Die Enthusiasten des Exports: Eine wirthschaftliche Studie aus Oesterreich [Reprint 2021 ed.] 9783112398661, 9783112398654

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Die Enthusiasten des Exports: Eine wirthschaftliche Studie aus Oesterreich [Reprint 2021 ed.]
 9783112398661, 9783112398654

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Die

Enthusiasten des Exports. Eine

wirthfchastliche Studie aus Oesterreich von

Gustav v. Pacher, (Benno Weber).

Leipzig Verlag von Beit & Comp. 1875.

Uebersetzungsrecht Vorbehalten.

Borwort. Am Tage der Eröffnung des ersten Congresies der österreichischen Volkswirthe, am 5. April d. I., ist der Schluß dieser Schrift an den

Verleger abgegangen.

Trotz des lebhaften Antheils, mit welchem

ihr Verfasser den Verlauf der Hauptschlacht, derjenigen in der Zoll­

frage nämlich, am dritten Congreßtage verfolgte, will derselbe es

absichtlich vermeiden, einige kurze Bemerkungen abgerechnet, neue Gedankenreihen in dieser Frage, welche sich ihm dort etwa gezeigt

haben könnten, in den Inhalt der Schrift aufzunehmen. Es wird im Gegentheile eher seine Sorge sein, noch nachträg­ lich manche Härte des Ausdruckes zu mildern und hie und da eine allzuscharfe Spitze abzubrechen, umsomehr als die ritterliche und

gewinnende

Persönlichkeit

und

Kampfesweise

der

meisten

seiner

Gegner, welche er dort kennen zu lernen oder doch kämpfen zu sehen die Gelegenheit hatte, es ihm hie und da recht sauer erscheinen lassen, mit dem Schwerte dreiyschlagen zu müssen.

Er möchte aber

ebenso bei seinen Gegnern den Verdacht vermeiden, daß irgend ein

Hieb persönlich vermeint sein könnte, der im Voraus ganz generell ausgetheilt

worden war,

wie

auch

bei seinen Genossen,

mit ihren Pfeilen seinen Köcher nachgefüllt habe.

daß er

Die Gefahr liegt

IV

hier nahe genug, und diejenigen, welche diesen Worten Glauben schen­ ken, werden in vorliegender Schrift gar viele Merkzeichen finden, daß

uns die Argumente unserer Gegner schon vorher recht geläufig waren,

und daß sich in vielen Fällen die Beantwortung derselben von unserm Standpunkte aus von selbst ergibt. Trotzdem glaubt ihr Verfasser die

Schrift nicht umsonst geschrieben, hie und da einen neuen Gesichts­ punct ausgefunden und

vieles Beherzigenswerthe dem Verständniß

großer Kreise näher gelegt zu haben.

Vom Inhalte der Congreßdebatte reizt es ihn nur einen einzigen Punct der gegnerischen Ausführungen nachträglich und zwar in diesem

Vorworte zu erwähnen, so unbedeutend derselbe erscheinen mag. Es reizt ihn derselbe einerseits durch seine handgreifliche Unstichhältigkeit,

andererseits deßhalb, weil das vernehmliche Beifallsgemurmel der

Genossen

des Sprechers

zeigte,

daß

sie dieser Ausführung eine

schlagende Beweiskraft zuerkennen. Nachdem nämlich der Redner die Thatsache zugegeben hatte, daß

die letzteren Handelsverträge doch in einigen Positionen zu rasch dem

angeblichen Zuge der Zeit nach dem Freihandel und dem wirthschaftlichen Fortschritte im Sinne unserer Gegner gefolgt seien und dadurch

eine Schädigung der Existenzbedingungen irgend welcher Theile unserer Industrie im Gefolge gehabt haben könnten, fuhr derselbe etwa mit diesen

Worten fort: „Wenn aber ein Wanderer einen steilen Berg, anstatt „der Schlangenwindungen der Straße zu folgen, geradenwegs hinan-

„steigt und dann augenblicklicher Erschöpfung halber inne halten

„muß, — ist dieß ein Grund, daß er wieder einen Theil des Berges

„hinabsteige?" Nun, diesem armen Wanderer muß bei seinem hitzigen Berg­ steigen noch ein Stein in den Stiefel gekommen sein oder er muß

sich Blasen an die Füße gegangen haben, sonst könnte er in dieser

Vergleichung nicht so erbärmlich hinken*). — Wenn er erschöpft ist, wird er sich an Ort und Stelle niedersetzen; wenn er unterwegs

seine Geldbörse verloren hat, wird er zurückkehren müssen um sie

zu suchen,-------- der eine Vergleich ist gerade so äußerlich, so unzu­ treffend, so nichtsnutzig wie der Andere.

Etwas mehr dem Wesen der Sache entsprechend dürfte es sein, vom österreichischen Gewerbfleiße als von einem Manne zu

sprechen, welchem vom Arzte (ohne daß wir für dieß Mittel einstehen)

Zur Stärkung seiner Kräfte empfohlen wurde, alle Tage einen aus­ giebigen Spaziergang zu unternehmen, und zwar, seiner zunehmenden

Uebung entsprechend, die Länge des Weges auszudehnen.

unser Patient

Nachdem

durch einige Zeit jeden Tag vier Stunden tapfer

marschirt ist, meint der Arzt, er solle nun einmal seine Kräfte besser

versuchen, und von jetzt an täglich einen Weg von sieben Stunden

zurücklegen.

Den übernächsten Tag findet der Arzt den muthigen

Wanderer krank, erschöpft und mit geschwollenen Füßen im Bette liegend.

„Lieber Herr Döctor, sieben Stunden das geht nicht; sagen

wir fünf!"

„„Schämen Sie sich, mein Freund! daß sieben Stunden

für Sie zu viel sind, das sehe ich auch; aber nun haben Sie's einmal

*) Ein logisch organisirter Kopf muß sofort herausfühlen, daß hier das tertium comparationis mangelt. Das Verhältniß zwischen Kraft und Last