Der Glaube der Hellenen: Band 1 [Zweite, unveränderte Auflage, Reprint 2021] 9783112533789, 9783112533772

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German Pages 416 [417] Year 1956

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Der Glaube der Hellenen: Band 1 [Zweite, unveränderte Auflage, Reprint 2021]
 9783112533789, 9783112533772

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ULRICH VON WILAMOWITZ-MOELLENDORFF

DER GLAUBE DER H E L L E N E N I.BAND

Zweite, unveränderte Auflage

195 5

AKADEMIE-VERLAG • BERLIN

Verkauf dieses Exemplars nur in der Deutschen Demokratischen Republik (einschließlich Demokratischer Sektor Berlins) und in folgenden Ländern gestattet: Albanien, Bulgarien, China, Polen, Rumänien, Sowjetunion, Tschechoslowakei, Ungarn

Lizenzausgabe dir Wissenschaftlichen Bucbgesellscbaft EV.,

Darmstadt

Erschienen im Akademie-Verlag GmbH., Berlin WS, Mobrenstraße Libenz Nr. Satz

und

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£>ruek: VEB Offizin Andersen Nexö in Leipzig

JUjrilßS

Bestell' und Verlagsnummer: ¿191 • Printed in Germany

VORWORT Eine Vorrede kann ich erst dem vollendeten Werke beigeben, ebenso die hier unentbehrlichen Register und Nachträge. Die folgende kurze Inhaltsübersicht wird wenigstens etwas orientieren. Aber dem Mangel kann ich nicht abhelfen, daß aus diesem Bande noch gar nicht klar wird, was das Ganze leisten will. Und doch mag ich hier nicht mehr darüber sagen, als sich aus den Überschriften der drei folgenden Abschnitte entnehmen läßt: Panhellenische Götter, Weltgeltung und Verfall des Hellenentums, Restauration und Untergang. Wenn mir Gott die Kraft dazu erhält, darf ich hoffen, daß der Sch'ußband in Jahresfrist erscheinen kann. Bis dahin wird sich ein Urteil über das Erschienene nicht abgeben lassen. Nur eins muß ich gleich aussprechen. Wenn der Druck und die zahlreichen Zitate hier eine in meinen Büchern ungewöhnliche Korrektheit zeigen, so hat das die stetige Hilfe meines Schülers und Freundes Günther Klaffenbach erreicht. Westend, Ostern 1931.

ÜBERSICHT

DES

INHALTS

Gott und Götter Behandlung der hellenischen Götter durch die christlichen K i r chen S. 1 - 2 . Mythologie 3-4. Entdeckung der hellenischen Götter, Anerkennung der Religion in ihnen j - 8 . Religionsgeschichte und Geschichte der hellenischen Religion 9-12. Religion des Einzelnen und der Gemeinschaft 1 2 - 1 7 . eöoißeia 1 5 - 1 7 . Die Götter sind da, Voraussetzung für alles, Prädikatsbegriff 1 7 - 2 1 . Uq6v dyvov 21. 22. Erscheinung der Götter 22-25. aqehxma im Menschen 25-27. Magie, Zauber, Fluch und Eid 27-29. Götternamen 30-32. Kultus 33-34. Priester, Gemeindekult, Geschlechterkult 35-37. Propheten und Dichter 38. 39. Mythologie 40-44.

Die Wanderungen der hellenischen Stämme Begründung des Ganges der Darstellung 45-48. Die Urhellenen in der mittleren Balkanhalbinsel, Illyrier und Thraker, die sie nach Süden drängen, 49-52. Die erste Schicht der Einwanderer erobert Hellas; die Vorbewohner heißen hier Karer und Leleger, die Namen kehren in Asien wieder; dieses V o l k hat auch auf Kreta Berge und Städte benannt, aber die Kreter, welche ihre besondere hohe Kultur besitzen und auch den Hellenen der ersten Schicht mitteilen, sind ein anderes V o l k ; in Hellas haben sie nicht geherrscht, 5 3-5 6. Die Glanzzeit der mykenäischen Periode 57-59. Erinnerung an sie nur in dem Epos und der Sage der Äoler und Ionier, die nach Asien auswandern mußten, einzelne Punkte wie K y p r o s vielleicht schon früher besetzt hatten. Ionier und Äoler bildeten also die erste Schicht der Einwanderer; zusammenfassend haben sie sich wohl Peloper genannt, 59-63. Die Stämme der zweiten Schicht, nicht gleichzeitig eingewandert, Thessaler und Böoter zuletzt, 63. Zeugnis der hesiodischen Kataloge 63-66. Dorer 66-73. Periode des geo-

VI

Übersicht des Inhalts metrischen Stiles 73-76. Die Hellenen Asiens und der Inseln 76-83. Namen der Nation 'Iäoves 'Axaiot Aavaol IlaviXhpisg 83-85. Spätere Kolonisation im Norden und Westen 85. 86.

Vorhellenische Götter

,

Karnos von den Dorern mitgebracht, wird zu Zeus oder Apollon Karneios. Herakles weder dorisch noch urgriechisch, 87 bis 89. Flüsse und Berge 89-92. Aphrodite aus Kypros und Kythera übernommen 93-96. Eileithyia karisch. Eleusia, Eleusis u.dgl. zugehörig 96-98. Damia und Auxesia nicht fremd, Kult eng begrenzt 98-100. Karische Gräber auf Delos hellenisch geheiligt als hyperboreischen Jungfrauen gehörig 100. 101. Enyalios karisch 101. 102. Hyakinthos karisch 103. Korynthos 104. Unsichere Götternamen 104-107. Persephone vorgriechisch 106-108. Sonnendienst im Peloponnes karisch 108-110. Minotauros, Pasiphae 1 1 0 - 1 1 3 . Was ist wirklich von Kreta in Glauben, Kultus und Sitte übernommen? 114-133. Diktynna 117. Chimaira 119. Schildgöttin 121. Kures, Kindheit des Zeus 124-127. Die Ziegengöttin als Sternbild 129. Hesiod über das Zeuskind 130. Das spätere Kreta 1 3 1 - 1 3 3 . Althellenische Götter Das Leben der Hellenen im mittleren Balkan; die umgebende Natur, die gesellschaftlichen Zustände, Kultus 134-140. Götterwahrnehmung, Tiergestalt 140-151. Vogelgestalt und Ornithomantie 145. Roßgestalt 148-151. Hestia 152-155. Hermes 155-165. Enodia 165-173. Hekate 165-171. Die Herrin des Draußen(Artemis)i73-i8o.Nympheni8i-i86.Eschennymphen 187. Hören 188. Chariten 189. Aglauriden 190-191. Dreivereine 190. Kentauren, Silene, Satyrn 191-196. Komasten keine Götter 197. Die Erde als Ge 198-202. Themis 202. Die Erde als Demeter 203-205. (Erinys in der Beilage.) Chthon 207. Poseidon 207-212. Meergötter nicht urhellenisch 212-220. Leukothea 212. Palaimon 213. Okeanos, Pontos, Thalassa, Nereus, äXiog Nereiden, Eurynome, Triton, Phorkys 214-220. Zeus y£(XDV, 220-225. Die himmlischen Zwillinge 225-229. Athena, die kretische Schildgöttin und die hellenische Pallas 229-232. Hera 232 bis 241. Daidala 235-238. Pan 242. Aristaios Agreus 243. Musen 245. Götterland 247. Sonne 248. Mond 252. Nacht 253. Schlaf 254. Eos 254. Sterne 255. Morgenstern 256. Wolken 257. Regenbogen, Iris 258. Winde 259. Typhoeus 260. Harpyien

Übersicht des Inhalts 261. Sirenen 262. Sphinx 264. Keren, Moiren 265. Empusa Lamia u.dgl. 267. Phobos 269. Gorgo 269. Geryones 271. Riesen 272. Zwerge 273. Teichinen 274. Zusammenfassung der ältesten Götter 275-279. Kultus 279-296. Opfer, Opferplatz, Musik, Prozessionen, Tänze 279-290. Anatheme 290. Sühnopfer 291-294. Totenkult und Begräbnis 296-306. Totenreich, der Tod, die Toten 306-310. Homerische Götter Die Hellenen in Asien und das homerische Epos 3 1 1 - 3 1 3 . Götter, die sie in Asien vorfinden, Hephaistos 314, Aphrodite 315, Ares 3 1 5 - 3 1 7 , Leto Apollon Artemis 318-322. Die Zwölf Götter 323. Die olympischen Götter unter Zeus 324-327. Zeus Vater der Götter und Menschen 327-329. Poseidon wird Meergott 329-332. Genealogisch-kosmogonische Dichtung (Kronos) 332-335. Hesiodos 335-340. Zeus allmächtiger Gott 340-343. Die Menschen und ihr Handeln 344-347. Aldd>Q 347-350. Der Mensch ist frei 351. Schicksal, alaa xXü&sq Adxeois fioloa fiögog u. dgl. 352-356. öoUfuov und äal/ioveg 356-363. eiöatfiwv 363. yrvxV bei Homer, in der ionischen und äolischen Lyrik, bei den ältesten Philosophen 364-369. Darstellung der Seele in der Malerei 369-371. Beilagen. 1. ©qiai 372. 2. L a p h r i a . Kult in Ätolien, Kalydon 374-376, in Patrai 376 bis 380. 3. S a r o n i a 380. 4. H e l l o t i s 382. 5. Nemeen 384. 6. Malea. Malea Landschaftsname 386-390. Maleatas 390-391. 7. D e m e t e r E r i n y s und die E r i n y e n . Thelpusa, Bericht des Pausanias 391. Arion-Erion 393. Themis, Kore, Artemis 394. Die schwarze Demeter 395. Erinyen Eumeniden 397 bis 399. 8. K a d m o s und seine T ö c h t e r 400. 9. A r i a d n e 402.

GOTT UND GÖTTER D i e Götter der Hellenen pflegen so behandelt zu werden, als wären sie feste Gestalten gewesen, von Homer und Hesiod bis zu Nonnos, in Theben und Milet, in Athen und Antiocheia, Komana und Massalia ziemlich dieselben. Die Belege werden aus allen Zeiten und allen Orten unter den Götternamen zusammengetragen, und man erfährt dann staunend, wie vielseitig das Wirken der einzelnen Götter gewesen ist. Daneben geht eine Deutung der Götter, die je nach der Mode wechselt; eine Weile waren sie Sonne, Mond, Wasser und Wind, dann war das Chthonische beliebt, jetzt ist es der Vegetationsgott. Aber die Götter leben im Glauben. Glaube hat sie erzeugt, in ihm und durch ihn wandeln sie sich, sterben mit ihm, können aber als schöne Schatten fortleben. Das bezweifelt niemand, aber die Folgerung wird selten gezogen, Glaube und Mythos noch seltener geschieden. Ich mache den Versuch, das Werden, die Wandlungen und das Übergehen aus dem Glauben in den Mythos und das Schwinden dieses Glaubens, während der Kultus bleibt, durch die Jahrhunderte an den Göttern der Hellenen, aber nur an diesen zu verfolgen. Als das Christentum Staatsreligion geworden war, hat es in dem griechischen Osten die hellenischen, semitischen, ägyptischen Götter nicht nur aus ihrem Besitze vertrieben, sondern ihr Gedächtnis so vollkommen ausgerottet, daß nicht einmal die Wochentage ihre alten Namen behielten, weil sie von den Planetengöttern stammten, obwohl die Astrologie sich nicht ausrotten ließ, sondern zu der Wissenschaft gehörte, welche die Araber übernahmen. Selbst als böse Dämonen brauchten die alten Götter kaum noch bekämpft zu werden; die Mönche der Wüste hatten mit den Teufeln der Sinnenlust heftig zu kämpfen, aber Aphrodite war nicht mehr die Versucherin, wie sie es einst für Antisthenes gewesen

G o t t und Götter

2 1

war , Frau Venus für Tannhäuser werden sollte. Der Grund des vollkommenen Sieges über die alten göttlichen Personen war natürlich, daß sie längst aus dem lebendigen Glauben verschwunden waren. Wohl erbten die vergöttlichten Personen des neuen Glaubens die altgeheiligten Stätten, zogen manchmal in die alten Gotteshäuser ein, aber kaum je steckt in diesen Personen der alte Inhaber. Wenn z.B. die Inkubation fortgeübt ward, so war darum Asklepios in den neuen Wundertätern nicht mehr vorhanden. Was von den alten Gestalten und Namen sich im Volksglauben erhielt, war wenig und enthielt Züge, die mindestens mit der literarisch verbreiteten Vorstellung nicht stimmen, Charos ist der Tod, die Nereiden sind nicht die harmlos spielenden Töchter des Meeres2. Die Sitte behielt manches; im inneren Syrien ißt man auch heute noch keine Fische; namentlich der Dienst der Toten behielt dauernd sehr viel von dem Alten bei. Vieles übernahm der Kultus; das Weihwasser an der Türe des Heiligtumes stammt zwar nicht aus althellenischem, aber doch später weit verbreitetem Gebrauche; die bauliche Anlage der griechischen Altarfront ist von der Bühnenfront entlehnt. Aber alles war ganz verchristlicht. In den Gedichten der Schule von Gaza spielen die mythologischen Namen noch dieselbe Rolle wie etwa bei Claudian und seinen Nachfolgern; das verschwindet dann, soviel ich weiß. In der bildenden Kunst behalten Elementarwesen noch lange die überlieferte Menschengestalt, aber nur weil man in ihr nichts Göttliches empfand 3 . Dann erstarb auch das. Byzanz erhielt die alte Literatur und mit ihr die Tradition der alten Bildung; aber für das Volk war hellenisch soviel wie heidnisch. Die römische Kirche ist anders verfahren. Namentlich in den oberflächlich romanisierten Landschaften war der Glaube an die alten Götter noch stark, auch wenn sie römisch umgenannt waren, und erst recht galt das für die Germanen, zu denen die Missionare 1 rfjv 'A