Die deutsche Geldwirtschaft [Reprint 2019 ed.]
 9783111574134, 9783111202082

Table of contents :
VORWORT
Inhaltsübersicht
A. Einleitung
B. Die deutsche Geldwirtschaft 1924/45
C. Besonderheiten im Bereich der deutschen Geldwirtschaft
D. Schlußbetrachtung
E. Tabellenverzeichnis

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Die deutsche Qeldwirtschaft von

Dr. Fritz Federan

B e r l i n 1949

Walter de Qruyter & Co. vormals Q. J. C/öschen'sche Verlagshandlung / J . Quttentag, Verlagsbuchhandlung /

Georg Reimer /

Karl J. Trübner / Veit & Comp.

Archiv Nr. 240349 11389.

Druck: A. W . Hayn's Erben, Berlin SO 36.

Nr. VIII/99, 0. 06. 0513. 570.

VORWORT Die vorliegende Schrift behandelt alle wichtigen Vorgänge, die sich seit der Währungsstabilisierung in den Jahren 1923/24 auf dem Gebiete des deutschen Geld-, Kredit- und Finanzwesens zugetragen haben. Die in zahlreichen Tabellen wiedergegebenen Ziffern stammen im wesentlichen aus amtlichen Veröffentlichungen, insbesondere solchen des Statistischen Reichsamtes sowie anderer offizieller und offiziöser Stellenp z. T, sind sie aber auch von dem Verfasser — auf Grund zuverlässiger Unterlagen — errechnet oder im Wege der Schätzung gewonnen worden. Letzteres gilt namentlich für die Kriegsjahre, in denen die amtliche Berichterstattung entweder gänzlich abgebrochen oder infoige kriegsbedingter Einschränkungen zumindest stark gedrosselt wurde. Es ist daher möglich, dem Leser ein nahezu geschlossenes Bild von den einzelnen Vorgängen zu vermitteln und somit eine in der gegenwärtigen geld- und finanzwirtschaftlichen Literatur vorhandene Lücke auszufüllen. Berlin, im Dezember 1948

Dr. F R I T Z

FEDERAU

Inhaltsübersidit Seite

A. Einleitung 1. Die wirtschaftliche Lage an der Jahreswende 1923/24 2. Die Ordnung der geldwirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse Deutschlands durch die Bestimmungen des DawesPlanes B. Die 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

10. 11. 12. 13. 14.

15. 16.

deutsche GeldwirtschaM 1924/45 Das Volkseinkommen Die Geldkapitalbildung Der Zahlungsverkehr Die wichtigsten Posten des Reichsbankausweises Die Hauptquellen der Geldkapitalbildung Das von den Instituten des deutschen Kredit- und Versicherungsgewerbes verwaltete Geldkapital und seine Verwendung Die geschäftliche Entwicklung der Banken Die Wirtschaftskredite der Banken Die dreigliedrigen Organisationen der Sparkassen und Genossenschaften a) Die Entwicklung im Sparkassensektor b) Die Entwicklung im Genossenschaftssektor Die Vermögensanlagen der Lebens- und Sozialversicherung . . Das langfristige Geschäft der Boden- und Kommunalkreditinstitute Die Emissionen öffentlicher Körperschaften und privater Unternehmungen auf dem deutschen Kapitalmarkt Der Umlauf deutscher Industrie-Obligationen Die deutsche Auslandsverschuldung a) Die Anleiheschulden b) Die Abwicklung der deutschen Auslandsverschuldung . . Die Einnahmen des Reiches Die Reichsschuld

C. Besonderheiten im Bereich 4er deutschen Geldwirtschaft 1. Die Umschuldungsmaßnahmen für die deutsche Landwirtschaft 2. Die kommunale Umschuldungsaktion 3. Die verschiedenen Formen des zwischenstaatlichen Zahlungsverkehrs unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Verhältnisse 4. Die Finanzierung der Reichsausgaben

7 9 13

16 23 28 32 34 40 44 45 51 57 58 61 64 65 65 67 70 72 76 76 79 82 84

D. Schlußbetrachtung

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E. Tabellenverzeichnis

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A. Einleitung 1. Die wirtschaftliche Lage an der Jahreswende 1923/24 Angesichts

des

schnell

fortschreitenden

Währungsverfalls

im

Jahre 1923 waren sehr viele wirtschaftliche Unternehmungen bereits im Sommer dieses Jahres dazu übergegangen, ihre geschäftliche Grundlage auf Goldmark- oder Dollarbasis umzustellen, da die sprunghafte, zuletzt astronomische Ausmaße annehmende Entwertung der deutschen Mark es völlig unmöglich machte, Dispositionen und Kalkulationen, namentlich für längere Zeiträume, noch in Papiermark vorzunehmen. Lediglich ein Wirtschaftszweig, nämlich die deutsche Landwirtschaft, bediente sich beim Absatz ihrer Erzeugnisse bis zuletzt der Papiermark-Rechnung, obwohl sie schon seit Monaten genötigt war, Produktionsmittel sowie Roh- und Hilfsstoffe zu Goldmark- oder anderen „wertbeständigen" Preisen einzukaufen. Die Folge hiervon war, daß dieser wichtige Zweig der deutschen Volkswirtschaft im Spätherbst 1923, als die Stabilisierung der deutschen Währung auf der Grundlage „eine Rentenmark = ©ine Billion Papiermark" erfolgte1), von Vorräten nahezu entblößt war und somit kaum noch über irgendwelche Mittel verfügte, die zur Fortführung einer ordnungsmäßigen Wirtschaft benötigt wurden. Um nun die zu jener Zeit beinahe völlig ausverkaufte Landwirtschaft mit dem erforderlichen Betriebskapital zu versehen, ist diesem in seiner Existenz bedrohten Wirtschaftszweig aus den Währungskrediten der Deutschen Rentenbank damals ein betrag von insgesamt 870 Mill. Rentenmark zur Verfügung gestellt worden, der auf Grund der im Zusammenhang mit dem DaWes-Plan erlassenen gesetzlichen Bestimmungen innerhalb von dred Jahren zurückgezahlt werden mußte*). Bevor jedoch auf die nun folgende weitere Entwicklung der geldwirtschaftlichen Verhältnisse eingegangen wird, erscheint es angebracht, einen Augenblick bei der Schaffung der Rentenmark zu verweilen, zumal dieser Vorgang recht wenig bekannt ist. Besonders bemerkenswert ist hierbei, daß die Währungsstabilisierung in einem Zeitpunkte wirtschaftlichen Tiefstandes und ohne jede ausländische Hilfe erfolgte. 1) eine Billion = 1000 Milliarden. 2) am 30. November der Jahre 1925, 1926 und 1927 waren jeweiU 290 Mill. RM fällif.

7

Die Summe der ausgegebenen Rentenbankscheine belief sich auf insgesamt 2,4 Mrd. Rentenmark. Hiervon wurden eine Mrd. dem Reich zur Deckung seiner Ausgaben — zu einem festen Satz von 6°/o p. a. — zur Verfügung gestellt und weitere 200 Mill. dem Reich unverzinslich zur Abdeckung seines Schatzwechselkredites bei der Reichsbank überlassen, während die übrigen 1,2 Mrd. für die Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft bestimmt waren (von dem letztgenannten Betrag sind — wie schon erwähnt — allein 870 Mill, an die Landwirtschaft gegeben worden). Die Grundlage für die neue "Währung bildete eine auf Goldmark lautende, mit 6%> verzinsliche, in Höhe von 4°/o des Wehrbeitragswertes auf dem gesamten Grundbesitz von Industrie, Gewerbe, Handel, Banken und Landwirtschaft einzutragende Grundschuld mit der Maßgabe, daß diese Belastung zu gleichen Teilen auf die Landwirtschaft und die gewerbliche Wirtschaft umzulegen sei5). Währungsinstitut war die gemäß Verordnung vom 15. Oktober 1923 errichtete, von den Vertretern der belasteten Wirtschaft verwaltete Deutsche Rentenbank; die Höhe ihres Eigenkapitals wurde bestimmt durch die Höhe der Grundschuld, belief sich also auf 3,2 Mrd. Rentenmark (2400 Mill. Grundkapital sowie 800 Mill. Reserven); das Eigenkapital ist dann später — durch das Gesetz über die Liquidierung des Umlaufes an Rentenbankscheinen vom 30. August 1924 — auf zwei Mrd. RM herabgesetzt worden4). Auf Grund der zu Gunsten der Deutschen Rentenbank bestellten Grundschuld wurden auf Goldmark lautende, mit 5°/o verzinsliche Rentenbriefe ausgefertigt, die nun ihrerseits als Deckung für die ausgegebenen Rentenbanknoten dienten. Da das Publikum die Möglichkeit hatte, die in seinem Besitz befindlichen Geldscheine jederzeit in die 5 "/»igen Rentenbriefe umzutauschen, war eine Gewähr dafür gegeben, daß der Wert der Rentenbankscheine nicht unter den Wert dieses 5 "Augen auf Goldmark lautenden Papiers sinkeii konnte. Als weitere Sicherung der Rentenmark sind scließlich noch zu nennen: die Stillegung der Notenpresse der Reichsbank, ferner die völlige Unabhängigkeit des neuen Währungsinstituts vom Reich sowie die feste Begrenzung der Kredithergabe Ein das Reich. Die Unternehmungen der deutschen Wirtschaft hatten ihre Jahresabschlußrechnung per 31. Dezember 1923 fast ausnahmslos noch in Papiermark oder Bill.-Mark 6 ) gefertigt. Vom Jahre 1924 an mußten sie jedoch ihre Geschäftsgrundlage auf Goldmark umstellen und wurden angewiesen, zu diesem Zwecke eine ,,Goldmark-Eröffnungs-Bilamz" per l. Januar 1924 aufzustellen. >) je 1,6 Mrd., Insgesamt also 3,2 Mrd. 4) siehe spätere Ausführungen auf Seite »j Abkürzung für Billionen Mark.

8

11.

In der ersten Hälfte des Jahres 1924 vollzog sich sodann in der deutschen Geldpolitik eine völlige Umkehrung. Um den neu gewonnenen Währungsstandard zu halten, ein abermaliges Abgleiten des Kurses der deutschen Mark also um jeden Preis zu verhindern, entschloß man sich zu ausgesprochen deflatorischen Maßnahmen. Künstliche Niedrighaltung von Löhnen und Gehältern, Kreditrestriktionen u. a. m. sollten die Stabilität der Rentenmark gewährleisten. Offenbar war man sich nicht bewußt, daß eine Deflation in ihren wirtschaftlichen Auswirkungen ebenso verhängnisvoll sein kann wie eine Inflation. Ob eine erfolgreiche Steuerung der deutschen Volkswirtschaft nach diesen Grundsätzen längere Zeit möglich gewesen wäre, erscheint recht zweifelhaft; denn schon im Sommer 1924 wurde eine Reihe Anzeichen sichtbar, die darauf hindeuteten, daß die von den maßgebenden deutschen Stellen betriebene Deflationspolitik zwangsläufig zu einer Drosselung des Wirtschaftslebens führen mußte. Dieser Entwicklung wurde alsdann durch den Dawes-Plan und dessen für die deutsche Wirtschaft bedeutsame Bestimmungen Einhalt geboten. 2. Die Ordnung der geldwirtschaftlichen und finanziellen Verhältnisse Deutschlands durch die Bestimmungen des Dawes-Planes Im Herbst des Jahres 1923 erhielt das Sachverständigen-Komitee, das die Vorarbeiten für das am 30. August 1924 Tinter dem Sammelbegriff „Dawes-Plan" fertiggestellte wirtschaftliche Gesetzgebungswerk zu leisten hatte, von der Reparationskommission den Auftrag, diejenigen Maßnahmen zu ermitteln, deren Durchführung notwendig sein würde, um den deutschen Haushalt zu balancieren und die deutsche Währung zu stabilisieren. Von den im Zusammenhang mit dem Dawes-Plan in Kraft getretenen gesetzlichen Bestimmungen übte den nachhaltigsten Einfluß auf das Gefüge der deutschen Geldwirtschaft naturgemäß das Bankgesetz aus, durch das die deutsche Währung auf eine völlig neue Grundlage gestellt wordein ist. Sodann sind für den Bereich der Geldwirtschaft noch zu nennen: das Münzgesetz, das in erster Linie münztechnische Fragen behandelte, ferner das bereits im vorigen Kapitel erwähnte Gesetz über die Liquidierung des Umlaufs an Rentenbankscheinen sowie schließlich das — zumindest mittelbar — hiermit zusammenhängende Gesetz über die Industriebelastung und die Errichtung der Bank für deutsche Industrie-Obligationen. Durch das Bankgesetz vom 30. August 1924,. das eine vom Reich völlig unabhängige, unter internationaler Kontrolle stehende Reichsbank schuf, wurde u. a. bestimmt, daß die von dem Zentralnoteninstitut ausgegebenen Banknoten mindestens zu 40 %> durch Gold

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und Devisen 8 ), der Rest durch erstklassige Warenwechsel gedeckt sein müssen. Für den Fall der Untenschreitung der 40 "/«igen Mindestdeckungsgrenze war durch die Festsetzung einer Notensteuer Vorsorge gegen eine ungehemmte Ausgabe von Reichsbanknoten getroffen. Diese Steuer wies bereits im ersten Stadium der Unterschreitung eine erhebliche progressive Staffelung auf 7 ) und war somit geeignet, als stark ritardierendes Moment bei der Notengeldemission zu wirken. Eine weitere Sicherungsmaßnahme gegen eine inflatorische Ausweitung des Notenumlaufs bildeten die Vorschriften, die bei der Kredithergabe aus Mitteln der Zentralnotenbank zu beachten waren; so war u. a. die Höchstgrenze für Kreditgewährungen an das Reich auf 100 Mall. RM festgesetzt. Um nun auch die Voraussetzungen für eine ordnungsgemäße Deckung der von der Reichsbank ausgegebenen Noten zu schaffen, wurde dem Deutschen Reich im Zusammenhang mit der Inkraftsetzung des Dawes-Planes eine internationale Währungsanleihe, die sogenannte ,,Dawes-Anleihe", im Betrage von insgesamt 800 Mill. RM zur Verfügung gestellt, die ausschließlich zur Auffüllung des Notendeckungsfonds Verwendung gefunden hat. Bei der neuen deutschen Währung, der Reichsmark-Währung (4,20 RM = ein Dollar), handelte es sich um eine sogenannte „Goldkernwährung", d. h. eine Währung, bei der zwar eine Einlösumgspflicht der Banknoten in Gold für das Noteninstitut nicht besteht, wohl aber eine bestimmte Relation zwischen ausgegebener Notenmenge und Goldbeistand — oder wie in dem vorliegenden Falle zum Gold- und Devisenbestand — der Zentralnotenbank vorgeschrieben ist. Außerdem wurde (wie seinerzeit bei der Schaffung der Rentemmark die Notenpresse der Reichsbank stillgelegt worden ist) jetzt — durch die gesetzlichen Bestimmungen des Daweis-Planes — die Einziehung der im Umlauf befindlichen Rentenbankscheine angeordnet. Durch das Gesetz über die Liquidierung des Umlaufes an Rentenbankscheinen wurde ferner bestimmt, daß die der Landwirtschaft in Höhe von 870 Mill. Rentenmark eingeräumten Kredite bis zum 30. November 1927, d. h. also innerhalb eines Zeitraumeis von drei Jahren, in Raten von je 290 Mill. RM p. a. und die dem Deutschen Reich ebenfalls aus Mitteln der Rentenbank zur Verfügung gestellten 1200 Mill. Rentenmark innerhalb von zehn Jahren zurück«) 30 •/« in Gold und 10 »/• in D e v i s e n . 7) es waren zu entrichten: bei einem Sinken der Deckung unter 40 Vs eine S t e u e r von 3 8/o bei einem Sinken der Deckung unter 37 °'o eine S t e u e r von 5 °/e bei einem Sinken der Deckung unter 35 •/ eine S t e u e r von 8 9/o und b s i einem noch weiteren Sinken der N o t e n d e c k u n g s m a s s e eine sich für j e d e s Prozent j e w e i l s um 1 °/o erhöhende S t e u e r .

10

weitere

zuzahlen seien. Während die Abwicklung des Landwirtschaftskredites durch die Deutsche Rentenbank erfolgte, wurde zum Zwecke der Tilgung der dem Reich überlassenen 1200 Mill. Rentenmark ein besonderer Tilgungsfonds bei der Reichsjbank eingerichtet. Ueber den Verlauf dieser Liquidierungsarbeiten in der Zeit von 1923 bis 1932 unterrichtet im einzelnen die nachstehende Zahlenübersicht, Angaben in Mill. Rerrtenmark bzw. RM Umlaufende Stand am 31. Dezember Rentenbankscheine 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932

1242 1980 1609 1172 740 537 426 472 433 438

Darlehen an das Reich 1200 1200 1078 946 810 678 551 446 427 427

Wechselkredite an die Landwirtschaft')

_ 262 544 277 — —

—• — —

1) die im Eingangskapitel — vgl. Seite 7/8 — bereits erwähnten sogenannten „Rentenbank-Abwicklungskredite" (höchste Inanspruchnahme 726 Mill. Rentenmark); die der übrigen Wirtschaft über die Reichsbank zur Verfügung gestellten Kredite waren bereits Mitte 1925 zurückgezahlt.

Des weiteren wurde durch das vorgenannte Gesetz — wie bereits erwähnt — das Eigenkapital der Rentenbank von 3,2 Mrd. auf 2 Mrd. RM herabgesetzt, die auf dem landwirtschaftlichen Besitz ruhende Rentenbank-Grundschuld hingegen von 1,6 Mrd. auf 2 Mrd. RM, d. h. auf 5°/o des Wehrbeitragswertes erhöht (unter gleichzeitiger Ermäßigung der auf die Grundschuld zu entrichtenden Zinsen von 6°/o auf 5 % p. a.), während die ebenfalls 1,6 Mrd, RM betragende, auf dem Grundbesitz der gewerblichen Wirtschaft lastende Rentenbank-Grundschuld erlosch infolge unmittelbare^ Heranziehung der zu diesem Teil der deutschen Wirtschaft gehörenden Unternehmungen zu den Reparationszahlungen. Letztere stellten sich für das sogenannte „Normaljahr" auf 2,5 Mrd. RM und waren folgendermaßen aufzubringen: 1250 Mill. RM aus dem Aufkommen der Zölle und Verbrauchssteuern, 950 Mill. RM von der in eine besondere Gesellschaft, die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft, umgewandelten Deutschen Reichsbahn (660 Mill. RM aus den Ein11

künften und 290 Mill. RM aus der eigens zu diesem Zweck eingeführten Beförderungssteuer}, 300 Mill. RM von den Unternehmungen der gewerblichen Wirtschaft (Industrie, Gewerbe, Handel und BankenJ. Die Aufbringung des letztgenannten Betrages vollzog sich in der Weise, daß sämtliche dieser Wirtschaftskategorie angehörenden Unternehmungen 8 ) mit einer Grundschüld von insgesamt 5 Mrd. RM belastet wurden, die jährlich mit 5 %> zu verzinsen und mit 1 %> zu tilgen war (6 °/o Jahresleistungen auf 5 Mrd. RM = 300 Mill. RM). Mit der Durchführung dieser Aktion und der Verwaltung des Sondervermögens wurde die eigens hierfür gegründete Bank für deutsche Industrie-Obligationen betraut. Aber auch noch ein anderes großes Bankinstitut verdankt — wenigstens mittelbar — seine Entstehung den im Zusammenhang mit dem Dawes-Plan ergangenen gesetzlichen Bestimmungen. Die Deutsche Rentenbank, die nach ihrer sich über einen Zeitraum von nur neun Monaten erstreckenden Tätigkeit als Währungsbank jetzt nur noch Liquidierungsaufgaben wahrzunehmen hatte, hat im Sommer 1925 von dem ihr durch § 16 in Verbindung mit § 9 Liqu.Ges. 9 ) eingeräumten Rechte, sich an einer zu errichtenden landwirtschaftlichen Kreditanstalt zu beteiligen, Gebrauch gemacht und die Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt ins Leben gerufen. Auf das Wirken dieses Instituts als landwirtschaftliche Zentralbank wird noch an späterer Stelle, bei der Behandlung der Umschuldungsmaßnahm'en für die deutsche Landwirtschaft, eingegangen. Dagegen wird von einer Darstellung des Aufbaues und der Organisation der Rentenbank-Kreditanstalt wie auch der übrigen in den vorstehenden Ausführungen erwähnten Bankinstitute — Rentenbank, Reichsbaiik und Industriebank — Abstand genommen werden. Derartige Darlegungen haben zum großen Teil nur rein bankgeschichtliche Bedeutung 10 ) und gehen somit über den Rahmen der vorliegenden Arbeit hinaus, deren Aufgabe es hauptsächlich sein soll, die geldwirtschaftliche Entwicklung zweier politisch und wirtschaftlich recht bewegter Jahrzehnte zu schildern, Zusammenhänge und Verknüpfungen geld- und finanzwirtschaftlicher Natur aufzuzeigen sowie besonders wichtige Vorgänge im Bereich der deutschen Geldwirtschaft zu analysieren. 8) die sogenannte ,,aufbringungspflichtige W i r t s c h a f t " , während der jährlich von ihr in Höhe von 300 Mill. RM zu zahlende B e t r a g auch kurz als , .Industriebelastung" oder ,,Industrieumlage" bezeichnet wurde. 9) G e s e t z über die Liquidierung des Umlaufes an Rentenbankscheinen vom 30. August 1924. 10) und zwar vielfach B a n k g e s c h i c h t e im engsten Sinne.

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B. Die deutsche Qeldwirtsdiaft 1924/45 1. Das Volkseinkommen Die Grundlage der Geldwirtschaft eines Landes ist das Volkseinkommen, dessen wichtigste Zweige das Arbeitseinkommen") und das Einkommen von Handel und Gewerbe 1 2 ) sind. Der weitaus größte Teil des Volkseinkommens entfällt auf das Arbeitseinkommen, also auf die Summe der im Rahmen einer Volkswirtschaft gezahlten Löhne und Gehälter. Diese Summe weist im Laufe der Jahre — sowohl absolut als auch relativ — eine recht unterschiedliche Höhe auf. Sie schwankt in der Zeit vor dem Kriege zwischen 25,7 Mrd. (1932) und 43,0 Mrd. RM (1929) 18 ); anteilmäßig zeigt sie im Jahre 1931 mit 58,1 %> ihren höchsten Stand, während der niedrigste Stand mit 52,3 s/o im Jahre 1938 verzeichnet wurde. Während der Kriegsjahre, in denen die Einkommen aus Renten und Unterstützungen sowohl absolut als auch anteilmäßig ständig zugenommen haben, dürfte der Anteil des Arbeitseinkommens am Volkseinkommen ebenfalls etwas über 50 °/o gelegen haben. Seinen höchsten Stand hatte das Arbeitseinkommen im Jahre 1944 erreicht; die Summe der in diesem J a h r e in Deutschland gezahlten Löhne und Gehälter dürfte mit schätzungsweise 75 Mrd. RM kaum zu hoch angenommen sein. Im übrigen unterrichtet über die zahlenmäßige Entwicklung des deutschen Volkseinkommens in der Zeit von 1925/44 die umstehende Uebersicht. Die in Spalte 1 aufgeführten Ziffern geben lediglich die nominelle Höhe des Volkseinkommens an, sie geben aber noch keinerlei Auskunft über das materielle Ausmaß des Volkseinkommens, das innerhalb eines fest umrissenen Zeitraumes erzielt worden ist. Um auch letzteres zeigen zu können, sind in Spalte 2 die für die einzelnen J a h r e ermittelten Einkommensbeträge — durch Umrechnung in Kaufkraft eines bestimmten Jahres — auf einen gemeinsamen Nenner gebracht. Erst hierdurch ist die Voraussetzung für einen Vergleich der Einkommensziffern geschaffen. H) Arbeitseinkommen der Arbeiter, Angestellten und Beamten (einschl. der leitenden Direktoren usw.). 12) Einkommen der selbständigen Gewerbetreibenden und der freien Berufe (ohne die Gewinne der Erwerbsgesellschaften). 18) diesen Stand hat das Arbeitseinkommen erst im letzten J a h r e vor dem Kriege wieder erreicht.

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Angaben in Mrd. RM Kalenderjahr

in jeweiliger Kaufkraft

in Kaufkraft von 1928

altes Reichsgebiet: 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938

60,0 62,7 70,8 75,4 75,9 70,2 57,5 45*2 46,5 52,7 59,1 65,8 73,8 82,1

65,1 67,3 72,7 75,4 74,8 71,9 64,0 56,8 59,8 66,0 72,9 80,2 89,4 99,2

Kalenderjahr

in jeweiliger Kaufkraft

in Kaufkraft von 1938

erweitertes Reichsgebiet: 1938 1939 1940 1941 19421) 1943 1944 1)

ab

1942

86,7 98,3 110,0 120,0 125,0 132,0 140,0 Ziffern

86,7 97,8 106,2 113,2 115,7 119,4 123,9

geschätzt.

Den obigen Angaben zufolge war das Volkseinkommen am niedrigsten im J a h r e 1932, in dessen Mitte auch die Wirtschaftskrise ihren tiefsten Punkt erreicht hatte. Die verhältnismäßig s t a r k e Einkommensteigerung in der Zeit vor dem Kriege (1934/38) hängt hauptsächlich mit der durch die Aufrüstung bedingten allgemeinen Wirtschaftsbelebung zusammen, während die Vergrößerung des Volkseinkommens in den darauffolgenden J a h r e n in erster Linie durch die Umstellung des gesamten Wirtschaftsapparates auf Kriegsproduktion im weitesten Sinne unter gleichzeitiger Schaffung entsprechender zusätzlicher Erzeugungsstätten ausgelöst worden ist. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für die anderen am Kriege beteiligten Länder und in gewissem Umfange auch für die nicht-kriegführenden bzw. neutralen Staaten. 14

2. Die Geldkapitalbildung In engem Zusammenhange mit der kaufkraftmäßigen Höhe des Volkseinkommens steht die Bildung von Geldkapital. Als sogenanntes „Geldkapital" finden diejenigen Teile des Volkseinkommens ihren Niederschlag, die entweder in die großen Kapitalsammelbecken der Banken, Sparkassen und Genossenschaften fließen, den Unternehmungen des Versicherungsgewerbes, insbesondere den Trägern der Lebens- und Sozialversicherung zugeführt bzw. zum Erwerb von Werten des Geld- und Kapitalmarktes verwandt werden oder — anders ausgedrückt — alle die Mittel, die weder konsumtiven Zwecken dienstbar gemacht werden, noch in Sachwerten Anlage finden. Diese Feststellung zeigt bereits, daß der Umfang der Geldkapitalbildung andererseits auch abhängig ist von der jeweiligen Verfassung des Gütermarktes, d. h. von der Menge der zur Verfügung stehenden Güter und der Möglichkeit, diese Güter zu erwerben. Die innige Verflechtung von Volkseinkommen* (VE), Gütermenge (Q) und Geldkapitalbildung (Gb), zu denen als vierte volkswirtschaftliche Komponente noch das Preisgefüge (P) tritt, kommt am deutlichsten zum Ausdruck, wenn man die vier Größen in die Form einer Gleichung kleidet. V E = Q • P + Gb Besonders instruktiv für die in dieser g e l d w i r t s c h a f t l i c h e n V e r k e h r s gl e i c h u n g dargelegten wechselseitigen Beziehungen zwischen den einzelnen Faktoren sind die Vorgänge im letzten Kriege. Damals war es nur eine der vier Größen, die durch gesetzgeberische Maßnahmen, also auf künstliche Weise annähernd unverändert geblieben ist, nämlich das Preisgefüge. Das Volkseinkommen dagegen stieg innerhalb des Zeitraumes 1939/44 von 86,7 Mrd. auf 140,0 Mrd. R M p. a., während die Produktion volkswirtschaftlich-nützlicher Güter von J a h r zu J a h r weiter eingeschränkt wurde. Die natürliche Folge dieser Entwicklung war ein von J a h r zu J a h r sprunghaftes Ansteigen der Bildung von Geldkapital. Eine zahlenmäßige Darstellung der inländischen Geldkapitalbildung für die Zeit von 1925/32 ist mangels genauer statistischer Erfassung der in den 'einzelnen Jahren in umfangreichem Maße hereingeströmten kurzfristigen Auslandsgelder leider nicht möglich 14 ); als weiteres, besonders erschwerendes Moment, das einem derartigen im J u l i 1931, d . h. b e i A u s b r u c h der B a n k e n k r i s e , n a c h d e m a l s o im J a h r e 1930 und in d e r e r s t e n H ä l f t e des J a h r e s 1931 b e r e i t s ein B e t r a g von m e h r e r e n M r d . M R ins A u s l a n d z u r ü c k g e f l o s s e n w a r , b e l i e f e n sich die A u s l a n d s k r e d i t e immer n o c h auf insgesamt, rd. 24 M r d . R M .

15

Versuch hindernd im Wege stehen würde, kommt sodann noch die Aufwertungsgesetzgebumg hinzu, deren praktische Auswirkungen sich beikanntlich über 'einen Zeitraum von mehreren Jahren erstreckten.— Die nachstehend verzeichnete Tabelle vermittelt einen Ueberblick über den Umfang der Geldkapitalbildung nebst einer Aufgliederung nach ihren Hauptquellen für die Jahre 1933/38. Angaben in Mill, RM Zuwachs jeweils gegenüber dem Vorjahre 1 )

1933

1934

1935

1936

1937

1. Bei Banken und anderen Kapitalsammelstellen : a) Geldumlauf (Stückgeld) b) Spareinlagen . . . . c) Depositen d) Vermögensanlagen der Sozial- und Privatversicherung

73 620 15

257 957 1059

401 1 244 798

591 1 084 1 239

535 1 823 1007

1 780 4 ) 2 700 2 220

390

719

870

1 136

1402

1 708

Summe (1 a—d) 1 098

2 992

3 313

4 050

4 767

8 408

2. Durch Vermittlung des Wertpapiermarktes : Erwerb von a) Rentenwerten u. Aktien —2102) 38») 249 b) Schatzwechseln, USchätzen und ähnlichen Werten seitens des Privatpublikuma . . . . 710 - 3 5 6 - 1 6 2

923

1 385

2 790

809

756

-260

Summe (2 a—b)

1938

500

-318

87

1 732

2 141

2 530

Geldkapitalbildung insgesamt 1 598

2 674

3 400

5 782

6 908

10 938

1) gemäß den Feststellungen d e s Instituts für Konjunkturforschung (IfK), 2) im J a h r e 1933 haben — den Ermittlungen des IfK z u f o l g e — die Kreditinstitute s o g a r noch für 210 Mill. RM E . f e k t e n aus dem B e s i t z des Publikums aufgenommen; das gleiche gilt für die J a h r e 1934, 1935 und 1938 hinsichtlich des B e s i t z e s von G e l d m a r k t w e r t e n . 3) außerdem wurden Umtauschanleihen für ausländische W e r t p a p i e r e in Höhe von 335 Mill. RM b e g e b e n . 4) ohne die durch den Umtausch von österreichischen Schillingen und tschechischen Kronen bedingte Zunahme.

Wie diese Zahlenübersicht zeigt, liegt das Schwergewicht der Geldkapitalbildung bei den volkswirtschaftlichen KapitalsammelstelLen, den Kreditinstituten und Versicherungsunternehmungen, während die Geldanlage in Renten, Aktien und sonstigen Papieren, die bis zum Jahre 1935 nur von untergeordneter Bedeutung war, erst in den letzten Jahren vor dem Kriege wieder einen gewissen Auftrieb er16

halten hat. Aber auch in der Zeit von 1936/38 spielte diese Art der Geldanlage nur eine sekundäre Rolle. Es ist somit festzustellen, daß der Wertpapiererwerb von seiten des sparenden Publikums in diesen drei J a h r e n bei weitem noch nicht wieder dem Umfang und die B e deutung erlangt hatte, die das ,,Effekten-Sparen" in der Zeit vor dem ersten Weltkriege aufwies, namentlich wenn man berücksichtigt, daß die in der vorstehenden Tabelle unter Ziffer 2 aufgeführten Beträge nicht nur die von privater Seite, sondern auch die seitens der öffentlichen Unternehmungen für den Ankauf von Wertpapieren aufgewandten Summen enthalten. Ueber den Umfang der Geldkapitalbildung während der J a h r e 1939/44 unterrichtet im einzelnen die auf der folgenden Seite verzeichnete Zahlenübersicht. Das von Jahr zu J a h r sprunghafte Ansteigen der Bildung von Geldkapital, worauf schon an anderer Stelle kurz hingewiesen worden ist, hat verschiedene Gründe: In den Jahren 1939/40 sind namhafte Geldbeträge durch den Abbau von Warenlägern, d. h. durch die Umwandlung von Sachkapital in Geldkapital freigesetzt worden; in den darauffolgenden Jahren hat sich sodann der Schwerpunkt der Geldkapitalbildung — infolge der ständig zunehmenden Erzeugungsbeschränkungen bei den Gütern des zivilen Bedarfs zu Gunsten der Rüstungsproduktion — immer mehr zu den aus Einkommensteilen stammenden Geldern verlagert, zumal die Bevölkerung (angesichts der mit Kriegsbeginn schlagartig auf allen Gebieten einsetzenden Zwangsbewirtschaftung) außer auf Marken oder Bezugsschein nichts mehr kaufen konnte. Im Zuge dieser Entwicklung haben sich namentlich die den Sparkassen und Genossenschaften anvertrauten Mittel sehr stark vermehrt, worauf in anderem Zusammenhange noch ausführlicher zurückzukommen sein wird. Das Institut für Konjunkturforschung hat bei seinen geldwirtschaftlichen Betrachtungen die Deutsche Verrechnungskasse, deren Hauptaufgabe in der Verwaltung der aus der finanziellen Abwicklung der Außenhandelsgeschäfte sich ergebenden Clearingspitzen bestand, stets als Inlandsinstitut behandelt (ob zu Recht oder zu Unrecht bleibe dahingestellt). Aus Gründen der Kontinuität ist hieran festgehalten worden, obgleich man angesichts der Tatsache, daß es sich bei diesen Geldern um nicht transferierte oder vorläufig nicht transferierbare, über Reichsmark lautende Auslandsforderungen handelt, auch einen von der Auffassung des IfK abweichenden Standpunkt einnehmen kann. 2

17

Angaben in Mr-d. RM Zuwachs jeweils gegenüber dem Vorjahre 1 ) 1. Bei Banken und anderen Kapitalsammelstellen: a) Geldumlauf (Stückgeld) . . b) Spareinlagen c) Depositen d) Vermögensanlagen der Sozial- und Privatversichg. . Summe (la—d) 2. Durch Vermittlung des Wertpapiermarktes: a) Erwerb von Rentenwerten, Aktien sowie von Schatzwechseln, U-Schätzen und ähnlichen Geldmarktwerten seitens des Privatpublikums b) Anderweitg. Unterbringung von lang- und kurzfristigen Reichsschuldtiteln3) . . .

1939

1940

1941

3,8Z) 2,6 4,1

2,3 9,0 8,6

5.5 14,4 9,1

1942

5,2 20,2 10,3

1943

9,3 24.5 10.6

1944

16.4 29.5 19,4

1,7

3,2

3.6

3,8

4,1

4,4

12,2

23,1

32,6

39,5

48,5

69,7

6,0

64

4,9

6,6

6,6

3,9

1,0

2,0

7,0

9,0

12,0

9,0

15,6

18,6

12,9

55,1

67,1

82,6

Summe (2a—b)

7,0

7,1

11,9

Geldkapitalbildung insgesamt

19,2

30,2

44,5

1) 1939 n a c h den F e s t s t e l l u n g e n des IfK; die Ziffern für die J a h r e 1940/44 sind durch den V e r f a s s e r e r r e c h n e t , zum T e i l auch im W e g e der Schätzung e r m i t t e l t w o r d e n . 2) ohne die durch den U m t a u s c h von Danziger Gulden und Z l o t y - N o t e n bedingte Zunahme, 3) i n s b e s o n d e r e b e i d e r D e u t s c h e n V e r r e c h n u n g s k a s s e , Öffentlichen Fonds und auch b e i k l e i n e r e n B a n k e n ; nicht einbegriffen dagegen sind d i e j e n i g e n B e t r ä g e , die b e i den N o t e n b a n k e n H o l l a n d s , B e l g i e n s , des P r o t e k t o r a t s und d e s G e n e r a l g o u v e r n e m e n t s u n t e r g e b r a c h t b z w . von diesen I n s t i t u t e n e r w o r b e n w o r d e n sind.

Als Abschluß der Auizeigung der Zusammenhänge zwischen. Volkseinkommen und Geldkapitalbildung sei nachstehend noch eine kurze Gegenüberstellung dieser beiden geldwirtschaftlichen Grundfaktorem gebracht. Zeitraum 1936/38 *) 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1)

18

Volkseinkommen

Geldkapitalbildung

in Mrd. R M

in Mrd. R M

in Proz. des Volkseinkommens

73,9 98,3 110,0 120,0 125,0 132,0 140,0

7,9 19,2 30,2 44,5 55,1 67,1 82,6

10,7 19,5 27,5 37,1 44,1 50,8 59,0

Jahresdurchschnittsziffern.

Während die Geldkapitalbildung sich im Durchschnitt der J a h r e 1936/38 auf 10,7 °/o des Volkseinkommens stellte, flössen im J a h r e 1944 — a U J f Grund der in der Kriegszeit von J a h r zu J a h r .stärker werdenden Eingriffe in den normalen Wirtschaftsablauf — etwa 38 °/o des Volkseinkommens in die großen Kapitalsammelbecken des Kredit- und Versicherungsgewerbes; rund 9 °/o des Volkseinkommens wurden durch den Wertpapiermarkt absorbiert; die dann noch verbleibenden 12 °/o entstanden durch Geldschöpfung, die in der Ausweitung des Bargeldumlaufs zum Ausdruck kommt. 3. D e r Zahlungsverkehr In allen volkwirtschaftlich-fortschrittlichen Ländern, wird der Zahlungsverkehr sowohl in bar als auch in bargeldloser Form abgewickelt. a) D e r Bargeldumlauf In Deutschland gab es in der Zeit von 1924/45 insgesamt vier verschiedene Sorten baren Geldes, die nebeneinander umliefen; Reichsbanknoten, Rentenbankscheine, Privatbanknoten und Scheidemünzen. Hiervon war allerdings das von den Notenbanken der Länder 15 ) ausgegebene Notengeld, die sogenannten ,,Privatbanknoten", nur bis zum J a h r e 1935 im Verkehr, d. h. bis zur Umwandlung dieser Iiistitute in Regionalbanken (ohne Notenprivileg). Lieber die Deckungsvorschriften, die gemäß den Bestimmungen des Bankgesetzes vom 30. August 1924 eine Mindestdeckung von 40 °/o in Gold und Devisen vorsahen, ist im Rahmen der Einleitung — bei der Erörterung der auf Grund des Dawes-Planes erlassenen gesetzlichen Bestimmungen — bereits ausführlich berichtet worden. Bargeldumlauf und Notendeckung in den Jahren 1924/32 Angaben ip Mill. R M

Ge l d u m l a u f 1 ) Jahresdurchschn.- Reichsbank- Rentenbank- Privatbank- Scheideziffern münzen noten scheine noten 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 nach 15

)

1068 2308 2875 3583 4225 4396 4353 4211 3820 Abzug

Bayerische,

2*

der

1136 1537 1233 964 565 435 376 410 405

Bestände

Sächsische,

der

10 148 156 163 165 163 165 170 176

Reichsbank

Badische

und

und

der

insgesamt

186 475 646 741 888 971 964 1036 1401

2900 4468 4910 5451 5843 5985 5858 5827 5802

Privatnotenbanken.

Württembergische

Staatsbank.

19

Angaben in Mill. RM B e s t ä n d e 2 ) an

Jahresdurohflchnittsziffern

Gold

deckungsfähigen Devisen

zusammen

1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932

583 1123 1684 1904 2255 2324 2512 1776 910

53 352 427 226 244 277 388 220 138

636 1475 2011 2130 2499 2601 2900 1996 1048

2 ;l

) B e s t ä n d e d e r Reichsbank und d e r ] ohne R e n t e n b a n k s c h e i n e .

Deckung der in Umlauf befindlichen Banknoten3) durch Gold und deckungsfähige Devisen in Prozent

60,8 66,8 57,4 56,9 57,2 64,3 45,3 26,2

Privatnotenbanken,

Diese Ziffern zeigen, daß der im Bankgesetz vom 30. August 1924 verankerte Währungsmechanismus bis zum Jahre 1931, und zwar bis kurz vor Ausbruch der Bankenkrise, reibungslos funktioniert hat. Zu einer Unterschreitung der 40 "/oigen Mindestdeckungsgrenze kam es — infolge umfangreicher Geldabzüge seitens des Auslandes 16 ) — erst im Monat Juli, dein eigentlichen Krisenmonat. Ueber die Entwicklung der Notendeckungsmasse bzw. ihre Veränderungen in der Zeit von Mai 1931 bis zum Schluß des Jahres 1932 unterrichtet im •einzelnen die nachstehende Zahlenübersicht. Angaben in Mill. RM B Monatsdurchschnittsziffern

1931: Mai . . . Juni . . Juli . . August . September Oktober . November Dezember 1932: Juni . . Dezember

. . . . . . . . . • . . . . .

Gold 2441 1790 1441 1426 1415 1228 1105 1065 903 873

s t ä n d e a n deckungsfähigen Devisen

zusammen

205 177 244 333 308 145 168 170 137 118

2646 1967 1685 1759 1723 1373 1273 1235 1040 991

Deckung der in Umlauf befindlichen Banknoten durch Gold und deckungsfähige Devisen in Prozent

IS) auf Grund der Kündigung z a h l r e i c h e r kurzfristiger K r e d i t e durch die Geldgeber.

20

63,7 46,9 37,8 39,6 38,2 28,7 26,8 25,2 26,0 27,5 ausländischen

Um ein weiteres Abfließen von Notendeckungsmitteln und damit einen Zusammenbruch des deutschen Währungssystems zu vermeiden, wurden mit den Auslandsgläubigern Stillhalteabkommen abgeschlossen, die eine sukzessive Abwicklung der kurzfristigen Auslandskredite nicht nur vorsahen, sondern auch gewährleisteten. Daß es mit Hilfe dieser Abkommen gelungen ist, binnen kurzer Zeit eine allgemeine Beruhigung herbeizuführen und die damals schwer um ihre Existenz ringende deutsche Wirtschaft vor ernstesten Erschütterungen zu bewahren, die unausbleiblich gewesen wären, wenn die Kreditrückziehungen weiter angehalten hätten, zeigen die Bestandsziffern von Gold und Devisen, die in der zweiten Hälfte des Jahres 1932 eine nennenswerte Veränderung nicht mehr erfahren haben. Die Entwicklung des Bargeldumlaufs in der Zeit von Ende 1933 bis zum Zusammenbruch im Mai 1945 ist aus der folgenden Tabelle zu ersehen. . , . ,..„ Angaben in Mill. RM Stichtag

Ende „ „ „ „ „ 30. 6. 31. 8. Ende „ „ „ „ „ 28. 2. 7. 3. 8. 5.

1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1939 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 1945 1945 2 )

G e l d u m l a Reichsbank- Rentenbank- Privatnoten scheine banknoten 3 633 3 888 4 282 4 989 5 493 8 223 8 731 10 907 11 798 14 033 19 325 24 375 33 683 50 102 55 500 56 430 67 000

392 385 398 373 391 382 384 398 957 1 102

174 175 150 — ' — — — — — — —

.— — — — — —

u f1) Scheidemünzen 1 516 1 525 1 544 1 602 1 615 1 799 1838 1 969 1 761 1635

insgesamt 5 715 5 973 6 374 6 964 7 499 10 404 10 953 13 274 14 516 16 770 22 200 2 ) 27 200 36 600 53 000 58 500 59 400 70 000 3 )

!) nach A b z u g der B e s t ä n d e der Reichsbank und der Privatnotenbanken. ) ,,Geldmnlauf i n s g e s a m t " ab 1941 geschätzt, desgleichen der Notenumlauf per 8. 5. 1945 (letzter veröffentlichter Reichsbankausweis am 7. M ä r z 1945). 3) die fpr M a i 1945 bisweilen genannte Bargeldsumme von 73 Mrd. RM ist zu hoch gegriffen. 2

Auf die weitere Schrumpfung der primären Deckungsmitteil in den J a h r e n 1933/34 wie auch auf die starke Ausweitung des Notenumlaufs im Kriege wird an späterer Stelle — bei der Erörterung der Politik der Reichsbank und der Erläuterung der von dem deutschen Zentralnoteninstitut veröffentlichten Ausweisziffern — eingegangen werden.

21

b) D e r b a r g e l d l o s e Zahlungsverkehr Als r e p r ä s e n t a t i v e Ziffern f ü r den Umfang und die Entwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs stehen die Umsätze zur Verfügung, die im A b r e c h n u n g s v e r k e h r der Reichsbank, im R e i c h s b a n k giroverkehr und im P o s t s c h e c k v e r k e h r erziel,t w o r d e n sind. Angaben in Mrd. RM Jahresumsatzziffern

Abrechnungsverkehr1) (Reichsbank)

Reichsbankgiroverkehr2)

PostscheckVerkehr2)

1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944

36,7 63,1 83,4 104,6 121,0 126,2 119,3 85,8 55,3 52,2 58,2 58,8 61,7 71,0 78,7 85,0 89,8 90,5 103,6 130,9 146,0

216,7 236,2 269,7 314,4 347,4 375,3 352,3 311,1 263,2 251,8 277,7 320,2 356,5 426,8 534,1 657,4 829,4 1042,1 1304,6 1787,4 2453,7

39,3 55,4 57,4 68,0 72,9 75,5 70,7 61,6 51,7 50,7 58,5 64,1 70,7 80,8 104,0 126,8 140,0 172,5 194,4 205,03)

1) einschließlich B e r l i n e r 3) Ziffer g e s c h ä t z t .

Eilavisverkehr.

2) M i t t e l w e r t

aus G u t -

und

Lastschriften.

A u ß e r d e m sind noch zu neinnen: der Ueberweisungsverkehr der B a n k e n und G e n o s s e n s c h a f t e n sowie insbesondere der G i r o v e r k e h r der S p a r k a s s e n (Spargiroverkehr). Von diesen drei n e b e n e i n a n d e r b e s t e h e n d e n U e b e r w e i s u n g s s y s t e m e n ist das von den Instituten d e r d e u t s c h e n S p a r k a s s e n - und Giroorganisation 1 7 ) geschaffene System das u m f a s s e n d s t e und volkswirtschaftlich auch b e d e u t e n d s t e ; das Gironetz dieser Institute mit seinen über 5000 Girostellen w a r auch zugleich das dichteste deutsche Ueberweisungsnetz. Die» U m s ä t z e im Spargiroverkehr, durch dessen Einrichtung 1 8 ) die Vorteile des b a r geldlosen Zahlungsverkehrs den b r e i t e s t e n Volksschichten erschlossen wurden, b e w e g t e n sich ebenfalls in ständig aufsteigender Linie und 17) ö f f e n t l i c h e S p a r k a s s e n , regionale G i r o z e n t r a l e n und D e u t s c h e G i r o z e n t r a l e . 18 | d e r S p a r g i r o v e r k e h r w u r d e am gleichen T a g e w i e d e r P o s t s c h e c k v e r k e h r e i n g e f ü h r t (2. J a n u a r 1909).

22

hatten in den Jahren 1943 und 1944 den Betrag von 200 Mrd. RM erheblich überschritten. Die Gründe für das sprunghafte Anwachsen der Umsätze im bargeldlosen Zahlungsverkehr, namentlich in der Zeit von 1939/44, sind letzten Endes die gleichen wie für die Ausweitung des Baigeldumlaufs: das Zusammenwirken von Geldschöpfung, Steigerung des Volkseinkommens, verstärkter Geldkapitalbildung und Intensivierung der Wirtschaft auf der ganzen Linie unter Ausschöpfung bzw. Erfassung aller verfügbarer Reserven; da die letztgenannten Maßnahmen in erster Linie auf Drängen des Staates durchgeführt worden sind, haben sich während dieser Zeit — mit zunehmender Einschaltung staatlicher Instanzen in den Wirtschaftsablauf — naturgemäß die Ueberweisungen der öffentlichen Hand sowohl an Zahl als auch hinsichtlich der überwiesenen Beträge besonders stark erhöht. 4. Die wichtigsten Posten des Reichsbankausweises Das schon mehrfach -erwähnte Bankgesetz vom 30. August 1924 war bis Mitte Juni 1939 in Geltung; es hat jedoch während dieses Zeitraumes von rund 15 Jahren eine Reihe von Abänderungen und Ergänzungen erfahren. So wurde das deutsche Zentralnoteninstitut z. B. im J a h r e 1931 — im Zusammenhang mit den Maßnahmen, die zur wirksamen Bekämpfung der Krisenerscheinungen ergriffen wurden — ermächtigt, im Wege der Offen-Markt-Politik W e r t papiere aufzunehmen. Andere Bestimmungen wiederum, so u. a. diejenigen über die Erfordernisse der Notendeckung, wurden als Angaben in Mill. RM Jahresdurchschnitts' Ziffern

1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938

Passiva Reichsbanknotenumlauf

Täglich fällige Verbindlichkeiten

Sonstige Passiva

2316 2886 3593 4235 4403 4361 4228 3844 3373 3561 3731 4232 4778

793 721 669 557 543 481 426 389 396 644 808 708 739 983

278 290 239 299 230 552 743 336 205 255 235 268 315

6228

812

23

Angaben in Mill. RM Aktiva

Jahres durchschnitte ziffem

Gold und Devisen

1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938

1399 1923 2041 2405 2506 2806 1914 975 530 165 91 75 75 76

*)

ohne

Reichswechsel

Sonstige LombardfordeWechsel u.Schecks rungen 1574 1284 2097 2204 2221 1786 2609 3013 2885 3214 3702 4295 4893 6039

4 54 19 38 19 20 15 15 22 15 11

22 36 61 60 110 104 172 144 99 92 56 49 43 45

Wertpapiere

Sonstige Aktiva1)

187 130 94 94 93 99 104 326 372 696 693 568 433 689

679 467 443 524 522 539 684 807 530 519 639 581 744 1130

Rentenbankscheine.

nicht mehr bindend bzw, als wirtschaftlich überholt angesehen, weil sie den Politikern des „Dritten R e i c h e s " für die Verwirklichung ihrer Vorhaben hindernd im W e g e standen. Es wurde bereits an anderer Stelle darauf hingewiesen, daß es im J a h r e 1932 durch Stillhalteverhandlungen mit den ausländischen Geldgebern gelungen war, einer weiteren Schrumpfung des Bestandes an Gold und Devisen Einhalt zu gebieten. luv Sommer des J a h r e s 1934 hatte jedoch diese volkswirtschaftliche Liquiditätsreserve, die nur im äußersten Notfall hätte 1 angegriffen werden dürfen, aus dem vorstehend genannten Grunde die Höhe eines „Erinnerungspostens" erreicht. Monatsdurchschnittsziffern

Bestände an Gold und Devisen

1933: Januar . . . Juli 1934: Januar . . . Juli 1)

durch Gold und deckungsfähige

Deckung der im Umlauf befindlichen Reichsbanknotenl)

in Mill. RM

in Prozent

921 303 392 78

28,1 9,0 11,6 2,2

Devisen.

Ueber die Entwicklung der wichtigsten Ausweisziffern im Krisenjahr 1931 unterrichtet die nachstehende Uebersicht.

24

Angaben in Mill. RM Monatsdurchschnittsziffern

1931: Mai

Juni . . . Juli August . . September Oktober . November Dezember 1932: Juni . . . Dezember *)

ohne

ReichsTägl. fäll. Gold- urid banknoten- VerbindDevisenumlauf lichkeiten , bestand

. . . . . . . .

4009 3997 4230 4262 4331 4542 4478 4604 3851 3443

335 356 517 587 495 514 434 503 403 408

2556 1877 1601 1689 1653 1304 1201 1162 967 918

Wechselund Schecks 1 )

Lombardforderungen

1581 2164 2842 3155 3108 3798 3792 3884 2995 2661

140 179 318 143 189 186 150 208 150 123

Reichswechsel,

Charakteristisch für die Krisenmonate ist die gegenläufige Bewegung der Positionen „Gold und Devisen" einerseits und „Wechsel und Schecks" andererseits. Auffällig dagegen ist der geringe Umfang der Lombardforderungen, die im Monat Juli 1,931 mit 318 Miil. R M ihren höchsten Stand erreichten, was darauf zurückzuführen ist, daß die Reichsbank die Lombardierung großer Effektenbestände ablehnte; dieses negative Verhalten der deutschen Zentralnotenbank, von dem namentlich die Sparkassen betroffen waren, die gemäß den für sie geltenden Anlagebestimmungen namhafte Beträge der ihnen anvertrauten Mittel in lombardfähigen Wertpapieren anzulegen hatten 10 ), hat in hohem Maße zu der starken Zuspitzung der geldwirtschaftlichen Situation im Sommer 1931 beigetragen. In Ergänzung zu den vorstehend aufgeführten Ziffern sei ferner erwähnt, daß außerdem noch als Sicherheit für in Anspruch genommene ausländische Rediskontkredite recht stattliche Wechselbestände hinterlegt waren, und zwar: 1931: 1932: 1932: 1932: 1933: 1933: Die Abdeckung

ab Juli 630 Mill. R M ab März 588 Mill. RM ab Juni 567 Mill. RM ab Dezember 550 Mill. R M ab März 483 Mill. R M ab April 189 Mill. R M der letzten Rediskontkredite ist im Juni 1933 erfolgt.

19) die deutschen öffentlichen Sparkassen verfügten zu j e n e r Zeit über eine „Liquiditätsr e s e r v e " von mehr al« zwei Mrd. RM in G e s t a l t von lombardfähigen W e r t p a p i e r e n .

25

Die Steigerung, die die Position „Wertpapiere" seit dem J a h r e 1932 aufweist, hängt mit der zu Eingang dieses Kapitels schon erwähnten Offen-Markt-Politik zusammen. Besonders umfangreiche Interventionskäufe wurden seitens der Reichsbank namentlich in den ersten Kriegsmonaten vorgenommen; Ende Oktober 1939 betrug allein der Bestand an „deckungsfähigen Wertpapieren" 1440 Mill. RM, der sich dann allerdings sehr schnell verminderte; Ende Januar 1940 stellte er sich noch auf 374 Mill. RM, hatte also innerhalb eines Zeitraumes von nur drei Monaten eine Ermäßigung um mehr als eine Mrd. R M erfahren. An die Stelle des seinerzeit im Zusammenhang mit dem DawesPlan erlassenen Bankgesetzes vom 30. August 1924 trat Mitte Juni 1939 ein neues Gesetz, das „Gesetz über die Deutsche Reichsbank", Dieses neue Gesetz brachte sehr grundlegende Aenderungen auf geld- und währungswirtschaftlichem Gebiete. So wurden u. a. die Beschränkungen aufgehoben, die bis zu diesem Zeitpunkte sowohl für den dem Reich von der Reichsbank einzuräumenden Betriebskredit als auch bezüglich des Schatzwechselkredites des Reiches bestanden hatten, dessen Umfang bisher auf maximal 400 Mill. RM bemessen war. Des weiteren bfachte das Gesetz vom 15. Juni 1939 den Uebergang von der manipulierten Goldwährung zur „Arbeitswährung"; de facto bedeutete dies allerdings lediglich eine Anpassung der gesetzlichen Bestimmungen an einen bereits seit mehreren Jahren vorhandenen Zustand. Nach den Deckungsvorschriften dieses Gesetzes mußten die umlaufenden Reichsbanknoten durch Wechsel und Schecks, Schatzwechsel, Lombards und deckungsfähige Wertpapiere gedeckt sein und erst in zweiter Linie durch Gold und Devisen, die von der Reichsbank in einer Höhe gehalten werden sollten, die „nach ihrem Ermessen zur Regelung des Zahlungsverkehrs mit dem Auslande und zur Aufrechterhaltung des Wertes der Währung erforderlich ist". Die Rangordnung der Deckunigsmittel war also genau umgekehrt wie früher; neu war die Einbeziehung der Schatzwechsel des Reichs und auch der unverzinslichen Reichsschatzanweisungen in die Deckungsmasse. Die Richtschnur für die währungspolitischen Bestimmungen war jedoch auch in dem neuen Bankgesetz der Grundsatz der Quantitätstheorie, dem zufolge die Stabilität einer Währung auf dem Gleichgewicht zwischen Geld- und Gütermenge beruht oder — wie es in der von der Reichsbank formulierten Begründung hieß — daß es notwendig ist, „daß das von der Notenbank ausgegebene Geld in einem angemessenen Verhältnis zu dem Umsatz der mit deutscher Arbeit geschaffenen Lebens- und Verbrauchsgüter gehalten wird".

26

Die folgende Aufstellung vermittelt einen Ueberblick über die wichtigsten Positionen des Reichsbankausweises in der Zeit vom Beginn des Jahres 1939 bis Mai 1945. Angaben in Mill. RM P a s s i v a

2 . 1 . 1939 30. 6. 1939 3 1 . 8 . 1939 Ende 1939 „ 1940 „ 1941 „ 1942 „ 1943 „ 1944 7 . 3 . 1945 2 ) 8. 5 . 1 9 4 5 3 ) ij

3)

Tägl. fäll. Verbindlichkeiten

Reichsbanknotenumlauf

Stichtag

8 8 10 11 14 19 24 33 50 56 67

223 731 907 798 033 325 375 683 102 430 000

A k t i v a Wechsel, deckungsSchecks und fähige ReichsschatzWertpapiere wechsel

1 527 1 281 1 480 2 018 2 561 3 649 5 292 8 186 13 535 16 710 18 000

ohne R e n t e n b a n k s c h e i n e . Ziffern g e s c h ä t z t .

2)

letzter

8 244 8 159 10 272 11 392 15 419 21656 29 283 41 342 63 497 72 070 84 000

Sonstige Aktiva 1 )

557 929 1 013 804 32 107 87

1 505 1 514 1 876 2 033 1 726 2 085 1 306 1809 1930 2 170



110

veröffentlichter

Reichsbankiuswtis.

Die große Ausweitung des Notenumlaufes war nur möglich auf Grund des von Jahr zu J a h r in immer stärkerem Maße in Anspruch genommenen Schatzwechselkredites und der Einbeziehung der Reichsschatzwechsel in die Notendeckungsmasse. Man wird kaum fehl gehen, wenn man unterstellt, daß diese Bestimmung in das neue Bankgesetz angesichts der in den Jahren 1938/39 ständig gestiegenen außenpolitischen Spannung aufgenommen worden ist, um das Reich im Falle eines Krieges in die Lage zu setzen, sich jede Summe Geldes durch Ausgabe von Schatzwechseln und den diesen hinsichtlich ihrer Konstruktiofi sehr ähnlichen unverzinslichen Reichsschatzanweisungen 20 ) zu verschaffen. Daß das Reich bestrebt gewesen ist, seine Ausgaben — soweit sie nicht durch die Einnahmen aus Steuern, Zöllen und sonstigen Einkünften gedeckt werden konnten — überwiegend durch Inanspruchnahme des Geldmarktes zu bestreitein, zeigt die Entwicklung der Reichsschuld im Kriege, innerhalb der sich die gegen Ausgabe von Schatzwechseln und U-Schätzen beschafften Kreditmittel um etwa 217 Mrd. RM erhöht haben, während die Anleiheschulden eine Zunahme von schätzungsweise 118 Mrd. R M aufweisen. Soweit die vom Reich ausgegebenen kurzfristigen Schuldsp)

die unverzinslichen

allerdings Laufzeit



im

Gegensatz

n i c h t m e h r als ein

Reichsschatzanweisungen zu

den

Jahr

(auch kurz

Reichsschatzwechseln



,,U-Schätze"

nur

genannt)

lombardfähig,

sofern

waren ihre

betrug.

27

titel von den Unternehmungen des deutschen Kreditgewerbes und anderen, insbesondere öffentlichein Stellen nicht abgenommen wurden, verblieben sie im Portefeuille der Reichsbank. Zu Beginn des Krieges bestand der Inhalt des Portefeuilles der Zentralnotenbank zum weitaus größten Teil noch aus Handels-, vor allem aber aus Sonder- oder Blockwechsieln (den sogenannten ,,Mefo-Wechseln"); am Schluß des Krieges setzte sich der Wechselbestand der Reichsbank fast nur noch aus Reichsschatzwechseln zusammen, die — da andere Mittel nicht mehr vorhanden waren •— nunmehr allein als Deckung für die im Verkehr befindlichen Reichsbanknoten dienten. Der starke Zuwachs, den die Position „Täglich fällige Verbindlichkeiten" im Jahre 1944, namentlich jedoch in den letzten Kriegsmonaten aufweist, ist auf das Bestreben der Kreditinstitute zurückzuführen, eine möglichst hohe Barreserve zu unterhalten, eine Tendenz, die in den vom Landkrieg unmittelbar bedrohten Gebieten besonders stark gewesen ist. Diese zunehmende, allenthalben beobachtete Liquiditätsvorsorge hat ebenfalls in großem Umfange zur Anfüllung des Wechselportefeuilles der Reichsbank mit Schatzwechseln beigetragen. Seit Beginn des Jahres 1943 bestand der Ausweis der deutschen Zentralnotenbank praktisch fast nur noch aus drei Positionen, hinter die alle anderen an Bedeutung zurücktraten, nämlich: aus dem Bestand an Reichsschatzwechseln auf der Aktivseite und den beiden Gegenposten auf der Passivseite, dem Reichsbanknotenumlauf und den täglich fälligen Verbindlichkeiten, d. h. den Giroguthaben der Kundschaft. 5. Die Hauptquellen der Geldkapitalbildung Bei der Darstellung der Hauptquellen der Geldkapitalbildung soll aus Gründen der Uebereinstimmung nach Möglichkeit dieselbe Einteilung vorgenommen werden wie in dem die Geldkapitalbildung behandelnden Abschnitt. Wenn hierbei — und zwar gilt dies namentlich für die Periode 1933/38 — zwischen den korrespondierenden Summen bisweilen gewisse, allerdings durchweg nur unerhebliche Abweichungen festzustellen sänd, so ist das in erster Linie darauf zurückzuführen, daß die in diesem Kapitel verzeichneten Ziffern teilweise nachträglich, d. h. nachdem die Erhebungen .des IfK für die betreffenden Jahre bereits abgeschlossen waren, noch einige Korrekturen erfahren haben. Jedoch soll sich diesmal, da das hier erstelte Zahlenmaterial den Ausgangspunkt für die späteren geldwirtschaftlichen Betrachtungen bildet, die Untersuchung auch auf die Zeit 1925/32 erstrecken, was bei der Ermittlung der Geldkapitalbildung aus den dort näher angeführten Gründen unterblieben ist.

28

a)

Die E n t w i c k l u n g

in d e r

Zeit von

1925/31

Angaben in Mill. R M 1925

1926

1927

a) Sparkassen b) Banken c) Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaften d) Volksbanken (gewerbliche Kreditgenossenschaften) 1 ) e) Genossenschaft!. Zentralkassen f) Sonstige Institute 2 ) . .

1694

3 182 4 839

92

156

299

Summe I

2 283

4 261

6 541

1928

1929

1931

1930

I. Spareinlagen

II. Depositen und Girogelder a) Banken 3 ) b) Sparkassen c) Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaften d) Volksbanken (gewerbliche Kreditgenossenschaften) e) Genossenschaftl. Zentralkassen f) Postscheckguthaben.. Summe II III. Versicherungsgelder a) Lebensversicherungsanstalten b) Angestelltenversicherung c) Invalidenversicherung Summe III Gesamtsumme 1) einschl.

.

.

.

.

228

451

748

1093

1462

1573

1599

269

472

655

963

1149

1238

1017

432

551

611

508

9 693 12 476 14 174 13 247

10 373 12 882 15 323 16 189 15 699 14 255 10 641 811 1 094 1 235 1 4 2 3 1401 1497 1 292 180

230

264

302

350

334

279

230

293

323

356

362

360

292

88 672

128 572

139 610

179 606

163 689

157 616

135 547

12 254 15 199 17 894 19 055 18 664 17 219 13 186

240

473

1 391

475

642

936

535

734

1 650 3 061

330 1 045

1 794 2 281

1773

2 011

1 003 1 642

1 697

1524

4 133 5 237

6 310 6 888

1336

1314

2 840 3 353

15 582 21 110 27 496 32 881 36 377 37 703 33 321

Beamtenbanken.

2) 1925/26 nur Verbrauchergenossenschaften, Arbeitnehmerbank en.

&) einschl.

7 205 9 314 10 752 10 123

ab

1927 Verbrauchergenossenschaften

und

Spareinlagen.

29

b)

Die E n t w i c k l u n g

in d e r

Zeit

von

1932/38

Angaben in Mill. RM 1932

1933

1934

1935

1936

1937

1938

I. Spareinlagen 11448 12 110 12 814 13 803 14 615 16 062 18 009 a) Sparkassen 1314 1 273 b) Banken c) Landwirtschaftliche 1 507 1 856 Kreditgenossen1 477 1 4 7 0 1 624 1 803 1 964 schaften d) Volksbanken (gewerb2 193 2 524 liche Kreditgenossen1 950 697 979 1 044 1 077 schaften) ) e) Genossenschaftl. 854 740 52 Zentralkassen 52 63 2 62 409 272 809 f) Sonstige Institute ) . . 222 305 768 779 Summe I 14 284 14 864 15 754 18 271 19 410 21 343 24 074 II. Depositen und Girogelder a) Banken 3 ) b) Sparkassen c) Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaften d) Volksbanken (gewerbliche Kreditgenossenschaften) e) Genossenschaftl. Zentralkassen f) Postscheckguthaben. .

9 955 9 711 10 531 9 094 9 722 10 365' 11 449 2 243 2 529 2 865 1 509 1 600 1 775 2 024 292

222

243

254

273

293

375

422

499

760

865

1028

314 376

170 148 ' 147 132 846 1 294 771 687 Summe II 12 735 12 546 13 665 12 627 14 018 15 175 17 305 135 590

III. Versicherungsgelder a) Lebensversicherungsanstalten b) Angestelltenversicherung c) Invalidenversicherung Summe III Gesamtsumme 1)

bis

1935 e i n s c h l .

182 558

187 636

3 806 4 215 4 625

5 110

5 704

6 358 7 068

2 107

2 706

3 071

3 468

3 944

1 718 2 000 2 444

3 117

2 259

2 485

1 350

1 308 1 474

7 263

7 782 8 584 9 534 10 775 12 270 14 129

34 282 35 192 38 003 40 432 44 203 48 788 55 508

Beamtenbanken,

2) bis 1935 V e r b r a u c h e r g e n o s s e n s c h a f t e n und A r b e i t n e h m e r b a n k e n , kassen, Werksparkassen, Beamtenbanken, Verbrauchergenossenschaften Schäften. 3)

30

bis

1934 e i n s c h l .

Spareinlagen.

a b 1936 Bausparund Baugenossen'

c)

Die

E n t w i c k l u n g in d e r Z e i t Angaben in Mill. RM 1939

I. Spareinlagen a) Sparkassen b) Banken c) Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaften d) Volksbanken (gewerbliche Kreditgenossenschaften e) Genossenschaft!. Zentralkassen f) Sonstige Institute 1 ) . . g) Postsparkasse Summe I II. Depositen und Girogelder a) Banken b) Sparkassen c) Landwirtschaftliche Kreditgenossenschaften d) Volksbanken (gewerbliche Kreditgenossenschaften) e) Genossenschaftl. Zentralkassen f) Postscheckguthaben.. Summe II III. Versicherungsgelder a) Lebensversicherungsanstalten b) Angestelltenversicherung c) Invalidenversicherung Summe III Gesamtsumme

194Q

1941

21 532 27 838 2 295 3 164

37 750 4 496

von 1942

1939/44 1943

1944 3 )

51 232 66 941 85 000 6 375 8 443 10 600

3 462

4 391

5 894

8154

10 723 14 000

1 524

2 009

2 813

3 725

5 500

8 000

63 835 233

71 872 547

104 910 2 ) 1 302

142 950 2 787

199 1000 5 000

250 1 100 8 200

29 944 38 892

53 269

73 365 97 806 127 250

14 600 19 896 4 167 5 790

24 949 7 658

30 803 35 148 46 000 9 023 11 798 14 800

717

1 037

1443

1 988

2 824

4 000

1 460

1 923

2 600 2 )

3 600

4 500

6 500

207 1 524

228 1 827

299 2 300 2 )

417 3 000

627 3 800

750 4 800

22 675 30 701

39 249

48 831 58 697 76 850

7 833

9 014

14 000

4 659

5 414

9 800

4 039

4 899

16 431 19 326

8 600 22 4 00 2 )

69 050 88 919 114 918

!) B a u s p a r k a s s e n , Werksparkassen, Beamtenbanken, B a u g e n o s s e n s c h a f t e n . — 2) ab 1941 g e s c h ä t z t . — 3) Ziffern

25 600 28 900 32 400 147 796 185 403 236 500

Verbrauchergenossenschaften geschätzt.

und

Nähere E r l ä u t e r u n g e n zu diesen drei Entwicklungsphasen sind nicht mehr erforderlich, da alles das, was hierzu zu sagen w ä r e , bereits an früherer Stelle dargelegt w o r d e n ist 2 1 ). 21

)

vgl. hierzu die Ausführungen im, K a p i t e l

,,Geldkapitalbildung"

auf S e i t e

15 ff.

31

6. D a s von den Instituten des deutschen Kredit- und Versicherungsgewerbes verwaltete Geldkapital und seine Verwendung Um den Umfang des von den maßgeblichen Instituten des deutschen Kredit- und Versicherungsgewerbes verwalteten Kapitalfonds zu ermitteln, sind in der nachstehenden Uebersicht die in dem voraufgehenden Abschnitt nach Institutsgruppen aufgegliederten .verschiedenartigen Geldbeträge tabellarisch zusammengefaßt und zur Abrundumg des allgemeinen Bildes auch noch diejenigen Mittel einbezogen, die sich die Boden- und Kommunalkreditinstitute im Anleihewege beschafft haben. a) D e r K a p i t a l f o n d s 1 ) Angaben in Mill. RM Aufgliederung Ende

1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 5) 1940 1941 1942 1943 1944«)

Kapitalfonds insgesamt

20 278 28 028 36 278 43 410 47 425 49 827 45 759 46 188 46 955 51 820 54 579 58 416 63 021 69 621 83 865 103 872 129 518 162 646 200 003 250 450

Spareinlagen 832 2 283 4 261 6 541 9 693 12 476 14 174 13 247 14 284 14 864 15 754 18 2713) 19 4104) 21 343 24 074 29 944 38 892 53 269 73 365 97 806 127 250

des K a p i t a l f o n d a Mittel der im AnleiheDepositen Lebenswege und und beschaffte SozialGirogelder versicherung Mittel2) 12 254 15 199 17 894 19 055 18 664 17 219 13 186 12 735 12 546 13 665 12 627 14 018 15 175 17 305 22 675 30 701 39 249 48 831 58 697 76 850

640 1045 1 650 3 061 4 133 5 237 6 310 6 888 7 263 7 782 8 584 9 534 10 775 12 270 14 129 16 431 19 326 22 400 25 600 28 900 32 400

3 796 4 696 6 918 8 782 10 529 11 048 12 124 12 448 11906 11 763 13 817 14 147 14 213 14 233 14 113 14 815 14 953 14 600 14 850 14 600 13 950

1) Kreditbanken, B o d e n - und Kommanalkreditinstitute, S p a r k a s s e n , G e n o s s e n s c h a f t e n sowie die Anstalten der L e b e n s - und Sozialversicherung. 2) durch A u s g a b e von Pfandbriefen, Kommunalobligationen und ähnlichen Schuldverschreibungen. ' ) a b 1935 einschl. S p a r e i n l a g e n der B a a k e n (bis 1934 in den Ziffern der Depositen mitenthalten). 4) a b 1936 einschl. Einlagen der B a n s p a r k a s s e n . 5) ab 1939 e r w e i t e r t e s Reichsgebiet, ß) Ziffern geschätzt.

32

In welcher Weise diese den Instituten der deutschen Geldwirtschaft anvertrauten Mittel Verwendung gefunden haben, sei es durch direkte Ausleihungen, sei es durch Erwerb von Anlagewerten des Geldoder Kapitalmarktes, zeigt im einzelnen die folgende Zusammenstellung. b) D i e V e r m ö g e n s a n l a g e n 1 ) Angaben in Mill. RM WertEnde Wechsel ) papiere 3 ) 2

1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 7 ) 1940

4 561 5 897 5 669 7 01« 8 099 8164 7 532 6 698 5 622 5 942 8 579 10 934 13 023 15 804 19 145 27 446 41 390

447 718 1 741 2 506 4 987 5 464 6 272 6 806 6 651 6 847 9 474 11 698 13 894 16 245 21 335 26 966 39 425

Debitoren 4 )

16 008 17 808 18 097 16 025 14 371 13 593 11631 11 197 11 621 11337 12 135 15 793 13 835

Reports

Rembourskredite 5 )

125 266 1089 866 1 303 987 695 269 136 84 85 55 47 44 37

281 508 550 972 2 082 2 5082 631 1482 1245 B38 596 424 394 477 491

VerLangAkfristige zept- mögensAusleikre- anlagen hungen 6 ) dite insgesamt 5 6 10 14 21 24 27 28 27 29 32 33 34 35 36 38 38

256 884 506 318 031 153 225 117 455 355 693 321 713 908 757 798 584

776 773 1 016 2 470 2 403 3 128 2 878 2 714 2 016 1 680 2 075. 1 612 3 310

54 286 59 857 63 468 61867 57 883 59 792 65 936 70 343 75 708 8i 495 91 975 110 615 136 544

!) N o t e n b a n k e n , K r e d i t b a n k e n , B o d e n - und K o m m u n a l k r e d i t i n s t i t u t e , S p a r k a s s e n , G e n o s s e n s c h a f t e n s o w i e die A n s t a l t e n der L e b e n s - und S o z i a l Versicherung. 2) e i n s c h l . S c h a t z w e c h s e l k r e d i t e , j e d o c h o h n e Bankakzepte. 8) e i n s c h l . K o n s o r t i a l b e t e i l i g u n g e n . 4) k o m m u n a l e , s o n s t i g e und E f f e k t e n d e b i t o r e n , j e d o c h o h n e K r e d i t e an B a n k e n . 6) e i n s c h l . W a r e n v o r s c h ü s s e . — 6) H y p o t h e k e n , k o m m u n a l e und sonstige D a r l e b e n . ?) ab 1939 e r w e i t e r t e s R e i c h s g e b i e t .

Diese Globalziffern, die auch das Anlagevermögen der Reichsbank, der Deutschen Golddiskontbank und (bis zum J a h r e 1935) dasjenige der Privatnotenbanken der Länder einschließen, brechen mit dem 31. Dezember 1940 ab. Nach diesem Zeitpunkt haben derart umlassende Erhebungen nicht mehr stattgefunden. Die Entwicklung in den Jahren 1941/44 ist jedoch allgemein dadurch gekennzeichnet, daß angesichts der umfangreichen Emissionen des Reiches sowohl an kurzfristigen als auch an langfristigen Schuldtiteln der Bestand an Schatzwechseln, U-Schätzen und Wertpapieren bei sämtlichen Instituten der deutschen Geldwirtschaft außerordentlich stark zugenommen hat, während die langfristigen Ausleihungen 12 ) — in ihrer **)

bei den S p a r k a s s e n

3

übrigens auch

die k u r z f r i s t i g e n

Ausleihungen.

33

Gesamtheit betrachtet — als Folge der großen Geldflüssigkeit eine erhebliche Verminderung erfahrein haben; im Gegensatz hierzu sind die kurzfristigen Ausleihungen der Banken namentlich in den Jahren 1941/43 recht beträchtlich gestiegen; bei ihnen setzte die rückläufige Bewegung erst im Frühjahr 1944 ein. Auf Einzelheiten dieser Entwicklung wird noch ein späterer Stelle, bei der Erörterung der Geschäftstätigkeit der verschiedenen Institutsgruppen eingegangen werden. 7. Die geschäftliche Entwicklung der Banken Eine kontinuierliche Darstellung der Bankenentwicklung ist auf Grund des verfügbaren Zahlenmaterials erst vom Jahre 1929 ein möglich. Bekannt sind von den vorhergehenden Jahren lediglich die Ziffern über den Umfang der D e p o s i t e n - u n d S p a r e i n l a g e n ; diese betrugen zusammen Ende 1925 10 373 Mill. RM „ 1926 12 882 Mill. RM „ 1927 15 323 Mill. RM 16189 Mill. RM „ 1928 Um jedoch wenigstens die Tendenz bezüglich der sonstigen Tätigkeit, insbesondere hinsichtlich des Anlage- und Kreditgeschäfts der deutschen Banken in den Jahren 1925/28 aufzuzeigen, seien nachstehend die Ziffern der Berliner Großbanken wiedergegeben, die für die Gesamtentwicklung im Bankensektor während dieses Zeitraumes als repräsentativ angesehen werden können. Die Berliner Großbanken in den Jahren 1925/291) 1. Passiva

A n g a b e n in Mill. R M

Art der Einla gen

28. 2. 25 28. 2. 26 Ende 1926 „ 1927 „ 1928 „ 1929 1)

34

seitenB der Kundschaft beiDritten benutzte Kredite 264 326 662 1 380 1 878

die w i c h t i g s t e n

Einlagen Einlagen deutscher sonstiger Bestand KreditGläubiger institute

509 601 755 797 1 171 942 Bilanzposten.

2 3 5 6 8 9

799 603 423 242 433 218

3 572 4 530 6178 7 701 10 984 12 038

Veränderungen

+ + + + +

958 1 648 1 523 3 283 1054

Akzeptverpflichtungen

Stichtag

Gesamt« inlagen

74 229 345 422 472 513

Bilanzsumme

7 9 12 13

358 194 673 765

2. Aktiva a) G e l d - u n d

Stichtag

Wechsel und Schecks

28.2.1925 28.2. 1926 Ende 1926 ,, 1927 „ 1928 1929 2) 3)

b)

Kapitalmarktwerte

1 1 1 2 2

Schatzwechsel und U-Schätze

Nostro- und kurzfällige Bankguthaben

152 442

624 632 836 1074 1361 1 299

884 2 ) 244 2 ) 606 2 ) 914 2 ) 666 595

einschl. S c h a t z w e c h s c l nur W e r t p a p i e r e .

und

Wertpapiere und KonsortialBeteiligungen 137 136 106 3 ) 235 297 379

U-Schätze.

Ausleihungen Art der ] Debitoren

Stichtag

28.2.1925 28.2.1926 Ende 1926 „ 1927 „ 1928 „ 1929

• Kreditinstitute

326 464

sonstige Schuldner

4 642 5 298

Debil oren insge 3amt Bestand

1 874 2 400 4 172 3 951 4 968 5 762

Veränderungen

+

526 4 - 1 772 — 221 + 1017 + 794

Reports und Lombards

Warenvorschüsse und Rembourskredite

54 185

333 440

557 789 562

814 1643 1972

Diesen Ziffern zufolge bewegten sich sowohl das Einlagengeschäft als auch das Kreditgeschäft — als Ganzes b e t r a c h t e t — in aufsteigender Linie. W e i t e r e zuverlässige Anhaltspunkte für die E n t wicklung des Aktivgeschäftes der B a n k e n in den ersten J a h r e n nach der Währungsstabilisierung bietet ferner die auf Seite 33 verzeichnete Aufstellung über das Kreditengagement der zum deutschen Kreditund Versicherungsgewerbe zählenden Unternehmungen und Anstalten. Die beiden folgenden Aufstellungen enthalten nun die wichtigsten Posten aus den Bankbilanzen bis zum J a h r e 1944. 3*

35

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.M B des Forderungs-Nennwertes auf dem Wege über die Deutsche Zentralg-enossenschaftskasise erstattete; einen Ausfall in Höhe von 30 %> ihrer Forderungen mußten dagegen die Genossenschaften selbst tragen. Die den Genossenschaften auf Grund dieser Maßnahme vom Reich vergüteten Beträge beliefen sich auf rd. 150 Mill. RM. Bei vielen Genossenschaften, die im Hinblick auf ihre hohen eingefrorenen Forderungen zweifellos in Zahlungsschwierigkeiten geraten, wenn nicht gar zusammengebrochen wären, sind durch diese Aktion wieder normale liquide Verhältnisse geschaffen worden. Die Ausleihungen der ländlichen Kreditgenossenschaften stellten sich in der Zeit von 1930/38 auf durchschnittlich 2,1 Mr-d. RM, die der gewerblichen Kreditgenossenschaften im gleichen Zeitraum auf etw.a 1,2 Mrd. RM pro Jahr. In den beiden ersten Kriegsjahren haben sich die genossenschaftlichen Ausleihungen zunächst vermehrt, sind dann jedoch infolge der allgemeinen großen Geldflüssigkeit ständig zurückgegangen. Der weitaus größte Teil des diese Sujnmen übersteigenden genossenschaftlichen Einlagenbestandes ist an die ländlichen und gewerblichen Zentralkassen weitergeleitet worden und hat entweder durch diese Institute Anlage gefunden oder aber ist — soweit er zur Verstärkung der bei der Deutschlandkasse unterhaltenen Liquiditätsguthaben verwandt wurde — durch das Berliner Spitzeninstitut angelegt worden. Einen Ueberblick über Umfang und Entwicklung der Geldanlagen bei den Regionalinstituten und bei der Deutschlandkasse seit dem Jahre 1935, d. h. seit der „Emanzipation" der ländlichen Spar- und Darlehnskassen, vermitteln die folgenden Ziffern.

55

Ländliche and gewerbliche Zentralkassen Angaben in Mill. RM Ende

Geldmarkttitel

Wertpapiere

Bankguthaben

Sonstige Ausleihungen

1935 1938 s 1939 ) 1940 1941 1942 1943s 30.9.1944 )

88 65') 59') 440 682 1658 2 735 3 858

137 385 741 1177 1873 2 917 4198 5 002

478 546 1020 1630 3195 4 896 6 516 8 675

269 419 486 476 506 527 582 456

Deutsche Zentralgenossenschaftskasse

Ende 1935 1938 1939 1940 1941 1942 1943 1944

Angaben in Mill. RM Barreserve, Wechsel, Schatzwechsel Wertpapiere Bankguthaben und U-Schätze 179^ 319 693 1098 2 298 3 529 5 414 8181

58 109 184 236 457 663 757 1017

116 102 91 104 68 103 102

Sonstige Ausleihungen 37 36 59 174 160 284 454

1} ohne Schatzwechsel und U-Schätze, die bis zum Jahre 1939 in der Position „Wertpapiere" enthalten sind. 2) ab 1939 erweitertes Reichsgebiet. 9} letzte statistische Erhebung vor dem Zusammenbruch.

Wie die vorstehenden Zahl&nübersichten zeigen, ist die Gesamtentwicklung ungefähr in der gleichen Richtung verlaufen, wie bei den Bankanstalten der Sparkassen, den regionalen Girozentralen und der Deutschen Girozentrale. Die sich — ab 1939 — von J a h r zu Jahr stark vermehrenden Einlagen, unter denen die befristeten Gelder ganz besonders zugenommen haben, sind von den Zentralkassen etwa zu gleichen Teilen in Geld- und Kapitalmarktwerten und in Gestalt von Guthaben bei der Deutschlandkasse eingelegt woiden, die ihrerseits — als zentrales genossenschaftliches Liquiditätsinstitut — bei der Geldanlage den kurzfristigen Werten den Vorzug gegeben hat.

56

Durch die im Mai 1945 angeordnete Stillegung der Deutschen Girozentrale und der Deutschen Zentralgenossenschaftskasse sind den Sparkassen und Genossenschaften die geldwirtschaftlichen Spitzen genommen worden. Im Augenblick, wo es im Osten Deutschlands einen Geld- und Kapitalmarkt .kaum gibt und wo auch in den westlichen Besatzungszonen diese Märkte vorerst noch von untergeordneter Bedeutung sind, macht sich das Fehlen der Spitzeninstitute noch nicht sonderlich bemerkbar. Sobald jedoch wieder funktionsfähige Märkte vorhanden sind, wird eine volkswirtschaftlich-nützliche Einschaltung der Vielzahl von Sparkassen und Genossenschaften in den allgemeinen Wirtschaftsprozeß nur möglich sein, wenn die bei diesen Instituten dezentral anfallenden Gelder, soweit letztere für den Geschäftsbetrieb der örtlichen Kassen nicht benötigt werden, bei den regionalen Instituten gesammelt und von diesen alsdann über eine zentrale Bankanstalt an die Stellen des volkswirtschaftlich-dringendsten Bedarfs geleitet werden können. 10, Die Vermögensanlffgen der Lebens- und Sozialversicherung Neben Banken, Sparkassen und Genossenschaften sind die wichtigsten Kapitalsammelstellen die Anstalten der Lebens- und Sozialversicherung. Die von den Instituten des deutschen Versicherungsgewerbes verwalteten Kapitalfonds beliefen sich am Schluß des Jahres 1944 auf schätzungsweise 32,4 Mrd, RM, d. h. sie waren beinahe ebenso hoch wie der gesamte genossenschaftliche Einlagenbestand, der am gleichen Zeitpunkt etwa 34 Mrd. RM betragen bat. Entsprechend ihrem langfristigen Charakter sind die Versicherungs* gelder entweder in Werten des Kapitalmarktes angelegt oder sie sind zu langfristigen Ausleihungen, insbesondere zur Gewährung von Hypotheken und sonstigen langfristigen Darlehen, verwandt worden. Wie die nachstehenden Ziffern zeigen, haben die langfristigen Ausleihungen bis zum Jahre 1938 die erste Stelle unter den Kapitalanlagen des deutschen Versicherungsgewerbes eingenommen. In der zweiten Hälfte des Jahres 1939 hat sich sodann auch hier die Schwerpunktsverlagerung zu den Wertpapieren vollzogen. Cfbwohl das Hypothekarkreditgeschäft an der Jahreswende 1942/43 durch die Hauszinssteuer-Ablösungsaktion einen gewissen Auftrieb erfahren hat") und auch das sonstige Kreditgeschäft insbesondere durch die Gewährung von Darlehen an wirtschaftliche, vor allem industrielle Unternehmungen einen Aufschwung verzeichnet, ist der Vorsprung 37) diese Belebung war jedoch nur sehr kurzfristig; die von den Instituten des deutschen Versicherungsgewerbes, insbesondere von den Trägern der Lebensversicherung, im Zusammenhange mit dieser Aktion gewährten Hypotheken und Abgeltungsdarlehen beliefen sich schätzungsweise auf ige Werte, so daß sich bei allen übrigen Schuldverschreibungen (einschließlich der Industrie-Obligationen) binnen kurzer Zeit der 4 %>Lge Emissionstyp durchgesetzt hatte. Da die einleitend wiedergegebene Emissionsübersicht mit dem Jahre 1940 abschließt, sei auf die Entwicklung nach diesem Zeitpunkt noch kurz eingegangen. Die verzinslichen Reichsschuldtitel verzeichnen in den Jahren 1941/44 einen Umlaufszuwachs von rd. 93 Mrd. RM, was einer jährlichen Zunahme von durchschnittlich etwa 23 Mrd. RM entspricht. Gegenüber diesen Beträgen verblassen selbstverständlich die übrigen Emissionsziffern völlig. An Pfandbriefen, Kommunalobligationen und ähnlichen Schuldverschreibungen sind in diesen vier Jahren schätzungsweise nur etwas mehr als eine Mrd. RM ausgegeben worden, wovon der weitaus größte Teil auf die im Zusammenhang mit der Hatiszinss teu er - Ab lösungsaktion aufgelegten Pfandbriefserien entfiel. Der Ausgabebetrag der Industrie-Obligationen lag dagegen beträchtlich höher; er stellt sich für die genannten vier Jahre auf insgesamt rd. 3,1 Mrd. RM. 13. Der Umlauf deutscher Industrie-Obligationen42) Angaben in Mill. RM Ende

Inlandsemissionen 1 )

Auslandsemissionen

1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 4) 1940

1018 1'273 1281 1273 1195 1137 1086 1424 1444 1505 1772 1856 2 416 3 243

2 182 2 927 3 147 3 435 3 331 3 173 2 099 3 ) 1511 1354 1 080 996 888 827 761

1 )* A u f w e r t u n g s c h u l d v e r S c h r e i b u n g e n und 2) U n t e r n e h m u n g e n d e r W a s s e r - , G a s 8) U S - D o l l a r und e n g l i s c h e s P f u n d a b umgerechnet. *) a b 1 9 3 9 ' e r w e i t e r t e s R e i c h s g e b i e t .

und

64

verwandter

davoi i entfallen auf: Gesamt- Industrie VerarVerumlauf der beitende sorgungsGrund- Industrie betriebe 2) stoffe 3 200 4 200 4 428 4 708 4 526 4 310 3 185 2 935 2 798 2 585 2 768 2 744 3 243 4 004

1 188 1 291 1383 1441 1 381 1307 959 896 918 872 940 929 1020 1319

637 960 988 1044 1005 953 781 723 698 658 755 803 991 1 277

702 1 133 1251 1455 1417 1414 1006 947 864 738 777 764 931 1067

Neuverschuldung. und E l e k t r i z i t ä t s g e w i n n u n g u n d - V e r s o r g u n g . 1933 j e w e i l s zum K u r s v o m 31. D e z e m b e r

Schuldverschreibungen.

Bis zum Jahre 1934 überwogen bei den von der gewerblichen Wirtschaft 43 ) aufgenommenen langfristigen Mitteln die Auslandsemissionen. Die starke Schrumpfung, die diese hauptsächlich auf dem Amerikamarkt beschafften Gelder in den Jahren 1933/34 erfahren haben, ist nur zu einem verhältnismäßig kleinen Teil auf Tilgungsleistungen zurückzuführen; in erster Linie beruht sie auf Valutagewinnen, die den Anleiheschuldnern durch die Abwertung von Dollar und Pfund zugefallen sind. Seit dem Schnitt der beiden Kurven im J a h r e 1935 hat sich das Schwergewicht immer weiter zu Gunsten der Inlandsemissionen verschoben. Wie bereits am Schluß des vorigen Kapitels ausgeführt worden ist,. betragen die von der deutschen gewerblichen Wirtschaft auf dem Inlandsmarkt in den Jahren 1941/44 aufgenommenen Anleihen rd. 3,1 Mrd. RM; diese Summe verteilt sich auf die einzelnen Jahre wie folgt: 1941

535 Mill. R M

1942

854 Mill. R M

1943

1125 Mill. R M

1944

573 Mill. R M

Am Schluß des Jahres 1944 dürfte der Gesamtumlaui deutscher Industrie-Obligationen und verwandter Schuldverschreibungen schätzungsweise 6,5 Mrd. RM betragen haben, und zwar etwa 6 Mrd. RM Inlandsanleihen und etwa 500 Mill. R M Auslandsemissionen.

14.

Die deutsche a)

Die

Auslandsverschuldung

Anleiheschulden

Die Aufnahme langfristiger Ausländsanleihen erstreckte sich namentlich auf die Jahre 1925/28 und auf das J a h r 1930. Ueber den Umfang der in der Zeit von 1924/31 auf dem ausländischen Kapitalmarkt, insbesondere in den USA, aufgenommenen Anleihen unterrichten im einzelnen die beiden nachstehenden Aufstellungen. 43). Industrie,

Versorgungsbetriebe,

Verkehr,

Handel

und

Banken.

65

Die Aufnahme

langfristiger Ausländsanleihen chronologisch Schuldnergruppen geordnet Angaben in Mill. RM

nach

zu1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 sammen

Alileiheschuldner 1. Öffentlich-rechtliche Körperschaften . . . 2. Öffentliche Unternehmungen . . 3. Kirchliche Körperschaften 4. Boden- u. Kommunalkreditinstitute: a) Pfandbriefe. . . . b) KommunalObligationen . . . 5. Andere Banken . . . 6. Sonstige private Unternehmungen . . Auslands anleihen insgesamt

und



379

344

269

166



260

307

63

428



16

64

14

32

21

16



105

67

515

367

5

39

128



107







189



42

490

64b

362

365

15



31

230

122 660 2 )



2

1 753



1 840 4

1 098











167

250 191

232

8

2 312

349 1177

346

7 611

168

421) 1265 1555 1412 1465

334

Die langfristigen Auslandsanleihen nach Herkunftsländern gegliedert Gläubigerland

Dawesund YoungAnleihe

875 1. USA . . . 2. Groß490 britannien 174 3. Holland . . 152 4. Schweden 5. Schweiz . . 136 6. Frankreich 475 7. Belgien . . 51 8. Italien . . 46 9. Sonstige — Länder 4 ) . Auslandsanleihen insgesamt 2 399

Reich, Öffent- Boden- u • Kommunal- Private kred tinstitute Länder, liche zuUnterGemein- Untersammen den nehmun- Pfand- Kommunal- nehmungen gen u. ä. 3 ) briefe obligationen 860

1 073

736

188

1 533

5 265

210 256 530 53

48 115 3 114

89 182 50 26

6 30 4 8

257 417 58 175

1 100 1 174 797 512 475 51 46



.—















— .

.—









10

32

15

14

54

125

1919

1 385

1 098

250

2 494

9 545

1) ohne Dawes-Asleike. 2) einschl. d e s j e n i g e n T e i l e s d e r Y o u n g - A n l e i h e , der d e r R e i c h s b a h n und R e i c h s p o s t a u s den M i t t e l n d i e s e r A n l e i h e zur V e r f ü g u n g g e s t e l l t w o r d e n ist. 3) einschl. k i r c h l i c h e K ö r p e r s c h a l t e n . — 4) e i n s c h l . nicht a u f t e i l b a r e r P o s t e n .

66

Die Bedingungen, zu denen die A n l e i h e a u f n a h m e erfolgte, sind aus der folgenden Tabelle zu ersehen (Durchschnittsziffern). Angaben in °/o

Nominalverzinsung

Jahr

6,76

1926 1927 1928 1929 1930 2 ) 1931 2

)

6,06 6,23 6,46 5,84

6,06

ohne ohne

6,11 — 94,12

Effektiwerzinsung') für den für den AnleiheAnleiheschuldner zeichner

Emissions- Auszahlungskurs kurs 95,66 96,43 95,15 94,45 92,32 97,57

B e r ü c k s i c h t i g u n g der Laufzeit ie 5V2 °/oige Young-Anleihe

90,89 — 6,49 — 6,72 %>.

7,07 6,28 6,55 6,84 6,33 6,21

89,94 92,71 91,55 92,17 88,49 93,20 und '«der ergeben

7,52 6,54 6,81 7,01 6,60 6,50

Tilgungsbedingungen, sich folgende Durchschnittsziffern:

Neben diesen Langfristigen, auf dem A u s l a n d s m a r k t b e s c h a f f t e n Mitteln sind auch kurzfristige Gelder nach Deutschland hereingeströmt, die ihrem Umfang nach sog^r noch b e d e u t e n d größer w a r e n als die langfristigen Auslandskredite. Es ist b e r e i t s in anderem Z u s a m m e n h a n g s darauf hingewiesen worden, daß n a m h a f t e Beträge dieser kurzfristigen Mittel in den J a h r e n 1930/31 gekündigt w u r d e n und daß ihr Abfluß zu einem sehr erheblichen Teil zu der s t a r k e n Zuspitzung der Lage beigetragen hat, die schließlich zu den krisenh a f t e n E r s c h ü t t e r u n g e n des deutschen Geld- und Kreditsystems im Sommer 1931 führte. U e b e r den Umfang der g e s a m t e n deutschen Auslandsverschuldung im Krisenmonat des J a h r e s 1931 sowie d e r e n A b wicklung bis zum J a h r e 1938 gibt die folgende U e b e r s i c h t A u s k u n f t . b)

Die A b w i c k l u n g der d e u t s c h e n Auslandsverschuldung Angaben in Mrd. RM AuslandsSonstige Langfristige Stillhalte- kurzfristige Stichtag kredite Kredite Kredite1) insgesamt Kredite

Ende Juli ,, Februar

,, ,, ,,"

,,1,





,,

1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938

September 19402)

10,7 10,5 10,3 7,2 6.4 6,1 5,4 4,9 4,0

6,3 5.0 4,1 2,6 2,1 1,7 1,2

1,0

5,4

6,8 5,1 4,6 4,1 4,6 4,6 4,2 4,0

*) K r e d i t e , die i h r e r A r t nach u n t e r die S t i l l h a l t e b e s t i m m u n g e n f a l l e n , o h n e d a r a u f , ob d e r B e i t r i t t zum S t i l l h a l t e a b k o m m e n erfolgt ist o d e r n i c h t . 2 ) erweitertes Reichsgebiet.

5*

23,8 20,6 19,0 13,9 13,1 12,4 10,8 9,9 9,4 Rücksicht

67

Nachstehend sei nun noch für je einen Stichtag der Jahre 1933 und 1937 eine Aufgliederung der gesamten deutschen Auslandsverschuldung nach verschiedenen Gesichtspunkten vorgenommen. Hierbei sind die in der obigen Aufstellung als „Stillhaltekredite" eingesetzten Beträge in den Ziffern über die kurzfristige Verschuldung enthalten. aa)

Aufgliederung

nach

Kreditnehmern

Angaben in Mill. RM Industrie, -Handel, Sonstige Öffent1 Banken ) Verkehr u. Schuldliche Landwirtner iBand schaft

Stichtag

28. F e b r u a r

zusammen

1933

a) Langfristige Schulden b) Kurzfristige Schulden

3 774 440

1461 4 243

4 626 3 638

404 381

10 265 8 702

Auslandsschulden insgesamt

4 214

5 704

8 264

785

18 967

28. F e b r u a r 1 9 3 7 2 ) a) Langfristige Schulden b) Kurzfristige Schulden

2 061 325

686 2 622

2 314 2 093

334 330

5 395 5 370

Auslandsschulden insgesamt

2 386

• 3 308

4 407

664

10 765

Ve r ä n d e r u n g e n a) Langfristige Schulden b) Kurzfristige Schulden

— 1 713 — 115

— 775 — 1 621

— 2 312 — 1 545

— 70 — 51

— 4 870 — 3 332

— 1 828

— 2 396

— 3 857

— 121

— 8 202

Auslandsschulden insgesamt 1) einschl. R e i c h s b a n k und V e r r e c h n u n g s k a s s e ) .

und

deren

Tochterinstitute

(Golddiskontb^ink,

Konversionskasse

2) eine A u f g l i e d e r u n g n a c h d i e s e m Z e i t p u n k t h a t nicht m e h r s t a t t g e f u n d e n .

Im Laufe des Krieges haben sich bei den langfristigen Schulden wesentliche Veränderungen kaum ergeben; dagegen sind die kurzfristigen Schulden außerordentlich stark gestiegen infolge Zunahme der Verbindlichkeiten der Deutschen Verrechnungskasse, deren Auslandsverpflichtungen Ende September 1944 auf 35,9 Mrd. RM angewachsen waren gegenüber einem Stand von rd, 1,5 Mrd, RM am Schluß des Jahres 1940. 68

bb)

Aufgliederung

nach

Gläubigerländern

A n g a b e n in Mill. R M

Großzubri- Holland Schweiz Frank- Sonstige reich Länder 1 ) sammen tannien

Stichtag

USA

28. Februar 1933 a) Langfristige Schulden . . b) Kurzfristige Schulden . .

5 196

1 080

1 823

1 202

492

472

10 265

2 537

1 044

1 511

1491

350

1 7692)

8 702

Auslandsschulden insgerf.

7 733

2 124

3 334

2 693

842

2 241

28. Februar'1937 a) Langfristige Schulden . . b) Kurzfristige Schulden . .

1 932

743

1 159

826

345

390

1 164

806

827

757

199

1 617 )

Auslandsschulden insges.

3 096

1 549

1 986

1 583

544

2 007

10 765

18 967

5 395 3

5 370

Veränderungen a) Langfristige Schulden . . — 3 264 — b) Kurzfristige Schulden . . — 1 373 —

337 — 664 —

376 — 147 —

82

— 4 870

238 — 684 —

734 — 151 —

152

— 3 332

Auslandsschulden insges. — 4 637 —

575 — '1 348 — 1110 — 298 —

234

— 8 202

1) i n s b e s o n d e r e S c h w e d e n , Belgien, Italien und die T s c h e c h o s l o w a k e i . 2 ) einschl. des von d e r Bank f ü r I n t e r n a t i o n a l e n Zahlungsausgleich (BIZ) g e w ä h r t e n K r e d i t e s , d e r am 28. F e b r u a r 1933 in Höhe von 610 Mill. RM in A n s p r u c h g e n o m m e n w a r . 8 ) lyerin sind allein 624 Mill. RM Schulden d e r K o n v e r s i o n s - und V e r r e c h n u n g s k a s s e e n t h a l t e n , w ä h r e n d sich die Verpflichtungen dieser b e i d e n I n s t i t u t e g e g e n ü b e r den e r s t g e n a n n t e n fünf H a u p t g l ä u b i g e r l ä n d e r n am gleichen Z e i t p u n k t auf i n s g e s a m t 349 Mill. RM beliefen.

cc)

Aufgliederung

nach

Schuld'arten

A n g a b e n in Mill. R M

I. Langfristige Schulden

Stand am 28. Febr. 1933

Stand am 28. Febr. 1937

Veränderungen

1. Anleihen . . . . 2. Hypotheken und Grundschulden . . 3. Sonstige Schulden a) an Banken. . . b) an andere Stöllen

7 673

3 778

— 3895

693

476

—• 217

1 237 662

498 643

— —

zusammen

10 265

5 395

739 19

— 4 870

69

I I . Kurzfristige Schulden 1. Rembourskredite und sonstige Bankakzepte 2. Buchschulden aus Warenlieferungen 3. Akzepte und Solawechsel . . 4. Anleihen 5. Hypotheken und Grundschulden . . 6 . Sonstige Schulden

Stand am 28. Febr. 1933 Stand am 28. Febr. 1937

Veränderungen

2 235

702

— 1 533

894

545



349

152 228

16 226

— —

136 2

79 5 114

101 3 780

+ 22 — 1 334

zusammen

8 702

5 370

— 3 332

Auslandsschulden insgesamt

18 967

10 765

— 8 202

15. Die Einnahmen des Reiches Die Haupteinnahmequelle des Reiches bildete bis zum Beginn des Krieges das Aufkommen aus Steuern und Zöllen, das vor der Wirtschaftskrise seinen höchsten Stand im Rechnungsjahr 1929/30 erreichte. Ihren tiefsten Punkt dagegen verzeichneten die Einnahmen des Reiches im Rechnungsjahr 1932/33. Mit zunehmender Belebung der Wirtschaft stiegen alsdann auch die Steuereinnahmen; im letzten Rechnungsjahre vor dem Kriege stellten sie sich auf 17,7 Mrd. RM, d. h. also auf 267 °/o der im Rechnungsjahre 1932/33 erzielten Einnahmen. Das

A u f k o m m e n aus R e i c h s s t e u e r n und Zöllen i n d e r Z e i t v o n 1924/1939 Rechnungsjahr 1 ) 1924/25 7 320 Mill. RM 1925/26 6 855 1926/27 7 173 1927/28 8 488 1928/29 9 023 1929/30 9170 1930/31 9 024 1931/32 7 804 1932/33 6 646 1933/34 6 841 1934/35 8 218 1935/36 9 650 1936/37 11 473 1937/38 13 958 1938/39 17 729

das R e c h n u n g s j a h r begann folgenden J a h r e s .

70

am

1.

April

uJd

endete

mit

dem

31.

März

des

darauf-

Zu diesen Einkünften traten während des Krieges noch zwei weitere Einnahmeposten hinzu, die in der nachstehenden Zahlenübersicht in Spalte 2 unter der Bezeichnung „Sonstige Einnahmen" aufgeführt sind. Welcher Art diese sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland stammenden Einnnahmen waren bzw. aus welchen Quellen sie dem Reiche zuflössen, ergibt sich im einzelnen aus den in den Fußnoten enthaltenen Erläuterungen.

Die Einnahmen des Reiches im Kriege

Angaben in Mrd. RM Rechnungsjahr

Einnahmen aus Steuern und Zöllen1)

1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45

Sonstige Einnahmen 2 ) Inland3)

23,6 27,2 32,5 43,05) 35,0 30,0

zusammen

3,0 4,0

6,0

6,0

11,0

8,0

28,0 21,0

37,0

85,0

7;0 9,0

191,3

Aualand4)

19.0

*) Ziffern der letzten J a h r e ¿ e s c h ä t z t . 2) die Ziffern bis zum R e c h n u n g s j a h r 1943/44 sind dem B e r i c h t der B I Z für 1944 ( S e i t e 200) entnommen, w ä h r e n d die Ziffern für 1944/45 auf e i g e n e r S c h ä t z u n g b e r u h e n (unter Zugrundelegung von T e i l e r g e b n i s s e n , die von d e r B I Z für d i e s e s R e c h n u n g s j a h r noch e r m i t t e l t w o r d e n sind). 3) V e r w a l t u n g s e i n n a h m e n ( r e i c h s e i g e n e Unternehmungen, F o r s t e n , R e i c h s b a h n , R e i c h s p o s t , R e i c h s b a n k usw.), i e r n e r K r i e g s b e i t r a g der Länder und G e m e i n d e n s o w i e M a t r i k u l a x b e i t r a g des P r o t e k t o r a t s B ö h m e n / M ä h r e n und W e h r b e i t r a g des G e n e r a l g o u v e r n e m e n t s P o l e n . 4) insbesondere Einnahmen s e t z t e n L ä n d e r an das R e i c h .

) e i n s c b l . des rd. 8 Mrd. RM. 5

dem

Reich

durch aus

der

Erstattung

von

Besatzungskosten

Hauszinssteuerabgeltung

seitens

zugeflossenen

der

be-

Betrages

von

D i e „Sonstigen Einnnahmen", die vor dem Kriege fast ausschließlich aus den sogenannten Verwaltungseinnahmen (siehe Fußnote 3 zur vorstehenden Tabelle) bestanden und hinsichtlich ihrer Größe nur von untergeordneter Bedeutung waren, haben sich im Laufe des Krieges zu einem wesentlichen F a k t o r im E t a t des Reiches entwickelt; das tritt noch deutlicher hervor, wenn man — anstatt die absoluten Ziffern zu betrachten — die verschiedenen Einnahmeposten zu den Gesamteinnahmen in Beziehung setzt. 71

Angaben in % der gesamten Reichseinnahmen

Rechnungs j ahr

Aufkommen aus Reichssteuern und Zöllen

Die sonstigen Einnahmen des Reiches aus dem Inland

aus dem Ausland (besetzte Gebiete)

1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45

88,7 73,1 65.7 62,3 48,6 50.8

11,3 10,8 12,1 10,2 12.5 13.6

16,1 22,2 27.5 38,9 35.6

1.4. 39/31. 3. 45

61,1

11,8

27,1

Die sogenannten „ordentlichen Reichseinnahmen", mit denen sich die vorstehenden Ausführungen befassen, reichten jedoch vielfach zur Bestreitung der Ausgaben nicht aus, Das gilt namentlich für die Zeit nach 1933 und in ganz besonderem Maße für die Kriegsjahre. Um den jeweils sich 'ergebenden Fehlbetrag zu decken, war das Reich daher genötigt, sich die hierfür erforderlichen Mittel von dritter Seite, d. h, durch Inanspruchnahme des Geld- und Kapitalmarktes zu beschaffen. Die große Bedeutung der Reichsschuldtitel — und zwar sowohl der langfristigen als auch der kurzfristigen •—• ist in den bisherigen Darlegungen schon wiederholt zum Ausdruck gekommen; auch auf die führende Rolle dieser W e r t e als Geld- und Kapitalanlage ist bereits mehrfach hingewiesen worden. Angesichts dieser Tatsachen ist es daher nicht gut denkbar, eine Darstellung der deutschen geldwirtschaftlichen Verhältnisse zum Abschluß zu bringen, ohne nicht auch ausführlicher auf die F r a g e der Reichsschuld eingegangen zu sein. 16. Die Reichsschuld Im Rahmen dieses Kapitels soll in erster Linie die ziffernmäßige Entwicklung der amtlich ausgewiesenen Reichsschuld aufgezeigt werden, während die verschiedenen Wege, die das Reich b e i der Deckung seines Finanzbedarfs beschritten hat, im vierten Kapitel des nächstfolgenden Abschnittes Erwähnung finden.

72

Die Verschuldung des Reiches in der Zeit von 1924/39 Angaben in Mill. RM I n 1a nd Stichtag Lang-und S o n s t i g e vor d e m 31. mittel1924 März fristige 1.e nApril tandene Schulden Schulden 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939

5 5 5 6 6 7 7 7 7 7 9 11 14 22

9 512 2 ) 818 760 260 890 004 133 186 852 753 278 718 900 365

1 930 1 717 1 312 1 151 1 012 875 732 651 631 628 598 .595 584 583 582 581

Inlands- AusGesamte SteuSonstige schuld lands- Reichserzu- schul- schuld kurzGutsam- den schei- fristige men ne Schulden

s s c h u l d e Schatzwechsel und USchätze

n













40 583 1 616 975 1 034 1 401 1 871 2 341 2 743 2 299 2 242 6 502

— — — — —

492 1 962 1 727 1 298 869 540 109

475 2 405 _ 123 1 849 969 71 6 895 947 171 7 140 933 135 • 6 947 884 353 8 071 901 9311 1 064 73 8 820 3 270 190 8 957 3 180 159 113 9 820 3 003 Gß 12 343 2 026 3 ) 12 479 1 773 63 14 059 1 678 156 15 553 1 442 84 18 367 1 333 103 29 590 1 257 33

2 405 2 818 7 842 8 073 7 831 8 972 10 375 12 090 12 137 12 823 14 369 14 252 15 737 16 995 19 700 30 847

t j n e b e n a u f D o l l a r l a u t e n d e n S c h a t z a n w e i s u n g e u und G o l d a n l e i h e von 1923 i n s b e s o n d e r e S c h u l d e n g e g e n ü b e r R e n t e n b a n k und R e i c h s b a n k ; i h r e r N a t u r n a c h s i n d d i e s e S c h u l d e n zum g r ö ß t e n T e i l a l s „ l a n g f r i s t i g " a n z u s p r e c h e n , d a s i c h i h r e A b w i c k l u n g ü b e r z e h n J a h r e und länger erstreckte. 2) 3

sind

]

davon

5,5

Mrd.

RM

Anleihe-Ablösungsschuld.

b e i d e n a u f a m e r i k a n i s c h e , e n g l i s c h e und s c h w e d i s c h e W ä h r u n g l a u t e n d e n infolge Abwertung dieser Währungen Valutagewinne erzielt worden.

Schulden

Die langfristigen Inlandsschulden, die erstmalig im Rechnungsjahre 1925/26 in Erscheinung treten, bestehen ifi der ersten Zeit fast ausschließlich und in den Jahren 1929/35 zum weitaus größten Teil aus Aufwertungsschulden. Mit langfristigen Kreditbegehren größeren Ausmaßes ist das Reich erst im Jahre 1935 an den Kapitalmarkt herangetreten. Wie aus den Ziffern über die langfristige Verschuldung hervorgeht, hat sich die Summe der in der Zeit vom 1. April 1935 bis zum 31. März 1939 ausgegebenen ReicTiswerte von J a h r zu Jahr ständig erhöht. Die innerhalb des Rechnungsjahres 1938/1939 zu beobachtende Verdreifachung der gegen Hergabe von Schatzwechseln und U-Schätzen eingegangenen kurzfristigen Schulden hängt mit der am 1. April 1938 vollzogenen Umstellung in der Finanzierung der

73

Reichsausgaben zusammen41). Bei den Auslandsschulden handelt es sich hauptsächlich um die dem Deutschen Reich im Zusammenhang mit dem Dawes- und Young-Plan in den Jahren 1924 und 1930 gewährten internationalen Anleihen, die am 31. März 1939 nur noch mit 1257 Mill. RM vaktierten. Die Entwicklung der Reichsschuld in der Zeit vom 1. April 1939 bis zum S. Mai 1945 Angaben in Müll. R M I n 1 a n d s s c h u l d e n Stichtag Lang-und Schatz31. März mittelwechsel fristige und USchulSchätze den 1 ) 1939 1940 1941 1942 1943 1944 1945 3 ) 8.5.1945 3 )

22 28 46 69 90 118 140 141

946 667 556 631 898073 000 000

6 17 36 61 94 144 220 225

502 731 123 124 736 506 000 500

Steuergutscheine

4 3 3 1 1

109 110 654 629 244 045 950 900

Inlandsschuld Sonstige zukurzfristige sammen Schulden 33 320 2 104 6 446 2 ) 9 557 10 431 11400 11 500

29 50 88 140 196 274 372 378

590 828 437 830 435 055 350 900

Aus- Gesamte landsReichsschulschuld den

1 1 1 1 1 1 1 1

257 232 212 197 185 168 150 100

30 52 89 142 197 275 373 380

847 060 649 027 620 223 500 000 4 )

1) D i e b i s h e r g e s o n d e r t aufgeführten S c h u l d e n g e g e n ü b e r R e n t e n b a n k und R e i c h s b a n k sind —' e b e n s o w i e das zu B e g i n n des K r i e g e s b e i der D e u t s c h e n R e n t e n b a n k aufgenommene D a r l e h e n — in der Summe der lang- und m i t t e l f r i s t i g e r S c h u l d e n e n t h a l t e n . 2) a b 1942 e i n s c h l . B e t r i e b s a n l a g e - und W a r e n b e s c h a f f u n g s g u t h a b e n , d i e sich anfänglich auf 706 M i l l . R M , s p ä t e r auf 766 M i l l . R M s t e l l t e n . 3) Ziffern g e s c h ä t z t ; letzter veröffentlichter S c h u l d e n s t a n d : 31. D e z e m b e r 1944 mit 348,1 M r d . R M . 4) d i e s e r B e t r a g liegt z w i s c h e n den von der R e i c h s f i n a n z - und d e r R e i c h s s c h u l d e n verwaltung a n g e g e b e n e n S c h u l d e n s u m m e n .

Charakteristisch für die Entwicklung der Reichsschuld in der vorgenannten Epoche, die zu ihrem allergrößten Teil die K r i e g szeit umfaßt, ist da.s sich von Jahr zu Jahr steigernde Verschuldungstempo. Besonders stark ist der Zuwachs bei den gegen Ausgabe von Schatzwechseln und U-Schätzen eingegangenen Verbindlichkeiten, die sich in der Zeit vom 1. April 1939 bis zum 8. Mai 1945 um 219 Mrd. RM vermehrt haben. Einschließlich der Veränderungen bei den sonstigen kurzfristigen Schulden, die um 11,5 Mrd. RM gestiegen sind, stellt sich die Zunahme der kurzfristigen Reichsverschuldung auf mehr als 44) Einstellung der V o r f i n a n z i e r u n g durch S o n d e r w e c h s e l und U e b e r g a n g zur Z w i s c h e n finanzierung durch B e g e b u n g von U-Schätzen, den s o g e n a n n t e n „Lieferschätzen" (vgl. auch Ausführungen auf S e i t e 85],

74

230 Mrd. RM. Sie ist somit beinahe doppelt so hoch wie bei den. fundierten Reichsschulden, die sich innerhalb dieser Zeit von 22,9 Mrd. RM auf schätzungsweise 141 Mrd. RM, d. h. also um etwa 118 Mrd. RM erhöht haben. Die Veränderungen, die sich in den •einzelnen Rechnungsjahren bezüglich der Gesamtverschuldung wie auch bei den Hauptschuldenarten ergeben haben, sind aus der folgenden Aufstellung zu ersehen. Angaben in Mrd. RM Rechnungsjahr

Zunahme der Gesamtschuld

1939/40 1940/41 1941/42 1942/43 1943/44 1944/45 1. 4./8. 5. 45 1 )

21,2 37,6 52,4 55,6 77,6 98,3 6,5

grob geschätzt; nahme p r a k t i s c h nach um B e r l i n ) .

Von dieser Zunahme entfallen auf

h i e r b e i ist d e r T a t s a c h e dem 21. A p r i l 1945 nicht

die fundierte Reichschuld

Schatzwechsel und U-Schätze

5,7 17,9 23,1 21,2 27,2 21,9 1,0

11,2 18,4 25,0 33,6 49,8 75,5 5,5

R e c h n u n g g e t r a g e n , daß eine K r e d i t a u f mehr möglich w a r (Beginn des K a m p f e s

Mit dieser Aufgliederung, die mit großer Deutlichkeit den ständig steigenden Anteil der Schatzwechsel und U-Schätze. an der Reichsfinanzierung zeigt, sollen die Ausführungen über die Reichsschuld ihren Abschluß finden. Ueber einige Besonderheiten auf diesem Gebiete wird — worauf zu Beginn dieses Kapitels bereits hingewiesen wurde noch an anderer Stelle berichtet werden.

75

C. Besonderheiten im Bereich der deutschen Qeldwirtschaft Im Rahmen der nachstehenden Ausführungen soll noch auf einige Besonderheiten eingegangen werden, die im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte im Bereich der deutschen Geldwirtschaft zu verzeichnen sind. Aufgabe dieser Ausführungen soll es aber nicht sein, eine ins einzelne gehende Darstellung zu bringen; die Darlegungen werden sich vielmehr darauf beschränken, lediglich das aufzuzeigen, was zur Vervollständigung und zur Abrundung des in den voraufgehenden sechzehn Kapiteln gezeichneten umfangreichen Zahlenbildes notwendig erscheint. 1.

Die Umschuldungsmaßnahmen für die deutsche

Landwirtschalt

In der ersten Zeit nach der Währungsstabilisierung standen der deutschen Landwirtschaft nur kurzfristige Kredite zur Verfügung, die — ungeachtet ihres außerordentlich hohen Zinsfußes — in den Jahren 1924/26 in großem Umfange aufgenommen und zu einem beträchtlichen Teil Zwecken dienstbar gemacht wurden, für deren Finanzierung langfristiger Realkredit erforderlich gewesen wäre. Die naturgemäße Folge einer solchen Verwendungsweise war ein „Einfrieren" dieser Kredite. Sehr nachteilig wirkten sich auch aus: die zu jener Zeit recht ungünstige Preisentwicklung für landwirtschaftliche Erzeugnisse sowie die rigorose Steuerpolitik 45 ); hinzu kam die Aufwertung, durch die unklare Grundbuchverhältnisse geschaffen wurden, welche ihrerseits eine schnelle Inangriffnahme der Konsolidierung der eingefrorenen Kredite erschwerten. Eine weitere nicht unbeträchtliche Verschärfung erfuhr die Lage sodann noch durch die Bestimmung, daß die sogenannten ,,Rentenbankabwicklungskredite" bis zum 30. November 1927 zurückgezahlt werden mußten46). Hätten zu jener Zeit schon wieder einigermaßen normale Verhältnisse auf dem deutschen Kapitalmarkt geherrscht, so hätte sich die Landwirtschaft durch Aufnahme von Pfandbriefkrediten von der 45) da die VOD den S t e u e r b e h ö r d e n in R e c h n u n g g e s t e l l t e n V e r z u g s z i n s e n noch h ö h e r w a r e n als die damaligen K r e d i t z i n s e n , b e s c h a f f t e sich die s t a r k illiquide L a n d w i r t s c h a f t die f ü r die S t e u e r z a h l u n g e n n o t w e n d i g e n M i t t e l s e h r häufig im K r e d i t w e g e . 4Ö

76

)

vgl.

hierzu

Ausführungen

auf

Seite

7.

drückenden Last der hochverzinslichen kurzfristigen Schulden befreien können. Dieser Weg einer Schuldenkonsolidierung war jedoch der Landwirtschaft versperrt, da Pfandbriefdarlehen zu tragbaren Bedingungen nicht zu erlangen waren; Pfandbriefemissionen mit einem Nominalzins von 8 bis 10 %> und einem Disagi» von 30 %> und mehr bildeten in den Jahren 1924/25 die Regel. Eine leichte Besserung in der Lage des landwirtschaftlichen Realkredites trat erst im darauffolgenden J a h r e ein; sie dauerte aber nur kurze Zeit und wurde im Frühjahr 1927 durch eine erneute Versteifung abgelöst. So blieb die Frage der „Umschuldung", d. h. der Umwandlung der eingefrorenen Personalkredite in die ihrer wirtschaftlichen Verwendung gemäße Form des langfristigen Realkredits, nach wie vor in der Schwebe. Auch die von der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt aus dem Erlös ihrer Amerika-Anleihen in Höhe von insgesamt 567 Mill. RM zur Verfügung gestellten Hypothekarkredite 4 7 ) und die von dem gleichen Institut aus Mitteln der Deutschen Golddiskontbank beschafften, mit einer Laufzeit von 3 bis 5 J a h r e n ausgestatteten 360 Mill. RM mittelfristiger Gelder vermochten nur einem Teil der deutschen Landwirtschaft die gewünschte Erleichterung zu bringen. An der Jahreswende 1928/29, d. h. bei Iiigangsetzung der Durchführung des im J a h r e 1928 erlassenen „Landwirtschaftlichen Notprogramms" 48 ), stellte sich die Verschuldung der deutschen Landwirtschaft — ohne Berücksichtigung der zwei Mrd. RM betragenden Rentenbankgrundschuld — auf 11,5 Mrd. RM, die sich folgendermaßen zusammensetzten: Aufwertungsschuldcn 2,8 Mrd. R M langfristige Realschulden 3,6 Mrd. R M ErbSchafts- und Restkaufgeldhypotheken • • 1,0 Mrd. R M kurzfristige Schulden 4,1 Mrd. R M zusammen

11,5 Mrd. R M

Die der deutschen Landwirtschaft auf Grund des Notprogramms zuteil gewordene Kredithilfe belief sich nur auf 112 Mill. RM und bestand im wesentlichen aus einer von der Deutschen Landesbankenzentrale in Höhe von 25 Mill. Dollar ( = 105 Mill. RM) aufgenommenen 47) V o n der D e u t s c h e n R e n t e n b a n k - K r e d i t a n s t a l t sind in den J a h r e n 1925/27 v i e r A n l e i h e n im G e s a m t b e t r a g e von 155 M i l l . D o l l a r aufgenommen w o r d e n , von d e n e n die e r s t e A n l e i h e mit 7 °/o, die übrigen drei E m i s s i o n e n mit 6 °/o zu verzinsen w a r e n ; die Auszahlung an den K r e d i t n e h m e r e r f o l g t e bei den aus dem E r l ö s d e r e r s t e n A n l e i h e g e w ä h r t e n D a r l e h e n mit 86 "Io, b e i den aus dem E r l ö s der anderen A n l e i h e n g e w ä h r t e n D a r l e h e n s t e l l t e sie sich im D u r c h s c h n i t t auf 91 ".'«.

48) Z w e c k und Ziel d i e s e s P r o g r a m m s waren i n s b e s o n d e r e die S c h a f f u n g b e s s e r e r u c d A b s a t z v e r h ä l t n i s s e für l a n d w i r t s c h a f t l i c h e E r z e u g n i s s e s o w i e die b e s c h l e u n i g t e führung d e r Konsolidierung der d r ü c k e n d e n s c h w e b e n d e n S c h u l d e n .

MarktDurch-

77

Amerika-Anleihe. Der Erlös dieser Anleihe diente dazu, drückende kurzfristige Schulden, deren Abdeckung durch Inanspruchnahme von erststelligem Hypothekarkredit im Rahmen der damals von den Realkreditinstituten geforderten Beleihungsgrenze nicht möglich war, durch zweitstellige Hypotheken abzulösen, soweit dies innerhalb eines bestimmten Raumes (bis 60 °/o des im einzelnen Fall festgesetzten Beleihungswertes) erfolgen konnte. Nach Durchführung dieser Aktion verblieb somit noch ein Betrag kurzfristiger Schulden von etwa vier Mrd. RM, von denen ein erheblicher Teil „umschuldungsreif" war. Auf eine breite Grundlage wurde die Umschuildung erst im Herbst des Jahres 1931 gestellt, als die Bank für deutsche Industrie-Obligationen in die sogenannte „Osthilfe" eingeschaltet wurde, die insbesondere die Not der schwer um ihre Existenz ringenden ostdeutschen Landwirtschaft lindern sollte. Die Bereitstellung der hierfür erforderlichen Mittel erfolgte durch die in anderem Zusammenhang bereits erwähnte Industrieumlage 19 ), die an sich auf Grund der Bestimmungen des Young-Planes fortgefallen war, mit deren teilweiser Weitererhebung sich jedoch die bisherige aufbringungspflichtige Wirtschaft für eine Reihe von Jahren einverstanden erklärte, wenn diese Gelder zur Umschuldung der kurzfristigen landwirtschaftlichen Verbindlichkeiten Verwendung finden würden. Im Rahmen dieser Aktion, die sich — infolge vieler ministerial-bürokratischer Hemmnisse — bis zum J a h r e 1937 erstreckte, sind der ostdeutschen Landwirtschaft Umschuldungskredite (die offizielle Bezeichnung war „Entschuldungsdarlehen") in Höhe von insgesamt 562 Mill. R M gewährt worden. Die Auszahlung an die Gläubiger, deren Forderungen in vielen Fällen eine Kürzung erfuhren, erfolgte anfänglich gänzlich in bar, später teilweise in bar und teilweise durch Aushändigung von sogenannten „Entschuldungsbriefen", die im Vorgriff auf die sukzessive aufgebrachten Umlagebeträge ausgegeben wurden und deren Einlösung alsdann mit Hilfe dieser Gelder vorgenommen worden ist 50 ). In der Zeit von 1925/37 sind der deutschen Landwirtschaft für die Umwandlung ihrer drückenden kurzfristigen Verpflichtungen in langfristige fundierte Schulden insgesamt 1264 Mill. R M zur Verfügung gestellt worden, und zwar: 49)

vgl. hierzu A u s f ü h r u n g e n auf S e i t e

12.

50) W e r sich ü b e r die O s t h i l f e - A k t i o n genauer u n t e r r i c h t e n will, sei auf die a u s g e zeichnete Arbeit meines verstorbenen Freundes Dr. L e o Dr,escher ,, E n t s c h u l d u n g der o s t d e u t s c h e n L a n d w i r t s c h a f t " (1938) v e r w i e s e n , w ä h r e n d eine D a r s t e l l u n g des U m s c h u l d u n g s p r o z e s s e s v o r Ingangsetzung d e r Osthilfe in der im J a h r e 1929 e r s c h i e n e n e n S c h r i f t „ G e g e n w a r t s f r a g e n im d e u t s c h e n landwirtschaftlichen Kreditwesen (Umschuldung, K r e d i t k o n t r o l l e und b ä u e r l i c h e W i r t s c h a f t s b e r a t u n g ) " von Dr. F r i t z F e d e r a u enthalten ist.

78

1. von der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt a) aus Mitteln der vier Amerika567 Mill. Anleihen 10 Mill. b) aus eigenen Mitteln

577 Mill. RM

2. von der Deutschen Landesbankenzentrale aus Mitteln der AmerikaAnleihe 3. Entschuldungsdarlehen der Bank für deutsche Industrie-Obligationen 4. Entschuldungsdarlehen von Seiten des Deutschen Reiches aus Mitteln des zur Unterstützung der Osthilfe-Aktion geschaffenen landwirtschaftlichen ,,Betriebssicherungsfonds"

105 Mill. RM 562 Mill. RM

30 Mill. RM zusammen

1264 Mill. RM

Eine Ausdehnung der landwirtschaftlichen Entschuldung auf das gesamte Reichsgebiet erfolgte im Jahre 1933 durch die Gesetze und Verordnungen über die ,(landwirtschaftliche Schuldenregelung". Durch Umwandlung der bestehenden Verbindlichkeiten in unkündbare Tilgungsschulden oder Renten, ferner durch Reduzierung der Gesamtschuld sowie durch Herabsetzung „ des Zinsfußes wollte man dem Schuldner die notwendige Erleichterung verschaffen; unter bestimmten Voraussetzungen wurden auch Schuldenablösungen vorgenommen. Die hierfür erforderlichen Mittel erhielt die mit der Finanzierung dieser Aktion betraute Deutsche Rentenbank-Kreditanstalt zu einem Teil direkt vom Reich, zum anderen von der Deutschen Rentenbank, die im Vorgriff auf die ihr später aus den Entschuldungshypotheken und -renten zufließenden Beträge 4 "/»ige Ablösungsschuldverschreibungen' ausgab und diese alsdann der Deutschen Rentenbank-Kreditanstalt zum Zwecke der Schuldenregelung zur Verfügung stellte. 2. Die kommunale Umschuldungsaktion Eine andere auf breiter Basis durchgeführte Sonderaktion war die Umschuldung der hohen kurzfristigen kommunalen Verbindlichkeiten. Die Ursachen dieser umfangreichen kurzfristigen Verschuldung waren: a) die geringe Aufnahmefähigkeit des Inlandsmarktes für kommunale Anleihen in den Jahren 1929/30, der ein sich 79

ständig verstärkender Kreditbedarf gegenüberstand, was viele kommunale Körperschaften veranlaßte, langfristige Investitionen mit kurzfristigen Mitteln zu finanzieren; b ) die Verpflichtung zur Zahlung der in den Krisenjahren besonders umfangreichen Arbeitslosen-Untprstützungsbeträge, wofür die ordentlichen Einnahmen der Gemeinden und G e meindeverbände häufig nicht ausreichten, so daß sich in sehr vielen Fällen die Aufnahme von Krediten als notwendig erwies. Im Gegensatz zu der Osthilfe-Umschuldung erfolgte die Umschuldung d e r kurzfristigen kommunalen Verbindlichkeiten ohne Mobilisierung neuer Mittel. Auf Grund des am 21. S e p t e m b e r 1933 erlassenen Geineindeumschuldungsgesetzes hatten diejenigen Kommunalverbände, die dem neu gebildeten Umschuldungsverband deutscher Gemeinden beigetreten waren, das Recht, ihren Gläubigern die Umwandlung der bis zum 31. März 1935 fällig werdenden kurzfristigen Forderungen in 4 °/»ige Schuldverschreibungen des vorgenannten Verbandes anzubieten, deren Verzinsung und Tilgung erforderlichenfalls aus dem Anteil der Kommunen am Reichssteueraufkommen erfolgte. Lehnten die Gläubiger das ihnen unterbreitete Angebot ab, so mußten sie ihre Forderungen zuzüglich der rückständigen und etwaiger weiter auflaufender Zinsen — unter Beibehaltung des vereinbarten Zinsfußes —• mindestens für die Dauer von fünf J a h r e n stunden. W i e sich dieser Vorgang in den" Bilanzen der Kreditinstitute abzeichnete, zeigen u. a. die folgenden Ziffern, die der Gesamtbilanz der deutschen Kreditinstitute entnommen sind. Angaben in Mill. RM Kommunale Debitoren1)

Stand

Sonstige Wertpapiere

Ende 1932 . . . „ 1936 . . .

2 073 388

3 352 5 300

Veränderung

— 1 685

+ 1 948

!)

soweit

in

den

Bilanzen -gesondert

ausgewiesen.

Durch die kommunale Umschuldungsaktion wurden insgesamt 3182 Mill. R M kurzfristige Kredite in langfristig tilgbare K r e d i t e umgewandelt. B e i der Gemeinde-Umschuldungsanleihe handelt es sich um die bisher größte deutsche kommunale Anleihe, die im J a h r e 1935 mit 2954 Mill. R M ihre höchste Umlaufsziffer verzeichnete.

80

U e b e r den Verlauf des Umschuldungsprozesses in der Zeit von 1933/44 unterrichtet im einzelnen die n a c h s t e h e n d e Zahlenübersicht. A n g a b e n in Mill. RM

Jahr

1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 19441) zusammen Ziffern

Durchgeführte Umßchuldungen 233,8 2 503,3 353,6 85,3 6,1 — — — — — — —

3 182,1

Planmäßige Tilgungen

_

Außerplanmäßige Tilgungen

_

87,4 89,7 91,6 93.0 95,9 98,8 100,3 102,1

82,5 104,3 105,2 64,2 50,2 58,3 22,3 19,3 53,3 110,4 103,3

758,8

723,3

— — —

Umschuldungsanleihe im Umlauf (Stand am Jahresende) 233,8 2 704,6 2 953,9 2 934,0 2 788,5 2 648,6 2 498,7 2 383,4 2 268,2 2 116,1 1 905,4 1 700,0

geschätzt.

Die G e s c h ä f t e des E m i t t e n t e n dieser großen Anleihe, d e s . U m schuldungs verband es deutscher Gemeinden, w u r d e n s o n d e r b a r e r weise nicht durch das an sich hierzu b e r u f e n e Institut, die Deutsche Girozentrale / Deutsche Kommunalbank, wahrgenommen, sondern w u r d e n durch die Preußische S t a a t s b a n k besorgt. T r o t z d e m die Deutsche Girozentrale bei der Durchführung der k o m m u n a l e n Umschuldungsaktion ausgeschaltet war, hat sie sich nicht n u r d e r Kurspflege ihrer eigenen Emissionen und a n d e r e r k o m m u n a l e r W e r t e gewidmet, sondern hat sich — in ihrer Eigenschaft als z e n t r a l e s deutsches Kommunalkreditinstitut — in b e s o n d e r e m M a ß e auch die Kursregulierung der Gemeinde-Umschuldungsanleihe angelegen sein lassen. Im Mai des J a h r e s 1940, als die Anleihe zum amtlichen H a n d e l und zur Notiz a n der Berliner Börse eingeführt w u r d e , b e t r u g ihr Kurs 99 %. Ihr Umlauf b e w e g t e sich zu dieser Zeit zwischen 2,4 und 2,5 Mrd. RM; E n d e 1944 stellte sich die Umlaufziffer auf schätzungsweise 1,7 Mrd. RM, d. h. sie h a t sich innerhalb eines Zeitr a u m e s von elf J a h r e n durch die planmäßigen und a u ß e r p l a n m ä ß i g e n Darlehnstilgungen, die sich mit 759 Mill. bzw. 723 Mill. R M beinahe die W a a g e halten, auf fast die Hälfte (53%) des Emissionsbetrages vermindert. 6

81

3. Die verschiedenen Formen des zwischenstaatlichen Zahlungsverkehrs unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Verhältnisse In den ersten Jahren nach der Währungsstabilisierung, in denen Deutschland von Auslandsgeldern förmlich überschwemmt wurde, war der Zahlungsverkehr zwischen Deutschland und dem Auslande kein Problem; fer wurde es erst, als die deutsche Gold- und Devisendecke infolge umfangreicher Geldabzüge seitens der ausländischen Gläubiger immer kürzer wurde — ein Zustand, der notwendigerweise zu einer sich in zunehmendem Maße verstärkenden Abkehr von der Form des freien Zahlungsverkehrs führen mußte. Die Beschränkungen im internationalen Zahlungsverkehr waren die Folge und nicht, wie vielfach geglaubt wird, die Ursache des Währungsdurcheinanders in der Welt. Die Hauptschuld an diesen Beschränkungen, die in der Zeit vor dem Kriege in verschiedener Gestalt auftraten, sei es in.der Form von Zahlungs- und Verrechnungsabkommen oder aber auch als Devisenzwangswirtschaft, tragen die Gläubigerländer. Wenn ein Schuldnerland bei der Abwicklung seiner Auslandszahlungen Transferschwierigkeiten hatte und deshalb zur Einrichtung einer Devisenkontrolle schritt öder,wenn ein an Gold und ausländischen Zahlungsmitteln knappes Schuldnerland zum Abschluß von Clearingabkommen genötigt war und in dieser Zwangslage mehr und mehr dazu überging, ausgesprochene Gegenseitigkeitsgeschäfte abzuschließen, so war das durchaus entschuldbar. Völlig unverständlich jedoch war es, wenn ein Gläubigerland eine Politik der wirtschaftlichen Absperrung betrieb und durch entsprechende handelspolitische Maßnahmen sogar eine Wareneinfuhr aus seinen Schuldnerländern teilweise unmöglich machte, für die der Warenexport im allgemeinen den einzigen Weg zur Regulierung ihrer Auslandsverpflichtungen darstellte. Da die goldbesitzenden Länder es in den Jahren vor dem Kriege vielfach ablehnten, deutsche Waren und Dienstleistungen 5 '} in Gold oder Valuta zu bezahlen, war Deutschland praktisch nicht nur zum Abschluß von Cle-aringverträgen, sondern auch zu einer völligen Neuorientierung seiner Wirtschaftspolitik, vor allem seiner Handelspolitik gezwungen. Jedes Clearing hat bekanntlich die Tendenz, den Warenaustausch auf ein Mindestmaß herabzudrücken und etwaige Ausfuhrüberschüsse allmählich so weit zu verringern, bis ein Ausgleich W a r e n und D i e n s t l e i s t u n g e n w a r e n die einzigen Z a h l u n g s m i t t e l , ü b e r die d a s all und D e v i s e n a r m e D e u t s c h l a n d damals v e r f ü g t e .

82

Gold

zwischen Ausfuhr und Einfuhr erzielt ist. Dieser fundamentale Satz galt in den Jahren vor dem Kriege und hat auch heute noch volle Gültigkeit. Eine Möglichkeit, Deutschland vor einer Aufspaltung seines Außenhandels in eine Summe bilateraler Beziehungen, insbesondere aber auch vor der nivellierenden Wirkung der Clearingabkommen zu bewahren, wäre eine Konzentration des gesamten deutschen Zahlungsverkehrs mit dem Auslande bei einer v Außenhandelsbank gewesen, die gemäß den Vorschlägen des Verfassers zu einem wirksamen Instrument für die Lenkung des deutschen Außenhandels und darüber hinaus auch noch zu einem wesentlichen Faktor auf dem Gebiet der Währungspolitik hätte werden können 52 ). In der Zeit vor dem Kriege gab es in den zwischenstaatlichen Beziehungen der Länder drei Formen des Zahlungsverkehrs, die nebeneinander bestanden: a) das starre System der Verrechnungsabkommen (Clearing), b) das gelockerte System der Zahlungsabkommen, c) der freie oder unbeschränkte Zahlungsverkehr. Die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zwischen dem Deutschen Reiche und dem Auslande erfolgte zum weitaus größten Teil in der Form des Clearing und nur mit einigen wenigen Ländern auf Grund von Zahlungsabkommen. Der große Vorteil des zwischenstaatlichen Zahlungsabkommens gegenüber dem Verrechnungsabkommen bestand vor allem darin, daßman beim Zahlungsabkommen zur direkten Zahlung in Gold oder Devisen vom Bezieher an den Lieferanten zurückkehrte, die Geschäfte also ihres unpersönlichen Charakters entkleidet wurden und daß durch die Festsetzung einer bestimmten Relation von Ein- und Ausfuhr zwischen den beteiligten Ländern wenigstens bis zu einem gewissen Grade gegen eine weitere Schrumpfung des Exports Vorsorge getroffen war. Durch eine derartige Konstruktion der Verträge war es jedenfalls ausgeschlossen, daß sich ein bisheriger aktiver Handelsbilanzsaldo plötzlich in einen Passivsaldo verwandelte. So war in dem zwischen Großbritannien und Deutschland im Novem62) vgl. D r . F r i t z F e d e r a u ,,Das d e u t s c h e E x p o r t p r o b l e m " , S e i t e 13 ff-, A l f r e d P r o t t e V e r l a g , P o t s d a m (1934), s o w i e die aus d e r F e d e r d e s g l e i c h e n V e r f a s s e r s s t a m m e n d e n A u f s ä t z f „ K a n n eine A u ß e n h a n d e l s b a n k den E x p o r t b e l e b e n ? " und „ D i e A u ß e n h a n d e l s b a n k a l s M i t t e l zur E x p o r t f ö r d e r u n g " , v e r ö f f e n t l i c h t in Nr. 35 und Nr. 16 der W o c h e n z e i t s c h r i f t „ D e u t s c h e Z u k u n f t " vom 2. S e p t e m b e r 1934 b z w . 21. A p r i l 1935; des w e i t e r e n ist d e r V e r f a s s e r für die Schaffung eines s o l c h e n I n s t i t u t s im R a h m e n e i n e s V o r t r a g e s e i n g e t r e t e n , den e r im M ä r z 1935 über das T h e m a „ M i t t e l und W e g e zur F ö r d e r u n g der d e u t s c h e n A u s f u h r " in B e r l i n vor einem i n t e r n a t i o n a l e n Z u h ö r e r k r e i s auf e i n e r Zusammenkunft der im F r ü h j a h r desselben Jahres wegen „staatsfeindlicher U m t r i e b e " aufgelösten Staatsw i s s e n s c h a f t l i c h e n G e s e l l s c h a f t g e h a l t e n hat (die A u s l i e f e r u n g der in Wirtschaftskreisen außerordentlich stark beachteten Schrift „ D a s deutsche E x p o r t p r o b l e m " wurde bald nach ihrem Erscheinen verboten).

6*

83

ber 1934 abgeschlossenen Zahlungsabkommen, welches das erste dieser Art darstellte, z. B. bestimmt, daß.,55 %> der durch die Ausfuhr deutscher Waren nach England hereinkommenden Devisen zum Bezüge englischer Waren zu verwenden seien. Des weiteren war im Rahmen der Zahlungsabkommen zumeist vorgesehen, daß ein bestimmter Teil der Devisen, die das Schuldnerland aus dem Warenexport erzielte, der Begleichung alter Forderungen zu dienen habe — eine Klausel, die sehr viele Gläubigerländer zum Abschluß derartiger Abkommen mit ihren Schuldnerländern hätte bewegen müssen. Während im Herbst 1935 erst zwei Zahlungsabkommen bestanden, hatte sich ihre Zahl bis zum Ausbruch des Krieges auf sieben erhöht; daneben gab es noch einige andere Abkommen, die eine Mittelstellung zwischen Verrechnungs- und Zahlungsabkommen einnahmen. Im Kriege erfuhr das deutsche Clearingsystem einen weiteren starken Ausbau; im Zusammenhang hiermit erfolgte auch gleichzeitig eine gewisse „Veredelung" des Verfahrens, und zwar dadurch, daß Deutschland in zunehmendem Maße vom bilateralen zum multilateralen Clearing überging. Seinen Niederschlag fand der rege, überwiegend nach einer Richtung sich vollziehende Außenhandelsverkehr, insbesondere die vom europäischen Ausland hereingeholten umfangreichen Rohstoff- und Warenimporte, in den Ziffern des zentralen deutschen Clearinginstitutes, der Deutschen Verrechnungskasse, deren Verpflichtungen am Schluß des J a h r e s 1944 auf 36 Mrd. RM angewachsen waren bei einer Clearingverschuldung von schätzungsweise insgesamt 40 Mrd. RM. 4. Die Finanzierung der Reichsausgaben Am Schluß des Rechnungsjahres 1932/33 betrug die Reichsschuld 12 823 Mill. RM, die sich folgendermaßen zusammensetzten; I. Altverschuldung: a) Anleiheablösungs.scihuld 4 434 Mill. b) sonstige vor dem 1. April 1924 entstandene Schulden . 6 2 9 Mill. 5 063 Mill. RM II. Neuverschuldung; " a) Auslandsschulden 53 ) 3 003 Mill. b) Inlandsschulden aa) langfristige Schulden 2 751 Mill. bb) kurzfristige Schulden") .. • • 2 006 Mill. 7 760 Mill. R M zusammen; 12 823 Mill. R M 53) insbesondere die im Zusammenhang mit dem Dawes- und Young-Plan langfristigen Verpflichtungen. 54) einschl. 492 Mill. RM Schulden auf Grund von Steuergutscheinen.

84

eingegangenen

In der Zeit von 1933 bis zum Ausbruch des Krieges ist die Finanzierung der Reichsausgaben, soweit zu ihrer Deckung das Steueraufkommen nicht ausreichte, in erster Linie über den Geldmarkt vorgenommen worden. Zunächst wurden —• unter Einschaltung der Gesellschaft für öffentliche Arbeiten — Arbeitsbeschaffungswechsel, die sogenannten ,,Öffa-Wechsel", ausgegeben, von denen die letzten Abschnitte am 15. Oktober 1938 zur Einlösung gelangten; die Mobilisierung der für die Aufrüstung erforderlichen Mittel geschah in den ersten drei Jahren ebenfalls zum weitaus größten Teil auf Wechselbasis, durch die „Mefo-Wechsel" (Bezogener war die Metallurgische Forschungsgesellschaft GmbH.), deren Ausgabe sich vom Frühjahr 1935 bis zum 31. März 1938 erstreckte; alsdann folgten die in die Form einer unverzinslichen Reichsschatzanweisung gekleideten Lieferungsschatzanweisungen (auch kurz „Lieferschätze" genannt), die in der Zeit vom 1. April 1938 bis zum 30. April 1939 ausgegeben wurden, und schließlich die auf Grund des sogenannten „Neuen Finanzplanes" herausgebrachten NF-Steuergutscheine, deren sich das Reich u. a. vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 1939 zur Finanzierung seiner Ausgaben bediente und die — ebenso wie die Lieferschätze — den öffentliche Aufträge ausführenden Firmen neben einem bestimmten Barbetrag an Zahlungsstatt ausgehändigt wurden. Außer den vorgenannten Geldmarkttiteln wurden seit dem J a h r e 1934 auch noch laufend sowie in gewissen Zeitabständen, deren Länge sich nach der jeweiligen Verfassung des Geldmarktes richtete, langfristige Reichsemissionen aufgelegt, die hauptsächlich zur Konsolidierung der schwebenden Schulden Verwendung gefunden haben; die Summe der vom 31. März 1933 bis zum gleichen Zeitpunkt des Jahres 1939 begebenen A'A °/oigen langfristigen Schuldtitel (Reichs^ anleihe und Schatzanweisungen) belief sich auf etwas mehr als 15 Mrd. RM. Die verschiedenen Formen der Finanzierung, von denen das Reich in dem vorerwähnten Zeitraum Gebrauch machte, kommen auch in der nachstehenden Aufstellung zum Ausdruck, in der der Versuch unternommen worden ist, die Aufbringung der Kosten für die Aufrüstung, die angeblich 90 Mrd. R M betragen haben sollen, ziffernmäßig zu belegen. In der Zeit vom Frühjahr 1933 bis zum Sommer des Jahres 1939 sind dem Reich aus den verschiedenen Einnahmequellen folgende Beträge zugeflossen:

85

aus S t e u e r n , Zöllen und sonstigen Einnahmen durch

Finanzierung

auf

Wechselbasis

••••

80,0 Mrd. R M

(Mefo-

Wechsel) 5 5 )

10,5





3,0

,,

,, ,,

auf Grund der Ausgabe von NF-Steuergutscheinen durch Aufnahme kurzfristiger Kredite (gegen H e r g a b e von S c h a t z w e c h s e l n und U - S c h ä t z e n ) . • durch Aufnahme langfristiger K r e d i t e (auf' Grund der A u s g a b e von verzinslichen Schatzanweisungen und Reichsanleihe, der sogenannten Li-Anleihe) 5 6 )

9,0

,,

16,5



aus deji Mitteln der Arbeitslosenversicherung )

11,0

,,

57

Einnahmen insgesamt abzüglich Ausgaben für nichtmilitärische Z w e c k e " ) verbleiben für die Aufrüstung

,,

130,0 Mrd. R M 40,0

,,

,,

90,0 Mrd. R M

A n der F o r m der kurzfristigen Vorgriffsfinanzierung ist auch nach Ausbruch des Krieges festgehalten worden. S o w e i t die Ausgaben aus dem Steueraufkommen nicht g e d e c k t werden konnten, sind die fehlenden Mittel im Kreditwege beschafft worden, insbesondere durch Ausgabe von S c h a t z w e c h s e l n und U-Schätzen; parallel hierzu vollzog' sich die Finanzierung durch Begebung von LiAnleihe, die — wie schon in den J a h r e n zuvor — von den Instituten der S p a r k a s s e n - und' Genossensohaftsorganisationen wie auch von den T r ä g e r n der L e b e n s - und Sozialversicherung laufend als Kapitalanlage e r w o r b e n wurde. D a jedoch durch die Li-Anleihe allein die auf dem K a p i t a l m a r k t zur Verfügung stehenden G e l d e r nicht gebunden werden konnten, wurden seit März 1940 mit einem S a t z von 4 °/o verzinsliche Schatzanweisungen und von Anfang 1942 bis Kriegsschluß 3H °/oige Reichsschatzanweisungen ausgegeben (neben der ebenfalls mit einem Zinsfuß von 4 % bzw. 3'A °/'o ausgestatteten Li-Anleihe). Das sich von J a h r zu J a h r steigernde Verschuldungstempo ist schon an anderer S t e l l e erwähnt und dort auch zahlenmäßig belegt worden 5 8 ). Noch plastischer tritt die ständige Beschleunigung des Zuwachstempos in Erscheinung, wenn man, die für die einzelnen Kriegsjahre ermittelten monatlichen Durchschnittsziffern b e t r a c h t e t . 65)

auch

unter

der

B e z e i c h n u n g ^Sonder-

oder

Blockwechsel

) L i - A n l e i h e n w a r e n b e s o n d e r e , mit einer b e v o r z u g t e n a u s g e s t a t t e t e A n l e i h e n (an der B ö r s e n i c h t g e h a n d e l t ) . 57) Ziffern g e s c h ä t z t . 58) vgl. Ausführungen auf S e i t e 7 4 / 7 5 . 56

86

bekannt.

Lombardzusage

der

Reichsbank

durchschnittlicher monatlicher Schuldenzuwachs

Zeitraum 1. 2. 3. 4. 5. 1.

2,4 3,7 4,7 5,2 7,1 8,5

Kriegs jähr Kriegsjahr Kriegs jähr Kriegsjahr Kriegs jähr 9. 4 4 / 8 . 5 . 4 5 1| Ziffer

Milliarden Milliarden Milliarden Milliarden Milliarden Milliarden

RM RM RM RM RM RM 1 )

geschätzt.

Es ist bei der Behandlung der Reichstschuld bereits darauf hingewiesen worden, daß der Schwerpunkt der Kreditaufnahme bei den gegen Hergabe von Schatzwechseln und U-Schätzen beschafften Mitteln gelegen hat. Ueber die Gestaltung des internen Verhältnisses zwischen langfristiger und kurzfristiger Schuldenaufnahme in den einzelnen Kriegsjahnen unterrichten die nachstehend wiedergegebenen Anteilziffern. in °/o der jährlichen

langfristige Schuldaufnahme

Zeitraum

1 . Kriegsjahr

. Kriegsjahr . Kriegsjahr . Kriegsjahr . Kriegsjahr . 1 . 9. 44/8. 5. 45

2. 3. 4. 5.

Ziffern

Schuldaufnahme

. . . . . .

. . . . . .

. . . . .

35 47 41 36 32 20 1 )

kurzfristige Schuldaufnahme

65 53 59 64 68 80 1 )

geschätzt.

Der Geldbedarf des Reiches im Kriege stellte sich auf 652 Mrd. RM. Zu seiner Deckung standen aus dem Aufkommen von Steuern, Zöllen sowie aus sonstigen Einnahmen insgesamt 309 Mrd. R M zur Verfügung; das sich hiernach ergebende Defizit von 343 Mrd. R M mußte durch Inanspruchnahme des Geld- und Kapitalmarktes gedeckt werden, öder anteilmäßig ausgedrückt: die vom Reich in der Zeit vom 1. September 1939 bis zum 8. Mai 1945 benötigten Mittel sind zu 47,4 °/o aus Steuern, Zöllen und sonstigen Einnahmen und zu 52,6 %> durch Kreditaufnahme bestritten worden.

87

Die Reichsschuld, die bis Ende 1944 in den amtlichen Schuldennachweisen laufend veröffentlicht worden ist59), betrug bei Kriegsschluß schätzungsweise 380 Mrd. RM 60 ). Die tatsächliche Reichsschuld ist jedoch beträchtlich höher; sie liegt unter Berücksichtigung derjenigen Verpflichtungen, die dem Reich aus den Folgen des verlorenen Krieges erwachsen sind (jedoch ohne die noch zu erwartenden zusätzlichen Reparationsverpflichtungen), schätzungsweise bei 700 Mrd. R M ; dieser Betrag setzt sich folgendermaßen zusammen 81 ): a) die amtlich ausgewiesene Reichsschuld

380 Mrd. RM 62 )

b) sonstige Verpflichtungen des Reiches (aus MefoWecheln, unbezahlten Rechnungen, auf Grund von Bürgschaften u. a. m.) 50 ,, ,, c) Ansprüche auf Ersatz von Kriegssachschäden • • 160 ,, ,, d) Schadensersatzansprüche der Vertriebenen • • • • 60 ,, ,, e) Schadenersatzansprüche wegen Demontage, Entnahmen usw. (als Kriegsbeute oder für Reparätionszwecke) insgesamt

50

,,

,,

700 Mrd. R M

Die Regulierung der unter c, d und e verzeichneten, auf insgesamt 270 Mill. RM bezifferten Ansprüche wird im Wege des sogenannten „Lastenausgleichs" erfolgen, durch den bekanntlich alle diejenigen, deren Vermögen völlig oder zum weitaus größten Teil erhalten geblieben ist, zu Sondeileistungen heranzuziehen sind (Entrichtung einer Sachwerterhaltungsabgabe), die denjenigen zugute kommen, die durch die Kriegsereignisse oder durch Umstände, die sich aus den Folgen des verlorenen Krieges ergeben, erhebliche Vermögenseinbußen erlitten haben. In welchem Umfange es möglich sein wird, mit Hilfe dieser Mittel die Schadensersatzansprüche sowohl für die unmittelbaren als auch für die mittelbaren Kriegssachschäden zu begleichen, soll in diesem Zusammenhange nicht näher untersucht werden. Wie die unter a und b aufgeführten, sich auf eine Summe von 430 Mrd. R M belaufenden Forderungen künftig zu bewerten sind,, kann gegenwärtig noch nicht gesagt werden. Im Rahmen der ,,Ver6») am 31. D e z e m b e r s t e l l t e sich d i e R e i c h s s c h u l d auf 348,1 M r d . R M (letzte V e r ö f f e n t lichung) . 00) d e r in d e r öffentlichen D i s k u s s i o n b i s w e i l e n e r w ä h n t e , e b e n f a l l s auf S c h ä t z u n g e n b e r u h e n d e S c h u l d b e t r a g von 400 M r d . R M ist zu hoch g e g r i f f e n . 6