pronomens tritt das geschlechtliche; Genus und Numerus stimmen mit dem Subjekt überein. Der daß-Satz ist ein Prädikatsatz: die Sache war die, daß der alte Herr auf Ida Jungmann nicht zum besten zu sprechen war S. 10, ebso. S. 85. 8) Ihrer Entstehung entsprechend folgen die da/3-Sätze dem tibergeordneten Satz n a c h , so stets bei Th. Mann; sie können aber auch v o r a n g e s t e l l t werden: Paul-Schirmer: daß er kommt, (das) glaube ich nicht. 9) daß-Sätze können von S u b s t a n t i v e n abhängig sein und stehen dann in der Funktion von A t t r i b u t s ä t z e n : Sie können gehören zu einem Subjekt: denn die Berechnung hatte sich als falsch erwiesen, zwei genügen würden S. 31, ebso. am nächsten Morgen ...

geschah das Merkwürdige,

daß...

daß S. 71,

Genitivobjekt: sie sind . . . der Ansicht

. . ., daß .. . S. 21,

Genitivattribut: Herr Stuht . . . hielt eine . . . Rede, des Inhaltes, S. 67(2), Präpositional Verbindung: die . . . Gelehrten . . . waren . . . einig in der daß . . . S . 6 5 ,

daß .. .

Ansicht,

ebso. auf die Gefahr hin, daß . . . S. 54. 10) In einer P r ä p o s i t i o n a l v e r b i n d u n g kann die Stelle des Nomens durch da(r) ersetzt werden; statt einig in der Ansicht kann

10

G . MÜLLER U. T H . F R I N G S

es einig darin heißen. Dieser Typ ist in der gegenwärtigen Sprache besonders fruchtbar: die jungen Leute . . . denken wohl nickt daran, jemals anders geioesen sein könnte S. 22,

daß

es

ebso. darauf hindeuten, d. S. 13, sich darauf verlassen, d. S. 79, darauf sehen, d. S. 85, darauf halten, d. S. 90; — jmdn. dabei überraschen, d. S. 82; — darin bestehen, d. S. 66(2). 80, darin übereinstimmen, d. S. 87; — sein Bedauern darüber ausdrücken, d. S. 80: sich darüber äußern, d. S. 83. Schließlich kann auch da in Verbindung mit einem z w e i t e n A d v e r b den daß-Satz vorausnehmen: und kam es dadurch dahin, S. 53.

daß er auch mir helfen konnte

Diese Adverbien können, aber müssen nicht stehen: ich ärgere mich noch immer, daß ich mich seinerzeit nicht resolvieren konnte S. 29 = 'darüber, daß' oder: ich bin überzeugt, daß er sich amüsieren wird S. 82 = 'davon, daß'. ebso. S. 21(2). 36. 39; bei verkürztem Hauptsatz: kein Zweifel, daß . . . S. 70 = 'kein Zweifel bestand darüber, daß . . . ' ; Gottlob, daß Jean Jacques Hoffstede ankam S. 39 = 'Gott sei Lob dafür, daß . . .', im Ahd. Genitivobjektsatz lob thes, thaz . . . . 11) daß leitet F i n a l s ä t z e ein. Bei Th. Mann nur noch ein einziger Beleg: sie mußten erst schieben, daß die Jacht und die Schute nicht über mich kämen S. 52, sonst steht heute damit, veraltet auf daß s. 13. 12) daß leitet M o d a l s ä t z e einschließlich F o l g e s ä t z e ein: Herr Koppen . . . stimmte in das Gelächter der übrigen ein, daß der Saal widerhallte S. 40, ebso. S. 43. 86.

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

Meist wird im übergeordneten Satz durch eine modale A d v e r b i a l bestimmung auf den daß-Satz hingewiesen: solch S. 25. 52. 55; in so hohem Grade, d. S. 62; in einet Art, d. S. 66; eine Art, d, S. 84; in einer Weise, d. S. 84. Am häufigsten ist so mit allen Entwicklungsstufen bis zur Konjunktion so daß: er äußerte das so bestimmt, daß es dabei blieb S. 79, ebso. S. 14. 51. 52. 53(2). 72. 73. 76. 81(2). 83. 85(2). so ging es mir dabei so, daß ich auf dem Rande der Schute stand S. 52. Konjunktion so daß: die Konsulin drohte nur schweigend mit ihrer zarten Hand, so daß ihr goldenes Armband leise klirrte S. 8, ebso. S. 12. Hierher gehören auch die mit als daß eingeleiteten Vergleichssätze: obwohl ich zum drittenmal nicht weiter aufkam, als daß nur die Haare zur Sicht kamen S. 53. 13) Auch eine P r ä p o s i t i o n kann mit daß zu einer Konjunktion zusammentreten: am nächsten Morgen trat Tony in die Allee hinaus und wartete fünf Minuten, ohne daß Julchen gekommen wäre S. 61. Selten und nur noch in feierlicher Rede steht auf daß: schenke du ihr ein reines Herz, auf daß sie einstmals eingehe in die Wohnungen des ewigen Friedens S. 51. 14) in Verbindung mit nur schränkt daß eine Aussage ein: Paul-Schirmer: ich bin ganz zufrieden mit ihm, nur langsam arbeitet.

daß er etwas

Hildebrandslied Gehen wir tausend Jahre zurück zu N o t k e r von St. Gallen, so ist bei ihm die ganze Fülle der heutigen Verwendung der Konjunktion voll ausgebildet. Und blicken wir nochmals zweihundert

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Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

Meist wird im übergeordneten Satz durch eine modale A d v e r b i a l bestimmung auf den daß-Satz hingewiesen: solch S. 25. 52. 55; in so hohem Grade, d. S. 62; in einet Art, d. S. 66; eine Art, d, S. 84; in einer Weise, d. S. 84. Am häufigsten ist so mit allen Entwicklungsstufen bis zur Konjunktion so daß: er äußerte das so bestimmt, daß es dabei blieb S. 79, ebso. S. 14. 51. 52. 53(2). 72. 73. 76. 81(2). 83. 85(2). so ging es mir dabei so, daß ich auf dem Rande der Schute stand S. 52. Konjunktion so daß: die Konsulin drohte nur schweigend mit ihrer zarten Hand, so daß ihr goldenes Armband leise klirrte S. 8, ebso. S. 12. Hierher gehören auch die mit als daß eingeleiteten Vergleichssätze: obwohl ich zum drittenmal nicht weiter aufkam, als daß nur die Haare zur Sicht kamen S. 53. 13) Auch eine P r ä p o s i t i o n kann mit daß zu einer Konjunktion zusammentreten: am nächsten Morgen trat Tony in die Allee hinaus und wartete fünf Minuten, ohne daß Julchen gekommen wäre S. 61. Selten und nur noch in feierlicher Rede steht auf daß: schenke du ihr ein reines Herz, auf daß sie einstmals eingehe in die Wohnungen des ewigen Friedens S. 51. 14) in Verbindung mit nur schränkt daß eine Aussage ein: Paul-Schirmer: ich bin ganz zufrieden mit ihm, nur langsam arbeitet.

daß er etwas

Hildebrandslied Gehen wir tausend Jahre zurück zu N o t k e r von St. Gallen, so ist bei ihm die ganze Fülle der heutigen Verwendung der Konjunktion voll ausgebildet. Und blicken wir nochmals zweihundert

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G. M ü l l e r u. Th. Fbings

Jahre rückwärts, so ist schon bei Beginn der ahd. Überlieferung angelegt, was der heutige Sprachgebrauch vor uns ausbreitet. Wir greifen als einziges Beispiel das Hilde'brandslied heraus, das folgende Typen des fÄaz-Satzes aufweist: 1) O b j e k t s a t z , Th. Mann 5 und 1, dem ein pronominaler Hinweis im übergeordneten Satz fehlt; mit Zweitstellung des Verbum finitum im thaz-Satz: wela gisihu ih in dinem hrustim, dat du habe.8 heme herron goten 47, mit Endstellung des Verbum finitum: dat du noh bi desemo rieht reccheo niwurti

48,

ebso. 31. 2) Objektsatz mit pronominalem Hinweis (thaz) im übergeordneten Satz, Th. Mann 6 und 1. Demonstr. thaz steht an der Satzspitze: dat sagetun mi usere liuti .. ., dat HiUibrant hxtti miv fater 17, ebso. 43 mit Endstellung des Verbum finitum. Demonstr. thaz steht in der Satzmitte: ik gihorta dat seggen, dat . . . 2. 3) F i n a l s a t z , Th. Mann 11: teant her do ar arme uruntane bauga . . .: dat ih dir it nu bi huldi gibu 35. 4) K o n s e k u t i v s a t z , Th.Mann 12: do Ifttun se airist asekim scritan, scarpen scurim: dat in dem sciltim stont 64. thaz und Verbum f i n i t u m , Th. Mann 1 Es ist allgemein bekannt, daß sich die Konjunktion daß aus dem Demonstrativpronomen thaz (Nom. Akk.) entwickelt hat. Dabei tritt das satzvorausnehmende demonstrative thaz an das Satzende, um unmittelbar auf den folgenden Satzinhalt hinzuweisen, wobei durch

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G. M ü l l e r u. Th. Fbings

Jahre rückwärts, so ist schon bei Beginn der ahd. Überlieferung angelegt, was der heutige Sprachgebrauch vor uns ausbreitet. Wir greifen als einziges Beispiel das Hilde'brandslied heraus, das folgende Typen des fÄaz-Satzes aufweist: 1) O b j e k t s a t z , Th. Mann 5 und 1, dem ein pronominaler Hinweis im übergeordneten Satz fehlt; mit Zweitstellung des Verbum finitum im thaz-Satz: wela gisihu ih in dinem hrustim, dat du habe.8 heme herron goten 47, mit Endstellung des Verbum finitum: dat du noh bi desemo rieht reccheo niwurti

48,

ebso. 31. 2) Objektsatz mit pronominalem Hinweis (thaz) im übergeordneten Satz, Th. Mann 6 und 1. Demonstr. thaz steht an der Satzspitze: dat sagetun mi usere liuti .. ., dat HiUibrant hxtti miv fater 17, ebso. 43 mit Endstellung des Verbum finitum. Demonstr. thaz steht in der Satzmitte: ik gihorta dat seggen, dat . . . 2. 3) F i n a l s a t z , Th. Mann 11: teant her do ar arme uruntane bauga . . .: dat ih dir it nu bi huldi gibu 35. 4) K o n s e k u t i v s a t z , Th.Mann 12: do Ifttun se airist asekim scritan, scarpen scurim: dat in dem sciltim stont 64. thaz und Verbum f i n i t u m , Th. Mann 1 Es ist allgemein bekannt, daß sich die Konjunktion daß aus dem Demonstrativpronomen thaz (Nom. Akk.) entwickelt hat. Dabei tritt das satzvorausnehmende demonstrative thaz an das Satzende, um unmittelbar auf den folgenden Satzinhalt hinzuweisen, wobei durch

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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Verschiebung der Satzgrenze das Demonstrativpronomen jederzeit in die Konjunktion umgewandelt werden kann: joh gizalta in sar thaz \ thiu salida untar in was O 2, 2, 8 oder. gizellet in ouh filu frarn [ theih selbo hera in ivorolt quam 0 5,16, 25. Vom Ahd. aus gesehen ist im ersten Satzgefüge thaz eindeutig Demonstrativpronomen, da die Zäsur h i n t e r thaz liegt; im zweiten Satzgefüge dagegen eindeutig Konjunktion, da die Zäsur v o r thaz liegt. Würden wir jedoch die beiden Satzgefüge als nhd. Prosa lesen, so würden wir beide als Hauptsatz -f- mit der Konjunktion thaz eingeleitetem Nebensatz bestimmen. Dazu führt uns einzig und allein die in beiden Sätzen durchgeführte E n d s t e l l u n g d e s V e r bund f i n i t u m . Diese entscheidende Stellung des finiten Verbs ist im Ahd. bereits angelegt, aber sie muß nicht wie im Nhd. gelten. Wir stellen folgende ahd. Satztypen nebeneinander: 1) Im zweiten Satz steht das Verbum finitum an z w e i t e r S t e l l e , nhd. H a u p t s a t z s t e l l u n g : zwei selbständige Sätze: ih iuih nu ni hilu thaz, karto sizit iu iz baz O 2,19, 14, . übergeordneter Satz +

thaz-Satz:

er tho in alawari then Eutin deta mari, thaz iz was ther heilant, ther inan thes seres inbant 0 3,4, 48; 2) es steht an einer s p ä t e r e n S t e l l e des Satzes: zwei selbständige Sätze: uuanta unser Hb scal wesan thaz, wir thionost duen io thinaz Oh 17, übergeordneter Satz -f

thaz-Satz:

hiar ist ana funtan, thaz er Mar ward biscoltan O 3,19,13; 3) es rückt an das S a t z e n d e , nhd. N e b e n s a t z s t e l l u n g : zwei selbständige Sätze: joh gizalta in sar thaz, thiu salida untar in was 0 2, 2, 8,

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G . MÜLLER U. T H . F B I S O S

übergeordneter Satz +

thaz-Satz:

gizellet in ouh filu fram, theih selbo hera in woroU quam, 0 5,16, 25. Vom Nhd. aus gesehen ist in Typ 1 thaz s t e t s D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n und der zweite Satz ein H a u p t s a t z ; in Typ 3 ist thaz s t e t s K o n j u n k t i o n , und der zweite Satz ein N e b e n s a t z ; Typ 2 ist nhd. nicht mehr möglich. Wir fügen noch ein Beispiel aus der "Übersetzungsliteratur bei, in dem nur das lateinische Vorbild die Punktionen von thaz erkennen läßt: ik uuanda \ that | ik Jcende | that | arbeit ist furi mi existimabam u t cognoscerem h o c : labor est ante me Pw 72,16, und ein Beispiel aus der ahd. Prosa, in dem allein die Notkersche Interpunktion anzeigt, wo für das Ahd. die Satzgrenze zu liegen hat. In zwei gleichgebauten Satzgefügen entscheidet sich Notker einmal für das Demonstrativpronomen, einmal für die Konjunktion: chit man daz . ieht si in presenti geuuäro . taz ist so. Chit man in futuro samogenuuäro . daz iz uuerde morgene so uuirdet iz ad haec si verum est dicere . q u o n i a m album est et magnum . oportet utraque esse. Sin vero erit . s. verum est . dicere esse cras . s. oportet Ni 528,24—26 'sagt man in der Gegenwart wahrheitsgemäß das, (daß) etwas sei, so ist es. Sagt man in bezug auf die Zukunft ebenso wahr, daß es morgen geschehen werde, so wird es geschehen*. Auch nhd. lebt dieser Wandel vom Demonstrativpronomen zur Konjunktion noch fort, jedoch stets verbunden mit der Verschiebung des Verbum finitum aus der gewöhnlichen Zweitstellung in die Endstellung : glauben kannst du das: ich werde es nie vergessen; glauben kannst du, daß ich es nie vergessen werde. N a c h s t e l l u n g d e s f i n i t e n P r ä d i k a t s g l i e d e s , Th. Mann 1 Bei der Herausbildung der verbalen Endstellung sind zwei Vorgänge zu unterscheiden: 1) bei mehrgliedrigem Prädikat die Nachstellung des finiten Prädikatsgliedes (flektiertes Verb) gekommen ist.

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G . MÜLLER U. T H . F B I S O S

übergeordneter Satz +

thaz-Satz:

gizellet in ouh filu fram, theih selbo hera in woroU quam, 0 5,16, 25. Vom Nhd. aus gesehen ist in Typ 1 thaz s t e t s D e m o n s t r a t i v p r o n o m e n und der zweite Satz ein H a u p t s a t z ; in Typ 3 ist thaz s t e t s K o n j u n k t i o n , und der zweite Satz ein N e b e n s a t z ; Typ 2 ist nhd. nicht mehr möglich. Wir fügen noch ein Beispiel aus der "Übersetzungsliteratur bei, in dem nur das lateinische Vorbild die Punktionen von thaz erkennen läßt: ik uuanda \ that | ik Jcende | that | arbeit ist furi mi existimabam u t cognoscerem h o c : labor est ante me Pw 72,16, und ein Beispiel aus der ahd. Prosa, in dem allein die Notkersche Interpunktion anzeigt, wo für das Ahd. die Satzgrenze zu liegen hat. In zwei gleichgebauten Satzgefügen entscheidet sich Notker einmal für das Demonstrativpronomen, einmal für die Konjunktion: chit man daz . ieht si in presenti geuuäro . taz ist so. Chit man in futuro samogenuuäro . daz iz uuerde morgene so uuirdet iz ad haec si verum est dicere . q u o n i a m album est et magnum . oportet utraque esse. Sin vero erit . s. verum est . dicere esse cras . s. oportet Ni 528,24—26 'sagt man in der Gegenwart wahrheitsgemäß das, (daß) etwas sei, so ist es. Sagt man in bezug auf die Zukunft ebenso wahr, daß es morgen geschehen werde, so wird es geschehen*. Auch nhd. lebt dieser Wandel vom Demonstrativpronomen zur Konjunktion noch fort, jedoch stets verbunden mit der Verschiebung des Verbum finitum aus der gewöhnlichen Zweitstellung in die Endstellung : glauben kannst du das: ich werde es nie vergessen; glauben kannst du, daß ich es nie vergessen werde. N a c h s t e l l u n g d e s f i n i t e n P r ä d i k a t s g l i e d e s , Th. Mann 1 Bei der Herausbildung der verbalen Endstellung sind zwei Vorgänge zu unterscheiden: 1) bei mehrgliedrigem Prädikat die Nachstellung des finiten Prädikatsgliedes (flektiertes Verb) gekommen ist.

Die Entstehung der deutschen da8-S&tze

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alt ist-, 2) die Endstellung des Prädikats innerhalb der Satzglieder daß er heute kommt, gekommen ist, schon alt ist. Das z w e i g l i e d r i g e P r ä d i k a t . — Der älteste Beleg eines thazSatzes aus dem Abrogans überliefert uns bereits beide Stellungstypen: noctua multi bobonem esse contendunt alii avem in orientem nahtfokal daz iz uuiclaf uuari sume daz izuuari focalin ostanond Gl 1,217,31. 32 (K). Der Glossator löst bubonem esse und avem in zwei thaz-Sätze auf; im ersten folgt er der lateinischen Wortstellung infinites + finites Prädikatsglied, im zweiten vom Lateinischen unabhängigen Satz wählt er die umgekehrte Folge finites + infinites Prädikatsglied. Das Material der ahd. Subjekt- und Objektsätze1) hat ergeben, daß in den Denkmälern vor Notker der T y p finites + infinites Prädikatsglied vorherrscht : thanne bittem uuir, thaz sin namo in uns mannom uuerdhe giuuihit thuruh guodiu uuerc S 29,8 (Wk). Er steht zum umgekehrten Typ im Verhältnis 2:1. Mit Notker ist um das Jahr 1000 der nhd. Typ infinites + finites Prädikatsglied fest und steht zum umgekehrten Typ im Verhältnis 4:1: mir uuiget aber . daz tu so uerzertet pist non possum ferre delicias tuas Nb 81,23 [91, 21] 'mich schmerzt aber, daß du so verzärtelt bist*. Die Wiener Bearbeitung der St. Galler Psalmen geht noch einen Schritt über Notker hinaus, indem sie bei selbständiger Fügung das Verbum finitum hinter das infinite Prädikatsglied setzt: er giougit daz dera vbilen uuerh io unchreftic uuaren videbit quod infirmata sit manus Npw Cant. Deut. 36, Np daz malorum opera ieo uuaren infirma, ebso. Npw 11,8. 17,26. 104,37. 108,9. 24. 118 H, 62. R, 129. 127,5. 135,2.137,7. 146,4. 149,1. Cant. Es. 6, Ausnahme 8, 6. Die Nachstellung des finiten Prädikatsgliedes hat sich nicht behauptet. Schon bei Williram sinkt das Verhältnis beider Typen auf 1,4:1 ab. ') Otfrid und Belege, die der lateinischen Wortstellung folgen, sind ausgenommen.

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G. Müller u. Tu. Frinus

Das dreigliedrige P r ä d i k a t . — Im Typ die Tür war aufgetan worden, fast nur bei Notker belegt, steht nhd. im H a u p t s a t z das Verbum f i n i t u m an erster Stelle. Es folgt das sinntragende Glied aufgetan. Im Nebensatz tritt das Verbum f i n i t u m an die dritte Stelle, die Folge der übrigen Glieder bleibt unangetastet: daß die Tür aufgetan worden war. Im Ahd. hat noch keines der Glieder einen festen Platz. Fünf Varianten sind möglich. Spitzenstellung des Verbum f i n i t u m , nhd. Hauptsatzstellung, das sinntragende Glied folgt: tannan sageta Aristotiles ... . taz priuatio nemuge delot uuerden in habitum Nb 336,4 [367.17]

feruuan-

oder steht am Ende (selten): tannan skinet. taz uerba . mugen heizen nomina

Ni 506,31.

Endstellung des Verbum f i n i t u m , nhd. Nebensatzsteilung, das sinntragende Glied steht an der Spitze: souuio man uuandi . daz er aber chint uuerden mahti licet etiam ille puer posse fieri crederetur Nc 746,24 [84,20], Mittelstellung des Verbum f i n i t u m , das sinntragende Glied steht an der Spitze: •übe ouh fone disen rationibus keuuaret uuerde . daz zuei ungelichiu guot tiu fursten nemugen sin quod duo bona . quae a se sint diversa . non possunt esse summa Nb 187,25 [203,27] oder am Ende (selten): so steinet taz si heizen sol contraria manifestum est quoniam haec erit contraria Ni 584,16. Endstellung des P r ä d i k a t s Der nhd. daß-Satz verlangt die Endstellung des Prädikats. Auch hier weist das Ahd. bereits den Weg. Die einfachste Form des thazSatzes ist der zweigliedrige, der nur den Handlungsträger und die

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G. Müller u. Tu. Frinus

Das dreigliedrige P r ä d i k a t . — Im Typ die Tür war aufgetan worden, fast nur bei Notker belegt, steht nhd. im H a u p t s a t z das Verbum f i n i t u m an erster Stelle. Es folgt das sinntragende Glied aufgetan. Im Nebensatz tritt das Verbum f i n i t u m an die dritte Stelle, die Folge der übrigen Glieder bleibt unangetastet: daß die Tür aufgetan worden war. Im Ahd. hat noch keines der Glieder einen festen Platz. Fünf Varianten sind möglich. Spitzenstellung des Verbum f i n i t u m , nhd. Hauptsatzstellung, das sinntragende Glied folgt: tannan sageta Aristotiles ... . taz priuatio nemuge delot uuerden in habitum Nb 336,4 [367.17]

feruuan-

oder steht am Ende (selten): tannan skinet. taz uerba . mugen heizen nomina

Ni 506,31.

Endstellung des Verbum f i n i t u m , nhd. Nebensatzsteilung, das sinntragende Glied steht an der Spitze: souuio man uuandi . daz er aber chint uuerden mahti licet etiam ille puer posse fieri crederetur Nc 746,24 [84,20], Mittelstellung des Verbum f i n i t u m , das sinntragende Glied steht an der Spitze: •übe ouh fone disen rationibus keuuaret uuerde . daz zuei ungelichiu guot tiu fursten nemugen sin quod duo bona . quae a se sint diversa . non possunt esse summa Nb 187,25 [203,27] oder am Ende (selten): so steinet taz si heizen sol contraria manifestum est quoniam haec erit contraria Ni 584,16. Endstellung des P r ä d i k a t s Der nhd. daß-Satz verlangt die Endstellung des Prädikats. Auch hier weist das Ahd. bereits den Weg. Die einfachste Form des thazSatzes ist der zweigliedrige, der nur den Handlungsträger und die

Die Entstehung der deutsohen daB-Sätze

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Handlung bzw. das Geschehen oder den Zustand anzeigt. Ahd. heißt es wie nhd.: iehent des truktene daz er guot ist confitemini domino quoniam bonus NpNpw 117,1. Treten weitere Satzglieder hinzu, so gilt für das Ahd. mit relativ wenigen Ausnahmen, daß alle P r o n o m i n a hinter den ersten Hauptton, den die Konjunktion thaz trägt, treten; d. h. bei n o m i n a l e m S u b j e k t tritt das Pronomen unmittelbar hinter die Konjunktion: dat sagetun, mi SfolidarUe ...,

dat inan wie furnam Hild. 42,

bei p r o n o m i n a l e m S u b j e k t nimmt dieses die Stelle hinter dem ersten Hauptton ein, das pronominale Objekt folgt: fone demo suigenne uuandost du unrehto . daz ih dir gelih si existimasti inique . quod ero tui similis NpNpw 49,21. Ebenso stehen alle A d v e r b i e n vor dem Prädikat oder vor dem Subjekt: vuanda du uuissost . daz anderer ubelo teta Np 51,6, Treten ein p r o n o m i n a l e s u n d a d v e r b i a l e s Glied hinzu, so nehmen sie die Stellung vor dem Prädikat oder vor dem Subjekt ein: der richo roubot . unde neuuile daz is sar ieman geturre geuuanen Np 72,7. Wir können also sagen, daß alle tliaz- Sätze, die um nur pronominale oder adverbiale Glieder erweitert sind, zugleich thaz-Sätze mit nhd. Endstellung des Prädikats sind. Nicht erreicht ist der nhd. Nebensatztyp bei der Erweiterung um n o m i n a l e Glieder. * Tritt nur ein nominales Glied hinzu, so gilt als Normalfall die Stellung zwischen Subjekt und Prädikat: fone diu ist unmuoza . taz ter mennisho got ferlaze Nb 35,24 [40,5], ^ doh uuanit des uilo gotmanno, daz Elias in demo uuige aruuartit uuerde Musp. 49. Müller/Frings daB-Sltze

2

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

Bei Nachstellung liegen gewöhnlich besondere Bedingungen vor: Anlehnung an die lateinische Wortfolge; in der Wendung thaz man (er) ckit; das nominale Glied ist mit einem Relativsatz verbunden; bei besonderer Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt ; bei Reihung der nominalen Glieder. Wird der thaz-Satz um zwei nominale Glieder erweitert, so ist der häufigste Typ, daß ein nominales Glied v o r , eines h i n t e r das Prädikat t r i t t : thanne bittem uuir, thaz sin namo in uns mannorn uuerdhe giuuihit thuruh guodiu uuerc S 29,8 (Wk). B e i d e nominalen Glieder können auch v o r das Prädikat treten: wettu irmingot ..., dat du neo dana halt mit man dinc nigileüos Hild. 30.

sus

sippan

B e i d e Glieder können auch n a c h g e s t e l l t werden: fernim daz ih nu teilta siben unde in zuei Nk 406,7.

quantitates

in uinuiu

.

Diese drei Typen, nach der Häufigkeit geordnet, stehen im Verhältnis rund 3:2 (nhd. Typ) :1. Ü b e r b l i c k , Th. Mann 2. 11. 12 und 10 Vergleichen wir die Funktionen, die daß (thaz) bei Th. Mann und im Ahd. erfüllt, so tritt der starke Anteil der S u b j e k t - und O b j e k t s ä t z e hervor. Heute wie vor 1000 Jahren füllen sie 50%, Th. Mann 61 von 123, ahd. rund 2800 von 5500 Belegen. V e r s c h w u n d e n ist die im Ahd. nächst starke Gruppe der F i n a l s ä t z e . Bei Th. Mann noch mit einem Beleg vertreten, sonst abgelöst durch damit, den Nachfolger von heute veraltetem auf daß. Reich vertreten sind ahd. wie nhd. die M o d a l s ä t z e , bei Th. Mann von den restlichen 62 Belegen 28. Heute besonders lebenskräftig sind die von einem A d v e r b abhängigen daß-Sätze daran, darauf, dabei, dafür, damit usf., daß. Sie sind ahd. mit Notker da, aber das Ahd. ist noch bestimmt von ihren Vorgängern Präposition + Pronomen an, mit, näh, zi thiv. Zwischen der heutigen und der ahd. Überlieferung haben sich also nur die Akzente verschoben. A l l e s h e u t e W e s e n t l i c h e i s t a h d

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

Bei Nachstellung liegen gewöhnlich besondere Bedingungen vor: Anlehnung an die lateinische Wortfolge; in der Wendung thaz man (er) ckit; das nominale Glied ist mit einem Relativsatz verbunden; bei besonderer Gegenüberstellung von Subjekt und Objekt ; bei Reihung der nominalen Glieder. Wird der thaz-Satz um zwei nominale Glieder erweitert, so ist der häufigste Typ, daß ein nominales Glied v o r , eines h i n t e r das Prädikat t r i t t : thanne bittem uuir, thaz sin namo in uns mannorn uuerdhe giuuihit thuruh guodiu uuerc S 29,8 (Wk). B e i d e nominalen Glieder können auch v o r das Prädikat treten: wettu irmingot ..., dat du neo dana halt mit man dinc nigileüos Hild. 30.

sus

sippan

B e i d e Glieder können auch n a c h g e s t e l l t werden: fernim daz ih nu teilta siben unde in zuei Nk 406,7.

quantitates

in uinuiu

.

Diese drei Typen, nach der Häufigkeit geordnet, stehen im Verhältnis rund 3:2 (nhd. Typ) :1. Ü b e r b l i c k , Th. Mann 2. 11. 12 und 10 Vergleichen wir die Funktionen, die daß (thaz) bei Th. Mann und im Ahd. erfüllt, so tritt der starke Anteil der S u b j e k t - und O b j e k t s ä t z e hervor. Heute wie vor 1000 Jahren füllen sie 50%, Th. Mann 61 von 123, ahd. rund 2800 von 5500 Belegen. V e r s c h w u n d e n ist die im Ahd. nächst starke Gruppe der F i n a l s ä t z e . Bei Th. Mann noch mit einem Beleg vertreten, sonst abgelöst durch damit, den Nachfolger von heute veraltetem auf daß. Reich vertreten sind ahd. wie nhd. die M o d a l s ä t z e , bei Th. Mann von den restlichen 62 Belegen 28. Heute besonders lebenskräftig sind die von einem A d v e r b abhängigen daß-Sätze daran, darauf, dabei, dafür, damit usf., daß. Sie sind ahd. mit Notker da, aber das Ahd. ist noch bestimmt von ihren Vorgängern Präposition + Pronomen an, mit, näh, zi thiv. Zwischen der heutigen und der ahd. Überlieferung haben sich also nur die Akzente verschoben. A l l e s h e u t e W e s e n t l i c h e i s t a h d

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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s c h o n da. W a s wir h e u t e a b e r a l s N e b e n e i n a n d e r s e h e n , vermag das Ahd. noch in seiner z e i t l i c h e n F o l g e a u f z u zeigen. P r o n o m i n a l e r H i n w e i s , T y p das . .. , daß . . .*) A l l g e m e i n e s , Th. Mann 4 und 6. — Je nach der Bedesituation können wir heute variieren: feststellend: du kannst das (es) glauben, daß ich es nie vergessen werde. l i e g t der Nachdruck auf dem daß-Satz, wird das vorausnehmende Pronomen an die Satzspitze gestellt: das kannst du glauben, daß . . . Vertauschung mit es ist nicht möglich. Der Nachdruck liegt auf glauben; der andere soll überzeugt werden: glauben kannst du das (es), daß .. . Wir können im Ahd. die Herausbildung dieses dreifachen Stellungstypus noch verfolgen. Nach Übertritt des demonstrativen thaz in den Nebensatz war zunächst der Typ übergeordneter Satz + thazSatz geschaffen: wela gisihu ih in dinetn hrustim | dat | du habes heme herron goten Hild. 47. Neben diesen Typ tritt nun ein zweiter, in dem das fehlende Demonstrativpronomen erneut eingesetzt wird, so daß im Hauptsatz der alte Zustand wieder hergestellt ist. Mit Beginn der Überlieferung sind beide Typen voll ausgebildet. Auf dem neu hinzutretenden thaz liegt der Nachdruck, weshalb es zunächst an die Satzspitze tritt. Das ist sein ursprünglicher und eigentlicher Platz. In diesem Punkt der Entwicklung setzt die ahd. Überlieferung ein. Das Wandern des thaz in die Satzmitte und an das Satzende sind spätere Erscheinungen. S u b j e k t s a t z , Th. Mann 3 und 4. Demonstr. thaz an der S a t z s p i t z e : Hier entspricht die Spitzenstellung des Demonstrativpronomens zugleich der natürlichen Spitzenstellung des Subjekts: daz ist rehto paluuic dink, daz der man haret ze gote enti imo hilfa niquim.it Musp. 27. Bei Zitaten beziehen sich die Zeilen- bzw. Versangaben stets auf die Konjunktion thaz, nicht auf das hinweisende Pronomen. 2*

Die Entstehung der deutschen daß-Sätze

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s c h o n da. W a s wir h e u t e a b e r a l s N e b e n e i n a n d e r s e h e n , vermag das Ahd. noch in seiner z e i t l i c h e n F o l g e a u f z u zeigen. P r o n o m i n a l e r H i n w e i s , T y p das . .. , daß . . .*) A l l g e m e i n e s , Th. Mann 4 und 6. — Je nach der Bedesituation können wir heute variieren: feststellend: du kannst das (es) glauben, daß ich es nie vergessen werde. l i e g t der Nachdruck auf dem daß-Satz, wird das vorausnehmende Pronomen an die Satzspitze gestellt: das kannst du glauben, daß . . . Vertauschung mit es ist nicht möglich. Der Nachdruck liegt auf glauben; der andere soll überzeugt werden: glauben kannst du das (es), daß .. . Wir können im Ahd. die Herausbildung dieses dreifachen Stellungstypus noch verfolgen. Nach Übertritt des demonstrativen thaz in den Nebensatz war zunächst der Typ übergeordneter Satz + thazSatz geschaffen: wela gisihu ih in dinetn hrustim | dat | du habes heme herron goten Hild. 47. Neben diesen Typ tritt nun ein zweiter, in dem das fehlende Demonstrativpronomen erneut eingesetzt wird, so daß im Hauptsatz der alte Zustand wieder hergestellt ist. Mit Beginn der Überlieferung sind beide Typen voll ausgebildet. Auf dem neu hinzutretenden thaz liegt der Nachdruck, weshalb es zunächst an die Satzspitze tritt. Das ist sein ursprünglicher und eigentlicher Platz. In diesem Punkt der Entwicklung setzt die ahd. Überlieferung ein. Das Wandern des thaz in die Satzmitte und an das Satzende sind spätere Erscheinungen. S u b j e k t s a t z , Th. Mann 3 und 4. Demonstr. thaz an der S a t z s p i t z e : Hier entspricht die Spitzenstellung des Demonstrativpronomens zugleich der natürlichen Spitzenstellung des Subjekts: daz ist rehto paluuic dink, daz der man haret ze gote enti imo hilfa niquim.it Musp. 27. Bei Zitaten beziehen sich die Zeilen- bzw. Versangaben stets auf die Konjunktion thaz, nicht auf das hinweisende Pronomen. 2*

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G. Müller u. Th. Fbinos

Die Überlieferung : ».Jh.: Musp.: 27. Isidor: 7,9 = F 34,22 (endi ioh dhazs). Tatian: 6,2 (hoo). 119,12 (hoo . . . quod). 168,1 (hoc . . . ut). nd. Psalmen: Wa 14,13. 15,14. 15 — 9,4. 10,19. 20. Otfrid: thaz in der Vershebung: thàz ist Ans iróugìt, thaz . . . 5,8,15, ebso. 5,8,5 (joh thaz). 14,1. 2;— in der Senkung: thaz scólta sin bi nòti, thaz... 1,13,12, ebso. 27,54. 2,2,19. 20. 12,84. 3,19,4. 20,145. 22,8. 4,19,38. 5,12,34. nm 1000: Notker: Nb 36,23 (quod). 45,18 (ut). 63,5. 72,6. 93,7 (noh taz). 110,3.5. 129,4 (id). 142,13 (hoc . . . quod). 169,20. 234,31. 240,21 (quod . . . ut). 268,7. 270,27. 303,20. 304,6. 307,1. 310,8. 357,28 (haec) [41,15. 51,14. 71,20. 80,29. 103,13. 120,20. 22. 140,16. 153,23. 182,8. 253,31. 259,20. 289,1. 292,6. 331,10. 334,9. 338,3. 391,23]. No 720,3 (quod). 743,26. 781,27 [46,20. 80,21. 134,12]. Ni 547,13 (quia). 566,13 (noh taz). 574,27 (hoc). Nk 387,18 (hoc [illud] . . . quod). 418,15 (quod). 434,10 (hoc). 460,28 (ioh taz). 495,12. NpNpw 2,11. 17,28. 38,7. 50,6. 118A.1. Fides 1 (haec . . . ut). 26 (ut). Np 50,3. Npw 108,5. 149,9 (Np diz ... daz). Npgl 84,11 (ut). 11. J h . : Predigtsammlung B.C: S 168,21. 176,4. 8. 11. 17. 22. 6d,5. 177,15. Demonstr. thaz i m S a t z i n n e r n , seit Otfrid und Notker: Im H a u p t s a t z (Aussagesatz): ein A d v e r b (Partikel) tritt an die Satzspitze, thaz weicht hinter das finite Verb zurück: taranah ist taz zeuuizenne ein ist N b 70,26 [79,19],

. taz status unde constitutio

. al

ebso. Nb 72,9. 78,13 (ut). 132,13 (ut). 182,19.246,4. 290,4 (hoo . . . quod). 345,20 (quod) [81,2. 87,24.143,13.198,28. 265,10. 314,6. 378,15]. No 730,5 (ut) [60,18]. Ni 555,9. 558,29. 572,19. Nk 397,17 (quod). 416,3. 441,9 (hoo . . . ut). 453,12 (quoniam). NpNpw 29,1;*118E,37. Np 57,12. Npw 106,1 ; —vgl. als Naohsatz cu einem vorausgegangenen Nebensatz O 5,15,40: unz (hu jung icari, so wds thir thàz gizdmì, thaz . . . . Ein n o m i n a l e s oder p r o n o m i n a l e s G l i e d tritt an die Satzspitze, thaz behauptet seine Stellung v o r dem Verb: in des manno banden daz stai . taz er geuuaUig si qui u t potens esse videatur . in servientium manu situm est N b 155,13 [166,21], O 3,12,25 : une allen thàz givAs Ist, thaz

....

Die Entstehung der deutsehen daß-S&tze

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thaz tritt hinter das finite Verb: fone dien dingen ist ouh taz zechiesenne . duz . . . de quibus illud etiam considerandum puto . quod . . . Nb 106,12 [117,1], ebso. 0 3,25,38 (thaz in der Vershebung). Ni 583,11.

In der Frage: uuar mag taz sin . daz ...

? Nb 306,12 [333,17],

ebso. O 2,14,18 (thaz in der Senkung). 5,20,87. 89 (thaz in der Hebung). Nb 326,28. 330,28 (ut) [357,14. 361,27]. Np 12,3.

Im N e b e n s a t z : thaz tritt hinter die Satzspitze. Otfrid, in der Vsrshebung: thaz ouh thaz ni biUib, thaz . . . Oh 98, ebso. O 4,21,15. Ol 80; — in der Senkung: O 3,16,71. 5,1,26.

Notker: to ouh taz keskah . taz tu . . . spendotost. tie sigegeba Nb 75,8 [84,15], ebso. Nb 71,2. 86,10. 99,21. 207,23. 222,8. 261,24 (ut). 318,4 (ut). 328,16. 336,30 (illud; zwischen übergeordneten und daz-Satz schiebt Notker ih meino) [79,24. 96,10. 110,8. 224,1. 239,11. 282,18. 347,15. 359,5. 368,10]. Ni 531,26 (quoniam). 562,11. 566,1. 582,15. Nk 429,5. 478,8 (uvanda daz ist, oder einen Hauptsatz einleitend ?). NpNpw 9,2. 20,3. 32,3 (die beiden letzten vuanda daz ist, oder einen Hauptsatz einleitend !). 118F.42. 1,69. Np 63,7. 72,20. 85,5. Williram: 124,6. Predigtsammlung A, 11. J h . : S 161,4,6. Südd. Glaube, 12. u. 14. J h . : S 345,2.

Zwischen R e l a t i v u n i und thaz tritt noch ein tonschwaches Pronomen: ze uuiu in daz irgange . daz sie uuerüsalig sint Np 72,10. Otfrid vermeidet den Zusammenstoß von Konjunktion thaz und Demonstrativpron. thaz: thaz wisan thäz ni möhtl, thaz . . . O 5,4,16, ebso. 4,24,18. 5,15,46 (thaz stets in der Vershebung).

Demonstratives thaz am S a t z e n d e , nur Otfrid und Notker: Es treten zwei thaz zusammen; das demonstrative thaz geht in der

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G . MÜLLER U. T H . FRINGS

Konjunktion auf, so daß der Zustand Hauptsatz +