Die Bildwerke des Kaiser-Friedrich-Museums: Band 1 Die Bildwerke in Stein, Holz, Ton und Wachs [2. Aufl. Reprint 2013] 9783111412528, 9783111048628

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Die Bildwerke des Kaiser-Friedrich-Museums: Band 1 Die Bildwerke in Stein, Holz, Ton und Wachs [2. Aufl. Reprint 2013]
 9783111412528, 9783111048628

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
I. Italienische Bildwerke des 15. Jahrhunderts
Toskana
Die oberitalienischen Schulen
Die Mittel- und Süditalienischen Schulen
II. Italienische Bildwerke des 16. Jahrhunderts
III. Italienische Bildwerke des 17. und 18. Jahrhunderts
IV. Spanische und Portugiesische Bildwerke des 16. bis 18. Jahrhunderts
Nachträge
Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen
Künstlerverzeichnis

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STAATLICHE MUSEEN ZU BERLIN

BILDWERKE DES

KAISER-FRIEDRICH-MUSEUMS

VERLAG

VON

WALTER

DE G R J J Y T E R

& CO.

VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J . GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG — GEORG REIMER — KARL J. TRÜBNER — VEIT & COMP.

BERLIN

1933

LEIPZIG

DIE ITALIENISCHEN UND SPANISCHEN BILDWERKE DER RENAISSANCE UND DES BAROCK ERSTER BAND

DIE BILDWERKE IN STEIN, HOLZ, TON UND WACHS ZWEITE AUFLAGE

BEARBEITET

VON

FRIDA SCHOTTMÜLLER

MIT DEN ABBILDUNGEN SÄMTLICHER BILDWERKE

V E R L A G VON W A L T E R

DE G R U Y T E R

& CO.

VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE VERLAGSHANDLUNG — J. GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG — GEORG REIMER — KARL J. TRÜBNER - VEIT & COMP.

BERLIN

1933

LEIPZIG

Archiv-Nr. 31 11 33 D r u c k v o n Walter de Gruyter & C o . , Berlin W 10

VORWORT

D

er vorliegende Katalog, der einen besonders wichtigen Teil der Skulpturensammlung beschreibt, erschien zuletzt im Jahre 1 9 1 3 , damals als 5. Band der »Beschreibung

der Bildwerke der christlichen Epochen«.

Die Neuauflage, die seit längerer Zeit in An-

griff genommen war, bringt in der äußeren Erscheinung ebenso wie im Grundsätzlichen keine Änderung.

Die frühere Bearbeitung stand noch unter der Oberleitung Wilhelm

von Bodes und in strittigen Fragen der Zuschreibung entschied sein Urteil.

Für die jetzige

trägt die Bearbeiterin, Professor Dr. Frida Schottmüller, die alleinige wissenschaftliche Verantwortung. In den zwanzig Jahren seit dem Erscheinen der früheren Auflage ist nicht nur die Beurteilung mancher Einzelwerke klarer und sicherer geworden; auch das Interesse der Forschung hat sich von der Frührenaissance, die damals im Mittelpunkt stand, mehr der Hochrenaissance, dem Manierismus und dem Barock zugewandt.

Etwa zwei Dutzend Arbeiten

von geringer Bedeutung sind diesmal weggeblieben; andererseits wurden die wichtigsten italienischen Bildwerke des Schloßmuseums, die meist dem Barock angehören, neu aufgenommen.

Jedes Stück trägt die ihm dauernd verbleibende Inventarnummer.

Bei der Vorbereitung und bei der Drucklegung dieses Bandes haben die Herren Dr. Gramberg, Dr. Lanyi und Dr. Lauts sehr dankenswerte Hilfe geleistet.

Herr Dr.

Gramberg hat auch eigene Forschungen beigesteuert, was an den betreffenden Stellen erwähnt ist.

Der Fachgenossen, die durch einzelne Hinweise die Katalogisierung förderten,

sei ebenfalls an dieser Stelle dankend gedacht. Nachdem die italienischen Bronzestatuetten 1930, die Reliefs und Plaketten 1922 neu publiziert worden sind, bringt der vorliegende Band die Katalogbeschreibung der neueren italienischen Skulpturensammlung zum Abschluß. B e r l i n , im April 1933.

Der Direktor der Abteilung Bildwerke DEMMLER

INHALTSVERZEICHNIS Seite

I.

IX

Italienische Bildwerke des 15. Jahrhunderts Die Toskanischen

Schulen

ι

Florenz Lucca Siena

ι 82 84

DieOberitalienischenSchulen

96

Verona und Padua

96

Ferrara, Bologna und die Marken Venedig Lombardei Die mittel- und s ü d i t a l i e n i s c h e n

105 in 123

Schulen

133

R o m und Neapel II.

133 139

Italienische Bildwerke des 16. Jahrhunderts Florenz und Toskana Rom Venedig Lombardei Bologna, Modena Ferrara Arbeiten verschiedener Herkunft

III.

207

Italienische Bildwerke des 17. und 18. Jahrhunderts Florenz und Toskana B o l o g n a und die Marken Venedig Rom Arbeiten verschiedener Herkunft

IV.

141 176 181 192 198 202

-

Spanische und portugiesische Bildwerke des 16. bis 18. Jahrhunderts

209 212 217 218 229 233

Nachträge

242

V e r z e i c h n i s der w i c h t i g s t e n A b k ü r z u n g e n

243

V e r z e i c h n i s s e : Künstlerverzeichnis Ortsverzeichnis Verzeichnis der dargestellten und im T e x t genannten Personen Vergleichende Nummern-Verzeichnisse

244 247 251 253

ITALIENISCHE BILDWERKE DES 15. JAHRHUNDERTS

Bildwerke d. K. F. M., Schottmüller.

b

Toskana Florenz LORENZO GHIBERTI L o r e n z o di C i o n e

Ghiberti,

Bronzegießer, Goldschmied, Maler (?) und Architekt. Geboren 1378 in Florenz, gestorben ebenda 1455. Seit 1402 in Florenz tätig ; vorher angeblich in Rom, Venedig und Rimini; doch sind Arbeiten daselbst oder von ebendaher nicht sicher nachzuweisen. 1761. Madonnenaltärchen. (Sch. 23.) Die Nische ist mit einem Vorhang ausgekleidet, außen von Strebewerk flankiert. Das Kind sitzt segnend (?) auf Maria linkem Arm; rechts und links je fünf anbetende Engel in schleppenden Gewändern. Im Giebel das Brustbild Gottvaters (?). Halbrelief. Stuck. H. 0,17, Br. 0,13. Geringe Spuren von Bemalung und Vergoldung; mehrmals gebrochen und vielfach bestoßen. Vier Engelköpfe fehlen. An dem vergoldeten Renaissance-Tabernakel unten fünf nicht mehr erkennbare Wappen. Im Fries sind drei Cherubim und Girlanden, im Giebelfeld die Taube gemalt. Erworben 1890 auf der Auktion Piot in Paris. Abguß nach einem Wachsmodell, wohl für Silber, als dessen Autor W. v. Bode Ghiberti namhaft machte. Auf ihn deuten der weiche Schwung in Haltung und Gewandung und die gotische Nische, die Abbreviatur eines Kirchenchors, die an die gleichzeitigen Nischen von Or San Michele und die Darstellung des 1761 Florentiner Doms auf dem Relief der Königin von Saba an der zweiten Baptisteriumspforte erinnert. Der Rahmen mit seinen unbeholfenen Formen der frühesten Renaissance spricht für eine Entstehung um 1425 (man vergleiche den Aufsatz des Taufbrunnens im Baptisterium von Siena). Bode, Jahrbuch XXIII, 1902, S. 73.

1761 Bildwerke d. K . F. M., Schottmüller.

129. Madonna unter der Kuppel. (Sch. 17.) Das Kind faßt den Zipfel ihres wehenden Schleiers. Eine Korallenkette mit Amulett liegt um seinen Hals. Am Sockel in gotischen Majuskeln: A V E MARIA G R A T I A P L E . . und zwei Wappenschilder. (Abb. S. 2.) Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 1,14, Br. 0,63. Bemalt und vergoldet: Maria in goldgemustertem Kleid und blauem, grüngefüttertem Mantel. Die Engel grün, die Propheten bunt gekleidet. Haar und große Teile der sonst steinfarbenen Architektur vergoldet. Der Vorhang bro-

2

IS. Jahrhundert.

Florenz.

katartig gemustert. Mit dem Tabernakelrahmen aus einem Stück. Erworben 1888 in Florenz. Von Bode und v. Tschudi (108) als Werk des Meisters der Pellegrinikapelle in die Literatur eingeführt. Dann hier (vorige Auflage Nr. 17Ì zusammen mit 2637 (S. 2) und einem ähnlichen Madonnentabernakel im Metropolitan Museum zu New York einem »Tonbildner aus Ghibertis Umkreis« zugewiesen. »Man vergleiche Typen und Faltenstil mit den Reliefs der ersten Tür und mit dem Zenobiusschrein.« Von Wulff als frühe Arbeit Ghiberti selbst zugewiesen. Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922, S. 96/7. 7164. Madonna im Rund. Halbrelief mit Rahmenleiste. Gebrannter Ton. Dm. 0,65. Naturalistisch bemalt. Hintergrund hellblau (aufgefrischt). Erworben 1913 in Italien. Geschenk. Der spitzig zierliche Typus und die Proportionen der Madonna, Faltenstil und wehender Mantel kommen ganz ähnlich an Ghibertis Zenobius-Schrein (entstanden zwischen 1439 und 1446) vor, ebenso die flüchtig durchgebildete, in der Geste sehr ausdrucksvolle Kindergestalt. — Autor und Entstehungszeit sind hier und bei den stilverwandten Reliefs 129 und 2637 kaum fraglich. — Nach W. v. Bode von einem unbekannten Florentiner Tonbildner; von Wulff in der Chronologie Ghibertischer Madonnen nicht erwähnt. Bode, Amtl. Ber. X X X I V , 1913, S. 239. WERKSTATT DES LORENZO GHIBERTI 2637. Madonna mit der Krone. (Sch. 18.) Halbrelief. Gebrannter Ton. H. 0,57, Br.0,24. Oben spitzbogig. Naturalistisch bemalt. Der Grund wahrscheinlich ehemals vergoldet. Tabernakel in gotischem Übergangsstil; an der Konsole ein gemaltes Tondo: die Pietà. Erworben 1910 in Florenz. Seltenes Beispiel ganzfiguriger Madonnendarstellung. In Typen, Formenbildung des Kinderkörpers und Gewand — besonders dem flatternden Schleier — unmittelbare Anklänge an die Frühwerke Ghibertis. Von Bode und Wulff nicht erwähnt. FLORENTINISCH, ANFANG DES 15. JAHRHUNDERTS 5547. Maria mit dem Kinde. (Sch. 5.) Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,72, Br. 0,41. Mit dem gotischen Rahmen aus einem Stück. Die Vergoldung und Bemalung sehr nachgedunkelt. Der Hintergrund blau mit goldenen Sternen. Am Sockel fehlt das abschließende Karnies. Starke Sprünge im Relief. Erworben 1889 in Florenz. FLORENTINISCH (?), ANFANG DES 15. JAHRHUNDERTS 2177. Madonnenaltärchen. (Sch. 2.) Roter Goldbrokat

Gliiberti.

Anonyme Meister um

1425.

deckt Hintergrund und Sitz Maria. Der Knabe im offenen Mantel, der Schultern und Hüften deckt, legt den rechten Arm um ihren Hals. Halbrelief. Gebrannter Ton. H. (mit dem Rahmen) 0,57, Br. 0,37. Die naturalistische Bemalung aufgefrischt. Im Giebel des vergoldeten gotischen Tabernakels in einem Vierpaß zwischen Ranken die Halbfigur des segnenden Christus gemalt. Am Sockel die Inschrift in Kapitalen: AVE GRATIA PLENA DOMINUS TECUM eingeritzt. Erworben 1893. Geschenk. Vielleicht Arbeit eines provinziellen Künstlers aus Toskana oder Nord-Umbrien, die sich an ein oft wiederholtes Motiv der Trecento-Malerei in der Art Bernardo Daddis anlehnt; ein Beispiel für die häufige Abhängigkeit der Plastik um 1400 von der florentinischen Malerei. FLORENTINISCH UM 1425 7174. Madonna mit der abgebrochenenNische. Ihr Mantel deckt Hinterkopf und faltenreiches Kleid. Links Faltstuhl-Gestell sichtbar und Rest einer kannelierten Nische. (Abb. S. 4.) Hochrelief. Fragmentarisch. Gebrannter Ton. Naturalistisch bemalt. H. 0,48. Erworben 1913 in Italien. Typen und Faltenstil weisen auf einen von Ghiberti beeinflußten Künstler. 131. Maria mit dem Kinde· (Sch. 6.) Ihr an den Rändern welliges Kopftuch deckt den gestreiften Schleier und den Rücken des Kindes. (Abb. S. 4.) Hochrelief ohne Grund. Gebrannter Ton. H. 0,48, Br. 0,31. Die alte Bemalung ζ. T, sehr nachgedunkelt. Rück-

15· Jahrhundert.

4

Florenz.

wand modern. Erworben 1887 in Florenz. Gutes frühes Exemplar einer oft und variiert vorkommenden Komposition ; so in Florenz, Museo Nazionale (aus S. Maria Nuova) und vormals Sammlung Bardini, im Metropolitan Museum in New York, in Baiso (Reggio Emilia, Casa Scaluccia), in Bologna, Museo Industriale (nach Malaguzzi-Valeri, Dedalo III, 1922/23, S. 350, Schule J a copos della Quercia) u. a. O. FLORENTINISCH ZWISCHEN 1410 UND 1430 1566. Madonna mit dem Apfel. ( S c h · 8 ·) Hochrelief ohne Grund. Stuck. H. 0,905, Br. 0,59. Naturalistisch bemalt. Rückwand und Sockel neu. Erworben 1889 in Florenz. Die derben großzügigen Formen sprechen wie bei den folgenden Nummern 134 und 1991 für einen toskanischen Steinmetzen aus der Nachfolge des Niccolò di Piero Lamberti genannt Pela, der mit großen Arbeiten bis 1415 in Florenz, dann in Venedig und Bologna nachzuweisen ist. — Von W. v. Bode einem Ghiberti nahestehenden Künstler zugewiesen. Nach Wulff eigenhändige Arbeit Ghibertis, die unter dem Einfluß Jacopo della Querelas Ende der zwanziger Jahre entstanden ist. Doch sind die Stilzusammenhänge mit Ghiberti, wie mit Jacopo della Quercia nur sehr allgemeiner Art. — Wiederholungen im Louvre, in der Städtischen Galerie in Frankfurt a. M. u. a. 0. Bode, Archivio stor. d. Arte II, 1889, S. 130. — Flor. Bildh., S. 88 und Denkmäler Taf. 30, S. 9. — Wulff, Arati. Ber. XLIII, 1922, S. 99. 7.74

131

134. Maria mit dem Kind, das sie umarmt. (Sch. 9.) Hochrelief ohne Grund. Stuck. H. 0,72, Br. 0,64. Reste alter naturalistischer Bemalung. Rückwand und Sockel (nicht mit abgebildet) modern. Erworben 1888. Geschenk des Herrn Grafen W. Pourtalès.

1566

Nach W. v. Bode und 0. Wulff eine Arbeit Ghibertis und Vorstufe zur »Madonna von Bergamo« (132 S. 32). Die nur z. T. gleichzeitigen Repliken im Louvre in Paris, in der Städtischen Kunstsammlung in Frankfurt a. M., der Slg. von Tucher in Wien (vormals Slg. Bardini-Florenz) u. a. sind aber so verschieden in der Formdurchbildung, daß die gesicherte Zuweisung der Komposition an einen bestimmten Meister vorerst fast unmöglich erscheint. Der Stil der ältesten bzw. primitivsten Exemplare hat keine Analogien mit Ghibertis gesicherten Werken. Zwingender ist der Zusammenhang mit 1991 (S. 5) und 1566 (s. o.). Archivio stor. d. Arte II, 1889, S. 130. — Bode, Denkmäler, Taf. 30 und Flor. Bildh., S. 79, Abb. 16

Anonyme Meister zwischen 1 4 1 0 und

1440.

134

5

1991

(nicht 19). — Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922, S. 101. — C. v. Fabriczy, Jahrbuch XXX, 1909, Beiheft S. 55, Nr. 222. 1991. Maria mit dem Kinde, das sich an sie schmiegt. Hochrelief ohne Grund. Stuck. H.0,83,Br.0,54. Naturalistische Bemalung. Die reiche Vergoldung z.T. schadhaft. Erworben 1891 in Florenz. Geschenk. Die Komposition ist eine Vorstufe zu Luca della Robbias Impruneta-Madonna (s. hier 144 S. 31) aus der älteren Generation. W. v. Bode nennt als Autor einen Nachfolger Ghibertis, der eine dem Künstler »selbst fremde Ruhe in Haltung, Gewandung und Ausdruck und besonders weiche Empfindung und gute Verhältnisse« zeigt. — Nach Wulff von Ghiberti selbst. — Indessen ist der Stilzusammenhang mit 1566 und 134 (s. o.) überzeugender, und die Herkunft aus gemeinsamer Werkstatt mehr als wahrscheinlich. Das ergibt sich aus dem Vergleich von Gruppierung, Maßstab, Massigkeit und Einzelheiten, wie dem auf besondere Art gefältelten Kopftuch. — Ein flacheres jüngeres ( ?) Exemplar im Museo Bardini in Florenz. Bode, Flor. Bildh., S.89. — Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922, S. 100. — Dedalo IV, 1923/24, S. 498. FLORENTINISCH, 1430—1440 1746. Maria verehrt das liegende Kind. (Sch. Ii.) Hochrelief. Ohne Grund. Stuck. H. 0,74,

(Sch. 10.)

i746

6

χ 5. Jahrhundert.

Florenz.

Br. 0,54. Alte Bemalung, Vergoldung an Mantel und Schleier. Rückwand und Sockel modern. Erworben 1890 in Florenz. Wie bei den Reliefs 1566, 134 und 1991 (s. o.) dürfte ein Steinmetz, nicht ein Bronzegießer, wie Ghiberti, der Verfertiger gewesen sein. Doch ist im Gegensatz zu den obengenannten, sonst verwandten Stücken hier der Einfluß Donatellos erkennbar; vgl. auch 2431 und 2387 (S. 12/13.)

DONATELLO Donatello (Donato di Niccolò di Betto Bardi), Steinbildhauer, Ton- und Bronzebildner, Architekt; Goldschmied und Maler (?). Geboren 1386 (oder 1382/3) in Florenz; gestorben ebenda 13. Dezember 1466. Seit 1406 ist seine Tätigkeit in Florenz urkundlich nachzuweisen; außerdem arbeitete er in Pisa, Siena, Rom, Padua, Mantua, Ferrara, Modena, und für Prato bei Florenz, Venedig, Neapel und Orvieto ; auch als Befestigungsarchitekt in Lucca. 1940. Maria mit dem Kind im Mantel. (Sch. 7.) Der Knabe zieht mit der Linken einen Zipfel des mit kufischer Schrift verzierten Mantels eng um sich.

1940

Hochrelief ohne Grund. Gebrannter Ton. H. 0,90, Br. 0,75. Geringe Reste naturalistischer Bemalung (Mantelfutter grün). Rückwand und Sockel modern (nicht mitabgebildet). Erworben 1892 in Florenz. Geschenk von Herrn O. Huldschinsky f.

51

Die Komposition war in der vorigen Auflage mit einem anonymen Tonbildner unter dem Einfluß Biccis di Lorenzo, bzw. mit der ihm zugeschriebenen Krönung Maria am Portal von S. Maria Nuova zu Florenz in Verbindung gebracht. Eine noch unveröffentlichte Madonnenstatue von derselben Hand besitzt das V. a. A. Museum zu London (62—03). Indessen stammt die Berliner Madonna von einem andern Bildner. W. von Bode und O. Wulff haben sie, ausgehend von der »Madonna mit Eva« (7181 S. 33) Ghiberti zugeschrieben. Für die großzügige und temperamentvolle Auffassung und die wuchtigen

Donatello. Formen finden sich in Ghibertis gesicherten Werken keine Analogien. Deutliche aber in den Jugendarbeiten Donatellos. Das gilt für Faltenstil, Form und Bewegung der auffallend großen Hände und die geschlitzten Augen — man vergleiche die Statuetten an der Porta della Mandorla und bei der Marmorstatue des David im Museo Nazionale auch das spitze Gesichtsoval. — Der Knabe ist mit den Bübchen am Bischofsstab S. Ludwigs in S. Croce aufs nächste verwandt. Das Ganze, mehr kühn als ausgereift, spricht für die Jugendschöpfung eines großen Meisters. — Eine jüngere und sehr viel weichere Replik in Bologna, Palazzo Caprara-Orléans, ist von Malaguzzi-Valeri der Schule Niccolòs dell' Arca zugeschrieben. Bode, Jahrbuch XXXIV, 1914, S. 8o/8r, und Flor. Bildh., S. 84/5. — Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922 S. 100. — Malaguzzi-Valeri, Dedalo III, 1922/23, S. 356. — Schottmüller, Zeitschrift f. Kunstgesch. I, 1932, Heft 5/6. 51. Madonna Pazzi. (Sch. 30.) Der Knabe trägt ein Hemdchen mit langen Ärmeln. Die Profile von Mutter und Kind überschneiden sich. Flachrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,745, Br. 0,695. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Mehrmals gebrochen und wieder zusammengefügt. Erworben 1886 in Florenz; stammt aus Palazzo Pazzi. Eigenhändige Arbeit, die dem Stil nach um 1425 entstanden, zu D.s frühesten bekannten Madonnenreliefs gehört. Von Cavalucci irrtümlich mit einer andern Komposition identifiziert, die Bocchi e Cinelli in den »Bellezze di Firenze« (S. 369) bei dem Palazzo Pazzi erwähnen. — Alte Stuckwiederholungen, auch kreisförmig, häufig, so in der Chiesa della Certosa zu Bologna, in den Museen von Paris, London, Straßburg, Amsterdam, in der ehemaligen Slg. A. v. Beckerath-Berlin und a. O. f;riiin»Mr'C"l'l|Dli!QP Bode, Flor. Bildh., S. 94/5. — Schottmüller, Donatello, S. XXVII u. 83.—Venturi, Storiavi, 1908, S. 266/7. —• Colasanti, Donatello, S. 84. 59. Madonna hinter der Rampe. (Sch. 39.) Das Kind ist bis zu den Schultern gewickelt. Ihr faltiges Oberkleid ist mit Schriftborten gesäumt. Halbrelief ohne Grund. Gebrannter, weißlicher Pfeifenton. H. 0,37, Br. 0,29. Scharf gewaschen. Vor altem, nicht zugehörigem Tabernakelrahmen. Erworben 1882 in Berlin. Mittelgruppe einer Komposition, die vollständig — mit kassettiertem Bogen über zwei Konsolen, Cherubim in den Zwickeln und zwei musizierenden Engeln neben der hohen Rampe — als bemaltes Stuckrelief im Kunsthistorischen Museum in Wien (ehem. Slg. Benda, Wien) erhalten ist. Eine leicht veränderte Replik in Florentiner Privatbesitz. Abb. der beiden Varianten bei Bode, Flor. Bildh. S. 108 und Schubring, Donatello S. 87. Venturi, Storia VI, 1908, S. 456. 54.

Madonna mit vier Cherubim. (Sch. 38.) Das Kind ist

54

8

Χ5· Jahrhundert.

Florenz. bis zu den Achseln gewickelt. Die oberen der vier Cherubim haben Pfauenfedernflügel. A m Hintergrund kleine Wolken, aus denen Strahlen hervorbrechen. H o c h r e l i e f . G e b r a n n t e r Ton. H. i,02, Br. 0,72. Naturalistisch bemalt ; reiche Vergoldung an Haar und Cherubsflügeln. Der Rahmen mit der Impresa der Rucellai von etwa 1475 nicht zugehörig. Erworben 1888 in Florenz. Soll aus S. Maria Maddalena dei Pazzi stammen.

1979

Eigenhändiges Werk, kurz vor der paduanischen Epoche (1443 bis 1453) entstanden. Der Cherub oben links kommt ganz ähnlich an den kleinen dreieckigen Bronzereliefs der Paduaner Chorschranken vor. Bode, Flor. Bildh., S. 102/3. Schubring, S. 128.



1979. Geißelung Christi. (Sch. 27.) Ganz links ein Krieger von der Rahmenleiste halb überschnitten, ganz rechts in zartem, nur eingeritztem Relief der Durchblick auf eine Treppe, die ein Mann emporsteigt. H a l b r e l i e f . Marmor. H. 0,465, Br. 0,575. Außen glatte Marmorleiste. Alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1892 in Florenz. Soll aus der Familie Peruzzi stammen und dort Michelangelo genannt worden sein. Von W . v. Bode als eigenhändiges Werk Donatellos um 1425 in die Literatur eingeführt, eine Zuschreibung, die allgemein angenommen ist, so von Venturi, Schubring, Schottmüller, Semrau, Colasanti. — Nur Folnesics sieht in der Berliner Geißelung eine Nachbildung nach Giorgio da Sebenicos Relief an der Arca S. Anastasia in der Kathedrale zu Spalato durch Giorgios Schüler Niccolò Fiorentino.—Übereinstimmungen im Stil zwischen seinen und Donatellos Werken sind freilich nicht erkennbar ; Giorgios eignes Geißelungsrelief ist sehr viel gedrängter in der Gruppierung, dramatischer erzählt und gotischer in der Formengebung; obwohl es nicht vor 1440 entstanden ist. Die Abhängigkeit des einen vom andern ist keine Notwendigkeit. E s ist andererseits nicht zu leugnen, daß das Marmorrelief der Geißelung in Berlin sehr gehalten erscheint neben anderen Ausdeutungen Donatellos. Auch in der Plakette mit demselben Thema (Exemplare in Berlin 1027 und im Louvre), die wesentlich später datiert wird, ist dies sehr viel dramatischer interpretiert. — Man könnte versucht sein, Michelozzo und das Aragazzi-Grabmal in Montepulciano (bez. 1427) zum Vergleich heranzuziehen. Doch ist der Formenzusammenhang mit der Madonna Pazzi nicht zu leugnen. Freilich erzählende Reliefs aus etwa gleicher Zeit, wie das an der Georgsnisclie, der Tanz der Salome in Siena und die Beweinung Christi am Tabernakel in S. Peter stehen einander näher als der Berliner Geißelung. Aber wie bei dem bronzenen David im Bargello, kann der Wunsch, nackte Körper zu bilden — bei den Schergen keine Notwendigkeit — hier zu einem stärkeren Anschluß an die Antike geführt haben, als sonst zwischen 1420 und 1430 bei Donatello angenommen wird. Bode, Denkmäler, Taf. 67, S. 21. — Schubring, Donatello, S. 12. — Schottmüller, Donatello, S. 18 u. 84/5· — Venturi, Storia VI, 1908, S. 255 ff. — Folnesics, Monatshefte f. Kunstwiss. V i l i , 1915, S. 190 und Studien z. Entwicklungsgesch. d. Architektur u. Plastik in Dalmatien (Kunsthist. Institut d. Zentralkomm, f. Denkmalspflege 1914), S. 1690. — Bange, Katalog d. Italien. Bronzen. II, Reliefs u. Plaketten Nr. ι. — Colasanti, Donatello, S. 45.

Donatello und seine Werkstatt.

9

DONATELLO ? 53. Kreuzigung Christi. (Sch. 29.) Vor Hügellandschaft mit Pinien. Sieben stehende und zwei kniende Assistenzfiguren. Flachrelief. Stuck auf Holzgrund mit Resten einer vollständigen Vergoldung. H. 0,365, Br. 0,265. (Ohne den alten Rahmen.) Viele Sprünge. Christi rechter Arm mit dem Kreuzesbalken dahinter und der Kopf einer links stehenden Figur ausgebrochen. Erworben 1885 in Florenz. Wahrscheinlich nach einer Skizze aus D.s späteren Jahren. Der fehlende Kopf ist erst entwendet worden, als das Relief im Alten Museum ausgestellt war. Bode, Jahrbuch V, 1884, 41. — Colasanti, Donatello, Abb. CXI. 1793. Büste Johannes des Täufers. (Sch. 28.) Stuck. H. 0,465. Über Resten älterer Bemalung solche in Ölfarben aus dem 17. Jahrhundert : Augen und Haar hellbraun, grüner Rock, roter, blaugefütterter Mantel. Dieser — vorn geknotet — ist aus leinenartigem, mit stuckartiger Masse getränktem Stoff. Der Kopf war abgebrochen, ist wieder aufgesetzt. Erworben 1891 in Florenz. Die Entstehung der Büste wurde früher gleichzeitig mit der S. Lorenzos von Donatello in der gleichnamigen Kirche in Florenz angenommen; auch die unbemalte Tonbüste einer Heiligen im V. a. A. M. zu London in diesem Zusammenhang genannt; letztere dürfte aber von jüngerer Entstehung sein. — Auch bei der Johannisbüste äußerten schon A. G. Meyer und A. Venturi Zweifel an Donatellos Autorschaft. Tatsächlich sind Auffassung und Gestaltung bei den beiden männlichen Heiligen so verschieden, daß bei der Büste in Berlin D.s Name nur mit weitestgehendem Vorbehalt aufrechtzuerhalten ist. Allerdings der pikante Ausdruck des Johannes ist nicht zum wenigsten abhängig von der barocken Übermalung, die im Gegensatz zum Quattrocento lebhafte Töne fast aufreizend nebeneinanderstellt und die Formen durch Farbenauftrag weitgehend verändert hat: Locken sind zugefügt, die Brauen höher geschoben, die Lippen verkleinert. Den ursprünglichen Zustand lassen in der Bemalung besser erhaltene Quattrocentobüsten erraten, den Eindruck die Johannisbüste in der einstigen Sammlung Dreyfus-Paris, die von gleicher Komposition, aber derber und schlichter in den Einzelformen ist. Als Autor kommt — nach Cl. Kennedys u. a. vorsichtig geäußerten Hypothese, Desiderio in Betracht. — Colasanti, der jüngste Donatello-Biograph, hält aber an D.s Autorschaft fest. Bode, Denkmäler, Taf. 93, S. 32 und Flor. Bildh., S. 219. — A. G. Meyer, Donatello, S. 40/41. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 295/6. — Schubring, Ital. Plastik d. Quattrocento, S, 65. — Schottmüller, Donatello, S. 100, 2. — Colasanti, Donatello, Taf. 112. WERKSTATT DES DONATELLO 7209. Taufe Christi. In schmalem Bach vor felsiger Landschaft mit Bäumen und Cherubim. Der vorderste Engel hält Christi Gewand. (Abb. S. 10.) B i l d w e r k e d. K . F . M . , Schottmüller.

IO

1 5 . Jahrhundert.

Florenz.

Marmor. F l a c h e s Relief mit z. T. nur e i n g e r i t z t e r Z e i c h n u n g , z. T. a b g e r i e b e n . H. 0,39, Br. 0,25. Erworben 1916 auf der Auktion A. v. Beckerath-Berlin. Geschenk. Stiacciato-Technik, untersetzte Proportionen, ähnlicher Faltenstil und die gleichen Landschaftsmotive finden sich auf Donatellos Relief der Schlüsselverleihung in London (V. a. A. M.). Enger noch ist die Stilverwandtschaft und übereinstimmender die Qualität bei der Taufe Christi am Taufbrunnen im Dom zu Arezzo, der auch um 1429 in Donatellos Umkreis entstanden ist. Derselbe Steinmetz (nach Vasari Simone, Donatellos angeblicher Bruder) kann beide Reliefs ausgeführt haben (s. Nachtrag). Amtl. Ber. X X X V I I , 1915/16, S. 255/7. — Monatshefte f. Kunstw. II, 1909, S.39ÎÏ.

3.

7209

Madonna mit dem stehenden

nackten Kinde. (Sch. 33.) Sie faßt spielend das Amulett an seinem Hals. Ein gewelltes Band schlingt sich durch ihr Haar.

F l a c h r e l i e f . G e b r a n n t e r Ton. Jetzt ohne Farbe. H. 0,58, Br. 0,39. Oben halbrund. Unregelmäßig konkaver Grund. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1885 in Florenz. »Werkstattnachbildung in Ton« nach einer Komposition von Donatello. Wahrscheinlich von demselben Gehilfen wie 56 (S. 1 1 ) . . Bode, Flor. Bildh., S. 99/100.

Donatello und seine Werkstatt.

11

56. Madonna mit dem erschreckten Kinde. (Sch. 32.) Der Knabe in weitem Hemdchen legt die Rechte auf die dargebotene Brust. Marias Kopftuch überschneiden flatternde Bänder; Schriftborte säumt den rechten Ärmel. Flachrelief. Gebrannter Ton. H. 0,60, Br. 0,43. Reste vom Kreidegrund der einstigen Bemalung oder teilweisen Vergoldung. Mehrere Sprünge. Alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1883 in Florenz. »Mäßige Ton Wiederholung der Werkstatt« nach einer Donatello zugeschriebenen Komposition von etwa 1430, die als Plakette öfters vorkommt — in vergoldetem Kupfer im Schnütgen-Museum in Köln, in Bronze und Blei in London, V. a. A. Museum, in Berlin K.-F.-Museum und sonst. In London außerdem im Format der Plakette in bemaltem Stuck in altem Tabernakelrahmen (Nr. 57463) zwischen zwei stehenden Engeln, einer am Boden liegenden nackten Frau (Eva?) und einem gleichfalls nur gemalten segnenden Gott-Vater im Giebel. — Das Berliner Relief wahrscheinlich von demselben Bildner, wie 63 (vorige Nr.). Bode, Denkmäler, S. 23, Taf. 70. M. 24. Madonna von Verona. (Sch. 37.) Schriftborten säumen ihr ausgeschnittenes Kleid. Hochrelief. Cartapesta. H. 0,83, Br. 0,56. Die alte M 24 Bemalung und Vergoldung aufgefrischt. Am Hintergrund Goldsterne. Alter Tabernakelrahmen, in dessen Giebel Gottvater gemalt ist. Eigentum des K. F.-Museums-Vereins. Geschenk eines ungenannten Mitglieds. Erworben 1900 in Florenz. _________________ Das Relief geht auf einen nicht erhaltenen Entwurf Do- WMbknatellos von etwa 1445 zurück. Als Straßentabernakel - jJßSl zwischen zwei musizierenden Engeln — nach solchen WS-itìiIEJ1I vom Paduaner Hochaltar — in Verona (Via delle Fogge ; j ' - . //JüTL^^T^ Abb, Venturi VI S. 455). — Wiederholungen sehr häufig, so im Museo Nazionale und ehemals in der Slg. jj¡ Volpi in Florenz, der Slg. Graf Lanckoronski in Wien, ~ rf? dem Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld (vormals in der Slg. A. v. Beckerath-Berlin) und a. O. — Ein unbe- rJ-jfS. i ^ * ^Pv^S^ maltes Exemplar im K.-F.-M. ist nach Erwerbung von 1 1 5 1 m M. 24 abgegeben worden. Abb. desselben bei Bode und jjgpi ' a ' W p Ä Ä / Ä ' « e i u v. Tschudi Nr. 49 und Schubring S. 127. • f - ·'' -mSam • E i Bode, Flor. Bildh.,S. 107. —Venturi, Storia VI, 1908, S. 455. jj|B?|s s l ^ S S ì B j ® ^ — Coll. Volpi, Auktionskat. New York 192 7, Nr. 408. — Art S r a w j ß m in America I, 1913, S. 221. — Colasanti, Donatello, S. 87.

2634. Madonna in gotischer Umrahmung. (Sch. 44.) Das Kind lehnt sich an ein heute zerstörtes Kissen. Halbrelief. Stuck. H. 0,97, Br. 0,66. Oben abgerundet. Die alte Bemalung und Vergoldung an Rahmen und Kleid der Madonna aufgefrischt. Der helle Hintergrund hat Spuren geometrischer Musterung. Aus einem Stück mit der Umrahmung (gotisch verziertem Sockel, gedrehten

12

ΐ5· Jahrhundert.

Florenz. Säulen und Schraubenband. Erworben 1901 in Florenz. Wahrscheinlich von demselben Schüler Donatellos, wie die Madonna von Verona (M. 24 S. 1 1 ) , nach seinem Entwurf oder in freier Verwendung seiner Motive. — Eine Replik ohne Umrahmung in der ehemaligen Sammlung A. v. Beckerath, dann in der Sammlung C. Castiglioni (versteigert 1925 in Amsterdam, Nr. 91). Bode, Flor. Bildh., S. 106. — Colasanti, Donatello, S. 87.

2387. Heilige Familie. (Sch. 47.) Das Kind, mit einem Hemdchen bekleidet, lehnt an ein Felsstück. Halbrelief. Stuck. Oben halbrund. H. 0,765, Br. 0,75. Naturalistisch bemalt. Heller Grund. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1897 in Florenz. Das Motiv der anbetenden Mutter (vgl. hier 2634 S. 1 1 ) ist durch die Beifügung von Joseph und den Tieren in eine Weihnachtsszene umgebildet, ohne wesentliche Veränderung der Hauptfiguren. — Wiederholungen kommen öfters vor; eine im Museo Bardini zu Florenz. Bode, Flor. Bildh., S. 112/3. — Schubring, Donatello, S. 168. — Dedalo IV, 1923/24, S. 498. 60. Heilige Familie. (Sch. 48.) Maria hinter einer Böschung, auf die sich der schlafende Joseph stützt, und auf die das nackte Kind gelagert ist. Oben links ein gemalter Stern. Halbrelief. Stuck. H. 0,77, Br. 0,75. Die alte Bemalung sehr nachgedunkelt. Feine Musterung in Marias vergoldetem Kleid. Vor Beifügung des alten, ursprünglich nicht zugehörigen Tabernakelrahmens oben halbrund abgeschlossen. Die Bemalung desselben stark aufgefrischt. Erworben 1887 in Florenz. Soll aus der Nähe von Arezzo stammen. Ähnliche Komposition hier 2387 (s. o.) wie auch im Musée Jacquemart-André in Paris. Wahrscheinlich von demselben DonatelloSchüler wie jene und das Madonnentondo im Louvre (Nr. 710). Die Unklarheit der Raumanlage spricht gegen Donatello selbst. Wiederholung im Museo Bardini, Florenz, und sonst. Bode, Denkmäler, Taf. 183, S. 52 und Flor. Bildh., S. 112/3. — Schubring, Donatello, S. 168. — Dedalo IV, 1923/24, S. 499. 61. Heilige Familie. (Sch. 49.) Vor einer Höhle, die oben mit kleinen Bäumen bestanden ist, und über die links ein Hirt schaut. In der Krippe das nackte Kind. F l a c h r e l i e f . Papiermasse. Rund. Durchmesser 0,44. Die alte Bemalung sehr nachgedunkelt. Moderner Rahmen. 1887 aus dem

Donatello und seine Werkstatt.

13

Magazin übernommen. Herkunft unbekannt. Zurzeit verliehen an die Universitäts-Sammlung in Münster. Um 1450 entstanden. Nach Donatellos Skizze vielleicht von demselben Schüler wie die Madonna di Via Pietra Piana (2431 S. 13) und die Reliefs im Palazzo Riccardi. Von gröberer Ausführung, aber durch Zwickel mit Heiligenköpfen zum Quadrat erweitert im V. a. A. Museum in London; eine Stuckwiederholung u. a. im Louvre in Paris. Bode, Flor. Bildh., S. 94/5. — Schubring, Donatello, S. 169. 57. Madonna mit zwei Cherubim. (Sch. 34.) Das Kind mit einem Hemdchen bekleidet, kauert schlafend auf einem Kissen. An Marias Ärmeln und Oberkleid Stickereien. Am Sockel Ranken und Palmetten mit drei Cherubim. Hochrelief. Marmor. H.0,435, Br. 0,31. Grund hufeisenförmig. Einige Puntelli sind stehengeblieben. Der Cherub rechts neuere Ergänzung in Gips. — 1 Florenz.

61 ·, nicht zugehöriger Rahmen.

Erworben 1842 in

Das abgeplattete Hochrelief wurde im AnschluB an antike Kameentechnik ausgebildet und ist für die Werkstatt D.s nach 1435 charakteristisch. — Entwurf vom Meister; Ausführung durch Gehilfen. Verwandt ein Madonnenrelief im Pariser Privatbesitz, wie auch das Madonnen-Tondo am Sieneser Dom. Nach Venturi von einem Paduaner Donatello-Schüler unter dem Einfluß Mantegnas. Bode, Flor. Bildh., S. 101. ·— Schubring, Donatello, S. 157 u. 162. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 455. — 2431. Madonna der Via di Pietra Piana. (Sch. 42.) Das Kind ist bis auf den rechten Arm gewickelt. Marias Mantel ist vorn mit einer großen Cherubimschließe zusammengehalten. Flachrelief ohne Grund. G e b r a n n t e r Ton. H. 0,69, Br. 0,56. Bemalt und vergoldet. Das alte,

57

H

1 5 · Jahrhundert.

Florenz.

reich vergoldete Tabernakel im Stil Michelozzos nicht zugehörig. Im Giebel gemalt : das Antlitz Gottvaters, im Fries plastisch: drei Cherubim und Girlanden. Am Sockel in Majuskeln: AVE . MARIA . GRATIA . PLENA . DOMINUS . TECUM . und zwei heute zerstörte Wappen. •— Die Rückwand stammt von einem gotischen Rahmen. Erworben 1899. Geschenk. Die Komposition kommt als Straßen-Tabernakel in der Via di Pietra Piana in Florenz und zahlreichen Repliken in öffentlichen und privaten Sammlungen vor. W. v. Bode weist die Konzeption Donatello selbst zu, Schubring einem Nachfolger. C. v. Fabriczy gibt sie dem Paduaner DonatelloSchüler Antonio di Chelino. Da die meisten der bekannten Exemplare aus Florenz stammen, schlug Venturi Francesco del Valente vor, von dem indessen gesicherte Arbeiten für einen Stilvergleich nicht bekannt sind. Bode, Flor. Bildh., S. 108. — Schubring, Donatello, S. 161. — ν. Fabriczy, L'Arte 1906, S. 442 ff. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 452. — 67. Madonna mit dem Kinde im Stühlchen. (Seh. 45.) Es ist auf einem Kissen an ein gemustertes Tuch gelehnt. Die Rechte schiebt es zwischen die Hände der anbetenden Mutter. Oben fünf Cherubim und weiße Wolken, hinter denen Lichtstrahlen hervorbrechen. Flachrelief. Stuck. H. 0,59, Br. 0,39. Die alte Bemalung z. gr. T. abgeblättert und wieder aufgefrischt. Alter Tabernakelrahmen. Erworben 1880 in Florenz. Die Komposition schließt sich der Madonna mit gotischer Umrahmung (2634 S. 1 1 ) an; nur ist das Motiv viel genrehafter geworden, was zusammen mit der noch fühlbaren Anlehnung an Donatello an eine Jugendarbeit aus der Generation der Desiderio und Rossellino, in Anlehnung an eine donatelleske Komposition denken läßt. Häufig, z. B. in Florenz-Museo Bardini, als Stucco vorkommend. — Als Vorlage, und zugleich als Modell für ein nicht erhaltenes Bronzerelief, von Donatello selbst nennt W. v. Bode ein größeres bronziertes Tonrelief im V. a. A. Museum zu London, das indessen eine Arbeit Bastianinis (1830—1868) nach einem der Stucchi ist. Bode, Flor. Bildh., S. 104/5. — Lord Balcarres, Donatello, S. 182. NACHFOLGER DES DONATELLO M. 88. Madonna mit dem Kinde und fünf Engeln. (Sch.41.) Sie stützt den Kopf des Kindes, das auf zwei Kissen auf ihren ausgestreckten Beinen liegt. Die stehenden Engelknaben rechts halten ein Buch.

Donatello und seine Schule.

M 88

•5

66

Halbrelief. Gebrannter Ton. H. 0,215, Br. 0,155. Spuren von Bemalung. Der Rahmen, nicht zugehörig, scheint in neuerer Zeit für das Relief zusammengeschnitten zu sein. Erworben 1906 in Florenz. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. Nach W. v. Bode kleine Skizze von Donatello zu dem Marmorrelief des Musée Jacquemart-André in Paris und dem Stuckrelief (hier 58 S. 15). Die Komposition dürfte 67 (S. 14) nachgebildet sein. Die Komposition ist für einen eigenhändigen Entwurf Donatellos zu unklar. Bode, Berichte des K.-F.-M.-Vereins 1906/7, S. 16/7 und Monatshefte f. Kunstwiss. I, 1908, S. 3. 58. Madonna mit fünf Engeln. (Sch.46.) Die Komposition stimmt mit der Skizze M. 88 überein; nur sind Gewandfalten, Haar und Klappstuhl weiter durchgebildet. F l a c h r e l i e f . Stuck. H. 0,71, Br. 0,53. Spuren von Bemalung und Vergoldung. Alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1881 in Florenz. Nach W. v. Bode ist das ziemlich rohe Relief bzw. das Marmororiginal im Musée Jacquemart-André in Paris und die feiner gearbeitete Variante im V. a. A. Museum zu London nach der Skizze hier M. 88 (S. 14) in der Werkstatt Donatellos ausgeführt worden. Die Komposition kommt auch sonst öfters vor, ein feineres, aber sehr beschädigtes Exemplar im Museo Bardini zu Florenz. — Der Stilzusammenhang mit Donatellos gesicherten Werken ist ziemlich gering und der Abstand in der Qualität zu ihnen denkbar groß. — So sehr, daß selbst Namen von donatellesken Gehilfen, wie etwa Silvestro dell' Aquila, nur mit Vorbehalt zu nennen sind. Bode, Denkmäler, Taf. 179/80, S. 54 und Flor. Bildh., S. 116. — Dedalo IV, 1923/24, S. 493/4· 66.

Maria mit dem Kinde und zwei Cherubim.

(Sch. 57.)

F l a c h r e l i e f . P i e t r a serena. H. 0,50, Br. 0,38. Profilierter Rand. Alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1842 in Florenz. Donatelleskes Motiv von einem Steinmetz in der Art Buggianos ausgeführt. Als Komposition zwischen den Madonnen mit der gotischen Umrahmung und Orlandini (hier S. 1 1 u. S. 19/20). Eine Wiederholung, vormals über der Kapelle des Palazzino Strozzi, dann im Museo del Centro (2. Klosterhof von S. Marco), befindet sich heute im Museo Bardini in Florenz; eine ohne Cherubim war auf der Auktion Volpi. Eine cinquecentistische Umbildung ist das fälschlich Michelangelo zugeschriebene Madonnenbild der ehemaligen Sammlung Crespi-Mailand. Bode, Denkmäler, S. 53, Taf. 181. — Dedalo VI, 1925/26, S. 766. — Coll. Volpi, Auktionskat. New York 1924, Nr. 402.

ιό

15. Jahrhundert.

Florenz.

2008. Madonna in der Nische. (Sch. 59.) Das fast nackte Kind greift mit der Rechten in ihren Mantel. Halbrelief. Stuck. H. 0,88, Br. 0,54. Oben halbrund. Bemalt. Stege und Ränder der dunkelblauen Nische vergoldet. Erworben 1893 in Florenz. Komposition, Madonnentypus und Muschelnische, die als Hintergrund zum ersten Male am Grabmal Johanns X X I I I . im Florentiner Baptisterium vorkommt, zeigen den Einfluß Donatellos. — Ein z. T. verwittertes, aber in der Durchbildung feineres Exemplar in bemaltem Stuck als StraßenTabernakel in Via del Leone in Florenz (Alinari 29202). 2012. Maria, das nackte Kind verehrend. (Sch. 58.) Halbrelief. Stuck auf Holzunterlage. H. 0,83, Br. 0,52. Die alte Bemalung sehr nachgedunkelt. Mit dem z. T. beschädigten Tabernakel aus einem Stück. Im Giebel desselben ist ein segnender Christus gemalt. Am Fries Rankenornament. Am Sockel geringe Reste der Inschrift : AVE . GRATIA . PLENA . DO . Erworben 1893. Geschenk. Freie Nachbildung eines Marmorreliefs im Louvre, das 2008 Schubring Andrea Guardi zugeschrieben hat. Die Komposition ist abhängig von Donatellos Relief 60 (S. 12). Die Architekturformen und die Malerei des Rahmens sind im Stil altertümlicher als das Relief. Schubring, L'Arte 1907, S. 451. MICHELOZZO MICHELOZZI Michelozzo Michelozzi (Michelozzo di Bartolomeo di Gherardo), Marmor-, Ton- und Bronzebildner und Architekt. Geboren 1396 (?) in Florenz; gestorben ebenda Anfang Oktober 1472. Tätig in Florenz, Pisa, Lucca, Mailand, wie für Siena, Neapel, Prato, Impruneta, Montepulciano. E r soll auch in Genua und Ragusa gewesen sein. Zwischen 1423 und 1438 war erWerkstattgenosse Donatellos. 74. Madonna im Rund. (Sch. 51.) Der Knabe im roten Hemdchen faßt mit der Rechten ihren Daumen. Ein flüchtig gearbeiteter Lorbeerkranz umschließt den konkaven Goldgrund. Halbrelief. Stuck. Rund. Durchmesser 0,725. In Ölfarben übermalt. Der vergoldete Tabernakelrahmen aus gleicher Zeit. In seinen Zwickeln sind die Köpfe von drei Propheten und einer Sibylle vom Meister des Carrand-Altars (Giovanni di Francesco del Cervelliera ?) gemalt. Die Inschrift AVE . REGINA. CELORUM. stark aufgefrischt. Erworben 1887 in Berlin.

2012

Von W. v. Bode als Nachbildung eines Marmorreliefs, vormals im Besitz des Herrn Franz von Mendelssohn, nachgewiesen, bei dem die Gruppe und der anders gebildete Rahmen aus einem Stück sind. — Den Maler des Rahmens haben Weisbach und van Marie erkannt. — J e eine Replik im Museo Bardini und ehemals in der Slg. Grassi-Florenz.

Michelozzo.

Rosso ?

17

R. van Marie, Development of Italian Schools of Painting X S. 358ff. — Bode, Denkmäler, Taf. 172. —• Weisbach, Jahrbuch XXII, 1901, S. 35 ff. — Dedalo IV, 1923/24, S. 493/4. — Coll. Grassi, Auktionskat. New York 1927, Nr. 566. 73. Maria mit dem Kinde im Arm. (Sch. 50.) Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,81, Br. 0,52. Oben halbrund. Die Bemalung und Vergoldung ist bronzefarbig nachgedunkelt ; der Hintergrund damastartig gemustert. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel. Erworben 1877 aus Palazzo de' Gialli in Florenz. Im Motiv oft sehr ähnlich (vgl. 2431, S. 13) unterscheiden sich M.s Arbeiten von Donatello doch wahrnehmbar durch kühleres Temperament und klassizistische Typen sowie eine rundlich vorspringende Modellierung •— ähnlich der Luca della Robbias, während Donatello und die von ihm abhängigen Schüler eine flachere Reliefform bevorzugen. Der freundliche Ausdruck des großzügigen Madonnenkopfes ähnlich dem der halbfigurigen Madonna in Venedig, S. Maria Mater Domini (Abb. A. Venturi, Storia VI, S. 465). Bode, Denkmäler, Taf. 173, S. 50. NANNI DI BARTOLO IL ROSSO? Giovanni Bartolo, genannt il Rosso, Steinbildhauer aus Florenz.

Tätig ebenda 1419—1423,

Venedig, Tolentino (1435) und Verona (vor 1439). 138. Madonna mit dem nackten Kinde über gotischem Laubwerk. (Sch. 19.) (Abb. S. 18.) Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,68, Br. 0,59. Oben halbrund. Naturalistisch bemalt. Haar vergoldet. Teile des Laubwerks und Rückwand ergänzt. Rahmen modern. Erworben 1887 in Florenz. Das genrehafte Thema ist seit Alberto di Arnoldo in der florentinischen Kunst nachzuweisen (vgl. 1562; Volbach, Kat. K.-F.-M.; Mittelalterliche Bildw. aus Italien und Byzanz, 1930, S. 95.) Der Madonnentypus mit den geschlitzten Augen kommt auch in Donatellos frühsten Werken und bei zeitgenössischen Malern, wie Gentile da Fabriano, Jacopo Rosselli-Franchi und den Bicci vor. Unverkennbar ist daneben die Verwandtschaft mit der Madonna unter der Kuppel (129 S. 1). — Von Planiscig mit viel Wahrscheinlichkeit Nanni di Bartolo, gen. Rosso, zugeschrieben. — Nach W. v. Bode von Ghiberti, nach Wulff von einem seiner Gehilfen. Bode, Flor. Bildh., S. 81—83. — Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922, S. 95. — Planiscig, Jahrbuch d. kunsthist. Slgen. N. F. IV, 1930, S. 82. — Jolán Balogh, Deutscher Anh. i. Jahrb. d. Mus. d. bild. Künste, Budapest 1931, S. 55. B i l d w e r k e d. K . F. M „ Schottmüller.

73 3

in

15. Jahrhundert.

13o

Florenz.

2417

1562. Maria mit dem schlafenden Kinde. (Sch. 20.) Ein breites Band bedeckt ihren Haaransatz. Am porphyrfarbenen Sockel zwei leere Wappenschilder. Hochrelief ohne Grund. Stuck. H. 0,67, Br. 0,45. Naturalistisch bemalt. Moderne Rückwand. Erworben 1888 in Florenz. Abwandlung des seit Alberto di Arnoldo bekannten Themas (vgl. Volbach). Der Madonnentypus steht Ghiberti nahe (vgl. hier 7164, S. 2), mehr noch aber Rossos Verkündigungsgruppe über Ghibertis Matthäus-Nische an Or San Michele und der Madonna im Portal von Tolentino. — Auch von Planiscig Rosso zugewiesen. — Von W. v. Bode als Ghiberti mit der Madonna der einstigen Slg. E. Simon (jetzt Roslyn, U. S.A., Slg. Clarence Mackay) zusammengestellt, die Planiscig auch Rosso nennt, J . Balogh einleuchtend mit Jacopo della Quercia in Zusammenhang bringt. —• Von Wulff gleichfalls Ghiberti zugewiesen und ziemlich spät, »nach der Wende des vierten Jahrzehnts« datiert. Volbach, Mittelalterl. Bildwerke aus Italien und Byzanz, S. 95/6. — Bode, Archivio stor. d. Arte II, 1889, S. 130 und Flor. Bildh., S. 84. — Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922, S. 102. — Planiscig, Jahrbuch d. kunsthist. Slgen. N. F. IV, 1930, S. 82. — J . Balogh, Deutscher Anh. i. Jahrb. d. Mus. d. bild. Künste, Budapest 1931, S. 55. 7195. Anbetender König. Das halblange Haar ist auf dem Kopf selbst von einer (heute fehlenden) Krone eingedrückt. — Am Rock oben drei Knöpfe,

Rosso ?

Andrea Guardi.

19

am herabfallenden E n d e des Gürtels in gotischen Majuskeln: 0 D E U S A N N O D . . . Spitze Schuhe. S t a t u e . N u ß h o l z . H. 1,30. Farbe abgewaschen. Spuren weißer Untermalung. Hände und Unterarme fehlen. Beine und Standbrett wieder angesetzt. Erworben 1915 in Rom; vorher angeblich in Mailand. Schon W . v . B o d e hat auf Stilverwandtschaft mit oberitalienischer K u n s t , so Bildwerken in S. Zaccaria zu Venedig, Arbeiten des Matteo di R a v e r t i in Mailand und Nanni di Bartolos Brenzoni-Grabmal in S. Fermo zu Verona hingewiesen. A m wahrscheinlichsten ist ein unmittelbarer Zusammenhang mit dem letztgenannten. Man vergleiche Faltenstil, Haarbehandlung u. a. an den Engeln, des oben erwähnten Monuments und Rossos Arbeiten in Florenz und Tolentino. Die Statue h a t zu einer Epiphaniasgruppe gehört. Bode, Amtl. Ber. X X X V I , 1914/15, Sp. 200.

ANDREA

GUARDI

Andrea di Francesco Guardi da Firenze. Zwischen 1430 u n d 1474 in Pisa t ä t i g ; seine Werke, die Donatellos unmittelbaren Einfluß verraten, sind früher zum Teil A n d r e a di L a z z a r o Cavalcanti, gen. Buggiano, zugeschrieben worden. 2417. Madonna in der Nische. (Sch. 56.) Muschelapsis, unten v e r t i k a l gegliedert; in den Zwickeln je eine halbe Muschel. F l a c h r e l i e f . M a r m o r . H. 0,58, Br. 0,43. Alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1899. Soll aus Pisa oder Lucca stammen. Geschenk von Exzellenz von Bode. T y p e n , Darstellung der Hände, Faltenstil und kannelierte Nimben, wie auch die sehr flache, weiche, nur bei Architekturformen sehr scharfkantige Modellierung finden sich g a n z ähnlich an A . G.s Tugendreliefs in

7195

S. Maria della Spina in Pisa, seinen Madonnenreliefs ebenda (im Camposanto und am östlichen Seitenportal des Doms) und in der ehemaligen Sammlung Huldschinsky-Berlin (Abb. bei Bode, Schubring und Papini). N u r Venturi hält für die Tugendreliefs an der veralteten A t t r i b u t i o n an B u g g i a n o fest. Bode, Denkmäler, S. 130, Taf. 159 ff. — Schubring, Urbano da Cortona, S. 85, 90. — R. Papini, Pisa. Catalogo d. Cose d'Arte I, S. 70, II, S. 170ff. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 485. 55.

Madonna Orlandini.

(Sch. 31.)

hängtes A m u l e t t (Korallenzweig).

D a s n a c k t e K i n d f a ß t mit der Linken ein um den Hals geMaria trägt einen geometrisch verzierten Stirnreif.

(Abb. S. 20.)

F l a c h r e l i e f . C a r r a r i s c h e r M a r m o r . H. 0,80, Br. 0,69. Mit der architektonischen Umrahmung aus einem Stück; ihr oberster Teil (Fries und Kranzgesims waren besonders gearbeitet) fehlt heute; nur die verbindenden Metallstifte sind erhalten. Unterhalb der Köpfe ist das Relief quer durchgebrochen. Erworben in Florenz 1842. Soll aus Casa Orlandini stammen und dorthin durch Erbschaft aus altem MediciBesitz gekommen sein. Wahrscheinlich nach derselben Skizze Donatellos gearbeitet wie das gröber modellierte Relief v o n B u g g i a n o in der A l t e n Sakristei v o n S. Lorenzo in Florenz.

Die flache weiche Modellierung des 3*

20

ι s. Jahrhundert.

Florenz.

Figürlichen, Faltenstil und scharflinige Durchbildung des Architektonischen entsprechen so sehr dem Stil A. Guardis, daß er als der Ausführende des Berliner Reliefs genannt werden kann. Auch nach Venturi nicht von Donatello selbst. Bode, Jahrbuch V, 1884, S. 38. — Schubring, Donatello, S. 173. •— Venturi, Storia VI, 1908, S. 266, Anm. 3. — Colasanti, Donatello, S. 85. NACH A N D R E A GUARDI? 1716. Madonna mit der Rose. (Sch. 35.) nackte Kind sitzt auf einem Kissen.

Das

Flachrelief. Cartapesta. Oben halbrund. H. 0,81, Br. 0,65. Die alte Bemalung nachgedunkelt. Mit dem Randornament (lesbischem Kyma und Schraubenband) aus einem Stück. Erworben 1890 in Florenz. Nach W. v. Bode liegt hier die Nachbildung eines nicht erhaltenen Tonmodells von Donatello vor, das auch durch das etwa gleichzeitige derbere Marmorrelief zu London bekannt ist. i 7 i6 — Venturi und andere halten das Londoner Relief für eine Fälschung und das vorliegende für die sorgfältige Arbeit eines Donatello-Schülers. Wahrscheinlicher ist das Londoner Relief von Andrea di Francesco Guardi ausgeführt und das Berliner eine Nachbildung. Bode, Flor. Bildh., S. 98/9. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 294. — Colasanti, Donatello, S. 86. NACH AGOSTINO DI DUCCIO Agostino di Duccio (Agostino d'Antonio di Duccio oder di Guccio oder Agostino da Firenze), Marmor- und Tonbildner und Architekt. Geboren 1418 in Florenz, gestorben zwischen 1481 und 1498 in Perugia. Tätig — nachweisbar seit 1442 — in Modena, Florenz, Rimini, Perugia, Bologna und wahrscheinlich in Padua und Venedig. 75. Maria mit dem Kinde und Engeln. (Sch. 52.) An der flachen Muschelnische Cherubim und Rankenfries. Das fast nackte Kind trägt am Hals eine Kette mit daranhängendem Kameo (einem Putto als Wagenlenker). Flachrelief. Stuck. Oben halbrund. H. 0,545, Br. 0,48. Die alte naturalistische Bemalung sehr nachgedunkelt. Ein paar Sprünge quer und einer senkrecht im Relief. Erworben 1884 auf der Auktion Castellani. Geschenk des Herrn W. Itzinger.

Andrea Guardi. Agostino di Duccio.

21

Abdruck eines Marmorreliefs im V. a. Α. Museum, vormals im Besitz von Lord Oswald. Von W. v. Bode und ihm folgend von Pointner in die Frühzeit Agostinos — wie die Reliefs am Dom zu Modena 1442 —· datiert, dann in die Jahre des späten Aufenthalts des Künstlers in Florenz (1463). Dahin weist die Stilverwandtschaft mit dem damals entstandenen Madonnenrelief im Museo dell' Opera in Florenz. Die flache Muschelnische kommt auch an Agostinos Arbeiten in Rimini und Perugia vor. Bode, Jahrbuch V, 1884, Sp. XLV und Denkmäler, Taf. 420, S. 129. —· Α. Pointner, Agostino di Duccio, S. 18ff. —• Burlington Ausstellung »Italian Sculpture« 1912, Nr. 3. — Burlington Magazine Bd. 48 (1926), S. 165. ART DES AGOSTINO DI DUCCIO 1901. Der hl. Hieronymus. (Sch. 53.) Rechts auf abgestuften Felsen Kruzifix, Tintenfaß und ein offnes Buch; zwei weiter unten. Bergige Landschaft mit Bäumen und einer Stadt. Halbrelief. Marmor. H. 0,45, Br. 0,35. Zweimal gebrochen. In altem, ursprünglich nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1892 in Venedig. Geschenk. Vormals als Bellano angesprochen, aber dem Kreis von venezianischen, florentinischen und anderen Meistern zugehörig, die unter Agostino di Duccios Leitung den reichen Relief schmuck von S. Francesco in Rimini geschaffen haben. Herkunft und Stil des Reliefs gestatten an Agostino selbst als den Autor zu denken; er ist vor dem Aufenthalt in Rimini wahrscheinlich in Padua und 1446 in Venedig tätig gewesen. 70. Christus am Ölberg. (Sch. 54.) Hügellandschaft mit Bäumen und Pflanzen. Ein Engel — in Halbfigur, über Bäumen — mit dem Kelch (Abb. S. 22). Flachrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,425, Br. 0,595. An der profilierten Umrahmung und an den Nimben Reste von Vergoldung. Mehrmals gebrochen; kleine Stellen abgestoßen. In altem, ursprünglich nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1828. (Sammlung Bartholdi.) Die gedrängte Komposition und die Ausdruckskraft der Erzählung verraten den unmittelbaren Einfluß Donatellos aus der Zeit der Paduaner Antoniusreliefs. Der ausgeprägte Naturalismus der Gesten erinnert weitgehend an Bellano; auch der Faltenstil der Amsterdamer Madonna (1992, S. 98/99) ist stilverwandt. Daneben sind Beziehungen zu Agostino di Duccio, der 1446 in Venedig tätig war, und seinen Reliefs vom Leben San Gimignanos am Dom zu Modena (1442). Bemerkenswert ist, daß die Typen von Christus und dem schlafenden Jünger links auch an Pietro Lombardis Mocenigo-Grabmal in S. Giovanni e Paolo in Venedig zu finden sind. — Planiscig erinnert an Agostino und die Grabmäler der Narni — diese nicht von ihm selbst — im Santo zu Padua. Von verschie-

15. Jahrhundert.

22

Florenz.

denen Händen, seien diese Arbeiten doch in der gleichen künstlerischen Atmosphäre entstanden. Planiscig, Andrea Riccio, S. 22. ANDREA BUGGIANO ? Andrea di Lazzaro Cavalcanti, genannt Buggiano. Steinbildhauer und vielleicht Architekt. Geboren 1412 in Borgo a Buggiano bei Pescia, gestorben 21. II. 1462 zu Florenz. Tätig ebenda, vorübergehend in Neapel und vielleicht in Pescia. 70 Kränzen im Haar und Saiteninstrumenten. andern Fuß.

1567. Madonna mit Engeln. (Sch. 12.) Diese hocken am Boden mit Der links musiziert, der rechts greift spielend des

Gruppe. Gebrannter Ton. H. 1,15. Die unbearbeitete Rückwand, Sitz und Sockel aus Holz und z. T. modern. Geringe Spuren von Bemalung (weiß am Schleier, rot am Kleid) und von Vergoldung an Haar, Flügeln und ornamentierten Säumen. Kleine Ergänzungen an den Füßen des Kindes, Fingern der Mutter und ihrem Mantel. — Die Zehen der Engel abgebrochen. Erworben 1889 in London; stammt aus Italien. Geschenk von Herrn A. ThiemeLeipzig. Die derb-naturalistischen Engelknaben kommen in Florenz an den Flanken des Domportals, an Donatellos Grabmal des Giovanni Medici von c. 1430, seiner Sängertribüne für den Dom und ähnlicher noch an Buggianos Sakristeibrunnen mit den stehenden Knaben ebenda vor. Ein Vergleich mit den letztgenannten und Buggianos Madonnenrelief in der Alten Sakristei von S. Lorenzo gestattet, ihm die Statue in Berlin hypothetisch zuzuweisen. 2711. Justitia? (Sch. 13.) In der Linken eine rote Kugel (Reichsapfel?), auf dem Haupt Schleier und Krone. S t a t u e . Gebrannter Ton. H. 1,22. Hinten offen. Haar, Krone und Kleid, z. T. auch der Mantel vergoldet, sonst bemalt. Einige Glieder der rechten Hand und das zugehörige Attribut abgebrochen. Erworben 1902 in Florenz. Die Statue erscheint wie das Gegenstück zu 1567 (s. o.) und dürfte trotz einiger Abweichungen im Stil in der gleichen Werkstatt entstanden sein. Auch als Fortitudo angesprochen. 128

Jahrbuch XIV, 1903, S. IV. — C. v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 19, Nr. 20.

Andrea Buggiano?

Michele da Firenze?

23

H H

1567

2711

MEISTER VON MODENA (MICHELE DA FIRENZE?). W. v. Bode, der den Pellegrinimeister als toskanischen Tonbildner in die Literatur eingeführt hat, wies ihm die Reliefs der Pellegrini-Kapelle in S. Anastasia zu Verona, das Grabmal Francesco Rosseliis in S. Francesco zu Arezzo (f 1430; früher irrtümlich für das Antonio Rosseliis, -(-1463, gehalten), den Altar im Dom zu Modena und kleinere Madonnenaltäre in verschiedenen Museen zu. :— Zweifellos ist eine gewisse Verwandtschaft zwischen diesen Arbeiten vorhanden, erklärbar aus Formtradition, gleichem Material und ähnlichem Zeitstil. Doch haben schon A. Venturi, Cipolla und Schottmüller auf die Wesensunterschiede zwischen dem Meister von Modena (und Arezzo) und dem Pellegrinimeister hingewiesen. Der letztere wird auf Grund von (nicht sehr genauen) Urkunden mit Michele da Firenze, vielleicht einem Ghibertischüler von 1403, identifiziert; doch überwiegt in Verona der oberitalienische Charakter. ·— Fiocco, der zuletzt und sehr eingehend das Problem untersuchte, ist überzeugt, daß ein Künstler alle genannten Werke und andere in Oberitalien geschaffen habe. Danach hätte Michele da Firenze 1430/1 das Grabmal Rosselli und die stilverwandte Kreuzigung im Dom von Arezzo, seit 1433 die Reliefs der Pellegrinikapelle und 1442 den Altar von Modena ausgeführt und ist auch mit dem nur aus Nachrichten bekannten Michele da Firenze identisch, der 1441 in Ferrara tätig war.—In diesem Fall könnte er nur ein vielbeschäftigter Unternehmer für größere Terrakotta-Arbeiten gewesen sein. Der Schöpfer all dieser in Stil und Qualität zum Teil so verschienen Werke war er nicht. (Vgl. Fiocco, Dedalo X I I , 1932, S. 452 ff. und die dort genannte Literatur.) 128. Madonnenaltar mit Laubwerk-Giebel. (Sch. 16.) Maria zieht den Mantel über die Beinchen des nackten Knaben. Hinter ihr zwei Engel, einen Vorhang haltend. In den Ranken Engelsköpfe und Cherubim. Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 1,25, Br. 0,67. Geringe Spuren alter Bemalung. Relief und Umrahmung aus einem Stück. Die rechte Fiale ergänzt. Erworben 1879 in Florenz. Soll aus einem Kloster ebenda stammen.

15. Jahrhundert.

24

Florenz.

Typen, Faltenstil und Ornament stimmen mit dem Terracotta-Altar im Modeneser Dom überein, ebenso mit zwei Madonnenaltären mit ähnlicher Umrahmung aus der Sammlung Gigli-Campana in Florenz, jetzt in London, V. a. A. Museum und einem alt bemalten im Museo Nazionale zu Florenz. Auch die fast lebensgroße Madonnenstatue in Terrakotta ebenda, die Wulff in Ghibertis Werkstatt weist, könnte von demselben Künstler stammen. — Nach W. v. Bode und H. v. Tschudi (Nr. 108) vom Meister der Pellegrini-Kapelle. Nach Venturi von einem Nachfolger Jacopo della Querelas aus der Emilia. Bode, Jahrbuch VI, 1885, S. 171. — Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922, S. 94. — Venturi, Storia d. Arte VI, 1908, S. 112. 46. Ein heiliger Bischof. (Sch. 14.) Neben der Muschelnische vier korinthische Pilaster und Rankenwerk. Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,435, Br. 0,225. Spuren vom Kreidegrund der einstigen Bemalung. In der Architektur oben rechts und in der Mitte links Teile ergänzt. Erworben 1887 in Arezzo. Geschenk des Herrn Dr. Toeche-Mittler f. Gehörte als Teil einer Predella zu einem größeren Altar wie dem von Modena. Fiocco, Cronache dArte III, 1926, S. 77 ff. LUCA DELLA ROBBIA Luca della Robbia (Luca di Simone di Marco della Robbia). Steinbildhauer, Ton- und Bronzebildner. Geboren 1399 in Florenz; gestorben am 20. Februar 1482 ebenda. Tätig in Florenz. 143. Maria mit dem Kinde im Arm (Madonna Friedrichstein). (Sch. 68.) Der Knabe trägt einen langen ärmellosen Kittel. Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,475, Br. 0,38. Bunt glasiert : Die Figuren weiß auf blauem Grund. Glatte Rahmenleiste mit blauen Scheiben und hellgrünen Streifen auf weißem Grund. Augensterne und Wimpern in violett-bläulichem Ton eingezeichnet. Teile der Glasur ergänzt. Erworben 1888 in Florenz. Geschenk des Grafen Dönhoff-Friedrichstein. Um 1450 oder wenig früher entstanden und fast übereinstimmend mit einem Relief aus S. Fiora, das mit der Slg. de Somzée in Brüssel 1904 versteigert wurde, Jahrzehnte hindurch verschollen war, und sich seit 1929 im Museum von Buffalo befindet. Von W. v. Bode als gute Arbeit Lucas veröffentlicht. Von Cruttwell und Marcel Reymond irrtümlich Andrea zugeschrieben. — Nach Wulff zu Komposition V von Luca gehörig. — Nach Marquand »shows the human quality of L.s latest productions «. 2180

Bode, Denkmäler, Taf. 223, S. 75 u. Jahrbuch X X I , 1900, S. 25. — Cruttwell, Luca a. Andrea della

Luca della Robbia.

25

Robbia, S. 135, 157, 325. — M. Reymond, Sculpture Florentine II, S. 232. — Wulff, Jahrbuch XXXVIII, 1917, S. 251. —• A. Marquand, Luca d. Robbia, S. 160/1 (das. weitere Literaturangaben). M. 6. Madonna mit dem Apfel. (Sch. 70.) Das Kind legt spielend die Finger der Rechten an den Mund und hebt die rechte große Zehe. H o c h r e l i e f ohne G r u n d . G e b r a n n t e r Ton. H. 0,58, Br. 0,44. Weiß glasiert. Die violettblauen Augensterne aufgemalt ; die Bemalung der Brauen und die Vergoldung der Säume, des Haars und Stirnbands zum größten Teil abgerieben. Vor altem, nicht zugehörigem Tabernakel mit gemalter Madonna. Erworben 1896 von Sir Francis Cook in Richmond. Geschenk des Herrn Michaelis-London an den Kaiser-Friedrich-MuseumsVerein. Eine in Gruppierung und Motiv sehr verwandte, in Einzelheiten abweichende Komposition im Museo Nazionale zu Florenz. Nach W. v. Bode aus Lucas 145 mittlerer Zeit; nach Wulff jüngere, zweifellos eigenhändige Wiederholung des Florentiner Exemplars. A. Marquand stellt dies Relief — wohl irrtümlich — mit der im Stil sehr viel strengeren Madonna in den Innocenti zu Florenz zusammen, weil beide ohne Hintergrund sind. — Mir scheint dies reife Meisterwerk Lucas noch qualitätvoller als das Exemplar im Florentiner Museum. Bode, Denkmäler, Taf. 222, S. 72; Flor. Bildh., S. 134 und Berichte des K.-F.-M.-Vereins 1894/6, S. 13. — Wulff, Jahrbuch XXXVIII, 1917, S. 247. — A . Marquand, Luca d. Robbia, S. 116/7 (mit weiterer Literatur). 2180. Madonna Frescobaldi. stützend.

(Sch. 71.)

Auf Wolken sitzend,

Hochrelief. G e b r a n n t e r Ton. H. 0,86, Br. 0,59. Die Figuren weiß, der Grund blau glasiert. Augensterne, Wimpern und Brauen aufgemalt in stumpfem Violettbraun. Reste von Vergoldung an Gewandsäumen, Haar und Sternen (auf Wolken). Aus zwei Stücken bestehend. In altem, nicht zugehörigem vergoldetem Holzrahmen. Erworben 1893. Stammt aus Casa Frescobaldi in Florenz. In der Komposition der »Madonna im Rosenhaag« in Florenz, Museo Nazionale, und der Madonna mit zwei Engeln an der bronzenen Sakristeitür im Florentiner Dom ähnlich. — In den Typen der Madonna Altman im Metropolitan Museum in New York verwandt. — Wulff sieht hier die früheste belegbare Entwicklungsstufe von Lucas späterem Madonnenideal. — A. Marquand zieht die Tondi mit Heiligen in der Pazzikapelle und S. Miniato zum Vergleich heran. Amtl. Ber. 1894, S. XLIV. — Bode, Denkmäler, Taf. 224, S. 75. — Wulff, Jahrbuch XXXVIII, 1917, S. 238. — A. Marquand, Luca d. Robbia, S. 109. 2332. Maria mit dem hetanschreitenden Kind (Genueser Madonna). (Sch. 69.) Das Kind ist in ein Hemdchen mit Ärmeln gekleidet. (Abb. S. 26.) Hochrelief.

G e b r a n n t e r Ton. H. 0,52, Br. 0,37. Die

Bildwerke d. K . F. M „

Schottmüller.

die nackten Füße auf Wolken

26

ΐ5· Jahrhundert.

Florenz.

Figuren weiß, der Grund blau glasiert. Augensterne gelblich eingezeichnet. Geringe Spuren von Vergoldung. Aus zwei Stücken bestehend. In altem, nicht zugehörigem Tabernakelrahmen. Erworben 1894 aus der Versteigerung Eastlake in London. Geschenk von Herrn von Friedländer-Fuld. Zwischen 1450 und 1460 entstanden. Die Komposition ist in mehreren weiß und blau glasierten Exemplaren bekannt: 1. in Wien, Kunsthistorisches Museum, ehem. Sammlung von Benda, früher in Genua, Casa Serra, Via delle Mele 20 ; 2. in Florenz, Museo Nazionale; 3. Detroit, Museum , früher Berlin, Sammlung Dr. E . Simon. — Wahrscheinlich aus derselben Form gepreßt, sind die vier Reliefs ζ. T. sorgfältig nachmodelliert, so daß mancherlei Abweichungen, besonders in den Typen, entstanden. W. v. Bode hat deshalb alle vier als Originalarbeiten Lucas angesprochen. Ebenso Wulff, der sie zeitlich so anordnet : Florenz, 2183 Berlin, Wien, Detroit. — Im Typus steht das sehr qualitätvolle Relief aus Genua der einen Madonna im Fries von Impruneta besonders nahe. — Der Einfluß der jüngeren Generation — Desiderio, Andrea della Robbia — ist hier deutlich erkennbar. Bode, Münchener Jahrbuch I, 1906, S. 28 u. Flor. Bildh., S. 153. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 249. — Marquand, Luca della Robbia, S. 152—156 mit weiteren Literaturangaben. 2967. Madonna mit zwei anbetenden Engeln. (Sch. 74.) tuches, das sich bandartig um seinen Körper schlingt.

Der Knabe faßt einen Zipfel ihres Kopf-

L ü n e t t e . Hochrelief. G e b r a n n t e r Ton. H. 0,83, Br. 1,54. Weiß und blau glasiert. Augen violett eingezeichnet. In altem, nicht zugehörigem Holzrahmen. Figuren und Hintergrund (in mehreren Stücken) einzeln gebrannt und glasiert. Letzterer modern. Erworben 1905 in London. Soll vom Portal einer Privatkapelle im Mugello stammen. Die Madonna hat gewisse Verwandtschaft mit Lucas Lünetten in Urbino und Florenz und mag auch zwischen 1440 und 1450 entstanden sein. Nach Wulff Meisterwerk der letzten Stilstufe; in den Engeln Einfluß Ghibertis. — Noch mehr betont mit Recht A. Marquand die Eigenart der Engel. Bode, Flor. Bildh., S. 160. — Schottmüller, Jahrbuch X X V I I , 1906, S. 224. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 243 ff. — Arte e Storia, Sept. 1914. — A. Marquand, Luca d. Robbia, S. 69 (mit weiteren Literaturangaben). 2183. Brustbild eines Jünglings. Haar, in der Mitte gescheitelt.

(Sch. 75.)

Lockiges

Hochrelief. G e b r a n n t e r Ton. Rund. Durchmesser °>555· Bunt glasiert: Grund hellblau, Mantel violett mit grünem Futter, Panzer stahlblau, alles andere weiß. Augensterne, Brauen und Wimpern dunkelviolett eingezeichnet. In altem, nicht zugehörendem Holzrahmen. Erworben 1894 in Florenz. Soll aus Palazzo Torrigiani stammen. Eine freie (und jüngere?) Wiederholung in der Art Andreas aus Palaz;zo Antinori in der Sammlung

Luca della Robbia.

27

von Fürst Liechtenstein-Wien. Andere Varianten im Metropolitan Museum (vorher Slg. Graf Stroganoff-Rom) und bei Philipp Lehman-New York (vorher auf den Auktionen Spitzer und Rod. Kann-Paris), bei Simonetti-Rom und sonst. — Von Bode als Werk Andreas, später als Luca angesprochen und als Bildnis eines Florentiners gedeutet. — In Typus und Formdurchbildung diesem sehr nahestehend, während die Glasur (dickflüssig und stumpf — dies früher irrtümlich aus Witterungseinflüssen erklärt) charakteristisch für Andrea ist. Lucas Glasuren pflegen dünnflüssiger zu sein und den Ton an tiefen Stellen rötlich durchschimmern zu lassen. Es steht auch nichts dagegen, ein gelegentliches Zusammenarbeiten von Onkel und Neffe in der gemeinsamen Werkstatt anzunehmen. — Nach Wulff wohl eigenhändig. — Nach Cruttwell Darstellung S. Ansanos oder eines anderen Heiligen. — Nach A. Marquand eher ein junger David; zur Stilbestimmung wird auf die Knauf köpfchen von Lucas Bronzetür im Florentiner Dom hingewiesen. Bode, Amtl. Ber. 1895, S. XLIV und Flor. Bildh., S. 163. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 229 ff. — M. Cruttwell, Luca a. Andrea d. Robbia, S. 89 und 323. — Α. Marquand, Luca d. Robbia S. 205/6, Andrea d. Robbia, S. 26 und Robbias in America, S. 89 (mit weiteren Literaturangaben).

M. 62. Maria mit dem Kinde in den Armen.

(Sch. 76.)

Es

ist mit einem Ärmelhemdchen bekleidet. Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,41, Br. 0,32. Alte naturalistische Bemalung. Nimben und Säume vergoldet. Erworben 1905. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museum-Vereins. Geschenk. Die Komposition kommt leicht verändert (schlanker in den Proportionen, das Kind nackt) auch als glasiertes Relief im Königlichen Museum in Kopenhagen vor. Am Berliner Exemplar sind an der Madonna geringe Reste einer mißlungenen weißen Glasur unter der Bemalung erkennbar. Dieser Umstand sowie die derberen Formen, besonders beim Kinde, machen es mehr als wahrscheinlich, daß das Berliner Relief die ältere Fassung ist. So auch W. v. Bode und Wulff. — Nur A. Marquand hält das Kopenhagener Relief für frühe Manier Lucas, doch nicht für eigenhändig und das Berliner für eine freie Kopie danach vom Ende des Quattrocento.

M. 62

28

15. Jahrhundert.

Florenz.

Bode, Münchener Jahrbuch I, 1902, S. 28. — Wulff, Jahrbuch XXXVIII, 1917, S. 227 ff. — A. Marquand, Luca d. Robbia, S. 226/7. 1721. Maria mit dem nackten stehenden Kinde. (Sch. 77.) Das Kind stützt sich mit beiden Händen leicht auf ihren rechten Unterarm. Halbrelief. Gebrannter Ton. Rückwand aus Holz. H. 0,37, Br. 0,275. Die alte Bemalung ins Bräunliche nachgedunkelt. Mehrmals gebrochen. Im alten, zugehörigen Tabernakel-Rahmen. Erworben 1890 in Florenz. Um 1440—1450 entstanden und in mehreren Wiederholungen bekannt. — Nach Wulff wohl eigenhändig. — Nach A. Marquand Komposition von Luca, die seinen reifen Stil zeigt. Wulff, Jahrbuch XXXVIII, 1917, S. 229/30. — A. Marquand, Luca d. Robbia, S. 243. ART DES LUCA DELLA ROBBIA 142. Madonna mit dem erschreckten Kind. (Sch. 85.) Ein Band hält den schmalen Schurz des Kindes. ,72I

Hochrelief. Stuck. H. 0,46, Br. 0,38. Naturalistisch bemalt. Grund hellblau. Erworben 1895 in Florenz.

Nach W. v. Bode und O. Wulff Wiederholung einer Komposition von Luca d. Robbia, nach A. Marquand nur durch Luca beeinflußt. — Eine ältere Fassung des Motivs zeigt das altertümliche, gotisierende Madonnenrelief, »Arte di Jacopo della Quercia« genannt, im Museo Bardini in Florenz; ebenda ist auch eine neuzeitliche Variante des Berliner Reliefs. Bode, Denkmäler, Taf. 246 und Flor. Bildh., S. 168. — Wulff, Jahrbuch XXXVIII, 1917, S. 250. — A. Marquand, Giovanni d. Robbia, Anhang, S. 154. — Lensi, Dedalo IV, 1923/24, Abb. S. 488 und neben 490. 130.

Madonnen-Tabernakel.

(Sch. 22.)

Hochrelief. Ohne Grund. Stuck. H. 0,75, Br. 0,53. Die alte naturalistische Bemalung ζ. T. nachgedunkelt; sonst gut erhalten. Goldenes Stirnband. Am Sockel in Majuskeln: AVE MARIA zwischen zwei ganz übermalten Wappen: links zwei Löwen gegen einen Baumstamm aufgerichtet, rechts ein sechshügeliger Berg(?), besetzt mit einem Lamm. Erworben 1884 in Florenz. Sehr viel altertümlicher kommt diese oftmals frei wiederholte Komposition in der Slg. O. Lanz in Amsterdam vor, dann etwas zierlicher und weniger gotisierend im Faltenwerk am Hofbrunnen der Cà d'oro zu Venedig, den Bartolomeo Buon mit Gehilfen — unter ihnen Rosso Fiorentino (vgl. hier S. 17/19) — 1427 geschaffen hat. — Planiscig hat deshalb diesem Künstler die Komposition zugewiesen und zugleich auf ein wenig jüngeres Exemplar in der ehemaligen Slg. C. Castiglioni-Wien aufmerksam gemacht. D i e s — ähnlich der in Florenz, Museo Nazionale befindlichen Replik — darf als Zwischenstufe zwischen den Ausführungen in Venedig und Berlin angesprochen werden. Das Amsterdamer Exemplar erschwert die Zuweisung der Komposition an Rosso, der sie immerhin aus dem spitzeren Dreieck (ähnlich den Madonnen hier 1566 u. 1991, S. 4/5) der älteren Übergangsmeister in breitere Gruppierung und flacheres Relief übersetzt zu haben scheint. — Die vorliegende Wiederholung — oder Umbildung im Sinn des Zeitstils — ist wesentlich jünger,

Art des Luca della Robbia.

29

nicht vor 1450. Solche Ausgeglichenheit und Anmut haben den Einfluß Lucad. Robbias zurVoraussetzung. — Das nicht so fein durchgebildete, aber verhältnismäßig späte Exemplar im Museo Bardini zu Florenz ist dort sinngemäß nur als florentinisch bezeichnet. Über W. v. Bodes und Wulffs Zuweisung an Ghiberti vgl. hier 7181, S. 33. Planiscig, Jahrbuch d. Kunsthist. Slgen. N. F. IV, 1930, S. 88. — Dedalo IV, 1923/24, S. 502. 1794. Maria mit dem Kind im Arm. (Sch. 78.) Ihr Kopftuch deckt Rücken und Hüfte des Kindes. Ein Band zieht sich am Haaransatz über ihre Stirn. Am Mantelsaum wird vorn unten ein Stück Schriftborte (DOMINUS) sichtbar. Hochrelief. Ohne Grund. Gebrannter Ton. H. 0,61, Br. 0,38. Bemalt und reich vergoldet. Maria Kleid: Roter Goldbrokat, der blaue Mantel mit Grün gefüttert; Kopftuch violett, Haar vergoldet. — Vor moderner Rückwand. Erworben 1891 in Florenz. Nach W. v. Bode hervorragendes Werk von Luca, nicht vor den vierziger Jahren entstanden, gibt es den besten Begriff, wie Luca, ehe er die Glasur anzu wenden gelernt hatte, seine in Ton modellierten Arbeiten ausführte und bemalte. •— Nach Wulff vortrefflich bemalte Werkstattarbeit. — Nach Cruttwell von großer Schönheit, aber ohne den Charakter des Luca d. Robbia-Stils. Bode, Denkmäler, Taf. 226, S. 77 und Flor. Bildh., S. 172. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 243. — M. Cruttwell, Luca a. Andrea d. Robbia, S. 135. — Bei A. Marquand nicht erwähnt. NACH LUCA DELLA ROBBIA 2939. Madonna auf dem Rasen. (Sch. 72.) Der Knabe faßt mit beiden Händen ihr Kopftuch. (Abb. S. 30.) Flachrelief. — Gebrannter Ton. H. 0,455, Br. 0,40. Die Figuren weiß, der Grund blau glasiert; der Boden durch dunkle blaue Streifen belebt. Augenzeichnung in bläulicher Farbe. — Mehrmals gebrochen. Erworben 1916 aus der Sammlung A. von Beckerath-Berlin. Stammt aus dem Florentiner Kunsthandel. Von etwa gleicher Qualität, wie die wenig veränderte Wiederholung im V. a. A. Museum zu London. Weitere Repliken und jüngere Nachbildungen in den einstigen Sammlungen Heseltine-London und von Lanna-Prag, bei Thomas Ryan in New York und in der 1 9 1 3 versteigerten Sammlung Lydig ebenda. — Nach W. v. Bode sicheres Werk von Luca; nach Wulff Wiederholung einer Komposition von Luca in späterem Stil. — Nach A. Marquand bestes Exemplar einer Luca nahestehenden, aber jüngeren Komposition. Burlington Ausstellung Italian Sculpture 1912, Nr. 30. — Aukt.-Kat. von Lanna 1911, Nr. 581. — Bode, Denkmäler, Taf. 200, S. 75 und Mitteilungen d. Kunsthist. In-

1794

2939

2414

stituts, Florenz 1916, II, S. 75. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 235. — A. Marquand, Luca d. Robbia, S. 266/7 (mit weiteren Literaturangaben). 141. Madonna mit zwei Engeln. (Sch. 80.) Das nackte Kind verlangt stürmisch nach ihrer Brust. Rechts ein lautespielender Engel, ein anderer links befestigt einen Vorhang an der oben aufgehängten Girlande. Halbrelief. Stuck. H. 0,425, Br. 0,48. Jetzt braun bemalt, mit geringen Spuren einstiger Polychromie. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1885 in Venedig. In Madonna und Kind — Typen, Bewegung und Profilstellung — Anklänge an Donatello; der Engel rechts kommt ähnlich an Lucas Sängerkanzel vor und ist zugleich eine Erinnerung an Ghibertis Stil. Das Ganze primitiver und weniger harmonisch als Lucas gesicherte Werke. — Im Kunsthistorischen Museum zu Wien, (ehemalige Sammlung v. Benda), ein bemaltes Exemplar in altem Tabernakel-Rahmen. Nach W. v. Bode Stuckguß nach einem Tonmodell von Luca d. Robbia. Nach Wulff »Mitte der dreißiger Jahre«. Bode, Denkmäler Taf. 427 und Flor. Bildh., S. 171/2. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 235. 2414. Madonna mit anbetenden Engeln (Madonna von Oxford). (Sch. 89.) Am Boden sitzend. Der Engel links legt die Hände zusammen, der rechts kreuzt sie vor der Brust. Flachrelief. Leder auf Holzgrund. H. 0,42, Br. 0,375. Dunkelbraun. Mit dem Rahmen aus einem Stück (H. desselben 0,52). Das eigentliche Relief ist von unregelmäßigem Umriß und in eine größere Fläche eingesetzt. Erworben 1897 in Florenz. Geschenk.

14t

Wie Reliefs im Ashmolean Museum zu Oxford, im Louvre (Nr. 424) und der früheren Sammlung Fürst Bülowzu Rom Nachbildungen eines verlorenen, meist Luca d. Robbia zugeschriebenen Originals, das man wegen einer ζ. T. unerklärten Inschrift am Exemplar in Oxford (»Formato

Nach Luca della Robbia.

144

31

2303

a dj 17 dj ginnaio 1428« und weiter oben »form (atto) nel (gabine) tto di Nicholo i (η) gesso« vor 1428 zu datieren pflegt. Der Madonnentypus ist auffallend reif für diese Zeit, das Kind stimmt mit den etwa gleichzeitigen Kindertypen von Donatello und Masaccio überein. Vgl. auch 2303, (folgende Nr.). Bode, Flor. Bildh., S. 170 und Denkmäler, Taf. 191, S. 73/4. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 231 ff. •— A. Marquand, L. d. Robbia, S. 257—61 (mit ausführlichen Literaturangaben). 2303. Madonna mit anbetenden Engeln. Reliefs 2414 (S. 30).

(Sch. 90.)

Veränderte, etwas jüngere Wiederholung des

Flachrelief. Stuck. Rund. Durchmesser 0,535. Ohne den breiten flachen Rahmen 0,185. Bemalt und vergoldet. Erworben 1896. Geschenk. Bronzereliefs in dieser Fassung sind mitunter auf der Rückseite poliert, um als Spiegel zu dienen; so eines in reich ornamentiertem Rahmen im V. a. A. Museum (Nr. 7694/61) zu London. Hier ist Bestimmung und Verwendung als desco da parto wahrscheinlicher. 1587. Madonna auf dem Rasen. (Sch. 73.) Alte, wenig veränderte Nachbildung des Madonnenreliefs 2939 (S. 29/30). Flachrelief. Cartapesta auf Holzgrund. H. 0485, Br. 0,38. Bemalt und vergoldet. Mit dem alten Rahmen aus einem Stück. Erworben 1889. Geschenk. 144. Madonna mit zwei Cherubim (Madonna von Impruneta). (Sch. 87.) Das Kind ist mit einem Hemdchen mit langen Ärmeln bekleidet. Hochrelief. Stuck. Oval. H. 0,55, Br. 0,47. Naturalistisch bemalt. Vergoldete Engelsflügel. Dunkler Grund. Mit dem einfach profilierten Rahmen aus einem Stück. Erworben 1888 in Florenz. Alte, in verschiedenen Exemplaren vorkommende Nachbildung nach Lucas Madonnenreliefs im Girlandenfries des MarienTabernakels der Collegiata von Impruneta. Farbig glasierte Wiederholungen mit rechteckiger Grundform im Louvre zu

32

ΐ5· Jahrhundert.

Florenz.

Paris und mit halbrundem Abschluß in der ehemaligen Sammlung Exz. von Dirksen in Berlin; unglasierte in Gallicano (Hauptstraße) und der Sammlung Holman Hunt in London. Nach A. Marquand ist das Berliner Relief nach den glasierten der ehemaligen Sammlung v. Dirksen und im Louvre entstanden. Bode, Denkmäler, S. 70, Taf. 221. — Cruttwell, Luca a. Andrea d. Robbia, S. 139. ·— Schubring, Luca d. Robbia u. s. Familie, S. 55. — Wulff, Jahrbuch XXXVIII, 1917, S. 246. — Marquand, Luca d. Robbia, S. 238. 1722. Madonna auf der Mondsichel. (Sch. 93.) Das Kind ist mit einem Hemdchen bekleidet. Im Nimbus Marias Reste der Inschrift: A V E · MARIA . . . Halbrelief. Papiermasse auf Holzgrund. Mit dem einfach profilierten Rahmen aus einem Stück. H. 0,39, Br. 0,29. Naturalistisch bemalt: Marias Mantelfutter und das Hemd des Kindes karminrot, Mantel und Kleid Maria vergoldet) und gemustert. Erworben 1890 in Florenz. Alte Nachbildung einer Komposition von Luca d. Robbia, die als bunt glasiertes Relief im Palazzo Corsini, weiß-blau glasiert in der ehemaligen Sammlung Bardini, auch in Nachbildungen aus anderem Material — meist als Tondo •— vorkommt. A. Marquand nennt neun Wiederholungen und bringt den Halbmond des Berliner Exemplars mit dem von Karl I. von Neapel 1268 gegründeten Mond-(Crescent-) Orden in Verbindung. — Doch liegt es näher, an das Symbol der Immaculata (Diana) zu denken, obwohl es in deutscher Kunst sehr viel häufiger als in der italienischen des Quattrocento anzutreffen ist. Bode, Flor. Bildh., S. 161 und Rivista d'Arte II, 1904, S. 96. — Α. Marquand, Luca d. Robbia, S. 239 ff. 1725.

Pietà.

(Sch. 94.)

Maria hält den Leichnam Christi.

Halbrelief. Stuck. H. 0,33, Br. 0,18. In ein größeres Holzbrett eingelassen. Die alte Bemalung und Vergoldung nachgedunkelt. Schmale vergoldete Rahmenleiste. Erworben 1890 in Florenz. Das Relief ist eine freie, flüchtige Nachbildung des Lünettenreliefs (Mittelgruppe) an Lucas Tabernakel in Peretola. FLORENTINI SCH UM 1450 132.

Madonna von Bergamo.

(Sch. 21.)

Hochrelief. Ohne Grund. Stuck. H. 0,88, Br. 0,55. Naturalistisch bemalt und reich vergoldet. Die Gewänder goldgemustert. Das Wappen im Kranz nicht mehr erkennbar. Rückwand und ihre Basis modern. Erworben 1888 in Florenz. Auf Grund der Stilverwandtschaft mit 7181 (S. 33) von W. v. Bode und von Wulff als Spätwerk Ghiberti zugeschrieben. Der Formzusammenhang der zwei Reliefs steht außer Frage, nicht aber solcher mit Ghibertis gesicherten Werken ; denn keines von ihnen ist so ganz ohne gotischen Linienrhythmus, wie

A n o n y m e Meister um

1450.

33

diese beiden Reliefs. Ihr Schöpfer ist eher im Umkreis Luca della Robbias zu suchen. — Das Sockelrelief kommt an Donatellos Tabernakel des hl. Ludwig (vollendet 1424) an Or San Michele vor, an desselben Künstlers Sarkophag von Piero Medici in S. Lorenzo und dem des Onofrio Strozzi in S. Trinità. — Ein ähnlicher Madonnentypus an der Giovanni di Blasuccio zugeschriebenen Statue in Civitella del Tronto (Abb. L'Arte 1909, S. 186). Bode, Flor. Bildh., S. 79. — Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922, S. 102. 7181. Madonna mit Eva. Die Komposition stimmt mit 130 (S. 29) überein ; die Typen sind variiert, die Modellierung ist gröber. Am Sockel in einer seitlich abgerundeten Rechtecknische eine liegende Frau in Halbrelief. Hochrelief ohne Grund. Stuck. H. 0,78, Br. des Sockels 0,54. Naturalistische Bemalung. Haar und Gewänder z. T. vergoldet. Erworben 1913. Geschenk. Der Sockel mit der liegenden Gestalt, die Schubring als Eva deutete, ist eine genaue Wiederholung, anscheinend Abguß, nach der oberen linken Randleiste von Ghibertis »Paradiespforte« am Florentiner Baptisterium. — W. v. Bode hat deshalb dies Relief für Ghiberti in Anspruch genommen und zum Ausgangspunkt zahlI56S reicher anderer Zuschreibungen an den Künstler gemacht. — Ebenso Wulff, der die »Madonna mit Eva« ans Ende der Ghiberti zugewiesenen Madonnenserie stellt. Auffallend ungeschickt ist bei der sonst harmonischen Gruppierung der Zusammenschluß von Gestalt und Sockel und die gedankenlose Übernahme der Randleisten der Tür ohne vorspringende Profile an den Ecken. — An Ghibertischen Architekturen kommen solche Nachlässigkeiten nicht vor. — Seine Kompositionen sind auch sonst schon im 15. Jahrhundert nachgebildet worden, einzeln für sich oder mit fremden Motiven zusammengestellt. So von Niccolò di Guardiagrele am Paliotto im Dom zu Teramo, im Castel di Sangro, Casa Patini (Abruzzen), in Sulmona u. a. O. — Die nachgebildete Rahmenleiste ist somit kein Beweis für des Künstlers Anteil an der Madonnenkomposition. Zwei Reliefs an der ersten Baptisteriumspforte sind des ähnlichen Themas, die Statuen von Or San Michele der etwa gleichen Größe wegen zweckmäßig zum Vergleich mit den Ghiberti zugeschriebenen Madonnenreliefs heranzuziehen. Aber Stilanalogien finden sich nur bei den Reliefs, die W. v. Bode und Wulff als gotisierende Frühwerke ansprechen. Sie fehlen ganz bei den sogenannten reifen und späten Werken, wie der »Madonna mit Eva«. — Vgl. auch hier 130 (S. 28/29). Bode, Jahrbuch XXXV, 1914, S. 72 ff. und Flor. Bildh., S. 73 ff. — Wulff, Amtl. Ber. XLIII, 1922, S. 102. — Abb. in Balzano, L'Arte Abbruzese S. 102, L'Arte IV, 1901, S. 422 ff., V, 1902, S. 112 ff. und Venturi, Storia VI, S. 176 ff. 1568.

Madonna mit dem Apfel.

(Sch. 67.)

Hochrelief ohne Grund, fast rund gearbeitet. H. 0,675, Br. 0,43. Aufgefrischte Bemalung. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel. Erworben 1890 in Florenz. In Typen und der momentanen Geste des kräfBildwerke d. K . F . M „

Schottmüller.

7181

15. Jahrhundert.

34

Florenz.

tigen Kindes Anklänge und gewisse Stilzusammenhänge mit den bemalten unglasierten Tonreliefs, die W. v. Bode als Frühwerke Luca d. Robbias angesprochen hat. Ebenso urteilt C. v. Fabriczy, während Wulff auch das Berliner Relief als eigenhändige Jugendarbeit Lucas bezeichnet. — Eine so enge Beziehung ist vorerst nicht zu beweisen, da gesicherte Jugendwerke Lucas, die gleichen Stil haben müßten, noch nicht bekannt geworden sind. Bode, Denkmäler, Taf. 185, S. 55. — C. von Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft, S. 19, Nr. 21. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 222. 64. Maria mit dem heranschreitenden Kinde. Sie steht nach rechts gewendet, hinter einer schmalen Balustrade und stützt den fast nackten Knaben, der auf sie zuschreitet und den Arm zärtlich um ihren Nacken legt. Hochrelief. S t u c k . H. 0,625, Br. 0,54. Naturalistisch bemalt. Vergoldete, feingemusterte Nimben. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel-Rahmen. Die Komposition ist 1888 in einem oben abgerundeten Exemplar erworben, das später gegen das vorliegende ausgetauscht worden ist. 64

Nach W. v. Bode Stucknachbildung nach Luc: . della Robbia »mit stärkerer Anlehnung an Donatello, als wir sonst gewohnt«. — Ähnlich Wulff, 1 1er aber des Reliefstils wegen an spätere Entstehung denkt. — Der Stilzusammenhang mit Lucas gesicherten Werken ist allerdings so locker, daß die Zuweisung an einen von Donatello und Luca beeinflußten Anonymen mehr Berechtigung hat. J e eine Wiederholung im Museo Nazionale und Museo Bardini zu Florenz. Bode, Flor. Bildh., S. 168. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I 1917, S. 232/3. — Toesca, L'Arte VI, 1903, S. 228. — Lensi, Dedalo IV 1923/24, S. 503. 146. Madonna mit dem spielenden Kinde. (Sch. 86.) Es versucht, ihren Mantel über den Kopf zu ziehen. Hochrelief. Stuck. H. o,6i,Br. 0,47. Alte, z. T. beschädigte und übergangene Bemalung. Erworben 1885 in Florenz. Alte, in mehreren Exemplaren vorkommende Nachbildung eines verlorenen, für Luca della Robbia beanspruchten Reliefs aus seiner von Donatello beeinflußten Epoche. Im Stil zur vorigen Nummer gehörend. Bode, Denkmäler, S. 77 und Taf. 245 und Flor. Bildh., S. 167 ff. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 233. 1724. Maria mit dem strampelnden Kinde. (Sch. 82.) Es faßt mit der Rechten in ihr Kopftuch. 1724

Halbrelief.

Stuck. H. 0,55, Br. 0,395. Alt be-

Anonyme Meister zwischen 1440 und 1460.

35

malt. Auf dem zugehörigen Tabernakel oben die Inschrift in Kapitalen: Avochata nostra; unten: Ave grazia plena. Erworben 1890 in Florenz. Nach W. v. Bode alte Wiederholung einer Komposition von Luca d. Robbia aus seiner von Donatello stark beeinflußten Zeit (1430—1436, vgl. die vorigen Nummern). Wulff betont die Ähnlichkeit der Komposition mit der Madonna in Kopenhagen (vgl. hier M 62, S. 27), wodurch der etwas lockere Zusammenhang dieser Gruppe mit Luca erwünschte Bestätigung erfahre. — Es dürfte sich aber eher um eine vergröberte Nachbildung einer Robbia-Komposition durch einen unbekannten Florentiner handeln. — Ein glasiertes Exemplar, das seiner Technik wegen ins 16. Jahrhundert datiert wird, im Musée de Sèvres. Außerdem kommt die Komposition mehrfach in Stuckwiederholungen vor. Bode, Flor. Bildh., S. 167/9. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 234.

2979

FLORENTINI SCH UM 1440—1460 2979. Madonna von Cherubim getragen. (Sch. 81.) Halbfigurig über einer Wolke mit drei Cherubim. Das Kind legt seinen rechten Arm um ihren Hals. Flachrelief. Stuck. H. 0,485, Br. 0,41. Die naturalistische Bemalung zum Teil abgerieben. Der Hintergrund blaugrün mit aufgemalten Streublumen. In altem tabernakelartigem Rahmen. Erworben 1905. Geschenk S. Exzellenz des Freiherrn Ferdinand von Stumm. In Typen und Komposition (Profilstellung der Madonna) zeigt sich der Einfluß Donatellos. Auch das schlechte Verhältnis zwischen Ober- und Unterkörper kommt in Arbeiten, die mit seiner Werkstatt in Zusammenhang gebracht werden, vor (vgl. hier 2571, S. 36). Das Relief gehört zu der Gruppe von Madonnenreliefs, die vordem als Arbeiten von Donatello-Nachfolgern galten, bis W. v. Bode sie mit Kompositionen aus Luca d. Robbias Frühzeit (um 1435) in Zusammenhang brachte; indessen sind Stilanalogien nur in ganz geringem Maße vorhanden. Bode, Flor. Bildh., S. 167. 1576. Maria mit dem Kinde. (Sch. 84.) Ihr Schleierende dient dem Kind als Schurz. Am hohen profilierten Sockel in flachem Relief zwischen zwei leeren Wappenschildern ein Schriftband, das zwei nackte Engel halten. Hochrelief ohne Grund. Stuck. H. 0,49, Br. 0,33. Mit dem Sockel aus einem Stück. Die alte Bemalung sehr nachgedunkelt. Erworben 1889 in Florenz. Geschenk des Grafen Dönhoff-Friedrichstein. Farbige Wiederholung ohne Sockel in der ehemaligen Sammlung Zeiß-Berlin (Kat. Nr. 10).

15. Jahrhundert.

36

Florenz.

¡tirartrjtjf mutif it* if*.

2I76

145

2571. Madonna auf einem Kleeblattsockel. (Sch. 83.) Das fast nackte, liegende Kind faßt mit der Rechten ihren Schleier. Der Sockel, im Grundriß kleeblattartig, ist aus drei Kreisteilen zusammengesetzt. Hochrelief ohne Grund. Stuck. H. 0,38, Br. 0,30. Alt bemalt; Marias Kleid roter Goldbrokat, ihr hellgrüner Mantel wahrscheinlich ursprünglich vergoldet; das Tuch des Kindes rot. Erworben 1900. Geschenk des Herrn Gustav Salomon. In Wiederholungen nicht selten. Bode, Denkmäler, S. 77, Taf. 246c und Flor. Bildh., S. 168. 2176. Maria mit dem Kinde. (Sch. 60.) Das Kind hält einen Zipfel ihres Mantels. Am Hals wird unter Kleid und Mantel ihr weißes Hemd sichtbar. Flachrelief. Stuck. H. 0,45, Br. 0,33. Bemalt und vergoldet. Aus einem Stück mit der profilierten Einfassung; in einen einfachen Holzkasten eingelassen. Erworben 1893. Geschenk. 1990.

Madonna in der Nische.

(Sch. 65.) Hochrelief. Stuck. H. 0,85, Br. 0,57. Bemalt und vergoldet: Die oben muschelartige, unten glatte Nische blau; die übrige Architektur bräunlich oder steinfarben. Mit dem Tabernakel aus einem Stück, nur das abschließende Kranzgesims einzeln und aus Holz. Zerstörte Inschrift am Sockel. Erworben 1891 in Florenz. Geschenk von Exzellenz von Bode. Die freundlichen, nicht großartigen Typen und die weiche Modellierung erinnern an Pagno di Lapo Portigiani; doch genügen diese Zusammenhänge, wie die Qualität nicht zu definitiver'Attribution. — Die Komposition variiert die Madonnenreliefs von Luca della Robbia in der Bliss Collection in New York und in der Shaw Collection in Boston (Abb. bei A. Marquand, Luca d. Robbia, S. i56ff.). 68.

Maria mit dem segnenden Kinde.

(Sch. 64.)

Halbrelief. Stuck. H. 0,425, Br. 0,29. Bemalt und vergoldet. Der Hintergrund brokatartig gemustert. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1882 in Florenz. In den straffen Faltenzügen Anklänge an Donatellos Werk-

Anonyme Meister zwischen 1 4 4 0 und 1460.

37

1990

statt, in den Typen mehr mit Luca della Robbia verwandt. Handel.

— Wiederholungen im italienischen

Bode, Denkmäler, S. 53, Taf. 184a. FLORENTINI SCH UM 1460 145. Pietà. Bäume.

(Sch. 92.) Christi Halbfigur wird von sechs Engeln gestützt und beklagt.

In der Ferne

Halbrelief. Stuck. H. 0,555, B r · 0,515. Naturalistisch bemalt. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1883 in Florenz. Das Relief galt früher als paduanisches Werk, wurde dann von W. v. Bode als Nachbildung einer verschollenen Komposition des Luca d. Robbia angesprochen und in die Zeit der Cantoria-Reliefs, ans Ende der dreißiger Jahre des Quattrocento datiert. — Die Anordnung des Christuskörpers ist ähnlich auf dem Donatello zugeschriebenen, eher von Desiderio geschaffenen Marmorrelief im V. a. A. Museum zu London; anders sind dagegen die Plaketten der Pietà von Donatellos Paduaner Nachfolgern. Nach M. Cruttwell späte Nachbildung nach Luca della Robbia; doch sind die Zusammenhänge mit seinem Stil gering. Bode, Denkmäler, Taf.200, S. 77 undFlor.Bildh., S. 168—170. — Kataloged. Berliner Museen II, 2, Bange, D. Italienischen Bronzen d. Ren. u. d. Bar., 1922, Nr. 351—355. — Cruttwell, Luca a. Andrea d. Robbia, S. 333. 69. Maria mit dem betenden Kinde. (Sch. 63.) Goldstrahlen werden hinter ihrer Schulter sichtbar. Flachrelief. Stuck. H. 0,45, Br. 0,345. Bemalt in zarten Farben (Grand blau) und vergoldet. In altem vergoldetem Tabernakel-Rahmen. Die Inschrift in Majuskeln: :AVE MARIA. GRATIA . PLE ist aufgefrischt. Erworben 1888 in Florenz. Der Typus der Madonna und die zarte Modellierung erinnern an Desiderio da Settignano, besonders die Madonna aus S. Maria Nuova (hier 2015,

68

15. Jahrhundert.



Florenz.

S. 44); aber für den Meister selbst zu schwach; das derbe K i n d entspricht nicht seinem ausgereiften Stil. Eine wohl jüngere Wiederholung in Marmor vor längerer Zeit im Berliner Handel.

5002. Madonna vor dem Baldachin. (Sch. 95.) Hinter Maria und dem Kinde breiten zwei Engel einen Vorhang aus. H a l b r e l i e f . S t u c k . H. 0,60, Br. 0,31. Bemalung: Marias Kleid hellgelb, ihr Mantel blau und rot, die Gewänder der Engel hellrötlich, der Vorhang grün und rot. Altes Tabernakel mit verwischter Inschrift. Stammt aus Florenz. Erworben 1904 als Geschenk mit der 1 . Sammlung Dr. James Simon. Die zarte Ausdeutung des Motivs neben anderen hier schwach zum Ausdruck gekommenen Einzelheiten lassen den Einfluß Luca della Robbias auf Zeitgenossen und Nachfolger erkennen. F L O R E N T I N I S C H VOR 1480

5002

65. Maria mit dem Kinde. (Sch. 62.) Eine Strähne ihres lockigen Haars fällt in den Nacken.

H a l b r e l i e f . S t u c k auf H o l z u n t e r l a g e . Mit dem Rahmen aus einem Stück. H. 0,64, Br. 0,43. Oben abgerundet. Bemalung und Vergoldung z. T. aufgefrischt. Goldgrund und Nimben fein gemustert. .Erworben 1882 in Florenz. Geschenk des Herrn Otto Wesendonck f. Die Komposition, unter dem Einfluß Donatellos und der jüngeren, mehr das Liebliche betonenden Generation entstanden, ist in vielen, leicht variierenden Exemplaren bekannt. — Nach Planiscig von Nanni di Bartolo, gen. il Rosso.

Sì*

77

Desiderio da Settignano.

39

Planiscig, Jahrbuch d. Kunsthist. Slgen. N. F. IV, 1930, S. 82. DESIDERIO DA SETTIGNANO Desiderio da Settignano. ( D e s i d e r i o di B a r t o l o m e o di F r a n c e s c o d e t t o F e r r o ) , Steinbildhauer und Holzschnitzer. Geboren 1428 in Settignano bei Florenz; gestorben 16. Januar 1464 in Florenz. Tätig ebenda und angeblich in Urbino. 77. Bildnis der Marietta Strozzi. (Sch. 123.) Das gescheitelte Haar ist am Hinterkopf in eine dicke Strähne zusammengewunden, die links eine Schleife bildet* rechts offen herabfällt. Darunter dünner Schleier, der die beiden Ohren verdeckt und bandartig zusammengelegt, die Frisur hält. Das Kleid, auch an den Seiten geschnürt, läßt den Hemdsaum sehen. Büste. C a r r a r i s c h e r Marmor. 1842 in Florenz.

H. 0,525.

Erworben

Vasaris Notiz über die von D. geschaffene Büste der Marietta Strozzi ist von Bode und v. Tschudi (Nr. 61) auf Lauranas 6j Büste der Prinzessin von Neapel (260, S. 137/38) bezogen worden. Dann hat verfeinerte Kenntnis von D.s Stil und die Auffindung einer Büste gleichen Stils, die anscheinend dieselbe Persönlichkeit in jugendlicherem Alter wiedergibt, in einer Strozzi-Villa bei Florenz (heute in amerikanischem Privatbesitz) zu der jetzt geltenden Benennung geführt. M. S. (geb. 1448) lebte seit der Verbannung ihres Vaters Lorenzo di Palla Strozzi bei ihrem Oheim Gian Francesco Strozzi in Florenz, seit 1464 (auch Desiderios Todesjahr) bei ihrer Mutter Alessandra de' Bardi in Ferrara, sie heiratete dort Teofilo Calcagnini, einen Günstling Borso d'Estes. — Die Büste kann nach dem Alter der Dargestellten somit nur in Desiderios allerletzten Lebensjahren

1557

40

ΐ5· Jahrhundert.

Florenz.

1

(Urbino?)

773

entstanden sein — selbst wenn gewiß ist, daß Italienerinnen damals sehr früh erblühten und früh alterten, wie die Bildnisse der Battista Sforza-Montefeltro beweisen. Beachtlich ist, daß die Büste, vielleicht der Nahansicht wegen, sorgfältig, aber in sehr schlichter Technik gearbeitet, ist im Vergleich zu D.s monumentalen Schöpfungen. Eine dritte Marmorbüste, die — auch als Bildnis der M. S. von Desiderio — 1914 aus Florenz nach Amerika verkauft wurde, läßt nach der Abbildung weitgehende Zweifel an Entstehungszeit und Identität der Dargestellten zu. ·— Statt dessen ist in der Marmorbüste der sog. Isotta im Louvre (Don Donaldson Nr. 621) mit größter Wahrscheinlichkeit eine Arbeit Desiderios zu sehen, die, etwa gleichzeitig entstanden, vielleicht eine ältere Verwandte M. S.s darstellt. Vasari-Milanesi III, S. 109. — Bode, Ital. Porträtskulpturen, S. 13, Denkmäler, Taf. 306, S. 95/6, Flor. Bildh., S. 186 ff. und Amtl. Ber. XXXVI, 1914/15, S. 54/5. — Venturi, Storia VI, S, 425. — Schottmüller, Künstler-Lex. IX, S. 132. 1557. Bildnis einer jungen Frau. (Sch. 124.) Vorn ist unter dem Kleid ein Streifen vom Hemd zu sehen. Der Schleier deckt den Hinterkopf, legt sich flebbenartig über die Stirn, die Enden fallen nach vorn. (Abb. S. 39.) Stuck. H. 0,505. Unbemalt. Mit dem schmalen Sockel aus einem Stück. Erworben 1889 in Florenz. Geschenk von Herrn Valentin Weisbach f. Seltenes Beispiel einer in feinem Marmorstuck gegossenen, dann mit messerähnlichen Instrumenten überarbeiteten Büste. Diese Technik wie das Fehlen von Bemalung sprechen für ein Originalmodell. Eine oberflächliche Ähnlichkeit mit Marietta Strozzi (77, S. 39) hat dazu geführt, die beiden jungen Frauen als nahe Verwandte anzusprechen. Doch dürfte es sich hier eher um gleiche Auffassung und gleichen Stil handeln. Wahrscheinlicher ist ein Familienzusammenhang mit der in einer Holzbüste im Louvre (Nr. 622) Dargestellten, die A . Venturi, von anderen Zuweisungen ausgehend (vgl. 78, S. 41), Francesco di Giorgio nennt. Die Stuckbüste aber gehört nach Auffassung und Gestaltung sehr viel enger zu Desiderio, in dessen Umkreis hypothetisch auch die Büste im Louvre gesetzt werden darf, zumal D. nachweislich auch Holzschnitzer gewesen ist. Bode, Denkmäler, Taf. 307, S. 96 und Flor. Bildh., S. 188. — Venturi, L'Arte XXVIII, 1925. S. 51 ff.

Desiderio da Settignano und sein Kreis.

41

73 DESIDERIO DA SETTIGNANO? 1773. Bildnis eines jungen Mädchens. (Sch. 126.) Das Haar umspannt ein schmales B a n d ; ein anderes, daran befestigt, fällt bogig auf die Stirn. B ü s t e in H o c h r e l i e f ohne G r u n d . S t u c k . H. 0,54. Naturalistisch bemalt. Das Kleid vergoldet, die Schulterstreifen weiß mit bunter Musterung. Der Sockel dunkelrot. Erworben 1890 in Florenz. Soll aus dem Palazzo Castracane in Urbanía stammen. Wäre die Herkunft gesichert, dürfte eine Tochter Federigos da Montefeltro dargestellt sein: vielleicht dieselbe wie in dem unbemalten Kopf der Slg. O. Lanz in Amsterdam. E s wäre dann Desiderios Name nicht aufrecht zu erhalten, da sein Aufenthalt in den Marken nicht bewiesen ist, auch die meisten Töchter Federigos kurz vor oder nach Desiderios Tode erst geboren sind. Doch steht die Büste seinem Stil näher als die Prinzessin von Urbino (vgl. hier 78, unten), soweit das Material stilkritisches Urteil zuläßt. — Typus und Tracht sind einer Madonnenstatue in S. Maria delle Grazie in Teramo verwandt, die Silvestro dell' Aquila zugeschrieben wird. Eine derbere und wohl jüngere Wiederholung der Büste befand sich in der Slg. Dr. Figdor in Wien (Auktionskatalog Bd. 4, Nr. 134). Litta, Famiglie Celebre VII, Montefeltro, Taf. 3. — L'Arte XI, 1908, S. i , XII, 1909, S. 185. URBINO UM 1475.

D E S I D E R I O DA SETTIGNANO ZUGESCHRIEBEN.

78. Bildnis einer Prinzessin von Urbino. (Sch. 125.) Eine Strähne des welligen Haars liegt kranzartig auf dem Hinterkopf, umschlungen von einem Schleier, der straffgezogen auch die Ohren deckt. Eine feine Schnur spannt sich über die hohe Stirn. Das Kleid ist hinten rund ausgeschnitten, sein Saum mit Perlen bestickt. B ü s t e . K a l k s t e i n . H. 0,47. Das Kleid ist rauh gearbeitet, alles andere fein geglättet. Am Haarknoten ein Stück abgebrochen. Erworben 1887 in Wien. Stammt aus Palazzo Barberini in Rom. Die Bezeichnung »Prinzessin von Urbino« beruft sich von jeher auf das Material, urbinatischen Kalkstein, der freilich ähnlich auch weiter nördlich an der adriatischen Küste vorkommt, aber in durchaus stilverwandter Bearbeitung in der Dekoration des Schlosses von Urbino anzutreffen ist. Ferner auf die Provenienz; denn die Barberini, die im 15. Jahrhundert als Kunstförderer nicht beB i l d w e r k e d. K . F . M „ Schottmüller.

6

42

1 5 . Jahrhundert.

Florenz

(Urbino?)

kannt sind, sind aller Wahrscheinlichkeit nach erst im 17. Jahrhundert mit der Urbinatischen Erbschaft in den Besitz der Büste gelangt. Zudem hat Federigo da Montefeltro, der Vater von acht Töchtern, bedeutende Künstler an seinen Hof gezogen. — Daß eine vornehme Dame verbildlicht ist, ergibt sich auch aus dem Vorhandensein von zwei Wiederholungen der Büste; einem Abguß aus unbemaltem Stuck (mit leichter Drapierung statt des Hofkleides), unbekannter Herkunft in der Slg. Lord Wemyss in London (Abb. Burlington Ausstellung 1912, Italian Sculpture Nr. 6) und einer jüngeren Wiederholung des Kopfes in Marmor im Rijks-Museum in Amsterdam, der — einst in eine antike Draperie aus buntem Marmor eingelassen — mit der Sammlung Morosini-Gatterburg in Venedig 1894 versteigert ist. Nach W. v. Bode (mündliche Mitteilung) soll die Büste zu einer Serie römischer Kaiserinnen, die aus Urbino stammte, gehört haben. Im Auktionskatalog (Nr. 106 bis 1 1 3 ) ist die Provenienz nicht erwähnt. Da Desiderios Autorschaft bei so feiner Ausdeutung und trefflicher Arbeit früher sicher schien, hat W. v. Bode die Dargestellte mit einer unehelichen Tochter aus der Zeit von Federigos kinderloser erster Ehe identifiziert. — Calzini sieht dagegen hier eine Tochter aus Federigos zweiter Ehe (1460—1470) mit Battista Sforza, und Fischel glaubt die »Prinzessin« in Giovanni Santis Martyrium S. Sebastians aus S. Bartolomeo in Urbino (jetzt im Schloß ebenda) wieder zu erkennen; in der rechts hinten knienden Frau in Witwen- oder nonnenhafter Tracht sowie in dem Frauenporträt, einst in der Slg. Sir G. Holford-London. Seine einleuchtende Hypothese identifiziert sie mit Elisabetta Feltria, Federigos Tochter von Battista Sforza, die — 1462 geboren — als kaum Vierzehnjährige mit Roberto Malatesta (1442—1482) vermählt wurde, nach kurzer unglücklicher Ehe fast gleichzeitig Gatten und Vater verlor und später in das von ihr begründete Kloster S. Chiara (heute Ospedale) in Urbino eintrat. Im Kloster S. Bernardino in Ferrara ist sie 1 5 2 1 gestorben. Weshalb sie zwischen Mitgliedern der S. Sebastians-Brüderschaft abgebildet wurde, konnte noch nicht ermittelt werden. Die Haartracht, die die Büste wiedergibt, kommt kaum jemals in Toskana vor, dagegen etliche Male auf Cossas Fresken (etwa 1470) im Palazzo Schifanoia zu Ferrara; auch dies ein Beweis für die Entstehung im östlichen Italien, etwa zur Zeit von Elisabettas Hochzeit, wo sie auch das prächtige Kleid getragen haben mag. Besteht die Identifizierung zu Recht, scheidet Desiderio als Meister der Büste aus. Zudem ist sein Aufenthalt in Urbino nicht sicher zu beweisen. Die nicht abzuleugnende Abweichung von seinem Stil ward bisher aus dem Material erklärt, das sich, frisch gebrochen, mit dem Messer bearbeiten läßt, wozu die klare Formengebung der Stuckbüste 1557 (S. 40) eine gewisse Berechtigung geben könnte. Indessen scheint doch eine andere Formenauffassung hier zugrunde zu liegen; es ist eine saubere, präzise Technik, die mehr an einen Medailleur als an Desiderios malerische Gestaltungsweise erinnert. — A. Venturi hat die Büste Francesco di Giorgio zugeschrieben, der als Baumeister und Bildhauer für Federigo da Montefeltro tätig war. Aber die ihm sonst zuerkannten Werke (vgl. hier 1574, S. 91/92) sind von anderm Stil. — Eher könnte man an seinen Mitarbeiter Cozzarelli denken, wäre dessen künstlerische Persönlichkeit besser gekannt. Die bis heute ihm gesicherten oder zugeschriebenen Werke sind qualitätloser. Ähnliches gilt für Domenico Rosselli, Ambrogio Barocci da Milano und Francesco Laurana, die auch in den in Frage kommenden Jahren in Urbino gewesen sind. Bode, Denkmäler, Taf. 301, S. 96 und Flor. Bildh., S. 189 fi. —Burlington-Ausstellung »Italian Sculpture. . .« 1912, Nr. 6, Taf. V. •— Calzini, Urbino e i suoi monumenti, S. 139. — Fischel, Arati. Ber. X L I , 1919/20, S. 116/7. 1— Burlington Mag. X V I , 1910, S. 274. — Litta, Famiglie Celebre . . ., Bd. VII, Montefeltro, Taf. 3 und Bd. XI, Malatesta, Taf. XIV. — Venturi, L'Arte X X V I , 1923, S. 220. (URBINO UM 1475.)

DER WERKSTATT DES DESIDERIO DA SETTIGNANO ZUGESCHRIEBEN

2935. Sibylle ? (Sch. 135.) Im Buche in Majuskeln die Worte »NESCIO . QUIBUS . V E R B I S . QUO«. Der Schleier, der das lockige Haar zum Teil verhüllt, ist mit einem schmalen Bande über der Stirn festgehalten. An der Kette hängt ein Halbmond und ein Stern. An Hals und Armen ist das Unterkleid sichtbar; die Zipfel des Mantels sind über die Arme geschlagen. Hochrelief. Marmor. Rund. Durchmesser 0,895. Die Oberfläche z. T. beschädigt; kleine Ergänzungen an Nase, Mund und Kinn. Die untere Hälfte des Buches abgebrochen. Metallspuren in den Bohrlöchern des Tuches lassen ehemalige Ansätze vermuten. Alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1905. Geschenk des Fürsten Liechtenstein. •— Soll aus einem der herzoglichen Schlösser im Urbinatischen stammen.

Desiderio da Settignano und sein Kreis.

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Das beigegebene Buch soll die Dargestellte als Sibylle erscheinen lassen, oder als gelehrte Frau oder Dichterin charakterisieren. Der Text spricht wenig für christliche Heilsdeutung. Professor Saxl und Dr. Ruben-Hamburg, die die Herkunft der Zeile zu ermitteln suchten, sind eher geneigt, hier einen Abschiedsbrief (etwa des Aeneas an Dido) zu interpretieren, der allerdings in einem Buch veröffentlicht zu denken wäre. Sicherer erscheint, daß hier eine vornehme Dame, wahrscheinlich eine Tochter Federigos da Montefeltro verbildlicht ist. Neben der Stilverwandtschaft ist eine gewisse Familienähnlichkeit mit der Prinzessin von Urbino (vergi, die vor. Nr.) vorhanden, auch die Kleidermode und die gleiche, sonst so seltene Haartracht sprechen dafür. Das Tondo ist gemäß seiner anderen Aufgabe und Unterbringung nicht so sorgfältig gearbei2935 tet wie die Büste und sollte wohl erst an Ort und Stelle — weiter entfernt von dem Betrachter — vollendet werden. Statt dessen hat es durch Verwitterung gelitten. Einzelne Teile, wie die rechte Hand verraten meisterliches Können. — In der vorigen Auflage (S. 58) mit Andrea dell'Aquila in Verbindung gebracht — man vergleiche seine Verkündigungsmadonna in S. Maria del Soccorso in Aquila ; aber Andreas Tätigkeit für Urbino ist nicht bekannt. Als Verfertiger kommt Cozzarelli, der Gehilfe Francesco di Giorgios in Betracht. Venturi, Storia VI, S. 411 (Abb.). NACH DESIDERIO DA SETTIGNANO 1726. Segnender Christusknabe. (Sch. 127.) Auf muschelartiger Basis. Die Linke hält die Kreuzesnägel und die (nur z. T. erhaltene) Dornenkrone. S t a t u e t t e . Stuck. H. 0,60. Alt bemalt. Alte Holzkonsole, blau gestrichene Rückwand. Ein Stück vom rechten Bein ergänzt, zwei Finger der Rechten abgebrochen. Erworben 1890 in Florenz. Alte, nicht seltene Kopie der Christusstatuette von Desiderios Tabernakel in S. Lorenzo in Florenz. Das gefeierte Original ward im 16. Jahrhundert zum Weihnachtsfest auf dem Hochaltar aufgestellt, Ersatz am Tabernakel war eine Kopie Baccios di Montelupo. Erst um das Jahr 1868 wurde D.s Statuette nach ihrer Restauration wieder mit dem Tabernakel vereinigt. Vasari-Milanesi III, 108 e. — v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft, S. 20, Nr. 30. 79. Maria, das nackte Kind an sich drückend (Turiner Madonna). (Sch. 130.) (Abb. S. 44.) Flachrelief. Stuck. H. 0,60, Br. 0,395. Naturalistisch bemalt. Hintergrund, Nimben, Haar und das gemusterte Kleid vergoldet. In altem, reich vergoldetem Tabernakel mit dem Hochrelief einer Taube im Giebel. Inschrift in Majuskeln am Fries: VERVM : CHARO · FATTVM EST · DE · VIRGINEI(P) am Sockel: AVE · MARIA · GRATIA · PLENA · DOMINVS T : Wappen links: Lamm in Blattkranz; rechts: Querbalken über gespaltenem Schild (Nerli di Firenze?). Erworben 1888 in Florenz. Alter Abdruck des Madonnenreliefs von Desiderio in der Turiner

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ΐ 5 · Jahrhundert.

Florenz.

Galerie. Am Marmororiginal sind Kleid und Nimben ungemustert, aber hinter der Madonna eine hängende Guirlande in Flachrelief zu sehen. — Dem Stil nach ist das Relief nach der Madonna Foule und vor der Madonna Panciatichi (s. die folgenden Nr. 2015 u. 2945) entstanden. — Wiederholungen in bemaltem Stuck sind nicht selten. 2015. Madonna mit dem stehenden Kinde. (Madonna Foule). (Sch. 129.) Kind und Mutter fassen mit der Linken einen Zipfel ihres Mantels. Am Hintergrund Sterne und Strahlenbündel, die hinter Wolken hervorschießen. Flachrelief. Stuck. H. 0,60, Br. 0,455. Nimben und Borten goldgemustert. In Höhe der Schultern quer durchgebrochen. Altes vergoldetes Tabernakel mit der Sockelinschrift in Majuskeln: AVE . MARIA . GRATIA . PLENA. Wappen rechts zerstört; links: schräger Balken mit zwei Sternen und einem Halbmond. Erworben 1893. Geschenk von Herrn Alfred Beit f. Alte, wenig veränderte Nachbildung eines Marmorreliefs von Desiderio aus S. MariaNuova in Florenz, das aus der Sammlung Foule unlängst ins Pennsylvania Museum zu Philadelphia gelangte. E. von Lipharts irrtümliche Zuweisung an Francesco di Simone Ferrucci hat Planiscig widerlegt. Am Marmorrelief ist der Hintergrund mit Cherubim gefüllt. Kennedy identifiziert den Berliner Stucco mit einer von Neri di Bicci in seinem Diario (vom 19. II. 1464) genannten »nostra donna di gesso di mano di Desiderio von nostro signore in colle ch'è mezzo fasciato«. Indessen kann die Beschreibung auch auf die Madonna von Turin (vgl. die vorige Nr.) bezogen werden. — Beachtenswert sind am vorliegenden Relief die gemalten Schatten, die die plastische Wirkung der sehr flachen Modellierung in undurchsichtigem Material steigern sollen. E. von Liphart, Gazette d. B. Arts LXVI, 1924, S. 5. — Planiscig, Pantheon 3, 1929, S. 218. — Clarence Kennedy, Rivista d'Arte XII, Ser. II, 1930, S. 257. Auch als Sonderdruck: Documenti inediti su Desiderio da Settignano e la sua Famiglia (S. 19) erschienen. 2945. Maria mit dem nackten Kinde auf dem Schoß. (Madonna Panciatichi). (Sch. 131.) Christus spielt mit Marias Schleier, der sich bandartig über seinen Leib zieht. Volute und Cherub vorn am Faltstuhl. Flachrelief. Stuck. H. 0,79, Br. 0,53. Die Figuren vergoldet, der Grund blau. In altem, ursprünglich nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1902 aus der Sammlung A. von Beckerath in Berlin. Alte Nachbildung eines Marmorreliefs, das aus Palazzo Medici stammen soll, sich lange Zeit in einem Straßentabernakel diesem gegenüber am Palazzo Panciatichi in Via Cavour befand und jetzt im Museo Nazionale zu Florenz ausgestellt ist. Das Original hat durch Witterungseinflüsse gelitten, so daß in der alten Nachbildung einzelne Formen besser erhalten sind; auch fehlen dort die Nimben, und an Stelle des Cherubs am Stuhl befindet sich dort ein Akanthusblatt. Von Liphart glaubt hier Lionardeske Motive (nach der Madonna

Desiderio da Settignano und sein Kreis.

Benois) erkennen zu können und weist deshalb — nicht überzeugend — die Reliefkomposition einem jüngeren Florentiner, Francesco Ferucci, zu. Indessen darf sie mit größerem Recht weiter als Spätwerk Desiderios bezeichnet werden. v. Liphart, Gazette d. B. A. 1924, I, S. 1 ff. 88. Madonna, das Kind anbetend. (Sch. 128.) Es sitzt auf einem vorn geschlitzten Kissen und spielt mit ihrem Schleier. Flachrelief. Stuck. H. 0,42, Br. 0,34. Die ursprüngliche Bemalung fast unberührt. An Marias Gewändern und Nimbus, am Kleid des Kindes und beider Haar Vergoldung. Erworben 1842 in Italien. Die Komposition — früher A. Rossellino zugeschrieben — geht auf eine frühe Arbeit Desiderios zurück. Sie ist in mehreren Exemplaren in bemaltem Stuck bekannt, und als Marmorrelief im V. a. A. Museum in London. Dieses — aus jüngerer Zeit ? —· ist derber in der Modellierung, somit nicht die Original-Vorlage der Stuckreliefs. — Ein Gemälde gleichen Themas —• ohne Cherubim — ist im Museum zu Dijon Neri di Bicci zugeschrieben. Apollo 1926, S. 261. NACH DESIDERIO DA SETTIGNANO? 2627. Madonna auf dem Steinblock. (Sch. 132.) Sie sitzt auf würfelartigem Block, einen Fuß auf einen rundlichen Stein gestützt. (Abb. S. 46.) Flachrelief. Stuck. H. 0,315, Br. o,2r. Die alte Bemalung sehr nachgedunkelt. Stuckrand und schmaler dunkler Holzrahmen. Erworben 1901. Geschenk. Das Relief stimmt genau mit einem Marmorrelief überein, das 1929 aus englischem Privatbesitz für das V. a. A. Museum in London erworben wurde. — Eine (jüngere?) Variante der Komposition ist das Marmorrelief in der ehemaligen Sammlung G. Dreyfus-Paris, das W. v. Bode, dann auch Strzygowski für Desiderio in Anspruch nahmen, wogegen Wölfflin an eine Umbildung des Cinquecento, etwa Bandinellis, nach älterer Vorlage dachten. —• Von Liphart nannte auch diese Komposition aus Desiderios Umkreis Francesco di Simone Ferrucci. Ybl entdeckte im Musée Calvet in Avignon eine ziemlich grob gearbeitete Replik des Londoner Marmorreliefs, bereichert durch Engel und Cherubim, die er für eine alte Kopie der vollständigen Komposition und zwar nach Donatello hält; es handelt sich aber im einzelnen nachweisbar um eine (jüngere) Zusammenstellung aus verschiedenen Quattrocentoreliefs.

4;

46

15. Jahrhundert.

Florenz.

Bode, Flor. Bildh., S. 174 ff. — Strzygowski, Jahrbuch XII, 1891, S. 211 ff. — Wölfflin, Zeitschrift f. b. Kst. N. F. IV, 1893, S. 107. — Liphart, Gazette d. B. A. LXVI, 1, 1924, S. 6. — Ybl, Gazette d. Β. A. LXXIII, 2, 1931, S. 298 ff. M. 114. Mädchenbildnis.

(Sch. 133.)

Halbrelief. Stuck. H. 0,443, Br. 0,32. Oben halbkreisförmig. Das Haar kastanienbraun, das Band im Haar zinnoberrot, die Draperie gelblich und der leicht konkave Grund grünlich-blau bemalt. Erworben 1912. Geschenk. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. Alte Nachbildung des Marmorreliefs im V. a. A. Museum in London, das, aus der Sammlung Henry Vaugham stammend, dort Desiderio zugeschrieben war. Später wohl irrtümlich als Fälschung angesehen und neuerdings von Venturi Francesco di Giorgio getauft, wegen angeblicher Ähnlichkeit mit der — auch irrtümlich diesem Meister zugeschriebenen — Prinzessin von Urbino (hier 78, S. 41/2). —· In London, V. a. Α. M. auch eine sehr gute Variante in Marmor (5889/59) mit ausgeschnittenem Kleid, und eine jüngere mit ganz unbekleideter Frau auf ovaler Platte in Mailand, Castello Sforzesco. Berichte d. K.-F.-Museums-Vereins 1910—12, S. 7/8. — Bode, Flor. Bildh., S. 193. — Venturi, L'Arte XXVI, 1923, S. 206. ANTONIO ROSSELLINO Antonio Rossellino (Antonio di Matteo di Domenico Gamberelli, genannt Rossellino oder del Borra). Marmorund Tonbildner und Architekt. Geboren 1427 in Settignano; gestorben 1478 in Florenz. Tätig ebenda, in und für Forlì, Prato, Pistoia, Empoli und Neapel. 1709. Maria mit dem Kinde auf dem Schoß. (Sch. 137.) Maria auf einem vorne mit einem Adler verzierten Faltstuhle. Hochrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,75, Br. 0,505. Spuren von Vergoldung an Kleid, Stuhl und Nimben. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel mit einem Wappen und der Inschrift in Kapitalen: AVE · MARIA · GRATIA · PLENA · DOMINUS TECV. Erworben 1890 in Florenz. Soll

Antonio Rossellino.

47

84 sich ursprünglich in der Hauskapelle oder der Guardaroba der Medici im Palazzo Pitti in Florenz und später in einer Villa in der Nähe von Siena befunden haben. H. Gottschalk hält das Relief für ein Frühwerk, das vor den Marmor-Madonnen in New York, Metropolitan Museum, und London, V. a. A. Museum entstanden, an den Anfang von A. R.s Madonnenkompositionen gehört. Bode, Denkmäler, Taf. 328, S. 103. — Gottschalk, A. Rossellino (Kieler Dissertation· 1930), S. 38—41. 84. Büste eines Florentiners. (Sch. 138.) Rock läßt oben den Hemdsaum sehen.

Im Alter von ungefähr 40 Jahren.

Der vorn geschlossene

Büste. Carrarischer Marmor. H. 0,50. Der hintere Rand der Ohrmuscheln ergänzt. Erworben 1879 von der Familie Dufour-Berte aus dem Palazzo Guadagni in Florenz. Dies Bildnis eines Unbekannten galt beim früheren Besitzer als Arbeit Benedettos da Rovezzano; doch steht die quattrocentistische Entstehung außer Frage und die Büste nach Auffassung und Durchbildung keinem näher, als A. R. — H. Gottschalk bezweifelt A. R.s Autorschaft, weil sie ihm weder zu Früh-, noch zu Spätwerken zu passen scheinen, ohne einen andern Verfertiger vorzuschlagen. — Die Büste muß in R.s Jugend datiert werden, wie die Berliner Marmor-Madonna, noch vor das Grabmal des Kardinals von Portugal, mit dessen Bildnis es die glatte Oberflächenbehandlung gemein hat. W. v. Bode, Ital. Porträtskulpturen, S. 16, und Denkmäler, Taf. 327, S. 106. — H. Gottschalk, Α. Rossellino S. 43/4. 2579. Büste des Christusknaben. (Sch. 139.) Kurzes lockiges Haar. An Brust und Armen unregelmäßig gebrochener Abschluß. Der rechte Arm war, scheint es, segnend erhoben. Büste. Pietra serena. H. 0,36. Die Oberfläche ist bestoßen und ζ. T. verwittert. Vielleicht Fragment einer Statue.

2579

ι S· Jahrhundert.

48

Florenz.

1575 Erworben 1900. Florenz.

Geschenk des Herrn Generaldirektor Dr. Bode.

Stammt aus einem Oratorium bei

Der individuelle Ausdruck läßt annehmen, daß sich — wie häufig in ähnlichen Büsten dieser Jahre — das Bildnis eines Kindes aus der Stifterfamilie hinter der heiligen Darstellung verbirgt. — Gottschalk weist das Werk mit Recht in A. R.s reife Jahre, stellt aber bei Anerkennung der Qualität die Eigenhändigkeit in Frage. Bode, Jahrb. XXI, 1900, S. 225 ff. und Flor. Bildh., S. 206. — Gottschalk, A. Rossellino S. 56. 1575. Büste der heiligen Elisabeth. (Sch. 140.) Am Sockel, der aus einem Stück mit der Büste ist, in Kapitalen die Inschrift: SANTA · HELI SAB ETTA · REGINA · Büste. Gebrannter Ton. H. 0,52, Br. des Sockels 0,54. Das untere Profil desselben aus Holz. Alt bemalt: Schwarzer Mantel, rotes Kleid. Schrift vergoldet. Erworben 1889 in Florenz. Geschenk des Herrn A. Beit, London. Die Büste soll aus der Kirche des Karmeliterklosters S. Maria Maddalena de' Pazzi stammen. — H. Gottschalk spricht die Büste »mit gewissen Bedenken« A. R. zu, »da sich für die Stilkritik hier keine Ansatzpunkte finden«. Unter florentinischen Quattrocentisten um 1475 muß sie eingereiht werden. Der Stil spricht nicht gegen A. R., die Auffassung durchaus für ihn. Bode, Denkmäler, S. 106, Taf. 340. —• H. Gottschalk, Α. Rossellino S. 90/1. ANTONIO ROSSELLINO? 92. Madonna mit dem Girlandensockel. (Sch. 143.) Das Kind in ärmellosem Hemd. Auch seitlich am Sockel aufgehängte Girlanden. Hochrelief ohne Grund. Gebrannter Ton. H. 0,64, Br. 0,46. Unbemalt. In altem, nicht zugehörigem Tabernakelrahmen. Erworben 1878 in Florenz. Striche des Modellierholzes und Abdrücke der formenden Hand lassen auf ein sorgfältig gearbeitetes Modell schließen, das früher als

Antonio Rossellino.

1718

49

7230

zweifellose Arbeit A. R.s galt, und in mehreren, ζ. T. feinbemalten Repliken bekannt ist. — Die scharfe Modellierung hier findet sich ähnlich bei der Madonna mit dem fröstelnden Kind (82, S. 51). Nach Schubring beide Reliefs nach 1480 entstanden und für Arbeiten A. R.s zu bewegt. Ebenso Gottschalk. — Indessen stehen Typus und Faltenstil hier den gesicherten Arbeiten des Künstlers sehr nahe, viel näher als das andere, oben genannte Tonrelief. Nur sind sonst keine andern so freiplastischen Madonnenreliefs von A. R. bekannt. Bode, Denkmäler, Taf. 337, S. 103 und Jahrbuch VII, 1886, S. 26. — Schubring, Italien. Plastik, S. 127. — A. Gottschalk, A. Rossellino, S. 97.

90. Maria mit dem nackten Kinde.

(Sch. 149.)

Maria,

stehend, in Halbfigur, hält mit beiden Händen das nackte Kind, das seinen Arm um ihren Nacken legt und mit der Linken ihren Hals berührt. Sein linker Fuß steht auf einem Kissen, mit dem rechten tritt es auf der Mutter Hand. In den oberen Ecken und unten links je ein Cherub. Halbrelief. Stuck. H. 0,55, Br. 0,38. Rückwand leicht konkav. Bemalt und vergoldet ; Grund hell. Erworben 1886 in Florenz. Nachbildung eines Marmorreliefs in der Sammlung Fürst Liechtenstein zu Wien, wo das Kissen rechts deutlicher ist und der Cherub unten links fehlt. Die Komposition halten Dußler, Schubring und H. Gottschalk für eine Arbeit Benedettos da Maiano; W. v. Bode, Weinberger und Middeldorf für ein Jugendwerk A. R.s, für den Reliefbildung und Auffassung sprechen, während der Typus der Madonna Benedetto näher steht. Dußler, Benedetto da Maiano, S. 82. — Schubring, Ital. Plastik d. Quattrocento, S. 208. — H. Gottschalk, A. Rossellino, S. 96. — W. v. Bode, Denkmäler, Taf. 329. — Weinberger u. Middeldorf, Münchner Jahrbuch, N. F. V, 1928, S. 99. B i l d w e r k e d. K . F. M „

Schottmiiller.

50

ΐ 5 · Jahrhundert.

Florenz.

W E R K S T A T T DES ANTONIO ROSSELLINO 1718.

Madonna vor der Girlande.

(Sch. 152.)

(Abb. S. 4g.)

F l a c h r e l i e f . S t u c k . Π. 0,705, Br. 0,425. Die alte Bemalung und reiche Vergoldung bronzefarbig nachgedunkelt. Mit der tabernakelartigen Umrahmung aus einem Stück. Erworben 1890 in Florenz. Die Komposition, die in den Umkreis A. Rossellinos gehört, ist als Marmorrelief in der Eremitage zu Leningrad und in einer größeren Anzahl leicht variierter Stuckreliefs von verschiedener Größe bekannt. Rass. d'Arte III, 1916, S. 55. — Gazette d. Β. Α., 29, 1903, S. 213. — Art in America V i l i , 1919, S. 198 ff. 7230. Anbetung des Kindes. (Sch. 144.) Das Kind an ein niedriges Lager aus Zweigen gelehnt. Landschaft mit Bergen und Bäumen, oben ein Stern und ein herabfliegender Engel. (Abb. S. 49.) F l a c h r e l i e f . G e b r a n n t e r Ton. H. 0,555, B r · °>42· Die alte Bemalung teilweise übergangen und nachgedunkelt. In einfachem zugehörigem Tabernakelrahmen. Erworben 1910 in Florenz. Geschenk. Eine ähnliche Komposition als Marmorrelief aus dem Besitz von Mr. J. P. Heseltine auf der Burlington Ausstellung in London 1912. — Sehr häufig ist das Thema in der Robbia-Werkstatt ; aber gotisch-schlanker und weniger artikuliert in der Durchbildung (vgl. hier 4998, S. 77). Von H. Gottschalk als A. R. abgelehnt. Kat. Burlington Ausstellung, London 1912, Taf. 10. — Gottschalk, A. Rossellino, S. 98. 83. Madonna mit d e m Lamm. (Sch. 151.) Dem segnenden Kinde dient ein Lamm als Kopfstütze. Am Sockel die Inschrift in Kapitalen: A V E · R E G I N A · C E L I · H a l b r e l i e f . G e b r a n n t e r Ton. H. 0,32, Br. 0,23 ohne den alten tabernakelartigen Rahmen. und vergoldet. Erworben 1883 in Florenz.

Bemalt

Hypothetisch früher als Modell oder Nachbildung eines Marmorreliefs von A. R. angesprochen. Der Madonnentypus zeigt eine gewisse Abhängigkeit von ihm. W. v. Bode, Jahrbuch VII, 1886, S. 28. — H. Gottschalk, A. R., S. 98. NACH ANTONIO ROSSELLINO 2281. Madonna mit zwei anbetenden Engeln. (Sch. 146.) Das Kind im Schoß hält einen Vogel in der Linken. H a l b r e l i e f . S t u c k . H. 0,75, Br. 0,59. Naturalistische Bemalung und reiche Vergoldung. In altem, nicht zugehörigem, tabernakelartigem Rahmen. Erworben 1896. Geschenk von Professor Elia Volpi in Florenz. Eine der nicht seltenen Nachbildungen eines Marmorreliefs im Kunsthistorischen Museum in Wien. Die geringen Abweichungen erklären sich aus dem bemalten, gröberen Material. Ilg, Jahrb. d. Kunsthist. Slgen. I, 1883, S. 116. 2846.

Madonna mit drei Cherubim.

(Sch. 145.)

F l a c h r e l i e f . S t u c k . Oben halbrund. H. 0,83, Br. 0,55. Naturalistische Bemalung und reiche Vergoldung. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel ohne Inschrift. Erworben 1904. Geschenk der Frau Julie Hainauer f , Berlin, in deren Sammlung es 1880 aus Florenz (Bardini) gelangte.

Antonio Rossellino und sein Kreis.

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Sorgfältig durchgebildetes Exemplar einer in mehreren Wiederholungen bekannten Komposition A. R.s, je eine in Marmor in London V. a. A. Museum (Nr. 108—76) und New York, vormals London, Slg. Pierpont Morgan. Über die Repliken in Stuck s. H. Gottschalk. — Wie bei 2015, (S. 44), ist hier der plastischen Wirkung in dem undurchsichtigen Material durch gemalte Schatten nachgeholfen. W. v. Bode, Denkmäler, Taf. 337, S. 103. — Katalog der Slg. O. Hainauer, S. 9. — Gottschalk, A. Rossellino, S. 42, Anm. 40. NACHFOLGER DES ANTONIO ROSSELLINO 2960. Madonna mit Johannes und zwei Engeln." (Sch. 147.) Das nackte Christkind, auf einem Kissen liegend, hält ein gerolltes Schriftband, Johannes ist durch den Wanderstab charakterisiert. Maria sitzt auf antikem Gebälk; an der volutenartigen Seitenlehne ein nackter Putto mit Girlande. (Abb. S. 52.)

22g[

Halbrelief. Stuck. H. 0,71, Br. 0,53. Die einst naturalistische Bemalung nachgedunkelt: Marias Kleid farbiger Brokat. Der blaue Grund aufgefrischt. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel mit der Inschrift in Kapitalen: AVE MARIA GRATIA PLENA DOMINUS TECU. Die Wappen daneben zerstört. Die Bemalung oben erneuert. •— Erworben aus der Sammlung A. v. Beckerath-Berlin. Soll aus S. Maria Nuova in Florenz stammen. Die Komposition ist vielleicht beeinflußt von der in Haltung und Einzelheiten sehr viel reicheren Gruppierung des verrocchiesken Marmorreliefs im Museum in Boston, ehem. Sammlung A. Quincy Shaw; die Formendurchbildung aber weist in den weiteren Umkreis A. Rossellinos. — Von den bekannt gewordenen Wiederholungen in bemaltem Stuck ist das im Museum von Straßburg (Nr. 411) irrtümlich L. d. Robbia zugeschrieben worden; das im Museo Nazionale zu Florenz soll aus S. Maria Nuova ebenda stammen; was gleiche Herkunft für das Berliner Relief in Frage stellt. Art in America III, 1915, S. 56 (Relief in Boston). — Gottschalk, A. Rossellino, S. 98. —· Festschrift des Kunsthist. Instituts zu Florenz, 1897, S. 70, Anm. 2. 7201. Johannesknabe. Mit einem Schriftband; ein Fell hängt gegürtet über den Körper. (Abb. S. 52.) Gebrannter Ton. H. 0,48. Unbemalt. Mehrmals gebrochen. Der linke Arm zum Teil ergänzt. Aus der Sammlung A. v. Beckerath, 1916. Geschenk der Erben. Aukt.-Kat. der Slg. A. v. Beckerath, 1916, Nr. 78. — Amtl. Ber. XXXVII, 1915/16, Sp. 251—254. 82. Madonna mit dem fröstelnden Kinde. Der Knabe sitzt auf einem Kissen.

(Sch. 142.)

Hochrelief. Gebrannter Ton. Oben abgerundet. H. 0,81, Br. 0,61. Bemalung bis auf geringe Reste abgewaschen. Die Vergoldung der Nische modern, die im Ornament des Sessels wiederhergestellt. Erworben 1828 (Sammlung Bartholdi). Das Relief ist derber als A. R.s gesicherte Marmorwerke; ähnliche Madonnenreliefs in Terracotta in der Sammlung O. Beit in London, im Musée von Lyon und in amerikanischem Privatbesitz (vormals Sammlung O. Hainauer-Berlin). — A. Gottschalk lehnt sie alle als Arbeiten A. R.s ab, obwohl gerade das letztgenannte dem Künstler sehr nahe steht. — Nach

15. Jahrhundert.

52

Florenz.

Schubring ist das vorliegende Relief zu bewegt für den Künstler. Die Madonna mit dem Girlandensockel (92, S. 48) kann als Verbindungsglied zu gesicherten Arbeiten A. R.s angesprochen werden; trotzdem ist die Zuweisung an den Künstler selbst nicht aufrechtzuerhalten. Bode, Jahrbuch VII, 1886, S. 27 und Denkmäler, Taf. 330, S. 103. — Kat. Slg. Hainauer Nr. 12. — Schubring, Italienische Plastik, S. 128. — H. Gottschalk, A. Rossellino, S. 98. NACH MEISTER A N D R E A 5003.

Maria mit dem Kinde.

(Sch. 155.)

Das Kind hält eine Frucht (Feige?) in der Rechten.

H a l b r e l i e f . S t u c k . H. 0,60, Br. 0,31. Alt bemalt. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel mit langer Umschrift. Stammt aus Florenz. Erworben 1904 als Geschenk mit der 1. Sammlung Dr. James Simon. Nachbildung eines (ganzfigurigen) Madonnenreliefs in Marmor, das, einst im Ospedale S. Giacomo, sich jetzt im Ospedale S. Spirito zu Rom befindet und seiner Inschrift: »Opus Andreae« wegen von Venturi Verrocchio zugeschrieben ist; doch hat die aufs feinste modellierte, aber nüchterne Arbeit keineswegs die typischen Merkmale von Verrocchios Stil. Die Komposition stimmt im Gegensinn weitgehend mit 1718 (S. 40/50) überein. DOMENICO R O S S E L L I ? Domenico

Rosselli

(Domenico

di

Giovanni

di Bartolomeo

detto

Rossello).

Geboren 1439 in oder bei Pistoia. Gestorben 1497/8 in Fossombrone. Florenz, Pisa, Pesaro, Urbino und Fossombrone.

Steinbildhauer.

Tätig in

Rovezzano,

Meister Andrea.

232.

Madonnenrelief.

(Sch. 162.)

Domenico Rosseiii.

53

Segnend steht das nackte Kind auf einem Kissen.

Flachrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,33, Br. 0,24. Die Ecke oben rechts abgebrochen und wieder angesetzt. Spuren von Vergoldung in den Nimben, Cherubimflügeln, Wolken des Hintergrunds und an der Kette des Kindes. Alter, nicht zugehöriger venezianischer Rahmen. Erworben 1841 in Venedig. (Sammlung Paiaro.) Das wenig charakteristische Relief galt früher der Herkunft wegen als venezianisch ; dann als florentinisch aus dem Umkreis A. Rossellinos. Eine wenig abweichende Wiederholung war 1909 im venezianischen Handel. Hypothetisch neuerdings von Middeldorf u. a. (briefliche und mündliche Mitteilungen) Domenico Rosselli zugeschrieben, mit dessen Stil eine gewisse Verwandtschaft besteht. Zudem ist dieser Florentiner vorübergehend in Venedig tätig gewesen. L'Arte X, 1907, S. 221. 1579. Maria mit dem zu ihr aufblickenden Kind. (Sch. 150.) Halbrelief. Stuck. H. 0,52, Br. 0,42. Die naturalistische Bemalung nachgedunkelt. Alter Tabernakelrahmen mit aufgefrischter Malerei und der Inschrift in Kapitalen: AVE · MARIA · GRATIA. PLENA. DOMIN. Erworben 1889. Geschenk des Herrn Adolph Thiem. Nachbildung eines Marmorreliefs im Florentiner Museo Nazionale, das dort A. Rossellino heißt und zu seinen Jugendwerken entschiedene Stilbeziehungen hat. — H. Gottschalk weist auf Ähnlichkeiten mit einer Stuckmadonna im Museum von Urbino hin, die dort Domenico Rosselli genannt wird. — Stilzusammenhänge in Typus, Haltung und Einzelheiten sind auch bei dessen Stuckrelief einer Madonna im V. a. A. Museum zu London, das auf der Rückseite DI DOMENIC. bezeichnet ist. Aber das Florentiner Relief scheint doch einem noch etwas besseren Könner anzugehören. H. Gottschalk, A. Rossellino, S. 97. — Toesca, Bollettino d'Arte, Ser. 2, Bd. I, 1921, S. 153.

15. Jahrhundert.

54

Florenz.

I

93

7I7

TOMMASO FIAMBERTI Tommaso Fiamberti (Flamberti, Framberti). Steinbildhauer aus Campione am Luganer See, f 1524/5 in Cesena. Tätig in Florenz, Venedig (?), Urbino, Forlì, Ravenna, seit 1498 nachweisbar in Cesena. Von G. de Nicola (Rassegna d'Arte ant. e. mod. I X , 1922, S. 73 ff.) mit dem Meister der M a r m o r m a d o n n e n identifiziert. (Vgl. auch Thieme, Künstler-Lexikon X I , S. 526.) 93. Maria mit dem Kinde. (Sch. 157.) Maria auf einem mit Delphinen geschmückten Sessel sitzend, das Kind mit einem Vogel spielend; wolkengeschmückter Hintergrund. Hochrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,53, Br. 0,345. Die Ecke rechts oben abgebrochen und wieder angesetzt. Moderner Rahmen. Erworben 1880 in Venedig. Eine in Einzelheiten abweichende Wiederholung in der Slg. des Sir Hubert Parry in Highnam Court (England) ; sie hat halbrunden Abschluß nach oben, an Stelle der Girlande drei Cherubim, am Brustlatz einen Stern und Sphingen am Stuhl (Abb. bei Bode, Denkm., Taf. 425). Beide Reliefs und ein A. d. Robbia zugeschriebenes, weiß und blau glasiertes aus der Slg. Bardini (Aukt.-Kat. 1912 Taf. 22, Nr. 513) sind kompositionell abhängig von der Terracottastatuette A. Rossellinos im V. a. A. M. in London. Der Madonnentypus aber ist der T. F.s. W. v. Bode, Jahrbuch VII, 1886, S. 30. 94. Madonna im Engelkranz. (Sch. 158.) Unten links und rechts zwei leere Wappenschilder. Halbrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,72, Br. 0,59. Spuren von Vergoldung an der profilierten Umrahmung, den Nimben, Wolken und Säumen von Marias Mantel (hier Schriftborten). Erworben 1883 in Florenz. Das Werk hat mit den Werken T. F.s — man beachte die Lünette im Palazzo di Studi in Forlì — weitgehende Verwandtschaft. Früher galt es auch als Arbeit des Meisters der Marmormadonnen.

Tommaso Fiamberti.

Mino da Fiesole.

55

Rubinstein, Art in America X , 1922, S. 39. — W. v. Bode, Jahrbuch VII, 1886, S. 30 und Denkmäler, Taf. 423, S. 1 3 1 . NACH TOMMASO F I A M B E R T I 1717.

Madonna mit den Kandelabern.

(Sch.

156.) F l a c h r e l i e f . S t u c k . H. 0,825, Β Γ · °j5 0 · Schleier, Haar und Mantelfutter vergoldet, das Hemd des Kindes rot. Die Bemalung ist nachgedunkelt. Aus einem Stück mit dem reich ornamentierten Rahmen, in dessen Lünette ein Engel mit Schriftband in einem Kranz. Erworben 1890 in Florenz. Die Komposition kommt in Marmor ausgeführt als Straßentabernakel in der Calle della Pietà in Venedig und als Cartapestarelief ebenda im Museo Correr vor; außerdem oft in kleinerem Format als Bronzeplakette (vgl. K . F . M. 1018 und Molinier Nr. 530) und in großem Maßstab in bemaltem Stuck. Dem Berliner Exemplar steht das in der Sammlung Principe del Drago in New Y o r k besonders nahe, das A. Marquand als Nachbildung nach A. Rossellino anspricht. Indessen kann n. m. D. höchstens die etwas feinere Variante im V . a. A. Museum in London in Beziehung mit dem Florentiner gebracht werden. Das New Yorker und das Berliner Relief, sowie andere Wiederholungen haben denselben Madonnentypus, wie die T . F . zugewiesene Lünette in Forli (vormals Dom, jetzt Palazzo di Studi) ; ebenso sprechen einige Stileigentümlichkeiten und das Vorkommen der Komposition in Marmor und Cartapesta in Venedig für den von A. Rossellino beeinflußten Oberitaliener. Marquand, Art in America VII, 1919, S. 198 ff. MINO DA F I E S O L E Mino da Fiesole, (Mino di Giovanni di Mino). Marmorbildner. Geboren 1431 in Poppi im Casentino bei Florenz, gestorben 11. Juli 1484 in Florenz. Tätig in Florenz, Fiesole, Rom, Volterra, Perugia und für Prato. 96. Bildnis des Niccolò Strozzi.

(Sch. 164.)

Unter

dem

reichen,

pelzverbrämten

Brokatgewand

15. Jahrhundert.

56

Florenz.

wird am Hals das gemusterte Hemd sichtbar. In der inneren Höhlung der Büste und auf der Standfläche die abgebildeten Bezeichnungen.

2186

Büste. Carrarischer Marmor. H. 0,49. Unterwärts ausgehöhlt. Hier die Inschrift: NICOLAUS DESTROZIS IN URBE.A.MCCCCLIIII. und auf dem Rand: OPUS NINI. Die Nasenspitze wieder angesetzt. Erworben 1877 aus Palazzo Strozzi in Florenz.

Niccolò di Leonardo Strozzi (f 1469 in Rom), der seit 1434 in der Verbannung lebte, hat Banken in London, Barcelona, Avignon, Neapel und Rom errichtet und dadurch das Fundament für die wirtschaftliche Macht der Familie begründet. Selbst Dichter, hatte er auch an der Geisteskultur seiner Zeit unmittelbaren Anteil. Die Bezeichnung der Büste »Opus Nini« (Schreibfehler kommen auch sonst bei Mino vor) hat gelegentlich dazu verführt, die Büste Mino abzusprechen, auch Angeli, der dann auf seinem eignen falschen Zitat (Opus Dini) weitreichende Hypothesen aufbaut. — Die steinmetzenmäßige, z. T. etwas derbe Modellierung, Auffassung und prägnante Charakterisierung aber entsprechen durchaus M.s eigenhändigen älteren Arbeiten. Die Beischrift »IN U R B E « beweist ebenso wie der Stil, daß dies früheste bekannte Bildnis M.s unter dem Einfluß römischer Antike entstanden ist. Die hypothetische Identifizierung mit dem auf dem Männerbildnis des Meisters von Flémalle (Berlin Nr. 537 A) Dargestellten erledigt sich nach Friedländer durch die neuerliche Datierung um 1430 ; da die Ähnlichkeit nur eine oberflächliche sei und der Altersunterschied des Verbildlichten kaum vierundzwanzig Jahre betragen könne. Gnoli, Archivio stor. d. A. II, 1889, S. 456. — W. v. Bode, Porträtskulpturen, S. 15 ff. und Denkmäler, Taf. 379, S. 120. — Venturi, Storia d. A. Ital. VI, 1908, S. 636. — Schottmüller, Thiemes Künstler-Lexikon XXIV, S. 580. — Angeli, Mino da Fiesole, S. 7 u. 56. 2186. Bildnis des Alesso di Luca Mini. (Sch. 163.) Auf dem schmalen Sockel vorn in Kapitalen die Inschrift: Alexo di Luca Mini 1456; unterwärts ein Schriftband mit dem Datum: MCCCCLVI. Büste. Marmor. H. 0,55. Unterwärts teilweise ausgehöhlt. Die Nase abgebrochen und wieder angesetzt, die Ohrläppchen modern ergänzt. Etwas verwittert. Erworben 1894. Geschenk der Frau Julie Hainauer j in Berlin. Stammt aus einer Villa bei Florenz.

Mino da Fiesole.

57

Weitgehende Übereinstimmung mit Minos frühesten Bildnisbüsten in Florenz (Museo Nazionale) und Berlin (vorige Nummer) sichern die Zuweisung an den Künstler und die Entstehungszeit. Neben der Marmortechnik, der Durchbildung von Haar und Augen ist besonders die psychologische Ausdeutung für Mino charakteristisch. Der Dargestellte (geb. 1431) war nach J. del Badia Apotheker und Besitzer eines Spezereigeschäfts an der Piazza S. Lorenzo in Florenz. — D. Angeli sieht in der Büste, »da man an Donatellos Autorschaft für den Uzzano zweifeln kann und Rossellinos Sassetti-Büste später zu datieren ist«, das erste bildhauerische Bildnis der Renaissance in antiker Tracht. — Seine Darstellung durch Mino wird hypothetisch aus Freundschaftsbeziehungen erklärt. W . v. Bode, Denkmäler, Taf. 379, S. 119. Jahrb. X V , 1894, S. 272. — Gnoli, Archivio stor. d. A. II, 1889, S. 456. — A. Venturi, Storia d. A. Ital. VI, 1908, S. 636. — Angeli, Mino da Fiesole, S. 57.

97.

Bildnis eines jungen Mädchens. (Sch. 165.)

Das Haar, von einem schleierartigen Band zusammengehalten, fällt frei auf den Nacken. Ein Mantel deckt die linke Schulter. Büste. Carrarischer Marmor. H. 0,465. Glatter Sockelstreifen. Erworben 1842 in Florenz.

Unter den Mino zugeschriebenen Frauenbüsten steht ihm diese weitaus am nächsten, nach Auffassung und Formdurchbildung. Die raffinierte Marmorarbeit erlaubt, die eigenhändige Ausführung des Meisters in reifsten Jahren anzunehmen. — Typus, Stil und Anordnung er Gewänder kommen ähnlich an der Carità des Grabmals Conte Ugo (1471—1481) in der Badia zu Florenz vor. — Doch irrt A. Venturi, wenn er in der Büste die Imitation eines Tugendreliefs sieht. Neben gelegentlichen Übereinstimmungen Bildwerke d. K . F. M . , Schottmüller.

15. Jahrhundert.

58

Florenz.

im Beiwerk geht die Büste in der Ausdeutung der Persönlichkeit über Minos Tugenden hinaus. W. v. Bode, Porträtskulpturen, S. 13 und Denkmäler, Taf. 398, S. 190. — Η. v. Tschudi, Jahrbuch VII, 1886, S. 127. — Angeli, Mino da Fiesole, S. 66. — Venturi, Storia, Bd. VI, 1908, S. 654, Anm. 98. Madonna im Rund. (Sch. 166.) Der Knabe sieht, wie Spuren von Bemalung in den Augen zeigen, zur Mutter empor (Abb. S. 57.) Halbrelief. Carrarischer Marmor. Rund. Durchmesser 0,645. Mehrmals gebrochen. Gleichzeitiger, nicht zugehöriger vergoldeter Holzrahmen. Erworben 1885 in Florenz. Stammt aus Palazzo Mozzi. Sorgfältige, wohl eigenhändige Arbeit aus Minos Spätzeit. Die Komposition steht zwischen dem Tondo am Grabmal des Conte Ugo in der Badia und dem im Museo Nazionale zu Florenz. Typus und Faltenstil kommen ähnlich an den Madonnenreliefs der römischen Grabmäler Crist ofero della Rovere (f 1474) in S. Maria del Popolo und Pietro Riario (f 1477) in S. Apostoli vor. Vielleicht auch für ein Grabmal gearbeitet. — Von A. Venturi ohne Angabe von Gründen auf seine» Proskriptionsliste« gesetzt. — Sonst nie bezweifelt. Η. v. Tschudi, Jahrbuch VII, 1886, S. 122ff. — W. v. Bode, Denkmäler, Taf. 392 c, S. 126. — D. Angeli, Mino da Fiesole, S. 108. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 654. MINO DA FIESOLE? 5006.

Segnender Christusknabe.

(Sch. 168.)

In der Linken die Kreuzesnägel haltend.

Statuette. Marmor. H. 0,45. Rückseite unbearbeitet. Am rechten Arm und an den Beinen Teile ergänzt. Erworben 1904 als Geschenk mit der 1. Sammlung Dr. J . Simon. Stammt aus der Sammlung Leclanché in Paris, für die das Werk in Florenz erworben wurde. Die Figur bekrönte ursprünglich wohl ein Tabernakel oder einen Altar, · in der Art etwa wie die sehr verwandte Figur des segnenden Christusknaben in S. Ambrogio in Florenz. 99. Allegorie des Glaubens. mit der Hostie tragend.

(Sch. 167.)

In der Rechten ein Kreuz, in der Linken den Kelch

Halbrelief ohne Grund. Carrarischer Marmor. H. 1,30, Br. 0,44. Unvollendet. An der unteren Hälfte sind noch Teile vom Block stehen geblieben; Bohrlöcher am Kopf. Dieser, am Halsansatz gebrochen, ist wieder aufgesetzt. Erworben 1879 ' n Florenz. Der unfertige Zustand des Werks ist vormals als besonders lehrreich für die Erkenntnis von Minos Arbeitsweise angesprochen worden. Bildhauer halten sie hier aber für schwächlich und dilettantisch, und haben davon ausgehend Zweifel an Minos Autorschaft geäußert. Ebenso A. Venturi. — Es handelt sich nicht nur um die ganz ungleichmäßige Durchbildung (Kopf und Hals sind bis auf die Politur fertig, anderes nur im gröbsten zugehauen), was gegen alte bildhauerische Gepflogenheiten verstößt; es sind auch in den unfertigen Teilen die Formen ganz ausdruckslos angelegt. Das Werk eines tüchtigen Künstlers ist in jedem Zustand in seiner Art vollkommen. — Eine der Komposition verwandte Darstellung der Fede in der einstigen Sammlung Dreyfus-Paris (1930 an Duveen verkauft). Falls von Mino oder seiner Werkstatt, wäre das Relief für die Rückwand eines Grabmals bestimmt gewesen, angebracht wie ähnliche Marmorarbeiten an den Monumenten Giugni und des Conte Ugo in der Badia zu Florenz.

Mino da Fiesole.

Andrea del Verrocchio.

59

Η. v. Tschudi, Jahrbuch VII, 1886, S. 29 u. 128. — Bode, Denkmäler, Taf. 191, S. 126. 2959. Knabenkopf. Pupillen.

(Sch. 169.) Die Augen mit vertieften, geschwärzten

Marmor. H. 0,13. Auf modernem Sockel. Die Nasenspitze ergänzt. Fragment einer Büste oder Statue. Erworben aus der Sammlung A. v. Beckerath-Berlin. Stammt aus dem Florentiner Kunsthandel. NACH MINO DA FIESOLE 100. Madonna mit Engeln. (Sch. 170.) Maria hält mit beiden Händen das nackte Kind, das vor ihr auf einem niedrigen Altar sitzt, zu dem auf beiden Seiten Stufen emporführen ; das Kind liest ein Spruchband, dessen eines Ende ein rechts kniender Engel hält. Der Engel vorn zu Linken trägt eine Kerze. Im Hintergrund zwei stehende Engel, der linke mit Rauchfaß, der rechte mit Krone. Hochrelief. Stuck. H. 0,46, Br. 0,36. Die alte Bemalung z. T. abgesprungen und wieder aufgefrischt. Mehrfach gebrochen. Erworben 1881 in Florenz. Nachbildung eines Marmorreliefs im Victoria a. Albert Museum in London, vormals Sammlung Sir Hubert Parry in Highnam Court, das die Bezeichnung Opus Mini trägt und seinem Stil nach in die Zeit um 1470 —1475 gehört (Abb. Kat. der Burlington-Ausstellung, Ital. Sculpture 1912, Taf. X I I I , Nr. 19). ANDREA DEL VERROCCHIO Andrea del Verrocchio (Andrea da Micheli di Francesco de' Cioni) 99 Goldschmied, Ton- und Bronzebildner, Steinbildhauer und Maler. Geboren 1436 in Florenz, gestorben in Venedig 1488. Tätig in Florenz, Rom, Venedig und nach Vasari für den König Matthias Corvinus von Ungarn. 112.

Schlafender nackter Jüngling.

(Sch. 173.)

(Abb. S. 60.)

Statuette. Gebrannter Ton. H. 0,36, Br. 0,58. Unbemalt. Einige Zehen ergänzt. Erworben 1885 in Genua. Stammt aus Florenz. Die feine Naturbeobachtung und subtile Durchbildung der Oberfläche sind charakteristisch für V.s Modelle, die schon zu seinen Lebzeiten besonders geschätzt wurden. — Venturi (Storia) nennt es Endymion, aber spricht es später als Arbeit Antonio Pollaiuolos an unter Berufung auf die Tugendstatuetten am Grabmal Sixtus IV. im Museo Petriano (Rom), eine Zuschreibung, die keineswegs überzeugt.— Burgernennt die Statuette »ruhender Adam« und vergleicht sie mit den gelagerten Bildnisstatuen an wenig jüngeren Grabmälern. — Nach Cruttwell Studie zur Auferstehung aus der Villa Careggi, jetzt im Museo Nazionale zu Florenz, bei der Valentiner Lionardos weitgehende Mithilfe annimmt. Der schlafende Jüngling ist ohne die leidenschaftliche Ausdruckskraft jener Gestalten, was Valentiners Annahme wahrscheinlich macht und die Berliner Statuette, durch ihre Verwandtschaft, als Werk V.s sichert. W. v. Bode, Denkmäler, Taf. 459, S. 188. — C. v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 20, Nr. 31. — Burger, Das Florentinische Grabmal, S. 277. — Cruttwell, Verrocchio, S. 61. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 723; LArte X X I X , 1926, S. 181; Studi dal Vero, S. 51. — Valentiner, Art Bulletin 12, 1930, S. 43 ff, — §*

6o

1 5 . Jahrhundert.

Florenz.

117. Grablegung Christi. (Sch. 172.) Der Leichnam über dem Sarkophag emporgehalten von einem rechts Knienden (Joseph von Arimathia?), von Maria, die ihn umfängt, und einem Mann (Johannes ?), dessen Oberkörper weggebrochen ist. Links eine trauernde Frau und eine, Christi Füße küssend. Hinter ihnen — nur angedeutet — eine Frau mit entblößter Brust (Magdalena?). Wahrscheinlich entsprach ihr rechts eine heute fehlende Gestalt. Halbrelief. Modell. Gebrannter Ton. H. 0,29, Br. 0,43. Unbemalt. Der obere Rand mit dem Kopf der jugendlichen Frau und die rechte Ecke mit dem Oberkörper des Johannes (?) und noch eine Gestalt (?) abgebrochen. Der untere Rand bestoßen; einige Sprünge. Erworben 1888 in Wien aus dem Besitz von F. v. Pulszky, der es um 1865 von Foresi in Florenz erwarb. Geschenk des Herrn Dr. James Simon. Die Züge des vorn rechts Knienden haben viel Ähnlichkeit mit Niccolò Forteguerri, man hat deshalb in dem Relief einen Entwurf zum Sarkophag am Forteguerri-Monument im Dom zu Pistoia gesehn. Bei Verrocchios Tod unvollendet, ist dies Denkmal des Kardinals erst im 17. Jahrhundert in z. T. veränderter Form fertiggestellt, freilich mit einer marmornen Sarkophagfront aus V.s Werkstatt. Die NichtVerwendung der Grablegung wäre somit schon zu V.s Lebzeiten beschlossen worden.—Weil V. zu Ende seines Lebens in Venedig war, vermutet Cruttwell hypothetisch den Teilentwurf für ein Dogengrab. — Wahrscheinlicher ist die geplante Verwendung an einem Altar. Eine Kopie des Reliefs (ohne die zwei Hintergrundfiguren) befindet sich an der Predella des glasierten Madonnenaltars in den Cappuccini zu Camerino (Marken, Alinari 20099; Hinweis von Herrn Dr. Middeldorf), den A. Marquand (R. u. S. Buglioni, S. 190) um 1530 datiert und (Brothers of Giov. d. Robbia, S. 38/9) hypothetisch Mattia della Robbia zuschreibt. Die Stilverwandschaft des Berliner Originals mit der Thomasgruppe, die gleichzeitig mit dem Forteguerri-Grabmal entworfen ist, sichern auf jeden Fall die Zuschreibung an V., der hier das später für Lionardo charakteristische Kompositionsschema : das gleichseitige Dreieck zwischen flankierenden Senkrechten verwendet hat. — Nur Venturi zweifelt an V.s Autorschaft. W. v. Bode, Denkmäler, Taf. 456, S. 145. — Mackowsky, Verrocchio, S. 6off. — Burger, Das Florentinische Grabmal, S. 117. — Cruttwell, Verrocchio, S. 157. ·— Venturi, Storia VI, 1908, S. 723. 120.

Bildnis eines Jünglings.

(Sch. 174.) Über dem vorn geschlossenen Rock ein Mantel, dessen Enden sich auf der Brust kreuzen. Büste. Gebrannter Ton. H. 0,53. Scharf gewaschen. Auf frühere Bemalung deuten die Reste von Kreidegrund (namentlich in den Haaren) und das Fehlen der Augensterne. Ergänzt ein Stück der rechten Wange und des Mantels. Erworben 1842 in Florenz. Aufs nächste mit Verrocchios Bildnisbüsten, speziell der eines Jünglings in London (Victoria and Albert Museum) verwandt, die bei sehr ähnlicher Anordnung und Gewandung als Gegenstück geschaffen sein dürfte. Wahrscheinlich sind beide eigenhändige Arbeiten. Dagegen hat die Frauenbüste der Sammlung V. Hahn,

6l

Andrea del Verrocchio und seine Werkstatt.

120

früher Sammlung Grassi, Florenz und New York, die im 19. Jahrhundert entstanden ist, nichts mit dem Jünglingsporträt zu tun. Bode, Denkmäler, Taf. 460, S. 148. — Ο. ν. Falke, Aukt.-Kat. d. Slg. V. Hahn, Berlin 1932, Nr. 25 und Vorwort. 113. Die heilige Maria Magdalena. (Sch. 175.) Das Haar schließt sich, unter der Brust durch einen Strick zusammengehalten, wie ein Fellkleid dem Körper an. Statuette. Gebrannter Ton. H. 0,44. Die zarte alte Bemalung und die Vergoldung der Haare liegt auf einer dünnen Stuckschicht. Erworben 1882 in Florenz. Die treffliche Durchbildung der hageren Extremitäten und der dringliche Ausdruck sichern das Werk als Originalmodell V.s. In seiner Werkstatt ist das Thema der Maria Magdalena als Bild und Skulptur mehrfach dargestellt ; so ist die Berliner Statuette in Credis Gemälde in der Berliner Galerie (Nr. 103) und Botticinis Madonna zwischen Engeln und Heiligen im Louvre wiederholt; die Himmelfahrt der Heiligen kommt als Relief im Bonnat-Museum von Bayonne und im Victoria and Albert Museum in London vor. Auch sonst ist damals in der italienischen Kunst (A. Poliamolo) und in der deutschen (Riemenschneider u. a.) das Thema besonders beliebt gewesen. W. v. Bode, Denkmäler, S. 148, Taf. 461. — A. Venturi, Bd. VI, 1908, S. 723. — v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 21, Nr. 32. — Colasanti, Boll. d'Arte II, 1922/23, S. 195. — WERKSTATT DES ANDREA DEL VERROCCHIO

123.

Bildnis eines Jünglings. (Sch. 192.)

(Abb. S. 62.)

Büste. Gebrannter Ton. H. 0,395, Br. 0,42. Die Reste von Kreidegrund weisen auf eine ursprüngliche Bemalung. Mehrmals gebrochen. Durch scharfe Reinigung beschädigt. Nur der Kopf alt, der Körper vom Hals an neu. Nasenspitze ergänzt. Erworben 1842 aus dem Besitz des Baron Garriod in Florenz. Im Stil auch an Benedetto da Maiano erinnernd, doch Verrocchio näherstehend.

113

62

13. Jahrhundert.

Florenz.

123 118.

Bildnis des Matthias Corvinus.

(Sch. 181.)

Halbrelief. Parischer Marmor. H. 0,345, Br. °>25• Spuren von Vergoldung an Haar und Panzer. In altem, ursprünglich nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1842 vom Marchese Orlandini in Florenz. Matthias Corvinus (Hunyady, 1443—1490), seit 1457 König von Ungarn, erteilte Aufträge an italienische Künstler oder zog sie an seinen Hof. — Die beiden Berliner Reliefs mögen nach Modellen von Verrocchio in dessen Werkstatt (unter seiner Mitwirkung?) ausgeführt sein, nach Medaillen oder andern Vorlagen. Zwei spätere Relief-Bildnisse von ihm und seiner zweiten Gattin im Kunsthistorischen Museum zu Wien sind von Dalmata. — Eine Variante, wohl aus neuerer Zeit unter Benutzung des Rattier-Reliefs eines Kriegers im Louvre entstanden, in der Slg. W. Newall (Abb. Burlington Ausstellung London, 1913, Ital. Sculpture . . ., Nr. 8, Taf. VII). Bode, Denkmäler, S. 149, Taf. 463; s. die folgende Nr. 119.

Bildnis der Gattin des Matthias Corvinus.

(Sch. 182.)

Halbrelief. Parischer Marmor. H. 0,38, Br. 0,25. Im Haar und an den Schmucksachen Reste der Bemalung und Vergoldung. In altem, ursprünglich nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1842 vom Marchese Orlandini in Florenz. Zeitstil mit Ähnlichkeit verwechselnd, hat man unter Hinweis auf Lauranas bezeichnete Büste der Beatrice von Aragonien (1457—1508) einer Tochter König Ferdinands von Neapel, von 1471/72, vormals in der Slg. G. Dreyfus in Paris, und das jüngere Reliefbildnis im Kunsthistorischen Museum zu Wien die Dargestellte früher mit der zweiten Gemahlin des Matthias Corvinus (vermählt 1476) identifiziert. Es ist aber nach Alter und Tracht der Dargestellten wahrscheinlicher, daß hier die erste Gemahlin des jugendlichen Herrschers, Kunigunde, die älteste Tochter Georg Podiebrads, dargestellt ist, die 1471 nach vierjähriger Ehe starb. W. v. Bode, Ital. Porträtskulpturen, S. 34 und Denkmäler, S. 149, Taf. 463. — Rolfs, Franz Laurana, S. 339. 124. Bildnis des Cosimo de' Medici. (Sch. 183.) Starkes Hochrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,36, Br. 0,32. Die Nasenspitze angesetzt, die linke obere Ecke des Grundes ergänzt. Erworben 1842 in Florenz von Marchese Orlandini. 119

118

Vielleicht das älteste Marmor-Bildnis

Werkstatt des Andrea del Verrocchio.

124

63

igo

Cosimo Medicis, des »pater patriae« (1389—1464). Das starke Hochrelief (ein Teil der abgewandten Gesichtshälfte ist freiplastisch herausgearbeitet) und ein gewisser Realismus haben auf eine Arbeit nach dem Leben, nicht aber nach anderen Porträts schließen lassen. Zweifellos ist aber der Zusammenhang mit Niccolò Forzores größerer Medaille (Abb. bei Habich, Medaillen der ital. Renaiss. Taf. X X X V I I I 2) ; doch kann das Marmorrelief die ältere Schöpfung sein. In der Sammlung Orlandini Verrocchio selbst zugeschrieben. Ein ähnliches, bemaltes Relief (im Gegensinn und etwas gröber) in der alten Sakristei von S. Lorenzo zu Florenz. W. v. Bode, Denkmäler, S. 149, Taf. 464. — Trapesnikoff, Die Porträtdarstellungen der Mediceer im 15. Jahrhundert, S. 15/6.

190.

Bildnis des Giuliano de' Medici.

(Sch. 184.)

H a l b r e l i e f . Weißer Marmor. H. 0,22, Br. 0,17. Die untere rechte Ecke des Grundes ergänzt. In altem, ursprünglich nicht zugehörigem Holzrahmen. Erworben 1888 in Florenz. Geschenk des Herrn Carl Schnitzler. Das Relief stimmt ziemlich genau mit der Medaille des Niccolò Fiorentino überein, die bald nach 1478 entstanden ist, da ihr Revers mit der Nemesis auf Giulianos gewaltsames Ende in der PazziVerschwörung hinweist. Wahrscheinlich hat dies besonders charakteristische Porträt als Vorlage für die Marmor-Arbeit gedient. W. v. Bode, Denkmäler, S. 149, Taf. 465. — Trapesnikoff, a. a. O. S. 69. 121. Johannes der Täufer als Kind. (Sch. 186.) In der Rechten eine herabhängende Schriftrolle mit den Worten: E C C E . A G N I V S . D E I . S t a t u e t t e . G e b r a n n t e r Ton. H. 0,54. Naturalistisch bemalt. Fellkleid braun. Nimbus und gürtender Strick vergoldet. Drei Finger der linken Hand fehlen. Rückwand und Konsole modern. Erworben 1880 in Florenz. Die Statuette ist mit Verrocchios Kindergestalten verwandt (vgl. auch das Madonnenrelief 122 (S. 64/65) und mit Studien im sogenannten Skizzenbuch Verrocchios im Louvre. — Sie könnte in seiner Werkstatt gearbeitet sein. v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 21, Nr. 35. 2009. Schlafender nackter Knabe. (Sch. 178.) Der Kopf ruht auf dem rechten Arm, auf eine kleine Erderhöhung gestützt. (Abb. S. 64.) S t a t u e t t e . G e b r a n n t e r Ton. H. 0,185, Β Γ · °»3δ· grund der alten Bemalung. Erworben 1893 in Paris. Skizzenhafter

und

von

Spuren vom KreideGeschenk.

feinerer Naturbeobachtung

zeugend

als die

64

15. Jahrhundert.

Florenz. liegenden Putten 1 1 5 u. 1 1 6 (s. u.). Wahrscheinlich Modell. v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 21, Nr. 34. NACH ANDREA DEL VERROCCHIO 122. Maria mit dem stehenden Kinde. (Sch. 179.) (Madonna Medici).

Halbrelief. Gebrannter Ton. H. 0,69, Br. 0,48. Die alte Bemalung ζ. 'Γ. durch ölanstrich aufgefrischt. Hellblauer Hintergrund. Drei Finger an der rechten Hand des Kindes fehlen. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel. Erworben 1879 in Mailand. Stammt aus einer Villa bei Florenz. Wenig veränderte Nachbildung des Marmorreliefs von Verrocchio im Museo Nazionale zu Florenz, von dem auch freiere und jüngere Wiederholungen bekannt sind. Eine gute Replik im V. a. A. Museum zu London (7576—61), eine aus dem Besitz von Mr. G. B. Dibbler war 1912 auf der Burlington Ausstellung, eine aus der Slg. Graf Oriola wurde 1932 bei Mensing-Amsterdam versteigert. (S. Nachtrag. ) Mackowsky, Verrocchio, S. 33. — Burlington Ausstellung, Italian Sculpture 1912, Nr. 32. ·— Collection Comte Oriola, Aukt.-Kat. Nr. 41. NACHFOLGER DES ANDREA DEL VERROCCHIO 115. Liegender nackter Knabe. (Sch. 189.) Den Oberkörper auf eine kleine Bodenerhöhung gestützt. Statuette. Gebrannter Ton. H. 0,31, Br. 0,50. Jetzt farblos. An jedem Fuß die große Zehe ergänzt, am rechten auch die zweite und dritte. Rechts ist ein Stück der ovalen Bodenplatte abgebrochen. Erworben 1882 in Paris zusammen mit 116. Geschenk des Herrn Oskar Hainauer. Zwei Zeichnungen dieser Komposition im sogenannten Skizzenbuch des Verrocchio in der Sammlung des Duc d'Aumale (hier mit Wappenschildern ohne Zeichnung), die eine Lorenzo di Credi, die andere Francesco di Simone ( ? ) zugeschrieben. In Ton- und Stuckwiederholungen bekannt ; kleine Bronzewiederholung im Metropolitan Museum in New York. Vgl. hier 2009 (S. 63/64). Burger, Das Florentinische Grabmal, S. 179ft — W. v. Bode, Jahrbuch III, 1882, S. 100 und Denkmäler, S. 148, Taf. 462. — ν. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 21, Nr. 34. 116. Liegender nackter Knabe. (Sch. 190.) Gegenstück zum vorigen. Komposition übereinstimmend im Gegensinn. Statuette. Gebrannter Ton. H. 0,31, Br. 0,50. Unbemalt. Die drei ersten Finger der rechten Hand und die Zehen sind ergänzt. Vgl. die vorige Nummer.

Andrea del Verrocchio.

Francesco di Simone Ferrucci.

65

FRANCESCO DI SIMONE FERRUCCI Francesco di Simone Ferrucci. Bildhauer u. Architekt, geb. 1437 in Fiesole, gest. 1493 in Florenz. Schüler seines Vaters und des Desiderio da Settignano. Tätig in Fiesole, Florenz, Bologna, für Prato, Forli, Perugia, Montefiorentino und wahrscheinlich Venedig. M. 13. Zwei Engel mit dem Monogramm Christi. (Sch. 185.) Im inneren Rand der Scheibe stilisierte Lilien. Ein Band flattert von der Scheibe nach rechts hinter dem Engelknaben in die Ecke unten. Flachrelief. Marmor. H. 0,57, Br. 1,15. Das von Strahlen umgebene Kreuz, die Kreuzesnägel und das dazwischen sichtbare Monogramm Christi vergoldet. Profilierter Rand und alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1896 in Florenz. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. Nach Clarence Kennedy Altarplatte für den Dom in Prato, wo gleichfalls an Seitenfeldern die Lilie (das Wahrzeichen von Prato) ebenso als Füllmuster vorkommt. — Auf einer Photographie des restlichen Altarschmucks (im Florentiner Institut, Brogi 12737) die Notiz von C. von Fabriczy: Friesfragment eines 1487 begonnenen Ciboriumsaltars und Hinweis auf die »Ornamentik am Ölbehälter in Monteluce35)· Die alte Bemalung stark nachgedunkelt. Marias und des Kindes Kleid vergoldet. Erworben 1912 in Florenz. Soll aus Siena stammen. Eigentum des Kaiser-Friedrich-MuseumsVereins.

Antonio Federighi.

Neroccio di Bartolomeo.

Francesco di Giorgio.

91

1797

Die Komposition hat viel Ähnlichkeit mit Francesco di Giorgios Madonnenbild in der Akademie v o n Siena (Abb. bei Jacobsen, Quattrocento in Siena, Taf. L I , Nr. 4). Die T y p e n aber erinnern mehr noch an Neroccios Madonnen ebenda u n d im Palazzo Saracini; so daß an eine A r b e i t von diesem in der (bis 1475) mit Francesco gemeinschaftlichen W e r k s t a t t gedacht werden m u ß . — Eine Wiederholung, v o n Valentiner auch Neroccio genannt, im Museum v o n Chicago (Sammlung Ryerson). Valentiner, Art in America X I I I , 1925, S. 257. — W. v. Bode, Berichte des K.-F.-Museums-Vereins 1910/12, S. 9 und Amtl. Berichte X X X V I I , 1915/16, S. 183.

A R T D E S NEROCCIO DI B A R T O L O M E O L A N D I 7132. Maria m i t d e m Kinde. (Sch. 256.) Sie hat den langen Mantel, der auch den Hinterkopf bedeckt, m i t beiden A r m e n hochgenommen. D a s K i n d , nur wenig v o n einem Schleier verhüllt, spielt mit ihrer Rechten. S t a t u e t t e . G e b r a n n t e r T o n . H. 0,70. Die alte Bemalung nur teilweise erhalten. Goldgemusterte Säume. Die hintere rechte Ecke des Postaments ist abgebrochen. Erworben 1912 in Florenz. Geschenk von Prof. Luigi Grassi an Excellenz von Bode. Stammt aus Siena. Ähnlich im A u s d r u c k und im T y p u s zwei halbfigurige Madonnen Neroccios im Palazzo Saracini; auch seinem T r i p t y c h o n v o n 1476 in der A k a d e m i e v o n Siena f o r m v e r w a n d t ; dazu haben seine plastischen Freifiguren die leichte gotische Schwingung mit der Berliner Statuette gemein. D o c h genügen solche Stilzusammenhänge keineswegs zu einer sicheren A t t r i b u t i o n an Neroccio, zumal sich auch in anderen zeitgenössischen Arbeiten Sienas, ζ. Β . denen Vecchiettas, formale Übereinstimmungen finden. Bode, Berichte des Kaiser-Friedrich-Museum-Vereins 1910/12, S. 9. — Bode, Amtl. Berichte X X X I I I , 1911/12, S. 303 und X X X V I I , 1915/16, S. 175 (als sicheres Werk Neroccios). F R A N C E S C O DI GIORGIO Francesco di Giorgio (Francesco Maurizio di Giorgio di Martino Poliamolo). A r c h i t e k t und Ingenieur, Bildhauer und Maler. Geboren 1439 in Siena ; gestorben 1502 bei Siena. Selbständig t ä t i g in Siena, für Monteoliveto bei Chiusuri, in Urbino, Gubbio u. a. Orten in den Marken, Mailand und Neapel. — B i s 1475 mit Neroccio (S. 90) in gemeinsamer Malerwerkstatt; später in Arbeitsgemeinschaft mit seinem Schüler Cozzarelli (S. 94). 1574. M y t h o l o g i s c h e Szene. (Sch. 195.) Zwei Kentauren, beide mit Fackeln, verfolgen eine F r a u mit flatterndem offnen H a a r und wehenden Schleiern. Neben ihr ein sitzender A l t e r (Flußgott ?) mit zwei spielenden Kindern ; vorn ein S a t y r , der ein Trinkgefäß heranschleppt. Ganz rechts ein herbei12*

92

ΐ5· Jahrhundert.

Siena.

eilender Jüngling, mit einem Fellschurz bekleidet, und eine fast nackte Frau, die in die Tiefe schaut. Ganz links ein steiler Felsen.

>574

Halbrelief. G e b r a n n t e r Ton. H. 0,53, Br. 1,00. Braun getönt. Mehrmals gebrochen. Am oberen und unteren Rande sind Teile ergänzt, ebenso die unteren Ecken. Rechts oben dürften noch einige Köpfe oder Gestalten sichtbar gewesen sein. — Alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1889 in Florenz. Geschenk des Herrn O. Beit f , London.

Die Darstellung, vordem als bacchische, besser und allgemeiner als mythologische Szene bezeichnet, ward von W. v. Bode zuletzt als »komplizierte Allegorie« mit der Bestrafung der Lüste — links — , von Schubring als Kampf und Frauenraub bei der Hochzeit des Peirithoos gedeutet ; wie er auch die Discordia in London (s. u.) nennt. — Vielartiger noch ist die Bezeichnung des Künstlers: W. v. Bode schwankte zwischen »typischer Arbeit« Bertoldos und »letzten Endes doch zu gering« für ihn, auch ,,an Verrocchio und den jungen Lionardo erinnernd". — Venturi, erst gleichfalls für Verrocchios Autorschaft, kam dann zu der Zuschreibung an Bertoldo, während Hartlaub, dann Schubring, ihm folgend mit Recht hier Francesco di Giorgio erkannten ; eine Zuschreibung, die auch Planiscig und Middeldorf (mündliche Mitteilung) für die richtige halten. Alle Autoren — bis auf W. v. Bode ·— nehmen den unmittelbaren Zusammenhang mit vier viel umstrittenen Reliefs an, die nur dieser für Leonardo hielt, nämlich die Beweinung Christi in Venedig, (Carmine), das Paris-Urteil in New York (Duveen, ehemals Slg. Dreyfus-Paris), die Discordia in London (V. a. A. Museum) und die Geißelung Christi in Perugia (Pinacoteca, vormals Museo dell' Università). Das Berliner Relief dürfte etwa gleichzeitig mit den beiden älteren, hier zuerst genannten Arbeiten entstanden sein. W. v. Bode, Flor. Bildh., 4. Aufl., S. 259. — Ders., Denkmäler, S. 136, Taf. 431 und Bertoldo u. Lorenzo dei Medici, S. 113 u. Studien zu Leonardo, S. 42ff. — A. Venturi, Storia VI, 1908, S. 508. — Hartlaub, Ztschrft.

201

7121

Francesco di Giorgio.

93

f. b. Κ. LH, 1918/19, S. 83/4. — Schübling, Ital. Plastik im Quattrocento, S. 189, L'Arte XXII, 1919, S. 199. — Planiscig, Jahrb. d. kunsthist. Slgen., N. F. III, 1929, S. 72. 201. Madonna mit dem Vogel. (S:h. 253.) Das Kind, nur von einem Teil ihres Kopftuches leicht umhüllt, greift nach dem Vogel in ihrer Hand. Am Faltstuhl eine Volute. Hochrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,795, Br. 0,59. Oben jetzt abgerundet. Der Grund hier teilweise ergänzt. Erworben 1882 in Siena. Soll aus S. Francesco ebenda stammen. Ein Madonnenrelief von ähnlicher Komposition (im Gegensinn), aber primitiver und nüchterner in der Forqiensprache, befindet sich noch heute in S. Francesco in Siena; es ist Federighi zugeschrieben, während das Berliner Relief als Art des Vecchietta, Giovanni di Stefano, Francesco di Giorgio und Cozzarelli angesprochen wurde. Für alle vier Künstler ist der sinnende Ausdruck und die Andeutung individueller Eigenart charakteristisch, ζ. T. auch der weiche Faltenstil 2942 und der Einfluß Donatellos. — Hier früher hypothetisch Vecchietta zugeschrieben; aber der freien Anordnung und guten Körperdurchbildung wegen eher ein frühes Werk Francesco di Giorgios, so auch nach Schubring und Middeldorf (briefliche Mitteilung). — Von anderer Seite ist auf eine gewisse Verwandtschaft in der Gruppierung bei einem, auch F. di G. hypothetisch zugeschriebenen Madonnenbild in Rom, Sammlung des Conte Castelli-Mignanelli, hingewiesen. Bode, Denkmäler, Taf. 499, S. 160 und Amtl. Berichte XXXIII, 1911/12, S. 296/7 und XXXVII, 1915/16, S. 183/4. — Valentiner, Art in America XII, 1924, S. 62. — Art Studies II, 1924, S. 18. NACH FRANCESCO DI GIORGIO 7121.

Madonna mit dem Vogel.

(Sch. 254.) Alte Nachbildung des Madonnenreliefs 201 (vorige Nr.).

Hochrelief. Stuck. H. 0,83, Br. 0,60. Naturalistisch bemalt und reich vergoldet vor dunklem Grund. In altem, nicht zugehörigem Tabernakel. Erworben 1912 in Rom als Geschenk amerikanischer'Freunde an Exzellenz von Bode. Stammt aus Siena. ART DES FRANCESCO DI GIORGIO 2942. Maria mit dem neugierigen Kind. (Sch. 247.) Halbrelief. Stuck. H. 0,57. Br. 0,44. Alt bemalt und reich vergoldet. Die Nimben in feiner Punktierarbeit in den Goldgrund gepunzt. Mit dem schlichten Rahmen aus einem Stück. Erworben aus der Sammlung A. von Beckerath-Berlin. Stammt aus dem florentinischen Kunsthandel. Galt früher als Arbeit eines Schülers von Donatello; sein Einfluß erklärt sich auch aus seinem Aufenthalt in Siena 1457—1459. — Der Typus der Madonna und die individuelle Auffassung des Kindes erinnern an Francesco di Giorgio; doch spricht die Qualität gegen eigenhändige Arbeit.

2954

94

1 5 . Jahrhundert.

Siena.

154. Johannes der Täufer. (Sch. 177.) Das Fellkleid, auf der rechten Schulter geknotet, ist vorn geöffnet und läßt die Brust frei. (Abb. S. 93.) Halbfigur. Heller gebrannter Ton mit Resten vom Kreidegrund der alten Bemalung. H. 0,165. Des schwärmerischen Ausdrucks und der z. T. sehr sorgfältigen Durchbildung der Oberfläche wegen hier früher (1. Aufl., S. 74/5) als Art des Verrocchio bezeichnet, wobei an Arbeiten, wie die Johannesbüste der ehemaligen Slg. Hainauer-Berlin gedacht war. — Venturi hat die anmutige kleine Büste für Leonardo da Vinci in Anspruch genommen ; eine Zuweisung, die die etwas schwächliche Ausdeutung des Körpers und die langweilige Haarbehandlung auf dem Rücken übersah. — Mehr Wahrscheinlichkeit hat Planiscigs Zuweisung an F r a n c e s c o di Giorgio. Das Weiche, fast Schwankende der Haltung und die fast sentimentale Lieblichkeit entsprechen dem Stil des Sienesen. A. Venturi, L'Arte X X X I , 1928, S. 230 ff. — Planiscig, Jahrb. d. Kunsthist. Slgen, N. F. III, 1929, S. 73 ff. — GIACOMO COZZARELLI ? Giacomo di Bartolomeo di Marco Cozzarelli, Bildhauer, Baumeister und Geschützgießer. Geboren 1453 in Siena; gestorben ebenda 1515. Schüler und Mitarbeiter des Francesco di Giorgio. Tätig in Siena, Urbino und für Montepulciano. 2795. Kreuzigung Christi. (Sch. 257.) Ganz oben Nest des Pelikan, seitlich (nur gemalt) Sonne und Mond. Acht Kriegsknechte halb nackt oder in phantastischer Kriegskleidung. Maria am Boden liegend, umsorgt von zwei Frauen und Johannes. 2795

Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 1,47, Br. 0,805. Oben spitzbogig. Die alte Bemalung z. T. wiederhergestellt, besonders oberhalb vom Querbalken. Unten kleine Stücke abgestoßen. Am Sockel des kastenartigen Rahmens die beschädigte Inschrift in gotischen Buchstaben: (Ave) Maria gratia (plena) dominus tec. und zwei Wappen. Erworben 1903 in Florenz. Soll aus S. Maria in Monteluce bei Perugia stammen. Die Sockelleiste des Rahmens stammt von einem älteren Verkündigungs- oder einem Madonnenaltar.— Die Mischung sienesischer, von Jacopo della Quercia abhängiger Formmotive mit florentinischen Einflüssen, Stilzusammenhänge mit Vecchietta — man beachte die aufblickenden Krieger im Mittelgrund — und Verwandtschaft mit Cozzarellis großer Beweinung Christi in der Osservanza bei Siena sind schon in der vorigen Auflage hier hervorgehoben. W. v. Bode betont den Zusammenhang mit der Gruppe Cozzarellis, ohne ihm die Kreuzigung vorbehaltlos zuzuschreiben. — Auf jeden Fall muß sie ein bis zwei Jahrzehnte vor der reiferen und weniger gotischen Beweinung — meist um 1498 datiert — angenommen werden. Schubring hat das Relief Giuliano Fiorentino zugeschrieben, aber A. L. Mayer durch eingehende Analyse und gute Abbildungen die ältere und primitivere Art in den Chorwand-Reliefs dieses Künstlers in Valencia — zwischen 1418 und 1424 entstanden — klargestellt. Bode, Amtl. Berichte X X X V I I , 1915/16, S. 176 ff. — Schubring, Quattrocentoplastik, S. 26. — W. v. Bode Bollettino, 2. Serie, I, 1921 S. 347. — A. L. Mayer, Bollettino d'Arte II, 1922/23, S. 337.

Francesco di Giorgio. Giacomo Cozzarelli. SIENESISCH UM 1475 1731. Halbfigur Marias (von einer Verkündigung). (Sc'·. 252.) Das Kleid am Hals mit einer Cherubimschließe zusammengehalten. Hinter Maria die Lehne eines hohen Thronsessels, auf einem Vorsprung der Lehne rechts ein offnes Gebetbuch. Halbrelief ohne Grund. Gebrannter Ton. H. 0,69, Br. 0,66. Die alte Bemalung und Vergoldung nur z. T. erhalten. Das Gebetbuch teilweise abgebrochen. Jetzt vor altem Brokat und in altem Rahmen angebracht. Erworben 1890 in Rom von Attilio Simonetti. Soll aus Perugia stammen. Die obere Hälfte eines in zwei Stücken gebrannten* Madonnenreliefs von einer Verkündigungsgruppe und wahrscheinlich aus dem Umkreis der Werkstatt von Francesco di Giorgio und Cozzarelli. Da beide Meister seit 1477 (und 1483) vielfach in Urbino und außerdem in Gubbio und Cortona tätig waren, ist die Provenienz kein Hindernis bei solcher Attribution. Schubring, Mod. Cicerone, S. 370. SIENESISCH, ENDE DES 15. JAHRHUNDERTS 114. Der jugendliche David. (Sch. 176.) Leicht an einen Baumstamm gelehnt, mit der Rechten den Griff des abgebrochenen Schwertes fassend. Vor dem rechten Fuß das Haupt Goliaths. Statuette. Gebrannter Ton. H. 0,465. Der Kopf war abgebrochen, ist wieder aufgesetzt. Reste alter Vergoldung im Haar. Erworben 1880 in Florenz. Die Statuette ist von Bode u. v. Tschudi (Nr. 95) und C. v. Fabriczy als Aktstudie zu Verrocchios Bronzedavid im Museo Nazionale zu Florenz angesprochen, von dem sie aber in vielfacher Art abweicht, und in Beziehung gebracht zu einer Zeichnung im sog. Skizzenbuch des Verrocchio (Nr. 34) im Louvre. — Von A. Venturi als Verrocchio abgelehnt. Näher als der Verrocchio-Werkstatt steht die zierliche Statuette, wie Middeldorf (mündliche Mitteilung) annimmt, dem Umkreis Francesco di Giorgios. C. v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft, S. 21, Nr. 33. — A. Venturi, Storia, Bd. VI, 1908, S. 723. —

95

Die oberitalienischen Schulen Verona und Padua VERONESISCH UM 1450 M. 27. Reiterstatue eines Kardinals. (Sch. 259.) Auf ruhig schreitendem Maultier. In der Rechten ein Gebetbuch. Unter dem faltigen Mantel wird das Gewand, unter dem Kardinalshut die Kapuze sichtbar. Hochrelief, dessen Grund z. T. fehlt. Kalkstein. H. 1,42, Br. 1,26. Das rechte Vorderbein war abgebrochen, an den drei anderen, an der Fußplatte und am Zügel Teile ergänzt. Erworben 1899/1900. Stammt aus Verona. Eigentum des Kaiser Friedrich-Museum-Vereins. Geschenk Sr. Ex. des Herrn Gesandten W. v. Dirksen f . Das Reiterbildnis stammt aus der Abbazia Nuova vor Verona (alter Scaligerbesitz) und war zuletzt als Platte im Fußboden — mit der Rückseite nach oben — eingemauert. Die Kenntnis des 1436 datierten Reliefs S. Martins mit dem Bettler im Museo Civico zu Verona hat dazu geführt, die Entstehungszeit des Kardinalreliefs, das freilich naturalistischer im Detail und breiter im Ganzen ist, wenige Jahre später anzunehmen; früher galt es als 1490/1500 entstanden. Wahrscheinlich stammt es von einem Grabmal und hat als Sockel einen Sarkophag besessen, während der Abschluß nach oben entweder durch schlichte architektonische Umrahmung oder einen Vorhang und Engel plastisch oder in Malerei gegeben war. Berichte des Kaiser Friedrich-Museum-Vereins 1899—1900, S. 13. FRANCESCO DI GIULIANO DA VERONA Francesco

di

Giuliano

da

Verona.

Oberitalienischer Bildhauer des späten Quattrocento, der nur aus der Inschrift des Berliner Reliefs bekannt ist. 1961. Das Haupt Johannes des Täufers. (Sch. 260.) Im Hauptfeld des Sockels schwach erhaben, mit kleinen Weinblättern neben jedem Wort: Premium Infausti Tripudii. Am Profil weiter unten die Künstlerinschrift (s. Abb.). Halbrelief. Holz. H. 0,41, Br. 0,35. Unbemalt. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1892. Geschenk von Exzellenz v. Bode. Die hier abgebildfete Künstlerinschrift hat C. v. Fabriczy dazu verleitet, im Meister des Reliefs den Goldschmied und Bronzegießer Francesco da Sant'Agata zu sehen und ihn mit der veronesischen Familie Sant'Agata in Verbindung zu bringen. Wohl sind von diesem Franciscus Aurificus mehrere Buchsmodelle erhalten (vgl. hier 1747,

Francesco di Giuliano da Verona.

Bartolomeo Bellano.

97

S. ι ο ί ) ; aber ihre Stilverwandtschaft mit dem Relief ist zu gering, um aus ihr und der örtlichen und zeitlichen Nähe die Identität der beiden Künstler abzuleiten. Auch kann der Beiname sich sehr wohl auf das Kirchspiel, das Francesco in Padua bewohnte, beziehen. Rassegna d'Arte, 1904, S. 5. — Bode, Ital. Bronzestatuetten I, S. 40. — Planiscig, Venezian. Bildh., S. 314. BARTOLOMEO BELLANO Bartolomeo Bellano. Marmor- und Bronzebildner, Medailleur und Architekt. Um 1434 in Padua geboren, gestorben zwischen 1496 und 1497. Frühste datierte Arbeit 1461. Tätig in Padua, Florenz, Perugia, Venedig und Konstantinopel (1479/80). 1572. Madonna mit zwei Engeln. (Sch. 261.) Der Knabe liegt auf einem Polster und einem Zipfel ihres Mantels. In der Linken einen ovalen Reifen oder Kuchen haltend, greift er nach ihrem Schleier. Der ältere Engel stützt seine Schultern. Flachrelief. G e b r a n n t e r Ton. H. 0,508, Br. 0,588. Reste von Vergoldung '96» in den Nimben. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Die oberen Ecken später angefügt. Erworben 1889 in Florenz. Geschenk von Herrn Karl von der Heydt. Wiederholung eines Bellano bezeichneten und 1461 datierten Tonreliefs aus Venedig in der Slg. Quincy A. Shaw in Boston (nicht Marmor und bei André-Paris, wie die ältere Literatur angibt). Jenes hat noch die ursprüngliche Lünettenform. — Die derben Typen mit geschlitzten Augen, die reich ornamentierte, feinfältige Gewandung und die Nimbenverzierung sind charakteristisch für Bellanos ältere Werke. — Venturi kennt nur das Berliner Relief, nennt es signiert, datiert und falsch, ein dreifacher Irrtum. Ein Marmorrelief von ähnlicher Gruppierung der Hauptgruppe ohne Engel in den Eremitani zu Padua. Semrau, Donatellos Kanzeln in S. Lorenzo, S. 141. — Archivio stor. d. Α. IV, 1891, S. 400. — Art in America VI, 1917, S. 233. — Venturi VI, 1908, S. 487. — Planiscig, Venez. Bildh., S. 95 und Andrea Riccio, S. 31/2.

98

15. Jahrhundert.

1569.

Madonna mit dem niederblickenden Kinde.

Padua.

(Sch. 264.)

(Abb. S. 97.)

Hochrelief ohne Grund. Gebrannter Ton. H. 0,584, Br. 0,625. Mit Spuren früherer Bemalung. Vor altem, nicht zugehörigem Tabernakel. Erworben 1889. Stammt aus Padua. Modell zu dem bronzenen Madonnenrelief vom Grabmal der Angelo und Paolo de' Castro, das ihr Sohn und Enkel Niccolò de' Castro 1492 in S. Maria de' Servi zu Padua errichtet hat. Die Blickrichtung von Mutter und Kind ist durch Anordnung der beiden de' Castro am Grabmal unten rechts und links bestimmt. Dort ist Maria, die Scrinzi irrtümlich Riccio gibt, von Cherubim umgeben, ein größerer Engel dient den Füßchen Christi als Stütze, und dieser selbst beugt sich nicht so stark herab. Archivio stor. d. Arte IV, 1891, S. 406. — Planiscig, Andrea Riccio, S. 65. — Scrinzi, L'Arte X X I X , 1926, S. 257. BARTOLOMMEO BELLANO? 227—229. Madonna mit zwei Donatoren. (Sch. 299.) Das Hemdchen des Kindes ist von Bändern überkreuzt und am Nabel hochgeschlagen. Maria trägt über dem Schleier eine schmale Krone. Flachrelief. Carrarischer Marmor. Madonna H. 0,50. Stifter rechts 0,39. Stifter links 0,38. Der Grund soll erst in neuerer Zeit um die Figuren fortgeschnitten worden sein ; er ist (zusammen mit Mandorla, Wolken, Rahmen und Fußleiste) ergänzt. H. d. Feldes 0,765, Br. 1,39. Ein Finger des Kindes abgebrochen. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro). Auffassung und Durchbildung der Bildnisse stehen Pietro Lombardi nahe, weshalb Planiscig die Lünette, im Anschluß an die Verkündigungsstatuen in S. Giobbe dem Meister gibt, nachdem er ohne direkte Zuschreibung an Pyrgoteles an das für diesen in Anspruch genommene Madonnenrelief im Musée Calvet in Lyon erinnert. — Aber der Typus der Madonna mit spitzem Kinn und geschlitzten Augen, ihr Stirnband und die etwas steife Anordnung des Kinderkörpers, sowie der Faltenstil in beider Gewandung haben so viel Anklänge an Padua und im besonderen an Bellano, daß an seinem Namen hier festgehalten wird, zumal er sich im Grabmal Roccabonella auch als guter Porträtist erweist. Möglich ist auch, daß Madonna und Bildnisse von zwei verschiedenen Künstlern in derselben Werkstatt gemeißelt sind. Planiscig, Dedalo X, 1929/30, S. 466 und Venez. Bildh., S. 201.

Bartolommeo Bellano.

99

Andrea Riccio.

NACH BARTOLOMMEO BELLANO 1992. Maria mit dem sitzenden Kinde. (Sch. 262.) Stiefel des Kindes mit Palmetten-Muster.

Die

F l a c h r e l i e f . G e p r e ß t e s , schwarzes Leder. H. 0,38, Br. 0,275. Heiligenscheine und Ornamente waren vergoldet. Alter, einfacher Holzrahmen. Erworben 1891 in Nürnberg. Geschenk. Abdruck nach einem Marmorrelief, vormals in Wiener Privatbesitz, wo es Donatello zugeschrieben war, jetzt im Rijksmuseum zu Amsterdam; hier richtig Bellano genannt. Nach Typus und Einzelheiten ein charakteristisches Werk aus des Künstlers Frühzeit, wie dae Relief (hier 1572, S. 97) von 1461. Planiscig kennt Wiederholungen der Komposition in Stuck und Terrakotta. Planiscig, Venez. Bildh., S. 95 und Andrea Riccio, S. 32. 1570. Madonna mit dem Reif. (Sch. 263.) Das Kind hält einen dicken Reif (Kuchen oder Spielzeug) in den Händen. Ein Schleier mit flatternden Bändern liegt über Marias Haar. An Kleid, Nimben und Hintergrund feine gepunzte Ornamente.

I57o

H a l b r e l i e f . S t u c k . H. 0,49, Br. 0,37. Oben abgerundet. Bemalt und reich vergoldet. —• Alter, tabernakelartiger Rahmen mit der Sockelinschrift AVE . MARIA . GRATIA . PLENA DMS. Die äußere Rahmenleiste bestoßen. Erworben 1889 in Florenz. Einzelheiten in der Faltenbildung wie auch die gerippten Bänder entsprechen ganz dem Stil Bellanos. Die Durchbildung — man beachte im besonderen Nimben und Goldgrund — sind von großer Feinheit. Nach Planiscig Abdruck nach einem nicht erhaltenen Spätwerk. Planiscig, Andrea Riccio, S. 67/8. ANDREA RICCIO Andrea Riccio (Andrea Briosco genannt Riccio). Bronze-, Ton- und Marmorbildner in Padua. Geboren 1470; gestorben 8. V I I . 1532. Tätig in Padua und für Verona, Treviso und Venedig. 204. Dornauszieher. (Sch. 266.) Auf einem Baumstamm sitzend. Das zerfetzte, vorn offene Hemd ist durch einen Gürtel mit rechts herabhängender Lederscheide aufgerafft. Strumpfhose und Schuh am linken Bein sind stark durchlöchert. Die beiden andern liegen am Boden neben Wanderstab, Proviantsack und Kürbisflasche. Mit einem Messer sucht er nach dem Dorn. S t a t i i e t t e . G e b r a n n t e r Ton. H. 0,39. Mit dem Sockel, der profiliert und an den Ecken abgeschrägt ist, aus einem Stück. Dunkelbraun getönt. Am linken Fuß sind ein paar Zehen ergänzt ; der abgebrochene Kopf ist wieder aufgesetzt. Er. worben 1884 in Venedig, stammt aus Padua. Geschenk des Herrn O. Hainauer -J-.

100

15- Jahrhundert.

Padua.

Der Dornauszieher des Kapitolinischen Museums gehört zu den wenigen Antiken, die durch das ganze Mittelalter bekannt gewesen sind ; in der Renaissance ist er besonders oft in Bronzestatuetten nachgebildet worden. Daß eine so genrehafte Ausdeutung, wie hier, nur in der paduanischen Bildnerei des späten Quattrocento vorkommt, am häufigsten in Bronzestatuetten der Bellano und Riccio, und Letzterem der Berliner Dornauszieher besonders nahe steht, ward schon in der vorigen Auflage hier ausgesprochen. — Planiscig hat das anmutige, zugleich bis zur Parodie naturalistische Werk mit dem ruhenden Feldarbeiter im Kunsthistorischen Museum zu Wien zusammengestellt und den Dornauszieher überzeugend als eigenhändige Schöpfung Riccios nachgewiesen. Planiscig, Venez. Bildh., S. 86 ff. und Andrea Riccio, S. 103 ff. ART DES ANDREA RICCIO 214. Männerbildnis. (Sch. 307.) Über dem Wams mit hohem Halskragen ein Überwurf von dickem Stoff, dei auf der rechten Schulter von Spangen in Gestalt von zwei Bienenpaaren zusammengehalten wird. Büste. Gebrannter Ton. H. 0,43. Reste von Bemalung. Mehrere Sprünge. Erworben 1875. Stammt aus einer Villa im Venezianischen. Geschenk von Exzellenz v. Bode. Die feine Durchbildung der Oberfläche und die sorgfältige Charakteriesierung des Stofflichen sind typisch für Venedigs Umkreis und seine malerische Kunst. Wahrscheinlich sind die hier entstandenen Terrakottabildnisse — im Gegensatz zu den toskanischen — etwa wie Bronze getönt, aber nicht naturalistisch bemalt worden. — Nur sehr bedingt ist der oft genannte Stilzusammenhang mit der Männerbüste im Louvre (Slg. Davilliers) aufrechtzuerhalten, die Weinberger Sperandio nennt, während er die Berliner Büste als venezianische Gegend, eher Rizo als Riccio bezeichnet. — Mir scheinen Auffassung und die ans Kleinliche grenzende Sorgfalt der Modellierung nicht unähnlich dem Spätstil A. Riccios, im besondern der Büste Trombettas (voll. 1524) an seinem Grabmal im Santo zu Padua (Abb. 502 bei Planiscig), und die Zuweisung an seine Werkstatt die annehmbarste zu sein.

Andrea Riccio. Francesco da Sant' Agata. Giovanni da Pisa.

ΙΟΙ

Bode, Porträtskulpturen, S. 24. — Weinberger, Münchner Jahrbuch Ν. F. VII, 1930, S. 255. — Planiscig, Andrea Riccio, S. 501. FRANCESCO DA SANT' AGATA Francesco da Sant' Agata. Oberitalienischer Goldschmied, Bronzegießer und Holzschnitzer. Tätig in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts in Padua (vgl. auch Francesco di Giuliano da Verona 1961 (S. 96/97). 2747. Der heilige Sebastian. (Sch. 273.) An der linken Brust und rechten Hüfte je ein kleines rundes Loch (Pf eil wunden). S t a t u e t t e . Buchs. H. 0,265 mit der Fußplatter. Auf altem, nicht zugehörigem Sockel. Die linke Hand zum Teil ergänzt; die Ergänzung der rechten und eines Teils des Unterarms neuerdings entfernt. Erworben 1906 aus Schloß Friedrichshof. Die Buchsstatuette stimmt bis auf die einst ergänzte Hand und das Fehlen der Pfeillöcher mit der Bronzestatuette vormals in der Slg. Pierpont Morgan, jetzt H. C. Frick, in New York überein. Die Zuschreibung an F. d. S. A. ergibt sich aus der Stilverwandtschaft mit der »Opus Francisci Aurificis« bezeichneten Buchsstatuette eines Herkules in der Wallace Collection in London, die als Werk des Veronesen von 1520 schon von Bernardino Scardenone ausführlich beschrieben wird; als Bronze kommt diese Komposition im Ashmolean 2747 Museum in Oxford und im Louvre vor. Charakteristisch für den Künstler sind schlanke Proportionen, eine sorgfältige und zarte, doch nicht kleinliche Oberflächenbehandlung, feine Artikulierung der Gelenke und leicht gestraffte Haltung. Bode, Bronzestatuetten, Bd. I, S. 40—43 und Kleine neu bearbeitete Ausgabe, S. 60 und Taf. 73 (dort irrtümlich als die oben genannte Bronze bezeichnet). — Planiscig, Venez. Bildh. S. 300 und Piccoli Bronzi, S. 27. NACH GIOVANNI DA PISA Giovanni da Pisa (Zuan da Pisa). Ton- und Bronzebildner. Gehilfe Donatellos 1446—1448 am Paduaner Hochaltar. Vielleicht identisch mit dem Bildhauer Giovanni Nani (Mo Zuan) da Firenze, der 1443/44 und 1449 mit Donatello in Padua gearbeitet hat, und mit Giovanni da Firenze, der 1458 Donatello bei den Vorarbeiten zu den Baptisteriumspforten in Siena unterstützte. Seine Tätigkeit ist nur in Padua nachzuweisen, aber seine Herkunft wie die Provenienz einiger seiner Werke sprechen daneben für Arbeitsjahre in Toskana. 3088. Maria mit dem Kinde im Arm. am Munde.

(Sch. 267.)

Im offnen Hemdchen spielt es mit der Rechten

Relief ohne Grund. Gebrannter Ton. H. 0,55. Naturalistisch bemalt. Vor Holzwand und in einem alten, mit bunten Einlagen geschmückten Tabernakel, das ursprünglich nicht zu dem Relief gehörte. Erworben 1907 in Florenz. Geschenk von Exzellenz v. Bode. Nachbildung eines Giov. da Pisa zugeschriebenen Madonnenreliefs in der Sakristei der Eremitanikirche in Padua. Das Original ist in eine schlanke Achteckplatte komponiert und läßt unter den Füßen des Kindes noch einen Streifen mit Manteldrapierung sehen. (Abb. bei Venturi VI, S. 451). Das Berliner Relief, das flauer erscheint als das Original, ist die einzige bisher bekannt gewordene Nachbildung nach einem der wenigen Werke des Meisters. Planiscig, Andrea Riccio, S. 14.

102

ΐ 5 · Jahrhundert.

Padua.

Terra Ferma.

M. 7. Madonna mit der Girlande. (Sch. 36.) Das Kind zerrt an ihrem Kopftuch. Hinter ihnen eine Girlande, von zwei Engel-Knaben gehalten. Flachrelief. Stuck auf Holzgrund. Rund. Durchmesser 0,265. Figuren weiß, Grund blau bemalt. Reiche Vergoldung. Alter Rahmen. Erworben 1894 in Florenz.

worden.

W. v. Bode hat das Berliner Relief erst der Bemalung wegen mit Luca della Robbia, dann nach Bekanntwerden des Bronzereliefs in Wien (Estensische Kunstsammlungen) mit Donatello in Verbindung gebracht. Der Zusammenhang der beiden Reliefs steht außer Frage ; aber Planiscig sieht in der Bronze eine Arbeit Giovannis da Pisa und in dem nicht nachgebildeten Marmorrahmen in Wien das Werk Pietro Lombardis. — Von anderer Seite ist auf die M. 7 Ähnlichkeit der Engel mit denen des Domenico di Paris im Palazzo Schifanoia zu Ferrara hingewiesen Sie sind auf einem Relief (Fälschung) im Musée Calvet in Avignon kopiert.

Bode, Berichte des K.-F.-M.-Vereins 1894/6, S. 13; Denkmäler, Taf. 247, S. 176 und Flor. Bildh., S. 110. — Schubring, Donatello, S. 201. — Planiscig, Estens. Kunstslgen. I, S. 93 und Andrea Riccio, S. 15—17. GIOVANNI MINELLI? Giovanni Minelli de' Bardi. Marmor-, Ton- und Stuccobildner und Baumeister in Padua. Geboren um 1460, gestorben 1527. Tätig in Padua und für Bassano. Seine früheste, sicher datierbare Arbeit entstand 1482. 2948. Die heilige Katharina. (Sch. 269.) Im Haar eine Zackenkrone. Rechts das Fragment eines Rades, des Symbols ihres Martyriums. Statue. Gebrannter Ton. H. 0,96. Mit der viereckigen Bodenplatte aus einem Stück. Die naturalistische Bemalung nur zum kleinen Teil erhalten. (Grünes Gewand, roter Mantel, Haar blond.) Erworben aus der Sammlung A. v. Beckerath-Berlin. Stammt aus dem Kunsthandel in Padua. Der gestreckten Proportionen, steifen Haltung und des Typus wegen galt das Werk, wie stilverwandte in Budapest u. a. O. bisher als typische Arbeit M.s von etwa 1490, wie drei ähnliche Statuen in Padua, Museo Civico. Jetzt sind diese durch P. Carpi schwerwiegend angezweifelt; und wenn auch die neue hypothetische Bezeichnung „Maestro Giuliano" noch nicht gesichert ist, wird M.s Autorschaft doch für die ganze Gruppe von Kunstwerken in Frage gestellt. C. v. Fabriczy, Jahrbuch XXVIII, 1907, S. 76. — Planiscig, Andrea Riccio, S. 127. — Moschetti, Thiemes Künstlerlex. XXIV, S. 488 : Piera Carpi, Boll. d. Museo Civico d. Padova VI—Vili, S. A. 1932, S. 7 ff. PADUANISCH ENDE DES 15. JAHRHUNDERTS 2439. Pietà. (Sch. 271.) Engeln beweint.

Der tote Christus im Sarkophag von zwei

Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,47, Br. 0,54. Auf Holzunterlage; nach oben hat das Tonrelief ausgeschnittene Konturen. Die alte Bemalung nachgedunkelt. In einen tiefen Holzkasten eingelassen. Ein Sprung querdurch. Ergänzungen am Unterarm des Engels links. Erworben 1899 in Venedig. Geschenk. Die halbfigurige Pietà ist in Malerei und Plastik nirgends so häufig und

Giovanni Minelli.

103

Anonyme Meister.

2439

2013

mannigfaltig ausgedeutet wie in Venedig und Padua. In Malerei und Plastik kommt sie als Einzelschilderung, als Predella oder als Giebelschmuck geschnitzter Rahmen vor. Eine der vorliegenden sehr ähnliche Komposition an dem bisher Minelli, jetzt Maestro Giuliano zugeschriebenen Altar in den Eremitani in Padua. (Vgl. P. Carpi, a. a. O., S. 17.) 140. Madonna del sacco. (Sell. 91.) Ihr Sitz ist ein niedriges Polster (Sack?); das Kind faßt im Spiel abwehrend ihre Rechte. Die Mönche seitlich wahrscheinlich S. Franziskus und Antonius; zwei Engel heben einen Vorhang empor. Halbrelief. Stuck. Bronziert, stark nachgedunkelt. 1882 in Venedig.

Schlichter, zugehöriger Holzrahmen. Erworben

Entwurf für Bronze oder in Nachahmung solcher getönt. Vormals von W. v. Bode Luca della Robbia als Arbeit von etwa 1450 zugeschrieben. Nach Cavalucci ein Entwurf Lucas zur Bronzetür im Florentiner Dom. Von Wulff und W. v. Bode ist später Donatello »unter dem Einfluß L. d. Robbias« als Autor genannt. Marcel Reymond und Schubring denken an einen Paduaner Donatello-Schüler, was am meisten Wahrscheinlichkeit für sich hat. Der Name M i n e i i i s sei hypothetisch genannt. Bode, Jahrbuch VI, 1885, S. 180; Denkmäler, Taf. 217, S. 76; Flor. Bildh., S. i n . — Cavalucci, Les della Robbia, S. 34. — Wulff, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 235/6. — M. Reymond, La Sculpture florent. II, S. 233. ιΓΐ ι V

2013. Maria mit dem Kinde. (Sch. 272.) Mit einem ärmellosen Hemdchen bekleidet, streichelt es ihre Wangen. Halbrelief. Gebrannter Ton. H. 0,25, Br. 0,21. Geringe Reste von Bemalung. In altem, neu vergoldetem Tabernakel. Erworben 1893 in Florenz. Freie Umbildung von Donatellos Madonna Pazzi. Ein Exemplar, ehemals in der Slg. Volpi, war dem Michelozzo zugeschrieben. Auktionskatalog Volpi. New York 1927, Nr. 403. TERRA FERMA UM 1500 376. Tod Mariä. Vier Engel fassen die Stangen des Baldachin. Unter demselben Gottvater mit der Seele Mariä im Cherubimkranz. Der Apostel

104

rS- Jahrhundert.

Padua.

Ferrara.

376 zu Häupten hält eine Palme, die zu Füßen Kerze, Weihwasser, Wedel und ein Buch, die andern acht nur Kerzen. Halbrelief. Nußholz. H. 0,35, Br. 0,685. Spätere Ergänzungen (die rechte Hand des Apostels ganz links und die Stangen des Baldachins) wieder entfernt. Kunstkammer. Erworben 1849. W. v. Bode hat hier trotz der Tiroler Herkunft die Hand eines nordischen Künstlers unter Mantegnas Einfluß gesehen ; Voege nannte das Relief und sein Gegenstück (377) tirolisch ( ? ) um 1500 unter dem Einfluß oberitalienischer Kunst; während Semper geneigt war, sie als oberitalienisch anzusprechen. Es findet sich in der deutschen Bildnerei dieser Stilstufe kein weiteres Beispiel so starker Anlehnung an Italien, hier Mantegnas Kunstweise : nur in den gemalten Flügeln von Pachers Altären. Das gilt für die klare Raumdarstellung mit aufgereihten Figurengruppen, die Architektur mit der Betonung perspektivischer Wirkungen (starken Untersichten), Faltenstil und einzelne Typen. S. Bettini hat die Reliefs unlängst einem paduanischen Nachfolger Bellanos zugesprochen, wie schon vorher Fiocco (mündliche Mitteilung) ; Planiscig (briefliche Mitteilung) denkt eher an einen tüchtigen Handwerker der Terra ferma. — Außer Frage steht der von jeher erkannte Einfluß Mantegnas. Liegt keine eigne Komposition von ihm zugrunde, stammt sie doch anscheinend von einem ihm nahestehenden Künstler, der ein viel höheres Können besaß, als der ausführende Schnitzer. Die ursprüngliche Anbringung in Täfelung oder Möbel einer Sakristei bleibt noch festzustellen. W. v. Bode, Geschichte d. Deutschen Plastik, S. 195/6. — Sergio Bettini, Rivista d'Arte XIII, 1931, S. 91, 93, 96. — W. Voege, Deutsche Bildwerke Nr. 276. 377. Geburt Maria. Im Alkoven mit zurückgeschlagenem Vorhang die hl. Anna; sie stützt mit der Linken den Kopf des Kindes. Die stehende Frau vorn füllt mit einer Kelle Wasser ins Bad. Rechts oben ein kleines Mädchen auf einer Brücke von Haus zu Haus. Am mittleren ein vergitterter Vorbau, am linken auf einem Brett ein Gefäß mit Blumen. Halbrelief. Nußholz. H. 0,34, Br. 0,45. — Kunstkammer. Erworben 1845. Gegenstück zur vorigen Nr. 376. — Vgl. dort. 2968

Voege, Deutsche Bildwerke, Nr. 275.

Francesco del Cossa.

Domenico de Paris.

105

Ferrara, Bologna und die Marken F R A N C E S C O D E L COSSA (?) Francesco del Cossa. Maler und Bildhauer (?), geb. u m 1435 in Ferrara, gest. 1477 in Bologna, T ä t i g in Ferrara und Bologna. 2968. D i e h e i l i g e Dreieinigkeit. (Sch. 276.) A n Stelle des obersten Kreuzarmes die herabfliegende Taube. Hochrelief ohne Grund. Gebrannt e r T o n . H. 1,64, Br. 1,17. Naturalistisch bemalt (Gott-Vater in rotem Rock und blau gefüttertem Mantel; dieser, Nimben und Cherubflügel sind vergoldet). Rückwand modern. Alter, bis auf die untere, sockelartige Leiste nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1905 in Bologna ; stammt aus Ferrara.

377

D a s W e r k berührt sich eng mit der herben, wuchtigen A r t und dem Faltenstil F . Cossas, dessen T ä t i g k e i t auch als Bildhauer jetzt für wahrscheinlich gilt. Fiocco (mündliche Mitteilung) glaubt für die Trinität an seine Autorschaft. Die ursprüngliche Anordnung ist wahrscheinlich dieselbe gewesen, wie an Pesellinos Trinität in London (National-Gallery) und Robbiesken A l t ä r e n mit diesem Motiv, z. B . in S. Fiora, wo die heilige Gruppe v o n einer von Cherubim gebildeten Mandorla umschlossen ist. DOMENICO D E P A R I S Domenico de Paris (Domenico del Cavallo) aus Padua. Bildhauer, Tonbildner und Bronzegießer. Wahrscheinlich durch Donatellos W e r k e in P a d u a beeinflußt. Schwiegersohn und Gehilfe Niccolò Baroncellis in Ferrara. T ä t i g ebenda seit etwa 1453 bis 1492. 203. Maria verehrt das Kind. (Sch. 275.) Es schläft vor ihr auf einem Kissen liegend, z. T. v o n ihrem Mantelzipfel zugedeckt. H o c h r e l i e f . G e b r a n n t e r T o n . H. 0,52, Br. 0,295. Geringe Spuren von Bemalung. — Rückwand und Sockelbrett sind modern, bemalt und mit Inschrift verziert. Erworben 1885 in Rom. Geschenk von Herrn Oskar Hainauer f . Die Zuweisung an D . d. P. gründet sich auf die Stiiverwandtschaft mit den dekorativen S t a c k reliefs im kleineren Saal des Palazzo Schifanoia zu Ferrara, einem authentischen W e r k des Meisters v o n 1467. E i n i g e der Frauengestalten dort sind freier in der Bewegung, weshalb die Berliner Gruppe als die wenig ältere Arbeit anzusprechen ist ; wenig älter auch als die Madonnenstatuette in ganzer Figur, die eine Zeitlang im Berliner H a n d e l war, dann aber am Herkunftsort, einer Kapelle bei Ferrara, wieder aufgestellt worden ist. — Die Gruppierung von Mutter und Kind ist der in Cosmè T u r a s großem Madonnenaltar im K . F . M. Nr. i n sehr ähnlich und k o m m t auch in der venezianischen Bildwerke d. K . F. M. r Schottmüller.

ιο6

15. Jahrhundert.

Ferrara, Bologna.

Malerei, bei den Vivarini, vor. Ein schwächeres, dem Künstler gleichfalls zugeschriebenes Madonnenrelief in der Sammlung des Fürsten Liechtenstein zu Wien. Jahrbuch VI, 1885, S. 175. — Pantheon II, 1928, S. 389 u. 414. F E R R A R E SI SCH (?) ENDE DES 15. JAHRHUNDERTS 1733. Pietà. (Sch. 277.) Maria hält den Leichnam Christi, Johannes links, rechts Magdalena. Halbrelief. Gebrannter Ton mit Überzug aus feinem Stuck. H. 1,04, Br. 0,78. Die naturalistische Bemalung z. T. aufgefrischt, Nimben vergoldet. Sarkophag und Hintergrund über den Köpfen terrakottafarbig; letzterer z. T. ergänzt. Erworben 1890 in Florenz. Nach Middeldorf (briefliche Mitteilung) aus derselben Schule der Emilia, wie die Pietà-Reliefs in Reggio und im Louvre (Abb. Venturi, VI, S. 816/7) u n d einige Bildwerke in Bologna. NICCOLÒ DELL' ARCA Niccolò dell' Arca (Niccolò d'Antonio da Bari oder d'Apulia, auch Dalmata, Schiavone und Bolognese genannt). Marmor- und Tonbildner und Holzschnitzer. Geboren spätestens gegen 1440 in Bari; gestorben 1494 in Bologna. Tätig in Bologna und Venedig. Seine früheste nachweisbare Arbeit ist von 1463. 7136. Madonna mit dem schlafenden Kinde. (Sch. 283). Sie sitzt auf profiliertem Block. Ihr Mantel, über den Hinterkopf gezogen, läßt vorn den glatten Schleier sehen. Ein Zipfel fällt auf das nackte Kind. Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,72, Br. 0,59. Oben giebelförmig abgeschlossen. Reste naturalistischer Bemalung. Moderner Rahmen. Erworben 1912. Geschenk des Herrn Elia Volpi. Stammt aus Bologna. Die breite, großzügige Formauffassung, die individuellen Typen, die Durchbildung der Hände und der Faltenstil stimmen so weitgehend mit dem großen Madonnenrelief am Palazzo Communale in Bologna überein, daß die Autorschaft Niccolòs dell' Arca auch für das Berliner Relief nicht fraglich erscheint. Es wird etwa gleichzeitig mit dem erwähnten Bildwerk in Bologna entstanden sein, das 1478 datiert und mit Niccolòs Namen bezeichnet ist. Das Motiv ähnlich bei 203 (S. 105). Amtl. Berichte X X X I I I , 1911/12, S. 202/3. — Zeitschrift f. bild. Kunst N. F. XV, 1904, S. 209ff. — Malaguzzi-Valeri, Dedalo III, 1922/23, S. 358/9. M. 15. Der heilige Bernhardin. (Sch. 284.) Am geöffneten Buch außen das geflammte I.-H.-S.-Zeichen. Die Linke stützt den rechten Arm. Statuette. Stuck. H. 0,62. Die naturalistische Bemalung nachgedunkelt. Mit dem viereckigen Sockel aus

Niccolò dell' Arca. Sperandio.

107

einem Stück. Erworben 1897/8 aus dem Bologneser Kunsthandel. Eigentum des Kaiser Friedrich-Museums-Vereins. Auf Grund gewisser Stilanalogien mit den Heiligenstatuetten an der Arca S. Domenico in der gleichnamigen Kirche zu Bologna, speziell mit den Hl. Franziskus und Dominikus ebenda von W. v. Bode dem Bildhauer aus Apulien zugeschrieben. Nach Weinberger Altersstil des Meisters. — Mehrere ältere und neuere Wiederholungen sind bekannt; je eine befand sich in den Slgen. Dr. Figdor und Freiherr von Stumm. Bode, Berichte des Kaiser Friedrich-Museums-Vereins 1897/8, S. 8/9. — Weinberger, Münchner Jahrbuch N. F. III, 1930, S. 308. — Auktionskataloge der Slg. Figdor, Bd. IV, Nr. 138 u. Frh. F. von Stumm, Berlin (4. X. 32) Nr. 186. SPERANDIO Sperandio di Bartolomeo (Sperandio Mantovano). Marmorund Tonbildner, Medailleur, Goldschmied und Maler (?). Geboren 1425 in Mantua; gestorben nach 1495 ebenda. Tätig in Ferrara, Mantua, Mailand, Faenza und Bologna. 1573. Madonna mit fünf Cherubim. (Sch. 278.) Am Nimbus in Majuskeln: A V E DI GRATIA PLENA.

I573

Rundfigur. Gebrannter Ton. Alte naturalistische Bemalung. Haar und Nimbus vergoldet. H. 1,05. Kleine Ausbesserungen an Marias rechter Hand und dem Cherub rechts. Erworben 1889 in Florenz. Soll aus einer Villa bei Bologna stammen. Die nahe Stilverwandtschaft mit der Madonna vom Grabmal Alexanders V. in S. Francesco zu Bologna (1482), besonders die Übereinstimmung in den derben, etwas schwermütigen Typen mit breiten Augenlidern und hohen Brauen erweisen Sperandio mit Sicherheit als Schöpfer dieser Madonna. W. v. Bode stellt sie mit einem Madonnenrelief (damals) im Florentiner Kunsthandel zusammen und mit der Madonnenstatue auch in bemalter Terrakotta im V. a. A. Museum in London. — Weinberger zweifelt nicht an S.s Autorschaft bei der Berliner Madonna, wohl aber bei den zwei anderen Werken, die indessen hier als Sperandio und dem Berliner Relief nahe stehend, weiter betrachtet werden. Bode, Jahrbuch X I X , 1898, S. 220 und Zeitschrift f. bild. Kst., N. F. XIII, 1902, S. 79. —· Weinberger, Münchner Jahrbuch N. F. VII, 1930, S. 294/5. SPERANDIO (?) 238. Bildnis eines bolognesischen Edelmanns(?). (Sch. 280.) Am Hals ist unter dem Rock das weiße Untergewand sichtbar. (Abb. S. 108.) Büste. Gebrannter Ton. H. 0,465. Die alte Bemalung nachgedunkelt; mehrfach abgesprungen und z. T. aufgefrischt. Erworben 1876 in Bologna; soll aus Palazzo Pepoli ebenda stammen. Im Dargestellten möchte man wegen der beim Kauf angegebenen Herkunft ein Mitglied der Familie Pepoli sehen. Die Zuschreibung an F. Francia kann nicht aufrechterhalten werden, da, wie schon Gronau annahm, und Weinberger überzeugend begründet hat, Francia nur Maler und Medailleur gewesen ist, Bildwerke größeren Formats ihm aber nicht mit Sicherheit zuzuschreiben sind. Venturi spricht die Büste als Vincenzo Onofri an, mit dessen Stil auch gewisse Zusammenhänge bestehen. — Gottschewski brachte sie mit dem Monument Annibale Bentivoglios in S. Giacomo Maggiore zu Bologna und Niccolò dell' Arca in Verbindung. — Weinberger spricht von einer tüchtigen Hand aus einer Werkstatt unter dem Einfluß Niccolòs

μ. i 5 14*

15. Jahrhundert.

Bologna, Modena.

dell' Arca. — Mir scheint das schlichte ausdrucksvolle Werk in den nächsten Umkreis Sperandios zu gehören. Bode, Porträtskulpturen, S. 23. — Gronau, Thiemes Künstlerlexikon XII, S. 320. — Weinberger, Münchner Jahrbuch N. F. VII, 1930, S. 300. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 805. — Gottschewski, Porträts der Catarina Sforza und Vincenzo Onofri, S. 62/3. GUIDO MAZZONI Guido Mazzoni, genannt Modanino. Terrakotta-, Bronze- und Marmorbildner. Geboren 1450 in Modena; gestorben 1518 ebenda. Tätig in Modena, Busseto bei Parma, Reggio-Emilia, Cremona, Ferrara, Venedig, Neapel und Frankreich. 1892. Männerbildnis.

(Sch. 285.)

Kopf mit Halsansatz (Fragment einer ganzen Figur). Gebrannter Ton. H. 0,29 ohne den modernen Sockel. Naturalistisch bemalt. Die Mütze rot. Erworben 1891 in Wien. Geschenk. Der ausdrucksvolle Porträtkopf stammt wahrscheinlich von einer Stifterstatue aus einer der heute verschollenen Freigruppen M.s, die ähnlich den erhaltenen in Modena, Ferrara und Neapel gewesen sein müssen und vermutlich wie jene Bildnisse der Auftraggeber — verborgen in den Gestalten der Assistenz — enthalten haben. Fragmente von Gruppen M.s finden sich im Museo Civico in Padua, in der Sammlung des Conte Calori Cesi in Modena und a. O. VINCENZO ONOFRI? Vincenzo Onofri. Bildhauer. Um 1470 — nach 1524. Tätig in Bologna. 5010. Bildnisbüste eines Knaben. (Sch. 281.) Im leichtgeöffneten Mund werden die Zähne sichtbar; unter dem Rock vorn das Untergewand und (in der Seitenansicht) dessen Ärmel.

1892

Büste. Gebrannter Ton. H. 0,42. Farbspuren am Gewand und Haar neben Resten von Kreidegrund, die auch an

Guido Mazzoni.

Vincenzo Onofri.

109

5010

Gesicht und Hals vorhanden sind. Nasenspitze ergänzt. Hinter der rechten Schulter ein Stück Gewand weggebrochen. Erworben 1904 als Geschenk mit der ersten Sammlung Dr. J . Simon. Die Arbeit galt bei der Erwerbung als oberitalienisch; dann hypothetisch als Fr. Francia. Weinberger, der wie Gronau nachwies, daß Francias bildhauerische Tätigkeit mehr als unwahrscheinlich ist, denkt an einen bolognesischen Vorläufer Andreas da Formigini. Doch scheint ein Vergleich mit dem bemalten Terrakotta-Altar in S. Maria de' Servi und der Beroaldo-Büste in S. Martino Maggiore zu Bologna eher auf Vincenzo Onofri hinzuweisen, wie es schon in der vorigen Auflage als Möglichkeit geäußert war. Gronau, Künstler-Lexikon, Bd. XII, S. 300. — Weinberger, Münchner Jahrbuch N. F. VII, 1930, S. 308. BOLOGNESISCH UM 1480 7194. Thronende Madonna mit zwei Engeln. Den einfachen Sockel, auf dem Maria sitzt, umfassen stützend zwei nackte Engelknaben, die rechts und links am Boden kauern.

7194

no

1 5 . Jahrhundert.

Die Marken, Venedig.

Statue. Gebrannter Ton. Auf der Rückseite nur oben bearbeitet. H. 1,13. Die naturalistische Bemalung aufgefrischt. Einige Zehen des Kindes abgebrochen. Erworben 1915 in Rom. Geschenk von Herrn Kommerzienrat Otto Held. Als »paduanisch um 1510« von W. v. Bode in die Literatur eingeführt und hypothetisch »Meilini« genannt, unter Hinweis auf die Madonnenstatuette in S. Giustina in Padua, die Minelli, Giovanni da Pisa, Bellano, Desiderio, Donatello und neuerdings von P. Carpi einleuchtender A. Rizo zugeschrieben ist. — Es handelt sich hier um verwandte Gruppierung und ähnliche Formmotive; aber der Stilzusammenhang ist sehr viel enger mit Bologna, wo die Statue im weiteren Umkreis der Sperandio und Niccolò dell' Arca entstanden sein dürfte. Möglich ist auch — das nimmt Planiscig an — die Provenienz aus Ferrara. Bode, Amtl. Ber. X X X V I , 1914/15, Sp. 199 u. 201. — Planiscig, A. Riccio, S. 123 u. briefl. Mitteilung.·—P.Carpi, Boll. d. Museo Civ. d. Padova, 1932, S. Α., S. 38. MEISTER AUS DEN MARKEN UM 1475 ? 2432. Madonna mit dem Buch. (Sch. 282.) Das segnende Kind hält in der Linken einen Apfel. 2432 Freifigur. Gebrannter Ton. H. 0,875, Br. des Sockels 0,56. Hinten offen. Bank z. T. von Holz (modern). Geringe Farbspuren erhalten. In zwei Stücken gebrannt und von kleinen Brandrissen durchzogen. Erworben 1899. Geschenk des Herrn Geh. Justizrat Robert Lessing f . Stammt aus der Nähe von Urbino. Weinberger urteilt der Herkunft wegen »vielleicht in den Marken unter ferraresischem Einfluß«. Beachtlich ist der fast noch gotisch weiche Faltenstil neben der fortgeschrittenen Darstellung des Kinderkörpers und der Hände der Madonna, was für eine Entstehung fern von den führenden Kunststätten spricht. Weinberger, Münchner Jahrbuch N. F. VII, 1930, S. 308. MEISTER AUS DEN MARKEN UM 1500 239. Thronende Madonna. (Sch. 286.) Ihr Schleier ist haubenartig gefältelt; ein Cherub schmückt die Mantelschließe. An der Rückwand des Throns Pilaster mit korinthischen Kapitälen und Gebälk; ein Palmettenfries umgibt den Sockel. Statue. Holz. Lebensgroß. H. 2,34mit dem Thron. Naturalistisch bemalt. Der blaugefütterte Mantel und die Ornamente zum großen Teil vergoldet. Das Kissen weiß mit roten Quasten. Der Thron grau. Alter Sockel mit abgeschrägten Ecken. Erworben 1882 in Florenz. Soll aus der Mark Ancona stammen. Typen und Faltenstil erinnern an Künstler aus Bologna und dessen östlichen Nachbargebieten, wie Niccolò dell' Arca, Guido Mazzoni und Domenico de Paris. — Valentinerschlägt Silvestro

SCARPA

-ΨΜΙ I?©»1

Antonio Minardi Scarpa. Anonyme Meister. dell' Aquila als Autor vor, aber dessen holzgeschnitzte Madonnenstatuen erscheinen unkörperlicher und ihr Faltenstil weicher und gotischer, während die ihm gleichfalls von A. Venturi zugeschriebenen, vielleicht seiner Spätzeit angehörenden Marmorwerke unter dem Einfluß A. Rossellinos stehen. — Die Architektur des Throns schließt sich an die Dekorationsweise Venedigs an, das damals einen großen Teil der italienischen Ostküste und Dalmatien politisch und im Künstlerischen beherrschte. In den Figuren mischen sich Einflüsse aus Venedig und Perugia, wie das auch in der gleichzeitigen Malerei der Marken häufig ist. — Die Statue ist bei Prozessionen umhergetragen worden, was die Eisenklammern am Sockel und Spuren einst befestigten Schmucks beweisen. R. W. Valentiner, Art in America XIII, 1925, S. 175. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 628. ANTONIO MINARDI SCARPA Der Künstler ist nur durch diese Inschrift bekannt. 1791. Madonna mit fünf Heiligen. (Sch. 294.) Kassettierte Decke, reich verzierter Thron. (Die kleine Gestalt rechts ein Stifter? An den Thronstufen die Künstlersignatur, (s. Abb.). Hochrelief. Holz. H. 0,43, Br. 0,41. Unbemalt. Durch Wurmfraß beschädigt. Erworben 1891 in München. Vorher in der Sammlung von Guggenheim-Venedig. Geschenk. Mehr noch als die Typen weist die Dekorationsweise des Throns auf eine Arbeit des frühen 16. Jahrhunderts aus den von Venedig sehr beeinflußten Marken hin. Gegen Venedig selbst spricht das Beieinander der gotisch geschweiften Stufe und der Renaissanceformen am Thron. Letztere ähnlich bei der Madonna aus den Marken (239, vorige Nr.). — Das Relief gehörte wahrscheinlich zu einem, auch mit Intarsien verzierten Kirchenmöbel.

Venedig. VENEZIANISCH UM 1420 43. Sibylle ? In der Rechten eine geschlossene Schriftrolle. Über dem gegürteten Gewand, dessen Ärmel unten geknöpft sind, ein vor der Brust gespangter Mantel. Halbfigur. Carrarischer Marmor. H. 0,38. Mehrfach beschädigt, die linke Hand fehlt, der Kopf ist aufgesetzt. Die Akanthusblätter der Krone zum größten Teil abgebrochen.. Erworben 1882. Der Typ nähert sich in der naturalistischen Auffassung schon den Krabbenfiguren an S. Marco und an der Porta della Carta des

III

112

ι 5 · Jahrhundert.

Venedig.

Dogenpalastes in Venedig aus der Schule der Buon. Wulff, Altchristi, u. mittelalterl. byzant. u. ital. Bildwerke, Nr. 1825. 44. Sibylle? Gegenstück zu 4 3 . — Die Rechte weist nach oben, während die Linke einen Gegenstand (entfaltete Schriftrolle ?) emporhält. (Abb. S. i n . ) Halbfigur. Carrarischer Marmor. H.0,38. Mehrfach beschädigt, die Rolle unvollständig, die Fingerspitzen der R. ergänzt. Die Akanthusblätter der Krone zum größten Teil abgebrochen. Erworben 1882. Wulff, a. a. O. Nr. 1826. BARTOLOMEO BUON Bartolomeo Buon (Bartolomeo di Giovanni di Bertuccio Buon oder Bono). Steinbildhauer und Architekt. Gestorben 1464 in Venedig. Tätig seit 1422 ebenda. Bis zum Tode seines Vaters Giovanni di Bertuccio (1442) häufig in Arbeitsgemeinschaft mit diesem. 209. Brunnenmündung. In Form eines figurierten Kapitäls. An den vier Ecken Köpfe jugendlicher Männer oder Frauen zwischen gotisierenden Akanthusblättern. An drei Fronten je eine sitzende Frauengestalt (Tugend) zwischen zwei Löwen: Fortitudo mit der Säule und Löwenklauen als Mantelzipfel oben, Justifia (oder Veneti a) mit Schwert (oder Zepter) und Temperanza mit zwei Kannen. Auf der vierten Seite ein Helm mit geschlossenem Visier unter einem von Ranken umwundenen Baum. Rundplastik mit Hochreliefs. Istrischer Kalkstein. H. 0,65, Br. 0,87. Zum Teil sehr bestoßen, besonders an den Eckköpfen, dem Kopf der Fortitudo, dem Baum mit dem Helm und am unteren Rande. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Paiaro). Solche Brunnenmündungen in venezianischer Gotik sind an Ort und Stelle, vereinzelt auch in Museen, anzutreffen. In Grundform und Stil am nächsten steht die in Berlin einer in der Cà d'oro zu Venedig, die 1427 urkundlich genannt ist, mit ihren Verfertigern Bartolomeo Buon und Rosso Fiorentino (vgl. S. 17ff.). Das Figürliche erscheint dort etwas flüssiger und das Laubwerk noch etwas malerischüppiger, weshalb hier die Mithilfe eines anderen Werkstattgenossen anzunehmen ist. Ein dritter Brunnen, wie der in Venedig aus rotem Veroneser Marmor, aber mit weniger figürlichem Schmuck, im V. a. A. Museum. Die Gruppierung mit den zwei Löwen ist der thronenden Venezia nachgeahmt. Von verwandtem Stil sind auch einige Kapitale in der unteren Außengalerie des Dogenpalastes. Waagen, Kunstblatt 1846, S. 254. — Venturi, Storia VI, S. 28. — Planiscig, Venez. Bildh., S. 6/7 und Jahrbuch d. Kunsthist. Slgen. N. F. IV, 1930, S. 78 ff. — Wulff, Altchristl. u. mittelalterl. byzant. u. ital. Bildwerke, Nr. 1827, S. 48.

Bartolomeo Buon.

Meister Jacopo.

113

WERKSTATT DES BARTOLOMEO BUON 211. Der heilige Hieronymus. (Sch. 287.) In der Linken hält er ein Kirchenmodell, die Rechte segnet. Handschuhe an beiden Händen. Uber der Mönchskapuze trägt er den Kardinalshut. Hochrelief. Istrischer Kalkstein. H. 2,24 ohne die gotische, nicht zugehörige Konsole. An mehreren Stellen Reste der einst reichen Bemalung. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro). Soll vom Portal der zerstörten Kirche S. Girolamo in Venedig stammen. Die Verwandtschaft im Ornamentalen, in Haarbehandlung und Faltenstil mit einzelnen Figuren der Porta della Carta am Dogenpalast zu Venedig, im Architektonischen mit dem Mascoli-Altar in S. Marco und im Figürlichen auch mit dem Portalrelief der Misericordia in London, V. a. A. Museum, machen die Entstehung des Hieronymusreliefs in der Werkstatt Bartolomeo Buons mehr als wahrscheinlich. MEISTER JACOPO 127. Madonna auf dem Löwenstuhl. (Sch. 15.) An ihrem Schemel seitlich kleine Pfeiler und Löwenköpfe. Der nackte Knabe hält einen Apfel in der Rechten. Das Amulett an der Halskette hängt auf die linke Schulter herab. (Abb. S. 114.) Statuette. Gebrannter Ton. H. 0,75. Geringe Reste von Bemalung. Rechts ein Teil des Postaments mit Falten und Marias linkem Fuß ergänzt. Daneben vorn am Sockel Rest einer alten Inschrift : OPUS JAC. Dagegen ist die Inschrift hinten rechts am Thron: OPUS JACOBI SANSO VINI nachträglich in den schon gebrannten Ton (vermutlich erst in neuerer Zeit) eingeritzt. Erworben 1880 in Venedig. Von W. v. Bode u. H. v. Tschudi (Nr. 107) und C. v. Fabriczy dem Meister der Pellegrinikapelle zugeschrieben. Doch geht die DurchJR^S^jjes* bildung des herkulischen Knaben über dessen Können hinaus. Auch Jacopo Sansovino kommt als Autor nicht in Betracht. Der unbekannte 211 Jacopo dürfte in Venedig im Umkreis der Werkstatt Bartolomeo Buons zu suchen sein. Man vergleiche das kräftige Kind und den Faltenstil mit der Madonna am Tympanon der Cappella Cornaro (S. Maria dei Frari) vom Mascoli-Meister, das nach 1422 entstanden ist. Bode, Jahrbuch VI, 1885, S. 172. — C. v. Fabriczy, Jahrbuch XXX, 1909, Beiheft S. 19. — Abb. des Tympanons bei Planiscig, Jahrbuch d. Kunsthist. Slgen. N. F. IV, 1930, S. 116. VENEZIANISCH (?), UM 1450. 2646. Thronende Madonna. (Sch. 274.) Vor einer Muschelapsis mit Blattwerk in den Zwickeln und an den Seitenlehnen. Ihr Mantel, über den Hinterkopf gezogen, läßt wenig von dem gescheitelten Haar sehen. (Abb. S. 114.) Hochrelief. Marmor. H. 0,63, Br. 0,40. Geringe Spuren von Bemalung. Erworben 1901 in Florenz. Stammt aus Ferrara. Das Werk galt bei seinem früheren Besitzer als sienesisch. Auf Grund der Provenienz ward es in Berlin als ferraresisch angesprochen und mit den Massegne in Verbindung gebracht. Schon die Ornamentik des Throns weist auf Venedig hin, dessen Stil den Osten Italiens weithin beeinflußt hat. Indessen steht das Relief Bartolomeo Buon und seiner Werkstatt näher als den Massegne. Man vergleiche die Madonnenstatue an S. Maria dei Frari und die Portallünette aus Campo S. Zaccaria, um den Einfluß — nicht die Herkunft — festzustellen. (Abb. u. Daten bei Planiscig, Jahrbuch d. Kunsthist. Slgen. N. F. IV (1930) S. 110/11 u. 1x7/8)). Amtl. Berichte i. Jahrbuch XXIII, 1902, S. 1. B i l d w e r k e d. K . F. M „ Schottmüller.

'5

114

ι 5. Jahrhundert.

Venedig.

VENEZIANISCH UM 1475 226. Der segnende Gott-Vater. Stirn eine einzelne Locke.

(Sch. 289.) Lockiges Haar umgibt nur den Hinterkopf; vorn an der

Halbrelief. Carrarischer Marmor. H. 0,52. Untere Br. 0,65. Die Grundfläche spitzbogig mit starker Einziehung an den aufsteigenden Seiten. Die Hände beschädigt. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro); Soll aus der Kirche S. Giuseppe di Castello stammen. Wahrscheinlich Lünette von einem Steinaltar mit reicher gotischer Umrahmung, wie sie in Venedig bis kurz vor 1500 vorkommen. Die sorgfältige Durchbildung hebt das Fragment über die durchschnittlichen dekorativen Steinarbeiten dieser Zeit hinaus. DOMENICO CANDIDO DA TOLMEZZO Domenico Candido (Domenico da Tolmezzo). Holzschnitzer und Maler. Gebürtig aus Tolmezzo, gestorben 1507 in Udine. Ebenda seit 1479 tätig, auch in Verona u. a. 0 . 2596.

Der Leichnam Christi von zwei Engeln betrauert.

(Sch. 288.)

Freigruppe. Pappelholz. H. 0,58, Br. des Sockels 0,535 m · Aus einem Stück mit dem vorn abgeschrägten Sockel. Naturalistisch bemalt und zum Teil vergoldet. An der rechten Hand Christi die fünf Finger, an der linken drei zum Teil abgebrochen, außerdem die Flügel des Engels links, die Füße beider Engel und die Profilierung des Sockels be'stoßen. Erworben 1901 durch Tausch. Die Gruppe stammt aller Wahrscheinlichkeit nach von einem vielteiligen Schnitzaltar, wie sie in Venedig und öfters in der Terra ferma anzutreffen sind (selbst an Altarauf bauten, die in der Hauptsache gemalt sind, kommt das Motiv als Schnitzerei vor). Sein Platz ist in der Mitte der oberen Reihe; so auch bei dem Schnitzaltar der Parochialkirche von Forni di Sopra, wo Komposition und Formendurchbildung so weitgehend mit der Berliner Gruppe übereinstimmen, daß dieselbe Hand für beider Ausführung angenommen werden kann, wie J . Lauts zuerst erkannt hat.

Domenico Candido.

Pietro Lombardi.

115

Fiocco veröffentlichte den Altar von Forni di Sopra als Werk des Domenico da Tolmezzo, obwohl fast alle ihm durch Urkunden zugehörigen Werke gröber und ausdrucksloser sind. Bei einem größeren Werkstattbetrieb sind Abweichungen von der gewohnten Qualität immerhin möglich. Über Dom. Candido vgl. Thieme, Künstler-Lex. V, 1911, S. 495/6 und Fiocco, Bollettino IV, 1924/5, S. 493ff. und die dort genannte Literatur. PIETRO LOMBARDI? Pietro Lombardi (Pietro Solari di Martino genannt Lombardi).

Bildhauer und Architekt.

Stammt

aus Carona am Luganer See. Geboren um 1435; gestorben 1515 in Venedig. Tätig hauptsächlich in Padua, Venedig, Treviso und vor 1465 wahrscheinlich in Florenz. Die meisten größeren Arbeiten seiner späteren Jahre hat er gemeinsam mit seinen Söhnen Antonio und Tullio (vgl. Nr. 300 S. 121) ausgeführt. 2 1 0 . Johannes der Evangelist zwischen Mitgliedern seiner Brüderschaft. (Seil. 265.) Auf den vier Stützen des Throns je eine Kugel; auf der linken der Lehne der Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Im Hintergrund zwei Kandelaber und die zarten Linien einer Landschaft, darüber Wolken. Halbrunde Portallünette. Hochrelief. Istrischer K a l k s t e i n . H. 0,75, Br. 1,44. Erworben 1841 (Sammlung Pajaro); stammt aus ^der Scuola

^

questa memoria indicando le loro case e finanze jf| (Mitteilung des Dr. Freiherrn v. Hadeln). — Das ''^^¿Smä Relief galt vor dem Bekanntwerden dieser Nachbildung als Werk Bellanos, mit dessen Jugend-

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226

15"

116

15. Jahrhundert.

Venedig.

220

werken es entschiedene Verwandtschaft hat. Planiscig sieht in Bellanos Stil eine wesentliche Veränderung seit seiner Reise nach Konstantinopel (1479), wie das Grabmal de Castro (1482) erkennen läßt, und nimmt die Lünette deshalb hypothetisch für Pietro Lombardi in Anspruch, der in seiner mittleren Zeit auch unter dem Einfluß des nachdonatellesken Naturalismus gestanden hat. — Moschetti weist auf P. L.s dekorative Ausschmückung der Scuola S. Giov. Evangelista um 1481 hin und gibt ihm deshalb die Lünette ohne Vorbehalt. — Daß an den Monumentalaufträgen des viel beschäftigten Architekten und Bildhauers Gehilfen und Schüler weitgehend beteiligt waren, ist für andere seiner Werke schon nachgewiesen worden und erklärt vielleicht auch hier Eigentümlichkeiten des Stils. Bode, Handbuch, S. 131. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 491. —• Planiscig, Venez. Bildh., S. 78 und Andrea Riccio, S. 36. — Moschetti, Thiemes Künstlerlexikon XXIII, S. 343. ART DES PIETRO LOMBARDI 221. Johannes der Evangelist. (Sch. 298.) Über faltigem Gewand quergenommen ein Stück Stoff (Mantel ?) ; seine Enden fallen über den linken Arm. Die rechte Hand hält den Fuß des (abgebrochenen) Kelches. Statue. Carrarischer Marmor. H. 0,84. Mit dem runden Sockel aus einem Stück. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro). In Faltenstil und Formdurchbildung von Gesicht und Haar hat die Statue nahe Verwandtschaft mit dem Verkündigungsengel am Triumphbogen von S. Giobbe zu Venedig, einem gesicherten frühen Werk Pietro Lombardis und der stilverwandten Darstellung in der Estensischen Kunstsammlung in Wien. — Wahrscheinlich war auch der Johannes Giebelschmuck eines Altars oder Grabmals ähnlich dem des Pasquino Malipieri in Ss. Giovanni e Paolo, auch einer frühen Arbeit P. L.s, die Stilanalogien mit der Berliner Statue hat. Ende des 17. Jahrhunderts befand sie sich im Besitz des Angelo Querini und war im Garten seiner Villa Altichiero im Paduanischen aufgestellt, auf einem Sockel, dessen Front ein Engelrelief (hier J. 218 S. 118) schmückte. Planiscig, der die Berliner Statue und die in Wien hypothetisch A. Rizo nennt, bildet jene Aufstellung ab nach der paduanischen Veröffentlichung: Altichiero par MmeI. Wynne, Comtesse de Rosemberg 1787, Taf. X X V I I . — Aus der Villa Altichiero dürfte Pajaro die Statue erworben haben. Planiscig, Venez. Bildh., S. 70 u. 187. ANTONIO RIZO Antonio Rizo. Bildhauer. Geboren um 1430 in Verona, gestorben bald nach 1498 in Foligno. in Pavia (Certosa) und zwischen 1467 und 1498 in Venedig.

Tätig

220. Zwei schwebende Engel. (Sch. 292.) In doppelt gegürteten Gewändern mit langen Ärmeln (nur Oberkörper und rechter Arm des linken Engels sind nackt). Wolken unter den Füßen; die Arme umfaßten ein Rund.

Pietro L o m b a r d i .

Antonio Rizo.

Der Meister von San Trovaso.

2944

Z w e i u n r e g e l m ä ß i g d r e i e c k i g e F r a g m e n t e in F l a c h r e l i e f . I s t r i s c h e r K a l k s t e i n . H. des rechten 0,66, Br. 1,08; H. des linken 0,66, Br. 1,07. Das zugehörige Mittelstück fehlt. Der Kalkstein geschwärzt und leicht verwittert. Erworben 1884 in Venedig. Stammt aus der Torbekrönung eines Palastes. Die Reliefbehandlung der feinfältigen Gewänder hat ausgesprochene Ähnlichkeit mit den dekorativen Skulpturen, insbesondere den Engeln in Flachrelief an der Scala dei Giganti im Dogenpalast zu Venedig, die Planiscig als Arbeiten A. Rizos zwischen 1483 und 1498 nachgewiesen hat. Ähnlich auch die Reliefs des Meisters von S. Trovaso; doch fehlt der Faltengebung hier dessen ausgesprochene Manier. L. Planiscig, Jahrb. d. kunsthist. Slgen. N. F. I, 1926, S. 99. DER MEISTER VON SAN TROVASO? Der Meister von San Trovaso. Anonymer Marmorbildhauer, der seinen Namen dem dreiteiligen Antependium in S. Trovaso (S. Gervaso e Protasio) in Venedig verdankt. A. Venturi hat ihn irrtümlich mit dem Florentiner Agostino di Duccio identifiziert ; Planiscig brachte ihn mit Pyrgoteles in Zusammenhang, um dann eingehend und einleuchtender den Trovaso-Meister als anonymen Werkstattgenossen oder Schüler Pietro Lombardis zu kennzeichnen. Er hält Padua für besonders einflußreich für seine Kunst. — Es sind daneben auch bei diesem Bildhauer in Venedig unverkennbare Beziehungen zum östlichen Oberitalien : der dreigeteilte Reliefschmuck kommt auch an Predella und Altartisch lombardischer Altäre (etwa der Gagini) vor; und der wogende Gewandstil, in Venedig eine Besonderheit, ist dort — etwa in dem wohl jüngeren Relief der Anbetung der Hirten in S. Pietro in Novi Liguri (Abb. bei Malaguzzi-Valeri, Amadeo S. 283) — anzutreffen, wo auch ein musizierender Engel als Typus sich eng an den Trovaso-Meister anschließt. 2944. Cherubim zwischen Wolken. (Sch. 306.) Vierzehn Engelköpfchen, einander mehr oder weniger überschneidend. Als Abschluß nach unten lesbisches K y m a . F l a c h r e l i e f auf l e i c h t k o n k a v e m Grund. Marmor. H. 0,215, Br. 0,68. Blaue Farbspuren im Hintergrund. Seitlich braune Flecke (wahrscheinlich von Kerzen angeblakt). Rechts geringe Eisenreste, die wohl von der einstigen Befestigung stammen. Erworben aus der Sammlung A. v. Beckerath. Stammt aus Venedig. Wahrscheinlich Fragment eines Sakristeischranks oder eines kleineren Altarrahmens. Sehr ähnlich sind an dem Sockel einer halbfigurigen Madonnenstatue über der Sakristeitür von S. Maria dell' Orto in Venedig Cherubim zwischen Wolken als Dekorationsmotiv benutzt. Diese Arbeit in Venedig ist früher irrtümlich Giovanni de' Sanctis zugeschrieben. Venturi hat sie einem anonymen Amadeoschüler zuge-

1ΐ8

15. Jahrhundert.

Venedig.

wiesen, den stilverwandten Fries aber Desiderio da Settignano genannt. Daß der einzige Zusammenhang mit dessen Cherubimfriesen der Pazzikapelle in Florenz im Gegenständlichen liegt, hat Planiscig klargelegt. Er hat den Berliner Fries als Jugendwerk des Pyrgoteles, dann hypothetisch als Meister von S. Tro vaso angesprochen. Auf solche Zusammenhänge ist hier schon in der 1. Auflage hingewiesen. A. Venturi, Storia VI, 1908, S. 1099 und Studi dal Vero, S. 56. — Planiscig, Venez. Bildh., S. 195 u. 204; Dedalo Χ, 1929/30, S. 481 u. XI, 1930/31, S. 32. DER MEISTER VON ALTICHIERO

218. Altaivorsatz mit Engeln. (Sch. 305.) Zehn Engel im mittleren perspektivisch gesehenen Feld tragen die Marterwerkzeuge, je fünf größere in den Seitenfeldern musizieren. Flachreliefs. Weißer Marmor. Mittelfeld H. 0,64, Br. 0,72. Seitenfelder H. 0,70, Br. je 0,56 (mit den anschließenden ornamentierten Pilastern). Die Mitte stärker verwittert. Erworben 1842 in Venedig. Die Anordnung wiederholt die des Antependiums von S. Trovaso, dessen anonymer Verfertiger vorerst noch nach diesem Werk genannt wird (vgl. die vorige Nr.). — Die Berliner Reliefs sind aber nicht vom Trovaso-Meister selbst, wie früher angenommen worden ist, sondern die freie Kopie durch einen Venezianer — gleichfalls aus dem Umkreis der Lombardi, der glatter und nüchterner in der Formung, auch hier ohne den malerischen Schwung des Vorbilds ist. Planiscig hat diesen Bildner den M e i s t e r v o n A l t i c h i e r o getauft, weil sich die Berliner Reliefs Ende des 18. Jahrhunderts in der Villa Altichiero im Paduanischen befanden. Cicognara hat sie

218

Der Meister von Altichiero.

Anonyme Meister.

119

dort gesehen, und eine gestochene Abbildung im Werk der M m e · Wynne zeigt das Seitenrelief mit den von vorn gesehenen musizierenden Engeln, eingelassen in einen 1786 datierten Sockel, der die Johannesstatue (hier 221 S. 116/17) trägt. Demselben Künstler ist mit Sicherheit nur noch ein Werk, das Relief der Madonna delle Biade mit zwei anbetenden Engeln im Dogenpalast zuzuweisen. Paoletti, L'Architettura e la Scultura i. Ven. II, S. 157. — A. Venturi, Storia VI, 1908, S. 467. — Planiscig, Venez. Bildh. S. i84ff. u. DedaloX (1929/30) S. 466 ff. — Malaguzzi-Valeri, Amadeo, Abb. S. 283. — Cicognara, Storia d. Scultura IV, S. 277. — M m e · I. Wynne, Contessa di Rosemberg, Altichiero, Taf. XXVII. — VENEZIANISCH, E N D E DES 15. J A H R H U N D E R T S 219. Wandtabemakel. verkürzte Nische. Rosetten.

(Sch. 304.) Perspektivisch Oben Kassettendecke mit

F l a c h r e l i e f . — I s t r i s c h e r K a l k s t e i n . . H. 1,22. Br. 0,78. Die eiserne Tür neuere Arbeit. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro). 231. Tobias mit dem Engel. (Sch. 291.) Der Engel hält eine Arzneibüchse in der Rechten, der Knabe in der Linken den Fisch. Hinter ihm sein Hündchen, in der Ferne ein Baum und Gebirge.

2

'9

F l a c h r e l i e f . I s t r i s c h e r K a l k s t e i n . Oval. H. 0,33, Br. 0,25. An Gürteln und Nimben Spuren von Vergoldung; die profilierte Rahmenleiste modern vergoldet. Aus den Kgl. Schlössern in die Kunstkammer gelangt. 230. Frauenbildnis. (Sch. 297.) Ein Schleier bedeckt lockiges Haar und Schultern; ein schmaleres Tuch schlingt sich um den Hals. F l a c h r e l i e f . G r i e c h i s c h e r , w a h r s c h e i n l i c h p e n t e l i s c h e r Marmor. H. 0,34, Br. 0,25. Die linke Ecke oben ergänzt. In altem, nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro).

72

23'

230

120

ΐ 5 · Jahrhundert.

Venedig.

In Tracht und Ausdruck steht das sehr fein durchgebildete Frauenporträt den Bildern der Gentile Bellini und Carpaccio am nächsten. Bode, Porträtskulpturen, S. 34. 299. Wappenhalter. (Sch. 309.) Auf dem Schild das einfache Wappen der Familie Civran (Hirsch). Statuette. Carrarischer Marmor. H. 0,49. An Kopf und rechtem Arm verwittert. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro). Gegenstück zur nächsten Nummer. 300. Wappenhalter. (Sch. 310.) Auf dem Schild das Wappen der venezianischen Familie Civran (vier Felder, in der Diagonale zwei Hirsche und zweimal das der venezianischen Heraldik eigentümliche Wappentier Dolce). 299

Statuette. Carrarischer Marmor. H. 0,4g. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro).

300

Gegenstück zur vorigen Nummer. VENEZIANISCH, UM 1490—1500 7123. Der heilige Hieronymus. (Sch. 293.) Lesend, in hemdartigem Gewand und Sandalen. Am Felsen rechts der Kardinalshut, drei andere Bücher und ein kleiner Baum. Am Boden Löwe, Krebs ( ?) und Schädel; links steiler Fels und eine kleine Kapelle. Halbrelief. Holz. H. 0,251, Br. 0,199. Braun getönt. Erworben 1912 in München. Geschenk von Herrn J. Böhler. Hieronymusdarstellungen in Marmor von Pietro und Tullio Lombardi hat Planiscig veröffentlicht; bemerkenswerte Stilzusammenhänge mit diesem Holzrelief sind nicht vorhanden. Planiscig, Gazette d. Β. A. 1930 (3), S. 1 ff. VENEZIANISCH, UM 1500 233.

Frauenbildnis.

(Sch. 302.)

Löckchen an den Schläfen, die Hauptmasse des Haares aber ist glatt zurückgestrichen und als bandumwundene Strähne am Hinterkopf hochgesteckt. Eine sechsreihige Korallenkette ist dreimal um den Hals geschlungen. Hochrelief. Griechischer, wahrscheinlich pentelischer Marmor. H. 0,49, Br. 0,315. Die rechte Ecke oben abgebrochen und wieder angesetzt. In altem, ursprünglich nicht zugehörigem Rahmen. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro). Stilverwandt das Reliefbildnis einer jüngeren Frau in der Estensischen Kunstsammlung; dort auch venezianisch um 1500 genannt. Planiscig, Estensische Kunstslg. I, Nr. 95.

233

Anonyme Meister.

Tullio Lombardi.

121

2 12

72.

213

(Sch. 296.) Das Gewand antikisierend drapiert.

Bildnis einer jungen Frau.

Eine Strähne des

w e l l i g e n H a a r s l e g t sich, v o n e i n e m B a n d g e h a l t e n , k r a n z a r t i g u m d a s H a u p t u n d f ä l l t offen im N a c k e n herab.

( A b b . S. 119.)

H a l b r e l i e f . C a r r a r i s c h e r M a r m o r . H. 0,325, Br. 0,255. angesetzt. Erworben 1867 in Italien. A l s S c h u l e D o n a t e l l o s in die L i t e r a t u r e i n g e f ü h r t . k u n f t aus Venedig. — Frauenbildnis

mit

s a m m l u n g in

Wien.

Eine

Die oberen Ecken abgebrochen und wieder

A u ß e r F r a g e erscheint indessen h e u t e die Her-

( j ü n g e r e ? ) V a r i a n t e v o r m a l s in der Slg.

ä h n l i c h e r D r a p e r i e , a b e r v o n besserer

Qualität,

des G r a f e n Oriola.

in der E s t e n s i s c h e n

Ein Kunst-

Collection Comte Oriola (Amsterdam 1932) Nr. 47. — Planiscig, Estens. Kunstsammlung, Nr. 95.

TULLIO Tullio Lombardi.

LOMBARDI

Stein- u n d B r o n z e - B i l d n e r u n d A r c h i t e k t .

s t o r b e n e b e n d a 1532.

G e b o r e n u m 1455 in V e n e d i g , ge-

T ä t i g in V e n e d i g , f ü r T r e v i s o , P a d u a u n d F e l t r e .

G r ö ß e r e W e r k e h a t er

g e m e i n s a m m i t seinem V a t e r P i e t r o Solari gen. L o m b a r d i (c. 1 4 3 5 — 1 5 1 5 ) seinem B r u d e r A n t o n i o (gest. 1516) u n d

gelegentlich mit Alessandro Leopardi

Bildwerke d. K. F. M., SchottmüIIer.

(gest. 1522/23)

ausgeführt. l6

ΐ5· Jahrhundert. Venedig. Lombardei.

122

2.

Schildhalter. (Sch. 300.)

(Abb. S. 121.)

Statue. Carrarischer Marmor. H. 1,685. Der Streitkolben (falsch) ergänzt. Die Beine über den Knöcheln quer durchgebrochen und wieder zusammengefügt. Erworben 1841 in Venedig (Sammlung Pajaro) ; stammt vom Grabmal des Dogen Vendramin. Das Grabmal des Dogen Andrea Vendramin (f 1478) wurde nach 1493 für die Servitenkirche in Venedig vollendet. Die Architektur, die früher als Arbeit A. Leopardis galt, wird heute — gleich den Skulpturen — der Lombardi-Werkstatt, in der Hauptsache den Brüdern Tullio und Antonio Lombardi, zugeschrieben. Nach der Zerstörung der Kirche unter Kaiser Franz wurde das Denkmal in den Chor von S. Giovanni e Paolo übertragen. Damals gingen vier Statuen von Tullio verloren: Adam, Eva und zwei Wappenhalter, die auf den Ecken vom Kranzgesims standen. Stattdessen sind zwei Frauenstatuen von Lorenzo Bregno am Grabmal angebracht. Ferner stellte man den behelmten Krieger aus der rechten in die linke Seitennische und fügte ein anderes Gegenstück hinzu ; wenn nämlich die Abbildung des Monuments in seinem ursprünglichen Zustande bei Cicognara genau ist. Wie Planiscig mitteilt, waren Adam und Eva in den Besitz 2943 des Herzogs von Berry übergegangen, die Eva ist jetzt verschollen, der Adam in der Slg. des Prinzen Bourbon in Schloß Frohsdorff in Nieder-Österreich. Durch einen Vergleich mit Tullios Halbfigurenreliefs in Venedig (Museo Archeologico) und aus den Estensischen Kunstsammlungen in Wien, jetzt in Italien, ward zugleich Tullios Autorschaft für die beiden Wappenhalter in Berlin nachgewiesen. Selvatico, Architettura e Scultura in Venezia, S. 219. — Cicognara, Storia d. Scultura IV, S. 348, Taf. XLII. — Planiscig, Venez. Bildh., S. 2380. 213.

Schildhalter. (Sch. 301.) (Abb. S. 121.)

Statue. Carrarischer Marmor. H. 1,715. Erworben wie Nr. 300. Gegenstück zur vorigen Nr. 212.

Der Streitkolben falsch ergänzt.

Vgl. dort Text und Literatur.

ART DES TULLIO LOMBARDI 2943. Engelstatue. (Sch. 303.) Das lange, leicht faltige Gewand ist an den Hüften gerafft. Das lockige Haar fällt frei auf Rücken und Schultern. Statue. Marmor. H. 0,765. Die Unterarme sind wieder angesetzt. Kleine Teile an den Händen und Zehen, die Nase und Oberlippe ergänzt. Erworben aus der Sammlung A. v. Beckerath. Stammt aus Venedig.

1956'

Die Statue ist früher als Arbeit des Meisters von S. Trovaso (vgl. S. 117), dann hypothetisch als Spätwerk Tullio Lombardis angesprochen. Auf jeden Fall gehört sie in den Umkreis der jüngeren Lombardi-Werkstatt. — Eine ähnlich kühle Anmut findet sich auch an Antonios Altar der Cappella Zeno in S. Marco und Tullios Frauenbildnissen, ehemals in den Sammlungen O. Huldschinskyf und Dr. E. Simon f in Berlin (vgl. Planiscig und Valentiner). Nach Η. v. Tschudi befand sich die Statue bis zu dem großen Brande (1867) in der Cappella del Rosario bei S. Giovanni e Paolo in Venedig, zusammen mit einem fast gleichen Gegenstück, das im rechten Seitenschiff der Kirche

Tullio Lombardi.

123

Anonyme Meister.

aufgestellt ist. — Der malerische und plastische Schmuck der Cappella del Rosario stammt aus dem späten 16. bis 18. Jahrhundert. Die beiden Engel dürften sich somit ursprünglich in einem älteren Heiligtume befunden haben. Planiscig, Venez. Bildh., S. 252/3. — Valentiner, Art in America XIII, 1925, S. 319. — Η. v. Tschudi, in Renaiss. Ausstellung Berlin 1898, S. 87. VENEZIANISCH, UM 1500 1956. Der heilige Sebastian. (Sch. 308.) Beide Handgelenke sind an einen Baumstamm gebunden. Das Lendentuch wird durch ein Band festgehalten. Im linken und. im rechten Bein Wunden, über der Hüfte und im linken Arm je ein abgebrochner Pfeil. Statuette. Buchs. H. 0,375. Der Daumen der Linken abgebrochen, die andern Finger dieser Hand sowie ein Teil des Baumstammes oben links ergänzt. Erworben 1892 in London (Sammlung Falcke).

2221

Die überaus feine Durchbildung aller Teile macht es wahrscheinlich, daß die Statuette als Modell für eine Bronze-oder Goldschmiedearbeit entstanden ist. Der Ausdruck des Kopfes mit dem lockigen Haar erinnert an Tullio Lombardis Bildnisreliefs; Typus und Körperbildung auch an den Francesco da Sant' Agata genannten Herkules (vormals in der Sammlung C. Castiglioni-Wien, Abb. bei Planiscig, Venez. Bildh. S. 298/9). Indessen ist bei dem auch als feinen Holzschnitzer erwiesenen Goldschmied und Bronzegießer das malerische Beieinander von Körper und Baumstamm nicht bekannt. VENEZIANISCH?

ANFANG DES 16. JAHRHUNDERTS

2928. Johannes der Evangelist. (Sch. 311.) In der Linken ein Buch; die Rechte greift in den Mantel, der, über die linke Schulter geworfen, das faltige Gewand zum großen Teil verhüllt. Am Boden rechts der Adler. Statue. Carrarischer Marmor. H. 0,96. An beiden Füßen ist die große Zehe, außerdem ein Stück des runden Sockels und der Kopf des Adlers abgebrochen. Die Nase und ein Stück der rechten Hand ergänzt. Die Oberfläche durch Witterungseinflüsse beschädigt. Erworben 1904. Geschenk Kaiser Wilhelms II. War früher in Potsdam aufgestellt. Hypothetisch ist als Verfertiger der von Venedig beeinflußte Lombarde Benedetto Briosco genannt (vgl. hier 2738 S. 128).

Lombardei. LOMBARDISCH, UM 1440 2221. Madonna mit Engeln. (Sch. 313.) Das Kind trinkt an ihrer Brust. Sie trägt ein hochgeschürztes Kleid, einen faltigen Mantel und Schleier. Die Engel halten einen Vorhang und krönen sie. Halbrelief. Gebrannter Ton. H. 0,267, Br. 0,21; heute schwarz bemalt. Mit profiliertem Rand und in modernem Rahmen. Skizzenhaft gearbeitet. Die Ecke unten links ergänzt. Erworben 1894. Geschenk. Die Komposition ist in mehreren, einander sehr ähnlichen Exem-

2928

16*

124

ΐ 5 · Jahrhundert.

Lombardei.

piaren bekannt; eins in Mailand, Museo Archeologico, eins mit naturalistischer Bemalung im italienischen Kunsthandel 1911 und andere in Verona, S. Maria della Scala, Cremona (Museum) und Marseille (Museum, Sammlung Ricard). Dieser Umstand wie einige Stileigentümlichkeiten — man beachte besonders die Typen der Engel — sprechen entschieden für die oberitalienische Provenienz der Komposition. Früher galt sie für florentinisch. Venturi, Storia VI, 1908, S. 116/7. LOMBARDISCH, UM 1450

343

1902. Zwei singende Engel. Der vordere hält ein Buch Arabische Schriftborten an offnen Gewändern. Rechts dene Säule, der Rest der rahmung.

(Sch. 312.) (Fragment). den unten eine gewunTabernakel-

Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,42, Br. 0,195. Geringe Spuren von Farbe an Haar und Gesicht und von Vergoldung an den Gewändern. Erworben 1892 in Mailand. Geschenk. Wahrscheinlich von einem Madonnenaltar; ein größeres Fragment mit vier musizierenden Engeln, das Gegenstück der Berliner Gruppe, und ein stilverwandtes Madonnenrelief im Louvre (Sammlung Davilliers) in Paris. Ähnliche Typen kommen im kleinen Kloster der Certosa von Pavia an einigen mit Figuren geschmückten Kapitälen vor, die als Maniera dell' Amadeo gelten, aber wahrscheinlich älter sind. Nach Venturi sind die Berliner Engel von Amadeo selbst. A. Venturi, Studi dal Vero, S. 374. LOMBARDISCH, 2. HÄLFTE DES 15. JAHRHUNDERTS 242.

Reiterbildnis.

(Sch. 315.) Auf gewappnetem, ansprengendem Pferd ein geharnischter Ritter. Er faßt mit der Linken den Zügel, die Rechte hält den Kommandostab; über dem Lederwams trägt er ein Mäntelchen. Mit der mit Rhomben geschmückten Rahmenleiste aus einem Stück. Hochrelief. Carrarischer Marmor. Rund. Durchmesser 0,59. Einige Sprünge. Die Spitze des linken Fußes abgebrochen. Erworben 1864 aus dem Nachlaß des Generals Barfuß-Falkenberg. Angeblich das Bildnis eines Sforza, und wahrscheinlich aus dem weiteren Umkreis der Amadeo-Werkstatt, wo das Bildnis im Rund mit erhöhtem Rand öfters vorkommt. LOMBARDISCH, UM 1475 249. Beweinung Christi. (Sch. 314.) Die Frau ganz links hält die Dornenkrone, Johannes die Kreuzesnägel, die älteren Männer neben Maria Hammer und Zange ; die Engel außen z. T. fragmentarische Leuchter. Halbrelief in rundbogiger Lünette. Grauer Genueser Sandstein. H. 0,65, Br. 1,27. Der obere Teil des Mittelakroterion — wahrscheinlich ein Engel — abgebrochen. Erworben 1887 in Genua in der Auktion Santo Varni. Der Einfluß der Paduanischen Bildhauerei aus der Generation der dortigen Donatello-Schüler ist in Mittelrelief und den Putten außen am

125

Anonyme Meister zwischen 1 4 5 0 und 1 5 0 0 .

249

Rahmen unverkennbar. Man vergleiche den reicheren Rahmenschmuck an dem großen Terrakotta-Altar der Ovetari-Kapelle in den Eremitani in Padua. 240. Bildnis eines Mannes. deckt.

(Sch. 316.) Der enganliegende Rock ist zum Teil durch den Mantel be-

Hochrelief. Carrarischer Marmor. Rund. Durchmesser 0,32. Die Nase ergänzt; ein Bruch links im Hintergrund. In nicht zugehörigem Rahmen. Erworben vor 1867 in Italien. Die Einfügung eines Porträts in ein Tondo ist typisch für die Lombardei. Die entfernte Ähnlichkeit mit Francesco Sforza, Herzog von Mailand (1401—1465), läßt eine Identifizierung des Bildnisses mit ihm nicht zu, zumal auch die Haartracht nicht mit der seiner gesicherten Bildnisse übereinstimmt. LOMBARDISCH, ENDE DES 15. JAHRHUNDERTS 5008.

Darstellung im Tempel.

(Sch. 318.) Mit je vier Zuschauern rechts und links.

Halbrelief. Marmor. H. 0,31, Br. 0,47. Hintergrund und Rahmen ergänzt. Erworben 1904 als Geschenk mit der 1. Sammlung Dr. J . Simon. Stammt aus Rom (Giovacchino Ferroni). Vielleicht Teil einer Predella. Durch Zufügung von Hintergrund und Rahmen in neuerer Zeit zum Gegenstück von 5007 (S. 192/93) gemacht (vgl. dort), ist aber von primitiverem Stil. OBERITALIENISCH ZWISCHEN 1450 UND 1475 135. Tabernakelaufsatz. (Sch. 4.) Mit Christus als Schmerzensmann und anbetenden Engeln zwischen Rankenwerk. (Abb. S. 126.)

240

12 6

15· Jahrhundert.

Lombardei.

Hochrelief. Carrarischer Marmor. Durchbrochen gearbeitet. H. 1,22 (ohne die Kreuzigungsgruppe), untere Br. 0,978. Ζ. T. bestoßen. Teile des Rankenwerks und die bekrönende Kreuzigungsgruppe (hier nicht abgebildet) ergänzt. Erworben 1884 in Florenz.

M. 105

Vormals des gotisch schlanken Aufbaus wegen in den Anfang des Quattrocento datiert und mit Niccolò di Piero Lamberti und den Meiern der Porta della Mandorla in Verbindung gebracht. Indessen sprechen die Durchbildung des Rankenwerks, Balusterform, Typen und Gewandung der Engel (man beachte die weiten Ärmel) für eine jüngere Entstehung und die Arbeit eines nicht führenden Steinmetzen vielleicht in Oberitalien. Middeldorf (briefliche Mitteilung) denkt an einen Oberitaliener aus dem Kreis Giovanni Gagginis.

OBERITALIENISCH, ENDE DES 15. JAHRHUNDERTS M. 11. Madonna mit dem trinkenden Kinde. (Sch. 325.) Ihr offnes welliges Haar wird ζ. T. durch den Schleier bedeckt. Links vorn ein aufgeschlagenes Buch. Mauresken-Ornament deckt den Hintergrund. H a l b r e l i e f . C a r t a p e s t a auf H o l z g r u n d . Dieser aus einem Stück mit dem einfachen Rahmen. H. 0,40, Br. 0,305. Die einst naturalistische Bemalung der Körper ins Bronzefarbene nachgedunkelt. Nimben, Haar und Mantel vergoldet. Den dunklen Grund überzieht zierliches Rankenornament. Erworben 1911 in Venedig. Geschenk. Die Ornamentik des Hintergrunds spricht entschieden für eine Entstehung in Venedig. Das Motiv des trinkenden Knaben, wie das offne lockige Haar Marias sind dagegen in der lombardischen Kunst um 1500 (Boltraffio, Solario), heimisch. Letzteres kommt auch bei dem auch in Venedig tätigen Lombarden Briosco vor. (Vgl. Nr. 2738, S. 128.) OBERITALIENISCH, ENDE DES 15. JAHRHUNDERTS? M. 105. Maria mit d e m Kinde. (Sch. 249.) Die Hände des Kindes umschließen einen Apfel (?). Es ist in zwei Kleider gehüllt (das untere hat lange Ärmel). Maria trägt über dem Kleid einen langen Mantel, über dem Haar einen Schleier und ein schmales Band. A m profilierten Sockel vorn ein geteiltes Wappen mit einem halben Adler und wagerechten Balken. S t a t u e t t e . Marmor. H. 0,68. Mit dem Sockel aus einem Stück. Beide Köpfe wieder angesetzt. Maria Hals ist ζ. T. ergänzt, ebenso ein Teil ihres rechten Handrückens. Erworben 1908 in Rom. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. Soll aus Lucca stammen.

Μ. Η

Das Wappen ist früher als das der sienesischen Familie Sansedoni gedeutet und die Statuette »vermutungsweise« dem Sienesen Federighi zugeschrieben. Es handelt sich indessen um die Wieder-

A n o n y m e Meister.

Antonio Tamagnini.

I27

2750

holung einer Statuette in der Sakristei des Doms von Torcello bei Venedig, die Fiocco — nicht überzeugend — Pietro Lamberti zugeschrieben hat. Der Stil weist auf eine oberitalienische Arbeit etwas jüngerer Entstehung hin. Middeldorf (briefliche Mitteilung) denkt an die Gaggini-Werkstatt. Im venezianischen Handel war Ende 1929 noch ein drittes Exemplar, das modern zu sein schien. Schottmüller, Amtl. Ber. X X X , 1908/09, S. 38/9. — Bode, Amtl. Ber. X X X V I I , 1915/16, S. 175 und Berichte des K. F. M.s-Vereins 1908/9, S. 17/8. — Fiocco, Dedalo V i l i , 1927/28, S. 374.

ANTONIO TAMAGNINI Tamagnini, Antonio della Porta, genannt il Tamagnino da Porlezza. Lombardischer Steinbildhauer. Tätig (nachweisbar 1 4 9 1 — 1 5 0 4 ) in Genua, Mailand, Brescia, an der Certosa di P a v i a ; zum Teil gemeinsam mit Pace Gagini und Gian Antonio Amadeo. 2750. Bildnis des Acellino Salvago. (Sch. 334.) Am Hals sieht man die Säume der Untergewandung, am Hinterkopf das kurzgeschorene Haar. Die Ärmel, unterhalb der Schultern geschlitzt, sind mit einer Renaissancepalmette verziert. Vorn und hinten (s. Abbildung) eine Inschrifttafel. B ü s t e . C a r r a r i s c h e r Marmor. H. 0,50. Ergänzt kleine Teile an den Ohren und Voluten. Erworben 1903. Geschenk der Frau Prinzessin Friedrich Karl von Hessen zur Erinnerung an die Kaiserin Friedrich. Stammt aus. Genua, Palazzo Pallavicini; dann in Schloß Friedrichshof. Accellino di Meliaduce Salvago aus genuesischem Adelsgeschlecht, um 1420 geboren, 1506 als verstorben erwähnt. Zwischen 1444 und 1504 war er vielfach, z. T. außerhalb von Genua, mit öffentlichen Ehrenämtern betraut. — Solche Nachrichten und diese 1500 (MD) datierte Büste beweisen A.s erstaunliche Lebenskraft bis ins hohe Alter. — E i n Porträtrelief im Rund, vormals in der Sammlung Hainauer in Berlin, zeigte A. etwas jünger. Gelegentlich Civitale zugeschrieben, dürfte es auch eine Arbeit Tamagninis sein. Jahrbuch X I I I , 1892, S. 90 u. X X I V , 1903, S. 318. — Courajod, Leçons professées à l'école du Louvre II. — Kat. der Slg. Hainauer, S. 13, Nr. 10. — Renaiss.-Ausstellung, 1898. S. 87.

128

15. Jahrhundert.

Lombardei.

ANTONIO T A M A G N I N I (?) 2958. Bildnis einer älteren Frau. (Sch. 335.) Über dem K l e i d trägt sie einen feinfältigen Überwurf und eine Haube mit langen Zipfeln. F l a c h r e l i e f . M a r m o r . Durchmesser 0,53. Der Grund konkav. Leicht verwittert. Erworben aus der Sammlung A. v. Beckerath-Berlin. Der Vergleich mit dem Reliefporträt Accellinis aus der Sammlung Hainauer (vgl. die vorige Nr.) läßt auch bei diesem Bildnis an Tamagnini als A u t o r denken. A R T DES BENEDETTO BRIOSCO Benedetto Briosco. Steinbildhauer. T ä t i g in Mailand, Certosa, Isola-Bella, Cremona und wahrscheinlich auch in Venedig (nachweisbar zwischen 1483 und 1506). 2738. M a d o n n a m i t d e m Apfel. (Sch. 324.) D a s nackte K i n d hält einen A p f e l und f a ß t mit der Rechten nach seinem F u ß . Eine Korallenkette mit A m u l e t t hängt an seinem Hals. H a l b r e l i e f . G e b r a n n t e r T o n . H. 0,52, Br. 0,385. Naturalistisch bemalt und z . T . vergoldet. Blauer, goldgesternter Grund. Mit dem Rahmen aus einem Stück. Erworben 1903. Geschenk. Der T y p u s der Madonna ist dem am Grabmal Camillo Borromeos im gleichnamigen Palast auf der Isola Bella verwandt. D a s Monument ist ein W e r k Amadeos und seiner W e r k s t a t t ; die Madonna h a t H. Lehmann Briosco zugewiesen. Sie hat wie seine Madonnenstatue an der Certosa und dies kleine Relief ein volleres O v a l als A m a d e o und — vielleicht v o n deutscher K u n s t beeinflußt — langes offnes Haar. — Eine gröbere Wiederholung in Terrakotta in der Corte Vecchia in Mantua (Nr. 232) als Mantuanisch 15. Jahrhundert. (Vgl. auch 2928 S. 123 u. M 1 1 , S. 126.) Amtl. Ber. X X I V , 1903, S. X X I I L — Heinz Lehmann, Lombardische Plastik im letzten Drittel des X V . Jahrhunderts, S. 63, 73 u. 75. S C H Ü L E R D E S G I O V A N N I ANTONIO A M A D E O Amadeo. Giovanni Antonio dei Amadei oder Amadeo oder Omodeo. Steinbildhauer, Architekt und Ingenieur. Geboren um 1447 in P a v i a , gestorben 1522. T ä t i g (seit 1466) an der Certosa di P a v i a , in B e r g a m o , Mailand, Cremona, Como und Lodi. 245.

Kreuzigung.

(Sch. 326.)

Christus

betrauert

von Maria,

Johannes und Maria

Magdalena.

Zwischen abgestuften Felsen mit B a u m w e r k im Hintergrund eine Stadtmauer mit zwei Türmen. (Abb. S. 130.) H a l b r e l i e f o h n e G r u n d . F i c h t e n h o l z . H. 0,865, Br. 0,73. Naturalistisch bemalt. Felsen, Haar und Teile der Kleidung vergoldet; diese außerdem mit Goldmusterung verziert. Erworben vor 1867. D a s Relief stammt wahrscheinlich v o n einem mehrteiligen geschnitzten Altar, wie solche in Anlehnung an deutsche Vorbilder in Piémont und der L o m b a r d e i entstanden sind (noch heute solche u. a. in Bormio, Premadio, Cepina,Oga und S. Croce in V a l Bregaglia und im Kunstgewerbe-Museum von Turin). — V o n demselben Meister, einem anonymen AmadeoSchüler, sind nach Malaguzzi-Valeri das Relief hier 246 (folgende Nr.) und der J u d a s k u ß in der Slg. des Sacerdote Roncetti in Castiglione d'Olona. A u s gleicher Schule, wenn

Antonio Tamagnini.

Benedetto Briosco.

129

Giovanni Antonio Amadeo.

nicht gleicher Werkstatt, auch die Wunderheilung durch S. Domenico im Castello zu Mailand, die Geißelung und Kreuzigung im Nonnenkloster von S. Monte Varese und die großen Reliefs Kreuztragung und Grablegung in Mailand (Brera, vormals Slg. Graf Stroganoff-Rom). Rassegna d. A. IV, 1906, S. 106. — Malaguzzi-Valeri, Amadeo, S. 330. 246. Begegnung der Heiligen Franziskus und Dominikus. (Seil. 327.) Sich die Hände reichend. Am Chor der Kirche eine gemalte Nische mit der Statue Johannes' des Täufers. (Abb. S. 130.) Halbrelief. F i c h t e n h o l z . H. 0,86, Br. 0,50. Der Rahmen ursprünglich nicht dazugehörig. Naturalistische Bemalung, z.-T. vergoldet. Mit Ausnahme des heiligen Dominikus tragen alle weiße Kutten und schwarze Mäntel, die mit goldnen Punkten übersät sind. Erworben 1883 von A. Castellani in Rom. Gehörte zu einem großen Altar mit Darstellungen aus der Dominikuslegende. Andre Reliefs desselben in der Sammlung des Fürsten Liechtenstein in Wien, vormals bei Guggenheim in Venedig, im Castello zu Mailand (Wunderheilung) u. a. O. — Vgl. die vorige Nr. hier 245.

5973

OBERITALIENISCH (?), UM 1485 7138. Bacchische Scene. (Sch. 66.) Die Tanzenden führt ein Mädchen mit Füllhorn und Scheibe. Zwei Kinder am Boden, eins auf der Schulter des Jünglings links. Der geflügelte nackte Mann rechts winkt mit großer Kugel, hinter ihm ein älterer Satyr (?) und ein herabfliegender Genius. Daneben im Hintergrund eine Stadt. Halbrelief. Marmor. H. 0,23, Br. 0,38. Unvollendet und beschädigt. Die Ecke oben links ergänzt. Erworben 1911. Geschenk. Nachbildung antiker Motive, wahrscheinlich aus einem Parisurteil (rechts) und einer Tanzszene (links), die aber nur z. T. verstanden waren : der herabfliegende Genius steckt die Fackeln wie eine Doppelflöte in den Mund, und bei der Gruppe links stimmt die Anzahl der Beine nicht zu der der Oberkörper. Nach H. Lehmann stammt das Relief von einem Gehilfen der Amadeo-Werkstatt, den er Meister der Geißelung nennt. Bisher galt das kleine Werk als florentinisch. Die Ausführung ist grob und handwerksmäßig. Heinz Lehmann, Lombardische Plastik, S. 24ff. 5973. Der Kalvarienberg. (Sch. 258.) Trauernde umgeben Christi Kreuz, vor demselben vier Würfler, rechts ein Reiter. An und durch Felsen hindurch zieht sich der Weg mit dem figurenreichen Zug. Vorn links zwei hockende nackte Männer; vereinzelt etwas ferner ein Angler; hinter ihm in I flacherem Relief die belebte Straße zum viel- | türmigen Jerusalem.

'léE^J^Êmil·

Flachrelief. Stuck. H.0,54, Br. 0,37. Mit dem profilierten Rahmen aus einem Stück. Die naturalistische Bemalung stark nachgedunkelt. Stellenweise bestoßen. Erworben 1809 in Florenz. Geschenk. Soll aus Siena stammen. W. v. Bode hat das Relief als „Sienesisch um 1480" in die Literatur eingeführt — so auch hier in der vorigen Auflage — dann aber für Bertoldo di Giovanni in Anspruch genommen unter HinBildwerke d. K . F . M „ Schottmüller.

7138 17

130

1 5 . Jahrhundert.

Lombardei.

weis auf die Skizze der Kreuztragung von Vincenzo de'Rossi im Museo Nazionale zu Florenz, die einst irrtümlich Donatello hieß. Der plakettenartige Charakter des Reliefs steht außer Frage, auch der Zusammenhang mit Bronzebildnerei; nicht aber, ob hier der selbständige Entwurf für eine neue Komposition vorliegt. Wahrscheinlicher ist die kompilierende Nachbildung aus mehreren Reliefs. Die Zuweisung an Bertoldo ist bei eingehender Prüfung nicht aufrechtzuerhalten. — Ausführlichkeit und Figurenreichtum dieser Passionsszene, ebenso die Bedeutung der Landschaft für die Komposition weisen auf eine Entstehung im westlichen Oberitalien, wo Bildnerei und Malerei Analogien bieten, besonders die figurenreichen Reliefs aus dem Umkreis Amadeos in und an der Certosa von Pavia. Bode, Amtl. Ber. XXXVII, 1915/16, Sp. 1760., Bollettino d'A. I, 1921, S. 347ÎÏ. und Bertoldo und Lorenzo dei Medici, S. 73. 250. Der heilige Hieronymus. (Sch. 322.) Der bärtige, fast nackte Greis betrachtet das vor ihm an einem Baum befestigte Kruzifix. Zu seinen Füßen, in kleinerem Maßstabe, der Löwe. Links ein bramantesker Zentralbau, rechts weiter hinten eine befestigte Stadt. Hochrelief. Gebrannter Ton. H. 0,24, Br. 0,20. Unbemalt. Schmaler, profilierter Rand und alter, nicht zugehöriger Rahmen. Erworben 1887 in Bologna. Geschenk. Dieselbe Komposition in gleicher Größe, aber mit Gubbio-Glasur im Louvre. LOMBARDISCH, UM 1500

M. 56

7106. Christus als Gekreuzigter. (Sch. 328.) Der langgezogene Brustkorbrand und einzelne Adern sind stark betont. Die Augen geschlossen. Torso. Buchs. H. 0,41. Reste von naturalistischer Bemalung am Körper und von Vergoldung am Schurz. Die steil aufgerichteten Arme,

Anonyme Meister um 1500.

7106

250

I31

M. 57

die einzeln gearbeitet und angesetzt waren, fehlen, ebenso der Knoten am Schurz. Rechter Fuß und linkes Bein abgebrochen. Erworben 1 9 1 1 in Florenz. Geschenk. Vgl. hier die folgende Nr. M. 56. Christuskopf. (Sch. 329.) Tränen auf den Wangen. Kurzer Bart am Kinn. Das gescheitelte Haar fällt in gedrehten Strähnen auf den Rücken. Der gedrehte Strick — statt der Dornenkrone — ist über dem linken Ohr geknotet. B ü s t e . B u c h s . H. 0,11. In Schulterhöhe gerade abgeschnitten. Erworben 1904 aus dem Nachlaß des Bildhauers Kopf in Rom. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. Die italienischen Buchsschnitzereien sind als Übergangskunst zu werten, die nur in den nördlichen Grenzgebieten vorkommt, beeinflußt von germanischer und alpiner Kunst und sie beeinflussend. — So erklärt sich die in Italien ungewohnte Betonung des Martyriums bei Christus. — Vgl. auch hier die vorige und folgende Nr. Berichte des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins 1904/05.

S. 14.

M. 57. Christus als Schmerzensmann. ( ?). (Sch. 330.) Lockiges, gescheiteltes Haar und spitzer Bart. S t a t u e t t e . B u c h s . H. 0,19. Die Beine von den Knien ab, die rechte Hand und der linke Unterarm sind abgebrochen. Moderner Sockel. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museum-Vereins. Erworben 1904 aus dem Nachlaß des Bildhauers Kopf in Rom. Wahrscheinlich aus einer mehrfigurigen Geißelungsgruppe und Modell für Bronze- oder Goldschmiedearbeit. Die spitze, sorgfältige Arbeit und der hagere T y p weisen auf Mailand und die Amadeoschule als Herkunft hin. Vgl. auch hier die vorigen Nrn. Berichte des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins 1904/15.

S. 14/15.

LOMBARDISCH?, UM 1500 258. Die heilige Maria Magdalena. (Sch. 321.) Der Mantel bedeckt auch den Hinterkopf. Die Linke hält den Rosenkranz. Das Haar ist gescheitelt. Statuette,

G e b r a n n t e r Ton, H. 0,76. Naturalistisch bemalt, Der Mantel

132

i 5 . Jahrhundert.

Lombardei.

braun, Haar und Rosenkranz vergoldet. Erworben 1861 aus Neapel (Sammlung Minutoli). Früher, vielleicht der Herkunft wegen, einem süditalienischen Meister zugeschrieben, auch mit Giovanni della Robbia in Verbindung gebracht, an dessen Formengebung der geschlossene Umriß wie der gehaltene Ausdruck erinnert. Aber Haarbehandlung, Gesichtstypus und Polychromie weisen ebenso auf eine Entstehung in der Lombardei. v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 23, Nr. 47. OBERITALIENISCH, UM 1500 2956. Madonna mit dem Johannesknaben und einem Engel. (Sch. 320.) Maria in reich gesticktem Kleid, mit offnem Haar, den Hinter2956 kopf vom Schleier bedeckt. Weiter oben über einer Höhle des kleinen Johannes Fortgehen in die Wüste. — Kleine Wolken am Himmel. Ganz rechts ein sitzender Schmetterling. Hochrelief. Marmor. H. 0,42, Br. 0,47. Oben und an den Seiten ist der Rand leicht bestoßen. Sonst sehr gut erhalten. Erworben 1902 aus der Sammlung A. v. Beckerath. Kindertypen, Haarbehandlung, und die sorgfältige Durchbildung vieler Einzelheiten kommen auch bei Cristofero Solari und Briosco vor, die subtile Detaillierung ebenso bei Gian Cristofero Romano und in den Malereien Bartolomeo Venetos. Die Zuweisung an einen bestimmten Künstler der westlichen Lombardei ist noch nicht möglich ; aber auch die Zweifel eines Forschers, der an neuzeitliche Entstehung denkt, sind wenig begründet. Unklarheiten in der Raumdarstellung und verschiedene Größenmaßstäbe dicht beieinander finden sich ähnlich in dem Amadeo zugeschriebenen Madonnenrelief mit dem hl. Rochus, Adam und Eva im Appartamento Vescovile in Pavia (Abb. bei Malaguzzi-Valeri, Amadeo S. 224). — Der Gesamteindruck spricht auch hier für einen Oberitaliener um 1500, der fern von den großen Kunstzentren gearbeitet hat. CRISTOFERO SOLARI (?) Cristofero Solari il Gobbo (Cristofero di Bartolo). Lombardischer Bildhauer und Architekt. Gestorben

Cristofero Solari. Anonyme Meister um 1500. Isai da Pisa.

133

1527 in Mailand. Tätig wahrscheinlich seit 1478, hauptsächlich in Mailand und Pavia (Certosa), außerdem in Rom, Como, für Ferrara und Mantua. 248. Bildnis eines jungen Mannes. (Sch. 319.) Der Mantel läßt vom Gewand nur einen schmalen Streifen am Halse sehen. Unter dem Brustabschnitt eine konsolenartige Volute. Halbrelief. Carrarischer Marmor. Rund. Durchmesser 0,50. In modernem Rahmen. 1875 in Mailand (Gius. Basimi) als Werk des C. Solari.

Erworben

GENUESISCH, ENDE DES 15. JAHRHUNDERTS 262. Allegorie des Glaubens. (Sch. 317.) Als Betende auf einem Kissen sitzend. Über der Nische die Inschrift: A V E . GRATIA . P L E N A ' Halbrelief. Carrarischer Marmor. H. r,oo, Êr. 0,78. Erworben 1887 in Genua in der Versteigerung Santo Varni.

Die Mittel- und Süditalienischen Schulen. Rom und Neapel. ISAI DA PISA ZUGESCHRIEBEN Isai da Pisa. Steinbildhauer. Geboren in Pisa in den ersten Jahrzehnten des Quattrocento. Gestorben in Rom 1465. Tätig in Rom (nachweisbar seit 1447), in Neapel (1455—1458) und wahrscheinlich in seiner Jugend in Pisa. Einige seiner römischen Werke sind neuerdings einem anonymen Meister, genannt »delle Virtù«, zugeschrieben worden. M. 103/04. Die Heiligen Petrus und Paulus. Schwert an den Körper. (Abb. S. 134.)

(Sch. 341/42.)

Paulus preßt mit der Rechten das

Marmorstatuetten. H. 0,75. Hinten unbearbeitet. Die Köpfe und der Sockel der Paulusstatuette in seiner unteren Hälfte ergänzt. Erworben 1908 in Rom. Sollen aus Pisa stammen. Eigentum des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins. Die beiden Statuetten erinnern in der trocknen unbeholfenen Modellierung und dem schematischen, z. T. antikisierenden Faltenstil an die qualitätvolleren Arbeiten Isais da Pisa, wie die Grabstatue der heiligen Monika in S. Agostino, die Madonna »del Praegnantium« in den S.-Peters Grotten und Teile vom Grabmal Eugens IV. in S. Salvatore in Lauro zu Rom. Bode, Berichte des Kaiser-Friedrich-Museums-Vereins 1908/09, S.16. — Schottmüller, Amtl. Berichte XXX, 1908/09, S. 36—38.

15. Jahrhundert. Rom, Neapel, Sizilien.

134

LUIGI CAPPONI Luigi di Gianpietro Capponi. Steinbildhauer aus Mailand ; tätig in Rom in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts, z. T. gemeinsam mit andern Lombarden. Urkundlich nachweisbar 1485—1496. 234. Wand-Ziborium. (Sch. 344.) Die Türöffnung ist heute durch ein späteres Gemälde, Christus auf Wolken stehend, ausgefüllt. H o c h r e l i e f . C a r r a r i s c h e r Marmor. H. 0,84, Br. 0,685. Türöffnung H. 0,30, Br. 0,16. Kranzgesims und Giebel, die einzeln gearbeitet waren, fehlen. Erworben 1828 mit der Sammlung Bartholdi. Soll aus S. Maria del Popolo in Rom stammen. Das Ziborium, von dem noch zwei nach Komposition und Ausführung sehr ähnliche Exemplare in Rom, in SS. Quattro Coronati und S. Maria in Monserrato bekannt sind, galt früher als Arbeit Andrea Bregnos, aber die Stilzusammenhänge mit Capponis gesicherten Werken, wie den Grabmälern Brusati in S. demente und Fratelli Bonsi in S. Gregorio M. 103/04 sprechen entschieden für C.s Autorschaft. Man beachte die Faltengebung der flatternden Engelkleider und die Durchbildung des ornamentalen Beiwerks. Auch die obengenannten Ölbehälter gelten jetzt für Arbeiten C.s. Bode, Handbuch, S. 158. — Gnoli, Archivio Storico dell' Arte VI, 1893, S. 100. RÖMISCH, UM 1480 255. Zwei Engel mit dem Roverewappen.

(Sch. 343.) Über flachem Giebel zwei Engel, die zwischen sich den Stamm einer Eiche halten. H o c h r e l i e f . C a r r a r i s c h e r Marmor. H. 0,50, Br. 1,02. Hintergrund etwa dreieckig. Die Krone der Eiche ergänzt (hier nicht mit abgebildet). Die Füße des Engels links z.T. abgebrochen, sein Flügel bestoßen. Erworben 1882 in Rom von Dom. Cor visier i.

234

Aus der Kirche SS. Apostoli zu Rom, in deren Vorhalle sich noch heute die Krone der Eiche (Wappenzeichen der Rovere) eingemauert befindet. Daß dieses Giebelstück von dem an einer Seitenwand der Tribuna angebrachten Eucharistie-Tabernakel herstammt (s. Schmarsow, Melozzo p. 164), ist nicht erwiesen, aber wahrscheinlich. Albertini (Opuse, de mirab. Romae Fol. 84 b) und nach ihm Adinolfi (Roma neh' età di mezzo II, 17) sagen nur, daß jenes von Giuliano della Rovere errichtete Ziborium mit den Statuen der Apostel Philippus und Jacobus Major geschmückt gewesen sei. Daß diese — vormals in der Sammlung des Grafen G. Stroganoff in Rom — unzweifelhafte Arbeiten des Andrea Bregno sind, während die Engel dem Stil Luigi Capponis näherstehen, sagt

Luigi Capponi.

Pasquale da Caravaggio.

135

nichts gegen ihre einstige Zusammengehörigkeit, da Bregno die meisten seiner römischen Werke gemeinsam mit andern Künstlern ausgeführt hat. PASQUALE DA CARAVAGGIO? Pasquale da Caravaggio. Steinbildhauer und Architekt. Gebürtig aus der Lombardei. T ä t i g in R o m in den letzten Jahrzehnten des Quattrocento; vielleicht in gelegentlicher Arbeitsgemeinschaft mit Andrea Bregno, D a l m a t a und andern Lombarden. 2 5 6 . Bildnis Papst A l e x a n d e r s V I . (Sch. 345.) U m die Schultern legt sich das damastene Pluviale, das von breiter Edelsteinborte eingefaßt und vorn m i t einer Schließe mit den päpstlichen Insignien — doch ohne W a p p e n — zusammengehalten wird. K o l o s s a l b ü s t e . C a r r a r i s c h e r M a r m o r . H. schmalen, bandartigen Sockel. Hinten offen und tung durchgebrochen. Nasenrücken und Bänder Spitze derselben zum großen Teil abgebrochen.

0,805, Br. des Sockels 0,675. Aus einem Stück mit dem bis zum Hals hohl. Unter demselben in diagonaler Richder Mitra ζ. T. ergänzt. Die bronzene Verzierung an der Erworben 1846 in Berlin.

Die B ü s t e galt bei der E r w e r b u n g als Bildnis Pauls II., aber die derben Formen entsprechen vielmehr den Zügen Alexanders V I . (Rodrigo Borgias, geb. 1431 in H a t i v a bei Valencia, gest. 1503 in R o m , seit 1492 Papst). Zeitgenössische Porträts von ihm sind in der Auferstehung Christi v o n Pinturicchio in den Borgiagemächern wie auf Medaillen erhalten. — D a s W a p p e n ist vielleicht nachträglich entfernt worden, als m a n nach des Papstes Tode jedes Andenken an ihn zu tilgen suchte, oder es ist nur aufgemalt gewesen. — Den A u t o r h a t m a n v o n jeher in einem jener Lombarden gesucht, die neben Mino da Fiesole den großen Bedarf an dekorativer Plastik im damaligen R o m zu decken hatten. Schmarsow h a t hypothetisch A n d r e a Bregno, James v . Schmidt dessen Gehilfen Pasquale da Caravaggio vorgeschlagen; und ohne Zweifel

136

ΐ5· Jahrhundert. Rom, Neapel, Sizilien.

2951

2952

finden sich deutliche Stilzusammenhänge — nicht nur in der etwas trocknen und sehr detaillierenden Behandlungsweise — zwischen der Büste und dem gesicherten Hauptwerk P.s d. C., dem Altar Innocenz' VIII. in S. Maria della Pace zu Rom. Bode, Ital. Porträtskulpturen, S. 18. — Schmarsow, Repertorium, 1889, S. 209. — I. v. Schmidt, Die Altäre des Guilleaume des Perriers, S. 20/21 und Kunstwiss. Beiträge, Aug. Schmarsow gewidmet, S. 117. RÖMISCH (?), UM 1500 2951. Angelnder Putto. (Sch. 346.) Ein geflügelter Knabe mit schmalem Mantel über der linken Schulter steht im kleinen Boot, einen Fisch an seiner Angel. In den Wellen die Köpfe von drei Delphinen. Halbrelief. Marmor. Mit dem profilierten Rahmen aus einem Stück. H. 0,28, Br. 0,44. An der rechten Hand, an Hinterkopf und Flügeln beschädigt. Erworben aus der Sammlung A. v. Beckerath. Soll aus Rom stammen. Vielleicht von einem Wandbrunnen.

Gegenstück zur folgenden Nr.

152. Musizierender Knabe auf einem Delphin. (Sch. 347.) Ein nackter Knabe, nur von bandartigem Stoffstreifen umflattert, bläst die Tuba. Kopf und Flossen des Delphins sind wie Akanthusblätter stilisiert. In den Wellen zwei kleine Blumen (Seerosen?). Halbrelief. Marmor. Mit dem profilierten Rahmen aus einem Stück. H. 0,277, B r - ο,44· Die Oberfläche ζ. T. verwittert, daß die Bohrlöcherarbeit im Haar und am Fischmaul deutlich zutage tritt. Erworben aus der Sammlung A. v. Beckerath. Soll aus Rom stammen. Vielleicht von einem Wandbrunnen.

Gegenstück zur vorigen Nr.

DOMENICO GAGGINI (?) Domenico Gaggini da Bissone. Lombardischer Steinbildhauer. Gestorben 1492 in Palermo. Tätig in Genua (nachweisbar 1448—1465) und Sizilien; ζ. T. gemeinsam mit Francesco Laurana. 257. Maria mit dem Kinde. (Sch. 338.) Das Kind in langem Ärmelkleidchen. Ein Schleier deckt Marias Hinterkopf. S t a t u e t t e . A l a b a s t e r . H. 1,08 mit dem Sockel. Reich vergoldet. Augen, Brauen und Lippen naturalistisch bemalt. Das Kind trägt eine Korallenkette am Hals. Erworben 1877 in Rom von A. Castellani.

Domenico Gaggini.

Francesco Laurana.

137

ι·:..... ,

260

Die Statuette ist eine der späten freien Kopien nach dem berühmten Kultbild der Madonna von Trapani, das nach Venturi das Werk eines Pisaner Bildhauers aus dem Trecento, nach Burger eine sizilianische Arbeit des Quattrocento ist. Andere Wiederholungen befinden, bzw. befanden sich im Museum von Budapest, im Museo Civico in Bologna (Elfenbein), in der Sammlung Bagatti-Valsecchi in Mailand (als Arte Pisana), im Museum zu Königsberg und im italienischen Kunsthandel; freie Nachbildungen sind auch Lauranas Madonna im Dom von Monte San Giuliano und mehrere Statuen aus der Werkstatt Domenico Gagginis im Museum, in der Carmine und San Francesco in Palermo. Die beiden erstgenannten stimmen in der Marmorbehandlung und in der Vergoldung mit der Berliner Statue so weit überein, daß auch sie in den Umkreis D. Gagginis gerückt werden darf. — Eine Sonderstellung unter den verschiedenen Nachbildungen nimmt sie durch den Sockel ein, der sich auf die angebliche wunderbare Auffindung des Kultbildes durch ein Ochsengespann an der Meeresküste bezieht. Venturi, Storia IV, S. 264. — Burger, Francesco Laurana, S. 93.

FRANCESCO LAURANA Francesco Laurana. Dalmatinisch-italienischer Bildhauer, Medailleur und Architekt. Geboren um 1425 in Dalmatien, gestorben 1502 in Frankreich. Tätig in Oberitalien (?), Rimini (?), Urbino, Neapel, Sizilien und Frankreich. 260. Bildnis einer Prinzessin von Neapel. (Sch. 339.) Das Haar ist am Hinterkopf in zwei Strähnen geteilt, die sich auf dem Scheitel übereinanderlegen. Im Brustlatz ein Loch zur Befestigung eines Schmuckstücks aus Metall. Die einst aufgemalte Namensinschrift im Schild vorn fehlt. B ü s t e . C a r r a r i s c h e r Marmor. H. 0,47. Mit dem Sockel aus einem Stück. Spuren von Bemalung und Vergoldung. Die Nasenspitze ergänzt. Erworben 1877 aus Palazzo Strozzi in Florenz. Die Büste galt ihrer Herkunft wegen früher als Bildnis der Marietta Strozzi von Desiderio da Settignano (vgl. S. 39) ; aber die nahe Stilverwandtschaft mit L.s gesicherten Madonnenstatuen in Sizilien und Neapel beweist seine Autorschaft. Als Entstehungszeit wird L.s zweiter Aufenthalt in Neapel (1472 bis 1477) angenommen; als die hier Dargestellte gilt Beatrice (1457—1508), die vierte Tochter König Ferdinands, die 1476—1490 mit Matthias Corvinus von Ungarn vermählt B i i d w e r k e d. K . F. M „ Schottmüller.

iS

138

ΐ 5 · Jahrhundert.

Rom, Neapel,

Sizilien.

war. Ein sicheres Bildnis von ihr, das Laurana 1467 gearbeitet hat, vormals in der Sammlung Dreyfus in Paris, zeigt sie viel jugendlicher und läßt es unsicher erscheinen, ob in L.s — unter sich sehr ähnlichen — Frauenbüsten aus der Neapler Zeit wirklich immer wieder Beatrice dargestellt ist, wie das mehrere Forscher annehmen, oder ob nicht vielmehr Lauranas Unfähigkeit, zu individualisieren, an der Ubereinstimmung der Büsten in Berlin, Paris und Florenz die Schuld trägt. Es ist denkbar, daß das Berliner Bildnis, wie das aus der Sammlung Castellani-Rom, dann bei Bardini in Florenz, jetzt bei Mr. Ryan in New York befindliche und ein drittes ähnliches Werk aus Südfrankreich in der Sammlung Blumenreich in New York die ältere Schwester B.s, Eleonora, darstellen, die in erster Ehe mit dem Herzog von Bari, seit 1473 mit Ercole I. von Ferrara verheiratet war. Die Herkunft aus Palazzo Strozzi wird durch die nahen Beziehungen Filippo Strozzis (s. 102, S. 67/68.) zu dem Neapler Herrscher erklärt. .Bode, Flor. Bildh., S. 196ff. und Amtl. Ber. XXXVI, 1914/15, S. 51 ff. — Rolfs, Franz Laurana, S. 333/34 und 339. — Burger, Francesco Laurana, S. 130 ff. — Venturi, Storia VI, 1908, S. 1040. — Valentiner, Art in America XII, 1924, S. 12/13. — Schottmüller, Künstler-Lexikon XXII, S. 440 f. 259. Bildnismaske einet jungen Frau. (Sch. 340.) Von den Schultern nach vorn zusammenlaufend aufgerauhte Flächen in der Form eines ausgeschnittenen Kleides. Relief ohne Grund. Carrarischer Marmor. H. 0,34. In alten, nicht zugehörigen Rahmen eingelassen. Erworben 1877 in Florenz. Rolfs identifiziert die Berliner Maske mit der einst in der Sammlung Carpentras befindlichen, die Courajod dort entdeckte. Ähnliche befinden sich in den städtischen Sammlungen von Aix, Bourges, Chambery, Puyau-Velay und Villeneuve bei Avignon; vielleicht auch in Tours und in der einstigen Sammlung Aynard in Lyon. Man hat sie irrtümlich als Geschäftsmuster der Laurana-Werkstatt angesprochen, doch widerlegt das die schlechte Qualität einiger der noch in Frankreich befindlichen Stücke. Wahrscheinlich sind diese Masken bestimmt gewesen, in Grabstatuen von anderem Material oder anderer Hand eingelassen zu werden. Rolfs, Franz Laurana, S. 400ff. — Burger, Francesco Laurana, S. 135. — Aukt.-Kat. Slg. Aynard, 1913, Nr. 276.

ITALIENISCHE BILDWERKE DES 16. JAHRHUNDERTS

Florenz GIOVANNI DELLA

ROBBIA

Giovanni della Robbia. (Giovanni di Andrea di Marco.)

Tonbildner.

F l o r e n z ; g e s t o r b e n z w i s c h e n J u l i 1529 u n d M ä r z 1530 e b e n d a .

G e b o r e n 19. Mai 1469 in

S o h n des A n d r e a d. R . (s. S. 7 2 f f . )

u n d in dessen W e r k s t a t t t ä t i g , zuerst g e m e i n s a m m i t i h m , d a n n einzeln n a c h g e n a u e n V e r t r ä g e n . E r a r b e i t e t e f ü r T o s k a n a (Florenz, P i s t o i a usw.), Mittel- u n d

161.

Madonna zwischen zwei Heiligen.

(Sch. 113.)



Oberitalien.

L i n k s J o h a n n e s der T ä u f e r , r e c h t s der hl. H i e r o -

nymus. H o c h r e l i e f . R u n d . G e b r a n n t e r T o n . Durchmesser 1,44. Weiß glasiert. Augensterne, Brauen und die Buchstabenreste auf Johannes' Schriftband (. C C E) dunkel eingezeichnet. U m 1903 ist der Fruchtkranz mit Ölfarbe in natürlichen Farben bemalt, der Hintergrund blau getönt und vergoldet worden. Erworben 1846 in R o m . Charakteristisches W e r k

G i o v a n n i d. R . s n a c h

1510.

A . Marquand, Giov. d. Robbia, S. 140/1.

160.

Beweinung Christi.

Christi.

(Sch. 112.)

Auf

dem

S c h ö ß e Marias der starre, a u s g e s t r e c k t e

Sein H a u p t s t ü t z t J o h a n n e s , seine F ü ß e M a r i a M a g d a l e n a .

Leichnam

( A b b . S. 142.)

Gruppe aus vier zusammengeordneten Figuren. G e b r a n n t e r T o n . H. der Maria 1,10, B r . der ganzen Gruppe 2,30. Die naturalistische, handwerksmäßige Bemalung, ohne Kreidegrund in Ölfarbe ausgeführt, mit viel Gelbbraun, Zinnober, Karmin, dunkelblau und Vergoldung scheint etwas jüngeren D a tums zu sein und ist stark nachgedunkelt. Erworben 1887 aus einer Villa bei Florenz. Soll aus dem Convento delle Cappuccine stammen. W . v. Bodes Zuschreibung a n G. d. R . s t ü t z t sich auf den

Vergleich

Künstlers Werken,

mit

im

besonderen

auf d a s b e z e i c h n e t e 1521

des

authentischen

datierte

und

Lünetten-

relief der B e w e i n u n g

im

Bargello zu Florenz. Ähnliche

Beweinungsgruppen

b e f i n d e n sich vatore

in S.

Sal-

al M o n t e

u n d S.

F e i i c e in P i a z z a

zu Flo-

renz, i m V . a. A . M u s e u m zu

London,

im

Gardner

Museum zu Boston

und

ein F r a g m e n t (Maria u n d Christus) i m M u s e u m v o n

142

1 6 . Jahrhundert.

Florenz.

Moulins (Abb. bei A. Marquand, Andrea d. Robbia II, S. 253). Beachtlich ist die Nachahmung der sonst nur bei Steinbildnerei vorkommenden Bohrlöcher. W. v. Bode, Flor. Bildh., S. 321 ff. und Denkmäler, Taf. 282, S. 80. — C. v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 22/3, Nr. 46. — A. Marquand, Giov. d. Robbia, S. 76ft. GIOVANNI DELLA ROBBIA? 1891. Knabe mit Hunden. (Sch. 102.) Er trägt im offnen, zusammengenommenen Hemd zwei junge Hunde fort. Die Hündin ist zur Verfolgung aufgesprungen ; zwei Junge liegen noch unter ihr. Gruppe. Stuck. H. 0,43. Naturalistisch bemalt. Erworben 1891 in Florenz. Geschenk des Grafen Dönhoff-Friedrichstein. Die Komposition kommt auch in anderem Material vor, so in Bronze mit einem Gegenstück als französische Arbeit des 18. Jahrhunderts. Daneben ist als solches auch der Knabe mit dem Eichkätzchen in der Sammlung des Fürsten Liechtenstein in Wien angesprochen worden. A. Marquand nimmt die Erfindung Andreas an, rückt aber die Berliner Gruppe nahe an Giovannis Dovizia in Minneapolis (Museum), wo ein zurückblickender Knabe neben ihr wandernd von einem Hund angebellt wird. Doch fehlt hier das genrehafte Motiv des Raubs der jungen Tiere, das für die Renaissance wohl denkbar, aber ohne Parallelen ist. Die Girlande um die Scham ist neuzeitliche Erfindung und anscheinend moderne Zufügung. — Eine Wiederholung war in der einstigen Sammlung Weinberger in Wien. v-j^siS«Ρ" Bode, Denkmäler, Taf. 265, S. 86 und Flor. Bildh., S. 239. — C. v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 20, Nr. 27. — A. Marquand, Giovanni d. Robbia, S. 210/1. — Aukt.-Kat. Weinberger (1929) Nr. 349. WERKSTATT DES GIOVANNI DELLA ROBBIA 167. Der heilige Antonius der Einsiedler. (Sch. 118.) In dem geöffneten Buch die Inschrift in Kapitalen: O VOI CHE/SIATE/NEL/QUOR/

Giovanni della R o b b i a und seine Werkstatt.

2850

143

169

M I O / A V E R T I SCO/CHE NO/P. DIATE/LA/FATICA/DI/TANTO/TEMPO. — Die Seitenlehnen des Throns aus Sphingen und Löwenpranken. Einzeln gearbeitet das kleine Schwein mit den Eremitenglöckchen am Hals. S t a t u e . G e b r a n n t e r Ton. H. 1,24. Bunt glasiert und bemalt. Glasiert sind der gelbe Thron, der grüne Mantel mit schwarzem Granatapfelmuster, die Schuhe und das graugelbe Schwein. Die einst naturalistische Bemalung von Kutte, Kapuze, Gesicht und Händen ist stark nachgedunkelt. Erworben 1846 in Florenz. Ziemlich derbe Arbeit, der die reiche Bemalung dekorativen Reiz verleiht. Ähnliche Statuen und Hochreliefs des Heiligen in Monte San Savino (S. Chiara), Castiglione Fiorentino (Collegiata), Citerna (Convento di S. Elisabetta) und Montevarchi (Piazza della Dogana). Stilverwandt sind auch der thronende hl. Benedikt in Monte Oliveto Maggiore und S. Romolo (dat. 1521) im Dom von Fiesole. Cavalucci-Molinier, Les della Robbia, S. 262. — A. Marquand, Giov. d. Robbia, S. 165/6 und Andrea d. Robbia II, S. 262/3.

2850.

Die heilige Verdiana zwischen Schlangen. (Sch.

115.) In der Linken ein Buch und einen K o r b mit Früchten (Bohnen), füttert sie eine der beiden Schlangen. H o c h r e l i e f . G e b r a n n t e r Ton. Rund. Durchmesser 0,97. Bunt glasiert und bemalt. Glasiert: graue Kutte, schwarzes Kopftuch, hellgrüne Schlangen, violetter Korb, blaues Buch, gelbe Nimben und dunkelblauer Grund; Gesicht und Hände naturalistisch bemalt. Als Rahmen dient eine buntglasierte Fruchtgirlande in stärkstem Hochrelief. Erworben 1904. Geschenk des Herrn A. v. Beckerath. Die toskanische Heilige (f 1242) hatte bei einer Hungersnot Arme mit den Bohnen ihrer Herrschaft ge-

144

i 6 . Jahrhundert.

Florenz.

speist ; doch füllte sich das Bohnengefäß wieder durch ein Wunder. In ihrer Büßerzelle teilte sie ihre spärliche Kost mit zwei großen Schlangen. — Nach Cruttwell Werkstatt des Giov. d. Robbia. M. Cruttwell, Luca a. Andrea della Robbia, S. 334. WERKSTATT DER ROBBIA HUNDERT

IM 16. JAHR-

2014. Ideal-Bildnis eines Feldherrn. (Sch. 188.) Der Helm mit einem Delphin bekrönt und einem Kranz geschmückt. An der reich dekorierten Rüstung vorn ein Löwenkopf mit Akanthusranken, auf der Schulter ein geflügelter Greif, auf dem ein Knabe sitzt. Halbrelief. Gebrannter Ton. H. 0,59, Br. 0,415. Die Figur und das Eierstab-Profil weiß, der Grund blau, die Bänder gelb glasiert. Augen157 sterne, Lider und Brauen schwarz eingezeichnet ; Vergoldung in der Umrahmung. — In altem, späterem Rahmen. Erworben 1893 in Paris (Vente Leclanché). Geschenk. Die weitgehende Ähnlichkeit mit dem Profil des Colleoni an Verrocchios Reiterdenkmal hat zu der Annahme geführt, daß es sich um ein Idealbildnis des Feldherrn aus Verrocchios Werkstatt handelt. Daneben hat man hier die Nachbildung eines der von Vasari erwähnten Bronzereliefs (Darius und Scipio) vermutet, die Lorenzo de' Medici an Matthias Corvinus geschenkt hat.—Ähnliche Kriegerdarstellungen aus dem Quattro- und Cinquecento (die meisten im Profil nach rechts) können als Varianten des Pendants angesprochen werden. Die berühmteste ist die Zeichnung Leonardo da Vincis im Britischen Museum, von der das zarte Marmorrelief aus der Slg. Rattier im Louvre abhängig ist. Eine Nachbildung dieser Komposition als Tondo im Fruchtkranz in Robbiatechnik in Wien (Abb. bei Planiscig, Die Estens. Kunstslg. Bd. I, S. 73 ff.) und ein älterer Krieger in gleicher Ausführung im Louvre (Abb. bei Müller-Walde, Leonardo S. 71), ein drittes Exemplar in Florenz, Palazzo Frescobaldi, ein viertes im Museum zu Pesaro. — Nach A. Marquand wahrscheinlich von Giov. della Robbia entworfen. Dagegen spricht der Stil und die in der späteren Robbiawerkstatt gewohnheitsmäßige Übernahme fremder Motive und ganzer Kompositionen. Vasari-Milanesi, III, S. 361. — Cruttwell, Luca a. Andrea della Robbia, S. 230. — Eric Maclagan, Burl. Mag. X X X I X , 1921, S. 137. — A. Marquand, Giov. della Robbia, S. 214. 169. David. (Sch. 117.) Die Rechte hält den Griff des abgebrochenen Schwerts. Zwischen seinen Füßen das Haupt des Goliath. (Abb. S. 143.) S t a t u e t t e . Gebrannter Ton. H. 0,555. Bunt bemalt und glasiert: Unterkleid und Rüstung blau mit gelben Ornamenten, Mantel grün glasiert ; die nur gemalten Fleischteile schwärzlich nachgedunkelt. Auf dem ovalen, weiß glasierten Sockel in violetter Farbe die Inschrift: DAVIT.P.P. Erworben 1828. (Sammlung Bartholdi.) Freie Nachbildung von Verrocchios David im Florentiner Museo Nazionale. Man vergleiche auch antike Panzerstatuen und die nicht glasierte Terrakotta-Statuette eines David der Sammlung Dr. J. Simon (hier 5011 S. 148/49). mmmmüm

2014

Cavalucci-Molinier, Les della Robbia, S. 262, Nr. 358. — A. Marquand, Giovanni d. Robbia, Nr. 214 (mit weiteren Literaturangaben).

Werkstatt der della Robbia.

145

157. Madonna mit dem Johannesknaben und zwei Engeln. (Sch. 120.) Der eine stützt den knienden Johannesknaben, der andere hält Blumen. Hochrelief. Gebrannter Ton. Rund. Durchmesser 0,92. Bunt glasiert : Figuren weiß, Grund blau, Fruchtgirlande und Blumen in natürlichen Farben. Brauen und Augensterne violett eingezeichnet. Erworben 1858 in Italien. Nach Marquand Wiederholung des Reliefs in S. Casciano in S. Giovanni in Sugano. D¿: Stil und die kalten Farben des Fruchtkranzes sprechen für eine Entstehung um 1520. Cavalucci-Molinier, Les della Robbia, S. 261. — A. Marquand, Benedetto e Santi Buglioni, S. 76.

170.

iAL>MOXXitItiví

Madonna della porta. (Sch. 122.) Neben

dem flachen, von gewundenen Säulen getragenen Bogen jederseits eine Lilie. Darunter die Inschrift: A. D. M D X X I I I I MËSIS MAII. Umrahmt von Eierstab und Fruchtkranz aus Weinlaub, Pinienzapfen, Gurken und kleinen Melonen. Hochrelief. Gebrannter Ton. Rund. Durchmesser 0,90. Buntglasiert und bemalt: Maria Kleid violett, ihr grün gefütterter Mantel blau, Architektur rotbraun. Fruchtkranz in natürlichenFarben glasiert. Die Bemalung der Fleischteile sehr nachgedunkelt. Erworben 1828 (Sammlung Bartholdi). Das Tondo war, wie die Farbe des Tors anzudeuten scheint, für das Quartiere Porta Rossa in Florenz bestimmt, dessen Wahrzeichen die Madonna war. Cavalucci-Molinier, Les della Robbia, Nr. 259. 163. Dovizia. (Sch. 116.) Zwei Locken des langen, in der Mitte gescheitelten Haars sind über den Ohren zu kleinen Schleifen zusammengefaßt. Eine schmale Blumengirlande dient als Gürtel des antikisierenden Gewandes. Statue. Gebrannter Ton. H. 1,25. Buntglasiert: Die Figur weiß, der Boden hellgrün, Fruchtschale und Füllhorn blau, Früchte und Blumen in natürlichen Farben. Das Gewand über dem linken Bein und kleine Teile ergänzt. Erworben 1846 in Rom. Einleuchtender als die frühere Bezeichnung Pomona, für die es im Quattrocento keine Analogien gibt, ist die Deutung als Dovizia, die schon Donatello als Kanephore für Florenz gebildet hatte. Die Darstellungen in Robbia-Technik — solche auch im Museo Buonarroti in Florenz, Minneapolis-Museum und Bardini-Auktion in London (1902, Nr. 516), in München, Dijon u. a. 0. — sind freier in der Komposition und nicht unbeeinflußt von der Romantik des ausgehenden Quattrocento. (Vgl. auch 1584 u. 2723 S. 159.) Nach Marquand von Buglioni. (Vgl. auch 2723, S. 159.) — Daneben kommt die Komposition leicht variiert auch als Judith — so in Budapest — vor. Schubring, Donatello, S. XXII. — Α. Marquand, Benedetto e Santi Buglioni, S. 79, mit ausführlichen Literaturangaben. — Ders., Brothers Bildwerke d. Κ . F. Μ . , Schottmüller.

Ig

16. Jahrhundert.

146

Florenz.

of Giov. della Robbia, S. i88 u. 209. — Ders., Art in America V, 1917, S. 195. — J . Balogh, Deutscher Anhang in den Jahrbüchern d. Mus. f. bild. Künste, Budapest 1931, S. 55. BACCIO DA MONTELUPO

Baccio da Montelupo (Bartolommeo Sinibaldi, gen. Montelupo). Bildhauer und Architekt. Geboren 1469 in Montelupo bei Florenz, gestorben 1 5 3 5 (?) in Lucca. Tätig in Florenz, Venedig und Lucca.

284.

Der jugendliche Johannes der Täufer. (Sch. 233.) Im Fellkleid auf

geschichteten Felsen sitzend. Statuette. in Florenz.

In der Linken hält er eine Schriftrolle.

Gebrannter Ton, unbemalt.

H. 0,495. Erworben 1842

Die Komposition kommt in gleichem Stil in zahlreichen, leicht veränderten Wiederholungen — einige sind Spiegelbildrepliken —· vor. So im Dom zu Pescia, im Museum von Stuttgart, in der Sammlung in Sigmaringen, im V. a. A. Museum und in der Wallace Collection in London, sowie in den einstigen Sammlungen Bardini-Florenz, Emil Weinberger-Wien und Graf Oriola. Der nach der Komposition benannte, anonyme Meister ist hypothetisch mit Benedetto da Maiano, Rustici, Jacopo Sansovino, zuletzt von Planiscig mit Cozzarelli in Verbindung gebracht worden. Sehr viel einleuchtender ist die Identifizierung des Meisters der Johannesstatuetten mit Baccio da Montelupo durch Middeldorf (schriftliche Mitteilung) und Gramberg (mündliche Mitteilung) auf Grund der Sebastiansstatue dieses Künstlers in S. Godenza (Chiesa di S. Gaudenzio). — Vielleicht darf Vasaris Erwähnung von vielen kleinen Werken Baccios, der oft in Holz und Ton gearbeitet hat, in Florentiner Bürgerhäusern, auf diese Statuetten bezogen werden. Bode, Zeitschrift f. bild. Kst., 1902, S. 174. — W. Biehl, ebenda, 1912, S. 174. — H. Sprinz, Bildwerke d. Fürstl. Hohenzollernschen Sammlung in Sigmaringen, Nr. 74, Taf. 45. — Auktions-Kat. Bardini (London 1902), Nr. 559, Taf. 43. — Auktions-Kat. Emil Weinberger (1929), Nr. 350. — Kat. der Wallace Collection (1931), Nr. 55, Taf. 15. — Planiscig, Jahrbuch d. Kunsthist. Slgen. Ν. F. I I I , 1929, S. 83/4. —Aukt.-Kat. Collection Comte Oriola, Amsterdam 1932, Nr. 48. 1 7 1 . Der h. Hieronymus. (Sch. 232.) Knieend schlägt er die entblößte Brust mit einem Stein. Zwischen dem Heiligen und einem Baumstrunk mit Holzkreuz noch ebensolcher auf geschichtetem Fels und der liegende Löwe. G r u p p e . G e b r a n n t e r Ton. H. 0,55, Br. 0,63. Braun bemalt. Unregelmäßig ovale Basis; kleine Teile an derselben ergänzt, ebenso das hölzerne Kreuz. Auf neuem, niedrigem Holzsockel. Erworben 1842 in Florenz. Das Motiv des büßenden Hieronymus und der betenden Maria Magdalena ist schon in Verrocchios Werkstatt mehrfach dargestellt worden. E s entspricht der asketischen Zeitstimmung, die in Savonarola ihren letzten und höchsten Ausdruck gefunden hat. Neben solchen Hieronymusstatuetten, die mit der in Berlin mehr oder weniger überein-

Baccio da Montelupo und anonyme Meister.

147

stimmen (Museum Herbert Horne-Florenz u. a. 0.), gehören eine etwa lebensgroße Büste im Städtischen Museum zu Frankfurt und Leonardo da Vincis Bild in der Vatikanischen Galerie nebst den dazu gehörenden Zeichnungen (vgl. Fischel) in diesen Zusammenhang. Die sehr sorgfältige Durchbildung weist bei der Berliner Gruppe auf einen Florentiner, der gewohnt war, Modelle für Bronzeguß zu schaffen. Von jeher dem Meister der Johannesstatuetten zugeschrieben, der jetzt mit Baccio da Montelupo identifiziert wird. Bode, Zeitschrift f. bild. K. 1902, S. 1—4. — v. Fabriczy, Jahrbuch X X X , 1909, Beiheft S. 22, Nr. 43. — Fischel, Jahrbuch X X X V I I I , 1917, S. 31. WERKSTATT DES BACCIO DA MONTELUPO 7139.

Kruzifixus mit durchbrochenem Nimbus.

(Sch. 229.)

Statuette mit beweglichen Schultergelenken. Holz. Der Lendenschurz Cartapesta. H. 0,54. Alte naturalistische Bemalurg, der Schurz stumpfviolett mit reicher Vergoldung. Der kleine Finger der rechten Hand und Teile des zweiten und dritten Fingers an der linken sind abgebrochen. Nimbus und Inschrifttafel alt, Kreuz modern. Erworben 1913. Geschenk. Gramberg begründet die Zuschreibung »in den engsten Schulkreis Baccios« durch einen Vergleich mit den drei Kruzifixen des Künstlers in S. Fiora e Lucilla, Arezzo, St. Maria Novella und S. Lorenzo in Florenz, vor allem mit dem letztgenannten (vor 1510). Beachtenswert sind die beweglichen Schultergelenke, die ein Aufhängen an andreaskreuzartiger Unterlage ermöglichen, wie sie die Michelangelo zugeschriebenen Zeichnungen in Windsor und im Britischen Museum zeigen. Francesco Filippini, Dedalo V i l i , 1927/28, S. 527 ff. — Paatz in einem (bisher ungedruckten) Vortrag im Kunsthistorischen Institut zu Florenz. — K. Frey, Die Handzeichnungen des Michelangelo Buonarroti, Taf. 127 u. 129. FLORENTINI SCH, F R Ü H E S 16. JAHRHUNDERT 4995. Maria mit dem Kinde. (Sch. 202.) Auf einem mit Voluten verzierten Sessel sitzend. Das Kind ist mit einem Zipfel ihres Mantels z. T. bedeckt. S t a t u e t t e . Gebrannter Ton. H. 0,46. Naturalistisch bemalt. Mit dem runden Sockel aus einem Stück. Der Kopf, der abgebrochen war, ist wieder aufgesetzt. Erworben 1904 als Geschenk mit der ersten Sammlung Dr. J . Simon. Vorher in Florenz (Bardini). Nach W. v. Bode, C. v. Fabriczy und Dußler Entwurf von Benedetto da Maiano; der letztgenannte datiert ihn in den Anfang der neunziger Jahre des Quattrocento. — Zweifellos ist gewisse Stilverwandtschaft mit Benedettos großer Madonna (hier 104 S. 68) und den Heiligen am Grabmal des hl. Bartolus in San Gimignano vorhanden. Den fortgeschrittenen Formen nach müßte die Statuette in den letzten Lebensjahren des Künstlers entstanden sein, wo aber die Madonna und der hl. Sebastian in der Misericordia zu Florenz von Benedetto in einem ganz anderen, massig schweren Stil geschaffen wurden. — Die Haltung von Mutter und Kind, ihr Typus und Einzelheiten der Modellierung weisen vielmehr in eine wenig jüngere Generation und eine Entstehung bald nach 1500.

148

16. Jahrhundert.

Jiik

Florenz.

Bode, Denkmäler, Taf. 352, S. 110. — C. v. Fabriczy, Jahrbuch XXX, 1909, Beiheft S. 21, Nr. 39. — Dußler, Benedetto da Maiano, S. 80. 1711.

Kruzifix.

(Sch. 228.)

Statuette. Holz. Das Kreuz: H. 0,854, B r · 0.52· Der Körper allein : H. 0,48. Alte Bemalung. Ein Finger an der rechten, drei an der linken Hand sind abgebrochen. Schriftband — ohne Inschrift — aus Metall. Kreuz nicht zugehörig. Erworben 1890 in Florenz. Geschenk. Vormals Benedetto da Maiano, dann einem anonymen Florentiner vom Ende des 15. Jahrhunderts zugeschrieben. Die kontrapostische Haltung spricht aber für eine Entstehung im 16. Jahrhundert. v. Fabriczy, Jahrbuch XXX, 1909, Beiheft S. 21, Nr. 36. PIETRO TORRIGIANI ? Pietro Torrigiani. Marmor-, Bronze- und Tonbildner. Geboren 1472 in Florenz ; gestorben 1528 in Sevilla. Tätig in Florenz, Bologna, Fossombrone, London und Spanien.

171 ι 137.

Anbetende Maria.

(Sch. 218.)

Freifigur. Gebrannter Ton. H. 0,73. Alte naturalistische Bemalung. Der Sockel vorn links z. T. ergänzt. Erworben 1888 in Florenz. Geschenk. Die unter Mantelfalten verborgenen, viel zu kurzen Unterschenkel lassen vermuten, daß die kniende Figur — anscheinend hinter dem Christkind — in flacher Nische aufgestellt war. Gramberg sieht hypothetisch den Verfertiger in P. Torrigiani, einmal, weil ein Frühwerk von ihm, die Statuette des hl. Franziskus am Piccolomini-Altar im Dom zu Siena, die T. 1491 unvollendet zurückließ, ein »ähnliches Versinken hinter Faltenzügen zeigt Kunsthistorisches Museum 7, 26 129, 142 30, 50, 62, 67, 100, 185, 213 ehem. Slg. von Tucher 4 österreichisches Museum 187 ehem. Slg. Weinberger 142, ehem. Slg. v. Auspitz 183 Windsor, Königl. Bibliothek ehem. Slg. v. Benda7,26,30,67,68 165, 220

28, 107

42, 106

146 147

Verzeichnis der dargestellten und im Text genannten Personen Aragazzi, Bartolommeo 8 Bandinelli, Baccio 157 Barbino 167 de' Bardi, Alessandra 39 Bari, Herzog von 138 Beatrice d'Aragon 39, 62, 137 Bentivoglio, Annibale 107 Berni, Francesco 165 Bonsi, Antonio u. Michele 134 Borromeo, Camillo 128 Brenzoni 19 Brusati, Giovanni Francesco 134 Calabrien, Herzog von 89 Calcagnini, Teofilo 39 Carrafa, Antonio 196 de' Castro, Angelo 98, 102, 116 Niccolò 98 Paolo 98, 102, 116 Christine von Lothringen (Gemahlin Ferdinands I. Medici) 173 Cibo, Francesco 176 Peretta 176 Teodorina 176 Colleoni, Bartolommeo 144 Colonna, Fabricius 196 Vittoria 154 Contarmi, Giovanni 187/188 Giulio 188 Cornia, Michele 180 Corvinus, Mathias (Hunyady) 59, 62, 68, 137, 144 Damasceni-Peretti, Alessandro, Kardinal von Montalto 221, 222, 223. Francesco, Kardinal von Montalto 222 Michele 221, 222, 223 Darius, König von Persien 144 Deta-Aldobrandini, Luisa 180 Doria, Andrea 156. Eleonora d'Aragon 138 Ernst von Österreich, Erzherzog 196 d'Esté, Borso 39 Ercole I 138 Familien Albergatti 73 Bentivoglio 87 Civran 120 Deuzzi del Macco Simoni 70 Fava 87 Gherardi 69

Familien Heilige Medici 74 Jacobus Minor 236, 238 Morelli 70 Johannes der Evangelist 60, 90, Nerli 43 115, 116, 119, 123, 128, 141, Peruzzi 8 154, 182 Rovere 134 Johannes der Täufer 9, 51, 63, Rucellai 8 71, 78, 79, 87, 94, 96, 129, Sansedoni 126 132, 141, 145, 146, 159, 161, Sassetti 73 165, 166, 167, 171, 172, 175, Sforza 124 184, 185, 198, 213, 214 Feltria, Elisabetta 42 Joseph 12, 73, 161, 172, 214, Ferdinand I. von Neapel 62, 137 218, 238 Ferrante, Herzog von Mantua 196 Katharina von Alexandria 81,102 Forteguerri, Niccolò 60, 65 Katharina von Siena 87, 88, 89, 181 Ginori, Marchesa 173 Heiliger König 18, 19 Giugni, Bernardo 58 Laurentius 9, 177 Gonzaga, Hyppolita 195—196 Lucia 88 Luigi, s. Heiliger Luigi Gonzaga Ludwig v. Toulouse 33 Gori 153 Luigi Gonzaga 224 Grimani, Marc Antonio 187 Maria Magdalena 60, 61, 128, Ottavio 187 131, 141, 146, 235 Martha 209 Heilige Matthäus 18 Michael 149 Ambrosius 78 Monika 133 Anastasia 8 Paulus 133 Anna 104, 161, 195 Petronius 217 Ansano 27 Petrus 69, 133 Antonius 21, 88, 103 Philippus 134 Antonius Eremita 142, 143, 241 Philomela 210 Barbara 181 Rochus 132 Barnabas 231 Romanus 83 Bartholomäus 77 Romulus 143 Bartolus 147 Benincasa, Catarina s. KathaSebastian 101, 123, 146, 147, 177 rina von Siena Susanna 223 Bernhard 77 Therese 213 Berhardin 106, 107 Verdiana 143, 144 Caecilia 227 Veronika 217 Christina 210 Zenobius 2 Cosmas 73 Heinrich VIII. von England 148 Dominikus 129, 214 Hugo, Graf von Andersburg 57, 58 Elisabeth 48 Filippo Neri, 226 Johanna von Österreich, Gemahlin Fina 70 des Francesco de'Medici 164 Franziskus 69, 73, 79, 103, 129, 148, 181 Isle d'Adam 179 Gemignanus 21 Isotta 40 Georg 189 Gregor 78 Kardinal von Portugal, s. Portugal Hieronymus 21, 113, 120, 130, Karl I. von Neapel 32 141, 146, 238, 239 Karl V., Kaiser 196 Jacobus Major 134, 181, 183, Ludwig XIV. von Frankreich 212 236, 237, 238 Macchiavelli, Niccolò 66 32*

252

Verzeichnis der dargestellten und im Text genannten Personen.

Madeleine d'Auvergne 202 Mañea, Lucilla 173 Maffei, Raffaello 177 Malatesta, Roberto 42 Malipieri, Pasquino 116 Maratti, Carlo 227 Maria Magdalena von Habsburg 2 1 1 Mathias I. von Habsburg, Kaiser 196 Maximilian II. von Habsburg, Kaiser 197 Medici dei, Cosimo il Vecchio 62, 63 Cosimo I. Großherzog 157, 164, 167, 168, 1 7 1 Cosimo II., Großherzog 2 1 1 Ferdinand I., Großherzog 168, 173 Francesco I., Großherzog 155, 163, 164 Giovanni 22 Giuliano 63 Giuliano, Herzog von Nemours 202 Isabella 162 Leopoldo, Kardinal 2 1 1 Lorenzo, il Magnifico 144, 152, 202 Lorenzo di Pierfrancesco 172 Lorenzo di Piero, Herzog von Urbino 202 Piero 33 Millini, Gian Garzia 221 Mini, Alesso di Luca 56, 57 Mocenigo, Pietro 21 del Monte, Antonio (A. Ciocchi) 176 Christofero Guidalotti 179 Pietro 179, 180 Montecuccoli, Raimund 211—212 Montefeltre, Federigo da 41, 42, 43 Nari, Maria 163 Narni, Antonio dei 21 Oliva, Gian Francesco 65 Palma Giovane, Jacopo 188 Päpste Alexander V. (Philargi) 107 Alexander VI. (Borgia) 135, 136, 229 Benedikt X I I I . (Orsini) 229. Benedikt XIV. (Lambertini) 228 Clemens X I . (Albani) 227 Clemens X I I . ((Corsini) 227 Eugen IV. (Condulmaro) 133. Gregor X I I I . (Buoncompagni) 217 Gregor XIV. (Sfondrato) 222 Innocenz III. (Segni) 69 Innocenz V i l i . (Cibò) 136, 176 Johann X X I I I . (Cossa) 16 Julius II. (Rovere) 178

Päpste Julius III., (del Monte) 178, 179 Paul II. (Barbo) 135 Paul IV. (Caraffa) 222 Paul V. (Borghese) 223 Sixtus IV. (della Rovere) 59 Sixtus V. (Peretti) 221, 223 Urban VII. (Castagna) 223, 225 Pepoli, Filippo 199 Guido 199 Persönlichkeiten der antiken Mythologie Adonis 161 Amor 204, 205 Antaeus 160 Antinous 179 Apollo 173 Atalante 201 Charybdis 155 Endymion 59 Herkules 101, 123, 156, 160, 169, 170, 219 Hermes 178 Kakus 156 Mars 230 Meleager 155, 201 Neptun 170, 210 Paris 92, 129 Peirithoos 92 Phaeton 165 Scylla 155 Venus 185, 204, 205 Vulkan 230 Persönlichkeiten des Alten Testaments Abel 202 Abraham 239 Adam 59, 122, 132, 202 David 8, 27, 95, 144, 149, 173, 209 Eva 33, 122, 132, 202 Goliath 209 Judith 145 Kain 202 Königin von Saba 1 Melchisedek 240 Moses 214 Tobias 1 1 9 Persönlichkeiten des Neuen Testaments Elisabeth, Gattin des Zacharias 87 Herodias 166 Joseph von Arimathia 60, 218 Nikodemus 157 Pilatus 183 Salome 204 Simon von Kyrene 217 Zacharias 87 Phélipeaux, Louis 225, 229 Philipp II. von Spanien 197, 222

Pimentel 225 Plinius 192 Podiebrad, Georg 62 Kunigunde 62 Portugal, Kardinal von 47 Pucci-Ridolfi, Virginia 163 Querini, Angelo 116 Riario, Pietro 58 Roccabonella, Pietro 98 de Rohan, Pierre 153 Rosselli, Antonio 23 Francesco 23 della Rovere, Girolamo Basso 194 Christofero 58 Francesco Maria 163, 202 Giuliano 134 Rucellai, Giovanni di Paolo 150 Palla 150 Rudolf II., von Habsburg, Kaiser 196 Rudolf von Österreich, Erzherzog 196 Sanuti, Nicola 200 Sassetti, Cosimo 73 Francesco 73 Salvago, Acellino 127, 128 Salviati, Giovanni 154 Savonarola, Girolamo 146 Scardenone, Bernardino 101 Scipio 144 Sforza-Montefeltre, Battista 40, 42 Sforza, Ascanio Maria 194 Francesco, Herzog von Mailand 125 Soderini, Pietro 1 5 1 Strozzi, Filippo di Matteo 68, 138 Gian Francesco 39 Lorenzo di Palla 39 Marietta 39, 40, 137 Niccolò di Leonardo 55, 56, 68 Onofrio 33 Tartagni 66 Trombetta 100 Tudor, Maria 197 Ubaldini della Gherardesca, Ottaviano 215 Ugo, Conte s. Hugo, Graf von Andersburg Usodimare, Gherardo 176 da Uzzano, Niccolò 57 Vendramin, Andrea 122 Vittoria Alessandro 188 Vryburgh 224 Zacchia, Laudivio 221 Paolo Emilio 221 Zeno, Girolamo 188 Pietro 188

Vergleichendes Verzeichnis der alten und neuen Katalognummern I. R e i h e n f o l g e

der

Nummern

nach

den

Inventaren

a) Inventare d e r M u s e e n Inv. Nr. 43 44 46 47 51 53 54 55 56 57 58 59 60 61 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 77 78 79 80 81 82 83 84 88 90 92 93 94 96 97 98 99 100 ΙΟΙ 102 IO4

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III 112 24

105 106 107 HO III 112 II3 II4 "S II6 II7 118 119 120 121 122 123 124 125 127 128 129 130 131 132 133 134 135 137 138

69 70 80 71 70 59 61 95 64 64 60 62 62 60 63 64 61 62

141 141 77 145 79 142 79 144 145 146 150 151 151 66 152 88 81

128 129 133 124 130 134 134 135 136 131 138 137 133 171 153 155 154 168 169 165 157 173

317 318 321 327 343 344 345 346 348 353 37 6 377 523 788

202 229 153 154 I90 226 228 227 161 240 103 104 160 70 236 236 237 238 236 238

139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 153 154 155 156 157

103 30 28 24 31 37 34 73 75 74 76 73 79 78 75 78 145

1709 I711 1712 1716 1717 1718 1720 1721 1722 1724 1725 1726 1728 1731 1732 1733 174I 1742 1744 1746 1760 1761 1773 1784 179I 1793 1794 1795 1797 1891 1892 1898 I9OI 1902 I940 I941 1956 I957 1961 1964 1979 I99O I99I I992 2OO5 2008 2009 2010

46 148 70 20 55 50

113 23 I 28 3 32 80 4 125 148 17

160 161 162 163 164 167 168 169 170 171 173 174 181 183 184 185 186 187 188 190 198 199 200 201 202 203 204 209 210 211 212 213 214 218 219 220 221 224 226 227-229 230 23I 232 233 238 239 240 242



7 9 7 !9 II 13 15 7 12 12 10 34 38 15 14 36 37 21 —

121 17 16 20 39 41 43 — —

51 50 47 45 49 48 54 54 55 57 58 58 59 83 68 68





— —

63 85 85 84 93 89 105 99 112 115 113 122 122 100 118 119 116 116 —

114 98 119 119 53 120 107 IIO I25 I24

245 246 248 249 250 254 255 256 257 258 259 260 262 264 266 267 268 269 270 272 273 275 276 277 278 280 281 282 283 284 285 286 287 288 290 ' 292 293 299 300 302 303 304 305 306 307 313 314 315



165 149 176 176 165 177 146 181 181 182 162 189 209 179 120 120 188 187 188 187 I92 I92 I95 I99 I99

794 795 796 797 798 799 800 801 802 803 876 1557 1561 1562 1566 1567 1568 1569 1570 1571 1572 1573 1574 1575 1576 1579 1581 1582 1583 1584 1585 1587 1592 1593

237 238 2 37 238 170 40 67 18 4 22 33 98 99 —

97 107 91 48 35 53 71 —

158 I59 158 31 237 237



28 32 34 32 43 —

95 231 106 239 240 87 5 —

I 41 236 III 9 29 218 90 142 108 192 21 124 6 157 123 169 96 204 8 36 5 99 I95 16 63 —

254

Vergleichendes Verzeichnis der alten und neuen Katalognummern.

Inv. Nr.

Seite

Inv. Nr.

Seite

Inv. Nr.

Seite

Inv. Nr.

Seite

I n v . Nr.

Seite

I n v . Nr.

2012 2013 2014 2015

16 103 144

2414 2417

30

2738

3013 3014 3016

239 84 241 161 189 184

5417 5418

7164

2

2747 2750 2765

128 101

209

!9 13 HO 80 167 198 102

7165

66

5419 5466

209 209 164

5540



7174 7175 7176 7177 7181

3 230 149

7183

87 109 18

2016 2034 2159 2163 2164 2176 2177 2178 2180 2182 2183 2186 2191 2192 2221 2274 2281 2283 2284 2285

44 —

173 197 211 183 36 2 72 25 74 26 56 161 224 123 184 50 149 168 210

2431 2432 2433 2434 2435 2439 2468 2542 2571 2577 2579 2584 2596 2611 2612 2613 2614 2615 2616 2617 2627 2634

2303 2326

31 218

2332

25 81 202 69 67 12

2 63 7 2638 2646 2648 2659 2702 2711 2723

83 173

2724 2736

2335 2382 2383 2384 2387 2388 2407

235 88 36

2794 2795 2846 2850 2854 2928

195

2933 2935

47 205 114

2939 2941 2942

182

2943 2944 2945 2948

156 166 166 166 189

127 221 —

94 50 143 231 123 227 42 29 83 93 122 II 7 44 102

2949 2951 2952

136 136

45 II 2 172

2954 2956

94 132

2957 2958



113 235 204 201 22

2959 2960 2961 2967 2968

59 51 162 26

159

2979 2985 3012

35

163

•— —

— .

128

105 —

192

3033 3034 3035 3037 3042 3088 3099 3103 3108 3110 4995 4996 4997 4998 4999 5000 5001 50 0 2 5003 5004 5005 5006 5007 5008 5009 5010 5011 5012 5031 5415 5416

82 218 101 82 217 81 223 147 —

73 77 78 78 81 38 52 232 —

58 192 125 205 108 149 190 —

164 175

5547 5550 5558 5563 5884 5909 5951 5973 5976 5988 5989 5991 6000 7106 7109 7121 7122 7123 7129 7132 7133 7134 7136 7138 7139 7142 7143 7144 7160

2 230 158 I70 —

24I I93 I29 203 225 218

7231 7233 7240 7256



7257 7263



120 87 91 86 81 106 129 147 216 216 217 213

86 33

7194 7195 7201 7209 7211 7228 7230

213 212 I30 93

Seite

7847 7919 8255 8256 8259 8275 8278 8279 8281 8282 8283 8284 8285

51 9 210 153 —

225 217 88 229 216 178 214 197 164 197 197 231 196 173 232 164 190 177 232

b) Inventare des Kaiser F r i e d r i c h - M u s e u m s - V e r e i n s (M. Nr.) Inv. Nr. K.F.M.Verein 2 6 7 II

Seite

200 25 102 126

Inv. Nr. K.F.M.Verein 13 15 24 27

Seite

65 106 II 96

Inv. Nr. K.F.M.Verein 56 57 62 88

Seite

131 131 27 14

Inv. Nr. K.F.M.Verein I03/04

Seite

IO5

133 126

II3 II4

185 46

Inv. Nr. K.F.M.Verein US 122 I23 I24

Seite

90 174

Inv. Nr. K.F.M.Verein

Seite

128

178

155 175

Verzeichnis der aus dem Besitz des Schloßmuseums zu Berlin aufgenommenen W e r k e Inv. Nr. Schloßmus.

Seite

1885/827 Β

214

1890/183 1897/187 1898/177 1899/94

215 170 185 183

Inv. Nr. Schloßmus. 1901/57 1902/127 1904/106

S 387 s 388

Seite

211 215 224 221 222

Vergleichendes Verzeichnis der alten und neuen Katalognummern.

255

II. Reihenfolge der Katalognummern der vorigen Auflage Nr. d. vor. (2.) A u f l .

I n v . Nr.

I

47

3

2177 2794

4

135

5

5547 131

2

6 7

Seite

117 118

169 167

2384

67

119

156

144 142 78

I25

38

2

65

69 68 1990

157

145

63

37 36

120 121 122

36

I23

66 67 68 69 70

129

77

.7138

I24

1557

1568

33

71

2180 2939 1587



3

6

134

4

1991 1746

5 5

22 22 24

59

64 65

143

24

I25 126

2332

25

I27

M 6

25

128

25

I29

29 31

I30

113

73

23

74

I

18

2711 46 127 128 129 2637

75

19

138

17

77

78

2967 2183 M 62 1721 1794

32

79

139

15

i6 17

20 21 22 23 24

1562 132 130 1761 198 199 2016 1979

2 18 28

72

76

1793

9

29 30

53

9 7

80 81 82 83 84 85 86 87 88

31 32

55 56

9

89

33

63

IO

57

13 20 102

25

26 27

28

34 35 36 37 38 39

40 41 42

51

1716 M7 M 24

I

85 85 —

8

τ

II

90

91 92

141 2979 1724 2571 1576

142 146 144 2957

2414 2303 140



30 35 34 36 35

28

34 31

4997

103

149

75 73

102

1891

142

IO3

46

4998

77

58

IO4

2387 60 61

15

4999

47

48 49 50

73

51 52

74

53

1901 70 2985 2417 66 2012

54 55 56 57 58

75

17

5000

IO6

150

IO7

I08 IO9



US

16

151

IO5

16 20 21 21 19 15

1579

83 1718 5884 107

I44 I45

148

159

14

12 12 12

ISO

I43

73

II

45

I49

81 82 92 7230 2846 2281 2960 1561 90

I4I I42

74

2634 67

44

47 48

157 158

101

57I

2579 1575

I47



I

I39 I40

30

100

43

46

146

13

2431

80 1709 84



31

110 III

112 II4 US II6

155 154 153

164 162 160 161 2723 2850 163

46

I37 138

136

73

99

44 45 —

154 I55 156

14

43

42

74

98

44

2935

153

97

45

I35

28 29

38

7 185

41 43

5005

32

59

79 2945

41

I34

1 7 25

96

1726 88 2015

40

I33

94

7

1773

39

27

151 152

95

78

79 145

2627 M 114

37 32

145

168 170

26 26

1722

54

II

131 I32

93

5002 2182 148 147

113 M 88

M

Seite

16

9 10

14

I n v . Nr.

36

1940

1567

Nr. d. vor. (2.) A u f l .

2176

4

13

Seite

2008

2

1566

12

I n v . Nr.

60 6l 62



8

II

Nr. d. v o r . (2.) A u f l .

160 161

— ·

47



51 48 —

50 50 51

67 49 53 50 50 —

80

5003

52

1717

55

93

54

94

7122 3099

54 —

82

78 78 76

162

164

1720 232 2186 96

75 78

165

97

98

57 58

79

167

99

58

163

166



53 56 55

79

168

5006

58

77

169

2959

59

141 141

170

100

I7I

7134

159 143

172

145

I73 I74

117 112 120

59

81 60 59

60

256

Vergleichendes Verzeichnis der alten und neuen Katalognummern.

Nr. d. vor. (2.) Aufl. 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 2x8 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235

Inv. Nr.

Seite

113 114 2954 2009 122 294I I18 II9 I24 I90 M 13 121 2433 2014 115 116 1582 123 5031 125 1574 2383 106 102 105 104 1712 4995 4956 185 788 III HO 1581 2178 I94I 1583 5558 1585 1584 1728 133 186 137 1760 5001 2542 2335 187 187 2283 2659 50II I7II

61 95 94 63 64 83 62 62 62 63 65 63 80 144 64 64

7139 3108 3037 171 284 173 183



61 — —

91 69 70 68 69 68 70 147 —

88 70 70 71 71 72 157 158 158 158 159 —

80 81 148 —

81 88 81 — —

149 204 149 148 147 81 82 146 146 150 66

Nr. d. vor. (2.) Aufl. 236 237 238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296

Inv. Nr.

Seite

184 181 174 2724 2388 ΙΟΙ 3014 7133 7129 2736 1744 2942 1797 M 105 200 202 1731 201 7121 M 115 7132 2795 5973 M 27 1961 1572 1992 1570 1569 210 204 3088

152 151 151

2949 2948 M 116 2439 2013 2747 2646 203 2968 1733 1573 M2 238 5010 2432 7i36 M 15 1892 239 211 2596 226 224 231 220 7123 1791 71 72

Nr. d. vor. (2.) Aufl.



83 83 84 86 87 —

87 93 90 126 84 89 95 93 93 90 91 94 129 96 96 97 99 99 98 115 99 ΙΟΙ —

102 —

102 103 ΙΟΙ "3 105 105 ιο6 107 200 107 108 HO 106 106 108 IIO II3 II4 II4 —

II9 II6 120 III 121

'

297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341/42 343 344 345 346 347 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359

Inv. Nr.

Seite

230 221 227—229 212 213 233 2943 219 218 2944 214 1956 299 300 2928 I902 2221 249 242 240 2¿2 5008 248 2956 258 25O 2468 2738 M Ii 245 246 7106 M 56 M 57 5007 3012 1898 2750 2958 2005 25 77 257 260

119 116 98 122 122 120 122 II9 II8 II7 100 123 120 120 I23 I24 I23 124 I24 I25 I33 I25 I33 I32 131 I30 235 128 126 128 I29 I30 131 131 I92 I92 I92 127 128 I95 I95 136 I37 138 133 I34 I34 I35 136 136 171 I73 153 I72 157

259 M 103/04 255 234 256 2951 2952 264 2407 266 2638 273 276 5466 5415 269 272 282



164 164 168 165 165

V e r g l e i c h e n d e s V e r z e i c h n i s der alten und neuen K a t a l o g n u m m e r n .

Nr. d. vor. (2.) Aufl. 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376 377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 39° 391 392 393 394 395

Inv. Nr.

Seite

2434 2613 2614 2615 1964

167 166 166 166 204 161

3033 2612

156 170 169 169 168 189 210 209

5563 1957 270 2284 3034 2285 292 321 7228

153 153

5540 278 317 2.77 2191 2034 275 281 283 280 2164 M 128 5004

3035

Bildwerke d. K . F. M „ Schottmüller.

403 404 405 406 407 408 409 410 411 412

Seite

2616 2274 5009

189 184 205 187 188 188 187 189 162

303 304 302 305 290 2961 5951 306 307 5012 2584 2010 313 2435 315 2382

413 414

165 161

415 4x6 417 418 419 420 421 422

314 1784 2702

423 424 425 426 427 428

5417 6000

183 178 232 179 162 181 181 182 182 1

396 397 398 399 400 401 402

Inv. Nr.

I49 202

I73 I73 176 I77 X76

293 288 286 285 2611 287

Nr. d. vor. (2.) Aufl.

184

429 430 431

2159 5976 343 5419 5418

5991 7142 7143 7144 3042 7160 2326

193 192 192 190 205 —

195 198 199 202 I99 236 201 I97 203 I90 209 209 209 212 213 216 216 217 2x8 213 218

Nr. d. vor. (2.) Aufl. 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466

257

Inv. Nr.

Seite

1795 2192 2765 3110

218 224 221 223 226 225 227 227 228 229

344 5988 346 2933 345 318 5416

I75 218 23I 230 23I

5989 1732 5550 2854 7109 2648 1741 1742



235 239 240 236 236 236

794 798 795 796 1592 800 802 1593 797 803 801 799 5909 353 3013 3016

33

237 237 237 237 237 238 238 238 238 24I 24Ο 239 241